Nachhaltige Architektur in Vorarlberg
Energiekonzepte und Konstruktionen Ulrich Dangel
sirkhauser Basel · Boston ' Berlin
Obersetz ung aus dem Engli schen : Christ ian Rochow. Berl in Korrektorat: Claud ia Mazanek. w ien Dieses Buch ist auch in engli scher sprache erschiene n: Sustaina ble Architecture in vorarlb erg ISBN 97B-3 -0346- 0119-1 Bibliografi sche Informati on der Deut schen Nationalbibliothek Die Deutsc he Natio nalbi bliothek verzeichn et diese Publi kat ion in der Deutschen Natio nalbibli ografi e; deta illierte bib liografische Daten sind im Int ern et uber http: //dnb. d·nb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheb err echtlich geschut zt. Die dadur ch begru ndst en Recht e. insbesondere di e der Oberset zung. des Nachdr ucks. des vort rags, der Entnahme von Abbild ungen und Tabell en, der Funksendung . der Mikroverfilm ung oder der vervielfaltlgung auf anderen Wegen und der Speic herung in Datenve rarb eitun gsanlagen, bl eiben . auch bei nur auszugsweise r Verw ert ung, vorbeh alten . Eine vervielf alt lgung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlic hen Best immung en des Urheberr echt sgeset zes in der je weils gelte nden Fassung zulasslg. Sie ist gru ndsatzlich vergut ungspfl icht lg. Zuwiderh andlungen unte rliege n den Strafbestimm ungen des Urheberrechts . © 2010 Birkhauser v erl ag AG Basel · Bost on · Berli n Postfa ch 133,CH-4010 Basel. Schweiz Ein Unterneh men der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media Gedruckt auf sauref reis m Papier, hergest ellt aus chlo rfre i gebleichtem Zellsto ff. TCF 00 Design : Lea Pfister. Zuric h / Nadi ne Rindere r. Basel Pri nt ed in Germany ISBN : 97B-3 -0346-0118- 4 98 765 432 1 www .bir khauser.ch
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Varwort Obersichtskarte Voralberg
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Nachhaltigkeit
Bas Holzhaus - Die traditionellen Hauser Nachhaltiges Ressourcenmanagement
Tradition und zukunft
Bas Bundesland Vorarlberg Die heutige Architektur
100 Gemeindezentrum Ludesch
18
108 Wohnanlage Fichtenweg,
Nachhaltiges Denkmodell Hermann Kaufmann
Volksschule Doren
Yom Holzlernen Cukrowicz Nachbaur
26
32
Bartholomaberg-Gantschier
Kompakt und kostengGnstig Hans Hohenfellner
Skihiitte Schneggarei, Lech am Arlberg
Auf alte Traditionen bauen Katia Schneider + Gerold Schneider, Allmeinde Architektur, Philip Lutz
112
pfarrkirche St. Ulrich, Gotzis
118 Wohnpark Sandgrubenweg, Bregenz
Regionale Wertschopfung Johannes Kaufmann
Es werde Licht Christian Lenz
36
Nachhaltiges Wohnen Gerhard Horburger, Helmut Kuess, Wolfgang Ritsch, Norbert Schweitzer
Haus Riischer, Schnepfau
124 Hauptschule Klaus-Weiler-Fraxern
Tradition neu interpretiert oskar Leo Kaufmann, Albert RGf
42
48
Passivhaus macht Schule Dietrich Untertrifaller
Dorfzentrum Obersaxen
Harte Schale, weicher Kern Matthias Hein Olpererhiitte, Ginzling
Niedrigenergie in groBer Hohe Hermann Kaufmann
Gemeindehaus Raggal
133 Konstruktionssysteme Lokale Holzbauweisen - Tradition und Bruch Ein neues Zeitalter 142 Wohnanlage Miihlweg, Wien
57
Ideenexport Hermann Kaufmann + Johannes Kaufmann
Handwerk und Material
Holz - Bas Zimmermannshandwerk Die Kultur des Handwerks 64
150 Hugo Kleinbrod Austria-Kapelle, Lustenau Die Kirche kommt zu den Menschen Hugo Dworzak
Gemeindezentrum St. Gerold
154 Logistikzentrum Tschabrun, Rankweil
Kompakt und stimmig Cukrowicz Nachbaur
70
In Sachen Holz Christian Lenz
Badehaus Metzler, Rankweil-Brederis
158 Krankenhaus Dornbirn
Leben am Teich Marte Marte
76
Schwebendes Leichtgewicht Gohm & Hiessberger
SYSTEM3
164 Nordwesthaus, FuBach
MaBgeschneiderte Vorfertigung Oskar Leo Kaufmann, Albert ROf
82
HausRauch,SchUns
NatGrliches Bauen Planungsgemeinschaft Lehmhaus: Roger Boltshauser, Martin Rauch
88
Licht und Schatten Baumschlager Eberle
Gasthof Krone, Hittisau
Miteinandervon Alt und Neu Bernardo Bader
170 174 175 176
ProjektGbersicht Biografie und Dank Bibliografie Abbildungsnachweis
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vorwort In den letzten dreiBig Jahren hat sich das kleine osterreichische Bundesland Vorarlberg mit seiner zeitgenossischen Baukultur einen Namen gemacht. Vorarlberg hat damit nicht nur eine eigene regionale ldentltat entwickelt, sondern gilt weit Oberseine Grenzen hinaus als ein einmaliges kulturelles Phanornen und vielbewundertes Vorbild. Die heimischen Architekten sind sich offenbar einig, angemessene Mittel und Ressourcen vernOnftig zu nutzen, um pragmatisch und unnachgiebig die formal, funktional und wirtschaftlich besten Gestaltungslosungen anzustreben. Die Verwendung innovativer Materialien und Konstruktionsweisen, die Integration neuester Technologien sowie die Entwicklung neuer Bauprodukte spielen dabei eine besonders wichtige Rolle. BegrOndet im innovativen Geist der sevolke rung ist aus diesem Pragmatism us, dieser Einfachheit und aatlonatitat eine groBe Zahl exemplarischer Bauten hervorgegangen, die fast wie unbeabsichtigte Nebenprodukte eines wohlOberlegten, komplexen Problernlosungsprozesses anmuten . In harmonischer Zusammenarbeit von Architekten, Handwerkern, Bauherren und ortlichen Behorden entsteht eine Architektur, die fortschrittlich, energieeffizient und nachhaltig ist und durch die Vorarlberg in der internationalen Szene heute hohes Ansehen genieBt. Obwohl ich in SOddeutschland, nur zwei Autostunden von Vorarlberg entfernt, aufwuchs , lernte ich Land und Leute erst mehrere Jahre sparer kennen, paradoxerweise erst, nachdem ich in die Vereinigten Staaten gezogen war. Von der Seite meines deutschen Vaters lernte ich schwabischen FleiB und schwabische Sparsamkeit schatzen - Wesensziige, die man im nahen Vorarlberg wiederfindet. Dasosterreichische Erbe meiner Mutte r steuerte Temperament und Hartnackigkeit bei und vermittelte mir eine Vorliebe zu ihrem Herkunftsland. DasArchitekturstudium an der universitat Stuttgart weckte mein starkes Interesse an Baukonstruktion, Tragwerkslehre, Materialien und Nachhaltigkeit. Angesichts meines familiaren Hintergrunds und meiner Ausbildung war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Architektur Vorarlbergs meine Aufmerksamkeit wecken wOrde. Seit meinem ersten Besuch bin ich vom «Landle» und seinen Bewohnern fasziniert. Besonders spricht mich die lokale Bau- und Handwerkstradition Vorarlbergs an und die Art und Weise, wie sie zur Entwicklung einer eigenstandigen und zeltgenosslschen Architektursprache beigetragen hat. Ohne Anspruch auf Vollstandigkeit versucht dieses Buch, einen Oberblick tiber die architektonische Geschichte und Kultur der Region zu geben . obwohl Vorarlberg vor den gleichen okologischen, sozialen, kulturellen und okonomischen Problemen steht wie andere Teile der Welt, hat das Bundesland doch einmalige Losungen entwickelt, die auch anderen als Inspiration dienen konnen. Ich hoffe, dass der Leser mir die uneingeschrankte Begeisterungfilr das PhanomenVorarlberg nachsehen wird, das in den Augen vieler immer noch ein architektonisches Paradies ist. Ulrich Dangel Austin, Texas, FrOhjahr 2009
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volkssc hule Doren Cukrowic z Nachba ur Kirchdo rf 2. 6933 Doren
Deutschland 2 SkihOtte Schneggarei Katia Schne ider + Gerol d Schneider, All meinde Archite kt ur, Phil ipp Lutz Tannberg 629. 6764 Lech am Arlberg
3 Pfarrk irche St. Ulr ich Chris t ian Lenz Hauptstra6e 15. 6840 Glltzis 4
Haus ROscher Oskar Leo Kaufmann . Albert ROf 6882 Schnepfau
5 Dorfzentrum Obersaxen Matth ias Hein DorfstraBe 2, 6830 Obersaxen 6 OlpererhOtte Hermann Kaufmann Dornauberg 110. 6295 Ginzl ing
7 Gemeindezen trum SI. Gerold Cukrow icz Nachbaur FaschinastraBe 100. 6722 St. Gerold 8 8adehaus Metzler Marte Mart e Clun iastraBe. 6830 Rankweil ·8rederis 9 SYSTEM3 Oskar l eo Kaufmann , Albert ROf Jahngasse 9. 6850 Oornb irn 10 Haus Rauch Planungsgeme inschaft lehmhaus: Roger 8oltshauser, Mart in Rauch Torkelweg 17, 6824 Schllns 11
Schweiz
Gasthof Krone 8ernardo 8ader Am Platz 185, 6952 Hittisau 12 Gemeindezentru m ludesch Hermann Kaufmann Raiffe isenstraBe 56, 6713 ludesch 13 Wohnanlage Fichtenweg Hans Hohenfellner Fichtenweg. 6780 aarthotomaberg -nantscnter 14 Gemeindehaus Raggal Johannes Kaufmann Raggal31. 6741 Raggal
17 Wohna nlage MOhlweg Hermann Kaufmann + Johannes Kaufmann MOhlweg, 1210 Wien lB Hugo Kle inbrod Aust ria·Kapelle Hugo ·Dworzak SchOtzengartenstraBe 21.6890 lustenau 19 l ogist ikzentrum Tschabru n Chr ist ian Lenz Bundesstra6e 102, 6839 Rankweil
15 wohnpark Sandgrubenweg, Bregenz Gerhard Hllrburger, Helmut Kuess. wolfgang Ritsch, Norbert Schweitzer Mariahil fstr a6e 17a·d, 6900 Bregenz
20 Krankenhaus Dornb irn Gohm Hiessberger Lustena uer StraBe 4. 6850 Dornb irn
16 Hauptschule x taus-weuer-rraxern Dietrich Unt ertr ifall er TreietstraBe 17.6833 Klaus
21 Nordwesthau s Baum schlager Eberle HafenstraBe 18, 6972 FuBach
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Volksschule Doren Vom Holz lernen Cukrowicz Nachbaur
sklhiitte Schneggarei, Lech am Arlberg Auf alte Traditionen bauen Katia Schneider + Gerold Schneider, Allmeinde Architektur, Philip Lutz
pfarrkirche St. Ulrich, Gotzis Es werde Licht Christian Lenz Haus Ruscher, Schnepfau Tradition neu interpretiert Oskar Leo Kaufmann, Albert RLif Dorfzentrum ilbersaxen Harte Schale, weicher Kern Matthias Hein
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12 Tradition und Zukunft
Das BundesLand VorarLberg
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Vorarlberg liegt an den nordwestlichen Hangen der Osterreichischen Alpen und grenzt an Deutschland, die Schweiz und Liechtenstein. Das Bundesland ist zwar das zweitkleinste Osterreichs, aber - nach Wien - auch jenes mit der hochsten sevolkerungsdichte. Insgesamt 368 000 Menschen [IJ, gerade einmal so viel wie in einer mittelgroBen europaischen Stadt, leben hier auf einer Flache von rund 2600 Quadratkilometern . [IIJ Geografisch ist Vorarlberg vom Rest Osterreichs abgesondert: Neben dem Eisenbahnund StraBentunnel durch den Arlberg existieren nur drei PassstraBen als Verbindung in das benachbarte Bundesland Tirol. Aufgrund der isolierten Lage sprechen die meisten Einwohner einen eigenen deutschen Dialekt, der fur viele andere Osterreicher schwer verstandlich ist . Er ahnelt den alemannischen Dialekten, die in der Schweiz, in liechtenstein, im franzosischen Elsass sowie in groBen Teilen sildwestdeutschlands gesprochen werden, wahrend im ubrigen Osterreich fast ausschlieBlich bairische Dialekte gesprochen werden . In Vorarlberg selbst haben viele stadte und Dorfer erkennbare sprachliche Besonderheiten. Mit seiner alpinen, gebirgigen Landschaft bietet das Bundesland keine gunstigen Bedingungen fiir eine intensive Landwirtschaft. [llAuch nennenswerte sodenschatze sind nicht vorhanden. Jahrhunderte lang konnte die Region die sevolkerung nicht ausreichend ernahren , deswegen verlieBen die jungen Leute ihre Heimat, um in den reicheren Nachbarregionen und -Iandern als Saisonarbeiter ihren Lebensunterhalt zu verdienen . Trotz der starken landwirtschaftlichen Pragung setzte die Industrialisierung in Vorarlberg schon zu Beginn des 19 . Jahrhunderts ein; im Vordergrund stand dabei vor allem die Textilfabrikation , die sich auf die traditionelle Herstellung von Leinen und das handwerkliche Kannen der bauerlichen sevolkerung stOtzen konnte , die zunehmend als Heimarbeiter Textilien und andere Produkte fur die Industrie herstellten . Bis ins 19 . Jahrhundert war das Land nur dunn besiedelt, und die einheimische sevolkerung blieb weitgehend unter sich. Die Begradigungdes Rheins, der sau von Eisenbahnlinien und der Einsatzvon Wasserkraft bildeten die Grundlage fUr ein eigenstandiges wirtschaftliches Wachstum und fOhrten zu einem Zustrom von Arbeitsmigranten , insbesondere aus Italien und der Turkel. [IIIJ Heute ist Vorarlberg die am starksten industrialis ierte Region Osterreichs, zugleich wird hier mit dem geringsten Energieverbrauch produziert . ungefahr 96 Prozent des benotigten Stroms stammen aus Wasserkraftwerken, die sich im Tal der III konzentrieren. [Ivl Von den 169 000 Menschen, die in Vorarlberg einer Beschaftigung nachgehen, arbeiten nur mehr 3000 in der Land- und Forstwirtschaft, wahrend 67 000 in der Textilindustrie, in der Elektroindustrie, im Maschinenbau sowie im Baugewerbe tatig sind . [v] Die Pro-Kopf-Produktion an Exportgutern ist viermal so hoch wie in den USA oder Japan und wird nur noch von der Schweiz ilbertroffen .
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14 Tradition und Zukunft
Angesichts der geringen GroBe Vorarlbergs magesGberraschen, dasshier in den letzten dreiBig Jahren eine zeltgenossische, innovative Architektur entstanden lst, die ihresgleichen in ganz Europa sucht. Eine Reihe wegbereitender Architekten, die tief in den alten, bauhandwerklichen Traditionen der Region verwurzelt waren, entwickelten eine ausgepragt technische, kosteneffiziente und funktionale Formensprache, aus der sich eine einzigartige architektonische Kultur herausbildete. Mit diesen einmaligen Voraussetzungen ist dasLand heute einVersuchsgelande, in demArchitekten und Bauhandwerker nach der symbiotischen Verbindung einer spezifisch regionalen Architektur mit einer progressiven architektonischen Formensprache streben. DarGber hinaus geht es um den Ausgleich zwischen Technologie und okologie und zwischen den WohnbedGrfnissen der sevolkerung und den Erfordernissen der lndustrie : Die heutige Architektur
Die zeitgenossische Architektur in Vorarlberg ist das Ergebnis einer beispiellosen regionalen Entwicklung, die in den 196oerJahren einsetzte. 1m Verlaufvon drei Jahrzehnten wurden ortliche Architekten durch systematische Arbeit zu Experten des technologischen, kosteneffizienten und funktionalen Bauens. Ihre Werke beruhen dabei nicht auf rein asthetischen Gesichtspunkten, sondern in erster Linieauf der BerGcksichtigung der EinflGsse, die von der heutigen Bauindustrie und der Produktionstechnologie ausgehen. Die Konzeption der Raume folgt nicht kurzlebigen, oberflachlichen Formalismen, sondern geht aus der Analyse und Integrat ion von Konstruktion, Montage und Funktion hervor. Grundlage der EntwGrfe sind konstruktive Effizienz, die maximale Nutzung von rnoglichst wenigen Ressourcen und die BedGrfnisse der Auftraggeber; im Ergebnis entstehen so einfache, aber sehr funktionale Raume. Diese raffinierte Einfachheit ist keineswegs nGchtern oder primitiv, vielmehr trifft auf sie genau der Satz des deutschen Architekten Heinrich Tessenow zu: «Das Einfache ist nicht immer das Beste, aber das Beste ist immer einfach.» Die Gruppe vonArchitekten, die die Pionierarbeit leistete,stand in einem grundsatzlichen Widerspruch zueinem formalen Regionalismus, der sichauf missverstandene Traditionen stGtzte. Ihr ging es nicht um eine Wiederholung tradit ioneller Formen, sondern darum, traditionelle Prozesse und Prinzipien ftlr die Gegenwart zu adaptieren und weiterzuentwickeln. 1m Zusammenspiel von Architekten und Handwerkern gelang es, die ortliche Tradition des Holzbaus fiir die BedGrfnisse zeitgen6ssischen Bauens zu erschlieBen. Vorarlbergs Architektur ist darin einzigartig, ausgesprochen moderne Tendenzen wie die Modulbauweise oder den Einsatz neuester baulicher Komponenten aufzunehmen, ohne dabei die traditionellen handwerklichen Fertigkeiten und Wohnhaustypologien der Region aufzugeben oder zu vernachlassigen. Das harmonische Miteinander von altem Baubestand undzeitgen6ssischen Interpretationen beweist , dass mandieTradition respektieren kann, ohne sich von dem modernen Leben abzuwenden . [3-5J
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4 F uerwehr und Bergrettung naus Mellau (Dietrich untertnfaller )
16 Tradition und Zukunft
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Zu Anfang entwickelte sich dieser kritische Diskurs im Zusammenhang kleiner, privater Bauprojekte , bei denen die Architekten ihre Ideen und Konzepte gut erproben konnten . Hier wurde ein unschatzbares Wissen erworben, welches den erfolgreichen Obergang zu gr6Beren und komplexeren Bauprojekten fOr Investoren und 6ffentliche Trager erm6glichte. [VI] Diese einmalige Entwicklung war allerdings nicht nur den Architekten allein geschuldet: Aufgeklarte Bauherren, ein diskussionsfreundliches Klima, kooperationswillige Beh6rden und ein ausgepragter Konsens hinsichtlich asthetischer Werte und eines sparsamen Energieverbrauchs trugen zur wertschatzung und F6rderung einer zeitgen6ssischen und nachhaltigen Architektur auf allen gesellschaftlichen Ebenen bei,
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Dastraditionelle Zimmerhandwerk hat den Obergangzu modernen Fabrikationstechniken erfolgreich bewaltigt, Es spielt eine aktive und wichtige Rolle im Planungs- und Gestaltungsprozess , indem es ein sehr hohes Niveau handwerklichen K6nnens vorgibt. Viele weitblickende Produzenten von Bauholz arbeiten engagiert mit Architekten zusammen , um ihre Produkte zu verbessern und deren Einsatz zu fOrdern. Die Vorfertigung spielt eine sehr wichtige Rolle, sie beruht aber auf den maBgeschneiderten L6sungen des Zimmerhandwerks und nicht auf billiger, industrieller Massenproduktion. [VII) Viele Hersteller bieten komplette Fertighaus-Bausatze an, die in der Zusammenarbeit mit Architekten entwickelt wurden . [6- S) Durch den ROckgang der traditionellen Landwirtschaft wurden viele Jahrhunderte alte Holzgebaude Oberall in der Region OberflOssig. Sisvor kurzem wurden sie einfach abgerissen. Gleichzeitig ist beim Nachkriegsbaubestand der 1950er und 1960er Jahre das Ende der Nutzung absehbar, da sebaudehutten und Energiesysteme dieser Gebaude nicht mehr den heute geltenden Baubestimmungen entsprechen. Deswegen wid men sich junge Architekten heute zunehmend der sensiblen Renovierung und Umnutzung solcher alten cebaude und legen auf Okologie, Nachhaltigkeit und den sparsamen Verbrauch von Ressourcen gesteigerten Wert. Die Anpassung dieser wertvollen historischen oebaude an die heutigen baulichen Standards stellt technische Herausforderungen dar und verlangt kreative gestalterische L6sungen. Der arbeitsintensive und oft schwierige Prozess der Restaurierung und Erhaltung halt traditionelles handwerkliches K6nnen am Leben, erzeugt neues, hoch spezialisiertes Expertenwissen und fOhrt zum Einsatz neuer Technologien auf dem Gebiet der Restaurierung historischer Gebaude. [VIII] Dem «Landte», wie Vorarlberg von seinen Einwohnern liebevoll genannt wird, ist es gelungen , neue architektonische Standards und neue handwerkliche Fertigkeiten zu entwickeln, indem hier erfolgreich an vorhandene Traditionen angeknOpft wurde.
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volksschule Doren Cukrowicz Nachbaur
Vom Holz lernen Die kleine Gemeinde Doren liegt im Bregenzerwald, einer Gebirgskette der nord lichen Kalkalpen . In diesem Tell Vorarlbergs leben die meisten Menschen vom Tourismus und der Landwirtschaft, auch wenn die zahl der Beschaftigten in der Landwirtschaft aufgrund der vielfaltlgen Arbeitsangebote im nahegelegenen Rheintal rapide abnimmt. Dorens neue volksschule liegt an einem steilen Hang im Dorfzentrum direkt neben Kirche, pfarrhaus und Gemeindeamt und bietet einen weiten Blick auf die umliegenden GebirgszOge. Das bauliche Programm umfasste eine Turnhalle , einen Kindergarten, vier Klassenzimmer, zwei Werkraume, einen Mehrzweckraum und ein Lehrerzimmer - eine groBe Herausforderung angesichts des sehr kleinen GrundstOcks. Mit ihrem Entwurf eines kantigen, kompakten Gebaudevolumens gingen die Architekten Andreas Cukrowicz und Anton Nachbaur-Sturm im Jahr 2001 als Sieger aus dem Wettbewerb hervor, an dem sich 17 weitere BOros beteiligt hatten. Ihr Entwurfverbindet aile Funktionen auf fOnf Geschossebenen und nutzt das abschOssige Gelande, um die Gesamthohe des Gebaudes zu reduzieren. Auf den ersten Blick scheint die neue Volksschule mit der landlichen Bautradition des Bregenzerwalds zu brechen. Tatsachlich aber vervollstandlgt sie das Ensemble aus Kirche und Gemeindeamt und stellt so den Charakter des Ortskerns wieder her. Der Massivbau spielt mit Themen des Drehens und des Oberlagerns von Schichten in der Horizontalen und Vertikalen . In jedem Geschoss ergibt sich ein anderer gerahmter Ausblick in die Landschaft. Durch diesen Orientierungswechsel ergeben sich innerhalb des einfachen cebaudevotumens ansprechende raumliche Beziehungen. Dank des
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20 volksschule Doren
starken Gelandegefalles hat das Gebaude Eingange auf verschiedenen Ebenen, durch die zwei Hauptorientierungen vorgegeben sind: Der Eingang zur Turnhalle auf der unteren Ebene ist nach SOden ausgerichtetund wendet sich dem Platz zu, wahrend der eine Ebene hohere Haupteingang sich nach Osten der Kirche zuwendet. Die groBen, nach SOden orientierten Fenster in den Klassenzimmern geben den Blickfrei auf die Gebirgsziige in der Ferne. Durch die kompakte Gestalt des oebaudes werden die Verkehrsflachen zugunsten der programmatischen Funktionen minimiert. Das raumsparende fensterlose Treppenhaus erschlieBt aile Ebenen und flihrt zu groBzOgig bemessenen Korridoren, in denen die Garderoben fllr die SchOler untergebrachtsind. Diese Korridore sind breit genug, dass sie fllr projektbezogene Aktivitaten auch als Erweiterung der Klassenzimmer genutzt werden k6nnen. Die Architekten lieBen die Vorarlberger Schulbauverordnung auBer Acht, die eine Raumhohe von mindestens 3,20 m vorschreibt, und unterschritten sieum 10 Prozent auf 2,90 m. Diese Reduzierung wurde von den Beh6rden gebilligt, weil ein mechanisches BelOftungssystem eingebaut wurde, wahrend die Bauverordnung von einer ausschlieBlichen FensterlOftung ausging. Durch die niedrigeren Decken konnte der Bauk6rper insgesamt verkleinert und somit besser an die umliegenden cebaude angepasst werden . Der mit einer Natursteinmauer eingefasste, neu angelegte Dorfplatz dient nicht nur als Schulhof, sondern bildet zugleich das neue gesellschaftliche und kulturelle Zentrum der Gemeinde, wo veranstaltungen und Feste stattfinden. Konstruktion
1m Bregenzerwald haben Pfarrer, BOrgermeister und Lehrer auch heute noch einen gewissen Stellenwertund eine Machtposition inne. Beim Entwurfder neuen volksschule haben Cukrowicz Nachbaur denn auchdie Tradition aufgegriffen, die Gebaude ftlr diese drei saulen der d6rflichen Gesellschaft in Massivbauweise zu errichten. Die tragenden Aufienwande des Gebaudes bestehen aus Sichtbeton. 1m Innern unterteilen zwei setonwande die einzelnen Geschosse. Indem sie durch die gesamte Breite des Gebaudes gefOhrt sind, fungieren sie als raumhohe Trager fur das darOber befindliche Geschoss. 1m jedem Geschoss sind diese Trager zur horizontalen ErschlieBung mit einer groBen Offnung versehen. Das Zie! bestand darin, auf kleiner Flache und in einer kompakten Hlllle mit freier Spannweite aile geforderten Funktionen unterzubringen und dabei auf zusatzliche StOtzen im Innenraum zu verzichten.
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Dach (U=O,l1 W/m'K) KiesschUttung 16/32 50 mm PE-Folie fUr UV-Schutz 2-lagig Dachdichtung Bitumenbahn 2-lagig warrnedammung PU-Hartschaum 50 mm warrnedammung PS-Hartschaum 250 mm Dampfsperre Schutzvlies Gefallebeton 0-140 mm Stahlbeton 300 mm Hohlraum fUr Installationen 50 mm Akustikdamrnung Schafwolle 30 mm Akustikvlies, schwarz Holzlamellen WeiBtanne 40 mm, e=15 mm
Hartbeton bzw. Kokosmatte 22 mm Heizestrich 70 mm Dampfbremse Trittschalldarnmung 20 mm SplittschUttung 35 mm Stahlbeton 140 mm Hohlraum fUr Installationen 185 mm Akustikdarnrnung Schafwolle 30 mm Akustikvlies. schwarz MDF-Platte gelocht 25 mm
2 AuBenwand (U=0 .18 W/m'K) Stahlbeton 300 mm Holzlattung 2 x 100 x 50 mm, dazwischen warrnedammung Mineralwolle OSB-Platte 12 mm Dampfbremse Holzlattung 37 mm Holzschalung WeiBtanne gehobelt 21 mm
3 Riemen WeiBtanne sagerau 27 mm Polsterholz 45 rnm, dazwischen Mineralwolle Hohlraum 12Bmm Stahlbeton 300 mm Akustikdarnmung Schafwolle 30 mm Akustikvlies, schwarz Holzlamellen WeiBtanne 40 mm, e=15 mm
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6 Hartbeton 15 mm Heizestrich 70 mm Dampfbremse Trittschalldarnmung 20 mm warrnedamrnung EPS-Hartschaum 100 mm Bitumenpappe 4 mm Stahlbeton 300 mm
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Stahlbeton wird nur an den Fassaden und im aebaudelnnern eingesetzt, wo er eine konstruktive Funktion hat und zum Raumerlebnis beitragt. Die kalten und harten oberflachen der Betonkonstruktion werden durch Holzerganzt, dasfOr aile nicht tragenden Gebaudeteile verwendet wird. Die wande, Boden und Decken sowie auch die eingebaute Moblierung bestehen aus heimischer WeiBtanne, wodurch ein Bezug auf die ortliche handwerkliche Tradition und ihr typisches Material hergestellt wird. Die Architekten konnten die Aufsichtsbehorde Uberzeugen, erstmals in einer osterreichischen Schule unbehandelte Holzoberflachen fOr die Innenraume zuzulassen: Die wande sind glatt und gehobelt, die Boden fein gesagt. Um t.angenanderungen zu minimieren, wurde fOr die Boden WeiBtanne der hochsten Schnittklasse gewahlt. Die ausgewahlten Holzer wurden senkrechtzu den Baumringen gesagt, was eine relativ gleichrnafiige Faserstruktur garantiert und die Bretter formstabiler macht als tangential geschnittenes Bauholz. AuBerdem wurde das Holzeinem aufwandigen Verarbeitungsprozess unterzogen, der mehrere Trocknungsstufen umfasste, um sicherzustellen, dass sich die Boden nicht verformen oder im Laufder Zeit Spalten oder Risse zeigen. Es hat sich erwiesen, dass die Wartung der unbehandelten Holzboden keinerlei Probleme aufwirft. Die Boden werden einmal pro Woche gesaugt und zweimal jahrlich feucht gewischt. So behalten sie ihre natUrliche schonheit und ihren angenehmen Geruch. unbehandelte alte Boden aus WeiBtanne findet man in einigen historischen Kirchen im Bregenzerwald - das belegtiiberzeugend, wie erfolgreichdieses Material seit Jahrhunderten eingesetzt wird. Mit ihrer reduzierten Formensprache und Materialauswahl erweist sich die Schule als ein zeltgenosslsches sebaude. Das flache Dach bildet einen Kontrast zu dem barocken Kirchturm und dem Giebeldach desGemeindeamts. Die Architektur versteckt also ihren Charakter nicht und verzichtet bewusst auf traditionelle Anklange. Auch gefallige Anspielungen auf die Kindheit, die man bei dem Entwurfeines schulgebaudes vielleicht erwarten konnte, unterbleiben. Vielmehr konzentrierten sich die Architekten auf eine klare Formensprache und die Verwendung handwerklich hochwertiger und sorgfaltig detaillierter Materialien. Die unterschiedlichen Oberflachen sprechen die Sinne der Kinderan und laden zu einer aktiven Aneignung des Gebaudes ein. Vor allem aber lenkt die zurtickhaltende Asthetik auch nicht vom Schulalltag abo Den Architekten ist es gelungen, ein Umfeld zu schaffen , in dem das Lernen Freude macht. Energiekonzept Das kompakte schulgebaude hat einoptimiertes Verhaltnis vonFlache zu Raumvolumen. wodurch rnogliche warrneverluste minimiert werden. Die mit Biomasse betriebene Heizanlage befindet sich unter dem Platz vor der Kirche und versorgt auch mehrere anliegende Gebaude im Dorf mit Heizwarrne. Die Anlage tragt zur Reduzierung der CO,-Emissionen durch die Verbrennung von Holzpellets bei, die in aller Regel aus verpresstem sagernehl bestehen, welches als Nebenprodukt der Holzindustrie anfallt, Ein mechanisches BelOftungssystem ersetzt die sonst Ubliche natiirliche LUftung und verhindert UbermaBige Warmeverluste. Wah rend der Planung und Errichtung des Gebaudes waren viele Dorfbewohner skeptisch, doch nach der Eroffnung legte sich diese Skepsis schnell. Heute ist die Gemeinde mit dem Gebaude sehr zufrieden und freut sich Uber die gelungene, harrnonische Obereinstimmung von Innen und AuBen .
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Skihiitte Schneggarei, Lech am Arlberg Katia Schneider + Gerold Schneider, AUmeinde Architektur, Philip Lutz
Auf alte Traditionen bauen Das Dorf Lech am Arlberg wurde im 14. Jahrhundert von Walsern, Einwanderern aus dem schweizerischen Kanton Wallis, gegrOndet. Jahrhunderte lang nutzten die Bauern die serghange filr Milchwirtschaft undViehzucht und bestrittendamit ihren kOmmerlichen Lebensunterhalt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Region als ideales Skigebiet entdeckt, sodass Lech heute einer der wichtigsten Skiorte weltweit ist. Der Tourismus hat das kleine Bergdorfallerdingsin eine Ansammlung disparater Gebaude verwandelt, die keinen Bezug zur ortlichen Bautradition haben. Der heutige Gebaudebestand greift nur oberflachlich undverwassert alpine Bauformen auf, um damit den aufGemOtlichkeit und Rustikalitat eingestellten Erwartungen des Gros der Besucher entgegenzukommen. Die SkihOtte Schneggarei liegt im Dorfzentrum, in der Nahe der Talstation eines der sessellifte. Zu Beginn des Entwurfs- und Planungsprozesses gab es viele Kontroversen, die anfanglichen widerstande seitensder ortlichen Verwaltung konnten jedoch schlieBlich Oberwunden werden. Die SkihOtte ist ein Versuch, die traditionelle BerghOtte neu zu interpretieren, jenen Gebaudetypus, der historisch gesehen in der Alpenregion Reisenden Unterkunftund verpflegungbot. DieAuftraggeber, eineHoteliersfamilie,wOnschten einen Entwurf, der rustikal sein, die regionale Bautraditionaber zugleich klar zeitgenossisch interpretieren und sich damit von der Alpenkitsch-Architekturabsetzen sollte, die Lech und viele benachbarte Skiorteverschandelt. Die Tourismusbranche hat in dem Interesse, ein stereotypes Bild des Lebens in den Alpen zu vermitteln, fur die Errichtung vieler cebaude gesorgt, die angeblich auf die BedOrfnisse der Touristen eingehen, zugleich aber ein falsches TraditionsgefUhl ansprechen. In den letzten Jahrzehnten ist
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28 Skihiitte schneggarel, Lech am Arlberg
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1 Dach (U:0.22 W/m ' K) StUlpschalung WeiBtan ne unbesaurnt 350 x 30 mm Hol zlattung 100 x 100 mm Dachabdi cht ung PVC-Foli e Schalung 25 mm Konterlattung 100 x 100 mm Unters pannbahn Schalung 30 mm Dachbalken WeiBtanne 280 x 260 mrn, dazwisc hen wa rrnedarnmung Schalung 30 mm Holzlattung
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30 SkihOtte schneggarel, Lech am Arlbe rg
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esdenzeitgenossischen Architekten Vorarlbergs nichtgelungen, in demSkiort merkliche Spuren zu hinterlassen. In diesem Umfeld zeichnet sich die neue skihiltte durch bemerkenswerte Einfachheitund klare Linien aus. Der Entwurf beruht auf der Oberzeugung, dass es viele Moglichkeiten fOr eine rustikale, aber zeitgenossische Fortschreibung der traditionellen Holzarchitektur in der Region gibt . Das Gebaude berilcksichtigt das legitime Verlangen der Touristen nach Authentizitat, Ortstypischem und Gemutlichkeit, befriedigt dieseSehnsilchteaber geschickt durch die ausgewahlten Materialien und die Raumgestaltung und nicht durch die Applizierung pseudo-traditioneller Motive.
