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Weiterführend empfehlen wir: Steueroasen Ausgabe 2009 ISBN 978-3-8029-3428-5 Wer hat unser Geld verbrannt? ISBN 978-3-8029-3423-0
Wohnlmmobillen In Steueroasen Ausgabe 2008/2009 ISBN 978-3-8029-3416-2 Steuergesetze 2008 ISBN 978-3-8029-3266-3
Der aktuelle Steuerratgeber
2008/2009 ISBN 978-3-8029-3209-0 Profi-Handbuch Investmentfonds ISBN 978-3-8029-3365-3
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Hans-Lothar Merten
Kapitalanlage
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in STEUE:ROASEN Vertrauensschutz Diskretion und Sicherheit Steueroptimierung
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!! WAL.HALLA
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Z~iervorschlilg:
Hans-Lothar Merten, Kapitalanlage 2009 in SHUEROASEN Walhalla Fachverlilg, Rl'CJ'l'nlOOrg 2009
Hinweis: Unsere Werl<:e sind stell bemüht, Sie flach bestem Wilsen zu informil'fl'fl. Dfe vorliegelll!e Ausgabe beruht auf dem Stand von Jaouar 2009. Sollten Sfe fragen habl-n, 10 wenden Sie lich an In ren Rechtsanwalt oder Steul.'fberater.
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Abkürzungen ........•.........
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Money for nothing Vertrauen gesucht...
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Verschärfte Strafen für Steuerhinterzieher
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Wo Kapital noch sicher ist
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Deutsche Anleger sind ängstlich . . .. 23 Reichensteuer
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Erben wird für die meisten billiger .. 26
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Abgeltungsteuer - ab 2009 .... 29
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Wie global müssen Vermögende handeln? 39
.-
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Bankgeheimnis ade! . . . . .• . .• . .• . . .. Die
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EU-Zinsrichtlinil~
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. . . . . . . . . . . . . . ..
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Die Euro-Währungsunion auf dem Vormarsch........................
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Finanzplätze auf dem Prüfstand
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Stiftungen, Trusts & Co. .
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Wo AuslandsvermölJen besteuert wird . 263
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Vermögen grenzübf>rschreitend vererben .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 273
Quellen
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Stichwortverzeichnis
, .. , . . . . . . . . . .. 303
Abkürzungen ADR AG ALM
AG ART AStG BaFin BAföG bAV
BFH BGH BGL BlP BlZ
BMF BP B.v.1. CEPA eHF CSPB DBA DIFC
DP EEAG ErbStG
ESt EStG ESZB
ETF
EU EUR 'WR 'WU
'ZB FAlF
American Depository Receipts Aktiengesellschaft Asset Liability Management Abgabenordnung Alternativer Risiko Transfer Außensteuergesetz Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bundesausbi Idungsförderungsgesetz betriebliche Altersvorson~e Bahrain Financial Harbour Bundesgerichtshof Banque General du Luxembourg Bruttoinlandsprodukt Bank für Internationalen Zahlungsausgleich Bundesministerium der Finanzen Belegenheitsprinzip British Virgin Islands Closer Economic Partnership Arrangement Schweizer Franken Credit Suisse Private Banking Doppelbesteuerungsabk,ommen Dubai International Financial Centre Domizilprinzip Gruppe Europäischer Wirtschaftsberater Erbschaftsteuergesetz Einkommensteuer Einkommensteuergesetz Europäisches System der Zentralbanken Exchange Traded Funds Europäische Union Euro Europäischer Wirtschaftsraum Europäische Währungsu nion Europäische Zentralbank Financial Action lask Force
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Federal Reserve (US-Notenbank) Financial Services Authority Golf-Kooperationsrat Global Depository Receipts High Net Worth Individuals Hongkong and Shanghai Banking Corporation International Business Cornpany Investmentsteuergesetz IPR Internationales Privatrecht IRG Gesetz über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen Internationaler Währungs·fonds IWF Gesetz über das Kreditwe:;en KWG MAS Monetary Authority of Singapore Markets in Financiallnstruments Directive - FinanzmarktrichtMiFID linie NE Nachlasseinheit NSE National Stock Exchange NSP Nachlassspaltung OECD Organization for Economic Cooperation and Development OECD-MA OECD-Musterabkommen C>eNB Österreichische Nationalbank OFD Oberfinanzdirektion QFC Quatar Financial Centre RMB Renminbi RZB Raiffeisen Zentralbank ÖSterreich AG SAP Staatsangehörigkeitsprinzip SCI societe civile immobiliere SEBI Securities and Exchange Board of India SNB Schweizerische Nationalbank Soli Solidaritätszuschlag Swift Society for Worldwide Int.!rbank Financial Telecommunication TIS Tailored Investment Strategy USD US-Dollar VAE. Vereinigte Arabische Emirate VSt Vermögensteuer ZaSt Zinsabschlagsteuer ZKB Zürcher Kantonalbank Fed FSA GCC GOR HNWI HSBC IBC InvStG
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WHN.WAUfAUAde
Money tor nothing - Vertrauen gesucht Die Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten rufen unangenehm in Erinnerung, dass Geld nicht neutral ist. Es ist kein Schleier, der wie ein Bühnenvorhang vor der Realwirtschaft hängt und unter dem, wenn man ihn lüftet, die Realwirtschaft völlig un-
beeinflusst zum Vorschein käme. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Monetäre und finanzielle Phänomene haben schwerwiegende Auswirkungen auf die reale Ökonomie:
•
Inflationen können Volkswirtschaften zerrütten - wie in Deutschland 1923.
•
Deflationen gehen mit einem wirtschaftlichen Zusammenbruch
einher. •
Währungskrisen lassen das Bruttoinlandsprodukt schrumpfenwie in der Asien-Krise 1997.
•
Das Platzen von Finanzblasen führt zu einem Einbruch der gesamtwirtschaftlichen Produktion.
Der Ansturm auf die Einlagen I?iner Bank wie bei der Northern Rock in Großbritannien und das Abschmelzen von Aktiva in den Bankbilanzen, die damit einhergehende Verdunstung von liquidität und der Verlust des Vertrauens zwischen Banken wie in der derzeitigen Finanzkrise machen deutlich, dass der reale Teil der Volkswirtschaft von monetär-finanziellen Phänomenen betroffen werden kann: •
Das reale Bruttoinlandsprodukt Argentiniens ist in der Währungskrise 2001 bis 2002 um 20 Prozent geschrumpft.
•
Japan ist nach dem Zerbersten der Blase 1989 für ein Jahrzehnt in eine Stagnation geraten und hat real das Dreifache seines BIP von 1990 verloren.
•
Die USA haben in der Weltwirtschaftskrise ein Drittel ihres Bruttoinlandsprodukts eingebüßt.
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Money for nothing - Vertrauen ge!5ucht Da Geld keinen Schleier darstellt, ist ein institutionelles Regelwerk unerlässlich, das Verwerfungen im monetär-finanziellen Bereich vermeidet. Wenn eine FinanzblasE~ platzt, schmelzen Anlagewerte dahin, die Risiken in den Bankbilanzen nehmen zu. Deshalb sind "Hebel" mit einem Verhältnis von über 20 zu 1, wie sie bei Investmentbanken üblich waren, nicht vertretbar. Mit dem klassischen Einlagengeschäft konnten die Banken nicht das große Geld verdienen. Sie wandten sich in den letzten Jahren daher verstärkt dem Investment-Banking zu. Dort konnte ein kleines Team noch gewaltige Summen bewegen. Die Gewinne waren genauso gewaltig wie die Verluste. Hedge-Fonds sind auf solche Geschäfte spezialisiert, nicht aber deutsche Landesbanken. Wenn aber eine Bank wie ein Hedge-Fonds handelt, gerät vieles durcheinander. Kunden, die ihr Geld zur Bank tragen, damit es dort aufbewahrt wird und Zinsen bringt, konnten ihr böses Erwachen erleben. Dass ihre Bank mit ihren Einlagen wie ein Hedge-Fonds umgeht, war ihnen nicht bewusst. Denn Intransparenz gehörte zum Geschäftsmodell der Banken. Die Turbulenzen an den Finanzmi"lrkten haben ans Licht gebracht, dass es innerhalb der EU kein funktionierendes Aufsichtssystem gibt. Während die Märkte hoch integriert sind und Finanzdienstleister ihre Geschäfte global betre'iben, arbeiten Aufsichtsgremien nach wie vor national. Und was die Aufseher im Einzelfall auf europäischer Ebene vereinbaren, entzieht sich de facto der parlamentarischen Kontrolle. Doch egal, wo Aufsichtsbehörden ihren Pflichten nachgehen, Bilanzwahrheit sollte für Banken und Versicherer selbstverständlich sein. Dazu gehört auch, dass Risiken in der Bilanz ausgewiesen und nicht über technische Konstruktionen wie Zweckgesellschaften (Conduits) aus der Bilanz entfernt werden. Es sollte u.a. gesetzlich gere~lelt werden, dass die Finanzinstitute mit genügend Eigenkapital unterlegt sind. Außerdem sollten Ratingagenturen ihre Einstufungen glaubhaft und effizienter machen, um Systemrisiken zu erkennen. Auch sollte der Eigenhandel
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WHN.WAUfAUAde
Money for nothing - Vertrauen gesucht
für alle Banken verboten werden. Nur über einen radikalen Schnitt lassen sich die Missstände in dE?r Finanzbranche abstellen, denn diese hat in der Vergangenheit die simpelsten Wahrheiten missachtet: •
Es gibt Zyklen.
•
Kreditvergabe kann nicht ins Unendliche wachsen.
•
Liquidität ist nicht immer verfügbar und billig.
•
Finanzinnovationen bergen Risiken.
Alle Maßnahmen sollten das Ziel haben, das Vertrauen in das Bankensystem wiederherzustellen. Die Finanzkrise zeigt mehr als je zuvor, wie wichtig ein solventE!s, ertragsstarkes, gesundes und nachhaltiges Finanzsystem ist - weltweit. Die Finanzkrise wird die Machtverhältnisse in der Finanzwelt in Richtung Osten verschieben: N,2W York, London oder Frankfurt werden an Bedeutung verlieren und die aufstrebenden Metropolen in Asien und dem Nahen Osten zu den Gewinnern der Krise zählen. Finanzzentren wie Dubai, Singapur oder Shanghai werden von der Schwäche des Westens profitieren. Die internationalen Großbanken verschieben bereits seit Monaten Führungspositionen von New York, London und Zürich nach Asien. Zwar belastet die Finanzkrise auch die Märkte in den Schwellenländern, aber die strukturellen Wachstumstrends im asiatisch-pazifischen Raum sind nach einer Analyse der Boston C:onsulting Group (BCG) intakt. Zu diesen Trends zählen Deregulierung, schnelles Wirtschaftswachstum und die Bildung privaten Vermögens. Dazu kommt die wachsende finanzielle Macht der Staatsfonds aus den ölreichen Golfstaaten und den exportstarken Emerging Markets wie China oder Singapur. Die darin gehaltenen vermögen lagen Ende 2007 bei 3,3 Billionen US-Dollar, bis 2015 werden es nach Schätzungen des International Financial Services Instituts zehn Billionen sein. Profitieren von der Krise werden im alten Europa die Privatbanken. Sie verzeichnen in den letzten Monaten signifikante Mittelzuflüsse. WNW.W!'U1i1UA.de
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Money for nothing - Vertrauen ge!5ucht Die Gründe liegen in klassischen Werten wie Berechenbarkeit und Zurückhaltung. Vor allem das Prinzip der mit ihrem eigenen Vermögen haftenden persönlichen (iesellschafter schafft bei Vermögenden Vertrauen. Sie spüren die langfristige Orientierung. Doch das Geschäft der Privatbanken bleibt eines für vermögende Kunden und nicht für die breite MaSSE? Für den einzelnen Anleger ist es schwierig, Probleme an den Finanzund Kapitalmärkten zu erkennen. Täglich wird er durch Zeitungen, TV und Internet mit Meinungen und Einschätzungen zu jeder Aktie, zu jedem Fonds, zu jeder Währun~l überflutet. Würden Aktien, Anleihen und Kreditderivate genauso intensiv und in der gleichen Frequenz durchleuchtet und bewertet, würden die Marktteilnehmer in Panik verfallen, weil ihnen das ganze Ausmaß des aktuellen Problems bewusst werden würde. Di'2 Idee der Finanzhäuser, alternative Anlagen zu kreieren, um von Marktzyklen unabhängig zu werden, hat sich als Illusion erwiesen. Mathematische Modelle über das Verhalten von Finanzprodukten und Volatilitäten geben keinen tieferen Einblick in die Gefahren einer Anlageform, etwa der von Hedge-Fonds. Jedes Jahr ohne Risiko 15 oder 20 Prozent zu verdienen, ist eine Illusion. Die Qualität der Bilanz sollte wieder zum Entscheidungskriterium für eine Anlal~eform werden - das war in den letzten Jahren nicht der Fall. Auch sollten Finanzdienstleister und Vermögensverwalter ihre Rolle und den Respekt gegenüber Kundengeldern überdenken. Das gilt insbesondere für die Vermögensanlage und -verwaltung von Auslandskunden, denen in der Regel kein tagtäglicher Kontakt mit ihrem Berater möglich ist. Die EU bietet mit den vier Grundfreiheiten - dem freien Personen-, Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr - die Basis für die Wahlfreiheit, Kapital im Ausland anzulegen. Anleger nutzen dabei das dort intakte Bankgeheimnis und schützen so ihre Privatsphäre. Sie streuen dadurch ihr Risiko im Sinne einer rechtlichen Diversifikation. Im vorliegenden Buch finden Sie die wichtigsten Orientierungspunkte, damit aus der Nutzung dieser Freiheit auch ein Erfolg
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WHN.WAUfAUAde
Money for nothing - Vertrauen gesucht
wird. Mit einer VermögensanlagE! im Ausland gehen Risiken einher, die durch Regulierung, neue Märkte und Globalisierung entstehen. Die hierzu möglicherweise auftretenden Fragen werden praxisnah beantwortet. Ich wünschE~ Ihnen viele interessante Erkenntnisse. Hans-Lothar Merten
Rettung aus höchster Not Mit Kapitalspritzen, Bürgschaften, Garantien und neuen Bilanzierungsregeln wollen Amerikaner und Europäer der Finanzkrise Herr werden. Die Rettungspakete der E!inzelnen Länder: •
Deutschland: Garantien für Bank-zu-Bank-Geschäfte über 400 Milliarden Euro, Vorsorge für Belastungen aus der Garantie bis zu 20 Milliarden Euro. Bis zu 80 Milliarden Euro für notleidende Banken gegen bestimmte Auflagtm. Änderung der Bilanzierungsvorschriften, Garantieerklärungfür alle privaten Spareinlagen, 35 Milliarden-Bürgschaft für die Hypo Real Estate.
•
Belgien: Bis Ende Oktober 2009 Staatsgarantie für alle Banken, insgesamt fünf Milliarden Euro.
•
Frankreich: 320 Milliarden Euro für Staatsgarantien, 40 Milliarden Euro für Staatsbeteiligungen an den Banken, insgesamt 360 Milliarden Euro sowie 26 Milliarden Euro für Wirtschaft und Infrastruktur.
•
Großbritannien: 50 Milliard.?n pfund für direktes Eigenkapital vom Staat, 250 Milliarden pfund Staatsgarantie für mittelfristige Finanzierung der Banken, 200 Milliarden pfund Sonderliquiditätsfaszilität bei der Bank von England, insgesamt 571 Milliarden Euro.
•
Irland: Staatsgarantie bis 20 10 für sämtliche Einlagen von Privatpersonen und Unternehmen sowie für alle Verbindlichkeiten der Banken, insgesamt 400 Milliarden Euro.
•
Italien: Im Notfall Staatsbeteiligung an Banken, unbegrenzte Garantie für neue Schuldtitel der Banken, insgesamt 40 Milliarden Euro.
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Money for nothing - Vertrauen ge!sucht noch: Rettung aus höchster Not
•
luxemburg: Staatliche Garantie für systemische Banken.
•
Niederlande: Fonds von 20 Milliarden Euro für grundsätzlich gesunde Kreditinstitute. Zentralbank stellt bis Ende Januar 2009 die von den Banken zur Sicherung ihrer Zahlungsfähigkeit geforderten Mittel zu einem festen Tarif zur Verfügung, insgesamt 220 Milliarden Euro.
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Österreich: 85 Milliarden Euro Staatsgarantien für die Banken, bis zu 15 Milliarden Euro zur St;~rkung des Eigenkapitals der Banken. Garantie für alle Einlagen natürlicher Personen, Verbot von leerverkäufen, insgesamt 100 Milliarden Euro.
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Schweiz: Staatsgarantie für UBS und Credit Suisse, Bemühen um neue Eigenkapitalvorschriften, Erhöhung der Einlagensicherung möglich, insgesamt 48 Milliarde!n Euro. Bei der UBS wurden faule Wertpapiere von 60 Milliarden Schweizer Franken vom Staat aufgekauft. Das Scheichtum Katar hat sein Engagement bei der Credit Suisse im Oktober 2008 wegen der Milliardenverluste der Bank um zehn Milliarden Schwl~izer Franken aufgestockt.
•
Spanien: 100 Milliarden Euro zur Finanzierung des Interbankengeschäfts gegen Einlage erstklassiger Bankaktiva und für Staatsbürgschaften zur Absicherung von Bankenkrediten an die Realwirtschaft. Sicherung der Einla~len der Privatkunden bis 100.000 Euro.
•
USA: 700 Milliarden US-Dollar für Kapitalspritzen und Beteiligungen an Banken, den Kauf fauler Kredite und problematischer Wertpapiere, Kreditbürgschaften und Einlagensicherung. 29 Milliarden US-Dollar für Bear Stearns, 123 Milliarden US-Dollar für AIG, Verstaatlichung von Freddie Mac und Fannie Mae.
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Island, die Ukraine, Ungarn und Pakistan leihen sich insgesamt 42 Milliarden US-Dollar vom Internationalen Währungsfonds. Die Tü rkei verhandelt über ein Beistandspaket von zehn Milliarden US-Dollar. lettland bekommt von der Europäischen Union und dem IWF fünf Milliarden Euro als Finanzhilfe.
Aber auch Russland (139 Milliarden Euro), China, Japan (15), Südkorea (100), Australien (8) und die Staaten am Golf haben die Finanzindustrie Ende 2008 mit Milliardenbeträgen stützen müssen.
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Money for nothing - Vertrauen gesucht noch: Rettung aus höchster Not
Insgesamt haben die welWieiten Hettungspakete bislang über 3.200 Milliarden Euro verschlungen. Doch die immensen Garantien und Kapitalspritzen sind nur dann gerechtfertigt und sinnvoll, wenn sil? streng befristet und konditioniert werden. Nur dadurch ergibt sich der nOWiendige Druck, welWieit Spreu und Weizen am Finanzmarkt tatsächlich voneinander zu trennen. Das kann bedeuten, einzelne Kreditinstitute abzuwickeln oder zu verkaufen. Die staatlichen Schirme tragen im besten Fall dazu bei, dass sich dieser Prozess geordneter und überlegter vollzieht, als es unter den Bedingungen eines intransparenten Marktes möglich ist, auf dem nicht mehr zwischen guten und schlechten Risiken unterschieden werden kann.
Finanzkrise zieht Weltwirtslchaft in den Abwärtsstrudel Ende 2008 ist der Motor der WelWiirtschaft ins Stocken geraten. Während die Banken über viele Jahre großzügig Kredite vergaben und das Kreditvolumen kontinuierlich gewachsen ist, droht der Einbruch am US-Immobilienmarkt in eine regelrechte Kreditkrise zu münden. Dies bedroht neben den USA auch immer mehr die Wirtschaft anderer Wachstumsregionen. Da die Arbeitslosigkeit steigt, die Konsumstimmung sich in einem Tief befindet und die Immobilienwerte weiter fallen, erwarten EXpE!rten, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutschen wird, soba Id die Wirkung des Konjunkturpakets nachlässt. Während im ersten Halbjahr 2008 steigende Exporte die Konjunktur unterstützten, wird dieser Einfluss an Wirkung verlieren. Denn die Wachstumsaussichten in den anderen Regionen der Weltwirtschaft sind nicht rosig. Insbesondere in Eu ropa hat sich die Konjunktur stark eingetrübt, das gilt vor allem für Großbritannien. Dort belastet der heimische Immobilienmarkt zunehmend die Wirtschaft. Die Häuserpreise sinken und die Banken sind bei der Kreditvergabe vorsichtiger geworden. Dazu kommen hohe Inflationsraten. Auch in Japan hat sich das Konjunkturklima deutlich verschlechtert und das Risiko eines Abrutschens in die Rezession ist nicht auszuschließen. Die Wachstumsprobleme machen sich auch in den Schwellenländern Asiens, Osteuropas und WNW.W!'U1i1UA.de
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Money for nothing - Vertrauen ge!sucht noch: Finanzkrise zieht Weltwirtschaft in den Abwärtsstrudel
lateinamerikas immer stärker bemerkbar. Während in den Industrieländern vor allem die Immobilien- und Finanzkrise bremsen, zwingen in den Schwellenländern steigende Preise für Nahrungsmittel und Energie die Zentralbanken zu einer strafferen Geldpolitik. Der Rückgang der Exporte in die Industrieländer hemmt das Wachstum zusätzlich. Die Weltwirtschaft wächst somit in allen Regionen langsamer, was die Risiken für einen generellen Abschwung verstärkt. Die wieder sinkenden Rohstoffpreise als Folge des zyklischen Abschwungs dürften kaum neue Wachstumsimpulse liefern. Angesichts der starken Preisanstiege der letzten Jahre müssen die Rohstoffpreise noch sehr viel deutlicher zurückgehen, bevor eine markante Entspannung in der Realwirtschaft zu ervvarten ist. finanz krise kostet Billionen Die britische Notenbank rechnet als der Folge der Finanzkrise weltweit mit Verlusten von rund 2,8 Billionen US-Dollar. Ungeachtet ihres negativen Ausblicks rechnet die Bank von England mit einer Beruhigung der Lage in den kommenden Monaten. Die außergewöhnlichen Maßnahmen von Regierungen und Notenbanken rund um den Globus sollten helfen, das Bankensystem zu stabilisieren. Positive Impulse werden auch vom Finanzgipf!!1 ervvartet, an dem die führenden Wirtschaftsnationen teilgenommen haben. Dennoch: Die Welt steuert auf eine Rezession zu - und danach wird die Finanzbranche ganz anders aussehen. Doch die Rettung der Banken könnte einige Euro-Länder in Bedrängnis bringen.
