BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR · ISSN 0340-7853
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BAND 59
BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR
HERAUSGEGEBEN VON PETER WIRTH UND WILHELM GESSEL
B AND 5 9
EIN B AND DER ABTEILUNG B Y ZANTINISTIK HERAUSGEGEBEN VON PETER WIR TH
ANTON HIERSE MANN STUTT GAR T 2003
NIKEPHOROS GREGORAS
Rhomäische Geschichte HISTORIA RHOMAIKE
ÜB ERSETZT UND ERLÄUTERT VON JAN LOUIS VAN DIETEN
FÜNFTER TEIL (K APITEL XXIV,3 -XXIX )
ANTON HIER SE MANN STUTTGART 2003
ISBN 3-7772-0300-9 Printed in Germany © 2003 Anton Hiersemann, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne schcriftliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses urheberrechtlich ge schützte Werk oder Teile daraus in einem photomechanischen, audiovisuellen oder sonstigen Verfahren zu vervielfältigen und zu verbreiten. Diese Genehmigungspflicht gilt ausdrücklich auch für die Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mittels Datenverarbeitungsanlagen oder elektronischer Kommunikationssysteme. Dieses Buch ist gedruckt auf holzfreiem, säurefreiem und alterungsbeständigem Papier. Lichtsatz in Sabon-Antiqua und Druck von Laupp & Gäbel . Satz
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B indearbeit von G. Lachenmaier, Reutlingen. Einbandgestaltung von Alfred Finsterer t, Stuttgart.
Druck, Nehren.
INHALT
VORWORT .
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VII
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IX
ERGÄNZUNG ZUM LITERATURVERZEICHNIS
in Band I, 11, 111 und IV . EINLEITUNG .
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NIKEPHOROS GREGORAS: RHOMÄISCHE GESCHICHTE (Übersetzung)
Kapitel XXIX
41 49 79 109 144 173
ANMERKUNGEN.
201
REGISTER .
409
Kapitel XXIV Kapitel XXV Kapitel XXVI Kapitel XXVII . Kapitel XXVIII.
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Bisher erschienene Bände dieser Ausgabe: Nikephoros Gregoras: Rhomäische Geschichte. Historia RomaYke. Übersetzt und erläutert von Jan Louis van Dieten. Erster Teil (Kapitel I-VII). 1973. VIII u. 339 Seiten
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BGL Band 4)
Zweiter Teil (Kapitel VIII-XI) in 2 Halbbänden. 1979. XIN u. 441 Seiten
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BGL Bd. 8
u.
9)
Dritter Teil (Kapitel XII-XVII). 1988. X u. 438 Seiten
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BGL Bd. 24)
Vierter Teil (Kapitel XVIII-XXIV,2). 1994. VIII u. 370 Seiten
(
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BGL Bd. 39)
V ORW ORT
In der Zeit, da ich mich (seit 1994) (u. a.) diesem fünften Teil meiner Gregorasübersetzung widmete, erfolgte der als Kosovokrieg bekannte Ver such, den Balkan zu befrieden. In der Zeit, die Gregoras in diesem fünften Teil seiner Rhomaike Historia behandelt, geschah vieles, was zum Unfrie den und zur dauerhaften Instabilität auf dem Balkan entscheidend beitrug. Im Loblied auf die Historiographie, das Gregoras gewissermaßen als Vor wort seinem Geschichtswerk vorausschickt (Bd. I S. 63 f.), nennt er die (auch von ihm angestrebte) 'Wahrheit' das Auge der Geschichtsschreibung und dieses Auge, das die Wahrheit und nichts als die Wahrheit sehen will, soll den Geschichtsschreiber befähigen, einen Maßstab und eine Richt schnur für die Zukunft aufzustellen: Wenn Gregoras. zu erkennen gibt, daß der erzieherische Wert der Historiographie ihn zu seiner Arbeit moti viert hat, ist das gewiß ein Gemeinplatz, den er mit vielen seiner Vorgänger in Byzanz gemein hat, aber doch wohl nicht nur das. Unsereiner, der sich etwa mit Herausgabe oder Übersetzung eines alten Geschichtsschreibers beschäftigt, macht sich wohl kaum noch Illusionen bezüglich der erziehe rischen W irkung der Historiographie auf die heutigen Gestalter der kleinen oder großen Politik. Gregoras stellt aber auch die rhetorische Frage: Was wüßte der Mensch überhaupt ohne die schriftliche Fixierung seiner Erfah rungen und seiner Vergangenheit, wer sonst als die Historiographie lehrt ihn aus dem Vergangenen das Künftige zu ahnen?! Gewiß, die Rhomaike Historia des Gregoras malt ein Bild der damals jüngsten Vergangenheit, die er selbst erlebt hatte, und vermittelt mehr als nur eine Ahnung vom Unter gang des byzantinischen Reiches, sie hat aber diesen Untergang weder verhindern noch verzögern können. Verhindert hat ihn niemand, verzögert vor allem Timur i Leng (1336-1405). Trotzdem wird der Mensch weiter versuchen müssen, aus der Vergangenheit zu lernen, d. h. er muß die Ver gangenheit der ganzen Menschheit studieren, wofür die Geschichtsschrei bung das Material bereitstellt. In diesem Sinne ist die Lektüre der Rho maike Historia des Gregoras, auch wenn der Autor sich als Literat nicht mit den großen byzantinischen Historiographen wie Prokopios, Psellos oder Niketas Choniates messen kann, eine sehr empfehlenswerte, nicht zuletzt, weil er die allzu subjektiven Memoiren des zeitgenössischen PoliVII
VORWORT
tikgestalters Johannes VI. Kantakuzenos weithin als reine Beschönigung entlarvt. Natürlich ist die Rhomaike Historia des Gregoras nur ein Miniteilchen des ganzen Mosaiks der immer weiter wachsenden Annalen der Mensch heit, aber wie groß ein Ganzes auch ist, nur das Studium aller Teilchen liefert das Bild des Ganzen. In diesem Sinne habe ich es als sinnvoll emp funden, dieser Arbeit soviel Zeit zu widmen. Immerhin wird der Überset zungstext der vollständigen Rhomaike Historia (ohne Theologie) über 900 Seiten füllen und die Fertigstellung eines einzigen Teiles dieser in Anmer kungen kommentierten Arbeit erfordert eine Stundenzahl, welche die Seitenzahl des Ganzen um ein Vielfaches übertrifft. Außer Motivation und Fleiß brauchte und brauche ich dazu vor allem die moralische Unterstützung und tatsächliche Hilfe anderer, ohne die ich dieses Werk weder angefangen hätte noch vollenden könnte. Namentlich zu danken habe ich Herrn Dr. Peter Wirth, der mich zu dieser Arbeit ver führte und sie bis heute begleitet hat, dem Verlag Anton Hiersemann, der das Unternehmen Bibliothek der griechischen Literatur schultert, Herrn Dr. Axel Dornemann, der beim Verlag diesen Teil meiner Arbeit betreut, und natürlich wieder meiner Frau für moralische Unterstützung und tat kräftige Hilfe, diesmal besonders in der Not, in die ich geriet, als ich durch einen Bedienungsfehler an meinem Olytext 20-Bildschirm-Schreibsystem mit als Drucker zugeschalteter Olympia-Schreibmaschine ca. hundert gespeicherte Din-A4-Seiten Anmerkungen in Nichts auflöste und sie, statt mit mir in Panik zu geraten, sich zur Schadensbehebung an die Schreib maschine setzte. Das war Anfang"November 1999, als kurz vor dem Mil lenniumwechsel Absturzgefahr in aller Munde war. «So war das», möchte ich mit Gregoras sagen, wie in Bd. III (1988) S. 1, als ich ca. sechzig über Jahre verschollene Seiten dieser Übersetzung wiederfand, nachdem ich sie neu übersetzt hatte. Möge es mir gelingen, den sechsten und letzten Teil ohne solche selbstverschuldete Mißgeschicke zu Ende zu bringen. Zuletzt, aber nicht am wenigsten, möchte ich hier noch meinem Schwa ger, Herrn Dipl. Ing. Hans Hollingshausen, danken, der das Register für mich auf Computer geschrieben und darin geduldig viele Nachbesserungen verarbeitet hat und durch die als Vorlage eingereichte Diskette die Druck legung erleichterte und beschleunigte. Nettetal, im September 2002
Jean Louis van Dieten
VIII
I
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ERGÄNZUNG ZUM LITERATURVERZEICHNIS (in
Bd. I, S.301-307, Bd.lI, S. VII-XI, Bd.III, S. IX-X, Bd. IV, S. VII)
Failler: Dep.
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Failler, Albert: La deposition du patriarche Calliste ler (13 53 ) , in: REB 3 1
(19 73 ) 5-163 . Failler: Not. chron.
=
Failler, Albert: Note sur la chronologie du regne de Jean Cantacuzene,
in: REB 3 1 (1971) 29 3 -3 02. Failler: Nouv. Not.
=
Failler, Albert: Nouvelle note sur la chronologie du regne de Jean
Cantacuzene, in: REB 3 4 (1976) 119 -124. Ph(ilippidis) -B r(aat) : Capt. Pal.
=
Philippidis-Braat, Anna: La captivite de Palamas chez les
Turcs: Dossier et Commentaire, in: Trav. Mem. 7 (19 79 ) 109 -222. Prinzing-Speck: Heptaskalon = Prinzing, Günter und Speck, Paul: (Heptaskalon) in: Studien zur Frühgeschichte Konstantinopels, hg. v. Hans-Georg Beck (Miscellanea B yzantina Monacensia 14), München 1973 , S. 196-198 mit Anm. 143 -164 auf S. 222-226. Reinsch ed. K ritobulos = Critobuli Irnbriotae Historiae rec. Dieter Roderich Reinsch (CFHB Vol. XXII Sero B erol.) Berlin-New York 19 83 . Reinsch übers. Kritobulos
=
Mehmet II. erobert Konstantinopel, Übers. usw. v. D. R. Reinsch
(Byzantinische Geschichtsschreiber XVII) , Graz Wien Köln 1986. Soulis: Serbs. and Byz.
=
Soulis,George Christos: The Serbs and Byzantium during the reign of
Tsar Stephen Dusan (13 3 1-1355) and his successors (Dumbarton Oaks Library and Col lection) Washington, D. C. 1984. Tinnefeld: K irchenpol.
=
Tinnefeid, Franz: B yzantinisch-russische Kirchenpolitik im 14. Jahr
hundert, in BZ 67 (1974) 3 59 -3 83 . de Vries: Elite
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de Vries van der Velden, Eva: L'elite byzantine devant l'avance turque a
l'epoque de la guerre civile de 13 41-1354, Amsterdam 19 89 .
EINLEITUNG
1. NOCH NICHT DER LETZTE TEIL
Dieser fünfte Teil der Rhomaike Historia des Nikephoros Gregoras ist nicht, wie es geplant war, der letzte, sondern erst der vorletzte. Das hat drei Gründe. 1. Der Umfang des noch einzubringenden Teiles des ganzen Werkes (Kap. XXIV.3-XXIX + XXXVI-XXXVII) wuchs mit den erforderlichen Anmerkungen weit über das Maß hinaus, das ich errechnet hatte. 2. Die letzten zwei Kapitel des Werkes (XXXVI-XXXVII) weisen im überlieferten Textablauf eine Anordnung auf, die nicht auf den Autor zurückgeführt werden darf. Wir haben es hier mit nicht vom Autor geord netem Material zu tun, dessen Teile falsch zusammengesetzt wurden (s. van Dieten: Entstehung S. 26-29). Eine Rekonstruktion, wie der Autor sich die Anordnung gedacht hat, erweist sich als schwierig. Die Darlegung des Problems und die Begründung einer hypothetischen Lösung erfordern eine eigene umfangreichere Einleitung. 3. Mehrere Umstände haben dazu geführt, daß ich mit diesem fünften Teil nicht so gut vorangekommen bin, wie ich gehofft und geschätzt hatte (c'etait la vie), so daß mein inzwischen vorgerücktes Alter mir empfiehlt, das bis dato Fertiggestellte schon einmal vorzulegen. Dem Herausgeber und dem Verlag der Bibliothek der griechischen Lite ratur danke ich für das Entgegenkommen bei der Planungsänderung.
11. EINORDNUNG DIESES FÜNFTEN TEILES IN DAS GANZE WERK
1. Was vorausging. Tl. I und II.1-2 dieser Übersetzung der Rhomaike Historia enthalten die ersten elf Kapitel des Werkes, deren Inhalt die Geschichte des Rhomäer reiches von 1204-1341 bildet. Mit diesem Werk, das Greg. wohl schon vor 1330 in Angriff nahm, schloß er an Niketas Choniates an, der ein großartiges Werk über die Periode von 1118-1208 hinterlassen hat. Es 1
EINLEITUNG
ist anzunehmen, daß Greg. der Tradition der byzantinischen Geschichts schreibung folgend hauptsächlich eine Chronik seiner eigenen Zeit vorle gen wollte, aber, wie seine Vorbilder, es für erforderlich hielt, vorab den Anschluß an den letzten großen Vorgänger herzustellen. Die elf ersten Kapitel, die er vermutlich ca.1344 schon fertig hatte, aber nicht vor Mitte 1347 'veröffentlichte', waren also von Anfang an als erster Teil eines grö ßeren Werkes gedacht, und als dieser erste Teil erschien, arbeitete der Autor schon seit spätestens 1344 an der Fortsetzung (s. Bd. II S. 15-18). Daß er 1347 nach der Machtergreifung durch Ks. Joh. VI. Kantak. den ersten Teil seiner Rh. Hist. auf den Markt brachte und diesen auf die Zeit von 1204-1341 beschränkte, darf man wohl damit erklären, daß mit der politischen Entwicklung nach dem Tod des Ks. Andronikos III. Palaiologos (15. 06. 1341) für ihn eine neue Geschichtsperiode begann, die Zeit des Johannes Kantakuzenos. Tl. 3 dieser Übersetzung enthält die erste Fortsetzung des großangelegten Werkes und ist uns nur in einer einzigen selbständigen Hs. (Cod. Vatic. gr. 164) überliefert. Dieser Teil umfaßt nur sechs Kapitel, numeriert I-VI des zweiten Teiles, XII-XVII der ganzen Rh. Hist., und behandelt die Periode von 1341-1349. W ir haben hier eine eilig abgeschlossene und zur Verviel fältigung freigegebene Arbeit vor uns, die keine planmäßig abgesteckte Fortsetzung des ersten Teiles bietet. Es fehlt ein passendes Vorwort und der Umfang steht in keinem Verhältnis zu dem des ersten Teiles. Von der Materie her bringt sie kein Ereignis, das Anlaß böte, einen Punkt zu setzen und einen neuen dritten Abschnitt zu beginnen. Nur die Lebensumstände des Autors machen dieses Vorgehen verständlich. In der Zeit zwischen 1347 und 1350 wurde ihm allmählich klar, daß seine Versuche, Kantak. vom Palamismus abzubringen, erfolglos bleiben würden, und sein Urteil über diese Hauptperson in seiner Geschichte wurde unsicher und von sehr positiv immer negativer. Als er nach dem Konzil, das im Juni 1351 den Palamismus zur offiziellen Lehre der Kirche erhob, damit rechnen mußte, daß man ihn wegen seines fortgesetzten Kampfes gegen den Palamismus gefangensetzen würde, hat er es offenbar für ratsam gehalten, den zu dem Zeitpunkt fertig gesteIlten Teil der Fortsetzung seiner Rh. Hist. durch Publikation vor der Vernichtung zu retten, was ihm, wenn auch nur knapp, gelungen ist. Erneut fortgesetzt hat er dann seine Arbeit in seiner Haftzeit (Ende Juni 1351-Dezember 1354). Tl. 4 meiner Übersetzung enthält nur etwa die Hälfte dieser Fortsetzung, die zehn Kapitel umfaßt, gezählt Kap. VII2
II. Einordnung dieses fünften Teiles in das ganze Werk
XVI des zweiten Teiles bzw. Kap. XVIII-XXVII der ganzen Rh. Hist. Die sen Teil verfaßte er im Sommer 1352 und vertraute ihn gleich zur Publika tion einem Freund an, weil er befürchtete, bald hingerichtet zu werden. Dem Herausgeber der Rh. Hist. im Corpus (Parisinum) Historiae Byzanti nae (1702) Johannes Boivin folgend habe ich in dieser Fortsetzung nach Kap. XIII § 2 bzw. XXIV § 2 einen Schnitt gemacht, weil ab hier Greg. nicht mehr als direkter Augenzeuge der Zeitgeschichte auftritt, sondern nur noch wiedergibt, was ihm ein ihn fünfmal heimlich besuchender Freund berichtete (vgl. Bd. IV S. 9 f.). Von Kap. XVIII-XXIV § 2 enthalten gerade noch die § § XVIII 1-2 profane Historiographie, was danach folgt ist einem einzigen kirchengeschichtlichen und von Dogmatik beherrschten Thema gewidmet,. dem siegreichen Kampf des Gregorios Palamas und seiner Anhänger, deren unorthodoxe Mystik ein nicht-ökumenisches Kon zil im Mai/Juni 1351 zur verbindlichen Lehre für die ganze Kirche erklärte und deren fortgesetzte Bekämpfung dem Autor der Rh: Hist. dreieinhalb Jahre Hausarrest bescherte. Von Kap. XVIII.3-XXIV.2, die über das Kon zil und die unmittelbar danach von Greg. mit Palamiten geführten theo logischen Dispute referieren, ist Greg. ganz und gar vom Thema Palamis mus gefangen, erst ab Kap. XXIV. 3 kann er sich davon halbwegs befreien, als sein heimlicher Besucher Agathangelos seine Abschottung von der Außenwelt durchbricht und ihn befähigt, sich auch wieder der profanen Historiographie zu widmen. Darum habe ich den vierten Teil auf die Kap. XVIII-XXIV.2 beschränkt und eröffne mit XXIV.3 einen neuen Abschnitt (Tl. 5). 2. Was in diesem Teil vorgelegt wird W ie Greg. uns mitteilt, erhielt er in der Nacht eines Marienfestes im Herbst 1351 in seiner von der Außenwelt abgeschotteten und streng über wachten Wohnung im Chorakloster heimlichen Besuch eines ehemaligen Schülers, den er Agathangelos nennt und dessen Identität ich in § IV dieser Einleitung erörtern werde. Dieser Besuch wird ihm Anlaß zu einer neu artigen Historiographie. Direkt berichtet er ab nun im Dialog mit seinem Freund einiges über seine Haftzeit, eine Zeit der Einsamkeit und der Ent behrung, aber vor allem über die fünf Besuche seines Freundes in dieser Zeit, die das Alleinsein unterbrachen und ihn befähigten weiterhin geistig tätig zu sein, d. h. seinen zwei wichtigsten Geistesbeschäftigungen nachzu3
EINLEITUNG
gehen, der kontemporären Historiographie und der theologischen W ider legung des Palamismus. Für beides lieferte ihm Ag. das nötige Material. Eine Zugabe zu diesem Material über weltliches und kirchliches Gesche hen in der Zeit vom Juni 1351 bis Anfang Herbst 1354 bildet vieles, was Ag., der gerade von einer fast zehnjährigen 'Weltreise' heimgekommen war, in seinem Reisebericht zu erzählen weiß und Greg., der sein Werk gerne mit Gelehrsamkeit jeglicher Art befrachtet, zusätzlich verarbeitet hat. Den Erzählrahmen der Geschichtsschreibung des Greg. für die Zeit von Sommer 1351 bis Frühherbst 1354, für die Ag. sein Gewährsmann war, bilden also die nächtlichen Besuche dieses pseudonymen Freundes, deren Datierung nicht ganz unproblematisch ist. Auf diese Problematik werde ich im Paragr. IV dieser Einleitung (<<Wer war Agathangelos»?) näher ein gehen. Hier seien nur kurz die von mir akzeptierten Termine für diese Besuche notiert. Erster Besuch: in der Nacht vom 20.121. November 1351 (IH 4,1275,19). Zweiter Besuch (<<ein halbes Jahr später») : ca. Mitte Juni 1352 (75,19130,2). Dritter Besuch (<
TI. Einordnung dieses fünften Teiles in das ganze Werk
Widerlegung der Endredaktion des Konzilstornos von 1 35 1 hatte er noch in der Gefangenschaft in Angriff genommen. Eine neue öffentliche Diskus sion mit Palamas führte er schon wieder im Frühjahr 1355 und sein Rap port derselben erschien zuerst als selbständige Schrift, aber auch bald als Anhang seiner Fortsetzung der Rh. Hist. Kap. XVIII-XXIX, gezählt als dogmatisches Kap. 1 und 2 bzw. XXX und XXXI der ganzen Rh. Hist. 3. Was noch folgen soll Wie gesagt, widmete Greg. sich nach wiedergewonnener Freiheit vor rangig dem Kampf gegen den Palamismus und hinterließ davon einen schriftlichen Niederschlag in zwei Dialogen und in seinen zweiten Anti rhetikoi logoi gegen Palamas. W ie der erste dieser beiden Dialoge als Kap. XXX-XXXI der Rh. Hist. angehängt wurde, ist das auch mit dem zweiten Rapport eines Streitgesprächs mit Kantak. und anderen in der zweiten Hälfte des Jahres 1 356 geschehen und seine drei Kapitel wurden dort als dogmatische Kapitel III-V bzw. Kap. XXXII-XXXV der Rh. Hist. gezählt. Wegen ihres rein theologischen Inhalts werden sie in diese Über setzung nicht aufgenommen. Die Antirrhetikoi logoi deuteroi gegen Pala mas entstanden wohl hauptsächlich in den Jahren 1 353- 1 356 (s. Beyer: Chron. S. 149 Nr.78 ) . Das hieß aber nicht, daß Greg. nicht auch seine Rh. Hist. fortgesetzt hätte. Darüber liegt zwar keine Nachricht vor, dafür aber ein Stück Fortsetzung selbst, wenn auch nur in einem einzigen Codex (Vatic. gr. 1 095). Dieses letzte Stück Fortsetzung (zu zählen Kap. XXXVI XXXVII, im Cod. irrtümlich XXXVII-XXXVIII numeriert) erstreckt sich über die Zeit zwischen Anfang 1355 und Herbst 1 358 und schließt den Tod des Palamas (14. 1 1. 1 357) ein, kann aber so, wie es in V vorliegt, nicht vom Autor selbst geordnet worden sein. Zur Endredaktion dieser letzten zwei Kapitel, die das Werk unvollendet lassen und nicht abschlie ßen, ist Greg. offenbar nicht mehr gekommen, geschweige zur Publikation. Selbstverständlich gehören sie aber zum ganzen Werk und sind hier mit zuübersetzen und mitzuveröffentlichen. Da sie jedoch ein Problem für sich bilden, lege ich dieses unfertige Ende und die Probleme, die es aufwirft, für einen sechsten und letzten Teil zurück.
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EINLEITUNG
111. ABFASSUNGSZEIT UND ÜBERLIEFERUNG DIESES FÜNFTEN TEILES
1 . Abfassungszeit Wann Greg. die ersten zehn Kapitel dieses Teiles der Rh. Hist. zu Papier brachte, wissen wir genau. Er selbst erzählt im Anschluß an den Rapport über den zweiten Besuch des Ag. (111 1 3 0, 1 - 1 34, 1 2 ) , daß er in den vierzig Tagen bis zum dritten Besuch ( s . 1 3 4, 1 3 f. ) eine Erleichterung seiner übli chen Krankheit (Kopfschmerzen <Migräne ? > ) erfuhr und allen üblen Umständen zum Trotz seine historiographische Arbeit bis dato mit zehn Kapiteln fortgesetzt und zu Papier gebracht hat. Die in diesem fünften Teil enthaltenen Kapitel XXIY.3-XXVII entstanden also zusammen mit den schon in Bd. IV übersetzten Kapiteln XVIII-XXIV.2 unmittelbar vor dem dritten Besuch des Ag. Anfang August 1 352, also in den Monaten Juni/Juli dieses Jahres. Auch berichtet Greg. noch, daß er diese zehn Kapitel bei diesem Besuch seinem Freund übergab, um sie zu vervielfältigen und zu verbreiten (111 1 35,3 - 1 37,4 ) . Ein Problem bildet nun freilich, daß Kap. XXVII. 1 3 -58 ( III 1 34 , 1 3 175,4) auch den ganzen Bericht über den dritten Besuch enthält, den Greg. doch wohl kaum in der gleichen Nacht, in der er ihn Ag. mitgab, geschrie ben haben kann. Der Bericht schließt ja sogar den Abschied und den Über gang zum nächsten Frühling ( 1 353 ) ein (III 1 72,7-175,5) . Ich habe in v. D . : Entst. S. 16 f. und Bd. IV S. 5 als Lösung vorgeschlagen, daß Greg. XXVII. 9-58 (sollte heißen XXVII. 1 3 -5 8 ) etwa Dreiviertel vom zehnten Kap. der Fortsetzung im Frühling 1 353 nachgeliefert hätte (Beyer: Chron. S. 143 f. stimmte dem zu) . Inzwischen neige ich zu einer anderen Lösung. Der zweite Besuch des Ag. erfolgte laut Greg. (III 75, 19-76,2) ein halbes Jahr nach dem ersten, das heißt, wenn man den ersten Besuch in der Nacht vom 20. auf den 2 1 . Nov. ansetzt, nicht vor dem 2 1 . Mai 1 352 . Trotzdem schweigt Ag. bei seinem zweiten Besuch über den Friedensschluß des Byz. Ks. mit Genua, der uns bekanntlich als «Privilegium . . . aurea bulla muni turn» vom 6. Mai 1 352 in einer Kopie des lateinischen Teiles der zwei sprachigen Ausfertigung erhalten geblieben ist (s. Dölger: Reg. 2991 ) . Ag. deutet diesen Frieden erst weiter unten bei seinem dritten Besuch an ( s . IU 145,7- 1 1 ) . Man fragt sich: warum das ? Und das Gleiche gilt für die Heim kehr der venezianischen Flotte im April 1 352 . Auch darüber berichtet Ag. erst bei seinem dritten Besuch (111 144,20-145, 1 1 ) . Und vor allem war =
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III. Abfassungszeit und Überlieferung dieses fünften Teiles
auch die Mission der Kaiserin Eirene zu ihrem Schw. S. Joh. V. schon vor dem zweiten Besuch des Ag. erfolglos zu Ende gegangen. Zur Absicherung dieser Feststellung ein paar Worte zur genaueren Datierung dieses Vor gangs: Als sie abreiste, war der Krieg von Byzanz gegen Genua noch im Gange, so daß Kantak. Kpl. nicht verlassen konnte, um selbst zu vermitteln (Kantak. IH 239,5- 1 3 ) . Das war also vor dem 6. Mai. Als sie zurückkam, war der Krieg vorbei (ebd. IH 241 , 1 6-22 ) . Kantak. traf darum Vorberei tungen, um selbst in Didymoteichon zu vermitteln, aber inzwischen eröff nete Joh. V. schon den Krieg (IH 2 4 1 , 2 1 -242, 1 1 ) . Demnach muß die Kai serin kurz nach dem 6. Mai wieder in Kpl. gewesen sein. Ihre Mission ist zwar, wie wir noch sehen werden, kein Blitzbesuch gewesen, wie es bei Greg. den Anschein hat, aber sie ist gewiß schon einige Zeit vor dem 6. Mai abgereist, als die Friedensverhandlungen noch kein absehbares gutes Ende erkennen ließen. Didymoteichon hat sie sicher spätestens ver lassen, als dort der Vertrag vom 6. Mai bekannt wurde, was zwei bis drei Tage später der Fall gewesen sein wird. Wenn also Beyer: Chron. Anm. 1 1 9 als spätesten Termin den 2 1 . Mai ansetzt, halte ich das für überzogen; aber auch das reicht, um festzustellen, daß die Kaiserin in Kpl. zurück war, ehe Ag. Greg. zum zweiten Mal besuchte, was ja bei der Identifizierung Ag. Manuel Angelos, der die Kaiserin bei ihrer Mission begleitete, auch so sein muß, wenn man nicht auf Bilokation setzen will. Sicher ist also, daß die gescheiterte Mission der Kaiserin, der Greg. in seiner Rh. Hist. viele Seiten widmet (IH 1 52, 1 - 1 71 , 1 7) , Ag. vor seinem zweiten Besuch bekannt gewe sen sein muß. Und auch das soll er für sich behalten haben, um es beim unvorhersehbaren nächsten Besuch zu erzählen? Es stellt sich also die Frage, ob es nicht Greg. gewesen ist, der einen Teil dessen, was Ag. ihm beim zweiten Besuch berichtet hatte, abtrennte, um damit seinen sonst zu mager ausfallenden Rapport über den dritten Besuch auszustaffieren? Das beste, was mir zu diesem Problem einfällt, ist folgende Hypothese, die zugleich zwei andere Fragen beantworten soll, nämlich die schon oben erwähnte Frage: wie konnte Greg. am Ende des dritten Besuchs ein zehntes Kapitel einfügen, das auch den Rapport über den gerade zu Ende gegan genen Besuch enthielt? und die zweite, noch nicht gestellte Frage: warum erfolgte der dritte Besuch so bald (vierzig Tage ) nach dem zweiten? Man bedenke: zwischen den Besuchen eins und zwei vergingen sechs, zwischen drei und vier etwa sieben, zwischen vier und fünf sechs bis sieben und zwischen fünf und dem Ende der Haftzeit des Greg. weitere drei Monate. =
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EINLEITUNG
Der Versuch, die Frage nach dem Warum dieses Zeitunterschieds zu beant worten, führte mich zu der Frage: Ist es nicht ein verdächtiger Zufall, daß Ag. zu Besuch kam, als Greg. gerade zehn Kapitel zur Fortsetzung seiner Rh. Hist. fertiggestellt hatte, und was für welche ?! Bringen doch die Kap. XVUI-XXIV2 seine Abrechnung mit dem Räuberkonzil und dem dort siegreichen Palamas und Kap. XXIV3-XXVII die Abrechnung mit der heimtückischen Politik des Usurpators Kantak. , den er im bereits ver öffentlichten Teil seiner Hist. so falsch eingeschätzt hatte, eine Abrech nung, die in der Antwort auf den Vermittlungsversuch seiner Schwieger mutter, die er Joh. V in den Mund legt (Kap. XXVII 34-54) , in der Sache und in der Form einen Höhepunkt der Rh. Hist. bildet. Sobald Greg. diese Kapitel fertig hatte, mußte ihm alles daran gelegen sein, sie in Sicherheit und an den Mann zu bringen, d. h. ihre Publikation zu sichern, ehe ihm etwas zustoßen würde, etwa daß man ihm seine Bücher wegnehmen oder sogar ihn hinrichten und mit ihm sein Werk vernichten würde. Er lebte j a i n ständiger Angst (vgl. Greg. IU 1 72,7- 173, 1 0 ) . Ich nehme deshalb an, daß der dritte Besuch des Ag. durch einen 'Kassiber' des Greg. an Ag. herbeigeführt wurde und daß Greg. auch Kap. XXVU bis dahin, so wie es uns in Cod. G(enev. 3 5 ) vorliegt, im voraus komplett fertiggestellt hat. Auf Nachreichen hat er sich wohl kaum verlassen, wo er sich nicht sicher war, den nächsten Frühling zu erleben (lU 1 73 , 1 2- 1 4 ) , auch wenn er es am Ende des letzten Kapitels wagt, im voraus zu beschreiben, wie er im näch sten Frühling nach dem nächsten Besuch des Ag. aussieht (lU 1 74, 1 7175,5 ) . Tatsächlich enthält Kap.XXVU nach dem Bericht über die Mission der Eirene, über die Greg. seit dem zweiten Besuch des Ag. informiert war, nur zwei Kurznachrichten, die danach zu datieren sind. Die erste erwähnt den Aufmarsch des Kantak. gegen seinen Schwiegersohn und wird datiert: « als das Jahr gerade die Sommersonnenwende passierte » (lU 1 7 1 , 1 7-22 ) , die zweite berichtet über venezianische Galeeren, die via Byzantion ins Schwarze Meer fuhren und dort plünderten, und wird mit « damals auch» datiert ( 17 1 ,22- 172,3 ) . Diese elf Zeilen können in der Nacht des dritten Besuchs nachgetragen sein. Wie der Abschied vor sich ging, wie er den Winter überstand und im nächsten Frühjahr auf einen baldigen Besuch seines Freundes hoffte (lU 1 72,7- 1 75,5), das brauchte Greg. nicht erst zu erleben, um es so beschreiben zu können, wie er das getan hat. Das gleiche gilt für den ersten Teil des Besuches (lU 1 3 4, 1 3 - 142, 5 ) . Der Ablauf war vorhersehbar bzw. steuerbar und konnte weitestgehend frei ausgearbeitet 8
III. Abfassungszeit und Überlieferung dieses fünften Teiles
werden. Ich sehe auch kein Problem in der Unterstellung, Greg. habe Ag. einen 'Kassiber' zukommen lassen. Es geht hier um eine ganz andere Ange legenheit als im Brief, woraus Beyer einen Kassiber macht (s. u. IV. 3 ). Ich gehe davon aus, daß die Heimlichkeit, womit Ag. j edesmal zu Greg. vor drang, weitgehend literarische Fiktion ist. Es reichte wohl, daß Ag. ver mied, Aufsehen zu erregen. Man wußte m. E., was der «Kath. kr. » im Chorakloster suchte, wenn er dort abends spät auftauchte, und auch daß man ihm nichts in den Weg legen sollte. Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, daß Greg. dem Mann eine heimliche Botschaft über mitteln konnte. Greg. selbst kann uns das natürlich nicht erzählen, denn damit würde er das Bild, das er von seinen Aufpassern entwirft, unglaub würdig machen. Soviel zur Entstehung der Kapitel XVIII-XXVII. Die Kapitel XXVIII und XXIX dieses Teiles befassen sich mit der Zeit ab Frühjahr 1 3 53 bis Frühjahr 1 354. Ich vermute, daß Greg. sie schon in der ·ersten Hälfte von 1355 verfaßt hat, weil er sich danach wieder vorrangig der schriftlichen Bekämpfung des Palamas und seiner Lehre gewidmet hat (s. Beyer: Chron. S. 1 4 8 - 1 5 0 ) . 2 . Überlieferung Was die Überlieferung der zehn in der Haftzeit verfaßten Kapitel betrifft, gibt es nur eine aus nicht erhaltener Vorlage kopierte Handschrift, die sie genau in dieser Zusammensetzung enthält: Cod. Genev. (gr. ) 3 5 (2. H . 1 5 . Jh.; G ) . E s ist anzunehmen, daß G auf das Exemplar zurück geht, das Ag. beim dritten Besuch von Greg. erhielt, um es zu vervielfäl tigen und zu verbreiten. Dafür spricht auch der Umstand, daß G vor allem gegen Ende in der sprachlichen Form nicht wenig von der übrigen Über lieferung dieser Kapitel abweicht, in der sie mit Kap. XXVIII und XXIX verbunden sind. Übrigens habe ich G, der auch die ersten Antirrhetikoi logoi des Greg. gegen Palamas enthält, schon Bd. IV S. 10 kurz vorgestellt. Für Kap. XXVIII und XXIX ist G kein Textzeuge mehr. Die Kapitel XVIII-XXVII überliefern auch die Codd. Vatic. gr. 1 095 (Mitte 1 4 . Jh.; V ) und Laur. 56,14 (ausg. 1 4 . Jh., L) fol. 1 64-2 82v, aber zusammen mit den Kapiteln XXVIII und XXIX. Auch diese beiden habe ich Bd. IV S. 1 0 f. kurz vorgestellt. V geht über Kap. XXIX hinaus, aber die Kapitel XVIII-XXIX bilden in V keine ursprüngliche Einheit mit den später hin=
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EINLEITUNG
zugefügten Kapiteln XXX-XXXV und den irrtümlich XXXVII u. XXXVIII numerierten Kap. XXXVI u. XXXVII. L bringt Kap. XXIX nicht vollständig, sondern bricht nach XXIX. 1 8 (III 236, 6 ) ab, wohl infolge Blattverlust. L zeichnet sich durch viele kleine Auslassungen aus, worauf in einer Marginalnotiz hingewiesen wird, die übersetzt lautet: « Man soll wissen, daß diese Kapitel nicht durchgehend kopiert wurden, sondern nur Auszüge, die vor allem das kirchliche Thema behandeln und auch das nur zum Teil. » Außer V und L gibt es für Kap. XXVIII und XXIX noch einen Textzeugen, Cod. Paris. gr. 1276 (2. H. 1 4 . Jh. ; P) fol. 1 14-1 76v, der diese Kapitel mit den sogenannten dogmatischen Kapiteln XXX-XXXIII bis einschI. ed. III 4 1 3,7 verbindet. Auch diesen Textzeugen habe ich Bd. IV S. 1 0 erwähnt. Er stammt vermutlich von einem Besitzer der Rh. Hist. bis einschI. Kap. XXVII, der das Werk nach dem Erscheinen der antipalamitischen Dialoge, die uns als Kap. XXX-XXXI und XXXII-XXXV überliefert sind, 'up to date' ergänzen wollte. Man darf annehmen, daß P ursprünglich auch den nun fehlenden Teil ab S. 4 1 3,7 enthalten hat, der aber verloren gegangen ist, bzw. daß P aus einer unvoll ständigen Vorlage kopiert wurde. Ausführliche Beschreibungen der Textzeugen, die ich hier nur kurz vor stellen konnte, hoffe ich in der kritischen Ausgabe vorzulegen, wenn es mir vergönnt sein wird, diese noch zum Abschluß zu bringen. =
Iv. WER WAR AGATHANGELOS?
1 . Die Fragestellung: reale Person oder literarische Fiktion? Oben unter II 2 habe ich kurz einen Agathangelos genannten Mann vorgestellt, der Greg., als er in Hausarrest lebte (Ende Juni 1 3 5 1 -Dezem ber 1 354), fünfmal heimlich besuchte und es ihm durch Informationen von draußen ermöglichte, als Gefangener die Arbeit an seiner Rh. Hist. fortzu setzen. Greg. selbst präsentiert uns diesen Mann (III 4,6-7, 5 ) als einen plötzlich auftauchenden Besucher, den er nicht gleich erkannte, der aber seinerseits ihn umarmte und ansprach bis er in ihm einen ehemaligen Schüler wiedererkannte, den er lange nicht mehr gesehen hatte. Er stellt ihn dann seinen Lesern vor als Agathangelos, den ältesten der Söhne des Kallistratos, der vor kurzem von einer 'zwanzigjährigen' Auslandsreise 10
IV. Wer war Agathangelos?
(= von einer Odyssee) heimgekommen war. Da er sowohl dem Sohn wie dem Vater nur einen Vornamen gibt, ist nicht von vornherein klar, ob wir es bei Ag. mit einer real existierenden Person oder mit einer literarischen Fiktion zu tun haben, wie wir sie aus dem «Florentios » und anderen Dia logen kennen. Diese Frage soll hier geklärt werden. Vorab sei aber noch notiert, daß derselbe Agathangelos auch in den zweiten Antirrhetikoi logoi des Greg. gegen Palamas den Autor in seinem Gefängnis besucht und ihn befähigt mit der Arbeit an einer Gegenschrift gegen den palamitischen Tomos des Räuberkonzils von 1 3 5 1 zu beginnen. Fragen wir uns zuerst: welche Rolle spielt dieser reale oder fingierte Besucher in der Darstellung des Greg.? Ag. gibt der historiographischen Arbeit des Autors der Rh. Hist. einen Hintergrund, der dem Leser vor Augen führt, in welch schwierigen Umständen der Schreiber sein Material sammelte, in welcher seelischen Verfassung er es verarbeitete, welche Fra gen er sich stellte und wie er sie zu beantworten versuchte. So präsentiert sich seine Geschichtsschreibung nicht als eine Arbeit irgendeines anony men Gelehrten über die Geschichte jener Zeit, sondern hier läßt sich ein eingesperrtes Opfer dieser Geschichte von einem Freund erzählen, wie es draußen aussieht und weitergeht, um dann aus der eigenen Perspektive diese heillose Geschichte der Nachwelt vor Augen zu führen. Der Leser erlebt gewissermaßen ein Stück Geschichte mit in den Gesprächen zweier Zeitzeugen. Das Ganze wird noch dadurch attraktiver, daß es geheime Gespräche sind, die gegen die Verbote derer, die Staat und Kirche beherr schen, geführt werden. Nicht zuletzt aber ist der heimliche Besucher ein nützliches Instrument in den Händen des Autors, da dieser Gewährsmann, ein weitgereister Forscher mit zehn Jahren Auslandserfahrung, die ruhm volle Rolle, die der Autor in dieser Geschichte spielt, ins rechte Licht rük ken kann, ohne daß dieser selbst zuviel Eigenlob einflechten muß. So betrachtet erfüllt der Mann sogar eine Rolle, die Grund genug hätte sein können, ihn zu erfinden. 2. Kritisches zur Datierung der ersten drei Besuche des Ag. Ehe ich dazu übergehe, Argumente für eine reale Existenz des Ag. bei zubringen, will ich eine kritische Prüfung der Datierung seiner ersten drei Besuche bei Greg. vornehmen, da ich diesbezüglich nicht mehr ganz der selben Meinung bin wie noch in Bd. IV S. 2 f. Außerdem will ich meinem 11
EINLEITUNG
Freund H.-V. Beyer, der bei seiner Bd. IV S. 4 von mir kritisierten Meinung in dieser Sache bleiben möchte (Brief aus Jekaterinburg v. 3 0 . 04. 1 997) überzeugender widersprechen. B. hat für seine ansprechende Gleichsetzung des Ag. mit dem von Greg. IH 152, 8-153 , 1 0 vorgestellten Katholikos krites Angelos aus der falsch interpretierten Datierung des dritten Aga thangelosbesuches (IH 1 34, 1 3 ) ein Argument geschmiedet, dem ich j ede Gültigkeit abspreche. Also noch einmal zu diesem Problem. Greg. datiert den zweiten Besuch des Ag. nur bezogen auf den ersten, und zwar sechs Monate danach (IH 75, 1 7-76,2 ) . Den ersten hat er datiert: «Als der Herbst ( 1 35 1 ) schon zu Ende ging und das Fest bevorstand, das meine Gefängniswärter (die Mönche des Choraklosters) '" zu Ehren der ganz reinen Gottesmutter begehen, . . . als schon die zweite Nachtwache angebrochen war » (IH 3 ,5- 1 0 ) . Ich habe Bd. I S. 27 dieses Fest (Guilland: Essai S. 46 folgend) mit dem Fest Mariä unbefleckte Empfängnis ( Emp fängnis ohne Erbsünde in den Schoß ihrer Mutter Anna) gleichgesetzt und daraus auf Datierung des ersten Besuchs in die Nacht vom 8. auf den 9. Dezember geschlossen. (Am 9. Dezember feiert die orthodoxe Kirche Anna Empfängnis) . Diesbezüglich kritisiert habe ich mich zur Ansicht Meyendorffs (Palamas S . 3 9 1 ) , der auch B. (Antirrh. pr. S . 66-67) folgt, bekehrt, daß Greg. aaO. an das Fest Mariä Tempelgang denkt, d. h. als Datum des ersten Besuchs die Nacht vom 20. auf den 2 1 . November andeutet (s. Bd. IV S. 2 f. ) . Unglücklicherweise habe ich dabei den Eindruck erweckt, daß die orthodoxe Kirche ein Fest Mariä unbefleckte Empfängnis feiern würde, was nicht so ist (s. Tinnefeid in Südostforsch. 54 < 1995> 529-53 2 ) . Ich wollte nur Anna Empfängnis, welches Fest auch öfter Maria Empfängnis genannt wird (s. Beck: Kirche, Reg. S. 823 Sp. 1 ) , als Marien fest betrachten, das in Frage käme von Greg. gemeint zu sein. Die liturgi sche Feier der immaculata conceptio in der lateinischen Kirche scheint unter orthodoxem Einfluß zu größeren Ehren gelangt zu sein und es hat zumindest mal die Ansicht gegeben, daß die Lehre der unbefleckten Emp fängnis Mariä zuerst von orthodoxen Theologen vertreten und erst ab dem MA auch unter westlichen Theologen diskutiert wurde. Vielleicht ist diese Ansicht überholt, aber gewiß wurde auch im Osten das Fest Anna Emp fängnis als erstes Fest im Lebenszyklus der Gottesmutter empfunden. Ich hielt es daher für möglich, daß Greg. dieses Fest meint, und darum geht es hier. Das Greg. Mariä Tempelgang meint, wird damit begründet, daß er die Chora-Mönche, die dieses Fest feiern, als seine ' Gefängniswärter' bezeich=
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IV. Wer war Agathangelos?
net, um sich von ihrer palamitischen Interpretation des Tempelgangs der Gottesmutter zu distanzieren (vgl. Bd. IV S. 5 ) . Ich halte diese Begründung inzwischen für weit hergeholt. Was Meyendorff aus dem Satz über das Fest herausliest, daß nämlich nur die Chora-Mönche dieses feierten (qui selon lui ( Greg. ) n'etait celebre que par ses geoliers) , steht gar nicht da, son dern nur daß sie zu denen gehörten, die es allj ährlich begingen. Nichts im Satz deutet darauf hin, daß die Bezeichnung ' Gefängniswärter' etwas mit der palamitischen Interpretation des Tempelgangs zu tun hätte. Wenn das der Fall wäre, hätte Greg. es erkennen lassen. Wenn Greg. die Mönche hier Gefängniswärter nennt, will er nur den Gegensatz zwischen ihrer schein baren Frömmigkeit und ihrer Kollaboration mit den Verfolgern der Ortho doxie anprangern. Mehr herauslesen ist hineininterpretieren. Als taug liches Argument für den 22. Nov. und gegen den 9. Dez. kann diese Inter pretation nicht dienen. Beyer: Chron. Nr. 62 zieht den 9 . Dez. gar nicht in Betracht. Er schreibt: « Ende Herbst, an einem Marienfest, demnach der Darstellung der Theotokos im Tempel » . Er setzt sich auch nicht mit dem Problem auseinander, das uns die von Greg. angegebenen Zeitspannen zwischen dem ersten und dem zweiten sowie zwischen dem zweiten und dem dritten Besuch aufgeben. Das aber hat seinen Grund darin, daß er die vierzig Tage, die Greg. für die Zeit zwischen den Besuchen zwei und drei angibt, als Zeit seit einer bis dahin und überhaupt nicht genannten Reise des Ag. interpretiert. Greg. selbst datiert den zweiten Besuch sechs Monate nach dem ersten (In 75, 1 9- 76,2 ) und den dritten vierzig Tage nach dem zweiten (In 1 34, 1 3 - 1 6) . Das ergibt, wenn man seine Angaben beim Wort nimmt und vom 2 1 . Nov. ausgeht, als Datum des dritten Besuches den 3 0 . Juni. Nun geht aber aus anderen zeitbestimmenden Angaben zum drit ten Besuch hervor, daß dieser Anfang August anzusetzen ist (s. Anm. zu In 1 3 4, 1 3 - 1 6 ) . Daraus müssen wir schließen, daß zwischen den Besuchen mehr Zeit verging, als Greg. angibt, und zwar, wenn man vom 2 1 . Nov. ausgeht, einunddreißig, wenn man aber vom 9 . Dez. ausgeht, nur zwölf Tage, weil man dann für den dritten Besuch auf den 1 9 . Juli kommt. Auch wenn Greg. weder die sechs Monate, noch die vierzig Tage als ungefähre Angaben bezeichnet, stört es kaum j emand, daß er im zweiten Fall sechs Monate und etwa zehn Tage auf sechs Monate und etwa drei undvierzig Tage auf die heilige Zahl vierzig abgerundet hat. Ganz anders sieht es aus, wenn, was ab dem 2 1 . Nov. gerechnet der Fall ist, das zwei einhalbfache als Abrundung betrachtet werden muß. Das scheint mir ein =
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EINLEITUNG
Argument für den 9. Dezember, das stärker ist als das von Meyendorff für den 2 1 . November. Nun muß ich aber gestehen, daß ich - wie übrigens auch Guilland, Meyendorff und Beyer - den astronomischen Hinweis des Greg. zur Dun kelheit der Nacht des ersten Besuches (In 3 , 1 1 -4,6) bisher für die Datie rung nicht herangezogen habe. Erst als ich mich für die Datierung des dritten Besuches ( In 1 3 4, 1 6-20 ) mit einem solchen Hinweis befaßte, bin ich mir dieses Versäumnisses bewußt geworden. Nun schreibt Greg. über die erste Besuchsnacht, daß diese mondlos war, weil nach der 'Synodos' von Mond und Sonne (d. h. nach dem Zusammenkommen von Mond und Sonne
an den auch einfach Synodos genannten Punkt der größten Sonnennähe des Mon des <= Neumond» der Mond der Sonne wieder entfloh. Demnach erfolgte der erste Besuch kurz nach dem Neumond in der genannten Periode, wofür nur der Neumond vom 1 8 . oder 1 9 . Nov. in Frage kommt. Und das heißt, daß der erste Besuch des Ag. auf den 2 1 . Nov. zu datieren ist und daß wir leider akzeptieren müssen, daß Greg. ungenaue Angaben gemacht hat bzw. versehentlich sechs für sieben Monate geschrieben hat. Letzteres ist aber wohl zu schön, um wahr zu sein; wir kämen dann für den zweiten Besuch auf den 2 1 . Juni und für den dritten auf den 3 1 . Juli! Nun zu Beyers Interpretation der 'ekdemia des Ag. ' bei Greg. In 1 34, 1 3 ( s . Chron. Nr. 64 S. 1 42 f. ) : Den zweiten Besuch des Ag. datiert B. zuerst korrekt mit Greg. «nac�_einer sechsmonatigen Periode, die er in Kpl. ver bracht hatte » , schreibt aber dazu «folglich im April oder Mai» . Für den Leser zuerst schwer verständlich, denn vom 2 1 . Nov. (gr. ekeithen) an gerechnet sind sechs Monate erst am 2 1 . Mai um und kommt April auch bei einem großzügigen 'ungefähr' nicht in Frage. Später wird dem Leser der Verdacht kommen, daß diese Datierung schon von der Gleichsetzung Ag. = Manuel Angelos mitinspiriert sein könnte. Schlimmer ist aber, daß B. die eindeutige Datierung des dritten Besu ches durch Greg. nicht als solche erkennt und die Datierungsangabe mißversteht, diesmal unverkennbar, weil seine Interpretation ihm ein Hauptargument liefert für die genannte Identifizierung des Ag. mit Manuel Angelos. Schon Bd. IV S. 4 habe ich diese Interpretation zurück gewiesen, aber vielleicht nicht überzeugend genug, und darum will ich es hier noch einmal und so gründlich tun, daß niemand mehr bezweifeln wird, daß Greg. In 1 3 4, 1 3 f. von der Zwischenzeit zwischen dem zwei14
IV. Wer war Agathangelos?
ten und dem dritten Besuch des Ag. spricht und von sonst gar nichts. Alles hängt dabei ab von der Bedeutung, die man dem gr. Wort ekdemia gibt. Darum werde ich hauptsächlich mit Wortgebrauch und Kontext argumentieren. Greg. erzählt aaO. « Als die ekdemia des Ag. die Zwischenzeit einer Vierzigtageperiode durchmaß » ( hörte ich spätabends ein Geräusch, das verursacht wurde durch Ag. , der durch ein Hintertürchen hereinkam) . Verführt, wie ich meine, durch die verlockende Hypothese Ag. Manuel Angelos, setzt Beyer hier die ekdemia des Ag. mit einer Reise gleich, die Manuel Angelos machte, als er, anscheinend nach dem zweiten und vor dem dritten Besuch des Ag., die Kaiserin auf einer diplomatischen Mission nach Didymoteichon begleitete, worüber Greg. unten III 1 52, 1 H. berich tet. So konstruiert er für Ag. eine angeblich von Greg. bezeugte Reise des Ag., die gleichgesetzt werden kann mit einer solchen, die Greg. auch für Manuel Angelos bezeugt. Von den vier Begleitern der Kaiserin, die uns aus Kantak. und Greg. bekannt sind, kommt nur der von Greg. hochgelobte Manuel Angelos in Frage als Agathangelosmodell fungiert zu haben. Das Problem ist aber, daß Beyer Greg. völlig unvermittelt von « die Reise des Ag. » reden läßt, obgleich vorher mit keinem Wort irgendeine Reise des Mannes wohin auch immer auch nur angedeutet wäre. Kein Leser kann, an dieser Stelle (134, 1 3 ) angekommen, auch nur ahnen, welche Reise die Reise des Ag. sein soll. Und obgleich Beyer in einer Fußnote (1 1 9 ) aner kennt, daß Greg. schreibt, daß die ekdemia ( bei ihm 'Reise' ) des Ag. sich auf eine Zwischenzeit von 40 Tagen belief, macht er daraus im Text: «Nachdem 40 Tage seit seiner Reise (mit der Kaiserin) vergangen waren» und schreibt dazu (in Anm. 1 1 9 ) , das solle weder die Länge der Abwesen heit ( des Ag. ) noch der Reise bedeuten, sondern die Zwischenzeit seit dieser Reise. Dazu kann man nur sagen, daß es im Gr. unmißverständlich heißt, daß die ekdemia vierzig Tage dauerte und nichts sonst, erst gar nicht die Zeit bis zum dritten Besuch des Ag. bei Greg. seit einer Reise, von der der Leser nichts weiß und nichts wissen kann, also auch weder Anfang noch Ende. Außer dem Bedürfnis, einen konkreten Beweis für die Gleichsetzung Ag. Manuel Angelos zu finden, hat wohl auch die fixie rung auf die Bedeutung 'Reise' für ekdemia eine Rolle gespielt. Intensive Beobachtung der Bedeutung dieses Wortes und anderer mit dem gleichen Stamme -dem- an anderen Stellen im Oeuvre des Greg. lassen keine Zwei fel daran, daß bei Greg. im Worte ekdemia nicht die Bedeutung 'Reise' =
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EINLEITUNG
eines Verreisten, sondern die Bedeutung 'sich entfernen' oder 'entfernt sein' von dem, der die ekdemia erwähnt, überwiegt, s. z. B. Greg. Epp. (ed. Leone) 82,27 und 89,2 . Das Gleiche gilt für W örter wie 'ekdemos' Epp. 1 7,4; 99,55 und 'apodemia' Ep. 56, 1 3 . ; für 'enderneo' und 'apode meo' in der Bedeutung 'an-' bzw. 'abwesend sein' (auch in übertragenem Sinne) s. Rh. Hist. In 24 1,7; 269, 1 8 ; 534,7; 539, 1 9 . Die abgeschwächte Bedeutung von 'ekdemos' offenbart sich auch darin, daß Greg. In 46, 1 1 'fern der Heimat' mit 'ekdemos tes patridos' ausdrückt. Ganz besonders zeigt der unmittelbare Kontext der 'ekdemia' des Ag. von In 1 34, 1 3 f., daß jede andere Übersetzung oder Interpretation als Fort(ge)gang(en sein) abwegig ist. Allein schon die Benutzung des Wortes ekdemia zwei Seiten weiter (In 136, 1 1 ) widerlegt direkt die Deutung 'Reise' für 1 34, 1 3 . Greg. sagt dort (136, 1 0 f. ) zu Ag.: «Als ich also, wie gesagt, nach deiner ekdemia allein geblieben war, verfaßte ich diese zehn Kapitel» usw. Greg. verweist hier mit 'wie gesagt' eindeutig zurück auf S. 1 3 0, 1 ff. «Als Ag. inzwischen gegangen war, blieb mir nur, die gewohnte Einsamkeit zu hüten . . . 1 3 0,6 f. -, aber Gott war da und erleichterte mir die Mühen . . . 1 3 0, 8 1 0 und befähigte mich mein Geschichtswerk fortzuführen. » Greg. blieb nicht allein, nachdem seit irgendeiner Reise des Ag. vierzig Tage vergan gen waren, sondern nachdem Ag. fortgegangen war (<
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IV. Wer war Agathangelos?
3 . Die Identifizierung Agathangelos Manuel Angelos, Katholikos krites, auf untauglicher Basis =
Unsere Frage: « ist der Gregorasbesucher Ag. eine historische Person oder eine literarische Fiktion, und wenn er ersteres ist, läßt er sich mit einer uns bekannten Person identifizieren?» wurde schon von Beyer: Chron. Nr. 66, S. 1 4 3 - 145 gestellt und beantwortet, und zwar in dem Sinne, daß Ag. fiktive Seiten haben mag, aber keine pure Fiktion, sondern eine auch sonst bekannte Person ist, und daß alles, was an Ag. authentisch ist, mit dieser Person identisch sei. Und diese Person sei vermutlich der Katholikos krites Manuel Angelos, der im Mai 1 352 die Kaiserin Eirene nach Didymoteichon begleitete und dem Greg. aus diesem Anlaß ein aus führliches Lob widmet (Irr 1 52, 8 - 1 5 3 , 1 0 ) . Worauf aber basiert B. diese Vermutung? «Die gemeinsamen Vorzüge und die gemeinsame ekdemia des Angelos und Agathangelos lassen uns vermuten, daß alles, was an diesem ( Ag. ) authentisch ist, mit j enem (Angelos) identisch ist » . Dazu folgendes: Vorzüge, die Ag. und Angelos auszeichnen, gibt es gewiß. Prädikate, die Greg. (Irr 1 52, 8 - 1 5 3 , 1 0 ) dem Angelos verleiht (wohlgeboren, gebildet, intelligent, gerecht) , kann man problemlos auch Ag. zuerkennen. Aber Greg. hat zuviele Schüler gehabt, für die das auch gilt. Diese Gemeinsamkeit reicht höchstens aus, um Identität nicht aus zuschließen. Bleibt die gemeinsame ekdemia, die nur mit Hilfe einer fal schen Interpretation des Wortes nachgewiesen wird, so daß diese Begrün dung j eder Beweiskraft entbehrt, wie ich oben unter rrI.2 (S. 1 1 - 1 6 ) klar gestellt habe. Einen weiteren Grund für die Gleichsetzung Agathangelos Manuel Angelos sieht B. in einem « Kassiber» , des Greg. an den Katholikos krites Angelos. Gemeint ist damit ein erhalten gebliebener Brief des Greg. an den K.k . . Angelos, ed. Leone Ep. 1 55 . Beyer beweist aber nicht, daß der Brief in der Haftzeit des Greg. (Juni 1 3 5 1 -Dez. 1 354) geschrieben wurde. Die Bezeichnung Kassiber ist also eine Hineininterpretation. Leone datiert den Brief, wohl sich auf B. verlassend, Ende 1 3 5 1 -Ende 1 354, liefert aber auch keinen Nachweis für diese Datierung. Der Brief enthält tatsächlich nichts, woraus man mit Fug und Recht auf eine solche Datierung schließen könnte. Greg. bittet den Adressaten, aus den öffentlichen Mitteln, worüber dieser verfügen kann, einem frommen Ehepaar, dessen Sohn den Brief überbringt, eine großzügige Spende zukommen zu lassen. Er weist darauf =
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EINLEITUNG
hin, daß die Wohltätigkeit des Paares nebst anderen Bedürftigen insbeson dere auch denen, die in Höhlen und Hütten wohnen (Einsiedlern? ) sowie Gefesselten und Gefangenen zugute kommt (Z. 8 - 1 0 ) . Letzteres hebt Beyer hervor, aber ich vermag darin keinen Zusammenhang mit Gregoras eigener Haft zu sehen. Sich um Gefangene zu kümmern, zählte für das fromme Paar gewiß zu den ersten Christenpflichten (Mt. 25,3 6 ) . Auch schreibt Greg. nicht, wie B. meint, daß er durch das Paar ein glückliches Leben erlangt habe. Ich übersetze die von B. wohl mißverstandene Stelle (Z. 1 8 2 0 ) so: « deswegen habe ich, wenn schon aus keinem anderen Grund, so doch wegen dieser Leute mir oft gewünscht wohlhabend zu sein, um ihre Tugend gebührend entlohnen zu können und ihr Haus so reich zu machen, wie ihre Gesinnung ist. » Einziger Anhaltspunkt zur Datierung ist das Amt des Adressaten, das in der Anschrift genannt wird und worauf Greg. anspielt, wenn er den Angesprochenen gewissermaßen über den sprich wörtlich gerechten Aristides stellt (Z. 3 1 ; vgl. Rh. Hist. 1 53 , 1 -4 ) . Noch abgesehen davon, daß der Vorname des Adressaten nicht mit überliefert ist, wissen wir auch nicht mit Sicherheit, wann Manuel Angelos Katholikos krites wurde, noch wann er aufhörte es zu sein. Wir kennen nur einen Termin, vor welchem er das Amt bekommen haben muß: vor einem kirch lichen Prozeß, woran er 1352 oder Anfang 1 3 53 in dieser Funktion betei ligt war (s. MM I Nr. 1 54; Darrouzes, Reg. 2337) . Ein terminus post quem ließe sich erst feststellen, wenn man die Gleichsetzung des Manuel Angelos mit Agathangelos als bewiesen voraussetzt und außerdem bezüglich des von Greg. angegebenen Zeitpunktes der Heimkehr des Ag. j ede Fiktion in der Darstellung seiner Reise ausschließt. Dieser terminus wäre dann Som mer oder Herbst 1 3 5 1 . Auch ein terminus post quem non läßt sich für Manuel Angelos als Inhaber des Amtes eines Katholikos krites zu Lebzei ten des Greg. nicht ermitteln. Zwar wird der Katholikos krites Manuel Angelos aus dem J. 1 3 52/3 allgemein mit dem Angelos genannten Epi tu kanikleiu aus dem J. 1 354 gleichgesetzt, der nach Kantak. (III 29 1 , 1 0- 16 ) von Joh. V. nach seinem Eindringen i n die Stadt als Gesandter z u ihm geschickt wurde, um einen Vertrag zu schließen, aber da Kantak. keinen Vornamen nennt, ist diese Gleichsetzung nicht endgültig bewiesen (vgl. Tinnefeid, Kydones I 1, 1 9 5 ) . Und wie dem auch sei, man kann kaum ausschließen, daß derselbe (Manuel) Angelos nicht (eventuell zeitweilig) die Ämter des Epi tou kanikleiou und des Katholikos krites zugleich inne gehabt hat, so wie der Megas Dioiketes Glabas (Adressat der Briefe 33 u. 18
IV. Wer war Agathangelos?
50 des Greg., ed. Leone S. 125 f. u. 1 62 ) , auch zugleich M. D. und Katho likos krites war ( 1 3 3 0 - 1 3 3 7; s. PLP 9 1 68 2 ) . Der Brief kann also sehr wohl nach 1 3 54 zu datieren sein. Schließlich ist ein 'Kassiber', adressiert und überbracht an den Mann, der Greg. in seiner Haft fünfmal besuchte, eine befremdliche Sache. So wie der Brief uns vorliegt, weist er in eine ganz andere Richtung: Er weckt zumindest den Eindruck, wie viele solche Briefe, auf Wunsch des Überbringers geschrieben zu sein, der einen Ver mittler brauchte, um an die Person heranzukommen, an die er sich für finanzielle Unterstützung seiner Eltern eigentlich wenden wollte. Dies paßt aber sehr schlecht in die Zeit der Haft des Greg. , als kaum jemand erwarten konnte, daß dessen Wort bei hohen kaiserlichen Funktionären etwas bewirken konnte. Außerdem, irgendwer muß Greg. auf die Not des frommen Paares aufmerksam gemacht haben. Allem Anschein nach war das der Sohn des Paares. Wie aber konnte dieser zu Greg. vordringen? Ich sehe also auch in diesem Brief kein brauchbares Argument für die Gleich setzung des Agathangelos mit dem Kath. kr. Angelos und also auch keins dafür, daß es Ag. als reale Person gegeben haben muß. 4. Die große Reise des Ag. in der Korrespondenz des Greg. Es gibt zumindest ein beweiskräftiges Argument dafür, daß der Aga thangelos genannte Besucher des Greg. als Person keine reine Fiktion ist. In der Korrespondenz des Greg. findet sich ein Brief an einen gelehrten Kollegen auf Zypern, Athanasios Lepentrenos, ed. Leone Nr. 44, S. 152156. In diesem Brief nimmt Greg. mit dem Adressaten Kontakt auf, da ein «der Illyrer» genannter Freund (Z. 1 7) Lepentrenos besucht ( 1 7- 1 9) und bei Greg. den Wunsch geweckt hat, mit ihm zu korrespondieren (30 f. ) . Greg. beschreibt, wie sein Freund nach Zypern gekommen war (1 9-2 6 ) , nämlich via Ägypten, Palästina, Syrien, Phönikien, was ziemlich gen au der Weg ist, den laut Hist. 111 1 3 , 1 0- 1 6,14 Ag. nahm, nur daß Greg. den Teil zwischen Syrien und Rhodos (u. a. Issos und Tarsos dll 1 6,15-20,2» überspringt, um nur noch Zypern zu erwähnen (111 16 ff. ) . Auch die Ant wort des Lepentrenos ist in der Korrespondenz des Greg. überliefert (ed. Leone Epp. ad Greg. missae 1 8, S. 414-4 1 6 ) . Sie bestätigt, daß Greg. die Korrespondenz eröffnete (Z. 1 f. ) . Da diese Briefe gewiß nicht fiktiv sind und es höchst unwahrscheinlich ist, daß zwei verschiedene Freunde des Greg. die gleiche außergewöhnliche Reise gemacht hätten, sind sie für 19
EINLEITUNG
mich der sicherste Beweis, daß eine real existierende Person für unseren Agathangelos zumindest Modell gestanden hat. Da Greg., als Ag. ihn Ende Herbst 1 3 5 1 zum ersten Mal besuchte, noch nicht wußte, daß dieser über haupt von seiner Reise zurück war, kann der Brief nicht vor diesem D atum geschrieben sein (Leones Datierung «paulo post aestatem 1 35 1 » könnte in diesem Sinne präzisiert werden) . Leider enthält der Brief auch nicht die Spur eines Hinweises auf die aktuellen Lebensumstände des Greg. Auch wundert man sich, daß Ag. im Bericht über seinen Zypernbesuch (lU 27, 1 8 - 3 8 , 1 6 ) nur von seinem Aufenthalt bei Georgios Lapithes erzählt, mit keinem Wort aber Lepentrenos erwähnt. Beyer, der Chron. ( 1 9 7 8 ) S. 145 dieses Argument für die Historizität d e s Ag. nicht benutzte, identifi ziert ihn aber s. v. Lepentrenos PLP 14743 ( 1 9 8 3 ) mit dem Besucher dieses Mannes, der Greg. zur Korrespondenz mit ihm veranlaßte . Seine Formu lierung (<<mit fiktivem Namen Agathangelos, der nachmalige Manuel Angelos epi tu kanikleiu » ) ist freilich wenig glücklich. Es sollte heißen: «dieser Illyrer . . . ist wohl niemand anders als der Agathangelos genannte Freund, der Greg. in seiner Haft besuchte und vermutlich mit dem Katho likos krites Manuel Angelos 'identifiziert' werden kann. » Ein 'vermutlich' fehlt bei Leone, der zu Ep. 44, 1 7 notiert: «Agathangelus, seil. Emmanuel Angelus (cf. Beyer . . . ), ad quem ep. 1 5 5 » . Befremdlicherweise hat die richtige Identifizierung des Ag. mit dem Besucher des Lepentrenos im Art. Manuel Angelos PLP 9 1 040 (ersch. 1 9 8 8 ) , der die Gleichsetzung Ag. Manuel Angelus voraussetzt, keine Spur hinterlassen. Zu erwähnen ist noch, daß Ag. auch der Freund des Greg. sein dürfte, der von diesem für eine Reise zu den Heiligen Stätten und Jerusalem ein Empfehlungs schreiben mitbekommen hat (ed. Leone Nr. 70, S. 22 1 ) . Der nicht mit Namen genannte Adressat könnte Georgios Lapithes gewesen sein, mit dem Greg. schon vor 1 34 1 korrespondierte. Von dieser Korrespondenz sind nur Briefe des Lapithes erhalten geblieben (ed. Leone, Epp. ad Greg. missae Nr. 1 4 - 1 6, S. 406-4 1 1 ) , alle vor dem Palamismusstreit ( vor 1 34 1 ) geschrieben, da dieses Thema darin völlig fehlt. Dagegen wird Lapithes in Briefen des Akindynos an Greg. nach 1 34 1 als Vorkämp fer gegen die Lehre des Palamas gelobt (s. ed. Leone l.c. Nr. 7, 1 - 7, 9,343 8 . 52-64 ) . Auch Akindynos selbst korrespondierte mit Lapithes (ed. Const.-Hero Nr. 42, 46 f., 60 ) . Die Korrespondenz des Greg. mit Lepentrenos sichert natürlich nur die Realität eines Mannes, der die Reise gemacht hat, die Ag. bei Greg. als die =
=
20
IV. Wer war Agathangelos?
seine beschreibt. Dieser Mann hat zumindest für den Gregorasbesucher Agathangelos Modell gestanden. 5. Ein weiteres Argument für die Realität des Ag. : Cod. G der Kapitel XVIII-XXVII der Rh. Hist. Ein vielleicht zu subjektives Argument für die Realität der Besuche des Ag. bei Greg. kann man sehen in der glaubwürdigen konkreten Schilde rung derselben durch Greg., aber objektiv genug, um geltend gemacht zu werden, ist das Faktum, daß diese Besuche eine konkrete Spur hinterlassen haben, und zwar in der Sonderüberlieferung der Bücher XVIII-XXVII der Rh. Hist. im Cod. G (s. ob. unter III.2 S. 9 ) , ein Umstand, der offenbar auf den Publikationsauftrag zurückzuführen ist, den Greg. Agathangelos bei seinem dritten Besuch erteilte (s. Bd. IV S. 10 f. und die dort zitierte Lit. ) . Für eine Identifizierung des Ag. mit einem uns sonst namentlich bekannten Zeitgenossen liefert aber weder die Korrespondenz des Greg. mit Lepen trenos, noch Cod. G der in der Haft verfaßten Kapitel der Rh. Hist. einen brauchbaren Anhaltspunkt. 6. Philotheos Kokkinos und die Historizität des Ag. Kommen wir nun zu einem weiteren positiven Argument für die Histo rizität des Ag., das außerdem seine Identität mit Manuel Angelos zu bestä tigen scheint. Das ist die Behandlung dieses Ag. durch Philotheos Kokkinos in seinen Widerreden gegen die zweiten Antirrhetikoi logoi des Greg. Wie schon am Anfang gesagt, ist unser Ag. auch der Gesprächspartner des Greg. im letztgenannten Werk gegen den palamitischen Tomos von 1 3 5 1 , über dessen Inhalt Ag. seinen Freund zu informieren hatte. In der Überschrift dieses Werkes wird Ag. so vorgestellt: «Der Mann, der heim lich an den Gefängniswärtern vorbei hereinkam und mit ihm (Greg . ) sprach, war Ag., einer seiner einstigen Schüler und Vertrauten, über den im 24. Buch seiner universalen Geschichte ausführlich gesprochen worden ist. }) Diese Notiz dürfte von Greg. selbst stammen, denn im ersten Satz des Werkes führt der Autor Ag. ein, ohne Näheres über ihn mitzuteilen, als aus der Anrede 'Freund' hervorgeht. Die ganze Einleitung des Werkes ist so gehalten, daß sie auch dem, der die Kapitel XVIII-XXVII der Rh. Hist. nicht kennt, keine Schwierigkeiten bereitet, für den aber, der sie kennt, 21
EINLEITUNG
deutliche Anspielungen darauf enthält. Die gegenseItIge Begrüßung der Freunde läßt sich so zusammenfassen: (Greg.: ) «Du kommst mir, lieber Freund, ganz besonders zur rechten Zeit, um mich in neuer und schwerer Mutlosigkeit zu trösten. » (Ag.: ) « Ich wollte, ich könnte es, befürchte aber dazu nicht imstande zu sein. Ich wäre aber umsonst nach Hause gekom men, wenn ich j etzt nicht allen Gefahren und deinen Bewachern getrotzt hätte, um dir zu Diensten zu stehen. Ich will zu deinen Füßen sterben, wenn uns j etzt hier aus dem Dunkeln das Schwert ereilen sollte, denn das wäre ein Tod für den rechten Glauben. Wenn das aber nicht geschieht, so will ich nicht zögern, die zweite Fahrt zu fahren, das heißt alles Land zu durchziehen bis wohin die Pfade des nassen Elementes sich erstrecken, um der Sonne und den Sternen deine Kämpfe für die Orthodoxie und die bitteren Nachstellungen deiner Verfolger zu verkünden. » Der Text «Ich will » bis « verkünden » ist beinahe wörtlich aus dem Geschichtswerk (lU 67, 1 6-23 ) übernommen worden, aber den sprichwörtlichen Vergleich « die zweite Fahrt fahren» hat Greg. in den Antirrhetikoi hinzugefügt. Dieser hat natürlich an erster Stelle den üblichen Sinn der Redewendung für « das Zweitbeste tun » (s. Bd. I Anm. 94 ), enthält aber für die Kenner der Rh. Hist. auch eine Anspielung auf die «Weltreise » des Ag. als die « erste Fahrt » und verspricht so, daß Ag. bereit sei, zur Verteidigung der Ortho doxie eine zweite solche Fahrt zu machen. Danach erkundigt Ag. sich noch, welche neue Mutlosigkeit über seinen Freund gekommen sei, und die Antwort ist, daß man ihm seine restlichen heiligen Bücher weggenom men habe, um ihm die Widerlegung des palamitischen Tomos unmöglich zu machen. Dazu kam noch, daß er vor dem nach Osten schauenden Fenster seines Domizils einen Bänkelsänger ein Klagelied über barbarische Einfälle und Steuereintreibungen singen hörte und dazu noch das Jammern des Volkes, wodurch ihm der Schiffbruch des Staates vor Augen geführt wurde. Im Geschichtswerk (lU 1 76, 1 0 - 1 3 ) informiert Greg. seinen Freund über das Wegnehmen seiner Bücher bei dessen vierten Besuch, der Anfang 1 353 erfolgte (s. Beyer: Chron. S. 146 Nr. 70 ) . Dieser Besuch ist also iden tisch mit dem, womit Greg. seine Antirrhetikoi deuteroi eröffnet. Dieser Umstand ermöglicht es uns ein Urteil über die Agathangelosbesuche auf grund der Gegenschrift des Pilotheos. Dieser kritisiert die zitierte Eröff nung der Antirrh. deuteroi des Greg. (verkürzt) folgendermaßen: «Kom men wir nun zum Buche selbst. Er (Greg. ) erzählt, wie sein Freund und Schüler Ag. in tiefster Nacht zu ihm kommt, um ihn als Gefangenen für 22
N. Wer war Agathangelos?
den rechten Glauben, wie er selbst behauptet, zu besuchen, und bej ammert seine große Niedergeschlagenheit und die nicht existierende, von den Vor stehern der Orthodoxie verhängte Haft. Der andere ( Ag. ) beteuert seine große Freundschaft, weswegen er auch den wüsten Wächtern getrotzt habe - ich wüßte nicht welchen, wo und wann - und daß er gerne für ihn und den rechten Glauben sein Blut vergießen würde. » Philotheos beschließt diesen Passus so: « Nachdem Ag. von seinem Lehrer Unwahrheiten gehört und selbst welche gesagt hat, hört er von j enem wiederum absolut Unwah res » ( Philotheos: Antirrh. ed . Kaimakis I 1 0 6 - 1 2 6 ) . An dieser Darstel lung interessiert uns hier nicht, daß der Autor Haft und scharfe Bewachung im Auftrag von Kaiser und Kirche als Lüge zurückweist (s. dazu Bd. IV Anm. 432 S. 3 1 2 f. ) , sondern daß er nicht versucht, den nur mit Vornamen (Ag. ) bezeichneten Besucher aufgrund seiner faktischen Anonymität als Fiktion zu diskreditieren. Das läßt darauf schließen, daß Philotheos nicht nur die Agathangelos-Besuche, anders als die angebliche grausame Be handlung des Greg. durch Kaiser und Kirche, als Fakten anerkannte, son dern vermutlich auch über die Identität des Mannes im Bilde war, z. B. wußte, daß er tatsächlich ein ehemaliger Schüler des Greg. und nicht als solcher von diesem erfunden war. =
=
7. Philotheos und der Name Angelos Von Ag. ist bei Philotheos außer an der behandelten Stelle noch auf 25 weiteren Seiten die Rede. Berücksichtigt man Mehrfachnennungen auf einigen Seiten ( 3 1 , 22 1 , 2 8 5 ) , kommt man auf über dreißig Erwähnungen, die aber inhaltlich keine neuen Erkenntnisse bringen. Ag. erscheint auch bei Philotheos in der Rolle, die er bei Greg. hat, der des Dialogpartners seines Meisters in Sachen Palamismus und als Auskundschafter des genauen Inhalts des Tomos palamitikos von 1 3 5 1 . Es fällt aber auf, daß Philotheos den Besucher nicht immer nur Agathangelos nennt, sondern auch einmal « Agathangelos oder Angelos » (Kaimakis I. 214; dort Angelos m. E. zu Unrecht klein geschrieben), zweimal «Angelos oder Agathange los » (IV 8 82 u. VIII 8 62/3 ) , und zweimal einfach «Angelos » (I 449 und VIII 1 33 8 ) . (Vgl. Beyer: Chron. S . 145 mit Anm. 1 3 7, der aber die Stellen VIII 8 62/3 und 1 3 3 8 nicht verzeichnet) . Gewiß kann man Agathangelos Guter Bote als einfaches Pseudonym betrachten, das Philotheos gelegent lich zu Bote verkürzt, aber diese Interpretation ist an den betreffenden =
23
EINLEITUNG
Stellen ziemlich witzlos, so daß man darin wohl auch (mit Beyer) eme Anspielung auf den wirklichen Namen des Mannes sehen darf. 8 . Ag. als möglicher Adressat eines Briefes des Demetrios Kydones Da ernsthaft in Betracht zu ziehen ist, daß der Kath. kr. (Manuel) Ange los die historische Person ist, die als Ag. im Leben und für das Werk des Greg. eine bedeutende Rolle gespielt hat, interessiert uns nun selbstver ständlich auch, was sonst über diesen Mann bekannt ist, insbes. natürlich das, was für Greg. Anlaß war, ihn in seinem Werk mit besonderem Lob beim Leser einzuführen (IH 1 52,6- 1 5 3 , 6 ) , und zwar so, daß er Ag. selbst sagen läßt, wie er den jugendlichen Gregorasschüler Angelos in Erinnerung hat, welche hohe Erwartungen dieser weckte und wie er diese inzwischen mehr als erfüllt hat. Die Korrespondenz des Demetrios Kydones nun enthält einen Brief (Tin nefeld: Kydones Nr. 26), der, wie aus dem Inhalt hervorgeht und längst erkannt worden ist, engstens mit der Versöhnungsmission der Kaiserin Eirene nach Didymoteichon April/Mai 1352 zusammenhängt ( s . Tinnefeid o. c. S. 1 9 5 ) . Der Brief ist für uns u. a. deswegen interessant, weil er zeigt, daß die Mission der Kaiserin nicht als Blitzbesuch zu sehen ist, wie es bei Greg. (IH 1 5 3 , 1 1 ff. ) den Anschein hat. Bei Greg. trägt die Kaiserin ihren Einigungsvorschlag vor (IH 1 53 , 1 1 - 1 54,2 1 ), erhält eine vernichtend nega tive Antwort ( 1 53 ,22- 1 7 1 , 1 4 ) und kehrt nach Kpl. zurück ( 1 71 , 1 5- 1 7 ) . Der Brief des Kydones zeigt aber, daß e s seitens der Mission i n Didymotei chon Rücksprache mit Kpl. gegeben hat, und zwar in dem Sinne, daß der Adressat des Kydonesbriefes, wie wir der Antwort des Kydones entneh men, Abänderungen zugunsten des jungen Palaiologenkaisers angemahnt hat. Dieser Vorgang beweist, daß die Kaiserin mehrere Tage in Didymotei chon gewesen sein muß ( s . ob. unter HI. 1 S. 7 ) . Doch hier interessiert uns die Frage: Wer war der Adressat des Kydonesbriefes? Diese Frage ist, soweit ich sehe, noch nicht abschließend beantwortet. Die Kaiserin wurde von vier Männern begleitet. Drei davon kennen wir durch Kantak. (IH 239, 1 3 f. 1 6 ) : die zwei Bischöfe Philotheos Kokkinos von Herakleta Pei rinthos und Metrophanes von Melenikon, sowie den Privatgelehrten Ioan nes Philes, und einen durch Greg. (IH 1 52,8 f. ) : den Katholikos krites Angelos, den die Kaiserin sich selbst ausgewählt hatte. Man ist sich aber emIg, daß als Adressat des Briefes nur einer der beiden Laien in Frage 24
IV. Wer war Agathangelos?
komme. Loenertz im Sommaire des Briefes ( bei ihm Nr. 64) denkt mit Fragezeichen an Philes, Tinnefeid 1. c. meint: « doch käme auch Manuel Angelos in Frage» , hält aber die Angaben des Briefes über den Empfänger für zu allgemein, um eine Identifizierung wahrscheinlich oder gar sicher zu machen. Der Meinung bin ich nicht. Aus mehreren Gründen kommt nur der Kath. kr. Angelos in Frage. Der Adressat des Kydones hat in seinem Brief zu erkennen gegeben, daß er für seinen Einsatz in der Angelegenheit eine finanzielle Gegenleistung erwartet. Daß Kydones in seiner Antwort betont, das Nachfolgerecht des jungen Ks. werde nicht angetastet, obgleich die Söhne des Ks. (Kantak. ) wegen ihrer Veranlagung eher den Thron verdienten, läßt wohl den Schluß zu, daß der Adressat eine solche Garantie verlangte, da man sonst bei Joh. V. nichts erreichen könne. Das Ende des Briefes, der wenig freundlich angefangen hat, verrät, daß der Schreiber (und der Kaiser) den Adressaten dringend brauchen, da sie ihm einen großen Einfluß auf Joh. V. zuschreiben und nur ihn für "fähig halten, das Unheil abzuwenden. Das alles schließt aus, daß Philes der Adressat sein könnte. Dieser war von Kantak. selbst ausgesucht worden und eine finan zielle Aufwandsentschädigung hat man ihm gewiß vorher schon in Kpl. ausgezahlt. Außerdem wurde er von Kantak. natürlich deswegen ausge sucht, weil er ein weltfremder Mensch war und gegen die bei den palamiti schen Aufseher, die er der Kaiserin mitgab, kein Gegengewicht bildete . Ganz anders sieht die Sache aus, wenn man in Manuel Angelos den Adres saten sieht. Er war, wie Greg. berichtet (IH 1 5 3 , 7- 1 0) , von der Kaiserin selbst ausgesucht worden, um einen eigenen zuverlässigen Zeugen und Berater zu haben. Das Wort Berater benutzt die Kaiserin zwar bei Greg. nicht, aber diese Aufgabe hatten laut Kantak . ( IH 2 3 9 , 1 9-24) die drei anderen, und in dieser Hinsicht brauchte die Kaiserin also an erster Stelle einen eigenen Vertrauten. Man bedenke, daß sie, laut Greg., die Lage ganz anders sah als ihr Gatte. Für diesen hatte die Protektion der Palamiten ihm den Sieg im « Bürgerkrieg» gebracht, für die Kaiserin dagegen war diese Protektion der Grund für die Katastrophen, die das Reich seitdem heim suchten ( IH 94, 1 9-98 , 1 3 ) . Gewiß legt Greg. hier der Kaiserin eine Sicht der Dinge in den Mund, die auch die seine war, aber seine Darstellung ist konsequent. Man kann sich denken, daß Eirene, die (vielleicht unter Ein fluß des Greg . ) den Tod ihres jüngsten Sohnes der Palamasförderung ihres Mannes zugeschrieben hatte, ihm dies nie verzieh und wirklich so dachte, wie Greg. hier schreibt. Es ist also logisch, daß sie auch für die Zukunft 25
EINLEITUNG
Schlimmes befürchtete, wenn Kantak. seine Usurpation so weit treiben sollte, daß er für seinen eigenen Sohn gegen Joh. V. Partei ergreifen würde. Persönlich vermute ich, daß auch nachhaltige Eifersucht im Spiel war, weil Eirene zumindest zwanzig Jahre lang ihre Schwiegermutter als die trei bende Kraft hinter dem Ehrgeiz ihres Gatten hatte ertragen müssen. Nicht zuletzt spielte vielleicht Angst um ihre Tochter eine Rolle, diese könnte doch noch einer serbischen Braut Platz machen müssen und Geisel des Serbenzaren werden. Ihr ist es abzunehmen, daß sie die Versicherung des Kantak., sein Schwiegersohn habe in Sachen Nachfolge nichts zu befürch ten, ernsthaft vertreten wollte und deswegen einen ihr genehmen Zeugen mitnahm. Daß ein solcher Mann nicht im voraus vom Kaiser honoriert wurde und daß dieser versuchte, nachträglich auf ihn Einfluß zu nehmen, verwundert nicht. Eine starke Bestätigung der Gleichsetzung des Kydones-Adressaten mit Manuel Angelos sehe ich im Schluß des Briefes: Nach einer langen Klage über die zu erwartenden Folgen, wenn die bösen Ratgeber des Joh. V. die Oberhand gewinnen sollten, beschließt Kydones den Brief mit dem Satz: «Laß also - 0 Erlöser! - nicht zu, daß es so weitergeht, sondern hasse sie wegen ihres Hochmutes und laß sie mit ihren gewohnten Forderungen leer ausgehen, den Kaisern aber hilf, sich gegenseitig kennenzulernen, den Städ ten zu finden, was dem Gemeinwohl nützt, und erleichtere uns so das gegenwärtige Los . » (Übers. Tinnefeld ) . Mit 'den Kaisern' sind Joh. V. und Joh. VI. gemeint, nicht Joh. V. und Matthaios Kantak. , wie Tinnefeld Anm. 33 meint; letzterer wurde erst im April 1 3 5 3 zum Mitkaiser prokla miert. «Kennen » mußten sich die beiden Kaiser schon, aber Kydones tut, als ob das gegenseitige Mißvertrauen auf Fehleinschätzung zurückzuführen sei, vor allem natürlich seitens Joh. V., der die Aufrichtigkeit seines Schwie gervaters zu Unrecht in Frage stelle. Tinnefeid Anm. 34 interpretiert den ganzen Satz als ein direkt an Christus gerichtetes Gebet. Ich verstehe ihn anders. In keinem anderen Brief tut Kydones ähnliches. Üblich ist, daß der Briefschreiber nach Unterbrechung der direkten Anrede des Adressaten am Ende des Briefes zu dieser Anrede zurückkehrt. D as ist auch hier der Fall. «0 Erlöser» ist eine hochgegriffene, aber einem byzantinischen Literaten durchaus zuzutrauende Anrede eines Adressaten, der (Em)Manuel heißt. Als Emmanuel wurde vom Propheten Isaias der Erlöser angekündigt (Is. 7,14; vgl. Mt. 1 ,23 f. ) . Der Name (Ern) Manuel legt Anspielungen auf die Erlöserrolle nahe. So bezeichnet Nik. Chon. Manuel 1. Komnenos 26
IV. Wer war Agathangelos?
in einer Rede als « ho ten klesin to theonymon klerosamenos » ( Or. et Ep. ed. van Dieten S. 40,23 ) . Kantak. und sein Sprecher Kydones sahen offen bar im Adressaten den einzigen Mann, der Joh. V. noch davon abbringen könnte, auf seine üblichen 'üblen' Berater zu hören. Dieser soll also diese Männer hassen und dafür sorgen, daß sie leer ausgehen. Die Anrede «Er löser» ist aber nur verständlich, wenn der Adressat tatsächlich Manuel geheißen hat. Dafür, daß er und nicht Christus angesprochen wird, spricht auch, daß die Formulierung der Bitte in der Wortwahl wenig von einem Gebet hat. Die Gleichsetzung des Adressaten mit dem Katholikos Krites Manuel Angelos liefert also einerseits einen Interpretationsbeitrag zum Kydonesbrief und andererseits die passende Erklärung für die unterschied lichen Angaben bei Greg. und Kantak. über die Mission der Kontakt gruppe um die Kaiserin Eirene im J. 1 3 52 . Die ganze Angelegenheit dieser Mission läßt sich nun so rekonstruieren: Eirene bot an zu vermitteln, Kantak. stimmte zu, aber machte daraus eine Mission in seinem Auftrag. Er stellte seiner Gemahlin zwei palamitische Bischöfe als 'Gehilfen' zur Seite. Die Kaiserin bestand auf einem eigenen Vertrauensmann, Manuel Angelos, wonach der Kaiser einen weiteren Laien hinzufügte, auf den er sich verlassen konnte. Der Inhalt des Kydonesbriefes ist natürlich für die Interpretation der ganzen Angelegenheit bei Greg. und Kantak. von großer Bedeutung und wird uns unten zu S. 1 52 , 1 ff. noch beschäftigen. Die Gleichsetzung des Besuchers Agathangelos mit dem Katholikos krites Manuel Angelos liefert auch eine passende Erklärung für einige Auffällig keiten in Gregoras Darstellung der Mission der Kaiserin Eirene. An erster Stelle erklärt sie das außergewöhnliche Lob, womit der Mann in die Erzäh lung eingeführt wird. Weiter kann sie den besonderen Informationsstand des Greg. bezüglich der Kaiserin erklären, deren Vertrauter Manuel Ange los offenbar war (vgl. Beyer, Chron. S. 145 Anm. 1 3 8 ) , aber auch, warum es Ag. gelang, immer wieder 'heimlich' zu dem streng bewachten Greg. vorzudringen; ihn schützte vermutlich mehr als die Dunkelheit, die Protek tion der Kaiserin (Beyer, ebd. 145 ) . Nicht zuletzt beseitigt die obige Inter pretation des « 0 Erlöser» die Unsicherheit, wie der Kath. kr. Angelos mit Vornamen hieß.
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EINLEITUNG
9. Weiteres zu Manuel Angelos Nur Kantak. berichtet, daß Joh. v., nachdem er in der Nacht vom 29./ 30. November 1 354 in die Stadt eingedrungen war, am 1 . Dezember den epi tu kanikleiu Angelos als Gesandten zu seinem Schwiegervater schickte, um eine Übereinkunft zu schließen, die auch zustande kam. Kantak. nennt keinen Vornamen, spendet dem Mann aber ein kurzes Lob: « sehr geeignet für eine Mission aufgrund seiner Vernunft und seiner Bildung » und teilt mit, daß der Mann bei ihm großes Wohlwollen genoß (Kantak. IU 2 9 1 , 1015). Greg. berichtet über diese Episode nicht mehr aufgrund der Bericht erstattung des Ag., dessen fünfter und letzter Besuch kurz vorher erfolgt war ( Greg. IU 223,3-24 1 ,5, vgl. Beyer o. c. 148 Nr. 74) , sondern wieder selbständig, obgleich zur Zeit der Ereignisse vom Nov. 1 354 seine Haft noch nicht offiziell aufgehoben war. Nachdem er kurz erzählt hat, wie Joh. V. in die Stadt gelangt war und seinen Schwiegervater in die Enge getrieben hatte, so daß die Lage für diesen äußerst bedrohlich wurde (lU 24 1 , 1 71 -243,7), teilt er uns nur noch folgendes mit (243 ,7- 1 2 ) : « so zwangen diese Dinge ihn (J oh. VI . ) mit seinem Schwiegersohn, dem Kaiser Palaiologos, eine Übereinkunft zu schließen, ehe er Unheilbares erleiden würde. Nachdem sich also die Dinge in wenigen Tagen bis zu diesem Punkt entwickelt hatten und ein Vertrag über die (gemeinsame) Herrschaft von beiden zustande gekommen war, trafen sie sich und gingen innerhalb der Wohnung und draußen ohne Argwohn miteinander um. Unmittelbar anschließend (243 , 12-22 ) erfahren wir, daß das Volk der Byzantier diese Versöhnung nicht akzeptierte und eine so bedrohliche Haltung annahm, daß Kantak. und seine Gattin gezwungenermaßen abdankten und schnell stens Mönch bzw. Nonne wurden, wobei Joh. V. ihnen großzügig gestat tete, ihren Reichtum mitzunehmen (243,22-244,3 ) . Soweit ich sehe, ermöglicht uns keine Quelle, den Vornamen des von Kantak. genannten Vermittlers Angelos zu ergänzen. Wenn man ihn mit dem Katholikos krites Manuel Angelos identifizieren will, stellen sich vor allem zwei Fragen: Warum hat Kantak. den Mann in seinem Bericht über die Mission von 1 352 verschwiegen und spendet ihm an dieser Stelle Lob ? Und warum verschweigt Greg. hier den Mann, dem er anläßlich der Mission von 1 352 dreiundzwanzig Zeilen widmete, nur um seine Vorzüge hervorzuhe ben. Zur Beantwortung dieser Fragen scheinen mir folgende Überlegungen wichtig: Da Greg. nichts Gegenteiliges berichtet, gibt es keinen Grund, 28
IV. Wer war Agathangelos?
Kantak. nicht zu glauben, daß Joh. V. im November 1 354 einen Angelos zum Vermittler bestimmt hat. Und wenn schon, warum dann nicht den Mann, der schon 1 352 Einfluß auf ihn hatte, den Kantak. damals auch noch für sich gewinnen zu können glaubte, und dem man keine Schuld am Fehlschlag der Mission von 1 3 52 nachweisen kann. Außerdem spricht für Manuel Angelos als Vermittler am 1 . Dezember 1 354, daß er immer schon das besondere Vertrauen der Kaiserin genoß, die auch zu der Zeit noch mitengagiert war. Auch hatte Kantak. in diesem Fall Grund, dem Vermitt ler dankbar zu sein, denn es kam eine für ihn günstige Vereinbarung zustande, die ihm die Mitkaiserschaft ließ. Der Vermittler konnte nichts dafür, daß die Wut des Volkes sie zunichte machte. Kein Wunder, daß Kantak. seine Vermittlung erwähnt zum Beweis, daß nicht Joh. V. ihn hat stürzen wollen, während Greg. keinen Grund sieht, diesen zum Schei tern verurteilten Versuch, Kantak. zu schonen, historiographisch festzuhal ten. Man darf weiter mit Beyer (PLP 1. c . ) , wohl annehmen, daß dieser Mann auch identisch ist mit dem Manuel Angelos, dem 1 3 65 von Papst Urban V. zu seiner Bekehrung zur römischen Kirche gratuliert wird (s. Halecki: Empereur 3 64 doc. 5 ) . Weiter dürfte er auch mit dem epi tu kanikleiu Angelos identisch sein, der 1 3 69/70 mit Joh. V. in Rom war ( s . Dölger: Reg. 3 1 22 v. 1 8 . 1 0. 1 3 69. Hier wird unser Angelos freilich ohne Amts angabe genannt und ein anderer Zeuge, Andronikos Palaiologos <= PLP 2 1434 ? > erscheint als epi tu kanikleiu. Vg1. auch Reg. 3 1 27 v. 1 . 2 . 1 3 70, wo Manuel Angelos als epi tu kanikleiu Zeuge ist und Andronikos Palai ologos als Zeuge ohne Amtsangabe erscheint, während zwei Zeugen in beiden Fällen identisch sind, Demetrios Palaiologos und Alexios Laskaris
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EINLEITUNG
10. Bedeutung der Gleichsetzung Agathangelos
=
Manuel Angelos
Wer der Identifizierung Agathangelos Manuel Angelos zustimmt - und ich neige sehr dazu -, muß hinsichtlich der Darstellung, die Greg. uns von seiner Haft bietet, noch einige Abstriche mehr machen, als er sowieso schon zu tun geneigt ist. Ag. mag tatsächlich immer nachts gekommen sein, um eine öffentliche Übertretung des Besuchsverbots zu vermeiden, er riskierte aber dabei vermutlich gar nichts, da er von der Kaiserin gedeckt wurde und es Kantak. vielleicht sogar lieb war, damit Anschuldigungen von Grausamkeit die Spitze zu nehmen. Ag. hat gewiß dem Antipalamis mus von Greg. aus Überzeugung zugestimmt, aber ernsthafte Beteuerungen von Martyriumsbereitschaft für diese Sache hat er wohl kaum von sich gegeben. Der Fleiß, den Greg. für die Besorgung des Textes des Tomos von 1 3 5 1 von ihm erwartete und der ihn möglichst bald in die Lage versetzen sollte, seine Antirrhetikoi deuteroi gegen Palamas zu verfassen, scheint nicht sehr groß gewesen zu sein und für eine weite Verbreitung der ihm zur Publikation anvertrauten Libri XVIII-XXVII der Hist. Rhom. hat er sich auch kaum große Mühe gegeben; j edenfalls können wir davon nur eine schwache Spur feststellen. Wenn Manuel Angelos mit Duldung des Hofes Greg. besuchen konnte, ist es wahrscheinlich, daß auch Patriarch Philotheos Kokkinos davon gewußt hat. J\1an hüte sich aber davor, in Ag. nur den real existierenden Manuel Angelos zu sehen. Dieser hat gewiß in wichtigen Punkten für den Besucher des Greg. Modell gestanden: als ehemaliger Schüler des Greg., der ihn tatsächlich in seiner Gefangenschaft besuchte, als weitgereister Mann, der seinem eingesperrten Meister kompetent Nachrichten über die Welt draußen vermitteln konnte und zur Fortführung seiner historiographischen Arbeit befähigte, wohl auch noch als Antipalamit, der Greg. für seine kompromißlose Haltung Respekt zollte, aber kaum als unerschrockener Mitstreiter gegen Palamas, der zum Martyrium bereit war und bei jedem Besuch sein Leben riskierte. Dafür war Manuel Angelos offensichtlich ein zu karrierebewußter Mann, dem Kompromisse über eine fanatische Ver teidigung bestimmter Standpunkte gingen. Der Dialogpartner, den Greg. aus seinem Besucher macht, ist nicht mehr ganz Manuel Angelos, sondern in nicht geringem Maße auch eine fiktive Figur, so dargestellt, wie Greg. sie für seine polemischen Zwecke brauchte. Auch die Datierung der Reise des geheimen Besuchers scheint eher dem Zweck des Dialogs als der Wirk=
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IV. Wer war Agathangelos?
lichkeit der Reise des Manuel Angelos zu entsprechen. Die Abreise des antipalamitischen Besuchers gleich nach dem Durchbruch des Palamismus und der Usurpation der Kaiserherrschaft durch Kantak. ( 1 341/42 ) einer seits und die Rückkehr bald nach dem endgültigen Sieg des Palamismus und der Inhaftierung des Greg. ( 1 3 5 1 ) andererseits passen schlecht zur Tatsache, daß Manuel Angelos 1 352 als einflußreicher Katholikos krites in Erscheinung tritt. Man muß aber zugeben, daß, wie Beyer 1. c. notiert, die von Ag. sorgfältig aufgezeichnete Chronologie seiner Reise in sich stimmig ist, worin man doch wohl ein Argument für die Glaubwürdigkeit des Berichts sehen muß. Der Dialog des Greg. mit seinem Besucher steht aber natürlich auch eindeutig im Dienste der Auseinandersetzung mit dem Palamismus und dazu war ein Dialogpartner ideal, der einerseits die zehn Jahre 1 3 4 1 - 1 3 5 1 nicht miterlebt hatte und in dieser Hinsicht Nachhilfe unterricht gebrauchen konnte, aber andererseits die Haltung der übrigen Patriarchate aufgrund persönlicher Kontakte kannte und glaubwürdig bezeugen konnte, daß diese den Sonderweg Konstantinopels nicht mitgin gen, sondern dem Glauben der Väter die Treue hielten. Etwas zu negativ scheint mir Beyer: Chron. S. 1 42 den Reisebericht des Ag. in anderer Hinsicht zu beurteilen. Er nennt ihn « eine Klitterung aus Gelehrtenmaterial, allgemeinen historischen Daten und Nachrichten über Personen, die im Zusammenhang des Hesychastenstreits stehen » . Gewiß trifft dieses Urteil weitgehend zu, aber wohl nicht zuletzt, da Greg. in der Wiedergabe des ihm Berichteten zuviel eigene Gelehrsamkeit eingebracht hat. Auch berücksichtigt dieses Urteil zu wenig, daß Ag. vom letzten Teil seiner Reise (Zypern-Kreta-Euboia-Kp1. , ab ca. Ende Juni 1 349-0ktober 1 35 1 ) als Augenzeuge einiges über den Krieg von Genua gegen Venedig und Byzanz zu berichten hat. Und das wiederum ist von Bedeutung für seinen Augenzeugenbericht über die Belagerung von Oreos auf Euboia durch Paganino Doria, als sein venezianischer Gegner Nicolo Pisani im August 1 3 5 1 dorthin geflüchtet war ( s . dazu unten III 46,20-5 1,3 mit den Anm. ) .
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EINLEITUNG
V. INHALT DIESES FÜNFTEN TEILES IM ÜBERBLICK Kap. XXIV § 3 . H. Ed. Bonn III S . 3 - 1 7 § 3, S. 3 , 1 -7,2. I m byzantinischen Jahr 6860 ( 1 . Sept. 1 3 5 1 -3 1 . Aug. 1352) Ende Herbst bekommt Greg. heimlichen Besuch von seinem ehe maligen Schüler und Freund Agathangelos, der vor kurzem von einer zehn j ährigen Reise heimgekehrt ist (zu ihm s. ob. § IV) . Greg. erörtert vor ihm das Unheil, das durch Palamas über Kirche und Staat gekommen ist. § 4-5, S. 7,3 - 1 1 ,6. Greg. bittet Ag. , ihm über seine Reise zu berichten; Ag. erklärt sich dazu bereit. § 6- 1 0, S. 1 1 ,7- 1 7, 1 7. Ag. berichtet über die ersten Stationen seiner Reise: Rhodos, Alexandrien und Ägypten, Palästina, Koile Syria und Damaskos, die Küstenstädte von Phönikien, Antiochien in Syrien, Issos und Alexandretta. Abgereist war er Anfang Frühjahr 1 342, Alexandretta erreichte er im Winter 1 346/47. =
Kap. XXV S. 1 8-67 § 1. S . 1 8 , 1 -20,2. Ag. berichtet weiter. Auf dem Wege zu Chaldäern und Persern erreichte er Hierapolis, wo man von der Weiterreise abriet. Er reiste nun nach Kilikien und Tarsos. § 2, S. 20,3-21,7. Greg. bittet um mehr Informationen über die Ableh nung des Palamismus durch die Christen in den von Ag. bereisten Gebieten. § 3 -7, S . 2 1 , 8 -27, 1 5 . Ag. hatte Profanes und Religiöses auseinander halten wollen, holt nun aber das Thema Palamismus sogleich nach. § 8- 14, S. 27, 1 6- 3 8 , 1 4 . Ag. berichtet. Anfang 1 347 reiste er weiter nach Zypern, wo er zwei Jahre Gast des Gelehrten Georgios Lapithes war. Mit ihm sprach er über Gott und die Welt, bes. über Greg. § 1 5 - 1 7, S. 3 8 , 1 5-42,14. Zur Sommersonnenwende 1 349 fuhr Ag. von Zypern nach Kreta, wo er das Labyrinth des Minos besuchte und mit Kriegsvorbereitungen der Venezianer gegen Genua konfrontiert wurde. § 1 8 -2 1 , S. 42, 1 5-46, 1 9 . Ag. fährt von Kreta nach Euboia. Der Kriegs gefahr wegen durchquert er die Insel schnell. Er berichtet über Kriegsbe wegungen der Flotten von Venedig und Genua und darüber, daß Venedig ein Bündnis mit dem Kaiser schloß, die venezianische Flotte aber bald unverrichteter Dinge heimkehrte ( Sommer 1 35 1 ) . 32
V. Inhalt dieses fünften Teiles im Überblick
§ 22-25, S . 46,20- 5 1 , 3 . Ab Ende Sommer wird Ag. Augenzeuge, wie die aus Venedig heimfahrende Flotte unter Nicolo Pisani in den Hafen von Oreos flüchtet und dort von den Genuesen unter Paganino Doria belagert wird (ca. 20. August-Anfang Oktober 1 35 1 ) . Nach Abzug der Genuesen sendet Pisani zur Benachrichtigung ein Schiff nach Kpl. § 26-29, S. 5 1 ,4-55,9. Mit diesem Schiff fährt Ag. heimwärts, unter bricht aber die Reise auf Tenedos, um von dort Troia zu besuchen. In Kpl. angekommen wird er mit einer schlimmen Teuerung konfrontiert sowie mit dem Unheil, das der Palamismus angerichtet hat, und mit der traurigen Lage seines Freundes. § 30-32, S . 5 5 , 1 0-60,2. Greg. kommentiert selbst seine Lage, insbes . das Verhalten des Kantak. ihm gegenüber und was man überhaupt von dem Mann halten soll. Er bittet Ag. über alles zu berichten, was er über das Räuberkonzil der Palamiten und bezüglich der über ihn verhängten Strafe erfahren hat. § 3 3-40, S. 60,3-67,2 3 . Ag. beantwortet diese Fragen, bes. ausführlich die, warum man gegen ihn persönlich härter als gegen andere vorgehe. Kap. XXVI S. 6 8 - 1 20 § 1 - 8 , S . 6 8 , 1 - 75, 1 6. Ag. schließt das im Kap. XXV 3 3 -40 Gesagte ab. Über den abgeänderten Tomos kann er nichts Genaues mitteilen. Greg. will darüber dann lieber schweigen, bis er ihn in Händen hat. Er instruiert seinen Freund über die Schlechtigkeit seiner Gegner. § 9 -26, S. 75, 1 7-93,5. Ag. verläßt Greg. (Ende des ersten Besuches) . Er hält sich sechs Monate in Kpl. auf, sammelt für Greg. wichtige Informa tionen und kommt dann wieder (zweiter Besuch) ( S . 75, 1 7-76,2) . Ag. berichtet nun über den Krieg von Byzanz gegen · die genuesische Festung Galata. Die Beilegung des Konflikts mißlingt, weil Kantak. als Palamit keinen Gott hat, bei dem er einen Eid schwören kann. Dieser versucht nun die Patriarchen von Alexandrien und Antiochien für den palamiti sehen Tomos zu gewinnen, aber vergeblich ( 76,3-77, 1 3 ) . Im Herbst ( 1 3 5 1 ) erfährt man in Kpl. von der Anfahrt einer großen venezianischen Flotte. Von Chios steuert eine genuesische Flotte Galata an und plündert unterwegs Herakleia Perinthos ( Oktober 1 3 5 1 ) ( 77, 14-79,24 ) . Ag. kriti siert aus diesem Anlaß den abwesenden Bischof v. Herakleia, Philotheoss Kokkinos ( 79,24- 82, 1 6 ) . Die genuesische Flotte bezieht Stellung unweit 33
EINLEITUNG
Galata. Der Kommandant (Pag. Doria) verhandelt vergeblich mit Byzanz, plündert Sozopolis (Nov. 1 3 5 1 ) und versucht Orkhan von Bithynien für sich zu gewinnen ( 82, 1 7- 8 4, 1 1 ) . Die venezianische Flotte erreicht, von schlechtem Fahrwetter heimgesucht, erst kurz vor dem Frühlingsäquinoc tium ( 1 352) die Inseln der Propontis ( 84,12- 8 6, 1 1 ) . Am zweiten Tag danach steuert sie Kpl. an und kommt es zur Seeschlacht im Bosporos ( 1 3 .02 . 1 352 ) . Die Schlacht, ihr Ausgang und die Folgen. Kantak. gerät in große Schwierigkeiten ( 8 6, 1 2-93,5 ) . § 27-34, S. 93,5- 1 0 1 , 1 2 . Hinzu kommt neuer Streit über die Nachfolge zwischen Matthaios Kantak. und Johannes V. Palaiologos, Sohn bzw. Schw. S. des Joh. VI. Kantak. ( 9 3 ,5-94,9 ) . Kaiserin und Kaiser streiten über den Grund der Widerwärtigkeiten; für die Kaiserin ist es die Begünstigung der Palamiten, für den Ks. gilt das Gegenteil. Die Kaiserin setzt sich trotzdem für eine Vermittlung ein ( 94, 1 0-99,4 ) . Der Ks. bemüht sich um Hilfe oder doch Neutralität seines Schw. S. Orkhan. Dieser nutzt aber den byzant.-Iat. Krieg für eigene Streifzüge. Vom Ks. fordert er außerdem Wiedergutmachung für einen Überfall auf eine serbisch-osmanische Gesandtschaft ( 99,5- 1 0 1 , 1 2 ) . § 3 5 -48, S. 1 0 1 , 12 - 1 14,2 3 . Wegen des miserablen Zustandes des Rei ches fragt Ag. Greg. , warum nicht die Herrscher selbst, sondern ihre Unter tanen unter deren Sünden leiden müssen ( 1 0 1 , 12- 1 02,9 ) . Greg. antwortet; zuerst allgemein ( 1 02 , 1 0- 1 06, 1 1 ), dann konkret: a. Kantak. hat den Kampf gegen Genua hinausgezögert bis nach dem Räuberkonzil; als er dann nach dem Sieg des Palamas kämpfte, zeigten sich die Folgen der bösen Tat ( 1 06, 12 - 1 08,3 ) . b. Auf Bitten des Ks. habe er, Greg., eine Ansprache an die Mutter Gottes verfaßt als Festrede für die j ährliche Feier des Einzugs des Ks. in Kpl. im Febr. 1 347. Kantak. verhinderte die Feier, weil sein Sieg in der Ansprache der Gottesmutter und nicht ihm selbst zugeschrieben wurde ( 1 08,4 - 1 09, 8 ) . Im Übrigen soll Ag. selbst ähnlichen Beweisen nachspüren ( 1 09,9- 1 1 1 ,9 ) . Dieser erwähnt nun noch zwei Fakten, die die Verderbtheit des Palamismus bestätigen, so die Reue des Nomophylax Simeon auf dem Sterbebett ( 1 1 1 , 1 0 - 1 1 3 , 1 1 ) und die Ableh nung des Tomos durch die Russen ( 1 1 3 , 1 2-1 14,23 ) . § 49-54, S. 1 15, 1 - 1 1 9,7. Genug der Beweise. Zurück zur profanen Geschichte. Ag. schildert die verheerende Rache Orkhans für den obengen. Überfall.
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V. Inhalt dieses fünften Teiles im Überblick
Kap. XXVII S. 120- 1 75 § 1 - 8 , S. 120, 1 - 120,23 . Zur dritten Nachtwache schickt Greg. Ag. weg und bittet ihn, ihm Partikel der Eucharistie mitzubringen. Seine Freunde sollen für ihn beten, denn er könnte bald getötet werden. Er vergleicht seine Lage mit j ener der großen Märtyrer der Vergangenheit (Ende des zweiten Besuchs ) . § 9-12, S . 1 3 0, 1 - 1 34, 1 2 . Nach dem Fortgehen des Ag. fühlt Greg. sich einsam und mutlos, erfährt aber Erleichterung seiner üblichen Migräne. Er verfaßt zehn weitere Kapitel seiner Rh. Hist. (Kap. XVIII-XXVII) . § 1 3 -22, S. 1 34, 1 3 - 1 44, 1 9 . Nach vierzig Tagen kommt Ag. wieder ( dritter Besuch) . Greg. berichtet über seine Arbeit. Ag. soll die Neuen Kapitel mitnehmen und für die Verbreitung von tadellosen Abschriften sorgen. Er dankt Ag. für die eucharistischen Partikel und spricht über seinen vermutlich bevorstehenden Tod. Danach bittet er um die neuesten Nachrichten aus dem politischen Leben; Ag. soll dabei an früher Erzähltem anknüpfen. § 23-30, S. 144,20- 1 5 1 ,2 3 . Ag. berichtet. Die Genuesen gewinnen Ork han für sich, Pisani fährt nach Hause (April 1 352) und verspricht für einen neuen Krieg zurückzukommen. Was danach kam, hatte direkt nach dem Räuberkonzil angefangen, für das es eine Strafe war. Aus Thessalonike kam die Nachricht von einem Bündnis des jungen Ks. mit C ar Stefan Dusan von Serbien. Das Bündnis sollte ihm die Nachfolge in der Kaiserherrschaft sichern. Kantak. ließ ihm daraufhin eidliche Zusicherungen übermitteln, daß er ihm die Herrschaft übergeben und sich selbst zurückziehen werde. Joh. V. kommt nach Kpl. und sieht sich betrogen. Mt. Kantak. sichert sich Adrianopel, die Hauptstadt von Thrakien, die anderen Städte schließen sich Joh. V. an. Kantak. eilt mit Unterstützung Orkhans seinem Sohn zu Hilfe. § 3 1 -3 3 , S. 1 52, 1 - 1 54,2 1 . Kaiserin Eirene versucht bei ihrem Schw. S. zu vermitteln. § 34-54, S. 1 54,22- 1 71 , 14. In einer langen Anklage wirft Joh. V. seinem Schw. V. vor, ein Usurpator zu sein und eine eigene Dynastie errichten zu wollen. Er opfere das Reich seinem Ehrgeiz ( dieses Plädoyer bildet einen Höhepunkt in der Rh. Hist. ) . § 5 5 , S. 1 71 , 1 5 - 1 72,6. Die Kaiserin kehrt heim. Kantak. trifft Vorberei tungen, selbst seinen Schw. S. zu besuchen, aber dieser rückt inzwischen schon in Richtung Adrianopel vor ( 1 71 , 1 5-22) . 35
EINLEITUNG
Zwölf venezianische Galeeren fahren via Kpl. ins Schwarze Meer, um genuesische Niederlassungen zu plündern ( 1 7 1 ,22- 1 72 , 6 ) . § 56-5 8, S. 1 72,7- 1 75,5. Greg. verabschiedet A g . E r möge i m Frühjahr wiederkommen, falls er, Greg. , dann noch lebe. Er soll die wichtigsten Teile des palamitischen Tomos mitbringen (Ende des dritten Besuchs) . Es wird wieder Frühling ( 1 3 5 3 ) . Greg. hält Ausschau nach seinem Freund. Kap. XXVIII S. 1 76-222 § 1 , S. 1 76, 1 - 1 77, 1 0. Anfang Frühling kommt Ag. wieder (vierter Besuch ) . Greg. klagt, man habe ihm die heiligen Bücher weggenommen und im Winter sei ihm das Trinkwasser eingefroren. Er bittet Ag. weiter zu berichten. § 2-7, S. 1 77, 1 1 - 1 82,3 . Ag. : Joh. V. verbündet sich mit Serben und Bulgaren gegen Kantak. und seinen Sohn Mt. mit ihren Türken. Kantak. droht Kpl. Schlimmeres an, als das von ihm eroberte Adrianopel erlitten hat. In der Nähe von Didymoteichon wird das Heer der mit Joh. V. Ver bündeten geschlagen ( 1 0. Oktober 1 352) . § 8 - 1 1 , S . 1 82,4- 1 84,6. Joh. V. erkrankt in Didymoteichon, geht von dort nach Lemnos, wo er den Patriarchen von Alexandrien zu treffen hofft. Dieser hat sich aber zum Athos begeben. Wo Joh. V. hinkommt, sieht er sich als Ks. anerkannt. § 12- 1 7, S. 1 84,7- 1 8 7, 1 7. Aus Thessalonike wird berichtet, daß Pala mas einen häßlichen Tod zu sterben droht. Den üblen Geruch des kranken Körpers führt Greg. auf seine übelriechende Seele zurück. § 1 8 , S. 1 8 7, 1 9 - 1 8 8,9. Zum Frühlingsäquinoctium versucht Joh. V. ver geblich in Kpl. einzudringen. § 1 9, S. 1 8 8 ,9- 1 89,2. Kantak. kommt nach Kpl. und entzweit sich mit dem Patriarchen Kallistos, der seinen Sohn Mt. nicht krönen will. Mt. wird trotzdem zum Ks. proklamiert (Ende Frühjahr 1 3 53 ) . § 20-29, S . 1 8 9,3- 195,4. Mitte Sommer rüsten Venedig und Genua sich für die Fortsetzung ihres Krieges. Der weitere Krieg und der unglückliche Ausgang für Genua. § 30-37, S. 1 95,5-20 1 ,6. Kantak. fordert den Rücktritt des Patriarchen. Dieser droht, den Ks. zu exkommunizieren, und prangert in einer Schmäh rede seine Verbrechen an. Der Grobheit wegen verschweigt Ag. das Schlimmste. 36
V. Inhalt dieses fünften Teiles im Überblick
§ 3 8 -42, S. 2 0 1 , 7-204,9. Kantak. stürzt den Patriarchen und ersetzt ihn durch Philotheos Kokkinos. Greg. will hören, was Ag. verschwiegen hat. Dieser berichtet nun über das Auftreten von Sufis und Derwischen am Hofe, und daß Kantak. Türken in Europa ansiedelt für den Kampf gegen seinen Schw. S. Ag. verläßt Greg. wieder (Ende des vierten Besuches) . Der Winter ( 1 3 53- 1 354) ist noch nicht ganz zu Ende. § 43, S. 204, 1 0-2 1 . Der Frühling steht bevor. Mt. Kantak. wird Mitks. und Nachfolger, er wird von Philotheos Kokkinos gekrönt. § 44-50, S. 204,22-2 1 0,2. Mt. Kantak. besucht Greg. und versucht, ihn für sich zu gewinnen. Er verteidigt seinen Vater vor allem damit, daß dieser das, was er tat und tut, getan hat und tut, weil es von der Vorhersehung so bestimmt war. § 5 1 -66, S. 2 1 0,3 -220, 1 8 . Greg. weist alles zurück und belehrt seinen Gesprächspartner über Vorsehung und freie Entscheidung, über Schicksal und Schuld. Mt. Kantak. geht enttäuscht weg, um seinen Eltern Bericht zu erstatten. Die Haftbedingungen für Greg. werden verschärft. § 67-68, S. 220, 1 9 -222, 1 3 . Greg. erlebt in seiner 'Zelle' das schwere Erdbeben vom 1 ./2. März 1 3 54, das große Verwüstungen anrichtete. Kap. XXIX S. 223 -265 § 1 -4, S. 223 , 1 -226,2. Zum Herbstäquinoctium kommt Ag. wieder (fünfter Besuch) . Er berichtet über Frühjahr und Sommer ( 1 3 54 ) . Durch das Erdbeben begünstigt besetzten die dort schon lebenden Türken die thrakische Chersones und plündern nun bis vor die Tore Kpls. § 5, S . 226,3 -20. Noch im Frühling fährt Joh. V. via Lemnos und Lesbos nach Tenedos, wo er einen Angriff des Kantak. abwartet. § 6 - 1 6, S. 226,21 -234, 1 1 . Pa lamas gerät in die Hände türkischer Pira ten. Er wird dem Sohn Orkhans vorgeführt, verspottet und homosexuell geschändet. Dies sei eine Strafe Gottes gewesen. Er wird Orkhan überstellt und aufgefordert, mit islamischen Gelehrten zu disputieren. Ein Rapport darüber, den er seiner Kirche geschickt hat, bestätigt die Wankelmütigkeit seines Denkens. Da er geschändet wurde, kaufen seine Anhänger ihn nicht frei ( bis etwa März 1 354) . § 1 7- 1 8, S . 234, 12-237,22. Ag. berichtet über weitere Beispiele der stra fenden Gerechtigkeit Gottes, namentlich über den Fall des Patriarchen Kal listos, der Asylanten aus der H. Sophia mit Gewalt hatte entfernen lassen. 37
EINLEITUNG
§ 1 9 -20, S. 23 6,7-2 3 7,22. Zur Sommersonnenwende versucht Kantak. vergeblich Joh. V. auf Tenedos in seine Macht zu bringen. § 2 1 -24, S . 237,23 -240,7. Im Namen vieler Freunde bittet Ag. Greg., zum Andenken der verstorbenen EirenelEulogia Chumnaina eine Toten klage zu verfassen. § 25-26, S. 240 , 8 -24 1 , 1 6. Zuletzt berichtet Ag. über eine Christen verfolgung in Ägypten und Arabien. Danach verläßt er Greg. wieder (Ende des fünften Besuches) . Hiernach berichtet Greg. wieder direkt selbst. Er fügt an dieser Stelle eine Klage ein, wie schlimm die thrakische Chersones um den Jahreswechsel ( byzantinisch 6 8 62/6 8 63 3 1 . Aug./ 1 . Sept. 1 3 54) bis hin nach Kpl. durch die Türken zu leiden hatte (24 1 , 6- 1 6 ) . § 27-30, S. 241 , 1 7-244,3 . Ende Herbst dringt Joh. V. i n Kpl . ein (29 . 1 1 . 1 354) . Das Stadtvolk erzwingt in kurzer Zeit, daß Kantak. und Gattin abdanken und Mönch bzw. Nonne werden ( 1 0 . 1 2 . 1 354) . § 3 1 -37, S. 244,4-248,20. 'Nachtrag' : Wie der Tag, an dem Joh. V. in die Stadt kam, für den Patriarchen Philotheos Kokkinos zu einem persön lichen Fiasko wurde und ihn lächerlich machte. § 3 8 , S. 248,2 1 -249, 1 0 . Überblick über die Machtverteilung im rho mäischen Restreich. § 39, S. 249, 1 1 -250,7. Philotheos Kokkinos wird abgesetzt; Kallistos kehrt auf den Patriarchenthron zurück (Anfang Febr. 1 35 5 ) . § 40-44, S. 250, 8-254,6. Greg. versucht Joh. V. zur Wiederherstellung der vorpalamitischen Orthodoxie zu bewegen. Darum kauft Kantak. Pala mas frei. Seine Tochter bearbeitet ihren Mann, ihrem Vater die Schande einer Niederlage des Palamas zu ersparen. § 45-46, S. 254,7-255,9. Durch den Sturz des Kantak. verhinderte Gott, daß dieser Palamit die Restaurierung der H. Sophia vollendete. Das tat nun Joh. V. § 47-48, S. 255,1 0-25 7,4. Greg. erörtert ausführlich die Maße des neuen Christusmosaiks. § 49-54, S. 257,5-262, 1 5 . Die Feinde des Patr. Kallistos versuchen ihn als angeblichen Massalianer zu Fall zu bringen. Er kann sich aber behaup ten, indem er sich dem Ks. gefügig zeigt. § 55-59, S. 262, 1 6-265 , 1 8 . Um das Interesse eines lateinischen Bischofs zu befriedigen, organisiert der Ks. eine Diskussion zwischen Palamas und dem völlig unvorbereiteten Greg. (ca. März/Frühsommer 1 3 5 5 ) . Greg. =
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VI. Praktische Hinweise
notiert dazu, daß er darüber einen detaillierten Rapport verfaßt hat, den er anschließend vorlegt ( Kap. XXX-XXXI der Rh. Hist. ) . =
VI . PRAKTISCHE HINWEISE 1 . Allgemeines Was ich in Bd. IV S. 1 1 - 1 8 zur Textgrundlage dieser Übersetzung, zu Vor- und Rückverweisen innerhalb derselben, zur Verwendung transkri bierter griechischer Wörter und zu (über)langen Anmerkungen gesagt habe, gilt mutatis mutandis auch für diesen Bd. Insbes. habe ich wieder dem Vergleich der Darstellung des Greg. mit der seines kaiserlichen Kon kurrenten Kantak. viel Platz gewidmet. Letzterer sieht und interpretiert die gleichen Geschehnisse, über die Greg. berichtet, erheblich anders und darum ist die Lektüre nur einer dieser bei den historischen Quellen wenig sinnvoll. Daher hielt ich es für angebracht, in vielen und langen Anmer kungen immer auch die andere Sicht und Deutung des Kantak. in enger Anlehnung an dessen Text vorzulegen. Dazu dienen die häufigen Zitate und die vielen (oft verkürzenden) Zusammenfassungen längerer Textpassa gen aus dessen Werk. Kantak behandelt die Jahre 1 3 5 1 - 1 354, um die es hier geht, in seinen 'Historiae' Lib. IV. § § 22-42, ed. Bonn. Bd. III S. 1 62-308. Für alles, was ich aus Kantak. zitiere, kürzer oder länger wiedergebe oder irgendwie andeute, verweise ich auf Bd., Seite(n) und Zeile(n) der Bonner Ausgabe. Der Band ist, wie bei Greg. , fast immer Bd. III und den Namen Kantak. habe ich, ebenfalls wie bei Greg. , nur vorgefügt, wenn nicht aus dem Kontext klar ist, daß ich auf ihn verweise. 2 . Einige Abkürzungen Die meisten in den Anmerkungen benutzten Abkürzungen sind, auch wenn sie nicht alle im Duden stehen, auch ohne Erläuterung klar, wie etwa « insbes. » oder « 5 . » usw. Nur einige wenige, auch einige für bestimmte, häufig wiederkehrende Eigennamen seien hier aufgelistet. Ag. Agathangelos (zu ihm s. ob. § IV) Bd. I / II / III / IV Bd. I usw. dieser Übersetzung =
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EINLEITUNG
v. D. van Dieten gg. gegen gr. griechisch Greg. Nikephoros Gregoras, der Autor dieser Rhomaike Historia Kantak. loh. VI. Kantakuzenos, byz. Gegenks. 1 3 4 1 - 1 3 54 und Autor apologetischer Memoiren mit dem Titel Historiae Kath. kr. Katholikos krites ( Reichsoberrichter) s. dazu Bd. II. 1 S . 3 0 8 Anm.275 Kpl. Konstantinopel Mt. Matthaios der Evangelist oder gemäß Kontext Matthaios Kanta kuzenos, ältester Sohn des loh. VI. Kantak. Reg. je nach Kontext Regesten oder Register (Index) Schw. M. Schwiegermutter ( Kaiserin Eirene, Gattin des loh. VI. Kan tak. ) Schw. S. Schwiegersohn ( sc. des loh. VI. Kantak.; j e nach Kontext: l . loh. V. Palaiologos, 2 . Nikephoros 11. (Angelos ) Dukas v. Epirus, 3 . Ork han v. Bithynien) Schw. V Schwiegervater (Joh. VI. Kantak.; vgl. Schw. S . ; die Schwieger töchter die Gattinnen der Söhne Mt. u. Manuel des Ehepaares loh. VI. Kantak. x Eirene Asanina spielen bei Greg. keine Rolle) . =
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NIKEPHOROS GREGORAS: RHOMÄISCHE GESCHICHTE ZWEITER TEIL
KAPITEL
XIII
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XXIV DES GANZEN WERKES (FORTSETZUNG)
3 . Als der Herbst schon zu Ende ging und das Fest bevorstand, das meine Gefängniswärter alljährlich zu Ehren der ganz reinen Gottesmutter begehen, und viele Männer zugleich in bunter Mischung im Heiligtum ein und ausgingen, wußte ein Mann von edler Herkunft, einer meiner alten Schüler und besten Freunde, als schon die zweite Nachtwache angebro chen war, unbeobachtet durch irgendein Türchen in mein Domizil vorzu dringen. Der Zufall wollte nämlich, daß j ene Nacht gerade mondlos war, weil die beiden Himmelsleuchten damals / (4) in einem Tierkreiszeichen, dem Schützen, verweilten und nur knapp etwa fünfzehn Grad (gr. moirai) voneinander entfernt waren. Denn nach dem Zusammenkommen entfloh der Mond der Sonne schon wieder und konnte der Erde noch nicht wieder, auch nicht für einen kurzen Augenblick, ein wenig vom Leuchten seiner Strahlen spenden. 1 Ich bemerkte also ein ungewohntes und fremdes Geräusch und war zuerst entsetzt wegen der mitternächtlichen Zeit. Und auch als ich mir daraufhin Licht geholt hatte und sehen konnte, glaubte ich noch keineswegs in dem Mann einen meiner Bekannten vor mir zu haben; soviele Jahre waren schon über seinen Aufenthalt in der Fremde vergan gen, daß die Merkmale seines Anblicks aus meinem Gedächtnis ent schwunden waren. Er aber erkannte mich zweifelsfrei, als er mich sah, seufzte tief in großer Erregung und sandte aus seiner innerlich merklich betrübten Seele wie aus einem rußgeschwärzten Ofen durch den Mund sozusagen einen reichlichen und undurchdringlichen Rauch empor. Sogleich fiel er mir um den Hals, umarmte mich und konnte seine Tränen nicht länger bezwingen. Auch konnte er es kaum noch abwarten, solche Dinge zu sagen, wie man sie von sich gibt, wenn die Seele in einer aus Schmerz und Freude gemischten Stimmung ist, von widerstreitenden Gefühlen beherrscht wird und ihr Zustand immer wieder die Farbe wech selt. So hob er denn die Hände in die Höhe und sagte: «Ich danke Dir, Gott 41
UBERSETZUNG: KAPITEL XXIV
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aller Dinge, daß Du es mir geschenkt hast, bevor ich sterbe, den Geliebten zu sehen, den ich bis zu diesem Augenblick immer über alle angenehmen Dinge des Lebens / ( 5 ) gestellt habe. Durch diese übergroße Freude laufe ich denn auch j etzt Gefahr, gewissermaßen mich selbst zu vergessen und nicht mehr genau zu wissen, ob mir diese gewaltige Freude im Schlaf oder in wachem Zustand widerfährt; so stark und geradezu unheimlich ist das Gefühl, das meine Seele durchdringt. Es scheint mir etwas besonders Schö nes, alle bisher gemachten langen Reisen über Land und Meer und die so unberechenbaren Irrfahrten des Lebens, die mich lange Zeit in ihrem Dien ste mit unendlichen Mühen überschüttet haben, Lebewohl zu sagen und nun hier, verehrtes Haupt, vor deinen Füßen das elende Leben zu been den » .2 Während der Mann also viel Derartiges sagte und zugleich Ströme von Tränen aus seinen Augen aufquellen ließ, richtete ich meine Blicke aufmerksamer auf ihn, und so ganz allmählich sammelte auch ich gewisse Spuren von Erkennungsmerkmalen, so daß auch ich endlich spät erkannte, wer er sei, und auch meine Augen sich mit Tränen füllten und auch ich die mit Schmerz vermischte Erquickung erntete. Denn auch aus Freude quellen gelegentlich heiße Tränen hervor, wenn der Rauch des Trübsinns sich auf löst und durch die entgegengesetzte Gemütsbewegung vertrieben wird. Es ist, als ob die Natur die salzige Brühe des Schmerzes durch die Kanäle der Augen entleert und j ene Schwere abschüttelt, als ob sie ein unrechtmäßiges und untergeschobenes Schicksal und eine Krankheit des Denkens wäre. Es war wahrhaftig der älteste / ( 6 ) der Söhne des Kallistratos, und der Mann hieß Agathangelos.3 Allmählich faßte sich jeder von uns und ließ sich vom anderen seine Geschichte erzählen, außer allem anderen insbesondere, was die Wechselfälle des Schicksals der Kirche Gottes und dem Staat an unge wissen Mißgeschicken gebracht hatten, weil Gott dies wegen des Verrats an den rechtgläubigen Dogmen der Väter zuließ. «Denn dieser » , so sagte ich, « ist auch dir, wie ich annehme, wohl nicht verborgen geblieben. Ich erinnere mich nämlich, daß du noch hier warst und genau wußtest, wie Palamas schwanger ging und in Wehen lag mit der Schlechtigkeit seiner Lehren von Vielgötterei und Gottlosigkeit. Irgendwo spie er diese Dinge auch aus und dazu alles, was die Menschen einst einzeln und zu verschie denen Zeiten in einer bunten Vielfalt von häretischen Denkschriften an Bosheit erfunden haben. Wenig später gebar er das alles auch, brachte es ans Licht und nährte es, wobei jene, die damals im Staate schalten und walten konnten, die Hebammen waren.4 Darum auch brach das große 42
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weithin berühmte Heiligtum zusammen, brach zugleich auch jener gött liche Opferaltar zusammen, weil Gott mit diesen Ereignissen seinen Zorn an die Wand malen wollte, den er wegen dieser verbrecherischen Gott losigkeit hegte.5 Aber das Gute zu tun, lag ihnen auch weiterhin fern, das Böse j edoch konnte nicht ausbleiben. So wurde der Staat der Rhomäer, wie du siehst, in ein fortwährendes Chaos gestürzt, und der von Gott gehegte Zorn wollte nicht / ( 7) zur Ruhe kommen.6 Darum auch bin ich heute ein Gefangener, weil ich mich, so gut ich kann, der Gewalt der Gottlosigkeit widersetze. » 4. Nachdem ich dieses und ähnliches erörtert hatte, wollte ich von ihm erfahren, wie es ihm während seines fast zwanzigjährigen Aufenthalts außer Landes ergangen war/ wie er gelebt hatte, wo die inzwischen ver gange ne Zeit ihm eine Bleibe verschafft hatte und welcher Art. «Du weißt, » sagte ich, «daß ich Geschichtsbücher schreibe und deshalb mit großem und sehr sorgfältigem Eifer allerhand Dinge in 'Erfahrung zu brin gen versuche, die die Zeit uns, wenn wir genau hinschauen, immer vor Augen führt und wovon wir immer wieder durch das Studium derer, die mal von hier, mal von dort zu uns kommen und sich mit uns unterhalten, Kenntnis erhalten. Diese Konversation vermittelt uns die Erzählungen über alles, was j eder hörend oder sehend in sich aufgenommen und dem Vor stellungsvermögen seiner Seele eingeprägt hat. Wunderbar hat, wie mir scheint, der berühmte Kyniker Diogenes gesagt, daß die Beschäftigung der Beschäftigungslosen im Liebesspiel mit j enen Dingen besteht, die sie besonders interessieren. 8 Denn weil das unruhige Treiben draußen sie wenig oder gar nicht zu fesseln vermag, scheint mir die Bewegung der Seele in Muße Müßiggang. Mir war es vergönnt, aus der Befreiung vom Theater draußen, die mir der Prometheus meiner Gelehrsamkeit verschaffte, wie auch immer die Muße für eine doppelte und dreifache Liebe zu gewinnen. 9 Denn erstens zögere ich nicht, mich mit den Leuten, die z u verschiedenen Zeiten zu mir kommen, über alles, was zeitgemäß und nützlich zu sein scheint, zu unterhalten, zweitens / ( 8 ) korrespondiere ich mit denen, die einen Funken von Zuneigung zu mir bewahrt haben und mich aus der Ferne lieben, und drittens sammle ich alles, was dem Ziel der Geschichts schreibung dienlich ist. 1 0 Denn die Seele freut sich irgendwie, wenn sie von anderer Hand eine fesselnde Darstellung entlehnen kann, die sie zu den schönsten geschichtlichen Ereignissen geleitet. Aber eine unerträgliche Schwere der Übersättigung darf natürlich nicht auf ihr lasten. 43
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Denn Übersättigung bewirkt das Gegenteil des Gesangs der berühmten Seirenen und führt unversehens zur gleichen Bestrafung. 1 1 Letzterer bezau berte und verführte das Gehör durch die Süße seiner melodischen Harmo nie, fesselte so j eden, der irgendwann in den Genuß dieses Gesanges kam, und trieb ihn zu den Pforten des Todes. Dabei setzte er der Seele durch seinen melodischen Klang weiter nichts Nutzbringendes vor als den kurzen Gewinn eines ungezügelten Lauschens, das schweren Schaden zufügte. Wenn aber die Erzählung Gespielin der Bildung ist und, sozusagen jugend lich frische Verführungskraft besitzt, ist sie nützlich, freilich nur solange sie auch die Verhältnismäßigkeit zur Beraterin hat und die Laufstrecke kurz zu halten weiß. Sobald sie aber der Gier nach Übersättigung die Türen öffnet, sieht man sie sogleich zur eigenen Feindin werden. Sie füllt dann das Begehren der Seele mit großem Ekel und zerstört mit Brecheisen die ganze Anmut. Ich würde darum gerade jetzt mehr denn je, weil ich von j eder Tätigkeit / ( 9 ) und Betriebsamkeit frei bin und Muße genieße, gern alles von dir hören, was du mir vorsetzen möchtest von dem, was deine lange Reise zu Lande und zur See dir an Erkenntnissen gebracht hat. Nichts kann einem Menschen soviel Freude machen, wie die Dinge, wozu die Vorliebe der Seele von sich aus einen Hang besitzt. Es ist ja so, daß alle Dinge in der Welt allen als ein öffentlicher Untersuchungsgegenstand vorliegen und gewissermaßen wie Materie ohne Form die Menschen zum selbständigen Gestalten herausfordern, damit sie gewissermaßen als Schöpfer und Künst ler ihrer Modellierung und Ausformung auftreten. D ann wird man die Dinge gut oder schlecht nennen . und sie werden von sich aus mit einer Stimmgewalt, die j eden Donner übertrifft, zu Herolden der Gesinnung derer werden, die mit den Dingen arbeiten. 12 Wenn diese unsere Haltung auch anderen eigen ist, werden sie, wer immer sie auch sein mögen, davon Kenntnis erhalten; wenn nicht, gefällt auf alle Fälle mir persönlich in hohem Maße alles, was mit diesem Wissen zu tun hat. )} 5 . Das trug ich vor, und er fing zu erzählen an. «Es dürfte schwer sein, » sagte er, «detailliert alles zu berichten, wie es mir ergangen ist. Aber sum marisch das Wichtigste zu erzählen, das will ich von mir aus keinesfalls verweigern, denn das ist gar nicht schwierig. Du weißt ja wie kein anderer, wie ich einst lange Zeit sehr danach verlangte, dieses mein Vaterland für eine Auslandsreise zu verlassen, um allerhand Dinge zu erforschen, / ( 1 0 ) insbesondere Städte und Häfen und ihre wechselseitige Lage, sowie die ganze Gestalt der Erde, weil diese Dinge von größtem Nutzen sind für 44
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die Wissenschaft der Astronomie. Was mich aber am allermeisten über redete, meine Abreise zu beschleunigen, das war der Schiffbruch der Kir che, das waren die ganzen Krankheiten, die aus diesem Grunde damals den Staat heimsuchten. Denn gerade das, was damals am ehesten die Lage des Staates hätte retten können, wurde zu j ener Zeit am allermeisten bedrängt und war in einem sehr desolaten Zustand, ich meine die Sache der Recht gläubigkeit. Die Kirche tauschte damals die Dogmen der Väter ein für j ene des Palamas und der kranke Staatskörper sagte j eder guten Hoffnung Lebewohl. 13 Die Rohheit und der Bildungsmangel der führenden Männer verschacherten übermütig sogar die Wahrheit und schnitten unerbittlich die einzige Hoffnung auf Rettung für unser Geschlecht ab. Als ich also sah, daß der Zorn Gottes sich in Umrissen zeigte und sich gewissermaßen noch in Windeln und an der Brust versteckt hielt, 14 glaubte ich, das Land wech seln zu sollen, ehe ich erleben müßte, wie dieser Zorn mit aller Macht in offenem Felde gegen die Ungerechten ausziehen würde. Wer über einen klugen Geist verfügt, muß immer auf die Zeit achten und sich nicht mit zufälligen Zeitumständen einlassen, die keinen festen Untergrund haben, und vor allem dann nicht, wenn über den unsterblichen Tod der unsterb lichen Seele bestimmt wird. Er soll auch nicht / ( 1 1 ) bei den gegenwärtigen Annehmlichkeiten stehen bleiben, sondern sich um das künftige Gut küm mern und sich nicht aus Angst den Lügen der Gegenwart beugen, sondern mit der Waffe der Wahrheit dem trügerischen Treiben des Bösen Einhalt gebieten. Er soll das, was Haß verdient, nicht an die Stelle dessen setzen, was man ersehnen soll, und sich lieber das Nützliche als das Schädliche zum Hausgefährten wählen. 6 . Als also die Sonne gerade die Frühlingswende vollzog ( 1 342 ), fand ich ein Schiff, das nach Ägypten auslaufen sollte, und ich ging sofort freu dig an Bord. Am nächsten Tag hoben wir den Anker und verließen den Hafen von Byzanz, um nach einer Woche in den Hafen von Rhodos ein zulaufen. Dort verbrachten wir viele Tage, da der günstige Wind fehlte, und ich durchstreifte die Insel und besichtigte fleißig alles Sehenswerte. Von dem berühmten Kolossos 1 5 ist kein Andenken geblieben. Nichts läßt auch nur vermuten, daß es ihn je gegeben hat, wen auch immer er darge stellt haben mag. Kein Stückchen Bronze, kein Rest einer steinernen Basis, wenn es sie gegeben hat, nicht der geringste Überrest vom Ganzen ist zurückgeblieben. Die alten Städte sind teils durch Erdbeben zerstört wor den und untergegangen, darunter als schönste die mit der Insel gleichna45
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mi ge Stadt Rhodos, wovon die Einheimischen uns die Spuren zeigten. Andere Städte, die überlebt haben, existieren weiter und stehen noch in glänzender Blüte. Dazu gehören, wie ich aus gewissen Merkmalen erschloß, / ( 12 ) Lindos, Ialysos und das strahlend weiße Kameiros, derer die Muse Kalliope des gebürtigen Melesiers Homer gedenkt. 1 6 Die Insel bewohner, das heißt die meisten, waren unsere Stammes brüder und ortho doxen Glaubens, und sie sprachen dieselbe Sprache wie wir. Sie sind Söhne jener vor nicht sehr langer Zeit gestorbenen Männer, die schwer gekämpft haben im Krieg gegen die Lateiner, als diese mit Kriegsschiffen und Waffen aller Art angriffen. Sie wurden aber wegen ihrer geringen Zahl besiegt und haben sich ihnen widerwillig unterworfen. 1 7 Einige von ihnen leben noch in ihrem hohen Alter und denken immer an das frühere Glück zurück. Sie setzen es den Fremden, die dort vorbeikommen, als eine süße Erzählung vor. Sie behaupteten nun zwar in gewissem Sinne unglücklich zu sein, da sie die Freiheit für das Sklavenjoch eingetauscht hätten, aber auf der ande ren Seite glücklich, weil keine Feinde von außen die Insel noch belästigen könnten. Denn die Herrscher der Insel 1 8 seien es gewohnt, ihr Leben in der Rüstung und mit allem, was das Kriegshandwerk betrifft, zu verbringen. Außerdem herrsche auf der Insel Gesetzlichkeit im öffentlichen Leben und bei den Gerichten. Vorteilnahme gebe es kaum, und dazu genieße die Insel ein bekömmliches Klima, besitze sehr günstig gelegene Häfen und Werften, so daß man alle, die von wo auch immer zum Zwecke des Handels anlau fen wollen, problemlos empfangen könne. Darum auch sei das Angebot käuflicher Waren für Reich und .Arm im Überfluß vorhanden, so daß die Bewohner ein unbeschwertes Leben führen. Ob aber / ( 1 3 ) deswegen die geheimen hellenischen Mythen die Erzählung enthalten, daß einst die Wol ken bei den Rhodiern Gold regneten, davon weiß ich jedenfalls nichts; wenn aber j emand es besser weiß als ich und durch Eingebung von oben von diesen Vorstellungen eine bessere Kenntnis hat als ich, soll er es sagen. 7. Genug. Schon schritt der Frühling fort und die Pleiaden fingen an, Herolde und Vorläufer des Tages zu werden. 1 9 D aher bekamen wir denn auch günstige Winde und liefen aus, und wir erreichten in fünf Tagen eine große und sehr wohlhabende Stadt, ich meine Alexandria, das fünftausend Stadien von Rhodos entfernt ist und, wenn man in die herakleotische Nilmündung einfahren will, auf der rechten Seite liegt. 20 Der Nil ist der größte der Flüsse und bewässert ganz allein Ägypten von der Mitte aus. Er entspringt irgendwo oben und kommt, indem er sich um das Land schlingt, 46
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ohne daß er Wasser verliert, herunter bis nach Babyion, das irgendwo beim sogenannten Delta liegt.21 Von da ab verteilt er sich über neun Mündungen und ergießt sich in das ägyptische Meer. Von diesen Mündungen heißt die nordwestliche (gr. » die nach Sonnenuntergang und Abendwind die gende» , die herakleotische. Ein wenig südlich von der genannten Mün dung liegt die hochberühmte Metropole Alexandria. Auch diese habe ich, soweit es möglich war, besichtigt und mich an ihren wichtigsten Sehens würdigkeiten ergötzt, wie es mir paßte, und bin dann, / ( 14) nach dem Aufgang Orions und des Hundssterns, von dort aufgebrochen, weil ich die legendären Pyramiden besichtigen und sehen wollte, ob es in Ägypten eine Stadt mit dem Namen 'Theben mit den hundert Toren' gäbe.22 Zudem wollte ich auch Gespräche führen mit den Priestern der Ägypter, die deren heilige Schriften kennen und erklären. Du weißt j a, wie alte Bücher uns überliefern, daß sie eingeweihte Jünger der Weisheit seien.23 Das alles stellte sich aber als Tagträume heraus.24 Es sind Dinge, von denen nur die Namen überleben, die im Leben der Menschen immer fortgewälzt werden und durch die Ohren ausgesät in kleinlichen Gehirnen dort (ent sprechende) Sehnsüchte ernähren. 8. Es war schon Mitte Herbst ( 1 342 ) , als ich nach Palästina kam zur Besichtigung der Orte und Städte, die die Spuren der Füße des Erlösers in sich aufnahmen. Als ich auch dort nach Möglichkeit die glühende Sehn sucht meiner Seele befriedigt hatte, reiste ich nach der Wintersonnenwende von dort weg.25 Ich ließ Arabia felix mit seinen Bergen östlich und rechts von mir liegen26 und begab mich zu den landeinwärts gelegenen Städten von Koile Syria.27 Nach vielen Ausflügen in diesem Gebiet erreichte ich Damaskos, das unter den vielen Städten dort herausragt, insbesondere durch die große Zahl seiner Einwohner, die demokratische Ordnung der Märkte und die gute Einrichtung des Staates. D azu kommt noch die hohe Intelligenz seiner Bewohner. Diese sind bestens geübt für erstklassige Lei stungen, so daß die Stadt nicht weit hinter j ener großen Stadt der Alexand rier zurückbleibt. Und wenn nicht aus irgendeinem anderen Grund, so doch sicher aus diesem einen, daß die Religion dort / ( 1 5 ) freier ausgeübt werden kann, verdeckt D amaskos es leicht, wenn es ein wenig hinter Ale xandria zurücksteht, und es kann um so mehr das im Vergleich zu ihr pompösere Erscheinungsbild hervorkehren. Wenn es um Waffen und mili tärische Einrichtungen geht, um Strukturen der politischen Führung, um Marktaufsicht und Rechtspflege, wird man wohl Alexandria den ersten 47
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Platz zugestehen, aber was Wissen und j ede Art von Bildung betrifft, wodurch die Damaskener mehr als die Alexandriner ihre Gesellschaft auf die Hellenen zurückführen können, 28 und auch wegen der größeren Reinheit und Religiosität wird j eder zugeben, daß Damaskos Alexandrien bei weitem übertrifft. Aus diesem Grund habe ich mich dort und in den Städten rundum aus freier Wahl und gern drei Jahre ( 1 343/4-1 345/6) auf gehalten, besonders auch, da dieses Land von Kriegen mit anderen Völkern und ähnlichen Schrecken verschont blieb. 2 9 9. Von dort kam ich zu den Küstenstädten von Phönikien. Auch mit ihrer Erforschung habe ich ein ganzes Jahr ( 1 346) zugebracht. Danach reiste ich weiter nach Antiochien, der größten Stadt von Syrien, die von Antiochos, dem Sohn des Seleukos, gegründet wurde.30 Dieser herrschte nach Alexander nicht nur über dieses Syrien, sondern auch über das Baby Ion der Semiramis, und außerdem über Assyrer, Perser, Meder und das ganze Gebiet j enseits von Susa und Ekbatana. 3 1 Diese Stadt empfing, wie ich höre, von alters her als erste das rettende Evangelium direkt von den heiligen / ( 1 6) Aposteln3 2 und ich sah mit Freude noch Zeichen von glühender Frömmigkeit der Seelen. Gerade darum, mehr als um die übri gen schönen Dinge, worüber die Stadt verfügt, habe ich sie besonders bewundert. Denn von allen Seiten und überall hat dort eine fremde Reli gion alles durchsetzt und Überhand gewonnen, weil die Herrschaft der Araber von Ägypten aus, oder besser von Kyrene und der Pentapolis und den noch j enseits davon liegenden Gebieten aus bis hinter Antiochien reicht. Und so kommt es, daß überall im Lande auch die Wahrzeichen der arabischen Religion (des Islam) vorhanden sind.33 Aber ich sah selbst, wie jene Antiochener, die sich entschieden hatten, gottesfürchtig zu leben, an den Lehren der Religion der Väter absolut standhaft festhielten, wenn es sein mußte bis zum Tode. Ich habe für ihre Haltung immer noch die größte Bewunderung und ich führte ihre Geisteshaltung sofort auf die Erinnerung an die alten Zeiten zurück.34 10. Genug davon. Nach kurzer Zeit brach ich wieder auf und reiste von dort nach Issos, wo die kilikischen Pässe die taurischen Berge, man könnte fast sagen naturgemäß berühren. Denn das Gebiet zwischen dem Meer und j enen Bergen ist so schmal, daß diese Pässe von den Alten sowohl die issischen wie die syrischen genannt wurden.35 Auch liegt dort eine Stadt, die älter ist als Antiochien und gleich sehr vielen anderen Alexandria heißt.36 Sie wurde als erste von Alexander gegründet, sozusagen als Denk48
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mal des Sieges, den er an j ener Stelle über den Perser / ( 1 7) D areios erkämpfte, der aus Babylonien und den höher liegenden Gebieten unzäh lige Berittene hatte anrücken lassen und alle Waffen Asiens dort zusam mengezogen hatte. Er hatte sich beeilt, um, ehe Alexander dort durchge zogen sein würde, mit der Masse jenes Heeres die Durchgänge der genann ten Engpässe abzuriegeln. Aber damit hatte er sich, ohne es zu bemerken, mehr seinen eigenen Untergang als den Alexanders ausgedacht. Er führte eine Unzahl von Truppen mit sich und hätte seine Schlachtreihen in offe nen und flachen Ebenen aufstellen sollen, um so mehr da er nach väter lichem Brauch auch Frauen und Kinder, sogar sein ganzes Königshaus mitführte. Aber er tat genau das Gegenteil. Die so große Reiterei, die mit großem Ungestüm dahineilte, konnte sich in den Engen weder leicht vorwärts und rückwärts bewegen, noch sich wenden, sich zusammenzie hen oder schnelle Kreisbewegungen und Manöver durchführen, sondern sie behinderten und zertrampelten sich gegenseitig und fielen unüberlegt übereinander her.37 Aber genug darüber. /
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KAPITEL XIV
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XXV DES GANZEN WERKES
1 . Aus zwei Gründen wollte ich eigentlich noch weiter reisen, zum einen, um zu erfahren, bis wohin in jenem fremden Land das Geschlecht der Christen reichte und bei wievielen Völkern dort es noch in Sicherheit lebte und inmitten der Gottlosen noch an den orthodoxen Dogmen der Väter in ihrem einfachen und wahren Sinne festhielt, zum anderen aber auch, weil ich sehen wollte, ob es bei den Chaldäern und Persern noch irgendwelche Reste ihrer berühmten alten Weisheit gäbe.38 Davon hielten mich aber die angesehensten Hierapoliten ab. Bis zu ihrer Stadt, die etwa hundertzwanzig Stadien vom Meer entfernt liegt, war ich nämlich schon gekommen.39 Sie prophezeiten mir, daß die vor mir liegende Strecke wegen der fremdsprachigen Einwohner nicht bequem zu bereisen sein würde, und auch wenn der Weg dorthin bequem wäre, seien sowieso im Lande der Chaldäer und Perser überhaupt keine Spuren und keine Merkmale jener berühmten Weisheit mehr vorhanden. Seit sich das skythische Volk / ( 1 9 ) von irgendwo oben a u s nördlichen Quellen wie das Wasser eines weiten Meeres über das Land ausgegossen und die Perser und Meder und sozu sagen das ganze dortige Asien bis hin zu den Indern im Osten und den 49
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXV
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Arabern im Süden unterjocht habe, wurde nicht nur der größte Teil der dort heimischen Völker ausgelöscht und starb aus, sondern auch die gan zen Grenzgebiete zwischen den Völkern sind nun verwischt und nur noch schlecht auszumachen.40 Wenn je, dann sei für mich gerade j etzt die Reise dorthin nicht zuträglich, weil seit kurzem Aufruhr und Streit um die Vor herrschaft sich auch der Skythen selbst bemächtigt hätten, da ihr oberster Herr gerade gestorben sei.41 Als ich das zu hören bekam und ich auch selbst sah, daß die gleiche grassierende Verwirrung auf die Araber über griff, da auch der Pharao von Ägypten vor kurzem gestorben war und seine Söhne sich gegeneinander erhoben42 und überall in Ägypten und Arabien alles durcheinander geriet, entfernte ich mich schleunigst von dort, kehrte um und begab mich zurück nach Kilikien. Dort war die Lage in bester Ordnung43 und das Land ist groß und sehr reich. Ich stieß denn auch auf viele nahe beieinander liegende Städte, darunter an erster Stelle Tarsos, wo sich auch der Patriarch von Antiochien meistens aufhält. Zu den Vorteilen, die diese Stadt genießt, gehört außer anderen vor allem, daß der Kydnos dort ruhig vorbeiströmt. Wie man sagt, hat auch / (20) j ener große Ale xander dort gebadet, weil allein schon der Anblick ihn dazu verführte. » 44 2. Er wollte mir noch mehr Derartiges aneinanderreihen, aber ich unter brach ihn und schnitt die Fortsetzung seiner Erzählung ab. Ich bat ihn, seinen Bericht noch einmal anzufangen und meine Fragen über die Patriar chen und Bischöfe zu beantworten, denen die Aufgabe zugefallen war, j ene Provinzen so fromm wie möglich zu lenken und zu verwalten. Ich tadelte den Mann heftig wegen seiner Unachtsamkeit. Denn er hatte sich sehr bemüht, in aller Ausführlichkeit Dinge zu erzählen, worüber ich es nicht gerade nötig hatte, etwas zu hören. Dafür hatte er die Erwähnung der Dinge, worüber ich der Rechtgläubigkeit wegen morgens, mittags und abends gerne etwas gehört hätte, lieber als daß man mir Scheffel voll Gold des Lyders Kroisos brächte45, in tiefe Abgründe des Vergessens ver senkt. Er tat, als ob er es nicht selbst gewesen wäre, der den Schiffbruch der Kirche zum Ausgangspunkt seiner Erzählung gemacht hätte, weil er erkannte, wie die neuen und abscheulichen Lehren des Palamas sich ein schlichen und die Rechtgläubigkeitsnormen der Väter verdrängten, und als ob er dies nicht selbst als den Grund genannt hätte, warum im Staate sich alles zum Schlechten wandte und er selbst ungewollt von hier fortgegangen war.46 Ich sagte also: «Mein bester Freund Agathangelos, welche andere Geschichte ( als die der bedrohten Orthodoxie) hättest du zusammentragen 50
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXV
sollen, welche bessere und wertvollere Erzählung hast du geglaubt mir von auswärts mitbringen zu können als diese, / ( 2 1 ) die zugleich deinen recht gläubigen Landsleuten eine höchst erfreuliche Wegzehrung sein soll ? Denn sie alle verlangen nur zu sehr danach zu erfahren, in welchen Zustand die Kunde des hiesigen Unglücks der Kirche Gottes auch die Menschen dort versetzt hat, weil die hiesigen Machthaber sich beeilen, mit sonderbaren Schriftstücken die Gläubigen in aller Welt zu betrügen, und sich befleißi gen, allenthalben Kumpanei und Zustimmung in dieser Bosheit als Sieges zeichen davonzutragen. » 3 . Als ich dies erörterte, antwortete Agathangelos: «Mir aber schien es besser, mein göttliches Haupt,47 diese Dinge am Ende meiner Rede zu erörtern und sie gleich getrennt vom übrigen für sich zu behandeln. Dann kann man nicht zwischen den Zeilen etwas mißverstehen, das die Sachen durcheinander bringen kann. Denn ich bin irgendwie zu der Auf fassung gekommen, daß, schlicht gesagt, die Geschichte der Kirche irgend wie eine andere ist als die allgemeine Geschichte der Welt und daß diese wie j ene eine eigene Behandlung verlangt, und j ede ein für sich zu betrei bendes Studium ist, weil j ede von bei den sich mit unterschiedlichen und nicht mit den gleichen Sachen befaßt.4 8 Du aber hast dich dafür entschie den, eine doppelte und keine einfache Arbeit auf dich zu nehmen, und es für gut befunden, was in bei den in die gleiche Zeit fällt, in einem Buch zusammen zu behandeln, und darum darf wohl auch ich nicht zögern, die Geschehnisse der gleichen Zeitspanne alle miteinander zusammenfassend zu erzählen. Ich hatte vorher, ehrlich gesagt, andererseits auch Angst, die Dinge auf j ene Weise (wie du willst) zu erzählen und durch Vermischung dieser S achen / (22 ) mit andersartigen deine Ohren zu quälen, wo du im Augenblick auch so schon so sehr leidest. Denn ich hatte keinen anderen Grund, nicht vor allem all das bei meinen ganzen Erinnerungen zurückzu stellen,49 worin, woher oder wie auch immer, ein Wermutstropfen verbor gen sein könnte. Aber wo ich nun höre, daß dieses dir viel lieber ist als j enes, will ich ab j etzt sofort deinen Willen dem meinigen vorziehen. Was sonst könnte ich j etzt überhaupt für günstiger halten, als dir den Gefallen zu tun, diese Dinge zu erzählen, wo es für mich nichts Leichteres und für dich nichts Schöneres gibt?5 0 4. So verteidigte sich mein Freund Agathangelos hinsichtlich dessen, worüber er geschwiegen hatte, und kündigte an, worüber er in der Fort setzung seiner Erzählung berichten wolle. Aus dem Vorausgegangenen 51
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXV
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würde er nur wenig wieder aufnehmen, weil das meiste schon gesagt war, aber für das, was noch kommen sollte, versprach er, nichts von Bedeutung auszulassen. Er erzählte also, daß er mit den örtlichen Bischöfen zusam mentraf, die es in den von ihm bereisten Städten und D örfern gab, und daß er insbesondere auch die Patriarchen selbst besuchte, Gregorios von Ale xandrien und Ignatios von Antiochien und als dritten den, der den Thron von Jerusalem innegehabt hatte, bevor in diesem Jahr Lazaros dorthin gekommen ist. « Den Namen des Mannes ( sagte er) habe ich vergessen. » 51 Er hatte sie mal hier, mal dort getroffen, / (23 ) an verschiedenen Stellen, wo jeder sich gerade aufhielt. Zu allererst, erzählte er, verspotteten sie ihn und setzten ihm mit Schmähungen zu und schienen seine Anwesenheit nicht zur Kenntnis zu nehmen und abzulehnen, sowohl j eder für sich, aber auch, wie auf Vereinbarung, genau so alle zusammen, und zwar wegen des von hier (Konstantinopel) ausgelösten Sturms wider die Lehre der Väter. So schnell war die Kunde dorthin gelangt und hatte wie der Atem eines wüsten Windes Ägypten und Syrien und Kilikien, ja man kann sagen alle Welt, wo nur christliche Völker ihren Wohnsitz haben, überzogen, ich meine die Kunde der gesetzeswidrigen und untergeschobenen Lehrstellungen des Palamas, und auf diese Weise war der zuvor namenlose und mühselig schuftende Mensch später berühmt geworden wegen seiner Boshaftigkeit. Denn, so heißt es, nicht nur eine tüchtige Tat macht berühmt, sondern auch siegreiche Bosheit erntet unter Schlechten höchstes Ansehen.52 5. Aber er (Ag. ) habe, von allem Anfang an, vor jedem überall alles auseinandergesetzt, insbesondere daß er selbst in Sachen Rechtgläubigkeit wärmstens der gleichen Meinung zugetan sei wie sie und daß er eben aus diesem religiösen Eifer heraus ins Exil gegangen sei. Und diese Sinnesart, die ihn von dort vertrieben hätte, ließe ihn nun umherirren in fremden Gebieten. Als er also dieses und anderes immer wieder anderen Leuten auf die gleiche Weise erzählte und sich dadurch im allgemeinen und in Einzelheiten bei allen als standhafter Kämpfer für den rechten Glauben zu erkennen gab, bereute jeder seine vorherige vorschnelle Verstocktheit und ehrte ihn freudig / (24) um die Wette und gab ihm seinerseits sichtbare Treuepfänder der wahrhaftigen Eintracht in Sachen Religion. So zeigte ihm der (Patriarch) von Antiochien damals seinen schriftlichen Tomos, der das Bekenntnis zu dem uns allen gemeinsam rechten Glauben enthält und Palamas von der Kirche Gottes ausschließt, weil er untergeschobene und falsche Lehrsätze einführe, eben jenen Tomos, den er in Byzanz verfaßt 52
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXV
hatte, als er dort mit den Bischöfen um den Patriarchen Johannes (Kalekas) versammelt war, ihm zuhörte und an seiner Seite stritt, damals, als sie noch die Oberhand hatten, sowohl aufgrund der Wahrheit als auch weil ihr Gegner Kantak. noch nicht anwesend war; als man, wie er sagte, beschloß, j ene Krankheit, die gerade anfing, die reine Ernte zu befallen, im Keime auszurotten. 53 Diesen Tomos schlug er auf, wie Ag. sagte, und zugleich zeigte er die Zustimmung bezeugenden Unterschriften aller Bischöfe und Priester seines Sprengels, wie auch der sonstigen Elite, die der gleichen Meinung war. Auch der Inhaber des Stuhles von Alexandrien sei, wie er festgestellt habe, mit denen eines Sinnes zusammen mit allen ihm unter stehenden Bischöfen, wie auch der damalige Lenker der Kirche von Jeru salem. Es gab einfach niemanden, sagte er, der nicht Tadel im Munde hatte für die Byzantier wegen ihres Leichtsinns in bezug auf so Unverrückbares. 6. Den Patriarchen von Alexandrien bewunderte er ob seiner angebo renen Vernunft, die sich mit beständiger Ernsthaftigkeit verband, sich nicht zu unangebrachtem Ehrgeiz verführen ließ, noch / (25) wegen tiefer Unwis senheit zu der Sprachlosigkeit eines Ungebildeten eingeschüchtert werden konnte, sondern vielmehr aus praktischer Veranlagung Geschick und Stärke schöpfte. Als er von diesem Mann sprach, bewunderte er an ihm unter anderem auch den Spruch, daß vermeintliches Wissen sogar viele von denen, die es wissen könnten,54 daran hindere, zum wirklichen Wissen zu gelangen. Und diese augenscheinliche Kleinigkeit könne ohne Zweifel Häusern und Städten großen Schaden zufügen. Es beginne wie mit einem kleinen Funken und breite sich aus, ohne irgendwann zum Stehen zu kom men, weil die unruhige Feuersbrunst sich fortbewege, solange Überfluß von Brennstoff den Tisch reichlich decke . « D aher» , sagte er, «wirft man die Bestimmungen der Väter 55 um und tritt die Bindungen der kirchlichen Gesetze mit Füßen. Darum gibt es nichts Gutes, das sich aufrecht erhalten und nichts Schlechtes, das nicht auf der Wahrheit herumtanzen kann. Wenn Alleinherrschaft voll Eigendünkel eigenmächtig ins Feld zieht und mit den Begierden der Einbildung das Volk verführt, was für Gesundes wird sie wohl bewirken, was wird sie ungenutzt lassen von dem, was zum Schlechten aufreizt? Ein solches Gemeinwesen ist wohl weit davon entfernt, vor dem Untergang bewahrt zu bleiben und nicht wie ein Schiff ohne Steuermann durch die Meeresströme in die schlimmsten Gefahren getrieben zu werden. Und das ist seit alters weithin das typische Merkmal des Gemeinwesens der Byzantier. Mein Tadel bezieht sich nicht einfach auf 53
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die Wechselfälle, nein ich habe deswegen weiter zurückgeschaut und / (26) festgestellt, daß dies nicht nur auf Verirrungen des Staates, sondern auch und wohl eher in besonderem Maße hinsichtlich solcher der gläubigen Kirche zutreffe. Entweder haben diese dort (in der Kirche selbst) ihren Ursprung und ergießen sich von dort wie im steilen Falle auf die übrigen Städte und füllen sie ohne Mühe mit den schlimmsten Übeln, oder ziehen wie ein Schatten von irgendwo sonst (in die Kirche von Kpl. ) ein, nehmen dortselbst ihren festen Wohnsitz und tragen das Kolorit ihrer Bosheit offen zur Schau. 7. Ich wundere mich darum nicht, wenn dort etwas Abwegiges geschieht, sondern vielmehr, wenn nicht alles, was dort geschieht, abwegig ist. Wir hier (in Ägypten) versuchen ganz und gar nicht übermäßig klug zu sein in jener überflüssigen und gekünstelten Weisheit oder uns mehr als die göttlichen Väter zu bewähren/6 indem wir nach der neuesten Methode in wissenschaftlichen Diskussionen maßlos streiten, nein wir bleiben bei den von alters her vorzüglich aufgezeichneten Lehren, und was in Schweigen gehüllt blieb, wollen wir keineswegs auf irgendeine Weise anschneiden und mit unangemessenen Beweisführungen zu lösen versuchen. Wir, die wir hier die Herde zu hüten haben, gehen im Geiste unseren langen Lebensweg und führen auf die gleiche Weise unsere geistige Herde und haben den einzigen Schöpfer und Gott zum Lenker. Die Polytheismen und Atheismen des Palamas, oder besser, die Außerkraftsetzung der göttlichen Heilsord nung, man kann auch sagen die totale Zerstörung der Kirche, haben wir nicht angenommen und wir werden das alles auch nie annehmen, selbst wenn / (27) unzählige Feinde unzählige Hinrichtungsmaschinen und -werkzeuge vor uns aufstellen. Den Palamas selbst und alle, die so denken wie er, übergeben wir zusammen mit seinen Lehrsätzen, die auch wir irgendwie zu Gesicht bekommen haben, dem ewigen Bannfluch und dem Feuer. Den richtigen Beweis dafür hast du und wirst du selbst (vor Augen) haben, wenn du durch die hiesigen Städte und D örfer von Ägypten und Arabien, Phönikien und Syrien ziehst und die dort wohnenden Christen völker besuchst (und siehst), wie sie, obwohl sie inmitten von Gottlosen mit unreinen Lippen wohnen und den Waffen fremder Völker unterworfen sind, trotzdem der Unterweisung der hiesigen Bischöfe folgen und den heiligen Dogmen die von den Vätern ererbte Reverenz erweisen. » Es würde aber lange dauern, wenn ich alles der Reihe nach erzählen wollte, was jener göttliche Mann mir vortrug und was andere an anderen Orten und 54
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überall (mir sagten) und was vom gleichen Sinn für Ordnung und Vorsicht zeugte. 8. Gleichwohl verbrachte ich in j enen Gegenden sechs Jahre ( 1 342- 1 347) und fuhr dann mit vollen Segeln von Kilikien ab, um in zwei Tagen auf Zypern zu landen, wo ich mir vorgenommen hatte, längere Zeit zu bleiben, zum einen wegen der vielen schönen Dinge auf der Insel, darunter der gesetzlich verankerten und fremdenfreundlichen politischen Ordnung, 57 zum anderen vor allem, um j enen berühmten Mann zu besu chen, ich meine Georgios Lapithes, mit dem ich mich j edoch nicht sofort / (28 ) nach dem Verlassen des Schiffs noch am gleichen Tag treffen konnte.5 8 Denn er hatte sein Haus nicht irgendwo dort in der Nähe, sondern zwei Tagesreisen entfernt vom Hafen, wo wir damals eingelaufen waren. Zypern ist nämlich größer als die bekannte Insel Rhodos und hat auch nicht die gleiche (runde), sondern eine längliche Form. Und in der Mitte der Insel liegt ein Berg, dessen Spitze sich zu großer Höhe erhebt. Der Berg heißt Olymp und auf ihm entspringen die Quellen von drei Flüssen (gr. drei Q. v. E ) , wovon der größte Lapithos heißt und hinunterfließend die Leu kosia genannte Gegend durchschneidet und umspült, um seinen Strom in das nach Norden schauende Meer auszuspeien. Am Ufer dieses Flusses hatte der Mann seine Wohnstätte und darum hatte er auch selbst nach dem Fluß irgendwann den Namen Lapithes bekommen. Allein schon vom Anblick und der Größe der Behausung und der Gutsgebäude des Mannes erkennt man, noch ehe man ihn zu Gesicht bekommt, daß er nicht zu den kleinen Leuten und zur Volksmenge gehört, sondern vielmehr zu den ganz hoch Angesehenen und den Ersten der Insel. Man erkennt es aber noch besser an seiner Art und überhaupt an der Würde seiner ganzen Lebensführung. Feste und feierliche religiöse Versammlungen zierten sein Haus, wie auch reichliche Bewirtungen von Bedürftigen. Größte Fürsorge widmete er den christlichen Kriegsgefangenen, die dort oft herumgeführt wurden. Freigebig gab er das meiste und beste für ihre Freiheit aus und zugleich ermunterte er die anderen durch Unterweisungen / (29 ) in den göttlichen Schriften. Denn seine weitaus wichtigste Arbeit war es, die Christen in den Kirchen zu versammeln und sie in den Bräuchen eines gottesfürchtigen Lebens zu unterrichten, aber vor allem sie anzuhalten, ihre größte Sorge den Bedürftigen zu widmen, so daß durch ihn die ganze Insel eine Rennbahn des Mitleids und des Glaubens wurde und am aller meisten ( ein Hort) der Freiheit für die Kriegsgefangenen. 9. In j ener Gegend (der Insel) liegen auch die Höfe und Güter des Königs59 und die 55
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ganze wunderschöne Pracht seiner Häuser. Denn dieser Teil der Insel ist der angenehmste wegen des Klimas und der sonstigen erquicklichen Lage der Örtlichkeiten. Wegen dieser Nähe besuchte Georgios Lapithes ihn ( den König) denn auch oft und genoß gar sehr die hohe Achtung und Verehrung des Königs, ganz allgemein wegen seiner vornehmen Art und besonders wegen der Weisheit, worin er alle übertraf. Auch der König selbst hatte sich nämlich in nicht geringem Maße in die Philosophie der Lateiner ver tieft. Er hatte deswegen immer viele lateinische Weisen um sich, aber mehr noch liebte er die Bildung (gr. die Muse ) des Georgios und den Umgang mit ihm. «Alleinherrscher (gr. Tyrannen) >> , so sagte er, « werden weise durch den Umgang mit Weisen» . Und weil er ihn ( G . Lap . ) hatte, war er über zeugt, beider Weisheit zugleich zu besitzen, die der Hellenen und die der Lateiner. Georgios war nämlich bestens bewandert in der Weisheit und in der Sprache beider (Völker ) . D arum hörte er ihm gern zu, wenn er in seiner Gegenwart / ( 3 0 ) mit lateinischen Weisen disputierte und sie mit den Pfei len beweiskräftiger Schlüsse aufs kräftigste beschoß und besiegte, insbe sondere wenn der Kampf die religiösen Dogmen der Väter betraf. Denn dann übergoß er (Lapithes) sie reichlich mit Beweisen aus den göttlichen Schriften und ließ sie gerade wie stumme Fische erscheinen. Gelegentlich drohte der König darüber in Zorn zu geraten, aber dann betörte er ihn wieder durch den Zauber (gr. die Seirene) seiner Worte und die unwider legbaren verschlungenen Gedankengänge der Wahrheit. Mit irgendwel chen listigen Methoden dieser Art beschwichtigte er auf schickliche Weise den Zorn der Seele des Königs und versetzte ihn wieder in hinreichend gute Laune. Es gab, kurz gesagt, niemanden, weder von denen, die von der hellenischen Bildung auch nur die geringste Ahnung hatten, noch von denen, die in der lateinischen Philosophie nicht ganz unkundig waren, der ihm nicht in jedem Gelehrtenstreit mit Abstand die Siegestrophäe zuer kannte. 1 0 . Was mich betrifft, hatte ich schon Kunde von dem Mann, ehe ich dorthin abfuhr. Nicht nur las ich hier öfter Briefe von ihm, die er dir von dort hierher schickte als Antwort auf deine Briefe und zur Einlösung seiner Freundschaftspflicht. 60 Aber ich hatte auch lange Lobpreisungen auf ihn gehört aus dem Mund von Leuten, die von dort kommen und oft hier anzutreffen sind. Doch hielt sich (damals) meine Bewunderung für ihn in Grenzen. Aber seitdem ich auf Zypern gewesen bin und bei ihm gewohnt habe und er deinetwegen den allergrößten Eifer auf die mir erwiesene 56
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Gastfreundschaft verwendete, / ( 3 1 ) sah ich diese Kunde, sozusagen, mit eigenen Augen und Ohren als lebend und atmend bestätigt, und ich erkannte den Mann durch eigene Erfahrung vollkommener, weil ich ein deutige Unterpfänder der Wahrheit erhielt, die die Kunde beinahe der Lüge überführte und klar zeigte, daß sie weit hinter dem Gebührenden zurück blieb. Am meisten von allem bewunderte ich aber die Gesinnung des Mannes und seine lautere Liebe zu dir.61 Er war so verliebt in deine Abhandlungen und Bücher, daß ich j edenfalls nicht imstande bin, es pas send auszudrücken. Immer nahm er davon in die Hand, was sich ihm im Augenblick der Suche anbot, und immer erfüllte ihn das mit Freude, und seine Gesichtszüge verrieten das innere Entzücken seiner Seele. Er wurde nämlich förmlich entrückt vor Freude und applaudierte zu den einzelnen Stellen und vergaß sozusagen, wo er überhaupt war. Gelegentlich schien er mit dir zu reden und mit dir persönlich zusammenzusein und dir zuzuhö ren, was es auch gewesen sein mag, was du ihm mit eigener Zunge vor trugst, und das vor allem, wenn er den Dialog zur Hand nahm, den du wegen des Kalabrers Barlaam verfaßt hast. Er legte aber auch großen Wert darauf und verwendete ganz und gar nicht weniger Eifer darauf, nicht nur für sich allein deine Werke zu bewundern, sondern auch in seinen Gesprä chen voll Bewunderung immer dein Lob auf den Lippen zu haben, sowohl in Gegenwart des Königs, wie auch, wo er sonst, mal hier, mal dort, mit Leuten umging und / ( 3 2 ) sprach. 1 1 . So hat er fast ganz Zypern auf dein Lob eingeschworen und zu deinen Herolden gemacht, noch ehe sie etwas von deinen Werken gesehen hatten. Sosehr auch verlangte er dich zu sehen und mit dir verkehren zu können, und sosehr beschäftigte er sich Tag und Nacht mit diesem Gedanken, daß er betete, weder er, noch du möchtest sterben, ehe er nach Byzanz gekommen sei. Das wollte und plante er schon lange, allein um dich zu sehen und mit dir zu verkehren. Absolut unge künstelt und lauter war immer in jeder Hinsicht seine Haltung dir gegen über und nie war in den Briefen, die er dir voll von langen Lobpreisungen auf dich immer wieder sandte, je irgendwo auch nur der geringste falsche Zug verborgen. Er zeigte mir auch alles, was du ihm auf dem Gebiet der Astronomie zu verschiedenen Zeiten geschickt hast, und ich war erstaunt, wie du ihm zuliebe soviele und so schwierige Arbeiten über diese Themen in wenigen Kompendia zusammengefaßt hast. Wahrhaftig, dieser Mann vernachlässigte auch das vier Bücher umfassende Werk über die Konstel lationen der Sterne nach Ptolemaios nicht, sondern dieses und alle Schrif57
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ten, die es über ähnliche Themen von älteren und j üngeren Autoren als Ptolemaios noch gibt, und alles, was einst Chaldäer und Perser schrieben, studierte er mit großem Eifer. Alles aber, was den von der Religion gezo genen Graben überspringt61a und den Fuß über ihre Grenzen setzt, das schüttelte er ab und spie es aus als nutzlos / ( 3 3 ) für die, die gottesfürchtig leben wollen. Alles aber, was sich auf gesunde Weise auf Ursachen und Gründe der Dinge richtet, das griff er freudigst auf. Das tat er, um nicht von den damit prahlenden Lateinern dort und vom König selbst in die Enge getrieben zu werden, die auf diesen Teil der Wissenschaft keinen oberflächlichen Eifer verwendeten. Denn die Araber von Ägypten sind dort nahe und kommen auch oft übers Meer, um den König zu besuchen zum Zwecke gelehrter Konversation und aus Ehrgeiz. Dieser geht bei j enen Arabern mit großer Prahlerei einher, und sie verwenden ihr ganzes Leben darauf (zu untersuchen), ob noch irgendwo eine Spur vom alten Wissen der Chaldäer gerettet wurde und übrig geblieben ist. Sie behaupteten nämlich folgendes. Alles, was dem Werden und dem Vergehen unterworfen ist, wird, wie vom Schöpfer bestimmt, vom Zustand und von der Bewegung der Himmelskörper beeinflußt und geformt, und von ihren Konstellationen und ihren Beziehungen zu den irdischen Dingen erhält der Fluß der Mate rie gewissermaßen seine Gesetze und seinen Rhythmus. D arum ist es not wendig, daß wir nicht nur Wert darauf legen, über das eine, sondern auch über das andere Bescheid zu wissen. Und gewiß würde der sich in eine Sackgasse der Wissenschaft begeben, der nicht die praktische Anwendung mit der spekulativen Betrachtung verbinden wollte oder umgekehrt. Weil die Philosophie in diesen beiden Formen betrieben wird, / (34) könnte wohl kaum j ener die Gründe der Dinge erkennen, sondern würde vielmehr weit davon entfernt bleiben, weise zu sein, dem es nicht einfällt, daß er die Geheimnisse der Philosophie in beiden Formen verfolgen muß. 1 2 . Doch genug davon.6 2 Weil er (Lap . ) meistens nichts zu tun hatte oder auch weil er es für wichtiger hielt, statt Freizeit zu genießen, deinet wegen mir zu Diensten zu sein, zog er mit mir herum und zeigte mir als Reiseführer alles, was es auf der Insel zu sehen gibt, unter anderem in den Theatern, auf den Marktplätzen, an den Gerichtsstätten, die immer gleich bleibende und sich nie ändernde Tradition der Münzprägung, und wie bei Gewichten und Maßen und Waagen63 einfach alle Sorten von Kaufwaren gegeben und genommen wurden, nicht wie j eder Verkäufer wollte, sondern wie es die alten Satzungen des Staates befehlen, und auch nicht wie es die 58
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naschhafte Habgier der Bessergestellten zum Nebenerwerb tun möchte, sondern wie es die heilsamen Gesetze der von alters her überkommenen rechten Ordnung die ganze Zeit hindurch vorschreiben. Weder wer durch Reichtum herausragt, noch wer zufällig in vorgerücktem Alter steht, hätte dort in Angelegenheiten eine Chance, j ene, die in beider Hinsicht ihnen unterlegen sind, zu übervorteilen. Er würde wohl bald, wenn nicht seines Hauptes, so doch gewiß j ener Gliedmaßen beraubt werden, welche die Gesetze des Staates für den begangenen Frevel festgesetzt haben für j eden, der sich erdreistet, diese Leute irgendwie zu betrügen. «Das ist es » , ver sicherte er, «was gehandhabt Staaten / ( 3 5 ) und Städte, Kontinente und Inseln heil läßt und zusammenhält, sowohl die einzelnen Personen wie die Gesellschaft. Wird diese Ordnung aber umgestoßen, dann wiederum wirft das in steilem Sturz alles mit um, diese ganzen Angelegenheiten der Gesell schaft und die der einzelnen Menschen, alles was sich in den Städten und Staaten in Gesetzwidrigkeit abspielt. Denn eine beständige und dauerhafte Grundlage kann es naturgemäß in Verbindung mit Gesetzlosigkeit nicht geben. Im Nu gerät j ede Einrichtung, worauf der Zusammenhalt gebaut ist, ins Schwanken und löst sich auf, wie die Harmonie, wenn die Saiten reißen. Wenn der Staat im Ganzen gesund ist, geht es notwendigerweise auch den Teilen gut, weil sie sich dem Ganzen ähnlich gestalten, so wie sie im gegenteiligen Fall mit dem kranken Ganzen mit erkranken. Wie auf ein Urbild führen sie ihre Nachahmung zurück und bringen ihre politische Führung vor als Gewähr ihrer Schlechtigkeit. 1 3 . Da der Herr gerecht ist und selbstverständlich die Gerechtigkeit liebt, erhöht er Völker, die zwar kein Gesetz haben, aber von Natur aus das Gesetzliche tun, wie der Apostel sagt64 ; er haßt aber j ene, die sich vornehmen und versprechen, gemäß den Satzungen und Gesetzen der Frömmigkeit zu leben, durch ihre Werke aber ihre Versprechungen Lügen strafen und j ede Norm und Richtschnur der Gerechtigkeit abschütteln. Wer sich von der Gerechtigkeit abwendet und an ihrer Stelle das Los der Ungerechtigkeit wählt, wer weder Gott noch Gesetze achtet und sich über jedes menschliche Schicksal erhebt, der hat sich freiwillig von Gott los gesagt, der den Thron der Gerechtigkeit innehat, / ( 3 6 ) und sich zugleich zum Hausgenossen des Teufels gemacht. D arum gewinnt das Schlechtere überhand in j enem Gebiet, wo diese Übel gezüchtet werden, und zieht das Bessere dort konsequent den kürzeren. Es entsteht dort, was das Gute betrifft, eine völlige Wüste, der Teufel führt forthin geradezu einen Tanz 59
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auf zur Verhöhnung der Religion und hetzt seine Anhänger fortwährend auf, sie zu verleugnen. Das ist es, was sich gerade im Staate der Byzantier ereignet. Aus Haß gegen die Wahrheit und eine gerechte politische Füh rung machte er sich Unrecht und Lüge zu eigen und öffnete mit beiden Händen seine Türen für die Gottlosigkeit. Und weil der Teufel dazu einen Körper braucht, der ein geeignetes Instrument für ihn bildet, fand er nun Palamas, ein Männchen, das, wie ich gehört habe und aus seinem Schrift tum vollkommener erfaßte, ansonsten unbedeutend ist und, abgesehen davon, daß er ehrgeizig ist und gerade deshalb Falsches lehrt, nichts Gescheites weiß. Und der Teufel überredete die Machthaber, diesen Mann zu unterstützen. Und, um alles kurz zusammenzufassen, Palamas brachte in dieser Zeit allein sämtliche unheiligen und untergeschobenen Dogmen, die in anderen Zeiten in die Kirche Gottes eingeschleust wurden, zusammen und säte so zum Nachteil der Kirche Christi die böse Acker frucht mit überaus reichem Ertrag.65 Denn der Elende lehrte nicht nur Vielgötterei, sondern fügte dem auch noch Gottlosigkeit hinzu, außerdem Arianismus und Bilderbekämpfung und ganz einfach die Leugnung der Menschwerdung des Sohnes und Wortes Gottes. Wozu das alles in Einzel heiten vortragen, wo es unmöglich ist, / ( 3 7) allem im Einzelnen nachzu gehen und aus den heiligen Büchern der göttlichen Väter zu widerlegen. » 14. Diese Dinge trug der weise und gottliebende Mann mir nacheinander vor, holte ab und zu auch Bücher hervor, die er selbst mit großem Eifer aus der ganzen heiligen Schrift zusammengetragen und den Menschen, die dort richtig fromm leben wollen, als Waffen geschenkt hat; desgleichen die Schriften, die andere von den dort benachbarten Gelehrten herausgebracht haben und worin sie den Lehren des Pa lamas klar widersprechen. 66 Währenddessen kam den Zyprioten zu Ohren, daß der Ks. Kantak. in der Nacht heimlich in Byzanz eingedrungen sei (Febr. 1 347)67 und mit Hilfe der listigen Vorbereitungen des Pa lamas die ksl. Alleinherrschaft an sich gezogen habe. Ihm hatte er vorher mit furchtbaren Eiden versichert, seine Vielgötterei und alle seine unheiligen neuen Lehrsätze, die zum Scha den der Kirche Gottes in sie hineinströmten, zu bestätigen und bekräftigen, das heißt, er schwur es bei Gott, den er versprach abzuschwören.68 D as kränkte jenen weisen Mann Georgios Lapithes sehr, nicht daß Kantakuze nos das Kaisertum an sich gezogen hatte, sondern daß er vorher durch diese Eide vereinnahmt und so der Gefangene von Palamas Gottlosigkeit geworden sei. So sah er sich um die edlen Hoffnungen gebracht, die seit 60
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langem seine Seele erquickten. 69 Das ärgerte ihn, er trug schwer daran, und Verwirrung und Unruhe erfüllten seine Seele. Er hatte gehofft, bei meiner Heimkehr / ( 3 8 ) mit mir von dort wegzufahren bis hin nach Byzanz, denn, wie ich vorhin schon sagte, er wollte aus Verlangen nach größerer Weisheit dich sehen und mit dir verkehren. Er wollte aber außerdem wohl auch das, was Byzanz nun mal mehr als andere Städte an auserlesenen Sachen besitzt, besichtigen und genießen. Nun sah er aber, wie im Nu das Gegen teil ( seiner Hoffnungen) gesiegt hatte, und war darüber sehr betrübt. Er weinte, weil die Religion offenbar in eine so hoch entflammte Gefahr geraten war, da Gott es auf unergründliche Weise zuließ. Er weinte aber auch, weil er deinen Tod befürchtete, denn er besann sich auf deinen feurigen Eifer für Gott und darauf, welchen Widerstand du zur Verteidi gung der Dogmen der Väter bis zum Tode zeigen wirst.7o Wozu aber alles in Einzelheiten erzählen, was ich in nicht weniger als zwei Jahren ( 1 347- 1 349 ) auf der Insel sah, wie die vielen nützlichen Sachen, über die dort die Städte und Häfen und die sonstigen Örtlichkeiten verfügen, aber wo es nicht wenige Dinge gibt, die mich vielmehr zu dem, was noch vor uns liegt, hinziehen, sehe ich davon ab und werde über meine Heimkehr berichten. 1 5 . Als die Sonne gerade ihre Sommerwende erreicht hatte71 und ich abfahren wollte, begleitete der liebe Georgios mich zum Hafen. Er weinte und sagte, daß mein Fortgehen ihm das Herz durchbohre. Als das Fracht schiff, das mich mitnahm, die Segel gehißt hatte und vom günstigen Wind getrieben dem Meer zueilte, stand er denn auch noch lange da, sah mir nach / ( 3 9 ) und vergoß viele Tränen, bis wir das Land aus den Augen verloren, weil die Sehschärfe wegen der großen Entfernung langsam und allmählich nachließ. Da wir eine gute Fahrt hatten, erreichten wir in neun Tagen Kreta, eine sehr volkreiche Insel und viel größer als Zypern. Sie ist ebenfalls länglich, und die Länge beträgt nicht weniger als 2 8 00 Stadien, die Breite aber viel weniger als die Hälfte.72 Nun hegte ich schon lange den Wunsch, das Labyrinth auf Kreta zu besichtigen, und da es vom Hafen, wo wir eingelaufen waren, nicht weit entfernt war,73 schien mir die Gelegen heit günstig, von Bord zu gehen und es mir anzuschauen. Es liegt ganz nah bei der im Inland liegenden Stadt Knossos. Das Labyrinth ist eine äußerst ausgedehnte künstlich angelegte Höhle. Die Gegend ist zufällig aus einer Steins orte, die nicht sehr hart ist. D arum läßt sie sich sehr leicht aushauen, so tief man eben will. Der Künstler machte deshalb (nur) eine ( einzige) 61
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Türöffnung und setzte dann das Aushauen über eine weite Strecke fort, wobei er den ( ausgehauenen) Raum ( ausgehend vom Ausgang) gleich weit nach links und nach rechts ausdehnte. 1 6 . In der Mitte ließ er in Abständen viele geglättete (polierte) Säulen stehen, die die Decke mit der Erde darauf trugen. Er unterteilte die Höhle in verschiedene (Wohn-) Räume, Vorhallen und Brunnen. Das Labyrinth wurde mir gezeigt von den Einheimischen, die dabei viele Leuchtfackeln in den Händen trugen.74 Man erzählt, daß der berühmte Minos, der alte Herrscher von Kreta, der, wie du weißt, eine sehr große Kriegsflotte besaß / (40) und die Völker ringsum unterj ochte, sowohl j ene, die damals die Kykladen bewohnten, wie auch jene, die sich bis ins Inland von Boiotien und Attika ausbreiteten. Nach längerer Nachfolge ging später die Herr schaft auf Minotauros über, einen Mann mit einem rohen Charakter. Die ser erlegte dem einen Volk diese, dem anderen j ene Steuern auf, und insbe sondere verlangte er von den damaligen Bewohnern Attikas, j ährlich zwei mal sieben Knaben aus der Oberschicht in das Kastell des Vergessens, das Labyrinth, zu bringen?5 Als nun das Los auf Theseus fiel, wollte Aigeus, sein Vater, damals Herrscher von Attika, ihn nicht gehen lassen. Er ging aber heimlich und völlig freiwillig, und ließ sich als einen der zwei mal sieben mitzählen. Aus diesem Grund stürzte sich Aigeus auf ungeklärte Weise ins Meer und beendete so sein Leben. D aher heißt dieses Meer das Ägäische. Als aber die Tochter des Minotauros, Ariadne, Theseus sah und sich in seine Schönheit verliebte, flüsterte sie ihm geheime Wege zur Freiheit ein, mit deren Hilfe der Ausweg aus dem Labyrinth für The seus leicht wurde. Außerdem tötete er Minotauros und flüchtete sofort zusammen mit Ariadne und den unverheirateten jungen Leuten aus Attika übers Meer in sein Vaterland. Wenig später wurde er der Gründer der weithin berühmten Stadt der Athener, das heißt der vorher über Dörfer zerstreuten Attiker.76 1 7. Nach dieser Besichtigung habe ich noch anderes / (41 ) auf der Insel besucht, Dörfer, Ortschaften, Städte, und ich sah, daß das ganze Volk dort auf der Insel Rhomäer waren, und bei denen, würde ich fast sagen, ist der fromme Glauben der Väter von Geschlecht zu Geschlecht ein fester Besitz. Ich hätte mich dort gerne längere Zeit aufgehalten, und zwar aus mehreren Gründen, insbesondere um die politischen Zustände dort besser zu erfor schen.77 Aber der damals von den dortigen Streitkräften geplante Waffen gang ließ mich vor dieser Absicht zurückschrecken. Der Insel waren schon 62
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seit langer Zeit viele Widerwärtigkeiten zugestoßen, denen zufolge sie durch die lateinischen Waffen unterjocht worden war und sich dem Volks beschluß Venedigs gebeugt hatte. Nun hatte sich aber vor kurzem auf dem ganzen Festland und allen Inseln das Gerücht verbreitet, daß die der Stadt (Konstantinopel) benachbarten Genuesen, die die Galata genannte Festungsstadt gegenüber von den Byzantiern bewohnen, vertragsbrüchig geworden waren, sich gegen diese erhoben und sie in einer Seeschlacht besiegt hatten und nun von der Hegemonie träumten.7 8 Also waren sie nicht mehr zurückzuhalten und wollten nicht mal mehr Stammesverwand ten gegenüber vertragstreu bleiben. Sie zogen ihre Augenbrauen streng und, sozusagen herrschaftlich in die Höhe gegen alle, die ein Seemanns leben führen. Viele beunruhigten sich deshalb, am meisten von allen die Venezianer. Diese konnten in kurzer Zeit große Seestreitkräfte mobilisie ren, hatten ein hohe Meinung von sich selbst und wurden nun wider Erwarten von jenen daran gehindert, ins obere Meer und den Maiotissee und die Mündungen / (42) der Tanais hinaufzufahren und dort, wie früher, nach Belieben herumzufahren. D arum sammelten sie ihre Streitkräfte, bau ten mehr Trieren als bis dahin vorhanden waren, zogen die seit langer Zeit ins Trockene gebrachten Schiffe wieder in See und besserten sie überall aus. Zur gleichen Zeit riefen sie die Städte und Inseln, die ihre Bundesgenossen und ihnen hörig waren, zum gemeinsamen Kampf auf. Sie warben auch bei den weit weg Wohnenden sowohl mit üppigem Sold sofort und noch üppi geren Versprechungen für später, vor allem bei den Katalanen, die ihren Wohnsitz unten am gallischen Meer haben, wo die Ausläufer des Pyrenäen gebirges aufhören, Leuten, die in kriegerischem Wagemut zu Lande und zur See niemandem unter den Lateinern den ersten Preis überlassen.79 1 8 . Deswegen herrschte auch auf Kreta Unruhe, und die ganze Insel war sozusagen in Bewegung. Man bereitete sich als Bundesgenosse auf den Kampf vor und auf alles, was dazu dient, die feindlichen Angriffe abzu wehren. Darum ging ich Anfang des Frühjahrs von dort woanders hin, ließ die Insel Salamis, wo der berühmte Themistokles, der Sohn des Neokies, wie man sagt, die gewaltige Flotte der Perser versenkte, links liegen, pas sierte die Kykladen genannten Inseln und landete auf der Insel Euboia, die schon seit langen Jahren den Venezianern untertan war. 80 Ich wollte dort längere Zeit verweilen, / (43 ) aber das verhinderte die Betriebsamkeit der Euboier, die sehr groß war und auch hier die größte Mühe auf die Her stellung von Waffen verwendete. Das Gerücht ging, daß feindliche Trieren 63
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aus Genua alsbald einlaufen und angreifen würden. Ich bereiste und besichtigte also in kurzer Zeit die ganze Insel, erforschte, so gut es ging, ihre Städte und erreichte Artemision, das Nordkap von Euboia. Als ich von dort wieder in See gehen wollte, hielt mich das Einlaufen der feindlichen Seemacht plötzlich zurück. 8 1 Vierzehn genuesische Trieren sah man Ende des Sommers in größter Eile bei Oropos und Aulis anlanden. Zwischen diesen zwei etwas südlicher gelegenen Städten befindet sich ein länglicher Hafen, der mit j eder gewaltigen Bewegung der Winde seinen Spott treibt, und darin waren die Feinde eingelaufen. Aber gleich am nächsten Tag fuhren vierunddreißig venezianische Trieren heran, die j enen feindlichen Schiffen schon lange, im Hinterhalt liegend, auflauerten. Sie fuhren auf den Hafen zu und verbarrikadierten den Ausgang. Von den unerwartet wie in einem Netz eingeschlossenen Schiffen hißten vier sofort die Segel und wie beim Würfeln wählten sie vor der eindeutigen die zweifelhafte Gefahr ( des Untergangs) , setzten auf letztere, und es gelang ihnen unbemerkt dem feindlichen Schwert zu entkommen. Alle übrigen Schiffe fielen bis auf wenige Männer, die an Land gesprungen waren, samt Besatzung den Vene zianern in die Hände, ehe sie eine Seeschlacht oder einen Nahkampf begin nen konnten. / (44) So in etwa geschah das dort zu der Zeit. D er Kapitän der venezianischen Flotte regelte nach diesem für ihn glücklichen Ausgang der Dinge die Verhältnisse auf Euboia, so gut es ging, fuhr sofort wieder ab und nahm geradewegs Kurs auf Byzantion. Inzwischen erfuhr er zufällig, daß der Kaiser sich in Thessalonike aufhielt, und daraufhin wählte er vier Schiffe aus und übergab sie einem seiner treuesten Männer, den er als Gesandten zum Kaiser entbot, um über eine Kampfgenossenschaft gegen den gemeinsamen Feind zu verhandeln. Selbst fuhr er nach Byzantion, um dort auf den Kaiser zu warten. 82 1 9 . Aber was folgte, weißt du besser als ich, denn du warst selbst dabei und schautest zu, weil es für dich ein wichtiges Anliegen ist, diese Dinge aufzuzeichnen. 8 3 Ich meinerseits fürchtete mich vor den damaligen Turbu lenzen auf dem Meer und befand, für den Augenblick eine Weile dort im Lande bleiben zu müssen. So sah ich damals auch die vier genuesischen Trieren zurückkommen, die, wie ich erzählt habe, vor kurzem der Gefahr hatten entfliehen können. Sie nahmen in einem unbewachten Augenblick eine der wichtigsten Küstenstädte Euboias, plünderten und versklavten diese unversehens und fuhren sofort wieder ab mit den Soldaten, die sie vorher verloren hatten. Die Euboier hatten nichts bemerken können, denn 64
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sie schliefen in dem Augenblick wegen des kurz zuvor errungenen Vorteils sozusagen den Schlaf Endymions. 84 / (45 ) 20. Es verging inzwischen nicht viel Zeit, da sah ich die vierund dreißig venezianischen Trieren unverrichteter Dinge nach Hause kommen, weil der Kaiser sich zu der Zeit in Thessalonike aufhielt. 85 Als so nun auch der Winter vorüberging und die Fakkeln der Sonne den Frühling ( 13 5 1 ) entzündeten, fuhren wiederum vierzehn Trieren mit Einsatz aller Riemen und der ganzen Hingabe ihrer Seele aus Venedig nach Byzantion, um den Hals des Pontos vorab in ihre Gewalt zu bringen und den genuesischen Frachtschiffen aufzulauern, die den Getreidetransport aus dem Norden, aus dem Pontos Euxeinos und von den skythischen Küstengebieten, zu den Bewohnern von Galata begleiten wollten. Über das was dann folgte, weißt du wieder selbst Bescheid, da du hier warst und gen au den Ablauf beobachtet hast. Ich habe, während ich dort war, nur durch gewisse dunkle Gerüchte etwas erfahren können, unter anderem, daß sie (die Venezianer) fast die ganze Streitmacht der galatischen Festungsstadt oben entlang dem Pontos Euxeinos eingeschlossen und erbeutet haben, als sie gerade anlan dete. Der größte Teil kam dabei den Hals des Pontos herunter, weil man nichts bemerkte, auf den Rest, der zerstreut zurückblieb, wo gerade j edes einzelne Schiff vor Anker lag, legten die Venezianer später im Vorüber fahren die Hand. 86 Als die Venezianer nun auch schon den Kaiser zum Kampfgenossen hatten, der zu Lande und zur See eine sehr große Streitmacht heranführte, und zugleich auch acht Trieren von der Insel Kreta als Verbündete hinzu kamen, / (46) die überdies sechs ganz große Frachtschiffe ausgerüstet hat ten, die alle Sorten von Kriegsmaschinen und sehr viele vortreffliche schwerbewaffnete Soldaten heranführten, glaubte man, daß die Zeit gün stig war, mit allen Kräften zugleich an die Festungsstadt heranzufahren und sie noch am gleichen Tag zu umzingeln. So geschah es auch, aber zustandegebracht wurde nichts, wie ich gehört habe. Der Admiral der venezianischen Flotte verzweifelte und überließ dem Kaiser die Fortsetzung des Krieges, und weil er erfahren hatte, daß schon sechzig Trieren aus Genua wider alle Erwartungen in See gestochen waren, fuhr er in vollen Tagesfahrten zurück. 87 21. D as ist es, was ich dunkel erfuhr, während ich mich außerhalb des Vaterlandes befand. Du kannst mir aber wohl Richtigeres und Sichereres sagen über was hier vorgefallen ist, und du kannst dann im Verlauf der 65
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Erzähl ung zugleich die Hintergründe der Geschehnisse hinzufügen. Jetzt will ich aber genauer und in Einzelheiten das erzählen, wovon ich, als ich dort war, Augenzeuge gewesen bin. Ich muß also meine Erzählung wieder aufnehmen, wo ich vorher meine Spur verlassen habe, damit der Zusam menhang des Erzählten für die, die darauf stoßen, die nötige Leichtver ständlichkeit aufweist. 22 . Als der Sommer schon zu Ende ging, hielt ich mich gerade in der Tiefebene von Euboia in der Umgebung der Stadt Karystos auf. Damals landeten gerade in Oreos, einer Stadt auf Euboia mit einem guten Hafen, / (47) die fünfzehn venezianischen Trieren, von denen ich vorher berichtet habe, daß sie aus den Häfen von Byzantion zurückkehrten. 88 Denn die acht kretischen Schiffe (dieser Flotte) hatten sich von ihnen getrennt und waren von dort nach Kreta zurückgefahren, um ihre eigenen Besitzungen zu beschützen. Zugleich erschreckten häufige und ernste Nachrichten die Insel, daß sechzig feindliche Schiffe in der Nähe wären. Der Admiral der venezianischen Flotte beeilte sich darum, sämtliche Ladungen der eigenen Schiffe von Bord zu holen, und die Schiffe selbst versenkte er leer im Hafen und band sie mit leichten Tauen an, damit sie nicht sofort den heranfah renden Feinden in die Hände fallen würden.89 D anach spornte er alle Euboier zum bewaffneten Kampf an und entbot zugleich eine Gesandt schaft zu den Lateinern in Athen und Theben und bat sie um dreihundert auserlesene Ritter. Er befleißigte sich Tag und Nacht mit großem Aufwand und ohne Kosten zu scheuen, die ganze Stadt zu bewaffnen und rundherum Verstärkungen aller Art hinzuzufügen. Inzwischen verstrichen zwei Tage, dann wurden spätabends die feindlichen Schiffe gesichtet, wie sie von hoher See auf Euboia zufuhren. Es herrschte an j enem Abend Windstille auf dem Meer und man blieb auf hoher See, aß zu abend und überlegte, was zu tun sei. Am frühen Morgen versammelten sich die Schiffe zur Schlachtordnung. Gepanzert mit Waffen aller Art näherten sie sich dem Hafen von Oreos und fuhren dort furchterregend hinein. Sie hielten die Kampfzeichen hoch, ließen Kriegstrompeten und -pfeifen erschallen und alles, was sonst / (48 ) an Instrumenten den Kampfesmut und die Angriffs lust forciert. Es kam aber nicht zur Seeschlacht, denn es fehlten gegnerische Schiffe . D arum ließen sie so viele Bogenschützen wie nötig auf den Schiffen zurück, um diese zu bewachen, Beschießungen abzuwehren und die Schüt zen auf der Brustwehr ( der Stadt) abzulenken. Die ganze übrige Mann schaft ging an Land, um die Stadt zu umzingeln. Sie führten viele Leitern 66
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mit sich und hofften auch wegen der Menge und des Mutes ihrer schwer bewaffneten Soldaten, die Stadt sehr schnell einzunehmen. 2 3 . Sie umzingelten also die Stadt und belagerten sie, schossen mit weit reichenden Bogen und führten Leitern an die Stadtmauern heran. Und weil eine Menge Leute zur Verfügung standen, legten sie, von weitem ( ange fangen) Minen an, direkt auf die Stadtmauern zu, und hofften eins von zweien zu erreichen, entweder durch die Besteigung der Leitern oder durch das heimliche Herankommen durch die unterirdischen Gänge in die Stadt einzudringen. Aber der venezianische Admiral und Anführer hatte es nicht vernachlässigt, den Maschinen (von außen) Maschinen von innen entge genzusetzen, und so kam es, daß die Angriffe der Feinde von außen erfolg los blieben. Als erstes zeigte er von der Brustwehr aus mit gewaltigen Steinen und allen Sorten von Projektilen, wie verwundbar sie waren, und verjagte sie. Wo er sah, daß die Mauer mit Leitern zu besteigen war, erhöhte er sie sofort in ausreichendem Maße, verband -die Mauerzinnen miteinander und ergänzte sie mit mannshohen Häuschen, die in einer klei nen Spitze endeten, so daß es für die hinaufgestiegenen Feinde schwierig und sehr gefährlich war, dort irgendwo / (49 ) den Fuß hinzustellen. Was den unterirdischen Gang betrifft, so schätzte er ab, bis zu welchem Punkt dieser sich fortsetzen würde, und ließ dann selbst von innen einen Quer gang graben, und zwar in viel größerer Tiefe, als der der Feinde sich befand, so daß sie, wenn sie endlich innerhalb der Mauer gelangt waren, sich unerwartet in einer Grube und in den Tiefen des Todes wiederfanden. Denn während j ene hinunterstürzten, warfen sie selbst (die Verteidiger) alle miteinander wuchtige Steine auf sie und übergaben sie auf der Stelle den unentrinnbaren Netzen des Todes. 24. D anach vergingen viele Tage, dann kam auch schon das Heer der Verbündeten, dreihundert erlesene Ritter und freiwilliges Fußvolk, mehr als sie selbst hatten. Sofort verbreitete sich die Kunde davon über die ganze Insel und strömten von überall her viele herbei, j eder mit der erstbesten Waffe in den Händen. Der Feldherr und Admiral der Venezianer legte nachts verstreut in den Klüften vor der Stadt Hinterhalte und führte bei Tagesanbruch seine Streitmacht offen aus der Stadt, Schwerbewaffnete, Leichtbewaffnete, Bogenschützen und Lanzenträger, und so viele Reiter, als er zu dem Zeitpunkt unter den Bürgern finden konnte. So erreichte sein ganzes Aufgebot im kriegstauglichen Alter die Zahl von nicht weniger als fünftausend erlesenen Männern. Da auch das bundgenössische Heer 67
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der Athener und Thebaner gerade hinzugekommen war, wollte er es wagen, mit den Feinden Mann gegen Mann den Kampf aufzunehmen, obgleich diese nicht weniger als zweimal soviele Leute zählten als er. Er hielt es für besser, / ( 5 0 ) wenn möglich, lieber noch am gleichen Tag die Entscheidung des ganzen Krieges herbeizuführen, als den Kampf in die Länge zu ziehen, während die Feinde Tag und Nacht das Land verwüste ten. Er stellte also seine Armee auf und teilte sie auf in Schlachtreihen. Den Athenern und Thebanern teilte er den linken Flügel zu, selbst übernahm er den rechten, und so führte er das Heer gegen die Feinde und forderte sie damit zum Handgemenge auf. 25 . Auch diese rannten nun sofort zu den Waffen und ließen die Schiffe fast leer zurück. Anfänglich boten sie mächtig die Stirn, aber als die Rei terei tapfer herbeistürzte und zugleich von allen Seiten das Fußvolk sich mit Schlachtruf und Kriegsgeschrei auf sie stürzte, hielten sie nicht länger stand. Sie wichen zurück, wurden (von den Pferden) niedergetrampelt oder verwundet. Daraufhin wurde es Nacht, der Kampf löste sich auf, und sie kehrten zu ihren Schiffen zurück, nicht mit sovielen als sie gekommen waren, und auch nicht in der gleichen Verfassung, sondern gar sehr im Gegenteil. Es sollen von ihnen in j enem feindlichen Land nicht weniger als fünfhundert gefallen und nicht weniger als ebensoviele verwundet worden sein.9o So sahen sie sich gezwungen, noch in derselben Nacht ohne gebüh rende Ordnung abzufahren und einige von den Ruderern verlassene Schiffe ins Schlepptau zu nehmen. Der Admiral und Anführer der venezianischen Flotte zog schleunigst zwei eigene Schiffe aus dem Wasser hoch, die schnellsten von allen, bewaffnete sie, so gut es in der Eile ging, und sandte das eine zu den adeligen Machthabern der Venezianer, um das Geschehene zu berichten, / ( 5 1 ) und das andere nach Byzantion, um den Venezianern dort das gleiche mitzuteilen und zugleich zu beobachten wohin sich die Feinde begaben.91 26. Dieses Schiff bestieg auch ich selbst und kam damit bis zum Helles pont. Dort ging das Schiff, das mich beförderte, im Hafen von Tenedos vor Anker und ließ die Ruder hängen, denn man hatte gehört, daß die Flotte der Feinde nach Chios gefahren sei, um die Verwundeten zu versorgen und für die im Kampf Gefallenen nach Möglichkeit Ersatz zu suchen, wo sie das am leichtesten konnten. D arum übergab man die Botschaft vom Sieg einem im Lauf geübten Mann und sandte ihn nach Byzantion. D as Schiff selbst fuhr aber auf schnellstem Wege von dort nach Euboia zurück.9 2 Ich 68
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blieb dort ( am Hellespont) vier Tage und hatte Gelegenheit, die schatten haften Denkmäler des berühmten Troia zu besichtigen, worüber der große Homer ausführlich erzählt, wie wegen der berühmten Helena eine Flotte mit unzähligen Männern gegen die Stadt ausfuhr und viele eigene Helden verlor, die Stadt aber nach zehn Jahren völlig zerstörte.93 Ich sah auch die Mündung des Skamanderflusses, der vom Berg Ida heruntersprudelt, nicht, wie Homer in der Ilias schreibt, mit Ufern versengt durch Hephaistos wegen Achilleus, des Sohnes der Thetis, wie j ener mit eigenwilliger Zunge mythologisiert, sondern ich sah um ihn (den Skamandros) überall Lilien und dichtes Gebüsch und j unges Gras, genug um die Zunge Homers zu wider legen. 94 / ( 5 2 ) 27. Genug. Am nächsten Tag fand ich ein Frachtschiff, das in See stach, und damit kehrte ich heim nach Byzantion.95 Ich brachte nicht mehr als zehn Goldmünzen mit nach Hause, alle übrigen hatte ich auf meiner Rundreise ausgegeben. Da ich glaubte, daß für die Besorgung der einzelnen lebensnotwendigen Dinge die j eweils passenderen kleineren Münzen nütz licher wären, wechselte ich meine Goldmünzen sofort in solche. Als ich am nächsten Tag zu den Verkäufern der Waren kam, fand ich die Prägungen, die ich in Händen hatte, gefallen und in einem Tag so abgewertet, daß der Gegenwert meiner zehn ( Gold)Münzen auf acht gesunken war. Und als ich einem alten Freund begegnete, flüsterte dieser mir ins Ohr, ich solle das ganze Kleingeld noch am gleichen Tag für die wichtigsten Sachen des täg lichen Bedarfs ausgeben, « damit du nicht erlebst, daß du im Besitz dieser Münzen bald gar nichts mehr besitzt, weil diese Dinge, wie du siehst, so wechselhaft sind wie der Euripos . » 96 Nun, beim Beschützer der Freund schaft, ich habe mich gewundert, wie die Sonne es erträgt, mit ihren Strah len unsere Welt zu beleuchten. Wie mir scheint, zeigt sie uns, was Großmut ist, und sie, die nicht mit Vernunft begabt ist, unterrichtet mit stummen Worten uns, die wir vom gemeinsamen Schöpfer mit Vernunft ausgezeich net sind und von dort immer mit der Verkündung von Satzungen geleitet werden, aber auf nichts von all dem, was nötig wäre, jemals hören. 2 8 . Dies war für mich der erste Schiffbruch in Wellen von bitteren Gedanken, / ( 5 3 ) nachdem ich jenen langen Seeweg (nach Hause) gekom men war. Der zweite war die Auflösung der von den Vätern ererbten Dogmen der Kirche Gottes.97 Als diese zuerst, wie Unkraut unter der Saat auf dem Felde, spät aufzusprießen anfing und ich dich vorhersagen hörte, daß Gott die Verfolgung unserer Rechtgläubigkeit als Strafe für 69
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unsere Sünden dulden werde, und ich für mich einsah, daß ich das nicht würde ertragen können, bin ich freiwillig Verbannter aus meiner Heimat geworden für nunmehr schon zwanzig Jahre.9 8 Wäre doch nur noch mehr Zeit zu meinem Exil hinzugekommen! Aber es mußte, wie es scheint, wohl so sein, daß ich die Meere außerhalb unserer Grenzen für gewalttätigere ( innerhalb) eintauschte. In der Fremde bin ich durch viele Gebiete gereist und sehr viel Meer habe ich durchquert, aber daß ich in solche (gefähr liche) Seen geriet, ist mir dabei nicht passiert, und das in dem Moment, als ich gerade glaubte, bei meiner Rückkehr aufatmen zu können. Alles übrige Meer und jeder Seegang droht nur mit dem Tod des Körpers, dessen Ein treten der unvergängliche Beschluß der Natur von vornherein als Gesetz festgelegt hat. Die Stürme und Wogen gegen die göttlichen Dogmen aber kündigen den Tod der unvergänglichen Seele an, der nie irgendwo ein Ende haben wird.99 29. Auch wenn ich weit weg war, so bin doch auch ich nicht ganz ohne Nachricht über diese Wellenflut geblieben. Mir schmeichelte aber eine gewisse Hoffnung bei der Erinnerung an deine Freundschaft mit dem Kai ser und am Umgang, den dieser Tag und Nacht / (54) aus einem brennen den Verlangen seiner Seele mit dir pflegte, noch ehe er selbst auf den kaiserlichen Thron gehoben wurde. Ich erinnerte mich auch, wie er an deiner Zunge und deiner Schriftstellerei hing und persönlich davon die Früchte erntete, so daß niemand auf den Gedanken kommen konnte, daß sich bei ihm eine Charakteränderung (zum Schlechten) vollzog, son dern vielmehr (jeder glaubte ) , daß er mit seinem damaligen Glück ( im Guten) wachsen würde. Nun habe ich aber nach meiner Ankunft hier erfahren, daß sich die Sache völlig umgekehrt verhält und er dir deine Mühe und deine Freundschaftsbeweise mit Gegengeschenken vergilt, wie du sie als Streiter für die Rechtgläubigkeit erdulden mußtest, er sie aber dir absolut nicht antun durfte. Er hätte kein Verfolger der Rechtgläubigkeit werden sollen, noch, wie auch immer er es geworden sein mag, deshalb seine Gesinnung gegen dich kehren dürfen. Dich aber habe ich wegen deiner Stärke glücklich gepriesen, ihm aber seinen Wahnsinn sehr übelge nommen. Mehr noch, ich habe geweint über sein Verderben. Und, fürwahr, ich habe mich gewundert und höre nicht auf mich zu wundern, wie der Elende so lange Zeit heimlich solche Monster von Bosheit im Dickicht seiner Seele nähren konnte. Die Sache mag noch in irgendwelchen heiligen und unaussprechlichen Gründen verborgen liegen, ich werde mich den70
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noch immer wundern, aber schweigen und auf keinen Fall je irgendwo an irgendwen mit der Frage nach einer Lösung herantreten. Vor allem wird mir das Heilmittel deiner Betrachtungen zur Genesung genügen, auch wenn du mit mir ein Gespräch führen willst, das in eine andere Richtung geht. / ( 5 5 ) Wenn du dich mit irgendeinem klugen Gedanken beschäftigst, zögere dann nicht, mein Freund, ihn mir mitzuteilen und meinem in dieser Hinsicht kranken Geist als Medizin gegen große Ratlosigkeit zu verabrei chen. Erhole dabei auch dich selbst von den Olympen von Leid,loo die die Stürme gegen die Dogmen der Väter und die widrigen Wogen seitens der bösen Herrscher dir angetan haben. D as Berichten über wie auch immer aus dem Dunkeln auf uns zukommende Tragödien kann einen gewissen Trost bringen, wie wenn der Rauch des brennenden Schmerzens über die Zunge davonfliegen würde . 30. Ich antwortete und sagte: «Über Schmerz, mein bester Freund Aga thangelos, glaube ich dir gegenüber nicht viele Worte" nötig zu haben. Schmerz erleide ich genau soviel wie Freude. Freuen kann ich mich j etzt schon, wenn ich mein Auge auf die ewige Vergeltung richte, die für die Vorkämpfer des rechten Glaubens bereit liegt und die kräftigste Wegzeh rung für die Bedrückten ist. Kummer bereitet mir aber vor allem das Schwanken der Kirche und die Erbarmungslosigkeit der Herrscher und Verfolger, die sich nicht im geringsten um ihre Seele kümmern und nicht einmal spät zur Einsicht kommen wollen, daß es bei Gott Vergeltung gibt für das Leben, das man geführt hat. Am allermeisten beißt und berührt mich das eindeutige Verhalten meines Freundes Kantakuzenos mir gegen über. Während ich ihm meine Freundschaft unversehrt bewahrte und ihm zum Besten riet, da ich seine Seele und seine Kinder und wer auch immer sonst sein Blutsverwandter war, retten / ( 5 6 ) wollte - denn ihnen allen vermacht er klar den Zorn Gottes als Erbe - hielt er mich für einen seiner schlimmsten Feinde, und das auf Grund dessen, weshalb er mich vielmehr als Wohltäter hätte lieben müssen. Und als er das Szepter ergriffen hatte und wenn er wollte in der Lage war, zu zeigen, daß ihn von Natur die beste Gesinnung auszeichnete, offenbarte er, daß er in den entgegengesetzten Bosheiten gefangen war. In kürzester Zeit zeigte er, daß alles, was voraus gegangen war, Theater und eine Eintagsaufführung gewesen war. D arum muß ich die weisen Männer bewundern, die sagen, daß nur derjenige in bezug auf seine Freunde standfest und treu sein könne, dem nichts daran liegt, dem Ehrgeiz zu huldigen. lol Für den Ehrgeizigen ist es logisch, nicht 71
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die Menschen selbst, sondern die Achtung der Menschen zu lieben. 102 Dafür tut er alles und unternimmt er alles, sucht sich die Zeit aus, nutzt alle Gelegenheiten und paßt sich wie ein Chamäleon dem Würfelspiel der Zeit an. 10 3 Seine Einstellung ist es, sozusagen, j ede Gelegenheit zur Bosheit zu nutzen und zu zeigen, daß er sich darin treu ist, allen untreu zu sein. Mühelos wird er der Feind derer, deren Freund er zu sein schien, mühelos auch zum Ränkeschmied für die, deren Ratgeber er soeben noch zu sein schien. 3 1 . Man wird, glaube ich, im Leben nicht leicht etwas Böseres finden, andererseits aber auch nicht leicht etwas Besseres als Ehrbarkeit und Treue. Das alles j edoch steuern gewisse geheime Gründe der Vorsehung. / (57) Das, was geschieht, gibt uns aber irgendwie auch die Möglichkeit zu erkennen, daß Reichtum, Ruhm und uneingeschränkte Macht klarer die Gesinnung und die Natur eines Menschen offenbaren als Armut und ein Leben in Abhängigkeit. Ungewollte Bedeutungslosigkeit gleicht einer Fes sel, die nicht zuläßt, sich nach Belieben zu bewegen. Darum bleibt sehr oft der Charakter von vielen Leuten nicht nur denen verborgen, die fernab stehen, sondern gerade auch denen, die lange Zeit mit ihnen zusammen gewesen sind. Mit ihren äußeren Verhaltensweisen bedecken sie das Gesicht ihrer Gesinnung wie mit Farben. Wenn einem aber von Natur Vernunft innewohnt, kann er daraus lernen, daß man niemanden selig sprechen soll, ehe er nicht das Endziel erreicht und die Kampfbahn umrun det hat, aber auch daß er die Vorsehung nicht tadeln soll, wenn Leute im Leben mit Krankheiten und verschiedenartigen Leiden heimgesucht wer den, ohne vorher gesündigt zu haben. Gott, der alles zum Besten wendet, kennt die Flamme des Ehrgeizes, die wie in der Asche im Naturell eines Menschen verborgen liegt und, wenn diese von einer Kraft ergriffen wird, die sie wie ein Windstoß anfacht, einen Großbrand von Bosheit entzündet. Es ist also wohl auch nichts Unwahrscheinliches, daß, wo alle sich in diesem Mann geirrt haben, auch ich mich getäuscht habe; denn wer selbst nicht zur Bosheit neigt, läßt sich auch nicht leicht zu Argwohn verführen. Es ist wohl eher verwunderlich, daß der Mann es solange aushielt, sich einem vorgetäuschten Charakter zu unterwerfen und sein wirkliches Wesen zu verbergen. Das ist etwas, gegen das man schwer etwas tun kann und das ganz und gar unerträglich ist. Wenn / ( 5 8 ) er nun von Natur nicht gut war und die meisten guten Dinge nur zur Schau verrichtete, um nicht erkannt zu werden, muß ich staunen über die Ausdauer des Mannes . 72
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Wenn er aber in seiner Wesensart damals wirklich war, wie er zu sein schien, und erst die Wendung in seinem Schicksal seine Wesensart so leicht geändert hat, kann ich die Hinfälligkeit dieser Lebenshaltung genau so wenig loben, wie ich andernfalls das Frühere nicht tadeln kann. 32. Tat sächlich war das Frühere so, daß j eder es liebte und bewunderte, was auch ich tat, und ich habe es entsprechend stolz dieser Geschichte anvertraut. Aber was nach der Übernahme der Kaiserherrschaft kam, ist so, daß j eder, der gottesfürchtig leben will, es hassen muß. Gott j edoch wird für seine Kirche sorgen, denn nur in seinen Händen liegt das Szepter der Religion, und was Rache angeht, die liegt ganz in seiner Macht. 104 Ich halte es darum für überflüssig Dinge durchzugehen, die j edem klar sind. Ich habe alles, was geschah, ehe Kantakuzenos die Kaiserrnacht übernahm, auch schon in meinen Antirrhetikoi logoi gesagt. Danach wiederum habe ich auch einiges von dem, was danach geschah, in dieses Geschichtswerk auf genommen, erzählenderweise und gewiß nicht polemisch. Denn wegen unseres Schiffbruches konnte ich nicht straflos schweigen. Wenn aber Gott will, daß in meinem Leben der Tag kommt, an dem über mir wieder der freie Himmel leuchtet, und er meiner Zunge wieder volle Redefreiheit geben will, wird mir, glaube ich, gegeben sein, nichts von allem ungesagt zu lassen. Liefere du mir nun aber / ( 5 9 ) Erzählstoff dazu, so wie du mir auf meinen Wunsch, was von deiner Auslandsreise für die Geschichte wichtig war, geliefert hast, ich meine in bezug auf die Patriarchen und Bischöfe, die überall den rechten Glauben bewahren und freimütig (gr. mit unbedecktem Haupte) inmitten der Völker die Dogmen der Rechtgläubigkeit unterwei sen. Berichte mir nun auch so über alles ( aus der Zeit) nach deiner Heim kehr, alles, was du hier im allgemeinen bei der Menge und was du im besonderen in privaten Gesprächen über das Räuberkonzil gehört hast, das von den Verfolgern der Rechtgläubigkeit gegen uns veranstaltet wurde, wie auch über das, was wir für unser Eintreten zugunsten der Dogmen der Kirche zu erleiden hatten. Erzähle auch, wie die meisten Menschen mit ihren unterschiedlichen Charakteren, sowohl die Adeligen wie alle Leute, die in anderen Verhältnissen leben und anderen Standes und anderer Bil dung sind, sich mir gegenüber verhalten. Ich selbst werde gewiß nicht zögern, dir das Passende zu antworten, vielmehr wird es mich über j ede Schwäche und j ede Mutlosigkeit erheben, dich als Zuhörer zu haben. Denn seitdem die Schergen der Rechtgläubigkeit, die auch meine sind, meine Türen für alle geschlossen haben, habe ich über diese Dinge bis heute 73
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auf keine Weise etwas Genaues in Erfahrung bringen können, und darum habe ich großes Verlangen gerade nach diesen Informationen. Antworte also und erzähle mir diese Dinge der Reihe nach und erwähne dazu auch gleich den genauen Zeitpunkt, zu dem du selbst in Byzantion angekommen bist und außerdem wann genau du j ede Einzelheit erfahren hast. So soll von dem Zeitpunkt an die Erzählung der Reihe nach vorangehen, / ( 60) und für j eden von uns wird so dem gegenseitigen Bericht über diese Dinge leicht zu folgen sein . » 3 3 . «Die Zeit, » sagte er, « zu der ich zurückkam und hier in Byzantion an Land ging, war nach dem Aufgang des Hundssterns ( Sirius ), als der Sommer schon zu Ende ging. l OS Sofort als ich von Bord gegangen war, begab ich mich nach Hause und blieb fünfzehn Tage hintereinander zuhause, um mich zu erholen und von mir nach und nach die Unerfreu lichkeit der Seereise abzustreifen. Während dieser Tage kam mal dieser mal j ener Freund mich besuchen, und so kam es, daß ich alles genau hörte über das sogenannte Konzil, wie es improvisiert worden war und was alles dort gesetzeswidrig getan wurde von den Vorsitzenden, die Mitstreiter des Pala mas waren und schamlos eidbrüchig wurden. Ich hörte auch, wie die Lehre der Vielgötterei in Kraft gesetzt und die geheimnisvolle Heilsökonomie der Menschwerdung abgeschafft wurde. Zu allem anderen auch Dinge, die man einem Gehör, das rechtgläubig und gesunden Sinnes leben will, nicht mitteilen muß, namentlich auch wie barbarisch und tierisch vorgegangen wurde von Männern, deren Aufgabe es war, Hirten der Kirche zu sein, Männern, über die der Herr sagt: « Hirten wurden wahnsinnig, Hirten richteten meine Herde zugrunde » 106 34. Zugleich auch erfuhr ich von der schrecklichen und allseitigen Verfolgung und wie danach einige Bischöfe sich mit einigen anderen verfeindeten und dann alle mit allen, wie wenn sie die Größe ihrer Verfehlungen bereuten, / ( 6 1 ) weil sie vor Entsetzen die Beleidigungen und Anfeindungen, die sie von allen Seiten von allen erfuhren, gar nicht mehr aushielten. Weiter, wie der Kaiser sich dazwischen warf und die einen mit Schmeicheleien und Geldzuteilungen, die anderen mit Drohungen gefügig machte und überredete, für immer Mitstreiter des Palamas zu sein und neue Tomoi auszufertigen, um dessen gottlose Lehre zu bekräftigen. 107 Alles andere untersuchen und ausfor schen zu wollen würde viel Muße erfordern, und darum entschloß ich mich, das für andere Zeiten aufzubewahren. Für mich selbst beschränkte ich mein Anliegen und meinen ganzen Eifer auf diese zwei Dinge, in bezug 74
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auf deine Haft zu erfahren, warum die Herrscher den Beschluß faßten, daß diese für dich gewaltsamer sein sollte als für die anderen, und außerdem, was genau in den neuen Tomoi der Bischöfe und der Kaiser geschrieben steht und weswegen sie diese unter sich verfaßt haben und für sich behalten und das, was darin steht, in den Winkeln ihres Herzens verstecken, ohne es zu verkünden, und es gar nicht wagen, es dir zu zeigen. 3 5 . Über dich sind von vielen und oft viele Worte gesprochen worden, die sich zwar voneinander zu unterscheiden schienen, aber alle auf ein Ziel hinausliefen, ein Loblied auf dich nämlich, so wie j eder dir gegenüber ein gestellt war und über die Geschehnisse zutreffend dachte. 108 Von Leuten, die vor allem / ( 62 ) Palamas und (Philotheos ) Kokkinos, den Bischof von Herakleia, häufig trafen, konnte folgendes in Erfahrung gebracht werden: Ein Grund (für deine strengere Haft) sei dieser, daß du, der du mit großem Ehrgeiz deine Rhomäische Geschichte aller Ereignisse schreibst, natürlich, soweit es bei dir liegt, oder besser notwendigerweise auch über den Krieg in der Kirche schreiben wirst. Man sah doch, wie du die Geschichte des Staa tes, die dich in keiner Weise (direkt) etwas angeht, und ich würde sagen, sogar die Geschichte der ganzen Welt (erzählst) , und dafür freiwillig Mühen auf dich nimmst wegen eines Ruhmes, der durch die Welt irrt und seine Spur in fehlerhafter und sozusagen verfälschter Kunde hinterläßt, damit du die Welt für alle Zeit voll von dir zurückläßt. Wie aber soll, wer das sieht, dich nicht in Verdacht haben und sich nicht ausrechnen, daß du viel mehr noch die ganze Kraft und den Ernst deiner Worte darauf verwenden wirst, um auch das über die Dogmen der Väter hereingebrochene Unglück nach Mög lichkeit in der ganzen bewohnten Welt publik zu machen und zugleich deinen Kampf für diese D ogmen und die nach vielen Todesarten riechenden Gefahren seitens der Glaubensverfälscher, denen du ausgesetzt bist, bekannt zu machen. 109 Das ist also, wie sie sagen, ein Grund, warum die Gegner sich mehr gegen dich denn gegen alle anderen richten und dir unaufhörlich diese mörderischen Mischbecher bereiten. 3 6 . Der zweite Grund ist, daß die anderen ihr Leben ohne Sorgen und Mühen zuhause verbrachten, du aber in deinem Eifer nicht nachlassen woll test und den Kaiserpalast mit allerhand Lärm erfülltest. Mal belehrtest du j ene, / ( 6 3 ) deren Schmuck ihr Adel und periodisch wiederkehrende Glücks fälle ( Gunstbeweise des Kaisers ? ) sind, daß sie immer klar zu den Bräuchen und Gesetzen der Väter stehen und sich von den gesetzlosen Neuigkeiten des Palamas fernhalten sollten, mal tadeltest du im privaten Gespräch oder 75
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öffentlich den Kaiser selbst, das eine Mal zusammen mit dem amtierenden Patriarchen Isidoros, das andere Mal verglichst du ihn mit Julian und Maxi mini an oder mit den Bilderstürmern und ähnlichen Verfolgern. l 1o D anach hast du, als ob dir das noch nicht genügte, auch im Hohen Rat der frevel haften Phalanx jener Hirten nicht nachgelassen, die gleichen und schlimme ren Dinge mit freizügiger und unverhohlen sprechender Zunge hinterrücks einzuflechten und zu wiederholen, denen auch scharfen Tadel hinzuzufügen und dabei oft gegen dich selbst zu wüten, denn du wußtest wie kein anderer, daß er (der Ks. ) zwar am Tage selbst seinen Zorn verbeißt, aber nur um ihn hinterher zu befriedigen. 1 1 1 Der dritte Grund wäre, daß du sie übermütig verspottest und dabei stolz mit der Ankündigung gedroht hast, in Widerreden ( antirrhetikoi logoi) den Tomos auseinanderzunehmen, den sie gerade im geheimen gegen die Rechtgläubigkeit zu verfassen gewagt hatten. 37. Und der vierte Grund, daß du schon seit langer Zeit die ganze profane Weisheit unterrichtest und deshalb von überallher sehr viele Schüler aller Art hast, nicht nur die Söhne angesehener Leute, sondern auch solche, die anderen Standes sind, ein anderes Leben führen und sich anders benehmen, aber alle / ( 64) Charakter und Verstand haben. Durch deine Schüler hast du auch ihre Eltern für dich eingenommen und zugleich, wenn ich so sagen darf, ganze Familien dir zu D ank verpflichtet, sowie dazu, für dich zu fühlen wie für einen Vater, einen Verwandten, einen Freund und Wegweiser zu den höchsten Gütern. Des wegen kenne und bewundere man fast überall deinen Namen. Du könn test, sozusagen, mit stummer Stimme alle diese Leute überall überreden, von sich aus sofort das gleiche zu denken wie du und ohne weitere Prü fung, wie einst, wie man sagt, die Pythagoräer den Urteilen und Lehrsätzen des Meisters, deiner Meinung beizupflichten. l 1 2 Aber auch in dieser größ ten der Städte zieren und führen einige deiner Schüler die richterlichen Register, andere die Ratsversammlungen des Senatsbetriebs, wieder andere auswärtige Gesandtschaften, und die einen haben diese, die anderen andere hohe Posten und erfüllen überall aufs beste ihre Aufgabe. Du könn test also leicht, so meinen sie, und ohne jegliche Mühe sie alle wie an den Ohren gefesselt führen, wohin du willst. Die meisten von ihnen seien in aller Offenheit gegen Pa lamas und seine Anhänger aufgebracht, weil sie sich so weit wie nur möglich von der Wahrheit und von den Dogmen und Gesetzen der Väter entfernen, andere aber schmähten sie nur in den Bart brummend und verstohlen. Kurz gesagt, es bleibe kaum j emand übrig, dem 76
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es nicht so ergangen wäre, daß er nicht deinetwegen im Hinblick auf den gegenwärtigen Zustand innerlich beunruhigt und schockiert sei. / (65) Deswegen befürchte man angeblich einen Volksaufstand, der freilich nichts mit dir zu tun hat, man könnte sagen, so wenig, wie wenn die steinernen und bronzenen Statuen (der Stadt) von sich aus zu den Waffen greifen und in den Kampf ziehen würden, sehr wohl aber j ene Leute angeht, die ihn fürchten müssen. 3 8 . Wem es einfällt, Werke der Bosheit zu tun, dem wird das Beil des Gewissensl 13 zum Henker und zum unerbittlichen Rächer. Und dieser ist nah, geißelt ununterbrochen die Seele und hält der Fantasie sämtliche Schrecken vor, so daß man befürchtet, was nicht zu befürchten ist, Angst hat ohne j eden Grund und eben das erleidet, was Leuten passiert, die in tiefer und lichtloser Nacht in einsamen Schluchten herumirren. Denn diese halten Strauch und Felsblock und ein vom Windhauch bewegtes Eichenblatt für sich bedrohlich nähernde Räuber und Raubtiere und schaudern, weil falsche Angst sie von allen Seiten g-anz und gar um fängt. 1 14 Es gibt aber auch Leute, die sagen, daß das der Grund sei, warum sie nicht mehr als die drei Konzilssitzungen durchführen und die diesbe züglichen Beschuldigungen keiner kanonischen Untersuchung unterwerfen wollen. Denn sie wollen nicht, daß diese (Beschuldigungen) allen klar und deutlich vor Augen geführt werden. Denn damit würden sie alle gegen sich aufwiegeln und so von allen Ängsten, die sie vorher (grundlos) hegten, nun tatsächlich selbst die Verursacher werden, wenn sie als ihre eigenen Beschuldiger dastünden. Auch folgendes nennen sie noch als Grund: sie wollen nicht allen Gegnern im gleichen Maße lästig sein, damit sie nicht überführt werden, fast alle zu Feinden / (66) ihrer absonderlichen Neue rungen zu haben. D as also nennen sie den vierten Grund, warum du Schlimmeres von den Gottlosen zu ertragen hast. Sie fügen aber diesen (vier) Gründen noch einen fünften hinzu: Sie haben aus der Pythia ihrer üblichen Träume und einem solchen wahrsagenden Dreifuß vorausgesagt, daß der Kaiser, wenn er ihren Wünschen gehorcht, vor den mystischen Opfertisch tritt und dort ihren Tomos deponiert, binnen kurzer Zeit die ganzen östlichen und west lichen Landesteile (wieder) in Besitz nehmen und über fast das ganze Meer und das ganze Land herrschen wird, 1 15 du aber hattest ganz und gar das Gegenteil behauptet und nach dem Wort des Evangeliums erklärt: «Wenn ihr den Greuel der Verwüstung an heiliger Stelle stehen seht - und mit Greuel der Verwüstung meintest du den Tomos - wißt dann, daß die Ver77
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wüstung des Staates der Rhomäer und des ganzen Umlandes nahe ist. » 1 1 6 3 9 . Als sie dann bald sahen, daß die Widerlegung ihrer Lüge dieser sozu sagen auf dem Fuße folgte, deiner Wahrheit aber die Bestätigung, tauchten sie logischerweise vor Scham unter, weil sie keinem Menschen mehr direkt in die Augen sehen, 1 1 7 noch mit ihrer früheren Unverschämtheit ihren Mund aufmachen konnten. Darum auch sagten sie: «Kommt, lassen wir ihn vernichten » 1 1 8 und bewaffneten schweigend ihre Hände gegen dich, um eins von beiden heimlich zustandezubringen, entweder deinem Leben mit Gewalt ein Ende zu bereiten, indem du selbst dich vor Schmerz ver zehrst zusammen mit deinen üblichen Kopfschmerzen und der j etzt über dich hereingebrochenen Gebrechlichkeit, oder dadurch, / (67) daß einige von ihnen, weil um dein Haus gewöhnlich große Einsamkeit herrscht, heimlich über dich herfallen und dich mit einem Strick töten, ehe über haupt j emand etwas bemerkt. Das soll auch Patriarch Paulos einst seitens ähnlicher Ketzer wie sie erlitten haben, wie auch mehrere andere sowohl vor als nach ihm. Denn man sagt, daß diese (Tötung durch den Strick) gewaltsamer und viel schneller ist denn j ene durch den Giftbecher (mit Schierlingssaft), den zu trinken die Söhne der Athener einst über Sokrates verhängten und wodurch sie vor den Augen seiner Freunde seinem Leben ein Ende setzten. 1 19 Das alles ist es, was, wie die meisten sagen, sie zwang, dir eine solche Einsamkeit aufzuerlegen, damit sie ungestraft tun können, was solche Mörder tun müssen. 40. Also wenn du den Wunsch hast, einigen deiner Freunde gelegentlich eine geheime Mitteilung zukommen zu lassen, vertraue diese mir an, ehe du in den Netzen solcher Tötungen gefangen wirst. Ich werde dir ein treuer Pylades sein, 1 2 0 und ein Hüter von Dingen, die vor Bekanntwerden bewahrt bleiben müssen. Denn eins von beiden wird für mich der Fall sein: entweder werde mit dir auch ich sterben und dieses Haus wird für uns beide das gemeinsame Grab sein, oder die Mörder werden unbemerkt mich vorher aufhalten und zum Flüchtling machen. Und dann werde ich die ganze Erde und das ganze Meer über ziehen, um Sonne und Sternen dieses Unrecht zu verkünden und mit der Zunge die rücksichtslose Hand deiner Mörder zu geißeln und die Bericht erstattung über die Kirche und dein Schicksal überall zu einer tragischen Theateraufführung zu machen.