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Die Gastebereiche sind in einen offenen Schankraum mit Tanzflache im Erdgeschoss und ein intimeres Restaurant im Obergeschoss unterteilt. Optisch sind die beiden Ebenen, die insgesamt rund 120 Gasten Platz bieten, durch einen Luftraum verbunden. In die srustung ist eine Theke integriert, von der aussich das Geschehen unten gut beobachten lasst. Die Haupttreppe ist an einen Kern aus Stampfbeton angelagert, in dem zweioffene Kamine sowiedas BelGftungssystem untergebracht sind. Auf einer schmalen sudterrasse konnen die Gaste die Sonne genieBen. Konstruktion und Energiekonzept
Die Architekten legten groBen Wert darauf, ein zeitgenossisches und nachhaltiges
sebaude zu schaffen, das eine Ruckkehr zu den Wurzeln alpenlandischer Bautradition darstellt. Fur den Bau der Hiitte wurde fast ausschlieBlich Holzausder Region geschlagen und im Ganzen, unter moglicher Vermeidung von zuschnlttaofallen, verarbeitet. Der groBte Teil des Materials wurde vor Ort beschafft, sodass die Wertschopfung in der Region stattfand. Fur den geringen Bedarf an Heizenergie sorgt ein BelGftungssystem mit warmeruckgewlrmung, das an die ortliche, mit Biomasse befeuerte Fernwarrneversorgung angeschlossen ist. Dievorgefertigte Holzrahmenkonstruktion ist innen und auBen mit schweren, sagerauen Brettern ausWeiBtanne verkleidet, die dem gesamten Gebaude ein rustikales Aussehen verleihen. Aile eingesetzten Holzelemente sind unbesaumt, sodass ein Teil der ursprungllchen Baurnoberflache sichtbar bleibt. Die Bretter der AuBenverkleidung ilberlappen sich in Eckverbindungen, die an das traditionelle Strickbau-Verfahren erinnern. Die horizontalen Fensterbander mit Schiebefliigeln aus roher WeiBtanne sind ohne seschlage und Dichtungen ausgefiihrt. 1m Innern wird durch die einfachen Einbauten und Mobel aus unveredelter WeiBtanne die handwerkliche Bautradition erlebbar. Die Planerhaben sich zum Ziel gesetzt, die ortstypische Bautradition mit einem modernen, dem heutigen Lebensstil angepassten Entwurfzu verbinden. Die skihutte beweist, wie aus diesem Ansatz harmonische, iiberzeugende und eindrucksvolle Raurne hervorgehen kennan. Als Neuinterpretation traditioneller Werte ist die Skihiitte schneggarei ein handwerklich schon gearbeitetes zeitgenossisches Gebaude, das so authentisch wie rustikal ist.
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pfarrkirche St. Ulrich, Gotzis Christian Lenz
Es werde Licht Die katholische pfarrkirche St. Ulrich in G6tzis wurde 1865 erbaut und im Verlauf des 20. Jahrhunderts mit Buntglasfenstern des KOnstlersMartin Hausle, einer Fensterrosette der KOnstlerin Mila Bjelik-St6hr sowie Haupt- und seitenaltaren des Bildhauers Herbert Albrecht ausgeschmOckt . Doch aufgrund der Dunkelheit in der Kirche waren diese Kunstwerke kaum sichtbar, geschweige denn als solche zu erleben. Heute umfasst die Pfarrgemeinde ungefahr 7600 Mitglieder. zu den Gottesdiensten, die in der ursprilnglich goo Platze bietenden Kirche abgehalten werden, kommen durchschnittlich jedoch nur 200 bis 300 Menschen. Voll besetzt ist die Kirche in der Regellediglich an hohen Feiertagen oder bei besonderen Anlassen. FOr die heutigen Besucherzahlen war die Kirche also zu groB, zudem entsprachen Teile ihrer Einrichtung nicht mehr den liturgischen Vorschriften des Zweiten Vatikanischen Konzils. Eine Neugestaltung solite das Miteinander von Priester und Gemeinde starken, raurnliche Barrieren beseitigen und die Glaubigen einander naher bringen. Nach rnehrjahrigen Diskussionen erhielt schlieBlich 2005 der Architekt Christian Lenz den Auftrag zum Umbau der Kirche. Sein Entwurf sah eine komplette Umgestaltung vor, die nicht nur die raurnliche Qualitat verbessern, sondern auch fUr eine bessere Belichtung des Gotteshauses sorgen sollte. Eine tragfahige L6sung zur Verbesserung der Lichtverhaltnlsse im Kircheninneren zu finden, erwies sich als schwierig. Es gab viele Einwande gegen die schmalen, vertikalen «Lichtschlitze». Heute allerdings wird diese L6sung von allen Beteiligten begrufit.
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34 pfarrkirche St . Ulrich, G6t zis
Konzept der AuBen- und Innengestaltung Dasumfassende Umgestaltungsprojekt berOcksichtigt auch den AuBenraum. DasKirchengelande erhielt eine neue, gepflasterte Oberflache. Der neue Kirchplatz ist gegendie StraBe erh6ht und wird durch breite Stufenfolgen erschlossen; Banke und AuBenbeleuchtung laden zum Verweilen ein. Langgestreckte Pflanzenbecken aus Beton fassen den Platz an drei Seiten und schaffen eine angemessene Umgebung filr kirchliche Veranstaltungen. Durch die Einebnung der AuBenbereiche fUhren die Nebeneingange nun hindernisfrei in das Querschiff und die Sakristei. 1m sudosten wurde eine neue Sakristei angebaut , die die Symmetrie des Grundrisses vervollstandigt, Der neue Anbau besteht ganzlich aus Sichtbeton und 6ffnet sich nach auBen durch drei nach SOden gerichtete GlastGren und einen Fensterschlitz nach Osten. Das helle, strahlende Farbschema der AuBenfassaden setzt sich auch im Innern des Gotteshauses fort . Die Umgestaltung des Innenraums konzentrierte sich auf die Vierung. Der Hauptaltar wurde an den Schnittpunkt von Langhaus und Querschiff versetzt und bezieht sich nun auf aile angrenzenden Bereiche. AuBerdem wurde der Altarbereich tiefer gelegt und erhebtsichjetzt nur noch vier Stufen uber das Schiff. DietraditioneUeKirchenbankaufteilung tangs den Aufienwanden wurde im Mittelschiff gebOndelt, sodass die Seitenschiffe jetzt v611ig frei bleiben . Die damit verbundene Reduzierung der sitzplatze entspricht dem ROckgang der Gottesdienstbesucher in der heutigen Gesellschaft. Dafilr erhielt auch das Querschiff nun Banke, wodurch der Altar als das eigentliche Zentrum des Gotteshauses deutlich markiert wird . In der Apsis findet sich eine mobile Bestuhlung, sodass der Raum fUr kUnftige Nutzungen flexibel bleibt. Das neue Sitzarrangement bringt die Gemeinde dem Altar naher, bietet ideale Sicht- und Horverhaltnisse und gestattet eine aktive Teilnahme am Gottesdienst. Die soliden Eichenbanke ruhen auf einem Eichenboden und bilden eine «Insel» innerhalb des Innenraums. Das gleiche Motiv wiederholt sich bei der Empore, die wie eine groBe Holzschublade in den Kirchenraum ragt . Zur Verbesserung der natOrlichen Belichtung wurden 200 mm breite Lichtschlitze in die , m dicken AuBenmauern geschnitten - ein groBe technische Herausforderung. Die leicht asymmetrische Anordnung dieser Lichtschlitze im Verhaltnis zu den darUber befindlichen Buntglasfenstern vermeidet eine Konkurrenz. Wegen der betrachtlichen wandstarke spielt das Licht, das von den tiefen Fensterlaibungen reflektiert wird, eine wichtige Rolle. Der minimale Eingriff macht aile Elemente im Altarraum sichtbar und belichtet auBerdem die verkehrsflachen. Das durch die Seitenschlitze einfallende Licht vermittelt den schrittweisen Obergang in das dunklere Hauptschiff und erh6ht so den mystischen Charakter des Raumes.
Materialwahl und Energiekonzept Der Architekt Christian Lenz lieB sich bei seiner Materialwahl von der massiven Steinkonstruktion der Kirche sowie von den Einrichtungsgegenstanden leiten . Nur drei verschiedene Materialien - Stein, Holz und MetaU - bilden die klare , harmonische Palette. Als Bodenbelag filr Kirchenraum, Sakristei und Gemeinderaum wurden polierte Solnhofner Kalksteinplatten mit den Abmessungen 500 x 500 mm gewahlt, die in Schachbrettmuster verlegt wurden. Der Bodenbelag unter den kirchenbanken und auf der Emporenerweiterung besteht aus massiven, ge6lten Eichendielen. Aile M6bel , darunter die Kirchenbanke, der Beichtstuhl, die Sedilien sowie die StUhle in der Apsis, bestehen ebenfalls aus Eichenholz. Orientiert an dem bestehenden Altar aus Travertin verwendete Christian Lenz fur die liturgischen Elemente wie Tabernakelschrank, Ambo, Taufbecken, Ewiges Licht, Weihwasserbecken und Opferstock Travertin und Bronze.
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Die technische Ausstattung der Kirche wurde erneuert und geschickt in die vorhandenen Raume integriert. Das Gebaude wird Uber eine Bodenheizung mit warrne aus dem ortlichen, mit Biomasse betriebenen Heizkraftwerk versorgt. In der Sakristei, dem Gemeindeund dem Jugendraum ist die Heizung auf 20· C, im Altarraum auf 12· C und in den Ubrigen Raumenauf 10· Causgelegt. Aile Kirchenbankeslnd mitelektrischen lnfrarot-Helzkorpern ausgestattet. An den Kreuzungspunkten der Deckenwolbungen sind Deckenstrahler in kreisforrnlge Offnungen eingelassen, die das Hauptschiff beleuchten. Auf den saulenkapitellen sitzen Fluter, die die Gewolbe ausleuchten, wahrend Strahler in den Ecken ihr Licht nach unten werfen und die saulenschafte aufhellen. In enger Zusammenarbeit zwischen Architekt, Auftraggeber und Bauausschuss gelang es, das umfangreiche, komplexe und qualitativ anspruchsvolle Projekt erfolgreich zu vollenden: Die bereits kraftvolle Architektur des Gebaudes wurde gestarkt und in einen lichterfUllten, einladenden Raum verwandelt, der die Gemeinde naher zusammenbringt. Dank der wenigen subtilen Eingriffe wirkt die Kirche schlicht und elegant.
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Haus Ruscher, Schnepfau Oskar Leo Kaufmann, Albert Ruf
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mterpretiert Das Einfamilienhaus steht in Hanglage an der HauptstraBe von Schnepfau, einem kleinen Dorfim Bregenzerwald. Wieviele neue Holzhauser in dieserGegend, die ftlr ihr leistungsfahiges Holzhandwerk bekannt ist, entstand auch dieses Projektin engerZusammenarbeit zwischen Architekt und Bauherr, dem Besitzer einerTischlerei. Auf dem GrundstOck stand das Elternhaus des Auftraggebers, das zu klein war und nicht mehr heutigen AnsprOchen entsprach. Der steile Hang stellte eine zusatzliche Herausforderung fur die Architekten dar, den Wunsch der Familie nach hellen, lichtdurchfluteten Raumen mit einem groBzOgigen offenen Wohn-, Ess- und Kochbereich zu erfOllen. Eine weitere wichtige Vorgabe war die Anbindung des neuen Wohnhauses an den angrenzenden Betrieb. Die auBere Gestaltung des Hauses fOgt sich in das d6rfliche Ortsbild ein. Das einfache volumen mit Satteldach, Oberdachter Terrasse und Holzverkleidung spiegelt traditionelle Elemente wider, die Oberall in der Region vorkommen . Das Haus umfasst drei Geschosse: Eingang, Garage, WaschkOche und Vorratsraume befindensich im Erdgeschoss. DarOber liegen der offene Koch- und Wohnbereich sowie ein Arbeitszimmer, daszugleich als Gastezimmer dient. Dieses Geschoss 6ffnet sich mit groBen Glasflachen zur StraBe und der imposanten Bergkulisse in der Ferne. Eine Oberdachte Terrasse mit Freibereich dient als Pufferzone zwischen Wohnhaus undTischlerei und erweitert zugleich die Nutzflache des Wohngeschosses. Die Schlaf- und Badezimmer im Dachgeschoss sind bewusst privat und abgeschieden gehalten.
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38 Haus RUscher, Schnepfau
1 Dach (U=0.21 W/m'K) Metallstehfalzdeckung Dachabdichtung Folie OSB-Platte 18 mm HinterlUftung 60 mm Holzfaserplatte 22 mm warrnedammung 100 mm Massivholz-Deckenelement 210 mm : Nadelholzbretter mit HartholzdUbeln verbunden
2 AuBenwand (U=O,21 W/m'K) Schalung Eiche 18 mm Holzlattung 40 mm Konterlattung 40 mm Holzfaserplatte 35 mm warmsdammung Mineralwolle 220 mm Stahlbeton 200 mm (Innenseite sichtqualitat)
3 Mehrschichtplatte Larche 22 mm Holzlattung 46 mm Neoprenlager 5 mm Dachabdichtung PE-Matte 5 mm vakuumisolationspaneel 20 mm PE-Matte 5 mm Dampfsperre Voranstrich Bitumen Stahlbeton 250 mm Holzlattung 30 mm sperrholz 12 mm 4 Riemen Fichte 20 mm Stahlbeton 148 mm Massivholz-Deckenelement 212mm
5 AuBenwand (U=0.21 W/m'K) Schalung Eiche 18 mm Holzlattung 40 mm Konterlattung 40 mm Holzfaserplatte 35 mm Massivholz-Wandelement 306 mm HinterlGftung 11 mm Stahlbeton 200 mm Fliesen 6 AuBenwand (U=0.27 W/m'K)
uranmatte warmedarnmung XPS-Hartschaum 120 mm Stahlbeton wasserundurchlassig 250 mm Vorwandinstallation 120 mm Gipskartonplatten 2 x 12.5 mm Fliesen 7 Fliesen 10 mm Stahlbeton maschinell geglattet 235 mm warmedammung 100 mm
8 Stahlbeton geschliffen , 250 mm warmedamrnung 100 mm
9 Stahlbeton maschinell geglattet und geschliffen 250 mm
(Unterseite sichtqualltat) 10 Stahlbetonfertigteil175-160 mm 11 AuBenwand (U=0 .27 W/m'K) Dranmatte warrnedammung XPS-Hartschaum 120 mm Stahlbeton wasserundurchlassig 250 mm (Innenseite sichtqualltat)
12 Riemen Fichte 20 mm Zementestrich 60 mm warmedarnmung XPS-Hartschaum 100 mm Bodenplatte Stahlbeton wasserundurchlasslg 250 mm Sauberkeitsschicht 60 mm
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40 Haus ROscher, Schnepfau
Konstruktion Mit seinem Satteldach passt sich das Haus architektonisch an die Umgebung an, stellt jedoch mit seiner Konstruktion eine unkonventionelle Weiterentwicklung des traditionellen Holzhauses dar. Auf einem Sockel aus Sichtbeton bilden vorgefertigte Massivholzelemente die wande, Decken und nacher der oberen Geschosse. Diese Elemente bestehen aus Fichten- und Tannenbrettern in elf Schichten mit einer Gesarntstarke von 310 mm. Innovativ an diesem Konstruktionssystem ist, dass die einzelnen Bretter ausschlieBlich von BuchenholzdGbeln zusammengehalten werden. Auf Leim, L6sungsmittel und Verbindungselemente aus Metall wurde verzichtet. Aile Materialien zur Montage der vorgefertigten Elemente sind umweltvertraglich und vollstandig wiederverwertbar. Der Bauherr legte zudem graBen Wert auf Naturbelassenheit und Materialechtheit. Das zeigt sich im Einsatz massiver Bauelemente ohne weitere Boden- oder Wandverkleidungen . Aile Holzwande, Decken und nacher bestehen aus tragenden, einschaligen Massivholzelementen . Bei der L6sung der schwierigen konstruktiven Fragen arbeiteten Statiker und Architekten eng zusammen . Um einen stGtzenfreien offenen Wohnbereich zu erzielen, ruht das Dachgeschoss nur zu 2,50 m auf dem Treppenhauskern aus Beton, wahrend es 5,50 m freitragend Gber den Wohnraum und die AuBenterrasse auskragt . Aufgrund der gewahlten Konstruktionsweise musste die FGhrung aller Installationsrohre und elektrischen Leitungen vor Baubeginnfestgelegt werden . Auch die Lagealler Schalter und Steckdosen musste schon in der Planungsphase bestimmt werden, da aile Wande und Decken entweder aus Ortbeton oder aber aus vorgefertigten Holzelementen bestehen. Jede Anderung vor Ort hatte das reduzierte Erscheinungsbild des Projekts beeintrachtigt und wurde daher unter allen urnstanden vermieden . Dementsprechend war von den Planern im Vorfeld eine Menge Koordinierungsarbeitzu leisten. Andererseits verlief daflir die eigentliche Bauphaseviel effizienter, da all diese Fragen bereits zu einem frGheren Zeitpunkt geklart worden waren .
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DieAufienflachen der vorgefertigten Massivholzelemente sind mit einer unbehandelten Eichenholzschalung verkleidet, die glatt geschliffen und ohne sichtbare Fugen installiert wurde. Mit der Zeit wird die hellgraue Farbung der verwitterten Holzfassade der Farbe des Sichtbetons im Erdgeschoss entsprechen, sodass der Eindruck eines monolithischen saukorpers entsteht. Auch bei der Planung der Einrichtungen und Mobelarbeiteten die Architekten eng mit dem Bauherrn zusammen, der sehr daran interessiert war, die reduzierte Materialpalette auch im Innern des Hauses fortzusetzen. Die oberflachen im Innern beschranken sich auf Beton und Holz: FOr die wande und Decken wurde Fichtenholz verwendet, die Boden bestehen aus geschliffenem und geoltern Beton oder Fichtenriemen, wahrend Mobel und Einbauten ausgeolter Eiche gefertigt sind.
Energiekonzept Das Wohnhaus wird mit einer Hackschnitzelheizanlage beheizt, die in der angrenzenden Tischlerei untergebracht ist. Die 310 mm dicken Massivholzelemente besitzen ausgezeichnete thermische Eigenschaften. Der Warmedurchgangskoeffizient ist so gOnstig, dasseine zusatzliche Darnmung unnotig ist. Die Heizkosten des neuenGebaudes liegen bei 55 Prozent verglichen mit einem konventionellen Holzhaus, da die wande eine hohe Warmespeicherkapazitat aufweisen. Die Holzelemente nehmen im Laufe des Tages Warmeenergie auf, die sie dann abends und nachts wieder langsam an den Innenraum abgeben . 1m Sommer verhindert die spelcherfahigkeit der Aufsenwande zudem eine Oberhitzung der lnnenraurne, die bei konventionellen Holzrahmenkonstruktionen haufig ein Problem ist. Das vorgefertigte Massivholzelementsystem bietet die Vorteile einer verkOrzten Bauzeit vor art, ausgezeichnete Brandschutz- undSchallschutzwerte sowieeinegute tuftqualitat im Innenraum durch den Verzicht auf Klebstoffe und tosungsmittel. Zudem tragen die Holzelemente zur Regulierung des Innenraumklimasbei, indem sie Luftfeuchtigkeit aufnehmen und so kurzzeitige Schwankungen ausgleichen. Ein weiterer positiver Effekt ist die Abschirmung elektromagnetischer Strahlungwie zum Beispiel Mobilfunksignale.All diese Aspektetragen zur Schaffung eines behaglichen und gesunden Wohnklimas bei.
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Dorfzentrum Ubersaxen Matthias Hein
Harte Schale, weicher Kern Das Dorf Obersaxen liegt hoch Iiber dem Rheintal und bietet eine einmalige Aussicht vom Gipfel des Piz Buin bis hin zum Bodensee. 1m Jahre 2002 lobte die Gemeinde mit gerade einmal 600 Einwohnern einen Wettbewerb zur Umgestaltung des bestehenden Gemeinde- und Schulhauses aus. Neben der Errichtung eines Mehrzwecksaals soUte ein Dorfplatz geschaffen werden. Zu den geladenen Teilnehmern geh6rten neben zehn etablierten Biiros auch zwei junge Architekten. Einer von ihnen war Matthias Hein, der schlieBlich als Sieger aus dem zweistufigen Wettbewerb hervorging und mit dem Entwurf und der Planung des Projekts betraut wurde. Zu den entwurfsbestimmenden Kriterien geh6rten die Bewahrung der spektakularen Aussicht, die Einbindung des neuen Gebaudes in das kleinteilige DorfgefUge, und die Erhaltung eines bestehenden Einfamilienhauses auf dem BaugrundstGck des kilnftigen Dorfplatzes, der in der zweiten Phase des Projektsgeschaffen werden sollte. Das Projekt umfasste zudem die Sanierung des bestehenden Dorfhauses aus den 1960er Jahren, in dem die Gemeindeverwaltung, die Volksschule, der Kindergarten und Vereinsraurne untergebracht waren. Der Auftraggeber wiinschte eine Neuordnung dieser Flachen und die Schaffungseparater tingange, um die einzelnen Funktionen abzugrenzen und so fllr deren unabhangigen, st6rungsfreien Betrieb zu sorgen. 1m neuen Anbau sind ein Mehrzwecksaal, die Bibliothek und eine geraurnige Bar untergebracht.
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Dorfzentrum Obersaxen
Trotz der dunkelgrauen Farbe des Neubaus prasentiert sich der Baukorper zum Dorfplatz hin niedrig und unaufdringlich . Um das Einfamilienhaus zu erhalten und das neue Gebaude im MaBstab an die umliegenden Bauten anzupassen, verlegte der Architekt sarntliche Nebenraume unter den neuen Platz. Indem der neue Mehrzwecksaal in den Boden versenkt wurde, konnte das Gebaudevolurnen reduziert und damit der spektakulare Ausblick erhalten werden. Die tatsachliche Hohe des Neubaus ist nur an der talseitigen westfassade wahrnehmbar. Die Blick- und LichtfOhrung geht durch den Bau hindurch und folgt dem Verlauf des Hanges. Durch eine groBe Glasfassade offnet sich das Innere zu einer weltlaufigen Grilnflache, die fiir verschiedene Aktivitaten und veranstaltungen in der Gemeinde nutzbar ist. Zusammen mit dem umgestalteten Gemeindehaus definiert die L-Form den Platz und verleiht dem Neubau Prasenzan der Ortsdurchfahrt. Dreieinhalb Jahre nach Fertigstellung der ersten Bauphase wurde das Einfamilienhaus abgerissen, um platz fur die Umsetzung des neuen Dorfplatzes zu machen. Nach Planen des Architekten Markus Cukrowicz wurden die graBformatigen, sandgestrahlten Betonfertigteile uber den gesamten Platz fortgefilhrt, sitzmobet aufgestellt und japanische Kirschbaurne gepflanzt, die Obersaxens Zentrum wahrend der BIOte im FrOhjahr in ein kraftiges Rosa tauchen. Der Platz gewahrt nun Zugang zu allen Funktionen der beiden sebaude und bietet Raum fllr aile schulischen Aktivitaten und fur Gemeindeveranstaltungen .
Konstruktion Der Entwurf flir den kantigen saukorper leitet sich vom Namen des Dorfes ab. der sich aus dem lateinischen Wort saxum - fur Stein oder Fels- entwickelt hat. Dass dies wortlich zu nehmen ist , zeigte sich beim Aushub fur den Neubau, bei dem mehr Fels gesprengt werden musste als erwartet. Die fUr den Neubau verwendete Splittbetonmischung ist zu 7 Prozent anthrazitgrau eingefarbt und besitzt eine raue und porose oberftache, die der im StraBenbau ahnlich ist. Keine Baufirma in der Region besaB Erfahrungen mit dieser Art von Beton, daher mussten zahlreiche Versuche durchgefUhrt werden, um die Wirkung des Abbindeverzogerers korrekt zu bestimmen, der auf die Innenseite der Schalung aufgebracht wurde, um die kornige Oberflachenstruktur zu erhalten. Die Ortbetonkonstruktion wirkt auf den ersten Blick einfach, stellte aber aufgrund der Anordnung der Fenster und der Wahl relativ schlanker Stiitzen filr die erfahrenen Tragwerksplaner eine Herausforderung dar. Demzufolge wurden die StOtzen aus hochfestem Beton vorgefertigt, wahrend das Dach aus 320 mm starken Hohlplatten besteht, die 13 m Oberspannen. Eine graBe Herausforderung bereitete auch das Auflagern der auBen gedarnrnten Hohlplatten auf den innen gedarnrnten setonwanden. wahrend die Gebaudehiille auBen rau und hart wirkt, ist der Innenausbau in warm en dominiert Eiche: FOr den Boden wurde eine dunkle, stark gemaserte Variante gewahlt, die wande sind mit Parkett in deutlich feinerer Sortierung verkleidet, an der Decke kommen sehr helle und schlicht furnierte Schlitzplatten zum Einsatz. Durch diese Abstufung der Oberflachen wird die Einheitlichkeit des Materials aufgelockert und dem dunklen FuBboden subjektiv das hochste Gewicht verliehen. Wahrend abendlicher Veranstaltungen ist das Licht in dem holzverkleideten Raum von fern sichtbar und schafft eine einladende Atrnosphare. Die oberflachen im unterirdischen Nebenraumbereich sind mit Ausnahme des schwarzen Gussasphaltbodens hell gehalten, um den Charakter des kOnstlichen, fensterlosen Raumes zu unterstreichen und die Orientierung im Gebaude zu erleichtern. Aile TOren, Fenster und Mobel bestehen entweder aus Eichenholz oder haben eine weiBe Oberflache.
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46 Oorfzentrum Obersaxen
5 Fu6boden (U-O.326 W/ m' K) Stabparkett Eiche 22 mm PE-Foli e 8lindboden 20 mm Schwingtra ger 2 • 26 mm Auflager Gummigranula t 10 mm Oampfsperre W3rmed ammung Minera lwoll e 80 m AusgleichsschOttung 13 mm Abdichtung 8itumenbahn acdenptatt e Stahl belon wasserundurchl assig 250 mm Sauberkeitssch icht 50 mm
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Oach (U -O.293 w / m'K ) KiesschOllu ng 16/32 50 mm Oachabdichl ung PE-Folie Gef311ed3mmung Polyslyrol-Hartschaum 300 mm Oampfsperre 8et onhohikOrperdecke 320 mm Akust ikdecke abgehangt 200 mm
2 Au6enwand (U -O.22 W/ m'K ) Stahlbeton mit Splilloberfl3che 280 mm warmed3mmung Mineralwolle 2 .80 mm oampfsperre Install ati onsebene fUr LOftung 270 mm Unterkonstruktion 60 mm spanplatte 20 mm Klebeparkell Eiche 10 mm 3 Klebeparkell Eiche 10 mm Spanplatte 20 mm Unterkon slruktion 60 mm Installationsebene fUr LOftung 330 mm Unterkon struktion 60 rnrn, dazwischen Mineralwolle Gipskartonplatten 2 • 12.5 mm
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4 Fu6boden (U-O.283 W/m'K) Gussasphalt 30 mm Estrich mit Trittschalld mmung PE-Hart schaum 70 mm Oampfsperre SchOttung Polystyrol gebunden 92 mm Abdichtung 8itumenbahn sodenptatte Stahlbeton wasserundurchl3ssig 250 mm Sauberkeitsschichl50 mm
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DasHauptmerkmal des Merkzwecksaals ist seine groBe Flexibilitat: Er lasst sich innerhalb von fGnfzehn Minuten von einer Sporthalle zu einem veranstaltungssaal umwandeln . Eine der stirnwande lasst sich mit Hilfe von Seilwinden herunterklappen, sodass eine BOhne entsteht. Die notwendigen Einbauten wie Beleuchtung, vorhange und Reflektoren konnen an Schienen, die in die Decke integriert sind, herausgefahren werden. Wahrend des normalen Sportbetriebs schOtzensprossenwande vor den geschosshohen Fenstern die Sportler vor moglichen verletzungen. Bei veranstaltungen konnen diese hinter den BOhnenbereich verschoben werden . Selbst die Spielfeldmarkierungen konnen unter einem Kunststoffbodenbelag verschwinden, der sehr schnell ausgelegt werden kann, um eine «Turnhallenatmosphare» zu vermeiden , die in dieser Art von Raumen sonst haufig anzutreffen ist. Eigens angefertigte bruchsichere Lampen sind flachenbilndig in die Decke eingelassen. Sie enthalten Leuchtmittel fOr Sportveranstaltungen, dimmbare Lampen fOr andere Veranstaltungen sowie die Notbeleuchtung. Dadurch ist es rnoglich, unterschiedliche Lichtstimmungen zu erzeugen, ohne die Deckenuntersicht mit einer Vielzahl verschiedener Leuchten versehen zu mOssen. Alle Liiftungskanale wurden komplett aus der Decke ferngehalten und in den Wanden verlegt. Durch diese MaBnahme konnte der Installationsraum auf 20 cm reduziert und damit auch die Gesarnthohe des Gebaudes minimiert werden . Die Betonskelettkonstruktion mit Hohlkorperdecken des bestehenden Dorfhauses konnte erhalten werden . Allerdings mussten mehrere tragende Wande entfernt werden, die durch verdeckte Stahlkonstruktionen ersetzt wurden. Die Fenster und das Heizungssystem des cebaudes befanden sich allerdings in schlechtem Zustand, und die thermischen Eigenschaften der GebaudehOlle entsprachen nicht mehr dem heutigen Stand der Technik. Eine neue geschosshohe Verglasung ersetzt die alten Fenster und Holzausfachungen, ein auBen an der Fassade angebrachter Vollwarrneschutz sorgt fOr ein dichtes, gut gedamrntes Inneres. 1m Sockel des Gebaudes waren frOher fensterlose Funktionsraume untergebracht. Bei der Neuordnung der Funktionen im Inneren wurde das Sockelgeschoss geoffnet, sodass nun jeder Raum Bezugnach auBen hat. Die bestehenden Materialien wurden mit neuen erganzt: die korridorboden bestehen aus Kunststein, in den Klassenzimmern wurde Eichenparkett verlegt, die Wande und die Decken wurden weiB gestrichen. TOren, Fenster und Mobel bestehen aus Eichenholz. Dank eines neuen Aufzugs haben jetzt auch Personen mit Mobilitatseinschrankungen Zugang zu allen Geschossen des Gebaudes. Dasfertiggestellte Projekt ist ein positives Beispiel fur mutige und motivierte Bauherren, die bereit sind, Auftrage an junge, aufstrebende Architekten zu vergeben , die so eine Chance erhalten , ehrgeizige Projekte zu verwirklichen .
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M l :400
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olpererhllrte, Ginzling Hermann Kaufmann
Niedrigenergie in grofler Hohe Seit Ober hundert Jahren existiert an exponierter Stelle eine SchutzhOtte fur Wanderer und Bergsteiger. Auf einer H6he von 2389 m bietet die Lage einen atemberaubenden Ausblick auf die umliegenden Gletscher und die Gipfel der Zillertaler Alpen sowie den Schlegeisspeicher im Tal. Da die Renovierung desAltbaus keine praktikable L6sung war, entschied man sich 2005 dafilr, ihn durch einen Neubau zu ersetzen. Bauen in groBer H6he bedeutet eine Herausforderung, vor allem was den Energieverbraucheines oebaudesbetrifft. Das Hauptziel bestandhier nicht darin, einearchitektonische Aussage zu realisieren, sondern eine angemessene Unterkunft zu schaffen. Der Architekt Hermann Kaufmann gewann den geladenen Wettbewerb mit einem bescheidenen Entwurf, der auf die herrschenden Bedingungen einging und sich fllr «Innovation durch Einfachheit» einsetzte. Das neue sebaude zeigtsich als ein kompaktes, unspektakulares volumen. Es ist ganz auf die hochalpinen klimatischen Bedingungen abgestimmt und existiert in Harmonie mit seiner Umwelt. Die Konstruktion erfOllt die funktionalen und programmatischen Anforderungen, indem es Bergsteigern eine einfache Unterkunft bietet. 1m Erdgeschoss sind vorratsraume, die KOche und der Gastraum untergebracht. Ein groBes Panoramafenster gewahrt einen spektakularen Ausblickauf den Stausee und die Berggipfel in der Ferne. Die einfachen schlafraurne filr die Obernachtungsgaste liegen im Obergeschoss.