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Money for nothing - Vertrauen gesucht
Der Weltfinanzgipfel in Wa:shington Auf dem Weltfinanzgipfel haben sich die Staats- und Regierungschefs der 20 größten Industrie- und SChwellenländer auf eine umfassende Reform des Weltfinanzsystems geeinigt. Es umfasst Grundprinzipien und konkrete Maßnahmen, die zum Teil bereits bis Ende März 2009 umgesetzt werden sollen: •
Transparenz: Komplexe Finanzprodukte sollen besser zu durchschauen sein, Firmen sollen ihre finanzielle Lage umfassend und korrekt offenlegen. Anreize, die zu übermäßiger Risikofreude führen, sollen abgeändert werden. Dies betrifft beispielsweise Gehalts- und Bonuszahlungen an Manager.
•
Solide Regulierung: Kein Land, kein Produkt und kein Akteur soll- aden jeweiligen Umständen entsprechend" - künftig ohne Kontrolle oder Regulierung wirtschaften dürfen. Ratingagenturen sollen sich erstmals einer strengen Aufsicht unterwerfen.
•
Integrität: MarktmanipulatiCin, Betrug und Interessenkonflikte sollen verhindert werden.
•
Internationale Zusammen!ietzung: Nationale Gesetze und Regularien sollen stärker in Übereinstimmung gebracht werden. Die Regulierungsbehörden sollen ihre Arbeit in allen Bereichen der Finanzmärkte besser als bisher abstimmen und auch ihre Kooperation ausbauen.
•
Reform von Institutionen: Führung und Mitgliedsstrukturen von Institutionen sollen mod!!rnisiert werden, damit Schwellenund Entwicklungsländer größI?reS Mitspracherecht erhalten. Dies gilt etwa für den IWF. In Kooperation sollen die Organisationen künftig besser Verwundbarkeiten des Finanzsystems offenlegen, die Probleme vorhersehen und im Krisenfall schnell reagieren.
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Verschärfte Strafen fülr Steuerhinterzieher Im Dezember 2008 hat der Bundesgerichtshof (BGH) die Strafen
für Steuerhinterziehung deutlich verschärft. Bei hinterzogenen Millionenbeträgen müssen die SWuersünder künftig in aller Regel hinter Gitter, eine Aussetzung dm Strafe zur Bewährung ist nur noch in Ausnahmefällen möglich. Bereits bei Beträgen von mehr als 100.000 Euro müssen laut BGH Freiheitsstrafen verhängt werden, die aber noch zur Bewährung ausgesetzt werden können. Mit seinem Urteil stellte der BGH-Strafsenat für Steuerhinterzieher
erstmals Leitlinien auf, die sich an der Höhe der hinterzogenen Beträge orientieren. Bis 50.000 Euro sind danach im Normalfall Geldstrafen angezeigt, bis 100.000 Euro kommt es auf den Einzelfall an. "Bei sechsstelligen Hinterziehungsbeträgen ist eine Freiheitsstrafe unerlässlich. Bei Millionenbeträgen ist zudem künftig eine H
öffentliche Hauptverhandlung zwingend. Eine Beendigung des Verfahrens per Strafbefehl sei "aus Rechtsgründen" nicht möglich. Zigtausende Deutsche, die ihr Geld illegal im Ausland parken, stehen damit mit einem Fuß im Gefängnis. Das gilt vor allem auch für jene, die ihre Vermögen in aus steuerlicher Sicht fehlerhafte Stiftungskonstruktionen oder Lebensversicherungsmäntel mit Wertpapierdepots eingebracht haben. Doch für die Betroffenen gibt es Lösungsmöglichkeiten.
Weitere Informationen: •
RA Dr. Johannes Fiala De-la-Paz-Straße 37, 80639 München Tel.: 089-17 90 90-0, Fax: 089-17 909070, \hIVlI'vV.fiala.de
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Verschärfte Strafen für Steuerhinterzieher
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ltv.!?r die pflicht hat Steuern zu zahlen,
hat auch das Recht Steuern zu sparen. Das Steuern von Vermögenswerten ist wichtiger als die Steuern! Cross-Border-Banking ist für Vermögensschutz und -mehrung daher unerlässlich.
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Wo Kapital noch siche!r ist Empört kämpft der deutsche Fiskus gegen Steueroasen und versucht, die EU zu einem gemeinsamen Vorgehen zu bewegen. Im Visier sind neben Liechtenstein auch Andorra, Monaco und die Schweiz. Aber auch die EU-Mit~llieder Belgien, Luxemburg und Österreich haben Sonderregelunge'n, die sie nicht so einfach aufgeben wollen. Von denen Gibraltars oder der Channellslands ganz zu schweigen. Doch selbst wenn es gelingen würde, alle europäischen Steueroasen trocken zu legen, hieBe das nicht, dass flüchtiges Kapital nicht mehr wisse, wohin. Im G~lenteil: Liechtenstein war gestern, die neuen Reiseziele heißen Cayman Islands, Dubai oder Singapur. Der Fahndungsdruck wird steigen und die EU-Richtlinie zur Verhinderung von Geldwäsche verschärft werden. Auch sollen Steuerparadiese als Finanzplätze im vereinten Europa nur eine Zukunft haben, wenn die Kundschaft sortiert und der Schutz des Bankgeheimnisses auf unbescholtene Bürger beschränkt wird. Und kreativen Steuervermeidungsmodellen, wie der derzeitigen Liechtensteiner Stiftungspraxis, soll der Bod.m entzogen werden. Doch der Kampf gegen Steueroasen entzweit die EU. Österreich, Belgien und Luxemburg werden Änderungen nur absegnen, wenn auch Liechtenstein, die Schweiz und alle anderen Vertragspartner der Richtlinie zustimmen. Einig ist man sich darüber, dass es nicht Aufgabe europäischer Finanzplätze sein kann, sich auf Kosten ihrer Nachbarn zu bereichern. Ein Land, das nicht über verschwiegene Banken verfügt, ist als Finanzplatz bedroht.
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Wo Kapital noch sicher ist
Doch während die EU noch über das weitere Vorgehen gegen Finanzplätze in europäischen Steueroasen streitet, sind die dort im Visier stehenden Banken längst auf der Spur des Geldes. Die Steueroasen in der Karibik, im Nahen Osten und in Asien werden für sie und ihre Kunden immer wichtigE?r. In der Regel greifen die JangarmeN der EU dort nicht. Mit dem Druck auf die Reichen und ihrer ständig wechselnden SteuergesE?tzgebung wird die deutsche Regierung erreichen, dass noch ml?hr Bürger ihr Geld außer Landes schaffen -legal oder illegal. Boom der Milliardäre 2002 3
2007
USO
5,6
26,6
18
USO
7 14,8
Australien Brasilien
15
Kanada
USO
43,7
USO
1 1,0 12
China Hongkong
USO USO Japan
USO USO Russland
USO Südafrika
USO Türkei
31,6 7 14,8
2 4,4 6
+212
84,4 19
+93
29,4
+2.840
28 110,8 33 191,0 25 74,1
+134
49 282,4
+1.808
2 6,5
+48
25 34,0
+136
USO
17,0
792,3
1.365,5
121
158
389,4
1.088,4
USO
+1.264 +8,8
1 1,8 245
USO
+174
64,4 10
14,4
Europa
+375
46,2 21
USO USA
WNW.W!'U1i1UA.de
14,0 25 59,2
12
Mexiko
Vereinigte Arabische Emirate
40,5
5
Indien
in 0/0
10
5 +844
410 +72 +180
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Wo Kapital noch sicher ist Das Geschäft mit dem Geld ist lukrativ. Es ist zu erwarten, dass künftig in Asien, aber auch auf dem afrikanischen Kontinent das ein oder andere Schwellenland die Produkte Sicherheit und Steuerfreiheit für sich entdecken wird. Dabei werden sich diese Staaten nicht darum scheren, ob das Geld bereits vorher gewaschen wurde oder erst vor Ort gewaschen wird.
Amtshilfe bei Steuerbetrug Das Zinsbesteuerungsabkommen schreibt den Mitgliedsländern die gegenseitige Amtshilfe bei "Steuerbetrug und vergleichbaren Delikten" in Verbindung mit Zinszahlungen fest. Daneben gibt es zwischen den Ländern der EU sowie weiteren Drittstaaten umfangreiche Rechtshilfeabkommen im Bereich der direkten Steuern (z.B. Mehrwertsteuer, Zölle), in de'nen nicht nur der Steuerbetrug, sondern auch die Steuerhinterzie~hung eingeschlossen ist. Liechtenstein und die Schweiz wollen nun NVar das Schengen-Recht zur Rechtshilfe übernehmen, davon aber auch künftig Hinterziehungsdelikte ausnehmen.
Verwaltetes Kapital an ausgl!wählten Finanzplätzen • Bahamas: • Channellslands: • Cayman Islands: • Gibraltar: • Liechtenstein: • Luxemburg: • Monaco: • Österreich: • Singapur: • SChweiz: Offshore-Vermögen weltweit: Deutsches Schwarzgeld im Ausland:
125 Mrd. 875 Mrd. 1.065 Mrd. 30 Mrd. 130 Mrd. 2.000 Mrd. 70 Mrd. 280 Mrd. 480 Mrd. 3.500 Mrd. ca. 7.500 Mrd. 400 Mrd.
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Quelle: BIl
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Deutsche Anleger sind ängstlich Das Vermögen deutscher Privathaushalte hat seit 1997 um 25 Prozent auf 125.200 Euro pro Kopf zugenommen. Dies wies die Dresdner Bank 2007 in einer Studie nach. Damit liegen die Deutschen weit unter den US-Amerikanern, deren durchschnittliches
Pro-Kopf-Vermögen in den letzt.m zehn Jahren um 59 Prozent auf 174.700 Euro gestiegen ist. Dies liegt vor allem am höheren Aktienanteil in der amerikanischen Vermögensstruktur. Auch die 15 westlichen EU-Staaten - die neuen Beitrittsländer ausgenommen - weisen mit 153.400 Euro ein höheres Pro-Kopf-Vermögen auf, ebenso Japan mit 131.000 Euro. Allerdings verringert
sich der Abstand beim Vergleich der Nettovermögen abzüglich der Schulden: Sie betragen in den USA 141.000 Euro, in Deutschland dagegen (nur) 106.400 Euro. Ein Grund für den relativ gering.m Vermögenszuwachs ist die Risikoaversion deutscher Vermögensbesitzer. Zwar ist der Anteil der Geldanlagen seit 1997 von 34 auf knapp 44 Prozent des Gesamtvermögens gestiegen, während Immobilienanlagen von 56 auf 46 Prozent zurückgingen. Der Wert des sogenannten Gebrauchsvermögens (Schmuck, Kunstgegenstände etc.) blieb mit zehn Prozent praktisch unverändert. In puncto Geldanlagen bevorzugen die Deutschen sichere und damit renditeschwache Formen. Rund ein Drittel steckt in Bankeinlagen und Sparkonten sowie festverzinslichen Papieren. Nur 24,5 Prozent sind in Aktien plus Investmentfonds angelegt - in den USA sind es 43 Prozent. Der reine Aktienbesitz beläuft sich in Deutschland auf 12,9 Prozent aller Anlagen und in den USA auf 30 Prozent. Seit dem New-Economy-Kollaps Anfang 2000 ist die Zahl deutscher Aktienbesitzer von sechs auf vier Millionen gesunken. Auch im Bereich Immobilien wurde im letzten Jahrzehnt ein geringerer Zuwachs erzielt:
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Deutsche Anleger sind ängstlich
Dieser betrug jährlich 1,4 Prozent" in den USA dagegen neun Prozent - allerdings vor dem Platzen der dortigen Hypothekenblase. Einen Vorteil bietet die konservative Anlagestruktur jedoch, stellt die Dresdner Bank fest: Rückschläge am Aktienmarkt und plötzliche Zinsschwankungen treffen die Deutschen aufgrund dessen weniger hart. Grundsätzlich raten die Experten den deutschen Privatinvestoren aber, sich ertragreicheren Geldanlagen zuzuwenden. Denn mit Blick auf die zunehmende Schwäche der staatlichen Versorgungssysteme sei eine verstärkte privatE! Vorsorge unerlässlich. Deutschland hat hier einen großen Nachholbedarf. Sparmotive der Bundesbürg,!r Anteile in Prozent Altersvorsorge
65
Konsum
55
Wohneigentum
52
36
Kapitalanlage Kinder
4
Notgroschen
4
Quelle: Verband der privaten Bausparkassen
Praxis-Tipp: Es empfiehlt sich, seine persönlichen Portfolios regelmäßig überprüfen zu lassen.
Reichensteuer Deutschland schröpft die Reich.m. Seit 2007 müssen Hächstverdiener mit einem Jahreseinkommen von mehr als 250.000 Euro (Ledige) oder 500.000 Euro (EhE!paare) in der Spitze eine um drei Punkte erhöhte Einkommensteuer zahlen. Davon ausgenommen sind gewerbliche Einkünfte, nicht aber Einkünfte aus freiberuflicher Tätigkeit. Mit Steuergerechtigkeit hat das wenig zu tun. Der
Gang zum Verfassungsgericht nach Karlsruhe ist die Konsequenz. Doch sollten die Richter den Beschluss der Regierungskoalition im Nachhinein kippen, wird dies dE!n Finanzminister nicht sonderlich treffen - das ökonomische Risiko ist gering. Die Reichensteuer hätte im Jahr 2007 nach Berechnungen des Finanzministeriums gerade einmal 127 Millionen Euro einbringen sollen. Psychologisch gesehen wird der Schaden aber weit höher sein. Die Steuer für Reiche stellt eine tdeologie dar. Denn der Finanzminister weiß, dass die Bezieher hoher Einkommen vor deren Einführung den größten Teil der Einkommensteuer beigetragen haben: Von den oberen zehn Prozent der Steuerpflichtigen kommen fast 53 Prozent des gesamten Einkornmensteueraufkommens. Hinweis: Die in diesem Handbuch vorgestellten Finanzplätze eignen sich nicht nur als sicherer Hafen für Vermögenswerte, sie haben steuersensiblen Bürgern aus Hochsteuerländern weit mehr zu bieten. Ausführliche Informationen dazu finden Sie in "Steueroasen Ausgabe 2009" (ISBN 978-3-8029-3428-5, einem Standardwerk auf diesem Gebiet, das bmeits im 14. Jahrgang erschienen ist).
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Erben wird für die meisten billiger Ab
Januar 2009 gibt es die neue Erbschaftsteuer. Ehepartner und
Kinder profitieren, Bruder und Schwester zahlen künftig mehr. Was künftig gilt:
•
Steuerfrei beträge: Da Immobilien künftig höher bewertet werden, hat der Gesetzgeber als Ausgleich die Freibeträge angehoben - allerdings nur für Ehe- und eingetragene Lebenspartner, Kinder und Enkel. GE~schwister, Neffen, Nichten und Schwiegereltern bekommen zwar einen Freibetrag von 20.000 Euro, ihr Steuersatz steigt aber zugleich von zwölf auf 30 Prozent.
•
Selbstnutzerlreibetrag: Ehe·· oder eingetragene Lebenspartner und Kinder können ein Wohnhaus steuerfrei erben, wenn
sie selbst zehn weitere Jahre darin wohnen. Für Kinder gilt eine Obergrenze von 200 qm, darüber liegende Flächen müssen sie anteilig versteuern. Falls Witwen oder Witwer in der Zehnjahresfrist versterben oder in ein Pflegeheim wechseln, bleibt die Familie steuerfrei.
•
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Firmenerben: Wer als Erbe eines Betriebs sofort steuerfrei bleiben oder nur wenig Erbschaftsteuer zahlen mächte, kann bei der übernahme zwischen zwei Varianten wählen: Entweder führt er den Betrieb nach dem Erbfall noch zehn Jahre lang fort, lässt die Lohnsumme nicht unt,er das zum Zeitpunkt des Erbfalls erreichte Niveau sinken und überträgt fast kein Privatvermägen auf den Betrieb. Dann entfällt die Steuer komplett. Oder der Erbe führt den Betrieb sieben Jahre lang weiter, erhält hochgerechnet auf die sieben Jahre 650 Prozent der ursprünglichen Lohnsumme und erhäht das Verwaltungsvermägen höchstens auf 50 Prozent. Dann fallen für ihn nur 15 Prozent Erbschaftsteuer an.
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Erben wir für die meisten billiger
Höhere Freibeträge Das ändert die neue Erbschaftsteuer Erwerber Steuerklasse I Ehepartner Kinder, Stiefkinder Enkel Urenkel Erwerber Steuerklasse 11 (Geschwister, Neffe, Ex-Gatte)
Altes Recht
Neues Recht
307.000 205.000 51.200 51.200
500.000 400.000 200.000 100.000
10.300
20.000
Erwerber Steuerklasse 111 (Bekannte, Fremde)
5.200
20.000
Beschränkt Steuerpflichtige (im Ausland Wohnende)
1.100
2.000
in Euro.
freibet(~qe
qeftl'fl fOr zehn lilhre
Quelle:BMF
Höhere Steuersätze
Entfernte Verwandte und Freunde zahlen künftig höhere Erbschaftsteuer Altes Recht, Steuersatz in %
Neues Recht, Steuersatz in %
Wert des Erbes! Schenkung bis Steuerklasse 1) 11 111 einschließlich ,
Wert des Erbes! Schenkung Steuerklasse!) einschließlich I 11 und 111
52.000 256.000 512.000 5.113.000 12.783.000 25.565.000 darüber
75.000 300.000 600.000 6.000.000 13.000.000 26.000.000 darüber
7 11 15 19 23 27 30
12 17 22 27 32 37 40
17 23 29 35 41 47 50
7 11 15 19 23 27 30
30 30 30 30 50 50 50
1} I: Ehepartner. Kinder. Enkel. weitere AM:öfnmlinqe; 11: Geschwister. Neffen. (jesdüed,
Ehepartner; 111: Bekannte. Fremde. nicht ehelicher Lebenspartl\l'r Quelle:BMF
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Erben wird für die meisten billiger
Ein Haus vererben Steuer in Euro, altes und neues Recht Geltendes Recht Neues Recht Wert: 500.000 Euro Ehepartner 0" 0" Kind 0" 0" Enkel 47.987 28.875 79.215 120.100 Neffe 105.899 120.100 freund/fremder Wert: 1 Million Euro Ehepartner 0" 0" Kind 0" 0" Enkel 131.013 137.750 197.219 246.800 Neffe 257.439 246.800 freund/fremder
Differenz
-19.112 +40.885 + 14.201
+6.737 +49.581 -10.639
1) wenn f()r 10 Jahre selbsl(}l'fllJtzt. Bei Kindl'fn nlJr bei Wolmfl
Quelle: BMF
Ein Depot vererben Steuer in Euro für zwei Fälle, altes und neues Recht Geltendes Recht Neues Recht Wert: 500.000 Euro Ehepartner 21.230 44.250 Kind 11.000 67.320 Enkel 33.000 107.734 144.000 Neffe 143.492 144.000 freund/fremder Wert: 1 Million Euro 131.670 75.000 Ehepartner 151.050 90.000 Kind 180.272 152.000 Enkel 267.219 294.000 Neffe 348.180 294.000 freund/fremder
°
Differenz
-21.230 -33.250 -34.320 +36.266 +508 -56.670 -61.050 -28.272 +26.781 -54.180
Quelle: BMF
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Abgeltungsteuer _. ab 2009
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Abgeltungsteuer soll flüchtiges Geld im Land halten
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Die Abgeltungsteuer im Überblick
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Abgeltungsteuer auf internationalem Vormarsch
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Was Anleger mit Auslandsbezug wissen sollten
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Das Ausland im Standortwettbewerb .. 38
Abgeltungsteuer soll flüchtiges Geld im land halten H
"Besser 25 Prozent von x als 45 Prozent von nix. Der Bundesfinanzminister spielte mit seiner Aussage auf vermögende Bürger an, die eigentlich 45 Prozent St,euern auf ihre Kapitaleinkünfte zahlen müssten, dies aber mehr oder weniger legal vermeiden. Mit der pauschalen Abgeltungsteuer von 25 Prozent auf Zinsen, Dividenden und Erträgen aus Wertpapiergeschäften soll ab 2009 alles besser werden. In der Begründun9 für das neue Steuergesetz heißt es: "Die Einführung einer Abgeltungsteuer mindert das Interesse privater Anleger, Kapital allein aus steuerlichen Gründen ins Ausland zu verlagern. Doch Steuerexperten und Banken befürchten sogar eine verstärkte Flucht ins Ausland - gerade wegen der Abgeltungsteuer. Begründet wird das vor allem mit der Besteuerung von Spekulationsgewinnen. H
In jedem Fall wird die Abgeltungsteuer die Suche nach Steuersündem hierzulande künftig erschwmen. Der Grund: Wer innerhalb eines Jahres Kapitaleinkünfte oder Spekulationsgewinne oberhalb des Sparerfreibetrags erzielt hat, muss bei der Steuererklärung derzeit noch zwei zusätzliche Formulare ausfüllen: die KAP und Diese fallen in Zukunft zwar nicht: weg, aber das Ausfüllen ist nur noch für einen begrenzten Kreis von Steuerzahlern notwendig, etwa für Anleger, die einen persönlichen Steuersatz von unter 25 Prozent haben und deshalb Abgeltungsteuer zurückbekommen, oder für Immobilien besitzer, die ein Grundstück verkaufen. Wenn aber gerade bei vermögenden Bürgern in der Steuererklärung keine Kapitalerträge mehr sichtbar sind, lässt sich die Plausibilität der Angaben auch nicht prüfen. Der Steuerfahndung fehlen Spuren und damit auch ein Anfangsverdacht, um Ermittlungen beginnen zu können.
so.
