Eckart Klemm Andreas Nowak (Hrsg.) Kompendium der Tracheotomie Indikationen Methoden Durchführung Vermeidung und Therap...
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Eckart Klemm Andreas Nowak (Hrsg.) Kompendium der Tracheotomie Indikationen Methoden Durchführung Vermeidung und Therapie von Komplikationen Trachealchirurgie Airway-Mangement
Eckart Klemm Andreas Nowak (Hrsg.)
Kompendium der Tracheotomie Mit 156 Abbildungen und 23 Tabellen
123
Prof. Dr. med. Eckart Klemm Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Plastische Operationen Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, Städtisches Klinikum Friedrichstraße 41 01067 Dresden Dr. med. Andreas Nowak Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, Städtisches Klinikum Friedrichstraße 41 01067 Dresden
ISBN 978-3-642-22644-1 Springer Medizin Verlag Heidelberg Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Springer Medizin Springer-Verlag GmbH Ein Unternehmen von Springer Science+Business Media springer.de © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Planung und Projektmanagement: Diana Kraplow, Heidelberg Copy-Editing: Silvia Göhring, Heidelberg Cover-Design: deblik Berlin Coverabbildung: Prof. Dr. Markus Jungehülsing und Katharina Jungehülsing Satz, Zeichnungen und Reproduktion der Abbildungen: Fotosatz-Service Köhler GmbH – Reinhold Schöberl, Würzburg SPIN 80074630 Gedruckt auf säurefreiem Papier
5141/18 – 5 4 3 2 1 0
V
Vorwort Das Buch begleitet den oft langen Weg von der Indikationsstellung und Durchführung einer Tracheotomie bis hin zu dem vom Patienten, Arzt und Logopäden ersehnten Tracheostomaverschluss. Manche Tracheotomie ist so unsachgemäß durchgeführt worden, dass das eigentliche Anliegen der Rehabilitation nach schwerer Grunderkrankung zerstört wird. Obwohl in einem sehr umfangreichen, für den Anfänger oft nur schwer durchschaubaren Schrifttum suggeriert wird, die Tracheotomie sei ein schnelles, leichtes und unverfängliches Verfahren, werden zahlreiche und nicht selten schwerste Komplikationen zu verschiedenen Zeitpunkten festgestellt, deren Verhütung und erfolgreiche Therapie in unabdingbar interdisziplinärem Management das zentrale Anliegen dieses Buches ist. Die Geschichte der Tracheotomie und Tracheostomie ist alt, und gerade deshalb verdient manches Problem hinterfragt und neu untersucht zu werden. Die Herausgeber bedanken sich bei allen Mitautoren und dem Verlag, die mit hoher Kompetenz zum Gelingen des Kompendium beigetragen haben. Eckart Klemm und Andreas Nowak Dresden, Frühjahr 2011
VII
Inhaltsverzeichnis 1
Tracheotomie wann und wo? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
E. Klemm, A. Nowak
Tracheotomie – wann? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tracheotomie – wo? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tracheotomie – ICU oder chirurgischer Operationssaal Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vorteile und Nachteile einer Tracheotomie, Kontraindikationen der perkutanen Dilatationstracheotomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5
E. Klemm, A. Nowak
Nachteile der Langzeitintubation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorteile der Tracheotomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Häufigste Gründe der Tracheotomie bei Intensivtherapiepatienten Nachteile der Tracheotomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kontraindikationen für PDT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Anatomie und Topografie in Bezug zur Tracheotomie . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
F. Pabst, G. Haroske
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Äußere anatomische Orientierung . . . . . . . . . Anatomische Verschiebeschichten – Halsfaszien Halsmuskulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schilddrüse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Trachea . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tracheotomierelevante Gefäßsituation . . . . . . Kehlkopfdeszensus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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10 10 10 11 13 13 15 16 17
Histomorphologie von Trachealspangen tracheotomierter Patienten . . . . . .
19
G. Haroske
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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5
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Methoden der perkutanen dilatativen Tracheotomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
M. Jungehülsing, C. Erle-Bischoff
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Durchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beatmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Punktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Endoskopie, Diaphanoskopie, Sonographie Dilatation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verfahren im Einzelnen . . . . . . . . . . . . Shelden-Tracheotomie . . . . . . . . . . . . .
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VIII
Inhaltsverzeichnis
Toye-Minitracheotomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Matthews Minikoniotomie/Minitracheotomie . . . . . . . . . . . . . . . PDT nach Ciaglia I und II (»Blue Rhino«) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Perkutane Spreiztracheotomie nach Schachner bzw. Griggs (GWDF) Translaryngeale Tracheotomie (TLT) nach Fantoni . . . . . . . . . . . . PDT nach Frova und Quintel (Percu-Twist) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ciaglia Blue Dolphin nach Zgoda . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Methoden der chirurgischen Tracheotomie/Tracheostomie . . . . . . . . . . . . . .
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S. Koscielny
Begriffsdefinition: Tracheotomie oder Tracheostomie . . . . . . . . . . . Ziel der Operation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Indikationen und Kontraindikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ort der Tracheotomie (Operationssaal oder Intensivtherapiestation?) Durchführung des Eingriffs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachsorge nach der Operation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Komplikationen der chirurgischen Tracheotomie . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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36 36 36 37 38 42 43 44
Die Koniotomie, eine lebensrettende Notfallmaßnahme . . . . . . . . . . . . . . . .
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D. Thurnher
Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Chirurgische Anatomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oberflächenanatomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ligamentum conicum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Indikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kontraindikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absolute Kontraindikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Relative Kontraindikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arten der Koniotomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Methode der chirurgischen Koniotomie (Katos u. Goldenberg 2007) Methode der »Nadelkoniotomie« mittels Jet-Ventilationskatheter . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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46 46 46 46 46 47 47 47 47 47 47 48 50
Tracheostomaverschluss: Durchführung, Fehler, Gefahren und Komplikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
51
M.Ch. Grasl, B.M. Erovic
Dekanülierung und Selbstverschluss Operativer Tracheostomaverschluss Erwachsene . . . . . . . . . . . . . . . . . Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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IX Inhaltsverzeichnis
9
Komplikationen der Tracheotomie und Strategien zu deren Vermeidung . . . .
63
E. Klemm, A. Nowak
Intra- und perioperative Blutungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pneumothorax . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tracheahinterwandverletzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Intraoperativer Verlust des Atemwegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Trachealringfrakturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Trachealstenosen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vermeidung und Reduktion von Komplikationen durch das Tracheotomie-Endoskop für Dilatationstracheotomien (TED) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Perkutane Dilatationstracheotomie mit dem Tracheotomie-Endoskop, praktische Durchführung in 7 Schritten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Welche Vorteile ergeben sich für die Vermeidung und Reduktion von Komplikationen bei perkutanen Dilatationstracheotomien unter Einsatz des Tracheotomie-Endoskopes? Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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76 76
10 Iatrogene Tracheaverletzungen – therapeutische Optionen . . . . . . . . . . . . . .
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A. Rolle
Einleitung . . . . . . . . . . Diagnostik . . . . . . . . . . Therapeutische Optionen Schlussfolgerungen . . . . Literatur . . . . . . . . . . . .
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80 80 82 85 85
11 Operativer Therapie schwerer Trachealstenosen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
87
M. Vollrath
Ätiologie der Trachealstenosen . . . . . . . Intubationstrauma . . . . . . . . . . . . . . . . Tracheotomie-Tracheostomie . . . . . . . . . Perkutane Dilatationstracheotomie (PDT) Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Endoskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Chirurgie der isolierten Trachealstenose . Chirurgie der laryngotrachealen Stenose . Rekonstruktionsoperation . . . . . . . . . . . . Resektionsoperation . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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88 88 88 89 90 90 91 93 93 95 100
12 Tracheostomie im Kindesalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
103
M. Vollrath
Definition: Tracheotomie – Tracheostomie Indikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeitpunkt der Tracheotomie . . . . . . . . . Operation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Intraoperative Komplikationen . . . . . . . Postoperative Komplikationen . . . . . . . . Dekanülement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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104 106 107 108
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109 109 110 112
X
Inhaltsverzeichnis
13 Endoluminale Schienung der Trachea . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
115
O. Michel
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . Geschichtliches und Definition . Übersicht Stents . . . . . . . . . . Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . Stents auf Metallbasis . . . . . . . . Implantationstechnik . . . . . . . Indikationen und Anwendung . Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . Trachealverengungen . . . . . . . Benigne Trachealveränderungen . Maligne Trachealveränderungen . Probleme und Gefahren . . . . . Stent und Tracheotomie . . . . . . Tracheoösophageale Fistel . . . . Stent und Intubation . . . . . . . . Stent und Laser . . . . . . . . . . . . Fallbeispiele . . . . . . . . . . . . . Fall 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fall 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fall 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . .
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14 Tracheotomie bei erhöhtem Hirndruck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
127
S.-O. Kuhn, M. Wendt
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Physiologie und Pathophysiologie des Hirndrucks Perioperative Gefahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tracheotomie bei schwerer Hirnschädigung . . . . Fazit für die Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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15 Jet-Ventilation beim schwierigen Atemweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
133
A. Aloy
Der erwartet schwierige Atemweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anwendungsmöglichkeiten der Jet-Ventilation bei obstruktiven supraglottischen bzw. glottischen oder subglottischen Veränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Infraglottische Jet-Ventilations-Beatmungstechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Supraglottische Jet-Ventilation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der unerwartet schwierige Atemweg »cannot intubate – cannot ventilate« . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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XI Inhaltsverzeichnis
16 Anästhesiologische und beatmungsmedizinische Besonderheiten bei perkutanen dilatativen Tracheotomien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
145
A. Nowak, E. Klemm, W. Heller
Allgemeine Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beatmung mit intermittierender Überdruckbeatmung (IPPV) zur Durchführung der PDT unter fiberoptischer Kontrolle über den Beatmungstubus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Superponierte Hochfrequenz-Jet-Ventilation (SHFJV®) als Beatmungsstrategie zur Durchführung der PDT mit endoskopischer Kontrolle über das Tracheotomie-Endoskop Wirkungsweise der SHFJV® . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerätetechnik für SHFJV® . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beatmungsparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kontraindikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Komplikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pneumothorax . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Medikolegale Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse experimenteller und computerbasierter Simulationen . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
148 148 149 149 152 152 152 153 154 158 158
17 Interdisziplinäre Rehabilitation tracheotomierter Patienten mit neurogenen Dysphagien (ND) aus sprachtherapeutischer Perspektive . . . . . . . . . . . . . . .
161
146 147
A. Scheddin
Tracheotomie und Schluckstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Physiologie, Pathophysiologie und diagnostische Aspekte neurogener Dysphagien Apparative Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auswirkungen einer Tracheotomie auf Atemsystem und Schluckakt . . . . . . . . . . Zielpfad Dekanülierung: Empfehlungen zum TK-Management bei ND . . . . . . Das interdisziplinäre Team . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Therapieziele bei unterschiedlicher Indikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Durchführungshinweise zum Trachealkanülen-Management . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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18 Trachealkanülen und Kanülenpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
177
A. Fahl
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . Entscheidungsfindung . . . . . . . . . Wahl der Kanülengröße . . . . . . . . . Wahl der Kanülenlänge . . . . . . . . . . Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Komponenten der Trachealkanülen . Trachealkanülen mit Cuff . . . . . . . . . Trachealkanülen ohne Cuff . . . . . . . Innenkanülen . . . . . . . . . . . . . . . . Gesiebte Trachealkanülen . . . . . . . . Sprechventile . . . . . . . . . . . . . . . . Sauerstoffanschluss . . . . . . . . . . . . Kanülenschild . . . . . . . . . . . . . . .
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XII
Inhaltsverzeichnis
Pflege von Trachealkanülen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Durchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
184 185
19 Spezielle Aspekte der Haut- und Schleimhautpflege nach Tracheotomien . . .
187
U. Wollina, F. Pabst
Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Irritationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lokale Infektionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spezielle Probleme bei vorbestehenden Dermatosen Narben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pflegestandards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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20 Geschichte der Tracheotomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
195
H. Swoboda, E. Klemm
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
200
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
203
XIII
Autorenverzeichnis
Gruppenbild (von links nach rechts) Untere Reihe: Prof. Dr. med. Michael Vollrath
(Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde) Peter-Nonnenmühlen-Allee 11a 41063 Mönchengladbach
Prof. Dr. med. Alexander Aloy
Univ. Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin Allgemeines Krankenhaus Währinger Gürtel 18–20 A-1090 Wien, Österreich
Dr. med. Andreas Nowak
Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, Städtisches Klinikum Friedrichstraße 41 01067 Dresden
Prof. Dr. med. Matthäus Ch. Grasl
Univ. HNO-Klinik Wien Allgemeines Krankenhaus Währinger Gürtel 18–20 A-1090 Wien, Österreich Prof. Dr. med. Sven Koscielny
Prof. Dr. med. Eckart Klemm
Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Plastische Operationen Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, Städtisches Klinikum Friedrichstraße 41 01067 Dresden
Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Universitätsklinikum Jena Lessingstraße 2 07740 Jena Prof. Dr. med. Axel Rolle
Klinik für Thoraxchirurgie Fachkrankenhaus Coswig GmbH Neucoswiger Straße 21 01640 Coswig
XIV
Autorenverzeichnis
Obere Reihe: Prof. Dr. med. Friedemann Pabst
Nicht im Bild: Almuth Scheddin
Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Plastische Operationen Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, Städtisches Klinikum Friedrichstraße 41 01067 Dresden
Logopädin/Supervisorin Neurologische Rehabilitationsklinik, Kliniken Beelitz GmbH Paracelsusring 6A 14547 Beelitz-Heilstätten Prof. Dr. med. Dietmar Thurnher
Prof. Dr. med. Uwe Wollina
Klinik für Dermatologie und Allergologie Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, Städtisches Klinikum Friedrichstr. 41 01067 Dresden Prof. Dr. med. Gunter Haroske
Institut für Pathologie »Georg Schmorl« Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, Städtisches Klinikum Friedrichstraße 41 01067 Dresden
Univ. HNO-Klinik Wien Allgemeines Krankenhaus Währinger Gürtel 18–20 A-1090 Wien, Österreich Dr. med. Sven-Olaf Kuhn
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin Universitätsklinikum der Ernst-Moritz-ArndtUniversität Greifswald Friedrich-Loeffler-Straße 23b 17475 Greifswald Prof. Dr. med. Michael Wendt
Afdelingshoofd, dienst KNO, Universitair Ziekenhuis Vrije Universiteit Brussel (VUB) ZU-VUB – Laarbeeklaan 101 B-1090 Brüssel, Belgien
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin Universitätsklinikum der Ernst-Moritz-ArndtUniversität Greifswald Friedrich-Loeffler-Straße 23b 17475 Greifswald
Andreas Fahl
Prof. Dr. med. Boban M. Erovic
Geschäftsführer der Andreas Fahl Medizintechnik – Vertrieb GmbH August-Horch-Straße 4a 51149 Köln
Department of Otolaryngology, Head and Neck Surgery University of Toronto 200 Elizabeth Street Toronto, ON M5G 2C4, Ontario, Canada
Prof. Dr. med. Olaf Michel
Prof. Dr.-Ing. habil. Winfried Heller
Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden Fachbereich Maschinenbau/Verfahrenstechnik Friedrich-List-Platz 1 01069 Dresden
Dr. med. Christoph Erle-Bischoff
Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH Charlottenstraße 72 14467 Potsdam
Prof. Dr. med. Markus Jungehülsing
Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH Charlottenstraße 72 14467 Potsdam
Prof. Dr. med. Herwig Swoboda
Hals-, Nasen-, Ohren-Abteilung Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel Wolkersbergenstraße 1 A-1130 Wien, Österreich
XV
Abkürzungsverzeichnis CBF CO2 COPD CPP CVR ETCO2 fHF FiO2 FjetO2 fNF HF HFJV Hz I:E ICP ICU IPPV ITN LTR MAP mbar NAPS NF O2 OCT p paCO2 p aO 2 PAW PCTR PDT PEEP pHF pNF SHFJV SHT SpO2 T TK TED V Vt ZVD
Zerebraler Blutfluss Kohlendioxid Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung Zerebraler Perfusionsdruck Zerebrovaskulärer Widerstand Endtidale Kohlendioxidkonzentration Jet-Frequenz an der Hochfrequenzdüse Inspiratorische Sauerstoffkonzentration Sauerstoffkonzentration des aus der Jet-Düse austretenden Gases Jet-Frequenz an der Niederfrequenzdüse Hochfrequenz Hochfrequenz-Jet-Ventilation Hertz Inspiration : Exspiration Intrakranieller Druck Intensive Care Unit = Intensivtherapiestation Intermittierende Überdruckbeatmung Intubationsnarkose Laryngotracheale Rekontruktion Mittlerer arterieller Druck Millibar »nurse administered propofol sedation« = Propofol-Applikation zur Sedierung durch Pflegepersonal Normofrequenz Sauerstoff Offen-chirurgische Tracheotomie Druck Arterieller Kohlendioxidpartialdruck Arterieller Sauerstoffpartialdruck Atemwegsdruck Partielle krikotracheale Resektion perkutane dilatative Tracheotomie Positiver endexspiratorischer Druck Arbeitsdruck an der Hochfrequenzdüse Arbeitsdruck an der Niederfrequenzdüse Superponierte Hochfrequenz-Jet-Ventilation Schädelhirntrauma Sauerstoffsättigung des peripheren Blutes Temperatur Trachealkanüle Tracheotomieendoskop für Dilatationstracheotomien Volumen Tidalvolumen Zentralvenöser Druck
1 Tracheotomie wann und wo? E. Klemm, A. Nowak
Tracheotomie – wann? Tracheotomie – wo?
–2
–2
Tracheotomie – ICU oder chirurgischer Operationssaal? Literatur
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E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_1, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
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2
1
Kapitel 1 · Tracheotomie wann und wo?
Tracheotomie – wann? In einer Metaanalyse stellten Griffiths et al. (2005) fest, dass unter 15.950 Mitteilungen zur Tracheotomie nur 5 Studien brauchbar waren, um spezielle Fragen tendenziell zu beantworten. Sie empfehlen eine frühzeitige Tracheotomie innerhalb der ersten 7 Tage nach Intubation, wodurch die gesamte Beatmungsdauer reduziert werden kann. In einer randomisierten Studie an Polytraumapatienten konnten Barquist et al. (2006) keine Vorteile zwischen Frühtracheotomien um den 8. Tag und Spättracheotomien um den 35. Tag bezüglich der Dauer, der Inzidenz beatmungsassoziierter Pneumonien sowie der Gesamtbeatmungsdauer feststellen. Tendenziell übereinstimmend empfehlen Dunham und Ransom (2006) sowie Chintamani et al. (2005) eine frühe Tracheotomie um den 5. bis 10. Tag bei schweren Hirnverletzungen und gedeckten Schädeltraumen, wobei der chirurgischen Tracheotomie der Vorzug gegeben wird. Rumbak et al. (2004) stellten in einer prospektiv randomisierten Studie bei Frühtracheotomien innerhalb von 2 Tagen gegenüber Tracheotomien nach 14 bis 16 Tagen signifikant geringere Mortalitätsraten, Verkürzungen des Intensivtherapieaufenthalts, Reduktionen des Sedierungsbedarfs und verminderte Pneumonieraten fest. Flaatten et al. (2006) ermittelten bei einer frühen Tracheotomie innerhalb von 6 Tagen eine signifikant höhere Überlebensrate nach 1 Jahr gegenüber nichttracheotomierten Intensivpatienten. Terragni et al. (2010) kommen nach einer randomisierten kontrollierten multizentrischen Studie zu dem Ergebnis, dass eine frühe Tracheotomie (nach 6 bis 8 Tagen) gegenüber einer Spättracheotomie (nach 13 bis 15 Tagen) keine signifikanten Vorteile bezüglich einer ventilatorassoziierten Pneumonie zeigte, hingegen ein Drittel der Patienten durch die PDT Komplikationen erlitten, weshalb sich bei späterer Indikationsstellung zur Tracheotomie insgesamt weniger Tracheotomien als erforderlich zeigten. Gründling und Quintel (2005) empfehlen, bei zu erwartender Beatmungsdauer über 21 Tage, eine Tracheotomie so früh wie möglich durchzuführen. Bei zu erwartender Beatmungsdauer bis zu 10 Tagen ist eine Langzeitintubation zu bevorzugen.
Koscielny und Guntinas-Lichius (2009) vertreten eine Tracheotomieindikation bei einer erwartungsgemäßen Beatmungsdauer von 10 bis 21 Tagen. Da der Hilfseingriff »Tracheotomie« durchaus auch medikolegale Aspekte hat, sei die Feststellung von Byhahn (2008) zitiert, die auch heute noch Gültigkeit hat: »Ungeachtet dessen, dass in den vergangenen Jahrzehnten eine Vielzahl klinischer und experimenteller Arbeiten zur Tracheotomie in der Intensivmedizin publiziert wurde, existieren noch immer keine evidenzbasierten Empfehlungen über den optimalen Zeitpunkt dieses Eingriffs.« Der Zeitpunkt einer elektiven Tracheotomie bleibt unter Abwägung von Risiken und Erfolgsaussichten eine individuelle Einzelentscheidung. Die gegenwärtige Datenlage erlaubt keine einheitliche Empfehlung bezüglich optimaler Tracheotomiezeitpunkte für dauerbeatmete Intensivtherapiepatienten.
Tracheotomie – wo? In früheren Lehrbüchern und Mitteilungen wurde unterteilt in hohe, mittlere und tiefe Tracheotomie. Diese Einteilung ist obsolet, gleichermaßen die frühere Empfehlung, 1 cm unter dem Ringknorpel zu tracheotomieren (7 Kap. 3, »Anatomie und Topographie in Bezug zur Tracheotomie«). Richtig ist der Hinweis von Dost und Jahnke (1997), perkutane Dilatationstracheotomien 2 cm unter dem Ringknorpel durchzuführen. Der sicherste Ort der Tracheotomie liegt zwischen der 2. bis 4. Trachealspange. Die innere Anatomie der Trachea und die äußere Anatomie des Halses sind von gleich großer Bedeutung.
Tracheotomie – ICU oder chirurgischer Operationssaal? Aus einer Umfrage von Kluge et al. (2008) bei 513 Intensivtherapiestationen ließ sich erkennen, dass
3 Literatur
86% der PDT auf Intensivtherapiestationen durchgeführt werden und 72% der chirurgischen Tracheotomien in Operationssälen. Die Frage, in welcher Örtlichkeit eine Tracheotomie durchgeführt werden sollte, hängt von der Komplikationsdichte der verschiedenen Methoden ab. Die Datenlage ist widersprüchlich: Während Higgins und Punthakee (2007) einen Trend zu geringerer Komplikationsdichte mit besserer Kosteneffektivität bei der PDT sehen, kommen Oliver et al. (2007) in einer Metaanalyse zu einer höheren Komplikationsdichte von Frühkomplikationen bei PDT gegenüber chirurgischen Tracheotomien mit Durchführung sowohl im Operationssaal als auch bei Durchführung in ICU. Bei bautechnischen Konzeptionen von ICUs sollte ein Eingriffsraum mit chirurgischer und endoskopischer Minimalausstattung integriert sein, was sich im Klinikum Dresden-Friedrichstadt u. a. für das Management von Tracheotomien sehr bewährt hat (Neubau 2007). Je größer die Multimorbidität, umso mehr sollte interdisziplinär die Art und der Ort für eine Tracheotomie vorrangig nach medizinischen Kriterien festgelegt werden.
Literatur Byhahn CH (2008) Tracheotomie in der Intensivmedizin. Intensivmedizin up2date 4: 273–286 Chintamani, Khanna J, Singh JP, Kulshreshtha P, Kalra P, Priyambada B, Mohil RS, Bhatnagar D (2005) Early tracheostomy in closed head injuries: experience at a tertiary center in a developing country – a prospective study. BMC Emerg Med 5: 8 Dost P, Jahnke, K (1997) Die endoskopisch kontrollierte dilatative Punktionstracheotomie. HNO 45: 724–731 Dunham CM, Ransom KJ (2006) Assessment of early tracheostomy in trauma patients: a systematic review and meta-analysis. Am Surg 72: 276–281 Flaatten H, Gjerde S, Heimdal JH, Aardal S (2006) The effect of tracheostomy on outcome in intensive care unit patients. Acta Anaesthesiol Scand 50: 92–98 Griffiths J, Barber VS, Morgan L, Young JD (2005) Systematic review and meta-analysis of studies of the timing of tracheostomy in adult patients undergoing artificial ventilation: BMJ 330: 1243–1247 Gründling M, Quintel M (2005) Perkutane Dilatationstracheotomie. Anaesthesist 54: 929–944
1
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2 Vorteile und Nachteile einer Tracheotomie, Kontraindikationen der perkutanen Dilatationstracheotomie E. Klemm, A. Nowak
Nachteile der Langzeitintubation Vorteile der Tracheotomie
–6
–6
Häufigste Gründe der Tracheotomie bei Intensivtherapiepatienten – 6 Nachteile der Tracheotomie
–6
Kontraindikationen für PDT
–6
E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_2, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
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Kapitel 2 · Vorteile und Nachteile einer Tracheotomie, Kontraindikationen der perkutanen Dilatationstracheotomie
Nachteile der Langzeitintubation
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Die Stimmlippenebene ist physiologisch die engste Stelle im Atemrohr des Menschen, und der Ringknorpel ist durch seine geschlossene Formation nicht dehnbar und bei Verletzungen der Schleimhaut mit Entzündungsreaktionen disponiert für spätere reaktive Trachealstenosen. Reibeeffekte an den Kehlkopfstrukturen durch Schluck- und Hustenreflexe sowie Tubusreibungen bei notwendigen Lage- und Lagerungsveränderungen von Intensivpatienten und Tubuswechsel selbst können schon frühzeitig nach wenigen Tagen zu Ödemen, Ulzerationen, Einblutungen und mechanischen Irritationen der empfindlichen Kehlkopfstrukturen mit Begünstigung von Granulombildungen besonders im Aryknorpelbereich, eingeschlossen spätere Synechienbildungen mit Ausbildung glottischer und subglottischer Trachealstenosen, führen. Eine sorgfältig ausgeführte Tracheotomie schützt die Kehlkopfstrukturen vor Langzeitintubationsschäden. Nach jeder prolongierten Intubation und Langzeitintubation besteht die endoskopische Kontrollpflicht des Kehlkopfes, optimal mit flexiblen Endoskopen oder mit starren Winkeloptiken.
Vorteile der Tracheotomie 4 Direkter Zugang zu den unteren Luftwegen 4 Reduktion des Atemwiderstands und der Atemarbeit 4 Anatomische Totraumreduktion für untere Atemwege 4 Aspirationsschutz 4 Erleichterter Anschluss von Geräten 4 Erleichterung von Lagerungsproblemen 4 Gesicherter Atemweg bei oropharyngealen und laryngealen Tumoren 4 Prophylaxe einer bakteriellen Fokusbildung infolge von Sinusitisentstehung 4 Prophylaxe von Intubationsschäden (Ulzera, Nekrosen, Stimmbandgranulome, nasopharyngeale Infektionen)
4 Geringerer Bedarf an Analgosedativa 4 Verkürzung des Weaning
Häufigste Gründe der Tracheotomie bei Intensivtherapiepatienten 4 Voraussichtliche Langzeitbeatmung 4 Verschlechterung der pulmonalen Funktionen 4 Erschwertes Weaning
Nachteile der Tracheotomie 4 Ausfall physiologischer Mechanismen (Entstaubung, Anfeuchtung, Anwärmung der Atemluft) 4 Ausschaltung der Glottis als Druck- und Pressventil 4 Operationstraumen (Gewebedefekte, Blutungen, Infektionen) bei Anlage und Verschluss 4 Traumen durch Tuben/Kanülen (Ulzerationen, Blutungen, tracheoösophageale Fisteln, Pneumothorax, Hautemphysem) 4 Gefahr der Kanülendislokation und Kanülenobstruktion 4 Disposition zu späteren Trachealstenosen 4 Psychische Alteration (Verlust des Riechvermögens und konsekutiv des Schmeckvermögens, Verlust von Stimme/Sprache) 4 Behinderung aktives Schnauben (Totraum obere Atemwege) 4 Schluckstörungen
Kontraindikationen für PDT 4 4 4 4
Kindertracheotomien Notfalltracheotomien Patient mit primär schwieriger Intubation Primär kritische Oxigenierungsparameter ohne kardiopulmonale Reserven 4 Anatomische Besonderheiten (große Struma, HWS-Veränderungen, M. Bechterew, Tracheomalazie, Descensus laryngis, hoch stehender Truncus brachiocephalicus) 4 Instabile HWS, HWS-Frakturen, fixierte HWS 4 Phlegmonöse Halsentzündungen
7 Kontraindikationen für PDT
4 Zustand nach Neck Dissection und Strahlentherapie 4 Re-Tracheotomien bei vorbestehenden endoskopisch gesicherten Alterationen 4 Stenosen der oberen Atemwege 4 Oropharyngeale maligne Tumoren (besonders TLT nach N. Fantoni) wegen Gefahr von Impfmetastasen 4 Zu erwartende schwere neurologische Defizite auf Dauer (doppelseitige Rekurrensparesen, Schluckstörungen, Aspirationsneigungen) 4 Hochgradige Blutgerinnungsstörung mit Spontanblutungen 4 Adipositas per magna 4 Fehlende Erfahrungen und technische Voraussetzungen (z. B. Bronchoskopie) sowie ungenügende personelle Ressourcen
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3 Anatomie und Topografie in Bezug zur Tracheotomie F. Pabst, G. Haroske
Einleitung
– 10
Äußere anatomische Orientierung
– 10
Anatomische Verschiebeschichten – Halsfaszien Halsmuskulatur Schilddrüse Trachea
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– 13
Tracheotomierelevante Gefäßsituation Kehlkopfdeszensus Literatur
– 15
– 16
– 17
E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_3, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
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Kapitel 3 · Anatomie und Topografie in Bezug zur Tracheotomie
Einleitung
3
Dargestellt werden hier ausschließlich die anatomischen Aspekte, die für die verschiedenen Formen der Tracheotomie in Bezug auf chirurgisches Vorgehen und Komplikationsvermeidung von Relevanz sind. Eine erschöpfende anatomische Betrachtung der Region wird nicht angestrebt. Die folgenden Ausführungen beziehen sich in erster Linie auf anatomische Aspekte mit Bedeutung für die offene chirurgische Tracheotomie (OCT), perkutan-dilatative Tracheotomie (PDT) und die als Notfalleingriff geltende Koniotomie.
Äußere anatomische Orientierung Die Tracheotomie wird regelhaft mit retroflektiertem Kopf durchgeführt. Dies gilt sowohl für die OCT als auch für die PDT sowie für Notfalleingriffe (Koniotomie). Durch die Überstreckung des Kopfes, die ggf. noch durch eine Unterpolsterung der Schulterregion verstärkt werden kann, ergeben sich drei Vorteile: 1. Es resultiert eine verbesserte Darstellung und Palpationsfähigkeit der äußeren Landmarken (Incisura thyroidea superior, Ringknorpel, Fossa jugularis mit Oberkante des Manubrium sterni und ggf. Schilddrüse). 2. Der Larynx wird aufgrund seiner band- und muskelvermittelten Aufhängung durch die Retroflexion nach kranial gezogen; dadurch wird die mit dem Larynx verbundene Trachea ebenfalls kranial verlagert. Folglich wird ein größerer Teil der (zervikalen) Trachea chirurgisch zugänglich. 3. Außerdem erzielt man durch diese Lagerung eine Ventralverlagerung der Trachea, die das chirurgische Vorgehen ebenfalls erleichtert.
Anatomische Verschiebeschichten – Halsfaszien Am Hals existieren anatomische Verschiebeschichten in Form der Fascia cervicalis (. Abb. 3.1), die in Blätter geteilt ist (Krmpotic-Nemanic et al. 1988): 1. Das oberflächliche Blatt der Halsfaszie (Lamina superficialis) liegt unter Haut, Unterhaut und Platysma und erstreckt sich vom Vorderrand des Unterkiefers zur Clavikula und zum Manubrium sterni. Musculus sternocleidomastoideus und M. trapezius werden von ihr umhüllt. 2. Das mittlere Blatt (Lamina praetrachealis) umhüllt die supra- und infrahyoidale Muskulatur, inseriert am Zungenbein, erstreckt sich über den Larynx, schließt die Schilddrüse ein und setzt sich auf der Trachea fort bis zur posterioren Sternumoberkante und lateral zur Clavikula und Scapula. An der Prominentia laryngis (mediane Schildknorpeloberkante) fusionieren oberflächliches und mittleres Faszienblatt. Der Raum zwischen oberflächlichem und mittlerem Faszienblatt wird auch als prätrachealer Raum bezeichnet. 3. Das tiefe Blatt (Lamina praevertebralis) liegt zwischen Wirbelsäule einerseits und den pharyngealen Konstriktormuskeln bzw. dem Ösophagus andererseits. Es umhüllt die Scalenusmuskulatur, den Truncus sympathicus und den N. phrenicus.
Eine Koniotomie wird zwischen Schildknorpelunterkante und Ringknorpeloberkante ausgeführt; eine Tracheotomie (OCT und PDT) soll regelhaft zwischen 2. und 4. Trachealspange angelegt werden.
Die beschriebenen Verschiebeschichten ermöglichen im Zusammenwirken mit der Muskulatur Bewegungen von Larynx und Trachea in kraniokaudaler Richtung. Dies ist für physiologische Vorgänge wie Schlucken und Sprechen, aber auch für die beschriebene Kranialverlagerung der Trachea bei der Lagerung zur Tracheotomie von Bedeutung. Bei einer Tracheotomie werden die Faszienblätter durchbrochen; das kann sich auf die physiologische Mobilität des laryngotrachealen Komplexes negativ auswirken (postoperative Schluckstörung).
Lagerung mit rekliniertem Kopf erleichtert die korrekte Identifizierung der chirurgischen Landmarken.
Die Halsfaszie mit ihren Blättern vermittelt die physiologisch wichtige vertikale Mobilität des laryngotrachealen Komplexes.
11 Halsmuskulatur
3
. Abb. 3.1 Faszien des Halses. (Aus: Tillmann 2010, S. 154)
Halsmuskulatur Von chirurgischer Relevanz sind die Mm. sternocleidomastoidei, die gerade Halsmuskulatur (Synonyma: »strap muscles«, infrahyoidale Muskeln) sowie die Mm. cricothyroidei (. Abb. 3.2). Ihre physiologische Funktion besteht in Kopfwendung (Mm. sternocleidomastoidei), vertikaler Mobilität des laryngotrachealen Komplexes (gerade Halsmuskulatur) und Spannung der Plica vocalis (Mm. cricothyroidei). Die Mm. sternocleidomastoidei entspringen mit ihrem Caput sternale beidseits am Sternum und ergeben so einen nach oben offenen V-förmigen
Raum, dessen unteren Anteil die Fossa jugularis bildet. Diese Muskeln begrenzen den Operationssitus bei der Tracheotomie nach lateral. Die Mm. sternohyoidei und der Venter superior des M. omohyoideus bilden die oberflächliche Schicht der geraden Halsmuskulatur. Mit der unmittelbar darunter gelegenen tiefen Schicht der geraden Halsmuskulatur, die aus den Mm. sternothyroidei besteht, können sie bei der OCT nach lateral verlagert werden. Dies geschieht durch eine vertikale Inzision in der rapheartigen Mittellinie zwischen den Muskeln, deren Gefäßarmut ein weitgehend blutungsfreies Präparieren ermöglicht. Bei der Koniotomie verdienen die Mm. cricothyroidei Aufmerksamkeit: Ihre Pars rec-
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Kapitel 3 · Anatomie und Topografie in Bezug zur Tracheotomie
3
. Abb. 3.2 Halsmuskeln, Ansicht von vorn. (Aus: Tillmann 2010, S. 149)
ta liegt dem bei der Koniotomie zu durchtrennenden Lig. cricothyroideum unmittelbar seitlich an. Eine Verletzung dieses Muskels bedingt den Verlust seiner Spannungsfunktion für die Plica vocalis. Daraus ergibt sich eine Einschränkung der phonatorischen Funktion des Kehlkopfes; das Singen und Sprechen in erhöhter Stimmlage kann eingeschränkt sein.
Die Schonung der geraden Halsmuskulatur durch Beiseitedrängen bei der OCT und durch exakte Identifikation der Mittellinie bei der PDT beugt postoperativen Funktionsstörungen (Blutungen und Schluckstörungen) vor.
13 Trachea
3
Schilddrüse Die Schilddrüse steht in enger Lagebeziehung zu Larynx und Trachea. Ihre beiden Seitenlappen erreichen lateral den Schildknorpel, ihr Mittellappen (Isthmus) überlagert die Trachealvorderwand etwa in Höhe der 2. bis 4. Trachealspange. Gelegentlich kann ein Lobus pyramidalis als entwicklungsgeschichtliches Rudiment vom Isthmus aus nach kranial ziehend beobachtet werden. Schilddrüsenpathologien gehen häufig mit einer teils asymmetrischen Vergrößerung des Organs einher. In anatomisch-topografischer Hinsicht können daraus drei Besonderheiten resultieren: 1. Der bei der Tracheotomie zu durchtrennende prätracheale Schilddrüsenanteil kann eine deutliche Volumenvermehrung erfahren. 2. Durch asymmetrisches Schilddrüsenwachstum kann es zu Lateralverlagerungen der Trachea kommen, die insbesondere für die PDT relevant sind, da hier eine streng mittige Punktion der Trachealvorderwand von entscheidender Bedeutung für die Risikominimierung des Eingriffs ist (. Abb. 3.3). Deshalb ist zu Recht die Diaphanoskopie von endotracheal her eine Conditio sine qua non bei der PDT. Die Diaphanoskopie kann mittels flexibler Optiken gut, mittels starrer Optiken und Leuchtstäben wie beim Tracheotomieendoskop für Dilatationstracheotomien (TED) nach Klemm sehr gut realisiert werden (Klemm 2008). 3. Das Schilddrüsenwachstum kann eine kompressive Wirkung auf die Trachea haben. Dadurch kann es zu druckbedingten atrophisierenden Wirkungen auf die Trachealwand mit den Folgen einer trachealen Instabilität (Kollapssyndrom) und einer atmungsrelevanten Lumeneinengung kommen, die in ihrer Maximalvariante als sog. »Säbelscheidentrachea« imponiert (. Abb. 3.4). Die Schilddrüse als hoch stoffwechselaktives Organ verfügt über eine starke Durchblutung. Da bei einer Tracheotomie in loco typico regelhaft der Isthmus durchtrennt werden muss, ist die Vermeidung von Blutungskomplikationen aus der Schilddrüse durch sachgerechte chirurgische Blutstillung bei der OCT bzw. optimale Blutungsprävention bei der PDT von
. Abb. 3.3 Lateralverlagerung der Trachea durch einen Tumor der Schilddrüse, CT-Schnittbild
. Abb. 3.4 Trachealkompression durch Struma, CT-Schnittbild
hoher Bedeutung (zur Blutversorgung der Schilddrüse s. unten). Die häufigen Variationen der Schilddrüsenanatomie in Form und Größe beeinflussen entscheidend die Lage und damit die chirurgische Zugänglichkeit der zervikalen Trachea.
Trachea Die Trachea nimmt als unpaares Organ eine Ausnahmestellung ein: Bei allen chirurgischen Manipulationen muss bedacht werden, dass zwischen
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Kapitel 3 · Anatomie und Topografie in Bezug zur Tracheotomie
oberen und unteren Atemwegen nur diese eine luftführende Verbindung existiert. Der gefürchtete »Verlust des Atemwegs« ist eine mögliche Komplikation von interventionellen Handlungen wie z. B. der Tracheotomie. Die Trachea besteht aus etwa 16 bis 20 Cartilagines tracheales, hyalinen hufeisenförmigen Knorpelspangen, die das Stützgerüst dieses Luftwegeabschnitts bilden. Dorsal sind die Knorpelspangen durch die Paries membranaceus verbunden. In der dorsalen Wand ist der M. trachealis eingebettet. Zwischen den benachbarten Knorpelspangen befinden sich Bindegewebsflächen aus kollagenen und elastischen Fasern, die als Lig. annularia bezeichnet werden. Kranial ist die Trachea bindegewebig am Ringknorpel (der einzigen komplett ringförmig aufgebauten und damit maximal stabilen Struktur des Atemwegs) angeheftet, das kaudale Ende stellt die Bifurcatio tracheae mit ihrem Mittelsporn, der Carina tracheae dar. Die Innenauskleidung der Trachea, die Tunica mucosa, besteht aus respiratorischem Epithel und in dieses eingebetteten gemischten Drüsen. Deskriptiv-anatomisch teilt man die Trachea in eine Pars cervicalis und eine Pars thoracica ein. Die Gesamtlänge beider Teile beträgt bei Frauen ca. 10 cm, bei Männern ca. 12 cm (Lang 1995). Von besonderer Bedeutung für die Tracheotomie ist die Form der Trachealspangen. In . Abb. 3.5 wird deutlich, dass die Cartilagines tracheales häufig inkomplett sind, miteinander fusioniert oder gegabelt mit einer oder mehreren unregelmäßigen Öffnungen (Lang 1995). Außerdem sind die kranialen Spangen nicht selten untereinander und/oder mit dem Ringknorpel verwachsen. Sektionsbefunde zeigten bei 42 Obduktionen Fusionen von erster Trachealspange und Ringknorpel in 35% und zwischen erster und dritter Trachealspange in 60–100% (Schneider et al. 1997). Mit zunehmendem Alter zeigt sich ein Umbau der Knorpelspangen durch Verknöcherungszonen ab dem 30. Lebensjahr (Stöhr et al. 1963). Die Gefahr, dass bei einer PDT die Punktion in Verknöcherungszonen erfolgt und daraus eine Trachealspangenfraktur resultiert, ist altersunabhängig. Dem damit verbundenen Risiko der späteren Entwicklung einer Trachealstenose kann durch sofortige Frakturreposition oder Abtragung der intraluminal dislozierten Spangenanteile
begegnet werden (Klemm 2008). Die Gewebevielfalt von Trachealspangen ist in Kap. 4, »Histomorphologie von Trachealspangen tracheotomierter Patienten«, dargestellt. Asymmetrie der Trachealspangen ist die Norm, Verknöcherungen der Knorpelspangen sind in allen Altersgruppen anzutreffen.
Die Tracheotomie sollte zwischen 2. und 4. Trachealspange angelegt werden, unabhängig davon ob sie als OCT oder PDT ausgeführt wird. Diese Empfehlung resultiert aus zwei Überlegungen: Eine weiter kranial angelegte Tracheotomie kann zu einer mechanischen Mitbeteiligung des Ringknorpels führen. Entzündliche Reaktionen führen zu Ossifikationsprozessen mit der konsekutiven Entwicklung von suprastomalen Ringknorpelstenosen (van Heurn et al. 1996). Weiter kaudal angelegte Tracheotomien erhöhen das Risiko für Komplikationen in der Pars thoracica wie z. B. Trunkusarrosionsblutungen (s. unten). Als äußere Landmarke für die Lage der 2. bis 4. Trachealspange steht in erster Linie der in aller Regel palpable Ringknorpel zur Verfügung. In älteren Publikationen wird empfohlen, die PDT 1 cm unter dem Ringknorpel durchzuführen. Begründet wird dies damit, dass in dieser Region die 2. bis 4. Trachealspange liege (Walz u. Eigler 1996). Untersuchungen am Institut für Pathologie »Georg Schmorl« des Klinikums Dresden-Friedrichstadt zeigten an 65 obduzierten Personen mit einer Körpergröße von 161–175 cm, dass bei einer Punktion 1 cm unterhalb des Ringknorpels die Verletzungswahrscheinlichkeit für die erste und zweite Trachealspange bei 38% liegt (Klemm et al. 2007). Deshalb ist der Empfehlung zu folgen, die PDT 2 cm unterhalb des Ringknorpels auszuführen (Dost u. Jahnke 1997). Die Empfehlung, die Tracheotomie zwischen der 2. und 4. Trachealspange auszuführen, bedeutet für die PDT in aller Regel eine Punktion 2 cm unterhalb des Ringknorpels.
15 Tracheotomierelevante Gefäßsituation
3
. Abb. 3.5 Kehlkopf, Trachea und Bronchialbaum, Ansicht von vorn. (Aus: Tillmann 2010, S. 260)
Tracheotomierelevante Gefäßsituation In Bezug auf die verschiedenen Tracheotomieformen ist die Kenntnis der Gefäßsituation im Situs aus zwei Gründen bedeutsam: Erstens können durch adäquate, der Gefäßsituation angepasste Präparationstechniken intraoperative Blutungen minimiert werden. Zweitens können postoperative Blutungs- und andere Komplikationen durch Kenntnisse der Be-
sonderheiten der zervikalen Blutversorgung vermieden werden. Für die Tracheotomie bedeutsam sind folgende Gefäßsituationen: 1. die arterielle und venöse Versorgung der Schilddrüse, 2. die arterielle Versorgung der Trachea, 3. die Nachbarschaftsbeziehung zum Truncus brachiocephalicus.
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Kapitel 3 · Anatomie und Topografie in Bezug zur Tracheotomie
Zu 1. Die arterielle Versorgung erfolgt über 4 bis 5
3
Arterien: 4 die paarige A. thyroidea superior mit einem Endast zum Kehlkopf (A. laryngea superior) aus der A. carotis externa, 4 die paarige A. thyroidea inferior mit einem Endast zum Kehlkopf (A. laryngea inferior) aus demTruncus thyrocervicalis, 4 die unpaare A. thyroidea ima, aus der Aorta oder dem Truncus brachiocephalicus entspringend und in etwa 12% vorkommend (Röher 2001). Letztere kann direkt über der Trachealvorderwand zum Isthmus ziehen und so bei der Tracheotomie Anlass zu schweren Blutungen geben. Praktisch wichtiger für Blutungskomplikationen sind die venösen Abflüsse der Schilddrüse, die beträchtliche Varianz zeigen (Krmpotic-Nemanic et al. 1988). Der Abfluss erfolgt gemeinsam mit den laryngealen Venen über die paarige V. thyroidea superior, V. thyroidea media und V. thyroidea inferior. Am unteren Schilddrüsenpol bilden die Venen den Plexus thyroideus impar, der späte postoperative Blutungen z. B. durch kanülenbedingte Arrosion auslösen kann. Diese Gefahr besteht auch für die Venen, die oberflächlicher unterhalb der Lamina superficialis der Halsfaszie (s. oben) im Jugulum liegen und hier den Arcus venosus juguli, eine Verbindung zwischen den Vv. jugulares anteriores, bilden.
. Abb. 3.6 Arrosionsblutung des Truncus brachiocephalicus durch Trachealkanüle, Angio-CT-Darstellung
Zu 2. Die arterielle Versorgung der zervikalen Trachea wird durch segmental angeordnete Rami tracheales aus der A. thyroidea inferior und den Aa. bronchiales gewährleistet. Diese Äste treten jeweils lateral in die Trachealwandung ein. Eine zu ausgiebige Dissektion der Trachea nach lateral kann deren Ernährung kompromittieren und damit zur Entwicklung von Trachealstenosen beitragen. Perfusionsstörungen in der trachealen Blutversorgung können auch durch zu hohe Drücke im Cuff des Endotrachealtubus bzw. der Kanüle hervorgerufen werden. Mögliche Folgen sind Nekrosen der Tunica mucosa sowie des Paries membranaceus mit der konsekutiven Ausbildung von Stenosen und tracheoösophagealen Fisteln.
Kehlkopfdeszensus
Zu 3. Die Lage des Truncus brachiocephalicus im
prätrachealen Raum zwischen Sternum und Trachea
kann zu Blutungskomplikationen durch Ausbildung einer arteriotrachealen Fistel führen (. Abb. 3.6; Acklin u. Furrer 2010). Der Pathomechanismus ist wohl am ehesten in einer Cuffdruck-bedingten Lazeration von Tracheal- und Gefäßwand zu suchen, da der Trunkus durch das feste Widerlager des Sternums keine weitere Ausweichmöglichkeit nach ventral hat. Blutungen sind die häufigste Ursache für Frühund Spätkomplikationen bei Tracheotomien.
Der sog. Descensus laryngis ist sowohl ein phylogenetisches als auch ein ontogenetisches Faktum: Im Verlaufe der Stammesgeschichte der Säugetiere sinkt der Kehlkopf in Relation zur Halswirbelsäule ab. Physiologische Folge ist eine Vergrößerung des Vokaltrakts mit der Möglichkeit einer differenzierteren Artikulation. Negativ wirkt sich die höhere Kollapsibilität aus (und damit die Chance zur Entwicklung einer obstruktiven schlafbezogenen Atmungsstörung). Im Verlauf der Individualentwicklung steht der Schildknorpel beim Säugling etwa in Höhe des 3. Halswirbelkörpers; beim Erwachsenen sinkt der Larynx und der Schildknorpel wird beim Mann etwa auf den 5. Halswirbel projiziert. Für Frauen ist eine etwas höhere Lage als bei Männern typisch.
17 Literatur
Mit dem Descensus laryngis ist auch ein Descensus tracheae verbunden. Daher findet man beim älteren Menschen den Larynx oft weit nach kaudal in das Jugulum verlagert. Erschwerte Reklinierbarkeit der Halswirbelsäule aufgrund degenerativer Veränderungen und eine Verlagerung der Verlaufsrichtung der Trachea nach kaudal-dorsal sind weitere Besonderheiten im Senium, die bei der Tracheotomie stets zu beachten sind.
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3
4 Histomorphologie von Trachealspangen tracheotomierter Patienten G. Haroske
Literatur
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E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_4, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
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Kapitel 4 · Histomorphologie von Trachealspangen tracheotomierter Patienten
4
. Abb. 4.1 Hyaliner Knorpel einer Trachealspange ohne Besonderheiten bei einem 59-jährigen Patienten. HämatoxylinEosin, Obj. ×20
a
. Abb. 4.2 Dystrophe Verkalkungen in der hyalinen Grundsubstanz. Trachealspange einer 83-jährigen Frau. Hämatoxylin-Eosin, Obj. ×60
b
. Abb. 4.3a,b Ossifikation hyalinen Knorpels (a) mit Ausbildung blutbildenden Knochenmarks (b) in der Trachealspange einer 41-jährigen Frau. Hämatoxylin-Eosin, Obj. ×10
Der hyaline Knorpel der Trachealspangen ist sowohl physiologischen als auch pathologischen Veränderungen unterworfen, deren Kombination uns bei der Untersuchung des Knorpelgewebes der Trachealspangen tracheotomierter Patienten entgegentritt. Die wichtigsten physiologischen Veränderungen betreffen den normalen Alterungsprozess, der in einem weiten Variationsbereich verläuft. Bereits die normalen Wachstumsprozesse, die den Knorpel (. Abb. 4.1) an höhere mechanische Belastungen anpassen, können als Alterung verstanden werden: Mit zunehmendem Knorpelspangenvolumen verschlechtern sich die Ernährungsbedingungen der Chondrozyten mit Verminderung der Zellzahl pro Volumeneinheit und Degeneration der Interzel-
lularsubstanz, sichtbar als sog. mukoide Degeneration, als Faserdemaskierung und als feinkörnige Verkalkung (. Abb. 4.2; Walter 1985). Diese degenerativen Prozesse sind offenbar Anreiz für die zunehmende Verknöcherung des Knorpelgewebes (Beneke et al. 1966). Zusätzlich kommt es zu veränderten Zugbelastungen der Kollagenfasern in der Interzellularsubstanz, die beim Überschreiten einer kritischen Schwelle ebenfalls zur Knochenbildung führen (. Abb. 4.3; Pesch et al. 1980). Mit steigendem Lebensalter werden also häufiger und ausgedehnter sowohl mukoide Degenerationen der hyalinen Grundsubstanz als auch Ossifikationen derselben gefunden, die in groben Zügen einer Ausbreitung von kaudal nach kranial
21 Histomorphologie von Trachealspangen tracheotomierter Patienten
4
. Abb. 4.4 Mukoide Degeneration der Grundsubstanz und Brutkapseln von Chondrozyten im hyalinen Trachealspangenknorpel einer 49-jährigen Frau. Hämatoxylin-Eosin, Obj. ×40
. Abb. 4.5 Avitale Chondrozyten und mukoide Degeneration im Trachealspangenknorpel eines 85-jährigen Mannes. Hämatoxylin-Eosin, Obj. ×40
und von peripher nach zentral folgen (Walter 1985). Davon sind Männer wesentlich häufiger als Frauen betroffen (Sośnik u. Sośnik 2009). Im höheren Lebensalter treten Regenerationserscheinungen der Knorpelzellen in Form von Clustern oder Brutkapseln hinzu (. Abb. 4.4; Proschek 1977). Diese physiologischen Vorgänge werden im Falle eines traumatischen oder entzündlichen Geschehens in der Trachealwand durch pathologische Reizantwort mehr oder weniger stark moduliert. Die Möglichkeiten der Antwortreaktion eines Gewebes auf Reizeinwirkung sind eher begrenzt: Wir sehen in aller Regel Veränderungen, die unter den Begriffen von Degeneration, Entzündung und Reparation subsumiert werden. Jede Antwortreaktion ist prozesshaft, das heißt, sie verläuft zeitabhängig und führt entweder zur Restitutio ad integrum oder zu einem mehr oder weniger stabilen Defektzustand. Funktionelle Störungen müssen sich dabei nicht zwangsweise in morphologisch fassbaren Veränderungen niederschlagen. Von 103 Patienten (18–90 Jahre, Median 71 Jahre) der internistischen und operativen Intensivmedizin wurden in den Jahren 2006 bis 2009 bei notwendig gewordenen Tracheotomien die Mittelstücke der 2./3. Trachealspange histologisch untersucht. Diese Trachealspangen zeigten nur in 26 Fällen (25%) eine normale homogene Struktur hyalinen Knorpels. Bei allen anderen Fällen fanden sich unterschiedliche Veränderungen der physiologi-
schen Knorpelalterung sowie pathologische reaktive Veränderungen auf vorangegangene Traumata und schwere Begleiterkrankungen: 4 kompakte und spongiöse Knochenstrukturen, z. T. mit orthologem blutbildenden Mark in 26%, 4 dystrophe (degenerative) Knorpelverkalkungen in 20%, 4 Proliferationen des Knorpelgewebes (Brutkapseln) in 13%, 4 dystrophe bis avitale Knorpelzonen in 4% (. Abb. 4.5), 4 ossäre Metaplasien im Bindegewebe in 3% (. Abb. 4.6), 4 Knorpelnekrosen in 2% 4 Entzündungsreaktionen in Schleimhaut- und Bindegewebsarealen in 32% (. Abb. 4.7). Zusammenhänge zwischen Lebensalter und diesen verschiedenen histologischen Gewebequalitäten und reaktiven Veränderungen fanden sich nicht. Nekrosen, perichondrale Entzündungen und ossäre Metaplasien im perichondralen Bindegewebe sind ein Hinweis auf vorausgegangene oder zum Zeitpunkt der Tracheotomie noch bestehende stärkergradig pathologische Prozesse, die offenbar aus den zur Tracheotomie führenden Umständen (z. B. schwerer Schock, Sepsis, ARDS) resultieren. Sie beeinflussen sowohl die mechanische Stabilität des trachealen Knorpelskeletts als auch die Elastizität
22
Kapitel 4 · Histomorphologie von Trachealspangen tracheotomierter Patienten
4
. Abb. 4.6 Chronisch fortdauernde Perichondritis mit metaplastischer Knochenbildung nach 8 Wochen zurückliegender PDT bei einem 18-jährigen Mann. HämatoxylinEosin, Obj. ×40
der einzelnen Knorpelspange negativ. In einem Viertel der Fälle zeigte sich eine fortgeschrittene, zentrale Partien der Trachealspangen erreichende Verknöcherung, die die Elastizität der Trachealspangen praktisch aufhebt. Sie stellt die bedeutendste Disposition für Spangenbrüche bei PDT dar.
Literatur 1. 2.
3.
4.
5.
Walter D (1985) Zur Biomorphose der Carina tracheae. Promotionsschrift. Leipzig Beneke G, Endres O, Becker H, und Kulka R (1966) Über Wachstum und Degeneration des Trachealknorpels. Virch Arch 341: 365–380 Pesch H, Bogenberger T, Rudolf L, Thull R (1980) Das Ossifikationsprinzip der Trachealknorpel. Röntgenologisch-morphometrische und experimentelle Untersuchungen. Eur Arch Oto-Rhino-Laryngol 227: 457–458 Sośnik H, Sośnik K (2009) Investigations into human tracheal cartilage osseocalcineus metaplasia II. Histopathological examination of tracheal cartilages. Pol J Pathol 60: 179–185 Proschek P (1977) Altersveränderungen des Knorpels und Arthrose der Schlüsselbeingelenke – eine histochemische Untersuchung. Promotionsschrift. Leipzig
. Abb. 4.7 Gering floride granulierende Entzündung im perichondralen Bindegewebe bei einer 81-jährigen Patienten. Geringgradige metaplastische Knochenbildung. Hämatoxylin-Eosin, Obj. ×10
5 Methoden der perkutanen dilatativen Tracheotomie M. Jungehülsing, C. Erle-Bischoff
Einleitung
– 24
Durchführung
– 24
Verfahren im Einzelnen Zusammenfassung Literatur
– 27
– 31
– 32
E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_5, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
24
Kapitel 5 · Methoden der perkutanen dilatativen Tracheotomie
Einleitung
5
Die Zunahme langzeitintubierter intensivpflichtiger Patienten in den letzten Jahrzehnten und die Erkenntnis, dass langfristig Kehlkopf- und Trachealschäden vermieden werden können, wenn die Patienten früh tracheotomiert werden, hat dazu geführt, dass die Anzahl der Tracheotomien sprunghaft angestiegen ist (Zagli et al. 2010). Auf der Suche nach einem schnellen, zuverlässigen Verfahren zur Tracheotomie publizierten als erste Shelden und Pudenz eine Methode, die nach ihren eigenen Angaben sicher durchzuführen war und die vor allem auf eine Dissektion des Halses mit Darstellung der Trachea verzichten konnte (Shelden et al. 1955). Toye und Weinstein waren 1969 die Ersten, die ein Verfahren zur perkutanen Dilatationstracheotomie beschrieben. Diese Verfahren konnten sich jedoch nicht durchsetzen, wohl wegen der schwierigen und im Vergleich zur konventionellen chirurgischen Tracheotomie nicht sehr sicheren Technik. Es vergingen noch 16 Jahre, bevor Pasquale Ciaglia die Technik erneut aufnahm und 1985 sein Verfahren der perkutanen Dilatationstracheotomie (PDT) publizierte. Ciaglias Verfahren und seine Modifikationen traten dann einen Siegeszug durch die Intensivstationen an. Interessant ist, dass keines der beschriebenen Verfahren von einem HNO-Arzt oder in einem HNO-Journal erstpubliziert wurde und dass die HNO-Gemeinschaft zunächst mit erheblichem Misstrauen reagierte. Wie jedes neue operative Verfahren zeigten die unterschiedlichen PDT-Verfahren eine Lernkurve, und vor allem die frühe Literatur zur PDT ist voll mit Berichten über katastrophale Komplikationen. Heutzutage werden aber weltweit mehr als 9/10 der notwendigen Tracheotomien als PDT durchgeführt (Veenith et al. 2008).
Durchführung Voraussetzungen Das Funktionieren der Trachea als singuläres Atemorgan ist Lebensvoraussetzung, oder anders gesagt, eine länger dauernde Verlegung der Trachea ist mit dem Leben nicht vereinbar. Prinzipiell kann jeder
operative Eingriff an der Trachea zu ihrer Verlegung führen, dies gilt sowohl für die konventionelle Tracheotomie in Dissektionstechnik als auch für die perkutane Dilatationstracheotomie. Während aber die chirurgische Tracheotomie als Operation im Rahmen der operativen Ausbildung des chirurgischen Assistenten eine wichtige Rolle spielt und das Verfahren immer in Anleitung durch einen erfahrenen Facharzt erlernt wird, führten die Beschreibungen der PDT als einfaches, elegantes und schnelles Verfahren möglicherweise zu einer Unterschätzung einhergehender Risiken und damit zu gelegentlich fatalen Verläufen. Während es in der Literatur einige Dutzend Berichte zu tödlichen Komplikationen der PDT gibt, sind solche Verläufe für die konventionell durchgeführte Tracheotomie eine Rarität. Grundsätzlich ist für die PDT dasselbe zu fordern wie für die konventionelle Tracheotomie: Das durchführende Team muss immer in der Lage sein, akute Komplikationen adäquat zu therapieren; die Mortalitätsrate der PDT darf nicht höher sein als die der konventionell chirurgischen Tracheotomie. Der Anfänger sollte vor der Durchführung der perkutanen Dilatationstracheostomie 1. die chirurgische Tracheotomie erlernen, 2. Kontraindikationen respektieren, 3. den Hals sonographieren, 4. Kehlkopf und Trachea endoskopieren.
Prinzip Das grundsätzliche Prinzip der PDT hat sich seit der Beschreibung durch Ciaglia nicht mehr verändert: Unterhalb des 2. oder 3. Trachealknorpels wird die Trachea mit einer Kanüle scharf punktiert. Durch den Zugang wird ein Seldinger-Draht als Führung in die Trachea eingebracht. Über den Seldinger-Draht werden mit Hilfe unterschiedlicher Verfahren der Weichteilmantel des Halses und die Trachealvorderwand dilatiert. Zum Schluss wird durch die dilatierten Weichteile und die Tracheavorderwand ein Tubus in der Luftröhre platziert.
25 Durchführung
PDT-Prinzip 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Sonographie Halsweichteile Endoskopie Trachea Punktion Trachea Einführen des Seldinger-Drahts in die Trachea Dilatation Kanüleninsertion Endoskopische Kontrolle Umintubation
Einzige Ausnahme zu diesem Vorgehen bildet das Verfahren nach Fantoni et al. (1996), bei dem der Seldinger-Draht transoral ausgeführt wird und dann ein Dilatator retrograd von innen nach außen durch die Trachea geführt wird. Schachner et al. (1989), Griggs et al. (1990), Fantoni et al. (1996), Frova u. Quintel (2002) und Zgoda u. Berger (2005)
5
haben weitere Modifikationen zur PDT beschrieben. Letztlich kann heute festgestellt werden, dass die Verfahren nach Schachner und nach Griggs, aber auch nach Fantoni aus unterschiedlichen Gründen nur noch selten durchgeführt werden. Durchgesetzt haben sich hingegen die Verfahren nach Ciaglia 2 (»Blue Rhino«), nach Frova (»Percutwist«) und nach Zgoda (»Ciaglia Blue Dolphin«). In . Tabelle 5.1 sind die Erstbeschreiber, die Verfahren und ihre wesentlichen Merkmale beschrieben.
Beatmung Die Beatmung erfolgt entweder konventionell über einen Trachealtubus oder aber mithilfe der Hochfrequenz-Jet-Ventilation (O‘Rourke u. Crone 1983) besser der superponierten Hochfrequenz-Jet-Venti-
. Tabelle 5.1 Perkutane Tracheotomieverfahren chronologisch
Bezeichnung
Erstbeschreiber
Journal
Jahr
Methode
Punktionstracheotomie
Shelden et al.
Journal of Neurosurgery
1955
Punktion, Seldinger-Draht, Skalpell
Punktionstracheotomie
Toye u. Weinstein
Surgery
1969
Punktion, Seldinger-Draht, Dilatation mit Bougie und Skalpell, 6,2 mm Beatmungstrokar
Minikoniototomie
Matthews u. Hopkinson
British Journal of Surgery
1984
Punktion, 4 mm Beatmungstrokar, Koniotomie
PDT
Ciaglia et al.
Chest
1985
Punktion, Seldinger-Draht, Dilatation mit Hohl-Bougies zunehmenden Durchmessers
PDT
Schachner et al.
Critical Care Medicine
1989
Punktion, Seldinger-Draht, Spreizklemme
GWDT (»guidewire dilatating forceps«)
Griggs et al.
Journal of Surgical Gynecology and Obstetrics
1990
Punktion, Seldinger-Draht, Spreizklemme mit Seldinger-Draht-Bohrung
TLT (»translaryngeale Punktionstracheotomie«)
Fantoni et al.
Minerva Anesthesiologia
1996
Punktion, Seldinger-Draht transoral, retrograde transtracheale Dilatation
»Ciaglia Blue Rhino«
Ciaglia
Chest
1999
Punktion, Seldinger-Draht, sich verjüngender Hohl-Bougie
»Percu-Twist«
Frova u. Quintel
Critical Care Medicine
2002
Punktion, Seldinger-Draht, dilatierende Hohlschraube
»Ciaglia Blue Dolphin«
Zgoda u. Berger
Chest
2005
Punktion, Seldinger-Draht, Ballondilatation
26
Kapitel 5 · Methoden der perkutanen dilatativen Tracheotomie
gangs und zur Führung der Dilatatoren in der Trachea liegen bleibt (. Abb. 5.2). Mit dem Skalpell werden dann die Haut und die Unterhaut nach rechts und links lateral der Kanüle über wenige Millimeter eröffnet, um die folgende Bougierung zu erleichtern.
5 . Abb. 5.1 Punktion der Trachea unterhalb der 2. Trachealspange und Aspiration von Luft unter endoskopischer Kontrolle
Bei der Punktion kann es selbstverständlich zu Verletzungen der durchaus variablen, im Jugulum liegenden Strukturen kommen. Dies ist desaströs, wenn es sich um eine A. anonyma oder um den Aortenbogen (bei Patienten mit Fassthorax) handelt (Ayoub u. Griffiths 2007), und nicht ungefährlich, wenn es sich um den Schilddrüsenisthmus oder die Vena jugularis handelt. Trachealpunktion, typische Fehler und Gefahren 1. tangentiale Punktion → Trachealverletzung, spätere Stenose 2. Hinterwandverletzung → Ösophagusperforation, Emphysem 3. Gefäß-, Schilddrüsenpunktion → Blutung
. Abb. 5.2 Seldinger-Draht
lation, wenn starre Tracheoskopieverfahren zur Anwendung kommen (7 Kap. 9 und 16).
Punktion Eine Punktionskanüle wird im Jugulum durch die Halshaut und die prätrachealen Strukturen in die Trachea vorgeschoben. Kann Luft aspiriert werden, ist das Lumen der Trachea erreicht (. Abb. 5.1). Die Trachea soll etwa bei 12 Uhr punktiert werden, damit es nicht zur Scherung oder Zerreißung im seitlichen Anteil der Trachea oder zur Verletzung von lateral der Trachea gelegenen Strukturen kommt. Durch die inserierte Kanüle wird nun ein Seldinger-Draht (Seldinger 1953) nach kaudal oder bei Fantoni nach kranial geführt, der während des gesamten Punktionsvorgangs zur Sicherung des Zu-
Endoskopie, Diaphanoskopie, Sonographie Es wird heute als Sicherheit für die scharfe Punktion der Trachea entweder eine Diaphanoskopie (Marelli et al. 1990) oder eine Sonographie vor oder während der Punktion (Rajajee et al. 2011) empfohlen. Immer gefordert wird heute eine die PDT begleitende Endoskopie. Hierbei kann sowohl eine 1. flexible Bronchoskopie durch den liegenden Tubus als auch eine 2. starre Tracheoskopie z. B. nach Klemm (2006) oder aber mithilfe eines 3. Laryngoskops im Sinne einer Stützlaryngoskopie z. B. mit einem JL-Rohr (Sharp u. Castellanos 2009) angewandt werden. Während die flexible Bronchoskopie bei typischer Beatmung durch den Trachealtubus durchgeführt wird, kommt bei den starren Verfahren mit dem
27 Verfahren im Einzelnen
Tracheoskop oder dem Laryngoskop auch die JetVentilation zur Anwendung. Die endoskopische Kontrolle der Punktion der Trachea hat folgende Ziele: 1. Sichern der Punktion unterhalb des 2. Trachealknorpels und Schutz vor Ringknorpelverletzungen, 2. Sichern der Punktion der Trachea etwa bei 12 Uhr, Schutz vor Trachealverletzungen durch tangentiale Punktion, 3. Vermeiden einer Perforation der Hinterwand der Trachea und damit einer Eröffnung des Ösophagus, 4. rechtzeitige Diagnose einer Blutung in die Trachea, 5. rechtzeitige Diagnose eines Trachealspangenbruchs und ggf. Abtragung von disloziertem Knorpel.