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KAPITEL
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XXVI DES GANZEN WERKES
1 . D as ist es also, was ich in Erfahrung bringen konnte über die von deinen Feinden gegen dich organisierten Nachstellungen, wie auch über die Gründe, warum die gegnerische Partei, schnaubend vor Mordlust und allerhand Todesarten planend, sich voll und ganz vor allem auf dich stürzt. Aber was den besagten Tomos der Palamiten betrifft, wieviele und welche Lehrsätze darin niedergeschrieben sind, wenn ich das alles durchgehen möchte, das würde, glaube ich, viel Zeit brauchen und auch viel Muße, die einer völligen Befreiung von allen Obliegenheiten und Beschäftigungen gleichkäme. Leute, die zufällig gehört haben, wie j ene Männer die Sache auseinandersetzten, sagen, daß darin weder überhaupt etwas Vernünftiges noch etwas Wahres enthalten sei, und daß weder das, was gesagt, noch das, was getan wurde, so erwähnt wird, wie es gesagt oder getan war. Aber so, wie die ( angeblichen? ) Bewohner der atlantischen Inseln, die, welche das auch sein mögen, der Zunge / ( 6 9 ) derer, die über die Dinge dort nicht Widerlegbares fabulieren wollen, große Freiheit gewähren, und die, ohne von den Dingen dort überhaupt etwas gesehen oder gehört zu haben, ( bei uns) auftraten und behaupteten, darüber besser denn wir Bescheid zu wis sen, und dann wundersame Mythen und sonderbare Geschichten ersannen, so handelten auch Palamas und seine Leute und ähnliches Zeug stellten sie in ihrem Tomos zusammen. 12 1 2. Was sie gewollt hatten, daß geschehen wäre, aber nicht war, und was sie hätten sagen wollen, aber nicht gekonnt hatten, weil das eine sofort widerlegt wurde und man vom anderen eine sofortige Widerlegung befürchtete, das setzten sie dort mit großer Frech heit auseinander, und weil die Zeit für sie günstig war, wagten sie es ruhig zu lügen, was man nicht widerlegen konnte. Auch vertrauten sie darauf, daß sie das alles nicht herauszugeben bräuchten und es für sich behalten könnten, so daß wir es nicht zu sehen bekämen. Man sagt nun, daß Pala mas verschiedenes getan hat, um die Einfältigeren zu betrügen, und insbe sondere auch, um die Bischöfe, die an ihm Anstoß genommen hatten, zu beschwichtigen. Namentlich soll er einige seiner Lästerungen getilgt und ausradiert und seinen blasphemischen Geist in anderen Worten in seinem neuen Tomos zum Ausdruck gebracht haben. Die Bischöfe wissen aber nur daß ausradiert wurde, was schlecht formuliert war. Die Bedeutung von dem, was ausradiert und (neu) formuliert wurde, ist ihnen nicht bekannt und kümmert sie auch nicht. Er soll auch Zeugnisse aus der Schrift bei79
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bringen, aber nicht wie sie richtig lauten, sondern entstellt, mal durch Einschnitte und Umstellungen, mal durch irreführende Interpretationen. Wenn du möchtest, werde ich nicht / ( 70 ) zögern, sofern du Zeit hast, nun einige davon anzuführen und sie dir für eine Widerlegung vorzule gen. » 3 . ( Gregoras) «Um j enen Tomos der gegnerischen Macht zu widerlegen, Agathangelos, ist der j etzige Augenblick höchst ungeeignet. Das wirst du auch selbst, wenn du es genau betrachtest, nicht leugnen. Viele Feinde stellen uns nach und halten alle Zugänge rundherum sorgfältig besetzt; viele, die lauern auf was wir sagen, sitzen da wie Belagerer und Wach posten und versuchen den Schimmer irgendeiner Begründung zu erha schen, um auf unverschämte Weise gegen uns vorzugehen und uns des gegenwärtigen Lebens zu berauben, denn sie glauben damit den Herr schenden einen Dienst zu erweisen. Nun kümmert mich freilich der Tod nicht im geringsten, denn er gehört zu unserer Natur und wird, wenn nicht heute, so doch vielleicht morgen mit lautlosen Schritten an uns herantre ten. Aber um unsere Verfolger zu schonen, wollen wir uns nicht dafür hergeben, Anlaß zu sein, daß sie den Zorn Gottes gegen sich erregen. D arum also ist es nötig zu schweigen, vor allem da es noch nicht so weit ist, daß wir den Tomos in Händen haben, damit unsere Vorwürfe sicher und nicht stumpf sind. Wenn aber der Zeitpunkt des heiteren Himmels aufleuchtet und unsere Zunge mit Gottes Hilfe die gebührende Redefrei heit erlangt, dann werde ich in Ruhe meinen abgestorbenen Körper wie derherstellen und beweinen und dann werde ich bitter klagen über die Zerschmetterung meines Geschlechts und versuchen mit Zaubermitteln, sozusagen, und mit gewissen Arzneien den glühenden Schmerz des schwe ren Leidens nach Möglichkeit / ( 7 1 ) zu heilen. 122 4. Über die heutzutage amtierenden Bischöfe brauchst du dich nicht zu wundern. Die meisten können nicht einmal die elementarsten Prinzipien der Wissenschaften vernünftig auf die Reihe bringen und sind in dieser Hinsicht wie unmündige kleine Kinder. Aber gegen die göttlichen Dogmen kämpfen sie in gröbster Weise und versuchen mit allem Eifer zu verhin dern, daß j emand versuche, sie zu überreden oder sich irgendwie unter sie zu mischen. 12 3 Denn sie sind alle voll Argwohn, und in dem Maße, worin sie für Rechtschaffenheit blind und unwissend sind, sind sie auch voll Arglist und Neid. Im Vorübergehen werden sie dich leichtfertig bei den Herrschenden verleumden. Es fehlt viel, daß wir die Schlechtigkeit der 80
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Bösewichte aus älterer und j üngerer Zeit mit der Boshaftigkeit dieser Män ner vergleichen könnten. Diese ist freilich nicht gleich beim ersten Umgang zu erkennen und die Urteile des Gerichts, das durch das Urteilsvermögen der Seele ausgeübt wird, erscheinen nicht sofort frei und unbestechlich. Aber die Zeit, die alles prüft, macht es möglich, gewisse Spuren aufzuneh men, weil die Natur gewissermaßen dunkle Anzeichen preisgibt, nicht absichtlich, aber wie es sich so ergibt. Denn gelegentlich wird auch die Zunge, ohne es zu bemerken, zur unfreiwilligen Verräterin der verborge nen Krankheiten der Seele. Vielleicht reizt irgendeine Wut wie ein Winter sturm die Seele dazu oder tun dies eine von außen herankommende Flut von Ereignissen und ein unerwarteter Lauf der Dinge. 5. Es gibt viele Veränderungen in den Prägungen und Haltungen des menschlichen Kör pers, und genau so vielfältig sind auch die Zustände / ( 72 ) der Seele. Du siehst wohl, daß dieser Umstand die Vorgänge zu Meeren der Unendlich keit ausdehnt und wahrhaftig nirgendwo je gefestigte Erkenntnis entstehen läßt. Dies übersteigt j ede Vorstellungskraft weiser Menschen, 124 geht über absolut alle gelehrten und fachkundigen Forschungen hinaus und macht diese allseits zum Gegenstand von vergnügt lachendem Spott. Es fehlt viel daran, daß die Menschen erforscht hätten, welche Überlegung ein zuver lässiger Schiedsrichter über die Geheimnisse der Seele ist! Sonst brauchte künftig niemand noch die äußeren Verhaltensweisen und ihre Nuancen (zu beachten) , die mit stummen Zungen diese Geheimnisse andeuten, zuerst dunkel, aber bei anhaltender Prüfung vollkommener, so daß es schon ein facher wird, sie auch auf die ersten Veranlagungen und Gesinnungen der Seele wie auch immer zurückzuführen und allmählich Zug um Zug immerzu die Reihe zusammenhängender Symptome zurückzuverfolgen, und auf den ersten Indizien die spätere Beweisführung aufzubauen. 6. Du siehst, wie diese Leute, die von sich aus nie und nirgends mit irgend etwas prahlen können, zur Dunkelheit der Träume ihre Zuflucht nehmen und es den Dramenschreibern gleichtun, die für die Auflösung und den Ausgang ihrer Dramen einen Deus ex machina brauchen, 125 da sie für die verlogene und widersinnige Handlung ihrer Stücke nur schwer ein passen des Ende finden. Wenn sie nun / ( 7 3 ) sehen, daß nach den falschen Prophe zeihungen ihrer Träume das Gegenteil eintritt, geben sie der Doppeldeutig keit der Träume die Schuld. Ich möchte sie aber fragen, wieso Gott sich gegen ihre Werke wendet und die auf ihre Vorhersagen gesetzten Hoffnun gen immer in ihr Gegenteil verwandelt, vor allem wenn es eindeutig die 81
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kaiserliche Majestät ist, die ihrer Gottlosigkeit uns gegenüber Macht ver leiht. Denn gerade dann werden sie bestraft, das Kaiserpaar in bezug auf das Liebste, 126 die Rhomäer allesamt in bezug auf die Städte sowie auf die Angelegenheiten des Staates und der einzelnen Bürger. Denn alles ist gewis sermaßen voll von Schiffbruch und Gefahren aller Art. Gott hätte es ihnen doch mit Glück in ihren Angelegenheiten und mit lange währender Herr schaft vergelten müssen, daß sie als Rächer der väterlichen Sitten und Dog men und als Bestrafer der Gesetzlosen dastehen, statt in dem Maße, in dem sie unsere Verfolgung verstärken, das Schlechte für sie zu vermehren. Denn eins von beiden muß man doch daraus folgern: entweder muß man anneh men, daß Gott ungerecht ist, weil er sich gegen j ene wendet, die, wie sie selbst sagen, für die göttlichen Dogmen kämpfen, oder daß er gerecht ist und richtig handelt, indem er ihnen, die eindeutig Unrecht tun, entgegen arbeitet, damit die Unvernünftigen zur Vernunft kommen und das, was sie uns antun, bereuen. Aber einmal in Unvernunft verfallen, ist ihr Geist erblindet, und von der Vernunft haben sie endgültig Abschied genommen. 7. Aber da du bis heute den gottlosen Schriften des Palamas / ( 74 ) noch nicht begegnet bist, weil du außer Landes warst, will ich nun, ehe ich aufhöre, einen oder zwei Punkte seiner Lehre etwas näher betrachten, damit du wie aus dem Saum das Gewebe1 2 7 auch selbst erkennst, wie der Mann aus elenden Vorurteilen, die wie Samen in seiner aufgeblasenen Denkart verborgen lagen, in seiner Schlechtigkeit eine solche Menge Bos heiten ausgespieen hat. Erst nach vielen Anläufen erlangte er mit Hilfe von Gewalt und nicht ohne Mühe Einlaß in Thessalonike. 1 28 Ich will nicht davon reden, wieviele Zeichen Gott gab, die seinen leibhaftigen Einzug verspotteten und ablehnten. Davon kann man alle erzählen hören. Als er aber im göttlichen Heiligtum zusammen mit anderen Priestern das heilige Opfer zelebrierte, geschah es, daß die Gaben des göttlichen Kelches auf die Erde entleert wurden. Alle waren entsetzt über den Vorfall, aber er mahnte sie, sich nicht verwirren zu lassen, und sagte: Wenn das Blut Christi damals, als es vergossen wurde, von den Juden zertreten wurde, dann sei es nichts Unerhörtes, wenn dieses von den Menschen konsekrierte Blut durch Zufall das gleiche erleide. 8. Du siehst, wie dieser Vorfall zeigt, was für Vorstellungen dieser Mann seit langem hatte. Er glaubt nicht, daß das, was durch die göttlichen Gebete der Liturgie konsekriert wird, wahrhaftig der Leib und das Blut Christi ist. So, wie er in vielen seiner Schriften behauptet, daß der Sohn ein untergeordneter Gott und vom 82
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Wesen des Vaters verschieden sei, so ist für ihn auch dieser (eucharistische Leib Christi) untergeordnet und völlig verschieden von j enem (wahren Leib Christi), / ( 75 ) und darum sei es nicht unerhört, wenn wir ersteren (den eucharistischen) gering achten, wie einst die jüdischen Mörder den zweiten ( den wahren) . 12 9 Dieses eine reicht, um deine Gedanken auf die ersten Gründe und Meinungen zu richten, die den noch verborgenen Krankheiten seiner Seele zugrunde lagen und auf welchen wie auf einem Fundament seine späteren Überlegungen basierten. Zweitens, als man ihm Polytheismus vorwarf, sagte er, daß er weder ein Jude noch ein Ismaelit sei, so daß er einen Gott verehren würde. 130 Ich möchte an sich noch mehr und Wichtigeres aufzählen, was mit seiner Schlechtigkeit zusammenhängt, und ausführlich zeigen, welches Potential von Gottlosigkeit dieses wenige ent hält, aber ich unterlasse das aus zwei Gründen: erstens weil du klug bist und selbst sofort verstehst, was du hörst, und es noch vollkommener ver stehen wirst, wenn du seine Bücher liest, und zweitens, weil ich glaube, daß es für dich Zeit ist nach Hause zu gehen, ehe die rundum aufgestellten Spitzel (gr. Allseher) und die scharfen Bewacher meines Gefängnisses dich bemerken. » 9. So war das, und als der gute Agathangelos das alles gesagt und gehört hatte, ging er fort in der Nacht, ohne daß meine Bewacher ihn bemerkt hätten. 13 1 D anach verstrichen sechs Monate, die er in dieser Stadt verbrachte. In der Zeit verkehrte und sprach er auf kluge Weise mit Byzan tiern, die durch Weisheit und Ansehen hervorragten, und sammelte zu dem, was er schon gehört hatte, / ( 76) nach und nach sehr viel hinzu und kam dann wieder, um, wie vorher, das Übrige zu berichten. D as war folgendes. 10. D as Galata genannte Kastell, so erzählte er, war von der Land- und von der Seeseite eingeschlossen worden und, wie gesagt, vor einem Jahr waren durch besagte vierzehn venezianische Kriegsschiffe die Lastschiffe geraubt worden, die für das Kastell die Getreidezufuhr aus dem oberen (nördlichen) Meer sicherstellten. Daraufhin hatte der Kaiser j enen Kampf aufgenommen und kämpfte zur See mit zehn Trieren und auch auf dem Land mit einem Heer, so daß großer Mangel an Nahrungsmitteln die Lateiner im Kastell bedrängte. D arum hatte der Kaiser Mitleid und entbot eine Gesandtschaft zu ihnen mit der eidlichen Zusicherung von Straffrei heit, ob sie nun ebendortselbst bleiben oder auch, wohin sie möchten, abziehen wollten, vorausgesetzt, sie würden vorher die neu um das Kastell 83
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aufgezogene Mauer einreißen. Darauf hatten j ene außer dem, was ihrem üblichen und auch j etzt noch gegenwärtigen Hochmut entsprach, unter anderem auch Folgendes geantwortet: «Wenn Sie (Majestät) den einen Gott und Schöpfer aller Dinge anbeten würden, könnten wir, sofern wir in einem festgelegten Protokoll Absicherungen der Eide einfügten, auch an einem nicht ummauerten Ort sorglos leben. Da wir aber nicht wissen, welchen von den unendlich vielen Göttern, die Sie anbeten, Sie die Unter pfänder Ihrer Treue anvertrauen, müssen wir befürchten, daß unsere Ohren durch die Gleichnamigkeit der Anrede des einzigen Gottes betrogen werden, in den Fluten j ener unendlichen Vielheit versinken und mit Leib und Seele von unermeßlichen Schiffbrüchen / ( 77) überspült werden. 132 1 1 . Als der Kaiser das hörte, glaubte er, sagt man, einen tödlichen Stoß ins Herz zu bekommen. Und er sann nun auf kein anderes Heilmittel, als daß er den Patriarchen von Alexandrien und zugleich auch den von Antio chien, die er aus der Ferne mit Geschenken umgarnte, überreden wollte, persönlich in die Stadt zu kommen, um dem neuen gesetzwidrigen Tomos zuzustimmen, ihn zu unterschreiben und auch künftig eines Sinnes zu sein. Er richtete dabei sein Augenmerk auf ihre Wesensart und vertraute darauf, daß sie einfältig seien und nicht erfahren im Umgang mit Schriftstücken. So hoffte er, j ene partikulare Räubersynode ein allgemeines Konzil nennen zu können, um künftig j ene, die ihn beschimpfen würden, ohne im geringsten betroffen zu sein, als Dummköpfe zu verachten. So glaubte er alles in seinem Sinne ausrichten zu können und kümmerte sich, wie man sieht, überhaupt nicht um die Vorsehung Gottes. 1 33 1 2 . Als der Herbst schon den Aufgang des Arkturos erreicht hatte, 1 34 verbreitete sich das Gerücht, daß mehr als hundert venezianische Galeeren den Ionischen Golf durch fuhren und das Adriatische Meer schon zur Rechten hinter sich gelassen hätten. Sie liefen, hieß es, die Städte der Kerkyräer, Zakynthier und Pelo ponnesier an und heuerten von dort wehrbare Männer im besten Alter an und überredeten sie, für erklecklichen Sold in den Krieg zu ziehen. Jene Schiffe sollen von gewaltiger Größe gewesen sein und j ede eine Besatzung von mehr als dreihundert Männern benötigt haben. 135 / ( 78 ) Als die Galee ren der genuesischen Flotte, die auf Vorposten Wache hielten, davon er fuhren, ruderten sie mit dieser Nachricht schleunigst nach Chios und mahnten, noch am gleichen Tag ohne Zögern auszulaufen und mit voller Ruderkraft direkt nach Byzantion zu eilen, denn es sei besser dort den Angriff der Feinde abzuwarten, wo das Galata genannte Kastell liege 84
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und nach allen Seiten von großem Nutzen sein könne. Sie liefen also sofort mit insgesamt sechzig Schiffen aus und erreichten zuerst den Eingang zum Hellespont und gingen bei Tenedos vor Anker. 1 36 Dort blieben sie über viele Tage, aber nirgends sichtigten sie einen Feind oder Waffengang. Man bat nun um Einkaufsgelegenheit, erhielt sie und fuhr friedlich wieder weg. So fuhren sie gemächlich an sämtlichen Küstenstädten der Rhomäer vorbei bis hin nach Peirinthos, das auch Herakleia genannt wird. Dort bekamen sie keine wohlwollende und freundliche Gelegenheit, Lebensmittel zu kau fen, und hatten so einen beschwerlichen Aufenthalt, während sie auf Nach richt aus dem Galata genannten Kastell warteten, ob man die Aufnahme der Flotte hinreichend vorbereitet hätte. Sie hatten nämlich vorher deshalb zehn Schiffe vorausgeschickt. Inzwischen zogen einige Männer der Schiffs besatzungen aus, um Gemüse und Kraut aus der Gegend zu sammeln und damit ihrem Magen eine tägliche Mahlzeit zu verschaffen. Denn großer, viele Tage andauernder Hunger erschlaffte sie . 1 3 . Die Herakleioten / ( 79 ) waren aber wie von gottgesandter Blindheit des Geistes geschlagen und anstelle j eglicher Gastfreundschaft bereiteten sie nachts Hinterhalte für die Flotte, nahmen bei Tagesanbruch viele Lateiner gefangen und töteten sie. Dies versetzte die Lateiner in heftige Wut, und das, obgleich sie sich von jeglichem Streit fernhalten wollten, bis sie Byzantion erreicht haben wür den, um dort über Frieden zu verhandeln. Sie wollten auch den Kaiser mit allerhand Versprechungen und Geldgeschenken bearbeiten und überreden, den Vertrag mit den Venezianern aufzukündigen und einen Vertrag mit ihnen den Vorzug zu geben. Darum stritten sie stundenlang unter sich und beschlossen dann, daß es unerträglich sei, das begangene Verbrechen stillschweigend zu übergehen, vor allem auch weil der Mangel an Zucht bei den sehr gemischten Schiffs besatzungen diese in Feuer und Flammen geraten ließ für den Krieg. Am nächsten Tag am frühen Morgen befahlen deshalb die Schiffskapitäne den Trompetern die Kampfsignale erklingen zu lassen. 1 37 Und so stürmten alle zusammen bewaffnet von Bord, umzingel ten die Stadt und hebelten sogleich sämtliche Tore aus. In zwei Stunden nahmen sie die Stadt ein, die nicht nur voll war von ihren eigenen alt eingesessenen Einwohnern, sondern auch von allen, die wegen der häufi gen Überfälle der Ungläubigen die thrakischen Dörfer ringsum verlassen hatten und in die Stadt gezogen waren. 138 Dabei erbeuteten sie allerhand Reichtümer. Auch strömten von allen Seiten alle Lateiner (in die Stadt) hinein und versklavten auf erbärmliche Weise Menschen jeglichen Alters, 85
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alle, die sich nicht vorher durch die Flucht gerettet hatten. 139 1 4 . Ab wesend war damals der Mann, dessen Aufgabe es war, als Bischof der Stadt vorzustehen, / ( 80 ) Kokkinos. So wurde der Hirte und Vater genannt wegen der Feuerröte und der Derbheit seines Gesichts. 140 Er unterstützte gerade in Byzantion mit seiner ganzen Geisteskraft und aller Leidenschaft den Kampf für die neumodischen Lehren des Palamas. Um seine Herde kümmerte er sich aber wenig. Dafür entfachte er hier (in Kpl) die Verfol gung der Rechtgläubigkeit und lieferte dem Kaiser Weissagungen aus Träu men. 141 Er versprach ihm wie aus einem Dreifuß Großes und nicht in Worten Faßbares, namentlich die Herrschaft über ganz neue Gebiete und die Macht über die ganzen östlichen und westlichen Reichsteile, die sich nach der Verfolgung unmittelbar mühelos ergeben würden. Aber die Weis sagung des Kokkinos lief auf ihr völliges Gegenteil hinaus und das machte den Kaiser ziemlich ratlos. Was er gestern und vorgestern angenommen und nur zu gern geglaubt hatte, trieb ihn jetzt zu schwankenden Erwägun gen. Ein Wogenschwall von Überlegungen erfaßte ihn und er schüttelte jenes törichte Geschwätz von sich ab. Er versuchte auch j ene, die sich nicht geschämt hatten, sich so offensichtlich auf Lügen ertappen zu lassen, mit vielen Vorwürfen zu überschütten, aber der Mann, der ihm die Weissagun gen eingeflößt hatte, war sofort in seiner Nähe und manipulierte die Wahr heit. Er unterlief die einfache Gewißheit und wußte ihn abermals zu über zeugen. Er sagte, daß dies eine Wirkung des teuflischen Geistes sei, der die Glut des Geistes für die Frömmigkeit auslöschen und den Lauf der Verfol gung auf trügerische Weise zum Erliegen bringen wolle. Das sei für ihn (den Kaiser) , so sagte er, auch eine Art Prüfung Gottes und könne für ihn vielleicht ein Anfang künftigen Glücks / ( 8 1 ) werden. « Es soll euren Geist davor bewahren, wegen des Übermaßes j ener Freude zu hoch von euch selbst zu denken, denn dann würdet Ihr vielmehr j ener Vorhersagen ver lustig gehen und wir würden in unseren großen Hoffnungen getrogen werden. Denn j ene, die Gott zur Führung größerer Dinge erhöhen will, macht er zuvor erprobter, indem er sie in kleinen Gefahren übt. » 1 5 . Sol che Dinge erdichtete er gegen die Wahrheit und so verhöhnte er schamlos die Rechtgläubigkeit, aber um seine Herde, die aufs Grausamste von den Feinden zerfleischt und erbarmungslos Tag und Nacht unter Mißhand lungen ihres ganzen Reichtums beraubt wurde, kümmerte er sich nicht. Alles erachtete er zweitrangig, verglichen mit dem Eifer für die Verfolgung des Glaubens. Gott aber tat, was einst der große Konstantin tat. Dieser 86
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ergriff jene Juden, die damals rebellierten und den Tempel zu Jerusalem neu errichten wollten. Er ließ ihnen die Ohren abschneiden und ihre zügel lose Gesinnung zusammen mit ihrem Körper von Peitschenträgern herum führen und auspeitschen, damit ihre Rebellion nicht noch für viele andere zu einer Ehrensäule der Schlechtigkeit werde. Das gleiche also tat nun Gott, als er den gottlosen Hirten j ener Stadt überführte, seine Vorhersagen zuschanden machte und das Geschwätz j ener bombastischen Träume in der Mitte von Land und Meer anprangerte auf eine Weise, die j ede Gedenksäule übertraf. So wie Konstantin j ene Juden schmählich mißhan delte an j enem Körperteil, womit sie / ( 82 ) die Prophezeihungen des Erlö sers hätten hören und verstehen sollen, als er den völligen Untergang j enes Hauses (des Tempels) vorhersagte und keineswegs zusätzlich von einer Wiedererrichtung sprach, so hat Gott auch hier zu allererst den Mann, der, um die Flamme der Verfolgung gegen die Rechtgläubigkeit zu entzün den mit diesen Prophezeihungen an den Kaiser herantrat, verspottet und die Dreifüße seiner weissagenden Träume in aller Pracht umgeworfen, ihn seiner Herde entfremdet, weil er Dinge tat, die j egliches Hirtenamtes und Gottes unwürdig waren, und weil seine Taten beinahe laut riefen, daß der gottlose Hirte vom Kaiser aus seinem Hirtenamt vertrieben werden sollte. Indem er ihn nicht bestrafte, sondern vielmehr als Sieger erscheinen ließ, führte Gott für beide das gemeinsame Strafurteil herbei, machte die Stadt (Herakleia) zur Schafsweide 1 42 und zerstreute das Volk, 0 Jammer, in alle Welt, damit alle miteinander die Überführung der Gottlosigkeit bemerken und erkennen, welche die Früchte schlechten Saates, oder besser der Anfang der Schrecknisse sind, die kommen werden. 143 1 6. Nach der völligen Verwüstung und dem totalen Untergang von Herakleia beschlossen die Lateiner mit allen ihren Schiffen zum Eingang des Pontos Euxeinos und zu den dortigen Häfen zu kommen, die nicht sehr weit vom Galata genannten Kastell entfernt sind, um dort Position zu beziehen. Von dort aus wollten sie Gesandte zum Kaiser entbieten, um über einen Vertrag zu verhandeln. Als sie dort angekommen waren, stießen weitere fünf Galeeren zu ihnen mit weiteren / ( 8 3 ) erlesenen Männern aus den angesehensten Bewohnern des Kastells, die man bislang die Weißträger nennt, wie einst die erlesenen Schildträger Alexanders des Makedonen die Weißbeschildeten. Denn so, wie j ene wegen der Farbe ihrer Schilder so genannt wurden, so war es j etzt Brauch, diese Männer wegen der weißen Farbe ihrer Gewänder Weißträger zu nennen. Sie zeichneten sich durch 87
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Mut aus und versprachen, diesen Mut im bevorstehenden Kampf ehrgeizig und bis in den Tod zu zeigen, denn alle hatten sich vorab durch einen gemeinsamen öffentlichen Eid gebunden, ihr Leben schonungslos einzuset zen. Ihre Zahl betrug fünfhundert. 1 44 Nachdem nun die Flotte der Genue sen auf fünfundsechzig Galeeren aufgestockt worden war, entboten sie freimütig Gesandte zum Kaiser und arbeiteten bei dieser Gesandtschaft mit mehreren Finten, um ihn zu überreden. Vor allem argumentierten sie mit der Irrfahrt der venezianischen Schiffe, die inzwischen in Stürme geraten, auseinandergetrieben und auf dem Wege nach Hause wären. 1 7. Der Kaiser rechnete aber fest mit ihrem Kommen und wies aus voller Überzeugung die Gesandtschaft ab. 1 45 Nach diesem Fehlschlag sandten die Genuesen zehn Galeeren zu den rhomäischen Küstenstädten am Pontos Euxeinos, die nach zweitägigem Kampf Sozopolis einnahmen, eine sehr reiche und viele Einwohner zählende Stadt der Rhomäer, die mehr denn tausend Stadien vom Hals des Pontos entfernt liegt. 146 Der Kaiser ließ aber / ( 84) rundum die ganze Seemauer der Kaiserstadt Gräben ausheben, erhöhte die Zinnen der Mauern und verstärkte sie mit einem Kranz von Türmen und Halbtürmen. 1 47 Die Genuesen drohten nun einmal mit Krieg, schickten dann aber wieder Gesandte in Sachen Verträge, doch Hoffnung auf Hoffnung wurde zerstört und die Zeit verrann. 1 48 Die Vorräte an Lebensmitteln gingen ihnen aus, und so sahen sie sich gezwungen, mit den Persern (Türken) , die Bithynien beherrschen, einen Vertrag zu schließen. Sie entboten Gesandte zu deren Anführer, schickten auch Geschenke und versprachen weitere, und forderten die Perser auf, ihre ständigen Kampfgenossen zu werden und dafür j ährlich einen reichhalti gen Tribut im Wert von vielen Talenten entgegenzunehmen. 1 49 1 8 . In dieser Lage verzehrten große Schmerzen die Seele des Kaisers, da er sah, daß das Fernbleiben der venezianischen Schiffe sich empfindlich in die Länge zog. 1 50 Denn um in die frühere Spur meiner Erzählung zurück zukehren, 1 5 1 diese waren zwar zuerst zur Herbstmitte alle zusammen unversehrt auf Kreta gelandet, und zwar, wie man sagt, dreißig von den Katalanen und siebzig von den Venezianern. Dort hatten sie sehr viele Tage zugebracht, während derer sie ausreichend Proviant an Bord brachten. Als sie dann gutes Fahrwetter bekamen, stachen sie in See, und noch ehe sie eine Fahrt von zwei Tagen zurückgelegt hatten, gerieten sie im ikarischen Meer 1 52 in einen schrecklichen Sturm, weil die anstürmenden Nordwinde sich schon mit großer Gewalt über das ägäische Meer ausbreiteten. D aher / 88
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( 85 ) wurden sie in größere und kleinere Flottenteile von einander getrennt und die einen fuhren zurück nach Kreta, andere strandeten auf Euboia und wieder andere erreichten die Kykladen. Aber auch einige zerschellten in der Nacht an untiefen Stellen und gingen so zugrunde. Nach Venedig konnten sie aber nicht zurückkehren. Denn was dort einmal vom Rat beschlossen und bekräftigt worden ist, hat nun mal unauflösliche Gesetzes kraft und daher lautete ihr Auftrag, eins von bei den zu tun: entweder als Sieger über die Feinde nach Hause zu kommen oder sich alle zusammen von den Händen der Feinde abschlachten zu lassen. Denn wer auf andere Weise ( ohne Sieg) zurückkommt, den erwartet als Strafe der schändlich ste Tod, der siegt über j ede Entschuldigung. So waren sie alle gleicher maßen gezwungen, von überallher aus der gleichen Überlegung direkt Byzantion anzusteuern. 1 9 . So geschah es dann, daß nach vielen Tagen von den zerstreuten Schiffen zweiundachtzig zusammenkamen, die nach kurzer Zeit mit erheb licher Mühe Tenedos erreichten. Denn sie gerieten wiederum in einen Sturm, einen mäßigen zwar, aber immerhin. Dort blieben sie viele Tage und erholten sich, so gut es ging, von der stürmischen See. Als danach günstige Südwinde aufkamen,152 a stachen sie frühmorgens in See, aber spätabends kam heftiger Gegenwind auf und sie ankerten vor einer der Städte der Chersonesos ( Gallipolihalbinsel) , die Sestos heißt. Auch von dort fuhren sie nach vielen Tagen wieder weg. Anfangs hatten sie einen milden Südwind, aber am nächsten Tag gewann der Wind so sehr an Hef tigkeit, daß nur achtundsiebzig mit Mühe / ( 8 6) die Inseln der Propontis zu erreichen wußten. D as Jahr durchlief zu der Zeit das Ende des Winters und zeigte schon beinahe die Tagundnachtgleiche des Frühlings. Da die Inseln aber nicht über einen Hafen verfügten, der für eine so große Flotte genügte, schaukelten sämtliche Schiffe auf hoher See. Das war ein großer Fehler, denn von unten schwollen die Wellen an und der Wind machte keine Anstalten irgendwann einmal abzuflauen. Es wäre für die Genuesen gewiß möglich gewesen, gegen sie auszufahren, denn diese überlegten sich das schon lange und bereiteten sich auch darauf vor, die Feinde zu überfallen, während sie erschöpft heranfuhren. So war die Lage .153 20. Da sie aber dort nicht bleiben und nicht länger gegen Meer und Wellen und eine nicht nachlassende steife Brise kämpfen konnten, hoben sie am dritten Tag den Anker und steuerten am späten Nachmittag lang sam und mühsam den Hafen der Byzantier an. Und sogleich fuhren von =
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dort acht rhomäische Trieren aus, um sie zu geleiten und zu unterstützen und sie bei der Einfahrt zu lotsen und mit Hand anzulegen. Aber noch ehe sie Land erreichten, griffen plötzlich die genuesischen Galeeren, die schon seit langer Zeit auf der Lauer lagen, sie an.I S4 Zuerst schickten sie in regelmäßigen Abständen schnelle Schiffe zu zweit und zu dritt von achtern gegen sie vor; unmittelbar danach unternahmen sie alle zusammen mit großer Wucht einen sehr heftigen Angriff, so daß die Venezianer gezwun gen wurden, wie erschöpft sie auch waren und wie / ( 8 7) ungestüm sich wegen des damaligen Sturms das Nleer auch gebärdete, auf der Stelle den Kampf aufzunehmen. Als nun die Genuesen sahen, daß die Feinde sich gegen sie wandten, ruderten sie sofort rückwärts und flüchteten unver wandt (ohne dem Feind den Rücken zuzuwenden) zum Hals des Pontos und zu den ihnen vertrauten Häfen. Die Feinde aber verfolgten und bedrängten sie und beschossen sie von hinten. D abei ließen sie ( die Genue sen) dort vier Galeeren im Hafen zurück, die wegen des Sturms beinahe an den dortigen steilen Ufern zerschellt wären. 2 1 . Zusammen mit ihnen (den Venezianern) waren die genannten rho mäischen Schiffe ausgelaufen, die ihren Mut zum Krieg entflammten und anfeuerten. Der Zusammenstoß fand statt, wo ein Säulenpaar steht, das gewissermaßen die Form eines Grabmonumentes zeigt. I SS Dort gingen sie auf einander los und lieferten eine erstaunlich tapfere Seeschlacht, allen voran auf der einen Seite die Katalanen und auf der anderen Seite j ene fünfhundert Weißgewandete, wobei sie gegenseitig häufig aus den eigenen Schiffen auf die gegnerischen hinübersprangen und mal von hier dort und von dort hier in die Enge getrieben wurden. So führten sie plötzliche Aus fälle und Angriffe durch, grausam und tierisch zerrissen sie einander scho nungslos und wurden voneinander zerrissen und schonten dabei das eigene Blut oder den eigenen Leib so wenig wie das Blut und den Leib der ande ren. Und wenn nicht in kurzer Zeit die Nacht gekommen wäre und dieser Seeschlacht ein Ende bereitet hätte, wären wohl bald alle dort voneinander und dem Meer vernichtet worden. Denn sie gingen keineswegs freiwillig / ( 8 8 ) auseinander, sondern mit Mühe und Not erst zur zweiten oder dritten Stunde der Nacht. I S 6 Als der folgende Tag kam und das Geschehen j enes Abends enthüllte, sah man, wie die venezianischen Galeeren irgendwo oben in der sogenann ten Therapea-Bucht in der Nähe des Sarapisheiligtums vor Anker lagen, während die genuesischen ihrerseits nach Osten hin vor den Ufern von 90
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Chalkedonia auf hoher See schaukelten, freilich etwas mehr zur Küste hin. 1 57 22. Den westlichen Teil fürchteten sie mehr denn den östlichen, weil sie es an erstgenannter Stelle mit den Rhomäern zu tun hatten, die ihre Feinde, an der zweiten aber mit den Barbaren, die ihre Bündnispartner und Kampfgenossen waren. Diese ermutigten sie aus der Ferne nach Möglich keit mit Klatschen und häufigen Zurufen und irgendwelchen unbekannten Klängen. Den östlichen Teil fürchteten sie vor allem auch, weil sie früh morgens eine dichte Menge Rhomäer den Flüssen entlang vom Festland zum Meer strömen sahen, um den Venezianern zu helfen, zugleich aber auch wegen der Beute aus der Seeschlacht. 15 8 Es ergab sich, daß beide Heere nicht geringe Verluste erlitten hatten. Die Genuesen hatten zweiund zwanzig Schiffe verloren, die Venezianer achtzehn; die meisten davon hat ten den Katalanen gehört, die von allen am tapfersten gekämpft hatten. 159 Diese stürzten sich, wie man erzählt, frontal auf den Feind, Kapitän auf Kapitän, Matrose auf Matrose, und lieferten einen Nahkampf wie auf dem Trockenen. Sie richteten ein großes Gemetzel an unter den Feinden, so daß einige Schiffe mit der ganzen Mannschaft / ( 89 ) untergingen unter der Last der Männer, die unversehens bei Nacht und Dunkelheit aufeinander los stürmten. Manche Schiffe zerbrachen auch auf untiefen Stellen infolge Unerfahrenheit und in Unkenntnis der örtlichen Gegebenheiten und war fen ihre Mannschaft an Land, weil die Wellen sie dorthin stießen. Daher sah man am nächsten Tag viele Katalanen im Land der Rhomäer umher irren, die weder der griechischen Sprache mächtig waren, noch wußten, wo sie sich befanden oder wohin sie sich retten sollten. Es gab aber auch welche, die (unterwegs) umfielen und infolge ihrer Verwundungen ihr Leben aushauchten. 23 . Andere fielen halbtot auf dem Strand zu Boden und wieder andere hatten den Geist schon völlig aufgegeben und lagen inmitten bei der Heere durcheinander herum. Ihre Schiffe waren aufs Land geworfen worden und sie selbst waren heruntergefallen, hatten aber nicht versäumt miteinander handgemein zu werden. Sie hatten Waf fen gegen Waffen und Fußvolk gegen Fußvolk gestellt, und so kam es, daß dort ein doppelter Kampf entstand, eine Seeschlacht und eine Landschlacht zugleich. Alle Verwundeten, die noch gehen konnten, benutzten einer die sen, ein anderer j enen Wegweiser und erreichten nach einem vollen Tag Byzantion. Dort erhielten sie, so gut es ging Linderung. 1 6o Die Menge, die, wie gesagt, zur Ostküste des Festlandes zusammenströmte, zählte nur wenige Soldaten; die meisten bildeten eine Mischung aus allen Arbeiter91
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sparten, die sich niedrigen Arbeiten oder der Landarbeit widmen. Unter all diesen Leuten gab es niemanden, / ( 90) der nach Hause kam, ohne Gewinn gemacht zu haben. Denn die Meereswellen warfen alles an Land, Waffen und Wurfgeschosse aller Art, Schilde und Helme. Durcheinander leer auf See herumtreibende Schiffe beider Heere waren zwar entleert von Seesol daten, Ruderern und Ruderblättern, aber voll von wertvollen Sachen und blutverschmierten Leichen. 1 61 24. Nach jener Seeschlacht grassierte eine gemeinsame Krankheit beim Großteil beider Flottenmannschaften und demzufolge starben von beiden Seiten sehr viele. 1 62 So sah j ede Seite sich gezwungen zu überlegen, was nützlich sei. Die Venezianer hätten ihre Flotte gerne dorthin verlegt, wo sie die vom Pontos herunterkommenden Handelsschiffe der Feinde, die die Lebensmittel von den Skythen und vom Tanais (Don) mitbrachten, abfangen wollten, aber sowohl der Umstand, daß sie ihre erkrankten Leute gesund pflegen wollten, als auch der große und vielfältige Mangel am Lebensnotwendigen, der täglich seine Forde rungen stellte, zog sie in eine andere Richtung. Darum lösten sie die Taue des Achterdecks und fuhren von dort hinunter, um bei der Einfahrt des nach Osten gerichteten Hafens der Byzantier haltzumachen. Dabei fuhren sie an den feindlichen Schiffen vorbei, die links von ihnen stationiert waren entlang der Küste des Gebietes von Chalkedonia, das in Händen der Bar baren war. Auch die Feinde befanden sich in einer Zwangslage, da sie ebenfalls unter Lebensmittelknappheit / ( 9 1 ) zu leiden hatten und zudem sahen, wie ihre tapfersten Männer, die nicht dem Schwert zum Opfer gefallen waren, erkrankt waren. Darum ankerten sie in den Häfen der Barbaren, die, wie gesagt, ihre Verbündeten waren. Sie taten das der Nah rungsmittel wegen, aber auch voll von anderen großen und vielfältigen Erwartungen, insbesondere aber auch, um dort im fremden Land und weit von der eigenen Erde ihre Leichen bestatten zu können, ohne daß die Ehefrauen und Kinder es wahrnahmen. 25. Die Dreistheit der Feinde hatte sie so entsetzt, daß es ihnen nicht ausreichend schien, daß sie die Barbaren in ihrer Nähe hatten, die ihnen aufs Kräftigste halfen, nein, es schien ihnen auch noch notwendig, ihre eigenen größten Lastschiffe her anzuführen und sie frontal wie Türme und Mauern in einer Reihe aufzu stellen mit sehr vielen Soldaten darauf, die auf den Schiffsverdecken und oben bei den Spitzen der Mastbäume Haufen von Steinen bereit liegen hatten, um sie auf die Feinde zu werfen und so ihr Heranfahren abzuweh ren. Sie hatten zahlenmäßig weniger Schiffe als ihre Feinde und dazu 92
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waren die meisten ohne Soldaten, weil diese in der Seeschlacht oder durch die nach der Seeschlacht sich ausbreitende Krankheit umgekommen waren. Darum waren sie gezwungen, auch selbst aus fremdem Land Söld ner zu sammeln und von den Barbaren von Bithynien Soldaten in Dienst zu nehmen, was deren Führer Hyrkanos ihnen für viel Geld erlaubte. Sie heuerten also über tausend Leichtbewaffnete von dort an und stellten die einen auf / ( 92 ) dem östlichen Strand auf und hielten sie in Bereitschaft, zu helfen, wenn es nötig sein sollte; die anderen schickten sie fort mit dem Auftrag, das Städtchen Galata zu bewachen, von innen und von außen, und zugleich häufig Ausfälle vorzutragen und mit Streifzügen das Vor stadtgebiet von Byzantion zu plündern. Sie sollten die Byzantier ablenken und zwingen, sich ihren eigenen Problemen zu widmen, und ihnen keine Zeit lassen, vornehmlich an der Seite der Venezianer zu kämpfen oder bequem von draußen Lebensmittel in die Stadt zu bringen. 26. Dies ver ursachte am meisten von allem den Byzantiern größten Schaden. Sie hatten ja über achtzehntausend Mann Seestreitkräfte in die Stadt geholt, die Tag für Tag eine Menge Nahrungsmittel brauchten, und so kam es, daß hier nach in kurzer Zeit sämtliche Lebensmittel bei den Byzantiern knapp wur den. D enn diese waren wegen der Kriege seit langem und von allen Seiten fast von allem abgeschnitten, nicht nur von dem, was zum Essen täglich auf den Tisch kommt, sondern auch von allem Brauchbaren, was das nahe Meer den Fischern immerfort täglich verschafft, ja sogar das Brot (das Getreide) kostete innerhalb weniger Tage das Doppelte von gestern und vorgestern. Dadurch gerieten die venezianischen Führer in große Schwie rigkeiten, denn ihre unfreiwillige Tatenlosigkeit verschlang die Zeit. Sie begehrten zwar die Feinde zu bekämpfen, wußten aber nicht, wie sie das anstellen sollten. So sicher hatten diese sich von der Land- und von der Seeseite verschanzt, wie ich gesagt habe. Vor allem aber umspülten drei fache Wellen / ( 9 3 ) von Überlegungen die Seele des Kaisers. Häufig kehrte er die Würfel seines Schicksals um und um, die gelegentlich gute Hoffnun gen zu wecken schienen, aber später gewöhnlich das völlige Gegenteil brachten, als ob sie absichtlich sein ganzes Sinnen und Streben verspotteten und zunichte machten. 1 63 27. Was noch schlimmer war, während er von solchen schweren Stür men umspült wurde, durfte es nicht fehlen, daß er damals auch Ärger mit seinen Söhnen hatte. Diese rebellierten gerade wegen der Herrschaft, und das in dem Moment, da diese auf solche Weise Schiffbruch erlitt, auf 93
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morschen Füßen stand und aufs Schlimmste in die Enge getrieben wurde. Dabei hätten sie vielmehr alles Mögliche tun müssen, um ihrem Vater dem Kaiser zu helfen, allgemein und bei allem, und sie hätten j edes Eigeninter esse in die Tiefen des Vergessens schicken sollen. Der Schwiegersohn und Mann seiner Tochter, Johannes Palaiologos, hielt voll und ganz an der Herrschaft fest, weil diese ihm längst von seinem Vater her zustünde, und er verzichtete in keiner Weise zugunsten von irgendwem auf die Nach folge. Matthaios, auch er ein Sohn, setzte ihn unter Druck und forderte ebenfalls die Nachfolge, die ihm j etzt auch vom Vater her zukäme. Das Zepter sei inzwischen einem anderen zugefallen, wie der Zufall das immer so mit sich bringe. Das Schicksal werfe ja häufig das Zepter abwechselnd mal diesem, mal j enem zu und dirigiere das Leben durch unvorhersehbare und mysteriöse Wechselfälle; es richte das Wohlwollen seiner Augen mal auf diesen, mal auf j enen / ( 94) und tue abwechselnd immer wieder beides. Der Zufall sei sozusagen ein nicht erlassenes Gesetz und entsprieße oben auf den Dingen und trage Frucht, könne aber den Wechsel nicht leicht ohne Blutvergießen oder doch meistens, wenn ich so sagen darf, nicht ohne Gewalt zustandebringen. Es sei also zu befürchten, daß böse Dämo nen, die auf diese Dinge lauern, ihre Hände ausstrecken werden, gefüllt mit vielfachem Tod. Darum sei es nötig, daß ehe j ener, der wie eine Landzunge die Wellen von beiden Seiten zurückhalte, sich entferne, die Gesetze für beide Seiten festgelegt werden. 1 64 2 8 . Der Kaiser sah also einen so großen Ansturm von Wellen zur glei chen Zeit über sich hereinbrechen. Die absolute Notlage erfüllte ihn mit Ärger und Zorn, und vielfältige große Schmerzen erschütterten seine Seele. Er wußte nicht, wohin er nach einem tröstenden Wort Ausschau halten könnte, bejammerte auch irgendwie sich selbst und schien am Leben zu verzweifeln. Er schwieg nämlich immer und wollte überhaupt mit nieman dem irgendwie über irgendein Geheimnis seiner Seele sprechen. Er war j a schon immer gewohnt die Ratschläge aller samt und sonders z u verwerfen, noch ehe er sie überhaupt gehört hätte. 1 65 Als nun die Kaiserin sah, daß ihr Gemahl sich derart grämte, fiel es ihr ein, Folgendes zu ihm zu sagen: «Es gibt wohl niemanden, glaube ich, der nicht weiß, daß Unglück dem Men schen nicht ohne göttliche Fügung widerfährt, genausowenig wie Wohler gehen. / ( 9 5 ) Das trifft j edenfalls zu für j eden, der mit Sinn und Verstand alles, was sich ereignet, richtig interpretiert. Gott ist gerecht und er liebt Menschen, die gerecht leben. Auch das ist, glaube ich, j edem bekannt, bei 94
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dem Geist und Seele vom Ruder der Einsicht gesteuert werden. Wenn jemand frühmorgens sagt, er habe sich vorgenommen, mit allem Eifer auf seinem Weg voranzukommen, und man sieht ihn abends sitzen, so weit zurückgeblieben, wie er hätte vorwärts kommen sollen, dann weiß sogar auch jeder, der nur ein wenig Verstand hat, daß dies bestimmt Gottes Werk ist, der am Benehmen des Reisenden keinen Gefallen findet und offenbar alles, was dieser tut, bekämpft und seine Anstrengungen ins völ lige Gegenteil enden läßt. 29 . Ich erinnere mich, wie Gregoras nicht ein mal und auch nicht zwei- oder dreimal, sondern wahrhaftig sehr viele Male in den hier oft geführten langen und vielfältigen persönlichen Gesprächen zu uns beiden gesagt hat - du weißt es ja auch selbst -, daß die Bücher des Palamas voll sind von großer Gottlosigkeit. Und er sagte und versprach uns, wenn wir diese akzeptieren und mit vielfältigem Wohlwollen favori sieren würden, könnte, weil Gott gerecht sei, keine unserer politischen Handlungen einen guten Lauf nehmen. Alle würden sie umgestoßen und vor aller Augen zugrunde gerichtet werden, wie die Ernte von den Blitzen des Himmels. Und wenn vielleicht irgendeins unserer Werke wo auch immer am Anfang den Anschein haben sollte zu gelingen, dann würde / ( 9 6 ) uns auch dort in nicht langer Zeit am Ende gar reich bittere Acker frucht erwachsen. Das haben wir ihn aber auch in j enen öffentlichen Kon zilssitzungen mit starken Worten eindringlich sagen hören. 1 66 Dabei mischte sich in sein Auftreten nicht der geringste Zweifel, wie das der Fall ist bei Leuten, die vor der Ungewißheit der Zukunft gewöhnlich Angst haben. Und du weißt auch, wie sehr wir dem Mann seine Freimütigkeit übelgenommen haben. Aber er ließ nicht nach, es zu sagen. Wir müssen also jetzt sehen, ob wir, weil Gott gegen uns kämpft wegen des Dogmas, uns nicht nutzlos abmühen.}} 1 67 30. Dieses und ähnliches erörterte sie und der Kaiser antwortete: Weib, man soll nicht gleich alles Gott zuschreiben. Auch der Zufall ist irgendein gewalttätiger Herrscher, der nach eigenen Gesetzen an die Dinge der Menschen herangeht und, aus der Nähe betrachtet, die Angelegenhei ten der Menschen mehr dirigiert als Gott. Man nennt ihn eine unerschaf fene Energie mit herrischen Charakterzügen, die auf herrische Weise ihre Herrschaft ausübt gemäß der ihr eigenen Triebkraft und Regung. Wenn (du das) nicht (glaubst), werde ich dir etwas erzählen, was dir selbst sehr wohl bekannt ist und meine Wahrheit bezeugt und bestätigt. Du weißt ja, wie ich mich beeilt habe, mit vielen und reichen Geschenken Gott uns «
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geneigt zu machen, Geschenken, die ich mit vollen Händen an Priester und Mönche austeilte, an alle, die ihr Leben in Höhlen und auf Bergen fristen, an alle, die sonst in Armut und Krankheit leben, und das habe ich teils öffentlich getan, teils auch ohne daß irgend jemand es sah. Diese Werke haben uns aber nichts genutzt, vielmehr scheint es, daß wir all das in den Wind geschrieben haben, so daß uns / ( 9 7 ) nur übrig bleibt, das zu erlei den, was nicht einmal die schlimmsten Mörder in ihrem Leben haben erleiden müssen. Aber von dem Augenblick an, da ich mit Palamas eines Sinnes geworden bin, habe ich mich auch der Kaiserherrschaft bemäch tigt. ))1 68 Aber sie ( die Kaiserin) erwiderte sofort folgendes: « Ich)) sagte sie, «werde dir ein paar Dinge aus unserem Leben und dem Leben der Men schen überhaupt erzählen. 3 1 . Sag mir folgendes. Wenn einer unserer Die ner von uns zum Beispiel mit der Sorge für einen Weinberg oder für irgend etwas anderes unserer sonstigen Besitztümer, gleich was, beauftragt wor den ist und später uns offen die Herrschaft darüber entreißen und uns nur noch einen Bruchteil der davon geernteten Früchte bringen würde, würden wir diesen Mann dann nicht vielmehr hassen als lieben? Mir kommt es so vor, daß wir dasselbe annehmen müssen in bezug auf den alleinigen Gott. Wenn wir durch Gott soviel Ehre und solchen Reichtum genießen, darauf hin aber uns entschließen seine Alleinherrschaft irgendeiner anderen von ihm verschiedenen Energie zuzuschreiben, wird er dann nicht, wenn wir ihm nur einen Bruchteil seines eigenen Besitzes bringen, uns eher hassen als lieben, weil wir das Größere nehmen und das Kleinere geben, oder viel mehr ihm alles nehmen und gar nichts geben? 1 69 Auch aus unseren eigenen Erfahrungen dürfte das Gesagte noch deutlicher sein. Du weißt, daß bevor wir den Neuerungen des Palamas zustimmten, unser Glück kräftigen Rük kenwind hatte und keine / ( 9 8 ) gefährliche Brise / uns von vorne ins Gesicht blies. Bis dahin unterstanden wir zwar der Kaiserherrschaft ande rer, genossen aber mehr Macht als die Inhaber der Kaiserherrschaft selbst, und das Ansehen jener kaiserlichen Würde war mehr das unsrige als das ihrige. Für das ihrige wurde es gehalten, das unsrige aber war es. Seitdem wir uns aber dafür hingegeben haben, an der Seite des Palamas und seiner Leute zu streiten, folgte die Strafe auf dem Fuße. Sofort haben wir, kurz gesagt, j edes Unglück erduldet, und es geschah, daß wir das ganze einstige Ansehen samt dem ganzen Reichtum verloren, wie erwachende Menschen die Träume ihres Schlafes. Und j etzt, da wir endlich mit der Kaiserrnacht umgürtet sind, ist die Folge, daß wir tief unglücklich sind. 1 70 Das kommt, 96
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wie ich meine, weil wir die kaiserliche Gewalt nicht ausschöpfen zur Ver besserung der Dinge, sondern zur Verfolgung derer, die zur Verteidigung des Glaubens der Väter das Wort ergreifen. 1 7 1 Ich sage dir das nicht, um auf dein Schicksal zu schimpfen, ich will nur mein eigenes Unglück bejam mern. Denn du bist nicht von mir zu trennen. Von allem anderen abge sehen sind wir beide die Eltern der gleichen Kinder, und wenn nicht mehr, so doch zumindest ebensosehr brennt mir das Herz auch wegen der Gefah ren, worin diese sich j etzt befinden. Das wirst auch du mir gewiß nicht abstreiten wollen. Sonst soll j emand aufstehen und mir sagen, warum ich überhaupt, wo eine solche Kälte die Erde in ihrem Griff hat und wieder stürmisches Wetter sich über unsere Unternehmen ergießt, ich als Frau / ( 9 9 ) die Mühe ( einer Reise) von hier nach Orestias und Didymoteichon auf mich nehme. Doch deshalb, weil es mich drängt, die Probleme unserer gemeinsamen Kinder auszuräumen und allen Verwirrungen und Drangsa . len, die es sonst geben möchte, ein Ende zu bereiten. 1 72 3 3 . In Tränen beendeten sie das Gespräch hierüber und erhoben sich. Die Kaiserin bereitete sich mit allem Eifer auf ihre Reise vor, der Kaiser aber entbot Gesandte zum Herrscher von Bithynien, seinem Schwieger sohn Hyrkanos, und bat ihn, die Genuesen nicht zu unterstützen. 1 73 Zugleich schickte der Admiral der venezianischen Flotte eine Gesandt schaft mit einer Bitte in der gleichen Angelegenheit, gab ihm einige Geschenke und versprach ihm weitere. Hyrkanos aber ließ sie mit leeren Hoffnungen in der Schwebe, denn er hatte nur zwei Dinge im Kopf, einmal von bei den Seiten Geld zu bekommen, zum anderen wollte er, während die beiden (Byzantier und Genuesen) sich bekämpften, selbst ohne Furcht mit seiner Seemacht hinüberfahren, um Thrakien und Makedonien zu plün dern, besonders alles, was sich dort an Booten und Frachtschiffen befand, die gemäß den Gesetzen des Handels Lebensmittel und alles andere brin gen und holen, woran die Insel und die Küstenstädte Bedarf haben. Er wollte ungefähr das gleiche tun, was der berühmte Pharnabazos tat, der für Dareios die Küstengegend verwaltete, als in alten Zeiten die Hellenen sich gegenseitig bekämpften. 1 74 Inzwischen erfuhr er aber von neuerdings seitens der Söhne des Kaisers gegen ihn begangene Verbrechen. Er sprang unvermittelt auf und gab wie ein barbarischer Satrap Drohungen von sich. Folgendes / ( 1 00 ) war geschehen. Der Herrscher der Triballer hatte vor kurzem eine Gesandtschaft entboten mit dem Ersuchen, seine eigene Toch ter möge mit einem der Söhne des Hyrkanos den Bund der Ehe eingehen, 97
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damit eine verwandtschaftliche Beziehung den Vertrag zwischen beiden untermauere und das Land der Triballer dadurch auf längere Zeit frei von Angst sei. 34. Der Barbar Hyrkanos war nämlich zu einer solchen Macht aufgestiegen, daß er nicht nur Makedonien und Thrakien und die Rhomäer in Thrakien und die Myser straflos plünderte, sondern auch schon den Triballern große Angst einflößte, indem er nach Belieben auch nach ihrem Land Heere aussandte und sich große Beute von dort holte. Der Barbar empfing aber diese Gesandtschaft mit Freude, übermittelte seine Zusage zum Vertrag und entbot zudem Gesandte, um die Verschwä gerung fest zu vereinbaren. 1 75 Als diese aber zusammen mit den Gesandten der Triballer und vielen Geschenken zu deren Land zurückkehrten, überfiel sie auf den Wegen, die an Rhaidestos vorbeiführen, aus einem Hinterhalt der Sohn des ehemals über die Aitolier und Akarnanier herrschenden Gra fen, der ein Schwiegersohn des Kaisers war, und raubte wie ein Wegelage rer jene Geschenke, tötete gleich beim Überfall einige Gesandte und nahm andere gefangen. 176 Das war eine weitere üble Zugabe zum Schicksal der unglücklichen Rhomäer. Denn so, wie im Sturm auf dem Meer eine Menge Wogen aufeinander folgen, so ereignete sich auch hier immer ein Unglück nach dem anderen. Ehe man die ersten irgendwie hätte heilen können, häufte der Dämon / ( 1 0 1 ) der Sünde die nächsten an und darauf immer wieder größere und völlig unerwartete. Fürwahrl77 auch alle Einrichtun gen, deren glücklicher Zustand etwas Sicheres und Unumstrittenes zu besitzen scheint und an denen niemand von wo auch immer irgend etwas auszusetzen hat, liegen von heute auf morgen (gr. vom Morgen auf den Abend) umgestürzt da, schlagen in ihr Gegenteil um und gehen durch den Dämon der Sünde auf das leichteste zugrunde. Sie werden sozusagen geraubt aus den Händen, die sie vollendeten. Wir haben von vielen Seiten immer mehr und immer stärkere Gründe, zum Krieg zu rüsten, aber in den richtigen Augenblicken scheinen wir jedes Mal plötzlich viel schwächer als die Feinde. Immer sind wir voll von guten Hoffnungen, und immer ernten wir in kurzer Zeit am Ende die Früchte großer Hoffnungslosigkeit. 3 5 . Das versetzt mich in große Ratlosigkeit und umspült mich daher mit vielen Wogen von Ungereimtheiten, so daß ich meine Zunge nicht weiter bewegen kann, da ich ( in meiner Erzählung) zu immer schlimmeren Miß geschicken komme.l78 Und wenn du mir keine Lösung bietest und für meinen leidenden Geist gewissermaßen zu einem Asklepios oder Hippo krates wirst, dann wird es mir wohl nicht möglich sein, das Weitere zu 98
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erzählen. Dann werden, sozusagen, die Klüfte und Fallstricke der Probleme mich zwingen, hier den so unglücklichen Lauf meiner Worte zu been den, 1 79 ehe ich die schlimmsten Schrecknisse hinzufüge. Also dann, mein teures / ( 1 02 ) Haupt, antworte bei Gott, was du denkst von dem, was ich sagen soll. Sag, wie es kommt, daß, als andere Herrscher und Gebieter mal dieser, mal jener zu seiner Zeit sündigte, die Untertanen nicht soviel zu leiden hatten, wie das j etzt der Fall ist, sondern wenig oder nichts. Weiter, wie es kommt, daß die Herrscher kraft ihrer Macht die schlimmsten Dinge tun, die meisten von ihnen aber keineswegs zu leiden haben, ihre Untertanen aber schwer, und das, obgleich die meisten übli cherweise die Schlechtigkeit j ener Herrscher verabscheuen, aber aus Furcht erstarren vor Angst und sich ducken. » 3 6. ( Gregoras: ) «Wer, bester Agathangelos, könnte die Urteile Gottes erforschen? 1 80 Wenn uns von einander und allen von allen alles gegenseitig bekannt wäre, was unausgesprochen in den Seelen ruht, könnte man wohl irgendwie mit welcher Meinung auch immer über alles, was j edem pas siert, ein unverfälschtes Urteil aussprechen. Nun sehen wir aber, daß j eder Mensch nicht einmal selbst imstande ist, seine eigenen Fehler einzusehen, weil er am allermeisten sich selbst liebt und weil er gar nicht weiß, ob im Laufe der Zeit nicht die Bosheit auf leisen Sohlen herankommt und wie im Würfelspiel seinen Verstand verdreht und zugrunderichtet oder im Gegen teil die Natur des Guten im Kampf gegen die Bosheit siegt. Wenn das so ist, dann sind wir wohl weit davon entfernt, daß der eine dies je vom anderen wissen wird. Das alles liegt allein bei Gott, der es für sich behält, so daß es nicht herauskommt. / ( 1 03 ) Aber wer von den Menschen das Gute tut, dem ist versprochen, daß er ein Leben in Frieden leben kann, wer aber das Gegenteil tut, den erwartet auch das Gegenteil. Und der Unterschied zwi schen beiden ist gar nicht gering und auch nicht von geringer Bedeutung, denn er verhält sich wie Gutes zu Gutem und wie Schlechtes zu Schlech tem. Von allen guten Dingen erkannten wir als erstes und bestes die wahre Gottesverehrung und den unverfälschten Glauben. Denn es heißt: «Du sollst deinen Herrn und Gott lieben aus deiner ganzen Seele und deiner ganzen Gesinnung» und wiederum «Du sollst deinen Herrn und Gott anbeten und ihm allein dienen» 1 8 1 . Einem anderen dienen heißt, einem Geschöpf anstelle des Schöpfers dienen. 37. Der Unterschied dieser Güter dürfte dir absolut bekannt sein aus dem Nacheinander der Schritte beim Addieren und Subtrahieren von Zahlen. Von allen schlechten Dingen das 99
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schlechteste ist im Gegenteil ganz gewiß die Trennung von Gott, und ein klares Kennzeichen dafür ist die Abschaffung der Lehren und Gesetze der Väter, die von den Kämpfern gegen Gott durch Hinzufügungen und Strei chungen erfolgt und mit schamlosen Meineiden verbunden ist. Denn bei Gott einen Meineid leisten wäre unmöglich für j emand, der in seinem Herzen gottesfürchtige Gedanken über Gott hegt. Das wirst du genau erkennen, wenn du die alten Juden studierst. Sobald diese ihre Gottesver ehrung auf fremde Götter übertrugen, widerfuhr es ihnen sofort, daß sie Sklaven der umwohnenden Völker wurden, über die sie, als sie Gott fürch teten, die Herren waren. Als aber wieder ein gottesfürchtiger Mann ihr Leiter war, / ( 1 04 ) kam es auch wieder dahin, daß sie über ihre Feinde die Oberhand gewannen. Und um die Alten beiseite zu lassen, betrachte mir nur Konstantin, den großen unter den Kaisern, der die Verehrung von Göttern, die fälschlich diesen Namen trugen, auf den Wahren Gott über trug und über ein größeres Stück Erde herrschte als alle Kaiser vor ihm. Als aber die Kaiser nach ihm sogleich anfingen, Häresien gegen die göttlichen Dogmen des Glaubens einzuführen und Meineide schworen bei Gott, den sie mit der Zungenspitze versprochen hatten zu ehren, geschah es bald, daß auch jenes Reich allmählich und nach und nach in seiner Größe beschnit ten wurde. 1 82 3 8 . Aber die Zeit wird mir nicht reichen, zur Bestätigung des Gesagten alte und neue Beispiele in Erinnerung zu rufen, und übrigens läßt die ein fache Art der Geschichtsschreibung das auch gar nicht zu. Darum will ich dem Gesagten nur noch Folgendes hinzufügen und dann enden. Du woll test erfahren, wieso die Herrscher, die unmittelbar am Elend Schuld sind, oft gar nichts zu leiden haben und die Untertanen mit vielfältigem Leid dafür bezahlen, obgleich sie vielleicht außer ihrem Mitwissen und Mit sündigen aus Angst wenig oder gar nichts an Schlechtigkeit beigetragen haben. Es scheint, daß die meisten der alten Bücher nicht wenige Anregun gen zum Verstehen liefern und daß zugleich unsere langjährige Erfahrung uns wie auch immer vom Folgenden überzeugt: Jene Herrscher, denen nicht die volle Schuld anzulasten ist, der Schlechtigkeit freien Lauf gelassen zu haben, und die / ( 1 05 ) gerührt durch die Mißgeschicke ihrer Untertanen aus Sorge dazu veranlaßt werden, in Demut des Herzens den Herrn anzu rufen, werden sein Erbarmen finden und er wird sie hier ( auf Erden) ihrer Schuld gemäß leiden lassen, damit er für sie die leichtere Strafe für später (im Jenseits) bereithalten kann. Aber wenn ein Herrscher selbst einfach für 1 00
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die ganze Schlechtigkeit wodurch die Untertanen ins totale Verderben gestürzt werden, verantwortlich ist, und wenn er dabei gefühllos bleibt und die Mißgeschicke (der Untertanen) ihn nicht rühren, und er nicht einmal den Schein von Mitleid zeigt, ja sogar noch einen wahnsinnigen Stolz in seiner Seele hegt, und in der Tatsache, daß er selbst nicht leidet, eine Rechtfertigung sieht (für die Annahme) , daß nicht er der Sünder ist, dann bewahrt Gott dort ( im Jenseits ) für ihn unverkennbar alle Blitze der Gerechtigkeit auf. 3 9 . Denn die hiesige Bestrafung reicht nicht aus für so große und so gesetzlose Verbrechen der Gottlosigkeit, wofür er die Strafe selbst verwirkt hat sowohl im Hinblick auf sich selbst wie auf die Masse der Untertanen, die durch ihn zugrunde ging. Er hatte die Aufgabe eines Hirten übernommen und hat nicht nur nicht auf passende Weise für die Herde gesorgt, sondern ihr sogar noch reichlich Anlässe zum Verderben gegeben und statt als Vorsteher und Hirten sich als Wolf gezeigt. 1 83 Anson sten ist es uns, die wir nur Menschen sind, nicht gegeben, die im Herzen verborgene Bosheit oder Tugend irgendeines anderen Menschen auszu machen, es sei denn insofern man aus den äußeren Formen und Nuancen seines Verhaltens und seiner Worte / ( 1 06 ) dunkel zu gewissen Vermutun gen gelangen kann. Du wirst das jedoch auch einsehen, wenn ich der Kürze wegen zwar das meiste in bezug auf diesen Herrscher beiseite lasse, aber doch einiges durchgehe. Aus den äußeren Anzeichen wird klügeren Leuten auch die seelische Verfassung des Mannes erkennbar sein, namentlich daß er in seinem Herzen falsche Vorstellungen über Gott hegt und daß der denkende Teil seiner Seele voll ist von schändlichen Gedanken, die der Würde der rechtgläubigen Dogmen nicht angemessen sind. Denn das muß wohl der Grund sein, daß nichts von dem, was er tut, gedeiht, weil Gott keinesfalls duldet, daß die im Innern des Herzens verborgene Schlech tigkeit nicht durch das Wirken nach außen zur Schau gestellt wird. Tat sache ist Folgendes. 40. Nikolaos Pissaios (Nicolü Pisani) der das Kommando hatte über die vierzehn venezianischen Schiffe, die, wie wir gesagt haben, im Jahr davor gegen das Galata genannte Kastell ausgefahren waren, hatte den Kaiser als Kampfgenossen gewonnen, der einträchtig mit den Venezianern den Genuesen die Stirn bot, und sie hatten diesbezüglich schreckliche Eide ausgetauscht. 1 84 Danach hatte Nikolaos selbst sich ganz dem anstehenden Unternehmen zugewandt, sah aber, wie der Kaiser sich in j enem Kampf tatenlos verhielt und wie sein ganzer Eifer auf andere Angelegenheiten 101
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gelenkt wurde, namentlich auf j enes Räuberkonzil, das bei uns stattfand. Der Venezianer bedrängte ihn also heftiger, um ihn zu Taten zu bewegen. Von allen Dingen, sagte er, sei Aussitzen jetzt am wenigsten angebracht, denn der Krieg dulde ganz und gar nicht / ( 1 07), daß man ihn auch nur kurz hinauszögere, sondern verlange, daß er sofort tatkräftig mit aller Erbitterung geführt werde. 1 8S Aber der Kaiser gab ihm zweimal, dreimal und oftmals sehr stolz und selbstsicher die gleichen Antworten. Er sagte. «Warte einen Augenblick, bis ich in aller Eile die Feinde meines dogmati schen Standpunkts niederwerfe. Danach werde ich aufstehen und diese feindliche Feste wie ein Nest ausnehmen,1 86 schneller als ihr es überhaupt erwartet. » Daraufhin wollte er eben seinetwegen (wg. N. P. ) mit großem Eifer und ohne lange Überlegung sich unser (der Antipalamiten) entledigen und wandte sich an unsere berühmten Asketen, welche die erhabene Ehr würdigkeit ihrer grauen Haare mit den Spuren langwährender Tugend und vieljähriger Askese schmückte und sagte Folgendes. 4 1 . « So sehr wie ich eure Gebete hasse, liebe ich es, von euch verflucht zu werden, und so, wie ich die Verfluchung durch Palamas fürchte, freue ich mich über seine Fürbitten. » Danach improvisierte er jene Räuberveranstaltung, worüber zu erzählen viel Zeit verlangen würde, und zog dann aus zum Lateiner krieg. Dabei trug er die Stirn sehr hoch und, sozusagen über den Wolken, weil er sich mit solchen Hilfsmitteln (dem Sieg über die Antipalamiten) gerüstet hatte.187 Freilich beliebte es zu der Zeit den Waffen der himmli schen Blitze zu schlummern, weil der Schöpfer noch auf gütige Weise seinem Zorn freien Lauf ließ ( Ps. 77, 5 0 ) . Aber die danach folgende Zeit hörte nicht auf, Tag und Nacht ununterbrochen den Mann durch seine Taten überdeutlich zu überführen, füllte alle Ohren ganz und gar mit einem alles Volk erreichenden Ruf und offenbarte allen den seit langem im / ( 1 0 8 ) Herzen des Mannes angehäuften Schatz von gottlosen Gedan ken über Gott und die göttlichen Dogmen, sowie seine Hoffart, die j enen Wahnsinn hervorgebracht hatte. 42 . Dem Gesagten will ich noch folgendes hinzufügen, weil auch dies beiträgt, die Gesinnung des Mannes herauszustellen. Es ist nur ein Vorfall nebst vielen, die wir, um ihn zu schonen, weggelassen haben. Seine Gattin, die Kaiserin Eirene, hatte mich häufig aufgefordert, in ihrem Namen eine Rede auf die hochheilige Gottesmutter zu verfassen, da ihr kaiserlicher Einzug in Byzantion (der Einzug des Kaiserehepaares im J. 1 347) und damit der Endpunkt jener langen und gefährlichen Irrfahrt an einem ihrer 1 02
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Festtage stattgefunden hatte, und man daher bekennen sollte, daß von keiner anderen Seite als von ihr jene Hilfe gekommen sei.lSS Ich hatte also mit viel Ehrgeiz j ene Rede auf Verlangen der Kaiserin abgeliefert, aber als er (der Kaiser) sie sah, erweckte sie bei ihm Haß statt Liebe, da die Rede den Sieg nicht ganz seiner Klugheit und seinem Vorgehen, son dern der Gottesmutter zuschrieb, als ob diese, so sagte er, ihn als Leiche auf einem hölzernen Ruhebett (nach Kpl . ) hineingebracht hätte. Das ent setzte mich sehr und ich tadelte seine Boshaftigkeit mir gegenüber. Aber die Kaiserin Eirene zeigte einerseits durch die harschen Worte, die sie an ihn richtete, und andererseits durch ihre nachfolgenden Taten, wie sehr auch sie die Torheit ihres Gatten verurteilte. Denn obgleich sie sehr ernst haft vorgehabt hatte, die j ährliche Rückkehr j enes Tages mit einem präch tigen / ( 1 09 ) und aufwendigen Fest zu Ehren der Gottesmutter zu feiern, sah sie danach davon ab und schwieg darüber. Sie sah für ihren Mann nichts Gutes voraus und ahnte, daß der Lauf des Lebens "für ihn und seine Kinder keinen glücklichen Lebensabend bringen würde. Das war es, was damals das Vorhaben und den Eifer der Kaiserin erstickte und j enes Fest zur Festlosigkeit machte, ehe es herangereift war, es samt Wurzeln aus rottete und zusammen mit j ener Festrede in den Tiefen des Vergessens begrub. 43 . Ich könnte noch sehr vieles ähnlicher Art erzählen, aber ich habe entschieden, es mit Schweigen zu übergehen aus Respekt vor der alten Freundschaft mit dem Mann. Ich glaube auch, daß das Gesagte klugen Männern und besonders dir erlaubt, mit Hilfe dieser äußeren Anzeichen die Spur zu verfolgen bis hin zu den ersten Ursachen und Voraussetzungen in der seelischen Haltung und Verfassung des Mannes. Indem du stetig die Kette zusammenhängender Mutmaßungen im Auge behältst und sie immer wieder aufnimmst, wirst du allmählich und nach und nach den Indizien beweis mit den ersten Spuren verbinden können und bald wissen, aus welcher Wurzel j ene schlechte Ernte hervorsprießt und aus welcher Quelle die vielen Planken gegen die göttlichen Dogmen der Kirche gespült werden (freier: ein solcher Schiffbruch der göttlichen Dogmen der Kirche hervor geht) , und auch woher das Unglück noch so vielfältig und übermäßig wider das Schicksal der Rhomäer flutet. Wissen wirst du es freilich nur, sofern dies für einen Menschen erreichbar ist, denn die gen aue Wahrheit liegt allein bei Gott. Darum sollst du, wenn du siehst, wie sehr viele Men schen, die dem äußeren Anschein nach keine großen / ( 1 1 0 ) Sünden began1 03
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gen haben, aber offenbar schlimme Dinge erleiden, nicht ratlos sein und immer gleich verzweifeln, sondern das Urteil Gott allein überlassen, der die tiefsten Gründe einer Seele kennt, die über Gott und die göttlichen Dog men ganz und gar falsche Ansichten hegt, Gott, der es keineswegs auf lange Zeit duldet, daß das Schweigen der großen Mehrheit in diesen Din gen etwas verdeckt hält, nicht nur das aller anderen, sondern speziell auch das der Inhaber der Bischofsthrone, die nicht zögern, freiwillig mit den Mächtigen und den Gewalthabern dieser Welt einer Meinung zu sein, die einen nichtigem Ruhm und Glück zuliebe, die anderen aus irgendwelchen Ängsten, die zu dieser vergänglichen Welt gehören. 44. Beide bemerken nicht, daß sie freiwillig sowohl der Gemeinschaft wie j eder sich selbst größten Schaden zufügen, denn sie tauschen die ewige Glorie ein für die ewige Strafe. Fürwahr, wenn sie alle miteinander, oder zumindest die mei sten von ihnen sich für den Glauben der Väter zu einer Schlachtreihe von Athleten aufstellen würden, würden sie zwei sehr schöne Dinge erreichen und zugleich zwei sehr schlechte meiden: sie würden ihren eigenen ewigen Nutzen ernten und zugleich den Kaiser glücklich machen, indem sie ihn dazu brächten in den Grenzen der Dogmen der Väter zu bleiben. Denn auch er würde nicht allen auf einmal widerstehen können, ja er würde sich sogar gegen seinen Willen mit hineintreiben lassen in die Einfriedung der geistigen Einigkeit, die durch die Grenzen der Rechtgläubigkeit bestimmt wird, so wie das mit sehr vielen anderen zu jeweils anderen Zeiten und in jeweils vielfach anderer Weise oft der Fall gewesen ist. / ( 1 1 1 ) Und, um das Wichtigste zu sagen, mal reichte es einigen, mal sehr vielen zur Rettung. So würden sie (Kantakuzenos und die Bischöfe) nicht aus der ewigen Glorie verbannt, sondern absolut geziemend von der ewigen Strafe ausgenommen bleiben. Und demzufolge könnte es wohl auch geschehen, daß sie ohne Verluste ihr eigenes Gebiet behalten und zugleich noch fremdes hinzu erwerben würden, so daß sie nicht irgendwelchen Völkern als Sklaven dienen müßten, sondern nach und nach immer wieder mal über andere Völker die Herren wären. Denn die rechte Hand Gottes würde ihnen mit Wohlwollen ihren eigenen Besitz erhalten und ihn in Weite und Größe gedeihen lassen. 1 89 45 . (Ag. ) «Aber, mein teures Haupt, ich werde noch Ähnliches hinzu fügen und damit das Gesagte noch deutlicher bestätigen. Aus sehr vielem, was ich vor kurzem zufällig hörte oder mit meinen Augen erfaßte, wähle ich dir zuliebe nur ganz wenig aus. Du kennst gewiß auch j enen Symeon, 1 04
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dem inmitten des Sturmes im Staate das Amt des Nomophylax zugefallen war. 1 90 Dieser Mann war für die Palamiten Mund und Zunge und Gesetz und, sozusagen, für die verbrecherischen Palamiten der berufene Anführer, weil er im Vergleich mit jener bacchischen Schar ein großer Gelehrter war. Ansonsten aber war er arm und fristete sein Leben in Hunger, umschmei chelte auf alle Arten die Angesehenen und schuf sich so eine Existenz grundlage und stellte für sich selbst, seine Kinder, seine Gattin, kurz gesagt, sein ganzes Haus den Erwerb des Lebensunterhalts sicher. Er wußte nun aber, daß den Lehrsätzen des Palamas ein verderbliches und scheußliches Verhängnis eigen war, aber für Ansehen und / ( 1 12 ) vergäng lichen Reichtum stimmte er trotzdem den palamitischen Dogmen zu, wie du selbst weißt, und ließ so einen sehr unterwürfigen und servilen Cha rakter erkennen. Dadurch genoß er andauernd unter allen am meisten j ene Dinge, die er am meisten liebte und wurde nie satt. Vor kurzem nun kam es dazu, daß er in den letzten Zügen lag und neun Tage lang von seiner Krankheit und seinen Überlegungen gequält wurde. In dieser Zeit geriet er öfter in gewissen stündlichen Abständen in eine geistige Entrückheit und schien dann in den Wind zu flüstern und machte den Eindruck eines Mannes, von dem mit Gewalt Genugtuung verlangt wird für was er getan hat. 46. Unter anderem sagte er auch, daß er gegen seinen Willen sich dieser Häresie (dem Palamismus) unterworfen hatte. Am Ende nahm er sich zusammen und gewissermaßen freier atmend verlangte er mit dem ganzen Einsatz seiner Seele ( ihm) alles (zu bringen ) , was er von den pala mitischen Dogmen und Büchern in seinem Haus hatte, und als er es erhal ten hatte, warf er es auf der Stelle mit eigenen Händen in das entzündete Feuer und rief mit freimütiger Zunge: «Ich wußte genau, von wieviel und was für Gottlosigkeiten diese Bücher voll sind. Trotzdem habe ich teils auf der Jagd nach Ruhm, teils auch aus Angst vor den Drohungen des Herr schers, und auch weil ich die Armut, die meine Hausgenossin war, lindern wollte, völlig im Streit mit meinem Gewissen, mich blind gebeugt vor den von soviel Schlechtigkeit geprägten Dogmen. Darum bitte ich bei Gott die Anwesenden, die mein gegenwärtiges Bekenntnis hören, / ( 1 1 3 ) mit mir bei Gott für meine elende Seele beten zu wollen. » Und so mit diesen Worten gab dieser Mann seinen Geist auf. Danach wurde dieses Ereignis viele Tage in der ganzen Stadt herumerzählt und ausgiebig besprochen, bis es auch dem Kaiser zu Gehör kam und der Befehl erging, darüber zu schweigen. Mir schien, daß diese Sache vollkommen gereicht hätte, um 105
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die Gottlosigkeit des Palamas zu maßregeln, wenn nicht die Drohungen des Kaisers im Wege gewesen wären, oder besser, wenn die Seelen der Bischöfe wachsam gewesen wären und nicht todesbang, rückständig zu scheinen, und wenn sie nicht Ansehen und Schwelgerei zuliebe es vorge zogen hätten, den Mächtigen dieser Welt zuzustimmen. 47. Das ist das eine, vorgestern Geschehene, das ich beitragen wollte, da es zu deinen Worten paßt. Das zweite (ist Folgendes) : Du weißt, daß das Volk der Ros (Russen) sehr groß ist und ein sehr blühendes Land bewohnt. Es besitzt daher vielfältigen Reichtum und, kurz gesagt, es vermißt nichts von allem, was zu reichlicher Versorgung mit dem Lebensnotwendigen gehört. Dazu gehorcht es unwandelbaren Gesetzen der Rechtgläubigkeit, und das auf die einfachste und problemloseste Art, seitdem es diese auf seine Bitten hin erlangt hatte. 1 9l Zufällig schmückte in j enen Zeiten ein kluger Mann bei ihnen den bischöflichen Thron und hatte die geistige Führung des Volkes übernommen. Du weißt das. Und mit den göttlichen Kanones und Gesetzen hatte er sich seit seiner Jugend in dieser größten / ( 1 14) Stadt genauestens vertraut gemacht. Zusammenfassend kann ich sagen: auch ihm sandten die Mitglieder der palamitischen Kultgemeinde die neuen Tomoi und luden auch ihn in den Abgrund ihres eigenen Unter ganges ein, wie sie das bei allen Städten und Dörfern zu tun gewohnt waren. Er las sie und sah den Schwarm j ener Gotteslästerungen und wie bei allen die heidnische Vielgötterei den Vorsitz hatte und absolut domi nierte. Er warf sie denn auch sofort zu Boden, verschloß seine Ohren und distanzierte sich schleunigst von der bösen Verlautbarung. Er verfaßte lange Schmähungen mit den nötigen Widerlegungen und Beweisen aus der göttlichen Schrift und sandte diese dem Patriarchen und mit ihm den Bischöfen zu, nannte sie Poly theisten und Atheisten, schamlose Tilger und Verfolger der Dogmen der Väter, und belegte sie zugleich mit den gebüh renden Bannflüchen. 4 8 . So war das mit den Briefen aus Rußland. Sie widerlegten jene bösen Leute zwar, aber konnten sie nicht beeinflussen. Ich bewundere aber, wie diese Leute, obgleich ansonsten ungebildet, dies klug handhaben, indem sie die Geschichte, ehe sie ruchbar wird, mit sämtlichen gebieterischen Dro hungen und Ängstigungen zu unterdrücken wissen und sie so in kurzer Zeit im Grabe des Schweigens verschütten. Ich glaube, sie ahmen j enen bösen Gutsverwalter nach, dessen listige Verwaltung der Herr in den Evangelien lobt, um ihn dann in das ewige Feuer zu schicken. l92 / 106
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( 1 1 5 ) 49. Ich wollte noch eine dritte Geschichte hinzufügen, die nicht weniger als das Gesagte zur Widerlegung der Gottlosigkeit dieser Männer geeignet ist, aber ich bemerke, daß dir das Zuhören unangenehm wird, und darum sehe ich ein, daß ich ab jetzt meinen Geist vom Reden aufs Hören verlegen muß, 1 93 damit ich etwas von deiner Zunge profitiere, ehe ein paar staatliche Wächter kommen, dieses ruhige Gespräch durcheinander brin gen, abbrechen und uns von einander trennen. » 5 0 . ( Greg. : ) «Du hast, lieber Agathangelos, aufgrund meiner äußeren Haltung meine Meinung und meinen Geisteszustand richtig erraten. Höre darum auf, die Fehler von anderen vorzuführen, und betrachte deine eige nen Angelegenheiten und erkenne dich selbst. Den Schlechten genügt es, schlecht zu sein, und sie werden von alleine ausreichend bestraft werden. Ich weiß übrigens auch, daß das Gehör aus diesen Geschichten einen gewissen Schmutz in sich aufnimmt, woraus sich eine Art Nebel um die Seele ansammelt, der imstande ist, die Reinheit und· Wachsamkeit des Geistes zu trüben und stumpf zu machen und in der Seele die Leidenschaft zu wecken. Das Gute ist schwierig und schwer zu verwirklichen, denn es hat den Teufel zum nie schlafenden Feind, der Tag und Nacht ( in der Seele) das Gefilde der Gedanken abweidet und versucht, die heilsameren Geistes haltungen zum Schlechten abzuwandeln. 1 94 Und so schwer es das Gute hat, so leicht fällt die Aneignung der Schlechtigkeit, zu der man einen Zugang hat, der gewissermaßen kopfüber dahin führt, denn die mensch liche Seele trägt in sich angeborene verderbliche Krankheiten, / ( 1 1 6) die sozusagen in ihrer engen Verbundenheit mit dem Fleisch schlummern. Darum habe auch ich von solchen Geschichten Abstand genommen und, obgleich ich sehr viele erzählen könnte, meiner Zunge Schweigen aufer legt. 195 Knüpfe also bei den Ereignissen im Staate an, wo du die frühere Spur deines Berichtes verlassen hast, und erzähle mir alles der Reihe nach und achte dabei auf den Zusammenhang mit dem, was du erzähltest. Ich werde dir sehr gerne mein Ohr leihen. » 5 1 . (Ag. : ) « Gut gesprochen, mein teures Haupt. Du mußt mir verzeihen und mich nicht zu sehr tadeln. Ich wollte nicht lästern, aber ich glaubte, daß auch diese Dinge zu meiner Geschichte gehörten und diese aufs beste unterstützen. Darum habe ich sie dir erzählt, denn du hättest diese Dinge noch nirgendwoher erfahren können. Sie sind nämlich neueren Datums. Ich erinnere mich, daß du oft Folgendes gesagt hast: So wie aus vielen Teilen Gemischtes durch Harmonie zur Einheit wird und aus unterschied1 07
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lichem Denken Eintracht entsteht, und so, wie auf die gleiche Weise in Gebäuden Steine, Holz, Lehm, Kalk und sonstige vielförmige Materialien zum (ganzen) Werk werden, so brauche auch die Geschichtsschreibung all solche Dinge (gute und schlechte) , denn der Nutzen entstehe für die, die ihn anstreben, aus beiden, und zwar dadurch, daß sie (die Leser) aus Ver langen, gepriesen zu werden, das Gute nachahmen, und weil sie es hassen, geschmäht zu werden, sich vor dem Schlechten hüten. 1 96 52. Aber nun müssen wir zu Hyrkanos übergehen, dem / ( 1 1 7) Herr scher der bithynischen Barbaren, denn dort hatten wir den Faden unserer Erzählung verlassen. 1 97 Als dieser erfuhr, was mit seinen Gesandten pas siert war, meinte er, daß es keineswegs genug sei, es mit der Rache bei einer Drohung bewenden zu lassen. Er sandte freilich Drohungen eines Barba renherrschers voraus, und zwar sehr ungewöhnliche, aber er ließ den Dro hungen noch wüstere (gr. barbarischere) und ungewöhnlichere Taten fol gen. Seinem ersten Sohn befahl er, den Hellespont zu überqueren und gegen die rhomäischen Gebiete in Thrakien auszuziehen, selbst aber kam er aus den höher gelegenen Städten von Bithynien herunter und führte eine große Schar von Lanzenträgern in die Ebenen von Chalkedonia, zur Küste, wo· damals aus Gründen, die wir vorher erwähnt haben, gerade auch die genuesische Flotte lag. 1 98 Von dort aus forderte er wie vom Thron des Herrschers die Freigabe der Gesandten samt dem Gold und fügte dieser Forderung Drohungen hinzu, die noch viel schlimmer waren als die ersten. Er drohte auch, sofort als Feind zur Stadt der Byzantier hinüberzufahren, wenn er nicht alles mit einem sehr großen Aufschlag bekommen würde. Man spürte also diejenigen der Gesandten auf, die noch am Leben waren, und sammelte auch das Geld ein bei jenen, die es unter sich verteilt hatten. Der Barbar erhielt alles, 1 99 aber forderte mit großer Hartnäckigkeit weiter hin auch den Rest. Und er bekam immer mehr und forderte beharrlich immer mehr und erfand immer neue Lügen und Vorwände ( erlogene Begründungen) . 5 3 . Schließlich befahl er auch seinem zweiten Sohn, mit einem weiteren Heer den Hals des Pontos zu überqueren, zwischen den genuesischen / ( 1 1 8 ) Schiffen hindurch, und sich in Thrakien mit seinem Bruder zu verbinden, um mit den vereinten Heeren alles auf ihrem Weg zu plündern und zugleich unterwegs in das Gebiet der Myser (Bulgaren) ein zufallen. Die beiden führten den Befehl sofort aus und kehrten in wenigen Tagen zurück. Dabei trieben sie nicht einfach eine Myserbeute, sondern größtenteils eine rhomäische vor sich her.loo Um die Wahrheit zu sagen, es 108
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war eine total rhomäische, denn auch j ene ('Myser' ) waren rhomäische Kolonisten. Aus Armut waren sie vor nicht sehr vielen Jahren dorthin übergesiedelt. Die dortigen Städte waren nämlich Gründungen der frühe ren Palaiologenkaiser und bildeten die Grenzen der damaligen rhomäi schen Herrschaft. Später wurden sie von einer Anzahl Myser erobert und folglich unterwarfen die Bewohner sich ihnen, und so kam es, daß auch die Bewohner ringsum aus Armut gerne, wie man sagt, in dieses Gebiet hinübersiedelten, wo sie in der dortigen Umgebung zu ihrem Lebensunterhalt kamen. 54. Nun kam also der Einfall der Barbaren bis zu diesen Städten, denn weiter konnte er durch die Vorsorge der Herrscher jenes Landes nicht gelangen. So kam es, daß alle, die von dort verschleppt wurden, Rhomäer waren, aber Myser genannt wurden, weil sie seit langer Zeit den Mysern untertan waren. Die Barbaren schickten j ene ganze Beute nach Asien, wollten sich aber selbst nicht von dort entfernen, ehe sie nicht den Städten auf der Chersones Steuern auferlegt hatten. Diese trieben sie teils sofort ein, teils forderten sie von ihnen (den Städten), ( 1 19 ) weil sie nun die Herren von Thrakien seien, aufgrund einer vertraglichen Ver einbarung j ährlichen Tribut zu zahlen. Diese Behauptung ( betr. Steuer pflicht) ist gerade erst von den Barbaren oberflächlich ausgestreut worden, wie eine Vorhersage und eine Weissagung, aber sie ist noch nicht (rechts) gültig, denn die Rhomäer wollten sich nicht freiwillig verpflichten. Des halb dachten die Barbaren nicht daran von dort wegzugehen, sondern sie saßen unverrückbar da und verwüsteten fortwährend Thrakien Tag und Nacht.201>>
RHOMAIKE HISTORIA KAPITEL XXVII
( 120) 1 . Als die Dinge so standen und Agathangelos mit seiner Erzäh lung bis hier gekommen war, lenkten andere Sorgen den nachdenklichen Teil meiner Seele davon ab, und zwar keine unbedeutenden, die mich beschäftigten. Ich beobachtete, wie die von vielen Seiten auf mich eindrin genden schicksalhaften und fatalen Krankheiten, die mich mal diese, mal jene heimsuchten, zu einer ganz elenden Kampfgenossenschaft von Kopf schmerzen zusammenkamen. Die Ursache war das ziemlich Ungeheuer liche und völlig Trostlose meiner Haft und zugleich die verzweifelte Hoffnung auf Freiheit oder zumindest Erleichterung. Denn das tierische 109
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Benehmen meiner Verfolger ließ in keiner Weise nach und hatte sich zu einem Tag und Nacht zunehmenden Druck entfaltet. So kam es, daß allergrößte Angst mich umfing, weil ich im Geiste erwog, ob nicht der Tod, den sie immer gegen mich planten, wie ein Räuber aus dem Hinter halt kommen würde, ehe ich es bemerkte.202 Die Nacht war schon / ( 12 1 ) etwa bis zur dritten Nachtwache fortgeschritten, zu welcher Stunde von allen Seiten die Glocken der Klöster häufig um die Wette die Luft über dem Kopf mit Lärm erfüllen, um jene, die das Mönchsleben gewählt haben, zu den gemeinsamen Hymnen und den bei ihnen seit jeher üb lichen Lobgesängen zu Gott zu versammeln. Darum bemühte ich mich, Agathangelos wieder geräuschlos durch das Türchen fortzuschicken, so wie man sagt, daß einst Noah die Taube aus der Arche fortschickte, um zu erfahren, ob die Sintflut über die Kirche Gottes sich zu legen begann.203 2. Sollte das nicht so sein, so meinte ich ihm diese zwei Sachen als besonders notwendig auftragen zu müssen. Als erstes sollte er einen bestimmten Priester aus meinem Freundeskreis aufsuchen und mir (von ihm) ein Teilchen des göttlichen Fleisches unseres Erlösers und Gottes Christus bringen und zugleich auch mehrere Stücke dieser Gottes gabe (gr. antidoron), denn die, die ich noch bei mir gehabt hatte, waren aufgebraucht. Es war nun aber so, daß die Demiurgen meines Todes204 beschlossen hatten, mir kräftiger zu Leibe zu rücken, wie Bienen von allen Seiten der Honigwabe; und darum hielt ich es für höchst notwendig, wenn je, dann j etzt mich starker dagegen zu wappnen und deshalb die Partikel zur Segnung und zur Kommunion zur Hand zu haben, sozusagen anstelle einer Burg, eines Helmes und eines Panzers .20S Das war also das erste, das ich Agathangelos auftrug. Das zweite war, j eden meiner Freunde einzeln und unauffällig zu besuchen und zu bitten, für mich zu beten. «Denn ich glaube» , / ( 122) so sagte ich, « daß sie mich nicht mehr lebendig sehen werden. Sehen werden sie vielleicht plötzlich, wie meine Leiche von mei nen Verfolgern fortgeschleppt und außerhalb der Stadt den Hunden und Vögeln zum Fraß vorgeworfen wird. Denn das ist von ihnen schon seit sehr langer Zeit beschlossen und bestimmt, und es ist eine Sache, die, wenn auch nicht im gleichen Sinne, immerhin beiden Parteien höchst wünschenswert erscheint: mir als Beginn von (erfüllten) Erwartungen, bekränzt zu werden (die Krone der Märtyrer zu empfangen) , weil ich das gleiche erduldete, wie die berühmten Männer, die in alten Zeiten für den rechten Glauben kämpften, ihnen als das Ende ihrer mühevollen 110
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Sturmläufe gegen mich, da SIe ständig Angst hatten vor meinen Schrif ten.206 3 . Diese Dinge schmerzten Agathangelos sehr und trieben ihm die Trä nen in die Augen. Er stand denn auch eine Weile schweigend da und ließ den Kopf hängen. Dann faßte er sich, überging fürs erste mein Hinscheiden (den angekündigten Tod) und fragte, ob es j edem erlaubt sei, wenn kein Priester da sei, um die göttlichen Mysterien zu feiern, mit eigenen Händen die Kommunion zu nehmen. Er hörte von mir, daß der gottselige Basileios und nicht wenige andere von den Heiligen dies erlaubten, weil dies ja auch jene zu tun gewohnt waren, die in alten Zeiten ohne Umgang mit anderen in der Wüste ihr asketisches Leben führten, und auch alle, die in den Zeiten der Verfolgung sich selbst auf Bergen und in Höhlen, der eine hier, der andere dort, versteckten.207 Das überzeugte ihn leicht, und als zweites fragte er folgendes, ob es nämlich erlaubt sei, mit einigen Anders gläubigen zusammen zu beten und notfalls gelegentlich-mit diesen Leuten an den göttlichen / ( 123 ) Mysterien teilzuhaben, wenn hier wie dort die gleichen Gebete gesagt würden.20s Ich zitierte ihm sofort den gottseligen Johannes von Damaskos, der mahnt, sich zu hüten, die Kommunion von Häretikern zu empfangen oder ihnen diese zu geben. Denn der Herr hat gesagt: « Gebt das Heilige nicht den Hunden» und «werft eure Perlen nicht vor die Schweine» , damit wir nicht zu Teilhabern ihrer falschen Doktrin und ihrer Verurteilung werden. Wenn es eine Vereinigung mit Christus gibt, dann gewiß auch eine miteinander. Mit allen, die mit uns kommuni zieren, einigen wir uns grundsätzlich und «wir sind alle zusammen ein Leib, weil wir an einem Brot teilhaben » , wie der göttliche Apostel sagt. «Wenn nun unsere Grundsätze miteinander im Streit sind und uns von einander trennen wegen der Neuerung der Dogmen, wie können wir dann Christus zum einen Haupt haben und wie können wir dann miteinander beten? 4. Denn es heißt: «Was teilt der Gläubige mit dem Ungläubigen? » oder: «Was haben Licht und Finsternis gemein? » oder «Worin stimmt Christus mit Beliar überein ? » 209 Du hörst auch, was Gott durch den Mund der Propheten verkündigt: «Wenn du mir feinstes Weizenmehl bringst, es nutzt dir nichts » , und « ein Rauchopfer ist mir ein Greue!» und zum Sünder sagte Gott: «Was schwatzest du von meinen Satzungen und führst du meinen Bund im Munde? » 2 1 0 «Man muß nicht nur sehen, was vor sich geht » sagt Johannes, der Mann mit der goldenen Zunge, «sondern auch den Grund dessen, was geschieht, erforschen. Denn das, 111
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was gemäß dem Willen Gottes / ( 124) geschieht, ist, auch wenn es schlecht zu sein scheint, das Allerbeste, und das, was gegen seinen Willen und seinen Beschluß geschieht, ist, auch wenn es das Beste zu sein scheint, das Aller schlechteste und das Ungesetzlichste. Wenn jemand in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes tötet, ist die Tötung besser als j ede menschenlie bende Tat, und wenn jemand gegen dessen Beschluß auf Tötung verzichtet, ist dieser Verzicht unheiliger als jede Tötung. Denn nicht die Natur der Taten, sondern die Urteile Gottes machen die Taten gut oder schlecht. » 211 « So wie wir jenen vorwerfen, » sagt er, « daß sie ungesetzlich handeln, so noch viel mehr euch, daß ihr mit den Gesetzesübertretern zusammen kommt. Und wir richten unseren Vorwurf nicht nur an die, die (mit ihnen) zusammenkommen, sondern auch an jene, die als Herren das Verbrechen verhindern können, aber nicht wollen. Wenn wir verbieten, ins Theater zu gehen, dann gilt das noch viel mehr für das Besuchen der Synagoge. Denn letzteres ist ein größeres Verbrechen als ersteres. Was dort ( im Theater) geschieht, ist nur Sünde, was hier ( in der Synagoge) geschieht, ist Gott losigkeit. » 5 . Siehst du, daß auch, was gelegentlich gut zu sein scheint, von diesem gottseligen Mann als schlecht ausgewiesen wird und wie sehr er darum die Gemeinschaft mit Andersdenkenden verurteilt.212 Wenn jemand nicht tut, was der Herr befiehlt, muß er natürlich dafür büßen, eben weil er es nicht tut, auch wenn es kein böses Ende nehmen würde, und umgekehrt ist es genau so. Denn die Verurteilung des Richters richtet sich natürlich nicht nach den Ergebnissen der Taten, sondern / ( 125) danach, ob der Täter die Anordnungen des Herrn befolgt hat. Für die Herrscher und die Regieren den sind aber wohl die Gesetze die Herren, für die Untertanen und die Volksmasse sind es die Herrscher und die Regierenden, die also verpflichtet sind, aufgrund der Quelle der Gesetze richtig zu urteilen. Viele Taten nun täuschen, für sich betrachtet, unbemerkt die Prüfung durch das gerichtli che Urteil und werden bei den Unwissenden plötzlich zu Lobpreisungen, die sich in den Himmel erheben, aber sobald man auch die Begründung, womit sie getan wurden, in Rechnung stellt, wird klar, daß sie unzählige Flüche verdienen. Laß mich noch hinzufügen, was bei jenem gottseligen Mann dem Gesagten noch folgt. «Was tust du, 0 Mensch? » sagt er, « das Gesetz wurde gebrochen und du strafst nicht und wirst nicht zum zornigen Rächer der Gesetze Gottes, sondern machst gemeinsame Sache (mit dem Täter) ? Wie denkst du Vergebung zu erlangen? Braucht Gott keine 1 12
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Rächer? Braucht er keine Helfer? Er will, daß du sein Diener wirst und darin Ehrgeiz zeigst! » Und der große Athanasios sagt auf ähnliche Weise, daß nicht nur jene Märtyrer sind, die kein Weihrauchopfer darbringen, sondern auch jene, die den Glauben nicht verleugnen. Und nicht nur die, die sich beugen vor den Abgöttern, werden als Feinde ( des christlichen Glaubens ) verurteilt, sondern auch j ene, die die Wahrheit preisgeben.21 3 Der Erzvater Abraham wurde nicht gekrönt, weil man ihn getötet hätte, sondern weil er an Gott glaubte, und so auch die anderen heiligen Väter und alle, die zu ihnen zählen.214 Über sie alle sagt Paulus, daß ihm die Zeit / ( 126) fehlt, um sie allesamt zu nennen. Nicht weil sie ihr Blut vergossen, sind diese zur Vollendung gelangt, sondern durch den Glauben. Und darum werden sie bis heute bewundert, weil sie bereit waren, für den rechten Glauben an Gott den Tod zu erleiden. »2 1 5 Siehst du, wie das Größte und Beste eher im Kleinen sichtbar wird, und ab und zu eher im Allerkleinsten als im Größten. Denn wenn j emand die kaiserlichen Mün zen nur geringfügig fälscht, macht er sie gänzlich unbrauchbar, und gen au so ist es, wenn jemand es geschehen läßt, daß von den göttlichen Kanones auch nur das Geringste umgestoßen wird. Auch der verstößt gegen das Ganze. 6. Es ist auch nichts Neues, wenn von den Gottesfürchtigen einige aus den heiligen Bezirken gej agt werden und von dort zu fremdstämmigen Leuten gelangen, - die zumindest menschenliebender sind als die Stammes genossen, - und dann von dort ihre Gebete emporsenden. Von den einst bewunderten Männern der Kirche Gottes sind viele oft in solch schreck liche Umstände geraten, um, wie Gold im Schmelzofen geprüft,21 6 der Nachwelt zu den stärksten Vorbildern der Tugend zu werden. Zugleich erhalten sie von Gott entsprechend größere Gegengaben, denn Gott selbst bereitet ihnen den Weg, lenkt die Schritte derer, die verfolgt werden,21 7 und macht die Fremdstämmigen in solchen Zeiten sanftmütiger als die Stammesgenossen, wie es bei D aniel und den anderen mit den wilden und ungezähmten Tieren der Fall war, die Gott damals leicht dazu brachte, ihre tierische Roheit in Zahmheit zu verwandeln.2 1 8 Denn wir wissen ja / ( 127) und vertrauen, daß Gott überall gegenwärtig ist, und David gebietet uns, ihn an j edem Ort seiner Herrschaft zu verherrlichen.21 9 Es ist besser, unter freiem Himmel in Wüsten und auf Bergen Gott einen unverfälschten Lobgesang darzubringen, als an der Gemeinschaft der Gottlosen teilzu haben und das Auge auf Tempel zu richten, die mit Gold und glänzenden 113
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Platten (Marmorplatten) geschmückt sind. Höre auch, was der gottselige Gregorios zu seinen damaligen Verfolgern sagte: «Du hieltest fest an Wän den und Platten, an Mosaiken, Wandelgängen und Umgängen, du leuch tetest und strahltest mit Gold, weil du nicht weißt, daß Glauben unter freiem Himmel besser ist als kostbar geschmückte Gottlosigkeit und daß vor Gott drei, die im Namen des Herrn vereint sind, mehr bedeuten als viele, die Gott leugnen. »22o Auch Elias flüchtete vor den Drohungen der Jezabel und David vor denen des Saul und sie riefen zum Herrn, wo sie sich gerade befanden. Auch jene Märtyrer der Wahrheit flüchteten vor der Verfolgung und harrten aus im Verborgenen, legten aber Zeugnis ab, wenn sie gefunden wurden . » 22 1 7. Du sollst dich also mitnichtel1 im Geiste jenen Krämerseelen anschließen, die inmitten von Gefahren ihre Seele durch Feigheit trüben lassen und sich verwundert fragen, wieso der Weg der Frevler in solchen Zeiten erfolgreich ist,222 jene, aber, für die es sich ergab, daß sie in der Rennbahn für die wahre Gottesverehrung die Doppelstrecke liefen,223 erfahren müssen, daß sie mißhandelt, verachtet, verleumdet, verspottet werden und, kurz gesagt, jedes böse Wort zu hören bekommen,224 und das für eine lange und unbestimmte Zeit, / ( 12 8 ) weil Gott keine schnelle Strafe herbeiführen will, sondern zuläßt, daß die Münze auf j ede Weise geprüft wird. Vielmehr sollst du bei dir selbst über legen, was früher geschehen ist, und gottesfürchtig alle Einzelheiten auf spüren und sammeln, um daraus für dich selbst und viele andere größten Nutzen zu ziehen. Du hörst, was der Große unter diesen Heilkundigen, der Goldmund, sagt,225 wie am Anfang der Verkündigung (des Evangeliums) Stephanos, dessen Redefluß Flüsse übertraf und der allen den Mund stopfte, nicht viel Zeit auf die Verkündigung verwenden konnte, denn plötzlich wurde er ergriffen, als Gotteslästerer verurteilt und umgebracht. Auch Jakob wurde gleich am Anfang und, wie man sagt, von der Startlinie weggeschleppt, und den Juden zuliebe ließ er sein Leben, von Herodes enthauptet, auch er eine Säule und eine Stütze der Wahrheit?26 8 . Wun dere dich also nicht, wenn Gott die Kränkungen nicht von Anfang an sofort bestraft. Es ist nicht seine Art, das Schreckliche am Beginn zu ver nichten, sondern erst wenn es sich vermehrt und von den meisten verwor fen wird. Du hörst auch (in der Schrift), wie Abel gerecht war und bald ermordet wurde, Kain aber lange lebte, damit seine Bosheit umsomehr verachtet wurde.227 Und so wurde auch wieder Johannes enthauptet und Herodes, der ihn töten ließ, lebte, aufgehoben für die Zeit der Bestrafung, 1 14
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um nämlich von Würmern gefressen auf schmerzlichste Weise den Geist auszuhauchen und so j enem nie schlafenden Wurm / ( 12 9 ) übergeben zu werden, der Unglückselige.228 Darum heißt es denn auch: sie, die anderen nachstellen, graben vielmehr sich selbst als den anderen die Gruben.229 Denn die, denen man nachstellt, werden von aller Welt geliebt, gelobt, bekannt gemacht, bekränzt, sowohl durch die, die es wissen, wie durch die, die es nicht wissen. Die einen tun es aufgrund der ( ihnen bekannten) Tatsachen, die anderen aufgrund der Gerüchte, die sie über sie hören. Es tun alle, die mit ihnen leiden und die mit ihnen streiten und die ihnen das beste wünschen. Jene aber, die anderen nachstellen, werden von den mei sten gehaßt und von noch viel mehr Leuten tausendfach beschuldigt, ange klagt, überführt, beschämt, verflucht. Und das ist nur, was hier (auf Erden) geschieht; aber was dort (im Jenseits) sein wird, welche Worte können die Bestrafung der gottlosen Verfolger oder die Erquickung der Frommen, die verfolgt wurden, beschreiben ? Bedenke das, lieber Agathangelos, tränke deine Seele mit diesem Wasser und laß nicht zu, daß das Bollwerk deiner Zunge sich feigem Schweigen hingibt, sondern trete auf als tapferer Vor kämpfer der Wahrheit. Sei denen, die zu dir kommen, ein guter Ratgeber und verbessere so ständig die guten Charakterzüge deiner Seele. Genug. Es ist Zeit für dich nun fortzugehen, bevor die himmlischen Umdrehungen in die morgendlichen Strahlen der Sonne übergehen. Und vergiß keinen meiner Aufträge. / ( 1 3 0 ) 9 . Unterdessen ging Agathangelos fort, und mir blieb nur übrig, zuhause wieder die gewohnte Einsamkeit zu hüten, ohne daß noch j emand bei mir war, der mich, einen durch Krankheit und Mutlosigkeit verzehrte� Mann, trösten konnte, oder daß wer auch immer für den nächsten Tag zu erwarten war, oder für den Tag danach, und so weiter immer das gleiche, außer daß Gott allein immer da war, der überall ist und für alles sorgt. Er bewirkte damals für mich eine hinreichende Erleichterung meiner üblichen Krankheit und befähigte mich so, auf die vertraute Weise die Geschichte dessen, was vor sich ging, aus dem Stegreif der Niederschrift anzuver trauen, so wie ich es gewohnt war, als meine Entscheidungen noch große Freiheit genossen. Die Befähigung war freilich nicht vollkommen und wie sie hätte sein sollen, aber immerhin so, wie es die allmächtige Hand inmitten der größ ten Gefahren und vielfältigster Ängste gewährte, die irgendwie mitwirkte und mir die Arbeit erleichterte. Denn mein mächtiger Helfer liebt es, 1 15
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unsere Dinge der Masse als Wunder erscheinen zu lassen und aus dem Entgegengesetzten wider Erwarten das Gegenteil zustandezubringen, und das aufs schönste und auf völlig unerwartete Weise. So verwandelt er für mich auch die immer wieder anderen Verwirrungen und Stürme im kosmi schen Kreislauf der Ereignisse in eine sogenannte (h)alkyonitische Wind stille (Windstille des Eisvogels) .23o Es gibt nämlich ein Tier, das sein Leben über Luft und Meer verteilt und (H)Alkyon heißt. Wenn dieses dar an geht, Junge hervorzubringen, baut es sein Nest / ( 1 3 1 ) mitten im Winter im Sand direkt an der Küste, zur Zeit, da die Wellen am gewaltigsten sind. Leute, die dieses Wunder aus Erfahrung kennen, erzählen übereinstim mend folgendes. Wenn die Winde vom Norden her sich zügellos auf das Meer stürzen und es gewaltig aufpeitschen, so daß es die Möglichkeit hat mit seinen Wellen dem Olymp und dem Kaukasus oder noch höheren Bergen des Festlandes, wenn es sie gibt, Konkurrenz zu machen,23 1 genieße dieser Vogel so große Fürsorge von oben, daß die Sache plötzlich in ihr Gegenteil umschlägt. 1 0. Man sieht dann, wie durch die Vorsehung etwas Unerwartetes geschieht. Es beruhigt sich die Wildheit der Winde, es beru higt sich das sich zügellos Auftürmen der Wogen, die auf geheime Weise durch den Herrn gefesselt und gezügelt werden, bis die Jungen der (H)Alkyone (des Eisvogelweibchens ) Flügel bekommen haben und gehörig fliegen können. Ähnliches durfte ich damals durch die Hand Gottes erfah ren. Meine Verfolger liefen absolut unentwegt um mich, den Gefesselten in Christus,232 herum, stellten mir Tag und Nacht nach und richteten wie brüllende und bellende Bestien gegen mich jede Raserei der Gesinnung und der Zunge. Sie duldeten nicht, daß irgendein Mensch irgendwie von irgendwoher irgendetwas dem Lebensunterhalt Dienendes zu mir brächte, und sie ließen auch nicht zu, daß irgendetwas von dem, was man zum Schreiben braucht, bei mir im Haus vorhanden war oder von draußen hereinkam durch wen auch immer. Trotzdem brachte ich durch die geheime Vorsehung Gottes unbemerkt fast die ganze Geschichte der Dinge, die ( inzwischen) geschehen waren / ( 1 32 ) in kurzer Zeit zu Papier, ohne Wichtiges auszulassen oder viel einzuflechten, was wem auch immer über flüssig erscheinen könnte. Vielmehr habe ich mich auf ganz einfache Weise des erzählenden Stils bedient. 1 1 . Ich hielt es freilich für nötig, das Thema der Dogmen und alles, was sich auf jenem berüchtigten Räuberkonzil abspielte, sorgfältiger auszuarbeiten und dabei irgendwie vielfach wech selnde Gedankengänge anzureichern, die häufig das Thema wiederholen 116
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und es unbemerkt neu zur Sprache bringen. So will ich einerseits die Pfeile der Feinde mit Kraft abwehren und verscheuchen und andererseits ihre Überklugheit mit tödlichem Zauber treffen durch die Proj ektile, die ich sehr sicher gegen sie abfeuere. Denn wie die Feldherren müssen wir hier unsere Augen nicht nur auf das, was vor unseren Augen ist, richten, son dern auch auf das hinter unserem Rücken, wo der Feind uns leichter treffen kann und wo er besonders bemüht ist, seine ganze Findigkeit gegen uns einzusetzen. Es war aber damals niemand von denen bei mir, die früher gewohnt waren, mich mit den Ratschlägen ihrer Schriften zu unterstützen, und auch überhaupt niemand von denen, die mit mir j ene dogmatischen Beratungen und Kämpfe hätten aufnehmen müssen, vor allem wo nun meine Augen und mein ganzer Kopf mich schmerzten233 und mein Herz voll Gram war. Dabei will ich nicht einmal davon reden, daß wegen der Plötzlichkeit meiner Inhaftierung ich damals gerade kein geeignetes Papier hatte, das ausreichte zur Aufnahme der mannigfaltigen Silben und Schrift zeichen aller Art / ( 1 3 3 ) und zur angemessenen Darstellung der dogmati schen Kämpfe. Da nun solche heftig wogenden Wellen mich umspülten und mir mit Wucht entgegenschlugen, wurde ich in die Enge getrieben und sah mich gezwungen, einfach nicht das Geringste zu sagen, meine Zunge künftig in Schweigen zu hüllen und aus Verzweiflung den Schlaf Endymions zu schlafen.234 1 2 . Das hätte man nun vielleicht noch hinneh men können, wenn es nicht von Bedeutung gewesen wäre, ob die Ketzer unsere Rechtgläubigkeit verleumdeten und umgekehrt auf unverschämte Weise ihre eigene Bosheit uns zur Last legten, oder auch, wenn das Endziel des Kampfes im Tode der irdischen Körper zu sehen gewesen wäre und es nicht den Wettlauf um die unsterbliche Seele zu bestreiten gegeben hätte. Aber wo das Ergebnis nicht den gehegten Erwartungen entspricht und die Angst vor dem Leiden von dem vorhandenen Leiden übertroffen wird, ist der Grund zur Hoffnung nichtig und nichtig auch leichtfertiger Umgang mit dem Leiden. Darum vertraute ich Gott allein das Ruder meines mit guten Hoffnungen gefüllten Schiffes zu, für den ich auch diese Fahrt voll bringe, und lieh nur ihm die Hand samt der Feder. Und leichter als j emand hätte erwarten können, sah ich den größten Teil meines Vorhabens in kurzer Zeit vollendet. Danach kümmerte ich mich in keiner Weise mehr um Einzelheiten, sondern ließ alles, wie es war, und das obgleich die vor züglichsten Gelehrten mahnen, daß so, wie die schönsten Statuen, auch gründlich erarbeitete Schriften durch eine zweite und dritte Hand ihre 117
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endgültige Fassung erhalten sollen. / ( 1 34) Ich hatte aber, wie gesagt, über haupt keine Gelegenheit, auch nur einen Bruchteil einer Stunde in Ruhe auch nur die erste Hand anzulegen, wie ich es gewollt hätte. Wie soll das einem Menschen möglich sein, der von solchen Kyklopen eingekreist ist und der sich offenbar vor etwas viel Schlimmerem als dem sogenannten Tantalosfelsen fürchten muß, nämlich vor Leuten, die immer vor seiner Tür auf der Lauer liegen und immer allem, was er tut, drohend und frech nachspionieren ?235 Dabei soll man Muße haben für eine obj ektive Prüfung bis hin zur dritten Hand ? Darum sind wir wie auch immer gezwungen, mit der ersten Hand (Fassung) vorlieb zu nehmen, wie diese eben durch die Führung Gottes, der unser Leben steuert, gestaltet ist. 1 3 . Es waren seit dem Fortgehen des Agathangelos inzwischen vierzig Tage vergangen, als ich spätabends im rückwärtigen Zimmer ein Geräusch vernahm. Die Nacht war zu der Zeit dunkel bei ihrem Beginn. Denn nach dem Vollmond erreichte der Mond zu der Zeit das zweite Perigeion seines eigenen Exzenters und wollte, zur Sonne ein Viereck bildend, der Erde keine frühnächtlichen Strahlen spenden.236 Sofort eilte ich herbei und öff nete das übliche Törchen237 und empfing leise Agathangelos, der alles, was ihm aufgetragen war, gebührend und wie gewünscht ausgeführt, mitgeteilt und mitgebracht hatte. Er war aber noch verwirrt von der Anstrengung / ( 1 3 5 ) und den Angstvorstellungen, und darum wollte ich ihn beruhigen und ihm Gelegenheit geben, sich zu erholen. Ich ( Greg. ) sagte also: «Als der berühmte Ismenias, mein liebster Agathangelos, auf sich selbst gestellt war, kam es ihm oft in den Sinn zu sagen: 'Jetzt will ich für die Musen und für mich selbst singen', und es wurde ein gefälliges Lied.23 8 Auch ich war nach deinem Fortgehen auf mich selbst gestellt und es gelang mir, alles, was sich auf kirchlichem Gebiet und politisch im Staate inzwischen ereig nete, in zehn Kapiteln niederzuschreiben und meinem vertrauten Buch der ganzen Rhomäischen Geschichte hinzuzufügen. Von dem aus, was du mir selbst bei deinen zwei Besuchen nach meiner Inhaftierung erzählt hast, wählte ich das Wichtigste aus, dazu aber auch das, was ich kurz bevor ich gefangengesetzt wurde, für die Verteidigung der göttlichen Dogmen zu erleiden hatte.239 14. Welch andere passendere Beschäftigung gäbe es wohl für weise Männer, die ohne Beschäftigung sind?240 Mit Beschäftigung meine ich die Hinwendung des Geistes zu solchen Studien. Es gibt Leute, die sich ihr Leben lang abmühen und beschäftigen mit Gedanken über zweifel118
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haften Gewinn und das Ansammeln von Besitz. Diese Gedanken umschmeicheln den denkenden Teil ihrer Seele und erleichtern die Last der immer damit verbundenen Schmerzen durch die Hoffnungen, die ihnen bei allem, was sie tun, vorschweben, so, wie wir hören, daß in alten Zeiten die Gesänge der Sirenen, was für Wesen das auch gewesen sein mögen, Hoffnungen vorgaukelten, Gesänge, die durch die Schwere ihrer melodischen Süße die Ohren bezauberten und verführten, und j eden, der sich an j enem Gesang ergötzte, sozusagen gefesselt gegen die Felsen des Todes trieben, so daß er sich für ein kurzes Vergnügen eine lange währende Buße einhandelte.241 Dagegen bringt die Beschäftigung mit den Dingen des Geistes (gr. logoi ) von sich aus / ( 1 36 ) für die, denen es gegeben ist, sie richtig für sich zu nutzen, im Leben und im Sterben immer den nützlichen Gewinn gleich mit sich. Denn die Beschäftigung des Gei stes ist mit der denkenden Seele verwandt, weil beiden die gleiche Unsterblichkeit innewohnt und sie sehr passend zu einer Einheit zusam menfügt, wenn nicht eine von beiden die passenden Vereinbarungen der harmonischen Verbindung ändern und den edlen Verknüpfer und Lenker der Freundschaft abschütteln will, wie einst der bekannte Lyder Pelops den Argiver Myrtilos vom Wagen stieß, Pelops, der Dreiste, der so scham los die Throne der Gerechtigkeit verhöhnte?42 1 5 . So geschah es, daß ich nach deinem Fortgehen, wie gesagt, allein geblieben, diese zehn Kapitel verfaßte, die ich fleißig, aber auch in großer Angst wegen der Gefahren, die uns im Übermaß von allen Seiten umgeben und einkreisen, auf dem zufällig vorhandenen Papier niedergeschrieben habe.243 Ich habe sie auch mit den anderen Kapiteln meiner Rhomaike Historia verbunden, soweit es die gegenwärtige knappe Zeit zuließ . Deine Aufgabe soll es nun sein, sie nicht nur mitzunehmen und an alle unsere Freunde weiterzugeben, die noch beharrlich mit uns den Wettlauf für die Rechtgläubigkeit laufen, sondern auch, aus dem einen Exemplar viele zu machen in Abschriften, die der Vorlage in etwa gleichkommen und sich, Akzente und Zeichen eingeschlossen, am Original halten. Du sollst sie überall hinschicken, wo in der Welt sich Freunde von uns befinden, und auch dorthin, wo an diesem oder jenem Ort Christenvölker wohnen, die von altersher immer in Einfachheit des Geistes die gleichen Grenzen der Rechtgläubigkeit beachten. / ( 1 3 7) Ich will j a, daß alle überall vom Wahnsinn unserer Verfolger hören, die uns überall verleumden, und daß sie zugleich unser Bekenntnis zur Rechtgläubigkeit und unseren Glauben kennen lernen. 119
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Dieses Bekenntnis habe ich zu den vorliegenden Kapiteln aufgenommen und es hat folgenden Wortlaut.2 44 1 6 . Ich glaube an einen Gott, den Allherrscher, den Schöpfer des Him mels und der Erde, aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Und an einen Herrn Jesus Christus, den eingeborenen Sohn Gottes, vor aller Ewigkeit von dem Vater gezeugt, Licht von Licht, wahrer Gott von wahrem Gott, gezeugt, nicht geschaffen, wesensgleich mit dem Vater, durch den alles geworden ist; der für uns Menschen und für unsere Erlösung von den Himmeln herabkam, für uns Fleisch wurde aus dem heiligen Geist und der Jungfrau Maria, der Mensch wurde und unter Pontius Pilatus für uns gekreuzigt ward, litt und begraben wurde, am dritten Tag auferstand gemäß den Schriften, in den Himmel aufstieg und thront an der rechten des Vaters, der mit Ruhm wiederkommen wird, um Lebende und Tote zu richten und dessen Reich kein Ende haben wird. Und an den heiligen Geist, den Herrn, den Lebensspender, der aus dem Vater hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn zugleich angebetet und verherrlicht wird, der gespro chen hat durch die Propheten, ( und) an eine heilige, allgemeine und apo stolische Kirche. Ich bekenne die Taufe zur Vergebung der Sünden, ich erwarte die Auferstehung der Toten und das Leben der künftigen Welt. Amen. Außerdem billige ich, ( 1 3 8 ) achte und schließe ich die sieben hei ligen ökumenischen Konzilien und die übrigen örtlichen Synoden in mein Herz, die die heilige katholische und apostolische Kirche Gottes billigt und verehrt. Auch die Personen, die von diesen Konzilien anerkannt wurden, anerkenne ich und jene, die von ihnen verworfen wurden, verwerfe auch ich. Und zu dem, was sie bestimmt haben, füge ich weder selbst etwas hinzu, noch billige ich überhaupt einen Zusatz, der von anderen gemacht wurde. Desgleichen lasse ich weder selbst etwas aus oder nehme eine Strei chung vor, noch lasse ich zu, daß ein anderer dies tut, Akzente und Zeichen eingeschlossen. 1 7. Dieses schriftliche Bekenntnis, das meine schlichte und unbeugsame Rechtgläubigkeit und meinen Glauben vollständig bekannt machen soll, lege ich hier in einfacher, klarer, ungeschmückter und leicht faßbarer Formulierung vor, so daß j eder es beurteilen kann. Ich habe nichts verändert, nichts umschrieben von dem, was der göttliche und heilige Bekenntnistext unseres Glaubens enthält, ich habe keine theologischen oder dogmatischen Lehrmeinungen hineingeschrieben, die den meisten unklar und unverständlich sind und der Erklärung bedürfen, so daß darin unbemerkt Neuigkeiten behauptet werden, die ( als solche) den Hörern 120
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entgehen. Ich habe vielmehr die heiligen Worte, die mir überliefert worden sind, in einfachen Worten vorgelegt, wie sie überliefert wurden, und bringe die unverfälschten Aussagen der von Gott inspirierten Väter nackt und unverhüllt vor. Und bei deren Studium und Bekenntnis möchte ich mein ganzes Leben / ( 1 3 9 ) bleiben und meine Seele Gott übergeben durch die Fürsprache seiner allheiligen Mutter und aller Heiligen. Amen. Über den Kalabrer Barlaam und Akindynos habe ich im Augenblick weiter nichts zu sagen, nur dieses, daß ich anerkenne, was die heilige Kirche Gottes damals über j eden von beiden beschlossen hat.245 1 8 . Du hast mir auch gemäß meinem Auftrag diese lebenspendenden und Schauder erregenden mystischen Gaben mitgebracht. Diese werden mir, solange ich lebe, indem ich daran teilhabe, fortwährend beistehen zur Heili gung246 meiner Seele und meines Körpers und als stärkster Schutz gegen alles Schreckliche.Und wenn ich aus dem gegenwärtigen Leben hinüber wechsie, werden sie wiederum meine wichtigste Wegzehrung für das ewige Leben sein und ein unverfälschtes Zeugnis der Kämpfe, die ich zu ihrer Verteidigung gekämpft habe, indem ich fest und nachdrücklich bezeugte, daß sie Leib und Blut des für uns fleischgewordenen Wort Gottes seien und nicht (nur) ein Symbol davon oder ein Produkt irgendeiner wesenlosen Wir kungskraft (Energeia) . Diese Wirkungskraft - so verkünden es meine Ver folger laut aufgrund ihrer Einbildung - sei irgendwie Fleisch geworden und sie sei nicht eine der drei Hypostasen (Personen) des allein unerschaffenen und seligen Wesens Gottes, nämlich die des Wortes, und sie sagen das, ohne daß bei ihnen Scham oder Furcht vor den Blitzen des Himmels aufkommt. Darum auch will ich mit diesen Ehrfurcht einflößenden göttlichen Myste rien die (letzte) Reise antreten und den Weg zum wahrhaft Fleisch gewor denen Wort Gottes beschreiten, wo / ( 140) die Enthüllungsfeier der wahren allseitigen Kenntnis aller Dinge uns größere Klarheit bringen wird.247 1 9 . Du aber sollst dich absolut nicht darum kümmern oder dir irgend welche Mühe machen, meine Leiche zu bestatten, wenn du diese Hunden und Vögeln zum Verzehr vorgeworfen siehst, wie es meine Schergen seit langem in einem Beschluß festgelegt haben?48 Sehr viele Heilige ließen willig ihre Leiber wegwerfen, und das geschah bei den meisten von ihnen, ehe diese von der durch die Natur mit ihnen verbundenen Seele getrennt waren, so daß sie von den heftigsten Schmerzen durchbohrt wurden. Darum müssen wir, die wir die Last zahlloser Sünden tragen, dies umso mehr aushalten, da bei uns das Schreckliche nur einen gefühllosen und 121
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toten Körper trifft. Freuden und Schmerzen, Zornausbrüche und Ängste, und was es sonst für Zustände der Leidenschaft gibt, haben entweder nur die Seele an sich zum Subj ekt oder die Seele, die vom Körper Gebrauch macht, aber den Körper für sich und ohne Seele, gibt es nie und nirgends. Noch eher könnte man seelenlosen Holzstücken oder Steinen zuschreiben, daß ihnen das Empfinden von Freude und Schmerz eingeprägt sei, als daß dies bei menschlichen Körpern der Fall wäre, die von der Seele getrennt worden sind. Aber solche Dinge werden, wie wir hören, für j ene, die sie tun, bei Gott zum Beweis ihrer Bosheit und zugleich zur Vorbereitung des Feuers, das im Jenseits bestraft, für die aber, die wie auch immer bereit sind, es zu erleiden, zur Lossprechung der Seele von Schuld. Die tierische Besessenheit meiner Schergen will ja nur mein Hinscheiden aus dem gegen wärtigen Leben beschleunigen. Was einst die Juden taten, als sie mit Taten und dem ganzen Einsatz ihrer Gesinnung Christi Tod vorbereiteten, sich aber unter einem fadenscheinigen Vorwand hüteten, später noch das Gerichtsgebäude zu betreten, genau das kann man / ( 14 1 ) diese meine Juden planen sehen mir gegenüber. Sie fürchten sich vielleicht, von den Menschen überführt zu werden, und lassen darum nicht zu, daß mir das Messer sofort sichtbar an die Kehle gesetzt wird, um nicht, ohne es selbst zu bemerken, offen als überführte Mörder dazustehen. Den gewalttätigen Tod bereiten sie die ganze Zeit hindurch auf andere Weise für mich vor, aber aus unverhohlener Bosheit gestalten sie ihn so. Denn das größere Übel betreiben sie und das kleinere täuschen sie vor.249 20. Du wirst aber nicht zögern, mir auch diesen letzten Dienst zu erweisen. Nimm das Gefäß dort und sei so gut, mir aus dem Brunnen frisches Wasser zu bringen, solange die Nacht meinen Gefängniswärtern den Schlaf noch frisch und kräftig keltert und mischt. Ich bin auch selbst gewohnt, es zu dieser Stunde zu tun, meistens im Abstand von fünfzehn oder mehr Tagen. Das Wasser, das ' du j etzt siehst, habe ich vor zwanzig Tagen geholt und dabei unversehens im Dunkeln meinen Fuß an einen Stein gestoßen. Daher habe ich bis heute nicht geringe Schmerzen, so daß ich seitdem nicht tun konnte, was ich gewohnt war. Das Wasser ist denn auch faulig, wie du siehst, und stinkt. Wasser, das steht, erkrankt auch sonst, wie j a alles, was von Gott geschaf fen wurde, damit es sich bewegt, aber ganz besonders j etzt, da die Hitze auf ihrem Höhepunkt angelangt ist. Denn wo die Sonne, die Vorsitzerin und Leuchterin des Himmels, gerade nach dem Aufgang des Orion ihre Kreise dreht, macht sie durch das Übermaß an Wärme nicht nur die Luft 122
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sehr trocken und bar der Feuchtigkeit, / ( 142) sondern auch alles was an dieser Beschaffenheit der Luft Anteil hat. Eben deswegen hat die göttliche Vorsehung dafür gesorgt, die Eigenschaften der Früchte in dieser Jahreszeit zugleich kühler und feuchter zu machen, um durch entsprechende Abwechslung einen dem Sonnenfeuer entgegengesetzten Zustand herbei zuführen.25o 2 1 . Aber genug darüber. Wenn j e, dann scheint mir für dich j etzt der Augenblick gekommen, um mir das Neueste zu erzählen über einiges, was sich im Leben (draußen) abspielt. Meine Haft macht, daß ich von all dem in Unkenntnis bin. Die frühere Erfahrung mit der eigenen ( von mir direkt beobachteten) Zeit läßt mich trotzdem erraten, daß die Zeit immer wieder Neues keimen läßt. So wie es die Natur der Himmelsbahnen ist, immer gleich zu bleiben, so ist es die Natur der irdischen und zeitlichen Bewe gungen, immer unbeständig zu sein,25 1 tausende unvorhersehbare Verän derungen durchzumachen und nirgends einen festen Halt zu haben. Wer braucht da nicht unentwegt eine gewandte Zunge, die fähig ist, wie eine Fähre mal dies mal j enes dem Gehör zu überbringen? Du siehst, wie das, was mir vordem widerfahren ist, meiner Seele in nicht geringem Maße die beschwerliche Last der Krankheit aufgebürdet hat, und sie braucht deshalb von außen in ausreichendem Umfang die Unterhaltung, die sich aus ent gegengesetzten Erzählungen ergibt. Du weißt j a, daß auch der berühmte Pythagoras von Samos mahnte, sich in der Frühe lyrischen Gesängen hin zugeben, die geeignet sind, die zu der Stunde aufwallende Flut von Gedan ken zur Ruhe zu bringen, die wie brausende Wogen / ( 14 3 ) aus den nächt lichen Ergötzungen des Schlafes entstanden sind, und mit Leichtigkeit das in Fröhlichkeit umwandeln, was die Eigenwilligkeit der Träume gelegent lich in einem drastischen Spiel wie einen heftigen Nordwind gegen die Ruhe der Gedanken anstürmen läßt, und zwar gerade dann, wenn der Schlaf sich ungehindert in unseren Sinnen breit macht und sie am wenig sten über ihr Abwehrvermögen verfügen läßt.252 Darum würde es mir sehr angenehm sein, einiges über die Geschehnisse draußen zu hören, was du als Gegenstand deiner Erzählung für uns mitbringst. Das Leben ist, wenn j e, dann j etzt voll von bösen Dingen, da Gott zürnt wegen der Verwerfung der göttlichen Dogmen, und darum wird gewiß eins von beiden der Fall sein: entweder du wirst über Mißgeschicke von Freunden berichten und ich werde natürlich einerseits über sie weinen, andererseits sie auch aus der Ferne als Leidensgenossen begrüßen, und ich werde, sozusagen, in stum=
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mer Sprache zu ihnen reden und ihnen Mitleid mit Mitleid vergelten und sie beglückwünschen, weil ich die Stärke der Männer bewundere, oder ich werde von Mißgeschicken meiner Verfolger erfahren und dann auch für sie bessere Hoffnungen schöpfen. Denn ich glaube, daß auch sie in dem Fall spät zur Vernunft kommen werden, wenn sie schon sehen, wie die Geschehnisse die Beweise gegen ihre wahnsinnigen Meinungen ans Licht bringen und wie das Ende der düsteren Verfolgungen und des dunklen Tiefschlafs der wahren Grundsätze sich anbahnt. » 22. (Ag. : ) «Nun denn, mein Bester, ich meinerseits bin bereit, alle der artigen Dinge zu erzählen, wie es dir zu befehlen beliebt. » / ( 144) ( Greg. : ) « Solltest du nicht, liebster Agathangelos, deinen Worten einen passenden Anfang voransetzen, der mir dann einsichtig sein wird, wenn wir unser Gedächtnis in die Spur deiner früheren Erzählungen zurückkehren lassen und die Ausgangspunkte dessen, was j etzt gesagt wird, wie mit einem Seil damit verbinden. Dann haben wir in der Wieder aufnahme eine sichere Hilfe, um schnell zur Erzählung der nachfolgenden Dinge zu kommen. Als erstes sollte ich erfahren, was wohl die Flotten der Lateiner unternommen haben, als sie damals nach der bekannten See schlacht einander gegenüber lagen und einander gegenseitig belauerten.253 Zweitens, was die Kaiserin Eirene zustande gebracht hat, als sie nach Orestias und Didymoteichon reiste und sich bemühte, die durch Herrsch sucht verursachten Zwistigkeiten ihrer Söhne zu beruhigen, ehe die rasende gegenseitige Wut in Blutvergießen enden würde.254 Und drittens, welche Pläne die Schar der Verfolger gegen uns spinnt und zusammen näht. » 255 (Ag. : ) « Gut gesprochen, mein göttliches Haupt; ich habe nicht das Geringste dagegen einzubringen, sondern werde dir streng gehorchen. Ich will dir nicht alles in Einzelheiten erzählen, was inzwischen geschah, aber ich werde mit Sicherheit das Wichtigste auswählen. 2 3 . Der Admiral der venezianischen Flotte wußte gar nicht, was er tun sollte, als er wider alle Erwartung mit der Tatsache konfrontiert wurde, daß die Genuesen nach der Schlacht bereits ein Bündnis mit Hyrkanos, dem Herrscher der Perser (Türken) in Bithynien geschlossen hatten. Aus Verzweiflung waren sie zu ihm gekommen als zu ihrer letzten und einzigen / ( 145) Zuflucht, weil seine Feinde ihm kaum die Stirn bieten und sich kaum mit ihm messen konnten. Aus diesem Grund setzten sie auch schon mit großer Furchtlosigkeit ein großes Söldnerheer aus Asien über, das sehr 124
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wohl imstande sein mußte, an ihrer Seite zu kämpfen und von weitem jeden Angriff sämtlicher Feinde abzuwehren und zu verscheuchen. Darum fuhr der venezianische Admiral mit vollen Segeln ab nach Venedig und kündigte an, nach längerer Zeit mit einer größeren Streitmacht wieder zukommen. Er überließ es gleichwohl dem Kaiser, mit den Genuesen einen Vertrag auf Zeit zu schließen, bis beide Parteien sich erholt und sich Pro viant auf längere Sicht würden besorgt haben, um mit neuem Mut die Fortsetzung des Krieges anzugehen.256 Nachdem ich nun in meinem Bericht bis hierher gelangt bin, dürfte die Fortsetzung keineswegs leicht sein, wenn ich deinem Wunsch gemäß mei nen Bericht aufs kürzeste zusammenfassen soll. Sollten wir nicht von Anfang an die Gründe dessen, was erzählt werden wird, mitangeben, dürfte wohl keinem derer, die es hören,257 irgendetwas j e verständlich sein; wir würden nur die besten Rätsel aufgeben und unsere Zunge benut zen, um mit unserer Erzählung eine halbe und unfertige Arbeit zu leisten. 24. ( Greg. : ) « Ich wünschte mir, lieber Agathangelos, daß du so lange wie möglich bei mir sein und hier mit mir reden könntest und daß wir beide aus diesem Austausch großen Trost und Nutzen ziehen würden. Und ich möchte, daß das so dauern würde, bis - wenn uns das j e gegeben sein soll - der Himmel / ( 146) wieder leuchtet und man mit Gottes Hilfe wieder frei reden kann und, wie der göttliche Apostel sagt, 'mir das Wort verliehen wird, wenn ich meinen Mund auftun soll, um freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkünden, dessen Botschafter ich (nun) in Fesseln bin, damit ich frei davon rede, wie zu reden meine Pflicht ist' .258 Aber immer wieder andere Schwärme von Verfolgern umstellen ringsum meine Türe, und sie sind, sozusagen, übler als wilde Tiere, so daß wir aus Angst nicht in der Lage sind, einander ein freies Wort mitzuteilen, weder du mir, noch umgekehrt ich dir, sondern nur der eine den anderen mit Mühe und Not etwas flüstern hören kann. Fürs erste ist es aber notwendig, sich mit der gegenwärtig verhängten Einsamkeit zufrieden zu geben, in der ich da sitze, ein für allemal dessen beraubt, durch Menschen angesprochen zu werden, und denen ähnlich, die auf ewig im Hades schlummern. Trotzdem, laßt uns im Vertrauen auf den alleinigen Gott, für den wir in diesen Kämpfen stand haft bleiben, j ede Angst wie Staub abschütteln. Und du, bleibe, wenn nötig, noch drei oder auch vier Tage hier, um uns den Tisch deiner Erzählung so reich wie möglich vorzusetzen. Man sagt, daß unter den Vögeln die })
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Schwäne, wenn sie spüren, daß ihr Ende naht, erst dann länger und lauter tönend singen als in ihrem ganzen Leben.259 Da nun, wie ich sagte, auch unser Auftritt in das letzte gefährliche Stadium gekommen ist, ist es wohl nicht unpassend, wenn ich als Opfer für unser letztes Zusammensein län geren Geschichten ein längeres Zuhören widme. Das / ( 1 47) ausgetrock nete Brot dort wird uns zur Nahrung und das Wasser, das du gerade aus j enem Brunnen geholt hast, zum Trinken genügen. 25 . (Ag. : ) «An Speis und Trank, mein göttliches Haupt, habe ich augen blicklich nur einen ganz geringen oder besser gar keinen Bedarf, glaube ich. Kurz gesagt, das Gespräch mit dir ist mir genug. Es verführt mich leicht, Liebesbezeugungen auszuwechseln. Das hat einen von diesen zwei Grün den, aus denen du wählen kannst: einmal, daß das Wort als unsterbliches Erzeugnis eines unsterblichen Geistes den Mitteilungen der Geliebten für das Gehör der Liebenden bleibenderen Wert und größere Süße verleiht, zum anderen daß ich aus Liebe zu dir das Gespräch mit dir über vieles, j a über alles stelle. » ( Greg. : ) « Genug darüber, lieber Agathangelos, mach weiter mit dem anstehenden Thema. » 26. (Ag. : ) «Wir müssen also dorthin zurückkehren. D u weißt, liebstes Haupt, wie nach j enem elenden Räuberkonzil, das von den Verfolgern böse gegen dich in Szene gesetzt wurde, noch am gleichen Tag Berichte aus Thessalonike den Kaiser Kantakuzenos erreichten, die ganz und gar schrecklich waren und, sozusagen, seine Seele bis ins Mark berührten. Es war, als ob der Kampfrichter Gott für j enen Kampf die passenden Kampf preise zeigte als Beweise für j ene Schlechtigkeit und Schamlosigkeit, j a beinahe zur ausdrücklichen Belehrung j ene maßvolle Strafe auf dem Fuße folgen ließ, / ( 14 8 ) um Umkehr von den dort begangenen Verbrechen zu bewirken und so gewissermaßen die Tür zur Reue zu öffnen.260 27. Man sagt nämlich, daß der Palaiologe, der angeblich seitens seiner Schwäger und seines Schwiegervaters einen Anschlag und auch eine Sin nesänderung und eine aus vielen Motiven hinterlistige Wendung ihrer Gesinnung vermutete, sich sofort an frühere ähnliche Gefahren und Nach stellungen erinnerte. Diese überkommen meistens unversehens und hinter listig die Regierenden und bringen Schmach und Verderben, Blut und Mord, wenn sie nicht sehr gut auf die Laune des Schicksals und der Gesin nung der Menschen achtgeben. Darum erhob er sich und richtete seinen Sinn mit aller Schärfe auf das Erbe der Kaiserherrschaft, das ihm aufgrund 126
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seiner Herkunft zustand, und auf die Möglichkeit, künftig ohne Furcht leben zu können, frei von den Nachstellungen, die irgendwelche Leute gegen ihn schmieden könnten. Wenn das Meer heranbrause, sagte er, sei es besser in dem Moment dem Ansturm auszuweichen, als sich keine Sor gen zu machen und durch die Gewalt der Strömung mitgerissen zu werden. Nun setzte seit einiger Zeit der Kral von Serbien ihm zu und drohte, ihn in die größte Bedrängnis zu bringen, wenn er nicht einer Verschwägerung zuliebe mit ihm einen auf Verwandtschaft fundierten Freundschaftsvertrag schließen würde. Er würde ihm auch im Hinblick auf die ihn bedrohenden Umstände ein starker Kampfgenosse sein. Darum sandte er (der Palaiologe) ihm (dem Kral) zögerlich und spät die Zusage (gr. den Handschlag), und beide kamen überein, daß der Palaio loge, wenn es sich machen lasse, seine Gattin Helena wegen der Nachstel lungen seitens ihrer Verwandtschaft dem Kral als Geisel stelle und die Schwester der Gattin des Krals zur Frau / ( 149) nehme; diese war auch noch j ung und eine Schwester des Herrschers der Myser (Bulgaren) Ale xander.261 2 8 . Als der Kaiser Kantakuzenos das erfuhr, füllte es sein Denken mit Angstvorstellungen, die sozusagen weit bitterer waren als der Tod. Er ließ Anna, die Mutter des Palaiologen, kommen, die in Byzantion überwacht wurde, und ging (mit ihr) zum Kloster der Hodegen und versprach dort vor dem göttlichen Bild,262 ihrem Sohn, seinem eigenen Schwiegersohn, sofort die volle Verfügungsgewalt über sein Erbe, die Kaiserherrschaft, zu über lassen, wenn dieser den Vertrag mit dem Kral aufkündige und sofort zu seiner legitimen Gattin nach Byzantion komme. Er selbst werde eines von beiden tun: entweder sein weiteres Leben als Kaiser in Byzantion bleiben und von dem Zeitpunkt an nach dem Gutheißen seines Schwiegersohnes das Gebiet bis hin nach Selymbria verwalten oder das beschauliche Leben wählen und Zuhause ein zurückgezogenes Leben führen?63 Zugleich über gab er seinen schriftlich niedergelegten, mit den furchterregendsten Schwü ren untermauerten Beschluß, zu dessen unanfechtbaren Zeugin er die hochheilige Gottesmutter erkoren hatte, in ihre Hände. Da sie (Anna) keinen Grund hatte mißtrauisch zu sein, nahm sie sofort die Dokumente mit der schriftlichen Beeidigung der besagten Versprechungen entgegen und brach alsbald in großer Eile nach Thessalonike auf. Dort besprach sie mit ihrem Sohn, was es zu bereden gab, zeigte ihm die genannten schriftlichen eidlichen Versicherungen und konnte ihn sofort bewegen, 127
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von seinem Vertrag mit dem Kral vollständig Abstand z u nehmen.264 29. Nachdem dies so gelaufen war, reiste der Palaiologe bis / ( 1 50) nach Didymoteichon, entbot von dort Gesandte zu seinem Schwiegervater Kan takuzenos und brachte in Erfahrung, daß dieser zu den geleisteten Eiden stehe. Daraufhin kam er auch persönlich nach Byzantion, nachdem er sich von allen Befürchtungen und argwöhnischen Vermutungen freigemacht hatte. Er hielt sich mehr als dreißig Tage bei seinem Schwiegervater auf und führte mit ihm friedliche Gespräche, jedoch nicht ohne eine gewisse Verstimmung, da er hinsichtlich seiner Erwartungen nicht zufrieden sein konnte. So kehrte er wieder nach Didymoteichon zurück. Seine Gattin nahm er gleich mit, denn sie wollte lieber mit ihm sterben als weiter bei ihren Eltern leben?65 So war das also, und zu der Zeit zeitigte der Herbst gerade den Aufgang des Arkturos.266 Nach nicht langer Zeit entstanden wiederum auf beiden Seiten geheime Pläne wider einander, die den gefaßten Beschlüssen völlig entgegengliefen. Schnell reiste nun auch Matthaios, der älteste Sohn des Kantakuzenos, ab, um Orestias zu besetzen, das nicht weniger als zwei hundertsiebzig Stadien entfernt nach Norden liegt. Von da ab nahmen die Ärgernisse immer mehr zu, die beide Parteien Tag und Nacht mehr gegen einander aufbrachten. Die Dinge entwickelten sich zu unverhohlener Bos heit und zum nunmehr unversöhnlichen Kampf. Die Einwohner der thra kischen Städte schlossen sich sogleich spontan dem Kaiser Palaiologos an und stachelten ihn an, die Dinge kräftiger anzupacken und sich des väter lichen Erbes, der Kaiserherrschaft, zu bemächtigen, denn jede Nachlässig keit sei jetzt mehr denn je fehl am Platze.267 3 0 . Darum begann der Kaiser Kantakuzenos um die Herrschaft zu bangen und vergaß die Vereinbarun gen. / ( 15 1 ) Er betrachtete alle Eide gewissermaßen als das Spiel eines Flötenspielers, der seine Zuhörer narrt, und nahm ganz und gar entgegen gesetzte Schritte in Angriff. Als erstes entbot er Gesandte zu seinem Schwiegersohn Hyrkanos, dem Satrapen der Barbaren in Bithynien, und zugleich auch zu den benachbarten Genuesen, und er leistete wiederum neue Eide, stärkere als die vorigen, die versprachen, daß beide auf Lebens zeit eines Sinnes sein würden gegen alle, die jene selbst bestimmten und denen sie zürnten, wofür sie ihrerseits gegen seinen Schwiegersohn, den Palaiologen, Hilfe leisten würden.268 Denn er (Kantak. ) hält (Präsens ! ) die Zuflucht zu ihnen (den Türken) für einen festeren Hort als alle anderen menschlichen und göttlichen Schutzwaffen und sie ist für ihn seit langem 128
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sein übliches Mittel gegen die unglücklichen Thraker und gegen den Kaiser, dem diese sich angeschlossen haben. Er nimmt dazu oft das Wort der heiligen Schrift in den Mund: 'Nun werde ich die (heidnischen) Völker rufen und sie werden mich verherrlichen. ,269 Sofort verwirklichten j ene das Machtwort des kaiserlichen Beschlusses mit größtem Eifer und trans portierten mit rhomäischen Schiffen die Barbaren aus Asien nach Thra kien. Der Kaiser Kantakuzenos versammelte auch wieder etwa fünfhun dert Katalanen, denen es vergönnt war, der Gefahr jener Seeschlacht zu entkommen und die bettelarm überall in der Stadt herumliefen. Er machte sie zu seiner Leibwache, bewaffnete und speiste sie mit großer Fürsorge, denn seinen Stammesgenossen den Rhomäern mißtraute er bereits und zählte sie zum Reigen seiner Feinde.270 / ( 1 52 ) 3 1 . Unter diesen Umstän den beschloß die Kaiserin Eirene nach Orestias und Didymoteichon zu gehen, um, wenn möglich, die j ungen Männer miteinander auszusöh nen.271 Diese hegten freilich tiefe Verdächtigungen gegeneinander, die in keiner Weise den Frieden zum Hausgenossen hatten. Ich spreche von ihrem Sohn Matthaios und ihrem Schwiegersohn, dem Mann ihrer Tochter, dem Kaiser Palaiologos. Sie nahm auf ihrer Reise zu den übrigen Personen auch zwei Bischöfe mit, um als Zeugen zu dienen, und zudem den Angelos, der damals gerade Katholikos krites war.272 Dieser war zu der Zeit, als ich (=Ag. ! ) im Begriff war, das Vaterland zu verlassen, noch sehr j ung, ich glaube noch nicht im Jünglingsalter, aber ein Wohlgeborener, der sein angeborenes Talent für Gelehrsamkeit schon erkennen ließ. Dieses ver sprach, den Mann auf kürzestem Wege in j eder Art von Tugend fähig zu machen. In der Beredsamkeit und an Schärfe des Geistes ließ er alle, die damals mit ihm Hörer der Weisheit waren und als Studenten von den Mischkrügen deiner Lehre kosten dürften, um Längen hinter sich. Jetzt aber, da ich mich von meiner langen Auslandsreise erholt habe, sehe ich, daß der Sproß noch viel besser geworden ist, als die natürliche Veranla gung des Mannes versprach, und seine gegenwärtigen Verrichtungen viel trefflicher. Ich habe mich denn auch gefreut zu sehen, daß der Mann um nichts weniger als die höchst Angesehenen die kaiserliche Nähe und das kaiserliche Wohlwollen genießt. Denn aufgrund seiner außergewöhnlichen Tüchtigkeit ist er bestellt worden, um inmitten des kaiserlichen Palastes mit freimütiger Zunge die Normen gerechter Rechtsprechung zu bestim men und in politischen Angelegenheiten Verhandlungen und Beschlüsse / ( 15 3 ) zu überwachen. Und da er die Waage der Gerechtigkeit die ganze 129
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Zeit hindurch völlig unbestechlich im Gleichgewicht hält, wird er für die Menschen zu einem Wunder und zu einem Mann, der jeden gerechten Aristides übertrifft.273 Er ist einfach bei allen ein wichtiger Gesprächsge genstand, nicht nur bei den Angehörigen seines Volkes, nein, auch schon bei den umwohnenden Völkern geht sein Ruf um, den die Hochachtung vor seiner tadellosen Rechtschaffenheit verbreitet.273a 32. Darum also zog der Kaiser ihn anderen aus ihrer Umgebung vor, um sie nach Didymotei eh on zu begleiten, damit er dort alles mit eigenen Augen sehe und mit eigenen Ohren höre und so ein einwandfreier Zeuge sei von dem, was dort gesagt und getan werden sollte. Als die Kaiserin nun dort angekom men war, brachte sie alles an, wovon sie vermutete, daß darin Überre dungskraft liege und keine Spur von Zorn lauern könne, und ließ den j ugendlichen Kaiser nur eine sanfte Art von Tadel spüren, indem sie ihr Zureden gewissermaßen mütterlich vorbrachte. Dieses Zureden beinhal tete, um nur die Hauptsache zu erwähnen, daß ihr Schwiegersohn, der Kaiser Palaiologos, bereitwillig seinem Schwager Matthaios das Gebiet um Orestias bis Bizye überlassen sollte, um dieses zusammen mit den beiderseits gelegenen Städten und Dörfern autonom zu regieren. Ihm selbst sollte das Gebiet von Didymoteichon bis Thessalonike gehören und dem beider gemeinsamen Vater, dem Kaiser Kantakuzenos, das übrige Gebiet zusammen mit der Kaiserin der Städte, und das bis zu seinem Tod. «Dann will er / ( 1 54 ) dir uneingeschränkt als Erben dieses Gebietes die Nachfolge überlassen. 32. Denn es ist notwendig» , sagte sie, « daß du ihm wie einem Vater und einem in Erfahrung mit den Staatsgeschäften ergrauten Mann in j eder Hinsicht traust, insbesondere was die Lenkung des Lebens eines Kaisers betrifft. Er wird das so tun, daß die Aufgaben dieses Lebens für dich frei von stürmischen Wogen bleiben, indem er sich selbst den stür menden Wogen der Kaiserherrschaft entgegenstellt und nach Möglichkeit ein Gleichgewicht wiederherstellt, ehe du die Wirrsale zu spüren bekommst, die daraus entstehen können. Nachdem er dich zu seinem Schwiegersohn gemacht hat, will er keinesfalls, daß du je in Gefahr gerätst. Wie könnte er? Er war dir ein Feind und hatte deine Mutter zur Feindin. Dann wurdest du kraft Kriegsrechts von ihm gefangen genommen, aber wider Erwarten geschont und vor seinen legitimen Söhnen zum Erben der Kaiserherrschaft erklärt. Zum Teufel, gerade du darfst das nicht denken. Danach hättest du die gewichtigen Eide deiner Mutter und deine eigenen respektieren müssen, die ihr uns damals schriftlich geleistet habt, nicht die 130
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Feindeshand gegen uns zu erheben, sondern jede Willensäußerung deines Schwiegervaters wie einen schriftlichen Befehl deines Mentors zu betrach ten und dich in deinem Handeln nach seinem Wort und seinem Leben zu richten wie nach dem Urbild des wahren Kaisers. »274 34. Das sagte die Kaiserin Eirene zu ihrem Schwiegersohn, dem Kaiser Palaiologos. Und er antwortete ihr folgendes:275 «Viele / ( 1 5 5 ) Dinge, Mutter, die man zuerst ruhig betrachtet, ohne sich darum Sorgen zu machen, obgleich es nötig wäre, sie genau und sorgfältig zu untersuchen, bedrohen uns später mit großen Gefahren, weil wir sie aus Einfältigkeit nicht vorausgesehen haben. Sie sind wie eine Spinne, die in ihrem Körper, ihrem Gewebe, ihrer Bewegung ganz und gar der Luft angepaßt scheint und so unbemerkt die kleinen Lebewesen überfällt und leicht erbeutet. Wenn ich wüßte, daß mein Bruder Matthaios ruhig bleiben und eine auto nome Herrschaft für ihn kein Vorwand sein würde, die Zeit abzupassen, um mich abzuschlachten, würde ich den Genuß des Friedens über alles schätzen und mit großem Vergnügen das sorglose Schweigen über jedes Wort und j ede Tat stellen. Nun beunruhigt mich aber tief, wieviele Zeichen der Kaiserwürde er sich anmaßt und zulegt, Dinge, über die in jenen Eides leistungen geschwiegen wurde, die er aber jetzt offen zur Schau stellt. Allmählich und nach und nach fügt er immer neue Dinge hinzu und es fehlt nur noch, daß er die Tragödie meiner Ermordung direkt vor meiner Tür zur Aufführung bringt.276 Dabei hätte man solche Dinge, wenn sie rechtens sein sollten, in jene Eide hineinschreiben müssen, die du gerade vorbringst, um mir auf geschickte Weise Eidbruch vorzuwerfen. Wenn er damals aus Respekt vor den Gesetzen geschwiegen hat, wieso schämt er sich dann jetzt nicht, offen gegen j ene Eide zu verstoßen und mit völlig unberechtigter Eigenmächtigkeit das zu rauben, was die Gesetze verbieten. 3 5 . Und das / ( 1 5 6 ) tut er, weil sein Vater mit allem einverstanden ist. Die Tatsache, daß er immer alles sieht und nicht verhindert, überführt ihn, als ob er es selbst in Person täte, und so inszeniert der Mann, der geschworen hat, unser gemeinsamer Vater zu sein,276a vor aller Augen meinen Tod. Dadurch, daß er sich schweigend verhält, stimmt er seinem Sohn zu und geht durch das, was er tut, über eine Ermunterung mit der Zunge hinaus. Durch ersteres ( sein Schweigen) versucht er zu betrügen, auf das zweite (mangelnde Ermunterung) stürzt er sich, weil es das Ver steckspiel erleichtert, durch ersteres entzieht er sich der eindeutigen Ver urteilung durch die Menschen, durch das zweite aber öffnet er zur rechten 131
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Zeit die Bühne des Dramas und zeigt endlich sein lange verborgenes Vor haben. Über viele Arten von Bosheiten spricht man zwar, aber wenn sie unfaßbar scheinen, verwehren sie dem Sprechen begreiflicherweise die Tür der Geburt,277 und deshalb werden sie gern schweigend ausgeführt, ehe der Täter ein Wort sagt oder das Opfer sich der Sache bewußt ist, und für den, gegen den das Schlimmste verübt wird, kommt das Erleiden nur allzu schnellfüßig dem Erkennen zuvor (weniger rhetorisch: Man wird umge bracht, ehe man es bemerkt) . Für diesen Gang der Dinge ist der ganze Lauf der Zeit unser Lehrmeister. Von vielen in meiner Lage hat sie als Augenzeuge die Ermordung aufgezeichnet und für alle, für j unge Leute gleichermaßen wie für alte, mit aller Kraft ihre Stimme erhoben, daß man auf der Hut sein soll. 3 6 . Wir hören, daß auch einige Väter mörderisch die Hand gegen ihre Söhne bewaffnet haben, daß Brüder noch öfter das Schwert in verwandtes Blut tauchten und feindselig Verwandten an die Kehle gesprungen sind, ganz besonders, wenn die Kaiserherrschaft der Gegenstand des Kampfes / ( 1 57) war. Darum sagt man, diese Sache sei ein willkürlich ausgewähltes und in keiner Gesetzgebung verankertes Recht tyrannischer Rechtsetzung. Nun bin aber nicht ich es, der die Gesetze der Annahme an Sohnes statt ( die Pflichten eines angenommenen Sohnes) übertritt und auch bin ich es nicht, der die bekannten Eide mit Füßen tritt, sondern mein Vater ist es, der doch geschworen hat, der fürsorgliche Hüter meines Lebens zu sein. Welches Unrecht begehe ich, wenn ich verlange zu leben, solange es dem Allmächtigen gut erscheint und der Schöpfer mich leben läßt? Die Gesetze bestrafen nicht j ene, die in Sicherheit leben wollen, sondern j ene, die tyrannische Grausamkeit mit dem Schein von Freundschaft verbinden, dazu einen Meineid schwören und darauf aus sind, die zu ermorden, die sie zu lieben geschworen haben. Ersteres nämlich beruht auf einem Begeh ren des Willens, wogegen nichts einzuwenden ist, beim zweiten bleibt aber die Gesinnung nicht frei von Schuld. 37. Wäre ich doch damals gestorben und mein Blut bei eurer Thronbesteigung geopfert worden und hätte doch nur ein wenig Staub meinen elenden Leib zugedeckt, ehe ich für dieses Schicksal aufbewahrt wurde. Denn es ist viel schwerer, den Ruhm der Kaiserherrschaft ohne Mühen zu erhalten, als bald ruhm los zu sterben. Im ersteren Fall drohen einem vielerlei Gefahren, in denen tausendfacher Tod dräut und die ihn Tag und Nacht begleiten und vor ihm hergehen und ihn immer wie tosende Wellen zu ertränken drohen, im 1 32
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anderen Fall erzeugt die schmerzlose Ruhmlosigkeit Stumpfheit für das ganze Leben. So, wie die Lage jetzt ist, würde ich, wenn ich Hoffnung hätte, daß mein Wunsch in Erfüllung ginge, gerne wünschen, daß die Erde sich vor mir auftäte, lieber als gezwungen zu sein, vor dir mein ganzes Unglück zu erzählen. Denn dieses ist mit Vorwürfen / ( 1 5 8 ) an meinen Schwiegervater vermischt und verflochten, so daß es unmöglich ist, alles in Einzelheiten zu erzählen, ohne befürchten zu müssen, daß ich ihn absichtlich mit Schmach zu überladen scheine. Es ist aber nicht nur bei allen Rhomäern bekannt, sondern auch die meisten anderen Völker haben mit Verwunderung gese hen, zu welchem Ruhm dieser von jenem seligen Kaiser, der mich Unglück lichen gezeugt hat, erhöht wurde. 3 8 . Dem Namen nach blieb dieser zwar Kaiser, aber er (Kantak.) schwelgte, kurz gesagt, zusammen mit seiner Mutter im Besitz der ganzen Macht.278 Dabei richtete mein Vater sein hauptsächliches Augenmerk darauf, meine Nachfolge und mein Verbleiben in der Kaisermacht sicherzustellen. Aber als dieser den Zoll der Natur bezahlt hatte und von uns gegangen war und mich als kleines Kind in den Armen meiner Mutter zurückließ, brachte jener, wie alle wissen, über mich und meine Mutter großes Unglück, erlitt aber seinerseits auch viel Unglück bei seinem Versuch, nach einer Serie von fünf (Palaiologen) -Kaisern die Nachfolge auf sich zu übertragen, ein Ding, das niemand vermutet hat, bevor es geschah. Sofort vergaß er die Abmachung mit mei nem Vater und erinnerte sich nur noch seines langgehegten Traumes der Kaiserherrschaft. Er ergriff nun die seit langem gesuchte Gelegenheit. Als ich das damals von den klügeren Leuten hörte, konnte ich es nicht glau ben.279 Was aber damals aus rauschenden Wogen von Vermutungen zusammengemischt war, kommt jetzt ans Licht, wie ich klar sehe und hiernach genauer erzählen werde. Und darum glaube ich, daß die Dinge, die jetzt erzählt werden, genau so wahr sind. Ich erkenne jetzt die Wurzel des alten Gewächses, wovon ich endlich die Frucht koste. 3 9 . Denn ich kann mir absolut nichts / ( 1 59 ) denken, was es auch sein möge, das ihn irgendwie überredet haben könnte, seinen gegen mein Haupt gerichteten Beschluß zu ändern. Wenn er ihn damals hätte ausführen können, aber nicht gewollt hätte, wieso will er es denn jetzt, wo er es nicht kann? Wenn aber seine Gesinnung mir gegenüber damals wie jetzt die gleiche ist, warum befleißigt er sich denn zu zeigen, daß die (genannten) Samen der Bosheit eine alte Geschichte sind und die monströsen Erfindungen neuer 133
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Unternehmungen gerade erst aufgekommen sind, und bringt er so die natürliche Beschaffenheit der Dinge durcheinander, indem er aus Harmo nie Unstimmigkeit macht und die Quellen der Flüsse zwingt nach oben zu fließen ?28o Die Natur hat ihm keine gesprächige Zunge gegeben und darum konnte er über seinen Plan leicht schweigen und ihn in geheimen Ecken seines Herzens verbergen, aber die Geschehnisse schrien es aus und umtönten alle Ohren lauter als j eder Donnerschlag. Sie sprechen mit einer Stimme, die unbestechlich und völlig unverfälscht ist. Oder es soll mir jemand hervortreten und mir sagen, was sonst ihn gereizt hätte, Gott zu vergessen und seit sehr langer Zeit dem barbarischen und gottlosen Satra pen von Lydien soviele Unterpfänder der Freundschaft zu geben und ihm zu schwören, für ihn sein Leben zu riskieren, und sich von ihm das Gleiche ihm gegenüber schwören zu lassen.28 1 Und überhaupt, das gleiche bezeugt auch alles das, was er unmittelbar nach dem Tod meines Vaters durch unbestreitbare Taten gezeigt hat. 40. Denn obwohl die Untertanen die Machtübernahme durch ihn / ( 1 60) nicht zuließen, ging er weiter und usurpierte die Kaiserproklamation. 282 Und als er danach sah, wie er auch so die unglückliche Liebe Ixions nicht verwirklichen konnte,283 denn alle distanzierten sich von seiner Usurpation - wandte er sich folglich nicht an Gott, den Hüter des Rechts, sondern an den barbarischen Kampf genossen seiner rechtlosen Raserei. Das war, als er vom Ausland aus seine Kämpfe und Raubzüge gegen die Christen plante, weil man mir als Nach folger der vielen (Palaiologen-)Kaiser akklamiert hatte.284 Im Sommer ver heerte er nun mit dem feindlichen barbarischen Heer, das dort lagerte, das Gebiet der thrakischen Städte und im Winter verödete er auch die Städte selbst, indem er rundherum alles plünderte und versklavte bis zu den Stadt toren (von Konstantinopel) , und das, obgleich er, 0 Sonne und Erde, von ihnen vorher kein Unrecht erlitten hatte. Und das Schlimmste an dieser Tragödie war, daß die Barbaren den erbärmlich abgeführten Kriegsgefan genen die Bäuche aufschlitzten und ihre Hände und Füße darin steckten, um sie ein wenig zu wärmen. So zerstörten sie das erhabenste Geschöpf Gottes, den Menschen, wie wenn es eine Art Kinderspiel wäre. Aber er wurde nicht weich, als er j ene elende Tragödie stammverwandter Men schen sah, und in seinem Gewissen blieb nicht mal eine Spur von Mitgefühl zurück, sondern zu Pferde ritt er auch selbst über die halbtoten und im Sterben zuckenden (Leiber) hinweg und zertrampelte sie; ja er wetteiferte gewissermaßen mit der Gefühllosigkeit von Steinen, die er nachahmte, und 1 34
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übte und trainierte, wie es scheint, das Tierische in seinem Herzen, (in dem Versuch,) ob sich die natürliche Haltung ( eines Menschen) nicht letztend lich unbemerkt zunichte machen ließe.285 / ( 1 61 ) 4 1 . Diese, ich zögere zu sagen seine, Haltung übertraf noch den einstigen Tyrannen von Pherai. Dieser hörte zu, wie ein Tragöde in seiner Gegenwart das Schicksal von Troia sorgfältig vortrug, und spürte, wie das Leiden seine Seele erweichte, wie Öl das Eisen. Da sprang er sofort auf, beschimpfte grob den Tragöden, weil er die Natur seiner Seele veränderte und erweichte, und nannte es eine Schande, wenn man ihn, der immer soviele Bürger abschlachte, die Tränen der Hekabe und der Polyxena weinen sehe.286 Einen solchen Menschen zog unsere unglückliche Großstadt auf gegen sich selbst, und das, obgleich sie wußte, daß von weither gesungen wurde, die Verdoppelung des Buch stabens K(appa) werde für sie und zugleich für den rechten Glauben das äußerste Verderben sein.287 Und auch wenn man meine Mutter mit hin einziehen und ihr vorwerfen will, daß sie damals ähnliches getan habe, muß man nicht sie, sondern ihn beschuldigen. Er sündigte, da er suchte, was anderen gehörte; sie wehrte den Angreifer ab und strengte sich an, das Leben ihrer verwaisten Kinder zu retten, so wie eine Turteltaube die Nacht hindurch ihre Jungen bewacht, wenn nachts fremde Vögel angreifen. Wenn es weiterhin richtig ist, auf j ene zu hören, denen es gegeben ist, über diese Dinge klug zu urteilen, dann ist es das, möchte ich behaupten, was Gott reizte, als Zwangsmittel j enes große Leiden gegen sie einzusetzen, ich meine den Raub der kaiserlichen Macht, weil er es nicht erträgt, daß man seinen Auserwählten auch nur eine geringe Ruchlosigkeit anhängt.288 / ( 1 62 ) 42. Das ist das erste, das deutlich den längst in seiner Seele ver borgenen Plan gegen meine (Nachfolge in der) vom Vater ererbte(n) Kai serherrschaft zeigt. Wie wenn ein Wind von irgendwoher den Funken in der Asche entfacht, so ist dieser jetzt entflammt. Das zweite ist folgendes. Als er sah, daß auch Hyrkanos, der Satrap aller Barbaren von Bithynien, denen Asien bis ans Meer zugefallen ist, sich in der Nähe der größten aller Städte aufhielt, so daß nur noch etwa fünfzehn Stadien dazwischen waren, schickte er seine Tochter und verheiratete sie mit ihm in jener ausländischen Ehe, um gleich aus der Nähe das Geschlecht der Christen vollständiger auszurotten, was durch ihn besser ging als mit jenem Satrapen der Lyder, der, durch Land und Meer getrennt, weit weg residierte.289 Aber wozu die Wechselfälle des Schicksals, die es inzwischen gegeben hat, aneinanderreihen ( und) alles Schreckliche ( erzählen) , das er 135
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anrichtete, als er die Barbaren gegen die Rhomäer ins Feld führte, und wie er unentwegt mit dem prunkte, weshalb er sich hätte verstecken müssen, und versprach, in kurzer Zeit das ganze Land der Rhomäer völlig unbe wohnt zu machen? 43. Denn sein ganzer Sturmlauf war zwar gegen mich gerichtet, aber das Verderben gegen alle Christenmenschen.290 So hielt er die Hilfe Gottes für nicht im geringsten hilfreich und ging nicht in sich, um an die künftigen Strafen zu denken, sondern trat ganz auf die Seite der Gottlosen. Das sei als zweiter Beweis vorgelegt für den Plan, den er, wie ich sagte, schon seit sehr langer Zeit gegen meine (Nachfolge in der) vom Vater ererbte(n) Kaiserherrschaft in seiner Seele nährte. / ( 1 6 3 ) Was von Natur schlecht ist, kann diese Beschaffenheit auch mit der Zeit wohl nie abstreifen, aber auch die Vorspiegelung des Guten wird, wenn die Tatsachen sie leicht entlarvten, schnell ausgeräumt. Die Natur meldet sich zurück und nimmt sehr leicht wieder ihr eigentliches Wesen an. Er hätte seine Angelegenheiten Gott überlassen und sich in Ruhe dem Wohl seiner Kinder widmen können. Das wäre leicht gewesen, wenn er gewollt hätte, aber er vertraute sich lieber den Gottlosen an, denen es zur Zeit gut zu gehen scheint, und er wollte sich lieber in ewiger Mühe gegen mich abmühen.29 1 Für ihn gibt es kein anderes Merkmal eines glücklich gepriesenen Lebens und wahrhaftigen Wohllebens, außer daß es ihm für den Augenblick gut geht und er rechtgläubige Menschen, die nichts Unrechtes tun, zugrunde richten kann, j ene, die er nur deswegen als unglücklich betrachtet, weil sie die dreipersönliche Gottheit anbeten und sich sowohl von Gottlosigkeit wie von Vielgötterei abwenden. 44. Das ist auch klar, denn für ihn harmoniert der bacchische Anhang des Palamas mit den Barbaren, und deshalb benutzte er außer den genannten gottlosen Barbaren auch diese Leute als Instrument der Bosheit gegen mich, damit auch dieses ein Kennzeichen der von ihm seit langem gegen mich gehegten Gesinnung sei und des abermaligen Bruches der Eide. Denn durch sie hat er die ganze Stadt sehr leicht mit j eder Art von Meineid und Zwietracht gefüllt. Da diese Männer (die Palamiten) erpicht sind auf Bosheit und unter ihrer schwarzen Kutte zusammen mit ihrer Gottlosigkeit den für diese Dinge hinreichenden Köcher der Bosheit verbergen, der ein buntes Gemisch von vielerlei Proj ektilen birgt, / ( 1 64) erfüllten sie leise und schnell j ene Aufgaben. Aber sie schlichen sich auch trügerisch bei meiner naiv wohlwollenden Mutter ein, die noch nirgends die Tücken unterseei scher Klippen kennengelernt hatte, und spannen ihr Tag und Nacht ver136
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räterische Listen, zeigten aber zugleich das Gesicht der Freundschaft und lieferten sie so heimlich und geräuschlos dem tiefen Abgrund ihrer Ver folger aus. Uns, ihren Wohltätern, erschienen sie ungerechter als alle Räuber.292 45. Diese Urteile der geheimen Vorsehung zu erforschen, wie nämlich wir, die wir Gerechtigkeit suchen, von den Ungerechten wegen anderer Verfehlungen den Ungerechten ausgeliefert sind, dazu bin jedenfalls ich nicht imstande. Aber jene, die es leidenschaftslos betrachten wollen, kön nen beobachten, daß das gleiche überall im Leben geschieht und daß der wahre Grund meistens verborgen bleibt. Soll der Prophet doch aus der Tiefe seiner inbrünstigen Seele sagen und rufen: «Warum verläuft der Weg der Gottlosen glücklich? » 293 Und möge auch jene große Posaune der Frömmigkeit ihre Stimme erheben, damit diese Dinge für die, die Unrecht rächen wollen, nicht zum Vorwand für Schlechtigkeit werden. Denn so sagt sie ( die Posaune) : «Auch die Gerechten werden oft den Händen von Gottlosen ausgeliefert, nicht damit jene bestraft, sondern damit die letztgenannten geprüft werden. » Wie es geschrieben steht: «Frev ler sterben einen ungeheuerlichen Tod, aber im gegenwärtigen Leben wer den die Frommen ausgelacht, » solange nämlich die Güte Gottes sich ver birgt und auch die großen Arsenale dessen verborgen bleiben, was beiden für später aufbewahrt wird, für die Zeit, da Wort und Tat und Gedanke auf der gerechten Waage Gottes / ( 1 65 ) gewogen werden, wenn er sich erheben wird, um über die Erde zu urteilen, Wille und Werke zu vergleichen und offenzulegen, was bei ihm versiegelt aufbewahrt wurde.294 46. Und wenn er mich nicht sofort getötet hat, nachdem er mich in seine Gewalt gebracht hatte, was hat das schon zu bedeuten. Als erstes kann man die verübten Übeltaten nicht gegen die nicht verübten aufrech nen. Wenn jemand ein Haus niedergebrannt hat, wird er nicht deswegen straffrei bleiben, weil er nicht die ganze Stadt angezündet hat. Zweitens: er kann auch nicht durch eine der beiden Strafen der anderen entkommen, sondern er wird vielmehr für beide die größere Strafe zu verbüßen haben. Denn das eine hat er nun selbst getan und für das andere hat er anderen die Tür geöffnet. Mit seiner Tat lehrte er ( sie) heimlich Größeres zu wagen gegen die ganze Stadt, falls jemand sie ausliefern wollte. Anderen überließ er das Geringere, um selbst den größeren Gewinn zu machen und über mich größere Gefahren zu verhängen. Für mich wäre es viel angenehmer gewesen, damals zu sterben, als ruhmlos weiter zu leben, ewig der Sklave 137
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anderer zu sein und zu sehen, wie vielerlei Todesstricke gegen mich geflochten werden. Das Leben, heißt es, ist bitterer denn der Tod, wenn das Leben von tausendfachem Tod voll ist, und der sofortige Tod wie derum ist besser als das Leben, weil er mit dem Leben die Ruhmlosigkeit und die Schmerzen nimmt und sie mit begräbt. 47. Mit Worten hat er mein Leben geschützt, um glaubwürdig Menschlichkeit vorzutäuschen, und damit prahlt er durch Herolde und Briefe bei j edem Volk, soweit das möglich ist, und mir großem Einsatz und Aufwand. Tatsächlich aber hält er die Herrscher (gr. Despotas Joh.V. und seine Mutter) als Sklaven. / ( 1 66 ) Und das ist für ihn ein Vorwand, um mit seiner großen Lebensweis heit und seiner strategischen Erfahrung zu prahlen. Wie die Leute im Hip podrom ihre Reitkunst, so demonstriert er durch mein Unglück seinen Hochmut. Für das, was ich sage ist Folgendes ein untrüglicher Beweis. Er machte mich gegen meinen Willen durch die Ehe mit seiner Tochter zu seinem Schwiegersohn aus Gründen, die ich hier nicht erörtern kann, und das ganz besonders gegen den Willen meiner Mutter.295 Er selbst ging über das Unsagbare gern hinweg und schritt sofort zu dem, was er beab sichtigte. Das war Folgendes. Er schwur mir öffentlich schauerliche Eide, mir ein Vater zu sein und mit mir als Kaiser zu herrschen, bis er sehen würde, wie ich vom Jüngling zum Zwanzigj ährigen heranreifte, und inzwi schen würde keiner seiner Söhne es wagen, in irgendeiner Weise nach der Kaiserherrschaft zu greifen. Aber es dauerte nicht lange, da tat er genau das Gegenteil und hielt jene ganzen Eide für Geschwätz. 4 8 . Sofort nahm er die Augen des Atreus an, achtete mich für nichts mehr296 und befahl mir, ihm wie ein angehängtes Boot einem Frachtschiff zu folgen, seinen Söhnen aber teilte er von ganzem Herzen das Kaisererbe zu, das er sehr kurz bevor er es mit Hilfe von Barbaren erlangt hatte, selbst in die Hände von Bar baren getrieben hatte und das wieder zu tun im Begriff war. Diese Zutei lung geschah nicht öffentlich, so daß der Beweis (für den Eidbruch) auch zu allgemeiner Bekanntheit gelangt wäre. Vielleicht schämte er sich für den Hochmut, mit welchem er gerade vor allem Volk geprahlt hatte. Er tat es also heimlich und glaubte wohl, daß ich es nicht wagen würde, es über haupt zur Kenntnis zu nehmen.297 / ( 1 67) Es war danach noch nicht viel Zeit vergangen, da berichtete das Gerücht von zahlreichen umstürzleri schen Machenschaften meines Bruders Matthaios und umtönte laut aller Ohren. Das Handeln lag nun zwar bei Matthaios, aber ausgedacht und gesteuert hatte das Ganze der Ehrgeiz des Vaters. Wegen dieser Vorfälle =