Ein weiterer Grund zur Flucht ins Ausland: Durch die neue Besteuerung von Kursgewinnen werden Erträge erfasst, die bislang steuerfrei waren. Deshalb wird so mancher Steuerpflichtige überlegen, ob
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Die Abgeltungsteuer im Überblick
Die Abgeltungsteuer im Überblick Mit dem Unternehmensteuerreformgesetz 2008 wurde die Abgeltungsteuer bei den privaten Kapitalerträgen ab 2009 beschlossen. Einige Anlagen genießen Bestandsschutz. Für laufende Kapitaleinnahmen gilt das Zu- und Abfluss-Prinzip gemäß § 11 EStG. Über das Jahressteuergesetz 2008 kommen weitere Regeln hinzu. Nachfolgend eine Übersicht zur Auswirkung der Abgeltungsteuer auf ausgewählte Arten von Kapitaleinnahmen: Steuerliche Behandlung Aktien Verluste aus nach 2008 erworbenen Aktien dürfen nicht mehr mit anderen positiven Kapitaleinnahmen, sondern nur mit Gewinnen aus nach 2008 erworbenen Aktien verrechnet werden. Aktienverluste nach § 23 EStG werden hingegen auch bis 2013 mit anderen Kursgewinnen zur Hälfte verrechnet. Dividenden Das Halbeinkünfteverfahren enWjllt für Dividendenauszahlungen ab dem 1.1.2009, unabhängig vom Kaufzeitpunkt der Aktien. Finanzinnovat;onen Laufende Erträge und Kursgewinne aus den derzeitigen Finanzinnovationen nach § 20 Abs. 2 Nr. 4 EStG unterliegen ab 2009 ohne besondere Übergangsregel dem neuen Steuersystem. Gew; nna usschüttung en Gewinnausschüttungen (Aktien, GmbH- und Genossenschaftsanteile) unterliegen nach den allgemeinen Zuflussregeln ab Januar 2009 der Abgeltungsteuer (§ 52a Abs. 1 EStG). Glattstell ungsgeschäfte Sie fallen bei Zu- oder Abfluss ab Januar 2009 unter den neuen § 20 Abs. 1 Nr. 11 EStG. Grundvermögen Private Verkäufe von Grundvermögen fallen unabhängig vom Erwerbs- oder Verkaufstermin weitl~rhin mit der individuellen Progression unter § 23 EStG. Hypotheken Gewinne aus der Veräußerung von Hypotheken fallen ab Januar 2009 unter § 20 EStG. WNW.W!'U1i1UA.de
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Abgettungsteuer - ab 2009 noch: Die Abgeltungsteuer im Überblick Immobilien Bis Ende 2008 realisierte Spekulationsverluste mit Grundstücken oder geschlossenen Immobilienfonds lassen sich mit Gewinnen aus den Jahren 2009 bis 2013 verrechnen, die unter § 20 Abs. 2 EStG neuer Fassung fallen. Nach Ablauf der l!rweiterten Verrechnung für Altverluste mit einem Teil der Kapitaleinkünfte bis einschließlich 2013 verbleibende Spekulationsverluste :sind nur noch mit Gewinnen aus privaten Veräußerungsgeschäften (Immobilien, sonstige Wirtschaftsgüter) verrechenbar. Immobilienfonds • geschlossene: Private Verkäufe von geschlossenen Immobilienfondsanteilen fallen unabhängig vom Erwerbs- oder Verkaufstermin weiterhin mit der individuellen Progression unter § 23 EStG. • offene inländische: Inlandsmieten und Immobilienverkäufe unterliegen innerhalb der Spekulationsfrist von zehn Jahren nur noch dem Abgeltungsteuersatz, ohne besondere Übergangsregel ab 2009. • offene ausländische: Nach DBA steuerfreie ausländische Erträge aus Investmentfonds untl~rliegen ab 2009 über § 4 Abs. 1 Satz 1 InvStG nicht mehr dem F'rogressionsvorbehalt. • thesaurierende: Bei vor 2009 erworbenen thesaurierenden Investmentfonds bleibt es bei einer Gewinnbesteuerung nur im Rahmen des § 23 EStG auf Ebene des Privatanlegers. Das gilt auch für die vom Fonds nach 2008 erworbenen Wertpapiere und eingegangenen Terminmarktge:;chäfte. leben svers ich eru ngen Der verkauf von nach 2004 abgeschlossenen Lebensversicherungen oder schädlich verwendeten Altpolicen unterliegt gemäß § 20 Abs. 2 Nr. 6 EStG ab 2009 der Abgeltun9steuer über die veranlagung. Die Höhe der Anschaffungskosten bei entgeltlich erworbenen Kapitallebensversicherungen wird beim Kauf ab dem 18.8.2007 anders ermittelt. Statt der vom Vorbesitzer bezahlten Prämien ist der Kaufpreis maßgebend. Dies betrifft nur den Erwerb nach 2004 abgeschlossener Policen. leerverkäufe Für Leerverkäufe ist der derzeitige § 23 Abs. 1 Nr. 3 EStG letztmals auf Veräußerungsgeschäfte anzuwenden, bei denen die veräußerung auf einem vor 2009 abgeschlossenen Vertrag beruht.
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Die Abgeltungsteuer im Überblick noch: Die Abgeltungsteuer im Überblick Spe ku lationsgeschäfte Die von 512 auf 600 Euro erhöh·te Freigrenze in § 23 EStG ab dem Veranlagungszeitraum 2009 gilt auch für Spekulationsgeschäfte mit Wertpapieren, die vor 2009 angeschafft wurden. Spezial-Fonds und inländische Spezial-Investment-AG In- und ausländische Spezial-Fonds sowie inländische Spezial-Investment-AG unterliegen beim EfVlIerb ab dem 10.11.2007 der Abgeltungsteuer über die veranlagung, sofern sie ab 2009 verkauft werden. Das betrifft bei Nachweis nur die Gewinne aus vom Fonds nach 2008 erworbenen Titeln. Stillhalterprämien Diese fallen bei Zu- oder Abfluss ab dem 1.1.2009 unter den neuen § 20 Abs. 1 Nr. 11 EStG; bis zum 31.12.2008 fallen sie noch unter § 22 Nr. 3 EStG. Stille Beteiligung Gewinne aus der Veräußerung stiller Beteiligungen fallen beim Rechtserwerb ab dem 1.1.2009 unter § 20 EStG. Te rm inma rktgeschä fte Verkaufsgewinne aus vor 2009 eingegangenen Geschäften unterliegen weiterhin lediglich § 23 EStG innerhalb der einjährigen Spekulationsfrist mit der individuellen Proqression. Verluste des § 23 EStG mit vor 2009 efVllorbenen Terminmarktgeschäften sind auch bei einem Verkauf in den Jahren 2009 bis 2013 mit Gewinnen nach § 20 Abs. 2 EStG neuer Fassung verrechenbar. Nach Ablauf der erweiterten Verrechnung für Altverluste mit einem Teil der Kapitaleinkünfte bis einschließlich des Veranlagungszeitraums 2013 verbleibende Verluste sind nur noch mit Gewinnen aus privaten Veräußerungsgeschäften verrechenbar. Wertpapiere Spekulationsgewinne aus vor 2009 erworbenen Wertpapieren unterliegen weiterhin lediglich § 23 EStG innerhalb der einjährigen Spekulationsfrist mit der individuellen Progression. Ausnahme: Risikozertifikate, Finanzinnovationen und SpE!zialfonds. Spekulationsverluste des § 23 EStG mit vor 2009 erworbenen Wertpapieren sind auch bei einem Verkauf in den Jahren 2009 bis 2013 mit Gewinnen nach § 20 Abs. 2 EStG neuer Fassung verrec:henbar. Nach Ablauf der efVlleiterWNW.W!'U1i1UA.de
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Abgettungsteuer - ab 2009 noch: Die Abgeltungsteuer im Überblick
ten Verrechnung tür Altverluste mit einem Teil der Kapitaleinkünfte bis einschließlich des Veranlagungszeitraums 2013 verbleibende Verluste sind nur noch mit Gewinnen aus privaten Veräußerungsgeschäften verrechenbar. Zertifikate Kurserlöse aus nach dem 14.3.2007 efVllorbenen Zertifikaten unterliegen beim Verkauf ab dem 1.7.2009 der Abgeltungsteuer. § 23 EStG gilt beim Verkauf bis 30.6.2009, gE'nerell beim Erwerb bis 14.3.2007 und beim Kauf vor 2009, wenn diE! einjährige Spekulationsfrist beim anschließenden Verkauf ab Juli 2009 noch nicht abgelaufen ist. Zinsen Zinsen unterliegen nach den allgt!meinen Zuflussregeln ab Januar 2009 der Abgeltungsteuer, § 52a Abs. 1 EStG. er nicht lieber ins Ausland geht, um nicht weiter den deutschen Steuergesetzen ausgeliefert zu sein. Die Kapitalflucht aus Deutschland wird anhalten, unabhängig davon, ob die Kapitaleinkünfte ehrlich versteuertwerden. Viele Bürger empfinden es als ungerecht, dass sie bereits versteuertes Geld zum zweiten Mal versteuern sollen. Und wer bisher schon Steuern hinterzogen hat - ob im Inland oder im Ausland -, wird dies in den meisten Fällen wohl weiter tun. Ferienimmobilien unterliegen nicht der Abgeltungsteuer ... Die Flucht in Sachwerte gewinnt angesichts der Abgeltungsteuer an Bedeutung - beispielsweise in Ferienimmobilien: Sie sind von der 2009 in Kraft tretenden Steuerreform ausgenommen. Das bedeutet, die laufenden jährlichen Gewinne aus Vermietung unterliegen nicht der Abgeltungsteuer, sondern dem individuellen Einkommensteuersatz zuzüglich Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer. Auch Veräußerungsgewinne bleiben weiterhin sWuerfrei, wenn die Immobilie mehr als zehn Jahre in Eigentum steht oder es sich um eine eigengenutzte Immobilie handelt. Bei einer kürzeren Haltedauer handelt es sich um ein privates, steuerpflichtiges Yeräußerungsgeschäft (§ 23 EStG), das dem individuellen EinkommensteuE!rsatz unterliegt.
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Abgeltungsteuer auf internationalem Vormarsch
... Geschlossene Auslandsfonds ebenfalls nicht Geschlossene Auslandsfonds bietlm ZVl/ei Vorteile: •
Zunächst entfällt der Progressionsvorbehalt, das heißt, die ausländischen Einkünfte werden zur Ermittlung des Steuersatzes für die Inlandseinkommen nicht herangezogen. Das ist aber bei Fonds in EU-Ländern so, nicht bei US-FiOnds.
•
Für alle gilt jedoch: Im Ausland sind die Erträge wegen hoher Freibeträge meist steuerfrei oder sie werden nur gering belastet.
Dabei gibt es genug legale Möglichkeiten, die Abgeltungsteuer zu vermeiden. Besonders beliebt sind bei ehrlichen Steuerpflichtigen mit hohen Kapitaleinkünften derzeit beispielsweise Liechtensteiner bzw. Luxemburger Lebensversicherungen: Erträge daraus bleiben zunächst steuerfrei und werden später nur zur Hälfte mit dem persönlichen Einkommensteuersatz belegt (siehe Kapitel 7.5).
Abgeltungsteuer auf internationalem Vormarsch Ob Großbritannien, Frankreich, Spanien oder Italien: Es besteht ein Konsens, die Wirkungen einer Abgeltungsteuer für Investmenteinkünfte zu testen. Ob jedoch in naher Zukunft eine europäische Harmonisierung gelingen wird, ist fraglich. Neben der EU-Zinssteuer soll auch die Abgeltungsteuer Steuerschlupflöcher schließen. Doch beim Begriff Abgeltungsteuer bleibt international einiges unklar. Im internationalen Vergleich existieren zwar ähnliche Steuersätze für die flat tax", aber dem Steuerpflichtigen verbleiben von Land zu Land unterschiedliche Nachsteuerrenditen. N
Kurios ist, dass die osteuropäischen Staaten eine Vorreiterrolle bei der flat rate taxation" eingenommen haben. Teile Osteuropas praktizieren sehr erfolgreich ein flat-rate-Konzept, in dem alle Arten von Einkünften unabhängig von ihrer Höhe mit demselben Satz besteuert werden. Das hat den Steuer-Wettbewerbsdruck auf die westeuropäischen Nachbarn erhöht. Diese erwägen derzeit die unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten der flat rate taxation. Dabei besteht ein Konsens darüber, dass die Wirkungen einer Abgeltungsteuer für InH
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Abgettungsteuer - ab 2009 noch: Abgeltungsteuer auf internationalem Vormarsch vestmenteinkünfte getestet werden sollen. Steuerhinterziehung soll dadurch europaweit an Attraktivitiit verlieren. Wie hoch der Abgeltungsteuersatz sein soll, ist zwischen den ländern jedoch umstritten. Mehr als 20 Prozent sollten es nach Meinung vieler nicht sein: •
In Belgien sind Veräußerungsqewinne grundsätzlich steuerfrei. Für bestimmte Dividenden gibt es eine reduzierte Quellensteuer (25 Prozent), Steuer auf Zinserträge 15 Prozent.
•
Dänemark: 0 Prozent auf Zinserträge und Veräußerungsgewinne, 28 Prozent auf Dividenden.
•
Finnland: Durchgängig 28 Prozent.
•
In Frankreich bleiben Veräußerungsgewinne von bis zu 20.000 Euro p.a. steuerfrei. Zudem sind Veräußerungsgewinne steuerfrei, wenn eine achtjährige Behaltensfrist eingehalten wird. Darüber hinaus gibt es diverse Sonderregelungen für Zinsanlagen. Steuer auf Zinserträge 27 Prozent, auf Dividenden 0 Prozent.
•
Griechenland: Steuern aufZinserträge zehn Prozent, Dividenden und VeräußerungserlÖ5e 0 Prozent.
•
Großbritannien: Veräußerung:.gewinne bleiben bis 8.800 pfund p.a. steuerfrei. Zudem reduziert sich bei darüber liegenden Veräußerungsgewinnen die steuerliche Bemessungsgrundlage langfristig bis auf 60 Prozent. Darüber hinaus gibt es keine Quellensteuer auf Zinsen aus Postsparbüchern, Bankeinlagen etc. sowie aus börsennotierten Eurobonds. Steuer auf Zinserträge 20 Prozent, auf Dividenden 0 Prozent.
•
Irland: Durchgängig 20 Prozent.
•
In Italien erfolgt eine unbe~lrenzte Veräußerungsgewinn-Besteuerung grundsätzlich nur mit einem Satz von 12,5 Prozent. Darüber hinaus gibt es diverse Sonderregelungen, u.a. für öffentliche Anleihen und sogenannte HSparaktienH.
•
litauen: Zinserträge und Veräußerungsgewinne 0 Prozent, Dividenden 15 Prozent.
•
luxemburg: Durchgängig zehn Prozent, Veräußerungsgewinne werden jedoch nach einem halben Jahr nicht mehr versteuert.
•
Malta: Steuer auf Zinserträge 15 Prozent, Dividenden und Veräußerungsgewinne 0 Prozent.
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Was Anleger mit Auslandsbezug wissen sollten noch: Abgeltungsteuer auf internationalem Vormarsch •
In Österreich werden Veräußerungsgewinne von Privatanlegern nach einem Jahr nicht mehr besteuert. Zinserträge und Dividenden 25 Prozent.
•
Polen: Durchgängig 19 Prozent.
•
Portugal: Steuer auf Zinserträge 20 Prozent, auf Dividenden 15 Prozent, Veräußerungsgewinne werden nicht besteuert.
•
Schweden: Durchgängig 30 Prozent.
•
In der Schweiz sind private Kursgewinne steuerfrei, auf Dividenden 35 Prozent.
•
Spanien: Grundsätzlich eine unbegrenzte VeräußerungsgewinnBesteuerung mit 18 Prozent, E'S fällt aber keine Quellensteuer auf diverse Zinsanlagen an, Dividenden 15 Prozent.
Insgesamt liegt die Abgeltungsteuer damit im politischen Trend. Sie bietet steuerliche Anreize zur Um:>ehichtung von Portfolien, was den Absatz neuer Finanzprodukte grenzüberschreitend beflügelt. Der große Wurf ist den europäischen Regierungen aber noch nicht gelungen. Weitere Informationen: Der Fondsverband BVI bietet ein{m Abgeltungsteuer-Rechner unter: wV'lw.bvi.de
Was Anleger mit Auslandsbezug wissen sollten Bei ausländischen Wertpapieren, die in einem inländischen Depot liegen, wird die Abgeltungsteuer unmittelbar abgezogen. Wer Wertpapiere im Ausland verwahrt, muss die erzielten Erträge und Kursgewinne wie bisher in seinm Einkommensteuererklärung angeben. Ausländische Kapitalertr~flge werden aber dann wie inländische nur mit maximal 25 Prozent besteuert. Künftig gilt folgende Regel: Anschaffungs- und Veräußerungspreise sind am jeweiligen Tag in Euro umzurechnen. Währungsschwankungen wirken sich somit aus. Bei ausländischen Dividenden gilt Vor der Gutschrift auf dem deutschen Depot wird eine mögliche ausländische QuelWNW.W!'U1i1UA.de
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Abgettungsteuer - ab 2009
lensteuer über eine komplizierte Formel automatisch auf die deutsche Abgeltungsteuer anger'Khnet. Ausschüttungen ausländischer Investmentfonds werden einheitlich mit 25 Prozent versteuert. Kursgewinne, die Fonds. bei der Veräußerung von vor 2009 erworbenen Wertpapieren erzielen (Altveräußerungsgewinne) können steuerfrei ausgeschüttet werden, wenn sie vom Fonds gesondert veröffentlicht wmden. Transferiert ein Anleger seine ausländischen Depotwerte in die Heimat, verfügt das neue Institut in der Regel nicht über Angaben zu den Anschaffungsdaten. Werden die Titel anschließend verkauft, beträgt der Steuerabzug pauschal 30 Prozent vom Veräußerungspreis. Ob der Anleger überhaupt einen Gewinn realisiert, spielt dabei keine Rolle. Dies kann er zwar später über sein Finanzamt korrigieren, dafür muss der Anleger aber die gesamte Anlagehistorie etwa auf den Channellslands oder den Bahamas detailliert aufschlüsseln. Diese Regelung ist keine Einladung, Auslandsgelder wieder in die Heimat zu transferieren.
Das Ausland im Standortwettbewerb um Kapital Die Geldanlage im Ausland wird durch die Abgeltungsteuer an Attraktivität zunehmen. Wirtschaftsprüfer weisen beispielsweise auf Österreich oder die Schweiz hin, wo die Gesamtbelastung durch Steuern tendenziell niedriger als in Deutschland ist. Durch die künftige Besteuerung von Kurs~lewinnen nimmt dieser Unterschied weiter zu und kann in der Spitze bis 60 Prozent betragen. Dazu Professor Ekkehard Wenger von der Universität Würzburg: "Die Abwanderung vermögender Aktienanleger wird sich dramatisch verstärken und zu gewaltigen Steuerausfällen führen, die alle früheren Abwanderungswellen nach dem Zweiten Weltkrieg weit in den Schatten stellen."
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Wie global müssen Vermögende handeln?
1. Deutsche werden reicher und vorsichtiger
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2. Wachsender Wohlstand weltweit
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3. Globalisierung als Chance ........ 45
4. Kundenansprüche stei"en . ....... 52 5. Doppelbesteuerungsabkommen nutzen ....................... 54 6. Vorsicht bei Schwellenländern ..... 57 7. Letztes Refugium: Der Safe im Ausland. . . . . . . . . . . .. 58
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1. Deutsche werden reicher und vorsichtiger Die Deutschen haben ihr Geld im vergangenen Jahr aufgrund der Krise an den internationalen Finanzmärkten deutlich vorsichtiger
angelegt als in den Jahren zuvor. So verringerten die privaten Haushalte ihr Aktienvermögen nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank um rund 16 Milliarden Euro. Gleichzeitig haben sie mit 86 Milliarden Euro doppelt so viel Geld auf Bankkonten angelegt wie im Vorjahr. Diese Umschichtung kam vor allem den kurzfristigen Termingeldern zugute. Heduziert wurden auch Rentenwerte in Höhe von rund 40 Milliarden Euro, davon waren auch von Banken emittierte derivateähnliche Zertifikate betroffen.
Die Sparquote der Deutschen Sparanteil vom verfügbaren Einkommen in Prozent
12,9
1991
1995
9,2
2000
2005 2008 1)
o
3
6
9
11,3 12
1}2008: 1. Halbjahr
Quelle: Destatis
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Wachsender Wohlstand weltweit Insgesamt haben die privaten Haushalte rund 160 Milliarden Euro für die Aufstockung des Geldvermögens und für Sachinvestitionen (Wohneigentum) aufgebracht. Die Sparquote ist auf 10,9 Prozent des verfügbaren Einkommens gestiegen. Das Geldvermögen wuchs um 150 Milliarden Euro auf insgesamt rund 4,56 Billionen Euro. Davon entfielen auf BargE~ld- und Sichteinlagen 1,62 Billionen Euro, auf Aktien 393,3 Milliarden Euro, auf Fonds 545 Milliarden Euro und auf Renten 330 Milliarden Euro. Dazu kommen Ansprüche aus Versicherungen von 1,16 Billionen Euro.