Dilatation Vor der Dilatation erfolgt eine Hautinzision. Nun unterscheiden sich die Verfahren in der Art, in der die Weichteile und die Tracheavorderwand dilatiert werden. Während Ciaglia 1985 zunächst eine Reihe von Hohl-Bougies mit ansteigendem Durchmesser zum Dilatieren benutzte, löste er selbst dieses Verfahren durch einen einzigen, sich verjüngenden, weichen Hohl-Bougie 1999 ab (»Blue Rhino«). Ciaglia (1999) selbst berichtete, das die starren Dilatatoren zu gefährlich seien, nachdem er mehrere Trachealhinterwanddissektionen in seinem eigenen Krankengut beobachtet hatte. Schachner und Griggs schlugen zur Dilatation der Weichteile vor der Trachea unterschiedliche Klemmen zum Spreizen vor. Frova konstruierte eine Art Hohlschraube, mit der durch langsames Drehen eine Dilatation erreicht wird (»Percu-Twist«). Zgoda schließlich führte zur Dilatation des Weichgewebes einen Ballonkatheter (Ciaglia »Blue Dolphin«) wie zur Koronardilatation über den Seldinger-Draht ein. Nur Fantoni schlug eine retrograde Dilatation vor. Nach ausreichender Dilatation wird eine geeignete Trachealkanüle in den dilatierten Kanal in die Trachea eingeführt. Die Trachealkanüle liegt den Halsweichteilen mit Druck an, der aus der Elas-
5
tizität des gedehnten Gewebes resultiert. Dieser feste Abschluss bewirkt, dass es seltener zu lokalen Infektionen kommt, als bei der konventionellen Dissektionstracheotomie (Delaney et al. 2006). Die einmal eingelegte Kanüle kann theoretisch unbegrenzt lange belassen werden. Es empfiehlt sich allerdings, Trachealkanülen mit einer sog. Seele zu verwenden (z. B. von Tracoe GmbH). Damit ist eine Reinigung der Trachealinnenkanülen ohne äußeren Kanülenwechsel möglich (Klemm 2006). Die Verfahren nach Schachner, Griggs und Fantoni werden aus unterschiedlichen Gründen nur noch an wenigen Kliniken durchgeführt (die letzte Veröffentlichung zum Verfahren nach Griggs erschien 2008 in der Türkei, für die Fantoni-Methode aus Deutschland 2008 und für die Methode nach Schachner 2002 aus Griechenland). Der Vollständigkeit halber sollen auch die kaum oder nicht mehr durchgeführten Punktionstracheotomien beschrieben werden, wozu die Kanülierung des Kehlkopfes oder der Trachea nach Shelden et al. (1955) und nach Toye (1969) gehören. Das Verfahren nach Matthews (1984) wird noch bei ganz speziellen Indikationen angewandt.
Verfahren im Einzelnen Shelden-Tracheotomie Shelden und Mitarbeiter (1955) hatten einen speziellen Kit entwickelt. Sie punktierten die Trachea blind unterhalb des Krikoids mit einer Kanüle, die einem Hohlraumdübel glich. Nach erfolgter Punktion wurde ein Widerhaken aus der Kanüle ausgeklappt, die Trachea angehakt und luxiert und 2 cm darunter mit einer zweiten rundrinnenartigen Kanüle erneut punktiert. Über die zweite Führung wurde ein vorne mit einem Knopf versehenes Skalpell scharf horizontal in die Trachea eingeführt, auf seinem Weg die Halsweichteile und die Trachea auftrennend. Über diese Öffnung wurde dann die Silberkanüle eingeführt, am Hals fixiert sowie die Führungskanüle und die obere Kanüle entfernt. Später ließen Shelden und Mitarbeiter die erste Kanüle weg und punktierten die Trachea nur noch mit der hohlrinnenartigen Führungskanüle.
28
Kapitel 5 · Methoden der perkutanen dilatativen Tracheotomie
a
b
c
5
. Abb. 5.3 Shelden-Trachealpunktion (Shelden et al. 1955). a Blinde Punktion, Ausklappen eines Widerhakens und Anheben der Trachea, b zweite Punktion 1 cm kaudal einer Kanüle mit Führungsrinne, c darüber Einführung eines Spezial-Bougies als Skalpell mit Kugelspitze
Toye-Minitracheotomie Toye und Weinstein (1969) waren eigentlich die ersten, die eine perkutane Dialatationstracheotomie durchführten. Ihre Methode ähnelt sehr der von Ciaglia. Die Trachea wurde blind punktiert mit einer längs aufklappbaren Kanüle, die Lage der Kanüle über Aspiration von Luft gesichert. Über die Kanüle wurde dann ein spezieller Dilatator zunächst mit seinem drahtartigen Ende eingeführt, dann die Nadel entfernt. Der Dilatator hatte etwas weiter oberhalb ein randständig herausragendes kleines Messer, das den nötigen Platz durch Inzision der Halshaut bei weiterem Einführen schaffte. Die Trachealkanüle mit Cuff war seitlich am Dilatator angebracht. Das Verfahren dauerte angeblich 30 Sekunden und es kam nur (!) bei 14% der später berichteten 100 Fälle zu Komplikationen. Toye et al. nutzten das Verfahren allerdings auch bei Kindern ab 8 Jahren und im Notfall (Toye u. Weinstein 1986).
Matthews Minikoniotomie/ Minitracheotomie Matthews und Kollegen beschrieben 1984 eine Weiterentwicklung der Shelden-Tracheotomie zur
Koniotomie und Tracheotomie, die zunächst als Alternative zur konventionellen chirurgischen Tracheotomie gedacht war. Eine horizontale Inzision in Höhe der Membrana thyreohyoidea ermöglicht das Durchschieben einer vorne spitzen Führung in Seldinger-Technik und das blinde Einlegen einer 4-mm-Kanüle. Das Verfahren wurde später eingesetzt zur Bronchiallavage bei obstruierenden supraglottischen Prozessen und konnte mit Jet-Beatmung kombiniert werden. Gefahren waren Blutungen, Emphysem, Kehlkopfverletzungen und die akzidentelle Dekanülierung. Bei Spezialindikationen wird das Verfahren auch heute noch angewandt: Bei der akut exazerbierten, beatmungspflichtigen COPD ist eine »offene Beatmung«, Sprechen und Husten möglich. Es bildet sich kein Sekretbecken über dem Cuff, nosokomiale Pneumonien mit Problemkeimen seien seltener (Gregoretti et al. 2006).
PDT nach Ciaglia I und II (»Blue Rhino«) Ciaglia führte 1985 die eigentliche perkutane Dilatationstracheotomie über den Seldinger-Draht ein. Nach Punktion und Einlage des Seldinger-Drahts erweiterte er den Zugang zur Trachea mit insgesamt 7 starren Hohl-Bougies aus Kunststoff. Zum Schluss
29 Verfahren im Einzelnen
5
. Abb. 5.4 Matthews Portex®-Mini-Trach-II-Kit (Matthews u. Hopkinson 1984)
wurde eine über den zweitdicksten Hohl-Bougie gestülpte Trachealkanüle eingelegt. Ciaglia selbst erklärte sein erstes Verfahren 1999 wegen teilweise katastrophaler Komplikationen mit Verletzung der Trachealhinterwand und Eröffnung des Ösophagus für obsolet [12] und ersetzte die starren Bougies durch einen einzelnen weichen, sich verjüngenden Hohl-Bougie; er forderte außerdem als Voraussetzung zur Durchführung die kontrollierende Endoskopie. Das »Blue-Rhino«-Verfahren ist heute das mit Abstand am häufigsten durchgeführte Verfahren. Es ist einfach und schnell durchzuführen, ist kostengünstig und scheint in der Hand des Erfahrenen relativ sicher. Als Gefahren werden vor allem Trachealspangenbrüche und Trachealhinterwandverletzungen genannt. Blutungen und Emphysem treten nur sehr selten auf (Kornblith et al. 2011).
Perkutane Spreiztracheotomie nach Schachner bzw. Griggs (GWDF) Schachner et al. (1989) und Griggs et al. (1990) beschrieben eine neue Methode der PDT. Beide führten die Dilatation mithilfe einer Klemme durch, die über den Seldinger-Draht in die Trachea geführt wird. Mit der Klemme werden dann Weichgewebe und Trachea horizontal so lange gespreizt, bis der Trachealtubus hineingeschoben werden kann. Die Besonderheit der Griggs-Klemme liegt darin, dass sie eine Bohrung für den Seldinger-Draht hat (»Guide Wire Dilatating Forceps«, GWDF), über die sie sicher eingeführt werden kann. Nachteil der Verfahren ist das traumatisierende Spreizen, das zu Zerreißungen der im Jugulum gelegenen Strukturen führen kann und damit vor allem schwer beherrschbare Blutungen verursacht (Yurtseven et al. 2007).
Translaryngeale Tracheotomie (TLT) nach Fantoni
. Abb. 5.5 Ciaglia II
Bei der Methode nach Fantoni et al. (1996) wird nach typischer Punktion der Trachea der SeldingerDraht aus dem Mund herausgeführt und ein sich verjüngender Hohl-Bougie mit nachfolgender umgedrehter Trachealkanüle an diesem Zugdraht durch den Kehlkopf in die Trachea und von hier durch starken Zug und Dilatation der Weichteile nach außen geführt. Die Trachealkanüle muss zum Schluss noch um 180° gedreht werden. Vorteil des
30
Kapitel 5 · Methoden der perkutanen dilatativen Tracheotomie
. Abb. 5.7 »Percu-Twist« nach Frova u. Quintel (2002)
5
a
besteht die Gefahr der Verschleppung von Tumorgewebe in das Tracheostoma (Impfmetastasen; Aust et al. 2007).
PDT nach Frova und Quintel (Percu-Twist)
b
c . Abb. 5.6a–c TLT nach Fantoni. a Herausführen des Seldinger-Drahtes über den Mund und retrogrades Einfädeln des Dilatators neben einer sehr schmalen Trachealkanüle. b Dilatieren der Trachealvorderwand und Halsweichteile durch Zug. c Drehen der Beatmungskanüle nach unten
Frova führte zur Dilatation eine Hohlschraube ein, die über den Seldinger-Draht eingeführt wird und dann unter langsamem Drehen die erforderliche Dilatation erzeugt (Frova u. Quintel 2002). Neben der Ciaglia-II-Technik ist das Verfahren nach Frova heute das am meisten verbreitete Verfahren zur PDT. Gemäß dem Voltaireschen Bonmot »le mieux est l’ennemi du bien« (Voltaire, Dictionnaire Philosophique 1764) hat sich das Verfahren weit etablieren können, weil der die Dilatation bewirkende Kraftvektor nach dorsal und kaudal, der bei den Verfahren nach Ciaglia zu Trachealverletzungen führen kann, wegfällt, und weil es seltener als bei der Methode nach Schachner und nach Griggs zu Zerreißungen der vor der Trachea gelegenen Strukturen kommt (Yurtseven et al. 2007). Voraussetzung ist, dass mit der Schraube nicht in die Tiefe der Trachea »hineingebohrt« wird, sondern, nachdem das Gewinde im Gewebe gegriffen hat, man beim Drehen maßvoll an der Schraube zieht.
Ciaglia Blue Dolphin nach Zgoda Verfahrens ist, dass es nicht zu in das Lumen der Trachea ragenden Trachealspangenbrüchen kommen kann. Nachteilig ist die schwierige Durchführung mit Gefahr des akzidentellen Herausziehens des Tubus beim Dilatations- und Drehvorgang. Bei Tumoren des oberen Aerodigestivtrakts
Die Modifikation von Zgoda u. Berger (2005) ist das jüngste und nach Meinung des Autors das eleganteste PDT-Verfahren. Nach Punktion und Seldinger-Draht-Insertion wird ein Führungsset in die Trachea eingeführt, das vorn einen Ballon zur Dila-
31 Zusammenfassung
. Abb. 5.8 »Ciaglia Blue Dolphin«
tation und dahinter die Trachealkanüle trägt. Nach Füllen des Ballons mit 0,9 NaCl auf einen Druck von 10–12 AtÜ mit einer aus der Koronarangioplastie bekannten Pumpe wird nach Dilatation die Flüssigkeit wieder abgelassen. Der Bougie wird weiter vorgeschoben, bis die Trachealkanüle endoskopisch kontrolliert sicher in der Trachea liegt und der Bougie mit dem deflatierten Ballon herausgezogen werden kann. Die Methode kommt mit einem einzigen dilatierenden Werkzeug aus, ein Wechsel zwischen Dilatator und trachealtubustragender Führung ist nicht mehr notwendig. Es entsteht kein nach dorsokaudal gerichteter Kraftvektor, dementsprechend sind Verletzungen der Trachealhinterwand bisher nicht beschrieben und Trachealspangenbrüche scheinen seltener zu sein als bei den anderen Verfahren. Die auf die Weichteile wirkenden Kräfte sind stumpf, so dass bisher in der Literatur auch keine Blutungszwischenfälle beschrieben sind (Cianchi et al. 2010; Gromann et al. 2009). Allerdings sind die Erfahrungen bisher noch begrenzt; der Grund hierfür ist möglicherweise der Kostenfaktor.
Zusammenfassung Die Einführung der PDT hat als neues Verfahren zur Tracheotomie von 1985 bis heute zu erbitterten Diskussionen über Vor- und Nachteile der konventionellen chirurgischen Tracheotomie im Vergleich zur PDT geführt. Dies ist sicher auf zwei wesentliche Gründe zurückzuführen: Ein Teil der Anwender
5
überschätzte die neuen Verfahren und verfuhr entsprechend dem Satz von Maslow: »If you have a new hammer, everything looks like a nail« (Abraham Maslow, The Psychology of Science, 1966); ein anderer Teil der Mediziner wollte die Tracheotomie in Dissektionstechnik erhalten gemäß dem Motto: »Never change a winning team« (der BBC-Reporter A. Ramsey während der Fußball-WM 1970). Eine ganze Reihe von Metaanalysen verglich in den letzten Jahren die unterschiedlichen Verfahren miteinander in Bezug auf Parameter wie 4 Geschwindigkeit der Durchführung, 4 perioperative Morbidität und Mortalität, 4 Kosten, 4 Spontanverschlussrate, 4 kosmetische Aspekte. Da in diesen Metaanalysen mindestens 4 unterschiedliche Verfahren der perkutanen Dilatationstracheotomie mit mindestens 4 unterschiedlichen chirurgischen Tracheotomieverfahren (7 Kap. 6) verglichen werden, sind die Aussagen solcher Metaanalysen entsprechend allgemein und gelegentlich nicht wirklich überzeugend (Delaney et al. 2006; Cheng u. Fee 2000; Dulguerov et al. 1999; Friedman u. Mizock 1999). Heute lässt sich Folgendes feststellen: Es handelt sich bei der PDT nicht mehr um ein konkurrierendes, sondern um ein komplementäres Verfahren zur konventionellen chirurgischen Tracheostomaanlage. Die Frage, welches Verfahren bei welchem Patienten angewandt wird, muss individuell entschieden werden und orientiert sich 4 an den anatomischen Voraussetzungen, 4 der geplanten Dauer der Beatmung, 4 dem »Outcome« des Patienten, 4 sowie an der Erfahrung der durchführenden Ärzte. Notwendige Voraussetzung für die Durchführung der PDT ist die Trachealendoskopie (flexibel oder starr) während des Eingriffs sowie die vor oder während dem Eingriff durchzuführende Diaphanoskopie oder Sonographie der Halsweichteile. Das Verfahren sieht keine Epithelisierung der Trachea und damit Schaffung eines selbsttragenden Tracheostomas vor. Patienten, bei denen nur eine kurze intensivmedizinische Beatmungsdauer geplant ist,
32
5
Kapitel 5 · Methoden der perkutanen dilatativen Tracheotomie
profitieren von der ordnungsgemäß durchgeführten PDT, da 4 der Eingriff schneller durchzuführen ist als die konventionelle Tracheotomie, 4 der Eingriff auf der Intensivstation durchgeführt werden kann, 4 sich das Tracheostoma nach Entfernung binnen kurzer Zeit ohne zusätzlichen Eingriff verschließt und 4 die ästhetischen Langzeitergebnisse denen der konventionellen Tracheotomie überlegen sind. Prinzipiell sollte bei Patienten, bei denen eine Langzeitintubation abzusehen ist, ein chirurgisches, epithelisiertes Tracheostoma angelegt werden, um 4 akzidentelle Dekanülierungen auf peripheren Stationen und 4 frustrane Rekanülierungsversuche mit 4 Via falsa, 4 Mediastinalemphysem und letztlich 4 Asphyxie des Patienten mit Exitus letalis zu vermeiden. Zudem zeigt das nichtepithelisierte Dilatationstracheostoma häufiger 4 Schrumpfungstendenzen und 4 hyperplastische polypöse Schleimhautwucherungen. Nie darf bei Eingriffen an der Trachea vergessen werden, dass es sich um ein singuläres und unbedingt lebensnotwendiges Organ handelt und dass Komplikationen unmittelbar zum Tod des Patienten führen können. Deshalb ist wie bei jedem in der Medizin angewandten Verfahren auch für die PDT zu fordern, dass die durchführenden Ärzte das Management bei Problemen beherrschen und die Infrastruktur zur Lösung von akuten Komplikationen vorhanden ist.
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6 Methoden der chirurgischen Tracheotomie/Tracheostomie S. Koscielny
Begriffsdefinition: Tracheotomie oder Tracheostomie Ziel der Operation
– 36
– 36
Indikationen und Kontraindikationen
– 36
Ort der Tracheostomie (Operationssaal oder Intensivtherapiestation?) – 37 Durchführung des Eingriffs
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Nachsorge nach der Operation
– 42
Komplikationen der chirurgischen Tracheostomie Literatur
– 44
E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_6, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
– 43
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Kapitel 6 · Methoden der chirurgischen Tracheotomie/Tracheostomie
Tracheotomien sind seit Mitteilung in der antiken ägyptischen Medizin eine der ältesten Eingriffe. Heute erscheinen chirurgische Tracheotomien als »Routineeingriff« im klinischen Alltag der chirurgischen Disziplinen und Intensivmedizin für den damit weniger Vertrauten als vermeintlich einfacher und mit wenigen Problemen behafteter Eingriff. Doch der Erfahrene weiß um die Probleme von Tracheotomien in schwierigen anatomischen Situationen, bei ausgedehnten Tumorleiden, postoperativer und/oder strahlentherapiebedingten Veränderungen oder erheblicher Adipositas. Dem erfahrenen Trachealchirurgen begegnen immer wieder Situationen, die entstanden sind, weil durch Missachtung von Grundsätzen dieses scheinbar so »banalen« Eingriffs schwerwiegende und aufwendig zu therapierende Gesundheitsschäden für den Betroffenen entstanden sind.
Begriffsdefinition: Tracheotomie oder Tracheostomie Im angloamerikanischen Schrifttum ist mit »tracheostomy« und »tracheotomy« in der Regel dasselbe chirurgische Verfahren gemeint. Gemäß der griechischen Wortwurzeln wird, soweit möglich, zwischen »Tracheostomie« (= Anlage eines epithelisierten Tracheostomas) und »Tracheotomie« (= Anlage eines Luftröhrenschnitts) differenziert. Genau genommen stellt die Tracheostomie eine Unterform der Tracheotomie dar (Barthels 2005; Koscielny u. Guntinas-Lichius 2009).
Ziel der Operation Das Ziel einer Tracheotomie ist die Sicherung des singulären Atemwegs unter Ausschaltung des oberen Atemwegs und/oder die Verbesserung der Bronchialtoilette. Das funktionelle Hauptproblem stellt postoperativ der Wegfall der Nasenfunktion dar (Filterung, Anfeuchtung, Anwärmung, Riechen), verbunden mit einer Verborkungsneigung der Trachea und Trachealkanüle.
Indikationen und Kontraindikationen Die Indikationen zu chirurgischen Tracheotomien sind: 1. Jede Verlegung des oberen Atemwegs (Larynx, Pharynx). Hierzu zählen klassischerweise die Tumoren der oberen Luft- und Speisewege ebenso wie schwere Mittelgesichtstraumata oder Fehlbildungen. Aber auch Patienten mit einer doppelseitigen Rekurrensparese profitieren im ersten Jahr nach dem Ereignis unter Umständen von einer Tracheotomie, danach sollten allerdings bei fehlender Erholung beider Nerven eine Glottiserweiterung und ein Tracheostomaverschluss geplant werden. Auch bei Patienten mit akuten Blutungen im Nasen- oder Pharynxbereich bzw. mit akuten Schwellungen (Insektenstich, angioneurotisches Ödem) kann die der ultima-ratio-Koniotomie folgende Tracheotomie notwendig werden. 2. Patienten mit einer chronischen Aspiration. Hier stellt das Tracheostoma mit der geblockten Trachealkanüle einen wichtigen Gesichtspunkt für einen allerdings begrenzten Aspirationsschutz der unteren Atemwege dar. Patienten mit einer zu erwartenden chronischen Aspiration (Zustand nach neurochirurgischen Eingriffen, Hirnblutungen, Apoplex, chronische neurologische Erkrankungen) sollten auf der Intensivstation interdisziplinär besprochen werden, da sie von einer chirurgischen Tracheotomie im Vergleich zu dilatativen Punktionstracheotomien deutlich profitieren. 3. Tracheotomien bei Kindern und Jugendlichen (bis ca. 14.–16. Lebensjahr). Wegen der kleinen Dimensionen des kindlichen Atemwegs und der Weichheit der Knorpelstrukturen sollte diese Patientengruppe immer chirurgisch tracheostomiert werden. Für eine Punktionstracheotomie besteht für diese Altersgruppe eine absolute Kontraindikation. 4. Optimierung der Bronchialtoilette: Patienten mit einer eingeschränkten Funktion des Abhustens bedürfen in der Regel einer längerfristigen Versorgung mit einem Tracheostoma, weshalb dies zur Pflegeerleichterung chirurgisch angelegt werden sollte. 5. Störungen der Blutgerinnung: Wegen besserer Möglichkeiten der Blutstillung und der besseren
37 Ort der Tracheotomie (Operationssaal oder Intensivtherapiestation?)
Übersicht bei größeren Blutungen sollte diese Patientengruppe bevorzugt chirurgisch tracheostomiert werden. Im der Literatur bestehen jedoch durchaus gegensätzliche Meinungen im Sinne der Bevorzugung von Perkutanen Dilatationstracheotomien. 6. Schwierige anatomische Situationen: Für Patienten mit einer großen Struma, nicht palpablen Larynxstrukturen, fehlender anatomischer Übersicht von außen oder zervikalen Tumorprozessen wie auch Entzündungen stellt die chirurgische Tracheotomie wegen der schrittweisen Darstellung der versteckten Anatomie das sicherste Verfahren dar. Ebenso ist für Patienten mit einer fehlenden Überstreckbarkeit der Halswirbelsäule nach Unfällen oder Operationen die chirurgische Tracheotomie indiziert. 7. Intensivmedizinische Indikationen: Patienten mit schweren Gasaustauschstörungen während der Intensivtherapie sollte wegen der stabileren Atemsituation und dem erleichterten Kanülenwechsel kein dilatatives Tracheostoma erhalten. Das gilt auch für Patienten, bei denen absehbar die Möglichkeit der oralen Reintubation während einer Punktionstracheotomie nicht gegeben ist, da bei Verlust des Atemwegs während einer Dilatationstracheotomie es stets zu einer vitalen Gefährdung des Patienten kommen kann. Eine frühzeitige Tracheostomie bei Beatmungsdauern über 7 Tage kann neben der Reduktion der laryngealen Komplikationen auch eine Reduktion der Salivation, des Atemwiderstands und des Totraums sowie bessere Toleranz der Beatmung bei reduziertem Medikamentenbedarf bei Intensivpatienten erreicht werden (Durbin 2005). 8. Längerfristige Notwendigkeit des Tracheostomas: Die Prognose einer Erkrankung mit der Frage zur längerfristigen Notwendigkeit eines Tracheostomas sollte immer mit den Kollegen der Intensivmedizin am Einzelfall diskutiert werden. Patienten, die langfristig ein Tracheostoma benötigen (z. B. nach Apoplex, neurochirurgischen Operationen oder schweren neurologischen Erkrankungen) und perspektivisch sicher über eine Rehabilitationseinrichtung oder Pflegeeinrichtung langfristig nachbetreut werden müssen, profitieren im weiteren Verlauf
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deutlich von einem chirurgisch angelegten Tracheostoma. Der erleichterte Kanülenwechsel und Pflegeaufwand sowie die erhöhte Patientensicherheit stehen hier im Vordergrund. Die chirurgische Tracheotomie hat keine absoluten Kontraindikationen. Die relativen Kontraindikationen stellen dar: 1. fehlende Einwilligung des Patienten oder des Betreuers bei elektiver Indikation zur Tracheotomie (diese Kontraindikation entfällt in Notfallsituationen), 2. eine unausgeglichene Gerinnungssituation bei planbarer Tracheotomie, 3. eine vitale Gefährdung des Patienten durch die Operation bei einer planbaren Tracheotomie (z. B. Gefahr der Hirndrucksteigerung). Die chirurgische Tracheotomie ist im Notfall immer und beinahe bei jedem Patienten und an jedem Ort in Narkose oder Lokalanästhesie durchführbar, die Koniotomie eingeschlossen.
Ort der Tracheotomie (Operationssaal oder Intensivtherapiestation?) Die chirurgische Tracheotomie als klassisches operatives Verfahren ist mit der Durchführung im Operationssaal im Erfahrungsschatz eines Chirurgen verankert. Allerdings handelt es sich heute bei der Mehrzahl der Patienten um schwer Erkrankte der Intensivmedizin. Für diese Patientengruppe kann der notwendige Transport in und aus dem Operationssaal ein zusätzliches Risiko mit Gefährdungen darstellen. In der Diskussion mit den Intensivmedizinern, die häufig die vermeintlich einfacheren und selbst durchzuführenden Verfahren der PDT bevorzugen, ist die Frage der Patientensicherheit und das geeignete Verfahren bei der jeweiligen Grunderkrankung eine individuelle Entscheidung, zumal in vielen Fällen die Tracheotomie nur eine unterstützende Maßnahme ist. Wang et al. (1999) berichteten über 200 bettseitige Tracheotomien ohne größere Komplikationen. Die Kostenanalyse ergab 233 US-$ für die
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Kapitel 6 · Methoden der chirurgischen Tracheotomie/Tracheostomie
bettseitige chirurgische Tracheotomie, 1000 US-$ für die Dilatationstracheotomie und 3000 US-$ für die chirurgische Tracheotomie im Operationssaal. You et al. (2011) publizierten über 163 bettseitige Tracheotomien im Vergleich zur selben Zahl von Tracheotomien im Operationssaal. Sie fanden keine Unterschiede in den Komplikationen, jedoch eine Kostenreduktion von 4600 US-$ pro bettseitiger Tracheotomie und ein frühzeitigeres Weaning, da die bettseitigen Tracheotomien zeitlich eher erfolgten.
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Jeder Chirurg sollte gemeinsam mit dem Intensivmediziner eine Lösung erarbeiten, um den Großteil der chirurgischen Tracheotomien in einem angemessenen Sicherheitsstandard bettseitig durchführen zu können. Ausnahmen sollten Patienten mit schwer korrigierbaren Gerinnungsstörungen sein, da die technischen Möglichkeiten für eine suffiziente Blutstillung im Operationssaal deutlich besser sind.
Durchführung des Eingriffs Die Operation kann sowohl in Intubationsnarkose als auch in Lokalanästhesie durchgeführt werden. Da in der Regel bei jeder Tracheotomieindikation ernsthafte Problemdiagnosen zugrunde liegen, sollte bei Operationen in Lokalanästhesie ein anästhesiologisches Stand-by erfolgen. Nur absolute Ausnahmesituationen erlauben den Verzicht auf anästhesiologischen Beistand. Das geplante Operationsfeld des Halses wird rasiert und die Haut desinfiziert. Der Patient wird überstreckt auf dem Rücken gelagert, das heißt, es wird eine Rolle unter die Schultern gelegt. Dies ist bei einem Eingriff in Lokalanästhesie nicht immer möglich, da es zur vermehrten Speichelaspiration mit Hustenreiz kommen kann, die die Atemsituation gerade bei Tumorpatienten verschlechtern kann. Deshalb muss man in derartigen Situationen den Eingriff in liegender Position oder mit etwas erhöhtem Kopf durchführen. Eine Tracheotomie in Lokalanästhesie muss wegen der erforderlichen Schnelligkeit und der lagerungsbedingten erschwer-
ten Darstellung der anatomischen Strukturen immer von einem erfahrenen Operateur mit Assistenz durchgeführt werden. Die Tracheotomie erfolgt in klar vorgegebenen Einzelschritten: 4 Identifikation der Landmarken für die anatomische Orientierung:
Die palpatorische Darstellung des Schild- und Ringknorpels sowie des Jugulums ist immer erforderlich. Sollte der Kehlkopf nicht palpiert werden können (durch massive Fetteinlagerungen), wird die Mittellinie durch Jugulum und Kinnspitze identifiziert und am Übergang des unteren mittleren Drittels in der kraniokaudalen Achse der Hautschnitt durchgeführt (. Abb. 6.1).
4 Infiltration des Lokalanästhetikums: Zur Reduktion des Blutverlusts und des lokalen Traumas empfiehlt sich die fächerförmige Infiltration mit Lidocain 0,5% oder 1% unter Beachtung der Dosierungshöchstgrenzen (Lidocain 200 mg, genauer 3 mg/kg/Tag ohne Adrenalinzusatz oder 500 mg Lidocain mit Adrenalinzusatz 1:100.000 bzw. 5 mg/kg/Tag). Die Verwendung von Adrenalinzusätzen erhöht die Sicherheit für eine blutarme Operation, ist jedoch mit dem Anästhesisten bezüglich Nebenwirkungen immer und gerade bei Intensivpatienten abzusprechen. Bei Lokalanästhesie sollten auch die tieferen Gewebeschichten umschrieben infiltriert werden. Vor Eröffnung der Trachea hat sich bewährt, eine geringe Menge des Lokalanästhetikums in das Tracheallumen zu applizieren, um den Hustenreiz bei Eröffnung der Trachea zu dämpfen. 4 Hautschnitt: Der Hautschnitt sollte immer im Verlauf der Hautspannungslinien »Relaxed Skin Tension Lines« (RSTL) quer zum Verlauf der Trachea erfolgen, so wie es auch in der Schilddrüsenchirurgie üblich ist (. Abb. 6.2). Nur so sind gute ästhetische Ergebnisse postoperativ zu erzielen. Der früher übliche und in manchem Lehrbuch noch heute propagierte Längsschnitt sollte aus diesen Gründen unbedingt vermieden werden. 4 Durchtrennung des Platysmas, Unterbindung einzelner gerader Halsvenen in Nähe des späteren Tracheostomas.
39 Durchführung des Eingriffs
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4 Trennung der geraden Halsmuskulatur in der Linea alba:
Die Durchtrennung muss unbedingt streng in der Mittellinie der Linea alba erfolgen, um Blutungen zu vermeiden und die Orientierung im Situs zu behalten.
. Abb. 6.1 Anzeichnen anatomischer Landmarken
. Abb. 6.2 Hautschnitt
. Abb. 6.3 Unterbindung des Schilddrüsenisthmus
4 Durchtrennung des Schilddrüsenisthmus: Nach Durchtrennung der geraden Halsmuskulatur stößt man auf die Schilddrüse, die sich in verschiedenen anatomischen Varianten darstellen kann (. Abb. 6.3). Es ist ein vorsichtiges extrakapsuläres Präparieren erforderlich, um heftige Blutungen aus den Schilddrüsenvenen zu vermeiden. Es wird zunächst von kranial her der Ringknorpel identifiziert (eine der wichtigsten Landmarken für die Höhe des später anzulegenden Tracheostomas zwischen der 2. bis 4. Trachealspange) und durch eine Querinzision der Faszie der Schilddrüsenisthmus von der Trachea abgehoben. Jetzt kann man den Schilddrüsenisthmus mit einer zur Trachea gerichteten Präparierklemme unterfahren und weiter von der Trachea ablösen. Anschließend wird der Schilddrüsenisthmus mit 2 großen gebogenen Klemmen abgeklemmt und mit dem Skalpell durchtrennt. Wichtig ist, dass sich die Spitzen der Klemmen kaudal eng überkreuzen, um Blutungen aus nicht erfassten Schilddrüsenanteilen zu vermeiden. Nach Durchtrennung werden die beiden Enden extrakapsulär mit stabilen resorbierbaren kräftigen Nähten umstochen. Sollte es aus anatomischen Gründen nicht möglich sein, den gesamten Isthmus auf einmal zu durchtrennen, wird die Prozedur wiederholt, bis der Isthmus vollständig durchtrennt ist. Danach sind in der Regel die Trachealspangen gut sichtbar. Seitens der Operationstechnik sollte man die Trachea seitlich nicht zu weit präparieren, um die in die Trachea ziehenden nutritiven Gefäße und die tiefer liegenden Nn. recurrentes beidseits nicht zu gefährden. 4 Anlage des Tracheostomas: Zunächst sollten sich der Operateur und der Assistent nochmals die anatomische Situation verdeutlichen, d. h., die sichere Identifikation des Ringknorpels und der Trachealspangen sollten der Inzision vorausgehen. Idealerweise erfolgt die Eröffnung der Trachea zwischen der
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Kapitel 6 · Methoden der chirurgischen Tracheotomie/Tracheostomie
. Abb. 6.4 Querinzision der Trachea
der geringste Substanzverlust. Die Visiertracheotomie ist für temporäre kurzzeitige Tracheostomazustände vorgesehen. 5 Anlage eines Tracheostomas mit Björk-Lappen: Nach der Querinzision zwischen 2 Trachealspangen wird seitlich die darunter liegende Trachealspange nach kaudal inzidiert, so dass ein kaudal gestielter Tracheallappen in U-Form mit der Haut vernäht werden kann. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass bei dickeren Hälsen die zum Jugulum anatomisch vorgegebene zunehmende Distanz zwischen Trachea und Haut spannungsfreier überbrückt wird. Nachteil ist eine größere Knorpelschädigung der Trachea mit Substanzverlust des Björk-Lappens bei lange bestehenden Tracheostomata (. Abb. 6.5). Bei schneller möglichem Tracheostomaverschluss muss der Björk-Lappen gesucht und bei Vorhandensein zurückklappend replantiert werden. Bei allen Trachealinzisionen ist immer unbedingt darauf zu achten, dass die seitlichen Anteile der geöffneten Trachealspange so gering wie möglich tangiert werden, um intakte Seitenwände zu erhalten, die für einen späteren Tracheostomaverschluss einen ausreichend stabilen und großen Trachealdurchmesser sichern.
. Abb. 6.5 Anlage des Björk-Lappens
2. und 3. bzw. 3. und 4. Trachealspange mit der Notwendigkeit einer ausreichenden Distanz des Tracheostomas zum Ringknorpel. Die eigentliche Inzision der Trachea erfolgt quer im interkartilaginären Spalt (. Abb. 6.4). Es gibt zwei Möglichkeiten, das eigentliche Stoma anzulegen: 5 Visiertracheotomie: Die Querinzision wird zum Tracheostoma selbst. Die jeweils darunter und darüber liegende Trachealspange wird durch umschlingende atraumatische Nähte mit der Haut verbunden. Die Vorteile dieses operativen Vorgehens sind ein minimales Trauma für die Trachealspangen und
Alle anderen Verfahren zur chirurgischen Tracheotomie, die in der Literatur beschrieben werden (z. B. Ausschneiden eines Knorpelfensters mit Verwerfung des Materials (Donald 1997; Montgomery 2002) sowie Längsinzisionen der Trachea über mehrere Spangen sollten wegen erhöhter Substanzdefekte der Trachealknorpel mit der Gefahr von Trachealstenosen und wegen des deutlich erhöhten Aufwandes der späteren plastischen Rekonstruktion beim Stomaverschluss nicht mehr angewendet werden.
4 Schaffung einer mukokutanen Anastomose: Es werden zunächst kaudal und kranial ca. 3 resorbierbare Fäden mit atraumatischer Nadel gelegt, um die Haut spannungslos an der kra-
41 Durchführung des Eingriffs
nialen bzw. kaudalen Trachealspange unter Einschluss des Björk-Lappens zu fixieren. Um Spannungsarmut zu erreichen, muss deshalb gelegentlich eine umschriebene subkutane Fettreduktion erfolgen, die bei einem späteren Verschluss durch Fettverlagerung wieder rückgängig gemacht werden kann. Bei Anlage der 3 oberen und unteren Haltefäden von Haut zu Trachea ist der Cuff des Trachealtubus instrumentell zu schützen, um eine gesicherte Beatmung zu gewährleisten. In dieser Phase der Operation ist die Kommunikation mit dem Anästhesisten über die Höhe des Tubus-Cuffs und eine eventuelle kaudale Verlagerung des Tubus notwendig. Bei Anlage der mukokutanen Anastomose ist weiterhin von Bedeutung, dass der Assistent mit 2 chirurgischen Pinzetten die Haut so weit an die Trachealwand nähert, dass spannungsfreie Nahtknüpfungen aller 3 Nähte ohne Unterbrechung möglich ist (. Abb. 6.6). Bei spannungsvoller Einzelnahtknüpfung besteht stets die große Gefahr, dass Trachealspangen unter dem Zug des einzelnen Fadens zerreißen. Die Neigung zu Spangebrüchen ergibt sich aus den Gewebequalitäten (7 Kap. 4). Hautfalten und sog. »dog ears« sind zu vermeiden. Von entscheidend großer Bedeutung sind nun die folgenden dicht abschließenden seitlichen Nähte, um eine zirkuläre mukokutane Anastomose zu vollenden. Zu verhindern sind bleibende seitliche Öffnungen zur Verminderung der späteren Infektionsgefahr. Dazu wird erst die Haut des kranialen Lappens durchstochen, danach werden die seitliche Trachealwand und die Haut des kaudalen Lappens durchstochen und die Nähte geknüpft (. Abb. 6.7). Dies geschieht auf beiden Seiten identisch, es resultiert ein sicheres, zirkulär epithelisiertes Tracheostoma (. Abb. 6.8). 4 Einsetzen der Trachealkanüle: Nach Beendigung der Operation erfolgt die Einsetzung der dem Alter, der Körpergröße und dem Geschlecht angepassten Trachealkanüle. Die Operationsschwester hat zuvor die Intaktheit der Kanüle und des Cuffs geprüft. Der Rückzug des Trachealtubus seitens des Anästhesisten und das Einsetzen der Trachealkanüle geschehen in harmonischer Abstimmung. Das Einsetzen der Trachealkanüle geschieht stets
. Abb. 6.6 Mukokutane Anastomose
a
b . Abb. 6.7 a Seitennähte, b Seitennähte geknüpft
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Kapitel 6 · Methoden der chirurgischen Tracheotomie/Tracheostomie
. Abb. 6.8 Fertiges Tracheostoma
6 unter guter Sicht unter Zuhilfenahme eines Nasenspekulums nach Killian oder eines Tracheaspekulums nach Weerda zum schonenden Offenhalten des frischen Tracheostomas bei Einführung der Kanüle in die Luftröhre. Die Trachealkanüle ist zuvor mit einem Gleitgel an der Oberfläche benetzt worden. Die Beatmung wird von dem orotrachealen Tubus auf die Trachealkanüle umgesteckt und der reguläre Sitz der Kanüle geprüft. Erst danach wird der orotracheale Tubus komplett entfernt und Kehlkopf sowie obere Trachea endoskopisch auf mögliche Schäden der Langzeitintubation untersucht. Anmerkung: Die Auswahl der Kanüle bezüglich ihrer angedachten Funktion und seitens der Materialeigenschaften ist eine individuelle Einzelentscheidung für jeden Patienten (7 Kap. 18). Die Blockung der Trachealkanüle muss kontrolliert mit einem Cuff-Druckmesser erfolgen. Die Ankopplung der Beatmungsgeräte hat stets so zu erfolgen, dass sich keine seitlichen Zugspannungen der Schläuche auf die Kanüle übertragen und in der zarten Trachea zu Drucknekrosen führen, was zu dem bekannten Phänomen des »wandernden Tracheostomas« beitragen kann.
Nachsorge nach der Operation Wegen der fehlenden Nasenfunktion bei Tracheostomaatmung ist eine intensive Inhalationstherapie zur Anfeuchtung der Atemluft erforderlich. Das Trachealsekret sollte regelmäßig mit einem flexiblen Sauger mit steuerbarem Sog (sog. Fingertip) abge-
saugt werden. Empfehlenswert ist, dass jeder tracheotomierte Patient auf seiner Trachealkanüle eine sog. »künstliche Nase« trägt. Dabei handelt es sich um einen Schaumstofffilter, der neben der Grobfilterung der Atemluft die Feuchtigkeit der Ausatemluft zurückhält und damit die Einatemluft befeuchtet. Der erhebliche Flüssigkeitsverlust des Tracheotomierten über die Atemluft wird so vermieden. Der erste geplante Kanülenwechsel erfolgt am 2. postoperativen Tag, um eine gewisse Ruhephase für die Wundheilung zu erreichen. Der Kanülenwechsel sollte immer bei gleichzeitigem Absaugen von Trachealsekret erfolgen. Nach Entfernung der Kanüle wird eine Desinfektion des Tracheostomas mit einem Desinfektionstuch durchgeführt und danach die neue saubere Kanüle eingesetzt. Das Einsetzen der neuen Kanüle geschieht stets unter guter Beleuchtung und unter Verwendung eines schonenden Nasenspekulums nach Killian oder eines Tracheotomiespreizers (. Abb. 6.9). Auch Führungskatheter haben sich in besonderen Fällen bewährt. Der Kanülenwechsel bei Intensivtherapiepatienten sollte stets durch zwei Personen erfolgen (Arzt und Schwester) in Kommunikation mit dem Intensivtherapeuten. Das Management mobiler HNO-Patienten hat vorgezeichnete Wege: Erlernung des Kanülenwechsels durch den Patienten selbst vor einem Spiegel, Erlernung der Hygienevorschriften, Rezeptur eines Erstausstattungssets (Absaug- und Inhaliergerät, Hilfsmittel zur Kanülenpflege) über Heilmittelverordnung und Kontaktaufnahme mit der Rehabilitationsklinik bzw. dem Pflegedienst. Für die speziellen Pflegemaßnahmen sei auf die Kap. 18 und 19 verwiesen. Für den Tracheostomaverschluss nach chirurgischer Tracheotomie ist es erforderlich, sich von der ausreichenden Atmung nach Umstellung von der Tracheostomaatmung auf die normale NasenMund-Atmung zu überzeugen. Klassischerweise wird das Tracheostoma mit einem großen Tupfer abgeklebt. Wegen der nicht vollständigen Luftdichtigkeit und Hautirritationen durch keimbelastete Feuchtigkeit unter dem Tupfer empfehlen wir den temporären Verschluss mit einem Platzhalter als »Stopfen« (. Abb. 6.10). Das detaillierte Vorgehen zum Tracheostomaverschluss mit Fehlern und Gefahren sowie Komplikationen wird in Kap. 8 beschrieben.
43 Komplikationen der chirurgischen Tracheotomie
. Abb. 6.9 Kanüleninsertion mit Killian-Spekulum
. Abb. 6.10 Platzhalter zum temporären Tracheostomaverschluss
Komplikationen der chirurgischen Tracheotomie Typische Komplikationen sind die Nachblutungen. Bei geringen Sickerblutungen kann eine fixierte Streifentamponade, um die Kanüle in das Stoma gelegt, hilfreich sein. Größere Blutungen erfordern eine operative Revision, wobei eine Gerinnungssubstitution einhergehen sollte. Im Schrifttum gibt es zahlreiche Publikationen mit pro- und retrospektiven Vergleichen der chirurgischen Tracheotomie und der perkutanen Dilatationstracheotomie (Übersicht bei Koscielny u. Guntinas-Lichius 2009). Hier wird eine erhöhte Rate an Wundinfektionen nach chirurgischer Tracheotomie aufgeführt. So beschreiben Meininger et al. (2011) Wundinfektionsraten von 4,8% bei Dilatationstracheotomien und 12,4% bei chirurgischen
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Tracheotomien. Ähnliches fanden Oliver et al. (2007) in einer Metaanalyse. Es wird allerdings in allen Arbeiten nicht die Art der Epithelisierung des Tracheostomas beschrieben. Mit der beschriebenen zirkulären Epithelisierung können postoperative Wundinfektionen reduziert werden. Straetmans et al. (2009) berichteten über 10,9% Wundinfektionen und 4,2% Nachblutungen bei 303 chirurgischen Tracheotomien. Die Autoren konnten keinen mit der Operation verbundenen Todesfall beobachten, wogegen in Arbeiten zu Dilatationstracheotomien in erschreckender Weise wiederkehrend tracheotomieassoziierte Todesfälle beschrieben werden. Weiterhin fanden Straetmans et al. (2009) keine Unterschiede in den Komplikationsraten von elektiven und Hochrisiko- bzw. Notfallpatienten. Während Frühkomplikationen im Schrifttum zur Tracheotomie relativ gut untersucht sind, gibt es zu Spätkomplikationen nur eine mangelhafte Datenlage, die keine evidenzbasierte Aussage zulässt. Berichte zu Spätkomplikationen beschreiben stets Einzelfälle schwerer Trachealstenosen, ohne dass valide Aussagen zur Inzidenz gemacht werden können (Koscielny u. Guntinas-Lichius 2009). Weitere Hinweise 7 Kap. 9. Wichtig für jede Art der Tracheotomie ist die exakte Darstellung der Leitstrukturen. Der absolut schlechteste Fall ist eine Tracheotomie am oder durch den Ringknorpel aufgrund falscher anatomischer Orientierung (. Abb. 6.11). Sehr seltene Komplikationen nach chirurgischer Tracheotomie stellen die postoperative Rekurrensparese, der Pneumothorax, die tracheoösophageale Fistel und subkutane oder mediastinale Emphyseme dar. Eine postoperative Rekurrensparese gehört zu den Raritäten, ist aber bei zu weit seitlicher Präparation möglich. Emphyseme entstehen meist, wenn der Patient gegen die geblockte Kanüle hustet. Wegen der Keimbelastung der Atemluft und Emphysemluft sollte eine antibiotische Therapie erfolgen. Ähnliche Mechanismen nach chirurgischer Tracheotomie führen in seltenen Fällen zum Pneumothorax. Tracheoösophageale Fisteln sind nach sachgerechter chirurgischer Tracheotomie nur sehr selten zu beobachten. Allerdings ist im Nachhinein schlecht zu differenzieren, ob die Fistel operationsbedingt oder durch trophische Störungen bei Langzeitbeatmung entstanden ist. In den letzten 20 Jah-
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Kapitel 6 · Methoden der chirurgischen Tracheotomie/Tracheostomie
6 . Abb. 6.11 Tracheotomie durch den Ringknorpel
ren beobachteten wir zwei tracheoösophageale Fisteln nach Tracheotomie, beide Patienten waren zuvor längere Zeit intubiert und hatten Durchblutungsstörungen (massiver hämorrhagischer Schock, erhebliche Arteriosklerose). Die chirurgische Tracheostomie ist bei Einhaltung der chirurgischen Grundprinzipien ein sicherer und komplikationsarmer Eingriff.
Bezüglich der Koniotomie und Kindertracheotomie sei auf die entsprechenden Kapitel im Buch verwiesen (7 Kap. 7 und 12).
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7 Die Koniotomie, eine lebensrettende Notfallmaßnahme D. Thurnher
Definition
– 46
Einführung
– 46
Chirurgische Anatomie Indikation
– 47
Kontraindikationen Arten der Koniotomie Literatur
– 46
– 47 – 47
– 50
E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_7, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
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Kapitel 7 · Die Koniotomie, eine lebensrettende Notfallmaßnahme
Definition Die Koniotomie (= Krikothyreotomie) bezeichnet die chirurgische Durchtrennung des Ligamentum conicum (= Ligamentum cricothyroideum), das sich zwischen Schild- und Ringknorpel des Larynx aufspannt. Da in diesem Bereich der Atemweg der Haut am nächsten kommt, kann dieser mit der Durchtrennung dieses Ligaments sehr schnell, sicher und komplikationsarm eröffnet und gesichert werden. Dies kann auf chirurgischem Weg oder mit Hilfe eines an die Seldinger-Technik angelehnten NadelKatheter-Systems auf »nichtchirurgischem« Weg erfolgen.
7 Einführung Die Koniotomie ist eine potentiell lebensrettende Maßnahme in einer »Can’t-intubate-can’t-ventilate«Situation, d. h. in einer extremen Notfallsituation, wenn evtl. bereits mehrere Intubationsversuche nicht zu einem stabilen Atemweg geführt haben und der nun bestehende Zeitmangel oder die fehlende Ausrüstung bzw. die fehlende Expertise eine (zeitlich signifikant längere) Tracheotomie unmöglich machen. Die Notwendigkeit eine Koniotomie durchführen zu müssen, ist glücklicherweise ein sehr seltenes Ereignis. Zudem wurden in den letzten Jahren einerseits neue Instrumente zur Atemwegssicherung (Larynxmaske etc.) eingeführt, andererseits wurde die Ausbildung im Bereich des schwierigen Atemwegs deutlich verbessert. Auch die Koniotomie kann an Kadavern oder am Modell geübt werden, wobei selbst Ungeübte nach einigen Durchgängen die chirurgische und die nichtchirurgische Koniotomie, je nach Studie in 40–70 sec durchführen können. In den Studien ist die nichtchirurgische Koniotomie zeitlich leicht überlegen (Wong et al. 2003; Eisenburger et al. 2000; Schaumann et al. 2005).
Chirurgische Anatomie Die Kenntnis und schnelle Identifikation der »chirurgischen Landmarken« stellen die Grundlage für die Durchführung einer Koniotomie, gleichgül-
tig nach welcher Methode, dar (Boon et al. 2004; Thurnher et al. 2007; Reidenbach 1999).
Oberflächenanatomie Zuerst wird der Oberrand des Schildknorpels (Incisura superior des Cartilago thyroidea) mit Zeigefinger und Daumen getastet. Insbesondere bei Männern mit dem vergleichsweise prominenten »Adamsapfel« gelingt dies leicht. Mit dem Zeigefinger wird nun die Vorderkante des Schildknorpels nach kaudal verfolgt, bis man in eine Vertiefung gleitet. Dies ist die Stelle, wo sich das Ligamentum cricothyroideum (= Ligamentum conicum) zwischen Schildknorpel und Ringknorpel (Cartilago cricoideum) aufspannt. Bei Personen mit sehr schlankem Hals kann die Einziehung der Haut an dieser Stelle gesehen werden. Gleitet man nun mit dem Zeigefinger aus dieser Vertiefung heraus weiter nach kaudal, tastet man den relativ prominenten Ringknorpel, auf den weiter kaudal die Trachealringe folgen. Unterhalb des Ringknorpels liegt vor der Trachea die variabel groß ausgebildete Schilddrüse, die außer bei Personen mit einem sehr schlanken Hals, die direkte Palpation der Trachealringe unmöglich macht. Eine weitere Oberflächenlandmarke ist die obere Thoraxapertur, das Jugulum, das kranial des Sternums getastet werden kann.
Ligamentum conicum Das Ligamentum cricothyroideum oder conicum spannt sich zwischen Schild- und Ringknorpel auf und stellt anatomisch gesehen den anteromedialen Teil des Conus elasticus dar. Dieses fibröse Band ist relativ schlecht durchblutet. In diesem Bereich findet sich kein klinisch relevantes Gefäß bzw. Nerv. Die einzige Ausnahme ist die variabel vorkommende Arteria cricothyroidea, ein Ast der Arteria laryngea superior. Dieses Gefäß verläuft von beiden Seiten kommend horizontal im oberen Anteil des Ligaments, also am Unterrand des Schildknorpels. Im Bereich des Ligamentum conicum kommt der Atemweg der Haut am nächsten und dies ist somit auch die geeignetste Stelle, um diesen im Notfall schnell und relativ komplikationsarm zu eröffnen.
47 Arten der Koniotomie
7
Indikation
Arten der Koniotomie
Die Endstrecke der Algorithmen für das Management des schwierigen Atemwegs ist das »Can’t-intubate-can’t-ventilate«-Szenario. Hier wird einheitlich von allen Guidelines ein weiteres invasives Vorgehen im Sinne einer Koniotomie empfohlen (Caplan et al. 1993). Die in der Vergangenheit immer wieder erwähnte und propagierte »Nottracheotomie«, in der englischen Literatur als »slash tracheotomy« bezeichnet, ist in der echten Notfallsituation durch die vor der Eröffnung der Trachea nötige Ligatur des Schilddrüsenisthmus zu langwierig und komplikationsbehaftet. Im Gegensatz dazu ist die Koniotomie eine chirurgisch einfache Prozedur, die nach einigen Instruktionen am Kadaver oder Simulationsmodel auch vom Anfänger in der Regel unter einer Minute durchgeführt werden kann.
Neben der chirurgischen »klassischen« Koniotomie kann als Alternativmethode, insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern, eine sog. »Nadelkoniotomie« mittels Jet- Ventilationskatheter durchgeführt werden. Diese Methode setzt allerdings die notwendige Ausrüstung zur Durchführung einer Hochdruckbeatmung (Betriebsdruck 4–10 bar) voraus, d. h., diese Methode wird im klinischen Umfeld Anwendung finden.
Kontraindikationen Absolute Kontraindikationen Die Möglichkeit der problemlosen Intubation stellt natürlich eine Kontraindikation zur Koniotomie dar. Schwerste Larynxtraumen oder der Abriss der Trachea mit Retraktion in den Thorax machen eine Koniotomie unmöglich.
Relative Kontraindikationen Säuglinge und Kleinkinder unter 5 Jahren haben ein sehr kleines Ligamentum conicum, was eine chirurgische Koniotomie sehr erschwert oder gar unmöglich macht (Barasch et al. 2005). Beim Säugling hat z. B. das Ligament eine Größe von 3×3 mm. In diesem Fall sollte selbst der Versuch einer chirurgischen Intervention unterlassen werden und sofort eine »Nadelkoniotomie« durchgeführt werden. Extreme Obesitas stellt gleichfalls nur eine relative Kontraindikation dar, da trotz eventuell fehlender chirurgischer Landmarken die Koniotomie die einzige lebensrettende Maßnahme darstellt.
Methode der chirurgischen Koniotomie (Katos u. Goldenberg 2007) 4 Überstrecken des Kopfes: Der Kopf sollte soweit als möglich rekliniert werden. Wenn es die Zeit und Situation erlauben, sollte eine Schulterrolle unterlegt werden. 4 Identifikation der chirurgischen Landmarken: Nachdem die Vertiefung zwischen Ring- und Schildknorpel, also das Ligamentum conicum, identifiziert wurde, fixiert der Chirurg den Larynx mit seiner nichtdominanten Hand und verändert diese Position nicht mehr. 4 Vertikaler Hautschnitt von 2–3 cm über dem Ligamentum conicum: Ein vertikaler Hautschnitt verläuft hier eigentlich gegen die »relaxed skin tension lines«, hat aber den Vorteil, dass die gleichfalls vertikal verlaufenden Vv. jugulares anterior nicht eröffnet werden. Blutungen aus diesen oft kaliberstarken Venen könnte die Durchführung der Notfallmaßnahme erschweren oder gar unmöglich machen. 4 Horizontaler Schnitt durch das Ligamentum conicum: Der Schnitt durch das Ligament sollte mit Hinsicht auf die Arteria cricothyroidea am Oberrand des Krikoids geführt werden, dabei sollte die Spitze der Klinge leicht nach kaudal geneigt werden, um eine Verletzung der direkt oberhalb liegenden Stimmlippen zu vermeiden (. Abb. 7.1). Zudem darf die Klinge nicht zu tief inseriert werden, damit eine Verletzung im Bereich der dorsalen subglottischen Region vermieden wird.
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Kapitel 7 · Die Koniotomie, eine lebensrettende Notfallmaßnahme
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. Abb. 7.1 Koniotomie: Die Durchtrennung des Ligamentum conicum erfolgt zwischen Ring- und Schildknorpel. (Medical Illustration by Piero Lercher, mit freundlicher Genehmigung aus Thurnher et al. 2011)
4 Offenhalten der krikothyroidalen Region: Nachdem das Ligament horizontal durchtrennt wurde, muss ein Abstand zwischen Thyroid und Krikoid offen gehalten werden, bis eine Kanüle eingeführt werden kann. Hierzu kann, sofern vorhanden, ein Krikoidhaken verwendet werden. Alternativ kann die bereits eingeführte Klinge »aufgestellt« werden. Der kaudale Zug durch die immer noch den Larynx fixierende Hand führt zusätzlich zu einem größeren Abstand zwischen Schild- und Ringknorpel. 4 Einführen einer Kanüle: Die Beatmung des Patienten kann nur vorübergehend über eine Koniotomie erfolgen. Nachdem der Patient stabilisiert wurde, muss die Koniotomie innerhalb von 72 Stunden in eine Tracheotomie umoperiert werden, da sonst die Gefahr der subglottischen Stenose besteht. Eine erst kürzlich publizierte Metaanalyse konnte allerdings zeigen, dass insgesamt nur knapp 2% der koniotomierten Patienten in der Folge eine subglottische Stenose entwickelten (Talving et al. 2010). Als Alternative zur chirurgischen Koniotomie kann auch ein industriell gefertigtes Systemen verwendet werden, wobei hier ein Trokar mit Schrägschliff zur Punktion der Haut und des Ligamentum conicum verwendet wird, über den eine Kanüle direkt in die Koniotomiestelle eingeschoben wird (. Abb. 7.2).
Methode der »Nadelkoniotomie« mittels Jet-Ventilationskatheter (. Abb. 7.3)
. Abb. 7.2 Ein fertiges Trokar-Kanülen-System, das sog. Quick-Trach®. (Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Fa. VBM Medizintechnik GmbH)
4 Überstrecken des Kopfes: Der Kopf sollte soweit als möglich rekliniert werden. Wenn es die Zeit und Situation erlaubt, sollte eine Schulterrolle unterlegt werden. 4 Identifikation der chirurgischen Landmarken 4 Durchstechen des Ligamentum conicum mit Nadelkatheter: Es wird das Ligamentum mit einem nadelgestützten Plastikkatheter (13–14 G bei Erwachsenen, 14 G bei Kindern, 16 G bei Säuglingen; . Abb. 7.4) durchstochen, auf den eine 10-ml-
49 Arten der Koniotomie
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. Abb. 7.4 Ein Nadelkathetersystem für die Nadelkoniotomie. (Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Fa. VBM Medizintechnik GmbH)
Spritze aufgesetzt ist, die zur Hälfte mit physiologischer Kochsalzlösung gefüllt ist. Die Spitze des Katheters wird wie bei der chirurgischen Koniotomie leicht nach kaudal geführt, um Verletzungen endolayngealer Strukturen zu vermeiden. Nachdem das Ligament durchstochen ist, wird mittels der aufgesetzten Spritze aspiriert. Zeigen sich Luftblasen in der Saline, liegt die Spitze des Katheders intralaryngeal und die Nadel kann aus dem Katheter entfernt werden. Der Katheter wird nun mit einem manuell steuerbaren Hochdruckventilationsgerät, das einen Druck von bis zu 4 Bar liefert, verbunden und der Patient darüber beatmet (. Abb. 7.5). Nach erfolgter Atemwegssicherung in einer »Can’tintube-can’t-ventilate«-Situation kann nun das weitere Vorgehen, wie weitere kontrollierte Intubationsversuche oder eine offene chirurgische Tracheotomie, geplant werden.
9 . Abb. 7.3 Durchführung einer Nadelkoniotomie mittels Jet-Ventilationskatheter. (Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Fa. VBM Medizintechnik GmbH)
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Kapitel 7 · Die Koniotomie, eine lebensrettende Notfallmaßnahme
Literatur
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. Abb. 7.5 Ein manuelles Druckmanometer für die Nadelkatheter-Jet-Ventilation. (Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Fa. VBM Medizintechnik GmbH)
Die Koniotomie ist eine schnelle und sichere Methode der Atemwegssicherung, wenn eine »Can’t-intubate-can’t-ventilate«-Situation durch keine andere Maßnahme mehr beherrscht werden kann. Eine Koniotomie kann am Kadaver oder Simulationsmodell mit einer steilen Lernkurve geübt werden. Bei Säuglingen und Kleinkindern sollte keine chirurgische, sondern eine Nadelkoniotomie durchgeführt werden. Mögliche Komplikationen wie Blutungen oder subglottische Stenosen stehen in keiner Relation zum Erstickungstod bei Unterlassung dieser Maßnahme.
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8 Tracheostomaverschluss: Durchführung, Fehler, Gefahren und Komplikationen M.Ch. Grasl, B.M. Erovic
Dekanülierung und Selbstverschluss Operativer Tracheostomaverschluss Kinder Literatur
– 53 – 53
– 59 – 60
E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_8, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
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Kapitel 8 · Tracheostomaverschluss: Durchführung, Fehler, Gefahren und Komplikationen
Durch das Anlegen plastischer Tracheostomata mit primärer Epithelialisierung des Tracheostomakanals durch mukokutane Anastomierung hat sich die Komplikationsrate bei der Tracheotomie deutlich reduzieren lassen. Ein granulierender Kanal zwischen der Haut am Hals und der eröffneten Trachea sollte stets vermieden werden. Das Dekanülement eines Patienten mit einem Tracheostoma hängt primär von der ursprünglichen Operationsindikation ab. Wenn sich die zugrunde liegenden pathologischen Veränderungen verbessert haben und überlegt wird, dass das Tracheostoma nicht mehr notwendig ist, können Schritte zur Dekanülierung veranlasst werden. Die Dekanülierung und der Tracheostomaverschluss erfolgen stets stationär.
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Anforderungen an einen Tracheostomaverschluss: 4 muss der Wiedereröffnung durch Husten standhalten, 4 darf kein Risiko für eine Trachealstenose darstellen, 4 soll ein zufriedenstellendes ästhetisches Ergebnis bringen.
thetik mit nachfolgenden Störungen im sozialen Umgang. Absolute Voraussetzung für das Auflassen eines Tracheostomas und den operativen Verschluss ist ein gesicherter Atemweg. Zudem sollte der Patient problemlos seinen Speichel schlucken können und über einen produktiven Hustenstoß verfügen. Für die Tumorchirurgie gilt, dass der Patient, an dem ein Tracheostomaverschluss vorgenommen werden soll, tumorfrei sein muss.
Kontraindikationen. Die Durchführung eines Tra-
cheostomaverschlusses wird abgelehnt, wenn die Atemwege nicht ausreichend gesichert sind, eine unsichere Prognose des vorhandenen Grundleidens und erhebliche dermatitische peristomale Hautveränderungen bestehen. Ein Tracheostomaverschluss ist außerdem unmöglich, wenn eine zu geringe Höhe der Trachealseitenwände, eine Trachealstenose oder eine Tracheomalazie bestehen. Tipps und Tricks
Der Erfolg eines Tracheostomaverschlusses hängt wesentlich von der Art und Ausführung der Tracheotomie ab. Lehrsatz: »Je kleiner das Stoma, desto größer der Erfolg beim Verschluss«. Eine Tracheotomie muss daher genau geplant und unter größtmöglicher Vermeidung von intra- und postoperativen Komplikationen durchgeführt werden. Bei Langzeittracheostomata hat die sorgfältige Pflege einen besonderen Stellenwert und beeinflusst die Ergebnisse von Tracheostomaverschlüssen wesentlich (Byhahn et al. 2000). Indikationen. Patienten mit einem Tracheostoma leiden oft unter respiratorischer Insuffizienz, Dysphagie und wiederholten Infekten der oberen und unteren Atemwege. Das Stoma selbst stellt ein Risiko für Verunreinigungen dar. Daher sind besondere Maßnahmen zur Reinigung des Stomas und der Kanüle notwendig. Weitere Nachteile eines Tracheostomas sind die erheblich erschwerte sprachliche Kommunikation und die Beeinträchtigung der Äs-
4 Die Wiedereinführung der Kanüle postoperativ ist notwendig, wenn durch einen Trachealkollaps oder durch eine Narbenstriktur ein Stridor auftritt. 4 Zur Wiedereinführung der Kanüle eignet sich am besten ein Killian-Spekulum, das, schonend eingeführt, die Aufspreizung ermöglicht. 4 Das Stoma kann aber auch mit Hilfe von Hartgummi-Bougies wiedereröffnet werden. 4 Hat eine Dekanülierung schon längere Zeit bestanden, kann eine Retracheotomie notwendig werden.
Planung. In 84% aller Tracheotomierten kann man
mit Hilfe der Endoskopie vorhersagen, ob ein Patient erfolgreich dekanüliert werden kann oder nicht. Bei Kindern konnte gezeigt werden, dass Lungenfunktionstests ähnlich hohe Aussagen erreichen (Mallory et al. 1985).
53 Operativer Tracheostomaverschluss
Daher müssen die Luftwege (Larynx: insbesondere supraglottisch, Trachea, Oro- und Hypopharynx) vor einer Dekanülierung endoskopisch untersucht werden, auch retrograd durch das Stoma. Die Struktur der ursprünglichen Pathologie ist ebenso zu beurteilen wie möglicherweise neue Probleme, die durch das Tracheostoma verursacht wurden. Alle Granulationen im Tracheostomabereich und in der Trachea sind zu entfernen. Die Beweglichkeit der Stimmbänder ist zu überprüfen. Suprastomale Stenosen, die besonders bei Kindern auftreten, erfordern oftmals aufwendige rekonstruktive Maßnahmen. Die Höhe der Trachealwand im Stomabereich beidseits ist von entscheidender Bedeutung, damit beim Verschluss keine Stenose entsteht. Eingriffe zum Verschluss eines Tracheostomas können je nach Ausdehnung der Operation in Lokalanästhesie oder in Intubationsnarkose – die bei Kindern unbedingt erforderlich ist – durchgeführt werden. Neben dem kontinuierlichen Sauerstoffund EKG-Monitoring ist auch die fortlaufende Blutdruckmessung obligat. Wenn in Intubationsnarkose operiert wird, ist darauf zu achten, dass der Cuff des Intubationstubus nicht in Höhe des Stomas platziert wird; er könnte sonst leicht bei der Manipulation im Stoma verletzt werden.
Dekanülierung und Selbstverschluss Die schrittweise Reduktion des Durchmessers der Kanüle führt zur Paraventilation und soll den Patienten an den steigenden Totraum und höheren Atemwegswiderstand gewöhnen. Wird diese Maßnahme gut toleriert, folgt unter Beobachtung die Stoppelung der Kanüle für einige Stunden am Tag. Als zweiter Schritt wird dann unter Belastung die Stoppelung der Kanüle für 24–48 Stunden durchgehend – auch nachts – unter Monitoring mit dem Pulsoxymeter belassen. Wenn keinerlei Zeichen eines Stridors aufgetreten sind, wird die Kanüle entfernt und das Tracheostoma luftdicht verklebt. Dabei werden auch die Stomaränder durch die Heftpflaster aneinander genähert. Ein leichter selbstklebender Druckverband schließt das ehemalige Stoma nach außen ab.