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wurde ihm angeblich um des Friedens willen mal dies, mal j enes gestattet und schließlich wurden ihm alle überkommenen Insignien der Kaiserherr schaft zugestanden mit Ausnahme allein des mit Edelsteinen besetzten (Kaiser)Diadems. Der diesbezügliche Plan war noch kaum ans Licht gekommen, wurde aber schon in seinen Anfängen gleichsam wie mit der Muttermilch genährt und offen diskutiert.298 49. Und um das meiste zu übergehen, will ich nur noch folgendes kurz erwähnen. Wie glaubst du, war mir zumute, als er, da ich ihm nicht aus dem Haus entgegengekommen war, mit verhängten Zügeln und voller Wut auf mich zuritt und vor meinen Türen, hoch zu Roß sitzend, mir mit den größten Beleidigungen den Kopf wusch, mit derartigen Beschimpfungen, daß man sich schämen würde, sie gegen einen Kuhhirten zu gebrauchen. Gewiß wirst auch du das nicht leugnen wollen, denn die Sache hat sich in der Öffentlichkeit abgespielt. Du weißt j a, ihr hattet beim alle Jahre übli chen Triumphzug geplant, daß er mit kaiserlichen {Lorbeer)Kränzen geschmückt zusammen mit mir das Schauspiel gestalten würde. Ich ertrug es aber nicht, freiwillig Verräter meiner Kaiserherrschaft und zugleich mei nes Lebens zu werden, und ich war aus Schmerz und ich möchte fast sagen aus Scham für das ungeheuerliche Schauspiel nicht bereit, aus meinem Haus zu kommen. Das mußte ich damals erleiden. / ( 1 6 8 ) Und unser gemeinsamer Vater, dessen Pflicht es gewesen wäre, aufzustehen und diese Überheblichkeit zu bestrafen, hielt seinen Zorn für später zurück, um ihn dann an mir auszulassen, der ich nichts Unrechtes getan hatte.299 50. Aber wozu das, was jeder weiß, breit auswalzen? Als mein Schwie gervater sich damals überlegte, mich aus dem Weg zu räumen, spornten ihn die häretischen Anhänger der palamitischen Lehre an, mich schnell stens umzubringen. Denn das würde ihn in kurzer Zeit völlig von der Sorge befreien, die meinetwegen seine Seele ganz beschäftigte. Sie versprachen für ihn Mittler bei Gott zu sein und ihn von der Schuld freizusprechen.30o Das wäre für mich das beste gewesen, und ich weiß nicht, warum er es nicht tun wollte. Für mich hätte die Sache wohl Befreiung von den nach folgenden Schrecknissen bedeutet, für ihn aber Schmach bei allen Men schen. Darum erdachte er eine passendere Methode. Er nahm mich mit und brachte mich schleunigst aus meiner Vaterstadt und vom kaiserlichen Hof weg nach Thessalonike, ohne meine Mutter und meine Gattin, und stellte mich wie ein kleines Kind unter Aufsicht von Aufpassern und Wäch tern, mich den Zwanzigj ährigen, der schon Vater von Kindern war, und 139
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verhängte über mich fürs erste Haft ohne Fesseln. Und so nutzte er meine Abwesenheit als schön verbrämte Gelegenheit für seine Pläne, denen er sich seit langem widmete.301 51. Ich muß für den mittels trügerischer Eide gegen mich geschmiedeten Plan als vierten Beweis noch folgendes hinzufügen. / ( 1 69) Wo die Eide meines Vaters für mich so unglücklich geendet hatten, ich so sehr von tragischen Fangnetzen umstellt war und Mißgeschicke, die mich in die Nähe des Todes brachten, mich völlig am Leben verzweifeln ließen, was sollte ich da tun ? Ich war ganz wütend, verärgert, traurig im tiefsten meiner Seele, ich pries lieber die Verstorbenen glücklich denn jene, die in meiner Nähe lebten, und rief Gott als Zeugen für das Unrecht an und auch als Rächer der schrecklichen Frevel. In diesem Zustand erhielt ich ein geheimes Schreiben des Krals von Serbien, denn dieser hielt sich zufällig nicht so weit weg im Lande auf, daß ihm mein familiäres Leiden unbe kannt war. Er hatte schon seit langem alles erobert bis vor die Mauern der Stadt Thessalonike, die mich Unglücklichen damals beherbergte. 52. Der Brief bat mich, ich sollte antworten, welche von zwei Alternativen mir zusagte, entweder, da ich durch das inzwischen Vorgefallene ohne Frau war, die Schwester seiner Frau zu ehelichen und so mich selbst und die Stadt zu retten, oder wenn er mit großer Gewalt die Stadt angreifen würde, von den Wellen seines Meeres mit weggeführt zu werden. Ich ging in mich selbst und überlegte, daß der Mann, der mir in der Gefahr die Hand reichte, kein Barbar und kein Gottloser war, wie die Kampf- und Lebens genossen meines Schwiegervaters, sondern ein rechtgläubiger Glaubensge nosse, und so kam es, daß ich von den zwei Dingen, zwischen denen ich zu wählen hatte, das beste wählte.302 Die Sache wurde aber ruchbar und schleunigst / ( 1 70) berichteten meine Aufpasser und Wächter das Gesche hene nach Byzantion.303 Als mein Schwiegervater das hörte, konnte er es nicht fassen. Er nahm meine Mutter und hielt es für gut, in den Tempel der Gottesmutter zu gehen, um vor ihr als Zeugin und Bürgin die beschwore nen Evangelien vorzulegen und nicht länger mehr als treulos zu erscheinen wegen der häufig von ihm selbst begangenen Brüche der eigenen Eide.304 5 3 . So empfing meine Mutter wieder furchtbare schriftlich fixierte Eide und kam aus Byzantion nach Thessalonike mit der guten Botschaft, daß, wenn ich den Vertrag mit dem Kral aufgäbe, ich von Thessalonike nach Byzantion kommen und dort mit meiner Gattin leben könnte, während mein Schwiegervater zu einer von diesen zwei Bedingungen mir sofort die 140
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Kaiserwürde abtreten würde: wenn er entweder mit meiner Zustimmung und Genehmigung in Byzantion wohnen und mit kaiserlicher Macht von dort aus alles bis Selymbria ( Selivria) regieren dürfe, oder bis zu seinem Ende in seinem eigenen Haus ein Leben in (geistlicher) Ruhe und ohne politische Betätigung führen könne. Ich sah diese Eide und ließ mich über reden. Wieso auch nicht, wo ich als Christ durch so ehrfurchtsvolle Eide abgesichert war? Also wies ich alle Bedenken weit von mir, machte mich auf den Weg und kam direkt nach Byzantion. Ich fand aber wider Erwar ten die Situation nicht so vor, wie es den Ankündigungen entsprochen hätte. Wozu aber soll ich dir ausführlich erzählen, was dir bekannt ist? 54. Ich bin dann also sehr schnell wieder mit meiner Gattin nach Didy moteichon zurückgekehrt.305 Die darauffolgenden Pläne / ( 1 71 ) und Taten, die seitdem von ihm mit vollem Einsatz gegen mein unglückliches Haupt ausgeführt wurden, dar über schweige ich besser. Wenn ich aber lieber leben als durch Unrecht sterben will, mache ich mich nicht schuldig. Darüber, glaube ich, werden alle mit mir einig sein. Und darum scheint es mir keinesfalls der richtige Weg, auf das zu hören, was du mir sagst. Ich würde, um mein Leben zu retten, gerne alles tun, sogar, wenn es sein sollte, für Lohn Reben beschnei den. Denn es wäre gewiß angenehmer, frei von öffentlichen Aufgaben als Privatmann in irgend einem beliebigen Land zu leben, wo ich von keiner Seite eine lauernde Gefahr zu befürchten hätte, als die Kaiserherrschaft meiner Väter zu begehren und zu besitzen und dabei zu riskieren, um mein Leben gebracht zu werden. Wünschenswert wäre es für mich, Kaiser zu sein, wenn es den Rhomäern nutzen würde, sonst aber sicher nicht. Gott möge lieber vollbringen, was den Rhomäern allgemein Glück bringt als nur mir allein.306 55. Das sagte er, und die Kaiserin Eirene, die weiter nichts mehr hören wollte, kehrte unverrichteter Dinge nach Byzantion zurück. Als das Jahr gerade die Sommersonnenwende passierte und die Thraker sich auf der Tenne und mit dem Einholen des Getreides abmühten, brach der Kaiser Kantakuzenos aus Byzantion auf und führte die barbarische Streitmacht seines Schwiegersohnes Hyrkanos in den Kampf gegen seinen anderen Schwiegersohn, den Kaiser Palaiologos .307 Damals kamen auch zwölf venezianische Kriegsschiffe nach Byzantion, die sich nur kurz in den Häfen dort aufhielten und dann schleunigst wieder in See gingen, um / ( 1 72 ) rechts und links die Küstenstreifen des Pontos 141
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Euxeinos ZU plündern, und wo sie nur auf genuesische Schiffe stießen, zündeten sie diese an und versenkten sie in die Tiefen des Meeres.308 So war das dort und Agathangelos beendete damit den Lauf seiner Erzählung. Zu der Zeit lief auch der Sommer aus und erreichte sein Ende. 56. Ich antwortete ihm und sagte: « Mein lieber Agathangelos, es ist Zeit für dich zu gehen, ehe die Flamme der Sonne wieder aufgeht. Meine Verfolger halten es nun mal für angebracht, alle vier oder vielleicht auch alle drei Tage um meine Wohnung herumzugehen und wie Spürhunde zu lauschen. Es ist deshalb zu befürchten, daß sie hier drinnen den Hauch einer Stimme bemerken könnten, und dabei könntest du erwischt werden und dir dieselbe Todesstrafe zuziehen wie ich. Geh also, und mit mir soll geschehen, wie Gott befiehlt. Denn alles hängt von seiner Hand und seiner Vorsehung ab.309 Du weißt, daß der Anfang des kommenden Jahres ziem lich nah ist und schon fast vor der Tür steht, und du sollst wissen, daß die Machthaber gewöhnt sind, dann periodisch einige dialektisch geschulte Männer zu uns zu schicken, die sie für uns von Vortrags- und Theater tribünen, vom Flötenspiel und vom Kordaxtanz holen und die sie selbst noch am gleichen Tag unverzüglich zu Theologen befördern, so wie die Mythen einst die Giganten (im Nu entstehen ließen ) . 3 1 0 Sie halten es für nicht schlecht, mir durch diese Leute nachzustellen, auf viele Weisen, von vielen Seiten und / ( 1 73 ) mit vielseitigen Versuchsmethoden. Sie wollen eins von bei den erreichen, entweder mir heimlich ein Bein zu stellen und mich ihrem Willen gefügig zu machen, oder herauszufinden, in welcher Weise sie leichter ihren Wunsch befriedigen können, entweder dadurch, daß ich, erschöpft durch dieses lange dauernde und ungewohnte Elend, aus dem Leben gerissen werde und sie so, ohne daß man ihnen etwas vorwer fen kann, das Drama bekommen, nach dem sie verlangen, oder an zweiter Stelle, indem sie uns hier in diesem Haus im Dunkeln zum Spielzeug gewalttätiger Todesprozeduren machen und sich so in kurzer Zeit von den Sorgen zu befreien glauben, die sie meinetwegen haben. 57. Aber diesbezüglich, glaube ich, wird sich Gott um mich kümmern. Von dir aber, der du fortgehst, wünsche ich mir, daß du dich darum küm merst, eins von beiden zu tun. Wenn dieser Herbst und der danach fol gende Winter zu Ende sind und du erfahren solltest, daß ich wie auch immer gestorben bin, erinnere dich dann meiner Abschiedsworte und ver säume nicht zu tun, was in deiner Macht liegt, und stelle das nicht ganz hinter die dir obliegenden Pflichten zurück. Du weißt, daß dem nie schla1 42
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fenden Auge nichts verborgen bleibt; von den öffentlichen Taten natürlich überhaupt nichts, und kurz gesagt, auch nicht eine Spur von allem, was die Menschen erwägen. Und du weißt auch, daß dem kommenden Gericht niemand entfliehen oder entrinnen kann.3 1 1 Solltest du aber erfahren, daß ich noch in dieser Welt verweile, dann sei, sofern auch du mit Gottes Hilfe am Leben geblieben bist, von allem, worum du dich zu kümmern hast, vor allen anderen Dingen folgendes deine Sorge, wieder zu mir zurückzukommen, um zu erzählen, was sich inzwischen im Staate zuge tragen hat und wie die Lage ist, zugleich aber auch über das Bekenntnis zu berichten, das Palamas auf dem Räuberkonzil / ( 1 74) vorgelesen hat, um zu beweisen, daß er in Sachen des rechten Glaubens keineswegs krank sei. Weiter sollst du mir die mißratenen Tomoi mitbringen, nicht komplett, so daß, kurz gesagt, nichts fehlt, aber doch eine Auswahl der wichtigsten Teile. Wozu, das weißt du, glaube ich, nur zu gut, wenn nicht, wirst du es noch erfahren. » 312 58. Als ich das so gesagt hatte, ging Agathangelos weg. Er weinte, wie gewöhnlich, und trug in den Kammern seiner Seele eine große Last an Leid. Ich aber blieb allein zuhause zurück und richtete meine Hoffnung auf keinen Menschen, sondern nur auf Gott. Und als ich mich, so gut es ging, gefangen hatte, breitete ich die Flügel meines Geistes aus zur außer irdischen und höheren Betrachtung und ließ meine Gedanken in ruhiger Meditation bei den Geheimnissen des Alls verweilen. Als aber j enes Jahr schon größtenteils vorbei war, ein Jahr, worin ich wieder vielen von außen kommenden Versuchungen ausgesetzt war, aber mit Gottes Hilfe unter den nicht Gefallenen gesehen wurde, erkannte ich aus den um uns herumfliegenden Vögeln, wie es mit dem Frühling zu dem Zeitpunkt stand. Ihre Stimmen klangen nicht mehr gequält und dumpf, wie wenn ihre tönenden Organe durch die Kälte abgewürgt wurden, son dern schon frei und festlich. Sie übertönten den Wind und erfüllten den Wald mit Musik. Sie sangen, auf den Bäumen sitzend, durcheinander um die Wette, hell, voller Wohlklang und, sozusagen, in Harmonie. / ( 1 75 ) Ihr Gesang wurde gewissermaßen zum süßesten Frühling, so daß sie sogar den zuhause Eingeschlossenen die erquickenden Stärkungen des Frühlings ver mitteln konnten. Das beflügelte gewissermaßen die Hoffnung meiner Seele auf das Erscheinen des Agathangelos.313
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RHOMAIKE HISTORIA KAPITEL XXVIII
( 1 76 ) 1 . Die Zeit streifte gerade wieder die weiß gewordenen winter lichen und, sozusagen, schnee ähnlichen Haare ihres Alters ab, nahm von neuem das blühende Gesicht der Jugend an und ließ inmitten der Reize des Frühlings die Sonnenfackel schon breiter scheinen, da kam wiederum auf leisen Sohlen um Mitternacht der gute Agathangelos (Frühjahr 1 3 5 3 ) .314 Er grüßte und setzte sich, berichtete seinerseits alles Nötige über j eden unserer Freunde und Mitkämpfer, erfuhr aber auch von mir alles Wichtige, vor allem, daß mir die Bücher der göttlichen Schrift, die bis zu dieser Zeit in meinem Besitz geblieben waren, bei einem plötzlichen Überfall allesamt von meinen Verfolgern geraubt waren. Weiter daß, als der Winter gerade auf dem Höhepunkt war, es mir Mühe machte und sehr schwer fiel, über haupt etwas zu tun, / ( 1 77) und insbesondere auch, daß mir das Wasser gefror und ich es nicht leicht hatte, mich, wie sonst meistens, mit einem warmen Trunk zu trösten. Das ging nur, wenn es sich gerade so traf, daß die Sonne die geschlossene Wolkendecke durchbrach und durch mein Fen sterchen einige Strahlen in meine Wohnung schickte, so daß ich meinem Wasser ein wenig trübe Sonnenwärme zuführen konnte . 3 1 5 Dazu seufzte der Mann tief und vergoß aus seinen Augen Ströme von Tränen. Um ihn davon abzubringen, gab ich mich munterer und lenkte zugleich seinen Geist von diesen Dingen auf andere. Ich forderte ihn auf, über die Ereig nisse draußen zu erzählen. Also erzählte er, weit ausholend, folgendes. 2. (Ag. : ) «Als der Sommer des vergangenen Jahres (des byzant. Jahres 6 8 60 Sept. 1 3 5 1 - Aug. 1352) schon zu Ende ging, nahm der Kaiser Kantakuzenos die Waffen auf und zog aus, um an der Seite seines Sohnes Matthaios zu kämpfen und gegen seinen Schwiegersohn, den Palaiologen, Krieg zu führen. 3 1 6 Er führte weniger als sechzig rhomäische Soldaten mit sich, aber über tausend Katalanen und Barbaren ( Türken) . Gegen die Rhomäer hegte er seit langem Mißtrauen, ja sogar unausgesprochene Feindschaft, und er haßte sie und entfernte sie in dem Maße aus seiner Umgebung, wie er sich den Barbaren zuwandte und sie an sich heranließ. Umgekehrt war er selbst den Rhomäern so sehr verhaßt, wie er von den Barbaren geliebt wurde, so daß er in der Gestalt eines Hirten die Herde aus freien Stücken immerfort Tag und Nacht zu einer leichten Beute für die wilden Wölfe machte. Seinen Schafen wurde nicht nur die Wolle auf der Haut abgeschoren, sondern sie wurden sogar der Haut selbst beraubt.317 =
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Sie hatten nicht nur immer neue / ( 1 78 ) j ährliche Steuern zu zahlen, son dern auch solche für die Weingärten und die mit Getreide besäten Grund stücke bis vor den Stadttoren direkt den Barbaren zu entrichten. Manche wurden nach Lust und Belieben zu Sklaven gemacht und massenhaft nach Asien abgeführt, anderen gelang es zwar den Fesseln der Barbaren zu entwischen und in die Heiligtümer der Byzantier zu flüchten, aber auf sie wartete die schlimmere Strafe; sie büßten dafür mit ausgiebigen Schlä gen, wie in Schauspielen, worin die Herrscher das Wunder einer solchen Rettung für einen Grund zur Bestrafung halten. 3. Bevor er (Kantakuzenos ) Orestias erreichte, hatten die Einwohner der Stadt sich mit Matthaios verfeindet, ihn eingeschlossen und in die Burg (gr. Akropolis) gej agt, wo sie ihn belagerten.3 1 8 Darum beschleunigte Kantakuzenos den Aufmarsch und führte durch die Burg, die sein Sohn ihm öffnete, seine barbarische Streitmacht in die Stadt. Sogleich brannte er mehrere Häuser nieder, verjagte die Bewohner und unterwarf so mit Leich tigkeit die Stadt, denn die Bürger gerieten augenblicklich in Panik und konnten nicht begreifen, wieviele Feinde woher genau angriffen. Das zwang sie auch vieles, was gar nicht geschah, zu vermuten, so wie die plötzliche Verwirrung der Seele es ihnen eingab. Wenn du die Mißge schicke hörst, die dort damals den Überwältigten zugestoßen sind, wirst du wohl weinen, denn die Männer, die jene unglückliche Stadt einnahmen, waren fremdstämmig und völlig gottlos. Es ist also Zeit für dich auch für dich selbst dem Gipfel der Widerwärtigkeiten ins Auge zu sehen.319 4. Als nun der Kaiser Palaiologos dies sah und zugleich / ( 1 79 ) hörte und argwöhnisch beobachtete, wie man viele Anschläge auf sein Leben vorbereitete, hielt er es für höchstnotwendig, eine Gesandtschaft zum Kral, dem Herrscher der Triballer ( Serben), zu entbieten, um über eine Kampfgenossenschaft zu verhandeln. Denn der Staat der Rhomäer war durch die Bürgerkriege dahin gekommen, daß er in eine solche Schwäche verfallen war, daß wer regieren wollte, weder sich selbst noch seinen Unter tanen die Sicherheit gewähren konnte, ohne Furcht zu leben, wenn er aus wärtiger Hilfe entbehrte. Darum ließ auch Kantakuzenos aus dem entge gengesetzten Streben von Hyrkanos ein weit größeres barbarisches Aufge bot als das vorige holen und forderte ihn auf, in der Nähe und im Hinter land ein weiteres und viel größeres bereitzuhalten, um eins von diesen zwei Dingen zu tun. Entweder sollten sie, ehe der Feind es bemerkte, die für Überfälle geeigneten Orte und Engpässe besetzen und dann die Streitmacht 145
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der (mit dem Palaiologen) verbündeten Triballer auf ihrem Weg plötzlich angreifen, oder sie sollten, wenn das nicht möglich sein würde, zugleich mit ihm vor ihnen Byzantion einnehmen zwecks völliger Zerstörung und Versklavung, was besser sei als jede Verteidigung.32o Weil er dafür aber Geld brauchte, verordnete er die heiligen Kostbarkeiten aller Klöster in Byzantion, alles, was mit Gold und Silber und kostbaren Steinen geschmückt war, der Reihe nach einzusammeln, um sie alle zusammen gegen Geld einzutauschen.321 5. So kam er zu viel Geld, das er an die Barbaren verteilte, und ließ dann erneut den Byzantiern ein Schreiben zukommen, worin er ihnen offen das Schlimmste androhte, damit sie ja nicht bereit wären, den Palaiologen zu empfangen. « Denn, » so sagte er, / ( 1 8 0 ) « ehe ihr das schafft, werdet ihr alle miteinander zusammen mit der ganzen Stadt den Barbaren ausgeliefert sein, groß und klein, Vornehme und Unbedeutende, Männer und Frauen und jedes Alter. Ihr wißt j a, daß die beiden hohen Türme beim sogenannten Goldenen Tor dieser großen Stadt seit langem meine aus Ausländern gemischte Wachmannschaft beher bergen und einen sehr günstig gelegenen (Brücken)Kopf zur Akropolis der Byzantier bilden.322 Ich kann also ganz leicht, wenn ich will, und schneller als man es aussprechen kann, durch dieses Tor mit nicht weniger als zwan zigtausend bewaffneten Barbaren in Byzantion einziehen und eure ganze waffenfähige Mannschaft vollständig niedermachen, schlimmer noch als hier in Orestias, das ich nicht ganz zerstört, sondern einfach so habe stehen lassen, weil ich humaner, oder eher vernünftig als human handelte, vergli chen mit dem berühmten Alexander dem Großen, der Theben von Grund auf zerstörte und das Auge von Hellas zur Schafweide machte.323 6. Ich aber habe die Mauern der Stadt, die wegen der Torheit ihrer Einwohner entvölkert wurde, als Unheilsmahnmal zurückgelassen, so daß sie durch ihre verlassenen Häuser anderen Städten beinahe laut zuruft, nicht das gleiche zu tun, damit sie nicht dasselbe Unglück erleiden. Denn wenn der Zorn des Kaisers durch Liebe zur Macht scharf gemacht und gereizt wird, kann er die Zügel nicht mehr halten. » 324 Das sagte er und seinen Worten folgte die Vorbereitung der Taten. Er entbot an den Barbaren Hyrkanos eine Gesandtschaft und teilte ihm heimlich mit, er solle schleu nigst zwanzigtausend Schwerbewaffnete ausrüsten. / ( 1 8 1 ) Es sei nämlich zu erwarten, daß ein Heer von Triballern als Kampfgenossen des Kaisers Palaiologos in Thrakien einfallen werde. « Es ist also nötig, » sagte er, « daß auch ich mit meinem barbarischen Heer aufmarschiere und sofort durch 146
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das Goldene Tor in Byzantion einrücke, um die ganze Stadt mit allen Ein wohnern gänzlich auszurotten, so daß, wenn nicht ich, doch auch keines falls er noch als Kaiser herrschen wird, weil es niemanden mehr gibt, über den künftig noch ein Kaiser herrschen muß. Jene, die eventuell der Gefahr entkommen, werden deine Untertanen sein.325 7. Nachdem dies so vorbereitet war, erfuhr Kantakuzenos nicht viele Tage später durch Kundschafter, daß die Soldaten der Triballer, die als Kampfgenossen für den Palaiologen anrückten, nur wenige waren, kaum viertausend an der Zahl. Daraufhin ließ er heimlich und eilig die barbari schen Truppen des Hyrkanos kommen, die wohlvorbereitet und gut bewaffnet bei Lampsakos auf der Lauer lagen; sie zählten an die zwölf tausend Mann. Diese überquerten denn auch den Hellespont, ehe die Tri baller es bemerkten, und in dem Augenblick, als diese sich Didymoteichon näherten, überfielen sie sie, während sie unbewaffnet waren und die Anstrengungen des Weges noch nicht überwunden hatten: Einen Teil töte ten sie, andere nahmen sie lebend gefangen und gleich führten sie die ganze Beute an Pferden und wertvollen Waffen mühelos von dort mit nach Asien. Denn die Triballer kannten sich in den thrakischen Gebieten überhaupt nicht aus, und außerdem / ( 1 82 ) hatten sie keine Erfahrung mit den plötz lichen Überfällen der Barbaren (Türken ! ) . So geschah es, daß sie völlig unerwartet diese Dinge erlitten, als sie nicht weniger als dreißig Stadien von Didymoteichon entfernt waren.326 8. Als der Palaiologe dies hörte, stieß er seine ganzen Überlegungen um, denn er stand von jeder rettenden Erwartung beraubt da. Er hielt sich damals in irgendeiner anderen Angelegenheit gerade in den benachbarten Städten auf. Als er am nächsten Tag nach Didymoteichon zurückkam, holte er sich vor Schmerz irgendeine Krankheit. Als er sich davon nach einem Monat ein wenig erholt hatte, begab er sich von dort zur Küsten stadt mit dem Namen Ainos.327 Auch dort hielt er sich kurze Zeit auf und fuhr dann von da übers Meer zur Insel Lemnos, in der Absicht, unterwegs auch mit dem Patriarchen von Alexandrien zusammenzutreffen, der vor kurzem dort entlanggefahren und am Berg Athos angelandet war. Man sagt, daß der Mann Gregorios hieß, also den gleichen Namen hatte wie jener berühmte Mann, der zuvor auf sehr ehrenvolle Weise das Ruder des Patriarchats von Alexandrien steuerte. Den Umgang mit diesem klugen Mann habe auch ich zur Genüge genießen können, als ich auf meiner Auslandsreise Ägypten und Arabien bereiste, wie ich schon vorher erzählt 147
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habe.328 9. Nach einiger Zeit aber war jener gestorben und dieser war eben sein Nachfolger auf dem Thron geworden. Und nun war er vom Herrscher von Ägypten und ganz Arabien mit einer Gesandtschaft zum Kaiser der Rhomäer geschickt worden. Nach seinem Weggang von dort hatte er aber gehört, daß im rhomäischen Staat Wirren und ein innerer Streit um die Macht herrschten, / ( 1 8 3 ) und darum hatte er beschlossen, auf seiner Fahrt einen Zwischenaufenthalt einzulegen, bis er klarer erken nen würde, welchem der bei den streitenden Kaiser die Herrschaft zuver lässig zufallen würde, damit das Ergebnis der Gesandtschaft nicht unsicher und kläglich ausfalle. Er hielt also von Ägypten zuerst auf Zypern zu und fuhr danach von dort nach Kreta, wobei er auf bei den Inseln viel Zeit verbrachte, weil die Streitigkeiten um die Macht bei den Rhomäern noch nicht geendet hatten. 1 0 . Da er aber das ständige Leben auf dem Meer inzwischen satt hatte, beschloß er aus zwei Gründen, daß es besser sei, wenn er irgendwo ganz nahe an die rhomäische Grenze käme, einmal um sich aus der Nähe besser über die Richtigkeit der zugebrachten Meinungen zu informieren, zum anderen um, sobald der Streit wie auch immer ein Ende finden und einer der bei den Kaiser die Herrschaft frei von Störungen für sich gefestigt haben würde, sofort auch selbst aus der Nähe seine Gesandtschaft zu Ende zu bringen. Als nun der Sommer des vergangenen Jahres gerade zu Ende ging, fuhr er von Kreta weg und gelangte mit vollen Segeln zum Berge Athos, sozusagen auf der Grenze von zwei Reichen, der Triballer nämlich und der Rhomäer.329 1 1 . Der Kaiser Palaiologos nun hörte seit langem, daß überall auf den Inseln und auf dem Festland und wo auch immer ausgewanderte Rhomäer zerstreut über Städte und Dörfer unter andersstämmigen Völkern wohn ten, nur sein Name und nicht der des Kantakuzenos in den von ihnen öffentlich abgehaltenen liturgischen Feiern in ehrenvollem Gedenken kom memoriert wurde, wie es der von altersher in den Metropolen der Ortho doxen herrschenden Gewohnheit / ( 1 84) entsprach. Darum verlangte er danach, auch mit diesem Mann zu sprechen und, sobald er zuallererst dies in Erfahrung gebracht hätte, auch zu fragen, was das Ziel seiner Gesandt schaft sei, und außerdem, was danach erfolgen sollte. Aus diesem Grund hatte er, wie ich gehört habe, vereinbart, auf der Fahrt am Athos entlang beiläufig auch diesen Mann zu treffen.330 12. Während dies so vor sich gmg, kam jemand aus Thessalonike, der unter anderem berichtete, daß 148
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Palamas seit langem in Gefahr sei, auf sehr makabre Weise aus dem Leben gerafft zu werden. Er werde aber gerade noch nicht hingerafft, sondern liege, aufgegeben, nieder und erleide Schlimmeres als tausend Tode. Man sagt, daß sein Bauch über alle Maßen aufgeschwollen und zugleich seine Hände und Füße gelähmt seien, so daß er sich außer durch die Atmung in Regungslosigkeit kaum noch von den Steinen unterscheide . Da außerdem die Eingeweide seines Bauches verstopft und nach oben gewendet seien/31 treibe die Natur zwangsweise den schmutzigen Überschuß des Bauches durch die Brust in den Mund und von dort hinaus, und so habe der Mund anstelle des Gesäßes für die Natur die Entsorgung des übelriechen den Schmutzes aus dem Bauch übernommen.332 1 3 . ( Greg. : ) « Du siehst, lieber Agathangelos, wie die göttliche Gerech tigkeit von oben her auch für diesen Mann das Passende bestimmt hat, damit der üble Geruch seiner dunklen Seele wie es sich geziemt, auch für alle sinnlich wahrnehmbar werde, / ( 1 8 5 ) und diese zügellose und gottes lästerliche Zunge zusammen mit der schreibenden Hand hier (in dieser Welt) Buße entrichte, bevor sie zu jener ewigen Strafe abgeführt wird. Durch diese Anfänge ( der Strafe) sollte das böse Rüstzeug dieses unreinen Mannes offen ans Licht kommen, mehr noch als bei jenem nach seinem Wahnsinn benannten Areios, der die sich Worten widersetzende Entleerung seines Bauches durch das Gesäß nach unten abführte.333 14. Denn jener sündigte auf natürliche Weise und büßte hier (in dieser Welt) durch die natürlichen Glieder des Körpers, dieser aber überschritt jede Grenze der Natur und der Erkenntnis in seinen monströsen Gotteslästerungen und verbüßt natürlich auch eine größere und widernatürliche Strafe. Areios nannte den Sohn und das Wort Gottes ein untergeordnetes Wesen, das höher stehe denn die Engel und Schöpfer sei, aber daß es für die körper lichen Augen sichtbar sei, hat er nicht zu sagen gewagt. Den über die Engel stehenden Führer der Engel konnte er sich nicht als geringer denn die Engel und die Seelen denken. Er wußte, daß die Natur aller unkörperlichen Wesen für die körperlichen Augen absolut unsichtbar sei, ausgenommen wenn Gott in einem entgegenkommenden Vorgehen gemäß den Handlungswei sen seiner unergründlichen Vorsehung verschiedene Erscheinungsformen benutzt. So verkünden es ausdrücklich auf und ab die göttlichen Väter der Kirche und so haben wir es, ihnen folgend, oben an vielen Stellen und oft gesagt. 1 5 . Dieser Mann (Palamas) aber nennt das Licht außer unter geordnet / ( 1 8 6 ) auch unkörperlich und ohne Wesen, sagt aber trotzdem, 149
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daß es für die körperlichen Augen sichtbar ist, etwas, was weder die Natur noch die Prinzipien wissenschaftlicher Erkenntnis zulassen. Jener (Areios ) nannte ihn (den Sohn Gottes) auch ein Geschöpf, aber ihn sichtbar zu nennen, das hat er nicht gewagt. Er blieb sich bewußt, daß weder die Natur noch das Wissen irgendwie zulassen, daß ein unkörperliches Geschöpf j e ein Wesen sein könnte, das sich den körperlichen Augen zeige. Dieser Mann aber spricht vom Ungeschaffenen, das sich mehr denn j enes (das Unkörper liche) dem Gesehenwerden entzieht, und erklärt es für sichtbar, der völlig Verrückte und Ungebildete. Alles Unerschaffene ist unsichtbar, aber nicht alles Erschaffene sichtbar.334 Auch Engel und Seele sind Geschöpfe, sie können aber von ihrer Natur her trotzdem keineswegs gesehen werden. 1 6 . Und was mehr ist, der Gottlose bezeichnet j enes Licht als an sich ohne Wesen und begreift nicht, daß es vor allem gerade dadurch zum nicht Seienden und so auch zum Allerunsichtbarsten wird. Darum auch erleidet er selbst j ene widernatürlichen und monströsen Dinge und wird gezwun gen, seine übelriechende Seele durch Erbrechen in j ene gewaltsame und ewige Strafe hinüberzuschicken. Durch Gottes Vorsehung erbricht er sie aber noch nicht, denn diese gibt ihm vielleicht noch Zeit für Reue, damit er, auch wenn es bis zu diesem Moment noch nicht der Fall war, so doch jetzt, wo er sich halbtot und entzweit sieht, oder besser, wo er sieht, wie er körperlich größtenteils und schon seit sehr langer Zeit geborsten und sein Leben nur noch ein Leben in Schande ist und allen den deutlichen Beweis seiner Schlechtigkeit liefert, in seinem Elend / ( 1 87) einsehen möge, mit welchem Sturm er die Kirche überzogen hat. 1 7. Aus den letzten Andeu tungen und Zeichen kann nun j eder auf das Übermaß an Gottlosigkeit schließen, das die beiden Männer hier ( auf Erden) miteinander teilten, wie auch auf das für j eden für die Zukunft aufbewahrte Feuer, das ent sprechend dort (im Jenseits ) für beide gehortet wird. Bei Areios deutete die irdische Strafe mehr auf Schonung als auf Strafe, bei Palamas aber viel mehr auf Strafe als auf Schonung. Denn bei Areios kam die Entleerung der Eingeweide der Wahrnehmung des Geschehens zuvor, so daß dies die Pfeile der Schmerzen wirkungslos bleiben ließ, da sie einen in diesem Augenblick gefühllosen Körper trafen, bei Palamas j edoch mischt die Qual j ener Schmerzen sich mit Scham, so wie im Leiden des Judas, indem sie, wie bei j enem, ihre Vergleichbarkeit mit den künftigen ewigen Schrecknissen vorher ausmalte. Daher kann man vermuten, oder besser nicht vermuten, sondern wissen, daß für Palamas eine weit größere Bestra150
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fung aufbewahrt wird als für den nach seinem Wahnsinn benannten gott losen Areios. 1 8 . (Ag. : ) «Das hast du gut gesagt. Aber als die Sonne die Frühlingsson nenwende vollzog und Kantakuzenos sich noch in Orestias aufhielt, erschien plötzlich der Palaiologe mit kleinen Booten sowie mit achtzehn Moneren und Dieren sowie einer Triere und durchfuhr die Meerenge um Byzantion. Das versetzte die Partei / ( 1 8 8 ) des Kantakuzenos in großen Schrecken. Denn, wie man sagte, war er gekommen in der Hoffnung, daß er leicht Zugang zu Byzantion finden würde, weil einige Leute ihn vorneweg über die Ausführung des Vereinbarten informiert hatten. Aber die Kaiserin Eirene erhob sich sofort, entschied mit mehr Tatkraft als einer Frau eigen ist und sicherte schnellstens nach allen Seiten die mutmaßlichen Zugänge ab. Sie unterband auch mit sehr schnellen Maßnahmen die Pläne der verdächtigen Personen, die sich noch in Byzantion befanden, und bewirkte so, daß er (der Palaiologe) binnen drei Tagen unverrichteter Dinge abzog.335 19. Inzwischen vergingen zehn Tage, in denen Kantakuzenos aus die sem Anlaß aus Orestias aufbrach und nach Byzantion kam.336 Und weil der Patriarch ihm aus vielen Gründen, aber insbesondere wegen seiner Freundschaft und Einmütigkeit mit dem Palaiologen schon lange verdäch tig war, hielt er es für klug, auch jetzt dessen Gesinnung auf die Probe zu stellen. Er entbot also einen Gesandten zu ihm und ließ fragen, ob er dem Druck der Senatoren, des Heeres und der übrigen weichen und einwilligen solle, daß sein Sohn Matthaios zum Kaiser ausgerufen und zugleich das (liturgische) Gedenken seines Schwiegersohnes, des Palaiologen, eingestellt werde. 337 Der Patriarch wollte aber nicht mal mit den Ohren spitzen davon hören, sondern wies das Anliegen mit sehr scharfen Worten von sich. Zudem verließ er am nächsten Tag das Patriarchat. Er nahm Wohnung im Kloster des Athanasios, sein Hausrat aber wurde abgeladen im Kloster des hl. Mamas, das er vor vier Jahren in seinen Besitz gebracht hatte.33 8 Danach verging nur wenig Zeit und Matthaios, der Sohn des Kantakuze nos, / ( 1 89 ) wurde im Palast als Kaiser der Rhomäer auf den Schild geho ben. Damit ging der Frühling ( 1 353 ) zu Ende.33 9 20. Es war schon Mitte Sommer, als bei den Lateinern von beiden Sei ten wieder mit großem Aufwand zum Seekrieg gerüstet wurde. 340 Die Katalanen bewaffneten sowohl aus eigenen Mitteln wie auch aus dem, was die Venezianer ihnen damals zukommen ließen, vierzig Trieren. Denn die Venezianer verfügten über wenig Menschen und waren deshalb 151
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seit langem gewöhnt, ihren ganzen Eifer auf das Sammeln von Geld zu richten. Darum übergehen sie auch bereitwillig kleineres Unrecht, das ihnen seitens stammverwandter und stammesfremder Völkern widerfährt, und ertragen es geduldig, um nicht als Volk in offene Kriege verwickelt zu werden und zuzulassen, daß sich ein Grund ergäbe, der das Anhäufen von j ährlichen Einnahmen aus j eder Art von Handel unterbrechen würde. So nehmen sie immer das Geringere hin und ernten dafür das Größere, so daß es kaum ein lateinisches Volk gibt, das einen so großen Überfluß an Geld besitzt. 2 1 . Wenn sie aber offen von welcher Seite auch immer gezwungen werden, sich einem Kampf zu stellen, erkaufen sie sich sofort mit groß zügiger Hand, die kein Geld spart, die Gesinnung der Nachbarn ihrer Feinde und aller umwohnenden Völker und ziehen auf diese Weise ganz leicht soviele, wie sie wollen, und die, die sie wollen, für eine Kampfge meinschaft auf ihre Seite. So stellen sie in der heutigen Zeit größere Flotten auf als alle anderen und schlagen so ihre Feinde. Auf diese Weise gewannen sie auch j etzt die Rhomäer für sich, die / ( 1 90) auch selbst eigene Gründe für den Kampf gegen die Genuesen hatten, wie wir in den obigen Büchern oft und vielfältig gesagt haben.341 Sie gewannen aber auch die Katalanen, die selbst ebenfalls eigene Gründe für den Kampf gegen die Genuesen hatten, wie noch zu sagen ist. 22. Es gibt eine große und volkreiche Insel mit dem Namen Sardinien. Diese liegt im tyrrhenischen Meer, ist reich an hohen Bergen und wird von vielerlei Flüssen bewässert. Auch zählt die Insel viele Städte und Dörfer, sowohl im Inland wie an der Küste. Und rundherum hat sie Landzungen, Häfen und vielförmige Buchten. Diese Insel stand lange Zeit unter den Katalanen und steht das zum größten Teil noch, aber vor kurzer Zeit haben die Genuesen dort mit List zwei Festungen in ihre Macht gebracht, ehe die dortigen Bewohner es bemerkten. Als die Katalanen es erfuhren, betrach teten sie das als untragbar und als eine entschieden ernste Angelegenheit. Deswegen waren sie den Genuesen auch so feindlich gesonnen und stießen die Venezianer bei ihnen sehr offen auf große Bereitschaft zu einer Kampf genossenschaft mit ihnen.341a 23. Nachdem die Katalanen, wie ich sagte, vierzig Trieren mit einer vollständigen schwerbewaffneten Streitmacht bemannt hatten, schien es ihnen von größtem Interesse, zuerst hinüberzufahren, um sich im Vorbei fahren die genannten Festungen zu unterwerfen, die sie, wie gesagt, auf der Insel Sardinien an die Genuesen verloren hatten. Während das / ( 1 9 1 ) so 1 52
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geschah, wartete auch die genuesische Flotte, die fünfundsechzig Trieren stark den heimischen Hafen füllte, auf das Heranfahren der Feinde. Als man hörte, daß diese nach Sardinien fuhren, sandten sie eine schnelle Triere aus zum Spähen. Diese kam schleunigst zurück und berichtete, daß die Flotte der Feinde nur vierzig Trieren zählte; denn die dreißig der Venezianer wurden noch nicht gesichtet. Diese lagen in einer anderen Bucht in der Nähe auf der Lauer und ihr Anführer war Nikolaos Pis saios .342 Die Genuesen fuhren also aus und steuerten mit großer Arroganz direkt auf die Feinde zu, mit vielen gegen wenige (wie sie meinten) . 24. Aber ehe sie sie erreichten, kam der Kapitän jener venezianischen Flotte der genuesischen heimlich um einen Tag zuvor, fuhr in den sardi schen Hafen ein und verband sich mit seinen dreißig großen und prachtvoll waffenstarrenden Trieren mit den Katalanen. Als am nächsten Tag die genuesischen Schiffe heranfuhren, sahen sie wider alles Erwarten die sieb zig Trieren der Feinde und befiel sie große Mutlosigkeit. Von weitem, mitten auf dem Meer, hielten sie kurz an und überlegten bei sich, wie sie die Seeschlacht angehen sollten. Dann führten sie ihren Entschluß sofort aus. Sie verbanden das Gros ihrer Trieren reihenweise miteinander, um nicht durch Zwischenabstände und das Auseinandertriften den feindlichen Schiffen eine Durchfahrt zu ermöglichen, aber auch, damit die eigenen Schiffe nicht einfach vor dem Kampf flüchten könnten. Sie nahmen auch / ( 1 92 ) aus der Mitte einige Rudersitze weg, damit sie wie auf ebener Erde kämpfen könnten und freie Ausgänge, Zugänge und Durchgänge hätten. 25. Während sie damit beschäftigt waren, erhoben sich plötzlich gewal tige Winde vom Land her, die für die Katalanen und die Venezianer von achtern wehten, für die Genuesen auf hoher See aber von vorne. Daraufhin also hissen die Katalanen und Venezianer die Segel von vier großen Fracht schiffen, die damals dort woher auch immer eingelaufen waren, und grif fen die Feinde an mit Rückenwind. Sogleich folgte auch die ganze Flotte und man ermutigte dabei mit Kriegsfanfaren die Seelen der bewaffneten Kämpfer und spornte sie aufs kräftigste an. Ein Teil der (feindlichen) Schiffe wurde gewissermaßen durch die Frachtschiffe überfahren (gr. nie dergetreten) und so in die Tiefe versenkt, andere erbeuteten sie. So trium phierten sie in kurzer Zeit und fast unblutig, da sie der ganzen genuesi sehen Flotte in j eder Hinsicht überlegen waren. Lediglich achtzehn Trieren konnten durch schnelle Fahrt entkommen. So war das und damit ging der Sommer zu Ende.343 153
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26. So waren die Angelegenheiten Genuas in diese Schicksalslage abge driftet und die Stadtbewohner konnten keinen Waffengang mehr unter nehmen, denn fast alles war, wie gesagt, zugrundegegangen, sowohl die Waffen wie die waffentragenden Männer, / ( 1 93 ) und auch noch alle Nah rungsmittel. Sie befürchteten auch, daß die Übriggebliebenen leicht zu Gefangenen der Feinde werden könnten und mit Frauen und Kindern und der ganzen Stadt zum fluchwürdigen und schändlichen Untergang verurteilt sein würden. Darum standen sie gegeneinander auf, weil unter ihnen ein buntes Durcheinander unterschiedlicher Ratschlüsse entstand, die miteinander völlig unvereinbar waren. Zugleich stießen sie in kurzer Zeit alle früheren Satzungen ihres Staates um und unterwarfen und über gaben sich freiwillig ihren Nachbarn, 27. ich meine j enen Stadtnachbarn, die über ihren Köpfen das höchste Gebirge, die Alpen, bewohnen und immerzu das Leben eines Bergvolkes führen. Früher hatten sie lange Zeit mit ihnen auf Kriegsfuß gelebt und sie zu j eder ihnen beliebigen Zeit bekämpft und geplündert. Die Residenz ihres Königs ist Mailand, eine alte Stadt, die für Feinde schwer einzunehmen ist. Was aber dieses Volk für die Umwohnenden am allermeisten furchterregend und seinen König unwiderstehlich und unbesiegbar macht, ist die Tatsache, daß das Land, von fast allen Seiten durch hohe und schwer zugängliche Berge wie durch eine Mauer befestigt, sich nahezu allzeit als von Natur aus für Feinde unzugänglich mit Hilfe nur geringer Streitkräfte behauptet hat. Während für andere eine Reiterei von Tausenden und ein sehr großes Heer kaum ausreichen, um Gegner zu verscheuchen, genügt ihm leicht eine kleine Streitmacht, weil es die Berge rundum zu Kampfgenossen hat. 2 8 . Dieses Volk nun mißtraute schon immer dem Stolz seiner genuesischen Nachbarn / ( 1 94) sowie ihrer hinterlistigen Schläue und ihrer starken Neigung zum Vertragsbruch. Darum bemühte es sich immer, sie nach Möglichkeit344 zu demütigen. Es ergriff j etzt die günstige Gelegenheit und machte sie mühe los zu vertragstreuen Untertanen. Der König hielt also Einzug in die Stadt Genua und wurde zu ihrem unumstrittenen Herrscher ausgerufen. Die meisten Teile der Mauern und Türme ringsherum ließ er schleifen, damit die Einwohner nicht vielleicht viel später zum geeigneten Zeitpunkt revol tieren würden, wie sie das schon immer gewöhnt waren.345 29. So war das dort und ein solches Ende fand die unangebrachte Über heblichkeit der genuesischen Arroganz. Von Gottes wegen erfolgte der Lohn für die ungerechten Taten, die sie gegen die Rhomäer in Gang gesetzt 1 54
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und ausgeführt hatten, sowie für die, welche sonst noch von ihnen erwartet wurden. Denn sie mißachteten alles bei Gott beschworene und nahmen weder auf die Rache Gottes noch auf Scham vor den Menschen Rücksicht. Sie träumten von der uneingeschränkten Herrschaft zur See, von Tanais und Maiotis bis zu Gadeira und den Säulen des Herakles, und waren nun in kurzer Zeit aus ihrer eigenen Vaterstadt vertrieben worden. Sie hatten versucht, das, was allen gehört (das Meer), ungerechterweise zu ihrem Eigentum zu machen, und sahen nicht, daß sie dabei gerechterweise in kürzester Zeit ihr Eigentum verloren. Sie erlitten geradezu, was das Sprich wort sagt: Als das Kamel Hörner begehrte, verlor es auch noch die Ohren.346 Gott ist langmütig, aber auch gerecht. Er gibt den Sündern Zeit zur Reue bis zum Thron / ( 1 9 5 ) der Gerechtigkeit (zur Gerichtssit zung ) . Wenn er aber sieht, daß sie auch die Zeit der Reue zur Zeit der Bosheit machen, greift er zum Stock, ehe die Elenden von der Wunde, die sich über ihren ganzen Organismus verbreitet, verzehrt werden. 30. Während das so vor sich ging, beobachtete Kantakuzenos lange Zeit, wie Kallistos im Athanasioskloster sein Amt ruhen ließ, und ließ ihn fragen, was das anhaltende Fernbleiben von der patriarchalen Amts führung bezwecke . Es sei allen Menschen klar, so sagte er, daß politische und öffentliche Angelegenheiten Sache der Menschen seien und daß sie im Range nach Gott Menschen zu Aufsehern und Verwaltern hätten, weil Menschen eben aus Seele und Körper zusammengesetzt seien. Die mate riellen ( gr. körperlichen) Angelegenheiten bestens zu regeln und zu verwal ten und dabei den von altersher geltenden politischen Satzungen zu folgen, sei durch eine l ange Tradition den Kaisern anvertraut worden, die seeli schen heiligeren Männern, die dabei ebenfalls den von altersher geltenden Kanones und Dogmen folgen. So werde die ganze Bürgergemeinschaft ein trächtig verwaltet, welcher Art die Eintracht auch sein möge, und so werde sie gewissermaßen zu einem beseelten Körper, der die ganze Dauer der Zeit über lebe. Die Fürsorge sei dabei mal besser, mal schlechter, je nachdem es bei der Ausübung der Macht um Gesinnung und Profil der Herrscher und Lenker bestellt sei. Wenn nun der eine der Lenker irgendwann auf irgend eine Weise auf heftige Wogen stoße, die sich ihm auf unerwünschte Weise entgegenstellen, und er so gereizt wird, vom Wege abzuweichen, könne er vielleicht zu Vernunft gebracht werden / ( 1 9 6 ) vom anderen Lenker, der bei Verstand bleibe und dessen ethische Maximen auf besseren Überlegungen beruhen. «Darum ist eins von beiden notwendig: entweder daß Sie zur 155
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patriarchalen Amtsausübung zurückkehren und tun, was Aufgabe Ihres Thrones ist, oder daß Sie Ihr heiliges Amt niederlegen und Platz machen, damit ein anderer an Ihrer Stelle eingesetzt werden kann. Oder die dritte Möglichkeit: Sie legen über Ihr Tun Verantwortung ab und lösen die Zwei fel an Ihrem problematischen Verhalten. » 347 3 1 . Daraufhin umwölkte sogleich Zorn dessen Gemüt und er erhob sich und sprach Gottes Bann fluch aus gegen j eden, dem es j emals in den Sinn kommen würde, ihm die Rückkehr auf den Patriarchenthron überhaupt nahezulegen. 348 Danach gab er eine lange Schmährede gegen den Kaiser von sich/49 daß dieser seine christlichen Untertanen hasse wie Feinde und das Volk der Barbaren zu den Seinigen mache wie die besten Freunde, und daß er, wie der Hirte einer Herde die Felle seiner Schafe, die Besitztümer der Christen, Tag und Nacht seinem Schwiegersohn Hyrkanos und dessen barbarischen Unter tanen umsonst ausliefere. Im Tausch dafür erreiche er von dort nur, daß dieser häufig Haufen Barbaren schicke unter dem Vorwand, dies richte sich nur gegen den Kaiser Palaiologos, in Wahrheit aber, um j enen auch noch die Reste der rhomäischen Beute mitsamt den Menschen als Futter vorzu werfen, damit sie mit Leib und Seele Opfertiere für fleischfressende Tiere werden.350 Und während die Feinde diesen Schmaus satt haben, die über mäßige Grausamkeit des Mannes schon ablehnen und mit seiner Rück sichtslosigkeit gegenüber den eigenen Volks angehörigen Spott treiben / ( 1 97) kennt er keine Sättigung und schämt sich weder vor Feinden noch vor Freunden noch vor der alles hegenden Glut der Sonne.351 32. Er stählt sich selbst immer mehr zu völliger Gefühllosigkeit und fügt noch die größ ten Bosheiten hinzu. Er zwingt die Unglücklichen selbst zu Werkzeugen ihres Unglücks zu werden. Er setzt dazu eifrig gewalttätige Peitschenträger ein, damit diese Leute selber mit ihren eigenen Booten eigenhändig ihre Brüder und Freunde, Familienmitglieder und Volksangehörigen wie Kriegsgefangene aus dem Vaterland in das Land fremdstämmiger Barbaren hinübertransportieren, dabei selber j ene beweinend, die weinen, bekla genswerte Frauen und Kinder, die j ede Zahl übertreffen, Männer mit auf dem Rücken gebundenen Händen, eine blutige Beute, vermischtes Geschrei und unsägliches Gej ammer. Jede Schonung und j ede Art von Mitleid eines menschlichen Herzens sind ihm, der als Kaiser die Aufgabe hat, diese Menschen zu schützen und zu erhalten, völlig verloren gegangen, sie sind, sozusagen, allesamt in den Tiefen der Meere versunken. 3 3 . Nun raubt er ( ihnen) zu der seinen (der Sorge für die Körper) auch noch meine 156
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Sorge für die Seelen und stellt so eine Gewaltherrschaft der Grausamkeit her, die zugleich den Untergang der Seelen und der Körper bedeutet.352 Wundern muß ich mich, wieso er sich nicht schämt, mich so ironisch anzusprechen, ja sogar mich auffordert für Harmonie in der rhomäischen politischen Gemeinschaft und ihrer körperlichen und seelischen Verfassung einzutreten. Er zerstört die Natur der Wahrheit, indem er mit der Zunge großsprecherisch behauptet, das wiederherzustellen, was er mit Taten zugrunde richtet. Während / ( 1 9 8 ) bei ihm selbst die Zunge mit der Hand im Streit liegt, fordert er andere angeberisch auf, sich zu ändern und sich in Einklang mit der Gerechtigkeit zu entfalten. Er will eigentlich sagen: 'Kommt und habt mit uns Teil am Blut', aber er ändert die Worte in ihr Gegenteil und tut, als ob er nicht weiß, daß es sehr leicht ist, mit der Zunge zu verkünden, was sich gehört, und daß j eder das kann, daß aber das Gegenteil zu tun von dem, was man sagt, eine Entgleisung der Natur und das schlimmste aller Übel ist. Was könnte für die Untertanen ein größeres Übel sein, als einen Herrn zu haben, der ihnen nachstellt und ihr Feind ist? Wenn aber der regierende Kaiser ein für allemal sich beflei ßigt, das Gegenteil zu tun von dem, was einer tut, der es auf sich genom men hat, zum Wohle seiner Untertanen die geistige Verantwortung mitzu tragen, dann wird er selbst von sich aus eindeutig für den Staat zu einem schlimmeren Übel als j eder Bürgerkrieg. 34. Wozu noch sehr viel durch gehen, was allen klar ist. Die Zeit würde mir fehlen, wenn ich weiter erzählen und alles oder fast alles sagen wollte. Trotzdem will ich noch eins sagen und dann aufhören. Wie ihr alle wißt, wurde vor zehn Jahren der östliche Teil des gewaltigen und weithin berühmten Tempels der gött lichen Weisheit schwer beschädigt und sofort nach dem Einsturz wieder aufgerichtet durch die Kaiserin Anna, die damals zusammen mit ihrem Sohn regierte. Ich spreche von dem eingestürzten großen Gewölbe, das mit der Decke des Chores die ganze Konstruktion trägt.353 / ( 1 99 ) Der minimale Rest, der auf beiden Seiten oberhalb des Gewölbes von der Halb kugel der Decke übriggeblieben war, sollte ebenfalls in kurzer Zeit voll endet werden, denn es war nur ein ganz kleiner Abschnitt und das Material dazu lag bereit. Aber das hat dieser Mann verhindert, als er plötzlich und völlig unerwartet die Kaiserrnacht, wie auch immer, von ihr auf sich über trug. Von da ab blieb dieses Haus Gottes völlig vernachlässigt und rief häufig bei allen, die es sahen, Tränen hervor, nicht nur bei den Rhomäern, sondern auch bei fast allen Heiden und Ausländern. Die Kunde dieses 157
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Wunderwerkes verbreitete sich aber bis an die Enden der bewohnten Welt, und so geschah es, daß der Herrscher von Rossia (Rußland) von göttlichem Eifer erfüllt wurde. 3 5 . Dieses Land ist groß und volkreich und es liegt zwischen jenen Bergen des hohen Nordens, von wo der größte der Flüsse, der Tanais (Don), entspringt sowie die größeren und kleineren Flüsse, die von dort herunterkommend in das Maiotische und das Kaspische Meer münden. Wer vom Norden dort zu uns gelangt, läßt dabei den Westwind und den benachbarten westlichen Ozean rechts von sich und links die Skythen des hohen Nordens und alle Ostwinde, die üblicherweise in jenen Ländern wehen. Auch das müssen wir bei der Beschreibung des Landes erwähnen, damit die sehr weit von unserer bewohnten Welt lebenden Vol ker uns beschämen, die wir die schönsten Wunderwerke mitten unter uns haben und am wenigsten von allen Völkern dafür empfinden. Der Herr scher / (200) jenes Landes also sandte uns von dort viele tausende Münzen, soviele wie er schon einmal gesandt hatte, und wollte, daß mit dem Geld jener restliche Teil des göttlichen Tempels vollendet werde. Und er ver sprach je nach Bedarf in Zukunft auch noch mehr von dort zu senden. 3 6 . Aber dieser Kaiser von euch, der Scham vor Gott und vor den Men schen verspottet und sich um den ehrwürdigen Thron der göttlichen Gerechtigkeit nicht kümmert, raubte uns jenes Geld für sich und sandte es seinem völlig gottlosen Schwiegersohn Hyrkanos. Er wurde zu einem offenkundigen Tempelräuber, der die heiligen Schätze den Dämonen opferte.354 Aber was fügt das dem, was wir oben gesagt haben, noch zu? Diese seine Tat ist nicht schlimmer als jenes unaufhörliche Ausliefern von Christen an die Barbaren, wobei er ihre Seelen wie Opfertiere scheinbar den sichtbaren Barbaren, in Wirklichkeit den unsichtbaren Dämonen zuführt. So bleibt das göttliche Haus, das große Wunderwerk der ganzen Welt, als elendes Schauspiel vor Engeln und Menschen zurück und es kann nirgendwohin in der ganzen Welt Boten entsenden, um das Unrecht zu verkünden. Denn die ganze Welt ist krank durch die Schlechtigkeit eines Mannes. Und so steht es künftig da, mitten auf der Bühne der Welt, und beweint mit lautlosen Worten die Rücksichtslosigkeit der Schuldigen. Wel cher Geist ist so stählern und welche Seele so versteinert, daß sie je die Schändlichkeiten teilen wollten mit einem Mann, der in eine solche Tiefe der Schlechtigkeit abgestürzt ist! » 3 7. Nachdem der Patriarch dieses und noch mehr vorausgeschickt hatte, fügte er noch Unpassendes und Einfältiges hinzu, das reichlich Grob158
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heiten enthielt und mit langen Schimpftiraden gespickt war. D ann befahl er / (201 ) den Gesandten zu gehen. D as meiste will ich aber wegen zu großer Grobheit in Schweigen hüllen. Nur dieses habe ich in dem Maße, wie es mir möglich war, in diesen Aufzeichnungen für dich aufbewahrt, und ich widme es dir als kleinen Beitrag und gewissermaßen als Material für deine Geschichtsbücher. Nimm du es auf, schmücke es mit deiner Kalliope und erzähle es schlankweg so beredt, wie du kannst.355 3 8 . Als der Kaiser erfuhr, daß j ener Mann in etwa dieses und ähnliches gesagt hatte, ließ er kein zorniges Wort über seine Lippen kommen, son dern verharrte in seinem gewohnten Verhalten. Für den nächsten Tag aber versammelte er die Bischöfe und stürzte ihn vom patriarchalen Thron. Die Bischöfe brachten andere und unterschiedliche Anklagen vor, die einen die Häresie der Massalianer, wegen der er auch früher angeklagt worden war, andere seine fortwährenden unwürdigen Schmähreden und unangebrach ten Wutausbrüche, und andere noch andere. Der Kaiser wählte unter allen Anklagepunkten jenen, daß er verkündet hatte jeden zu exkommunizieren, der ihn auffordern wollte, zur (Ausübung der) Patriarchenwürde zurück zukehren.356 39. So war das. D anach vergingen nur wenige Tage, dann wurde Philo theos Kokkinos sein Nachfolger auf dem Thron, der deswegen von Herakleia bei Peirinthos ( auf den Stuhl v. Kpl ) versetzt wurde.357 Kanta kuzenos schämte sich aber wegen der Beschuldigungen die den Tempel der Weisheit Gottes betrafen und befahl, daß von allen Byzantiern, / (202 ) von den sehr reichen wie von den nicht reichen, von den sehr angesehenen wie von den nicht angesehenen, eine Abgabe zu leisten sei, die der Würde eines jeden entsprach. Und so ist innerhalb von drei Monaten auch der Rest des Kirchendachs fertiggestellt worden. » 358 ( Greg. : ) «Was war das aber, bester Agathangelos, was du wegen der Größe der Bosheit mit stiller Zunge übergangen hast, um j ene Männer, sowohl die dort sprachen, wie die, die zuhörten, zu schonen ? Mir scheint, daß das Gesagte kaum weniger schlimm und ungebührlich gewesen sein kann als das, was du nicht gesagt hast. Sei doch so gut und mache eine kleine Auswahl daraus und berichte mir ein oder zwei von den weniger schwer wiegenden Dingen, so, daß du unsere Vermutungen nicht quälst durch tiefes Schweigen, aber auch nicht unsere Ohren durch zu lange Reden. » 40. (Ag. : ) «Das erste, was du zu hören bekommst, mein göttliches Haupt, soll die Barbaren betreffen, die fortwährend, wenn sie gerade wol159
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len, mit spielerischer Leichtigkeit als geistliche Lehrer und Vorsteher ihrer gottlosen Religion in den Palast einziehen. Sie leben zwar, wie sie sagen, ein Leben ohne Besitztümer und unverheiratet, sind aber in erster Linie die Sklaven ihres Bauches und haben eine Schwäche für das Trinken ungemischten Weines sowie für alles, was die Zügellosigkeit ihrer Begier den entflammt. Wenn in der Kapelle innerhalb des Palastes ihre Liturgie gefeiert werden soll, stellen sie in den kaiserlichen Sälen ihre Reigen auf und singen um die Wette, während sie ihren nackt ausgeführten Tanz vorführen. Und mit unbekannten Klängen lassen sie laut die Lieder und Hymnen Moamets erklingen. Damit ziehen sie mehr Leute an, die ihnen zuhören, als zum Hören der göttlichen Evangelien (zusammenkommen ) . / (203 ) Mal ziehen sie einfach alle ( im Palast) an, mal einige von den dort versammelten. Das gleiche tun sie auch beim kaiserlichen Tisch, meistens mit Zimbeln und Theaterinstrumenten und Gesängen, alles wie es bei den Gottlosen Brauch ist.359 4 1 . Dies sei als erstes von mir andeutungsweise gesagt. Das zweite ist, daß die barbarischen Heere wegen der großen Anstrengungen und der häufigen Inanspruchnahme sich bereits weigerten von Bithynien nach Europa hinüberzufahren. Sie sagten, sie würden, wenn Kantakuzenos sie herbeirufe, dem keine Beachtung mehr schenken. So sah dieser sich gezwungen, von dort auserlesene Männer anzuheuern und sie mit Frauen und Kindern nach Europa hinüberzubringen, so viele, als er für nötig hielt zur Abwehr und Abschreckung einer anderen Gorgo, d.h. seines Schwiegersohnes, des Palaiologen, und seiner möglichen Mit streiter aus den Triballern und Mysern. Er siedelte diese Männer in eini gen Städten der Chersones an, so daß diese bald alle unglückseligen Rho mäer dort für immer als ihre Sklaven behandelten. Zur Unterstützung ihres Ansinnens erhielten sie dazu auch die Genehmigung des Kaisers. Mit diesen Städten als Operations basis zogen sie von nun an ungefährdet aus und plünderten fortan Thrakien immer mehr und unterwarfen es sich. 42. Schon überquerte auch der Sohn des Hyrkanos den Hellespont, als ob es seine eigene Kolonie und das Land seiner Väter wäre. Er glaubte dort mit j enen Barbaren zusammenleben zu müssen, die kurz vorher dort hin gekommen waren. Was dann folgte, ist wohl allen vernünftigen Men schen absolut klar, und darüber werde ich, wenn / (204) du einverstanden bist, denn auch schweigen. Ich meine, daß es so reicht, damit der kluge Hörer durch vernünftige Vermutungen auf die Art dessen schließen kann, was nicht gesagt wurde, auch wenn das, was Kallistos ausstieß, als er 160
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über Kantakuzenos auf das Heftigste herzog, vielleicht fürchterlicher war.360 Als Agathangelos diese Dinge gesagt und angehört hatte, ging er den gewohnten Weg zurück und kehrte heimlich und ruhig heim. Der Winter war zu der Zeit noch nicht ganz zu Ende gegangen.361 43 . Als aber gerade die Zeit bevorstand, zu der die Lebewesen (gr. die lebendigen Seelen) sich erheben zur Wiederbelebung der ganzen Erde, die sich bekleidet mit frischem Grün j eglicher Art und schmückt mit Blumen in allen Farben, setzte der Vater im göttlichen Blachernentempel (seinem Sohn) Matthaios das Kaiserdiadem auf, wobei ihm gemäß dem seit alters herrschenden Brauch Philotheos assistierte, der seit kurzem nach Kallistos Patriarch geworden war. Der Zweck dieser' neuen Diademverleihung war, daß der Sohn auf Lebenszeit als Mitkaiser mit dem Vater herrschen und wenn dieser eventuell von alters wegen sterben würde, als ( sein ältester) Sohn allein als Nachfolger die Kaiserherrschaft über das Reich ausüben sollte. Über den Schwiegersohn, den Palaiologen, wurde in jeder Hinsicht völliges Vergessen verfügt und die Türe zu einer freundschaftlichen Eini gung war damit vollends zugeschlagen.362 44. Inzwischen waren nicht viele Tage verstrichen, da kam dieser neue Kaiser Matthaios in diese meine Wohnung, / (205 ) die mein Gefängnis war.363 Er tat das auf Geheiß seines Vaters, um als Vermittler mich zu überreden, wieder in den Palast zu kommen und den Kaisern wieder meine Gesellschaft zu gewähren. Dafür sollte ich von dort viele und reiche Ent lohnungen erhalten. Ich ließ mich aber auf diese Einladung mitnichten ein, nicht einmal mit einem Mucks, und daraufhin änderte j ener sofort seine Ansprache in die entgegengesetzte Richtung. Er sagte:364 «Wenn du glaubst, daß die (Entscheidungen über die) Dinge des Lebens bei uns lie gen, und annimmst, daß es in unserem Ermessen liegt, die Zügel so oder nicht so, und anders oder nicht anders zu lenken,365 dann sieh zu, daß du nicht außer anderen, ohne es zu bemerken, auch dir selbst Unrecht tust. Du beraubst nicht nur viele andere deines Umgangs und der damit verbunde nen Vorteile, sondern fügst ganz klar auch dir selbst Schaden zu, denn du beraubst dich offensichtlich aus freien Stücken der Achtung bei Gott und den Menschen. 45. Von anderen Dingen abgesehen, sehe ich, wie mein Vater, der Kaiser, und meine Mutter, die Kaiserin, bereuen, was sich inzwi schen alles schicksalhaft ergab,366 und das aus einem nicht geringen Bedauern, das sich auch nicht zum Unbedeutenden minderte. Er erinnert 1 61
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sich an dich mit voller Bewunderung und beide hören nicht auf, privat und öffentlich deine Angelegenheit häufig in Erinnerung zu rufen, vor allem jetzt, wo es geschieht, daß sie selbst von den gewaltigen Wogen der Ereig nisse und der Brandung des Schicksals überflutet werden. Wenn je, so brauchen sie j etzt j emanden wie dich, um sie aufzumuntern, sozusagen wie ein Nordwestwind, der Erquickung mit sich bringt. / (206) Sie sind auch gerne bereit, dir Geld zu schenken, Ansehen zu verleihen und Beweise von Freundschaft zu liefern mit allen dazu gehörigen Ehren jeglicher Art und mit allem, was du dir nur wünschst. Denn es bleibt nicht ohne Tadel, wenn du das, was dir gebührt, nicht gebührend in Anspruch nimmst. Es ist dir möglich, glücklich und froh zu leben, aber du verzehrst dich freiwillig in Ungewißheit und Schmerz und gestattest es deinem Geist in keiner Weise, wieder zu nüchterner Besinnung zu gesunden. 46. Wenn Schicksal und Zufall unsere Angelegenheiten steuern und aus dem Dunkeln heraus unseren Willen gewalttätig bestimmen und wir gegen unseren Willen not gedrungen tun und erleiden, was das Gebrause ihrer Wogen heranführt, dann will ich dir nichts mehr vorwerfen und künftig auch nicht mehr versuchen, Grenzen, die Notwendigkeiten unterworfen sind, zu verlegen, sondern ich werde argwöhnisch ihre Unvermeidlichkeit respektieren und die daraus hervorgehende Kühnheit natürlich von mir weisen. Ich will nun aber doch, mein Bester, von deiner Weisheit eine genaue Antwort hören. Wenn du mich überzeugst, daß der Zufall herrscht, wirst du mir auf der Stelle große Freude bereiten. Denn du wirst mir große Ungereimtheiten von der Seele fortreißen und wegstoßen, die seit langem meinen Geist zentral beherrschen. Das eine Mal vermehren sie die nicht zu zählenden Mengen (gr. Zahlen) meiner Sorgen und Überlegungen ins Unendliche und indem sie ihre Synthesen und Antithesen mal so, mal so ins Spiel bringen, zerschneiden und zerreißen sie den großen freigewählten Schmerz, / (207) den ich mir selbst aufgenötigt habe, ins Unendliche. Ich weiß nicht, wie mir das entgehen konnte, als ich diese Würde der Kaiserherrschaft annahm. Einerseits habe ich mich wohl aus freien Stücken dem Wunsch meines Vaters unterworfen, andererseits aber auch nicht ganz freiwillig, weil, wie gesagt, Wirren im Staat uns zur Zeit von allen Seiten umgeben und umstellen.367 47. Denn es gibt einige, ja es gibt sie, aber ich sage besser nicht einige, sondern vielmehr bis auf einige alle Parteien (gr. Demen politische Parteien) der Rhomäer, die für die Mißgeschicke der Rhomäer, die j etzt auf üble Weise über uns hereingebrochen sind, meinem Vater alle =
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Schuld zuweisen. Das Beschuldigen ist j a schon zu einem öffentlichen Schauspiel geworden und sämtliche Völker der Barbaren und mannigliche Sippen füllen Straßen und Märkte und Plätze mit diesem Gerede, und sie verstärken es immer mehr und fügen dem jede Schmähung hinzu.368 Dabei wissen sie zwischen Recht und Unrecht nicht zu unterscheiden und beden ken nicht, daß mein Vater aus Gründen, die alle kennen, den Palaiologen zusammen mit seiner Mutter hätte töten können. Er aber nahm ihn sich durch die Verheiratung mit meiner Schwester zum Schwiegersohn und ehrte ihn mehr als uns, seine Söhne. Nun aber sehen wir, wie j ener uns nachstellt und alle Hebel gegen uns in Bewegung setzt.369 Dafür sollten sie ihn hassen, aber mit ihrer ganzen Gesinnung und mit allem, was sie sagen, werden sie seine Anhänger. Und meinen Vater hassen sie grundlos, weil er gezwungen war, Barbaren zu Hilfe zu rufen und sich durch einen Schwie gersohn anderen Stammes gegen seinen Schwiegersohn gleichen Stammes, durch einen wohlgesonnenen gegen einen undankbaren zu wehren, und weil er gegen die Untertanen wegen übler Gesinnung und Unvernunft vorging.37o 4 8 . Sie wissen nicht, daß sie auf diese Weise die göttliche Vorsehung abschaffen und den Zwang des Schicksals, / (20 8 ) der die Dinge durchzieht, nicht gelten lassen.37 1 Gott weiß natürlich alles im voraus und es ist für alle Gläubigen unmöglich,372 daß die göttliche Vorsehung sich j e in irgendeiner Weise irrt. Daraus folgt notwendig, daß alles, was die gött liche Vorsehung im voraus gewußt hat, auch von ihr getan sein wird, wie es im voraus gewußt war. Jene, die zufällig nicht dieser Meinung sind, werden es allesamt nicht vermeiden können, daß sie die Fundamente der Vorse hung, wie ich meine, auf einer unsicheren und irrigen Ansicht gründen, insofern es so für alles, was im ganzen Leben und die ganze Zeit hindurch vor sich geht und gehen wird, keine Grundlage gibt, die dem Festigkeit verleihen kann. Dinge, die nicht notwendig einen feststehenden Ausgang besitzen, wie dieser auch sein mag, können, wenn dieser unbestimmt bleibt, natürlich auch nie im voraus gekannt werden. Das heißt, kurz gesagt, daß sofort auch alle Worte der heiligen Propheten verunglimpft werden wie auch alle anderen, die es gibt, die aus Dodona und vom del phischen Dreifuß den Gutgläubigen wie auch immer voraussagen, wie etwas ausgehen wird.373 Denn was unbestimmt bleibt, kann nicht inner halb der Grenzen des Wissens festgelegt werden.374 49. So wirst du auf frischer Tat ertappt, die Vorsehung zu verunglimpfen. Es fehlt wohl nicht viel daran, daß sogar der einfältigste Mensch und der größte Banause vom 1 63
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Marktplatz das Ausmaß und die Art dieses Widersinns klar erfaßt. Wer so auf Grenze und Abgründe des Irrsinns gestoßen ist, wäre wohl sehr leicht sinnig, wenn er nicht glauben würde, daß der Ausgang von dem, was geschieht / (209 ) und immer geschehen wird, gefesselt in unzerreißbaren Notwendigkeiten fortschreitet und Zufällen gehorcht, die kein Mensch voraussehen kann. Wenn also die Dinge so sind und das, was bei uns geschieht, aus der Mitte verschwindet und in abgründige Tiefen des Nichtseins hinabsteigt, welcher Kunstgriff soll dann meinen Vater davon ausnehmen, so daß er nicht täte, was vom Zwang des Schicksals so gespon nen wurde und so genau bestimmt von Gott vorausgewußt ist. Wie es vorausgewußt war, kam es auch, daß es durch die Vorsehung geschah, und ebenso wurde es von der Vorsehung dort oben so gekannt, wie es bestimmt war und naturgemäß geschah, das heißt als Werk des zwingen den Schicksals. 50. Ich habe auch gehört, daß es nicht verboten ist, die göttliche Vorsehung als Zufall und Schicksal zu bezeichnen, und das nicht nur bei den sehr weisen Söhnen der Hellenen, sondern auch bei einigen der unseren (der Christen) . Man muß es also gutheißen, daß auch mein Vater, von der göttlichen Vorsehung geführt und dem unentrinnbaren Schicksal gehorchend, seine b arbarischen Verwandten und Freunde mit dem Abschlachten derer, die nun mal von Gott zum Tode verurteilt sind, und mit Plünderung und mannigfacher Verschleppung j eglicher Art beauftragt, aber (man muß es) auch (gutheißen, ) daß andere (notwendigerweise) sich ärgern, ihn beschimpfen und hassen, sein Verschwinden ständig herbei wünschen und sehr intensiv die Herrschaft des Palaiologen herbeisehnen. Und so lassen sie auch nicht nach, selbst nach Möglichkeit dessen Nach stellungen gegen uns zu unterstützen. Sie tun das, obgleich sie hören, wie seit langer und alter Zeit außer anderen Katastrophen prophezeit wird, daß es j enem Volk (den Türken) vom Schicksal bestimmt ist, alles Land und jede Stadt der Rhomäer zu überwältigen und bis in die Straßen / ( 2 1 0 ) und auf die Plätze der großen Stadt der Byzantier vorzudringen. » 375 5 1 . Als j ener Matthaios noch anderes mehr und immer wieder anderes Gleichartiges aneinanderreihen wollte, schnitt ich ihm den Lauf seiner Rede ab und sagte ihm folgendes. «Du möchtest die göttliche Vorsehung begründen, aber wie die Art deiner Rede erkennen läßt, bemerkst du nicht, daß du sie aufhebst und klar das Gegenteil tust von dem, was du willst. Du bemühst dich eifrig, deinen Vater von schweren Anklagen freizusprechen, wirst dabei aber ertappt, wie du auch selbst ganz in die brausenden Wogen 1 64
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der Beschuldigungen gegen ihn untertauchst. Du kennst weder die Ursa chen von dem, was ist und geschieht, noch verstehst du es zu unterschei den, wie es im einzelnen verursacht wurde, noch bringst du es fertig, an jedes Ding die passende Meßlatte anzulegen. So fällst du ungewollt gerade in die Gräben, die du vermeiden möchtest. Nicht deswegen, weil Gott es weiß, ehe es geschieht, kommt es, daß die Täter Böses und Unheilbringen des tun, und nicht das Vorauswissen ist die Ursache der schlechten Dinge, die geschehen, aber weil es in Zukunft geschehen wird, deswegen weiß Gott es im voraus. Vielmehr, um es hier genauer zu sagen, Gott weiß es (einfach) und er weiß es keineswegs im voraus. Gott sieht das, was für uns Zukunft ist, auf die gleiche Weise wie das Gegenwärtige. Gott bleibt die ganze Dauer der Zeit hindurch im Zustand seiner eigenen Einfachheit und er existiert in einer Gegenwart, die nie vorübergeht. 52. Gottes Zuschauen ändert keineswegs mit irgendeiner Gewalt, was er von Anfang an der freien Entscheidung / (21 1 ) des menschlichen Willens überlassen hat. Es ist damit ähnlich, wie wenn man j emand gehen sieht und dies mit der Zunge ver kündet. Derjenige, der dies sagt, sagt notwendigerweise die Wahrheit, aber der Gehende geht nicht, weil der, der es sagt, die Wahrheit spricht. Im Gegenteil. Eben, weil der Gehende (zuvor) beschlossen hat zu gehen, sagt der Sprechende notwendig die Wahrheit. Der Gehende ist die Ursache dafür, daß der Sprechende die Wahrheit sagt. Die Aussage kommt an zwei ter Stelle und nimmt den Rang des Verursachten ein. Es scheint nun zwar so, daß auch die Aussage gemäß einer gewissen Teilhabe als begleitendes Abbild irgendwie auch die Notwendigkeit besitzt die Wahrheit auszudrük ken, aber das ist nicht so. Weder die Aussage des Sprechenden noch das Auge des Sehenden beeinträchtigt in irgendeiner Weise die Freiheit des Gehenden, weil der Willensbeschluß zu gehen keinen (fremden) Herrn hat(te ) . 53 . Aber vielleicht soll ich meine Rede noch an einem anderen Beispiel vollkommener verdeutlichen. Nehmen wir folgenden Fall: Jemand nimmt ein Stück Holz von drei Ellen, um es von sich aus kraft einer spon tanen Willens entscheidung abzuschaben und zur Verwendung als Stock zu bearbeiten. Überhaupt niemand von denen, die vorbeigehen und hin schauen, hat ihm von außen etwas befohlen. Du wirst wohl auch selbst nicht bezweifeln, daß die scharenweise Vorbeikommenden den Umfang (des Holzes) sehen und sofort wissen, wie lang und wie breit der Stock sein wird, daß aber dieses Sehen keinen Einfluß auf die Arbeit hat. Wenn also Gott alles als gegenwärtig sieht, sowohl das, was geschieht, als das, 1 65
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was geschehen wird, wie wird man dann sagen können, daß das Sehen und Erkennen Gottes irgendeinen Zwang auf jene ausübt, die von Natur aus / (212) frei und eigenmächtig etwas schaffen? 54. So, wie nicht ein einziger Blick irgendeines Menschen, wie ich sagte, irgendeinen Zwang ausübt auf das, was er im Vorübergehen geschehen sieht, so übt auch das Vorauswissen oder das Wissen Gottes, wie man es eben nennen will, bei dem, was er geschehen sieht, auf niemanden irgendwelche Gewalt aus, und kein Zwang versklavt die Freiheit, die er den Dingen ein für allemal gegeben hat. Gott sieht auf die gleiche Weise was geschieht und was geschehen wird, und das eine ist für ihn nicht mehr als das andere, und er bleibt sich selbst immer gleich in seiner Einfachheit, denn Ihm eigen ist die ewige Gegenwart. Auf die gleiche Weise gestattet er j edem die (einmal ) gegebene Eigenmächtig keit. Darum ist es, wie gesagt, keineswegs besser vom Voraussehen und Vorauswissen Gottes als von seinem Sehen und Wissen zu reden. Vergan genheit und Zukunft sind von dort ( bei Gott) auf die gleiche Weise ganz und gar verbannt und finden da für sich nirgends einen passenden Platz.376 55. Warum also versuchst du die Anklagen gegen deinen Vater der Strafbarkeit zu entziehen und schmiedest du dagegen eine wohlklingende Ausrede, die auf einer trügerischen Überlegung beruht, und warum beflei ßigst du dich, mit trügerischen Worten eigenwillig j ene Dinge umzudeuten, wofür er tatsächlich vor Gott, der ( alles) sieht und urteilt, die Strafe wird erleiden müssen ? Er ist ja aus freien Stücken von Gott abgefallen und hat sich aus Verlangen nach vergänglichem Glück und Ruhm vom göttlichen Licht losgerissen. Und in dem Maße, worin er sich anstrengt, seinen eige nen Namen glorreich über die Erde zu verbreiten, in dem Maße erntet er / (2 1 3 ) immer ein unrühmliches Ergebnis, weil er auf törichte Weise vom Besseren abrückt. Was er anzustreben sich entschlossen hatte, in der Mei nung, es sei das beste, hat er vollends verfehlt, weil die von ihm verehrte Fortuna sich gegen ihn kehrte. Womit er glaubte, der glücklichste aller Kaiser zu werden, damit griff sie ihn heimlich mit entgegengesetzter Gewalt an. Und sie führte ihn nun nackt auf dem Welttheater des Lebens vor, nicht nur (der Gunst) des alleinigen Gottes, sondern auch des vergäng lichen Ruhmes beraubt, den zu erlangen er sich bemüht hatte. 5 6 . Denn kein Ruhmesanteil wird auf einem festen Fundament stehen, wenn er einen Menschen von Gott entfernt und ihm die Unbeständigkeit des Schicksals verschafft hat.377 Denn zwei Übel folgen dem günstigen Los des vergäng lichen Glücks und entweder beide ergießen sich abwechselnd über den mit 1 66
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Glück Gesegneten (gr. Bekleideten) oder eins von beiden tut es. Denn entweder ist derjenige sich der Unbeständigkeit des Glücks bewußt und hat notwendigerweise immer Angst vor einem plötzlichen Umschlag. Dann gestattet diese andauernde Angst ihm nicht, sein Glück ruhig zu genießen. Solange es da ist, quält ihn die Erwartung, es zu verlieren, und ist es vergangen, quälen ihn die Erinnerung, die bleibt, und die Verzweiflung daran, es wieder zu erlangen. Oder er ist sich ihrer ( der Unbeständigkeit des Glücks ) nicht bewußt und ist, eben weil er sich ihrer nicht bewußt ist, auch nicht glücklich. Denn wenn es (das zufällige Glück) anwesend ist, hat es nichts Erfreuliches für den, der es zu besitzen glaubt. Wie kann jemand glücklich sein, wenn er das Glück, das er zu besitzen scheint, nicht als (zufälliges ) « Glück» erfährt.378 57. Und wenn es endlich das herbeiführt, was seiner Natur eigen ist, den Umsturz, nimmt es gelegentlich durch das Übermaß des plötzlichen Schreckens dem Betroffenen das Leben. Denn auf einmal hat ihn das verlassen, wovon er nicht wollte, daß es ihn verließ / (214) und er blieb zurück, wie er weder zurückzubleiben gedacht noch zu leben frei gewählt hatte. So ist nun mal der scherzende Kreislauf des Zeitlichen und so sind die Spöttereien der Glücksgöttin, ein Schatten, der sich nicht festhalten läßt, ein Name ohne Wesen, der in den Phantasien kleinlicher Krämerseelen herumirrt. Darum hebelt sie (uns) mit größter Leichtigkeit aus durch tau sendfaches Gewürfle unvorhersehbarer Veränderungen. Wer unbedingt bei ihr verweilen will, wird mit Leichtigkeit aus dem sicheren Stand hinaus geschleudert, wer sich aber freiwillig von ihr entfernt und seinen Geist auf Gott richtet, den wirklichen Spender aller guten Gaben,379 durchquert wohl gerüstet das Meer des Lebens und wird dabei keinen hinterhältigen Verfolger oder Räuber fürchten. 5 8 . Um meine Rede in die frühere Spur jenes Beispiels zurückzuführen und sie zu beschließen, habe ich dir gezeigt, daß Menschen für das Schick sal der Menschen verantwortlich sind und nicht Gott und sein Voraus sehen, und auch, daß kein zwingendes Schicksal wie ein Tyrann die Ruder des Lebens lenkt, sondern daß der freie Wille die Bösen dem Bösen aus liefert. Auf diese Worte solltest du achtgeben. Denn so, wie einer, der ungesund lebt und sich auch noch auf eine Weise ernährt, die dem Magen nicht zuträglich ist, folgerichtig krank wird und fortwährend verschiedene und immer neue Schmerzen ertragen muß und man dann gerechterweise außer dem Wunsch und dem Vorsatz des Opfers selbst keinem die Schuld 1 67
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daran zuweisen kann, weder der Nahrung noch / (2 1 5 ) irgendeinem Men schen, und fürwahr auch nicht den Vorhersagen und Prognosen derer, die es (kommen) sehen, sofern es eventuell Ärzte gibt, die aus der falschen Ernährung richtige Schlüsse ziehen und dem einen die daraus resultierende Krankheit, dem anderen den daraus folgenden Tod voraussagen, und wie die Voraussage und die Prognose des vernünftig beobachtenden Arztes weder auf jene Krankheiten noch auf den Tod irgendeinen Einfluß aus üben, so treibt auch nicht das Vorauswissen Gottes die Sünder mit irgend welchem Zwang zum Sündigen und ist es auch nicht die Ursache, daß j ene, die sündigen, in immer wieder andere schreckliche Dinge hineingeraten und sich gewissermaßen in einem gänzlich unentrinnbaren Labyrinth abmühen, das durch das, was da abläuft, entsteht und worin das Denken durch die verwirkten Strafen verängstigt wird. 59. Es ist zwar notwendig, daß das Künftige durch Gott, der alles als gegenwärtig sieht, im voraus gekannt wird, aber es ist nicht notwendig, seine Vorkenntnis als die Ursa che der Übel zu betrachten. Und weil du auch folge'n des angesprochen hast, auch wenn die Söhne der Chaldäer380 in den Eingeweiden der ver nunftlosen Lebewesen etwas nachspüren und wenn irgendein Wort, das vom Delphischen Dreifuß ausgeht, gesprochen wurde um Künftiges kund zutun, dann sind das Vorhersagen von Dämonen, die auf Vermutungen beruhen, weil diese sich das Künftige aus den Lebensgewohnheiten und der Lebensart der Befragenden zusammenreimen. Aber auch diese mut maßenden Vorhersagen setzen die Geschehnisse nicht gleich unter Zwang und auch der verführerischste Betrug der Dämonen kann / ( 2 1 6 ) eine Seele nicht entwurzeln und zu den Erkrankungen der Sünden führen, wenn diese fest in der Furcht Gottes und in der unversehrten Kraft dieser Haltung verankert ist. So, wie die Menschen keine Heilkunde brauchten, wenn sie nicht krank würden, so auch keine Wahrsagerei, wenn sie nicht den Fehler machten, sich des Glückes wegen kopfüber in riskante Unterneh mungen zu stürzen, weswegen sie Angst vor der Zukunft haben. Denn das zwingt sie, die Dämonen zu befragen, die in langen Jahrhunderten die Kunst der Mutmaßung verfeinert haben, gewiß mehr als die Menschen, aber doch ohne in j eder Hinsicht viel zielsicherer zu sein. Du wirst wohl auch selbst einsehen, daß sie (die Dämonen) ihre Wahrsagung meistens ins strittige Grenzgebiet (der Interpretation) verlegen. Unter anderem heißt es: «Wenn du den Halys überquerst, wirst du ein großes Reich zerstören. » Das Orakel erklärte aber nicht, welches von beiden Reichen, noch sagte es, daß 168
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXVIII
der Befragende mit Sicherheit überqueren würde, sondern nur 'wenn' er überqueren würde.38 1 Wer (die Mühe) nicht scheut, sich damit eingehend zu befassen, wird noch tausende solcher Fälle entdecken. 60. Erzähle mir nun nicht, daß die Vorfahren angefangen haben mit dem Sündigen, wodurch die Übel gekommen sind, und daß die Nachkom men nicht imstande sind, jene Kette zu kappen und dem Ansturm j ener Strömung und ihrer uneingeschränkten Gewaltherrschaft Einhalt zu gebie ten. Zum Teufel (mit dem Gerede) . Eine faule Ausrede ist das. Gott ist nicht ungerecht, so daß er die Strafe, die die einen verdienen, auf andere übeträgt und einfach immer wieder andere Leute für andere bestraft. Das wäre, wie wenn einer, der ein Feuer zu löschen versucht, das Gegenteil von dem täte, was zu tun wäre, und anstelle anderer Maßnahmen, die zum Löschen dienen, Bündel dörren Holzes darauflegen und reichlich Öl hin zugeben würde und auch alle anderen, die hinzukämen, bewegen wollte, das / ( 2 1 7) gleiche zu tun, und so weiter. Schnell würde die Fackel des Feuers bis hoch in den Himmel angefacht werden und das Feuer noch schneller das Gelände rundherum durchlaufen, sobald der sich zum Him mel erhebende Wind mit Hand anlegen würde. Denn ein Feuer muß nicht unbedingt aus nur einem Haus aufsteigen, sondern vermag ganz leicht die ganze Stadt in Flammen zu setzen samt Häusern und Säulengängen mit samt den Bewohnern. So wird es auch den späten Nachkommen gehen, wenn sie nicht versuchen, die Fehler der Väter zu korrigieren, sondern sich genötigt sähen, von allen Seiten auf den alten Verfehlungen immer wieder neue Fehltritte, und zwar weitaus größere und schwerere, anzuhäufen. Dann müssen sie krank sein und dementsprechend immer wieder den äußersten Schrecknissen anheimfallen, ohne je frei aufatmen zu können. Sie werden dann gewissermaßen jenen ähneln, die von Lungenentzündung und schwerer Wassersucht befallen leicht ganze (solche) Lebensläufe gegen einen einzigen Tod eintauschen möchten. 6 1 . Warum also gehst du mit deinem Vater am Olymp und am Parnaß eurer eigenen Sünden vorbei und schaut ihr mit allen Augen auf die Erbsen eurer Vorfahren.382 Warum wollt ihr nicht einen Augenblick euren Geist davon ablenken, um spät eure Aufmerksamkeit auch mal auf euch selber zu richten. Senkt mal ein wenig die stolzen Augenbrauen eures Eigendün kels und zählt, bitte, eure eigenen neuen Sünden und vergleicht diese mit allen älteren eurer Vorfahren. Ihr werdet sehen, daß die euren die alten an Schwere und Vielfältigkeit so weit übertreffen, wie der ganze wertlose 1 69
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXVIII
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Meeressand auf einen Haufen zusammengebracht einen kleinen Diskus (Wurfscheibe ) übertrifft von der Art, wie er früher von den Diskuswerfern bei den Olympischen Spielen benutzt wurde oder auch von denen, die den Allkampf (Pankration) ausübten.383 / ( 2 1 8 ) 62. Wenn e s schändlich ist, Schändliches z u denken, s o ist e s doch gewiß viel schändlicher, zum Schändlichen fähig zu sein und es zu tun, ja es außerdem öffentlich allen Ohren zu verkünden. Wenn das aber so ist, wie weit geht dann nicht die Unverschämtheit deines Vaters, der sich brüstet mit Dingen, wofür sogar die elendesten Gesellen sich schämen würden. Mit unverhülltem Gesicht ruft er den Byzantiern zu: 'Wegen eures Hasses, die euch mit eurer ganzen Gesinnung zu Anhängern des Palaiolo gen macht, wird euch nicht nur j edes Verlassen der Stadt und j ede Pflege eurer Kornfelder verwehrt, sondern auch j ede gute Hoffnung für die Zukunft. In Kürze werdet ihr denn auch sehen, wie diese große und weit hin berühmte Stadt Byzantion von mir ebenfalls dem Herrscher der Bar baren, meinem Schwiegersohn Hyrkanos, mit allen ihm unterstehenden Barbaren übergeben wird. Danach werdet ihr auf schnellstem Wege von euren Frauen und Kindern getrennt werden und zugleich auch von euren Häusern und eurem Besitz, und ihr selbst werdet, für nichts geachtet, als Sklaven unter der Peitsche dienen.384 Es wird genau das sein, was der Kyklop Homers hervorspringend dem schiffbrüchigen Sohn des Laertes Odysseus verkündete: daß er nach der Verspeisung jener anderen Männer, aus denen er sich damals vor seinen Augen eine tierische Rohfleischmahl zeit machte, sich ihn als letzte Mahlzeit aufheben werde.385 Was ist böser und tierischer als diese Ankündigung? Wenn es also allerschändlichst ist, wenn der Machthaber das schändlichste tut, dann entbehrt es wohl nicht des Wahnsinns, wenn der Hirte aus freien Stücken die ihm anvertraute Herde den Wölfen zum Fraß vorsetzt.386 Seine Pflicht ist es, für die Herde / ( 2 1 9 ) zu kämpfen und auf alle Arten für sie nach Wohlleben zu streben, aber er hat seine Hirtenmacht in einen unüberbietbaren Vorwand teuf lischer Besessenheit verwandelt. Er schämt sich nicht, die unaussprech lichen Ausgeburten seiner ungerechten Seele auszuplaudern, sondern hält die Mißgeschicke der Rhomäer für ein Übermaß an Ruhm für sich selbst und prahlt damit in der Öffentlichkeit. 64. Aber so, wie es nichts Verwun derliches und nichts Befremdendes ist, wenn ein Menschenschlächter, der zehntausende Menschen getötet hat, sich auch der Hurerei ( bei Kirchen schriftstellern Götzendienst) hingibt, so ist es auch für ihn nichts Neues, =
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXVIII
daß er sich ein für allemal von Gott, der ihn erschuf, lossagt und dem rechten Glauben der Väter abgeschworen hat, daß er wie ein Betrunkener gegen die göttlichen Regeln und Gesetze verstößt und frech allen göttlichen Mysterien mit Mißachtung begegnet. Und j ene, die im rechten Glauben aufgewachsen waren, hat er überall in den von Sündern bewohnten Teilen von Land und Meer zerstreut und die, die zurückblieben, in Gefängnisse aller Art geworfen. Auch mit solchen Taten brüstet er sich, Taten, die mit früheren wie mit einer Kette verbunden sind und durch die ansteckende Ähnlichkeit auf die Verwandtschaft mit der ursprünglichen Wurzel der Schlechtigkeit zurückverweisen.387 Und du willst mir dazu sagen, daß das Schicksal Schuld sei und daß die Vorherbestimmung zwinge das zu tun, was getan wird? 65. Wieso und woher, Mensch? Das wäre doch das gleiche, wie wenn einer mitten im Winter nackt im Freien herumspaziert und nicht im eigenen Willen und im eigenen Entschluß die Ursache sieht, daß ihm kalt ist, sondern im Zwang der Vorherbestimmung. Ist nicht überall eines j eden Menschen selbstherrlicher Wille jedem seine Klotho38 8 und seine Vorbestimmung, die eine zur Wurzel passende Frucht keimen läßt? Und dann möchtest du noch, / (220) daß ich mich euch anschließe und euch, die ihr sosehr irrt, begleite, während es mein Wunsch ist, daß ein tausendfach größerer Abstand als der j etzt gegebene zwischen mir und euch wäre ! Aber geh, bei Gott, und reize mich nicht zu weiteren Worten. Nichts von dem, was in deinem Sinne wäre, wird von mir gesagt oder getan werden. » 66. Jener neue Kaiser Matthaios hatte gesagt, was er noch zu nieman dem gesagt, und gehört, was er noch von niemandem gehört hatte, und er war voll von Schmerz und Mutlosigkeit, weil das Gespräch nicht nach seinem Wunsch gelaufen war. Er wollte zwar noch mehr sagen und hören, aber er sah, daß ich absolut nicht auch nur noch kurz zuhören wollte, und ging fort, um seinem. Vater und seiner Mutter j ede Hoffnung zu nehmen. Darum wurden meine Haftbedingungen wieder strenger und härter, weil der bacchische Anhang der Palamiten durch Verleumdung den Zorn des Kaiserpaares aufreizte und aufs kräftigste anfachte. Und ich verbrachte wieder mein dahinschwindendes Leben, ohne irgendwann von irgendwo her irgendetwas zu hören oder irgendein Gespräch führen zu können.389 67. Es vergingen danach wenige Tage, es war nach Sonnenuntergang, gerade verstrich die zweite Stunde der Nacht und ich brachte, wie gewohnt, im Innersten meiner Wohnung, wo ich vor langer Zeit das gött171
ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXVIII
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liche Bild Christi mit seiner allerheiligsten Mutter aufgestellt hatte, ihm meine Abendgesänge dar, / (22 1 ) da ließ eine plötzliche heftige Erschütte rung die ganze Erde unter meinen Füßen beben ( 1 . 3 . 1 354) .390 An Stärke wetteiferte sie mit denen, über die man früher gestaunt hat. Da ich einge sperrt war, blieben mir die Schäden draußen fürs erste unbekannt, sowohl die, die Byzantion trafen, wie auch alles, was andere Städte zu erleiden hatten. Die Erschütterung schüttelte mein ganzes Haus gewaltig hin und her, so daß große Stücke sich lösten und links und rechts zu Boden fielen und meine Bücher von ihrem Platz gerissen und auf den Boden geworfen wurden. Die fortgeschrittene Stunde und die kurz darauf erfolgende Aus weitung des Bebens trieb mich schon dazu, am Leben zu verzweifeln, und ich erwartete mit dem Boden und dem ganzen Haus unterzugehen. Ich wußte also zunächst nicht, wohin ich blicken sollte, um diesem Zorn Gottes zu entfliehen, der sowohl j etzt wegen unserer Bosheiten über uns kam, wie auch aus den Drohungen des Augenblicks für die Zukunft aus gemalt wurde. Ich kämpfte mit allen Kräften, um meinen Füßen in einem fesIen und sicheren Stand Halt zu verschaffen, konnte aber der ganz und gar schwankenden Erde nicht gegenhalten. Ich fühlte mich von allen Seiten völlig in Bedrängnis. 6 8 . Während meine Lage drinnen böse war, kam ich nicht mal auf den Gedanken hinauszugehen, einerseits weil ich ein Gefan gener war und die Spitzel vor meiner Türe fürchtete, andererseits auch weil ich seit langem erkannte, daß niemand dem unentrinnbaren Urteil Gottes entrinnt, ob er nun gerade unter freiem Himmel herumtanzt oder im Gefängnis eingeschlossen ist. Denn von seinem Willen hängt alles ab, was offenbar ist und was sich in geheimen Winkeln / (222) versteckt. Gerettet wird wohl j eder, wenn Gott es will, auch wenn er sich rundum mit den Fallstricken seiner Feinde und ihren herumfliegenden Pfeilen aus gesetzt sieht, aber er kann auch leicht zugrundegehen, wenn Gott es zuläßt. Darum stemmte ich meine Hände gegen j ene Bilder und bot der Erschütte rung der Erde die Stirn, während ich selbst miterschüttert wurde und über legte, daß ich besser dort, wo ich bis dahin den Kampf für die Rechtgläu bigkeit gekämpft hatte, bleiben und das Ende meines Lebens abwarten sollte, als nach Hilfe von Menschen Ausschau zu halten. Ich wurde aber doch durch die Vorsehung Gottes gerettet und erfuhr schon am nächsten Tag von den Leiden der anderen. Darüber will ich in der Fortsetzung aus führlicher sprechen, weil diese Dinge auch eine ausführliche historische Darstellung verlangen. 1 72
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ÜBERSETZUNG: KAPITEL XXIX
RHOMAIKE HISTORIA KAPITEL XXIX
(22 3 ) 1 . Als die Sonne gerade bei der Herbstsonnenwende angekommen war, kam der gute Agathangelos wieder zu mir, heimlich, wie er es gewohnt war, nach Mitternacht, zur Zeit, da die Hähne vorzugsweise anfangen mit ihren Flügeln zu schlagen und die ihnen angeborenen Trom petenstöße von sich zu geben. Er begrüßte mich, setzte sich und erkundigte sich zuerst nach dem Grund, weswegen der Kaiser zu mir gekommen war. Dann fing er an auch selbst zu erzählen über die Dinge, die sich inzwischen in Frühjahr und Sommer ereignet hatten.391 Als erstes berichtete er über das Erdbeben, das es gegeben hatte, unter anderem und vor allem, daß an vielen Stellen die Mauern der Stadt Byzantion eingestürzt waren und viele Häuser ihre Bewohner unter sich begraben hatten. Von den Städten der Chersones waren mehrere samt den Menschen darin versenkt worden, weil die Erde dort sofort an vielen Stellen aufgerissen war und sich gespalten hatte. In anderen Städten geschah es, daß die Mauern ringsum einstürzten und die meisten / (224) Häuser in sich zusammensanken. Die Bewohner fielen zum Teil einem gewaltsamen Tod zum Opfer, zum Teil sahen sie sich automatisch noch am gleichen Tag den benachbarten Barbaren ausgelie fert. 2. Denn der Kaiser Kantakuzenos hatte ihnen, wie gesagt, vor zwei Jahren ( 1 3 52 ) eine der festeren Städte dort als Wohnstätte übergeben, so daß sie für ihn ein Bollwerk und eine immer bereitstehende Kampfgenos senschaft gegen seinen Schwiegersohn, den Palaiologen, bildeten. Diese hielten es aber später nicht aus, dort an der Stelle zu bleiben, sondern sie zogen nach und nach immer wieder aus, plünderten nacheinander die Fel der der Städte in ihrer Nähe und führten dabei die Männer, die Lasttiere und sämtliche Herden mit sich fort. In kurzer Zeit machten sie das ganze Inland der Chersones zu einem sicheren Gebiet für ihre Reiterei und zu einem Heerlager unter freiem Himmel, so daß es der ihnen seit alters vertrauten asiatischen Erde in nichts mehr unähnlich schien.392 Als diese nun die durch das Erdbeben verursachte Katastrophe in ihrer Nähe sahen, eilten sie schleunigst hin und nahmen mühelos mit den Häusern alle Sachen in Besitz, die nicht verschüttet worden waren. 3. Danach zogen sie immer in Scharen von dort aus, plünderten bereits restlos das ganze Land bis zu den Toren von Byzanz und machten es ganz und gar unzu gänglich für die Rhomäer. Sie erlegten allen in dem Gebiet liegenden Städ1 73
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ten Steuern auf und setzten in ihnen Barbaren als Dekadarchen und Auf seher ein.392a Aber auch so konnten die unglücklichen Thraker / (225 ) von der Ernte keinen Nutzen ziehen, sondern wiederum blieben fast alle Ähren für die Sicheln unerreichbar. Schuld waren die Strenge der Aufseher und die dicht aufeinanderfolgenden immer neuen Beutezüge von immer wieder anderswoher kommenden Barbaren. Darum zogen alle Rhomäer, die sich heimlich den Händen der Barbaren entziehen konnten, von Herzen gern weg aus ihrem Vaterland ins Exil, wohin auf Erden einem gerade am leichtesten die Flucht gelang. Beraubt aller Habseligkeiten, auch des Not wendigsten, boten sie dort allen, die sie sahen, Anlaß zu vielen Tränen. Aber für die meisten war es wegen ihrer Bedürftigkeit zu beschwerlich, sich über fremdes Land hin zu zerstreuen, und so schien es ihnen am besten, in Byzantion zu bleiben. 4. Die einen verdingten sich für ein wenig Brot zum Sklavendienst bei den Mächtigen dort, andere hängten sich den Brotsack um, streiften in Scharen durch die Straßen und hielten die Hand auf, ob j emand ihnen ein Scherflein oder einen Obolos hineinwerfen würde, um sich damit Brot zu beschaffen. Die Angst der Byzantier ging so weit, daß, wenn auf dem Markt j emand einen wüsten Schrei von sich gab, vielleicht weil er einen Jungen ausschimpfte oder weil eine Frau unter Tränen ver wandten Kriegsgefangenen laut etwas zurief, sie vor Schrecken beinahe starben, weil sie den Verdacht schöpften, gleich könnten die Barbaren die Stadtmauern überwinden und eindringen. Darum gab es unter ihnen auch einige, die ihre Sinne auf auswärtige Städte und Inseln richteten und fremdes Land dem Vaterland vorzogen. Und so sitzen sie nun da (die Byzantier) in der Ungewißheit und verängstigt und haben / (226) immer ihren Untergang vor Augen, vor allem weil die vorgestern eingestürzten Teile der Stadtmauern ringsum daniederliegen und sich niemand darum kümmert. 5 . Als aber die winterlichen Winde sich gerade von Wildheit zu Wind stille wandelten, die Meereswellen schon sanft gegen die Küsten spülten und die Frühlingszeit die Sonne gewissermaßen aufforderte, die Tore des Tages zu öffnen und im Wettkampf mit der Nacht sich den größeren Anteil des folgenden Tages zu sichern, fuhren auch schon wieder Frachtschiffe unverdrossen aufs Meer hinaus und auf den Trieren setzte man die Ruder blätter instand und wartete die Rudergriffe. Zu diesem Zeitpunkt nun fuhr der Kaiser Johannes, der Palaiologe, mit vier Trieren und Dieren und vielen Moneren von Thessalonike ab und landete zuerst auf der Insel Lemnos, 1 74
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setzte von dort über nach Samothreke und Imbros und ebenso von dort nach Lesbos und stärkte und ermutigte durch sein Erscheinen alle, die zuvor in ihrer Treue zu ihm unentschlossen waren, und ging schließlich im Hafen von Tenedos vor Anker.393 Dort erfuhr er, daß sein Schwieger vater, der Kaiser, seit langem elf Trieren gegen ihn rüstete, und darum entschied er, dort zu bleiben und gemäß allen Stimmen seiner Überlegun gen und allen Vorsätzen seiner Seele den Angriff abzuwarten.394 6. Während diese Dinge dort so vor sich gingen, beschloß auch der gottlose Palamas sich einen Patroklos als Vorwand zurechtzulegen, um aus vielen Gründen nach Byzantion zu kommen. Der erste war, daß er den Kaiser / (227) Kantakuzenos anstacheln wollte, uns, die Vorkämpfer des rechten Glaubens, dem endgültigen Untergang preiszugeben; der zweite, daß er die neuerdings wiederum von ihnen produzierten zweiten Kapitel gegen den rechten Glauben den Byzantiern als offizielle Lehre vorlegen sollte, die zwar j ener früheren Vielgötterei des Mannes folgte, aber auch auf das Übermaß an Schlechtigkeit (der Lehre) neues Licht warf; der dritte, dem Kaiser Kantakuzenos seine Gebete darzubieten als Schutzmittel gegen seinen Schwiegersohn, den Palaiologen. Sie sollten ihm eine erfreuliche und willkommene Unterstützung sein.395 Er fand auch ein Frachtschiff, das aus dem Hafen von Thessalonike auslief, und schiffte sich darauf ein. Bis zur Hellespontischen Meerenge trieb sie der günstige Mee reswind von achtern voran, dort aber legte dieser sich, starb sozusagen auf der Stelle, und große Windstille hielt das Meer in ihrem Griff und ließ das Frachtschiff vollkommen bewegungslos liegen. So schaukelte es zwei Tage am Anker hin und her. 7. Am dritten Tag kamen aus zwei Flüssen heraus, aus dem Skarnander und dem Simoeis, die auf den beiden Seiten der asiati schen Stadt Dardanos hinunterströmen, die Barbaren mit zwei Piraten schiffen herangefahren und erbeuteten ohne Blutvergießen das Fracht schiff.396 Sie schleppten es zu jenen Küsten, wo der älteste der Söhne des Satrapen Hyrkanos sich damals gerade aufhielt, und trugen und führten unter seinen Augen die ganze Fracht des Schiffes an Land. So wurde bald auch Palamas hinausgebracht. Man erkannte, was für ein Mann er war, was Lebensweise und Würde betrifft, / (22 8 ) und das nicht nur aufgrund seiner aufwendigen materiellen Ausstattung ( als Bischof), sondern auch weil in der großen Falte seines Gewandes sehr viele Gold- und Silbermün zen versteckt waren. Darum wurde er von den Barbaren sofort mit Spötte reien überhäuft und wurden seine Ohren mit Hohn überzogen. Sie sagten: 1 75
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« Gemäß der Gesetzgebung deiner Lehrer, Mensch, solltest du andere unterweisen, ein Leben ohne Aufwand und ohne Geld zu führen, aber selbst offenbarst du durch deine Werke die Schlechtigkeit deiner Seele und zugleich versuchst du deine Schüler zu überreden, das Gegenteil zu tun. 8. Als nun auch seine Bücher herbeigebracht wurden, fragte der Bar bar zu j edem Buch, was es für ein Buch sei und von wem. Als er erfuhr, daß ein Teil von Palamas selbst geschrieben war, befahl er, diese auf der Stelle ins Meer zu werfen, ich glaube, weil die göttliche Vorsehung ihn insgeheim dazu bewegte, damit sie nicht erhalten blieben, um die einfachen Seelen mit der großen und neuesten Verderbtheit zu erfüllen. Aber das göttliche Evangelium Christi und den Psalter Davids befahl er seinen Dienern respektvoll zu bewahren. Denn auch die Ismaeliten sind gewöhnt, alle Propheten und auch den Erlöser Christus als einen der Propheten zu ehren. 9. Schließlich gab er den Befehl, ihm (Palamas) die Kleider auszuziehen und ihn mit anderen, zerrissenen zu bekleiden. Danach übergab er ihn etlichen Hundezüchtern, um ihn zum Verkauf in Gewahrsam zu halten, und befahl außerdem, ihn zur Erhöhung des (Los-) Kaufpreises unter ande rem zu geißeln und ihn auch der widernatürlichen sodomitischen Leiden schaft der männlichen Homosexualität (gr. arrenomania) preiszugeben.397 Ich weiß nicht / (229) weshalb, entweder weil das bei ihnen zur Verspot tung der gefangenen Christen üblich ist, oder da in diesem Fall die gött liche Gerechtigkeit von oben dies geschehen ließ, da sie es überhaupt nicht mehr länger aushielt, wie gewohnt Milde walten zu lassen, und deshalb den Sünder als Anführer der j etztgrassierenden Gottlosigkeit den Händen der Barbaren übergab, damit auch jenen, die religiös ziemlich unwissend oder nachlässig sind, die Schändlichkeit seiner Häresie nicht verborgen bleibe, sondern Frevel gegen Frevel stehe und die in seiner Bosheit ver steckte Schändlichkeit durch die Abscheulichkeit der sichtbaren fleisch lichen Untat auf diese Weise wie in einem Theaterstück dem Volke vorge führt werde. Der Mann, der durch tyrannische Herrschaft über den rech ten Glauben berühmt werden wollte, ist nun klar des Verbrechens der Vielgötterei überführt und dadurch gebrandmarkt worden. Und gerade das, weshalb er bei seinen Anhängern, die seine Stammesgenossen sind, beliebt war und weswegen er unschätzbarer Geschenke würdig geschätzt wurde, das wollten die andersstämmigen Barbaren nicht mal oberflächlich anhören, weil sie es für unerträglich hielten. 1 0 . Auch wenn die Barbaren, abgesehen von ihren anderen Ungereimtheiten, den göttlichen Plan der 1 76
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Menschwerdung verneinen, so leugnen doch auch sie nicht, daß es nur einen Gott und Schöpfer aller Dinge gibt. Aber Palamas hatte beide (den alleinigen Gott und den Schöpfer) brutal und absolut zur Verbannung verurteilt, und zwar auf eine Weise, wie keiner von allen Verfolgern der wahren Religion, die es in früheren Jahrhunderten gegeben hat. Weder gestattete er eine einzige Gottheit in drei Personen anzubeten, noch nennt er das fleischgewordene Wort Sohn Gottes, sondern sagt, daß es irgend eine Wirkung ( Energeia ) ohne Wesen oder Existenz ist, weil er Gott außerdem verteilt / (230) über tausende unerschaffene Gottheiten, die sich alle von einander unterscheiden, wie auch du selbst das an anderem Ort ausführlich beschrieben und womit du ihn gebrandmarkt hast. Darum auch wurde dieser elende Mann noch vor j ener ewigen Verdammung auch hier ( auf Erden) bestraft wegen seines Kampfes gegen jene, die zur Verteidigung des rechten Glaubens kämpften, wobei er die einen verfolgte, andere hier- und dorthin vertrieb und wieder andere dreist der Abzeichen ihrer Priester würde beraubte. 1 1 . So wurde er nun auch selbst schändlich der Ab zeichen seiner Priesterwürde beraubt und dazu noch j eglicher Bekleidung, wie sie allgemein getragen wird, und erlitt außerdem das Allerschändlich ste. Und das ausgerechnet von den Barbaren, die er selbst so sehr liebte, daß er sich sehr oft angestrengt hatte, Kantakuzenos zu überreden, sie als Helfer gegen seinen Schwiegersohn, den Palaiologen, zu benutzen und sie sein Leben lang als Freunde und unsterbliche Wächter über sein Leben zu betrachten.398 So bekam er denn von dort den verdienten Lohn für das, was er getan, und mußte zurückzahlen was er genommen hatte. Schändlich und völlig unwürdig hatte er die Stufe der Priesterwürde bestiegen und die, die ihn geweiht hatten, mit seiner Gottlosigkeit würdig entlohnt. Indem er nun von j enen Barbaren schändlich seiner Würde beraubt wurde, erhielt er den verdienten Lohn dafür, daß er dem Kaiser die für die Rhomäer ver derbliche Freundschaft empfohlen hatte, damit auch durch diese schänd liche aber gerechte Entthronung ( als Bischof) die ungerechte Amtsenthe bung vieler Priester und Bischöfe und sozusagen der ganzen rechtgläubigen Heiligenschar aufgewogen wurde. Und so mußte das, was die klügeren Männer vernünftigerweise schon, ehe es geschah, erkannt hatten, in den Geschehnissen selbst offenbar werden. / (23 1 ) 12. Er wurde auch zu Hyrkanos, dem Herrscher der Barbaren gebracht. Alles andere, was er von den damals dort Anwesenden zu hören bekam und selbst sagte, verschweige ich besser. Aber als auch Hyrkanos erfuhr, 1 77
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daß dieser der Mann war, dessentwegen bei den Machthabern der Rho mäer die Liebe zur Vielgötterei erblühte und sich Gottesbilder einer törich ten Religion mit neuen Riten einbürgerten, verurteilte und verspottete er das und zog es ins Lächerliche. Er gab dann den Befehl, ihn abzuführen und irgendwo weit weg von der Herrscherresidenz mit einem der dortigen Weisen in Gegenwart von vielen über dieses neumodische und abenteuer liche Gerede ein Gespräch führen zu lassen. Es ist überflüssig zu erzählen, was er dort aus Angst, seines Lebens beraubt zu werden, zum Vergnügen der Barbaren von sich gegeben hat. Aber die hiesigen Anhänger seiner Schlechtigkeit haben aus dem, was er ihnen schriftlich darüber mitteilte, einiges ausgewählt, um es der Öffentlichkeit mitzuteilen, und das ist fol gendes.3 99 1 3 . Man fragte ihn, wie es heißt, nach einer Erklärung dieser neuartigen Religion, aber er sagte, daß er keine Chance habe, sich zu verteidigen. Er begründete das mit dem Vorwand, daß Anhänger der Partei seiner Gegner zugleich als Richter den Vorsitz hätten und daß es nicht nötig sei, gegen das, was die dagegen sagten, die Rechte der wahren Religion zu beweisen. Weiter würde er ihnen nicht antworten, da er ihnen als Gefangener aus geliefert sei und auch Christus nach seiner Auslieferung nicht antwor tete.400 Das sind die üblichen falschen Ausreden j ener frevelhaften Zunge. Wie konnte er es wagen / (232) oder welchen Anlaß, welche Notwendig keit gab es da, den Barbaren zur Beglaubigung seiner Behauptungen das Leiden Christi als Vorbild beizubringen? Danach schreibt er auch noch über die dortigen Christen, wie sie ihn aus Unwissenheit heimlich mit Lobpreisungen heraushoben, weil er, so sagten sie, jene exkommunizierte, die den einen Gott auf gottlose Weise in unzählige übergeordnete und untergeordnete Gottheiten auseinanderreißen. 1 4 . Palamas sagt freilich, daß er den Grund dieser Lobpreisungen nicht anerkenne, da dieser für ihn nicht vorteilhaft sei, aber die fluchwürdigen Lobpreisungen schwei gend guthieß, da sie ihm unter den gegebenen Umständen von Nutzen waren, weil er nämlich von ihnen verköstigt wurde.40 1 Weil sie von ihm getäuscht wurden, spendeten diese Menschen ihm auf ungebührliche Weise das Lob der Rechtgläubigen und verfluchten zugleich seine Vielgötterei, ohne zu wissen, daß er es war, den sie verfluchten. So ist der Verfluchte gewissermaßen ein Polyp und die Farbe seines Denkens unbeständig und unstet. Er paßt sich den wechselnden Zeitumständen an, stellt sich leicht um und wechselt zu Farben und Formen des Denkens und Sprechens, die 178
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voneinander verschieden sind und sich gegenseitig widerstreiten.402 Er ver steht es aber nicht, sich durch die Züchtigung des Herrn ermahnen zu lassen. Er handelt wie ein Mörder, der ins Gefängnis abgeführt wird, damit er für die Zukunft aus Angst vernünftig werde und sich von jeder Räuberei fernhalte, der aber ( stattdessen) gerade jene Leute, die ihn abführen, umbringt und auch jeden Passanten, der ihm zufällig begegnet. So erleidet auch dieser Mann keinen Schrecken, wenn er bestraft wird und kommt nicht zur Besinnung, wenn er von Gott ermahnt wird. Er maßregelt seine Meinung nicht, wenn er (von Gott) gemaßregelt wird, er hält immer uner zogen an seiner Meinung fest, wenn eine erzieherische Strafe / (23 3 ) Gottes ihn trifft, und das, was Gott ihn erleiden ließ, um ihn von der Schlechtig keit abzuhalten, nimmt er zum Vorwand für Schlechtigkeit.403 1 5 . Nie hat er aufhören wollen mit seiner Prahlerei, nie seine bekannte törichte Über zeugung preisgegeben, sondern er brüstet sich, daß er selbst und seine Gefangenschaft bei den Barbaren die Züge Christi und seiner für uns erlit tenen Passion tragen. Wie üblich verdreht er mit Lügen die Tatsachen und prunkt mit dem, wofür er sich schämen sollte. Denn im Herzen des Unver nünftigen haben der Gedanke an Gott und die auf Gott gerichtete Tugend keinen Platz. Darum auch ließ Gott es, wie in der Regel, zu, daß dieser Mann verspottet und dieser Greuel der Verwüstung von allen gehaßt wurde. Wie wenn der Würfel anders fiel, wird er jetzt auch von den Regie renden, die ihn sehr liebten und seine Gesinnungsgenossen waren, wegen des gesetzlosen sodomitischen Beischlafs mit den Barbaren so sehr gehaßt, daß sie denselben Mann, für den sie versprachen ihr ganzes Geld zu opfern, ja wenn es nötig wäre, sich selbst in den Hades zu begeben, nun nicht einmal für einen Obolus freikaufen wollen. 1 6. Wohin das Ergebnis auch ausschlagen würde, sie glaubten nicht, daß die Sache für sie gut aus gehen könnte. Denn, so sagten sie, wenn wir das, was man ihm vorwirft, mit Schweigen zudecken und ihm zugestehen priesterliche Handlungen vorzunehmen, werden sogar alle Steine das Übermaß dieses Frevels laut verkünden. Wenn wir ihn aber überreden, die Ausübung seines Amtes ruhen zu lassen und sich priesterlicher Funktionen zu enthalten, wird er selbst in Zukunft unter vielen unser dreistester Ankläger sein und er wird seine Zunge, die schärfer ist als jedes Schwert, / (234) gegen uns richten und sich als eine Last erweisen, die schwerer ist als jeder Olymp. Und wenn wir erst die Spöttereien aus den Theatern und vom Markt hören, die auf Straßen und Plätzen ausgestreut werden, ich meine solche über die bauch1 79
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artige Wade und den Zwittergott (gr. den androgynen Gott) und den Schenkel, der mit der unvollendeten Frucht schwanger geht, keineswegs Mißgeburten wie im Falle des Dionysos und der thebanischen Semele, sondern verwandte Ausgeburten aus den Spermen gottloser Barbaren, j enen Dingen ähnlich, die er selbst gewohnt war unentwegt aus seiner gottlosen Gesinnung zu gebären, böse und gottlose Erzeugnisse oder viel mehr unausgereifte und unnatürliche Mißgeburten, dann werden doch wohl wir alle, die ihn zum Lehrmeister gehabt haben, dies für schlimmer als j ede Erdrosselung halten. 1 7. Über diese Dinge kannst du aber mit deiner klugen und besonnenen Denkart und deinem Urteilsvermögen wohl selbst ein sorgfältiger Schieds richter sein.404 Ich werde weiter erzählen über ähnliche Dinge, die sich hiernach ebenfalls infolge der gleichen strafenden Gerechtigkeit Gottes ergaben. Der mit dem Patriarchenamt bekleidete Kallistos war wieder durch die gleichen Leute, die ihm die Würde verliehen hatten, abgesetzt worden. Er wollte aber die Insignien seines erzbischöflichen Amtes nicht freiwillig ablegen und lief darum Gefahr, gegen seinen Willen derer beraubt zu wer den, damit er nicht vielleicht einem sich verbreitenden Gerücht zufolge einen Aufruhr in der Stadt in Gang setze, denn für ein Leben in beschau licher Ruhe war er zu ungestüm und zu unbeherrscht. Bald hätte er dies auch erlebt, wenn er es nicht vorher erfahren hätte und nicht, nachdem er es erfahren hatte, vorher geflüchtet war.405 Denn kaum war dieser Plan vom Kaiser und vom Patriarchen / ( 2 3 5 ) beschlossen worden, nahm das Gerücht sich der Angelegenheit an und verbreitete sie offen auf dem Markt. Daher hörte auch der Patriarch davon und, von großer Angst gepackt, ergriff er die Flucht und entkam heimlich ins Kastell der Lateiner auf dem gegenüberliegenden Ufer (des Goldenen Hornes) . Aus Liebe zum Leben begab er sich unter das schützende Joch der Herrschaft eines ande ren Stammes, und was er gestern und vorgestern denen, die wegen des rechten Glaubens verfolgt wurden, zum Vorwurf gemacht hatte, das ereilte auf dem Fuße nun auch ihn und das mußte er nun auch selbst erleiden. 1 8 . Denn j ene, die in dem größten Tempel Gottes, dem Heiligtum der (göttlichen) Weisheit Zuflucht gesucht hatten, hatte er selbst widerrecht lich von dort wegschleifen und in die Gefängnisse bringen lassen. Und wenn irgendwo einer ohne von den Verfolgern bemerkt zu werden in j enes Kastell der Lateiner geflüchtet war, war gerade er es gewesen, der gegen 1 80
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solche Leute tobte und sie mit endlosen Beschimpfungen überhäufte und behauptete, die Freunde Barlaams, der ein Lateiner war, würden nun auch Freunde von dessen Landsleuten und benutzten die Herrschaft und den Schutz von Ausländern als rettenden Hafen.406 So hielten sich die Werk zeuge der Gottlosigkeit mit ihren Dogmen kurze Zeit aufrecht und es blieb für die Masse zuweilen verborgen, daß sie dunkel und der Wahrheit dia metral entgegengesetzt waren. Aber mit der Zeit werden sie durch das Licht der Wahrheit an den Pranger gestellt und entlarvt und von den Tat sachen überführt. Sie werden gefangen in ihren eigenen Flügeln und stür zen in sich zusammen. Während kein anderer sie verfolgt, verfolgen sie sich nur selbst gegenseitig und sie erleiden von einander, was sie selbst den Rechtgläubigen angetan haben. In kurzer Zeit und unbemerkt holte die göttliche Gerechtigkeit sie ein, bedrängte sie und versetzte sie sogar in einen schlimmeren Zustand als die korybantisch Besessenen.407 Denn außer / (23 6 ) ihnen erlitten auch mehrere andere das "gleiche und wie vom Donner betäubt und mit von Gott verhängtem Wahnsinn geschlagen wissen sie nicht, was sie tun, sondern diese Gottlosen und Verfluchten laufen wie Betrunkene und Verrrückte umher und wüten wie Wahnsinnige auf eine neue und wundersame Weise in bacchischer Raserei gegen sich selbst. 1 9 . Aber die Zeit erlaubt es mir nicht im Augenblick bei solchen Geschichten zu verweilen und darum will ich mich anderen Dingen zuwen den. Wie es sich gehört, will ich mit einer ausführlicheren Erzählung fort fahren, die ich mir aufgespart habe . Als die Sonne gerade die Sommersonnenwende erreicht hatte, fuhr der Kaiser Kantakuzenos mit elf Schiffen aus den Häfen der Byzantier hinaus und erreichte in sechs Tagen Tenedos, um dort gegen seinen Schwieger sohn, den Palaiologen, Krieg zu führen. Er hoffte eins von beiden zu errei chen, entweder durch Verrat von innen oder durch den Kampf von außen unerwartet unachtsame Leute zu überfallen und mit einem Schlag ihn selbst ( den Palaiologen) zu ergreifen und auch das Kastell von Tenedos zu erobern, um an dessen Stelle seinen Sohn Matthaios dort zurückzulas sen. Dieser begleitete damals zusammen mit seiner Gattin seinen Vater. Aber die Tenedier bemerkten die Anfahrt zu ihrem Hafen im voraus und so konnte er keinen Direktangriff durchführen. Er fuhr dann auf beiden Seiten an der Insel entlang, aber hielt es nicht für geboten, mit allen Schif fen anzulanden und von Bord zu gehen. Er befürchtete, daß die Schiffe sich 181
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größtenteils entleeren würden, weil sie ( die Mannschaften) innerlich dem Palaiologen zugetan waren. Sie würden dann nicht nur / (237) die ganze Flotte mitsamt den Absichten und Plänen, mit denen sie dorthin gekom men waren, verlieren, sondern auch noch sich selbst verraten und sich anstandslos den Feinden ausliefern. 20. Darum befahl er nur vier Schiffen die Anlandung, und zwar denen, auf die er am meisten vertraute. Die Landung geschah also und schon standen j ene bereit, denen es befohlen war, Feuer in die Getreidegarben zu werfen, ebenso jene, die die Wein stöcke ausreißen und die, die das transportierbare Wasser von der Insel zu den Schiffen bringen sollten, aber sofort sprang die Elite der tenedischen Bewaffneten aus den Toren des Kastells hervor, Fußvolk und Reiter, und entfachten auf dem Strand einen Kampf. Sie ließen dem Schiffsvolk keine Möglichkeit, Wasser zu holen, sondern zwangen sie schnell die Taue zu kappen und abzufahren. Die Byzantier entfernten sich also ein wenig vom Land und hielten dort ihre Schiffe an. Am nächsten Tag aber hoben sie die Anker und versuchten nach drei Tagen auf Imbros zu landen, da sie auch diese Insel für feindlich hielten. Dort taten und erlitten sie das gleiche und ruderten mit mit aller Macht von dort zu der Stadt Ainos, die Kantakuze nos ergeben war. Dort beließen sie den jungen Kaiser Matthaios mit seiner Gattin und kehrten dann mit zehn Schiffen schleunigst nach Byzantion zurück. Die Besatzung eines Schiffs war, wie man sagt, bei den zwei Lan dungen, die man auf Tenedos und Imbros vorgenommen hatte, zum Kaiser Palaiologos übergelaufen.408 2 1 . Es gibt freilich etwas, was ich schon ein wenig eher hätte erzählen sollen und wollen, aber aus Angst deiner Seele wehzutun habe ich es mir versagt. Jetzt werde ich / (23 8 ) es aber sagen aus Respekt vor dem Auftrag deiner Freunde und Mitkämpfer. Eulogia ( EirenelEulogia Chumnaina) , die wahrhaftige Kaiserin, deren Zunamen mit ihrem Leben, Worten und Wer ken übereinstimmte, hat viele Unruhen in der Kirche und viele Verfolgun gen sowie die Bedrängnis vielfältiger Mißgeschicke durchlitten und wurde in ihrem Alter zu den anderen Krankheiten, die sie schon vorher hatte, noch von weiteren befallen. So wurde schließlich ihr Körper ausgezehrt und ist sie inzwischen zur ewigen Seligkeit hinübergegangen. Nun fordern deine Freunde dich auf, sie mit Grabreden zu ehren, denn viele Krank heiten derer, die ihr Grab besuchen, werden schnellstens vertrieben. Gott überführt auch dadurch den Wahnsinn und die Gottlosigkeit der Verfolger. 22. Du weißt übrigens, daß sie seit etwa ihrem sechzehnten Jahr mit dem 1 82
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Sohn (Johannes) des berühmten Kaisers Andronikos (H. ) verheiratet war und in gutem Ruf und hohem Ansehen stand. Auch, daß sie kaum etwa zwei Jahre das Leben mit ihm genossen hat und bald durch den Tod seiner beraubt wurde. Sofort legte sie dann das Nonnengewand an und verteilte ihren Reichtum an die Gefangenen und sonstigen Bedürftigen, mit Aus nahme von dem, was sie für die kostbare Austattung j enes göttlichen Klosters ausschüttete, das sie mehr durch Tugend als durch Ausstattung berühmt machte . Sie baute es mit freigebigen und kostbaren Aufwendun gen und brachte mehr denn hundert auserlesene Nonnen zusammen, um dort ein asketisches und heiligmäßiges Leben zu führen. Dort führte sie mit diesen zusammen auch selbst ein Leben in Dienstbarkeit und / (239) machte sich nützlich. Ständig versah sie als Herrin das Kloster großzügig mit allem Nötigen, aber sie packte auch an, gemäß der Tagesordnung, auf die gleiche Weise wie die anderen Nonnen als ihre Mitdienerin, bis hin zum Küchendienst und was es sonst für niedrigere Arbeiten gab. Um es kurz zu fassen, sie machte sich selbst für alle Nonnen zum Vorbild j eglicher Tugend und eines heiligen Lebens und blieb das bis in unsere Tage, da sie nahezu in ihrem siebzigsten Lebensjahr stand.409 2 3 . Wozu soll ich mehr ausführen vor dir, der du mehr als die anderen über sie weißt. Ich erinnere mich j a, daß ich dich oft über manche ihrer Tugenden habe reden hören und wie du die Hörer vielleicht damit zu einer richtigen asketischen Haltung anregtest, (darauf hinweisend,) daß diese Frau eine tiefe Einsicht besaß und, ob sie redete oder schwieg, immer für ihre Umgebung ein Ansporn und ein großes unübertreffliches Beispiel mönchischen Lebens war, ja gewissermaßen ein von selbst gewachsener und selbstgeschmiedeter Charakter von himm lischer (gr. aitherodromouses den Äther durchlaufender) Heiligkeit, ein präziser Maßstab j eglicher geistigen Bildung und eine immer im Gleich gewicht verharrende Waage. Und was schnell aufkommende und eigen willige Zornesausbrüche betrifft, auch wenn sie gute Gründe dazu hatte, kein Mensch sah je ihre Hand oder ihre Zunge diesen Aufwallungen vor eilig dienen. Immer rottete sie gleich bei den ersten Gedanken daran deren Wurzeln aus, ehe etwas daraus keimen konnte. 24. Die Zeit der Muße widmete sie immer der Lektüre heiliger Bücher und sie sammelte daraus große und vielseitige Erfahrung erhabener Betrachtungen, die sie, als die Zeit dazu aufrief, zu einer starken Mitstreiterin für die Dogmen der Kirche werden ließ. Wie mit priesterlicher Würde zeichnete sie ihre Zunge mit Wahrheit aus / (240) und die Burg ihrer Lippen machte sie zu einer uner=
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müdlichen Wache, damit nicht unversehens irgendwann nach langer Zeit ein unerfüllbares oder unnützes Versprechen sich hervorwage.41o Aber das meiste sagst und erzählst du besser selbst ausführlich sowohl mit deiner Zunge wie in deinen dazu sehr geeigneten Büchern. Jetzt will ich dir aber auch einiges über die schrecklichen Dinge erzäh len, die aus dem Ausland berichtet werden und womit der gegenwärtige Zeitpunkt unsere Ohren füllte. 25. Vorgestern kam aus dem Osten von den dort wohnenden Antiochenern ein Gerücht nach Byzantion, daß der Herrscher von Ägypten und Arabien von einem dämonischen Drang ergrif fen den Beschluß verkündet hätte, alle Christen jenes Landes im j ugend lichen Alter zu töten, wenn nicht auch sie ihre Gottesverehrung gegen die Religion der Araber tauschten, denn es ginge nicht an, hieß es, daß Leute, die unter seiner Herrschaft lebten, seine Religion geringschätzten. Da nun dort sehr viele mutig und mit glühendem Eifer für den wahren Glauben eintraten, geschah dort ein großes Morden, so daß die Menge der Getö teten die Zwanzigtausend überstieg. Die Drangsal nahm zuerst ihren Anfang in Palästina, griff über auf Koile Syria und ganz Phönizien, sowie auf alle Nachbarstädte und Dörfer um Damaskos bis hin zu Tyros und Sidon und dem ganzen vom Meer umspülten Karmelgebirge. Da er aber seinen Befehl wieder bereute, hörte das Unheil auf» .41 1 / (24 1 ) 26. Dieses und anderes dazu trug der gute Agathangelos vor und ging dann um Mitternacht fort. Er blieb dabei wiederum unbemerkt von unseren Schergen und unseren tierischen Bewachern und ließ mich allein in meiner gewohnten engen und unheimlichen Behausung zurück. Als das laufende ( byzantinische ) Jahr ( 6 8 62 1 . 9 . 1 3 53-3 1 . 8 . 1 354) gerade zu Ende ging und das nachfolgende seinen Einzug hielt, krankte der Staat der Rhomäer über das Gewohnte hinaus wegen der üblichen Vorherrschaft der Perser (Türken) . Infolge des Verrats des Kantakuzenos besaßen diese schon das Gebiet der Byzantier bis hin zu den Stadttoren und benutzten und mißbrauchten es nun als ihr Eigentum, und zwar nicht nur Hab und Gut, sondern auch Frauen und Kinder, die sie zusammen mit den Männern zu j edem beliebigen Zweck als Beute wegtrieben. Sie mach ten ihre Streifzüge nicht mehr wie früher außerhalb der Städte, sondern ließen sich neben ihnen darin nieder. Sie taten das, wo und wann das Begehren ihrer Seele es ihnen eingab, bestimmten Größe und Art, wie sie wollten, und regelten das mit gebieterischen Anordnungen und Befeh len. =
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27. Als der Herbst schon zu Ende ging, ertönte irgendwann um Mitter nacht ringsum in Byzantion das Gerücht, daß der j unge Kaiser Palaiologos innerhalb der Stadtmauern sei. Er sei in drei Tagen ohne j egliche auslän dische Bundesgenossen von der Insel Tenedos hierher gekommen. Ohne daß j emand die Anfahrt bemerkte, sei er mit zwei sehr großen Trieren und elf Moneren durch den Hafen und das Arsenal im Osten eingedrungen. Einen Teil der Schiffe hatte er / (242 ) vorab aus eigenen Mitteln bauen lassen, die anderen waren einzeln aus Tenedos, Lesbos und Lemnos und wo sonst noch Leute in Freiheit lebten, zusammengekommen . Als Kanta kuzenos das Geschehene zu hören bekam, beschloß er sich keinesfalls aus dem Palast hinauszubegeben, denn er hatte Angst vor dem Angriff der Byzantier, die aus den Gründen, die ich schon vorher oft erwähnt habe, schon sehr lange gegen ihn aufgebracht waren, und insbesondere weil er die von den Vätern ererbten Gesetze der Rechtgläubigkeit mit Füßen getreten, den Rhomäern, die darin verharrten, die Freiheit genommen und ihren gottlosen barbarischen Feinden als Sklaven ausgeliefert hatte.412 2 8 . Er sandte also Boten aus, um schleunigst die wichtigsten Mitglieder des Senates nicht ganz freiwillig im Palast zu versammeln. Er wollte sie zusammen mit den seit langer Zeit mit ihm zusammenwoh nenden hundert Mann zählenden Katalanen als Kampfgenossen benutzen, falls der Kaiser Palaiologos bewaffnet anrücken würde, um die Mauern des Palastes ringsum anzugreifen. Sie sollten nicht, weil sie sich in Freiheit befanden, dazu gezwungen werden, lieber mit j enem gegen ihn zu kämp fen.413 Aber weil Gott ihm nicht beistand, richtete sich alles gegen ihn. Am folgenden Tag umlagerten zusammen mit dem Palaiologen sämtliche Byzantier den Palast und griffen mutig an. Bevor zwei ganze Tage ver gangen waren, hatten sie mit Mengen trockenen Holzes die Pforte des unteren Palastes, die zum göttlichen Blachernentempel Zugang bietet, in Brand gesetzt und zerstört. Darauf waren sie mit unwiderstehlicher Wucht hineingeströmt und hatten das sogenannte kleine Kastell geplün dert und die Beute nach Belieben untereinander verteilt. 29. So trug sich das zu. 4 1 4 / (24 3 ) Aber innerhalb des Palastes befand sich keine Mühle noch war vorher Mehl oder Brot besorgt worden, da das Unglück uner wartet gekommen war. Der tägliche Aufwand für die Menge Leute im Palast erforderte j edoch unausbleiblich Versorgung und sofort gab es in der bunt zusammengesetzten Gruppe von Männern Murren und Geflüster untereinander, und die Schmähungen gegen Kantakuzenos gingen 185
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schwanger mit einem kräftigen Aufruhr gegen ihn. Das zwang ihn mit seinem Schwiegersohn, dem Kaiser Palaiologos, einen Vertrag zu schlie ßen, ehe er Unheilbares erleiden würde. Innerhalb weniger Tage war die Lage so kritisch geworden, daß es zu Vereinbarungen über die gemein same Kaiserherrschaft kam, und schon verkehrten sie ( die beiden Kaiser) ohne Argwohn miteinander innerhalb wie außerhalb des Palastes.415 30. Deshalb entstanden bei den Byzantiern Verwirrung und Unruhe, ganz dumpf und anhaltend. Sie schimpften Kantakuzenos offen und schamlos ins Gesicht und griffen ihn an. Sie verkündeten, daß sie ihn abschlachten und ihre Schwerter in sein Blut tauchen würden, wenn er nicht schleunigst sein Kaisergewand gegen die Mönchskutte umtausche. Darum zog er nach wenigen Tagen aus dem Palast aus und bekleidete sich nachts mit dem Mönchsgewand zusammen mit seiner Gattin, nahm selbst den neuen Namen ]oasaph an und sie nannte sich Eugenia . Er zog um in das Manganenkloster und sie in das sogenannte Marthakloster.416 Sie nahmen nicht nur alles zum Leben Notwendige mit, sondern auch den ganzen bis dahin in den kaiserlichen Schatzkammern angesammelten / (244) Reichtum. Um es kurz zu fassen, einfach die ganze bewegliche Habe begleitete sie, weil der Kaiser Palaiologos es aus Rücksicht auf seine Verschwägerung gestattete.41 7 3 1 . Hier muß ich aber auch kurz erzählen, was damals mit dem Patriar chen Philotheos mit dem Spitznamen Kokkinos geschah. 4 1 8. Dazu ist es nötig, hier ein wenig in der Erzählung zurückzugehen, um denen, die es hören möchten, zu zeigen, was für eine Strafe auch ihn von Gottes wegen bald traf, damit seine unangemessene und lügenhafte Prahlsucht entlarvt wurde. Das kam so: Es geschah, daß im sogenannten Kloster 'tou Kra taiou, 4 1 9 von den dortigen Klosterfrauen ein Leichnam gefunden wurde, der vom Kopf bis hin zu den Füßen an allen Gliedmaßen unversehrt war. Darüber verbreitete sich bei vielen die Annahme, es sei der Körper des Andreas von Kreta, der die Kirche mit nicht wenigen heiligen Gesängen ausgestattet hat. 4 20 Dieser Leichnam lag im Fußboden j enes göttlichen Tempels begraben, war aber seit langer Zeit im D unkeln verborgen gewe sen und bis zu dieser Zeit niemandem mehr bekannt. 32. Neuerdings aber war er, ich weiß nicht wie, ans Licht gekommen, vielleicht aufgrund einer göttlichen Eingebung, vielleicht auch weil irgendeine Notwendigkeit dort zu graben gegeben war, oder weiß ich auf welche andere Weise. Ich hatte keine Gelegenheit, die Stelle zu besuchen und die Sache mit eigenen Augen 186
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anzuschauen. Denn der Sturm in der Kirche und die Verfolgung, die damals herrschten, hatten meine Türen verschlossen, so daß ich mich nicht mal für kurze Zeit ins Freie begeben konnte, / (245 ) um frische Luft zu atmen. Es geschah aber, daß ich kurz danach, indem ich davon hörte, auch selbst einer der Wissenden wurde, als schon sehr viele öffentlich über die Sache redeten.421 Darum hielt ich es für in keiner Weise unpassend und auch, was den Zeitpunkt und den Nutzen betrifft, für naheliegend, diese Angelegenheit in meine Geschichte einzuflechten. Sie bringt von Gottes wegen einen ganz klaren Beweis gegen den Wahnsinn der Verfolger, der zeigt, daß wir, die Schar der Verfolgten, von j eglicher Falschheit frei sind. 3 3 . Philotheos Kokkinos, der damals als Patriarch amtierte, beschloß, die Gelegenheit als einen glücklichen Fund422 an sich zu reißen und daraus etwas zu machen zur Bestätigung der eigenen palamitischen Vielgötterei. Er ließ also von denen, die sich auf den Märkten und Straßenkreuzungen herumtreiben, eine große Menge Leute zusammenbringen, stellte sich auf einen erhöhten Platz und sagte: « Männer, Frauen und Kinderlein, ihr sollt nicht glauben, daß das Zutagekommen dieses göttlichen Leichnams ohne die Vorsehung Gottes in der gegenwärtigen Zeit geschehen ist. Es soll vielmehr das, was sehr vielen wegen der Bekämpfung unserer Gegner zwei felhaft erscheint, als klar und deutlich herausstellen, und es soll dadurch allen erkennbar werden, daß unsere Verehrung vieler unerschaffener und wesenloser Energien (Wirkungen Gottes), die wir auch untergeordnete Gottheiten des göttlichen Wesens nennen ( sic) und die wir von diesem Wesen und voneinander unterscheiden, unverfälscht rechtgläubig ist und daß die Schmähungen, die unsere Gegner gegen uns richten, nichtig und verworfen sind. Aber auch durch folgendes ist / (246 ) das Urteil Gottes und seine Verurteilung dieser Leute klar. Sie führen, in geheime Winkel gewor fen, ein absolut verachtenswürdiges und unnützes Leben, uns aber schenkt Gott freies Reden und Anlaß, uns zu brüsten, unter anderem vor allem durch die Auffindung dieses Leichnams nach so langem Zeitlauf von Jahren» 423 34. Dieses und ähnliches mehr erörtete er und befahl den Klosterfrauen binnen weniger Tage den heiligen Leichnam in ein passendes Behältnis zu legen und in dem kleinen dazu vorbereiteten Raum im Vorhof des Klosters aufzubahren. Danach sollten sie alles fertig machen, was zur Durchführung einer Einweihung beitrage, außerdem soviel zu essen und zu trinken bereitstellen, als ausreiche zur Bewirtung des ganzen Klerus der Kirche und aller Bischöfe und Priester und Laien, die hinzukommen 187
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würden, um zusammen mit ihm die heilige Liturgie zu feiern. So lief das dort irgendwie. Aber als der Tag kam, bevor am nächsten Tag die heilige Liturgie gefei ert werden sollte, und die Klosterfrauen, die morgens bis abends schufte ten, alles Nötige reichlich vorrätig hatten, war es für den Heiligen (Andreas) und den einzigen Gott des Heiligen unannehmbar und völlig unerträglich, daß Polytheisten, die so starr an ihrer Gottlosigkeit festhiel ten und immer andere dazu veranlaßten, die Durchführung / (247) des Vorhabens vollbrächten. 3 5 . Darum auch geschah es in j ener Nacht zur Zeit des Hahnenschreis, daß ein Gerücht durch die Stadt die Runde machte, daß der Kaiser Palaiologos innerhalb der Mauern eingedrungen sei, und zwar durch die östlichen Seetore des Arsenals mit schnellfahren den Moneren und Dieren aus Tenedos und Imbros sowie mit einer Triere, mit der er zwei Tage und Nächte zuvor von Tenedos aufgebrochen war.424 Unruhe hatte also deswegen die Byzantier erfaßt und sie war vermischt mit Freude und Schmerz und allem, was in solchen Fällen sich üblicherweise ergibt, so daß die einen aus Angst unaufhaltsam flüchteten, während andere sie des Gewinnes wegen nach Kräften verfolgten. Am meisten von aUen ergriff aber den Patriarchen Philotheos eine nicht geringe Angst, weil der Vorfall völlig unversehens und unerwartet kam. Gestern hatte er sich noch gebrüstet, den Tempel zur Bestätigung der palamitischen Häresie zu weihen, und heute erschien er unheilig und Gott und der Priesterwürde völlig unwürdig. 3 6 . Solche Augenblicke bringen es mit sich, daß man Unüberlegtes tut, Dinge, die IIlit Vernunft nichts zu tun haben. Das geschieht vor allem, wenn j emanden ein von Gott gesandter Schlag treibt. So verlor auch dieser Mann sofort sein seelisches Gleichgewicht und über legte, daß das einzige unverdächtige und von beiden Seiten verborgene Versteck der sogenannte Ofen der (Kirche der) göttlichen Weisheit sei, wo die Myrrhe gekocht wird, womit j ene, die zur göttlichen Taufe kom men, / (24 8 ) wie vorgeschrieben, gesalbt werden. Gekocht wird in Abstän den von fünfzig Jahren oder gelegentlich auch von mehr oder weniger Jahren, je nach Willen und Bedarf der Patriarchen. Und der Mann, der gestern noch ein dreister Verfolger war, flüchtete zitternd und völlig ver ängstigt dorthin und hielt sich da viele Tage verborgen, zu nichts mehr tauglich und am Leben verzweifelt. 3 7. Man darf daraus erschließen, wie sehr die Prahlereien, die Philotheos gestern und vorgestern mit hochfah rendem Gehabe gegen die Rechtgläubigen dem Volke kundtat, und die 188
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Witzeleien seiner spöttischen Zunge von Gott alsbald zuschande gemacht wurden, indem er ein gerechtes Urteil an dem Mann vollzog, der offen von oben herab Unrecht redete,425 oder besser, damals redete, wie er das auch vorher und nachher tat und unentwegt tut, sowohl selbst wie die palamiti schen Gesellen, die um ihn sind. Wer würde nicht aufgeben, wollte er die deutlichen immer wieder von Gott gegen sie gelieferten Beweise aufzählen, die Einsicht zur Bekehrung bringen sollten, wer wird nicht entsetzt sein, wenn er sieht, wie unbeugsam und unbekehrbar sie sind, wenn es darum geht, ihren Irrtum einzusehen. So war das. 3 8 . Von den Söhnen des Kantakuzenos hielt sich Matthaios, der Kaiser, damals gerade im Gebiet jenseits von Didymoteichon und Orestias auf und sein Bruder Manuel, der nach ihm kam und die Despotenwürde / (249) innehatte, verwaltete schon im fünften Jahr die Gebiete und Städte auf der Peloponnes. Sein Schwiegersohn (Nikephoros) , der Mann seiner Tochter, der Sohn des Grafen von Kephallenia, war Verwalter der Stadt Ainos und des Gebietes um die Stadt, soweit davon noch etwas von barbarischer Plünderung unberührt war. Von den Brüdern seiner Frau, den Sebastokra toren, weilte Johannes noch beim Kaiser Palaiologos innerhalb der Mau ern von Byzantion, der andere, Manuel, regierte Bizye, über das ihm seit langem von Kantakuzenos die Verwaltung übertragen worden war. Die übrigen Städte, soweit sie noch nicht den Barbaren übergeben worden waren, unterwarfen sich dem Kaiser Palaiologos.426 39. Nachdem inzwischen fast zwei Monate vergangen waren, kam aus Tenedos der Mann, der Kallistos hieß, herüber, dem vom Kaiser Palaiolo gos wieder zugestanden wurde, Patriarch zu sein, wie es scheint, weil er sich für ihn eingesetzt hatte. Er liebte ihn freilich nicht, es sei denn, inso fern er nach seinen Wünschen handelte. Der Mann wollte nämlich, kurz gesagt, alle Bischöfe und Priester ihres bischöflichen Amtes entheben. Für den Kaiser war das aber unannehmbar. Er wollte, daß sie alle zusammen kamen und einander die Beschuldigungen verziehen. Spät und nur mit großer Mühe obsiegte der menschenfreundliche Wunsch des Kaisers. Der Sieg war aber nicht vollkommen. Mit den Bischöfen traf Kallistos, wenn auch widerwillig, ein Übereinkommen, aber in keiner Weise mit dem Mann, der nach ihm das Patriarchenamt bekleidet hatte, dem sogenannten Kokkinos Philotheos. Er versammelte die gleichen / (250) Bischöfe, die ihn vor einem Jahr aus dem Patriarchat vertrieben und jenen an seiner Stelle gewählt hatten, und durch sie rächte er sich an ihm. Man nahm ihm sein 1 89
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Priesteramt und zugleich die Hoffnung auf Zurückerlangung dieser Würde, und da er selbst vorher von ihm gebannt worden war, belegte Kallistos ihn nun in Gottes Namen mit dem Bann, nannte ihn einen Ehe brecher und einen Dieb und Räuber einer Würde, die ihm nicht zustand.427 So war das. 40. Ich selbst begab mich danach zum Kaiser und führte mit ihm ein privates Gespräch über das, was zum Besten der göttlichen Dogmen der Kirche zu tun sei. Ich klagte über die Neuerung in Sachen Rechtgläubig keit, die Kantakuzenos und Palamas betrieben hatten, und fügte hinzu, daß es das war, was den Zorn Gottes gegen Kantakuzenos in Gang gesetzt hatte, wodurch er auf schändliche Weise aus dem Kaiseramt geworfen und von den nichtswürdigsten Leuten verachtet wurde. Danach ermahnte ich ihn, die daniederliegende von den Vätern ererbte Würde der Kirche Gottes wieder aufzurichten und zu ihrer alten Ehrwürdigkeit zurückzufüh ren, wenn er nicht selbst in ähnliche Schrecknisse hineingeraten wollte. Gott habe ihm ohne Mühe seinerseits das väterliche Erbe der Kaiserherr schaft geschenkt, j etzt müsse er selbst für Gott die Rechtgläubigkeit der Väter wiederherstellen und für etwas sehr Schwieriges etwas sehr Leichtes tauschen. Auf dieser Basis würde es künftig möglich sein, sich der rechten Hand aus der Höhe zu bedienen für j edes Unternehmen und j eden Plan. 4 1 . Dieses und ähnliches wollte der Kaiser / (25 1 ) zwar gerne, wie ich erkannte, war aber keineswegs wirksam motiviert dazu. Ich bemühte mich darum immer wieder und besuchte ihn zweimal und dreimal und viermal, hielt ihm geschickt die Konsequenzen aus dem vorher Gesagten vor und bewirkte so, daß er zustimmte, eine von zwei Alternativen zu ergreifen, welche er selbst wählen würde. Er könnte entweder, wenn die politische Lage ihm für diese Aufgabe ausreichend Gelegenheit ließe, durch eine schriftliche Bekanntmachung und einen drastischen Befehl die Rechtgläu bigkeit seiner Väter und Ahnen bekräftigen und sie in ihren früheren gott gefälligen Zustand zurückversetzen, dafür aber die nach dem Tod seines Vaters (Andronikos IH. ) heimlich und zu ihrem Verderben in die Dogmen eingedrungenen Entstellungen und neuartigen Todeskeime für nichtig erklären. Oder, wenn nicht, dann sollte er, sobald er eine passende Gele genheit dazu erhielt, die von Kantakuzenos und Palamas mit tyrannischer Gewalt in die Kirche eingeführten gotteslästerlichen und neuartigen Schrif ten einer umfassenden Untersuchung unterwerfen und mich bereit finden, mit großer Leichtigkeit im einzelnen nachzuweisen, daß sie nirgends etwas 190
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Gesundes hervorgebracht hätten, sondern nur eine bunte Mischung aus vielförmigen und sonderbar gestalteten Neuerungen von Begriffen, Zusam menfassungen und Redeweisen, zusammengetragen aus allen möglichen Worten der Heiligen, die sie verfälscht und überall auf alle Arten mit ihrer eigenen Schlechtigkeit vermischt hätten . 428 / (252) 42. Diese und ähnliche Argumente, die ich vorbrachte und womit ich den Kaiser überzeugte, erreichten auf geheimen Wegen auch fremde und feindliche Ohren und erweckten Neid und unerträgliche Angst. Am meisten von allen entsetzte und erzürnte es Kantakuzenos, den Verderber der Kirche und den glühenden Garanten für das ganze Übel. Er befürchtete, daß nun, wo er selbst nicht mehr der Gewaltherrscher und sein religiöser Lehrer Palamas nicht anwesend war, das Besprochene überhand gewinnen und ausgeführt werden könnte. Darum sandte er heimlich und mit großer Eile seinem Schwiegersohn, dem Barbaren Hyr kanos in Bithynien, Geld, das ausreichte, um dessen Hand und Willen zu befriedigen, und überredete ihn so, Palamas, den Anführer der Schlechtig keit, frei (zu lassen und) nach Byzantion zu schicken, damit dieser, sozu sagen als zweite Fahrt, gewissermaßen mit ihm eine Kampfgemeinschaft bilde zur Verteidigung seiner üblen Lehre. 429 Das nun paßte eher uns, als daß es jenem gefiel. Palamas mußte sich nun anwesend den Beweisen seiner Schande stellen, ohne daß die unüberwindliche oder besser die tyrannische und absolut frevelhafte Kampfgenossenschaft des Kantakuze nos ihm noch half, und so blieb dem charakterlich völlig verderbten und total verrückten Mann keine einzige Fluchtmöglichkeit mehr. 43 . Aber daraufhin kam die Kaiserin Helena aus Tenedos nach Byzan tion und stieß die in jene Richtung gehende Neigung ihres Gatten, des Kaisers Palaiologos, um, denn auch sie wollte die Beschämung ihres Vaters Kantakuzenos keinesfalls hinnehmen und / (253) irgendwie persönlich den verdienten Bannfluch anhören. Auch konnte sie die Ermahnungen und Aufforderungen, die er (ihr Vater) ihr heimlich zukommen ließ, nicht uner füllt von sich weisen. Das war es, was die Wiederaufrichtung der Kirche und der bis dahin geltenden Dogmen sowie meinen darauf gerichteten Eifer zunichte machte, ich glaube, weil Gott beschlossen hatte, daß die Prüfung der Kämpfer für die Rechtgläubigkeit noch vollkommener werde. 430 Denn die Kronen und die Kampfpreise sind nicht für die, die zu kämpfen angefangen haben, sondern für die, die begehren bis zum Ende den ganzen Doppellauf zu vollenden. Darum geschieht es oft, daß die einen
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mühelos die (Ergebnisse der) Mühen anderer übernehmen und davon ern ten, aber daß auch die wiederum von Gott, dem Ausrichter des Kampfes, durch den während der Kämpfe erfolgenden Tod um ihre Belohnung gebracht werden, so daß die späteren mit den ersten wegen der Gleichheit ihrer Lebensführung an der Vergabe der Preise teilhaben . Wir freilich kön nen die Tiefen der Urteile Gottes nicht ergründen . 431 44. Man kann vielleicht auch vermuten, daß er, der unser gemeinsamer Fürsorger ist, unseren gottlosen Verfolgern eine T üre der Reue offenhält und ihnen hier auf Erden Aufschub gibt und für jede der beiden Parteien das Ihre vertagt, für uns den göttlichen Beistand und für jene die gerechte Rache. Er erzieht sie jedoch so, daß er das eine Mal für sie nacheinander ein Mißgeschick aufs andere folgen läßt, damit sie besser ihre eigene Schlechtig keit bemerken, - denn das Böse wütet nicht nur gegen das Gute, / (254) nein es rebelliert und kämpft auch gegen sich selbst,- das andere Mal aber ver wirrt er plötzlich ihren Geist und spaltet ihn und läßt ihn sich vom einen zum anderen wenden, damit sie auf ihre eigenen Leidenschaften und Ver gehen achten und nicht immer nur ganz und gar in Schmach und Verfolgung schwelgen, die uns ungerechterweise angetan werden . 45 . Wie soll man aber auch nicht folgendes in der Heilsökonomie Gottes bewundern: Sie gestattete nämlich dem Kantakuzenos jene kleine Bauarbeit am großen Tempel der göttlichen Weisheit, ich meine die Bedachung des eingestürzten Teiles, soweit auszuführen, daß er einen Schutz zur Abwehr von Schnee und Regenböen vom Himmel wiederherstellen konnte. Aber daß er mit seinen gottlosen und entweihten Händen all das wiederaufrich tete, was von jenen äußerst prächtigen Schranken im Innern und von den geheiligten Altartischen komplett zerschlagen und zerschmettert worden war, das ließ Gott keineswegs zu. Sozusagen mitten auf dem Weg stürzte er ruhmlos aus seiner Machtposition ab und hinterließ der Welt Spott gegen sich selbst wegen der Neuerung der Glaubenslehre. Denn es sollte nicht sein, daß das, was zur klaren Überführung seiner und seiner Umgebung Gottlosigkeit vernichtet worden war, durch ihn restauriert wurde. 432 46. Wenn dem Säuglingsmörder Herodes einst von Gott gestattet wurde, den berühmten und kostspieligen Tempel / (255) von Jerusalem zu bauen, obgleich seine Hände und sein Geist voll waren von Blut von Hausgenossen und Verwandten, so muß doch gesagt werden, daß die Reli gion seiner Väter damals unversehrt blieb und daß auch er selbst sich davon nicht abwandte noch überhaupt jemanden dazu überredete, diesen 192
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Fehler zu begehen . Dieser Kantakuzenos aber schwur selbst öffentlich dem rechten Glauben der Väter ab und bis auf wenige brachte er, teils mit Geschenken und ungewöhnlichen Vorteilen, teils mit Drohungen und bos haften Bestrafungen, auch alle anderen dazu, sich mit ihm in den gleichen Abgrund zu stürzen . 433 47. Nachdem wir an diesem Punkt angelangt sind, lohnt es sich, auch ausführlich über das heilige Bild der personifizierten Weisheit Gottes, ich meine unseres Herrn Erlösers Christus, zu berichten, das vor kurzem innen auf der gewölbten Oberfläche jener Decke angebracht worden ist. Denn auch das wird den Nachgeborenen eine willkommene Erzählung sein. Ich habe so auch schon weiter oben irgendwo am Anfang der ersten dieser Geschichtsbücher zum Vorteil gescheiter Leute die bronzene Reiterstatue auf der Säule beschrieben, die ich damals mit eigenen Augen besichtigt und mit eigenen Händen vermessen habe. Die Sache war zu der Zeit gerade leicht, wie ich das dort in Einzelheiten erzählt habe. 434 Ich glaube, daß es der Untersuchung wert ist, denn wenn man von unten in die Höhe hinauf schaut, kann man dem Geist die Größenverhältnisse durch das Auge nicht richtig vermitteln, / (256) weil man meistens durch die Abstände zwischen Sehendem und Gesehenem betrogen wird. Das Auge möchte aber trotzdem irgendwoher und irgendwie Spuren und Bilder der Wahrheit sammeln, um die Krankheit jenes Betruges zu heilen. Das Bild ist vom Scheitel bis zur äußersten Spitze des Bartes, ich meine des Oberlippenbartes, 28 Spannen (gr. spithamoi 28 x 20 cm 5,60 m) lang und 14 Spannen ( 2,80 m) breit. Von den Fingern ist der erste 8,5 Spannen ( 1,7 m) lang und die übrigen sind entsprechend. Jedes Auge mißt 3 Spannen (60 cm) und die Nase fast 8 Spannen (fast 1,60 m). 48. Mit diesen Daten als Ausgangspunkt kann jeder gute Maler für alle anderen Gliedmaßen und auch für die Gestaltung des Körpers jenes gött lichen Erlöserbildes sofort erschließen, wie lang und breit sie im richtigen Verhältnis sind. Ich habe dies ausgeführt als Erfahrungsschatz für jene, die dies lesen, denn ich weiß, daß eine solche Kenntnis ein wichtiges Hilfs mittel ist für das Verständnis der Dinge und der weisen Belehrungen der Vorsehung, die man in ihnen eventuell entdecken kann, wie auch Aristo teies meint. Denn dieser berühmte Mann sagt, daß Wahrnehmung Erfah rung bewirkt, die Erfahrung aber die Grundlagen der Wissenschaft dar reicht und anschließend ihre Gehilfin wird. 435 Daraus flossen die vielför migen Quellen der Weisheit und daraus schöpften die alten Erfinder der =
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Wissenschaft ihre Kenntnisse der Dinge am Himmel und rings um die Erde. / (257) Dorther nahmen sie, soweit das möglich war, die Ausgangs punkte der Unterweisung in einer bunten Vielheit von Dingen und Grün den. Genug . Ich kehre zum Kontext meiner Geschichte zurück. 49. Als der amtierende Patriarch Kallistos einige Zeit nach seiner Abset zung und seiner heimlichen Flucht zur Galata genannten Festung der Latei ner dazu die Gelegenheit bekam, war er heimlich auch von dort wieder weggegangen und nach Tenedos gefahren. Er wollte dem Kaiser Palaiolo gos einen Dienst erweisen und brachte ihm als Gabe, die jedes Geschenk aufwog, die glühende Gemütsverfassung, die er in seinem Herzen hegte, das heißt sein tatkräftiges Eifern für ihn. Er erzählte ihm, wie er die patriar chale Macht und außerdem die Gunst und die wohltätige Gesinnung des Kaisers Kantakuzenos hätte genießen können, wenn er bei der Ausrufung seines Sohnes Matthaios zum Kaiser mit ihm gemeine Sache hätte machen wollen . Er habe es aber vorgezogen, lieber als gegen väterliches Recht zu verstoßen, das Schlimmste zu erleiden . Und wenn er sich nicht durch die heimliche Flucht gerettet hätte, wäre er wohl sofort und schnellstens in einem finsteren und geradezu mörderischen Verlies gelandet. Um das Dazwischenliegende kurz zu machen, er verbrachte dort ein ganzes Jahr, verrichtete alles andere, was Patriarchen gewohnheitsgemäß zusteht, und vernachlässigte insbesondere nicht, den Byzantiern Briefe zu schicken, die das gegen ihn begangene Unrecht dramatisierten . Er nannte den Philotheos Kokkinos / (25 8) einen offensichtlichen Ehebrecher, die Bischöfe aber Ver räter der Autorität von Regeln und Gesetzen der Kirche sowie Verächter Gottes, weil sie den unrechtmäßigen kaiserlichen Geschenken gewichen und erlegen waren und dafür die Angelegenheiten der Kirche und zudem die der gesetzlichen Kaiserherrschaft in Unordnung gebracht hatten. 50. Außerdem belegte er sie mit dem Anathem und der Verbannung von Gott. Als der vor kurzem Patriarch gewordene Kokkinos sah, wie diese Briefe häufig wie Pfeile aus Tenedos abgeschossen wurden, ärgerte er sich und versäumte nicht, dagegen Gleiches zu unternehmen . Er versammelte die Bischöfe aus den nahegelegenen Gebieten sowie all jene, die wie auch immer sich gerade in Byzantion aufhielten, und veröffentlichte Abstim mungen, die Kallistos dem Anathem und dem Bann überantworteten, und sandte diese überallhin. Er schickte solche Verurteilungen vor allem zu den Mönchen auf dem Athosberg und warnte sie zusätzlich, ihn nicht aufzunehmen, wenn er zu ihnen kommen wollte, weil er aufgrund von
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Beschuldigungen des Massalianismus rechtmäßig abgesetzt sei und sich den richterlichen Entscheidungen nicht füge, sondern wie ein Hohepriester Befehle erteile und auf unverschämte Weise Anatheme und Bannflüche ausspreche. Man sollte ihn also deswegen und weil er schon den von der Synode ausgesprochenen Anathemen und kraft der Lossagung von Gott verurteilt war, wie die Pest vom Berge verjagen. 436 51. Aber darauf erfuhr die Lage, wie wenn die Würfel anders gefallen wären, erneut eine Veränderung, und es kam so, daß Kallistos sich wieder des patriarchalen / (259) T hrones bemächtigte, und der Kokkinos Philo theos, noch ehe er es bemerkte, feierlich abgesetzt worden war und, wie wir gezeigt haben, jeglicher Priesterwürde entkleidet dasaß. 437 Dann aber erreichten ihn (Kallistos) von den Männern, die auf dem Berg Athos ein mönchisches Leben führen, Briefe mit Beschuldigungen gegen einen gewissen Priester Niphon, einen der dortigen Mönche, mit dem Zunamen Skorpios. Dieser war kurze Zeit vorher der Häresie der Massalianer und Bogomilen beschuldigt worden, dunkel freilich und noch ohne Beweise. Mit ihm nun war Kallistos seit langem befreundet und auch jetzt als Patriarch distanzierte er sich nicht von dieser Freundschaft, sondern beide waren noch immer ein Herz und eine Seele. 438 Darum zürnte er den Beschuldigern und belegte sie und alle, die ihnen Glauben schenkten, mit schriftlichen Verfluchungen und Bannsprüchen. Darüber waren jene (die Athosmönche) aufgebracht und im Vertrauen auf die Wahrheit kamen sie auf Verabredung zusammen, wie sie es gewohnt sind, immer zusam menzukommen, um über solche Sachen zu beraten . 439 Und es wurde ein Tomos veröffentlicht, der aus allen ihren Zeugnissen zusammengestellt war. Dieser stellte unter anderem klar, daß das jetzt Geschehene nichts Zufälliges sei, nicht etwas, das einfach von selbst vorzufallen scheine, so daß man es mit ruhigem Gewissen totschweigen und in aller Seelenruhe schlafen könne, ohne sich davon berührt zu fühlen, nein, es komme viel mehr von Gott, der klar das Verborgene offenlege,440 wenn er jene zur Vernunft bringen will, die sich / (260) der gesunden Gotteserkenntnis gegenüber unvernünftig verhalten . Das hieße, daß es auch geschehen sei, damit jener von ihnen vor kurzem gesandte Tomos gegen die auf dem Berg auf frischer Tat ertappten Massalianer und Bogomilen auf dra matische Weise in Erinnerung gebracht werde. So solle die Wurzel der zu einem solchen Ausbund von Bosheit angefachten Häresie allen bekannt werden .
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52. Einer von den. Mönchen nämlich, die jenem Skorpios ergeben waren - Bardarios hieß er _,441 war von einer tödlichen Krankheit befallen worden und lag leidend danieder. Er wurde über seinen ganzen Körper hin gegeißelt von tausend Schmerzen, blieb zwanzig Tage hindurch ohne zu essen oder zu trinken und lag Tag für Tag in den letzten Zügen sprachlos da. Er starb aber nicht, sondern sein Körper blies sich auf und über sein Gesicht ergoß sich eine tiefe Schwärze. Schließlich entsetzte das Unge wöhnliche an dem Vorgang die Vorsteher des Klosters dort und sie fragten, ob er nicht eine seiner Sünden unausgesprochen im Innersten seines Her zens verborgen halte. Daraufhin nahm Gott sich seiner an und ließ nicht zu, daß er nach seinem Tod dem ewigen Feuer übergeben wurde. Er kam zur Vernunft, öffnete ein wenig die Augen, seufzte tief und sagte, indem er mit Mühe seine Zunge bewegte, folgendes. «Ihr kennt die Synode der Asketen auf diesem Berg,442 die vor zwölf Jahren hier stattgefunden hat. Damals wurde auch der Skorpios verdächtigt und ich wurde befragt, ob ich Mitwisser sei, daß er ein Genosse der damals dort ertappten Massalia ner und Bogomilen sei . Ich habe es geleugnet, / (261) obwohl ich es genau wußte. Ich habe meine Leugnung eidlich bestätigt und es der Freundschaft mit ihm zuliebe auf mich genommen, von Christus getrennt zu sein, ich dreifach Unglücklicher, der ich weder die Strafen Gottes gefürchtet noch die Mahnungen geistlicher Männer respektiert habe.» 53. Er erzählte nun von Anfang an die unreinen und abscheulichen Praktiken, die jener zusam men mit dem bacchischen Verein der Massalianer verrichtet habe. Ich glaube aber nicht, jetzt die Zeit zu haben, darüber in Einzelheiten zu berichten, weil eine andere Geschichte mich mit Gewalt in eine andere Richtung zieht. Alles diesbezügliche, den Geist, das Ziel, die Praxis, die Lehre, die Macht der Bosheit und die Langmut Gottes und sonstiges kann man detailliert nachlesen in dem früheren Tomos, der zur Entdeckung jener neuen Massalianer und Bogomilen verfaßt wurde, als sie in der Öffentlichkeit auf dem göttlichen Berg überführt und die einen bestraft, die anderen vertrieben wurden, und dazu jenen zweiten (Tomos) zur Widerlegung des Skorpios, als Gott wider Erwarten ein Wunder wirkte zur Bestätigung des ersten (Tomos). Beide werden nämlich am Ende des vorliegenden Buches, das die Rhomäische Geschichte enthält, (mit)veröf fentlicht. Denn ich hielt es für nötig, diese Tomoi nicht mit anderen Worten wiederzugeben, sondern sie sollen unverändert bleiben in ihren Ausdrük ken, in der Gliederung ihrer längeren und kürzeren Satzteile und in der Art 196
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ihrer Gedanken, so wie sie waren, als sie von dort kamen . So soll alles der Verleumdung entzogen werden . 443 54. Nur auf dieses Eine muß hier noch hingewiesen werden, daß er (Bardarios), kurz nachdem er vor jenen Zeu gen / (262) diese Aussage gemacht hatte, den Geist aufgab. Und die klü geren Leute dort gaben damals das Urteil ab, daß Gott aus keinem anderen Grund die verkrampften letzten Atemzüge des Mannes hinausgezögert hatte, als wegen der Aussage der besagten Worte. Aber als dieser jüngst verfaßte zweite Tomos vom Berge kam und durch Verlesung dem Patriar chen Kallistos und den Bischöfen zu Ohren kam, versetzte dies den Patriar chen gleich in Zorn, und der Tomos wurde zurückgeschickt, ohne daß er etwas bewirkte. Auch die Bischöfe um den Patriarchen sagten nichts, son dern glichen Taubstummen oder, besser gesagt, nichts empfindenden Stei nen. So sehr sind jene Priester, die jetzt über die Dogmen urteilen, dem Weidevieh ähnlich und verdienen sie zum Gelächter spielender Kinder zu werden . Aber genug darüber. Was das für sie zur Folge hatte, darüber wird zu sprechen sein, wenn wir die betreffende Stelle erreicht haben . 444 Jetzt muß ich mein Thema wieder aufnehmen . 55. Es kam von den Lateinern ein Bischof zum Kaiser - ich meine den Johannes Palaiologos - aufgrund einer bestehenden Freundschaft.445 Der Mann war in jeglicher Art von Weisheit bewandert, die man sich in der Schule der Lateiner in dogmatischen Studien der göttlichen Schriften zu eigen macht. In den täglichen Gesprächen mit dem Kaiser und den klüge ren Leuten, denen er privat und in der Öffentlichkeit begegnete, sagte er öfter, daß / (263) bei den Lateinern häufig über diese Kaiserin der Städte gesprochen wurde, auch darüber, wieviele Einwohner sich der Bildung befleißigten, und unter anderem aber auch darüber, wie sie sich immer wieder leicht von jeher betrügen ließen und mal dieser, mal jener Häresie oder Neuerung anheimfielen, so wie Baumblätter von allen Winden hin und her geworfen werden. «Und wie wir gehört haben, (sagte er) zur Zeit nicht weniger, da ein gewisser Mann mit Namen Palamas untergeschobene Neuerungen einführt, die mit den göttlichen Dogmen im Widerstreit sind.» 56. Diese Neuerungen seien nicht nur skandalös, sondern auch vielgestal tig und mit vielerlei Torheit vermischt. Die Folge sei, daß die, die sich ihm anschlossen . weit mehr zu verurteilen seien als Sabellios und Areios und alle, die Eunomios, Nestorios und Apollinarios verteidigen . 446 «Denn er verkündet bekanntlich Dinge, die mit denen übereinstimmen, aber auch Unterschiedliches und absurdere Übertreibungen. Und was das Ungereim-
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teste ist: wofür der Mann sich am meisten schämen sollte, daß er jene nämlich durch die Übertreibung der Gotteslästerungen übertrifft, das macht er sich zu seiner Rechtfertigung auch noch zu einem Bollwerk, indem er behauptet Dinge zu verkünden, die nicht mit jenen Gottesläste rungen übereinstimmen. Daß seine Lehre nicht mit der ihrigen gleichlau tend sei, das ruft er laut, daß er weitaus Schlechteres als sie verkündet, das verschweigt er. Man könnte sagen, er scherze mit Sachen, mit denen nicht zu scherzen ist. 447 Ich möchte also, daß ich diesen Mann mal zu sehen bekäme. Wenn / (264) Ihnen also etwas daran liegt, daß wir uns nicht ärgern, dann sorgen Sie dafür, daß meine Bitte erfüllt wird .» 57. Der Kaiser zögerte keinen Augenblick, diesen Wunsch des Lateiners gleich am nächsten Tag zu erfüllen. Er arrangierte für ihn ein Gespräch mit Palamas, so daß der Lateiner selbst hören konnte, was dieser sage. Nach dem das Gespräch stattgefunden hatte, entfernte der Lateiner sich kurz und unterhielt sich privat mit dem Kaiser. Er sagte ihm, daß er Palamas viel habe reden hören, aber nur dummes Zeug. Es sei das eine hier - das andere dorther geholt und miteinander vermischt oder hinzuerdichtet wor den, «so daß wir nicht imstande sind darzulegen, ob man der Beschaffen heit (Qualität) oder der Menge (Quantität) den Preis der Schlechtigkeit zuerkennen soll.» Er bat trotzdem bei einem Dialog zwischen Palamas und mir stiller Zuhörer sein zu dürfen. Darum kam am nächsten Tag seitens des Kaisers einer der vornehmen Adeligen, der Großlogothet zu mir, um auch mich herbeizurufen . 448 Ich war erst gerade wieder frei von meinen üblichen Kopfschmerzen, wenn auch noch nicht ganz. Da ich nicht ablehnen konnte, stand ich auf und ging hin, völlig unwissend, worum es ging, und auch ohne mir Mühe zu machen, es zu erfahren . 5 8. Die Kaiserin Helena hatte befohlen, daß ich den Grund der Einladung nicht vorher kennen dürfe. Ich sollte mein Kom men nicht vorbereiten können, damit der Schau-Vortrag des Palamas nicht in den Schatten gestellt werde. Wegen ihres Vaters Kantakuzenos war auch sie dem / (265) Palamas sehr zugetan und handelte in allem, was die Religion betrifft, meistens wider die Absichten ihres Gatten. So kam es, daß ich erst, als ich den Kaiserhof betrat, erfuhr, daß auch Palamas dort saß und auf einen Dialog lauerte. 449 Da ich noch mit meinen Kopfschmer zen zu tun hatte und der Kampf so unerwartet auf mich zukam, schien es mir zuerst besser gleich nach Hause zurückzukehren und mich wenig um die hinterlistige Einladung zu kümmern. Aber um den Spottlustigen nicht
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den Verdacht der Feigheit zu gönnen, ermutigte ich meine Entschlußkraft (gr. logismon), faßte mich und empfahl das Ganze Gott. 59. So trat ich ein zum Kaiser selbst, der sich mit der Gegenwart der Hochgeborenen und der Kaiserin Helena umgeben hatte, und ließ mich bewußt unvorbereitet auf das Ereignis ein . Was dort gesagt wurde, wieviel und welcher Art es war und wie die Umstände diese Dinge aus dem Stegreif gestalteten, wird gleich hiernach erzählt werden. Ich habe das in einem detaillierten Bericht aufgezeichnet und es ist dort dargestellt, wie (wenn es) von einer anderen dort anwesen den Person (geschrieben wäre), die, von jemandem befragt, alles durch geht. Hier ist es.