2. Wachsender Wohlstand weltweit Millionäre haben trotz Finanzkrise Konjunktur Die Zahl der Vermögenden, die ohne selbst genutzte Immobilien über mehr als eine Milliion US-Dollar verfügen, wird weltweit auf 9,5 Millionen geschätzt. Sie besitzen 27,7 Billionen Euro - das entspricht dem Zwölffachen des deutschen Bruttoinlandsprodukts 2006. Das ist das Ergebnis des neuesten World Wealth Reports, den die US-Investmentbank Merrill Lynch und die Beratungsfirma Capgemini veröffentlicht haben. Erstmals seit Jahren hat die Zahl der Millionäre in Deutschland wieder deutlich zugenommen. Sie ist im Jahr 2007 um 31.000 auf 798.000 gestiegen - ein Plus von 4,1 Prozent. Dank seiner vielen mittelständischen Unternehmer ist Deutschland das Land mit der drittgrößten Zahl von Reichen und Superreichen nach den USA und Japan. Die SchwellenmärktE~ holen jedoch schnell auf. Außergewöhnlich war das Wachstum 2007 in Singapur und Indien. In Indien boomen der Konsum und das produzierende Gewerbe. Aufgrund des Geldregens wuchs clie Zahl der Dollar-Millionäre um 20 Prozent. Inzwischen verfügen auf dem Subkontinent 100.000 Menschen über ein liquides Verrnögen von einer Million US-Dollar oder mehr. Wie die Experten im World Wealth Report weiter festWNW.W!'U1i1UA.de
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Wachsender Wohlstand weltweit halten, profitierte in den letzten Jahren Russland von hohen Rohstoffpreisen und steigenden Aktienkursen im Finanzsektor, die Zahl der russischen Millionäre stieg um 15,5 Prozent auf 119.000. In Nordamerika leben nach Erb?nntnissen von Merrill Lynch und Capgemini 3,2 Millionen Millionäre, in Europa 2,9 Millionen. Bis 2011 wird mit einer durchschnittlichen Vermögenszunahme der Millionäre von jährlich 6,8 Prozent gerechnet; ihr Kapital wird dann auf stattliche 51,6 Billionen US-Dollar angewachsen sein. Ein starker Anstieg der Millionäm war in Afrika (plus 12,5 Prozent, insgesamt 100.000 Personen), im Nahen Osten (plus 11,9 Prozent, 300.000 Personen) und in Lateinamerika (plus 10,2 Prozent, 400.000 Personen) zu verzeichmm. Die Zahl der Wohlhabenden ist hier stärker gestiegen als in den industrialisierten Ländern. Einen enormen Anstieg gab es im ver~langenen Jahr auch bezüglich der Zahl der sogenannten Ultra-Wohlhabenden, sprich Personen mit einem Vermögen von mehr als 30 Millionen Euro. Deren Zahl stieg weltweit um elf Prozent auf knapp 95.000 Personen. Die Reichsten der Welt 1 2 3
4 5 6 6 8 9 9
William Gates 111 (Microsoft) Warren BuHett (Berkshire Hathaway) Lawrence Ellison (Gracle) Jim Walton (Wal-Mart) 5 Robson Walton (Wal-Mart) Alice Walton (Wal-Mart) Christy Walton & family (Wal-Mart inheritance) Michael Bloomberg (Bloomberg) CharIes Koch (manufacturing, energy) David Koch (manufacturing, energy)
Quelle: Farbe,
57,0 Mrd. 50,0 Mrd. 27,0 Mrd. 23,4 Mrd. 23,3 Mrd. 23,2 Mrd. 23,2 Mrd. 20,0 Mrd. 19,0 Mrd. 19,0 Mrd.
Dollar Dollar Dollar Dollar Dollar Dollar Dollar Dollar Dollar Dollar
Stand: 31.12.2007
Dabei war zu beobachten, dass die Wohlhabenden ihre Portfolios zunehmend diversifizieren. Immer mehr Investoren suchen ihren Anlageerfolg außerhalb des Heilllatmarktes, auch auf riskanteren Märkten. Die favorisierte Anlageklasse der Wohlhabenden war alWNW.W!'U1i1UA.de
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Wie global müssen Vermögende handeln?
lerdings eher konservativ: So erhöhten sie den Anteil von Immobilien im Portfolio von 16 auf 24 Prozent - zu Lasten der sogenannten alternativen Investments wie Hedge-Fonds oder Risikokapital. Der Anteil dieser Anlageklasse reduzierte sich von 20 auf zehn Prozent. Wohl nur ein vorübergehender Trend, denn alternative Investments hatten im vergangenen Jahr unter den geringen Kursschwankungen an den Märkten gelitten, die solche Investments weniger attraktiv machen. Die Anteile der übrigen Anlageklassen hingegen blieben nahezu unverändert: Rund 31 Prozent der Wohlhabenden investieren in Aktien, 21 Prozent in Anleihen, 14 Prozent halten Geldmarktprodukte. Zunehmend attraktiv werden für Reiche sogenannte alternative Investments: 14 Prozent ihres Vermögens investieren sie mittlerweile in nachhaltige Anlagen.
Investments aus leidenschaft Darunter fallen Luxusgüter wie exklusive Autos, Yachten, Privatflugzeuge, aber auch Kunst oder Schmuck. Sammelobjekte wie Autos oder Boote machen durchschnittlich 26 Prozent dieser "Investments aus Leidenschaft" aus, gefolgt von Kunst (20 Prozent) und Schmuck (18 Prozent). Insbesondere der Kunstmarkt rückte in den Fokus der Vermögenden. In Kunst wird heute zunehmend langfristig zur Diversifizierung des Portfolios investiert. Vermögende aus dem Westen setzen dabei zunehmend auf Kunst aus den Emerging Markets, beispielsweise aus Russland, Indien, Polen, Kuba und China. Rund 14 Prozent investierten HNWls in andere Werte wie Weine, Antiquitäten oder Münzen. Das :zunehmende Interesse an Wein hat einige Weinfonds auf den Markt gebracht. Diese investieren vor allem in französische Bordeaux-Weine, da in diesem Segment künftig die größten Preiszuwächse erwartet werden. Das gilt vor allem für die Marken Mouton-Rothschild, Lafitte-Rothschild, Le Pin, Margaux und Petrus.
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WHN.WAUfAUAde
Globalisierung als Chance
Rasch wachsende globale Mittelschicht Dank der zunehmenden Globalisierung werden sich die Lebensverhältnisse in den Industrie- und Entwicklungsländern bis 2030 deutlich verbessern. Geringere Armut und höhere Einkommen werden nach Ansicht der Weltbank die wichtigsten Errungenschaften der nächsten 25 Jahre sein. In einer Studie untl?rsucht sie die globalen Aussichten der Weltwirtschaft. Das Ergebnis: "Die Welt tritt in eine neue Phase der Globalisierung ein, vor allem eier Handel mit Dienstleistungen gewinnt eine neue Dynamik." Bis 2030 werden 1,2 Milliarden Menschen in Entwicklungsländern, das heißt 15 Prozent der Weltbevölkerung, der "globalen MitteIschicht" angehören. Heute sind e:s 400 Millionen. Diese Gruppe wird eine Kaufkraft von 4.000 bis 17.000 US-Dollar pro Kopf haben. Auslandsreisen, Automobile und anderes stehen auf ihrem Wunschzettel. Zugleich wird die Nachfrage nach Bildung auf internationalem Niveau wachsen.
3. Globalisierung als Chance Die Sicherung und, wenn möglich, Vermehrung des Vermögens ist das Ziel aller Vermögenden. Was liegt da näher, als in Zeiten der Globalisierung auch die Vermögensverwaltung global auszurichten? Doch so leicht dieser Grundsatz zu formulieren ist, so schwer ist seine Umsetzung: •
Das beginnt bereits bei der Frage nach der geeigneten Form, in der das Vermögen zu halten ist Immobilien, Produktionsanlagen, Wertpapiere, Kunst, Antiquitäten oder Bargeld?
•
Es setzt sich fort in der Frage nach dem Anlage-Ort. Dabei reicht die Frage "Daheim oder im Ausland?" heute nicht mehr aus.
•
Als zusätzliche Komponente kommt die Wahl des Währungsgebietes hinzu - und damit auch die Frage des Wechselkurses. So wurde der Euro beispielsweise gegenüber dem U5-Dollar seit 2002 kräftig aufgewertet Das setzt bei der Wettbewerbs-
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Wie global müssen Vermögende handeln?
fähigkeit Länder wie Italien, Frankreich oder Spanien unter Druck, den USA hilft es, die Riesen-Leistungsbilanzdefizite abzubauen. 50 steuert Spanien etwa nach dem Platzen der Immobilienblase auf eine schwer,? Rezession hin.
Staatliche Regeln der Zielländer Anleger, die ihr Kapital international investieren wollen, müssen sich fragen: •
Wie berechenbar ist es beispielsweise, in eine Büroimmobilie im chinesischen Chongqing zu investieren, wenn die Gefahr besteht, dass die Bindung des Re~nminbi an den U5-Dollar aufgegeben wird?
•
Wie risikolos sind Investitionen in ein Landhaus auf Long Island oder in andere US-Immobilien? Lohnt sich eine Kurssicherung und wenn ja, über welchen Zeitraum?
Währungsrisiko pro Anlagesllrategie
•
HeimalWallrurogsaOleil
•
fremdwährungsim~1 zunehmender AklieMme;!
Risiko Je stärter io Aktieo iovesuef\ wird, desto größe< w; rd der FremdwährU"ll5<'nteil.
Quelle: UBS Wealth Management
In den USA sorgt man sich vor allem um eine Krise im U5-Finanzsystem und ein Wegbrechen der Inlandsnachfrage. Gegen beides
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WHN.WA1}jAUAde
Globalisierung als Chance
ist die Abwertung des Dollars eine willkommene Medizin: So stützt die Abwertung den Export, auch hilft eine Dollar-Abwertung tendenziell, das US-Finanzsystem zu stabilisieren. Neben der überhitzung einzelner Märkte spielt auch die Frage des gesamtwirtschaftlichen Konjunkturzyklus eine Rolle, in der sich das Zielland einer Investition befindet: •
Steht die Wirtschaft dort erst am Beginn oder bereits nahe dem Ende eines Zyklus?
•
Stehen Strukturverwerfungen einem Transfer von Vermögensteilen entgegen?
•
Wie ist es um das Wachstum der Bevölkerung und die damit verbundenen Chancen eines lanl~fristigen Aufschwungs bestellt?
•
Wie steht es mit der politischen Stabilität sowie dem geltenden Rechtssystem?
•
Welche steuerlichen Vorschriften und sonstigen staatlichen Regeln gibt es, etwa die Repatriierung des investierten Kapitals betreffend?
Eine eigene Risikogruppe stellen die Emerging Markets dar, die freilich immer wieder äußerst attraktive Anlagen bieten. Nicht immer muss es so schlimm kommen wie in Argentinien, wo die Regierung die ungehinderte Rückzahlung von Staatsanleihen blockiert. überhaupt hat es in einer ganzen Reihe von Ländern HSchuldenkrisen" gegeben: von Brasilien und Mexiko über die Philippinen bis nach Korea - Länder, die zuvor als Hsicher" galten und Vermögen in Milliarden-Höhe angezogen hatten! Heute strömt das Kapital in einige dieser Staatlen wieder zurück, da sich die Aussichten auf eine angemessene bis gute Verzinsung und Liquidität der Anlage gebessert haben.
Global anlegen? - Aber ja! Nicht nur aufgrund dieser Aussichten muss die Frage, ob ein Vermögensinhaber heute global handeln soll, mit einem eindeutigen HAber ja! beantwortet werden. Die Alternative wäre das Handeln H
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Wie global müssen Vermögende handeln?
im nationalen Umfeld. Ein Vermögen ausschließlich durch Investitionen innerhalb des eigenen Landes zu sichern, erscheint allerdings weniger chancenreich als E~ine Anlage im Ausland - selbst unter Berücksichtigung der Risihm, die normalerweise mit einer Anlage jenseits der Grenzen verbunden sind.
Globalisierung = Renditeplus Längst hat die Globalisierung auch die Vermögensanleger erreicht! Wer sie als Anleger verpasst, muss sich mit niedrigeren Renditen - wenn nicht gar einem schrumpfenden Vermögen - abfinden. Ohne Zweifel gehören heute zu E~inem globalen Portfolio Minenaktien in Australien und Südafrika, Olwerte, Immobilien an ausgewählten Standorten in Asien und den USA ebenso wie Antiquitäten und Kunstobjekte. Es stellt sich dabei jedoch die Frage nach der Beherrschbarkeit der Risiken. Hier muss es im Vergleich zu den letzten Jahren aufgrund der Finanzkrise jedoch zu neuen Gewichtungen kommen. Die Capgemini-Untersuchung zeigt, dass HNWI-Kunden zunehmend auf alternative Investments setzen. Innerhalb der alternativen Investments konnten PrivatE~-Equity-Anlagen weltweit zulegen, während Hedge-Fonds aufgrund der stetig sinkenden Erträge und der strengen gesetzlichen Restriktionen in den letzten beiden Jahren an Boden verloren haben. Im Trend auch ökologische, nachhaltige und ethische Anlagen. Dabei bieten sich Investments in Fonds an, da "extrafinanzielie Portfolio-Selektions-Kriterien in den Investmentsprozess eingebaut werden müssen. Das dazu erforderliche Know-how haben einzelne Anleger in der Regel nicht. Die Thematik Ethik und Verantwortung beim Investieren entwickelt sich zum Megatrend. H
Globale Vernetzung ist entscheidend Um die Risiken möglichst klein zu halten, beschäftigen große Vermögensverwalter bereits seit Jahren gut vernetzte Berater, die in der
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Globalisierung als Chance
Welt herumreisen und ständig Kontakt zu Zentralbanken, Finanzund Wirtschaftsministerien, Großkonzernen sowie internationalen Institutionen halten. Deren zeitnahe Berichte an die Zentrale mit der Einschätzung der jeweils aktuellen Wirtschafts- und Finanzlage wichtiger Anlegerländer sowie mögliche künftige politische oder unternehmerische Maßnahmen bilden die Entscheidungsgrundlage für die Anlagestrategie der Vermi:>gensverwalter. Gemäß einem alten deutschen Sprichwort können sich nur die größten Vermögensverwalter solche Berater leisten, denn diese sind rar und ihre Honorare entsprechend hoch. Kosteneffizienter beraten da schon die international tätigen Banken. Mit ihren Research-Abteilungen in allen wichtigen Finanzzentren der Welt bündeln sie heute einen aktuellen Wissensreichtum, wie es ihn zuvor nicht gegeben hat. Weiterer Vorteil: Dieser ist für Anleger ständig abrufbar. Ein weltumspannendes Netzwerk erlaubt es, lokales Know-how rund um den Globus einzusetzen. Daraus entsteht den international operierenden Banken vor all'1m in "exotischeren Märkten ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Schließlich verfügen sie über ausreichende Mittel, um die technologische Basis für die Vermögensverwaltung ständig auszubauen. Das betrifft sowohl die Verwaltung der Gelder als auch di e Risikokontrolle der zunehmend komplexer werdenden Finanzinstrumente. H
länderübergreifend investieren Wer als Anleger sein Vermögen länderübergreifend arbeiten lassen will, sollte das auch mit einer international operierenden Bank tun. Nur so werden die Risiken auf den globalen Finanzmärkten beherrschbar. Zum anderen ermöglichen die größeren Volumina verwalteter Vermögen den großen Vermögensverwaltern, leistungsfähige Strukturen zu schaffen. DabE!i gilt es vor allem, die am jeweiligen Finanzplatz offerierten Rechts- und Steuerkonstruktionen mit den Gesetzen im Heimatland abzugleichen.
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Wie global müssen Vermögende handeln?
Größe und internationale Priisenz einer Bank Gerade diese Merkmale können in der Zusammenarbeit mit externen Partnern vorteilhaft sein, denn im derzeitigen Umfeld stützt sich die Vermögensverwaltung auch bei größeren Anbietern nicht mehr ausschließlich auf interne Ressourcen. Der Zugang zu externen Finanzprodukt-Managern bleibt aber vor allem in der Hedge-Fonds-Industrie vielen Marktteilnehmern verwehrt. Potente Yermögensverwalter finden eher Zugang zu solchen Managern und verfügen im Tagesgeschäft über eine stärkere Verhandlungsmacht: Das kann sich in vorteilhafteren Preisstrukturen und einer wirksameren Risikokontrolle niederschlagen. Im traditionellen Anlagesegment steigert Größe zudem die Fähigkeit, Produkte nach Maß auf Anlegerbedürfnisse abgestimmt anzufertigen und in die Verrnögensverwaltung zu integrieren. Weitere wichtige Aspekte für international orientierte Vermögensan leger Nicht nur die Vermögenswerte, auch die finanziellen Verpflichtungen (Vorsorge, Ausbildung der Kinder etc.) müssen in einer effizienten Vermögens- und Anlageberatung analysiert werden. Dazu kommtvor allem für Deutsche - der Bedarf nach steueroptimierten Finanzlösungen. Neben der Breite der Angebotspalette sollte aber auch die Möglichkeit einer überdurchschnittlichen Wertentwicklung gegeben sein, einschließlich einer Risiko-Ertrags-Optimierung, wie sie kleinere, regional verankerte Finanzinstitute im Ausland nur selten erreichen können. Fazit: Als Yermögensinhaber sollte man seinen Auslandsbanker sehr genau unter die Lupe nehmen.
Cross·Border·Banking für
Ve~rmögende
Immer mehr Vermögende nutzen die Chancen eines grenzenlosen Europas, indem sie ihre Vermögenswerte geografisch streuen: ein Ferienhaus auf den Balearen, die Vermögensverwaltung in Österreich - eventuell gepaart mit der Oberlegung, den Erstwohnsitz in südliche Gefilde zu verlagern. Komplexe Vermögen müssen permanent beobachtet werden und bedürfen einer zielorientierten
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Globalisierung als Chance
Steuerung. Dabei steht der Vermögensinhaber vor großen Herausforderungen. Knappe Zeitbudgets und mangelndes Know-how erschweren die Erzielung optimaler Ergebnisse. Während folglich die steuerliche und rechtliche Expertise von erfahrenen Steuerberatern und Juristen erbracht wird, erfolgt die Verwaltung einzelner Vermögenswerte meist durch verschiedene Finanzdienstleister. Allerdings werden Ziele erfahrungsgemäß nicht effizient genug erreicht, wenn sich mehrere Spezialisten parallel um die Vermögenssteuerung kümmern. Zu allem überfluss können sich einzelne, nicht abgestimmte Dispositionen in ihrer Wirkung neutralisieren, sodass am Ende nur die Kosten bleiben. Für Kunden mit international diversifizierten Depots führt kein Weg an einem professionellen Cross-Border-Partner vorbei. Auch können durch Finanzprodukte wie Fonds oder Zertifikate verschiedene Länderindizes weltweit gestreut werden. Doch Vorsicht: Die Streuung auf Länderebene verringert zwar die Abhängigkeit von einzelnen Titeln oder regionalen Börsen, d.h. das Einzelrisiko kann weitgehend reduziert werden, doch das Gesamtrisiko bleibt vorhanden. Auch ein aktives über- oder Untergewichten von Ländern wird durch zunehmende Globalisierungseffekte an Attraktivität verlieren. Beispiel: Sie hegen seit Jahren den Wunsch, Ihren Lebensabend auf Mallorca zu verbringen und halten aus diesem Grund ein Konto bei einem hiesigen Inst itut. Ihr Bankpartner in Spanien gibt Ihnen das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. So unterliegen Vermögensgewinne Nichtansässiger einem Steuerabzug von lediglich 15 Prozent - und steuerpflichtige "No Residentes" müssen nicht zwingend eine Steuererklärung für Einkünfte abgeben, die bereits an der Quelle besteuert wurden. Im RahmE~n einer objektiven, ganzheitlichen Betrachtung fehlt noch der Blick aus Sicht des jeweiligen WNW.W!'U1i1UA.de
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Wie global müssen Vermögende handeln?
Heimatlandes - im konkreten Fall Deutschland. Neben der einkommensteuerlichen Betrachtung lohnt es hier, sich auch mit dem internationalen Erbrecht auseinanderzusetzen. Gemäß spanischem ErbschaftstE?uergesetz sind natürliche Personen ohne gewöhnlichen Aufenthaltsort in Spanien beschränkt steuerpflichtig. Forderungen und damit Rechte gegenüber Personen oder Einheiten bilden Inlandsvermögen, wenn sie nach spanischem Privatrecht eingegangen und dort juristisch wirksam sind. Eine Anrechnung der im konkreten Fall zu entrichtenden spanischen Erbschaftsteuer ist in Deutschland aber nur möglich, wenn das spanische Vermögen unter den Begriff des Inlandsvermögens gemäß § 121 Bewertungsgesetz fallen würde. Da dies nicht zutrifft, kann es zu einer Doppelbesteuerung kommen, die durch entsprechende Beratung im Vorfeld vermieden werden sollte.
4. Kundenansprüchesteigen Immer besser informierte anspruchsvolle Kunden, die Sorge um die Sicherung ihres Vermögens, schwer einzuschätzende Bewegungen an den Finanzmärkten und eine beinahe unüberschaubare Vielfalt komplexer Produkte stellen eine Herausforderung für Banken und Berater dar. Privatanleger suchen nach Sicherheit. Auf eine angemessene Zunahme ihrer Vermögenswerte wollen sie trotzdem nicht verzichten. Diese beiden - im Grunde gegenläufigen - Wünsche zwingen die Finanzindustrie zu dem Spagat, sie mit eigenen Dienstleistungen und Produkten zu erfüllen.
Vermögen sichern und zugh?ich Renditen erwirtschaften Entsprechend hoch sind die Ansprüche an den Berater, dessen Kunden dank Internet, Wirtschaitsmedien und Fachliteratur zu-
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WHN.WAUfAUAde
Kundenanspüche steigen
nehmend besser informiert sind. An diesem Punkt ergibt sich ein scheinbarer Widerspruch: Denn die Informationsfülle versetzt den Bankkunden eben nicht in die Lage, mit sicherem Gespür die richtige Anlageentscheidung zu treffen. Oft verunsichert sie ihn sogar, Steuerliche Vorteile bei Kaplitalanlage im Ausland •
Steuerstundungseffekt, dadurch Liquiditätsvorteil und Ausnutzung des Zinseszinseffektes bt!i sofortiger Wiederanlage der Zinserträge
•
Keine Planung und Voraus-Berechnung der Ausnutzung des Freistellungsbetrages notvl/endig, um ZaSt-Abzug zu vermeiden
•
Keine automatische Meldung der ZaSt-Ausnutzung an das Bundesamt für Finanzen
•
Keine Berücksichtigung der unterschiedlichen Bemessungsgrundlagen für Einkommensteuer und ZaSt
•
Vermeidung des sofortigen ZaSt-Abzuges vom Gesamtbetrag: - der angesammelten Zinsen bei Tilgung oder Verkauf von Zerobonds oder beim Bundesschatzbrief Typ B - des aufgelaufenen Kapitalg,ewinns bei Verkauf von Finanzinnovationen - beispielsweise Garantiezertifikate, Anleihen mit Kapitalgarantie und Aktienpartizipation - des erzielten Kursgewinnes bei Tilgung von Zerobonds oder Finanzinnovationen nach der ungünstigen 30 Prozent-Pauschalmethode, die angewlmdet wird, falls z.B. nach einem Depotübertrag oder nach Einlieferung von Tafelpapieren die Einstandskurse nicht bekannt sind - Bemessungsgrundlage sind 30 Prozent des Verkau-fserlöses - aller thesaurierten Erträge seit 1995 bei Verkauf von thesaurierenden ausländischen Fonds
•
Keine aufwändige Planung dl?r Zinserträge und Stückzinsen zur Ausnutzung des Stückzinstopfes
•
Selbstbestimmung des StarttE!rmins des Besteuerungsverfahrens durch Abgabe der Steuererklärung im Folgejahr
•
Keine EU-Quellensteuer
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Wie global müssen Vermögende handeln?
sodass der Bedarf nach sachlicher, qualitativ hochstehender Beratung wächst. Nur so kann die Sicherheit (wieder-)gewonnen werden, aus der beinahe unüberschaubaren Breite des Produktangebots das individuell richtige herauszufiltern. Hinzu kommt die höhere Lebenserwartung der Bevölkerung in allen entwickelten Ländern. Vorsorgefragen überragen hier bereits jetzt alle anderen Themen. Die staatliche Vorsorge stößt an ihre Grenzen, wenn immer mehr Rentnern immer weniger Beitragszahier gegenüberstehen. Sind staatliche und berufliche Vorsorge angeschlagen oder geraten sie auch nur in Verdacht, ihre Leistungen nicht mehr erbringen zu können, gewinnt die Selbstvorsorge und damit das private Sparen sprunghaft an Bedeutung. Die Steuergesetzgebung oder das Erbrecht sind weitere Bereiche mit teils komplizierten Bestimmungen, die~ den Bedarf nach substanzieller Unterstützung und Beratung noch erhöhen. Wer die Pflicht hat, Steuern zu zahlen, hat auch das Recht, Steuern zu sparen. Der Umweg über das Ausland ist legal und bietet Ihnen - allein aus steuerlicher Sicht - einen nicht unerheblichen geldwerten Vorteil.