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Die Nachbehandlung bei allen Formen des Tracheostomaverschlusses besteht in der Überwachung der Atmung mittels Fingerpulsoxymetrie. Der tägliche Verbandswechsel erlaubt die Inspektion und Reinigung des Wundbereichs. Der Patient wird aufgefordert, beim Sprechen, Husten und Pressen den Finger auf das Tracheostoma zu halten, damit keine Luft durch das vormalige Stoma und durch den Verband tritt. Dekanülement vormittags ansetzen; damit werden panische Rekanülierungsversuche unter erschwerten Bedingungen in der Nacht verhindert.
Ein nicht epithelialisiertes Tracheostoma nach offener Tracheotomie ohne mukokutane Adaptation zeigt eine hohe Wahrscheinlichkeit zum Spontanverschluss. Dieser tritt üblicherweise innerhalb von 24–72 Stunden ein. Bleibt er aus oder ist das Stoma epithelialisiert, muss es plastisch-chirurgisch verschlossen werden. Ältere Stomata hinterlassen oft Restöffnungen mit einem epitheliasierten Kanal. Interessanterweise ist zu nennen, dass sich Stomata nach perkutaner Dilatationstracheotomie innerhalb von 3–5 Tagen in nahezu 100% aller Fälle selbst verschließen. Unterstützende Maßnahmen zum Stomaverschluss sind Kürettagen und Silbernitratätzung. Spezifische Komplikationen beim Selbstverschluss eines Tracheostomas: 4 erschwertes Dekanülement, 4 persistierende tracheokutane Fistel (kann mit Situationsnaht verschlossen werden), 4 kosmetischer Defekt (Grant u. Davison 2007), 4 Trachealstenose, 4 Trachealgranulationen, 4 Tracheomalazie.
Operativer Tracheostomaverschluss Je nach Operationsmethode und Zeitraum des Bestehens des Tracheostomas sind Spontanverschlüsse möglich. Wenn aber der Tracheostomakanal bereits epithelialisiert ist, kommt es zwar nach der Dekanülierung zu einer deutlichen Einengung des Kanals,
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Kapitel 8 · Tracheostomaverschluss: Durchführung, Fehler, Gefahren und Komplikationen
eine tracheokutane Fistel bleibt jedoch bestehen. Diese kann nur durch eine plastische Operation verschlossen werden. Deren Prinzip ist die Rekonstruktion der Trachealvorderwand und die Vermeidung der Einziehung im Bereich des Jugulums. Bisher wurden verschiedene operative Verschlusstechniken publiziert. Sie reichen von einfacher lokaler Resektion mit Hautverschluss (Drezner u. Cantrell 1998) bis zu komplizierten plastischchirurgischen Verfahren (Berghaus et al. 1984; Mickelsson u. Rosenthal 1997). Manche Chirurgen bevorzugen die Applikation von Fibrinkleber zur Sicherung der Nähte und Unterstützung der körpereigenen Wundheilung. Die Patientenaufklärung umfasst alle spezifischen Komplikationen beim operativen Tracheostomaverschluss: 4 Nachblutung mit Trachealkompression, 4 Schleimhautverletzungen, 4 Tracheitisentzündungsreiz durch Speichelaustritt, 4 Wunddehiszenz, 4 Hautemphysem (Mohan et al. 2003), 4 Verengung der Luftröhre, 4 Rekanülierung, 4 Heiserkeit, Stimmverlust, Rekurrenslähmung, 4 Schluckstörung, 4 Perichondritis, 4 Mediastinitis, 4 unbefriedigendes kosmetisches Ergebnis (hypertrophe Narbe, Keloid). Im Folgenden wird aufgrund der unterschiedlichen Verhältnisse von Tracheostomata bei Erwachsenen und Kindern bei der Beschreibung der Tracheostomaverschlüsse diese Unterscheidung beibehalten.
Erwachsene Plastischer Verschluss eines epithelisierten Resttracheostomas (Donald 1998) 4 Prinzip: 5 Resektion des Tracheostomakanals, 5 Mobilisierung der seitlichen Muskulatur und mediane Naht, 5 Hautnaht in den Hautspannungslinien.
. Abb. 8.1 Emphysem des Halses und der Augenlider
4 Operationsschritte: 5 Beginn mit ringförmiger Umschneidung des Tracheostomas ca. 1 cm vom Schleimhautrand, 5 Mobilisierung der Haut im und um das Tracheostoma, 5 Exzision des epithelisierten Gangs und Verschluss der Fistel durch invertierende resorbierbare Nähte, 5 Auslösung der umgebenden, seitlichen Muskulatur und mediane Naht, 5 durch die Entfernung von 2 Hautdreiecken beidseits vom runden Defekt entsteht eine elliptische Wunde, die sich problemlos parallel zu den Hautspannungslinien mit einer fortlaufenden Subkutannaht verschließen lässt. 4 Spezifische Komplikationen: 5 Hautemphysem (. Abb. 8.1). 4 Modifikation: Bei durch Entzündung und/oder Bestrahlung vorgeschädigter Haut um das Tracheostoma kann die Deckung des Defekts nach Entfernung der geschädigten Haut mit einem
55 Operativer Tracheostomaverschluss
Schwenklappen durchgeführt werden. Dieser hat die Basis über dem M. sternocleidomastoideus und wird über dem Jugulum und der Klavikula umschnitten. Ein direkter Verschluss der Spenderregion lässt sich nach Unterminierung problemlos erreichen.
Plastischer Tracheostomaverschluss mit Rekonstruktion der Trachealvorderwand mit peristomaler Haut (Theissig 2006) 4 Prinzip: 5 Rekonstruktion der Tracheavorderwand mit Haut, die um das Tracheostoma liegt, 5 äußere und innere Naht sind versetzt, 5 Hautschnitt und primäre Hautnaht horizontal (nicht vertikal!). Tipps und Tricks Aus kosmetischen Gründen ist jede Operationstechnik, die mit vertikalen Inzisionen einhergeht, nicht zu empfehlen, da sie entgegen den Hautspannungslinien gesetzt wird.
An der HNO Universitätsklinik Wien wird immer der horizontale, entlang der Hautspannungslinien gelegene Verschluss durchgeführt.
4 Operationsschritte: 5 ovaläre Umschneidung des Tracheostomas in horizontaler Richtung und Entfernung der seitlichen Spitzen beidseits. Mobilisierung und Einwärtsschlagen der um das Tracheostoma liegenden Haut (. Abb. 8.2a), 5 Vernähung der mobilisierten äußeren Haut über dem versenkten Tracheostomaepithel (. Abb. 8.2b), 5 versetzte Anlegung der inneren und äußeren Naht (. Abb. 8.2c). 4 Spezifische Komplikationen: 5 Wiederaufgehen des Stomas, 5 Stenosierung, 5 Haar- und Epithelablagerung in der Trachea, 5 Ergebnis kosmetisch unbefriedigend bei vertikaler Schnittführung.
Plastischer Tracheostomaverschluss mit Kipplappen (Theissig 2006) 4 Prinzip: 5 Rekonstruktion der Tracheavorderwand mit einem Kipplappen, 5 Vermeidung einer jugulären Einziehung durch Muskelnaht, 5 Setzen der primären Hautnaht parallel zu Hautspannungslinien.
b
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c
. Abb. 8.2a–c Plastischer Verschluss eines epitheliasierten Tracheostomas mit eingeschlagener Haut
56
Kapitel 8 · Tracheostomaverschluss: Durchführung, Fehler, Gefahren und Komplikationen
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a . Abb. 8.3a–c Plastischer Verschluss eines epitheliasierten Tracheostomas mit einem Kipplappen
4 Operationsschritte: 5 Umschneidung der Tracheostomahaut: asymmetrisch, elliptisch und horizontal (. Abb. 8.3a), 5 Abheben des um das Tracheostoma entstandenen Epithelsaums von den darunter liegenden Strukturen bis knapp an die runde Öffnung, 5 Verwendung des längeren Hautanteils als Kipplappen, Drehung am Stomarand, der als Achse dient, um 180 Grad (. Abb: 8.3b), 5 Vernähung mit der angrenzenden Haut mit resorbierbaren Rückstichnähten (. Abb. 8.3c), 5 Vernähung der anliegenden Ränder des M. sternocleidomastoideus, um die Einziehung der Haut besonders bei tiefen Stomata zu verhindern, 5 primär zweischichtiger Verschluss des Hautdefekts nach ausführlicher Mobilisation; die Narbe liegt in den Hautspannungslinien. 4 Spezifische Komplikationen: 5 insuffiziente Blutversorgung des Kipplappens durch zu schmalen Haut-Gefäß-Stiel, 5 Einziehung des zu langen Kipplappens (evtl. Versteifung mit Concha-Knorpel),
5 Schluckstörung durch Vernarbung der Haut mit der Vorderwand der Trachea (dicke subkutane Fettbindegewebsschicht bildet gute Verschiebeschicht).
Verschluss eines plastischen Stomas mit Björk-Lappen (Donald 1998) 4 Prinzip: Der ursprünglich in das Tracheostoma eingenähte Björk-Lappen aus der Trachealvorderwand wird nach Mobilisierung zum Verschluss der Trachealöffnung wieder verwendet. 4 Operationsschritte: 5 Eröffnung der Halshaut in der vorliegenden horizontalen Narbe, 5 Exzision des häutigen Stomakanals, 5 Mobilisierung des Björk-Lappens und Einnähung in die Trachealöffnung mit resorbierbaren Fäden, 5 Übernähung mit der infrahyoidalen Muskulatur, 5 schichtweiser Hautverschluss, PenroseDrain oder Redon-Drain, Verband. 4 Spezifische Komplikationen: 5 Einengung der Trachea durch die Nähte, 5 Björk-Lappen stark geschrumpft,
57 Operativer Tracheostomaverschluss
5 Abstoßung (Nekrose) des Björk-Lappens durch Infektionen (mögliche Aspiration).
Primärer Verschluss von Langzeittracheostomata mit Fettbindegewebeschwenklappen (Eliashar et al. 2005) 4 Prinzip: 5 Kombination eines Fettbindegewebeschwenklappens mit einem vorgezogenen Hautlappen. 4 Operationsschritte: 5 halbkreisartige vertikale Umschneidung am Tracheostomarand, 5 V-Unterminierung des lateralen vorzuziehenden Lappens, 5 Gegenüberumschneidung und Präparation des am medialen Tracheostomarand gestielten Hautschwenklappens, 5 Umdrehung des gestielten Hautschwenklappens und Einnähung desselben mit der Hautseite am gegenüberliegenden freien Tracheostoma, 5 Füllung der trichterförmigen Einziehung mit anfangs präpariertem Fettbindegewebe (oder Muskulatur), 5 Mobilisierung der seitlichen Subkutis und Haut und primärer vertikaler Verschluss. 4 Spezifische Komplikationen: In der Publikation von Eliashar et al. (2005) wurde von keiner schweren Komplikation bei 37 Patienten berichtet.
Plastischer Tracheostomaverschluss mit Schwenklappen nach Bootz (1991) 4 Prinzip: 5 Verlegung der Trachealnaht nach paratracheal mit dem Vorteil, den Verschluss grundlegend zu festigen, 5 Entfernung des Narbengewebes und der darüber liegenden Haut um das Tracheostoma, 5 Schwenklappen in das Wundgebiet. 4 Operationsschritte: 5 senkrechter elliptischer Schnitt an der Grenze von der Haut zum Epithel des Tracheostomas, 5 Exzision der kranialen und kaudalen Epithelbereiche,
8
5 Unterminierung der seitlichen Epithelbrücken bis knapp an die Trachea, 5 so entstandene türflügelartigen Läppchen werden zur Mitte eingeschlagen und mit invertierten Nähten zusammengehängt, 5 Narben- und Hautexzision um das Tracheostoma, 5 Schwenklappen mit Spenderregion über der Klavikula wird in den Defekt spannungsfrei zweischichtig eingenäht, 5 Vernähung des Entnahmedefekts. 4 Spezifische Komplikationen: 5 Lappendehiszenz.
Tracheostomaverschluss mit Hautersatz durch Brückenlappen nach Berghaus et al. (1984) 4 Prinzip: 5 bereits bei der Tracheotomie wird eine Methode (Björk-Lappen) angewendet, die sich zum Tracheostmaverschluss eignet, 5 horizontaler Hautschnitt und Björk-Lappen sind funktionell günstig, 5 bei vorgeschädigter Halshaut wird ein kosmetisch günstiger Brückenlappen verwendet. 4 Operationsschritte: 5 horizontale Schnittführung mit Bildung eines gestielten narbigen Hautlappens, der nach oben geschlagen wird, 5 Anfrischung des kranialen Tracheostomarandes, 5 Ausdehnung des Hautschnitts nach lateral und Präparation der Haut unter Darstellung der prätrachealen Muskulatur kranial vom Stoma, 5 Reimplantation des Björk-Lappens zur Rekonstruktion der Trachealvorderwand, 5 Begradigung der kaudalen und kranialen Wundränder, 5 Vernähung der Muskulatur in der Medianen als mittlere Schicht, 5 Verschiebung der kranialen Halshaut nach kaudal bis zum unteren Rand des Defekts, 5 der kaudale Wundrand bleibt am ursprünglichen Ort (dadurch wird vermieden, dass die Naht unmittelbar über dem ehemaligen Stoma zu liegen kommt),
58
Kapitel 8 · Tracheostomaverschluss: Durchführung, Fehler, Gefahren und Komplikationen
5 zweischichtige spannungsfreie Hautnaht, 5 wenn die Halshaut nicht spannungsfrei verschlossen werden kann, besteht die Möglichkeit, einen angedeuteten V-förmigen Schnitt in der submentalen Hautfalte vorzunehmen. 4 Spezifische Komplikationen: 5 Bei vorbestrahlter Halshaut ist die Einheilung der Lappen erschwert. Fallbeispiel: Tracheostomaverschluss und Ersatz der Halshaut mit einem myokutanen Pectoralis-major-Insellappen
8
Bei einer 67-jährigen Frau wird ein mittelhoch differenziertes Plattenepithelkarzinom des Zungengrunds mit Halslymphknotenmetastasen (T3 N2b M0) diagnostiziert. Die ihr empfohlene operative Sanierung lehnt sie ab. Sie erhält daher als Alternativtherapie eine kombinierte Radiochemotherapie. Wegen zunehmender Atemnot ca. 3 Wochen nach Therapiebeginn, bedingt durch ein supraglottisches Ödem, wird sie tracheotomiert und erhält ein Stoma mit Björk-Lappen. Etwa 6 Wochen nach dem Therapieende ist das Larynxeingangsödem deutlich zurückgegangen und die Patientin ist klinisch und radiologisch tumorfrei. Daher wird beschlossen, das Tracheostoma zu verschließen. Nach problemloser Verkleinerung des Kanülendurchmessers und Verklebung des Stomas unter Beobachtung und Pulsoxymetrie wird in Lokalanästhesie der verbleibende mukokutane Fistelkanal reseziert, der Björk-Lappen als Deckel für die Trachealvorderwand verwendet und unter Einbeziehung der infrahyoidalen Muskulatur ein dreischichtiger Wundverschluss durchgeführt. Trotz Druckverbandes und zusätzlichem Druck auf den Wundbereich von außen beim Sprechen kam es nach 3 Tagen zu einer Re-Fistulierung. Die vorangegangene Therapie war dem normalen Wundheilungsverlauf hinderlich. Da ein lokaler Lappen zur Deckung aufgrund der Strahlenvorbelastung des ganzen Halses nicht in Frage kam, wurde beschlossen, einen Tracheostomaverschluss und gleichzeitig den 6
Ersatz der therapiegeschädigten Halshaut vorzunehmen (. Abb. 8.4). Als Gewebe zur Deckung wurde ein myokutaner Pectoralismajor-Hautinsellappen ausgewählt. Zuerst wurde die geschädigte Haut der vorderen Halshälfte reseziert und das Tracheostoma angefrischt (. Abb. 8.5). Gleichzeitig erfolgen die Hebung des myokutanen Pectoralismajor-Hautinsellappens und die Transposition nach kranial. Der Lappen wird dort so eingenäht, dass der Muskel auf das Stoma und dem Hautdefekt zu liegen kommt. Die Haut schließt den Wundbereich nach außen ab (. Abb. 8.6). Der postoperative Verlauf war problemlos. Das funktionelle und kosmetische Ergebnis war zufriedenstellend.
. Abb. 8.4 Präoperativer Situs: Tracheostoma mit starkem Strahlenschaden der gesamten vorderen Halshaut
59 Kinder
. Abb. 8.5 Situs nach Resektion der gesamten vorderen Halshaut und Anfrischung der Tracheostomaränder
8
Eingenähte Tracheostomata reduzieren schwere Komplikationen wie Pneumothorax, plötzliche Dekanülierung und einen Via falsa der Kanüle. Einziger Nachteil ist die erhöhte Häufigkeit von tracheokutanen Fisteln, die zu verschließen sind (Geyer et al. 2008). Das Dekanülement bei Kindern ist besonders schwierig, wenn ein Langzeitstoma vorliegt. Die schrittweise Verkleinerung des Kanülenquerschnitts erfordert Zeit und Geduld. Präoperativ sind besonders suprastomale Granulationen oder ein Kollaps der Trachealvorderwand zu beseitigen bzw. auszuschließen (Antόn-Pacheco et al. 2008). Eine sorgsame postoperative Überwachungsmöglichkeit ist Voraussetzung für den Eingriff. Die kindlichen Tracheostomata werden so angelegt, dass keine Knorpelresektion erfolgt: entweder eine vertikale/horizontale Inzision oder die Bildung eines sternförmigen Stomas. Prinzipiell gibt es für den chirurgischen Verschluss bei Kindern drei Methoden (Haynes et al. 1995, Schroeder et al. 2008): 1. primärer Verschluss in Schichten, 2. Fistulektomie mit primärem Verschluss: dreischichtig, 3. Fistulektomie mit Ziel der Sekundärheilung.
Tracheostomaverschluss nach vertikaler Inzision der Tracheavorderwand
. Abb. 8.6 Situation am Ende der Operation: Tracheostoma bereits mit myokutanem Insellappen verschlossen, Halshaut rekonstruiert, Hebedefekt vernäht
Kinder Die kindliche Tracheotomie hat in besonderem Maße als wesentliche Nachteile die Schluckstörung, die Aspiration, soziale und hygienische Probleme (Corbett et al. 2007). Die erfolgreiche Dekanülierung ist abhängig von der Indikation für die Tracheotomie.
4 Prinzip: 5 horizontaler Hautschnitt um das Tracheostoma, 5 Resektion der tracheokutanen Fistel, 5 Vernähung der Tracheavorderwand unter Vermeidung einer Trachealstenose, 5 schichtweiser Verschluss unter Verwendung der infrahyoidalen Muskulatur, 5 keine Knorpelresektion. 4 Operationsschritte: 5 horizontaler elliptischer Hautschnitt um das Tracheostoma, 5 Exzision der Fistel bis an den Trachearand, 5 vertikaler Verschluss der Tracheavorderwand ohne Einengung des Tracheallumens, 5 Vernähung der infrahyoidalen Muskulatur darüber in der Medianen, 5 passive Drainage und Vernähung der Subkutis und Kutis. 4 Spezifische Komplikationen: 5 Emphysem.
60
Kapitel 8 · Tracheostomaverschluss: Durchführung, Fehler, Gefahren und Komplikationen
b
c
8
d
a . Abb. 8.7a–d Tracheostomaverschluss durch »Sternplastik«
Tracheostomaverschluss als Sternplastik (Sautter et al. 2006)
Literatur
4 Prinzip: 5 Resektion der tracheokutanen Fistel, 5 primärer dreischichtiger Verschluss des Tracheostomas, 5 keine Drainage. 4 Operationsschritte: 5 elliptischer Hautschnitt um die sternförmige tracheokutane Fistel in horizontaler Lage (. Abb. 8.7a), 5 Präparation des Fistelteils hinunter bis zur Tracheavorderwand, 5 Abtragung des Fistelteils von der Tracheavorderwand (. Abb. 8.7b), 5 eine kleine Manschette des proximalen Fistelbereichs wird erhalten, 5 dachziegelartiger Verschluss des Tracheostomas einschließlich der infrahyoidalen Muskulatur (. Abb. 8.7c,d), 5 Wundverschluss. 4 Spezifische Komplikationen: 5 Nahtabszesse, 5 endotracheale Granulome.
Antόn-Pacheco JL, Villafruela M, Lόpez M, Gracia G, Luna C, Martínez A (2008) Surgical management of severe suprastomal cricotracheal collapse complicating pediatric tracheostmy. Int J Pediatr Otorhinolaryngol 72: 179–183 Berghaus A, Handrock M, Matthais R (1984) Unser Konzept bei Anlage und Wiederverschluss eines Tracheostomas. HNO 32: 217–220 Bootz F (1991) Plastischer Tracheostomaverschluss. Laryngorhinootologie 70: 48 Byhahn C, Lischke V, Westphal K (Hrsg) (2000) Tracheotomie. Indikationen und Anwendung in der Intensivmedizin. Steinkopff, Darmstadt Corbett HJ, Mann KS, Mitra I, Jesudason EC, Losty PD, Clake RW. (2007) Tracheostomy – A 10-year experience from a UK pediatric surgical center. J Pediatric Surg 42: 1251–1254 Donald PJ (1998) Trachealchirugie. In: Naumann HH (Hrsg) Kopf- und Hals-Chirurgie, Bd 3 Hals (Herberhold C, Panje WR, Band-Hrsg). Thieme, Stuttgart New York, S 243–282 Drezner DA, Cantrell H (1998) Surgical management of tracheocutaneous fistula. Ear Nose Throat J 77: 534–537 Eliashar R, Sichel JY, Eliashar I (2005) A new surgical technique for primary closure of long-term tracheotomy. Otolaryngol Head Neck Surg 132: 115–118 Geyer M, Kubba H, Hartley B (2008) Experiences of tracheocutaneous fistula closure in children: how we do it. Clin Otolaryngol 33: 59–369 Grant N, Davison SP (2007) Management of the post-tracheostomy scar. Laryngoscope 117: 2107–2109
61 Literatur
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8
9 Komplikationen der Tracheotomie und Strategien zu deren Vermeidung E. Klemm, A. Nowak
Intra- und perioperative Blutungen Pneumothorax
– 64
– 66
Tracheahinterwandverletzungen
– 67
Intraoperativer Verlust des Atemwegs Trachealringfrakturen Trachealstenosen
– 67
– 69
– 71
Vermeidung und Reduktion von Komplikationen durch das Tracheotomie-Endoskop für Dilatationstracheotomien (TED)
– 72
Perkutane Dilatationstracheotomie mit dem Tracheotomie-Endoskop, praktische Durchführung in 7 Schritten – 73 Welche Vorteile ergeben sich für die Vermeidung und Reduktion von Komplikationen bei perkutanen Dilatationstracheotomien unter Einsatz des Tracheotomie-Endoskopes? – 76 Literatur
– 76
E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_9, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
64
9
Kapitel 9 · Komplikationen der Tracheotomie und Strategien zu deren Vermeidung
Komplikationen bei Tracheotomien werden im Schrifttum nach Art und Schwere unterschiedlich definiert, was die Vergleichbarkeit erschwert und Fantoni (2006) veranlasste, international vergleichbare definitive Kriterien anzumahnen. Im vorliegenden Kapitel wurden nur Arbeiten einbezogen, die ein Mindestmaß vergleichbarer Operationen der letzten 10–15 Jahre auswiesen, Metaanalysen eingeschlossen. Im Jahr 2006 fand an der Universität Greifswald ein Symposium »Tracheotomie gestern und heute« als Expertentreffen mit 56 Autoren und Berichten über 2231 perkutane Dilatationstracheotomien statt. Im Vordergrund standen Methoden der PDT und schwere Komplikationen mit Berichten über starke intraoperative Blutungen (93-mal), Tracheahinterwandverletzungen (15-mal), Pneumothorax (9-mal), Verlust des Atemwegs (15-mal), die Bedeutung von dislozierten Knorpelfrakturen, CO2-Retentionen und Hypoxien sowie die Erwähnung von 6 tracheotomieassoziierten Todesfällen. In einer Recherche zu PDT 2000 bis 2010 konnten im Schrifttum 69 tödliche tracheotomieassoziierte Zwischenfälle als Einzelfalldarstellungen und in Metaanalysen gefunden werden. Vorrangig handelt es sich um Einblutungen in die Luftwege (40%), Pneumothorax (28%), Verlust des Atemwegs (20%) und tracheoösophageale Fisteln (12%). 44 Fälle blieben ohne nähere Beschreibungen. Demgegenüber stehen 6 tödliche Zwischenfälle bei chirurgischen Tracheotomien. Im eigenen Krankengut des Klinikums Dresden-Friedrichstadt wurden zwischen 1996 und 2011 insgesamt 76 Patienten mit Ausbildung therapiepflichtiger später Trachealstenosen (Alter 17– 89 Jahre, Durchschnitt 59 Jahre) beobachtet. Es handelte sich um 34 weibliche und 42 männliche Patienten aus 20 unterschiedlichen Kliniken, die innerhalb der Rehabilitation mehrere Wochen nach erfolgter perkutaner Dilatationstracheotomie mit einer Atemnot auffällig wurden. Die vorrangigen Ursachen waren wiederkehrend sowohl bei chirurgischen als auch perkutanen Tracheotomien ein zu hoch angelegtes Tracheostoma mit Verletzung des Ringknorpels und/oder hinterlassene dislozierte Knorpelfrakturen in 62 Fällen. 117 Folgeoperationen mit Therapiekosten von 991.000,– Euro waren erforderlich. Ein Todesfall nach Trachealplastik und
ein apallisches Syndrom durch Verlust des Atemwegs waren zu beobachten. In der Regel wird die perkutane Dilatationstracheotomie als einfacher, schneller und kostengünstiger Eingriff im internationalen Schrifttum bewertet. Es sei mit Nachdruck darauf verwiesen, dass sowohl die chirurgische Tracheotomie als auch die perkutane Dilatationstracheotomie einer Lernkurve unter Aufsicht von geschultem Personal bedarf. Die Problematik wird von Páez et al. (2005) bei Einführung der PDT an 38 Patienten beschrieben: Die Ausführung wurde in 60% als leicht, in 30% als mittelschwer und in 10% als schwierig ausgewiesen, begleitet von 26% therapiepflichtiger Blutungen, 29% Tubuspunktionen und 2 Todesfällen durch Blutungen und Pneumothorax. Die Komplikationsdichte wird in den folgenden Übersichten dargestellt.
Intra- und perioperative Blutungen Die Definition von intraoperativen Blutungen bei »Major«- und »Minor«-Komplikationen wird sehr uneinheitlich verwendet. . Tabelle 9.1 stellt die Komplikationsdichte zu therapiepflichtigen Blutungen dar. Blutungsgefahren entstehen nach Shlugman et al. (2003) bei Verfehlung der Mittellinie, was bei jedem 5. Eingriff zu beobachten ist. Die Gefahr tödlicher Blutungskomplikationen wächst besonders bei Punktionen unterhalb des 4. Trachealringes nach Ayoub und Griffiths (2006). Atypische Gefäßverläufe (Arteria thyroidea ima, hoch stehender Truncus brachiocephalicus) haben für schwere Zwischenfälle eine disponierende Bedeutung (. Abb. 9.1). Deitmer und Delank (1995) sowie Klemm et al. (1999) forderten deshalb stets griffbereit eine starre Endoskopie mit großlumigen Metallsaugern bei Durchführung jedweder Art der Tracheotomie. Blutungen: Nicht die Menge der Blutung ist für die Atemwege entscheidend, sondern die akute Beeinträchtigung des Gasaustauschs.
65 Intra- und perioperative Blutungen
9
. Tabelle 9.1 Häufigkeit therapiepflichtiger Blutungen bei Tracheotomien
Autoren
Anzahl (Methode)
Häufigkeit [n]
[%]
Muhammad et al. (2000), retrospektive Analyse
497 (C2)
24
4,8
Klemm et al. (2000), retrospektive Analyse
148 (C2)
3
2,0
4
2,8
Kost (2005), Literatur-Review
Delaney et al. (2006), Metaanalyse
142 (OCT) 1385 PDT
(C1)
56
4,0
852 PDT
(C2)
11
1,3
500 PDT
(C2B)
12
2,4
436 (PDT)
22
5,0
425 (OCT)
27
6,3
6
3,7
11
3,6
(C2)
Bhatti et al (2007), retrospektive Analyse
159 PDT
Straetmans et al. (2010), Literatur-Review
303 (OCT)
B PDT n. Ciaglia Blue Rhino, OCT offene chirurgische Tracheotomie, C1 PDT n. Ciaglia ohne Endoskopie, C2 PDT n. Ciaglia mit Endoskopie
a
b
. Abb. 9.1a,b Massivblutung während PDT: Große Koagula in Trachea und Hauptbronchien konnten bei einem 20-jährigem Patienten nur durch starre Endoskopie erfolgreich und lebensrettend entfernt werden
66
Kapitel 9 · Komplikationen der Tracheotomie und Strategien zu deren Vermeidung
Präoperative klinische Untersuchung, Halssonographie und Endoskopie mit lichtstarker Diaphanoskopie tragen zur frühzeitigen Erkennung atypischer Gefäßverläufe bei.
Pneumothorax
9
Eine detaillierte Beschreibung für die Ursachen eines intraoperativen Pneumothorax bei PDT geben Fikkers et al. (2004) und benennen nach Literaturrecherchen 9-mal Tracheahinterwandverletzungen, 8-mal Via falsa bei Punktionen und Dilatationen, 2-mal ein Barotrauma und 4-mal Kanülendislokationen sowie 7-mal eine nicht abgeklärte Ursache. Nach einer Hochrechnung von 0,8% des Pneumothoraxes ergeben sich bei 30.000 PDT pro Jahr in Deutschland ca. 240 Pneumothoraxzwischenfälle pro Jahr. Escarment et al. (2000) beobachteten 2-mal beidseitige Pneumothoraxfälle mit Todesfolge. Norwood et al. (2000) beschreiben einen Pneumothoraxfall mit Todesfolge durch Lungenüberblähung als Folge eines Ventilmechanismus durch Einsatz eines flexiblen Endoskops in einem
. Abb. 9.2 Hohes Pneumothoraxrisiko durch Lungenüberblähung als Folge eines Ventilmechanismus bei Einsatz flexibler Endoskope bei kleinen Beatmungstuben
7,5er Beatmungstubus (. Abb. 9.2). In Literaturrecherchen fanden Oeken et al. (2002) 40 schwere Hinterwandverletzungen mit 28 Fällen von Pneumothorax. Koitschev et al. (2003) ermittelten 8 Pneumothoraxfälle bei Umfrage (. Tabelle 9.2). Beiderlinden et al. (2005) sehen Gefahren von Tracheahinterwandverletzungen mit den Fol-
. Tabelle 9.2 Pneumothorax durch PDT
Autoren
Methode
Häufigkeit (%)
Rosenbower et al. (1998)
PDT (C) 75 Patienten Follow-up
4
Norwood et al. (2000)
PDT (C) 420 Patienten prospektiv
0,5 1 Todesfall
Escarment et al. (2000)
GWDF (G) 162 Patienten Follow-up
3 2 Todesfälle
Fikkers et al. (2004)
Review 21 Publikationen 3012 Patienten
0,8 28 Fälle mit Zuordnung der Ursache (PDT)
Kost (2005)
PDT (C) Metaanalyse 852 Patienten
0,5
Paez et al. (2005)
PDT (B) 38 Patienten prospektive Lernkurve
3,8 1 Todesfall
B PDT n. Ciaglia Blue Rhino, C PDT n. Ciaglia, G GWDF n. Griggs
67 Intraoperativer Verlust des Atemwegs
gen Pneumothorax, Pneumomediastinum oder Pneumoperikardium besonders bei jungen Patienten mit noch weicher Trachea und deren Impressionen bei Bougierungsvorgängen während der PDT. Ein intraoperativer Pneumothorax bei PDT ist keine so große Seltenheit und mit potentiell tödlichen Gefahren verbunden. Ein frühzeitiges Erkennen durch Auskultation, Perkussion, Sonographie und Röntgenthorax ist durch die Möglichkeit der Therapie lebensrettend.
Zirkumferenz und Gomez-Caro et al. (2005) Defekte der Trachea von 2–4 cm Länge in der zervikalen und thorakalen Trachea durch PDT mit teilweise tödlichem Ausgang. Von Dost und Koeser (1999) wurden im Ergebnis einer Umfrage 6 Tracheahinterwandverletzungen und 7 tracheoösophageale Fisteln berichtet (. Abb. 9.3). Delank et al. (2002) berichteten über 5 operationspflichtige schwere Läsionen nach PDT. Zu therapeutischen Möglichkeiten sei auf das 7 Kap. 10 »Iatrogene Verletzungen der Trachea, therapeutische Optionen« verwiesen.
Nur eine übersichtliche Endoskopie und die Steuerung des Operateurs durch den Endoskopiker, die Verwendung geeigneter PDT-Sets sowie eine endoskopische Kontrolle der oberen und unteren Trachea verhindern eine Tracheahinterwandverletzung bzw. lassen diese erkennen.
Tracheahinterwandverletzungen Tracheahinterwandverletzungen kommen sowohl bei perkutanen Dilatationstracheotomien als auch chirurgischen Tracheotomien vor und können harmlos als oberflächliche Schleimhautverletzungen und schwerwiegend in Form von Zerreißungen mit der Folge von tracheoösophagealen Fisteln auftreten (. Tabelle 9.3). Ciaglia hat 1999 deshalb davor gewarnt, für die PDT ungeeignete Dilatatoren zu verwenden. Bei einer Rapitrac-PDT beschreiben Kedjanyi et al. (2001) eine Zerreißung der Trachea in 75% der
9
Intraoperativer Verlust des Atemwegs Bei allen Formen der perkutanen Dilatationstracheotomie muss der Beatmungstubus zum Zweck der Durchführung der PDT in die Kehlkopfebene
. Tabelle 9.3 Tracheahinterwandverletzungen bei PDT und chirurgischen Tracheotomien
Autoren
Methode
Häufigkeit [%]
Trottier et al. (1999)
35 x Mensch PDT (C) + Tierversuche Schwein
12,5
Bewsher et al. (2001)
36 x PDT (B)
2,8
Byhahn et al. (2002)
35 x PDT (B) 35 x PDT (Fr)
0 5,7
Kost (2005)
825 x PDT (C) Literaturanalyse
0,7
Remacle et al. (2008)
166 x PDT (B) 24 x PDT (Fr)
0,6 12,5
Straetmans et al. (2010)
303 x OCT Literaturanalyse
0,3
B PDT n. Ciaglia Blue Rhino, Fr PDT n. Frova, C PDT n. Ciaglia, OCT offene chirurgische Tracheotomie
68
Kapitel 9 · Komplikationen der Tracheotomie und Strategien zu deren Vermeidung
a
b
. Abb. 9.3a,b Schwere Tracheahinterwandverletzungen, entstanden bei flexibel-endoskopisch kontrollierten PDT
9
zurückgezogen werden. Rieger (2006) formulierte zu dieser Situation: »Es wird empfohlen, dass der Cuff des Endotrachealtubus entblockt und der Tubus unter direkter laryngoskopischer Kontrolle zurückgezogen wird, bis der Cuff oberhalb der Stimmbänder liegt. Der Cuff soll nun oberhalb der Stimmlippen erneut blockiert werden. Spätestens hier wird die sichere Kontrolle des Atemweges mit dem Endotrachealtubus aufgegeben. In dieser Position besteht die Gefahr einer Dislokation mit dem Risiko des Verlusts des Atemwegs und der Gefahr einer Aspiration. Durch einen Assistenten muss der Endotrachealtubus in dieser Position gehalten werden, während die transtracheale Punktion erfolgt« (. Abb. 9.4, . Tabelle 9.4).
a
Der intraoperative Verlust des Atemwegs ist bei bisheriger Durchführung der PDT mit flexiblen Endoskopen methodisch bedingt möglich, unabhängig von der Art der Durchführung der PDT. Eine griffbereite und schnelle Möglichkeit zur Reintubation ist erforderlich.
Eine weitere latente Gefahr besteht in dem Verlust des Atemwegs bei Kanülenwechsel auf Intensivtherapiestationen, insbesondere nach PDT (. Tabelle 9.5). Ursache ist das bekannte »Kulissenphänomen« nach frischer PDT, indem sich Weichteil-
b
. Abb. 9.4a,b Gefahr des Atemwegverlusts bei flexibel-endoskopisch kontrollierter PDT
9
69 Trachealringfrakturen
. Tabelle 9.4 Intraoperativer Verlust des Atemwegs bei PDT
Autoren
Methode
Anzahl
Häufigkeit (%)
Fantoni u. Ripamonti (1997)
TLT (Fa)
109
2,7
Escarment et al. (2000)
GWDF (G)
162
7,4
Gambale et al. (2003)
PDT (C)
181
1,7
Kost (2005)
PDT (C)
852
1,9
Altman et al. (2006)
GWDF (G)
214
2,8
Terragni et al. (2010)
GWDF (G)+ Percu Twist (Fr)
264
1,9
C PDT n. Ciaglia, Fr PDT n. Frova, Fa TLT n. Fantoni, G GWDF n. Griggs
. Tabelle 9.5 Verlust des Atemweges bei Kanülenwechsel
Autoren
Methode
Häufigkeit (%)
Massik et al. (2001)
PDT (C)
8
Kost (2005)
PDT (C) Metaanalyse, 1385 Patienten
1,3
C PDT n. Ciaglia
gewebe von Schilddrüse, Muskeln, Fett und Faszien nach Dekanülement sofort über die Dilatationsöffnung legen kann, was eine Rekanülierung unmöglich macht. Kein Kanülenwechsel nach PDT ohne Lichtquelle (Stirnlampe), Führungskatheter, Spekulum (Trachealspekulum nach Weerda, Nasenspekulum nach Killian-Struycken mit Beleuchtung) oder Tracheospreizer sowie griffbereiter Möglichkeit der Reintubation.
Trachealringfrakturen Über die Bedeutung von Trachealringfrakturen bestehen zwischen den Fachgebieten Intensivmedizin und Oto-Rhino-Laryngologie unterschiedliche Auffassungen. Dies liegt darin begründet, dass die
Inzidenz von Trachealringfrakturen nach chirurgischer Tracheotomie in einer retrospektiven Literaturanalyse durch Straetmans et al. (2010) mit 0,9% eine untergeordnete Rolle spielt, während sowohl in Autopsiebefunden als auch endoskopischen Befunden nach PDT Trachealringfrakturen ein häufiges Ereignis sind, wenn danach systematisch gefahndet wird. Die bisherige Art der flexibel-endoskopisch kontrollierten PDT lässt keine obligate Fahndung erkennen, wie zahlreiche klinische Studien zeigen. Dislozierte Trachealringe führen in der Regel erst nach Wochen und Monaten durch Epithelisation und Narbenbildungen zu Trachealstenosen. Dies sind Zeiträume, wo der Patient lange aus dem Gesichtskreis des Intensivmediziners verschwunden ist und die Diagnostik und Therapie von Trachealstenosen ausschließlich den Fächern Oto-RhinoLaryngologie und Thoraxchirurgie zugewiesen wird. In diesem Zusammenhang sei auf die 7 Kap. 4 und 11 verwiesen. Die Trachealspangen mit ihren unterschiedlichen anatomischen Varianten und
70
Kapitel 9 · Komplikationen der Tracheotomie und Strategien zu deren Vermeidung
. Tabelle 9.6 Trachealringfrakturen bei verschiedenen Methoden der Tracheotomie
Autoren
Methode
Zahl
Häufigkeit [%]
van Heurn et al. (1996)
PDT (C) 12 x Autopsiebefunde
8
66
Walz u. Schmidt (1999)
PDT (C) 42 x Autopsiebefunde
12
28,6
Byhahn et al. (2000)
PDT 20 x (B) intraoperative Endoskopie
5
25
Ambesh et al. (2002)
PDT 30 x (B) 30 x (G) postoperative Endoskopie
90
30 0
Dollner et al. (2002)
32 x (G) postop. Endoskopie nach 17 Monaten
16 7 Krikoidläsionen
50
Frova u. Quintel (2002)
PDT 50 x (Fr) intraoperative Endoskopie
4
8
Higgins et al. (2009)
PDT 132 x (Fr) 75 x (B) prospektive Analyse nach 8,8 Monaten
12 4
9,1 5,3
3
0,9
9
Straetmans et al. (2010)
303 OCT retrospektive Analyse
B PDT n. Ciaglia Blue Rhino, C PDT n. Ciaglia, Fr PDT n. Frova, OCT chirurgische Tracheotomie, G GWDF n. Griggs
histologischen Gewebeformationen neigen bei kraftvollen Stauchungen während der Bougierungsvorgänge bei PDT zu Brüchen, unabhängig von der Methode. Van Heurn et al. (1996) beschreiben Nekrose- und Ossifikationsvorgänge, insbesondere ab 3 Wochen nach der PDT. Bei Durchsicht der Literatur erscheint die GWDF-Methode nach Griggs besonders problematisch. Walz und Schmidt (1999) beschreiben eine besondere Neigung zu vertikalen Trachealringfrakturen von 1 bis 2 benachbarten Spangen bei Autopsiebefunden. Es liegen derzeit keine systematischen Untersuchungen vor, wann und unter welchen Umständen Trachealspangenbrüche in therapiepflichtige Trachealstenosen münden. Die eigenen Erfahrungen von 76 beobachteten späten Trachealstenosen seit 1996 nach intensivmedizinisch indizierten
Tracheotomien weisen aus, dass es sich nicht um ein untergeordnetes Problem handelt! Verbliebene dislozierte Trachealspangen sind potentiell Ursache für schwer zu behandelnde und zu Rezidiven neigende Trachealstenosen mit hohem Kostenaufwand (. Tabelle 9.6, . Abb. 9.5).
Bei jeder perkutanen Dilatationstracheotomie muss mit dislozierten Trachealspangenbrüchen gerechnet werden. Knorpel- und Knochensplitter müssen sofort endoskopisch therapiert werden, um einer späteren Trachealstenose vorzubeugen. Gelingt dies nicht, ist eine frühzeitige chirurgische Intervention indiziert.
71 Trachealstenosen
a
9
b
. Abb. 9.5a,b Trachealspangenbruch bei PDT. Endoskopische Soforttherapie durch das TED zur notwendigen Prophylaxe einer Trachealstenose
Trachealstenosen Die Spätkomplikation der Ausbildung therapiepflichtiger Trachealstenosen (in der Regel Lumeneinengung ab 60–70% bis hin zum totalen Verschluss (Grad III und IV nach Cotton und Meyer) sind ein gefürchtetes Ereignis (. Tabelle 9.7). Der Umstand ist für den Patienten sehr misslich, da der ganze Kraftaufwand der ursprünglichen Rehabilitation verloren geht und sich für den Patienten erneut Krankenhausaufenthalte mit eigenen chirurgischen und rehabilitativen Maßnahmen ergeben, Atemnot und schwere Angstzustände eingeschlossen. Die Ursachen einer Trachealstenose sind vielschichtig und beruhen in der Regel auf einer Kombination von einem primären trachealen Trauma (Tracheotomie; . Abb. 9.6), Entzündungsreaktionen mit Problemkeimen (Biofilme) und fortgesetzten Fremdkörperreizungen (schlecht sitzende Kanülen) mit Gewebeneubildungen (Granulationsbildungen) an prädisponierten Stellen über, neben und unter dem Stoma mit Verlust des ursprünglichen trachealen Gewebeschichtaufbaus. Besonders sensibel reagiert der Ringknorpel auf Traumen und Verletzungen mit Ausbildung schwieriger rezidivfreudiger Trachealstenosen, verursacht
. Abb. 9.6 Totale Kehlkopfatresie durch falsche PDT, Punktion und Dilatation über dem Zungenbein beginnend mit Zerstörung der Kehlkopfinnenstrukturen. Zusätzlich obere Trachealstenose Cotton IV. Einzige Therapieoption: Laryngektomie mit Stimmprothese
durch überschießende Regenerationsvorgänge mit Osteoidexpression der Osteoblasten und Mineralisation unter saurem Milieu mit Ausbildung steinharter Stenosen (7 Kap. 11). Christenson et al. (2008) formulieren eindeutig »…tracheal stenosis is a potential long-term complication« der PDT.
72
Kapitel 9 · Komplikationen der Tracheotomie und Strategien zu deren Vermeidung
. Tabelle 9.7 Trachealstenosen nach PDT
9
Autoren
Zahl
Methode
Stenosen [%]
Kontrollzeit
Kontrollart
van Heurn et al. (1996)
p 123 f 80
PDT (C) »late complications«
2
16 Monate
CT Hals Stimmfunktion
Law et al. (1997)
p 109 f 41
PDT (C) »long term outcome«
> 40 % Stenose 2,4
6 Monate
Fragebogen per Post Abfragen über Hausarzt Spirometrie, Endoskopie
Rosenbower et al. (1998)
p 95 f 55
PDT (C) »follow-up«
2
1 Jahr
Telefonanfragen Endoskopie HNO-Arzt
Norwood et al. (2000)
p 422 f 100
PDT (C) »late complications«
2
21 Monate
Endoskopie CT Hals
Escarment et al. (2000)
p 162 f 81
GWDF (G) »prospektiv«
4,9
3 Monate
Endoskopie
Dollner et al. (2000)
p 60 f 32 f 19
GWDF (G) »long-term follow-up«
>50% Stenosen 6
17 Monate
Telefoninterview Artbefragung Endoskopie
Rumbak et al. (2004)
p 60 f 41
PDT (C) »prospectiv, follow-up«
> 50 % Stenosen 12
10 Wochen
Endoskopie Tomographie
Higgins et al. (2009)
p 207 f 16
PDT 132 x (Fr) 75 x (B) »Follow-up bei Trachealringfrakturen«
0
8,8 Monate
Befragung HNO-Untersuchung Endoskopie
B PDT n. Ciaglia Blue Rhino, C PDT n. Ciaglia, Fr PDT n. Frova, G GWDF n. Griggs, p Zahl primärer PDT, f Zahl der Nachuntersuchungen
Es gibt, aus welchen Gründen auch immer, keine Indikation für eine vermeintlich »notwendigerweise« zu hohe Tracheotomie, wie es im Schrifttum derzeit noch publiziert wird. Die sicherste Vorbeugung für spätere Trachealstenosen sind ein schonendes atraumatisches Vorgehen am richtigen Ort zwischen der 2. bis 4. Trachealspange in der Mittellinie, Verwendung atraumatischer Fertigsets zur PDT und gewebefreundliche, individuell angepasste Trachealkanülen, Therapie von Infektionen und Granulationen, regelmäßiger Kanülenund Hautpflege und fortgesetzte Kontrollen bei verbleibendem Tracheostoma.
Vermeidung und Reduktion von Komplikationen durch das Tracheotomie-Endoskop für Dilatationstracheotomien (TED) War vor Jahrzehnten die starre Tracheobronchoskopie ein gängiges Hilfsmittel in der Hand der Anästhesisten und Intensivtherapeuten, ist dieses Management mit der Entwicklung flexibler Endoskope nahezu verloren gegangen. Das Tracheotomie-Endoskop ist in seiner Konstruktion den modernen Anforderungen der Beatmungsmedizin angepasst worden und vereint die Vorzüge der starren Endoskopie mit dem Ziel, bekannte und schwere Komplikationen bei perkutanen Dilatationstracheotomien besser beherrschen und reduzieren zu können. Jede derzeitige Methode der PDT kann mit dem Endoskop kontrolliert umgesetzt werden. Die Methode ist leicht erlernbar.
73 Perkutane Dilatationstracheotomie mit dem Tracheotomie-Endoskop
a
9
b
. Abb. 9.7a,b Endoskopeinführung unter Sicht. Der liegende Beatmungstubus ist die Leitschiene
Diese Technik ist durch Klemm (2006) in die Endoskopie der HNO-Heilkunde eingeführt und durch Nowak et al. (2007) in die Praxis der Anästhesie/Intensivmedizin übernommen worden.1
Perkutane Dilatationstracheotomie mit dem Tracheotomie-Endoskop, praktische Durchführung in 7 Schritten 1. Schritt: Endoskopeinführung. Nach Desinfek-
tion des äußeren Halses und Reinigung des MundRachen-Raums mit Anlage eines Zahnschutzes im Oberkiefer wird entlang des liegenden Tubus das Endoskop über den rechten Mundwinkel vorsichtig in den Kehlkopfeingang eingeführt (. Abb. 9.7).
2. Schritt: Extubation/Intubation. Mit Erkennung
der Kehlkopfstrukturen wird der liegende Tubus von einer Anästhesieschwester entblockt. Mit der linken Hand entfernt der Endoskopiker selbst schrittweise den Beatmungstubus und führt mit der rechten Hand simultan das Endoskop unter direkter Sicht in Kehlkopf und Trachea ein (. Abb. 9.8). Es erfolgt ein Wechsel auf den Anschluss der nun vorgesehenen Beatmung (IPPV oder JET). Der Anschluss eines Monitorsystems mit Bildübertragung und Atemgasmonitoring sind jetzt möglich. Die Vorgänge Extubation (Beatmungstubus) und Intubation (Tracheotomie-Endoskop) dürfen zeitlich nicht voneinander getrennt werden.
Der liegende Beatmungstubus des Intensivtherapiepatienten ist die Leitschiene bei Einführung des Endoskops.
1 Tracheotomie-Endoskop für Dilatationstracheotomien (TED nach Klemm), Hersteller: Karl Storz GmbH Tuttlingen, Germany, patentiert am 30.11.2006, USA Pub. No. US2006/ 0270907A1 durch Karl Storz GmbH Tuttlingen. EC-Declaration of Conformity: Karl Storz GmbH Tuttlingen 16.10.2008, Endoskope E, F, G. Tracheoskop nach Klemm, Hersteller: Carl Reiner GmbH Wien, Austria, mit Anpassung zu TwinStream™ Multi Mode Respirator, Firma Carl Reiner GmbH Medizintechnik für Diagnose und Therapie Wien, Produktkompatibilitätserklärung Wien 28.01.2008.
. Abb. 9.8 Die Entfernung des Beatmungstubus durch den Endoskopiker erfolgt simultan mit der Einführung des Endoskops unter direkter Sicht
74
9
Kapitel 9 · Komplikationen der Tracheotomie und Strategien zu deren Vermeidung
. Abb. 9.9 Der richtige Ort der Tracheotomie befindet sich zwischen zweiter und vierter Trachealspange
. Abb. 9.10 Helle Diaphanoskopie gibt Sicherheit in der Orientierung
3. Schritt: Klärung der inneren Anatomie/Topographie. Die Trachea wird bei Bedarf durch Ab-
ten oder oben erfolgen mit nur geringfügigem Rückzug der Nadel, um den Zwischenraum zwischen 2 Trachealspangen in der Mittellinie zu erreichen. Durch die Punktionsnadel wird der Seldinger-Draht eingeführt. Hautschnitt neben der Nadel, eventuell stumpfe Gewebespreizung.
saugung von Sekret bis zu den Hauptbronchien mit einem Metallsauger gereinigt. Die Trachea wird anschließend optisch inspiziert unter genauer Feststellung der gut sichtbaren Trachealspangen 1 bis 4 unter bewusster Identifikation des bei der Tracheotomie nicht zu tangierenden Ringknorpels, eventueller Verlagerung der Trachea (Struma) und eventueller pulsierender Vorwölbung des Truncus brachiocephalicus (. Abb. 9.9). Die innere Anatomie ist obligat von gleich hoher Bedeutung wie die äußere Anatomie des Halses. Je höher der Body-Mass-Index, desto mehr gewinnt die Topographie der inneren Trachea an Bedeutung.
4. Schritt: Diaphanoskopie und Punktion. Zu dem
Endoskop wurde ein speziell gebogener leuchtstarker Diaphanoskopiestab entwickelt (Firma Karl Storz GmbH Tuttlingen), mit dem eine lichtstarke Diaphanoskopie möglich ist, die es im Einzelfall ermöglicht, große Gefäße (Arterien, Venen) zu erkennen (. Abb. 9.10). Die Punktion der Trachea erfolgt im Zentrum des Lichtkegels in harmonischer Absprache zwischen Endoskopiker und Operateur zwischen dem 2. und 4. Trachealknorpel (. Abb. 9.11). Immer steuert der Endoskopiker den Operateur. Sollte die Punktionsnadel auf einer Trachealspange aufsetzen, muss eine Korrektur um wenige Millimeter nach un-
Eine helle Diaphanoskopie erleichtert die Sicht auf vorgeschriebene Wege. Der Operateur hat den Anweisungen des Endoskopikers zu folgen.
5. Schritt: Bougierung. Unter laufender Beatmung
erfolgt die Bougierung von außen, wobei jedes kommerziell erhältliche Fertigset zur PDT geeignet ist. Das starre Endoskop stabilisiert die Trachea von innen und schützt die Tracheahinterwand (. Abb. 9.12). Bougierungen müssen mit »sanfter Gewalt« der vulnerablen Trachea angepasst erfolgen unter kontinulierlicher Aufsicht des Endoskopikers.
6. Schritt: Kanülierung. Unter Beachtung von Alter,
Geschlecht und Körpergröße wird die passende, möglichst stufenlose Kanüle unter endoskopischer Sicht in die Trachea eingeführt und geblockt (. Abb. 9.13). Die Beatmung wird vom Endoskop auf die fixierte Trachealkanüle umgelegt. Durch Auskultation wird die seitengleiche Beatmung überprüft. Bei Unklarheiten wird die Kanülenlage flexi-
75 Perkutane Dilatationstracheotomie mit dem Tracheotomie-Endoskop
a
9
b
. Abb. 9.11a,b Punktion der Trachea. Die ausgezogene hintere Rohrlippe des TED schützt die Tracheahinterwand vor Verletzungen
. Abb. 9.12 Bougierung der Trachea unter Sicht mit konischem Einzeldilatator. Das Endoskop stabilisiert die Trachea im Sinne einer inneren Schienung
. Abb. 9.13 Kontrollierte Einlage einer atraumatischen Trachealkanüle
bel-endoskopisch kontrolliert, im Abstand zur Bifurkation.
und bezüglich Langzeitintubationsschäden des Kehlkopfs. Die Überprüfung des Zahnstatus ist notwendig. Mit Zahnschäden ist bei starrer Tracheobronchoskopie in 0,15% der Fälle zu rechnen (Klemm et al. 1983).
Atraumatische PDT-Fertigsets schonen Trachealspangen und erleichtern wesentlich die Kanülierung.
7. Schritt: Kontrolle von oberer Trachea, Larynx und Zahnstatus. Nach Feststellung einer optimalen
seitengleichen Beatmung über die Trachealkanüle wird das starre Endoskop langsam in die Kehlkopfebene zurückgezogen mit Inspektion bezüglich möglicher pathologischer Veränderungen der Trachea (dislozierte Bruchstücke von Trachealspangen)
Eine Soforttherapie möglicher pathologischer Veränderungen (Granulombildungen, Trachealspangenbruchstücke) ist durch das Endoskop ohne Zeitverzug möglich und notwendig.
Jede elektive Tracheotomie ist präoperativ aufklärungs- und postoperativ dokumentationspflichtig (Operationsbericht).
76
Kapitel 9 · Komplikationen der Tracheotomie und Strategien zu deren Vermeidung
Welche Vorteile ergeben sich für die Vermeidung und Reduktion von Komplikationen bei perkutanen Dilatationstracheotomien unter Einsatz des Tracheotomie-Endoskopes? 4 Während des gesamten Tracheotomievorgangs ist eine optimale Beatmung des Intensivtherapiepatienten möglich. Die superponierte Hochfrequenz-Jet-Ventilation (SHFJV) hat sich dabei als besonders effektiv erwiesen (7 Kap. »Anäs-
4
4
thesiologische und beatmungsmedizinische Besonderheiten bei dilatativen Tracheotomien«).
9
4 Kein Verlust des Atemwegs während einer PDT. Das Tracheotomie-Endoskop sichert den Atemweg während aller Einzelschritte bei perkutanen Dilatationstracheotomien. Ein Verlust des Atemwegs ist praktisch unmöglich. 4 Optimaler Schutz der Tracheahinterwand. Das Tracheotomie-Endoskop ist so konstruiert, dass bewusst eine verlängerte hintere Rohrlippe die Tracheahinterwand von Beginn an bei Punktion, Dilatation und Kanüleneinführung vor Verletzungen schützt. Das lebensgefährliche Ereignis einer schweren Tracheahinterwandverletzung mit tracheoösophagealer Fistel wird praktisch komplett vermieden. 4 Das starre Tracheotomie-Endoskop bildet ein Widerlager bei notwendiger Bougierung und Kanüleneinführung in die Trachea und verhindert auf diesem Wege tracheale Lumenverluste und seitliche Stauchungen mit der Gefahr von Knorpelfrakturen und späterer instabiler Trachea. 4 Die ausgezeichnete Übersicht durch ein starres Endoskop mit heller Ausleuchtung der gesamten Trachea bis zur Bifurkation erlaubt eine optimale Durchführung der Tracheotomie mit frühzeitiger Erkennung von Fehlpunktionen und seitlichen Trachealwandverletzung als via falsa mit der Gefahr eines Pneumothorax oder einer tracheoösophagealen Fistel. 4 Bei unvorhergesehenen erheblichen Blutungen ist eine Blutabsaugung über das starre Endoskop mit Metallsaugern hocheffektiv gegenüber der Absaugmöglichkeit von flexiblen Endoskopen, was lebensrettend sein kann. Die Kapazitäten der Blutabsaugung mit einem entsprechend langen Metallsauger differieren nach experimen-
4 4 4
4 4
tellen Untersuchungen gegenüber flexiblen Endoskopen um eine 70% stärkere Kapazität. Leichte Blutungen können mit einem gebogenen speziellen Koagulationssauger (Fa. Karl Storz, Tuttlingen) endotracheal gestillt werden. Bei massiven Blutungen ist eine sofortige Reintubation durch das liegende Endoskop möglich mit unter Sicht platzierbarem Cuff an oder unter der Blutungsquelle zur Sicherung des Atemwegs. Dislozierte Trachealspangen und -fragmente sowie Granulome im Kehlkopf können zur Prophylaxe einer späteren Stenose sofort endoskopisch therapiert werden. Ein kontinuierliches Atemgasmonitoring ist möglich. Möglichkeit der Stent-Implantation Der gesamte Tracheotomievorgang kann über ein Bildmonitoring zu Lehrzwecken demonstriert und für die Krankenakte durch Bilder dokumentiert werden. Alle Endoskopteile sind einer Reinigung gut zugänglich und sterilisierbar. Der Einsatz des starren Endoskops ist leitliniengerecht nach HNO-Leitlinie (AWMF), Schmidt et al.: »Tracheo-Bronchoskopie« (2010).
Anmerkung. Von 2006 bis 2010 erfolgte die An-
wendung des Tracheotomie-Endoskops (TED) in einer Multicenterstudie unter dem positiven Votum der Ethikkommission der Sächsischen Landesärztekammer (EK-MPG-09/06-1) an 180 Patienten der Intensivmedizin und HNO-Heilkunde auf Grundlage eines Studienprotokolls in Anlehnung an Fantoni (2006). Die erste kritische Durchsicht von über 40.000 Datensätzen zu Komplikationen bei PDT mit TED und Nachuntersuchungen nach 6 Monaten bestätigten in einer Konsensuskonferenz am 05.02.2010 in Dresden die positiven Erwartungen und Ergebnisse. (Publikation: Nowak u. Klemm 2011)
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Kapitel 9 · Komplikationen der Tracheotomie und Strategien zu deren Vermeidung
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10 Iatrogene Tracheaverletzungen – therapeutische Optionen A. Rolle
Einleitung
– 80
Diagnostik
– 80
Therapeutische Optionen Schlussfolgerungen Literatur
– 82
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E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_10, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
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Kapitel 10 · Iatrogene Tracheaverletzungen – therapeutische Optionen
Einleitung
Diagnostik
Trotz ständig zunehmender stationärer, operativer, interventioneller und intensivmedizinischer Behandlungen von Patienten sind iatrogene tracheobronchiale Verletzungen bis heute eine seltene Komplikation ärztlichen Handels geblieben, die allerdings, einmal aufgetreten, das Risiko hoher Morbidität und Mortalität in sich bergen. Bezüglich der Ursachen und Umstände sind die Literaturangaben eindeutig: Es führt mit deutlichem Abstand die Notfallintubation, gefolgt von der Intubation mit Doppellumenkathetern und der Einfachtubenintubation (Cardillo et al. 2010). Wesentlich schwieriger ist es, objektive Zahlen über die Häufigkeit zu ermitteln, da die meisten Angaben aus einzelnen regionalen Zentren oder Kliniken stammen, die nicht als generell geltend interpretiert werden dürfen. Die in der Literatur am meisten zitierten Häufigkeiten sind 1 Trachealverletzung pro 20.000 orotracheale Intubationen und 0,05– 0,19% für Doppellumenkatheterintubationen. In der Gesamthäufigkeit folgen dann tracheobronchiale Verletzungen als Folge von perkutanen dilatativen Tracheotomien (PDT) mit 0,2–0,7% (GómezCaro et al. 2005; Spaggiari et al. 1998; Welter et al. 2011). Dank der repräsentativen Befragung von Schneider et al. (2009) von 182 Kliniken in Deutschland und der DRG-Statistik gibt es für die PDT exakte Zahlen; dabei kam es im Jahr 2006 bei insgesamt 22.449 Eingriffen zu einer tracheobronchialen Verletzung auf 575 Punktionstracheotomien. Als weitere wichtige Ursachen sind noch die endoskopischen Untersuchungen und Interventionen neben der stumpfen transhiatalen Ösophagusresektion zu nennen. Bezüglich der Risikopatienten finden sich wieder ganz eindeutige Angaben in der Literatur. Auffälligerweise sind in allen größeren Studien kleine und adipöse Frauen mit einer Körpergröße um 160 cm und einem Durchschnittsalter von 60 Jahren zu 80% betroffen (Kaloud et al. 1997; MartyAné et al. 1995; Massard et al. 1996). Es wird diskutiert, dass offensichtlich bei diesen Frauen die anatomische Kleinheit des Tracheobronchialsystems unterschätzt wird und zu große, nicht passende Intubationstuben verwendet werden.
Wurde vom intubierenden Arzt die Trachealverletzung nicht bemerkt, stellt sich nach der Extubation in den folgenden Stunden bis zum ersten Tag ein in der Regel langsam zunehmendes Mediastinal- und Hautemphysem ein, das sich als hilfreiches Leitsymptom an der oberen Thoraxapertur und am Hals bei nahezu 90% der Patienten einfach tasten lässt. Danach klagen die Patienten dann ebenfalls häufig über Husten, Halsschmerzen und eine zunehmende dysphone Stimme. In ca. 30% der Fälle kommt auch eine Hämoptyse dazu, die vom Patienten immer als alarmierendes Symptom interpretiert wird und zum Aufsuchen eines Arztes führt. Mit weiterem Fortschreiten kommt es dann auch zur Dyspnoe und eventuell zum Auftreten eines Pneumothorax. Das Leitsymptom Mediastinal- und Hautemphysem sollte bereits zur Verdachtsdiagnose Trachealverletzung nach elektiver oder Notfallintubation oder Tracheotomie führen (Cardillo et al. 2010). Die zwei entscheidenden Untersuchungstechniken sind: 1. ein Multislice-Hals- und -Thorax-CT, das auch ohne Kontrastmittel die Verletzung und das Ausmaß der Begleiterkrankungen anzeigt und zusätzlich Aussagen über das Mediastinum und die Lunge ergibt, 2. die Bronchoskopie, wobei die flexible Fiberbronchoskopie in Lokalanästhesie die einfachste Form darstellt. Diese Untersuchungstechnik war ausreichend, um die Verletzung der Patientin in . Abb. 10.1 zu klassifizieren und die konservative Therapie einzuleiten. Bei Hämoptysen oder zunehmender Dyspnoe und respiratorischer Insuffizienz empfiehlt sich eine starre Tracheobronchoskopie allein oder in Kombination mit einer flexiblen Bronchoskopie mit der Möglichkeit, den Patienten zu beatmen oder eine Jet-Ventilation durchführen. Mit dieser Beatmungstechnik können neben der Diagnostik auch kleinere Eingriffe wesentlich komfortabler und sicherer vorgenommen werden, Blutstillungen eingeschlossen. Je nach Zustand des Patienten und der Verfügbarkeit von erfahrenen Bronchoskopikern und Thoraxchirurgen sollte man entscheiden, ob bereits frühzeitig bei stabilem Zustand des Patienten eine Ver-
81 Diagnostik
. Abb. 10.1 Mediastinalemphysem bei einer 40-jährigen Patientin einen Tag nach elektiver Strumaoperation unter Spontanatmung. Grad-II-Verletzung bronchoskopisch, komplikationslose Abheilung nach einer Woche konservativer Therapie
legung in das entsprechende Fachzentrum angebracht ist. Wenn die personellen Ressourcen in der Klinik vorhanden sind, sollte der Thoraxchirurg bereits zur ersten Tracheobronchoskopie hinzugezogen werden, da schon zu diesem Zeitpunkt anhand des Ausmaßes der Verletzung und der Gesamtsituation des Patienten die weitere Therapie festgelegt werden kann. Es sollte die von Cardillo et al. (2010) vorgeschlagene und nach unseren klinischen Erfahrungen leicht modifizierte Klassifikation der iatrogenen Tracheaverletzungen in vier unterschiedliche Gradeinteilungen vorgenommen werden (. Tabelle 10.1). Im Bronchoskopiebefund wird zuerst beschrieben, in welcher Höhe die Verletzung beginnt und in welche Tiefe in Richtung Bifurkation sie sich erstreckt. Es folgt die Gradeinteilung, wobei sich
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Grad-I-Verletzungen auf die Schleimhaut und die Submukosa beschränken. Eine Grad-II-Verletzung wird mit nahezu 80% am häufigsten beobachtet und ist dadurch gekennzeichnet, dass zusätzlich die Muskelschicht der Paries membranaceus verletzt ist (. Abb. 10.2a). Außerdem liegt ein Mediastinal- und Hautemphysem vor, eine Mediastinitis oder eine Ösophagusverletzung ist allerdings auszuschließen. Bei einer Grad-III-Verletzung der Trachea ist die gesamte Wand zerrissen und gibt den Blick auf den Ösophagus oder das mediastinale Weichgewebe frei, das auch unter Spontanatmung in die Verletzung hernieren kann. Definitionsgemäß besteht bei diesem Grad der Verletzung noch keine floride Mediastinitis und der Ösophagus ist auch nicht verletzt. Erst bei Grad IV ist die Allschichtenverletzung der Trachea auch mit einer Ösophagusperforation und dann obligatorisch mit einer Mediastinitis kombiniert. Kommt es bei dieser Verletzung mediastinalwärts auch zu einer Zerreißung der Pleura mediastinalis, besteht unweigerlich eine Verbindung zum Pleuraraum, der bei freien Pleurablättern sofort zu einem Pneumothorax und unter Beatmung sehr schnell zu einem Spannungspneumothorax führt, der notfallmäßig mit einer Thoraxdrainage entlastet werden muss. Zu Grad IV zählen auch die seltenen, aber umso bedrohlicheren Fälle, bei denen die Verletzungen erst Tage später entdeckt werden, wenn sie bereits zu einem schweren Mediastinalempyem (. Abb. 10.4a,b) mit Sepsis geführt haben oder noch später, wenn bereits große Defekte an Trachea und Ösophagus entstanden sind (. Abb. 10.5a–c).