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Wir befinden uns im J. 1 3 5 1 , in dem Greg. (Ende Juni) Hausarrest in seiner Wohnung im Chorakloster auferlegt bekommen hatte (s. Bd. IV Anm. 432 ) . Die bevorstehende Feier ist das Fest Mariä Tempelgang, das am 2 1 . Nov. begangen wurde (s. dazu Einl. § IV. 2 ) . Aus «bevorstehend» ist zu folgern, daß von der sogenannten ersten Vesper die Rede ist, womit das liturgische Fest eröffnet wurde. Der Besucher kam also zu Greg. in der Nacht vom 20. auf den 2 1 . Nov. 1 3 5 1 zwischen 21 und 24 Uhr. Über die Person des Besuchers informiert Greg. uns erst weiter unten (IH 5,23 ff. ), s. dort mit Anm. 3 . Vgl. zu dieser Anm. Beyer: Chron. Nr. 62, S. 141 f. Für das Wort 'Zusammenkommen' benutzt Greg. das Wort 'synodos', den Fachausdruck für das Zusammentreffen von Sonne und Mond bzw. für Neumond. Gr. «ton talaiporon kampsein bion» aus Soph. Oid. i. KoI. 9 1 . Zur Identifizierung dieses mysteriösen Besuchers mit einer historischen Person s. EinI. § IV. Die erste konkrete Information, die Greg. uns hier indirekt über seinen Besucher gibt, betrifft die ungefähre Zeit seiner Abreise aus KpI . Ag. muß sich noch erin nern, daß Palamas damals anfing, gelegentlich seine noch im Entstehen begrif fenen Irrlehren hier und dort vorzutragen. Wollte man diese Angabe ganz genau nehmen, müßte hier von der Zeit die Rede sein, als Palamas, wie Greg. auf dem Konzil von 1 3 5 1 ins Gedächtnis rief, seine Lehre schon vortrug, noch ehe Bar laam nach Kpl. kam, also im J. 1 32 8 (s. Bd. IV S. 23, 90 f. mit Anm. 1 00, 1 92 f. ) . Demnach hätte Ag. KpI. schon vor mehr als zwanzig Jahren verlassen. Greg. spricht zwar gleich hiernach (IH 7,4) von einem fast zwanzigjährigen Aufenthalt des Ag. in der Fremde, läßt ihn selbst aber nur drei Seiten weiter berichten, daß der wichtigste Grund für seine Reise der Schiffbruch der Kirche und die daraus für den Staat entstandenen Krankheiten gewesen seien (IH 1 0,4 ff. ) . Damit kön nen aber nur das augenscheinliche Bekenntnis der Kirche zum Palamismus im August 1 34 1 und der bald danach ausgebrochene 'Bürgerkrieg' gemeint sein. Da letzterer erst im Oktober 1 34 1 begann (s. Bd. IH S. 60 ff. ) und Ag. seine Abreise um die Frühlingssonnenwende datiert (IH 1 1 , 7 f. ), kann er KpI. nicht vor Ende März 1 342 verlassen haben. Die Reise endete nicht vor Oktober 1 3 5 1 ( s . Anm. z u I H 60,3-5) und dauerte demnach neun Jahre und sechs bis sieben Monate. Auch die Zeitangaben über die Stationen seiner Reise und die Dauer der einzelnen Aufenthalte ergeben diese Gesamtdauer (s. Beyer: Chron. Anm. 1 12. Trotzdem läßt Greg. auch später Ag. noch einmal von einer zwanzigjährigen Reise sprechen (IH 5 3 , 8 ) . Daß der Widerspruch zwischen den zwanzig Jahren von IH 7,4 und 5 3 , 8 einerseits und den zehn, die sich aus IH 1 0,4- 1 6 und
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weiteren Angaben ergeben (s. Beyer 1. c . ) , Greg. entgangen wäre, ist kaum anzu nehmen. Wir müssen also die (fast) zwanzig Jahre, woraus man auf eine Abreise um 1 3 3 0 schließen müßte, nicht wörtlich nehmen, sondern darin einen schmei chelhaften Vergleich mit der 'Odyssee' des Odysseus sehen, der im zwanzigsten Jahr von seinen Irrfahrten nach Hause kam. «Es wird dir kein anderer Odysseus mehr hierherkommen. Dieser Mann bin ich, so wie du mich siehst. Viel habe ich gelitten, viel bin ich umhergeirrt und jetzt im zwanzigsten Jahr in mein Vaterland heimgekehrt» ( Od. 16,204-20 6 ) . Greg. geht davon aus, daß der Leser die zwan zig Jahre auch ohne Erklärung als literarische Fiktion erkennen wird. Erwähnung verdient vielleicht noch, daß Greg. in seinem Brief an Lepentrenos, der auch ein bereister Mann war (Ep. 44,43 -45 ed. Leone ), diesen auch mit einem Hinweis auf Odysseus ehrt, indem er Od. 1 , 3 zitiert (ebd. Z. 4 6 ) . Als Greg. diese Worte etwa Juli 1 352 niederschrieb, hatte Ag. ihn schon noch ein zweites Mal besucht und sicher weitere Besuche versprochen, wohl ein Grund um dem Mann ein Kompliment zu machen. Als Zeit der Schwangerschaft und der Geburtswehen des Palamismus betrachtet Greg. also die dreißiger Jahre des 14. Jh., als Palamas in verschiedenen Schriften zur Verteidigung des Hesychasmus seine Lehre vom Wesen und den Energien Gottes entwickelte, die für Greg. über die unendliche Vielheit der göttlichen Energien Polytheismus zur Auflösung der Gottheit überhaupt Atheismus führt (vgL Bd. IV S . 29-3 6 ) . Die Geburtsstunde des Palamismus ist für ihn die Synode vom August 1 34 1 , die unter Führung des Kantak. die Verurteilung Bar laams vom 1 0 . Juni 1 34 1 in eine Bestätigung der Lehre des Palamas umzumünzen versuchte, als j ene Leute den Durchbruch des Palamismus sicherten, die schon vor dem Tod Andronikos IH. im Staate nach Belieben schalten und walten konn ten, d. h. Kantak. und seine Mutter ( s . Bd. IV S. 3 7 u. 70 mit Anm. 84 und IH S. 66 f. mit Anm. 1 06; unten IH 1 5 8 ,6- 8 ) . Freilich hatte Joh. Kalekas zu verhin dern gewußt, daß der Tomos von 1 34 1 die Irrlehre des Palamas kanonisierte, aber die Palamiten selbst sahen das anders (s. Bd. IV S. 3 8 -43 ) . 5 Gemeint ist hier der Einsturz des östlichen Teiles der Hagia Sophia am 1 9 . 05. 1 346, worüber Greg. Bd. III S. 145 - 147 (mit Anm. 3 8 1 ) berichtet hat. Zu der Zeit aber setzte Greg. noch Hoffnungen auf Kantak. und erwartete den Sturz der Palaiologendynastie (ebd. s. 1 1 3 mit Anm. 260 ) . Der Sieg des Palamis mus hatte aber, als er den hier vorliegenden Satz schrieb, seine Sicht auf Kantak. und seine Usurpation der Kaiserrnacht radikal verändert. 6 Korrigiere IH 6,21 'horon' 'sehend' in 'hos horas' 'wie du siehst' und 6,22 'nenomenon' mit O-mikron in 'nenomenon' mit O-mega 'gehegt' 7 Zur angeblich 'zwanzigjährigen' Dauer der Auslandsreise des Ag. s. Anm. 4. 8 Die Stelle ab «Wunderbar» (IH 7, 14) bis einschließlich « bewahrt haben» ( 8 ,2) findet man teils wörtlich wieder in einem Brief des Greg. an einen nicht näher =
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bekannten Adressaten, ed. Leone Ep. 1 1 7, 1 - 1 0 ( 111 7, 14-8,2 ) und die Fort setzung ( 8 ,3-2 1 ) steht im gleichen Brief wenige Zeilen weiter (Z. 15 -28 ed. Leone mit entsprechenden Angaben im Apparat) . Zu Z. 1 0 - 1 5 s. Anm. 10. Wie derum aus dem gleichen Brief Z. 3 3 -41 ist die Stelle 111 9,3- 12, s. dazu Anm. 1 1 . Der Brief ist u . a . im Cod. Vat. gr. 1 1 6 ( C ) überliefert, der aus dem Besitz des Autors stammt und von ihm selbst revidiert wurde (s. Leone: Epp. Greg. I 2224 ) . Der Brief diente als Begleitschreiben zu einem Geschenk, einer Kopie der Oratio in S. Demetrium (s. Z. 29-3 3, zum Werk Bd. I S. 55 Nr. 52), die der Autor, von Leuten aus Thessalonike darum gebeten, verfaßt hatte (Z. 1 0 - 1 2 ) . Der Brief ist sicher älter als dieser Teil der Historia, denn nachdem man Greg. schon vor dem ersten Besuch des Ag. mitgeteilt hatte, daß seine antipalamitische Intransi genz die Verbrennung seiner in den Kirchen zur Vorlesung benutzten Heiligen homilien zur Folge haben würde (s. Bd. IV 1 9 1 ) , hat gewiß ihn niemand mehr um eine solche Homilie gebeten. Die wörtliche Übereinstimmung der Stellen im Geschichtswerk und im Brief verrät, daß Greg. in seiner Haft aus seiner eigenen Korrespondenzsammlung abschreiben konnte. Der Brief scheint mir aus der Zeit zu stammen als Greg. bei Hofe in Ungnade gefallen war, d. h. nach dem Sturz seiner Schirmherren Andronikos 11. und Theodoros Metochites ( 1 32 8 - 1 3 32; s. Bd. I 7 f. ). In dem Sinne verstehe ich den Hinweis des Gregoras, daß der Pro metheus seiner Logoi ihn von der Beschäftigung mit dem Theater draußen (dem Verkehr am Hof und der entsprechenden Anteilnahme an den politischen Ereig nissen) befreite und frei machte für die Schriftstellerei (Z. 4- 1 0 ) . Der Ausdruck 'der Prometheus meiner Logoi' ist mir leider sonst nicht bekannt. Bildende Künstler werden gelegentlich Prometheis genannt, weil Prometheus seinem Mythos zufolge aus Ton den Menschen gebildet hätte (Apollod. BibI. 1 . 7, 1; vgl. Ov. Met. 1 , 82 ff. ) . Die Töpfer sahen in ihm ihren Schutzpatron. Für Aischy los war er der Kulturbringer schlechthin (Prom. 436-506) . Ich kenne aber keinen anderen Fall, worin er mit einer literarischen Leistung in Verbindung gebracht wird. Mir fällt zu dieser Stelle keine bessere Interpretation ein, als daß Greg. in der erzwungenen Abstinenz vom öffentlichen Leben ein Geschenk des Pro me theus sehen will, das es ihm erlaubt, sich den von ihm selbst bevorzugten Beschäftigungen zu widmen. Daß der Brief Vorlage für das Geschichtswerk gewesen ist und nicht umgekehrt, sieht man auch daran, daß Greg. spricht, als ob ihn regelmäßig Leute besuchen oder ihm schreiben würden, was in den Jahren 1 32 8 - 1 332 gewiß der Fall war, den von ihm selbst geschilderten Haftbedingun gen der Jahre 1 3 5 1 - 1 354 aber eindeutig widerspricht. Die Übernahme geschah offenbar wenig überlegt. Vermutlich erinnerte die aktuelle Lage Greg. an die Zeit, als er schon mal in Ungnade gefallen war, und blätterte er deshalb in der Korrespondenz j ener Zeit. Die hier besprochenen Stellen schienen ihm auch auf seine gegenwärtige Lage anwendbar und er übernahm sie. Er arbeitete aber zu =
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sehr unter Druck, als daß er j edes übernommene Wort abgewägt hätte. Das dreiteilige Selbstzitat zeigt übrigens auch, wie 'frei' Greg. seine Unterhaltung mit Ag. wiedergibt, denn im Gespräch hat er gewiß nicht wörtlich Stellen aus seiner früheren Korrespondenz vorgetragen. Zu notieren ist auch noch, daß das Wortspiel 'ascholia scholazonton' sich nur schwer übersetzen läßt, weil gerade das Wort 'scholazein', worin wir schola/Schule mithören, die Muße und die 'ascholia' (die Freiheit von der Schule) den Mangel an Muße andeutet. Weiter, daß hier im Geschichtswerk «mit j enen Dingen, die sie besonders interessieren» das ursprüngliche «mit den Wissenschaften» (gr. mathemata) ersetzt, das man bei Diog. Laert. Vit. Soph. VI 51 (ed. Long I 268,25-269, 1 ) Greg. Ep. 1 1 7,2 liest. Die Abwandlung ist wenig glücklich, weil durch das beliebige «was interessiert» die Verbindung von Muße mit intellektueller Beschäftigung verlo ren geht. Zur Benutzung von Cod. C s. auch Anm. 235; zu 'ascholia scholazein' u. In 1 35,14. Im Brief ist nur die Rede von einer zweifachen Liebe, die anschließend durch 'einerseits' (Verkehr mit Besuchern) und 'andererseits' (Korrespondenz) aus ein anderdividiert wird. Für die Zeit, als der Brief geschrieben wurde, traf beides zu (s. Anm. 8 ) . Hier geht es Greg. aber um die dritte, im Brief nicht genannte Liebe, die zur Geschichtsschreibung, der einzigen Beschäftigung, der er in seiner Haft noch frönen konnte. Was im Folgenden (bis einschließlich 'Anmut' ) bezüglich der Geschichtsschrei bung gesagt wird, bezieht sich im Brief (Z. 1 0- 1 5 ) auf Gregoras' Demetrios homilie, von der er selbst sagt, daß sie kurz gehalten ist und nicht durch ihre Länge Übersättigung hervorrufen wird. Spätestens seit Homer galt der Gesang der Sirenen (Seelenvögel) als eine gefähr liche Verzauberung, die die Lauschenden anlockte und auf Uferklippen laufen ließ, wo sie ertranken ( Od. 12,39 ff. ) . Beim Wort genommen besagt dieser Ver gleich, daß ein überladener Erzählstil tödliche Langeweile verursacht. Greg. war sich offenbar nicht bewußt, daß ihm selbst in dieser Hinsicht das Gespür für das richtige Maß fehlte. Die Stelle ab «Nichts kann» (In 9,3 ) bis hier (9,12) stammt wieder aus Brief 1 1 7 (Z. 29-3 3 ) . Im Brief bezieht sich der Satz auf die alte Liebe des Adressaten zu Demetrios, die Greg. als Grund nennt, warum er ihm die Homilie zuschickt. Hier begründet er mit seiner eigenen alten Liebe zur Geschichtsschreibung seine Bitte an Ag., ihm über seine Reise zu berichten, weil das ihm bei seiner histo riographischen Arbeit helfen würde. Korrigiere In 9,4 «pro s » in « pros ha» Für « die Kirche» (gr. tes ekklesias) hat der Bonner Text irrtümlich « ekeines » «jene » , d. h. der Rechtgläubigkeit. Greg. meint, daß die Kirche, als sie im August 1 34 1 unter Vorsitz des Kantak. und des Patriarchen Kalekas die Synode vorn 1 0 . Juni fortsetzte, sich zu der Lehre des Palamas bekannt hätte. Dies war =
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die Ansicht, die die Palamiten verbreiteten, die aber durch den von Kalekas verfaßten Synodaltomos nicht gedeckt wird ( s . Bd. IV S . 3 8 -43 ) . «An der Brust» : gr. « en galaxi » d . h . <<noch die Muttermilch säugend» Der berühmte Koloß von Rhodos war eine Kolossalstatue des Sonnengottes Helios, errichtet etwa 3 04/02-292/90 als Dank für die erfolgreich überstandene Belagerung durch Demetrios Poliorketes ( 3 05/304). Die Statue, ein Werk des einheimischen Künstlers Chares von Lindos, eines Schülers des Lysippos, war 70 Ellen ca. 3 1 ,5 m. hoch und zählte zu den sieben Weltwundern. Sie stand aber keine 70 Jahre, da sie 227 (224?) v. Chr. von einem Erdbeben umgeworfen und nicht wieder aufgerichtet wurde. Die Bronzetrümmer, die u. a. Plinius d. Ä. noch sah (NH 34,4 1 -44 ), sollen erst nach der Eroberung durch die Araber 653 n. Chr. deren Feldherr Muawijah nach Kleinasien und ein j üdischer Kaufmann von dort, verteilt über 900 Kamellasten, nach Edessa (heute Urfa) transportiert haben (vgl. u. a. W. Ekschmitt, Die Sieben Weltwunder, Mainz 1 9 84, 1 69- 1 8 1 ) . Die drei genannten Städte nennt Ag. mit den Worten Homers, der I I . 2,656 die neun Schiffe zählende Beteiligung der Rhodier am Troiafeldzug erwähnt. Die Stadt Kam(e ) iros verdankt das Prädikat 'strahlend weiß' ihrer Lage auf einem Kreidefelsen. Alle drei Städte waren im 5 . Jh. Mitglieder des attischen Seebun des, fielen aber 412 von Athen ab. Sie bestanden nach der Gründung der Stadt Rhodos 40 8/7 weiter. Melesigenes ist als ursprünglicher Name Homers über liefert, wurde aber in den verschiedenen Homerviten unterschiedlich erklärt. Die einfachste Erklärung war, daß Homer der Sohn des Smyrnäischen Fluß gottes Meles und der Nymphe Kritheis war (also von Meles abstammte ), aber andere Versionen nennen andere Eltern und lassen Homer am Melesfluß gebo ren werden. Das Wort Melesigenes bedeutet j edoch ursprünglich wohl eher « der für seine Sippe sorgt» S. Kl. Pauly s. n. Kritheis 1 -4. Greg. benutzt den Namen Melesigenes für Homer auch Ep. 1 3 9,39 (ed. Leone ) . Kalliope war die Muse der epischen Dichtkunst und personifiziert hier also die Dichtung Homers . Rhodos kannte im Laufe der Zeit viele Eroberer: Perser, Araber, Genuesen, Venezianer, Türken, bis es 1 3 08 von den ( 129 1 ) aus Palästina nach Zypern übersiedelten Johannitern in Besitz genommen wurde. Diese gründeten dort einen souveränen Ritterstaat, der bis zur osmanischen Eroberung ( 1 522 ) exi stierte. Nach schlechten Zeiten erlebte die Insel unter den Johannitern, wie auch Ag. hier bezeugt, eine neue Blüte. Welche guten Zeiten Leute, die um 1 342 siebzig Jahre oder älter waren, um 1260/70 erlebt haben wollen, weiß ich nicht. Für das Schicksal von Rhodos seit 1204 s. Bd. I 220 f. Anm. 40. Gemeint sind die Johanniter, s. Anm. 1 7. Aufgang und Untergang der Pleiaden (des Siebengestirns) galten schon seit dem Altertum den Bauern und Fischern als wichtige Zeichen für die Ausübung ihres Handwerks. Ag. deutet hier den Frühaufgang im Frühling als Zeichen, daß =
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dieser zu Ende geht. Er hat sich demnach bis Ende Mai/Anfang Juni ( 1 342 ) auf Rhodos aufgehalten. Vgl. Beyer: Chron. Anm. 1 12. Bekanntlich liegt Alexandria westlich vom westlichsten Arm des Nildeltas, d. h. für den hineinfahrenden rechts der sogenannten kanopischen Nilmündung. Warum Greg. hier von der herakleotischen spricht, weiß ich nicht. Im bereits erwähnten Brief an Lepentrenos Ep. 44,22 (Leone ) schreibt Greg., daß sein Freund ( Ag. s. Einl. § IV) die Nilmündungen Kanobos und Pelusion passierte. Zum nachfolgenden Satz über den Nil vgl. Greg. Ep. 1 1 , 45-69 ( Leone ) , wo er in einem Vergleich des Adressaten (Kantak. ! ) mit dem Nil die außergewöhnliche Bedeutung des Flusses für Ägypten hervorhebt. Vgl auch Ep. 1 9,4-6. Babyion nannten die Griechen eine Siedlung etwa 25 km südlich der Vergabe lung des Nils. Hier bauten die Römer wegen der geostrategischen Lage eine Festungstadt als Befehlszentrum der drei Legionen Ägyptens. Nach der Erobe rung durch die Araber ( 63 9 ) entstand hier aus dem Feldlager der Eroberer vor den Toren Babyions die arabische Festung Fustat, die später niedergebrannt wurde. Heute liegt hier das koptische Altkairo mit der Abu Serge-Kirche und dem Museum für koptische Kunst. ( Greg. Ep. 44,2 1 ist natürlich nicht Babyion am Euphrat gemeint, worunter diese Stelle im Index von Leone [S. 236] ver zeichnet wird, sondern Babyion in Ägypten, wovon auch hier die Rede ist. Bis Babylonien ist Ag. übrigens nicht gekommen, wie wir noch sehen werden) . Zu Alexandria, worüber Ag. nur sagt, daß er die Sehenswürdigkeiten dort besuchte (lU 1 3 ,20-22 ), aber nicht einmal andeutet, welche das waren, bleibt mir nur eine Textkorrektur zu notieren: IU 1 3,20 ist «Makropolis » durch «Metropolis» zu ersetzen. Das eigentliche Interesse des Ag. in Ägypten galt dem ägyptischen Theben. Das Prädikat hekatontapylos ist sonst (nur?) belegt aus einem Epigramma adespoton (501 ) AP VII 7. Die übliche Bezeichnung ist hekatompylos und so nennt schon Homer 11. 9,38 113 das ägyptische Theben, das für ihn unermeßlichen Reichtum repräsentiert (vgl. Od. 4, 125 f. ) . Die von den Griechen Theben (Thebai) genannte ägyptische Stadt auf dem östlichen (rechten) Nilufer erstreckte sich dort, wo wir heute die Luxor und Karnak genannten Ruinenstätten und die auf dem anderen Nilufer liegende Totenstadt (Theben West) besuchen. Ihre Geschichte beginnt für uns mit Amenenhet 1., dem Gründer der 12. Dynastie ( 1 994- 1 785 v. Chr. ), der aus dieser Stadt des Gottes Amun stammte und sie zum religiösen und kulturellen Mittelpunkt des Reiches machte, was sie nach der Zwischenzeit der schwachen Dynastien 1 3- 1 7 vor allem unter den Dynastien 1 8 ( 1 550-1295) und 1 9 ( 1295- 1 1 8 7) wiederum war. Danach ging es bergab, und schon zu Homers Zeiten war das ägyptische Theben mehr Legende als Realität. Ag. und vor allem Greg. kannten das ägyp tische Theben natürlich nicht nur aus Homer, sondern auch aus Strabon (ca. 63 v. - 1 1 9 n. Chr. ), der Ägypten selbst bereiste und sich längere Zeit dort aufhielt. =
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Die sprw. Weisheit der Ägypter wird von Greg. oft hervorgehoben, s. Bd. II 44; Kommentar zum Traumbuch des Synesios PG 1 49, 524A-525A (zitiert v. Beyer: Antirrh. pr. S. 2 8 ); Epp. ed. Leone 23,l f.; 69,70-74; 73 , 1 9 f.; 83, 1 1 - 1 5 . Z u diesem angeblichen Pindarwort vgl. B d . IV 1 6 7 mit Anm. 52 l . Ag. dürfte demnach drei bis vier Monate (Juni/Okt. 1 342 ) in Ägypten und ebenfalls drei oder vier ( Okt. 1 342-Jan. 1 343) in Palästina verbracht haben. Vgl. Beyer: Chron. Anm. 1 1 2. Die in diesem Bericht enthaltenen geographischen Angaben kann Greg. aus Büchern geschöpft haben, und auch ansonsten bringt dieser Bericht des Ag. kaum etwas, das den Eindruck persönlicher Kenntnis des bereisten Gebietes vermittelt. 'Glückliches Arabien' (lat. Arabia felix) hieß eigentlich nur der südliche Teil der arabischen Halbinsel. In Wirklichkeit lag Arabia felix also für den vom ägypti schen Theben nach Norden reisenden Ag. weit südöstlich. Der Teil von Arabien, der sich wirklich rechts und östlich von Ag. befand, hieß ( schon seit Ptolemaios) Arabia Petraia nach der Stadt Petra, der einstigen Hauptstadt des Nabatäerrei ches, heute einer bedeutenden Ruinenstätte in Süd-Jordanie.n . Ag. betrachtete aber, wie mir scheint, 'glücklich' als ständiges Attribut für ganz Arabien. Der Name 'koile Syria' das hohle Syrien, entstanden aus dem syrischen kol Syrija ganz Syrien ! , wurde unterschiedlich verwendet, mal für das Gebiet westlich des Euphrats einschließlich Phönikien, mal für das gleiche Gebiet ohne Phönikien. Korrigiere III 1 5 , 8 « anapherein» in « anapherein echousi » Während der Reisebericht auch für die Strecke von Palästina durch Koile Syria und Syrien bis Damaskos keine Reiseeindrücke hergibt, wecken doch das Lob der letztgenannten Stadt und der Vergleich derselben mit Alexandria den Ein druck eines persönlichen Statements des Agathangelos. Greg. benutzt dieses Statement aber auch, um seiner Heimatstadt Kpl., wo die wahre Religion unter drückt wird und Leute mit mangelhafter Bildung die Theologie diktieren, einen Spiegel vorzuhalten und sie zu belehren, weshalb bei ihr Kriege und Schreck nisse aller Art an der Tagesordnung sind. In Wirklichkeit hat nicht Antiochos I. Soter ( 2 8 1 -261 ), der Sohn des Alexander Diadochen Seleukos I. Nikator ( 3 5 8/4-2 8 1 ) , die Stadt Antiochien in Syrien gegründet, sondern dessen Vater selbst nach seinem Sieg bei Ipsos ( 3 0 1 ) , der ihm Syrien ( ohne Koilesyrien) und damit den Zugang zum Mittelmeer ein brachte. Dieser nannte die neugegründete Hauptstadt seines Reiches nach sei nem Vater Antiochos, nach dem auch der Sohn genannt wurde. Seleukos I. war der Gründer des sogen. Seleukidenreiches, dessen Ausgangspunkt die Satrapie von Babyion war, die ihm bei der Neuverteilung des Alexanderreiches in Tripa radeisos nach dem Tod des Perdikkas ( 3 2 1 v. Chr. ) übertragen worden war. Hinter Susa und Ekbatana erstreckte sich dieses Reich noch bis kurz vor dem =
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Indus-Fluß, etwa bis zur Linie Karatschi-Kabul; es umfaßte in etwa die heutigen Länder Südwest-Türkei, Syrien, Irak, Iran, und größtenteils auch Afghanistan und Pakistan. Auch hier ist alles, was über die Erwähnung der Reisestationen hinausgeht, Bücherwissen, worüber Greg. selbst längst verfügte und das er lieber selbst dem Leser unterbreiten will, als daß er es von Ag. hat hören wollen. Susa und Ekbatana erwähnt Greg. zweimal in seiner Korrespondenz (aus der Zeit vor 1 341) als Residenzen der persischen Könige und mißt die Größe von etwas Erfreulichem an der Freude, die diese Könige an ihren dortigen Palästen hatten, s. Epp. 99, 8 1 - 83 und 1 0 6, 1 0 f. ( Leone ) . Die ersten Christen, die i n Antiochien das Evangelium verkündeten, waren nicht die Apostel, sondern Christen aus Zypern und der Cyrenaika, die selbst wie derum von Christen, die nach der Steinigung des Stephanos aus Jerusalem geflüchtet waren, die frohe Botschaft erhalten hatten. Erst als die Kunde dieser Missionierung Jerusalem erreichte, schickten die Apostel und die Ältesten von dort aus den Aposteljünger Barnabas (Apg. 1 1 , 1 9-24). Dieser wiederum war es, der Paulos nach Antiochien holte ( ebd. 1 1 ,25 f. ) . Von den zwölf Aposteln war bis dahin keiner in Antiochien gewesen ( ebd. 1 3 , 1 f. u. 26 ff.). Petrus ist erst nach der ersten Missionsreise des Paulos (46-48 n. Chr. ) nach Antiochien gekommen, wo er von Paulos gerügt wurde, weil er unter Druck von Juden christen aus Jerusalem die Tischgemeinschaft mit denn Heidenchristen aufgab ( Gal. 2, 1 1 -14; vgl. Apg. 1 5 , 1 f. ) . In den Jahren 48/49 war Petrus wieder in Jerusalem (ebd. 15, 6-29). Was zuerst in Antiochien geschah, war, daß dort j ene, die das Evangelium Jesu annahmen, Christen genannt wurden (Apg. 1 1 ,26). Ganz bibelfest zeigt sich das Gedächtnis des Greg. hier nicht. Die Araber, die zu dieser Zeit von Ägypten aus herrschten, waren die Mameluk ken, d. h. die aus dem islamisierten türkischen ( kaukasischen und slavischen) Soldatenanteil des ägyptischen Heeres durch eine Palastrevolution hervorgegan gene Dynastie der Bahriten, die 1249 den letzten Aijubidensultan stürzte und ermordete. Der wichtigste Herrscher der neuen Dynastie war al Malik al Nasir ( 1293 - 1 34 1 , mit kurzen Unterbrechungen), der sein Ägypten und Syrien umfas sendes Reich zu großer wirtschaftlicher Blüte brachte. Nach seinem Tod ging es infolge regelmäßig wiederkehrender Palastrevolutionen bergab. Ag. Besuch die ser Region fällt in die Zeit, worin die vorausgegangene Blüte noch nachwirkt (vgl. Bd. III S. 248). Korrigiere 111 1 6, 1 4 'ekeinen' in 'ekeinon' (mit Omega) . Diese Stelle zeichnet sich nicht durch Klarheit aus und spricht nicht für genaue Ortskenntnisse, ohne daß man deshalb bezweifeln muß, ob Ag. wirklich dort war. Dieser spricht nicht, wie üblich, von den kilikischen Toren, sondern von den kilikischen Schluchten. Er meint aber wohl den Strandpaß von Kilikien
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nach Syrien via Issos, und nicht, wie gelegentlich irrtümlich geschieht, die soge nannten amanischen Tore. Er unterscheidet aber irrtümlich nicht zwischen den issischen und den syrischen Toren. Es gibt bei Issos tatsächlich zwei Bergpässe, nördlich die issischen Tore, heute nach dem Amanosgebirge ( Gavur Daglari) die amanischen genannt, und südlich die syrischen, heute der Beilanpaß. Darum konnten vor der berühmten Schlacht bei Issos (Nov. 3 3 3 v. Chr. ) das Heer Alexanders des Großen und das des persischen Großkönigs Dareios ungesehen aneinander vorbeimarschieren, ersterer nach Süden, letzterer nach Norden, und so zu einem Treffen mit verkehrten Fronten kommen. Dieses Alexandria wurde etwas südlich von Issos erbaut und ist eine von zumin dest sechzehn Städten dieses Namens. Später, als die j üngere Schwesterstadt in Ägypten zur Alexanderstadt schlechthin geworden war, nannte man es Alexan drette, d. h. Klein-Alexandria. Unter diesem Namen war es längere Zeit ( 1 1 9 8 126 8 ) der nördlichste Vorposten des Kreuzfahrerstaates von Antiochien. Heute trägt die Stadt den türkischen Namen Iskenderun. Auf die Schlacht bei Issos habe ich in Anm. 3 5 schon hingewiesen. Die fast ausschließlich aus promakedonischen Quellen bekannte Feldschlacht wird heute nicht so einfach gesehen, wie das hier geschieht. Hauptquelle war wohl Plu tarchs Alexanderbiographie. Nachdem es zur Schlacht mit den verkehrten Fron ten gekommen war, hätte Dareios durchaus noch siegen können, wenn er nicht beim Ansturm der von Alexander geführten Reiterei die Nerven verloren hätte. Vgl. z. B. H. Bengston, Griechische Geschichte, München 1 969, S. 3 6 1 f. Wie die Ägypter ( s . Anm. 23 ) waren Chaldäer und Perser als Urheber der Weis heit in Erinnerung geblieben und werden von Greg. unter diesem Aspekt gerne zusammen mit ihnen erwähnt. Vgl. Bd. II 45. 5 8 . 234; Greg. Epp. ( Leone ) 40,22 f.; Chaldäer und Ägypter 69,70 f. Berühmt waren die sogen. Chaldäischen Orakel, s. Bd. 111 S. 1 3 1 mit Anm. 3 3 8 . E s handelt sich, wie allein schon die Entfernung vom Meer ( 1 200 Stadien ca. 225 km) zeigt, um das westlich von Alexandrette nahe am Euphrat gelegene Hierapolis Bambyke und nicht um das nördlich davon liegende Hierapolis Kastabala in Kilikien. Hierapolis Bambyke war eine in hellenistischer Zeit hel lenisierte Stadt, die in römischer Zeit ein wichtiger Wallfahrtsort (u. a. für Astarteverehrer) und in christlicher Zeit Sitz eines Suffraganbistums von Antio chien war. Im 14. Jh. war von der einstigen Bedeutung der Stadt nichts übrig geblieben. Greg. denkt hier nicht an das Vordringen der Seldschuken in diese Gebiete in der zweiten Hälfte des 1 1 . Jhs. ( Seldschuken nennt er Perser, nicht Skythen, s. Bd. I Anm. 2 1 ) , sondern an den Mongolensturm unter Dschingis Khan ( 1 1 55-1227) im 1 3 . Jh. Die Mongolen heißen bei ihm Skythen, vgl. Bd. I S. 80-83 mit Anm. 53-56 und 1 03 mit Anm. 1 3 1 f. =
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Das Gebiet, wohin Ag. reisen wollte, gehörte zum Ilkhanat von Iran, das Dschingis Khans Enkel Hülägü nach dem Tod seines Vaters gegründet hatte, s. Bd. I S. 80 mit Anm. 5 3 . Kurz bevor Ag. seine Reise antrat, Frühjahr 1 34 1 , hatte d a Hasan, der Sohn des Statthalters i m Zweistromland (Husain Beg), eine eigene Dynastie gegründet ( die der Ilkhaniden oder Dschelairiden), die bis 1424 regierte. Das ganze Reich der Ilkhane begann sich um diese Zeit aufzulösen. Der 'Pharao' von Ägypten, den Ag. als vor kurzem ( 6.6 . 1 3 4 1 ) gestorben bezeichnet und dessen Tod eine Palastrevolution auslöste, war der tüchtige Mameluckenherrscher al Malik al Nasir ( bei Kantak. UI 97,9 Melik Nasar genannt PLP 1 9970 Nasar Melik Machumet und PLP 14350 Nasireddin Muhammed. Vgl. Anm. 3 3 . Kilikien mit Tarsos war z u dieser Zeit noch kleinarmenisch. In Kilikien war nach der Eroberung von Armenien durch die Seldschuken infolge armenischer Einwanderung in diesem Teil des byzantinischen Reiches eine armenische Enklave entstanden, woraus durch Abfall von Byzanz ein kleinarmenisches Für stentum wurde ( 1 129 ), das sich nach kurzen Perioden der Unterwerfung durch Byzanz ( 1 1 3 7, 1 1 5 8 ) als selbständiger Staat unter den Kreuzfahrerstaaten, denen es sich anglich, am längsten halten konnte. Im 1 3 . Jh. spielte es eine wichtige Rolle, als es unter dem Schutz der Mongolen den Handelsweg nach China öffnete und die Voraussetzungen für die Reisen von Wilhelm von Rubruk und Marco Polo schuf. Einfälle der Mamelucken und Mongolen leiteten aber um 1 3 00 den Niedergang ein. Kurz bevor Ag. hier erschien, war die eigene kleinarmenische Dynastie am Ende und fiel ihr Erbe Prinzen aus dem zyprischen Herrscherhaus Lusignan zu. Diese regierten Kleinarmenien bis 1 3 75. Titular königtum blieb es bis 1489. Greg. hat Kleinarmenien Bd. I S. 1 64 erwähnt aus Anlaß der Ehe Michaels IX. mit der kleinarmenischen Prinzessin Maria (Xene ) im J. 1295. Ag. befand sich hier in einem christlichen, aber durch den Mono theletismus von der byzantinischen Kirche getrennten Staat, der für militärische Hilfe nicht auf Byzanz, sondern auf Westeuropa setzte. Diese und damit auch eine mögliche Wiedervereinigung mit der lateinischen Kirche blieb aber aus. Daß Alexander im Kydnos badete, ist uns überliefert, weil er im J. 3 3 3 nach einem Bad im kalten Flußwasser schwer erkrankte (s. u. a. Arrian, Anab. U 4,7), ein Umstand, auf den Ag. nicht hinweist, weil ihn hier nur der schöne Anblick des Flusses interessiert. « Lieber gehabt hätte als » usw.: denselben Vergleich findet man bei Greg., Flor. 1 84- 1 8 6 und Epp. 53,73 f .. 73, 8 f., 122,3 f. ( beide Leone ) . Vgl. I U 1 0,4- 1 1 ,6. Greg. tut hier seinem Freund Unrecht. Dieser hatte zuerst gesagt, daß er sich mit seiner Weltreise einen Traum erfüllt hatte und daß es ihm dabei an erster Stelle um die Besichtigung von Städten, insbes. Hafenstädten, ging, sowie um Geographie und geographisch Wissenswertes in bezug auf die =
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Astronomie ( ob. 111 9,20- 1 0,4) . D e r Schiffbruch von Kirche und Staat hatte nur den Zeitpunkt bestimmt, zu dem Ag. seine Reise antrat ( 1 0,4 f. ) . « Göttliches Haupt» : klassische Anrede von Freunden und höhergestellten Per sonen seit Homer, 11. 8 , 1 8; 23,94. Vgl. auch Platon, Phaedr. 234 a; 264 a; Dem. Kyd. Ep. L 8 61T1 9, 7 mit Anm. Tinnefeid: Kydones I 1, S. 1 73 . Spezielle kirchengeschichtliche Monographien schrieb man, soweit überliefert, nur in der frühbyzantischen Zeit (Eusebios, Philostorgios, Sokrates, Sozomenos, Theodoretos, Theodoros Lektor, 4.-6. Jh. ) . Nach ihnen verfaßte erst wieder gegen 1 320 Nikephoros Kallistos Xanthopulos eine ausführliche Kirchenge schichte, womit er freilich nur bis zum Tode des Kaisers Phokas ( 6 1 0 ) kam, obgleich sein Plan zumindest bis 9 1 1 reichte. Wenn wir vor diesem Hintergrund Ag. als seine Einsicht vortragen hören, daß profane und kirchliche Geschichts schreibung zu trennen seien, weil sie unterschiedliche Themen behandeln, darf man darin wohl ein Anzeichen sehen, daß mancher die Kirche in der Historio graphie unterbewertet sah, behandelt als eine vom Staat abhängige Größe, was nicht mehr der Realität entsprach. Die Kirche hatte längst größere Bedeutung als der Staat. Sie existierte weiter, wo das römische Reich schon fast vergessen war. Der vorhersehbare Untergang des Restreiches der Rhomäer mußte nicht auch ihren Untergang herbeiführen. Solche Gedanken mögen Greg. veranlaßt haben, den 'Weltbürger' Ag. dafür eintreten zu lassen, die Geschichte der Kirche und der Orthodoxie von der Geschichte des byzantinischen Staates zu trennen. Vielleicht aber auch will er sein eigenes Vorgehen verteidigen gegen Vorwürfe, in seiner Rhomäischen Geschichte überwuchere die Geschichte der Kirche die des Staates in unerträglichem Maße, weil er sein Werk inzwischen seinem Kampf gegen den Palamismus unterordne. Korrigiere 111 22,3 'opistho (poieisthai) ' in 'opiso (poieisthai) ' 'zurückstellen bei'. Korrigiere 111 22, 8 'au' in 'an' . Zu Patriarch Gregorios 11. von Alexandrien ( 1 3 1 5-1 342 oder länger) s. PLP 45 8 7. Ag. erwähnt seinen Besuch bei ihm auch unten 111 1 82,14-19. Ignatios 11. von Antiochien ( 1 34112-1 363 » ist von Greg. schon Bd. IV 75 und 1 34 f. als Gegner des Palamismus erwähnt worden. Ich habe es dort ver säumt, ihn namentlich zu identifizieren. Er stammte aus Armenien, war aber zur byzantinischen Orthodoxie (Dyophysitismus) konvertiert. Er zählte schon zu den Teilnehmern der Synode, die am 1 0 . Juni 1 34 1 Barlaams Angriffe auf die Hesychasten zurückwies ( s . Bd. 11 291 -294 ) . Er unterstützte aber 1 344 Johan nes XIV. Kalekas in seinem Kampf gegen die palamitische Interpretation des Tomos vom Juli 1 34 1 und bei der Verurteilung des designierten Bischofs von Monembasia, Isidoros Bukheir, eines prominenten Palamiten und späteren Patriarchen (s. Darrouzes: Reg. 2249 f. ) . Ignatios verfaßte auch eine eigene Ver=
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urteilung des Palamismus (erwähnt von Greg. Bd. IV S. 75 und 1 34 f. ) und ließ sich nach der Rückkehr in seinen Sprengel ( 1 345 ) in Kpl. vom schon häufig erwähnten Arsenios von Tyros vertreten, so auch auf der Synode von 1 3 5 l . Dieser wurde dort aber von der zweiten Sitzung a n ausgeschlossen und durfte die Verurteilung des Palamas durch seinen Patriarchen nicht verlesen. Wäre es zur Verlesung gekommen, wäre auch Ignatios selbst von der Synode verurteilt worden (vgl. Bd. IV S. 1 34 f. u. 147 mit den Anm. 394, 426 u. 430 ) . Soweit bekannt, hat Ignatios auch später den Tomos von 1 3 5 1 weder unterschrieben noch anerkannt. Inwiefern er versucht hat, Antipalamit zu bleiben ohne mit der Kirche von Kpl. zu brechen, ist unklar. Zu der Zeit, als Ag. ihn besuchte ( 1 3431 346), war er ohne Zweifel noch ein überzeugter Gegner des Palamas. Zu ihm s. PLP 8073, wo unter Q. die Stellen Greg. II 893 und 9 9 1 zu ergänzen wären. Der Vorgänger des Patriarchen Lazaros von Jerusalem (PLP 1 4350; 1 349- 1 3 6 8 ) hieß Gerasimos (PLP 3 782; 1 342- 1 349). Man wundert sich, daß Ag. den Namen dieses Mannes, den er im Herbst 1 342 besuchte, vergessen haben will. Sonderbar ist auch, daß Greg. den ihm ganz sicher bekannten Namen nicht ergänzt hat. Wie schon Bd. III Anm. 409 erörtert wurde, war der Thron von Jerusalem zu der Zeit umstritten. Lazaros war 1 340 oder kurz zuvor zum Patri archen gewählt worden, wurde aber, als er - vom Sultan vertrieben (Kantak. III 97,8 f. ) - sich in Kpl. um Bestätigung bemühte, aufgrund der vom Jerusalemer Mönch Gerasimos gegen ihn erhobenen Beschuldigungen in Kpl. festgehalten, während man die Sache untersuchte. Nach Ausbruch des Bürgerkriegs entschied der Patriarch Johannes XlV. Kalekas die Angelegenheit im Alleingang zugunsten des Gcrasimos und hob diesen auf den Thron von Jerusalem. Daraufhin flüch tete Lazaros, des Kantakuzenismus verdächtigt, zum rebellierenden Usurpator und blieb bis nach dessen Sieg bei ihm (Kantak. III 9 1 , 1 -93 , 1 2 ) . Dieser erkannte Lazaros seinerseits als Patriarchen von Jerusalem an und ließ sich 1 346 in Adrianopel von ihm krönen (Kantak. II 564,1 0-22 und III 29,9-14 und 9 3 , 1 2 - 1 7; vgl. Greg. Bd. III Anm. 482). Auch Greg. nennt Lazaros in sei nem Bericht über die Krönung des Kantak. ohne wenn und aber Patriarch (Bd. III S. 1 54 ) . Zu dieser Zeit sah er aber auch in Kantak. noch den legitimen Mitkaiser. Lazaros saß in Kpl. im Februar 1 347 noch der Synode vor, die die Absetzung des Johannes Kalekas vom 2 . 2. 1 347 bestätigte, s. Bd. III Anm. 471 S. 3 74 f. Problematisch ist in Bezug auf Lazaros die Zeitbestimmung des Besu ches des Agathangelos, der in Jerusalem war, « ehe Lazaros in diesem Jahr dorthin gekommen ist » . Agathangelos war in Palästina im Herbst 1 342 (vgl. Bayer, Chronol. Anm. 1 12 ) , d. h. zur Zeit, als Lazaros aus Kpl. zu Kantak. flüchtete, der sich damals in Serbien aufhielt. Man kann also « in diesem Jahr» unmöglich auf die Zeit des Besuchs des Ag. in Jerusalem beziehen. Es muß hier mithin die Rede sein vom Jahr, in dem Ag. Greg. darüber Bericht
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erstattet, d. h. vom Jahr Sept. 1 3 5 1 -August 1 3 52. Das aber paßt nicht zum Bericht des Kantak. IH 90,1 6 ff. , wonach dieser den Lazaros zusammen mit dem Gesandten Manuel Sergopulos (PLP 252 1 0 ) im Herbst 1 349 zum ägypti schen Sultan schickte, unter anderem mit dem Ziel, daß dieser Gerasimos ver treiben und Lazaros auf den Thron von Jerusalem bringen sollte, was dieser auch tat, wie er in seinem berühmten Brief an Kantak. mitteilt, den dieser in sein Geschichtswerk aufgenommen hat (IH 94,2-99, 9 ) . Dieser Brief ist datiert vom 1 5 . Saapan des Jahres 750 Mohammeds (Kantak. In 99,3 f.), d. h. umgerechnet d. 30. Oktober 1 349 unseres Kalenders (vgl. Dölger: Reg. 2950; Nicol: Kantak. S 71 mit Anm. 94; Bd. IV Anm. 9 ) . Da laut Schreiben des Sultans der Gesandte (Manuel Sergopulos « ho apokrisiarios » , s. Brief 95, 1 3; 9 6,4. 7. 14 f. 1 8; 97, 1 0. 1 8 f.; 9 8,3 f. 8 f. 1 9), der den Brief des Sultans an Kantak. überbrachte, auch den Lazaros nach Jerusalem begleitete (Kantak. IH 97, 1 3 - 1 8 ) , ist die Durchführung der Restitution des Lazaros auf den von ihm beanspruchten Thron nach dem 30. Oktober 1 349 anzusetzen, und zwar bald danach, denn es gibt keinen ersichtlichen Grund, warum Sergopulos diese Aufgabe nicht gleich auf dem Rückweg nach Kpl. erledigt hätte. Kantak. berichtet noch, daß Gerasimos, sobald er von seinem Thron vertrieben war, sich auf den Weg zum Sultan begab, um sich zur Wehr zu setzen, aber unterwegs nach drei Tagen starb, wonach Lazaros noch längere Zeit amtierte (In 99, 1 0- 1 04,5). Diesen Tod setzt man allgemein auf 1 349 an. Zu Lazaros v. Jerusalem s. auch PLP s. n. Seichun 2 5 1 0 3 . Für die abweichende Datierung des Amtsantritts d e s Lazaros durch Ag. ( 1 3 5 1/ 2) habe ich keine plausible Erklärung anzubieten. Daß Kantak. bei der Über nahme des Sultanbriefes versehentlich 750 statt 752 geschrieben hätte, ist höchst unwahrscheinlich. Auch die Frage, warum Greg. Ag. den Namen des Gerasimos vergessen läßt, kann man nur hypothetisch beantworten. Gerasimos dürfte zwar im Gegensatz zu seinem Rivalen Antipalamit gewesen sein, aber da seine Ernennung durch Kalekas nicht einwandfrei erfolgt war und seine Legiti mität also in Zweifel gezogen werden konnte, hielt Gregoras es vielleicht für besser, den vor Lazaros amtierenden Patriarchen anonym zu lassen als durch Nennung des Namens Erinnerungen an solche Zweifel heraufzubeschwören. Das Zusammennehmen von Ägypten, Syrien, Kilikien und wo Ag. sonst noch war, um die schnelle Verbreitung der Kunde bezüglich Palamas aufzuzeigen, wirkt wenig glaubwürdig. Wenn im J. 1 342/43, als Ag. in Ägypten und Palästina war, dort schon eine solche antipalamitische Stimmung geherrscht haben soll, wie Ag. sie schildert, kann man für diese Gebiete meinetwegen von schnell sprechen. Als er aber, vermutlich in Tarsos (s. In 1 9 , 1 9-22), mit dem Patri archen von Antiochien zusammenkam, war es 1347 (vgl. Beyer: Chron. Anm. 1 12 ) , und erst von ihm kann Ag. eine klare Stellungnahme gegen den Palamismus berichten, und diesen Bericht benutzt er dann, um den beiden =
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anderen Patriarchen die gleiche Meinung zuzuschreiben (In 24,2-2 1). Was der Patriarch von Antiochien vom Palamismus hielt, war Greg. aber auch selbst längst zur Genüge bekannt. Mit dem Beschluß, wovon hier die Rede ist, meint Ag. wohl die Verurteilung und Exkommunikation des Pa lamas durch Patriarch und Synode vom 4. No vember 1 344 oder kurz davor. Diese hatten Verurteilung und Absetzung seines wichtigsten Mitstreiters Isidoros Bukheir zur Folge sowie diesbezügliche Erklä rungen für die Athosmönche und für alle Gläubigen und eine offizielle Inter pretation des Tomos von 1 34 1 durch den Patriarchen ( s . Darrouzes: Reg. 22492253). Zu der Zeit schrieb auch Patriarch Ignatios seinen hier erwähnten Tomos gegen Palamas, wogegen dieser eine Widerlegung verfaßte, und den Arsenios von Tyros auf dem Konzil von 1 3 5 1 verlesen wollte, aber nicht durfte (s. Bd. IV S. 1 34 f.). Korrigiere In 25,4 f. 'ouden aischonton' in 'eidenai echonton' . Korrigiere In 25, 1 0 'patrion' in 'pateron' . Korrigiere In 26, 1 1 'eutechnon' in 'entechnon' und 26, 12 wiederum 'patrion' in 'pateron'. Auf Zypern herrschten damals die Lusignan. Die Insel war im dritten Kreuzzug von Richard Löwenherz erobert und danach dem König von Jerusalem Guy de Lusignan übergeben worden, vgl. Bd. I Anm. 282. Ag. war wohl nicht der erste, der Greg. aus eigener Anschauung über die Insel berichtete. Sein Mentor, der Großlogothet Theodoros Metochites, hatte 1294 als Mitglied einer Gesandt schaft den König von Zypern besucht, als Andronikos 11. für seinen Sohn Michael IX. eine Braut suchte; auf Zypern freilich vergebens ( s . Bd. I S. 1 64 mit Anm. 335 f.). Außerdem hatte Greg. schon seit längerer Zeit u. a. in Sachen Palamismus mit dem Zyprioten Georgios Lapithes (PLP 14479) korrespondiert, den Ag. gleich hiernach erwähnt. Zur gelobten 'politischen Ordnung' auf Zypern in j ener Zeit s. C. P. Kyrris: Greek Cypriot Identity, in: Byzantium and the Latins 1 1 92-1489, BF 19 ( 1 993) 229-248 . Von Georgios Lapithes war auch schon B d . I n Anm. 48 1 kurz die Rede, d a er zum antipalamitischen Korrespondentenkreis des Greg. gehörte. Wie wir hier sehen werden, war er ein sehr wohlhabender und angesehener Mann auf Zypern, der sich seinen Studien und philanthropischen Werken widmen konnte. Briefe von Greg. an ihn sind nicht erhalten geblieben, wohl drei des Lapithes an Greg., s. Greg. Ep. ( Leone), Epp. ad Greg. 14-16, S. 406-4 1 l . PLP 1. c. wird Ag. als Besucher des Lapithes und mit Fragezeichen als identisch mit Manuel Angelos, epi tou kanikleiou verzeichnet. Dazu sei notiert, daß Manuel Angelos, wenn er mit Ag. identisch war, zu dieser Zeit ( 1 3471 349) wohl weder epi tou kanikleiou, noch Katholikos krites war. Zur Person s. Einl. § IV.
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König von Zypern war zu dieser Zeit ( 1 324- 1 35 9 ) Hugo IV. de Lusignan (PLP 92561 ) . Wie Bd. I S. 45 Werkliste Nr. 7 verzeichnet, hat Greg. eine Lobrede auf diesen König hinterlassen. Der dortigen Notiz ist hinzuzufügen, daß diese inzwi schen in einer Neuausgabe vorliegt: P. L. M. Leone: L'encomio di Nicephoro Gregoras per il re di Cipro (Ugo IV de Lusignan), in: Byzantion 51 ( 1 9 8 1 ) 2 1 1-224. Greg. selbst erwähnt diese Rede i n einem Brief an einen unbekannten Adressaten ( Greg. Ep. Nr. 87 <So 235-2 3 8 > Z. 8-20) . Er weist darauf hin, daß er den König schon in seiner Hist. Rh. gepriesen hat (Z. 1 7- 1 9 ) . Damit kann nur die Stelle In 29,6-30,14 gemeint sein. Im Brief lobt Greg. den König u. a. wegen des Freikaufs von Gefangenen, wofür er im Geschichtswerk auch Lapithes preist. PLP 92561 wird unter Q. weder auf Hist. Rh. In 29,6 H. und 33,3- 1 1 verwiesen, noch die Rede oder die sich darauf beziehende Briefstelle verzeichnet. 60 Diese Stelle illustriert den literarischen Aspekt der Briefe, die Männer wie Greg. schrieben. Sie beabsichtigten von vornherein, ihre Korrespondenz nicht für sich zu behalten, sondern diese auch beim Unterricht ihrer Schüler einzusetzen, so wie sie auch davon ausgingen, daß die Adressaten sie in ihrem Kreis vorlesen würden. 61 Textkorrektur zu In 3 1 ,7: ergänze nach 'philias' 'eilikrines ' . 61a Korrekturvorschlag zu I n 32, 1 6 : für synekleise lese synekleies ( Cod. G); 22: nach 'eskemmena' dürfte 'peda' oder ' (h)alletai' 'springt' zu ergänzen sein. 62 «Mehr als genug davon » wäre passender gewesen. Der ganze Passus In 20, 1534,2 dient weniger dem Lob des Lapithes als dem indirekten Eigenlob des Autors. Greg. versucht hier, wie schon Bd. In S. 70, mangelnde Erfolge in der Gegenwart durch die Erinnerung an frühere Leistungen zu kompensieren. An erster Stelle erwähnt er auch hier namentlich « den Dialog wegen des Kalabriers Barlaam » , d. h. das 'Florentios' genannte Werk, worauf er immer besonders stolz war. Aber auch seine astronomischen und philosophischen Schriften hebt er hervor. Vgl. dazu Bd. I S. 50-53 Werkliste Nr. 32-44 . Zu Nr. 34 ergänze: vgl. Sevcenko: Polemique S. 260 Anm. 1; zu Nr. 3 7 (Astrolab) und 42 (Florentios) s. auch Bd. n S. 6. 63 Textkorrektur zu In 34,9: ergänze nach 'metrois' 'kai' und zu In 35,10: ändere 'oun' (nun, also) in 'au' (wiederum, dagegen) . 64 « Wie der Apostel sagt» betrifft nur die Worte « Völker, die kein Gesetz haben, aber von Natur aus das Gesetzliche tun » , die man Rom. 2,14 liest. Für die ersten Worte des Satzes « Wenn - liebt» war Ps. 1 0,8 (bzw. 1 1 , 7) « Gerecht ist der Herr und er liebt die Gerechtigkeit» die Quelle . « Erhöht Völker ( ein Volk» > stammt aus Provo 14,34: « die Tugend führt ein Volk zur Höhe » Quellen für den Inhalt der Stelle In 3 5 , 1 3 - 3 6 , 1 sind Bibelstellen, die lehren, daß man nicht durch Worte, sondern nur durch Taten ein wahrer Christ wird oder ist, s. Mt. 7,2 1; Rom. 2 , 1 3 - 1 6; Joh. 1 ,22-25 u. a. « Misei » (35,1 5 ) erinnert an Ps. 5,6 « Du =
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hassest alle Übeltäter» und ähnliche Stellen, die betonen, daß j ede Ungerechtig keit Gott verhaßt ist. Es ist noch darauf hinzuweisen, daß hier Lapithes spricht, den Ag. ab S. 34,21 in direkter Rede « zitiert » , nachdem er schon vorher einen Kommentar des Lapithes zur Inselbesichtigung in indirekter Rede gebracht hat (s. 34,5-2 1 ) . Gr. 'polychoun t o georgion' . Den gleichen Ausdruck benutzt Greg. Flor. 71 f. (Leone ); Ep. 92, 1 6 ( Leone ); Hist. Rh. III 9 6 , 1 f. u. 323,5 f.; Antirrh. pr. 2 7 1 , 8 (Beyer) . Quelle? Alles, was Ag. Lapithes in den Mund legt, ist zu eindeutig genau das, was Greg. dachte und j edem verkündete, als daß wir hier einen weiteren eigenständigen Bekämpfer des Palamas hören würden. Das Interesse des Lapithes an Ptole maios, wovon die Rede ist, wird durch einen Brief des Lapithes an Greg. ( Leone Nr. 14 Z. 3 5 ) bestätigt. Bewunderung für die Werke des Greg. bezeugt Lap. in Ep. 16,6 ff. ( Leone) . Ag. war demnach schon i m Februar 1 347 auf Zypern, s. B d . III S. 1 60- 1 62 mit den Anm. Er blieb dort zwei Jahre (III 3 8 , 1 3 ) bis zur Sommersonnenwende ( 1 349) (3 8 , 1 7) . Vgl. Beyer: Chron. Anm. 1 1 2. Daß Kantak. Palamas für seine Unterstützung eidlich versprochen hätte, seine Irrlehre offiziell zu bestätigen, mag übertrieben dargestellt sein, daß aber Kan tak. und Palamas sich gegenseitig bei der Usurpation der Macht im Staate und in der Kirche behilflich gewesen sind, unterliegt keinem Zweifel. Vgl. Bd. II S. 1 6 8 f. mit Anm. 473; ebd. Anm. 471 S. 3 71 -3 75; Bd. IV S. 47-52. Man gewinnt hier den Eindruck, daß Lapithes ursprünglich, wie Greg., große Hoffnungen auf Kantak. setzte und seine Usurpation gutgeheißen hätte, wenn er nicht zum Schirmherrn des Palamismus geworden wäre. Zur Abwechslung legt Greg. seine häufig bekundete Bereitschaft zum Marty rium einem Freund in den Mund. Nichts spricht indessen dafür, daß sein Leben wirklich in Gefahr gewesen ist. Wenn er es selbst geglaubt hat, so hat er sich als Gefahr für Kantak. überschätzt. Daß er im Ernstfall den Tod einem Bekenntnis zum Palamismus vorgezogen hätte, glaube ich ihm. Zumindest auf die Vorteile eines solchen Bekenntnisses hat er verzichtet. Es ist die Rede vom Sommer 1 349; s. ob. Anm. 67. Bezüglich der Größe der Inseln Zypern und Kreta irrt sich Ag. nicht wenig. Zypern mißt ca. 9300, Kreta 8222 qkm. In der Länge mißt Kreta ca . 260 km., in der Breite zwischen 12 und 57, also steht 'weniger als die Hälfte' für durch schnittlich etwa ein Achtel. Der Irrtum mag Ag. deswegen unterlaufen sein, weil er sich auf Zypern mehr als zwei Jahre, auf Kreta nur ein halbes Jahr aufge halten hatte (vgl. Beyer: Chron. 1 42 Anm. 1 12 ) . Korrigiere III 3 9 , 9 'poly' i n 'me poly' . Ag. landete auf Kreta i n einem Hafen unweit des Labyrinths bei Knossos (s.u. ) . Dieser Hafen muß also das heutige
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Iraklion gewesen sein, das damals unter venezianischer Herrschaft Candia hieß. Im wechselnden Namen der Stadt spiegelt sich ihre Geschichte. Wo ursprünglich eine Hafenstadt namens Herakleion lag, gründeten die Araber nach der Erobe rung der Insel ( um 827) die Stadt neu und nannten sie al Khandaq, woraus die Byzantiner Chandax machten. Insel und Stadt wurden 9 6 1 vom späteren Ks. Nikephoros Phokas zurückerobert und blieben bis 1204 byzantinisch, gerieten dann aber infolge des Vierten Kreuzzugs zuerst unter Bonifatius von Montfer rat, dann unter den genuesischen Piraten Pescatore und schließlich ab 1 2 1 2 unter die Venezianer (vgl. B d . I Anm. 345 ) . Seitdem hieß al Khandaq Candia, bis die Venezianer Insel und Stadt nach einer zwanzigjährigen Belagerung 1 669 an die Türken verloren, die dort bis 1 908/13 herrschten. Zu der Zeit nannten die Griechen Candia, in der vor allem Türken und Juden wohnten, Megaloka stron. Nach der erneuten Inbesitznahme durch die Griechen erhielt die Stadt ihren alten Namen HerakleionlIraklion wieder und wurde 1 923 durch Ansied lung von 8000 Griechen aus Kleinasien regräzisiert. Nun aber zum minoischen Labyrinth, dem das Hauptinteresse des Ag. galt. Dieses war j edem gebildeten Byzantiner aus den Mythen von Minos und dem Minotauros, von Daidalos, Theseus und Ariadne ein Begriff. Zu Gregoras' Zeiten suchte man es offenbar nicht, wie mehrere Forscher später das taten, in den Steinbrüchen von Gortyn in der südkretischen Mesara-Ebene, wo man es im 1 7. Jh. dem Engländer Lithgow gezeigt haben soll, sondern in unmittelbarer Nähe von Knossos, wie Ag. hier bezeugt, d. h. dort, wo mehr als fünf Jahrhun derte später Arthur Evans den Großen Palast von Knossos ausgrub. Als Ag. aber im J. 1 349 dorthin kam, war oberirdisch davon anscheinend genau so wenig zu sehen wie 1 8 8 6, als Heinrich Schliemann an derselben Stelle auf dem Hügel Kephale stand und verkündete, daß sich unter diesem Hügel der Palast des Minos befinden müßte. Jedenfalls berichtet Ag. nur über unterirdische Reste, die ortsansässige Leute ihm mit Fackeln (und wohl schon gegen Entgelt) als das gesuchte Labyrinth zeigten, das Modell und Namen abgab für alle Irrgärten, die es irgendwo gibt, gab oder geben wird. In der Beschreibung des Gezeigten durch Ag. konnte ich aber bei einem Besuch der Palastruinen von Knossos im Frühjahr 1 99 8 nichts wiedererkennen und der Besuch des Ag . wird leider in keinem der zehn Kreta- bzw. Knossosbücher unserer Hausbibliothek erwähnt. Ag. beschreibt die von ihm gesehenen Reste als direkt im steinigen Boden aus gehauen. Das muß entweder ein grober Irrtum sein, oder man hat ihn in eine von Menschenhand geschaffene unterirdische Höhle geführt, die kaum ein Teil des Minos-Palastes gewesen sein kann, der einst unter freiem Himmel gebaut und später zugeschüttet und begraben wurde. Eine einfache Steingrube kann es aber auch nicht gewesen sein, weil man darin weder geglättete Säulen noch Vorhöfe und Wasserstellen aushaut.
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Ag. hat hier das jüngere in Athen geprägte Minosbild aus dem Theseusmythos vor Augen. Darin ist Minos der Herrscher von Kreta, dessen Thalassokratie in der Ägäis auf den Völkern rundum lastete. Diese Vorstellung hat ihren Ursprung in der tatsächlichen kretischen Seeherrschaft von ca. 2000-1 500 v. Chr. Wo Greg. aber in seinen Briefen Minos erwähnt, hat er das ältere Bild des Minos vor Augen, das des gerechten Herrschers und Gesetzgebers und des vorbildli chen Richters, der in der Unterwelt weiter seines Richteramtes waltet; s. Epp. 2 1 , 1 1 4 f.; 46,57; 67, 1 2 f. ( Leone); vgl. Horn. Od. 1 1 ,568-5 7 1 . Zum Ausdruck 'Kastell des Vergessens' s. Bd. II Anm. 2 8 1 . Mit dem Labyrinth von Kreta sind zwei Mythen eng verbunden, die sich zu einem Strang verbinden. Greg. interpretiert beide (vielleicht nach einem mir unbekannten Vorbild) eigenwillig. Im Minosmythos ist Minos der durch Zeus mit Europa gezeugte Herrscher von Kreta, der nach seinem Tod Totenrichter in der Unterwelt wurde und deswegen einen guten Ruf hatte. Dazu paßte freilich schlecht, daß er in seinem Leben Poseidon gegenüber wortbrüchig geworden war, indem er den Stier, den dieser ihm zur Bestätigung seiner Herrschaft aus dem Meer gesandt hatte, nicht, wie versprochen dem Meeresgott opferte. Dazu paßte auch nicht die Strafe, die er dafür bekam. Denn Poseidon erweckte in seiner Gattin Pasiphae eine Liebe zu dem Stier, woraus ein Stiermensch hervor ging, der Minotauros. Und dazu paßte auch nicht die genannte attische Vor stellung des kretischen Herrschers, der aus Rache für seinen in Attika umge kommenen Sohn den Bewohnern Attikas das j ährliche Opfer von sieben Knaben und sieben Mädchen auferlegte. Greg. befreit nun den gerechten Herrscher und beispielhaften Richter Minos von diesen Schandpflecken, indem er einen späten Nachfolger des Minos einführt, der seines rohen Charakters wegen Minotauros genannt wurde. Das Labyrinth, das Daidalos für den Minotauros genannten Herrscher baute, war also kein Gefängnis, in das ein Stiermensch eingeschlossen wurde, sondern eines, in das ein Herrscher mit dem rohen Charakter eines Stieres seine Opfer einschloß und aus dem es kein Entrinnen gab. Wer dort eingesperrt wurde, fiel dem ewigen Vergessen anheim, wie im berüchtigten persischen Kastell des Vergessens (vgl. Bd. II S. 229; III S. 1 3 5 und 1 45). Diese rationalistische Deutung des Namens Minotauros soll wohl nicht nur mit der Gleichsetzung eines grausamen Tyrannen mit einem höchst gerechten Richter aufräumen, sondern auch den Mythos einer Mißgeburt aus Stier und Frau ins Land der Fabel verweisen. Auch schon in der Antike hat man gelegentlich zwischen einem Großvater und einem Enkel Minos unterschieden (s. Kl. Pauly s. n. Minos Sp. 1 3 32). Man notiere zu diesem Passus auch noch, daß Greg. den Meeresgott Aigeus, der dem ägäischen Meer seinen Namen gab, zum voratheni schen Herrscher Attikas macht und, was dessen Tod betrifft, der Lesart folgt, daß er sich schon ins Meer stürzte, als er feststellte, daß sich sein Sohn Theseus
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freiwillig mit den Minotaurosopfern auf den Weg nach Kreta begeben hatte, und nicht erst als dieser zurückkam und vergessen hatte, die schwarzen Segel durch weiße zu ersetzen. Theseus erscheint hier bei Greg. als der Gründer Athens durch Herbeiführung eines Synoikismos der Attiker. Das entspricht Plutarchs Parallelbiographie 'Theseus-Romulus' . Vgl. dazu auch Greg., Flor. 1 34- 1 3 6 (Leone ) . Die Rolle der Ariadne, Tochter von Minos und Pasiphae, beschränkt sich bei Greg. auf ihre Hilfe für Theseus, aus dem Labyrinth zu entkommen, wobei Greg. den berühmten Faden aus dem Spiel läßt. Korrigiere III 40, 12 'hyphenta' in 'aphenta'. Das wäre uns auch lieb gewesen. Daß die Venezianer auf Kreta nur eine kleine Minderheit bildeten und das einfache Volk dem orthodoxen Glauben treu blieb, der übrigens seit 1299 offiziell zugelassen war, ist aus anderen Quellen aus reichend bekannt. Gemessen am Aufenthalt von ca. acht Monaten (ca. Juli 1 349-März 1 3 50) ist der Bericht des Ag. über Kreta als dürftig zu bezeichnen. Die Zeit, in der Ag. Kreta besuchte, war keine gute Zeit für die griechischen Inselbewohner. Die Venezianer herrschten über sie, wie I:Ierren über Sklaven. Die Griechen rebellierten häufig, um mehr Rechte für sich zu erkämpfen, so 12 1 9, 1230, 1262, 1 2 8 3 - 1299, 1 33 3 , aber mit mäßigem Erfolg. Die blutigste Auseinanderdersetzung stand 1 349/50 noch bevor und erfolgte erst nach dem Tod des Gregoras in den Jahren 1 3 63 - 1 3 67. Trotzdem gab es ab ca. 14001439 eine typisch kretische kulturelle Blüte, die auf besserem Zusammenleben der venezianischen und griechischen Oberschichten fußte, aber leider durch das Konzil von Ferrara Florenz 1439 zunichte gemacht wurde. Vgl. Kl. Gallas: Byzantinisches Kreta, München 1 9 8 3 , S. 24-3 1 « Kreta unter venezianischer Herrschaft 1204- 1 6 69 » ; A. F. van Gemert: Waarom schreven Venetianen Grieks?, Amsterdam 1 9 9 8 . Ag. spricht hier ein Thema an, d a s Greg. schon vor seiner Inhaftierung beschäf tigt hatte, den genuesisch-venezianischen Seekrieg der Jahre 1 350 (August)1 355 (Juni) . Ag. nennt als Hauptanlaß die Seeschlacht vor Byzanz-Galata vorn 6. März 1 349, worüber Greg. Bd. III S. 203-2 1 9 u. IV S. 59 schon berichtet hat. Der Byzanz erniedrigende Sieg der Genuesen hätte diese so überheblich gemacht, daß sie versuchten, den Schwarzrneerhandel für sich zu monopolisie ren. Diese Überheblichkeit war freilich vor allem inspiriert durch den Ausbau der genuesischen Positionen im östlichen Mittelmeer durch die Eroberung der Insel Chios sowie der kleinasiatischen Städte Alt- und Neuphokaia im Juni 1 346 ( s . Bd. III 1 5 6 mit Anm. 420 f. ; Kyrris: Cant. Gen. Ven. 3 3 3 ) . Das führte zu Auseinandersetzungen mit Venedig, das schließlich am 6. August 1 350 Genua den Krieg erklärte, einen Krieg, der in Wirklichkeit schon im Gange war. Ein erstes für Byzanz wichtiges Kriegsereignis war eine venezianische Expedition unter Führung des Admirals Marco Ruzzini gegen Galata im Herbst 1 350,
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zur Zeit als Kantak. sich in Thessalonike aufhielt. Auch darüber hat Greg. schon berichtet, s. Bd. IV S. 64 f. mit den Anm. 3 3 -4 1 . Eine zweite Expedition unter Nicolü Pisani erfolgte im Frühjahr 1 3 5 1; über diese hat Greg. nur sehr kurz berichtet, s. Bd. IV S. 66 mit den Anm. 48-50. Er ist dabei über die ersten unbe deutenden Kriegshandlungen und eine Andeutung der Bündnisse zwischen Venezianern und Katalanen (Januar 1 3 5 1 ) und Venezianern-Byzantinern (Mai 1 3 5 1 ) nicht hinausgekommen, da es vor dem bald danach zusammengekomme nen Konzil zur Kanonisierung der palamitischen Dogmen zu keinem bedeuten den Seegefecht kam und er deshalb zuerst das Konzil und die von ihm selbst fortgesetzte Bekämpfung des Palamismus vorrangig zu seinem Thema machte (Bd. IV S. 67- 1 92 ) . Korrigiere i n diesem Passus III 4 1 ,23 'topon' in 'ponton' . D a s 'obere Meer' (gr. 'ton ano ponton' ) ist für die Konstantinopler das für sie weiter nördlich gelegene Meer Pontos Euxenios Schwarzes Meer; der Maiotissee ist das Asovsche Meer n.ö. der Krimhalbinsel und der Tanais ist der Don. Zum Versuch der Genuesen, sich die Hegemonie im Schwarzen Meer zu sichern und die Venezia ner von dort fernzuhalten, s. Heyd: Commerce 1. 487 f.; Balard: Rom. gen. I 75 ff.; Kyrris: Cant. Gen. Ven. 3 3 3 . Für Katalanen schreibt Greg. Katelanen; eine diesbez. Notiz war für Bd. I vorgesehen (s. dort Reg. s. n.), ist aber verse hentlich nicht aufgenommen worden. Die Katalanen spielen in der Hist. Rh. des Greg. eine Rolle seit Ks. Michael VIII, s. Bd. I u. II Reg. s. n. Zur Zeit, worum es hier geht, herrschte über sie Pedro IV. von Aragon, der Zeremoniöse ( 1 33 61 3 8 7) . Zum Bündnis der Venezianer und Katalanen vom 1 6 . 0 1 . 1 3 5 1 s. Bd. IV S. 66 mit Anm. 50 f. Kreta beteiligte sich am Krieg, da es seit 1204 Venedig gehörte, s. Bd. I Anm. 345. Bd. III S. 54 erwähnt Greg. Kreta unter den Inseln, die von Umur von Aydin heimgesucht wurden. Schon zum Thema genuesisch venezianischer Krieg gehörte die Bd. IV S. 65 erwähnte Plünderung Kretas durch die Genuesen. Ag. war auf Kreta Sommer 1 349-Anfang Frühjahr 1 350, s. Beyer: Chron. Anm. 1 12. Schon damals, also eine ganze Weile vor der Kriegs erklärung vom Januar 1 3 50, bereitete man sich dort auf den Krieg vor, der erst im August 1 350 erklärt wurde. Dieser Krieg wird uns in der Hist. Rh. noch oft beschäftigen, s. u. III 43 ,9-5 1 ,3; 76,3 -78,24; 82, 1 7-93 ,5; 99,7- 1 00, 1 3; 106, 12- 1 0 8 ,3; 1 7 1 ,22- 1 73 ,3; 1 89 , 3 - 1 95,4 mit den j eweiligen Anmerkungen; außerdem Anm. 267. Aus geographischer Sicht ist diese Routebeschreibung von Kreta nach Euboia befremdlich. Wer von Kreta nach Euboia fährt, passiert zuerst die Sporaden und Kykladen und erst, wenn er schon östlich von Attika die Südküste Euboias betreten hat, ist er auf der Höhe des nördlichen Breitengrades, auf der westlich von Attika Salamis liegt. Wir wollen aber Ag. bzw. Greg. deswegen nicht geo graphisch falscher Vorstellungen verdächtigen und nehmen an, daß Ag. nur =
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deshalb zuerst Salamis als 'links liegen gelassen' erwähnt, weil er von vornherein auf einen Besuch auf der Insel verzichtete, als er sich entschloß nach Euboia zu fahren. Greg. seinerseits wollte nicht die Gelegenheit verpassen, auf ein großes historisches Ereignis, den Sieg des Themistokles über die Perser, hinzuweisen, den er auch sonst einige Male in Erinnerung ruft (vgl. Bd. II 253 mit Anm. 3 74; Epp. 12,3 3 . 63 und 43,84 f. ( Leone ) . Zur Geschichte von Euboia nach 1204 hat Greg. bisher nur einen kurzen Bericht gebracht, s. Bd. I S. 1 1 1 f. mit Anm. 1 6 7 (in der Anm. ist folgendes z u korrigieren. D e r Rebell Licario wurde schon 1276/7 von Michael VIII. mit der Würde eines Großkonostablos entlohnt, wozu auf Dölger Reg. 2023b (nicht 2042 ) zu verweisen ist). Die Ankunft des Ag. auf Euboia läßt sich nicht genauer bestimmen als hier angegeben: Frühjahr 1 350. 8 1 Offenbar ist Ag. an der Südküste Euboias an Land gegangen und mußte schon dort feststellen, daß die von Venedig beherrschte Insel sich, wie Kreta, auf Krieg vorbereitete und einen genuesischen Angriff erwartete. Er schränkte darum seine Erforschung der Insel ein und durchquerte sie von Süd nach Nord (Kap Artemision) mit der Absicht von dort heimzukehren. Imme �hin hat er sich dafür zumindest vier bis fünf Monate Zeit genommen, denn er war, wie gesagt, Anfang des Frühjahrs ( 1 35 1 ) angekommen und gleich hiernach erfahren wir, daß es inzwischen Ende Sommer geworden ist, also zumindest August. 82 Man beachte, daß Ag. dies alles in der Nacht vom 20. auf den 2 1 . November 1 3 5 1 berichtet und daß Greg., wie wir später noch sehen werden, mit seiner Hist. Rhom. zu der Zeit erst bis einschließlich Kap. 17 gekommen war. Kap. 1 827, worin wir hier lesen, brachte er erst ca. Juli 1 352 zu Papier (s. Bd. IV S. 1 -5 ) . Ag. erzählt, was e r aus seiner persönlichen Perspektive vom genuesisch-venezi anischen Krieg weiß, ohne zu wissen, wie Greg. diese Dinge in der noch aus stehenden Fortsetzung der Hist. Rhom. aufgrund eigener Aufzeichnungen aus der Zeit vor seiner Haft behandeln will. Umgekehrt kannte Greg. schon diesen Bericht des Ag., als er Kap. XVIII-XXIV. 2 mit den Stellen Bd. IV S. 64 f. und 66 ( ed. II 8 77,2- 878, 1 9 u. 8 8 0,7-24) verfaßte. Greg. berichtet dort über die Expe dition Ruzzinis im Herbst 1 350 in Verbindung mit der Wiederinbesitznahme von Thessalonike durch Kantak., die seit der « herbstlichen Sonnenwende» erfolgte. Dort haben wir als Leser der Hist. Rhom. schon erfahren, daß die 33 venezianischen Schiffe Ruzzinis nicht, wie man aufgrund des Berichtes des Ag. (111 43,9 ff. ) vielleicht denken könnte, wegen des Angriffs der 14 genuesi schen Schiffe auf Euboia unterwegs waren, sondern vom Anfang an Konstanti nopel und Galata ansteuerten und ihren Überfall auf die Genuesen nur als Zugabe zu ihrem Hauptunternehmen erledigten. Am Rande sei hier noch notiert, daß Ag. von 34 venezianischen Schiffen spricht, während Greg. deren 33 in Konstantinopel ankommen läßt. Vier waren aber nach Thessalonike ent sandt, so daß wir wohl annehmen müssen, daß die ursprüngliche Flotte auf
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Euboia ergänzt worden war. Übrigens herrscht in den Quellen über die Zahl der Schiffe Ruzzinis keine Einigkeit; sie schwankt zwischen 19 und 40. Vgl. Nicol: Byz. & Ven. S. 273 Anm. 1, Schreiner: Kleinchron. II 277 Anm. 20. Wie schon Bd. IV S. 293 mitgeteilt, hielt Ruzzini sich nach der Vernichtung bzw. Vertrei bung der Genuesen nur noch kurz auf Euboia auf und erreichte am 30. Septem ber Konstantinopel und Galata, wo er 40 Tage ( Greg. : «wenige Tage »), also bis Anfang November blieb, ohne etwas ausrichten zu können. Noch vor dem Winter fuhr er an Euboia vorbei nach Venedig zurück und wurde dabei von Ag. beobachtet, der auf Euboia hängen geblieben war. Unterwegs sollte er genuesische Plünderzüge gegen venezianische Besitzungen unterbinden, aus wel chem Grund Greg. überhaupt den Zusammenstoß mit den 14 genuesischen Schiffen bei Euboia auf dem Hinweg erwähnt. Greg. nutzt diesen Bericht des Ag., um zwei Dinge nachzutragen, die in seiner Darstellung Bd. IV S. 64 f. feh len. Ag. gibt genau die Stelle an, wo Ruzzini die 14 genuesischen Schiffe über fiel: im 'Hafen' zwischen den ca. 25 m auseinanderliegenden attischen Küsten städtchen Oropos und Aulis, die den wichtigsten Städten von Euboia Chalkis und Eretria gegenüber liegen. Dieser Handstreich Ruzzinis soll die letzten diplo matischen Bemühungen, den drohenden Krieg zwischen den bei den Seerepubli ken zu verhindern, zunichte gemacht haben (s. Balard: Bat. Bosph. 435). Außer dem erfährt der Leser hier, daß Ruzzini schon auf Euboia erfuhr, daß der Kaiser in Thessalonike war und deshalb schon von dort den Gesandten J acopo Braga din zu ihm schickte, um über ein Kriegsbündnis zu verhandeln, das er selbst mit dem Ks. in Kpl. perfekt machen wollte. Bd. IV S. 65 hat der Leser nur erfahren, daß Ruzzini in Kpl. feststellen mußte, daß der Ks. nicht da war. Greg. legt hier Ag. etwas in den Mund, womit er wohl nachdrücklich darauf hinweisen will, daß er wichtige Ereignisse immer direkt beobachtet hat, um sie in seiner Historia aufzuzeichnen. Ag. zeigt sich deshalb auch bewußt, daß für die Geschehnisse in Kpl., die ab Herbst 1 3 50 bis zu seiner Inhaftierung Ende Juni 1 3 5 1 vor seinen Augen abliefen, Greg. selbst der zuständige Berichterstat ter ist, und nicht er, der darüber nur vom Hörensagen weiß. Der Leser der Hist. Rhom. darf sich also nicht dadurch verwirren lassen, daß er einiges schon in Bd. IV gelesen hat. Ag. ist hier mit seinem Bericht über den genuesisch-venezi anischen Krieg erst bis Sept./Nov. 1 350 gekommen und überläßt die Zeit vom Herbst 1 350 bis Juli 1 3 5 1 in der Hauptsache Greg., der diese Geschichte freilich erst im Sommer 1 352 aufgezeichnet, aber sie in der Hist. Rhom. vor dem, was er von Ag. erfuhr, plaziert hat. Ag. liefert oft zusätzliche Nachrichten aus anderer Perspektive. Greg. hat aber seinen Bericht über den genuesisch-venezianischen Krieg in Bd. IV S. 66 f. nach einer Andeutung der Bündnisse Venedigs mit den Katalanen (Januar 1 35 1 ) und den Byzantinern (Mai 1 351) abgebrochen, da die eigentliche kriegerische Auseinandersetzung sich im Frühjahr 1 3 5 1 erst ankün-
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digte und ein für ihn wichtigeres Ereignis, dem er zuerst seine ganze Aufmerk samkeit widmen wollte und gewidmet hat, sich nun direkt abspielte, das Räu berkonzil, das den Palamismus zur Glaubenslehre machte. VgI. Bd IV Anm. 5 1 S. 233 f . Ag. fährt hier aber gleich mit dem Krieg Genua-Venedig fort. 8 4 Was Ag. hier über die vier genuesischen Schiffe berichtet, die Ruzzini entkom men waren ( s . Anm. 8 1 ), ist nur eine Episode in einem größeren genuesischen Rachefeldzug unter Simone Vignoso, der im Oktober 1 350 mit sechzig Schiffen aus Chios umgehend die Niederlage vor Aulis mit Plünderungen u. a. auf Euboia rächte. VgI. Balard: Bat. Bosph. S. 436; Nicol: Byz. & Yen. S. 272. Die vier Schiffe, die sich vor Aulis hatten retten können, gehörten wohl zu diesem grö ßeren Flottenverband. Der Ausdruck 'den Schlaf Endymions schlafen' ist sprichwörtlich für 'sehr tief schlafen', s. Diogen. IV 40. Endymion ist ein mythischer Jäger oder Hirte, der von der Mondgöttin Selene heiß geliebt wurde. Sie besuchte und küßte ihn nachts in seinem Schlaf, so daß er von Zeus ewigen Schlaf erbat. Gelegentlich ist auch von der Liebe des Hypnos zu Endymion die Rede. �um Mythos s. Apol Iod. BibI. I 7,6; Apoll. Rhod. 4,57 f. mit Scholion. Greg. verwendet den Aus druck auch Hist. Rhom. Ed. II 1 0 6 1 , 1 4 f.; III 1 3 3,6 und 427, 12 f.; Ep. 96,41 (Leone ) . Diese Redewendung war bei antiken und byzantinischen Literaten überhaupt beliebt, s. z. B. Plato, Phaedr. 72 c; Nik. Chon. 5 84,26 (v. D . ) . 8 5 Diese Beobachtung des Ag. auf Euboia ist nach meiner Berechnung noch i n die erste Hälfte des Novembers 1 3 50 zu datieren, s. Bd. 1V S. 203. 8 6 Man beachte auch zu dieser Stelle den Zeitabstand zwischen den Beobachtun gen und dem Rapport des Ag. einerseits und der Niederschrift der Ereignisse durch Greg. andererseits (vgI. das in Anm. 82 Gesagte ) . Die zweite veneziani sche Offensive, worum es hier geht, lief gewissermaßen vor den Augen des noch in Freiheit in Konstantinopel lebenden Greg. ab, während Ag., der die dazu ausgesandte Flotte von Euboia aus hatte vorbeifahren sehen, erst nachher durch Hörensagen erfuhr, was sie ausgerichtet hatte. Der Leser der Hist. Rhom. aber hat, wenn er hier auf den Bericht des Ag. stößt, den von ihm angemahnten Augenzeugenbericht des Greg. schon gelesen (Ed. II 8 8 ,7-24 / Übers. Bd. 1V S. 6 6 ) . Der Bericht des Greg. mußte aber zum Zeitpunkt, da Ag. ihn anmahnte, noch zu Papier gebracht werden. Dazu fand dieser aber erst mehr als ein halbes Jahr später Gelegenheit. Nun verdient aber der Bericht des Greg. Bd. 1V 66 den Namen Augenzeugenbericht überhaupt nicht. Tatsächlich ist dieser weniger aus giebig und weniger präzise als das, was Ag. vom Hörensagen mitteilen konnte. Wie gut letzterer unterrichtet war, zeigt der Parallelbericht des Kantak., der direkter als Greg. mit der Sache zu tun hatte. Ich gebe dessen Bericht hier ein wenig verkürzt - wieder, damit der Leser selbst vergleichen kann. «Inzwi schen hatten vierzehn Galeeren aus Venedig nachts unversehens Galata ange-
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griffen und waren dort eingedrungen . . . Sie richteten nicht wenig Schaden an . . . Danach vertrieben die Galater sie . . . und die Venezianer retteten sich allesamt auf ihre Galeeren . . . Als sie aus dem Hafen herausfuhren, schleppten sie auch einige Lastschiffe mit. Als es Tag geworden war, versuchten sie zwei-, dreimal Feuer auf die vielen Schiffe im Hafen zu werfen, wurden aber verjagt. Danach fuhren sie weiter und kaperten einige Schiffe, die aus dem Pontos her unterkamen. Mit diesen Schiffen kam auch ein Gesandter mit dem Namen Delphin aus Venedig zum Kaiser und bat ihn, mit ihnen gegen die Galater Krieg zu führen » (Kantak. III 1 85 , 1 5 - 1 8 6, 1 4 ) . Zu Delphin Giovanni Dolfin, später Doge von Venedig < 1 356- 1 3 6 1 > s. PLP 5 1 8 7. Zur Datierung und zu den Fak ten dieser Episode habe ich mich schon Bd. IV Anm. 49 geäußert. Zur Ergän zung bzw. Verbesserung ein paar Bemerkungen: Greg. datiert diese Episode unmittelbar nach der Frühj ahrssonnenwende, also März/April und spricht gleich vom Einlaufen in die Häfen von Byzantion. Dem Datum der Kleinchron. 8,54 ( Schreiner 1 8 6 ) 'im Mai' wird widersprochen von Lorenzo de Monacis, der die Ankunft in Kpl . auf den 1 9 . April setzt ( s . Schreiner II 279 ) . Schreiner erklärt dieses Datum einleuchtend damit, daß der Chronist aus dem Datum des im Mai geschlossenen Vertrags einfach auf Ankunft in Mai geschlossen hat. Wenn der 1 9 . April nur knapp mit der Datierung des Greg. vereinbar ist, so liegt das wohl dar an, daß dieser es liebt, immer ausdrücklich auf eine neue Jahreszeit überzu gehen und mit diesem Übergang dann das erste wichtige Ereignis der neuen Saison verbindet. Bezüglich Kantak. schrieb ich oben a. a. o. zu Unrecht, daß er den Eindruck erweckt, die Venezianer seien erst nach dem Konzil vom Mai! Juni nach Kpl. gekommen. Er behandelt zwar zuerst das Konzil, fährt dann aber fort mit « Inzwischen » usw. III 1 85, 1 5 ff. (zitiert weiter oben in dieser Anm. ) . Dieses 'inzwischen' ist korrekt, wenn man die angedeutete Zwischenzeit nicht nur auf das Konzil bezieht, sondern die Konzilsvorbereitungen mit einkalkuliert. Sogar der Vertrag mit Venedig war noch vor der ersten Konzilssitzung zustan degekommen, s.u. Greg. III 1 06,12-107, 1 5 . Zuletzt sei noch darauf hingewie sen, daß Greg. II 8 8 0,1 1 f. ( Bd. IV S. 66) die Venezianer direkt die Häfen Kon stantinopels anlaufen und erst danach mit ihren Operationen beginnen läßt, während sie in den Berichten des Ag. und des Kantak. diese Operationen ex itinere durchführen. Zuerst drangen sie in den Hafen von Galata ein, mußten diesen Angriff aber abbrechen, und erst danach kaperten sie genuesische Fracht schiffe, die vom Schwarzen Meer kommend Galata ansteuerten. Ag. erwähnt zwar letzteres zuerst, gibt aber mit « als sie gerade anlandeten» zu erkennen, daß auch nach ihm der Angriff auf Galata zuerst erfolgte. Wohl erst nach diesem nur mäßig erfolgreichen Überraschungscoup fuhren sie in die Häfen von Kpl. ein. Der Unterschied zwischen Greg. II 8 80,7-24 und III 45,4-20 bestätigt das Urteil des Greg. selbst über den in Haft redigierten Teil seiner Hist. Rhom. =
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(Kap. 1 8 -27), daß dieser eine zweite und dritte Hand gebraucht hätte (III 1 3 3 , 1 6- 1 34,12), hier vor allem, um die zwei Berichte über die gleiche Angele genheit besser zu koordinieren. 87 Das hier von Ag. angesprochene gemeinsame Unternehmen von Byzantinern und Venezianern gegen GalataiGenua hat Greg Ed. II 8 8 0,20-24 (Übers. Bd. IV S . 66) nur im Ansatz erwähnt. Er teilt dort nur mit, daß die Venezianer die Katalanen und Byzantiner als Kampfgenossen hinzugewannen und so den Kampf für sich leichter machten, erzählt aber weiter nichts Konkretes und unterbricht seine Berichterstattung über diesen Kampf, der groß zu werden ver spricht, um zuerst ausführlich das palamitische Konzil von 1 3 5 1 zu behandeln, das vor der ersten größeren Kriegshandlung durchgeführt wurde. Was Ag. hier erzählt, ist also, wenn man von der Erwähnung der Kampfgenossenschaft der Venezianer mit Katalanen und Byzantinern absieht, für den Leser der Hist. Rhom. neu (zu den gen. Verträgen s. Bd. IV Anm. 50 ) . Greg. kommt aber unten (III 1 06 , 1 2 - 1 0 8,3 ) kurz auf diese Zeit zurück, um seinen Freund Ag. darauf hinzuweisen, daß Nicolo Pisani sofort nach dem Vertragsabschluß drängte, den Kampf energisch anzupacken, von Kantak. aber davon abgehalten wurde, weil dieser glaubte, zuerst mit den Antipalamiten abrechnen zu müssen. Dieses Hin auszögern des Krieges erlebte Greg. noch in Freiheit. Er hätte es natürlich schon Ed. II 8 8 0 oder spätestens hier erwähnen müssen, denn in der Zeit, die durch dieses Zögern verloren ging, rüsteten die Genuesen eine große Flotte aus, die später Pisani dazu veranlaßte, ohne etwas Entscheidendes erreicht zu haben, den Kriegsschauplatz vor Kpl. zu verlassen. Ob Greg. diese Kritik an Kantak. nur aus Unachtsamkeit unterließ, weil er es eilig hatte, zum Konzil überzugehen, und ob er sie hier nicht Ag. in den Mund legen wollte, um sie später direkt selbst auszusprechen, ist schwer zu sagen. Wie dem auch sei, Ag. erwähnt hier fast nur im Vorübergehen den venezianisch-byzantinischen Bündnisvertrag vom Mai 1 3 5 1 , vergißt gar die katalanische Teilnahme am Krieg, bezeichnet dafür aber die beteiligte byzantinische Flotte, die laut Kleinchron. 8,54 vierzehn Trieren und drei kleinere Schiffe zählte, als eine große Streitmacht, nennt aber leider keine Zahl. Er zeigt sich j edoch über den Umfang der kretischen Beteiligung genauestens informiert. Als Datum des Unternehmens, das laut Kleinchron. 8,54 einen Tag dauerte ( << sie führten einen Tag Krieg gegen Galata » ), überliefert Lorenzo de Monacis den 27. Juli als Zeitpunkt, zu dem die Venezianer den Angriff aufgaben und wegfuhren ( <
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'überließen den Krieg', sondern mit 'überließen den Kampf' zu übersetzen ist. Das bedeutet, daß in der Kleinchron. von einer Schlacht am 2 8 . Juli gar keine Rede ist). Der von Ag. genannte Grund, weshalb Pisani gewissermaßen flucht artig die byzantinischen Gewässer verließ, waren Nachrichten über eine große genuesische Flotte unter Paganino Doria, die sich schon Euboia näherte. Von ihr wird noch die Rede sein. Zur Zahl der Schiffe Dorias ( 70) s. Balard: Bat. Bosph. S. 435 f.; vgl. auch Kyrris: Cant. Gen. Ven. S . 34 1 . Greg. war zur Zeit des hier besprochenen Angriffs auf Galata schon inhaftiert und nicht länger Augenzeuge der Ereignisse. Es ist deshalb konsequent, daß davon hier im Bericht des Ag. zum ersten Mal die Rede ist. Zur Vorbereitung der Stürmung Galatas und zum Angriff vom 27. Juli 1 3 5 1 ist natürlich auch Kantak. heranzuziehen, der in seinem Werk IU 1 9 3 , 1 0- 1 96,23 und 1 9 8,9-1 99,20 darüber berichtet. Er erzählt, daß in der Nacht vor dem Kampf eine venezianische Galeere Pisani benachrichtigte, daß eine genuesische Flotte von 70 Schiffen gegen ihn ausge sandt worden war, und ihm empfahl, sich und seine Flotte in Sicherheit zu bringen ( 1 96,22- 1 97,3 ) . Pisani erschien daraufhin am 27. Juli wohl mit seiner Flotte vor Galata und erweckte auch den Eindruck kämpfen zu wollen, tat aber in Wirklichkeit nichts ( 1 9 8 , 12 - 1 7 ) . Am nächsten Tag meldete er dem Ks., daß er vom Dogen und vom Rat in Venedig Befehl erhalten hatte, nach Hause zu kommen. Er verschwand und ließ den Ks. mit dem Krieg gegen Genua allein (200, 1 -6 ) . Im folgenden wird von einem an sich nicht sehr wichtigen Ereignis die Rede sein, worüber ausgerechnet Ag. besonders ausführlich berichtet und als einzige Quelle nicht Negroponte, sondern Oreos als Ort des Geschehens benennt. Diese Differenz mit den italienischen Quellen ist aus folgendem Grund für uns von besonderer Bedeutung: Ag. beginnt diesen Bericht mit dem ausdrücklichen Hin weis, daß er vorher einiges mitgeteilt hat, worüber er nur vom Hörensagen unterrichtet war, nun aber über etwas sprechen wird, was er selbst als Augen zeuge beobachtet hat (lU 46, 1 1 - 1 9 ) . Daß er dabei war, hebt Ag. auch dadurch hervor, daß er seinen Bericht abschließt mit der Mitteilung, daß der veneziani sche Admiral nach der Aufhebung der Belagerung von Oreos sofort zwei der versenkten Schiffe aus dem Wasser zog, sie sogleich ausrüstete und eins davon zur Berichterstattung nach Venedig, das andere mit gleichem Auftrag in Rich tung Kpl.schickte. Auf letzterem will Ag. bis zum Hellespont mitgefahren sein (lU 50,20-5 1 , 5 ) . Diese Besonderheit wird nicht in allen Studien über den Krieg Genua-Venedig in den Jahren 1 3 50- 1 3 55 ausreichend beachtet. Während ältere Studien über diese Episode noch Greg. folgten (so Hopf, Rubio y Lluch, Nicolau d'Olwer und noch Setton, Catalan Domination < 1 948>, s. dazu Kyrris: Can. Gen. Ven. Anm. 2 8 ) , stützt man sich gegenwärtig auf die italienischen Quellen und erwähnt günstigstenfalls die abweichende Darstellung bei Greg., ohne zu
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fragen, wie dieser dazu kam und wie glaubwürdig seine übrigen Mitteilungen bezüglich des Krieges Genua-Venedig sind, bzw. wie glaubwürdig insbesondere der von ihm präsentierte Augenzeuge Agathangelos sein soll, nicht nur als Zeuge, sondern als Person überhaupt (vgl. Einl. § IV ) . Notieren wir erst das wichtigste zu Oreos und Negroponte: Der älteste Teil der Stadt Oreos an der Nordküste von Euboia war Histiaia, das ein wenig land einwärts lag. Nach der Gründung einer attischen Kolonie direkt vor Histiaia am Meer bildeten beide bald eine Einheit, die den Namen Oreos bekam. In der nachantiken Zeit wurde diese Stadt Bistumssitz und, als Euboia venezianisch wurde, auch der Sitz von einem der drei venezianischen Triarchen der Insel (s. Bd. I Anm. 1 67 ) . Der Name Negroponte entwickelte sich aus dem griechi schen Euripos, wie man ursprünglich j ede Meerenge nannte. Euripos wurde aber zum Eigennamen der chalkidischen Meerenge zwischen Boiotien und Euboia, die an der engsten Stelle vor der antiken Stadt Chalkis auf Euboia eine nur noch 1 8 Meter breite Durchfahrt bildete. Euripos wurde auch zweiter Name für die Stadt Chalkis, die größte Stadt der Insel. Aus Euripos wurde über Egrippos italienisch Negroponte und Negroponte wurde auch zum Namen für die ganze Insel Euboia. Chalkis, das schon mit dem Namen Euripos byzantini scher Bistumssitz war, wurde unter der Lateinerherrschaft zusätzlich Sitz des ersten der Triarchen und blieb bis zur türkischen Eroberung ( 1 470) die bedeu tendste Stadt und die mächtigste venezianische Festung Euboias. Fassen wir nun das Ereignis zusammen, worum es hier geht und das entweder in Negroponte/Chalkis oder in Oreos zu lokalisieren ist. Als Pisani in der Nacht vom 27. auf den 2 8 . ]uli 1 35 1 die byzantinischen Gewässer verließ, weil aus dem Westen die mächtige Flotte des Paganini Doria herankam, flüchtete er in einen Hafen von EuboialNegroponte. Dort konnte er nur noch schnell seine Schiffe entladen und versenken, ehe Doria ihn in der Hafenstadt einschloß und anschlie ßend belagerte, bis aus Athen und Theben herbeigerufene lateinische Truppen den Venezianern zu Hilfe kamen und außerdem eine neue venezianisch-katala nische Flotte gesichtet war. Daraufhin gab Doria die Belagerung auf und fuhr nach Chios. Die Belagerung hatte um den 20. August angefangen und wurde um den 1 . -3. Oktober abgebrochen. Greg. widmet dem Bericht des Ag. über dieses Ereignis 99 Zeilen, Kantak. hat dafür, verteilt über zwei Stellen, ganze zwölf Zeilen übrig, die ich hier zum Vergleich übersetze. Anschließend an den Bericht über das Geschehen am 27./2 8 . ]uli schreibt er (III 200 , 1 0- 1 5 ) : « Nikolaos ( Nicolo Pisani) fuhr zurück nach Venedig und stieß auf die Flotte der Feinde. Er sah diese zuerst und flüchtete so schnell er konnte, verfolgt von den Feinden. Er kam aber vor ihnen bei dem Städtchen irgendwo auf (gr. kata) Euboia an, das ihnen ( den Venezianern) untertan ist, und rettete seine Galeeren, ohne eine zu verlieren. Er besetzte das Städtchen, das leicht (von den Genuesen) erobert wor.:. =
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den wäre, wenn sie ( die Venezianer) nicht zuerst dort eingerückt wären. » Hier nach berichtet Kantak. zuerst ausführlich über den Versuch seines Schwieger sohnes Johannes V. in Thessalonike, um mit Hilfe Stefan Dusans von Serbien die Kaiserherrschaft an sich zu bringen, was aber dessen Mutter Anna von Savoyen verhindern konnte (lU 200, 1 6-209,2 ) . Danach setzt er seinen Bericht über Pisani und Doria fort: « Paganino, der Admiral der Schiffe aus Genua, kam mit seiner Verfolgung zu spät, die Schiffe aus Venedig unter Nikolaos waren in Sicherheit. Er landete trotzdem auf Euboia an, belagerte Nikolaos und stürmte in häufigen Kämpfen gegen die Mauern, erreichte j edoch nichts. Die Männer drinnen waren ebenbürtige Kämpfer und wehrten sich nach Kräften. Als sie einsahen, daß sie Unmögliches versuchten, brachen sie von dort auf und fuhren gegen die Rhomäer» (lU 209,3-9 ) . Unsere Aufmerksamkeit verdient in diesem Bericht die unklare Ortsbestimmung « bei dem Städtchen irgendwo auf dem Venedig unterworfenen Euboia » . Offensichtlich hat Kantak. sich nicht bemüht, sich über den Ort des Geschehens genauer zu informieren, aber auf grund des ihm Erzählten immerhin den Eindruck gewonnen, daß es sich um ein Städtchen (gr. polichne) handelte, das die Genuesen leicht hätten erobern kön nen. Kantak., der - wie wir noch sehen werden - später noch längere Zeit mit Pisani zu tun hatte, könnte seine Informationen über diese Episode des Krieges durchaus venezianischerseits aus erster Hand haben. Darum sei festgehalten, daß seine Darstellung besser zu Oreos als zu Negroponte/Chalkis paßt. Wer ohne italienische Quellen zur Hand zu haben sich auf die neuere Literatur verlassen muß, gewinnt den Eindruck, daß der Ort des Geschehens ohne j eden Zweifel die Stadt Negroponte/Chalkis war, stößt aber auf kein Quellenzitat bezüglich der Belagerung, das zweifelsfrei auf Negroponte als Stadt und nicht als Insel zu beziehen ist. Schreiner: Chron. br. IV ( 1 9 6 8 ) 54/56 schiebt die nur bei Greg. vorhandene Ortsbestimmung Oreos beiseite, weil sie von allen italie nischen Quellen abweicht, bemüht sich aber weder um eine Erklärung dieser Tatsache noch um eine Erörterung des Gebrauchs des Namens Negroponte in den italienischen Quellen. Balard: Bat. Bosph. S. 438 ( al . ) lokalisiert das Gesche hen eindeutig in der Stadt Negroponte (Paganino Doria reussit a prendre une <des galeres de N. P. > dans le port me me de Negropont. Le siege de cette ville » usw. und 440 « a Negropont, le 1 er octobre, l' amiral genois decide de lever le siege de la ville» ), er berücksichtigt auch Greg. als Quelle für die Belagerungs geschichte ( s . S. 436 mit n. 22; 440 mit n. 56), aber ohne darauf hinzuweisen, daß bei Gregoras Oreos die belagerte Stadt ist. So muß er sich nicht um eine Erklärung bemühen. Kyrris: Cant. Gen. Ven. S. 341 versucht im Text mehr oder weniger das Problem zu umgehen: The Genoese fleet under Doria controlled so closely the sea around Negrepont that the Venetian galleys . . . did hardly suc ceed in taking refuge in the island's port, where they were besieged. » Der Leser
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fragt sich, welcher Hafen mit « the island's port» gemeint sein soll. Der Haupt hafen der Insel war wohl der von Negroponte/Chalkis. Wenn aber Pisani dort hin flüchten konnte, war es mit der genuesischen Kontrolle des Meeres rundum nicht weit her. Immerhin weist Kyrris in Anm. 28 auf das Problem Oreos gegen Negroponte/Chalkis hin. Schreiner: Kleinchron. II S. 270 erwähnt die Angele genheit nur nebenbei: «In Negroponte belagerte sie (die Flotte Dorias) vom 1 5 . August bis etwa 1. Oktober die venezianischen Schiffe im Hafen. » Eine wenig glückliche Zusammenfassung. Doria belagerte nicht die versenkten Schiffe Pisanis im Hafen, sondern die nach der Versenkung der Schiffe besetzte Hafenstadt, die von Pisani mit Erfolg verteidigt wurde ) . Nicol: Byz. & Ven. S. 275 erwähnt die Belagerung von Negroponte ohne Greg. zu berücksichtigen. Keine der genannten Studien bringt ein Zitat aus einer italienischen Quelle, das eindeutig nur auf Negroponte als Stadt und nicht auf Negroponte als Insel bezogen werden kann. Balard: Bat. Bosph. S. 438 f. bringt freilich aus dem Rechnungsbuch des Tommaso Ottone, des Schreibers des genuesischen Admi ralsschiffs, zwei Notizen, die das belagerte Negroponte erwähnen. Die eine betrifft die Ausgabe für Öl zur Beleuchtung « in cavis de Negroponte » (cavi = Gänge, die gegraben wurden, um die Stadtmauern zu unterhöhlen), die andere die Zahlungen für Proviant «pro invasione Negropontis » . Der Schreiber muß den Namen des belagerten Städtchens gar nicht gekannt haben und kann sich deshalb mit dem Namen der Insel, den er sicher kannte, begnügt haben. Der Ausdruck « invasione Negropontis » erweckt den Eindruck, daß der Mann den Angriff auf das Hafenstädtchen als eine Invasion der Insel ansah. An dieser Stelle der Anm. angekommen und durch widrige Umstände nicht in der Lage, die italienischen Quellen selbst zu studieren, ihre Qualität zu bestim men und den Gebrauch des Namens Negroponte zu analysieren, kann ich zu diesem Problem hier nur folgendes sagen: Es wäre mir recht, wenn sich nach weisen ließe, daß die italienischen Quellen nicht eindeutig und zuverlässig aus sagen würden, daß Nicolo Pisani im August vor seinem Verfolger Paganino Doria in den Hafen der Stadt Negroponte (= Chalkis) flüchtete und dort von diesem belagert wurde. Ich würde dann dem Augenzeugen Ag. Glauben schen ken, der Oreos als Ort des Geschehens überliefert. Sollte es aber aufgrund der italienischen Quellen nicht möglich sein, in diesem Fall die Gleichsetzung von Negroponte mit der antiken Stadt Chalkis anzuzweifeln, wäre zu fragen: wie erklärt man den Fehler des Ag. bzw. Greg. oder sogar: wie glaubwürdig ist Ag. als Berichterstatter überhaupt? Die Angelegenheit wird noch dadurch kompliziert, daß Greg. Ag. weiter unten für seine Heimkehr nach Kpl. eine Datierung angeben läßt, die, wenn sie stimmt, ausschließt, daß Ag. bis zuletzt Augenzeuge der Belagerung Pisanis durch Doria gewesen ist. Ag. beendet seinen Reisebericht mit der Erwähnung
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seiner Rückkehr und einigen Worten über die ersten Erfahrungen zuhause (IH 52, 1 ff. ) . Er spricht dabei auch den Palamismus an, worüber er in der Fremde einiges gehört hat, aber noch zu wenig weiß. Greg. geht darauf ein und will von ihm hören, was er seit seiner Heimkehr über das palamitische Konzil in Erfah rung gebracht hat. Darauf antwortet Ag. : «Die Zeit, zu der ich zurückkam und hier in Byzantion anlandete, war nach dem Aufgang des Hundssterns, als der Sommer zu Ende ging» (IH 60,3 -5 ) . Wie man auch den Aufgang des Sirius für die damalige Zeit genau fixieren will (Ende Juli oder gegen Mitte August, s. dazu Bd. IH Anm. 208 ), die Zeitspanne, innerhalb der Ag. laut dieser Aussage heimgekommen sein soll, läßt sich nicht über den Monat August hinaus aus dehnen. Für die Belagerung von Oreos bzw. Negroponte/Chalkis durch Doria steht aber fest, daß sie um den 20. August begann und nicht vor dem 3. Oktober abgebrochen wurde ( s . Balard: Bat. Bosph. S. 438 -440; Schreiner: Kleinchron. H S. 2 8 0, gefolgt von Kyrris: Cant. Gen. Yen. S. 341 und Nicol: Byz. Yen. S. 275 ) . E s ist klar, daß derselbe Mann von derselben Reise nicht zugleich i m August und nach dem 3. Oktober in Kpl. angekommen sein kann. Sollte also die Datierung von S. 60,3 -5 zweifelsfrei richtig sein, kann Ag. unmöglich nach dem Ende der Belagerung Pisanis mit einem von dessen versenkten und nach der Belagerung wieder gehobenen Schiffen von Euboia in Richtung Kpl. gefahren sein. In dem Fall hat er entweder sich selbst fälschlich als Augenzeuge ausgegeben oder er ist von Greg. zu Unrecht dazu gemacht worden. Nun halte ich es für undenkbar, daß Ag. selbst bewußt oder unbewußt für beide mit einander nicht zu verein barenden Angaben verantwortlich sein sollte. Er sprach über einmalige Erleb nisse, die weniger als drei Monate zurücklagen. Die bringt man nicht ver sehentlich durcheinander. Und wozu sollte er seinem Freund eine Augenzeugen schaft vorgelogen haben? Ich sehe weit und breit keinen Grund dafür. Wenn also Ag. entweder kein Augenzeuge gewesen ist oder nicht so früh, wie S. 60,3-5 angegeben, nach Hause kam, muß Greg. für die eine oder die andere Fehldar stellung verantwortlich sein. Nun kann Greg., für den Geschichtsschreibung auch eine literarische Tätigkeit war, in der Darstellung dessen, was Ag. ihm mitteilte, sich gewisse Freiheiten erlaubt haben, darunter eventuell auch die Freiheit, einen gut informierten Zeitzeugen der noch größeren Autorität wegen zum Augenzeugen hochzustilisieren. Dagegen spricht freilich, daß er ansonsten Ag. klar unterscheiden läßt zwischen dem, was er nur vom Hörensagen weiß, und dem was er persönlich beobachtet hat. Auch kann man sich schwer vor stellen, daß das Ziel einer geringfügigen literarischen Aufbesserung für Greg. das Mittel einer glatten Lüge geheiligt hätte. Und insbesondere fragt man sich, weshalb er die Rückkehr seines Freundes mit einem der versenkten Schiffe Pisanis frei erfunden hätte. Die Alternative ist, daß Greg. S. 60,3-5 Ag. seine Ankunft in Kpl. falsch datieren läßt. Dafür spricht folgendes: Greg. läßt a. a. O .
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Ag. seine Rückkehr nicht datieren im Zusammenhang mit dem genuesisch-vene zianischen Krieg, sondern in Verbindung mit einem ganz anderen Thema, dem Palamismus. Ag. erwähnt außer dem Zeitpunkt seiner Rückkehr auch, daß er zuerst, um sich von den Strapazen der Seereise zu erholen, fünfzehn Tage zuhause blieb und in diesen Tagen von Freunden besucht wurde, die ihn genau über das palamitische Konzil informiert hätten (III 60, 3 - 1 5 ) . Dieser Hinweis auf die Ausnutzung von fünfzehn Erholungstagen, um sich über Palamitica zu informieren, macht sich besser, wenn man von einer Heimkehr des Ag. gegen Mitte Oktober und nicht Ende August ausgeht. Es ist unwahrscheinlich, daß Greg. seinen Freund bei seinem ersten Besuch nicht gleich als erstes gefragt hätte, seit wann er nach seiner zehnjährigen Reise wieder im Lande sei. Es gab also keinen Grund, ihn nach dem Themenwechsel von Reise auf Palamis mus noch einmal danach zu fragen. Im Gesprächsteil, worüber Greg. hier refe riert, hat es diese Frage also m. E. gar nicht gegeben. Greg. fügt sie in die Niederschrift der Unterhaltung nachträglich ein, weil er für den Leser klarstellen will, für welchen Zeitraum Ag. sein Informant über den am. 1 5 . August prokla mierten Tomos des Palamitenkonzils wurde, den schriftlich auseinanderzuneh men von nun ab sein vorrangiges Ziel war. Aus dieser Sicht war für Greg. entscheidend, daß Ag. erst nach dem 1 5 . August heimgekehrt war und mithin die Proklamation des Tomos nicht miterlebt hatte, so daß er nun mühsam ver suchen mußte, Einsicht in das Dokument zu bekommen. Es kümmert ihn des halb nicht, wie lange nach dem 1 5 . August sein Freund nach Hause kam, son dern nur, daß es danach war. Daß er mit der nachlässigen Datierung «nach Aufgang des Hundssterns, Ende Sommer» ( 60,3-5 ), mit der Datierung « Ende Sommer» (46,20 f. ) für den Anfang der sich lange hinziehenden Belagerung, worüber Ag. als Augenzeuge ausführlich berichtet hatte, in Konflikt kam, ist ihm wohl entgangen. Man kann es ihm nachsehen. Er schrieb seinen Bericht über den ersten Besuch des Ag. erst ein dreiviertel Jahr später nieder und das unter schwierigen Umständen und ohne ihn überprüfen und korrigieren zu können. Schließlich stellt sich noch die Frage: Wenn Ag. schon im August wie der zu Hause war, warum hat er dann zweieinhalb Monate gewartet, ehe er seinen Lehrmeister und Freund besuchte? Von Problemen, die er gehabt hätte, dies zu tun, spricht er selbst nicht. Sie sind bei einem Mann, der nach zehn jähriger Abwesenheit schon nach einem halben Jahr als engster Vertrauter der Kaiserin in Erscheinung tritt (s. Einl. § IV) auch nicht anzunehmen. Und bei der angeblichen Gefahr, daß Greg. heimlich getötet werden könnte (s. III 66,1467, 3 ) , ist ein Hinauszögern des Besuchs durch einen Freund unwahrscheinlich. Gewiß, aus Greg. läßt sich nur « wenige Tage nach dem 1 5 . August» als terminus ante quem non der Heimkehr des Ag. ermitteln (s. III 6 6, 1 - 1 9 bzw. Bd. IV S. 1 5 5 f. mit den Anm. 471 -475 ) . Das besagt aber nicht viel. Es gibt auch
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kein positives Argument dafür, daß die Rückkehr nicht nach dem 3. Oktober gewesen sein kann. Die unsorgfältige Datierung von S. 60,3-5 ohne Berück sichtigung der Verbindung von Rückkehr und Anwesenheit bei einer Belagerung auf Euboia ist untauglich, um als Beweis zu dienen, daß Greg. die Augenzeugen schaft des Ag. bei dieser Belagerung frei erfunden hätte. Der Beweis dafür kann nur erbracht werden mit dem Nachweis, daß bessere und glaubwürdigere ita lienische Quellen eindeutig Negroponte/Chalkis als Obj ekt der Belagerung durch Doria ausweisen. Denn erst wenn man Ag. eine Verwechslung von Chal kis mit Oreos vorwerfen muß, wird sein angebliches Dabeisein auch aus dieser Sicht allzu fragwürdig. 89 Ag. erweckt den Eindruck, daß Pisani erst auf Euboia durch dort umlaufende Gerüchte von einer in der Nähe herumfahrenden genuesischen Flotte hörte. Genaueres wissen wir durch Kantak., der besser informiert war. Tatsächlich wurde Pisani, wie wir schon in Anm. 87 gesehen haben, direkt von Venedig aus unterrichtet, als er sich noch vor Galata befand. Als er daraufhin heimwärts fuhr, « stieß er auf die Flotte der Feinde » , wie Kantak. in der in Anm. 87 zitierten Stelle berichtet. 90 Balard: Bat. Bosph. 440 ist der Ansicht, daß die von Ag./Greg. genannten Zah len der Gefangenen und Verwundeten zu hoch gegriffen sind. 91 Die Belagerung von Oreos bzw. Negroponte/Chalkis dauerte, wie in Anm. 8 7 notiert, von c a . 2 0 . August bis zum 3 . Oktober. A n diesem Tag verließ Doria Euboia, um via Chios nach Kpl. zu fahren. Wir werden unten (IH 76,3 ff. mit Anm. 1 3 3 ff. ) wieder von ihm hören. Hier sei noch auf folgendes hingewiesen: Nicht nur der Widerstand der Venezianer (s. Kantak. ) und ihrer Bundesgenossen (aus Athen und Theben) ließen die Genuesen von einer Invasion Euboias Abstand nehmen, sondern nicht zuletzt auch die Nachricht von einer nahenden neuen venezianisch-katalanischen Flotte, worüber ein Beobachtungsschiff am 1 . Okto ber Doria informiert hatte, s. Balard: Bat. Bosph. 439 f. ; vgl. Anm. 88 Ende. 92 Das Schiff, das Ag. nach Kpl. bringen sollte, hatte zwei Aufträge, die von ein und demselben Schiff nicht zugleich erledigt werden konnten: Die Beobachtung, wohin die feindliche Flotte fuhr, hatte nur Sinn, wenn das beobachtende Schiff sofort nach Feststellung des Nahzieles dieser Flotte zu Pisani zurückkehrte. Die Benachrichtigung der Venezianer in Kpl. mußte also beim Umkehren dieses Schiffes einem Boten übertragen werden, der mit einem anderen Schiff weiter fuhr. Das geschah auch, wie Ag. weiter unten berichtet. Dieser selbst hat natür lich auch damit gerechnet, mit dem ersten Schiff nur einen Teil seines Weges zurücklegen zu können und dann von irgendeiner Insel aus sehen zu müssen, wie er weiter kam. Es lag wohl auch nahe, anzunehmen, daß diese Insel Tenedos sein würde, das ein wichtiger Anlaufhafen auf der Fahrt in den Hellespont war (vgl. unten IH 78,9 und 8 5 , 1 4 ) .
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ANMERKUNGEN: 9 2 - 9 5
Noch ein Wort zu Chios, dem Nahziel der Flotte Dorias: Diese Insel war seit 1 3 04 genuesischer Besitz (s. Bd. 11 Anm. 277. In dieser Anm. ist zu « Benedettos Nachfolger . . . kein Sohn Benedettos, wie Greg. meint . . . » folgendes zu notie ren: Was Greg. meint, ist nicht ganz klar. Er schreibt, daß Martino die Insel von seinem Vater erhielt, um diese unter Oberherrschaft des byzantinischen Kaisers zu verwalten, wie es zwischen Martinos Vater und Ks. Andronikos 11. abge macht war. Nun war es aber nicht Benedetto 1. , der Andronikos 11. etwas schuldete, sondern Paleologo Zaccaria, oder Vater von Martino Zaccaria und Benedetto 11. Zaccaria (s. Balard: Rom. Gen. S . 69 Anm. 208; PLP 6495 <Mart. Zacc .> und PLP 6469
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ANMERKUNGEN: 95 - 1 04
ergänzen: Doria kam am 7. Oktober auf Chios an (s. Balard: Bat. Bosph. 440 f. ), Ag., der auf einem schnellen Boot mitfuhr, das in Sichtweite der Flotte Dorias blieb, bis dieser Kurs auf Chios nahm, hat also wohl schon vor dem 7. Oktober Tenedos erreicht. Er blieb dort oder in der Nähe vier Tage und schiffte sich am fünften Tag nach Kpl. ein, wo er also kaum vor dem zehnten Oktober angekommen sein kann, wenn er vom Anfang bis zum Ende die Belagerung von Oreos miterlebt hatte. In dem Fall hat er sich offensichtlich bemüht, seinen alten Lehrmeister bald zu besuchen, nachdem er «zehn» Jahre (genauer neun Jahre und knapp sieben Monate) auf Reisen gewesen war (im Falle einer Heimkehr Ende August nur 9 Jahre und fünf Monate ) . 9 6 'Wechselhaft wie der Euripos' ist sprw., s. B d . 111 Anm. 3 . D a die Reise d e s Ag. tatsächlich knapp zehn Jahre gedauert hatte, besaß er noch Goldsolidi aus der Zeit vor dem großen 'Bürgerkrieg', und es war sehr naiv von ihm, sie allesamt auf einmal zum Nennwert gegen neues Kleingeld einzuwechseln. Man darf bezweifeln, daß er so unvernünftig gewesen ist. Es geht Greg. nur darum, drastisch auf eine Inflation von 20% hinzuweisen, die der Usurpator und Ketzer Kantak. dem Reich beschert hatte. 97 Gemeint ist die offizielle Dogmatisierung der theologischen Ansichten des Gre gorios Palamas durch das Räuberkonzil von 1 35 1 . 98 Wenn man zwanzig Jahre hier ernst nimmt, wäre Ag. i m J . 1 3 3 1 i n freiwilliges Exil gegangen, und das aus Angst vor Verfolgung der Rechtgläubigkeit durch die Palamiten. Greg. hat zwar schon früh (vor 1 3 2 8 ) auf die gefährlichen theo logischen Lehren der Hesychasten Gregorios Drimys und Gregorios Palamas hingewiesen (s. Bd. IV S. 22 f. und 590 f. mit den Anm. 1 90-19 5 ), aber ohne gleich einen Sieg der Ketzerei über die Kirche vorauszusagen. Auch sonst widerspricht der Bericht des Ag. selbst über seine Reise, wie Beyer: Chron. Anm. 1 12 gezeigt hat, einer Dauer von zwanzig Jahren. Wenn Greg. trotzdem von 20 Jahren spricht, kann das nur als symbolische Parallele zur 'Reise' des Odysseus gemeint sein, der nach zehn Jahren vor Troia und einer abenteuer lichen, zehnjährigen Irrfahrt in seine Heimat Ithaka zurückkehrte. 99 Greg. legt hier Ag. seine eigene langj ährige Fehleinschätzung des Kantak. in den Mund, die er gleich nachher schönzureden versucht. 100 Für ähnlich metaphorischen Gebrauch des Namens Olymp vgl. Bd. IVAnm. 1 52. 101 Daß Greg. sich für diesen Spruch auf mehrere weise Männer beruft, legt die Vermutung nahe, daß er keinen einzelnen Urheber dieser Weisheit nennen konnte. Ich kann es auch nicht. 102 Korrigiere 111 56,12 'autou' in 'ou tou' . 1 03 Zum Würfelspiel als Bild des Lebens oder des Schicksals des Menschen vgl. Bd. II S. 36, 256; III S. 40 mit Anm. 1 6 und IV S. 1 4 8 . 1 04 Mit Anspielung auf Rom. 1 2 , 1 9 .
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ANMERKUNGEN: 1 05 - 1 1 7
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Zu dieser Datierung s. Anm. 8 8 . S. Jerem. 1 0,2 1 + 1 2 , 1 0 . Zum Widerstand einiger Bischöfe und zur Bedrohung oder Bestechung von Gegnern des Palamas vgl . Bd. IV S. 142 - 1 5 3 u. 3 1 0. Korrigiere III 6 1 ,2 1 f. 'scholastikos' in 'stochastikos' , hier von mir mit 'zutref fend' wiedergegeben. Korrigiere III 62, 1 6 'ephistatai' in 'hyphistatai', das ich mit 'ausgesetzt' wie dergegeben habe. Zum Vergleich des Kantak. mit Ks. Julian s. Bd. IV S . 6 8 . Ks. Maximian ( Maxim. Herculius, ab 1 . April 2 8 6 Mitaugustus Diokletians) wird von Greg. sonst nur in seiner Vita Constantini (ed. Leone S. 1 0,4- 1 6 ) zusammen mit Diokletian als Christenverfolger angeprangert. Korrigiere III 63,8 'kauto' in 'kan to' . Zu 63,9 'tes atopou phalangos' vgl. Greg. Flor. 553 f. (Leone); Ep. 1 03 ,20 (Leone); Hist. Rh. II 1 009, 1 9 (Bd. IV S. 145 ) . Zu 63 , 1 4 f. s. Horn. 11. I 8 1 f. ; vgl. Bd. III S. 8 1 mit Anm. 159; Antirrh. I S. 1 67,9 ( Beyer ) . Die Autorität des Pythagoras bei seinen Jüngern war sprichwörtlich. « Er hat es gesagt»/ gr. « Autos epha » genügte für sie als Wahrheitsbeweis. Greg. bezieht sich öfter auf diese legendäre Autorität, vgl. Bd. II S. 2 7 mit Anm. 438; IV S. 1 1 5 mit Anm. 3 1 8; Ep. 67, 1 -4 (Leone) . Zu 'autos epha' s. auch Nik. Chon. Or. Epp. 72, 1 6 f. (v. D . ) . Zum Ausdruck 'Beil des Gewissens' vgl. Bd. IV Anm. 1 5 1 . Meine dort ausge sprochene Vermutung, dieser Ausdruck sei Greg. eigene Erfindung, nehme ich zurück, da er ihn auch noch hier und in Antirrh. I 42 1 ,30 (Beyer) benutzt, an letzter Stelle in bezug auf den Caesarmörder Brutus. Diese Stelle erinnert an das Erlebnis des Autors auf der Gesandtschaft nach Serbien im J. 1 326, worüber er Bd. II S. 73 f. berichtet hat. Daß die Palamiten mit solchen Versprechungen die von ihnen gewünschte Deposition ihres Tomos auf dem Altar der Großen Kirche erreicht hätten, erzählt uns nur Ag./Greg. Ich halte dies trotzdem für denkbar, wie ich Bd. IV Anm. 473 dargelegt habe. Greg. spielt i n dieser Vorhersage auf Mk. 1 3 , 1 4 bzw. Mt. 2 4 , 1 5 an, w o mit 'Greuel der Verwüstung' wohl ein Götzenbild gemeint ist, das die Eroberer von Jerusalem im Tempel errichten werden. Ein solches Götzenbild ist für Greg. der palamitische Tomos, den der Patriarch auf dem Altar der Hagia Sophia depo niert hatte. So wie der von Jesus vorhergesagte Greuel im Tempel von Jerusa lern die Verwüstung des jüdischen Staates nach sich zog, so kündigt der pala mitische Tomos den Untergang des Rhomäerreiches an. Die Prophezeiung des Greg. ging angeblich wenige Tage nach dem 15. August (dem Tag der Deposition) in Erfüllung, und zwar dadurch, daß die Genuesen =
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ein Feuer legten, das die Flanke der Stadt nach Galata hin entblößte, s. Bd. IV S. 1 5 6 f. mit Anm. 470-475. Frei nach Ps. 82,4. Dort spricht der Psalmist zu Gott und weist darauf hin, daß die Feinde des Volkes Gottes dessen Vernichtung planen und sagen: « Lassen wir sie vernichten» . Für Greg. sind die Palamiten die Feinde des Volkes Gottes, d. h. der orthodoxen Gläubigen, und sie planen Greg. zu töten, der geradezu die Rechtgläubigkeit in Person ist. In diesem ganzen Passus über die Gründe seiner Bestrafung überschätzt Greg. die Angst, die seine Gegner angeblich vor ihm haben. Es dürfte stimmen, daß diese Bestrafung seine Kopfschmerzen verstärkte und ihn sein Alter spüren ließ. Das möge man ihm zugute halten. Aber die Todesangst, die er vielleicht wirklich gehabt hat, war wohl nur eingebildet. Daß Patriarch Paulus - gemeint ist wohl Paulus 11., der dreimal kurz Patriarch war (340-341 , 342-344 und 348-350) von Ketzern umgebracht wurde, habe ich nirgends bestätigt gefunden. Mit seinem Spekulieren über den Tod durch den Strick oder durch Gift, will Greg. als potentieller Märtyrer sich wohl in die Nähe eines anderen berühmten Mär tyrers für die Vernunft rücken. Es scheint mir darum nicht abwegig, hier auf eine Parallelstelle in einem Brief des Greg. hinzuweisen, den er schrieb, als er nach dem Sturz Andronikos 11. ( 1 32 8 ) ein erstes Mal in Ungnade gefallen war. Es ist ein Brief an Demetrios Kabasilas, der damals noch sein Freund war. Diesen Brief (Nr. 148 ed. Leone S. 356- 3 6 8 ) hat Beyer: Dem. Kab. S. 148-15 5 zuverlässig auf 1 3 3 011 3 3 1 datiert. Greg. beklagt sich darin über seine Gegner, die sich aus Neid gegen ihn kehren (S. 359,94 ff. ; dazu Beyer 1. c. S. 1 5 3 ) und geht so weit zu behaupten, daß diese sich nicht scheuen, ihm, wie Anytos, Melitos, Kallikles und Polos dem alten Sokrates, den Schierlingsbecher zu mischen ( 148, 200203 ) . Interessant und schon von Leone ( Greg. Ep. I S. 1 77 f. ) und Beyer (Dem. Kab. 1 5 3- 1 6 1 ) besprochen ist ein Textunterschied zwischen unseren beiden Textzeugen des Briefes A und F. In F liest man ( 148,205-20 8 ) : «Der Schiffbruch der gesunden Wissenschaft brachte diese Leute ( die Neider des Greg. ) dazu, offen gegen die Wahrheit zu sprechen und gewissermaßen für meinen Frieden Todesdämonen und böses Unkraut zu sein. » A spricht in dieser Stelle nicht vom Schiffbruch der Wissenschaft, sondern vom Schiffbruch der Kirche. Ohne Zwei fel ist Wissenschaft die ursprüngliche Lesart. Den Ausdruck die 'gesunde' Kir che kommt bei Greg. sonst nicht vor. Ob die Änderung von 'Wissenschaft' in 'Kirche' auf Greg. zurückgeht, der bei einem viel späteren Nachlesen des Briefes aufgrund ziemlich unachtsamer Lektüre zu 'Wissenschaft' am Rande 'Kirche' notierte, oder ob sie dem Kopisten zu verdanken ist, der mit dem häufig bei Greg. vorkommenden Ausdruck 'Schiffbruch der Kirche' vertraut war und 'Schiffbruch der Wissenschaft' in seiner Vorlage für einen Abschreibefehler hielt, läßt sich schwer entscheiden. Wie dem auch sei, irgendjemand muß sich
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beim Kopieren dieses Briefes über den Neid als Grund der Gregorasfeindlichkeit der Palamiten Gedanken gemacht haben. Da Greg. aber in diesem frühen Brief ursprünglich von 'Schiffbruch der Wissenschaft' sprach, sieht es so aus, daß er den Ausdruck 'Schiffbruch der Kirche' nach dem erstgenannten modelliert hat. Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang schließlich noch, was Greg. in seinen ersten Antirrh. Logoi schreibt (Beyer S. 425,2 1-23 ) : «Weit besser stünde es ihm (Palamas) an, den Schierlingsbecher zu trinken und auf der Stelle zu sterben, als j enem Sokrates, dem Sohn des Sophroniskos, den die Athener, wie es heißt, deswegen hinrichten ließen, weil er ihrer Vielgötterei nicht zustimmen wollte» (Ed. und Übers. Beyer S. 425,2 1 -2 3 ) . Zur sprw. Freundschaft Orestes-Pylades s. Bd. In Anm. 35. 5 1 8 und Index. Korrigiere I n 6 8 , 1 6 durch Streichung von 'an ei' . In welchem Sinne dies gemeint sein könnte, wage ich nicht zu interpretieren. Korrigiere In 71,4 f. 'ta' in 'kata' und streiche die Punkte nach 'dogmaton'. Korrigiere In 72,3 'scholastikon' in 'stochastikon' (vgl. Anm. 1 0 8 ) und 72, 1 6 'horon' (sehend) i n 'horas' (du siehst) . Der 'Gott aus der Theatermaschine' war ursprünglich eine mit Hilfe einer kranähnlichen Maschine auf die Theaterbühne herabschwebende Gottheit, die (notfalls auf unglaubliche Art) den dramatischen Knoten löste (vgl. Plat. Clit. 407 a u. Crat. 425 d . ) . Das geflügelte Wort 'Deus ex machina' findet man schon bei Menander und Plutarch (vgl. Men. Schol. Plat. p. 394). Gemeint ist der Verlust ihres j üngsten Sohnes Andronikos durch die Pest des Jahres 1 347/8, den Greg. von Anfang an als Strafe für die Unterstützung des Palamas dargestellt hat. S. Bd. IV 71 mit Anm. 8 7. « Aus dem Saum das Gewebe » : sprw. Ausdruck, vgl. Nik. Chon. Or. Epp. 1 1 9,34 (v. D . ) . Zu den Schwierigkeiten, die Palamas hatte, auf seinen Bischofssitz zu gelangen, s. Bd. IV Anm. 29, S. 2 1 0 ff. Diesen Vorfall erzählt uns nur Greg., aber noch zu Lebzeiten vieler Zeugen der Feier, während welcher er sich ereignet haben soll. Richtig interpretiert enthält der Kommentar des Palamas auch nichts, was gegen ihn spricht. Er meint, wenn Gott es zuließ, daß das Blut Christi - gewissermaßen unvermeidlich von den Juden zertreten wurde, läßt er wohl auch zu, daß durch einen unglück lichen Zufall beim eucharistischen Blut das gleiche passiert. Die Interpretation des Greg. spricht also eher gegen ihn selbst als gegen Palamas. Korrigiere In 74, 1 6 'paschein' in 'paschon' . Eine solche Aussage war für Palamas selbst kein Bekenntnis zum Polytheismus im üblichen Sinne des Wortes. Er ist in seinen eigenen Augen in dem Sinne kein Monotheist wie Juden und Araber ( Islamiten), weil diese keine Gottesschau kennen und deswegen auch nicht unterscheiden zwischen dem sichtbaren Wir=
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ken Gottes und dem sich darin offenbarenden, aber unsichtbar bleibenden Wesen Gottes. Greg. bringt hier den Polytheismus des Palamas auf einen zu einfachen Nenner. Bei allen fünf Besuchen des Ag. notiert Greg., daß dieser unbemerkt kam und ging. Man kann sich schwer vorstellen, daß Greg. selbst geglaubt hätte, dies wäre möglich gewesen, wenn die Mönche seines Klosters tatsächlich den kai serlichen und patriarchalen Auftrag gehabt hätten, alles zu sehen und zu rap portieren. Was Ag. j edesmal gelang, hätte sonst wohl auch noch der eine oder andere Freund des Greg. fertig gebracht. Vermutlich hat Greg. selbst gar nicht angenommen, seine Leser seien so naiv, ihm diese Darstellung abzunehmen. Literarisch erfüllt sie aber ihren Zweck, dem Leser Gefängnis- und Verschwö rungsatmosphäre zu vermitteln. Ag. knüpft hier an das an, was er bei seinem ersten Besuch über den venezia nisch-byzantinischen Krieg gegen Galata und Genua erzählt hat (IH 4 1 , 1 1 5 1 ,2 3 ) . Daß Galata damals (Juli 1 3 5 1 ) von der See- und der Landseite einge schlossen wurde, hat er freilich oben nicht mitgeteilt. Es stimmt aber, wie wir aus Kantak. wissen. Dieser schreibt (IH 1 9 3 , 1 0 - 1 9 ) , daß er damals zusammen mit den Venezianern das Meer (vor Galata) beherrschte und auch auf dem Festland ein Heer ausschickte, so daß Galata vom Meer her und vom Festland aus belagert und angegriffen wurde. Kein Lateiner von Galata konnte sich noch außerhalb der Mauern wagen. Weiter berichtet er (IH 200,6-9), daß nach dem Scheitern eines Angriffs (27. 7. 1 35 1 ) die Venezianer wegfuhren, der Ks. aber allein die Belagerung von Galata fortsetzte, nicht nur von der Seeseite her, sondern auch mit einem Landheer, das weiterhin auf dem Festland das Städt chen angriff. So hörte man nicht auf, den Galatern Schaden zuzufügen. Soweit Kantak. Von einem Friedensangebot zu dieser Zeit, weiß dieser aber in seinen « Memoiren» nichts zu berichten. Trotzdem hat es wohl eins gegeben. Dölger: Reg. 2984 erwähnt und datiert es (richtig) kurz vor Herbstanfang ( 1 3 5 1 ) , weil Ag./Greg. bald hiernach (IH 77, 14) auf den Herbst ( dieses Jahres) übergeht. Sehr unglücklich ist natürlich, daß Dölger dieses Regest nach Reg. 2983 pla ziert, das statt « Sept. 1 3 5 1» nicht vor Nov. 1 3 5 1 zu datieren ist. Es handelt sich in Nr. 2 9 8 3 um die Gewährung von Steuerfreiheit für die von den Genuesen geplünderten Städte Herakleia und Sozopolis, die erst am 23. Okt. (H. ) bzw. nicht vor Nov. ( S . ) 1 3 5 1 von den Genuesen eingenommen wurden. Nicol: Byz. Ven. 295 f. macht die Sache nicht besser dadurch, daß er das Friedensangebot anstelle von « kurz vor Herbstanfang)) auf Nov. datiert. Nicht Dölgers Datie rung von 2984 « kurz vor Herbstanfang)) ist falsch, sondern die Einordnung von 2 9 8 3 vor 2984. Die beiden Reg. müssen also Nummer und Platz wechseln. Damit entfällt auch das Motiv, das Nicol dem Ks. zuschreibt, wegen des Aus bleibens der Venezianer einen letzten Versuch gemacht zu haben, sich den Krieg
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ohne venezianische Hilfe vom Halse zu schaffen. Wenn man aber anstelle von ausbleiben im Stich lassen setzt, hat man ein glaubwürdiges Motiv für ein Friedensangebot im Hochsommer 1 3 5 1 . Ag./Greg. trägt das Friedensangebot hier nicht nach, weil es an sich wichtig war, sondern, was gleich hiernach einsichtig wird, um die Begründung zu erläutern, weshalb die Galater sich angeblich nicht auf einen Vertrag mit Kantak. einlassen wollten: wer (als Pala mit) zugleich keinen Gott und viele Götter verehre, könne bei keinem Gott einen zuverlässigen Eid schwören. Und weil Kantak. sich anschließend bemüht, die Patriarchen von Antiochien und Alexandrien zu bewegen, dem Tomos zuzustimmen, was sicher vor oder kurz nach dem 1 5 . Aug. geschah, paßt das Friedensangebot genau in die Zeit zw. dem 27. Juli und Anfang Herbst 1 3 5 l . Korrigiere i n diesem Passus III 76,5 'ekomizon' i n 'esekomizon' und 'anothen' in 'ano'. Der Spott der Galater war in Wirklichkeit wohl kaum der Grund, weshalb Kantak. sich Mühe gab, die genannten Patriarchen für den Palamismus zu gewinnen. Daß er dies aber tat, steht außer Zweifel und �iese Gregorasstelle ist von Dölger in den Regesten nicht ausreichend berücksichtigt worden. Aus ihr geht einwandfrei hervor, daß Kantak. den beiden Patriarchen Geschenke überbringen ließ, und das geschah natürlich nicht ohne schriftliche Aufforde rung, nach Kpl. zu kommen, um persönlich den Tomos zu unterschreiben. Ein diesbezügliches Regest ( oder auch zwei) fehlt (fehlen) in Dölger nach Nr. 2982 (Tornos von August) . Es ist wohl auch anzunehmen, daß den beiden Patriar chen eine Abschrift des Tomos überbracht wurde. Auch Darrouzes: Reg. 2226 erwähnt diese Handlung des Ks. nicht, obgleich er den Tomos selbst als « un acte a la fois imperial et patriarchal» bezeichnet ( s . S. 269/Critique) und man deshalb annehmen muß, daß auch wenn Ag. das nicht ausdrücklich sagt, die Bitte um Zustimmung und Unterschrift der beiden Patriarchen vom Ks. und von ihrem Kollegen v. Kpl. ausging. Zumindest hätte man bei Darrouzes im langen Kommentar zu den Unterschriften unter dem Tomos (S. 269-271 ) einen Hinweis auf diese Stelle erwartet. Denn aus diesem Kommentar geht hervor, daß die beiden Patriarchen der Aufforderung nicht gefolgt sind. Keines der von Darrouzes berücksichtigten Manuskripte des Tomos überliefert eine patriar chale Unterschrift außer der des Patriarchen Kallistos von Kpl. Dies bestätigt nicht nur Darrouzes richtige Feststellung « que le tome de 1 3 5 1 est par excel lence un instrument cantacuzenien » , sondern auch, daß Kantak. sein Ziel, aus dem Tomos ein ökumenisches Instrument zu machen, nicht erreichte. Für Pala mas, der mit seiner Unterschrift « signe pour ainsi dire sa propre canonisation» (Darrouzes S. 270) mag das ohne Bedeutung gewesen sein; er hatte für sich schon vor Jahren im sogenannten Tomos Agioritikos eine Autorität bean sprucht, die keiner kirchlichen Bestätigung bedürfe, weil ihr Fundament das
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Erkennen durch übernatürliche unaussprechliche Erleuchtung sei, das er für sich in Anspruch nahm (s. Bd. IV S. 32-34 ) . Das Fehlen einer Auswertung dieser Gregorasstelle bei Darrouzes ist auch inkonsequent. Er verzeichnet unter Nr. 2328 wohl ein Regest: Aufforderung durch den Patriarchen und den Ks. an Greg., sich zum Tomos zu bekennen, und verweist dafür auf Kantak. 111 1 71 ,2 f., 1 72,2- 1 0 und Greg. 11 1 082- 1 096 (zu korrigieren in 11 1 0 3 7- 1 043; s. Übers. Bd. IV S. 1 5 9 f. ) . An beiden Stellen ist von einer speziellen Aufforde rung an Greg. keine Rede. Kantak. 111 1 7 1 , 1 -5 spricht nur von einem Befehl an die Anhänger von Barlaam und Akindynos, in Wort und Schrift über Dogmen zu schweigen, um die Unbedarften nicht zu verwirren. Obgleich Greg. sich nie als Anhänger einer der beiden genannten Personen gesehen hat, zählten seine Gegner ihn dennoch dazu, aber das berechtigt noch nicht, den genannten Befehl als speziell an Greg. gerichtet zu verzeichnen. Auch Kantak. 111 1 72,2- 1 0 spricht nicht von einer an Greg. gerichteten Aufforderung, sondern von einem Befehl an die Mönche des Choraklosters, wo Greg. bekanntlich seit Jahren wohnte, niemanden zu ihm zu lassen und zu verhindern, daß er Perso nen außerhalb des Klosters Schriften zukommen ließe, die die Masse betrügen würden. Dazu notiert Kantak. noch, daß Greg. nichtsdestoweniger fortfuhr, Kirche und Ks. zu bekämpfen ( 1 72,9 f. ) . Was Greg. Hist. Rh. 11 1 0 82 - 1 096 behandelt, kann man in meiner Übers. Bd. IV S. 1 7 8 - 1 8 0 nachlesen; mit kei nem Wort ist dort von besagter Aufforderung die Rede. Gemeint sind bei Dar rouzes offenbar die Seiten 11 1 037- 1 043 Übers. IV S. 159- 1 63 . Aus dem Paragr. « Critique » bei Darrouzes 2328 geht folgendes hervor. Er erschließt die Existenz dieses Regests durch Kombination der angegebenen Stellen bei Kantak. und Greg. Er läßt den allgemeinen Befehl an die Anhänger von Bar laam und Akindynos an Greg. durch eine Delegation überbringen, über die Greg. berichtet, daß sie ihn zu überzeugen versuchte, der Tomos sei inzwischen so umformuliert, daß er ihn problemlos unterschreiben könne. Diese Delega tion erreichte aber nichts, weil sie den Tomos nicht vorlegte. Wenn Darrouzes aufgrund der genannten Quellenangaben Reg. Nr. 2328 so formuliert: « Ordres . . . prescrivant a Nic. Greg. de se conformer a la decision du tome et de remettre un libelle sous peine de sanction » , geht das entschieden über das, was die Quellen hergeben, hinaus. Und es reicht nicht, dazu zu sagen: « La forme de ses ordres reste incertaine» und « Les mentions des deux historiens couvrent certainement plusieurs actes » . Aus Darrouzes: Reg. 2328 sind zwei Regesten zu machen, die sich auf das beschränken, was die Quellen eindeutig sagen: Ein erstes auf der Basis von Kantak. 111 1 71 , 1-5 für eine allgemeine Verordnung des Patriarchen in bezug auf Barlaamiten und Akindyniten, und ein zweites auf der Basis von Greg. 11 1 03 8,4-14 in bezug auf die Gesandt schaft, die in kaiserlichem und patriarchalem Auftrag mit untauglichen Mitteln =
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versuchte, Greg. zu bekehren. Parallel zum letztgenannten Regest wäre ein Kaiserregest in Dölger angebracht. Auch die Datierung von Darrouzes Nr. 2328 (Aout - fin 1 35 1 ) ist zu beanstanden. Kantak. datiert unser erstes Regest vor die Inhaftierung des Greg., die wenige Tage nach dem ersten Abschluß des Konzils erfolgte, also bald nach dem 1 5 . Juni 1 3 5 1 . Das zweite ist nicht so genau zu datieren. Greg. berichtet über den Besuch der kaiserlich patriarchalen Delegation erst nachdem er erzählt hat, wie der Konzilstornos am 1 5 . August feierlich auf dem Altar der Hagia Sophia niedergelegt wurde, als er diesen hohen Besuch bekam. Doch möchte ich nicht ausschließen, daß der Besuch noch vor dem 1 5 . August stattfand, weil die Umformulierung des Tomos Anfang August abgeschlossen wurde und Ks. und Patriarch daran gele gen sein mußte, noch vor der feierlichen Deposition die Zustimmung des Greg. zum vorsichtiger formulierten Dokument bekannt geben zu können. Auf alle Fälle ist aufgrund der Darstellung des Greg. nicht das Ende des Jahres, sondern der 2 1 . November 1 3 5 1 , der Tag des ersten Besuches des Ag. (III 3,5 ff.), ter minus ante quem der Bekehrungsgesandtschaft, worüber . Greg. II 1 0 3 7 ff. berichtet. Korrigiere III 77,9 'entautha' in 'enteuthen'. Der Ausdruck, womit Greg. das hiernach Erzählte datiert, verrät, daß er den Herbst nicht erst mit dem Aufgang des Arkturos beginnen läßt, sondern diesen zu dem Zeitpunkt schon als fortgeschritten betrachtet. Das bestätigt, was ich Bd. III Anm. 27 S . 2 3 6 und oben Anm. 8 8 festgestellt habe, daß der Herbst klimatisch für ihn schon im August anfing. Das Gerücht vom Nahen einer großen venezianisch-katalanischen Flotte hatte schon dazu beigetragen, daß die Genuesen Anfang Oktober die Belagerung von OreoslNegroponte aufgaben. Das war am 3 . Oktober (s. Anm. 9 1 ) . Das ist in etwa der Zeitpunkt, woran Ag. hier anknüpft. Sammelpunkt der genannten Flotte war Messina gewesen. Da man unterwegs weitere Soldaten anheuerte, kam man nur langsam voran und so wußten die Genuesen rechtzeitig Bescheid. Die Flotte von sechzig Schiffen, die von Chios ausfuhr, war die des Paganino Doria, der nach der vergeblichen Belagerung von OreoslNegroponte dorthin gegangen war, um für die erlittenen Verluste Ersatz zu finden (s. ob. III 5 1 ,71 0 ) . Die Schiffe dieser Flotte hatten durchschnittlich je eine Besatzung von 1 75 Mann, also insgesamt ein Aufgebot von 1 0 .500 Leuten (s. Balard: Bat. Bosph. S. 436 f. ) . Korrigiere III 79, 1 5 'de' i n 'spoude' . Korrigiere III 79,20 'en tois' in Centos' . Kantak. III 209, 8 - 1 0 ist über die Fahrt der Genuesen von Chios nach Kpl. sehr kurz. Ihren Aufenthalt auf Tenedos erwähnt er nicht. Er schreibt: « Sie fuhren aus gegen die Rhomäer. Denn schon hatten sie erfahren, daß der Ks. ihr Feind sei und Galata belagere. Sie steuerten Herakleia in Thrakien an und gingen
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dort in der Nacht vor Anker. » Sehr ausführlich berichtet er anschließend, wie es zur Einnahme und zur Plünderung von Herakleia kam. Der Anlaß war die Plünderung der vor der Stadt liegenden Gärten der Herakleioten durch die Bootsleute, wobei zwei Plünderer gefaßt und sogleich geköpft wurden. Paga nino Doria wollte zwar trotzdem einen Angriff auf die Stadt vermeiden, « aus vernünftigen Gründen und weil er ein Freund des Kantak. war» , mußte aber der Wut seiner Leute nachgeben, als der Kommandant einer Galeere, Martino de Moro ( PLP 2075 8 ) , drohte, ihn in Genua anzuklagen, weil er eine Mög lichkeit, den Rhomäern zu schaden, aus Freundschaft für den Kaiser versäumt hätte (lU 209,10-2 1 1 ,2 ) . In dieser Darstellung ist das Motiv, warum Doria die Stadt lieber nicht eingenommen hätte, seine angebliche Freundschaft für Kan tak., wenig glaubwürdig. Das Motiv war wohl eher, daß er die Möglichkeit, mit Byzanz zu einer friedlichen Einigung zu kommen, nicht verderben wollte. Eine friedliche Einigung war gewiß einem Krieg mit den vereinten Kräften der Venezianer, der Katalanen und der Rhomäer vorzuziehen. Ansonsten hebt Kantak. noch hervor, daß er seinerseits alles getan hat, um Herakleia wie auch die übrigen Küstenstädte und Kpl. selbst zu schützen, so daß außer Hera kleia nur Sozopolis, das kaiserliche Hilfe ablehnte, von den Genuesen einge nommen und geplündert wurde (lU 2 1 1 ,2-2 1 6,24 ) . Von Philotheos mit dem Beinamen Kokkinos war schon mehrfach die Rede. Für eine sorgfältige aus den Quellen erörtete Kurzbiographie s. Tinnefeld: Kydones, Briefe I 2, S. 3 9 8 -404. Da er zumindest eine j üdische Mutter hatte (in Thessalonike, wo er geboren wurde, gab es viele Juden), war für die christ lichen Rhomäer seine Abstammung unehrenhaft. Sein Leben ist aber gekenn zeichnet durch einen unaufhaltsamen kirchlichen Aufstieg bis hin zum Patriar chat ( 1 353-1 354). Als Kantak., dem er dies verdankte, gestürzt wurde, stürzte er mit, und Kallistos, den er vom Thron verdrängt hatte, kehrte darauf zurück. Nach dessen Tod aber konnte Philotheos ein zweites Mal den patriarchalen Thron besteigen und blieb nun Patriarch bis zu seinem Tod ( 1 3 64- 1 3 76) . Er war engster Vertrauter des Palamas, redigierte mit oder für ihn den berüchtig ten Tomos Agioritikos und war theologisch hauptverantwortlich für den Text des Tomos von 1 3 5 1 . Man kann sich fragen, ob Palamas ohne ihn als Manager seine Lehre der Kirche hätte aufzwingen können. Aber auch umgekehrt hätte Philotheos ohne Palamas kaum eine solche Karriere gemacht. Hat hier ein Mann aus Verärgerung über unverdiente Mißachtung es seinen Verachtern mal zeigen wollen? Selbstverständlich war dieser Mann ein Intimfeind des Gregoras und Günstling des Kantak. , wie die Berichte des Greg. und des Kan tak. über das Schicksal von Herakleia in Thrakien deutlich zeigen. In der Stunde der Not seiner Bischofsstadt war Bischof Philotheos, der sein Amt dem Palamismus verdankte, nicht anwesend. Greg. schreibt dazu: « Er kämpfte
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gerade . . . in Byzantion . . . für . . . Palamas » usw., gr. 'etyche . . . symmachon', was man auch mit « Es traf, daß er zufällig» usw. übersetzen könnte, macht aber in der Fortsetzung deutlich, daß dieses 'zufällige' Zusammentreffen des Unglücks der Stadt mit Abwesenheit ihres geistlichen Oberhaupts alles andere als Zufall war, sondern eher der Normalfall bei einem Bischof, dem nicht die Sorge für seine Herde, sondern nur der Sieg des Palamas am Herzen lag. Kantak. bestätigt zwar die Abwesenheit des Philotheos von seiner Stadt, aber schreibt diese der Vorsehung Gottes zu und hebt hervor, daß Philotheos nach träglich mehr als alle anderen zur Behebung des Elends beitrug und das meiste für die Befreiung der versklavten Bürger der Stadt aufbrachte. « Denn als guter Hirt gab er sein Leben für seine Herde, wie es heißt (Joh. 1 0, 1 1 ), nicht einmal, nicht zwei- oder dreimal, sondern viele Male. Er mißachtete alle Angst und Gefahr seitens der Feinde und fuhr spontan täglich, sozusagen, hinüber nach Galata und sprach mit den Besitzern der Gefangenen. Der Mann war nicht nur durch seinen Charakter und seine Tugend ehrwürdig, sondern er war auch bewandert im profanen und in unserem geistigen Wissen und verstand es, im Gespräch zu überreden und zu belehren. Er überredete diese Leute ihre Sklaven gegen ein mäßiges Lösegeld gehen zu lassen. » (Kantak. III 2 1 7,4- 1 7 ) . Das Lösegeld kam, wie Kantak. uns gleich hiernach mitteilt, nicht vom Bischof selbst, dieser versprach es nur. Bezahlt wurde hinterher von den Freigelassenen selbst oder von ihren Freunden (2 1 7, 1 7-2 1 ) . Die nicht Zahlungskräftigen bekam er umsonst frei, weil die Lateiner seinen Einsatz würdigten (2 1 7,232 1 8 ,2 ) . Die Wirklichkeit sah anders aus. Balard: Bat. Bosph. S. 44 1 f. liefert uns aus genuesischen Quellen konkretere Daten über 766 Herakleioten, die vom 6. November 1 35 1 bis Mai 1 352 in Pera als Sklaven verkauft wurden. Philo theos kommt in diesen Quellen nicht vor. Unter diesen Sklaven waren ein Priester, ein j üdisches Ehepaar mit Kind und etwa fünfzig sehr j unge Mädchen und Jungen. Die Käufer waren hauptsächlich Lateiner, vor allem Genuesen. Drei von ihnen kauften große Zahlen (290, 2 1 6, 1 5 0 ) . Der Durchschnittspreis war 15 Hyperpera (ein sehr geringer Preis), der Priester ging für 3 1 Hyperpera weg. Was Kantak. uns weismachen will über Mut und Anstrengung eines Hirten Philotheos, der bis zu dreimal und mehr sein Leben wagte, darf man wohl als hagiographische Lüge qualifizieren. Philotheos selbst hat versucht, die Vernachlässigung seiner Bischofsstadt, wo er nicht war, als sie ihn brauchte, mit einem Logos historikos über Belagerung und Einnahme der Stadt und einem Trostbrief an seine Herde zu kompensieren (s. Beck: Kirche S . 726 und Tusculum Lexikon3 S. 636 f. ) . Ich habe mir die Lektüre dieser Machwerke erspart. Was Greg. hier erzählt über Prophezeiungen, womit Philotheos Kantak. zur endgültigen Proklamation des palamitischen Tomos von 1 35 1 überredet hätte,
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entspricht dem, was er oben allgemein von den Palamiten behauptet hat. Ich kenne keine Quelle, die dies bestätigt, halte es aber für glaubwürdig. Vgl. Bd. IV Anm. 473 . «Zur Schafsweide » (gr. melobotos) s.Bd. II Anm. 79. Zu ergänzen wäre ein Hinweis auf Isokr. 14,3 1 , wo es heißt» daß es nötig sei, die Stadt ( d. h. die Einwohner) zu versklaven und das (Stadt)Gebiet als Schafsweide zurückzulassen. » Die Geschichte der Judenbestrafung durch Konstantin d. Gr. erzählt Greg. auch in seinem Leben Konstantins (s. Gregoras Werke in Bd. I Nr. 64; inzwischen erschienen in kr. Ausg.: P. L. M. Leone: Nicephorae Gregorae Vita Constantini, Culc/Catania 1 994. Man ließt diese Geschichte dort S . 66, 8 - 1 5 ) . Gregoras' Quelle war Georgios Monachos (ed. de Boor S. 503,3 ff. ) . Von Greg. übernahm sie später Ignatios von Selymbria (s. Leone S. X mit Anm. 3 ) , unter welchem Mönchsnamen sich der besser als Johannes Chortasmenos bekannte Literat verbirgt (ca. 1 3 70-143617; s. Leone App. zur Stelle ) . Im Leben Konstantins zeigt diese Geschichte für Greg., daß Konstantin auf Beleidigungen seiner Per son, eines von Gott gesandten Pädagogen ( 65,20-22 ), maßvoll reagierte, aber unerbittlichen Zorn walten ließ, wenn es um den Erlöser selbst und seine Prophezeiungen ging ( 66, 1 5 - 1 9 ) . Das machte er besonders dadurch klar, daß er die Juden mit Abschneiden der Ohren bestrafte, als sie durch ihren Versuch, den Tempel wieder aufzubauen, verrieten, daß sie nicht richtig zugehört hatten, als er den Untergang des Tempels voraussagte, ohne wie beim Tempel seines Körpers ein Wiederauferstehen des Tempels mit vorauszusagen ( 66,20-24 ) . Diese Interpretation beruht auf Gegenüberstellung der diesbezüglichen Vorher sagen Jesu bei Mt. 24, 1 (Mk. 1 3 ,2; Lk. 2 1 ,5 ) sowie Mt. - 26,61 (Mk. 14,5 8; 1 5,29 ) und Joh. 2 , 1 9 -22. Gott hat nun in den Augen des Greg. bei dem Unheil, das Herakleia traf, ähnlich gehandelt wie Konstantin im genannten Fall, denn so, wie die Juden von ihren Ohren betrogen wurden, so wurde Kantak. von Philotheos betrogen, und deswegen traf die Strafe direkt Philotheos, dessen Bischofsstadt Herakleia war, aber indirekt auch Kantak., dessen Macht nicht, wie ihm versprochen war, wuchs sondern dahinschwand. Die Schuld des Kan tak. aber bestand darin, daß er Philotheos nicht seine Würde nahm, sondern ihn den Sieg des Palamismus weiter genießen ließ. Das 'Beispiel', wie Gott gewissermaßen Konstantin nachahmte, scheint weither geholt. Man fragt sich deshalb, ob Greg. damit speziell auf die jüdische Herkunft des Philotheos hinweisen will. Die Leukophoroi (weiß<e Bekleidung>tragenden), die hier mit Leukaspides Weißbeschildeten (Kämpfer mit weißen Schilden) verglichen werden, dürften Ordensritter gewesen sein. (Die Templer trugen seit 1 147 offiziell weiße Män tel mit roten Kreuzen. ) Für Vergleichbares bemüht Gregoras hier weder den
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Leukaspis genannten Sikanerführer aus dem Mythos 'Herakles und die Rinder des Geryoneus', der von Herakles erschlagen wird, noch den trojanischen Hel den Deiphobos, den Homer mit dem Epitheton leukaspis ausstattet (11. 22,294) oder die Argiver des mythischen Zeitalters, die von den großen Tragikern als leukaspides bezeichnet werden (Aisch., Sieben gegen Th. 8 8 ; Soph., Antig. 1 06; Eurip., Phön. 1 099), sondern nur die erlesenen Träger weißer Schilden des Welteroberers Alexander d. Gr., die der Geschichte angehören, wie die weißen lateinischen Kämpfer, deren weiße Bekleidung die Tapferkeit symbolisierte, die sie auch in der Bosporosschlacht zeigten. Kantak. erwähnt zwar die Absicht des Paganino Doria, sich mit dem Ks. zu einigen, aber keine Gesandtschaft in dieser Sache. Greg. plaziert eine solche Gesandtschaft zwischen der Einnahme von Herakleia, die am 2 3 . Oktober 1 3 5 1 erfolgt war, und dem Plünderungszug der Genuesen im Schwarzen Meer, dem Sozopolis zum Opfer fiel, wovon gleich die Rede sein wird. Kan tak. setzt zwischen der Eroberung von Herakleia (III 209 , 1 0-2 12 , 1 2 ) und der von Sozopolis (2 14,20-2 1 6,24) nach der Ankunft der Ge�uesen vor Galata (212, 1 1 f. ) einen Versuch des Martino de Moro (PLP 2075 8 ) , Doria zu einem Angriff auf Kpl. zu überreden. Dieser läßt daraufhin seine Flotte an die Stadt heranfahren, muß aber feststellen, daß ein Angriff chancenlos ist (2 1 3, 7214, 1 9 ) . Dies zeigt, wie gut Kantak. alles vorbereitet hatte ( 2 1 2, 1 6-2 1 3,7! ) . Daß Kantak. von der Gesandtschaft, die Greg. erwähnt, nichts weiß, erkläre ich damit, daß er die eigene Stärke hervorheben will, die ausreichte, um die Stadt vor genuesischer Agression zu bewahren. Sein Schweigen ist kein Grund, die von Greg. erwähnte Gesandtschaft in Zweifel zu ziehen. In Dölger: Reg. hätte man deshalb gern ein Regest gesehen auf der Basis von Greg. III 83, 1 7 f. : Ablehnung eines Vergleichsvorschlags einer genuesischen Gesandtschaft. Man muß doch wohl annehmen, daß Doria nicht gleich selbst gekommen war, um einen solchen Vorschlag zu unterbreiten und daß ihm die ablehnende Antwort des Ks. offiziell übermittelt wurde. Kantak fährt fort, sich selbst zu loben. Er sah voraus, daß die genuesische Flotte etwas unternehmen und die rhomäi schen Küstenstädte des Schwarzen Meeres heimsuchen würde. Er schickte Hilfe, die von allen Städten außer Sozopolis dankbar akzeptiert wurde. Zum Schicksal dieser Stadt wäscht Kantak. seine Hände in Unschuld (2 14,20-2 1 5 , 1 4 ) . Trotzdem verleiht er später nicht nur den Herakleioten, sondern auch den Sozopolitanern Steuerbefreiung (21 8 , 1 6-23 ) . Wenn Ag. zum Schluß behauptet, daß die Genuesen mit ihren Nachrichten über die Auflösung der venezianischen Flotte durch Stürme auf den Ks. keinen Ein druck machten, ist das wohl nur die halbe Wahrheit. Kantak. selbst beschreibt ausführlich, wie sehr der venezianische Admiral Pisani trotz des Drängens seines katalanischen Kollegen de Santa Pau die Fahrt nach Kpl. hinauszögerte,
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unterwegs j edem Kampf mit dem Feind auswich, so daß er ihn selbst ein zweimal durch Gesandte aufforderte, die Fahrt zu beschleunigen, damit man gemeinsam kämpfen könne (vgl. Dölger: Reg. 2 9 8 6 ) . Die erste Aufforderung lehnte der Venezianer einfach ab, nach der zweiten kam er schließlich. Inzwi schen war es Februar 1 352 geworden (Kantak. 111 2 1 8 ,24- 1220, 1 4 und 226,5-1227,6) . Zur Einnahme von Sozopolis vgl. Kantak. 111 2 1 5,2-2 1 6,24; Kleinchron. 8,55 bei Schreiner: Kleinchron. I 8 6 u. 11 280. Sie war Teil der genuesischen Schwarz rneerexpedition vom November 1 35 l . Vgl. Kantak. 111 2 12,22-213,5. Dieser berichtet über die Ausbesserung der Verteidigungsanlagen Kpls. aus Anlaß der Ankunft der genuesischen Flotte nach der Eroberung von Herakleia: «Der Ks. vernachlässigte weder vor noch nach dem Kommen der Flotte etwas von dem, was notwendig war. Er präpa rierte die Seemauern bestens, restaurierte sie, wo sie gelitten hatten, und erhöhte sie, wo das nötig war. Und vom Eugeniostor bis zum sogenannten Holztor ließ er einen tiefen Graben ausheben und befahl, dabei alle Häuser innerhalb der Mauer zu bringen. » Diese Arbeiten wurden demnach teils vor und teils nach der Ankunft der genuesischen Flotte durchgeführt. Das Euge niostor, das sich am Anfang des Goldenen Horns befand, hat Greg. auch schon Bd. I S. 1 49 u. 206 erwähnt. Zum Viertel Ta Eugeniou, das wie das Tor seinen Namen einer dortigen Eugenioskirche verdankte, s. Berger: Patria S. 742 f. Das hölzerne Tor (Xyloporta oder Pyle xyline) befand sich am anderen (nordwest lichen) Ende des Horns und machte Teil einer Sperrmauer aus, die wohl erst im 9 . Jh. vom 3. Turm der Mauer des Herakleios im Blachernenviertel bis zum Ufer des Horns errichtet worden war ( s . Müller-Wiener: Bildlex. S. 3 02 Teil plan der Stadt und 203 Text) . Diese Sperrmauer, das Holztor eingeschlossen, ist 1 8 6 8 abgebrochen worden (ebd. S. 3 0 5 ) . 'Vom Eugeniostor bis zum Holztor' heißt: über eine Länge von ca. 5 km. Kantak. läßt Paganino Doria in einem Gespräch mit Martino de Moro den guten Zustand der Stadtverteidigung aus drücklich bestätigen (111 2 1 3 , 1 1- 1 7 und 214,14- 1 7) . Das Gespräch fand vor dem Beutezug der Genuesen im Schwarzen Meer statt (214,20 ff. ) . Kantak. erwähnt, wie gesagt, keine Vertragsverhandlungen mit den Genuesen, die zwischen Okt. 1 3 5 1 und der Ankunft der Venezianer und Katalanen im Febr. 1 3 52 stattgefunden hätten. Solche sind aber von Greg. bezeugt (s. Anm. 145 ) . Textkorrektur zu 111 84,4: nach 'epeiloun' ergänze 'polemon' ( << sie drohten Krieg an» ) . Ag. läßt ein wenig in der Schwebe, wann es zu einem Vertrag zwischen den Genuesen und den Türken in Bithynien gekommen ist. Wörtlich heißt es: (Nachdem sich ein Vergleich mit den Byzantiern als aussichtslos erwies) « ergab sich für sie die Notwendigkeit, einen Vertrag zu schließen mit . . . » Danach
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erfahren wir fürs erste nur, daß die Genuesen Gesandte zu den Türken entboten mit Geschenken und Versprechungen und dem Angebot einer Gegenleistung für türkische Unterstützung. Ein Ergebnis dieser Verhandlungen nennt Ag. nicht. Aus genuesischen Quellen geht hervor, daß am 12. Nov. und 1 3 . Dez. Gesandte Orkhans bei den Genuesen vor Kpl. waren, die ihnen nützliche Infor mationen lieferten. Von einer Allianz zwischen beiden ist aber nicht die Rede. Balard: Bat. Bosph. S. 443 f. meint, daß man aus den Gesandtschaften nicht auf ein offizielles Bündnis schließen darf. Anzeichen für ein Bündnis enthalten die Quellen erst ab März 1 352. Nicol: Ven. Byz. S . 2 76 mit Anm. 2 schließt sich Balards Ansicht an, daß es vor der Seeschlacht im Bosporos ( 1 3 . 02. 1 352) keine « formal alliance » zwischen Orkhan und den Genuesen gegeben hat. Greg. ist wohl auch in diesem Sinne zu interpretieren. Vgl. auch Anm. 159. Kantak. erwähnt für diese Zeit (Ende 1 3 5 1 -Anfang 1 352) Ermahnungen seiner seits an Nicolo Pisani, eilends nach Kpl. zu kommen, damit man den Krieg ener gisch angehen könne (IH 2 1 9 , 1 7-22; vgl. Dölger: Reg. 2986; ob. Anm. 145 ) . Der Punkt, wohin Ag. zurückkehrt, ist die Erwähnung des Gerüchtes, daß eine venezianische Flotte von mehr als hundert Galeeren für den Krieg gegen Galata unterwegs sei und von den Inseln Kerkyra und Zakynthos sowie aus der Pelo ponnes weitere Söldner rekrutiere (IH 77, 14-22 ) . Die Flotte, so fährt er hier fort, sei Mitte Herbst ( Okt./Nov. 1 3 5 1 ) auf Kreta versammelt gewesen. Außer dem präzisiert er, daß Venedig 70 und Aragon ( die Katalanen) 30 von den 1 00 Schiffen stellten. Pisani war nach dem 3 . Okt. nach Venedig zurückgekehrt und mit einer neuen Expedition beauftragt worden. Westlichen Quellen zufolge vereinigte er sich in Messina mit der katalanischen Flotte, die von Ponzio de Santa Pau kommandiert wurde. Vgl. Nicol: Ven. Byz. S. 275 f. Zum katalani schen Kommandanten s. PLP 23 644, wo freilich nicht beachtet wird, daß auch Greg. einiges über den Mann berichtet, ohne den Namen zu nennen. Da aber über die Identität der Person kein Zweifel möglich ist, sind die Angaben bei Greg. dort zu ergänzen. In meinem Index findet man die Stellen s. n. verzeich net. Auch Stellen in Kantak., wo über diesen Anführer ohne Namensnennung berichtet wird, sind im PLP unter Q nicht notiert, z. B. 2 1 9,7. 1 4; 220, 1 -4; 22 1 ,9 f.; 225,5 - 1 5 . 1 8 -20. Als einzige Stelle wird Kantak. IH 229 f. angegeben. Kantak. spricht von 70 Schiffen des Pisani und 26 katalanischen unter Führung eines Admirals ( Santa Pau), dem der Kg. der Katalanen Pisani unterstellt hatte (IH 2 1 8 ,24-2 1 9, 1 1 ) . Den Namen Ikarisches Meer findet man schon bei Homer Il. 2 , 145, der die aufgebrachten Griechenversammlung mit dem Meer des Ikaros vergleicht, «wenn Zeus es durch Winde in Bewegung bringt» . Die antiken Quellen erlau ben keine genaue Abgrenzung dieses Meeres, aber mit ziemlicher Sicherheit hat die Insel Ikaria dem Meer seinen Namen gegeben. Als nördl . Grenze kann man =
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sich eine Linie Ikaria-Samos-Milet denken, als südl. eine von Kos nach Halikar nassos und als westl. Ikaria-Naxos-Kos (vgl. Kl. Pauly s. n. ) . 1 5 2 a Textkorrektur: I n 85, 1 8 ist z u lesen: 'notion d'epeita e x ourias pnoon geno menon' (-on j eweils mit Omega ) . 1 53 Dieser ausführliche Bericht über die Widerwärtigkeiten, mit denen Pisani zu kämpfen hatte und die Ag. ausschließlich für sein spätes Eintreffen vor Kpl. verantwortlich macht, steht mit Kantak. in krassem Widerspruch, der, wie gesagt ( s . Anm. 145), Pisani nicht nur Feigheit und Tatenlosigkeit vorwirft, sondern vor allem kritisiert, daß er nicht auf seinen katalanischen Kollegen hörte ( 2 1 9 , 1 1- 1 7; 2 1 9,24-220,2) . Die Angaben bei Greg. sind aber so konkret, daß sie mehr Glauben verdienen als die Vorwürfe des Kantak., der nicht ein gestehen will, daß sein Bündnis mit Venedig die falsche Wahl war, und einen Sündenbock braucht, den er für den Mißerfolg verantwortlich machen kann. Er konkretisiert nicht, wo Pisani sich warum und wie lange aufhielt, und schreibt es nur seiner zweiten Gesandtschaft und dem Drängen des katalani schen Anführers zu, daß Pisani Ende Winter endlich die unbewohnte Insel Prinkipo erreichte. Dort blieb er zwei Tage, bevor er am 3. Tag von dort aus den Heptaskalonhafen ansteuerte (In 2 1 9 ,24-22, 1 1 ) . In einem Zwischensatz räumt Kantak. hier ein, daß die zwei Tage auf der Prinzeninsel dazu dienten, daß das vom Winterwetter angeschlagene Heer wieder zu Kräften käme, insbe sondere die Katalanen, von denen viele durch die Kälte verstümmelte Glied maßen hätten (In 220, 8 - 1 0 ) . Denn Pisani hatte (angeblich) die Absicht, nach seiner Ankunft vor Kpl. sofort zusammen mit den Rhomäern anzugreifen (220, 1 2 - 1 4 ) . Kantak. und Greg. stimmen darin überein, daß die venezia nisch-katalanische Flotte in schlechter Verfassung war, als sie vor Kpl. ankam. Ag./Greg. hebt hervor, daß die zwei Tage bei Prinkipo keine Erholung gebracht hatten. Sein Urteil, daß die Genuesen sie dort hätten angreifen sollen, dürfte richtig sein. Weil bei Kantak. hier schon vom Hafen beim Heptaskalon die Rede ist, den Greg. hiernach 'den Hafen der Byzantier' nennen wird, vorab ein Wort zur umstrittenen Lage dieses Hafens. Wofür 'to (H)Eptaskalon' in Kpl. die Bezeich nung gewesen ist, wissen wir nicht. Keine Quelle informiert uns über ein Obj ekt dieses Namens. Bekannt ist die Bezeichnung hauptsächlich aus zwei weiteren Quellen, aus Synaxarien und aus den Patria Cpleos. Sie dient dort zur Identifizierung einer Akakioskirche, die sich durch ihre Lage im/beim Hep taskalon von einer anderen mit gleichem Namen unterschied. Aufgrund ande rer Angaben läßt die Akakioskirche beim Heptaskalon sich in der Nähe des Zeugma, d. h. eines Kaiabschnittes am Goldenen Horn, lokalisieren, von wo aus es eine Verbindung mit Sykai jenseits des Horns gab und später auch eine über eine Straße quer durch die Stadt mit dem Eleutherioshafen am Marma-
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rameer. Deshalb suchte schon Ducange das Heptaskalon am Goldenen Horn, aber aufgrund des bei Kantak. genannten Hafens im/beim Heptaskalon ver legten andere es an das Marmarameer. Nun haben aber Prinzing-Speck, Hep ta skaI on S. 1 89 - 1 9 8 mit Anm. 1 02- 1 64 nachgewiesen, daß die Akakioskirche 'en to Heptaskalo' sich in der Nähe des Zeugma und des Goldenen Horns befand, der von Kantak. als 'Neorion en to Heptaskalo' bezeichnete Hafen aber nach dem, was Kantak. und Greg. darüber mitteilen, nur am Marmara meer gelegen haben kann. Diesem Nachweis hat j edoch Berger: Patria S. 466 widersprochen. Er schreibt: « Seine ( des Hafens) Beschreibung bei Joh. Kantak. ist so unklar formuliert, daß ' sein' Heptaskalon bis j etzt beim Sophienhafen am Marmarameer gesucht wurde, was nach allen Parallelquellen nicht zutrifft )) . Zu denen, die den Heptaskalonhafen falsch lokalisieren, zählt er in Anm. 79 auch Prinzing-Speck, die zwar die Akakioskirche am richtigen Platz lassen würden, aber zwei Heptaskalonhäfen annähmen. Nur ersteres stimmt. Pr.-Sp. nehmen dagegen nur einen Hafen 'en to Heptaskalo' an und den lokalisieren sie am Marmarameer. Zusätzlich spekulieren sie darüber, . wie Kantak. dazu gekommen sein könnte, seinen Hafen am Marmarameer mit der Bezeichnung 'en to Heptaskalo' näher zu lokalisieren. Abwegig ist übrigens auch die Behauptung, die Beschreibung des Kantak. sei unklar formuliert. Und was noch wichtiger ist: Greg. wird von Berger außer acht gelassen, obgleich Pr. Sp. ihn in Anm. 1 5 6, wenn auch unzureichend, berücksichtigt haben. Mit den Argumenten von Pr.-Sp. setzt Berger sich erst gar nicht auseinander. Um alle Zweifel auszuräumen, die er geweckt haben könnte, stelle ich hier zusammen, was Greg. und Kantak. uns über ein- und denselben Hafen am Marmarameer mitteilen, den nur Kantak. mit dem Zusatz 'en to Heptaskalo' versieht. Vorab sei kurz notiert, daß der Name des Hafens bei Kantak. an der ersten der beiden Stellen, wo er davon spricht, in einer Hs. als 'to Kontoskalion' bezeichnet wird. Aus textkritischer Sicht kann ich dazu nichts sagen. Einiges spricht dafür, daß Kontoskalionhafen und Heptaskalonhafen bei Kantak. identisch sind, und daß Kantak. zwei unterschiedliche Benennungen benutzt hat, deren eine nur in einer Hs. erhalten blieb. Es lag natürlich nahe, daß man zuerst, wie Ducange, den von Kantak. genannten Hafen mit der Akakioskirche beim Zeugma am Goldenen Horn in Verbindung brachte, aber wer Kantak. sorgfältig las und Greg. noch hinzuzog, mußte bald sehen, daß der von Kantak. gemeinte Hafen trotz der Präzisierung 'en to Heptaskalo' nur am Marmarameer gelegen haben kann. Eine für dieses Thema wichtige Stelle bei Greg. scheint man bisher völlig übersehen zu haben: Kantak. nennt seinen Heptaskalonhafen zum ersten Mal, wo er vom Bau der Schiffe spricht, den er im J. 1 348 für den Krieg gegen Galata anordnete. Der Sicherheit wegen mußte das Holz dazu über Land transportiert werden und der Schiffsbau selbst erfolgte im Neorion ( Hafen und Arsenal) =
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mit dem Namen Kontoskalion ( bzw. 'en to Heptaskalo'; Kantak. III 72, 8 - 1 3 ) . Auch Greg. erwähnt diese Anordnung des Kantak. und nennt als Hafen, w o die Schiffe gebaut wurden, das Neorion beim Hippodrom von Byzantion. Und er fügt hinzu: « Spät hatten die Byzantier erkannt, daß sie schlecht beraten waren, als sie ihre Schiffe außerhalb der Mauern ausrüsteten» (s. Greg. II 8 54,4- 1 0 bzw. meine Übers. B d . III S . 2 1 1 . Anm. 596 z u dieser Stelle ist z u korrigieren, wie hiernach gezeigt wird) . Diese Notiz hat ihren Hintergrund in dem, was Greg. und Kantak. über die Vorbereitung des Krieges gegen die Galater vom August 1 348 bis März 1 349 berichten ( Greg. II 846,20-848 , 1 0 <Übers. Bd. III S. 207>; Kantak. III 69,22-70,20 ) . Dort liest man, welche Erfahrung die Byzantier mit Schiffsbau am nordwestlichen Ende des Horns gemacht hatten und wie verwundbar das ganze Westufer des Horns war. Als Kantak. am 1. März 1 348 in die Stadt zurückkehrte, waren alle Schiffe, die man dort für den Krieg gebaut hatte oder die dort bereit lagen, bis auf drei Trieren von Galata aus zerstört worden, und man mußte ganz von vorne anfangen. Da ist es doch wohl undenkbar, daß Kantak. sich für die Rüstung einer neuen Flotte einen Hafen am Goldenen Horn ausgesucht und später in seinen Memoi ren die Konzentration seiner Flotte in einem Hafen am Goldenen Horn damit begründet hätte, daß die Lateiner den Schiffen dort keinen Schaden zufügen konnten (III 2 12,21 f. ) . Freilich hatten die Galater auch schon auf einern sehr großen Frachtschiff eine Steinschleuder installiert, diese Kombination von einer großen Triere ziehen lassen und so überall Steine in die Stadt geschleudert, dabei aber wenig Schaden angerichtet. Außerdem war es den Rhomäern gelun gen, mit auf dem Festland stehenden Steinschleudern nicht nur Wohnungen und Schiffe in Galata zu zerstören, sondern auch das genannte Frachtschiff zu versenken ( Kantak. III 73, 8-24 ), so daß man daraus keine Gefahr für die Häfen am Marmarameer erschließen kann, die mit der Bedrohung der Häfen und Anlegestellen am Horn vergleichbar wäre, von dem Transport der Schiffe durch das Horn gar zu schweigen. Es gibt wohl kaum berechtigte Zweifel daran, daß das Fiasko des Schiffbaues am oberen Ende des Horns im J. 1 348/9 für Kantak. Anlaß gewesen ist, den Kontoskalionhafen, dessen Ein fahrt im Laufe der Jahre so verschlammt war, daß ein beladenes Frachtschiff kaum noch hineinfahren konnte (Kantak. III, 65,3 f. ) , zu entschlammen und die Nutzfläche so zu vergrößern, daß der Hafen für eine Flotte von ca. 70 großen Kriegsschiffen Platz bot zusätzlich zu den dort schon anwesenden eigenen Schiffen (s. Kantak. III 2 1 2, 1 6-2 1 ; 220, 1 1 - 1 4; Greg. III 8 6, 14- 1 8 ) . Der Kurz bericht des Kantak. über die Instandsetzung des Hafens, der ab hier bei ihm nur noch 'to Neorion en to Heptaskalo' heißt, enthält an sich keine Angaben über seine Lage, über welche aber aufgrund der ihm zugedachten Funktion kein Zweifel bestehen kann. Er bietet aber Anlaß zu der Frage, ob es in Kpl . ein
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'Heptaskalon' gegeben haben könnte, das aus der Nähe der Akakioskirche beim Zeugma zum renovierten Hafen hin versetzt worden wäre. Zur Lage unseres Hafens ist nun auch der Einfahrtversuch der venezianisch-katalani schen Flotte zu betrachten, der zur berühmten Bosporos-Schlacht vom 1 3 . Februar 1 352 führte. Greg. und Kantak. bezeugen beide, daß die Genuesen schon seit einigen Tagen auf der gegenüberliegenden Seite von Chalkedon (heute Kadiköy) auf der Lauer lagen, um die feindliche Flotte gleich bei der Anfahrt anzugreifen und so den Vorteil zu nutzen, daß diese eine ermüdende Tagesfahrt hinter sich hatte ( Greg. IU 8 6, 1 8 -20; Kantak. IU 220, 14- 1 7 ) . Die Position der Genuesen ist genau die, von wo aus man am günstigsten zugleich die Südseite Kpls. im Blick hatte und die erwartete feindliche Flotte kommen sehen konnte. Ihrerseits mußten die Rhomäer damit rechnen, daß die Genuesen gleich zum Angriff übergehen würden, so daß sie selbst ihren Bundesgenossen zu Hilfe eilen müßten. Ein Hafen am Goldenen Horn wäre eine völlig unge eignete Position zum Eingreifen gewesen. Aus den Berichten unserer bei den Quellen geht auch hervor, daß ein stürmischer Wind aus dem Süden (Kantak. IU 220, 20-22; vgl. Greg. IU 8 6,7- 1 5 ) die Einfahrt für die venezianisch-kata lanische Flotte gefährlich machte, weil der Sturmwind drohte, sie auf die zer streut vor dem Hafen liegenden und zum Schutz der Seemauer dort angebrach ten Klippen zu werfen (Kantak. IU 22 1 , 1 -4; vgl. Greg. IU 8 7,5 - 8 ) . Der bedrohliche Sturmwind aus dem Süden und die Klippen vor der Seemauer schließen einen Hafen am Goldenen Horn aus. Über das Verhalten der beiden Parteien gehen Greg. und Kantak. auseinander. Laut Greg. griffen die Genue sen an, was deren Vorhaben und den für sie günstigen Umständen entspricht (lU 8 6, 1 8 -23 ) . Das zwang ihre Feinde, sich zu wehren, und so wurden diese von Angegriffenen zu Angreifern ( 8 6,23 - 8 7,4). Laut Kantak. griff der genue sische Kommandant nicht, wie geplant, an, sondern wartete ab, ob nicht der Sturm allein die feindlichen Schiffe beim Versuch, in den Hafen hineinzufahren, vernichten würde. Als aber ihre Bundesgenossen in Schwierigkeiten gerieten, griff der Kommandant der kleinen rhomäischen Flotte, Konstantinos Tarcha neiotes, zu ihrem Schutz die Genuesen an (Kantak. IU 220, 14-22 1 , 9 ) . Ich neige dazu, Greg. mehr Glauben zu schenken und Kantak. zu verdächtigen, er verschweige den Angriff der Genuesen, um die Rolle der eigenen Flotte mehr ins Licht zu rücken. Es ist aber wohl so gewesen, daß einzelne genuesische Schiffe den Angriff eröffneten und daß Tarchaneiotes, bevor es zu einem Gene ralangriff der Genuesen kam, eingriff und den Rollentausch von Angegriffenen zu Angreifern initiierte. Das wäre einigermaßen mit beiden Darstellungen ver einbar. Kantak. geht es aber gewiß vor allem darum, hervorzuheben, daß sein Kommandant zuerst angriff, daß der Katalane Santa Pau ihm sofort folgte und Pisani erst als dritter Mut faßte (22 1 ,4- 1 1 ) . Bezüglich der Lage des Hafens, der
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Ausgangspunkt des Kampfes war, ist es irrelevant, wie das Gefecht sich genau entwickelte, relevant ist aber die große Zahl von fast hundertfünfzig Schiffen, die daran beteiligt waren. Man versuche nur, sich das geschilderte Geschehen im Goldenen Horn vorzustellen, etwa dort, wo die Atatürkbrücke es heute überspannt. Es unterliegt also keinem Zweifel, daß der Hafen, der Ausgangs punkt der sogenannten Bosporosschlacht war, am Marmarameer lag. Mit wel chem Hafen an der Südküste Kpls. er identifiziert werden kann oder muß, ist damit noch nicht gesagt. Zu berücksichtigen ist bei dieser Frage die Tatsache, daß laut Kantak. Joh. V. im November 1354 in den gleichen Hafen 'en to Heptaskalo' eindrang, um von dort die Stadt in seine Macht zu bringen (lU 284,2 1 f. ) . Greg. aber bezeichnet den Hafen, in den Joh. V. eindrang, als 'nach Osten liegend' (UI 241 ,22 f. ) und kann damit nur den am weitesten östlich gelegenen Hafen/Arsenal-Komplex an der Südküste meinen, also den Konto skalionhafen, dem er anläßlich des Schiffsbaus im J. 1 348 Nähe zum Hippo drom bescheinigt hat (s. weiter oben in dieser Anm. ) . Müller-Wiener, Bildlex. S. 61 f., der dem Heptaskalonhafen einen eigenen Paragraphen widmet, stellt fest, daß von diesem Hafen keine Spur mehr sichtbar ist, daß man seine einstige Existenz nur aus drei Stellen bei Kantak. erschlossen hat und ihm nur aufgrund der Geländeverhältnisse einen Platz anweisen kann. Außerdem stellt er die Hypothese auf, daß man die Daten des älteren Kaisarioshafens wohl auch für . den Heptaskalonhafen in Anspruch nehmen muß. Die Frage, wo sich das Heptaskalon befand, das bei Kantak. dem Hafen seinen Namen gibt, stellt M. W nicht, obgleich er auch auf Prinzing-Speck: Heptaskalon hinweist. Wie dem auch sei, er erschließt einen Hafen im Gebiet zwischen Yenikapi und dem armenischen Patriarchat im heutigen Istanbul, der ein ganzes Stück westlich des Kontoskalionhafens zu suchen wäre. Mit der Feststellung « der Hafen ver schwindet nach der türkischen Eroberung» erweckt M.-W. den Eindruck, für die Zeit zwischen den Erwähnungen bei Kantak. (ca. 13 62) und der Eroberung Kpls. im J. 1453 gäbe es noch irgendeine Nachricht über die Existenz des Heptaskalonhafens, was aber offenbar nicht der Fall ist, weil er eine solche sicher erwähnt hätte. Mit Recht stellt er jedoch im Paragraphen über den Kontoskalionhafen die Frage, ob die Daten über den Heptaskalonhafen bei Kantak. nicht eher auf den Kontoskalionhafen zu beziehen seien. Hätte er Greg. herangezogen, hätte er diese Frage gleich positiv beantworten können. Kantak. berichtet über seinen Heptaskalonhafen vier Dinge: 1 . Er habe ihn im J. 1348 benutzt für Schiffsbau. 2. Er habe ihn 1351 entschlammt und erweitert. 3. Vor diesem Hafen stießen im Febr. 1352 die vereinten Flotten der Venezia ner, Katalanen und Rhomäer mit den Genuesen zusammen. 4. Im Nov. 1354 drang J ohannes V. durch diesen Hafen in die Stadt ein, um seinen Schwieger vater zu stürzen. Die ersten drei Daten lassen, wie gezeigt, keinen Zweifel
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daran, daß der 'en to Heptaskalo' genannte Hafen am Marmarameer lag. Greg. bezeichnet 1 . den Hafen, wo Kantak. 1 34 8 Schiffe bauen ließ, als 'Hafen und Werft beim Hippodrom' (korrigiere in diesem Sinne meine Anm . 596 in Bd. 111). 2. E r spricht zur Bosporos-Seeschlacht vom Februar 1 3 52 offenbar vom glei chen Hafen, wie Kantak. 3 . Er präzisiert die Lage des Hafens, in den Joh. V. 1 354 eindrang und von wo aus er seinen Schwiegervater angriff, als nach Osten liegend, was man von einem an der Stelle des alten Kaisarioshafens liegenden Heptaskalonhafen westlich des Kontoskalionhafens unmöglich sagen kann. Der Kontoskalionhafen, den wir seit dem 1 1 . Jh. unter diesem Namen kennen, war bereits im 4. Jh. angelegt und später ausgebaut worden (Julian 3 62, Ana stasios zw. 49 1 u. 5 1 0, Justinus 11. 565-578 ) . Er hieß ursprünglich nach Ks. Julian oder seiner Gemahlin Sophia, später Kontoskalion. Von diesem Hafen wissen wir mit Sicherheit, daß er über die Eroberung Kpls. hinaus existierte und benutzt wurde. Die Türken nannten ihn Kadirga limanj (nach einem Bootstyp der osmanischen Flotte) und ersetzten ihn erst ab 1 5 1 5 durch eine Anlage im Goldenen Horn (s. Müller-Wiener: Bildlex. S. ,62 f.; Freely/Sumner Boyd: Istanbul S. 1 62 u. 560) . Zusätzlich ist noch darauf hinzuweisen, daß nach der Villani-Chronik Pisani sich einige Wochen nach der Bosporosschlacht von seiner ersten Anlegestelle Tarabya via SosthenionlIstinye nach einem Faranga genannten Ort zurückzog, womit nur Valancha Blanga gemeint sein kann (s. Balard: Bat. Bosph. 448 ), wo er mit seinen Schiffen nur noch im Kontoskalionhafen unterkommen konnte. Zuletzt möchte ich noch auf einen Hinweis von Berger: Patria S. 5 75 aufmerksam machen. Am Verlauf der Seemauer der Südküste Kpls. sind nur zwei ehemalige größere Hafenbek ken zu erkennen und daraus sollte man die Konsequenz ziehen, daß alle uns bekannten Bezeichnungen für Häfen an der Südküste auf einen dieser bei den zu beziehen sind. Für die spätbyzantinische Zeit dürfte das auf alle Fälle richtig sein. Der von beiden westlicher gelegene Hafen war der alte Theodosioshafen, der später Kaisarioshafen hieß. Er war vermutlich zu Gregoras' Zeiten noch da, aber kaum noch brauchbar. Buondelmonti sah Anfang des 15 Jh. an dieser Stelle nur noch angeschwemmtes Land. Der weiter östliche Hafen war der Kontoskalionhafen (im gleichen Blangaviertel) . Nur dieser spielt in der spät byzantinischen Zeit noch eine Rolle, wie die mit einer gewissen Regelmäßig keit wiederkehrenden Bemühungen um Entschlammung und Renovierung zei gen. Schon Michael VIII. kümmerte sich bald nach der Vertreibung der Latei ner aus Konstantinopel ( 12 6 1 ) darum, als Gefahr aus dem Westen drohte (s. Pachymeres ed. Fa iller, CFHB Sero Paris. XXIV 2 S. 469,23 f. ) . Kantak. machte es ihm 1 3 5 1 nach, wie wir gesehen haben, und nach ihm noch einmal Johannes VIII. im J. 1 427 (s. Berger: Patria S . 5 76; M.-W. : Bildlex. 63 ) . Die Anwesenheit von nur noch zwei Häfen zur Zeit des Greg. erklärt, warum =
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dieser den einen ausreichend durch seine Lage nach Osten hin kennzeichnen kann. Wie schon in der vorigen Anm. angedeutet betont Ag.lGreg. die schlechte Ausgangsposition der venezianisch-katalanischen Flotte vor der Schlacht vom 1 3 . 02. 1352, während Kantak. zwar in einem Zwischensatz die erlittenen winterlichen Entbehrungen erwähnt, aber diese sozusagen entschärft, indem er den Eindruck erweckt, daß diese der Ruhepause vor Prinkipo vorausgegangen wären. Er schreibt denn auch Pisani einen Plan zu, den dieser kaum gehabt haben kann bzw. spätestens nach dem Elend vor Prinkipo aufgegeben haben muß. Kantak. schreibt: « Sie fuhren am dritten Tag frühmorgens von Prinkipo in voller Rüstung weg und steuerten den Heptaskalonhafen der Byzantier an. Es war ihre Absicht, sich dort mit den ksl. Trieren zu verbinden - diese lagen für den Kampf gerüstet in diesem Hafen - und die Feinde anzugreifen » (111 220, 10-14). Kein Kommandant, der mit seinen Männern zwei erschöpfende «Ruhe »tage hinter sich hat, plant für den dritten Tag nach einer Fahrt von frühmorgens bis in den späten Nachmittag bei stürmischem Wetter (Kantak. 111 220,22-22 1 , 1 1 ) eine Entscheidungsschlacht gegen einen ausgeruhten Feind. Und er tut das erst gar nicht, wenn er so feige und zögerlich ist, wie Kantak. uns Pisani vorführt. Vielmehr war es so, wie Greg. es darstellt: Pisani wollte mit seiner Flotte schnellstens in den angesteuerten Hafen einlaufen, um später von dort aus den Kampf aufzunehmen. Alles andere war zu dem Zeit punkt Wahnsinn. Wie es trotzdem zur Schlacht kam, wird von Greg. und Kantak. unterschiedlich dargestellt, wie ich schon in Anm. 153 erörtert habe. Der Genuese Doria mag den Eindruck geweckt haben abzuwarten, bis die Vorhut der feindlichen Flotte den rettenden Hafen zu erreichen drohte. Länger konnte er einen Angriff nicht hinauszögern, wenn er die für ihn günstigen Umstände ausnutzen wollte. Das macht die Darstellung des Greg. viel glaub würdiger als die des Kantak. In dem allmählichen Rückzug der Genuesen, als der Feind sich dem Kampf stellt, sehe ich weniger eine Flucht als ein Täu schungsmanöver, um die Feinde dorthin zu locken, wo sie selbst einen gewis sen Heimvorteil durch Ortskenntnisse und Zufluchtshäfen im Rücken hatten. Man beachte dazu wichtige Unterschiede zwischen Kantak. und Greg.: Letz terer bezeichnet das 'Flüchten' der Genuesen nicht einfach als flüchten (gr. pheugein), wie Kantak., sondern als Zuflucht suchen (katapheugein) . Außer dem schreibt er nicht, wie Kantak., « anastrepsantes elaunon» «sie machten kehrt und fuhren» , sondern «prymnas ekrouonto » und « ametastrepti . . . kate pheugon» d. h. sie ruderten langsam rückwärts ohne ihre Schiffe zu wenden. Sie zogen sich also kämpfend zurück zu dem Platz, wo sie sich dem Kampf stellen wollten. Sie fuhren denn auch nicht zum kleinasiatischen Ufer, wo sie zuvor lagen, sondern in Richtung ihrer Festung Galata. Greg. sagt auch aus=
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drücklich, warum sie das taten: «weil sie mit den Häfen dort (am Hals des Pontos) vertraut waren » . Greg. lokalisiert hier die Schlacht im Bosporos vom 1 3 . 02. 1 352 « dort, w o sich ein Säulenpaar (gr. Kiones diploi) erhebt, das gewissermaßen ein Grabmal darstellt» . Dieses Säulenpaar ist auch aus anderen Quellen bekannt, aber warum es einem Grabmal ähnlich sah, weiß ich nicht. Greg. mag es so gesehen haben unter dem Eindruck der vielen Gefallenen der Seeschlacht, die dort stattfand. Durch seinen Vergleich macht er den auffälligen Architekturrest zugleich zum bösen Omen und zum Denkmal. Die zwei Säulen waren offenbar so bekannt, daß Greg. sie nur zu nennen brauchte, um seine Leser über den Ort der Schlacht aufzuklären. Höchstwahrscheinlich sind sie identisch mit den Zeukta Kionia (die verbundenen Säulchen), die in den Patria Kpls. (9./1 0. ]h. ) erwähnt werden, freilich ohne klare Lokalisierung (vgl. Berger: Patria S. 700 f. ) . Niketas Choniates erwähnt i n seiner Geschichte dieses Säulenpaar fünfmal, und zwar so, daß man es gut lokalisieren kann. Er benutzt dabei verschiedene Bezeichnungen: 1 . ho diplos Kion (ed. v. Dieten S. 452, 1 � ; 542, 60), Kiones dyazontes (536, 1 7), hoi Kiones ( 3 62,9), ta Kionia (346,7). Nach diesen Erwäh nungen aus dem frühen 1 3 . ]h. ist unsere wichtigste Quelle für die Lokalisie rung eine Stadtansicht von Kpl. in Buondelmontis Liber Insularum Archipelagi ( 1420), der das Monument eingezeichnet hat. Aus Niketas kann man schlie ßen, daß die Doppelsäule sich von Kpl. aus gesehen jenseits des Goldenen Horns befand und zwar an einem Flußübergang unweit der Mündung dieses Flusses in den Bosporos. Zusammen mit der Zeichnung Buondelmontis erlau ben die Daten des Niketas eine Lokalisierung der Säulen nahe der Mündung des Flusses Flamur Dere und zwar von Kpl. aus gesehen auf der anderen d. h. der nördlichen bzw. nordöstlichen Seite dieses Flusses. Damit können wir die Umgebung dieses topographischen Merkmals genau bestimmen. Diese war der Sta �tteil (urspr. besser der Vorort) des hl. Mamas, der dort Patron einer Kirche und eines Klosters war, und der Ort, an dem schon Ks. Leon V. (457-474) einen Palast, einen Portikus und einen Hafen gebaut haben soll. Außerdem gab es dort ein Hippodrom. Das Säulenpaar war vielleicht ein Rest des sogen. Mamaspalastes, den der Bulgarenkhan Krum 8 1 3 verwüstet hatte und der nicht mehr ganz wiederaufgebaut wurde. Die denkwürdigsten Ereignisse, die Niketas Choniates mit dem Diplokionion verbindet, sind nautischer Art. 1 1 85 drang die Flotte der Normannen nach der Eroberung von Thessalonike bis in die Gewässer vor Kpl. vor. Sie zählte 200 Schiffe. Vor dem Diplokionion ankerten 1 00 byzantinische Schiffe, die man aber nicht einsetzte, weil der Feind übermächtig schien. Man wurde ihn ohnedies los (Nik. 362,94 -363 , 1 7 v. D . ) . 1203, als die Kreuzfahrerflotte gegenüber, aber außer Schußweite der Küste vor dem Diplokionion erschien, berichtet Niketas nichts über byzantinische
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Schiffe; es gab kaum noch welche (s. Nik. S. 542,59-63; 546,43 -50 und App. PLO zu 541 ,43 -50 ) . Man konnte nicht mal mehr das mit einer Kette abge schlossene Goldene Horn verteidigen ( 542,75-543, 8 4 ) . Außer dem, was Greg. hier aus dem J. 1 352 berichtet, ist für das Diplokionion noch folgendes erwäh nenswert: Im April 1453 ließ Mehmet der Eroberer nach einer verlorenen Seeschlacht im Kampf um die Einfahrt in das Goldene Horn von dieser Stelle aus 67 Schiffe über Land in das Horn schleifen und machte so den Fall der Stadt unabwendbar (s. Kritobulos v. Imbros, Historiae ed. Reinsch S. 55, 3 1 56,34 <Erwähnung der Doppelsäule 56,3>; vgl. Übers. Reinsch S. 99 f . mit Anm. 56/1 ) . Diesen wahrhaft historischen Ort besucht man heute im Besiktas viertel Istanbuls, z. B. auf einer Bosporosfahrt Kpl. - Schwarzes Meer nach ca. 2 Meilen gleich die erste Station auf dem europäischen Ufer. Der türkische Name Besiktas soll noch auf das gr. Diplokionion zurückgehen. Byzantinisches gibt es heute dort nur noch mit den Augen des Geistes zu sehen. An die mari time Vergangenheit von Besiktas in türkischer Zeit wird der Besucher erinnert durch einen Grabbau (eine Türbe) des berüchtigten osmanischen Korsarenad mirals Chaireddin Barbarossa (gebaut durch Sinan 1 541/2 ) und durch ein Marinemuseum. Vgl. zu dieser Notiz Berger: Patria 695-70 1 ; Freely-Sumner Boyd: Istanbul S. 525-527. Kantak. (III 22 1 , 1 6 ) lokalisiert die Schlacht im Bosporos an einer Stelle, die Brachyphagon hieß. Der Name muß wohl den Meeresbereich gegenüber von unserem Säulenpaar bezeichnet haben; er ist mir sonst nicht bekannt. Brachy phagon war die Stelle wohl deswegen, weil der Flamur Dere dort ins Meer mündete. Kantak. schreibt darüber folgendes: «Weil das Meer dort eng war, konnten sie nicht weiter flüchten. Darum gingen sie im Wellengang vor Anker an der Stelle, die man Brachyphagon nennt, weil es dort viele Untiefen gibt. Sie erreichten diese Stelle zuerst und kannten sich dort aus . » Die letzte Bemerkung läßt erkennen, daß die Genuesen gar nicht so überstürzt und eilig flüchteten, wie Kantak. vorher den Eindruck erweckt hat, und daß sie auch nicht dort Halt machten, weil sie nicht weiter hätten flüchten können, sondern daß sie sich zurück- und die Feinde dorthin mitgezogen hatten, wo sie sich dem Kampf stellen wollten. Kantak. notiert aber auch, daß nicht nur die Genuesen sich dort auskannten, sondern daß auch die Venezianer und die Rhomäer aufgrund ihrer Ortskenntnisse die Untiefen zu meiden wußten, nicht aber die Katalanen, die deshalb schwere Verluste erlitten. Der Kampf entwickelte sich dort zwar mehr zu einem Infanteriegefecht auf Schiffen als zu einer Seeschlacht und in diesem Kampf besiegte der Mut der Katalanen ihre Feinde, aber durch ihre Unkenntnis der Untiefen kamen die meisten um (Kantak. III 22 1 , 1 7-222, 1 0 ) . E s ist durchaus wahrscheinlich, daß die Genuesen nur durch die Wahl des Gefechtsterrains verhindert haben, daß die Katalanen den Ausgang der
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Schlacht bestimmt hätten. So blieb das Gefecht unentschieden bis tief in die Nacht und wohl deswegen hat Pisani sich schließlich Bosporos aufwärts zurückgezogen, weil er einen Kampf bis zur gegenseitigen Vernichtung, die es sonst gegeben hätte (s. Greg. IU 87,2 1 -23), für sinnlos hielt. Auch spielte es wohl eine Rolle, daß seine Männer im Gegensatz zum Feind vor der Schlacht schon einen ermüdenden Tag hinter sich hatten. Wie Greg. läßt auch Kantak. die Nacht das Ende des Kampfes herbeiführen. Er drückt sich so aus: « Aber schon kam die Nacht und rettete die Genuesen vor dem totalen Untergang. Jene, die nicht gleich umgekommen waren, trennten sich voneinander, als es schon tiefe Nacht war, und sie blieben getrennt bis es Tag wurde, j eder wo er nachts den Anker geworfen hatte» (lU 222, 10-1 5 ) . Nun gibt die Nacht weder der einen noch der anderen Partei den Befehl auf zuhören. Sie macht nur klar, daß man nicht mehr vernünftig kämpfen kann, wenn man Mühe hat, Freund und Feind voneinander zu unterscheiden. Den Befehl zum Rückzug kann aber nur einer der Anführer gegeben haben und das kann in diesem Fall nur Pisani gewesen sein. Die Genuesen. hatten ihre ultima tive Verteidigungsposition bezogen und ihre Feinde waren die Angreifer. Diese waren auch im Nachteil, weil die Katalanen nautisch nicht mithalten konnten. Auch die Positionen, die die Parteien nach der Schlacht einnahmen, zeigen, daß es so gewesen sein muß. Pisani mit seiner Flotte befindet sich am nächsten Morgen weiter aufwärts am Bosporoseingang, während die Genuesen in der Nähe von Galata geblieben sind. Und wie wir noch sehen werden, haben nur die Genuesen später noch versucht, einen Entscheidungskampf herbeizuführen, während Pisani sich keinen erfolgreichen Angriff mehr zutraute und sich auf keinen Kampf mehr einließ. Vgl. Balard S. 448 . Anders als Greg. nennt Kantak. nicht gleich nach seinem Bericht über die Schlacht die Positionen, die beide Parteien danach eingenommen hatten. Er spricht zuerst über die Verluste, die jede Partei erlitten hatte, insbesondere die Katalanen (lU 222, 15-223 , 1 0 ) . Die Schlacht, berichtet er, hätte die Genue sen so fertig gemacht, daß Volk aus Kpl. am nächsten Tag zwei ihrer Galeeren erbeuten konnte, die Besatzung tötete und die Schiffe nach Kpl. schleppte. Die Besatzungen der übrigen genuesischen Schiffe hätten diese verlassen, nachdem die Venezianer Bosporosaufwärts verschwunden waren, und in Galata Zuflucht gesucht. Nur der genuesische Anführer wäre an Bord seines Schiffes geblieben und gab den Krieg nicht verloren. Für die Venezianer und Katalanen nennt Kantak. anschließend den gleichen Hafen wie Greg. , Therapea (Kantak. IU 223, 1 0-224,7). Freilich gibt er zu erkennen, daß Pisani nicht gleich nach der Schlacht dorthin gefahren war, sondern sich zuerst nur in Richtung Bos poroseinfahrt (Anaplous) entfernt hatte (223 , 1 6 f. ) , wo er ihn gleich am Tage nach der Schlacht vergeblich zu überreden versucht hätte, die von ihren Besat-
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zungen verlassenen genuesischen Schiffe zu erbeuten und dann Galata zu bela gern. Erst danach, aber vielleicht noch am selben Tag, zog sich Pisani nach Therapea zurück (223,23-1224,7) . Nachdem daraufhin Doria seine Besatzun gen wieder an Bord gebracht hatte, versuchte Kantak. erneut, in Kenntnis der Schwäche und Feigheit der Genuesen, erst durch Gesandte, dann persönlich Pisani ins Gewissen zu reden, aber umsonst (224,7-225,5 ) . Auch wenn diese Schilderung Übertreibungen enthält, sind die zwei Besuche des Kantak. bei Pisani gewiß nicht frei erfunden. Ob sie Ag. unbekannt geblieben sind oder von ihm (bzw. Gregoras) absichtlich verschwiegen werden, muß eine Frage ohne Antwort bleiben. Wir werden sehen, daß hier noch mehr im Bericht fehlt, den Ag. sehr kurz nach den Ereignissen (im Frühsommer 1352) Greg. darüber erstattete. Noch ein Wort über den Ankerplatz Pisanis. Therapea wird von Greg. gr. als 'limen' Bucht oder Hafen bezeichnet. Kant. spricht von einem 'limen' an der Enge, die von den Einheimischen Therapea genannt wird (111 224,6 f. ). Hundert Jahre später spricht Kritobulos von Imbros in seinen Histo riai (über Mehmet den Eroberer) von einer Festung Therapeion, die von Meh met in zwei Tagen erobert wird (ed. Reinsch S. 47,7-1 0; Übers. Reinsch S. 87 mit n. 2 ) . Es handelt sich bei Therapea, woraus türkisch Tarabya geworden ist, um einen Ort auf dem europäischen Ufer des Bosporos, der ursprünglich Phar makeus 'der Vergiftende' hieß, angeblich weil Medeia auf ihrer Bosporos fahrt mit den Argonauten hier ihr Gift weggeworfen hätte. Die Erinnerung an diesen bösen heidnischen Zauber hätte der byzantinische Patriarch Attikos (406-425) getilgt, indem er den Namen des Ortes des guten Klimas wegen in Therapeia änderte (vgl. Freely: Istanbul S. 5 3 7 f. ) . Greg. und Kantak. schrei ben aber Therapea. Auf der Bosporosfahrt Kpl. Schwarzes Meer erreicht man Tarabya, wenn man etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hat. Greg. lokali siert Therapea in der Nähe eines Sarapisheiligtums, das er also für einen bekann ten topographischen Fixpunkt hält. Dieses Heiligtum hat er auch Bd. II, 8 77, 1 7 Übers. Bd. IV 64 erwähnt als von den Genuesen auserwählt, um daraus eine Zollstelle zu machen. Bd. IV Anm. 38 habe ich dazu auf eine Tradition hinge wiesen, daß es einen solchen Tempel gegeben hätte nahe einer alten Burg, die 1350 von den Genuesen in Besitz genommen und später ( 1452) von Mehmet dem Eroberer zur Festung Rumeli Hisari ausgebaut wurde. Ich übernahm diese 'Tradition' von M. Restle: Istanbul (Reclams Kunstführer) Stuttgart 1 976, S. 3 8 , der dafür keine Quelle nennt. Außerdem lokalisiert e r dort auch eine Michaels kirche 'en to Anaplo', ohne diese näher zu bestimmen. Darum sei darauf hinge wiesen, daß man zwei Michaelskirchen 'en to Anaplo' auseinanderhalten muß, wie Berger: Patria S. 704-708 darlegt. 'En to Anaplo' steht in beiden Fällen für 'An der Auffahrt' (zum Schwarzen Meer), aber im einen Fall im engeren Sinn für den Anfang dieser Auffahrt (von Kpl. aus gesehen), also für die näher bei =
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Kpl. gelegene Michaelskirche, und einmal im allgemeineren Sinn für eine Michaelskirche irgendwo an derselben 'Auffahrt', also für die weiter von Kpl. entfernte. In spätbyzantinischen Quellen (s. Berger) ist mit der Michaels kirche 'en to Anaplo' meistens die entferntere gemeint, die an einem in vor türkischer Zeit Sosthenion, heute türk. Istinye genannten Ort lag. Auf der Fahrt Kpl.-Schw. Meer kommt Istinye bald nach Rumeli Kavagi bzw. Rumeli Hisari und ein in dieser Gegend gelegener Tempel konnte also als Fixpunkt dienen, um ein anderes Monument als in dessen Nähe liegend zu lokalisieren, in diesem Fall die Michaelskirche in Sosthenion, die angeblich einen von den Argonauten gebauten Tempel ersetzte. Da Greg. hier sicher vom gleichen Sara pisheiligtum spricht wie Bd. 11 8 77 1 7/ Übers. Bd IV S. 64 (sonst hätte er sagen müssen, welchen der zwei Sarapistempel er meint), können wir daraus folgern, daß aus seiner Sicht auch Therapea in dessen Nähe lag. Tatsächlich erreichen wir auf unserer Bosporosfahrt zuerst Istinye und bald danach Tarabya. Wir werden noch sehen, daß Pisani auf seiner Rückfahrt von Tarabya nach Kpl. in Istinye Station machte. Wenn Kantak., wie oben gesagt, von. einer Enge spricht, an der Therapea lag, lokalisiert er Therapea offenbar in der Nähe der engsten Stelle des Bosporos ( an der die genannte Festung Rumeli Hisari liegt), wo dieser nur 550 Meter breit ist. Danach verbreitet er sich wieder, bis er bei Büyükdere seine größte Breite von 3,3 km erreicht. Um Mißverständnisse zu vermeiden, sei notiert, daß es zu Greg. Zeiten natürlich weder Rumeli Hisari noch das Gegenstück auf kleinasiatischer Seite Anadolu Hisari gab. A. H. (H Burg) wurde vom Osmanenherrscher Bayezid I. 1394/5 gebaut, um den Zugang zum Schwarzen Meer zu beherrschen, R. H. 1452 von Mehmet 11. Fa tih zur Vorbereitung der Eroberung Kpls. Beide dienen hier nur als topogra phische Fixpunkte für den modernen Leser des Gregorastextes. Was die Haltung der Türken von Bithynien zur Zeit der Schlacht im Bosporos betrifft, so nennt Greg. sie für diese Zeit schon 'enspondoi kai symmachoi' (vertragsmäßig Verbündete) der Genuesen. Damit erweckt er den Eindruck, daß Orkhan von Bithynien sich schon damals offiziell mit den Genuesen ver bündet hätte. Das paßt nicht zu unseren Ausführungen in Anm. 145. Die Bezeichnung geht hier weit über die Rolle hinaus, die sie bei der Schlacht gespielt haben sollen und die Greg. selbst auf ein ermutigendes Applaudieren beschränkt. Und übrigens fragt man sich auch, wo und wann genau die Türken sich während der Schlacht für die Kämpfenden erkennbar gezeigt hätten. Tat sächlich haben die Genuesen sich erst nach der Schlacht um ein Bündnis mit Orkhan bemüht. S. dazu Anm. 1 64. Diese Stelle ist auch in Einklang zu bringen mit dem, was Kantak. über das Verhalten der genuesischen Flotte nach der Schlacht berichtet. Wir haben in Anm. 156 gesehen, daß diese in der Darstel lung des Kantak. am Tage nach der Schlacht vor Galata lag, daß Plünderer aus =
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Kpl. zwei Schiffe dieser Flotte abschleppten, daß die Besatzungen aller anderen genuesischen Schiffe diese im Stich ließen und in Galata Zuflucht suchten, während nur der Oberbefehlshaber an Bord blieb (Kantak. In 223 , 1 0- 1 3 ) . Greg. scheint von all dem nichts z u wissen und läßt die genuesische Flotte gleich am Tag nach der Schlacht zur kleinasiatischen Küste hinüberfahren, u. a. um sich den Plünderern aus Kpl. zu entziehen. Dreiste Plünderungen durch Kpltaner am Tag nach der Schlacht bestätigt Kantak. durch den eben genann ten Bericht über das Abschleppen zweier genuesischer Schiffe, obgleich er sonst über diese von Greg. beschriebenen Plünderungen schweigt. Man muß wohl beide Darstellungen als ungenau bzw. unvollständig betrachten. Kantak. scheint den desolaten Zustand der genuesischen Flotte gewaltig zu übertreiben, um ausschließlich das Versagen Pisanis für das Fiasko seines Seekrieges gegen Genua verantwortlich machen zu können. Greg. verkürzt den Ablauf der Ereig nisse, indern er das zeitweilige Ankern der genuesischen Schiffe vor Galata als unwichtig verschweigt. Doria hat gewiß sofort, nachdem sich Pisani nach Tarabya zurückgezogen hatte, erreicht, daß seine Männer, sofern sie ihre Schiffe verlassen und in Galata Zuflucht gefunden hatten, wieder an Bord karnen (s. Kantak. In 224,7- 1 8 ), so daß er den unsicheren Ankerplatz vor Galata verlassen und zur sichereren kleinasiatischen Küste hinüberfahren konnte, wo er mit türkischer Hilfe rechnete. Kantak. erzählt uns hier nicht mehr, wann genau er das tat, sondern ergeht sich in einer langen Tirade gegen Pisani, den er nicht überreden konnte, seinen Ankerplatz in Therapea zu ver lassen und die Genuesen anzugreifen (224, 1 8 ff. ) . Über das Verlassen von The rapea durch Pisani mit seiner Flotte, das Greg. unten (In 90, 1 1-20) erwähnt, werde ich in Anm. 1 6 3 das Nötige sagen. Laut Kantak. (In 223,2-9) verloren die Genuesen 28 Schiffe (samt der ganzen Mannschaft 2 8mal ca. 1 75 � 4900 Personen) , während von ihren übrigen Schiffen mehr als die halbe Mannschaft getötet oder verwundet wurde ( 40mal ca. 90 3 600 Personen) . Auf der Seite der Venezianer und Katalanen gingen angeblich nur 16 Schiffe (samt Mannschaft 1 6mal 190 <wegen der bes. Größe eines Teiles der Schiffe> 3 040 Personen) zugrunde, die meisten davon katalanische, und auf den übrigen gab es nicht wenige Verwundete und Gefal lene. Ihre Zahl war wohl kaum viel geringer als bei den Genuesen ( also schät zungsweise nicht unter 3000). Die ksl. Flotte (8 Trieren) verlor kein einziges Schiff, es fielen aber einige Leute und viele wurden verwundet. Diese positive Bilanz in bezug auf die eigene kleine Flotte ist wohl kaum eine Folge besonderer Tapferkeit. Aus seinem Vergleich der Verluste schließt Kantak., daß die kaiser lichen Schiffe ( ! ) mit ihren Verbündeten klar gesiegt hätten (223,9 f. ) . Aus den westlichen Quellen ergibt sich für die 6 8 genuesischen Schiffe ein Verlust von 24, oder anders gerechnet: von der ursprünglichen Flotte von 60 =
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Schiffen ( ohne die aus Pera und Chios hinzugekommenen) kehrten 44 nach Genua zurück, was einen Verlust von 1 6 auf 60 Galeeren ergibt. Venezianer und Katalanen verloren laut der wichtigsten westlichen Quelle zusammen 23 Schiffe (s. für diese Zahlen Balard: Bat. Bosph. S . 447). Vergleichen wir mit diesen Zahlen die Verlustberechnung des Greg. Vorab sei dazu notiert, daß Ag. dem Umfang der venezianisch-katalanischen Flotte beson dere Aufmerksamkeit geschenkt hat, als ob er unter Beweis stellen wollte, daß er, der vor kurzem noch auf Kreta und Tenedos war, sich bestens informiert hätte. Anläßlich der ersten Gerüchte über eine aus dem ionischen und dem adriatischen Meer heranfahrenden Flotte nennt er eine Zahl von über hundert venezianischen Galeeren (lU 77, 1 5 f. ), die überall wehrhafte Männer rekrutier ten und deren Schiffe so groß waren, daß für jedes Schiff eine Besatzung von über 300 Mann gebraucht wurde ( 77, 1 5-22) . Als diese Flotte Kreta erreichte, zählte sie 70 venezianische und 30 katalanische, also zusammen 100 Einheiten ( 84, 1 7 f. ) . Nach Verlusten und Abgängen unterwegs kamen 82 Schiffe bei Tene dos an ( 85, 1 3- 1 5 ) und bei den Prinzeninseln waren es noch 78 ( 85,23 f. ) . Die ursprüngliche Zahl genuesischer Schiffe gibt Greg. mit 60 an ( 78 ,7 f. ) , vor Galata kommen 5 mit 500 Mann Elitetruppen hinzu ( 82,22 f. ) und erhöhen die Gesamtzahl auf 65 ( 83 , 1 1 f. ) . Das sind drei weniger als Balard: Bat. Bosph. S. 446 aus einer Zahlungsanweisung lange nach der Schlacht an 68 Kapitäne ermittelt. Was die byzantinische Beteiligung betrifft, ist bei Greg. nur von 8 eingesetzten Trieren die Rede ( 6, 1 8 ) , die später als 'hai Rhomaikai' bezeichnet werden ( 8 7, 9 ) . Kantak. nennt keine Zahl. Über die Verluste sind die Quellen sich also nicht ganz einig. Bei den Genuesen: Kantak. (lU 223,2 f. ) : 28 ( samt Mannschaft) Greg. (UI 8 8 , 1 7 f. ) : 22 Westl. Quellen: Balard, Bat. Bosph., berechnet aus der Zahl der Schiffe, die im Juli 1 3 5 1 aus Genua abfuhr 60 und der Zahl, die im August 1 352 zurückkehrte 44 eine Zahl von 1 6. Mit 3 weiteren Schiffen aus Chios und 5 aus Galata kommen wir für die gesamte genuesische Flotte auf 68 an der Schlacht beteiligte Schiffe, und da die Beschreibung des Einsatzes einer Elitetrupppe aus Galata (s. Greg. UI 8 7, 14-2 1 ) nahelegt, daß diese samt Schiffen den Kampf nicht über lebte, verträgt sich die Zahl 22 bei Greg. gut mit Balards Berechnung von 1 6 auf genuesischer Seite. Die viel höhere Zahl bei Kantak. ist vielleicht damit zu erklären, daß dieser für seine These eines klaren Sieges der Rhomäer mit ihren Verbündeten eine möglichst große Zahl verlorener feindlicher Schiffe braucht und deswegen einige nicht in der Schlacht verlorene mitrechnet, vier, die schon vor der Schlacht ausfielen (s. Greg. IU 8 7, 6- 8 ) und zwei, die nach der Schlacht samt Mannschaft in die Hände der Kpltaner fielen (Kantak. IU 223 , 1 0 - 1 5 ) , zusammen 6, die mit den 2 2 von Greg. die Zahl 2 8 ergeben. =
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Bei den Venezianern und den Katalanen: Kantak. (III 223,5 f. ): 16 (samt Besatzung) Greg. (III 8 8 , 1 8-2 1 ) : 18 (davon die meisten katalanische) Westl. Quelle mit der größten Autorität ( <
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Seiten, würde das, wenn wir die 1 8 .000 überlebenden Venezianer und Kata lanen bei Greg. ernst nähmen, bedeuten, daß den ca. 12.000 Genuesen (auf 68 Schiffen) in der Bosporosschlacht ca. 2 1 .000 Venezianer und Katalanen (auf 78 Schiffen) gegenübergestanden hätten. (Das wären knapp 270 Mann pro Schiff! ) . Das aber würde die Haltung Pisanis nach der Schlacht völlig unver ständlich machen, und auch hätte Kantak. einen solchen Unterschied in Stärke in seiner Kritik an Pisani nicht verschwiegen, weil nichts dessen Feigheit deut licher belegt hätte. Ich nehme darum an, daß bei den Venezianern und den Katalanen nur wenige Schiffe Besatzungen von 300 Mann gehabt haben, die meisten aber nicht mehr als die der Genuesen. Sie mögen dann mit einem Plus von 10 Schiffen (darunter zumindest drei sehr große, s. Kantak. III 232,3 f. ) (ohne die Rhomäer) 3000 Mann mehr gezählt haben als ihre Feinde und auf eine Gesamtzahl von 1 3 .500 gekommen sein ( 1 3 .500 : 78 173). Von denen hätten dann nur etwa 10.500 (nicht 1 8 .000) die Schlacht überlebt. Und von diesen 12.000 wäre dann nach der Schlacht noch eine nicht geringe Zahl schon in Therapea erkrankt und gestorben. . Bei Kantak. erfahren wir später noch, daß von den Katalanen, deren Schiffe verlorengegangen waren und die man in Kpl. aufgenommen hatte, schließlich etwa 2000 über das Festland nach Hause zurückkehren konnten, während noch etwa 300 in Kpl. zurückblieben, um dem Kaiser als Soldaten zu dienen (Kantak. III 228, 1-7). Auch wenn unter den 22 von 1 00 Schiffen der venez.-katal. Expe dition, die Kpl. nicht erreichten, auch katalanische gewesen sein mögen, so doch gewiß nicht 30 % davon, da es für die Katalanen wichtiger war, bei der Truppe zu bleiben als für die Venezianer, für die es nicht unbedingt eine Katastrophe war, vom Wege abzukommen und Euboia oder Kreta aufzusuchen. Ich schätze darum die Zahl der Katalanen, die in der Bosporosschlacht mitkämpften, auf zumindest 5000, von denen also nur gut zwei Fünftel das Abenteuer überlebten. Greg. holt hier anläßlich der Verlustzahlen einiges über die Art des Kampfes und das Elend der Kämpfenden (besonders der Katalanen) nach und läßt dabei Mitgefühl erkennen. Er unterscheidet sich dadurch wohltuend von Kantak., der zwar auch das Elend der Katalanen hervorhebt, aber hauptsächlich um Pisani dafür verantwortlich zu machen und die Bewohner Kpls. zu loben, deren Plünderungen nach der Schlacht er aber im Gegensatz zu Greg. nicht erwähnt. Zur Tapferkeit der Katalanen (deren Handwerk wohl der Krieg war) und zu ihrem Schicksal vgl. Kantak. III 222,15-23; 225,14 f.; 225,22-228,7; zur Cha rakterisierung der Schlacht als See-lLandgefecht ebd. 22 1 , 1 4-20; zur Versor gung der Verwundeten durch die Kpltaner 227-22 8,4. Dieser Bericht hat, wie gesagt, keine Parallele bei Kantak., der nur aus ganz anderer Sicht mitteilt, daß Volk aus Kpl. zwei genuesische Schiffe erbeutete (s. Anm. 1 5 6 ) . Korrigiere III 90,2 'kymaton' in 'kymaton othounton'. =
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Die Krankheit, die nach der Schlacht beide Parteien heimsuchte, erwähnt Kan tak. mit keinem Wort. Er verschweigt diese wohl absichtlich, weil sie erklären könnte, weshalb Pisani nicht gleich einen neuen Kampf wagen wollte, und so seine Kritik an dem Mann in Frage stellen würde. Wichtiger ist, daß Kantak. für die Rückfahrt Pisanis von Therapea nach Kpl. einen anderen Anlaß nennt als Greg., der durch westliche Quellen bestätigt wird. Das bedeutet, daß bei Greg. eine wichtige Nachricht fehlt. Da es keinen ersichtlichen Grund gibt, weshalb er sie bewußt ausgelassen hätte, müssen wir annehmen,- daß er sie nicht gekannt hat und über die Ereignisse nach der Schlacht nicht voll im Bilde war. Greg. und Kantak. sind sich, wie wir in Anm. 157 gesehen haben, einig darüber, daß Venezianer und Katalanen sich sehr bald nach der Schlacht in die Bucht von Therapea zurückzogen. Auch die byzantinischen Schiffe sind mit dorthin gefahren, wie aus Kantak. III 229,9-14 hervorgeht. Wie lange die Flotte der Alliierten sich dort aufhielt, sagt Greg. nicht. Daß sie einige Zeit dort blieben, ist aber auch bei ihm klar, denn er erzählt, daß erst der Umstand, daß viele Männer erkrankten, und Probleme mit der Proviantierung Pisani davon abbrachten, eine Stelle aufzusuchen, wo er vom Schwarzen Meer kom mende genuesische Schiffe abfangen könnte, und ihn veranlaßten, nach Kpl. zurückzukehren. Kantak. hilft uns hier aber weiter: Er berichtet, daß Pisani gegen seinen Rat etwas mehr als dreißig Tage tatenlos in Therapea blieb (III 225, 21 f.; das wäre bis kurz nach dem 8. März). Dann läßt er ein Intermezzo folgen über das Schicksal der Katalanen bis zu ihrer Heimkehr (225,22-22 8 ,7) und nimmt erst danach den Bericht über Pisani und seine Flotte wieder auf (228,8-230,22) . Als die bei Galata liegenden Genuesen sahen, daß ihre Feinde sich mehrere Tage nicht blicken ließen, beschlossen sie erneut anzugreifen. Sie ersuchten Orkhan um Hilfe, die sie für viel Geld und das Angebot eines Bünd nisses auch bekamen. Daraufhin fuhr Doria mit seiner Flotte, die von einem türkischen Hilfsheer über Land begleitet wurde, bosporosaufwärts, um gegen über Pisani Position zu beziehen. Kantak. (begleitet von Joh. Y. ) rückte seiner seits mit einem Heer auf der europäischen Seite des Bosporos zu den eigenen Schiffen und den Verbündeten vor. Er drängte Pisani, die Genuesen anzugrei fen, doch dieser lehnte ab. Kantak. konnte auch den Katalanenführer Pon� de Santa Pau nicht überreden, mit seinen Leuten und den Rhomäern allein den Angriff zu wagen, weil er den strikten Befehl hatte, immer nur Pisani zu gehor chen. Der von Doria geplante Angriff wird vom Florentiner Chronisten Villani bestätigt, der berichtet, daß Doria am Abend des 3. März Pera verließ, um Pisani überraschend anzugreifen. Ab 8. März soll er auf der kleinasiatischen Bosporosseite ihm gegenüber angelegt haben (s. Balard: Bat. Bosph. S. 448 und 452, der notiert, daß das Bordbuch der Galeere des Simeone Lecavella die Nachricht Villanis bestätigt) . Ein Angriff auf Pisanis Flotte war aber wohl nicht
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der einzige Grund, warum Doria bosporosaufwärts fuhr. Die Schlacht hatte seine Flotte geteilt, ein Teil lag mit ihm vor Galata, ein Teil gegenüber vor der kleinasiatischen Küste und einige andere Schiffe hatte es bis Hieron, vorbei an Therapea am Bosporos, verschlagen. Doria sah sich also gezwungen, die Ein heit seiner Flotte wiederherzustellen. Das gelang ihm auch (s. Balard: Bat. Bosph. S. 448 ). Pisani ließ sich aber auf keinen Kampf ein und fuhr zurück nach Kpl. Doria folgte ihm, weil er befürchtete, daß er Galata angreifen wollte. Daß Greg. hier schlecht informiert ist, geht auch daraus hervor, daß er Pisani an der genuesischen Flotte vor Chalkedon vorbeifahren läßt, obgleich der wichtigste Teil dieser Flotte hinter ihm her fuhr. Er geht offenbar davon aus, daß die Genuesen seit der Schlacht immer auf der kleinasiatischen Seite gegen über Kpl. geblieben wären, und spricht nur über Verteidigungsmaßnahmen, die sie dort getroffen hätten. Bei Kantak. hat man den Eindruck, daß Pisanis Flotte von Therapea direkt nach Kpl. fuhr. So scheint es aber nicht gewesen zu sein. Laut Villani machte er eine Weile Halt in SosthenionlIstinye und fuhr erst dann nach Kpl. (s. Balard: Bat. Bosph. 448 ) . Vor Kpl. ging Pisa ni zuerst beim Euge niostor vor Anker (s. Kantak. Irr 232, 1 0 f. ) . Dieses Tor, das gelegentlich auch Kaisertor genannt wird, lag am Eingang des Goldenen Horns im gleichnamigen Viertel 'ta Eugeniu', von wo aus man mit einer Sperrkette das Horn abschlie ßen konnte (vgl. Berger: Patria 743 ), was man noch 1453 getan hat (s. Krito bulos ed. Reinsch 37,25-28; Übers. Reinsch S. 73 mit Anm. 37/2 ) . Noch in der spätbyzantinischen Zeit war hier ein Ankerplatz, den die Kaiser für ihre Fahr ten vom Blachernenpalast zur Hagia Sophia nutzten (s. Müller-Wiener: Bildlex. S. 57). Warum und wie lange Pisani hier vor Anker ging, erfahren wir nicht. Aber als er noch hier lag, spornte Kantak. ihn erneut an, die Genuesen anzug reifen, und als er nicht wollte, versuchte er den Katalanenadmiral Monenan de Scol (PLP 261 1 6), den Nachfolger des inzwischen verstorbenen Santa Pau, zu einem Angriff allein mit Katalanen und Rhomäern zu überreden, aber dieser weigerte sich aus dem gleichen Grund wie sein Vorgänger. Daß Pisani an der genannten Stelle vor Anker ging, ist vermutlich damit zu erklären, daß er Doria davon abhalten wollte, Galata anzulaufen. Er weigerte sich aber offensichtlich, von sich aus den Kampf zu eröffnen. Das bezeugte er laut Kantak. (Irr 232,914) nicht nur mit Worten, sondern auch mit der Tat, und zwar indem er um die Akropolis (heute Sarayspitze mit Atatürkdenkmal) herumfuhr bis vor das Bar barator. Damit gab er die herausfordernde Lage direkt gegenüber Galata auf. Das Barbarator identifiziert man mit Topkapi (öfter ohne Hinweis, welches Topkapi, so. z. B. Müller-Wiener: Bildlex. S. 3 1 3 und Index s. n. Die gleiche Identifikation '= Topkapi' findet man beim Romanostor ebd. S. 2 8 7 und Index s. n.; auch Berger: Patria S. 669. Es handelt sich im zweiten Fall natürlich um ein ganz anderes Topkapi als im ersten, nämlich um ein Tor in der Landmauer,
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das vierte nach dem Gold. Tor) . Beim Ankerplatzwechsel folgten Pisani auch die katalanischen und rhomäischen Schiffe. Kantak. wies Pisani auf die Gefah ren dieses Ankerplatzes hin, wo Winde vom Schwarzen Meer her oder aus dem Osten die Schiffe auf die Klippen vor der Seemauer werfen könnten. Pisani hörte aber nicht auf ihn, wohl aber der byzantinische Admiral Tarchaneiotes. Letzterem passierte nichts, Pisani verlor über Nacht vier venezianische und drei katalanische Schiffe. Nur die Besatzungen und was sonst auf den Schiffen war, konnten mit Hilfe der Kpler gerettet werden (Kantak. Irr 230,22-233, 1 5 ) . Diese Darstellung ist aus westlichen Quellen z u ergänzen und z u korrigieren, wie auch umgekehrt. Villani und Bordbuch lassen Pisani in Kpl. im Viertel FarangaNalancha gr. Blanga vor Anker gehen, also offenbar im Kontoska lionhafen, wo auch Greg. ihn unterkommen läßt. Durch Schaden, über den nur Kantak. berichtet, klug geworden, befolgte er wohl bald den Rat des Kantak., was dieser selbst nicht mehr berichtet. Er beschränkt sich darauf, uns kurz mitzuteilen, daß er nach diesem Mißgeschick versuchte Pisani zum Bleiben zu überreden, dieser aber, ohne sich zu verabschieden, verschwand und ihn mit dem Krieg allein ließ (Irr 233,1 9-22 ) . Er erweckt damit den Eindruck, daß Pisani nach der Rückkehr aus Therapea nur sehr kurz vor Kpl. blieb, also wohl noch im März heimwärts fuhr. Das paßt weder zur Klage des Greg. über die Versorgungsprobleme mit 1 8 .000 zusätzlichen Kostgängern in der Stadt nach Pisanis Rückkehr aus Therapea (s.u. Irr 92, 8 ff. ), noch zu Daten, die aus westlichen Quellen bekannt sind. Demnach hätte Pisani am 8. oder 9. März Therapea verlassen und war wohl nach einem sehr kurzen Aufenthalt in Istinye nach Kpl. weitergefahren. Die Bedrohung durch Doria war gewiß nur der Anlaß, der eine wegen Versorgungsschwierigkeiten sowieso anstehende Rückkehr nach Kpl. beschleunigte. Kpl. verlassen hat Pisani, wie aus westlichen Quellen bekannt, erst am 8. April. Während Greg. weiter unten nach seiner Klage über die Versorgungsschwierig keiten infolge des Krieges gegen Genua auf das Thema des Streites zwischen Joh. V. und Mt. Kantak. übergeht, ohne erst das Thema venez.-genues. Krieg abzuhandeln, berichtet Kantak. gleich hier, wie dieser Krieg zu Ende ging. Nach Pisanis Verschwinden hielt er noch vierzig Tage am Bündnis mit den Venezianern fest, in der Hoffnung, sie kämen zurück. Als Nachrichten über Pisanis Kurs ihm diese Hoffnung nahmen, schloß er Frieden mit den Genuesen, die daraufhin gleichfalls nach Hause gingen (Kantak. III 233,22-234,6 ) . Zum Frieden mit Genua vom 6. Mai 1 352 s. Dölger: Reg. 299 1 ; die Heimfahrt der Genuesen erfolgte in der Zeit vom 6. Juni bis zum 1 1 . August 1352, s. Balard: Bat. Bosph. 450-452 ). In diesem Passus über die Lage der Genuesen läßt Greg. erkennen, daß diese nicht rosig war. Ihre Flotte war dem Feind zahlenmäßig unterlegen und auch =
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die Verpflegung war ein Problem. Kantak. erweckt den Eindruck, daß sie vor allem auf ihren Stützpunkt Galata angewiesen waren, aber Greg. zeigt, daß sie gleich nach der Schlacht hauptsächlich ihre guten Beziehungen zu Orkhan nutzten, nicht nur für die Verproviantierung, sondern auch zur Verstärkung ihrer Streitkräfte. Dieser Unterschied ist damit zu erklären, daß Kantak. nicht aussprechen will, daß sein Schw. S. ihn nicht nur im Stich ließ, sondern ohne auf ihn Rücksicht zu nehmen sogar seine Feinde unterstützte. Greg. hebt hier aber auch hervor, welches Problem für Byzanz die Verpflegung der in die Stadt zurückgekehrten Venezianer und Katalanen bildete, das nicht zuletzt durch Streifzüge türkischer Truppen in genuesischem Dienst verursacht wurde. Er spricht hier zwar auch von Tatenlosigkeit der venezianischen Führung (111 92, 1 9 f. ) , sagt aber, daß diese unfreiwillig war und daß man gern den Feind angegriffen hätte, dazu aber keine Möglichkeit sah, · da dieser sich zu gut ver schanzt hatte. Zu all dem schweigt Kantak., um den Selbstbetrug aufrecht zu erhalten, daß die Genuesen unmittelbar nach der Schlacht und bis nach der Rückkehr beider Parteien aus Therapea für einen energischen Angreifer eine leichte Beute gewesen wären. Gewiß, Greg. ist über das, was sich nach der Schlacht abspielte, unzureichend informiert, aber sehr richtig betont er die Bedeutung des genuesischen Bündnisses mit Orkhan, das nach der Schlacht zustande kam. Er berichtet weiter unten (111 99,7- 1 0 ) auch noch, daß sowohl Kantak. wie die Venezianer vergeblich versuchten, Orkhan auf ihre Seite zu ziehen. Aber dazu später. Greg. unterbricht hier die diesbezügliche Berichter stattung, um auf ein anderes Thema überzugehen, das hier chronologisch sei nen Platz hat. Kantak. erörtert die wieder aufflammende Rivalität zwischen seinem Sohn Mt. und seinem Schw. S. Joh. V. erst, nachdem er sogar noch den Verlauf des venez . genues. Krieges nach dem Ausscheiden von Byzanz aus dieser Auseinanderset zung abgehandelt hat (111 234,7-23 7,6 ) . Er hat uns jedoch schon mitgeteilt, daß Joh. V. wegen einer nachher zu behandelnden Angelegenheit in Kpl. war, als die Genuesen mit türkischer Hilfe die Stadt bedrängten (229,10-12), und bei der Behandlung der betreffenden Angelegenheit wiederholt er, daß diese sich abspielte, als der lateinische Krieg auf seinem Höhepunkt war (23 8 , 1 -3 ) . Ähnlich äußert sich Greg. a m Anfang seines diesbezüglichen Berichtes (111 93,5- 1 0 ) , aber Kantak. liefert eine genauere Datierung. Er schreibt, daß Joh. V. bei ihm war, als er zum Ankerplatz der eigenen Schiffe und der Ver bündeten ausrückte . Das war, wie wir gesehen haben, im ersten Drittel des März ( 1 352 ) . Joh. V. muß aber Kpl. sehr bald nach dem 8. März wieder ver lassen haben, denn seine Schw. M. plant schon, ihn als Vermittlerin in Didy moteichon zu besuchen, als das Wetter in Kpl. noch kalt und winterlich ist (s. Greg. 111 9 8 , 1 9-99,2; vgl. Beyer: ehron. S. 144 f. ) . Offenbar war er nach
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Kpl. gekommen, um sich über seinen Schwager Mt. zu beklagen, denn dieser war von Kantak. herbeizitiert worden, um den Konflikt beizulegen. Mt. zögerte aber sein Kommen hinaus, bis Joh. V. die Geduld verlor und Kpl. wieder verließ (s. Kantak. III 238,4-239 , 1 0 ) . Nun noch ein paar Sätze zum Konflikt. Der älteste Sohn des Joh. Kantak., Mt., strebte schon lange die Nachfolge seines Vaters an und wurde dabei von vielen unterstützt, die seinen Vater mit an die Macht gebracht hatten und sich nicht gebührend entlohnt sahen. Schon 1347 hatte Kantak. seine Gattin zum Sohn schicken müssen, um einen Aufstand zu verhindern, s. Bd. m S. 1 76- 190; vgl. auch Bd. IV S. 212-214. Der letzte Satz, den Greg. in diesem Passus Mt. in den Mund legt, soll seinem Vater klar machen, daß er vor seinem Tod die Nach folge eindeutig zu regeln hat, und zwar so, wie es seiner Usurpation der Kaiser rnacht entspricht. Joh. V. war aber längst Kaiser und von Kantak. als solcher nicht nur anerkannt, sondern auch immer in der Ansicht bestärkt worden, daß er problemlos die Kaiserherrschaft von seinem Schw. V. übernehmen würde. Vgl. dazu Bd. In S. 1 67 f. und Anm. 90, 93 und 459, sowie Bd. IV S. 2 . 214. Bedroht fühlte Joh. V. sich in der Nachfolgefrage besonders, seitdem sein Schw. V. ihn mit seiner Mutter, Anna von Savoyen, nach Thessalonike abge schoben hatte, s. Bd. IV S. 64 mit Anm. 29, S. 204, 2 1 7; Anm. 43 S. 229-23 l . Kantak. schreibt das Mißtrauen seines Schw. S . der ihm verhaßten (Ex)Kaiserin Anna zu (Kantak. In 237,6; vgl. Bd. IV Anm. 346). Wohl weil die Archonten in Diymoteichon wußten, daß Joh. V. sich mit Stefan Dusan gegen Kantak. ver bündet hatte, fragten sie bei letzterem an, wie sie den j ungen Ks. empfangen sollten, wenn er in Didymoteichon Station machen würde. Vielleicht wollten sie damit Bereitschaft signalisieren, ihn festzunehmen. Sie erhielten aber die Anwort «mit allen Ehren» (s. Kantak. m 237,9-23 8 , 1 ) . So geschah es, ein Kampf um den Thron kam zu dem Zeitpunkt sehr ungelegen. Zum Bündnis, das Joh. V. mit Dusan geschlossen hatte und das von Greg. hier nicht erwähnt wird, s. Kantak. In 204,6- 15; 205,1 9 f.; dazu Dölger: Reg. 2978 . Man beachte diesen Charakterzug, den Greg. Kantak. zuschreibt. Merkwürdi gerweise ist es bei ihm trotzdem die Kaiserin, die in bezug auf den drohenden Kampf zwischen Sohn und Schw. S. die Initiative ergreift, das Problem anspricht und ihre Vermittlung anbietet, während Kantak. selbst schreibt, er habe seiner Frau befohlen, Joh. V. in Didymoteichon zu besuchen und ihn zu beschwichtigen (nI 239, 1 1 - 1 3 ) . Korrigiere In 96,2 'kautais pandemois' in 'kan tais pandemois ekeinais syno dois plateia te glotte' . Zweifel sind angebracht, o b Greg. hier die Kaiserin nicht einiges sagen läßt, worauf er selber den Ks. gern hingewiesen hätte. Die Kaiserin mag in Sachen Palamismus anders gedacht haben als ihr Mann, es ist ihr aber wohl auch klar
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gewesen, daß ein Hinweis, die Rivalität zwischen Sohn und Schw. S. sei eine Strafe Gottes für die Förderung des Palamismus, wenig hilfreich sein könnte. Ganz ausschließen will ich aber trotzdem nicht, daß die Kaiserin immer noch überzeugt war, der Tod ihres jüngsten Sohnes sei so eine Strafe gewesen, und es darum nicht lassen konnte, ihren Mann daran zu erinnern. Zu bedenken ist auch, daß Ag. aus allererster Hand, d. h. durch die Kaiserin selbst, über ihr Gespräch mit ihrem Gatten informiert gewesen sein dürfte. Korrigiere In 96, 14 f. 'epistrateuousan' in 'epistatousan' und 97,3 'basileus' in 'basileias' . Greg. läßt Kantak. hier die Unterscheidung zwischen Gott und dem Wesen Gottes ad absurdum führen. Kantak. hat sich wohl kaum so ausgedrückt, wie Greg. seine Worte hier wiedergibt, aber diese müssen, palamitisch verstan den, diesen Sinn gehabt haben. Greg. läßt ihn sich auch gleich anschließend mit Wohltaten brüsten, die er hauptsächlich palamitischen Klerikern und Mönchen erwiesen hatte, was ihn zwar nicht vor den gegenwärtigen Widrigkeiten bewahrt, aber immerhin auf den Thron gebracht habe.. Auch das ist ein Bekenntnis, das Kantak. gewiß nicht abgelegt hat, aber, wenn er ehrlich gewesen wäre, hätte ablegen müssen. Die Kaiserin fegt die Wohltaten, mit denen ihr Gatte sich brüstete und wofür er Lohn erwartet hatte, vom Tisch mit einem Hinweis auf sein palamitisches Verständnis des göttlichen Wirkens in der Schöpfung: Nur wenn man annimmt, daß Gott selbst in der Schöpfung wirkt, erkennt man an, daß man ihm selbst alles verdankt. Kantak. schreibt aber alles, was von Gott kommt, einer real von ihm zu unterscheidenden Energeia zu und also Gott persönlich gar nichts. Hier spricht wohl nur Greg. durch die Kaiserin. Korri giere In 97, 14- 1 6 'polytheian (h)ekontes tini ton (h)apanton (h)etera par' auton energeta, exeumenizein ekeinon nomizoimen pollostemorion chrematon ton autou prosagontes' in 'ton (h)apanton (h)etera tini par' auto energeia exeumenizein dokoiemen, (h)opote ton autou chrematon pollostemorion pros agoimen'. Dieser Passus erinnert an einiges, was die Kaiserin 1 347 zu ihrem Sohn Mat thaios sagte, s. Bd. IV S. 1 84 f. Ihm führte sie damals vor Augen, wie reich seine Eltern vor dem Chaos (des Bürgerkriegs) und der Verfolgung (ihres Mannes) gewesen seien und wie ihr gegenwärtiger ksl. Tisch nur noch ein Zehntel von ihrem ehemaligen privaten Tisch ausmache. Kantak. sei vor seiner Usurpation unter Andronikos In. der mächtige Mann im Reich gewesen (bis 1341 ) , danach, d. h. seitdem e r Palamas anhing, Verfolgter (bis 1 347) und dann (ab 1 347) Kaiser, aber ein glückloser. Der Verfolgte, von dem der Ks. spricht, ist in den Augen des Greg. natürlich vor allen anderen er selbst.