5. Doppelbesteuerun,gsabkommen nutzen Wer über ein größeres Geldvermögen verfügt, erkennt schnell den Unterschied zwischen dem Netto-Ertrag, den sein Kapital nach Steuern abwirft, und der Brutto-Hendite, die für sich genommen wenig aussagekräftig ist. Diese Differenz lässt sich deutlich verringern, wenn Sie Geld im Ausland anlegen - und dabei das deutsche Steuerrecht beachten. Sie müssen dafür jedoch die passenden Anlageformen wählen - beispielsweise Beteiligungen an geschlossenen Fonds oder Anleihen aus Schwellenländern. Eine fiktive Doppelbesteuerung und der Progressionsvorbehalt in der Heimat sorgen für Mehrertrag. Auf dieser rechtlichen Grundlage können Sie sich
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Doppl~lbe5teuerung5abkommen
nutzen
ein weltweites Portfolio zusamml~nstellen, mit dem sich die Steuerlast legal spürbar verringern und die Netto-Rendite erhöhen lässt. Agypten oder Mauritius, Frankn~ich oder Italien, Simbabwe oder Usbekistan - Deutschland hat mit über hundert Ländern Doppelbesteuerungsabkommen geschlossl~n. Ziel dieser bilateralen Verträge: Privatanleger mit Wohnsitz in Deutschland sollen nicht zweimal besteuert werden, sprich im Investmentland und in Deutschland. Im Ausland können deutsche Privatanleger die jeweiligen Freibeträge nutzen, die einen ansehnlichen Teil der Investmenterträge unbesteuert lassen. Sämtliche Auslandsanlagen unterliegen hierzulande lediglich dem Progressionsvorbehalt, der günstiger ist als eine direkte Besteuerung.
Ausländische Freibeträge Deren Höhe unterscheidet sich von Staat zu Staat. So liegt der Freibetrag etwa in Österreich bei jährlich 2.000 Euro, in den USA bei 3.300 US-Dollar und in Großbritannien bei 5.035 britischen Pfund. Erst wenn die Erträge deutscher Privatanleger darüber liegen, greift der ausländische Fiskus bE!i den überschreitenden Beträgen zu: in Großbritannien und den USA mit nur zehn Prozent, in Österreich allerdings mit knapp 40 Prozent. Folge: Wer 20.000 oder 30.000 Euro in einen geschlossenen Fonds investiert, kann die Ausschüttungen - bei entsprechend hohem Freibetrag - im Ausland steuerfrei einbehalten.
Progressionsvorbehalt Je höher das Einkommen, desto höher auch der deutsche Steuersatz. Durch den Progressionsvorbehalt wiederum verschafft sich die Finanzverwaltung Zugriff auf Einkünfte, die eigentlich unbesteuert bleiben. An sich steuerfreie Einkünfte werden dem restlichen und steuerpflichtigen Einkommen des Steuerzahlers hinzuaddiert. Auf Grundlage dieser Summe wird dann ein bestimmter Steuersatz festgelegt. Im nächstE~n Schritt wird die besagte Summe WNW.W!'U1i1UA.de
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wieder um die steuerfreien Einnahmen bereinigt, der zuvor ermittelte und höhere Steuersatz auf das restliche Einkommen angewandt. Abhängig vom zu versteuernden Einkommen in Deutschland werden ausländische Einkünfte mit im Schnitt 15 Prozent Abgaben belegt. Das ist deutlich weniger als eine Vollversteuerung ausländischer Einnahmen bei uns. Der generelle Einkommen-Spitzensteuersatz beträgt derzeit 42 Prozent, Bestverdienende zahlen rund 45 Prozent. Rechnet man Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer hinzu, fließen circa 50 Cent von jedem verdienten Euro an den Fiskus. Da sind dank Progressionsvorbehalt 15 Prozent effektive Steuerbelastung ein "Schnäppchen". Der Verlauf der Finanzkrise zeigt, dass diese auch gravierende Auswirkungen auf die Vermögen der Millionäre hat. Hohe Verluste verzeichnen HNWls vor allem in den Brickstaaten und Schwellenländern.
Fiktive Quellensteuer Sie ist eine Eigenheit mancher Doppelbesteuerungsabkommen, die Deutschland in der VergangenhE!it mit Entwicklungsländern geschlossen hat. Bis heute profitierE~n davon Privatanleger, die etwa festverzinsliche Wertpapiere kaufE!n, deren Schuldner aus Ländern wie China, Südkorea oder Brasilien stammen. "Fiktiv" wird sie deshalb genannt, weil deutsche Anle~ler dabei Steuern gutgeschrieben bekommen, die sie tatsächlich nicht bezahlt haben. Dies hat zur Folge, dass die Nachsteuer-Rendite solcher Zinspapiere zum Teil spürbar höher ist als bei vergleichbaren Anleihen ohne fiktive Quellensteuer. Doch Vorsicht: Bis heut.~ gelten manche Schuldner nicht als erste Kreditadressen. De fado können sogar ganze Staaten pleitegehen, wie Tausende deutscher Investoren vor einigen Jahren erfuhren, als Argentinien seine Zins:zahlungen und auch die Tilgung eigener Staatsanleihen vorübergehend einstellte. Banken müssen Erträge aus Anleihen mit fiktiver Quellensteueranrechnung ab 2009 mit der Abgeltungsteuer verrechnen. Dabei wird
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Vorsicht bei Schwellenländern die nicht erhobene Abgabe bei bestimmten Auslandsanleihen sofort verrechnet, so dass Anleger bei Rententiteln aus einigen Ländern effektiv nur fünf Prozent Steuern zahlen. Da die Kupons sehr üppig ausfallen, wirkt sich der moderate Tarif besonders positiv aus.
6. Vorsicht bei Schw,allenländern Um richtig Geld zu verlieren, musste man 2008 nicht in Aktien investiert haben. Staatsanleihen taten es auch, sofern es die falschen waren. Wer zu den Unglücklichen zählt, die nach der argentinischen Staatspleite vor fünf JahrEm die als Trostpflaster erhaltenen Anleihen nicht verkauft haben, beklagt von Jahresbeginn bis Oktober 2008 einen Wertverlust von rund 60 Prozent. Dollar-Titel aus Brasilien, Ungarn, Russland, Südafrika, der Türkei und Mexiko haben nach Gutschrift der Zins.m zu Wertverlusten von rund 20 Prozent geführt. Diese Länder ge~lten als besonders anfällig. Die im Aufschwung hohen Rohstoffpreise haben nicht nur den Olexporteuren Russland und Venezuela geholfen. Auch andere Metalle und Grundstoffe waren begehrt und haben die Finanzkraft der Schwellenländer gestärkt. Mit der Finanzkrise und ihren Auswirkungen auf die reale Wirtschaft schwingt das Pendel nun umso heftiger zurück. Der Kursverfall ist auch deshalb so rasant, weil Hedge-Fonds gezwungen sind, ihre Devisen- und ZinsdifferenzSpekulationen aufzulösen. Mancher Anleger wird vielleicht dennoch einen Blick auf die Renditen werfen. Ein paar Beispiele: •
Türkische Euro-Anleihen versprechen Ende 2008 einen Ertrag von zehn bis zwölf Prozent p.a.
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In Ungarn und Russland sind acht bis neun Prozent möglich.
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In Südafrika und Brasilien elf Prozent.
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Venezolanische Staatstitel versprechen einen Jahresertrag von 20 Prozent.
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Wie global müssen Vermögende handeln?
Das alles unter der Bedingung, dass Zinsen fließen und die Staaten pünktlich tilgen. Käufer von isländischen Titeln begnügten sich mit sieben Prozent, galt Island doch als eines der reichsten Länder der Welt. Ende 2008 drohte durch Schieflagen aus der Finanzkrise der Staatsbankrott. Schwellenländeranleihen im Minus Entwicklung von Schwellenländeranleihen jp Morgan Embi+ (Seit 1.1.2008 in Prozent)l) China Südafrika Brasilien Mexiko Türkei Ungarn Russland
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Argentinien
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1} Wl'I1elltwkklufl(j aus Kurs und Zilllverarldo,nmg
7. Letztes Refugium: Der Safe im Ausland Vor dem Hintergrund des Gesetzes. zur Förderung der Steuerehrlichkeit empfinden manche Bundesbürger einen Safe im Ausland als letztes Refugium ihrer Geldfreiheit. Dabei befinden sie sich in guter Gesellschaft. Safes werden auch lIon Russen angemietet, und die Chinesen stehen schon vor der Tür. Die Produktion von Banksafes kann mit der Nachfrage gar nicht mehr Schritt halten. Die Jahresmiete für die kleinsten Schließfächer beträgt beispielsweise bei der größten Schweizer Bank, der UBS, aktuell 100 CHF plus Mehrwertsteuer. Die Voraussetzung für einen Mietvertrag ist heute bei nahezu allen Auslandsbanken immer ein Konto bei der Vermieterbank.
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letztes Refugium: Der Safe im Ausland
Noch sind Safes im Ausland von der amtlichen Kontenschnüffelei in Deutschland ausgenommen. Die Finanzämter können sich aber indirekt, wenn sie die Zahlungsvorgänge auf den Bankkonten jetzt uneingeschränkt prüfen können, auch über die Existenz eines Safes leicht Informationen verschaffen. In der Regel werden nämlich die Mietgebühren für die Safes von den Kundenkonten abgebucht. Safes im Ausland können im Konkursfall für Schuldner wichtig sein. Denn meist werden bei einer Insolvenz in Deutschland alle Konten gesperrt. Nicht einmal Mieten oder Telefonrechnungen lassen sich dann mehr bezahlen. Ein Schließfach im Ausland "mit H etwas Inhalt kann dann der Rettungsanker sein. Hat der Safe Hetwas mehr Inhalt", kann diesE?r im Einzelfall sogar den Lebensabend absichern.
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VermögensverlagE!rung ins Ausland
1. Suche nach Schutz der Privatsphäre . 62 2. Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser
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3. Vermögensverwalter im Interessenkonflikt . . . . . . . . . . . . . .. 65 4. Anonym- und Nummernkonten .... 66 5. Gesucht sind Diskretion und Sicherheit
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6. Wo das Bankgeheimnis noch funktioniert
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7. Höhere EU-weite Einlagensicherung . 71
1. Suche nach Schutz der Privatsphäre Immer mehr vermögende Bundesbürger transferieren ihre Vermögenswerte auf der Suche nach d.~m Schutz ihrer Privatsphäre vor allem ins benachbarte Ausland. Dabei geht es den "Flüchtlingen heute vorrangig nicht darum, Vermögenswerte vor der deutschen Steuer in Sicherheit zu bringen. Sie suchen bei den Auslandsbanken vielmehr den Schutz der persönlichen Privatsphäre. Unabhängig davon ist es bei richtiger Nutzung einer Auslandsbank problemlos möglich, beim Einsatz legalen Geldes über den Weg ins Ausland in Deutschland Steuern zu sparen. "Denn so Konrad Hummler, Gesellschafter des Bankhauses Wegekin & Co. in 5t. H
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Gallen, "legale Steuerflucht ist gerechtfertigt, wenn der Staat konfiskatorisch auf das Eigentum sein er Bürger zugreift
H •
Welcher Bank in welchem Land sollte man sein Vermögen zur Anlage und Verwaltung anvertrauen? •
Sie sollten als Kapitaleigner zu Ihrem im Ausland geparkten Vermögen immer einen kurzen Weg haben.
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Sie sollten Ihren Berater persönlich kennen - intensiv, nicht nur per Telefon.
Auf diese Weise haben Sie Ihren Vermögensverwalter jederzeit unter Kontrolle. Zwar macht ein KontolDepot bei einer Bank auf dem Affenfelsen Gibraltar beispielsweise Sinn, wenn man eine Immobilie an der spanischen Costa dei Sol besitzt und sich dort häufig im Jahr aufhält; es macht Sinn auf den Channellslands, wenn dort beispielsweise über die Niederlassung einer Schweizer Bank Vermögenswerte in einem Trust gehalten werden, oder auch auf den Bahamas, wenn man eine Florida··lmmobilie sein Eigen nennt und von dort aus bei Anlageentscheidungen vor Ort selbst aktiv werden kann.
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Vertloauen ist gut - Kontrolle ist besser
Asset Management - eine Verständnisfrage Was die Finanzindustrie rund um den Globus unter den Begriffen "Vermögensverwaltung" oder "Asset Management" versteht, ist weniger elitär, als es sich anhört. Denn allein die Zahl der "armen" Millionäre, Reichen und Ultra-Reichen weltvl/eit genügt nicht, dass die Finanzhäuser auf ihre Kosten kommen, geschweige denn steigende Gewinne einfahren und auf diese Weise die angestrebte Eigenkapital-Rendite von mehr als 20 Prozent erreichen. Geld verdienen die Banken mit dem Massenqeschäft, dem sogenannten Private Banking, der dominierenden Form der Vermögensverwaltung bei den Finanzd ienstleistern. Das Produktangebot im Private Banking ist vielfältig und fast unüberschaubar. Eine zunehmende Bedeutung haben dabei Investmentfonds und Zertifikate sowie derivative Produktformen. Weitgehend standardisiert in ihrer Bauweise werden sie den Kunden - vor allem bei Anlagevermögen von bis zu 500.000 Euro - als individuell, flexibel und auf persönliche Bedürfnisse zugeschnitten angeboten. Grundsätzlich jedoch sollten Sie als Privatanleger von Bankverbindungen jenseits der Nachbarländer, etwa in der Karibik, nicht nur wegen der damit verbundenen Kosten absehen. Das heißt aber nicht, dass man bestimmte Vor1eile einer Vermögensanlage bei Banken in Finanzplätzen von Drittstaaten - beispielsweise Singapur - nicht nutzen sollte.
2. Vertrauen ist gut -- Kontrolle ist besser Checkliste: Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser Fragen, prüfen, testen - nicht jede professionelle Beratung schützt automatisch vor Verlusten. Um de·n richtigen Asset Manager im Ausland zu finden, sollten Sie folgende Punkte beachten: Grundsätzlich gilt: Gehen Sie bei der Auswahl des Yermögensverwalters sorgfältig vor. Passt Ihr Vermögenshintergrund zur PhilosoWNW.W!'U1i1UA.de
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Vermägensverlagerung ins Ausland
noch: Checkliste: Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser phie des jeweiligen Hauses? Schließen Sie nicht mit dem Erstbesten einen Vertrag ab, sprechen Sie mit mehreren Anbietern. Ziele vereinbaren: Fragen Sie sich vor dem ersten Beratungsgespräch, was Sie wollen. Wie hoch darf das Risiko sein, wann benötigen Sie Ihr Kapital wieder? Erst wenn der Berater Ihre individuellen Bedürfnisse kennt, kann er Ihnen einen passenden Vorschlag unterbreiten. Berater auf die Probe stellen: Drei Fragen, um zu erfahren, ob der Berater weiß, wovon er spricht: Hat er im Anlagebereich persönlich schon Verluste hinnehmen müssen? Welche Anlagen waren für ihn besonders lukrativ? In welche Werte hat er persönlich gerade investiert? Strategische Planung einfordern: Ihr Berater sollte schriftlich formulieren, welche Anlageziele er langfristig verfolgt. Auch sollte er Ihre Wünsche schriftlich festhalten. Risikoprofil schriftlich fixieren: Nur auf dieser Grundlage können Sie später Schadensersatz wegen möglicher Falschberatung geltend machen. Unabhängigkeit überprüfen: B{!rater haben meist den Auftrag, Ihnen hauseigene Anlageprodukte zu verkaufen. Fragen Sie, mit weichen Drittanbietern das Institut Ihres Beraters kooperiert und ob er alle auf dem Markt erhältlichen Produkte anbieten kann. Gebühren offenlegen: Verlangt die Bank eine Pauschale, sollten alle Kosten offengelegt werden. Falls Kauf- und Verkaufsgebühren berechnet werden, sollten Sie klären, wie häufig das Depot umgeschichtet werden soll. Erfahrung testen: Fragen Sie, wif! lange Ihr Berater schon die Gelder anderer Leute verwaltet. Fünf Jahre sollten es mindestens sein. Erfolg überprüfen: Welche Rendite hat die Bank nachweislich in der Vergangenheit für ihre Kunden erzielt? Welche Strategien hat sie dabei eingesetzt? Welche Risiken ist sie eingegangen? Eigenen Stellenwert einschätzen: Hat Ihr Berater Zeit für Sie? Wie viele Kunden betreut er? Ideal sind bis zu 50 Mandate. Arbeitet er für mehr als 100 Kunden, könnte er d{ln Überblick verlieren. Anlagetaktik erfragen: Klammert sich der Berater an einen Leitindex, wird er kaum besser sein als andere. Nur wer eigenständig agiert, kann den Markt schlagen.
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Vermögensverwalter im Interessenkonflikt noch: Checkliste: Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser
Steuern: Verpflichten Sie Ihren V
3. Vermögensverwalter im Interessenkonflikt In den letzten Jahren wurde Unabhängigkeit in der Investmententscheidung zum Erfolgsfaktor im Private Banking hochstilisiert ohne dass das Misstrauen von Anlegern merklich kleiner geworden wäre. Denn Unabhängigkeit: setzt für sie voraus, dass der Vermögensverwalter von Vertriebs··, Bestands- und Umsatzprovisionen, die einen wesentlichen Erlösfaktor darstellen, unabhängig ist. Doch die starke Vertriebsorientierung mancher Häuser hat dazu geführt, dass bei der Entwicklunl~ neuer Produkte das vorangetrieben wird, was künftig die stärkste Nachfrage erfährt. Die ist aber bei den Anlageprodukten am größten, die gerade die beste Wertentwicklung zeigen. Der zyklische Verlauf der Wertentwicklung von Anlageprodukten macht es jedoch wahrscheinlich, dass der Trend abflacht, nachdem die bisherige Preisentwicklung einen großen Nachfrageeffekt ausgelöst hat, was natürlich nicht im Anlegerinteresse ist. Der Interessenkonflikt liegt auf der Hand:
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Vermägensverlagerung ins Ausland
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Das Interesse des Finanzdienstleisters, den Provisionsertrag zu maximieren, verlangt die Konzentration des "Vermägensberaters" auf den Vertrieb.
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Die Beratung, die der Komplexität und Schneiliebigkeit der internationalen Kapitalmärkte sowiE~ der persänlichen Ziele und Umstände des Anlegers entspricht, gerät zur Nebensache.
Auch für den besten Vermägensberater gibt es hausinterne Ertrags- und Absatzziele. Seine Honorierung erfolgt in der Regel über einen fixen Gehaltsanteil und eine erfolgsabhängige Komponente. Falls der festgelegte Ertrag nicht erwirtschaftet wird, hat das Auswirkung auf die Höhe dE!r variablen Vergütung oder auf Dauer sogar auf die Stellung des Beraters im Haus. Fragen Sie also, nach welchen Kriterien der persönliche Erfolg Ihres Beraters innerhalb des Hauses beurteilt wird. Wie wird der Berater honoril~rt? In den USA setzt sich bei der Vermögensberatung immer mehr der "Fee-Only"-Advisor durch, der sich über seine Berufsorganisation "National Association of Persona I Financial Advisor" verpflichtet, keine Vermittlungs- und Umsatzprovisionen zu akzeptieren, Investmentempfehlungen in keiner WeisE~ durch Zahlungen beeinflussen zu lassen, Interessenkonflikte zum Nachteil des Anlegers offenzulegen und alle Abrechnungsmodalitäten transparent zu machen.
4. Anonym- und Nummernkonten Spricht man von Auslandsbanken" verbindet man das in der Regel auch mit Anonym- und Nummernkonten. Doch bis auf Banken in einigen wenigen Exotenstaaten gehören Anonymkonten heute weltweit der Vergangenheit an: Jeder Konto-lDepotinhaber muss sich legitimieren und auch der wirtschaftlich Berechtigte wird bankseitig hinterfragt. Damit funktioniert der früher häufig prakti-
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Gesucht sind Diskretion und Sicherheit zierte Umweg nicht mehr, die Konto-/Depoteröffnung über einen Treuhänder durchführen zu lassen. Ausnahme: Wenn etwa ein Vermögensinhaber über eine Stiftung in Panama eine Aktiengesellschaft in der Schweiz hält, in der Vermögenswerte geparkt sind, kann von einer Bank, beispielsweise in Liechtenstein oder der Schweiz, bei Kontoeröffnung nur der Inhaber der AG - nämlich die panamaische Stiftung - identifiziert werden. Den oder die tatsächlichen Inhaber dieser Panama-Stiftung wird sie nicht in Erfahrung bringen. Der tatsächliche Vermögensinhaber bleibt damit anonym. Was bleibt, sind Nummernkonten: Der Konto-lDepotinhaber muss sich zwar bei Eröffnung legitimieren, sein Name erscheint in der Regel jedoch nicht in der EDV und ist hausintern nur wenigen Mitarbeitern bekannt. Alle Geld- und Depottransaktionen erfolgen bei dieser Kontenart mittels eines vereinbarten Codes. Das Goldfinger-Nummernkonto Um diesen Kontotyp Dritten gegenüber noch sicherer zu machen, hat die Raiffeisenbank in der österreichischen Zollexklave Jungholz das sogenannte Goldfinger-Nummernkonto entwickelt, das weltweit einmalig und geschützt ist. Über dieses KontolDepot verfügt der Inhaber durch ein von ihm gewähltes Losungswort. Zusätzlich quittiert er bestimmte Transaktionen mittels elektronischem Fingercheck und einer Pseudonymunterschrift. Das Syst{!m ist absolut fälschungssicher und gewährt bestmöglichen SChutz vor Datenveruntreuung.