. Tabelle 10.1 Morphologische tracheobronchoskopische Klassifikation isolierter und kombinierter Tracheaverletzungen. (Mod. nach Cardillo et al. 2010) Grad I
Trachealverletzung beschränkt auf Mukosa und Submukosa ohne Ösophagusbeteiligung und Emphysem
Grad II
Trachealverletzung mit Zerstörung der Muskelschicht der Paries membranaceus mit Mediastinal- und Hautemphysem ohne Ösophagusbeteiligung und Mediastinitis
Grad III
Vollständige Wandzerreißung der Paries membranaceus mit Blick auf nichtverletzten Ösophagus oder Mediastinalgewebe ohne floride Mediastinitis
Grad IV
Trachealverletzung mit Ösophagusverletzung und/oder Zerreißung der Pleura mediastinalis mit Mediastinitis oder auch ältere Verletzung mit Empyem
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. Abb. 10.2 a Breite Grad-II-Verletzung mit Zerreißung der Muskelschicht der Paries membranaceus bis oberhalb der Bifurkation bei einer 67-jährigen Patientin mit maschineller Beatmung wegen Pneumonie, Zustand nach Notfallintubation im auswärtigen Krankenhaus. b Abheilung nach konservativer Behandlung mit Überbrückung durch Microcuff-Tubus, 12 Tage später zum Zeitpunkt der Extubation Abheilung nach konservativer Behandlung mit Überbrückung
Therapeutische Optionen
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Während bis Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts die notfallmäßige operative Versorgung jeder Trachealverletzung über eine posterolaterale rechtsseitige Thorakotomie als Goldstandard gefordert wurde, haben mit Beginn des neuen Jahrtausends Berichte und Studien zunehmend belegt, dass iatrogene Trachealverletzungen in mindestens 50% der Fälle konservativ zur Ausheilung gebracht werden können (Carbognani et al. 2004; Conti et al. 2010; Gómez-Caro et al. 2005; Miñambres et al. 2009). Aus neueren klinischen Studien und eigenen Erfahrungen lässt sich der in . Abb. 10.3 angegebene Therapiealgorithmus darstellen, der auch Kollegen, die nicht häufig mit dieser Problematik konfrontiert sind, einen einfach nachvollziehbaren Leitfaden an die Hand gibt (Conti et al. 2010; Gabor et al. 2001). Natürlich steht zunächst die Erstversorgung des Patienten gemäß der Gesamtsituation im Vordergrund, die zu der iatrogenen Trachealverletzung geführt hat. Haben sich dann stabile Herz-Kreislauf- und Atmungsverhältnisse trotz Mediastinalund Hautemphysem eingestellt und ist ein eventuell begleitend auftretender Pneumothorax durch adäquate Thoraxdrainage beherrscht, kann man zwei verschiedene klinische Szenarien entwickeln. Im 1. Fall ist der Patient z. B. nach einem elektiven Eingriff unter Spontanatmung oder nach einer
Notfallintubation wegen eines Herzinfarkts unter nichtinvasiver Maskenbeatmung stabil und die Bronchoskopie hat eine Trachealverletzung Grad I bis Grad III ergeben. Bei diesem Szenarium kann die Verletzung mit breiter antibiotischer Abdeckung konservativ unter intensivmedizinischer Beobachtung behandelt werden. In über 90% der Fälle kommt es unter Spontanatmung zu einem langsamen Abklingen des Mediastinal- und Hautemphysems. Unter Gabe eines Breitbandantibiotikums entwickelt sich keine Mediastinitis und der Defekt ist in der Regel nach 7 Tagen bereits geschlossen. Im 2. Fall bestand bereits vor einer Grad-I- bis Grad-III-Verletzung die Notwendigkeit einer maschinellen Beatmung oder sie wird im weiteren Verlauf durch die Entwicklung einer respiratorischen Insuffizienz (z. B. auf dem Boden vorbestehender Lungenerkrankungen) notwendig. Bei diesem Szenarium kann in einem Fachzentrum immer noch die Überbrückung der Verletzung mit einem angepassten Tubus oder einer Trachealkanüle und die Fortsetzung der konservativen Therapie versucht werden. Wenn diese Überbrückung über den Zeitraum von einer Woche gelingt, kommt es auch hier unter antibiotischer Therapie in einem hohen Prozentsatz zu einem Verschluss des Defekts und zum weiteren Abheilen ohne Strikturen oder Stenosen (. Abb. 10.2a,b). Erst das Versagen dieser Überbrückungsintubation mit fortschreitendem Hautemphysem oder
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. Abb. 10.3 Übersicht zu einem Therapiealgorithmus bei Tracheaverletzungen
massiver Fistelung über einen Pneumothorax zwingt dann zur operativen Versorgung mit definitivem Verschluss der Verletzung. Schließlich verbleiben die Grad-IV-Verletzungen mit Beteiligung des Ösophagus und/oder primärer Zerreißung der Pleura mediastinalis, für die nach wie vor die Empfehlung zur operativen Notfallversorgung besteht. Sie wird auch heute noch, insbesondere bei Beteiligung des Ösophagus, über eine rechtsseitige Thorakotomie vorgenommen, allerdings zunehmend als anterolaterale Thorakotomie mit Erhalt des Musculus latissimus dorsi, dem wichtigsten Spendermuskel der Thoraxwand. Alternative Operationsverfahren und Zugänge (transzervikal, endoluminal) sind auf Verletzungen ohne Ösophagusbeteiligung beschränkt und bleiben Spezialkliniken und Studien vorbehalten (AngelilloMackinlay 1995; Park et al. 2007; Schneider et al. 2007; Sippel et al. 2006). Nur in Einzelfällen und ausschließlich in Spezialkliniken, in denen jederzeit und ohne Verzöge-
rung die operative Therapie gewährleistet ist, kann auch hier bei Hochrisikopatienten eine Überbrückung durch interventionelle Maßnahmen wie Ösophagusstent und/oder Tracheastent versucht werden. Das Ziel ist dann, die hochrisikobelastete Notfalloperation zu vermeiden oder zumindest für mehrere Tage hinauszuschieben, bis sich der Allgemeinzustand und auch die respiratorische Insuffizienz durch entsprechende therapeutische Maßnahmen haben bessern lassen und das Mortalitätsrisiko sinkt. Schließlich müssen auch noch die Extremfälle, die nach Verletzung erst sehr spät entdeckt und bereits mit dem Vollbild einer Sepsis (. Abb. 10.4) oder einem bereits entstandenem Defekt der Trachea und des Ösophagus (. Abb. 10.5) zur Versorgung gelangen, erwähnt werden. In den . Abb. 10.4a und b werden die CT-Bilder einer 45-jährigen Frau fünf Tage nach einem elektiven plastisch-chirurgischen Eingriff gezeigt, bei der es zu einer nicht verifizierten Grad-IV-Verlet-
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b . Abb. 10.4 a Ausgedehntes Mediastinalempyem nach spät erkannter Grad-IV-Verletzung mit Ösophagusbeteiligung und schwerer Sepsis. b Das Empyem hat sich bereits im gesamten oberen und unteren Mediastinum ausgebreitet. Indikation zur Notfalloperation mit Versorgung der Verletzung und Drainage des Mediastinums
zung der Trachea mit Ösophagusbeteiligung kam. Nach Extubation entwickelte sich unter Spontanatmung in wenigen Tagen ein massives Mediastinalempyem mit fulminanter Sepsis. Nach notfallmäßiger Versorgung der Verletzung über eine anterolaterale rechtsseitige Thorakotomie und Drainage des Mediastinums kam es erfreulicherweise nach zwei Wochen zur Ausheilung ohne Spätfolgen. Die . Abb. 10.5a bis c zeigen einen 6,5 cm langen Defekt von Trachea und Ösophagus bei einem 30-jährigen Mann, der nach Notfallintubation im Rahmen einer Reanimation und perkutaner Dilatationstracheotomie mit Langzeitbeatmung und meh-
c . Abb. 10.5 a Mehrere Wochen alte verschleppte Grad-IVVerletzung nach Notfallintubation und perkutaner Dilatationstracheotomie bei einem 30-jährigen Mann. Das Bild zeigt den Blick auf die im Ösophagus liegende Trachealkanüle, die distal wieder über einen dorsalen Defekt die Trachea erreicht. b Trachealkanüle im deutlich erweiterten Ösophagus. c Intraoperativer Situs mit 6,5 cm langem Defekt von Trachea und Ösophagus. Rekonstruktion mit Tracheasegmentresektion. Ösophagus zusätzlich gedeckt mit Muskellappenplastik. Ausheilung nach 3 Wochen
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reren schwierigen Trachealkanülenwechseln entstanden war. Die Verlegung in unser Fachzentrum erfolgte wegen nicht beherrschbarer rezidivierender Unterlappenpneumonien, die auf die ständigen Aspirationen durch den großen Defekt zurückzuführen waren.
Schlussfolgerungen Während vor der Jahrtausendwende vornehmlich die operative Therapie der iatrogenen Trachealverletzungen propagiert wurde, hat in den letzten zehn Jahren eine eindeutige Wende hin zur konservativen Therapie stattgefunden. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass unter bestimmten Vorraussetzungen (Spontanatmung, stabile Herz- und Atmungsverhältnisse) gute Ausheilungsergebnisse bei rein konservativer Therapie erreicht werden (Carbognani et al. 2004; Conti et al. 2010; GómezCaro et al. 2005; Leinung et al. 2006). Dabei ist wichtig, eine morphologische Klassifikation der Verletzungen vorzunehmen und zwischen Tracheaverletzungen mit und ohne Ösophagusbeteiligung zu differenzieren. Die bisher als wichtigster Prognosefaktor propagierte Länge des Defekts tritt in den Hintergrund. Unter Anwendung dieser Systematik und Klassifikation zeigte sich, dass Grad-I- bis Grad-III-Verletzungen mit 80% am häufigsten auftreten und somit den rapide ansteigenden Anteil der konservativen Therapie erklären. Somit verbleiben für die operative Behandlung nur noch die deutlich selteneren Grad-IV-Verletzungen mit Ösophagusbeteiligung oder Zerreißung der Pleura mediastinalis und außerdem die noch selteneren veralteten Verletzungen, bei denen sich bereits schwere Infektionen entwickelt haben. Damit schwindet der Anteil an operativer Therapie, er stellt allerdings eine deutliche Negativauswahl der Patienten dar und erklärt damit die hohe postoperative Mortalität von 20 bis zu 60%. In jeder Klinik sollte im Rahmen des Qualitätsmanagements darauf gedrängt werden, dass die schwierige Intubation (elektiv oder notfallmäßig) dokumentiert und zur Beobachtung weitergeben wird. Außerdem sollte jede im OP stattgehabte schwierige Intubation und perkutane dilatative Tracheotomien sofort nach der Extubation bzw. vor
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Einbringen der Kanüle auf eine stattgehabte Verletzung überprüft werden. Mit diesem einfachen Management könnte die Früherkennung dieser Verletzungen deutlich zunehmen und die Erfolgsrate konservativer Behandlungen weiter optimiert werden. Natürlich ist gerade für perkutane Dilatationstracheotomien eine gute endoskopische Sicht als beste Prophylaxe schwerer iatrogener Tracheaverletzungen zu fordern (7 Kap. 9).
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Park IK, Lee JG, Lee CY, Kim DJ, Chung KY (2007) Transcervical intraluminal repair of posterior membranous tracheal laceration through semi-lateral transverse tracheotomy. J Thorac Cardiovasc Surg 134: 1597–1598 Schneider T, Storz K, Dienemann H, Hoffmann H (2007) Management of iatrogenic tracheobronchial injuries: a retrospective analysis of 29 cases. Ann Thorac Surg 83: 1960–1964 Schneider T, Volz K, Dienemann H, Hoffmann H (2009) Incidence and treatment modalities of tracheobronchial injuries in Germany. Interact Cardiovasc Thorac Surg 8: 571–576 Sippel M, Putensen C, Hirner A, Wolff M (2006) Tracheal rupture after endotracheal intubation: experience with management in 13 cases. Thorac Cardiovasc Surg 54: 51–56 Spaggiari L, Rusca M, Carbognani P, Solli P (1998) Tracheobronchial laceration after double-lumen intubation for thoracic procedures. Ann Thorac Surg 65: 1837–1839 Welter S, Krbek T, Halder R, Stamatis G (2011) A new technique for complete intraluminal repair of iatrogenic posterior tracheal lacerations. Interact Cardiovasc Thorac Surg 12: 6–9
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11 Operativer Therapie schwerer Trachealstenosen M. Vollrath
Ätiologie der Trachealstenosen Intubationstrauma
– 88
– 88
Tracheotomie-Tracheostomie
– 88
Perkutane Dilatationstracheotomie (PDT) Diagnostik
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Endoskopie
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Chirurgie der isolierten Trachealstenose Chirurgie der laryngotrachealen Stenose Literatur
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E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_11, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
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Ätiologie der Trachealstenosen Stenosen der Trachea, abgesehen von den seltenen angeborenen Formen aufgrund von Gefäß- oder Knorpelanomalien, entwickeln sich im Anschluss an ein die Trachea treffendes Trauma. Systematisch müssen Trachealstenosen nach der Ursache der Schädigung und nach der Lokalisation der Stenose unterschieden werden. Ursächlich kommen hierfür zwei verschiedene Schädigungsmechanismen infrage: erstens, das endoluminale Intubationstrauma zumeist infolge einer Langzeitbeatmung und zweitens, die extraluminale Schädigung nach einer Tracheotomie. Die Lokalisation der Stenose kann einerseits isoliert die zervikale Trachea treffen, andererseits höher liegen und den Larynx mit einbeziehen, so dass eine laryngotracheale Stenose resultiert. Diese Unterscheidung ist von eminenter Bedeutung, da die chirurgische Therapie einer laryngotrachealen Stenose ungleich schwieriger und komplikationsträchtiger ist, als die der isolierten Trachealstenose.
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Intubationstrauma Die narbigen, intubationsbedingten Kehlkopfstenosen des Erwachsenen, die in der Frühphase der Intubationsnarkose in den 1950er Jahren ein Problem darstellten, spielen heute nach Entwicklung besserer Tubusmaterialien praktisch keine Rolle mehr. Die Einführung von »high-volume low-pressure cuffs« sowie das intraoperative Cuff-Druck-Monitoring haben inzwischen dazu geführt, dass auch die intubationsbedingte Trachealstenose des Erwachsenen eine ausgesprochene Rarität darstellt. Gefahr droht der Trachea heute vor allem durch die Tracheotomie. Dies trifft nicht in gleichem Maß für die laryngotrachealen Stenosen des Kindesalters zu: Jede Intubation bewirkt aufgrund des Tubusdrucks endolaryngeale Schleimhautschäden unterschiedlichen Ausmaßes, deren stadienhafter Verlauf von Benjamin umfassend dargestellt wurden (Benjamin 1993). Von den verschiedenen möglichen endolaryngealen Schäden stellt die laryngotracheale Stenose die morphologisch schwerste Form dar, deren Inzidenz mit 1,5–8% angegeben wird (Cotton u. Myer 1984; Grundfast et al. 1987). Verschiedene Faktoren
werden für die Entwicklung einer laryngotrachealen Stenose verantwortlich gemacht, wie z. B. Tubusgröße, Intubationsdauer, wiederholte Intubationen, gastroösophagealer Reflux, Infektionen u. a., ohne dass ein grundlegender Mechanismus für diese katastrophale Entwicklung dingfest gemacht werden konnte (Übersicht bei Vollrath 1999).
Tracheotomie-Tracheostomie Entsprechend der Zielsetzung des vorliegenden Buches muss auf die Tracheotomie als Ursache einer Trachealstenose etwas näher eingegangen werden. Die Tracheotomie wurde aus guten Gründen vor 20–25 Jahren zugunsten einer Tracheostomie verlassen, da die Tracheotomie gravierende Probleme unmittelbar postoperativ wie auch als Spätfolge nach sich zog: Bei einer Tracheotomie überlässt man die Strukturen zwischen der Hautinzision und der Trachealöffnung (subkutanes Fett, Längsmuskulatur des Halses, Schilddrüsengewebe) der sekundären Granulation. Da dieser Granulationskanal durch kontaminiertes Trachealsekret stets superinfiziert und instabil ist, wird postoperativ zum einen der Infektion der Halsweichteile oder der Trachealwand (Tracheomalazie) Vorschub geleistet, zum anderen droht bei akzidenteller Kanülendislokation die Verlegung der Tracheotomieöffnung durch vorfallende Weichteile mit resultierender akuter Luftnotsituation und/oder eine Via falsa bei forciertem Rekanülement unter häufig schlechten Sichtverhältnissen. Die Vor- und Nachteile von Tracheotomie und Tracheostomie, auch bezüglich der Spätfolgen, sind im 7 Kap. 12 »Tracheostomie im Kindesalter« in . Tabelle 12.1 niedergelegt und treffen ausnahmslos für Erwachsene und gerade für Kinder zu. Als Spätfolge entwickelt sich nach einem Dekanülement mit spontanem, sekundärem Tracheostomaverschluss nicht selten eine Kompressionsstenose aufgrund des schrumpfenden Narbengewebes im Bereich des Granulationskanals (. Abb. 11.1). Mit Anlage eines plastischen Tracheostomas durch mukokutane Anastomose werden die frühen postoperativen Komplikationen wie auch gleichermaßen die Spätfolgen vermieden.
89 Perkutane Dilatationstracheotomie (PDT)
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. Abb. 11.1 Kompressionsstenose der Trachea als Spätfolge nach Tracheotomie. Links: Der sekundär heilende Granulationskanal führt durch narbige Schrumpfung zur Kompression der Trachealwände (aus Denecke 1980). Rechts: Endoskopischer Blick durch die Glottis. Sternchen: Stimmbänder, Pfeil: Trachealstenose in Höhe des ehemaligen Tracheostomas
Perkutane Dilatationstracheotomie (PDT) Aufgrund der Vorteile der Tracheostomie gegenüber der Tracheotomie, ist die perkutane Dilatationstracheotomie, unabhängig von der angewandten Methode, konzeptionell als Rückschritt anzusehen, da auch mit dieser Technik ein superinfizierter Granulationskanal, also eine Tracheotomie geschaffen wird. Trotz dieser Bedenken ist der Siegeszug der PDT nicht aufzuhalten, mehr als 20.000 PDTEingriffe jährlich allein in Deutschland sprechen eine deutliche Sprache (Walz 2001; Walz et al. 1998). Wegbereitend für diesen Erfolg war zum einen, dass die PDT durch Intensivmediziner »vor Ort« durchgeführt werden konnte, damit Abspracheprobleme mit anderen Disziplinen und Transportbelastungen in chirurgische OPs entfielen, zum anderen die in der Literatur beschriebene Komplikationsarmut der PDT. Es ist jedoch nicht verwunderlich, dass bei der enormen Kraft, die Troikar und Dilatatoren auf die Trachea ausüben, Komplikationen – so auch Trachealstenosen – nicht ausbleiben können. Endoskopische Nachuntersuchungen zeigten in der Mehrzahl milde Stenosen immerhin in 43–63% der PDT-Patienten (Ashiku et al. 2004; Dollner et al. 2002). Bedenklicher als der Nachweis leichter Trachealstenosen ist die zwischen 16 und 32% betragende Rate an PDT-induzierten Ringknorpelverletzungen (Dollner et al. 2002; Van Heurn et
al. 1996; Walz u. Schmidt 1999). Ringknorpelverletzungen entwickeln häufig eine Eigendynamik und münden nicht selten in eine 100%ige Stenose (Klussmann et al. 2001; Lim et al. 2007), die obligat auch den Larynx in das stenotische Geschehen mit einbeziehen, also eine laryngotracheale Stenose hinterlassen. Laryngotracheale Stenosen waren bis vor wenigen Jahren primär ein Intubationsproblem des Kindesalters. Bei Erwachsenen stellte sie eine ausgesprochene Seltenheit als Komplikation einer – nicht lege artis – durchgeführten chirurgischen Tracheostomie dar. Erst seit Einführung der PDT sehen wir in zunehmender Häufigkeit auch schwerste laryngotracheale Stenosen des Erwachsenen nicht selten in Verbindung mit ösophagotrachealen Fisteln. Trachealstenosen in milder Form können lange asymptomatisch bleiben: Erst ab einer Querschnittsreduktion auf 40% des ursprünglichen Lumens bemerkt der Patient subjektiv Luftnot, zunächst ausschließlich bei Belastung, bei höhergradiger Stenose auch in Ruhe. In Gegenwart konkurrierenden Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems entwickeln sich die entsprechenden Symptome schon bei geringeren Lumeneinengungen des oberen Luftwegs. Das Kardinalsymptom der Trachealstenose ist der – zumeist – inspiratorische Stridor, der um so tieffrequenter imponiert, je weiter kaudal in der Trachea die Stenose liegt. Hohe, subglottische Stenosen imponieren durch einen hochfrequenten,
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Kapitel 11 · Operativer Therapie schwerer Trachealstenosen
pfeifenden Stridor, der sich auch biphasisch, d. h. in- und expiratorisch zeigen kann. Wird die Atmung stridorös und/oder empfindet der Patient in Ruhe Luftnot, muss eine ausführliche Diagnostik eingeleitet werden, um die Ursache der Atmungsbehinderung aufzudecken und die Therapie planen zu können.
Diagnostik
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Schon im Untersuchungsstuhl lassen sich mit der Hals-Nasen-Ohren-ärztlichen Spiegeltechnik supraglottische, stridorinduzierende Läsionen erkennen, wie z. B. Tumoren, Epiglottiszysten, Laryngozelen oder Rekurrensparesen. Auch subglottische Stenosen können, wenn sie sehr hoch beginnen, mit der Spiegeluntersuchung, besser noch mit dem flexiblen Endoskop erfasst werden. Als bildgebendes Verfahren ist die Kernspinntomographie mit der brillanten Darstellung von Weichteilformationen der Computertomographie überlegen. Beginn und Ende einer Stenose sowie Einbeziehung von Nachbarstrukturen, wie z. B. Larynx oder große Gefäße, lassen sich in frontaler, sagittaler und horizontaler Schnittebene gut abbilden. Ergänzend zum MRT kann ein Spiral-CT mit Darstellung der im laryngotracheobronchialen Hohlraumsystem eingeschlossenen Luftsäule ein anschauliches Bild ihrer Stenosierung dokumentieren. Die Lungenfunktionsprüfung liefert darüber hinaus Erkenntnisse über das funktionelle Ausmaß einer Stenose sowie über ihre Lage, d. h. ob sie extraoder intrathorakal gelegen ist. Sämtliche bisher aufgeführten diagnostischen Maßnahmen sind unterschiedlich gut geeignet, eine Stenosierung der oberen Luftwege nachzuweisen und zu dokumentieren, andererseits jedoch zu ungenau, um das eigentliche Ausmaß der Stenose festzustellen, und sie sind gänzlich ungeeignet, ein Behandlungskonzept zu erstellen. Für diese Fragestellung ist die endoskopische Untersuchung des laryngotracheobronchialen Luftwegs mit starren Optiken der Goldstandard der Diagnostik.
Endoskopie Patienten mit Stridor und/oder Luftnot sind, solange sie noch nicht tracheostomiert sind, als Problempatienten anzusehen, da die Schleimhaut im Bereich der Engstelle durch unbeabsichtigte oder unvorsichtige Berührung anschwellen kann und der eben noch ausreichende Luftweg in Sekundenschnelle ödembedingt verlegt werden kann. Hiermit wird eine akute Luftnotsituation heraufbeschworen, die sofortiges zielgerichtetes Handeln erfordert. Diese Gefahr besteht insbesondere bei der Endoskopie subglottischer, laryngotrachealer Stenosen, da hier die Stenose allseits durch den Ringknorpel – der einzigen zirkulären Knorpelstruktur des gesamten Tracheobronchialbaums – umgeben ist und sich daher ein Ödem nur nach innen, lumenwärts ausdehnen kann. Daher setzt die endoskopische Untersuchung dieser Patienten ein gut eingespieltes Team von Hals-Nasen-Ohrenärzten und Anästhesisten voraus. Vor Beginn der Untersuchung muss der Anästhesist über die bisher bekannten Befunde und die zu erwartenden Schwierigkeiten informiert werden, um seinerseits Vorkehrungen für akute Luftnotsituationen zu treffen. Mit diesem Kenntnisstand wird das weitere Vorgehen gemeinsam geplant. In jedem Fall muss das Notfalltracheotomiebesteck bereit liegen. Patienten mit hochgradigem Stridor sollten vor der Endoskopie in Lokalanästhesie tracheostomiert werden, um eine eventuell nicht beherrschbare akute Luftnotsituation von vornherein zu vermeiden. Für Patienten mit leichtem bis mittelgradigem Stridor hat sich in unseren Händen die Maskennarkose mit anschließender Endoskopie in Apnoe sehr bewährt (. Abb. 11.2). Zur Endoskopie wird ausschließlich die starre Optik, die mit Hilfe des McIntosh-Spatels eingeführt wird, benötigt. Starre Bronchoskope werden nur bei Patienten mit rigiden Hälsen eingesetzt, um mit größerem Druck die Glottispassage besser einstellen zu können. Durch stetigen Wechsel zwischen Maskennarkose und Endoskopie kann die Untersuchung so lange ausgedehnt werden, bis der gesamte Tracheobronchialbaum dargestellt wurde und sämtliche Landmarken der Stenose dokumentiert wurden. Erst mit Ausmessung der Landmarken kann das operative Prozedere festgelegt werden.
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. Abb. 11.2 Endoskopische Untersuchung einer (laryngo)trachealen Stenose (Erläuterungen siehe Text)
Der Untersucher führt das starre Endoskop direkt an die entsprechende Landmarke, z. B. die Stimmbandebene, heran und gibt der neben ihm stehenden OP-Schwester das Kommando zur Markierung: Mit einem Filzstift setzt sie auf der Optik eine Markierungsmarke, wobei vorher ein Referenzpunkt für die Optik, z. B. der Eckzahn oder der Prämolar, festgelegt werden muss. Die der Markierung entsprechende anatomische Struktur wird notiert. Am Ende der Endoskopie kann jede Markierung einer bestimmten anatomischen Struktur zugeordnet und der Abstand zwischen den einzelnen Landmarken ausgemessen werden. Nur in Kenntnis der exakten Abstände zwischen den einzelnen Landmarken kann entschieden werden, welche operative Maßnahme zur Beseitigung der Stenose geeignet ist. Die in . Abb. 11.3 gezeigten Landmarken müssen ausgemessen werden. Die Festlegung der Stimmbandebene zu Beginn der Messung ist insofern wichtig, da bei Erwachsenen die kaudale Begrenzung der Ringknorpelplatte ca. 2 cm unterhalb der Stimmbandebene zu erwarten ist, d. h. alle Engstellungen bis zu 2 cm
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. Abb. 11.3 Schema der endoskopisch darzustellenden Landmarken für die Operationsplanung am Beispiel einer laryngotrachealen Stenose. 1 Stimmbandebene, 2 Stenose, 3 Tracheostoma, A–C wichtige Detailmesspunkte zur Lagebeziehung untereinander
subglottisch involvieren den Larynx, sind also laryngotracheale Stenosen. Erst mit einem Abstand von 3 cm zur Glottisebene liegt eine Stenose in der Trachea vor.
Chirurgie der isolierten Trachealstenose Der Terminus »schwere Trachealstenose« kann sich einerseits auf das funktionelle Ausmaß einer Stenose beziehen, andererseits die Morphologie der Stenose und den Grad der resultierenden Lumeneinengung bezeichnen. Beide Qualitäten sind nicht unbedingt deckungsgleich: So kann z. B. eine hochgradige funktionelle Trachealstenose durch eine suprastomale Kanülenkompression der Trachea (suprastomale Stomalippe) oder durch suprastomale Granulationen ausgelöst werden, Bedingungen, die ein Dekanülement unmöglich machen. Die weichen Granulationen lassen sich mit geringem
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Kapitel 11 · Operativer Therapie schwerer Trachealstenosen
Aufwand endoskopisch laserchirurgisch abtragen. Allerdings muss zuvor die Ursache der Granulationsformation geklärt werden, um Rezidiven vorzubeugen: Schießen sie auf, weil eine inadäquate Trachealkanüle (evtl. mit Sprechventil) verwendet wurde, oder ist es im Bereich des Stomas zu Dehiszenzen mit frei liegender Wundfläche gekommen. Im ersten Fall sollte eine besser angepasste Trachealkanüle ausgewählt werden, im zweiten Fall reicht es häufig aus, die Stomalippe zu elevieren und mit Hilfe einer erneuten mukokutanen Anastomose mit der Halshaut zu vereinen. Aufgrund der Weichheit des suprastomalen Trachealbezirks empfiehlt sich in diesen Fällen die vorübergehende endotracheale Schienung dieses Bezirkes mit einem T-Tube (Montgomery-Tube). Diese Befunde bewirken zwar eine schwere Atemwegsbehinderung, lassen sich aber mit einfachen Mitteln korrigieren. Als schwere Trachealstenosen im eigentlichen Sinn stellen sich die straffen Narbenstenosen oder aber die Kompressionsstenosen der Trachea dar, die erst einige Monate nach spontanem Verschluss einer nicht plastisch angelegten Tracheotomie oder nach stattgehabten Intubationstrauma auftreten. Erst ab einer Lumeneinengung von 70% und mehr kann von einer schweren Trachealstenose gesprochen werden. Für diese straffen Narbenstenosen, erst recht für die Kompressionsstenosen der Trachea, ist ein endoskopisches Vorgehen nicht mehr geeignet. Ausdrücklich gewarnt werden muss in diesen Fällen vor dem Gebrauch des Lasers. Straffe Narben lassen sich zwar mit dem Laser durchtrennen, »verdampfen«, so dass der Querschnitt der Trachea zunächst erweitert erscheint. Dieser »Erfolg« ist jedoch nur von kurzer Dauer. In aller Regel entwickeln sich in den laserchirurgischen Wundflächen wieder Narben, die in den folgenden Wochen schrumpfen und damit das »Hohlorgan Trachea« zusammenziehen. Es resultiert regelhaft ein Zustand, der schlechter ist als vor der Laseroperation. Dies gilt auch für die immer wieder beschriebene »sektorenförmige« Durchtrennung der Stenosen. Ursächlich für die Misserfolge laserchirurgischer und anderer endoskopischer Maßnahmen ist der Aufbau der Narbenstenose verantwortlich zu machen: Wenn sie auch endoskopisch als eine eng umschriebene »Lochblende« imponieren mag, hat sie doch regelmäßig eine das Punctum maximum
der Stenose nach kranial und kaudal unterschiedlich weit überschreitende Ausdehnung, zeigt also eine sanduhrförmige Konfiguration. Mit dem Laser wird damit eine flächenhafte endotracheale Wunde geschaffen, die durch Narbenschrumpfung den Keim des Misserfolgs in sich trägt. Die Therapie der Wahl hochgradiger, isolierter Trachealstenosen sowohl bei Kindern wie auch bei Erwachsenen ist die Tracheaquerresektion, die Segmentresektion, mit End-zu End-Anastomose (Cordos et al. 2009; Halsband 1987; Kato et al. 2003; Preciado et al. 2004). Die Operation wird entweder in ITN mit kleinem Tubus durchgeführt, oder bei hochgradiger Stenose erfolgt zunächst die Tracheotomie in Lokalanästhesie in dem stenotischen Segment. Larynx und Trachea werden dargestellt. Die stenotische Partie der Trachea ist leicht anhand der sanduhrartigen Einschnürung durch endotrachealen Narbenzug und Resorption der Trachealknorpel zu erkennen. In diesem Bereich wird die Trachea längs inzidiert, um anschließend unter direkter Sicht die Inzision bis zur kranialen und kaudalen Grenze der Stenose fortzusetzen. Es ist wichtig, sämtliche entzündlich und/oder narbig veränderten Trachealspangen in die Resektion einzubeziehen, da verbleibende pathologische Knorpelspangen im Bereich der Anastomose zu Restenosen führen können (Abbasidezfouli et al. 2009; Krajc et al. 2010). Kranial und kaudal der Stenose wird die Trachea quer durchtrennt und vom Ösophagus gehoben. Der kaudale Trachealstumpf wird mit Fäden gegen ein Abgleiten in den Thorax gesichert. Nach Entfernung des stenotischen Segments wird der kaudale Trachealstumpf durch stumpf/scharfe Mobilisation von seinen bindegewebigen Adhäsionen und teilweise von den vaskulären segmentalen Gefäßen befreit und so mobilisiert. Mit diesen Maßnahmen allein kann problemlos die Distanz von 4 cm überbrückt werden (Cordos et al. 2009). Die Anastomose mit dem kranialen Trachealstumpf beginnt mit der Naht des Paries membranaceus. Nach oraler Umintubation erfolgt die zirkuläre Naht der Trachealspangen. Der Patient kann unmittelbar extubiert werden oder wird für maximal eine Nacht intubiert auf die ICU verlegt. Wesentlich für das Gelingen einer Tracheaquerresektion ist die Schaffung einer spannungsfreien Anastomose (Abbasidezfouli et al. 2009; Krajc et al. 2010). Dies
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verlangt – je nach zu überbrückender Distanz – eine großzügige Mobilisation der intrathorakalen Trachea. Sollte nach ausgedehnter, tiefer Mobilisation der intrathorakalen Trachea keine spannungsfreie Annäherung an den kranialen Trachealstumpf möglich sein, so kann die Spannung durch eine suprahyoidale Entlastungsinzision weiter vermindert werden: Hierbei wird die Muskulatur am Oberrand des Zungenbeins abgesetzt und der Zungenbeinkörper beidseits durchtrennt. Mit Druck von kranial auf das Zungenbein kann der Larynx anschließend problemlos bis zu 3 cm nach kaudal disloziert werden, so dass Distanzen von 8 Trachealringen überbrückt werden können (Cordos et al. 2009). Die Erfolgsrate der Tracheaquerresektion liegt unter Beachtung der o. g. Hinweise (Entfernung infizierter Trachealringe, spannungfreie Anastomose) zwischen 95% und 100%, so dass diese Operation für hochgradige, straffe Narbenstenosen als Methode der Wahl anzusehen ist (Cordos et al. 2009; Kato et al. 2003; Laccourreye et al. 1996; Preciado et al. 2004).
Chirurgie der laryngotrachealen Stenose Prinzipiell stehen zwei unterschiedliche Strategien zur Beseitigung subglottischer, laryngotrachealer Stenosen zu Verfügung: die Rekonstruktionsverfahren und die Resektionsoperationen.
Rekonstruktionsoperation Die Erfahrungen und Kenntnisse über die Rekonstruktionsmöglichkeit laryngotrachealer Stenosen mit Rippenknorpeltransplantat wurden während der vergangenen 35 Jahre bei Kindern gewonnen, da sich diese schwerste Form eines Intubationstraumas bevorzugt in dieser Altersgruppe manifestierte. Nach der Erstbeschreibung durch Fearon und Cotton (1974) hat sich besonders Cotton in der Folgezeit durch Systematisierung und Modifizierung dieser als laryngotracheale Rekonstruktion (LTR) bezeichneten Operation sehr verdient gemacht (. Abb. 11.4a,b; Cotton 1996). Für viele Jahre galt die LTR mit ihren diversen Variationen als Gold-
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standard für die Behandlung kindlicher subglottischer Stenosen (Vollrath et al. 1999; Übersicht bei Vollrath 1999). Je nach Ausdehnung und Lokalisation der Stenose wird bei der LTR entweder nur der Ringknorpel (evtl. auch der Schildknorpel) oder zusätzlich auch die dorsale Ringknorpelplatte längs gespalten und aufgespreizt. Hierbei wird das laryngotracheale Lumen erweitert und in die so geschaffene Dehiszens ein modelliertes Stück Rippenknorpel eingepasst, das die operative Lumenerweiterung stabilisiert. Zur Stabilisierung des Knorpeltransplantats wird bei tracheotomierten Patienten eine endotracheale Schienung über ein T-Tube vorgenommen, dessen horizontaler Schenkel über das Tracheostoma ausgeleitet wird. Diese Maßnahme ist obligat für posteriore Transplantate in der Ringknorpelplatte, um eine Knorpeldislokation in das Larynxlumen zu verhindern. Ventrale Transplantate sind prinzipiell sicherer zu verankern als die posterioren, so dass bei diesen eine T-Tube-Stabilisierung entfallen kann. Auch ein bestehendes Tracheostoma lässt sich einzeitig, zusammen mit der LTR, mit einem entsprechen größeren Rippenknorpeltransplantat verschließen. Postoperativ wird das Ergebnis mit orotrachealer Intubation für 3–4 Tage geschient (Cotton et al. 1995). Wird ein T-Tube platziert, muss die Atmung per vias naturales gewährleistet sein, d. h. der nach außen führende Schenkel des T-Tubes muss verschlossen bleiben. Eine Atmung über den T-Tube ist wegen der lebensbedrohlichen Verborkungsgefahr absolut kontraindiziert, da sich ein T-Tube, anders als eine Trachealkanüle, im verkrusteten Zustand nicht oder nur äußerst schwierig entfernen lässt. Bei dicht subglottischer Lage des T-Tubes kann es zu Ödemen oder Granulationsgewebe der subglottischen Schleimhaut kommen, die im weiteren Verlauf das Lumen des T-Tubes einengen (. Abb. 11.4c). Ein wieder auftretender Stridor oder beginnende Heiserkeit sind diesbezügliche Alarmsymptome, die eine umgehende Kontrollendoskopie zur Lagekontrolle des T-Tubes erfordert. Bei nachgewiesener ödembedingter Verlegung muss die Position des T-Tubes verändert, d.h. gekürzt oder durch ein längeres ersetzt werden. Stellt sich ein ausgedehntes Ödem unmittelbar subglottisch dar, kann die At-
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a
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c
. Abb. 11.4 a LTR: Linke Seite ventral gespaltener Larynx mit Ringknorpelstenose am kaudalen Bildrand. Rechte Seite: Zustand nach Einfügen des Rippenknorpeltransplantates über einem T-Tube. b Links subglottische Stenose präoperativ. Rechts postoperativ nach LTR. c Endoskopische Lagekontrolle des T-Tube. Links reizfreie Lage subglottisch. Rechts: drohende Komplikation durch verlegende Granulationen (Pfeil). Unten: transglottische Lage des T-Tubes
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c a
b
. Abb. 11.5a–c Schema der krikotrachealen Resektion. a Links: Schräge Schnittführung durch Ringknorpelbogen und Stenose. Rechts: Zustand nach Abtragen der verblieben Narbe mit dem Diamantbohrer (7 Text). b Thyreotracheale Anastomose. Links: Trachea gleitet mit Paries mambranaceus in den Larynx. Rechts: Zustand nach fertiggestellter Anastomose. c Verlauf des N. recurrens (Pfeilspitze) dorsal des kaudalen Endes der Lamina cricoidea. Eintritt in den Larynx dorsal des krikothyreoidalen Gelenks (Pfeil)
mung per vias naturales nur mit einem längeren, transglottisch positionierten T-Tube gewährleistet werden. Wenn dieses direkt in die Interarytenoidregion platziert wird, kann sich die Epiglottis beim Schluckakt über das T-Tube legen, so dass auch – nach kurzem Training – ein aspirationsfreies Schlucken mit kranial offenem T-Tube möglich ist. Sollte dies nicht erlernt werden können, wird der kraniale Schenkel des T-Tube mit einem Stopfen verschlossen und der kaudale Schenkel für die Aufnahme einer Trachealkanüle geöffnet (Schultz-Coulon 2004). Der T-Tube wird nach Einheilung des Rippenknorpeltransplantates nach ca. 3–6 Monaten entfernt. Das Tracheostoma wird für 4 Wochen abgeklebt, um anschließend – eine freie Atmung auch bei Belastung vorausgesetzt – plastisch verschlossen zu werden. Bis dahin ist eine 4-wöchentliche Kontrolle des Patienten mit Beurteilung von Atmung und Stimme erforderlich, um im Fall einer Verschlechterung eines oder beider Parameter sofort in Narkose endoskopieren zu können.
Resektionsoperation Die Resektionsoperation einer laryngotrachealen Stenose wurde für Erwachsene erstmals von Pearson et al. beschrieben (1975), und bei Kindern – fast 20 Jahre später – erstmalig von Monnier in Lausanne und wenig später von uns in Mönchenglad-
bach durchgeführt (Monnier et al. 1993; Vollrath 1996). Diese Operation, als partielle krikotracheale Resektion (PCTR) bezeichnet, stellt einen grundsätzlich anderen, radikalen Ansatz zur Beseitigung einer laryngotrachealen Stenose dar (. Abb. 11.5). Während bei der LTR das Lumen des laryngotrachealen Übergangs lediglich erweitert wird, die gesamte Pathologie der Narbenstenose jedoch in situ verbleibt, wird mit der PCTR die Narbenstenose komplett reseziert und primär ein weites, mit gesunder Schleimhaut ausgekleidetes Lumen geschaffen. Es ist ein einzeitiges Verfahren, eine endotracheale Schienung entfällt und damit auch die Notwendigkeit wiederholter Kontrollendoskopien. Das Tracheostoma wird – wenn vorhanden – in die Resektionsstrecke mit einbezogen, vorausgesetzt, die sich ergebende Distanz ist für eine spannungsfreie Anastomose nicht zu groß. Das operative Vorgehen in Kürze (detaillierte Beschreibung bei Vollrath et al. 1999): Die Trachea wird, vom Tracheostoma kommend, in der Mittellinie kranialwärts gespalten. Die Inzision verläuft durch die Stenose des Ringknorpelbogens und endet erst, nachdem sicher freies, weites subglottisches Lumen erreicht wird, d. h. zumeist an der kaudalen Grenze des Schildknorpels. Gegebenfalls muss die Inzision noch in den Schildknorpel fortgesetzt werden. Der gespaltene Ringknorpelbogen wird mit Einzinkerhäkchen geöffnet, um einen Einblick in das Larynxinnere zu erhalten und die Ste-
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. Abb. 11.6 Krikotracheale Resektion (CTR). Links oben: Zustand nach Entfernung der Stenose. Großer Pfeil: durchtrennter Ringknorpelbogen, kleiner Pfeil: Schildknorpelunterkante. Rechts oben: Mobilisation der Trachea. Links unten: Zustand nach Anastomose des Paries membranaceus mit der subglottischen Schleimhaut und orotrachealer Umintubation. Rechts unten: fertiggestellte thyreotracheale Anastomose
nose in ganzer Ausdehnung zu überblicken. Jetzt erfolgt das Absetzen der Stenose unter Durchtrennung der Ringknorpelbögen (mit der ventralen Stenose) von kranioventral nach dorsokaudal. Zielpunkt der schrägen Absetzungsinzision ist das kaudale Ende der Ringknorpelplatte, das aufgrund der dorsalen Narbenstenose zumeist nur mit einem Instrument gefühlt werden kann. Die Weichheit des Paries membranaceus zeigt gleichermaßen das Ende der Stenose wie auch das der Ringknorpelplatte an. Mit dieser Schnittführung werden die Nn. recurrentes sicher geschont, da sie dorsal des krikothyroidalen Gelenks in den Larynx eintreten. Am kaudalen Ende der Ringknorpelplatte bzw. der Stenose wird der Paries membranaceus der Trachea horizontal durchtrennt, womit die Trachea zusammen mit den Ringknorpelbögen vom Larynx abgesetzt wird. Die Trachea wird nun stumpf/scharf (aufgrund häufiger entzündlicher Verwachsungen)
vom darunter liegenden Ösophagus gelöst und bis kaudal des Tracheostomas vom Ösophagus eleviert. Nach horizontaler Durchtrennung der Trachealspange kaudal des Tracheostomas (bzw. der Stenose, falls kein Tracheostoma bestand) kann die Narbenstenose inklusive des Tracheostomas entfernt werden. Die kaudale Absetzung muss sicher im Gesunden erfolgen, d. h. entzündlich und/oder narbig veränderte Trachealspangen müssen in die Resektion mit einbezogen werden! Die endolaryngeal verbliebenen dorsalen und lateralen Narbenformationen werden anschließend mit dem Diamantbohrer von den Rudimenten des Ringknorpelbogens und der dorsalen Lamina abgetragen, bis im Wundbett allseits gesunder, weißer Knorpel sichtbar wird (. Abb. 11.6). Anschließend wird die Trachea, die an zwei Haltefäden gegen intrathorakales Abgleiten gesichert wurde, stumpf mobilisiert und nach kranial an den
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Restlarynx herangeführt. Ist die Spannung zu groß, erfolgt die suprahyoidale Entlastungsinzision, wie bei der Segmentresektion beschrieben. Die Trachea gleitet mit dem Paries membranaceus über die dorsale Ringknorpelplatte in den Larynx hinein und deckt damit die denudierte, entepithelisierte Wundfläche! Die subglottische Schleimhaut wird mit dem Paries membranaceus anastomosiert. Nach orotrachealer Umintubation wird anschließend die oberste Trachealspange mit den Rudimenten des Ringknorpelbogens lateral und mit dem kaudalen Ende des Schildknorpels medial vereinigt. Hiermit ist die thyreotracheale Anastomose beendet. Der Patient wird für nur eine Nacht auf der ICU beatmet und am nächsten Tag extubiert. Die partielle krikotracheale Resektion (PCTR) mit thyreotrachealer Anastomose ist eine sehr effektive Operationsmethode, die jedoch deutlich schwieriger ist als die einfache Segmentresektion der Trachea. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen beider Operationstechniken wider: Während für die Segmentresektion eine Erfolgsrate zwischen 98 und 100% angegeben wird (Amoros et al. 2006; George et al. 2009; Laccourreye et al. 1997), liegt sie bei der PCTR des Erwachsenen zwischen 82 und 95% (Ashiku et al. 2004; Laccourreye et al. 1997; Wolf et al. 2001). Alternativ zur PCTR kommt für die Beseitigung einer subglottischen Stenose jedoch nicht die Segmentresektion, sondern nur die laryngotrachealen Rekonstruktion mit Rippenknorpel (LTR) in Frage. Obwohl die LTR noch immer ihren Stellenwert in der Behandlung dieses schweren Krankheitsbildes im Kindesalter besitzt – so vor allem bei Stenosen, die auch die Glottis involvieren – hat die PTCR jedoch entscheidende Vorteile gegenüber der LTR: Die LTR ist im Kleinkindesalter komplikationsträchtig, so dass für eine erfolgreiche Durchführung ein Mindestalter von 2 Jahren für notwendig erachtet wird (Zalzal et al. 1997). Demgegenüber besteht für die PCTR praktisch kein Alterslimit, unser jüngstes Kind war ein 11 Wochen alter Säugling (. Abb. 11.7; Vollrath 1999). Die LTR ist bei höhergradigen Stenosen ein obligat zweizeitiger Eingriff, da das Tracheostoma für den T-Tube belassen werden muss und erst zu einem späteren Zeitpunkt verschlossen werden kann. Die PCTR ist ein einzeitiger Eingriff, da das Tracheostoma, das im Kleinkindesalter per se schon
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eine Bedrohung darstellt, in die Resektionsstrecke einbezogen werden kann. Dieser Vorteil impliziert folgende Empfehlung an Kopf-Hals-Chirurgen: Entwickelt ein Kind nach einem Intubationstrauma einen Stridor mit Luftnot, die eine Tracheostomie erforderlich werden lässt, so sollte diese so hoch wie möglich, d. h. unmittelbar substenotisch erfolgen. Diese Empfehlung verletzt zwar die Richtlinie für die Tracheostomie, bei der üblicherweise die ersten beiden Trachealspangen geschont werden sollen, sie ermöglicht aber für die anzuschließende, sanierende Operation die Einbeziehung des Tracheostomas in die PCTR. Liegt das Tracheostoma zu weit kaudal der Stenose, wird unnötig gesunde Trachea geopfert und das Stoma kann eventuell aufgrund der zu großen Zugspannung nicht primär in die Resektion der PCTR einbezogen werden. Damit resultiert ebenfalls ein zweizeitiger Eingriff, d. h. ein wesentlicher Vorteil der PCTR gegenüber der LTR wird verschenkt . Im Gegensatz zur LTR wird mit der PCTR die gesamte Pathologie der Stenose entfernt, reaktive Veränderungen durch verbleibende Narbenstrukturen fehlen ebenso wie die Notwendigkeit einer postoperativen Stenteinlage. Das Verbleiben der narbigen Strukturen in situ bei der LTR führt dazu, dass der Erfolg einer LTR maßgeblich vom Grad der zugrunde liegenden Stenose beeinflusst wird: Die Erfolgsrate sinkt von 82% bei Grad-II-Stenosen (51–70% Obstruktion) über 79% bei GradIII-Stenosen (71–99% Obstruktion) bis zu nur 67% bei Grad-IV-Stenosen (100% Obstruktion; Hartnick et al. 2001). Bei der PCTR spielt der Grad der Stenose prinzipiell keine Rolle, da der gesamte Narbenkomplex exzidiert wird: Die Erfolgsrate liegt zwischen 95% und 100%, vorausgesetzt, die Stenose involviert nicht die Glottisebene (Benjamin 1993; Monnier et al. 1998). Laryngotracheale Stenosen waren über Jahrzehnte fast ausschließlich ein Problem des Kindesalters, bei Erwachsenen kamen sie nur ausnahmsweise vor. Erst in jüngster Zeit – mit zunehmender Anwendung der PDT – wird die laryngotracheale Stenose auch ein Problem für Erwachsene: 11 von 14 erwachsene Patienten, die wir zwischen 2006 und 2009 wegen einer hochgradigen laryngotrachealen Stenose in Mönchengladbach operierten, entwickelten ihre Stenose nach einer PDT. Für eine sanierende Operation einer laryngotrachealen Ste-
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11 . Abb. 11.7 CTR bei einem 11 Wochen alten Säugling mit kongenitaler Ringknorpelstenose. Links oben: OP-situs nach Durchtrennung des Ringknorpelbogens. Einzinker: Schildknorpelunterkante. Links unten: präoperative Endoskopie. Sternchen: Stimmbänder, Pfeil: schlitzförmige subglottische Stenose. Rechts oben: Zustand nach thyreotrachealer Anastomose. Man beachte die Dimension auf dem Zentimetermaß! Rechts unten: postoperativer Einblick: weites laryngotracheales Lumen. Sternchen: linkes Stimmband, Pfeil: subglottische Anastomose
nose des Erwachsenen bietet sich ausschließlich die PCTR an. Die LTR, eine gute Methode im Kindesalter, ist für Erwachsene nicht geeignet: Nach unseren Erfahrungen heilen Rippenknorpeltransplantate im Larynx des Erwachsenen nur in Ausnahmefällen ein, eine Beobachtung, die von anderen Autoren geteilt wird (Lano et al. 1998; SchultzCoulon et al. 2011). Die von uns operierten Patienten konnten mit einer PCTR saniert werden (bei 4 der 14 Patienten erfolgte zuvor eine LTR mit folgender Sequestrierung nekrotischen Rippenknorpels). Die LTR hat daher in der Therapie laryngotrachealer Stenosen des Erwachsenen keinen Stellenwert. Nur in den Fällen, in denen die Glottisebene in die Stenose mit einbezogen wird, ist eine Rippenknorpelaugmentation in Erwägung zu ziehen – mit antizi-
. Abb. 11.8a–f Krikotracheale Resektion bei totaler Larynx- 7 stenose mit ösophagotrachealer Fistel nach PDT. a Präoperativer endoskopischer Befund. Linke Seite: Aufblick auf den komplett narbig obliterierten subglottischen Raum (Pfeil), rechte Seite: Endoskopie in das Dilatationstracheostoma mit ösophagotrachealer Fistel (Pfeil). b OP-Situs: Incisura thyreoidea (dicker Pfeil), kranialer Ringknorpel (dünner Pfeil), d. h. das Dilatationstracheaostoma destruiert den Ringknorpelbogen. c Dilatationatracheostoma mit ösophagotrachealer Fistel (Pfeil). d OP-Situs der CTR: Verschluss der ösophagotrachealen Fistel (dünner Pfeil), abgesetzter Ringknorpelbogen (dicker Pfeil), kaudale Schildknorpelkante (Pfeilspitze, intrathorakaler Trachealstumpf durch Tupfer geschützt (gebogener Pfeil). e Thyreotracheale Anastomose nach CTR (dünner Pfeil), Trachea (Sternchen), kaudale Schildknorpelkante (Pfeilspitze), Incisura thyreoidea (großer Pfeil). f Endoskopie: Linke Seite: präoperative Obliteration des subglottischen Raumes (Pfeil), rechte Seite: postoperativ freier Einblick transglottisch in die Trachea (Sternchen rechte Stimmband)
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Kapitel 11 · Operativer Therapie schwerer Trachealstenosen
piertem, fragwürdigem Ausgang. Um in diesen schwierigen Problemfällen überhaupt ein akzeptables Ergebnis zu erreichen, ist eine langfristige, transglottische Platzhaltereinlage unumgänglich. Wird bei der PDT der Ringknorpel durch den Troikar oder den Tubus verletzt, entwickelt sich unweigerlich eine laryngotracheale Stenose unterschiedlichen Ausmaßes – bis hin zu einem vollständigen subglottischen Verschluss. Nicht selten führt die PDT direkt durch den Ringknorpel hindurch, so dass in derartigen Fällen die Dilatation unter noch größerem Druck erfolgen muss und dann, aufgrund der überschießenden Kraft, auch noch die Tracheahinterwand durchbohrt werden kann, was zusätzlich eine tracheoösophageale Fistel verursacht. Das Zusammentreffen einer 100%igen Larynxstenose mit einer tracheoösophagealen Fistel stellt quasi den GAU (größter anzunehmender Unfall) einer PDT dar und bedeutet eine enorme Herausforderung für die chirurgische Rehabilitation. Die einzeitige chirurgische Lösung beider Probleme ist mit der PCTR möglich und soll in der Bildfolge der . Abb. 11.8 dargestellt werden. Folgende Faktoren sind ursächlich für diese PDT-typische Komplikation verantwortlich zu machen: Die Position des Ringknorpels ist bei adipösen Patienten und auch bei Patienten mit großer Schilddrüse nicht exakt zu palpieren, daher auch nicht sicher zu schonen. Selbst die flexibel endoskopische Kontrolle des Punktionsvorgangs liefert keine Sicherheit, eine Ringknorpelverletzung zu vermeiden (Dollner et al. 2002). Auch für den Fall, dass die PDT gerade unterhalb des Ringknorpels durch die erste Trachealspange erfolgt, kann der Ringknorpel wegen häufiger Infektion des nach kranial konvex verlaufenden Stichkanals sekundär geschädigt werden. Schließlich ist bei einem ausgeprägten Descensus laryngis die Verletzung des Ringknorpels nahezu unvermeidlich. Die aufgezählten problematischen Konstellationen sind daher als Kontraindikation für die Durchführung einer PDT anzusehen. Schon bei Vorliegen einer dieser Bedingungen sollte daher der chirurgischen Tracheostomie der Vorzug gegeben werden. Mit der chirurgischen Tracheostomie sind Komplikationen zwar nicht auszuschließen, im Fall einer sich entwickelnden Stenose wäre diese jedoch mit der unproblematischen Segmentresektion zu beherrschen.
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12 Tracheostomie im Kindesalter M. Vollrath
Definition: Tracheotomie – Tracheostomie Indikation
– 106
Zeitpunkt der Tracheotomie Operation
– 107
– 108
Intraoperative Komplikationen
– 109
Postoperative Komplikationen
– 109
Literatur
– 104
– 112
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104
Kapitel 12 · Tracheostomie im Kindesalter
Die Tracheotomie des Kindes zeigt im Vergleich zu der des Erwachsenen einige Besonderheiten sowohl hinsichtlich der Indikation und der Durchführung wie auch besonders hinsichtlich der postoperativen Komplikationen, so dass der gesonderten Darstellung der Tracheotomie bei Kindern ein eigenes Kapitel gewidmet ist.
Definition: Tracheotomie – Tracheostomie Die Tracheotomie im eigentlichen Wortsinn bezeichnet die operative Eröffnung der Trachea, um in die geschaffene Trachealöffnung einen Beatmungs-
tubus oder eine Trachealkanüle einsetzen zu können. Bis vor ca. 30 Jahren war mit dieser Maßnahme der eigentliche Eingriff beendet; die auf dem Weg zur Trachea präparierten Strukturen (subkutanes Fett, Halsfaszie, Längsmuskulatur des Halses, Schilddrüsenisthmus) wurden stumpf getrennt bzw. scharf durchtrennt (Schilddrüse) und zur Seite gedrängt. Um den Tubus entwickelte sich ein Granulationskanal, der sich mit der Zeit in gewisser Weise stabilisiert (. Abb. 12.1, . Tabelle 12.1). Postoperativ führte dieses Vorgehen jedoch regelmäßig zu teils lebensbedrohlichen Komplikationen: Die Halsweichteile zwischen Trachea und Haut lagen ungeschützt frei, infiziertes Trachealsekret führte häufig zu ausgedehnten Halsweichteilinfek-
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. Abb. 12.1 Schematische Darstellung der Tracheotomie (linke Hälfte) und der Tracheostomie (rechte Hälfte) nach Denecke (1980). Links oben: Die Halsweichteile werden durch Haken zu Seite gedrängt, um die Öffnung der Trachea (roter Bezirk) erreichen zu können. Die Wundflächen granulieren im weiteren Verlauf (7 Text). Links unten: Nach Entfernung der Kanüle verschließt sich der Granulationskanal sekundär. Durch Narbenschrumpfung wird die Trachea komprimiert: Folge Stenose. Rechts oben: Die Halshaut wird in das Stoma eingenäht: mukokutane Anastomose. Rechts unten: Nach Entfernung der Kanüle wird die Trachea durch einen Türflügellappen verschlossen und ihre Vorderwand rekonstruiert
105 Definition: Tracheotomie – Tracheostomie
12
. Tabelle 12.1 Nachteile einer Tracheotomie, Vorteile einer Tracheostomie
Tracheotomie
Tracheostomie
Infizierter Granulationskanal
Epithelisiertes Tracheostoma
Umschriebene Tracheomalazie
Keine Tracheomalazie
Hautemphysem bei suprastomaler Stenose mit Infektionsgefahr der Weichteile
Kein Hautemphysem
Akute Luftnotsituation bei akzidenteller Kanülendislokation
Keine Luftnotsituation nach Kanülendislokation, da stabiler epithelisierter Trachealzugang
Schwieriger Kanülenwechsel
Problemloser Kanülenwechsel
Spätfolge Kompressiosstenose
Keine Kompressionsstenose
tionen bzw. zu einer Infektionen der Trachea – nicht nur im Bereich des Stomas – mit der Folge, dass Trachealknorpel zugrunde gingen und sich im ungünstigsten Fall eine Tracheomalazie entwickelte. Bei Hustenstößen wurde Luft in die Halsweichteile gepresst mit der Folge eines Hautemphysems, teils mit bedrohlichen Ausmaßen. Der Kanülenwechsel stellte sich immer als komplikationsträchtiges, riskantes Manöver dar, da die Tracheotomieöffnung durch prolabiertes Weichteilgewebe (Muskulatur, Schilddrüse) plötzlich verlegt wurde und damit die lebensnotwendige Luftzufuhr über Tubus oder Kanüle unterbunden war. Besonders bei Kindern, die aus Angst vor dieser Maßnahme weinten, extrem unruhig und »wehrig« waren, den Kopf nach vorne nahmen und damit den Zugang zum Hals verlegten, stellte jeder Kanülenwechsel stets ein großes Gefahrenmoment dar. Trat eine Luftnotsituation ein, führten die Bemühungen, die Kanüle bzw. den Tubus wieder einzuführen, häufig zu Verletzungen der Halsweichteile mit Blutungen oder zur Bahnung einer Via falsa (mit weiterhin bestehender Luftnot). Besonders dramatisch und nicht selten tödlich, verlief dieses Ereignis bei Kindern nach unbeabsichtigter Kanülendislokation (Husten, Manipulation) in unbeaufsichtigten Momenten. War die Notwendigkeit einer Tracheotomie nicht mehr gegeben, wurde die Kanüle entfernt und man wartete auf den spontanen Verschluss des Granulationskanals der Tracheotomie. Nicht selten persistierten tracheokutane Fisteln, die operativ verschlossen werden mussten. Als Spätfolge entwickelte sich häufig eine
Kompressionsstenose der Trachea, da der stets infizierte Granulationskanal durch Narbenschrumpfung die Halsweichteile auf die (evtl. malazische) Trachealwand presst und diese einwärts drückt. Zur Vermeidung dieser vielseitigen Komplikationen hat sich seit ca. 30 Jahren in Deutschland die Anlage eines plastischen Tracheostomas durchgesetzt: Hierbei wird die Halshaut in die Tracheotomieöffnung eingenäht, d. h., es wird eine mukokutane Anastomose hergestellt (. Abb. 12.2). Mit dieser Maßnahme werden die Halsweichteile mit Haut bedeckt und damit geschützt, eine Weichteilinfektion wird ebenso vermieden wie die Entwicklung eines Luftemphysems beim Husten. Der Kanülenwechsel ist problemlos und ungefährlich, da der Hautkanal direkt in der Trachea mündet. Nach möglicher Entfernung der Kanüle wird dieses plastische Tracheostoma operativ mit einem Türflügellappen verschlossen. Der eingeschlagene Hautlappen rekonstruiert die Tracheavorderwand im Bereich der ehemaligen Tracheostomieöffnung. Ein superinfizierter Granulationskanal bildet sich nicht aus und die Gefahr einer sich später entwickelnden Kompressionsstenose wird vermieden. Obwohl die Anlage eines Tracheostomas die Methode der Wahl ist, werden immer noch die Begriffe »Tracheotomie« und »Tracheostomie« synonym verwendet. Im Verlauf des Kapitels wird deutlich werden, warum gerade bei Kindern unter einer Tracheotomie immer eine Tracheostomie verstanden wird und auch in diesem Sinn operiert werden sollte.
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Kapitel 12 · Tracheostomie im Kindesalter
. Abb. 12.2 Darstellung eines plastischen Tracheostomas am Beispiel eines Erwachsenen: Die Halshaut ist mit dem Fenster in der Trachea vereint: mukokutane Anastomose. In der Tiefe Trachealtubus sichtbar. Merke: Bei Kindern wird die Trachea nicht gefenstert, sondern nur längs inzidiert!
Indikation
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Ursprünglich war eine Tracheotomie die Ultima ratio, die Atmung bei drohender Verlegung der oberen Luftwege zu gewährleisten, eine Bedrohung, die im Kindesalter früher nahezu ausschließlich entzündlicher Genese war: Während im 19. Jahrhundert die Diphtherie an erster Stelle stand, traten im vergangenen Jahrhundert die Laryngotracheobronchitis und insbesondere die akute Epiglottitis als Hauptindikation für eine kindliche Tracheotomie in den Vordergrund. Noch in einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 1972, in der 4000 (!) Tracheotomien analysiert wurden, stellte die akute Epiglottitis mit 36% aller Tracheotomien die häufigste Indikation dar, wobei besonders bemerkenswert ist, dass zur damaligen Zeit Kinder mit einer akuten Epiglottitis zu 100% tracheotomiert wurden (Tucker u. Silberman 1972). Eine Erweiterung der Indikation erfuhr die Tracheotomie zur Langzeitbeatmung im Rahmen von Poliomyelitisepidemien (7 Kap. 20, Geschichte der Tracheotomie). Mit Entwicklung der endotrachealen Langzeitbeatmung im Rahmen der pädiatrischen Intensivmedizin in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat sich das Indikationsspektrum für die Tracheotomie deutlich gewandelt: Während entzündliche Atemwegsverlegungen 1982 noch für 11% der Tracheotomien verantwortlich zeichneten
(Wetmore et al. 1982), sind diese in jüngeren Arbeiten nicht mehr in diesem Zusammenhang zu finden. Die akute Epiglottitis wird heute intubiert, die stenosierende subglottische Laryngitis (Pseudokrupp) wird fast immer konservativ beherrscht (Epinephrin, Atemluftbefeuchtung, Sedierung, Sauerstoffgabe, Kortison) und verlangt nur in Ausnahmefällen eine Intubation. Dennoch stellt die Verlegung der oberen Luftwege auch heute noch mit einer Häufigkeit zwischen 43% und 80% die Hauptindikation für die Tracheotomie im Kindesalter dar, jetzt aber aufgrund erworbener subglottischer Stenosen (. Abb. 12.3; Donnelly et al. 1996; Gianoli et al. 1990; Kenna et al. 1987; Shinkwin u. Gibbin 1996; Simma et al. 1994). Die Langzeitbeatmung wegen IRDS und bronchopulmonaler Dysplasie stellt die zweithäufigste Indikation (Kenna et al. 1987; Schlessel et al. 1993; Tom et al. 1993). Die Fortschritte der pädiatrischen Intensivmedizin haben einerseits zu einem dramatischen Rückgang der Tracheotomiefrequenz geführt (Crysdale et al. 1988; Donnelly et al. 1996), andererseits den Zeitpunkt für eine Tracheotomie zu immer jüngeren Lebensaltern verschoben: So betrug das Durchschnittsalter der tracheotomierten Kinder Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts noch 5,3 Jahre (Crysdale et al. 1988), in dieser Zeit waren nur 30–45% der Kinder unter einem Jahr alt (Carter u. Benjamin 1983; Tucker u. Silberman 1972). Demgegenüber sind inzwischen 70% der tracheotomierten Kinder jünger als 1 Jahr (Shinkwin u. Gibbin 1996), mehr als die Hälfte dieser Gruppe sind jünger als 5 Monate (Simma et al. 1994). Nicht selten muss dieser Eingriff bei Kleinkindern, Säuglingen und Frühgeburten durchgeführt werden (Kenna et al. 1987; Pereira et al. 2003; Schlessel et al. 1993). Die Zunahme der Tracheotomien bei Säuglingen und Frühgeburten ist eine direkte Folge der verbesserten neonatologischen Intensivmedizin, die in der Lage ist, Frühgeborene immer jüngeren Gestationsalters und immer geringeren Geburtsgewichts sowie Kinder mit früher nicht therapierbaren Krankheitsbildern (z. B. Herzvitien und Fehlbildungen) zu behandeln. 60% dieser Kinder leiden an chronischen Veränderungen unterschiedlicher Organsysteme, wie z. B. Fehlbildungen, offener Ductus arteriosus oder bronchopulmonale Dysplasie (Berry et al. 2010; Pereira et al. 2003).
107 Zeitpunkt der Tracheotomie
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. Abb. 12.3 Endoskopische Befunde intubationsbedingter subglottischer Stenosen: Links: 2-jähriges Mädchen mit hochgradiger, von ventral kommender subglottischer Stenose. Rechts: 3-jähriger Junge mit konzentrischer subglottischer Lochblendenstenose (Sternchen: Stimmbänder, Pfeil: Stenose)
Eine Langzeitbeatmung verursacht bei Frühgeborenen und Säuglingen in 1,5–8,5% eine subglottische Stenose (Cotton u. Myer 1984; Grundfast et al. 1987), wobei die tatsächliche Zahl wahrscheinlich höher anzusetzen ist, da viele Kinder dieser Gruppe ihre Grundkrankheit nicht überleben. Da bis zu 97% der Kinder mit intubationsbedingten laryngotrachealen Stenosen tracheotomiert werden müssen, ist die subglottische Stenose als häufigste Indikation für eine Tracheotomie im Frühgeborenen- und Säuglingsalter verantwortlich (Cotton 1978; Graf et al. 2008; Klotz u. Hengerer 2001; Pereira et al. 2003).