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In Orestias Adrianopel residierte Mt. (s. Bd. IV S. 1 8 6 mit Anm. 29, S. 214). Didymoteichon hatte Joh. V. gerade zugewiesen bekommen (s. Kantak. III 240,5 ) . Der Hinweis auf große Kälte datiert das Gespräch auf Ende Winter 135 1/52. Da die Kaiserin aber anbietet, zur Vermittlung zu Joh. V. nach Diy moteichon zu reisen, kann dieser, der im ersten Drittel des März noch in Kpl. war, zu der Zeit schon nicht mehr dort gewesen sein. Vermutlich war er erst Anfang Februar in der Hauptstadt angekommen und begleitete seinen Schw. V. nach Therapea in Erwartung seines Schwagers Mt., den dessen Vater herbeizi tiert hatte. Als weder im Krieg etwas Entscheidendes geschah, noch Mt. inzwi schen erschienen war, reiste er ab. Die Kaiserin begann mit ihren Reisevorbereitungen wohl noch im März, bald nach dem Gespräch mit ihrem Gatten, wozu die Abreise Joh. V., die nichts Gutes erwarten ließ, der Anlaß gewesen sein mag. Der Ks., der in Therapea unmittelbar mit der Unterstützung der Genuesen durch Orkhan konfrontiert worden war und wegen der Versorgung der nach Kpl. zurückgekehrten Vene zianer und Katalanen weiter damit konfrontiert wurde, entbot wohl noch im März, als die Venezianer noch da waren, die erwähnte Gesandtschaft an Ork han, die er selbst verschweigt, wie auch die seines Verbündeten Pisani, weil sowohl deren Notwendigkeit und insbesondere ihre Erfolglosigkeit zeigt, wie umsonst er seine Tochter dem Drängen des Osmanen geopfert hatte. Für die beiden Gesandtschaften verweist Balard: Bat. Bosph. S. 449 mit Anm. 132 auf Greg. XXVI. 25, wo freilich nur vom Erfolg eines Vertrags mit Genua die Rede ist, nicht vom erfolglosen Versuch der Gegner der Genuesen, Orkhan für sich zu gewinnen. Dafür wäre auf XXVI. 33 zu verweisen. Vgl. dazu Dölger: Reg. 2987, der aber diesen Versuch zu ungenau auf Winter 135 1/52 datiert. Greg. setzt die Angelegenheit deutlich in die Zeit nach der Bosporosschlacht vom 1 3 . 02. 1352, und da er sie mit dem erwähnten Gespräch zwischen Ks. und Kaiserin verbindet, das nicht vor etwa Mitte März stattfand (s. Anm. 1 64), wohl auch nicht vor diesem Datum. Es ist wohl der Umstand, daß der persische Satrap Pharnabazos (um 450-373 v. Chr. ) im gleichen Gebiet (Daskylion an der Küste des Marmarameeres) herrschte, wo nun Orkhan der Gebieter ist, der Greg. inspirierte, Orkhan mit ihm zu vergleichen. Wie Pharnabazos mal Sparta half gegen Athen (ab 4 1 3 ) , mal umgekehrt (Vertrag mit Athen ; 409), um dann wieder den zu ihm ge flüchteten Alkibiades dem Spartaner Lysander zuliebe zu ermor den (404), so bestimmten auch bei Orkhan Eigeninteressen seine Haltung den westlichen «Nachbarn» (Byzanz, Genua, Venedig) gegenüber. Für die Fortsetzung dieser Geschichte s. u. III 1 1 6,23 ff. Die Gesandtschaft selbst interessiert Greg. hier weniger als die Katastrophe, die für Byzanz damit verbunden war. Trotzdem gibt er kurz an, worum es bei
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dieser Gesandtschaft ging, und gerade das ist für den Historiker interessant, weil es befremdet. Trotzdem hat es wenig Beachtung gefunden, vielleicht weil nur Greg. uns darüber berichtet. Es wird z. B. im Biogr. Lex. Südosteuropas weder s. n. Dusan, noch s. n. Orhan erwähnt; das gleiche gilt für die entspre chenden Artikel im LMA. Auch z. B. Nicol: Kantak. beschreibt unter No. 27 Maria Kantakuzene, Tochter des Joh. VI. Kantak., die Karriere ihres Gatten Nikephoros Ir. Dukas v. Epeiros und verweist (5. 1 3 1 n. 5 ) wegen des Titels « Graf von Kephallenia » auf diese Stelle, ohne auf deren Inhalt einzugehen. Auch in Nicol: Last. Cent. 5. 238 verrnißt man ein Wort über das, was er 1352 seinem Schwiegervater einbrockte. Es gibt aber Ausnahmen. H. V. Beyer berücksichtigt die Angelegenheit sowohl im Art. Orchan I. im PLP 21 133, wie im Art. Ouresis Stephanos IV. (Dusan) PLP 2 1 1 82 (beide 1 9 8 9 ) . Er hebt in beiden Notizen hervor, daß die versuchte Annäherung zwischen Dusan und Orkhan in der Bündnispolitik auf beiden Seiten eine Ausnahme bildet. Orkhan unterstützte normalerweise seinen Schwiegersohn Kantak., vor allem im Kampf um die Kaiserherrschaft, zuerst gegen die Kaiserin Anna von Savoyen, dann gegen Joh. v.; Dusan hat sich 1 3 5 1 mit Joh. V. verbündet. Weil Greg. darüber erst weiter unten berichtet (IH 147, 1 7 ff. ), sei hier kurz gesagt, was vereinbart wurde: Joh. V. würde seine Gattin Helena, die Tochter des Kantak., verstoßen und eine Schwägerin Dusans (Theodora, die Schwester seiner Frau Jelena und des Bulgarenherrschers Ivan Alexandur) heiraten. Dafür würde Dusan jede Hilfe leisten, um ihm die Kaiserherrschaft in Kpl. zu sichern (mehr dazu in den Anmerkungen zur obengenannten TextsteIle) . Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, was Dusan mit dem Knüpfen einer verwandt schaftlichen Bindung mit Orkhan bezweckte. Zurück zu Beyer: Im Art. PLP 2 1 133 geht er auf die « serbisch-osmanische Brautgesandtschaft» nicht näher ein. Er erwähnt nur die Verstimmung Orkhans und hebt hervor, daß dieser «trotzdem» bald Kantak. wieder Hilfstruppen sandte für seinen Kampf gegen Joh. V. In PLP 2 1 1 82 weist B. zuerst auf die ebengenannte Hilfe für Kantak. hin und notiert dazu: «Trotz dieses Treffens scheint auch D(usan) gute Beziehun gen zu den Osmanen gesucht zu haben, da . . . Nik. H. Dukas . . . kurz zuvor . . . eine aus Prusa rückreisende angebliche serbische Brautgesandtschaft abgefan gen hatte. » Diese der Kürze wegen nicht gerade gelungene Aussage trägt außer Skepsis zur Erklärung des Ansinnens Dusans nichts bei. Nicht ersichtlich ist, ob Beyers Skepsis vielleicht damit zu tun hat, daß Dusan keine Tochter hatte. Auf diesen Umstand hat M. Purkovic: Byzantinoserbica, in: BZ 45 ( 1 952) S. 49 hingewiesen. Ein eventueller Irrtum bezüglich des Verwandtschaftsgrads der angebotenen Frau macht aber noch nicht die ganze Nachricht unglaubwürdig. Auch Soulis: Serbs and Byz. S. 51 f. (mit Anm. 66 f. ) nimmt das Angebot Dusans, worüber Greg. berichtet, ernst. Soulis äußert sich auch zur politischen
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Bedeutung desselben, scheint dabei aber von einer falschen Chronologie aus zugehen. Er weist zuerst daraufhin, daß serbische Streitkräfte zweimal durch die Türken vernichtend geschlagen wurden, 1 344 bei Stefaniana (in Mazedo nien) und 1352 bei Didymoteichon, und daß serbisches Gebiet öfter von Tür ken geplündert wurde. Das macht es für ihn «nicht unwahrscheinlich» , daß Dusan « might have attempted to come to some kind of understanding with the Turks in the hope of sparing his lands» . Nun datiert aber Greg. die Gesandt schaft Dusans eindeutig vor der Schlacht bei Didymoteichon, so daß diese zu Dusans Beschluß nichts hat beitragen können. Und mit der Schlacht von 1 344 hatte Orkhan nichts zu tun gehabt; dort waren Türken Umurs von Aydin die Freunde und Helfer des Usurpators Kantak. Beide Schlachten hatten auch nichts mit direkter Bedrohung der Serben zu tun, sondern nur mit ihrer Ein mischung in den byzantinischen Kaiserkampf. Wenn auch serbisches Gebiet von Türken heimgesucht wurde, war das eine Folge der Politik des Kantak., der sie nach Europa geholt hatte und holte, um seinen Machtanspruch durch zusetzen. Greg. nennt nur diese Plünderungen als Grund für den Versuch Dusans, mit Orkhan eine verwandtschaftliche Bindung einzugehen. Zur Erklä rung der Initiative Dusans meint Soulis, dieser könnte geglaubt haben, er könne vom Krieg Venedig-Genua und dem inneren Machtkampf in Byzanz profitie ren, um mit Hilfe der Türken seine Pläne gegen Byzanz zu realisieren, wobei die Venezianer ihm 1350 nicht hatten helfen wollen. Nach diesem Erklärungs versuch, der eine nicht geringe Naivität bei Dusan voraussetzt, verteidigt Soulis gewissermaßen die Bereitschaft Dusans mit den Ungläubigen zu paktieren. Das war allgemein Realpolitik zu seiner Zeit, als sämtliche christliche Herrscher des Balkans mit ihnen kooperierten, wenn das ihrem persönlichen Ehrgeiz dienlich war. Denn: 'No one had yet clearly realized what a menace the Turks would soon become for all the Christian peoples of the Balkans » . Ein solches Urteil unterschätzt m. E. den Ehrgeiz Dusans. Schutz vor plündernden Türken war wohl kaum der einzige und vermutlich auch nicht der wichtigste Grund, warum Dusan Verwandtschaft mit Orkhan anstrebte. Daß eine Tochter (oder sonst eine Verwandte) im Harem eines osmanischen Prinzen kein Wohlwollen garantierte, zeigte gerade das Beispiel der byzantinischen Kaisertochter Theo dora Kantakuzene. Dusans Ehrgeiz ging gewiß weit über die Sicherung seiner Grenzen hinaus. Schon seit 1346 hatte er den Titel Tsar der Serben und Rho mäer angenommen, und was er anstrebte, war der Kaiserthron in Konstanti nopel. Dusan war kein Großserbe und wollte keiner sein. Er wollte Kaiser werden über Serben, Rhomäer und Albaner (usw.) mit Sitz in der kulturellen Hauptstadt Konstantinopel, wo er ca. sechs Jahre seiner Kindheit (ca. 6.-12. J. ) als Geisel verbracht hatte und die ihn nicht mehr losließ (vgl. F. Kämpfer: Dusan, in: Biogr. Lex. Südoste uropas I <1974> 449-45 1 ) . Zugleich wollte er
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aber auch das schwache und immer schwächer werdende Byzanz durch einen starken Staat ersetzen, der die Türken in ihre Schranken weisen würde. Schon 1 350 hatte er versucht, Venedig für eine gemeinsame Eroberung von Kpl. zu gewinnen (s. Beyer in PLP 2 1 1 82 S. 40,2 ) . Das von ihm 1 3 5 1 mit Joh. V. geschlossene Bündnis gegen Kantak. sollte nicht den jungen Palaiologen, son dern Dusan zum eigentlichen Herrscher in Kpl. machen. Die Verschwägerung mit Joh. V. sollte ihm die Rolle des älteren Kaisers einbringen, der de facto Hauptkaiser sein würde, wie Kantak. es gewesen war (so schon Parisot S. 266 ) . Dusan kann darum 1 3 52 i n Orkhan nur einen Rivalen gesehen haben, wenn es um Byzanz ging. Er müßte blind gewesen sein, wenn er, wie Soulis unterstellt, geglaubt hätte, Orkhan würde ihm helfen, den Kaiserthron in Kpl. zu bestei gen. Ehrgeiz erkennt Ehrgeiz, und darum muß Dusan sich etwas anderes dabei gedacht haben, als er Orkhan ein Heiratsbündnis vorschlug. Auch ist er sicher nicht so unklug gewesen, in seine Überlegungen nicht auch beider Rolle im byzantinischen Machtkampf zwischen Kantak. und Joh.V. einzubeziehen. Mit einem Rivalen, der offensichtlich das gleiche anstrebt wie man selbst, kann man nur eine Scheinfreundschaft auf Zeit schließen. Mit seinem Angebot an Orkhan wollte Dusan m. E. den Eindruck erwecken, er stehe abseits der in und um Byzanz tobenden Kämpfe und strebe nach guten Beziehungen zu allen Nachbarn. Er hoffte natürlich, so sein Ziel in bezug auf Kpl. erreichen zu können, ehe Orkhan in ihm einen gefährlichen Rivalen und Feind sehen würde. Und Orkhan hat wahrscheinlich zugesagt, um ihn nicht auf klügere Gedanken zu bringen. Für Soulis hat der Überfall auf die Gesandtschaft die ganze Ange legenheit vom Tisch gefegt. Er fragt sich nicht, warum keine der beiden Par teien auf den brüsk durchkreuzten Plan zurückkam. An der allgemeinen Lage hatte der Überfall nichts geändert. Wenn man die Chronologie der Ereignisse richtig im Auge behält, ist diese Frage nicht schwer zu beantworten: Sehr bald nach dem Überfall veranlaßte der Kampf, der zwischen seinem Sohn Matthaios und Joh. V. ausbrach, Kantak. wieder einmal Orkhan um Hilfe zu bitten, die er auch erhielt. Das zwang Dusan Farbe zu bekennen und seinen Schützling Joh. V. nicht im Stich zu lassen. Die Niederlage der Serben bei Didymoteichon machte Dusan endgültig klar, daß das gefährlichste Hindernis auf seinem Weg nach Kpl. Orkhan war. Die verdeckten Karten lagen nunmehr offen auf dem Tisch und das machte für beide die Verschwägerungszusagen null und nichtig. Es ist nur konsequent, wenn Dusan nun bald anstrebt, vom Papst den Titel capitaneus contra Turchos zu erhalten, eine Konsequenz, die Soulis leugnet. Es würde zu weit führen, ausführlich auf Soulis' Argumentation gegen die Ansicht des großen Serbenhistorikers Jirecek einzugehen, daß Dusan diesen Titel und einen Kreuzzug anstrebte, weil er die Türkengefahr richtig erkannt hätte zu einer Zeit, da niemand im Westen sich der türkischen Bedrohung richtig
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bewußt war. Ich zitiere hier nur das 'Argument', womit Soulis die Verteidigung seiner These beginnt (0. c. S. 54). «There is no doubt that Dusan was not pleased by the settlement of the Turks in Europe. But on the other hand, nothing indicates that Dusan, who in 1 3 5 1 had asked Sultan Orchan for a marriage alliance, had changed so radically in three years as to see clearly the gathering storm and thus to turn to the Avignon papacy for assistance when nobody else in the West was fuHy aware of the Turkish menace» . Hier rächt sich der nachlässige Umgang mit der Chronologie. Zuerst erklärt Soulis Dusans versuchte Annäherung mit der Niederlage von Didymoteichon in 1 3 52, datiert aber diesen Versuch selbst in das Jahr 1 3 5 1 und sieht trotz Didymoteichon keinen Grund, weshalb Dusan drei Jahre später seine Meinung geändert hätte. Als ob die Rache Orkhans für den Überfall auf die Gesandtschaft und die eigene Niederlage von 1 3 52 nicht ausreichen würden, um sogar Uneinsichtigen die Augen zu öffnen. Daß es nicht zu einem Kreuzzug unter Dusan gekommen ist, hat viele Gründe, darunter Dusans Tod am 20. 12. 1355. «Die Söhne » (III 49,229) steht für nur einen Schw. S. des Kantak., Nikephoros II. (Angelos) Dukas ( Orsini), Graf von Kephallenia 1 3 3 5- 1359 und Herrscher von Epeiros 1 356-1 359. Greg. wird ihn erst viel später (III 537, 3 ) mit Namen nennen. Zu ihm s. PLP 222. Greg. hat ihn ohne Namensnennung schon öfter erwähnt, s. Bd. IV Index s. n. Die dort notierten Gregorasstellen findet man aber nicht im PLP-Artikel. Von ihm war in den Anm. zu Bd. III auch mehrfach die Rede, s. ebd. Index. Kantak. erwähnt die hier von Greg. berichtete fatale Großtat seines treuen Anhängers nicht. Er hat zuletzt (III 2 1 1 , 1 2- 1 8 ) über ihn berichtet, daß er (im Nov. 1 3 5 1 ) der Stadt Herakleia gegen die Genuesen zu Hilfe geeilt war, aber zu spät kam. Er verwaltete zu der Zeit die thrakischen Städte am Hellespont. Die Hss. V und L. haben hier auf dem Rand die Notiz « Probleme und Fragen des Agathangelos über die Ereignisse » . Korrigiere III 1 0 1 , 1 5 'diegemasin' (Erzählungen) i n 'dystychemasin' (Mißge schicke ). III 1 0 1 , 19 f. gr. 'ton . . . talaiporon kamps ai dromon ton logon'. 'Kampsai' heißt eigentlich 'biegen', aber im Ausdruck 'kampsai ton dromon' auch 'been den' wie u. a. in 'kampsai ton talaiporon bion' 'sein elendes Leben beenden' (vgl. Anm. 2 ) . Ansp. auf Rom. 1 1 ,43 . S. Dt. 6,5; Mk. 12,30. Bezüglich Konstantin I. übertreibt Greg. gern; vgl. Bd. 1 97 mit Anm. 227. Auch in seinem Bios Konstantinou (s. Bd. I Werkliste Nr. 64, S. 57; kr. Ausg. durch Leone 1994) präsentiert er den ersten christlichen Ks. gleich von Anfang an als den größten, mächtigsten und christlichsten ( § 4 S. 3 ,24 ff. ) . Gregorios Akindy=
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ANMERKUNGEN: 1 8 2 - 1 8 7
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nos eröffnet einen Brief an ihn (ed. Leone Epp. ad Greg. missae 8 , 1 -4 S. 397) mit dem Lob, er habe mehr als andere herausgestellt, wie Konstantin alle anderen Kaiser übertreffe; vgl. auch 8,9 f. u. 1 5 f. Korrig. Ed. In 1 04,3 'pseudo nymon' in 'pseudonymon theon'. Das Bild des Hirten, der zum Wolf wird, ist biblisch inspiriert, obgleich die Bibel keine so direkte Formulierung bietet. Man vgl. Joh. 1 0,1 1 f.; Mt. 7, 1 5; Apg. 20,29; Ez. 22,27. Ohne den Namen zu nennen, macht Greg. hier Kantak. für alles Elend, das die Rhomäer seit Jahren heimsucht, verantwortlich und sagt ihm die Hölle voraus. Zu Nicolo Pisani s. PLP 23232. Zu seinem ersten Unternehmen «im vorigen Jahr» , d. h. im Jahr vor dem byz. Jahr 0 1 . 09. 1 3 5 1-3 1 . 0 8 . 1 352, worüber Ag. hier spricht, s. Bd. IV S. 66 mit den Anm 49 f. und ob. In 45,4- 1 1 mit Anm. 86. An keiner der beiden genannten Stellen hat Greg. Pisani als Oberbefehlshaber erwähnt. Wir erfahren das bei ihm erst hier. Im PLP-Art. fehlt ein Hinweis auf dieses Unternehmen im J. 1 3 5 1 . Der Vertrag, wovon hier gesprochen wird (Dölger: Reg. 2975 ), wurde im Mai 1 3 5 1 beschworen, s. Bd. IV Anm 50. Das gr. Wort 'karterein' habe ich mit 'aussitzen' übersetzt. In der lat. Übers. der Bonner Ausgabe liest man «nihil minus opus esse quam cunctatione » ; das gibt zwar den Sinn wieder, aber nicht den gr. Ausdruck. 'Karterein' heißt 'standhaft sein', 'Ausdauer zeigen' besonders Gefahren gegenüber. Die Venezianer waren gekommen um anzugreifen. Einem eventuellen Angriff der Feinde tapfer ent gegenzusehen hatte für sie keinen Sinn. Die Genuesen konnten sich aufs Aus sitzen verlegen, wenn sie wollten. Was Pisani hier Kantak. vorwirft, zahlt Kantak. ihm, wie wir noch sehen werden, nach der unentschiedenen Bosporos schlacht vom 1 3 . 02. 1 352 vielfach heim. Das Bild ist aus Is. 10,14. Die feindliche Feste ist Galata. Greg. ruft hier in Erinnerung, was er Bd. IV S. 74-79 ausführlich erzählt hat. Nachdem Kantak. im Mai 1 3 5 1 mit Pisani ein Bündnis gegen die Genuesen eingegangen war, stand gerade das Räuberkonzil zur Verurteilung der Anti palamiten an. Mit scharfen Worten prangert Greg. an, daß Kantak. lieber einen verlorenen Krieg riskierte als eine ordentliche konziliäre Beratung über den Palamismus durchzuführen. Um Pisani entgegenzukommen, peitschte er die Verurteilung der Antipalamiten in wenigen Wochen (27. Mai- 1 5 . Juni) durch, indem er autoritär seine Verehrung für Palamas und seine Verachtung für des sen Gegner verkündete. Erst am 27. Juli wurde Galata ohne Erfolg angegriffen und Pisani ließ Kantak. mit dem Krieg allein. Wenn Kantak. später die für Byzanz katastrophale Erfolglosigkeit seiner Allianz mit Venedig gegen Genua ganz und gar der zögerlichen Haltung Pisanis zuzuschreiben versucht (In 224, 1 8-234,23), dürfte das auch eine Stellungnahme gegen Greg. sein, der in seiner (ihm bekannten) Hist. Rh. die Verschiebung jeglicher kriegerischen .
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ANMERKUNGEN: 1 8 7- 1 9 0
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Aktion bis nach dem Räuberkonzil als Ursache des Scheiterns ausmacht. In den Augen des Greg. verlor Kantak. aber letztendlich den Krieg, weil er sich durch das Konzil Gott zum Feind gemacht hatte. Z u diesem Auftrag der Kaiserin Eirene, der daraufhin von Greg. verfaßten Dankrede an die Gottesmutter und der Reaktion des Kantak. auf diese Rede s. Bd. I S. 21 f. mit Anm. 1 07- 109 und Werkliste Nr. 5 1 S. 55 (zur Literaturan gabe ergänze BHG Auctariurn Nr. 1 063 ). Vgl. auch Beyer: ehron. S. 1 3 7 Nr. 45 u. 47 mit Hinweis darauf, daß dieses Dankgebet, wie Greg. hier mitteilt, für eine j ährliche Feier des genannten « Einzugs » bestimmt war, das heißt für den Tag von Maria Lichtmeß ( den 2. Februar). In der Nacht vom 2. auf den 3. Februar 1 347 war Kantak. in Kpl. eingedrungen, um die Macht zu über nehmen (ich gehe davon aus, daß die Nacht bis zum Sonnenaufgang zum vergangenen 24-Stundentag gerechnet wurde (s. dazu Bd. ll. l Anrn. 60 Ende S. 141 f.; vgl. auch Bd. 11. 2 Anrn. 326 S. 329 f. ) . Greg. wollte hier offenbar nicht allgemein das Thema von Sünde und Strafe in dieser Welt behandeln, sondern nur die Frage nach dem Grund, weshalb alle Rhomäer, gute und böse, zur Zeit mehr zu leiden haben. Er macht dafür an erster Stelle Kantak. verantwortlich, betont aber, daß niemand frei von Schuld sei, auch wenn er scheinbar ohne große eigene Sünde ist, aber nicht offen dem Palamismus Widerstand leistet. Dies gilt besonders für die Bischöfe, die die Macht hätten, auch gegen den Ks. den Palamismus zu verhindern. Denn für Greg. ist letztendlich der Palamismus an allem schuld, auch der Palamismus der feigen Mitläufer. Es könnte sich aber, wie schon öfter, durch Rückkehr zur Orthodoxie noch alles zum Guten wenden und es könnte dann den Rhomäern tatsächlich die neue Macht zuwachsen, die Kantak. von den Palamiten fälschlicherweise prophezeit worden war. Es handelt sich hier um einen Mann, der bekannt ist aus Berichten über die Katholischen Richter (Katholikoi kritai), wovon Bd. 11 226 f. mit Anrn. 275 die Rede gewesen ist. Dieser Mann, der auch Nomophylax war, hat im J. 1 342 als Bote des Patriarchen Johnnes XIV. Kalekas zu Palamas fungiert und ist auch als Adressat des Palamas bekannt. Er war zu dieser Zeit einer der Katholikoi kritai (s. Trapp in PLP 27063 ) . Greg. stellt ihm an dieser Stelle kein gutes Zeugnis aus. Er wäre aber nicht der einzige korruptionsanfällige Richter in Byzanz gewesen, s. Bd.IT S. 2 8 1 mit Anrn. 477. Als Todesdatum wird im PLP Art. «vor 1 3 52 » angegeben. Aus Greg. ist klar, daß sein Tod keinesfalls vor dessen Inhaftierung gewesen sein kann - sonst hätte Ag. ihm nicht noch im Juni 1 3 52 darüber berichten müssen. Ag. bezeichnet seinen Tod als etwas vorgestern (protrita vor drei Tagen) Geschehenes (111 1 1 3 , 1 3 ) . Dies spricht m. E. eher für ein Todesdatum im J. 1 352 vor Juni (vgl. auch unten ITI 1 1 6, 1 3 ) . =
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ANMERKUNGEN: 1 9 1 - 1 9 3
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Greg. sieht die Bekehrung der 'Russen' natürlich byzantinisch. Tatsächlich flehten gewiß wenige Russen im J. 989 um christliche Missionare. Vielmehr verlangte Ks. Basileios 11., der dem russischen Herrscher Wladimir für militä rische Hilfe gegen einen Gegenkaiser seine purpurgeborene Schwester Anna versprochen hatte, von diesem, daß er sich mit seinem Volk taufen lasse. Kor rigiere in diesem Abschnitt In 1 1 3 , 1 9 'tas euchas' in 'tais euchais'. Zur Sache s. z. B. s. n. Vladimir 2. in: LMA VIII 1 792 f. Diese zweite 'Geschichte' des Ag. enthält ein kleines Problem. Er nennt uns nicht den Namen des Mannes, der damals Metropolit des russischen Volkes war. Offiziell war das seit 1 327 bis ( 1 1 . 03 . ) 1 3 5 3 der aus Kpl. auf den Thron von Kiew und ganz Rußland berufene griechische Mönch Theognostos (russ. Feognost), der freilich in Moskau residierte (zu ihm s. PLP 7069 ) . Das Wört chen 'damals' (gr. «en toutois tois chronois» ) bedeutet «zur Zeit als der pala mitische Tomos veröffentlicht wurde» (im August 135 1 ) und hört sich zumin dest so an, als ob Th. zu der Zeit, als Ag. dies berichtet, nicht mehr amtiere. Theognost starb aber erst am 14. 03 . 1 35 3 . Soweit ich se,h e, bestätigt keine Quelle eine Stellungnahme Theognosts zum Palamismus. Demnach wäre es einerseits den Palamiten außergewöhnlich gut gelungen, mit Drohungen seitens des Ks. das Bekanntwerden solcher Meldungen zu unterdrücken, wie Ag. bewundernd mitteilt, andererseits auch wieder nicht so gut, daß ein Mann mit Verbindungen, wie Ag. sie gehabt haben muß, nicht doch davon erfuhr. Problematisch ist auch folgendes. Ag. beschließt seine Geschichtchen mit einem Hinweis auf die Parabel Jesu bei Lk. 1 6, 1 - 8 über den Gutsverwalter, der noch schnell vor seiner Entlassung Schuldnern seines Herrn ihre Schulden erließ, um später von ihnen aufgenommen zu werden. Dann aber verwechselt Greg. offen bar diesen Verwalter mit dem faulen Diener einer anderen Parabel Jesu bei Mt. 25, 14-30, wo ein Herr vor einer weiten Reise seinen Dienern Geldsummen zu verwalten gibt. Hier wird der Diener, der nur ein Talent erhält und es vergräbt, in die Hölle geschickt, weil er es seinem Herrn ohne Gewinn zurückgibt. Der Verwalter bei Lukas wird selbstverständlich nicht in die Hölle geschickt; das würde die Parabel sinnlos machen. Der Verwalter dieses Gleichnisses soll dem Christ Vorbild sein, materielle Güter zu nutzen, um geistigen Gewinn zu erzie len. Was die Palamiten in diesem Fall getan haben, ist das Gegenteil. Sie haben ein Talent, die Verurteilung des Palamas durch Theognost, vergraben, um dafür die Gunst des Ks. und die damit verbundenen materiellen Vorteile zu ernten. Sie werden aber dafür in die Hölle geschickt werden. Aus biblischer Sicht hat auch hier die zweite korrigierende Hand gefehlt (s. In 133,22-134, 1 0 ) . Zu Theognost s. PLP 7069 (H.-V. Beyer) . Korrigiere I n 1 1 5,4 «ek tes akoes» i n ( ek tes glottes » . Ag. will aufhören zu sprechen und Greg. das Wort übergeben, um selbst zuzuhören.
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ANMERKUNGEN: 1 9 4 - 1 9 9
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Vielleicht mit Reminiszenz an 1 Petr. 5,8: « Seid . . . wachsam, denn der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. » Davon, daß Greg. aufgehört hätte, Schlechtes über die Palamiten zu erzählen, um nicht vorn Schlechten angesteckt zu werden, habe ich nicht viel gemerkt. Um wieder vorn Thema Palamismus auf die profane Geschichte zurückzukom men, hätte er sich eine bessere Begründung ausdenken können. Auch hier muß man ihm wohl die schwierigen Umstände zugute halten, in denen das Werk entstand. Erzieherische Wirkung ist für die altgriechischen und byzantinischen Ge schichtsschreiber ein traditioneller Grund, die Historiographie zu empfehlen. Vgl. Nic. Chon. Hist. ed. v. Dieten S. 1 ,5-2,22. Nach einer langen Abschweifung in antipalamitischer Polemik (IH 100,201 1 6,22 ) kehrt Greg. nun zurück zum zuletzt angesprochenen Thema: der Ver ärgerung Orkhans über die Ausplünderung einer serbisch-türkischen Gesandt schaft durch Nikephoros, den Schw. S. des Kantak. (ob. HI 99,20- 1 00,20 ) . Dort hat Greg. diese Verärgerung i n Zusammenhang gebracht mit Orkhans Zurückweisung der Bitte des Kantak. (und der Venezianer), die Genuesen nicht zu unterstützen. Orkhan habe sowieso die Verwicklung von Byzanz im venez. genues. Konflikt für Plünderzüge ausnutzen wollen und fand nun einen will kommenen zusätzlichen Grund, byzantinisches Gebiet zu plündern (IH 99,720). S. IH 8 8,6- 1 6 . Die genues. Flotte hatte sich nach der Bosporosschlacht größten teils dorthin zurückgezogen, um dem feindlichen Gebiet nicht zu nahe zu sein und zugleich besser von der Unterstützung der Türken Orkhans zu profitieren. Von offizieller Hilfe Orkhans für die Genuesen war noch nicht die Rede, nur von den Racheaktionen Orkhans, worüber Greg. anschließend berichtet und die den Genuesen selbstverständlich indirekt nutzten. Kantak., der sonst seinen Schwiegersohn Nikephoros öfter erwähnt - zuletzt hat er berichtet, daß dieser dem von den Genuesen bedrohten Herakleia zu Hilfe eilte, aber zu spät kam verschweigt dessen katastrophalen Streich gegen die serbisch-türkische Gesandtschaft und die verheerenden Folgen. Er erklärt die von Orkhan den Genuesen verliehene Hilfe und seine Plünderzüge u. a. mit dem Ungeschick der Venezianer, die es vernachlässigt hätten, Orkhan zu hofieren (HI 228 , 1 626 ) . Auch deutet Kantak. die türkischen Plünderzüge und Orkhans Hilfe für die Genuesen nur summarisch an (22 8,20-229,3 ) und betont die eigenen Gegen maßnahmen (229,9-14). Die Aktivitäten der Türken in Thrakien (d. h. auf der thrakischen Chersones) mit ihren bleibenden Folgen erwähnt er mit keinem Wort. Dieses Schweigen kann man nur als Leserbetrug bezeichnen. Korrigiere IH 1 1 7,20 «dianeimamenos, . . . » in « dianeimamenon, lambanon (mit Omega ) >> .
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ANMERKUNGEN: 2 0 0 - 2 0 6
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Myserbeute ist hier doppeldeutig verwendet. Sprw. bedeutet das Wort eine Beute aus übermäßiger Plünderung, wie sie einst die Myser durch die umwoh nenden Völker erlitten, als ihr mythischer König Telephos (zu ihm s. Kl. Pauly s. n. ) abwesend war (s. Bd. I 75 mit Anm . 36; vgl. Bd. II S. 100 und TII S. 1 5 5 ) . Hier bedeutet Myser aber nicht nur Myser aus uralten Zeiten, sondern auch die bulgarischen Staatsbürger der eigenen Zeit im geplünderten Gebiet, die tat sächlich weder Myser noch Bulgaren waren, sondern Rhomäer, die aus Armut dorthin gezogen waren. Tatsächlich wurde die thrakische Chersones zwei Jahre später endgültig tür kisch, als die Türken sich nach dem Erdbeben vom 0 1 . 03. 1 354 in Kallipolis ( Gallipoli) einnisteten. Über Kopfschmerzen klagt Greg. spätestens seit dem palamitischen Konzil von Mai/Juni 1 3 5 1 (s.Bd. IV S. 79 f., 124, 1 3 1 ), aber schon für jene Zeit bezeichnet er sie als «üblich» und «langjährig» und er rechnet damit, erst durch den Tod davon befreit zu werden (ebd. 1 32 ) . Diese 'Migräne' blieb ihm, wie wir sehen werden, auch weiter treu (s. III 1 3 0,7 f.; 265,4 f. ) . Daß seine Verfolger sich immer tierischer gebärdet hätten, dürfte mehr dem subjektiven Empfinden einer andauernden Haft als tatsächlich fortschreitender Verschärfung zuzu schreiben sein. Das gleiche gilt wohl auch für die angebliche Todesangst (vgl. Bd. 1 27-29 ) . Ich habe absichtlich den Satzbau der griechischen Vorlage beibehalten, der Abbildung und Vorbild miteinander verflechtet, so daß nicht nur Greg. mit Noah und Ag. mit der von diesem während der Sintflut ausgesandten Taube verglichen wird, sondern auch die palamitisch verseuchte Kirche mit der von der Sintflut überschwemmten Erde. Die dem Bild zugrunde liegende Bibelstelle ist Gen. 8,8-12. Greg. bezeichnet hier seine Verfolger als die Demiurgen seines Todes. Ich habe das Wort beibehalten, weil es zumindest als Fremdwort mit der Bedeutung Weltbaumeister auch im Deutschen nicht ganz unbekannt ist. Im Griechischen klingt in diesem Wort mehr mit. Bei Homer heißen Fachleute besonderer Art Demiurgen, so Wahrsager, Ärzte, Sänger, Herolde und Baumeister. Später heißt jeder Handwerker so. Greg. sieht in seinen Verfolgern gewissermaßen Hand werker, die den Tod bewerkstelligen. Korrigiere ITI 1 2 1 ,20 durch Streichung von 'kai toxon'. Daß ihm, wenn er sich nicht der palamitischen Offenbarung beugte, eine christliche Beerdigung versagt bleiben würde, hat Greg. richtig vorausgesagt, s. Bd. I S. 34 f.; vgl. Beyer: Chron. S. 155. Märtyrer im Sinne von «Blutzeuge» ist er, wie zu erwarten war, nicht geworden (s. Bd. I S. 2 7 f. ) . Seine Vorbilder aus alten Zeiten sah er wohl nicht nur in den Blutzeugen der frühen Verfolgungen durch heidnische Kaiser, sondern auch in den Märtyrern des Ikonoklasmos,
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einer Häresie, die er auch Palamas vorwirft, z. B. Antirrh. I S. 3 1 1 ,4 ff (Beyer); vgl. auch Bd. IV S. 105 ff. Die palamitischen Bekämpfer des Greg., wie etwa Philotheos Kokkinos, wurden wohl weniger von Angst vor den Schriften des Greg. als vom Bedürfnis der Selbstverteidigung und von verletzter Eitelkeit inspiriert, und mancher auch von einem zumindest im Unterbewußtsein anwe senden Gefühl der intellektuellen Unterlegenheit. Um wirklich Angst zu haben, saßen sie aber zu fest im Sattel. Sie hatten Kaiser und Kirche fest im Griff. Ich glaube Greg. aufs Wort, daß er solche Stellen bei Basileios und anderen Kirchenschriftstellern kannte, und verzichte darauf, diese zu belegen. Diese Frage dürfte für Ag. ein konkretes Problem gewesen sein. Antipalamit sein konnte man nur noch im Untergrund. Für einen Mann mit einem Staats amt muß es also schwierig gewesen sein, nur mit Antipalamiten kirchlich zu verkehren und jeder Liturgiefeier, an der auch Palamiten teilnahmen, d. h. zum Beispiel jeder Liturgiefeier in der H. Sophia fernzubleiben. Wie man gleich hiernach sehen wird, nimmt Greg. auf solche Schwierigkeiten keine Rücksicht. S. Joh. Damask. Fid. Orth IV 1 3 , PG 94, 1 153 B 1 - 12 Irr 123,4-2 1 . Das Zitat enthält folgende Bibelstellen Irr 123,4 f. : Mt. 7,6; 123, l 1 f. : 1 Kor. 1 0, 1 7; 123,14- 1 6 : 2 Kor. 6,14 f. Ab «Du hörst» ist es Greg. selbst, der zwei Bibelworte in Erinnerung ruft: 123, 1 6 f. Is. 1 , 1 3 ; 123, 19-21 Ps. 49, 1 6. Ab «Man muß» zitiert Greg. erneut Chrysostomos, den er hier Chrysorrhemon nennt. Das Zitat (Irr 123,2 1 - 124, 8 ) stammt aus Contra ludaeos IV 1 PG 48,873 Z. 5-1 8 . Das hier verkündete oberste Gebot der Moral oder besser das über jeglicher (menschlichen) Moral stehende Gebot ist vom « Opfer Abrahams » (s. Gen. Kap. 22) inspiriert. Gott befahl Abraham: «Bringe deinen Sohn als Brandopfer dar» (22,2 ) und Abra ham schritt, ohne auch nur eine Frage zu stellen, zur Tat (22,3 ff. ) . Die wie selbstverständliche (fast-) Erfüliung des grausamen Befehls ist 'für Gott', d. h. für den Autor des Buches Genesis, der Beweis, daß Abraham gottesfürchtig war (22, 12) und bringt ihm die Auserwählung seines Stammes ein (22, 1 6- 1 8 ) . Bis hier das i n Anm. 2 1 0 verifizierte Zitat. Das nun folgende «So wie wir . . . nicht wollen» usw. (Irr 124 8 - 1 5 ) hat Fatouros: Fontium App. anscheinend übersehen. Man liest es o. c. p. 8 82. Der Vergleich der Palamiten mit Christen, die ein Theater, und ihrer Gegner, die mit ihnen Liturgie feiern, mit Christen, die eine Synagoge besuchen, hinkt gewaltig. Der christliche Besucher eines antiken Theaters sah sich zwar eine sündhafte, aber keine Gott leugnende Vorstellung an, besuchte aber derselbe Christ eine Synagoge, erwies er einer Religion, die Christus verleugnete, seine Reverenz und das war für Chrysostomos nicht einfach eine Sünde, sondern Asebeia, Gottlosigkeit. Für Greg. ist aber Palamit zu sein die Gottlosigkeit schlechthin, Atheismus und Polytheismus zugleich. Das Beiwohnen einer von =
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Palamiten besuchten Liturgie kann also nicht in dem Grad schlimmer sein, als Palamit zu sein an sich, wie für Chrysostomos ein Synagogebesuch schlimmer als ein Theaterbesuch war. Athanasios: Ep. ad Aeg. 2 1 , PG 25,5 8 8 A 7- 12 (nicht ganz wörtlich) . Ebd. B 1 -3 + 5 (id. ). Der Hinweis auf 'Paulos': Hebr. 1 1,32 stammt aus Athan. 1. c. B 3, aber die von Paulos und Athanasios genannten Namen ( Gedeon, Barak, Sampson, Jephta, David und Samuel) (B 4 f. ) , läßt Greg. aus. Das anschließende «Nicht weil» usw. (Ed. III 126, 1 -4) Athan. B 5-8. «Wie . . . geprüft» ist biblisch, s. Sap. 3,6. Der Ausdruck «lenkt die Schritte » (gr. kateuthynontos ta diabemata) findet man einige Male in den Psalmen (36,23, 39,3; 1 1 8 , 1 3 3 ) , dort aber nicht in Bezug auf Verfolgte, sondern auf Gerechte allgemein. Für die Geschichte von Daniel in der Löwengrube s. Dan. Kap. 6, insbes. v. 1 72 8 . «Bei Daniel und den anderen» hört sich an, als ob Daniel in der Grube (außer den Löwen menschliche) Gesellen gehabt hätte.- Man fragt sich, ob Greg. hier an Daniels Gefährten Sidrach, Misach und Abdenago gedacht hat, die aber nicht in die Löwengrube, sondern in den Feuerofen geworfen wurden (Dan. Kap. 3 ) . Obgleich Greg. sich schon mal nicht ganz bibelfest erweist, wollen wir ihm diesen Irrtum nicht unterstellen und annehmen, er habe mit « den anderen» altchristliche Märtyrer gemeint, die ihren legendarischen Mar tyrien zufolge Löwen vorgeworfen, aber von diesen, wie Daniel, verschont wurden, wie z. B. der h1. Adrianus (unter Galerius ), Agapitus, Euphemia und Januarius (unter Diocl.), Martina ( apokryph) und die vom Apostel Paulus bekehrte Thekla und Vitus (Diocl. ) . P s . 1 02,22. Greg. v. Nazianz Or. 42 ( << Supremum vale » ) , 7, PG 3 6,465 D 5-1468 A 2/3 u. 4-7. Elias floh vor Jezabel, s. 3 Kön. 1 9,2 f.; 19,8; David vor Saul s. 1 Sam. Kap. 1 92 1 . Sie riefen zum Herrn: Elias 3 Kön. 1 9,4 (unter einem Ginsterbusch) , David 1 Sam. 23, 1 0 (in Kegila) . Sie legten Zeugnis ab: Elias 4 Kön. 1 , 1 6; David blieb außer Sauls Reichweite und ein Zeugnis vor seinem Verfolger, womit er sein Leben riskiert hätte, hat er also auch nicht abgelegt. David als Verfolgter ist hier überhaupt fehl am Platz, da er nicht des rechten Glaubens wegen verfolgt wurde. Zum Hintergrund der beiden Beispiele: Jesabel, die Tochter des Sido nierkönigs Etbaal, hatte den israelischen König Achab ( 8 7 1 -852 v. Chr. ) gehei ratet und versuchte in Israel den Kult Baals zu etablieren (3 Kön. 3 1 - 3 3 ) . Sie gilt in der Bibel als Verfolgerin der israelischen Propheten (3 Kg. 1 8 ,4. 1 3 ) . Zur Flucht des Isaias s. 3 Kg. 1 9,2 f., zu seiner Rückkehr im Auftrag Gottes ebd. 2 1 ,1 7 ff. Zuletzt weissagt Is. Achazja, dem König Israels, der sich an Beelzebub =
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wandte, den Tod (4 Kg. 1 ), ehe er zum Himmel fuhr (ebd. Kap. 2 ) . Man bedenke: Isaias steht für Greg., Achazja für Kantak. Zu David: Greg. hat offenbar die biblische Geschichte Davids (ca. 1 000-970 v. Chr.; s. l Sam. Kap. 1 8 ff. ) für bare Münze genommen und ihn für einen völlig unschuldig Verfolgten gehalten. Er hat weder in ihm die schillernde Persönlichkeit, noch in seinem Aufstieg die nicht nur durch göttliche Auserwählung gesteuerte Kar riere durchschaut, die eine kritische Lektüre der Bibel erkennen läßt. Wie dem auch sei, er ist, wie gesagt, so oder so kein Verfolgter, der sich mit einem Antipalamiten wie Greg. vergleichen läßt. Greg. will wohl kaum Jeremias und Job als Krämerseelen anprangern, aber nichtsdestoweniger rühren die Formulierungen der beanstandeten Frage von ihnen; s. Jerem. 12, 1 : «Du bleibst im Recht Herr, wenn ich mit Dir streite; dennoch muß ich mit Dir rechten: Warum haben die Frevler Erfolg? Weshalb können alle Abtrünnigen sorglos sein ? » und Job 1 0,7: « Du weißt, daß ich nicht schuldig bin » , 12,6: « den Gewalttätern aber sind die Zelte sicher und Sicher heit genießen die, die Gott reizen für das, was er in ihre Hände hat gegeben» , 1 3 ,3 : «Mit Gott begehre ich zu rechten » . Die Feststellung, daß Verfolgung der Gerechten nichts Neues sei (s. § 6), rechtfertigt kaum die Qualifizierung der Frage von Jeremias und Job als Frage von Krämerseelen. Dieses Bild mit Reminiszenz an Paulos 1 Kor. 9,24; 20,24; 2 Tit. 4,7. «Malträtiert» (gr. hybrizesthai) hier wohl nicht in der Bedeutung von «verächt lich behandeln » , sondern von «tätlich mißhandeln » , wie einige Male im N. T. (s. Mt. 6,22; Lk. 1 8,32; Apg. 14,5; 1 Thess. 2,2 ) . «Jedes böse Wort zu hören bekommen» mit Anspielung auf Mt. 5, 1 1 ( Seligsprechung der Verfolgten 2. Teil) . . . «wenn man euch . . . verfolgt und alles Schlechte gegen euch aus sagt» . Bei Mt. liest man freili�h ((eiposin pan poneron» und nicht, wie bei Greg. ((pan poneron rhema » , das von Mt. 12,36 ((pan rhema argon» inspiriert sein könnte. Korrigiere 111 1 28,7 ( iaton» in «(iatron» (mit Omega ) und schreibe für chry sorremonos' 'Chrysorremonos' ; die Kleinschreibung ist vielleicht der Grund, daß Fatouros: Fontium App. das Zitat übersehen hat, obgleich im App. die Quelle genannt wird: Contra ludaeos. ((Von der Startlinie an» ist sprw., vgl. Bd. I 1 57 mit Anm. 3 12; 11 6 mit Anm. 120. Zur Sache s. Apg. 1 2,2. Die Bezeichnung ( andere Säule der Wahrheit» ist inspi riert von Paulos Gal. 2,9, wo Jakobus, Petrus und Johannes so genannt werden. S. Gen. 4,3 - 1 5 . Daß Kain lange lebte, steht so nicht in der Bibel. Dort liest man nur, daß das ihm von Gott eingeprägte Kainsmal ihn davor bewahrte, erschla gen zu werden. Greg. hält irrtümlich den Herodes, der nach den Evangelien (Mt. 14,2- 12; Mk. 6, 14-30; Lk. 9, 7-9 ) Johannes den Täufer tötete, und den Herodes, dessen
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Tod Apg. 12,23 erwähnt wird ( < und 'Kindermörder', s. Mt. 2, 1 6- 1 8 ) . Er hatte von seinem Vater Gali läa und Peräa geerbt, wurde aber 39 n. Chr. abgesetzt und verschwindet dann aus der Geschichte. Der Herodes, von dem in der Apg. die Rede ist, war Hero des Agrippa 1., ein Enkel Herodes des Gr. Er folgte 39 n. Chr. dem vertriebenen Herodes Antipas nach und bekam 41 n. Chr. Judäa, Idumäa und Samaria hinzu. Er war es, der 44 n. Chr. den Apostel Jakobus, den Bruder des Johannes, hinrichten (Apg. 12,2 ) und Petrus verhaften ließ, der aber von einem Engel befreit wurde (ebd. 12,3 - 1 7 ) . Bald darauf (noch im J. 44) starb er «von Wür mern zerfressen » (ebd. 1 2 , 1 8 -23 ). Der Ausdruck «jenem nie schlafenden Wurm übergab » steht so nicht in der Bibel. Greg. hat vermutlich das bei Markus ( durch Ergänzungen von Kopisten) dreimal hintereinander vorkom mende «wo ihr Wurm nicht stirbt (und das Feuer nicht erlischt}» (Mk. 9,44. 46. 48 ) im Kopf gehabt. Mit « nicht schlafend» habe ich das griechische 'akoimetos' übersetzt, das nur einmal in der Bibel vorkommt und zwar Sap. 7,1 0 , wo es vom Glanz der Weisheit gesagt wird wie von einem Licht, das nicht erlischt. Auch das Feuer der Vestalinnen hieß akoimetos. Akoimeten hießen in Byzanz auch die Mönche, die als Klostergemeinschaft in ihrer Kirche oder Kapelle rund um die Uhr das Stundengebet durchführten. Greg. spricht einige Male vom nie schlafenden Auge Gottes und meint dann damit die Gerechtig keit Gottes, die alles Unrecht sieht und die Quelle ewiger Bestrafung ist. Daher wohl die Benutzung des Prädikats akoimetos für das Instrument der Strafe, das in der Hölle nie ruhende wurmende Gewissen. Wurm und Feuer als Höllen qualen entnahm Mk. schon dem A.T., wo sowohl Is. 66,24 und Sir. 7, 1 7 den nicht sterbenden Wurm und das nie erlöschende Feuer als Strafe der Gottlosen bezeichnen. Gottlose waren für Greg. die Palamiten. Frei nach Sir. 27,26. Sprw., s. Apost. 11 20; vgl. Nik. Chon. Hist. (v. D.) 280,3 7 f. Olymp und Kaukasus sprw. für große Höhe, s. Bd. 111 Anm. 326. Wie Paulos, s. Eph. 4 , 1 (als den Gefesselten im Herrn), Eph. 3,1 ( der Gefesselte Christi); vgl. 2 Ti. 1 ,8; Phil. 1,9. Vgl. ob. Anm. 202. Sprw. s. ob. Anm. 84. Im Gr. Wortspiel: « kyklosthai kyklopsin» «eingekreist durch Rundäugige » . Der Vergleich der Wärter mit Kyklopen soll wohl a n erster Stelle ihre Grau samkeit anprangern. Vielleicht hat Greg. aber auch an Horn. Od. 9,273 -276 gedacht, wo Polyphernos zu Odysseus sagt: « Du bist entweder naiv, Fremder, oder kommst von ganz weit her, daß du mich mahnst, die Götter zu fürchten
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oder mich vor ihnen zu hüten. Wir Kyklopen kümmern uns nicht um Zeus und seine Ägis oder die seligen Götter, denn weit überlegen sind wir ihnen» und spielt damit auf den palamitischen Atheismus seiner Wärter an. Der Tantalos felsen steht für eine pausenlos drohende Gefahr. In diesem Sinne verwendet Greg. den Tantalosmythos auch Bd. III 1 82. u. 1 8 8 (s. ebd. Anm . 528), abge wandelt Bd. 1 1 72 (mit Anm. 364), 11 30 (mit Anm. 30), IV 93 (mit Anm. 205 u. 41 1 ) . Greg. verzeichnet hier zuerst die Zeitspanne zwischen dem zweiten und dem dritten Besuch des Ag. (vierzig Tage ) und liefert anschließend eine astronomi sche Erklärung für die Dunkelheit in der Besuchsnacht, ähnlich wie er oben S. 3 ,5-4,6 vorgegangen ist. Daß Greg. hier (111 1 34, 1 3 f. ) mit der 'ekdemia' des Ag. dessen Fortgehen nach dem zweiten Besuch und nicht irgendeine Reise des Mannes meint, habe ich in der Ein1. unter IV. 2 S. 1 1 - 1 6 nachgewiesen. Ebd. habe ich (unter Vorausverweis zu dieser Anm . ) festgestellt, daß der dritte Besuch des Ag. Anfang August 1 352 zu datieren sei, so daß die von Greg. angegebenen Zwischenzeiten der ersten drei Besuche stark abgerundet sind. Hier ist also (gegen Beyer: Chron. S. 143 Anm. 1 19) zu zeigen, daß für den dritten Besuch nur Ende Juli!Anfang August in Frage kommt und nicht Ende August, wie B. meint, das ja auch mit den von Greg. genannten Zwischenzeiten gar nicht in Einklang zu bringen ist. Lassen wir also die Zwischenzeiten beiseite und befassen wir uns zuerst mit der astronomischen Angabe zur dritten Besuchsnacht. Diese besagt, daß in jener Nacht der Mond nach dem Vollmond das zweite Perigeion seines Exzenters erreichte und zur Sonne eine Quadratur bildete, so daß der Mond in der Vornacht nicht schien. Demnach ist besagte Nacht etwa sieben Tage nach dem genannten Vollmond anzusetzen. Die Frage ist nun, in welchem Monat. Um das zu entscheiden, sind andere zur Datierung hilfreiche Aussagen heranzuziehen, die Greg. in seinem Rapport über den drit ten Besuch einflicht. Zwei solche Angaben führt B. 1. c. für seine Datierung an, die aber für mich nicht beweiskräftig sind und denen vor allem ein entschei dendes Argument für Anfang August entgegensteht. Hier die Stellen mit pro und contra. 111 1 72,5 f. schließt Greg. die Berichterstattung des Ag. beim dritten Besuch so ab: «So war das dort und Ag. beendete damit den Lauf seiner Erzählung. Zu der Zeit lief auch der Sommer aus und erreichte sein Ende. » Es stimmt, daß diese Feststellung für uns besser zu Ende als zu Anfang August paßt, ich ver weise aber auf Kantak. I 1 19, 1 6 f. (von mir schon Bd. II S. 236 zitiert), der schreibt: «Als aber der Sommer zu Ende ging, etwa Anfang August» und mit Sommer wohl unseren Hochsommer meint. Hinzu kommt, daß Greg. das als vorletztes erwähnte Geschehen so datiert: «Als das Jahr gerade die Sommer sonnenwende passierte und die ' Thrakier sich auf der Tenne abmühten, das
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Getreide einzufahren » (111 1 7 1 , 1 7- 1 9 ) , und das letzte (einen Besuch von vene zianischen Galeeren in Kpl. mit anschließender Plünderung im Schwarzen Meer dII 1 7 1 ,22- 1 72,3» einfach mit «Auch damals » . Ag. ( Greg . ) hatte offen bar aus dem Sommer 1 3 52 weiter nichts mitzuteilen und beschloß darum den Bericht über diese Jahreszeit formelhaft mit «zu der Zeit ging auch der Sommer zu Ende» . 11 1 1 72, 1 5 f. sagt Greg. a m Ende des Besuchs z u Ag. : «Du weißt, daß der Anfang des kommenden Jahres ziemlich nah ist und fast vor der Tür steht» . Ich streite ab, daß dies eher auf das Ende als auf den Anfang von August hinweist. B. hat m. E. nicht genügend beachtet, daß das gr. «eggys pou kai monon ou» zusammen die Nähe so abschwächt, daß man dies ein oder zwei Abende vor dem neuen Jahr so nicht mehr sagen kann. Am 30. August, den B., ausgehend vom Vollmond am 23. oder 24. 8 . , als mögliches Datum vorschlägt, steht der 1 . September nun wirklich vor der Tür. An diesem Tag hätte Greg. gesagt: Du weißt, daß übermorgen Neujahr ist. Wichtiger ist aber, daß eine weitere zeitbestimmende Angabe zum dritten Besuch B. entgangen zu sein scheint. Am Anfang dieses Besuchs bittet Greg. Ag., ihm abgestandenes Wasser durch frisches zu ersetzen, weil er dies selbst wegen einer Fußverletzung seit zwanzig Tagen nicht gekonnt hat. Er erklärt dazu: «Wasser, das steht, erkrankt auch sonst . . . , aber ganz besonders jetzt, da die Hitze wohl auf ihrem Höhepunkt ist . . . Gerade nach dem Aufgang von Orion . . . macht sie . . . die Luft sehr trocken. » Dieser Trockenheit setzt Greg. dann die besondere Frische der Früchte der Jahreszeit gegenüber, wodurch Gott etwas dem Sonnenfeuer Entgegengesetztes herbeiführt (111 1 4 1 , 8 - 142,5 ) . Es bedarf, so glaube ich, keiner weiteren Erörterung, daß diese Zeitbestimmung die Frage Anfang oder Ende August klar zugunsten des Anfangs entscheidet. Wir haben es also mit dem Vollmond vom Juli 1 3 52 zu tun, der am 25./26. des Monats eintrat, so daß der dritte Besuch auf 1 ./2. August zu datieren ist. Die astronomische Angabe, die Greg. hier bringt, ist noch in anderer Hinsicht interessant: Er hat diese offenbar bei sich selbst abgeschrieben, und zwar aus dem Brief, in dem er Freunden im J. 1 326 über seine Serbiengesandtschaft berichtete und den er später in die Hist. Rh. aufnahm (Ed. I 3 74, 1 9 ff., s. Über s. Bd. 11. 1 S. 73 ff. ) . Die Wiederverwendung dieses astronomischen Fragments an dieser Stelle der Hist. Rh. scheint Leone entgangen zu sein. Unsere Aufmerk samkeit verdient ein merkwürdiger Textunterschied in der unterschiedlichen Überlieferung unseres Satzes über die Mondphase. Ich habe in (van Dieten:) Entst. S. 1 5 3 - 1 59 den Text des Gesandtschaftsberichtes in Hist. Rh. I vergli chen mit dem gleichen Text in der brieflichen Überlieferung in den Codd. Vat. gr. 1 1 5 C, 1 0 8 5 B, 1 0 8 6 A, Angelicus gr. 82 G und Urb. gr. 1 5 1 U. Daß ein Minifragment hier in Hist. III 1 34 noch einmal auftauchte, war mir =
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damals noch nicht aufgefallen. Inzwischen hat Leone: Epp. eine vollständige kr. Ausg. der Korrespondenz des Greg. herausgegeben und festgestellt, daß Cod. A « (quasi) certamente » als Autograph des Greg. zu gelten hat (s. Leone: Greg. Epp. I S. 1 1 8 ) . Wir müssen also davon ausgehen, daß A eine vom Autor ange fertigte Kopie des ursprünglichen an Zaridas zugesandten Textes ist. Im textkr. Vergleich der Textzeugen (Leone 1 1 1 7- 126, bei ihm U 0 ) notiert er S. 1 2 1 zu Ep. 32a 85 / 32b 60: to deuteron Cm (m OBG) et Hist: om. A und S. 1 22 zu Ep. 32b 60 32a 85: meta panselenon Ags1 ( Greg. supra lineam): om. cett-. Codd. ( om. Cm et Hist. I 3 76, 1 0 f. ) . Es scheint mir klar, daß «es gar to perigeion tou heautes arti elelythuia ekkentrou to deuteron » in Cm und Hist. I (also mit «to deuteron» ) die richtige Lesart ist und daß Greg. beim Kopieren des Textes in A 'to deuteron' versehentlich ausließ und diesen Fehler später durch Einfügung von «meta panselenon» nach «perigeion» korrigierte. Als Greg. an dieser Stelle der Hist. (In 134) noch einmal auf diesen Satz zurückgriff, baute er ihn ein wenig um, weil im nun vorausgehenden Satz das Wort Mond nicht vorkam. Er fing ihn nun mit «Meta gar panselenon teos» an und strich entsprechend « arti» vor « elelythuia» .Er behielt aber das durch 'Meta panselinon' überflüssig gewordene «to deuteron» bei. Die Ver setzung von «to deuteron » nach «ekkentrou» hängt wohl mit der Einfügung des Wortes « he selene» zusammen. Der ursprüngliche Satzschluß « ( ou) hemin ebouleto charizesthai tas augas» gemünzt auf eine andere Situation, als der Autor in fremdem und unwirtlichem Gelände in dunkler Nacht persönlich die Wohltat des Mondscheins verrnißte, ist abgeändert in die nüchterne Fest stellung « (ou) te ge parechein ebouleto tas augas » . Äußerst befremdlich im ganzen Satz ist nur, daß der Astronom Greg. beim Umbau des Satzes 'Meta panselinon' mit 'to deuteron' kombiniert. Ich kann mir das nur erklären, wenn ich mir vorstelle, daß er beim Schreiben des Satzes beide Sammelhss. eigener Werke (C und A) vor sich hatte und bei dieser Gelegenheit die Korrektur in A vornahm. Vermutlich nahm er zuerst A zur Hand, entdeckte, daß der Satz so unklar war, und fügte darin 'meta panselenon' hinzu. Damit fing er dann schon gleich seinen Satz über die Nacht des dritten Besuchs an, hielt aber inne, um A mit C zu vergleichen. Beim Vollenden des Satzes übernahm er dann aus C 'to deuteron', ob versehentlich oder absichtlich läßt sich schwer sagen. Versehent lich wäre verständlich, absichtlich wäre nach dem Motto «doppelt hält bes ser » . Die Umformulierung des Satzes zeigt jedenfalls, daß Greg., als er im Sommer 1 352 diese Stelle niederschrieb, die beiden Sammelhss. eigener Werke A und C zur Hand hatte. Erst hier erfahren wir, daß Ag. immer durch das gleiche Hintertürchen der Wohnung kam. Greg. selbst befand sich, wenn Ag. sich anmeldete, offenbar in einem davon entfernten Raum und mußte hineilen, um zu öffnen. Er wohnte =
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wohl komfortabler, als das Jammern über seine Lage vermuten läßt. Sein Gön ner Theodoros Metochites ist gewiß nicht kleinlich gewesen, als er ihm eine Wohnung im Chorakloster zur Verfügung stellte und vererbte. Seit dessen Tod wohnte Greg. nun schon fast zwanzig Jahre gewissermaßen als Herr im Haus in seiner Klosterwohnung, unterrichtete darin Schüler und veranstaltete dort Gelehrtenversammlungen. Er schreibt nirgends, daß man ihm einen Teil der Wohnung weggenommen hätte. Die vielen wörtlichen Zitate aus Kirchenvätern zeigen außerdem, daß er über eine ordentliche Bibliothek verfügte. Einsam war er natürlich trotzdem und in seiner Wohnung gab es weder Heizung noch fließendes Wasser (s. III 1 4 1 , 8 - 1 9 ) . Ein Flötenspieler dieses Namens ist bekannt aus Plutarch, Perikles 1,5; Moralia 1 74 F, 334 B, 1 095 F (Kl. Pauly Ismenias Nr. 4 ) . Von ihm war auch schon Bd. III 41 mit Anm. 22 die Rede, wo Greg. die sprw. Redensart «ein guter Flöten spieler, aber ein schlechter Mensch» benutzt, den Flötenspieler aber Stratokles nennt. Daß es sich um eine Redensart handelt, bestätigt Greg. Ep. 54,5 1 f. (Leone), wo es heißt: «Nun ist ein guter Flötenspieler ab �nd zu ein schlechter Mensch. » Mir ist diese Stelle bei der Arbeit an Bd. III entgangen. Auch Leone weist nicht auf die Parallele in Brief und Hist. hin. Vielleicht entnahm Greg. hier die Redensart dem genannten Brief (s. Anm. 242 ) . Z u dieser wichtigen Stelle s. Einl. § IV.2 S. 14- 16. Greg. benutzt hier natürlich die Worte ascholia und scholazo. Wörtlicher über setzt hieße das: «Welche andere Freizeitbeschäftigung wäre für weise Männer, die über Freizeit verfügen, passender? » Man studierte noch nicht zum Brot erwerb, sondern pries sich glücklich, wenn man alle Zeit Wissenserwerb wid men konnte. Den zugleich verführerisch und verhängnisvoll wirkenden Gesang der Sirenen, berühmt-berüchtigt spätestens seit Homer Od. 12,39-54, hat Greg. auch in Ep. 1 1 7, 1 8 -20 (Leone) kurz umschrieben. Die Stelle macht, leicht abgewan delt, auch Teil eines längeren Zitats aus diesem Brief aus, dem wir oben (III 8,9-12) begegnet sind (vgl. Anm. 8 - 1 2 ) . «Wie einst» usw. scheint mir ein weithergeholter Vergleich aus der altgriechi schen Mythologie. Der Schwerverbrecher Pelops gewann mit Hilfe des Myrti los ( Sohn des Hermes) Hippodamia, die Tochter des Königs von Pisa (Elis) Oinomaos, zur Frau. Oinomaos hatte seine Tochter dem Freier versprochen, der sich mit ihr im Wagen von ihm verfolgen ließ, wobei er jeden, den er überholte, mit seinem Speer durchbohrte. Nachdem schon zwölf oder dreizehn (Pind.Ol. 1,79 f. ) Freier ihren Mut mit dem Leben bezahlt hatten, meldete sich auch Pelops. Dieser hatte aber zuvor Myrtilos, den Wagenlenker des Oino maos, überredet, die eisernen Achsennägel im Wagenrad durch solche aus Wachs zu ersetzen. Durch den so herbeigeführten Unfall kam Oinomaos um.
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Nun hatte aber Pelops zuvor Hippodamia dem Myrtilos versprochen. Um sein Versprechen nicht einlösen zu müssen, stürzte er Myrtilos ins Meer. Es gibt auch die Lesart, daß Myrtilos Hippodamia verführen wollte bzw. daß sie ihn der Verführung beschuldigte, und er dafür bestraft wurde. Greg. scheint aber in Myrtilos ein unschuldiges Opfer der Bosheit des Pelops zu sehen (vgl. Apollod. 3 , 1 1 1 ; epit. 2,3-9 ) . Für Pelops Blutschuld büßte sein Geschlecht; man denke an Atreus und Agamemnon. Greg. erwähnt die Begebenheit etwas ausführlicher in Ep. 54,35 f. (Leone), und zwar auch dort im Zusammenhang mit einem Freundschaftsbruch. Die Stelle ( 54,33-36) ist im Wortlaut dieser so ähnlich, daß direkte Benutzung des Briefes für diese Stelle der Hist. wahrscheinlich ist (die Parallele scheint Leone entgangen zu sein ) . Leider sind Adressat und Zeit des Briefes nicht bekannt. Greg. klagt aber im Brief, Änderung seines Schick sals habe bewirkt, daß einige Freunde nicht mehr zu ihrer Freundschaft stehen. Das verweist m. E. in die Zeit nach dem Sturz Andronikos' II. (Mai 1 32 8 ) , als Greg. beim neuen Herrscher Andronikos' IH. in Ungnade gefallen war. Das paßt zur Parallele in dieser Stelle der Hist. und dem Brief, auf die ich in Anm. 2 3 8 hingewiesen habe. Mit «fleißig» versuche ich das gr. 'katespoudasmenos' zu übersetzen, das sowohl 'sorgfältig' wie 'eilig' bedeuten kann. Die Grundbedeutung ist 'eifrig bemüht'. In « Entst. » S. 15 wählte ich 'sorgfältig', was mir aber jetzt zum von Greg. selbst beklagten Fehlen der zweiten und dritten Hand weniger gut als 'eilig' zu passen scheint. Mit 'fleißig' versuche ich beiden Bedeutungen von 'katespoudasmenos' gerecht zu werden. Dieses Bekenntnis enthält, gewiß absichtlich, nichts, das in irgendeiner Weise direkt der Lehre des Palamas widersprechen würde. Greg. verteidigt seine Haltung Palamas gegenüber damit, daß er genau alles das glaubt, was die Kirche schon immer als den ganzen Glauben formuliert hat, so daß alles, was darüber hinausgeht, wie die Lehre der realis distinctio zwischen Wesen und Wirken Gottes, nicht zu diesem Glauben gehören kann. Man warf Greg. auch vor, Barlaamit und Akindynit zu sein, was für die Palamiten 'durch die Kirche verurteilt' bedeutete. Tatsächlich hatte die Kirche 1341 keine Lehrmeinungen dieser beiden Palamasgegner, sondern nur ihre Kritik an der hesychastischen Praxis der Mönche zurückgewiesen. Dieses Urteil erkennt Greg. an, weil es für ihn keine Bestätigung der Lehre des Pala mas enthielt oder bedeutete. Verurteilt wurde Barlaam aber für seine (sehr vernünftige) Interpretation des Taborlichts und des 'Jesusgebets' ohne 'Atem züge', und auch das nur auf Bewährung. Die 'Verurteilung' Barlaams wurde auch allgemein seinen Gesinnungsgenossen angedroht, wozu die Palamiten zu Unrecht Akindynos rechneten. Dieser genoß trotz der angeblichen Verurtei lung die Protektion des Patriarchen Kalekas. Zu seiner 'Verurteilung' s. auch
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Bd. IV S. 3 7, 42, 54, 83 mit Anrn. 1 5 8 (wo Palamit in Antipalamit zu korri gieren ist) und Anrn. 22 1 . Ausführlich zu dieser ganzen Angelegenheit Bd. IV S. 3 8-43 ( dort ist S. 3 8 folgendes zu korrigieren: « in der Überschrift, die das Dokument im Patriarchatsregister aufweist» soll heißen: « in der Überschrift, die das Dokument in der Überlieferung außerhalb des Patriarchatsregisters aufweist» (s. O. Kresten in Studien zum Patriarchatsregister von Kpl, Wien 1 997 S. 45 f. Anm. 2) und ebd. ist «Ed. 1 . » ein Druckfehler für «Ed. 1. » Editio laudata. 'Heiligung' : gr. Hagiasmos; das Wort findet sich neunmal in den Briefen des Apostels Paulos. 'Enthüllungsfeiern' : gr. Anakalypteria. Anakalypto ist hier in christlichem Sinne zu verstehen, wie bei Paulos 2 Kor. 3 , 1 8 : «Wir alle aber sehen dann die Herrlichkeit des Herrn mit enthülltem Angesicht. » Mit dieser kirchlichen Strafe rechnete Greg. mit Recht, s. Bd. I S. 35; Bd. IV S. 1 9 1 , Anrn. 2 1 und 3 75, ob. Anrn. 206. Wiederum soll die Erwartung, «gehenkt» zu werden, .die Bereitschaft des Autors zum Martyrium bezeugen. Der Vergleich seiner Henker mit den Juden, die Christus töteten, scheint von Eitelkeit inspiriert und hinkt sehr. Die jüdi schen Ankläger Jesu führten diesen zum römischen Prätorium, betraten dieses aber nicht, so daß Pilatus herauskam. Unreinheit hätte sie sonst daran gehin dert, das Paschamahl zu essen (s. Joh. 1 8,28 f. ) . Sichtbare Gesetzeserfüllung soll Mordlust verdecken. So sieht es Greg. Tatsächlich suchten die Juden nichts zu verdecken. Sie setzten ihre Anklage in aller Öffentlichkeit bis zur Verurteilung ihres Opfers fort und übernahmen dem Evangelium zufolge die volle Verant wortung für die Hinrichtung ( << sein Blut komme über uns » Mt. 27,25 ). Laut Greg. wollen seine Verfolger nicht als für seinen Tod verantwortlich dastehen; darum bereiten sie für ihn einen gewalttätigen Tod vor, der nicht als solcher erkennbar sein wird. Wie sie das seiner Meinung nach tun wollten, erklärt Greg. nicht näher. Er hat es sich wohl so gedacht, daß die unerträglichen Haftbedingungen ihn töten sollten. Der Nachweis, daß seine Gegner eine sol che Lösung anstrebten, ist kaum zu erbringen, auch wenn mancher Palamit ihm den Tod gewünscht haben mag. Immerhin läßt das, was Greg. anschlie ßend erzählt, erkennen, daß er nicht sehr human behandelt wurde. Zu 111 141,6 f. « aprophasistos kakia» vg1. Greg. Ep. 1 05,70 f. (Leone) und «aprophasistos mania » in Antirrh. I 3 9 1 , 1 7 (Beyer). Diese Stelle bestätigt, daß wir den dritten Besuch des Ag. nicht vor Anfang August und keinesfalls erst Ende August anzusetzen haben (vgl. Anm. 236). Korrigiere 111 142,2 «tas - karpo» (mit Omega) in: «tas ton en tode ton chro non karpon» und ergänze nach 111 142,12 'aei' : «houto tois epigeiois kai chro nikois kinemasin astatein aei » . =
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Zu In 142,19 « oistha » - 143,6 « an » (Du weißt - verfügen läßt) vgl. Greg. Epp. 1 0, 1 - 8 und 1 1 8, 1 -8 (Leone), wo er den gleichen guten Rat des Pythagoras jeweils in abgeändertem Wortlaut in Erinnerung ruft. Seine Quelle war Iambli chos: Vita Pyth. 1 5,65. Die wiederholte Verwendung dieser Pythagorasstelle belegt das Interesse des Autors für das Phänomen des Träumens, dem wir seinen Kommentar zum Traumbuch des Synesios verdanken (s. Bd.l Werkliste S. 52 Nr. 39). Ag. soll also an Kap. XXVI § 26 In 93,5 und § 3 3 99, 7-20 sowie § 40 106,12- 107,6 anschließen. Dies knüpft an XXVI 3 1/33 In 9 8 , 1 9 - 1 99,7 an. Dies setzt insofern § 42 ( In 1 0 8,4 - 1 09 , 8 ) fort, als auch dort von der Bestra fung des antipalamitischen Autors die Rede war. In diesem Passus widerspricht Ag. der Darstellung des Kantak. m 233,21 f., daß Pisani ohne Verabredung bzw. ohne Abschied ( <<mede syntaxamenos» ) dem Kaiser allein den Krieg überließ. Laut Ag. hätte er vorher angekündigt ( <<epangeilamenos » ) nach längerer Zeit ( << opse » , also nicht wie man in der lat. Übers. liest « mox» ) wiederzukommen. Der Satz «Er überließ es» ist wohl so zu verstehen, daß Pisani sich damit einverstanden erklärt hätte, daß der Ks. fürs erste mit Genua Frieden schloß, bis man für die Fortsetzung des Krieges gerüstet sei. Eine solche Abmachung paßt zum Bordbuchdatum der Abfahrt der venezianischen Flotte von Kpl. in die Ägäis d. 8. April 1 3 52 (s. Balard: Bat. Bosph. 450 mit Anm. 1 3 6 ) . Kantak. selbst teilt uns mit (nI 233,22-234,6), daß er trotz der Abfahrt der Venezianer in den nachfolgenden 40 Tagen die Kampfgenossenschaft nicht aufgab, in der Hoffnung, die Ver bündeten kämen wieder, und erst Frieden schloß, als er hörte, daß jene die Ägäis hinter sich gelassen hätten. Dazu ist zu notieren, daß zwischen dem 8. April ( dem Tag der Abfahrt der Venezianer) und dem 6. Mai ( dem Tag des Vertrags mit Genua) keine 40, sondern nur 28 Tage verstrichen. Die heilige Zahl 40 steht hier also für eine sehr grob geschätzte Zeitspanne, oder Kan tak. meint an der genannten Stelle, daß er vorhatte, 40 Tage zu warten, dieses Vorhaben aber aufgab, als ihm klar wurde, daß die Venezianer nicht so schnell zurückkehren würden. Da Ag. kaum einen Grund hatte, eine Verab redung zwischen Kantak. und Pisani frei zu erfinden, schenke ich ihm lieber Glauben als dem Schweigen des Kantak. bzw. dessen Vorwurf, Pisa ni habe sich nicht mal verabschiedet. Kantak. hat ja allen Grund das Fiasko seines Bündnisses mit Venedig ausschließlich Pisani zuzuweisen, den er immer wie der ohne ausreichenden Grund zum Sündenbock macht. Tatsächlich ist Pisani Ende des Jahres 1 3 52 zurückgekommen, aber auch dieses Mal fuhr er, ohne eine Schlacht gewagt zu haben, unverrichteter Dinge heim (vgl. Nicol: Byz. & Ven. 277). =
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«Derer, die es hören» , gr. 'ton akouonton' : Greg. nennt öfter (hier indirekt durch Ag. ) die potentiellen Leser seiner Hist. Rh. Hörer, s. Bd. IV Index s. v. Leser(publikum) . Eph. 6, 1 9 f. Vgl. Bd. 11. 1 S. 5 1 mit Anm. 9 8 . Diese wichtige Stelle, in der Ag. klar sagt, daß e r für das anstehende Thema (Krieg Joh. V. gegen Kantak. ) auf das Ende des Räuberkonzils (vom Sommer 1 35 1 ) zurückgreift, hat Dölger für seine Regesten offenbar nicht gebührend zur Kenntnis genommen. Er hat deswegen in den betreffenden Regesten einiges durcheinander gebracht. Eine gewisse Mitschuld darf man Greg. zuweisen, der Ag. für seine Berichterstattung ein Schema vorgab. Er bat ihn, zwischen seinem neuen Bericht und dem vorigen einen deutlichen Anschluß herzustellen (ID 144, 1-7) und sagte dann gleich, was er zuerst und was er als zweites hören wollte. Zuerst, wie es nach der Bosporosschlacht ( 1 3 . 02. 1 352) im Krieg gegen Genua weitergegangen war ( 144,7-9 ), und zweitens, wie die Kaiserin Eirene (ebenfalls nach der genannten Schlacht) versucht hatte, im Kaiserstreit zu ver mitteln, und was danach kam ( 144, 1 0-1 3 ) . Er erwartete also nur Nachrichten über die jüngste Vergangenheit. Ag. hielt es aber - mit Recht - für nötig, beim Thema Kaiserstreit weiter auszuholen, da dem Leser sonst wichtige Vorkennt nisse für die Ereignisse des Jahres 1 352 fehlen würden. Ag. bleibt also mit seinem Bericht zu Punkt eins ( 144,20- 145, 1 1 ) noch in der jüngsten Vergangen heit (erste Hälfte 1 3 52), spricht dann aber zu Punkt zwei ( 147, 14-149,22) zuerst über Geschehnisse aus der zweiten Hälfte des Jahres 1 3 5 1 . In Dölger: Reg. ist Folgendes zu korrigieren: Im Reg. 2977 wird für den Sommer 1 3 5 1 eine Gesandtschaft Johannes' V. a n Dusan verzeichnet. Diese soll Abmachun gen für den gemeinsamen Kampf gegen Kantak. treffen und Reg. 2978 ver zeichnet ebenfalls für Sommer 1 3 5 1 den daraus resultierenden Vertrag. Als Quelle nennt Dölger für die Gesandtschaft Kantak. 111 204,8 und für den Vertrag 205, 1 9 u. 237, 1 4. Er datiert die Angelegenheit (wohl auf Grund von Kantak. 111 200, 1 6 f. um die Zeit, da die Venezianer sich aus dem Krieg gegen Genua zurückzogen, d. h. am 27./2 8 . Juli 1 3 5 1 ) in den Sommer 1 3 5 1 . Zu ergänzen ist, daß laut Greg. die Nachricht von diesem Vertrag gewissermaßen noch am Schlußtag des Räuberkonzils in Kpl. bekannt wurde. Demzufolge ist der Vertrag vor diesen Schlußtag zu datieren. Für Greg. galt als Schlußtag des Konzils der letzte Tag der öffentlichen Sitzungen, an denen auch die Antipala miten noch teilnahmen. Dieser Tag war vermutlich der 1 6. Juni (s. Bd. IV S. 8 und Anm. 1 55 ) . Da aber die Beratungen über den Konzilstornos weiter gingen, könnte als letzter Tag auch der Tag der offiziellen Proklamation des Konzils tomos, die am 1 5 . August 1 3 5 1 erfolgte, in Frage kommen. Dagegen spricht aber, daß Ag. sagt: «Du weißt, daß » usw. Er geht also offensichtlich davon aus,
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daß Greg. noch selbst in Freiheit die Nachricht vom Vertrag zwischen Joh. V und Dusan erfahren hatte. Diese muß also in Kpl. verbreitet worden sein, ehe Greg. inhaftiert wurde. Damit haben wir ein ungefähres Datum (vor Ende Juni, s. Bd. IV 1. c . ) , vor welchem der Vertrag bekannt wurde. Wie lange vorher er geschlossen wurde, bleibt freilich unklar. Wir werden sehen, daß er noch vor dem Sommer zu datieren sein könnte. Zu Reg. 2778 nennt Dölger die Annahme von Muratore, dieser Vertrag (von 1 3 5 1 ) sei derselbe wie der bei Greg. 111 148,20 ( 1 352 Sommer) erwähnte « kaum richtig» . Unrichtig ist aber die Kritik Dölgers und zweifellos richtig die Annahme Muratores. Die Ansicht Dölgers, Greg. spreche hier von einem Vertrag aus dem J. 1 352, beruht aus schließlich auf zu flüchtiger Lektüre des Gregorastextes. Dölger: Reg. 2993 steht für einen Vertrag zwischen Joh. V. und Dusan im Sommer 1 352. Haupt quelle ist angeblich Greg. 111 149,9 und 1 70,20. Dieser berichtet aber 149,9, wie gezeigt, eindeutig über den Vertrag von 1 3 5 1 , und 1 70,10 läßt er Joh. V. in einem Gespräch mit seiner Mutter im Frühjahr 1 352 auf diesem Vertrag Bezug nehmen. Das gleiche gilt für die Stellen Greg. 111 1 69 , 8 - 1 3 und Kantak. 111 264,7-8, die Dölger für seinen Vertrag von 1352 in Anspruch nimmt; in beiden geht es ohne jeden Zweifel um den Vertrag von 1 3 5 1 . Einen zweiten Vertrag zwischen Joh. V. und Dusan gab es erst im Spätsommer 1 352 und dabei ging die Initiative von Joh. V. aus, der für den Kampf gegen seinen Schwager Mat thaios und seinen Schw. S. militärische Hilfe brauchte. Von diesem Vertrag ist die Rede bei Greg. 111 1 78,24- 1 79,4 und bei Kantak. 111 246, 14-24. Dazu sei hier fürs erste nur darauf hingewiesen, daß Dölger: Reg. 2993 (das zweite Bündnis) chronologisch falsch plaziert, nämlich nach Reg. 2994 nach dem Vermittlungsauftrag an Anna von Savoyen, die noch im J. 1 3 5 1 bei ihrem Sohn in Thessalonike erreichte, daß der " erste Vertrag wirkungslos blieb. Ich komme darauf zurück. Zuletzt sei zu diesem Passus hervorgehoben, daß die Nachricht bei den Anti palamiten offenbar weniger als Katastrophe denn als Warnung Gottes an Kan tak., den Verräter des rechten Glaubens, aufgefaßt wurde. Zu diesem Passus über die Hintergründe des Vertrags des j ungen Kaisers mit dem Serbenzaren ist natürlich Kantak. zu vergleichen. Laut Greg. setzte Dusan Joh. V. schon einige Zeit zu, mit ihm ein Bündnis gegen Kantak. zu schließen, ehe dieser sich aus Angst um sein ks1. Erbe auf direkte Verhandlungen mit ihm einließ. Dusan hat sich um ein solches Bündnis bemüht, seitdem Kantak. nach der Beseitigung der Zelotenherrschaft in Thessalonike seinen Schw. S. dorthin wegbefördert hatte. Kantak. erzählt (111 1 56, 1 6- 1 57, 14), daß ein Teilungsver trag (der sogen. Vertrag von Gynaikokastron, Dez. 1350, s. Dölger:Reg. 2967) bezüglich umstrittener Gebiete, den er mit Dusan geschlossen hatte, nicht zustande kam, weil dessen Ratgeber, ehe er ratifiziert wurde, ihm rieten, davon =
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Abstand zu nehmen. Kantak. habe kein Heer zur Verfügung, um ihm gefährlich zu werden; er solle lieber dessen Heimkehr abwarten und sich dann mit Joh. V. gegen ihn verbünden. Diesen Rat befolgend kündigte Dusan am nächsten Mor gen den am vorigen Abend beschlossenen Vertrag und gab Kantak. zu verste hen, daß er, wenn nötig, zum Krieg bereit sei ( 1 5 8 , 8 - 1 7). Es könnte bei dieser Gelegenheit gewesen sein, daß Dusan Leuten aus der Umgebung des jungen Ks. Geld geboten hat, wenn sie ihn zu einem Bündnis mit ihm überreden wollten. Kantak. will sofort durchschaut haben, woher der plötzliche Sinneswandel Dusans kam ( 157,20-23; vgl. 159,22 f. und Bd. IV Anm. 35 S. 226 f. ) . Wenn Kantak. hinter dem Verhalten Joh. V. böse Hintermänner ausmacht, ist das nicht a priori glaubwürdig, aber da auch Greg. die Initiative zum Bündnis bei Dusan sieht und diese Duhn auch zuzutrauen ist, muß es wohl so gewesen sein. Die zwei von Greg. genannten Gründe, die Joh. V. auf das Bündnisange bot eingehen ließen, Angst vor Anschlägen auf sein Leben und Sorge um sein Erbe, sind nicht gleich zu bewerten. Daß Kantak. Leute beauftragt hätte, Joh. V. umzubringen, halte ich für eher unwahrscheinlich. Wie ich Bd. IV Anm. 43 dargelegt habe, hat er vielmehr Joh. V. durch die 'Verbannung' nach Thessalonike zum Aufstand provozieren wollen, um ihn absetzen zu können. Vielleicht hat er ihm auch ein Bündnis mit Dusan zugetraut und damit gerech net, daß er dadurch seine Anhänger in Kpl. verprellen würde. Ein Anschlag, der ihm zugeschrieben werden könnte, war die schlechteste Methode, den legiti men Thronfolger loszuwerden. Daß Kantak. seinen Schw. S. nach Thessalonike abgeschoben hatte, um leichter eine eigene Dynastie gründen zu können, hat Greg. (Bd.IV S. 65 mit Anm. 4 3 ) eindeutig ausgesprochen, nicht aber, ab wann Joh. V. das durchschaute. Hier schreibt er ihm klar Sorge um sein Nachfolge recht zu. Diese Besorgnis wird Dusan gefördert haben. Betrachten wir nun die Geschichte, die Kantak. uns bezüglich der Rebellion seines Schw. S. auftischt. Als er Joh. V. als Regent in Thessalonike zurückließ, hatte er ihm seinen Schw. V. Andronikos Asan (PLP 1489 wird er irrtümlich als Schw. S. Joh. VI. bezeichnet) als 'Aufseher' zur Seite gestellt (Kantak. IU 1 60,17- 1 9 ) . Verdiente der Mann soviel Vertrauen oder sollte seine Treue erprobt werden und war es Kantak. gleich, ob er Joh. V. zur Rebellion ermun tern würde oder nicht? Fragen, die ich nicht beantworten kann. In der Erzäh lung des Kantak. spielt er die Rolle eines sehr naiven treuen Dieners. Dieser berichtet (lU 200, 1 8 -204,6): Einige Byzantier, die mit Joh. V. in Thessalonike zurückgeblieben waren, ehemalige Empfänger von Wohltaten des Kantak., sta chelten Joh. V. gegen seinen Schw. V. auf (200, 1 8 -23 ) und wiesen ihn auf die mögliche Unterstützung durch Dusan hin (20 1 ,12-14) . Dieser hatte sie dazu bestochen (20 1,20 f. ) . Als diese Leute bei Joh. V. Gehör fanden (20 1,2 1 202,5) , urteilten sie, daß man, ehe die Sache bekannt werde, Andronikos
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Asan aus Thessalonike entfernen sollte, denn dieser würde sich dem wider setzen und könnte loh. V. überzeugen, daß er auf diese Weise sein Kaisertum verspiele, das er sonst bald bekäme, wenn er es nicht mit seinem Schw. V. verderbe. Also traten diese Leute an Asan heran und ließen ihn zuerst schwö ren, die Geheimnisse, die man ihm mitteilen wolle, vor dem jungen Ks. geheim zuhalten. Darauf sagten sie ihm, loh. V. habe sich schon mit Dusan verbündet und der schlaue Dusan habe eine Geisel als Unterpfand verlangt. Diese nun sei er und der junge Ks. habe dieser Forderung zugestimmt. Andronikos Asan glaubte dies und verschwand schnellstens aus Thessalonike. Er kam nach Kpl. und berichtete Kantak. alles. Die klare apologetische Tendenz dieser Geschichte macht sie verdächtig und einiges ist ziemlich unglaubwürdig. Der naive loh. V. vermutet noch immer nicht, daß sein Schw. V. etwas gegen ihn plane (20 1 ,2 1 -23) und wird das Opfer böser Ratgeber. Andronikos Asan, nicht weniger naiv, glaubt diesen Ratgebern, daß loh. V. ohne sein Wissen schon einen Vertrag mit Dusan geschlossen habe (202,1 6-203,5), obgleich dieser tatsächlich erst nach dem Verschwinden Asans den Kontakt mit Dusan gesucht hat (204,6-8 ) . Es ist auch wenig glaubwürdig, daß Andronikos Asan selbst Kantak. berichtet hätte, wie sehr er versagt hatte. Dunkel ist weiter, weshalb die Verschwörer in Kauf nahmen, daß Asan Kantak. schleunigst über das Bündnis informieren würde, so daß dieser genau das hätte tun kön nen, woran sie Asan hatten hindern wollen: den jungen Ks. überzeugen, daß Krieg gegen seinen Schw. V. nur ihm selbst schaden werde. Wenig glaubwürdig ist weiter, daß Asan geglaubt hätte, er sei dem Kral als Geisel eine ausreichende Absicherung gewesen. Beide wußten, daß sowohl Kantak. wie loh. V. ihn ohne Bedenken ihren Interessen opfern würden. Auch hätte Kantak. an ein Bündnis auf dieser Basis kaum geglaubt. Wie der Kral sich tatsächlich abgesichert hatte, das steht glaubwürdig bei Greg. Gewiß, eine Bedingung konnte der junge Ks. nicht sofort erfüllen: Seine Gattin Helena, die Tochter des Kantak., hatte er als Geisel ihres Vaters in Kpl. zurücklassen müssen (s. Bd. IV Anm. 43 S. 230). Wir werden aber noch sehen, daß er später sorgen wird, diese Bedingung notfalls erfüllen zu können (s.u. IU 150,7 f. mit Anm. 267) . Kantak. 'kennt' diese Bedin gungen nicht, d. h. er schweigt sie tot. Denn es wäre naiv, aus seinem Schwei gen zu schließen, daß er sie nicht erfah;en hätte. Er will dem Leser nur nicht sagen, was er selbst nicht wahrhaben will, wie sehr sein Schw. S. zum Äußer sten bereit war, um sein Recht auf die Übernahme der Kaiserherrschaft durch zusetzen. Als Kantak. diese Geschichte niederschrieb, lag ihm die vernichtende Anklage seines Schw. S. schon vor, die Greg. weiter unten (lU 155, 1 - 1 7 1 , 14) protokolliert hat. Wenn wir aber Kantak. seine Darstellung nicht abnehmen, was ist denn tatsächlich passiert? Andrmlikos Asan ist nach Kpl. gekommen, um Kantak. klar zu machen, was geschehen wird, wenn er dem jungen Ks. kein
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glaubwürdiges Unterpfand gibt, daß er die Kaiserherrschaft ihm und nicht seinem Sohn Matthaios übergeben wird. Ich neige sogar dazu anzunehmen, daß er dies, wenn nicht im Auftrag, so doch mit Wissen des j ungen Ks. getan hat. Erinnern wir uns, daß dessen Mutter, die Kaiserin Anna (von Savoyen), durchschaut hatte, daß Kantak. ihren Sohn als Regenten nach Thessalonike abschob, um selbst in Kpl, ungehindert die Nachfolge seines Sohnes betreiben zu können und seinen Schw. S. zum Aufstand zu provozieren (s. Bd. IV Anm. 43 S. 230 f. ) . Da Kantak. sie nicht vom Gegenteil überzeugen konnte, ist auch anzunehmen, daß sie ihren Sohn diesbezüglich gewarnt hat. Dieser wußte also genau, was er tat. Vor einem Bündnis mit Dusan hat sie ihn aber wohl nicht gewarnt, wie ihre Vermittlerrolle zeigen wird. Noch ein Wort zur Braut, die Dusan für ihn bestimmt hatte. Sie hieß Theodora (s. Soulis: Serbs & Byz. S. 1 85 n. 54) und war nicht nur eine Schwester der Gattin Dusans (J)Elena, sondern auch des bulgarischen Zaren Ivan Alexandur. Dieser entstammte der Ehe des bulgarischen Zaren Michael 111. Sisman ( 1 323- 1 3 3 1 ) mit einer Schwe ster des Uros 111. Decanski von Serbien ( 1282- 1 32 1 ), Anna, die den bulg. Zaren in zweiter Ehe geheiratet hatte. Die von Dusan geplante Ehe sicherte Joh. V. also auch bulgarische Unterstützung. Im sogenannten Hodegonkloster wurde das berühmte 'Hodegetria' ( 'Wegwei serin') genannte Muttergottesbild verehrt, das angeblich der Evangelist Lukas 'face to face' gemahlt hätte. Greg. hat Kloster und Ikone schon öfter erwähnt, s. Bd. I 1 06 mit Anm. 145, 155 mit Anm. 3 05, 11 29 mit Anm. 29, 97, 99, Anm. 1 32, 244, 11 284 mit Anm. 484, 291, 294 mit Anm. 523, IV 40 mit Anm. 19, Anm. 27, 226, 236, Anm. 456 u. 459. Diese beeidigte schriftliche Erklärung des Kantak. verzeichnet Dölger: Reg. unter Nr. 2994 und datiert sie Sommer 1 352. So wie diese Erklärung selbst eine Folge des Vertrages Joh. V. - Dusan (Dölger: Reg. 299 3 ) war, ist die Fehl datierung derselben durch Dölger eine Folge der Fehldatierung des Vertrages. S. dazu Anm. 260f. Das Ganze erscheint also bei Dölger in einem falschen chronologischen Rahmen. Außerdem stellt Dölger (Florinskij folgend) die Echtheit der Erklärung in Zweifel. Er schenkt offenbar dem Schweigen des Kantak. mehr Glauben als dem ausdrücklichen (und an der richtigen Stelle gebrachten) Zeugnis des Gregoras, dessen Gewährsmann Ag. gewiß gut infor miert war (s. Einleitung § IV) . Nun bezeugt aber auch Kantak. selbst (111 204,22-24), daß er die Mutter des jungen Ks., Anna von Savoyen (seine Erz feindin! ) , die er bis dahin in Kpl. überwachen ließ, bat, zu ihrem Sohn zu gehen, um ihn zum Verzicht auf das Bündnis zu bewegen. Ui'itl auch Philotheos: Enk. 624 B 6- 1 1 erwähnt ausdrücklich die erfolgreiche Vermittlung der Kai serin. Die Tatsache, daß Kantak. zu seiner Erzfeindin seine Zuflucht nahm, steht also fest. Sie zeigt aber, daß Kantak. geglaubt hat, zum letzten rettenden
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Anker greifen zu müssen, um einen doppelten Krieg, zugleich gegen Genua und gegen seinen rebellierenden und von Dusan unterstützten Schw. S . , zu vermei den. Hätte er einen anderen Weg gewußt, hätte er Anna nie das Vergnügen gegönnt, ihn als Bittsteller vor sich zu sehen. Kantak. behauptet zwar, wenn er nicht wegen des Lateinerkriegs in Kpl. unabkömmlich gewesen wäre, hätte er selbst seinen Schw. S. besucht (s. III 204, 1 8 -22, 205,24-206,7), aber das ist eine Ausrede. Es tat sich, seitdem die Venezianer ihn am 2 8 . Juli 1 3 5 1 im Stich gelassen hatten, nichts Entscheidendes in jenem Krieg. Er reiste deswegen nicht selbst hin, weil es für ihn persönlich zu gefährlich war oder weil er genau wußte, selbst sicher nichts zu erreichen. Es ist auch klar, daß Anna die Bitte ihres Erzfeindes nicht erfüllte, um ihm einen Gefallen zu tun, und daß sie natürlich nicht bereit war, zu ihrem Sohn zu gehen, ohne ihm für Verzicht auf das Bündnis eine handfeste Gegenleistung bieten zu können. Daß sie über haupt bereit gewesen ist, ihrem Sohn das Bündnis auszureden, ist nur damit zu erklären, daß sie, in dem Punkt einig mit Kantak., wie dieser überzeugt war, daß nur Dusan der große Nutznießer dieses Bündnisses sein würde. Die Gegen leistung, ohne die sie gewiß nicht hat reisen wollen, kann logischerweise keine andere gewesen sein als die, die Greg. nennt, die beeidigte schriftliche Erklä rung, seinem Schw. S. die volle kaiserliche Herrschaft zu übertragen und sich selbst aus der Staatsführung zurückzuziehen. Nur sie erklärt den Erfolg der Kaiserin. Diese hat in Thessalonike keine Wunder getan, wie Kantak. uns glauben machen will. Wer dessen Zeugnis glaubt, geht einem Meister im Lügen durch Totschweigen auf den Leim. Nichts ist selbstverständlicher, als daß Kan tak. kein Wort verliert über seine Eide vor der Hodegetria. Als geschichtsschrei bender Mönch konnte er es sich nicht erlauben, seine von Greg. bezeugte Meineidigkeit überhaupt zur �enntnis zu nehmen. Greg. ist im Vergleich mit Kantak. kurz in der Schilderung, wie Anna ihr Ziel erreichte. Das ist auch selbstverständlich. Sie konnte ihrem Sohn geradezu das als Präsent überreichen, wofür er geglaubt hatte, zusammen mit Dusan einen Krieg führen zu müssen. Naiv scheint seine Äußerung, Anna hätte keinen Grund gehabt mißtrauisch zu sein. Greg. will aber wohl auch nicht sagen, daß sie wirklich keinen Grund dazu hatte. Als er dies schrieb, wußte er längst, daß Kantak. auch diesen Eid gebrochen hatte. Was er meint, ist, daß bei einer solchen eidlich abgesicherten Zusicherung der Machtübergabe jeder Mensch einen Meineid für ausgeschlossen hält. Das soll die Meineidigkeit des Kantak. als äußerste Gottlosigkeit erscheinen lassen. Auch Anna ist aufgrund der bereits gemachten Erfahrungen gewiß klug genug gewesen, um Kantak. jeden Meineid zuzutrauen. Nicht Gutgläubigkeit hat sie im Sinne des Kantak. ver mitteln lassen, sondern einerseits, wie schon angedeutet, daß sie wußte, daß ihr Sohn Dusan nicht gewachsen war, und andererseits der Umstand, daß diese
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Vermittlung, erfolgreich oder nicht, ihr die einmalige Gelegenheit bot, sich dem unmittelbaren Machtbereich ihres Erzfeindes zu entziehen und in Thessalonike mitzuregieren oder eventuell als Regentin ihren Sohn zu ersetzen, wozu es bekanntlich auch gekommen ist. Kantak. braucht mehrere Seiten (III 204,2 1 209,2 ), u m den Erfolg seiner Erzfeindin als einen eigenen Sieg z u verkaufen. Er stellt es so dar, als ob er selbst Anna überzeugt hätte, daß ihr Sohn das Opfer böser Ratgeber geworden wäre (205,6-20 ), wobei man bedenken muß, daß diese Ratgeber Parteigänger des j ungen Ks. und mithin gute Bekannte und Freunde der Anna waren. Er läßt dann Anna gegen ihn den Vorwurf erheben, er hätte gegen ihren Rat (s. Kantak. III 1 12,20- 1 13,5) den leicht zu betrügenden jungen Mann in Thessalonike allein mit bösen Leuten zurückgelassen. Diesen Einwurf nutzt er für eine Klage, daß man dem Thronerben eingeredet habe, er sei sein Feind; dabei liebe er ihn doch und tue alles, nur damit er sein Erbe nicht nur bekomme, sondern es vergrößert und in besserem Zustand bekomme. Wenn die Lateiner und Dusan ihn nicht dazu gezwungen hätten, die Herrschaft weiter auszuüben, hätte er diese längst seinem Schw. S. übergeben und wäre selbst ins Kloster gegangen. Darauf hätte Anna (treuherzig) gesagt: Ich werde alle Pro bleme lösen, sobald ich dort nur erscheine. In Thessalonike muß sie zwar fest stellen, daß der Vertrag ihres Sohnes mit Dusan schon perfekt ist und daß Dusan und Gattin vor Thessalonike lagern und den j ungen Ks. mit ihrer Zuneigung umwerben. Aber ihr Erscheinen zerstört alles wie ein Spinngewebe. Sie ermahnt ihren Sohn ernst, überzeugt ihn, daß er seinen Schwiegereltern in allem gehor chen soll. Sie läßt ihren Zorn aus an den Hintermännern der Rebellion und macht Dusan und Gattin klar, daß sie ungesetzlich handeln, so daß sie sich schämen und unverrichteter Dinge abziehen. Der junge Ks. hört nun auf seine Mutter, bittet aber den Ks. (Kantak.), ihm Ainos und die Städte von Chalkidike, die vom Sohn des Ks. (Matthaios) verwaltet werden, als eigenes Herrschaftsge biet zuzuteilen. Als Kantak. das erfährt, äußert er seine Verwunderung, daß der junge Ks. eine solche kleine Herrschaft verlange, wo er doch bald Herrscher über alles sein wird. Er gibt ihm aber das Verlangte und bittet ihn, Leute für die Übernahme zu senden. Das tat dieser. So wurde der befürchtete Krieg durch die Kaiserin Anna zunichte gemacht. Soweit Kantak., der wieder zum Lateinerkrieg zurückkehrt. Das Lob, das Philotheos 1. c. der Kaiserin Anna spendet, ist nur ein Echo der Lobpreisung des Kantak. Interessant ist aber der Kontext bei Philotheos: Nach einem Bericht über das Palamitenkonzil von 1 3 5 1 , das Sp. 623 A 15 endet, fährt er fort (B 1 f. ) « Als es nun nötig war, daß der Große (Mann Palamas) nach Thessalonike zurückkehrte . . und berichtet dann, wie das Schiff, womit P. fuhr, in einen Seesturm geriet, den der Heilige (wie Christus) auf wunderbare Weise beruhigte (B 3-C 1 4 ) . Als er aber in Th. an Land gehen =
.
».
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wollte, wurde er wegen eines Vertrages zwischen Joh. V. und dem Serbenherr scher daran gehindert und zog sich auf den Athos zurück ( 623 C 14-624 B 2 ) . «Nachdem drei Monate verstrichen waren, zerriß aber die bewundernswerte und gottliebende Kaiserin, die hergekommen war, jene Abmachungen zwischen dem jungen Ks. und Stephanos . . . und rief zusammen mit ihrem Sohn den Erzpriester zurück, denn auch dieser selbst schätzte den Großen sehr . . . So kehrte der Erzpriester zurück zu seiner Kirche» (624 B 6-C 8 ) . Das wichtigste an dieser Darstellung ist, daß der Vertrag Joh. V. Dusan auf alle Fälle bis nach dem 1 5 . August 1 3 5 1 Wirkung zeigte und das Philotheos die Auflösung des Vertrags drei Monate danach datiert. Ausgehend von dem Versuch zur Rück kehr in der zweiten Augusthälfte kommen wir für die Auflösung des Vertrags auf etwa Ende November 1 3 5 1 . Der Erfolg der Anna war also keineswegs ein «veni, vidi, vici» , wie Greg. und Kantak. es darstellen . Ich komme darauf zurück. Aus dem Vergleich unserer Quellen schließe ich: bei Kantak. stimmt, daß die Mutter des jungen Ks. ihren Sohn dazu überredete, vom Vertrag mit Dusan Abstand zu nehmen, aber die Darstellung, wie ihr das gelungen sein soll, ist ein unglaubwürdiges Fantasieprodukt. Philotheos bringt außer einer wich tigen Datierung nichts eigenes. Für Zweifel am Hauptinhalt der Darstellung bei Greg. gibt es keinen Grund. Es ist deshalb bedauernswert, daß Dölger: Reg. 2993 den Vertrag nicht nur falsch datiert, sondern ihn so, wie Greg. ihn präsen tiert, für frei erfunden hält, und daß Nicol: Kantak. S. 77 sowie Last Cent. S. 245 dem Leser nur die völlig unglaubwürdige Version des Kantak. bietet und dazu (in n. 1 1 0 bzw. 45) auch auf Greg. 111 147- 150 verweist, ohne auch nur anzudeuten, was dieser tatsächlich berichtet, als ob er ihn gar nicht gelesen hätte oder die Abweichung von Kantak. für irrelevant hält. Dies ist ein großer Rückschritt im Vergleich zum immer noch unentbehrlichen Parisot ( 1 845 ! ) S. 265-268 und zu Muratore: ' Princ. Sab. ( 1906 ! ) S. 452 f., die beide schon glaubwürdig und unglaubwürdig zu unterscheiden wußten. Noch ein Wort zu Parisots Behandlung dieses Themas: Dieser stellt die Frage (S. 265 f. ), wer zum Bündnis zwischen Joh. V. und Dusan die Initiative ergriff. Laut Greg. - so Parisot - war es Dusan, dessen Hilfeangebot bei dem Palaio logen offene Ohren fand, bei Kantak. aber «ce sont les messagers de Jean qui vont trouver le kral. Nous inclinons de ce cote. » Diese Gegenüberstellung ist so nicht ganz richtig. Kantak. gibt zu erkennen (111 20 1 , 1 7-21 ), daß die bösen Ratgeber seines Schwiegersohns von Dusan gekauft waren, um den jungen Kaiser zum Krieg gegen seinen Schw. V. anzustiften und ihm zu sagen, daß er mit seiner Hilfe rechnen könne. Obgleich die erste offizielle Gesandtschaft in der Sache von Joh. V. ausging, war Dusan auch laut Kantak. derjenige, der dem byzantinischen Thronerben ein Bündnis nahelegte. Der große Unterschied zwi schen Greg. und Kantak. ist, daß bei Kantak. Dusan nur Geld und Truppen
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verspricht und für sich vorteilhafte Bedingungen festlegt, die nicht weiter erör tert werden. Über andere Bedingungen mit weitreichender Bedeutung unter richtet uns Greg. (s. Anm. 26 1 ) . Und mit Parisot dürfen wir daraus wohl schlie ßen: Wenn der Vertrag zur Ausführung gekommen wäre, hätte Dusan nicht nur unter der Hand große Gebietsgewinne eingestrichen und die Anerkennung seines Kaisertitels durchgesetzt, sondern vor allem auf die Verstoßung der Helena Kantakuzene durch den j ungen Ks. und dessen Heirat mit der in Anrn. 2 6 1 (Ende) genannten bulgaroserbischen Prinzessin bestanden und so die Verschwägerung des byzantinischen Thronerben mit dem Usurpator Kan tak. durch eine mit ihm selbst ersetzt. Er hätte dann durch sein Alter, seine größere Erfahrung und sein politisches Talent neben Joh. V. einen besseren Senior-Kaiser als Joh. VI. Kantak. abgegeben und «Si cet arrangement eilt pu reussir, Douchan . . . n'eilt pas tarde, peu scrupuleux comme il etait, a etre l'unique maitre en Cp., et il y eilt eu en face des Osmanlis un empire serve qu'il n'eilt peut-etre pas ete aussi facile de renverser que celui des Grecs» (Parisot S. 265 f. n. 3 ) . Über die Verschwägerungsforderung Dusans verbunden mit der Verstoßung der Tochter des Kantak., die Greg. zweimal erwähnt und Kantak. totschweigt, gab es für Parisot (266) «pas le moindre doute» und offensichtlich auch nicht für Muratore S. 45 1 f. Unnötig vorsichtig drückt sich Soulis: Serbs & Byz. S. 48 f. aus: « allegedly he (Joh. V. ) was advised to divorce his wife, Helen, a daughter of Cantacuzenus, and to marry the young sister of the Serbian empress » . Dieser Passus ist ohne den Parallel bericht des Kantak. schwer verständlich. Greg. berichtet, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, daß Joh. V. nach dem Verzicht auf den Vertrag mit Dusan gleich nach Didymoteichon kam, von dort Kantak. seine Eide bestätigen ließ und dann nach Kpl. weiterreiste. Hier rächt sich, daß Greg. ausgelassen hat, was wir, wie in der vorigen Anm. vorwegge nommen wurde, bei Kantak. erfahren: Dieser schreibt in seinem Bericht über die Mission der Kaiserin Anna (lU 208,1 3 - 1 8 ) : «Der junge Ks. hörte auf seine Mutter, . . . er bat aber seinen Schw. V. den Ks. ihm die Städte von Chalkidike, die der Sohn des Ks. (Matthaios) verwaltete, als eigenes Herrschaftsgebiet zu geben in dem Sinne, daß alles wieder seinem Schw. V. dem Ks. hörig sein sollte. » Kantak. sagt nicht, wer ihm diese Bitte überbrachte, aber behandelt Bitte und Übergabe innerhalb des Berichts über die Tätigkeit der Mutter des jungen Ks. Diese kann aber nicht persöhnlich mit der Bitte beim Ks. vorstellig geworden sein, denn sie ist bis zu ihrem Tod ( 1 3 64/5) in Thessalonike geblie ben. Sie kann natürlich auch nicht selbst die Erfüllung dieser Forderung garan tiert oder durchgeführt haben. Wir müssen also annehmen, daß sie einen Mit telsmann nach Kpl. geschickt hat, um die Einwilligung des Kantak. einzuholen, und daß, dies geschehen, Leute des jungen Ks. für die Übergabe nach Ainos
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gereist sind, so daß Joh. V. erst abreisen konnte, nachdem er Nachricht von der Durchführung der Übergabe erhalten hatte. Von Bedeutung ist hier auch noch folgende Nachricht bei Kantak. (ill 237,6-24): « der Ks. Palaiologos karn, vor allem von seiner Mutter, die er in Thessalonike zurückließ, dazu bewogen, nach Ainos, um von dort durch Thrakien zu seinem Schw. V. dem Ks. zu kommen. » Die Archonten in Didymoteichon, der Großpapias Tzam plakon (Arsenios -, PLP 27752) und der Protostrator Tarchaneiotes (Konstan tinos -, PLP 27494) (zum ersten s. Bd. n 255 mit Anrn. 3 8 3 ; zum zweiten Bd. IV Anm. 600), offenbar treue Anhänger des Kantak., vermuten nun, daß Joh. V. auf seinem Weg nach Kpl. in ihrer Stadt Station machen wird. Da sie von dessen Bündnis mit Dusan gehört haben, befürchten sie, daß sie sich durch Aufnahme des Rebellen in die Stadt verdächtig machen können, und fragen in Kpl. nach, wie sie sich verhalten sollen. Kantak. befiehlt ihnen, seinen Schw. S. zu empfangen wie Sklaven ihren Herrn. Soweit Kantak., der Großmütige. Dieses Geschichtchen macht einiges klar: Es war offenbar für Joh. V. nicht ohne Gefahr, die Reise nach Kpl. anzutreten, wenn die Anwohner seiner Route nicht vorher offiziell informiert waren, wie sein Verhältnis zu dem de facto regie renden Hauptks. war. Daher mußte die offizielle Übergabe des ihm zugespro chenen Gebietes an seine Leute vorher erfolgen. Verwunderlich ist, daß trotz dieser vorausgegangenen Übergabe die Archonten in Didymoteichon nichts davon gewußt hätten. Ich neige dazu, diese angebliche Unwissenheit als einen Vorwand zu betrachten, der es den Nachfragenden erlaubte, Kantak. durch schimmern zu lassen, daß sie gleichermaßen bereit seien, den Rebellen fest zunehmen oder dem Mitkaiser zu huldigen. Und Kantak. selbst will mit dieser Geschichte dem Leser wohl zu verstehen geben, daß er jederzeit den jungen Ks. hätte zu Fall bringen können �nd nur die Anerkennung der Rechte des j ungen Ks. ihn davon abgehalten hat. Tatsächlich hat natürlich nur die richtige Ein schätzung der Lage seine Haltung bestimmt. In der Gunst des Volkes lag er zu weit gegenüber seinem Schwiegersohn zurück. Kommen wir nun zu der Frage, die Kantak. selbst uns nahelegt: wozu die Übertragung eines kleinen Herrschaftsgebietes zugleich mit der eidlichen Zusi cherung der Übertragung der ganzen Reichsherrschaft? Diese hat nur Sinn, wenn sie zugleich als Übergangsregelung und Unterpfand der endgültigen Regelung gedacht ist. Greg. hat wohl zu einseitig den Nachdruck auf die eid liche Zusicherung der ganzen Herrschaft gelegt und vernachlässigt, daß Kan tak. sich dabei eine Hintertür offen ließ, die die Beschränkung 'so bald mög lich' enthielt, in concreto vermutlich 'nach Ende des Lateinerkriegs' . Die Kai serin Anna hat diese Beschränkung vermutlich akzeptiert, weil sie die Über nahme der Herrschaft durch ihren j ungen Sohn nicht mit der Hypothek eines
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Krieges belastet sehen wollte. Die Tatsache, daß Kantak. Joh. V. eine eigene Domäne übergab zu Lasten seines Sohnes Matthaios, sollte wohl als Beweis und Garantie gelten, daß er das Nachfolgerecht seines Schw. S. nicht in Frage stelle. Ob die Übergabe von Didymoteichon (als Residenz) an Joh. V. erfolgt ist, bevor er von Ainos nach Kpl. reiste oder bei seinem Besuch dort oder erst, als er von Kpl. dorthin zurückkehrte, ist nicht klar. Vorsichtig weist Greg. (111 155,6 f. ) darauf hin, daß Joh. V. von seinem Besuch in Kpl. den Eindruck mit nahm, wiederum betrogen zu sein. Kantak. hat ihm wohl zu verstehen gegeben, daß er die Herrschaft noch lange nicht in so unerfahrene Hände übergeben könne. Inwiefern die Schlußbemerkung über die Ehefrau des j ungen Ks. stimmt, sei dahingestellt. Greg. scheint trotz der Feindschaft zwischen ihm und ihrem Vater ein gutes Verhältnis zur jungen Kaiserin gehabt zu haben. Er widmete ihr nach 1 354 ein Opusculum 'Solutiones Quaestionum' (s. Bd. I Werkliste S. 53 Nr. 44) und aus der gleichen Zeit ist auch ein Brief von ihm an sie erhalten geblieben (s. Greg. Epp. Nr. 42 [Leone] und Leone: La corrispon denza di Nic. Greg. S. 203 sub num . ) . Dabei hatte sie ihm, wie wir noch sehen werden, kurz nach der Machtübernahme durch ihren Gatten Ärger bereitet, als sie verhinderte, daß er all eine (ohne Diskussion mit Palamas) vor dem lateini schen Bischof Paulus aus Kalabrien dessen Lehre erörtern durfte. Die Bemer kung über ihre Treue ist hier aber wohl doch als Kompliment gemeint. Was sie wirklich für ihren Mann empfunden hat, nachdem dieser sich bereit gezeigt hatte, sie zu verstoßen, eine ausländische Prinzessin zu heiraten und sie als Geisel in Dusans Hände zu geben, bleibt uns trotzdem verborgen. Schließlich ist hier noch die Frage zu stellen, ob Dölger nicht entsprechende Regesten zu Joh. V. und VI. hätte verzeichnen sollen, einmal für die Anfrage des jungen Ks., ob sein Schw. V. zu seinen Eiden stehe und zum anderen für die Bestätigung durch letzteren, denn Anfrage und Antwort sind doch wohl durch Gesandte übermittelt worden. Zum Bischof Paulus s.u. Anm. 445. Über den Besuch Joh. V. in Kpl. ist Kantak. ausführlicher als Greg. Nachdem er diesen Besuch gewissermaßen im Vorübergehen erwähnt hat (111 229, 1 0-12), behandelt er ihn explizit, nachdem er den lateinischen Krieg ( mit Anhang) erörtert hat. Er knüpft dabei an 111 208, 1 3 -209,2 an, wo er berichtet hat, daß der junge Ks. auf das Bündnis mit Dusan verzichtete, nachdem ihm Ainos und die Städte von Chalkidike zugesprochen wurden. Während Greg. als Zwi schenstation auf der Reise des jungen Ks. nach Kpl. nur Didymoteichon nennt, von wo aus er sich die Eide seines Schw. V. noch einmal bestätigen ließ, kommt er bei Kantak. zuerst nach Ainos, woraufhin die Archonten von Didymotei chon in Kpl. anfragen, wie sie ihn empfangen sollen, wenn er ihre Stadt besucht. Sie erhalten die «für alle Städte gültige» Antwort « als ihren Herrn Ks. » Als er dann tatsächlich kommt, wird er auch so empfangen (Kantak. 111
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237,22-24} . Auch nur bei Kantak. erfahren wir, daß er schon nach wenigen Tagen von Didymoteichon nach Kpl. weiterreiste (237, 24-238,2 ) . Dort bleibt er « nicht wenig Zeit» ( Greg.: « mehr als dreißig Tage » } bei seinem Schw. v. , während der Lateinerkrieg auf dem Höhepunkt ist (43 8,2 f. ) . Über den Ablauf des Besuches erzählt Kantak. folgendes: Um selbst zwischen Sohn und Schw. S. zu vermitteln, beruft er auch ersteren zu sich. Der ist aber zu sehr mit der Verwaltung des ihm übertragenen Gebietes beschäftigt (Adrianopel und was dazu gehört; s. Bd. IV S. 1 76 u. 1 86) und erscheint nicht. Da der junge Ks. es eilig hat, die ihm zugewiesenen Städte zu besuchen, läßt Kantak. ihn gehen und überträgt ihm auch noch Didymoteichon. Zudem erlaubt er ihm, seine Gattin Helena (Tochter des Kantak.) mit ihrem j üngsten Sohn Manuel (H., Ks. 1 3 9 1 1425 ) mitzunehmen, den ältesten Sohn, Andronikos (IV., K s . 1 3 76- 1 3 79), und eine weitere Tochter Eirene behält er zurück, damit sie von der Großmutter standesgemäß erzogen werden. Außerdem warnt sein Schw. V. ihn, einen Krieg gegen seinen Schwager Mt. zu beginnen, der ihm kein Unrecht getan habe. Es wäre auch besser, er würde in Kpl. auf ihn warten, aber weil er jetzt unbedingt weg will, soll er jedenfalls in Didymoiteichon den Besuch seiner Schw. M. abwarten. Soweit Kantak. (IH 23 8,4-239, 1 0 ) . Anschließend behandelt dieser die Friedensmission seiner Gattin, worüber uns Greg. hiernach auch noch aus führlich informieren wird. Das Vorausgegangene hat Greg. so erzählt, daß man aus seinem Text allein kein Datum für den Besuch des jungen Ks. in Kpl. ermitteln kann. Und hier erweckt er mit einer üblichen Übergangsformel von einer Jahreszeit auf die andere den Eindruck, daß er vom Sommer 1 3 5 1 auf den Herbst dieses Jahres übergeht. In seinem Bericht über den Machtkampf der Kaiser hat Ag. auf Bitte des Greg. an die ersten Nachrichten über das Bündnis Joh. V. - Dusan ange knüpft, die Juni/Juli 1 3 5 1 in Kpl. eintrafen. Wie es danach weiterging, hat er nur sehr summarisch und ohne Zeitangaben mitgeteilt, so daß der Leser den Eindruck hat, daß seitdem bis zum Treffen der Ks. in Kpl . vielleicht zwei bis drei Monate vergingen und daß das, was nun folgt, sich im Herbst 1 3 5 1 abspielen würde. Das ist aber, wie wir gesehen haben, mit unseren anderen Quellen nicht in Einklang zu bringen. Tatsächlich haben wir inzwischen schon den Winter 1 3 5 1 - 1 352 hinter uns gelassen. Ich erkläre diese irreführende Angabe damit, daß Greg. von Ag. vor allem wissen wollte (s. IH 144,10 f. ), was die Kaiserin bei ihrem Vermittlungsversuch, worüber Greg. seit dem zwei ten Besuch informiert war (s. III 9 8 , 1 9 - 1 9,4), erreicht hatte. Wir werden also den irreführenden Übergang von Sommer auf Herbst und die mangelhaften Angaben über die Entwicklung im Kaiserstreit seit dem Hochsommer 1 3 5 1 bis Mitte Frühjahr 1 3 52 a m besten dem schon mal bemühten Fehlen der zwei ten und dritten Hand zuschreiben.
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Die Abkehr von dem durch Anna v. Savoyen herbeigeführten vorläufigen Frie den erfolgte nicht schon im Herbst 1 3 5 1 , wie das bei Greg. den Anschein hat (s. Anrn . 266), sondern erst nachdem Joh. V. in Kpl. hatte feststellen müssen, daß sein Schwager Mt. nicht an Vermittlung interessiert war und sein Schw. v., wie dessen letzte Warnung zu verstehen gab, sich nicht gegen seinen Sohn stellen würde. Wie bei Greg. bleibt auch bei Kantak. unklar, woher und wann genau Mt. Kantak. nach Adrianopel abreiste, um sich dort zu verschan zen. Da Greg. die Entfernung Kpl. - Adrianopel dazu erwähnt, ist anzuneh men, daß Mt. von Kpl. auch dorthin eilte. Das würde bedeuten, daß er doch noch dorthin kam, nachdem sein Schwager abgereist war. Kantak. hätte zumin dest berichten müssen, daß sein Sohn schließlich doch kam, aber daß er dies nicht tut, ist kein Beweis, daß Mt. nicht gekommen wäre. Seine Unterschrift unter dem « Privilegium . . . aurea bulla muniturn» vom 6. Mai 1 3 52, das den Frieden mit Genua wiederherstellte (darum oft als Friedensvertrag bezeichnet), beweist es. Und merkwürdigerweise war er offenbar in Kpl., als seine Mutter in Didymoteichon war, um seinen Schwager für eine Überei�kunft zu gewinnen. Wollte er inzwischen seinen Vater beeinflussen? Wie dem auch sei, mit Sicher heit darf man annehmen, daß Mt. nach Adrianopel geeilt ist, sobald der Miß erfolg seiner Mutter in Kpl. bekannt wurde, also sehr bald nach dem 6. Mai. Diese bei den Gesandtschaften verzeichnet Dölger: Reg. als Nr. 2998 und 2999. Er datiert sie ohne nähere Begründung in den Herbst 1 3 52. Tatsächlich sind sie deutlich früher anzusetzen. Für den ersten Vertrag nimmt Dölger auch Kantak. TII 247,5 und 266, 1 5 in Anspruch. An der erstgenannten Stelle ist aber nicht von einem Bündnis die Rede, sondern von einer Bitte um ein Hilfsheer, für welche Bitte der von den Gesandten ausgehandelte Vertrag die Grundlage war. S. 266, 14 bezieht sich Kantak. auf 247,5 und 266,15 ist die Rede von einer Gesandtschaft des jungen Ks. zu Suleyman, den Sohn Orkhans, der gegen ihn gekämpft hatte und dessen Wohlwollen er gewinnen will. ICh komme darauf zurück. Greg. setzt die beiden Gesandtschaften richtig in die Zeit, als beide Parteien sich auf den Krieg vorbereiteten, was wohl spätestens unmittelbar nachdem Joh. V. Kpl. verlassen hatte, der Fall war. Der Vertrag mit Orkhan dürfte noch vor dem Vermittlungsversuch der Kaiserin Eirene, also wohl noch im April 1352 zu datieren sein und auch ein Ende der Rachefeldzüge Orkhans (s. ob. 99,20 ff. ) zum Ziel gehabt haben. Einen Vertrag mit Genua zum Zwecke, sich genuesische Hilfe gegen seinen Schw. S. zu sichern, kann Kantak. frühestens angestrebt haben seit den Verhandlungen, die zum 'Frieden' · vom 6. Mai 1352 führten, der bezeichnender Weise von Mt. Kantak. mitunterzeich net wurde (s. Anm. 265 ) . D a s 'Schriftwort' (gr. graphikon ekeino), das Greg. Kantakuzenos mehrfach aussprechen läßt, habe ich auch mit Konkordanzhilfe so nicht gefunden. Im
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ANMERKUNGEN: 269 - 2 70
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zweiten Teil des angeblichen Schriftwortes erinnert «werden verherrlichen » (gr. doxasousi) an Ps. 85,9 «Alle Völker, die Du geschaffen hast, werden kommen, sich vor Dir niederwerfen und deinen Namen verherrlichen» , aber es fehlt hier ein Pendant des Satzteiles «ich werde die Heidenvölker rufen» . Dieser Satzteil hat im Kontext klar den Sinn «Da die Rhomäer mich nicht anerkennen, will ich die Heidenvölker rufen, und die werden mich verherrlichen » . Die Propheten Isaias und Jeremias lassen Jahweh seinem auserwählten Volk Israel vorwerfen, fremde Götter zu verehren und ihm untreu zu sein (s. Is. Kap. 1 -4; Jer. Kap. 1 6 ) . Sie verbinden aber die Bekehrung der Heidenvölker zu Jahweh nicht so direkt mit dem Versagen Israels als Kantak. die Nichtanerkennung seiner Kaiserherrschaft durch die Rhomäer für sein Herbeirufen eines heidnischen Volkes (der Türken) verantwortlich macht. Greg. kreiert hier ein Schriftwort, das wohl auf einer Überinterpretation verschiedener Schriftstellen beruht. Außer den genannten Stellen im Ps. 85, Is. und Jer. haben dabei wohl auch Act. Ap. 1 8 ,6 ( <
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ANMERKUNGEN: 271 - 2 73a
Greg. hat schon oben (ID 9 8 , 1 9-99,4) erzählt, daß die Kaiserin Eirene in einem Gespräch mit ihrem Gatten (noch im Winter) spontan einen Vermittlungsver such bei Sohn und Schw. S. angekündigt hatte. Auch hier ist es bei ihm die Kaiserin selbst, die den Beschluß faßt und ausführt. Kantak. (111-239, 1 1- 1 3 ) bezeichnet den Gang seiner Gattin als seinen Auftrag. E s ist wohl so, daß Kantak. bei seiner Gattin eine zu große Nachgiebigkeit ihrem Schw. S. gegen über befürchtete und deswegen aus ihrer Initiative eine ksl. Mission machte, um Einfluß nehmen zu können. Dölger: Reg. verzeichnet diese Mission unter Nr. 2989 und datiert sie « 1 352 frühj . » . Genauer wäre: Vor bis nach d. 6. Mai 1 352. 272 Aufschlußreich ist auch wieder, daß Ag. sagt: « Sie (die Kaiserin) nahm . . . zwei Bischöfe mit . . . und den Angelos . . . » usw., die Namen der Bischöfe aber nicht nennt, den Angelos dagegen ausführlich vorstellt. Bei Kantak. sind die drei Begleiter der Kaiserin, die er nennt (Angelos ist nicht dabei), seine Beauftrag ten. «Mit ihr ( der Kaiserin) sandte er (Kantak. ) den Metropoliten von Hera kleia und Metrophanes von Melenikon mit . . . und außerdem loannes Philes . . . Diese sollten zusammen mit ihr die Söhne versöhnen und Zeugen ihrer Neutralität sein, damit keine Verleumder das Gegenteil würden behaupten können, wenn das Ergebnis den Söhnen nicht passe» (111 239, 1 3-24) . Danach führt Kantak. noch präzise aus, wie die Einigung auszusehen hätte, die die Gesandtschaft herbeiführen sollte (111 240, 1 ff. ). Aber dazu später. Da Kantak. den Kath. kr. Angelos überhaupt nicht erwähnt, darf man ihn nicht mit Dölger: Reg. 2989 zur offiziellen Gesandtschaft zählen. Das bestätigt uns der Kydones brief, den ich Einl. Iv. 8 behandelt habe. Wenn Dölger: Reg. 2990 zu der ksl. Anweisung an einen thrakischen Archonten, dem Adressaten dieses Briefes einhundert Stateren auszuzahlen, aus dem Brief selbst ermittelt hätte, wofür der genannte Adressat das Geld bekommen sollte, hätte er gewußt, daß dafür nur der nicht vom Ks. zum Gesandtschaftsmitglied ernannte Angelos in Frage kommt, der selbst um eine 'Aufwandsentschädigung' gebeten hatte (s. Einl. IV. 8 ) . 2 73 Aristeides, Sohn des Lysimachos, der berühmte Staatsmann Athens aus der Zeit der Perserkriege, Teilnehmer an den Schlachten bei Marathon, Salamis und Plataeae (490, 4 8 0, 479 v. Chr. ) , wurde schon im 5 . Jh. wegen seiner Ehren haftigkeit ( die ihn von Themistokles unterschied) gerühmt und bekam im 4. Jh. den Beinamen « der Gerechte » (s. Kl. Pauly s. n . ) . In der Korrespondenz des Greg. kommt « der gerechte A. » einmal vor, und zwar im Brief des Autors an den Kath. kr. Angelos, der auch darin « über den gerechten Aristeides » gelobt wird (ed. Leone Nr. 1 55,3 1 ) . Zu diesem Brief s. Einl. IV. 3 ) . 2 73a Soweit Ag. über Angelos, d . h . , wenn unsere hypothetische Identifizierung des Ag. stimmt, Angelos über Angelos: was aus ihm, dem ehemaligen Schüler des
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nun inhaftierten Meisters geworden ist und was er vorzuweisen hat. D aß Greg. seinen heimlichen Besucher so über sein anderes Ich (Ag. ) reden läßt, dient wohl dazu, den Verdacht, Ag. sei Angelos, der gut informierten Leuten wie etwa Philotheos Kokkinos kommen könnte, von vornherein zurückzuweisen. Das Angelos zuletzt gespendete Lob, auch bei den umwohnenden Völkern gehe sein Ruf um, dürfte trotzdem eine Anspielung auf seine große Reise sein. Greg. spielt sozusagen mit der Möglichkeit, aus dem real existierenden Angelos eine fiktive literarische Figur Agathangelos zu machen. Auf einen Kommentar zu diesem Plädoyer der Kaiserin kann ich verzichten. Die nachfolgende Antwort des jungen Ks., so wie Greg. die an seiner Stelle formuliert hat, macht ihn überflüssig. Mit den zuletzt genannten Eiden der Anna von Savoyen und Joh. V. sind jene Eide gemeint, die sie im Februar 1 347 zu leisten hatten, als sie sich dem Usurpator Kantak. unterwerfen muß ten. Vgl. dazu Bd. In S. 144 f. mit Anm. 45 9. Bei Kantak. lesen wir, wie schon in Anm. 272 angedeutet, welche Einigungsbedingungen er seiner Gattin vorgege ben hatte. Am Status darf nichts geändert werden. Der junge Ks. behält Didy moteichon und die anderen Städte, die ihm zugewiesen wurden. Er soll dort regieren, wie er es für gut hält. Um irgendeine andere Stadt darf er sich nicht bemühen. Sie unterstehen weiter dem (Haupt)Ks., wie vorher. Seinen Schwager Mt. darf er als Diener betrachten gemäß dem Kaisergesetz (Zeremoniell bzw. Protokoll), aber er soll in ihm auch einen Bruder sehen und ihm jedes Wohl wollen und jede Freundschaft entgegenbringen, wie es gerecht sei. In Bezug auf seine Herrschaft darf er keine Untersuchungen anstellen, sondern er soll ihn über die Seinen herrschen lassen, wie es ihm paßt. Ihm (Kantak. ) selbst soll er die Oberhoheit überlassen, die ihm als Vater zukomme und ihm erlaube, seine Söhne, wenn sie Fehler machen, zu korrigieren. Mt. wird Adrianopel und die anderen Städte behalten, er soll ' seinen ksl. Schwager als Bruder und Herrn betrachten und ihm jedes Wohlwollen und jede Ehre erweisen. Er braucht sich aber, was seine Herrschaft betrifft, nicht von ihm kontrollieren zu lassen, das stehe nur seinem Vater zu. So sei es gerecht und gebe es keinen Vorwand für Zwietracht und Rebellion (Kantak. In 240, 1 -2 1 ) . Von Übergabe der (Haupt) Kaiserherrschaft an den Thronerben kein Wort. Die Machtverhältnisse werden unbefristet zugunsten von Vater und Sohn Kantak. festgeschrieben. Joh. V, inzwischen zwanzigjährig, bekommt nur das Wenige, das er für Verzicht auf sein Bündnis mit Dusan eingehandelt hatte, plus Didymoteichon. Diese Bedin gungen waren für ihn keine Einladung zum Frieden, sondern eine Herausfor derung zum Krieg. Letztere hat er angenommen. Dieser Text der (angeblichen) Antwort des jungen Ks. hat nichts mit einer Aufzeichnung des tatsächlich Gesagten zu tun, das Ag. stenographisch fest gehalten hätte. Im günstigsten Fall hat dieser sich genau die einzelnen Punkte
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gemerkt, womit Joh. V. seine ablehnende Antwort begründete. Die Form, in der Greg. diese Antwort wiedergibt, ist nach dem sogen. thukydideischen Verfahren verfaßt, das darin besteht, daß der Autor sich mit dem Sprechenden identifiziert und sich in seine Lage versetzt, und dann die Dinge so sagt, wie er sie in dessen Stimmung und Lage formuliert hätte (vgl. Bd. IV Anm. 3 67) . Wenn Joh. V. im Folgenden mit seinem Schw. V. abrechnet, tut das durch ihn auch Greg., der sich zugleich seinen Groll gegen Kantak. von der Seele schreibt. 276 Bei der Machtübernahme im Febr. 1 347 war in den gegenseitigen Eidesleistun gen der Kaiserin Anna und ihres Sohnes Joh. V. einerseits und Kantak. ander seits für Joh. V. ein Mitkaisertum festgelegt, das ihm für sein zwanzigstes Lebensjahr das Hauptkaisertum garantierte (laut Kantak. sollte er selbst noch zehn Jahre Hauptkaiser bleiben, also bis 1 357). Seine Söhne durfte Kan tak. nicht zu Mitkaisern machen. Gegen diese eidliche Vereinbarung hatte Kantak. nicht nur in den Augen des jungen Ks. verstoßen, als er seinem älte sten Sohn einen Teil des Reiches als autonomes Herrschaftsgebiet übergab und dazu einen bis dahin nicht existierenden Rang kreierte, der dem Mitkaisertum sehr nahe kam. Die Folge war, daß dieser (Mt. ) dadurch ermutigt wurde, für sich die Kaisererhebung anzustreben und das auch offen zeigte. Vgl. Bd. III Anm. 459. 276a Auch das stand in der eidlichen Vereinbarung vom Febr. 1 3 47, vgl. unten 111 1 66,9-12. 277 Gr. «ten thyran anasobei tes geneseos» . Das Wort 'anasobeo' verwendet Greg. viermal in seinen Briefen (s. Leone Epp. I S. 255 s. v. ), immer in der Bedeutung 'verscheuchen' bzw. 'abhalten'. Ich verstehe den Satz so: Normalerweise wird auch über Böses nicht geschwiegen, d. h. es wird auch angekündigt, aber wenn es zu schlimm scheint, bleibt das Böse unangekündigt und wird völlig überraschend getan. 278 Dies ist eine wichtige Aussage für die Beurteilung des Kantak. und seiner Usurpation. Zum Einfluß der Mutter (Theodora Palaiologina Kantakuzene PLP 1 0942 ) auf ihren Sohn s. Bd. 111 Anm. 27 (S. 239), 90, 1 06, 1 1 0 (nicht 1 09, wie im Index versehentlich notiert), 473; Bd. IV Anm. 84. 279 Hier beschuldigt Joh. V. Kantak. eindeutig, daß er, als er sich zum Kaiser proklamieren ließ (26. 1 0 . 1 34 1 ) , gegen die dynastische Tradition verstieß. Die fünf Ks., die er meint, sind die seit der Wiedereroberung von Kpl. ( 1 26 1 ) regierenden Palaiologen, Michael VIII. ( 1 259- 1282), Andronikos 11. ( 1 282- 1 32 8 ) , Michael IX. (Mitks. 1 2 8 1 - 1 320), Andronikos 111. ( 1 3281 34 1 ) und er selbst; Joh. V. (seit 1 34 1 ) . Zu den klügeren Leuten rechnet Joh. V. gewiß seine Mutter Anna v. Savoyen, den Patriarchen Johannes XIV. Kalekas und Alexios Apokaukos. =
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Sprw. Bild für Un- bzw. Widernatürliches. Vgl. Georg. Cypr. 1 ,2 8 ; Bd. III S. 89 mit Anm. 1 8 8 . Greg. verwendet den Ausdruck auch noch Kap. XXX S. 362, 1 2 f. Hier bezeugt Joh. V., daß Kantak. seit langer Zeit mit Absicht persönliche Beziehungen zu ausländischen Herrschern wie z. B. dem Satrapen von Lydien, Umur von Aydin, geknüpft hatte, um diese irgendwann zur Machtergreifung zu nutzen. Vgl. dazu Bd. III S. 53 f. mit Anm. 65; s. auch Anm. 27 (S. 227-229 und 242), S. 84- 86; 200; Anm. 90, 1 32, 149, 1 53a, 156 Ende. An die Stelle Umurs trat später Orkhan von Bithynien. Gemeint ist die Usurpation vorn 26. 1 0 . 1 34 1 (s. dazu Bd. III S. 62 f. <mit der Vorgeschichte in Anm. 27, 76, 83, 8 8 > und Anm. 90). Man merke sich, wie sehr Greg., als er die Geschichte dieser Usurpation schrieb (ca. 1 349- 1 3 5 1 ), Kantak. noch schorrend beurteilte, s. z. B. Bd. III S. 63. Was er hier schreibt, ist ein Widerruf der früheren Darstellung. Greg. spielt auf den Mythos des Lapithenkönigs Ixion an, der u. a. aus Pindar Pyth. II. 2 1 -48 bekannt ist. lxion, trotz Ermordung seines Schw. V. von Zeus zu seiner Tafel zugelassen, verliebte sich in Hera und schlief mit ihr. Zuvor hatte Zeus seine Gattin aber schnell in eine Wolke (Nephele) verwandelt, die Hera nur ähnlich sah. Für seine Bosheiten erlitt Ixion später Qualen im Tartaros. Wie Ixion anstelle der Hera ein Trugbild umarmte, so stellte sich auch das Kaiser tum des Kantak. nach der ersten Usurpation als ein Trugbild wahrer Kaiser herrschaft heraus. Eine noch gekünsteltere Anwendung dieses Mythos findet man bei Nik. Chon. 226,75-82 (v. D . ) . Weitere Anspielungen auf diesen Mythos bei Greg. Epp. 70,26 f. und 123,47 (Leone) . Joh. V. galt seit dem Tod seines Vaters als Erbe der Kaiserherrschaft, der nur seiner Minderjährigkeit wegen nicht selbst regierte, für den aber eine Regent schaft das Reich verwaltete. Ai s solche hatte sich sofort das Duo Kaiserin (Anna v. Savoyen) und Patriarch (Joh. XIV. Kalekas) etabliert. Auf die Kaiser proklamation des Kantak. (26. 1 0 . 1 34 1 ) reagierte diese Regentschaft mit der Krönung Joh. V. am 19. 1 1 . 1 341 sowie mit der ksl. Zeremonie der Prokypsis und den zugehörigen Akklamationen am 24. 12. 1 34 1 und am 05. 0 1 . 1 342 (s. Bd. III S. 66 f. mit den Anm . ) . Wie hier Joh. v., hat Greg. Bd. III S. 68 bezeugt, daß die Proklamation des Usurpators beim Volk keinen Anklang fand (vgl. auch Bd. III S. 8 9 ) . Mit den Worten «vorn Ausland aus » geht der junge Ks. auf die Zeit nach der Flucht des Kantak. nach Serbien über, d. h. auf die Zeit nach Juli 1 342 (s. Bd. III S. 76-78 ). Den Krieg um die Macht, den Kantak. nach der Kaisererhebung des jungen Palaiologen gegen die Regentschaft führte, faßt Joh. V. ( Greg. ) etwas grob zusammen mit: im Sommer tat er das, im Winter das. Es geht ihm nicht um den Ablauf des Krieges, der vorn Frühjahr 1 342 bis Februar 1 347 dauerte und
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den Greg. Bd. III S. 69 ff. ausgiebig erörtert hat, sondern um die Grausamkeit, die ihn kennzeichnete. Daß dieser Krieg zuerst vom Ausland aus geführt wurde, hat er schon angedeutet und ebenfalls, daß die Türken Umurs die barbarischen Mitstreiter des Kantak. waren. Was den Kriegsschauplatz betrifft, richtet er sein Augenmerk auf Thrakien und was die Zeit betrifft, auf den Winter. Die Strenge der Winter 1 342/1 343 und 1 343/1 344 hat Greg. auch in seinem Bericht über den Kriegsverlauf betont (s. Bd. III S. 86 f. und 1 03 mit Anm. 225 ) . Eine Kon zentration der Kämpfe in Thrakien ergab sich beim Kampf um Didymoteichon 1 343/1 344 (s. Bd. 111 S. 1 1 1 f., Anm. 254, 256). Bis vor Kpl. kam Kantak. mit Umur im Frühjahr 1 345 (s. Bd. 111 S. 1 3 3 mit Anm. 348 ) . Erst für die Zeit von 1 345/1 346 berichtet Greg. ausdrücklich über andauernde türkische Streifzüge, die Thrakien und seine Städte völlig zerstörten. «Mal operierten die Türken auf eigene Faust, mal unter dem Vorwand, sie seien Verbündete des Kantak. » (Bd. III S . 144 f. ) . Greg. unterläßt e s aber in diesem Stadium seiner historiogra phischen Arbeit noch, den Hauptschuldigen am ganzen Elend direkt anzukla gen. Auch lobt er noch die Treue Umurs zu seiner Freundschaft mit Kantak. in höchsten Tönen, während er wenig weiter wohl die Greueltaten der türkischen Kampfgenossen des Apokaukos in Thessalien hervorhebt (s. Bd. 111 S. 98 f. ) . Dabei räumt Kantak. selbst ein, daß seine Türken fürchterliches Elend über Thrakien brachten, entschuldigt sich aber damit, daß er ohne die Türken zu schwach gewesen wäre (Kantak. 11 404,1 2-24; vgl. Greg. Bd. III Anm. 256). Greg. läßt für die Kaiserin Anna (eine Lateinerin) kein solches Argument gelten, als sie 1 346 ein Bündnis mit Orkhan anstrebte, das Kantak. zu verhindern wußte, indem er diesem seine Tochter Theodora zur Frau gab. Die Greueltaten anderer Türken, die Anna dann anheuerte, kreidet Greg. aber Anna ausdrück lich an (s. Bd. 111 S. 1 54 f. mit Anm. 4 1 1 ) . Dabei war es Kantak. , der durch die Hilfe Orkhans «ein unbesiegbarer Gegner» wurde, wie Greg. selbst feststellt (s. Bd. III S. 1 54 letzte Zeile) . Auch das, was Orkhans Truppen später anrich teten, stellt er dabei nicht in Rechnung. Nicht Ehrgeiz, der vor Grausamkeiten nicht zurückschreckt, warf Greg. vor 1 3 5 1 dem Sieger im Bürgerkrieg vor, sondern Verzagtheit, die ihn daran hinderte, entsprechend den Möglichkeiten die Entscheidung im Machtkampf herbeizuführen (s. Bd. 111 S. 148 f. mit Anm. 3 8 8 ) . Greg. hatte Hoffnungen auf Kantak. gesetzt und ihm geglaubt, er habe nicht vor, die Kaiserrnacht über eine Regentschaftszeit hinaus zu usurpie ren. Erst die Tatsache, daß er Palamas zum Sieg verhalf, hat ihm Augen und Mund so weit geöffnet, daß er sah und Joh. V. sagen ließ, daß Kantak., um sein Ziel, die Kaiserherrschaft für sich und seine Nachkommen an sich zu ziehen, wortwörtlich über Leichen ging. Pherai in Thessalien wurde von 404-358 von 'Tyrannen' regiert. Der erste hieß Lykophron und herrschte 404-390. Der berühmteste war ein Sohn oder
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Schwiegersohn des ersten und hieß lason. Er starb 3 70. Er bewunderte den Sophisten Gorgias (ca. 480-3 8 0 ), dessen rhetorisches Prinzip es war, die schwächere Sache zur stärkeren zu machen. lason machte sich auch durch Sprüche berühmt. Einer davon lautete: Man muß gelegentlich Unrecht tun, um viel Gerechtes tun zu können. Die hier von Greg. erzählte Anekdote über liefert Plutarch Mor. 334 A sq. Hekabe ist eine der Frauen, die bei den alten Griechen ihrer Tränen wegen berühmt waren und mit denen spätere trauernde Frauen gerne verglichen wur den. Für Hekabe s. Bd. S. 1 3 6 mit Anm. 247. Dort wie in Ep. 1 1 0,61 (Leone) nennt Greg. sie zusammen mit Niobe und verweist auf Eurip. Hekabe (502 ) . Das traurige Schicksal der Polyxene (Tochter des Priamos und der Hekabe) war in der Version des Euripides aus dessen Tragödien bekannt, s. Tro. 502, 608; Hec. 3 7 ff., 107 ff., 21 8 ff., 521 ff. Als Neoptolemos, der Sohn des (toten) Achil leus, mit dem sie auch liiert gewesen sein soll, sie auf dem Grabe des Vaters opferte, weil dieser es so gewünscht hatte, beeindruckte sie durch ihre tapfere Haltung, nicht durch Tränen. Als Typos einer trauernden Frau ist sie mir sonst nicht bekannt. Wir haben es hier mit einem Buchstabenorakel zu tun, wie sie in Byzanz beliebt waren, u. a bei der Vorhersage von Kaisern mit den Anfangsbuchstaben ihrer Namen (vgl. Bd. II S. 229 mit Anm. 2 8 0 ) . Dem dort aus Nik. Chon. genannten Beispiel könnte man noch vom gleichen Autor die Vorhersage des Kaisertums Isaaks 11. Angelos hinzufügen (Nik. Chon. 3 3 8,93-34 1,68 v. D . ) . Hier ist nicht von einem einzigen Buchstaben, sondern von der Verdoppelung eines Buch stabens die Rede. «Wenn die Verdoppelung des Buchstabens Kappa im Kaiser namen auftritt, wird das Unheil über Kpl. und über die Kirche bringen. » Das angebliche Orakel war natürlich von Feinden jener Person in die Welt gesetzt, auf die es bezogen werden sollte. In diesem Fall konnte es nicht, wie in den genannten Beispielen, auf den Vornamen dieser Person Bezug nehmen, da beide Personen, die gemeint sein konnten, loannes hießen, loannes Palaiologos und loannes Kantakuzenos. Wer auch den Orakelspruch ausgedacht haben mag (Greg. selbst? ), er konnte damit an einer üblichen Unterscheidung beider Kaiser durch ihre Nachnamen anschließen, wie man das bei Gegenüberstellung spon tan tut. Nicht nur Greg., sondern auch Kantak. als Autor schreibt, wo Miß verständnisse möglich wären, regelmäßig « ho basileus Kantakuzenos » und « ho basileus Palaiologos» (z. B. Kantak. Bd. III 8 , 8 - 1 0; 3 0,6- 1 0; 157,2-5; 237, 1 2- 1 5; 282, 14- 1 6; 340,2 3 -34 1 , 1 ) . Das Orakel meinte unmißverständ lich Kantakuzenos mit zweimal k gegen Palaiologos ohne. Dieser Passus ist auf das Bd. III S. 1 54 f. Berichtete zu beziehen. Nachdem die Kaiserin Anna vergeblich Orkhan um Hilfe gebeten hatte, wandte sie sich an andere türkische Herrscher und hatte Erfolg. Ein Heer von 6000 Türken
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brachte aber den Rhomäern nur Verwüstung und Elend. Laut Greg. weckte das bei der Lateinerin Anna, die alle Rhomäer haßte, eher Freude als Mitleid. Diese Türken liefen übrigens bald zu Kantak. über und erhielten von ihm Geschenke, «wie sich versteht» schreibt Greg. dazu, wohl kaum ironisch. Wir haben hier ein weiteres Zeichen, mit welchen Vorurteilen Greg. Kantak. und seine Geg nerin beurteilte. Wenn er hier Joh. V. die eigentliche Schuld Kantak. zuweisen und Anna damit entschuldigen läßt, ist das wohl weniger als Wiedergutma chung der ungerechten Beurteilung der Kaiserin gemeint, sondern um zurecht zurücken, daß es letztendlich Kantak. war, der durch den von ihm entfesselten Machtkampf und den damit verbundenen Einsatz türkischer Barbaren die Rhomäer zugrunde richtete. Der letzte Satz dieses Passus erweist sich durch die Formulierung «Wenn . . . , möchte ich behaupten» als ureigenes Gedanken gut des Greg. und zeigt, wie er sich den Vorwurf, Kantak. habe sich, indem er Joh. V. und Anna die Kaiserrnacht raubte, an den Auserwählten Gottes vergrif fen, zu eigen machte. Er wußte natürlich sehr wohl, daß Kantak. beiden äußer lich alle ihnen gebührenden ksl. Privilegien ließ, aber ihm reicht für diese Beschuldigung der Raub der faktischen Macht. Daß Kantak. Orkhan seine Tochter zur Frau gab, um ihn für seinen Machtkampf zu gewinnen, hat Greg. auch schon Bd. 111 S. 1 54 ausgesprochen. Daß Orkhan ihm allein schon durch seine größere Nähe zu Kpl. nützlicher sein würde als Umur, war selbstverständlich. Daß Kantak. so handelte, um leichter die Christen auszurotten, ist Rhetorik, daß es eine Folge seines Handelns war, ist Tatsache. Und daß diese Folge auch für ihn voraussehbar war, läßt sich nicht leugnen. Natürlich war Kantak. kein 'Antichrist' und er prunkte nicht mit der Verwü stung des Rhomäerreiches, sondern mit seinen Siegen, seine Siege aber waren Siege der Türken. «Daß es den Gottlosen gut zu gehen scheint» ist wohl biblische Reminiszenz, s. Jer. 1 2 , 1 und unten Anm . 293. Textkr. : vor 'mochthein' ist 'mochthon' zu ergänzen (ein sogen. Akkusativ des Inhalts), daher die Übersetzung «sich mit Mühe abmühen» . Daß Joh. V. in der Anklage gegen seinen Schw. V. die Palamiten mit angeklagt hätte, ist eher unwahrscheinlich. Auch den vergeblichen Versuch seiner Mutter, die Palamiten auf ihre Seite zu ziehen, um die Usurpation der Kaiserrnacht durch Kantak. zu verhindern (s. Bd. 111 S. 49, 157 f., Anm. 277, 404, 428 ), hat der junge Ks. wohl kaum zur Sprache gebracht. Es ist wohl Greg., der es nicht lassen konnte, auch hier die Palamiten für die zerstörerischen Aktionen des Kantak. mitverantwortlich zu machen (vgl. Bd. III S. 1 6 8 mit Anm. 473 ) . S. Jerem. 12, 1 . I n der Bonner Ausg. wird der Text In 1 64, 1 7- 1 65,3 durch Anführungszeichen als Zitatenreihe ausgewiesen, aber nicht verifiziert. Wer die Posaune der Fröm-
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migkeit ist, muß der Leser selbst herausfinden. Fatouros: Test. App. schweigt zur Stelle. Gemeint ist Hiob (Job) 9,23 f. für die Aussagen «Die Gerechten ausgeliefert» und « Frevler - ausgelacht» ,aber die Erläuterung « nicht damit geprüft werden» stammt vor allem dem Sinne nach aus Sap. 3 , 1 ff. Der Gedanke, daß Gerechtigkeit letztendlich erst beim Jüngsten Gericht voll zur Geltung kommen wird, ist zwar biblisch, aber so, wie Greg. ihn hier formuliert, in der Bibel nicht vorhanden. Als der Patriarch Joh. XIV. Kalekas nach dem Tod Andronikos III. ( 1 5. 06. 134 1 ) aufgrund eines Dokuments aus dem J. 1 3 34 (s. Bd. II S. 239 mit Anm. 392 f. ) seine Regentschaft zusammen mit der Kaiserin Anna für den neunjährigen Thronfolger Joh. V. bekannt gab, setzte Kantak. seine Rolle als «erster Minister» des verstorbenen Ks. dagegen sowie die Behauptung, der verstorbene Ks. habe die Ehe des Thronfolgers mit seiner Tochter Helene im voraus festgelegt, um Gefahren für das Staatsgefüge vorzubeugen. Er benannte dafür die Kaiserin Anna als über jeden Verdacht erhabene Zeugin ( Greg. III S. 42 f. ). Warum Nichtheirat des Thronfolgers mit seiner Tochter Gefahr für das Staatsgefüge mit sich bringen würde und warum gerade die Kaiserin Anna seine unverdächtige d. h. nicht parteiische Zeugin sein soll, kann man nur zwischen den Zeilen lesen. Zum Anspruch des Kantak. auf die Regentschaft s. Bd. III Anm. 37. Was die Behauptung betrifft, Andronikos III. habe die Ehe seines Sohnes mit Helena Kantakuzene gewollt, so hat das, wenn es stimmt, gewiß eher zum Ziel gehabt, einer 'Usurpation' durch Kantak. vorzubeugen in der Annahme, daß dessen Ehrgeiz damit befriedigt werden könnte. Außerdem garantierte diese Braut eine überaus reiche Mitgift. Wenn Ag. (d. h. Greg.) hier Joh. V. seiner Schw. M. ins Gesicht sagen läßt, daß er selbst und vor allem seine Mutter im J. 1 347 diese Ehe f1-icht gewollt hätten, sie aber leider nicht in der Lage waren, diese zu verhindern, entspricht das gewiß der Wahrheit. Nachdem ihre Tochter nur knapp der Verstoßung und der Geiselhaft am serbischen Hof entkommen war, hat die Kaiserin Eirene daran wohl auch nicht gezweifelt. Zu den Eiden, die Kantak. in Bezug auf die Rechte Joh. V. und der Palaiolo gendynastie schriftlich niederlegte und vor dem Bild der Hodegetria beschwur, s. Bd. III Anm. 459 S. 366. Der Ausdruck « er nahm die Augen des Atreus an» steht sprichwörtlich für ein unverwandtes und gefühlloses Anschauen einer Grausamkeit, die man selbst inszeniert hat. Atreus, Sohn des peloponnesischen Herrschers Pelops, stritt mit seinem Bruder Thyestes um die Herrschaft in Argos. Als Thyestes seine Frau verführte, vertrieb Atreus ihn, aber Thyestes entführte zugleich den Sohn seines Bruders Pleisthenes, zog ihn auf als eigenen Sohn und schickte ihn als erwachsenen jungen Mann aus, um Atreus zu töten. Der Anschlag schlägt fehl und Pleisthenes wird hingerichtet. Zu spät erfährt Atreus, daß der Attentäter sein Sohn war. Er lädt nun Thyestes zu einem Ver-
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söhnungsmahl, schlachtet heimlich dessen Kinder und setzt ihr Fleisch dem ahnungslosen Vater vor. Dabei sieht er zu und zeigt seinem Bruder nach dem Mahl Köpfe und Hände der Kinder. So oder ähnlich zu lesen bei den Paroinio graphen Zenobios, Plutarch, Diogenian, Michael Apostolios, im Lexikon des Photios und in der Suda. Makarios Chrysokephalos bezeichnet die Augen des Atreus als Blick schamloser Menschen, die Recht noch Gesetz achten. Die erste Bedeutung des gr. Wortes 'kleros' ist 'Los' (ursprünglich in der Form einer Scherbe, heute z. B. eines Lottoscheines), die zweite ist das durch das Los Zugeteilte, die dritte das als Erbe Zugefallene. Mit 'Kaiserlos' (gr. kleros basi likos) deutet Joh. V. hier sowohl die Nachfolge in der Kaiserherrschaft ( Kai serherrschaft als Erbe) an, wie auch das Herrschaftsgebiet als väterliches Erbe. Vom Herrschaftsgebiet hat Kantak. große Teile im Tausch für militärische Hilfe den Serben und Türken ausgeliefert, von dem verbliebenen Gebiet hat er seinen Söhnen Apanagen zugeteilt, worüber diese auf Lebenszeit selbstherr lich (autonom) herrschen sollten, während er selbst das Übrige verwaltet und dabei Joh. V. nur als Beiboot ins Schlepptau nimmt. Das meineidige Vorgehen des Kantak. nach der Machtübernahme im Februar und der Krönung im Mai 1 347 vollzog sich, wie Joh. V. ( bzw. Greg. ) ihm hier vorwirft, nicht öffentlich, sondern durch geheime Zusagen. Kantak. hat in seinen 'Memoiren' versucht, diese Anschuldigung zu vertuschen, indem er der Behandlung seiner Söhne, vor allem des Mt., in seiner Darstellung den Anschein von Öffentlichkeit verleiht. Nach der Berichterstattung über die Vorgänge von Mai 1 347 (Kantak. III 28 ,5-30,2 3 ) erörtert er (III 30,23-32,24) als seine erste Aktivität danach den Versuch, von Dusan widerrechtlich besetzte Städte zurückzubekommen. In diesem Zusammenhang teilt er mit, daß sein Sohn Manuel aus Berrhoia vertrieben worden und nach Thessalien geflüchtet war ( 30, 12-1 7), und über Mt. erfahren wir, daß dieser im weiteren Verlauf dieser Auseinandersetzung mit einem eigenen Heer und türkischen Hilfstruppen ins Kriegsgebiet entsandt wurde (32, 8 - 1 3 ) . «Danach» fährt Kantak. fort «sandte er Trieren nach Thes salien und holte seinen Sohn Manuel nach Hause. Und als dieser in Byzantion (Kpl . ) war, ernannte er ihn und seinen Schwiegersohn Nikephoros, den Grafen, zu Despoten. Seinen ältesten Sohn Mt. ehrte er nicht mit einer Würde mit eigenem Namen (einem Rang mit eigenem Titel), sondern er verlieh ihm eine Ehrenstellung oberhalb der Despotenwürde, so daß er unmittelbar nach dem Ks. kam, eine Stellung, die der erste Palaiologenkaiser Michael (VIII. ) neu geschaffen hatte und die höher zu bewerten war als die eines 'Despotes' . Die Brüder der Kaiserin, Johannes und Manuel (Asan), ernannte er zu Sebastokra toren» (33, 1 - 1 0 ) . Kantak. läßt nicht erkennen, ob er diese 'Beförderungen' zusammennimmt, weil sie zur gleichen Zeit erfolgten oder weil sie thematisch zusammengehören. Indem er das nicht sagt, legt er dem Leser nahe, auf Gleich=
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zeitigkeit zu schließen. Diesen Gefallen hat Nicol: Kantak. S. 67 und 1 09 ihm auch getan: «Perhaps in the autumn of 1 347» (S. 67) bzw. einige Zeit nach der Krönung im Mai 1 347 (S. 1 09 ) «John held an investiture in the palace » (vgl. auch S. 1 1 0) und dieser Darstellung bin ich Bd. Irr Anm. 5 1 0 auf den Leim gegangen. Von diesem Irrweg komme ich nun zurück. Eine ausführliche Begründung scheint angebracht. Gleichzeitigkeit aller genannten Ämter- und Würdenverleihungen ist mit den Angaben und der Darstellung des Greg. nicht in Einklang zu bringen und außer dem, was man bei Greg. liest, spricht noch anderes dagegen. Kantak. verbindet sämtliche Rangerhöhungen mit der Rückkehr seines Sohnes Manuel nach Kpl. (Irr 33, 1 -4 ) . In seiner Darstellung erfolgt beides, Rückkehr und 'Investitur', nachdem Kantak. seinen Sohn Mt. gegen die Serben ausgesandt hatte ( 32, 1 01 3 ) . Demnach war Mt. zur Zeit der angeblichen Investitur wohl kaum zurück in Kpl. und er ist auch wohl kaum in Abwesenheit zu einer noch nicht existie renden Würde befördert worden. Überhaupt spricht gegen eine öffentliche Beförderung des Mt. in einen Rang, der dem des Ks. am nächsten kam, daß diese in krassem Widerspruch gestanden hätte zu den Bemühungen des Kan tak., jeden Verdacht, er bereite eine Entmachtung des legitimen Thronfolgers vor, auszuräumen. Und auch wenn Mt. von seinem Feldzug, der ein Debakel wurde (Kantak. Irr 32,1 3-24), zurück gewesen sein sollte, wäre eine außerge wöhnliche Auszeichnung zu der Zeit fehl am Platz gewesen. Und vor allem, welchen Grund könnte Greg. gehabt haben, eine feierliche Investitur von fünf Mitgliedern des Kaiserhauses bald nach den Krönungs- und Hochzeitsfeiern nicht zu erwähnen? Vergleichen wir die Berichterstattung des Greg. ab Ende Mai 1 347 bis zum Sommer 1348 mit der des Kantak. für die gleiche Periode, um zu zeigen, daß die 'Investitur', die Nicol aus Kantak. herausgelesen hat, eine Darstellung ist, die etwas vertuschen soll. Außerdem soll dieser vergleichende Überblick Inter pretations- und Datierungsfehler, die mir Bd. Irr S. 1 74 ff. unterlaufen sind, korrigieren. Zeitbestimmende Angaben am Anfang der durchnumerierten Nachrichten stehen in Anführungszeichen unmittelbar nach den Nummern, Kurzkommentare nach den Nachrichten. Greg. berichtet für die genannte Periode folgende Fakten und Vorgänge: 1 . a. In Makedonien wird auch Berrhoia bald serbisch, nachdem der Gouver neur Manuel Kantak., zweiter Sohn des Ks., von dort nach Thessalien geflüch tet ist. b. Thessalonike wird von den Zeloten autonom regiert. c. In Thrakien hat nur die Stadt Medeia sich Kantak. noch nicht unterworfen, tut es aber, als der Ks. sie zu belagern droht (s. Bd. rrI S. 1 74 f. ) . Da Greg. in diesem Passus aufzeigen will, worüber der nun zum dritten Mal gekrönte Ks. Kantak. ab Ende Mai 1 347 wirklich herrschte, geht es hier darum, daß Medeia nicht sofort
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dazu gehörte. D aß er am Ende die Kapitulation der Stadt mitteilt, will nicht unbedingt sagen, daß diese nun gleich erfolgte, aber natürlich auch nicht das Gegenteil. Bei Kantak. erfolgt sie erst später. 2. «Danach» : die Schwäger des Ks., die Brüder Johannes und Manuel Asan, werden zu Sebastokratoren ernannt. Johannes schließt eine vorteilhafte Ehe mit der Tochter des Alexios Apokaukos (ebd. S. 1 75 ) . Zusammenhang mit 1 . a ist nicht zu erkennen. 3. Die Pest erreicht Byzanz; der jüngste Kaisersohn Andronikos ( 1 3/14 Jahre) stirbt daran (S. 1 75 f. ) . 4. a. «Bei diesem Stand der Dinge » : Joh. Asan versucht Mt. Kantak. z u über reden, ein eigenes Kaisertum zu errichten, weil die eigene Sicherheit es gebietet. Wenn Kantak. stirbt (in Zeiten der Pest kein abwegiger Gedanke), müssen alle, die ihn an die Macht gebracht haben, mit Rache der früheren Regentin Anna von Savoyen rechnen, weil die Kaisermacht dann wieder ihrem Sohn zufallen würde. Das Kaisertum des Mt. wird die Oberhoheit seines Vaters nicht berüh ren, aber wenn dieser stirbt, soll es ein selbständiger Zufluchtsort für Mt. und die Seinen sein. Zur Rolle der Asanbrüder bei der Revolte des Mt. Kantak. s. Bd. II Anm. 520. b. Mt. gesteht, er überlege dies selbst schon seit einiger Zeit. Seines Vaters wegen habe er geschwiegen. Aber um sein Leben zu retten, habe auch dieser sich zum Ks. proklamieren lassen, also werde er es auch tun. c. Mt. besetzt die Akropolis von Adrianopel und beginnt zusammen mit seinem Onkel das Heer für seine Sache zu gewinnen. d. Kantak. wagt es nicht, selbst sofort mit seinem Sohn zu reden und schickt seine Gattin. Diese überredet ihn, seine Sache dem Vater zu überlassen und sich ein wenig zu gedulden. Dieser wird sorgen, daß er ohne Furcht sein kann und daß es ihm an Mitteln nicht fehlen wird (S. 1 76- 1 85 ) . 5. Zurück i n Kpl. erfährt die Kaiserin, daß ihr jüngster Sohn Andronikos ein Opfer der Pest geworden ist (S. 1 85 ) . Man beachte, daß bei Greg. die Pest schon da war, als Joh. Asan seinen Neffen Mt. zur Revolte anstiftete. 6. a. «Nach Aufgang des Arkturos » ( nach Herbstanfang, klimatisch im August, kalendarisch im Sept. ) : Kantak. geht nach Didymoteichon und läßt den verbannten Ex-Patriarchen Kalekas nach Kpl. zurückbringen, damit er nicht die umstürzlerische Bewegung dort (in Didymoteichon) unterstütze und so dem Staat großen Schaden zufüge (gemeint ist wohl, damit nach einer Kaiserproklamation seines Sohnes Mt. in Didymoteichon kein <Ex->Patriarch zur Verfügung stehe, der bereit sein könnte, ihn kirchlich zu krönen. Vgl. Bd. III Anm. 537). Aus einer Kleinchronik wissen wir, daß Kalekas am 29. Dezember 1 347 starb, s. Schreiner: Kleinchron. II S. 273 . Kantak., der das Schicksal des Kalekas nach seiner Absetzung im Febr. 1 347 gleich miter zählt, verschweigt, wo er sich befand, als er hörte, daß Kalekas krank war und =
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allmählich den Verstand verlor, weshalb er ihn für bessere medizinische Ver sorgung nach Kpl. zurückbringen ließ ! b. Kantak. bringt seinen Sohn dazu, (fürs erste) auf eine Kaiserproklamation zu verzichten. Dafür schenkt er ihm auf Lebenszeit einen Teil des Reiches als autonomes Herrschaftsgebiet und erlaubt ihm Insignien zu tragen, die unmittelbar nach denen des Ks. und vor denen aller anderen Würden rangieren. Beides darf er als Unterpfand für noch Höheres betrachten (S. 1 8 6-190). Bei Greg. ist wohl mit Recht keine Rede davon, daß die Oberhoheit über dieses autonome Gebiet bei seinem Vater und nach dessen Tod bei Joh. V. verbleiben soll. Wie hätten seine Gattin und er sonst erreichen können, daß Mt., wie es heißt, « seine von Zukunftsängsten erfüllten Gedanken überwand» ? Das ureigenste Ziel der Rebellion war gerade zu verhindern, daß beim Tod des Vaters diese Oberhoheit dem Palaiologen kaiser zufiele. Zur Dehnbarkeit der Datierung « nach Aufgang des Arkturos» Herbstanfang s. Bd. III S. 235 f. Ich will deshalb nicht ausschließen, daß die ganze ' Geschichte' der Rebellion des Mt. Kantak. sich noch im August 1 347 abgespielt hat. 7. «An dieser Stelle seiner Geschichte angelangt» will Greg. seinen Einsatz im Kampf gegen den Palamismus darlegen, damit die Nachwelt davon höre. Auf grund seiner langjährigen Freundschaft mit dem Ks. redete er ihm häufig ins Gewissen, aber vergeblich. Die Zeit verging und es wurde Herbst ( 1 347) . Als nun der Ks. nach Didymoteichon eilte, um die Versprechungen seiner Gattin in Greifbares umzusetzen, nutzte er die Gelegenheit für ein Gespräch mit der Kaiserin, die noch über den Tod ihres jüngsten Sohnes trauerte. Er bewirkte, daß sie sich gegen den Palamismus kehrte, was seinen Namen in aller Munde brachte. Wegen der daraufhin in Kpl. entstehenden Streitigkeiten kommt Kan tak. schnell in die Stadt, um di� Ruhe wiederherzustellen. Der Streit geht aber weiter und Greg. füllt damit noch einige Seiten (S. 1 90-199). 8 . Mit dem «Ende des Winters » kehrt Greg. zur profanen Geschichte zurück und verzeichnet für das « Frühj ahr» 1348, daß Kantak. Gesandtschaften an Dusan und an Umur von Aydin entbietet (S. 1 99 mit Anm. 570 ) . Von Dusan verlangt er wieder vergeblich Gebietsrückgabe (vgl. Dölger: Reg. 2935. Meine Zusammenlegung dieser Gesandtschaft mit der zweiten von 1 347 bei Kantak. 111 3 1 ,2 1 -32,5 Dölger: Reg. 1 92 1 ist ein Irrtum) . An Umur richtete Kantak. eine Bitte um Hilfstruppen; dieser fiel aber um diese Zeit im Kampf gegen seine lateinischen Feinde (s. Bd. 111 S. 1 99 mit Anm. 572 f. ) . 9. Der Feldzug gegen Serbien findet nicht statt. E s gab drei Gründe: türkische Hilfe blieb aus, «etwa zur Sommersonnenwende» ( 1 348 ) erkrankte der Ks., «bald nach dem Aufgang von Orion» (Ende Juli) begannen die Lateiner von Galata einen Krieg (Bd. III S. 200 ) . Zum Ausbleiben der Türken s. Nr. 8; zur Erkrankung des Ks. s.u. Kantak. Nr. 1 3 ; der Krieg mit Galata begann, wie aus =
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anderen Quellen bekannt ist, in der Nacht vom 1 5 ./16. August 1 348, s. Bd. 111 Anm. 5 8 7. 10. «Als die Sonne die Sommerwende passierte» : Türkische Fußtruppen und Reiterei plündern Thrakien. Mt. Kantak. besiegt von Gratianopolis aus das Fußvolk, die Reiterei wird vom Ks. besiegt (Bd. 111 S. 200-203 ) . Aufgrund einer parallelen Nachricht bei Kantak. müssen wir wohl annehmen, daß Invasion und Gegenaktion bis Ende Juli/Anfang August dauerten. Nun zur gleichen Periode bei Kantak. Folgende Themen werden von ihm erör tert: 1 . a. Der Versuch, von Dusan besetzte Städte wiederzuerlangen, und die Flucht seines Sohnes Manuel aus Berrhoia nach Thessalien. b. Entsendung seines Sohnes Mt. gegen die Serben mit katastrophalem Ausgang (111 2 8 ,5-32,24) . Greg. erwähnt für 1347 weder Gesandtschaften an Dusan, noch einen Feldzug gegen ihn. 2. Heimkehr seines Sohnes Manuel und Verleihung von Würden und deren Insignien an fünf ksl. Verwandte, seinen Sohn Manuel, sc;!inen Schwiegersohn Nikephoros, seine Schwäger Joh. und Manuel Asan sowie seinen Sohn Mt. (33, 1 - 1 0 ) . 3 . Vergeblicher Versuch des Ks., von den Bürgern Konstantinopels Geld zu bekommen, um das geschwächte Staatsgefüge zu sanieren ( 3 3 , 1 0-42, 14). 4. Verfehlter Versuch seiner Feinde, mit Joh. V. nach Galata zu flüchten, um von dort aus einen Krieg zu beginnen (42,14-43, 3 ) . 5. a. Klagen der hochadeligen Anhänger des Kantak., daß sie nach seinem Sieg trotzdem der Exkaiserin Anna und ihrem Sohn Treue zu schwören hatten, werden von ihm zurückgewiesen, desgleichen von seiner Gattin (43,446,23 ) . b. Einige von ihnen stacheln den Kaisersohn Mt. an, für sich ein eigenes Herrschaftsgebiet vom Reich abzutrennen, um sich Sicherheit zu schaffen für den Fall, daß sein Vater sterben und sein Schwager Joh. V. nachfolgen würde (47, 1 -48 , 1 5 ) . Man beachte, daß Greg. den Namen des führenden Anstifters nennt, einen Bruder der Kaiserin, und daß bei ihm die Pest schon Einzug gehalten hat. c. Mt. Kantak. bewirkt, daß die Städte von Thrakien zu ihm überlaufen, hat aber die Absicht, seinen Vater zu bitten, ihm auf Lebenszeit die Herrschaft über sie zu verleihen und diese Herrschaft dann unter Oberho heit seines Vaters und seines ksl. Schwagers auszuüben (48, 1 6-2 8 ) . Wenn das sein Ziel gewesen wäre, hätte Mt. sich das Rebellieren sparen kön nen. Kantak. schreibt seinem Sohn eine Absicht zu, die mit dem, was er und seine Anhänger erreichen wollten ( s. 5. b), absolut unvereinbar war. Er tut dies, weil er es nicht gewagt hat, eine solche Absichtserklärung von seinem Sohn zu verlangen. Vielmehr hat er, wie Greg. schreibt, ihm zugesichert, daß er mit Höherem als der knapp unter der kaiserlichen rangierenden Würde rechnen
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könne. Kantak., dessen wichtigstes apologetisches Anliegen es war zu leugnen, daß er je eine eigene Dynastie hätte gründen wollen, geht hier so weit, seinem Sohn Mt. zu unterstellen, daß er nach dem Sieg des Vaters etwas anderes als das 'Kaiserlos' angestrebt hätte. d. Kantak. hört von der Revolte und sendet seine Gattin zum Sohn, um ihn mit seinem Vater zu versöhnen. Indem Kantak. sich so ausdrückt, erkennt er an, daß die Revolte sich direkt gegen ihn richtete. Der Grund dafür aber war, daß er dem Schwiegersohn und nicht dem Sohn die Kaiserherrschaft 'vererben' wollte. Kaum sieht Mt. seine Mutter, da räumt sie alle Steine des Anstoßes und alle Verdachtsmomente aus. Die liebe Mutter befiehlt und der liebe Sohn gehorcht. Die Kaiserin nimmt sich auch die Anstif ter vor, die ihre Blutsverwandten waren (die Asanbrüder ! ) , und kehrt nach Kpl. zurück. Dort ist inzwischen ihr jüngster Sohn gestorben (48,2 1 -49, 1 6 u. 52, 1 7-53, 1 ) . Zumindest in dieser Datierung sind Kantak. und Greg. sich einig. Zur Datierung selbst vgl. ob. Greg. Nr. 6 Ende. 6. Die Pest (49 , 1 7-52, 1 7). Diese Präsentation der Pest nach der Revolte des Mt. Kantak. läßt zwar erkennen, daß sie zumindest schon vor dem Ende der selben Kpl. erreicht hatte, aber sie läßt beim Leser, der hier erst davon erfährt, nicht den Gedanken aufkommen, daß die Pest insofern die Auslöserin der Revolte gewesen sein könnte, als sie die Frage «was, wenn mein Vater bald sterben würde ? » nahelegt und mahnt vorzusorgen. 7. Kantak. macht mit Joh. V. eine Rundreise durch Thrakien, um ihn überall als Mitks. und Nachfolger zu präsentieren (53 , 1 - 1 2 ) . Greg. erwähnt diese Rund reise nicht. Kantak. wollte mit dieser Aktion vielleicht beim Volk, das ihn nicht liebte, Gerüchte über die wahren Absichten seines Sohnes Mt. zum Schweigen bringen. Datierung: wohl unmittelbar nach dem Besuch bei seinem Sohn Aug.l Sept. 1 347. 8. Zurück in Kpl. entbietet Kantak. Gesandte zu Papst Clemens VI. wegen eines Bündnisses gegen die Türken. Dieses Thema verfolgt Kantak. weiter bis zum Tode des Papstes (06. 12. 1 352; S. 5 3 , 1 3-62,21 ; s. dazu Dölger: Reg. 2930; Datierung zw. 0 1 . 09. und 09. 1 0 1 347; Dölger präzisiert diese ohne Begründung auf den 22. Sept. 1 347; s. dazu Bd. III S. 1 10, Anm. 252, 571 <mit Fehldatierung des von Mt. Kantak. angeführten Feldzugs auf 1 348>, 573 ) . 9 . Kantak. unterwirft Medeia ( 62,2 1 -63, 1 7) . Er bringt diesen Bericht, nach dem er den vorausgehenden mit dem Tod des Papstes abgeschlossen hat, beginnt ihn aber mit dem Hinweis, daß der noch von Anna v. Savoyen ernannte Gouverneur von Medeia, Dobrotica, sich nach der Einigung der Kaiser dem Ks. Kantak. nicht unterworfen hatte und die umliegenden Städte plünderte. Dring licheres hätte ihn davon abgehalten früher einzuschreiten. Zu allererst sendet er nun ein Heer und Schiffe aus, um Medeia zu belagern, dann überläßt er Kpl.