M 1:5000
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50 Olper erhGtte . Ginzlin g
Konstruktion
Das Bauen in groBer Hohe hing frO her stark von der VerfOgbarkeit der Baumaterialien abo Daran hat sich auch heute nicht viel geandert. Vor mehr als einem Jahrhundert wurde die alte SchutzhOtte aus Steinen errichtet, die vor art vorhanden waren. Inj ener Zeit betrachtete man die arbeitsintensive Errichtung des schweren Mauerwerks als beste tosung, da der Transport groBer Mengen von Baumaterial aus dem Tal nicht moglich war. Technische Fortschritte in der Baubranche und moderne Transportmittel wie zum Beispiel Helikopter haben heute die Bedingungen beim Bau in hochgelegenen Alpenregionen nachhaltig verandert. FOr die Errichtung der OlpererhOtte boten Vorfertigungstechniken und groBformatige Brettsperrholzelemente eine kostengOnstige tosung, da nur wenige Elemente zu transportieren und vor art zu verbauen waren. Mit 913 HelikopterflOgen wurde das Baumetrial auf die Baustelle gebracht - darunter 350 Fertigteile, die dort innerhalb von drei Tagen montiert wurden. Das Hauptziel beim Entwurf der neuenschutzhOtte war eine einfache Konstruktion, bei der Zahl und Menge der einzelnen Fertigteilernoglichstgeringgehalten werden sollte. Der Architekt strebte «Innovat ion durch Reduktion» an und verwirklichte in einer klaren Konstruktion harmonische lnnenraurne. Der kompakte Neubau mit Satteldach, der die alte SchutzhOtte ersetzt, kragt 2,50 m Ober eine StOtzwand hinaus. Diese BetonstOtzmauer, die zugleich die Terrasse bildet, wurde mit dem Schutt des abgerissenen Altbaus hinterfOllt und mit Steinen ausder Umgebung verkleidet. DarOber erhebt sich eine zweigeschossige Konstruktion aus bis zu 11 m langen Brettsperrholzelementen aus Fichte, deren Starkezwischen 125 und 176 mm betragt, Diese Fertigteile wurden fOr die Wande, die oeckenboden und die uachflachen verwendet. DieAuBenwande des Erdgeschosses fungieren als geschosshohe Trager und sind in der GrOndung verankert, um die Last des auskragenden Gebaudeabschnitts zu reduzieren . Die BrOstung unterhalb desgroBen Panoramafensters ist zwischen diesen beidenwanden befestigt, daran sind wiederum die Bodenelemente der Gaststube abgehangt, Die Mittelwand durchzieht die gesamte Gebaudelange und stiitzt das Dach. Die Geschossdecken und Dachflachen sind als Scheiben wirksam und dienen zur Aussteifung der ganzen Konstruktion. Die Brettsperrholzelemente bilden sowohl das Tragwerk als auch die warrnedammung fOr das Gebaude. Da das Haus nur zwischen Mitte Juni und Mitte Oktober genutzt wird, ist eine zusatzliche oammung nicht erforderlich. Zum Schutz der Sperrholzelemente vor der rauen Witterung wurden aile Aufienflachen einschlieBlich des Daches mit unbehandelten Larchenholzschindeln verkleidet. 1m Laufe der Zeit wird diese Holzschindelungverwittern und eine silbergraue Farbung annehmen, sodass das Gebaude noch mehr mit seiner Umgebung verschmelzen wird. In den Wintermonaten schOtzen Klappladendie Fenster,wahrenddasgroBe Panoramafenster mit Einhangeladen abgedeckt wird. 1m Innern sorgen sichtholzoberflachen fOr eine warme und behagliche Atmosphare,
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52 olpererhutte, Ginzling
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1 Photovoltaikelement auf Kupferblech
2 Dachaufbau : Schinde ln Larche Streuschalung 24 mm Holzlattung 100 mm Unterdachbahn Brettsperrholzelement Fichte 176 mm (Unterseite sichtqualltat)
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3 Dreischichtplatte Fichte 42 mm
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4 Binder arettsperrholztrager 166 mm
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6 Holzfenster mit Isolierverglasung
7 Decke Brettsperrholzelement Fichte 148 mm (beidseitig sichtquatltat)
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8 Rahm Brettschichtholz 94 x 160 mm 9 Schindeln Fichte Brettsperrholzelement Fichte 148 mm (Innenseite slchtquatitat) 14
10 Ho(zrost Larche 50 mm 11 Sto6ausbildung F90 Dreischichtplattenstreifen in Nut verschraubt, 2 x 200/27 mm + 110/27 mm 12 Decke Brettsperrholzelement Fichte 166 mm (Oberseite slchtqualltat)
13 Schwelle Brettschichtholz 94 x 160 mm
M 1:50
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5 Klappladen Larche massiv 25 mm
14 Perimeterdammung 60 mm Abdichtung Bitumenbahn Stahlbeton 200 mm
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54 OlpererhOtte. Ginzling
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Energiekonzept Das Konzept des Architekten sah eine extreme Reduzierung des Energieverbrauchs vor. Durch den vorwiegenden Einsatz von Holz ist die Hiltte sehr dauerhaft, zur Ganzewieder verwertbar und besitzt einen niedrigen Gehalt an grauer Energie. Ohne unterstUtzende Infrastruktur nutzt das Gebaude seine Orientierung, um warrnegewinne aus der Sonneneinstrahlung optimal zu nutzen. Da es nur wahrend des Sommers genutzt wird, konnte die Haustechnik auf ein absolutes Minimum beschrankt werden. Der Lowtech-Charakter des Gebaudes sorgt filr eine Behaglichkeit, die den Erwartungen der Besucher entspricht. Der tagliche Strombedarf des 6o-Betten-Quartiers betragt nur 29 Kilowattstunden; 14 Prozent davon werden von der Photovoltaikanlage auf dem Dach gedeckt, 86 Prozent von einem Blockheizkraftwerk, das mit aaosot betrieben wird und fiir die Wasseraufbereitung erforderlich ist . Pro Kilowattstunde produziertem Strom liefert das Heizkraftwerk zwei Kilowattstunden Abwarrne, die zur Beheizung der Duschen, der KUche und des Gastraumes genutzt werden. Dies wird durch einen Kachelofen erganzt, der in den nachsten Jahren ausschlieBlich mit Holz befeuert werden wird, das beim Abbruch des Altbaus anfiel. Die ErschlieBungs- und schlafraurne bleiben unbeheizt, hier sorgen Fenster, die geoffnet werden konnen, fil r eine natUrliche LUftung. Ein kleines, warmegedamrntes Nebengebaude dient im Winter als Behelfsunterkunft filr Selbstversorger. Die OlpererhUtte geht architektonisch angemessen auf den Standort, das ortliche Klima und die Jahreszeiten, daruber hinaus aber auch auf die Anforderungen des heutigen alpinen Tourismus ein. Die heutigen Bergsteiger sind gebildete Menschen, denen die sefahrdung der Umwelt, in der sie sich bewegen, bewusst ist. Das einfache Leben in den Bergen betrachten sie als willkommene Abwechslung von dem von Technologie bestimmten Alltagsleben in der Stadt . Das neue Gebaude demonstriert Uberzeugend, dass towtech-Losungen sehr energieeffizient sein konnen.
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Gemeindezent rum St. Gerold Kompakt und stimmig Cukrowicz Nachbaur Badehaus Metzler, Rankweil-Brederis Leben am Teich Marte Marte SYSTEM3 MaBgeschneiderte Vorfertigu ng Oskar Leo Kaufmann, Albert Ruf Haus Rauch, Schlins NaWrliches Bauen Planungsgemeinschaft Lehmhaus : Roger Boltshauser, Martin Rauch Gasthof Krone, Hittisau Mit einander von Alt und Neu Bernardo Bader
58 Handwerk und Material
Halz Ein Drittel Vorarlbergs ist immer noch von waldern bedeckt. [I] Schon im Mittelalter wurde die wichtige Schutzfunktion der Walder in den Gebirgsregionen erkannt. In groBer Hohe schOtzen sie Siedlungen wirksam vor Lawinen und Erdrutschen. Die Auswirkungen der heutigen Umweltverschmutzungen und das damit verbundene Waldsterben sind ein glob ales Problem; fOr die Alpenregionen sind sie jedoch ganz besonders verhangnisvoll.
1 Frisch geschlag ne Holz SPit
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UrsprOnglich tiel auch die Holzfallerei in den Tatlgkeitsbereich der Zimmerleute. FOr groBe Gebaude wie Kirchen oder Kloster wurden ganze Walder abgeholzt, und die Bauleute gingen selbst in den Wald, um gesunde und gerade gewachsene BaurnefOr den Bau auszuwahlen. vorzugsweise wurden die saurne im Winter gefatlt, weil ihr Feuchtigkeitsgehalt dann besonders niedrig ist . 1m Sommer belieB man frisch geschlagenen Stammen zunachst die Krone, da das Blattwerk dazu beitrug, die Feuchtigkeit aus dem Stamm zuziehen. Beider Ernte des Holzeswurden zudem die Mondphasen berOcksichtigt, weil diese dem Volksglauben nach die Dauerhaftigkeit des Holzes beeinflussten. [1] Ein langer und grOndlicher Trocknungsprozess schOtzte das Holz vor Schwundrissen und Verwerfungen sowie vor Insekten- und Pilzbefall. Erst anschlieBend verarbeiteten die Zimmerleute die Starnrne weiter zu Bauholz. [5] Das enge Verhaltnis der Zimmerleute zu ihrem Material, das sich in diesem handwerklichen Arbeitsprozess eingestellt hatte, ging durch das Aufkommen von sagewerken verloren. Bauholz wurde nun kosteneffektiv von den sagewerken zugeschnitten und zum Kauf angeboten. In einigen abgelegenen talern und Siedlungen bewahrten allerdings Zimmerleute und Bauern die alten handwerklichen Techniken der Holzverarbeitung bis in die 1950er Jahre. Vorarlberg ist nicht nur dicht bewaldet, hier flieBen auch zahlreiche Bache und FIOsse, die den Bau von mit Wasserkraft betriebenen sagewerken errnoglichten. Bis ins 19. Jahrhundert besaB nahezu jedes Dorfzumindest eine sagernuhle, und viele Bauern unterhielten in der Nahe ihrer Walder sagewerke in Gemeinschaftsbesitz . Infrastrukturelle Verbesserungen und die Zunahme der Motorisierung bedeuteten im 20. Jahrhundert das Ende fur die kleineren sagewerke: nur die groBeren und effizienteren konnten Oberleben. Allerdings eroffneten neue Fertigungstechniken wie die Herstellung von Brettschichtholzprodukten und Betonschalungen auch neue Markt- und Exportchancen fOr Vorarlberger sagewerke und Zimmereibetriebe. [II]
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2 Montage erne Tragwerk au Brt'll
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60 Handwerk und Material
Das Zimmermannshandwerk
Das Zimmermannshandwerk gehort zu den altesten und wichtigsten Bauberufen und bildet die Grundlage der architektonischen Kultur in Vorarlberg. [3J Als BGrger von stadten und landlichen Gemeinden konnten einzelne Zimmermeister den hochsten gesellschaftlichen Status erlangen. Der Beruf war in ZGnften organisiert, die das Gewerbe beaufsichtigten und festlegten, wie Meister, Gesellen und Lehrlinge zusammenlebten. Die ZGnfte kontrollierten die Preise und die oualltat der verrichteten Arbeit und verhinderten betrGgerische Machenschaften und Gbertriebenen Wettbewerb. Sie legten aber nicht nur Verhaltensregeln fest, sondern waren zugleich auch religiose Bruderschaften. Prazis festgelegte Regeln galten insbesondere auch filr die Lehrlinge in ihrer dreijahrigen Ausbildungszeit: Man legteWert auf einen gottesfOrchtigen und ehrbaren Lebenswandel. Ein praktisches Examen schloss die Ausbildungszeit aboHierbei musste der Lehrlingein Gebaude oder ein Modell, das sogenannte GesellenstGck, zur PrGfung einreichen. [4J Daran schloss sich die dreijahrige Gesellenzeit an, wahrend der die Gesellen in andere Gegenden der Welt reisten und sich dort mit neuen Arbeitsweisen vertraut machten. Die Regeln waren ausgesprochen streng. Die Gesellen durften in dieser Zeit nicht nach Hause kommen und auf einer Baustelle nicht langerals sechs Monate verweilen. Oberall in Europa gab es Zunfthauser, und noch heute erblickt man Zimmergesellen in ihrer Kluft, bestehend aus schwarzer Kordweste, Schlaghose und breitkrempigem Hut. Die Zusammenarbeit im Berufund das gemeinsame Leben in den Zunfthausern sorgten fur ein starkes zugehorigkelts- und GemeinschaftsgefOhl, sodass die Zimmerergilden bis in die Gegenwart bestehen blieben. Da Vorarlberg ein armes Land mit nur wenigen groBeren sauauftragen war, arbeiteten die Vorarlberger Zimmerleute vorzugsweise in der Fremde. Die ZGnfte konnten den Bauboom nutzen, der nach den Verheerungen des Dreiffigjahrigen Krieges (1618-1648) einsetzte. Zwischen 1650 und 1800 bautenZimmerleute ausVorarlbergmehrere hundert GroBprojekte in SGddeutschland, Osterreich, der Schweiz, dem Elsass und in sohrnen. Entsprechend reisten in Vorarlberg nicht nur die Gesellen, das gesamte Gewerbe war standig unterwegs. Manche Dorfchroniken berichteten, dasswahrend der von Marz bis Oktober dauernden Bausaison fast 90 Prozent aller mannlichen Einwohner in der Fremde tatlg waren. Vorarlbergs Barockbaumeister entwarfen viele Kirchen und Kloster; einige der schonsten Beispiele findet man in Birnau und Weingarten in Deutschland sowie in Sankt Gallen und Einsiedeln in der Schweiz. Beriihmte Baumeister wie Franz Beer und Peter Thumb wurden sehr wohlhabend und siedelten sich in grofieren stadten wie etwa in Konstanz an. Bis ins 19. Jahrhundert waren die Zimmerleute nicht nur Handwerker, sondern nahmen, als Baumeister, auch die Aufgaben vonArehitektund Statikerwahr. Die Industrialisierung braehte neue Aufgaben - etwa den Entwurfund die Konstruktion von Betonsehalungen -, insgesamt aber verkleinerte sich das Tatigkeitsfeld der zimmerleute betrachtlich. Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert war daswerkzeugder Zimmerleute im Wesentliehen gleieh geblieben; nun wurde die Handarbeit zunehmend dureh elektrische Werkzeuge und Masehinen Gbernommen. [III)
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4 Zimmerrnannsgesellen rmt ihren Gesellenstucken, t.eiblachtal. ca. 1920
5 Zrrnmerrnanner bearbeiten ernen Balken rnit ihren areuasten, Horbranz, 1906
62 Handwerk und Material
Die Kultur des Handwerks
Die ZOnfte umfassten ursprOnglich nur Zimmerleute und Maurer, sparer wurden auch Angehorige anderer Berufe wie Steinmetze, Stuckateure, Bildschnitzer und Maleraufgenommen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts schlieBlich wurden sie fur alle Bauberufe geoffnet. wahrend viele ZOnfte aufgelostwurden oder an Einfluss verloren, blieben die einzelnen Berufe bestehen und konnten die Handwerker ihr Fachwissen bewahren . Das WiederaufblOhen der handwerklichen KulturVorarlbergs gegen Ende des20.Jahrhunderts lasst sich nur im Kontext seinerzeltgenossischen Architektur verstehen. Die Wiederbelebung von Holzbautechniken in den 1960er Jahren, fur die eine Reihe junger Architekten wie Hans Purin und RudolfWagerverantwortlich war, sorgten in vielen Bauberufen fllr neues selbstvertrauen. In ihrer Suche nach einer neuen Formensprache lieBen sich dieseArchitekturpioniere nicht nur von der landschaftstypischen Architektur anregen, sie griffen auch auf die regionale Tradition des hochqualifizierten Handwerks zurOck. Insbesondere die zimmerleute profitierten von diesem Wandel, denn sie erhielten die Verantwortung fllr die AusfOhrung ganzer Gebaude zurilck, nachdem sie sich jahrzehntelang mit der Errichtungvon Dachkonstruktionen hatten begnOgen mOssen.
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HeutegrOndet die Beziehung zwischen Architekten und Handwerkern aufgegenseitigem Respekt: Beide Seiten schatzen die Fahigkeiten desGegenObers und dessen seltragezur Gesamtleistung; zugleich erkenntman seine eigenen fachlichen Grenzen. Die Handwerker schatzen, dass die Architekten die realen Gegebenheiten kennen und funktionale oebaude entwerfen wollen. Die Architekten wiederum konnen sich auf die Bereitschaft der Zimmerleute zur Zusammenarbeit und die ausgezeichnete Qualitat der handwerklichen AusfOhrung verlassen . Viele Architekten stammen aus Familien mit einer starken handwerklichen Tradition oder haben sogar selbsteineAusbildung in einem Bauhandwerk absolviert, sodass sie die aufkommenden Fragen und Probleme schnell erfassen. Beide Berufsgruppen arbeiten bei der Erhaltung und Weiterentwicklung traditionellen Fachwissens zusammen und entwickeln und erproben auch neue Fertigungsmethoden. GestOtzt wird diese Kultur von Auftraggebern, die das Handwerk als einen wichtigen und integralen Bestandteil des Alltagslebens begreifen und die sich bereitwillig auf unkonventionelle Abwandlungen traditioneller Gebaudetypologien, auf innovative Konzeptionen und neue Ideen einlassen. Das so entstandene symbiotische Verhaltnis hat Entwurfspraxis, Handwerk und Industrie zusammengeschweiBt und zur Ausbildung einer regionalen ldentitat beigetragen, die dem Baugewerbe neue Kraft gibt. Das gilt vor allem fur die Region Bregenzerwald, in der einst viele einflussreiche Gilden und berOhmte Baumeister ihren Sitzhatten. Schon frilh erkannten hier die Handwerker dasPotenzial, dassich aus der engen Zusammenarbeit mit Architekten ergab. Trotz ihres ausgezeichneten Fachwissens in Herstellung und Materialverarbeitung realisierten sie, dass es eines kreativen Stimulus bedurfte, um den verschiedenen handwerklichen Berufen zu einem neuen Aufschwung zu verhelfen. Diese Einsicht veranlasste 1991 eine Reihe von Handwerkern, den Wettbewerb «Handwerk und Form» ins Leben zu rufen. In den zwanzig Jahren davor hatte die Aktivitat der ZOnfte deutlich nachgelassen. Das Handwerk galt neben den GroBunternehmen, die zunehmend auf industrielle Massenfertigung setzten, als veraltet. Die Gesellschaft betrachtete die Ausbildung in einem Handwerk nicht mehr als Beruf mit Zukunft, was wiederum junge Leute davon abhielt, entsprechende Laufbahnen zu wahlen, Angesichts dieser Lage war der Wettbewerb eine strategische MaBnahme, die Innovationsbereitschaft signalisieren unddemHandwerk neue Impulsegeben sollte. [IV] Die offentliche Prasentaticn der Wettbewerbsergebnisse fand bei der sevotkerung und in den Medien viel Aufmerksamkeit und trug maBgeblich zur Renaissance der Handwerksberufe in den kommenden Jahren bel,
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1m Kontext einer Initiative der Vorarlberger Landesregierung zur starkung der Region schlossen sich Handwerker 1999 zur Vereinigung«Werkraum Bregenzerwald» zusammen. Heute sind die meisten der iiber 90 Mitglieder innovative Betriebe im Bereich der Bauindustrie. Dazu gehoren Zimmereien, Tischlereien, metallverarbeitende Betriebe sowie Elektro - und Installationsunternehmen. Es sind erklarte Ziele der Vereinigung, das Bewusstsein fur die Bedeutung des Gewerbes zu starken, ortliche Produkte von hoher Qualitat zu fOrdern und die Ausbildung der kommenden Handwerkergeneration zu unterstUtzen, damit das traditionelle Fachwissenweitergegeben werden kann und auch in zukunft qualifizierte Fachleute zur VerfUgung stehen. Der Wettbewerb «Handwerk und Form» findet alle drei Jahre statt; hier konnen die einzelnen Berufszweige ihre jUngsten Errungenschaften prasentieren . Dadurch haben die Handwerker Beziehungen zu Architekten und Designern knUpfen konnen und profitieren auch langfristig von der engen Zusammenarbeit. Als Alternative zur globalen Massenproduktion werden die Produkte in kleinen Familienunternehmen hergestellt und erfUllen die hochsten Erwartungen in Hinblick auf Form, Funktion und handwerkliche Qualitat. Dass man sich gleichzeitig fur eine neue Asthetik und die ortliche Tradition engagiert, hat das regionale ldentitatsgefuhl und Selbstvertrauen der Bevolkerung sichtlich gestarkt. Die Arbeit der Handwerker hat zur Herausbildung einer zeitgenossischen arch itektonischen Formensprache beigetragen, die nachhaltige Formen des Arbeitens , Lebens und Bauens
8-9
Fertlgung von
areusctnchmotz In Reuthe
fordert . [2. 6- 9J
I Amt der vorartberger t.andesregierung. Forstwesen (www.vorartberg.at. Marz 2009)
II Rudolf sagmersrer. Hollbaukunsl In vorartberg (8regenz Verlag Eugen Russ. 1988 l. S. 15 III ebd .. S. 7 IV Claud" Schwart z, DoeIdea le wechsetoenehung Arctut ktur und Handwerk rrn Br Renlerwald Inn Tell PIn
gesarntkulturellen Phanomens 8d. '17. Nr 22. S. 1 .
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Gemeindezentrum St. Gerold Cukrowicz Nachbaur
Kompakt und stimmig Die kleine Berggemeinde St. Gerold liegt an den steilen sudhangen des GroBen walsertals. Vom Ortaushat maneinen spektakularen Ausblickaufdie umliegenden GebirgszUge. In unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Gemeindezentrum finden sich historische Bauwerke: Gleich Uber der StraBe erhebt sich dasdenkmalgeschUtzte Schulhaus, weiter unten im Tal liegt die Benediktinerpropstei St. Gerold. Indem das hohe cebaude die Vorteiledesoelandesausnutzt,verbindet esdasStraBenniveau mit demtiefer liegenden Spielplatz. Das kompakte Programm des Gemeindezentrums stapelt sich Uber vier Geschosse und umfasst einen Kindergarten, eine Spielgruppe, den Dorfladen, einen Mehrzweckraum und die Gemeindeverwaltung. Die einzelnen Funktionen wurden entsprechend der Nutzungshaufigkeit und der Zuordnung zu den AuBenraumen platziert. Die komplexen Funktionszusammenhange innerhalb des cebaudevotumens wurden durch einfache raurnliche und konstruktive Strukturen gelost. Die Funktion und Lage der einzelnen Raume bestimmte die sorgfaltige Platzierung der Fenster mit, die einen eindrucksvollen Ausblick auf die umliegende Landschaft bieten. Das auBere Erscheinungsbild des Gemeindezentrums wird vom wechsel zwischen der einheitlichen Holzfassade und den gezielt gesetzten Offnungen gepragt, die subtil das dynamische Innere des oebaudes widerspiegeln .
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66 Gemeindezentrum St. Gerold
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1 Dach (U:0.10 W/m'K) Dachdichtung Bitumenbahn 2-lagig. beschiefert 5 mm Vollschalung Nadelholz 27 mm HinterlOftung 500 rnrn , Aufbau mit Knaggen Notdach 2 mm Vollschalung Nadelholz im Gefalle 27 mm Holzlattung 1BO-300 mrn, dazwischen Zellulosefaser Holzbalkendecke 300 rnrn, dazwischen Zellulosefaser vollschalung Nadelholz 27 mm Dampfbremse Installationsebene 110mm Akustlkdamrnung Schafwolle 30 mm Rieselschutzvlies. schwarz Holzlamellen WeiBtanne 40 mm
2 Holzfenster mit Dreifachverglasung
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3 Riemenboden WeiBtanne . sagerau 27 mm PolsterhOlzer 35 rnm , dazwischen Holzfaserplatte zementgebunden Trittschalldamrnung Holzfaserdamrnplatten 20 mm Einkornsplitt. nicht gebunden 37 mm DiagonaldUbelholzdecke 220 mm Holzunterkonstruktion abgehangt 70 mm Akustikdarnrnung Schafwolle 40 mm Akustikdecke Gipsfaserplatte 15 mm Installationsebene 36 mm Akustikdarnrnung Schafwolle 30 mm Rieselschutzvlies schwarz Holzlamellen WeiBtanne 40 mm 4 AuBenwand (U:O.ll7 W/m'K) Sichtlattung WeiBtanne sagerau 30 mm Unterlagslattung rautenforrnig schwarz 30 mm Konterlattung 30 mm Windpapier schwarz Diagonalschalung Nadelholz 25 mm Holzlattung 125rnm, dazwischen Zellulosefaser Diagonalschalung Nadelholz 25 mm Holzlattung 200 mm, dazwischen Zellulosefaser Diagonalschalung Nadelholz 25 mm Dampfbremse Installationsebene gedammt 40 mm Holzschalung WeiBtanne 20 mm
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5 Riemenboden WeiBtanne sagerau 27 mm PolsterhOlzer 67 rnrn, dazwischen Schafwollfilz Dampfsperre Polsterholzer 100 x 60 mrn, dazwischen Holzfaserplatten PolsterhOlzer 100 x 60 mrn, dazwischen Holzfaserplatten Feuchtigke itssperre 5 mm Voranstrich Bodenplatte Stahlbeton wasserundurchlassig 300 mm Sauberkeitsschicht BOmm
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68 Gemeindezentrum 51. Gerold
Konstruktion
Das Gemeindezentrum ist der ersteviergeschossige Holzbau in Vorarlberg. Mit Ausnahme der StUtzmauern aus Beton besteht das gesamte konstruktive System ausVollholz, das Uberwiegend vor Ort im dorfeigenen Forst gewonnen wurde. Die Gemeinde entschied sichfur einennachhaltigen und okotogischen Ansatz undtrafbewusst die Entscheidung, vollstandig auf Baustoffe mit toxischen Substanzen zuverzichten. In der Planungsphase wurdenaile Bauteilaufbauten aufihren Primarenergiegehalt, aufrnoglicheAuswirkungen aufdie globale Erwarmung sowie auf potenzielle versauerung untersucht. Das Zieldieses strengen Evaluierungsprozesses war, die einzelnen Bauteile zu optimieren und so die COz-Belastung der umwelt rnoglichst geringzuhalten. samtllcheBaustoffe wurden zudem auf festgelegte Entwurfskriterien hin UberprUft: Fluorkohlenwasserstoffe, Chlorfluorkohlenwasserstoffe, PVC, Tropenholz ausnicht nachhaltigerProduktion und schadliche Substanzen wie Schwermetalle wurden sorgsam vermieden . Demzufolge wurden zur Warmedammung auch Schafwolle anstatt Mineralwollprodukte und zur Isolierung und Verkleidung aller versorgungsleitungen ausschlieBlich PVC-freie Materialien eingesetzt. Die Bauteile fUraile konstruktiven Anwendungen und die Fassade wurden aus weiBtanne und Fichte hergestellt. Aile oberflachen fUr den Innenausbau der Boden, Wande und Decken wurden aus WeiBtanne gefertigt, die nachweislich aus Vorarlberg stammt. sarntliche Innen- und Auflenflachen sind unbehandelt, was eine ausgezeichnete Luftqualitat und ein schadstofffreies Arbeitsklima garantiert. In der Verarbeitung aller Rohmaterialien durch regionale Unternehmen sowie dem Einbau aller Bauteile durch region ale Firmen schlieBen sich die stoffkreislaufe. DerAnteil an grauer Energie wurde betrachtlich reduziert. Wertschopfung geschiehtin der Region und verbleibt dort; und der personliche Bezug der ortlichen Handwerker zum Objekt wirkt identitatsstiftend .
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1. OG
1. UG M 1:400
2. UG
M 1:400
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Energiekonzept
Das Gemeindezentrum wurde entsprechend dem 6sterreichischen Passivhausstandard konzipiert, nach dem der Heizenergiebedarf eines sebaudes unter 15 kWh/m2a liegen muss. Dank seiner kompakten HOlle, der Bauteilaufbauten und der Detailausbildungen liegt der Heizenergiebedarf sogar nur bei 10,7 kWh/m2a. Die umfassende Optimierung des Gebaudekonzepts Iasst zudem reduzierte Betriebs- und Wartungskosten erwarten. Heizung und BelOftung wurden sorgfaltig auf die BedOrfnisse der jeweiligen Nutzerausgelegt. Die Heizenergie liefert eineErdwarmepumpe, einkontrolliertes BelOftungssystem regelt den aus hygienischen GrOnden erforderlichen Luftaustausch Ober CO,-Sensoren. Rund 87 Prozent der Energie, die Oblicherweise beim Be- und EntlOften verloren gehen, werden Ober einen Rotatlonswarrnetauscher zurOckgewonnen. Simulationen ergaben, dass ohne KOhlung in den Bereichen des Kindergartens und der Spielgruppe maximale Raumtemperaturen von 25.4 ·C zu erwarten sind. Diese Werte sind aber insofern nicht problematisch, als sie in den Sommermonaten, in denen diese Raume ohnehin nicht genutzt werden, statistisch betrachtet nur an dreizehn Tagen erreicht werden. Ein Tageslichtsensor kontrolliert und steuert die auBenliegenden Sonnenschutzlamellen, die eine Oberhitzung durch Sonneneinstrahlung verhindern. Die Einrichtung des Dorfladens erforderte die Installation mehrerer KOhlgerate, deren Abwarrne wieder in das Energiesystem des Gebaudes zurOckgefOhrt wird. Vorkehrungen wurden getroffen, um zu einem spateren Zeitpunkt Photovoltaik-Paneele in die SOdfassade zu integrieren. Wenn diese installiert sind, wird dasGebaude durch die Erzeugung von Strom energetisch nahezu autark sein. Wichtige Kriterien fur die Umsetzung des Passivhausstandards waren die Errichtungeiner extrem luftdichten Gebaudehlllle und die Optimierung der Warmedurchgangskoeffizi enten. Die Darnrnstarken der AuBenwand - und Dachkonstruktion betragt zwischen 360 und450 mm, aile Fenster sinddreifachverglast mit Edelstahlabstandshaltern. Das Projekt wurde vom Umweltinstitut Vorarlberg sowiedem Energieinstitut Vorarlberg betreut und zum Teil mit Mitteln der Europaischen Union gef6rdert. Das entstandene Gemeindezentrum ist hinsichtlich okologle, Nachhaltigkeit und heimischer Wertsch6pfung vorbildlich.
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Badehaus Metzler, Rankweil-Brederis Marte Marte
Leben am Teich Umgeben von konventionellen Einfamilienhausern steht dieses neue Wohnhaus fOr ein Ehepaar mittleren Alters am Siedlungsrand von Rankweil-Brederis. Das pavillonartige Atriumhaus stellt eineAbkehrvon der in dieser Region vorherrschenden Wohnhaustypologiedar. Um dem196oer-Jahre-Charme ihresangrenzenden wohnhauses zu entkommen, wOnschten die Auftraggeber ursprOnglich ein eingeschossiges Gebaude in der Form eines kleinen Badehauses neben dem geplanten natUrlichen Schwimmteich im Garten. Die Architekten waren aber von der Grundidee des Schwimmens im natOrlichen Gewasser so fasziniert, dass sie in der Entwicklung ihres Konzepts viel weiter gingen: Von einem einfachen Badehaus entwickelte sich der Entwurf zu einem kompletten neuen wohnhaus. Die Naturkraft des Wassers wurde in einen formalen Zusammenhang gesetztund ins Zentrum des Grundrisses gerOckt - eine durchdacht gestaltete tosung, Die offenen, groBzOgigen Wohnbereiche im neuen sebaude stehen in starkem Gegensatz zu den kleinstrukturierten Raumen im alten Wohnhaus. DerSchwimmteich im Zentrum der Anlage, das wechselnde Spiel von Licht und Schatten sowie die BlickbezOge durch das sebsude und in die umliegende Landschaft beherrschen den Entwurf. Die Bauherren nahmen die Idee des unkonventionellen, auf das Wasser und seine einzigartigen Oualitaten ausgerichteten Wohnraums mit Freude auf. Der Teich ist an drei Seiten von der KOche, dem Esszimmer, dem Wohnzimmer, dem Bad, einem Schrankraum und dem Schlafzimmer eingefasst. Subtile veranderungen in der Orientierung, den Sichtbeziehungen, der Dimensionierung der einzelnen Raume undihrem Belichtungsniveau erzeugen eine markante und abwechslungsreiche Raumfolge. Die HOlle des Gebiiudes zeigt sich mal vollstandig transparent, mal hermetisch geschlossen und vermittelt so zwischen Innen und AuBen . Geschosshohe Fenster blicken auf den Teich in der Mitte, alle anderen
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5 StGtze Stahlrohr
KiesschGttung Bitumenpappe 3-lagig Bitumenvoranstrich Sichtbetondecke 220 mm
6 Alum iniumfenster mit Dreifachverglasung
2 Dach ( U=0.17 W/m 'K) KiesschGttung Bitumenpappe 2-lagig w armedarnrnung Steinwolle 80 mm Gefalledammung EPS-Hart schaum 70 -130 mm Dampf sperre Bitumenvoranstrich Sichtb etondecke 20 0 mm
7 Decke (U=0.23 W/m ' K) Granit 30 mm Mortelbett 5 mm Heizest rich 70 mm Dampf sperr e Warmed ammung 175mm aiturnlnose Feucht igkeit sabdicht ung Sichtbeton 250 mm
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Granit 20 mm nranbeton 180 mm
AuBenwand ( U=0.29 W/m'K) Sichtbeton 250 mm warrnedamrnung XPS-Hart schaum 60 mm Holzla ttung 60 rnrn , dazwisc hen warmedammung Mineralwolle Dampf sperre Hol zlattung 36 rnm, dazwischen warrnedammung Minera lwolle Holzlattung 70 mm Konterl attung 80 mm Hol zwerk stoffplatte mit Zebr anofurnier 20 mm
oranagevties 8it umenpappe 2-lag ig Rampe Stahlbeton 250 mm
4 Fil t erbecken. 8epflanzung mit Rohrkolben und Rohrsch il f
9 KiesschGttung Foli enabdichtu ng Feinsand 50 mm Profil ierung aranbeton 180 mm Bodenplatte Stahlbe ton im Gefall e 300 mm
12 FuBboden (U =0.34 W/m ' K) Massivpa rkett Bambus 10 mm Heizestrich 70 mm Dampfsperre w armedamrnscnuttuog 10 0 mm Bitum iniise Feucht igke itsabd ichtung 8itumenvoranstrich Bodenplatte Stahlbeton 300 mm
10 Granitplatte vorgehangt 30 mm Unterkonstru ktion Edelstah l Folie nabd ichtung Sta hlbeton 250 mm warrnedammung XPS-Hart schaum 60 mm Holzlattung 40 mrn, dazwischen Warm edamrnung Mineralwolle Dampfsperre Hol zlatt ung 30 mrn, dazwi schen w arrnedarnmung Mineralwolle Gipskartonplatten 2 x 12.5 mm
13 AuBenwand (U=0.25 W/m'K) Stahlbeto n 250 mm Warmed ammung XPS- Hart schaum 60 mm Hol zlattung 40 mrn, dazwischen warme darnrnung Mineralwolle Damp fsperre Hol zlattung 30 rnrn, dazwischen warrne darnrnung Mineralwolle Gipskar tonplatten 2 x 12.5 mm
11 KiesschGttu ng Fundament Betonfertigteil 220 x 600 x 600 rnm, mit 8itumenvoranstrich und Bitumenfoli e Hagig Trennlage Vlies Abdichtung Folie 1-. teilweise 2-lagig Bodenp latte Stahlbeton im Gefalle 300 mm
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offnungen der AuBenwand in die umliegende Landschaft sind hingegen bewusst klein gehalten.Zu denSpiegelungen der WasseroberfUiche tritt die reduzierte Materialpalette aus Sichtbeton, Granit, Aluminium, Glas und Zebrano. Der Uberwiegende Einsatz von Beton undTropenholzfurnieren magnicht unbedingt in Einklang mit demregionaltypischen Ansatz des nachhaltigen Bauens stehen, die ausgewahlten oberflachen fassen die einzelnen Gebaudevolumen jedoch Uberzeugend zusammen. Eine minimale, aber aufierst prazise Detailgestaltung unterstreicht die raffinierte Einfachheit dieses Wohnhauses. Konstruktion und Energiekonzept
Ortbeton in sichtqualitat wurde zur Konstruktion des gesamten Gebaudes verwendet; bei groBen Spannweiten wurden, wo erforderlich, StahlstUtzen eingesetzt. An der AuBenfassade und an den Deckenuntersichten bleibt der glatte, hochwertige Beton unverkleidet. Die Dachflache und die lnnenwandflachen wurden stark warrnegedamrnt. Zur verkleidung im Inneren dienen Gipskartonplatten oder mit Zebrano furnierte Holzwerkstoffplatten. Die FuBb6den bestehen sowohl innen als auch auBen aus Granit, der auchalsWandverkleidung in den Badezimmern zum Einsatz kommt. Auch der Schwimmteich wurde komplett mit Granitplatten eingefasst. Die freiliegende Betonkonstruktion fungiert als thermisch wirksame Speichermasse, die nur trage auf Temperaturschwankungen reagiert. Dies tragt sommers wie winters zu einerbehaglichen Raumtemperatur beiundspielt einewichtigeRolle beider Reduzierung des Energieverbrauchs. Aile Fenster sind dreifachverglast und mit auBenliegendem Sonnenschutz gegen UbermaBige Aufheizung geschUtzt. Eine Erdwarmepumpe versorgt das Gebaude Uber eine integrierte FuBbodenheizung mit Warme, kann im Sommer aber auch zur AbkUhlung dessebaudes eingesetzt werden . Wahrend langererkalteperioden dient ein offener Kamin im Wohnbereich als zusatzllche warrnequelle. Es wurden Vorkehrungen fUr die Anbringung von Sonnenkollektoren, die das Gebaude kUnftig mit Warmwasser versorgen sollen, getroffen. Ein zentrales Steuerungssystem kontrolliert die Heizung, KUhlung und den Stromverbrauch . Der natUrliche Schwimmteich ist unbeheizt und als selbstregulierendes System konzipiert. Er ist am SUd rand mit einem schmalen Regenerationsbecken verbunden, dasmit Rohrkolben und Rohrschilfbepflanzt ist. Das Wasser desTeichs zirkuliert standig durch diesebiologische Filterzone und wird so gereinigt.