5. Gesucht sind Disklretion und Sicherheit Die wichtigsten Aspekte bei eine!r Vermögensverlagerung ins Ausland sind - unabhängig von möglichen Steuervorteilen - in erster Linie Diskretion und Sicherheit. WNW.W!'U1i1UA.de
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Vermögensverlagerung ins Ausland
Spricht man von Diskretion, meint man Bankgeheimnis. Dieses wurde in Deutschland im April 2005 abgeschafft. Seitdem hat nicht nur die Finanzbehörde eine Zugriffsmöglichkeit auf alle über 500 Millionen Konten und Depots von Bundesbürgern, sondern auch die Bundesagentur für Arbeit, Sozialämter oder BAföG-SteIlen können nun Konten- und Depotbestände - ohne richterliche Erlaubnis - flächendeckend abfra~len.
Gläserner Bankkunde Zur überwachung des Steuerzahlers knüpft der Fiskus ein immer dichteres Kontrollnetz. Finanzämter und andere Behörden haben heute Zugriff auf sämtliche Kontl?nstammdaten. Mit der Ertragsaufstellung erfährt der Finanzbearnte sogar detailliert von Kontenbewegungen. Seit Juli 2005 gibt E!S EU-weite Kontrollmitteilungen über Zinserträge und 2008 ist eine lebenslange Steueridentifikationsnummer hinzugekommen. Gläserner Kunde
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Quelle: BaFin, Bundesanstalt fOr Finanzdienstleistungsaufsicht
Das Bankgeheimnis dient dem Schutz der Privatsphäre, es steht jedoch im natürlichen Konflikt mit dem legitimen Anspruch des
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Wo das Bankgeheimnis noch funktioniert
Staates und der ehrlichen Steuerzahler auf eine möglichst gerechte und gleiche Besteuerung von Vermögen und Zinseinnahmen. Erst mit Einführung der Abgeltungsteuer wird eine ordnungsgemäße Besteuerung von Kapitaleinkünften sichergestellt.
6. Wo das Bankgeheimnis noch funktioniert Deutschland, Frankreich und 15 weitere OECD-Staaten wollen im Kampf gegen Steueroasen ernst machen und gegen Länder, die zum Steuerbetrug einladen, künftig Sanktionen verhängen. Dabei sind in Europa Staaten wie die Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg oder Monaco gemeint. Bislang gibt es für die Finanzbehörden keine wirkungsvollen Mittel zur Bekämpfung des Steuerbetrugs und des unfairen Steuerwettbewerbs in Europa. Um das zu ändern, soll die OECD bis Mitte 2009 eine neue "schwarze Liste" mit allen Steuerparadiesen der Welt veröffentlichen. Auf diese Liste soll auch die Schweiz, da das Land Steuerhinterziehung begünstigt und deren rechtliche Aufklärun~l verhindert. Tatsächlich wird das Bankgeheimnis nur bei Straftaten außer Kraft gesetzt, Steuerhinterziehung gilt nicht als Verbrechen. Laut OECD gibt es weltweit 38 Länder mit einem stark ausgeprägten Bankgeheimnis und niedrig,en oder gar keinen Steuern, hier die interessantesten:
Checkliste: Wo das Bankgeheimnis noch funktioniert Andorra: Das Fürstentum hat keine schriftliche Verfassung, das Bankgeheimnis beruht daher auf Gewohnheitsrecht. Bahamas: Das Bankgeheimnis ist im "Banks and Trust Companies Act" von 1965 und in dessen "Amendment" von 1980 geregelt. Künftig sollen jedoch auf den Bahamas registrierte Gesellschaften ihre Bücher gegenüber den Finambehörden offenlegen. WNW.W!'U1i1UA.de
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Vermögensverlagerung ins Ausland noch: Checkliste: Wo das Bankgehl?imnis noch funktioniert
Cayman-Inseln: Strenges Bankgeheimnis, das dem schweizerischen Bankgesetz entspricht. Gibraltar: Gewohnheitsrecht, Geldinstitute sind zu absoluter Diskretion verpflichtet. n Isle of Man: Der «Banking Act von 1975 untersagt selbst der eigenen Regierung, Informationen über Bankkonten einzelner Kunden einzuholen. Gegenüber ausländischen Behörden gilt absolutes Stillschweigen. Channellslands Jersey und Guernsey: Auf Jersey ist das Bankgeheimnis zwar nicht gesetzlich geregelt, aber gewohnheitsrechtlich abgesichert. Auf Guernsey ist es dagegen gesetzlich geschützt. Uechtenstein: Banken und Iiechtensteinischen Behörden ist es strikt untersagt, Informationen über Bankkunden preiszugeben. Abgeschafft wurde jedoch das Bankgeheimnis für Mandanten von Treuhändern und Rechtsanwälten. seit Ende 2000 müssen bei Treuhandkonten die wirtschaftlich Berechtigten gegenüber den Banken bekannt gegeben werden. luxemburg: Das Bankgeheimnis ist gesetzlich geschützt und gilt bei Ausländern auch gegenüber deren Steuerbehörden. Monaco: Die monegassischen Ge:;etze stellen die Weitergabe vertraulicher Bankinformationen nach Artikel 308 Code Penal unter Gefängnisstrafe. Das Bankgeheimnis kann jedoch bei all jenen Finanzinstituten, die eine Niederlassung in Frankreich unterhalten, von französischer seite unterlaufen werden. Österreich: Verfassung und Gesetze schützen das Bankgeheimnis. Dies gilt jedoch nicht bei Straftaten und vorsätzlich begangener Steuerhinterziehung oder wenn es um die Meldepflicht bei der Erbschaftoder Schenkungsteuer geht. Schweiz: Das legendäre Schweizer Bankgeheimnis ist zivil- und strafrechtlich geschützt. Gefahr droht jedoch bei Abgabenbetrug. Dazu zählt nicht nur der Betrug mittels unrichtiger oder gefälschter Urkunden (Steuererklärung), sondern beispielsweise auch das Stellen überhöhter Rechnungen mit Kapitalrückfluss an den RechnungssteIler. Vanuatu: Ein strafrechtlich geschütztes Bankgeheimnis besteht ausschließlich für Konten, die bei einer Exempted Bank geführt werden. Zypern: Das Bankgeheimnis gilt nur für Konten, die bei der Central Bank of Cyprus geführt werden.
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Höhere EU-weite Einlagensicherung
Weitere Informationen zu unabhängigen Finanzberatern finden Sie unter: Wlivw.vuv.de
Spezialisierte Anwaltskan2:leien Sollte es im Verkehr mit ausländischen Banken oder Vermögensverwaltern zu rechtlichen Schwierigkeiten kommen, können Sie u.a. bei folgenden auf länderübergreifende Bankfragen spezialisierten Anwaltskanzleien nachfragen: • Deutschland: RA Or. Johannes Fiala Oe-la-Paz-Straße 37,0-80639 MOnchen Tel.: 089-17 90 90 0, Fax: 089-17 90 90 70, WI'IW.fiala.de • Liechtenstein: RAe Walch & Schurti Zollstrasse 9, FL-9490 Vaduz Tel.: 00423-2 37 20 00, Fax: 004.23-2 37 21 00, www.walpart.1i • Luxemburg: RAe Brockmann, Scheiner & Partner Berliner Allee 34-36, 40212 Düsseldorf Tel.: 0211-86 60 70, Fax: 0211-86 60 756, WI'IW.bsh-ralex.de • Österreich: RA Gerald Hausar Kärntner Ring 2, A-1010 Wien Tel.: 0043-1-5 05 28 06, Fax: 0043-1-50 52 80 06 17 E-Mail: [email protected] • Schweiz: CMS von Erlach & Partner Dreikönigstrasse 7, CH-8022 Zürich Tel.: 0041-44-2 8511 11, Fax: 0041-44-2 851122, www.cmslegal.ch
7. Höhere EU-weite lEinlagensicherung Im Zuge der Finanzkrise sollen {!uropäische Spareinlagen sicherer werden. Einem Gesetzentwurf der EU-Kommission zufolge soll die WNW.W!'U1i1UA.de
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Vermögensverlagerung ins Ausland staatlich garantierte Mindestsumrne von derzeit 20.000 Euro zunächst auf 50.000 Euro und nach einem Jahr auf 100.000 Euro erhöht werden. Auch sollen Sparer schneller an ihr Geld gelangen. Gekündigte Sparguthaben sollen innerhalb von drei Tagen ausbezahlt werden. Viele europäische Staaten sind dem zuvorgekommen und haben ihre nationalen Einlagensicherungshähen bereits auf 100.000 Euro aufgestockt, beispielsweise Österreich. Andere Länder wie Deutschland geben ,eine staatliche Einlagengarantie unabhängig von der jeweiligen Einlagenhöhe. Wenn Verrnögensverwalter irn Ausland pleitegehen Jedes Jahr verlieren Anleger Milliarden - nicht nur weil sich unternehmerische Risiken verwirklichen, sondern auch weil die Bonität der Vertragspartner nicht geprüft wurde. Anleger sind gut beraten, dabei auch das Schlüsselpersonenrisiko unter dem Aspekt niemals völlig auszuschließender krimineller Energie zu berücksichtigen. Die Betrachtung renommierter Auszeichnungen, Ratings und Rankings bezüglich erreichter Wertsteigerungen verstellt nicht selten den Blick auf das Totalverlustrisiko. Lückenhafte Vertragsgestaltung offenbart sich, wenn der Vermögensverwalter mit beschränkter Vollmacht wertlose Wertpapiere über die Börse kauft: Um an das Geld seiner Kunden zu gelangen, hatte er selbst zum SChein eine Aktiengesellschaft in den USA gegründet und eine Wertpapierkennnummer erhalten. Entsprechendes gilt für den Fall, dass bei einer Bank oder Versicherung LWar das "Vier-Augen-Prinzip mit DoppelunterschriW besteht - sich jedoch zwei kriminelle Subjekte zusammenfinden, um das Geld bestimmter Kunden "abzuräumen". Mancher Anbieter von "Daytrading" hat sich seine Verurteilung zu "zwei Jahren auf Bewährung" nicht zur Warnung gereichen lassen und bietet unverdrossen seine Dienste über eine US-Firma weiter an. Beliebt ist bei für "verbrannte Erde" branchenbekannten Initiatoren auch eine Namensänderung durch Heirat. Schließlich verbürgt sich beim Anle~ler bisweilen ein"Wirtschaftsprüfer" aus dem deutschsprachigen Haum - später stellt sich heraus, dass selbiger vor Jahren seine Kammerzulassung wegen Vermögens-
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Wenn Vermögens'Io'erwatter im Ausland pleitegehen noch: Wenn Vermögensverwalter im Ausland pleitegehen
delikten verloren hatte. Nicht seltl?n sitzen Ehrenberufler und Professoren im Aufsichtsrat einer AG - allerdings verstoßen zusätzliche Beratungsverträge regelmäßig gegen gesetzliche Verbote. Diese Beispiele zeigen, dass für den Anleger neben der Bonität auch ein rechtliches Risikomanagement sinnvoll ist. Wealth Management beginnt bei der Frage nach den Sicherheiten. Wo im Ernstfall die Bonität und Einlagensicherung nicht ausreichen wird, müssen rechtliche Gestaltungen sowie wirksame Deckungskonzepte über Schadenversicherer implementiert werden. Hilfe im Pleitefall erhalten Sie untl~r anderem bei: Dr. Johannes Fiala, Dipl.-Jur.-Univ. Thomas Keppel De-la-Paz-Straße 37, 80639 München Tel.: 089-17 90 90-0, Fax: 089-17 90 90 53, \WI'N.fiala.de
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Bankgeheimnis ade!
1. Im Visier des Fiskus
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2. Faktische und rechtliche Folgen der Offenlegungspflicht . . . . . . . . . . . .. 77 3. Der Fiskus erfährt immer mehr ..... 78 4. Verstärkter Kampf gegen Geldwäsche .. . . . . . . . . . . . . . . . .. 80 5. Das Bankgeheimnis wird international an Gewicht einbüßen . 82 6. Auch Lebensversicherungen im Visier der Fahnder . . . . . . . . . . .. 82 7. Härtere Strafen bei Steuerhinterziehung
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1. Im Visier des Fiskus Der deutsche Fiskus spioniert die Bundesbürger immer stärker aus - selbst in der Schweiz ist ihr Geld nicht mehr sicher. Seit Juni 2007 müssen Einreisende an den GrenZI?n Bargeld, Wertpapiere, Zinskupans und Schecks im Wert von mehr als 10.000 Euro von sich aus
angeben, auch wenn der deutsche Zoll nicht fragt. Diese Neuregelung ist ein weiterE!S Glied in der langen Kette von Verschärfungen des deutschen Steuerrechts in den vergangenen Jahren und ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer umfassen-
den überwachung. Schon die Einführung der Kontoabfragen 2005 war ein Einschnitt: Seitdem kann das Finanzamt elektronisch ermitteln, welche Konten jeder Bürger besitzt und welche er gegenüber dem Fiskus verheimlicht hat. Nur die Kontostände bleiben (noch) geheim. Doch die Hürden dazu sind niedrig. Es verwundert nicht, dass diese Möglichkeiten gEmutzt werden - immerhin lassen sich bei jeder Abfrage gleich mehrere tausend Konten prüfen. Ab 2009 erleichtert die Abgeltungsteuer dem Fiskus die Arbeit weiter. Dann führen Banken die Steuern für Zinsen, Dividenden und Kursgewinne direkt ab - der Steuerpflichtige kann diese Einkünfte somit nicht mehr verheimlichen. Und weiteres Ungemach droht: Steuerpflichtige sollen künftig beweisen, dass etwa ihre Geldanlage kein Steuersparmodell ist. Seit Mitte 2008 hat zudem jeder Bundesbürger eine neue Steuernummer erhalten, die ihm künftiq mit Geburt zugeteilt wird und die ihn das ganze Leben lang be9leitet. Diese Nummer wird bald überall abgefragt: von der Bank, elem Arbeitgeber, von den Sozialkassen und Krankenversicherungen. Das erleichtert Nachforschungen des Fiskus, denn Namensverwechslungen sind damit in Zukunft ausgeschlossen. Auch können Behörden dank der Nummer leichter nach nicht deklarierten Einkünften suchen.
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Faktische und rechtliche Folgen der Offenlegungspflicht
Angesichts dieser Entwicklung ist so mancher Steuerpflichtige froh, sein Geld früh genug ins Ausland geschafft zu haben. Doch Vorsicht: Innerhalb der EU und mit den großen Industrieländern außerhalb Europas kommunizieren die Finanzbehörden eifrig. So kann beispielsweise ein Immobilienkauf auf Mallorca oder La Palma bekannt werden. Auch Li'2chtenstein und die Schweiz wollen sich künftig nicht dem Vorwurf aussetzen, Geldwäsche zu unterstützen. Schon der geringste Verdacht wird ausreichen, um eine Meldung nach Deutschland auszulösen.
2. Faktische und rechtliche Folgen der Offenlegungspflicht Faktische und rechtliche Folgen der Offenlegungsfrist • Eine Verknüpfung von Kontodaten ist für den Fiskus zur effizienten steuerlichen Veranlagung jederzeit möglich. • Damit lassen sich sämtliche Vermögensverhältnisse feststellen. • Treuhandkonten von Rechtsanwälten, Notaren etc. sind nicht mehr geschützt. Damit greift der Fiskus auch in das grundlegende Vertrauensverhältnis zwischen Klienten und rechtsberatenden Berufen ein. • Es gibt vor einem geplanten Kontenzugriff kein Widerspruchsrecht für den Bankkunden, nicht einmal ein Anhörungsrecht wird ihm zugebilligt. • Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung wird eingeschränkt. • Es existiert kein Rechtsmittel gegen rechtswidrige Datenabrufe. Erst im Nachhinein, indem der Steuerpflichtige Einspruch gegen seinen Steuerbescheid einlegt, kann er sich gegen den Zugriff wehren. Dann ist es aber zu spät. • Es gibt (noch) keine neutrale Kontrolle durch Datenschutzbeauftragte.
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3. Der Fiskus erfährt immer mehr Die Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung, sowohl im Steuerais auch im Strafverfahren, haben für den Fiskus erheblich zugenommen. Seit dem Ende der Steueramnestie wurden zusätzliche überprüfungsbefugnisse in der Abgabenordnung und dem Finanzverwaltungsgesetz geschaffen, etwa die Umsatzsteuernachsehau. Hinzu kommt ein gesteigertes Ahndungsrisiko durch neue Tatbestände für Straftaten und Ordnungswidrigkeiten, die vom Steuerverkürzungsbekämpfungsgesetz auch ins Umsatzsteuergesetz eingefügt wurden. Was man als Steuersünder nicht vergessen sollte: Selbst wenn der Fiskus jemandem heute noch nicht "auf die Schliche" gekommen ist, verjährt dessEm Tat erst nach 13 Jahren. Auch wurde in der Finanzverwaltung bundesweit kräftig aufgerüstet. Bei der technischen Ausstattung der Fahndungsprüfer hat es in den letzten Jahren einen Quantensprung gegeben. In der Finanzverwaltung wurden Vorfeldermittlungen verstärkt und ein frühzeitiger Informationsaustausch eingE!führt, ebenso ein elektronischer Zugriff bei Betriebsprüfungen mit mathematischen Plausibilitätskontrollen und eine enge Zusammenarbeit mit Ermittlern gegen Schwarzarbeit, Korruption, Geldwäsche sowie mit den Rentenversicherern und Zollämtern. Dazu kommt die lebenslang gültige Identifikationsnummer. Zugriff hat der Fiskus auch auf Datenbanken, selbst beim Kraftfahrtbundesamt, den Meldebehörden, der Deutschen Post und dem Telekom-Regulierer. Das Bundesamt für Finanzen hat ferner eine eigene lernfähige Such maschine namens NXpider" entwickelt, die im Internet Gewerbetreibende aufspürt. Selbst aus den Speichern von Fotokopiergeräten können die IT-Fahnder der Finanzverwaltung scheinbar gelöschte Informationen beschaffen. George Orwells Roman ,,1984" wurde in Deutschland von der Wirklichkeit längst überholt.
Der Fiskus erfährt immer mehr
Wann Banken und deren Mitarbeiter bei Steuerhinterziehung haften Die an anonymisierten Auslandstransfers beteiligten Banken können nach steuerrechtlichen VorschriftE!n für die von ihren Kunden hinterzogenen Steuern haften. Eine derartige Haftung kommt unter den Voraussetzungen der §§ 70 bis 72 AO in Betracht. Dabei muss in jedem Einzelfall festgestellt werden, ob der jeweilige Bankmitarbeiter zumindest bedingt vorsätzlich davon ausgehen konnte, dass der anonymisierte Auslandstransfer zum Zweck der Steuerhinterziehung erfolgt. Hat der Berater durch seine Handlung Beihilfe zu mehreren Steuerhinterziehungen des Kunden begangen, d.h. hat der Kunde die Einkünfte aus seinen ausländi:;chen Konten über mehrere Veranlagungszeiträume hinweg verschwiegen, so haftet der Bankmitarbeiter dann für die gesamten hinterzogenen Steuern, wenn sein Vorsatz auch auf die Hinterziehung in diesem Ausmaß gerichtet war. Eine unmittelbare Haftung der Bank selbst besteht in den Fällen des § 70 AO nämlich dann, wenn ihre VertretE!r oder verfügungsberechtigten im Sinne der §§ 34 und 35 AO bei Ausübung ihrer Obliegenheiten eine Steuerhinterziehung begangen haben und hierdurch Steuerschuldner oder Haftende geworden sind. Dies setzt voraus, dass nicht nur Mitarbeiter einer Bank, sondern deren organschaftliche Vertreter, d.h. Vorstände, Geschäftsführer oder persönlich haftende Gesellschafter, Täter oder Teilnehmer der Steuerhinterziehung waren. Schließlich haftet nach § 72 AO auch derjenige, der vorsätzlich oder grob fahrlässig der Vorschrift des § 154 Abs. 3 AO zuwiderhandelt. Nach § 154 Abs. 2 AO darf niemand auf einen falschen oder erdichteten Namen ein Konto errichtEm, Buchungen vornehmen lassen oder Wertsachen in Verwahrung ~leben. Wurde bei einer Kontoeröffnung oder Buchung gegen § 154 Abs. 3 AO verstoßen, dürfen Guthaben, Wertsachen oder der Inhalt eines Schließfachs nur mit Zustimmung des für die Einkommen- oder Körperschaftsteuer des Verfügungsberechtigten zuständigen Finanzamts herausgegeben werden. Verstößt eine Bank hiergegen und lässt sie Verfügungen ohne Zustimmung der Finanzbehörden zu, trifft sie die Haftung aus Ansprüchen aus dem Steuerschuldverhältnis. In den Fällen, in denen Kunden bei Auslandstransfers nicht namentlich ermittelt werden können, haftet die Bank.
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Was bei einer strafbefreiend,en Selbstanzeige zu beachten ist Da bei der strafbefreienden Selbstanzeige viele Fallstricke lauern, geht das nicht ohne Fachexpertis Das beginnt damit, das Wort "selbstanzeige" zu vermeiden, besser: "Berichtigung" oder "Nachmeldung zu versteuernder Einkünfte". Dann ist zu klären, um welche Zeiträume es geht. Strafrechtlich verjähren Steuervergehen nach fünf Jahren. Der Fiskus kann die vorenthaltenen Steuern nebst sechs Prozent Zinsen pro Jahr jedoch zehn Ja hre rückwirkend eintreiben. Dabei ist zu beachten, dass diese Fristen nicht mit Ende des Veranlagungszeitraums beginnen, sondern erst mit Abgabe der jeweiligen Steuererklärung. Zu klären ist auch, ob die Selbstanzeige überhaupt noch nützt. Denn nicht nur, wenn die Fahnder an der Tür klingeln, ist es zu spät, sondern auch, wenn die Tat bereits aufgedeckt worden ist und der Steuerhinterzieher dies wusste "oder bei verständiger Würdigung der Sachlage damit rechnen musste" (§ 371 AO).