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seinem Sohn Manuel mit dem Befehl, unter Aufsicht des Protostrators Phakeo latos eine Kriegsflotte zu bauen, und begibt sich mit Joh. V. nach Medeia, wo er Dobrotica zur Räson bringt. Mit keinem Wort gibt Kantak. zu erkennen, ob er nach dem Bericht über die Verhandlungen mit Clemens VI. zum Sept. 1 347 zurückkehrt oder auf das Frühjahr 1 348 übergeht. Eine genauere Zeitbestim mung ist nur im Zusammenhang mit den nachfolgenden Berichten möglich (zu Dobrotica s. PLP 29073 ) . 1 0 . Nach der Unterwerfung von Medeia schickt Kantak. Joh. V. nach Kpl., entläßt den Großteil seiner Truppen und begibt sich mit wenigen wegen einer politischen Angelegenheit nach Adrianopel (63 , 1 7-2 1 ) . Wozu erfahren wir nicht. Da Kantak. das Ende der Revolte seines Sohnes vor seine Expedition nach Medeia setzt <es war wohl das «Dringlichere » , das ihn eine Weile von dieser Expedition abhielt>, und da der Besuch des Kantak. bei seinem Sohn, den nur Greg. erwähnt, sich in Didymoteichon abspielte, kann dieser nicht die angedeutete politische Angelegenheit gewesen sein. Auch erfolgte dieser Besuch anscheinend unmittelbar nach dem der Kaiserin, weil Mt. sich mit Verspre chungen nicht hatte abspeisen lassen und, ehe die Pest möglicherweise seinen Vater wegraffen würde, etwas in der Hand haben wollte. Erinnern wir uns aber, daß Greg. unmittelbar nach der Kapitulation von Medeia die Verleihung der Sebastokratorwürde an die Asanbrüder erwähnt, von denen zumindest einer Mt. Kantak. zur Revolte überredete. Die Herren fühlten sich nicht ausreichend entlohnt für ihre Unterstützung der Revolte des Vaters. Es ist darum nicht sehr wahrscheinlich, daß Kantak sie, wie er selbst uns glauben machen will, kurz vorher zu Sebastokratoren befördert hätte. Ich vermute, daß diese Beförderung die politische Angelegenheit war, die er nach der Unterwerfung von Medeia in Adrianopel erledigen wollte, weil seine Schwäger sich inzwischen mit dem Kompromiß zwischen Vater und Sohn zufrieden gegeben hatten. 1 1 . «Unterwegs » : von Medeia (Mitia am Schwarzen Meer) nach Adrianopel (oder von dort nach Didymoteichon? s. Greg. Kap. XVI 7. 5 Bd. III S. 203 ), besiegt Kantak. bei Meseni (dem späteren Lülle Burgaz) eine Reitertruppe plündernder Türken. Etwa zur gleichen Zeit erringt sein Sohn Mt. von Gratia nopolis aus einen Sieg über eine plündernde türkische Fußtruppe. Die Boten, die Vater und Sohn sich gegenseitig schicken, treffen sich auf halbem Weg (63,2 1 -67, 8 ) . Die beiden Siege über Türken sind vermutlich der Grund, wes halb Kantak. seine Absicht nach Adrianopel zu gehen, überhaupt erwähnt hat. Wichtig ist dieser Bericht für uns, weil Greg. dem Sieg des Sohnes, dem er dazu brieflich gratuliert hatte ( Greg. Ep. Nr. 12 ed. Leone ), in seiner Historia beson dere Aufmerksamkeit widmet (Bd. Irr S. 200-203 ) . Greg. ist schon S. 199 auf das Frühjahr 1348 übergegangen und beginnt seinen Bericht über den Sieg des
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Mt. Kantak. mit den Worten «Als die Sonne gerade die Sommerwende pas sierte» (S. 200), und der Sieg des Vaters folgte dem des Sohnes auf dem Fuße (Ep. 12.21 f.; Hist. Rh. II 839, 1 9 ) . Demzufolge unterwarf sich Medeia Früh jahr/Sommer 1348. Die Kämpfe mit den Türken fanden aber im Hochsommer 1 348 statt, wie der nächste Abschnitt zeigen wird. 12. Nach dem Sieg bei Meseni ging Kantak. nach Didymoteichon, wo ihn eine Nierenkrankheit befiel, die ein ganzes Jahr dauern sollte. Er hatte freilich schon vor dem Kampf Nierenschmerzen gespürt, aber erst danach machte ihm die Krankheit richtig zu schaffen ( 67, 8 - 1 5 ) . Zur Verschlimmerung der Krankheit nach der Schlacht liefert Kantak. einen Kommentar, der chronologisch von Bedeutung ist. Er meint: ganz verschwitzt wegen der Anstrengung im Kampf und der erstickenden Hitze (gr. pnigos) der Sommerzeit habe er sich nach Ablegen der Rüstung zu sehr einer angenehmen, aber zu kühlen Brise ausge setzt und das habe zur Verschlechterung seines Zustandes beigetragen ( 67, 1 62 1 ) . Demnach sind die beiden gleichermaßen seltenen wie unbedeutenden Siege über Türken Ende Juli/Anfang August 1348 zu datieren. Dazu paßt die Fortsetzung bei Kantak. 1 3 . Nach dem Sieg bei Meseni geht Kantak. nach Didymoteichon, wo er erkrankt. Und während er dort krank danieder liegt, fangen die Lateiner in Galata einen Krieg an. Das war, wie schon zu Greg. Nr. 9 gesagt, in der Nacht vom 1 5 ./16.August 1 34 8 ) . Trotz seiner Krankheit geht Kantak. nun bald nach Kpl., wie Greg. Bd. III S. 2 1 1 und Kantak. III 7 1 , 1 3 f. beide mitteilen, letzterer ohne Datum, Greg. mit der Angabe «Mitte Herbst» . Wie wir aus anderen Quellen wissen, war das am 1 . Oktober 1348 (s. Bd. III Anm. 595 ) . Da die Krankheit sich erst Juli/August offenbart hatte und ein ganzes Jahr dauerte, muß Kantak. noch bis etwa August 1 349 daran gelitten haben. Dann ver schwand sie so unerklärlich, wie sie gekommen war (Kantak. III 67,25-68, 1 ) . Den Bemerkungen zu den einzelnen Nachrichten unserer beiden Berichterstat ter will ich hier noch Schlußfolgerungen aus dem ganzen Vergleich anfügen. Man behalte dabei vor Augen, daß Greg. diesen Teil seines Werkes weniger als vier Jahre nach den Ereignissen niederschrieb und zu einer Zeit, da er sich noch nicht ganz mit Kantak. überworfen hatte. Kantak. verfaßte seine Darstellung dieser Vorgänge frühestens zehn Jahre, nachdem sie sich abspielten, und zu einer Zeit, da er als gestürzter Ks. auf ein Leben zurückblicken mußte, worin er mit erfolglosem Ehrgeiz mehr Unheil angerichtet hatte als irgendein Vorgän ger auf dem byzantinischen Kaiserthron. Als er seine Memoiren schrieb, kannte er das Werk des Greg., worin er zuerst gut wegkam, dann aber, vor allem ab 1 3 5 1 , mit einer katastrophalen Bilanz seiner Herrschaft konfrontiert wurde, die Greg. seinen Schwiegersohn an der Stelle, worum es hier geht, aufmachen läßt. In seinem Werk rechnet Kantak. einmal ab mit Greg. als Kollegen in der
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Historiographie (In 1 71 , 1 5 - 1 8 3 , 15; vgl. Hunger: Profanlit. S. 468 ) . Er wirft ihm mangelnde Wahrheitsliebe und Verleumdung vor, 'vergißt' aber, seine Anschuldigungen mit überzeugenden Argumenten zu untermauern. Vielmehr riecht alles, was er vorbringt, nach Apologia pro vita sua um jeden Preis. Wie Parisot lange vor mir, habe ich beim ständigen Vergleichen meines (nicht beson ders geliebten) Autors mit seinem von Freund zu Feind gewordenen ksl. Kol legen selten beim erstgenannten, oft aber bei letzterem Wahrheitsverdrehung durch Arrangieren und Verschweigen feststellen müssen, besonders durch Ver schweigen essentieller Bestandteile der Wahrheit. Im obenstehenden Vergleich haben wir ein pikantes Beispiel, wie man Unwahrheiten an den Mann bringt, ohne direkt zu lügen. Bezüglich der oben vorgeführten Periode bringt Kantak. klar mehr Informatio nen als Greg. (26 gegen 1 5 ) , für das chronologische Gerüst sind wir aber hauptsächlich auf Greg. angewiesen, der nach Jahreszeiten vorgeht. Der bei weitem wichtigste Unterschied zwischen beiden Darstellungen ist, daß der mit Informationen sparsamere Greg. über einen Vorgang berichtet, der wichtiger war als alles andere in dieser Periode, und daß der im Ganzen ausgiebiger informierende Kantak. diesen Vorgang mit keinem Wort erwähnt, ich meine den Besuch, den er seinem rebellierenden Sohn Mt. ca. Ende August 1 347 abstattete, um ihm ungefähr den Preis zu zahlen, den dieser für Verzicht auf weitere revolutionäre Aktivität verlangt hatte: ein autonomes Herrschaftsge biet und einen durch Insignien gekennzeichneten Rang, der ihn so nahe wie möglich an das Kaisertum heranbrachte, außerdem Versprechungen, die noch Höheres in Aussicht stellten. Diesen Vorgang ( Greg. Nr. 6. b) deutet Kantak. nicht mal an. Bei ihm (Nr. 5. d) reichen Tränen und mahnende Worte der Kaiserin, um Mt. von seinem bereits in Angriff genommenen Vorhaben (Kai serproklamation durch Heer und Volk , Greg. 4. c
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Wie ist es möglich, daß Kantak. in einem wahrhaftig ausführlichen Bericht über eine Periode von gut einem Jahr 'vergißt' , den Höhepunkt des folgenreich sten Vorgangs der Periode, das Ende der Revolte des Mt. Kantak. zu erwäh nen? Die Antwort auf diese Frage kann nur lauten: Es ist undenkbar, daß Kantak. vergessen hätte, wie er diese schlimme Bedrohung gemeistert hatte. Und diese Antwort läßt nur einen Schluß zu: er muß diesen Vorgang absichtlich verschweigen. Hätte er ihn erwähnt, hätte er sagen müssen, was er erreicht hatte und wie. Eine direkte Leugnung, daß der vom 'Wahrheitsfeind' und 'Verleumder' Greg. behauptete Besuch überhaupt nicht stattgefunden hätte, hätte niemand ihm abgenommen. Darum versucht er diese Darstellung zu untergraben, indem er eine Darstellung vorlegt, die einen solchen Besuch als überflüssig erscheinen läßt. Der Leser soll einfach denken: Kantak. selbst muß es doch am besten wissen; es wird also wohl doch nicht so gewesen sein, wie Greg. erzählt. Das heißt: die Rangerhöhung des Mt. Kantak. sei schon vor seiner Revolte und zusammen mit der Beförderung anderer Mitglieder der ksl. Familie erfolgt. Was Greg. als durch die Revolte erpreßt darstellt, war nur das, was die Anstifter der Revolte wollten. Mt. selbst habe die Oberhoheit des jungen Kaisers nicht in Frage gestellt. Dem Einfluß der Anstifter habe er mit Erfolg den Einfluß der Mutter auf den Sohn entgegengesetzt. Die Pest als möglicher Spielverderber spielte keine Rolle, also auch nicht die Angst, die Seuche könne den Hauptks. wegraffen und so den nicht ausgenutzten Sieg über den Thronerben und seine Mutter in eine bittere Niederlage verwandeln. Zuzugeben, er habe sich erpressen lassen bzw. er habe selbst den Aufstand seines Sohnes inszeniert, wie Greg. Joh. V. behaupten läßt, um ihm Konzessio nen zu machen, die die Nachfolge des Thronerben in Frage stellten, war mit dem apologetischen Zweck seines Werkes unvereinbar. Denn damit würde er anerkennen, daß alles Unheil, das er in seinem Leben angerichtet hatte, zweck los gewesen war. Zuletzt möchte ich noch auf einen Umstand hinweisen, der dafür spricht, daß Greg. an den Besuch des Kantak. bei seinem Sohn in Didymoteichon eine ganz persönliche Erinnerung hatte: Dieser war nämlich eng verknüpft mit seinem Einsatz zur Verhinderung eines Sieges des Palamismus. Nach seinem Bericht über die Periode ab Mai/Juni 1 347 bis einschließlich der Befriedigung der Forderungen des rebellierenden Kaisersohnes fährt er fort: « Ich möchte an dieser Stelle . . . einiges rekapitulieren» und erzählt dann von den vielen Gesprächen, die er seit der Machtübernahme durch Kantak. über dieses Thema geführt hat, leider ohne Erfolg (Bd. III S. 190- 1 9 3 ) . Diese Gespräche datiert er vor Herbst 1 347: « Ich war verärgert . . . ich suchte etwas zu tun . . . Inzwischen verstrich die Zeit und es wurde Herbst (Aug.lSept. ). Damals eilte der Ks. wegen seines Sohnes Mt. nach Didymoteichon. » Inzwischen ist auch der jüngste Sohn
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des Ks. gestorben und Greg. nutzt die Abwesenheit des Ks. aus, um der noch um ihren Sohn trauernden Kaiserin ins Gewissen zu reden, damit sie ihren Mann zur Vernunft bringe. Sie wird nun in Sachen Palamismus seine Anwältin. Das beunruhigt die Palamiten sehr. Kantak. sieht sich gezwungen, sofort nach Kpl. zurückzukehren usw. (Bd. Irr 1 9 3 - 1 9 9 ) . Greg. hatte offenbar einen guten Draht zur Kaiserin, auch später noch. Ich halte es für sehr gut möglich, daß Greg. im obengenannten Gespräch mit der Kaiserin erfahren hat, wie der Ks. seinen Sohn Mt. wieder auf den rechten Weg bringen wollte. Das umstürzlerische Verhalten des Mt. Kantak., das Joh. V. meint, bestand wohl hauptsächlich darin, daß er, wie wir gesehen haben, die Städte und die Armee für eine Kaiserproklamation seiner Person zu gewinnen versuchte. Äußerlichkeiten protokollarischer Art sind gewiß hinzugekommen, lassen sich aber nicht genauer präzisieren, als Joh. V. hier tut und gleich hiernach mit einem Beispiel vor Augen führt. Über diesen Fall ist uns aber sonst nichts überliefert. Nicol: Kantak. erwähnt ihn nicht in seinem prosopographischen Abschnitt (Nr. 24, S. 1 08- 124) über Mt. Kantak. Es paßt . schlecht zu Äuße rungen von Lobrednern wie Nikolaos Kabasilas ebd. S. 1 1 1 mit n. 8. Und zum Zitat aus Kydones, ebd. Ep. 64 Loenertz/26 Tinnefeld (Briefe I S. 193 f. ), das ebenfalls für die noblen Gefühle des Mannes angeführt wird, ist zu sagen, daß Kydones gar nicht über eine noble Haltung des Sohnes spricht, sondern über die (vorgetäuschte) Großmut seines Vaters, der nach seinem Sieg Joh. V. nicht tötete, wie allgemein von ihm verlangt wurde, sondern ihn sogar Sohn nannte und ihm die (Mit)Kaiserherrschaft ließ, und das obgleich er Söhne hatte, die allein schon wegen ihrer Begabung mit Recht den Thron verdient hätten. Zum Hintergrund dieses Briefes s. die Einl. IV. 8 . Ich vermute, daß e s hier u m eine Jahresfeier der Machtübernahme durch Kan tak. im Februar 1 347 geht. Wir wissen, daß die Kaiserin Eirene eine solche Feier hat einführen wollen und Greg. gebeten hat, für diesen Tag ein Dankgebet an die Gottesmutter zu verfassen. Als das Gebet Kantak. nicht gefiel, weil es seinen Sieg nicht ausreichend ihm, sondern allzusehr der Gottesmutter zuschrieb, verzichtete die Kaiserin auf Feier und Gebet (s. Bd. I S. 21 f. ). Das muß aber nicht bedeuten, daß überhaupt keine solche Feier eingeführt wurde. Wie dem auch sei, auf alle Fälle hatte das ksl. Ehepaar sich irgendeine Sieges feier mit Festzug ausgesucht, um dem Volk eine protokollarische Gleichstellung ihres Sohnes Mt. mit dem Mitkaiser und Thronfolger Joh. V. vor Augen zu führen, wenn auch vielleicht so, daß das Protokoll nicht wirklich mißachtet wurde. Das ksl. Diadem war schon seit Konstantin I. ein breites Purpurband, das vorne mit Perlen und Edelsteinen besetzt war. In hellenistischer und römi scher Zeit war es eine weiße Binde mit Schmuckstücken gewesen. Und schon Cäsar wurde von Antonius ein Diadem mit Lorbeerkranz angeboten (das er =
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freilich nicht annahm ) . Der Lorbeer war seit den alten Griechen das Zeichen des Sieges im Sport und im Krieg. Nun sollte Mt. Kantak. wie sein Schwager Joh. V. bei dieser Feier mit einem lorbeergekränzten Diadem erscheinen. Auch wenn die Purpurbinde nicht echt purpurn gewesen sein sollte, so daß ein wirk licher Verstoß gegen das Protokoll vermieden wurde, hätte Mt. doch ausge sehen wie sein ksl. Schwager und wäre dem Volke als gleichgestellt erschienen. Greg. spricht freilich von einem ksl. Diadem, das auch Mt. trug (IH 1 67, 1 8 f. ), so daß wahrscheinlich doch Mißachtung des Protokolls vorgelegen hat. Joh. V. hat offenbar gewußt, was geschehen sollte, und erschien aus Protest nicht zum Fest. Als sein Schwager ihn abholen wollte, ließ er ihn wütend schimpfend vor einer verschlossenen Tür stehen. Er sorgte so für einen Eklat, den Kantak. ihm übel anrechnete. Mit einem homerischen Wort (Ilias I 82) charakterisiert Joh. V. ( Greg. ) die Reaktion seines Schw. V. : « Er sparte seinen Grimm (gegen den Schw. S . ) für später auf, um ihn zu gegebener Zeit zu befriedigen. » Man fragt sich hier natürlich: hat Joh. V. das wirklich gesagt? Greg. hat seine Information von Ag., der - seine Identität mit Manuel Angelos vorausgesetzt persönlich dem Gespräch der Kaiserin mit Joh. V. beiwohnte. Nun läßt aber Greg. Ag. rapportieren in einer Form, die seit Thukydides als literarisches Verfahren dem Historiographen gewisse Freiheiten gestattet. Wenn er hier Kantak. Mordpläne zuschreibt, geht das trotzdem nicht unbedingt zu weit. Auch aus Kydones wissen wir, daß Kantak. nach seinem Sieg über die Regentin Anna v. Savoyen von seinen Anhängern gedrängt wurde, sie und ihren Sohn, den Thronfolger, zu töten, um den Sieg unumkehrbar zu machen. Kydones rechnet ihm hoch an, daß er das nicht getan hat! Auch Kantak. selbst war der Meinung, daß er sich auf Kriegsrecht hätte berufen können. Darum ist die Annahme, daß er solche Überlegungen angestellt hat, nicht von der Hand zu weisen. Zumindest Joh. V. seIbst kann von Februar bis Ende Mai, als er gezwungenermaßen Helene, die Tochter des Kantak., heiratete, an Tötungs pläne seines Schwiegervaters in spe geglaubt haben. Ob bestimmte Palamiten, etwa Patriarch Isidoros, der letztendlich (nicht ohne Vorbild) die Absolution hätte erteilen müssen, diesbezügliche Versprechungen geleistet haben, bleibe dahingestellt. Unmöglich ist nichts, aber der Haß des Greg. gegen Palamas und die Seinen mahnt hier zur Vorsicht. Gleich nachdem Joh. V. (Ag./Greg. ) gesagt hat, nicht zu wissen, weshalb Kan tak. ihn nicht tötete, nennt er selbst den Hauptgrund: Kantak. wollte nicht für viele als Verbrecher dastehen. Wie er sein Ziel, die Beseitigung des legitimen Thronfolgers auf nicht-schändliche Weise verwirklichen wollte, hat Greg. schon angedeutet. Er übergab ihm das Gouvernement der von Dusan bedroh ten Stadt Thessalonike, um in seiner Abwesenheit ungeniert die Nachfolge neu zu regeln (s. Bd. IV S. 65 ). Da Abwesenheit des jungen Ks. allein ihn nicht vor
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dem Vorwurf dynastischer Usurpation bewahrt hätte, muß man die genannte Stelle wohl aus der Sicht der Anna v. Savoyen interpretieren, die Kantak. vor hielt, er wolle ihren Sohn durch die Abschiebung nach Thessalonike nur zur Revolte herausfordern, um ihn absetzen zu können. Eine so inszenierte Abset zung könnte der Kaiserproklamation des eigenen ältesten Sohnes den Anschein legitimen Handelns verleihen (s. Bd. IV Anm. 243 S. 230 f.; vgl. auch Anm. 3 5 ) . Greg. konnte aber Joh. V. schlecht ein Bekenntnis i n den Mund legen, e r habe sich zur Rebellion provozieren lassen. Darum läßt Greg. ihn seine Lage so schildern, daß der Leser daraus folgern muß, daß ihm nichts anderes übrig blieb, weil er befürchten mußte, seine Abwesenheit von der Hauptstadt würde Kantak. genügen, um ohne großen Widerstand den geplanten Dynastiewechsel durchzuführen. In seiner Lage, ein junger Mann von zwanzig Jahren und Vater, beraubt der Unterstützung durch Mutter und Gattin, unter Vormundschaft des Andronikos Asan, des Schwiegervaters seines Schwiegervaters, gestellt und überwacht wie ein nicht gefesselter Häftling, mußte er doch befürchten, daß man ihn kaltstellen wollte. Tatsächlich war Joh. V. (geb. 1.8 . 06. 1 332), als er vor seiner Schw. M. diese Anklage vortrug (ca. 6. Mai 1 352 ), 1 9 Jahre und über 10 Monate alt, als aber sein Schw. V. ihn in Thessalonike zurückließ, erst 1 8 1/2 Jahre. Hier schwebt ihm wohl der Zeitpunkt vor Augen, für welchen ihm, wie er meinte, die Selbstherrschaft als Hauptks. zugesagt war (s. Bd. III Anm. 459 ) . Zugestanden hätte sie ihm schon mit 1 8 Jaren, also seit Juni 1 350. Zu der Zeit aber installierte Kantak. gerade einen neuen Patriarchen, der auf einem Konzil die palamitische Ausrichtung der Kirche endgültig durchsetzen sollte (s. Bd. IV S. 60 ff. ) . Angeblich hatte er zwar vorgehabt, im Sommer 1 350 die Macht seinem Schw. S. zu übergeben und selbst ins Kloster zu gehen, mußte aber dieses Vorhaben aufgeben, da die Lage in Thessalonike seinen Einsatz dort forderte (Bd. IV Anm. 35 S. 225 f. ) . Man wundert sich, daß er nicht das geplante Palamitenkozil als Ausrede benutzt hat, weshalb er seinen Klostereintritt im Sommer 1 350 verschieben mußte. Zu den Verhandlungen und der Vereinbarung des j ungen Ks. Joh. V. mit Dusan s. Anm. 260 f. und 263 . Joh. V. bestätigt hier, daß die Initiative zum Vertrag von Dusan ausging und daß dieser ihm nicht nur ein Angebot machte, sondern auch drohte. Man beachte vor allem den Unterschied, den Joh. V. (Greg. ) macht zwischen Hilfe Dusans mit seinen Serben, also Christen, auf der einen und Hilfe Umurs oder Orkhans mit ihren Türken, also Heiden, auf der anderen Seite. Er nahm wohl an, daß es der frommen Kaiserin zu denken geben würde, daß er als Christ sich mit Hilfe von Christen verteidige, während ihr Gatte die Herrschaft mit Hilfe von Ungläubigen erobert habe und zu halten versuche. Der Berichterstatter war, wie wir in Anm. 261 gesehen haben, Andronikos Asan, sein Aufpasser.
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Die Rede ist vom Hodegetria genannten Marienbild aus der Klosterkirche der Hodegen. Vor diesem Bild hatte Kantak. schon bei der Machtübernahme im Februar 1 347 Eide geschworen bezüglich seiner Treue zum j ungen Ks. und seiner Mutter (s. Kantak. III 8 , 1 5-9,6; vgl. Greg. Bd. III Anm. 459 S. 366). Das Bild war damals, als die Machtübernahme durch Kantak. unabwendbar schien, in den Palast geholt worden, wie das auch schon kurz bevor Androni kos 11. im J. 1328 von seinem Enkel Andronikos III. gestürzt wurde, der Fall gewesen war (s. Bd. II. 1 S. 97) . Auch damals fand Andronikos III. seinen Groß vater vor diesem Bild, so wie Kantak. im J. 1 347 die Kaiserin Anna mit ihren Kindern (s. Kantak. III 8 , 1 0- 1 5 ) . Zur Mission der Anna v. Savoyen s. o b . Anm. 2 6 3 . Die hier genannten alterna tiven Bedingungen für die Machtübergabe sind die gleichen wie oben III 149, 1 0-14. Kantak. verlangt entweder eine weitere Teilherrschaft oder die Garantie, daß er im eigenen Haus in Ruhe ein unpolitisches Leben führen kann. Von Klostereintritt ist keine Rede, obgleich Kantak. laut eigenem Zeug nis (III 106, 1 0- 1 08, 1 1 ) dafür alles vorbereitet hatte und, wenn das Problem Thessalonike nicht dazwischen gekommen wäre, dieses seit frühester Jugend gehegte Ideal (III 107,5 ) auch verwirklicht hätte. Ich teile u. a. deswegen nicht die Ansicht Nicols: Kantak. S. 95 «that the reiteratet protestations of John hirns elf on the score need not necessarily condemn hirn as a hypocrite or a dissembier )) . Es sind natürlich nicht die Beteuerungen, die ihn zum Heuchler machen, denn das tun erst die Ausreden, die er immer dann vorbringt, wenn eigentlich die Tat hätte folgen sollen. Nur in einem vom Autor nicht gemeinten ironischen Sinne kann man schreiben: « The circumstances did not seem to hirn to be wholly favorable until the initiative in public affairs had been token out of his hands by the action of John V in November 1 354 )) (Nicol l. c. ) . 1 354 war es für Kantak. tatsächlich günstig und vorteilhaft ins Kloster zu gehen, weil er nur dort vor dem Zorn des Volkes sicher war; ohne die Bedrohung durch die Volkswut wäre er Mitks. geblieben. Und als er ins Kloster ging, behielt er seinen Kaisertitel bei und nahm seinen ganzen privaten Reichtum mit. Soviel zur Aufrichtigkeit des Kantak., die wohl auch seine Eide kennzeichnete. Wenn Joh. V. hier betont, daß er keinen Grund sah, die von seinem Schw. V. vor der Gottesmutter geleisteten und von seiner Mutter überbrachten schriftlichen Eide eines Christenmenschen anzuzweifeln, und wenn er schon oben (III 149, 17) seine Mutter entschuldigt, daß sie ihm arglos diese lügenhaften Ver sprechungen überbrachte, tut er das nicht, weil er wirklich keinen Augenblick die Aufrichtigkeit seines Schw. V. angezweifelt hätte, sondern nur um dessen unglaubliche Verlogenheit hervorzuheben. Daß er wohl Zweifel hatte, bewies er, als er auf dem Weg nach Kpl. von Didymoteichon aus noch einmal nach fragte, ob sein Schw. V. noch zu seinen Eiden stehe. Überhaupt vergißt er (bzw.
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ANMERKUNGEN: 3 0 5 - 3 0 7
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vergißt Greg.) in der sehr knappen Wiedergabe der weiteren Geschichte mit zuteilen, daß er auf dem Wege von Thessalonike nach Kpl. in Ainos und Didymoteichon Station gemacht hatte. Trotzdem spricht er anschließend von einer Rückkehr aus Kpl. nach Didymoteichon. Wie es zur Umwandlung einer sofortigen Machtübergabe ( 'autika mala' Greg. 111 149,7; 'autika' 111 1 70, 1 3 ) i n eine Ersatzleistung gekommen z u sein scheint, habe ich schon i n Anm. 263 erörtert. Ich habe dort auch die Vermutung geäußert, daß Kantak. die Anfrage seines Schw. S. aus Didymoteichon nur im Sinne der Ersatzleistung positiv beantwortet hat. Joh. V. blieb nun nichts anderes übrig als nach Kpl. weiter zureisen, um zu retten, was zu retten war, nachdem er sich wieder zu gut gläubig gezeigt hatte. Hier freilich weckt Joh. V. den Eindruck, daß er erst in Kpl. bemerkte, daß man ihn betrogen hatte. Wie dem auch sei, er erreichte immerhin soviel, daß er nun eine eigene Machtbasis nicht weit von der Haupt stadt erhielt, von wo aus er nicht wie in Thessalonike tatenlos abwarten mußte, was sein Schwager und sein Schw. V. gegen ihn ausheckten. Diese klare Absage als Antwort auf den wenig überzeugenden Versuch der Kaiserin Eirene (111 1 5 3, 1 1 - 1 54,2 1 ), noch einmal seine Gutgläubigkeit und Nachgiebigkeit auszuloten, kann niemanden wundern. Warum sollte er seinem Schwager Mt. den von ihm mit Hilfe des Vaters schon usurpierten Teil des Reiches auch noch offiziell überlassen und trotz einer ihm von dort immer drohenden Gefahr einen einseitigen Nichtangriffspakt schließen? Warum sollte er seinem Schw. V. auf Lebenszeit die uneingeschränkte Kaiserherrschaft über lassen, die dieser ihm schon vor fünf Jahren für sein inzwischen erreichtes Alter (oder doch spätestens für 1 357) eidlich zugesichert hatte, nur weil dieser sich für unersetzlich hielt? Man mag vielleicht das Ende der Rede, die Greg. Joh. V. in den Mund gelegt hat, für einen heuchlerischen Versuch halten, der rück sichtslosen Machtgier des Kantak. ehrenwertere Motive für das eigene Streben nach Macht entgegenzusetzen, so verdient doch diese 'Heuchelei' nicht diesen Namen, wenn man sie mit den Lügen seines Schw. V. vergleicht, der behauptet, er habe nur aus Liebe und Großmut, so lange er lebe, seinem Schw. S. die Lasten der Kaiserherrschaft abnehmen und ihn vor allen Gefahren bewahren wollen, damit es diesem vergönnt sei, noch lange seinen Schw. V. als Urbild des wahrhaftigen Kaisers vor Augen zu haben. Natürlich erzählt Kantak. selbst eine ganz andere Geschichte über den Ver mittlungsversuch seiner Gattin: Weil er wußte, daß es zwischen Sohn und Schwiegersohn Differenzen gab, beorderte er, als letzterer in Kpl. war, auch seinen Sohn dorthin, der sich aber soviel Zeit ließ, daß Joh. V. so lange nicht warten wollte und abreiste, um im ihm zugesprochenen Didymoteichon Resi denz zu nehmen. Er befahl seiner Tochter Helena, der Gattin des jungen Ks., ihrem Gatten zu folgen zusammen mit ihrem jüngsten Sohn Manuel (dem
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späteren Manuel 11. 1 3 9 1 - 1425 ), behielt aber den ältesten Sohn Andronikos (IV. Ks. 1 3 76 - 1 3 79) und die Tochter Eirene zurück, damit die Großmutter sie erziehe. Er gab Joh. V. zu verstehen, daß er keinen Krieg gegen seinen Schwa ger beginnen sollte. Da er selbst Kpl. nicht verlassen könne, werde seine Gattin bald nach Didymoteichon kommen, um zu vermitteln (111 238,4-23 9,1 3 ) . Zu den Beratern und Zeugen, die die Kaiserin mitbekam bzw. mitnahm, s. Einl. § IV. Laut Kantak. hatte die Kaiserin folgendes durchzusetzen: Der junge Ks. soll die Städte, die ihm übergeben wurden, behalten und dort herrschen, wie er es für richtig hält. Um andere Städte, die ihm nicht zugesprochen wurden, darf er sich nicht bemühen. Seinen Schwager Mt. darf er gemäß dem Gesetz der Kaiser als Diener (Sklave, gr. doulos) betrachten, aber er soll in ihm auch den Bruder sehen und ihm in jeder Hinsicht Wohlwollen und Freundschaft erwei sen. Die Oberhoheit soll er aber dem (Haupt)Ks. ( Kantak. ) überlassen, da es ihm als Vater zustehe, seine Kinder, wenn sie Fehler machen, zu korrigieren. Mt. soll Adrianopel und die übrigen (ihm zuerkannten) Städte behalten und seinen Schwager als Bruder und Herrscher (gr. 'despotes' , nicht 'basileus' ) betrachten und ihm jedes Wohlwollen erweisen. Der junge Ks. ist nicht berech tigt, die Herrschaftsausübung seines Schwagers zu prüfen, das ist Sache des Vaters. Bei dieser Regelung wird es keinen Anlaß zu Zwist und Aufstand geben (Kantak. 111 240,3-2 1 ) . Mit keinem Wort, wie gesagt, erwähnt Kantak. seine eidliche Zusage, seinem zwanzigjährigen Schw. S., dem gekrönten Thronerben, das (Haupt)Kaisertum zu übertragen. Diese wird ohne Worte vom Tisch gefegt. Kantak. nutzt die Rivalität zwischen Sohn und Schw. S., um einen friedlichen Komprorniß vorzuschlagen, der die schon usurpierte Teilherrschaft seines Sohnes festschreibt und ihm persönlich unbefristet die Oberhoheit läßt. Dieser Scheinkompromiß war für Joh. V. so inakzeptabel, daß er einem Ulti matum gleichkam, und seine Ablehnung so vorhersehbar, daß sie offenbar bezweckt war. Sie sollte die Absetzung des legitimen Thronfolgers legitimieren. Bemerkenswert ist, daß Kantak. seiner eigenen Darstellung zufolge diesen Vor schlag nicht selbst seinem Schw. S. unterbreitet hat, als dieser im März 1 3 52 zur näheren Regelung der versprochenen Machtübergabe bei ihm war. Auch versucht er hinterher diese Ablehnung als unverständlich darzustellen. Joh. V. hätte sich nur geweigert, eine schriftliche Erklärung für seinen Sohn Mt. abzu geben, daß er sich in dessen Herrschaftsausübung nicht einmischen werde. Die Kaiserin und ihre Zeugen und Berater hätten versucht, ihn zu überzeugen, daß dies seinem Schwager verdächtig vorkommen müßte. Aber böse Hausgenossen hätten den jungen Ks. gegen seinen Sohn aufgehetzt (Kantak. 111 241 ,2-2 1 ) . Diese bösen Ratgeber tauchen bei Kantak. immer dann auf, wenn Joh. V. ver sucht, die ihm von seinem Schw. V. vorenthaltene Nachfolge in der Kaiserherr schaft zu erzwingen. Er will weder wahrhaben, daß dieser mehr gegen ihn als =
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gegen seinen Schwager rebellierte, noch daß Joh. V. selbst durchschaute, daß er alles tat, um ihn von der Macht fernzuhalten. Mit der Kaiserin kam natürlich auch Ag.! Angelos zurück nach Kpl., wo er sofort die Konsequenz ihrer gescheiterten Mission verzeichnen konnte, wie er es hier mit einem Satz tut (III 1 72, 1 7-22 ) . Für die nötige militärische Hilfe hatte Kantak. vorgesorgt, s. III 1 5 1 ,3-23. Hier liefert Ag. noch einen kleinen Nachtrag zu seinem Bericht über den vene zianisch-genuesischen Krieg und die Seeschlacht im Bosporos (III 76,3-93, 5 ) . Diese venezianische Expedition, die anscheinend etwa i m Juli 1 3 52 stattfand, wird weder von Balard: Bat. Bosph. (S. 450 f. ) , noch von Nicol: Byz. & Yen. (S. 276) erwähnt. Auch keine sonst mir bekannte Quelle hat sie festgehalten. Man hat den Eindruck, daß Greg. innerhalb des Klosterkomplexes eine eigene Wohnung hatte, um die man herumgehen konnte. In « alle drei bis vier Tage » bedeutet Tag ein Vierundzwanzigstundentag (Etmal), denn es ist anzuneh men, daß am Tage regelmäßig Mönche an seiner Wohnung vorbeikamen, ihm vielleicht sogar Essen brachten, während nachts nur « alle . drei bis vier Tage» inspiziert wurde, ob er unerlaubten Besuch empfing. Daß ihm und sogar Ag. bei Zuwiderhandlung die Todesstrafe drohte, bildete Greg. sich gewiß nur ein. Das 'kommende Jahr' ist hier das byzantinische Jahr 6 8 6 1 0 1 . 09. 1 3523 1 . 0 8 . 1 3 5 3 . Greg. wurde Ende Juni 1 3 5 1 «inhaftiert» und hatte also im August 1 352 erst ein byzantinisches Neujahr (6860; Beginn: 1. Sept. 1 3 5 1 ) in Gefangenschaft erlebt. Nach jenem Neujahr hatte er Besuche bekommen von Leuten, die ihn zum Palamismus bekehren sollten (s. Bd. N S. 1 59 - 1 67 u. 1 671 9 1 ) . Wenn Greg. also sagt: « Du sollst wissen, daß die Machthaber gewöhnt sind» usw., ist das einigermaßen befremdend. Das Zeitgefühl eines seit mehr als zwölf Monaten in Einzelhaft isoliert lebenden Mannes mag diese Übertreibung entschuldigen. Greg. redet in diesem Passus nicht mehr vom Sommer, sondern von « diesem Herbst» ( vom bevorstehenden Herbst) und vom danach kommenden Winter. Das bestätigt eine Datierung dieses Besuches des Ag. nicht lange vor der zwei ten Augustwoche 1 352, vgl. Einl. N. 2. Zum nie schlafenden Auge s. Bd. III Anm. 393. Das «wozu» deutet sein Projekt einer zweiten großangelegten Widerlegung der Lehre des Palamas an, die auch zustande kam: die Antirrhetikoi logoi deuteroi gegen Palamas (s. Bd. I Werkliste Nr. 71 ) . Greg. hat das Werk noch in Haft in Angriff genommen und gegen Ende 1 3 5 6 vollendet (s. Beyer: Chron. S. 146 f. Nr. 70 und S. 169 Nr. 78 ) . «Jenes Jahr» a m Anfang des letzten Absatzes muß wieder das byzantinische Jahr 6 8 6 1 ( 1 . 9 . 1 352-3 1 . 8 . 1 3 5 3 ) sein, auf das Greg. gerade erst hingewie sen hat. Man hat zwar den Eindruck, daß er hier die Bilanz eines ganzen Jahres =
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aufmacht, in dem er viele Versuchungen standhaft überstanden hat. Das könnte dann nur als Sonnenjahr gemeint sein. Nun sind aber die von außen kommen den Versuchungen, die Greg. nicht zu Fall bringen konnten (III 1 74, 1 4 - 1 7), mit Beyer: Chron. Nr. 67 wohl als die Bekehrungsversuche zu interpretieren, die Greg. für das neue Jahr vorausgesagt hatte (III 1 74,2- 8 ) , und darum müs sen wir uns für das Kalenderjahr 6 8 6 1 entscheiden. Der größte Teil des Jahres umfaßt zumindest sechseinhalb Monate, so daß hier die Zeit gegen Mitte März 1353 gemeint sein muß. Daß Greg. vom größten Teil des Jahres spricht, kann teilweise auch damit erklärt werden, daß die dunklen Jahreszeiten Herbst und Winter gefühlsmäßig länger dauern als Frühling und Sommer, die immer zu schnell enteilen. Mit Recht weist Beyer: Chron. S. 146 Nr. 69 darauf hin, daß eine Beschreibung wie diese bei Greg. keine bloße literarische Manier ist, sondern aus der beson deren Verbundenheit des Häftlings mit der Natur vor seiner Tür hervorgeht. Deswegen erfreuen ihn die ersten Vogelstimmen am Ende des Winters so, daß sie schon vor dem Ende des kalendarischen Winters ein Frühlingsgefühl ver mitteln, insbesondere, weil der Frühling die Hoffnung auf einen neuen Besuch seines Freundes nährt. Nun habe ich in der Einl. § III die Hypothese aufgestellt, Greg. habe auch diesen Teil von Kap. XXVII schon im Juli 1 3 52 geschrieben. Ich sehe aber kein Problem darin zu unterstellen, daß Greg. im voraus schon seine Freude daran hatte, sich auszumalen, wie er nach den bevorstehenden dunklen Jahreszeiten mit lästigen Besuchen von unmöglichen palamitischen Theologen im nächsten Frühling nach einem Besuch seines Freundes Ausschau halten werde. Daß er über die Bekehrungsversuche nach dem 1 . 9. 1 352 anson sten kein Wort verliert, ist wohl damit zu erklären, daß er in den gut vierzig Tagen zwischen dem zweiten und dritten Besuch im Kap. XXII schon ausführ lich die des Vorj ahres behandelt hatte. Die Versuchung, der Greg. nicht erlag, bestand gewiß nicht darin, daß die theologischen Argumente der Besucher irgendeinen Eindruck auf ihn gemacht hätten, sondern darin, daß ihm schon bei Verzicht auf aktiven Widerstand die Gunst des Ks. wieder sicher gewesen wäre. Greg. verwendet für 'Versuchung' hier das gr. Wort 'peirasmos', das auch Lukas 4, 1 3 für die Versuchungen Christi benutzt, Christus selbst im Vaterunser verwendet (Mt. 6, 1 3 ) und das auch sonst ca. 20 Mal im N. T. vorkommt. Zur Datierung dieses Besuches des Ag. vgl. die vorige Anm. und Beyer: Chron. Nr. 70. Diese Stelle macht deutlich, daß man sich die Haftbedingungen des Greg. «in der eigenen Wohnung» nicht zu leicht vorstellen soll. Offensichtlich war die Wohnung nicht heizbar und konnte er sich selbst nichts Warmes zubereiten. Vor allem hinderte die Kälte ihn dar an, weitere geistige Arbeit zu verrichten,
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nachdem er in der Zeit Juni-Juli zehn Kapitel (XVIII-XXVII) seiner Rh. Hist. zu Papier gebracht hatte. Ag. schließt hier an seinen Bericht vom dritten Besuch an, s. III 1 71 , 1 7-22. Weder dort noch hier sagt er, wer nach dem Scheitern der Kaiserin als erster angriff. Nachdem Ag. bei seinem dritten Besuch sehr ausführlich über die Mission der Kaiserin rapportiert hat (III 1 52, 1 7- 1 7 1 , 1 7), rundet er seinen Rapport nun mit zwei Kurzmitteilungen ab, von denen die erste und wichtigste lapidar feststellt, daß Kantak. mit den Türken Orkhans gegen Joh. V. auszog. Und mit derselben Feststellung beginnt er bei seinem vierten Besuch die Fort setzung seines Berichts über den Krieg der Kaiser. Nur fügt er nun hinzu, daß Kantak. auszog, um seinem Sohn Mt. zu helfen. An der ersten Stelle ( 1 71 , 17) war die Datierung «gerade zur Sonnenwende » , hier ( 1 77, 1 1 f. ) ist sie « als der Sommer zu Ende ging» . Daraus schließe ich auf September 1 352. Im Gegensatz zu Ag. (Greg.) legt Kantak. wohl Wert darauf zu sagen, wer anfing. Da der Lateinerkrieg zu Ende war, als die Kaiserin unverrichteter Dinge nach Hause kam, wollte er nun selbst jeden Grund zum Krieg beseitigen und bereitete sich vor, bald nach Didymoteichon zu gehen. Inzwischen hetzten vor allem seine eigenen früheren Anhänger den j ungen Ks. zum Krieg auf und sagten, daß es leicht sei, sich mit der väterlichen Kaiserherrschaft zu umgürten, die Kantak. ihm widerrechtlich geraubt habe und vorenthalte, um sie auf seinen Sohn zu übertragen. Denn herrschen, ohne Rechenschaft ablegen zu müssen, hieße an der Kaiserherrschaft beteiligt zu sein. Er solle also seinen Widersacher sofort entmachten. Auf sie hörte Joh. V. und er war es, der den Krieg begann. Er mobilisierte ein Heer und griff Städte seines Schw. V. an, von denen nicht wenige sich ihm gerne unterwarfen (III 24 1 ,2 1 -242, 1 5 ) . Zum weiteren Krieg bei Kantak. s. Anm. 3 1 8 . Das Bild aus Joh. 1 0 und Apg. 20,29. Ich habe in Anm . 306 und 3 1 6 schon erörtert, daß laut Kantak. Joh. V. den Krieg begann und Städte seines Schw. V. eroberte. Der Angriff galt aber - so Kantak. - seinem Schwager Mt. Und er unterläßt es auch nicht zu notieren, daß Joh. V. Hilfstruppen anwarb bei den Türken, die damals eine erste Festung in Thrakien hatten, die Tzympe hieß. Diese Festung lag bei Kallipolis ( Gallipoli) an den Dardanellen, einer seit Justinian I. stark befestigten Stadt. Kantak. 'vergißt' wohl hinzuzufügen, daß es Türken seines Schw. S. Orkhan waren, die sich infolge seiner Politik in Thrakien breitgemacht hatten. Von denen nahm nun auch Joh. V. welche in seinen Dienst (Nicol: Kantak. S. 79 verkürzt seine Quellen auf den Satz «with the help of an army of Turks he (John V) laid siege to Adrianople » . Zwei Jahre später, nach dem verheerenden Erdbeben vom 1 ./2. März 1 354 wird Orkhans Sohn Suleyman ganz Kallipolis einnehmen und damit einen Brückenkopf für türkische Eroberungen in Europa bereitstel-
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len. Kantak. räumt ein, daß der junge Ks. die Städte seines Schwagers ein schließlich Adrianopel leicht erobern konnte, weil das Volk ihn überall freudig empfing. Seinem Sohn Mt. war nichts anderes übrig geblieben, als sich in der Akropolis der Stadt zu verschanzen und seinem Vater zu berichten, daß sein Schwager ihn belagere. Auch das Stadtvolk kehrte sich gegen ihn (Kantak. IH 242, 1 1 -243 , 1 5 ) . Erst darauf will Kantak. ausgezogen sein, notiert aber dazu, daß er sich schon früher vorbereitet hatte (243 , 1 5- 1 8 ) . Ag. (Greg. ) stellt es freilich so dar, daß Kantak. auszog, sobald er erfuhr, daß J oh. V. sich geweigert hatte, seinem Schwager eine Erklärung auszustellen, daß er sich in seine Herr schaftsausübung nicht einmischen würde, sagt aber nicht direkt, daß dieser nicht schon zum Angriff übergegangen war. Für ihn war es wohl unwichtig, wer den Krieg begann. Der Casus belli war gegeben mit dem für Joh. V. inak zeptablen Komprorniß, der für ihn eine Aufforderung war, auf die ihm zuste hende Kaiserherrschaft als solche zu verzichten. Die Kriegführung mag sich also entwickelt haben, wie Kantak. es darstellt. Nachdrücklich widerspricht Kantak. aber auch der Behauptung, er habe über weniger als sechzig rhomäi sche Soldaten verfügt, weil er Rhomäern nicht traue, dafür aber über tausend Katalanen und Barbaren. Gemeint ist zusammen tausend, also von jeder Sorte 500 (s. Greg. IH 1 5 1 , 1 9-23 ). Er selbst will ausgezogen sein mit einem Heer von Rhomäern, denen er am meisten traute, dazu einer kleinen persischen ( türki schen) Truppe, die Orkhan ihm geschickt hatte, und Katalanen, die nach dem Krieg gegen Genua in Kpl. zurückgeblieben waren (Kantak. IH 243, 1 8-2 1 ) . Ag. beschränkt sich darauf, das Fiasko des jungen Ks. kurz mitzuteilen und auf das Elend hinzuweisen, das rhomäische Bürger wiederum von fremden gott losen Soldaten zu erleiden hatten. Daß Joh. V. schon einen Tag vor der Ankunft seines Schw. V. abgezogen war und seine Türken und viele Rhomäer in Adria nopel zurückgelassen hatte, erzählt uns nur Kantak. (IH 243,22-244,4) . Er beschreibt uns auch ausführlich, wie er Adrianopel einnahm, wobei die Türken des jungen Ks. zu ihm überliefen. Nach Adrianopel bestrafte er noch die anderen Städte, die zu Joh. V. übergelaufen waren. Er versuchte dabei angeb lich die Plünderungen in Grenzen zu halten und Didymoteichon, wohin dieser zurückgekehrt war, griff er natürlich nicht an, weil er den j ungen Ks. so sehr liebte (sic ! ) . Für dessen Taten machte er andere verantwortlich und blieb ihm wohlgesonnen wie eh und je. Das hielt Joh. V. aber nicht davon ab, Städten seines Schw. V. Schaden zuzufügen (Kantak. IH 244,4-246, 1 6 ) . Ag. schließt aus dem Mißgeschick der Gegner des Kantak. , daß auch Greg. Schlimmes drohe. Auch Kantak. berichtet (IH 246, 14-24), daß Joh. V. Dusan um Hilfe anging. Er fügt hinzu, daß der junge Ks. seinen Bruder Michael (PLP 2 1 52 1 ) als Geisel stellen mußte. Diesem Michael, zu der Zeit 15 Jahre alt, sind wir schon einmal =
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begegnet, als Kantak. ihn zusammen mit loh. V. nach dem Tod des Vaters Andronikos III. in Sicherheit brachte, d. h. in Verwahrung nahm (s. Bd. III S. 40 u. 5 1 mit Anm. 20; vgl. auch Bd. II Anm. 3 66, wo ich übersehen habe, daß er uns hier noch einmal begegnen würde) . Greg. bezeichnet ihn schon für 1 34 1 als Despotes. Dusan hat ihn sich wohl als Geisel ausgesucht, damit er, falls loh. V. mit seinen Kindern etwas zustoßen sollte, bevor er ihn auf den Thron gebracht hatte, ihm als neuer Erbe des byzantinischen Thrones, dessen Rechte er zu wahren hätte, nützlich sein würde. Als Dusan seine Geisel hatte, schickte er seinem Partner ein Heer von 7000 Reitern ( laut Greg. III 1 8 1 , 1 2 erschien später nur ein Heer von kaum 4000 Mann). Hilfe erbat und bekam loh. V. auch von Alexander von Bulgarien, der es Kantak. übelnahm, daß er die Türken nicht daran hinderte, sein Gebiet zu plündern. Dies erzählt uns nur Kantak. III 246,24-247,3 . Ihm entging das natürlich nicht und er forderte sofort mehr Hilfe von Orkhan an (Kantak. III 247,4-6. ) . Er erwähnt diese Reaktion auf das Bündnis seines Schw. S., als ob es eine Selbstverständlichkeit sei. Natürlich liest man nichts dergleichen bei Kantak. (oder bei Nicol: Kantak. ) . Eine solche Maßnahme zur Beschaffung von Geld war nicht neu in Kpl., stieß aber wohl immer auf Kritik. Alexios 1. Komnenos ( 1 0 8 1 - 1 1 1 8 ) plünderte Kirchenschätze zur Finanzierung der Kriege gegen Normannen und Petschene gen, mußte aber unter dem Druck einer starken Opposition im J. 1 1 82 selbst diese Aktion verurteilen und für die Zukunft verbieten (s. Dölger: Reg. 1 0 8 5 ) . Isaak 11. Angelos tat trotzdem ähnliches, u m die Habgier der Kreuzritter zu befriedigen (s. Nic. Chon. Hist. 55 1 ,65 -552,71 v. D . ) . Sein Kommentar: «Der Ks. hatte kein Gefühl für das Ungeheuerliche seines Wütens gegen das Heilige und von den anderen wagte keiner ein freies Wort . . . Aus Stumpfheit des Herzens machten wir uns alle mitschuldig . . . und erlitten zur Strafe das grauenhafteste Unheil » (Übers. Grabler). In seiner Panoplia dogmatike kriti siert Niketas außerdem den damaligen Patriarchen loh. Kamateros, s. van Die ten: Zur Überlieferung . . . der Panoplia dogmatike des N. Ch., Amsterdam 1 9 70, S. 59-64. Auch Kantak. kann sich mit dieser Maßnahme nur weitere Feinde gemacht haben. Zum Goldenen Tor (in der Südwestecke der Landmauer) mit seinen drei Durchgängen, deren mittlerer nur für den Ks. und insbes. für Triumphzüge geöffnet wurde, führte von außen die Via Egnatia zur Stadt hin. Diese endete hier bzw. ging über in die sogen. Mese, die Hauptavenue, die zum Herzen der Stadt führte, zum Augusteion und zum Milion, umgeben von Hippodrom, Kaiserpalast und H. Sophia. Die zwei das Goldene Tor flankierenden Türme hatten verstärkte Oberteile, die eine starke Besatzung beherbergten. Diese bestand unter Kantak. nur noch aus fremdstämmigen Soldaten. Das vermin derte die Gefahr, daß sie sich mit der Stadtbevölkerung verbündete, und garan-
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tierte Treue zu ihrem Soldzahler. Zur Porta Aurea s. Müller-Wiener: Bildlex. 297-300 oder einen guten Istanbulführer. Zu Theben als Bild der Zerstörung durch Alexander den Großen s. Bd. I S. 44 mit Anm. 79. Dort benutzt Greg. auch schon die Bezeichnung 'melobotos' durch Schafe abgeweidet. Zu 'Auge von Hellas' vgl. Pind. 0 1 . 1 1,2 'Auge von Sizilien' und Nic. Chon. Hist. über Kpl. 'Auge aller Städte' (v. D. 576, 1 ) . Diesen Brief verzeichnet Dölger: Reg. Nr. 2996 als « Gesandtschaft a n die Ein wohner v. Kpl. » und datiert ihn «sommer 1352 » . Den Inhalt ( Greg. III 1 79,24-1 80,2 1 ) faßt er in zwei Zeilen zusammen und verzichtet auf jeglichen Kommentar. Er versäumt es auch, den Absendeort zu nennen. Das war Adria nopel, wie aus der Inhaltsangabe bei Greg. ( 1 80, 1 1 ) hervorgeht. Vor allem aber ist die Frage der Echtheit zu stellen. Auch wenn der Brief die geistige Verfassung des Absenders genau wiedergeben mag, so enthält er doch eine solch rücksichtslose Selbstoffenbarung, daß man Mühe hat zu glauben, Kan tak. habe mit solchem Geschütz die Konstantinopler davon abhalten wollen, Joh. V. einen triumphalen Einzug zu bereiten. Ich glaube aber nicht, daß Greg. den Brief ex nihilo erfindet. Er wollte das hier Geschriebene zu seinen Lebzei ten publizieren und konnte also schlecht Briefe an die Einwohner Kpls. erfin den, die dort nie angekommen wären. Für Kantak. war die Gefahr, daß Joh. V. die Abwesenheit seines Schw. V. von und seine eigene größere Nähe zu der Hauptstadt (er war nach Didymoteichon zurückgekehrt) ausnutzen würde für einen Versuch, mit Hilfe seiner Anhänger in der Stadt und serbisch-bulga rischer Unterstützung von außen vor ihm in die Stadt einzudringen, real. Ein Schreiben mit verdeckten Drohungen, u. a. Hinweisen auf das Schicksal von Adrianopel, um das Volk von Kpl. von aktiver Parteinahme abzuhalten, hat also nichts Unwahrscheinliches. Greg. erfindet also gewiß kein Dokument, das es nie gegeben hat, sondern frisiert nur ein real existierendes um und faßt düster Angedeutetes in offene Worte. Dabei hält er sich vor Augen, welche Vorbereitungen Kantak. getroffen hatte: Anforderung von 20.000 Türken Ork hans und Stationierung von Barbaren in der Porta Aurea, und was das zu bedeuten hatte: Öffnung des Goldenen Tores für und Preisgabe der Stadt an 20.000 Söldner, die von und für Krieg und Plünderung lebten. Vgl. auch Anm. 370 und 3 84. Diese Botschaft an Orkhan verzeichnet Dölger: Reg. als Nr. 3000. Den Inhalt reduziert er auf die Bitte um « 20.000 Schwerbewaffnete » für den Krieg gegen das Bündnis Dusan-Joh.V. Die Zusammenfassung der Botschaft umfaßt bei Greg. S. 1 80,22- 1 8 1 ,9. Hier geht Greg. in seiner Umformulierung der Bot schaft noch einen Schritt weiter als im Brief an die Konstantinopler. Er läßt Kantak. aussprechen, was er bewußt in Kauf nehmen wird, um einen Sieg des j ungen Ks. mit Hilfe des Adressaten zu verhindern: totale Zerstörung der Stadt =
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und Preisgabe der Überlebenden an die Herrschaft Orkhans. Absendeort ist auch hier Adrianopel. Und die Inhaltsangabe hat den gleichen Wahrheitsgehalt wie der in Anm . 324 genannte Brief. Der Geschichtsschreiber Kantak. be schränkt sich darauf zu erwähnen, daß er gegen die Aufrüstung des j ungen Ks. mit Serben und Bulgaren ein weiteres Türkenheer anforderte (111 247,46 ) . Er teilt aber auch mit, was bei Greg. fehlt, daß Joh. V., als seine Kampf genossen auf sich warten ließen, nach Ainos ging, um einen Vertrag mit Vene dig abzuschließen. Zum Inhalt sagt er nichts. Dieser ist uns aber aus der latei nischen Ausfertigung des Vertrags, die erhalten geblieben ist, bekannt. Auch Joh. V. brauchte offenbar Geld: Er übergibt den Venezianern die Insel Tenedos für die Dauer des venezianisch-genuesischen Krieges und kassiert dafür sofort 5000 Dukaten und später noch einmal 5000 und einmal 1 0.000. Dem Doku ment verdanken wir auch ein wichtiges Datum: es wurde unterzeichnet am 10. Oktober 1 352 (s. Dölger: Reg. 3 005 ) . Kantak. verdanken wir auch die Mitteilung, daß Joh. V. auf dem Weg nach Ainos dem Heer, das ihm zu Hilfe kam, begegnete. Er sandte es zusammen mit dem größte� Teil seines eigenen Heeres nach Didymoteichon, um dort seine Rückkehr abzuwarten (247, 8 - 1 5 ) . Inzwischen passierte, wie Kantak. (111 247, 1 6-24 8 , 1 1 ) berichtet, noch folgen des: Patriarch Kallistos war mit ausgewählten Bischöfen und Mönchen zu ihm nach Adrianopel gekommen, um für den Kaiserkrieg eine friedliche Lösung zu finden. Er selbst (so Kantak. ) wollte schon immer Frieden und beauftragte Kallistos mit einer Friedensrnission nach Didymoteichon und ließ Joh. V. wis sen, daß, wenn er auf den Patriarchen höre (gr. peithetai), seinerseits dem Frieden nichts im Wege stehe. Zu welchen Bedingungen der Patriarch Frieden aushandeln durfte, sagt er uns nicht. Als dieser in Didymoteichon ankam, war Joh. V. bereits unterwegs nach oder schon in Ainos und lagerte das HiHsheer aus Serbien schon unweit von Didymoteichon am Hebros ( Maritza), Serben und Bulgaren getrennt, die Bulgaren Didymoteichon am nächsten. Am folgen den Tag wollten sie das Kantak. treue Festungsstädtchen Empythion angreifen. Kantak. scheint bemüht, den Ablauf so darzustellen, daß er versuchte, die Schlacht, die wiederum nur den Barbaren Reichtum und Machtgewinn und den Rhomäern das Gegenteil bringen würde, noch im letzten Moment abzu wenden. Nur unglückliche Umstände hätten das verhindert. Nichts ist weniger wahr. Kantak. verschweigt, was Greg. erzählt und was glaubwürdiger ist: Kantak. erfuhr durch Kundschafter vom Herannahen des Hilfsheeres für seinen Schw. S. Er warnte deswegen die bei Lampsakos lagernden zwölftausend für ihn bestimmten Türken, so daß diese auf das Zusammentreffen mit dem Feind vorbereitet waren und entsprechend vorgehen konnten. Kantak. stellt es aber als rein zufällig dar (gr. symbebeke es traf sich), daß beide Heere, ohne von einander zu wissen, am gleichen Tag unweit voneinander am Hebros ihr Lager =
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aufschlugen und am nächsten Tag, als beide nach Adrianopel gehen wollten, sich unerwartet begegneten (Kantak. 248 , 1 1-23 ) . Ich glaube nicht, daß der Zufall sich Kantak. so entgegenkommend gezeigt hat, daß die ihm in doppel tem Sinne te uren Türken so leichtes Spiel bekamen. Über die wichtige Schlacht am Hebros berichtet Ag. sehr kurz. Er betont hauptsächlich die ungleiche Heeresstärke beider Parteien, nachteilige Um stände für die Serben und Bulgaren (Ermüdung und Überraschung, Unkenntnis des Geländes), das Elend der Besiegten und die reiche Beute der Türken. Ein anderes Bild bietet Kantak. (In 248 , 19-249,22): Er ist zwar genausowenig Augenzeuge gewesen wie Ag. bzw. Greg.; er ist auch gewiß nicht objektiver, aber wohl besser informiert. Als sich am Tage nach der Ankunft die beiden feindlichen Heere beim Anbruch des Tages auf den Weg machten und sich plötzlich sahen, ergriffen die Bulgaren sofort die Flucht und retteten sich nach Didymoteichon. Die Serben warteten den Angriff der Barbaren ab zusam men mit den Rhomäern, die bei ihnen waren. Sie behaupteten sich aber nur kurz gegen ihre Feinde, die zahlreicher und tapferer waren. Unbekannt mit dem Gelände und verwirrt durch die Feinde, wählten sie nicht den Weg nach Didy moteichon (in dem Fall hätten sich nicht wenige gerettet), sondern zerstreuten sich über die Ebene entlang dem Hebros und kamen alle bis auf wenige um. Denn sie flüchteten auf Pferden, die nichts taugten, in tiefliegendes und kahles Gelände ohne Schlupfwinkel. Die einen kamen um, die anderen wurden gefan gengenommen, denn die Barbaren holten sie ein. Ihre Pferde waren im Gegen teil sehr schnell und im Kampf geübt. Der Anführer Kasnitzos konnte mit einer kleinen Zahl entkommen, während alle anderen teils fielen, teils gefangenge nommen wurden. Die vornehmen Rhomäer zeigten im Kampf viel Mannesmut und Tapferkeit, wurden aber von den Barbaren umzingelt und alle gefangen genommen; von den (einfachen) rhomäischen Soldaten fielen einige, nur wenige wurden gefangengenommen, die meisten retteten sich nach Didymotei chon. So ging die Kampfgenossenschaft des j ungen Ks. zugrunde. Kantak. widerspricht Greg., was die Schlacht betrifft, hauptsächlich in zwei Punkten: Zum angeblich zufälligen Eintreffen der Türken am Hebros am gleichen Tag wie die Serben und Bulgaren habe ich schon in Anm . 324 Stellung genommen. Der andere große Widerspruch ist, daß bei Greg. (In 1 8 1 , 1 8-20) die Kampf genossen Joh. V. ex itinere überfallen werden; sie sind nicht in Rüstung und nicht ausgeruht vom zurückgelegten Weg. Bei Kantak. (In 248, 19-23 ) sind sie gerade frühmorgens ausgezogen um Empythion anzugreifen und « haben ihre Waffen» (sr. «ta hopla echontes » ) , als die beiden Heere sich unerwartet gegen überstehen. So wie Kantak. sich ausdrückt, hört sich das an wie eine gezielte Korrektur der D arstellung des Greg. Die Erzählung des Kantak. ist in diesem Punkt auch konsequent. Als Patriarch Kallistos in Didymoteichon ankam, war
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loh. V. nicht mehr da, die Serben und Bulgaren lagerten aber schon unweit von Didymoteichon, nachdem sie auf ihrem Weg loh. V. begegnet waren (Kantak. In 248,2- 1 1 ) . Erst am nächsten Tag kommt es zur Schlacht. Nun zeigt Ag. sich im allgemeinen nicht besonders gut informiert über diese Phase des Kaiserkrie ges bzw. nicht interessiert an Details. Er erwähnt die Missio des Patriarchen Kallistos nicht; er weiß zwar, daß loh. V. nicht in Didymoteichon war, scheint aber nicht zu wissen, wo er war und wozu ( Greg. In 1 82,5-7) . Außerdem hat seine Darstellung wohl den Zweck, den Sieg der Türken, als ihnen leicht gemacht, herabzusetzen. Aufgrund der Darstellung des Kantak. ist also folgen des festzuhalten: Am 9. Oktober 1 352 kommt Patriarch Kallistos mit seiner Delegation in D idymoteichon an. loh. V. ist nicht mehr da. Unweit von Didy moteichon lagern schon die Serben und Bulgaren. Am 1 0 . Oktober frühmor gens kommt es, wie auch immer, zur Schlacht. Die Verbündeten loh. V. werden vernichtend geschlagen. Die Sieger ziehen (am gleichen oder am nächsten Tag? ) weiter nach Adrianopel zum Ks. Kantak. Am 1 1 . Oktober ( << am nächsten Tag» Greg. In 1 82,7) kommt loh. V. zurück nach Didymoteichon und wird krank. Die Krankheit wird einen Monat dauern. Wie schon in Anm. 326 gesagt, läßt der Bericht des Ag. über diese Periode des Kaiserkrieges zu wünschen übrig. Das gilt besonders für die Ereignisse nach der Schlacht am Hebros. Mehr erfahren wir bei Kantak. : Zu allererst berichtet dieser (In 249,23-250, 1 7), was der Sieger, Suleyman, der Sohn Orkhans, und seine Truppen taten: Sie zogen mit den erbeuteten Zelten ihrer Gegner, mit einer Menge Waffen und Pferden nach Adrianopel. Dort blieben sie einige Tage, dann fielen sie in Bulgarien ein, richteten dort großen Schaden an und zogen mit der Beute durch Thrakien nach Hause. Inzwischen war loh. V. aus Ainos nach Didymoteichon zurückgekehrt und entbot nun Gesandte mit Geschenken und einem Schreiben an Suleyman, um ihn für sich zu gewinnen. Für die Datierung dieser Gesandtschaft ist zu bedenken, daß inzwischen seit dem 1 0 . Oktober ein bis zwei Wochen vergangen sein müssen. Erst hiernach erzählt Kantak. (In 250,1 7-25 1 ,2), wie die Mission des Patriarchen Kallistos ausging. Dieser hat sich gewiß gleich am 1 1 . Oktober um eine Audienz beim j ungen Ks. bemüht und auch sehr bald eine bekommen. Nach dem bekannten Schema bei Kantak verhinderten die bösen Ratgeber des jungen Ks., daß er etwas erreichte. Man muß sich aber fragen, ob Kallistos sehr im Sinne des Kantak. mit loh. V. gesprochen hat. Er wird bald in Erscheinung treten als der große Gegner einer Kaiserkrönung des Mt. Kantak. Nach dem Scheitern des Patriarchen schickte Kantak. zwei andere Gesandte, seinen Neffen Manuel Kantak. ( Strategopulos PLP 1 0982; vgl. Nicol: Kantak. Nr. 36 S. 146) und den Bischof Metrophanes von Melenikon (PLP 1 80 6 1 ) , der schon die Kaiserin Eirene bei ihrer vergeblichen Mission im Mai 1 3 52 begleitet hatte. Inhalt ihrer =
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Mission (nach Kantak. III 2 5 1 ,9 ) : der junge Ks. soll den Krieg beenden und seine Rebellion einstellen. Ergebnis (ebd. 25 1,9- 1 1 ) : Joh. V. lehnt ab; schuld sind die, die um ihn sind. Diese Gesandtschaft ist wohl sofort nach dem Schei tern des Patriarchen erfolgt, denn Kantak. gibt zu erkennen, daß er nach dieser zweiten ergebnislosen Gesandtschaft nicht länger mehr damit warten wollte, die abgefallenen Städte zu bestrafen. Die Strafaktion richtete sich gegen die Gebiete Morrha und Rhodope sowie die thrakische Chalkidike (zur thraki schen Chalkidike s. Bd. III Anm. 279 S. 3 1 9 ) . Die Einbeziehung von Chalkidike sollte verhindern, daß die Bewohner von Morrha sich für den Winter aus Chalkidike mit Proviant versahen. Kantak. mußte sich also beeilen, um Erfolg zu haben. Die Aktion ist wohl noch im Oktober anzusetzen, denn als Morrha sich Kantak. unterwarf, verlor Joh. V. den Mut und bat um Frieden (Kantak. 252,4- 1 0 ) . Als dieser nicht zustande kam, verließ er Didymoteichon. Das war laut Greg. einen Monat nach dem 1 1 . Oktober. Das Friedensangebot des j ungen Ks. wurde natürlich von seinem Schw. V. beantwortet. Dieser betonte dabei seinen Willen zum Frieden, aber auch die Notwendigkeit, folgende Forderung zu stellen: Es werde keinen Frieden geben, solange seine adeligen Anhänger dies verhindern. Von denen, die um ihn sind, dürfen nur jene bleiben, die er ausdrücklich dazu angewiesen hat. Alle anderen muß er seinem Schw. V. überstellen. Diese haben weder Rache noch Bestrafung zu befürchten, nur sollen sie daran gehindert werden, den Frieden zu boykot tieren. Joh. V. war angeblich bereit, diese Forderung zu erfüllen, aber - wie üblich - die Rebellen um ihn verhinderten das (Kantak. III 253,1 6-22) . Von all dem liest man bei Greg. nichts. Nach seinem Kurzbericht über die Schlacht am Hebros (III 1 8 1 , 10-1 82,3 ) erwähnt er nur die Rückkehr Joh. V. nach Didymoteichon ( 1 1 . 1 0 . 1 3 52), dessen Krankheit, die einen Monat dau erte ( bis ca. 1 1 . 1 1 . 1 3 52), sein' Weggehen von Didymoteichon nach Ainos (in diesem Punkt einig mit Kantak. ) und die Überfahrt von dort nach Lemnos (bei Kantak. nach Tenedos), alles in ganzen acht Zeilen (III 1 82,4- 1 1 ) . Aber zu diesem Unterschied später. Hier scheint zuerst ein Rückblick erwünscht: Der Bericht des Ag. über den im Frühsommer 1 3 5 1 in Thessalonike gestarteten Versuch des j ungen Ks. Joh. V. , die tatsächliche Nachfolge auf den Thron seiner Väter an sich zu ziehen, ist nicht immer befriedigend. Der notwendige Ver gleich mit dem in vielen Punkten abweichenden Bericht des Kantak. in einer Reihe von Anmerkungen zu einzelnen Unterschieden und Widersprüchen hat kaum zu einem guten Überblick über den ganzen Vorgang geführt. Daß dieser nicht leicht zu gewinnen ist, zeigt die hierher gehörige Liste von Kaiserregesten bei Dölger: Reg. Nr. 2989-3006. Darum schien es mir nützlich hier eine ergänzte, chronologisch besser geordnete und in einzelnen Punkten korrigierte Regestenliste vorzulegen. Ich nummeriere die Regesten Nr. 1 usw. und mache
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dazu folgende Angaben: D (ölgersche) Nr., Datierung, Inhalt (Joh. V. an bzw. Joh. VI. an), Quellenbelege G(reg. III ) Seite(n), Zeile(n), K(antak. III) Seite(n), Zeile(n), Bemerkungen. 1 . D. 2993. Vor Ende Juni 1 3 5 1 : Joh. V. vereinbart mit Dusan von Serbien einen Beistandspakt gegen Joh. VI. verbunden mit einem Heiratsbündnis. G. 1 4 8 , 1 6- 149,2; 1 70, 10; K. 246, 1 7. D. datiert diesen Vertrag irrtümlich « 1 352 sommer . . . vor anbruch des herbstes» mit Hinweis auf G. 1 50 , 1 0. Diese Stelle hat nur indirekt mit dem Vertrag mit Dusan zu tun. Man lese dazu G. 149,2 3 - 1 50, 10 mit meinen Anmerkungen (D. macht leider keinen Unterschied zwischen Belegstellen für ein Regest als solches und späteren Erwähnungen des Vorgangs, die im Regest festgehalten werden) . 2. D. 2994. Sommer 1 3 5 1 : Joh. VI. beeidigt schriftlich vor dem Hodegetriabild der Mutter Gottes in Gegenwart der Mutter des jungen Ks. Joh. V. Palaiologos, daß er ihm, wenn er den Vertrag mit Dusan kündigt und zu seiner Gattin nach Kpl. kommt, die volle Kaiserherrschaft übertragen wird und selbst entweder weiter auf Lebenszeit als Ks. in Kpl. leben und im Sinne seines Schw. S. das Gebiet bis Selymbria verwalten oder sich ohne politische Betätigung ganz ins Privatleben zurückziehen wird. Mit den beeidigten Dokumenten entsendet er die Kaiserin Anna (von Savoyen) nach Thessalonike zu ihrem Sohn. G. 149,21 7; 1 69,23- 1 70,19, Erwähnung 1 50,2 f. Vgl. die völlig abweichende Darstel lung der Mission der Anna bei Kantak. 204, 15-209,2. D. unterläßt es, die Darstellungen des Greg. und des Kantak. zu vergleichen. Bei beiden reagiert Kantak. sofort auf die Nachricht aus Thessalonike, also ohne Zweifel noch im Sommer 1 3 5 1 (nicht 1 352, wie bei D . ) . Im Gegensatz zu D. stelle ich die grundsätzliche Richtigkeit der Darstellung des Greg. nicht in Frage, wohl ist sie unvollständig. Man vergesse nicht, daß Greg. es gewagt hat, Kap. XVIII XXVII seiner Rh. Hist. aus der Gefangenschaft heraus zu publizieren. Im Übrigen s. ob. Anm. 263-267. 3 . Fehlt in D. Nov. 1 3 5 1 : Joh. V. verlangt von Joh. VI. die Zusage, daß er ihm Ainos und die Städte der (thrakischen) Chalkidike, die sein Sohn Mt. hat, als eigenes Herrschaftsgebiet zuweise; er will dort unter Oberhoheit seines Schw. V. herrschen. K. 208 , 1 3 - 1 8 . Bei Kantak. sieht Joh. V. ohne Gegenlei stung vom Bündnis mit Dusan ab. Er gehorcht den Mahnungen seiner Mutter. «Aber » , heißt es anschließend, «er verlangte von seinem Schw. V. für sich Ainos » usw. Er gab also das Bündnis doch nicht einfach so auf. Von Thessa lonike aus konnte Joh. V. seinem Schw. V. nur durch eine Gesandtschaft Forde rungen vortragen. Aus dem Text des Kantak. ist hier also auf eine solche zu schließen. Dieser erzählt selbst auch noch, daß die kleinmütige Forderung ihn verwunderte, weil der junge Ks. ein so kleines Gebiet verlangte, wo er doch sehr bald Herr über alles sein werde (20 8 , 1 8 -2 1 ) . Er erfüllt den Wunsch des
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jungen Ks. natürlich gerne. Aber damit sind wir schon bei Reg. Nr. 4. Zur Datierung s. Anm. 1 64. 4. Fehlt in D. Nov. 1 3 5 1 (nach Nr. 4). loh. VI. stimmt der unter 3. genannten Forderung zu. loh. V. soll Leute senden, die die (offizielle) Übergabe der Städte entgegennehmen werden. K. 208,1 8-23 . Kantak. erweckt wohl absichtlich den Eindruck, daß es sein Vorschlag war, die Städte Beauftragten des jungen Ks. zu übergeben. Viel wahrscheinlicher ist aber, daß loh. V. dies gefordert hat. Dieser wollte natürlich durch abgesichertes Gebiet nach Kpl. reisen. Die Dar stellung des Kantak. ist in sich widersprüchlich und verrät, daß er etwas verbergen will. Richtig konstatierte Soulis Serbs & Byz. S. 49 « Certainly Can tacuzenus's account conceals a great deal, which we are unable to reconstruct accurately. 5. Fehlt in D. Winter 1 3 5 111352: loh. VI. befiehlt auf Anfrage der Archonten in Didymoteichon, daß loh. V. dort und in allen anderen Städten als Ks. zu emp fangen sei. K. 237,9-23 . Zur Datierung: loh. V. ist auf dem Wege nach Kpl. Bezeugt ist von Kantak. seine Teilnahme an einem Manöver im Lateinerkrieg, das am 3. März 1352 von Kpl. aus stattfand. Er verblieb damals gut dreißig Tage in der Stadt, wie Greg. berichtet. Vermutlich hat er Kpl. kurz nach dem 8 . März wieder verlassen. Weder aus Greg. noch aus Kantak. läßt sich feststellen, wann genau loh. V. zwischen Nov. 1 3 5 1 und Febr. 1 352 Thessalonike verlassen oder wie lange er auf seinem Weg nach Kpl. in Ainos und Didymoteichon Station gemacht hat. Warum hat er, nachdem der Weg frei und gesichert war, soviel Zeit gebraucht um ans Ziel zu kommen? Ich weiß es nicht. 6. D. 2995 . Winter 1 3 5 1/1 352: loh. V. fragt aus Didymoteichon bei loh. VI. in Kpl. an, ob dieser noch zu den ihm durch seine Mutter übermittelten eidlichen Zusicherungen stehe. G. 150, 1 - 3 . D. datiert irrtümlich Sommer 1 3 52 . Zu meiner Datierung s. Anm. 265 ' und ob. Reg. 5. 7. Fehlt in D . Februar/März 1 352: loh. VI. fordert seinen Sohn Mt. auf nach Kpl. zu kommen für ein Gespräch mit loh. V. und ihm. K. 238, 6-14. Zur Datierung s. oben Nr. 5. 8 . D . 299 8 . Vor d. 6. Mai 1352: loh. VI. bittet Orkhan, in den Bündnisvertrag auch Unterstützung in einem möglichen Krieg mit loh. V. aufzunehmen. G. 1 5 1,3-8 (K. 247,4-6 und 266, 14 sind nicht, wie D. meint, auf diese Bitte zu beziehen). 9. D . 2989. Kurz vor d. 6. Mai 1 3 52: loh. VI. sendet seine Gattin zu loh. V., um im Kaiserstreit zu vermitteln. G. 1 52, 1 - 1 71 ,1 7; K. 239, 1 1 -241 , 1 9 . Die Kai serin reiste vor dem Friedensschluß Byzanz-Genua vom 6. 5. 1 352 nach Didy moteichon ab und kehrte erst nach diesem Datum zurück. 10. D. 2990. Kurz vor d. 6. Mai 1 3 52: loh. VI. befiehlt einem Archonten in Thrakien, er soll dem Katholikos krites (Manuel) Angelos für seine Mitwir»
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kung bei der Mission der Kaiserin (ob. Nr. 9 ) 100 Stateren auszahlen. Deme trios Kydones Briefe, Übers. Tinnefeid Nr. 26,25 ff. S. dazu Einl. § IV. 8 . 1 1 . D . 299 1 . 6. Mai 1 3 52: Joh. VI . regelt i n einer Goldbulle für Genua fried liche Beziehungen zwischen Byzanz und Genua (zur erhaltenen lit. Kopie der lateinischen Ausfertigung s. D . ) . G. 145,7-9; K. 233,25-234,6. Datum aus dem Dokument. 12. D. 2999. Kurz nach d. 6. Mai 1 352: Joh. VI. bittet die Genuesen von Galata ihn gegen Joh. V. zu unterstützen. G. 1 5 1 ,4- 8 . Parallele zu Nr. 8, aber etwas später anzusetzen, weil diese Bitte den Frieden mit Genua voraus setzt. 1 3 . D. 2992. August 1 3 52 (nach der Eroberung von Adrianopel durch Kan tak . ) : Joh. V. bittet Dusan um eine neue Kampfgenossenschaft gegen Kantak. Dusan verlangt seinen Bruder Michael als Geisel und erhält ihn. G. 1 78,241 79,8 (nur die Bitte); K. 246, 1 6-20 (Bitte und Stellung der Geisel) . Zur Datie rung s. Greg. 1 77, 1 1 f. 14. D. 2997. Zeitgleich mit Nr. 1 3 : Joh. V. bittet Ivan Alexandur von Bulgarien um Waffenhilfe gegen Kantak. K. 246,24-247,3; 266, 12 f. Von Greg. nicht erwähnt. 15. Nicht in D. Nach Nr. 13 u. 14: Joh. VI. bittet Orkhan um ausgedehntere Hilfe. Diese soll reichen, einen serbischen Einfall abzuwehren, aber eventuell auch um Kpl. einzunehmen. G. 1 79,8 - 1 7; K. 247,4-6 (Bitte um Hilfe ohne Kommentar) . In D. 2998 liegt eine Verwechslung mit Nr. 8 vor. 1 6. Nicht in D . Wohl kurz nach Nr. 1 5 : Joh. VI. ordnet von Adrianopel aus an, daß in Kpl. Kostbarkeiten aus Kirchen und Klöstern zu konfiszieren und zu veräußern sind, damit genügend Geld für den Krieg gegen Joh. V. zur Verfü gung steht. G. 1 79, 1 7-2 1 . Von K. natürlich nicht erwähnt. Zur Sache s. Anm. 3 2 1 . 1 7. D . 2996. Kurz nach Nr. 1 6: Joh. VI. schreibt aus Adrianopel a n die Ein wohner von Kpl., er werde mit einem türkischen Heer die Stadt zerstören, wenn sie Joh. V. aufnehmen sollten. G. 1 79,2 1 - 1 80,2 1 . Von K. nicht erwähnt. Greg. formuliert offen, was Kantak. wohl nur verdeckt angedroht hat, s. Anm. 324. 1 8 . D. 3000. Einige Zeit vor d. 1 0 . Oktober 1 3 52 (s. Nr. 2 0 ) : Joh. VI. wendet sich (aus Adrianopel) an Orkhan, er möge für ihn ein Heer von 20.000 Mann bereitstellen. Er werde im Kampf gegen Joh. V. eventuell Kpl. zerstören und die Bewohner ausrotten müssen; die Überlebenden werden dann zu Untertanen Orkhans. G. 1 80, 22- 1 8 1 ,9. Von K. nicht erwähnt. 1 9 . Nicht in D. «Nicht viele Tage später» ( G. 1 8 1 , 1 0 f. ) , noch vor d. 1 0 . Okto ber (s. Nr. 20): Joh. VI. teilt dem für ihn in Lampsakos bereitgestellten türki schen Heer das Herannahen eines schwachen serbisch-bulgarischen Heeres mit
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und fordert es auf, dieses anzugreifen. G. 1 8 1 , 1 0-1 7. Indirekt geleugnet von K.; ich halte die Benachrichtigung der Türken durch Kantak. trotzdem für eine Tatsache. S. Anm. 325 f. 20. D. 300 1 . 9.-1 1 . Oktober: Joh. VI. entbietet aus Adrianopel eine Gesandt schaft unter Führung des Patriarchen Kallistos nach Didymoteichon zu Joh. V., um im Kaiserkrieg Frieden zu vermitteln. Der Patriarch trifft Joh. V. nicht an und kann erst am 1 1 . Okt. mit ihm zusammengekommen sein. Er erreichte nichts. K. 247, 1 6-248,3; 250, 1 7-25 1 ,2. Von Greg. nicht erwähnt. 2 1 . D. 3005. 10. Oktober 1 352: Joh. V. übergibt in Ainos den Venezianern die Insel Tenedos für die Dauer des venezianisch-genuesischen Krieges; er erhält dafür sofort 5000 Dukaten und wird wenig später weitere 5000 und kurz danach noch einmal 10.000 Dukaten bekommen. Die lateinische Ausfertigung dieses Vertrages ist erhalten geblieben (s. D . ) . K. 247, 8 - 1 1 . Greg. erwähnt den Vertrag nicht; er scheint ihn nicht gekannt zu haben (s. Anm. 326). Datum aus dem Dokument. 22. D. 300 1 . Kurz nach dem Mißerfolg des Patriarchen: Joh. VI. schickt (noch immer aus Adrianopel) eigene Friedensvermittler nach Didymoteichon, seinen Neffen Manuel Kantak. ( Strategopulos PLP 10982) und Metrophanes von Melenikon. Auch sie erreichen nichts. K. 25 1 ,2- 1 1 . Nicht erwähnt von Greg. Zur Datierung s. Anfang dieser Anm. 23 . D. 3002. Wohl noch im Oktober 1 352: Joh. V. entbietet Gesandte zu Suleyman, dem Sohn Orkhans, der die Türken in der Schlacht am Hebros anführte. Diese überbringen Geschenke und einen Brief, worin Joh. V. seinem Schw. V. Kantak. das Prädikat Ks. vorenthält und versucht den Adressaten für sich als den rechtmäßigen Ks. zu gewinnen. K. 250,5 - 1 6. Zur Datierung: Suleyman zog nach der Schlacht am Hebros mit großem Troß weiter nach Adrianopel zu Kantak. Er verblieb mit seinem Heer dort einige Tage. Danach fiel er in Bulgarien ein, richtete dort großen Schaden an und kehrte mit riesiger Beute durch Thrakien ins eigene Land zurück (K. 249,23-250,4 ) . Die von dem rückkehrenden Suleyman auch beantwortete Gesandtschaft setze ich schätzungsweise um den 20. Oktober an. D. läßt die Gesandtschaft des jungen Ks. aus Ainos abgehen. Das beruht auf einer Fehlübersetzung des gr. Textes, worin «ex Ainou» « aus Ainos » eindeutig zu « epaneke» «war zurückge kehrt» und nicht zu «epempe» « er sandte» gehört. Kantak. schreibt (250,47): « Als sie (die Türken Suleymans) durch Thrakien zurückkehrten, war auch der junge Ks. nach der Vernichtung seiner Kampfgenossen aus Ainos nach Hause gekommen und entbot Gesandte zum Satrapen Suleyman» usw. 24. D. 3006. Vor Mitte November 1 352: Joh. V. sendet aus Didymoteichon einen Friedensvorschlag an Joh. VI. in Adrianopel auf der Basis: « jeder behält, was er hat » . Gemeint ist wohl: Mt. Kantak. und Joh. V. behalten =
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beide, was Kantak. jedem zugewiesen hatte. K. 252,6- 1 0 . Zur Datierung s. Nr. 25. 25. Nicht in D . Vor Mitte Nov. 1 352: Joh. VI. entsendet Gesandte an Joh. V., die diesem mitteilen, daß sein Schw. V. bereit sei, ihm Didymoteichon und die anderen Städte zu überlassen, aber mit der Bedingung, daß er alle adeligen Herren in seiner Umgebung, die sein Schw. V. ihm nicht selbst zugeteilt hat, diesem überstelle, da es sonst keinen dauerhaften Frieden geben könne. Diese haben keine Rache oder Bestrafung zu befürchten, er will sie nur daran hin dern, eine neue Rebellion herbeizuführen. K. 252, 1 0-253, 16. Zu Ort und Datierung: Als diese Bedingung sich nicht durchsetzen läßt, greift Kantak. schärfer an und kann Joh. V. sich in Didymoteichon nicht mehr behaupten. Er geht nach Ainos und setzt von dort über nach Tenedos (so K. 253, 162 1 ) . Greg. erwähnt auch diesen letzten Einigungsversuch nicht, teilt aber mit, daß Joh. V. nach der Schlacht am Hebros\einen Monat krank in Didymo teichon blieb, um dann nach Ainos und von dort nach Lemnos zu gehen ( G. 1 82,4- 1 1 ) . Daraus ergibt sich die Datierung «vor Mitte ·November» . Absen deort für Nr. 24 ist bei Kantak. eindeutig Didymoteichon; Joh. V. verläßt die Stadt, nachdem der letzte Einigungsversuch gescheitert ist. Für Nr. 25 ist Adria nopel Absendeort, da Kantak. nach der Eroberung der Stadt (Aug. 1 352) bis zum Frühjahr 1353 dort geblieben ist, s. Greg. 1 87, 1 9-2 1 . Kantak. III 253, 1 9-21 läßt Joh. V. von Didymoteichon über Ainos nach Tene dos übersetzen, Greg. hier via Ainos nach Lemnos. Tenedos, wo er natürlich venezianischen Schutz genoß, ist wohl das Endziel der Reise gewesen und Lemnos war nur eine Zwischenstation, die Kantak. als bedeutungslos uner wähnt läßt. Der Patriarch Gregorios, mit dem Joh. V. zusammenkommen wollte, ist Patriarch Gregorios In. von Alexandrien ( 1 35 1 - 1 3 66) und sein Vorgänger war Gregorios n. ( 13 16-1351; PLP 4587), den Ag. auf seiner großen Reise kennengelernt hatte (s. Greg. In 22, 1 9 ) und den Kantak. 1 3 5 1 für eine Unterschrift unter den Tomos des Palamitenkonzils z u gewinnen ver suchte (ebd. 77,3-7). Wann Gregorios nI. Gregorios n. ablöste bzw. ihm nachfolgte, ist nicht überliefert. Ich habe das Jahr 1351 angenommen, da die von Ag. bezeugte Klugheit und Bildung des älteren Gregorios (ebd. 24, 1 627, 1 3
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auf Zypern und Kreta verbracht, ehe er sich zum Athos begab. Joh. V. hoffte wohl von Lemnos aus am ehesten mit ihm in Verbindung treten zu können. Daß Gregorios v. Alexandrien in politischer Mission zum byzantinischen Ks. unterwegs war, hat nichts Verwunderliches. Seit Michael VIII. ( 1259-1282) pflegte Byzanz gute Kontakte zu den Mameluken von Ägypten. Joh. V. möchte Gregorios wohl als erster begegnen, um sich als der legitime Ks. der Rhomäer vorzustellen, bevor Kantak. das tun würde. Ein Treffen ist aber anscheinend nicht zustande gekommen. Wir hören darüber nichts mehr. Für 'beiläufig' steht im Gr. 'hodou parergon' = 'als Nebenwerk des Weges', das sich wörtlich über setzt nicht gut macht. Korrigiere 1 84,14 « ekphragenton» (von ekphrasso = Verstopftes öffnen) in 'emphragenton' (von emphrasso = hineinstopfen, verstopfen) . Mit dieser Beschreibung der Krankheit beabsichtigt Greg. offenbar nicht, beim Leser Mitleid mit dem schwer heimgesuchten Palamas zu erwecken. Vielmehr will er zeigen, wie Gott den mistigen (gr. koprodes) Charakter der Lehre des Mannes durch die Symptome der Krankheit sichtbar macht. Der gleiche Mund, der diese Lehre predigt, wird zum Ausscheidungsorgan übelriechenden Kotes. Es war dies, soweit wir wissen, das erste Mal, das diese Krankheit, die fünf Jahre später zu seinem Tod führen sollte, Palamas befiel (s. PLP 21546 Sp. 1 1 1,2). Laut Philotheos: Enk. 625 D 6- 1 626 A 9 erkrankte Palamas ein Jahr nach seiner Rückkehr aus Kpl. womit nicht der gescheiterte Rückkehrver such in der zweiten Augusthälfte (ebd. 623 C 14-D 8 ) , sondern die tatsächliche Rückkehr Mitte November 1352 ( 624 B 4-C 8) gemeint sein muß. Demnach erkrankte Palamas im Nov. 1353. Die Krankheit schien zuerst tödlich, der Zustand des Kranken besserte sich dann aber soweit, daß er zwar nicht ganz geheilt war, als er von Joh. V. .um Vermittlung im Kaiserstreit gebeten wurde, aber immerhin die Reise nach Kpl. antreten konnte (ebd. 626 A 4- 8 ) . Vgl. Phil.-Braat S. 1 9 1 f. mit n. 6 f. und n. 9 . «Nach seinem Wahnsinn benannt» gr. «ton tes manias eponymon Areion» mit Anspielung auf das Wort 'areimanes' oder 'areimanios' = 'mutig wie Ares' bzw. 'rasend mutig'. Zum Vergleich der Krankheit des Palamas mit der des Areios vgl. unten 1 8 7,6- 1 8 , wo Greg. andeutet, daß bei Areios im Gegensatz zu dem, was bei Palamas der Fall war, keine unnatürliche Entsorgung der Eingeweide stattfand, sondern nur Verlust der Eingeweide selbst auf gewissermaßen natür lichem Wege. Korrigiere im gr. Text 1 86,9 f. zweimal 'ho' « (= was) in 'pan' (= alles). Hier ist die Rede vom Frühling (März) 1353. Joh. VI. residierte offenbar (seit Sommer 1 352) noch immer in Adrianopel, was nicht heißt, daß er immer dort war. Die Nachricht, daß Joh. V. in Kpl. eingedrungen war, erreichte ihn zufällig in Bera, worauf er sofort nach Kpl. eilte, gefolgt von seinem Sohn Mt. (Kantak.
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ANMERKUNGEN: 3 3 5 - 3 3 6
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m 256, 1 8 -22 ) . Über das zu dieser Zeit fehlgeschlagene Unternehmen seines Schw. S. berichtet Kantak. (III 255,1 -256, 16) folgendes: Als der junge Ks. von Ainos nach Tenedos gegangen war, liefen die von ihm regierten Städte wieder zu Kantak. über. . . . Der junge Ks. aber rüstete eine kleine Flotte aus (eine Triere und einige Moneren) und kam nach Kpl. wobei er sehr darauf achtete, nicht bemerkt zu werden. Er hoffte, daß seine Freunde, sobald sie es hörten, das Volk überreden und ihn in die Stadt einlassen würden, denn nicht nur in Kpl., sondern auch in den anderen Städten war vor allem das Volk dem jungen Ks. zugetan. Sein Kommen sprach sich am Morgen herum, stiftete auch Ver wirrung in der Stadt, aber die Kaiserin traf sofort die nötigen Maßnahmen. Ihre treuesten Verwandte und Freunde schüchterten das Volk ein und sperrten jeden Zugang zur Stadt. Der junge Ks. fuhr nun einmal um die Stadt (er bog wohl beim Eugeniostor in das Goldene Horn ein) und ging in Galata an Land, wo er auch übernachtete. Am nächsten Tag fuhr er zurück nach Tenedos. Seine Boots leute verabschiedeten sich mit Beschimpfungen des Kantak. Datierung aus einer Chronik: Palmsonntag ( 1 7. März) 1353 (s. Loenertz� Chron. br. S. 207). Kantak. berichtet (III 256, 1 6-25 8,25), daß loh. v. , von Kpl. nach Tenedos zurückgekehrt, mit seiner Gattin Helene und seinem Sohn Manuel nach Thes salonike ging. Er selbst kam erst in Kpl. an, als loh. V. schon wieder weg war, in der Stadt herrschte aber Unruhe, vor allem bei den Angesehensten, weil nie mand genau wußte, warum er (Kantak. ) nicht klar sage, ob er nun den jungen Ks. zum Erben der Herrschaft benennen wolle. Am dritten Tag nach seiner Ankunft (gr. epidemia! sapienti sat), versammelten diese Angesehenen sich, wie vereinbart, im Palast und erklärten, solange er sich nicht klar für oder gegen den jungen Ks. ausspreche, wüßten auch sie nicht, was sie tun sollten. Wenn er ihn als Feind betrachte, solle er seinen Sohn Matthaios zum Ks. proklamieren, dann seien sie gerne bereit, für seine Kaiserherrschaft und die seines Sohnes auf Leben und Tod zu kämpfen. Kantak. erkennt die Forderung seiner adeligen Anhänger als berechtigt an. Er spricht auch sein Bedauern aus, daß loh. V. sein Bekenntnis zu dessen Nachfolgerecht nicht honoriert hat, so daß er anders handeln mußte, als er gewollt hatte. Er gibt aber auf die eindeutige Frage keine eindeutige Antwort. Es ist trotzdem klar, worauf diese Veranstaltung hinaus laufen soll: auf die Übertragung der Nachfolge von loh. V. Palaiologos auf Mt. Kantak. Der Leser soll aber glauben, daß nicht er dies angestrebt habe, sondern dazu gedrängt worden sei. Es war wohl so, daß seine treuesten Anhänger genau wußten, was er von ihnen erwartete, und sie das Theater inszenierten, wonach er seine Hände in Unschuld waschen konnte. Dieses Stück Vorgeschichte der Kaisererhebung des Mt. Kantak. deutet Greg. nur kurz an und nur als Anlaß, weshalb Kantak. sich in dieser Angelegenheit an den Patriarchen Kallistos wandte.
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Greg. bestätigt hier, daß Kantak. sich, wie er selbst erzählt (s. vorige Anm. ), an den Patriarchen wandte, weil er von seinen adeligen Anhängern bedrängt wurde. Während Kantak. aber bei Greg. einen Gesandten schickt, erzählt Kantak. selbst (III 259, 1 - 8 ) , daß er sofort nach der gen. Zusammenkunft sein Pferd bestieg, kurz die Kirche der Hodegetria besuchte (ihr mußte er wohl mitteilen, daß er nicht länger zu seinen Eiden stehen könne) und dann mit dem Patriarchen zusammenkam, dem er sein Anliegen vortrug. Er betont dabei, daß er persönlich den Patriarchen zuhause aufsuchte. Ich nehme an, daß es wohl auch so gewesen ist, halte es aber nicht für richtig, daß Dölger, der, wenn Greg. unsere einzige Quelle wäre, der Angelegenheit sicher ein Regest gewidmet hätte, es nicht tut, weil wir aus Kantak. wissen, daß er sein Anliegen persönlich und nicht durch einen Gesandten vortrug. Zu datieren wäre dieses Regest MärzlApril 1353 und zu plazieren vor Reg. Nr. 3008, das die Reaktion des Kantak. auf die verspätete Antwort des Patriarchen (Darrouzes: Reg. 234 1 ) enthält. Aber dazu in der nächsten Anm . 338 Greg. beschränkt sich hier auf das Wesentliche: der Patriarch weigert sich, der Kaiserproklamation des Mt. Kantak. zuzustimmen und verläßt aus Protest das Patriarchat (ohne zurückzutreten). Kantak. geht etwas mehr ins Detail (lU 259, 8-2 1 ) . Der Patriarch sagte dem Ks. (Kantak. ) bei dessen Besuch, er habe . keine Antwort parat, werde aber am übernächsten Tag in den Palast kommen und seine Antwort mitteilen. Er erscheint dann aber nicht und übermittelt auch keine Antwort, verläßt aber am siebten Tag nach dem Besuch des Ks. das Patriarchat und zieht ins Mamaskloster ein, das er erworben hatte. Danach läßt er den Ks. wissen, daß er nicht in den Palast kommen und auch nicht ins Patriarchat zurückkehren werde, wenn dieser ihm nicht eidlich versichere, daß er seinen Sohn Mt. nie zum �s. proklamieren werde. Einig sind sich unsere Quellen, daß Kallistos das Vorhaben des Kantak. aufs Schärfste ablehnte. Den Unterschied, daß Kallistos bei Greg. in das Athanasioskloster einzieht und seinen Hausrat ins Mamaskloster bringen läßt, während er sich bei Kantak. direkt ins Mamaskloster begibt, erkläre ich so, daß Kantak. den vorüberge henden Aufenthalt des Patriarchen im Athanasioskloster (obgleich dieser nach Greg. IU 195,6 f. etwas länger dauerte) als bedeutungslos unerwähnt läßt. Wichtiger ist folgendes. Greg. hat oben darauf hingewiesen, daß Kantak. dem Patriarchen insbes. wegen seiner Freundschaft mit dem Palaiologen nicht traute und ihm deswegen die Angelegenheit vorlegte (III 1 8 8,1 1 - 1 8 ) . Kantak. selbst tut, als ob ihn die Reaktion des Patriarchen überrascht hat. Als der Patriarch bei seinem Besuch keine Antwort parat hatte und um Bedenkzeit bat, war er damit zufrieden und gab sie ihm bereitwillig (Kantak. UI 259, 12-14). Kantak. muß aber die Meinung des Patriarchen bezüglich des Kaiserstreits gekannt haben, spätestens seit der Friedensinitiative, die den
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Mann kurz zuvor bewegt hatte, ihn mit einer Delegation von Bischöfen und Mönchen in Adrianopel zu besuchen. Patriarch Kallistos war ein Mann, der mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hielt und bei der Gelegenheit seine Ansicht bezüglich der Nachfolge auf dem Kaiserthron gewiß klar ausgespro chen hat, was nur deswegen unproblematisch war, weil Kantak. tat, als ob auch für ihn die Nachfolge nicht zur Diskussion stünde. Als er diese nun plötzlich doch zur Debatte stellen wollte, ließ er die Versammlung inszenieren, die von ihm die Kaiserproklamation seines Sohnes Mt. und die Absetzung des Palaiologen verlangte, um dieses nicht im eigenen Namen dem Patriarchen vorlegen zu müssen und ihm zugleich deutlich zu machen, worauf er sich ein ließ, wenn er seine Mitwirkung verweigere. Nach seinem Auszug aus dem Patriarchat ließ Kallistos dann dem Ks. seine oben schon erwähnte Antwort zukommen. Die Antwort, die Kantak. wiederum dem Patriarchen zukommen ließ (Ill 259,2 1-260, 1 1 ) hat Dölger: Reg. in Nr. 3008 wohl festgehalten. Der Ks. tadelt den Patriarchen, er verlange vorzeitig Eide, es sei noch nichts ent schieden. Er bittet ihn, zu ihm zu kommen, um zu beraten, was zu tun sei. Kallistos lehnt ab und das viele Male (gr. pollakis) . Während Greg. nicht mehr u m den Brei herumredet und sich darauf beschränkt, das historische Faktum, warum es geht, die Kaiserproklamation des Mt. Kantak. gegen Ende des Frühlings 1353, mitzuteilen, berichtet Kantak. (Ill 260, 1 1 -22) für die kurze Zeit zwischen der Weigerung des Patriarchen und der Kaisererhebung über vergebliche Versuche des Kantak., den Patriarchen umzustimmen und über eine weitere Versammlung von Senatoren und hohen Offizieren, die einstimmig die Kaisererhebung seines Sohnes verlangten und denen er nicht länger eine klare Antwort verweigern könnte. Diese ist in seiner Darstellung eine Rede, die in der Bonner Ausgabe 1 6 6 Zeilen zählt ( lU 260,22268 , 14). Dem Sinne nach wird er damals, kürzer gefaßt, ähnliches gesagt haben, aber die Rede, die er viel später nach den Gesetzen der Rhetorik nieder schrieb, erweckt stark den Eindruck auch als Antwort auf die Anklage konzi piert zu sein, die Greg. in seiner Rh. Bist. III 155, 1 - 1 71 , 1 4 Joh. V. in den Mund legt und die Kantak. vorlag, als er seine Memoiren verfaßte. Die Rede enthält kaum etwas, was er nicht schon irgendwo zur Selbstverteidigung gesagt hätte, und rekapituliert nur die 'Wahrheit', die er sich bezüglich des Kampfes um die Macht seit 1341 zurechtgebogen hat. An erster Stelle benutzt er die rhetorische Figur der Paralipse (paraleipsis, praeteritio ausdrückliches Erwähnen dessen, was man angeblich übergehen will), um daran zu erinnern, wie großmütig er, der zu Unrecht Bekämpfte, als Sieger die Besiegten, Joh. V. und seine Mutter Anna, behandelt habe und wie er sie sofort an der Kaiserherr schaft teilhaben ließ (sie! gr. 'metedoka'). «Das übergehe ich besser» heißt es, «weil ihr alle es wißt und es keines Beweises bedarf» (261 , 1 6- 1 8 ) . Danach =
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kommt er zum eigentlichen Thema, dem Nachweis, daß er die beiden gemäß den beeidigten Vereinbarungen (vom Februar 1 347) in jeder Hinsicht korrekt behandelt und ihnen nie einen Grund zum Krieg gegeben habe (26 1 , 1 8-22 ) . Die Beweise sind folgende. 1 . Gleich nach dem Sieg verlangten einige seiner Anhänger, daß er allein Ks. sein solle, weil sie dem jungen Ks. nicht dienen möchten. Er habe aber von allen den Treueeid auch zu ihm und seinen Nach kommen verlangt und erhalten (261,23-262, 1 7) . 2. Als die Kaiserin-Mutter und der junge Ks. (angeblich) in eine Verschwörung verwickelt waren, die es dem jungen Ks. ermöglichen sollte, von Galata aus ihn, Kantak., zu bekämp fen, wurden die Verschwörer zwar ertappt und bestraft; als das aber von eini gen zum Anlaß genommen wurde, die Auflösung der Eide zu verlangen, habe er das zurückgewiesen (262, 1 7-263,7). 3. Daraufhin verführten diese Leute auf trügerische Weise seinen Sohn Mt., sich einige Städte als eigenes Herr schaftsgebiet vom Reich abzutrennen, er habe aber alles getan, um ihn davon abzubringen und das durch die Kaiserin auch erreicht (263,7- 1 6 ) . So könnte man noch vieles finden, was klar beweise, daß er dem jungen Ks. nie die Herrschaft habe nehmen wollen, sondern vielmehr das Gegenteil davon getan habe (263, 1 6-22) . Ganz anders habe der junge Ks. gehandelt. 1 . In Thessalo nike habe er sich verführen lassen, zusammen mit dem Kral von Serbien einen Krieg gegen ihn zu beginnen. Er (Kantak. ) habe das aber nicht ihm, sondern seinen Beratern zugeschrieben und den jungen Ks. mit Hilfe von dessen Mutter zur Vernunft gebracht (263,23-264,20). Von irgendwelchen Zusagen redet Kantak. nicht. 2. Als der junge Ks. ihn bat, ihm eigene Städte zu unterstellen, habe er das getan und großzügig Didymoteichon hinzugefügt, das allein soviel Wert sei wie alle anderen zusammen. In Kpl. habe er ihn überzeugen können, daß er nichts Böses gegen ihn vorhabe und der Gattin des jungen Ks. befohlen, mit ihm zu gehen (264,20-265, 12). 3 . Da er wußte, daß der junge Ks. seinem Schwager Mt. nicht traute, sandte er seine Gattin zu ihm, um beide mitein ander zu versöhnen, er aber schickte sie mit leeren Händen nach Hause und fing einen Krieg an. Seinen Schwager Mt., der nichts Unrechtes getan hatte (sic), schloß er nicht nur mit Rhomäern, sondern auch mit barbarischen ( türkischen) Kampfgenossen in der Akropolis von Adrianopel ein. Daraufhin sei er selbst nach Adrianopel geeilt, aber der junge Ks. sei schon fort gewesen. Er habe dann Gesandte nach Didymoteichon entsandt, um Frieden zu erwir ken, aber der junge Ks. habe Triballer (Serben) und Myser (Bulgaren) zu Hilfe gerufen, die jedoch von den Barbaren (Türken), die er selbst aus Asien habe kommen lassen, vernichtet wurden. Dann habe der junge Ks. versucht, deren Anführer Suleyman für sich zu gewinnen und in seinem Schreiben an Suleyman ihn, Kantak., nicht mehr Ks. genannt. Als er sich in Didymoteichon nicht mehr halten konnte, ging er nach Tenedos und versuchte mit einer kleinen Flotte =
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sogar in Kpl. einzudringen. Schlimmer noch, er ließ seine Schiffs besatzungen straflos Beschimpfungen gegen ihn ausstoßen. Diese bei den Dinge, die Strei chung des Kaisertitels vor seinem Namen und die Beschimpfungen zeigten, daß sein Schw. S. einen unversöhnlichen Krieg gegen ihn führen wollte (265,12267,9). Nach diesen Ausführungen kommt Kantak. zu der Schlußfolgerung, die wohl allein seine Zuhörer interessierte: «Von Anfang bis Ende habe er sich einwandfrei verhalten und keinen Anlaß zu Krieg gegeben. Der junge Ks. habe aber nichts unterlassen, womit er ihn verletzen konnte. Es sei deshalb keine Willkür, wenn er jetzt seine Meinung ändere und dem jungen Ks. Schmerz bereite. Dieser selbst habe ihn dazu gezwungen. Sofern es von ihm abhänge, möchte er ihn jetzt von der Nachfolge in der Kaiserherrschaft, die er bisher (für ihn) angestrebt habe, ausschließen, falls er seine Haltung nicht noch ins Gegen teil verändere. Aber seinen Sohn zum Ks. zu proklamieren, das sei nicht allein seine Sache. Bis j etzt habe nichts ihn dazu bewegen können, auch wenn man ches dafür sprach und man ihn darum bittet. Er überlasse es deshalb auch jetzt seinen Zuhörern, darüber zu entscheiden. Zu ihrer Ents�heidung sollen sie dann aber stehen, auch wenn es mal Probleme gebe (267,9-268,14). Das war es, was Kantak. vorbrachte, um sein Vorgehen zu rechtfertigen (268, 141 6 ) . Kantak. behauptet auch noch (268,1 6-269,6), daß er das alles nach Ende des Krieges (nach dem 10. Dez. 1 3 54) auch seinem Schw. S. vorgehalten habe, um seine Abwahl und die Erhebung seines Sohnes Mt. zu rechtfertigen, und dieser habe nur gegen zwei Punkte in seiner Darstellung Einspruch erhoben: Nicht er selbst habe im Schreiben an Suleyman vor seinem Namen den Kai sertitel weggelassen, sondern das habe sein Schreiber (eigenmächtig) getan und von den Beschimpfungen seiner Schiffsmannschaft bei der Abfahrt von Kpl. habe er nichts mitbekommen, da er nicht an Deck war. Diese (angeblichen) Einsprüche des jungen Ks. beweisen natürlich mitnichten, daß die ganze apolo getische Rede, die Kantak. hier als angeblicher Geschichtsschreiber verewigt hat, auch nur ein Körnchen Wahrheit enthält oder daß Joh. V. seine von Greg. verewigten Beschuldigungen gegen seinen Schw. V. in irgendeinem Punkt ernst haft zurückgenommen hätte . Die Lebenslüge des Kantak., die er in obiger Rede mit Schweigen übergeht, ist die nicht belegte Annahme, daß er als Regent und Stellvertreter für den zu jungen Nachfolger des Andronikos TII. eingesetzt gewesen sei. Nur aufgrund dieser Behauptung kann er sich als Unschuldigen darstellen, der von einer unrechtmäßigen Regentschaft bekämpft und verfolgt worden sei und trotzdem nach seinem Sieg der rechtmäßigen Kaiserin und dem rechtmäßigen Thronfolger eine Mitherrschaft von seiner Gnade ließ, die sich auf das Führen der Titel Kaiserin und Ks. beschränkte. Auf der Lüge, daß er kein ordinärer Usurpator, sondern ein rechtmäßig gekrönter Ks. sei, basierte sein ganzes Verhalten nach der Machtübernahme im Februar 1347. Was nun
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das angebliche Bekenntnis des letztendlich siegreichen jungen Ks. betrifft, daß bis auf zwei Punkte, die ein Fehlverhalten dritter Personen berühren, die ganze Apologie seines Schwiegervaters stimme, muß dies Kantak. nicht mal frei erfunden haben. Man kann sich vorstellen, daß Joh. V., als er nichts mehr seitens seines Schwiegervaters zu befürchten hatte, dessen wohl nie aufhören den Apologien so überdrüssig geworden ist, daß er, um in Ruhe gelassen zu werden, zu sämtlichen apologetischen Lügen Ja und Amen gesagt hat. Soviel aus und zu Kantak. über die Vorbereitung der Kaisererhebung seines Sohnes Mt. Nach seiner Apologia pro tyrannia sua berichtet Kantak. kurz (IH 269,72 1 ), daß er nun der Kaisererhebung seines Sohnes zustimmte und daß dieselbe im Palast stattfand. Dabei erhielt dieser auch die ksl. Insignien, die ihm bis dahin versagt geblieben waren. In der Liturgie wurde nunmehr Mt. und nicht länger Joh. V. als Ks. genannt. Seine Mutter, die Kaiserin Anna und der Sohn seiner Tochter Andronikos (Enkel des Kantak. ) behielten ihre Nennungen im liturgischen Gebet. Im täglichen Leben nannte Kantak. sogar auch seinen (abgesetzten) Schw. S., wenn von ihm die Rede war, weiterhin Ks. (wohl um zu demonstrieren, daß er nicht nachtragend sei). Er schließt diesen Abschnitt so ab: «Aus solchen Gründen kam es zum Krieg der Kaiser gegeneinander und nahm dieser dermaßen zu, daß auch der Ks. Kantak., der vorher mit voller Absicht vorbereitet hatte, den jungen Johannes als Nachfolger in der Kaiser herrschaft zurückzulassen, gezwungen wurde, seinen Sohn Mt. zum Ks. aus zurufen» (269,21 -270,2) . Auch das scheint direkt gegen Greg. gerichtet zu sein, der geradezu nachweist, daß das Gegenteil der Fall gewesen ist und daß Kantak. es darauf angelegt hat, Joh. V. zur «Rebellion» zu provozieren, um ihn absetzen und selbst Ks. bleiben zu können, bis er das Reich schließlich seinen bei den Söhnen als Erbe hinterlassen würde. Notieren wir zum Schluß, daß die Kaisererhebung des Mt. Kantak. sich nicht genauer datieren läßt als «nicht vor Mitte April 1 3 5 3 » (s. Schreiner: Kleinchron. 11 283 mit Anm . 3 9 ) . D a s letzte, was Ag. über den Krieg Venedig-Genua berichtet hat, war die Pattsituation nach der Schlacht am Bosporos vom 1 3 . 02. 1352, die Orkhan von Bithynien nutzte, um Byzanz Schaden zuzufügen (In 90,8-93,5). Den Frieden zwischen Byzanz und Genua hat er nicht eigens erwähnt. Ein Kurzbe richt über Plünderungen der Venezianer im Schwarzen Meer (ill 1 71 ,221 72,3 ) vom Ende Sommer 1 352, kann man nicht als Fortsetzung der Bericht erstattung über den Krieg betrachten. Diese erfolgt erst hier. Greg. vergißt hier (nI 1 90,2 f. ), daß Ag. das Wort führt und nicht er selbst, denn Ag. hat gewiß nicht gesagt: «wie ich in den obigen Büchern gesagt habe » . Dieser Lapsus hat vielleicht seine Ursache darin, daß Greg. den Bericht über diese Dinge erst, als er wieder frei war, zu Papier brachte. Und obgleich er noch in Haft lebte, als sie geschahen, hat er die notwendigen Informationen über
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dieses weit im Westen spielende Stück Geschichte vermutlich auch selbst eru iert. Kantak. bietet direkt im Anschluß an seine Schilderung des Krieges vor Kpl. und im Bosporos (lU 234,7-23 7,6) diese Fortsetzung und läßt Pisani noch im gleichen Jahr 1 352 (234,7) wieder den Krieg suchen. Dieser Fehler fällt wenig auf, weil sein Bericht über Genua und Venedig bis ins Jahr 1356 geht und er sich dann wieder den heimischen Ereignissen ab 1 3 5 1 zuwendet. Greg. ist schon UI 1 8 7, 1 9 auf das Frühjahr 1353 übergegangen und bei ihm erfolgt die Wiederaufnahme des Krieges durch Venezianer und Genuesen also «Mitte Sommer» (UI 1 8 9,3) 1353, was auch den Tatsachen entspricht. Wenn Greg. hier auch auf das Bündnis der Rhomäer mit den Venezianern hinweist, bedeu tet das nicht, daß Byzanz in den venezianisch-genuesischen Krieg ab August 1353 verwickelt gewesen wäre. Der Hinweis dient nur der Bestätigung, daß die Venezianer hauptsächlich nicht selbst, sondern durch gekaufte Kampfgenossen ihre Kriege führten, wie auch jetzt wieder, als sie es den Katalanen ermöglich ten, eine große Flotte auszurüsten. Kantak. berichtet nur, daß Pisani neue Schiffe ausrüstete und mit den Katalanen auf Feindsuche .ging. Greg. allein nennt die Zahl von vierzig Trieren. Er macht auch klar, daß die Venezianer gerne den Anlaß nutzten, den die Katalanen ihnen lieferten, um ihrem Erzfeind einen schweren Schlag zu versetzen. Dieser Anlaß war Sardinien. Wenn Greg. schreibt, daß Sardinien seit langer Zeit den Katalanen untertan war, macht er keinen Unterschied zwischen Katalonien und Aragonien. Tatsächlich war Katalonien ( Grafschaft Barcelona) 1 1 3 7 mit Aragon vereint worden. Die Expansion des Reiches Aragon-Katalonien ging aber von den katalonischen Küstenbewohnern des Reiches aus, das nach den Balearen ( 1229-1235) und dem päpstlichen Lehen Sardinien ( 1295) schließlich ( 1 302) auch Sizilien erwarb. Während Greg. nur den Anführer der Venezianer (Nicolo Pisani) namentlich erwähnt, den wir schon aus dem ersten Abschnitt des Krieges kennen, nennt Kantak. (lU 234,10-15) auch den Anführer der Genuesen. Diese hatten Paga nino Doria abgewählt und an seiner Stelle Antonio Grimaldi (Kantak. : Gri mardos) zum Oberbefehlshaber ernannt. Zu ihm s. PLP 4635, wo ein Hinweis auf Greg. fehlt, der - freilich ohne seinen Namen zu nennen - doch über die von ihm geführte Flotte berichtet (ID 1 9 1 , 1 ff. ) . Über das, was der Schlacht vorausging, sagt Kantak. so gut wie nichts. « Auch er» , heißt es, «rüstete zu den vorhandenen (Trieren) weitere aus und bereitete vor, was er sonst brauchte» und griff bei Sardinien die Feinde an (ill 234, 15-17). Auch über die Schlacht (vom 29. 08. 1353) ist Kantak. äußerst kurz. Er griff an und «es kam zur Schlacht und er wurde vernichtend geschlagen. Er verlor zweiunddreißig Galeeren» (UI 234, 1 7- 1 9 ) . Kantak. nimmt diese Niederlage der Genuesen zum Anlaß, zu berichten, daß die Katalanen nun =
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Pisani noch mehr als früher (s. 225,5-22) kritisierten, da er nicht schon vor Kpl. den Genuesen eine große Niederlage beigebracht hatte (234,1 9-23 ) . «Nach Möglichkeit», gr. «kata ton enonta tropon» findet man auch bei Syn esios. Greg. hat es wohl von ihm. Er hat ja dessen Traumbuch kommentiert, s. Bd. I Werkliste Nr. 39. Bei Kantak. (lU 234,23-236,4) ergreifen die Genuesen selbst die Initiative zur Unterwerfung unter den Herrscher von Mailand. « Sie setzten ihren Dogen Simone Boccanegra ab und schickten dem Mailänder eine Gesandtschaft, um ihm ihre Stadt zu übergeben und von ihm geschützt zu werden. Sie bekamen einen von Mailand ernannten Stadtregenten sowie Nahrungsmittel und sonsti ges, namentlich auch Geld für die Ausrüstung einer neuen Flotte. Von diesem Bericht unterscheidet Ag./Greg. sich dadurch, daß er den Eindruck erweckt, die Initiative zur Schutzherrschaft sei von Mailand ausgegangen. Ein kleines Plus bei Greg. ist, daß er den Einzug des «Königs» von Mailand in Genua erwähnt. In Mailand herrschte damals Giovanni Visconti (geb. 1290), der zugleich als Joh. xx. Kardinal-Erzbischof der Stadt war ( 1339-05. 10. 1 354) . Er war ein Freund Petrarcas und zeitweise Parteigänger Ludwigs IV. « des Bayern» . Wich tiger ist ein Minus: Hier endet bei Greg. die Berichterstattung über den vene zianisch-genuesischen Krieg, die bei ihm nicht über 1 3 54 hinausgeht. Kantak. geht hier weiter. Der Spruch « das Kamel» usw. geht auf eine äsopische Fabel mit folgendem Inhalt zurück. Ein Kamel sah einen Stier mit seinen prächtigen Hörnern, benei dete das Tier deswegen und bat Zeus, ihm auch Hörner zu geben. Zeus aber ärgerte sich, daß dem Kamel sein größer Körper nicht genügte, und befahl Hermes ihm auch noch die Ohren zu nehmen. Bemerkenswert ist, daß Aristo teles sich öfter zum Unterschied zwischen Kamel und Hörner tragenden Tieren äußert. Greg. hat dieses Sprichwbrt schon Bd. U S. 760, 1 1 f. (Übers. Tl 4 S. 1 52 mit Anm. 402) benutzt und wird es Bd. IU S. 548,14-17 noch einmal bringen. Greg. beendet seinen Bericht über den venez.-genues. Krieg mit einer morali schen Betrachtung, die auf Genuas Verlust der Unabhängigkeit basiert. Er ist in seinem weiteren Werk nicht mehr dazu gekommen, diese Sicht ein wenig zu revidieren, obgleich er das Comeback der Genuesen, worüber Kantak. in seiner Parallelstelle gleich mit berichtet, auch noch erlebt hat. Bei Kantak. (lU 23 6,42 1 7,6) lesen wir, daß nach der Ausrüstung einer neuen Flotte anstelle des Antonio Grimaldi wieder Paganino Doria den Oberbefehl bekam und daß sich Nicolo Pisani und Doria am 1 1 . 04. 1 354 bei Methone eine letzte Schlacht lieferten, die mit einem kompletten Sieg Dorias endete. Pisani starb in einem genuesischen Gefängnis (s. PLP 23232) . Danach wurde im sogenannten Vertrag von Mailand Frieden geschlossen ( 1355; s. Balard: Rom. gen. S. 82 Anm. 263 ) . Die Genuesen entlohnten Doria mit Verbannung auf Lebenszeit und fielen
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wieder von Mailand ab, verjagten ihren mailändischen Regenten und wählten erneut Simone Boccanegra zu ihrem Dogen, 1 5 . 1 1 . 1356. Vgl. PLP 1 9770 Mpoukanegra. Dort wäre zu ergänzen, daß Greg. den Mann auch erwähnt und zwar als Tuzos (gr. für Doge), was er vielleicht für einen Eigennamen gehalten hat (s. Bd. III 109 f. mit Anm. 245 u. 2470). Den Versuch des Kantak., den Patriarchen doch noch umzustimmen, setzt Greg. nach der Wiederaufnahme des Krieges durch Venedig und Genua an, also Sommer 1353. Kantak. verbindet den Bericht über die Auseinanderset zung mit dem Patriarchen ohne genaue Zeitangabe mit dem über die Kaiser erhebung des Mt. Kantak., die vor Mitte April 1353 erfolgt war. Er schreibt (III 270,2-7): Seinen Sohn (Mt. ) sandte er (Kantak. ) sofort wieder nach Adriano pel und blieb selbst in Kpl., wo er sich bemühte, die Meinungsverschiedenheit mit dem Patriarchen auszuräumen, weil Mt. noch gesalbt werden mußte. Die Gesandtschaft, die Greg. mit « er (Kantak. ) ließ ihn (den Patriarchen) fragen» andeutet, behandelt auch Kantak. (ill 270, 8 -27 1 , 1 7) . Sie läßt sich aber aus ihm weniger genau datieren als aus Greg., der zumindest andeutet, daß Kantak. längere Zeit beobachtete, ob der Patriarch bei seinem Rückzug aus dem Patri archat blieb. Es gibt aber eine dritte Quelle, die eine genaue Datierung liefert, eine anonyme Apologie der Absetzung des Patriarchen Kallistos, geschrieben um die zwei wichtigsten Betreiber und Profiteure dieser Absetzung (Kantak. und Philotheos Kokkinos) zu entlasten (s. Failler: Deposition) . Dieser Apologie zufolge ging die Absetzung des Kallistos am 1 3 . und 14. August 1353 über die Bühne. Kantak. hat also vier Monate gebraucht, um dieselbe vorzubereiten. Was Greg. hier als Anfrage des Ks. an den Patriarchen präsentiert, ist mit dem Ultimatum gleichzustellen, das Ks. und Synode am 1 3 . August 1353 durch eine Gesandtschaft übermittelten. Der Patriarch soll entweder seine Amtsgeschäfte wieder aufnehmen und auch Mt. Kantak. zum Ks. salben oder seinen Platz für einen Nachfolger frei machen. Greg. drückt sich hier nicht klar aus. Gemeint ist natürlich, daß sich Kallistos sowohl weigert, seine Amtsverpflichtungen wieder aufzunehmen, wenn das die Salbung des Ks. Mt. mit einschließen soll, als auch seinen Platz für einen Nachfolger frei zu machen. Dies geht eindeutig aus den beiden anderen Quel len hervor. Die Sache lief demnach so ab: 13. August 1353: Eine Gesandtschaft übermittelt dem Patriarchen eine Mah nung, daß es seine Pflicht sei, entweder Mt. Kantak. zu salben oder zurück zutreten (vgl. Greg. § 30). Der Patriarch lehnt diese Forderung ab und exkom muniziert jeden, der ihn zwingen will, ihr nachzukommen ( § 3 1 ) . Bei Greg. § 3 1 -37 unterstreicht Kallistos seine Ablehnung mit einer Schmährede gegen Kantak. Wegen der Antwort des Kallistos auf das Ultimatum setzt Kantak. für den nächsten Tag wieder eine Synodalsitzung an.
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14. August 1353: Da der Patriarch die Exkommunikation nur ausgesprochen und nicht schriftlich fixiert hat, wird auf dieser Synodalsitzung ein diesbezüg liches Protokoll angefertigt, das einer Anklage gleichkommt. Dem Patriarchen wird Fehlverhalten vorgeworfen. Als er sein Amt noch ausübte, habe er die Möglichkeit gehabt, gegen die Kaisererhebung des Mt. Kantak. Einwände zu erheben und sie zu begründen, habe das aber nicht getan. Darum sei er jetzt, wo der neue Ks. schon mit allen ksl. Insignien bekleidet sei, nicht mehr berech tigt, ihm die Salbung zu verweigern. Es wurden auch andere Gründe für seine Absetzung vorgetragen, u. a. sein angeblicher Massalianismus, vom Ks. aber für unwichtig gehalten (Greg. ITI 201,10- 1 8 ) . 1 5 . August 1353: Auf Befehl des Kantak. tritt die Synode erneut zusammen und schlägt drei Kandidaten für die Nachfolge des Kallistos vor, aus denen der Ks. Philotheos Kokkinos auswählt, der wenige Tage danach inthronisiert wird (vgl. Greg. ITI 201 , 1 9-22; Kantak. TII 274, 14-275,9) . Für die Schmährede gibt e s , wie gesagt, bei Kantak. keine Bestätigung. D a s ist natürlich kein Grund, um sie für eine Erfindung des Ag. oder des Greg. zu halten. Die darin enthaltenen Anschuldigungen waren so unwiderlegbar, daß Kantak. nichts Besseres tun konnte, als sie zu überhören. Kallistos war ein jähzorniger Mensch und nicht auf den Mund gefallen (s. Bd. IV S. 60, 62, 1 66) und es ist deshalb mehr als nur glaubwürdig, daß er den Synodalen, die als Überbringer des Ultimatums ihre Bereitschaft zeigten, dem Ks. zuliebe ihren Patriarchen zu opfern, über diesen Ks. gehörig seine Meinung gesagt hat. Eini ges davon ist gewiß auch außerhalb der Synode bekannt geworden und genügte Greg., das Wichtigste zu rekonstruieren. Im Eifer des Gefechts, sozusagen, geht Greg. hier von der indirekten auf die direkte Rede über. Dieser Redewendung begegneten wir schon Bd. TII S. 136 mit Anm 357a und Bd. IV S. 71 mit Anm 8 3 . Der Patriarch knüpft hier a n die von Kantak. in Anspruch genommene staat lich-kirchliche Gewaltenteilung an und wirft Kantak. vor, daß er das rhomäi sche Volk nicht nur auf dem ihm unterstehenden Gebiet des Körpers bzw. der Materie, sondern auch auf dem Gebiet, das dem Patriarchen untersteht, dem Gebiet der Seele und des Geistes, zugrunde richtet. Hier vergißt Greg., daß er eine Rede niederschreibt, die Patriarch Kallistos am 1 3 . August 1 353 gehalten haben soll, und läßt ihn über ein Ereignis aus dem Jahre 1 346 sprechen, als wäre es vor zehn Jahren geschehen. «Vor zehn Jahren» trifft nur zu, wenn man davon ausgeht, daß Greg. diese Stelle seiner Rh. Hist. erst 1 35 6 niederschrieb und von diesem Jahr aus zurück rechnete. Zum Einsturz eines Drittels der Kuppel der H. Sophia zusammen mit Teilen der östlichen Halbkuppel und des sie tragenden östlichen Bogens, .
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der sich in der Nacht vom 19. Mai 1 346 ereignete, s. Bd. 111 145 f. mit Anm . 3 8 1 . Den Angaben des Patriarchen Kallistos bzw. des Greg. bezüglich der Wieder herstellung der Einsturzschäden des Jahres 1 346 scheint Kantak., wo er dar über schreibt, widersprechen zu wollen. Kallistos/Greg. schreibt ihm nur einen geringen Teil der Reparaturen zu und wirft ihm vor, daß er die dafür bestimm ten großzügigen Spenden aus Rußland zum größten Teil für Zahlungen an Orkhan zweckentfremdete (zur Bedeutung dieser finanziellen Transaktion für die Beziehungen Byzanz-Rußland s. Tinnefeld: Kirchenpolitik S. 367f. ) . Kantak. spricht über den Einsturz und die Reparaturen anläßlich seiner Krö nung im Mai 1347, die deswegen nicht in der H. Sophia, sondern in der Blachernenkirche vorgenommen wurde (111 29, 1 7-30,3 ) . Über die Reparatur schreibt er: «Den großen Portikus (gr. Stoa) zusammen mit dem Chor (gr. Bema) stellte die Kaiserin Anna wieder her und die Bauleitung hatte Phakeo latos (s. PLP 29559). Was sich darüber erhob zusammen mit der Decke errich tete später Kantak., der sich auch um die übrige Ausschmückung des Heilig tums mit Marmor und Mosaiken kümmerte. Was danach noch zur Vollendung fehlte, fügte schließlich der junge Ks. Palaiologos hinzu. Beiden Kaisern dien ten bei dieser ehrgeizigen Arbeit der Großstratopedarch Georgios Synadenos Astras (PLP 1598) und von den lateinischen Untertanen des Ks. ein gewisser Joannes (Juan de) Peralta (PLP 22404) . Das war aber später» (111 30,3 - 1 5 ) . Auf die russischen Spenden kommt Greg. noch zurück. Die letzten Worte des Patriarchen Kallistos bezeugen, daß das Werk noch immer nicht vollendet ist, was wohl nicht auf das Jahr 1353, sondern auf 1356 zu beziehen ist (s. Anm. 353 ) . Dies ist das einzige Mal, daß Ag. nicht von mündlichen Mitteilungen, sondern von der Übergabe eines von Greg. nach Belieben zu redigierenden schriftlichen Beitrags zur Rh. Hist. spricht. Es ist aber wohl keine abwegige Unterstellung, daß Ag. die bei seinen Besuchen gelieferten zeitgeschichtlichen Informationen immer anhand schriftlicher Notizen vortrug, die er seinem Freund dann zur Benutzung überließ. Nicht ganz klar ist, was für Greg. «die gewohnte Geisteshaltung» des Kantak. war, die ihn zu den schweren Anschuldigungen des Patriarchen Kallistos schweigen ließ. Der Gegensatz « er schwieg, aber später stürzte er ihn» erinnert an das Homerwort vom Fürsten, der seinen Groll am Tage des Anlasses unter drückt, um ihn später wirksam werden zu lassen (11. I 80-83), auf das er auch Bd. 1I1 S. 81 und 132 Bezug nimmt. Aus dieser Sicht erscheint Kantak. hier als der tyrannische Herrscher, der weiß, daß der gegenwärtige Augenblick nicht gerade günstig ist, um seine Wut zu zeigen, und darum zu warten weiß. Ande rerseits hat Greg. öfter die Großmut und Sanftmut des Kantak. gelobt (s. Bd. m
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Reg. Sp. 420,2 und IV Reg. Sp. 353 , 1 ) . Diese waren aber öfter rein äußerlich und wurden aus Opportunität heraus geübt. Solche Fälle beschreibt Greg. Bd. IV S. 90 und 141 f. Auch im Falle, worum es hier geht, hat er wohl aus Klugheit geschwiegen. Für die Ausschaltung des Patriarchen konnte er sich auf die Synode verlassen, die schon für die Kaisererhebung seines Sohnes Mt. Partei ergriffen hatte, auch wenn nicht alle die gleiche Begründung für die Absetzung des Kallistos anführen mochten. Daß die von Kantak. bevorzugte Begründung sich durchsetzte, geht aus dem diesbezüglichen Protokoll hervor. Es heißt darin, daß die Bischöfe ihn aus dem Amt vertreiben, weil er gegen sie einen Bannfluch ausgesprochen hat. Sie verbieten ihn deshalb weiter die Kirche zu führen, auch weil er wegen politischer Differenzen Unfrieden in die Kirche bringe und sich nicht wie die Väter den Umständen anpassen will, sondern nur seinem eigenen Urteil folge und nicht bereit sei, sich friedlich zurückzuziehen. So überliefert in der anonymen Apologie (s. Failler: Dep. 39,267-284. Vgl. die Zusammenfas sung bei Darrouzes: Reg. 2345, datiert 14. August 1353 ) . Nach der Absetzung des Patriarchen Kallistos hat Kantak., wie e r selbst mitteilt (111 272, 1 8 -275,14), noch in der gleichen Synodalsitzung darauf hingewiesen, daß es bei der Wahl eines neuen Patriarchen nicht immer mit rechten Dingen zugegangen sei, weder unter den früheren Kaisern noch unter ihm. Er erinnerte sie darum an die Regel, daß die Bischöfe nach intensivem Gebet eine Vor schlagsliste mit den Namen von drei geeigneten Kandidaten vorzulegen haben, aus denen dann der Ks. den neuen Führer der Kirche bestimmen muß. Am nächsten Tag stellten die Bischöfe die Liste auf; sie enthielt die Namen Philo theos von Herakleia, Makarios von Philadelphia ( Makarios Chrysokephalos, Mönch, Schriftsteller, Metropolit v. Ph. 1336- 1 3 82 und Katholikos krites im J. 1 35 1 , auch erwähnt Bd. IV S. �24; s. PLP 3 1 1 3 8 ) und Nikolaos ( Chamaetos) Kabasilas (PLP 30539. Da Kantak. ihn als noch Privatperson (hier Laie ? ) bezeichnet, war e r das, als Kantak. diese Worte schrieb, nicht mehr. Welchen Status er in Kirche oder Staat später innegehabt hat, ist unbekannt). Kantak. wählte aus den drei Kandidaten Philotheos Kokkinos, sozusagen den obersten Palamiten nach Palamas, den vermutlichen Hauptautor der wichtigsten pala mitischen Dokumente (des Tomos Hagioritikos und des Konzilstomos des J. 1 35 1 ) . Philotheos wurde kurz danach, wie Kantak. betont, gemäß allen Regeln inthronisiert, verwaltete einige Zeit die Kirche und wurde bald wieder abgesetzt; dabei hatte er die Kirche auf wunderbare Weise und mit Vernunft geführt, klug die Umstände berücksichtigt und durch Wort und Lebensführung geglänzt. Während Kantak. wortreich versucht, sein cäsaropapistisches Agie ren zur Gründung einer Kantakuzenendynastie sowie zur Erhebung eines ihm zu Dank verpflichteten Palamiten auf den Patriarchenthron als ein Muster von Legalität darzustellen, verzichtet Greg. auf sämtliche Details und j eden Kom=
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mentar. Er widmet der Ernennung seines Intimfeindes zum Patriarchen nur einen Satz. Seinen Groll hält er zurück für den Bericht, wie Philotheos sein Amt wieder verlor. Daß Kantak. seinen eigenen Beitrag zur Reparatur der Einsturzschäden an der H. Sophia aus dem J. 1 346 in ein günstigeres Licht stellt als Greg. (s. Anm. 354), ist kein ausreichender Grund, das hier von Greg. Mitgeteilte in Zweifel zu ziehen. Es dauerte also fünfeinhalb Jahre, ehe sich Kantak. nach der Machtübernahme (Febr. 1 347) um die Große Kirche kümmerte. Für die Wahrheit dieser Behauptung spricht die Tatsache, daß auch Kantak. selbst berichtet, daß sein Sohn Mt. in der Blachernenkirche gekrönt wurde (lU 275,20-276,1 ) . Wir haben hier ein sehr interessantes Zeugnis, daß a m Hofe des Kantak. offen bar viele Islamiten verkehrten, die große Freiheit in der Ausübung ihrer Reli gion genossen. Unter ihnen waren anscheinend manche Sufis und Derwische, die in aller Öffentlichkeit ihre außergewöhnlichen, auf mystischer Erfahrung basierenden Praktiken ausüben und vorführen konnten ' und damit mehr Zuschauer anzogen, als die christliche Liturgie, was sicher nicht nur den Patri archen Kallistos schwer verärgert hat. Möglicherweise wurden besonders Pa lamiten von den mystischen Bestrebungen im Islam beeindruckt. Dies ist wohl der schlimmste Vorwurf des Patriarchen. Daß die Osmanen infolge ihrer häufigen Hilfsexpeditionen ins byzantinische Reichsgebiet infil trierten, sich dort seßhaft machten, von den Rhomäern Zwangsabgaben ein forderten und sich als die neuen Herren in dem von ihnen besiedelten Gebiet aufspielten, war 1 353 schon eine Tatsache, die niemandem verborgen blieb. Die Behauptung aber, daß Kantak. selbst diese Entwicklung bewußt gefördert hat, um gegen seinen Schw. S. und dessen Helfer, die christlichen Serben und Bulgaren, türkische Kampfgenossen zur Hand zu haben, bescheinigt dem Usur pator eine Perfidie, die vor nichts zurückschreckte, was der Machterhaltung dienen konnte. Ag. schließt daraus, daß dies reiche, um sich auszudenken, was der Patriarch sonst noch gegen Kantak. vorgebracht habe. Oft wird erst das Erdbeben vom 1 ./2. März 1354 und die damit verknüpfte Einnahme von Kalliupolis ( Gallipoli) durch Suleyman, den Sohn Orkhans, als Ausgangspunkt für die systematische Eroberung des christlichen Balkans durch die Türken angegeben (vgl. Schreiner: Kleinchron. TI 283 f. ), aber Kallistos bezeugt hier, daß die thrakische Chersones schon 1353 de facto türkisches Herrschaftsgebiet war und von Suleyman auch schon 'de iure' (als ihm vom Ks. selbst überlassen) so gesehen wurde. Die Zeitbestimmung « der Winter war nicht ganz zu Ende» deutet an, daß Greg. hier von Februar/März 1 3 54 spricht. Gleich der nächste Satz bestätigt diese Datierung.
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Zu dieser Stelle ist zu allererst zu notieren, daß Greg. für das hier behandelte Ereignis nicht mehr Ag. als Gewährsmann auftreten läßt, sondern es direkt selbst erzählt, obgleich er noch inhaftiert war, als es sich abspielte. Der Grund dürfte sein, daß, wie wir gleich sehen werden, der frischgebackene Ks. ihn nur wenige Tage nach seiner Krönung höchstpersönlich besuchte und ihn auf Geheiß seines Vaters für sich zu gewinnen versuchte. Als einzige Quelle über liefert Greg. uns ein ungefähres Datum für die Krönung des Mt. Kantak. Diese erfolgte, als der Frühling gerade bevorstand, womit die gleiche Zeit wie im vorausgehenden Satz angesprochen wird: Februar/März 1354. Diese Datierung läßt sich dadurch auf Februar 1 354 präzisieren, daß Greg. anschließend berich tet, wie Mt. Kantak. ihn « nicht viele Tage » nach seiner Krönung besuchte (In 204,22-205, 1 ) und weiter unten, daß zwischen diesem Besuch und dem Erd beben (vom 1 ./2. März 1354) nur wenige Tage verstrichen (In 220, 1 9 ) . Kantak. bestätigt, wie schon in Anm . 358 notiert, daß Mt. (von Adrianopel nach Kpl. gekommen) in der Blachernenkirche (von ihm selbst und vom neuen Patriar chen) die Krone empfing, und berichtet außerdem, daß Mt. gewohnheitsgemäß selbst seiner Gattin die Krone aufsetzte (In 275,20-276, 1 ) . Vorab hat er kurz berichtet, was Kallistos nach seiner Absetzung getan hatte. Zuerst war er noch längere Zeit im Mamaskloster geblieben, dann hatte er sich bei den Lateinern in Galata versteckt, die ihm halfen, zum jungen Ks. auf Tenedos zu gelangen. Dieser war ihm natürlich sehr wohl gesonnen (nI 275, 14-19). Vermutlich war Kallistos schon auf Tenedos, als Mt. Kantak. gekrönt wurde. Wie Joh. Palaio logos dorthin gekommen war, erzählt Kantak. erst nach seinem Krönungsbe richt. Korrigiere In 205,1 'emen' in 'eme'; 'eme' ist Accusativus objecti bei 'enkleiousan'. Greg. erklärt hier zuerst, weshalb Mt. Kantak. ihn kurz nach seiner Krönung besuchte (sicher noch im Februar, s. Anm. 3 62 ) . Er macht ihm das Angebot, er könne ab sofort wieder, wie ehedem, regelmäßig am Hof erscheinen und die Gunst des Ks. genießen. Anscheinend nannte er keine Bedingungen, aber Greg. wußte natürlich auch so, daß man Annahme dieses Angebots mit stiller Zustimmung zum Palamismus und zur Politik des Kantak. gleichsetzen würde. Er lehnte das Angebot, ohne zur Krönung des Mt. Stellung zu nehmen, sofort kategorisch ab. Ich sehe keinen Grund, diesen Besuch, das Angebot und die Zurückweisung irgendwie in Frage zu stellen. Aber der wahre Kern der aus führlichen Diskussion, die Greg. hier auf seine Ablehnung des Angebots folgen läßt, dürfte sehr klein sein. Daß darin mit keinem Wort vom Palamismus die Rede ist, entspricht gewiß den Tatsachen. Der Besucher war, was dieses Thema betrifft, vermutlich gleichermaßen uninteressiert wie inkompetent. Zu den nachfolgenden Ausführungen über Vorsehung und Vorbestimmung einerseits
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und Schicksal, freien Willen und Schuld andererseits dürfte Mt. Kantak. einen willkommenen Anlaß gegeben haben, indem er versuchte, alles durch die Usur pation seines Vaters verursachte Unheil als ungewollt und vom Schicksal bestimmt zu entschuldigen. Tatsächlich haben wir es hier mit einer Abhand lung über ein Problem, das Greg. selbst beschäftigt hat, zu tun. Diese Abhand lung war in Byzanz nicht ohne Vorbilder. Kein Geringerer als H.-G. Beck eröff nete die lange Reihe seiner byzantinologischen Publikationen mit einer Arbeit «Vorsehung und Vorbestimmung in der theologischen Literatur der Byzanti ner» (Rom 1937). Das Thema interessierte auch schon den Lehrmeister des Greg., Theodoros Metochites, in seinem Werk Hypomnematismoi kai semeio seis (s. Beck: Kirche S. 701 ; Eva de Vries-van der Velden: Theodore Merochite. Une reevaluation, Amsterdam 1 9 8 7, S. 164-1 77). In späterer Zeit bekam es zusätzliches Interesse, da die Türken die göttliche Vorsehung für ihre erfolg reiche Expansion in Anspruch nahmen, was zugleich den Niedergang von Byzanz als ein von Gott Verlassensein erscheinen ließ. Obgleich gerade die Entwicklung unter Kantak. die islamische Interpretation der Zeitgeschichte zu bestätigen schien, setzt Greg. sich damit noch nicht auseinander. Das tut erst einer der letzten geistig Großen von Byzanz, Georgios Kurteses Scholarios (ca . 1400/05-1472, PLP 27304 ) . Diese Übersetzung ist nur verständlich nach Textkorrektur. Ergänze ID 205,9 f. nach «kai me kai allos» ein nochmaliges «kai me » Zuerst ein Hinweis darauf, wie Greg. hier die stilistische Umständlichkeit auf die Spitze treibt. Er liebt es, einfache Ereignisse mit «es geschah, daß» zu umschreiben, z. B. für « er starb » : « es geschah, daß er starb» Hier umschreibt er sogar das Wort «vorfallen» mit sich selbst. Gr. «sympeptokenai sympep toke » es fiel vor vorzufallen (ID 205 , 1 6 f. ) . Er tut das wohl, um zu betonen, daß eine ganze Reihe von Dingen, die vorgefallen sind, Objekt der Reue sind, unterläßt es aber irgendetwas namentlich zu nennen. Vielleicht auch legt er hier Mt. Kantak. diese Redensart in den Mund, weil dieser alles, was seine Eltern bereuen, nicht ihnen, sondern dem Zufall zuschreiben will. Glaubwürdig ist, daß Mt. Kantak. ähnliches gesagt hat, nicht daß er damit die Wahrheit gesagt hätte. Die bereits bekannten Fakten beweisen, daß er sehr wohl die Kaiserherrschaft von sich aus angestrebt hat. Hier ist es eher unwahrscheinlich, daß der Sohn diese Wahrheit über seinen Vater so klar ausgesprochen hätte, wie ihn Greg. sie hier zum Ausdruck brin gen läßt. Der Sohn wiederholt, was sein Alter (Herr) ihm schon immer vorgesungen hat. Vgl. Anm. 3 3 8 . Hier scheint eine Anspielung auf eine Apologie des Vaters vorzuliegen, der sein Bündnis mit Orkhan verteidigte. Darin muß dieser seinen Untertanen wegen =
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ihrer Kritik daran üble Gesinnung vorgeworfen haben. In Frage käme das Schreiben, wovon oben (lU 1 79,22 ff. mit Anm . 324) die Rede war. Als Verteidiger seines Vaters versucht Mt., ihn mit Hilfe des Vorauswissens Gottes als pures Instrument der göttlichen Vorherbestimmung von jeglicher Schuld freizusprechen. Korrigiere III 208,2 f. «pepisteumenou» in «pepisteumenois » , gleich hiernach 208,4 «ta» in «to» und ergänze 208,9 nach «panta» « bion kai » Aus christlicher Sicht mag e s befremden, daß hier das Zeusorakel von Dodona und der Delphische Dreifuß Apollos in einem Atemzug mit den Propheten des A.T. als Garanten wahrer Vorhersagen genannt werden. Für einen byzantini schen Autor ist es immer wertvoll, christliche und hellenische Tradition zusam men für welche These auch immer in Anspruch nehmen zu können. Auch Epp. 44,9 und 67,2/9 (Leone) spricht Greg. mit Respekt über Dodona und Delphi. Im Gr. liegt hier ein Wortspiel vor, das man schwer übersetzen kann. « Oudame tes aoristias echouses horois epistemes enkleiesthai » heißt etwas wörtlicher «weil die Unbegrenztheit keineswegs in den Grenzen der Wissenschaft einge schlossen werden kann. » Man darf sich sogar wundern, daß Greg. hier für «enkleiesthai» nicht «horizesthai» ( << eingegrenzt werden» ) geschrieben hat, um das Wortspiel mit dem Eingrenzen des Unbegrenzten auf die Spitze zu treiben. Schon der Lehrmeister des Greg., Theodoros Metochites, der hundertzwanzig Jahre vor dem Fall Kpls. starb, war überzeugt, daß die Eroberung des Reiches durch die Türken unausweichlich bevorstand, ja daß jene, die etwas länger als er leben würden, diese noch erleben könnten (s. Theod. Metoch. : Miscellanea S. 243,6-9; vgl. van Dieten: PoLIdeol. S. 1 1 f. ) . Auch Greg. selbst hat schon am Ende des ersten Teiles der Rh. Hist. auf Zeichen hingewiesen, die «eine Auf lösung des Kaiserreiches und d � s Ende seiner Sitten und Macht» ankündigten (s. Bd. Ir. 2 S. 299). Diese Anzeichen hatten sich inzwischen um ein Vielfaches vermehrt und verstärkt. Zur Diskrepanz zwischen dieser pessimistischen Zukunfts erwartung, die noch ein ganzes Jahrhundert ( 1 354- 1453 ) den Nieder gang des gottgewollten Reiches begleiten sollte, und dem Festhalten an einer antiquierten Ideologie s. Van Dieten: Pol. Ideol.; de Vries: Elite. Greg. begnügt sich hier leider mit einem trügerischen Vergleich als Beweis. Es kann ihm doch kaum entgangen sein, daß dem Problem von Vorherbestim mung und freiem Willen damit nicht beizukommen ist. Vgl. zu diesem Thema Bd. III Anm. 339. Korrigiere III 213,10 'echoregesen' in 'kechoregeken'. 'Ruhmesanteil' soll das schwer übersetzbare 'kleros doxes' wiedergeben. 'Kleros' ist das, was einem vom Schicksal zugeteilt wird, sein Schicksalsanteil. 'Doxa' umfaßt mehr als unser Wort Ruhm; es schließt alles ein, was dazu beiträgt, einem Menschen
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Ansehen zu verschaffen, wozu vor allem eine hohe Stellung in der Gesellschaft und Reichtum gehören. Ich habe diese Stelle interpretierend übersetzt, damit klarer zum Ausdruck kommt, was Greg. meint, ohne daß es ihm, wie mir scheint, gelungen wäre, diese Meinung vollständig in Worten wiederzugeben. Sein geistreicher Gedanke spielt mit der doppelten Bedeutung des Wortes Glück, das sowohl für Glücksgefühl wie für Glücksfall oder für beide stehen kann. Vollkommenes Glück setzt voraus, daß man sich bewußt ist, daß jedes Glücksgefühl ein Glücksfall ist. Glücklich sein ist Glück haben. Wer das nicht wahrnimmt, genießt das Glück nur zur Hälfte. Wer aber sein Glück auch als Glücksfall erfährt, kann es auch nur zur Hälfte genießen, da er Angst haben muß, es zu verlieren, weil eben sein Glück nur ein Glücksfall ist. Fazit: Glück ist so unbe ständig, daß der kluge Mensch es nur mit Vorsicht genießt. Wer sich unkluger weise die Unbeständigkeit des Glücks nicht realisiert, wird um so härter getrof fen, wenn es ihn verläßt. Auf die Frage «wie gehe ich mit meinem Glück um» antwortet Greg. am Ende seiner Überlegungen: Lege dein Glück in Gottes Hand und vertraue ihm. Anspielung auf Jac. 1 , 1 7. Spätestens seit seiner Beschäftigung mit dem Traumbuch des Synesios (s. Bd. I Werkliste S. 52 Nr. 39) hat Greg. sich für die Oracula Chaldaica interessiert (vgl.Bd. III Anm. 3 3 8 ) . In seinen Antirrh. priora gegen Palamas zitiert er sie öfter, s. ed. Beyer, Reg. S. 485 Sp. 1, in seinen Briefen nur einmal, Ep. 22,32 f. (Leone) . Wie Barlaam urteilte Greg. günstiger als Palamas über die Oracula Chaldaica und die höhere heidnische Weisheit überhaupt (s. Beyer o. c. S. 8 8 9 0 ) . Der hier anschließend erwähnte delphische Dreifuß, das angesehenste Orakel der Hellenen, findet bei Greg. oft Erwähnung, s. Leone zu Ep. 25,7. D as Besondere dieser Stelle ist die Erklärung zutreffender Vorhersagen aus der größeren Klugheit der Dämonen, die dahinter stehen. Zu diesem aus Herodot I 75 bekannten Orakelspruch aus Delphi, der den Lyderkönig Kroisos verführt haben soll, für einen Krieg gegen Persien den Halys zu überqueren, äußert sich Greg. auch Ep. 40,105 (Leone) sowie Rh. Hist. I 453,15- 1 8 (übers. Bd. II S. 236). Auch dort geht es darum, daß solche Orakel nicht Ursache des Vorhergesagten sind. Olymp und Parnaß stehen im Gr. im Plural. Der Olymp dient Greg. häufig als Bild größter Höhe. Hier soll er die Berge von Sünden darstellen, die Vater und Sohn Kantak. anhäufen. Zum Bild s. das jeweilige Register der vorausgegan genen Bände s. n. Der Parnaß wurde bisher in der Rh. Hist. nur in geographi schem Zusammenhang genannt s. Bd. I S. 120, 194, an der ersten Stelle freilich in einem Atem mit dem Olymp als «hohe Berge, deren Gipfel hoch in den Himmel emporragen » . Ep. 28,9 (Leone) dient der «sehr hohe» Parnaß dazu,
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u m zusammen mit Kaukasus und Olymp aufeinander gesetzt ein Bild größter Höhe vor dem geistigen Auge aufzutürmen. Der 'Orobos' 'Kichererbse' er scheint hier, wie allgemein, als Typus einer kleinsten Kleinigkeit. Der Durchmesser der erhaltenen altgr. Diskoi, die für Männer und Knaben unterschiedlich groß waren, liegt zwischen 1 5,5 und 34 cm (s. Kl. Pauly s. v. ) . Wenn Greg. hier auch beim Pankration (Zweikampf mit allen erlaubten Mitteln, um den Gegner zum Aufgeben zu zwingen) dem Diskus einen Platz einräumt, könnte er diese Sportart mit dem Pentathlon (Fünfkampf) verwechseln, das fünf Disziplinen umfaßte: Diskuswurf, Sprung, Speerwurf, Laufen und Ringen (s. Kl. Pauly s. n. ) . Oder soll man bei Diskus an einen kleinen runden Sandplatz denken, von wo aus die Diskuswerfer ihre Diskoi warfen oder worin die Allkämpfe ausgetragen wurden? Diese Stelle bestätigt noch einmal, daß Kantak. irgendwie in diesem Sinne den Konstantinoplern gedroht haben muß, wie Greg. ob. III 1 79,22- 1 80,2 1 berichtet hat. S. dazu Anm. 324 u. 370. Zu «für nichts gezählt» (gr. en Karos moira) s. Bd. II Anm. 66. Diese Anklage gegen Kantak. gipfelt im Vergleich seiner Herrschaftsausübung mit dem tierischen Verhalten des homerischen Kyklopen Polyphernos, der anfing nach und nach die Gefährten des Odysseus zu verzehren und Odysseus selbst als Gunstbeweis versprach, ihn zuletzt zu verspeisen ( Od. 10,28 8-370 ) . Inhaltlich wirft Greg. Kantak. vor, die ihm ausgelieferten Untertanen nach und nach abgeschlachtet zu haben, um den eigenen Ehrgeiz zu befriedigen, und die Konstantinopler mit dem Versprechen zu verspotten, sie kämen als letzte dran. Der Vergleich der Taten des Kantak. mit solchen eines Unholdes aus einem bösen Märchen, das von niemandem ernst genommen wird und außerdem relativ gut ausgeht, wird den Tatsachen, worum es hier geht, nicht gerecht. Dieser Vergleich ist wohl von Joh. 10,12 inspiriert, wo Christus einem Hirten, der, wenn der Wolf kommt, die Schafe im Stich läßt, die Benennung Hirt abspricht und ihn als Mietling qualifiziert. Kantak. ist aber viel schlimmer als ein Mietling, denn er wirft seine Schafe aus reiner Willkür den Wölfen vor. Die Verfolgung der Antipalamiten wird hier von Greg., der anscheinend nicht mit konkreten Angaben aufwarten kann, wohl ziemlich übertrieben dargestellt. Klotho hieß die erste der drei Moirai der altgr. Mythologie bzw. Religionsphi losophie. Die drei 'Göttinnen' Klotho, Lachesis und Atropos teilten jedem Menschen seinen (Schicksals-)Anteil ( gr. moira) an Leben und Lebensglück, seinen 'Lebensfaden' zu. Klotho war dabei die Spinnerin, Lachesis die Zutei lerin, und Atropos schnitt unabwendbar irgendwann den Faden ab. Da die drei nur gemeinsam den Lebensfaden bestimmten, hat es keinen besonderen Sinn, daß Greg. hier von Klotho und nicht von Moira(i) Schicksal(sgöttinnen) spricht. Die eine steht stellvertretend für die dreieinheitliche Moira. Was =
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Greg. hier sagen will, ist folgendes: eines j eden Menschen Schicksal ist sein eigener freier Wille. Mehr als eine Behauptung ist das nicht. Schon die alten Griechen sahen mal das Schicksal als Wille des Zeus und mal umgekehrt den Willen des Zeus als selbst vom Schicksal bestimmt. Die Klage, daß seine Haftbedingungen wieder mal härter wurden, klingt wenig überzeugend, da nicht gesagt wird, was denn zusätzlich verfügt wurde. Das gleiche gilt für die Behauptung, der bacchische Verein der Palamiten stecke dahinter. Zum Ausdruck 'bacchischer Verein' vgl. Bd. IV Reg. s. v. bacchisch. Greg. mag jedoch subjektiv nach dem enttäuschenden Besuch des Mt. Kantak. seine Lage als verschlechtert empfunden haben. Auch andere Faktoren, wie die Dauer der Haft, fehlende Aussicht auf Verbesserung der politischen Umstände, abnehmende Gesundheit mögen dabei eine Rolle gespielt haben. Greg. spricht ja auch vom Dahinschwinden seines Lebens. Korrigiere III 220, 1 7 «loipon» in «leipon» Auch Kantak. berichtet kurz über dieses Erdbeben und datiert es «Anfang Frühling» (III 277, 1 0- 1 6) . Das genaue Datum 1 ./2. März 1 3 54 überliefern Kleinchroniken, s. Schreiner II S. 2 8 3 . Kantak. plaziert es (III 276,2 ff. ) in einen Zusammenhang, der zeigen soll, daß erst dieses Erdbeben die Ansied lung der Türken in der thrakischen Chersones endgültig machte. Unmittelbar nach seinem Bericht über die Krönung seines Sohnes Mt. teilt er zuerst noch mit, daß loh. V. sich mit Gattin und Mutter in Thessalonike aufhielt und die Verwaltung der ihm verbliebenen Insel Tenedos einem Lateiner übertragen hatte, der Martinos hieß (s. PLP 1 7 1 95, wo die Angabe «Venezianer. Wurde von Kantak. 10. VI. eingesetzt» von der einzigen genannten Quelle nicht gedeckt wird. Kantak. nennt den Mann nur einen Lateiner. Gewiß war er ein Venezianer, aber das ist wohl nur eine Folgerung aus der Tatsache, daß loh. V. die Insel im Oktober 1 352 den Venezianern 'verkauft' hatte <so Anm. 327 Nr. 2 1 > . Eingesetzt wurde Martinos nicht von loh. VI. Kantak., sondern von loh. V. Palaiologos, s. Kantak. III 276,4-6. ) . Ein gewis ser Pergamenos aus Tenedos (PLP 224 1 8 ) , der loh. V. nach Thessalonike gefolgt war, zettelte später auf Tenedos eine Revolte an, womit loh. V. aber schnell fertig wurde. Danach blieb loh. V. mit seiner Gattin auf Tenedos (Kantak. III 276,2-1 7) . Anschließend erzählt er uns, wie es ihm ein Dorn im Auge war, daß die Türken sich in Thrakien angesiedelt hatten und er nicht in der Lage war, sie mit Gewalt zu vertreiben, weil das Heer der Rhomäer im Krieg ( der Kaiser) gegeneinander zugrunde gegangen war. Insbesondere ärgerte es ihn, daß die Türken das Festungsstädtchen Tzympe hatten. Er versuchte darum, mit Orkhan darüber zu verhandeln. Er mahnte ihn an, daß es nicht angehe, daß er eine Festung auf dem Gebiet der Rhomäer besitze, und bat ihn, diese zurückzugeben und die 'Barbaren' aus Thrakien abzuzie-
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ANMERKUNGEN: 390
hen. Orkhan antwortete, sein Sohn Suleyman besitze die Festung Tzympe und verlange für die Preisgabe eine Kompensation. Kantak. versprach großzügig zehntausend Goldstücke und sandte sie auch. Daraufhin entbot Orkhan auch Gesandte, die die Festung übergeben sollten. Aber gerade in dem Moment ereignete sich, «wie die Urteile Gottes so sind» (ill 277, 1 1 ) , das Erdbeben, das nahezu sämtliche Küstenstädte Thrakiens mitsamt ihren Stadtmauern zer störte. Über die Folgen schreibt Kantak. (III 277,16-2 8 1 , 8 ) : Die Rhomäer gaben daraufhin aus Angst die Ruinen preis und zogen sich zurück. Viele, besonders Frauen und Kinder, kamen dabei durch die unsägliche Kälte um und nur wenige konnten sich retten in Städte, die nicht zerstört waren. Die übrigen wurden von den Türken, die gleich bei Tagesanbruch anrückten, zu Sklaven gemacht. Auch die Stadt Kalliupolis ( Gallipoli) fiel ihnen in die Hände, das Volk aber rettete sich auf Schiffe. Zufällig lag da auch ein von Manuel Kantak., dem Gouverneur der Peloponnes, nach Kpl. gesandtes Schiff, das nun soviel Menschen wie möglich aus Kalliupolis nach Kpl. brachte. Suleyman aber kümmerte sich nicht um die Abmachung bezüglich Tzympe und nutzte die Gelegenheit, das ganze freigewordene Gebiet zu kolo nisieren und wiederaufzubauen. Mit Mühe und dem Versprechen einer Ent schädigung von 40.000 Goldstücken brachte Kantak. Orkhan, den Vater Suleymans, so weit, daß dieser bereit war, ein Treffen zu arrangieren, wobei Suleyman feierlich vor beiden Herrschern die Rückgabe des besetzten Gebie tes versprechen sollte. Zum vereinbarten Treffen kam nur Kantak. Orkhan war angeblich krank und vertröstete Kantak. auf später. Suleyman ließ sich nicht blicken noch von sich hören. Kantak. kehrte mit leeren Händen nach Kpl. zurück. Innerhalb dieser Erzählung, die den Verlust der thrakischen Chersones höherer Gewalt zuschreibt und Kantak. von Schuld freisprechen soll, tischt dieser noch ein Märchen auf: Die Schwierigkeiten mit den Türken in Thrakien hätten ihn dazu getrieben, seinen Sohn Mt. zum Ks. zu prokla mieren. Er hätte aber auch noch nach der Kaisererhebung seines Sohnes die Absicht gehabt, für ihn (nur) einen Teil des Reiches abzutrennen und ihm diesen Teil zu übergeben, um dort auf Lebenszeit als Ks. autonom zu regieren. Er hätte ihm aber nicht erlaubt, bei seinem Tod einen Nachfolger in dieser Herrschaft zurückzulassen. Sein Reichsteil sollte nach seinem Tod unter den zu dem Zeitpunkt herrschenden Ks. zurückkehren, ob das nun Joh. V. oder sein Sohn Andronikos sein würde. Auch wollte er, sobald er den Krieg mit seinem Schw. S. zu einem Ende gebracht hätte, diesen wieder auf den Kaiser thron zurückberufen und ihm das ganze Reich übertragen, während er dann sich selbst aus der Politik zurückziehen würde, um zu versuchen, in seinem weiteren Leben als Mönch Gott für sich gnädig zu stimmen. Das aber wollte er später tun (Kantak. III 280,19-28 1,7). Der Mann hatte es nötig.
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ANMERKUNGEN: 3 9 1 - 3 92
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Dieser fünfte und letzte Besuch des Ag. fand, wie Greg. andeutet, um den 20. September 1 3 54 statt, d. h. ca. anderthalb Jahre nach dem vierten. Die Frage des Ag. nach dem Besuch des Kaisers Mt. Kantak., den man seiner Vergeblichkeit wegen wohl kaum offiziell bekannt gegeben hatte, war aber Ag., der in gut informierten Kreisen verkehrte und vermutlich die Gunst der Kaiserin genoß, sicher nicht verborgen geblieben. Ein wenig befremdlich ist, daß Greg. den Eindruck erweckt, daß er nur über die Ereignisse seit März 1 354 nicht informiert sei, obgleich er seit Frühjahr 1 353 außer Mt. Kantak. keinen Besucher gesehen hatte. Ag. reagiert entsprechend und fängt mit dem Erdbeben vom 1 ./2. März 1 354 an. Anders als Kantak., der für sich selbst auf nicht schuldig plädiert, macht Greg. seinen zum Feind gewordenen ehemaligen Freund für die tragische Entwick lung im thrakischen Chersones nach dem Erdbeben vom 1 ./2. März 1354 voll verantwortlich. Denn er sei es gewesen, der, um ständig türkische Hilfstruppen zur Hand zu haben, selbst diesen Türken, die nicht immer wieder von Asien nach Europa übersetzen wollten, dort eine starke Stadt übergeben hatte. Greg. sagt nicht welche. Er behauptet zwar, das schon oben gesagt zu haben, nament lich hat er aber bis hierher keine Stadt genannt. Wohl hat er oben (lU 203, 1420) geschrieben, daß Kantak. spätestens im Sommer 1 3 52 für den Kampf gegen Joh. V. Türken aus Bithynien nach Europa holte und sie dort in einigen Städten der (thrakischen) Chersones ansiedelte. Diese Türken, so lesen wir, machten sich dort breit. Sie taten das zumindest ohne Einspruch des Ks. und laut Greg. sogar mit dessen Genehmigung, so daß Suleyman dorthin zog und das Gebiet zu seiner Domäne machte. Suleyman aber betrachtete, wie wir schon sahen (Anm. 390), Tzympe als ihm vom Ks. übertragen. Kantak. erwähnt Tzympe zum ersten Mal, wo er berichtet, daß Joh. V. sich im Sommer 1 3 52 für den Kampf gegen seinen Schwager Mt. Kantak. Hilfstruppen bei den Türken holte, die damals Tzympe als erstes Kastellion in Thrakien in ihrem Besitz hatten (Irr 242, 1 5- 1 8 ) . Er sagt es nicht ausdrücklich, aber legt dem Leser nahe zu glauben, daß die damaligen türkischen Helfer des j ungen Ks. aus Tzympe kamen. Wie die Türken in den Besitz von Tzympe gekommen waren, sagt er nicht. Was Ag. hier behauptet, legt, wenn man die Angaben des Kantak. über seine Bemühungen, Tzympe zurückzubekommen, mit berücksichtigt, eine andere Vermutung nahe, nämlich die, daß Suleyman hier Truppen gelagert hat, als Kantak. ca. Ende August 1 352 von seinem Vater Orkhan ein bis zu zwanzigtausend Mann zählendes Heer erbeten hatte, um die serbischen Verbündeten seines Schw. S. abwehren zu können (s. Anm. 327 Nr. 1 5 u. 1 8 ) . Als diese Truppen unter Führung Suleymans am 10. Oktober 1 352 die serbischen und bulgarischen Verbündeten des jungen Ks. vernichtend geschlagen hatten, besuchten sie anschließend Kantak. in Adrianopel. Nichts
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ANMERKUNGEN: 3 9 2 - 392a
ist verständlicher, als daß Suleyman bei der Gelegenheit für sich Tzympe . als Standort für ein ständiges türkisches Hilfskorps auf rhomäischem Gebiet aus gehandelt hat. Mit dem oben erwähnten Hinweis «bei den Türken, die damals Tzympe als erstes Kastellion in Thrakien in ihrem Besitz hatten» will Kantak. vertuschen, daß es Türken in seinem Dienst waren, die sich wenig später dieser Festung bemächtigt hatten. Die ganze (in Anrn . 390 erzählte) Geschichte seiner Bemühungen zur Wiedererlangung von Tzympe und der thrakischen Cherso nes, um das Reich so unversehrt wie möglich dem legitimen Ks. Joh. V. über geben zu können und dann endlich sein Ideal, Mönch zu werden, zu verwirk lichen, ist eine zu erbärmliche Apologie, als daß man sie ernst nehmen könnte. Tzympe spielte übrigens fast volle hundert Jahre, nachdem es türkisch gewor den war, bei der Eroberung von Kpl. durch Mehmed II. wieder eine Rolle. Unter dem Titel «Beachte den Beginn des Übergangs nach Europa » schreibt darüber der Historiker der Taten Mehmeds, Kritobulos: «Als sie ( die Osma nen) den Gipfel des Berges, welcher dem Grabmal der Helle und der Landenge der Chersones vorgelagert ist, eingenommen und das dort befindliche Fort mit Gewalt oder List erobert hatten, unternahmen sie zunächst von dort aus Raub züge und heimliche Überfälle und plünderten die Umwohnenden auf Beutezü gen aus » (Ed. Reinsch 1 14,5 S. 27, 1 -5; Übers. Reinsch S. 5 8 ) . Danach folgt das Kapitel «Eroberung von Europa » . Zur Stelle notiert Reinsch (Übers. S. 303 ) : « Gemeint ist die Einnahme der Festung Tzympe um 1 352, von w o aus die Osmanen unter Süleyman dann im März 1 354 nach einern verheerenden Erd beben Gallipoli eroberten. » Unterstreichen möchte ich in der zitierten Stelle «mit Gewalt oder List » . Wie Tzympe in die Hände der Türken gekommen war, wußte offenbar schon Kritobulos nicht mehr genau. Der schlimmste Verlust, den das Erdbeben zusammen mit Süleyman den Byzantinern zufügte, war die von Kantak. (III 278,25-279,4) wohl und von Greg. nicht hervorgehobene Einnahme von Kalliupolis ( Gallipoli) durch Süleyman, das für die Türken mehr noch als Tzympe zum Tor nach Europa wurde. Die Stadt wurde zwar vom sogenannten Grünen Grafen Amadeo von Savoyen, einem Vetter Joh. V., im J. 1 3 66 noch einmal zurückerobert, aber inzwischen hatten die Türken von dort aus Adrianopel (Edirne) schon eingenommen und 1 3 76 gab Andronikos IV. es als Dank für türkische Hilfe gegen seinen Vater Joh. V. und seinen Bruder Manuel II. den Türken wieder zurück. 3 92a Dekadarchen, übersetzt: 'Zehnerherrscher' , heißen sowohl Anführer einer Gruppe von zehn Personen, wie die römischen decuriones, als auch Mitglieder einer Führungsgruppe aus zehn Personen, wie die römischen decemviri. Hier steht es aber wohl einfach für Amtspersonen und unterscheidet sich kaum von Epitropoi Statthalter o. ä. Greg. will nur andeuten, daß eine türkische Ver waltung an die Stelle einer byzantinischen trat. =
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ANMERKUNGEN: 3 9 3 - 394
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Kantak. berichtet, wie wir in Anrn 390 gesehen haben, im Zusammenhang mit dem Erdbeben vom 1 ./2. März 1 354 zuerst über den unglücklichen Ausgang seiner Bemühungen, die thrakische Chersones 'zurückzukaufen' . Danach (In 2 8 1 , 1 9-23 ) erwähnt er kurz einen Vorschlag des Patriarchen Philotheos, Kan tak. möge ihn als Gesandten nach Tenedos schicken, um seinen Schw. S. zu überreden, das, was sein Schw. V. mit ihm vorhabe, zu akzeptieren, und so Sohn und Schw. S. miteinander zu versöhnen. Kantak. hält es aber für besser selbst hinzugehen. Er erwartet ( ! ), daß Joh. V. ihm entgegeneilen und für das, was er ihm angetan hat, um Vergebung bitten wird. So soll der Staat der Rhomäer wieder Frieden finden (Kantak. In 2 8 1 ,23-2 82, 8 ) . Aus dem Vor schlag des Philotheos wurde nichts. Datieren läßt er sich aus Kantak. nur inner halb einer ziemlich langen Periode. Patriarch wurde Philotheos in der zweiten Augusthälfte 1 353; der Versuch des Kantak., selbst mit Joh. V. ins Reine zu kommen, erfolgte erst zur Sommersonnenwende 1 354 (s. die nächste Anm.). Die Fahrt des j ungen Ks. von Thessalonike nach Tenedos, worüber Greg. S. 1 74 f. berichtet, ist gleichzusetzen mit der von Kantak. In 276, 12-14 erwähnten, die Joh. V. unternahm, um den Aufstand des Pergamenos zu unter drücken (s. Anrn 390). Dieser Gregorasstelle zufolge diente sie zugleich, um zwei weitere Inseln, Lemnos und Lesbos, wieder ganz für den Palaiologen zu gewinnen. Vielleicht ist diese Reise auch gleichzugesetzen mit der Fahrt, die Palamas auf der ksl. Triere von Thessalonike nach Tenedos brachte, wie er selbst im Brief aus Asien an seine Kirche in Thessalonike schreibt, um diese über seine türkische Gefangenschaft zu unterrichten (ed. Philippidis-Braat: Capt. Pal. S. 1 3 7- 1 65 mit frz. Übers. S. 1 3 6 - 1 64 ) . Dazu mehr in Anm. 395. Aus dem Brief des Palamas geht hervor, daß dieser wenige Tage nach dem großen Erdbeben (vom 1 .12. März 1 354) von Tenedos mit dem Ziel Kpl. wei terfuhr (Brief aus Asien ed. 1. § 5 ) , das er freilich nicht erreichte, wie wir noch sehen werden. Joh. V. muß demnach wohl noch vor dem Erdbeben in Tenedos angekommen sein und zwar in den letzten Februartagen, da Greg. zur Datie rung des Unternehmens auf den bevorstehenden Frühling hinweist. Dieser Hin weis ist in diesem Fall nur kalendarisch zu nehmen, da der März 1 354 mit wenig frühlingshaftem Wetter anfing, wie aus Kantak. In 277,23 -278,2 und Palamas o. c. § 5,6-8 und § 6, 1 hervorgeht. Wir sahen in Anrn 393, daß Joh. V. Ende Februar 1 3 54 auf Tenedos angekom men sein muß. Daß sein Schw. V. zu der Zeit schon seit langem eine Expedition gegen ihn vorbereitete, bedeutet, daß Kantak. diese Expedition plante, seitdem der junge Ks. gut einen Monat nach seiner Niederlage vom 10. Oktober 1 3 52 seine 'Residenz' dorthin verlegt hatte. Die Ausrüstung von elf Trieren paßt natürlich schlecht zu den angeblich friedlichen Absichten und den optimisti schen Erwartungen des Kantak., die ich schon in Anm. 3 92 erwähnt habe. .
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ANMERKUNGEN: 3 9 4 - 3 9 5
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Tatsächlich mußte Joh. V. noch bis zur Sommersonnenwende auf den 'Besuch' seines Schw. V. auf Tenedos warten. Greg. berichtet darüber weiter unten (lU 236, 1 0-23 7,22) . «Patroklos als Vorwand » (UI 226,22 ) ist ein auf Homer 11. 1 9 , 3 0 1 f . zurück gehender sprw. Ausdruck für eine Scheinbegründung. Bei Homer weinen die trojanischen Frauen dem Anschein nach um den gefallenen Patroklos, in Wirk lichkeit aber jede Frau um das eigene Schicksal. Als sprw. verzeichnet Diog. VII 47 den Ausdruck. Man findet ihn z. B. auch bei Nik. Chon. 1 6 1,68 und 3 68,56 (v. D.) und bei Greg. Ep. 1 54,20 (Leone) . Welchen Vorwand Palamas sich aus gedacht hätte, sagt Greg. nicht, nur die seiner Meinung nach unausgesproche nen Gründe. Den angeblichen Grund hat er offenbar nicht gekannt und des halb nennt er ihn «irgendeinen Patroklos » . Damit gibt er zugleich zu erkennen, daß er sich die von ihm als die wahren genannten Gründe aus dem, was er von Palamas weiß, erschlossen hat. Bevor ich auf diese «wirklichen» Gründe und ihre Bewertung eingehe, will ich hier kurz notieren, daß Greg. (durch Ag. ) die Existenz von Schriften gekannt hat, die Palamas aus seiner Gefangenschaft bei den Türken 'seinen Anhängern' in Thessalonike zugesandt hatte (s. m 23 1 , 1 31 5 ) . Zu diesen Schriften s. die vorzügliche Arbeit von Philippidis-Braat: Capt. Pal. ) . Ag. hat diese frühestens Juli/August 1 354 in Thessalonike angekomme nen Schriften gewiß nur vom Hörensagen gekannt, nicht selbst gelesen, geschweige studiert. Was nun den von Greg. als Vorwand bezeichneten Grund der Konstantinopelreise des Palamas im Februar/März 1 354 betrifft, wird die ser von Palamas selbst in den genannten Schriften auffälligerweise nicht genannt. Er stellt seine Reise von Anfang an unter das Zeichen der göttlichen Vorsehung, die für ihn ein anderes Ziel als Kpl. bestimmte. Er deutet nur an, daß die Reise, die er bis Tenedos als Gast auf der ksl. Triere zurücklegte, ihm auch Einblick in die Handlungen « unserer derzeitigen Herrscher» verschaffte. Unklar bleibt, um welche Handlungen (gr. praxeis) es sich handelt (Palamas: Brief aus Asien ed. 1 . § 4,4 f. ). Nun aber zu den Gründen, die Greg. Palamas unterstellt: Der erstgenannte ging wohl nicht so weit, wie Greg. annimmt; dieser litt aber, wie ich schon öfter angemerkt habe, unter der Vorstellung, die Palamiten möchten seinen Tod herbeiführen. Vielleicht sah er einen Zusam menhang der Reise des Palamas mit dem Besuch, den Mt. Kantak. ihm abge stattet hatte, und glaubte, Palamas wolle verhindern, daß Kantak. mit dem Erzfeind seinen Frieden mache. Der zweite von Greg. genannte Grund war gewiß kein Reisegrund, aber wohl eine Angelegenheit, von der man erwarten durfte, er werde sie in Kpl. zusätzlich beherzigen. Der dritte zeigt, daß Greg. gar nicht gewußt hat, daß Joh. V. Palamas bis Tenedos auf seinem Schiff mit genommen hatte, und noch weniger daß er in Kpl. im Streit der Kaiser vermit teln sollte. Hätte er eins von bei den oder beides gewußt, wäre ihm klar gewe-
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ANMERKUNGEN: 395
sen, daß er sich mit Verschweigen dieses Motivs nur lächerlich machen konnte. Bei allem Respekt für die bereits genannte Studie der Philippidis-Braat weise ich hier ihre Anschuldigung zurück: « Gregoras, avec une mauvaise foi fla grante, oHre une version a lui des raisons qui auraient pousse Palamas a entre prendre le voyage a Constantinople: exciter Jean Cantacuzene contre Gregoras lui-meme, presenter ses derniers ecrits et donner cl Jean Cantacuzene sa bene diction contre Jean Paleologue» (0. c. S. 1 94 ) . Greg. lebte, als er dies schrieb, seit über drei Jahren in streng überwachter Einzelhaft, weil Palamas mit der fundamentalistischen Arroganz eines selbsternannten Sehers Gottes (s. Tomos Hagioritikos mit Kommentar Bd. IV S. 32-34) mit Hilfe der weltlichen Macht verhinderte, daß er als namhafter Philosoph in Freiheit gewissenhaft seine Gottesschau-Theologie kritisieren könnte und sogar auch noch im voraus eine christliche Beerdigung seines Leichnams uninöglich machte. Kann man ein solches Opfer des Ehrgeizes eines Mitmenschen unehrlich nennen, wenn es diesen charakterisiert, indem es ihm unschöne Motive unterstellt? Aber auch wer mit Palamas sympathisiert, sollte zumindest bedenken, . daß Greg. ein gutes halbes Jahr nach dem Geschehen nicht über die gleichen Informationen ver fügte, die uns zur Verfügung stehen. Für den Gewährsmann des Greg. war die wichtigste Quelle in diesem Fall sicher das Gerücht, die mündlich weiterer zählte Neuigkeit, daß der berühmte Metropolit von Thessalonike, auf einem Frachtschiff unterwegs nach Kpl., türkischen Piraten in die Hände gefallen und dem türkischen Schwiegersohn des Ks. ausgeliefert worden sei. Später hörte man noch, Palamas habe den Seinigen darüber einen Brief geschrieben und auch darüber, daß er mit islamischen Theologen disputiert habe. Über diesen Disput wurde Ag. persönlich vielleicht durch einen Freund aus Thessalonike brieflich ein wenig näher informiert. Daß er nicht schneller Genaueres gewußt hat, kann man Greg. nicht verübeln. Erst Philotheos, der Intimus des Palamas, hat viel später, als dieser schon tot war (er starb am 14. 1 1 . 1 357), als einziger (wenn man den von ihm abhängigen Palamasbiographen Neilos außer acht läßt) in seiner Laudatio auf das Leben des Palamas das eigentliche Motiv der Reise, die zu seiner türkischen Gefangenschaft führte, mitgeteilt. Vom Brief des Pa lamas an seine Kirche, dem man entnehmen kann, daß Palamas den ersten Teil seiner Reise, die Strecke Thessalonike-Tenedos, auf der ksl. Triere des jungen Ks. gemacht hatte, darf man nicht annehmen, daß er Greg. vorgelegen hat. Es ist also wenig sinnvoll, mit Philippidis-Braat (S. 1 9 6 Anm . 35) zu unter stellen, daß Greg. es absichtlich vermeide, einen Zusammenhang erkennen zu lassen «entre le deplacement de Jean Paleologue et le depart de Palamas de Thessalonique » . Wie konnte er vermeiden, wovon er keine Ahnung hatte? Hätte Ag. gewußt und Greg. mitgeteilt, daß auf der Fahrt des jungen Ks. von Thessalonike nach Tenedos, die ihm die Anerkennung einiger Inseln
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ANMERKUNGEN: 395
sichern sollte, Palamas auf der ksl. Triere mitfuhr, wäre das für Greg. eine Sensation gewesen. die er zu interpretieren (wie auch immer) nicht versäumt hätte. Greg. hat offenbar nur gewußt, daß Palamas auf einem Frachtschiff unterwegs nach Kpl. von Türken gefangengenommen wurde, und läßt ihn deswegen schon in Thessalonike ein Frachtschiff besteigen. Auch das hat nichts mit Unehrlichkeit oder Totschweigen zu tun. Nun zur Tatsache selbst: Bei Palamas erfahren wir nur, daß er im Februar 1 354 auf der ksl. Triere des jungen Ks. loh. V. von Thessalonike nach Tenedos mit fuhr, um sich dort nach Kpl. einzuschiffen. Daß der j unge Ks., der um dieselbe Zeit nach Tenedos fahren wollte, dem Metropoliten seiner zweiten Residenz (Thessalonike) angeboten hat, mit ihm zu fahren, besagt nicht viel. Seit loh. V. ca. Nov. 1 3 5 1 Palamas erlaubt hatte, wieder in Thessalonike zu residieren, haben beide wohl zumindest höflich miteinander verkehrt. Nun überliefert aber Philotheos: Enk. 626 A 5-9 einen ganz besonderen Grund für dieses Mitnehmen. Er schreibt: da der bewundernswerte Ks. (loh. v. ) ihn (Palamas) eindringlich darum bat, wurde er wieder gezwungen, in die Kaiserin der Städte zu reisen, um als Gesandter dessen Schw. V., den Ks., zu besuchen und einen Friedensvertrag zwischen beiden zu schließen (gr. spondas thuein) . » Das ist alles, was wir erfahren, denn Philotheos fährt fort (A 9-B 1 ) : «Aber der Kaiser der Kaiser und Herr der Herren oben hielt den (Friedensvertrag) für den Augenblick für überflüssig und sandte ihn als Evangelisten (usw. ) zu den weit weg wohnenden Achaimeniden (urspr. Perser, hier Türken) und den unter diesen in Gefangenschaft lebenden ( Christen) (usw. ) . Mit der Skepsis, die bei jeder Laudatio geboten ist, liest man bei Philotheos die Worte « da der bewundernswerte Ks. ihn dringlich darum bat» . Der bewundernswerte Ks. ist loh. v., der allein regierte, als Philotheos diese Worte schrieb. Er hatte schließlich seinen Schw. V. besiegt und nun geht es dem Autor wohl darum, hervorzuheben, daß er immer nur den Frieden gewollt hat und keinen besseren Vermittler sah als Palamas. Man bedenke außerdem, daß Philotheos nur des wegen Kallistos auf dem Patriarchenthron hatte nachfolgen können, weil er im Gegensatz zu ihm bereit war, Mt. Kantak. zu krönen. Er hatte bei loh. V. etwas gutzumachen. Reduzieren wir also diese Laudatio auf Fakten, die ausreichen, einen Laudator zu gewissen nützlichen Übertreibungen zu inspirieren. Übrig bleibt dann erstens, daß Palamas eine Reise nach Kpl. antrat, um einen Ausweg zu finden aus der mißlichen Lage, die durch die unmittelbar bevorstehende oder wahrscheinlicher noch die schon vollzogene Krönung des Mt. Kantak. entstand(en war). Die mißliche Lage war die, daß es ein doppeltes Schisma gab, ein staatliches durch eine doppelte Kaiserherrschaft, auf der einen Seite die des in den Augen des Volkes legitimen Ks. loh. V. Palaiologos und auf der anderen loh. VI. Kantak. mit seinem Sohn und Mitks. Mt. , und ein kirchliches durch die =
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ANMERKUNGEN: 395
Anwesenheit zweier Patriarchen, des Verteidigers des Nachfolgerechts des Palaiologen, Kallistos, der seine Absetzung nicht anerkannte, und des neuge wählten Philotheos, der sich durch die Krönung des Mt. Kantak. gegen Joh. V. engagiert(e/ hatte) . Übrig bleibt zweitens aus der Kombination der Nachricht im Enkomion auf Palamas mit der Mitteilung des Palamas selbst über seine Mitfahrt mit dem jungen Ks. bis Tenedos, daß letzterer zumindest mit dem Vermittlungsversuch des Palamas einverstanden war. Keine Quelle aber verrät uns etwas darüber, wie die Lösung des Konflikts durch Palamas auszusehen hätte, damit Joh. V., aber auch die andere Partei ihr würden zustimmen kön nen. Philippidis-Braat o. c. S. 1 95 meint, Joh. V. sei in einer solchen unvorteil haften Lage gewesen, daß er seinen Versöhnungsversuch mit ernsthaften ( d. h. wohl mit für die Gegenseite sehr akzeptablen) Vorschlägen unterstützen müßte. Dieser Ansicht bin ich nicht. Es war nicht Joh. v., der nach der totalen Nieder lage seiner serbisch-bulgarischen Hilfstruppen am 1 0 . Oktober 1 3 52, die ihm den Sieg hätten bringen sollen, Friedensgesandtschaften schickte oder Vor schläge seiner Gegner begrüßte. Am meisten kümmerte die Lage anscheinend die Kirche. Als Kantak. vom Sommer 1 3 52 bis Frühjahr 1353 Kpl. fernblieb, begab sich Patriarch Kallistos mit einer ansehnlichen kirchlichen Delegation nach Adrianopel, um in Sachen Kaiserfrieden zuerst mit ihm zu sprechen, und dann nach Didymoteichon, wo Joh. V. sie am Tage nach seiner -katastrophalen Niederlage empfing und unverrichteter Dinge wieder fortschickte. Danach ent bot Kantak. eigene Gesandte, die ebenfalls nichts erreichten (s. Anm . 327 Nr. 20 und 22) . Obwohl so sehr bedrängt, daß er bald Didymoteichon und auch Ainos preisgeben muß, unternimmt Joh. V. nichts, um einen akzeptablen Komprorniß auszuhandeln. Im Gegenteil, als er im Februar 1 3 54 auf Tenedos hört, daß sein Schw. V. seit langem einen Angriff vorbereite, denkt er nicht an Verhandlungen, sondern wartet ruhig ab, bis dieser sich im Sommer rührt. An einen Vergleich dagegen denkt nun zuerst, wie Kantak. bezeugt, der neue Patri arch, Philotheos, der das Amt Aug.lSept. 1 3 53 bekommen hatte, um Mt. Kan tak. , den Rivalen des Palaiologen, zu krönen. Und als Kantak. dessen Vermitt lungsangebot nicht annimmt und auch selbst nicht gleich etwas unternimmt, begibt Palamas sich auf den Weg nach Kpl., um Frieden zu stiften. Ich glaube aber nicht, daß dieser aktiv wurde, weil Joh. V. ihn dazu gedrängt hätte, wie Philotheos es zu Ehren seines Heiligen darstellt. Joh. V. hatte weder die Absicht zu verhandeln, wie ich gezeigt habe, noch konnte aus seiner Sicht Palamas, der immer ein Günstling seines Schw. V. gewesen war, der geeignete Mann sein, um für ihn das Beste zu erreichen. Ich unterstelle, daß es der mit seinem Angebot gescheiterte Philotheos war, der hoffte, daß vielleicht Palamas in der verfahrenen Situation noch etwas erreichen könnte. Die Friedensinitia tive des Patriarchen Kallistos im Oktober 1 352 ist für mich ein Zeichen und
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ANMERKUNGEN: 395
ein Beweis, daß die Kirche sich ernste Sorgen machte über die Lage, die Kantak. durch seine Fixierung auf türkische Hilfe geschaffen hatte, und zwar schon vor dem furchtbaren Sieg der islamischen Türken über die christ lichen Verbündeten des jungen Palaiologen. Zwei Dinge waren schon vor der genannten Katastrophe klar, nämlich daß nach einem Sieg des Kantak. die Türken die eigentlichen Sieger sein würden, und daß das Volk in und um Kpl., das dies schon am eigenen Leibe erfuhr, ihm deshalb so feindlich gesinnt war, daß er sich im Sommer 1 353 zu Drohbriefen hinreißen ließ, worin er zu verstehen gab, daß er die Stadt eher seinen Türken als dem jungen Palaiologen ausliefern würde (s. Anm. 327 Nr. 1 7 u. 1 8 sowie Anm. 324). Kantak. mochte das Volk und seine Interessen verachten, wenn es um den Machterhalt ging, die Kirche konnte sich das nicht leisten, weder in Kpl., noch außerhalb auf dem Festland oder den Inseln. Der fehlgeschlagene Versuch des jungen Ks. am 1 7. März 1353, durch überraschendes Eindringen in die Stadt dort einen Volksaufstand zu entfesseln und so seinen Schw. V. zu stürzen, hatte wenig stens gezeigt, das dies bei besserer Vorbereitung möglich sein müßte. Die Niederlage der christlichen Allianz des jungen Ks. im Kampf gegen die islami sche seines Schw. V. und ihre Folgen stellten die prokantakuzenische Option der Kirchenführer immer mehr in Frage. Ich nehme an, daß Philotheos - der Mann war nicht dumm und sehr wendig, - einmal Patriarch geworden, bald eingesehen hat, daß ein einfaches Beiseiteschieben des jungen Ks. mehr Nach teile als Vorteile brachte. Kantak. mit seinen Meineiden, mit dem Konfiszieren kirchlicher Kostbarkeiten, um türkische Plünderer zu honorieren (s. Anm. 327 Nr. 1 6), mit dem islamischen Treiben am ksl. Hof wurde für die Kirche zum Negativposten. Dem Palamismus hatte er, wie von ihm erwartet wurde, zum Sieg verholfen, und dieser saß nun fest im Sattel. Er war nicht mehr unersetz lich und wollte angeblich sowieso Mönch werden. Ich wundere mich jeden falls nicht, daß Kantak. eine Vermittlung durch Philotheos, der sich dafür anbot, keine gute Idee fand und die Sache lieber selbst in die Hand nahm. Das wiederum hat Philotheos gewiß nicht gefallen und ich nehme an, daß er Palamas gebeten hat, zur Vermittlung sein ganzes Gewicht in die Schale zu werfen. Daraufhin dürfte Palamas Joh. V. überredet haben, ihn mit seinem Schw. V. verhandeln zu lassen. Wie der Vergleich im Kaiserstreit aussehen sollte, den Palamas aushandeln durfte und sollte, « nous n'en savons rien» (Ph.-Br. S. 195), aber ich halte es für sicher, daß Joh. V. Palamas mehr Forde rungen als Konzessionen vorgegeben hat. Soviel zu der Palamas von Menschen zugedachten Rolle im letzten Stadium des Kampfes der Kaiser, die aber von der Vorsehung gestrichen wurde. Als Palamas nach einem ganzen Jahr aus der Gefangenschaft zurückkehrte, hatte Joh. V. schon ohne ihn seine eigene Lösung durchgesetzt.