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SYSTEMg Oskar Leo Kaufmann, Albert Ruf
Ma8geschneiderte Vorfertigung «Home Delivery: Fabricating the Modern Dwelling» hieB eine Ausstellung zum Thema vorfertigung im Wohnbau, die 2008 im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) stattfand . In den Raumlichkeiten des Museums wurde dabei die Geschichte der Fertighaus-Architektur umfangreich dargestellt. Auf dem angrenzenden Freigelande hatten Besucher Gelegenheit, sich anhand von Entwurfslasungen im MaBstab 1:1 selbst ein Bild von den Vor- und Nachteilen von Fertighausern zu machen. Unter vierhundert Architekturfirmen weltweit hatte das Museum fOnf BOros ausgewahlt und jedes mit dem Entwurf, der Herstellung und der Errichtung eines Prototyps beauftragt. Damit setzte das Museum auch eine Tradition fort, die Marcel Breuer 1949 mit der Errichtung eines Musterhauses im Skulpturengarten des MoMAbegonnen hatte . Zwei der BOros stammten aus Europa, eines davon war das in Dornbirn ansassige von Oskar Leo Kaufmann und Albert ROf. Ihr strenges und doch sehr elegantes Fertighaus aus Holz wurde in einem Zimmereibetrieb im Bregenzerwald komplett vorgefertigt, in zwei Standard-Transportcontainer verschifft und vor Ort in New York in weniger als einem Arbeitstag aufgebaut . Herstellung und Montage
SYSTEM3 wurde als innovatives Konstruktionssystem konzipiert, das auch kOnftigen BedOrfnissen gerecht werden solI. Die einzelnen Einheiten sindbeweglich, erweiterbar und auf eine lebenslange Nutzung ausgelegt. Der Entwurf ist eine Weiterentwicklung der Fertighaus-Baukastensysteme SU-SI, FRED und OA.SYS (Open Architecture System), die aile von Oskar Leo Kaufmann und Albert RGfinZusammenarbeit mit dem Architekten Johannes Kaufmann entwickelt wurden . 1m Gegensatz zu vielen alteren Systemen, die die Holzrahmenbauweise verwenden , besteht SYSTEM3 aus Brettsperrholzplatten und wurde als Baukastensystem entwickelt. Der Entwurf beruht auf der Trennung zwischen einer Serviceeinheit und einem offenen Wohnraum . Die Serviceeinheit besteht aus einem vollstandlg vorgefertigten Modul, in dem die gesamte Infrastruktur des Hauses, darunter die vertikale ErschlieBung, die KOche, das Bad, aile Leitungen und Installationen sowie Heizung und Klimatisierung untergebracht sind. 1m Gegensatz dazu besteht der Wohnbereich ausschlieBlich aus flachigen Elementen, darunter Bodenplatte, Wande, Fenster und Dach. Dieser Bereich bildet die eigentliche wohnflache, die raumlich nur durch die Platzierung der Mabel definiert wird. Die vorgefertigte Serviceeinheit wird als Ganzes an den Bestimmungsort transportiert, wahrend die Platten des Wohnbereichs - aus EffizienzgrOnden flach verpackt - erst an Ort und Stelle montiert werden . Beide Bereiche bilden rechteckige Volumen, die zusammen eine komplette Wohneinheit von 11,52 m Lange und 4,56 m Breite bei einer Hohe von 2,64 m ergeben. Der MoMA-Prototyp mit einer Grundflache von 53 m2 stellt die Minimalkonfiguration des Systems dar. Die Architekten hatten
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anfangs Bedenken, dass durchTemperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen wahrend der Atlantik-Oberfahrt Verformungen an einzelnen Paneelen auftreten k6nnten; diese BefUrchtungen erwiesen sich jedoch bei der Ankunft in New York als unbegrOndet: In weniger als einem Arbeitstag wurde dasgesamte System ohnejegliche Komplikationen montiert.
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Die Konstruktion des Hauses besteht aus massiven Fichte-Brettsperrholzplatten mit einer Starke von too mm, die eine gute Warme- und Schallisolierung garantieren. Es sind auch starkere Wandaufbauten m6glich, durch die sich die vorgeschriebenen Werte fllr ein Niedrigenergie- oder Passivhaus problemlos erreichen lassen. Die Wand6ffnungen werden mithilfe neuester Computersteuerungsverfahren ausden Paneelen geschnitten; sie k6nnen rechteckig, kreisrund oder in jeder beliebigen anderen Form vorgenommen werden. Einzig geschosshohe Offnungen sind durch den Verarbeitungsprozess nur begrenzt m6glich, da sie die konstruktive lntegritat der Elemente gefahrden k6nnten. Die Elemente mOssen steif genug sein, um transportiert und bei der Montage mit dem Kran in positiongehoben werden zu k6nnen. KOnftige Kunden werden die Anzahl, Lage, Form und Gr6Be aller Offnungen frei wahlen k6nnen, ohne dass dies mit einer Erh6hung der Produktionskosten verbunden ist . SchlieBlich wird keine Einheit der anderen gleichen. lrn Herstellungsprozess wird durch erstklassiges handwerkliches K6nnen ein hoher Grad von Qualitat und Genauigkeit erzielt. So verbindet sich die Effizienz der vorfertigung mit den Vorteilen einer individuell zugeschnittenen L6sung. Alle aufieren Holzflachen erhalten einen Schutzanstrich, dersiegegen die Elemente schOtzt, abergleichzeitig so durchlassig ist, dass die Holzteileatmen und Feuchtigkeit nach auBen abgeben k6nnen. Die unverkleideten lnnenflachen sind lediglichge6lt, wodurcheineleichte Reinigungund wartunggewahrteistet ist. Neben demHausprototyp entwarfen dieArchitekten auch eigens M6bel fur den Wohnbereich. Die EntwOrfe eines Tischs, eines Stuhls und eines Bettes basieren ebenfalls auf dem Konzept der digital gesteuerten Vorfertigung.
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Wie alle vorausgegangenen Fertighausprototypen der Architekten sind auch bei diesem die einzelnen wohneinheiten als m6glicheBausteine eines gr6Beren Systems konzipiert, sodass auch nachhaltige Wohn- und Arbeitsgemeinschaften entstehen k6nnen . Vorgesehen sind Einheiten von 53 m2 , 86 m2 , 139 m2 und 159 m2 Wohnflache. Solange die vertikalen ErschlieBungselemente undVersorgungsschachte Obereinanderliegen, k6nnen bis zu dreiBig Module gestapelt werden: Ein zehngeschossiger BOroturm mit 1000 m2 Nutzflache ist potenziell die gr6Bte denkbare Konfiguration. FOr die zukunft schwebt Kaufmann und ROf zudem eine entfern- und veranderbare HOlle um die einzelnen Einheiten vor. Diese aus mehreren schichten von Folien und Membranen bestehende Haut soll das Eindringen von Wasser verhindern , als Warmedammung und Dampfsperre fungieren und durch die Integration von Photovoltaikzellen zugleich auch der Energieerzeugung dienen. Nach dem Ende der Ausstellung im New Yorker MoMA wurde der SYSTEM3-Prototyp demontiert und wieder zurOck nachVorarlberg gebracht. Ersteht heute im Stadtgarten von Dornbirn und wird dort fUr Bildungszwecke genutzt,
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Haus Rauch, Schlins Planungsgemeinschaft Lehmhaus: Roger Boltshauser, Martin Rauch
Natiirliches Bauen Das zwischen den stadten Feldkirch und Bludenz gelegene Schlins ist eine kleine Gemeinde im Walgau. 1m Dorf stehen einige frGhe Bauten des Lehmbaupioniers Martin Rauch, weshalb Schlins zu einem Mekka fllr diese experimentelle Bauweise geworden ist . Wahrend einer Afrikareise in den frGhen 198oer Jahren begeisterte sich Rauch filr die dortige tradklonelle Architektur aus Lehm und gestampfter Erde. Seiner Ansicht nach ist das Bauen mit Stampflehm nicht nur der natGrlichste Ansatz, wenn es darum geht, Gelande in bewohnbaren Raum zu verwandeln, das Material sorgt zudem auch fur ein besonders gesundes Raumklima hinsichtlich Luftfeuchtigkeit, Temperaturschwankungen und elektromagnetischen Feldern. Zusammen mit den einzigartigen asthetischen Qualitaten der ausgepragt strukturierten oberflachen erweist sich dieses Bauverfahren anderen als gleichwertig, wenn nicht sogar Gberlegen. Da es zusatzlich das heute gesteigerte BedGrfnis nach einer okologischen und nachhaltigen Architektur befriedigt, fOhlte sich Martin Rauch ermutigt, diese alten Verfahren, die Industrialisierung und Massenproduktion an den Rand gedrangt hatten, neu zu beleben. Sein kiirzlich fertiggestelltes, eigenes wohnhaus mit Atelier, das Rauch in Zusammenarbeit mit dem Architekten Roger Boltshauser entwarf, setzt neue MaBstabe im Bereich zeitgenosslscher Stampflehmkonstruktionen. Rauchs Erfahrungen als Bauunternehmer und Hersteller wurden mit dem prazisen Gestaltungsansatz des Architekten kombiniert. Massive, homogene stampflehrnwande in eine Architektur zu integrieren, die angemessene asthetische und raurnliche Qualitaten bietet, erwies sich als eine schwierige Aufgabe. Der Gebaudernonolith ist eine Antwort auf das schmale und abschGssige Gelande : Er wurde buchstablich aus dem Hang herausmodelliert. Der Aushub der Baustelle bildet zu 85 Prozent das Baumaterial der Boden, Gew6lbedecken, der Wand- und
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84 Haus Rauch. Schlins
DeckenoberfUichen, Treppenstufen, Fliesen, Waschbecken, Duschen und Dachziegel. Da gestampfte Erde vor Ort verfGgbar, vollstandig wiederverwertbar und leicht zu verarbeiten ist und auBerdem auch noch gute Warmedammeigenschaften und eine ausgezeichnete warrnespelcherkapazttat besitzt, Obertrifft sie hinsichtlich Umweltvertraglichkeit und Nachhaltigkeit sarntliche anderen Baumaterialien. Sie setzt auBerdem keine Schadstoffe frei und halt die relative Luftfeuchtigkeit in den Raumen das ganze Jahr hindurch konstant bei 45 bis 55 Prozent. Beton- oder Mauerwerkskonstruktionen verbrauchen bei Herstellung, verarbeitung und Transport zehn- bis zwanzigmal mehr Energie. Durch die gOnstigen Grauenergiewerte und die uneingeschrankte Wiederverwertbarkeit ist Stampflehm sogar noch nachhaltiger als Bauholz. Konstruktion und Energiekonzept zunachst wurde der gesamte Aushub nach Korngr6Be gesiebt und entsprechend den vorgesehenen Verwendungszwecken neu gemischt. Die tragenden Aufienwande des Gebaudes haben eine Starke von 450 mm. Sie erstrecken sich Ober drei Geschosse und bleiben auBen unbehandelt. Das Material wurde in der Schalung mit Pressluftstampfern verdichtet und erreicht so die Dichte und das Gewicht von Beton. Aile erdberOhrenden stampflehmwande wurden mit Schaumglas isoliert und durch eine Bitumenbahn abgedichtet. Der geschichtete Charakter der wande wird mit horizontalen Lagen aus Schlammziegeln unterstrichen, die in regelrnafsigen Abstanden eingesetzt wurden. Diese springen leicht vor und dienen sowohl als Armierung wie auch als Tropfkanten zum Schutz der Fassade vor Witterungsschaden. Bei der sorgfaltigen Platzierung der Offnungen spielten konstruktive Oberlegungen und die Belichtungskonzeption eine Rolle. Die gesamte Festverglasung schlieBt bOndig mit der AuBenseite der Wand ab und betont so von innen gesehen deren Starke und ihren geschichteten Charakter. Zum Schutz vor den Elementen sind aile 6ffenbaren Fenster tief in Nischen hineingesetzt. 1m Gegensatz zu anderen Lehmbauern verzichtete Martin Rauch bei der Errichtung seines eigenen Hauses bewusst auf den Einsatz von Zement . Dieser Verzicht maximiert die Wiederverwertbarkeit der Materialien und minimiert den Einsatz von grauer Energie, erschwerte aber die Entwicklung einer geeigneten konstruktiven L6sung sowie die Gestaltung der Details. Mit dem Einsatz von Trasskalk als hydraulischem Bindemittel anstelle von Zement erzielte Rauchjedoch Materialeigenschaften, die denen von Beton sehr nahe kommen .
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86 Haus Rauch, Schtins
DerOberdachte Eingang dient gleichzeitigalsGarage. 1m Erdgeschoss sind eineseparate Kleinwohnung und ein Vorratsraum untergebracht, der sich direkt zu den rauen Felsformationen des GrundstOcks offnet. Die Decke ilber diesen Raumen besteht aus einem innovativen Faltgewolbe: Sichtbare r-rrager ausStahltragengebrannteLehmziegel, die mit einer Trasskalkmortelmischung bedeckt sind. Die wendeltreppe in die oberge schosse ist von rohen wanden ausStampflehm eingefasst und wird von einergewolbten Lehmdachkonstruktion mit eingelassenen Glasbausteinen mit Tageslicht versorgt. Die go mm starken, frei ausden Wanden auskragenden Trittstufen bestehen ausgepressten Lehmplatten, die mit Stahldraht bewehrt und mit Trasskalkrncrtel gebunden wurden. 1m ersten Obergeschoss weicht der grobporige, erdige Eindruck des Untergeschosses : Wohnbereich, KOche und Essbereich wirken hell und luftig. Ein zweigeschossiges Atelier wird an der Nordseitevon einemgroBen Fenstergaden belichtet; zweiTerrassen offnen sich zur umliegenden Landschaft. Die tehrnboden sind gewachst, Pensterladen und SchiebetOren wurden mit einer hellen Kaseinspachtelung versehen und Wande und Decken sind mit einem Lehmputz verkleidet. Diese 30 mm dicke, mit Flachsfaser verstarkte Innenverkleidung besteht aus weiBem Ton und Quarzsand und enthalt Heizregister, die auf einer roo mm starken, mit Lehmputz gebundenen schilfrnattendarnmungmontiert sind. Die Energie fOr die Wandstrahlungsheizung sowie fOr den hauslichen Warmwasserbedarf liefern ein Kachelofen in der KOche, Solarzellen auf dem Dach und ein kleiner Pellets-Ofen im Erdgeschoss. 1m zweiten Obergeschoss, in dem die Tendenz zur Glattung und Verfeinerung der oberflachen weiter gesteigert ist, befinden sich das Schlafzimmer, ein Badezimmer und ein Arbeitszimmer. Die schwarzweiB gemusterten Boden- und Wandfliesen im Bad wurdenvon Martin Rauchs Frau Martaim traditionellen japanischen Raku-verfahren hergestellt, bei dem jedes handgeformte StOck ein Unikat darstellt . Waschbecken und Dusche bestehen aus schwarzem gebrannten Lehm. Die Decken desersten undzweiten Obergeschosses bestehen aus Oippelbaurnen aus lokalem Holz, die in regelmafiigen Abstanden miteinander verdObelt sind. Die Deckschicht besteht auseiner Mischung von Kork, Trasskalk und Lehm. Aile Decken ruhen auf einem bewehrtenTrasskalkrnortel-Ringanker, der in die Wande eingelassen ist.
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Dank des Einsatzes geeigneter natOrlicher Materialien und hervorragenden handwerklichen xonnens ist einsebaudemit einerhochwertigen HOlle entstanden. Statt Membranen oder Dichtungsschaurnen wurden in demoebaude nur biologisch abbaubare Dammstoffe und Lehm zur Abdichtung eingesetzt. Neben der nachhaltigen Lehmbauweise wurde die vollstandig erneuerbare Ressource Holzeingesetzt. Aile Materialien und Techniken. die in der zweieinhalbjahrigen Bauzeit Verwendung fanden , wurden sorgfaltig dokumentiert; ihre Energie- und Klimadaten sollen in zukunft detailliert ausgewertet werden. Viele Entscheidungen bezOglich Materialwahl und Detailausbildungen hatten einen experimentellen Charakter, von der geologischen Zusammensetzung der Baustoffe Ober die Chemie der Binde- und der Brennverfahren bis hin zu den eingesetzten Werkzeugen, Montageverfahren und oberflachenversiegelungen.
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Gasthof Krone, Hittisau Bernardo Bader
Miteinander von Alt und Neu Seit 1838 ist der Gasthof Krone ein Wahrzeichen und als Hotel und Restaurant bei Einheimischen und Besuchern gleichermaBen beliebt. Der 170 Jahre alte Holzbau beherrscht den Hauptplatz des kleinen Dorfes Hittisau im Bregenzerwald. 1m Laufe der Zeit hat sich das cebaude gewandelt und wurde mehrfach umgebaut. Viele der Umbauten entsprachen nicht dem traditionellen Stil des Hauses und haben am historischen Bauwerk deutliche Spuren hinterlassen. wahrend einer der groBeren UmbaumaBnahmen wurde 1966 die Freitreppe zum zweiten Geschoss beseitigt und die BOros der Zollverwaltung im Erdgeschoss wichen t.adenflachen, die noch heute bestehen. Viele Elemente dieser Zeit waren mittlerweile in die Jahre gekommen, wirkten abgenutzt und entsprachen nicht mehr ihrer ursprOnglichen Funktion . lrn Jahr 2005 Obernahm die dritte Generation der Betreiberfamilie den Gasthof. Mit dem Besitzerwechsel kam der Wunsch , das bestehende cebaude zu groBen Teilen zu renovieren und es heutigen Standards anzupassen. Der Bregenzerwald zeichnet sich dadurch aus, dass seine Einwohner trotz ihres traditionellen Lebensstils neuen Ideen gegenOber aufgeschlossen sind . 1m Verlauf der Jahrhunderte hat die handwerkliche Tradition ein regionales tdentitatsgefuhl entstehen lassen, das auch heute noch sehr lebendig ist. Zu Beginn des Renovierungsprozesses trafen die EigentOmer die bewusste Entscheidung, das Projekt nicht auszuschreiben , und somit auf die Suche nach den gOnstigsten Anbietern zu verzichten . Sie entschieden sich vielmehr fOr die Zusammenarbeit mit dreizehn Unternehmen, die der Initiative «Werkraum Bregenzerwald» angehoren , um sicherzustellen, dass sowohl Handwerker wie auch ein GroBteil des verwendeten Materials aus der Region kamen. Die einzelnen Teammitglieder steuerten wertvolle Anregungen und eigene Ideen bei und stimulierten sich gegenseitig wahrend der Arbeit am Bau. Durch die gemeinsame Verantwortlichkeit entwickelte sich ein produktives Arbeitsklima und es entstanden Gestaltungslosungen, die gleichzeitig traditionell und unkonventionell sind. In weniger als zwei Monaten stellte dieses Team engagierter Handwerker den neuen Eingangsbereich, zwei neue Stuben und sechs Hotelzimmer fertig. In diesen neugestalteten Raumen haben caste nun die Moglichkeit, die unverwechselbare, auf herausragendem handwerklichen konnen beruhende Gestaltungsphilosophie der Region zu erleben.
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90 Gasthof Krone. Hittisau
Konstruktion Obergeordnetes Ziel wahrend des gesamten Umbaus war es, samtliche veranderungsmaBnahmen am cebaude in Einklang mit dem historischen Bestand zu halten . Die schonheit des Hauses sollte akzentuiert werden und es sollte seinen alten Glanz zurOckerhalten. Dieses Ziel verlangte Architekt und Bauleuten ein hohes MaB an Sensibilitat gegenOber dem Gebaude ab, hinderte sie aber nicht, neue, mutige Ideen zu verfolgen. Das GegenOber von Alt und Neu vermeidet scharfe Kontraste und betont vielmehr die gewachsenen und heterogenen veranderungen, die das Gebaude im Lauf der Zeit erfuhr. DasErgebnis waren einmalige, nur in diesem speziellen Kontext mogliche architektonische tosungen. Am AuBeren des Gebaudes wurden einzig minimale Veranderungen vorgenommen . An der Frontfassade wurden drei Fenster des alten Saales wiederhergestellt, um die ursprOnglichen Proportionen des Aufrisses und den Rhythmus der Offnungen zurOckzugewinnen . An allen Fenstern wurden neue tamellenladen installiert, und das historische Wirtshausschild wurde revitalisiert. Die Freitreppenanlage des ehemaligen Haupteingangs im zweiten Geschoss war typisch fOr das ursprOngliche Haus des Vorderen Bregenzerwaldes . Sie war in den 1960er Jahren abgerissen worden, um Platz fOr eine groBe, durchgehende Sonnenterrasse zu machen. Der zwischen den Ladenflachen gelegene bestehende Eingang im Erdgeschoss wirkte durch seine dunklen Einbauten ziemlich dOster. Diese wurden entfernt und durch eine helle Holzverkleidung ersetzt, die den neuen Eingang markiert und Gaste in das erste Obergeschoss hinaufgeleitet. Bodenbelag und Decke verlaufen, unmerklich durch eine GlastOregetrennt, von auBen nach innen durch . Die alten, nach Westen ausgerichteten Stuben im ersten Obergeschoss sind ein beliebter Treffpunkt der Einheimischen. Sie lieferten die Inspiration fOr die Neugestaltung des links des Mittelflures liegenden offenen Saales, der an Funktionalitat eingebOsst hatte. Durch die Beseitigung einiger Trennwande und die Erneuerung aller oberflachen entstanden groBzOgige, halboffene Stuben, die auf Stamm- und Hotelgaste gleichermaBen einladend wirken . Sie bieten sich sowohl fOr das FrOhstOcksbOffet des Hotels und den Restaurantbetrieb wie auch fOr Hochzeitsgesellschaften, besondere Ereignisse und groBe Versammlungen an. Mit ROcksicht auf den historischen Bestand wurden die wande und Decken in den Gaststuben mit gebOrsteten Massivholzpaneelen aus Fichte und WeiBtanne getafelt: die Raurne erhalten durch den Einsatz traditioneller handwerklicher Methoden ein zeitgenossisches Erscheinungsbild. FOr die eigens angefertigten Mabel wie StOhle, Banke, BOffets und schranke wurde Ulmen-vollholz als Material gewahlt. Die sechs neuen und sorgfaltig umgestalteten Gastezimmer sind Ober den groBzOgigen wohnlichen Flur im zweiten Obergeschoss erschlossen . Bei der kompletten Renovierung der Zimmer wurden Schall- und warmedamrnung, Heizung und Beleuchtung aktuellen Komfortstandards angepasst. Ein raffiniertes Eichenholzeinbaumabel, welches Garderobe, Ablage und Schreibtisch vereint, geleitet die Gaste in den Raum. In seinen einfachen Details ist es zugleich funktional und dekorativ. Dank heller, weiBer Wande und groBer Fenster wirken die Zimmer luftig. Die Wande des intimeren Schlafbereichs sind mit WeiBtanne getafelt, fOr das Badezimmer wurden warme, braun getonte Wande und Natursteinfliesen gewahlt, Insgesamt bedeuten die handwerklich perfekt gearbeiteten Gastezimmer eine klare Neuinterpretation traditioneller Werte, wie es dem historischen Charakter des Gebaudes entspricht.
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Als kollektive Teamleistung markiert die Renovierung des Gasthofs Krone eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen ortsansasslgen Betrieben. Die erfolgreiche Fertigstellung des Projekts ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafiir, wie das ortliche Handwerk zur Schaffung einer regionalen ldentitat beitragt. Stolz auf seine Traditionen, blilht es auch heute noch im Bregenzerwald.
Zimmer Ansicht en Sud
Bad ezimm er Ansichl en Sud M 1:10 0
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Gemeindezentrum Ludesch Nachhaltiges Denkmodell Hermann Kaufmann Wohnanlage Fichtenweg,
Bartholomaberg-Gantschier Kompakt und kostengUnstig Hans Hohenfellner
Gemeindehaus Raggal Regionale wertschopfung Johannes Kaufmann Wohnpark Sandgrubenweg, Bregenz Nachhaltiges Wohnen Gerhard Horburger, Helmut Kuess, Wolfgang Ritsch, Norbert Schweitzer Hauptschule Klaus-Weiler-Fraxern Passivhaus macht Schule Dietrich Untertrifaller
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Das Holzhaus
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aaueruhaus
In
schwai zenberg. erbaut 1763
Site l7 Bauernhauser m Bodele Bregenzerwald
Dank seiner ausgezeichneten Damrneigenschaften ist Holz der naheliegendste Baustoff fur das Bauen im kalten Alpenklima und Mauerwerkskonstruktionen entschieden vorzuziehen. [1. 2J Durch groBe Holzvorkommen entwickelte sich OberJahrhunderte hinweg ein blOhendesTischler- und Zimmermannshandwerk. So kann sich die Region Bregenzerwald in Vorarlberg rilhrnen, eine der heute am besten erhaltenen Holzbautraditionen in ganz Europa zu besitzen. Der Holzbau herrscht aber in allen Teilen des Bundeslandes vor, nicht nur in den Gebirgsregionen, sondern auch an den Ufern des Bodensees und in den Ebenen des Rheintals. Bei materialgerechter Verarbeitung sind Holzkonstruktionen extrem dauerhaft und konnen sogar dem rauen Klima in den Bergen trotzen. Durch entsprechende konstruktive HolzschutzmaBnahmen widerstehen unbehandelte Holzelemente wie rassaden , Fenster und TOren problemlos Regen. Wind und Schnee. 1m verlauf der Zeit werden die der Sonne ausgesetzten Seiten dunkelbraun gebrannt, wahrend die im Schatten liegenden rlachen eine silbergraue Farbung annehmen . Bei BerOcksichtigung der Regeln. die von den Handwerkern im verlauf der Jahrhunderte entwickelt und von Generation zu Generation weitergegeben wurden, konnen Holzhauser eine aufiergewohnlich hohe Lebensdauer erreichen. Die altesten Beispiele im Bregenzerwald stammen aus dem 17. Jahrhundert. AuBere EinflOsse durch die Grenznahe zu anderen tandem und die kleinteilige und vielfaltige Landschaft trugen dazu bel, dass sich in Vorarlberg mehrere unterschiedliche Holzhaustypen herausbildeten . Diese Vielfalt wurde noch durch die Walser. Einwanderer aus dem schweizerischen Wallis. bereichert, die ihre eigene Holzbautradition mitbrachten. Holz war zu Beginn der Besiedlung Vorarlbergs reichlich vorhanden; eine der Hauptaufgaben der ersten Siedler bestand in der Rodung der Walder. Vom Mittelalter bis zum Ende des Feudalismus wurde das Bauholz der Bevolkerung vom herrschenden Adel zugeteilt. Bevor fossile Brennstoffe verfOgbar waren, bildete Holz die einzige Energiequelle und war zudem der wichtigste Rohstoff zum Bau und zur Anfertigung von alltaglichen Gebrauchsgegenstanden . Die intensive Abholzung fOhrte schon frOh zu Holzmangel, weswegen strenge Verordnungen und Einschriinkungen bezuglich der Nutzung von Holz getroffen wurden . [I] SO verwundert es nicht, dass die UrsprOnge des Begriffs der Nachhaltigkeit in den europalschen Forstwirtschaftsbestimmungen des 18. Jahrhunderts zu finden sind. Der deutsche Verwaltungsbeamte HannB Carl von Carlowitz verwendete in seiner 1713 erschienenen «Sylvicultura oeconomica», der ersten umfassenden Abhand lung zur Forstwirtschaft. den Ausdruck «nachhaltend», um damit zum ersten Mal das Konzept einer nachhaltigen Waldwirtschaft zu formulieren. III] Die Idee der Nachhaltigkeit setzte sich im verlauf des 18. Jahrhunderts in Europa durch. GroBe Flachen wurden wieder aufgeforstet, vermessen und unterteilt, die Qualitat der Baden errnittelt, Pflanzen und Tiere klassifiziert und der Prozess der Entwaldung ruckganglg gemacht. In Deutschland, Frankreich und England entstanden Forstakademien und der Begriff «Nachhaltigkeit» wurde in andere Sprachen Obersetzt. lrn 19. Jahrhundert wurde in England der Begriff «sustained yield forestry» benutzt, welcher als Quelle fOr das heute verwendete Wort «sustainability» diente. Dennoch blieb bis ins 19. Jahrhundert Holz fllr die Vorarlberger Bauern das billigste Baumaterial. Fast alles im Haus und rundherum bestand aus Holz: die Mabel, die Vertafelung der Stube. das aus mehreren Schindelschichten bestehende nach , das Brennmaterial fOr den ofen, der GroBteil des landwirtschaftlichen Gerats, ja sogar die Schuhe ftlr den Alltag.
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ontafonerhaus '" 51 Gallenkrrch
96 Nachhaltigkeit
4 Montafonerhaus In St. Gallenkorch
5 Walserhauser rm GroBen Walsenal
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Die traditionelLen Hauser Durch Unterteilung und Erweiterung der ursprOnglichen primitiven Einraumgebaude entstanden die unterschiedlichen Bauernhaustypen der verschiedenen Landschaften Vorarlbergs. Das traditionelle Bauernhaus war aber keineswegs das Endresultat einer abgeschlossenen Entwicklung, sondern reagierte standig auf sich verandernde soziale und wirtschaftliche Bedingungen. Manche Zeitraurne erfuhren starke veranderungen und Neuerungen. Als im 17- Jahrhundert mit dem Ende des DreiBigjahrigen Krieges der Friede einkehrte, vermehrte sich der Wohlstand und die sevolkerung wuchs; zugleich wurden groBere und prachtigere wohnhauser gebaut. 1m 19. Jahrhundert zwang die intensive Landwirtschaft die Bauern dazu, ihre viehbestande zu vergroflern, was auch groBere stallgebaude und Futterspeicher erforderlich machte. Die wlrtschaftsgebaude wurden vergrofiert und die Dacher der Hauser steiler ausgelegt, damit der Dachboden mehr Heu aufnehmen konnte. [III] Mit dem Rheintalhaus, dem Bregenzerwalderhaus, dem walserhaus und dem Montafonerhaus entwickelten sich in Vorarlberg vier regional verschiedene Bauernhaustypen . Das Rheintalhaus findet sich in den Siedlungen des Rheintales . Charakteristische Merkmale sind die geschwungene Dachform und die einzigartigen Pultdacher, die sogenannten Klebedacher, die die rassadenoberftachen effektiv vor Regen schOtzen. Breite Fensterbander sorgen im Inneren fOr eine gute Belichtung fOr die Oberall Obliche textile Heimarbeit. Der Mauerwerkssockel enthalt den webkeller und schOtzt die Holzkonstruktion vor aufsteigender Bodenfeuchte. [IV][6] Der wohl bekannteste Haustyp Vorarlbergs ist das aregenzerwalderhaus, das im Gebirgszug des Bregenzerwalds im ostlichen Landesteil zu finden ist. Dieser Typus vereint Nebengebaude und Wohnhaus unter einem Dach. Wahrend die Hauser im 17. und 18. Jahrhundert mit reichem Schnitzwerk und bunten Malereien verzierte slockwande zeigten, wurden spatere Beispiele vollstandig mit Holzschindeln verkleidet, um die tragenden Holzwande vor Wind und Wetter zu schOtzen. [3.7J Ein auffalliges Merkmal des sregenzerwatderhauses ist der «Schopf», eine Oberdachte veranda im Erdgeschoss, die wahrend des Sommers den wohnraum nach auBen vergrosert. Um den Raum auch im Winter und bei schlechtem Wetter nutzen zu konnen, lieB sich die veranda mit Holzladen verschlieBen. [V][8] In den engen walsertalern war es hingegen unrnoglich, Wohnhaus und wlrtschaftsgebaude zu verbinden, und deshalb wurde das Walserhaus als frei stehender Gebaudetypus konzipiert. Mit ihrer eigenen Blockbautradition errichteten die zugewanderten Walser ihre Siedlungen an extrem steilen Hangen, die oftmals von Lawinen und Erdrutschen bedroht waren. [VI][S J Die traditionellen Hauser im Montafon sind in einer Stein-Holz-Mischbauweise errichtet. Die KOche und der Eingang eines Montafonerhauses besitzen hauflg massive stelnwande zum besseren Brandschutz, wahrend slockwande die Schlafzimmer und Wohnbereiche einfassen . Die weiB getOnchten Fassaden der steinwande sind oft aufwandig mit Freskenmalereien verziert. [VII] [4J
98 Nachhaltigkeit
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Decke befeslogten Laden verse hi 0 ss n werden , nde.