Zeitpunkt der Tracheostomie Die Frage des günstigsten Zeitpunkts zur Durchführung einer Tracheostomie stellt sich nur für Kinder, die eine Langzeitbeatmung benötigen. Kinder mit subglottischen Stenosen oder anderen Obstruktionen der oberen Luftwege müssen in dem Moment tracheostomiert werden, in dem eine Atmung in Ruhe nicht mehr ausreichend ist: In diesen Fälle diktiert also das Ausmaß der Stenose bzw. der durch sie verursachte Stridor den Zeitpunkt für die Ope-
ration. Anders stellt sich die Situation für beatmete Kinder dar. Die früher geltende Regel, dass alle Patienten, also auch Kinder, die länger als 8 Tage beatmet werden müssen, tracheostomiert werden sollten, ist nicht mehr gültig! Der unreifere, flüssigkeitsreichere Knorpel von Kleinkindern soll sich flexibel dem Druck des Tubus anpassen, so dass bei guter Tubuspflege praktisch kein zeitliches Limit für eine endotracheale Intubation besteht (Benjamin 1993; Hawkins 1977, 1987). Dementsprechend werden sehr unterschiedliche Zeitverläufe bis zur Tracheostomie bei langzeitbeatmeten Kindern von nur 4 Tagen bei Verbrennungspatienten (Palmieri et al. 2002) bis zu 64 Tagen (Puhakka et al. 1992) mitgeteilt. Ein signifikanter Anstieg von subglottischen Stenosen fand sich nach einer Intubationsdauer von über 50 Tagen (Dankle et al. 1986). Während bei diesen Überlegungen die Tracheostomie zur Entlastung des Kehlkopfes indiziert wird, um die Entstehung einer subglottische Stenose zu vermeiden, können z. B. schwere pulmonale Infektionen wegen der verbesserten Bronchialtoilette schon zu einem früheren Zeitpunkt eine Tracheostomie angezeigt erscheinen lassen, d. h., die Indikation zur Tracheostomie ist auf die individuelle Situation abzustimmen (Donnelly et al. 1996; Ward et al. 1995).
108
Kapitel 12 · Tracheostomie im Kindesalter
Operation
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Die Tracheostomie ist technisch einfach, jedoch insbesondere bei Kindern eine verantwortungsvolle Operation hinsichtlich möglicher Folgeschäden. Es gilt, die noch unreife Trachea, die bei einem Säugling eine Länge von nur 6 cm hat (die Trachea des Erwachsenen misst 12 cm), so schonend wie irgend möglich zu behandeln, um sie in ihrem weiteren Wachstum nicht zu schädigen. Insbesondere bei unreifen Frühgeborenen und Säuglingen ist äußerst behutsames Vorgehen die Voraussetzung für einen dauerhaften Erfolg. Ehe die Operation beginnen kann, müssen wichtige Landmarken erkannt werden. Aufgrund des bei Kindern reichlich ausgeprägten subkutanen Fettgewebes und der weichen Knorpelstrukturen des Kehlkopfes ist die Lagebestimmung des Ringknorpels, der für die Höhe der Hautinzision maßgeblich ist, häufig sehr schwierig. Der Larynx steht bei Kindern sehr hoch, die Incisura superior des Schildknorpels liegt häufig hinter dem Zungenbein verborgen, so dass das Zungenbein für den palpierenden Finger als die erste Landmarke zur Orientierung der kranialen Begrenzung des Larynx angesprochen werden sollte. Das Zungenbein steht seinerseits hoch, häufig im Mundboden, so dass zur sicheren Darstellung der Kopf des Kindes weit rekliniert werden muss. Ist das Zungenbein identifiziert, wandert der palpierende Finger nach kaudal über den Schildknorpel bis zum Ringknorpel, der sich meist als etwas prominentere Struktur austasten lässt und dem Finger deutlich mehr Widerstand bietet als der Schildknorpel. Ein Querfinger unterhalb des Ringknorpels erfolgt die horizontale Hautinzision. Obwohl der Larynx bei Kindern sehr hoch steht, liegt diese aufgrund des kurzen kindlichen Halses zumeist im unteren Halsdrittel. Nach Durchtrennung der oberflächlichen Halsfaszie wird die lange Halsmuskulatur in der Mittellinie (Linea alba) längs gespalten und retrahiert. Der Schilddrüsenisthmus wird stets unterminiert und durchtrennt. Jetzt, nach Darstellung von Larynx und Trachea, wird die Trachea zwischen 2. und 4. Trachealspange längs inzidiert. Es wird, um die kindliche Trachea so wenig wie möglich zu schädigen, kein Knorpel entfernt. Die Trachea ist weich und elastisch, so dass sie nach der Längsinzision problemlos mit zwei Häkchen
geöffnet werden kann. Auch die Anlage eines kaudal gestielten Lappens der Tracheavorderwand (Björk-Lappen in der Erwachsenenchirurgie), stellt m. E. eine grobe Verletzung der Integrität der kindlichen Trachea dar und sollte vermieden werden. Mit der Eröffnung der Trachea ist die Tracheotomie beendet, es folgt jetzt die Tracheostomie: Die Halshaut wird von dem überreichlichen, kindlichen subkutanen Fett befreit und anschließend zirkulär mit atraumatischem monofilen Nahtmaterial (Prolene® oder Monocryl®) mit beiden Seiten der längs gespaltenen Trachealwand vereinigt. Hiernach stößt die ausgedünnte Halshaut unmittelbar an die Schleimhaut der Trachea, d. h., es wird eine mukokutane Anastomose, ein plastisches Tracheostoma geschaffen. Die Ausdünnung der Halshaut ist insofern wichtig, als auf diese Weise der Zugang zur Trachea schlanker und weiter wird und sich damit das angelegte Tracheostoma öffnet. Die monofilen Fäden der mukokutanen Anastomose werden nicht gekürzt. Sie bleiben lang, um mit ihnen als Haltefäden bei den ersten Kanülenwechseln das Tracheostoma bei Bedarf aufhalten zu können. Diese Technik, die sich in unseren Händen in Mönchengladbach bei über 100 kindlichen Tracheotomien sehr bewährt hat, ist gerade für Kleinkinder eine sehr sichere und wenig traumatisierende Maßnahme. Der Kanülenwechsel verliert seinen Schrecken, da die Halsweichteile von der eingeschlagenen Halshaut bedeckt sind und nicht in das Lumen prolabieren können, das Tracheostoma also stets offen und zugänglich bleibt. Gleichermaßen werden eine Infektion der Halsweichteile und ein Luftemphysem vermieden. Der sichere Zugang zur Trachea wird auch als Argument für den kaudal gestielten Tracheallappen (Björk-Lappen), der mit der Halshaut anastomosiert wird, ins Feld geführt (Kremer et al. 2002; Rozsasi et al. 2005). Die Hebung eines Tracheallapppens stört die Integrität der kindlichen Trachea ungleich stärker, als dies bei einer einfachen Längsinzision der Fall ist. Hinzu kommt, dass eine zirkuläre mukokutane Anastomose wegen des aus dem Niveau der Trachea nach außen verlagerten Tracheallappens nur schwer möglich ist; häufig wird die Anastomose der Halshaut mit der kranialen Begrenzung des Stomas ganz unterlassen. Dementsprechend werden mit dieser Technik vermehrt leichte
109 Postoperative Komplikationen
Wundheilungsstörungen (Granulationen am Stomarand), aber auch ernste Komplikationen (Trachealstenosen und Tracheomalazie) angetroffen. Selbst die Befürworter des Björk-Lappens beschrieben in ihrem Krankengut in 12% der Fälle die Entwicklung von Trachealstenosen (!) und in 4% eine Tracheomalazie (Kremer et al. 2002). Besonders im Säuglings- und Kleinkindesalter ist m. E. der Björk-Lappen ebenso wie die »Stern-Plastik« (Koltai 1998; Solares et al. 2004) aufgrund einer unnötigen stärkeren Traumatisierung der Trachea sehr bedenklich und nicht empfehlenswert. Diese Sicht wird durch eine kürzlich durchgeführte Befragung an 225 Kliniken bezüglich der angewandten OP-Technik bei kindlichen Tracheotomien gestützt: Diese ergab, dass in 87% der Kliniken ausschließlich eine vertikale Inzision der Trachea durchgeführt wird (Ruggiero u. Carr 2008). Erstaunlich und gleichermaßen unverständlich ist, dass nur in 16% der befragten Kliniken irgendeine Verbindung zwischen Halshaut und Trachea angestrebt wird (Ruggiero u. Carr 2008).
Intraoperative Komplikationen Bei der Tracheotomie des Säuglings und des Kleinkindes können intraoperativ Komplikationen von Seiten der großen Gefäße auftreten, die nur in dieser Altersgruppe zu beobachten sind: Der Aortenbogen steht manchmal im Jugulum in Höhe des Manubrium sterni und der Truncus brachiocephalicus (A. anonyma) kann die zervikale Trachea kreuzen, so dass beide Gefäße bei zu tief angesetzter Inzision verletzt werden können (Wetmore 1996). Ein weiteres intraoperatives Problem kann durch Lufteintritt zwischen oberflächlicher und tiefer Halsfaszie mit resultierendem Emphysem, Pneumomediastinum oder Pneumothorax entstehen. Zur Vermeidung dieser in 3,9% der Fälle auftretenden Komplikationen wird empfohlen, die prätracheale Faszie zu schonen. Schließlich kann bei paramedianer Präparation eine hoch stehende Pleurakuppel verletzt werden (Wetmore 1996).
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Postoperative Komplikationen Die seltene, wenngleich häufig tödlich verlaufende Komplikation der Arrosionsblutung kann zwei Gefäße treffen: Häufiger ist die A. innominata (Truncus brachiocephalicus) betroffen, die durch eine nicht exakt sitzende Trachealkanüle arrodiert wird (Rozsasi et al. 2005; Silva u. Chi 2010). Die Spitze der Trachealkanüle scheuert an der Tracheavorderwand, es entwickeln sich entzündliche Granulationen, die den Trachealknorpel resorbieren, so dass die Kanülenspitze (oder der Cuff) direkten Kontakt mit der Arterienwand bekommt und diese arrodieren kann. Hier gilt es, die zunächst geringen Blutungen aus der Kanüle oder dem Stoma als Warnsymptom zu erkennen und endoskopisch die Lage der Kanüle zu kontrollieren. Granulationen der Tracheavorderwand sind gefährlich und müssen eine Korrektur der Kanüle (Länge, Position) nach sich ziehen. Aufgrund des hoch stehenden Aortenbogens bei Säuglingen und Kleinkindern kann es auch zu einer tödlichen Blutung aus der Aorta kommen: So berichten Peres et al. (1996) von einem 4 Monate alten Säugling, bei dem mit einer Trachealkanüle über die Hautwunde eine Via falsa ins Mediastinum geschaffen wurde, in deren Verlauf es zu einer Arrosion der Aorta kam. Dieser tragische Fall unterstreicht die Wichtigkeit der oben dargestellten Operationstechnik mit Schaffung eines epithelisierten Tracheostomas, das diese Komplikation sicher vermieden hätte. Die am meisten gefürchteten und gleichzeitig häufigsten Komplikationen der Tracheotomie bei Kindern sind die Kanülenobstruktion durch Sekret und die Kanülendislokation. Diese, in einem hohen Prozentsatz für die tracheotomiebezogene Mortalität verantwortlichen Zwischenfälle werden in nahezu allen Übersichtsarbeiten als bedrohliche Komplikation beschrieben (Carr et al. 2001; Donnelly et al. 1996; Gianoli et al. 1990; Kremer et al. 2002; Ruggiero u. Carr 2008; Simma et al. 1994). Je kleiner die Kinder sind, umso höher ist auch diese Komplikationsrate, ein Zusammenhang, der besonders bei tracheotomierten Frühgeborenen deutlich wird. Diese erleiden doppelt so häufig lebensbedrohliche Komplikationen wie reife Neugeborene (Gianoli et al. 1990; Schlessel et al. 1993). Nicht selten enden
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Kapitel 12 · Tracheostomie im Kindesalter
diese Komplikationen fatal. Zwar ist die direkt der Tracheotomie bei Kindern angelastete Mortalität von erschreckenden 24% aus dem Jahr 1974 (Fearon u. Cotton 1974) auf 3,6% gesunken (Carr et al. 2001), dennoch unterstreicht der mit 19% immer noch hohe Anteil an lebensgefährlichen Zwischenfällen die Gefahren, in der tracheotomierte Kinder stets schweben (Simma et al. 1994). Die tödlichen Zwischenfälle beruhen, von den seltenen Ausnahmen der Arrosionsblutungen abgesehen, auf Kanülenobstruktionen und Kanülendislokationen (Gianoli et al. 1990; Schlessel et al. 1993; Simma et al. 1994). Während die Kanülenobstruktion ein immanentes Problem darstellt, das eventuell durch verbesserte Überwachung und Pflegemaßnahmen wie Atemluftbefeuchtung, medikamentöse Sekretolyse, Sekretabsaugung, Filtervorsätze und pulsoxymetrische Überwachung verbessert werden kann, wäre manche tödlich verlaufende Kanülendislokation, insbesondere für die Fälle, die zu einer Via falsa führten, mit der hier dargestellten Operationstechnik vermeidbar gewesen. Es muss daher verwundern, dass die Tracheotomie bis zum heutigen Tage an vielen Kliniken als einfache Tracheotomie mit einem sich selbst überlassenen Granulationskanal durchgeführt wird (Ruggiero u. Carr 2008). Die Tracheostomie ist die Therapie der Wahl. Weniger dramatisch aber ungleich häufiger und geradezu typisch für kindliche Tracheotomien, sind intratracheale und peristomale Granulationen. Nach Hinweis einiger Autoren sind diese Granulationspolypen, die teilweise als gestielte Riesenpolypen zu einer kompletten Verlegung des Larynx führen können (Hartig et al. 1993), derart regelmäßig anzutreffen, dass sie nicht mehr als eigentliche Komplikationen anzusehen seien (Mahadevan et al. 2007; Merrit et al. 1997; Rosenfeld u. Stool 1992; Shinkwin u. Gibbin 1996). Die Granulationspolypen entstehen durch Scheuerirritationen der Kanüle im Stoma, besonders am Ort des größten Drucks, d. h. am oberen Pol. Aufgrund der o. g. zitierten Befragung von 225 Kliniken, bei der deutlich wurde, dass in 84% der befragten Kliniken auch heute noch ein nichtplastisches Tracheostoma, d. h. eine einfache Tracheotomie durchgeführt wird (Ruggiero u. Carr 2008), ist die hohe Inzidenz der Granulationspolypen in eben dieser veralteten Technik zu sehen:
Die wesentliche Ursache für diese reaktiven Veränderungen liegt in der Anlage eines nichtepithelisierten Tracheostomas, so dass die Kanüle in ständigem Kontakt mit dem Granulationskanal steht. Daher wird auch von einer endoskopischen oder externen Abtragung der Polypen wegen der hohen Rezidivrate abgeraten, solange die Noxe, d. h. die Kanüle vorhanden sei (Rosenfeld u. Stool 1992). Hier wird m. E. Ursache und Wirkung verwechselt: Zur Rezidivprophylaxe hätte besser die Umwandlung der Tracheotomie in eine plastische Tracheostomie empfohlen werden müssen! Die infizierten peristomalen Granulationen sind die Ursache für eine weitere Spätkomplikation, den suprastomalen Kollaps (. Abb. 12.4), als Ausdruck einer umschriebenen Tracheomalazie mit folgender Einengung der suprastomalen Trachea. Beide Veränderungen, Granulationsbildung und suprastomaler Kollaps, sind mit der plastischen Tracheostomie zwar nicht immer zu vermeiden, da auch das epithelisierte Stoma den Druck der Kanüle auf die suprastomale Trachea nicht endgültig auffangen kann, sie sind jedoch deutlich geringer ausgeprägt.
Dekanülement Vor einem Tracheostomaverschluss, ist eine normale Lungenfunktion Voraussetzung. Es muss präoperativ eine Laryngotracheobronchoskopie erfolgen, um reaktive Veränderungen, die zu einer Atemwegsobstruktion führen können, auszuschließen, bzw. es müssen diese vorher beseitigt werden. Granulationspolypen sind spätestens jetzt zu entfernen. Für das Dekanülement eines einfachen, nichtplastisch angelegten Tracheostomas wird der tägliche Kanülenwechsel mit Kanülen immer kleineren Durchmessers (»down-sizing«) empfohlen (Ochi et al. 1992; Perotta u. Schley 1978). Hiermit sollen die dynamischen Veränderungen, insbesondere eine malazische Einengung ohne Gefährdung des Kindes, erkannt werden, um sie ggf. therapieren zu können. Nach problemloser Tolerierung der kleinsten Kanüle wird diese entfernt, das residuelle Stoma abgeklebt und der spontane Verschluss durch Sekundärheilung abgewartet. Die einfache Tracheotomie ist nicht nur in der Frühphase und im weiteren Verlauf komplikationsträchtig. Auch im letzten Akt,
111 Postoperative Komplikationen
12
. Abb. 12.4 Suprastomaler Kollaps als Intubationshindernis, endoskopisches Bild. Links: hochgradige ventrale Einengung des Lumens durch Dorsalverlagerung der malazischen suprastomalen Trachea (5-Zack-Sternchen). Zusätzlich narbige obere Stomalippe (Pfeil). Paries membranaceus dorsal, Vielzack-Sternchen). Rechts: Trachealstenose durch narbige, obere Stomalippe (Pfeil). Die kraniale Trachea ist stabil, keine umschriebene Malazie
dem Dekanülement und der Sekundärheilung hält die Narbe häufig dem endotrachealen Druck nicht stand, so dass sich eine tracheokutane Fistel entwickelt, deren Häufigkeit mit 3,3% bis zu 52% angegeben wird (Ochi et al. 1992). Diese Fistel ist mit einem kleinen Folgeeingriff zu verschließen (Eaton et al. 2003; Schroeder et al. 2008). Bei der »Fistel« nach »Sternplastik-Tracheostomie« (Sautter et al. 2006) handelt es sich im eigentlichen Sinn nicht um eine Fistel, sondern um ein plastisches Stoma, so dass die von den Autoren angegebene Fistelexzision de facto einer gröberen Traumatisierung der Trachea entspricht und unbedingt zu vermeiden ist. Ernstere Probleme bereitet häufig die umschriebene Tracheomalazie bzw. der suprastomale Kollaps, der ein Dekanülement erschweren kann (. Abb. 12.4). Bei 10% bis zu 29% der kindlichen Tracheotomien führt die Schwächung der Trachealwand dazu, das diese Region einwärts verlagert wird und eine Stenosierung bewirkt (Azizkhan et al. 1993; Law et al. 1993). Die Therapie dieses erschwerten Dekanülements erfolgt durch eine Hochnaht der suprastomalen Trachea an die Längsmuskulatur des Halses (Anton-Pacheco et al. 2008; Azizkhan et al. 1993). Das Dekanülement nach einer plastischen Tracheostomie verläuft in der Regel problemloser, da die suprastomalen Granulationen und auch der suprastomale Kollaps eine geringere Rolle spielen.
Erkennt man bei der obligaten Endoskopie vor geplantem Dekanülement, dass es zu einer nennenswerten Dorsalverlagerung der suprastomalen Trachea gekommen ist, d. h. zu wenigstens 50% des Lumens, so empfiehlt sich eine Stomarevision: Hierbei wird der suprastomale Trachealabschnitt nach außen verlagert und mit der unter Spannung stehenden Haut des Halses vernäht. Anschließend wird das Ergebnis mit einem kurzen T-Tube endotracheal geschient. Wird die gewünschte Lumenerweiterung des suprastomalen Raums erreicht, wird das Stoma wie üblicherweise für 4 Wochen abgeklebt, um eine sichere Atmung per Vias naturales nachzuweisen. Danach wird das Stoma, wie in den anderen Fällen auch, mit Hilfe eines kleinen Türflügellappens, der die Tracheavorderwand rekonstruiert, verschlossen. Sollte diese Maßnahme nicht ausreichen, kann die Tracheavorderwand mit einem Rippenknorpeltransplantat wie bei der laryngotrachealen Rekonstruktion stabilisiert werden (Vollrath et al. 1999). Die chirurgische Therapie schwerer Trachealstenosen ist in Kap. 11 dargestellt.
112
Kapitel 12 · Tracheostomie im Kindesalter
Literatur
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13 Endoluminale Schienung der Trachea O. Michel
Einleitung
– 116
Geschichtliches und Definition Übersicht Stents
– 116
Implantationstechnik
– 120
Indikationen und Anwendung Probleme und Gefahren Fallbeispiele Literatur
– 116
– 121
– 123
– 124
– 126
E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_13, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
116
Kapitel 13 · Endoluminale Schienung der Trachea
Einleitung Die Luftröhre kann sowohl von innen als auch von außen zum Offenhalten oder zur Stabilisierung geschient werden – eine Maßnahme, die in Verbindung mit einer Tracheostomie oder zur Vermeidung einer Tracheostomie notwendig werden kann. Die Tracheotomie erhält durch diese Verfahren eine Ergänzung zur Freihaltung der Atemwege. Im folgenden Kapitel sollen die endoluminalen Möglichkeiten durch Platzhalter (Stents) abgehandelt werden.
leichten Platzierbarkeit eine immer häufigere Anwendung finden. Die zunächst für die Angioplastie entwickelten Stents fanden auch ein Anwendungsspektrum in der interventionellen Radiologie, Anästhesie, Bronchopulmologie und Thoraxchirurgie sowie HNOHeilkunde. Sie wurden zur Rekanalisierung der zentralen Atemwege weiterentwickelt und mit dem starren Bronchoskop in Vollnarkose platziert.
Übersicht Stents
13
Geschichtliches und Definition
Vorbemerkung
Zur inneren Schienung dienen röhrenförmige Endoprothesen oder Platzhalter, die man auch als »Stents« bezeichnet. In der Laryngologie haben sie eine lange Tradition. Sie wurden als »Trachealbolzen«, »Gummirohr«, »Aboulker-Prothese« oder »MontgomeryRöhrchen« in den Handel gebracht und dienten in der Regel zur vorübergehenden Stabilisierung der Wundverhältnisse innerhalb der Trachea und des Kehlkopfes. Sie setzten in der Regel eine Tracheotomie voraus, da sie entweder kein oder nur ein ungenügendes Lumen haben. Der moderne Begriff »Stent« bezeichnet ebenfalls eine innere Schienung, die aber ein so großes Lumen besitzt, dass Atmung ermöglicht und eine Tracheotomie vermieden werden kann. Der Name »Stent« wird auf den englischen Zahnarzt Charles T. Stent (1807–1885) zurückgeführt. Die von ihm erfundene Abdruckmasse wurde erst in der Urologie und später auch in anderen Fächern zur inneren Schienung von Gängen und Hohlorganen verwendet (Bloom et al. 1999). Die weitere (langsame) Entwicklung lässt sich über die Jahre verfolgen. Bond schrieb 1891 in Lancet über einen teilbaren T-Tube mit der Möglichkeit zur endotrachealen Schienung. Schmiegelow veröffentlichte 1929 das Verfahren, bei Stenosierung des Kehlkopfes einen Platzhalter einzusetzen. Seitdem sind unzählige Publikationen erschienen, die durch den Werkstoff Silikon in den 1960er Jahren einen wirklichen Schub erhielten. Seit 20 Jahren stehen neben Kunststoffen auch spezielle Metalllegierungen wie Nitinol, aber auch selbstexpandierende Stahlnetze zur Verfügung, die aufgrund ihrer Stabilität und
Allgemein werden von endoprothetischen Platzhaltern (Stents) folgende Mindestbedingungen erwartet: 4 geringer Einführungsdurchmesser, da sie die engste Stelle – Glottis – passieren müssen 4 leichte Platzierbarkeit, da die Beatmung während des Platzierens weitestgehend aufrechterhalten werden muss, 4 Stabilität, um nicht durch Hustenstöße mit physiologischer Verengung der Trachea verformt oder Druck von außen durch Narben oder Tumorwachstum zusammengedrückt zu werden, 4 geringe Verborkungsneigung, 4 geringste Traumatisierung der Trachealoberfläche, um nicht Granulationsgewebe und neuerliche Verengung hervorzurufen, 4 gute Gewebeverträglichkeit, 4 problemlose Entfernbarkeit. Im Folgenden soll kurz auf gängige und häufig gebrauchte Stents eingegangen werden (Übersicht . Tabelle 13.1).
Stents auf Metallbasis Selbstexpandierende Metallstents Gianturco-Z-Stent. Gianturco-Z-Stents oder CookZ-Stents sind selbstexpandierende Edelstahlgitter, die mit speziellen Einführungsinstrumenten in die Trachea über eine Stenose hinweg platziert werden. Durch ein Kathetersystem erfolgt die Freisetzung
117 Übersicht Stents
13
. Tabelle 13.1 Übersicht gängiger Stents (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
Stent-Typ
Firma
Aufbau
Größe (mm)
Dumon
Novatech
Geformtes Silikon
9×20 bis 18×70 mm + Y
Hood-Stent Y Stent Tracheal-/Bronchusstent
Hood Corp.
Geformtes Silikon mit und ohne Verstärkung, Außennoppen oder Ringen
6×13 bis 18×90 mm + Y
Wall-Stent
Boston Scientific
Gewebte Kobalt/Chrom-Legierung Monofilament mit Silikonumscheidung
8×20 bis 24×60 mm
Polyflex Airway Stent
Boston Scientific
Polyesternetz mit Silikon umgossen
6×20 bis 22×80 mm
Ultraflex Tracheobronchialstent
Boston Scientific
Gewebtes Monofilament aus Nitinol
8×20 bis 20×80 mm
Dynamic-Y-Stent
Boston Scientific
Silikon mit U-förmigen Stahlspangen, die hinten offen sind
11×110 bis 15×110 mm +Y
Tracheobronchial-Stent Y
Rüsch Teleflex Company
Silikon mit U-förmigen Stahlspangen, die hinten offen sind
13, 15, 17 (Trachea), 110 mm
Leufen-Stent
Leufen Medical
Nitinol mit und ohne Silikonummantelung sowie Innenbeschichtung
10–22 mm 20–80 mm
der Stents vor Ort. Aufgrund ihrer Eigenelastizität expandieren sie scherengitterartig und können so auf die Trachealwand einen Druck ausüben. Dieser kann bei stenosierenden Prozessen durchaus gewünscht sein. Damit er sich sicher fixiert und nicht verrutscht, sollte der Durchmesser des Stents ca. 1/3 größer gewählt werden als der Durchmesser der zu schienenden Trachea. Die Abstände der Metallfilamente sind relativ groß, so dass ein grobmaschiges Gitter entsteht. Dadurch besteht die Gefahr der Durchwachsung z. B. bei einem tumorösen Prozess. In der Regel kann der Stent nicht mehr entfernt werden. Durch Passivbewegungen der Trachea kann dieser Stent zudem die Wände durchbohren und sich so deplatzieren. Erhältlich sind diese Stents in einem Durchmesser von 6–12 mm und einer Länge von 15–90 mm, so dass sie aufgrund ihrer Maße für eine sehr weite Trachea nicht mehr in Frage kommen. Wall-Stent. Wall-Stents sind Endoprothesen, die
aus einem zirkulär gewobenen, flexiblen, engmaschigen und selbstexpandierendem Drahtgeflecht bestehen (. Abb. 13.1 und 13.2). Die Stärke der Drahtfilamente beträgt zwischen 0,08 und 0,17 mm. Die Geflechte sind im gestreckten Zustand auf ein
Kathetersystem montiert und werden so eingeführt. Zur Implantation wird unter Druck Flüssigkeit zwischen die Blätter der den Stent umhüllenden Doppelmembran gespritzt. Der Stent dehnt sich dann von selbst auf die vorgegebene Weite auf. Das System wird zurückgezogen und der Wall-Stent bleibt vor Ort zurück. Der Stent ist an den Enden leicht nach außen gebogen. Die Enden dringen in die Schleimhaut ein und verankern den Stent. Eine Explantation des Stents ist zwar grundsätzlich möglich, gestaltet sich aber als sehr schleimhauttraumatisierend und zeitaufwendig, da die Drähte einzeln entfernt werden müssen (Noppen et al. 2005).
Ballonexpandierbare Metallstents Strecker-Stent. Strecker-Stents bestehen aus einem
feinmaschigen Tantalgeflecht mit einer Drahtstärke von 0,15 mm, das auf einen Ballonkatheter mit kleinem Durchmesser aufgezogen wird (. Abb. 13.3). Der Katheter wird in die Stenosestrecke eingeführt. Unter Verwendung einer isotonischen Kochsalzlösung wird der Ballon mit einem Druck von ca. 6–7 bar aufgepumpt. Dadurch wird die Stenose auf das gewünschte Lumen erweitert und gleichzeitig der Stent in seine endgültige Form gebracht. Strecker-Stents sind semistarre Platzhaltersysteme
118
Kapitel 13 · Endoluminale Schienung der Trachea
und üben nur wenig Druck auf die Lumenwände aus. Aufgrund ihrer Flexibilität können sich Strecker-Stents bei einem Hustenstoß zusammen mit der Trachea oder dem Bronchialabschnitt verengen, so dass Sekret aus tieferen Abschnitten über den Stent hinweg durch die Luftströmung transportiert werden kann. Das engmaschige Netz erlaubt darüber hinaus auch die Schleimsekretion in das Lumen, so dass keine Verkrustungsgefahr besteht. Eine Entfernung des Strecker-Stents ist in der Regel ohne größere Probleme und ohne Verletzung der Tracheawand möglich.
. Abb. 13.1 Liegender Metallstent
13 . Abb. 13.2 Entfernter Metallstent in Stücken
Palmaz-Stent. Palmaz- Stents sind Gitterkonstruktionen aus chirurgischem Edelstahl, die ähnlich wie der Strecker-Stent auf Ballonkatheter aufgezogen sind und mit dem noch geringen Durchmesser in den stenotischen Bereich eingebracht werden. Die Expansion des Stents erfolgt durch den mittels Flüssigkeit mit Überdruck (ca. 10 bar) aufgepumpten Ballon. Zur Erzeugung des Drucks werden eine spezielle Spritze und ein Überleitsystem gebraucht, die den enormen Druck erzeugen bzw. aushalten kann. Diese Stents sind – einmal in Form gebracht – starre Systeme. Da sie über keinerlei Rückstellkraft verfügen, sind sie durch Druck von außen verformund zusammendrückbar, was bei stenosierenden Prozessen mit Eigenwachstum gravierende Nachteile hat. Ein weiterer Nachteil ist die Bildung von Granulationsgewebe an den Enden des Stents, da wo er mit dem Trachealgewebe in Berührung kommt. Mit Palmaz-Stents sind Probleme bei der Entfernung – insbesondere bei Deformierung – bekannt. Sie sind in einem Durchmesser von 3–16 mm und einer Länge von 12–30 mm erhältlich. Die Wanddicke reicht von 0,076–0,127 mm.
Stents auf Silikonbasis
. Abb. 13.3 Strecker-Stent
Die am häufigsten verwendeten Stents bestehen aus Silikon, einer polymeren siliziumorganischen Verbindung. Aufgrund der bei einem rein aus Silikon bestehenden Stent aus Stabilitätsgründen bedingten Wanddicke von mindestens 1 mm liegt der Außendurchmesser dieser Stents erheblich über dem Innendurchmesser. Das Material kann durch Zusätze oder eingearbeitete Streifen röntgendicht gemacht werden, so dass in Röntgenaufnahmen die Lage festgestellt werden kann. Die leichte Entflammbar-
119 Übersicht Stents
13
keit bei Lasereingriffen zählt zu den Nachteilen dieses Materials. Montgomery-Prothesen. Montgomery-Prothesen sind T-förmige, relativ formstarre Platzhaltersysteme, die durch ein Tracheostoma in die Trachea eingesetzt werden (Montgomery 1965; . Abb. 13.4). Der kurze Schenkel des T-Rohrs kann über das Stoma zur Sicherung fixiert werden. Das weiche Silikonmaterial erlaubt sowohl eine distale als auch eine proximale Anpassung durch Kürzung. Die Trachea kann über die Öffnung des Tracheostomas und die sich dort befindliche Öffnung der T-Prothese abgesaugt werden. Von Vorteil sind die weite Verbreitung und die Möglichkeit, nach Maßangaben Sonderanfertigungen der Prothese herstellen zu lassen. In der Regel sind sie durch Zug an dem herausragenden Stück leicht zu entfernen. Nachteilig an diesem System ist, dass sie immer nur in Verbindung mit einem Tracheostoma angewandt werden können, stark zur inneren Verkrustung neigen und unter Umständen schwierig zu platzieren sind.
. Abb. 13.4 Montgomery®-Safe-T-Tuben™ (© Boston Medical Products, Inc.)
Y-Stent. Die Y-Stents sind den Orlowski-Stents in Dumon-Artemis-Stent. Das Prinzip der inneren
Schienung bei malignen Atemwegsstenosen fand durch einen von Dumon 1988 für diese Indikation speziell entwickelten Stent weite Verbreitung (Dumon 1990). Der Dumon-Artemis-Stent (Endoxane) ist ein röhrenförmiger Platzhalter aus Silikon, der über Außennoppen zur Fixierung innerhalb der Trachea oder der Bronchien verfügt. Lagekorrektur und Entfernung sind dadurch nur eingeschränkt möglich (Noppen et al. 1999). Durch ihre glatte Innenfläche können sie zu Sekretverhalt und Verborkung führen. Erhältlich sind diese Platzhaltersysteme in einem Durchmesser von 9– 16 mm und einer Länge von 20–50 mm, so dass eigentlich alle Tracheagrößen gut zu therapieren sind. Orlowski-Stent. Orlowski-Stents bestehen aus geschlossenen Stahlringen, die mit Silikon beschichtet und untereinander verbunden sind. Die Stahlringe ermöglichen eine geringere Wandstärke des Stents bei hoher Stabilität. Sie erinnern in ihrem Aussehen ein wenig an Rügheimer-Tuben. Sie sind nicht ganz einfach zu platzieren und neigen zum Sekretverhalt.
Material und Aussehen verwandt. Sie besitzen jedoch keine durchgehenden, sondern verstärkende U-förmige Ringe, die in Richtung auf die Tracheahinterwand in einer dünneren Silikonmembran endigen. Dadurch können sich die Stents bei einem Hustenstoß so wie die natürliche Trachea deformieren und erlauben durch die dadurch auftretende Reduzierung des Durchmessers eine Selbstreinigung (Freitag 1999). An einem Ende sind zwei asymmetrische Ärmchen angebracht, die den Hauptbronchien nachgebildet sind und keine Stahlringe enthalten. Tatsächlich soll der Y-Stent auf der Karina aufsitzen und eignet sich dadurch für alle Prozesse, die in einem oder beiden Hauptbronchien oder überhaupt karinanah liegen. Dadurch, dass die Ärmchen keine Stahlringe besitzen, sind sie problemlos mit der Schere zu kürzen und anzupassen. Stents sind in einem Durchmesser von 8–11 mm und einer Länge von 20–40 mm erhältlich (. Abb. 13.5). Polyflex-Stent. Der Polyflex-Stent besteht haupt-
sächlich aus Silikon, in den diagonal verlaufende Polyesterfasern eingebettet sind (. Abb. 13.6). Diese bilden ein rhomboides Muster, das die Verformung unterstützt. An den Enden sind die Stents
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Kapitel 13 · Endoluminale Schienung der Trachea
ausgestoßen werden. Da sie sich beim Verformen verlängern, ist dieser Tatsache bei der Platzierung Rechnung zu tragen. Sie können einem Hustenstoß folgen, so dass sie kaum Verborkungsneigung zeigen. Ein wesentlicher Vorteil ist, dass sie aufgrund ihrer Flexibilität und geringen Wandstärke zum »Stent-in-Stent«-Verfahren geeignet sind, so dass bei fortschreitender Erkrankung mehrere Stents hintereinander, dachziegelartig überlappend eingesetzt werden können. Polyflex-Stents lassen sich problemlos entfernen und bewirken kaum Wandschäden. Sie besitzen zudem eine elastische Aufstellkraft, so dass sie bei zunehmendem Druck von außen diesem auch mehr Druck entgegensetzen. . Abb. 13.5 Liegender Y-Stent
a
13
b . Abb. 13.6 a Polyflex-Stent aufgefaltet, b Polyflex-Stent zusammengefaltet
verstärkt, besitzen aber abgerundete Kanten, so dass wenig Granulationsgewebe an den Übergangsstellen entstehen kann (Freitag 1999). Sie lassen sich gut zum Einbringen verformen; benötigen aber dazu einen besonderen »Inserter«, aus dem sie vor Ort
Implantationstechnik In der Regel erfolgt die Implantation eines inneren Stents in Allgemeinnarkose und über ein starres Bronchoskop oder Mikrolaryngoskopierohr. Beide gewährleisten einen ausreichenden Arbeitsdurchmesser. Unter Verwendung eines Mikroskops oder Endoskops kann die Implantation unter Sicht erfolgen. Zuvor sollte unter Verwendung desselben Instrumentariums eine Inspektion und Ausmessung der Stenosenlänge und der Lage zur Karina erfolgen. Nach genauer topografischer Dokumentation der Stenose kann vor der Platzierung eines Stents auch ein Debulking oder die Exzision von Narbengewebe erfolgen, um ein ausreichendes Tracheallumen herzustellen. Bei den ballonexpandierten Systemen ist je nach Konsistenz der Stenose auch eine Ausdehnung möglich. Während der Platzierung des Stents erfolgt die Beatmung der Patienten vorzugsweise in Jet-Ventilation. Auf die entsprechenden Kap. 15 und 16 in diesem Buch sei verwiesen. Bei Verwendung eines starren Tracheobronchoskops kann die Beatmung auch über das Rohr erfolgen. Dies erfordert in jedem Fall eine gute Abstimmung mit dem Anästhesisten vor und während des Eingriffs. Der Endoskopiker muss den Anästhesisten auf mögliche Apnoephasen des Patienten vorbereiten. Gute Kommunikation ist ein Schlüssel zum Erfolg. Nach Einbringen eines jeglichen Stents ist seine Lage zu kontrollieren. Dies wiederum ist mit einem
121 Indikationen und Anwendung
13
. Tabelle 13.2 Verfahren zum Offenhalten der Trachea
Verfahren ohne Eröffnung der Trachea
Verfahren mit Eröffnung der Trachea
Diathermie Dilatation Kryotherapie Lasertherapie Stents Steroide
Trachea-End-zu-End-Anastomose Autologe Gewebetransplantation Offene Rinne Fremdmaterialimplantation Trachealtransplantation
flexiblen Endoskop oder in der Trachea mit einem starren Endoskop möglich. Eine Lagekorrektur kann bei den passiv auszudehnenden Stents allein während der Stententfaltung durch Neupositionierung des Katheters erfolgen. Bei den Silikonstents ist dagegen auch nachträglich eine Neupositionierung leicht möglich und in vielen Fällen auch erforderlich, da bei der Platzierung häufig die Sicht eingeschränkt ist oder wegen Apnoe des Patienten schnell gearbeitet werden muss. Eine zweite Lagekontrolle der Stents sollte in einem definierten Zeitintervall tracheobronchoskopisch (flexible Optik) oder radiologisch erfolgen. Die physiologische Verbesserung des Atemflusses ist durch Monitoring dokumentierbar und verfolgbar.
Indikationen und Anwendung Vorbemerkung Der zunehmende Einsatz von Metall- und Silikonstents bei benignen und malignen Verengungen im Tracheobronchialsystem bedingt eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Pulmologen und HNOArzt hinsichtlich Diagnosestellung und Ausführung. Die Implantation der Stents erfolgt überwiegend mittels starrer Endoskopie, während die Nachkontrollen zur Lage und zum Zustand des Lumens weniger belastend und auch ambulant mittels flexibler Tracheobronchoskopie durchgeführt werden können. Auch eine Fotodokumentation oder die Abtragung kleinerer Granulationen ist über das flexible Tracheobronchoskop möglich und wenig belastend für den Patient ambulant durchführbar.
Gängige durch Stents verursachte Komplikationen sind zu beachten (7 Übersicht). Allgemeine Nachteile von Stents 4 4 4 4 4 4 4
Sekretverhalt Stentdislokation Bruch des Stents Hämoptyse Ulzerationen der Trachea Tracheitis Granulationen
Indikationen zur Stentplatzierung bei benignen und malignen Tumoren oder Atemwegsveränderungen sind in der Regel: 4 anästhesiologische Risiken oder schlechter Allgemeinzustand des Patienten, die einen offenen Halseingriff an der Trachea in Frage stellen; 4 schwerer Strahlenschaden an den Weichteilen des Halses mit zu erwartenden Wundheilungsstörungen; 4 Inoperabilität eines intraluminal oder extraluminal wachsenden Tumors; 4 kurze Lebenserwartung bei infauster Prognose im Rahmen eines Palliativkonzepts. Es ist immer vor dem Einsatz von Stents abzuwägen, ob eine chirurgische Rekanalisierungstechnik in Frage kommt (. Tabelle 13.2).
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Kapitel 13 · Endoluminale Schienung der Trachea
Trachealverengungen Bei den Verengungen der Trachea werden Strukturstenosen wie 4 intraluminal wachsende, 4 extraluminal komprimierende Tumoren oder 4 narbige Strikturen von funktionellen Stenosen (Dyskinesie) wie 4 malazische Wandschwäche oder 4 schlaffe Hinterwand
Die Erweiterung von Trachealstenosen mit dem CO2-Laser hat trotz der Anwendung verschiedener Exstirpationstechniken (sternförmig, segmentförmig etc.) keine Änderung der Restenosierungsrate ergeben. Im Gegenteil, viele Chirurgen sind nach Enttäuschungen über die Laserchirurgie wieder zu konventionellen Techniken zurückgekehrt. Die Generation der selbstexpandierenden Stents – die bereits Anwendung in der Behandlung von Bronchial-, Ösophageal- und Gefäßstenosen finden – erscheint zur Verhinderung von Restenosierungen geeignet (Michel et al. 1997).
unterschieden. Die Indikationen der verschiedenen Stents sind jeweils zu beachten (. Tabelle 13.3).
Maligne Trachealveränderungen Benigne Trachealveränderungen
13
Stenosen der Trachea und der Hauptbronchien entwickeln sich überwiegend im Verlauf nichtmaligner Erkrankungen wie z. B. Luftröhrenverletzungen (Strangulation, Unfälle, Tracheotomie etc.) oder Langzeitbeatmung. Tracheomalazie und kurzstreckige, kollare und karinaferne Läsionen sind zwar grundsätzlich einer endo- oder extratrachealen chirurgischen Therapie zugänglich (s. Kap. »Trachealstenosen«). Darunter fallen mechanische Zangenabtragungen, Elektround Kryotherapie, Bougierungen und Laserdesobliterationen, autologer Gewebeersatz und der plastische Trachealersatz. Der Erfolg dieser Operationen wird in einem nicht geringen Teil durch narbige Restenosierung, Granulationsbildung (Michel et al. 1994) oder Rezidivtumorwachstum geschmälert. Um dieses zu verhindern, bieten die Stents ein alternatives, oft auch die Operation ergänzendes Verfahren.
Die Symptome maligner Atemwegsstenosen richten sich nach der Lokalisation der Stenose, dem Grad der Atemwegsverengung und der Wachstumsform sowie der Natur des Tumors (. Tabelle 13.3). Proximale Stenosen äußern sich in der Regel durch inspiratorischen (ggf. auch exspiratorischen) Stridor, auch Bluthusten, Borkenbildung, bei zunehmender Einengung des Lumens in Verbindung mit Dyspnoe, Zyanose und letztendlich Asphyxie. Lungenfunktionsprüfungen lassen nicht immer eine funktionelle Abschätzung des Stenoseausmaßes bei hochgradigen Stenosen zu. Die Bestimmung des exspiratorischen Spitzenflusses ist eventuell besser geeignet. Erschwerend kommt bei distalen Stenosen oft eine poststenotische Pneumonie hinzu, die zunächst antibiotisch, antiinflammatorisch und sekretolytisch behandelt werden sollte. Eine Stenteinsetzung kommt in palliativer Absicht in Frage, wenn die Grundkrankheit nicht heil-
. Tabelle 13.3 Unverbindliche Empfehlungen zur Auswahl verschiedener Stentmodelle Silikonstents
Trachea, Hauptbronchus, Lumen >10 mm; Bronchus, Unterlappen
Metallstents
Bronchus intermedius, Unterlappen Bronchus; Trachea, Hauptbronchus nur bei kleinem Restlumen
T-Stents
Proximale, langstreckige Trachealstenosen
Y-Stents
Bifurkationsstenosen, karinanahe Tumoren
Sonderanfertigungen
Extrem langstreckige Stenosen
123 Probleme und Gefahren
13
. Abb. 13.7 Stent bei Tumorleiden
. Abb. 13.8 Stent in Stent in der Trachea
bar ist (. Abb. 13.7). Durch die innere Schienung des durch einen Tumor betroffenen Atemwegsabschnitts kann das Lumen der Trachea oder des Bronchus offen gehalten werden. Dies kann in Verbindung mit einem Debulking erfolgen (Wassermann et al. 1996). Als Palliativmaßnahme ist auch ein Stent-inStent möglich (. Abb. 13.8). Grobmaschige Drahtgitterstents haben sich wegen des oft schnell erfolgenden Durchwachsens des Tumors oder durch Deformation des Stents bei ungenügenden Rückstellkräften als nicht geeignet gezeigt. Geschlossene, röhrenförmige Stents aus Silikon, die einer Kompression von außen genügend Widerstand entgegensetzen können und zugleich nicht von Tumorgewebe durchwachsen werden können, sind in der Regel besser geeignet, längerfristig eine Durchgängigkeit der Atemwege zu ermöglichen (Eckel et al. 1997). Häufiger als primäre Trachealtumoren führen Tumoren von umgebenden Organen (Ösophagus, Schilddrüse, Kehlkopf oder Bronchus) zur Verengung des Atemrohres (Heindel et al. 1996). Eine besondere Situation liefern bösartige Prozesse in der Nähe der Karina, da sich im Bereich der Hauptbronchien das Lumen allein aus anatomischen Gründen verengt und durch den Abzweig die Geo-
metrie der Trachea verlassen wird. Hier haben sich anpassbare Y-förmige Silikonstents bewährt.
Probleme und Gefahren Stent und Tracheotomie Ein endoluminales Tumorwachstum kann häufig durch eine endoskopisches »Debulking« von obstruierenden Tumormassen vorzugsweise mit Hilfe des CO2-Lasers, der an ein Operationsmikroskop angekoppelt ist, verbessert werden. Auch eine mechanische Desobliteration kann bei weichen, wenig blutenden Tumoren mit dem starren Endoskop selbst erfolgen. Dieses Endoskop dient dann sowohl als Bougie als auch als tangential abscherendes Instrument. Darüber hinaus werden verschiedene Doppellöffelzangen, Sauger, monopolare Koagulationssonden und weitere Instrumente aus den Bereichen der starren Ösophagoskopie und der Mikrolaryngoskopie eingesetzt, um Tumoranteile abzutragen und eventuelle Blutungen zu stillen. Das Risiko dieser Maßnahmen besteht in der Verursachung von Verletzungen der Trachea mit nachfolgendem mediastinalem Emphysem, zum Auftreten von tracheoösophagealen Fisteln und von starken Blutungen. Kritische Indikationsstellung,
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Kapitel 13 · Endoluminale Schienung der Trachea
handwerkliche Beherrschung der Atemwegsendoskopie und zu treffende Vorsichtsmaßregeln inklusive Abstimmung mit Nachbardisziplinen sind unabdingbare Voraussetzungen bei dergleichen Maßnahmen. Im Falle einer erforderlich werdenden Tracheotomie (wenn diese nicht schon vorher angelegt wurde) ist mit dem im Lumen liegenden Stent zu rechnen. Bei reinen Silikonstents mag es möglich sein, eine Öffnung hineinzuschneiden, in der Regel wird es aber besser sein, den Stent zu entfernen oder so zu verändern, dass eine Tracheotomie möglich wird. Die Schwierigkeiten, einen liegenden Stent von außen zu öffnen, sind nicht zu unterschätzen. Im Falle von Metallstents können die Schwierigkeiten unüberwindlich sein, wenn man versucht, von außen den Stent zu durchbrechen. Die starren Stents geben unter Druck von außen nach und können so das Lumen komplett verlegen. Also wird es in diesen Fällen ebenfalls besser sein, den Metallstent zu entfernen, bevor die Tracheotomie durchgeführt wird.
innerhalb des Lumens, aber auch außerhalb, je nach Lage des Stents, zum Liegen kommen. Bei allen liegenden Metallstents ist bei einer Intubation, bei der ein Beatmungsschlauch mit Cuff verwendet wird, mit einer Zerstörung des Cuffs durch scharfkantige Metallränder zu rechnen, vor allem wenn dieser an Randzonen des Stents zu liegen kommt.
Stent und Laser Bei Verwendung eines CO2-Lasers bei liegendem Stent sind die Materialeigenschaften des jeweiligen Stents zu berücksichtigen. Stents aus Silikon oder mit Silikonummantelung können insbesondere in mit Sauerstoff angereicherter Atemluft in Brand geraten, wenn sie vom Laserstrahl getroffen werden. Diese Gefahr besteht bei Metallstents nicht. Da aber Metall den Laserstrahl reflektiert, ist mit unkontrollierten Verbrennungseffekten in der Trachea zu rechnen.
Fallbeispiele Tracheoösophageale Fistel Fall 1
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Tumorwachstum von der Trachea aus oder umgekehrt vom Ösophagus aus kann eine tracheoösophageale Fistel hervorrufen. Da sich auch der Ösophagus von innen schienen lässt, ist in diesen Fällen zu überlegen, von welcher Seite eine Überbrückung der Fistel erfolgen soll (Freitag et al. 1996). Wenn sowohl im Ösophagus als auch in der Trachea Stents platziert werden sollen, ist darauf zu achten, dass keine zusätzliche Drucknekrose zwischen beiden auftritt. In der Regel ist man besser beraten, sich für das Stenting eines Organs zu entscheiden. In der Regel wird man der Trachea die Präferenz einräumen, da der Atmung eine ungleich wichtigere Bedeutung zukommt.
Stent und Intubation Bei einem liegenden Stent aus Silikon ist in der Regel eine Intubation möglich, wenn auf den durch den Stent verengten Durchmesser des Atemwegs Rücksicht genommen wird. Der Cuff kann hierbei
Der 32-jährige Patient kam zwei Monate nach Langzeitbeatmung wegen Polytrauma mit in- und exspiratorischem Stridor zur Aufnahme. Tracheoskopisch zeigte sich ca. 2 cm subglottisch eine doppelte, ringförmige und vorwiegend membranöse Stenose in einer Länge von 1,5 cm. Zunächst wurde in erster Operation die Stenose schrittweise mit dem CO2Laser abgetragen. Es wurde geplant, in einem zweiten Schritt eine Trachea-End-zu-End-Anastomose durchzuführen. Diesem Eingriff stand der Patient skeptisch gegenüber, weshalb mit konservativen Mitteln (Kortisondauertherapie) versucht wurde, eine Restenosierung zu verhindern. Etwa zwei Monate später wurde der Patient wegen erneutem inund exspiratorischen Stridor vorstellig. Da der Patient einer End-zu-End-Anastomose der Trachea weiterhin ablehnend gegenüber stand, wurde ihm alternativ die Implantation eines Trachealstents angeboten. Tracheoskopisch zeigte sich an gleicher Stelle der Trachea – ca. 2 cm subglottisch – erneut eine ringförmige, relativ breitbasige Stenose, die
125 Fallbeispiele
zum Lumen hin in einem kleinen Segel auslief. Das Restlumen der Trachea betrug etwa 4 mm. Die Sprengung der Trachealstenose erfolgte mit dem CO2-Laser durch eine inzisionsartige Gewebedurchtrennung bei 8, 11, 2 und 5 Uhr. Daraufhin wurde ein Palmaz-Stent mit einem Durchmesser von 12 mm implantiert. Unmittelbar postoperativ kam es zu einer sofortigen Beseitigung des Stridors und der Patient konnte 4 Tage später nach lupenlaryngoskopischer und radiologischer Lagekontrolle des Stents bei Wohlbefinden entlassen werden. Etwa eine Woche nach der Demissio wurde eine erste Kontrolltracheoskopie in Jet-Ventilation durchgeführt, wobei sich zeigte, dass der Stent unverändert in seiner Position lag und weiterhin das gewünschte Lumen gewährleistete. Lediglich am distalen Ende des Stents war eine kleine Granulation mit völlig glatter Oberfläche zu erkennen, die den Stent an dieser Stelle übermantelte. Vier Wochen später waren bei einer Kontrolltracheoskopie keine Granulationen mehr vorhanden. Die Schleimhaut war nun völlig reizlos und der Stent war unverändert in situ. Die radiologische Lagekontrolle erfolgte mittels Tracheazielaufnahme. Der Patient blieb beschwerdefrei und hatte subjektiv eine Lebensqualität wie vor seinem Unfall.
Fall 2 Eine 28-jährige Patientin wurde drei Monate nach Tracheotomie und Langzeitbeatmung mit einer Belastungsdyspnoe vorgestellt. Bei der Tracheoskopie zeigte sich bei reizlos verschlossener Tracheotomienarbe eine ca. 2 cm subglottisch gelegene ringförmige Stenose. Die Exzision dieser Stenose erfolgte mit dem CO2-Laser in Jet-Ventilation. Es wurde ein Palmaz-Stent mit einem Durchmesser vom 14 mm implantiert. Die Stentimplantation war vollkommen unproblematisch, und die Patientin konnte nach zwei Kontrolltracheoskopien bei reizlosem Schleimhautbefund in die ambulante Überwachung entlassen werden. Unmittelbar postoperativ wurde auch hier, für spätere radiologische Kontrolle als Ausgangswert, eine Tracheazielaufnahme angefertigt. Durch die Implantation des Stents ließ sich der Peak flow von 70 auf 400 Liter/Minute steigern. Die Patientin war präoperativ nicht in der Lage, mehr
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als zehn Treppenstufen ohne Unterbrechung zu gehen. Nach der Laser-Stent-Therapie konnte die Patientin ohne Einschränkungen ihrem Hobby, dem Fahrradfahren, wieder nachkommen.
Fall 3 Ein 36-jähriger Patient wurde nach Langzeitbeatmung wegen eines Polytraumas mit progredienter Belastungsdyspnoe und Aphonie vorgestellt. Tracheoskopisch stellte sich ca. 2 cm subglottisch eine ringförmige Stenose auf einer Länge von 2,5–3 cm mit einem Restlumen von 30% da. Es folgte eine Tracheokrikopexie in klassischer Weise. Dabei zeigte sich, dass das zu resezierende Tracheastück eine Länge von 3 cm hatte. Der postoperative Verlauf gestaltete sich in den ersten 10 Tagen problemlos. Ab dem 11. Tag entwickelte der Patient einen zunehmenden Stridor. Tracheoskopisch zeigte sich das Lumen von ventral einwachsendem Granulationsgewebe verengt, das in gleicher Sitzung abgetragen wurde. Der Patient konnte bei Wohlbefinden und unter konservativer Therapie entlassen werden. Drei Wochen später erfolgte eine Notaufnahme wegen schwerster Luftnot. Tracheoskopisch zeigte im Resektionsgebiet ein ventrales, semizirkuläres Narbensegel, das das Tracheallumen um 50% verlegte. Es wurden eine Erweiterung nach Rethi sowie eine Tracheostomie und die Implantation einer Aboulker-Prothese durchgeführt. Bei starker Granulationstendenz wurde mit Aboulker-Prothesen steigender Durchmesser versucht, eine Lumenerweiterung zu erreichen. Der Peak flow betrug nach diesen Maßnahmen 140 Liter/Minute. Wegen Wundheilungsstörungen wurde die Alboulker-Platzhalterprothese entfernt und der Patient mit einer Jatho-Silberkanüle versorgt. Sechs Monate später wurde eine erneute Tracheoskopie durchgeführt, wobei sich zeigte, dass die Trachea 2,4 cm unterhalb der Glottisebene durch Granulationspolypen fast vollständig stenosiert und kranial des Tracheostomas malazisch war. Die Entfernung der Granulationspolyen erfolgte in üblicher Weise. Zur Schienung der Trachea wurde zunächst ein 4 cm langer Strecker-Stent mit einem Durchmesser von 8 mm implantiert. Zwei Tage darauf konnten wir den Patienten in die ambulante Nachsorge ent-
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Kapitel 13 · Endoluminale Schienung der Trachea
lassen. Durch die Tracheostomaöffnung war die retrograde Endoskopie des den stenttragenden Tracheaabschnitts jederzeit möglich. Nach Ablauf eines Monats haben wir den Patienten erneut in Intubationsnarkose tracheoskopiert, wobei sich zeigte, dass der Stent reizlos in situ lag. Es fand sich jedoch ein vom Tracheostoma ausgehendes, das Lumen verlegendes Granulationsgewebe. Nach unproblematischer Entfernung des Stents mit der Fremdkörperfasszange konnte festgestellt werden, dass der Trachealabschnitt, an dem der Stent gelegen hatte, nun stabilisiert war. Die Stenose wurde mit dem CO2Laser entfernt. Die Trachea war nun bis zum Tracheostoma frei. Im Anschluss an die Blutstillung erfolgte die Implantation eines Strecker-Stents mit einem Durchmesser von 10 mm. Nach weiteren zwei Wochen konnte das Tracheostoma bei reizlosen endotrachealen Schleimhautverhältnissen in Lokalanästhesie verschlossen werden. Eine Steigerung des Peak flow von 160 auf 450 Liter/Minute konnte nach der Laser-Stent-Therapie verzeichnet werden.
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14 Tracheotomie bei erhöhtem Hirndruck S.-O. Kuhn, M. Wendt
Einleitung
– 128
Physiologie und Pathophysiologie des Hirndrucks Perioperative Gefahren
– 129
Tracheotomie bei schwerer Hirnschädigung Fazit für die Praxis Literatur
– 130
– 131
E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_14, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
– 130
– 128
128
Kapitel 14 · Tracheotomie bei erhöhtem Hirndruck
Einleitung Schwere neurologische Defizite mit zentraler Atemstörung, Dysphagie oder Hirnnervenparesen aufgrund zerebraler Erkrankungen und Schädel-HirnVerletzungen sind häufig der Grund für eine prolongierte Beatmung bzw. die Notwendigkeit der Atemwegssicherung über ein Tracheostoma. Dabei ist der sichere Atemwegszugang unter Schonung des Larynx vorrangig. Nicht zuletzt sind jedoch auch der Patientenkomfort und die erleichterte Mundpflege ausschlaggebend für eine frühzeitige Entscheidung zur Tracheotomie. Patienten in der Akutphase einer schweren Hirnschädigung mit Erhöhung des intrakraniellen Drucks stellen besonders hohe Ansprüche an die intensivmedizinische Versorgung. Die Kenntnis pathophysiologischer Zusammenhänge und möglicher Gefahren ist essentiell, um sekundäre, ischämische Hirnschädigungen zu vermeiden. Hirndruckanstieg, arterielle Hypotension und Hypoxie besitzen prädiktiven Wert bezüglich Morbidität und Letalität bei hirnverletzten Patienten. Absoluten Vorrang haben deshalb die Aufrechterhaltung einer optimalen zerebralen Durchblutung und die Vermeidung einer Ischämie. Für die innerklinische Akutversorgung des Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma wurden 2011 überarbeitete Therapiestandards veröffentlicht (Engelhard et al. 2011).
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Da eine Tracheotomie in der Regel als elektiver Engriff durchgeführt wird, sollte sie besonders bei kritisch Kranken unter maximal sicheren Kautelen und strenger Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen.
Physiologie und Pathophysiologie des Hirndrucks Die zerebrale Autoregulation sichert unter physiologischen Bedingungen auch bei großen Schwankungen des systemischen arteriellen Blutdrucks eine optimale Hirndurchblutung (sog. Bayliss-Effekt). Zwischen einem mittleren arteriellen Druck (MAP) von 50–150 mmHg besteht eine weitgehend
konstante zerebrale Durchblutung. Diese Grenzen können bei chronisch erhöhtem Blutdruck verschoben sein. Der zerebrale Blutfluss (CBF) wird hauptsächlich durch eine Adaptation des Vasotonus und damit des Gefäßwiderstands geregelt. Ein Anstieg des PaCO2 führt zu einer zerebrovaskulären Vasodilatation und umgekehrt ein Abfall des PaCO2 zu einer Vasokonstriktion. Dieser Regulationsmechanismus funktioniert in einem Bereich zwischen 25 und 60 mmHg. Es besteht eine lineare Beziehung zwischen dem PaCO2 und der Zunahme des CBF: Die Erhöhung des CO2-Partialdrucks um 1 mmHg führt zu einer Zunahme des zerebralen Blutflusses um 4%. Der zerebrale Blutfluss, der zerebrale Metabolismus und die Sauerstoffextraktion sind eng miteinander gekoppelt (Zwienenberg u. Muizelaar 2001). Der CBF ist weiterhin vom zerebralen Perfusionsdruck (CPP) und dem zerebrovaskulären Widerstand (CVR) abhängig. Es gelten folgende Zusammenhänge: 4 CBF = CPP : CVR 4 CPP = MAD – ICP Der intrakranielle Druck (ICP) beträgt bei Gesunden 7–15 mmHg. Bei einem ICP über 20 mmHg ist eine Hirnschädigung zu erwarten und es besteht eine dringende Therapiepflicht, ein ICP über 40 mmHg bedeutet Lebensgefahr. Für das SchädelHirn-Trauma (SHT) ist die Prognose in diesen Fällen signifikant schlechter. Fällt der zerebrale Blutfluss infolge pathologischer Veränderungen wie z. B. durch Hirndruckerhöhung längere Zeit unterhalb einer kritischen Grenze bzw. ist für mehrere Minuten vollkommen unterbrochen, führt dies zu irreversibeln Hirnschäden. Vor allem Hirnareale, die nach einer Schädigung prinzipiell noch zu retten sind (z. B. Penumbra bei Schlaganfällen) weisen eine gestörte Autoregulation auf. Zur Aufrechterhaltung einer adäquaten Hirndurchblutung soll ein CPP von 70 mmHg nicht unterschritten werden. Deshalb ist bei Patienten mit kritischem zerebralem Befund die Überwachung von ICP bzw. CPP mittels speziellem Monitoring empfohlen (Engelhard et al. 2011).
129 Perioperative Gefahren
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. Abb. 14.1 Perioperativer Verlauf von MAP, ICP und CPP während einer Dilatationstracheotomie. 1 Lagerung, 2 Umintubation, 3 OP-Beginn, 4 OP-Ende
Bei Patienten mit kritisch erhöhtem Hirndruck gelten folgende Therapieziele: 4 Hirnperfusion sichern – CPP >70 mmHg 4 Kontrollierte Beatmung, milde Hyperventilation – CPPV, PaCO2 = 35–38 mmHg 4 Adäquate Analgosedierung 4 Optimale Lagerung – Oberkörper 30–45° hoch, neutrale KopfHals-Position 4 Normothermie bis milde Hypothermie 4 ggf. medikamentöse Hirndrucksenkung – Osmotherapie – Barbiturate
Perioperative Gefahren Interventionen bzw. operative Maßnahmen sind in den ersten Tagen nach einer Hirnschädigung besonders kritisch. Im Einzelnen muss von folgenden Gefahren ausgegangen werden:
4 Durch eine inadäquate Narkose kann es zu einer relevanten Kreislaufinstabilität mit Hypotonie, Anstieg des ICP und Abnahme des CPP kommen. In nahezu allen Veröffentlichungen werden vor allem zum Zeitpunkt der Kanülierung signifikante ICP-Anstiege und CPP-Erniedrigungen beschrieben (Stocchetti et al. 2000a,b; Imperiale 2009). 4 Nach der Lagerung mit Reklination des Kopfes kann durch Kompression der jugularvenöse Abfluss behindert werden, was zu einem Anstieg des ICP führt. 4 Während der verschiedenen Techniken der chirurgischen und Punktionstracheotomieverfahren kommt es methodenbedingt zu Atemgasverlusten (Leakage, Tubusverlegung durch Endoskop). Neben der Hypoxie scheint die Hyperkapnie wegen des durch die zerebrale Vasodilatation bedingten ICP-Anstiegs von besonderer Bedeutung zu sein. Auf die »okkulte Hyperkarbie« wiesen Reilly et al. (1995, 1998) in diesem Zusammenhang bereits vor Jahren hin. . Abbildung 14.1 zeigt den typischen periopera-
tiven Verlauf während einer Dilatationstracheoto-
130
Kapitel 14 · Tracheotomie bei erhöhtem Hirndruck
mie. Dabei sind deutliche intraoperative Schwankungen von ICP, CPP und MAP erkennbar. Es stellt sich die Frage, ob alle diese potentiellen Gefahren klinisch relevant sind. Derzeit existieren keine großen, prospektiv-randomisierten und kontrollierten Studien zu diesem Thema. Die veröffentlichten Daten der letzten 15 Jahre sind in ihrer Aussagekraft begrenzt. Einige mehr als 10 Jahre alte Studien sind durch die Weiterentwicklung der Tracheotomiemethoden und die Lernkurven mit der aktuellen Situation nicht mehr vergleichbar. Aus den Veröffentlichungen der letzten 15 Jahre gehen keine persistierenden neurologischen Schäden aufgrund intraoperativer ICP-Schwankungen bzw. CO2-Anstiege hervor (Stocchetti et al. 2000a). Da es sich hierbei allerdings um Studienbedingungen handelte, sind die Eingriffe bei stabilen Hirndruckverhältnissen durchgeführt worden. In der täglichen intensivmedizinischen Routine wird das jedoch nicht immer der Fall sein. Auf die Gefahren intraoperativer Komplikationen muss an dieser Stelle nochmals ausdrücklich hingewiesen werden! So wurde z. B. über intraoperative Komplikationsraten von 16,7% (3,7% schwere Komplikationen) berichtet. Immer wieder führen Blutungskomplikationen oder Entsättigungen zum OP-Abbruch. Außerdem muss auf das Problem der missglückten Replatzierung beim Trachealkanülenwechsel einige Tage nach primärer OP hingewiesen werden (Borm u. Gleixner 2003).
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einbezogen. Eigene Beobachtungen unterstützen veröffentlichte Daten, die keinen Zusammenhang zwischen GCS und Extubationsversagen nachweisen konnten (Coplin et al. 2000). So gelingt nach unserer Erfahrung die Extubation bei Patienten nach Subarachnoidalblutung deutlich besser als bei solchen mit einer Blutung oder Ischämie der hinteren Schädelgrube bzw. in Hirnstammnähe. Eine Unterscheidung von Subgruppen scheint deshalb in diesem Zusammenhang sinnvoll. Wird die Indikation zur Tracheotomie bei Patienten mit akutem bzw. subakutem Hirnschaden gestellt, sollten folgende Punkte berücksichtigt werden: 4 optimaler Zeitpunkt für die Tracheotomie, 4 OP-Risiko, 4 OP-Technik. Bei akut Hirngeschädigten wird empfohlen, die Tracheotomie nicht vor dem 7.–10. Tag durchzuführen, akut hirndruckgefährdete Patienten sollten dagegen nicht tracheotomiert werden. Da es sich um eine heterogene Patientengruppe handelt, bleibt es ansonsten die individuelle Entscheidung des Behandelnden, eine Risiko-Nutzen-Abwägung zu treffen (Richard 2005; Scales 2008). Unter Berücksichtigung der aktuellen Literatur können alle Einschrittverfahren wie Ciaglia Blue Rhino, Percutwist oder die Methode nach Griggs bei hirngeschädigten Patienten empfohlen werden (Borm u. Gleixner 2003; Browd u. MacDonald 2005; Kocaeli 2008; Imperiale et al. 2009).
Tracheotomie bei schwerer Hirnschädigung
Fazit für die Praxis
Bisher ist die Pro-Contra-Debatte zur Tracheotomie bei Patienten mit schwerer Hirnschädigung nicht entschieden (Mascia et al. 2004). Augenscheinliche Vorteile wie etwa der verbesserte Patientenkomfort, ein geringerer Totraum, ein besseres Weaning von der Beatmung und ein kürzerer Intensivaufenthalt werden durch verschiedene Veröffentlichungen relativiert, die beispielsweise ein höheres Risiko einer ventilatorassoziierten Pneumonie für tracheotomierte Patienten beschreiben (Ibrahim et al. 2001). Da die Prognose einer erfolgreichen Extubation schwierig ist, wird häufig die Glasgow Coma Scale (GCS) in die Entscheidung zur Tracheotomie mit
4 Eine elektive Tracheotomie bei Schädel-HirnVerletzten sollte erst nach überstandener Akutphase, also im Allgemeinen nach 10 Tagen erfolgen. Bei kritisch erhöhtem Hirndruck sollte nicht tracheotomiert werden. 4 Präoperativ empfiehlt sich zur Risikobeurteilung eine Sonographie des Halses bzw. der Halsgefäße. 4 Um eine Atemwegsverlegung bei perkutaner Dilatationstracheotomie weitgehend zu vermeiden, müssen ein großer Endotrachealtubus und ein kleines flexibles Endoskop verwendet werden.