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Darauf, daß Greg. von dem anderen Transportmittel, das Palamas bis Tenedos benutzt hatte, wohl nichts gewußt hat, habe ich schon in Anm. 395 hingewie sen. Daß das Frachtschiff, worauf er ab Tenedos fuhr, bis zur Einfahrt in den Hellespont (die Dardanellen) günstigen Fahrtwind hatte, stimmt (zufällig? ) mit der Angabe des Palamas überein, dort aber ergriff, wie Palamas schreibt, nicht Windstille das Schiff, sondern Gegenwind. Dem arbeitete man zwar entgegen, kam aber trotzdem kaum vom Fleck. Wie es weiter ging, bis das Schiff von den Türken gekapert wurde, liest man besser bei Palamas selbst nach. Wer die Version des Greg. mit dessen Erlebnisbericht vergleicht, kann nur feststellen, daß Greg. diesen nicht gekannt hat. Ich verzichte hier auf einen in Einzelheiten gehenden Vergleich: Palamas beschreibt, wie das Schiff sich der Stadt Kalliu polis ( Gallipoli) näherte, das die Türken gleich nach dem Erdbeben besetzt hatten, wie die Passagiere den Kapitän aufforderten, sie nach Tenedos zurück zubringen, aber an dessen Unvernunft scheiterten, so daß zwei türkische Schiffe das ihrige aufbrachten, sie zu Gefangenen machten und nach Lampsakos brach ten. Greg. kann es nicht lassen zur Lokalisierung des Ereignisses homerische Geographie zu bemühen. Ag., der die Fahrt Tenedos-Kpl. selbst gemacht und bei der Gelegenheit auch die Mündung des Skamandros besucht hatte (s. III 5 1 ,4-52,2), kann ihn dabei unterstützt haben. Von Tenedos kommend sieht man gleich bei der Einfahrt in den Hellespont die Mündung des Skamandros (heute Kücükmenderes <;ayi), die zugleich auch die Mündung des Simoeis (h. Dümrek <;ayi) ist, den man auch als Nebenfluß des Skamandros bezeichnen kann. Schon Homer: 11. 5,773 f. läßt die Flüsse Simoeis und Skamandros sich bei Troia ineinander ergießen. Greg. verlegt die Mündung des Simoeis an der Stadt Dardanos vorbei und verwechselt ihn offenbar mit dem Rhodios (h. Koca <;ayi), den Homer auch erwähnt als einen der Flüsse, die vom Idagebirge her unterkommen (11. 1 2 , 1 8-20). Greg. erweckt den Eindruck, daß das Schiff, worauf Palamas sich befand, irgendwo zwischen Skamandros und Simoeis, gewissermaßen vis cl vis des alten l1ion, überfallen wurde. Das war mitnichten der Fall. Tatsächlich war es schon so nahe an Kalliupolis (kurz vor der Einfahrt in die Propontis (Marmarameer), daß man beobachten konnte, wie die Türken bei dieser Stadt unentwegt plündernd zwischen den beiden Kontinenten hin und herfuhren (s. Palamas: Brief aus Asien ed. l. § 5 f. ) . Greg. hat offenbar kaum mehr gewußt, als daß das Schiff irgendwo im Hellespont gekapert worden war und dachte dabei zuerst an die Nähe der berühmten Stadt Troia. Denkbar ist freilich auch, daß Ag./Greg. für Palamas eine böse Erfahrung unterstellt hat, die vielleicht andere Leute gemacht hatten, die versuchten das den Türken aus gelieferte Erdbebengebiet durch den Hellespont zu verlassen und dabei von türkischen Schiffen, die in den Nebenflüssen des Hellesponts auf der Lauer lagen, überfallen wurden. Wie dem auch sei, Palamas und seine Mitreisenden
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wurden nicht auf trojanischem Boden an Land gebracht, sondern bei Lampsa kos auf dem asiatischen Ufer direkt gegenüber von Kalliupolis (s. Palamas o. c. § 7, 1 ) . Ehe wir etwas zum Kommentar sagen, den Greg. auf diesen Bericht folgen läßt, wollen wir kurz nach dessen Wahrheitsgehalt fragen. Über die Behandlung der Gefangenen und insbesondere des Palamas hat Ag. wohl auch nur vorn Hören sagen etwas in Erfahrung bringen können. Eine Bestätigung dessen, was Greg. daraus gemacht hat, ist aus dem bekannten Brief des Palamas nur in geringem Maße zu erwarten. Greg. interessiert sich nur für die Behandlung des Palamas, dieser selbst berücksichtigt auch die Mitgefangenen, weist aber auch auf die Besonderheiten des eigenen Schicksals hin, auf seine noch nicht geheilte Krank heit und darauf, daß der Herrscher der Barbaren (d. h. Süleyman) hoffte, für ihn ein besonders hohes Lösegeld zu bekommen. Greg. erklärt das damit, daß man an seiner Gewandung sein Amt erkannte und bei ihm viel Geld fand. Palamas führt das darauf zurück, daß die dortigen Christen seine Bildung und seinen Lebenswandel rühmten, und vor allem seine Kämpfe für die Kirche, die sie höher einschätzten als alle anderen Kämpfe der Gegenwart. Palamas Kommentar dazu: «Damit hatten sie, wie ich glaube, oder, besser gesagt, genau weiß, weitestgehend recht, aber es schadete mir durchaus. Denn daraus erwuchs dem Herrscher der Barbaren die Hoffnung, für mich tausende Gold stücke einzuheimsen» (Br. aus As. § 7,3 - 1 1 ) . Daß man viel Geld bei ihm fand und ihn deswegen kritisierte, liest man bei Palamas nicht. Wahrheit oder Gerücht? Weder das eine noch das andere läßt sich beweisen. Daß er als Pala mitenpapst einen großen Geldwert hatte, dürfte Süleyman auch ohne Geldfund gewußt haben. Auf das erhoffte Geld mußte er freilich lange warten. Kommen wir zur Büchervernichtung: Palamas erwähnt sie nicht. Sie muß darum noch nicht von Ag./Greg. erfunden s �in. Daß die Türken dabei auch in diesem Fall zwischen biblischen und nichtbiblischen Büchern unterschieden, ist vielleicht nur eine Unterstellung, da Greg. offenbar wußte, daß die Islamiten Abraham und Jesus als Propheten verehrten. Bei den übrigen Büchern spielte palamitisch oder nichtpalamitisch gewiß keine Rolle. Süleyman ließ sie wohl einfach alle als Lehrbücher der christlichen Kirche ins Meer werfen. Greg. behauptet auch nicht, wie Philippidis-Braat hineininterpretiert (0. c. S. 1 9 8 ) , daß die Ketzerei des Palamas sogar den Ungläubigen mit Entsetzen erfüllte, sondern schreibt das, was Süleyman tut, direkt der Vorsehung zu, die ihn unsichtbar dazu bewog. Derjenige, der die Strafe Gottes vollzieht, muß nicht wissen, daß er Instrument in Gottes Hand ist. Nun zur letzten Strafe: Beraubung der Kleider und Geißelung erfuhren vermutlich alle Gefangenen. Palamas schreibt: «Wir wurden nun fürs erste alle zusammen nach Lampsakos gebracht. Gemeinsam waren mir und allen Gefangenen von nun ab die Sklaverei, Entblößung, Man-
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gel am Notwendigen und jede Art körperlicher Mißhandlung» (Br. aus As. § 7, 1 -3 ) . Daß er (als einziger? ) homosexuell vergewaltigt worden wäre, berichtet er selbst nicht, es sei denn, man nimmt an, daß es in «jeder Art körperlicher Mißhandlung» enthalten ist und auch bei anderen der Fall war. Philotheos, der natürlich kein vorurteilsfreier Zeuge ist, weist diese Behaup tung später in seinen Antirrhetikoi logoi gegen Greg. zurück. Er polemisiert dort freilich nicht gegen diese Stelle in der Rh. Hist., sondern gegen die Antirrh. deuteroi des Greg. gegen Palamas. In diesem Werk sagt Greg. seinem Freund Ag. bei seinem dritten Besuch (Frühjahr 1 3 5 3 ) einige Dinge voraus, die nach diesem Besuch auch eintrafen. Es handelt sich dabei um durchsichtige Prophe zeiungen ex eventu, da Greg. die Stelle erst nach den Ereignissen niederschrieb. Vorausgesagt werden die Absetzung des Patriarchen Kallistos und die Einset zung eines neuen, Philotheos (August 1353 ) , das Erdbeben vom 1 ./2. März 1 3 54, die Gefangenschaft des Palamas (ab März 1 354), der Sturz des Kantak. (Nov./Dez. 1354). Vgl. dazu Beyer: Chron. Nr. 70 S. 146 f. Gegen die Prophe zeiung bezüglich Palamas protestiert Philotheos in seinen Antirrh. folgender maßen: Nachdem er anläßlich der türkischen Gefangenschaft seines Meisters eine Laudatio von sich gegeben hat (ed. Kaimakis S. 550, 890-507,939), schreibt er (ebd. 507,940-945 ) : «Aber dieser Philosoph ( Greg. ), ohne Ahnung von der wahren Weisheit, zusammen mit seinem sonderbaren Freund (Ag.), sagt: Palamas wird gefangen genommen werden und nicht nur das Schlimmste, sondern auch das Schändlichste erleiden. Dabei sind sie selbst, wenn es um die Wahrheit geht, verhaßte, verrufene, lasterhafte Kerle, die die Kämpfe zu Ehren Christi verspotten und seine siegreichen Kämpfer verleumden und selbst fluchbeladen die Heiligen verhöhnen. » Philotheos versucht also nicht Zeugnisse beizubringen, die das, was Greg. berichtet, abstreiten. Greg. ist einfach unglaubwürdig, weil er und sein Freund Ag. als unverschämte Lüg ner bekannt sind und weil sie Palamas und die Palamiten verspotten. Da Philo theos mindestens so parteiisch ist wie Greg., bleibt unsere Frage offen. Für sicher halte ich, daß Greg. die schändliche Behandlung des Palamas durch die Türken (die nur die Täter und nicht das Opfer entehrte) nicht selbst erfun den hat, sondern höchstens ein Gerücht zu leichtfertig geglaubt hat. Mit diesem Glauben steht er in einer «christlichen» Tradition, wie sein Hinweis auf die Überlieferung bezüglich der Todesart des Areios deutlich macht. Für ihn hat Palamas Schändliches getan und Gott läßt ihn deshalb sichtbar für die Men schen Schändliches erleiden, damit sie die Schändlichkeit seiner Lehre erken nen. Dafür, daß Palamas Kantak. direkt empfohlen hätte mit türkischer Hilfe um den Machterhalt zu kämpfen, fehlen meines Wissens klare Beweise. Daß er und seine Anhänger den Usurpator bei seinen Bestrebungen unterstützt hatten, die =
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Macht zu ergreifen, und später nicht versuchten, ihn davon abzubringen, das Reich um der Macht willen den Türken auszuliefern, hat sie ohne Zweifel mitschuldig gemacht. Wie wir aus Pa lamas , Brief aus As. wissen, war dieser zuerst drei Monate der Gefangene Süleymans in Pegai, wurde aber um den 25. Juni 1354 nach Brussa (Prusa) überführt und damit Orkhan übergeben, der gerade in einem Dorf in der Nähe den Sommer verbrachte. Palamas wurde ihm vorgeführt, teilt uns aber selbst darüber nichts Näheres mit (s. ed. Ph.-Br. S. 200 f. ) . Irgendwann im Juli veranlaßte Orkhan eine theologische Diskussion mit 'Chionai' genannten Gelehrten, deren Charakter noch nicht genau identifiziert werden konnte. Man hat den Eindruck, daß es sich um Theologen handelt, die über das Judentum zum Islam gekommen waren (ausführlich dazu Philippidis-Braat: Capt. Pal. S. 202 f. u. 2 14-2 1 8 ) . Die Diskussion wurde von einem griechischen Arzt, (Konstantinos ? ) Taronites, der Leibarzt Orkhans war (PLP 27532), aufgezeich net. Ein Vertreter Orkhans, Palapanos (PLP 21553 ) wohnte als Vorsitzender zusammen mit anderen hohen türkischen Beamten der Diskussion bei. Von der genannten Aufzeichnung mit dem Titel Dialexis (usw.) existieren zwei Versio nen, von denen die längere wohl eine Revision der kürzeren ist, die vermutlich unter Einflußnahme des Palamas selbst entstand. Ausgabe mit französischer Übers. in Ph.-Br. S. 1 67- 1 85. Ag. zeigt sich sehr ungenügend informiert über die Angelegenheit bzw. nimmt es mit der Inszenierung des Vorgangs nicht genau. Palamas wurde nicht irgendwohin zu irgendeinem der dortigen Weisen geschickt, sondern die Chionai kommen zu ihm in ein Dorf nahe der Residenz Brussa, und in der Dialexis sprechen die Chionai nur als Gruppe, ohne daß einer von ihnen namentlich hervortritt (s. Ph.-Br. S. 201-203 ). Es folgt hier auch keine Zusammenfassung . der Diskussion geschweige denn eine Ausein . andersetzung damit. Ich nehme an, daß Ag. die Dialexis gar nicht zu Gesicht bekommen, sondern nur ein paar Dinge gehört hat, die darin gestanden haben sollen. Er unterscheidet nicht zwischen dem Brief aus Asien und der Dialexis, sondern nennt als Quelle nur einen Extrakt aus Mitteilungen des Palamas. Aus reinem Vorurteil, so scheint mir, geht Greg. davon aus, daß es in der Diskussion nicht um Christentum und Islam, sondern um die palamitische Interpretation des Christentums ging, die Palamas gegen den Islam zu verteidigen hätte. Nichts in der Dialexis bestätigt diese Interpretation. Die Chionai fragten Palamas natürlich keineswegs nach einer neuartigen (pala mitischen) Religion, von der sie nie gehört hatten. In der Dialexis (§ 2) legen die Chionai zuerst ihren Standpunkt dar. Sie halten sich an die zehn Gebote des Moses. Palamas wird aufgefordert, seinen Standpunkt zu verteidigen. Von den drei Gründen, die er hat, eine Antwort zu verweigern, läßt Ag. den ersten, der
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rein rhetorisch ist (er sei für diese Aufgabe ein zu unbedeutendes Mitglied der katholischen und apostolischen Kirche) außer acht. Den zweiten zitiert er fast wortgetreu aus der Dialexis (vgl. In 23 1 , 1 8 -2 1 mit Dial. § 3,5-7) . Anstelle von «daß es nicht nötig sei » hat die Dialexis aber « daß es nicht passend sei » . Palamas meint, daß Richter, die selbst Partei sind (was hier der Fall war), kein Recht haben, von ihm eine Apologie seiner Religion zu verlangen, da sie keine objektiven Richter seien. Auch der dritte Grund zur Verweigerung einer Antwort 'zitiert' Ag. (vgl. In 23 1 ,2 1 -23 mit Dial. § 3,7- 1 0 ) . Palamas beruft sich auf das Beispiel Christi, der (nach Mk. 14,6; Mt. 27,12; Lk. 23,9) in ähnlichen Umständen auch ein Zeugnis verweigerte. Die nachfolgende Kritisie rung dieser Gründe ist ungerecht, vor allem da Palamas nur sagt, daß er berechtigt wäre, den Chionai eine Antwort zu verweigern, aber dennoch eine Antwort gibt. Von falschen Ausreden kann also keine Rede sein. Und daraus, daß Palamas sich auf das Beispiel Christi beruft, sollte gerade Greg. ihm nicht den Vorwurf machen, er greife damit zu hoch, wo er doch selbst sich die Märtyrer der frühen Kirche nicht nur zum Vorbild nimmt,. sondern sich direkt mit ihnen vergleicht. Zum Abschluß noch eine Textkorrektur: In 232,1 ist für 'echei' (er hat) 'ekei' (dort) zu lesen. Diese Stelle verstärkt den Eindruck, daß Ag. weder den Brief aus Asien noch die Dialexis selbst hat lesen können. Nachdem er von dem Bericht über die Gefan gennahme im Brief auf die von Orkhan organisierte Diskussion übergesprungen und auf sechs Zeilen aus der Dialexis eingegangen ist, nimmt er plötzlich wieder Bezug auf die allerersten Gefangenschaftserfahrungen in Lampsakos und Pegai, worüber nur der Brief berichtet. Die erste Mitteilung, auf die er eingeht, ver wandelt er dabei in ihr Gegenteil und die zweite verbindet er irreführend mit der ersten. Im Brief aus Asien § 7,5-8 erzählt Palamas stolz, daß die christlichen Griechen in Lampsakos außer seiner Bildung und Tugend auch seine Kämpfe für die Kirche besonders hervorhoben (s. Anm. 397). Wohl indem Ag. (Greg. ) das «wie sie sagten» boshaft auf «für die Kirche » bezieht, kann er daraus (gegen den Sinn des ganzen Satzes) folgern, daß die genannten Christen glaubten, Palamas sei der große Bekämpfer der neuen Lehre, und nicht wußten, daß er gerade zum Schaden der Kirche gekämpft hatte. Daß er sich über die Lobpreisungen nicht unbedingt freuen konnte, schreibt Palamas selbst auch, aber nur weil sie das Lösegeld für ihn in die Höhe trieben ( § 7,9 - 1 2 ) . Daß Palamas das Mißverständ nis nicht ausräumte, damit die Christen ihn auch weiter verköstigen würden, davon steht bei Palamas kein Wort. Erst nachdem man die Gefangenen nach drei Tagen in Lampsakos nach Pegai transportiert und sie der dortigen Chri stengemeinde anvertraut hatte, kümmerte sich ein Gewisser Maurozumes (PLP 1 7439) drei Monate lang beispielhaft um sie und sorgte für Unterbringung und Unterhalt der Unglücklichen (Brief aus Asien § 1 0, 1 - 1 1 1,7).
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Man wundert sich über den Vergleich des Palamas mit einem Polypen, verbun den mit dem Hinweis, daß er dauernd die Farbe seines Denkens wechsle. Sprw. Beispiel für Wechselhaftigkeit (in der Farbe) war das Chamäleon, s. Nic. Chon., Or. et Ep. (v. D . ) 89,25 f., u. Hist. (v. D . ) 1 36,56-5 8, 353,39. Der 'Vielfuß' ist mir als Beispiel von Wandelbarkeit nicht bekannt. Beachte die Textkorrektur III 232, 1 6, für 'chromati te kai schemati' ist 'chromata te kai schemata' zu lesen. Gemeint ist, daß Palamas seine Gefangenschaft, die eine Strafe Gottes ist, nutzt, um sich als Leidensgenosse Christi zu profilieren, wie Greg. ihm anschließend vorwirft. Schon Bd. IV S. 155 (mit Anm. 470 ) hat Greg. die Lehre des Palamas, wie sie im Konzilstornos von 1 3 5 1 festgeschrieben wurde, als den Greuel der Verwü stung bezeichnet, von dem Mt. 24,1 5 spricht. Hier identifiziert er nun Pala mas selbst mit diesem Greuel. Für aller Augen sichtbar gemacht wurde das (in den Augen des Greg. ) durch den sodomitischen Umgang, den Barbaren mit ihm hatten. Und damit erklärt er nun auch die Tatsache, daß sogar die fana tischsten Anhänger des Mannes (etwa Kantak. und der Patriarch Philotheos) ihn noch immer nicht freigekauft haben. Diese Stelle erweckt den Eindruck, daß es für Greg. an der Richtigkeit seiner Anschuldigung keinen Zweifel gab, sie zeigt aber noch mehr seinen festen Glauben, daß es sich um eine Strafe Gottes handelte, die es ihm erlaubte, das Opfer einer Schandtat zum Schul digen zu machen. Das Kompliment, das Greg. im anschließenden Satz durch Ag. sich selbst macht, ist hier gewiß arg fehl am Platz. Nun noch eine Text korrektur zu III 234, 1 : nach 'aguias' ist 'kai tas plateias' zu ergänzen, und ein Wort zu den zwei Mythen, auf die angespielt wird. Der erste ist der von Hermaphroditos, dem Sohn des Hermes und der Aphrodite. Darin verliebt sich die Quellnymphe Salmakis in Hermaphroditos. Sie bittet die Götter, sie möchten ihren Körper und den des Hermaphroditos, der ihre Liebe nicht erwidere, miteinander verschmelzen. Die Götter erhören ihre Bitte und die Quelle, in der dies geschah, verwandelt seitdem alle, die darin baden, in Her maphroditen. Ich vermute, daß Greg. damit andeuten will, daß die Palamiten durch ihre eingebildete Gottesschau zu Zwitterwesen werden (zu polytheisti schen Atheisten) . Der zweite Mythos ist der des Ursprungs des Gottes Diony sos bw. Bacchos, mit dem Greg. Palamas öfter in Verbindung bringt (die Palamiten bilden für ihn einen bacchischen Verein) : Die thebanische Königs tochter Semele wünscht, daß ihr Liebhaber Zeus nicht in einer Metamorphose (etwa als Schwan wie bei Leda ), sondern in seiner wahren Gestalt zu ihr komme. Zeus kommt nun zu ihr als Blitz und Donner und sie verbrennt. Zeus birgt aber ihre Leibesfrucht in seinem Schenkel und trägt sie aus. So wird Dionysos (Bacchos) geboren. Der Hinweis auf diesen Mythos soll natür-
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lich die angebliche Gottesschau des Palamas als Hirngespinst von Exaltierten diskreditieren und daran e!innern, daß kein Mensch Gott sehen kann, ohne zu sterben. Zur Absetzung des Patriarchen Kallistos s. ob m 195,5-2 0 1 , 1 mit den Anmer kungen. Über das, was Kallistos nach seiner Absetzung tat, berichtet Kantak. kürzer als Greg. Er schreibt (ill 275,14- 1 9 ) : «Patriarch Kallistos verbrachte nicht wenig Zeit im Kloster des Mamas, flüchtete dann zuerst nach Galata und versteckte sich einige Zeit bei den Lateinern. Danach gelangte er durch sie nach Tenedos zum jungen Ks. und genoß bei ihm großes Wohlwollen, weil er sei netwegen soviel Ungemach auf sich genommen hatte. » Kantak. berichtet dies, ehe er auf die Krönung seines Sohnes Mt. im Februar und das Erdbeben vom 1 ./2. März 1 3 54 übergeht (275,20-276,2) . Greg., der selbst z u den offiziell von Kallistos Verfolgten zählte, unterläßt es nicht darauf hinzuweisen, daß dieser Patriarch nach der von ihm durchgeführ ten Kanonisation der Lehre des Palamas selbst tat, was er nun erleidet. Damals ließ er Antipalamiten sogar mit Gewalt aus der H. Sophia wegschleifen und in Gefängnisse werfen und jene, denen es gelang nach Galata zu entkommen, beschimpfte er als Freunde der römischen Lehre. Nun wurde er selbst aus der H. Sophia verjagt und sah sich gezwungen, sich unter den Schutz der Latei ner zu begeben. « Sich wie Korybanten benehmen» war schon im Altgriechischen eine übliche Bezeichnung für das Agieren von Menschen in Raserei. Korybanten hießen ursprünglich die Verehrer der Göttin Kybele, einer phrygischen Urmutter-Gott heit. Diese Verehrer brachten sich mit Musik und Tanz (Techno) in Ekstase, in der sie sich selbst Verwundungen beibrachten. Soweit ist es nun auch mit den Palamiten gekommen. Die beiden Vorsitzenden des Räuberkonzils von 1 3 5 1 , Kantak. und Kallistos, wüten nun gegeneinander. Ziemlich anders sieht diese Episode bei Kantak. (ill 282,8-2 8 3 , 1 6) aus. Was bei ihm unmittelbar vorausgeht, habe ich in Anm. 292 f. referiert. Nachdem Kantak. ein Vermittlungs angebot des Philotheos bei Joh. V. abgelehnt hatte, nahm er die Sache selbst in die Hand. Angeblich glaubte er seinen Schw. S. bald für Frieden gewinnen zu können. Es kam aber anders, wie er selbst erzählt. Mit ihm fuhren sein Sohn Mt. mit Gattin nach Tenedos, die in Ainos von Bord gehen sollten, um von dort über Didymoteichon nach Adrianopel zu reisen, während er sich der Versöhnung mit dem Schw. S. widmen wollte. Die Zahl seiner Schiffe nennt er nicht. Die Zahl elf, die Greg. nennt, läßt an der Zuversicht zweifeln, Joh. V. werde ihn mit Freude empfangen. Um seine fried lichen Absichten zu bekunden, fuhr er nicht direkt nach Tenedos, sondern zu der nahegelegenen unbewohnten kleinen Insel Mauria, wo er den Rest des Tages (der Ankunft vor T. ) und eine Nacht blieb. Dann fuhr er zur kleinen
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Insel H. Andreas und hoffte, der junge Ks. werde dorthin Friedensgesandte schicken. Es kamen aber keine. Schuld daran wären Kapitäne in seiner eigenen Flotte, die ihm übel gesinnt waren. Diese ließen Joh. V. wissen, sie wären, wenn es zum Angriff kommen sollte, auf seiner Seite. Darum wollte Kantak., um sich mit Wasser zu versorgen, nicht auf der Inselseite anlanden, wo der junge Ks. residierte, sondern tat das auf der anderen Seite beim Fluß Borios. Ein Heer seines Schw. S. versuchte das zu verhindern, aber die Wasserholer setzten sich durch. Er sah nun ein, daß ein Bleiben nichts nutzen würde. Seinen Schw. S. bekämpfen und der Insel Schaden zufügen wollte er nicht. Dieser dachte offen bar nicht an Frieden, sondern war auf Krieg aus. Also fuhr er schnell ab nach Ainos, wo Mt. und seine Gemahlin von Bord gingen, und er selbst war vier Tage später wieder in Kpl. Joh. V. blieb auf der Insel und unterließ nichts von dem, was er zur (Erlangung der) Herrschaft tun konnte. Später, in Friedens zeiten (d. h. nach der erzwungenen Abdankung des Kantak. ) , soll (laut Kan tak. ) Joh. V. bestätigt haben, daß Kapitäne seines Schw. V. heimlich mit ihm abgesprochen hätten, daß er einen Frieden ablehnen und selbst keine Friedens vermittier schicken würde. Aber nicht das sei der Grund gewesen, weshalb er jeden Kontakt vermieden habe, sondern die Tatsache, daß sein Schwager Mt. dabei war. Denn den zu empfangen hätte den Eindruck erweckt, daß er mit der Teilung der Kaiserherrschaft einverstanden wäre und es aufgegeben hätte, darum zu kämpfen. Diese Darstellung dürfte einwandfrei sein. Man erinnere sich, daß nach dem ersten (fehlgeschlagenen) Versuch des jungen Ks. in Kpl. einzudringen, die Bootsmannschaften sich mit Beschimpfungen des Kantak. verabschiedeten (s. Anm. 335). Die Tatsache, daß er sich nicht auf die Besat zungen seiner eigenen Schiffe verlassen konnte, und die Einsicht, daß Joh. V. nicht daran dachte, sich auf einen Komprorniß einzulassen, mögen Kantak. ' überzeugt haben, daß sich für eine Mitkaiserschaft seines Sohnes Mt. kein Einvernehmen erreichen ließ. Kantak. erkennt hier die Tatsachen an und bemüht sich nur noch, immer die anderen für seine Fehler verantwortlich zu machen. Von dieser Eirene ( als Nonne Eulogia) Chumnaina war schon Bd. I S. 1 8 8 mit Anm. 4 1 6 und Bd. 1I Anm. 475 die Rede. Wenn Ag. sie hier eine wahrhaftige Kaiserin, gr. Basilissa, nennt, will er damit andeuten, daß ihr nicht nur der Titel Basilissa zukam, sondern daß sie auch ihrer Würde gemäß gelebt hat. Sie war aber nicht Kaiserin in dem Sinne, daß sie die Gemahlin eines regierenden Ks. gewesen wäre (als solche hätte Greg. sie vielleicht Despoina genannt), sondern weil auch die Gattinnen von Männern, die mit der Würde eines Despotes ausgezeichnet waren, als Basilissa angesprochen wurden. Die Würde des Despotes hatte ihr Gatte Johannes Palaiologos bekleidet, der erste Sohn aus der Ehe des Ks. Andronikos 11. (mit Eirene von Montferrat). Sie selbst war eine
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Tochter des Nikephoros Chumnos, von dem auch öfter die Rede war (s. Bd. I S. 1 8 8 und die Anm 3 84, 416, 45 1 , 459 f., 463 ) . Nach dem Tod ihres Mannes trat sie in das von ihr selbst wiedererbaute Kloster des Soter Philanthropos ein (s. Janin: Egl. Mon. S. 527-9). Zu ihr (und ihrem Vater) s. jetzt PLP 30936 (u. 3096 1 ) . Zu ihr insbes. C. Hero: Irene Eulogia Chumnaina in BF 9 ( 1 985) 1 19147. Was die wichtigsten Daten ihres Lebens betrifft, ist nicht nur hier bei Greg., sondern auch in Bd. I Anm 4 1 6 einiges zu korrigieren. Geboren wurde sie 129 1 ; geheiratet hat sie als Zwölfjährige 1303; Witwe wurde sie nach einer nicht ganz vierjährigen Ehe Anfang 1 3 07. Danach lebte sie als Nonne noch bis 1355 und starb also im Alter von etwa 65 Jahren. Greg. zufolge müßte sie vor dem Herbst 1 354 gestorben sein, aber eine Urkunde Dusans von Serbien setzt voraus, daß sie 1355 noch lebte. Ag. kann also Greg. ihren Tod im Herbst 1354 höchstens aufgrund eines Gerüchts berichtet haben .. Oder Greg. hat sich, als er den Bericht über den letzten Besuch des Ag. niederschrieb, an etwas nicht richtig erinnert. Vielleicht hat Ag. in Erwartung ihres baldigen Todes seinen Freund vorzeitig um eine Monodie gebeten. Mit Greg. ve�band die Verstorbene vor allem der Antipalamismus. Eine Totenklage auf sie kam entweder nicht zustande oder ist nicht erhalten geblieben. Korrigiere In 240,2 'lathoi' ( Optativ) in 'lathe' (Konj . ) ; «me lathe prokypsas » habe ich mit «daß er sich nicht unversehens hervorwage » wiedergegeben. Diesen Bericht aus dem fernen Ausland verdanken wir wohl dem Umstand, daß Ag. die betreffenden Gebiete besucht hatte und sich seitdem dafür besonders interessierte. Dieses Eindringen des jungen Ks. in Kpl. war für Kantak. der Anfang vom Ende seiner usurpierten Kaiserherrschaft. Der Grund seines Sturzes war wohl kaum, daß sein Eintreten für Palamas und dessen Lehre das Volk verärgert hätte. Es reichte der von Greg. zuletzt genannte Grund, daß er die Rhomäer den Türken ausgeliefert hatte. Greg. wird das hiernach noch genauer beschreiben und Kan tak. wird später viele Seiten brauchen (In 284, 1 8-309, 1 ), um zu apologisieren, daß das alles Verleumdung sei und alles ganz anders war ( 3 8 7,24-3 8 8, 1 ) . Man behalte beim Vergleich Greg.-Kantak. immer im Auge, daß der Bericht des letzteren über seine Ablösung durch Joh. V. keineswegs auf die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zielt, sondern nur dazu dient, eine Niederlage in einen Sieg umzumünzen. Nicht Joh. V. hätte Regie geführt bei seinem Abstieg vom Kaiserthron in die Mönchszelle, sondern er selbst hätte Regie geführt bei einer ganz anderen Aufführung: Der Aufstieg vom Ks. zum Mönch. Die Apologie fängt aber schon vor dem Eindringen des jungen Ks. in Kpl. an. In der Zeit zwischen seiner erfolglosen Expedition nach Tenedos im Sommer 1354 und dem Auftauchen Joh. V. in Kpl. passierte, wenn man ihm Glauben schenkt, noch folgendes. « Um diese Zeit» erobert Süleyman in Galatien die Städte Ankara .
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und Krateia. Als Sieger heimgekehrt, schickt er zusammen mit seinem Vater ( Orkhan) eine Gesandtschaft mit dem Angebot, die Städte in Thrakien, wie versprochen, zurückzugeben. Kantak. könne sie übernehmen, wann er wolle. Dieser habe sich mit reichen Geschenken dafür bedankt und für die Übergabe einen Termin festgesetzt, zu dem die Barbaren abziehen würden und er für eigene Garnisonen in den Städten sorgen wolle. Die Ausführung bereitete er gerade vor (ITI 284,2-1 8 ), als Joh. V. zur Unzeit auftauchte (284, 1 8 -22) . So wäscht sich Kantak. die Hände in Unschuld. Wäre der junge Ks. auf Tenedos geblieben, die thrakische Chersones wäre nicht endgültig verloren gewesen! Nun zum Vorgang selbst, der verhindert haben soll, daß die Türken Europa wieder verließen: Zuerst zu Ort und Zeit des Überraschungscoups des jungen Ks. Für den Hafen, in den Joh. V. einlief, benutzen Greg. und Kantak. unter schiedliche Bezeichnungen. Greg. spricht vom nach Osten gelegenen Hafen Arsenal-Komplex, natürlich um diesen von einem weiter westlichen zu unter scheiden, und Kantak. spricht vom Heptaskalon-Arsenal. Trotzdem sprechen beide vom gleichen Objekt, wie ich schon in Anm . 153 gezeigt habe. Es wäre auch absolut unverständlich, wenn einer der beiden Männer, die den größten Teil ihres Lebens in Kpl. lebten und für historische Ereignisse, wie das hier erörterte, das größte Interesse hatten, sich in einer Angelegenheit geirrt hätte, über die ihn fast jeder Konstantinopler hätte aufklären können. Schwieriger ist die Datierungsfrage zu beantworten. Lange Zeit galt die Nacht vom 2 1 . auf den 22. November 1354 als die, in der Joh. V. plötzlich in Kpl. auftauchte (s. Schreiner: Kleinchron. TI S. 2 84 f.; Failler: Not. chron. Cantac. S. 298-3 0 1 ) . Jahr und Jahreszeit stehen aus Greg. und Kantak. fest. Ein genaues Datum, Samstag den 22. November ( der achten Indiktion, also 1 354), überliefert ein Kolophon im Cod. Laur. 85.6 fol. 2 (u. a. ediert von Failler: Nouv. Not. S. 120 ) . Die ' Richtigkeit dieser Notiz wurde aber fraglich, als Darrouzes im Cod. Paris. 753 fol. 1 1 8v ein Kolophon entdeckte, das unser Ereignis auf Samstag den 29. November datiert (s. ebd. S. 1 2 1 ) . Das Pariser Kolophon ist insofern das präziseste, als es auch die Stunde der Nacht nennt (die siebte) . Beide Kolophone datieren den Endpunkt des ganzen Geschehens, die Abdankung des Joh. Kantak. (verbunden mit der Annahme der Mönchs kutte) auf den 10. Dezember, das Pariser allein nennt auch den Wochentag (Mittwoch), den sich aber jeder aufgrund des Ausgangspunktes errechnen kann, und setzt abweichend von den anderen Quellen die Annahme des Non nengewandes durch die Kaiserin auf den 1 1 . Dezember. Es stellt sich also die Frage: Welches Datum stimmt nun? War es der 22. oder der 29. November? Oder mit anderen Worten: Brauchte Joh. V. neunzehn oder nur zwölf Tage, um seinen Schw. V. zur Abdankung zu zwingen? Bzw. aus der Sicht des Kantak. : Wieviel Zeit brauchte dieser u m seinen Übertritt ins Kloster s o reibungslos wie
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möglich über die Bühne zu bringen? Failler: Nouv. Not. versucht nachzuwei sen, daß die genaue Lektüre des Kantak. es nicht zuläßt, für den ganzen Vor gang mehr denn fünfzehn Tage zu berechnen, so daß der 22. November nicht in Frage käme, während der Bericht des Kantak. sich wohl auf ein Zeitschema von zwölf Tagen komprimieren läßt. Die Datierung des Pariser Kolophons wäre demnach die richtige. Der Beweis, den er vorlegt, überzeugte mich freilich nicht gleich hundertprozentig, daß der 22. November absolut nicht in Frage käme. Ich schließe hier also für die Ereignisse, die zur Abdankung des Kantak. führten den 22. Nov. als Ausgangspunkt nicht a priori aus. Nun zum Ereignis selbst: Greg. behauptet, Joh. V. wäre ohne fremdstämmige Kampfgenossenschaft gewesen. Tatsächlich wurde er vom genuesischen Frei beuter Francesco (I.) Gattilusio unterstützt, der dafür eine Schwester des jungen Ks. Eirene zur Frau bekam, die ihm als Mitgift die Herrschaft über Lesbos einbrachte (s. Miller: Gattilusij 3 1 3-3 1 5 mit Anm 1 ) und als lateinische Fürstin den Namen Maria annahm (s. Bd. n .< 1 979> Anm 497 und Reg. s. n. Palaiolo gina Maria <3» . Ich bleibe bei der Identifizierung Eirene. ( 3 ) Maria ( 3 ) auch gegen PLP 2 1437 ( 1 989), wo Andronikos ID. (noch) eine Tochter Eirene, Mit zarin v. Bulg., und eine Tochter Maria, Herrin v. Lesbos, zugeschrieben werden. Aus der verwitweten Mitzarin Eirene wurde in zweiter Ehe die lateinische Her rin Maria. Auch Kantak. erwähnt in seinem Bericht keine fremde Hilfe für Joh. V. Die Angaben unserer bei den Historiker über die Stärke der kleinen Flotte weisen einen kleinen Unterschied auf: Kantak. spricht von nur einer Triere und einigen Moneren. Kantak. leugnet nicht, daß das Kommen des jungen Ks. sofort große Unruhe verursachte und er damit rechnete, daß das Volk sich ihm anschließen würde, betont aber auch, daß dieses aus Angst, er werde ausrücken und kämpfen, noch zögerte anzugreifen (ID 284,22-285, 1 ) . Greg. läßt Kantak. aus Angst vor dem Volk im Palast bleiben, Kantak. wird das gleich hiernach damit erklären, daß er nicht mehr um die Macht kämpfen wollte. Daß er vor sorglich noch in der Nacht Helfer herbeizitierte, sagt er wenig später. «Als Kaiser Kantak. » - so schreibt er - « hörte, daß sein ksl. Schw. S. in Byzantion sei, erteilte er sofort und uneingeschränkt dem Kämpfen und dem Töten eine Absage. Im Beisein des (Demetrios) Kydones, der ( als Günstling und Mesazon) immer bei ihm im Palast verblieb, sagte er zu seiner Frau, der Kaiserin Eirene (verkürzt dem Sinne nach wiedergegeben): «Wenn ich nicht längst beschlossen hätte, mich aus den Staatsgeschäften zurückzuziehen und Mönch zu werden, müßten wir jetzt unbedingt sofort angreifen und niemanden schonen, bis wir sie verjagt hätten. Wir könnten das leicht, wie man aus dem Kräftevergleich schlie ßen kann. Aber weil wir, ob wir siegen oder besiegt werden, von allem Abschied nehmen müssen, wozu dann Krieg und Mord? Was werden wir davon haben außer Schmach und Gewissensbissen, von den Strafen im künftigen Leben gar .
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zu schweigen? Nehmen wir lieber das Kommen des jungen Ks. zum Anlaß, alles zurückzulassen und uns nur um unser Heil zu kümmern! Es wäre eine wün schenswerte Sache gewesen, wenn wir den Krieg zwischen Sohn und Schw. S. ohne Blutvergießen hätten beenden können, aber wir haben es nicht vermocht und ihr Kampf um die Herrschaft geht weiter. So sind wir nun jetzt in die Notlage gekommen, daß wir entweder freiwillig weichen müssen oder kämpfen, und das heißt die Feinde töten oder selbst getötet werden, wenn es so kommt. Besiegt werden ist eine schreckliche und schändliche Sache, aber Siegen ist über haupt kein geringeres Übel. Warum also nicht wählen, was der Allgemeinheit und uns selbst nutzt? » Die Kaiserin ließ sich überzeugen. (Kantak. IU 2 85,3286,13; zu spät und verlogen) . Auch dieses stellt Kantak. anders dar. Unmittelbar nach seinem Vortrag vor der Kaiserin und Kydones läßt er die ihm wohlgesinnten Adeligen und höheren Heeresangehörigen sich bei ihm versammeln, die alle raten, den Feind anzu greifen. Insbes. taten das seine katalanischen Söldner. Er sagt ausdrücklich nicht, daß er selbst seine Anhänger herbeizitiert hätte. Auch seine Reaktion ist anders als bei Greg. Er hält kämpfen für nutzlos, will das aber seinen Soldaten nicht sagen, weil es sie demoralisieren würde. Kein Kampf, keine Belohnung. Er versucht also ihrer Kampflust mit Worten die Spitze zu nehmen und spricht (verkürzt und frei) so zu ihnen: «Wenn es um Andersstämmige ginge, hätte ich keine Bedenken, aber gegen Stammesverwandte kann ich den Kampf nicht verantworten. Ich will auch zuerst noch andere tapfere und kluge Anhänger herbeirufen, meinen Schw. S. Nikephoros und den Sebastokrator (Andr. ) Asan und andere. Nach ihrem Eintreffen wird der Gegner es nicht mehr wagen anzugreifen und verschwinden» (lU 2 8 6, 1 3-2 8 8 , 3 ) . Anschließend schickt er vor den Augen aller Anwesenden Boten aus mit Briefen an seinen Sohn und andere, auch an turkische Machthaber in Thrakien, sie sollen schnellstens nach Byzantion kommen, um mit ihm zu kämpfen. Das gab er aber nur vor (gr. eplatteto) der Anwesenden wegen. Er hatte nämlich selbst schon Vorbereitungen getroffen, sich zurückzuziehen (28 8,3- 1 0 ) . Diese Dar stellung ist irreführend: Dem Leser wird der Eindruck vermittelt, Kantak. habe die Entsendung von Boten mit Briefen vorgetäuscht. Man fragt sich dann frei lich, wie er das hätte tun können, ohne daß der Betrug ans Licht gekommen wäre. Tatsächlich wird er, wie wir noch sehen werden, die Gerufenen mit ihren Heeren wieder nach Hause schicken bzw. sie abbestellen, sobald er sich mit Joh. V. geeinigt hat (lU 294, 1 -24) . Er meint also nur, daß er den möglichen Einsatz der angeschriebenen Personen vortäuschte, in Wirklichkeit aber gar nicht daran dachte, dies tatsächlich zu tun. Insbes. will er nicht an Einsatz türkischer Truppen gedacht haben und betont deshalb, daß er diese nicht ein mal dann eingesetzt hätte, wenn er um die Macht hätte kämpfen wollen. Um
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diese zu späte Abkehr von dem, was er bis dahin immer getan hatte, glaub würdig zu machen, erzählt er uns folgendes: Patriarch Philotheos habe ihn überzeugt, daß es schon zu viele unschuldige Opfer des mit türkischer Hilfe geführten Machtkampfes gegeben habe und daß man es nicht verantworten könne, weiterhin Nichtchristen gegen Christen ins Feld zu führen, nicht einmal gegen anders stämmige Christen. Darum habe er versprochen, dies nie wieder zu tun, und Philotheos für seine Worte gedankt, die er als von Gott gesprochen angenommen habe. Und er habe sich daran gehalten (288,4-290,5 ) . Es ist klar, daß Philotheos diese Einsicht erst nach dem Sieg der Türken über Serben und Bulgaren im Dienste des jungen Ks. am 10. 1 0. 1352 Kantak. vorgetragen haben kann (vgl. Anm. 395 ! ) . Die stolze Mitteilung, er habe sich daran gehal ten, erstreckt sich nur über ein gutes Jahr, in dem nichts ihn herausforderte. Auch dies zu spät und verlogen. Dölger: Reg. 3027 datiert diese (fingierten) Hilferufe «nov. 2 1 » bzw. « am Tage vor dem Einzug des Ks. Joh. V. am 22. nov. » Diese Datierung ist natürlich falsch. Am 2 1 . November hatte Kantak. noch keine Ahnung, daß Joh. V. in der Nacht unbemerkt in die Stadt eindringen würde. Dölgers Hinweis zur Datierung auf Kantak. 290,6 sticht nicht. Dort steht, daß Joh. V. im Neorion den Tag abwartete, ehe er sich dem schon zum Palast aufmarschierenden Volk anschloß. Das bestätigt, daß alles, was sich im Palast abspielte, nachdem Kan tak. über das Eindringen des jungen Ks. informiert worden war, in der zweiten Hälfte der Nacht vom 2 1 . auf den 22. bzw. vom 29. auf den 30. November anzusetzen ist. «Am folgenden Tag» heißt hier am 22. bzw. 29. Nov., weil die Geschichte in der Nacht vom 2 1 ./2 8 . auf den 22./29. angefangen hat. Vor dem Abend des 23 ./3 0. Nov. also hatte das Volk Kantak. in seinem Palast eingeschlossen. Kan tak. hebt hervor, daß die Wut des Volkes vor allem der Familie des Phakeolatos galt, der ihm im Febr. 1347 geholfen hatte in die Stadt einzudringen (s. Bd. III S. 1 60 f. ) , weiter daß ein Teil des Volkes das ksl. Waffenlager im Neorion plünderte und daß Joh. V. im Palast des Porphyrogennetos übernachtete. Kan tak. verteilt die kriegerische Auseinandersetzung, für die Greg. zwei Tage ansetzt, ebenfalls über zwei Tage (290,5 16 u. 290, 1 7-29 1 , 1 0) . Am zweiten Tag, also am 23. oder 30. Nov. besetzte das Volk das sogen. Kastellion und griff auch den Palast direkt an, wurde dort aber von den Katalanen am weiteren Vordringen gehindert. An dem Tag versteckte sich auch Patriarch Philotheos, der befürchtete, Joh. V. könnte sich an ihm rächen. Das Haus des Porphyro gennetos ist als Tekfur Saray noch eine bekannte Größe in der Nordwest-Ecke von Istanbul. Es lag für Joh. V. sozusagen auf seinem Weg zum Blachernenpa last, wo Kantak. residierte, und verdankt seinen Namen höchstwahrscheinlich dem Porphyrgeborenen zweiten Sohn Michaels VIII., des Gründers der Palaio-
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logendynastie, d. h. dem jüngeren Bruder Andronikos' II. (Konstantin PLP 2 1492), der als Lieblingssohn seines Vaters seinem Bruder verdächtig war und deswegen im Gefängnis starb. Zu ihm s. Bd. I Index s. n. Auch Andronikos III. wohnte zeitweilig in diesem Haus (s. Kantak. I S. 305). Joh. V. benutzte also gewissermaßen eine Familienresidenz. Zum Gebäude s. Müller-Wiener: Bild lex. S. 244-246; Restle: Istanbul S. 305-308; Freely Istanbul S. 437-439. Als Kastellion werden kleine burgähnliche Festungswerke bezeichnet, so z. B. das von Ks. Tiherios I. (578-582) erbaute Kastellion von Galata (s. Müller-Wiener o. c. S. 320; Berger: Patria S. 689 f. ) oder auch die zur Festung ausgebaute Porta Aurea (s. Müller-Wiener S. 297) . Hier muß es sich um ein dem Blachernenpa last vorgelagertes Befestigungswerk handeln, das von den Komnenenkaisern, als sie die Residenz hierher verlagerten, errichtet wurde (s. Nic. Chon. Hist. 3 84,35-37; 442,3 8-44; 543,4 f. [v. D.]. Müller-Wiener S. 303 f. hat in seiner Beschreibung der Wehrbauten im Bereich der Blachernenmauer diese Grego rasstelle nicht berücksichtigt). Kantak. 'weiß nichts' von einem Proviantierungsprohlem im Blachernenpalast und auch nicht von einer bedrohlichen Unzufriedenheit in der hunten Menge, die im Palast versammelt war. Der Leser darf nicht auf den Gedanken kommen, er habe aus Angst dem erstbesten Vergleichsvorschlag seines Schw. S. zuge stimmt. Greg. sagt nicht, wer die Initiative zu einem Vergleich ergriff. Kantak. schreibt: « am dritten Tag» (ill 2 9 1 , 1 0), d. h. am Tag nach dem zweitägigen Volksaufruhr (also am 24. Nov. bzw. 1 . Dez.) « entsandte der junge Ks. den Epi tou Kanikleiou, Angelos, als Botschafter zum Ks. (Kantak. ) >> und bezeichnet diesen als einen für diese Aufgabe sehr geeigneten Mann, der seine Gunst genoß (zur Gleichsetzung dieses Angelos mit «Agathangelos » , dem Freund, der Greg. in seiner Haftzeit fünfmal besuchte, s. Einl. § IV. ) . Das Ergebnis war eine Übereinkunft, die heiden die Kaiserherrschaft ließ und wobei sie sich gegenseitig die Differenzen verziehen. Kantak. erklärt seine Zustimmung damit, daß diese Einigung es ihm ermöglichte, sich zurückzuziehen, nachdem er den inneren Frieden wiederhergestellt hatte. Bezüglich des Inhalts der Ver einbarung beschränkt Greg. sich auf die gemeinsame Kaiserherrschaft, Kantak. nennt weitere Einzelheiten. Der junge Ks. wird dem älteren in allem den Vor tritt lassen und ihm, wie frfrher, Reverenz und Folgsamkeit erweisen. Was von den j ährlichen Steuereinnahmen für Heer, Flotte und Verwaltung ausgegeben wird, werden, wie üblich, die Prytanen (Senatoren) bestimmen, das Übrige wird zu gleichen Teilen auf die beiden Ks. verteilt zur Finanzierung ihres Haus halts. Kantak. notiert dazu, daß er das nicht nötig hatte, da er ins Kloster gehen wollte, aber es trotzdem beschwören ließ, damit er nicht beim j ungen Ks. zurückgestellt zu sein scheine. Weiter wird beschworen, daß keiner von bei den irgendeinen Anhänger der Gegenpartei bestrafen oder dessen Rang oder Besitz-
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stand antasten wird. Insbes. soll Mt. Kantak. das, was er hat, behalten und weiterhin autonom verwalten. Außerdem wird Kantak. dem jungen Ks. das von ihm verstärkte Kastell des Goldenen Tores übergeben (Kantak. III 2 9 1 , 1 0293 , 1 7) . Mit einiger Verwunderung nimmt der Leser des Greg. diese genaueren Angaben des Kantak. über den Inhalt der so bald und so schnell erreichten Einigung zur Kenntnis. Worüber loh. V. noch vor fünf Monaten, als Kantak. ihn auf Tenedos zu besuchen versuchte, nicht einmal reden wollte, schlägt er j etzt selbst vor, bzw. akzeptiert er anstandslos. Um seinem Schwager Mt. Kan tak. seine Krone und den von ihm autonom regierten Reichsteil zu lassen und selbst, wie zuvor, in Kpl. die zweite Geige zu spielen, hatte sich die Überfahrt von Tenedos nach Kpl. wahrhaftig nicht gelohnt. Wie konnte der junge Mann sich auf eine solche Vereinbarung einlassen? Nur zwei Überlegungen können ihn dazu bewogen haben: Die erste war, daß das Volk von Kpl. zu jeder Zeit bereit sein würde, Kantak. zu stürzen oder sogar zu lynchen, wie es z. B. einst Andronikos 1. gelyncht hatte (s. Nic. Chon. Hist. S. 349 , 1 0-351 ,55 v. D . ) ; die zweite, daß diese Bereitschaft nur dann als lebens bedrohliche Wirklichkeit wirken würde, wenn Kantak. nicht mehr über das Goldene Tor mit seiner katalanischen Besatzung würde verfügen können und damit auch nicht mehr über die Möglichkeit, massenhaft Türken in die Stadt hereinzulassen. Man muß sich natürlich auch wundern, daß Kantak. diese Kröte geschluckt hat. Dafür sind zwei Gründe denkbar: Zum einen der von Greg. genannte. Kantak. sah sich zum Vertrag gezwungen, weil er sonst Unheilbares (d. h. den Tod) erleiden würde. Hinzu kam eventuell, daß er loh. V. unterschätzte und glaubte, dieser mache ein ansonsten so günstiges Angebot, da er froh sein müßte, seinen alten Status zurückzuerlangen, und die Auslieferung der Porta Aurea verlange er nur, um das Volk zu beruhigen. Vielleicht auch hat er es loh. V. nicht zuge traut, so hoch zu pokern, womit er vielleicht sogar Recht hatte. Der junge Ks. muß auch nicht selbst alles ausgedacht haben. Vielleicht steckte der Condot tiere Gattilusio dahinter, der wohl nicht umsonst mit einer ksl. Braut und Lesbos entlohnt wurde. Wie dem auch sei, mit der Porta Aurea übergab Kan tak., wie Failler (S. 123 ) treffend schreibt, «son dernier recours» . Was Greg. hier i n wenigen Zeilen zusammenfaßt und auf das Wesentliche reduziert, erzählt Kantak. auf vielen Seiten in allen Einzelheiten (ill 293 , 1 7307,9 ). Darüber, wie die Geschichte ausging, sind sich beide einig: Das Kai serpaar zieht sich zurück ins Kloster. Als Grund nennt Greg. die Drohung des Stadtvolkes, es zu lynchen, wenn sie nicht schleunigst ins Kloster verschwän den. Alles, was Kantak. uns mehr erzählt als Greg., dient dazu, dem Leser zu zeigen, daß niemand ihn gezwungen habe, Mönch zu werden, sondern daß er sich nach dem Frieden mit seinem Schw. S. endlich in der Lage sah, einen seit langem gehegten Wunsch zu erfüllen. Prüfen wir, ob seine Darstellung die
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lapidare Behauptung des Greg. widerlegen kann. Zuerst stellt Kantak. fest, daß nach dem Vertrag der Aufruhr sofort aufhörte. Der junge Ks. legte nun jeden Argwohn ab und besuchte seinen Schw. v., der ihn überaus freundlich empfing. Und nachdem sie lange genug zusammen gewesen waren, ging der junge Ks. zurück zum Haus, wo er auch vorher verblieb (293 , 1 7-24). Ohne konkretere Datierung als « nach dem Vertrag» berichtet er anschließend, daß aus Vizye der Sebastokrator Andronikos Asan mit einem Hilfsheer eintraf und, weil er nicht mehr gebraucht wurde, am dritten Tag danach wieder fortgeschickt wurde (293 ,24-294,6 ) . Unklar bleibt dabei, ob er noch am Tage des Vertrags oder einen, vielleicht zwei Tage danach erschien. Der Bote mit dem Hilferuf, der am 22. bzw. 29. Nov. frühmorgens Kpl. verließ, hatte einen Weg von ca. 80 km zurückzulegen und Asan, nach Rüstung eines Heeres, noch einmal die gleiche Entfernung in umgekehrter Richtung. Ich vermute Ankunft am 25. Nov. bzw. 2. Dez., Rückkehr am 27. Nov. bzw. 4. Dez. Thematisch verbindet Kantak. mit diesem Bericht, daß auch andere Herbeigerufene (auch Türken und sogar nicht eingeladene Türken) erschienen und wieder fortgeschickt wurden, und daß sein Schw. S. Nikephoros und andere benachrichtigt wurden, daß sie umkehren könnten (294,6-24 ). Dieser Verzicht auf militärische Hilfe vollzog sich wohl im Zeitraum von ca. 25.-27. Nov. bzw. 2.-4. Dez. Wiederum ohne genaue Zeitangabe fährt Kantak. fort: «Nun verließ er (Kantak. ) auch selbst (wie zuvor der junge Ks. <293, 1 8 -20>, man beachte die thematische Verbindung! ) den Palast, um sich zum Hause zu begeben, wo sein ksl. Schw. S. sich aufhielt, und besprach mit ihm die Staatsgeschäfte. » Da Kantak. in diesem Satz das Imperfectum verwendet, könnte damit ein wiederholtes so Handeln gemeint sein, was zu Greg. 243 , 8 - 1 0 passen würde, der auch den Eindruck erweckt, daß die bei den Ks. nicht nur einmal vertraulich miteinander verkehrten. Failler (S. 123 ) notiert lapidar: «Vendredi 5 decembre: Les deux empereurs tiennent conseil au lendemain du depart des troupes fideles a Jean Cantacuzene» und verweist in einer Fußnote dazu auf Kantak. 294,24-300,7. Das Gespräch, wovon im Text die Rede ist, füllt aber nur die Zeilen 294,24-295, 1 und die Zeitbestimmung « au lendemain» ist bei Kantak. nicht vorhanden. Und S. 295,1 -300,7 berichtet Kantak. ohne Bezugnahme auf das Gespräch der Kaiser über eine Senatssitzung im Haus des Großlogotheten Metochites zum Thema, ob man gegen die Türken in Thrakien einen Krieg beginnen soll oder nicht. Ich halte es deswegen weder für gesichert, daß die drei Vorgänge, Abzug des Andronikos Asan, persönliches Gespräch der bei den Kaiser in der Residenz des jungen Ks. und die genannte Senatssitzung an einunddemselben Tag statt fanden, noch daß dies der Tag des Abzugs Asans gewesen sein soll. Eine Ver teilung dieser Vorgänge über drei Tage 28 .-30. Nov. bzw. 5.-7. Dez. läßt sich nicht von vornherein ausschließen. Den Bericht über die Senatssitzung (295 , 1 -
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300, 1 5 ) benutzt Kantak. in diesem Zusammenhang natürlich nur, um seine Türkenpolitik zu verteidigen. Nach einem ersten Durcheinander von Wortmel dungen ergreift er selbst das Wort und führt aus: Man sollte zwar eigentlich Krieg führen, könne sich das aber nicht leisten. Ein Kampf gegen die weit überlegenen Türken wäre sinnlos. «Wir waren (so sagt er
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nicht mehr seine Sache. Gegen seine Rede protestierten nur jüngere Anwe sende, die ihm auch zu verstehen gaben, daß er sehr wohl die Barbaren hätte bekämpfen können, aber es nicht getan habe, weil seine Tochter mit Orkhan zusammenlebe, und daß er jetzt auch nur deswegen von Krieg abrate. Der junge Ks. äußerte keine Meinung und Kantak. hob die Sitzung auf. Er hätte zwar einen Beschluß gegen Krieg erzwingen können, tat das aber nicht, weil er bald die ganze Herrschaft dem j ungen Ks. überlassen wollte. Nicht lange danach setzten die Kriegsbefürwörter sich durch und der Krieg ging für die Rhomäer nicht gut aus (300, 15 - 1 7 ) . Unsicher an welchen Tag wir mit diesem «Kriegsrat» angelangt sind - am 28., 29. oder 30. Nov. bzw. an den 5 . , 6. oder 7. Dez. - lesen wir nun: «Am dritten Tag danach» (300, 1 8 f. ) und werden anschließend über die Übergabe der Porta Aurea an den jungen Ks. informiert (300, 1 8 -304, 8 ) . Dabei bleibt unklar, ob diese Übergabe zwei oder drei Tage in Anspruch nahm. Man hat nicht den Eindruck, daß Schlüsselübergabe und Räumung am gleichen Tag erfolgten. Kantak. brauchte offenbar viel Mühe und Zeit, ehe er die katalanische Besatzung unter Juan Peralta bereit fand, der Räumung der Festung zuzustimmen. Geben wir wieder Kantak. das Wort: « Sie übergaben dem Ks. (Kantak. ) die Festung. Dieser ließ sofort seinen ksl. Schw. S. kommen und übergab ihm selbst die Schlüssel, die die Lateiner ihm ausgehändigt hatten. » Und nun so wörtlich wie möglich: «Dieser (Joh. V. ) führte hinein (gr. eisegage) eine Garnison aus eigenen Leuten nach einem Tag die Lateiner ausgetrieben habend (gr. exelasas) . » Je nach Ausgangsdatum und Berechnung der Dauer der Übernahme der Porta Aurea kommt man nun für letzteren Vorgang auf 30. Nov. + 1 . Dez (30. Nov.-2. Dez.), 1 . + 2 . Dez. ( 1 .3. Dez.) oder 2. + 3 . Dez. (2.-4. Dez.) bzw. 7. + 8 . Dez. ( 7.-9. Dez.), 8. + 9. Dez. ( 8 .-10. Dez. ) oder 9. + 10. Dez. (9.- 1 1 . Dez . ) . Es ist klar, daß von den drei letztgenannten Datierungen nur die erste ( 7. + 8. Dez.) in Frage kommt, da der 10. Dez. als Enddatum der ganzen Episode unumstritten ist. Dieses Datum vertritt auch Failler: Nouv. Not. S. 123: « Dimanche 7 decembre . . . Jean VI. Cantacuzene remet a son gendre les clefs de la Porte Doree, qui etait son dernier recours. » Kantak. schließt seinen Bericht bezüglich der Über gabe des Goldenen Tores mit seiner Kastellanlage mit einer kritischen Bemer kung ab, die den Leser davon abhalten soll, in diesem Tor eine Waffe gegen das Stadtvolk zu sehen: «Nach kurzer Zeit riß er (Joh. V. ) die ganzen Verstärkun gen ab und gab die Bewachung völlig auf» (304, 1 2 f. ) . Tatsächlich hat Joh. V. am Ende seiner langen Regierung ( 1341 - 1 39 1 ) das Goldene Tor neu verstär ken lassen ( 1 3 89/90; s. Müller-Wiener: Bildlex. S. 297), aber das hat Kantak., der 1 3 8 3 starb, nicht mehr erlebt. Unvermittelt und ohne Zeitangabe geht Kantak. nun auf ein anderes Thema über, das insofern mit dem vorausgehen den zusammenhängt, als es kein anderes ist als der direkte Anlaß zu seinem
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Rücktritt von der Kaiserherrschaft. Er beginnt mit der Beschreibung, wie das Volk auf die neue Zusammenherrschaft der beiden Ks . reagierte. «Der Ks. Kantak. wohnte zusammen mit seiner Gattin Eirene und einem nicht geringen Gefolge im Palast und der junge Ks. in irgendeinem anderen vornehmen Hause, das man Adler nannte. Das Volk von Byzantion, entweder von bestimmten Leuten aufgehetzt oder, wie es die Masse liebt, aus eigenem sinnlosen Antrieb auf Veränderung aus, rebellierte aufsässig und war bereit, alles zu wagen. Man erzählte auch folgendes: Einige Leute am Hof, die vorher Kantak. besonders wohlgesinnt schienen, hätten ihre Gesinnung geändert und schmiedeten Pläne gegen ihn. Schon vorher, als der junge Ks. in die Stadt kam, hätten sie geglaubt, Kantak. werde sofort gegen ihn ausrücken, und geplant, im Kampf sein Pferd zu töten. Als es aber nicht zum Kampf kam, sondern ein Vertrag geschlossen wurde und sie nicht ahnten, daß Kantak. die Herrschaft bald aufgeben wollte, drängte es sie, ihn zu töten, ehe das herbeizitierte Heer erschiene. » (Dieser Satz läßt erkennen, daß Kantak. sich sogar nach Abschluß des Vertrages mit dem jungen Ks. zumindest bis zum Erscheinen des Andronikos Asan noch vor einem Anschlag gefürchtet hat. Da dieser bald wieder abzog und kein anderes Heer in die Stadt kam, müßte die Gefahr eines Anschlags weiter bestanden haben, aber darüber schweigt Kantak. Er fährt folgendermaßen fort: «Kantak. hatte j edoch beschlossen abzudanken und erwog deshalb, den jungen Ks. in den Palast zu holen, ihm die Macht zu übergeben und zurückzutreten. Die Kaiserin war einverstanden. Also besuchte er den j ungen Ks. in seinem Hause und lud ihn ein in den Palast einzuziehen, weil es nicht richtig sei, daß er von einem Haus ins andere herumirre. Die Menschen könnten sonst denken, daß sie sich gegen seitig nicht trauten. Denn niemand könne behaupten, der Palast sei zu klein, als daß dort beide wohnten. Der Raum, der jetzt da sei, habe früher auch viele Jahre für zwei ausgereicht (304,1 3-305, 1 9 ) . Joh. V. ließ sich angeblich über reden und vereinbarte, daß er bald kommen werde. Zu dem Zeitpunkt (gr. tote) lud er aber seinen Schw. V. ein, bei ihm das Mittagmahl (gr. ariston) zu nehmen. Während die beiden zusammen speisten, entstand draußen ein schrecklicher Tumult. Zusammengeströmtes Volk, das glaubte, dem jungen Ks. einen Gefal len zu tun, griff das Gefolge des Kantak. an, zwang die Berittenen abzusteigen und ritt auf ihren Pferden davon, Pferde ohne Reiter wurden geraubt. Die Ks., so Kantak., schickten ihre Diener hin, die Ordnung und Recht wiederherstell ten. Es handelte sich dabei natürlich nur um Diener des j ungen Ks. und bei dem Tumult um eine (kaum ohne dessen Mitwissen) organisierte Demonstration, die Kantak. zeigen soll, in wessen Händen sein Leben liege. Kantak. verharm lost aber den Volksaufstand, als ginge es dabei nur um das nicht standesgemäße Wohnen des jungen Ks. Er versucht zu vertuschen, daß der Aufruhr sich direkt gegen ihn richtete, weil das Volk ihn nicht länger als Ks. ertragen wollte. Er ist
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aber offenbar nicht so naiv gewesen, daß er nicht verstanden hätte, was diese Demonstration ihm klarmachen sollte, nämlich daß sein Schw. S. ihn nach der Auslieferung der Porta Aurea zu jeder Zeit wehrlos der Wut des Volkes über lassen könnte. Parisot S. 294 f. geht soweit, anzunehmen, daß Joh. V. dem Über griff des Volkes gegen die Anhänger des Kantak. nicht eher Einhalt geboten hat, « qu'apres qu'il eut re�u de Cantacuzene au moins la promesse solennelle d'abdiquer ou d'annoncer devant ternoins son abdication le jour meme. » Pari sot scheint übrigens das gemeinsame Essen der Ks. in den Palast zu verlegen: «Une fois les fameuses Portes (Dorees) retirees des mains des braves ( des Catalans) . . . on arrive a loger le jeune prince au palais, qui est bien assez vaste . . . . Ce qui n'empeche pas que le jour meme, tandis que les deux colleegues dinent ensemble, un attroupement usw. » Ich habe schon oben in meiner Zusammenfassung klargemacht, daß das Essen (natürlich) beim jungen Ks. stattfand (als Teil des Demonstrationsplanes) und daß die beiden Ks. gegen Abend von dort den Palast aufsuchten (wobei die Begleitung des älteren Ks. durch den jungen natürlich die Sicherheit des Erstgenannten garantieren sollte) . Auch Nicol: Cantac. S. 86 hat diese Stelle bei Kantak. mißverstanden. Er schreibt: «John (VI. ) . . . invited his son in law . . . to move into the Blachernai palace. John (V. ) accepted the invitation and on 8 December both Emperors were installed in the palace . » Wie schon gesagt, am 8. Dez. begleitete Joh. V. Joh. VI. zum Palast, sich dort zu installieren, hatte er erst für später verspro chen. Was aber wichtiger ist, auf diese Weise kehrt Nicol die demonstrative Bedrohung des Kantak. unter den Tisch, die möglicherweise für die Abdankung am 10. Dez. ausschlaggebend war und auf alle Fälle zeigt, daß der Zeitpunkt für eine glaubwürdige freiwillige Abdikation schon vorbei war. Zurück zum Ablauf der Ereignisse: Nachdem sein Schw. S. ihn am 8 . Dez. abends in den Palast begleitet hatte (306, 12 f. ) und ihn spüren ließ, daß er ohne seinen Schutz auch dort nicht sicher sei, hat Kantak. wohl nur noch, um den Schein einer gewissen Freiwilligkeit zu wahren, bis zum nächsten Abend gewartet und erst dann ( << nach einem Tag» <306, 13 f.» dem j ungen Ks. « das Unausgesprochene enthüllt» ( ! ), daß er künftig nur noch für sich und für Gott ein meditatives Leben führen möchte (gr. prosadoleschein; adoleschein schwatzen, Sophistik betreiben, philosophieren, als Mönch leben) . Er habe das auch früher schon gewollt, aber immer wieder anderes hätte ihn daran gehindert, seinen Wunsch zu erfüllen. Nun aber sei alles gut geregelt und darum der Augenblick günstig, die Herrschaft dem Erben zu übergeben (306, 1 3 -23 ) . Anschließend versichert Kantak. uns noch, der junge Ks. sei völlig überrascht gewesen und habe versucht, ihn mit guten Gründen zu über reden mit ihm weiter zu regieren, sei aber an seinem festen Entschluß geschei tert (306,23-307,4). Das ging Parisot zu weit und entlockte ihm die Worte: =
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« Oh! ici le mensonge devient trop fort» (S. 294). Überrascht war Joh. V. höch stens darüber, daß er sein Ziel so reibungslos erreicht hatte. Pro forma hat er wohl auch getan, als ob er den von ihm selbst erzwungenen Rücktritt des Schw. V. bedauerte, da er sich sicher war, daß dieser es diesmal nicht wagen würde, sein Wort zu brechen. Was Greg. dramatisiert, indem er die Volksrnasse quasi rufen läßt « Laßt uns ihn lynchen, wenn er nicht ins Kloster verschwin det! » und Kantak. daraufhin nachts im Mönchsgewand ins Kloster flüchten läßt, läuft bei Kantak. gesitteter ab und entspricht wohl mehr dem tatsäch lichen äußeren Vorgang. Von der inneren Wahrheit, die Greg. wiedergibt, ist er aber weit entfernt. Was Kantak. antrieb zu tun, was er tat, wird von ihm selbst ausgeblendet und durch eine trügerische Inszenierung ersetzt. Greg. hat den äußeren Ablauf im Detail für unwichtig gehalten, Kantak. liefert ausgiebig Details, um seinem Bericht einen Anstrich von Wahrheit zu geben. «Einen Tag nach» (306, 1 3 f. ) der bedrohlichen Demonstration vor dem Haus des jun gen Ks. und gegen den Besucher, den älteren Ks. , offenbart letzterer (vor Zeu gen ? ) , daß er (am nächsten Tag) abdanken und das durch Annahme des Mönchsgewandes und des Namens Ioasaph besiegeln werde. Die Kaiserin wird es ihm gleich tun und sich Eugenia nennen. Und «am nächsten Tag» (307,5 ) legen beide im Palast die ksl. Insignien ab und nehmen das Kloster gewand und ihre neuen Namen an (306,1 2-307, 9 ) . Wichtig sind für uns die «Datierungen», da unsere Quellen (die beiden Kolophone) sich in der Datie rung der Abdankung des Kaiserpaares auf den 10. Dez. einig sind. Die Ankün digung dieses Ereignisses erfolgte am Abend zuvor, also am 9. Dez., und das von Tumult begleitete gemeinsame Mittagessen der beiden Ks. am Tage davor, d. h. am 8 . Dez. So wie die ersten drei Tage einen Block bilden, worin für einen Tag mehr oder weniger kein Platz ist, so auch die letzten drei. Damit sind sechs von zwölf bzw. von neunzehn Tagen gefüllt. Für alles, worüber (nur) Kantak. für die Periode zwischen den beiden Blöcken berichtet, bleiben je nach Aus gangspunkt (22. oder 29. Nov. ) zwölf oder sechs Tage übrig, die nicht aufgrund klarer Zeitangaben verifiziert werden können. Es fehlen bei Kantak. solche Datierungen an folgenden Stellen: 293 ,24; 294,24; 295,1; 304,13/305,12. Die Unklarheit der drei erstgenannten Stellen wirkt nach in 304, 13 und 305, 12. Ob die vollständige Übergabe der Porta Aurea zwei oder drei Tage in Anspruch nahm, ist Interpretationssache. Der Bericht des Kantak. ist kein Tagebuch. Die Chronologie ist einwandfrei, aber ob eine Datierung «nach» beim gleichen Tag stehen bleibt oder auf den nächsten oder sogar übernächsten Tag übergeht, läßt sich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. Ich habe mich darum nicht von vornherein auf die Option von Failler: Nouv. Note festgelegt, der das Ganze in zwölf Tagen vom 29. Nov. bis zum 10. Dez. ablau fen läßt, kann mich ihm aber am Ende nur anschließen. Zum einen spricht die
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Darstellung des Greg. für die kürzere Zeit, wie auch Failler hervorhebt. Bei ihm bringen wenige (243,9 die ersten drei) Tage Kantak. schon so in Not, daß er sich zu einem Vergleich gezwungen sieht, und wiederum nach wenigen Tagen (243,1 8 ) sieht er keinen Ausweg mehr außer Abdankung und Mönchskutte. Zum anderen war der junge Ks. zu einer schnellen Operation gezwungen, wollte er eine Siegeschance haben. Die ausführliche Darstellung des Ablaufs in den vorausgehenden und in dieser Note dürfte deutlich gemacht haben, daß eine Periode von insgesamt neunzehn Tagen soviel Leerlauf voraussetzt, daß dieser den Erfolg unnötig in Frage gestellt hätte. joh. V. mußte alles darauf setzen, nach seiner Ankunft sofort den Haß des Volkes zu mobilisieren und bei seinem Gegner Angst vor Attentaten zu wecken. Beides gelang ihm. Weiter mußte schleunigst durch ein günstiges Vergleichsangebot dem Eingreifen von Hilfsheeren vorgebeugt werden. Drittens mußte ein Eingreifen der katalani schen Besatzung der Porta Aurea ausgeschlossen werden. Und viertens mußte eine durch Klostereintritt unumkehrbare Abdankung erzwungen werden. Der volle Erfolg der Operation verrät ein kluges Gehirn hinter der Planung. Hier ein abschließender Überblick über den Ablauf. =
Tag der Operation 1 2 3 4 5 6
Datum
Ereignis/se
29. Nov. 30. Nov. 1 . Dez. 2. Dez. 3 . Dez. 4. Dez.
Ankunft joh. V. Erste Kämpfe Vordringen bis zum Palast Vergleich. joh.V. bei joh.VI. Ankunft des Andr. Asan und Rücksendung des Hilfsaufgebots Abzug des Andr. Asan Zusammenkunft der Ks. 'Kriegsrat' im Hause Metoch. Vacat übergabe Schlüssel Port. Aur. Übernahme Porta Aurea Protestdemonstr. gg. Kantak. Kantak. kündigt Abdankung an Klostereintritt des Kaiserpaares
7 8 9 10
5. Dez. 6. Dez. 7. Dez. 8 . Dez.
11 12
9 . Dez. 1 0 . Dez.
Quelle: Kantak. III 284, 1 8-290, 1 6 290, 1 7-29 1 ,4 291 , 1 0-293,24 293,24-294,24 294, 1 -294,6 294,24-295,1 295 , 1 -300, 1 5 300,1 6-3 04, 1 0 304,1 0-304, 1 2 304, 1 3 -306, 13 306, 1 3-307,4 307,4-9
Failler (S. 1 2 3 ) verbindet mit dem Ablauf in nur zwölf Tagen eine wichtige Schlußfolgerung: « Si l'on doit retenir la materialite des faits que rapporte l'empereur historien, iI faut evidemment mettre en doute les motivations qu'il prete aux protagonistes, et specialement a lui meme, et faire un part a l'interpretation differente et souvent opposee que donne Gregoras de ces evene ments. » Er bestätigt damit seinen Landsmann Parisot, dessen Ausführungen zu
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diesem Thema (unter dem Titel « L'abdication de Cantacuzene a-t-elle ete volontaire ? » S. 291-298) seit 155 Jahren immer noch das beste sind, was darüber geschrieben worden ist. Sie münden in folgenden Satz: «Wer weiß, ob er (Kantak. ) seine ganze Geschichte nicht eher geschrieben hat, um die Schande seiner Abdankung als um den (Schand)Fleck seiner Usurpation zu bemänteln? » Es ist Kantak. nicht verborgen geblieben, daß kaum jemand an eine freiwillige Abdankung glaubte. Er selbst sieht das so. Einige enttäuschte Anhänger, die sich in ihren Erwartungen betrogen sahen, verbreiteten u. a. das verleumderi sche Gerücht, der junge Ks. habe ihn zur Abdankung und zum Eintritt ins Kloster gezwungen. Und das glaube nicht nur das einfache Volk, sondern auch viele vernünftige Menschen. Es sei aber alles erlogen. Gegen seinen Willen hätte ihm niemand die Macht entreißen können. Und der junge Ks. habe nach dem beeidigten Vertrag nichts gegen ihn unternommen. Er, oder besser: Kantak. (denn dieser schrieb seine Memoiren, als wären sie das Geschichtswerk eines gewissen Christodulos), also Kantak. (das hört sich objektiver an) habe die Kaiserherrschaft nur unwillig an sich gezogen und viele Widrigkeiten überstehen müssen, um sich zu behaupten (sc. im 'Bürgerkrieg' 1 34 1 - 1 347) . Später (ab 135 1 ) habe er wieder gegen Stammesgenossen kämp fen müssen und schließlich aus Verzweiflung darüber, daß die Rhomäer nie einsehen würden, was gut für sie sei, die Gelegenheit ergriffen, abzudanken. Daß er sich noch im Manganenkloster aufhalte und sich noch nicht in das Vatopedikloster auf dem Athos zurückgezogen habe, geschehe nur deshalb, weil sein Schw. S. ihn gebeten habe, zuvor noch seinen Sohn Mt. und ihn mit einander zu versöhnen (307, 13-309, 1 3 ) . Soweit ChristoduloslKantak. über Kantak. Offenbar gab es, als Kantak. diese Zeilen verfaßte, in Kpl. Kritik an seinem Verweilen dort und legte man ihm nahe, endlich wirklich Mönch zu werden und auf den Athos zu verschwinden. Kaum irgendwo in seinem Werk trägt Kantak. die Wahrheitsverdrehung so dick auf, wie in seinem Abdan kungsbericht, so daß man Mühe hat, Parisot (S. 2 8 9 ) zuzustimmen, die Apo logie des Kantak. sei gut genug gelungen «pour trouver des dupes, entre autres Ameilhon, qui met deux pages a broder la these de notre historien, dont, assure-t-il, la retraite porte tous les signes d'une demission volontaire. » Was heißt aber 'gut genug lügen', wenn ein anderer dumm genug ist, zu glauben? Je öfter etwas behauptet wird, um so unglaubwürdiger wird es. Kantak. betont innerhalb von 23 Seiten achtmal, daß er selbst souverän den Zeitpunkt bestimmt habe, zu dem er die ungewollte Macht wieder dem legitimen Erben übertrug, um sich als Mönch seinem eigentlichen Lebensideal zu widmen, s. S. 2 8 5 , 1 0- 1 6; 28 8 , 8 - 1 0; 290, 1 -5; 29 1 , 1 7-20; 292,6- 1 0; 305,4-6; 305,9- 1 7; 306, 13-307,4. Das beweist zumindest, daß er sich bewußt war,
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daß die Fakten ihm widersprachen und kaum jemand ihm glaubte. Bei einem Mann, dem jeder Meineid recht gewesen war, um ja die Macht nicht zu ver lieren, ist ein freiwilliger Rücktritt in höchster Bedrängnis von vornherein unglaubwürdig. Und wo außerdem ein Rücktritt allein offenbar nicht reichte, um das bedrohte Leben zu retten, läßt sich auch die Flucht ins Kloster nicht mehr glaubwürdig religiös begründen. Als Kantak. sich in den Tagen zwischen dem 29. Nov. und dem 1 0. Dez. immer mehr vom Haß des Volkes bedroht sah und gezwungen war, sich die Gründe dieses Hasses zu realisieren, haben nicht religiöse Überlegungen ihm geholfen, sondern historische Besinnung, etwa wie der verhaßte Andronikos I. im J. 1 1 85 vom Volk gelyncht wurde und wie schon andere Ks. vor ihm es vorgezogen hatten, sich ins Kloster zu retten. Als er mehrere Jahre später die Apologie seines Lebens schrieb, hatte er sowohl die damalige Angst als auch den begründeten Haß des Volkes, der sie verursachte, anscheinend schon in die Tiefen der Vergessenheit verdrängt. Parisot hat aber (hauptsächlich aus Greg. ) zusammengezählt, was den 'unschuldigen' Kantak. so verhaßt gemacht hatte. Zur Untermauerung der These, daß kein freier Ent schluß, sondern nackte Daseinsangst Kantak. ins Kloster getrieben hat, sei hier vorgeführt, was der Autor von « Cantacuzene, Homme d' Etat et Historien» unter der euphemistischen Überschrift «Impopularite de Cantacuzene» an Gründen und Unmuts äußerungen zusammengetragen hat (S. 289-29 1 ) . 1 . Gründe: Steuererhebungen und Beschlagnahmungen, die Exzesse der Pala miten, das Vertrauen in Katalanen und Türken, die um ihn eine Leibwache bildeten, sein ewiges Zuhilferufen der Osmanen, die Verwüstung Thrakiens, der Anschein des Mohametismus eines Herrschers, der Türkisch sprach, einen türkischen Schwiegersohn hatte, sich von Türken bedienen und bewachen ließ, Türken in Thrakien ansiedelte, sie mit für die H. Sophia bestimmten Geldsum men bezahlte, Türken an seine� Hof tanzen, singen und heilige Gefäße pro fanieren ließ, während anderswo im Palast das hl. Offizium gebetet wurde. Für das Volk war Joh. V. der legitime Ks., Kantak. aber herrschte und ihm allein wurde alles Elend zugeschrieben, das die Jahre 1341-1 3 54 gebracht hatten, ob er daran wirklich schuld gewesen war oder auch nicht. 2. Unmutsäußerungen: Wo das Volk hatte zeigen können, daß es sich Joh. V. als Ks. wünschte, hatte es das getan, in Thrakien, und auf den Inseln. Bei seinem ersten Versuch, in Kpl. einzudringen, konnte nur schnelles Reagieren der Kai serin Eirene einem Volksaufstand vorbeugen. Kantak. selbst mußte von Adria nopel aus mit dem Schicksal dieser rebellischen Stadt drohen, um die Volkswut in Kpl. zu bändigen. Nicht mal die eigene Flotte stand zu ihm, als er seinen Schw. S. auf Tenedos zur Räson bringen wollte. Von dem Augenblick an, als Joh. V. am 29. Nov. 1354 in die Stadt vordrang, stand das Volk geschlossen hinter ihm und demonstrierte gegen eine scheinbare Verschwörung der beiden
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Ks., gegen den Willen des Volkes eine Zweikaiserherrschaft einzurichten. Seine Empfehlung, nicht zu versuchen, die Türken mit Gewalt aus Thrakien zu ver treiben, fand von keiner Seite Zustimmung, wohl aber erhoben sich Protestler. Auch wurde bekannt, daß Kantak. umgebracht worden wäre, wenn er in der Nacht vom 29.130. Nov. versucht hätte, Joh. V. anzugreifen (was ein mögliches Attentat innerhalb des Palastes voraussetzt) . Schlußfolgerung: Kantak. ist gena u s o freiwillig ins Kloster gegangen wie Napoleon nach Elba. Das bedeutet nicht, daß Kantak. ganz Unrecht hat, wenn er schreibt, daß er, wenn er gewollt hätte, die Macht hätte behalten können (111 308,2 f. ), auch wenn er vergißt, daß man dafür voraussetzen muß, daß mögliche Attentate ausgeblieben oder fehlgeschlagen wären. Greg. läßt ihn aber auch den Preis nennen, den er dafür hätte entrichten müssen, wenn er seine Katalanen und seine Osmanen auf die Stadt losgelassen hätte, die völlige Vernichtung der Stadt und des Reiches (111 1 79,2 1 - 1 80,2 1 ) . Auf diese Alternative hat er jedoch wohl kaum aus Großmut, sondern vielmehr aus Selbsterhaltungstrieb verzichtet. Sie hätte nur den Türkt=;n genutzt, er selbst, wenn er alles überlebt hätte, wäre zurückgeblieben als Ks. ohne Residenz, ohne Untertanen, ohne einen Rest von seinem verhängnisvollen Ehrgeiz. Greg. faßt Annahme der Mönchskutte und Einzug ins (Manganen-)Kloster zusammen, d. h. er erweckt den Eindruck, daß das Kaiserpaar zuerst den Palast verließ und erst danach die Kleider wechselte. Kantak. schreibt klar, daß sie ihre ksl. Insignien noch im Palast ablegten und das Gewand wechselten und sich erst danach in ihre Klöster begaben. Letzteres ist gewiß richtig. Nicht nur legt Kan tak. Wert auf solche materielle Genauigkeit, was man von Greg. nicht immer sagen kann. Wenn Greg. den Wechsel vom Thron in die Klosterzelle 'nachts' und Kantak. ihn « am nächsten Tag» stattfinden läßt, dürfte es am 1 1 . Dez. frühmorgens gewesen sein. Beides, die Kutten und der frühe Morgen, sollten wohl unangenehmen Begleitumständen vorbeugen. Über die Klöster, in die Ks. und Kaiserin eintraten, sind Greg. und Kantak. sich einig. Von beiden Klöstern war auch schon die Rede. Zum Manganenkloster s. Bd. 11 Anm . 1 7. Zum Mar thakl. 11 Anm. 27 S. 1 19 f. Daß das Kaiserpaar diese beiden Klöster schon 1349 für einen späteren Klostereintritt vorgesehen hatte, hat uns Kantak. Bd. III 1 06, 10-1 07,2 erzählt. Als er das aber niederschrieb, lag der erzwungene Klo stereintritt schon hinter ihm. Ins Marthakloster trat später auch Helena Palaio logina-Kantakuzene, die Gattin Joh. V., ein, s. Schreiner: Kleinchron. 11 348. Auffällig ist hier der Zusatz «mit dem Beinamen Kokkinos » Greg. hat den Mann nicht nur schon öfter erwähnt, sei es ohne Namen, einfach als Bischof von Herakleia (Perinthos) (Übers. Bd. 111 S. 103, 1 8 8 ) , sei es einfach als Kokki nos, B. v. H. (oben 111 62, 1 ) , er hat auch schon den Beinamen ausdrücklich erklärt (111 80,1 f. ). Wo er ihn als Patriarchen erwähnt, nannte er ihn einmal
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einfach Philotheos ( III 204, 14) und einmal Ph. Kokkinos (III 201, 2 1 ) . Ob er an dieser Stelle den Beinamen betont, weil er etwas erzählt, das den Mann lächer lich macht, sei dahingestellt. 419 Zum Kloster ( Christou) tou Krataiou s. Janin: Egl. Mon. 420 Andreas von Kreta, geb. in Damaskos um 660, war lange Zeit Mönch im Grabeskloster in Jerusalem, zuletzt aber Bischof von Gortyn und Metropolit von Kreta, wo er 740 starb. Er gilt als der Urheber einer neuen Form der liturgischen Dichtung, des sogen. Kanons. Außer seinem Großen Kanon mit 250 Strophen sind von ihm auch kleinere Kanones sowie an die fünfzig Predigten erhalten. Er wurde als Heiliger verehrt. 421 Diese Stelle bezeugt, daß Greg. noch in Haft lebte, als Patriarch Philotheos sich am Tage nach dem Eindringen Joh. V. in Kpl. am 29. Nov. 1354 aus Angst vor Rache versteckte, aber bald danach , wohl gleich nach dem 10. Dez., in die Freiheit entlassen wurde und diese Geschichte erfuhr. Daß Philotheos sich gleich am Tage nach dem Eindringen Joh. V. versteckte, berichtet auch Kantak. Er erklärt dies nur damit, daß Philotheos befürchtete, der Aufruhr werde sich auch gegen ihn richten, weil er Kallistos, der sich für die legitimen Rechte Joh. V. eingesetzt hatte, auf unrechtmäßige Weise nachgefolgt sei und seinen Vorgänger exkommuniziert habe (Kantak. III 245,2 ) . Textkorrektur: im gr. Text 245,2 ist nach 'auton' 'artios' (mit omega) zu ergänzen. 422 Gr. 'hosper hermaion', d: h. 'wie (ein Geschenk) von Hermes', dem Gewinn bringenden Gott: Redensart, die öfter bei Platon zu finden ist. 422a Korrigiere III 245,20 'anousioupheimenas' in 'anousious hypheimenas'. 423 So direkt hat Philotheos sich wohl kaum ausgedrückt. Was Greg. ihn sagen läßt, ist deutlich eine Zusammenfassung des Palamismus durch Greg. selbst. Auch die Anspielung auf die erniedrigenden Umstände des Lebens, das sein Hauptgegner Greg. zur Zeit führe, muß Philotheos nicht unbedingt so aus gesprochen haben. Glaubwürdig ist aber, daß der (von vielen nicht anerkannte) Patriarch das 'Wunder' für den Palamismus und sich selbst als führenden Palamiten auszuschlachten versucht hat. Greg. kehrt hier den Spieß um 424 Man beachte die Spezifizierung der nächtlichen Stunde als «zur Zeit des Hah nenschreis » und die Ortsangabe « die östlichen Seetore des Arsenals» (III 247,4 f. ), wo man « die Seetore des östlichen Arsenals» erwartet. Vgl. zur Sache ob. Anm. 1 5 3 . 425 «Unrecht redend von oben herab» nach P s . 72, 8 . 426 Diese Bestandsaufnahme des Reiches unmittelbar nach der Abdankung des Kantak. soll zeigen, daß unter dessen Herrschaft die Zersplitterung der Macht das Reich gewissermaßen zerstückelt hatte und Joh. V. weit davon entfernt war, tatsächlich Kaiser des ganzen Reiches zu sein. Ansätze zur Zerstückelung waren schon vor 1341 vorhanden gewesen, aber erst die von Kantak. entfes.
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selten inneren Kriege besiegelten diese Entwicklung. Greg. erweckt den Ein druck, daß j ede der genannten Personen in ihrem Machtbereich tat, was er wollte. Nur das übrige Gebiet gehorchte, sofern es nicht von den Türken über rannt war, Joh. v., der weder in der Lage, noch, wie es scheint, willens war, die autonom waltenden Kantakuzenen und Aseniden auszuschalten. Nur den zum Ks. gekrönten Matthaios Kantak. hat der Palaiologe nicht lange neben sich geduldet. Aber darüber berichtet Greg. erst später (s. III 503 f. und 564 f. ) . Vom j üngeren Bruder des Mt. Kantak., Manuel, den sein Vater schon im Oktober 1 349 zur Peloponnes entsandt hatte, ist bei Greg. gar nicht mehr die Rede. Zu den beiden Brüdern s. die biographischen Skizzen bei Nicol: Cantac. S. 1 0 8 122 u. 122-1 29 sowie PLP 1 09 8 3 u. 1 098 1 . Der Sohn des Grafen von Kephal lenia ist Nikephoros II. Angelos Dukas Orsini, Graf von Kephallenia ( 1 3351359), seit 1340 Despotes und seit 1 342 verheiratet mit der ältesten Tochter des Usurpators Kantak. Von ihm war schon öfter die Rede, s. Bd. II Reg. s. n., Bd. III Anm. 1 33, 1 89, 5 1 0, 590; in diesem Bd. III 1 00,13-19. Greg. wird ihn auch unten m 557,2-14 noch einmal erwähnen. Daß Nikephoros die Stadt Ainos noch von seinem Schw. V. Kantak. zugewiesen bekommen hatte, berich tet Kantak. m 3 10,1 0 f. Die Brüder der (Ex)Kaiserin Eirene waren einerseits entfernte Verwandte Joh. V. Ihre Großmutter, Eirene Palaiologina, war die Tochter Michaels VIII. die den Bulgarenherrscher Johann Asen geheiratet hatte. Michael VIII. war der Urgroßvater Joh. V. Ein Sohn des bulgarisch byzantinischen Paares war nicht nur der Vater zweier Söhne, Johannes (PLP 1499) und Manuel (PLP 1506), sondern auch zweier Töchter, deren eine, Eirene, Joh. Kantak. heiratete und so ihre Brüder zu Schwägern des Usurpators machte. Ursprünglich unter Andronikos III. waren sie wohl eher Konkurrenten des Joh. Kantak. Als Verschwörer gegen den Ks. verurteilt ( 1335; s. Bd. II. 2 Anm. 470 ), wurden sie, obgleich ihr Schwager der Günstling des Ks. war, erst 1341 von Kantak. aus dem Gefängnis entlassen. Danach unterstützten sie den Usurpator (s. Bd. III Anm. 126-128, 5 1 0 ) . Eigennutz war aber wohl der Hauptgrund für diese 'Bekehrung' (s. Bd. III Anm. 520 ) . Manuel war 1 354 schon seit zehn Jahren Statthalter in Bizye (Vizye ) . Er erfüllte im Nov. 1 354 sofort die Bitte des Kantak. um Hilfe und sandte seinen Sohn Andronikos mit einem Hilfsheer. Johannes erhielt noch 1355 von Joh. V. eine StatthaltersteIle in Peritheorion (s. Kantak. m 3 14,9- 1 1 ), nachdem er seinen Schwager Mt. Kan tak. besiegt und zur Peloponnes abgeschoben hatte. Die «fast zwei Monate» sind ab 29. Nov. 1 354 zu berechnen, so daß der widerrechtlich abgesetzte Patriarch Kallistos vor Ende Januar 1355 in Kpl. angekommen sein muß. Auch Kantak. erwähnt seine Rückkehr und datiert diese «im gleichen Winter» ( Winter 1354/55; Kantak. III 309, 1 3 ) und auch er spricht nicht von einer Abwahl des Philotheos und einer Neuinstallation des =
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Kallistos. Er schreibt: «Noch im gleichen Winter kam aus Tenedos Kallistos und nahm sein kirchliches Amt wieder auf, ohne daß irgendwer zu protestie ren gewagt hätte. Er bat ja auch von sich aus nicht um eine Abstimmung der Bischöfe, denn er betrachtete das, was ihm durch den Ks. und die Bischöfe angetan worden war, als Unrecht und bestimmte darüber von sich aus und allein (309, 1 3 - 1 9 ) . Wie Greg. schreibt auch Kantak. (3 19, 19-22), daß er von allen Bischöfen Genugtuung einfordern wollte, der (junge) Ks. das aber ver hinderte (man beachte, daß Kantak. auch als Mönch sich selbst weiterhin als Ks. bezeichnete ! ) . Die Bestrafung des Philotheos Kokkinos erwähnt Kantak. nicht, aber es hat sie ohne Zweifel gegeben. Kallistos hatte auch nie aufgehört, sich als den rechtmäßigen Patriarchen zu betrachten und das auch ausdrück lich kundgetan, indem er von Tenedos aus offizielle Schreiben nach Kpl. schickte, in denen er Philotheos in kirchenrechtlichem Sinne zum (geistlichen) Ehebrecher erklärte, weil er unrechtmäßig das Bistum gewechselt hatte. Die Bischöfe, die bei seiner Absetzung mitgewirkt und Philotheos gewählt hatten, bezeichnete er entsprechend als Verräter. Auch hatte er von Tenedos aus alle mit dem Bann belegt (vgl. Greg. III 257,5-25 8, 12; dazu Darrouzes: Reg. 2346). Darrouzes meint, daß die entgegengesetzten Akten der Patriarchen Kallistos und Philotheos, was ihre Gültigkeit betrifft, ein unlösbares kirchen rechtliches Problem bilden, da jeder einen legitimen Ks. hinter sich hatte. Der Meinung bin ich nicht. Als Kantak. seinen Sohn Mt. zum Ks. erhob und dessen kirchliche Krönung forderte, handelte er im Widerstreit zu seinem im Februar 1 347 geschworenen Eid gegenüber Joh. V. und Kallistos erfüllte nur seine Pflicht, als er sich weigerte Mt. Kantak. kirchlich zu krönen und Joh. V. aus dem liturgischen Gebet zu streichen. Seine Absetzung war demzufolge unrechtmäßig und wirkungslos. Die 'Absetzer' selbst haben dies anerkannt, indem sie nicht protestierten, ja . sogar bei der Degradierung des Philotheos mitwirkten, nachdem Kallistos ohne jede Formalität sein Amt wieder aufge nommen hatte. Wenn Philotheos eine gültige Wahl angenommen hätte, hätte man ihn dafür nicht bestrafen können und hätte man ihn, ehe Kallistos das Amt wieder übernahm, absetzen müssen. Kallistos hat das aber konsequent nicht getan bzw. nicht veranlaßt. Darrouzes spricht zu Unrecht von einer « deposition de Philothe» Der Mann wurde nicht seines Patriarchenamtes, sondern seines Bischofs- und Priesteramtes enthoben, er wurde laisiert und exkommuniziert, weil er sich das Patriarchenamt angemaßt hatte. Kirchen rechtlich ist Philotheos also nie legitimer Patriarch gewesen und sind seine Akten aus der Zeit von 1353- 1354 zu streichen, als ob es sie nicht gegeben hätte (Kallistos und Philotheos waren beide nur einmal Patriarch, Kallistos 1 350- 1 3 63 und Philotheos 1 3 64- 1 3 76. Kallistos hatte aber kurze Zeit einen illegitimen Gegenpatriarchen, Philotheos, 1353-1 354). Ich lege auf diese
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Gegendarstellung deswegen Wert, weil Darrouzes zu Unrecht Greg. für sich in Anspruch nimmt. Er schreibt: « Gregoras declare expressement que Calliste (excommunia Ph. et) ne se contenta pas d'une deposition» Von «sich nicht zufrieden geben mit Absetzung» ( << comme condition prealable a la reprise de sa propre activite » ) ist bei Greg. mit keinem Wort die Rede, wie meine Über setzung zeigt. Kallistos ist nicht inkonsequent gewesen und hat seinen Gegner nie einer Würde enthoben, die er nie anerkannt hatte. Inkonsequent waren seine Gegner, die nicht nur zuließen sondern auch guthießen, daß Kallistos den von ihnen auf den Patriarchenthron gehobenen Philotheos als Usurpator wie der davonjagte. Joh. V. mag Greg. höflich versichert haben, daß er an sich den Palamismus gerne verurteilen würde, und vielleicht stimmte das sogar, waren doch Palamas und seine Anhänger wichtige Stützen ihres Schirmherrn Kantak. gewesen, der ihm j ahrelang die Kaiserherrschaft vorenthalten hatte. Er hat aber trotzdem wohl keinen Augenblick daran gedacht, die herrschenden Machtverhältnisse in der Kirche in Frage zu stellen und so neue Unruhen auch im Staate zu verur sachen. Daß er dennoch bald die Alternative, die Greg. vorschlug, realisierte und ihm die Gelegenheit eines neuen Disputs mit Palamas gab, ist wohl nur dem Zufall zu verdanken, daß sich um diese Zeit ein lateinischer Bischof über den Palamismus informieren wollte und daß ein solcher Disput dafür beson ders geeignet schien. Auch hier ist Zweifel angesagt, ob Kantak. wirklich Angst gehabt hat, Joh. V. könnte etwas gegen den Palamismus unternehmen. Wenn er sich um diese Zeit wirklich bemüht haben sollte, seinen Vasallen, der seit einem Jahr der Gefan gene seines türkischen Schw. S. war, freizukaufen, müßte es dafür einen Grund gegeben haben. Antipalamismus seitens Joh. V. kommt aber m. E. dafür nicht in Frage. Einen Grund könnte man eher darin suchen, daß er von Greg. nach dessen Freilassung neue antipalamitische Schriften erwartete, wobei dieser die Tatsache, daß die Palamiten ihren erleuchteten Propheten noch immer nicht freigekauft hatten, gegen sie ausspielen konnte. Soviel zur Version, die Greg. vom Freikauf des Palamas überliefert. Ph.-Br. : Capt. Pal. S. 209 meint dazu: «11 ne semble pas qu'il faille attacher une importance quelconque a cette version », und zwar allein schon weil Philotheos in seinem Enkomion zwar vergebliche Freikaufsversuche aus Kpl. andeutet, aber schließlich den Freikauf selbst irgendwelchen Serben zuschreibt. Aus ihm erfahren wir folgendes (627 A 3 ) : «Ein ganzes Jahr verbrachte der tapfere Mann i n Gefangenschaft . . . (627 A 14-B 1 3 . ) Als nun aber im Staat der Rhomäer wie beim Würfelspiel die Würfel wieder mal anders fielen und in der Kaiserherrschaft wie in der Kirche eine Umwälzung stattfand und jene, die sich sehr für seine Freiheit eingesetzt hat ten, aus der Herrschaft und der Verwaltung des Staates entfernt worden waren,
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wird er wider alle Erwartung aus der Gefangenschaft freigekauft . . . weil, von Gott inspiriert, von jenseits der Westgrenze gewisse Triballer (Serben) oder Dalmater, brave und tüchtige Männer, die ihr eigenes Volk übertrafen, obgleich sie weit weg waren, den Barbaren (Türken) reichlich Geld hinwarfen und den Heiligen retteten, damit auch dies eines der Wunder Gottes bezüglich dieses Mannes sei. » Wer wohl diese, auch Philotheos offenbar nicht genau bekannten Retter gewesen sein mögen, darüber läßt sich nur spekulieren und das noch schwer. Das gleiche gilt für die Frage, warum jene, die im Dezember 1 354 die Herrschaft in Staat und Kirche verloren, trotz angeblicher Bemühungen nicht schafften, was völlig unbekannten Fremden, die genügend Geld hinwarfen, bald danach gelang. Daß die geforderte S umme zu hoch gewesen wäre, wie Ph.-Br. S. 208 unterstellt, glaube ich nicht. Eher dürfte Orkhan politische For derungen gestellt haben, die Kantak. lieber für sich behalten als eingelöst hat, weil sie gezeigt hätten, für wie erpreßbar sein Schw. S. ihn hielt. Als Kantak. dann auf einmal keine Macht mehr hatte, verlor Palamas seinen Wert und Orkhan verkaufte ihn für eine zahlbare Summe, aber nicht an die früher Inter essierten, sondern an Fremde, um sich für das ihm entgangene Geschäft zu rächen. Soweit meine Spekulation. Daß nicht Kantak. Palamas freigekauft hat, wie Greg. glaubt, beweist außer dem Bericht des Philotheos auch wohl der Umstand, daß Kantak. selbst darüber schweigt, so wie er auch die ganze Gefangenschaft seines ehemaligen Schützlings totschweigt. Hätte er in dieser Angelegenheit eine ehrenvolle Rolle gespielt, er hätte sie nicht verschwiegen. Sein Schweigen ist nur damit zu erklären, daß er trotz seiner Beziehungen zu Orkhan elend versagt hat. Er verschweigt nicht, daß sein Rückkauf der Städte Thrakiens (angeblich) beschlossene Sache war und nur, weil er von Joh. V. abgelöst wurde, nicht zustande kam. Wie dem auch sei, was Philotheos erzählt und das Schweigen des Kantak. sind ausreichende Argumente, um die Version des Greg. zu verwerfen. Greg. hat wohl überhaupt nicht gewußt, wie der Frei kauf zustande gekommen war, und die, die etwas wußten, wie Philotheos, konnten es nur zum Wunder erklären. Greg. hat deswegen sich selbst eine natürliche Erklärung zurechtgelegt, wobei er selbst im Mittelpunkt steht als der große Gegner des Häresiarchen, den seine Feinde mit allen Mitteln aus zuschalten versuchen. Bleibt noch die Frage, wieso ausgerechnet Serben (oder Dalmater? ) den Bischof von Thessalonike freigekauft haben sollen. Hofften einige Serben vielleicht, den Bischof der von ihnen begehrten Stadt Thessalo nike so verpflichten zu können, daß er bei der Loslösung der Stadt von Kpl. behilflich sein würde? Genug der Spekulation. Es sei noch auf den sprichwört lichen Ausdruck « als zweite Fahrt» hingewiesen, den Greg. gerne verwendet, s. Bd. I Anm. 94; 4 1 8 ; 11 Anm. 133; 111 Anm. 33. Vgl. auch Nic. Chon., Or. et Ep. (v. D . ) S. 69,9 mit App.
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Hier schreibt Greg. der Kaiserin Helene vermutlich einen zu großen Einfluß auf ihren Mann zu. Gewiß hat auch sie wohl zu erkennen gegeben, daß sie ihren Vater nicht durch einen Beschluß ihres Mannes gedemütigt sehen wollte, aber soviel Rücksicht nahm dieser sowieso, da ihm das Erreichte genügte und fort gesetzte Feindschaft nur Ärger bringen konnte. Joh. V. hatte im ersten Vertrag mit Dusan Scheidung von seiner Frau und Heirat mit einer serbischen Prinzes sin vereinbart, um dessen Hilfe zu bekommen. Er brauchte diese Zusage nur deswegen nicht einzulösen, weil der Vertrag schon als Drohung Wirkung zeigte. Aber nach dieser Vorgeschichte in der Ehe ist es wenig wahrscheinlich, daß eine Intervention einer so behandelten Gattin den Ausschlag gegeben hätte, daß die Kirche nicht vom Palamismus befreit wurde. Das hatte einen rein politischen Grund. Auf die Frage, warum Greg. ihren Einfluß übertreibt, komme ich noch zurück (s. Anm 440) . Der Vorwurf, den er der Kaiserin hier macht, kontrastiert mit der Tatsache, daß er trotzdem gute Beziehungen zu ihr unterhielt, mit ihr über Philosophie plauderte und ihr ein Opusculum widmete, worin er Probleme behandelt, die sie ihm angeblich vorgelegt hatte (s. Bd. I S. 3 0 f. mit Anm 154 und S. 53 Werkliste Nr. 44) . Greg. scheint hier einzusehen, daß e s ihm nicht vergönnt sein wird, noch in seinem Leben den Palamismus besiegt zu sehen. Er schrieb diese Zeilen sicher erst, nachdem er den von ihm gewünschten Disput mit Palamas gehabt und dabei erfahren hatte, daß er seine Überzeugung der Verderblichkeit der pala mitischen Lehre anderen nicht ausreichend vermitteln konnte. Zur Erklärung bleibt ihm nur die Unergründlichkeit der Urteile Gottes (Rom. 1 1 ,3 3 ) . E s geht hier u m die Reparatur des Schadens, der a m 1 9 . Mai 1 346 entstanden war, als « etwa ein Drittel der Hauptkuppel, der östliche Bogen sowie Teile der östlichen Halbkuppel» (Müller-Wiener: Bildlex. S. 9 1 ) einstürzten (s. Bd. III S. 145-147 mit Anm. 3 8 1 ) . Reparaturen am östlichen Gewölbe wurden sofort vorgenommen, aber danach dauerte es bis Ende 1353, ehe Kantak. die Haupt kuppel völlig wiederhergestellt hatte. Kantak. erwähnt in seinem Geschichts werk die späteren Reparaturen, worüber Greg. hier berichtet, gleich im Anschluß an seinen Bericht über den Einsturz (III 29, 1 8 -30, 1 5 ) . Er schreibt die ersten Reparaturen der damaligen Kaiserin und Regentin, Anna von Savo yen, zu, die Phakeolatos mit der Ausführung beauftragte. Diesem Mann sind wir schon Bd. III S. 1 5 6 f. u. 160 f. mit den Anm. 422-424, 446 f., 449, 473 begegnet. Ich habe ihm dort irrtümlich den Vornamen Georgios gegeben. Die ser ist in Andrea(s) zu korrigieren, s. PLP 29559. Greg. hat ihn Bd. III S. 156 mit Alexios Apokaukos verglichen. Er war ein gräzisierter Genuese (lat. Name: Facciolati), der in der byzantinischen Politik mitmischte, zuerst Anhänger der Kaiserin Anna war, dann aber zu Kantak. wechselte und bei dessen Einzug in Kpl. im Februar 1 347 eine entscheidende Rolle spielte, wofür er und seine .
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Familie beim Einzug des Joh. V. im November 1354 die Rache zu spüren bekamen (s. Kantak. In 290, 8- 1 1 ) . Für Kantak. baute er auch Schiffe und Kriegsmaschinen (s. PLP 1. c . ) . Zurück zu Kantak. über die Reparatur der H. Sophia. Den Hauptanteil schreibt er sich selbst zu, und was noch fehlte, ergänzte nach ihm der junge Ks. Als ausführende Architekten nennt er ( Geor gios Synadenos ) Astras ( Großstratopedarch), s. PL.P 1598, und Juan Peralta, der auch Kommandant der Katalanen im Heptapyrgion war, s. PLP 22404. Greg. hat schon oben (In 1 9 8 , 1 8-2 0 1 ,6) die Vernachlässigung des Wiederauf baus und den Mißbrauch des Geldes kritisiert, das der Großfürst von Moskau für diesen Zweck gestiftet hatte. Der Säuglingsmörder Herodes Herodes der Große 73-4 v. ehr. war nicht im eigentlichen Sinne der Erbauer des sogen. zweiten Tempels (der erste, den Salomon ca. 960 v. ehr. vollendete, war 5 8 7 v. ehr. von den Babyioniern zer stört worden) . Der zweite wurde schon 520 v. ehr. vollendet, aber Herodes hat ihn dermaßen erweitert und verschönert, daß das Ergebnis einem Neubau gleichkam. Man sagte: «Wer den Bau des Herodes nicht gesehen hat, sah in seinem ganzen Leben noch kein schönes Gebäude» . Greg. hielt Herodes offen bar für einen Juden, dem er trotz schlechtem Ruf Treue zur Religion der Väter bescheinigen konnte. Tatsächlich war Herodes kein echter Jude, kein Judäer, sondern ein Idumäer (Edomiter). Die Idumäer waren nur zwangsweise judai siert worden, nachdem sie von den sogen. Makkabäern unterworfen worden waren. Mütterlicherseits hatte Herodes arabisches Blut, denn seine Mutter war Tochter eines arabischen Scheichs auf Zypern. Immerhin nahm Herodes soviel Rücksicht auf die jüdische Religion, daß er seine Bautätigkeit, die sonst helle nistisch war, in Judaea in den Dienst des Judentums stellte. Der ganze Vergleich des Kantak. mit Herodes scheint weither geholt und soll nur zeigen, daß Kan tak. im Vergleich mit einem anerkannten Bösewicht schlecht abschneidet. S. Bd. I S. 207 f. mit Anm. 469 u. 471 . Vg1. Bd. H. 2 S. 235 mit Anm. 3 0 8 . Greg. rekapituliert i n diesem Passus mit kleinen Ergänzungen die Absetzung des Patriarchen Kallistos, seine Flucht über Galata nach Tenedos, wo er ein ganzes Jahr blieb, und von wo aus er gegen den Usurpator seines Thrones, Philotheos, mit Bannflüchen vorging. Insbes. berichtet Greg. hier auch über die Reaktion des Philotheos, der die Absetzung des Kallistos verteidigte und Ana them mit Anathem beantwortete. Greg. schreibt nun zwar, daß Kallistos solche Briefe häufig wie Pfeile 'abschoß' so daß Philotheos sich veranlaßt sah, das Gleiche zu tun (In 25 8,6-9 ). Die Häufigkeit ist aber wohl rhetorische Über treibung, die darauf fußt, daß Mitteilungen von der Verurteilung des Gegners unterschiedlichen Empfängern zugesandt wurden. Ein Problem liegt in der speziellen Erwähnung von Verurteilungen, die Philotheos den Athos-Mönchen =
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zuschickte und die Greg. wohl deswegen gesondert vermerkt, weil sie einen besonderen Inhalt hatten. Philotheos befürchtete anscheinend, Kallistos könnte auf den Athos flüchten und die dortigen Mönche gegen ihn aufbringen. Er mahnte diese deshalb, sie sollten ihn nicht aufnehmen, und begründete diese Forderung so: 1. Der Mann sei als Massalianer rechtmäßig abgesetzt, 2. be nehme er sich, als ob er noch immer Patriarch wäre. Das Befremdliche ist, daß Greg. hier Philotheos alte Beschuldigungen von Massalianismus gegen Kalli stos ins Feld führen läßt, die bei der Absetzung von 1353 nicht zur Debatte standen, weil sie mit dem Ziel der Absetzung nichts zu tun hatten. Darrouzes: Reg. 2348 und 2370 versucht dieses Problem dadurch zu lösen, daß er die Warnung(en), die Philotheos den Athosmönchen zukommen ließ, von den übri gen Verurteilungsbriefen abtrennt und die bei den Dokumente unterschiedlich datiert, die Warnungen Sept.lOkt. 1 353 (Reg. 234 8 ) und die Verurteilungen gegen Herbst 1 3 54 (23 70 ) . Seine Argumentation: es sei unwahrscheinlich, daß Philotheos gleich am Anfang seines Patriarchats Anschuldigungen in Sachen Massalianismus gegen Kallistos erhoben und Kantak. das zugelassen hätte. Es sei aber normal, daß Philotheos gleich am Anfang versucht hätte, Kallistos vom Athos fernzuhalten. Außerdem gehöre die Verurteilung wegen der Anmaßung patriarchaler Autorität in ein späteres Stadium als die genannten Beschuldi gungen. Mir gefällt weder die Argumentation noch die Art und Weise, wie Darrouzes den sensus obvius des Gregorastextes nicht zur Kenntnis nimmt bzw. als «tendancieuse» beiseite schiebt. Auch beachtet er nicht, daß bei Greg. nicht von irgendwelchen normalen Mitteilungen die Rede ist, wie sie am Anfang eines jeden Patriarchats gemacht wurden. Das erste offizielle Schreiben des Philotheos muß mitgeteilt haben, daß er Kallistos als Patriarch abgelöst habe und auch weshalb und wie es dazu gekommen sei. Eine solche Mitteilung an die Athosmönche kann zusätzlich einen Befehl enthalten haben, den Mann vom Athos fernzuhalten, muß es aber nicht. Eine solche Mitteilung muß aber schon erfolgt sein, als Kallistos sich noch in Galata aufhielt. Greg. spricht aber nicht über eine offizielle Mitteilung bezüglich der Amtsüber nahme, sondern über die Reaktion des Philotheos, als Kallistos von Tenedos aus mit einem Bannfluch gegen seine Feinde auf seine unrechtmäßige Amts enthebung reagierte. Ich halte es deswegen für keineswegs ausgeschlossen, daß Philotheos, um bei den Athosmönchen mehr Eindruck zu machen, nicht nur auf die Widerspenstigkeit des Kallistos gegen seine Absetzung hinwies, sondern auch auf eine Affäre Bezug nahm, die den Athos direkter betraf, den Kampf gegen des Massalianismus verdächtige Mönche, die es dort seit dem J. 1 342 gab (s. Bd. III Anm. 3 1 0 ) . Ich halte es auch für absolut glaubwürdig, daß Philo theos in seiner Reaktion auf die Weigerung des Kallistos, seine Absetzung hinzunehmen, ihn als einen Mann darzustellen versucht hat, der als Massalia-
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ner nicht auf dem patriarchalen Thron geduldet werden konnte. Der eigent liche Grund, warum man Kallistos abgesetzt hatte, ein politischer, war den Athosmönchen sicher nicht leicht zu vermitteln. Eine Anklage wegen Massa lianismus hatte bessere Chancen, verstanden zu werden. Man bedenke auch, daß Greg. hier nicht zum ersten Mal das Thema Absetzung des Kallistos anspricht. Er hat dessen Aktivität auf Tenedos auch schon vorher erwähnt (s. III 1 95,5-1 9 8,14; 234, 15-236,6). Wenn er hier die Vorgeschichte des Kalli stos bis zu seiner Rückkehr auf den patriarchalen Thron von Kpl. im J. 1 355 rekapituliert, tut er das, weil dieser bald nach der Wiederaufnahme der Amts führung erneut mit der Anschuldigung, er sei Massalianer, konfrontiert wurde. Greg. bleibt konsequent bei dieser Darstellung, wenn er später die ganze Geschichte 'Kallistos und der Massalianimus' noch einmal Revue passieren läßt. Als Kallistos im J. 1356 den schon zum Bischof von Alania ernannten Symeon wieder absetzte und das Bistum einem konkurrierenden Bewerber (der auch Kallistos hieß) übergab, befürchtete er Ärger mit dem Ks. (Joh. V. ) . In seinem diesbezüglichen Bericht läßt Greg. Kallistos aus diesem Anlaß den Ärger in Erinnerung rufen, den er schon früher mit Beschuldigungen wegen Massalianismus gehabt hat und jetzt wieder auf sich zukommen sieht. «Er sagte sich: » schreibt Greg., den ich hier verkürzt wiedergebe, «vor allen ande ren Dingen lasten sie (die Bischöfe) mir die Häresie der Massalianer an . . . und hören nie auf, mich zu verleumden. Denn einst in den Anfängen meines Patriar chats ( 1 350- 1 363) unter Kantak. brachten sie, noch ehe ein Jahr verstrichen war (seit der Ks. ihn als Patriarchen installiert hatte, d. h. seit dem 1 0 . 06. 1 350, also noch vor dem Palamitenkonzil vom Juni/Juli 1 35 1 ) diese Beschuldigungen gegen mich vor. Und beinahe hätten sie mich abgesetzt und so meine und ihre gemeinsamen Feinde (die Antipalamiten) unterstützt, sahen aber deswegen davon ab. Das war das erste M�i . Ein zweites Mal wüteten sie noch schlimmer gegen mich, fügten der Anklage wegen Massalianismus noch andere hinzu und vertrieben mich aus dem Patriarchat» (August 1353; Kallistos selbst glaubt offenbar, wie Greg., daß sein angeblicher Massalianismus bei seiner Absetzung eine Rolle gespielt hat, und zwar an erster Stelle) . « Sie hätten mir auch das Leben genommen, wenn ich nicht nach Galata geflüchtet wäre. Und als ich auf Tenedos war, bannten sie mich durch Briefe und Gesandte; auch kamen sie mir auf dem Athos zuvor und hielten mich von dort fern, und überall verkündeten sie, ich sei ein Massalianer. Als vor kurzer Zeit der Ks. (Joh. V. ) die väterliche Herrschaft wiedererlangte (Dez. 1 354) und auch ich von dort mitkam (Ende Januar 1355), stieß ich auf Widerstand, u. a. weil sie mich als Massalianer ablehnten. Und als der Ks., wie auch immer, diesen Aufstand erstickte (ca. Febr. 1355), kamen Briefe vom Athos, die mich einmal und noch einmal der genann ten Häresie beschuldigten (zur SkorpioslBardarios-Geschichte s. u. ) . Aber jetzt
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( 1 356, nach Juli), wo auch der Ks. gegen mich aufgebracht ist, was kann ich da tun? » Soweit Kallistos. Und was tat er? Er versammelte den Klerus und viel Kirchenvolk und sprach den Bannfluch über alle Bischöfe aus, die sich von ihm distanzierten, weil er ein Massalianer sei. Der Ks. verhinderte aber, daß es zu einern Prozeß gegen Kallistos kam ( Greg. 111 535,1 8-539, 1 9 ) . Danach gibt Greg. sein Urteil über die ganze Angelegenheit ab und erzählt Näheres über Kallistos und Niphon Skorpios. Man bedenke zu diesem Kampf zwischen Kal listos und Philotheos, daß letzterer sich 1350 bei der Ernennung eines neuen Patriarchen übergangen glaubte, als Kantak. sich für Kallistos entschied, obgleich der Vorgänger auf dem patriarchalen Thron, Isidoros, ihn als Nach folger empfohlen hatte (s. Darrouzes: Reg. Nr. 23 1 1 Critique) . Unverständlich ist, daß Darrouzes die von Kallistos ausgesprochene Exkommunikation seiner Gegner in seinen Reg. mit keinem Wort erwähnt. Daß er diese nicht aufrecht erhalten konnte, weil der Ks. nicht mitspielte, macht den Akt des Patriarchen nicht ungeschehen. Hier weist Greg. selbst darauf hin, daß er nur etwas wiedeFholt, was er schon berichtet hat, s. III 249, 1 1 -250,7. Vgl. Bd. III Anm. 3 1 0; Bd. IV S. 203 f. u. 222-225. Zu Niphon Skorpios s. auch PLP 20683. Er war 1342, 1 347 und 1350 in Sachen Massalianismus freige sprochen worden. 1348 war er Protos des Athos, s. Bd. IV S. 2 1 0. Gemeint sind wohl Versammlungen der sogen. Katholiki Synaxis, d. h. des Rates sämtlicher Klostervorsteher der «Mönchsrepublik Athos» unter Vorsitz des Protos. Mit Anklang an Ps. 50,6. Auch seine Rolle in dieser Geschichte habe ich schon Bd. m Anrn. 310 erörtert. Vgl. Anm. 439. Leider enthält die Rh. Hist. des Greg., so wie sie uns überliefert ist, die hier versprochenen Tomoi-Abschriften nicht. Auch dieses Versprechen wird in der Rh. Hist. nicht mehr eingelöst. Auch hier sehen wir Zeichen, daß Greg. sein Werk nicht hat abschließen können. Das Thema, das Greg. wieder aufnimmt, ist sein Angebot an den Ks. Joh. V., in einern öffentlichen Disput die Irrtümer in der Lehre des Palamas nachzuweisen. Dieser Disput, dem der Ks. nicht zugestimmt hatte, kommt nun unerwartet doch zustande, aber nicht so, wie Greg. sich das vorgestellt hatte. Der Bischof, von dem die Rede ist, hieß Paulus und war ein Lateiner aus Süditalien. Er war 1 345 Bischof von Smyrna geworden, später Erzbischof von Theben, 1 3 661 3 71 lateinischer Titularpatriarch von Kpl. und 1 3 67- 1 3 7 1 außerdem Ver walter der Metropole von Patras. Joh. V. benutzte ihn 1 35 6 als Gesandten zum Papst (Innocenz VI. ) in Sachen Kirchenunion und militärische Hilfe aus dem Westen gegen die Türken. Er führte 1367 ein Gespräch mit Kantak. über
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die Möglichkeit einer Kirchenunion. Sein Interesse für die Lehre des Pa lamas ist verständlich, denn diese muß ihm als unvereinbar mit der westlichen Theo logie vorgekommen sein. Zu ihm s. PLP 22 143. Dieser Paulus ist nicht zu identifizieren bzw. zu verwechseln mit dem Hochstapler Paulos Tagaris PLP 27401 (vgl. dazu Tinnefeld: Kydones 1. 2 S. 361 n. 1 ) . Das alles sind Worte, die Greg. dem lat. Bischof wohl nur unterstellt. Er läßt nirgends erkennen, daß er persönlich mit ihm verkehrt hätte, obgleich er gewiß die Gelegenheit dazu gehabt hat. Natürlich ist bei Greg. auch für ihn (den Bischof), wie für Greg. selbst, Palamas ein schlimmeres Übel als alle berüch tigten Häretiker der Vergangenheit. Gr. «paizon en ou paiktois » , sprw. Ausdruck. Großlogothet war 1 355- 1357 Nikephoros Laskaris Metochites (PLP 1 7986), ein Sohn des berühmten Gelehrten Theodoros Metochites, der Großlogothet war unter Andronikos II., dem Großvater des nun herrschenden Joh. V. Palaio logos. In der Korrespondenz des Greg. findet sich ein Brief an ihn aus der Zeit, als sein Vater noch ein mächtiger Mann war, Ep. 1 12 ed. Leone (vgl. Bd. I S. 2 u. 16; 11. 1 S. 35 mit Anm. 47a ) . Als Namensgenosse erwähnt Greg. ihn in einem Brief an seinen Vater, Ep. 25,1 (Leone) . Ihm hat Greg. vielleicht seine Lobrede auf den Mandelbaum gewidmet (Bd. I S. 45 Werkliste Nr. 5, hrsg. v. Leone: Opuscula S. 745-75 1 , erwähnt in Ep. 1 1 2,25 f. ) . Auch hier, wie schon oben ( s . Anm. 5 3 0 ) , schreibt Greg. Joh. V. wohl zuviel Antipalamismus zu, der angeblich nur deswegen nicht zum Tragen kam, weil seine Gattin dem entgegenarbeitete. Das heißt freilich nicht, daß sie nicht durch eine Intrige verhindert haben kann, daß Greg. zeitig erfahren hätte, weswegen er in den Palast gerufen wurde. Auch hier stellt sich wieder die Frage (s. Anm. 530), wie sich das mit dem guten Verhältnis vereinbaren läßt, das Greg. anscheinend zur Kaiserin hatte und pflegte. Es war m. E. wohl so, daß die Kaiserin Helena nicht für Palamas eintrat, weil sie ihm oder seiner Lehre besonders zugetan war, sondern nur wenn sie glaubte, Schande von ihrem Vater abwenden zu müssen. Greg. hat seinerseits offenbar nicht versucht, sie für den Kampf gegen Palamas zu gewinnen, sondern pflegte den Kontakt mit ihr, weil er die gute Verbindung mit dem Hof schätzte. Ihre Intrige erwähnt er natürlich nur, weil diese seinem Sieg im Disput, der für ihn selbst sonnenklar war, grö ßeren Glanz verlieh. Der Kaiserin schadete er damit nicht, da ihr Eintreten für Palamas dem Credo von Staat und Kirche entsprach.
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Abdenago s. D aniel Abel Sohn Adams, gerecht und trotzdem bald ermordet 1 1 4 Abraham Erzvater Israels, Opfer Abrahams u. Gehorsam A. 2 1 0; Glaubensvorbild A. 2 1 0; auch von den Islamiten verehrt A. 397 (5. 3 74) A(c)hab Kg. Israels ( 8 7 1 -852 v. ehr. ), Baal anbeter A. 22 1 Achaimeniden ursprünglich persische Dyna stie, hier die im ehemaligen Persien herr schende türkische Dynastie Osmans 1. in NW Kleinasien A. 395 (5. 370 ) Achazja Kg. Israels, verehrte Beelzebub A. 221 Achilleus Hauptheld der Ilias, kämpfte mit dem Flußgott (des) Skamandros 69,
( 1 7. März 1 3 5 3 ) 1 51 , A. 327, s. auch 324 f., 335, 3 3 9 (5. 348 ) , 347, 3 62, 395 (5. 371 f. ) , 408; hier besuchten loh. VI. jene Türken, die am 1 0. 1 0 . 1 352 bei Didymoteichon die Truppen des loh. V. besiegt hatten A. 3 92 (S. 365 f. ) ; von den Türken erobert und Edirne genannt ( 1 3 6 1 ) A. 3 92 Adrianus H1., Märtyrer unter Ks. Galerius ( 3 06-3 1 1 ) , den Löwen vorgeworfen und von diesen verschont, beispielhaft für Greg. A. 2 1 8 zu S. ·1 1 3 Adriatisches Meer 84, A. 1 59 (5. 26 1 ) Afghanistan einst Teil des Seleukidenreiches A. 30 Ägäis(ches Meer) so gen. nach Aigeus (vgl. s. n.) 62, 88, A. 75 f., 256
A. 94, Vater des Neoptolemos A. 286 Adrianopel von Greg. Orestias gen., Stadt am Hebros (Maritza) in West-Thrakien
Agamemnon Fürst von Mykene aus dem
passim, nota: loh. VI. Ks. gekrönt ( 1 346) A. 5 1 (5. 212), Residenz des Distriktver walters Mt. Kantak., der für sich die Kai sernachfolge forderte ( 1347/4 8 ) A. 297 (5. 3 1 5, Nr. 4a); seine Mutter wollte ihn dort besuchen 94 f 97, A. 1 72, 1 24, A. 254; er eilte dorthin, als loh. V. ihn angriff (Sommer 1 352 ) 1 2 8, A. 267; in der Akropolis belagert, von loh. VI. befreit, der die Stadt zerstört 1 2 8 f , 1 44 f , A. 297 1. c., 3 1 8 f . ; die Stadt wird erneut Mt. Kantak. zugesprochen A. 306 (5. 328); von dort aus drohte loh. VI. Kpl mit dem gleichen Schicksal, wenn man
(280-305) A. 2 1 8 (vg1. s. n. Adrianus) Agathangelos (Ag.) Pseudonym des Manuel Angelos s. Ein1. § IV 5. 1 0-3 1 ; ehemaliger Schüler des Greg. 41 f, A. 3 f.; Forschungs reisender (Frühjahr 1 342-Herbst 1 3 5 1 ) A. 4; Stationen seiner Odyssee: Rhodos 45, Alexandria (Ägypten) 46, Palästina 47, Städte in Koile Syria 47, Damaskos und Städte rundum 47f, Küstenstädte in Phönizien 48, Antiochien (Syrien) 48, Issos und Alexandrette in Kilikien 48 f,
loh. V. einziehen ließe 1 46 f , A. 324 f., 327 ( 5 . 341 , Nr. 1 7 ) ; hier hielt sich loh. VI. auf von Ende Sommer 1 352 bis zur Nach richt, daß loh. V. in Kpl eingedrungen sei
mythischen Geschlecht des Pelops A. 242 Agapitus H1. Märtyrer unter Diokletian
Hierapolis 49, Kilikien, hauptsächlich Tar sos 50, Zypern 55, Kreta 61 , Euboia 63 , Tenedos u. Troia 68 f Besuchte Greg. im Hausarrest trotz der Überwachung und des Besuchsverbots fünfmal, s. Ein1. 5. 3 f., 6-9; berichtete über alles, was « draußen» geschah 41 -83, 83- 1 55,
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1 1 8-143, 1 44- 1 61 , 1 73-1 84. Erledigte Aufträge für Greg. 1 1 0, 1 1 5, 1 1 8, 1 1 9123 (s. auch Ein!. 5. 8 - 1 0 ) , 1 44, A. 3 1 2 . Übergab Greg. zumindest einmal schrift liche Notizen über Ereignisse draußen 1 59, A. 355. Angeblich Augenzeuge der Belagerung des Nicolo Pisani in Oreos auf Euboia durch Paganino Doria 6668, dazu Ein!. 5. 3 1 , A. 8 8 (5. 226-232), 9 1 , 95, 135 f. Zu ihm als Manuel Angelos s. s. n. (H)Agioritikos Tomos grundlegende palami tische Schrift zur Verteidigung der hesy chastischen Erleuchtung (s. Teil IV Ein!. 5. 32-34), A. 133 ( S . 23 9 f. ) , 1 40 Ägypten -ter, -tisch, besucht von Ag. 45-47, A. 20-23 , 25; Weisheit der - 47, A. 23, 38, Theben in - A. 22; Pharao von - al Malik al Nasir 50, A. 42; - und Arabien Reich der Mameluken, hier 1354 Christenverfol gung 1 84, A. 4 1 1 ; Ptr. Gregorios III. v. Ale =
=
xandrien vom Herrscher von - zum byzan tinischen Ks. entsandt 1 48, A. 329 f. Aigeus Meeresgott, mythischer Kg. v. Athen, Namensgeber des Ägäischen Meeres 62, A. 76 Aijubiden (Ayyubiden), islamische Dynastie in Kairo ( 1 1 71 - 1249) A. 33 Ainos sehr alte befestigte Stadt in Thrakien; von Joh. V. mit Umland als autonomes Herrschaftsgebiet verlangt und erhalten (Nov. 1 35 1 ) A. 264 (5. 297-30 1 ) , 305 (5. 327) . Hier verpfändete Joh. V. am 1 0 . 1 0. 1352 die Insel Tenedos an die Venezianer und war darum nicht in Didy moteichon, als Ptr. Kallistos an jenem Tag
ben war, zurück nach Kp1 1 82, A . 408 . Als Joh. VI. gestürzt wurde, wurde A. von Nikephoros II. Angelos Dukas/Orsini ver waltet 1 89. Aischylos Tragödiendichter 'zitiert' Prome theus 43 6-506 A. 8, Sieben gg. Theben A. 144 Aitoler (Ätolier), mit den Akarnaniern dem Grafen Nikephoros 11. Angelos Dukas von Kephallenia untertan 98 Akarnanier s. Aitoler Akindyniten Anhänger des Greg. Akindynos, sollen den Tomos palamitikos von 1 3 5 1 anerkennen und dürfen sich z u Dogmen nicht äußern A. 133. Zu ihnen rechneten die Palamiten auch Greg. A. 245 Akindynos Gregorios Schüler des Palamas, dann Barlaamit und Antipalamit (ca. 1 300- 1348; PLP 495 ), von den Palamiten als Barlaamit betrachtet A. 245; die ihn und Barlaam als Hesychastenkritiker betreffenden Beschlüsse der Kirche v. 1341 von Greg. anerkannt 1 2 1 , A. 245; vom Ptr. Joh. XIV. Kalekas protegiert ebd.; Korrespondent des Greg. s. Briefe an Greg. (ed. Leone) Nr. 8, A. 1 82 Akoimeten « die Schlaflosen » , d. h. als Klo stergemeinschaft rund um die Uhr betende Mönche A. 228 Alania Gebiet christianisierter Alanen im Kaukasus s. Symeon, Metropolit v. A. (ca. 1 350- 1 3 64; PLP 27052) Albaner; auch über sie wollte Stephan IV. =
Dusan v. Serbien als Ks. herrschen A. 1 75 (5. 272 )
dorthin kam, um einen Vergleich im Kai serstreit zwischen Joh. V. und Joh. VI. aus
Alexander Ivan Alexandur Asanes, Herr scher der Myser ( Bulgaren) von 1 3 3 1 1 3 7 1 (PLP 9 1 374); seine Schwester Theo
zuhandeln A. 325 (5. 335), 326 (5. 3 3 6 f. ) , 3 2 7 (5. 337). Hier erholte sich Joh. V. nach dem genannten Tag einen Monat und fuhr dann nach Tenedos A. 327 (5. 3 3 8 ) , 328, 335. Nach einem erfolglosen Besuch in Tenedos fuhr Joh. VI. via A., das ihm erge-
phan IV. Dusan, vom Letztgenannten Joh. V. als Gemahlin angeboten 127, A. 261 (5. 295 ) Alexander d. Große (356-323 v. Chr. ), Eroberer des Gebietes, das nach seinem
410
=
=
dora, Schwägerin des Serbenzaren Ste
REGISTER
Tod zum Seleukidenreich wurde 48 {, A. 30, 35, 37; badete i m Kydnos bei Tar sos 50, A. 44; hatte weißbeschildete Elite soldaten 87, A. 144; zerstörte das gr. The ben 1 46, A. 323 Alexandretta Alexandria in Syrien ( h. Iskenderun), gegründet von Alexander d. Gr. und älter als A. in Ägypten; besucht =
von Ag. 48 {, A. 36, 39 Alexandria in Ägypten, besucht von Ag. 46{, Lage A. 20, keine ihrer Sehenswürdigkeiten von Ag. erwähnt A. 22, verglichen mit Da maskos 47{, A. 29, von vielen gleichnami gen Städten die Alexanderstadt schlechthin A. 36, s. auch Gregorios 11. und III . , Ptr. v. Alexios I. Komnenos byz. Ks. ( 1 0 8 1 - 1 1 1 8 ) finanzierte Kriege aus Kirchenschätzen A. 3 2 1 Alkibiades athenischer Politiker, Demagoge und Feldherr (ca. 450-404) A. 1 74 Altkairo hier war vorher die arabische Festung al Fustat A. 2 1 Amadeo (VI. ) v. Savoyen « < Conte Verde » , 1 343 - 1 3 8 3 ), Vetter des Joh. v., eroberte für kurze Zeit ( 1 3 66-1379 ) Gallipoli für Byzanz zurück A. 3 92 (S. 366) Amanos Gebirge in Kilikien (h. Gavur Daglari ) , amanische Tore Bergpaß, v. Ag. besucht wg. des Sieges Alexanders d. Gr. bei Issos A. 3 5 Amenenhet I. Pharao v . Ägypten und Grün der der 12. Dynastie, machte Theben zum Mittelpunkt des Reiches A. 22
Andreas von Kreta Kirchendichter 7./8 . Jh., seine Leiche im Kloster tou Krataiou in Kpl wiedergefunden; geplante Neubeiset zungsfeier durch das Eindringen Joh. V. ( am 29. 1 1 . 1 354) in Kpl verhindert 1 861 88, A. 420-423 Andreasinsel nicht weit von Tenedos; hier wartete Joh. VI. nach erfolgloser Landung auf Tenedos vergeblich auf ein Vergleichs angebot des Joh. V. 1 81 {, A. 408 Andronikos I. Komnenos byz. Ks. ( 1 1 8 31 1 8 5), vom Volk gehaßt und gelyncht, für Joh. VI. vielleicht Angstvorstellung, die zu seinem Rücktritt beitrug A. 4 1 5 (S. 3 8 7), 4 1 6 (S. 396) Andronikos 11. Palaiologos byz. Ks. ( 1 2821 328; PLP 21496), Großvater des Joh. V. Verwandtschaftliches 1 82 { , A. 57, 409, 4 14, 448; Schirmherr des Greg. A. 8, 242; gestürzt durch seinen Enkel Androni kos III. A. 242, 304; übertrug die Insel Chios einem Genuesen A. 92 Andronikos III . Palaiologos byz. Ks. ( 1 3281341 ) stürzte Andronikos 11. und entzog Theodoros Metochites und Nik. Greg. die ksl. Gunst A. 242, 304; ließ Joh. (VI. ) Kantak. mit seiner Mutter regieren, tat
Anadolu Hisari alte Burg am Bosporos auf der asiatischen Seite, ihr gegenüber 1452
aber alles, um die Nachfolge seines Sohnes Joh. (V. ) sicherzustellen 133, A. 1 70; ver urteilte 1335 die Asanbrüder Johannes und Manuel als Verschwörer zu langjähri ger Gefangenschaft A. 426 (S. 399); setzte angeblich einmal für kurze Zeit Joh. Kan tak. als Regent ein A. 339 (S. 349); ver fügte angeblich vor seinem Tod die Ehe seines Sohnes Joh. mit einer Tochter des Joh. Kantak. A. 295; sein Tod erwähnt
Rumeli Hisari gebaut A. 1 5 7 (S. 259) Anaplous Bosporoseinfahrt zum Schwar
1 90, A. 4 (S. 202 ), 295, 320; Verwandt schaftliches A. 414
zen Meer; « en to Anaplo» gibt es zwei Kirchen, eine in Kpl und eine in Sosthe nion A. 1 5 7 (S. 258 f. ) Anastasios I. byz. Ks. (49 1-52 8 ) , baute den Kontoskalionhafen aus A. 153 (S. 253 )
Andronikos IV. Palaiologos ältester Sohn des Joh. V. (geb. 1348, byz. Ks. 1 3 76- 1 3 79, PLP 2143 8 ); wg. des Machtkampfes zwi schen Joh. V. und Joh. VI. vom Letztge nannten in Kpl zurückgehalten A. 265
=
Amun großer ägyptischer Gott mit Tempel in Karnak A. 22
=
411
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(5. 302), 306 (5. 328); behielt nach der Kaiserproklamation des Mt. Kantak. die Erwähnung in der Liturgie A. 339 (5. 350); gab den Türken als Dank für Hilfe gg. seinen Vater Joh. V. und seinen Bruder Manuel ( II . ) das wiedereroberte Kallipolis zurück A. 392 (5. 366) Angelos Manuel wohl der eigentliche Name des Gregorasbesuchers Agathangelos s. s. n., war Katholikos krites ( 1 352-1 354) und Epi tou Kanikleiou ( 1 354- 1 3 70); Bera ter und Zeuge der Kaiserin Eirene bei ihrer Friedensmission zu Joh. V. (April/Mai 1 352) 129{., A. 272-273a, 307; Lob des Mannes anläßlich dieser Aufgabe 1 29 (. , A. 272 f., 273a; Empfänger eines Briefes des Demetrios Kydones in derselben Ange legenheit Einl. 5. 24-27, A. 272f. Vermitt ler einer gemeinsamen Kaiserherrschaft Joh. V. und Joh. VI. 0 1 . 12. 1 3 54 1 86, A. 415, 4 1 6 (5. 394 ) ; Adressat eines Briefes des Greg. (Nr. 155 ed. Leone) A. 273 Ankara (ursprünglich Ankyra, h. Hauptstadt der Türkei), erobert von Suleyman Pascha ( 1 354) A. 412 Anna hl. Mutter der Gottesmutter Maria, Anna-Empfängnis (9. Dez.) nicht Datum des ersten Besuches des Ag. bei Greg. Einl. S. 1 2 f. Anna Tochter des byz. Ks. Romanos ll. (959-963 ) , heiratete Vladimir d. Hl. v. Kiev (972- 1 0 1 5 ) , der sein Reich christia nisierte A. 1 9 1 Anna Palaiologina JohannaJAnna v. Savo yen, Gattin des Ks. Andronikos ill . , byz. Kaiserin ( 1 328-1 3 6 1 ) , Regentin in Kpl =
( 1 34 1 - 1 347), ab 1 3 5 1 in Thessalonike, t 1 3 65/66 (PLP 2 1347) , zusammen mit ihrem Sohn Joh. V. vom Usurpator Joh. VI. Kantak. ins Unglück gestürzt 133; kämpfte mit mehr Recht als dieser, auch mal mit türkischer Hilfe 135, A. 284 f., 288; durch schaute, daß Joh. VI. die Palaiologendyna stie durch eine kantakuzenische ersetzen
412
wollte A . 279; bat Orkhan von Bithynien vergeblich um Militärhilfe und mit mäßi gem Erfolg andere Türken 135, A. 285, 288; restaurierte zum Teil das im Mai 1 346 eingestürzte Kuppelgewölbe der H. Sophia 1 57{., A. 353 f.; ernannte ca. 1 346 Dobrotica (Tomprotitzas) zum Gouverneur v. Medeia A. 297 (5. 3 1 8 Nr. 9 ) ; besiegt durch Joh. VI . (2. Febr. 1 347) suchte sie Zuflucht bei der Hodege tria-Ikone A. 304; mußte ihre Unterwer fung schriftlich beeiden 13 0 (. , A. 274276a; behielt (protokollarisch) Teil an der Kaiserherrschaft A. 339 (5. 347); hätte angeblich kriegsrechtlich getötet werden können 1 30, A. 300; gegen ihren Willen mußte Joh. V. eine Tochter des Joh. VI. (Helene) heiraten (Mai 1 347) 1 3 8, A. 295; wurde in Kpl wie eine Geisel überwacht A. 263 f.; Rache ihrerseits befürchtete Joh. Asan, falls sie wieder an die Macht käme A. 297 (5. 3 1 5 Nr. 4a); hatte durchschaut, weshalb Joh. V. nach Thessalonike weg befördert wurde (Herbst 1 350) A. 261 (5. 295 ); überbrachte Joh. V. seitens Joh. VI. schriftlich beeidete Zusicherungen der Kaisernachfolge und der Übernahme der Kaiserherrschaft 127{., 140{., A. 261 (5. 295 ), 339 (5. 348 ); akzeptierte, daß Joh. V. nicht gleich Hauptks. werden sollte (Nov. 1 3 5 1 ) A. 265 (5. 299-3 0 1 ); blieb nach Erledigung ihrer Aufgabe bis zu ihrem Tod in Thessalonike A. 265 (5. 299 ) , 3 90; behielt auch nach der Kaiserproklamation des Mt. Kantak. (April 1 3 5 3 ) ihre Komme moration im Liturgischen Gebet A. 339 (5. 350) Anthologia palatina VII.7 (epigramma ade spoton), enthält das Epitheton hekatonta pylos der ägyptischen Stadt Theben 47, A. 22 Antiochener informierten die Kpler über Christenverfolgung in Ägypten und Ara bien ( 1 354) 1 84, A. 4 1 1
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Antiocruen größte Stadt von Syrien, besucht von Ag. 48, A. 30-34 Antiochos I. Sohn des Seleukos, von Ag. irr tümlich als Gründer des Seleukidenreiches bezeichnet 48, A. 30 Antipalamiten passim, nota: viele durch Bedrohung oder Bestechung durch Joh. VI. zu Palamiten bekehrt 74, A. 1 07, verurteilt durch das Räuberkonzil ( 1 3 5 1 ) A. 1 8 7, als Antipalamit par excellence sieht Greg. sich selbst s. s. n. Anytos reicher Athener, Hauptankläger im Prozeß gg. Sokrates (399 v. Chr. ) , mit ihm vergleicht Greg. seine palamitischen Ankläger 78, A. 1 1 9 Apg. (Apostelgeschichte) , 'zitiert' 1 1 , 1 9-24 u. 1 1 ,25 f. A. 32, 1 2, 1 -23 A. 228, 12,2 A. 226, 1 3 , l f. A. 32, 1 3 ,2 6 ff. A. 32, 14,5 A. 224, 15,1 u. 6-29 A. 32, 1 8,6 u. 1 8, 1 628 A. 2 69, 20,29 A. 1 83 , 3 1 7 Aphrodite Göttin der Liebe, Mutter des Her maphroditos, mit welchem Zwitterwesen Greg. die Palamiten als atheistische Poly theisten vergleicht 1 81 , A. 404 Apokaukos Alexios Megas Dux ( 1 3411 345; PLP 1 1 8 0) durchschaute 1 341 die Absicht des Joh. Kantak., die Palaiologen dynastie abzulösen A. 279, kämpfte im J. 1 343 gg. Joh. VI. A. 285, seine Tochter heiratete Joh. Asan, den Schwager des Joh.VI. A. 297 ( S . 3 1 5 Nr. 2 ) Apollodoros Pseudo- ( 1 .-2. Jh. n. Chr.) BibI. mythogr. 1.7. 1 A. 8, 1.7.6 A. 84, III. l 1 1 A. 242, Epitome II. 3-9 A. 242 Apollonios v. Rhodos (Epiker) Argonautika IV.57 f. A. 84 Apollonios v. Tyana Neupythagoräer, Predi ger, Wundertäter und Heiliger ( 1 . Jh. n. Chr. ) besuchte llionlTroia A. 94 Apostolios Michael Paroimiograph (um 1422-1480) II.20 A. 230, 296 Araber Eroberer v. Rhodos A. 1 7, v. Ägypten A. 2 1 , 33, v. Kreta A. 73; die Herrschaft der - reicht v. Ägypten bis über Antiocruen
hinaus und so auch die fremde arabische Religion (der Islam) 48, A. 33, vom Land der Perser und Meder bis Südarabien von den Skythen ( Mongolen) unterjocht ( 125 8 ) 49(., A. 40-42, nach dem Tod des Pharao ( al Malik al Nasir, t 1 34 1 ) dort alles durcheinander und deswegen von Ag. nicht besucht 50, A. 41 f., die =
Christen dort keine Palamiten 54, die Ara ber von Ägypten besuchten oft den König von Zypern zwecks gelehrter Konversa tion 58, ihr Herrscher entsandte den Ptr. v. Alexandrien Gregorios III. zum byz. Ks. 1 48, A. 328, proklamierte ( 1 354) Verfol gung aller jugendlichen Christen, die seine Religion ablehnten ( 20.000 getötet) 1 84, A. 41 1 ; arabischen Blutes war mütterli cherseits Herodes d·. Gr. A. 433 Arabia felix (Südarabien), von Ag. nicht besucht, rechts liegen gelassen 47, A. 26, - petraia (Nordarabien, h. Jordanien) ebd. Aragon(ien) Heimat der Katalanen nien A. 1 5 1 , 341
=
Katalo
Areios (Arius ca. 260-3 36), Häretiker, mit ihm wird Palamas verglichen 1 49-151, A . 333, 397 (S. 3 75 ) Argiver ( Greg. Argeioi)
=
Achaioi als Leuka
spides bezeichnet 1 44, s. auch Myrtilos Argonauten ein von ihnen gebauter Tempel in Sosthenion am Bosporos durch eine Michaelskirche ersetzt A. 1 5 7 ( S . 258 f. ) Argos Reich der Atriden von Mykene A. 296 Ariadne Tochter des Minos, liebte und ret tete Theseus aus dem Labyrinth 62, A. 73 (S. 2 1 7) Arist( e lides athenischer Staatsmann (5. Jh. v. Chr.) sprw. ehrenhaft, mit ihm Manuel Angelos ( Ag. ) verglichen 1 3 1 , A. 273 f., Einl. S. 1 8 Aristoteles der Philosoph über Wahrneh mung und Erfahrung als Grundlagen der Wissenschaft 1 93 (. , A. 435, s. auch A. 346 Armenien, -isch Entstehung eines kleinen armenischen Königreichs in Kilikien unter =
413
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Königen aus der Adelsfamilie der Lusig nan von Zypern ( 1 342- 1 347) A. 43, von hier stammte Ignatios II. Ptr. v. Antiochien A. 5 1 (S. 2 1 1 ) Arrian(os) = Flavius Arrianus, Historiograph
von seiner Schwester A. 297 (S. 3 1 7, 3 1 8 Nr. 5 ) ; zum Sebastokrator ernannt A. 297 (S. 3 1 7 Nr. 2 ) , am 29. 1 1 . 1 354 zu Hilfe gerufen von J oh. VI. kommt sein Sohn Johannes, der Sebastokrator, dessen Hilfe
( ca. 95-1 75), Anabasis Alexander d. Gr. IIA,7 A. 44 Arsenios Metropolit v. Tyros ( 1 3 1 1 - 1 346; PLP 1 407), Antipalamit A. 51 (S. 2 12), 53 Artemision Nordkap von Euboia, besucht v. Ag. 64, A. 8 1 Asan(es) Andronikos Schw.-Y. des Joh. VI. (PLP 1489), Joh. V. in Thessalonike als Aufseher zur Seite gestellt, berichtet er Joh. VI. über dessen Bündnis mit Stephan Dusan v. Serbien (Sommer 1 35 1 ) 1 40, A. 261 (S. 293 f. ), 3 0 1 -303 Asan(es) Andronikos der Sebastokrator (Kantak. III . 293,25; PLP 1487, Sohn des Manuel A. PLP 1 506), Bruder der Kaiserin Eirene, Statthalter in Bizye seit 1344, kam
nicht mehr gebraucht wird A. 4 1 6 Asaniden (Aseniden), verwalteten weitge hend autonom die ihnen anvertrauten Reichsteile A. 426 Asanina Theodora Schwester der Gattin des Serbenzaren Stephan Dusan, der (J)Elena und des Bulgarenzaren Ivan Alexandur ( 1 3 3 1 - 1 3 7 1 ) , sollte gemäß Vertrag Dusan - Joh. V. letztgenannten heiraten und ihm serbische wie bulgarische Hilfe sichern gegen Joh. VI. ( 1 3 5 1 ) 1 2 7, A. 261 (S. 295 ), 264 (S. 299) . Nota: Nicht genannt PLP 6006 oder 9 1 374, wohl PLP 2 1 1 82 (H.V. Beyer) ohne Vornamen, mit PLP 26920 ascholia scholazein Wortspiel A. 8 (S. 204) zu
am 05. 12. 1 354 Joh. VI. zu Hilfe, wurde aber nicht mehr gebraucht A. 4 1 3
Asien asiatisch nota: 49 f, 124, 1 29, 135,
Asan(es) IvaniJohannes (Mytzes), bulgari
1 45, 1 73, 1 75, A. 396 (S. 373 f. ), A. 416
scher Zar ( 1279-12 80; PLP 1 50 1 ), Groß vater väterlicherseits der Eirene Asanina Kantakuzene, der Gattin des Joh. VI. Kan tak. und Tochter des Andronikos Asan (Despot PLP 1489) A. 426 Asan(es) Joh. Schwager des Joh. V. (PLP 1 499), trieb Mt. Kantak. an, ein eigenes Kaisertum zu gründen ( 1 347/8) A. 297 (S. 3 1 3 ) , wurde von seiner Schwester
(S. 3 8 9 : von dort aus bedrohten nicht nur
zurechtgewiesen ebd. (S. 3 1 7) , zum Seba stokrator ernannt ebd. (S. 3 1 3 , 3 15, 3 1 73 1 9), heiratete Tochter des Alexios Apo kaukos A. 297 (S. 3 1 5 Nr. 2), 1 355 Statt halter in Peritheorion A. 426 (S. 399) Asan(es) Manuel (PLP 1499), Bruder des Johannes (PLP 1506) und Schwager des Joh. VI. Kantak., Vater des Andronikos (PLP 1487), ab 1 344 Statthalter in Vizye A. 426, trieb Mt. Kantak. an wie sein Bru der und wurde gleichfalls zurechtgewiesen
414
S. 43
Orkhans, sondern alle Barbaren [= Tür ken] Byzanz); s. auch s. n. Palamas, Brief aus Asklepios Gott der Heilkunde, nur noch er oder ein Hippokrates könnte die Ratlosig keit wegen der türkischen Übermacht hei len 98 Äsopische Fabel (vom Kamel, das sich Hör ner wünschte und die Ohren verlor) 1 55, A. 346 Asowsches Meer heutiger Name für das Mai otische Meer (s. s. n . ) A. 79 Assyrer über sie herrschte nach Alexander d. Gr. Antiochos I. Soter, Sohn des Seleukos, Kg. des Seleukidenreiches 48 Astarteverehrer (auch Baalverehrer), Anhän ger eines in hellenistisch-römischer Zeit besonders sinnlichen Kultes der Göttin Astarte (Baal), bekannt aus dem A. T. (3
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Kön. Kap. 1 1 al. ) . Ihr Wallfahrtsort war das von Ag. besuchte Hierapolis 49, A. 39 Astras Georgios Synadenos Architekt, betei ligt an der Restaurierung und Aus schmückung der Kuppel der H. Sophia nach dem Kuppeleinsturz im Mai 1346 A. 354 Astronomia astronomisch passim, nota: Stu dienobjekt des Ag. 44 f, A. 46, diesbezüg liche Schriften des Greg. besaß und lobte Georgios Lapithes 57 f, A. 62 Atatürkbrücke topogr. Fixpunkt im ehern. Kpl A. 153 Athanasios Patriarch v. Alexandrien und Kirchenlehrer (295-3 73 ) , Gegner des Are ios/des Arianismus, zitiert ad Aegyptos 2 1 1 1 3 , A. 2 1 3-2 1 5 Athen (Stadt oder auch Staat der Athener, Söhne der -), gegründet von Theseus 62, Hauptsitz des Attischen Seebundes A. 1 6, töteten Sokrates, Märtyrer der Wahrheit und Vorbild für Greg. 78, A. 1 1 9; im 14. Jh. lat. Herzogtum, regiert von Katala nen ( 1 3 1 1 - 1 3 86); entsendet dem in Oreos belagerten venezianischen Admiral Nicolo Pisani die erbetene Militärhilfe (Aug. 1 3 5 1 ) 6 6 f , A . 9 1 s. auch s. n . Pharnabazos Athos Athosmönche vom Ptr. Kallistos I. informiert über die Verurteilung des Pala mas v. 4. Nov. 1 344 A. 53, 436. Hier war tete 1 353/4 Ptr. Gregorios In. v. Alexand rien auf den Ausgang des Kaiserstreits in Byzanz, um im Auftrag des Sultans von Ägypten den richtigen Ks. zu besuchen
Vergleich) A. 242, sprw. «Augen des Atreus » unverwandtes Anschauen eige ner Grausamkeiten 1 3 8, A. 296 Atropos die letzte der drei Moirai (Schicksal spinnende Göttinnen ) , die den gesponne nen Lebensdraht unabwendbar abschnei =
det A. 3 8 8 Attika -ker, -tisch, zur geogr. Lage A . 8 0 , unter jocht vom kretensischen Herrscher Minos 62, A. 76; - Seebund (5. Jh. v. Chr.) A. 1 6; s. auch Histiaia Attikos Ptr. v. Kpl (406-425), änderte den Namen der Ortschaft Pharmakeus am Bosporos in Therape(i)a s. s. n. A. 157 Auge das nie schlafende (Gottes) das alles sieht A. 3 1 1 , - von Hellas Theben ( Gr. ) vor der Zerstörung durch Alexander d. Gr. 1 46, A. 3 1 3 , Auge· von Sizilien (Pindar) A. 323, Auge aller Städte Kpl bei Nike tas Choniates ed. v. Dieten S. 576, 1 , Auge der Wahrheit der Geschichtsschreibung Greg. Übers. Bd. I, 63 f Augustus Ks. (63 v.- 1 4 n. Chr. ), besuchte =
=
=
Ilionn'roia wie andere VIPs. A. 94 Aulis boiotischer Hafenort am Euripos gegenüber von Chalkis auf Euboia 64, A. 82, 84 Avignon Papsttum von -, angegangen von Stephan Dusan v. Serbien wegen gemein samer Bekämpfung der Türken A. 1 75 ( S . 272 f.)
1 48, A. 328-330. Joh. VI. gezwungener maßen Mönch geworden ( 1 0. Dez. 1 354) geht nicht wie geplant gleich dorthin A. 416 (S. 395); zur Verwaltung des s. A. 439
Baal phönizischer Gott(esname), in Israel Abgott A. 221 Babyion in Ägypten, römische Festung am Nil 47, A. 2 1 Babylon(ien) a m Euphrat, von Semiramis beherrscht, später persische Satrapie und Keimzelle des Seleukidenreiches 48,
Atlantische Inseln «welche das auch sein mögen» , dort werden fremde Geschichten erzählt 79 Atreus büßte für den Freundschaftsvertrag seines Vaters (im Kontext weither geholter
A. 30 bacchisch oder bacchantisch, exaltiert, hysterisch, häufige Bezeichnung der Pala miten, bacchischer Anhang, - Verein der P. , - Raserei der P. 1 3 6, 1 71 , 1 81 b. Verein
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der Massalianer 1 96, s. auch korybantisch Besessene Bacchos Dionysos, Gott des Weines und des Rausches, mit ihm Palamas in Ver bindung gebracht A. 404 (s. auch Diony sos) =
J ahriten
Mamelukendynastie in Ägypten A. 341 Balearen mit Aragonien vereinigt ( 1 343/44) A. 341 Balkan die christlichen Völker dort und die Türken A. 1 75, 360 Bambyke s. Hierapolis bambyke Barbaren passim, hauptsächlich die Türken so bezeichnet. Nota: Genuesen, Venezia ner, Katalanen, Rhomäer und Barbaren v. Bithynien 91 -93; Orkhan, Herrscher der Barbaren 1 77, barbarischer Satrap Ork han 97 {, größtes Verbrechen des Joh. VI., er liefere seine christlichen Untertanen =
dem Volk der - aus 156{, Angst in Kpl vor Eroberung durch die B. 1 74 { Bardarios Athosmönch (ca. 1 344- 1 350; PLP 2 1 9 3 ) , spielte eine Rolle im Kampf gegen Massalianer und Bogomilen 196{, A. 436 (S. 406 ), 44 1 Barlaam italogriechischer Mönch (Kalabrer, Lateiner ca. 1 290- 1348; PLP 2248 ), sein Streitgespräch mit Greg. veröffentlichte letzterer im Dialog «Florentios» 57, A. 62; wurde verurteilt wegen Bekämp fung des Hesychasmos ( 1 0. 06. 1 34 1 ) A. 4,5 1 (S. 2 1 1 ) ; insbesondere seine Inter pretation des Taborlichtes A. 245; urteilte günstig über die Weisheit der Heiden A. 3 8 0 Barlaamiten Anhänger des Barlaam, zu denen zählten die Palamiten auch Greg., nicht dieser sich selbst A. 1 3 3 (S. 240 ); wurde aufgefordert, den Tomos palarniti kos von 1 3 5 1 anzuerkennen ebd.; suchten, als Lateinerfreunde beschimpft, Zuflucht im Kastell der Lateiner ( Galata) 1 81 , A. 406
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Barnabas Aposteljünger, predigte in Antio chien das Evangelium A. 32 Basileios 11. byz. Ks. ( 976-1 025 ) christiani sierte die Russen A. 1 9 1 Basileios von Kaisareia Kirchenvater (ca. 3 30-379 ), erlaubte Aufbewahrung und Kommunion des eucharistischen Brotes zu Hause 1 1 1 , A. 207 f. Basilissa (Kaiserin), war auch Titel der Gat tinnen von Männern, die den Rang des Despotes bekleideten, so der Eirene Chumnaina 1 82-1 84, A. 409 Bayezid 1. (Beyazit), osmanischer Herrscher ( 1 3 89-1 403; PLP 2 1248 ) , Bauherr von Anadolu Hisari am Bosporos ( 1 3 94/5 ) A. 1 57 Beelzebub Abgott in Israel, oberster Teufel im N.T. A. 221 Beil (Axt) des Gewissens 77, A. 1 1 3 Beilanpaß von Ag. erwähnt wegen der be rühmten Schlacht bei Issos (333 v. Chr. ) A. 35 Beliar (Belial), böser Dämon im Alten wie im Neuen Testament 1 1 1 , A. 209 Bera Städtchen in Thrakien ( ca. 30 km nörd lich von Adrianopel), hier erfuhr Joh. VI., daß Joh. V. in Kpl eingedrungen war ( 1 7. 03. 1353) A. 335 Berrhoia Stadt in Mazedonien, wurde ser bisch A. 297 (S. 3 14 Nr. 1 a; 3 1 7 Nr. 1 a ) Bilderstürmer (Ikonoklasten), mit ihnen und anderen Verfolgern orthodoxer Christen verglich Greg. auch öffentlich Joh. VI. Kantak. 76, A. 1 1 0 Bischöfe passim, nota: die von Ag. besuchten in Alexandrien, Syrien und Kilikien lehn ten den Palamismus ab 52, 73; die einfäl tigeren unter ihnen ließen sich von Pala mas betrügen 79 {; für die ungerechte Amtsenthebung orthodoxer B. nach der Machtübernahme des Joh. VI. war Pala mas verantwortlich 1 77, die zur Zeit amtierenden B. sind völlig ungebildet 80; waren nichtigem Glück zuliebe einer Mei-
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nung mit den Mächtigen 1 04, Palamas wurde nicht gemaßregelt, weil die B. sich nicht mutig den Mächtigen widersetzten 1 05 (; wirkten mit bei der Absetzung des Ptr. Kallistos und wählten den vom Ks. gewünschten Philotheos 1 59, A. 356 f. ; sind schuldig, da sie nach der Machtüber nahme durch Joh. V. die Orthodoxie nicht wiederherstellten 1 89 (, 1 94 ( , A. 427f., 436 (5. 407) Bithynien bithynisch, Landstrich NW-Klein asiens, erobert vom Türken Osman 1. (ca. 1 2 8 1 - 1326), Greg. spricht von «die Perser, die B. beherrschen » , «Hyrkanos ( Orkhan), Herrscher der byth. Barba ren» , « Hyrkanos, der Satrap aller Barba ren von B . » , 88, 1 08, 1 3 4 ( , A. 1 49, 1 9 7 f., =
285 Bizye (Vizye), Festungstadt in Thrakien, ab 1 344 verwaltet von Manuel Asan (PLP 1 499; s. s. n. ) 1 89, A. 426; hierher rief Joh. VI. Hilfe herbei, als Joh. V. am 29. 1 1 . 1 354 in Kpl eingedrungen war, Hilfe, die, als sie ankam, nicht mehr gebraucht wurde A. 4 1 6 (5. 3 8 8 ) Blanga (Langa, Valanche, Faranga), Stadt viertel von Kpl westlich vom Konroska lionhafen ( Heptaskalonhafen) A. 1S3, 1 62 (5. 266) Boccanegra Simone, Doge von Genua ( 1 3 3 9=
1344, 1356-1363; PLP 19779 ) abgesetzt nach der Niederlage des Admirals Grimaldi vom 29. 0 8 . 1 353 A. 345, erneut zum Dogen gewählt 25. 1 1 . 1 356 A. 346 Bonifaz von Montferrat mit Enrico Dandolo Führer des Vierten Kreuzzuges A. 73, Kg. v. Thessalonike ( 1 204- 1 207) ebd. Borios Fluß auf der Insel Tenedos, woraus · Joh. VI. Wasser holen ließ, als er auf der anderen Seite der Insel den dort residieren den Joh. V. nicht hatte angreifen können A. 408 (5. 3 8 0 ) Bosporos Meerenge zwischen Marmarameer und Schwarzem Meer, Schauplatz einer
großen Seeschlacht zwischen Venezianern, Katalanen und Byzantinern gegen Genua und Galata ( 1 3 . 02. 1352) mit Vorge schichte, Ausgang und Folgen 87-93, A. 135 f. , 1 3 9 , 1 44- 163; weitere Erwäh nungen A. 1 73, 1 85, 1 9 8 , 260, 308, 340; Ortschaften am Bosporos s. Anadolu Hisari, Brachyphagon, Istinye, Rumeli Hisari, Therapeia Brachyphagon genaue Bezeichnung des Mee res bereichs der Bosporosschlacht vom 1 3 . 02. 1 352 Bragadin Jacopo, Bailo der Venezianer in Kpl ( 1 350- 1 3 52; PLP 1 9 8 07), Gesandter des venezianischen Admirals Marco Ruzzini auf Euboia, von ihm zu Joh. VI. nach Thes salonike geschickt (Herbst 1350) A. 82 Brussa gr. Prusa, h: Bursa, Residenz der Osmanendynastie, die von hier aus herrschte ( 1 326- 1453 ) , dort der von Tür ken gefangengenommene Palamas Orkhan übergeben A. 399 Brutus der Caesarmörder und das Beil des Gewissens A. 1 1 3 Buchstabenorakel Inhalt: zweimal K im Kai sernamen (wie in Kanrakuzenos) bringt Verderben für Staat und Kirche 135, A. 2 8 7 Bulgaren (von Greg. i m Übersetzungstext und im sprichwörtlichen Ausdruck Myser beute bzw. Myser genannt) wurden von den Türken straflos geplündert 98, 1 08 (, besonders nach der Schlacht bei Didymoteichon am Hebros vom 1 0. 10. 1 352 A. 326 f.; Christen und Ver bündete des Joh. V. gegen Joh. VI. und die Türken A. 360, 392 (5. 365 f. ), 395 (5. 3 7 1 ) s. auch Alexander Ivan Al. und s. n. Myserbeute =
Buondelmonte Cristoforo, Priester, Reisen der und Kartograph (um 1 41 4- 1420) s. zum Kontoskalionhafen und zum Säu 'lenpaar (Diplokionion) A. 153 (5. 253), 155
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Büyukdere Ortschaft am Bosporos, wo die ser seine größte Breite hat A. 1 5 7 (S. 25 9) Byzantier Kpltaner (Stadt der B. Kpl) nicht Rhomäer, Bürger des byz. Reiches passim, nota: leichtsinnig im Umgang mit Unverrückbarem ( kirchliche Dogmen), voll Eigendünkel und anfällig für Verir =
=
=
=
rungen, wie sich zeigt im Palamismus 53 f, 59 f; wurden in einer Seeschlacht gegen Galata ( genuesische Festungsstadt gegenüber) besiegt 63; zu ihrer Stadt hin überzufahren drohte Orkan v. Bithynien nach dem Überfall auf eine türkisch-serbi sche Gesandtschaft durch Nikephoros Dukas Angelos, dem Schw. S. des Joh. VI. 1 08; von allen eine Abgabe verlangt für die Vollendung der Restaurierung der =
Kuppel der H. Sophia 1 59, A. 358; Anhänger Joh. V. und deswegen von Joh. VI. zweimal bedroht mit Zerstörung ihrer Stadt und Auslieferung an Orkhan v. B. 1 46, A. 322-325, 1 70, A. 3 84 f.; leb ten in Angst nach dem Erdbeben vom 0 1 . 03. 1 354 73 f, A. 3 92; schließen sich nach dessen Eindringen in die Stadt am 29. 1 1 . 1 3 54 Joh. V. an, drohen mit Auf stand und erwirken so den Rücktritt des Joh. VI. ins Kloster ( 1 0. 12. 1354) 1 85{., A. 4 14-4 1 7; auffällig ist die Bezeichnung Byzantier für das Schiffsvolk der kleinen Flotte, womit Joh. VI. kurz vorher Joh. V. auf Tenedos angreifen wollte, aber es wegen dessen Unzuverlässigkeit nicht konnte 1 82, A. 408. s. auch noch Hafen der - Kontoskalionhafen 89, A. 153, 92 =
Byzantion
=
Kpl, Istanbul s. s. nn.
Candia venezianischer Name von Irakiion (Herakleion) auf Kreta ( 12 12-1 669) A. 73 Chaireddin Barbarossa, (Barbaros Hayret tin), griechischer Renegat und türkischer Großadmiral ( 1 6 . Jh. ), Grabmal im Besik tasviertel von Istanbul A. 155 (S. 256)
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Chaldäer (und Perser), Söhne der -, gemeint ist die Priesterschaft der süd babylonischen Städte, die berühmt war durch ihre Wahr sager und Astronomen; nach Spuren ihrer Weisheit sucht Ag. 49, A. 3 8 ; Studien objekt des Georgios Lapithes 58 Chaldaika Oracula A. 3 8 , 3 8 0 Chalkedonia
(Kalchedonia, h . Kadiköy),
Stadt und Gebiet am Übergang von der Propontis in den Bosporos auf der asiati schen Seite; hier wartete im Februar 1352 die genuesische Flotte auf den Angriff der Allianz VenediglKatalanenIByzanz A. 153 (S. 25 1 ), hier ging sie nach der Schlacht wieder vor Anker 9 0 f , A. 157 (S. 257), 162 (S. 265 ), 198; bis hier rückt Orkhan persönlich vor, um Kpl unter Druck zu setzen 1 08, A. 1 9 8 Chalkis (-kidisch) bedeutendste und stärkste Stadt auf Euboia (von den Lateinern auch Negroponte genannt, wie auch die Insel) an der engsten Stelle der Meerenge Euripos, hier Aug./Sept. 1350 ein Zu sammenstoß genuesischer und veneziani scher Schiffe A. 82 (S. 222 ) zu S. 64; Problem: verlegt Ag./Greg. eine Belage rung des venez. Admirals Nicolo Pisani durch den Genuesen Paganino Doria von ChalkislNegroponte nach Oreos auf EuboialNegroponte oder meinen die ita lienischen Quellen mit Negroponte keine Stadt, sondern nur die Insel? s. Ein!. S. 3 1 , A. 8 8 (S. 226-232) zu S. 66-68 und A. 9 1 Chamaetos Nikolaos Kabasilas, Schriftsteller (ca. 1 320-nach 1 3 9 1 , PLP 30539) ver faßte eine Lobrede auf Mt. Kantak. A. 298; war nach der Absetzung des Ptr. Kallistos von drei Wunschkandidaten, aus denen der Kaiser wählen konnte, der dritte (Aug. 13 53 ) A. 357 zu S. 1 59 Chamäleon sprichwörtlich wegen Wechsel der Färbung, von Greg. mit Polyp ver wechselt? A. 402 zu 1 80
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Chandax byz. Name v. Herakleion auf Kreta, gebildet nach dem venezianischen Namen Candia A. 73 Charos von Lindos bildender Künstler, ca. 300 v. Chr. Schöpfer des Kolosses von Rhodos A. 1 5
Christ(us) -ten -lich passim, nota: Ag. suchte in Palästina die Spuren des Erlösers 47, von ihm wollte Greg. erfahren, bis wohin in der Welt das Geschlecht der Chr. reiche und an der (nichtpalamitischen) Orthodo xie festhalten könne 49; außerhalb des
Chersones(os) thrakischer Ch., hier l a g auf der Fahrt nach Kpl vor der Stadt Sestos und
rhomäischen Reiches tun sie das 52, 54 f ; wenn das eucharistische Blut Chr. unabsichtlich vergossen und zertreten wird, ist das nichts Neues, weil schon das nichteucharistische von den Juden absichtlich zertreten wurde 82, A. 129; man soll sich hüten, die Kommunion von Häretikern zu empfangen oder sie ihnen zu geben 1 1 1 ; Glaubensbekenntnis des Greg. im Wortlaut 1 20; so wie die Juden den Tod Chr. vorbereiteten, so seine Juden (die Palamiten) den · seinen 1 22, A. 249; der Sturmlauf des Joh. VI. richtete sich gegen Joh. V., das (damit verbundene) Ver derben gegen alle Chr. 1 3 6; Joh. v., ein ehr., ließ sich durch Eide eines Chr.
=
gegenüber von Abydos auf der asiatischen Seite die venezianische Flotte des Nicolo Pisani viele Tage im Winter 1 3 5 1/2 89, A. 1 53 (S. 248); den Städten dort von den Türken Orkhans Steuern auferlegt 1 09, A. 201; ebenda türkische Soldaten angesie delt, um schneller Joh. VI. gegen Joh. V. unterstützen zu können ( 1 352) 1 60, A. 392; sah bald asiatisch aus 1 74, A. 392; besonders betroffen vom Erdbeben v. 0 1 . 03. 1 354 und noch mehr tyrannisiert von den Türken 1 74f China Öffnung der Handelswege dorthin durch die Mongolen A. 43 Chionai nicht näher bestimmbare islamische Diskussionspartner des Palamas in seiner türkischen Gefangenschaft A. 399 f. Chios Insel in der Ägäis, wichtiger Levante stützpunkt der Genuesen, von diesen ver waltet unter ' byz. Oberhoheit seit 1 3 04, erobert 1 346, umkämpft bis August 1 350 A. 78, von hier unternimmt der Genuese Simone Vignoso einen Rache feldzug gegen Euboia A. 84, hierher fuhr nach vergeblicher Belagerung des Nicolo Pisani in Oreos Paganino Doria A. 8 8 (S. 227), 91 f., 9 5 ; von hier fährt Doria mit einer großen Flotte aus zur Verteidi gung von Galata A. 1 3 6, 1 39; s. auch A. 1 59 (S. 2 6 1 ) Chorakloster s. Kpl Chortasmenos Johannes, Literat, später Ignatios, Bischof v. Selymbria ( 14./ 15. Jh. ) benutzte für sein Enkomion auf Konstantin L (und dessen Mutter Helena) die Vita Constantini des Greg. A. 143
(Joh. VI.) betrügen 1 4 1 ; Joh. VI. hasse seine chr. Untertanen wie Feinde und lie fere sie seinem Schw. S. Orkhan umsonst aus (so urteilt Ptr. Kallistos) 1 56; als Greg. vor einer Ikone Chr. und seiner Mutter sein Abendgebet verrichtete, bebte die Erde, 1 71 f; der Erlöser Chr. von den Isla miten als einer ihrer· Propheten geehrt 1 76; gefangene Chr. von den Islamiten zum Spott sodomitischer Leidenschaft ausgeliefert (üblicherweise ? ) 1 76, A. 397; Palamas als Chr. von Greg. kritisiert 1 78 f; Christenverfolgung durch den Herrscher von Ägypten und Arabien 1 84, A. 4 1 1 Christodulos Pseudonym des Geschichte schreibenden Mönches Joasaph Exks. Joh. VI. A. 4 1 6 Chrysokephalos Michael bzw. Makarios, Bischof v. Philadelphia, Paroirniograph A. 296; s. auch s. n. Makarios Chrysorrhemon s. Joh. (L) Chrysostomos =
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Chumnaina Eirene Basilissa, Gattin des Palaiologos Johannes, des Sohnes Andro
nabazos gegenüber den Griechen vergli chen mit der Orkhans 97, A. 1 74
nikos 11., dann Nonne Eulogia (PLP 30936), Greg. wird gebeten, sie mit einer Totenklage zu ehren 1 82-1 85, A. 409
Daskyl(e)ion Stadt an der Propontis und Sitz des persischen Satrapen Pharnabazos A. 1 74
Chumnos Nikephoros, Vater der Eirene, hoher Staatsbeamter und Schriftsteller
David Kg. Israels und Psalmendichter, (zu Unrecht) als des Glaubens wegen Verfolg ter dargestellt 1 1 4, A. 22 1 ; sein Psalter
(ca. 1 250-1 327; PLP 3096 1 ) A. 409 Cyrenaika Gebiet um Kyrene (NO-Libyen) A. 32 vgl. Pentapolis Daidalos sagenhafter Handwerker und Künstler, Erbauer des Labyrinths v. Kreta A. 73 , 76 Dalmater einige D. sollen Palamas aus seiner · türkischen Gefangenschaft freigekauft haben (ca. März 1 3 5 5 ) A. 429 Damaskos -kener, besucht und gelobt von Ag. 47 f, A. 29; Geburtsort des Andreas v. Kreta A. 420 vgl. s. n.; mit Nachbarstäd ten und -dörfern von einer Christenverfol gung heimgesucht 1 84 Dämonen inspirieren Orakel und Wahrsage rei 1 68 f , A. 3 8 0 Daniel Hauptfigur i m gleichnamigen Buch des A. T., als Gottesfürchtiger verfolgt wie Greg. (und zusammen mit Sidrach, Misail und Abdenago den Löwen vorge worfen, aber von diesen verschont) 1 1 3, A. 2 1 8 D ardanellen Meerenge, a n der Tzympe und Kallipolis ( Gallipoli) liegen A. 3 1 8; s. auch Dardanos Dardanos Stadt am sogen. Hellespont (asia tische Seite ), die dieser Meerenge den Namen gab und wo die homerischen Flüsse Skamandros und Simoeis zusam menkommen, an welcher Stelle Palamas von Türken gefangengenommen wurde 1 75, A. 395 Dareios III . Großkönig der Perser (336-330 v. Chr. ) , von Ag. erwähnt anläßlich seines Besuches in Issos 49, A. 35, 3 7; die oppor tunistische Politik seines Verwalters Phar-
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nicht mit den übrigen Büchern des Pala mas ins Meer geworfen 1 77, A. 397 (S. 374) Deiphobos troianischer Held mit dem Epi theton leukaspis A. 144 Dekadarehen (decemviri), Bezeichnung für die türkischen Verwaltungs beamten, die im byz. Thrakien die rhomäischen ersetz ten 224, A. 3 92a Delfin Giovanni (Dolfin), venezianischer Ge sandter in Kpl, später Doge ( 1 356- 1 3 6 1 ), schloß ein Bündnis mit Byzanz gegen Galata (April/Mai 1 3 5 1 ) A. 86 (S. 224) Delphischer Dreifuß (Orakel von Delphi), 1 63 f, 1 68 A. 3 73 , 3 8 O f. Demetrios Poliorketes an diesen gescheiter ten Belagerer (3 05/4 v. Chr. ) erinnerte der Kolossos von Rhodos A. 1 5 Demiurgen des Todes: handwerkliche Töter 1 1 0, A. 204 Despot(es) ursprünglich höchster, nach Michael VIII. zweithöchster Rang nach dem Ks.; von Joh. VI. ein höherer einge führt für seinen Sohn Mt. A. 297 (S. 3 1 3 ) ; zu - ernannt Manuel Kantak., Sohn des Joh. VI., und Nikephoros 11. Angelos Dukas, Schw. S. des Joh. VI. ebd. Deus ex machina sprw. Löser unlösbarer Probleme 8 1 , A. 1 25 Deuteronomium Buch des A. T., frei 'zitiert' Dt 6,5 99, A. 1 8 1 Diadem als einziges ksl. Emblem Mt. Kan tak. noch vorenthalten 139, A. 299, ihm später (Februar 1354) verliehen 1 61 Didymoteichon Metropolis v. byz. Thrakien, gegen Verzicht auf Bündnis mit Dusan v.
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Serbien zusammen mit anderen Städten von Joh. VI. Joh. V als eigenes Herrschafts gebiet zugesprochen A. 339 (S. 348 ), s. auch A. 264 (S. 297), 265 (S. 299); auf dem Weg nach Kpl ließ Joh. V. sich von hier aus die Übertragung der Ks.herrschaft und die Anerkennung als Thronfolger bestätigen 128, A. 265, 305; vorher muß er sich versichert haben, daß er von den Archonten in - anerkannt wurde A. 265 (S. 300); von dort reiste Joh. V. weiter nach Kpl und brachte von da seine Gattin Helena mit nach D. (etwa Febr. 1352) 1 2 8, A. 265 f. 305; Ende Winter 135 1/2 plailte die Kaiserin Eirene, ihren Schw. S. dort zu besuchen, um Frieden zu stiften 97, A. 172 f.; Plan ausgeführt (April/Mai 1352) 1 24, A. 253; Rapport über diesen Besuch durch Agathangelos 1 2 9-1 4 1 ; ein durch Joh. VI. geplanter Besuch i n D . kam
nicht
zustande
A. 270;
1m
nachfolgenden Kaiserkrieg griff Joh. VI. D. nicht an, um Joh. V. zu schonen
Verbindung gebracht 1 8 1 , A. 404; s. auch Bacchos Dobrotica (gr. Tomprotitzas), Statthalter von Medeia (PLP 29073 ) A. 297 (S. 3 1 8 Nr. 9 ) Dodona Zeusorakel i n D . 1 63, A. 3 73 Dolfin s. Delfin Dölger Reg. Korrekturvorschläge zu Nr. 2778 A. 260, 2930 A. 297 (S. 3 1 8 Nr. 8 ) , 2977f. A. 260, 29 82-84 A. 1 32, 2987 A. 1 73, 2989 f. A. 27l f., 29893 006 A. 327 (S. 3 3 8 -343 ), 2993 f. =
A. 260, 263, 2996 A. 324, 2998 f. A. 268, 3 000 A. 325; vor 3008 A. 337, 3027 A. 413 (S. 3 8 5 ) Doria Paganino (gr.Toria Paganes), genuesi scher Admiral ( 1 35 1 - 1 354; PLP 29093), Gegner des Venezianers Nicolo Pisani (vgl. s. n.), ausgesandt, um Galata und den Zugang zum Schwarzen Meer gegen Vene dig und Byzanz zu verteidigen 65 (Name hier nicht genannt), A. 8 7; belagerte Pisani in Oreos (auf Euboia) 66-68, A. 88 f., 9 1 , 1 3 5 f.; fuhr von dort nach Chios und dann
A. 3 1 9, nicht weit von D. besiegte ein von Joh. VI. engagiertes Türkenheer die serbischen und bulgarischen Hilfstruppen
via Tenedos nach Kpl und Galata A. 91 f.,
des Joh. V. ( 1 0. 1 0 . 1 352) 1 4 7, A. 325328; gleich danach scheitert in D . eine A. 327 kirchliche Friedensinitiative (S. 337f.), 3 95 (S. 37l f. ) noch von D . aus versucht Joh. V. vergeblich, Suleyman für sich zu gewinnen, erkrankt und verläßt nach einem Monat D. (ca 1 1 . 1 1 . 1 352) A. 327 (S. 337f.), 395 (S. 37l f. )
versuchte angeblich als Freund Joh. VI. eine friedliche Lösung des Konfliktes 8 8, A. 1 3 9, 145; sah keine Möglichkeit, Kpl
Diocletian röm. K s . (304-305) und Chri stenverfolger A. 1 1 0, 2 1 8 Diogenes (von Sinope, der Kyniker, 4. Jh. v. Chr. ), zu ascholia scholazein 43, A. 8 Diogenes Laertios Philosophiehistoriker (Ende 3 . Jh. n. Chr. ) Vit. Soph. VI 51 A. 8 Diogenian Paroimiograph (Ps.) zitiert IV 40 A. 84; VII 47 A. 296 (S. 3 1 3 ) Dionysos gr. Gott, Sohn des Zeus und der Semeie Bacchos, mit ihm Palamas in =
95, 84 (. A. 1 3 6, 1 39; plünderte Herakleia (Peirinthos; 23. Okt. 1 3 5 1 ) 85(., A. 1 39;
direkt anzugreifen A. 145; plünderte Sozo polis am Schwarzen Meer (Nov. 1 3 5 1 ) 88, A. 1 39; wartete vor Galata das Erscheinen der venezianisch-katalanischen Flotte ab, die am Abend des 1 3 . 02. 1 352 heran fuhr 90, A. 1 54; nach der nun folgenden Seeschlacht im Bosporos ging er vor Chal kedonia vor Anker und blieb allein an Bord seines Schiffes A. 157; verließ Pera am 03 . 03. 1 352, um Pisani, der bei The rapeia lag (A. 157), anzugreifen, fuhr ihm aber, ohne angegriffen zu haben, nach, als er nach Kpl zurückkehrte, bis vor Galata A. 162 (S. 264 f. ); wurde später erneut Oberbefehlshaber der Flotte und besiegte
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Pisani bei Methone ( 1 1 . 04. 1 354); wurde danach auf Lebenszeit verbannt ( 1 355) A. 346 Drimys Gregorios, Hesychast und Lehrer des Palamas (PLP 5828) A. 9 8 Dschelariden anderer Name für die Ilkhani den, eine Fürstendynastie im Iran nach der Eroberung durch Hülägü, Enkel Dschingis Khans (ca. 1 34 1 - 1424) A. 41 Dschingis Khan ( 1 1 55- 1227), Gründer des Weltreichs der Mongolen A. 40 f. Dusan s. Stephan Uros IV. Dusan Dynastische Tradition im byz. Reich 1 33, A. 279 Dyophysitismus Annahme zweier Naturen (göttI. u. menschI . ) in Christus A. 5 1 (S. 2 1 1 )
S. 3 1 8 Nr. 5-7); plante Besuche bei beiden Prätendenten der Kaisernachfolge, Joh. V. und ihrem Sohn Mt., um Frieden zu stiften 97{., A. 1 64 f. , 1 72 f.; aus ihrem Vermitt lungsangebot wurde eine ksI. Mission gemacht 1 2 9 {. , A. 270-272; Rapport über diesen Besuch (April/Mai 1 352) 1 3 0- 1 4 1 , A. 275-306; kehrte ohne Erfolg von nur einem Besuch zurück 1 4 1 , A. 307; zwang den am 1 7. 03 . 1353 in Kpl einge
Edessa dorthin die Reste des Kolosses von Rhodos transportiert A. 15
drungenen Joh. V. zum baldigen Abzug 1 51 , A. 335; versuchte nach der Krönung ihres Sohnes Mt. zusammen mit ihrem Mann vergeblich, Greg. wieder auf ihre Seite zu ziehen (Febr. 1 354) 1 61 - 1 71 , A. 364; mußte zusammen mit ihrem Gat ten abdanken und ins Kloster eintreten ( 1 0. 12. 1 354), wo sie den Namen Eugenia annahm 1 85 {. , A. 412 (S. 3 82 f. ) , 4 1 6 (S. 3 8 7 f . , 393 f. )
Edirne türkischer Name von Adrianopel A. 392 (Ende) Edomiter ( Idumäer), mit Israel verwandter
Eirene Palaiologina Komnene Dukaina Jolante von Montferrat, byz. Kaiserin ( 1 2 8 8 -1 3 1 7; PLP 30936), Gern. des
Stamm, ( angeblich) von Esau abstam mend, deren Staat Idumäa hieß und die Heimat Herodes d. Gr. war, der 40 v. Chr. von den Römern zum Kg. von Judaea ernannt wurde A. 433 Eirene Asanina Komnene, Gemahlin Joh .. VI. und byz. Kaiserin ( 1 347- 1 354, Nonne Eugenia 1 354-1 363, PLP 1 0935) war Greg. zugetan A. 297 (S. 322 f. ); bat ihn um eine Festrede zur Feier des Einzugs ihres Gatten in Kpl am 02. 02. 1 347
Andronikos 11. Palaiologos ( 1 282-1328; PLP 2 1 3 6 1 ), Mutter des Johannes PaI.
=
(Mariä Lichtmeß) 1 02 {. , A. 1 8 8 ; war mit der Protektion des Palamas nicht einver standen 94-97, A. 167- 1 70 f.; sah den Tod ihres j üngsten Sohnes Andronikos durch die Pest ( 1 347/8 ) als Strafe für diese Protektion 82, A. 126; erreichte, daß ihr Sohn Mt. auf Usurpation der Ks.herr schaft verzichtete und wies die Anstifter dazu, ihre Brüder Johannes und Manuel, zurecht A. 297 (S. 3 1 5 f. Nr. 4-6 und
422
=
Desp. ( 1 295- 1307; PLP 21475 ) , Schw. M. der Eirene Chumnaina s. s. n. Ekbatana medische, später persische Königs residenz, bis jenseits davon herrschten die Seleukiden 48, A. 30 f. Ekdemia Abwesenheit, fern sein von, s. EinI. S. 1 5- 1 7, A. 236 (S. 2 84) Elba nicht frei gewählte vorletzte Residenz Napoleons, verglichen mit dem Kloster eintritt des Joh. VI. A. 4 1 6 Elias Prophet des A . T., Märtyrer der Wahr heit wie Greg. 1 1 4, A. 221 =
Empythion ein zu Joh. VI. haltendes Festungs städtchen in der Nähe von Didymotei chon, Nahziel der serbisch-bulgarischen Hilfstruppen des Joh. V. ( 1 0. 10. 1352) Endymion ein von Selene (Mondgöttin) geliebter Jäger oder Hirte, den ihr Kuß einschläferte, bis er von Zeus ewigen
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Schlaf erbat, daher sprw. tiefer Schlaf 65, A. 84, 1 1 7, A. 234 Epeiros seit 1 3 1 8 vom Grafen Nicolo Orsini von Kephallenia usurpiertes Fürstentum, 1337 von Byzanz annektiert und 1 347 von Joh. VI. seinem Schw. S. Nikephoros 11. Orsini unterstellt, zu ihm s. n.
Epi tu Kanikleiu Inhaber dieses Amtes Manuel Angelos (Ag.) Einl. S. 1 9, 30, A. 58, 4 1 5 Epidauros Stadt i n Argolis mit berühmtem Asklepiosheiligtum, Heimat des Flöten spielers Stratokles s. s. n. Erdbeben allgemein: zerstörte antike Städte auf Rhodos und den Koloß von Rhodos (224 od. 227 v. Chr. ) 45f , A. 15; das vom 0 1 . 03. 1 354: von Greg. erlebt beim Abendgebet des Tages 1 71 f; über die Fol gen draußen berichteten ihm am Tage danach ungenannte Leute 1 72 f ; später Ag. 1 73 f, weitere Erwähnungen A. 201, 3 1 8 , 3 60, 3 92 f., 405; von Greg. vorherge sagt ex eventu A. 397 (S. 3 75) Eretria zweitwichtigste Stadt von Euboia gegenüber von Oropos in NW-Attika, hier erwähnt zur Lokalisierung eines Angriffs genuesischer Schiffe im Euripos A. 82 (S. 64) Etbaal Sidonierkg. ( 8 . Jh. v. Chr. ), Vater Jesa bels, der Gattin Kgs. A(c)hab v. Israel, die Elias verfolgte (Vorbild für Greg.) A. 221 Euboia zweitgrößte gr. Insel, besucht von Ag. 63-68, A. 8 0 f., 85 f., 8 8 f., Bedeutung im Seekrieg Genua-Venedig 63-68, A. 82-87, 89-92; auch Negroponte genannt A. 8 8 Eucharistisches Brot, das Greg. zuhause auf bewahrte, war aufgebraucht, er besorgte sich durch Ag. neues und wies nach, daß dies altchristlicher Brauch war 1 1 0 f Eugenia Klostername der Kaiserin Eirene s. s. n. Euphemia Märtyrerin unter Diocletian, Vor bild für Greg. A. 2 1 8 Euphrat Babyion a m - nicht zu verwechseln mit Babyion in Ägypten A. 2 1 ; das Gebiet
westlich davon Koile Syria (mit oder auch ohne Phönizien) A. 27; das am - lie gende Hierapolis Bambyke nicht zu ver wechseln mit Hierapolis Kastabala A. 3 9 Euripides Verweise auf Phön. 1 1 99 A. 144; =
Tro. 502, 608 A. 286 Euripos Meerenge zwischen Boiotien und Euboia; aus - wurde Egrippos und dann Negroponte Insel Euboia oder die wich tigste Stadt Euboias Chalkis A. 8 8 ; sprw. wechselhaft wie der - A. 96 Europa mytbol. Mutter des Minos von Kreta A. 76 Europa europ. Teil des Rhomäerreiches 1 60, A. 3 92 Eusebios von Kaisareia frühbyz. Kirchenhi storiker ( ca. 260-33 9 ) A. 48 Evangelien -ium, in Antiochien von den Apo steln gepredigt 48, A. 32; Eide des Joh. VI. auf 1 40; -buch des Palamas von Suley man nicht wie seine anderen Bücher ins Meer geworfen 1 76, A. 397 (S. 3 74) Evans Arthur ( 1 8 5 1 - 1 94 1 ), Ausgräber von Knossos ( ab 1 900) A. 73 =
=
-
Ezechiel Prophet, 'zitiert' 22, 27: A. 1 8 3 Feognost s. Theognostos Ferrara-Florenz Konzil v. - ( 143 8/39), machte auf Kreta die Verbesserung des Zusammen lebens der Venezianer und der griechischen Oberschicht zunichte A. 77 Flamur Dere fluß mündend in den Bosporos, wo ein sehenswürdiges Säulenpaar (Diplo kionion) stand A. 155 Flötenspieler s. Ismenias Fustat arabische Festung vor den Toren Babyions (in Ägypten) A. 2 1 Gadeira (vor)antike Stadt ( Gadir, Agadir, lat. Gades h. Cadiz) in SW-Spanien, westliches «Ende der Welt» , bis dorthin strebten die Genuesen die Herrschaft zur See an 1 55 Galata genuesische Kolonie in Pera gegenüber von Kpl (galatonymon phrourion 63, 83,
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87, to Galatou polichnion 93, to ton Lati non antiperas phrourion 1 80), Galater pas sim, nota: von hier aus wollten Gegner des Joh. VI. Juli/August 1 348 Krieg gegen ihn beginnen A. 297 (S. 3 1 6 f. ) , 339 (5. 348); besiegte Byzanz in einer Seeschlacht am 06. 03. 1 349 A. 78; es folgte ein Krieg zwi schen Venedig mit Katalanen und Byzanz gegen Genua ( 1 350-1355) vgl. s. n. Vene dig; Expedition des venezianischen Admi rals Nicolo Pisa ni gegen Genua (Herbst 1 350) A. 78, 82; Kampf um Galata (Früh jahr 1 3 5 1 ) , das von der See- und der Land seite eingeschlossen wird (Sommer 1 35 1 ) A . 132, 1 8 6 f. ; erfolglos angegriffen (27. 07. 1 3 5 1 ) ebd.; lehnt Friedensangebot Joh. VI. ab 1 3 2 f ; auf dem hiesigen Skla venmarkt wurden die Gefangenen aus der Plünderung von Herakleia (23. 10. 1 35 1 ) verkauft A. 140 (5. 243 ); bot den Genuesen Rückendeckung in der Bosporosschlacht vom 1 3 . 02. 1 352 A. 154, 156; Zuflucht für die Genuesen nach der Schlacht A. 158; von dort fuhren sie den Bosporos aufwärts bis Therapeia, wo die Venezianer lagen, griffen aber nicht an A. 1 62 (5. 264); kehrten der Verpflegung wegen bis gegen über von Galata zurück A. 1 63; hierher flüchtete Ptr. Kallistos nach seiner AQset zung (August 1 3 53) 1 81 , A. 362, 405, von hier bald weiter nach Tenedos 1 94, A. 405 f., 436; hier übernachtete Joh. V., als er am 17. 03. 1 353 vergeblich versuchte in Kpl einzudringen A. 335 Galatien von Galatern von Kelten besie =
.. delte Hochebene in der Mitte Kleinasiens, wo Suleyman Pascha Ankara und Krateia eroberte ( 1 354) A. 4 1 2 (5. 3 8 l f. ) Gallipoli s. Kalli(u)polis Gallisches Meer (lat. Mare Ligusticum ), Meer vor der katalonischen Küste, 63 Gattilusio Francesco, genuesischer Condot tiere (PLP 3594), half Joh. V., die Ks.herr schaft zurückzugewinnen und wurde ent-
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sprechend belohnt A. 415; zur byz. Braut Eirene Maria Palaiologina, die er bekam, s. Bd. II ( 1 979) Register 5. 43 1 Sp. 1; diese Gleichsetzung nicht übernommen in PLP 9 1 8 5 1 ( 1 9 8 8 ) , wohl im LMA s. n. Gattilu sio Fr. IV 1 140 ( 1 9 89) Genesis Lib. S. Script. 'zitiert' 4,3-15: A. 227; 8,8-12: A. 203; Kap. 22: A. 2 1 0 Genua -esen, -esisch, eroberten 1 248 für kurze Zeit Rhodos A. 1 7; später ( 1 346) Chios sowie Alt- und Neuphokaia A. 78; versuchten nach dem Sieg der Galater gegen Byzanz (06. 03. 1 349) den Venezia nern den Zugang zum Schwarzen Meer zu sperren und eine Hegemonie zur See zu gewinnen und führten deswegen Krieg gegen Venedig, Byzanz und die Katalanen A. 78 f., 8 1 -87; lieferten Ende Juli 1 3 5 1 eine Seeschlacht von geringer Bedeutung A. 8 7, belagerten Ende August-Anfang Oktober 13 51 die Venezianer in Oreos auf Euboia 66-68, A. 8 8-91 und fuhren nach erfolgloser Belagerung zurück nach Chios 68, von dort wieder Richtung Byzanz (27. 10. 1 35 1 ), als eine neue Flotte von Venezianern und Katalanen gegen Galata ausgefahren war 84 f , A. 92 f., 1 34-1 3 6. 1 3 9; plünderten Herakleia (Pei rinthos) und Sozopolis 85f, 88, A. 139 f., 145 f., 1 76; verkauften die Gefangenen aus Herakleia in Galata (Nov. 1 3 5 1 1 . Mai 1 352) A. 140; versuchten vergeb lich mit dem byz. Ks. einen Vertrag zu schließen 87f, A. 148 f.; verhandelten, vor Kpl angekommen, mit Orkhan von Bithynien über einen Vertrag (Dez. 1 3 5 1 ) 8 8 , A. 148 f.; verpassten die Gelegenheit, die Venezianer bei Prinkipo anzugreifen 89, A. 153 (5. 248); verhinderten durch ein Patt in der Seeschlacht im Bosporos ( 1 3 . 02 . 1352), den Verlust v. Galata 8993, A. 154-157; sicherten sich die Hilfe türkischer Söldner gegen ihre Feinde 92 f; schlossen auch einen Vertrag mit
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Orkhan A. 158, 1 73, 198; ihre Verluste A. 159-162; machten Frieden mit dem byz. Ks. Joh. VI. (06. 05. 1 352) 1 24 {., A. 256, 267, 270, 340; ihre Schiffe im Schwarzen Meer von einer venezianischen Flotte angegriffen (ca. Juli 1 352) 1 24, A. 308; setzten den Krieg gegen Venedig
Giovanni ll. Orsini Joh. ll. Angelos Dukas Komnenos, Graf v. Kephallenia ( 1 3231 335; PLP 207), Vater des Nikephoros 11. Dukas v. Epeiros, Schw. S. des Joh. VI. hier nur als Vater erwähnt, ohne Nennung
und die Katalanen im Westen fort 1 521 55, A. 340-343, 345 f.; unterwarfen sich Mailand 1 54{., A. 354 f.; zuletzt besiegte der Genuese Doria den Venezia ner Pisani bei Methone am 1 1 . 04. 1 355 A. 346; s. auch s. nn. Doria und Pisani Georgios Cypriensis Paroimiograph, Verweis auf Cod. Mosq. 1.28 A. 280 (vgl. Bd. IV, A. 1 8 8 ) Georgios Monachos (Hamartolos ), Chronist (9. Jh.), Quelle des Greg. für die Judenbe strafung durch Konstantin I. 86{., A. 143 Gerasimos Ptr. v. Jerusalem ( 1 342-1349; PLP 3782), Gegenptr. des Lazaros (s. s. n.) A. 51
Glabas Megas Dioiketes ( 1 330- 1 3 4 1 ) und Katholikos Krites ( 1 329- 1 3 37; PLP 42 1 5 ), Adressat des Greg. Ep. 3 3 und 50: Einl. S. 1 8 f. Goldenes Horn s. Kpl Gorgias der Sophist ( 5 ./4.Jh. v. Chr. ), sein Bewunderer Iason von Pherai war durch Sprüche berühmt, wovon einen Greg.
(S. 212) Geryoneus Fabelgestalt aus dem Mythos 'Herakles und die Rinder des G.', hier
=
des Namens 98, A. 1 76 (s. aber Bd. llI S. 90 u. A. 1 89 )
hier in Erinnerung ruft 1 35, A. 286 Gorgo (wohl Medusa), dämonische Spuk gestalt mit furchteri·egendem Antlitz. Eine solche war Joh. V. für Joh. VI. 1 60 Gortyn Stadt und Bischofssitz auf Kreta (Mesura-Ebene), in den Steinbrüchen von G. suchte man im 1 7. Jh. das Labyrinth von Minos A. 73; hier starb 740 n. Chr. der Kirchendichter Andreas, Bischof v. =
genannt, weil einer der fünf Anführer der Sikaner Leukaspis hieß A. 144 Geschichtsschreibung Beschäftigungsgebiet des Greg. 75, 1 07, 1 1 5-1 1 8, A. 9, 12; die Wahrheit ihr Auge (Vorwort S. VII ); hat erzieherischen Wert ebd. u. 1 07{., A. l96; Bedeutung der Dialogform bei Greg. Einl. S. 1 1 f.; Historiographie des Staates und der Kirche zu trennen? 51, A. 48; Greg. als Historiograph kritisiert v. Joh. VI. Kantak. A. 297 (S. 32O f.); vgl. Joh. VI. als Historiograph s. n.; s. auch A. 8 f.