4. Verstärkter Kampf gegen Geldwäsche Seit Mitte 2007 müssen Reisende, die in die EU kommen oder diese verlassen, Barmittel im Wert von 10.000 Euro oder mehr unaufgefordert den jeweiligen Behörden melden. In Deutschland muss die Summe beim Zoll schriftlich angemeldet werden - in Papierform und auch elektronisch. Gefragt wird unter anderem nach Reiseziel, Herkunft des Geldes und Verwendungszweck. Bei Nichtoder Falschanmeldung von mitge1'ührten Barmitteln - dazu zählen Bargeld, aber auch Schecks, Zahlungsanweisungen, Aktien, Schuldverschreibungen und fällige Zinsscheine - drohen Geldbußen von bis zu einer Million Euro. Bei Zweifeln an den Angaben oder bei anderen Hinweisen auf Geldwäsche beschlagnahmt der Zoll die mitgeführten Barmittel.
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Verstärkter Kampf gegen Geldwäsche Wer mit Bargeld in meldepflichtiger Höhe verreisen will, sollte daher beim Grenzübertritt ausreichend Zeit für die Kontrollen einplanen. Flugreisende geben ihr Formular im gekennzeichneten roten Ausgang für anmeldepflichtige Waren ab. Wer mit der Bahn oder mit dem Schiff in die EU ein- oder ausreist, erhält einen Anmeldungsvordruck bei den zuständigen Zollbediensteten. Für Schiffsreisende gibt es Zollstellen in den jeweiligen Seehäfen. Wichtig: Der freie Kapitalverkehr wird durch die Pflicht zur Abgabe einer Anmeldung und die Zollkontrollen nicht eingeschränkt. Barmittel dürfen auch in Zukunft in unbeschränkter Höhe genehmigungsfrei mitgeführt werden. Weitere Informationen zur überwachung des Bargeldverkehrs erteilt das Zoll-Infocenter: Tel.: 069-46 99 76-00, E-Mail: [email protected] Anmeldeformulare finden Sie auf der Homepage der Zollverwaltung: Wlivw.zoll.de
Globale Prävention gewinnt an Bedeutung Banken stellen weltweit immer häufiger Verdachtsanzeigen auf Geldwäscheaktivitäten. Dabei st.!lIen neue Finanzmärkte und -produkte die Institute vor immer nl?ue Herausforderungen. Geldwäsche ist längst zu einem globalen Thema geworden, gegen das noch lange nicht ausreichend effizient vorgegangen wird. Hinzu kommt, dass viele der neuen EU-Staaten historisch betrachtet über keine strengen Maßnahmen gegen Geldwäscher verfügen. Auf der Suche nach den Geldque~lIen von Terroristen wird seit 2001 der internationale überweisungsverkehr systematisch kontrolliert. Täglich werden von Swift (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication), einer dm ergiebigsten Datenbanken weltweit mit Sitz in Brüssel, über zwölf Millionen Finanztransfers an amerikanische Ermittier weiterge·leitet. Sie koordiniert Finanztransaktionen zwischen 7.800 Institutionen in mehr als 200 Staaten. WNW.W!'U1i1UA.de
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Bankgeheimnis ade!
5. Das Bankgeheimni$ wird international an Gewicht einbüßen Der Grundsatz "Kenne deinen Kunden" wird künftig in jedem Fall noch strenger gehandhabt werden. Langfristig werden die Nachbarländer Liechtenstein, Luxemburg, Österreich und die Schweiz mit ihrem Bankgeheimnis nicht durchkommen. Das gilt insbesondere für Liechtenstein und die Schweiz. Die EU sitzt am längeren Hebel- eine Konfrontationsstrategie dieser beiden Länder könnte ihren Finanzplätzen großen Schaden zufügen. Hier wird eine Harmonisierung angesagt sein, bei der die Länder nicht notwendig der Europäischen Union beitreten, sich aber im Hinblick auf das Bankgeheimnis europäischen Standards anpassen. Das würde bedeuten, dass man etwa bei Steuerhinterziehung Amtshilfe leistet.
6. Auch Lebensversicherungen im Visier der Fahnder Die Steuerfahndung interessiert sich für die Daten jener Kunden, die rückwirkend bis 1995 eines der drei nachfolgenden Kriterien erfüllen: •
laufende Beitragszahlung von mehr als 10.000 Euro
•
Einmalzahlungen von mehr als. 50.000 Euro
•
Bareinzahlungen oder Zahlungen aus dem Ausland von mehr als 10.000 Euro
Dabei wird von den Fahndern geprüft, ob die im Rahmen des Vertrages eingesetzten Finanzmittel-· soweit sie steuerpflichtig sindauch ordnungsgemäß versteuert wurden.
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Härtere Strafen bei Steuerhinterziehung
7. Härtere Strafen be,i Steuerhinterziehung Der Bundesgerichtshof hat die Strafen für Steuerhinterziehung drastisch verschärft. Bei hinterzogenen Millionenbeträgen müssen Steuersünder künftig in aller Reqel hinter Gitter. Eine Aussetzung der Strafe bei Bewährung ist nur noch in Ausnahmefällen möglich. Damit stehen zigtausende Deutsche, die ihr Geld illegal im Ausland geparkt haben, näher am Gefängnis. Das gilt vor allem auch für jene, die ihr Vermögen in aus steuerlicher Sicht fehlerhafte Stiftungskonstruktionen oder Lebensversicherungsmäntel mit Wertpapierdepots eingebracht haben. Verschwindet Vermögen im Ausland, und kann der Steuerpflichtige den Verbleib nicht belegen, so kann das Finanzamt (fiktive) Kapitaleinkünfte hinzuschätzen (FG Saarland, Az. 1 K 1391/03). Mehr noch: Finden sich in den Steuerunterlagen Hinweise auf andere Straftaten, beispielsweise Bestechung, Betrug, Urkundenf~ilschung, muss der Betriebsprüfer seine Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft melden. Gerade bei AuslandssachverhaltE!n bestehen erhöhte Mitwirkungsund Aufzeichnungspflichten, etwa bei Unterhalts- oder Provisionszahlungen ins Ausland sowie Zahlungen an Domizilgesellschaften. Hinzu kommen Meldepflichten bei Auslandsbeziehungen, insbesondere bei Unternehmensbeteiligungen, Kapitalanlagen und neuerdings auch bei Versicherungen. Dazu kommen seit 2005 der automatische Datenaustausch mit anderen EU-Staaten sowie der zuvor eingeführte automatischi? Abruf von Kontostammdaten. Glücksfälle für den Fiskus sind Pkw-Kontrollen im Inland, bei denen Zoll bzw. Bundespolizei Bank- oder Versicherungsunterlagen aus dem Ausland auffinden. Nicht zu vergessen Hinweise von der Informationszentrale für steuerliche Auslandsbeziehung (IZA).
Wie 5chwarzgeld entdeckt wird Der einfachste Weg bei den Prüfungsmethoden ist der Kassensturz. Stimmt die Kasse nicht oder sind die Belege nicht ordnungsgemäß, WNW.W!'U1i1UA.de
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ist die Steuerschätzung sicher. Neuerdings werden Buchhaltungen auch elektronisch mit statistischen Methoden (Benford-Methode, Chi-Quadrat-Test) untersucht: Auf1:älligkeiten indizieren dann Manipulationen. Effektiv ist auch die Geldverkehrs- bzw. Vermögenszuwachsrechnung. Hierbei geht di'2 Finanzverwaltung davon aus, dass man nicht mehr Geld ausgeben kann, als man eingenommen oder durch Darlehen erhalten hat. Der private Lebensstil fließt als wesentlicher Faktor in die Steuerschätzung ein. Vor allem Besserverdiener stehen unter Verdacht. Wiederholt wurde bekannt, dass Film-Fonds etwas mit Steuerhinterziehung zu tun hatten. Doch auch andere "Steuersparmodelle" stellen sich für Steuerpflichtige immer wieder als gefährlich heraus. Hierzu gehören Konstrukte aus de~m "Private banking". Zahlreiche Großbanken mussten bis in die jüngste Vergangenheit bereits MilIionenstrafen wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung zahlen. Die im Vertrieb eingesetzten "Steuergutachten" auch renommierter Steuerkanzleien erkannten die Finanzämter später leider häufig nicht an. Auch die meisten Verträge zu Lebensversicherungsmänteln aus Liechtenstein und Luxemburg halten einer späteren Prüfung durch die Finanzbehörden nicht stand. So manches Gutachten anerkannter Hochschullehrer schützt die Steuerpflichtigen nur selten vor dem Hinterziehungsvorwurf. Beliebt sind auch Briefkastenfirm'2n, Stiftungen, Trusts & Co.: Im Ausland errichtet und beraten kann dies nur schief gehen, denn die deutschen Spielregeln im internationalen Steuerrecht kennt man im Ausland kaum oder schiebt die Steuerhaftung beiseite. Das gilt auch für die Beratung durch angebliche Experten bei Banken. Statt Jammern ist dann VertJagssanierung angesagt, um zu retten was zu retten ist. Nicht immer muss dabei eine steuerliche Selbstanzeige folgen.
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Die EU-Zinsrichtlinie
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1. Schwarzgeldfalle Zinsrichtlinie
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2. Ausnahmen von der EU-Zinsrichtlinie
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3. EU-Zinssteuer soll ausgeweitet werden
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4. EU will lückenlose Zinsbesteuerung . 92
1. Schwarzgeldfalle Zinsrichtlinie Von Artikel 17 Absatz 2 der EU-Zinsrichtlinie sind natürliche Personen betroffen, die in einem EU-Mitgliedstaat steuerlich ansässig sind und Zinszahlungen aus einem anderen EU-Mitgliedstaat erhalten. Liegt die Zahlstelle der Zinsen nicht im Heimatland des
Eigentümers - KontolDepot im EU-Ausland -, erteilt die Zahlstelle Auskünfte an die zuständige ausländische Behörde. EU-Bürger kommen deshalb nicht mehr umhin, Zinserträge im Heimatland
vollständig zu versteuern. Denn elen Finanzbehörden werden seit Juli 2005 mindestens einmal jährlich folgende Informationen über den Zinsempfänger mitgeteilt:
•
Identität und Wohnsitz des Zinsempfängers
•
Name und Anschrift der Bank
•
Kontonummer des Kunden
•
Höhe der Zinszahlung Checkliste: Wie die Staaten vorgehen Informationsaustausch zu Zinse'rträgen von EU-Ausländern: Deutschland· Dänemark· Estland· Finnland· Frankreich· Griechenland· Großbritannien· Irland· Italien· Lettland· Litauen· Malta· Niederlande· Polen· Portugal· Schweden· Slowakei· Slowenien· Spanien . Tschechische Republik· Ungarn· Zypern Dazu kommen die assoziierten Gebiete: Cayman-Islands . Montserrat· Anguilla und Aruba . Gibraltar Queliensteuerabzug: Belgien· Luxemburg· Österreich Dazu die assoziierten Gebiete: Andorra· British Virgin Islands . Channellslands· Guadeloupe . Guyana· Isle of Man· Liechtenstein . Martinique . Monaco· Niederländische Antillen· Reunion· San Marino· Schweiz· Turks & Caicos Nicht betroffen: DrittstaatenlSteueroasen wie Dubai . Hongkong . Singapur
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Au!;nahmen von der EU-Zinsr;chtlin;e
Im Ausland geparkte Schwarzgeldbestände wurden den Finanzbehörden im Heimatland damit automatisch bekannt. Verhindern konnte man das nur, wenn schwarze Vermögenswerte zuvor in Staaten mit praktiziertem Bank!Jeheimnis - Belgien, Luxemburg, Liechtenstein, Österreich, Schweiz - oder zu Banken in Drittstaaten außerhalb Europas verlagert wurden. Belgien, Luxemburg und Österreich beteiligen sich nicht an dem Informationsaustausch. Anlegl?r können sich zumindest bis 2011 auch auf das Bankgeheimnis dieser EU-Länder verlassen. Diese Staaten sowie LiechtenstE!in und die Schweiz behalten seit lnkrafttreten der EU-Zinsrichtlinie nur eine anonyme Quellensteuer in Höhe von 15 Prozent ein. Dieser Quellensteuersatz stieg im Jahr 2008 auf 20 Prozent und wird bis 2011 auf 35 Prozent steigen.
2. Ausnahmen von der EU-Zinsrichtlinie Checkliste: Ausnahmen von der EU-Zinsrichtlinie Folgende Wertpapierkategorien si nd von der EU-Zinsrichtlinie ausgenommen: • Ausschüttende Fonds mit maximal 15 Prozent Anleiheanteil • Thesaurierende Fonds mit maximal 40 Prozent Anleiheanteil • Emissionen von Anleihen, die vor dem 1.3.2001 begeben worden sind
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Die EU-Zinsrichtlinie noch: Checkliste: Ausnahmen von der EU-Zinsrichtlinie
gebaut wird, fließt dem Anleger aus einer wertstabilen geldmarktnahen Fondsanlage ein nahezu komplett quellen- und einkommensteuerfreier Wertzuwachs zu. •
reines Aktiendepot im Ausland: Weder Dividendenerträge noch Kursgewinne fallen unter den Zinsbegriff der Zinsrichtlinie. Allerdings Z'A'ackt der Fiskus in vielen Ländern bei Dividendenzahlungen an Ausländer eine Quellensteuer ab, die sich Steuerehrliche bei der Erklärung in Deutschland anrechnen lassen können.
Nicht zur Anwendung kommt die Zinssteuer, wenn •
die Zahlstelle und der Empfänqer der Zinszahlung im gleichen Staat ansässig sind,
•
die Zahlstelle in einem Drittstaat und somit außerhalb der EUSteuerhoheit liegt (z.B. in Hongkong, Singapur, Dubai) oder
•
der Empfänger der Zinszahlung f!ine juristische Person ist. Eine vermögensvefVllaltende GmbH oder AG fällt beispielsweise nicht darunter. Auch können Stiftungen Zinsen abzugsfrei kassieren. Beim Einsatz von Trusts zu Steuerzwecken sollte man sich beraten lassen.
H
Die Richtlinie limitiert die "qualifizierte Empfängereigenschaft ausdrücklich auf "natürliche Personen". Stiftungen, Trusts und andere in der Vermögensverwaltung eingesetzte juristische Personen sind von der EU-Quellensteuer ausgenommen. Auch kann die Meldepflicht beispielsweise durch Zwischenschalten einer Lebensversicherungspolice auf Grundlage eines individuellen oder fondsgebundenen Vermögensmanagements oder durch Gründung und Zwischenschaltung sonstiger juristischer Personen, z.B. einer Vermögensverwaltungs-GmbH, um~langen werden. Aber Anleger sollten auf Richtlinienänderungen achten. Denkbar ist, dass der Begriff "juristische Person" künftig dahin gehend eingeschränkt wird, dass nur aktive Gewerbe darunter fallen und bei passiven Sitzgesellschaften auf die tatsächlichen wirtschaftlichen Eigentümer abzustellen ist. Rechtsunsicherheit besteht derzeit auch bei der Umgehung der EU-Zinsrichtlinie durch Gründung eines Trusts
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Au!;nahmen von der EU-Zinsr;chtlin;e
oder die Vorschaltung einer Stiftung. Als Zahlstelle können sie nur dann gelten, wenn die Stiftung als Scheingeschäft zu qualifizieren ist und die Trustees eines Trusts natürliche Personen sind. Ungeachtet dessen eröffnet sich für Banken durch die Verteilung von Beratungsstelle und Depotführungsstelle auf unterschiedliche Standorte und Länder eine Re~lelungslücke. Diese wird sich so lange nicht schließen, als die meldepflichtige Zahlstelle zwischen meldepflichtigen Zinsen und sonstigen Kapitalerträgen selektieren muss und es der Beratungsstelle an der "Erkennbarkeit" mangelt - wenn sie nur Kapitalerträge gutschreibt, aber nicht erkennen kann, wie sich diese Beträge zusammensetzen. Diese Regelungslücke lässt sich bei den Finanzinstituten durch die Beratung "OnShare" und Konto-/Depotführung "Off-Share" nutzen und lösen. Für Banken in Liechtenstein, Ostl?rreich und der Schweiz ist das jederzeit durchführbar - zum Nutzen der Anleger. Ausgenommen ist auch das physische Kupongeschäft. Werden Kupons mit einem Gesamtwert unterhalb der geltenden Legitimationsgrenze von 15.000 Euro bar eingelöst, muss und darf die "Zahlstelle" Bank keine Informationen über den Zinsempfänger für eine Meldung an die zuständigen Finanzbehörden erfragen. Weitere "attraktive" Möglic:hkeiten, die Quellensteuer zu umgehen Lebens- und Rentenversicherungfln auf Basis eines fondsbezogenen Vermögensmanagements: Der Anleger kann einerseits eine Fondsauswahl treffen, er kann sich aber auch für ein gemanagtes Portfolio entscheiden und damit seine bisherige Anlagestrategie beibehalten. Einige Versicherer akzeptieren auch ein bereits vorhandenes Aktien-, Renten- oder Fondsdepot als Einmalprämie. Die Kapitalauszahlung ist für Deutsche steuerfrei, wenn dem Vertrag eine mindestens fünfjährige Prämienzahlungsdauer und E·ine zwölfjährige Vertragsdauer zugrunde liegen. Bereits vor Inkrafttreten der EU-Zinsabgeltungsteuer hatten sich die Banken in den Nachbarländern nicht nur mit einer Vielzahl interesWNW.W!'U1i1UA.de
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Die EU-Zinsrichtlinie noch: Weitere NattraktiveN Möglichkeiten, die Quellensteuer ..
santer Finanzprodukte auf die neu Situation eingestellt; sie setzten bei der Vermögensverwaltung auch zunehmend juristische Personen ein, in die Vermögenswerte eingebracht werden. Institute, die in Drittstaaten Niedf!r1assungen unterhalten, beraten ihre EU-Kunden zwar nach wie vor etwa in Vaduz oder Zürich, deren Konten werden aber längst bei den Niederlassungen in Singapur, Hongkong oder anderen Drittstaat'!n geführt - mit steuerfreien Zinsauszahlungen. Schließlich: "Islamische Anleihen" sind auf dem Vormarsch. Diese Papiere werfen keinen Zins ab, sond.~rn Gewinnkupons. Gewinne unterliegen - wie Dividenden - nicht der Zinsabschlagsteuer. Das EU-Zinssteueraufkommen wird somit kräftig gemindert.
Zahlstellenprinzi p Steuerpflichtig ist diejenige Zahlstelle, welche dem EU-Richtlinienentwurf unterliegende Zinsen dirE~kt dem wirtschaftlich Berechtigten auszahlt. Dabei soll die Steum nur auf grenzüberschreitende Zinszahlungen an natürliche Personen in EU-Staaten erhoben werden. Da das von der EU eingeführte Informationssystem jedoch nicht weltweit zum Einsatz kommt, kann die maßgebliche Zahlstelle bankseitig aus dem Anwendungsbereich der Richtlinie heraus in einen zinssteuerfreien Bereich verlegt werden. Damit das EU-Zinssystem letztlich voll umfänglich funktionieren kann, wäre die Einbeziehung von Finanzplät~en wie Japan, Hongkong oder Singapur erforderlich. Sobald das System innereuropäisch funktioniert, wird es sicherlich Bestrebungen geben, darauf ein weltweit wasserdichtes System aufzubauen. Langfristig gesehen ist es daher fraglich, ob die Auslagerung von Vermögensteilen auf außereuropäische Finanzplätze Anleger vor den Fängen der Meldesysteme schützen wird.
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EU-Zinssteuer soll ausgeweitet werden
3. EU-Zinssteuer soll ausgeweitet werden Nach der Liechtenstein-Affäre macht sich die EU-Kommission für eine Verschärfung der grenzüberschreitenden Zinsbesteuerung stark. Um Steuerflüchtlingen auf die Spur zu kommen, sollen künftig auch die Daten aus der Geldwäschebekämpfung genutzt werden: Banken, die Zinsen an einl? Stiftung im Ausland auszahlen, sollen ihr Wissen über den wirtschaftlichen Eigentümer auch an die Steuerbehörden melden. Nach Experten-Schätzungen haben Deutsche, Franzosen und Italiener über eine Billion Euro im Ausland gebunkert, vor allem in der Schweiz, in Liechtenstein und Luxemburg. Von den daraus erzielten Kapitalerträgen fließen durch die EU-Zinssteuer bisher aber nur geringe Beträge an die nationaleon Behörden. So viel überweisen die OaSI?n Deutschlands Einnahmen aus EU-Zinssteuer für 2006 in Mio. Euro EU-Mitgliedstaaten
Luxemburg 49,S
Belgien
3,0
Sonstige
1,6
0,80 0,33 Guernsey 0,32 Andorra 0,10 S. Marino 0,02
Jersey Monaco
Liechtenstein 4,4
Sct1Vlleiz
62,7
Quelle: BMF
WNW.W!'U1i1UA.de
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Die EU-Zinsrichtlinie
4. EU will lückenlose Zinsbesteuerung Die EU-Kommission will schärfer gegen die grenzüberschreitende Steuerflucht vorgehen. Dabei hat sie vor allem Stiftungen und Trusts in Liechtenstein und vielen anderen Steuerparadiesen im Visier. Die gängige Praxis der Steuerflüchtlinge, Kapitalerträge an eine Stiftung oder einen Trust in den einschlägigen Steueroasen von Guernsey und Liechtenstein über die Schweiz bis nach Monaco zu transferieren, soll unterbunden werden. Wenn Banken Zinsen an eine Stiftung außerhalb der EU überweisen und den eigentlichen Empfänger kennen, rnüssen sie diese Informationen künftig dem Fiskus weiterleiten. Innerhalb der EU müssen Stiftungen und Trusts zukünftig die Finanzämter informieren, wenn sie im Auftrag von Bürgern Zinsen entgegennehmen. Diese Auskunftspflicht besteht für Stiftungen inne'rhalb der EU bislang nicht. Auch mit der Umstrukturierung von Kapitalerträgen macht die novellierte Zinssteuer-Richtlinie Schluss. Dabei handelt es sich um Renditen bestimmter Wertpapier.! oder um Lebensversicherungserträge mit garantierter Festrendite. Auch Einkünfte, die EU-Bürger grenzüberschreitend aus Investmentfonds beziehen, sollen steuerpflichtig werden. Doch bis die Zinssteuer-Novellierung in Kraft treten kann, müssen ihr alle EU-Mitgliedstaaten zustimmen. Anleger haben daher noch eine Schonfrist voraussichtlich bis 2012. Erst dann können auch Verhandlungen mit Drittstaaten über eine verschärfte Zinsbesteuerung aufgenommen werden.