131 Literatur
4 Die Patienten werden optimal mit erhöhtem Oberkörper und achsengerechter Kopflagerung mit nur leichter Reklinination gelagert. 4 Es sollten Notfallmedikamente bereitgehalten werden, um Kreislauf-Imbalancen bzw. Hirndruckspitzen zu behandeln. 4 Der Eingriff sollte von einem erfahrenen OPTeam durchgeführt werden. 4 Eine sorgfältige Narkosesteuerung mit kurzwirksamen Medikamenten und eine Überwachung der Hämodynamik sind obligat. 4 Der Eingriff sollte unter erweitertem Monitoring mit Überwachung von ICP und CPP stattfinden. 4 Die Wahl einer sicheren OP-Methode, im Falle einer Dilatationstracheotomie ein Einschrittverfahren wie z. B. die Technik nach Ciaglia Blue Rhino, ist zu empfehlen. 4 Es ist sinnvoll, einen Notfallplan für den Fall ernster Komplikationen bereitzuhalten.
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15 Jet-Ventilation beim schwierigen Atemweg A. Aloy
Der erwartet schwierige Atemweg
– 134
Der unerwartet schwierige Atemweg »cannot intubate – cannot ventilate« – 142 Literatur
– 143
E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_15, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
134
Kapitel 15 · Jet-Ventilation beim schwierigen Atemweg
Seit der Veröffentlichung der »Practice Guidlines for management of the difficult airway« der American Society of Anesthesesiologist Task Force on Management of the Difficult Airway (1993) gibt es eine allgemein anerkannte Definition des »schwierigen Atemwegs«, der dann vorliegt, wenn ein ausgebildeter Anästhesist Schwierigkeiten mit der Maskenbeatmung, der endotrachealen Intubation oder beidem hat. In weiterer Folge wurden sowohl Einteilungen der Formen des schwierigen Atemweges als auch Strategien bzw. Algorithmen des möglichen Vorgehens entwickelt. Ausgehend von der amerikanischen Beschreibung haben weltweit Fachgesellschaften nationale Vorschläge des Vorgehens beim schwierigen Atemweg erarbeitet, in der auch der Jet-Ventilation Indikationen eingeräumt werden (An Updated Report. Society of Anesthesiologists Task Force on Management of the Difficult Airway, 2003; Braun et al. 2004; SIAARTI Task Force 2005). Entsprechend der klinischen Situation werden der erwartet schwierige Atemweg, der unerwartet schwierige Atemweg, die schwierige Maskenbeatmung und die schwierigste Situation »Cannot intubate, cannot ventilate« unterschieden.
Der erwartet schwierige Atemweg
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Der Algorithmus des erwartet schwierigen Atemwegs, bei dem mit einer schwierigen Intubation gerechnet werden muss, hat das Ziel, nach einer Möglichkeit zu suchen, die die Sicherung des Atemwegs und damit die Beatmung des Patienten gewährleistet. Vorgeschlagen werden unter anderem die fiberoptische Intubation, Larynxmasken, andere supraglottische Atemwegshilfen, evtl. auch Koniotomie bzw. die Tracheotomie. Eine schwierige Intubation ist u. a. bei folgenden Situationen zu erwarten: angeborene oder erworbene Gesichtsmissbildungen und Anomalien der Mundhöhle, Einschränkungen der Beweglichkeit der Halswirbelsäule, Verminderung der Kieferbeweglichkeit, raumfordernde Prozesse im Bereich der oberen Atemwege und pathologische Veränderungen von Larynx und Trachea. Oft sind die pathologischen Veränderungen dem Fachbereich der Hals-Nasen-Ohren-Heilkun-
de oder der Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie zuzuordnen: Veränderungen von Larynx und Trachea, Larynxstenosen, Rekurrensparesen beidseits, Trachealstenosen, Tracheomalazie, Verletzungen und Tumoren oder Kiefer-/Gesichtsanomalien. Die im Fachbereich HNO-Heilkunde/Kieferchirurgie immer wieder bevorzugt auftretende Form des »erwartet schwierigen Atemwegs« dessen Lokalisation im Bereich des Mesohypopharynx, Larynx oder des subglottischen Raums liegt, ist dadurch charakterisiert, dass es gerade noch möglich ist, den Weg bis zum Kehlkopf bzw. zur Glottis zu finden. Oft ist es dann aber unmöglich, einen Endotrachealtubus durch die hochgradig verengte Glottis zu platzieren. Alternativ muss hier die Tracheotomie in Erwägung gezogen werden. Die erste und wichtigste Forderung zur Behebung dieser Situation des schwierigen Atemwegs ist, dass der Atemweg des Patienten gesichert und damit eine kontinuierliche Beatmung ermöglicht wird. Die zweite Forderung ist, mit den eingeleiteten Maßnahmen das operative Vorgehen zu ermöglichen. Durch die Lokalisation eines pathologischen Prozesses im Bereich der Glottis ergibt sich eine Konkurrenzsituation für Chirurgie und Anästhesie. Der Wunsch nach suffizienter anästhesiologischer Beatmung einerseits und andererseits die Notwendigkeit, dem Operateur einen ungehinderten Zugang zum eigentlichen Operationsgebiet zu gewährleisten, hat deshalb wesentlich zur Entwicklung spezieller hochfrequenter Beatmungstechniken beigetragen. Die Jet-Ventilation ist eine etablierte Beatmungstechnik für laryngeale und tracheale chirurgische Eingriffe. Der Vorteil hochfrequenter Beatmungstechniken bzw. der auch als »Jet-Ventilation« bezeichneten Beatmungstechnik ist es, Gasvolumina in komprimierter Form über einen dünnen Katheter mit einer Düsenöffnung oder auch über eine Jet-Düse zu applizieren. In den jeweiligen JetDüsen besteht ein hoher Druck (ca. 1–2 bar), der jedoch beim Austritt des Gases aus der Jet-Düse um etwa das Hundertfache abnimmt und dann nur mehr 10–20 mbar beträgt. Im Rahmen des chirurgischen Vorgehens bei Glottisstenosen mit dem Ziel, den Atemweg operativ zu erweitern, werden vielerorts noch Koniotomien bzw. Tracheotomien durchgeführt und als
135 Der erwartet schwierige Atemweg
Mittel der letzten Wahl zur Sicherung des Atemwegs angesehen. Hier zeigt sich, dass der Jet-Ventilation zunehmend eine besondere Rolle bei der Planung der anästhesiologischen Strategien bei diesen Operationen zukommt. Während eine plötzliche Einengung der Atemwege durch eine rasch progrediente Stenosierung, bedingt durch ein Trauma oder eine akute Entzündung mit einer schweren klinischen Symptomatik einhergeht, wird eine langsam progrediente Einengung des laryngealen Lumens von bis zu 80% durch Patienten klinisch besser toleriert. Eine weitere Zunahme der Stenose, bedingt z. B. durch eine Schwellung, kann jedoch ebenfalls eine lebensbedrohliche Dyspnoe hervorrufen. Das therapeutische Ziel ist eine rasche Wiederherstellung des verlegten Atemwegs, um einen ausreichenden Gasaustausch gewährleisten zu können und evtl. ein invasives chirurgisches Vorgehen (z. B. Tracheotomie) zu vermeiden.
Anwendungsmöglichkeiten der Jet-Ventilation bei obstruktiven supraglottischen bzw. glottischen oder subglottischen Veränderungen Liegt keine pathologische Stenose der Stimmbandebene vor, kann jede Form der Jet-Ventilation angewendet werden. Je enger der Glottisdurchmesser durch einen krankhaften Prozess verändert ist, umso mehr Augenmerk muss auf dem auszuwählenden Jet-Verfahren liegen. Entsprechend der lokalen Ausbreitung des pathologischen Geschehens gibt es folgende anatomische Lokalisationen einer Obstruktion bzw. einer Stenose: 1. supragottischer Raum, 2. Glottisebene, 3. subglottischer Raum, 4. tracheale Stenosen. Prinzipiell stehen drei Möglichkeiten für eine Beatmung mit Jet-Technik zur Verfügung. Es besteht erstens die Möglichkeit zur Verwendung einer Nadel, zweitens eines Katheters oder drittens eines speziellen Jet-Laryngoskops. Entsprechend der primären Lokalisation der Jet-Düse muss zwischen einer
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infraglottischen Jet-Ventilation und einer supraglottischen Jet-Ventilation unterschieden werden. Bei der infraglottischen Jet-Ventilation wird das Jet-Gas unterhalb der Glottisebene aus einer Düsenöffnung verabreicht. Entweder wird bei dieser Technik eine Nadel transtracheal bzw. transkrikoidal oder ein Katheter transoral bzw. transnasal durch die Glottisebene gelegt. Bei der supraglottischen Jet-Ventilation hingegen erfolgt die Jet-Gasabgabe oberhalb der Stimmbandebene über in das Operationsendoskop integrierte Jet-Düsen (Jet-Laryngoskop).
Infraglottische Jet-VentilationsBeatmungstechniken Transtracheale Hochfrequenz-JetVentilation (TTHFJV) Die transtracheale oder transkrikoidale Jet-Ventilation (. Abb. 15.1; Bourgain et al. 2001) ist eine einfache und sichere Technik der Beatmung bei endoskopischen laryngealen Eingriffen als auch bei laserchirurgischen Eingriffen. Als Vorteil werden der nicht erforderliche endotracheale Tubus, die ausgezeichnete Sicht des Operateurs auf den Larynx und damit verbundene optimale Arbeitsbedingungen angesehen. Bei den meisten Patienten besteht auch eine zufriedenstellende Oxygenation und Ventilation. Ist diese Technik unbestritten ausgezeichnet für laryngeale Eingriffe mit normaler Glottisweite
. Abb. 15.1 Schematische Darstellung der transkrikoidalen Plazierung des Jet-Katheters (z. B. Nadel nach Ravussin) bei Vorliegen eine Glottisstenose
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15
Kapitel 15 · Jet-Ventilation beim schwierigen Atemweg
geeignet, so stellt sich jedoch auch die Frage, ob und inwieweit sie auch bei Eingriffen mit zunehmender Einengung des Atemwegs unterschiedlichen Ausmaßes anwendbar ist. Klinische Anwendungen zeigen, dass die transtracheale Jet-Ventilation eine weitere mögliche Beatmungstechnik bei Patienten mit supraglottischer oder auf Ebene der Glottis bestehender Atemwegsobstruktion ist, die durch die klinische Stridorsymptomatik gekennzeichnet sein kann. Bereits Ravussin et al. (1987) hat die erfolgreiche Anwendung der transtrachealen Jet-Ventilation bei zwei Kindern in einem Alter von 4 Monaten und 5 Jahren mit laryngealer Obstruktion beschrieben. Bei dem 4 Monate alten Kind wurde der transtracheale Zugangsweg zwischen dem ersten und zweiten Trachealring, bei dem fünfjährigen Kind transkrikoidal vorgenommen. Depieraz et al. (1995) beschrieben später die erfolgreiche Anwendung der transtrachealen Jet-Ventilation bei einem pädiatrischen Patientengut von 16 Kindern mit aufeinanderfolgenden 28 Eingriffen. Alle Kinder wiesen schwere stenosierende Veränderungen am Larynx bzw. im oberen Trachealbereich auf. Die Autoren wiesen darauf hin, dass durch diese Beatmungstechnik eine sonst zumindest vorübergehend notwendige Tracheotomie vermieden werden konnte. Es traten drei Komplikationen auf: ein chirurgisch bedingtes Emphysem, ein Pneumothorax (totale Gasabflussblockade bei fehlendem Druckmonitoring in den Atemwegen) und eine Nervus-vagusinduzierte Kreislaufreaktion. Alle Komplikationen wurden behoben. Von Ross-Anderson et al. (2011) wird über die Anwendung der transtrachealen JetVentilation beim schwierigen Atemweg in einem Patientengut von 50 Patienten, die eine schwere Beeinträchtigung des Atemwegs aufwiesen, berichtet. Das Ausmaß der Lumeneinengung betrug bei diesen Patienten mehr als 70%. Die Autoren beschrieben lediglich das Auftreten von sog. »Minor-Komplikationen« mit einer Inzidenz von 20%, dies betraf vor allem Knickungen des Jet-Katheters und geringe Blutungen. Schwerwiegende Komplikationen traten nicht auf. Vorteile: Die transtracheale Jet-Ventilation bietet
beim Management des erwartet schwierigen Atemwegs einige Vorteile wie: Sicherstellung des Atemwegs vor Einleitung der Allgemeinanästhesie, Ver-
. Abb. 15.2 Jet-Ventilations-Katheter mit der innen liegenden Stahlkanüle (VBM-Medizintechnik GmbH, Sulz, Deutschland)
meidung der Notwendigkeit eines Tracheostomas, uneingeschränkte Sicht zum Kehlkopf bei geplantem operativen Vorgehen. Durchführung der Punktion: Überstreckung des Halses; wenn möglich, sollte eine Infiltration der Punktionsstelle mit Lidocain 2% vor Punktion erfolgen; Verwendung eines Jet-Ventilationskatheters nach Ravussin (VBM Medizintechnik GmbH, Sulz, Deutschland; . Abb. 15.2). Der Katheter besitzt eine innenliegende Stahlkanüle, auf die eine mit Wasser gefüllte Spritze aufgesetzt werden kann. Sicherstellung der Punktion des trachealen Lumens durch Aspiration von Luft. Die innen liegende Stahlkanüle wird mit der Spritze zurückgezogen und ggf. kann kurzfristig die Konnektion des Katheters an die Kapnographie erfolgen und somit die intratracheale Lage bewiesen werden. Beatmungstechnische Anforderungen: Die maschinelle Beatmung sollte mit einem elektronischen Respirator durchgeführt werden. Als Beatmungsdruckmonitoring wird von modernen Jet-Respiratoren die Pausendruckmessung angewandt. Zwischen zwei abgegeben Jet-Gasimpulsen wird in derselben Druckleitung in der Phase der exspiratorischen Pause der Druck gemessen, der als Pausendruck bezeichnet wird. Wenn die Exspiration des Gases behindert wird, steigt dieser Pausendruck an (. Abb. 15.3). Am Beatmungsdruckmonitoring kann die Höhe des tolerablen Pausendrucks eingestellt werden. Wird das eingestellte Drucklimit erreicht, sistiert die Abgabe
137 Der erwartet schwierige Atemweg
15
. Abb. 15.3 Zunehmende Volumenfüllung der Lunge bei anhaltender Jet-Ventilation mit Stenose, die den Gasabfluss aus der Lunge behindert. Mit der zunehmenden Volumenfüllung kommt es zu einem Anstieg des intrapulmonalen Drucks. Durch die Druckbegrenzung am Respirator wird die Beatmung abgeschaltet und es kommt zu einem Druckabfall (rote Kurve)
des Jet-Gasimpulses. Auf diese Weise kann eine Überblähung der Lunge und damit die Gefahr eines Barotraumas verhindert werden. Da bei höhergradigen Stenosen und poststenotischer Applikation des Jet-Gases die Gefahr einer Einschränkung des Gasabflusses besteht, ist dadurch prinzipiell das Risiko eines Barotraumas erhöht. Es ist daher eine Geräteeinstellung anzustreben, die einen sicheren Gasabfluss durch die vorhandene Stenose ermöglicht. Daher sollte in dieser Situation die Jetfrequenz niedrig gehalten werden. Die Inspirationszeit sollte kurz, die Exspirationszeit jedoch lang sein. Der Geräteabstrahldruck, mit dem das Gas aus der Jet-Düse tritt, sollte gering gehalten werden. Ventilationseinstellung bei Stenose und transtrachealer Jet-Ventilation
nasal ein Katheter durch die Stimmbandebene ausreichend tief in die Trachea gelegt (. Abb. 15.4). Wird die Glottis nicht in ihrem Querschnitt eingeengt, ist die Beatmung problemlos durchführbar. Beschrieben werden die Anwendungen eines speziellen subglottischen Katheters wie des »Jockjet tube« (Barakate et al. 2010) oder des »HunsakerKatheters« (Orloff et al. 2002) . Abb. 15.5 und 15.6. So berichten Davies et al. (2009) von der erfolgreiche Anwendung der subglottischen Jet-Ventilation bei 552 Patienten. Verwendet wurde der bereits 1994 eingeführte »Hunsaker Mon-Jet Ventilation Tube« (Medtronic Xomed Inc., Jacksonville, FL, USA). Der Hunsaker-Katheter sollte jedoch, wie der Autor betont, mit einem modernen automatischen Jet-Respirator verwendet werden. Durch einen modernen mit einer Drucklimitierung ausgestatteten Respirator kann im Gegensatz zu einer manuell
4 Beatmungsfrequenz: niedrig 4 Inspirationszeit: kurz, <1 sec bei manueller JetVentilation 4 Exspirationszeit: lang 4 Abstrahldruck: niedrig
Transorale und transnasale infraglottische Jet-Ventilation Bei der transoralen bzw. transnasalen infraglottischen Jet-Ventilation wird transoral oder trans-
. Abb. 15.4 Schematische Darstellung der Lage eines JetKatheters bei transoraler Jet-Ventilation
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Kapitel 15 · Jet-Ventilation beim schwierigen Atemweg
. Abb. 15.5 Hunsaker Mon-Jet Ventilation Tube (Medtronic Xomed Inc., Jacksonville, FL, USA) mit proximalem und distalem Ende
. Abb. 15.6 Distaler Abschnitt des Hunsaker-Katheters. Er hat einen Durchmesser von 5 mm ohne das an der Spitze angebrachte Körbchen, so dass er bei höhergradigen Stenosen nicht durch das verbleibende Lumen vorgeschoben werden kann
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gesteuerten Jet-Ventilation das Risiko eines Barotraumas vermindert werden. Ein von Cook und Alexander (2008) beschriebenes Barotrauma war mit einem manuell betriebenen Jet-Ventilator assoziiert! Gerade bei Vorliegen einer Stenose des Atemwegs ist ein moderner Jet-Respirator mit einstellbarer Druckbegrenzung eine absolute Notwendigkeit. Liegt eine Atemwegsstenose vor, sollte eine transorale subglottische Katheter-Jet-Ventilation nur bei leichten Formen der Stenose durchgeführt werden. In jedem Falle sollte ein verbleibender offener Atemwegsquerschnitt klar erkennbar sein. Da bei dieser Technik ein Katheter durch die Glottis platziert wird, muss eine mögliche Behinderung des Gasabflusses und damit die Gefahr einer Überblähung der Lunge und eines Barotraumas bedacht werden (. Abb. 15.7). Eine wenn auch geringe intraoperative Lageveränderung des Kopfes und damit auch des Halses kann zu einer möglichen Okklusion eines zu geringen Restlumens führen. Bedingt durch die Größe der Katheter mit einem Durchmesser von mindestens 5 mm (Hunsaker-Katheter und JockjetKatheter) können diese Katheter bei ausgeprägten Obstruktionen mit diesen Ausmaßen nicht platziert und daher auch nicht verwendet werden. Das gilt besonders bei Kindern. Das am distalen Ende des Hunsaker-Katheters befindliche offene Körbchen sorgt dafür, dass die Lage des Jet-Katheters stabil bleibt und nicht durch auftretende Pulsationen hin- und hergeschleudert werden kann. Gleichzeitig wird ein unmittelbares Auftreffen des Jet-Impulses auf die Trachealschleimhaut vermieden. Somit kommt es zu keiner Schädigung der Trachealschleimhaut. Im Handel sind auch andere Jet-Katheter zur infraglottischen Jet-Ventilation erhältlich, die jedoch keine distale Schutzvorrichtung aufweisen. Diese eignen sich mehr für enge anatomische Situationen. Komplikationen: Barotrauma, subkutanes Emphy-
. Abb. 15.7 Platzierung eines Hunsaker-Katheters durch eine subglottische Stenose. Die verbleibenden Platzverhältnisse sind als sehr gering anzusehen. In dieser Situation ist nicht mit Sicherheit abschätzen, in welchem Ausmaß der Gasabfluss für die Exspiration gesichert ist
sem, Pneumomediastinum, Punktion des Ösophagus mit Überdehnung des Magens, Hämatome. Bourgain et al. (2001) beschreiben bei 643 Patienten folgende Komplikationen: 8,4% subkutanes Emphysem, 2% subkutane Ausbreitung des Emphysems im Gesicht, 2,5% Pneumomediastinum, 1% Pneumothoraces.
139 Der erwartet schwierige Atemweg
Russel et al. (2000) beschreiben bei 90 Patienten mit infraglottischer Kathetertechnik eine Komplikationsrate von 10% und den Brand eines Jet-Katheters, Gilbert (1998) eine Magenruptur nach Fehllage eines Jet-Katheters. Insgesamt ist die Inzidenz der Komplikationen bei elektiven Eingriffen gering, bei Notfalleingriffen jedoch deutlich höher. Beatmungstechnische Vorraussetzungen bei stenosierenden anatomischen Situationen: Es gelten dieselben Voraussetzungen wie für die transtracheale Jet-Ventilation. Je hochgradiger die Stenose, umso niedriger sollte der zu verwendende Arbeitsdruck des Jet-Ventilators sein. Um das Risiko eines Barotraumas möglichst gering zu halten, ist folgendes beatmungstechnische Vorgehen angezeigt: Ventilationseinstellung bei Stenose und transoraler infraglottischer Jet-Ventilation 4 4 4 4
Beatmungsfrequenz: Inspirationszeit: Exspirationszeit: Abstrahldruck:
niedrig kurz lang niedrig
Die infraglottische transorale Jet-Ventilation sollte mit einem modernen Respirator mit integrierter Druckbegrenzung durchgeführt werden. Die zu verwendenden Arbeitsdrücke liegen meist bei unter 1 bar, die zu verwendende Frequenz bei 1,6 Hz, die I:E-Ratio des Jet-Impulses bei 1:2. Notwendige individuelle Adaptationen hängen vom Körpergewicht und auch von der Lungenfunktion des Patienten ab.
Schlussfolgerung Klinische Studien zeigen, dass die transtracheale als auch die infraglottische transorale Jet-Ventilation Beatmungsverfahren darstellen, die auch und gerade bei schwierigen Atemwegen angewandt werden können. Jedoch sollte in diesen Fällen ein elektronischer Jet-Respirator mit integrierter Druckbegrenzung zum Einsatz kommen.
Supraglottische Jet-Ventilation Die supraglottische Jet-Ventilation ist dadurch charakterisiert, dass die Abgabe des Gases oberhalb der
15
. Abb. 15.8 Schematische Darstellung der supraglottischen Jet-Ventilation bei einer laryngealen Stenose. Das Endoskop mit integrierten Jetdüsen wird vor der Stenose platziert. Die Atemgasapplikation erfolgt oberhalb der pathologischen Verengung des oberen Atemwegs
Glottis, also oberhalb der bestehenden Stenose erfolgt (. Abb. 15.8). Diese Technik wurde bisher erfolgreich bei mehr als 1500 Patienten ohne beatmungstechnische Komplikation bei verschieden laryngotrachealen Eingriffen angewendet (RezaieMajd et al. 2006). Davon wurden 139 Patienten (9,2%) mit laryngealen bzw. trachealen Stenosen, die einem zu erwartenden schwierigen Atemweg zuzuordnen waren, mittels supraglottischer Jet-Ventilation beatmet (. Abb. 15.8). Wurde deren Anwendung anfänglich noch zurückhaltend bei stenosierenden oberen Atemwegserkrankungen angewandt, zeigten sich bald deren Vorteile gerade bei ausgeprägten Stenosen der Atemwege (Schragl et al. 1994, 1995) Es hat sich gezeigt, dass bei Vorliegen einer Stenose der sich hinter der Stenose aufbauende Atemwegsdruck nicht höher sein kann als der vor der Verengung an der Laryngoskopspitze gemessene Beatmungsdruck. Daher eignet sich in Übereinstimmung mit Eckel u. Remacle (2010) diese Technik für diejenigen Formen bei zu erwartenden schwierigen Atemwegen, die durch eine Stenose des oberen Atemwegs bedingt sind. Voraussetzung ist jedoch, dass das Jet-Laryngoskop vor der zu erwartenden Verengung platziert werden kann. Als weiterer Vorteil der supraglottischen Jet-Ventilation kann deren Anwendung bei Kindern (Grasl et al. 1997; Mausser et al. 2007) angesehen werden. Aufgrund der engen Platzverhältnisse, die immer bei Kleinkindern und
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Kapitel 15 · Jet-Ventilation beim schwierigen Atemweg
tionen mit brennbaren Materialen durchgeführt werden. Eine weitere Indikation ist die endoluminale Schienung bei Stenosen des Tracheobronchialsystems (Klepetko et al. 1991). Die Applikation eines Stents ist unter kontinuierlicher Beatmung und unter optimalen Abeitsbedingungen für den Operateur möglich (s. Kap. »Endoluminale Schienung der Trachea«) Auch für das operative Vorgehen bei schweren Trachealstenosen eröffnet die supraglottische Jet-Ventilation neue Perspektiven.
Beatmungstechnik . Abb. 15.9 Jet-Laryngoskop für SHFJV (Carl Reiner GmbH, Wien, Österreich)
bei Säuglingen bestehen, werden bei Vermeidung eines zusätzlichen Jet-Katheters optimale operative Arbeitsbedingungen geschaffen. Bei gleichzeitigem Vorliegen einer Stenose der Atemwege kann, wie unsere Ergebnisse zeigen, in jedem Falle eine suffiziente Beatmung gesichert werden. Zugleich können, bedingt durch das Fehlen eines Katheters, laserchirurgische Eingriffe ohne mögliche Interak-
Das Jet-Laryngoskop für die supraglottisch applizierte superponierte Hochfrequenz-Jet-Ventilation (SHFJV) besitzt zwei Jet-Düsen, die in das Laryngoskop integriert sind. Die Abgabe des Jet-Gases erfolgt im proximalen Endoskopabschnitt, jedoch vor der Glottis. Das Endoskop enthält eine integrierte Beatmungsdruckmessung, die an der Endoskopspitze angebracht ist. Am Griff des Endoskops ist eine Öffnung für die Befeuchtung und Erwärmung des Atemgases sichtbar. Auf der linken Seite des Jet-Endoskops befinden sich die zwei Jet-Düsen (. Abb. 15.9–15.11).
15
. Abb. 15.10 Schematische Darstellung der Beatmungsdrücke bei gleichzeitiger normofrequenter und hochfrequenter JetVentilation Die normofrequente Jet-Ventilation erzeugt das obere und die hochfrequente Jet-Ventilation das untere Druckplateau. Es handelt sich um eine zeitgesteuerte druckkontrollierte Beatmung
141 Der erwartet schwierige Atemweg
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. Abb. 15.11 Monitorbild des Multimode-Jet-Respirators Twin StreamTM. Die beiden Druckplateaus der zeitgesteuerten druckkontrollierten Beatmung sind deutlich erkennbar (Carl Reiner GmbH, Wien, Österreich)
Obstruktion des Atemwegs durch das Einbringen von Instrumenten in das Jet-Laryngoskop bei supraglottischer Jet-Ventilation (. Abb. 15.12 und 15.13) Fast immer ist es notwendig, dass operative Instrumente in das Jet-Laryngoskop eingebracht werden müssen, um eine Therapie zu gewährleisten. Wie wir zeigen konnten, ist es auch bei einer zusätzlichen instrumentellen Verengung möglich, eine suffiziente Beatmung durchzuführen (Schragl et al. 1995). Folgende Frage resultiert: Wie groß darf die Einengung des Beatmungsquerschnitts im Jet-Laryngoskop sein? Eine Jet-Ventilation kann durchgeführt werden, wenn folgender Algorithmus beachtet wird: 4 Messung und Registrierung des Atemwegsdrucks im Jet-Laryngoskop vor dem Einbringen jeglicher Instrumente. 4 Einbringen der Instrumente, die eine Gasabflussbehinderung verursachen können. Für den Fall, dass es nun zu einem Anstieg des Atemwegsdrucks kommt, muss 4 der Jet-Abstrahldruck derart reduziert werden, bis der erhöhte Atemwegsdruck dem Beatmungsdruck entspricht, der vor dem Einführen des Instrumentariums bestand. Wird das beschriebene Vorgehen gewählt, kann auch bei
größeren Querschnittseinengungen eine Jet-Beatmung sicher durchgeführt werden. Ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg ist auch hier die fortlaufende Kommunikation zwischen Anästhesist und Operateur mit gegenseitiger Rücksichtnahme für die Probleme des Anderen.
. Abb. 15.12 Beatmung mit supraglottischer Jet-Ventilation bei Therapie einer ausgeprägten subglottischen Stenose. In diesem Falle wäre eine infraglottische Jet-Kathetertechnik nicht möglich, ja auch falsch gewesen
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Kapitel 15 · Jet-Ventilation beim schwierigen Atemweg
den, damit hinter der Stenose ein ausreichender Druck mit ausreichendem Tidalvolumen erzielt werden kann. Da der Druck hinter der Stenose nicht gemessen werden kann, ist es notwendig, klinisch die Hebung während der Inspiration und die Senkung des Thorax während der Exspiration zu beobachten.
Der unerwartet schwierige Atemweg »cannot intubate – cannot ventilate«
. Abb. 15.13 Ausgeprägte tumorbedingte Stenose. Im Bereich der hinteren Kommissur findet sich ein Restlumen, über das die Spontanatmung des Patienten gerade noch möglich war. Die Beatmung des Patienten erfolgt über das Restlumen mittels supraglottischer Jet-Ventilation. Eine infraglottische Katheter-Jet-Ventilation wäre nicht durchführbar gewesen
Kontraindikationen Nichteinstellbarkeit des Jet-
Laryngoskops, extreme Adipositas, schwere Lungenfunktionsstörung, bereits präoperativ bestehende deutliche Einschränkung des pulmonalen Gasaustauschs, Blutungen, Nichtnüchternheit. Komplikationen Insuffiziente Oxygenierung, Hyperkapnie, Austrocknung der laryngealen und trachealen Schleimhaut bei länger dauernden Eingriffen, wenn keine Befeuchtung verwendet wird.
Beatmungstechnisches Vorgehen
15
Siehe folgende Übersicht. Ventilationseinstellung bei Stenose und supraglottischer Jet-Ventilation 4 4 4 4
Inspirationszeit: Exspirationszeit: Abstrahldruck: Beatmungsfrequenzen:
lang kurz hoch höher
Schlussfolgerungen Bei laryngealen Stenosen ist es bei Anwendung der supraglottischen Jet-Ventilation notwendig, einen höheren Arbeitsdruck des Respirators zu verwen-
Die klinische Situation »cannot intubate – cannot ventilate« beschreibt eine Form des schwierigen Atemwegs, bei der der Patient weder ausreichend mit der Maske oder supraglottischen Atemwegshilfen beatmet noch intubiert werden kann. Die Ursache ist eine auf supraglottischer oder auf Glottisebene bestehende Atemwegsobstruktion. Die Inzidenz wird mit 0,01–2,0 pro 10.000 Intubationen angegeben (Henschke et al. 2006). Es handelt sich dabei um eine lebensbedrohliche Situation, deren Gefahr darin besteht, dass es aufgrund der Unmöglichkeit jeglicher Beatmung zur Hypoxie des Patienten kommen kann und als weitere Folge kardiales Versagen droht (Lacqiere u. Heard 2009). Daher ist der raschen Oxygenierung des Patienten Priorität einzuräumen. Die in dieser Situation in Frage kommende Krikothyroidotomie ist ein Notfallverfahren, um den Atemweg im Falle einer Verengung oberhalb der Stimmbandebene sicherstellen zu können. Sie kann als temporäres lebensrettendes Verfahren angesehen werden, als letzter Schritt der Möglichkeiten im Management des schwierigen Atemwegs. Fast alle Algorithmen weisen für die schwierigste Situation des Atemwegsmanagements, »cannot intubate – cannot ventilate« auf diese Möglichkeiten der transtrachealen Sauerstoffapplikation hin. Die Krikothyroidotomie kann unter Verwendung zweier Techniken durchgeführt werden: Prinzipiell ist eine »Nadelkrikothyroidotomie« oder eine »chirurgische Krikothyroidotomie« möglich. Unter Umständen kann eine »Nadelkrikothyroidotomie« schneller zu bewerkstelligen sein als ein chirurgisches Vorgehen. So vertritt der Autor die Meinung, dass bei Kindern bis zum präpubertären Alter aufgrund der anatomischen Lokalsituation der Nadelkrikothyroidoto-
143 Literatur
mie mit Jet-Ventilation gegenüber der chirurgischen Krikothyroidotomie der Vorzug gegeben werden sollte. Voraussetzung für die Anwendung sind jedoch genaue Kenntnis und die Differentialindikationen der jeweiligen Methode (7 Kap. 7, »Koniotomie, eine lebensrettende Notfallmaßnahme«).
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16 Anästhesiologische und beatmungsmedizinische Besonderheiten bei perkutanen dilatativen Tracheotomien A. Nowak, E. Klemm, W. Heller
Allgemeine Aspekte
– 146
Beatmung mit intermittierender Überdruckbeatmung (IPPV) zur Durchführung der PDT unter fiberoptischer Kontrolle über den Beatmungstubus – 147 Superponierte Hochfrequenz-Jet-Ventilation (SHFJV®) als Beatmungsstrategie zur Durchführung der PDT mit endoskopischer Kontrolle über das Tracheotomie-Endoskop Pneumothorax
– 152
Medikolegale Hinweise
– 153
Ergebnisse experimenteller und computerbasierter Simulationen – 154 Zusammenfassung Literatur
– 158
– 158
E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_16, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
– 148
146
Kapitel 16 · Anästhesiologische und beatmungsmedizinische Besonderheiten bei perkutanen dilatativen Tracheotomien
Allgemeine Aspekte
16
Bei der Atemwegsicherung respiratorisch insuffizienter Patienten zur Vorbereitung einer Tracheotomie in der Intensivmedizin stellen nach wie vor die endotracheale Intubation und eine kontrollierte Beatmungsform den Standard dar. Die aus der laryngotrachealen Chirurgie bekannte Situation einer engen räumlichen Beziehung zwischen Operationsgebiet und Luftweg des Patienten gilt in besonderem Maße auch für die perkutane dilatative Tracheotomie. Durch die bei der Punktionstracheotomie geforderte sichere anatomische Identifikation von Ringknorpel und Trachealspangen im Verlauf der Trachea wird bei der Verwendung von Trachealtuben die Einführung eines flexiblen Endoskops in den Beatmungstubus zur fiberoptischen Kontrolle des Eingriffs erforderlich (Meiniger et al. 2011). Dabei kann bei ungünstigen Größenverhältnissen von Tubus und Endoskop die Situation entstehen, dass flexible Endoskope das Lumen des Endotrachealtubus so einengen, dass der Tracheotomievorgang zur Optimierung der Beatmung wiederholt unterbrochen werden muss (. Tabelle 16.1; Reilly et al. 1995). Die tracheale Lumenreduktion durch den Dilatator, die Kompression der Trachea und das Entweichen von Atemgasen während der verschiedenen Schritte der PDT bedeuten ein zusätzliches Risiko im Sinne von Sauerstoffmangelzuständen und CO2-Retentionen. Neben der anatomisch bestehenden Möglichkeit zur direkten Punktion der Pleurahöhle und Verletzungen der Trachealwand mit der Entwicklung eines Pneumomediastinums (Fikkers et al. 2004) ist die zunehmende pulmonale Retention des Atemgases bei Behinderung der Expiration durch die das Lumen des Beatmungstubus einengende Fiberoptik ein möglicher Mechanismus für die Entstehung von Pneumothoraces bei PDT. Bei der Verwendung von flexiblen Endoskopen zur Kontrolle der PDT kön-
nen Situationen entstehen, die einem zu fordernden gesicherten und offenen Atemweg nicht entsprechen, was insbesondere bei respiratorisch insuffizienten Patienten problematisch werden kann. Die ideale Beatmungsform während des operativen Eingriffs PDT sollte einerseits die sichere und suffiziente Oxygenierung und Ventilation des Intensivpatienten ermöglichen, andererseits ist die permanente endoskopische Kontrolle des operativen Vorgehens zu gewährleisten, ohne das beim Management von Notsituationen behindernde zeitliche Limitierungen entstehen. Diese Forderungen können durch die Verwendung von intermittierender Überdruckbeatmung (IPPV) über einen Beatmungstubus mit fiberoptischer Kontrolle bei PDT nicht vollständig erfüllt werden. Mit dem propagierten Rückzug des Tubus in die Glottisebene während der fiberoptisch kontrollierten PDT wird darüber hinaus der sichere Atemweg aufgegeben. Der infolge dieses Rückzugmanövers möglicherweise auftretende Verlust des Atemwegs durch Dislokation des Beatmungstubus während des Vorgangs der perkutanen Tracheotomie stellt immer eine gefahrvolle Situation dar. Ein solches Ereignis ist in bis zu 7,4% aller perkutanen Tracheotomien zu beobachten (7 Kap. 9). Die ideale Beatmungsform für die PDT muss gewährleisten: 4 Sichere und unterbrechungsfreie Oxygenierung und Ventilation des Intensivpatienten 4 Permanente und übersichtliche endoskopische Kontrolle des operativen Vorgehens 4 Keine zeitlichen Limitierungen beim Auftreten von Notsituationen 4 Freien trachealen Zugang zum OP-Gebiet 4 Verhinderung der Aspiration von Blut oder Gewebeteilen
. Tabelle 16.1 Lumenreduktion von Beatmungstuben bei endoluminaler Einführung von flexiblen 6 mm-Endoskopen Tubusinnendurchmesser [mm]
7,0
7,5
8,0
8,5
Verbleibendes Lumen nach Einführung einer 6-mm-Fiberoptik [%]
25,5
36
44
50
Entsprechendes Restlumen des Tubus in Bezug auf den Innendurchmesser [mm]
3,6
4,5
5,3
6,0
147 Beatmung mit intermittierender Überdruckbeatmung (IPPV) zur Durchführung der PDT
16
Beatmung mit intermittierender Überdruckbeatmung (IPPV) zur Durchführung der PDT unter fiberoptischer Kontrolle über den Beatmungstubus Die PDT beim Intensivpatienten ist in Allgemeinanästhesie mit Relaxation zur Vermeidung von Hustenstößen durchzuführen (Meiniger et al. 2011). Das intensivmedizinische Monitoring ist dabei aufrecht zu erhalten. Bloße Analgosedierung ist keine Allgemeinanästhesie. Obwohl auf die Einhaltung einer 6-stündigen präoperativen Nahrungskarenz zu achten ist, kann aufgrund der bei Intensivpatienten häufig gestörten gastrointestinalen Passage die Anlage einer Magensonde in Erwägung gezogen werden. Zur Durchführung der PDT ist eine Allgemeinanästhesie erforderlich.
Nach der Reklination des Kopfes wird der Beatmungstubus, unter Einstellung der Glottisebene in direkter Laryngoskopie, in den Stimmbandbereich zurückgezogen. In dieser Position werden Beatmungstubus und Kopf des Patienten fixiert (. Abb. 16.1). Unkontrollierte Bewegungen des Patientenkopfes können zum Verlust des Atemwegs durch Herausgleiten des Tubus aus der Stimmbandebene führen. Die Einstellungen der Druckgrenzen und Alarme des Beatmungsgerätes sind so vorzunehmen, dass die teilweise Verlegung des Beatmungstubus durch die Fiberoptik Berücksichtigung findet. Durch die in den Tubus eingeführte Fiberoptik entstehende Resistance werden die am Beatmungsgerät gemessenen inspiratorischen Drücke gesteigert. Diese entsprechen jedoch nicht den dabei entstehenden intrapulmonalen Drücken. Die poststenotischen intrapulmonalen Beatmungsdrücke sind in Abhängigkeit der Größenverhältnisse von Tubus und Bronchoskop bestenfalls abschätzbar. Ab einem Beatmungsdruck von 30 mbar ist erfahrungsgemäß verstärkt mit dem Auftreten von Leckagen am intraoder supraglottisch positionierten Tubus zu rechnen. Auf die Einstellung einer geringeren Atemfrequenz und eines an die akzidentelle Obstruktion des Tubus angepassten I:E-Verhältnisses mit verlänger-
. Abb. 16.1 Für die Durchführung der fiberoptisch kontrollierten PDT muss der Beatmungstubus in die Stimmbandebene zurückgezogen werden
ter Exspirationszeit ist in Verbindung mit dem Monitoring der Druck- und Flowkurven am Beatmungsgerät bei eingeführter Fiberoptik zu achten. Die Schwierigkeit besteht dabei in der Aufrechterhaltung des erforderlichen Atemminutenvolumens. Bei volumenkontrollierter Beatmung sind einer Erhöhung der Atemfrequenz mit dem Ziel der Steigerung des Atemminutenvolumens durch die resultierende Steigerung des auto-PEEP Grenzen gesetzt. Sind Absaugmanöver über die Fiberoptik erforderlich, wird Atemgas aus den Atemwegen des Patienten entfernt. In Abhängigkeit vom Atemzyklus des Patienten kann sich dadurch das Atemzeitvolumen zusätzlich verringern. Beispiel Allgemeinanästhesie zur PDT 4 4 4 4 4
Remifentanil 0,2–0,5 μg/kg/min i.v. Propofol 3,5–5 mg/kg/min i.v. Cisatracurium 0,1 mg/kg i.v. FiO2 = 1,0 Volumenkontrollierte oder druckregulierte volumenkontrollierte Beatmung 4 Beachtung und Einstellung der Druckgrenzen am Beatmungsgerät
148
Kapitel 16 · Anästhesiologische und beatmungsmedizinische Besonderheiten bei perkutanen dilatativen Tracheotomien
. Abb. 16.2 Bei Durchführung der starr-endoskopisch kontrollierten PDT können verschiedene Beatmungsverfahren (manuelle Beatmung, maschinelle IPPV, HFJV, SHFJV) angewendet werden
Superponierte Hochfrequenz-JetVentilation (SHFJV®) als Beatmungsstrategie zur Durchführung der PDT mit endoskopischer Kontrolle über das Tracheotomie-Endoskop
16
Im anästhesiologischen Vorgehen bei Atemwegsobstruktionen infolge hochgradiger laryngealer oder trachealer Stenosen haben sich Beatmungsformen etabliert, die auf die beatmungsmedizinischen Gegebenheiten bei der PDT übertragbar sind. Die Anwendung der Superponierten Hochfrequenz-Jet-Ventilation (SHFJV®) in Verbindung mit dem Tracheotomie-Endoskop bietet auch beim durch Instrumente oder Dilatatoren artifiziell obstruierten Atemweg komfortable Möglichkeiten für Oxygenierung und Ventilation. Während es nach unserer klinischen Erfahrung bei Patienten mit reduzierter pulmonaler Compliance (z. B. Adipositas, restriktive Lungenerkrankungen) und bei Anwendung alleiniger Hochfrequenzjetventilation (HFJV) mit Jet-Frequenzen >5 Hz zur CO2-Retention kommen kann, stellt die SHFJV® die für die PDT geeignetere Form der Jetventilation dar (Nowak u. Klemm 2011).
Wirkungsweise der SHFJV® Die SHFJV® ist eine pulsatile Beatmung auf zwei unterschiedlichen Druckplateaus. Niederfrequente Jet-Ventilation und hochfrequente Jet-Ventilation werden dabei überlagert – superponiert. Der hochfrequente Gasstrom erzeugt ein exspiratorisches Druckplateau und verzögert durch die, dem normofrequenten Jetstrom entgegengesetzte Strömung dessen Abatmung. Daraus resultiert eine Erhöhung des endinspiratorischen Druckplateaus und es kommt zu einer Vergrößerung des Tidalvolumens. Die Superposition des hochfrequenten und des niederfrequenten Anteils der Gasströmung führt zur besseren pulmonalen Volumenfüllung in der Inspiration bei erhaltener Volumenfüllung während der Exspiration (Schragl et al. 1994). Die prästenotische Applikation der SHFJV® verhindert die Entstehung eines Barotraumas, da der poststenotische Atemwegsdruck immer geringer ist als der Atemwegsdruck vor der Stenose. Im Gegensatz zu manuell durchgeführten Formen der Jet-Ventilation verringert sich die Gefahr des Barotraumas zusätzlich bei der Anwendung von modernen Jet-Ventilatoren, die im Fall der Überschreitung eingestellter Druck-
Superponierte Hochfrequenz-Jet-Ventilation (SHFJV®) als Beatmungsstrategie
149
16
. Abb. 16.3 Multimode Jetventilator TwinStreamTM und Tracheotomie-Endoskop (Carl Reiner GmbH, Wien). (Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Fa. Carl Reiner GmbH)
grenzen zur automatischen Abschaltung des Jets führen (Cook u. Alexander 2008). Die bei der Hochfrequenz-Jet-Ventilation zwischen Endoskop und Trachealwand entstehende kontinuierliche Rückströmung des Atemgases aus der Lunge verhindert die Aspiration und Verschleppung von Sekret und Gewebeteilen in die tieferen Atemwege (Klemm et al. 2010).
Gerätetechnik für SHFJV® Für den Einsatz der SHFJV® mit dem TracheotomieEndoskop wird ein spezieller Jet-Ventilator – TwinStream™ – verwendet. Der Multimode-Jet-Ventilator TwinStream™ ist ein mikroprozessorgesteuertes JetBeatmungsgerät und besteht aus zwei getrennt oder simultan arbeitenden Beatmungsteilen. Die Jet-Impulse werden nach den eingestellten Parametern durch schnell reagierende Ventile über Jet-Düsen freigegeben. Bei der superponierten HochfrequenzJet-Ventilation (SHFJV®) werden synchron normofrequente und hochfrequente Jet-Ventilation über weite Frequenzbereiche ermöglicht. Zusätzlich gewährleistet dieses Jet-Beatmungsgerät eine simultane Beatmung auf zwei unterschiedlichen Druckniveaus. Sowohl die Höhe der Arbeitsdrücke als auch Inspirations- und Exspirationsdauer sind frei wählbar. Dadurch sind Oxygenierung und CO2-Elimination pa-
tientenadaptiert steuerbar. Messungen am Lungenmodell zeigen, dass durch die Kombination von nieder- und hochfrequenter Jet-Beatmung auch bei eingeschränkter pulmonaler Compliance ausreichende effektive Atemhubvolumina erreicht werden können. Mit Jet-Ventilatoren, die über nur eine Frequenz verfügen, ist ein suffizienter Gasaustausch im offenen System gerade bei Patienten mit eingeschränkter Lungenfunktion oft nur begrenzt möglich. Bei alleiniger Hochfrequenz-Jet-Ventilation dieser Patienten besteht die Wahl zwischen einem Beatmungsmustermuster mit geringer Jet-Frequenz und ausreichender CO2-Elimination auf Kosten der Oxygenierung, oder einem hochfrequenten Beatmungsmuster mit guter Oxygenierung jedoch mit raschem Anstieg des paCO2. Neben der Messung der Gaskonzentrationen (O2 und CO2) im Atemweg ermöglichen moderne Jet-Ventilatoren die Messung von Atemwegsdrücken (Pausendruck, Spitzendruck). Eine Überschreitung des eingestellten Spitzendrucks führt zur automatischen Abschaltung des Jets. Pulmonale Barotraumen werden auf diese Weise vermieden.
Beatmungsparameter Sauerstoffkonzentration Der aus den Jet-Düsen austretende Gasstrom reißt Gaspartikel aus der Umgebung mit und verursacht
150
Kapitel 16 · Anästhesiologische und beatmungsmedizinische Besonderheiten bei perkutanen dilatativen Tracheotomien
. Tabelle 16.2 Einfluss der Beatmungsparameter auf die Blutgaswerte bei SHFJV
FiOjet
pNF
pHF
fNF
fHF
paO2-Steigerung
↑
↑
↑
=
↑
paCO2-Senkung
=
↑
=
↑
↓
das sog. Entrainment. Die in der Trachea resultierende Sauerstoffkonzentration (FiO2) ist deshalb geringer als die am Jet-Ventilator eingestellte Sauerstoffkonzentration (FjetO2). Das Entrainment der Umgebungsluft bewirkt je nach Geräteeinstellung eine Verminderung der FiO2 um bis zu 20%. Die Verwendung von SHFJV® reduziert dieses Phänomen.
Beatmungsfrequenz
16
Bei alleiniger HFJV wird durch einen mit zunehmender Frequenz ansteigenden Anteil nichtkonvektiver Mechanismen über einen breiten Frequenzbereich (ca. 1,5–5 Hz) der Gasaustausch aufrechterhalten (Biro u. Wiedemann 1999). Dieses Phänomen ist von Resonanzfrequenzen vom Thorax, aber auch Abdomen abhängig (Lin et al. 1990) und hat ein Optimum zwischen 1,5 und 2,5 Hz (Calkins et al. 1987; Young 1989). Ab einer Jet-Frequenz von mehr als 5 Hz nimmt die CO2-Elimination bei alleiniger HFJV deutlich ab. Höhere Jet-Frequenzen >5 Hz können jedoch zur Aufrechterhaltung eines bestimmten PEEP erforderlich werden. Durch die Steigerung der Jet-Frequenz entsteht eine Verschiebung der Atemexkursionen in eine tiefere Inspirationslage. Ein positiver endexspiratorischer Atemwegsdruck (»intrinsic PEEP«) entsteht. Der niederfrequente Anteil der SHFJV® sorgt in dieser
Situation einerseits durch die Schaffung von zwei sich abwechselnden Beatmungsniveaus als auch über eine Verstärkung des Entrainments und dadurch erfolgte Anhebung der effektiven Tidalvolumina für die erforderliche CO2-Elimination.
Arbeitsdruck Zentrale Gasversorgungssysteme stehen unter einem Druck von ca. 4,5–5 bar. Die vom Jet-Ventilator vorgenommene Reduzierung dieses Drucks ergibt den Arbeitsdruck. Daraus wird ersichtlich, dass durch den Jet-Ventilator höchstens derjenige Druck bereitgestellt werden kann, der in der primären Gasquelle vorhanden ist. Bei der Anwendung des Tracheotomie-Endoskops ergeben sich unter Berücksichtigung der eingeschränkten pulmonalen Compliance der Intensivpatienten Arbeitsdrücke von 0,8–2,0 bar. Entsprechend der allgemeinen Gasgleichung (p × V × T–1 = konstant) ergibt sich eine weitere Reduktion des Drucks der beim Jet applizierten Gasportion unmittelbar nach Verlassen der Jet-Düse im Atemweg des Patienten um den Faktor 10–3 in physiologische Bereiche (Millibar). Schlanke Patienten benötigen eher niedrigere Arbeitsdrücke um 0,8–1,5 bar, während adipöse Patienten und solche mit COPD oder geringer pulmonaler Compliance mitunter Arbeitsdrücke bis ca. 2,0 bar erfordern.
. Abb. 16.4 Auswirkung von NF und HF auf Oxigenierung und Ventilation bei alleiniger Applikation. (Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Fa. Carl Reiner GmbH)
Superponierte Hochfrequenz-Jet-Ventilation (SHFJV®) als Beatmungsstrategie
151
16
4 4 4 4
. Abb. 16.5 Die Überlagerung von NF- und HF-Anteil der SHFJV verbessert die Ventilation unter Beibehaltung der Vorteile der HF-Jet-Beatmung für die Oxygenierung. (Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Fa. Carl Reiner GmbH)
PjetHF = 1,5–2,0 bar; pjetNF = 1,0–1,5 bar fHF = 400–600 min–1; fNF = 8–15 min–1 I:EHF = 1:1,5; I:ENF = 1:1 Obere Alarmgrenze: 30 mbar (Abschaltdruck); untere Alarmgrenze: 5 mbar 4 Einstellung der FjetO2 = 1,0 4 Kontrolle der Effektivität der Ventilation und Oxygenierung durch integrierte ETCO2-Messung bzw. Messung der SpO2 im Rahmen des anästhesiologischen Standardmonitorings während der PDT
I:E-Verhältnis Wie bei konventionellen Beatmungsgeräten wird auch bei der Jet-Ventilation aufgrund der passiven Ausatmung das I:E-Verhältnis über die Inspirationsdauer (ID) definiert. Die Inspirationsdauer wird als die Öffnungszeit des Jet-Ventils im Verhältnis zum Zeitabstand zwischen 2 Beatmungsimpulsen beschrieben. Wird die ID verlängert, vergrößert sich das in den Atemweg applizierte Gasvolumen, und Oxygenierung sowie CO2-Elimination werden verbessert (MacIntyre 2001). Der Einfluss der Inspirationsdauer auf den Gasaustausch ist frequenzabhängig und durch Wechselwirkungen mit anderen Parametern der Jet-Ventilation gekennzeichnet. Mit zunehmender Jet-Frequenz ist die Verkürzung der zur Verfügung stehenden Exspirationszeit zu beachten, was je nach Gerätekonfiguration die Einstellung einer längeren Inspirationsdauer als nicht mehr sinnvoll erscheinen lässt. In der Regel wird deshalb ein I:E-Verhältnis von 1:1 bis 1:1,5 verwendet. Beispiel Einstellung der SHFJV am Jetventilator TwinStreamTM (Carl Reiner GmbH, Wien) 4 Wahl des Bronchoskopiemodus (BRO) 4 Eingabe des Patientengewichts 4 Überprüfung der vorgeschlagenen Arbeitsdrücke, Frequenzen und I:E-Verhältnisse für jeweils den hochfrequenten und den niederfrequenten Anteil der Jetbeatmung 6
Monitoring Neben dem Standardmonitoring des Intensivpatienten, das neben üblichen Kreislaufparametern in den meisten Fällen umfassende Möglichkeiten zur Überwachung von Oxygenierung und Ventilation bietet, haben moderne Jet-Ventilatoren die Möglichkeit einer Kapnographie. Zur Messung des paCO2-Status kann ebenfalls die transkutane Blutgasmessung angewendet werden. Bei der Kapnographie bestehen die gegenwärtigen Einschränkungen in der Trägheit der Seitenstrommessung. Diese Trägheit sorgt dafür, dass nur bei normofrequenter Jet-Beatmung oder während Beatmungsunterbrechungen ein quantitativ brauchbares ETCO2-Signal messbar ist. Die transkutane Blutgasmessung ist unabhängig von der Atemfrequenz. Ihr Nachteil liegt in der komplizierteren Handhabung und ebenfalls in der Trägheit der Anzeige gegenüber dem aktuellen arteriellen PaCO2-Wert. Das Monitoring des Jet-Ventilators erfasst FjetO2, Arbeitsdrücke und Atemwegsdruck (Paw) kontinuierlich. Die Drucküberwachung des Atemwegs erfolgt über eine vom Beatmungszyklus unabhängige kontinuierliche Paw-Messung am distalen Ende des Endoskops. Die Überschreitung der eingestellten Spitzendrücke wird auf diese Weise und mit Hilfe einer automatischen Abschaltung der Beatmung zuverlässig verhindert. Gerade bei intensivmedizinisch beatmeten Patienten ist die simultan mögliche Überwachung und Steuerung des PEEP, der unweigerlich bei SHFJV® entsteht, ebenso von Vorteil.
152
Kapitel 16 · Anästhesiologische und beatmungsmedizinische Besonderheiten bei perkutanen dilatativen Tracheotomien
Für die Applikation der Jet-Ventilation zur PDT ist das Tracheotomie-Endoskop so auszurichten, dass die Bifurkation bzw. die Tiefe der Trachea für den endoskopierenden Arzt sichtbar ist.
Kontraindikationen
Komplikationen
Wenn die Sauerstoffsättigung des Patienten fällt, sollten zuerst die Hochfrequenz, danach die beiden Abstrahldrücke der SHFJV® gesteigert werden (FiO2 = 1,0). Mit der Steigerung des Arbeitsdrucks wird der Atemwegsdruck (Paw) und damit das Tidalvolumen (Vt) angehoben. Die Verlängerung der Inspirationsdauer kann durch intraalveoläre Druckerhöhung die Oxygenierung verbessern. Ohnehin muss bei Patienten mit pulmonalen Funktionseinschränkungen und bei Durchführung der PDT die FjetO2 zunächst auf 1,0 eingestellt werden.
Gasaustausch
Aspiration
Im Verlauf der PDT müssen die Einstellungen des Jet-Ventilators selbstverständlich überwacht, den Verhältnissen des Patienten und dem veränderlichen Verlauf von PaO2 und PaCO2 angepasst werden. Bei permanent guter Sauerstoffsättigung können geringere FjetO2-Einstellungen als 1,0 am JetRespirator eingestellt werden. Bei während der PDT auftretenden Hyperkapnien muss nach pulmonalen und eingriffsbedingten Ursachen gefahndet werden. Bei adipösen Patienten wird zuerst die Frequenz des niederfrequenten Jets erhöht, beim COPD-Patienten wird in diesem Fall zuerst der Abstrahldruck des niederfrequenten Jets gesteigert. Steigerungen des Arbeitsdrucks dürfen nur unter Kontrolle des intratrachealen Drucks vorgenommen werden. Je niedriger die Hochfrequenz eingestellt wird (gilt für fHF <500 min–1) umso mehr CO2 wird abgeatmet. Bei Obstruktionen bzw. Abstrombehinderungen infolge von in die Atemwege eingeführten Instrumenten, wird diese Situation durch die kollegiale Absprache zwischen Operateur und Beatmungsmediziner immer behebbar sein. Hypoxämie und Probleme mit der Oxygenierung sind lebensbedrohend. Folgende Ursachen für arterielle Hypoxämie sind möglich (Biro und Wiedemann 1999):
Das Vorhandensein eines Lecks für den kontinuierlichen Abstrom der Atemgase ist für die Durchführung jeder Art von Jet-Ventilation obligat. Die Frequenz der Jet-Ventilation gewinnt dadurch Bedeutung in Hinblick auf den Aspirationsschutz. Ab Jet-Frequenzen von ca. 100 min–1 kommt es zu einem kontinuierlichen Gasaustritt aus den Atemwegen (Biro u. Wiedemann 1999). Mit der Aufrechterhaltung der Jet-Ventilation wird durch den kontinuierlichen Rückstrom der Atemgase das Eindringen von Regurgitat, Blut oder Sekreten in die anatomisch offenen jedoch hinsichtlich einer Aspiration funktionell nicht offenen Atemwege verhindert.
Die absolute Kontraindikation der SHFJV®, wie jeder Jet-Ventilation, ist die hochgradige Behinderung des Gasabflusses aus den Atemwegen. Dadurch dass der Abflussweg des Atemgases mit Hilfsmitteln wie dem Endoskoprohr des TED permanent offengehalten wird, erweist sich die SHFJV® im Ablauf der PDT als ein geeignetes Beatmungsverfahren.
16
4 alveoläre Hypoventilation durch vermindertes Tidalvolumen, 4 verminderte FiO2 aufgrund Entrainment mit Raumluft, 4 Effizienzabnahme der Jet-Ventilation bei obstruktiven und/oder restriktiven Lungenerkrankungen.
Pneumothorax Die Möglichkeit der Entstehung eines Pneumothorax unter jeglicher Art von mechanischer Ventilation ist bereits aus den Anfangsjahren der klinischen Anästhesiologie bekannt. Unabhängig von den verschiedenen pathophysiologischen Mechanismen macht sich ein beginnender Pneumothorax bei beatmeten Patienten oft nur als unklare Hypoxämie oder Hypotonie klinisch bemerkbar. Wenn der Arzt nicht rechtzeitig an diese Möglichkeit denkt, wird die rettende
153 Medikolegale Hinweise
Diagnosestellung gefährlich verzögert. Aus einem Pneumothorax unter Beatmung kann sich rasch ein lebensbedrohender Spannungspneumothorax mit kardiorespiratorischem Versagen entwickeln. Diese lebensbedrohliche Komplikation muss schnell erkannt und aggressiv behandelt werden. Ein Pneumothorax kann auch bilateral auftreten!
Pneumothoraxsymptome: 4 Tachykardie 4 Hypotonie 4 Erhöhung des ZVD 4 Abnahme der pulmonalen Compliance mit konsekutiver Erhöhung der Beatmungsdrücke 4 Subkutanes Emphysem 4 Zyanose 4 Herzrhythmusstörungen Pneumothoraxdiagnose: 4 Auskultatorisch abgeschwächtes Atemgeräusch 4 Hypersonarer Klopfschall auf der betroffenen Seite 4 Röntgenthorax (cave! ventraler Pneumothorax), Sonographie Pneumothoraxtherapie in lebensbedrohlichen Situationen: Besteht der starke Verdacht auf einen Spannungspneumothorax, ist das Einstechen einer großlumigen Venenverweilkanüle medioklavikulär im zweiten Interkostalraum auf der betroffenen Seite erforderlich. Das Entweichen der unter Spannung stehenden Luft durch die Kanüle und das Verschwinden von Hypotonie, Hypoxämie und erhöhtem Beatmungsdruck liefern den Beweis für die korrekte Diagnose. Zur weiteren Behandlung des Pneumothorax ist die Einlage einer kontinuierlichen Thoraxsaugdrainage erforderlich. Die absolute Dringlichkeit der Situation beim Auftreten eines Spannungspneumothorax kann u. U. das Abwarten bis zur definitiven Diagnosestellung durch einen Röntgenthorax verbieten, sondern aufgrund der Lebensbedrohung sofortiges Handeln erfordern (s. oben).
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Medikolegale Hinweise Die Propagierung der PDT als ein einfacher, schneller, komplikationsarmer und jederzeit bettseitig durchführbarer Eingriff darf die vorherige Bereitstellung dafür erforderlicher personeller und technischer Ressourcen nicht aus dem Blickfeld geraten lassen. Die Tatsache, dass es sich bei dieser Operation am Luftweg des Intensivpatienten um einen Eingriff mit potentiell lebensbedrohlichen Komplikationen handelt, lässt Mindestforderungen an Struktur- und Prozessvoraussetzungen unausweichlich werden. Die PDT ist kein Notfalleingriff. Vor Beginn der PDT beim respiratorisch und kardiozirkulatorisch stabilen Patienten ist eine Allgemeinanästhesie mit dazugehörigem Intensivmonitoring und Relaxation zur Vermeidung von reflektorischen Hustenstößen zu etablieren. Die Beatmung erfolgt mit reinem Sauerstoff (FiO2 = 1,0). Anschließend erfolgt die Visualisierung der Stimmbandebene mit direkter Laryngoskopie. Ergibt dieses Prozedere oder die Anamnese des Patienten Hinweise auf einen schwierigen Atemweg, darf nur offen chirurgisch tracheotomiert werden. Die PDT ist kein Notfalleingriff. Bei schwierigem Atemweg darf keine Dilatationstracheotomie durchgeführt werden.
Es müssen alle gerätetechnischen und personellen Voraussetzungen in Reichweite sein, um bei Verlust des Atemwegs durch die sofortige Reintubation sichere Verhältnisse schaffen zu können. Ebenso ist sicherzustellen, dass bei Störungen der Vitalfunktionen jederzeit die medikamentöse oder mechanische Therapie bis hin zur kardiopulmonalen Reanimation gemäß den geltenden Leitlinien durchgeführt werden kann. Auch ist jederzeit die therapeutische Interventionsmöglichkeit im Sinne von Volumenbzw. Vasopressorgabe zu gewährleisten. Die Qualifikation des ärztlichen und nichtärztlichen Personals, das an der Durchführung der PDT, der Vertiefung der Analgosedierung zur Allgemeinanästhesie und deren Überwachung beteiligt ist, muss durch entsprechende Aus- und Weiterbildung sowie regelmäßige Fortbildungen sichergestellt werden. Sowohl
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Kapitel 16 · Anästhesiologische und beatmungsmedizinische Besonderheiten bei perkutanen dilatativen Tracheotomien
der endoskopierende als auch der die Punktion, Dilatation und Insertion der Trachealkanüle ausführende Arzt sind während der PDT nicht uneingeschränkt in der Lage, die Vitalfunktionen des Intensivpatienten im gebotenen Maße zu überwachen und zu steuern. Das gilt insbesondere beim Auftreten von Komplikationen, die aus nachvollziehbaren Gründen die ungeteilte Aufmerksamkeit für das OP-Gebiet erfordern. Aus diesem Grund muss eine weitere Person, die nicht in die Durchführung der Endoskopie und der Operation involviert ist, anwesend sein, um jederzeit die Überwachung des Patienten zu gewährleisten. Da es sich um einen Eingriff bei intensivmedizinischen Patienten handelt, ist grundsätzlich von einem erhöhten Risikoprofil auszugehen und die Überwachung und Steuerung der Vitalfunktionen durch alleinige Anwesenheit einer pflegerischen Assistenzkraft kritisch zu hinterfragen. In der Routine der meisten Intensivstationen ist es praktischerweise üblich, dass die Analgosedierung durch Pflegepersonal und nicht durch den anordnenden Arzt appliziert wird. Periinterventionell gilt dies in ähnlicher Weise für die sog. NAPS (»nurse-administered propofol sedation«) z. B. bei Prozeduren in der gastrointestinalen Endoskopie. Hierbei handelt es sich um die Injektion von Propofol durch nichtärztliches Personal, wie es z. B. in einigen Bundesstaaten der USA und der Schweiz übliches Prozedere ist. Deutsche Leitlinien unterscheiden jedoch klar zwischen Sedierung und Anästhesie. Für die Allgemeinanästhesie wird hier grundsätzlich die Anwesenheit eines Anästhesisten, der den Facharztstandard erfüllt, gefordert (Riphaus et al. 2008). Parallelnarkosen, auch im Sinne einer geteilten Aufmerksamkeit, werden vom deutschen Gesetzgeber gegenwärtig nicht gestattet. »Die Übernahme der Doppelverantwortung für Eingriff und Anästhesieverfahren durch den Operateur stellt im stationären Bereich einen unvertretbaren Anachronismus dar« (Opderbecke u. Weißauer 1989). Liegen die personellen und strukturellen Voraussetzungen für die sichere Durchführung der PDT auf der Intensivstation nicht vor, sollte der Patient im OP-Programm eingeordnet oder an eine Abteilung mit entsprechenden Voraussetzungen überwiesen werden. Die Sicherheit von Patienten und Personal muss unter Berücksichtigung ökonomischer Belange dabei vordergründige Beachtung finden.
Geplante Anästhesieverfahren mit Relaxation, wie sie für die PDT erforderlich sind, bedürfen der Hinzuziehung eines Anästhesisten oder eines intensivmedizinisch erfahrenen Arztes, der sich in ungeteilter Aufmerksamkeit der Überwachung und Steuerung der Allgemeinanästhesie und der Überwachung und Steuerung der Vitalparameter des Intensivpatienten während der Operation widmet.
Ergebnisse experimenteller und computerbasierter Simulationen Die Entwicklung von technischen Hilfsmitteln zur Sicherung der Atemwege und deren Einführung in die Praxis unterliegt heutzutage meist empirischem Vorgehen. Anatomie, Physiologie und funktionelle Aspekte der menschlichen Atmungsorgane sind gut untersucht. Weniger gut erforscht sind dagegen physikalische Grundlagen, wie die strömungsmechanischen Phänomene bei modernen und klinisch erfolgreichen Beatmungsformen. Computerbasierte Simulationen zur Analyse von Luftströmungen sind im Strömungsmaschinenbau seit vielen Jahren etabliert. In der medizinischen Forschung sind diese Methoden bisher selten anzutreffen. Mögliche Ursache dafür ist die hohe Komplexität und Variabilität des menschlichen Körpers. Die Variabilität ist hier die Norm. Speziell bei der Atmung sind viele Teilaspekte des Gastransports und die komplexe Anatomie der Atemwege zu berücksichtigen, um realistische Ergebnisse bei numerischen Simulationen zu erzielen. Das enorme Erkenntnispotential, das sich in der numerischen Simulation von Strömungsvorgängen im medizinischen Bereich verbirgt, wird bei der Untersuchung der Strömungsvorgänge des Atemgases bei Beatmung mit SHFJV® über das Tracheotomie-Endoskop deutlich. Experimentelle Untersuchungen sind dennoch unerlässlich, um die Genauigkeit der numerischen Ergebnisse zu validieren (Hörschler et al. 2006; Große et al. 2007). Beide Möglichkeiten sind nicht losgelöst voneinander zu betrachten und werden nebeneinander bei ein und derselben Aufgabenstellung angewandt.