G. und Metropolit v. Kreta A. 420 Gottesschau der Palamiter bzw. Gottes schautheologie des Palamas passim, nota A. 130, 395 (S. 369), 404 Gratianopolis Stadt in Thrakien, in deren Nähe besiegte Mt. Kantak. plündernde türkische Fußtruppen und zur gleichen Zeit sein Vater Joh. VI. türkische Reiterei (Hochsommer 1 34 8 ) A. 297 (S. 3 1 9 Nr. 1 1 f. ) Gregoras Nikephoros vielseitiger Gelehrter
Giganten im Nu aus den Bluttropfen des von Kronos entmannten Uranos entstandene
Juni 1 3 5 1 - 1 . Dez. 1 354 im Hausarrest in seiner Wohnung im Chorakloster (Kpl) in
Wesen, mit denen Greg. die zu ihm gesandten Personen vergleicht, die von den Machthabern in einem Tag zu Theo logen befördert wurden, um Greg. zum Palamismus zu bekehren. 1 42 , A. 3 1 0
von den Mönchen ( << Gefängniswärtern» ) streng überwachter Abschottung von der Außenwelt (Besuchsverbot und Verbot jeg lichen Verkehrs mit anderen Personen) 41 {., A. l, 75, 80, 83, 1 07, 1 1 6{., 1 1 8 (., 1 25,
und Schriftsteller (seit Mai 1 3 5 1 Mönch; PLP 4443 ); Biographisches: lebte v. Ende
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1 3 1 , 142, 1 71 , A. 8 , 1 19, 1 3 1 , 202, 235, 237, 249, 309, 364, 389. Weshalb härter bestraft als andere Palamasgegner 75-78; sich aus der Haft ergebende Beschwernisse (Benehmen der Bewacher, Depressionen, Einsamkeit, Gebrechlichkeit, Hitze, Kälte, Krankheiten, insbes. periodische Migräne, Verletzungen, Verzweiflung und anderes Ungemach), die dem Gefangenem zusetzen 78, A. 1 19, 1 1 0 {. , A. 202, 1 1 5, 1 22 {. , A . 249, 1 23, 125{. 1 44, A. 3 1 5, 1 84; (unzu reichend begründete) ständige Angst, bald getötet zu werden 6 1 , A. 70, 75, A. 1 1 0, 78 {., 80, A. 1 1 8 f., 1 1 0, A. 202, 204, 206, 1 22, A. 249, 126, 1 42, A. 309, 1 75 (hier unterstellt Greg. sogar, daß Palamas eine Friedensrnission zu Joh. VI. benutzen wollte, ihn (Joh. VI.) zu überreden, ihn (Greg.) endlich zu töten) A. 395 (S. 368 f. ); zu den Beschwernissen zählt Greg. auch Besuche von Eintagstheologen, die ihn bekehren sollten oder feststellen, ob das andauernde Elend ihn sowieso umbringen werde 1 42, A. 3 10; zu hoch gegriffener Ver gleich seines Martyriums mit dem von Opfern schlimmerer Verfolgungen 76{., A. 1 10, 78, A. 1 1 9, 1 1 0{., A. 206, 1 13, A. 2 1 8 , 1 1 4{., A. 22l f., 1 22, A. 249, 1 75, A. 395 (S. 368); Lob derer, die Verfolgung leiden, nur nicht namentlich auf sich selbst bezogen 1 1 3-1 1 5; nicht beeindruckt von der kirchlichen Verfügung, sein Körper dürfe nicht christlich beerdigtlbeigesetzt werden 1 1 0, A. 206, 1 2 1 , A. 249; Erleichte rung der Haftzeit durch fünf heimliche Besuche eines ehemaligen Schülers und Freundes Ag. bei ihm (s. Einl. S. 3 f., 10 f., 17 - 3 1 ); zu den einzelnen Besuchen: zu 1. Greg. stellt dem Leser den Besucher vor 41 {. , A. 3 f.; benutzt dabei einen eigenen Brief an eine nicht genannte Person und zitiert teils wörtlich 43 {., A. 8-10, 1 2 f.; läßt Ag. über seine fast zehnjährige Aus landsreise berichten 44-50; bittet um
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Informationen über Palamismus außerhalb des Patriarchats v. Kpl und erfährt, daß die ser dort abgelehnt wird 50-55; Fortsetzung des Reiseberichts mit dem zweijährigen Aufenthalt des Ag. beim Korrespondenten des Greg. Georgios Lapithes 55-61 ; Greg. benutzt diesen Passus für indirektes Eigen lob: er läßt Ag. vortragen, wie sehr Lapithes ihn und seine Schriften bewundere und ver lange, Greg. und Kpl noch vor seinem Tod persönlich zu sehen 60 {., A. 58, 66; Rest der Reise und Heimkehr verbunden mit Enttäu schung über die Zustände in Kirche und Staat und die Charakteränderung des Joh. VI. 69-83; Ag. bietet Greg. an, für ihn Kassiber zu befördern 78. Zu 11: Ag. berichtet über die j üngsten Ereignisse, Greg. über eine von ihm im Auftrag der Kaiserin verfaßte Rede zur Feier des Einzugs des Kaiserpaares in Kpl (2. Febr. 1 347), die vom Ks. abgelehnt wurde, weil darin alles der Gottesmutter, nichts ihm zugeschrieben wurde 1 02 {.; Greg. beauftragt Ag., ihm Hostien zu besorgen, da er keine mehr habe, und seine Freunde, im Gebet für ihn zu bitten, da er wohl bald sterben werde 1 1 0, A. 206; Zu III : Greg. beschreibt hier mit Worten aus seiner Schrift über eine Gesandtschaft nach Serbien im J. 1 326 die Dunkelheit der Nacht, in der Ag. gekom men ist 1 1 8, A. 236 (S. 284) und zitiert noch einen anderen Brief A. 241 f.; er dankt Ag., daß er seine Aufträge erfüllt habe 1 1 8, 1 2 1 und teilt mit, daß er seit dem zweiten Besuch zehn weitere Kapitel seiner Rh. Hist. zu Papier habe bringen können 1 1 8 {., und bittet ihn, diese zu publizieren zusammen mit seinem persönlichen Glaubensbekennt nis 1 1 9- 1 2 1 , A. 244f.; sollte er bald sterben, solle Ag. sich nicht um seine Be erdigung kümmern, er möchte ihm aber nun gleich frisches Wasser holen, da er es selbst wegen einer Fußverletzung seit zwanzig Tagen nicht gekonnt habe, sodaß,
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was er hat, schon faulig ist und stinkt 122{ 1 2 6, A. 236 f.; im Bericht dieses Besu ches läßt Greg. Ag. selbst den Manuel Angelos loben, mit dem er identisch ist 129{., A. 272-273a; wenn er, Greg., im nächsten Frühling noch leben werde, soll Ag. wiederkommen, das Glaubensbe kenntnis des Palamas vor der Räubersyn ode mitbringen sowie eine Auswahl von Teilen der dort verabschiedeten Tomoi 1 41 -1 43, A. 3 12; zu IV: der anbrechende Frühling ( 1353) ließ Greg. hoffen auf bal dige Erscheinung des Ag. 1 43, A. 3 1 3; als er kommt, teilt er ihm mit, daß man ihm plötzlich die Bücher der Hl. Schrift geraubt habe 144, und daß er bei der Kälte des Win ters, die ihm die Arbeit schwer gemacht habe, sein Wasser nur bei Sonnnenschein ein wenig habe aufwärmen können 1 44, A. 3 1 5; auf die Nachricht einer schlimmen Erkrankung des Palamas reagiert Greg. mitleidlos und sieht darin eine verdiente Strafe Gottes 1 48-1 51 , A. 332. Bevor Greg. seine Rh. Hist. mit dem Bericht über den fünften Besuch des Ag., der erst anderthalb Jahre nach dem vierten erfolgte, fortsetzt, berichtet er direkt selbst über einen anderen Besucher, den frischgebak kenen Ks. und Thronfolger Mt. Kantaku zenos, der sehr bald nach seiner Krönung im Februar 1 3 54 zum Häftling Greg. kam, um ihm Wiederherstellung der guten alten Beziehungen zum Hof anzubieten 1 64 {, A. 364, was dieser ablehnte, weil Joh. VI. und sein Sohn glauben, alles, was sie falsch gemacht haben, auf mißverstandene Vorse hung und das Schicksal abwälzen zu kön nen 1 62-1 69. Für das Töten zehntausen der Menschen und die Mißachtung gött licher Mysterien sei sein Vater, der auch noch damit prahle, voll verantwortlich 1 69-1 71 ; nach dieser Abfuhr mußte Mt. seinen Eltern alle Hoffnung nehmen und für Greg. wurden die Haftbedingungen ver-
schärft 1 71 , A. 389. Wenige Tage danach erlebte Greg. allein beim Abendgebet vor einer Ikone Christi und der Gottesmutter das schwere Erdbeben vom 0 1 . 03. 1 354, wie er auch noch direkt selbst berichtet 1 71 {, A. 390; Zu V: Ag. fragt nach dem Grund des Besuches des Ks. Mt. Kantaku zenos und berichtet über die Folgen des Erdbebens und was sonst noch geschehen sei 1 73 ff. Das Schicksal des Palamas, der in türkische Gefangenschaft geriet, ergab sich für Greg. aus der strafenden Gerechtigkeit Gottes 1 75-1 80; was sonst noch geschah 1 80-1 84; dazu gehörte der Tod der Eirenel Eulogia Chumnaina, weshalb Greg. gebe ten wurde, sie mit einer Totenklage zu ehren 1 82-1 84. Dieser letzte Besuch wird am Anfang als «heimlich wie gewohnt, nach Mitternacht» bezeichnet 1 73, und am Ende heißt es «ging um Mitternacht fort . . . blieb dabei wiederum unbemerkt» 1 84. Ab hier schreibt Greg. wieder direkt selbst seine Geschichte, die hauptsächlich dem ruhmlosen Abgang des Joh. VI. gewid met ist. Wieder frei hat Greg. vermutlich persönlich die Stelle besucht, wo man kurz zuvor den Leichnam des Andreas v. Kreta gefunden hatte 1 86{, A. 420 f. und persönlich das neue Christusbild in der restaurierten Kuppel der H. Sophia ausge messen, wie einst die Reiterstatue Justi nians 1. 1 93 {, A. 434; vergeblich mahnte Greg. Joh. V. an, die nichtpalamitische Orthodoxie wiederherzustellen 1 90-1 92, A. 428, wurde aber später unvorbereitet eingeladen, vor einem lateinischen Bischof und erlesenen Kreis mit Palamas zu disku tieren 1 9 7-1 99, A. 445-449. Erwähnun gen einzelner Schriften des Autors (numme riert nach meiner Liste Bd. I S. 46 ff.: 5. Lobrede auf den Mandelbaum A. 448; 7. Lobrede auf den Kg. von Zypern A. 59; 26. Bericht Gesandtschaft zum serbischen Hof ( 1326) A. l 14, 236; 37. Wie man ein
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Astrolab konstruiert A. 62; 39. Kommen tar Traumbuch Synesios A. 23, 252, 3 80; 42. Florentios Einl. S. 1 1; Übers. 57, A. 45, 62, 65, 76, 1 1 1; 44. Solutiones Que stionum A. 265 (S. 3 0 1 ), 430; 48.-54. Homilien auf Heilige A. 8; 5 1 . Dankrede an die Muttergottes für den Einzug des Kai serpaares in Kpl an Mariä Lichtmeß (02. 02. 1 347) 1 08, A. 1 8 8; 52. Lobrede auf den hl. Demetrios A. 8-10, 12; 64. Leben und Lob Konstantins 1. A. 1 10, 1 82; 70. Antirrh. pr. A. 23, 65, 1 19, 249; Sammelangabe: Arbeiten über Themen der Astronomie 57, insbes. ein 4 « Bücher» umfassendes Werk über die Konstellatio nen der Sterne nach Ptolemaios und ähnli che Kompendien 57(. Bezugnahme auf Stellen in der Korrespondenz des Greg. (ed. Leone) : Ep. 10,1-8: A. 252; 1 1 ,4569: A. 20; 12: A. 297 (S. 3 19); 12,33 u. 63 : A. 80; 14,35 u. 1 6,6 ff.: A. 66; 19,4-6: A. 20; 2 1 , 1 1 4 f.: A. 75; 22,32 f.: A. 3 80; 23,l f. : A. 23; 25, 1 : A. 448; 25,7: A. 3 80; 33: Einl. S. 1 8 f.; 40,22 f.: A. 38; 40, 105: A. 3 8 1 ; 42: A. 265 (S. 3 0 1 ); 43,84f.: A. 80; 44,21 A. 2 1 ; 44,22: A. 20; 44,4345 u. 46: A. 4 (S. 202); 46,57: A. 75; 50: Einl. S. 18 f.; 53,73 f.: A. 45; 54,33-36 u. 3 5 f.: A. 242; 54,5l f.: A. 238; 67,1-4: A. 1 12; 67,12: A. 75; 69,70 f.: A. 38; 69,70-74: A. 23; 70,26 f. : A. 283; 73, 8 f. : A. 45; 73,1 9 f.: A. 23; 83, 1 1-15: A. 23; 87,8-20 u. 1 7-19: A. 59; 92,16: A. 65; 96,41 : A. 84; 99, 8 1-83: A. 3 1 ; 1 03,20: A. 1 1 1; 1 05,70 f.: A. 249; 1 06, 1 0 f.: A. 3 1 ; 1 1 0,61: A. 286; 1 12 u . 1 12,25 f.: A. 448; 1 1 7,1-10 u. 1 1 7,2 u. 1 1 7, 10,1 1 , 12: A. 812; 1 1 7,10-15, 1 5-28, 29-33, 33-4 1 : A. 8- 12; 1 17, 1 8-20: A. 241 ; 1 1 8,1-8: A. 252; 122,3 f. : A. 45; 123,47: A. 283; 139,39: A. 1 6; 148, 200-203, 205-208: A. 1 19; 1 54,20: A. 395 (S. 3 68); 1 55,3 1 : A. 273; Brief a n Greg., Abs. Greg. Akindy nos 8, 1 -4, 9 f., 1 5 f. : A. 1 82; an Greg., Abs.
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G. Lapithes 14- 1 6: A. 58; 14,35 u. 1 6, 6 ff.: A. 66. Nota: wichtiger als alle diese Schrif ten ist die Rhomaike Historia, vor allem der hier vorliegende Teil, der schonungslos vor führt, wie Joh. VI. Kantakuzos das, was noch vom Römischen Reich übrig war, erbarmungslos seinem Ehrgeiz geopfert hat. Man lese speziell S. 71 -73, 1 3 1 - 139, 1 44-1 47, 1 56-1 60 Gregorios v. Nazianz Kirchenvater (2. H. 4. Jh. ) zitiert Or. 42,7 1 1 4, A. 220 Gregorios II. Ptr. v. Alexandrien ( 1 3421 3 5 1 ; PLP 4587), besucht v. Ag. und als Palamasgegner gelobt 52-55, A. 5 1 (S. 2 1 1 ), 328; den gleichen Namen hatte sein Nachfolger (Gr. III . ), den Ag. auch kennenlernte 1 47(., A. 328 Gregorios III . Ptr. v. Alexandrien, hatte den gleichen Namen wie sein Vorgänger s. s. n.; ihn (und seinen Kollegen von Antiochien) versuchte Joh. VI. vergeblich zu bewegen, den palamitischen Tomos v. 1351 zu unterschreiben (Sommer 1 3 5 1 ) 84, A. 1 3 2 ( S . 2 3 9 f.), 3 2 8 ; reiste i n politi scher Mission zum byz. Ks. und versuchte Joh. V. zu treffen, wie auch umgekehrt 148 (., A. 328-330 Griechen (des 19. Jhs) wiedereroberten und regräzisierten Kreta ( 1 913-1923) A. 73 Grimaldi Antonio (PLP 4635), Oberbefehls haber der genuesischen Flotte (nach Paga nino Doria) in der Schlacht um Sardinien (29. 0 8 . 1 352), besiegt von N. Pisani 1 521 54 (wo der genuesische Admiral nicht namentlich genannt wird) A. 342 f. Großkon(t)ostablos-Würde, womit der Re bell Licario auf Euboia von Michael VIII. entlohnt wurde A. 80 Großlogothet Theodoros Metochites, s. s. n.; dessen Sohn Nikephoros Laskaris M. s. s. n. Großpapias s. Tzamplakon Arsenios (PLP 27752) Kollege des Tarchaneiotes K. s. s. n. A. 265 =
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Großstratopedarch s. Astras Georgios Syn adenos (PLP 1598) A. 354 Guy/Guido de Lusignan Kg. v. lerusalem ( 1 1 86-1 192) und v. Zypern, aus dessen Haus vergeblich eine Braut für Ks. Michael IX. gesucht wurde ( 1294) A. 57 Gynaikokastron Festung in Mazedonien nördlich v. Thessalonike; im sogen. Ver trag v. - (Dez. 1350) zwischen Joh. VI. und St. Dusan v. Serbien wurden umstrit tene Gebiete aufgeteilt, der Vertrag aber wurde am nächsten Tag von Dusan gekün digt wegen eines Bündnisses mit Joh. V. A. 261 (S. 292) Hades sogar wer versprochen hätte, sich für Palamas dorthin zu begeben, gab keinen Deut (Obolos) mehr zum Freikauf des von den Türken geschändeten Mannes 1 80, A. 404 HagiasmoslHeiligung typisches Paulus-Wort s. Rom. 6, 1 9.22, 1 Co. 1,30, 1 Th. 4,3.4.7, 2 Th. 2,13, 1 Ti. 2,15 (Hb. 12,14), A. 246 (H)Agioritikos Tomos Hauptautor Philo theos Kokkinos A. 140 (S. 242), stellt die persönliche unaussprechliche Erleuchtung durch Gottesschau über alles, auch über kirchliche Autorität A. 133 (S. 239 f.), 395 (S. 369), s. auch Bd. IV S. 32-34 Halikarnassos (h. Bodrum), Linie Kos-H. südliche Grenze des Ikarischen Meeres A. 1 52 Hals des Pontos Meerenge zw. Propontis und Pontos Euxeinos (Schw. Meer) auch Bos poros oder Anaplous Bosporou genannt; ihn brachten die Venezianer im Frühjahr 1351 in ihre Gewalt, fingen Getreidetrans porte nach Galata ab und griffen auch Galata an, aber ohne Erfolg 65, A. 8 6 f.; hierher zog die genuesische Flotte sich zurück unmittelbar nach der Schlacht im Bosporos v. 1 3 . 02 . 1 352 90, A. 154 f.; ihn überquerten die Türken Orkhans, um in
Thrakien und bis hin nach Bulgarien zu plündern 1 08, A. 1 9 8, 200 Halys fluß in Kleinasien (h. Kisal Irmak), trennte bis ca. 550 v. Chr. Lydien und Per sien und, indem er diese Grenzlinie über schritt, zerstörte Kroisos sein eigenes Reich 1 69, A. 3 8 1 Handschriften mit Texten des Greg. Angeli cus gr. 82 ( G) A. 236 (S. 285); Genev. gr. 35 s. Einl. S. 8 f., 2 1 ; Laur. 56,14 ( = L) Ein!. S. 9 f., A. 1 77; Laur. 74, 13 ( = F) A. 1 1 9; Paris. gr. 1 276 (= P) Einl. S. 1 0; Urb. gr. 1 5 1 (= U) A. 236 (S. 286); Vat. gr. 1 1 5 (= C) A. 236 (S. 285); Vat. gr. 1 64 Einl. S. 2; Vat. gr. 1085 (= B) A. 236 (S. 285); Vat. gr. 1 0 8 6 (= A) A. 1 19, 136; Vat. gr. 1 095 Einl. S. 5,9 f., 1 77 Hasan Sohn des Hus ain Bey, Gründer der Dschelaridendynastie 50, A. 41 Hebros fluß (h. Maritza), Schlacht am -, nahe Didymoteichon am 10. 10. 1 352, in der die Türken des loh. VI. das serbisch bulgarische Hilfsheer des loh. V. vernich tend besiegten 147, A. 325-327, 395 (S. 371 ) Hekabe Gern. des Priamos v. Troia, Tränen der H. und Polyxena sprw. für große Trauer 1 35, A. 286 Helene Gern. des Menelaos, Auslöserin des Troia-Krieges, erwähnt anläßlich des Besuches des Ag. in Troia (68-69) Helene Palaiologina Kantakuzene Tochter des loh. VI. und Gern. des loh. V. (Kaiserin 1 347- 1 3 9 1 , dann Nonne bis August 1397; PLP 21365); Ehe mit loh. V. angeb lich von dessen Vater Andronikos III. vor seinem Tod verfügt A. 265; bei der «Beför derung» ihres Gatten nach Thessalonike (Herbst 1 350) vom Schw. V. als Geisel in Kpl zurückbehalten A. 261 (S. 294), 306 (S. 327); im Bündnisvertrag ihres Gatten mit Stefan Dusan v. Serbien (Sommer 1 35 1 ) von diesem als Geisel verlangt und ihm zugesagt 1 2 7, A. 261 (S. 295 ), 264
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(S. 299), 430; von Joh. V. nach Bestätigung seines Nachfolgerechts durch Joh. VI. aus Kpl nach Didymoteichon mitgenommen (ca. März 1352) A. 265 (S. 302), 339 (S. 348); war offenbar auf Tenedos, als ihr Gern. von dort aus in Kpl eindrang ( 17.1 9 . März 1353), denn als er nach diesem Mißerfolg nach Tenedos zurückkehrte, fuhr er von dort mit Gattin und Sohn Manuel nach Thessalonike A. 336; nach dem Joh. V. in Kpl die Macht übernommen hatte ( 10. 12. 1354) und Greg. versuchte, ihn zu einem Palamismusverbot zu bewe gen, kam sie aus Tenedos nach Kpl, um diese Beschämung ihres Vaters zu verhin dern, was ihr gelang 1 91 (., A. 428-430; sie verhinderte auch, daß Greg. sich auf ein vom Ks. geplantes Streitgespräch mit Palamas vorbereiten konnte A. 449; hatte trotzdem ein gutes Verhältnis zu Greg. A. 265 (S. 3 0 1 ) , 430, 449 Helios (Eleutherios) gr. Sonnengott, darge stellt auf dem Koloß von Rhodos A. 1 5 Hellas Hellenen, hellenisch altgr. Nota: Auge von -, zerstört durch Alexander d. Gr. 1 46; - Bautätigkeit des Herodes d. Gr. A. 433; - Bildung hoch eingeschätzt vom Kg. von Zypern, Hugo Iv. de Lusignan 56; - Mythen bezeugen, daß es einst auf Rho dos Gold regnete 46; Orakel der - der delphische Dreifuß A. 3 80; Söhne der nennen die göttliche Vorsehung auch Schicksal 1 64 Hellespont (-tische Meerenge), kurz davor besuchte Ag. von Tenedos aus Troia 68 f., A. 8 8, 92; ebd. ging die genuesische Flotte im Krieg um Galata von Chios kommend viele Tage vor Anker 84 (. -, A. 1 3 6; die thrakischen Städte am - wur den in der Zeit Okt./Nov. 1 3 5 1 verwaltet von Nikephoros 11. Angelos Dukas, Schw. S. des Joh. VI., der zu spät kam, um die Plünderung von Herakleia zu ver hindern A. 176; ihn überquerten auf =
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Befehl Türken Orkhans, um bis hin nach Bulgarien zu plündern und Beute einzu treiben 1 08 f.; ihn überquerten bei Lam psakos lagernde Türken, die im Dienst des Joh. VI. ein sich Didymoteichon näherndes serbisches Hilfsheer für Joh. V. überfallen sollten 147, A. 325 f.; nachdem Joh. VI. türkische Soldaten in seinem Dienst in Städten der thrakischen Cherso nes angesiedelt hatte, fuhr Orkhans Sohn Suleyman hinüber, als ob das Land dort seine Kolonie und Land seiner Väter wäre 1 60, A. 360; hier kaperten türkische Piraten das Frachtschiff, das Palamas nach Kpl bringen sollte 1 75, A. 395 f. Hephaistos Gott des Feuers und der Schmiede, versengte die Ufer des Skaman dros wegen Achilleus (Homer 11. 2 1 ,349352), 69, A. 94 Hera Gern. des Zeus, der in sie verliebte Lapithenkg. Ixion schlief mit einer Wolke, in die Zeus seine Gattin verwandelt hatte A. 383 Herakleia ( Peirinthos), (-oten), Stadt an der Propontis, von den Genuesen am 23. 10. 1351 eingenommen und geplün dert 85(., A. 1 39; Bischofssitz des Philo theos Kokkinos, der, als er gebraucht wurde, nicht da war 86(., A. 140, 143, 145, 147; der Stadt wurde Steuererlaß gewährt A. 1 32; Philotheos Kokkinos wurde von seinem Bischofssitz auf den Patriarchenthron von Kpl versetzt 1 59, A. 357 Herakleion (klass. Name; h. Iraklion), Hafenstadt bei Knossos auf Kreta, von Ag. besucht wegen des Labyrinths des sagenhaften Kgs. Minos von Kreta 61 (., A. 73-76; zu den wechselnden Namen der Stadt s. A. 73 (S. 2 1 7) Herakleios byz. Ks. 6 10-641, Mauer des in Kpl (s. s. n.) A. 147 Herakleotische Nilmündung in Ägypten von den neun Mündungen die nordwestlichste, =
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für den Hineinfahrenden liegt Alexandrien rechts 46, A. 20 Herakles - und die Rinder von Geryoneus A. 144 (s. auch Säulen des -) Hermaphroditos Zwitterwesen wie die athe istisch polytheistischen Palamiten A. 404 Hermes Vater des Myrtilos im Pelopsmythos A. 242; nahm auf Befehl des Zeus dem unzufriedenen hörnerlosen Kamel auch noch die Ohren weg A. 346; Vater des Hermaphroditos A. 404 Herodes (1.) d. Gr. (ca. 73-4 v. ehr.) wird trotz Tod 4 v. ehr. für den Kindermörder gehalten, verleugnete nicht, wie Joh. VI., seine Religion 1 92 {, A. 433; zu Sippe und Namensgenossen s. A. 228 Herodes Agrippa 1. Enkel des Herodes d. Gr., Kg. 37-44 n. ehr., tötete den Apostel Jakobus den Älteren, verhaftete Petrus und starb «von Würmern gefressen» (Apg. 12,1-23) 1 1 4{, A. 228; nota: der Herodes, der « von Würmern gefressen» starb, war nicht dieser, sondern der noch zu nennende Herodes Antipas der 2. Sohn des Herodes d. Gr., Tetrarch v. Galiläa und Peräa (4 vor39 n. ehr. ), der Joh. den Täufer tötete (28 n. ehr. ? ) , Jesus verhörte, ohne ihn zu ver urteilen 1 14 {, und nicht der Töter des Jakobus war 1 1 4{, A. 228 Hesychasmus -chasten, -chastisch, zur Hesy chasmussynode und -tornos v. J. 1341 s. Bd. II S. 34-47, hier A. 4, 5 1 , 245 Hierapolis (-iten) Bambyke (h. Pambuk), öst lich v. Antiochien, hier angekommen wurde Ag. vom Weiterreisen abgeraten und begab er sich nach Kilikien 49 Hieron Ortschaft am Schwarzrneerausgang, wo einige genuesische Schiffe nach der Seeschlacht im Bosporos vor Anker gingen A. 1 62 (S. 265) Hieropolis (Hierapolis) Kastabale, nördlich von Antiochien, nicht zu verwechseln mit Hierapolis Bambyke A. 39
Hippodamia Tochter des Oinomaos und Gattin des Pelops, im sie betreffenden Mythos sieht Greg. ein Beispiel von Freundschaftsverrat 1 1 9, A. 242 Hippokrates (ca. 460-371 v. ehr.), berühm tester Arzt der Antike, der Heiler schlecht hin 98 Hisarlik Hügel und (,Grab » von Troia von Ag. wohl nicht erkannt, A. 94 Histiaia attische Kolonie auf Euboia, aus der die Stadt Oreos hervorging, wo Nicolo Pisani von Paganino Doria belagert wurde 88 (S. 227) Hodegetria Marienikone in der Klosterkirche der Hodegon in Kpl, von der Kaiserin Witwe Anna (von Savoyen) in den Palast geholt, als sie sich dem Usurpator Joh. VI. ergeben mußte (02. 02. 1 347) A. 304; Joh. VI. machte sie zur Zeugin seiner Eide bezüglich der Übergabe der Kaiserherr schaft an Joh. V. 1 2 7, A. 262 f., 304, 337; erneuerte diese Eide vor ihr, als er über den Bündnisvertrag seines Schw. S. mit St. Dusan v. Serbien informiert wurde 1 2 7, A. 140 f., 262 f., 304 f.; wieder von Joh. VI. besucht, ehe er den Ptr. Kallistos auffor derte, der Kaiserproklamation seines Soh nes Mt. zuzustimmen A. 337 Homer, (-risch), Melesier oder Melesigenes genannt nach dem Flußgott Melos, der ihn gezeugt haben ' soll 46, A. 16; sein Troia besucht von Ag. A. 93 f. zu S. 68 { ; - und das ägyptische Theben A. 22; - und die Bezeichnung «Demiurgen» des Todes 1 1 0, A. 204; auf seine Epen bezuggenom men !lias 1 , 8 l f.: A. 1 1 1 , 1 ,82: A. 299, 2,145: A. 152, 2,656: A. 1 6, 5,773 f.: A. 396, 8 , 1 8 : A. 47, 9,3 8 1-3: A. 22, 12,1 8-20: A. 396, 1 9,301 f.: A. 395, 2 1 ,136-382: A. 94, 2 1,349-352: A. 94, 22,294: A. 144, 23 ,94: A. 47, Odyssee 1,3: A. 4, 4,125 f.: A. 22, 9,273-6: A. 235, 1 0,28 8-370: A. 3 85, 12,39-54: A. l l, 241 , 1 6,204-6: A. 98
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Hugo IV. de Lusignan Kg. v. Zypern ( 13241359), oft besucht von Georgios Lapithes 55 f (Name des Kgs. nicht genannt); Lob rede des Greg. auf ihn A. 59 (s. auch Liste der Werke des Greg. in Band I, S. 45, Nr. 7; ergänze dazu P. Leone: L'encomio di Niceforo Gregoras per il re di Cipro in Byzantion 51 ( 19 8 1 ) 2 1 1-224; weder PLP 1 5069 <1 983> noch die diese Nr. er setzende Notiz 92561 <1988> erwähnt dieses Werk Hülägü (gr. Chalaou), Enkel Dschingis Khans, mongolischer Ilkhan im Iran (Per sien) 1258-1265 (PLP 30379), Gründer dieser Herrscherdynastie 50, A. 41 Hypnos (Schlaf), s. Endymion Hyrkanos «Herrscher der bithynischen Bar baren» 1 08 Orkhan Bey, Sohn Osmans 1., dem Gründer des Osmanenreiches (ca. 1 3 00-1362; PLP 2 1 133), Schw. S. des Joh. VI. (seit 1346), wurde von der Kaiserin Anna (v. Savoyen) vergeblich um Hilfe gegen Joh. VI. gebeten 135, A. 288 (vgl. Bd. III 154 f. ); erhielt von Joh. VI. dessen Tochter Theodora zur Frau 135, A. 1 73, 289 und unterstützte ihn dafür im Kampf gegen Joh. V. A. 289; ersetzte für Joh. VI. Umur von Aydin als Helfer gegen Joh. V. A. 1 75 (S. 272), 2 8 1 , 302; erlaubte den Genuesen für viel Geld, in seinem Reich Söldner anzuheuern für den Krieg gegen Byzanz und Venedig 93; Nutznießer des Krieges Venedig und Byzanz gegen Genua 91, 97f, A. 149, 158, 1 62 f.,173-175, 1 97, 304; forderte und erhielt von Joh. VI. Ent schädigung für einen Überfall seines Schw. S. Nikophoros II. von Epeiros auf eine türkisch-serbische Gesandtschaft 98, 1 08, A. 1 75,197; von Joh. VI. um schnelle Hilfe gebeten, stellte er Truppen bereit in Thrakien (Sommer 1352) 1 28, A. 268, die für Mt. Kantakuzenos Adrianopel zurück eroberten und ein serbisches Heer, das Joh. V. zu Hilfe kam, vernichteten 141, =
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1 44-147, A. 307, 3 16, 3 1 8, 320; wurde bezahlt mit Geld, das die Russen für die Restaurierung der H. Sophia gespendet hat ten 1 58, A. 354; kassierte nach dem Erdbe ben vom 1 ./2. 03. 1354 von Joh. VI. viel Geld für die versprochene Rückgabe von Tzympe, die nicht erfolgte A. 390; ihm wurde von seinem Sohn Suleyman der in dessen Hände gefallene Palamas übergeben (Juni 1 354) 1 77(.; ließ sich später (Frühjahr 1355) von Joh VI. für viel Geld überreden, ihn freizulassen 1 9 1 , A. 399, 429 Ialysos alte Stadt auf Rhodos, besucht von Ag. und von ihm als «noch blühend» bezeichnet 46, A. 1 6 Iamblichos Philosoph und Schriftsteller (250-325 n. Chr.), aus seiner Vita Pythag. ( 15,65) der gute Rat weitergegeben, wie man sich nach bösen Trä urnen beruhigen kann 1 23, A. 252 Iason Tyrann v. Pherai (ca. 3 80-370 v. Chr.), wollte über die vielen von ihm abge schlachteten Bürger nicht weinen, mit ihm Joh. VI. verglichen 135, A. 286 Ida Gebirge auslaufend in die troianische Ebene, erwähnt von Ag. in seinem Bericht über seinen Besuch in Troia 69, A. 396 Idumäer ( Edomiter), zu diesem stammver wandten Nachbarvolk Israels gehörte Herodes d. Große A. 423 Ignatios II. Ptr. v. Antiochien ( 1341/2-1363; PLP 8073), verblieb meistens in Tarsos, wo Ag. ihn besuchte 50, 52 f; zur Person und zu seiner Haltung betr. Hesychasmus und Palarnismus s. A. 51 (S. 2 1 l f.); ver fasste eine Verurteilung des Palamas und weigerte sich, den palamitischen Tomos von 1 3 5 1 zu unterschreiben A. 1 32 f. Ignatios Bischof v. Selymbria, Mönchsname des Literaten Chortasmenos Johannes s. s. n. Ikaria ägäische Insel westlich von Samos, die dem Ikarischen Meer seinen Namen gege=
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ben hat A. 1 52; Ikarisches Meer Teil der Ägäis zwischen den Inseln Ikaria, Samos und Kos; hier wurde die Flotte des Nicolo Pisani auf dem Weg nach Kpl durch Sturm auseinander getrieben 88 f. A. 1 52 Ilion Nachfolgestadt von Troia, einst damit identifiziert (3. Jh. v.- 1 . Jh. n. Chr. ) A. 94, 396 Ilkhanat -aniden, ursprünglich mongo lisches, später islamisiertes und türkisier tes Herrschaftsgebiet, Herrscher über Mossul und Täbris bis Kabul und Kanda har A. 41 Illyrer als solcher Ag. bezeichnet Ein!. S. 20 Imbros Insel vor dem Hellespont nordöstlich von Lemnos, besucht von Joh. V., um sich ihre Treue zu sichern 1 74, A. 393; wehrte einen Angriff des Joh. VI. ab 1 82, A. 408; von hier kamen auch Schiffe der kleinen Flotte, mit der Joh. V. am 29. 1 1 . 1354 in Kpl eindrang 1 88 Inder bis zu ihnen im Osten und den Arabern im Süden unterjochten die Skythen ( Mongolen) das dortige Asien 49 f Indus Fluß, kurz vor ihm lag die Grenze des Seleukidenreichs A. 30 Innocenz VI. Papst ( 1 352- 1 3 62; PLP 8212), mit ihm verhandelte Joh. V. ab 1355 über Kirchenunion und Abwehr der Türken A. 445 Ionischer Golf Teil der Adria oder angrenzend daran zwischen Italien mit Sizilien und Illy rien, Epiros und der Peloponnes; hier rekru tierte Nicolo Pisani im Herbst 1 3 5 1 Söldner aus Kerkyra, Zakynthos und der Pelopon nes für den Krieg gegen Genua und Galata 84, A. 1 35, 1 5 1 , 159 (S. 261) Ipsos Stadt in Phrygien, bekannt durch den dortigen Sieg des Alexanderdiadochen Seleukos im J. 301 v. Chr. A. 30 Isaak 11. Angelos byz. Ks. ( 1 1 85-1 195 und 1203-104), wie dieser raubte Joh. VI. Kir chenschätze für politische Zwecke A. 321 zu S . 146 =
Isaias Prophet des A. T., wie Greg. auch er ein Verfolgter A. 221 ; 'zitiert' Kap. 1 -4: A. 269; 1 , 1 3 : A. 2 10; 1 0, 14: A. 1 86; 66,24: A. 228 Isidoros I. Bukheir(os) designierter Bischof v. Monembasia, Ptr. v. Kpl ( 1347-1 350; PLP 3 140), prominenter Palamit, öffentlich getadelt von Greg., der u. a. deswegen besonders verfolgt wurde 75f; 1 344 v. Ptr. Joh. XIV. Kalekas verurteilt und abge setzt, A. 51 (S. 2 1 1 ), 53; versprach Joh. VI. vor der Machtübernahme (2. Febr. 1 347) die Absolution, falls er dabei Joh. V. würde töten �üssen 139, A. 300; empfahl 1 350 dem Ks. Joh. VI. Philotheos Kokki nos als Nachfolger, der aber bevorzugte Kallistos A. 436 (S. 407) Iskenderun s. AlexandI-etta Islam (-iten), als «arabische» bzw. «fremde» oder «gottlose » Religion bezeichnet, 48, 1 60, ist monotheistisch A. 130, hat sich von Kyrene und der Pentapolis bis hinter Antiochien durchgesetzt 48, ehrt auch Abraham und Jesus als Propheten A. 397 (S. 374); konnten unter Joh. VI. in der Kapelle des Palastes frei ihre «Liturgien» feiern 1 59 f, A. 359; waren die Chionai, die mit Palamas diskutierten, Islamspezia listen? 1 77 f, A. 399-401 ; Urteil des Tür kenfreundes Joh. VI. über seine Türken als Islamiten: «ihnen allen sind vom Lehrer ihrer Irrlehre unsterbliche Geschenke ver sprochen, wenn sie uns bekämpfen und im Kampf fallen oder von uns so viele, wie möglich, töten » A. 4 1 6 (S. 389) Ismaeliten ( Islamiten), mit ihrem Mono theismus ist laut Palamas der seinige nicht vergleichbar 83, A. 130; ehren alle Propheten und Christus wie ihre eigenen 1 76 Ismenias namhafter Flötenspieler, u. a. berühmt durch die sprw. Redensart «ein guter Fl., aber (gelegentlich) kein guter Mensch» 1 1 8, A. 23 8 =
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Isokrates berühmter Redner (436-33 8 v. ehr. ), 'zitiert' 14,3 1 «zur Schafsweide gemacht» zerstört 87, A. 142 Israel -isch, -iten, das auserwählte Volk A. 269, s. auch s. n. Achazja Kg. v.- A. 221 Issos issisch, Stadt in Kilikien, bekannt durch die Schlacht dort zwischen Alexander d. Gr. und Dareios 111. 333 v. ehr. 48 f, A. 35, 37 Istanbul Topographika im postbyz. Kpl: armenisches Patriarchat A. 153 (S. 253), Atatürkbrücke ebd., Atatürkdenkmal A. 1 62 (S. 265), Besiktasviertel A. 155 (S. 256), Kadirga Limanj A. 153 (S. 253), Sarayspitze A. 1 62 (S. 265 ), Tekfur Saray A. 414, Topkapi A. 1 62 (S. 265), Yeni Kapi A. 1 53 (S. 252 ) Ithaka Heimat des Odysseus, in die er «nach 20 Jahren» heimkehrte, wie Ag. 70, A. 9 8 Ivan Alexandur Asanes Zar der Bulgaren ( 1 33 1-1371; PLP 9 1374), Schwager des Stephan Dusan v. Serbien, dessen Bündnis mit Joh. V. Palaiologos diesem auch bulga rische Hilfe sicherte A. 261 (S. 295) u. A. 320; unterstützte Joh. V. auch, weil Joh. VI. die Türken nicht daran hinderte, sein Gebiet zu plündern A. 320 Ixion Urvater und Kg. der Lapithen, umarm te ein wolkenhaftes Trugbild der Hera, in die er sich verliebt hatte; mit ihm Joh. VI. verglichen, der die Kaiserherrschaft um armte, ohne sie wirklich zu besitzen 1 34, A. 283 =
Jahweh drohte dem auserwählten Volk, an dessen Stelle die Heiden zu rufen; ähnlich drohte Joh. VI. den Rhomäern 1 2 9 f , A. 269 Jakob Jacobus der Ältere, Apostel und Säule der Wahrheit wie Petrus und Johan nes, Märtyrer für die Wahrheit (wie Greg. ), von Herodes (Agrippa 1.) enthaup tet (44 n. ehr.) 1 14, A. 221 , 226, 228; Jacobusbrief 'zitiert' 1 , 1 7: 1 67, A. 3 79 �
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Januarius Märtyrer unter Diocletianus, Vor bild für Greg. A. 2 1 8 Jelena ( Stracimira) Gemahlin Stephans IV. Dusan von Serbien ( 1 346- 1 355; PLP 6006 mit unvollst. Geschwisterliste), Tochter des StraCimir, Despot von Krun in Mittelbulgarien (PLP 26920 mit vollst. Kinderliste, die auch Theodora enthält, die Joh. V. heiraten sollte und auch Schwe ster des Bulgarenzaren Ivan Alexandur war. S. s. n. Stracimira) Jeremia Prophet des A. T., 'zitiert' 10,21 u. 12, 10: A. I06; 12, 1 : A. 222, 291, 293; Kap. 1 6 : A. 269 Jerusalem den Tempel v. - neu zu bauen gestattete Gott Herodes d. Gr., die Restau rierung der Kuppel der H. Sophia gestat tete er Joh. VI. nicht 1 93, A. 433; von hier aus erfolgte die Missionierung der Apostel A. 32; die Depositio des palamitischen Tomos v. 1351 auf dem Altar der H. Sophia verglichen mit dem Greuel der Ver wüstung im Tempel v. - A. 1 1 6; der hl. Andreas von Kreta war Mönch in der Grabeskirche v. - A. 420; s. auch Guy de Lusignan, Kg. von J., Gerasimos, Ptr. v. J. und Lazaros, Ptr. v. J. Jesus sagte die Verwüstung von Jerusalem voraus A. 1 16; mit den Juden, die ihn töte ten, vergleicht Greg. seine Verfolger 1 22, A. 249; Jesusgebet kritisiert von Barlaam A. 245 Jezabel (Jesabel, !zebel, Isebel), Gemahlin von Achab, Kg. v. Israel (ca. 871-853 v. ehr.), vor ihren Drohungen flüchtete der Prophet Elias (verfolgt wie Greg.) 1 14, A. 221 Joasaph Mönchsname des gestürzten Kaisers Joh. VI. Kantakuzenos 1 86 Job (Hiob), Buch des A. T., zitiert 9,23 f.: A. 294, 1 0,7: A. 222 Johannes Apostel und Evangelist, Säule der Wahrheit A. 226; 'zitiert' 1 ,22-25: A. 64; 8,9 f. u. 1 5 f.: A. 1 82; 10: A. 3 1 7; 1 0, 1 1 :
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A. 140; 10, 12: 1 70, A. 3 8 6; 1 8,28 f.: A. 249 Johannes d. Täufer getötet von Herodes (Antipas), der selbst « von den Würmern gefressen» mit dem Tod bestraft wurde 1 1 4 (; nota: der Tod, den Greg. hier ihm zuordnet, war der Tod des Herodes (Agrippa 1.) s. s. n. Johannes V. Palaiologos byz. Ks. ( 13411391; PLP 21485), ihn beunruhigte (wie er seiner Schw. M., der Kaiserin Eirene, klar machte (April/Mai 1352), das Bestre ben seines Schwagers, Mt. Kantakuzenos, sich Zeichen der Kaiserwürde anzumaßen, um die Kaiserherrschaft an sich zu ziehen, und mehr noch, daß Joh. VI. ihn dazu ermunterte 1 3 1 (, 1 3 8 ( , A. 275 f., 297, und schlimmer noch, daß er seit dem Tod seines Vaters (Andronikos m. t 1 34 1 ) alles tat, um die Palaiologendyna stie durch eine kantakuzenische zu erset zen, wofür er vom Ausland aus mit türki scher Hilfe gegen das eigene christliche Volk Krieg führte und sich die Unterstüt zung der Palamiten erkaufte 133-1 3 7, A. 279, 28 1-285, 288 f., 292, 297; wurde nach der faktischen Übernahme der Macht durch Joh. VI. (02. 02. 1 347) gegen seinen und seiner Mutter Willen gezwun gen, dessen Tochter Helene zu heiraten (Mai 1 347) 1 3 8, 1 63 , A. 295, 300; von Joh. VI. als Regent nach Thessalonike fortgebracht mit dem Ziel, ihn unauffälli ger töten zu können, wofür ihm die Pala miten im voraus Absolution versprachen 139(, A. 30O f.; in dieser Lage fest ent schlossen, nicht auf sein Nachfolgerecht zu verzichten 94, 1 2 6 ( , A. 1 64, nahm er das Angebot des Serbenzaren Stephan Dusan an, sich mit ihm zu verschwägern und dafür bei der Wahrung seiner Rechte von ihm unterstützt zu werden (Frühjahr/ Sommer 1 3 5 1 ) 1 2 7, 1 40, A. 260 f. (S. 291 , 295), 302, 327 (S. 338-340); erreichte so,
daß Joh. VI. ihm durch seine Mutter Anna schriftliche Eide übermittelte, die ihm die Nachfolge garantierten, wenn er die Ab machung mit Dusan aufgebe (Nov. 1 3 5 1 ) HOf., A. 304 f.; e r begab sich, u m die Sache genauer zu vereinbaren und Mt. Kantak. mit einzubeziehen, auf den Weg nach Kpl und vergewisserte sich unter wegs aus Didymoteichon, daß Joh. VI. zu seinen Eiden stehe 12 7(, HOf., A. 1 64, 1 72 f., 327 (S. 339 f.); den Archonten in Didymoteichon hatte Joh. VI. auf Anfrage befohlen, ihn (Joh. V. ) als Ks. mit allen Ehren zu �mpfangen A. 164, 265 (S. 300), blieb bei seinem Schw. V. über dreißig Tage und begleitete ihn in dieser Zeit (Anfang März 1 352) nach Therapeia am Bosporos, wo nach der Seeschlacht im Bosporos ( 1 3 . 02. 1 352) die venezianische Flotte vor Anker gegangen war 1 2 7(, 1 40(, A. 1 62, 1 64; er verließ Kpl unzu frieden mit dem Ergebnis seines Besuches vor allem, weil Mt. Kantak. nicht gekom men war; kehrte zurück nach Didymotei chon und nahm seine Gattin und Sohn Manuel mit 1 2 8, 1 4 1 , A. 1 64, 265 (S. 301 f.), 305 f.; seine Schw. M., die ihn auch im Auftrag ihres Gatten besuchte (April/Mai 1 352) und versuchte, ihn zu beschwichtigen, wies er scharf zurück: weil sein Schw. V. und Schwager ihm nach dem Leben trachteten, könne er nicht anders 1 3 1 -1 4 1 , A. 275, 3 0O f., 305 f.; eröffnete den Krieg auch mit türkischer Hilfe aus Tzympe und eroberte einige Städte, die ihn freudig empfingen, so auch Adrianopel, wo sich Mt. Kantak. in die Akropolis zurückzog, bis sein Vater ihn mit Türken und Katalanen befreite und siegte, weil die Türken zu ihm über liefen 1 44, A. 3 1 8 f.; bat Dusan erneut um Hilfe, wie auch Joh. VI. ein großes türki sches Aufgebot bereitstellen ließ 1 45 ( , A . 320; als ein serbisches Heer ihm zu
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Hilfe kam, wurde es von den für Joh. VI. bereitstehenden und vorgewarnten über mächtigen Türken vor Didymoteichon abgefangen und vernichtet ( 10. 10. 1352) 147, A. 326; war selbst an diesem Tag nicht in Didymoteichon, sondern in Ainos, wo er, um sich Geld zu beschaffen, die Insel Tenedos an Venedig verpfändete und so unter Schutz stellte, wohl um dort selbst eine Residenz zu beziehen A. 325 (S. 335), 327 ( S. 342 Nr. 20 f.); ihn besuchte am nächsten Tag ( 1 1 . 1 0. 1 352) eine von Joh. VI. legitimierte kirchliche Delegation, um zwischen Ks. und Gegenks. Frieden zu vermitteln, was nicht gelang A. 327 (S. 342 Nr. 2 0 f.); erkrankte und blieb noch einen Monat in Didymo teichon 1 47, A. 327; auch weitere von Joh. VI. beauftragte Vermittler erreichten bei ihm nichts A. 327 (S. 342 Nr. 22); ent bot selbst noch aus Didymoteichon eine Gesandtschaft mit Geschenken und einem Brief . an Suleyman, um ihn für sich zu gewinnen, und vermied es, Joh. VI. als Ks. zu bezeichnen, erreichte aber nichts A. 327 (S. 342 Nr. 23), A. 339 (S. 348); unterbreitete Joh. VI. einen Vorschlag auf der Basis « jeder behält, was er hat» (vor Mitte Nov. 1 352) A. 327 (S. 342 Nr.. 24), erhielt aber eine Antwort, die eine inak zeptable Bedingung stellte A. 327 (S. 343 Nr. 25); verließ nach überstandener Krankheit Didymoteichon (ca. Mitte Nov. 1 352), begab sich von dort nach Ainos, dann nach Lemnos, um von dort auf dem Athos den Ptr. v. Alexandrien zu treffen (ob es gelang, wissen wir nicht), sein Endziel war Tenedos 147(., A. 327 (S. 343 Nr. 25), 328; drang (am 1 7. 03. 1353) in Kpl ein, mußte aber das Unternehmen abbrechen; fuhr zurück nach Tenedos und von dort mit Gattin und Sohn Manuel nach Thessalonike 1 5 1 , A. 335 f.; wurde von der Kaisernach-
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folge ausgeschlossen, weil Joh. VI. seinen Sohn Mt. auf den Schild heben ließ, noch ohne Krönung, da Ptr. Kallistos nicht mit wirkte 1 5 1 , A. 337-339; in der Liturgie wurde sein Name durch den des Mt. Kan takuzenos ersetzt A. 339 (S. 350); Ptr. Kal listos, der weiterhin Joh. V. anerkannte, wurde als Ptr. durch Philotheos Kokkinos ersetzt (Aug. 1353) 1 59, A. 356; Februar 1 354 erneut der Kaiserherrschaft beraubt, indem Joh. VI. seinen Sohn Mt. krönte, wobei Ptr. Philotheos mitwirkte und über ihn völliges Vergessen (in der Liturgie) ver fügte 1 61 , A. 362; zu ihm auf Tenedos wollte Philotheos für Joh. VI. eine Frie densmission übernehmen, was dieser aber ablehnte A. 393, 408; fuhr Ende Win ter 1 353/54 von Thessalonike via Lemnos, Samothrake, Imbros und Lesbos nach Tenedos, stärkte die Insulaner in ihrer Treue zu ihm und unterdrückte auf Tene dos die Revolte des Pergamenos 1 74(., A. 390 (S. 363), 393; zu ihm auf Tenedos kam Juni 1354 Joh. VI. mit einer kleinen Flotte, um zu einem Vergleich zu kommen (Kantak.) oder ihn festzunehmen und die Insel seinem Sohn Mt. zu übergeben (Greg.), scheiterte aber 1 81 (., A. 408; drang Ende Nov. 1354 um Mitternacht mit einer kleinen Flotte in Kpl ein und rückte bis zum Blachernenpalast vor 1 85, A. 412-414 (S. 3 8 1 -394); vereinbarte mit dem zum Nachgeben gezwungenen Joh. VI. eine gemeinsame Kaiserherr schaft, aber auch die Übergabe des Golde nen Tores A. 415 (S. 3 87-41 7); bedroht durch das Volk von Kpl überließ ihm Joh. VI. die Alleinherrschaft und wurde Mönch ( 10. Dez. 1 354) 1 86, A. 4 1 6 f.; gestattete Joh. VI. der Verschwägerung wegen den in der ksl. Schatzkammer ange häuften Reichtum mitzunehmen 1 8 6; ver fügte Ende Jan. 1 355 die Rückkehr des Ptr. Kallistos in sein Amt, verhinderte, daß er
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alle Bischöfe, die ihn abgesetzt hatten, ihres Amtes enthob, ausgenommen Philo theos Kokkinos, der exkommuniziert und laisiert wurde 1 89 (., A. 427 (S. 400); den Rat des Greg., die Dogmatisierung des Palamismus rückgängig zu machen, befolgte er nicht 1 90 {., A. 428-430, kam aber, als ein lateinischer Bischof (s. A. 445) näher über den Palamismus informiert werden wollte, Greg. insofern entgegen, als er ein Streitgespräch Palamas - Greg. veranstaltete 1 97{., A. 446-449 Johannes VI. Kantakuzenos (PLP 1 0973 ) , Gegenkaiser ( 1 341 -1354; tatsächlich herr schend 1 347- 1354) passim, nota: Als er noch nicht herrschte, konnte Ptr. Johannes XIV. Kalekas den Palamismus noch verur teilen ( 1344) 52 (. , A. 51-53; war schon unter Andronikos ill . der wirkliche Herr scher (zusammen mit seiner Mutter) 96, 1 33, A. 1 70, 278; knüpfte schon damals persönliche ausländische Beziehungen, die seinem Ehrgeiz nutzen konnten 133 (., A. 281; erkämpfte rücksichtslos mit türki scher Hilfe die Kaiserherrschaft 134 (. , A . 282-287; gab dazu dem Herrscher von Bithynien, Orkhan, seine Tochter Theo dora zur Frau ( 1346) 135{., A. 2 8 8 -290; die Nachricht, er habe Kpl erobert (2. Febr. 1 347), erreichte Ag. auf Zypern und hielt dessen Freund Georgios Lapithes davon ab, mit Greg. nach Kpl zu reisen 60 (. , A. 67; prahlte damit, daß e r Joh. V. und seine Mutter nicht tötete gegen den Rat der Palamiten, die ihm dafür die Absolution versprachen 139-141 , A. 30O f.; schrieb seinen Sieg weniger der Gottesmutter als sich selbst zu und lehnte deshalb eine von Greg. auf Wunsch der Kaiserin verfaßte Festrede ab 1 02 {. , A. 1 8 8, 299; wurde von Gott bestraft mit dem Tod seines jüngsten Sohnes Andronikos ( 1347/48, Opfer der Pest) 82, A. 126, 1 67, 297 (S. 3 1 5 Nr. 3 u. 5); von seiner Gattin gewarnt vor Förde-
rung des Palamismus, schrieb er dagegen den Erwerb der Kaiserherrschaft dieser För derung zu 94(., A. 167- 1 70; nötigte Joh. V. seine Tochter Helene zu heiraten (Mai 1 347) 1 3 8, A. 295; schwur Joh. v., ihm ein Vater zu sein und weder er noch seine Söhne würden nach der Kaiserherrschaft greifen 1 3 8, A. 297; inszenierte angeblich selbst die revolutionären Machenschaften seines Sohnes Mt. ( 1347/48) 1 3 8 (. , A. 297 (S. 3 1 5 Nr. 4 u. 7, S. 3 1 7, Nr. 5 u. 7); wurde von Greg. privat und öffentlich wegen Ver folgung der Antipalamiten kritisiert 75(., A. l l0; förderte Bekehrungen zum Pala mismus durch Geschenke und Drohungen 74, A. I07, s. auch 1 04-1 06 u. A. 190; liquidierte in Thessalonike die Zelotenherr schaft (Sept. 1350) imd beförderte Joh. V. dorthin fort aus Kpl als Gouverneur unter Aufsicht 1 3 9 (. , A. 2 6 1 (S. 292f.), 301; ver zichtete selbst deswegen auf den geplanten Eintritt in ein Athoskloster A. 305; befand sich noch in Thessalonike, als der venezia nische Admiral Ruzzini ihm einen Gesand ten schickte in Sachen Bündnis mit Venedig gegen Galata und Genua 64, A. 78, 84 f.; kam erst in Kpl an, als Ruzzini wieder weg war (nach Ende Nov. 1350) A. 82; schloß mit Stephan Dusan von Serbien den Vertrag von Gynaikokastron (Winter 1 3 50/51 ) A. 261 (S. 292 f.) und wurde Kampfgenosse Venedigs (Mai 1 3 5 1 ) 65, A. 8 7; zögerte eine entscheidende Schlacht hinaus bis nach der palamitischen Räubersynode und wurde von Venedig im Stich gelassen (Juli 1 3 5 1 ) 1 01 (., A. 82-86, 1 84-1 87; setzte die Räu bersynode durch, die den Palamismus dog matisierte 1 02, A. 1 87; wurde über das Bündnis Joh. V. mit Dusan informiert 1 2 6 {. , A. 260 f., und sandte sofort dessen Mutter Anna mit der beeidigten schriftli chen Zusicherung, er könne nach Aufkün digung des Bündnisses nach Kpl kommen und die Kaiserherrschaft übernehmen
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1 2 7f, A. 260-264, Joh. V. reagierte nicht vor Nov. 1351 A. 264 (S. 297f.); brachte den Tomos der Räubersynode auf dem Altar der H. Sophia Gott als Opfer dar (Mitte Aug. 1 3 5 1 ) 77(., A. 1 15-1 1 7, s. auch 86(. u. A. 141-143; versuchte ver geblich die Patriarchen von Alexandrien und Antiochien zu bewegen, den gen. To mos zu unterschreiben 84, A. 1 3 2 f. (5. 239); für ihn und den Palamiten Philo theos, Bischof v. Herakleia (Peirinthos), war die Plünderung der Stadt Herakleia durch die Genuesen eine Strafe Gottes (23. 10. 1 3 5 1 ) , 85-87, A. 142 f.; gewährte Herakleia und dem ebenfalls geplünderten Sozopolis Steuerbefreiung A. 1 32; ver stärkte die Verteidigungsanlagen Kpls 88, A. 1 39, 145, 147; ließ sich nicht zu einem Bündnis mit Genua gegen Venedig überre den 88, A. 148, s. auch 85, A. 1 39, 145; ärgerte sich über das Ausbleiben der vene zianisch-katalanischen Flotte (Ende Winter 1351/52) 88 f, A. 150f., 153 (5. 248); war nach der Schlacht im Bosporos ( 13. 02. 1 352) enttäuscht und in großen Sorgen 93 f, A. 1 63; rückte mit einem Heer bis zur Therapeiabucht vor zur Unter stützung der venezianischen Flotte, die dort vor Anker gegangen war, gegen die dorthin aufgebrochenen Genuesen (Anfang März 1 352) A. 1 62 (5. 264), 1 64; bei ihm war zu dieser ZeitJoh. v., nicht aber Mt. Kantaku zenos, so daß die Lösung des Kaiserkon flikts nicht voran kam ebd.; konnte Pisani weder bewegen, die Genuesen anzugreifen, noch länger zu bleiben ( am 8. April fuhr P. heim) 1 24(., A. 1 62 f., 256; wurde von sei ner Gattin gemahnt, im verlorenen Krieg und im Problem der Kaisernachfolge Stra fen Gottes wegen des Palamismus zu sehen 94 f, 96f, A. 1 67, 1 6 9 f.; wies diese Ansicht zurück 95(., A. 168; konnte Orkhan nicht davon abhalten, die Genuesen zu unterstüt zen (Febr./März 1 352) 97, A. 1 73; wurde
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von Orkhan erpreßt wegen eines Überfalls seines Schw. S. Nikephoros (Angelos Dukas Orsini) auf eine serbisch-türkische Ge sandtschaft 97 f, A. 1 75 f., 197; ließ Joh. V. unzufrieden nach Didymoteichon zurück kehren 1 2 8 f, A. 265-267; machte aus der von seiner Gattin geplanten Vermittlung zwischen ihrem Sohn Mt. und Joh. V. einen ksl. Auftrag, dessen Ausführung nichts brachte (ApriUMai
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in Didymoteichon ein, konnte Joh. V. aber nicht vor dem 1 1 . 10. erreichen und er reichte auch danach nichts A. 325 (S. 335), 326 (S. 336f.), 327 (S. 337, 342 Nr. 20); auch seine weiteren Versuche scheiterten an inakzeptablen Bedingungen A. 327 (S. 342 f. Nr. 22 u. 24 f.); bestrafte nach der Schlacht am Hebros Distrikte, die weiter Joh. V. anerkannten, namentlich Morrha, Rhodope und die thrakische Chalkidike (Okt./Nov. 1352) A. 327 (S. 338 f.); hielt sich noch immer in Adrianopel auf, als Joh. V. 1 7./1 9. März 1353 kurz in Kpl ein drang, kehrte dann aber heim 151, A. 335 f.; inszenierte eine Zusammenkunft adliger Anhänger, die die Kaiserproklama tion seines Sohnes Mt. forderten 151, A. 336 f.; konnte Ptr. Kallistos nicht überre den, dem zuzustimmen, setzte die Prokla mation trotzdem durch (April 1353) 151, A. 337-339; versuchte vergeblich den Ptr. umzustimmen, der mit einer Schmährede reagierte (Sommer 1 353) 1 55-1 59, A. 347-355; schwieg zu dieser Rede, aber stürzte den Redner am nächsten Tag 1 59, A. 356; war vom Ptr. auch kritisiert worden, da er das Geld, das die Russen für die H. Sophia gespendet hatten, für türkische Hilfe im Krieg gegen Joh. V. ausgab 1 57{.; verord nete darum Abgaben der Byzantier für die H. Sophia und restaurierte das Dach 1 59, A. 354, 358; lieferte zugleich unaufhörlich Christen den Barbaren aus 1 58; ließ im Palast Islamiten frei sonderbare Rituale vor führen 159 {., A. 359; siedelte Türken in der thrakischen Chersones an, die sich das Gebiet aneigneten (vor 1 354) 1 60, A. 360, s. auch 1 73 {., A. 392, 1 84; plante, Ptr. Kalli stos aus dem Patriarchat zu vertreiben, der aber davon erfuhr und nach Tenedos flüch tete 1 80 {., A. 405 f.; krönte seinen Sohn Mt., wobei Ptr. Philotheos mitwirkte (Febr. 1354) 1 61 , A. 362; versuchte, durch seinen Sohn Mt. Greg. wieder für sich zu
gewinnen, wurde aber abgewiesen 1 641 71 , A. 362-3 88; vereinbarte mit Orkhan (vor März 1 354), daß sein Sohn Suleyman Tzympe für 10.000 Goldstücke zurückge ben sollte (was nie geschah) A. 390; die Ansiedlung türkischer Garnisonen in Thra kien wurde durch das Erdbeben vom 1 ./ 2. März 1 354 zur endgültigen Katastrophe 1 72 {., A. 392 f.; rüstete Schiffe aus, um Joh. V. auf Tenedos auszuschalten 1 75, A. 393 f.; fuhr auch dorthin und scheiterte 1 81 {., A. 408; versuchte ebenfalls vergeb lich, Imbros einzunehmen, war aber noch willkommen in Ainos 1 82; weil er sein Volk verriet, wurde es bis zu den Toren Kpls eine Beute der Türken 1 84; verschanzte sich im Palast, als Joh. V. erneut in Kpl ein drang (29 ./30. Nov. 1 J54) 1 85{., A. 412415; konnte zuerst noch eine gemeinsame Kaiserherrschaft aushandeln und öffentlich mit Joh. V. verkehren 1 86, A. 415; legte am 5. Dez. dem Senat die Frage vor, ob man die Türken in Thrakien angreifen solle, und riet davon ab, da es unmöglich sei A. 416 (S. 3 8 8-390); mit dem Haß des Volkes kon frontiert dankte er ab und wurde Mönch ( 1 0. Dez. 1 354) 1 86, A. 41 6 f. (S. 3 87397); damit er nicht beschämt werde, beein flußte seine Tochter Helene ihren Gatten Joh. v., damit dieser nicht dem Palamismus den Kampf ansage 1 90-1 92, A. 428-43 1; kaufte (angeblich) deswegen Palamas frei 1 9 1 , A. 429; ihm war es wegen seiner Gott losigkeit nicht vergönnt, die Restaurierung der H. Sophia zu vollenden 1 92-1 94, A. 432 f.; sein Sturz durch Greg. ex eventu vorausgesagt A. 397 (S. 375) Johannes VllI . Palaiologos byz. Ks. ( 14251448; PLP 2 148 1 ) renovierte im ]. 1427 den Kontoskalionhafen A. 153 (S. 253 ) Johannes I. Chrysostomos (auch Chrysorrhe mon genannt), Ptr. v. Kpl (398-404) und Kirchenvater, 'zitiert' Contra Judaios 11. 1 A. 210, 225
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Johannes X. Kamateros Ptr. v. Kpl ( 1 1981206), von Niketas Choniates kritisiert wegen Auslieferung von Kirchenschätzen zur Finanzierung politischer Zwecke A. 321 Johannes XIv. Kalekas Ptr. v. Kpl ( 13341 347; PLP 1 0288), durchschaute sofort nach dem Tod des Ks. Andronikos III. ( 1341 ) die Absicht des Joh. VI., die Palaio logendynastie abzulösen A. 279 (zu S. 1 33); beanspruchte 1341 zusammen mit der Kai serin Anna die Regentschaft A. 295; ent schied den Streit um den Patriarchenthron von Jerusalem zugunsten des Gerasimos A. 5 1 s. s. n.; exkommunizierte Palamas und interpretierte den palamitischen Tomos v. 1341 in diesem Sinne (Nov. 1 344) A. 53; verhinderte 1341 und 1 344 die Kanonisie rung der Irrlehre des Palamas 52 (., A. 4 (S. 202), 13, 51 (S. 2 1 1 ); benutzte 1 342 den Nomophylax Symeon als Boten zu Pala mas A. 1 90; wurde 1 347 nach Didymotei chon verbannt und starb dort (29. 12. 1 347) A. 297 (S. 3 1 5 Nr. 6a) Johannes von Damaskos (ca. 650-750) größter Theologe seiner Zeit, 'zitiert' Fid. Orthod. IV 1 3 : A. 209 Johanniter gründeten Ritterstaat auf Rhodos ( 1308-1522), über den Ag. lobend berich tet 45(., A. 1 7 f. Jordanien Süd-, von Ag. als Teil von Arabia felix betrachtet, das freilich südlicher liegt 47, A. 26, s. auch s. n. Petra Juda(ea) -däer, Jude(n) -turn, jüdisch Varia 82 (., 86(., 1 00, 1 1 4. 1 22, A. 73, 1 16, 129 [, 14� 143, 24� 26� 399, 433 Judas Apostel u. Verräter Christi, wie er wird Palamas bestraft werden 1 50 Julian(us) röm. Ks. und Christenverfolger (361-363) 76, A. 1 10; baute den Konto skalionhafen aus A. 1 53 (S. 253) Justinian I. byz. Ks. ( 527-565), befestigte Kalli(u)polis (Gallipoli) A. 3 1 8 Justinus 11. byz. Ks. ( 565-578), baute den Komoskalionhafen aus A. 153 (S. 253 )
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Kabasilas Demetrios, korrespondierte mit Greg. (vor 1 327- 1344; PLP 10085); Briefe an ihn (ed. Leone 65 f., 148) A. 1 19 Kabul bis Karatschi und Kabul erstreckte sich einst das Seleukidenreich A. 30 Kadirga limanj türkischer Name des Konto skalionhafens A. 153 (S. 253 ) Kain lebte länger als Abel, damit er mehr verachtet würde 1 1 4, A. 237 Kalabrer s. Barlaam Kalekas s. Johannes XIV. K. Kallikles Sophist und einer der Ankläger des Sokrates A. 1 1 9 Kalliope Muse und Patronin der epischen und elegischen Dichtkunst, hier die perso nifizierte Dichtkunst Homers, der drei Städte auf Rhodos lobt 46, A. 1 6 Kalli(u)polis (Gallipoli, türk. Gelibolu) Stadt auf der thrakischen Chersones, von den osmanischen Türken nach dem Erdbeben vom 1 ./2. März 1 354 erobert A. 201 (zu S. 1 09), 3 1 8, 3 60, 392 (S. 366), 396; für Byzanz zurückerobert ( 1366) durch Ama deo v. Savoyen, aber wieder den Türken übergeben durch Ks. Andronikos IV. ( 1 3 76-1379) A. 392 (S. 366) Kallistos I. Ptr. v. Kpl ( 1 350-1 353 u. 13551363; PLP 1 0478); Mitverfasser des Tomos Agioritikos v. 1 341 A. 140; von Joh. VI. bevorzugt als Ptr. zur Durchset zung des Palamismus A. 301; unterzeich nete als einziger Ptr. den Tomos palamiti kos v. 1 3 5 1 A. 133 (S. 239) ; versuchte kirchlicherseits zwischen Joh. VI. und Joh. V. Frieden zu stiften (Okt. 1352) A. 325-327, 395 (S. 3 71 ); verweigerte Mitwirkung bei der Kaiserproklamation des Mt. Kantakuzenos ( 1353) 1 51 , A. 327, 335-338; stellte aus Protest die Amtsausübung ein 1 51 , A. 338; verwei gerte auch die Wiederaufnahme 1 55(.; exkommunizierte Joh. VI. und untermau erte das mit einer Schmährede 1 56-1 61 , A. 347, 349, 353; wurde ersetzt durch Phi-
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lotheos Kokkinos 1 59, A. 347f.; erkannte die Absetzung nicht an, flüchtete über Galata nach Tenedos und übte von dort sein Amt aus 1 80 f., 1 94, A. 405, 427, 436; wurde von Philotheos exkommuni ziert und als Massalianist angeprangert 1 94 f.; kehrte zurück auf den Thron v. Kpl und rächte sich an Philotheos 1 89 f., A. 140, 427; Rekapitulation seiner Abset zung und Wiederkehr 1 95-1 9 7; Kallistos und der Massalianismus 1 95-1 97; ano nyme Apologie seiner Absetzung A. 347 f.; diese ex eventu von Greg. vor hergesagt A. 397 (S. 3 75) Kallistos Metropolit v. Alania (PLP 10469), Gegner des Metropoliten Symeon v. Ala nia, an dessen Stelle Kallistos 1. v. Kpl einen Namensgenossen einsetzte ( 1356) A. 436 (S. 406) Kallistratos (Angelos ?), Vater des Ag. Manuel Angelos (PLP 10496) real oder fiktiv? s. Einl. S. 10-3 1 , Übers. 42, A. 3 Kam(e)iros Stadt auf Rhodos, besucht v. Ag. und gelobt als gut erhalten 46, A. 2 6 Kanopische Nilmündung als eine von neun erwähnt von Ag. 46, A. 20 Kantak. Joh. VI. als Historiograph Kantakuzene Eirene, s. Eirene Kant. Kaiserin Kantakuzene Maria, älteste Tochter des Joh. VI. und Gemahlin des Nikephoros Angelos Dukas, Graf v. Kephallenia (PLP 222) A. 1 75 (S. 271), 426 Kantakuzene Theodora (PLP 1 0942), Mutter des Joh. VI., herrschte schon mit ihrem Sohn unter Ks. Andronikos ID. und begün stigte den Palamismus 133, A. 4, 278 Kantakuzene Theodora (PLP 1 0940), zweite Tochter des Joh. VI. u. «Gattin» des Ork han v. Bithynien A. 1 73, 1 75 (S. 272), 289, 416 (S. 390) Kantakuzenen einige waren autonom wal tende Verwalter A. 424; vgl. Asaniden Kantakuzenos Andronikos, jüngster Sohn des Joh. VI. ( 1334-1347; PLP 1 0954) =
=
Opfer der Pest 1 347/8 A. 126, 1 67, 297 (S. 3 15, Nr. 3 u. 5) Kantakuzenos Manuel, zweiter Sohn des Joh. VI. (PLP 109 8 1 ), Gouverneur v. Berrhoia, flüchtete 1 347 via Thessalien nach Kpl A. 297 (S. 3 14), zum Despoten befördert A. 297 (S. 3 1 7 Nr. 2); vertritt 1 348/9 in Kpl seinen Vater A. 297 (S. 3 1 8, Nr. 9); verwaltete Ende 1 354 seit fünf Jahren die Peloponnes (Morea) 1 89, A. 426; ein ihm gehörendes Schiff trans portierte nach dem Erdbeben vom 1 ./ 2. März 1 354 viele Einwohner v. Kallipo lis nach Kpl A. 3 90; für die Zeit nach d. 10. 12. 1 354 nicht mehr berücksichtigt A. 426 Kantakuzenos Manuel ( 1 341-1362/3; PLP 10982) Strategopulos, überbrachte zu sammen mit Metrophanes v. Melenikon ein Friedensangebot des Joh. VI. an Joh. V. (bald nach dem 10. Oktober 1352; in PLP nicht datiert) A. 327 (S. 342 Nr. 22) Kantakuzenos Matthaios, ältester Sohn des Joh. VI. ( 1 325-1383; PLP 10983) rivali sierte mit Joh. V. um die Kaisernachfolge (ab Mai 1 347) 94, 1 3 8 f. , A. 1 64, 298; wurde unterstützt von seinem Vater 138f., A. 276, 298 f. und angetrieben von seinem Onkel Joh. Asan ( 1347/8) A. 297 (S. 3 1 5 Nr. 4 u. 3 1 7 Nr. 5); wurde von Mutter und Vater zur Mäßigung ermahnt A. 297 (S. 3 1 5 Nr. 4c u. 3 1 7 Nr. 5b); wurde zum nach dem Kaiser Ranghöchsten im Staate befördert, nur ohne Kaiserdiadem A. 297 (S. 3 1 6 Nr. 9b); (zur Jahresfeier der Machtübernahme durch Joh. VI. ? ) als sol cher vorgestellt und gegen Joh. V. ausfällig geworden 139, A. 299; besiegte Sommer 1348 eine plündernde türkische Fußtruppe bei Gratianopolis und dazu wurde ihm von Greg. brieflich gratuliert A. 297 (S. 3 1 7 Nr. 1 0 u. 3 1 9 Nr. l l ) ; Vergleich der Dar stellung der genannten Vorgänge mit der
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des Kantak. A. 297 (S. 3 14-323 ); von ihm verwaltete Städte der Chalkidike wurden von Joh. V. als eigenes Herrschaftsgebiet verlangt und ihm von Joh. VI. zugesagt (Herbst 1351) A. 265; seine Mutter plante, ihn mit Joh. V. zu versöhnen (Ende Winter 1351/2) 97, 129, A. 164, 1 72 f.; zum gleichen Zweck vom Vater nach Kpl eingeladen kam er nicht vor ApriUMai 1 352, als Joh. V. bereits fort war und von seiner Mutter besucht wurde A. 164; Vor würfe, die Joh. V. gegen ihn vorbrachte 131, 139, A. 276, 299; mitunterzeichnete in Kpl den «Friedensvertrag» mit Genua (06. 05. 1352) A. 267; von Joh. V. ange griffen und in Adrianopolis belagert, wurde er von seinem Vater mit türkischer Hilfe befreit und Adr. verwüstet 128 (., 145-147, A. 266 f., 3 1 6-318; auf die Nachricht, Joh. V. sei in Kpl eingedrungen ( 1 7. 03. 1353), folgte er seinem Vater dort hin A. 335; trotz Protest des Ptr. Kallistos auf den Schild gehoben und so zum Ks. pro klamiert (April 1353) 151, A. 33 8 f., 347 f.; von Joh. VI. gekrönt, assistiert vom neuen Ptr. Philotheos (Ende Winter 1353/4 vor März) 1 61 , 36l f.; besuchte Greg. und be mühte sich im Auftrag seines Vaters vergeb lich um Versöhnung mit seinen Eltern 1 61 1 71 ; blieb nach dem Fehlschlag des Unter nehmens gegen Joh. V. auf Tenedos nicht, wie geplant, dort, sondern ging nach Ainos 1 8 1 (.; als Joh. VI. gestürzt wurde, hielt er sich jenseits von Didymoteichon und Adria nopel auf 1 89, sollte laut Vertrag zwischen Joh. V. und Joh. VI. vom 1 . Dezember 1 354 den ihm anvertrauten Reichsteil autonom verwalten A. 415 (S. 386f.) Karatschi s. Kabul Karmelgebirge bis hier wurden christliche Untertanen der Herrscher von Ägypten 1 353/54 von einer Verfolgung heimge sucht, die über zwanzigtausend Opfer for derte 1 85, A. 4 1 1
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Karnak archäologischer Fundort, wo einst das alte ägyptische Theben lag A. 22 Karystos Stadt auf Euboia ( Südwestspitze), in der Umgebung hielt sich Ag. gegen Ende Sommer 1 3 5 1 auf 66; von dort aus durchquerte er Euboia bis Artemision (nahe der Nordspitze), wo er Zeuge wurde der Belagerung von Nicolü Pisani durch Paganino Doria 66-68, A. 88 (S. 226232), 91 f., 95, s. auch Ein!. S. 3 1 Kasnitzos Anführer der serbischen Reiterei in der Schlacht am Hebros vom 1 0 . 0kt. 1 352 (PLP 1 9755); er konnte mit wenigen der Abschlachtung oder Gefangennahme entkommen A. 326 Kaspisches Meer hierin münden Flüsse aus dem großen Reich der Russen in den Ber gen des hohen Nordens 1 58 Kastell des Vergessens hier Bezeichnung des Labyrinths auf Kreta 62, A. 75 f. Katalanen -nisch (Greg. schreibt Katelanen), hauptsächlich erwähnt als Verbündete der Venezianer und der Rhomäer (Byzantiner) im Krieg gegen Genua; nota: wohnen am Mare Gallicum, wo die Ausläufer der Pyre näen enden 63; sind die Wagemutigsten der Lateiner 63, 90, 9 1 , A. 155 (S. 256); ihre Bedeutung für Byzanz A. 79; verbündeten sich mit Venedig gegen Genua und Galata ( 16. 0 1 . 1 35 1 ) A. 78 f., 83, 87; Mitte Herbst 1 3 5 1 kam auf Kreta eine Flotte zusammen von dreißig katalanischen und siebzig vene zianischen Schiffen 88, A. 1 5 1 ; fuhren müh sam von dort bis Kpl (Ankunft 1 3 . 02. 1352 abends) und lieferten sofort eine Schlacht im Bosporos 88-90, A. 87, 153 (S. 248 ) 154; erlitten die größten Verluste und viele blie ben ohne Schiffe und der griechischen Spra che nicht mächtig heimatlos in Kpl 9 1 , A. 155 (S. 256), 159 f., 1 62; gingen nach der Schlacht mit den Venezianern bei The rapeia vor Anker A. 1 57, 162 und Joh. VI. versuchte vergeblich, ihren Admiral Santa Pau zu überreden, die Genuesen allein
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anzugreifen A. 1 62 (S. 264); mit über tau send K. und Barbaren unterstützte Joh. VI. seinen Sohn Mt. gegen Joh. V. 144, A. 3 1 8; hatten auf Sardinien zwei Festungen an die Genuesen verloren, bekämpften diese des wegen zusammen mit den Venezianern und besiegten sie (Mitte Sommer 1 353) 1 52-1 54, A. 341-343; kritisierten nach der Niederlage ihres Admirals Grimaldi in der Schlacht vom 29. Aug. 1 353 Pisani noch mehr, weil er die Genuesen vor Kpl nicht geschlagen hatte A. 343; eine Leibwache von hundert K. verhinderte ein Vordringen des Volkes in den Blachernenpalast, als Joh. V. Ende Nov. in Kpl eingedrungen war 1 85{., A. 413 f.; ihre von Juan Peralta geführte Besatzung der Festung um das Gol dene Tor mußte dieses Heptapyrgion räu men und die Schlüssel Joh. V. übergeben, als dieser Ende Nov. in Kpl eingedrungen war (7./8. Dezember 1 354) Katholikos Krites (zum Amt s. Bd. II S. 1 16 f. mit A. 275), namentlich als solcher erwähnt Symeon der Nomophylax s. s. n.; Titel des Adressaten eines Briefes des Greg. an einen Angelos (ed. Leone Nr. 1 55) wohl identisch mit Ag./Manuel Angelos, der Greg. in der Haft fünfmal besuchte, s. Einl. S. 17-29 Kaukasus sprw. für große Höhe, wie Olymp und Parnaß 1 1 6, A. 23 1 , 3 82 Kephallenia größte Insel im Ionischen Meer; mit anderen Ionischen Inseln seit 1 194 Grafschaft, regiert von der römischen Adelsfamilie Orsini, von 1335-1354 von Nikephoros Angelos Dukas Orsini, Schw. S. des Joh. VI. (s. s. n.), hier warb die venezianische Flotte auf der Fahrt nach Kpl Söldner für den Kampf gegen Genua und Galata A. 151 (zu S. 8 8 ) (al) Khandaq arabischer Name von Hera kleion auf Kreta ( 827-961 ) A. 73 Kilikien -kisch, besucht von Ag. 50-52; Geschichtliches A. 35-44; der Palamismus
dort bald bekannt und abgelehnt 52, A. 52; Hierapolis in K. A. 39; kilikische Pässe von Ag. erwähnt wegen der bekann ten Schlacht bei Issos 48 {., A. 35 Kirche passim; nota: K. und Staat eine Schicksalsgemeinschaft ( ? ) 42; beide zusammen Objekt der byz. Historiogra phie 51, 75; Schiffbruch der K. ( der Palamismus) beschleunigte die Abfahrt des Ag. zu seiner großen Reise (ca. 2 1 . 03. 1 342 bis Okt. 1 35 1 ) 45, 50; von Greg. wird alles, was auf kirchlichem Gebiet oder politisch im Staate geschah, aufgezeichnet 1 1 8; Kirchengeschichte sei eine andere als die allgemeine Geschichte der Welt und verlange eine eigene Behand lung, meint Ag. 51 ; die Kirchengeschichts schreibung in Byzanz A. 48 Kirchenschätze von Joh. VI. geplündert zur Bezahlung von türkischen Hilfstruppen gegen Joh. V. 1 46; schlechte Beispiele frü herer Kaiser A. 321 Kirchenunion über ein Bündnis christlicher Staaten gegen die (islamischen) Türken verhandelte Joh. VI. mit Papst Clemens VI. ( 1 342- 1 352) A. 297 (S. 3 1 8 Nr. 8 f. ) und mit Papst Innocenz VI . ( 1356) A. 445 Kleinarmenien Kleinstaat entstanden durch Einwanderung von Armeniern aus von den Seldschuken erobertem Gebiet in Kilikien, Geschichtliches A. 43 Kleinasien von hier wurden 1 923 Griechen nach Kreta umgesiedelt A. 73 Kleinchroniken zitiert nach Schreiner: Byzan tinische Kleinchroniken, Wien 1 975- 1979 Klotho erste der drei Moirai (Schicksals göttinen), die jedem seinen Lebensfaden spinnt «eines jeden Menschen selbstherr licher Wille, jedem seine Klotho und seine Vorbestimmung» 1 71 , A. 3 8 8 Knossos, antike Stadt auf Kreta, des Laby rinths wegen besucht von Ag. 61 {., A. 73 Koile Syria von Palästina reiste Ag. nach Norden zu den landeinwärts gelegenen =
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Städten von K.S. 47, A. 27; um 1353/54 von einer Christenverfolgung heimgesucht 1 84, A. 4 1 1 Kokkinos Spitzname des Ptr. Philotheos Kok kinos, zur Person s. s. n. Philotheos K. Koloß von Rhodos besucht von Ag.,doch wo dieses «Weltwunder» einst war, davon war keine Spur geblieben 45; Geschichte des Denkmals A. 1 5 Kommunion Greg. bat Ag., ihm neues eucharistisches Brot zu bringen, das nicht von einer Eucharistiefeier von Häretikern sein darf, verwies dazu auf die Tradition der Alten Kirche 1 1 0- 1 1 2, Ag. erfüllte diese Bitte 121 Kön. Könige, Bücher des A. T.; benutzt wurden 3 Kön. Kap. 1 8 , 1 9, 2 1 , 3 1-33, 4 Kön. Kap. 1 u. 2 A. 221 Konstantin I. der Große, röm./byz. Ks. (324337), herrschte über ein größeres Stück Erde als alle Ks. vor ihm, weil er die Ver ehrung falscher Götter bekämpfte 1 00; ließ den Juden, die den Tempel in Jerusa lern neu bauen wollten, die Ohren abschneiden 86(.; zu den Schriften des Greg. zählt ein «Leben und Lob des hl. K.» A. 143, 1 82 Konstantinopel (Byzantion, Istanbul) Kaiser stadt, Kaiserin der Städte passim, nota: Allgemeines: nicht mehr orthodox, des halb von Unheil heimgesucht A. 29; von den Palamiten mit Meineid und Zwie tracht gefüllt 13 8; Kpl sehen und dann sterben möchte G. Lapithes 57; mehr als andere Städte eine Reise wert 61 ; als Resi denz des Ks. unverzichtbar; Joh. VI. eroberte die Stadt und übernahm die Macht am 2. Febr. 1 347 60, 1 03, A. 67; Joh. V. versuchte es, aber scheiterte ( 1 7.1 9 . März 1353) 1 51 , A. 335 f.; Joh. VI. drohte der Stadt, er werde sie zerstören und sie Orkhan von Bithynien ausliefern, wenn sie Joh. V. aufnehme 1 46(., A. 324, 1 70, A. 384f.; Joh. V. drang zum zweiten =
444
Mal ein und übernahm die Macht (29./ 30. 1 1 .-10. 12. 1 354) 1 86 (. , A. 412 ff.; von einem Erdbeben heimgesucht ( 1 ./ 2. März 1354) 1 72, 1 75; so sehr von den Türken bedroht, daß schon flüchtet, wer noch kann 1 74; Eroberung durch die Tür ken voraussehbar und vorhergesagt A. 375; Erwähnungen als Reichszentrum (Kpl. ansteuern, erreichen, nach -, um -, in 68(., 74, 83, 84(., 89 (., 93, 1 08, 1 2 7, 130, 1 3 6, 139-141, 1 46, 1 82 ) Einzelne Anlagen, Bauten usw.
Akropolis 1 46, A. 261 (S. 265), 322 Häfen allg. 89, Eleutherios- A. 1 52 (S. 248), Heptaskalon- A. 153 f., 416; Kaisarios A. 153 (S. 252 f. ), Kontoskalion- A. 153 f., 1 62, Neorion (Hafen mit Schiffswerft und Arsenal) 1 88, A. 153 (S. 249 f. ) 414, 424; Sophien- A. 153 (S. 249, 253 ), Theodosios A. 153 (S. 253 ) Häuser «Adler» A. 416 (S. 391), H. des Großlogotheten (Theodoros) Metochites A. 4 1 6 (S. 3 8 8 ), H. (oder Palast) des Por phyrogennetos A. 414 Hippodrom A. 153 (S. 249, 252), 322; H. im Mamasviertel A. 1 55 (S. 255) Kastellion vor dem Blachernenpalast 1 85, A. 414; K. v. Galata s. s. n. G.; K. des Tiberios A. 414 Kirchen und Klöster (H)agia Sophia (Große Kirche) «im Her zen der Stadt» A. 322; Teileinsturz der Kuppel ( 1 346) 42 (. , A. 5; Restaurierung 1 57-159, 1 92, 1 98 (. , A. 353 f., 358, 4 1 6 ( S. 3 9 6 ) , 432; weitere Erwähnungen 77 (., 1 80, 1 88 (. , A. 8 8 (S. 23 1 ), 1 1 5 f., 132f., 162 (S. 265), 208, 322, 406 Akakios (beim Heptaskalon) A. 153 (S. 248 f.) Athanasios 1 5 1 , A. 338 Blachernenkirche 1 61, 1 85, A. 362 Chora Wohn- und Haftadresse des Greg. A. 1, 133 (S. 240), 237 Eugenios A. 147, 1 62 (S. 265)
REGISTER
Hodegen (mit der berühmten Hodegetria
Konstantinopolitaner (Byzantier
=
Einwoh
Ikone) 1 2 7, A. 262, 337
ner der Stadt Byzantion) plünderten am
Krataiou ( Christou tou) 1 86- 1 88, A. 419
Tag nach der Seeschlacht im Bosporos
Mamas 151, A. 155 ( S. 255 ), 3 3 8 , 362, 405
( 14. 02. 1 352)
die
Manganen 1 86, A. 4 1 6 (S. 395), 4 1 7
Trümmer
Flotten
Martha 1 86
1 60 f.; retteten vier Schiffe vor dem Barba
Michael en to anaplo: 1 . nahe Kpl 2. am
rator (März 1352) A. 1 62; waren für
Sasthenion A. 1 5 7 (S. 258)
Joh. V. und gegen Joh. VI. und deswegen
Soter philanthropos A. 409
Adressaten von Drohbriefen Joh. VI. aus
der
zurückgebliebenen
91 ( , A. 157f. ,
Adrianopel 1 46, A. 324 f. , 1 70, A. 3 84 f.;
Monumente Diplokionion (Doppelsäule) 90, A. 155 Milion A. 322 Paläste
aus Angst vor deren Haß wagte Joh. VI. sich nicht aus dem Palast, als Joh. V. am 29./30. 1354 in Kpl eingedrungen war
Blachernen 1 60, 1 85(, A. 1 62 (S. 265),
1 86; zwangen nach einem Vergleich der
414, 4 1 6
beiden Kaiser durch Haßdemonstrationen
Mamas A. 155
Joh. VI. zum Rücktritt und Eintritt ins
Porphyrogennetos s. ob. s. n. Häuser
Kloster 1 87, A. 415 -41 7; Gründe dieses
Stadtmauern und -tore allg. 8 8, 134, 1 45,
1 73, 1 85
Hasses A. 4 1 6 (S. 396 f. ) Konzil nota: sieben ökumenische Konzilien erkennt Greg. an in seinem Glaubensbe
Mauer des Herakleios A. 147 Barbarator A. 1 62 (S. 265)
kenntnis 1 20; als Räuberkonzil bezeichnet
Eugenios- oder Kaisertor A. 147,
1 62
er öfter die Synode der Kirche von Kpl von
(S. 265)
1 3 5 1 , die die Lehre des Palamas dogmati
Goldenes Tor 1 46 ( , A. 1 62 ( S. 266), 324,
sierte s. s. n. (von mir oft Palamitenkonzil
415 (S. 3 8 7) , 4 1 6 (S. 390-394)
genannt, s. s. n. )
Holztor (Xyloporta) A. 147
Konzil von Ferrara-Florenz ( 143 8/9) A. 77
Romanostor A. 1 63 (S. 265)
Konzilstornos v. 1351
Stadtviertel
=
Tomos palamitikos
des Räuberkonzils, kein ökumenisches
Blachernen A. 147
Dokument, weil nur von einem Ptr. unter
Blanga A. 153, 1 62 (S. 266)
schrieben A. 1 3 3
ta Eugeniou A. 147
Koptisches Altkairoviertel A. 2 1
Mamas (Vorort) A. 155 (S. 255)
Korybanten ekstatische Verehrer der phrygi
Pera « < drüben» ) A. 92
schen Muttergottheit Kybele, womit Greg.
Zeugma A. 1 62 (S. 265)
die Palamiten vergleicht 1 8 1 , A. 407
Straßen und Plätze
Kos Insel im Ikarischen Meer A. 1 52
Augusteion A. 322
Krateia (Flaviopolis), Städtchen in Kleina sien im Grenzgebiet BithynienIPaphlago
via Egnatia ebd.
nien,
Mese ebd. die Flanke der Stadt gegenüber von Peral Galata durch Feuer entblößt (Aug. 1 3 5 1 ) A. 1 1 7,
durch Joh. VI.
erobert
von
Suleyman
( 1 354)
A. 412 (S. 3 8 l f. )
Verteidigungsanlagen
unüberwindbar
Kreta bis 1204 byzantinisch, a b 1 2 1 2 bis 1 669 venezianisch-griechisch, dann tür kisch bis
1 898, bis
1 9 1 3 selbständig,
gemacht laut Urteil des Gegners A. 145,
dann griechisch A. 73 ; besucht von Ag.
147
61 -63; verglichen mit Zypern 61 , A. 72;
445
REGISTER
Geschichtliches
A. 73 ;
Hauptattraktion
dort für Ag. das Labyrinth bei Knossos 61 {. ,
A. 73 f.,
die damit verbundenen
Mythen A. 73-76 (s. auch s. nn. Ariadne,
Kykladen Inseln der Süd-Ägäis, die Ag. pas sierte auf seiner Fahrt von Kreta nach Euboia 63, A. 80 Kyklop der K. Homers Polyphernos Od. I
Daidalos, Minos, Minotauros, Theseus);
68 ff., mit ihm vergleicht Greg. Joh. VI.,
sonstige
den Menschenschlächter der Rhomäer
Informationen
62 {. ,
A. 77;
nahm teil am Seekrieg Venedig gegen
1 70 (., A. 385
Genua 63, A. 78 f.; von Kreta fuhr Ag.
Kyklopen unzivilisierte menschenfressende
nach Euboia (Frühjahr 1 350) A. 8 0 f. ,
Riesen mit nur einem runden Auge, mit
Umfang der kretensischen Beteiligung a m
denen Greg. seine « Gefängniswärter» ver
Krieg
gleicht, 1 1 8, A. 235
65,
A. 87,
159
(S. 261 ) ;
Mitte
Herbst 1351 war die venezianisch-kreten
Kyniker s. Diogenes d. K.
sische Flotte hier versammelt 88, A. 1 5 1 ;
Kyrene ab hier im Westen fängt die Herr
hier verweilte i m Winter 1 3 52/3 der Ptr. v. Alexandrien, Gregorios
III . ,
wartend auf
den Ausgang des Kaiserkrieges in Byzanz
schaft der Araber (bzw. ihrer islamischen Nachfolger) an und reicht bis hinter Antiochien 48
1 47{., A. 329 Krimhalbinsel n.ö. davon liegt das Asowsche Meer (Maiotissee) A. 79 Kritobulos von Imbros byz. Historiograph ( 1 5 . Jh.), benutzt ( ed. Reinsch) S. 27, 1 -5
Labyrinth des Minos (oder des Minotauros) auf
Kreta
(Urmodell
aller
Lachesis die zweite der drei Moirai ( Schick
A. 392, 37,25-28 A. 162 (S. 265 ) , 47,7-
salsgöttinnen),
10 A. 157 (S. 286); S. 55, 3 1 -56,34 A. 1 55
Lebensfaden zuteilt 1 70, A. 3 8 8
Kroisos Kg. v. Lydien ( 6. Jh. v. ehr. ) , sprw. reich 50, A. 45, Kr. u. das Orakel von Del
Irrgärten)
besucht von Ag. 61 {., A. 73 , 76
Laertes
die
« Odysseus,
den Sohn
gesponnenen des
Laertes »
bedroht durch den Kyklop Polyphernos 1 70 Lampsakos Stadt am Hellespont gegenüber
phi A. 3 8 1 Krum Khan der Bulgaren ( 8 02-8 14), verwü
von Kallipolis, hier verblieb ein 12000
stete den Mamaspalast A. 155 (S. 255)
Mann starkes türkisches Heer zu Diensten
Kybele phrygische Muttergottheit, mit ihren
des Joh. VI. 1 4 7, A. 325 f.; hierhin brach
«korybantisch besessenen» Verehrern wer
ten türkische Kaperer das Schiff, mit dem
den die Palamiten verglichen A. 407
Palamas nach Kpl unterwegs war (März
Kydnos Fluß in Kilikien, ursprünglich durch,
1 354) A. 396. Über seine Gefangenschaft
später um Tarsos fließend, dessen Anblick
dort berichtete Palamas in einem Brief an
Alexander d. Gr. verführte, darin zu baden
seine Kirche in Thessalonike A. 401 Lapithes Georgios, Freund und Korrespon
50, A. 44 Kydones Demetrios, Staatsdiener und Schrift
dent des Greg. auf Zypern (PLP 14479 ),
steller (ca. 1 323- 1 3 97/8; PLP 1 3 8 76),
besucht von Ag. (2 Jahre, ca. März 1 347-
Mesazon des Joh. VI.
Juni 1 349) 55-61 ; begüterter und hoch
Günstling
und
A. 412 (S. 3 8 9 ) ; Brief an Manuel Angelos
angesehener
(
Ag., ed. Tinnefeid Nr. 26) A. 272, 298,
häufig Gast beim Kg. v. Zypern 55 {. ,
s. auch Ein!. S. 25-29; lobte Joh. VI., weil
A . 58 f., war optimistisch w a s Joh. VI. betrifft, bis dieser Schirmherr der Palami
=
er seine Gegnerin, Kaiserin Anna, und den
Gelehrter
und
Wohltäter,
Thronerben Joh. V. nicht tötete A. 3 00,
ten wurde A. 69; großer Bewunderer von
s. auch A. 47
Greg. 57, A. 62, 66
446
REGISTER
Lapithos größter Fluß Zyperns, dem Geor
(ed. Leone) zu beziehen auf Ag., der Greg.
gios Lapithes, der an dessen Ufer wohnte,
in der Gefangenschaft besuchte s. Einl.
wohl seinen Nachnamen verdankt 55 Lateiner -nisch
(
=
5 . 1 9-2 1 ; A. 4, 20
westeuropäisch) passim;
nota: lat. Titularpatriarch v. Kpl s. Paulus
Lesbos Insel der Ägäis 1 75, 1 85{, A. 393, 412
Bischof v. Smyrna usw. (PLP 22143 ); mit
Leukaspiden weiß(e Schilder oder Kleidung)
lat. Weisen disputierte G. Lapithes oft am
tragende Kämpfer aus Galata in der Bos
Hofe des Kgs. v. Zypern 55{; Kreta durch lat. Waffen unterjocht 62 {; die Tapfersten der 1. die Katalanen 63, 90 ( , A. 155 (5. 256), die 1. aus Athen und Theben eil
poros-Seeschlacht 8 7, A. 144 Leukosia Landschaft auf Zypern durch schnitten vom Fluß Lapithos 55 Licario (Ikarios), Rebell auf Euboia, unter
ten dem in Oreos belagerten Pisani zu
stützt von Michael VIII . , Großkon(t)o
Hilfe 66, 68; die 1. von Galata lehnten
stablos seit 1266/7 (s. Bd. I 1 1 1 f ) , A. 80
ein Friedensangebot des Joh. VI. spottend
Lindos Stadt auf Rhodos besucht von Ag. und
ab, da er als palamitischer Polytheist nicht bei einem Gott schwören könne
84,
A. 1 32 f.; die Einwohner v. Herakleia (Pei
als alt und blühend bezeichnet 46, A. 16 Lithgow englischer Kretareisender ( 1 7. Jh. ) A. 73
rinthos ) überfielen die 1. der Flotte des
Lorenzo de Monacis ftal . Chronist zur Datie
Paganino Doria und wurden dafür schwer
rung eines venezianischen Angriffs auf
bestraft 85; am Krieg der 1. beteiligte sich Joh. VI. erst nach dem Palamitenkonzil v.
Galata (Frühling 1 3 5 1 ) A. 86 f. Ludwig IV. «der Bayer » , röm.-dt. Ks. ( 12 8 1/
1351 1 02, A. 1 85- 1 8 7; die reichsten 1.
2-1 347) antipäpstlich, genannt in Zusam
sind die Venezianer 1 52 ; zu denen v.
menhang mit Giovanni Visconti, Kardinal
Galata flüchteten bedrohte Rhomäer wie
u. Erzb. von Mailand A. 345
Ptr. Kallistos nach seiner Absetzung 1 80 { ,
Lukas Evangelist, Maler ( face to face) der
A . 405 f.; die Angesehensten der 1 . von
Hodegetria A. 262; 'zitiert' 4, 1 3 : A. 3 1 3;
Galata beteiligten sich als Weißbeschildete an der Schlacht im Bosporos 87, A. 144 Lazaros Ptr. v. Jerusalem ( 1 342-1 347; PLP
1 8,32: A. 224; 16,1-8: A. I 92 Lusignan ( gr. Louzounias), frz. Adelsfamilie, seit 1 1 8 6 Könige von Jerusalem, Zypern
14350); Gegenptr. des Gerasimos s. s. n.;
und
Palamit und Kantakuzenist A. 5 1 (5. 212 f. )
5. 224)
Lecavella Simeone, genuesischer Schiffskapi tän in der Bosporos-Seeschlacht A. 159 (5. 262), 1 62 (5. 264) Leda in der Gestalt eines Gänseweibchens besucht von Zeus als Schwan A. 404 Lemnos Insel in der Ägäis westlich von Tene dos 147, 1 74{, 1 85, A. 327 (5. 3 3 8 ), 328 f., 393
Kleinarmenien A. 43,
57;
(PLP
Gesamtreg.
s. auch Guy/Guido/
Hugo IV. de 1. Luxor in Ägypten mit Karnak Ruinenstätte des altägyptischen Theben (von Ag. weder besucht noch erwähnt) A. 22 Lyder s. Kroisos, Pelops Lydien Satrap von 1.
=
Amur der Perser!
Umur Aydinoglu, Freund und Helfer des Joh. VI. (PLP 2 1 059) 134, A. 2 8 1 , 289
Leon V. byz. Ks. (457-474), baute im Konstan
Lykophron Tyrann von Pherai (404-390
tinopler Vorort Hl. Mamas einen Palast,
v. Chr. ) , Vater oder Schw. V. Iasons v. Phe
eine Porticus und einen Hafen A. 155
rai (s. s. n.) A. 2 8 6
Lepentrenos Athanasios, Korrespondent des
Lysander v. Sparta (5./4.Jh. v. Chr. ), Feld
Greg. (PLP 14743 ) , eine Stelle im Brief 44
herr, Nauarch, besiegte Athen, ihm zuliebe
447
REGISTER
ermordete der persische Satrap Pharnaba
Vaters vom Vertrag mit Stephan Dusan v.
zos den Athener Alkibiades; mit ihm Or
Serbien aus der Geiselhaft in Kpl entlassen
khan verglichen 97, A. 174
A. 265 (S. 302), 306 (S. 327); für Hilfe im
Lysimachos Vater des Aristeides s. dort Lysippos Lehrer des Bildhauers Chares v. Lin dos, der den Koloß von Rhodos schuf A. 1 5
Kampf gegen ihn und seinen Vater über gab sein Bruder Andronikos IV. Kallipolis wieder den Türken A. 392 Marathon
Schlacht
bei -
(490 v. Chr.)
Mailand -länder, nach der Niederlage im
erwähnt von Ag. wegen des sprw. gerech
Krieg um Sardinien (29. 08. 1 3 5 1 ) unter
ten Atheners Aristeides, mit dem er selbst
warf Genua sich dem Herrscher v. M. 1 54, A. 345 f. Maiotis -see, -tisches Meer
=
Asowsches M.,
von Greg. verglichen wird A. 273 Marco Polo venezianischer Fernostreisender ( 1254- 1 334), als der Handelsweg nach
der Versuch Genuas, den Handel hier zu
China unter Schutz der Mongolen sicher
monopolisieren, löste Krieg mit Venedig
war A. 43
aus 63, A. 78 f.; statt Hegemonie von dort
Maria Gottesmutter, passim; nota: Fest zum
bis nach Gadeira und den Säulen des He
Herbstende ( 2 1 . 1 1 . ) 41, A. l ; Fest M.
rakles verlor Genua das, was es hatte 1 55
Lichtmeß ( 02. 02. 1 347) Tag der Macht
Makarios ( Chrysokephalos ca. 1 300- 1 3 82;
übernahme durch Joh. VI., eine auf Bitte
PLP 3 1 1 3 8 ) , Schriftsteller, Mönch, Metro
der Kaiserin von Greg. verfasste Rede
polit v. Philadelphia ( 1 336- 1 3 82 ) und
zur Feier dieses Tages von Joh. VI. abge
Katholikos Krites, nach der Absetzung
lehnt wegen ungenügender Berücksichti
des Kallistos I. einer der Kandidaten für
gung seiner persönlichen Leistung 1 02 f. ;
den
A. 1 8 8; erwähnt i m Glaubensbekenntnis
Patriarchenthron
v.
Kpl
(August
des Greg. 1 2 1 ; vor einem Bild Christi mit
1 353) A. 357 Makedonien (Mazedonien) wie Thrakien, Bulgarien und Serbien während des Latei nerkriegs ( Genua gegen Venedig 1 350/54) Ziel türkischer Plünderzüge 98, A. 297 (S. 3 1 7 Nr. l 0 u. S. 3 1 9 Nr. l l ); s. auch Stephaniana Makkabäer
(auch
seiner
Hasmonäer
genannt),
105 v. Chr. Königsdynastie, die die stamm verwandten Idumäer j udaisierte, welchem Stamm Herodes d. Gr. angehörte A. 433 Mamas-Viertel s. Kpl Mameluken Herrscherdynastie v. Ägypten und Arabien ( 1250- 1 5 1 7) , Geschichtli
verrichtete
Greg.
sein
bebte 1 72, A. 390; s. auch Hodegetria Maria Palaiologina Gemahlin des byz. Ks. Michael 1320,
jüdisches Hohepriestergeschlecht und seit
Mutter
Abendgebet, als am 0 1 . 03. 1 354 die Erde
und
IX.
Mitkaiserin
( 1 296-
1 320- 1333 Nonne Xene; PLP
2 1 3 94), klein armenische Prinzessin A. 42 Maritza Fluß, heute so genannt, bei Greg. Hebros s. s. n. Markos
Evangelist
'zitiert'
9,44,46,48:
A. 228; 12,30: A. 1 8 1 ; 1 3,14: A. 1 1 6 Marmarameer
(
=
Propontis ) , a m M . lag der
Heptaskalonhafen
A. 153;
daran
lag
auch Daskylion, von wo aus Pharnaba
ches A. 33; verursachten Nieder- und
zos sein Gebiet regierte, weshalb Greg.
Untergang von Kleinarmenien A. 42 f.;
Orkhan von Bithynien mit ihm vergleicht
gute Beziehungen zu Byzanz A. 330 Manuel 11. Palaiologos byz. Ks. ( 1 391- 1425; PLP 2 1 5 1 3 ), zweiter Sohn des Joh. v., mit seiner Mutter nach dem Rücktritt des
448
A. 1 74 ; kurz vor der Einfahrt ins M. wurde das Schiff, das Palamas nach Kpl bringen sollte, von Türken gekapert 1 75, A. 396
REGISTER
Martina Märtyrerin (apokryph), den Löwen vorgeworfen und von diesen verschont (vgl. Adrianus) A. 2 1 8 Joh. V.
nach
(
=
Mongolen)
Megalokastron gr. Bezeichnung für Hera
Martinos Venezianer (PLP 1 7195), ihm über trug
48; später von den Skythen unterworfen 49 (. , A. 40
dem
Vertrag
vom
kleia/Candia in türkischer Zeit ( 1 6691 9 1 3 ) A. 73
1 0. 10. 1 352 die Verwaltung von Tenedos
Megas Dioiketes s. Glabas
A. 390
Mehmet 11. Fatih Sultan und Eroberer v. Kpl.
Massalianer (Messalianer), -nismus, Mystik! -ker mit dualistischer Weltanschauung, die
( 145 1-148 1 ; PLP 1 799 8 ) A. 155, 157 (S. 258 f. ) , 392 (S. 366)
im Gebet das Licht an sich sucht/suchen,
Meles fluß und Flußgott auf Rhodos A. 1 6
das den Dämon vertreibt und höchste
Melesier oder Melesigenes, s o Homer genannt, weil er dort als Sohn des Fluß
Reinheit schenkt A. 436; Ptr. Kallistos II. v. Kpl, der die Krönung des Mt. Kantak.
gottes Meles geboren sei 46, A. 1 6
ablehnte, wurde dieser Häresie beschul digt, aber nicht deswegen abgesetzt 1 59,
Melitos (Meletos), Mitankläger i m Prozeß
A. 348, 356; der Gegenptr. Philotheos
Menander Komödiendichter (342/1-293/2),
agierte gegen ihn mit dieser Beschuldigung 1 96(., A. 436, 43 8
A. 1 1 6,
spricht schon von deus ex machina A. 125 Mesara-Ebene hier 'auf Kreta wurde im
Matthaios Evangelist 'zitiert' 5, 1 1 : A. 224; 6,13:
der Athener gegen Sokrates A. 1 1 9
A. 3 13 ;
6,22:
A. 224;
404;
25, 14-30:
1 14,
24, 1 5 : A. 192;
27,25: A. 249
1 7. Jh. von einem Engländer das Laby rinth von Minos gesucht A. 73 Mes(s)eni mittelalt. Stadt (h. Lulle Burgaz) in der europäischen Türkei, in deren Nähe
Insel nahe
besiegte Sommer 1348 Joh. VI. eine plün
Tenedos, hierhin fuhr Joh. VI. im Juni
dernde türkische Reitertruppe und zur
Mauria kleine
(unbewohnte)
1 3 54 und von hier zum Inselchen des
gleichen Zeit sein Sohn Mt. eine solche
hl. Andreas, von wo aus er vergeblich
Fußtruppe A. 297 (S. 3 1 7 Nr. l0,
versuchte,
Nr. 1 1 )
mit
Joh. V.
zu
verhandeln
A. 408 Maurozumes Grieche im türkischen Pegai (PLP 1 743 9), der dort Palamas und die mit ihm von türkischen Piraten gefange nen Christen versorgte A. 401 Maximinian(us) rÖm. Ks. (286-305), Chri stenverfolger, mit ihm vergleicht Greg. Joh. VI. 76, A. 1 10
319
Messina erster Sammelpunkt der venezia nisch-katalanischen
Flotte
des
Nicolo
Pisani ( 1 350) A. 135, 1 5 1 Methone h. Modon, im äußersten S W der Peloponnes, hier wurde N. Pisani in einer großen Seeschlacht besiegt von Paganino Doria ( 1 1 . 04. 1354) A. 346 Metochites Nikephoros (Laskaris M. ) , Sohn
Mazedonien s. Makedonien
des Theodoros M., Großlogothet unter
Medeia mythische Zauberin der Argonau
Joh. V. ( 1 355- 1 357), Korrespondent des
tensage und Namensgeberin des Ortes
Greg., rief Greg. herbei für das Streitge
Pharmakeus (s. s. n. ) A. 1 5 7
spräch Palamas-Greg., das Joh. V. Anfang
Medeia Stadt in Thrakien, unterwarf sich Joh. VI. erst 1 348 A. 297 (S. 358 Nr. la, S. 363 f. Nr. 9-1 1 ) Meder altorientalisches Volk, nach Alexan der d. Gr. zum Seleukidenreich gehörend
1 355 veranstaltete 1 98, A. 448 Metochites Theodoros Großlogothet unter Andronikos II. Palaiologos, Schriftsteller, Lehrmeister des Greg. ( 1270- 1 332; PLP 1 7982) A. 8; 1294 Gesandter nach Zypern
449
REGISTER
wegen einer Braut für Michael IX. A. 57; ihm verdankte Greg. seine Wohnung im Chora-KlosterlKirche-Komplex
A. 237;
Minotauros
mythischer
Stiermensch,
bei
Greg. Herrscher von Kreta mit rohem Charakter 62, A. 73, 76
hielt die Eroberung v. Kpl durch die Tür
Misach s. Daniel
ken schon für unausweichlich A. 375; in
Mitkaisertum wurde bei der Machtüber
seinem Haus Kriegsrat, ob man gegen die
nahme durch Joh. VI. Joh. V. belassen
Türken Krieg führen solle (05. 12. 1354)
und für seine Söhne ausgeschlossen A. 276
A. 4 1 6 (S. 388 f., 394); Vater des Nikepho
Mo(h) amet versprach laut Joh. VI. seinen Anhängern unsterbliche ( unvergängliche)
ros Laskaris M. A. 448 Metrophanes
Metropolit
v.
Melenikon
( 1 347- 1 352; PLP 1 8061 ) , begleitete die Kaiserin Eirene bei ihrer Friedensmission zu Joh. V. (April/Mai 1 352) A. 272, 327 (S. 3 92 Nr. 22)
Geschenke für die Tötung möglichst vieler Rhomäer A. 4 1 6 (S. 3 9 8 ) Mohametismus von Joh. VI. angeblich gehaßt A. 4 1 6 (S. 3 89 ) , tatsächlich aber hoffähig gemacht 1 59 f ; das machte ihn
Michael VlIt Palaiologos byz. Ks. ( 1 2591282; PLP 2 1 52 8 ) , seit seiner Zeit spielten die Katalanen eine Rolle in Byzanz A. 79;
beim Volk verhaßt A. 416 (S. 396 Nr. 1 ) Moirai Schicksalsgöttinnen Klotho (Spin nerin des Lebensfadens ), Lachesis (Zu
renovierte den Kontoskalionhafen A. 153
teilerin)
(S. 253 );
A. 3 8 8
schuf
einen
Rang
zwischen
Despotes und (Mit)Kaiser, wie nach ihm Joh. VI.
für seinen
Sohn Mt.
A. 297
und
Atropos
(Abschneiderin)
Monembasia mittelalterliche Festungsstadt im Südosten der Peloponnes, seit dem
(S. 3 1 3 ) ; pflegte gute Beziehungen zu den
1 3 . Jh.
Mameluken A. 330; s. auch A. 414, 426
Isidoros Bukheir
Sitz
eines
Metropoliten
s. s. n.
Michael IX. Palaiologos byz. Mit-Ks. ( 1294-
Monenan de Scol(tois) katalanischer Ad
1 320; PLP 2 1 529) heiratete 1295 die
miral, Nachfolger des Ponc; de Santa Pau
kleinarmenische
Prinzessin
Maria
aus
( s. s. n. ) 1 352 (PLP 26 1 1 6) wurde von
dem zyprischen Herrscherhaus Lusignan
Joh. VI.
A. 43, 57
Katalanen ohne Venezianer die Genuesen
gebeten,
mit
Rhomäern
und
Michael Sisman Zar von Bulgarien ( 1 3.23-
anzugreifen, lehnte aber ab A. 162 (S. 265)
1 3 3 1 ), war verheiratet mit einer Schwester
Mongolen (von Greg. Skythen genannt), das
des Uros
III .
Decansk v. Serbien und des
im Mongolensturm des 1 3 . Jh. eroberte
bulgarischen Zaren Ivan Alexandur sowie
Gebiet von Ag. nicht besucht 49 f, A. 40,
der Theodora, die Dusan Joh. V. zur Frau
43
geben wollte A. 261 (S. 295 )
Monotheletismus Häresie (7. Jh.), die ver
Michaelskirche « en to anaplo» s. Kpl
sucht die Lehre von einer Natur und die
Milet bis hierher reicht das lkarische Meer
von zwei Naturen in Christus miteinander
A. 1 52 Minos mythischer Herrscher auf Kreta und Totenrichter in der Unterwelt; für Greg. einst Herrscher auf Kreta, der die Völker
zu verbinden; diese Lehre trennte die kleinarmenischen Christen von der byzan tinischen Orthodoxie A. 43 de Moro (gr. Ntemoro) Martino, genuesi
ringsum unterjochte und dessen Herrschaft
scher
nach längerer Zeit auf einen Minotauros
drohte Pag. Doria i n Genua z u verklagen,
genannten Rohling überging 62, A. 75 f.;
wenn er Joh. VI. zuliebe Herakleia nicht
zu dessen Labyrinth und Palast s. A. 73-76
bestrafen würde A. 1 39; versuchte Doria
450
Kapitän
( 1 35 1/2;
PLP
2075 8 ) ,
REGISTER
zu
bewegen,
Kpl
direkt
anzugreifen
A. 145, 147
NeokIes Vater des Themistokles 63 Neoptolemos Sohn des Achilleus, opferte die
Morrha Verwaltungsdistrikt in Thrakien,
Priamostochter Polyxene auf dem Grab
nach der Schlacht am Hebros (Okt. 1352)
seines Vaters; ihre Tränen wollte der grau
von loh. VI. bestraft zusammen mit den
same Tyrann Iason von Pherai nicht wei
von ihm abgefallenen Städten in Rhodope und in der thrakischen Chalkidike A. 327 (S. 338)
nen 63, A. 2 8 6 Nikephoros ll. Phokas byz. K s . ( 963-969), Rückeroberer von Kreta ( 8 6 1 ) A. 73
Moses die Chionai ( s . s. n.) gehorchten des sen zehn Geboten A. 400
Nikephoros ll. (Angelos) Dukas Sohn des Giovanni Orsini, Graf von Kephallenia
Moskau Residenz des russischen Metropoliten
( 1 335-1 359; PLP 222 ), Gemahl der älte
von Kiew, Theognostos (Feognost) A. I92
sten Tochter loh. VI. Maria A. 426; von
Muawijah arabischer Feldherr ( 7. ]h.), trans
loh. VI. zum Despoten befördert ( 1 347/8)
portierte die Reste des Kolosses von Rho
A. 297 (S. 3 1 3 ) ; kam zu spät, um Herakleia
dos nach Kleinasien A. 1 5
vor den Genuesen zu schützen (Ende
Musen « für die Musen und sich selbst sin gen» , sprw. ( ? ) 1 1 8, A. 238 Myrtilos
(Argiver),
erwies
Okt. 1 3 5 1 ) A. 1 76; überfiel im ]. 1 352 eine
Pelops
einen
serbisch-türkische
Gesandtschaft,
Dienst und wurde nicht belohnt, sondern
was schlimme Folgen hatte 97(, 1 08, A. 1 75 f.; von loh. VI. Ende Nov. 1 354 zu
getötet 1 1 9, A. 242
Hilfe gerufen und wieder fortgeschickt
Myserbeute sprw. große Beute 1 08 (, A. 200
A. 413, 4 1 6 (S. 3 8 8 ); verwaltete nach dem
Nabatäerreich
Rücktritt loh. VI. weiter Ainos und Umland 1 89, A. 426; nach 1 355 kurz
=
Arabia petraia A. 26
Napoleon ging nicht freiwillig nach Elba A. 4 1 6 Nasir
=
Lebensgefährte einer Schwester der Witwe Dusans und des bulgarischen Zaren Ivan
a l Malik a l Nasir, Sultan v. «Ägyp
Alexandur Theodora A. 261 (S. 295)
ten» (PLP 1 9970; 1293-1341 mit Unter
Niketas Choniates Hinweise auf historische,
brechungen), Mameluke A. 3 3 ; sein Tod
orthographische und linguistische, Spra che und Stil betreffende Parallelen in:
löste eine Palastrevolution aus A. 42; ver ständigte sich mit Andronikos ill . und loh. VI. betr. Lazaros, Ptr. v. ]erusalem A. 5 1 (S. 212 f. ) Naxos größte Kykladeninsel auf der west lichen Grenzlinie Ikaria-Naxos-Kos des Ikarischen Meeres A. 152 Negroponte mittelalterlicher Name der Insel
A. 1 -2, 28, 42, 84, 1 12, 127, 1 55, 1 96, 230, 283. 287, 321, 323, 395 (S. 368), 402, 4 1 4 f. Nil -Delta, -Mündungen, -Ufer, Notizen des Ägyptenbesuchers Ag. 46 (, A. 20, 22 Niobe personifizierte Trauer A. 286 Niphon Skorpios Mönch des Athosklosters
Euboia oder auch der Hauptstadt Euboias
Skorpiou ( 1 344-1 355) und Protos des
Chalkis, zum Namen A. 88; wurde Pisani
Athos ( 1347/8; PLP 20683), seine Freund
dort oder in Oreos auf Euboia belagert?
schaft mit dem Ptr. Kallistos sollte bestäti
A. 88 f. (S. 226-232), 1 3 5 f.
gen, daß dieser Massalianer war 1 95 ( ,
Neilos
=
Kerameus Neilos (Neophytos) PLP
1 1 648, Schüler des Palamas, Ptr. v. Kpl
A. 436, 43 8 Noah wie dieser die Taube, so sandte Greg.
1 3 79- 1 3 8 1 ; verfasste ein Enkomion auf
Ag. aus, um den Stand der Sintflut (des
Palamas A. 395 (S. 369)
Palamismus) auszuloten 1 1 0, A. 203
45 1
REGISTER
Nomophylax s. Symeon N.
Osmanen -manisch, diese Bezeichnunglen nur
Normannen (v. Sizilien), ihre Flotte lag 1 1 85
in den Anm. gelegentlich benutzt, wie z. B.
vor dem Diplokionion A. 1 55; der Krieg
A. 1 75; die Untertanen Osmans I. ( 1258-
gegen sie wurde mit dem Erlös verkaufter
1 326) und dessen Nachfolgers Orkhan
Kirchenschätze finanziert A. 321
( 1 326-1 362) von Greg. Barbaren genannt; mit ihnen suchte Stefan Dusan von Serbien
Odyssee der 1 0jährige Aufenthalt des Ag. in
eine Heiratsverbindung 97{. , A. 1 75; infil
der Fremde wird von Greg. einem Vergleich
trierten mit Duldung oder sogar mit Bei
mit Odysseus zuliebe auf 20 verdoppelt, da
hilfe Joh. VI. die thrakische Chersones
dieser 10 Jahre vor Troia war und weitere
1 73 (., A. 392, 4 1 6 (S. 3 8 8-390)
10 auf Heimfahrt 43, A. 6, 70, A. 98 Odysseus die an ihn gerichtete Drohung des
Ottone Tommaso, Schreiber des genuesi
Kyklopen Polyphernos richtete Joh. VI. an
ben auf für Ölbeleuchtung «in cavis de
Kpl, falls die Stadt sich für Joh. V. ent
Negroponte» und für Proviant «pro inva
scheiden sollte 1 70, A. 385
schen Admirals Pag. Doria, führt Ausga
Oinomaos im Pelopsmythos der Kg., den
sione Negropontis» A. 8 8 (S. 229) Ovid Metamorphosen 1 , 8 2 ff. zum Künstler
Pelops als Freier seiner Tochter besiegte
patron Prometheus, der aus Ton den Men
A. 242
schen gebildet hatte A. 8
Olympische Spiele « so groß wie ein kleiner Diskus, der bei den Olympischen Spielen benutzt wurde» 1 70, A. 3 8 3
Pakistan gehörte größtenteils zum Seleuki denreich A. 3 1
Olympos höchster Berg Griechenlands (29 1 1
Palästina besucht von Ag. (Herbst 1 342) 47,
m ) , steht bildlich allgemein für große
A. 25, 29, 51 (S. 2 1 2 f.); von hier übersie
Höhe,
hohe Wellen konkurrieren mit
delten die Johanniter nach Zypern ( 1 2 9 1 )
Olymp u. Kaukasus 1 1 6, A. 23 1 ; Olymp
A. 1 7; von hier ging Ag. nach Damaskos
von Leid 71 , A. I 00; Olymp von Sünden
47 (., A. 29; 1 353/4 von einer Christenver folgung heimgesucht 1 84, A. 4 1 1
1 69, A. 3 82; eine Last schwerer als jeder Olymp 1 79 Olympos höchster Berg Zyperns ( 1 953 .m),
Palaiologen Kaiserdynastie, ihren Sturz erwartete Greg. schon, als er den ersten
in der Mitte der Insel, besucht von Ag. 55
Teil seiner Rh. Hist. verfaßte A. 5; Städte
Oreos Hafenstadt an Euboias Nordküste
auf bulgarischem Gebiet Gründungen der
und Sitz eines venezianischen Triarchen;
früheren
dorthin geflüchtet wurde Pisani belagert
einer Serie von 5 Palaiologen wollte
durch Pag. Doria (Augenzeugenbericht
Joh. VI. die Nachfolge auf sich und seine
des Ag. ) , Ein!. S. 33, 66-68, A. 8 8 , 9 1 ,
Palaiologenkaiser
Orestes Sohn Agamemnons, seine Freund
nach
Nachkommen übertragen 133, A. 279 Palaiologina,
95, 1 35 f.
1 09;
Dukaina
Maria
Gemahlin
Michaels IX. ( 1 296-1 320; PLP 2 1 394) Mitkaiserin, Nonne Xene ( 1 320-1333)
schaft mit Pylades sprw. 78, A. 120 Orestias älterer Name für Adrianopel s. s. n. Orkhan türkischer Herrscher in Bithynien,
A. 43 Palaiologina,
Eirene/Maria
Tochter
des
I.
Andronikos III. und Schwester des Joh. V.,
( 1 288-1326) s. s. n. Hyrkanos Oropos Städtchen am Euripos gegenüber
Eirene Mitzarin der Bulgaren, umgetauft
Sohn
des Dynastiegründers
Osman
von Eretria auf Euboia 64, A. 82
452
mit
ihrem
ursprünglichen
Taufnamen
auf Maria als Gattin des Francesco I. Gatti-
REGISTER
lusio (PLP 3594), dem sie Lesbos mit in die
Atheist 42, 60 (al. ); war zuvor namenlos,
Ehe brachte A. 412 (S. 3 8 3 ) ; vgl. Bd. II Reg.
wurde durch Schlechtigkeit berühmt 52;
s. n.
von den Machthabern unterstützt 60; ver
Palaiologina,
Eirene
( 1 349-1 372;
PLP
kündete alle früheren Häresien und leug
der
nete die Heilsäkonomie der Menschwer
2 1 3 52 ) , Tochter des Joh. V. und
Helene Kantakuzene, wurde von Joh. VI.
dung Christi ebd.; leugnete auch die
in Kpl im Frühjahr 1 352 zurückgehalten,
orthodoxe Lehre der Eucharistie mit Hilfe
um von ihrer Großmutter, der Kaiserin
der Machthaber 82 ( , die er unterstützte
Eirene Kantakuzene, erzogen zu werden
bei der Usurpation der Kaiserherrschaft
A. 265 (S. 302), 306
60 ( , A. 68; machte Gottes Wesen und
Palaiologina, Eirene Enkelin Andronikos II.,
sein Wirken (Energeia) zu getrennten Rea
Gemahlin des Mt. Kantakuzenos (seit
litäten A. 244; übertraf alle früheren Häre
1 347; PLP 2 1 357), zur Mitkaiserin gekränt
tiker A. 446; wurde 1 347 zum Bischof v.
(Febr. 1 354) A. 3 62 zu S. 1 61 ; begleitete
Thessalonike ernannt, dort aber abgelehnt
ihren Mann auf der Fahrt ihres Schw. V.
und konnte erst spät einziehen 82, A. 128,
nach Tenedos, um den Kaiserkampf zu
264 (S. 297f. ); trug auf dem Räuberkonzil
beenden (Sommer 1 354) 1 82 ( , A. 408
( 1 3 5 1 ) sein Glaubensbekenntnis vor 1 43;
Palaiologina, Eirene Asanina Komnene Tochter Michaels VIII., Zarin der Bulga
unterzeichnete den'Konzilstomos, d. h. «sa propre canonisation» (Darrouzes) A. 1 3 3
ren ( 1279; PLP 2 1 3 59) Verwandtschaft
(S. 229 ); wurde von Gott mit einer maka
und Zerstückelung des Reiches A. 426
bren Krankheit bestraft ( 1353) 1 48-1 51 ,
Palaiologos, Johannes Sohn Andronikos II.
A. 3 32; begab sich Frühjahr 1 354 von
EirenelEulogia
Thessalonike nach Kpl, um Joh. VI. - so
Chumnaina und starb zwei Jahre danach
Greg. - im Kampf gegen Joh. V. zu unter
(PLP
21475 ) ,
heiratete
1 82 ( , A. 409
stützen (wohl eher um zu vermitteln),
Palaiologos, Konstantinos Porphyrogennetos
wurde aber auf der Fahrt von türkischen
Sohn Michaels VIII. ( 1261-13 06; PLP
Piraten gefangen genommen und übel
21492 ), an ihn erinnert in Kpl das so
mißhandelt 1 75(., A. 3 95; so von Gott
genannte Haus des Porphyrog.
=
Tekfur
Saray A. 414
bestraft für seinen Kampf gegen die Recht gläubigkeit
Palaiologos, Michael Sohn Andronikos m.
und
ihre Verteidiger
1 77,
und jüngerer Bruder des Joh. V. (PLP
A. 398; wurde Orkhan übergeben und dis putierte mit dortigen Gelehrten, worüber
2 152 1 ), nach dem Tod seines Vaters
er selbst falsch berichtet 1 77(, A. 399-
zusammen mit seinem älteren Bruder von
403; erkannte die Strafe Gottes nicht als
Joh. VI. in Gewahrsam genommen A. 320;
solche und zeigte sich unverbesserlich
von seinem Bruder beim Bündnis mit
1 78 ( ; wurde wegen der erlittenen Ernied
Stephan Dusan von Serbien als Geisel
rigung von seinen Anhängern nicht freige
gestellt ( 1 3 5 1 ) ebd.
kauft
Palamas, Gregorios Athosmänch, Bischof von
Thessalonike
( 1 347- 1 357;
PLP
1 79 ( , A. 397, 404; schrieb in
Gefangenschaft an seine Kirche A. 395, 397, 399, 401; freigekauft von Joh. VI. -
2 1 546), begann 1328-1341 eine neue
so Greg.
Theologie zu verkündigen A. 4; verleug
Wunsch eines lateinischen Bischofs vor
nete die orthodoxen Dogmen der Väter
auserlesenem Publikum mit Greg. (Früh
45, 52 ( al.); ist zugleich Polytheist und
jahr 1 355) 1 9 7-1 99, A. 445 f., 449; die
-
1 9 1 , A. 429; disputierte auf
453
REGISTER
Irrlehre des P. mit der westlichen Theolo gie nicht vereinbar A. 446 Palamismus passim; nota Schiffbruch der =
Kirche (ab 1 3 4 1 ) , der den Zorn Gottes her vorrief 45, 50, 69 (. , wie u. a. der Einsturz eines Drittels der Kuppel der H. Sophia
Greg. verschiedentlich nach und planten seinen Tod 75-78, A. 1 1 8 f., 1 1 0 f. , A. 202, 204, 206, 1 22, A. 249, 1 42, 1 75, A. 395 (S. 368 f. ) Palamitenkonzil
=
«Räubersynode », die sich
von Juni bis August 1 3 5 1 hinzog und die
( 1 346) zeigre 42 f.; änderte alles im Staat
Theologie
zum Schlechten 50, 53 ; siegre durch die
nachbessernd
Protektion Joh. VI. und änderte das Urteil
86 f., 8 8 (S. 230 f. )
des
Palamas
immer wieder
dogmatisierte
A. 53,
78,
des Greg. über ihn 71 ff. , A. 5; von den
Palamitikos Tomos Beschluß des Palamiten
Patriarchen von Alexandrien, Antiochien
konzils, das die Theologie des Palamas für
und Jerusalem abgelehnt 52-55, auch von
die ganze Kirche verbindlich erklärte, auf
Georgios Lapithes auf Zypern 60 (.; am
dem Altar der H. Sophia niedergelegr und
stärksten bekämpft von Greg. und dieser
von Greg. als « Greuel der Verwüstung an
darum
am
meisten
verfolgr
73 f(',
heiliger Stätte» bezeichnet 77(.; der Inhalt
A. 1 1 8 f.; schuld an allem Unglück, das die
Ag. noch ungenügend bekannt 79; zwi
Rhomäer heimsucht 1 03 (. , A. 1 8 9; auf dem
schen Erstfassung und Proklamation über
« Räuberkonzil» (JunilAug. 1 35 1 ) im pala
arbeitet und abgeändert 79 (.; Widerlegung
mitischen Tomos kanonisiert A. 78; dieser
durch Greg. erst später möglich 80; Unter
Tomos in der H. Sophia auf dem Altar Gott
zeichnung durch die Patriarchen von Ale
vorgelegr und proklamiert 77(., A. 1 1 6 f. ,
xandrien, Antiochien und Jerusalem ver
133 (Ende), 141, 260; der Inhalt Ag. noch
weigert 84, A. 1 32 f.; vom Oberhirten der
ungenügend bekannt A. 8 8 (S. 23 1 ); eine
Russen Theognost abgewiesen 1 06, A. 192;
nach dem Sturz desJoh. VI. von Greg. erbe
weitere Erwähnungen A. 88 (S. 230 f. ), 1 15,
tene Verurteilung oder zumindest Überprü fung von Joh. V. abgelehnt ( 1 355) 1 92 ,
133, 140-143, 260 (S. 291 [ ) Palapanos Vorsitzender des
Gelehrtenge
A. 449; von einem angesehenen Mann,
sprächs des Palamas mit den Chionai
Symeon Nomophylax, aus Opportunismus propagiert und auf dem Sterbebett abge
(PLP 2 1 553 ) A. 399 Pankration (Allkampf), olympische Sportart,
schworen 1 04-1 06, auch von den Russen
wozu auch Diskuswerfen gehörte 1 70,
abgelehnt 1 06, A. 192; über das Räuber konzil und dessen Tomos will Greg. zum
A. 3 8 3 Parnaß Berg i m östl. Südgriechenland (245 7
Zweck der Widerlegung durch Ag. genauer
m), dem Apollo geweiht u.
informiert werden 73 (., 79 (., 1 43 , A. 322
Musen, bildlich für große Höhe, wie der
Palamiten Anhänger des Palamas, mit ihnen dürfen orthodoxe Christen nicht kirchlich
Sitz der
Olymp, so in «P. von Sünden» 1 69, A. 3 82 Paschamahl
um
dafür rein zu bleiben, betra
verkehren 1 1 1 (. , A. 208-212; von Greg.
ten die Ankläger Jesu das römische Präto
öfter als bacchischer Verein oder ähnlich
rium nicht (Beispiel von Scheinheiligkeit)
bezeichnet, s. s. n.; wegen ihrer gottlosen Vielgötterei für Greg. Zwitterwesen und
1 22, A. 249 Pasiphae Gattin des Minos und Mutter des
mit Hermaphroditen vergleichbar A. 404;
Minotauros, von Greg. anders interpre
erreichten bei Joh. VI. durch günstige Pro
tierter Mythos 62, A. 76
phezeiungen die feierliche Deposition auf
Patras Sitz des Metropoliten von Achaia, ab
dem Altar der H. Sophia A. 1 1 5; stellten
1 345 verwaltet von einem im Osten täti-
454
REGISTER
gen katholischen Prälaten Paulus (PLP
1 89, A. 426; hier im Herbst 1 3 5 1 von den
22143 ) s. Paulus, Bischof v. Smyrna
Venezianern Soldaten angeheuert für den
Patria Konstantinoupoleos heimatgeschicht
Krieg gegen Genua 84, A. 1 5 1 ; dorthin
lieher « Kpl-Führer» aus dem 1 0 . Jh. mit
Mt. Kantakuzenos 1 3 6 1 von Joh. V. abge
späteren Zusätzen A. 153, 1 55
schoben A. 426
Patriarchen und Bischöfe außerhalb Kpls
Pelops Held im Mythos von Pelops und
urteilten negativ über die Lehre des Pala
Oinomaos
mas, die in Kpl versammelten Bischöfe
schaftsverrat 1 1 9, A. 242
positiv 52-55, 74; s. auch Gerasimos v.
und
Beispiel
von
Freund
Pelusische Nilmündung so genannt nach
Jerusalem, Gregorios v. Alexandrien, Igna
einer
tios v. Antiochien
nahe der Mündung des östlichen Nilar
Patroklos « als Vorwand» sprw. Ausdruck für eine
vorgetäuschte
Begründung
1 75,
A. 395 Paulos II. Ptr. v. Kpl (340-341 , 342-344, 348-350), von Häretikern umgebracht ( ? ) 78, A. 1 1 9 Paulus Apostel und die Christianisierung von Antiochien A. 32; 'zitiert' Eph. 3 , 1 : A. 232; 4,1: A. 232; 6, 19: A. 258; Gal. 2,9: A. 226;
altägyptischen
Festung
Pelusion
mes, passiert von Ag. auf der Fahrt nach Alexandrien A. 20 Penta polis Fünfstädtegebiet im westlichen Teil der Cyrenaika
=
Libya superior, früh
christianisiert, doch in der Welt von hier bis hinter Antiochien hat sich eine fremde Religion
(der
Islam)
durchgesetzt
48,
A. 32 f. Pera von Kpl aus die andere Uferseite des
2, 1 1 -14: A. 32; 1 Kor. 9,24: A. 222; 20,24:
Goldenen
A. 222; 2 Kor. 3 , 1 8 : A. 247; Phil. 1,9: A. 232; Rom. 2,13-16: A. 64; 2,14: A. 64;
(S. 261 ), 1 62 Peralta Juan de - Katalane im Dienste des
1 1 ,43: A. 1 80; 12,19: A. 1 04; Thess. 2,2:
Joh. VI. (PLP 22404), restaurierte nach
A. 224; 2 Tit. 1,8: A. 232; 4, 1 7: A. 222 Paulus lat. Bischof v. Smyrna ( 1 345-1 357;
Horns
A. 92,
140,
159
dem Kuppeleinsturz der H. Sophia einen Teil des Schadens A. 354; unter Joh. VI.
PLP 22143 ), zur Person A. 445; für ihn
Kommandant der katalanischen Besat
veranstaltete Joh. V. Anfang 1355 ein
zung des Kastells des Goldenen Tores,
Streitgespräch Greg. - Palamas 1 9 7-1 99,
das er am 7./8 . 12. 1 354 Joh. V. übergeben
A. 445-449
mußte A. 4 1 6
Pedro IV. von Aragon ( 1 336-1387), verbün dete sich als Herrscher über die Katalanen mit Venedig gegen Genua (Januar 1 3 5 1 ) A. 79 Pegai Ort im Landstrich Adrastea am Fluß
Perdikkas Diadoche Alexanders d. Gr. ( 32332 1 ), dessen Reich nach seinem Tod geteilt wurde A. 30 Pergamenos (PLP 224 1 8 ) , Anhänger des Joh. V., der ihm nach Thessalonike und
Granikos (NW-Kleinasien), wo der mit
später nach Tenedos folgte, wo er rebel
anderen Rhomäern von türkischen Piraten
lierte, aber bald besiegt wurde ( 1 354)
gefangen genommene Palamas drei Mo nate untergebracht wurde A. 399, 401 Pe(i)rinthos ursprünglicher Name der späte ren Stadt Herakleia an der Propontis (h. türkisch Eregli) s. Herakleia (Peirinthos) Peloponnes ab 1 349 verwaltet von Manuel Kantakuzenos, zweitem Sohn des Joh. VI.
A. 390, 393 Peritheorion
Stadt
in
Thrakien,
von
Joh. V. 1 355 Joh. Asan (PLP 1499) anver traut A. 426 (S. 399) Perser -sien, -sisch, einst (7. Jh. v.-7.Jh. nach Chr. ) berühmt wegen ihrer Weisheit ( bevor die Araber kamen) 49 (., 58, A. 3 8 ; hatten
455
REGISTER
Königsresidenzen in Susa und Ekbatana
leitete einen Teil der Restaurierung der H.
A. 3 1 ; besiegten Kroisos von Lydien nach
Sophia nach dem Kuppeleinsturz von
zweideutiger Prophezeiung des Orakels v.
1 346 A. 354 und den Bau einer Kriegs
Delphi (547 v. ehr.) 1 68 (. , A. 3 8 1 ; wurden
flotte ( 1 346/7) A. 297 (S. 3 1 8 f. Nr. 9);
besiegt von den Griechen (490-479 v. ehr. )
war verhaßt beim Volk, weil er Joh. VI.
63, A. 80, 273; herrschten über Rhodos ( bis
geholfen
334 v. ehr.) A. 1 7; von den Skythen (Seld
(02. 02. 1 347) A. 414
hatte,
in
Kpl
einzudringen
schuken) unterjocht und darin aufgegangen
Pharmakeus (der Vergiftende), ursprüngli
49 (. ; nach ihrer neuen Heimat Perser
cher Name des Ortes Therapeia (h. Tara
genannt A. 40; so gelegentlich auch die
bya) am Bosporos, dessen Name durch
Türken in Bithynien 88, 1 24, 1 84, s. auch
Ptr. Attikos von Kpl (406-425) in Thera peia die Pflege(nde ), (Heilende) uminter
Kantak. III 243 , 1 8-2lf.
=
Pescatore genuesischer Pirat, eroberte vor übergehend Kreta ( 1207-1212) A. 73 Pest wütete 1 347/8 in Kpl noch bevor Mt. Kantakuzenos
begann,
die Usurpation
pretiert wurde A. 157 (S. 258) Pharnabazos persischer Satrap von Phrygien um 400 vor ehr., der opportunistisch mal Athen, mal Sparta unterstützte, weshalb
der Kaiserherrschaft vorzubereiten A. 297
Greg. Orkhan mit ihm vergleicht 97,
(5. 3 1 5 Nr. 3-5 u. S. 3 1 8 Nr. 5 f), tötete
A. 1 74
Andronikos Kantak., Sohn des Joh. VI. s. s. n. Petra Hauptstadt des (arabischen) Nabatäer
Pherai Stadt in Thessalien mit bekannten Tyrannen (ab 404 v. ehr. ) , erwähnt wegen eines Spruches Iasons v. Ph. s. s. n.
reiches, h. Ruinenstätte in Süd-Jordanien,
Philes (vermutlich gemeint ist) Joh. Philes
Arabia petraia, von Ag. auf seiner Reise
Palaiologos (PLP 298 15; vg!. Bd. I S. 200
rechts liegen gelassen 47, A. 26
mit A. 455 ), begleitete im Auftrag Joh. VI.
Petrarca ( 1 304- 1 3 74), erwähnt wegen seiner
die Kaiserin Eirene bei ihrer Friedensrnis sion
land A. 345
(ApriVMai 1 352) 1 29, A. 272
Petrus Apostel, kam später als Paulus nach Antiochien, wo er von diesem gerügt wurde A. 32; von Paulus Ga!. 2,9 zusam men mit Jacobus d. Älteren und Johannes
zu
Joh. V.
Beziehungen zu Giovanni Visconti in Mai
nach
Didymoteichon
Philostorgios frühbyz. Kirchenhistoriker (ca. 36 8-439 ), erwähnt zum Thema byz. Kirchengeschichte A. 48 Philotheos Kokkinos Bischof/Metropolit v.
als Säulen der Wahrheit bezeichnet 1 1 4,
Herakleia (Peirinthos) 1 347- 1 353, Ptr. v.
A. 226; (Pseudo-)Petrus Brief 1.5,8 'zitiert'
Kpl 1353-1355 u. 1364- 1376, zum Spott
1 07, A. 194
namen s. A. 4 1 8 ; Intimus des Palamas 75,
Petschenegen den Kampf gegen sie finan
86, A. 140-143, 305 (S. 396), 404; prophe
zierte Alexios 1. Komnenos ( 1 0 8 1 - 1 1 1 8 )
zeite Joh. VI. Gebietserweiterung als Lohn
durch Plünderung von Kirchenschätzen
Gottes für die Unterstützung des Palamas
und war so Beispiel für Joh. VI. A. 321
86, A. 141; war nicht in seiner Bischofs
Pferde die der Türken in der Schlacht am
stadt Herakleia, als sie von den Lateinern
Hebros vom 10. 10. 1 352 waren denen
geplündert wurde (23. 10. 1 35 1 ) 85-87,
der Serben, Bulgaren und Rhomäer weit
A. 143; zur Strafe ließ Gott seine Weissa gungen unerfüllt 87; folgte dem von
überlegen A. 326 Phakeolatos (Facciolati), Andreas (korrigiere
Joh. VI. gestürzten Ptr. Kallistos I. nach
Bd. III A. 422 ), Protostrator (PLP 29559 ),
(Aug. 1353) 1 59; seine Wahl sagte Greg.
456
REGISTER
ex eventu voraus A. 397 (S. 375); strebte
Pisa
einen Vergleich im Kaiserstreit an, um nicht von den Türken besiegt zu werden, und
erwähnt im Pelops-Mythos A. 242 Pisani Nicolo (Nikolaos Pissaios), veneziani
Landschaft
in
Elis
um
Olympia,
überredete J oh. V., Palamas zu beauftragen,
scher Admiral im venezianisch-genuesi
zwischen ihm und Joh. VI. zu vermitteln
sehen Seekrieg 1 350-1355 (PLP 23232 ),
(Febr. 1 354) A. 395; machte mit bei der
sein erster Einsatz gegen Galata (Frühjahr
Krönung des Mt. Kantakuzenos (Ende
1 3 5 1 ) 1 01 , A. 78, 86; drängte nach dem
Winter 1353/4, vor März) 1 61 ; plante feier
Bündnisvertrag mit Joh. VI. (Mai 1 35 1 )
liche Wiederbestattung des aufgefundenen
auf sofortigen Großangriff, den Joh. VI.
Leichnams des Andreas von Kreta, ver
wegen des Palamitenkonzils
steckte sich aber, als Joh. V. in die Stadt ein
gerte A. 87, 1 84-1 87; nach erfolglosem
drang (Ende Nov. 1 354) 1 86-1 89, A. 414, 42 1 ; mußte nach dem Sturz Joh. VI.
Angriff (27. 07. 1 3 5 1 ) auf dem Heimweg in den Hafen von Oreos (Euboia) geflüch
( 1 0. 12. 1 354) das Patriarchat wieder Kalli
tet und dort belagert von Pag. Doria
hinauszö
stos 1. überlassen und wurde exkommuni
(20. 08.-Anf. Okt. 1 3 5 1 ) 66f (Oreos oder
ziert 1 95; war unrechtmäßig als Ptr. instal
Negroponte
liert und ist in der Patriarchenliste nur als
A. 8 8 f. , 9 1 ); besiegte seinen Belagerer und
Gegenptr. des rechtmäßig waltenden Ptr.
schickte Boten nach Kpl und Venedig 67f,
Kallistos zu führen A. 395 (S. 3 7O f. ) , 427,
A. 9 1 f.; mit ihm als (nicht namentlich
=
Euboia
Admiral
oder
(s. aber
Chalkis?
436 f.; versuchte die Absetzung des Kalli
genanntem)
stos durch Beschuldigung wegen Massalia
nahm eine venezianisch-katalanische Flotte
A. 1 50 )
nismus zu rechtfertigen A. 436; verfasste
Kurs auf Kpl (Nov. 1 3 5 1 -Febr. 1 352) 84 f ,
Antirrhetikoi Logoi gegen Greg. A. 399,
A . 1 32, 1 35; der Feind (Genua) nimmt Kurs
und ein hagiographisches Enkomion auf
auf Galata und plündert unterwegs Her
Palamas ( 1 3 6 8 ) A. 395 (S. 427f. ) 429
akleia (23. 10. 135 1 ) und Sozopolis (nicht
Phokaia Alt-Ph. u. Neu-Ph., genuesisch seit Juni 1346 A. 78 Phokas byz. Ks. ( 602-610), bis zu ihm reicht
vor Nov. 1 35 1 ) 84- 8 7, A. 135 f., 139 und ankert vor Pisani vor Galata 87f; dieser erreicht mühsam und geschwächt am
die byz. Kirchengeschichte des Nikepho
1 3 . 02. 1 352 abends Kpl und wird sofort
ros Kallistos Xanthopulos A. 48
angegriffen 88-90, A. 145 (S. 245 f. ), 146,
Phönikien -nizien, die Küstenstädte von
1 5 0 f., 153 (S. 248 ) , 154; kämpfte bis zur
Damaskos aus besucht und erforscht von
dritten Stunde der Nacht im Bosporos
Ag. (ca. ein Jahr, 1 346) 48; hier, wie in
beim Diplokionion ( Säulenpaar) und zog
Ägypten, Arabien und Syrien, die Christen Gottlosen unterworfen, aber den Dogmen
sich dann in die Therapeiabucht zurück 89f, A. 1 54-1 5 7; wurde von Joh. VI.
der Väter treu 54; heimgesucht von Chri
gebeten, die von ihren Besatzungen verlas
stenverfolgung ( 1 353/4) 1 84, A. 41 1
senen Schiffe der Genuesen zu erbeuten
Photios Gelehrter und Ptr. v. Kpl ( 858-867
und Galata zu belagern, lehnte aber ab
u. 877-886), sein «Lexikon» zitiert als
A. 157
Quelle für den Atreusmythos A. 296
Orkhan für sich zu gewinnen 97, 1 2 4 f ,
(S. 257 f. ) ;
versuchte vergeblich
Pilatus s. Pontius P.
A. 158, 1 73 f.; als die Genuesen nach The
Pindar(os) altgr. Dichter ( 6./5. Jh. v. Chr. ) ,
rapeia kamen und dort ihm gegenüber
ein angebliches Pindarwort A . 24; 'zitiert' 01. 1.79 f.: A. 242; Pyth. II.2 1 -48: A. 283
anlegten (Anfang März 1 352), blieb er noch etwa drei Wochen und ließ sich auf
457
REGISTER
keinen Kampf ein, auch nicht danach vor
Pon� (Ponzio) de Santa Pau, katalanischer
Kpl, wo er noch bis zum 8. April verweilte
Admiral im Seekrieg gegen Genua ( 13 5 1/
A. 1 62 f.; setzte im westlichen Mittelmeer
2) von seinem Kg. dem Venezianer N.
wegen Sardinien den Krieg fort ( 1 353)
Pisani unterstellt A. 1 5 1 , 162 (S. 264); kri
und besiegte Paganino Doria 1 51 -1 55,
tisierte
A. 340-343, 345-347, wurde aber später
(S. 245 f. ), 153 (S. 248 ); ließ sich von Joh.
in einer Seeschlacht bei Methone (Modon) starb in einem genuesischen Gefängnis
VI. nicht überreden, vor Therapeia allein mit seinen Katalanen die Genuesen anzu greifen A. 1 62 (S. 264); so auch sein Nach
A. 346 Platää (gr. Plataiai), Schlacht bei P. 479
Pontius Pilatus genannt im Glaubensbe
von P. Doria besiegt ( 1 1 . 04. 1 354) und
das
Zögern
Pisanis
A. 1 45
folger Monenan de Scol ebd. (S. 265)
v. Chr. A. 273 Platon -tonisch, «der Philosoph» (428/7-
kenntnis des Greg. 1 2 0; das Benehmen
349/8 v. Chr. ) 'zitiert' Phaedr. 72 c: A. 84; 234 a. u. 264 a: A. 47
verglichen mit dem der Verfolger des
Platon Dichter der Alten Komödie (ca. 4253 85 v. Chr. ) A. 125
Pontos Euxeinos auch einfach Pontos oder
Pleiaden Siebengestirn, Aufgang Jahreszeit bestimmend 46, A. 1 9
der jüdischen Ankläger Christi vor P. P. Greg. 1 22, A. 249 oberes Meer
Schwarzes Meer 63, 65, 92, 141 {., A. 86, s. auch Hals des P. =
Porta aurea Goldenes Tor zur Festung ausge
Pleisthenes Sohn des Atreus, Enkel des
baut und Ausländern anvertraut 1 46,
Pelops, seine Rolle im Mythos der Pelops
A. 324; zuletzt mit katalanischer Besat
nachkommen A. 296
zung unter Juan Peralta, die auf erzwun
Plinius der Ältere (23-79 n. Chr. ), Enzyklo pädist, 'zitiert' N.H. 34.41 -44: A. 15 Plutarch(os) Biograph und Philosoph (ca. 46- 120 n. Chr. ) , 'zitiert' Alexander d. Gr. A. 37; Perikles A. 238; Theseus A. 74; Moralia A. 238, 2 8 6; Paroimiogr. A. 296 Polos Sophist und Mitankläger des Sokrates
genen Befehl des Joh. VI. ausziehen und die Schlüssel Joh. V. ausliefern mußte ( 7./ 8. Dez. 1 354) A. 4 1 6 (S. 390, 393 f., 397) Poseidon altgr. Meeresgott, seine Rolle im Minosmythos A. 76 Prinkipo größte der Prinzeninseln, einer Inselgruppe in der Propontis, hier pau
mit ihm und anderen «Söhnen der Athe
sierte die venezianisch-katalanische Flotte
ner»
zum letzten Mal, ehe sie nach Kpl fuhr, wo
vergleicht Greg. seine Neider und
Gegner 78, A. 1 1 9
sie sogleich angegriffen wurde 89, A. 153
Polyp mit einem P. vergleicht Greg. Palamas
(S. 248 ), 154
wegen dessen Wechselhaftigkeit im Den
Prinzeninseln s. Prinkipo
ken und Reden 1 78 {., A. 402
Prometheus (der Voraus denker) , Kulturver
Polyphernos der Kyklop Homers, der Odys seus versprach, ihn zuletzt zu verspeisen, was Orkhan mit den Kplern tun wird,
mittler bei Greg. «der P. meiner Gelehr samkeit» 43, A. 8 Propheten
=
die heiligen P. des A. T., was
wenn Joh. VI. sie ihm ausliefert 1 70,
letztendlich vom freien Willen abhängt
A. 385
und nicht unwiderruflich ist,
Polyxene -na, Tochter des Priamos und der Hekabe, geopfert auf dem Grab des Achil leus,
« ihre Tränen weinen»
große Trauer 135, A. 286
45 8
sprw. für
können
auch sie nicht vorhersagen 1 63, A. 3 73 Propontis
=
Marmarameer 89
Protos des Athos war 1348 Niphon Skorpios s. s. n.
REGISTER
Protostrator diesen Rang hatten Andreas
Rhaidestos Stadt an der Propontis westlich
Phakeolatos und Konstantinos Tarcha
von Herakleia, am dort vorbeiführenden
neiotes s. s. nn.
Weg überfiel Nikephoros II. Dukas eine ser
Proverbia Buch der Bibel 'zitiert' 14,34: A. 64 Prusa
h. Bursa,
seit
1 326
türkisch
und
Hauptstadt des Reiches der Osmanen ( bis 1453 ), eine von hier zurückreisende
II.
von
Thrakien, von Joh. VI. bestraft wegen Unterstützung des Joh. V. zusammen mit
Gesandtschaft
Morrha und der thrakischen Chalkidike
geplündert A. 1 75 (S. 291 f. ) Prytanen
=
A. 296 Rhodope gebirgiger Verwaltungsdistrikt in
Dukas überfallen und aus
serbisch-türkische Nikephoros
bisch-türkische Gesandtschaft 98, A. 175 f. Rhodios Fluß bei Troia, von Homer erwähnt
s. Morrha
Senatoren A. 415
Psalmen 'zitiert' 5,6: A. 64; 10.8 u. 1 1 ,7:
Rhodos Insel und Stadt besucht, beschrieben
ebd.; 36.23 : A. 2 1 7; 39,3: A. 2 1 7; 49, 1 6:
und gelobt von Ag. 45 (., A. 15-19; vergli
A. 2 1 0; 50,6: A. 440; 72, 8 : A. 425; 82,4:
chen
A. 1 1 8;
( 1 308-1522) A. 1 7; von der antiken Stadt
85,9:
A. 269;
1 02,22: A. 2 19;
1 1 8 , 1 3 3 : A. 2 1 7
mit
Zypern
55;
Johanniterinsel
sah Ag. nur noch Spuren 46; vom Koloß v.
Ptolemaios Geograph und Astronom ( 2 . Jh. n. Chr.), benutzte schon den Namen Ara bia petraia A. 26; für seine Werke interes
R. nichts mehr s. s. n. Rhomäer
=
Staatsbürger des ehemaligen
oströmischen Reiches passim, nota: der
sierten sich Greg. und Georgios Lapithes
Staat der R. zum Chaos geworden durch
57(., A. 66
Palamas 42 (., A. 4; die Palamiten prophe
Pylades sprw. treuer Freund (des Orestes) 78,
zeiten ihnen Rückgewinnung verlorener Gebiete,
A. 120
das
Gegenteil
geschah
77(.,
Pyrenäen(gebirge) am Mare Gallicum, wo
A. 1 1 5-1 1 7; zwei pontische Küstenstädte
dessen Ausläufer enden, wohnen die Kata
der R. eingenommen und geplündert 8587, 88, A. 139-141, 145; (nur) acht rho
lanen 63 Pythagoras Philosoph (ca. 5 80-497/6) mit
mäische Schiffe kämpften mit in der Bos
absoluter Autorität bei seinen Schülern
poros-Seeschlacht ( 1 3 . 02 . 1 352), keines
( << ipse
dixit» ),
bescheinigte
G.
eine
solche
Lapithes
Autorität Greg.
76,
ging verloren, nur wenige R. wurden getö tet oder verwundet, nach der Schlacht mit
A. 1 1 2; Greg. erinnert an dessen Rat, die
üblen Zugaben das Schicksal der R. von
Nachwirkung böser Träume durch lyri
Ratlosigkeit umspült 89(.,
sche Gesänge zu vertreiben 1 23 , A. 252
(S. 25 1 ) , 159 (S. 260 f. ) ; der Schiffbruch
Pythia prophetische Priesterin Apollons in Delphi, aus der P. ihrer Träume wahrsag ten die Palamiten Falsches 77(., A. 1 1 5 f.
der
Kirchendogmen
98, A. 153
überflutete
das
Schicksal der R. auch mit den Folgen des Überfalls einer serbisch-türkischen Ge sandtschaft 1 08 (., A. 197 f., 200; da die
Räuberkonzil so bezeichnet Greg. oft die
R. ihn nicht mochten, rief Joh. VI. die Hei
Synode von 1 3 5 1 , die den Palamismus
den herbei 1 2 8 (. , A. 269 f.; es sei allen R.
zum Dogma machte, nota: 73, 84, 1 02
bekannt - so Joh. V. - daß sein Vater
(Räuberveranstaltung),
1 1 6,
1 2 6,
143 ,
A . 8 6 f., 9 7 , 133, 1 8 7, 202, 260 Religion der Araber (Islam) s. Mohametis mus
(Andronikos aber
die
(Joh. Y.)
IIL )
Joh. VI. regieren ließ,
Nachfolge sicherstellen
seines wollte
Sohnes 1 33 ,
A. 278 f., 1 4 1 , A. 3 06; Joh. VI. g a b seine
459
REGISTER
Tochter (Theodora) Orkhan zur Frau, um dessen Barbaren gegen die R. ins Feld zu
Russen (gr. Ros) , Rußland, russisch, Bekeh rung zum Christentum A. 29 1; Ablehnung
führen 1 35 {, A. 289 f.; Joh. VI. führte im
des Palamismus 1 06, A. 1 92; Spenden für
Krieg gegen Joh. V. ( 1 352) ein Heer von
die Restaurierung der H. Sophia ( ab 1 346)
weniger als 60 R., aber 1 000 Katalanen und Barbaren ins Feld, weil er den R. nicht traute 1 44, A. 3 1 6, 3 1 8 ; Greg. lokalisiert
1 58, A. 354 Ruzzini
Marco
erbeutete
vor
venezianischer Aulis
Admiral
zehn
genuesische
einen
Gesandten
den Berg Athos an der Grenze von zwei
Schiffe
Reichen, dem der Serben und dem der R.
(Jacopo Bragadin) zu Joh. VI. in Thessalo
1 48; Genua von Gott bestraft wegen sei
nike (Sept. 1350) wegen eines Kriegsbünd
und
sandte
ner Taten gegen die R. 1 54 { , A. 346; Ptr.
nisses gegen Genua, fuhr selbst bald weiter
Kallistos beschuldigt Joh. VI., eine rho
nach Kpl, traf den Kaiser aber dort nicht
mäische Beute mitsamt den Menschen
an und konnte nichts ausrichten 64, A. 82,
den Barbaren
(
=
Türken) als Futter vorzu
84
werfen 1 56{, A. 352; mit Genehmigung des Joh. VI. wird ganz Thrakien von den
Salamis Insel westlich von Attika, erwähnt
Türken geplündert und werden alle R.
von Ag., der sie auf der Fahrt von Kreta
dort als Sklaven behandelt 1 60 {, A. 360;
nach Euboia links liegen ließ, erwähnt
allgemein wird Joh. VI. für alle Mißge
wegen der berühmten Schlacht bei S.
schicke alle Schuld zugewiesen 1 63; nach dem
Erdbeben
vom
1 ./2. März
1 3 54
machen die Türken Thrakien bis vor die Tore Kpls für die R. unzugänglich 1 73; für Palamas war die türkische Gefangenschaft der verdiente Lohn, weil er Joh. VI. die für
(480 v. Chr. ) 63, A. 80, 273 Salmakis Quellnymphe im Hermaphroditos mythos A. 404 Samos Insel am Rande des Ikarischen Meeres A. 152, Heimat des Pythagoras 1 23 Samothrake Insel vor der thrakischen Küste
die R. verderbliche Türkenfreundschaft
nordwestlich von Imbros, besucht von
empfohlen hatte 1 77; zum Jahreswechsel
Joh. V., dem sie treu war 1 75, A. 393
3 1 . 08/0 1 . 09. 1 354 litt der Staat der R. über das Gewohnte hinaus unter der Vor herrschaft der Türken infolge des Verrats des Joh. VI. 1 84f Richard
1.
Löwenherz Kg. von England
( 1 1 89-1 1 99), Eroberer von Zypern A. 57 Rom A. 269 Ion in Ägypten eine Festung A. 2 1 Ros s. Russen
Buch des A. T.
'zitiert'
3,1:
A . 294; 3 , 6 : A. 216; 7, 10: A. 228 Sarapisheiligtum an der Therapeiabucht des Bosporos; hier lagen nach der Seeschlacht die venezianischen Schiffe 90, A. 157 Sardinien um diese Insel kämpften Katalanen (mit Hilfe Venedigs) und Genuesen ( 1 353)
Rubruk Wilhelm von (Rubrouck, Ruysbroeck ca. 1 2 1 5- 1270 ) , Asierueisender, der via Kleinarmenien bis China kam A. 43 Rumeli Hisar(i) Festung am Bosporos (europäische Seite) A. 157 =
Pappel Rumeliens, Ort am
Bosporos (europ. Seite) A. 1 5 7
460
18 ff.: A. 22 1 Sap(ientia)
im Bosporos (Febr. 1 352) gut dreißig Tage
Römer (vorbyzantinisch), bauten bei Baby
Rumeli Kavagi
Sam(uel) Bücher des A. T. 'zitiert' 1 Sam.
1 5 1 - 1 54, A. 340-343 Satrap
=
Verwalter, (persisch) Pharnabazos
in Daskylion, Amur der Perser
(
=
Umur
Aydinoglu) in Lydien, Orkhan (Hyrkanos) in Bithynien (unter Osman
1.)
s. s. nn.
Saul Kg. von Israel (kurz vor ca. 1 000 v. Chr. ), vor seinen Drohungen floh David
REGISTER
und rief zum Herrn (wie der verfolgte
1.
Seleukos
Nikator Gründer des Seleukiden
reiches und der Stadt Antiochien (321
Greg.) 1 1 4, A. 221 Säulen des Herakles von der Hegemonie der Meere bis hier träumten die Genuesen und scheiterten jämmerlich 1 55 f , A. 341 -346 Säulenpaar Doppelsäule (gr. Diplokionion,
v. Chr. ) 48, A. 30-32 Selymbria Stadt an der Propontis, von Kpl bis hier wollte Joh. VI. als Ks. herrschen und den Rest des Reiches Joh. V. überlas
Kiones dyazontes), Denkmal im Mamas
sen in einem Vergleichsvorschlag im Streit
viertel nahe am Bosporos, wo die See
um die Macht ( 1 3 5 1 ) 1 2 7, 1 40f, A. 305
schlacht vom 1 3 . 02. 1 3 52 stattfand 90,
Semeie thebanische Königstochter, mit der Zeus Dionysos (
A. 155 Schicksal oder freier Wille und Schuld? Streitgespräch zwischen dem neugekrön ten Matthaios Kantakuzenos und Greg.
Zwitterwesen
Bacchos) zeugte, ein
=
wie
der
polytheistische
Atheist Palamas 1 79 f, A. 404 Semiramis legendäre Königin von Babylo nien, berühmt durch ihre märchenhaften
1 61 -1 71 , A. 264ff. Schicksalsgöttinnen s. Moirai
« hängenden Gärten» , ihr Reich wurde
Schiffbruch der Kirche
Teil des Seleukidenreiches 48, A. 30
=
Dogmatisierung der
Irrlehre des Palamas 45, 50, A. 46, 1 1 9 Schiffbruch der gesunden Wissenschaft war die Tötung des Sokrates A. 1 1 9 Palast von Knossos ( 1 8 8 6) A. 73
11.
=
1454- 1456
u.
1463 -1465;
spricht nicht vom Senat, sondern von « ihm wohlgesinnten Adligen und höheren
Georgios Scholarios (Gennadios
Kurteses Sch., ca. 1400-1472; Ptr. v.
Kpl
drang, in den Blachernenpalast zusam mengerufen 1 85 (so Greg. ), Joh. Kantak.
Schliemann Heinrich ( 1 820- 1 890) und der Scholarios
Senat als Joh. V. am 29.130. 1 3 54 in Kpl ein
PLP
27304), befaßte sich mit dem Problem Religion, Sieg des Islam und Untergang von Byzanz A. 364 Schwarzes Meer Pontos Euxeinos, träu mend von Meereshegemonie versuchten =
Heeresangehörigen» A. 4 1 3 Serben (Serbien, serbisch) werden i n diesem Register vertreten von ihrem Herrscher Stephan Dusan s. s. n. Sergopulos Manuel (PLP 252 1 0 ) , Gesandter Joh. VI. zum Sultan Nasir Hasan v. Ägyp ten ( 1 349) A. 5 1 ( S . 212) Sestos Stadt auf der thrakischen Chersones,
die Genuesen den Handel dort für sich
hier lag die Flotte von Nicolo Pisani viele
zu monopolisieren und scheiterten 63-
Tage, weil Gegenwind die Weiterfahrt ver
65, 83-86, 87-93, 1 24f, 141 f, 1 5 1 55, A . 78 f. , 8 2 , 8 4 , 1 32, 1 3 5- 1 39, 145-
Sidon phönikische Hafenstadt 1 353/4 von
147, 1 5 1 , 1 55- 1 62, 308, 340-346
hinderte 89, A. 153 (S. 248 ) einer Christenverfolgung heimgesucht 1 84
Scipionen besuchten IlionlTroia A. 94
Sidonierkönig s. Etbaal
Sebastokrator dieser Titel (Rang) den Brü
Sidrach s. Daniel
dern der Kaiserin Eirene, Johannes und
Simoeis Fluß, aus S. und Skamandros kamen
Manuel Asanes A. 297 (S. 3 1 3 ) verliehen;
die beiden türkischen Piratenschiffe, die
diesen Rang bekam auch Andronikos Asa
das Boot mit Palamas kaperten 1 76,
nes, der Sohn Manuels A. 4 1 6 (S. 3 8 8 ) Seldschuken von Greg. Perser, nicht Skythen genannt A. 40, 43 Selene Mondgöttin, ihre Liebe zu Endymion A. 84
A. 396 Sinan
türkischer
Baumeister
( 1 6 . Jh.),
Erbauer der Türbe des osmanischen Kor sarenadmirals Chaireddin Barbarossa im Besiktasviertel Istanbuls A. 1 55 (S. 256)
461
REGISTER
Sintflut Metapher für Palamismus
1 1 0,
1 3 . 02. 1 352 A. 153 (S. 253 ), 157 (S. 259),
A. 203 Sirach Buch der Bibel, 'zitiert' 7, 1 7: A. 228;
1 62 (S. 265) Sozomenos frühbyz. Kirchenhistoriker (2.
27,26: A. 229
Hälfte 5 . Jh.) A. 48
Sirenen ( gr. Seirenes), singende dämonische
Sozopolis Stadt am Schwarzen Meer, von
Wesen, die Vorbeifahrende durch ihre
den Genuesen geplündert (Nov. 1 3 5 1 ) 88,
melodische Süße verzauberten und gegen
A. 146; hatte vorher ksl. Unterstützung
die Felsen des Todes trieben 1 1 9, A. 1 1 ,
abgelehnt A. 1 39, 145; ihr wurde Steuer
241
freiheit gewährt A. 146
Sirius
=
Hundsstern, sein Aufgang zur Datie
rung benutzt A. 88 ( S. 230) Sizilien nach den Balearen und Sardinien gleichfalls mit Aragon-Katalonien vereint A. 341 Skamandros der Fluß bei Troia, Mündung
Sparta s. Pharnabazos Sporaden
Inselgruppe
in
der
Südägäis,
erwähnt im Rahmen der Reise des Ag. A. 80 Stephan (IV.) Dusan Herrscher der Triballer =
Serben ( 1 3 3 1 - 1 354; PLP 2 1 1 82), führte
von Ag. besichtigt und Homers Beschrei
seit 1 346 den Titel Zar der Serben und
bung kritisiert 69, A. 94, 1 75, A. 396;
Rhomäer;
s. auch Simoeis
nach Übernahme der Macht in Kpl ver
von ihm verlangte Joh. VI.
Skorpios s. Niphon S.
geblich Rückgabe von Gebieten, die er
Skythen -thisches Volk, -thische Küstenge
ihm ausgeliefert hatte, als er von Serbien um
biete, Bewohner des hohen Nordens im
aus noch
Mündungsgebiet des Dons und nördlich
(S. 3 1 3,
des Schwarzen Meeres, mit ihnen wird
Schw. M.
Handel getrieben 65, 92, 1 58
Mongolen
erkannte die Türkengefahr und wollte
Smyrna s. Paulus der Kalabrer, Bischof von S.
schlug Orkhan eine verwandtschaftliche
=
s. s. n.
die Macht kämpfte A. 297
3 1 6);
Joh. V.
an
diese Zeit
erinnerte
seine
1 34, A. 284;
Ks. in Kpl werden A. 1 75 (S. 270-274);
Sodomitischer Beischlaf von den Türken als
Bindung vor,
um
von türkischen Plünder
Folter des Palamas und der Mitgefangenen
zügen verschont zu werden 97f, A. 1 75;
angewandt 1 80, A. 404
eine diesbezügliche Gesandtschaft vom
Sokrates frühbyzantinischer Kirchenhistori ker (ca. 3 80-440 v. Chr. ) A. 48
Schw. S. Joh. VI. überfallen und ausge raubt ebd. u. A. 1 76, 197; auf die Hilfe
Sokrates der Philosoph (ca. 469-399 v. Chr.),
der christlichen Serben setzte Joh. V. 1 40,
Märtyrer für die Vernunft, getötet durch
A. 302, 360; verbündete sich mit Joh. V.
Giftbecher 78, A. 1 1 9
gegen Joh. VI. ( Frühsommer 1 35 1 ) 1 2 6f,
Sophia byz. Kaiserin, Gern. Justinus ll., der
1 40, 1 45, A. 8 8 (S. 228), 1 75 (S. 271 ),
Kontoskalionhafen in Kpl nach ihr auch
260 f., 263-265, 302, 320, 339 (S. 348);
Sophienhafen genannt A. 153 (S. 249, 253)
zur Verwendung im Kampf gegen serbi
Sophokles
Tragiker
(496-406)
'zitiert'
Antig. 106: A. 144, Oid. i. K. 9: A. 2 Sophroniskos Vater des
Sokrates A. 1 1 9
(S. 237)
sche und bulgarische Hilfe für Joh. V. sie delte Joh. VI. Türken an in Städten der thrakischen Chersones 1 60, A. 360; ein solches Hilfsheer des Joh. V. wurde am
Sosthenion türkisch Istinye, BuchtIHafen am
10. 10. 1 352 von den Türken Joh. VI. ver
Bosporos, mehrfach erwähnt im Bericht
nichtend geschlagen 1 46f, A. 324-327,
über die Seeschlacht im Bosporos vom
392 (S. 365), 395 (S. 371 ), 413 (S. 3 85)
462
REGISTER
Stephan Uros III. Decansk Kral (Kg.) von
in einem Brief von Joh. V. (vergeblich)
Serbien ( 1 322- 13 30; PLP 2 1 1 8 1 ) genannt
umworben
als Verwandter der Theodora, die gemäß
herrschte schon 1 353 (von Tzympe aus)
Vertrag Ks. Joh. V. heiraten sollte ( 1 3 5 1 )
die thrakische Chersones 1 60 f. , A. 360; eroberte nach dem Erdbeben v. 1 ./2. März
A. 261 (S. 295)
A. 327,
399
(S. 400 ),
be
Stephaniana Stadt in Makedonien, bei S. wur
1354 Kalli(u)polis (Gallipoli) A. 3 1 8, 360,
den 1 344 serbische Streitkräfte von Türken
392; ihm wurde durch türkische Piraten
1 352 am
Palamas übergeben 1 75 f , A. 397, 399;
Hebros bei Didymoteichon A. 175 (S. 272 )
vernichtend geschlagen, wie
ließ die gottlosen Bücher des Palamas ins
Stephanos erster christlicher Märtyrer, nach
Meer werfen, bewahrte aber Evangelium
Jerusalem
und Psalmen, ließ ihn selbst geißeln, sodo
geflüchtete Christen das Evangelium in
mitisch vergewaltigen und gab ihn zum Ver
Antiochien A. 32
kauf in Gewahrsam 1 76 f , A. 397; übergab
seinem
Tod
predigten
aus
Strabon gr. Geograph ( 63 v. -19 n. Chr. )
ihn Juni 1 354 seinem Vater Orkhan in
wohl auch aus seinem Werk kannten Ag.
Brussa A. 399; eroberte 1 354 Ankara und
und Greg. das alte Ägypten A. 22 Stracimira ( ? ), Theodora (PLP ? ) , Tochter des
Krateia A. 412; an ihm scheiterte der Ver
mittelbulgarischen
Despoten
Stracimir
(PLP 26920), Schwester der Jelena, Gattin
such Joh. VI., Tzympe zurückzubekommen A. 390 Susa altpersische Königsresidenz, bis jenseits
Dusans und Schwester des Ivan Alexandur
davon herrschten nach Alexander d. Gr.
von
Seleukos und sein Sohn Antiochos 48,
Bulgarien,
sollte
gemäß
Vertrag
Joh. V. mit Dusan Joh. V. heiraten ( 1 351 ) 1 2 7, 1 40, A. 1 75 (S. 271 ), 260-265, 302 Stratokles aus Epidauros so nannte Greg.
A. 30 f. Symeon Metropolit v. Alania im Kaukasus (vor 1 350- 1 356; PLP 27052 ), ernannt
(Bd. III. S. 4 1 ) den sprw. guten Flötenspie
vom
ler, der kein guter Mensch war, hier aber
abgesetzt und 1356 vom Ptr. Kallistos
nennt er ihn Ismenias und Ep. 54,51
durch einen Gegner, der ebenfalls Kallistos
(Leone) läßt er ihn ohne Namen A. 238 Suda (Suidas), byz. Enzyklopädie ( 1 0 . Jh.) 'zitiert' zum Ausdruck Augen
(
Gegenptr.
Philotheos
Kokkinos,
hieß, ersetzt (s. Greg. III 532-534) Symeon
Nomophylax
( 1 342- 1 3 5 1 ;
PLP
Blick)
27063 ) führender Palamit aus Opportu
des Atreus A. 296 Suleyman Pascha, ältester Sohn Orkhans
bett seine palamitischen Schriften 1 04 f ,
=
( 1 3 1 6- 1 357; PLP 26322 <wo aus Greg.
nismus, verbrannte aber auf dem Sterbe A. 190
nur die Stellen III.22 7 u. 560 f. benutzt wur
Synagoge Besuch einer S. durch Christen
den» , Feldherr seines Vaters, kämpfte mit
schlimmer als ein verbotener Theaterbe
Joh. V. gegen Mt. Kantak., wechselte aber
such und vergleichbar mit dem Besuch
zu Joh. VI. ( 1 352) und vernichtete in der
einer von Palamiten gefeierten Liturgie
Schlacht am Hebros v. 1 0 . 10. 1 352 ein ser bisches Heer, das Joh. V. zu Hilfe kam;
l 1 1 f , A. 2 12 Synaxarien Sammlungen historischer Noti
besuchte Joh. VI. in Adrianopel, der ihm
zen zum Heiligenkalender, Quellen zur
wohl hier die Festung Tzympe übergab,
Topographie von Kpl A. 153 (S. 248 )
plünderte in Bulgarien und kehrte mit gro
Synesios v. Kyrene ( ca. 370-4 1 3 ) , Bischof
ßer Beute heim A. 3 1 8 f., 1 4 7, 1 60, A. 326
und Philosoph, zu seinem Traumbuch ver
(S. 357), 327, 3 60, 392; wurde unterwegs
faßte Greg. einen Kommentar A. 344
463
REGISTER
Synodaltomos
vom
August
1 341
Ptr.
Joh. XIV. Kalekas verhinderte, daß darin der Palamismus dogmatisiert wurde A. 4
seine Liebe zur Macht mit türkischer Hilfe zu realisieren versucht 1 34, A. 283 Taurische Berge (in Kilikien), erwähnt im Reisebericht des Ag., der dazu an den
(S. 202) Syrien -risch besucht von Ag. 48, A. 29-32, 35; der Palamismus hier bekannt, aber abgelehnt ( 1 342 ) 52-54, A. 51 (S. 21 1 f. )
Sieg Alexander d. Gr. über den Perser Dareios erinnert 48 (., A. 35 Telephos mythischer Kg. der Myser, der
s . auch Koile Syria, Antiochien, Damas
abwesend war, als die umwohnenden Völ
kos, Ptr. Ignatios v. Antiochien
ker die sprw. Myserbeute abführten 1 09, A. 200
Taborlicht Barlaams theologische Interpreta tion desselben von der Kirche verurteilt
87(., A. 144 Tenedos ägäische Insel ca. 20 km ssw. der
( 1 34 1 ) A. 245 Tagaris Paulos Palaiologos I. Hochstapler und
Templer die Leukophoroi aus Galata von S.
Betrüger,
lat.
Titularptr.
v.
Kpl
( 1 379- 1 3 85; PLP 2740 1 ) A. 445
Einfahrt des Hellesponts, von hier aus besuchte Ag. Troia 68 (. , A. 92-95, 159 (S. 261 ); hier lag im Herbst 1351 die
Don, Fluß in Russland, mündet ins
genuesische Flottte des Pag. Doria auf
Schwarze Meer, von dort holten venezia
ihrem Weg von Chios nach Galata viele
nische Schiffe Lebensmittel 92; die Genue
Tage '85, A. 1 3 6, 1 39; hier versammelte
Tanais
=
sen träumten von der Hegemonie der
und erholte sich die von Stürmen heimge
Meere vom T. bis Gadeira 1 55; versuchten
suchte und zerstreute venez.-katal. Flotte
den Schwarzrneerhandel zu monopolisie
des Nicolo Pisani auf dem Weg nach Kpl
ren und verursachten einen Krieg gegen
(Winter
Venedig und Byzanz 63, A. 78 f. Tantalosfelsen ist im Tantalosmythos und
(S. 261 ); wurde am 10. 10. 1 352 von Joh. V. für finanzielle Hilfe und geschütz
sprachlich metaphorisch eine immer aktu
tes Residieren nahe Kpl an Venedig ver
elle Gefahr A. 235
pfändet
1 3 5 1/52)
A. 325
8 8 (. ,
(S. 335),
A. 150-153
327
(S. 342
Nr. 20 f. ) , 394; hier erfuhr Joh. v., daß
Tarabya s. Therape(i)a Protostrator
Joh. VI. seit langem eine Flotte gegen ihn
und Archont in Didymoteichon, fragte
rüstete, und wartete auf diesen Angriff
Tarchaneiotes
Konstantinos
Joh. VI., wie Joh. V. zu empfangen sei
1 74 (. , A. 393 f.; von hier aus versuchte
A. 265 (S. 300), vgl. Tzamplakon
Joh. V. in Kpl einzudringen, gab aber
Taronites (Konstantinos ? ) gr. Arzt, Leibarzt
bald auf und fuhr nach T. zurück ( 1 7.-
Orkhans v. Bithynien, zeichnete das theo
19. März 1353) A. 335 (zu S. 1 51 ), 339
logische Gespräch des Palamas mit den
(S. 348 f. ) ; nach T. flüchtete nach seiner
Chionai auf A. 399
Absetzung (Mitte August 1 353 ) Ptr. Kalli
Tarsos Stadt in Kilikien, besucht v. Ag., liegt
stos I. und unterstützte von dort Joh. V.
schön am Kydnos, der Anblick verführte
( bis Anfang 1355) 1 95, A. 326, 405 f.,
Alexander d. Gr. im Fluß zu baden; hier
436;
residierte meistens der Ptr. v. Antiochien,
Joh. V. in Kpl ein und setzte sich nun
Ignatios 50, A. 43 f.; hier traf sich Ag. mit
durch (29. Nov.-l0. Dez. 1 354) A. 412-417
dem Ptr. ( 1 347) 52, A. 5 1 f. Tartaros hier büßte Ixion für seine Affäre mit Hera und so wird J oh. VI. büßen, da er
464
wiederum
von
hier
aus
drang 1 85 (. ,
Textkorrekturen und textkritische Notizen A. 6, 12, 1 3 , 22, 28, 34, 49, 50, 54-56,
REGISTER
61 u. 61a, 63, 73 , 76, 79, 95, 1 02, 108 f., 1 1 1 , 121, 123 f., 129, 130, 132 f., 1 3 7 f.,
Flotte
148, 152a, 1 6 1, 1 66, 168. 1 69, 1 78, 1 82,
fuhren die Genuesen unter Pag. Doria
191, 193, 199, 205, 225, 251, 3 3 1 , 3 34, 363, 365, 37� 37� 398, 40� 40� 404,
ihm bald nach A. 1 62 f., 1 64, 1 73 Theseus mythischer Staatsheros der Athener,
=
Nicolo
Pisani
90,
A. 153
die er vom Menschentribut an Minos von
4 1 0, 421, 422a Theater
des
(S. 253 ), 1 57- 159, 1 62 f., 1 72 f.; dorthin
Schauspielstätte 58, 1 1 2, 1 79;
metaphorisch 43, A. 8; Theateraufführung
Kreta befreite 62, A. 73, 75 f. Thessalien dorthin flüchtete aus Berrhoia Manuel
Sicht des Joh. Chrysostomos bei recht
( 1 347) A. 297 (S. 3 14 Nr. l a und S. 3 1 7
gläubigen
Christen
verpönt
wie
der
Kantakuzenos,
Sohn
Joh. VI.
metaph. 78, 1 3 1 ; Theaterbesuch aus der
Nr 2 )
Besuch einer Synagoge oder einer von
Thessalonike nach der Eroberung der Stadt
Palamiten gefeierten Liturgie A. 212 zu S.
im ]. 1 1 85 drangen die Normannen in die
1 1 2; Theaterstück 1 76; Theatertribünen
Gewässer
1 42; Welttheater des Lebens 1 66
herrschten 1 342- 1 350 die sogenannten
vor
Kpl
vor
A. 155;
hier
Theben « mit den hundert Toren» in Ägyp
Zeloten A. 297 (S. 3 14 Nr. l b ) ; für Ein
ten, von Ag. als Reiseziel erwähnt, aber
wohner dieser Stadt verfaßte Greg. seine
anscheinend nicht besucht 47, A. 22, 26
Oratio in S. Demetrium A. 8; dorthin
Theben (gr. Thebai) in Griechenland, « Auge
Joh. V. Herbst 1 35 0 wegbefördert A. 1 64,
von Hellas» genannt, von Alexander d.
261 (S. 292 f. ) , 3 0 1 , 305; dorthin entbot
Gr. zur Schafweide gemacht 1 46, A. 323;
der venezianische Admiral Ruzzini einen
das von Joh. VI. verwüstete Adrianopel
Gesandten zu Joh. VI., der die Stadt wie
damit verglichen ebd.; als Lateinerstadt
der in seine Macht gebracht hatte (Herbst
(katalanisch) vom in Oreos (Euboia) be
1350)
lagerten Nicolo Pisani um Hilfe gebeten,
Genua 64, A. 78, 82 f.; von dort wurde
wegen
eines
Bündnisses
gegen
dorthin gekommen 66-68, A. 88 (S. 227);
nach Kpl berichtet, daß Joh. V. sich mit
die thebanische Semele, Mutter des Diony
Dusan von Serbien gegen Joh. VI. verbün det habe 1 2 6 (, A. 260-263, 264 (S. 297);
sos 1 80, A. 404 Themistokles besiegte die Perser bei Salamis
dorthin kam die Mutter Joh. V. (Anna von
(480 v. Chr. ) 63, A. 80; von ihm unter
Savoyen) mit der schriftlich beeidigten
schied sich durch Ehrenhaftigkeit Ari
Zusage Joh. VI., ihm die Kaiserherrschaft
steides
(4. Jh. v. Chr. )
zu übergeben (Nov. 1 35 1 ) 1 40 (. , A. 264 f.,
Kirchengeschichts
Palamas seine kirchliche Metropolis wie
« der
Gerechte»
305, 339 (S. 348); erst hiernach durfte
A. 273 Theodoretos
frühbyz.
der betreten 82, A. 128, 264 (S. 297 f. ) ;
schreiber ( 1 . H. 5 . Jh.) A. 48 Theodoros Anagnostes (Lector), frühbyz. Kir chengeschichtsschreiber (5./6. Jh. ) A. 48 Theognostos (russisch Feognost), Metropolit
hierhin kehrte Joh. V. nach seinem vergeb lichen
Versuch,
( 1 7. März
1 35 3 )
in via
Kpl
einzudringen
Tenedos
zurück
v. Kiew ( 1 327- 1 3 5 1 ; PLP 7069), lehnte
A. 335 f.; aus Theben kam Nov. 1353 die
den Palamismus ab A. 1 92
Nachricht, daß Palamas todkrank sei
Therap(e)ia (türkisch Tarabya), Ortschaft
1 48 {, A. 332 f.; von hier fuhr Joh. V. wie
am Anfang des oberen Bosporos, nach
der nach Tenedos und besuchte unterwegs
der Seeschlacht im Bosporos (Febr. 1352)
die Inseln Lemnos, Samothrake, Imbros
vorübergehend
und Lesbos (um ihre Treue zu ihm zu stär-
Ankerplatz
der
venez.
465
REGISTER
ken, Anfang 1354) 1 74(., A. 3 93-395;
auskannten wie die Türken 147; nach die
zum angeblichen Freikauf des Palamas
ser Schlacht bestrafte Joh. VI. wegen der
durch Joh. VI. s. A. 429; in Th. war Ptr.
Unterstützung Joh. V. Städte in Morrha,
Philotheos Kokkinos (Jude) geboren (ca.
Rhodope und der thrakischen Chalkidike
1300) A. 140
(Spätherbst 1 352) A. 327 (S. 338); türki
Thetis Mutter des Achilleus erwähnt anläß
sche Hilfe wurde von Joh. VI. so oft ver
lich des Troiabesuchs des Ag. 69, A. 94
langt, daß die Helfer sich mit seiner
Thrakien Kerngebiet des byz. Reiches von
Genehmigung in den Städten der thraki
Hellespont, Propontis und Bosporos bis
schen Chersones ansiedelten und die Rho
zum Hebros (Maritza), schon vor der
mäer als Sklaven behandelten 1 60; nach
Übernahme der Macht durch Joh. VI. im
dem
J. 1 347 verheerten und plünderten die tür kischen Helfer J oh. VI. die thrakischen
beherrschten die Türken die thrakische
Städte
Bewohner massenhaft ins Ausland oder
bis
zu
den Toren Kpls
134,
A. 285; für Verzicht auf sein Bündnis mit Dusan verlangte J oh. V. als eigenes Herr
Erdbeben
vom
1 ./2. März
1 354
Chersones so sehr, daß die rhomäischen nach Kpl flüchteten 1 74 Thukydides bester Historiograph der Antike
schaftsgebiet Ainos und die Städte der
(ca. 460-400 v. Chr. ), nach seinem Vorbild
thrakischen Chalkidike, die zu der Zeit
legt Greg. den «dramatis personis» direkte
von Mt. Kantakuzenos verwaltet wurden A. 264 (S. 297), 265 (S. 299 ) ; wegen der häufigen Überfälle der Türken verließen
Reden in den Mund A. 275, 300 Thyestes Bruder des Atreus A. 296, vgl. s. n. Atreus
die rhomäischen Einwohner die thraki
Tiberios 1. byz. Ks. (578-5 82) A. 414
schen Dörfer und zogen in die Städte
Tommaso Ottone Sekretär des genuesischen
85 (. ; Herakleia in T. durch die Genuesen
Admirals Pag. Doria A. 88 (S. 229)
geplündert und versklavt (23. 10. 1 35 1 )
Träume und Prophezeiungen 77, 81, 86(.;
8 5 (., A . 1 3 9; weil Orkhan T. und Make
Reichtum verlieren wie die Träume des
donien plündern will, geht er auf Hilfsge
Schlafes 96; wie erholt man sich nach
suche Joh. VI. und der Venezianer nicht
bösen Träumen 1 23; zum Interesse des Greg. für Träume s. A. 252
ein 97; Suleyman, ältester Sohn Orkhans, erhält
Befehl
gegen
die
rhomäischen
Gebiete in T. auszuziehen, der zweite Sohn soll ihn unterstützen und bis zum Gebiet der Myser
(
=
Bulgaren) plündern
( Strafaktion wegen des Überfalls auf eine serbisch-türkische 'Nikephoros
11.
Gesandtschaft Dukas
Angelos)
durch
1 08,
Triballer so nennt Greg. antiquarisch die Ser ben Triparadeisos Stadt in Nordsyrien, bekannt durch die dortige Neuverteilung des Rei ches Alexanders d. Gr. A. 30 Troia von Tenedos aus besucht durch Ag. 68 (., A. 93 f., 396; die Reise des Ag. wegen
A. 1 98, 200; für Joh. VI. waren die Türken
der
das übliche Mittel, gegen die mit Joh. V.
Odysseus vor Troia und auf dem Heim
zwanzigjährigen
Abwesenheit
des
sympathisierenden Thraker vorzugehen,
weg davon die Reise des Ag. als zwanzig
so auch im Sommer 1 352 im Kampf seines
jährig bezeichnet 70, A. 98; ein Schicksal
Sohnes Mt. gegen Joh. V. 1 2 8 (. , A. 270; in
wie das von T. nimmt ein auf Macht Ver
der Schlacht am Hebros ( 1 0. 10. 1352)
sessener wie Joh. VI. ohne Mitleid zur
wurden die Serben besiegt auch, weil sie
Kenntnis
sich in den thrakischen Gebieten nicht so
Patroklos
466
134(., A. 285 f. s. auch s. n.
REGISTER
Türken -kisch, meistens einfach Barbaren
schen T. im Dienste Joh. VI. demonstrier
genannt, selten antikisierend Perser z. B .
ten im ksl. Palast völlig frei ihre Religion,
S. 8 8 ; mit den T. von Umur v. Aydin erkämpfte sich Joh. VI. die Kaiserherr
ließen sich als Kämpfer für Joh. VI. auf europäischem Boden des byz. Reiches nie
schaft ( 1 342-1 347) 1 3 4 {. , 1 3 8, A. 2 8 1 ,
der, plünderten und unterwarfen das rho
2 8 5 ; über ein Bündnis christlicher Staaten
mäische Thrakien ( 1 352-1354 )
gegen sie verhandelte Joh. VI. mit Papst
A . 359-3 6 1 ; daß Joh. VI. seine türkischen
Clemens VI. ( 1 347-1 352) A. 297 (S. 3 1 8
Freunde
Nr. 8 ) ; eine plündernde türkische Reiter
schlachten, sei von der göttlichen Vorse
beauftragte,
Christen
1 60 {. , abzu
truppe besiegte Joh. VI. bei Meseni Som
hung und dem Schicksal so bestimmt,
mer 1348 und sein Sohn Mt. zugleich in
meinte Mt. Kantak. 1 64, A. 375; nach
der Nähe eine Fußtruppe A. 297 (S. 3 1 7 Nr. 1 0 u . S. 3 1 9 Nr. 1 1 ); vergeblich bat
dem
Joh. VI. Orkhan um türkische Hilfe gegen
sones und türkisierten die Verwaltung
Erdbeben
vom
1 ./2. März
1 354
besetzten die T. die ganze thrakische Cher
Genua (Winter 1 3 5 1/52 ), A. 1 45, 148 f.,
1 74 {. , A. 392; in ihre Gefangenschaft
158; die T. unterstützten die Genuesen
geriet Palamas ( 1 354- 1355) 1 75-1 80,
88, A. 148 f., 158, 1 62 (S. 264), 163; heim
A. 395-404; die T. eroberten 1470 Chal
lich versprach Joh. VI. seinen Söhnen das mit Hilfe der T. usurpierte Kaisererbe und
kis bzw. Negroponte, die stärkste und
trieb es selbst in die Hände der T. 1 3 8,
A. 8 8 (S. 227) und nach 25jährigem Krieg
letzte venezianische Festung auf Euboia
A. 297; besser werde man Ks. mit Hilfe
( 1 645- 1669) Kreta und herrschten dort
christlicher Völker, meinte Joh. V. und ver
bis 1 908/13 A. 73; seit alter Zeit war pro
bündete sich mit Dusan v. Serbien 1 40,
phezeit,
A. 302; nach erfolgloser Friedensrnission
bestimmt seien, Kpl zu erobern, meinte
daß
die
T.
vom
Schicksal
der Kaiserin zu Joh. V. in Didymoteichon
im Februar 1 354 Mt. Kantak. 1 64, A. 3 75
(April/Mai 1352) zog dieser mit türkischer
Tyros heimgesucht von einer Christenverfol
Hilfe gegen seinen Schwager Mt. Kantak. in Adrianopel, dem sein Vater mit T. Ork hans zu Hilfe eilte und rettete 1 4 1 ,
gung (vgl. s. n. ) 1 84, A. 4 1 1 Tyrrhenisches Meer
(
=
westliches Mittel
meer zwischen Italien, Sizilien, Sardinien
A. 3 05-307, 1 44 {. , A. 3 1 6, 3 1 8 f., 323;
und Korsika), Bühne lateinischer See
als ein größeres Heer von Serben Joh. V.
kriege ( 1 353-1356) 1 52 - 1 55, A. 341-
zu Hilfe kam, wurde es von einem weit
343, 345 f.
größeren Heer von Türken (ca. 1 2.000
Tzamplakon Arsenios Megas Papias und
gegen 4.000), das Joh. VI. für sich hatte
Archont in Didymoteichon ( 1 351/2; PLP
bereitstellen lassen, vernichtet ( Schlacht
27752 ), fragte mit seinem Kollegen Kon
bei
stantinos Tarchaneiotes bei Joh. VI. an,
am
Hebros
10. 10. 1352),
1 45- 1 47,
Didymoteichon A. 320,
323-
326; die Türken geführt von Suleyman Pascha besuchten Joh. VI. in Adrianopel,
wie sie Joh. V. empfangen sollten (Winter 135 1/52) A. 265 (S. 300) Tzympe Festungsstädtchen im asiatischen Teil
plünderten in Bulgarien und zogen mit
des byz. Thrakiens bei Kalli(ü)polis (Galli
großer Beute durch byz. Thrakien heim
poli), wurde zur ersten Festung der Türken
A. 327; Joh. V. versuchte noch vergeblich,
dort (Sommer 1352) A. 3 1 8; vermutlich
durch eine Gesandtschaft Suleyman für sich zu gewinnen A. 326 f.; die islamiti-
von Joh. VI. Suleyman übergeben, als er ihn in Adrianopel besuchte A. 390, 392;
467
REGISTER
von hier aus besetzte Suleyman nach dem
venez. Admiral Nicolo Pisani wird in
Erdbeben vom 1 ./2. März 1354 Kallipolis
Oreos auf Euboia belagert durch seinen
ebd. und S. 1 60; der Versuch Joh. VI. T.
genues.
zurückzukaufen scheiterte A. 392
20. Aug.-Anfang
Gegner
Paganino
Doria
Okt. 1 3 5 1 ),
(ca.
besiegt
aber die Belagerer 66-68, A. 88-92; Vor Umur von Aydin Satrap (Emir) von Lydien,
bereitungen für einen Angriff auf Galata
( 1 334-1348; PLP 2 1 059), Freund und
und Plünderung von Herakleia (Peirin
Helfer Joh. VI. im Krieg gegen Joh. V.
thos)
( 1 342- 1 347) 1 34(., A. 2 8 1 -285; plün
(Nov. 1 3 5 1 ) durch die Genuesen 83-85,
derte u. a. Kreta (vor 1 347) A. 79; vergeb
87-89, A. 1 32, 1 3 5 f., 1 3 9 f., 145- 1 5 1 ,
lich bat Kaiserin Anna, die Mutter Joh. V., um
seine Hilfe A. 285, 288; von Joh. VI.
um Hilfe gebeten, hilft er grausam (Frühj . 1348) 1 34, A. 2 8 1 , 297 (S. 3 1 6
(23 . 1 0. 1 35 1 )
und
Sozopolis
153 (S. 248 ); Seeschlacht i m Bosporos, Lokalisierung A. 153 (S. 248-254), 1 55; Ablauf, Ausgang, Verluste und Lage danach 89-92, A. 156-163; Joh. VI. und
Nr. 8); als Joh. VI. klar wird, daß Orkhan
Pisani
der Nähe wegen ihm nützlicher wird, gibt
Genuesen
er diesem seine Tochter Theodora zur Frau
A. 1 73 f.; Joh. VI. schließt Frieden mit
135(., A. 28 1, 285, 289, 302
bitten
Orkhan
nicht
zu
vergeblich,
die
unterstützen
97,
Genua am 6. Mai 1 352 A. 267; venez. Schiffe plündern die Küstenstreifen des
Vatopedi Athoskloster, dort wollte Joh. VI.
Pontos Euxeinos (Sommer 1 352) 1 4 1 ,
Mönch werden, wohnte aber nach seinem
A. 308;
Rücktritt überwiegend in Kpl im Kloster
Westen 1 5 1 - 1 55, A. 340-343, 345 f.
Nea
Peribleptos
(auch
Charsianeites
genannt) A. 416 (S. 395) Väter
=
Fortsetzung
chen Schriftsteller der früheren Jahrhun
Krieges
im
Vestalinnen das von diesen gehütete Feuer als « akoimetos »
die großen Theologen und kirchli
des
(
=
nie schlafend, d. h. nie
erlöschend) bezeichnet A. 228 Via Egnatia die römische Straße von Dyrrha
V.
chion über Thessalonike nach Kpl, wo sie
53 , A. 55; Bräuche und Gesetze der V. 75;
im Goldenen Tor in die Mese (Hauptave
derte passim, nota: Bestimmungen der
Dogmen der V. 42, 45, 49, 54, 56, 60,' 69,
nue Kpls) übergeht A. 322
71 usw.. Glauben der V. 62, 97, 1 93; Lehre der v. 25; Lehre und Gesetze der V. 1 00; Rechtgläubigkeitsnormen der V. 50; Religion der V. 48
Vignoso Simone, genues. podesra v. Chios
Venedig Venezianer, auf Kreta wird Ag. im
Villani-Chronik verfaßt von Giovanni V.
und
Flottenkommandant
( 1 350;
PLP
26 1 8 ), sein Rachefeldzug gegen Euboia im Okt. 1 350 A. 84
Sommer 1 349 konfrontiert mit Vorberei
(t
tungen der dort herrschenden v. für Krieg
Matteo
gegen Genua und Galata 62 {., A. 77-79;
(t
ebenso im Frühjahr 1 350 auf Euboia
(S. 264 f. )
1 348), fortgesetzt von seinem Bruder
(t
1385)
1 3 6 3 ) und dessen Sohn Filippo benutzt A. 153
(S. 253 ),
1 62
63 {., A. 80 f.; die . V. kämpfen weniger
Visconti Giovanni, Erzbischof und Herrscher
selbst, lassen für viel Geld andere für sich kämpfen 63, 1 51 {.; es geht um Han
von Mailand ( 1 34 1 - 1 354; PLP 1 3464) und « Signore» von Genua A. 345
delsfreiheit im Schwarzen Meer 63, A. 78; Phase des Krieges bis Ende Juli 1351 65,
Vitus Märtyrer unter Diocletian, Vorbild für
A. 8 1 -87, S. 1 01 (. A. 1 84 f., 1 8 7; der
468
Greg. A. 2 1 8 Vizye s. Bizye CI
REGISTER
Vladimir oder Wladimir, Fürst von Kiew
Pisani auf dem Weg nach Kpl und Galata
( 972- 1 0 1 5 ) , bekehrte sich mit seinem
( 1 35 1/2) Zakynthier für seine Flotte an
Volk zum Christentum A. 1 9 1
84, A. 1 5 1
Vorsehung Schicksal und freier Wille, w o liegt die Verantwortung für das Elend, das der Kampf der Kaiser um die Macht über die Rhomäer brachte? Thema eines Disputs zwischen Mt. Kantakuzenos und
Zeloten sozialrevolutionäre 1342-1350
in
"Partei » ,
Thessalonike
die
herrschte
A. 297 (S. 3 1 4 Nr. 1 b ) Zenobios Paroimiograph (2. Jh. n. Chr. ) zum Ausdruck «Augen des Atreus» A. 296 Zeus zeugte mit «Europa» Minos von Kreta
Greg. im Februar 1 354 1 61 - 1 71
A. 76; schenkte Endymion ewigen Schlaf Weißträger (Templer? ), 500 auf 5 Galeeren
A. 84; bringt (nach Homer) das Ikarische
kämpften mit in der Bosporos-Seeschlacht
Meer . durch Sturm in Bewegung A. 152;
87 A. 144
die Kyklopen fürchten ihn nicht A. 235;
Wilhelm von Rubruk Asienreisender ( 1 3 . Jh . )
und die Affäre Ixion-Hera A. 283; bestrafte
erwähnt wegen der Reiseroute des Ag.
das unzufriedene Kamel A. 346; Schicksal
A. 43
oder der Wille des Z . ? A. 3 8 8; Z. Semeie
Wladimir s. Vladimir
und palamitische Gottesschau A. 404
Würfel -spiel des Lebens, des Schicksals, der Zeit 72, A. 1 03 , 429
Zypern besucht, besichtigt und gelobt von Ag. 55-61 A. 67; geographische Notizen
55; von Jerusalem aus christianisiert, Xanthopulos Nikephoros Kallistos, Schrift
schickte es die ersten Christen nach An
steller und Kirchenhistoriker (ca. 1256-
tiochien A. 32; zeitweilig Johanniterinsel
1 335; PLP 20826) A. 48
( 1291-1308)
Xene Klostername der Palaiologina Maria
Lusignan
s. s. n.
A. 1 7;
Kreuzzug Königreich
seit
dem
dritten
der Adelsfamilie
( 1 19 8-1473 ) A. 43, 57, 59;
diplomatischer Kontakt mit Kpl wegen Zaccaria genuesische Adelsfamilie herrschte
einer Braut für Ks. Michael IX. ( 1 294)
teilweise unter byz. Oberhoheit über Pho
A. 57; hier war Ag. zwei Jahre Gast seines mit Greg. korrespondierenden Freundes
kaia und Chios A. 92 Zakynthos südlichste Insel im Ionischen
Georgios Lapithes 55-61 ; A. 5 7 f., 60,
Meer, Herrschaftsgebiet des Grafen von
62, 64, 66, 69; besucht vom Ptr. Gregorios
Kephallenia,
v. Alexandrien A. 329; von hier stammte
Nikephoros
11.
Angelos
Dukas Orsini (s. s. n. ) , hier heuerte Nicolo
die Mutter Herodes d. Gr. A. 433
469