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Nachhaltiges Ressourcenmanagement Da Vorarlberg Jahrhunderte lang ein relativ armes Land war, entwickelte die Bevolkerung einen Lebensstil, der von Sparsamkeit und Einfallsreichtum gepragt war. Die alte Tradition, vor Ort erhaltliche, natOrliche Baumaterialien zu verwenden, und das daraus resultierende nachhaltige Ressourcenmanagement lassen sich erfolgreich mit der zeltgenossischen Architektur der Region verbinden. Architekten, Ingenieure und Handwerker sind sich ihrer Verantwortung gegenGberder Umwelt bewusst und haben neue Bauformen entwickelt, deren Ziel es ist, Grund, Energie und Materialien so okonornisch und effizient wie moglich zu nutzen. Der Erfolg dieser Initiative beruht auf dem Expertenwissen der einzelnen Disziplinen und ihrer engen Zusammenarbeit schon von Anbeginn eines Projekts, was kreative und innovative tosungen ermoglicht. Die zunehmende Industrialisierung der Baubranche sowie der Einsatz von Vorfertigungsverfahren minimieren den Materialverbrauch und tragen zu einer optimierten Nutzung von Energie und Ressourcen bel, Der vorwiegende Einsatz von Holz als Baustoff vermindert den Aufwand an grauer Energie und stellt eine CO2 - n e u t r a l e Losung dar. Durch die Verwendung von Materialien aus der Region und die seschaftlgung ortsansassiger Unternehmen fur Verarbeitung und AusfUhrung verbleibt die Wertschopfung in der Region. Durch neue Verordnungen im Umweltschutz und eine Reihe technischer Innovationen sind die Qualitat des Baubestands sowie die AnsprGchevon Auftraggebern und der Offentlichkeit gestiegen. So werden heute beispielsweise bei immer mehr Gebauden Sonnenkollektoren zur Energieerzeugung fllr Warmwasser und Heizung sowie Photovoltaiksysteme fur die Erzeugung von Strom vorgesehen. Der Einbau von Warmepumpen sowie von Heizungsanlagen, die mit Biomassebrennstoffen betrieben werden, tragt zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen bei, In Gemeinschaft mit regionalen Energieversorgern grOndete die vorarlberger Landesregierung 1985 das Energieinstitut Vorarlberg, das sich aktiv fur die Senkung des Energieverbrauchs und den Einsatzerneuerbarer Energiequellen und umweltfreundlicher Baustoffe einsetzt. Basierend auf einer Reihe okologischer Richtlinien bietet es auch Anreize und finanzielle UnterstOtzung fOr private Bauherren und offentliche Investoren . Demzufolge besitzt Vorarlberg heute die groBte Anzahl von Niedrigenergie- und Passivhausern in Osterreich. 1m Bundesland werden nachhaltige Bauverfahren entwickelt, wobei der einzigartige Baustil der Region erhalten bleibt. Die aufiergewohnliche Architektur Vorarlbergs wid met sich erfolgreich den allgegenwartigen Problemen von Form, Funktion, Bautechnik und Energieverbrauch und ist damit ein Vorbild nicht nur fur Osterreich , sondern fllr das gesamte Europa. [9]
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Gemeindezentrum Ludesch Hermann Kaufmann
Nachhaltiges Denkmodell In Ludesch, einer kleinen Gemeinde in der Nahe der Stadt Bludenz, hat nachhaltiges Denken Tradition. Schon 1992 entschied sich die Gemeinde, auf den Einsatz von PVC in offentlichen Gebaudeprojekten zu verzichten, und 1994 trat man dem Internationalen Klimabiindnis bel, 1995wurde eine sorgfaltige Erfassung der Gebaude im Dorf und ihres Energieverbrauchs vorgenommen, auf deren Grundlage ein eigenes Forderprogramm fllr energiesparende MaBnahmen eingefUhrt wurde . Seitdem unterstiitzt die Gemeinde die Einwohner finanzieU bei vorhaben zur Verbesserung der Warmedammung, beim Einbau von SolarkoUektoren und Zentralheizungsanlagen mit Holzfeuerung sowie beim Anschluss an die ortliche, mit Biomasse betriebene Fernwarmeanlage. 1998 wurde Ludesch Mitglied im e5-Programm, einer vom Energieinstitut Vorarlberg angeregten Initiative zur Qualifizierung und Auszeichnung von energieeffizienten Gemeinden in der Region. 1995 wurde der Bau eines neuen Gemeindezentrums beschlossen, fur das Hermann Kaufmann im Jahr 2000 als Architekt verpflichtet wurde. Die Gemeinde ermutigte die Einwohner zur aktiven Beteiligung, um ein hochwertiges sebaude mit verschiedenen Nutzungen zu schaffen, das hinsichtlich Kosteneffizienz und Okologie ein Vorzeigeprojekt werden soUte.
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102 Gemeindezentrum Ludesch
Das schnelleWachstum des Ortes in den letztenJahren hatte zu einer sehr heterogenen Struktur und starker Zersiedlung gefOhrt. Ein eigentliches Ortszentrum gab esnicht. Die bestehenden offentlichen Gebaude wie Kirche, Schule und Gemeindezentrum standen nur in loser raurnlicher Beziehung zueinander. Ein wichtiges Ziel des Bauvorhabens bestand darin, die Entwicklung des Dorfes und seiner ldentitat durch ein wirkliches Zentrum zu starken. Das neue, zweigeschossige Gebaude mit u-formigem Grundriss markiert das Ende der HauptstraBe und bildet einen Platz. Bestandteile des Programms wie Laden, Bilros, Wohnungen, Cafe, Postamt, Mehrzweckraume und Gemeindeamt sind an diesen Platz angelagert, Uber dem ein groBes, auf schlanken saulen ruhendes, glasernes Vordach schwebt. Das mit durchsichtigen Photovoltaikzellen ausgestattete Dach reduziert den Gesamtenergieverbrauch des cebaudes und erlaubt die Nutzung des Platzes auch bei schlechtem Wetter. Das Spielvon Licht und Schatten auf Wanden und Boden verandert den Charakter des AuBenraums je nach rages - und Jahreszeit. Der neu geschaffene Platz wird zu einem Treffpunkt und Kommunikationszentrum und ladt die Einwohner dazu ein, sich am taglichen Leben des Dorfes zu beteiligen. Dadurch stellt sich dasGemeindezentrum der zunehmenden Individualisierung undZersiedlungstendenz entgegen, welche viele landlichen Gemeinden in der gesamten Region betreffen. Konstruktion
DerPlanungsprozess und die BauausfOhrung profitierten von einem integrativen Ansatz, durch den Fragen der okologlschen, okonomlschen und sozialen Nachhaltigkeit auf unterschiedlichen Ebenen berUcksichtigt werden konnten. Die umweltbewusste Materialwahl reduziert die Belastung des Gebaudes fur die Umgebung. Vor allem erhielten Baustoffe ausder Region den vorzug, sodass der Energieverbrauch und die Kosten, die Ublicherweise bei langen Transportwegen anfallen, deutlich gesenkt werden konnten . Die unbehandelten Holzoberflachen im AuBenbereich wurden nicht mit Schutzanstrichen versehen, sondern werden durch angemessene konstruktive HolzschutzmaBnahmen erfolgreich vor der Witterung geschUtzt. Als Warmedammung in Wanden und Decken wurden nur wiederverwertbare Materialien verwendet. Auf Farben, Lacke und Bindemittel, die t.osungsmittel und weichmacher enthalten, wurde verzichtet, ebenso auch auf Baumaterialien mit PVC, Fluorkohlenwasserstoffen oder Formaldehyd . Das Tragwerk des Gemeindezentrums bilden vorgefertigte Holzelemente auf einem Sockelgeschoss aus Stahlbeton. Fur die gesamte Konstruktion und Hiille wurde WeiBtanne aus heimischer Produktion verwendet, das HolzfOr den Innenausbau wurde aus dem Schwarzwald und aus den franzosischen Vogesen bezogen. Die Oberflachen sind teils sagerau , teils geburstet, teils gehobelt, wobei auf ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild geachtet wurde. Holzverschalung und vertikale Holzamellen aus WeiBtanne bestimmen das AuBere. Ein DachUberhang aus Furnierschichtholz schUtzt die Fassade vor direkter Bewitterung und nimmt den textilen Sonnenschutz auf. Die gesamte Konstruktion wurde von zwei ortsansassigen Zimmereien in der Werkstatt vorgefertigtund dannvor Ort montiert. Die auBeren Holzelemente sind mit Zellulosefaser isoliert , die inneren wande und die Decken mit Schafwolle gedarnmt, Wah rend der Montage wurden Betonanker, Schrauben und kIebebander verwendet, um Leimverbindungen zu vermeiden. Aile Baustoffe wurden strengen, kontinuierlichen Kontrollen unterzogen ; die Eigenschaften und die Zusammensetzung jedes einzelnen der 214 verwendeten Produkte wurden in einem Datenblatt erfasst.
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1 Dach (U=O,1 0 W/ m'K) Elastom er bit umenbahn 2-lagig. beschiefert 10 mm warmadammung Mineralwolle 2 x 120 mm Gefalle dammu ng EPS-Hartschaum 70 mm Dampfsperr e Bitum enbahn Diagona lschalung Fichte sagerau 27 mm Deckenba lken 110x 280 mm Holzrost abgehangt 280 mm Akustlkdarnrnung Schafw oll e 40 mm Akust ikvli es schwarz Akust ikdecke Lamelle WeiBtanne 20 x 40 mm 2 Elasto merb itu menbahn 2-l agig, beschiefert 10 mm Furnier sperrholz Ficht e 60 mm
3 Sonnenschut z mit SeilfUhru ng
4 Holzfen ster mit Dreifa chverglasung 5 BrOstung (U=O,15W/m'K) Schalung WeiBtanne, sagerau 30 mm Holzlattung 70 mm Windpapier schalung Fichte 18 mm Holzstand er 60-80 x 30 0 mrn, dazwischen wa rmsdammung Dreischichtplatte Fichte 19 mm Dampfbremse Holzlattung 50 mm , dazwischen Warmed ammung Schafwoll e Gipska rtonplatte 12,5 mm Verk leidu ng WeiBtanne 20 mm
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6 Parkett Eiche . ge6 lt 22 mm Zementestrich 58 mm Dampfbremse r rlttschalldamrnung 30 mm SplittschOttu ng gebunden 38 mm Hohl kastendecke 332 mm , vorgefertigt : Furnierschichth olz auf Brettschichtholzr ippen , dazwischen Dammun g Schafwolle 40 mm narnmung Schafwolle 50 mm Brand schutzplatte Gipskartonplatte 15 mm Akust ikdam rnung Schafwolle 40 mm Akust ikvlies schwar z Akustikde cke Lamelle WeiBtanne 20 x 40 mm
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7 FuBboden gegen unbeheiztes Unt ergeschoss (U=0 .30 W/m 'K) Parkett Eiche ge61t 22 mm Zementestrich 58 mm Dampfbremse rrlttsch al ldarnmung 30 mm PerlitschOttung gebunden 70 mm Stahlb eton 300 mm
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Energiekonzept Um die Anforderungen eines okologischen und nachhaltigen oebaudes zu erfUllen, wurde das Gemeindezentrum nach dem derzeitgUltigen osterreichischen Passivhaus-Standard errichtet, nach dem der Jahresheizwarrnebedarf 15 kWhjm2a nicht Uberschreiten darf. Dies wurde durch Dreifachverglasung, hervorragende Warmedammung, eine luftdichte Konstruktion und eine LUftungsanlage erreicht, die Warmeverluste durch unsachgemaBes LUften minimiert. Das BelUftungssystem ist aneine Grundwasserpumpe gekoppelt, die die ganzjahrig konstante Temperatur des Grundwassers im Winter zur Heizung und im Sommer zur KUhlung nutzt. Bei Bedarfstellt das ortliche Biomasse-Heizkraftwerk, das bereits mehr als achtzig Haushalte im art versorgt, zusatzliche Heizenergie zur VerfUgung. Die Energie fUr dasWarmwasser liefert die 30 m2 groBe Sonnenkollektoranlage auf dem Dach des Gebaudes. Zusatzlich ist das 350 m2 groBe vordach aus VerbundSicherheitsglas mit durchsichtigen Photovoltaik-Paneelen bestUckt, die jahrlich 16 000 kwh an umweltfreundlicher Elektrizitat liefern. Dieser Strom wird in das 6ffentliche Netzeingespeist und kann bis zu fUnfHaushalte versorgen. DerPrirnarenerglebedarf fUr die Errichtung desGebaudes betragt weniger als 18 kWhjm2 - rund die Halfte der Menge, die normalerweise bei konventionelleren Bauverfahren benotigt wird. Die Baukosten fUr das Gemeindezentrum beliefen sich auf 5,9 Millionen Euro. Die Entscheidung, umweltfreundliche anstatt konventionelle Bauprodukte zu verwenden, erbrachten Mehrkosten von 1,9 Prozent des Gesamtbudgets. Weitere Zusatzkosten entstanden durch die Installation innovativer Haustechnik und die Photovoltaikanlage. Diesen Kosten stehen aber die zu erwartende langeBetriebsdauer des Gebaudes, seine reduzierten Wartungskosten , zusatzliche Fordergelder von der Landes- und der Bundesregierung sowie die zusatziichen Einnahmen aus der Stromerzeugung gegenUber. Das Gemeindezentrum ist ein gutes Beispiel daftir, dass offentliche Projekte ohne einen wesentlichen Anstieg der Baukosten nachhaltig und okologisch geplant und errichtet werden konnen,
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Wohnanlage Fichtenweg, Bartholomaberg-Gantschier Hans Hohenfellner
Kompakt und kostengiinstig Die kleine Gemeinde sartholornaberg ist ein Ferienort im Montafon. Die Gebirgsregion ist filr ihre guten Wander-, Ski- und Mountainbikemoglichkeiten bekannt. Ebener Baugrund ist hier hingegen rar. Da der Bauplatz zu einemder wenigen ebenen GrundstOcke im Dorf zahlte und deswegen sehr wertvoll war, wollte der Bauherr dies durch eineverdichtete Bebauung rnoglichst gut ausnutzen. Die Reihenhausanlage besteht aus sechs zweigeschossigen Einheiten mit je 103 m2 wohnflache. Der kompakte, kostengOnstige Entwurfmacht die Hauser auch fur junge Familien attraktiv und erschwinglich und dient als gutes Beispiel filr zukOnftige Bauvorhaben in der Gemeinde. Die einzelnen Wohneinheiten sind von der Nordostseite erschlossen. Diese Fassade wirkt durch die kleinen Fenster, die Warmeverluste in den Wintermonaten minimieren, geschlossen und introvertiert. Die gegenOberliegende Siidwestfassade offnet sich mit groBzOgigen Verglasungen, Dachterrassen und Freiflachen zur umliegenden Landschaft und kann dadurch solarewarmegewinneausnutzen. Die KOche, der Essbereich und die wohnraurne liegen im Erdgeschoss, wahrend sich im Obergeschoss drei Schlafzimmer, ein Badezimmer und ein groBzOgiger Schrankraum befinden . Obwohl die Hauser relativ kompakt sind, wirkt das Innere recht groBzOgig. Der Architekt besann sich auf vergangene Traditionen, indem er Techniken zur Raumgestaltung nutzte, die schon in alten sauemhauser angewendet wurden . Durch eingeschicktes Spielmit Fensterproportionen
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110 Wohnanlage Fichtenweg. sarthclcmaberg-aantschier
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1 Dach (U=0.15W/m'K) KiesschOttung 50 mm Bitumenbahn 3-lagig Trennlage Gefalledammung 40-120 mm css-stane 22 mm Holzbalken 90 x 220 rnrn, dazwischen warmedammung Dampfsperre Holzlattung 30 mm Gipskartonplatte 12.5 mm
2 Holzfenster Larche mit Isolierverglasung
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3 Terrasse (U=0.15 w/m'K) Holzrost Larche 30 mm Unterkonstruktion BO mm Abdichtung Bitumenkautschuk t-lagig Gefalledammung 60-100 mm Dichtungsbahn aSB-platte 22 mm Holzbalken 90 x 220 rnrn, dazwischen warrnedammung Dampfsperre Holzlattung 30 mm Gipskartonplatte 12.5 mm 4 FuBboden (U = 0.18 W/m'K) Fertigparkett 15 mm Heizestrich 60 mm Dampfbremse trlttschalldamrnung 50 mm aSB-Platte 22 mm Holzbalken 90 x 220 rnrn, dazwischen warmedammung Dampfsperre Holzlattung 30 mm Gipskartonplatte 12.5 mm
5 AuBenwand (U=0.25 W/m'K) Schalung Larche 20 x 66 mm HinterlOftung 24 mm Dampfbremse Holzfaserplatte 16 mm Holztafel gedarnrnt180 mm csa-aane 15 mm Dampfsperre Holzlattung 30 mm Gipskartonplatte 2 x 12.5 mm 6 FuBboden (U=0.23 W/m'K) Fertigparkett 15 mm Heizestrich 60 mm Dampfbremse warrnedammung 140 mm rrtttschattdarnmung 20 mm Stahlbeton 180 mm
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und BrOstungsh6hen gelang es ihm, auch kleinen Raumen GroBzOgigkeit zu verleihen. Aus der langgestreckten Hauserzeile sind zwischen den einzelnen wohneinheiten Offnungen ausgeschnitten. Diese Oberdachten AuBenbereiche dienen zugleich als Autounterstand, geschOtzter Eingang und abgeschirmter, privater Sitzbereich. Durch sie erhalten die preisgOnstigen, kompakten Wohnungen einegroBe, flexible Obergangszone zwischen Innen und AuBen. Jede Einheit besitzt ein eigenes Kellergeschoss, in dem samtlicheHausanschlOsse wie auch der Anschluss andie Zentralheizung der Wohnanlage untergebrachtsind. Konstruktion und Energiekonzept
Das vorgefertigte Holztafelsystem mit hoch gedarnrnten Flachdachern ruht auf einem Stahlbetonkellergeschoss und wurde nach den Vorarlberger «oko 1»-Richtlinien gebaut. NichttragendeTrennwande im Innernerm6glichen ein H6chstmaB an Flexibilitat, da die EigentOmer die Flachen nach ihren eigenen BedOrfnissen gestalten k6nnen . Eine horizontale tarchenschalung bildet die AuBenhOlle, die die einzelnen Einheiten in einem groBen Gebaudevolumen zusammenfasst. 1m Laufder Zeit wird die Holzschalung unter dem Einfluss von Sonne und Regen eine gleichrnafsige, graubraune Patina annehmen. Die Wohnanlage ist mit einer zentralen Pelletsheizung mit 26 kw Heizleistung ausgestattet, die alle sechs Wohneinheiten versorgt und in einem Gemeinschaftskeller untergebracht ist. Bei den immer popularer werdenden Holzpelletshandelt essich um einen Brennstoffaus verdichtetem sagernehl, dasals Abfallprodukt in sagewerken anfallt, Sie besitzen einen sehr hohen Heizwertund stellen zudem eine co.-neutrate L6sung dar, da die wahrend der Verbrennung abgegebene Menge an Kohlendioxid genau der Menge entspricht, die der Baum wahrend seines Wachstums aufgenommen hat. Ein 50 m2 groBer Sonnenkollektor mit groBem Pufferspeicher versorgt die gesamte Anlage mit Warmwasser. Mit ihrer minimierten Grundflache, dem kompakten Volumen und ihrer Energieeffizienz bildet diese Wohnanlage eine sinnvolle Alternative zu den zahlreichen freistehenden Einfamilienhausern, die zur Zersiedlung der Region beitragen.
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Gemeindehaus Raggal Johannes Kaufmann
RegionaleWertschopfung Raggal ist ein Dorf mit ungefahr goo Einwohnern im abgelegenen GroBen Walsertal. Mit dem Neubau des Gemeindehauses wollte die kleine Berggemeinde aile ihre Gemeindedienste unter einem Dach vereinigen . Der siegreiche Wettbewerbsentwurf sah ein Gebaude vor, das sich zum Dorfplatz einst6ckig, nach Norden - die Topografie des Gelandes ausnutzend - dreigeschossig prasentiert. Das Gebaude erganzt das bestehende Ensemble aus Kirche, Schule und Gasthof und erhalt die spektakulare Aussicht, die sich vom Dorfplatz aus bietet. Wichtige Sichtbeziehungen zwischen den bestehenden Gebauden bleiben erhalten und somit wird das historische GefOge des Dorfkerns nicht beeintrachtigt, Die Form des geneigten Pultdaches wurde durch die raurnliche Anordnung der einzelnen Programmelemente bestimmt, wobei dem nordwarts orientierten Sitzungssaal des Gemeinderats im obersten Geschoss der gr6Bte Stellenwert zukommt. Gerneindebllros, Touristeninformation , Familienberatungsstelle und eine Gemeinschaftskuche sind im Erdgeschoss untergebracht und vom Dorfplatz zu erreichen. 1m separat erschlossenen Untergeschoss befinden sich neben dem Probelokal der Musikkapelle Technikraurne und die mit Biomasse betriebene Heizanlage.
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114 Gemeindehaus Raggal
Konstruktion
Die Gemeinde - eines vonsechs norfern im UNESCO-Biospharenpark «GroBes Walsertal» - woUte vor Ort gewachsenes und geschlagenes Fichten- und Tannenholz aus dem gemeindeeigenen Wald fur die Errichtungdes Neubaus verwenden. GroBer Wert wurde auf regionale Wertschopfung gelegt und daher galt es, Baumaterialien heimischer Herkunft zu verwenden und ortsansassige Unternehmen zu beauftragen. Als gelernter Zimmermann begruBte der Architekt die Entscheidung, fOr den Bau des Gemeindehauses vorwiegend Holz zu verwenden, konnte er doch so sein Fachwissen und handwerkliche Kenntnis in das Projekt einbringen. Der Einsatz von heimischem Holz verlangte zudem, im Vorfeld eine Zuschnittliste der erforderlichen Querschnitte aufzusteUen, damit das Holzrechtzeitigflir den Bau geschlagen und getrocknet werden konnte. DerArchitekt wahlte mit dem Biirgerrneister und dem Forster geeignete saume im dorfeigenen Wald aus, und ermittelte gemeinsam mit dem Zimmermann und dem Besitzer des sagewerks 40 bis 50 verschiedene Schnittmuster, die festlegten, welcher Telleines Baumes fur welchenZweck verwendetwerden soUte. Dadurch wurde filr jedes Bauteil ein genauer oualitatsanspruch definiert undjeder Stamm optimal eingeteilt, um Verschnitte zu vermeiden . Das Konstruktion des Gemeindehauses besteht aus vorgefertigten Holzelementen auf einem Stahlbetonuntergeschoss. Die freiliegenden Dachsparren sind wegen der hohen Schneelasten in der Region in einem Abstand von 60 mm angeordnet. Das RastermaB des Gebaudes erweitert sich im ersten Obergeschoss auf 600 mm und im Erdgeschoss auf 2,40 m. Die resultierenden kurzen Spannweiten lassen sich leicht mit votlhotztragern bewaltigen, sodass auf den Einsatz von Brettschichtholz verzichtet werden konnte. Fur aUe konstruktiven Elemente wurde Fichte, fur die Verschalung der Fassade weiBtanne verwendet. Holzoberflachen dominieren auch den Innenraum und erzeugen zusammen mit den groszuglgen Raurnhohen und Verglasungen eine angenehme Atrnospare. Mit Ausnahme der sanitarraurne bestehen Wand-, Deckenverkleidungen und Einrichtung ausmassiven WeiBtannenplatten. Das Gebaude ist kein Massenprodukt, sondern durch das ortliche sagewerk und ortsansassige Zimmerleute maBgeschneidert und sorgfaltig vorgefertigt. Durch seine Materialitat filgt sich dasneue Gemeindehaus in seine landliche umgebungein und vermittelt dadurch zwischen traditioneUem Bauhandwerk und einer anspruchsvollen zeitgen6ssischen Formensprache.
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61 Dach (U=0.18 W/m'K) Blecheindeckung 2 mm Trennlage Dachschalung 30 mm kantholzer 60 x 200 mm , dazwischen HinterlUftung Unterspannbahn Holzschalung 20 mm KanthOlzer in Kreuzlage 2 x 60 x 120 mm, dazwischen Warmedammung Mineralwolle Dampfbremse Holzwolleleichtbauplatte 35 mm Sparren Fichte 60 x 160 rnrn , sichtbar
2 Dachrinne
7 Einbaumobel aus Leimholzplatte Wei6tanne gebUrstet 8 Parkett Eiche 17 mm Heizestrich 73 mm Trennlage
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Trittschalldammung 30 mm EPS-SchUttung gebunden 60 mm Stahlbeton 300 mm Abhiingung/Unterkonstruktion 300 mm Akustikplatte Wei6tanne 60 mm
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9 LUftungsleitungen fUr Frisch- und Fortluft
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10 EingangstUre Wei6tanne
3 Beleuchtung abgehangt
11 StUtzmauer Sichtbeton
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HolzstUtze Fichte 70 Blech eingefasst
10 x
600 mm, mit
5 Holzfenster Wei6tanne mit Dreifachverglasung 6 Au6enwand (U=0.18 W/m'K) Deckschalung Fichte sagerau 22 mm Bodenschalung Fichte sagerau 22 mm Traglattung 24 mm HinterlUftung 32 mm Windpapier Diagonalschalung Fichte 18 mm KanthOlzer 60 x 240 rnrn , dazwischen warmedammung Mineralwolle Diagonalschalung Fichte 22 mm Dampfbremse Installationsebene/Unterkonstruktion 62 mm Leimholzplatte Wei6tanne gebUrstet 20 mm
12 Fu6boden (U=0.27 W/m'K) Parkett Eiche 17 mm Werkstoffplatte 23 mm Dampfbremse warmedarnmung Mineralwolle 100 mm SchUttung 130 mm Abdichtung Bodenplatte Stahlbeton 300 mm perimeterdammmung 60 mm
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Energiekonzept Dem Architekten lag es nicht daran, mit allen Mitteln den osterreichlschen PassivhausStandard zu erreichen, er griff aber gleichwohl auf Passivhaustechnologien zurilck, um den Energieverbrauch zuvermindern. Sein kompaktes Volumen, eineluftdichte Gebaudehiille, Dreifachverglasung, Holzelemente mit 32 cm Darnrnung und eine kontrollierte Be- und EntlUftung mit warrneruckgewinnung machen dasGemeindehaus zum Niedrigenergiehaus. Nichtsdestotrotz geben groBe, nach Nordwesten gerichtete Fenster den Blick in die umgebende Landschaft und hinunter ins Tal frei. Die Biomasse-Heizanlage im Untergeschoss wird hauptsachlich mit Waldhackgut betrieben und liefert Heizenergie fur den Neubau wie auchfur sieben weitere sebaude im Dorf. Das Gemeindehaus kann als Produkteinererfolgreichen Zusammenarbeit zwischen allen am Bauprozess Beteiligten gelten. Bauherr, Architekt, Ingenieure und Handwerker trugen dazu bei, dass Planung und AusfUhrung reibungslos verliefen.
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Wohnpark Sandgrubenweg, Bregenz Gerhard Horburger, Helmut Kuess, Wolfgang Ritsch, Norbert Schweitzer
Nachhaltiges Wohnen DerWohnpark Sandgrubenweg wird von vier viergeschossigen saukorpemgebildet, die jeweils fOnfWohnungen pro Geschoss enthalten und Ober eine zentrale Treppenanlage mit Fahrstuhl erschlossen sind. Die leicht geschwungene Figur der Gebaude folgte stadtplanerischen Oberlegungen, den topografischen Gegebenheiten und dem Wunsch nach einer Maximierung solarer Zugewinne. Basierend auf sich Oberschneidenden Sinuskurven stellt dieseAnordnung sicher, dass sich die cebaude nicht gegenseitig verschatten. Die Positionierung der saukorper, die Ausblicke vondengroBzOgigen Terrassen und der angrenzende Park mit Baumbestand vermitteln den Eindruck vom Wohnen im GrOnen. Die Wohnanlage bietet ihren Bewohnern ein umfangreiches Angebot an Dienstleistungen, zu denen ein Fahrradverleih, Wasche-, Einkaufs- und Umzugsservice sowie die Moglichkeitzum Carsharing gehoren. Die Niedrigenergie-Wohnanlage mit 75 Eigentumswohnungen diente als Pilotprojekt mit dem Ziel, die oualltaten eines Einfamilienhauses im mehrgeschossigen Wohnungsbau umzusetzen. Einer der SchlOsselaspekte bestand in einer modularen Architektur mit maximaler Flexibilitat, die es den kOnftigen EigentOmern erlauben sollte, die Grundrisse ihrer Wohnungen nach eigenen BedOrfnissen zu gestalten. Zu Beginn konnten die Interessenten Wohnungsgrundrisse zwischen 30 und 200 m2 wahlen, die dann nach Belieben unterteilt werden konnten. Auf der Basis von Regelgrundrissen konnten die Kaufer aus einem Katalog von Zusatzoptionen auswahlen und so einen «BesteUplan» ihrer Wohnung ausarbeiten, in dem WOnsche zur Ausstattung, Armaturen, Informations- und Kommunikationstechniksowie Materialien und Farben festgehalten wurden. Dadurch war es den
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120 Wohnpark Sandgrubenweg, Bregenz
kUnftigen EigentUmern schon sehr frilh rnoglich, sich ein genaues Bild vom Aussehen ihrer Wohneinheit zu machen und prazise Kosten zu kalkulieren. Genauso wichtig wie das Eingehen auf KundenwUnsche zu Beginn der Planung war es, auch spatere Grundrissanderungen durch das Entfernen innerer trennwande zu errnoglichen. Dafllr bedurfte es schon in der Entwurfsphase einer vorausschauenden Planung hinsichtlich der Integration von Haustechnik und dem asthetischen Gesamteindruck. Jede Wohneinheit sollte zudem gemeinsam mit ihren Nutzern «altern» und sich so im Laufe der Zeit an die sich andernden WohnbedUrfnisse anpassen konnen. Wahrend die Planung also ein groBes MaB an Flexibilitat der einzelnen wohnungen vorsah, sollte sich dies an der auBeren, einheitlichen Erscheinung der aebaude nicht auspragen. Zwar konnen Fenster und TUren in der Fassade nach individuellen Vorlieben angeordnet werden, die umlaufenden Terrassenbander und beweglichen schiebeladen aus Lochblech Uberspielen jedoch etwaige Unregelrnafiigkeiten und sorgen fur ein Uberzeugendes Gesamtbild. Der Wohnpark ist Teil des umfassenden Forschungsprojekts «inkl.wohnen», welches vom Bauherrn, einem Investor und Projektentwickler, in Auftrag gegeben worden war und sich mit Fragen der Nachhaltigkeit im Geschosswohnungsbau auseinandersetzte. Die Studie wurde vom Osterreichischen Bundesministerium fUr Verkehr, Innovation und Technologie im Rahmen des Forschungsprogramms «Haus der Zukunft» unterstUtzt. Definierte Forschungsziele sind eine erhohte Energieeffizienz, der verstarkte Einsatz erneuerbarer snergjetrager und nachwachsender Rohstoffe sowie die starkere serucksichtigung der NutzerbedUrfnisse, wobei die Baukosten mit jenen konventioneller Bauweisen vergleichbar. sein . mUssen. Am Projekt war ein Team von Experten aus verschiedenen Fachrichtungen, darunter Architektur, Stadtplanung, Baubiologie, Bauokologie, Bauphysik, Facility-Management, Kommunikationstechnologie, aber auch Psychologie und Soziologie, stark beteiligt. Ziel der Studie war die Entwicklung eines ganzheitlichen Ansatzes filr den verdichteten Wohnungsbau mit gehobenem Ausstattungs- und Dienstleistungsangebot. Daserarbeitete Konzeptsollte unter BerUcksichtigung der Lebenszykluskosten und der Schaffung hoher und langfristiger Wohnwerte umgesetzt werden, wobei fllr die Bewohner trotz des verbesserten Leistungsangebotes keine zusatzkosten entstehen sollten .