155 Ergebnisse experimenteller und computerbasierter Simulationen
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. Abb. 16.6 Numerische Simulation zur Sichtbarmachung von Strömungen am Beispiel eines Gebäudekomplexes
Am Beispiel der Umströmung eines Gebäudekomplexes lässt sich das eindrucksvoll zeigen (. Abb. 16.6). Während ein Gebäudekomplex, z. B. ein geplanter Ambulanzneubau, in einem Windkanal im Modellmaßstab experimentell untersucht wird, erfolgt parallel dazu die Berechnung der Strömungen, z. B. mit ANSYSTM-CFX (Ansys Inc., Southpointe, Canonsburg P.A., USA). Dafür ist es notwendig, dass die der Berechnung zugrunde liegenden Gleichungssysteme (Navier-Stokes-Gleichungen) in einigen Millionen Raumpunkten aufgelöst werden. Dabei fällt auf, dass die Strömung im Nachlaufgebiet sehr gut sichtbar gemacht werden kann (s. Abb. 16.6). Die Darstellung ist eine Momentaufnahme der sich ständig verändernden Strömungsverhältnisse. Es ist aber möglich, dominante Strömungs- und Turbulenzstrukturen zu erkennen, die eine Optimierung der Anordnung der Gebäude nach bestimmten Kriterien erlaubt. Es gibt unend-
lich viele, sich permanent ändernde Strömungsstrukturen, was bedeutet, dass auch die komplizierten Gleichungssysteme zur Berechnung der chaotischen Strömungsstrukturen unendlich viele Lösungsmöglichkeiten besitzen. Vom Wissen und von der Erfahrung des Strömungsmechanikers sowie von der Qualität des Berechnungsprogramms hängt ab, wie gut sich die berechneten Ergebnisse mit denen des Experiments bzw. mit den Bedingungen der Realität in Übereinstimmung bringen lassen. Mit der Anwendung computerbasierter Darstellungs- und Simulationsmethoden auf die Strömungsverhältnisse im Tracheotomie-Endoskop (Karl Storz GmbH, Tuttlingen, Deutschland) werden die turbulenten Strömungsvorgänge mit veränderlichen Randbedingungen wie der Jet-Frequenz, dem Arbeitsdruck in der Jet-Düse und der Jet-Düsenlänge sichtbar gemacht und bewertet. Die Wir-
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Kapitel 16 · Anästhesiologische und beatmungsmedizinische Besonderheiten bei perkutanen dilatativen Tracheotomien
a
b
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c
. Abb. 16.7a–c Numerische Simulation der Strömungsgeschwindigkeiten im Tracheotomie-Endoskop im Zeitabstand von 0,001 sec
157 Ergebnisse experimenteller und computerbasierter Simulationen
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. Abb. 16.8 Berechnung der Stromlinien im Tracheotomie-Endoskop
kungsweise der SHFJV kann durch diese Sichtbarmachung strömungsmechanisch erklärt werden und Schlussfolgerungen für eine Optimierung des Endoskops unter strömungsmechanischen Gesichtspunkten können gezogen werden. Durch die parallele experimentelle Untersuchung der Strömung im Tracheotomie-Endoskop mit Rauch konnte gezeigt werden, dass beim Einsatz der SHFJV® keine eventuell mikrobiell belastete Luft aus der Lunge des Patienten in das Endoskop zurück strömt. Die Erklärung dafür ist, dass sich in Abhängigkeit der Jet-Frequenzen und in Abhängigkeit der Lokalisation der Jet-Düsen in der Umgebung bestimmte Druckverhältnisse einstellen. Die Größe der Druckdifferenz zwischen dem Inneren des Endoskops und dem Außenbereich ist für die Strömungsrichtung verantwortlich. Die Rückströmung der Ausatemluft aus der Lunge erfolgt bei der Jet-Ventilation über das verbleibende Leck zwischen Endoskop und Trachealschleimhaut. In . Abb. 16.7 sind die berechneten Ergebnisse für die Strömungsgeschwindigkeiten im Endoskop zu unterschiedlichen Zeitpunkten während der Anwendung der SHFJV® zur Beatmung dargestellt. Sie stimmen mit den Ergebnissen der experimentellen Untersuchung mittels Rauch überein. Die in der Berechnung zugrunde gelegte Jet-Frequenz der Niederfrequenz-Düse (oben) beträgt 12 min–1 und die Jet-Frequenz an der Hochfrequenz-Düse (unten) beträgt 600 min–1. Der Zeitabstand zwischen
den einzelnen Abbildungen (. Abb. 16.7a–c) beträgt 0,001 sec. Die sich an jedem Ort ständig verändernden Strömungsgeschwindigkeiten sind deutlich zu erkennen, insbesondere an der nach oben gerichteten Anschlussmöglichkeit des TracheotomieEndoskops für einfache Überdruckbeatmung (IPPV) und an der zum endoskopierenden Arzt gerichteten Öffnung des starren Rohres. Die erzeugte partielle Rückströmung an dieser Seite des Endoskops ist durch den Einströmwinkel der Jet-Strömung bedingt, die zu einer markanten Wirbelausprägung in diesem Bereich führt und an diesem Rohrende ausschließlich aus Frischluft besteht. Es ist zu erkennen, dass zu keiner Zeit Rückströmungen von der distalen, patientenseitigen Öffnung im Endoskop erfolgen, was auch durch die Darstellung der berechneten Stromlinien in . Abb. 16.8 zu bestätigen ist. Dass das Einströmen bzw. das Ansaugen von Umgebungsluft über die nach oben gerichtete Anschlussmöglichkeit für IPPV erfolgt, ist darin begründet, dass die Jet-Düsen, bezogen auf den Querschnitt dieses Anschlusses, nach der sich dort einstellenden Druckverteilung optimiert wurden. In . Abb. 16.9 ist der erreichbare Ansaugvolumenstrom in Abhängigkeit von der Lokalisation der Jet-Düsen dargestellt. Das Optimum wird bei einer Verschiebung der Düsen um 20 mm vom Ausgangspunkt erreicht und führt zu einer Zunahme des angesaugten Volumenstroms um ca. 70% gegenüber der nicht optimierten Düsenanordnung.
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Kapitel 16 · Anästhesiologische und beatmungsmedizinische Besonderheiten bei perkutanen dilatativen Tracheotomien
und optimale Bedingungen für den pulmonalen Gasaustausch bei respiratorisch insuffizienten Patienten geschaffen werden.
Zusammenfassung
. Abb. 16.9 Berechnung der Düsenposition zur Optimierung des Volumenstroms beim Tracheotomie-Endoskop
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Auf der Grundlage klinischer und experimenteller Untersuchungen (Klemm et al. 2010; Kraincuk et al. 2003) können mit der numerischen Simulation klinisch bekannte positive Effekte bei verschiedenen Beatmungsmethoden untersucht werden. So ist zum Beispiel seit längerem bekannt, dass die Hochfrequenzbeatmung bei Neugeborenen einen positiven Effekt auf den pulmonalen Gasaustausch hat und in vielen Fällen eine bessere und schonendere Behandlung darstellt als die konventionelle Beatmung (Wheeler et al. 2007). Die strömungsmechanischen Ursachen hierfür sind aber noch kaum untersucht. Das bedeutet, dass numerischen Untersuchungen für das grundsätzliche Verständnis der komplexen Strömung innerhalb der Trachea bis hinein in die zahlreichen Generationen des Bronchialbaums durchgeführt werden müssen. Dabei spielt die Analyse der durch die Jet-Ventilation ausgelösten Druckschwankungen, die in der Tiefe des Bronchialsystems in Abhängigkeit von den individuellen pathophysiologischen Gewebeeigenschaften Resonanzphänomene erzeugen, eine wichtige Rolle. Bei entsprechender Einstellung der Jet-Frequenzen können Resonanzphänomene und Frequenzüberlagerungen mit der Eigenfrequenz des Thorax entstehen, bei denen besonders große Schwingungsamplituden auftreten. Diese können zur optimalen Ausdehnung der belüfteten Alveolen führen und für ein Maximum an Gasaustauschfläche sorgen. Mit der Auswahl des geeigneten Beatmungsverfahrens können diese physikalischen Abläufe berücksichtigt
Die Anwendung der SHFJV® über das Tracheotomie-Endoskop erfüllt die Anforderungen, die an das Beatmungsverfahren für einen operativen Eingriff an der Trachea bei intensivmedizinisch behandelten Patienten zu formulieren sind. Durch optimale Sichtverhältnisse und den parallelen kontinuierlichen endoskopischen Zugang zum OP-Gebiet werden optimale Bedingungen für die sichere Durchführung der PDT geboten. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit der kontinuierlichen Beatmung des Intensivpatienten, was besonders im Falle auftretender Verzögerungen oder Komplikationen von hohem Wert ist. Durch die Anwendung des Tracheotomie-Endoskops ist ein Verlust des Atemweges während des Tracheotomievorgangs praktisch kaum möglich. Zusätzlich ist die Reintubation über das Tracheotomie-Endoskop zu jedem Zeitpunkt der PDT sicher durchführbar. Durch den bei den gebräuchlichen höheren Jet-Frequenzen entstehenden kontinuierlichen Gasstrom aus den Atemwegen ist eine Aspirationsgefahr, auch bei auftretenden Blutungen, praktisch nicht gegeben.
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16
17 Interdisziplinäre Rehabilitation tracheotomierter Patienten mit neurogenen Dysphagien (ND) aus sprachtherapeutischer Perspektive A. Scheddin
Tracheotomie und Schluckstörungen Apparative Diagnostik
– 162
– 164
Zielpfad Dekanülierung: Empfehlungen zum TK-Management bei ND – 168 Literatur
– 174
E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_17, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
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Kapitel 17 · Interdisziplinäre Rehabilitation tracheotomierter Patienten mit neurogenen Dysphagien (ND)
Das Ziel der interdisziplinären Rehabilitation tracheotomierter Patienten ist stets, Wege zur möglichst raschen und komplikationsarmen Dekanülierung zu finden, was zumeist mit der Reorganisation des Schluckaktes einhergehen muss, um mit dem Stomaverschluss eine gefahrlose orale Ernähung zu sichern. In gebotener Kürze sollen therapeutische und pflegerische Möglichkeiten auf dem Weg zum Dekanülement aufgezeigt werden, Widersprüche, Grenzen und Gefahren eingeschlossen. Verglichen mit der Situation früherer Jahrzehnte gibt es heute ein Vielfaches an Fachliteratur und sich stetig entwickelnden Leitlinien verschiedener Fachgesellschaften zu den Themenschwerpunkten »Neurogene Dysphagien«, »Tracheotomie« und »Trachealkanülen-Management«. Dennoch verbleiben zwischen theoretischen Darlegungen und klinischer sowie ambulanter Praxis Fragezeichen und Kontroversen, bedingt durch einen Mangel an Strukturierung und Homogenität, durch mangelnde Interdisziplinarität, fragmentarische Standards und falsch gewichteter Wirtschaftlichkeit. Die logopädische Praxis tracheotomierter Patienten ist zudem durch einen mangelhaften Evidenznachweis erschwert. Handlungsfreiheiten und Kompetenzen, die bisher für den beauftragten Therapeuten begrenzt sind, gilt es zu wichten und in einem interdisziplinären Netzwerk aufzubauen.
Tracheotomie und Schluckstörungen
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Dysphagien sind neben respiratorischen Indikationen die häufigste Ursache zum Verbleib eines Tracheostomas mit Trachealkanüle, insbesondere dann, wenn eine hochgradige Gefahr der Aspiration von Speichel und Sekret der oberen Luftwege vorliegt (Prosiegel 2010). Dies trifft gleichermaßen für strukturell bedingte Schluckstörungen in der HNOHeilkunde, Kieferchirurgie und bei neurogenen Dysphagien zu. Neurogene Erkrankungen, die mit einem Tracheostoma und Schluckstörungen einhergehen, benötigen ein spezifisches Management.
Epidemiologie Eine Vielzahl neurologischer Erkrankungen können zur Ausbildung von Schluckstörungen mit notwendiger Trachealkanülendauerversorgung führen, allen voran Ereignisse wie Schlaganfall und Schädel-Hirn-Traumen (Leitlinie Dysphagie der DGN 2008). Bei beiden akuten Ereignissen ist eine Inzidenz von Dysphagien größer als 50% zu beobachten. Ungefähr 25% der Dysphagien nach Schlaganfall, der ätiologisch bei weitem häufigsten Ursache, verbleiben auch über die Akutphase hinaus behandlungspflichtig, 25% der Patienten versterben und bei weiteren 25% erfolgt eine Spontanremission innerhalb der ersten zwei Wochen (Leitlinien ND und DGNK 2003). Die Inzidenz von Aspirationen in der Akutphase liegt zwischen 22 und 24% (Kidd et al. 1993; Mann et al. 2000). Bei Schlaganfallpatienten findet sich in 40–67% eine stille Aspiration, d. h. eine Aspiration ohne Initiierung von Schutzreflexen (Daniels 2000; Splaingard et al. 1988). Die Folgen einer unerkannten Dysphagie können Malnutrition, Dehydratation, Pneumonie und Erstickungsanfälle mit Todesfolge sein. Auch eine Vielzahl anderer, vor allem progredienter neurologischer Krankheitsbilder wie Morbus Parkinson oder multiple Sklerose können mit behandlungs- und tracheotomiepflichtiger Dysphagie einhergehen. Verursachende Defekte mit Aspirationsfolge können auf allen Ebenen des zentralen und peripheren Nervensystems bis hin zum muskulären Erfolgsorgan auftreten (Leitlinie ND, DGN 2008).
Der neurologische Patient Der Rehabilitationsweg für neurologisch erkrankte Patienten ist oft langwierig, sehr komplex und von schwer prognostizierbaren individuellen Verläufen geprägt. Die Therapie neurogener Dysphagien wird je nach Schweregrad durch eine Vielzahl sich überlagernder Begleitstörungen sensorischer, motorischer koordinatorischer, psychischer und neurophysiologisch-kognitiver Natur zusätzlich beeinträchtigt. Häufig ist zudem mit der Ausprägung pathologischer Tonus- und Bewegungsmuster zu rechnen. Das ZNS des neurologischen Patienten kann nicht oder nur bedingt, wie bei strukturell bedingten Schluckstörungen sonst zu erwarten, die
163 Tracheotomie und Schluckstörungen
gestörte Funktionskette kompensieren. Die Wahrnehmungsverarbeitung und Lernprozesse sind erschwert bzw. verlangsamt. Trachealkanülen, insbesondere geblockte Kanülen, sind bei aller Notwendigkeit ein weiterer Störfaktor in einem erkrankten ressourcenschwachen System. Das Stoma selbst kann eine zusätzliche Beeinträchtigung der Schluckfunktion bewirken (Prosiegel 2003). Auch bei primär schluckgesunden langzeitbeatmeten Patienten beeinflusst eine geblockte Trachealkanüle die Schluckfunktion. Schon in früheren Studien wurden Zusammenhänge zwischen Langzeitblockungen und Dysphagien nachgewiesen, wobei negative Effekte von Trachealkanülen auf den Schluckakt festgestellt wurden. In den Leitlinien zur Neurogenen Dysphagie (DGNKG 2003 und DGN 2008) wird die Häufigkeit von Dysphagien nach Langzeitbeatmung mit bis zu 80 % angegeben. Es bestehen Wechselbeziehungen zwischen Therapieerfolg und einem Tracheostoma, die bei neurologischen Rehabilitationspatienten mit besonderer Sorgfalt zu beachten sind. Das Kanülen-Management ist ein notwendiger therapeutischer Bestandteil bei der Rehabilitation von neurogenen Dysphagien.
Physiologie, Pathophysiologie und diagnostische Aspekte neurogener Dysphagien Die Schluckphasen, die eine funktionelle Trennung zwischen willkürlichen und reflektorischen Anteilen des Schluckakts vornehmen, sind: 4 orale Phase, 4 pharyngeale Phase, 4 ösophageale Phase. Es erfolgte eine »Modernisierung« dieser Bezeichnungen in Form der Differenzierung in »orale Vorbereitungsphase« und »orale Nachbereitungsphase« (Logeman 1998) sowie durch die Hinzufügung einer »präoralen Phase« durch die Begründerin der Fazio-Oralen-Trakt-Therapie F.O.T.T., Kay Coombes
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(Nusser-Müller-Busch 2004), was sich bei der Betrachtung von neurogenen Dysphagien als sinnvoll erweist. Während in der präoralen Phase die Nahrung zunächst zubereitet und eingeschätzt wird (Visus, Geruch, taktil), um sie anschließend dem Mund zuzuführen, wird sie in der oralen Phase durch das vielfältige Zusammenspiel oraler Routinen des Kiefers, der Lippen und Wangen, des Gaumensegels und der Zunge zerkleinert, eingespeichelt, zum Bolus präpariert und positioniert. Diese Vorgänge sind sensomotorisch fein abgestimmte und höchst koordinierte Prozesse. Sie laufen automatisch ab, sind aber jederzeit willentlich beeinflussbar. Ihr reibungsloser Ablauf wirkt unterstützend auf die Schluckreflextriggerung, aber auch auf den effektiven Verlauf der nachfolgenden Phasen. Etwa fünfzig meist gepaarte Muskeln sind involviert. Der Zeitpunkt der Reflexauslösung bildet den »Scheitelpunkt« der Schlucksequenz (Frank 2008). Der spontane Schluck ist ein Schutzreflex der oberen Atemwege, der die nachfolgende Reflexkette der pharyngealen Phase auslöst. Mit ihr beginnt die gefahrvollste Sequenz, die Überwindung der Schnittstelle von Atem- und Speisewegen. Zu ihrer Effizienz tragen wesentlich der posteriore Zungenpumpstoß, die Larynxhyoidmotilität (superior-anterior) mit velarem Verschluss des Nasopharynx und des Atemweges auf Larynx- und Glottisebene bei, aber auch diffizile oropharyngeale Druckverhältnisse – und das alles in einem Zeitraum von kaum einer Sekunde. Mit Passage des Bolus durch den oberen Ösophagussphinkter (OÖS) erfolgt in der ösophagealen Phase der Transport in den Magen. Neurogene Pathophysiologien des Schluckens können sich in allen Phasen manifestieren und summieren – in Form von Schwäche, Dyskoordination, Spastizität und Wahrnehmungsdefiziten. Letzteren kommt eine maßgebliche Rolle zu, da sie mit dem kritischen Versiegen schützender Reaktionen und Reflexe einhergehen. Für die qualitative und quantitative Beurteilung von Dysphagien ist die Beobachtung der Aspiration maßgeblich. Aspiration bedeutet Eindringen von Material unterhalb des Stimmlippenniveaus (Glottis), während die laryngeale Penetration den Eintritt von Material in den Kehlkopfeingang bezeichnet, ohne Überschreitung der Glottis (Prosiegel 2010). Die Aspiration ist dank moderner instrumen-
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Kapitel 17 · Interdisziplinäre Rehabilitation tracheotomierter Patienten mit neurogenen Dysphagien (ND)
teller Techniken ein objektives Diagnostik- und Outcome-Kriterium. Für ihre qualitative Erfassung und Erkennung spezifischer Pathomechanismen ist eine Klassifizierung des Aspirationsgeschehens auf drei Ebenen vorgenommen worden. Dabei wird bewertet, ob die Aspiration vor (prädeglutitiv), während (intradeglutitiv) oder nach (postdeglutitiv) dem Schluckakt stattgefunden hat. Zu jeder dieser Aspirationsformen gehört eine Nomenklatur maßgeblicher verursachender pathophysiologischer Ereignisse und Ursachen, deren spezifische Symptomatiken differentialdiagnostisch voneinander abgrenzt werden müssen. 4 Prädeglutitive Aspiration: reduzierte oder keine Schluckreflextriggerung sowie sensomotorische Probleme der oralen Vorbereitungs- und Transportphase (alle Einschränkungen, die ein pathologisches posteriores Leaking mit Penetration in den Larynx verursachen). 4 Intradeglutitive Aspiration: abgeschwächte oder inkomplette Larynxelevation mit assoziiertem inkomplettem Epiglottisschluss; verzögerter/inkompletter Glottisschluss. 4 Postdeglutitive Aspiration: pharyngeale Materialretentionen unterschiedlichster Ursache sowie pharyngeale/laryngeale Sensibilitätsdefizite mit verzögerten/ausbleibenden Schutzfunktionen.
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Im Rahmen des Dysphagiemanagements empfehlen sich folgende Diagnostikbausteine, wobei Eingangs- und Ausgangsuntersuchungen erfolgen sollten: 4 Ärztliche (neurologische) Untersuchung: 5 Verdacht bzw. Feststellung einer Dysphagie; eventuell erste Sonden- und Kanülenentscheidungen; 5 es werden bettseitige Wasserschlucktests empfohlen, wie der 50-ml-Wassertest, kombiniert mit Pulsoximetrie – die jedoch weder uneingeschränkt anwendbar sind, noch nachfolgende Diagnostikverfahren erübrigen (Prosiegel et al. 2008); 5 Verordnung logopädischer Diagnostik und Therapie. 4 Klinisch logopädische/sprachtherapeutische Diagnostik, Anamnese eingeschlossen: 5 Bewertung extra- und intraoraler Funktionalität;
5 indirekte Einschätzung pharyngealer (ösophagealer) Passagequalität. Es sollten zeitnahe Empfehlungen bzw. Maßnahmen resultieren: 4 Therapieplanung mit kompensatorisch-adaptiven Empfehlungen: 5 Ernährungsstatus/Diätetik (Schluckkostform vs. akuter Sondenlegung), 5 optimaler Kanülentyp; Maßnahmen zum Kanülenhandling/-management, 5 Kompensationstechniken/-manöver und Hilfsmitteleinsatz, 5 Einschätzung des Aspirationsrisikos. 4 Therapieform sowie Empfehlung/Einleitung weiterer Diagnostikverfahren. Logopäden/Sprachtherapeuten werden auf ärztliche Verordnung tätig, sie sind obligater Bestandteil interdisziplinärer Dysphagiediagnostik.
Apparative Diagnostik Die effektivsten Diagnostikverfahren bei erhärtetem Aspirationsverdacht sind die transnasale Endoskopie des Schluckens (FEES: »flexible endoscopic evaluation of swallowing«) und die radiologische Videofluoroskopie (VFSS: »videofluoroscopic swallowing study«). Sie ergänzen sich in ihrer Aussagekraft (Leitlinie »Neurogene Dysphagie« der DGN 2008). 4 Zur Bewertung des Schweregrades empfiehlt sich die Penetrations-Aspirationsskala (PAS) von Rosenbek et al. (1996) oder die endoskopische Schweregradeinteilung nach SchröterMorasch (2006). 4 Empfehlung der radiologischen Schweregradeinteilung nach Hanning (1995). Die Tracheobronchoskopie ist als einzige Methode, mit der Tracheotomie- und Aspirationsfolgen unmittelbar erfasst werden, unverzichtbar (Schröter-Morasch 2006). Sie sollte standardisiert bei Trachealkanülenwechseln und respiatorischen Auffälligkeiten
165 Apparative Diagnostik
und zwingend vor der Platzhalterlegung bzw. Dekanülierung zum Einsatz kommen. Bei tracheotomierten Patienten sind Färbetests von Speichel und Stimulusmaterial/Nahrung, wie der sog. »Blauschluck«, zur Eingangs- und Verlaufsdiagnostik angeraten, aber auch als Outcome-Parameter für die Therapieevaluation. Allerdings ist die Erfassbarkeit von Aspirationsereignissen nicht lückenlos. Erst deren Häufigkeit bzw. größere Bolusmengen erbringen ausreichende Objektivität (Donzelli et al. 2001, Peruzzi et al. 2001). Typische klinische Aspirationsmerkmale bei tracheotomierten Patienten sind: 4 permanente »Karchelgeräusche« in der Trachealkanüle von dünnflüssig-schaumigem Sekret trotz häufigen Absaugens, 4 Speichelaufstau oberhalb des Cuffs (subglottischer Raum) und darüber hinaus, 4 Dünnflüssiger Sekretaustritt aus dem Tracheostoma.
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Auswirkungen einer Tracheotomie auf Atemsystem und Schluckakt . Tabelle 17.1 summiert eine Reihe wichtiger Beo-
bachtungen.
Das (geblockte) Kanülensystem kann eine Vielzahl strukturell-funktioneller Störungen innerhalb des Atemschlucktrakts auslösen. Es sei betont, dass nicht jede Wirkung in gleichem Umfang oder Zeitfenster bei jedem Patienten eintritt. Es muss eine Summe individueller Ausgangsbedingungen in Rechnung gestellt werden, wobei die Ressourcen des Patienten, seine Morbidität, die Art und Schwere der Schluckstörung, vorbestehende Atemwegserkrankungen und die Compliance sehr bedeutsam sind. Engmaschige Beobachtungen sind zwingend.
. Tabelle 17.1 Auswirkungen einer Tracheotomie auf Atemsystem und Schluckakt
Symptomatik, Probleme, Gefahren durch geblockte Trachealkanülen
Bemerkungen, Studienhinweise
A) Einflüsse auf das Atemsystem 1.
Verändert die Physiologie innerhalb des Atemsystems einschließlich Atemwiderstand und Atemfrequenz (begünstigt flaches und schnelles Atemmuster)
2.
Schaltet Phonation und normales Sprechen aus Reduzierte Atemwahrnehmung und Lenkungsfähigkeit mit häufigen Problemen beim Umstellen auf physiologisches Atmen wird beobachtet.
3.
Hustenineffizienz bei geblockter Trachealkanüle Ursache/Wirkung 1: 4 Fehlen des explosiven intrathorakalen Anblasedrucks, der durch die normalerweise initiale Glottisadduktion entsteht (Valsalva-Mechanismus) 4 Patienten husten mühsam und ineffektiv; es wird nur Sekret unter- und innerhalb der Kanüle bewegt 4 Räuspern, Niesen und Expektorieren ist bei zur Kanüle umgelenkten Atemstrom unmöglich Ursache/Wirkung 2: 4 Aufgrund Atemstromumlenkung können laryngeale Penetrationen bzw. Residuen nicht erreicht werden und müssen dort verbleiben (Einflussnahme auf zunehmende Residuen im Atemtrakt oberhalb des Cuffs ist genommen) 4 Das Muster von Husten und Nachschlucken wird annulliert → . Abb. 17.2 Therapeutisch-pflegerisches Vorgehen: Kontinuierliche, individuell abgestimmte passive Reinigung der oberen Atemwege und Aktivierung des physiologischen Hustens unter Entblockung
Psychosoziale Wirkung mit Isolation sind unumstritten
Dikemann u. Kazandjian (1995) Ineffiziente Reinigung bei fehlendem Druckaufbau
166
Kapitel 17 · Interdisziplinäre Rehabilitation tracheotomierter Patienten mit neurogenen Dysphagien (ND)
. Tabelle 17.1 (Fortsetzung)
Symptomatik, Probleme, Gefahren durch geblockte Trachealkanülen 4.
17
Befeuchtung, Erwärmung, Reinigung der Atemluft ist reduziert Gefahr: Verborkungen und Verletzungen der trachealen Schleimhaut und erhöhte Infektanfälligkeit des unteren Respirationstraktes mit vermehrter Sekretproduktion und -ansammlung (zusätzliche bronchopulmonale Risiken) Ursache: Atemstromumlenkung Therapeutisch-pflegerisches Vorgehen: Qualitativ hochwertige künstliche Nasen einsetzen frühes Entblockungsmanagement standardisierte Tracheobronchoskopie Inhalationen, vor allem bei intensiver Nutzung des Stimmventils
5.
Gefahr der Atemwegverlegung 4 durch das Zusetzen der Kanüle oder der künstlichen Nase 4 führt schnell zur Verminderung der O2-Sättigung Therapeutisch-pflegerisches Vorgehen: Individuelle engmaschige Überwachung und Kanülenpflege erforderlich
6.
Gefahr struktureller Schädigungen der Trachea Ursachen: 4 ständige mechanische Reizung durch Absaugkatheder, den Cuff, die Kanülenränder, sekretbedingte Entzündungsherde und Verborkungen (Granulationen, Stenosen, Malazie, Ausbildung von Biofilmen). Enzymatische Wirkung des Speichels, Keimspektrum des oronasopharyngealen Sekrets. 4 Aspiratansammlungen, v. a. Speichel, im subglottischen Raum begünstigen die Ausbildung von Entzündungen der trachealen Schleimhaut als auch von Haut und Gewebe am Stomarand → Stenosen und Granulationen. Zusätzlich deszendierende pulmonale Infektionsgefahr. Therapeutisch-pflegerisches Vorgehen: 4 umsichtiges, standardisiertes Handling; Einsatz atraumatischer Absaugkatheder 4 Sekretmenge und Sekretverweildauer reduzieren 4 Entblockungsrate mit Reinigung der gesamten Atemwege oberhalb und unterhalb des Cuffs einhalten/erhöhen 4 Spezialkanüle, z. B. mit subglottischer Absaugung 4 Tracheostomapflege intensivieren, z. B. häufigere Verbandwechsel und ggf. Bronchoskopien 4 HNO-Überweisung; Abtragung/operative Klärung 4 Besser: Rechtzeitige Intensivierung des Managements!
7.
Ausbildung und Chronifizierung eitriger Nasennebenhöhleninfektionen (häufig) Das Sekret aus den Nasennebenhöhlen gelangt ebenfalls in darunter liegende Etagen des Atemwegs.
Bemerkungen, Studienhinweise
Dikemann u. Kazandjian (1995) Auswirkungen der Trachealkanüle auf mukoziliäre Prozesse
Fehler bei der Atemweghygiene. Bach u. Alba (1990): Folgen der Dauerblockierung Niedermann et al. (1984): Bakterielle Besiedlungen und Stomakomplikationen Law et al. (1993): Granulationsbildungen sind Komplikationen bei Langzeittracheotomie Heffner et al. (1986): Stenosen werden häufig spät bemerkt Dikemann u. Kazandjin (1995) Tracheale Malazien und Stenosen sind häufig miteinander assoziiert
Während der Blockung der TK wird der oropharyngeale Atemweg zur »stehenden Säule« mit ntsprechenden Abflussstörungen
167 Apparative Diagnostik
17
. Tabelle 17.1 (Fortsetzung)
Symptomatik, Probleme, Gefahren durch geblockte Trachealkanülen
Bemerkungen, Studienhinweise
B) Einflüsse auf Schluckfunktion und Aspirationsgeschehen 1.
Reduktion der Wahrnehmungsfähigkeit auf allen Ebenen a) Reduzierte bzw. keine Geruchs- und Geschmackssensorik mit negativer Auswirkung auf die Schlucktriggerung und physiologische orale Routinen (Bewegungsmuster/Abläufe) Ursache: Der nötige Atemstrom zu den Rezeptoren des Nervus olfactorius fehlt b) Sensibilitäts- und kinästhetische Wahrnehmungsreduktion auf oraler, pharyngealer, laryngealer und trachealer Ebene mit entsprechender Auswirkung auf: 4 die reflektorische Schutzfunktionen inkl. reduzierter Glottisadduktion → Folge: ungehemmte Aspiration in den subglottischen Raum 4 die Schlucktriggerung und -frequenz, auf orale Routinen, die Schluckkoordination und das Aspirationsausmaß Ursache: 4 Fehlender Luftstrom 4 Laryngeale Penetrationen müssen unter Blockung »geduldet« werden, Sensibilität/Schutzfunktionen erfüllen ihre Aufgabe nicht mehr, Residuen nehmen zu → möglicherweise erfolgt Adaptation der Störung. Ein Teufelskreis entsteht (. Abb. 17.2) Therapeutisch-pflegerisches Vorgehen: 4 Interdisziplinäres Entblockungs-Management mit täglicher Wiederherstellung der Atemphysiologie und der Schutzreflexe plus regelhafter penibler Hygiene der gesamten Atemwege 4 Tägliche Schlucktherapie mit basaler faziooraler Stimulation; »normale« Reize setzen. Therapeutische Mundhygiene u. a. m.
Dikeman u. Kazandjian (1995) Der Luftstrom scheint für die Aktivierung sensibler Areale bzw. Rezeptoren notwendig zu sein. Seidl (2002) Einfluss der TK auf Schlucksequenz Logemann (1998) vermutet, dass langfristige Blockung zur Desensitivierung des Larynxareals führt DeVita u. Spierer-Rundback (1990) wiesen Dysphagiesymptome bei Langzeitintubation/Tracheotomie nach ca. 20 Tagen nach; die Diskussion der Ergebnisse der Untersuchung deutete auf Muskelatrophieprozesse und laryngeale Dyskoordination durch Nichtgebrauch hin (Frank 2008). Leder et al. (1996, 1998) sowie Leder u. Ross (2000) konnten kein Korrelat zw. Kanülen an sich bzw. Kanülenverschluss nach Entblockung und Aspiration nachweisen. Sasaki et al. (1977) Glottisadduktionsfähigeit nimmt unter Langzeitblockung ab (N. laryngis superior).
2.
3.
Störungen der Atem-Schluck-Koordination d. h. Ausatmen statt Einatmen nach dem Schlucken Ursache: 4 Unphysiologisch geleiteter Atemstrom 4 evtl. geht in der physiologischen Atempause Restluft durch das Stoma bzw. die Kanüle verloren (Störung des druckgeschützten Systems) 4 evtl. zuzüglich individueller Ateminsuffizienz Veränderte Druckverhältnisse 4 Gefahr einer postdeglutitiven Aspiration im faziooralen Trakt (beeinflusst möglicherweise die Qualität der oralen und pharyngealen Passage) 4 Gestörte/veränderte intrathorakale, subglottische Druckverhältnisse. Aufgrund umgelenkter Atmung beeinträchtigte laryngeale Reflexaktivitäten (Frank 2008) 4 Veränderte Druckverhältnisse im Ösophagus (der Cuff kann den Ösophagus komprimieren, Folge ist Aufstau von Material im Hypopharynx)
Buckwalter u. Sasaki (1984), DeVita u. Spierer-Rundback (1990) Hinweis: Auch im Alter im Rahmen einer Presbyphagie oder/und durch ND können Störungen der Atem-Schluck-Koordination verursacht werden Eibling u. Gross (1996), Betts (1995) Zusammenhang zwischen erhöhtem Aspirationsrisiko und veränderten subglottischen Druckverhältnissen.
168
Kapitel 17 · Interdisziplinäre Rehabilitation tracheotomierter Patienten mit neurogenen Dysphagien (ND)
. Tabelle 17.1 (Fortsetzung)
Symptomatik, Probleme, Gefahren durch geblockte Trachealkanülen 4.
5.
Permanente Speichelaspiration trotz geblockter TK Ursache: 4 Den 100%igen Aspirationschutz durch den Cuff gibt es nicht 4 Mangelnde Cuff-Kontrolle und Materialermüdung 4 Das Dichtheitsverhalten unterschiedlicher Kanülen differiert Therapeutisch-pflegerisches Vorgehen: 4 Regelmäßige Cuff-Druck-Überwachung 4 Subglottischen Raum in kürzeren Intervallen reinigen 4 Kanülentyp wechseln, evtl. Spezialkanüle (z. B. mit subglottischer Absaugung) Mechanische Behinderung der Hyoid-Larynx-Exkursion mit möglicher assoziierter Verschlechterung des Larynxverschlusses und der OÖS-Öffnung und nachfolgender postdeglutitiver Aspiration Ursachen: 4 Blockung »hält Larynx fest«, sog. »Ankereffekt«, erst recht bei Überblockung 4 Auch bei plastischer Tracheostomatechnik (Björk-Lappen) Pflegerisch-therapeutisches Vorgehen: 4 Entblockungsintervalle nach Möglichkeit ausdehnen 4 Während der Schlucktherapie und beim Essen entblocken (cave! Ausnahmen: Beatmungspflicht) 4 Cuff-Druck-Messer nutzen
Donizelli et al. (2005) wiesen nach, dass Penetrationen und Aspirationen bei entblockter Trachealkanüle nicht begünstigt werden. Ding und Logemann (2005) ermittelten einen signifikanten Anstieg der Larynxelevation nach Entblockung. Das systematische Entblocken der Trachealkanüle ist unerlässlich; um den Zeitpunkt des Beginns der Entblockungen differieren die Meinungen.
17
Bemerkungen, Studienhinweise
Elpern et al. (1987, 1994): Kein sicherer Schutz, auch bei korrekter Blockung. Winklmaier (2007) Dichtheitsverhalten blockbarer Trachealkanülen
Bonnano (1977), Feldmann et al. (1966), Elpern et al. (1994) Logemann (1985) Beobachtung der Verfasserin, dass die mechanische Behinderung mit geringerem Ringknorpel-Trachestoma-Abstand zunimmt! Nash (1988): Hinweis auf Larynxelevationsdefizit Terk et al. (2007) konnten keinen Einfluss der TK nachweisen
Zielpfad Dekanülierung: Empfehlungen zum TK-Management bei ND Das interdisziplinäre Team Das Dysphagie- und Kanülenmanagement ist ein dynamischer Prozess und erfordert zwingend die interdisziplinäre Abstimmung und zeitnahe Kommunikation der Beteiligten, Einheitlichkeit und lückenlose Dokumentation sowie Festlegung der Verantwortlichkeiten.
Das Team setzt sich in Abhängigkeit von lokalen Gegebenheiten aus ärztlichen Fachdisziplinen (Neurologie, HNO-Heilkunde, Intensivmedizin, Chirurgie, Radiologie, Innere Medizin/Pulmologie, Hausarzt) sowie Sprachtherapeuten, Fachpflege, Medizintechnikern, Angehörigen, Diätassistenten und -köchen, Physio-/Ergotherapeuten sowie in-
169 Zielpfad Dekanülierung: Empfehlungen zum TK-Management bei ND
17
. Abb. 17.1 Multiprofessionelle Verantwortlichkeiten. *Die Körperhaltung des Patienten kann die von der Trachealkanüle beeinflussten Funktionen wie Atmung, Stimme und Schlucken, aber auch die Funktionalität der Trachealkanüle selbst modifizieren. Beim Kanülenhandling ist der Haltungshintergrund stets eine wichtige Kenngröße. Etwa 50% der Aspirationsereignisse können durch Haltungsänderungen vermieden werden (Nusser-Müller-Busch 2004; Logemann 1998)
volviertem Servicepersonal zusammen. Das vor kurzem meist noch streng abgegrenzte Aufgabenspektrum von Arzt, Schlucktherapeut und Pflege erfährt eine wachsende Annäherung, was in diesem Zusammenhang auch haftungsrechtliche Fragen aufwirft (. Abb. 17.1).
Therapieziele bei unterschiedlicher Indikation 4 Ist das Behandlungsziel die zukünftige Dekanülierung bei Restitution des Schluckakts, so sollte das mit Priorität verfolgt und einem relevanten Kostaufbau vorgezogen werden. Ablaufschema: 5 Schlucktherapie/Entblockung; dynamisches Kanülenmanagement, 5 beginnender Kostaufbau zur Evaluierung der Aspirationsfreiheit bei Gabe größerer oraler Nahrungsvolumina (Empfehlung: protokollierte Anfärbung über 5–8 Tage), 5 begleitende interdisziplinäre Atemtherapie, 5 sobald der Schluckakt aspirationsfrei ist (mit oder ohne Kompensationsstrategien und adaptiv-diätetischer Hilfen) und die Respiration einschließlich der Bronchialtoilette unbedenklich erscheinen, kann die Dekanülierung erfolgen,
5 Sich nicht rasch selbstverschließende Stomata (alle plastisch angelegten Tracheostomata), sollten zeitnah chirurgisch verschlossen werden, da der Patient durch den hohen Luftverlust keine effizienten Schutzfunktionen oder Kompensationsstrategien mehr realisieren kann (supraglottisches Schlucken verlangt z. B. postdeglutitives Räuspern), 5 individuelle Fortsetzung der Schluck- und ggf. der auch Atemtherapie mit weiterem Kostaufbau. Folgeziel kann die Entfernung der Ernährungssonde sein. 4 Ist die Oralisierung unrealistisch (z. B. bei Mehrfachbehinderung, Wachkomapatienten) kann dennoch eine Dekanülierung angestrebt werden, Voraussetzung ist die wiederhergestellte physiologische Atmung einschließlich Bronchialtoilette. 4 Zielstellungen bei langzeitbeatmeten Patienten (z. B. hohe Querschnittlähmung): 5 tägliches Entblockungs-Management mit Reinigung der Atemwege (vor allem, wenn zuvor mit geblockter Kanüle Nahrung aufgenommen wurde), 5 sukzessive Gestaltung der Bronchialtoilette unter wachsender Eigenaktivität des Patienten, 5 Erhalt der Wahrnehmungsfähigkeit und Schutzreaktionen im Schluck- und Atemtrakt,
170
Kapitel 17 · Interdisziplinäre Rehabilitation tracheotomierter Patienten mit neurogenen Dysphagien (ND)
5 Folgende Fähigkeiten müssen individuell trainiert werden: Essen unter Entblockung oder Teilentblockung bei modifizierter Beatmung, Sprechen und Räuspern unter Nutzung der »Fremdluft« und Aktivierung individueller Ressourcen (Atemtherapie); Nutzung moderner Medizintechnik (z. B. Sprechventile, die im Beatmungssystem integriert werden können), assoziiert aktiven Einsatz von Schutzfunktionen bei Wahrnehmung von Aspiration oder Penetration, individuelle Realisierung von Beatmungspausen. Eine mögliche Dekanülierung unterliegt denselben Kriterien wie unter dem ersten Punkt beschrieben.
Durchführungshinweise zum Trachealkanülen-Management
17
Das Entblockungs-Management in Kombination mit protektiver Pflege, Schlucktherapie und durchdachter Kanülenwahl ist das Kernstück auf dem Weg zur erfolgreichen Dekanülierung. Ziele sind die Wiederherstellung der Atemphysiologie (Mund-Nasen-Atmung) und die Resensitivierung von Trachea, Larynx, Pharynx, Mundhöhle sowie die Aktivierung von Schutzreflexen und Schlucktriggerung. Bereits in der Akutphase des Schlaganfalls sollte bei dysphagischen Patienten mit einer intensiven Schlucktherapie begonnen werden, so auch empfohlen in den Leitlinien Dysphagie (2008). Dieses Prinzip gilt ebenso für tracheotomierte Patienten. Das Entblockungsprozedere mit Reinigung der sub- und suprakanülären Atemwege sollte also zu den pflegerisch-therapeutischen Instrumenten der ersten Stunde zählen (Ausnahmen siehe Übersicht: Prinzipien und Arbeitsschritte).
Prinzipien und Arbeitsschritte (. Abb. 17.2) 4 Dynamische Entblockungsphasen, wobei sich das Stufenmodell bewährt: – Initial nur während der Sprachtherapie und als Reinigungsprozedere in der Pflege – Unter Aufsicht während anderer Therapien, auch mit Angehörigen – Mehrstündige Tagesabschnitte – Stets bei Wachheit 4 Therapeutisch-pflegerische Prinzipien: – Individuelle Cuff-Druck-Überwachung (ggf. stündlich), Stoma- und Kanülenpflege, Kanülenanpassung und Medizintechnik (stets informiert sein!) – Intensive Mundhygiene und Sekretmanagement mit häufiger individueller Reinigung der Atemwege (Sekretmenge und Sekretverweildauer reduzieren!) → Einsatz atraumatischer Absaugkatheter – TK-Wechsel regelhaft (3–8 Tage) – Alltagsnahe Reize bevorzugen (lutschen, lecken, saugen usw.) – Tägliche Schlucktherapie; Nutzung geprüfter Verfahren – Atem-, Stimm- und Kommunikationstraining sowie Haltungsaufbau 4 Voraussetzungen prüfen – Allgemeinzustand beachten – Freie Atemwege, pulmonale Funktion und Gasaustausch ausreichend 4 Personalsituation – Entblockungsprozedere und Schlucktherapie können von einer Person durchgeführt werden – Kombinationstherapien sind empfehlenswert – TK-Wechsel mit Assistenz 4 Befunddokumentation – Zeitnah – Stoma- und Kanülensituation – Sekretion – Qualität der exspiratorischen Mundatmung und der Nutzbarkeit des Stimmventils (STV) 6
171 Zielpfad Dekanülierung: Empfehlungen zum TK-Management bei ND
17
a
b
c
d . Abb. 17.2a–d Pathophysiologie unter Blockung und Entblockung der Trachealkanüle. a Erste Penetration und Aspiration. Selbst wenn Schutzreflexe initial einsetzten sollten, sind diese wirkungslos. Die Sensitivität und damit auch die Reizantwort versiegen mit der Zeit. Effektloser Dauerhusten wird auf diese Weise vermieden. b Sukzessives Zulaufen des oberen Atemwegs bis in die Mundhöhle; seltenes Schlucken; Aspirat schiebt sich am Stoma und am Cuff vorbei. Damit assoziiert, versiegen orale Routinen und das Schlucken. c Entblocken und paralleles endotracheales Absaugen. Bei großem Sekretvolumen initial Mund und Rachen absaugen. Auf passivem Weg, durch Absaugen, gelingt es regelhaft nicht, das gesamte Sekretvolumen zu entfernen. Deshalb den Patienten zur Aktivität auffordern, um den Prozess der sensitiven Reorganisation zu unterstützen. d Komplette Reinigung der Atemwege: Husten anregen; intermittierend mit Fingern das Stoma verschließen; je nach Effizienz der einsetzenden Patientenaktivität (Husten, Schlucken, Expektorieren) passiv unterstützen, z. B. durch orales, nasales und pharyngeales Absaugen, Triggerung- und Hustenhilfen, STV wen unbedenklich
– Wirkung auf Atmung, Schluckakt und Schutzfunktionen (Triggerung, Frequenz, Effizienz, SpO2) – Komplikationen – Ernährungsstatus – Phonation und Kommunikation 4 Interdisziplinäre Prinzipien – In der Regel nicht geblockt essen und therapieren und Patient nicht entblockt ohne Verschluss belassen (STV) auch keine künstliche Nase – Entblocken mit Spritze, Blocken mit CuffDruck-Messgerät – Enge Absprachen, einheitliche und standardisierte Verfahren (Fortbildung) 6
– Transparente Dokumentation der aktuellen Prozeduren (z. B. Handlungsanweisung am Patientenbett) – Angehörige informieren, einbeziehen und schulen – Verlegung/Entlassung gründlich vorbereiten → Haus- und Heimpflegepersonal einweisen – Interdisiplinäre Dekanülierungskriterien nutzen – Individuell Planen und Vorgehen – Gute Gesamtlogistik – Notfallmanagement einrichten – Kein schlecht ausgebildetes bzw. unerfahrenes Personal einsetzen (wenn, dann nur mit Supervision)
172
Kapitel 17 · Interdisziplinäre Rehabilitation tracheotomierter Patienten mit neurogenen Dysphagien (ND)
. Abb. 17.3 Flussdiagramm Dekanülierungsmanagement (Auszug aus den Empfehlungen der Kliniken Beelitz GmbH)
17
Dekanülierungskriterien und interdisziplinäres Kriterienblatt Jede der beteiligten Berufsgruppen (Arzt, Therapeut, Pflege) sollte die angedachte Dekanülierung, häufig vom Sprachtherapeuten initiiert, für sein Arbeitsgebiet überdenken und die relevanten Kriterien prüfen (. Abb. 17.3). Zum reibungslosen und objektivierten Ablauf sind Kriterienblätter empfehlenswert. Letztlich muss diese stets interdisziplinär zu treffende Entscheidung ärztlich indiziert sein (. Tabelle 17.2).
Platzhalterlegung. Die tägliche Erfahrung zeigt,
dass eine Platzhalteranlage (7 Kap. 6 . Abb. 6.10) vor der Dekanülierung optimal ist, freie Atemwege vorausgesetzt. Verschlossen bietet sie größtmögliche Atem- und Schluckphysiologie – auch in der Nacht.1 Kontraindiziert ist ein Platzhalter bei zu 1 Stellenweise wird das Tragen der entblockten Kanüle über 24 Stunden empfohlen, bevor dekanüliert wird, also auch nachts. Doch wenn der Patient 12 Stunden problemlos mit entblockter TK zurechtkommt, kann auch ein Platzhalter eingelegt werden, der physiologischer und im Schlaf unproblematischer ist.
173 Zielpfad Dekanülierung: Empfehlungen zum TK-Management bei ND
. Tabelle 17.2 Interdisziplinäres Kriterienblatt zur Dekanülierung (modifiziert nach REHAB Basel)
1. Pflege Beurteilungskriterien
Ja
Nein
Reduzierte tracheale Absaugfrequenzen* Unkritische/gemäßigte Bronchialsituation* TK-Innenkanüle oft trocken Reduziertes Sekret im subglottischen Raum* Unauffällige nasale/orale Sekretentfernung Allgemein keine SPO2-Abfälle >5%* Entblockungsintervalle regelhaft und problemlos während der letzten 4–8 Tage Gute O2-Sättigung bei Stimmventileinsatz (>90–95%) Mundhygiene ist gut realisierbar In der kommenden Woche keine geplante Narkose* Dekanülierung wird als vorteilhaft eingeschätzt* Keine ausgeprägte Refluxgefahr* Sonstiges: Datum:
Unterschrift:
2. Logopäde Reduzierte tracheale Sekretsituation* Reduziert Sekret im subglottischen Raum* TK-Innenkanüle oft trocken Entblockungsintervalle regelhaft und problemlos während der letzten 4–7 Tage* Physiologischer Atemweg wird realisiert* Spontaner oder stimulierter Schluckakt ist effektiv; Schutzreflexe sind genügend* Speichelhandling ist ausreichend (Schlucken, Ausspucken, Abfließen bei entsprechender Lagerung)* Färbetests für Speichel waren überwiegend aspirationsfrei (>5 Tage) Färbetests für Nahrung waren überwiegend aspirationsfrei (>5 Tage)* Dekanülierung wird als vorteilhaft eingeschätzt* Sonstiges: FEES vorab notwendig? Datum:
Unterschrift:
Bemerkung
17
174
Kapitel 17 · Interdisziplinäre Rehabilitation tracheotomierter Patienten mit neurogenen Dysphagien (ND)
. Tabelle 17.2 (Fortsetzung)
3. Arzt AZ ist ausreichend* Pulmonal/respiratorisch ausreichend gut* Trachea ist strukturell funktionstüchtig* Dekanülierung wird als vorteilhaft eingeschätzt* Sonstige Kontraindikationen (z. B. geplante Operationen): Datum:
Unterschrift:
Dekanülierung wird geplant zum: * Hinweis: Um zu dekanülieren, darf keines der mit einem Stern markierten Kriterien mit »Nein« beantwortet sein.
großem Stoma, es besteht die Gefahr des Heraushustens. Das ist jedoch absehbar, so dass im Vorfeld die Entscheidung getroffen werden kann. Alternativ kann eine einfache Kanüle eingesetzt werden, ohne Block und eventuell gefenstert.
4 4
Zu großes Stoma – ein dauerhaftes Problem. Di-
4
latativ angelegte, asymmetrische oder zu dicht am Ringknorpel angelegte Tracheotomien und zu große Stomata sind Probleme im Alltag der neurologischen Rehabilitation. Wählt man im Rahmen des Entblockungsmanagements eine kleinere Kanüle, um Volumen für die Mund-Nasen-Atmung zu gewinnen, wird das Stoma folgenschwer undicht für Atemluft und Sekret. Sowohl der Atemluftverlust, der die Effizienz von Husten und Räuspern schwächt, als auch der permanente Sekretaustritt hemmen den Rehabilitationsprozess. Nach wie vor gibt es keine optimalen Abdichtungstechniken. Unwirtschaftlich hohe Material- und Pflegeaufwendungen sind die Folge.
17 Entscheidungshilfen zur Dekanülierung 4 Sichere Mund-Nasen-Atmung 4 Schutz der Atemwege (Effektivität von Husten/Räuspern, Rachenreinigung) 4 Schluckfrequenz und Schluckqualität von Nahrung und Eigensekret (keine gefähr6
4
dende Aspiration ohne oder mit Kompensation) Ausreichender bronchopulmonaler Status Struktureller Status der Atemwege (pathologische Deformationen?) Mundstatus (Reinigung von Zähnen, Zunge und Gaumen gewährleistet?) Kontrolle bei. Erbrechen/Reflux (bzw. erfolgreiche Gegenmaßnahmen)
So warten wir hoffnungsvoll auf den prospektiven Blick der Chirurgie und Reha-Technik zur Vermeidung dieser Schwierigkeiten in der Rehabilitationsmedizin.
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18 Trachealkanülen und Kanülenpflege A. Fahl
Einleitung
– 178
Entscheidungsfindung
– 178
Komponenten der Trachealkanülen Pflege von Trachealkanülen
– 181
– 184
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178
Kapitel 18 · Trachealkanülen und Kanülenpflege
Einleitung
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Bei der Herstellung von Trachealkanülen hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr viel bewegt. Insbesondere bei der Entwicklung rückt die Ausarbeitung von Produktdetails immer stärker in den Vordergrund, wodurch für die einzelnen Anwendungsgebiete viele spezielle Trachealkanülen angeboten werden können. Dieses große Produktangebot führt allerdings auch dazu, dass für Ärzte und Logopäden die Auswahl von Trachealkanülen ein komplexes Thema geworden ist. Es gibt ca. 4000 unterschiedliche Trachealkanülen, die sich in zahlreichen Merkmalen unterscheiden, wie z. B. beim Material, in der Größe, in der Länge und in der Art der Ausführung. Die optimale Trachealkanüle für den einzelnen Patienten zu finden, erfordert ein hohes Fachwissen. Bei der Entscheidung für den Einsatz einer Trachealkanüle spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle, wobei stets eine individuelle Versorgung im Vordergrund stehen sollte. Die Diagnose spielt dabei eine entscheidende Rolle (Laryngektomie, Laryngektomie mit tracheoösophagealer Shuntanlage, Tracheotomie, Beatmung). Bei der Suche nach der richtigen Trachealkanüle ist es notwendig, dass produktentscheidende Faktoren in einer bestimmten Reihenfolge abgefragt werden. 4 Diagnose: 5 Laryngektomie 5 Laryngektomie mit tracheoösophagealer Shuntanlage 5 ALS (amyotrophe Lateralsklerose) 5 COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung) 5 Tracheotomie mit erhaltener Stimmbandfunktion 5 Dysphagie 5 Apoplex 5 Hypoxischer Hirnschaden 5 Stenose (aufgrund Rekurrensparese oder Tumor) 5 Beatmungspflichtig oder spontane Atmung 4 Art der Stomaanlage: 5 Punktionstracheotomie 5 Operativ stabilisiertes Tracheostoma 4 Ziele zur optimalen (ganzheitlichen) Rehabilitation: 5 Atemwegssicherung 5 Möglichkeit der Phonation
5 Optimierung des Schluckakts 5 Optimierung der Versorgung bei Hypersalivation 5 Dekanülierung 5 Mobilisierung 4 Vigilanz (Möglichkeit der Zusammenarbeit mit dem Kanülenträger)
Entscheidungsfindung Wahl der Kanülengröße Bei der Auswahl der Trachealkanüle ist darauf zu achten, dass eine Trachealkanüle mit dem größtmöglichen Innendurchmesser verwendet wird, damit dem Kanülenträger sowohl eine sichere und widerstandsarme Atmung ermöglicht wird, als auch die Gefahr einer Verlegung des Lumens durch Sekretansammlung verringert wird. Um Sekretansammlungen in der Trachealkanüle zu vermeiden, ist es möglich, Kanülen mit Innenkanüle (Seele) zu verwenden. Die Innenkanüle kann bei Bedarf schnell entfernt und gereinigt werden. Somit ist ein Wechsel der gesamten Kanüle nicht notwendig. Bei der Auswahl von Trachealkanülen unterschiedlichen Materials ist zu beachten, dass die Materialstärke auch Einfluss auf das Innenvolumen der Kanüle selbst hat. Eine Kunststoffkanüle hat durch das – relativ gesehen – dickwandige Material beispielsweise ein kleineres Innenlumen als die dünnwandige Silberkanüle. Bei einem Vergleich muss daher sowohl der Innendurchmesser als auch der Außendurchmesser berücksichtigt werden. In der Praxis hat dies vor allem dann Auswirkungen, wenn ein Kanülentyp gewechselt wird (z. B. von einer Silberkanüle Gr. 12 auf eine Kunststoffspiralkanüle Gr. 10). Hierbei ist selbstverständlich zunächst auf den Außendurchmesser zu achten, der für die genaue Adaption der Trachealkanüle an das Tracheostoma und in die Trachea relevant ist. Da aber die Trachealkanülen nach Norm gekennzeichnet werden und diese sich auf den Innendurchmesser am engsten Punkt der Trachealkanüle bezieht, kann eine verwirrende Situation entstehen, weil durch unterschiedliche Materialstärken bei identischen Innendurchmessern unterschiedliche Außendurchmesser vorhanden sind. So resultiert bei einer
179 Entscheidungsfindung
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. Abb. 18.1 Größenbestimmung von Trachealkanülen
Trachealkanüle in Gr. 9 beispielsweise ein 2–5 mm größerer Außendurchmesser je nach favorisiertem Material inklusive Innenkanüle. Bei der Auswahl der Trachealkanüle sollte zusätzlich darauf geachtet werden, ob es sich um ein konisch zulaufendes Trachealkanülenrohr handelt oder um ein zylindrisches Rohr, wobei konisch zulaufende Trachealkanülenrohre bei einem Kanülenwechsel besser einzusetzen sind. Da konisch zulaufende Trachealkanülen an ihrer Spitze einen kleineren Durchmesser haben als unmittelbar hinter dem Kanülenschild, definiert die Norm, dass sich die Größenbezeichnung der Kanüle auf den Innendurchmesser an der Kanülenspitze bezieht, also an ihrer engsten Stelle. Prinzipiell ist bei einem Wechsel des Kanülentyps, der mit einer Reduzierung des bisherigen Innendurchmessers verbunden ist, zu beachten, dass auch das subjektive Empfinden des Kanülenträgers (Luftnot/Leistungseinschränkung) eine große Rolle spielt. In Bezug auf das Sprechen kann ein großes Kanülenlumen mitunter problematisch, d. h. schwieriger für den Patienten sein, da der Druck des Luftstroms abnimmt. Bei der nachfolgenden Aufzählung handelt es sich um Erfahrungswerte, die beim Einsatz und der Größenauswahl von Trachealkanülen als Hilfe dienen können (. Abb. 18.1): 4 Frühgeborene <2,5 kg ID 2,0–3,0 mm 4 Neugeborene 2,5–5 kg ID 3,0–3,5 mm ID 3,5–4,5 mm 4 Kinder 5–8 kg
4 4 4 4 4 4
Kinder 8–10 kg Kinder 10–15 kg Kinder 15–20 kg Kinder 20–35 kg Frauen Männer
ID 4,0–5,0 mm ID 4,5–5,5 mm ID 5,0–6,0 mm ID 6,0–7,5 mm ID 7,0–9,0 mm ID 8,0–10,5 mm
Es ist darauf zu achten, dass bei Kindern die Kanüle ständig entsprechend der Wachstumsphasen angepasst werden muss.
Wahl der Kanülenlänge Bei der Auswahl der Länge der Trachealkanüle spielt u. a. der Zustand des Tracheostomas eine große Rolle. Um eine wirksame Prophylaxe gegen eine Tracheomalazie oder Trachealstenose zu betreiben, sollte darauf geachtet werden, Trachealkanülen verschiedener Längen im Wechsel in die Trachea einzusetzen. Allgemein dienen überlange Trachealkanülen optimal zur Überbrückung von Stenosen, wogegen Kurzkanülen sich sehr gut zum Offenhalten des Tracheostomas z. B. nach Laryngektomie eignen. Hierdurch entstehen weniger Irritationen, da weniger Material in die Trachea eingeführt wird.
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Kapitel 18 · Trachealkanülen und Kanülenpflege
Die Länge der Kanüle ist stets der besonderen Anatomie anzupassen.
Trachealkanülen aus Kunststoff [Silikon, Polyurethan (PUR), Polyvinylchlorid (PVC, enthält Weichmacher), thermosensible Kunststoffe, DHP-freie Kunststoffe] Kanülen aus Silikon:
Material Es gibt heute eine Vielzahl von Materialen, die bei der Fertigung von Trachealkanülen eingesetzt werden. Dabei ist zu beachten, dass die individuelle Verträglichkeit mit dem Material gegeben ist (z. B. Allergie auf Nickel oder Latex).
Trachealkanülen aus Metall (Silber, Neusilber, Edelstahl)
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4 Vorteile: 5 sehr lange Haltbarkeit bei regelmäßiger Aufarbeitung durch den Hersteller, 5 sehr großer Innendurchmesser möglich aufgrund der dünnen Materialstärke, 5 antibakterielle Wirkung durch Silber, 5 leichte Handhabung für den Betroffenen selbst, 5 Sterilisation möglich, 5 Sonderanfertigung in allen möglichen Variationen realisierbar. 4 Nachteile: 5 nicht flexibel, bei falscher Kanülenlage sehr große Gefahr von Druckulzerationen innerhalb der Trachea und des Tracheostomakanals, 5 Innenkanülen verschiedener Silberkanülen sind nicht kompatibel mit anderen Außenkanülen aus Silber, 5 Leiter von Kälte bei sehr niedrigen Außentemperaturen, 5 Messing-Nickel-Legierung bei Neusilbertrachealkanülen (allergische Reaktionen); Vertrieb wurde in Deutschland und in anderen europäischen Ländern eingestellt, 5 hohes Gewicht, 5 keine Blockung für Trachealkanüle möglich.
4 Vorteile: 5 sehr weiche und anschmiegsame Qualität, 5 einfachste Handhabung durch den Patienten, 5 Nutzungsdauer ca. 3 Monate, 5 einfacher Kanülenwechsel durch den Patienten selbst, 5 Sondersiebung möglich und dadurch individuelle Anpassung bei Stimmprothesenträger, 5 verschiedene Längen verfügbar, 5 sehr gut zur Kanülenentwöhnung einsetzbar, 5 Radiatio möglich, 5 Sterilisation möglich. 4 Nachteile: 5 relativ dickwandiges Kanülenrohr, 5 Kandidabesiedlung möglich, 5 fast keine Varianten mit Innenkanülen verfügbar. Kanülen aus thermosensiblem Kunststoff:
4 Vorteile: 5 sehr gute Akzeptanz durch den Patienten, da die Kanüle bei Körpertemperatur weicher wird und sich dadurch den anatomischen Strukturen anpasst, 5 hohe Variabilität durch den Einsatz verschiedenster Innenkanülen, 5 einfachste Handhabung durch den Patienten, 5 einfacher Kanülenwechsel durch den Patienten, 5 Radiatio möglich, 5 sehr gut zur Kanülenentwöhnung einsetzbar, 5 verschiedenste Längen verfügbar, 5 geringes Gewicht, 5 Sonderanfertigungen möglich, da diese Trachealkanüle in der Regel in Handarbeit hergestellt werden, 5 oftmals besitzen diese Trachealkanülen auch einen Röntgenkontraststreifen. 4 Nachteile: 5 aufwendigere Aufbereitung (z. B. thermische Reinigung nur bis 65 °C möglich), 5 keine Dampfsterilisation möglich.
181 Komponenten der Trachealkanülen
Trachealkanülen aus Polyurethan (PUR):
4 Vorteile: 5 werden im Spritzgussverfahren hergestellt, 5 hohe Variabilität durch den Einsatz verschiedenster Innenkanülen, 5 einfachste Handhabung durch den Patienten, 5 einfacher Kanülenwechsel durch den Patienten, 5 Radiatio möglich, 5 teilweise besitzen diese Trachealkanülen auch einen Röntgenkontraststreifen, 5 hohe Formstabilität, 5 geringere Wandstärke. 4 Nachteile: 5 aufwendigere Aufbereitung (z. B. thermische Reinigung nur bis 65 °C möglich), 5 keine Dampfsterilisation möglich, 5 selten in verschiedenen Längen verfügbar, 5 selten Sonderanfertigungen möglich. Besonderheiten bei Spiralkanülen:
4 Vorteile: 5 sehr hohe Flexibilität, dadurch gute Anpassung an die Anatomie und gute Akzeptanz durch den Kanülenträger, 5 bei verstellbarem Schild guter Ausgleich an das Hautniveau möglich, 5 sehr gut einsetzbar bei adipösen Patienten. 4 Nachteile: 5 kaum Sonderanfertigungen möglich (Spezialsiebung), 5 relativ dickwandiges Kanülenrohr, dadurch niedriger ID, 5 Kontraindikation bei Radiatio in der Kanülenregion (Verbrennungsgefahr), 5 MRT (Artefaktverursachung in der Bildgebung), 5 u. U. allergische Reaktion, 5 nur in zylindrischer Form verfügbar. Keine Pauschalverordnung für »eine Kanüle«.
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Komponenten der Trachealkanülen Trachealkanülen mit Cuff Die Manschette dient der Abdichtung des Kanülenrohrs gegen die Tracheawand. Sie lässt sich wie ein Ballon aufpumpen. Man unterscheidet Trachealkanülen mit einem sog. Niederdruck-Cuff, um die Druckbelastung auf die Trachealschleimhaut so gering wie möglich zu halten oder sog. »high-pressure cuffs«, bei denen ein höherer Druck im Cuff aufgebaut wird (die Ballons werden heute so gut wie gar nicht mehr verwendet). Über den kleinen Kontrollballon am Füllschlauch lässt sich erkennen, ob sich die Kanüle im geblockten (befüllten) oder ungeblockten Zustand befindet. Des Weiteren können selbstblockende Cuffs aus Polyurethanschaum eingesetzt werden. Selbstverständlich sollte bei geblockten Kanülen eine regelmäßige und zu dokumentierende Cuff-Druck-Kontrolle durchgeführt werden. Zu empfehlen ist dies bei jedem Lagewechsel des Patienten. 4 Vorteile: 5 Aspirationsschutz, 5 nutzbar bei beatmeten Patienten und Patienten mit Dysphagie. 4 Nachteile: 5 meist aufwendigerer Kanülenwechsel als bei Kanülen ohne Cuff, 5 Cuff-Kontrolle muss regelmäßig durchgeführt werden, dadurch höherer pflegerischer Aufwand mit Hilfe eines Cuff-Druck-Messgeräts (. Abb. 18.2). Der Manschettendruck sollte 24 mmHg (ca. 32 cm H2O) auf keinen Fall überschreiten, 5 hohe Gefahr von Komplikationen, z. B. Drucknekrosen in der Trachea durch immer gleiche Auflagefläche der Cuffs. Bei Verwendung immer gleicher Kanülenlängen oder durch zu hohen Cuff-Druck, Gefahr der Tracheomalazie und gefährlicher tracheoösophagealer Fisteln.
Es sollte stets darauf geachtet werden, dass der Cuff nicht immer an der gleichen Stelle liegt.
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Kapitel 18 · Trachealkanülen und Kanülenpflege
4 Nachteile: 5 Absaugkanäle verstopfen sehr schnell bei zähem Sekret, 5 nicht einzusetzen bei Antikoagulanztherapie (Blutungsgefahr).
Trachealkanülen ohne Cuff
. Abb. 18.2 Cuff-Druck-Messgerät
Kanülen ohne Cuff sind nur einzusetzen bei Patienten, die in der Regel nicht beatmet werden oder stark aspirationsgefährdet sind. Voraussetzung zur Verwendung dieser Kanülen ist ein effizienter und sicherer Schluckvorgang des Patienten. Die Trachealkanülen ohne Cuff haben in der Regel eine Innenkanüle, wodurch für den Anwender die Bronchialtoilette erleichtert wird. Gerade in der Kinderversorgung spielen diese Kanülen in Bezug auf die Beatmung eine große Rolle, da hier in der Regel ungeblockte Trachealkanülen eingesetzt werden.
Innenkanülen
. Abb. 18.3 Trachealkanüle mit Cuff und subglottischer Absaugung
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Eine Variante einer Trachealkanüle mit Cuff ist die Kanüle mit subglottischer Absaugung (. Abb. 18.3). Diese Trachealkanülen werden in der Regel bei Patienten mit hoher Aspirationsgefahr durch Hypersalivation eingesetzt. 4 Vorteile: 5 zum Absaugen im subglottischen Raum oberhalb des Cuffs bei erhöhter paratrachealer Sekretion und bei rezidivierenden bronchopulmonalen Entzündungen, 5 Hypersalivation, 5 Insufflation von angefeuchteter Luft, um einen Flow durch die Stimmlippen zu erzeugen.
Innenkanülen dienen in der Regel dazu, dem Anwender die Bronchialtoilette zu erleichtern, so dass bei einer Verlegung der Trachealkanüle jederzeit schnell und unkompliziert die Innenkanüle ausgetauscht werden kann. Innenkanülen können mit den unterschiedlichsten Konnektoren und Adaptern bestückt werden. Auf die korrekte Größe und Längenauswahl der Innenkanüle ist zu achten. Weiterer Vorteil der Nutzung von Innenkanülen ist eine eventuelle Reduzierung der Absaugintervalle. Ein Wechsel der Innenkanüle ist unproblematisch und kann nach entsprechender Information des Patienten einfach von diesem selbst vor einem Spiegel durchgeführt werden. Der Wechsel und eine damit verbundene Reinigung der Innenkanüle sollte 3-mal täglich stattfinden, kann aber bei Bedarf auch häufiger erfolgen.
15-mm-Konnektoren/Adapter Konnektoren/Adapter dienen dem Anschluss von kompatiblem Kanülenzubehör. Sie sind in der Regel fest mit der Innenkanüle verbunden. Es handelt sich hier um einen Universalaufsatz (15-mm-Konnek-
183 Komponenten der Trachealkanülen
tor), mit dem ein Aufstecken von sog. »künstlichen Nasen« (Filter zum Wärme-Feuchtigkeits-Austausch) möglich wird. Es gibt auch spezielle Konnektoren in einer Ausführung als 15-mm-Drehkonnektor. Die drehbare Variante des 15-mm-Konnektor ist z. B. geeignet, um bei einem verwendeten Beatmungsschlauchsystem die hier auftretenden Drehkräfte aufzunehmen und die Kanüle dadurch zu entlasten und in ihrer Position zu stabilisieren. So kann das Auftreten von Schleimhautreizungen in der Trachea weitgehend vermieden werden.
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. Abb. 18.4 22-mm-Kombi-Adapter
22-mm-Kombi-Adapter Der 22-mm-Kombi-Adapter (. Abb. 18.4) ermöglicht die Befestigung kompatibler Filter- und Ventilsysteme mit 22-mm-Aufnahme z. B. Sprechventilen, HME-Filtern oder Tracheostomaventilen. Durch den Einsatz eines Kombi-Adapters wird eine Verwendungsmöglichkeit für relativ flache, körpernahe Filter- und Sprechventilsysteme geboten, die optisch weniger auffällig sind. Die Verwendungsmöglichkeit im Einzelfall hängt dabei auch vom Krankheitsbild ab, z. B. Zustand nach Laryngektomie oder Tracheotomie.
. Abb. 18.5 Standardsiebung – Erhöhtes Risiko der Aspiration
Gesiebte Trachealkanülen Gesiebte Trachealkanülen werden in der Regel bei tracheotomierten Patienten mit intakter Glottisfunktion und ausreichendem subglottischem Druck eingesetzt, über die dann eine Phonationsmöglichkeit besteht. Des Weiteren bezieht sich das Einsatzgebiet auch auf laryngektomierte Patienten, die mit einem Shunt-Ventil (»Stimmprothese«) versorgt sind. Es ist darauf zu achten, dass die Siebung auf keinen Fall im Tracheostomakanal liegt, und nicht im direkten Kontakt mit der Trachealmukosa steht. Dadurch wird die Infiltration von Gewebe in die Siebung hinein vermieden. Besonders bei Kindern sollte darauf geachtet werden, dass nach Möglichkeit auf ein Sieb in der Außenkanüle verzichtet wird und stattdessen eine ungesiebte Trachealkanüle in einer kleineren Größe verwendet wird (. Abb. 18.5). Es gibt Trachealkanülen, bei denen die Stanzung des Siebes waagerecht und abgestuft in das Kanülenrohr ausgeführt wurde. Dadurch wird eine
. Abb. 18.6 Dachziegelsiebung – Eintreten von Sekret wird verringert
dachziegelartige Siebung hergestellt (. Abb. 18.6), wodurch das Eintreten von Sekret in das Tracheobronchialsystem verringert wird. Gleichzeitig sorgt diese atraumatische Kanülensiebung dafür, dass die Granulationsbildung reduziert wird. Auf eine durchgehende Fensterung von Trachealkanülen sollte nach Möglichkeit verzichtet werden, da es in der Praxis zu Problemen durch Gewebeinfiltration kommen kann.
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Kapitel 18 · Trachealkanülen und Kanülenpflege
Sprechventile Sprechventile können bei tracheotomierten Patienten eingesetzt werden. Bei laryngektomierten Patienten ist das Tragen einer Sprechventilkanüle in der Regel nicht möglich. Das Sprechventil schließt sich beim Ausatmen und die Luft strömt durch ein Sieb in der Außenkanüle in den Kehlkopf und kann dann zur Stimmbildung benutzt werden. Man unterscheidet zwei verschiedene Arten von Ventilen. Zum einen die, die sich selber verschließen (aktiv) und diejenigen, die sich durch den darauf wirkenden Luftstrom verschließen (passiv). Welches für welchen Patienten eingesetzt wird hängt vom Zustand des Patienten ab. Bei laryngektomierten Patienten mit Shuntventilversorgung dienen Tracheostomaventile kombiniert mit gesiebter Trachealkanüle, Stomabutton oder Basisplatte der fingerfreien Phonation.
Sauerstoffanschluss Es gibt Innenkanülen, die über einen zusätzlichen Stutzen verfügen, der als Sauerstoffanschluss dient. Damit wird die Zugabe von reinem Sauerstoff über ein Sauerstoffgerät ermöglicht. Sollte die Kanüle nicht über diese zusätzliche Option verfügen, kann dies durch eine künstliche Nase mit Sauerstoffanschluss oder eine Sauerstoffmaske ersetzt werden.
Kanülenschild
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Die Auswahl der entsprechenden Trachealkanülen ist oftmals auch vom Kanülenschild abhängig. Durch die Vielfalt der unterschiedlichen Materialien und Formen, die es auf dem Kanülenmarkt gibt, ist darauf zu achten, dass man auf die individuellen Bedürfnisse und anatomischen Gegebenheiten, z.B. sehr tiefliegende Stoma und vorspringende Muskelstränge des Patienten, eingeht. Es gibt starre, flexible, gerade, ovale und konkave Kanülenschilder, die teilweise fest auf dem Kanülenrohr angebracht sind. Des Weiteren gibt es Trachealkanülen mit einem Kanülenschild, das mittels einer speziellen Aufhängung vertikal und horizontal oder in einem Kugelgelenk beweglich ist (. Abb. 18.7). Die
. Abb. 18.7 Trachealkanüle mit beweglichem Kanülenschild
Platzierung der Halteösen für das Kanülentrageband spielt ebenfalls eine Rolle. Leicht vertikal angewinkelte Halteösen vermeiden u. U. ein ungewolltes Herausziehen der Trachealkanüle. Das Halteband sollte die Kanüle nicht nach kranial ziehen, da durch Dauerdruck ein »wanderndes Tracheostoma« entsteht.
Pflege von Trachealkanülen Die Pflege eines tracheotomierten Patienten ist sehr komplex und stellt hohe Anforderungen an alle Beteiligten. Trotz bekannter Standards und vorhandener Leitlinien sollte die Versorgung stets individuell erfolgen und am Patientenbedarf orientiert sein. Die Behandlungspflege eines Trachealkanülenträgers ist eine ärztlich deligierbare Tätigkeit, die eine hohe Fachkompetenz der Pflegekräfte zwingend voraussetzt. Aufgrund des Sicherheitsaspekts sollte ein Trachealkanülenwechsel möglichst zu zweit durchgeführt werden. Das Pflegepersonal sollte in der selbstständigen Durchführung intensiv geschult und sicher sein. Ein Trachealkanülenwechsel erfolgt nur auf ärztliche Anordnung, es sei denn, eine Notfallsituation ist eingetreten, auf die das Pflegepersonal sofort reagieren muss. Aus hygienischen Gründen und zur Vermeidung von Infektionsrisiken sollte die Trachealkanüle mindestens einmal täglich (bedarfsorientiert auch häufiger, z. B. starke Sekretbildung) gründlich gereinigt werden. Hilfreich kann hier auch der Wechsel der Innenkanüle sein.
185 Pflege von Trachealkanülen
Durchführung Die Innenkanüle muss aus der Außenkanüle herausgenommen werden. Die einzelnen Komponenten der Trachealkanüle sollten unter fließendem Leitungswasser abgespült werden. Anschließend sollten diese in einem Siebeinsatz der Kanülenreinigungsdose mit einer lauwarmen Reinigungslösung (Dosierung und Einlegedauer nach Herstellerangabe) eingelegt werden. Bei Verwendung von mehreren Trachealkanülen muss darauf geachtet werden, diese einzeln zu reinigen, da sonst die Gefahr besteht, dass es bei einem späteren Zusammensetzen der Kanülenrohre zu Verwechslungen kommt. Bei zu langer Verweildauer in der Reinigungslösung kann sich gerade bei Kunststoffkanülen das Material verändern, was dazu führt, dass z. B. die Innenkanüle nicht mehr in die Außenkanüle hineinpasst oder aber die Lebensdauer der Trachealkanüle stark herabgesetzt wird. Die Trachealkanüle darf keinesfalls mit nicht vom Hersteller zugelassenen Reinigungsmitteln behandelt werden. Es darf kein aggressiver Haushaltsreiniger, hochprozentiger Alkohol oder Mittel zur Reinigung von Zahnersatz verwendet werden. Hier besteht akute Gesundheitsgefahr! Außerdem könnte die Trachealkanüle zerstört bzw. beschädigt werden. Das Auskochen ist ebenfalls zu vermeiden. Silbertrachealkanülen laufen mit der Zeit an und oxidieren, wodurch schwarze Flecken entstehen. Die Funktion ist hierdurch jedoch nicht beeinträchtigt. Die Flecken lassen sich in der Regel mit einem Silbertauchbad entfernen oder durch eine Kanülenaufbereitung beim Hersteller. Wichtig ist, dass nach allen Reinigungsmaßnahmen die Kanülenbestandteile nochmals gründlich unter fließendem Wasser gespült werden, damit keinerlei Rückstände von Kanülenreinigungsmitteln an der Kanüle haften bleiben. Sollten jetzt noch Sekretreste vorhanden sein, kann man diese mit einer Kanülenreinigungsbürste in der entsprechenden Kanülengröße entfernen. Bei einer zu großen Bürste besteht die Gefahr einer Beschädigung der Trachealkanüle. Die Kanülenreinigungsbürste sollte vor dem Einsatz in die Form der Trachealkanüle gebogen werden. Um Beschädigungen an der Kanülenspitze zu vermeiden, ist die Bürste immer retrograd einzuführen. Allzu häufiges Reinigen mit der Kanülenbürste kann auch zu Beschädigungen an der Kanülenspitze
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führen, deshalb sollte man beim Zusammensetzen der Trachealkanüle darauf achten, dass keine scharfen Kanten oder Risse an der Trachealkanüle vorhanden sind. Dies kann man leicht testen, indem man mit dem Finger an der Kanülenspitze entlang reibt. Bei Patienten mit speziellen Krankheitskeimen (z. B. MRSA, ORSA u. a.), bei denen eine erhöhte Gefahr für Reinfektionen besteht, ist eine Reinigung der Außenkanüle nicht ausreichend, um den besonderen Hygieneanforderungen zur Vermeidung von Infektionen gerecht zu werden. Daher ist in diesen Fällen die Trachealkanüle mit einem Kanülendesinfektionsmittel nach Herstellerangaben zu desinfizieren. Nach der Desinfektion sind die Kanülen innen wie außen mit steriler Kochsalzlösung (NaCL 0,9%) abzuspülen. Keinesfalls dürfen Desinfektionsmittel eingesetzt werden, die Chlor freisetzen, sowie starke Lauge oder Phenolderivate enthalten, da diese die Kanülen erheblich beschädigen können. Eine Desinfektion von Außenkanülen mit Cuff sollte nach Möglichkeit vermieden werden, da unter Umständen der Cuff beschädigt und porös wird. Nach dem Abtrocknen der Trachealkanüle sollte die Innen- und Außenkanüle mit Stomaöl eingerieben werden. Das Öl verhindert ein Verkleben von Innen- und Außenkanüle und erleichtert das Einführen in das Tracheostoma. Gleichzeitig wird bei Kunststoffkanülen das Kanülenmaterial geschmeidig gehalten. Nicht in Gebrauch befindliche Kanülen sollten in einer trockenen Umgebung geschützt vor Sonneneinstrahlung und/oder Hitze gelagert werden. Gleich wichtig wie die Kanülenpflege ist die Hautpflege um das Tracheostoma, die im Folgekapitel dargestellt wird.
19 Spezielle Aspekte der Haut- und Schleimhautpflege nach Tracheotomien U. Wollina, F. Pabst
Einführung
– 188
Irritationen
– 188
Wunden
– 189
Lokale Infektionen
– 189
Spezielle Probleme bei vorbestehenden Dermatosen Narben
– 190
Pflegestandards Literatur
– 191
– 192
E. Klemm, A. Nowak (Hrsg.), Kompendium der Tracheotomie, DOI 10.1007/978-3-642-22645-8_19, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2012
– 190
188
Kapitel 19 · Spezielle Aspekte der Haut- und Schleimhautpflege nach Tracheotomien
Einführung Das Tracheostoma stellt einen Locus minoris resistentiae dar und bedarf deshalb einer besonderen Pflege zum Funktionserhalt und zur Vermeidung möglicher Komplikationen.
Irritationen Je nach Art der Tracheostomie und Kanülenversorgung kann es zum Sekretaustritt neben der Kanüle und in Kombination mit mechanischer Belastung durch Kanülenbewegungen zur Irritation der stomanahen Hautareale kommen (. Abb. 19.1). Folgende Faktoren tragen hierzu bei: 4 die Feuchtbelastung der Haut, 4 Enzyme im Speichel, 4 Nahrungsbestandteile mit mechanischen oder chemischen Lokalwirkungen und 4 bakterielle Kontamination mit der Ausbildung von Biofilmen.
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Dies hat eine Störung der Barrierefunktion der Haut zur Folge. Die Hautbarriere wird durch eine Kombination von Cholesterol, Ceramiden und freien Fettsäuren im Stratum corneum aufgebaut. Emulgatoren und Irritanzien wie Natriumlaurylsulfat in Köperpflegeprodukten können unter Umständen die Barrierefunktion negativ beeinflussen (Tsang u. Guy 2010). Die Tracheostomaatmung bedingt regelhaft eine mangelnde Anfeuchtung der Inspirationsluft. An der Trachealschleimhaut entwickelt sich durch zu trockene Atemluft eine borkige Tracheitis, die u. a. auch zur Verlegung der Trachealkanüle führen kann. Regelmäßige Befeuchtung der Atemluft (»feuchte Nase«) wirkt prophylaktisch. Mechanische Faktoren der Trachealkanüle wie zu straffer Sitz, unflexibles Material, Reizung durch das Sieb bei Sprechkanülen können eine chronischgranulomatöse Entzündung hervorrufen, die selten auch einmal zum Verschluss des Stomas führt (Rozsaisi et al. 2003). Häufiger ist eine andere Komplikation: die Blutung aus dem gefäßreichen Granulationsgewebe. Treten Blutungen mehr als 72 Stunden postoperativ auf, ist eine arterielle Fistulation auszuschließen (Bradley 2009).
. Abb. 19.1 Irritationsdermatitis mit Borkenbildung
Therapie. Speichel sollte durch saugfähige, weiche
Mullkompressen am Stoma aufgenommen werden. Metalline-Kompressen sind hierzu nicht in der Lage und können die irritative Stomadermatitis verstärken. Manche Autoren empfehlen flexible, dünnere Polyurethan-Schaumverbände zum Schutz der Stomaumgebung wie Allevyn thin o. Ä. Vergleichsstudien zu Mullkompressen liegen nicht vor. Granulationen werden häufiger, wenn das Stoma länger als 6 Wochen benötigt wird. Die Behandlung kann entweder konservativ mit Silbernitratätzung, laserchirurgisch (ablativ oder/und koagulativ) bzw. mittels Radiowellenchirurgie vorgenommen werden. Die Radiowellenchirurgie ist aufgrund der geringeren thermischen Belastung des Nachbargewebes der Elektrodissektion vorzuziehen. Eine lokale Hautpflege ist das wichtigste Instrument zur Verhinderung der Barrierefunktionsstörung. Hierbei empfehlen sich lipidreiche Emulsionen, die in die stomanahe Haut aufgenommen werden können. Zur Verbesserung der Barrierefunktion sind aus theoretischen Überlegungen ceramidund panthenolhaltige Zubereitungen zu bevorzugen (Wollina 2005). Da Trachealkanülen bereits innerhalb von 7 Tagen durch einen bakteriellen Biofilm mit oder ohne assoziierte Pilze überwachsen werden, ist eine regelmäßige tägliche Kanülenreinigung und Desinfektion unverzichtbar (Solomon et al. 2009). Blutungen aus dem Granulationsgewebe werden mit lokalen Hämostyptika oder Vasokonstringenzien behandelt. Durch entsprechende Kanülenplatzierung ist eine Tamponade im Stomaschacht möglich (Richter u. Sutarski 2009).
189 Lokale Infektionen
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Wunden Wundheilungsstörungen nach Minortraumen wie beim Kanülenwechsel sind häufiger bei Patienten mit immunsupprimierender Erkrankung oder Therapie zu beobachten. Radiatio und Zytostatika stören den physiologischen Ablauf der Wundheilung. Bei ungünstiger Positionierung der Trachealkanüle und erhöhtem Cuff-Druck können Druckulzera (Dekubitalulzera) sowohl im Stomaschacht als auch an der Trachealschleimhaut auftreten. Therapie. Postoperativ sind Gazen und Desinfektionsmittel häufig im Gebrauch, rufen aber Wundschmerzen hervor und können die akute Wundheilung stören. Deshalb empfehlen sich gelartige Substanzen, die ausreichend Körperflüssigkeit absorbieren und die Blutstillung unterstützen. NatriumKarboxymethylzellulose in Form von Platten oder Tamponaden haben sich als hilfreich erwiesen und sind kostengünstiger, sofern direkte Behandlungskosten betrachtet werden (Tsunezuka et al. 2005; Guest u. Ruiz 2005). Chronische Wunden sind durch eine unverhältnismäßige Aktivierung von Matrix-Metalloproteinasen (MMP) gekennzeichnet. Eine Normalisierung der MMP-Aktivität durch topische MMPHemmer erscheint sinnvoll. Es ist bekannt, dass solche Präparate auch zur Verbesserung der lokalen Mikrozirkulation beitragen, die für eine gute Wundheilung unerlässlich ist (Wollina et al. 2005). Grundprinzip der Dekubitustherapie ist die Druckentlastung. Nicht exakt positionierte Beatmungsschläuche können zu ungünstiger Druckverteilung im Stoma und damit zu Dekubitalulzera führen. Daher ist bei beatmeten Patienten für eine zug- und druckfreie Positionierung des an die Kanüle angeschlossenen Schlauchsystems Sorge zu tragen.
. Abb. 19.2 Zellulitis des Tracheostomas
Kandidose eine systemische Kandidainfektion entwickeln kann (Cochran et al. 2002). Eine membranös-obstruktive Kandidatracheitis kann zur Verlegung der Atemwege führen (Kim et al. 2010). Bei bakteriellen Infektionen (Impetigo, Intertrigo) ist zumeist von Mischinfektionen auszugehen. Im Krankenhaus sind Handschuhe und Schutzbekleidung auf Intensivstationen nicht selten mit Problemkeimen wie methizillinresistentem Staphylococcus aureus (MRSA) oder vancomyzinresistenten Enterokokken kontaminiert (Snyder et al. 2008). Behandlung und Pflege sind nach den Hygienerichtlinien des Krankenhauses vorzunehmen. Am Tracheostoma können jedoch auch tiefere Weichteilinfektionen wie eine Zellulitis durch Streptokokken oder phlegmonöse Infektionen durch Anaerobier auftreten, die einer systemischen gezielten Antibiose bedürfen (. Abb. 19.2). Unter Konsumenten intravenöser Drogen ist die Inzidenz des Wundbotulismus ansteigend. Frühsymptome sind Sehstörungen einschließlich Diplopie, Ptose, Schwäche der Gesichtsmuskulatur, Dysphagie, Dysphonie und Dysarthrie. Therapie. Die Prävention lokaler Infektionen be-
Lokale Infektionen Lokale Infektionen können infolge der Hautbarrierestörung oder chronischer Wunden begünstigt werden. Ein feuchtes Milieu um das Stoma fördert Hefepilzinfektionen. Besonders gefährdet sind Verbrennungspatienten, bei denen sich aus der lokalen
ginnt bei der konsequenten oralen Hygiene (Sato et al. 2010). Infektionsgefährdete Wunden lassen sich topisch mit Jodkadexomer (IodosorbTM) behandeln. Die Exsudatmenge wird reduziert, Erytheme und Mazeration der Umgebungshaut nehmen ab (Verdú Soriano 2010). Nekrosen sind unbedingt chirurgisch zu entfernen, da sie das Risiko einer bakteriellen Infektion
190
Kapitel 19 · Spezielle Aspekte der Haut- und Schleimhautpflege nach Tracheotomien
erhöhen. Geringgradige lokale Infektionen der peristomalen Haut lassen sich zunächst nach Antibiogramm topisch behandeln. Alle anderen infektiösen Situationen bedürfen einer systemischen Antibiose. Dies gilt auch für Pilzinfektionen (Vennewald u. Wollina 2005). Besonders gefürchtet ist die invasive tracheale Aspergillose, die beim Immunkompromittierten rasch letal verlaufen kann. Vorikonazol ist Mittel der ersten Wahl (Warman et al. 2007). Coccidioidomykosen kommen vor allem im Südwesten der USA vor, sind aber zunehmend auch außerhalb der Endemiegebiete zu finden. Bei dieser Pilzinfektion ist Posakonazol wirksam (Wollina et al. 2009). Zygomykosen werden zunehmend in der Intensivmedizin beobachtet und können auch bei Gesunden letal verlaufen. Amphotericin B und andere systemische Antimykotika kommen hier zum Einsatz (AbdelNaser et al. 2005) Beim Wundbotulismus sind die rasche Gabe des Antitoxins und die intensivmedizinische Betreuung des Patienten lebensrettend (Preuss et al. 2006).
Spezielle Probleme bei vorbestehenden Dermatosen
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Vorbestehende Hauterkrankungen können die Pflege und Funktion des Tracheostomas beeinträchtigen. Die Auswahl soll einen kurzen Abriss geben und strebt keine Vollständigkeit an. Blasenbildende Dermatosen: Bei den blasenbildenden Dermatosen ist im Kindes- und Jugendalter vor allem die heterogene Gruppe Epidermolysis bullosa von Bedeutung. Es handelt sich um genetisch bedingte Erkrankungen, bei denen durch Mutation verschiedener Strukturproteine die Basalmembranzone mechanisch minderbelastbar ist. Scherkräfte können leicht zu lazerierenden Wunden mit stark verzögerter Heilungstendenz führen. Die Indikation zur Tracheotomie muss aus diesem Grunde besonders kritisch gestellt werden (Fine 2010). Inflammatorische Dermatosen: Bei Patienten mit einer Psoriasis kann die Trachealkanüle als isomorpher Reiz zur Köbnerisierung, d. h. zur Induktion von erythematosquamösen Psoriasisläsionen in der Stomaumgebung führen (Verma 2009). Bei Patienten mit Neurodermitis (atopisches Ekzem) sind
Mazerationen der Stomaumgebung mögliche Ausgangsherde einer Impetiginisierung, da die endogenen antimikrobiellen Peptide der Haut (wie Cathelicidin) vermindert sind (Hayashida et al. 2010). Kontaktsensibilisierungen gegenüber Stomapflegemitteln, Medikamenten- oder Vulkanisationsbeschleunigern in Gummi sind möglich. Zwar ist die allergische Kontaktdermatitis um das Tracheostoma selten, doch finden sich in der Literatur Berichte über Typ-IV-Sensibilisierungen gegenüber Asthmapräparaten (Salbutamol; Aldecin; Tsuruta et al. 2006) und feuchten Reinigungstüchern (Duftstoffe, Konservierungsstoffe; Devos u. van der Valk 2001). Noch problematischer sind allergische Schleimhautreaktionen, da diese zur Stenosierung der Trachea führen können. Sowohl Thiomersal als auch Vulkanisationsbeschleuniger in Gummiprodukten wurden als Allergene identifiziert. Die Sensibilisierung kann durchaus vor der Tracheostomaversorgung erworben worden sein, beispielsweise in einem exponierten Beruf (Maibach 1975; Niehaus u. Enzmann 1995). Als besondere Risikogruppe für relevante Kontaktsensibilisierungen zählen Patienten mit lange bestehenden Ulcera crurum. Bei Verdacht auf eine Typ-IV-Sensibilisierung sind Epikutantestungen nach den Empfehlungen der Deutschen Kontaktallergie-Gruppe (DKG) vorzunehmen (Wollina 2000).
Narben Die Ausbildung von Narben nach Tracheostomie ist durch die chirurgische Technik und die individuelle Wundheilungskapazität beeinflusst. In einer Analyse von Patienten der Intensive Care Unit (ICU) stellte sich heraus, dass alle Patienten mit chirurgischer Tracheostomie eine Narbe entwickelten im Vergleich zu ca. 17% mit perkutaner Tracheostomie (Badia et al. 2008). Andere Autoren können derartig große Unterschiede nicht beobachten (Klemm et al. 1999). Bei sehr langer Liegezeit des Trachealtubus können unästhetische eingesunkene Narben entstehen. Schluckstörungen und Dysphagie sind häufig assoziiert. Hierbei haben sich zur Korrektur chirurgische Maßnahmen wie kombinierte Muskel-HautLappen bewährt (Oztürk et al. 2004; Aitken u. Hammond 2002).
191 Pflegestandards
19
. Tabelle 19.1 Narben- und Keloidtherapie Silikongele oder Silikonwundauflagen und flavonoidhaltige Gele
In erster Linie zur Vermeidung hypertropher Narben und Keloide, für die Optimierung der Narbenausbildung; Nachteil: lange Anwendungsdauer (mind. 2–3 Monate), begrenzte Effektivität
Botulinumtoxin-A
Nur zur Prophylaxe; kontraindiziert bei Myasthenia gravis, Lambert-EatonSyndrom, Gravidität und Stillperiode
Intraläsionales Triamcinolonacetonid
Mittels Dermojet als First-Line-Therapie ausgeprägter hypertropher Narben und Keloide, am besten in der erythematösen Entzündungsphase; Nachteil – Hautatrophie und Teleangiektasien
Kryokontakttherapie mit flüssigem Stickstoff
In Form von Serien bei kleineren Narben und Keloiden, führt zur Blasenbildung, schmerzhaft
Lasertherapie
In der Entzündungsphase; kurzgepulste Farbstoff- oder ultragepulste Diodenlaser
Interferon-α, intraläsional
In der Entzündungsphase, häufige Nebenwirkung: grippeartige Symptome
5-Fluoro-Uracil, intraläsional (50 mg/ml)
In der Wachstumsphase von Keloiden und hypertrophen Narben; Vorsicht: kontraindiziert bei Schwangeren und Stillenden, kann Anämie u. a. Zytopenien auslösen
Imiquimod 5%-Salbe, topisch
Imiquimod stimuliert die eigene Interferonsynthese; zur Sekundärprophylaxe nach Keloidexzision
. Tabelle 19.2 Pflegealgorithmus (Anlehnung an Clair 2005) Inspektion des Stomas bzgl. Blut und Sekreten
→ Stomapflege, Blutungsquelle?
Inspektion von Flange-Platte und Verband
→ Verbandwechsel, Reinigung der Platte
Inspektion von Sitz und Sauberkeit des Cuff
→ Evtl. Korrektur und Reinigung
Kontrolle der Luftwege
→ Bei Borken angefeuchtetes O2
Als Folgekomplikationen können hypertrophe Narben und Keloide auftreten. Erstere treten für gewöhnlich innerhalb der ersten 2 Monate nach Trauma oder Wundinfektion auf. Eine rasche hypertrophe Wachstumsphase wird von einer verzögert eintretenden und langsamen Regressionsphase abgelöst. Im Gegensatz hierzu zeigen Keloide keinerlei spontane Regression. Es handelt sich um benigne fibroblastäre Tumore. Das Keloidrisiko ist am höchsten in der afrikanischen Bevölkerung. Zur Vermeidung hypertropher Narben sind eine spannnungsfreie chirurgische Naht und eine ungestörte Wundheilung Grundvoraussetzungen (Gauglitz et al. 2011). Wichtige Methoden der Narbenbehandlung sind in . Tabelle 19.1 aufgeführt. Die für andere Lokalisationen durchaus übliche Strahlentherapie tritt beim Tracheostoma in den
Hintergrund. An neuen Entwicklungen ist die Injektion von Botulinumtoxin A um chirurgische Nähte zur Minderung der muskulären Zugwirkung und zum Erhalt sehr feiner Narben zu erwähnen (Goodman 2010). Experimentell wird der Einsatz von rekombinantem Tumorwachstumsfaktor-β3 und Mannose-6-Phosphat (Avotermin) geprüft (Gauglitz et al. 2011).
Pflegestandards Zur Sicherung der Funktion und Vermeidung von Komplikationen bei Tracheostomapatienten ist ein Pflegealgorithmus sinnvoll, wie er beispielsweise von der Agency for Healthcare Research and Quality entwickelt wurde (Craig 2005; . Tabelle 19.2).
192
Kapitel 19 · Spezielle Aspekte der Haut- und Schleimhautpflege nach Tracheotomien
Einen interessanter Zugang zur Problembewältigung stellt die Bildung eines multidisziplinären Teams zur Pflege von Tracheostomiepatienten nach Entlassung aus der ICU dar, die zur Senkung der Zeitdauer für temporäre Tracheostomakannulierung und zur Hospitalisierungszeit insgesamt führen könnte (Garubba et al. 2009).
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20 Geschichte der Tracheotomie H. Swoboda, E. Klemm
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196
20
Kapitel 20 · Geschichte der Tracheotomie
Die Sicherung der freien Atmung ist biologisch, kulturell und medizinethisch vorrangig (Holl 1997). Die Evolution der Atemwege aus dem Pharynx auf dem Übergang vom Wasser zum Land ist ein störanfälliger Kompromiss. Die aufrechte Haltung des Menschen geht mit einer vermehrt neuromuskulären Abstimmung von reflexgeschützter Atmung und vertikal umgelenktem Schlucken einher. Die phonetisch so vorteilhafte Winkelung zwischen verkürztem Kiefer und vorgerückter Wirbelsäule und der tief, knapp extrathorakal stehende Kehlkopf erschweren den Zugang zur Trachea sowohl auf natürlichem als auch auf perkutanem Weg. Die Geschichte der Atemwegssicherung ist somit ein Ringen um eine sicher anwendbare Methodik im Spannungsfeld zwischen biologischer Dringlichkeit und technischer Schwierigkeit (Sosath 2007). Die Tracheotomie gehört zu den ältesten, aber auch umstrittensten Operationen. Zwischen 1500 und 1800 sind nur wenige erfolgreiche Tracheotomien überliefert. Ein allgemeines Zutrauen stellte sich erst im 19. Jahrhundert ein, im 20. Jahrhundert wurde die Tracheotomie zu einem Routineeingriff, erinnert sei an die große Bedeutung bei der Poliomyelitisepidemie in Kopenhagen 1952 mit einem Massenanfall von 2899 ateminsuffizienten Erkrankten (Löfström 1994). Die Tracheotomie wurde vermutlich spätestens ab gräko-römischer Zeit zur Überbrückung akuter Atemwegsstenosen durchgeführt. Die Rig Veda, eine Hinduschrift (2000–1000 v. Chr.) berichtet von einer Eröffnung der Luftwege, der Papyros Ebers (ca. 1550 v. Chr.) von einem Halsschnitt und warnt vor den Gefäßen in . Abb. 20.1 (Pahor 1992; Scholl 2006; Sosath 2007; Vikentiev 1951). Hippokrates (460–377) erwähnt die Atemwegssicherung. Asklepiades von Bithynien (124–36 v. Chr.) wird die erste elektive Tracheotomie zugeschrieben. Zeitgenossen von Asklepiades verwarfen allerdings die Methode der Tracheotomie vehement und der römische Arzt Caelius Arelianus brandmarkte die Operation gar als Verbrechen (Brandt u. Goerig 1986). Der griechische Arzt Antyllus empfahl dann im 2. Jahrhundert n. Chr. die quere Eröffnung zwischen dem 3. und 4. Trachealring. Von Galen empfohlen, wurde die Tracheotomie von Paulus von Aegina (625–690 n. Chr.) genau beschrieben, dem letzten klassischen griechischen
. Abb. 20.1 Vermutliche Tracheotomieszene – Nachzeichnung aus der Tafel Abydos, 1. Dynastie (3030–2850 v. Chr.) Papyros Ebers 860 »Beachte beim Schneiden die Gefäße« (Scholl 2006)
Arzt und Quellautor für die nachfolgenden arabischen Ärzte. Pioniere des Mittelalters verbessern die Technik zunehmend. Pietro d‘Abano (1250–1315) aus Padua empfiehlt eine sitzende Haltung mit überstrecktem Kopf. Antonio Brasavola (1490–1554) aus Ferrara berichtete von einer 1546 erfolgreich selbst durchgeführten Tracheotomie. Ambroise Paré (1510– 1590) spricht von einer prophylaktischen Tracheotomie vor riskanten Eingriffen an den Tonsillen. Nicolas Habicot (1550–1624) tracheotomierte in Paris einen Jugendlichen wegen Asphyxie durch einen impaktierten, zum Schutz vor Raub verschluckten Münzbeutel. Von Julius Casserius (1545–1616) und Johann Scultetus (1595–1645) aus Ulm liegen illustrierte Beschreibungen von Operationstechnik und Instrumentarium vor (. Abb. 20.2). Die von Marco Severino (1580–1656) beschriebene Diphtherie-Epidemie von 1610 (Angina gangraenosa) in Neapel weist ebenso wie der von Francis Home (1719–1813) 1765 abgehandelte kindliche Croup auf die lange Zeit vorherrschende Indikation hin (English 1985). Der Begriff Tracheotomie wurde von Thomas Fienus (1567–1631) in den Libri chirurgiae XII, Loewen 1649, geprägt und ging 1739 über Lorenz Heister (1683–1758) in den allgemeinen Sprachgebrauch über (Sosath 2007). Fienus empfahl nunmehr schon vor 360 Jahren eine liegende Position und eine Markierung des Operationsfeldes mit Tinte (Goerig u. Brandt 1986). Der Hautschnitt sollte bei Antyllus in Berücksichtigung der empfindlichen Knorpel quer erfol-
197 Geschichte der Tracheotomie
20
. Abb. 20.3 Stanze nach Waldapfel
. Abb. 20.2 Julius Casserius (1545–1616). Tabulae anatomicae Padua 1627
gen, bei Fabricius Ab Aquapendente (1537–1619) und bei Julius Casserius längs, um Verletzungen paratrachealer Gefäße zu vermeiden. Seit Bingel 1922 bevorzugt man aus ästhetischen Gründen einen modifizierten Kragenschnitt nach Kocher (1841– 1917). Bei der queren Eröffnung der Trachea zwischen Knorpelringen wurde in der Antike die Empfindlichkeit des Knorpelgewebes gefürchtet. Erst Abucassis (936–1013) konnte eine Knorpelheilung nach Trachealnaht wegen Suizidversuchs beobachten. Im 18. Jahrhundert kam der auch heute bei Kindern oft empfohlene Medianschnitt auf, wobei über alte begriffliche Definitionen als »Pharyngotomie«, »Laryngotomie« oder »Tracheotomie« fortgesetzt diskutiert wurde, wohl angestoßen in Richtung Tracheotomie durch Desault (1744–1795; Froriep 1836). Rohmer wies 1912 auf Drucknekrosen des Knorpels hin, Waldapfel empfahl 1931 die Fensterexzision (. Abb. 20.3). Er legte dafür
eine Stanze vor, die in ähnlicher Form heute wieder vorgeschlagen wird (Mitchell et al. 2010; Waldapfel 1931). Breite Akzeptanz fand das kaudal gestielte Vorderwandläppchen nach Viking O. Björk 1961. Kanülen wurden seit dem 16. Jahrhundert verwendet (Vidus Vidius 1509–1569). . Tabelle 20.1 gibt einen geschichtlichen Überblick bis hin zu heutigen Kunststoffkanülen (Biesalski u. Köhler 1958; Feldmann 1995). Jean-Baptiste Verduc (gest. ca. 1700), führte die Kanüle über einen Führungsstab ein, er warnte vor einer Verletzung der Tracheahinterwand (Sosath 2007). Prominente Patienten illustrieren den weiteren Entwicklungsweg der Tracheotomie. George Washingtons Ärztekonsil konnte sich 1799 nicht zur Tracheotomie entschließen und musste damit seinen Tod an einer supraglottischen Entzündung in Kauf nehmen. Napoleon Bonaparte gab 1807 durch Aussetzung eines Preises anlässlich des Todes seines Neffen einen indirekten Anstoß zur klinischen Definition der Diphtherie durch Pierre Bretonneau (1787–1862), der 1825 eine Tracheotomie an einem 4 Jahre alten Mädchen durchführte (English 1985). Armand Trousseau (1801–1867) erhob sie zum Standardverfahren (Lesky 1978; Sosath 2007; . Abb. 20.4). Joseph Škoda (1805–1881), Vollender der physikalischen Untersuchung, war allerdings noch in den 1830er Jahren im Wiener Allgemeinen
198
Kapitel 20 · Geschichte der Tracheotomie
. Abb. 20.4 Dilatationszange nach Hasse (1868)
20
Krankenhaus strafweise in die Irrenabteilung versetzt worden, weil er ohne Genehmigung der Krankenhausdirektion eine Tracheotomie an einem Erstickenden vorgenommen hatte (Lesky 1978). Später sollte Josef Weinlechner (1829–1906), Pionier der pädiatrischen Chirurgie am St. Anna Kinderspital in Wien, in der Tracheotomie bei Diphtherie ein wichtiges Arbeitsgebiet finden und darin auch Vorarbeiten zur Intubation leisten (Rokitansky 2011; Weinlechner 1871). Kronprinz Friedrich III. wurde am 9. März 1888 für 99 Tage Deutscher Kaiser, nachdem er von Friedrich Gustav von Bramann (1854–1913) wegen eines stenosierenden glottischen Karzinoms einen Monat zuvor tracheotomiert worden war. Die seit Ende 1894 angewandte Immunserumtherapie nahm der Diphterie weitgehend ihren Schrecken und der Tracheotomie ihre Hauptindikation (von Behring 1901; English 1985). Diese sollte sich zunehmend auf kraniofaziale Dysmorphien, Traumen und Operationen, laryngotracheale Stenosen, Langzeitbeat-
mung und neurodegenerative Erkrankungen verlegen (Booth 2000; Sosath 2007). Im deutschsprachigen Raum trugen Wilhelm Baum (1799–1883) in Greifswald und Franz v. Pitha (1810–1875) in Prag zur Etablierung bei (von Pitha 1857; Sosath 2007). Monti legte 1884 in Wien eine Statistik über 12.736 Tracheotomien vor, aus der eine Heilungsrate von 26,7% bei Diphtherie hervorging. Die erste künstliche Beatmung wurde 1871 von Friedrich Trendelenburg (1844–1924) über ein Tracheostoma durchgeführt (Sosath 2007). Die Tamponkanüle war 1869 eingeführt worden. Leopold v. Schrötter (1837–1908) und Arthur Thost (1854–1937) behandelten die häufigen, meist posttuberkulösen Larynxstenosen durch Bougierungen (Feldmann 1995). Prszemislav Pieniazek (1850– 1916), wie Thost bei von Schrötter ausgebildet, entwickelte eine Spaltkanüle und arbeitete in Krakau seit 1884 an der Tracheobronchoskopie (Laskiewicz 1966). Chevalier Jackson (1865–1958) standardisierte schließlich die moderne, in der Folge nur mehr geringfügig veränderte Technik der Tracheotomie (Jackson 1935). Dennoch konnte Michail Bulgakov (1891–1940) Anfang des 20. Jahrhunderts die Tracheotomie als Beispiel eines ärztlichen Grenzgangs schildern: Ein frisch approbierter Landarzt steht vor der Entscheidung zu einer sofortigen Tracheotomie an einem erstickenden diphtheriekranken Kind – und führt sie, ermutigt von der Krankenschwester, erfolgreich durch (Bulgakow 2009; Vikentiev 1951). Intubation und perkutane Punktionsverfahren entwickelten sich parallel zur Tracheotomie und hinterließen Spuren in der modernen Methodik, die aber erst durch verlässliche Sichtkontrolle praktikabel wurde. Die Wurzeln perkutaner Verfahren reichen bis auf Alexander den Großen (356–323) zurück: Er soll einen von einem Soldaten aspirierten Knochen mit der Schwertspitze freigelegt haben (Booth 2000). Sanctorius Sanctorius (1561–1636) verwendete 1627 die für die Aszitespunktion bestimmte Paré-Röhre, Friedrich Dekkers (1648–1720) eine spezifische, gerade und daher gefährliche Trokarkanüle (Sosath 2007). Alfred Denker (1863– 1941) schuf 1913 ein Konikotomie-Set, das weite Verbreitung fand. Intubationen wurden seit der Antike für Neugeborene vorgeschlagen, im 18. Jahrhundert für Er-
199 Geschichte der Tracheotomie
20
. Abb. 20.5 Bougies und Tuben aus Metall (1913). 2789a Trachealkanüle (sog. Sternkanüle) nach Hajek. 2672a Dilatator nach v. Schrötter, für Larynxstenose, ganz aus Metall, 12 Größen. 2673a Dilatator nach Brünings, aus Metall, 6 Rohrstärken. 2790a Putzfeder nach Marschik. 2696a Intubationsbesteck, bestehend aus 6 Intubationskanülen, 1 Instrument zum Einführen und Herausheben der Kanülen, 1 Mundsperrer nach Denhardt. 2716a Verbindungsrohr nach Killian, D. R. G. M. zum Instrumentarium zur peroralen Intubation nach Kuhn
trinkungsopfer. Joseph O’Dwyer (1841–1898) entwickelte angesichts der in New York grassierenden Diphterie 1885 eine indirekte fingergeführte Intubationstechnik, nachdem Eugene Bouchut 1858 vor dem Charisma von Armand Trousseau knapp gescheitert war (English 1985; Feldmann 1995; Sperati u. Felisati 2007) Ivan W. Magill (1888–1986) standardisierte die oro- und nasotracheale Intubation, wie auch Robert R. MacIntosh (1897–1989) im Jahre 1943 durch den Intubationsspatel. Durch Shigeto
Ikeda wurde 1968 die fiberoptische Bronchoskopie eingeführt (Sosath 2007). . Abbildung 20.5 zeigt metallische Intubationstuben mit einem Anschlussventil nach Gustav Killian (1860–1921) zur Intubation nach Franz Kuhn (1866–1929) aus einem Instrumentenkatalog von 1913 (Reiner u. Lieberknecht 1913). Auch damals galt die Regel, Bougierungen und Intubationsversuche bei Larynxstenosen (Tuberkulose, Diphterie) vor einer Tracheotomie zu versuchen.
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Kapitel 20 · Geschichte der Tracheotomie
Entwicklungen von Trachealkanülen 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4
Guido Guidi (Vidius Vidius, 1509–1569) Thomas Fienus (1567–1631) Julius Casserius (1545–1616) August Richter (1742–1812) George Martin (1702–1741) Armand Trousseau (1801–1867) Hermann Wülfing Lüer (gest. 1883) Paul Broca (1824–1880) Friedrich Trendelenburg (1844–1924) Charles T. Stent (1807–1885) M. Baker in London Przemyslaw Pieniazek (1850–1916) Arthur Durham 1869, Franz König 1876 Karl Störk (1832–1899) Peter Biesalski und Rudolf Köhler
Die maßgebliche Entwicklung heutiger Trachealkanülen geht auf den Ingenieur Rudolf Köhler (1902– 1972) in Frankfurt/M zurück, der ab 1950 erstmals Plexiglas, ab 1955 Polyvinylchlorid (PVC) bei der individuellen Kanülenherstellung einsetzte und mit dem Arzt Peter Bisalski (Mainz) am Patienten erfolgreich erprobte (Biesalski u. Köhler 1958). Die Jahrtausende währende spannende und wechselvolle Geschichte der Tracheotomie lehrt uns in den historischen Quellen sieben maßgebliche Dinge: 4 Anatomie kennen 4 Krankheiten und Symptome zuordnen 4 Körperposition beachten 4 Operationsfeld markieren 4 Gefäße und Blutungen ernst nehmen 4 Instrumentarien beherrschen 4 Luftröhre angemessen offen halten
20
1544: goldenes, silbernes Röhrchen Röhrchen im Tracheostoma gekrümmte abgeplattete Kanüle 1776: Göttingen, heutige Kanülenform 1730: Doppelkanüle 1851: Viertelkreiskanüle, Seele 1861: Ventilkanüle (Kugelventil) 1867: Sprechkanüle mit Klappenventil 1869: Tamponkanüle 1856: thermoplastische Abdruckmasse für »Stent« 1877: elastische Gummikanüle 1887: Spaltkanüle biegsame« Hummerschwanzkanülen« Siebkanüle 1958: erste Kunststoffkanülen
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204
Stichwortverzeichnis
A A. thyroidea ima 16 A. thyroidea inferior 16 A. thyroidea superior 16 Absaugung 166, 168, 182 Abstrahldruck 137, 139, 141, 142, 152 Adipositas 7, 36, 142, 148 Adrenalinzusatz 38 Allgemeinanästhesie 147, 153, 154 allgemeinen Gasgleichung 150 ambulante Nachsorge 125 Analgosedierung 129, 147, 153, 154 Anästhesisten 38, 41, 72, 90, 120, 154 Anastomose 40, 41, 88, 92, 93, 95, 96, 97, 98, 104, 105, 106, 108 Anatomie 2, 37, 46, 74, 154, 180, 181, 200 Ankereffekt 168 ANSYSTM-CFX 155 Aorta 16, 109 Apoplex 36, 37, 178 Arbeitsdruck 139, 142, 150, 155 ARDS 21 Arteria cricothyroidea 46, 47 Arteria thyroidea ima 64 Aspergillose 190 Asphyxie 32, 122, 196 Aspiration 26, 28, 162, 163, 164, 167, 168, 170, 171, 174, 183 Aspirationsmerkmale 165 Aspirationsrisiko 167 Atem-Schluck-Koordination 167 Atemminutenvolumen 147 Atemstromumlenkung 165, 166 Atemtherapie 169, 170 Atemwahrnehmung 165 Atemweg 136, 142, 146, 148, 149, 150, 151, 153, 166, 173 Atemweghygiene 166 Atemwegsdruck 139, 141, 148, 150, 151, 152 Auskultation 67, 74
B Ballon 30, 31, 117, 118, 181 Ballonkatheter 27, 117, 118 Barbiturate 129 Barotrauma 66, 138 Barrierefunktion 188 Bayliss-Effekt 128 Beatmungsdauer 2, 31 Beatmungsdruck 139, 141, 147, 153
Beatmungsfrequenz 137, 139, 150 Beatmungsgerät 147, 149 Bifurkation 75, 76, 81, 82, 152 Biofilme 71 Björk-Lappen 40, 56, 57, 58, 108, 109, 168 Blauschluck 165 Blockung 42, 166, 167, 168, 171, 180 Blue Dolphin 25, 27, 30, 31 Blue Rhino 25, 27, 28, 65, 66, 67, 70, 72, 130, 131 Blutgerinnung 36 Blutgerinnungsstörung 7 Blutungen 6, 12, 15, 16, 28, 29, 36, 37, 39, 43, 47, 50, 64, 65, 76, 105, 109, 123, 136, 142, 158, 188, 200 Body-Mass-Index 74 Botulinumtoxin 191 Bougierung 26, 74, 75, 76 Bronchoskopie 7, 26, 76, 80, 82, 199 Brutkapseln 21
C cannot intubate – cannot ventilate 142 Carl Reiner 73, 140, 141, 149, 150, 151 CBF 128 chirurgische Krikothyroidotomie 142 Chondrozyten 20, 21 Ciaglia 24, 25, 27, 28, 29, 30, 67, 130, 131 CO2-Elimination 149, 150, 151 CO2-Laser 122, 123, 124, 125, 126 CO2-Retention 64, 146, 148 Coccidioidomykosen 190 Cook-Z-Stents 116 COPD 28, 150, 152, 178 CPP 128, 129, 130, 131 CT 72, 80, 83, 90 Cuff 16, 28, 41, 42, 53, 68, 76, 88, 109, 124, 166, 170, 181, 182, 185, 189, 191 Cuff-Druck-Messgerät 171, 182
D Dehydratation 162 Dekanülierung 28, 52, 53, 59, 162, 165, 168, 169, 170, 172, 173, 174, 178 Descensus laryngis 6, 16, 17, 100 Descensus tracheae 17 Desensitivierung 167 Desinfektion 42, 73, 185, 188 DHP 180 Diaphanoskopie 13, 26, 31, 66, 74
difficult airway 134 Dilatation 25, 27, 29, 30, 31, 76, 100, 121, 154 Dilatationstracheotomie 24, 28, 31, 37, 38, 43, 53, 64, 67, 70, 73, 84, 89, 129, 130, 131, 153 Diphterie 198, 199 Doppelverantwortung 154 Drahtgitterstent 123 Drucknekrosen 42, 181, 197 Druckulzera 180, 189 Dumon-Artemis-Stent 119 Durchblutungsstörungen 44 Durchführung der Tracheotomie 76 Düsenanordnung 157 Düsenposition 158 Dysphagie 52, 128, 162, 163, 164, 167, 168, 170, 178, 181, 189, 190 Dysphagiemanagements 164 Dyspnoe 80, 122, 135
E Edelstahl 118, 180 Elektrodissektion 188 Emphysem 26, 28, 29, 54, 59, 81, 109, 123, 136, 138, 153 Endoskopiker 67, 73, 74, 120 endoskopische Kontrolle 25, 27, 67, 100, 146 Entblockungsmanagement 166 Entrainment 150, 152 Epidemiologie 162 Epinephrin 106 Epithelialisierung 52 Epithelisierung 31, 43 erwartet schwieriger Atemweg 134, 139
F Fantoni 25, 26, 27, 29, 30, 64, 69, 76 Färbetest 165, 173 Fascia cervicalis 10 Fasszange 126 fazioorale Stimulation 167 FEES 173 feuchte Nase 188 Fiberoptik 146, 147 Fistel 16, 43, 53, 54, 59, 60, 76, 98, 100, 111, 124 flexible endoscopic evaluation of swallowing 164 Fossa jugularis 10, 11 Frova u. Quintel 25, 30, 70
205 Stichwortverzeichnis
Frühgeburten 106 Frühtracheotomie 2
G Gasaustauschstörungen 37 Geruch 163 Geschmack 167 Gianturco-Z-Stent 116 Glasgow Coma Scale 130 Glottisebene 91, 97, 98, 125, 135, 142, 146, 147, 163 Glottisweite 135 Granulationen 53, 59, 72, 91, 94, 109, 110, 111, 121, 125, 166, 188 Granulationskanal 88, 89, 104, 105, 110 Granulationspolyen 125 Griggs 25, 27, 29, 30, 70, 130 GWDF 29, 66, 69, 70, 72
H Halsmuskulatur 11, 12, 39, 108 Halssonographie 66 Halsvenen 38 Halswirbelsäule 16, 17, 37, 134 Hämoptysen 80 Hautemphysem 6, 54, 80, 81, 82, 105 Hautlappen 57, 105 Hautschnitt 38, 39, 47, 55, 57, 59, 60, 74, 196 Heiserkeit 54, 93 Herzrhythmusstörungen 153 HFJV 148, 150 Hirndruck 129, 130 Hirndrucksenkung 129 Hirnverletzungen 2 Hunsaker-Katheter 137, 138 Hustenineffizienz 165 Hustenstoß 52, 118, 119, 120 HWS 6 Hygiene 167, 189 Hyoid-Larynx-Exkursion 168 Hyperkapnie 129, 142 Hypersalivation 178, 182 Hypopharynx 53, 167 Hypothermie 129 Hypotonie 129, 152, 153 Hypoxämie 152, 153
I I:E-Ratio 139 I:E-Verhältnis 151
ICU 2, 3, 92, 97, 190, 192 Imiquimod 191 Incisura thyroidea superior 10 Infiltration 38, 136, 183 infraglottische Jet-Ventilation 135, 137, 139 Innenkanüle 178, 179, 182, 184, 185 innere Anatomie 2, 74 innere Schienung 116, 123 Insellappen 58, 59 Inserter 120 Insertion 30, 154 Inspirationszeit 137, 139, 142 Intensivpatient 2, 6, 37, 38, 146, 147, 150, 151, 153, 154, 158 Intensivstation 24, 32, 36, 154, 189 Interferon-α 191 Interkostalraum 153 intradeglutitive Aspiration 164 intrapulmonaler Druck 137, 147 intrinsic PEEP 150 Intubation 2, 6, 47, 73, 80, 85, 88, 93, 106, 107, 124, 134, 146, 198, 199 Intubationsnarkose 38, 53, 88, 126 Intubationsschäden 6 Intubationstrauma 88, 92, 97 IPPV 73, 146, 147, 148, 157 IRDS 106 Isthmus 13, 16, 39 ITN 92
A–L
kinästhetische Wahrnehmungsreduktion 167 Kinder 59, 106, 107, 109, 110, 136, 138, 139, 142, 179 Kleinkinder 47, 108 Klemm 1, 5, 13, 14, 26, 27, 63, 64, 65, 73, 75, 76, 148, 149, 158, 190 Knorpel 20, 27, 70, 96, 107, 108, 196 Köbnerisierung 190 22-mm-Kombi-Adapter 183 Komplikationen 2, 14, 15, 24, 28, 29, 32, 37, 38, 42, 43, 52–60, 64, 72, 76, 88, 89, 100, 104, 105, 109, 110, 121, 130, 131, 136, 138, 139, 142, 152, 153, 154, 158, 166, 171, 181, 188, 191 Kompressionsstenose 88, 89, 105 Koniotomie 10, 11, 12, 25, 28, 36, 44, 46, 47, 48, 49, 50, 134, 143 15-mm-Konnektor 182, 183 Kontaktsensibilisierungen 190 Kontraindikationen für PDT 6 Kortison 106 Kostaufbau 169 Kostenanalyse 37 Krikothyroidotomie« 142 Kryokontakttherapie 191 künstliche Nase 42, 166, 171, 184 Kunststoff 28, 180
L J Jet-Laryngoskop 135, 139, 140, 141 Jet-Ventilation 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143 Jetfrequenz 137 JL-Rohr 26 jugularvenöser Abfluss 129
K Kanülendislokation 6, 66, 88, 105, 109, 110 Kanülengröße 178, 185 Kanülenlänge 179, 181 Kanülenobstruktion 6, 109, 110 Kanülenreinigung 185, 188 Kanülenschild 179, 184 Kanülierung 27, 74, 75, 129 Kapnographie 136, 151 Karl Storz 73, 74, 76, 155 Kehlkopfstenose 88 Keloid 54, 191 Killian 42, 43, 52, 69, 199
Landmarken 10, 38, 39, 46, 47, 48, 90, 91, 108 Langzeitbeatmung 6, 43, 84, 88, 106, 107, 122, 124, 125, 163, 198 Langzeitblockung 167 Langzeitintubation 2, 6, 32, 42, 167 laryngeale Penetration 163 Laryngektomie 71, 178, 179, 183 Laryngitis 106 Larynx 10, 13, 16, 17, 46, 47, 48, 53, 75, 88–93, 95–98, 108, 110, 128, 134, 135, 136, 163, 164, 168, 170 Larynxhyoidmotilität 163 Larynxstenose 98, 100, 199 Laser-Stent-Therapie 125, 126 Lasertherapie 121, 191 Leck 157 Leitlinien 153, 154, 162, 163, 170, 184 Leitschiene 73 Leuchtstab 13 Lidocain 38, 136 Ligamentum conicum 46, 47, 48 Lokalanästhesie 37, 38, 53, 58, 80, 90, 92, 126 LTR 93, 94, 95, 97, 98
206
Stichwortverzeichnis
Luftströmung 118 Luftwege 53, 64, 90, 106, 107, 162, 191, 196
M Magensonde 147 Malnutrition 162 Manubrium sterni 10, 109 Matthews u. Hopkinson 29 Mediastinalemphysem 32, 81 Mediastinitis 54, 81, 82 Metaanalysen 31, 64 Metallsauger 74, 76 Mikrolaryngoskopie 123 Mikroskop 120 Mikrozirkulation 189 Mittellinie 11, 12, 38, 39, 64, 72, 74, 95, 108 MMP-Hemmer 189 Monitoring 53, 121, 128, 131, 147, 151 Montgomery-Prothese 119 Montgomery-Tube 92 Morbus Parkinson 162 MRSA 185, 189 MRT 90, 181 mukoide Degeneration 20, 21 mukokutane Anastomose 41, 104, 105, 106, 108 Multimorbidität 3 Multiple Sklerose 162 Mundhygiene 167, 170, 173 Muskellappenplastik 84
N Nachblutungen 43 Nadelkoniotomie 47, 48, 49, 50 Nadelkrikothyroidotomie 142 NAPS 154 Narben 57, 92, 116, 190, 191 Nasennebenhöhleninfektionen 166 Nasenspekulum 69 Navier-Stokes-Gleichungen 155 Nekrose 57, 70 Nervus olfactorius 167 Neurodermitis 190 Neurogene Dysphagie 164 Neusilber 180 Normothermie 129 Notfallintubation 80, 82, 84 Nottracheotomie 47 Numerische Simulation 155, 156 nurse-administered propofol sedation 154
O oberer Ösophagussphinkter 163 OCT 10, 11, 12, 13, 14, 65, 67, 70 offene chirurgische Tracheotomie 10, 49, 65, 67 Operateur 38, 39, 74, 134, 140, 141, 152, 154 Operationsbericht 75 Operationssaal 2, 3, 37, 38 orale Phase 163 Orlowski-Stent 119 Osmotherapie 129 Ösophagoskopie 123 Ösophagus 10, 27, 29, 81, 83, 84, 92, 96, 123, 124, 167 Ösophagusresektion 80 ossäre Metaplasien 21 Osteoblasten 71 Oxygenierung 142, 146, 148, 149, 151, 152
P Palliativmaßnahme 123 Palmaz-Stents 118 Papyros Ebers 196 Parallelnarkose 154 Paries membranaceus 14, 16, 81, 82, 92, 96, 97, 111 PAS 164 Pausendruckmessung 136 PCTR 95, 97, 98, 100 PDT 64, 66–72, 74, 76, 89, 97, 100 peak flow 125, 126 PEEP 147, 150, 151 Penetrations-Aspirationsskala 164 Penrose-Drain 56 Percu-Twist 25, 27, 30 Perforation 27 Perichondritis 22, 54 Pflegealgorithmus 191 Phonation 165, 171, 178, 184 Platysma 10, 38 Platzhalterlegung 165, 172 Platzhaltersysteme 117, 119 Pleura mediastinalis 81, 83, 85 Pneumonie 2, 122, 130, 162 Pneumothorax 43, 59, 64, 66, 67, 76, 80, 81, 82, 83, 109, 152, 153 Poliomyelitisepidemie 196 Polyflex-Stent 119, 120 Polytrauma 124 Polytraumapatienten 2 Polyurethan 180, 181, 188 Polyvinylchlorid 180, 200
postdeglutitive Aspiration 164 postdeglutitives Räuspern 169 prädeglutitive Aspiration 164 präorale Phase 163 prätrachealer Raum 10 Pseudokrupp 106 Psoriasis 190 psychosoziale Wirkung 165 pulmonale Compliance 148, 149, 150, 153 Punktion 13, 14, 25–30, 48, 68, 71, 74, 75, 76, 136, 138, 146, 154
R radiologische Lagekontrolle 125 Radiowellenchirurgie 188 Rapitrac 67 Ravussin 135, 136 Reanimation 84, 153 Redon-Drain 56 Rehabilitation 64, 71, 100, 162, 163, 174, 178 Reintubation 37, 68, 69, 76, 153, 158 Reklination des Kopfes 129, 147 Rekurrenslähmung 54 Relaxation 147, 153, 154 respiratorische Insuffizienz 83 Restenosierung 122, 124 Restenosierungsrate 122 Ringknorpel 2, 6, 10, 14, 39, 40, 43, 44, 46, 48, 71, 90, 93, 98, 100, 108, 146, 168, 174 Rippenknorpelaugmentation 98 Risikoprofil 154 Röntgenthorax 67, 153 Rückstellkraft 118
S Sauerstoffanschluss 184 Säuglinge 47 Schachner 25, 27, 29, 30 Schädel-Hirn-Verletzung 128 Schilddrüse 10, 13, 15, 16, 39, 46, 69, 100, 104, 105, 123 Schilddrüsenisthmus 26, 39, 104, 108 Schlaganfall 162 Schluckakt 95, 163, 164, 165, 169, 171, 173 Schluckfunktion 163, 167 Schluckstörung 10, 54, 56, 59, 165 Schlucktherapie 167, 168, 169, 170 Schlucktriggerung 167, 170 Schraube 30
207 Stichwortverzeichnis
Schutzreflex 163 schwieriger Atemweg 134, 136, 139, 153 Sekretmenge 166, 170 Sekretverweildauer 166, 170 Selbstverschluss 53 Seldinger 24, 26, 46 Sepsis 83 SHFJV 76, 140, 148, 150, 151, 157 Siebung 183 Silber 180 Silberkanüle 27, 125, 178 Silbernitratätzung 53, 188 Silikon 116, 117, 118, 119, 123, 124, 180 Silikonwundauflagen 191 Simulation 154, 155, 156, 158 Soforttherapie 71, 75 Sonographie 25, 26, 31, 67, 130, 153 Spangenbrüche 22 Spannungspneumothorax 81, 153 Spättracheotomien 2 Speichelaspiration 38, 168 Spitzendruck 149 Sprachtherapeut 164, 168, 172 Sprechen 10, 12, 28, 53, 58, 165, 166, 170, 179 Sprechventil 170, 184 starre Endoskopie, 121 Stenose 88, 89, 90, 91, 92, 93, 95, 96, 97, 98 Stent 116, 200 Stent-in-Stent 120, 123 Sternplastik 60, 111 Stimmbandebene 91, 135, 137, 142, 147, 153 Stimmlippen 47, 68, 182 Stimmprothese 71, 183 Stimmverlust 54 Stomaöl 185 Strahlenschaden 58, 121 Strecker-Stent 117, 118, 125 Stridor 52, 89, 90, 93, 97, 107, 122, 124, 125 strömungsmechanische Phänomene 154 superponierte Hochfrequenz-Jet-Ventilation 76, 140, 148 supraglottische Jet-Ventilation 139, 140 suprastomaler Kollaps 110, 111
T T-Tube 92, 93, 94, 95, 111, 116, 119 TED 13, 72, 73, 75, 76, 152
Thorakotomie 82, 83, 84 Thoraxchirurg 69, 80, 81, 116 Thoraxsaugdrainage 153 Tidalvolumen 142, 148, 152 TLT 7, 25, 29, 30, 69 Todesfälle 43, 64, 66 Topographie 2, 74 Totraum 6, 37, 53, 130 Toye u. Weinstein 25, 28 Trachea 28, 30, 56, 74, 75, 91, 98, 104, 105, 111, 124 Trachea-End-zu-End-Anastomose 121, 124 Tracheahinterwand 74, 75, 76, 100, 119, 197 Tracheahinterwandverletzung 64, 66, 67, 68 Trachealkanüle 16, 27, 28, 29, 31, 36, 41, 42, 74, 75, 178, 179, 180, 182, 183, 184, 185, 188, 189, 190, 199 Trachealkanülen-Management 162, 170 Trachealkanülenwechsel 130, 184 Trachealspange 20, 21, 26, 39, 40, 41, 72, 74, 96, 97, 100, 108 Trachealstenose 14, 52, 53, 59, 70, 71, 88, 89, 91, 92, 111, 125, 179 Tracheaverletzung 81, 83, 85 Tracheazielaufnahme 125 Tracheitis 121, 188 Tracheobronchoskopie 72, 75, 80, 81, 121, 164, 166, 198 tracheokutane Fistel 53, 54, 60, 111 Tracheomalazie 6, 52, 53, 88, 105, 109, 110, 111, 122, 134, 179, 181 tracheoösophageale Fistel 43, 100, 124 Tracheoskopie 26, 125 Tracheostomaverschluss 36, 40, 42, 52, 53, 54, 55, 57, 58, 59, 60, 88, 110 Tracheostomie 36, 37 Tracheotomie-Endoskop 148, 149, 152, 154, 155, 156, 157, 158 Tracheotomieindikation 2, 38 Tracheotomieverfahren 25, 31 Tracoe 27 transnasale Endoskopie des Schluckens 164 transtracheale Jet-Ventilation 136, 139 Triamcinolonacetonid 191 Truncus brachiocephalicus 6, 15, 16, 64, 74, 109 Tuberkulose 199 Tubusinnendurchmesser 146 Tubusverlegung 129 Tumorchirurgie 52
L–Z
Türflügellappen 104, 105, 111 TwinStream 73, 149, 151
U Überdruckbeatmung 146, 147, 157
V V. thyroidea inferior 16 V. thyroidea superior, 16 VBM 48, 49, 50, 136 velarer Verschluss 163 Ventilation 146, 148 ventraler Pneumothorax 153 Verkalkung 20 Verlust des Atemweges 69, 158 VFSS 164 via falsa 32, 59, 66, 76, 88, 105, 109, 110 videofluoroscopic swallowing study 164 Visiertracheotomie 40 Vitalfunktionen 153, 154 Vorteile der Tracheotomie 6
W Wahrnehmungsdefizit 163 Wall-Stent 117 Wasserschlucktest 164 Weerda 42, 69 Weichteilinfektion 104, 105, 189 Wundbotulismus 189, 190 Wunddehiszenz 54 Wundheilungsstörungen 121, 125, 189 Wundinfektionen 43
Y Y-Stent 117, 119, 120, 122
Z Zahnschäden 75 Zahnstatus 75 zerebrale Autoregulation 128 zerebraler Blutfluss 128 Zgoda u. Berger 25, 30 Zungenpumpstoß 163 Zyanose 122, 153 Zygomykosen 190