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122 Wohnpark Sandgrubenweg , Bregenz
Haus B, Niedrigenerg iestandard
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1 Dach (U sO,1I5 W!m 'K) DachbegrUnung auf EinschichtExt ensivsubst rat 100 mm Wasserleitprofil Trenn-, Schutz- und Speichervlies warrnedamrnung EPS-Hartschaum 340 mm Dampfspe rre Vlies Stahlbetondecke im Gefalle 280 mm
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6 FuBboden (U=O,169 W!m ' K) Parkett 15 mm Estrich 60 mm Dampfsperre rnttschattdamrnung 30 mm Warmed ammung 150 mm Stahlbeton 2BO mm
8 AuBenwand (U-O,145W!m'K) Dreischichtplatte Larche 19 mm Holzlattung 60 x 40 rnm, dazwischen Hint erl Uft ung osa-stane15 mm Holzstander 200 mm , dazwischen Warmedammung Gipsfaserplatte 15 mm Holzlattung 60 x 50 mm, dazwischen warrnedamrnung Gipskartonplatte 12,5 mm
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7 Holzrost 27 x 100 mm Holzlattung 27 x 100 mm Holzlattung 60 x 100 mm auf hohenverstetlbaren Terrassenlagern Folienabd ichtung Vlies Stahlb etondecke im Gefalle 280-370 mm
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Konstruktion Die cebaude sind in einer Stahlbeton-Skelettbauweise errichtet, deren StOtzen und Flachdecken auf der Sammeltiefgarage aus Stahlbeton ruhen. Die nichttragenden AuBen- und lnnenwande sowie die Balkontrennwande bestehen aus vorgefertigten Holzelementen . Um hochste Hexibilitat zu gewahrleisten, wurden diese nicht geklebt, sondern mechanisch befestigt. Die Fassadenplatten bestehen aus unbehandelter Larche und errnoglichen eine leichte verschiebung von Fenster- und Tilroffnungen. Die versetzbaren lnnentrennwande aus Holz konnen leicht an veranderte NutzerbedOrfnisse angepasst werden . Die Flexibilitat der Grundrisse wird durch hohe Decken- und FuBbodenaufbauten gewahrleistet, wobe i eine Raurnhohe von 2,65 m die Abhangung von BelOftungsrohren errnoglicht. Der sonst Obliche Einbau von lnstallationsschachten fur Bader und KOchen war nicht erforderlich. Stattdessen gibt es fOr Schmutz- und Regenwasser gebOndelte Fallstrange. schiebeladen aus pulverbeschichtetem Lochblech dienen als Sonnenschutz.
Energiekonzept Drei der vier Gebaude wurden gemaB den vorarlberger «a ko 2»-Richtlinien geplant. Um finanzielle Beihilfen aus diesem Programm zu erhalten , mussten die Gebaude eine Reihe strenger okologischer Vorgaben einhalten, darunter eine Reduzierung des Heizenergiebedarfs auf hochstens 35 kWh/m 2a , ein weit niedrigerer Wert als bei ahnlichen Wohnbauten aus dem gleichen Zeitraum. Eine Holzpellets-Zentra lheizung versorgt alle wohnungen Ober eine FuBbodenheizung mit warms. Jede Wohneinheit verfOgt Ober ein Bedienelement zur Raumtemperatursteuerung, das dem Nutzer auch den Energieverbrauch angezeigt. zusatzllch hatten Kaufer die Moglichkeit, sich fOr den Einbau einer kontrollierten Be- und EntlOftungsanlage mit WarmerOckgewinnung zu entscheiden. Dasvierte Gebaude ist das erste Mehrfamilienwohnhaus osterrelchs, das nach den Vorarlberger «a ko 3»-Passivhausrichtlinien gebaut wurde , die einen Heizenergiebedarf von hochstens 15kWh/m 2a erlauben . Eine AusfOhrung aller vier Gebaude als Passivhaus lieB sich nicht verwirklichen. Da alle Gebaude an einem Nordhang stehen, lassen sich kaum bedeutende solare warrnegewinne erzielen. AuBerdem stimmten nur 20 Prozent der zukOnftigen Bewohner dem Einbau eines mechanischen LOftungssystems zu, welches aber erforderlich ist , um den Heizbedarf auf den geforderten Wert zu senken. Die Wohnanlage setzt neue MaBstabe im Geschosswohnungsbau. Als Ergebnis einer umfassenden Forschungsstudie ist das Projekt ein ausgezeichnetes Beispiel fiir die erfolgreiche und umfassende Integration okonornischer, okologischer und sozialer Belange. In den kommenden Jahren werden Daten und Erkenntnisse Ober das Verhalten und die Nutzung der cebaude gesammelt, um das Konzept fiir Nachfolgeprojekte zu verbessern und weiterzuentwickeln .
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Hauptschule Klaus-Weiler-Fraxern Dietrich Untertrifaller
Passivhaus macht Schule Die bestehende Hauptschule der drei Gemeinden Klaus, Weiler und Fraxern im Rheintal war Mitte der 1970er nach einem padagogischen Konzept erbaut worden, dasgroBzOgige Gemeinschaftsflachen innerhalb des Gebaudes vorsah. Verglichen mit heutigen Verhaltnissen war die Betonkonstruktion nur schwach gedarnrnt und besaB ein ineffizientes elektrisches Heizungssystem. Nach rund 25 Jahren entsprach nun die Raumanordnung nicht mehr den BedOrfnissen der Schule und das gesamte Gebaude harte umfassend saniert werden mOssen, um heutigen Bauvorschriften zu genOgen. Eine Studiekamzum Schluss, dass eine Renovierung aus Wirtschafts- und UmweltgrOnden nicht sinnvoll ware, sodass sich die ortliche schulbehorde entschied, das alte Gebaude zu verkaufen und ein neues Gebaude fOr bis zu 350 SchOler zu errichten. Man entschied auBerdem, die bestehende Turnhalle zu erhalten, die in einer zweiten Phase renoviert werden solI. Da das alte schulgebaude extrem hohe Betriebskosten verursacht hatte, wurden fOr den zweistufigen Wettbewerb sehr klare okonomische und energetische Rahmenbedingungen festgelegt. 1m FrOhjahr 2001 ging das BOro Dietrich Untertrifaller als Sieger hervor und erhielt den Auftrag fOr die Planung der neuen Schule. Aufgrund des engen Zeitplans entschieden sich die Architekten, dasGebaude als Holzbau mit vorgefertigten Hohlkastenelementen auszufOhren. Das fertiggestellte sebaude wurde nach einer Planungs- und Bauzeit von nur 18Monaten in Betriebgenommen. Mit einem Heizenergiebedarf von unter 15 kWhjm2a ist das Gebaude die erste Schule Osterreichs, die die strengen Vorarlberger Passivhausrichtlinien erfOllt.
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126 Haupt schule Klaus- Weile r- Fraxern
Das t-fo rrnige Gebaude ist leicht von der HauptstraBe zurOckgesetztund fasst zusammen mit der bestehenden Turnhalle einen Platz, der durch eine Baumreihe gegen die StraBe abgeschirmt ist . Der schlanke , dem offentlichen Platz zugewandte Riegel beherbergt im Erdgeschoss den Oberdacht en Haupteingang und die zweigeschossige Eingangshalle, die auch als Aula genutzt wird; die Bib liothek der drei Gemeinden liegt dar Ober. Dieser FlOgel schirmt die dahin terliegenden Klassenzimme r und den Schulhof vom StraBenlarrn abo Der zweihOftig organisierte Hauptbaukorper der Schule enthalt auf zwei Geschossen ostseitig zwolf Klassenzimmer, wahrend auf der Westseite die verwaltungsund sonderunterrlchtsraume liege n. Durch einen dreigeschossigen Oberlichtraum neben dem zentralen Gang WIt Tageslicht bis in die unteren Geschosse. Einzelne Zugangsstege binden die Klassenzimmer im Osten an, wahrend ein Streifen mit Nebenund Haustechnikraurnen, Toiletten und Fluchttreppenhaus den Korridor im Westen begrenzt . Die Oberlichter und die hohen, eingebauten Garderobenkasten gliedern die Erschliebungsflachen und verwandeln den langen Korridor in den Pausen in eine lebendige segegnungsstatte. Die VerbindungsbrOcken weisen glaserne BrOstungen auf, die diagonale Blickbeziehungen durch das ganze Atrium gewahren . Ein Teil des Gelandes wurde ausgeschnitten, damit die Werkraume im Untergeschoss ausreichend Tageslicht erhalten . Ein breites Kiesbett erstreckt sich durch das gesamte Untergeschoss direkt unter dem Luftraum .
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1 Dreifachverglasung
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Rauch- und Warmeabzug
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Dach (U=O.l1 w/m'K) DachbegrUnung extensiv 100 mm Dachdichtung Bitumenbahn 3-lagig wa rmsdammung Steinwolle 300 mm Dampfsperre aSB-Platte 22 mm Trager Brettschichtholz im Gefalle 520-3BO mm aSB-Platte 22 mm Abgehangte Decke Birkensperrholz 12 mm
11 FlieBbelag Epoxidharz versiegelt 3 mm Estrich 60 mm Trittschalldarnrnung 25 mm SptittschUttung 50 mm Dampfsperre Furnierschichtholzplatte 33 mm Trager Brettschichtholz SO x 3S0 rnrn , dazwischen warrnedammung Steinwolle Furnierschichtholzplatte 33 mm
4 Trager Brettsch ichtholz 240
12 AuBenwand (U=0.11 W/m'K) Schalung WeiBtanne natur 20 mm Holzlattung 30 mm Konterlattung 40 mm Winddichtung Holzlattung 2 x 40 x 60 rnrn, kreuzweise verzahnt, dazwischen warrnedammung Steinwolle Furnierschichtholzplatte 33 mm Trager Brettschichtholz 1S0 rnrn, dazwischen warrnedammung Steinwolle Furniersch ichtholzplatte 33 mm Dampfsperre Holzlattung S4 rnrn , dazwischen 50 mm Steinwolle Birkensperrholz 12 mm
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5 Trager Brettschichtholz 220 x 640 mm
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6 Fensterrahmen Brettschichtholz 540 x 60 mm 7 Dreifachverglasung
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130 Hauptschule Klaus-Weiler-Fraxern
Konstruktion Trotz des engen Zeitrahmens vermieden die Architekten eine konventionelle Entwurfslosung und entwickelten ein nachhaltiges Gebaudekonzept von hoher raurnlicher und gestalterischer Oualltat. Der kompakte und klar gegliederte saukorper trug dazu bei, Kosten zu reduzieren und den Energieverbrauch des Gebaudes zu optimieren. Die einfache, aber raurnlich interessante Struktur erklart sich aus der Okonomie der gewahlten, aus vorgefertigten Holzelementen bestehenden Tragkonstruktion. Die aus heimischer WeiBtanne gefertigten Hohlkastenelemente ruhen auf einem Ortbetonuntergeschoss und sind auBen mit einer Schalung aus unbehandelter WeiBtanne verkleidet. Die Vorfertigung der Holzelemente, der Verzicht auf aufwandige und kostspielige pfahlgrOndungen aufgrund des geringen Gewichts der Konstruktion, die schnelle Montage auf der Baustelle sowie der Entfall von Austrocknungszeiten errnoglichten die Einhaltung des sehr straffen Zeitplans. Das Tragwerk des Gebaudes fOr Eingang und Aula besteht aus schlchtholztragern und -stiitzen, die auch die komplett verglaste Fassade tragen. Die nach SOden ausgerichtete Fassademusste gegen ubermabige Warmegewinne durch SonneneinstrahlunggeschOtzt werden . Statt Lamellen einzusetzen, die den Ausblick in das Rheintal beeintrachtlgt batten, entschieden sich die Architekten fllr ein Profillochblech aus Kupfer mit einem offnungsanteit von 30 Prozent. Dieser von einer eigenen Stahlrahmenkonstruktion getragene «Metallschleier» schOtzt die dahinterliegenden aaume, lasst aber Durchblicke zu. Wahrend des Tags wirkt dieser Schirm abweisend und verleiht dem Gebaude ein solides Erscheinungsbild. Bei Abendveranstaltungen hingegen leuchtet das oebaude und gewahrt gefilterte Einblicke . Die nach Osten und Westen ausgerichteten Fenster der unterrichtsraurne besitzen einen automatischen auBenliegenden Sonnenschutz, der jedoch auch von den Nutzern direkt bedient werden kann. Ein Band mit offenbaren Fenstern befindet sich unterhalb der Festverglasungauf Augenhohe der sitzenden SchOler. Die Fenster gewahren Ausblick, sind jedoch weit hinter die Fassadenebene zurOckgesetzt und daher gut verschattet. Aile lnnenflachen sind mit Birkensperrholzplatten verkleidet, die den Raumen eine angenehme Atmosphere verleihen. Betonboden befinden sich in der Aula und im Untergeschoss, wobei die Obergeschosse einen roten Epoxidharzboden besitzen, der in dem ansonsten zurOckhaltenden Farbkonzept einen starken Akzent setzt.
Energiekonzept Die enge Zusammenarbeit zwischen den ortlichen sehorden, den Architekten , den beratenden Ingenieuren und den beteiligten Baufirmen ermoglichte die Umsetzung eines sehr nachhaltigen und energieeffizienten Gebaudekonzepts . Durch die wahl umweltfreundlicher Baumaterialien, durch die Konstruktion einer kompakten, gut gedamrnten und luftdichten HOlle sowie durch die Installation einer passivenHeizungs-und Beltiftungsanlage war es moglich, den Heizenergiebedarf des Gebaudes auf 15 kWh/m 2a zu begrenzen und damit die Vorarlberger Passivhausrichtlinien zu erfOllen. In der Planungsphase wurden thermodynamische Simulationen durchgefOhrt, um die Einhaltung der Zielwerte zu gewahrleisten. Kontinuierliche Messungen in den ersten zwei Jahren der Nutzung ergaben sagar noch bessere Werte: Der Heizenergiebedarf filr das gesamte oebaude betragt lediglich 11,4 kWh/m 2a. Die Fassaden sind durch die Verwendung von dreifachverglasten Fenstern und die Einbringung einer 300 mm starken Darnrnschicht aus Steinwolle in die Dach- und Wandelemente stark gedarnrnt. Aula und Bibliothek - die nicht nach Passivhausrichtlinien
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errichtet wurden - sind mit einer Niedertemperatur-FuBbodenheizung ausgestattet. Aile Ubrigen NutzfUichen werden durch die zentralgesteuerte Be- und EntlUftungsanlage beheiztoder gekUhlt. Ein Rotationswarmetauscher gewinnt rund 85 Prozent der Warme aus der Abluft zurUck. Ein Erdregister, bestehend aus 27 Polyethylenrohren vonje 26 m Lange und einem Durchmesser von 400 mm, wurde unter der Aulaverlegt. Dieses heizt, beziehungsweise kUhlt, die zuluft sommers wie winters auf etwa 18° C vor, sodass eine zusatzliche Klimatisierung entfallt . Ein Bypass erlaubt die direkte Zufuhr von Frischluft in das cebaude, wenn die AuBentemperatur zwischen 18 und 20° C liegt. zusatzllche Heizenergie liefert zur Zeit ein Brennwert-Gaskessel, der durch ein mit Hackschnitzeln betriebenes Biomasseheizwerk ersetzt werden soll. Ein elektrischer Heizkessel liefert Warmwasser, das in naher Zukunftjedoch durch Sonnenkollektoren bereitgestellt werden sell. Auf dem Dach ist eine 240 m2 groBe Photovoltaikanlage installiert, die eine maximale Leistung von 20 kWp liefert . Das Regenwasser wird gesammelt und fOr die Sprinkleranlage gespeichert. Das gesamte oebaudewird Uber ein Bus-System gesteuert, dasfOr den optimierten Betriebvon Heizung, KUhlung, BelUftungssystem, Sonnenschutz und Beleuchtung sorgt. All dieseMaBnahmen trugendazu bei, den Energieverbrauch desGebaudes im Vergleich zur alten schule um etwa 75 Prozent zu sen ken, wahrend die Gesamtbaukosten im Vergleich mit einem konventionellen Schulbau lediglich um 3 Prozent stiegen. Mit der Fertigstellung des Projekts haben die Gemeinden Klaus, Weiler und Fraxern ihr Engagement fOr die Umwelt und die Bewahrung von Ressourcen unter Beweis gestellt. Das neue schulgebaude hat fOr seine architektonischen Qualitaten und seine Energieeffizienz bereits mehrere Auszeichnungen erhalten.
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134 Konstr ukt ionssyst eme
Lokale Holzbauweisen
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Die starke Verbreitung von Holz als Baumaterial und die regionale Tradition des Zimmermannshandwerks fUhrten dazu, dass sich in Vorarlberg mehrere lokale Holzbauweisen entwickelten. Durch lang erprobte Techniken und Prinzipien entstanden sebaude mit einer Lebensdauer von 200 bis 300 Jahren. Viele hervorragende Exemplare haben sich ilber Jahrhunderte hinweg bewahrt und stehen heute noch. Der standerbohlenbau ist das alteste Holzbauverfahren Vorarlbergs, wobei nur einige Beispiele bis heute uberdauert haben. [4J ursprungtlch wurden bei dieserTechnik die pfosten schlicht senkrecht in den Boden getrieben. spater jedoch stellte mandieseauf ein Steinfundament, um sie sovor aufsteigender Erdfeuchtigkeit zuschiitzen, Stander und Balken bildendastragende Gerilst, wobei horizontale Bohlen von 80 bis 120 mm Starke als wande dienen. Diese werden in eine ausgesparte Nut des standers eingeschoben. [I] Der standerbohlenbau verbraucht weit weniger Holz als die massivere Blockbauweise und wurde deswegen hauptsachlich fur Nebengebaude wie Scheunen und stalle angewendet. [II] Der Blockbau ist die bei traditionellen Vorarlberger sauemhausern am haufigsten angewendete Bauweise. Hierbei werden die einzelnen Holzbalken horizontal gestapelt und an den Ecken mit Zapfen verbunden . Der Kopfstrick ist die alteste Eckverbindungsart. Bei ihm stehen die einzelnen Balken an den Ecken tiber die Wandflachen hervor. [2J Ab Ende des18 . Jahrhunderts wurdediese Verbindungnach und nach durch denSchwalbenschwanzstrick ersetzt, bei dem die Eckverbindungen glatt abschlieBen. [3J Hartholzdilbel dienten zur Verbindung der einzelnen Schichten und trugen zur Schaffung einer hochst steifen Konstruktion bei. [IIIJ Als mit der zunehmenden Industrialisierung in Massenproduktion hergestellte Nagel billig zur verfUgung standen, erhielten die Fassaden eineschuppenartige Haut aus Holzschindeln, die die tragenden Holzteile wirksam vor Witterung schutzte, Wenn manan traditionelle europaische Hauser denkt, kommen einem sofort Fachwerkbauten in den Sinn. Diese Bauweise besitzt ein tragendes Gerust, dessen Aussparungen mit Flechtwerk, Lehm und zerhacktem Stroh ausgefUllt werden . Vorarlberg ist daseinzige 6sterreichische Bundesland, in dem ein bedeutende Anzahl von Fachwerkbauten vertreten ist, da esgeografisch an einem Punkt liegt, an dem verschiedene Bautechniken aufeinandertrafen und fur eine abwechslungsreiche Stilmischung sorgten. Fachwerkbau wurde hauptsachllch in Gebieten mit hohem Laubbaumbestand betrieben, da aus Laubholz vorwiegend kurze Bauh6lzer gewonnen werden k6nnen. InVorarlberg herrschten die Stander- und Blockbauweise vor,da hier groBe Nadelholzbestande lange undgerade Bauh6lzer in ausreichender Menge lieferten. [IVJ
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2 In Str ickbauwers ernchtetes RhelnlalhdUs In Schnifis
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136 Konstr ukti onssyst eme
Tradition und Bruch Viele Bauordnungen der vergangenen Jahrhunderte waren fiir das Bauen mit Holz von Nachteil. 1m Mittelalter erlieBen viele stadte, hauptsachlich aus BrandschutzgrOnden, Verbote gegen den Gebrauch von Holz als Bau- und Dachdeckungsmaterial. Diese Vorschriften hatten allerdings insofern wenig Erfolg, als immer wieder ganze stadte FeuersbrOnstenzum Opfer fielen. Auf dem Lande wurden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die meisten Gebaude nach wie vor ganzlich aus Holz errichtet. [v] Mit dem Aufstieg des BOrgertums und der Durchsetzung neuer Werte wurde im spaten 19. Jahrhundert die vorarlberger Holzbautradition erneut auf die Probe gestellt. plotzlich galten Holzhauser als zeichen der Armut und kamen aus der Mode; wer in einem Holzhaus wohnte, gehorte nicht zum BOrgertum. AuBerdem setzte sich der Glaube durch, dass Holz ein vergangliches, ephemeres Baumaterial sei, obschon Tausende historischer Bauten aus Holz das Gegenteil bewiesen. Gemauerte Hauser waren das neue Statussymbol der Mittel- und Oberschicht und stellten den vorherrschenden Gebaudetypus dar. Viele Holzhauser wurden nun nachtraglich verputzt, um sich den benachbarten gemauerten Hausern anzugleichen . [VI}[S.9)
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DieVorteile der Holzbauweisewurden in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wiederentdeckt. In der Zwischenkriegszeit veroffentlichte der angesehene osterreichische Architekt clemens Holzmeister seine Schrift «Der Holzhausbau» , in dem er den Niedergang der Holzbauarchitektur beklagte. Er prasentierte dar in zahlreiche gelungene Beispiele alter Holzbauten - viele davon aus Vorarlberg - und wies so den Weg zu einer neuen Ara des Holzbaus. Vor allem aber hob er die positiven Auswirkungen des Holzbaus auf die Forstwirtschaft sowie die Vorteile der verwendung heimischer Ressourcen in Krisenzeiten hervor. In den 1930er Jahren lancierte die osterreichische Bundesregierung ein Bauprogramm , das die herrschende Wohnungsnot sowie die wachsende Arbeitslosigkeit bekarnpfen sollte. 1m ganzen Land entstanden an stadtrandern neue Siedlungen , sogenannte Randsiedlungen, die Arbeitslosen und Kurzarbeitern zu seschaftlgung und Wohnraum verhalfen. In Vorarlberg entstanden acht solcher Siedlungen, wobei die Hauser in der traditionellen Blockbauweise aus 120 mm starken Holzern errichtet wurden. Die groBe Zahl an verfUgbaren Arbeitskraften erlaubte eine kostengOnstige Vorferti gung. AuBerdem errnoglichte die gewahlte Bauweise, dass die kOnftigen Bewohner ungefahr 1500 Stunden an Eigenleistung am eigenen Haus erbrachten. Dieses Beispiel wirkte als Prazendenzfall. Auch die modernen Vorarlberger Architekten machten sich die Kombination aus professioneller industrieller Vorfertigung und ungelernter Selbstarbeit fllr die Errichtung von Wohnbauprojekten zunutze. [V"}[6-a ]
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138 Konst rukt ionssyst eme
Ein neues Zeitalter
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In den1960erJahren erlebte der Holzbau schlieBlich eine Renaissance, als eineGruppe von jungen Architekten in Vorarlberg zu arbeiten begann . Hans Purin, Rudolf Wager, Jakob Albrecht, Gunter Wratzfeld und Leopold Kaufmann entwarfen Holzbauten, die auftraditionelle Elemente verzichteten und stattdessen offeneGrundrisse, Flachdacher und ungewohnlich groBe Fensterflachen aufwiesen. zunachst stieBen sie damit bei der Bevolkerung auf viel Kritik. Leopold Kaufmann berichtet: «Meine ersten Projekte in den sechziger Jahren hatten nicht das richtige Dach, nicht die richtige Form und nicht die richtigen Fenster. Die Folge war, dass mich meineNachbarn nachdem Besuch der sonntagsmesse nicht mehr grUBten.» [VIII] Mit ihren EntwUrfen formulierten dieseArchitekten Alternativen zum vorherrschenden provinziellen Stil, der das Resultat einer Fehlinterpretation des historischen Baubestands war. [IX] RudolfWager betont : «Ich habedamals versucht, bewuBt gegen die Tradition zu bauen. In meiner Lehrzeit als Zimmermann habeich mitbekommen, wie gedankenlos dassogenannte traditionelle Bauen war. Diese klischeehaft gebauten Hauser sind eigentlich keine traditionellen Bauten... Ich wollte nicht brav und folgerichtig andere Moglichkeiten, andere Variationen ableiten, sondern ich brauchte zu dieserGedankenlosigkeit einen starken Gegensatz.» (X][12] Die Architekten knUpften eineverbindung mit der Holzbautradition in der Region und nutzten die handwerklichen Fertigkeiten des Zimmermannsgewerbes als Grundlage fur ihre neuen Holzkonstruktionen . Das Arbeiten mit Holz verlangte zudem, dass Gebaude durchdacht konstruiert werden mussten. Insbesondere war auf die korrekte Detaillierung von Wanden und Decken zu achten. Die Raumkonzeption begann mit dem Entwurf des Tragwerks, das als ausdrucksstarkes sichtbares Element eine wichtige Rolle spielte. Die vorarlberger gelten als arbeitsfreudig und sparsam ; nicht umsonst ist ihr Motto «schaffa,schaffa, HUsle baua». Da dasEinfamilienhaus nachwie vor der vorherrschende Wohnhaustypus war, trug die Sehnsucht nach dem eigenen Heim zur Zersiedelung der Region bei und setzte kUnftige Hausbesitzer unter starken finanziellen Druck. FUr die Architekten stellte sich damit die wichtige Frage, fUr wen sie eigentlich bauten, wenn sich die meisten Menschen kein eigenes Haus leisten konnten. Hans Purin, einer der Pioniere der neuen Architektur, prasentierte mit dem Entwurf der Wohnanlage Haldein Bludenz (1964) eine Losung fur dieses Problem. Hierbeiwurde ein System ausmassiven Mauerscheiben bereitgestellt, das die kUnftigen Bewohner dann selbst mithilfe einer leichten Holzkonstruktion ausfOllen konnten . Rund 20 Prozent des Arbeitsaufwands wurden dabeivon den EigentUmern beigesteuert. Das Projekt stellte ein ausgezeichnetes Beispiel fUr einfaches, kostengUnstiges und gemeinschaftliches Bauen dar. Friedrich Achleitner, der bekannteste Architekturkritiker Osterreichs, zahlt die Wohnanlage Halde immer nochzuden«solidesten Leistungen im osterreichischen wohnbau». (XI][13-15J Die neu gegrUndete Cooperative, eineGruppe junger Architekten, bestehend aus Dietmar Eberle, Wolfgang Juen, Markus Koch und Norbert Mittersteiner, nutzte 1979 beim Entwurf ihrer Wohnanlage «Im Fang» einen ahnlichen Ansatz. In Zusammenarbeit mit ihren Auftraggebern wollten sie neue Formen desgemeinschaftlichen Wohnens und Bauens erproben. Holz war dabei das bevorzugte Baumaterial, da es ohne schweres Gerat und speziell
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140 Konstruktionssysteme
geschulte Fachkrafte verarbeitet werden konnte und gleichzeitig einfache, sehr flexible Konstruktionen errnoglichte. [xIII Gelernte Zimmerleute errichteten die vorgefertigte Holzskelettkonstruktion; Boden, wande, verglasungen, wintergarten und Fassadenwurden in gemeinschaftlicher Arbeit von den jungen Architekten und den kUnftigen Bewohnern fertiggestellt. So war das Projekt fur alle Beteiligten finanziell tragbar, erlaubte individuelle Variationen und die Schaffung offentlicher Gemeinschaftsbereiche, die zu jener Zeit auf dem Wohnungsmarkt beispiellos waren. [XII')[' ,' 0-1' 1
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Oftmals bestimmte die moglichst einfache und wirtschaftlichste Herstellung eines Bauteils Entwurfentscheidungen mehr als rein formale Aspekte . Damit entstand eine neue Asthetik, die zunachst bei der sevolkerung und den saubehorden auf starken Widerstand stieB. Man bezeichnete die neuen Holzbauten abwertend als «Hiihnerstalle», da ihr Erscheinungsbild den traditionellen Erwartungen widersprach, die man zu jener Zeit mit einem Eigenheim verband. Die Erfahrungen, die die Vorarlberger Architekten bei der Arbeit an diesen kleinen und kostengUnstigen Projekten sammelten, errnoglichten es ihnen, professionelle und logistische Fahigkeiten fur alle Bereiche des Bauens zu entwickeln . So erreichten sie qualitativ ein neues Niveau, das schlieBlich auch die groBen Baugenossenschaften, Baufirmen und ortlichen Behorden beeindruckte und zunehmend Uberzeugte. Die resultierende Schlichtheit, Rationalitat und minimalistische Asthetik waren nicht das Ergebnis theoretischer Vorstellungen, sondern die Folgen eines Berufsstandes, der Schritt fur Schritt vom traditionellen Handwerk zu maBgefertigter industrieller Herstellung Ubergehen wollte. Unkomplizierte mod erne Fertigungstechniken wurden angewendet, um bei minimalem Materialeinsatz groBtmogliche Raumvolumen zu schaffen. Sobald dieser Ansatz einmal verstanden war, leuchtete er den sparsamen Vorarlbergern als selbstverstandlich ein. [xlvI Dieser architektonischen Herangehensweise kam auch das ortliche Baugesetz zugute, da anders als im Ubrigen Osterreich zur Einreichung eines Bauantrags keine Mitgliedschaft in der Architektenkammer notig war. So konnten die Mitglieder der Cooperative und andere Planer wie Hermann Kaufmann, Helmut Dietrich, Carlo Baumschlager und Wolfgang Ritsch direkt nach dem Studium mit dem Bauen anfangen, ohne erst lange Praktika absolvieren zu mUssen. SchlieBlich wurde die Holzbauszene so prasent und erfolgreich, dass sich die osterreichische Bundeskammer der Architekten zum Eingreifen veranlasst sah, da die Planer die staatliche ZiviltechnikerprUfung umgingen und sich die hohen Kamrnerbeitrage ersparten . In einem Akt von zivilem Ungehorsam taten sich jedoch 16 rebellische Planer zusammen und grUndeten die «Gesellschaft vorarlberger BaukUnstler». Drei der Mitglieder waren bereits mit Klagen konfrontiert und so sammelte die neu gegrUndete Vereinigung Mittel, um die Rechtskosten zu tragen. Der Streit um das Recht zur BerufsausUbung fand in den Medien groBe Beachtung und endete schlieBlich in einem einfachen Kompromiss zwischen der Gruppe und der Bundeskammer. [xv]
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Die neue Holzbaubewegung kann als eine zeitgenossische Antwort auf die in Vorarlberg vorhandene Bautradition betrachtet werden und bildete die Grundlage fUr die einmalige Erneuerung der dortigen Architekturszene. Nach weitgehender Akzeptanz durch die sevolkerung gingen die Architekten dazu iiber, neben Einfamilienhausern auch groBere Projekte wie Schulen, Bilrogebaude, Industriebauten, Feuerwachen, Museen und Mehrfamilienhauser zu planen . Da Holz als Baumaterial fur diese Bauaufgaben nicht immer die angemessene t.osung darstellt, kommen auch zunehmend Stahl, Beton und Mauerwerk zum Einsatz. Durch die im Holzbau erworbene Erfahrung haben sie einen disziplinierten Entwurfsprozess entwickelt, der sich auch im Umgang mit anderen Baumaterialien und -techniken als niitzlich erweist. Das gilt auch flir das gesamte Handwerk und zeigt sich etwa besonders am fachkundigen Entwurfvon Betonschalungen durch Zimmerleute, die fur sichtbetonoberflachen von ausgezeichneter ouatltat sorgen. Ein hoher Anteil von Neubauten wird zwar nach wie vor hauptsachlich aus Holz errichtet, aber die Impulse durch die zweite Generation von Planern in den 1980er und 1990er Jahren eroffneten neue Moglichkeiten, die jungen Architekten die Freiheit fur Experimente und Innovationen geben. Diese konnen heute auf einer soliden Grundlage aufbauen. Zahlreiche Gemeinden haben cestaitungsbelrate ins Leben gerufen, die als Schnittstelle zwischen Bauexperten, den ortlichen sehorden und der sevolkerung fungieren. Als aktive Mitglieder dieser Korperschaften beraten Architekten die Gemeinden in Planungs- und Bauangelegenheiten und spielen damit eine unverzichtbare Rolle bei der kiinftigen Gestaltung der Umwelt. Durch Bevdlkerungswachstum hat sich der Voralberger Landschaftsraum seit den 1960er Jahren entscheidend verandert. Aus den 29 selbstandigen Gemeinden des Rheintals ist ein fast geschlossenes Siedlungsband aus norfern und kleinstadten geworden . In den letzten Jahrzehnten hat die sevolkerung erkannt, dass die sozialen, okotogischen und okonornischen Konzepte und Prinzipien , die die Architekten flir den Bau einzelner Gebaude entwickelt haben, auch im stadtischen MaBstab angewendet werden miissen. Die Vorarlberger Landesregierung hat deshalb das Forschungsprojekt Vision Rheintal ins Leben gerufen, das sich auf Siedlungsmuster, Verkehr, Wirtschaft, Landschaft und soziale Infrastruktur konzentriert, um fur die Zukunft ein nachhaltiges Wachstum der Region zu gewahrleisten. Die einmalige und sensible Herangehensweise der Architekten ist iiberzeugender Beweis dafilr, dass sie sich engagiert an der Losung von Problemen beteiligen und auf die Bediirfnisse der Gesellschaft eingehen. Demzufolge genieBen viele Vorarlberger Architekten heute im Ausland einen ausgezeichneten Ruf und bauen und lehren in Deutschland, der Schweiz, Liechtenstein, China und anderen tandem.
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Wohnanlage Miihlweg, Wien Hermann Kaufmann + Johannes Kaufmann
Ideenexport 1m Jahr 2003 wurde vom Wiener Bodenbereitsstellungs- und Stadterneuerungsfond ein sautragerwertbewerb zum Thema «Holz- und Holzmischbauweise» fUr eine Wohnanlage mit 250 Einheiten ausgeschrieben . 1m Rahmen ihres Klimaschutzprogramms wollte die Stadt zeigen, dass der Einsatz von Holzbautechnik mit Niedrigenergiestandard auch fur den geforderten Wohnungsbau im stadtischen Raum moglich sel. Neben stadtplanerischen, okologischen und finanziellen Aspekten sollte vor allem der werkstoffgerechte Einsatz von Holz als Baumaterial untersucht und bewertet werden. Erst kurz zuvor war die ortliche Bauordnung dahingehend geandert worden, dass nun auch mehrgeschossige Holzbauten im Bereich der osterreichischen Hauptstadt errichtet werden durften . Die neue Siedlung am Stadtrand von Wien ist die bislang groBte in Holzbauweise errich tete Wohnanlage Europas. Das BaugrundstGck war in drei separate Parzellen unterteilt, wobei zwei der drei aus dem Wettbewerb hervorgegangenen Biiros aus Vorarlberg stammten . Aile suros waren im Holzbau versiert und konnten somit ihr lokales Fachwissen in andere Teile des Landes exportieren. Neben den Entwurfen des Grazer Architekten Hubert RieB und des suros Dietrich Untertrifaller wurde auch das gemeinsame Projekt von Johannes Kaufmann und Hermann Kaufmann zur Umsetzung ausgewahlt, Ihr Entwurf stellt stadtebauliche Oberlegungen in den Vordergrund und unterstreicht die vielfaltigen Moglichkeiten des Baustoffs Holz zur Schaffung qualitativ hochwertiger wohnraurne. Die ortsspezifische tosung von Johannes und Hermann Kaufmann schafft eine durchlassige Verbindung zwischen den monotonen Wohnblocks aus den 1960er Jahren im Westen und den angrenzenden grilnen Feldern im Osten. Drei Baukorper wurden am Rand des GrundstGcks positioniert und erzeugen einen Innenhof in der Mitte, der zwar gut definiert ist, sich aber dennoch zur Umgebung offnet. Auf diese Weise bleibt der Obergang in die angrenzende Landschaft des Marchfelds erhalten und wird nicht abgeschnitten. Durch die Anordnung der Gebaudevolumen wurde zusatzlich ein ruhiger und gut besonnter Spielplatz gewonnen, der auch von den Bewohnern der bestehenden Altbebauung auf der anderen StraBenseite genutzt werden kann.
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Bei der Entwicklung der Geometrie und Lage der Baukorper waren stadtplanerische Oberlegungen entscheidend, und auch die Wohnungstypologien reagieren auf die spezifischen Bedingungen des Ortes. Ziel der Architekten war es, so viele Wohnungen wie moglich nach SOden oder Westen auszurichten und eine Reihe verschiedener Grundrisse anzubieten. DieErschlieBungssysteme der Gebaude variieren und bilden raurnlichdifferenzierte und einladende FUichen, auf denenesvielfaltige Moglichkeiten zumAustausch zwischen den Bewohnern gibt. Unattraktive und monotone ErschlieBungssflachen, wie man sie haufig im geforderten Wohnungsbau antrifft, konnten vermieden werden. Die beiden t-formigen saukorpersind durch auBenliegene treppenhauser und taubengange erschlossen , wobei jeweils ein FIOgel zweihOftig organisiert ist. Das dritte Haus ist ein langgestreckterRiegel und enthalt Maisonettewohnungen. Jede Wohnung besitzt einen groBzOgigen privaten AuBenbereich in Form einer Terrasse oder Loggia. Die Eingange zu den Hausern sind sowohl zu den umliegenden StraBen als auchzum Innenhoforientiert, was die uurchtassigkelt des GrundstOcks unterstOtzt und den Bewohnern den Zugang zur Mitte der Siedlung errnoglicht. Obwohl ein zusatzliches Dachgeschoss genehmigt wordenwar, verzichteten die Architekten aus gestalterischen GrOnden darauf,sodass die Hauser jeweils nurvier Geschosse aufweisen. Die zurOckhaltend ausgebildeten Bauk6rper und ihre schlichte Formensprache stehen in Einklang mit dem stadtebaulichen Konzept. Konstruktion
Die Unter- und Erdgeschosse der wohnhauser bestehen ausOrtbeton, die drei obergeschosse sind ausschlieBlich aus Holz gefertigt . Decken und tragende tnnenwande der Obergeschosse bestehen aus groBformatigen, vorgefertigten Brettsperrholztafeln. Die vertikalen Lasten werden durch diese wandelemente abgetragen, wahrend die Massivdecken als ourchlauftrager fungieren. Ihre unverkleideten Unterseiten ergeben die fertigen Raumdecken in den einzelnen Wohneinheiten . Die Wand- und Deckenelemente besitzen hervorragende Materialeigenschaften. Durch ihre mehrschichtige Verleimung in Quer- und tangslagen sind sie besonders formstabil. Auch bei Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen quellt oder schwindet das Material nicht in gleichem MaBe wie Vollholzprodukte. Diebis zu 3 rnal ts m groBen Formate erlauben eine weitgehende Vorfertigung, sind leicht zu montieren und besitzen durch ihre GroBflachigkeit einen sehr geringen Fugenanteil, der sich auf ihre brandhemmende Funktion vorteilhaft auswirkt. DieAufienwande haben gr6Btenteils keine tragende Funktion, so dass ein nichttragendes, stark warrnegedarnmtes Leichtbaufassadensystem in Holzbauweise zum Einsatz kam . Diese vorgefertigten Leichtbauelemente sind auBen mit einer hinterlOfteten Vertikalschalung aus Larche und innen mit Gipskartonplatten bekleidet. Holzfenster und Verkleidung wurden in der Fabrik vorinstalliert. Die auBenliegenen ErschlieBungsgange sind dem Holzbau vorgesetzte Stahlkonstruktionen, wobei die nichtbrennbaren Laufplatten aus Betonfertigteilen bestehen.
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1 Schalung Larche 24 mm HinterlOftung 30 mm Windpapier Attikaelement : Gipsfaserplatte 15 rnrn, Unterkonstruktion 100 mm, Gipsfaserplatte 15mm
2 Dach (U-O,16 w/m'K) KiesschOttung 15 mm Dachd ichtung Bitumenbahn 2-lag ig Bitumen-Flammschutzbahn Gefalledammung 160-250 mm Dampfsperre Dickholzplatte 12Bmm Abgehangte Decke putztragerplatte 12,5 mm Putz
3 verglasung VSGauf Stahlformrohr 60 x 120 x 6,3 mm 4 Glaslamellen VSG
5 Dachdichtung Bitumenbahn Stahlbetonfertigteil 150-290 mm Elastomerlager 10 mm
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stahltrager HEB 1BO 7 AuBenwand (U=O,14W/m 'K) Putz Putztragerplatte 12,5 mm Gipsfaserplatte 15 mm Konstruktion 240 mm, dazwischen warmedammung Gip sfaserplatte 15 mm Dampfsperre warrnedammung Steinwolle 50 mm Gipskartonplatte 12,5 mm
B Stahlrohr 101,6 x B,B mm
9 Gelander Flachstahl 50/B mm 10 Kunsts t einplatten 40 mm auf Terrassenlager Abdichtung Bitumenbahn Ausgleichsschicht Dickholzplatte 146 mm Abgehangte Decke Putztragerplatte 12,5 mm Putz
11 FuBbodenbelag 10 mm Estrich 60 mm Dampfsperre rrtttschatldammung Mineralwolle 30 mm SchOttung 94 mm Dickholzplatte 146 mm (Unterseite slchtquatltat) 12 Geschosstrennung / Brandschutz : verblechung auf Stahlwinkel , Untersicht
t.archenbrett
13 FuBbodenbelag 10 mm Estrich 60 mm Dampfsperre rrlttschattdammung Mineralwolle 30 mm Stahlbeton 1BO mm 14 Fliesen 15 mm Stahlbetonfertigteil 140-155 mm Elastomerlager 10 mm 15 Kunststeinplatten im Splittbett 40 mm Vlies warmedammung 120 mm Abdichtungsbahn Ausgleichsschicht Stahlbetonabfangdecke im Gefalle 350 mm 16 FuBboden (U=O,22 w/m'K) FuBbodenbelag 10 mm Estrich 60 mm Dampfsperre Trittschalldarnrnung Mineralwolle 30 mm warrnedamrnung 120 mm Stahlbeton 350 mm 17 AuBenwand (U-O,24 w/m 'K) Putztragerplatte 12,5 mm warmedarnrnung Mineralwolle 1BO mm Stahlbeton 200 mm
148 Wohnanlage MGhlweg, Wien
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Die Verkleidung des Erdgeschosses aus Stahlbeton ist mit den darUberliegenden Fassaden identisch, sodass ein homogenes Erscheinungsbild entsteht. Die naturbelassenen Holzfassaden bringen die konstruktive Holzbauweise der Bauk6rper zum Ausdruck und sind mit farbigen Schiebeladen kombiniert. Durch den Verzicht auf Vor- und RUcksprUnge werden die Holzfassaden gleichmafslg verwittern, was bezUglich der Akzeptanz der Gebaude durch die Bewohner in den kommenden Jahren entscheidend sein wird. Die verwitterten Flachen werden mit den Laden und ausgeschnittenen Loggias ein noch lebhafteres Spiel der Farben bieten. Nach der seinerzeit geltenden Wiener Bauordnung erfOllten nur Fassadenverkleidungen aus Hartholz wie Eiche oder Akazie die strikten Brandschutzbestimmungen fllr viergeschossige Wohnbauten. Da eine Hartholzfassade aus KostengrUnden nicht m6glich war, entwickelten die Architekten in Zusammenarbeit mit der Holzforschung Austria, dem landesweit fOhrenden Forschungs- und PrUfinstitut ftlr Holz, eine Alternativl6sung. Brandversuche an Prototypen wurden durchgefUhrt, um die geforderte Feuerwiderstandsklasse zu erreichen. Als Ergebnis des Forschungsprojekts wurde schlieBlich eine Variante aus tarchenholz in Verbindung mit 150 mm vorkragenden Brandschutzabschottungen zwischen den Geschossen gewahlt. Diese durchgangigen horizontalen, gesimsartigen Fassadenstreifen sind aus Holz, mit Blech verkleidet und so angebracht, dass sie zugleich als Aufhangung und FUhrung der Schiebeladen dienen. So konnte eine L6sung gefunden werden, die nicht nur den brandschutztechnischen Anforderungen genUgte, sondern auch gestalterische und wirtschaftliche Aspekte berUcksichtigte. Energiekonzept Ein einfaches Energiekonzept wurde verfolgt, um den osterreichischen Niedrigenergiestandard zu erreichen . Durch den Einsatz hochwertiger Holzfenster und eines stark warrnegedamrnten Wandaufbaus liegt der Heizenergiebedarf der gesamten Wohnanlage bei 38 kWh/m 2a. Die Heizenergie liefert ein konventioneller Erdgas-Brennwertkessel, ein Niedrigtemperatur-Rohrnetz (60/40. C) verteilt die Heizwarrne auf die einzelnen Wohnungen. Die 168 m2 groBe thermische Solaranlage deckt den Gesamtjahresbedarf an Warmwasser zu 50 Prozent. Die Kollektoren sind auf dem Flachdach des langgestreckten saukorpers in einem Neigungswinkel von 45 Grad sUdorientiert platziert. Ein zentraler Warmespeicher, der Uber die Solaranlage beheizt wird, versorgt die einzelnen Wohnungen tiber ein zur Minimierung von Warmeverlusten stark warrnegedamrntes Rohrleitungssystem mit Warmwasser.
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Hugo Kleinbrod Austria-Kapelle, Lustenau Hugo Dworzak
Die Kirche kommt zu den Menschen 1m Reichshofstadion tragt der FuBballclub sc Austria Lustenau seine Heimspiele aus, nach denen Spieler und Fans traditionsgemafi gemeinsam im «Austriadorf», einer Gruppe vonBuden mit Ausschank, feiern. Gleich neben denTribOnen desFuBballstadions versorgt dieses kleine Ensemble die jeweils rund 4000 Besucher mit Speis und Trank. «Jedes Dorf hat eine Kirche, zumindest eine Kapelle», meinte der Prasident des FuBballclubs und beschloss, dengastronomischen und kommerziellen Aspekten desDorfes eine spirituelle Seite hinzuzufUgen. Vor Ort waren jedoch nur Behelfsbauten erlaubt, und zusatzliche Bauantrage hatten kaum chancen auf Zustimmung. Entsprechend wurde eine kleine Kapelle entworfen - nicht als (lbergangstosung, sondern als eine mobile Einheit, die jederzeit an einen anderen Ort versetztwerden kann. Das Bauwerk ist mit Radern ausgestattet, und somit kommt hier die Kirche zu den Menschen, nicht umgekehrt. Die MaBe der Kapelle von 2,5 m auf 5 m entsprechen der standardgrofse eines Parkplatzes; so kann sie jederzeit und Oberall, je nach Wunsch, «geparkt» werden. Die Gesamthohe von 4,85 m errnoglicht einen problemlosen Transport unter BrOcken unddurch UnterfOhrungen. Mit dem einfachen, rechteckigen Grundriss und dem Satteldach entspricht der Entwurf des Architekten Hugo Dworzak der Urform des geistlichen Hauses. Das gleichseitige Giebeldreieck symbolisiert die Dreieinigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist. lrn Alltagseinsatz bietet die Kapelle sitzplatze fllr neun Besucher, eine kleine TOr an der Stirnseite dient als Eingang. Bei GroBereignissen oder Festen kann die Kapelle auf das Spielfeld geschoben und geoffnet werden . Durch das Hochklappen von drei seitenwanden kehrt die Kapelle ihr Inneres nach auBen und kann so eine viel groBere Anzahl an Menschen ansprechen. Die auskragenden Wandflachen ergeben Oberdachung und Kreuzform zugleich.
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152 Hugo Kleinbrod Austria -Kapelle . Lustenau
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Konstruktion Die einfache Konstruktion der Kapelle besteht aus Kantholzern . Innen sind Wand-, Boden- und ueckenoberflachen vollstandlg mit horizontalen Holzlatten verkleidet, die fOr eine behagliche Atrnosphare sorgen. Eine weiBe Textilmembran bildet die AuBenhaut und unterstreicht den mobi len, nomadischen Charakter des Gebaudes, Durch den lichtdurchlassigen Stoff und die Holzlatten dringt Tageslicht ins Innere, sodass Fenster OberflOssig sind. Bei Dunkelheit erleuchten in der HOlle angebrachte teuchtstoffrohren das Innere und signalisieren nach auBen den sakralen Charakter der Kapelle. Das chr istliche Kreuzsymbol erscheint in dem kleinen Bauwerk zweimal: zum einen als TOrgriff, zum anderen als Ausschnitt aus der Lattenwand hinter dem Altar. Die Kapelle birgt auBerdem eine vom KOnstler udo Rabensteiner entworfene Glocke. Meist ist der kleine Bau beim Stadion zu finden , man sieht ihn aber auch gelegentlich in den StraBen von Lustenau auf dem Weg zu einer Hochzeit oder Taufe. Benannt wurde die Kapelle nach dem Priester Hugo Kleinbrod, der sich nach seiner ROckkehr aus der Kriegsgefangenschaft um arme Kinder und Waisenkinder kOmmerte. Er grOndete das Kinderdorf Vorarlberg, eine Organisation, die Kindern, die nicht langer bei ihren leiblichen Eltern leben konnen, ein neues Zuhause vermittelt. AuBerdem richtete er einen FuBballclub fOr die Kinder von Lustenau ein, um das ZugehOrigkeitsgefOhl und die ldentitat der Jugend zu starken.
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Logistikzentrum Tschabrun, Rankweil Christian Lenz
In Sachen Bolz Das Logistikzentrum befindet sich in einem Gewerbegebiet von Rankweil und liegt verkehrsgOnstig an der durch das Rheintal fOhrenden Autobahn A14, der Hauptverkehrsader Vorarlbergs. Es dient als Zentrallager fOr den gr6Bten Holzwerkstoffhandler in der Region und ersetzt vier einzelne, kleinere Lager. Der Bauherr wOnschte eine zeitgemafie Holzkonstruktion, die die vielen Vorteile des Werkstoffs Holz aufzeigen sollte: kurze Bauzeit, kostengOnstige, aber zugleich ansprechende und energiesparende Gestaltungsm6glichkeiten sowie die Bewahrung natOrlicher Ressourcen durch den sorgsamen Einsatz erneuerbarer Baumaterialien . Bei der Errichtung des zeitgernafien Industriebaus wurde besonderer Wert auf die Wahl von heim ischen Produkten gelegt . Die Baumaterialien wurden gr6Btenteils direkt dem Produktkatalog des Unternehmens entnommen, sodass das Gebaude zusatzlich den Geschaftsbetrieb und das Image der Firma reprasentiert.
Konstruktion Der groBe, dunkelbraune Bauk6rper mit schwarzen , kastenf6rmigen Oberl ichtern und runden Fenster6ffnungen entfaltet eine starke Prasenz. Mit einem AusmaB von 120 mal 105 m gehort das Gebaude zu den gr6Bten in Holzbauweise errichteten Lagerhallen Mitteleuropas. Abgesehen von den StahlbetonstOtzen besteht das gesamte Gebaude einschlieBlich Tragwerk, wanden und Decken - aus Holz. Auf den StOtzen ruhen 4,60 m hohe Fachwerktrager aus Brettschichtholz mit einer Spannweite von 27 m. Die darauf liegenden Leimbinder (160 x 1100 -1280 mm) Oberspannen 18 m, wahrend oss-statten
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1 Dach (U=0.24 w/m'K) Dachdichtung Bitumenbahn z-taglg , beschi efert 10 mm warrn edamm ung EPS- Hart schaum 160 mm Dampfsperre 5 mm aSB-Platte 22 mm 2 Mittelpfette 100 x 2BO mm
3 Randpfette 160 x 2BO mm 4
Binder Brett schichtholz 160 x 660-750 mm
5 Aul3enwand (U=O,31w/m'K) Phenolharzplatte B mm Holzlattung 100 mm, dazwischen HinterlUftung Abdichtungsbahn Holzr iegel180 x 100 rnm, dazwischen 160 mm Warmed ammung Steinw olle Holzwer kstoffplatte 24 mm 6
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auf Kantholzpfetten (100 x 280 mm) 8 m Oberspannen. Das gesamte Gebaude ist durch eingespannte BetonfertigteilstOtzen ausgesteift, wobei in der Fassade in regelrnafiigen Abstanden Diagonalverstrebungen zum Einsatz kommen . Die Bodenplatte des Gebaudes ist fur Kragarmschwerlastregale und Blocklager dimensioniert und ruht auf950 Grilndungspfahlen mit einer durchschnittlichenTiefe von 12 m. Durch die Entscheidung, eineSprinkleranlage zu installieren, konnte aufeineUnterteilung der Halle in einzelne Brandabschnitte verzichtet werden. Somit bietet das 13200 m2 groBe cebaude sehr flexible Nutzflachen. Die AuBenfassaden sind mit Phenolharzplatten verkleidet, wobei schon in der Planungsphase auf die Vermeidung von Schnittabfallen geachtet wurde. 1m Inneren erscheint das Gebaude rational und wirtschaftlich, nach auBen hin wirkt esjedoch verspielt. Die runden Fenster6ffnungen in der Fassade erinnern an schwebende Seifenblasen. Aus KostengrOnden wurdeaufeineaufwandige Rahmung verzichtet undsosinddie Fenster mit einfachen Gummiklemmprofilen aus dem Fahrzeugbau bOndig in die Fassade eingesetzt. Die ZusammenfOhrung in ein Zentrallager bildet die Grundlage fOr die Steigerung der Leistungsfahigkeit und Wirtschaftlichkeit des Unternehmens. UnterstOtzt wird dies durch den Einsatz modernster EDV-gestOtzter Logistik, die unter anderem die optimale Streckenplanung und Beladung des Fuhrparks errnoglicht. Auch die Verbesserung einzeIner Arbeitsprozesse - wie etwa das vorverladen von GOtern auf Paletten - vermindert die Standzeiten von Fahrzeugen betrachtlich und tragt zur Senkung der Betriebskosten bel,wahrend Anlieferungen zur Zeit ausschlieBlich mit Lastkraftwagen erfolgen, lasst sich die Lagerhalle auch auf einen Containerbetrieb umrOsten, da sie problemlos mit Hallenkranen ausgestattet werden kann. Die Verlagerung ins Zentrum Vorarlbergs erweist sich auch als eine umweltfreundliche Losung, da nicht nur Baufirmen und Handwerker schneller mit den Produkten der Firma beliefert werden k6nnen , sondern auch Transportwege verkOrzt und dadurch Ressourcen gespartwerden k6nnen. Das Logistikzentrum zeigt die positiven Auswirkungen auf den aeschaftsbetrleb, die ausgeklOgelte Entwurfsl6sungen haben konnen . Die neue Lagerhalle hat zu einer Verbesserung der Logistik gefOhrt, gewahrleistet jedoch eine Flexibilitat, die es dem Unternehmen erm6glicht, auf sich standig andernde Marktbedingungen zu reagieren.
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Krankenhaus Dornbirn Gohm & Hiessberger
Schwebendes Leichtgewicht krankenhauser sind Gebaude, die sich standig erneuern. Kontinuierliche technische und funktionale Neuerungen erfordern komplexe Korrekturen und Erweiterungen des bestehenden BaugefOges. Nach zwei Jahrzehnten benotigte auch das Krankenhaus von Dornbirn, der groBten Stadt Vorarlbergs, eine tiefgreifende Reorganisation. Die Intensivstationen wurden vergrofiert und raurnlich an die OP-Bereiche angebunden; damit wurden auch neue sereitschaftsraume erforderlich. Der Haupteingang und die Notfallaufnahme wurden umgestaltet und rekonfiguriert. Die Verwaltung und ArztebOros wurden komplett aus dem bestehenden Gebaude ausgelagert und in einem neuen Anbau untergebracht. Die besondere Herausforderung dieses Projekts war, dass der einzige Platz fOr eine mogliche Erweiterung Ober der bestehenden Tiefgarage lag und daher kaum nutzbar erschien . Diese war 1983 gebaut worden und statisch nicht auf eine mehrgeschossige Oberbauung ausgelegt. Mit auBerster planerischer Prazision losten die Architekten Markus Gohm und Ulf Hiessberger dieses Problem durch den Entwurf einer leichten Stahlkonstruktion, die exakt an den Punkten auflagert, an denen die mit Betonspangen verstarkte Garagendecke noch Reserven aufwies . Der neue zweigeschossige und fast 70 m lange saukorper scheint zwischen dem Altbau und den Baumkronen der straBenbegleitenden Platanen in der Luft zu schweben und wird lediglich von wenigen schlanken stahlsaulen
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160 Krankenhaus Dornbirn
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und zwei Treppenhauskernen aus Beton getragen. Das kOhne Konzept der Architekten maximiert den Raumgewinn fOr den Krankenhausbetrieb und stellt zugleich eine stadtebauliche Korrekturdar: Das GefOge wird verdichtet, wahrend gleichzeitignoch Platz fOr GrOnflachen bleibt. Die Aufstanderung des saukorpers erfolgte nicht nur aus konstruktiven GrOnden, es wurde damit auch die betriebliche Funktionalitat gesteigert. Eine BrOcke verbindet die neuen BOros mit den Intensivstationen im zweiten Obergeschoss des Altbaus und verringertdadurch Laufentfernungen erheblich. AuBerdem lieBen sich durchdasAufstandern die Sichtverbindungen ausdem StraBenraum und der Nachbarschaft zum Haupteingang aufrechterhalten, was Besuchern die Orientierung auf dem Krankenhausgelande erleichtert. Nach der Errichtung des Neubaus wurden die Stationen und die Behandlungsbereiche im bestehenden aebaude renoviert. Bei der Umgestaltung der Intensivstationen mussten verschiedene, sich teilweise widersprechende BedOrfnisse berOcksichtigt werden : Auf der einen Seite steht das hohe RuhebedOrfnis der Patienten, auf der anderen die zeitweise hektischen Aktivltaten des medizinischen Personals. Die Architekten waren bemOht, durch Beleuchtung, Farb- und Materialwahl ein positives Umfeld fOr die Patienten zu schaffen. Die funktionale Gestaltung der Raume reduziert die fOr Routinetatigkeiten benotigte Zeit. Die Intensivstationen, die OP-Bereiche und die neuen sereltschaftsraurne wurdenim Sommer 2005 fertiggestellt. AnschlieBend wurden die Ambulanzeinrichtungen im ersten Obergeschoss renoviert und der Haupteingang und die Cafeteria im Erdgeschoss neu gestaltet. Konstruktion
Die 7,50 m hohen StahlrundstOtzen (407 x 10 mm) tragen 720 mm starke, geschweiBte stahltrager, Der gesamte zweigeschossige saukorperdarOber besteht aus einer leichten Stahlkonstruktion, die bis zu 10 m auskragt. Zwei Treppenhauskerne aus Stahlbeton steifen die gesamte Konstruktion aus. Die sorgfaltig gewahlte Fassadenverkleidung verleiht dem Neubau eine nOchterne und zurOckhaltende Eleganz, die dasGebaude fast schwerelos wirken lasst. Die Unterseite ist mit matt schimmernden Aluminium-Verbundplatten verkleidet, fOr die vertikalen Fassadenftachen wurden vorgefertigte, silberfarben beschichtete Holzpaneele und Fenster mit dunklen Holzrahmen gewahlt. Eine filigrane PrafilglashOlle umgibt dasgesamte Gebaude und bildet einedoppelschalige Fassade, die im Sommer fast ganzlich im Blattwerk der Platanen verschwindet. Die anspruchsvollen technischen und konstruktiven Aspekte weichen im Inneren einer ausdrucksstarken Materialbehandlung. Farben, Materialien, Tageslicht und eineausgezeichnete Akustik schaffen eine Atmosphare, die weit Ober das Obliche sterile Krankenhausumfeld hinausgeht. Die suroraurne sind auf zwei Geschossen Obersichtlich um ein glasgedecktes Atrium gruppiert . Die variablen Trennwande bestehen aus Kastanienholz. Jedes BOra hat Ober eine raumhohe, schallgedamrnte Glastrennwand einen freien Blick auf dasAtrium, derjedoch mit textilen Sichtschutzelementen nach Bedarfausgeblendet werden kann . Der groBflachige Einsatz von Glas erzeugt ein Gebaude von hoher Transparenz und ermogllcht sowohl interne Blickbeziehungen als auch Panoramablicke Ober die Stadt. Ein ziegelroter Bodenbelag, gelbe und grOne Sonnenblenden und die weiB getonten BrOstungen des galerieartigen umgangs tragen zu einem freundlichen und einladenden Ambiente bei.
162 Krankenhaus Dornbirn
2
Dach ( U=0.12 W/m ' K) Metall-Elementdach : - Profilbahn - pfetten zur Gefa lle ausbil dung (3% ) - Abd ichtungsbahn - Stahlkassette warm egedarnmt - Stahl profil warmegedam rnt Luftraum Srandschutzdecke ( F60) Gipskart onpl atten 2 x 12.5 rnrn, dazwischen Dampfsperre Installationsraum Akust ikdecke 12,5 mm
8 Verbundsicherhe it sgla s 2 x 5 mm Fassaden zwischenraum 853 mm Hol zelement vorgefert igt 203 mm : - AuBenver kle id ung Holzw er kst offplatte 12 mm - Warm edammung Mineralfaser 30 mm - o sa- statte 12 mm - warrnedarnrnung 120 mm - Dreischi chtplatte 19 mm - Faserzementplatte 10 mm Dampfbremse Installat ionsrau m 150 mm Innenverkl eidung 20 mm
2 Dachrinne
9 stahltrager HEA 220
3 LOftungslamell en Alum in ium
10 Sonnenschutz elekt risc hmoto ris ch
4 St ahl stOtze 120/ 200/10 mm
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Dreifachvergl asung (U=0 .7 W/ m' K)
6
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10
Kunst harzfli eBbel ag 3 mm Estri ch 72 mm Dampfbremse tr ittschaltdammung 25 mm Leichtsch Ottung 70 mm Trapezbl ech 50 mm Srandschut zdecke ( F60) Gip skart onp latten 2 x 15 mm mit 50 mm Dammaufl age Inst all at ionsraum 350 mm Abgehan gt e Akust ikd ecke 12.5 mm
FuBboden (U=O,13 W/w ) Kunst harzfl ieBbelag 3 mm Estr ich 72 mm Damp fb remse r rit t schalldarnmung 25 mm LeichtschOttung 70 mm Trapezble ch 50 mm Luftraum mit 50 mm War med ammung osa-rraue 30 mm Warm edammung Mineralwolle 150 mm Unter sicht Alum inium -verbundplatten 12
stah ttrager gevoutet 400 mm / 720 -550 mm 13 Git te rros t
7
stahlt rager HEA 300
14 st ahtt rager IPE 360 -600
163
Energiekonzept
Da der Anbau auseiner leichten Stahlkonstruktion mit Holzfassade besteht, galt es, ein angenehmes Raumklima in einem Gebaude mit relativgeringerMasse zu schaffen. Daher wurden die thermische Gebaudequalitat und Haustechnik eng aufeinander abgestimmt und in Simulationen optimiert. Auf dieseWeise wurde ein Gebaudeklimakonzept entwickelt, das ein hohes Behaglichkeitsniveau mit einem relativ niedrigen Energieverbrauch von 45,7 kWh/m2a verbindet. Zu den wesentlichen Konzeptbestandteilen geh6ren die hochwertige Dreifachverglasung mit einem warmedurchgangskoefflzlenten von 0,7 WI m2K, optimierter Sonnenschutz, ein BelOftungssystem mit warmerOckgewinnung sowie eine FuBbodenheizung, die im Sommer auch zur KOhlung genutzt werden kann. Die Doppelfassade dient als klimatische Pufferzone und schOtzt die eigentlichethermische sebaudehutle sowie den beweglichen Sonnenschutz vor der Witterung. DerUmbau und die Erweiterung des Krankenhauses in Dornbirn ist ein weiteres Beispiel dafOr, wie sehr sich die Wahrnehmungen und Denkmuster im Krankenhausbau in den letzten zehn Jahren verandert haben. Anstatt den Stil der 1970er und 1980erJahrefortzusetzen und anonyme Krankenhauskomplexe zu errichten, ist inzwischen die ROckkehr zu einer Architektur festzustellen, die den Details und der Klelnmafistabllchkelt wieder mehr Aufmerksamkeit schenkt. Der neue Trend besteht in der Schaffung behaglicher, funktionaler und nutzerfreundlicher Raume mit viel Tageslicht sowie hochwertigen Materialien und Oberflachenverkleidungen - trotz immer anspruchsvollerer Anforderungen der Gebaude- und Medizintechnik.
M1 :1000
164
Nordwesthaus, FuBach Baumschlager Eberle
Licht und Schatten Das am Bodensee gelegene Clubhaus schlieBteinen dreistufigen Transformationsprozess ab, bei dem ein altes Kieswerk schrittweise in einen Bootshafen umgewandelt wurde. Auf pittoreske Motivewurde bewusstverzichtet, die klaren und einfachen Formen aller architektonischen Interventionen bilden einen deutlichen Kontrast zur umgebenden Landschaft. 1m Jahr 2000 schlossen die Architekten Carlo Baumschlager und Dietmar Eberle die erste Projektphase mit der Fertigstellung des aufgestanderten HafenbOros aboDieeigentliche Hafenwand folgte 2004 und wurde auslokalem Natursteinerrichtet, wobei sie einen nachhaltigen Lebensraum fllr wasserpflanzen und -tiere bietet. Als Antwort auf das BOrogebaude und letzte Bauphase entstand schlieBlich das Clubhaus. Der neue, 14 m hohe Monolith scheint zu schweben, ja direkt aus demWasser emporzusteigen.
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166 Nordwesthaus . FuBach
Das neben der Anlegestelle und den tiegeplatzen positionierte Gebaude beherbergt auf Wasserniveau eine Bootsgarage. Ein Zwischengeschoss nimmt die sanitarraume sowie die Treppe auf und gewahrt von der Landseite her Zugang zum darUber liegenden Clubraum. Dieser spektakulare, 8,80 m hohe Mehrzweckraum spielt die Hauptrolle im neuen sebaude und dient als Versammlungsort filr die Segler. Die unregelmafsige, biomorphe Betonstruktur ist mit rechteckigen Glastafeln verkleidet, deren oberflachen mechanisch bearbeitetwurden, um den scharfen Kontrastzwischen Kern und HUlleabzumildern . Diese kristalline Glashaut filtert und reflektiert natUrliches und kUnstliches Licht, sodass sich innen und auBen veranderliche Licht- und Schattenspiele ergeben. Ausblicke sind bewusst auf zwei transparente Offnungen begrenzt, die in tiefen Betonlaibungen sitzen . wahrend des Tages wird der veranstaltungsraum zu einem Kaleidoskop der Umgebung. Durch Reflexionen auf der wasseroberflache scheinen sich die Glasfassaden in standiger Bewegung zu befinden. Bei Nacht erzeugt die integrierte Deckenbeleuchtung in Kombination mit den Strahlern in der Tragstruktur ein R6ntgenbild von der inneren Organisation des Gebaudes, das als Leuchtsignal schon aus der Ferne deutlich ins Auge WIt.
Konstruktion Das gesamte Tragwerk besteht aus Ortbeton und wurde in enger Zusammenarbeit mit den Ingenieuren entwickelt. Der Entwurf basiert auf einem Kubus von 7 mal ia m und einer H6he von 14 m, und steht auf sohrpfahlen, die tief in den Grund des Hafenbeckens reichen. Um Leichtigkeit und Transparenz zu erzeugen, wurden die Aubenwande des Kubus durch vertikale offnungen so weit aufgel6st, wie es das statische System gerade noch zulasst. Die verbleibende stUtzenartige Konstruktion wird im unteren Drittel durch die Bodenplatte des Clubraums verbunden und ausgesteift. 1m oberen Drittel kommen die einzelnen stUtzensegmente zusammen und verdichten sich wieder zur Wandflache. Das Ergebnis ist ein Betontragwerk mit einem filigranen Erscheinungsbild. Ein okonomisches Schalungskonzept musste entwickelt werden, um die Baukosten im dafilr zur VerfUgung stehenden Kostenrahmen zu halten. Dazu wurde das Gebaude in der Hohe in fOnf und im Grundriss in zwei Betonieretappen unterteilt. Das Betonieren in zehn unabhangigen Etappen gestattete die Mehrfachverwendung einzelner Schalungselemente. Aile ebenen AuBen- und lnnenwandflachen wurden mit einer herk6mmlichen Stahltafelschalung bewaltigt. Ein modulares System aus 600 mm langen, wiederverwendbaren Holzschalungselementen wurde fllr die geschwungenen LaibungsfUichen entwickelt. Dabei wurde die Anzahl der unterschiedlichen Elemente begrenzt : Drei Radien wurden jeweils in konkaver und konvexer Form bereitgestellt, was insgesamt sechs verschiedene Elemente ergab . Verschiedene Kombinationen dieser drei Radien errnoglichte die Schalungjeder der erforderlichen SchwUnge und damit die Herstellung nicht repetitiver Formen unter Benutzung repetitiver Schalungselemente.
167
2
1.1
3 - -1-1-
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1 Dach DOppelverglasung im Gefalle. bestehend aus: - Einscheibensicherheitsglas ICE-H 8 mm - Scheibenzwischenraum 20 mm - Einscheibensicherheitsglas 6 mm - Splitterschutzfolie
2 Dach Kiesschiittung 16/32 50 mm Dachdichtungsbahn warmedarnrnung PS-Hartschaum 180 mm Dampfsperre Vlies Stahlbeton 300 mm
3 Unterkonstruktion Dach Flachstahl 80/10 schwarz 4 Doppelverglasung. verklebt an Aluminium Fassadenprofil schwarz eloxiert
5 Wandkonsole und Halterung Flachstahl schwarz
7
6 AuBenwand Doppelverglasung. bestehend aus: - Einscheibensicherheitsglas ICE-H 8 mm - Scheibenzwischenraum 18 mm - Einscheibensicherheitsglas 6 mm Fassadenzwischenraum 250 mm Stahlbeton 300 mm
7 Sockelverkleidung Einfachverglasung
M 1:50
8 Stahlbetonbodenplatte 300 mm
168 Nordwesthaus . FuBach
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M 1: 40 0
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169
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sc M 1:400
Zur Bearbeitung der GlasfUichen wurde eine jahrhundertealte Verfahrenstechnik wiederbelebt. Dabei wurden Glassplitter ausder oberflache gelost, wobeije nachSteuerung der Parameter Muster unterscheidlicher Transluzenz entstanden. Das Erscheinungsbild und seine Variationen scheinendirekt ausder Natur zu stammen und erinnern an Eiskristalle, die sich an kaltenTagen auf Fensterscheiben bilden. Bei diesem Verfahren entsteht eine transluzente Oberflache, ohne dass Farben oder andere Produkte aufgetragen werden. Daher ist dieseTechnik auf alle Glasarten anwendbar. An der AuBenseite des Betontragwerks sind punktuell Stahllaschen befestigt, die horizontal laufende Aluminiumschienen tragen. Daran wurden die einzelnen Isolierglasscheiben im Format von 3 m auf 1,6 m nur mit Hilfe einer statischen verklebung befestigt, sodass eineglatte und abstrakte GlashUlle entsteht. Sechs dieser Scheiben lassen sich zur natUrlichen BelUftung offnen. Sie zeichnen sich im geschlossenen Zustand nicht ab und werden, wie im Bootsbau Ublich, Uber ein manuelles Kurbelgetriebe mit Seilen bedient. Die Architekten entwickelten das Beleuchtungskonzept in enger Zusammenarbeit mit mehreren Firmen der Branche. Durch die Beleuchtung der geschwungenen Laibungsflachen wurde den Betonkanten die Harte genom men. Zu diesem Zweck wurde eigens eine mehrfarbige LED-Leuchte entwickelt, deren Lichtrichtung auf die Laibungen gebUndelt wird, wahrend gleichzeitig Blendwirkungen minimiert werden. Die Farbe und lntensitat der in den Ortbeton eingelassenen 116 Leuchten wird direkt Uber ein digitales Steuerungssystem programmiert. Die sich standig verandernden Lichtverhattnisse am Tag und die stimmungsvollen Beleuchtungseffekte bei Nacht haben einen groBen Einfluss auf dasBenutzererlebnis. Die Architektur desClubhauses schopft aus der Spannungzwischen NaturundGebautem, zwischen Dichte und Durchblick, LichtundSchatten, Tag und Nacht.
170 Proje ktiibersicht
volksschule Doren Bauherr : Gemeind e Doren Immobili enverwaltungs GmbH & Co KEG Archit ekt : cukrowicz.nach baur arc hitekten, Bregenz Mit arb eit er : Georg Becht er, Markus Cukrowicz Bauleitu ng : Al brecht sau- & Proj ektm anagement , Dornb irn Tragwerkspla nung : Mader + Flatz , Bregenz Geotechnik : 3P Geot echnik, Lauterach HLS-Planung : Werner Cukrowicz, Laute rach Elekt roplanung : Ingenleurb uro Meusburger Elekt rot echnik. Bezau Bauphysik , -ak ustik : spekt ru rn, Dorn birn Bauj ahr : 2003
Gemeindezentrum St. Gerold Bauherr : Gemei nde St . Gerold Immobil ienverwaltungs GmbH & Co KG Archit ekt : cukrow icz.nachbaur archi t ekte n. Bregenz Projektleitung : Stefa n Abb rederis Mita rbeiter : Christian Schmalz. Michael Abt Bauleit ung : Albrecht Bau- & Projekt management, Dorn birn Tragwerks pla nung: M + G Ingenieure, Feldkirch tngenieurb uro surtsche r, Raggal Geote chnik : Geot ek Donz + Mahr HLS-Planung : TB c ukrowicz. Lauterach Elektropl anung : Lingg Elekt roplanung, Schoppe rnau Bauphysik : Bern hard Weith as, Hard sauokologle : spektru m, Dornbirn Baujahr: 2009
Skihutte Schneggarei Bauherr : Fam. Schneider. Lech am Arlberg Arc hitekt : Katia Schneide r + Gerold Schneider, Allmeinde Architektur. Lech am Arl berg Phili p Lut z, Lochau proj ektleitung : Wolfgang Braungardt Bauleitung: M&G ingen ieure, Feld kirch Tragwerksplanung : M&G Ingenieure. Feld kirch Lichtplanu ng: Halot ech, Innsbruck Holzbau : Micha el Kaufmann, Reut he Bauj ahr : 2002
pfarrkirche St. Ulrich Bauherr : Pfarr ei S1.Ulri ch, Got zis Archite kt : Chri stian Lenz ZT GmbH. Schwarzach Mit arbeit er : Phill ipp Berkt old , Gerhard Matt. Michael Pasler Kostenplanung und Bauleitung : El mar Gmeiner, Schwarzach Tragwerksplanung : Mader + Platz, Bregenz HLS-Planung : Reinhard Moser pla nungsburo . Satteins Elekt ropl anung : aiw-stanungsburo fiir Elekt rotec hnik, Tschagguns Landschaft splanung : Barb ara Bacher, Linz Bauj ahr : 200B
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Badehaus Metzler Bauherr : Sabine und Reinhard Metzl er Archite kt : Mart e.Marte Architek te n. Weil er Proj ektl eit ung : Clem ens Metzle r Tragwerksp lanung : M + G Ingenieure. Feldkirch Geotechnik : 3P Geotec hnik . Laut erach HLS·Planung : Dorfin stall at eur, Feldki rch Elekt ro planung : Reisegger Elekt ro. Feldkirch Bauphysik : Bern hard Weithas, Hard Baujahr : 200 7
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Haus Rauch Bauherr : Lehm Ton Erde GmbH. Schli ns Architekt : Planungsgemeins chaft Lehmhaus Roger Boltshauser, ZUrich Marti n Rauch, Schlins Proj ektl eitu ng : Thomas Kamm Mit arb eit er : Ari ane Wil son, Andreas Skarnbas Tragwer ksplanung : Josef Tomasell i Lehmbauarbe ite n : Martin Rauch + sein Team, Polier: Johannes Moll Schreinerarbeiten : Manfred Bischof Keramikarbe iten : Marta Rauch -Debevec, Sebastian Rauch Bauj ahr : 200B
Haus ROscher Bauherr : Christ ian Ruscher Architek t : Oskar Leo Kaufmann, Albe rt Ruf. Dorn birn Tragwerkspl anung : Mader + Flatz, Bregenz Elekt ropl anung : Albr ich Wern er, Schnepfau Massivh ol zelement e: Thoma Holz GmbH. Goldegg Bauj ahr : 2003
Dorfzentrum Obersaxen Bauherr : Gemeindeimmob il iengesell schaft Obersaxen Archit ekt: Matth ias Hein, Bregenz Mitarbeite r : Michael Abt , Juri Troy, Carmen Hotti nger, Marku s Cukrowicz Ort liche Bauaufsicht : Gernot Thurnh er, Feldkir ch Tragwerks planung : Mader + r tatz, Bregenz HLS- Plan ung : Klimaplan . Rankweil Elekt roplanung : wo lfgang Dorn er. Muntl ix Bauphysik, -akust ik : Karl Torghele, Dorn birn Baujahr : 2004
OlpererhUtte Bauherr : Deutscher Alpen verein e.V. Archit ekt : Hermann Kaufmann ZT GmbH, Schw arzach Mitar beiter: Claudia GreuBli ng. Julia Nagele-Kung. Gerold Hammerle Baul eitu ng : Ern st Pfeifer Tragwerks planung: Merz Kaufmann Part ner. Dornb ir n HLS-Planung : Walte r Ingenieure, velb urg Elekt roplan ung : Walt er Ingenieure. v elb urg Holzbau : Hol zbaut echnik sohrn, Alb erschw ende Bauj ahr : 200B
SYSTEM3 Bauherr : The Museum of Modern Art ( MoMA), New York Archi tek t : Oskar Leo Kaufmann . Albert RUf. Dornb irn Proj ektl eit ung : Jochen Specht Tragwerksp lanung : Merz Kley Partner Holzbau : Zimmerei Michael Kaufmann, Reut he Bauja hr : 200B
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Gasthof Krone Bauherr : Helene + Dietm ar NuBbaumer Archite kt : Bernard o Bader, Dorn birn Mita rbeiter : Sven Matt Tragwerksplanung : Ingo Gehrer. Hochst Bauphysik : Karl BrUstle , Dorn birn Baujahr : 2007
171
Gemeindezentrum Ludesch Bauherr : Gemeinde Ludesch Immobilienverwaltungs GmbH & Co KEG Arch itekt : Hermann Kaufmann ZT GmbH, Schwarzach Mitarbeiter : Roland wehinger. Martin tangle, Norbert Kaufmann Bauleitung : Alb recht sau- & Projektmanagement , Dornb irn Tragwerksplanung : Mader + Flatz, Dornb irn Merz Kaufmann Partner. Dornbirn Zementol, Dornbirn HLS-Planung: Synergy con sulting + Engineering GmbH, Dornb irn Elektrop lanung : Wilhelm Brugger, ThOringen Bauphysik : Bernhard Weithas, Hochst sauokologie : 6sterreichisches Inst itut fur Baubiolog ie und sauokologie , Wien Holzbau : ARGE Wucher - Sutter Holzbau , Ludesch Baujahr : 2005
Wohnanlage Fichtenweg Bauherr : Fritz Holzbau , Bartholomaberg-Gantsch ier Architekt : Hans Hohenfellner, Feldkir ch Mitarbeiter : Hansjorg Thurn Bauleitung : Fritz Holzbau, sartholomaberg-aantschler Tragwerksplanung : Erik Brugger, Bludenz HLS-Planung : sornag Installationen cmbu , Schruns Elektroplanung : Durig Elektrotechn ik GmbH, Schruns Holzbau : Fritz Holzbau, aarthotomaberg-cantschler Baujahr : 2005
Gemeindehaus Raggal Bauherr : Gemeinde Raggallmmobilienverwa ltungs GmbH & Co KEG Architekt : Johannes Kaufmann Architektur, Dornbirn Mitarbeiter : Rainer Gebhardt. Alexandra Eichenlaub, Dark Schick. Paul Steurer Bauleitung : wolfgang Summer. Klaus Tragwerksplanung : Merz Kaufmann Partner, Dornb irn (Holzbau) Thomas surtscher, Raggal (Betonbau) HLS-Planung: e-plus, Egg Elektroplanung : IngenieurbOro Brugger. ThOringen Holzbau : Sutter Holzbau , Ludesch Baujahr : 2006
Wohnpark Sandgrubenweg Bauherr : Rhomberg Bau GmbH Architekt : Architektengemeinschaft Gerhard Horbu rger, Helmut Kuess, Wolfgang Ritsch , Norbert Schweitzer Mitarbeiter : Baki Kaya Tragwerksplanung : Mader + Flatz, Bregenz Geotechnik : Andres Geotechnik . St. Gallen HLS-Planung : Peter Messner GmbH, Dornbirn Elektroplanung : Kurt nungter, Gail3au Bauphysik : Lothar Kunz GmbH, Hard Baujahr : 2006
Hauptschule Klaus-Weiler-Fraxern Bauherr : Gemeinde Klaus Immobilienverwaltungs GmbH & Co. KEG Architekt : Dietrich Untertrifaller Architekten Ziviltechniker GmbH. Bregenz Projektleitung : Peter Nul3baumer Mitarbeiter : Tobias Dieng. Eva nom , Philipp Nagel. Jana Sack Bauleitung : Gmeiner aauarnba , Schwarzach Tragwerksplanung : Merz Kaufmann Partner, Dornb irn (Holzbau) Mader + Flatz, Bregenz (Betonbau) HLS-Planung : Synergy. Dornbirn Elektroplanung : Hecht . Rankweil Landschaft splanung : Rotzler Krebs Partner GmbH. Winterthur Bauphysik : Bernhard Weithas , Hard Bauakustik : Karl srustte, Dornb irn Baujahr : 2003
Wohnanlage Miihlweg Bauherr : BWS GemeinnOtzige Allgemeine Bau-, Wohnund Siedlungsgen . Reg. Gen.m .b .H Architekt : ARGE Hermann Kaufmann ZT GmbH. Schwarzach Johan nes Kaufmann Architektur, Dornbirn Mitarbeiter : Christoph nunse r, Johannes Kaufmann . Martin ROmmele Tragwerksplanung : Merz Kaufmann Partner, Dornb irn HLS-Planung : Pesek Planungsbilro, Felixdorf Elektroplanung: s.d. & engineeri ng. Wien Bauphysik , -akustik : Holzforschung Austr ia, Wien Landschaftsplanung : PlanSinn GmbH, Wien Baujahr : 2006
Hugo Kleinbrod Austria-Kapelle Bauherr : SCAustria Lustenau Architekt : Hugo oworzak , Lustenau AusfOhrung: Holzbau Stephan Muxel. Au Baujahr : 200 7
Logistikzentrum Tschabrun Bauherr : Hermann Tschabrun GmbH Architekt : Christ ian LenzZT GmbH, Schwarzach Mitarbeiter : Philipp serktold , Carsten Redlich Projektleitung : ILF Beratende Ingenieure ZT GmbH, Dornbirn Tragwerksplanung : Merz Kaufmann Partner GmbH. Dornbirn HLS-Planung: ILF Beratende Ingenieure ZT GmbH, Dornbirn Elektroplanung : ILF Beratende Ingenieure ZT GmbH, Dornbirn Bauphysik, -akustik : Lothar KOnz, Hard Logist ik : Reinhardt & Arens Gbr. Berlin Baujahr : 2005
Krankenhaus Dornb irn Bauherr: Stadt Dornbirn Architekt : Gohm & Hiessberger Architekten , Feldkirch Mitarbeiter : Andreas Xander, Susanne Stockert, Otto Brugger Bauleitung : ROsch, Diem, Schuler, Dornb irn Tragwerksplanung: ROsch , Diem , Schuler, Dornbirn HLS-Planung : GMI Ingenieure, Dornbirn Elektroplanung : Peter Hammerle. Lustenau Bauphysik : Bernhard welthas, Hochst Medizintechnik : MTPGmbH, Hall in Tirol Baujahr : 2004 (Erwe iterung) . 2006 (Intensivstationen)
Nordwesthaus Bauherr : Hafen Rohner GmbH & Co KG Architekt : Baumschlager Eberle , t.ochau Projektleitung : Christoph von Oefele Tragwerksplanung : Mader + rtatz, Bregenz HLS-Planung : GMI Ing. Peter Messner GmbH. Dornbirn Elektroplanung : GMI Ing. Peter Messner GmbH. Dornbirn Glashersteller : Glas Marte GmbH. Bregenz Baujahr : 200B
172 ProjektObersicht
Seite
Projekt
Nutzfliiche
Energiekonzept
Heizenergiebedarf
Konstruktives System
18
Volksschule Doren Cukrowicz Nachbaur
1400m'
Niedrigenergiehausstandard [1]; gutes A/V-Verhaltn is; hohe thermische Speichermasse; SUdlage; kontrollierte se- und EntlUftungsanlage; 8iomasse-Heizanlage (Holzpellets)
19 kWh/m'a
sichtbstonwande und -decken
26
SkihUtte Schneggarei Katia Schneider + Gerold Schneider. Allmeinde Archltektur, Philip Lutz
560 m'
Heizungs- und LUftungsanlage mit warrneruckgewinnung. Anschl uss an das ortliche Bioma sseFernheizkraftwerk
32
pfarrkirche St. Ulrich Christian Lenz
1497 m'
FuBbodenheizung mit Anschluss an das ortliche Biomasseheizkraftwerk; elektrische Infrarot-Heizkorper im Bereich der Kirchenbanke
36
Haus RUscher Oskar Leo Kaufmann . Albert RUf
251 m'
Niedrigenerg iehausstandard {I]; hohe thermische Speichermasse; SUdlage; 8iomasse-Heizanlage (Hackschn itzel)
20 kWh/m'a
Vorgefertigte Massivholzelemente auf Sichtbeton-Erdgeschoss
42
Dorfzentrum Obersaxen Matthias Hein
2360 m' Bestand: 1401 m' Neubau : 959 m'
Gutes A!V-verhaltnis; hohe thermische Speichermasse; SUdwestlage; konventionelle Heizungsund LUftungsanlage
ca. 30 kWh/m'a
wande aus Ortbeton; vorgefertigte StUtzen aus hochfestem Stahlbeton ; Dachscheibe aus vorgefertigten Betonhohlplatten
48
OlpererhUtte Hermann Kaufmann
592 m'
Hohe thermische Speichermasse ; SUdwestlage; Photovoltaik-Paneele; Blockhe izkraftwerk fUr Heizung und Stromerzeugung ; zusatzllche Heizung Uber Kachelofen
64
Gemeindezentrum St. Gerold Cukrowicz Nachbaur
571 m'
Passivhausstandard ['I; gutes A!V-Verhaltnis; SUdlage; Heizungs- und LUftungsanlage mit warmerUckgewinnung und Erdwarmepumpe; vorkehrungen zum Einbau von Photovoltaik-Paneelen
10.7 kWh/m'a
Holzrahmenkonstruktion (erstes viergeschossiges Holzgebaude in vorarlberg)
70
Badehaus Metzler Marte Marte
176 m'
Hohe thermische Speichermasse ; SUdwestlage; zentrales Gebaudesteuerungssystem ; FuBbodenheizung und -kUhlung mit trdwarrnepumpe: Vorkehrungen zum Einbau von Sonnenkollektoren; zusatztiche Heizung Uber offen en Kamin; unbeheizter naturt icher Badeteich mit biologischer Filterzone
< 50 kWh/m'a
Sichtbeton mit StahlstUtzen
76
SYSTEM3 Oskar Leo Kaufmann, Albert RUf
51 m'
Gutes A/V-Verhaltn is; hohe thermische Speichermasse; starksre Wandaufbauten rnoglich zur Erzielung des Niedrigenergiehaus- {I] oder Passivhausst andards ['I; opt ionales HUllsystem zur verbesserten warmed ammung und Energieerzeugung durch integrierte Photovoltaikzellen
< 10 kWh/m>a (Zielwert da prototyp)
vorgefertigte Brettsperrholzplatten
82
Haus Rauch planungsgeme inschaft Lehmhaus: Roger Boltshauser, Martin Rauch
200 rn-
Niedriger grauer Energiegehalt ; Wandstrahlungsheizung ; Kachelofen ; Biomasse -Heizanlage (Holzpellets) ; Sonnenkollektoren
72.05 kWh/m'a (warrnedarnrne lgenschaften des Stampflehms bei 8erechnung nicht berUcksichtigt)
Stampflehmbauweise
88
Gasthof Krone Bernardo Bader
500 m'
100
Gemeindezentrum Ludesch Hermann Kaufmann
3135 m'
Passivhausstandard [' I; Heizungs- und LUftungsanlage mit Erdwarmepumpe; Sonnenkollektoren30 m' ; Photovoltaik-Paneele 350 m' (16 000 kWh/a) ; zusatzliche Heizung Uber ortliches Biomassehe izkraftwerk
13,8 kWh/m'a
Vorgefertigte Holzelemente auf Stahlbeton-Untergeschoss
108
Wohnanlage Fichtenweg Hans Hohenfellner
619m ' 6 Einheiten mit je 103,3 m'
oko l-Standard [3]; gutes A/V-Verhaltnis; SUdwestlage; zentrale Biomasse-Heizanlage (Holzpellets, 26 kW); Sonnenkollektoren 50m'
Reihenhaus: 65,1 kWh/m'a Endhaus: 70,S kWh/m'a
Vorgefertigte Holztafeln auf Stahlbeton -Untergeschoss
112
Gemeindehaus Raggal Johannes Kaufmann
731 m'
Niedrigenergiehausstandard [1]; gutes A/v-verhaltnis; kontrollierte Be- und EntlUftungsanlage mit w armerUckgewinnung ; Biomasse-Heizanlage (Hackschnitzel)
23 kWh/m'a
Vorgefertigte Holzelemente auf Stahlbeton-Untergeschoss
vorgefertigte Holzrahmenkonstruktion auf Stahlbeton-Untergeschoss
(Umbau)
(cebauoe wird nur im Sommer genutzt)
Bestand: Mauerwerk Anbau: Sichtbeton
Vorgefertigte Brettsperrholzelemente. teilweise auf Stahlbeton-Untergeschoss
Bestand: Strickbauweise (Umbau)
173
Seite
Projekt
Nutzflliche
Energiekonzept
Heizenergiebedarf
Konstruktives system
lIB
Wohnanlage Sandgrubenweg Gerhard Hiirburger, Helmut xuess, wolfgang Rit sch. Norbert Schweitzer
5B12 m'
sebaude A: Passivhaus 1' 1. ako 3-Standa rd [31; sebaude B, C und D: Niedr igenerg iehaus 111. ak o 2-Standard [31; FuBbodenheizung mit Anschluss an die zentrale Biomasse·He izanlage (Holzpellets) ; opt ionale kont rolliert e Be- und EntlOftungsanlage mit WarmerOckgewinnung (Standard in sebaude A)
sebaude A: 10,55 kWh/ m' a Gebaude B: 34,55 kWh/ m' a cebaude C: 30.30 kWh/ m' a cebaude D: 32.50 kWh/ m' a
StOtzenund Deckenscheiben aus Stahlbeton ; nichttragende wande aus vorgefert igten Holzelement en
124
Hauptschule Klaus·Weiler-Fraxern Dietrich Untertrifaller
4520 m'
Passivhausstandard [' I; Heizungs- und LOftungsanlage mit warmeruckgewlnnung und Erdwarmetauscher ; Photovoltai k-Paneele 240 m>: vorkehrungen zum Einbau von Sonnenkollektoren; Regenwasserspeicher fOr Sprinkle ranlage ; zusatzllche Heizung Ober Erdgas-Brennwertkessel; geplant : Biomasse-Heizanlage (Holzpellets)
11,4 kWh/m'a
vorgefertigte Holz-Hohlkastenele mente auf stahlbeton -untergeschcss: Eingangsbereich und Aula : Brettschichtholztrager und -st Ot zen
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Wohnanlage MOhlweg Hermann Kaufmann + Johannes Kaufmann
7617 m'
Niedrigenergiehausstandard [11 ; zentrale Heizanlage mit Niedertemperatur·Rohrnetz und konventionellem Erdgas-Brennwertkessel ; Sonnenkollektoren 16Bm'
3B kWh/m'a
Vorgefertigte Brettsperrholztafeln auf Stahlbetongeschoss (Unter- und Erdgeschoss) ; nichttragende vorgefertigte Holzlei chtba ufassade
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Hugo Kleinbrod Austria·Kapelle Hugo Dworzak
11 m'
Leichte Holzrahmenkonstruktion
154
Logistikzentrum Tschabrun Christi an Lenz
13200 m'
srettschichthotzfachwerktrager und -binder auf Betonfert igt eilstOtzen
15B
Krankenhaus Dornbirn Gohm & Hiessberger
Anbau: 343B m' Intensivstationen: 600 m'
Doppelfassade als kli mat ische Pufferzone; Sonnenschutz im Fassadenzwischenraum; kont roll iert e Be- und EntiOftungsanlage mit Warmer Ockgewinnung ; FuBbodenheizung und -kOhlung
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Nordwesthaus Baumschlager Eberle
1BO m'
Hohe thermische Speicherma sse; energieeffiziente LED-Beleuchtung; keine Heizungsanlage
Anbau : 45.7 kWh/m 'a
Leicht e Stahlkonstru kt ion
Sichtbeton (sebaude wird hauptsach lich im Sommer genutzt)
Definit ion en
1 Niedrigenergiehaus Als Niedr igenergiehaus wird ein Gebaude bezeichnet , das betrachtlich weniger Energie verbraucht als die iirtlich geltenden Baurichtlin ien vorschreiben . Oblicherweise besitzt es eine gute warrnedarnmung, energieeffiziente Fenster. eine hohe Luftd ichtigkeit sowie eine LOftungsanlage mit warmeruckgewlnnung , um den Heiz- bzw. KOhlenergiebedarf zu senken. In einigen t.andern bezeichnet der Begriff einen spezifischen Gebaudestandard mit einem festgelegten Wert fOr den Primarenerg iebedarf zur Absenkung des Heizenergieverbrauchs. der in manchen Klimazonen den hiichsten Ante il am Energiebedarf ausmacht . In den meisten Regionen EuropasgenOgtein Gebaude dem Niedrigenergiehausstandard. wenn der Heizenergiebedarf hiichstens 50 kWh/m'a betragt ,
2 Passivhaus Das Passivhausist die Weiterentwicklung des Niedr igenergiehauses. Dabei handelt es sich um ein cebaude mit extrem geringem Energieverbrauch , in dem ein behagliches Innenraumklima ohne den Einsatz griiBerer aktiver Heizungs- und KOhlsysteme erzielt wird . Passivhauser nutzen die Sonneneinstrahlung und int erne warmegewlnne . verwenden also «passive» Mittel zur Heizung. Nach den europaischen Bestimmungen muss ein Passivhaus beim jahrlichen Heizenergie· bedarf den Wert von 15 kWh/m 'a unterschreiten . AuBerdem darf der gesamte primarenergieverbrauch fOr Heizung. Warmwasser und Strom hiichstens bei 120 kwh/m'a liegen .
3 Oko 1,2, und 3 a ko 1. 2. und 3 bezeichnen Fiirderstufen fOr neue wohnbauten und den Umbau bestehender wo hnbauten im Rahmen eines ii kologischen Subventionsprogramms. das vorn Energieinstitut Vorarlberg verwaltet wird . sauproje kte werden nach iikologischen Richtlin ien beurteilt , die den Gebaudestandort. den Energiebedarf, die Materialwahl. die Haustechni k und die Qualitat der lnnenraurne bewerten. Anhand eines Punktesystems wird die tatsachliche Hiihe der subventionen fOrjedes einzelne Projekt festgelegt . Die wicht igsten Evaluationskriterien sind das A/V-verhaltn is (rlache zu Volumen) und der jahrliche Heizenergiebedarf. Je kompakter ein cebaude und je niedriger sein Heizenergiebedarf ist, desto hiihere Beihilfen werden gewahrt . Das Fiirderpro gramm wurde kOrzlich erweitert und umfasst nun die Stufen ako 1 bis 5.
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Biografie Ulrich Dangel ist Assistant Professor fur Architektur an der University ofTexas at Austin und lehrt dort Entwurf, Tragwerkslehre und Baukonstruktion fOr Bachelor- und Masterstudiengange. Nach dem Architekturdiplom an der unlversitat Stuttgart und dem Abschluss Master of Architecture an der University of Oregon begann der deutsche und osterreichische StaatsbUrger seine berufliche Laufbahn in London, wo er fur die international bekannten ArchitekturbUros Foster + Partners sowie Grimshaw Architects arbeitete. Er ist eingetragener Architekt in Deutschland und GroBbritannien und unterhalt zusammen mit seiner Frau Tamie Glass ein BUro fiir Architektur und Innenarchitektur in Austin, Texas.
Dank Zahlreiche Menschen halfen mir bei der Erstellung dieses Buchs. Ich kann nicht aile erwahnen, rnochte aber doch die folgenden gesondert nennen. Zuerst mochte ich den engagierten Architekten in Vorarlberg meinen Dank aussprechen. Ohne sie und ihre Arbeit ware dieses Buch nicht entstanden . Viele nahmen sich die Zeit zu person lichen Begegnungen, beantworteten geduldig all meine Fragen, gingen auf meine zahlreichen WUnsche ein und stellten Zeichnungen und Fotografien zur Veroffentlichung zur VerfUgung. Mich beeindruckte ihr sympathisches, bodenstandiges Wesen und ihre offene Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Dann rnochte ich allen Beteiligten beim sirkhauser Verlag in Basel danken, die mithalfen , dass dieses Buch Wirklichkeit wurde. Das gilt insbesondere fUr die Redakteure Ulrike Ruh, Alexander Felix und Daniel Morgenthaler, die dem Buch Kritik, Rat und UnterstUtzung zukommen lieBen und sich filr das Thema begeisterten. Dank schulde ich der University of Texas at Austin fur ihre finanzielle UnterstUtzung. Mein Forschungsprojekt wurde anfangs vom Office of the Executive Vice President and Provost groBzUgig aus Mitteln zur Forderung neuer Fakultatsmitglieder unterstUtzt. Ein Forschungsstipendium des Office of the Dean of Graduate Studies errnoglichte mir den Besuch in Vorarlberg. Dankbar bin ich auch fOr Forschungsgelder, die mir das Office of the Vice President for Research zur VerfUgung stellte. Meine Forschungsassistenten halfen mir, das Material fOr dieses Such zusammenzutragen. Erin Stark bearbeitete die Zeichnungen und Ben Arbib entwickelte erste Layoutkonzepte. Ihren engagierten Anstrengungen und ihrer harten Arbeit verdankt dieses Buch viel. Auch ohne die Hilfe von Frederick Steiner, dem Dekan der Architekturfakultat der University ofTexas at Austin, ware diese Buch nicht rnoglich geworden . Er verschaffte mir die erforderliche UnterstUtzung fUr Forschung und Finanzierung, fllr die ich ihm sehr dankbar bin. Ein besonders aufrichtiger Dank gilt meinen Kollegen und Mentoren Professor Christopher Long und Associate Professor Vincent Snyder fur ihre Ratschlage und Ermutigungen Uber mehrere Jahre. Ganz besonders rnochte ich noch meiner Bilropartnerin und Ehefrau Tamie Glass danken. Ohne ihre seitrage, ihre UnterstUtzung und Geduld, fiir die ich ihr ewig dankbar bin, ware dieses Buch nicht fertig geworden. Ich widme das Buch meinen Eltern Edith und Gunter Dangel, die mich auf meinem Berufsweg stets unterstUtzt haben.
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Bibliografie Achle itner, Fried rich . Osterreichische Architektur im 20 . Jahrhundert : Band 1 Oberosterreich, Salzburg , Tirol, Vararlberg. Salzburg : Residenz Verlag, 1980. Aicher, Florian , Renate BreuB. eigen+sinnig : Der Werkraum Bregenzerwald als Modell fOr ein Neues Handwerk . MOnchen: oekom verlag , 2005 . Aicher, Florian, Renate BreuB. Werkraum Krone : Vom Neuen Handwerk und dem Umbau eines alteingesessenen Gasthofs im Bregenzerwald. Hohenems : Bucher Druck verlag Netzwerk , 2008 .
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oskar Leo Kaufmann, Albert ROf www.olkruf.com Helmut Kuess www.architektur-kuess.at Christian Lenz www .christian-lenz.at Philip Lutz www .philiplutz.at Marte .Marte www.marte-marte.com Martin Rauch www.lehmtonerde.at Wolfgang Ritsch www.ritsch-baukunst.at
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Abbildungsnachweis Architekturzentrum Wien, Foto F. Achleitner : S.140 / Abb.13+14 Sammlung Franz Beer, Stadtarchiv Dornb irn : S. 96/ Abb. 5 Samm lung Christa Branz, Vorarlberger Landesb ibliothe k: S.9B/ Abb. B Adolf Bereut e r, Laute rach : Tite l, S.10 unten; S.37-3B, 40 -41 ; S. 62 / Abb. 6-7 ; S. 77-Bl ; S. B9-9 1; S.113-114, 117 Fried rich Behringe r, Dornb irn : S. 9 ob en ; S. 13 / Abb. 2; S. 94 / Abb. 1; S. 95 / Abb. 2; S. 135/ Abb. 2 Beat BOhler, ZOrich : S. B3-B7 Architektengeme inschaft Cooperative : S.134/ Abb.1; S.13B/ Abb.10 Ulrich Dangel, Aust in : S.9 unten links + unt e n rechts ; S. 12 / Abb.l ; S.15/ Abb.5 ; S.58/ Abb.1; S.92 ; S.96/ Abb.3 ; S.9 8/ Abb.9 ; S.135/ Abb.3+4 ; S.139/ Abb.12 Dietrich Untertrifaller Architekten, Bregenz : S.131 Archiv Willibald Feinig, Altach : S. 136/ Abb. 6+7 Robert Fessler, Lauterach: S.10 oben ; S. 27-29 , 31; S. 43- 45, 47 Harald Geiger, Schoppernau : S. 151-153 Eduard Hueber + Ines Leong / archphoto.corn, New York: S.165-166, 16B-169 Dr. Richard Huter , Bregenz : S. 61/ Abb.5 Architekten Hermann Kaufmann , Schwarzach : S. 49 -52, 54-55 Hermann Keckeis : S.136/ Abb, 8 Bruno Klomfar, Wien : S. 15/ Abb.4 ; S.33 -35 ; S. 101-103, 105-106 ; S. 109-111; S.119-121, 123; S.125, 127, 129 -130 ; S. 140/ Abb.15; S.143, 145, 147-148 ; S. 155-157; S. 159 - 163 Ignazio Martinez, Navia Asturias : S. 15/ Abb. 3 (proHolz) ; S. 16/ Abb. 6-8 Meyr-Melnhof Ka ufma nn, Reuthe : S.56; S.59/ Abb. 2; S. 63 / Abb. 8-9 Sammlung Rupp / Tsc hol , Geme indearchiv Herbranz : S.61/ Abb.4 Rudolf Sagmeis ter, Lochau : S.136 / Abb. 5 ; S.137/ Abb. 9 Hans -Pet er Schies s , Trogen : S.19 , 21; 22-23; 25 ; S.65, 67, 69 Albr ec ht Ima nuel Schnabel, Get zis : S. 71-72,74-75 Nikola us Walter, Feldkirch : S. 138/ Abb. 11 AuSa nd e re n BOch ern : Johann Wilhelm : Architectura civilis, Frankfurt , 1668 (Original in der vorarlberger Landesbibliothek) : S. 60/ Abb. 3 Johann Deininger: nas Bauernhaus in Tirol und Vorarlb erg, Wien , 1894 : S.96/ Abb.4 ; S.97/ Abb.6 +7 Tobias G. Natter, Ute pfanner (Hrsg.) : Architectura practica Barockb aumeister und moderne Bauschule aus Vorarlberg , Bregenz, 2006 : S.132