Weitere Informationen zur EU-Zinsrichtlinie: • Das Bundesamt für Finanzen bietet Infos rund um die EU-Zinsrichtlinie und die hiesigen Anwendungsvorschriften: \V\Wl/.bff-online.de • BMF-5chreiben und Erläuterung zur Zinsinformationsverordnung: 'W'N'N.bundesfina nzministeriu m.de
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EU will lückenlose Zinsbesteuerung
Wo Deutsche ihr Schwarzg,!ld parken Nach Schätzungen der Deutschen Steuergewerkschaft liegen allein über 485 Milliarden Euro schwarzes Geld bei Banken im Ausland, jährlich kommen schätzungsweisE! fünf Milliarden dazu. 5thweiz
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Österreith
Luxembul"9
Quelle: Finanzstudie bbw
Amtshilfe bei
Steuerbetru~1
Das Zinsbesteuerungsabkommen schreibt neben der Informationspflicht auch die gegenseitige Amtshilfe bei "Steuerbetrug und vergleichbaren Delikten" fest - wenn diese in Verbindung mit Zinszahlungen steht. Zudem gibt es zwischen den Ländern der EU sowie den der Vereinbarung angeschlossenen Drittstaaten umfangreiche Rechtshilfeabkommen - etwa im Bereich der Mehrwert- respektive Umsatzsteuer und der Zölle -, in denen nicht nur Steuerbetrug, sondern auch einfache Steuerhinterziehung in die Amtshilfe eingeschlossen ist. Liechtenstein und die Schweiz wollen zwar jetzt das Schengen-Abkommen zur Rechtshilfe übernehmen, davon aber auch künftig "normale" Hinterziehungsdelikte ausklammern. WNW.W!'U1i1UA.de
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Die EU-Zinsrichtlinie
Ausländische Immobilienfonds senken die Steuerpflicht gegen Null Anleger, die Mieteinnahmen im Ausland generieren, profitieren von teilweise hohen Freigrenzen. Diese gelten auch für die Erträge, die geschlossene Immobilienfonds erwirtschaften und ausschütten - und mit der Abgeltungsteuer haben geschlossene Fonds nichts zu tun. Bei Objekten jenseits der Grenzen zahlen Anleger für die dort erzielten Einkünfte unter Anwendung der gewährten Freibeträge und moderaten Tarife kaum oder keine Abgaben. Im Inland bleiben die Einnahmen in jedem Fall komplett steuerfrei. Auch entfällt der Progressionsvorbehalt für EU-länder. Renditen aus London, Paris oder Amsterdam müssen somit nicht mehr in den heimischen Steuerbescheid. Bei Fonds aus Amerika oder Asien (Drittstaaten) erhöhen die Einnahmen aber weiterhin die Progression. Besonders lukrativ sind Einnahmen in Großbritannien, Österreich, der Slowakei und den USA. Die Freibeträge in Italien und Polen sind dagE~gen HPeanuts". Attraktive Freibeträge bei Miete'innahmen - auch bei geschlossenen Fonds (2008): Großbritannien jährliche Anpassung an die Inflationsraten Italien - Freigrenze Österreich Polen Slowakei USA
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6.035 GPD 500 EUR 2.000 EUR 660 EUR 2.400 EUR 3.500 US-Dollar
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Die Euro-Währungsunion auf dem Vormarsch
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1. Es knirscht im Währun~Jsgebälk ...
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2. Der Euro-Raum ............... 97 3. Kriterien für die Euro-Reife .......
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4. Reiche Schwellenländer .........
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5. Währungen - Spiegel der Risikofreude
. 105
6. Währungen als Anlageklasse ..... 110 7. Die Mär vom "sicheren" Gewinn im Ausland . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 112
1. Es knirscht im Währungsgebälk 2008 liefen viele Währungen aus dem Ruder, die Voraussetzungen dafür wurden nach der Asienkrisl? geschaffen. Damals koppelten
viele Länder ihre Währungen an dE?n US-Dollar. Aber nicht nur asiatische Länder und Regionen wie China, Indien, Hongkong, Malaysia und Taiwan lehnten ihre Währungen mehr oder weniger fest an den US-Dollar, die Währungen der meisten Olexporteure im Nahen Osten sind ebenfalls an ihn gebunden. Auch viele Staaten Latein-
amerikas orientieren sich am US-Dollar.
Manches spricht dafür, dass etliche! Schwellenländer die Bindung an den US-Dollar lockern und eine Aufwertung ihrer Währung zulas-
sen werden. Eine Schlüsselrolle kommt der Wirtschafts- und Währungspolitik Chinas zu. Seit der Asienkrise waren dort hohe Wachstumsraten das wichtigste politische Ziel. Die kontrollierte Unterbewertung der chinesischen Währung Renminbi hat die eigenen Exporte gefördert und über Jahre zweistellige Wachstumsraten sowie die Anhäufung enormer US-Dollar-Reserven ermöglicht. Seit einiger Zeit mehren sich in China jedoch die Sorgen über die steigende Inflation (beispielsweise bei Lebensmittel bis 23 Prozent). Um Unruhen zuvorzukommen, sollen die chinesischen Fabriken mehr für den inländischen Markt produzieren und weniger exportieren. Lässt die Regierung eine stärkere Aufwertung des Renminbi zu, verringert sich der Devisenzufluss und Importe werden verbilligt. Beides würde die inflationären Tendenzen bremsen. In einer ähnlichen Lage wie die asiatischen Exportnationen befinden sich die Olförderstaaten Saudi Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und Oman. Die Währungen dieser Mitgliedstaaten des Golfkooperationsrats (GCC) sind noch fester an den US-Dollar gekoppelt. Der Höhenflug der Erdölpreise hat enorme Dollarfluten in die Wüst+:mstaaten gespült und den Leistungsbilanzüberschuss der Mitglieder des GCC zwischen 2002 und 2007 verzehnfacht.
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Der Euro-Raum
Tatsächlich finanzieren die Golfstaaten zusammen mit China den Großteil des US-Leistungsbilanzdefizits. Im Inland hat jedoch die Anbindung an den sinkenden US-Dollar die Preise für Importwaren aus Nicht-Dollar-Staaten in die Höhe getrieben. Gegenüber dem Euro haben die GCC-Währung.m seit 2002 über 40 Prozent an Wert eingebüßt. Die Kreditvergabe im Privatsektor ist seit 2000 bis 2007 um das Sechsfache gestiegen. Die hohe Liquidität hat in der Folge die Immobilienpreise und die Preise anderer inländischer Güter aufgebläht. Der Euro dürfte langfristig abwerten Seit 2002 hat der Euro gegenüber dem US-Dollar 70 Prozent zugelegt. Aufgrund der Kaufkraftparität dürfte sein langfristig fairer Wechselkurs bei 1,20 stehen. Der hohe Wechselkurs des Euro ist darauf zurückzuführen, dass dem US-Dollar in den letzten Jahren nur der Euro und das britische Pfund als liquide Anlagealternativen gegenüberstanden. Entsprechend legen immer mehr Länder ihre Devisenreserven in Euro an. Fazit: Der US-Dollar bleibt - trotz Finanzkrise - die wichtigste Leitwährung der Welt. Doch immer mehr Länder koppeln ihre Währung an den Euro. Russland und Kasachstan etwa orientieren sich an einem gemischten Währungskorb mit Euro und US-Dollar.
2. Der Euro-Raum Die Mitglieder des Euro-Raums konnten Ende 2008 froh sein, dass sie einem einheitlichen Währungsverbund angehören. Nach Island, das dem Staatsbankrott nahe ist, und der Ukraine rückt das Problem der plötzlichen Kapitalflucht mit Ungarn bereits sehr nahe an die Grenzen unseres Währungsraums heran. Die von Ungarn beschlossenen Zinserhöhungen sind eine Verzweiflungstat, eine tiefe Rezession steht den Ungarn vor der Tür. Neben Ungarn erlebt auch der polnische Zloty eine scharfe J~bwertung gegenüber dem Euro. WNW.W!'U1i1UA.de
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Die Euro-Währungsunion auf dem Vormarsch
Innerhalb des Euro-Raums finden solche Verwerfungen in der globalen Finanzkrise nicht statt. Doch diese sind schlimm genug, Osteuropa gehört zu den wichtigsten Absatzmärkten für westeuropäische Produkte. Wenn die Finanzkrise vorbei ist, sollten die Verantwortlichen in der Euro-Zont! neu nachdenken, ob es nicht in allseitigem Interesse wäre, die äußerst restriktive Haltung gegenüber Beitrittskandidaten zur Währungsunion zu überdenken. Auch den Bremsern schadet es nur, wenn die Kandidaten entweder gezwungen sind, ihre Wirtschaft abzuwürgen oder eine scharfe Abwertung hinzunehmen. Dem Absatz in diesen Ländern schadet beides.
3. Kriterien für die Euro-Reife Checkliste: Kriterien für die Euro-Reife Nach dem Maastricht-Vertrag müssen Anwärterstaaten vor der Übernahme des Euro mehrere Bedingungen erfüllen: Ein hohes Maß an Preisstabilität: Die Inflationsrate darf in den vergangenen zwölf Monaten nicht höher gelegen haben als die durchschnittliche Inflationsrate der drei EU-Staaten mit der niedrigsten Teuerungsrate plus 1,5 Prozentpunkte. Zusätzlich werden weitere Inflationskennziffern geprüft. Eine auf Dauer tragbare Finanzlage der öffentlichen Hand: Verlangt wird ein ausgeglichener Staatshaushalt oder ein Überschuss. Wenn das Defizit allerhöchstens drei Prozent des BIP beträgt, muss eine Abnahme erwartet werden. Der Schuldenstand darf höchstens 60 Prozent des BIP betragen oder muss sich dauerhaft und rasch genug dieser Marke annähern. Wechselkursstabilität: Das Land muss seinen Wechselkurs seit zwei Jahren ohne Abwertung und ohne starke Spannungen in den Bandbreiten des Wechselkursmechanismus 11 (fünf Prozent) gehalten haben. Zinskonvergenz: Der langfristige Zinssatz darf für ein Jahr nicht höher gelegen haben als der Durchschnitt der langfristigen Zinsen in
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Reiche Schwellenländer
noch: Checkliste: Kriterien für die Euro-Reife den drei EU-Staaten mit den niedrigsten Zinssätzen zuzüglich zwei Prozent. Vereinbarkeit der Rechtsnormen mit dem Maastricht-Vertrag: Dabei geht es vor allem um die Unabhängigkeit der Notenbank und ihre Eingliederung in das Euro-System. Reale Konvergenz: Nicht exakt spezifiziert, vorgeschrieben ist aber eine Prüfung der wirtschaftlichen Konvergenz anhand der Marktintegration, der Leistungsbilanzsalden, der Lohnstückkosten und anderer Kennziffern.
4. Reiche Schwellenländer Was die Währungsreserven angeht, sind die Schwellenländer 2008 die "Herren der Welt". Die USA und in kleinerem Ausmaß Europa haben jahrelang viel mehr Waren eingekauft als verkauft. Mit den Devisen, die sie dafür bezahlten, füllten sich die Schatullen der Hauptexporteure: Währungsreserven ausgewählter Staaten in Milliarden US-Dollar, Stand: April 2008 Deutschland USA Singapur Brasilien Südkorea Taiwan Indien Russland Japan China
53,2 74,4 175,8 194,9 260,4 289,4 305,2 522,3 983,4 1.759,5
Quellen: IWFIBIZ
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Die Euro-Währungsunion auf dem Vormarsch
Euro löst slowakische Krone ab Nach Malta und Zypern 2008 hält der Euro in der Slowakei im Jahr 2009 Einzug. Dort löst er die Krone ab. Vor der Einführung hat die Slowakei ihre Währung deutlich aufgewertet. Die Gewinne der osteuropäischen Währungen in US-Dollar sind noch augenfälliger, da der Euro selbst gegenüber der US-Leitwährung aufgewertet hat. Die Slowakei ist das erste ehemalige Ostblockland, das seine nationale Währung gegen den Euro tauscht. Der Euro-Club umfasst damit 16 Länder mit über 325 Millionen Menschen. Weitere Aufnahmen in den Euro-C lub stehen in naher Zukunft nicht an. Aspiranten sind für 2010 Estland, Lettland, Litauen und die Tschechische Republik, Polen für 2011 und Bulgarien für 2014.
Während Irland den Euro nach wil? vor ablehnt, streben Dänemark und Island nach den schmerzlichen Erfahrungen mit der Finanzkrise den Beitritt zur Währungsunion an. Beide Länder sehen mit Einführung des Euro eine StabilisiE~rung ihrer Wirtschaft, beide sind abhängig von Kapitalzuflüssen -- und die brachen Mitte 2008 wegen der Krise an den Finanzmärkten ab, woraufhin beide Währungen deutlich fielen. Währungsstärken Auf- und Abwertungen gegenüber dem Euro in Prozent seit 1.1.2008, Stand: Mai 2008 Slowakische Krone
11,1
Tschechische Krone
6,5:::::J 5,9
Ungarischer Forint
4,8
Polnischer Zloty
Bulgarischer Lew
-0,1
Rumänischer Leu
-1,9
Russischer Rubel
- 2,4
Türkische Lira
10,1
Quelle: Bloomberg
100
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Reiche Schwellenländer
Dollar bleibt unangefochtener Spitzenreiter Anteile an Währungsreserven in Prozent auf Basis konstanter Wechselkurse jeweils Dezember
2005
2006
2007
US-Dollar
62,6
63,4
63,9
Euro
28,1
27,2
26,5
Yen
3,5
3,2
2,9
Britische pfund
3,9
4,3
4,7
Andere
1,8
1,9
2,0
Quelle: lWF und EIB-Berechnungen
Begehrte Euro-Noten Euro-Banknoten außerhalb des Euro-Raums, regionale Anteile in Prozent
24
Osteuropa EU-Länder außerhalb des Euro-Ra ums Mittel- und Südamerika
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Nahost Nordamerika
4 2
24
Rest Europas Afrika Asien und Australien
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Quelle: EIB
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Die Euro-Währungsunion auf dem Vormarsch
Reservewährung Euro Anteil an den veröffentlichten Devisenreserven 1) in Prozent
30
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20
15 10 5
- - EnWiicklungsländer - - Alle Länder Industrienationen
0 1)
1999 00 01 02 Zu konstanten Wechselkursen
03
04
05
06
2007
Quelle. Europ.'llSChe Zentralbank
Die Einfluss-Sphäre des Euro Offizielle Währung: Belgien, Df!utschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Portugal, Slowenien, Slowakische Republik, Spanien, Zypern dazu: Französisch Guyana, Guadeloupe, Martinique, Reunion, Mayotte, St.-Pierre-et-Miquelon, Monaco, San Marino, Vatikanstadt Gesetzliches Zahlungsmittel (einseitig erklärt): Andorra, Kosovo, Montenegro EU-Mitglieder mit Pflicht,. der W;"~hrungsunionbeizutreten: Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Tschechische Republik, Ungarn länder im ESZB neben EWU-15-Uinder: Großbritannien, Dänemark, Schweden Nationale Währung an den Euro gebunden: Äquatorial-Guinea, Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Gabun, Guinea-Bissau, Kamerun, Kap Verde, Komoren, Mali, Ni~ler, Republik Kongo (Braz.), Senegal, Togo, Tschad, Zentralafrikanische Republik
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Reiche Schwellenländer Stand der Konvergenz aus Sicht der Europäischen Zentralbank Inflations- Haushalts- Schulden- Langfristige ~chselrate saldo stand Zinsen kurse Rl'fffl'llZWfft
unter
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Su'll}aril'n 9.4 Tsdll'disdll' Republik 4,4 tstland 8,3 Lettland 12,3 Utalll'n 7,4 Ungarn 7,S Polen J.1 Rum.'inil'n 5,9 Slowaboi 2.1
J.1 -1,4 0,4 -1,1 -1,7 -4,0 -2,5 -2,9 -2,0
14,1 28,1
l.4 10,0 17,0 66,S 44,5 13,6 29,1
4,7 4,S kA 5,4 4,6 6,9 5,7 7,1 4,5
MitgiPd dt'S WKM I1 seil 1 Jahren oon oon ja ja ja oon oon oon ja~
Rechtsnormen'l
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Quelle: EIB
Gefahr für den Euro droht von innen Größtes Risiko für den Euro ist eine wirtschaftliche Auseinanderentwicklung der Mitgliedstaaten. Im siebten Jahr nach Einführung des Euro-Bargelds treten diese Risiken in Form von Unterschieden in der Wettbewerbsfähigkeit der Euro-Länder immer deutlicher zu Tage: •
Portugal hat infolge des Anstiegs der Lohnstückkosten relativ zu anderen Euro-Ländern und zum Euro-Durchschnitt erheblich an preislicher Wettbewerbsfähigkeit verloren.
•
Spanien, Italien und Griechenland sind auf dem gleichen Weg. Bei niedrigem Produktivitätswachstum sind die Lohnstückkosten im "Club Med deutlich stärker gestiegen als etwa in Deutschland. P
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Die Euro-Währungsunion auf dem Vormarsch
•
Selbst Frankreich sorgt sich übl?r Wettbewerbsverluste. Zwar ist das Land bisher nur leicht zurückgefallen und bewegt sich im europäischen Vergleich immer noch im Mittelfeld. Die Exporte laufen aber lange nicht so gut wie in Deutschland. Volkswirte führen dies weniger auf preisliche Faktoren zurück als auf eine ungünstige geographische Aufstellung im Handel und auf Probleme in der Unternehmensstruktur. Französische Unternehmen seien in den Wachstumsregionen der Welt nicht ausreichend vertreten. Außerdem gebe es zu wenig exportorientierte mittelständische Unternehmen. Nach Meinung der Banque de France waren überdies die Ausgaben für Forschung und Entwicklung nicht ausreichend und die Produktqualität sei vernachlässigt worden.
Die Europäische Zentralbank hat sich zu den wachsenden Wettbewerbsunterschieclen in der Währungsunion jahrelang allenfalls indirekt durch Appelle zu Strukturreformen geäußert. Bei den Wachstums- und Inflationsdifferenzen hat sie vorzugsweise auf die jährlichen Veränderungsraten abgestellt, die relativ konstant gewesen sind. Dabei wurde ausgeblendet, dass sich die Effekte kumulieren: Steigen die Lohnstückkosten in .~inigen Ländern stark, wachsen die Unterschiede zu den Ländern mit größerer Lohnzurückhaltung. "Daraus können so Ex-EZB-Che~fvolkswirt Otmar Issing, "große Spannungen entstehen". H
,
Im Vorfeld der Währungsunion waren sich alle Beteiligten einig, dass diese ihre positiven Wirkunge~n nur entfalten könne, wenn die übrigen Politikbereiche ihren Beitrag dazu leisten würden. Neben der einheitlichen stabilitätsorientierten Geldpolitik bedurfte es einer soliden Finanzpolitik und - weil der Wechselkurs als Anpassungsmechanismus entfallen würde - flexibler Arbeits- und Gütermärkte. Die bisher erfolgten Reformen bleiben in einigen Ländern aber weit hinter dem zurück, was notwendig wäre. Noch wissen EZB und Politiker nicht, wie jene Staaten, die chronisch an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, diese wieder aufholen wollen.
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Währungen - Spiegel der Risikofreude
An den Folgen für die Währungsunion scheiden sich die Geister: •
Pessimisten befürchten, dass die Spannungen so stark werden könnten, dass die Währungsunion auseinanderbricht.
•
Aus Sicht der Optimisten gibt es für die zurückgefallenen Mitglieder der Währungsunion keine Alternative zur Kurskorrektur.
Schaffen es die Länder, ihre Volkswirtschaft ausreichend zu reformieren, könnte der Euro laut dem Urteil des verstorbenen US-Nobelpreisträgers Milton Friedman "eine wunderbare Sache sein H
•
5. Währungen - SpiE!gel der Risikofreude Der Währungsmarkt ist mit Abstand der größte Finanzmarkt der Welt, täglich werden mehr als 3.200 Milliarden US-Dollar an Devisen umgesetzt. In diesem Profimarkt bieten sich Chancen, die bislang nur wenige Privatanleger nutzen. Die Skepsis ist berechtigt. Viele Devisenfonds lieferten in den letzten Monaten schlechte Ergebnisse. Doch es gibt drei bewiihrte Strategien: •
Trend: Kurz- bis mittelfristig zeigen Währungen Trendverhalten, darum erzielen Trendfolgestrategien typischerweise eine positive Rendite.
•
Bewertung: Langfristig kehren Währungen zu ihrem fairen Wert zurück.
•
Carry Trade: Für diese Geschäfte nehmen Investoren Kredite in einer Niedrigzinswährung auf und legen das Geld hochverzinslich an. Theoretisch dürfte das nichts bringen. Nach der Theorie der ungedeckten Zinsparität müssten Kursverluste der Hochzinswährung den Zinsvorteil wettmachen. In der Praxis ist dagegen oft das Gegenteil der Fall, Niedrigzinswährungen verlieren weiter. Bestes Beispiel ist der japanische Yen.
Je heißer der Markt, desto kühler sollte der Kopf sein. Das galt vor allem für die letzten Monate, als die Folgen der Carry-Trades für erWNW.W!'U1i1UA.de
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Die Euro-Währungsunion auf dem Vormarsch
hebliche Turbulenzen auf den Devisenmärkten gesorgt haben. Es zeigte sich einmal mehr, dass die Devisenmärkte nicht losgelöst von den Finanzmärkten funktionieren. An den volatilen Börsen durchlebten Anleger fast täglich ein Wechselbad der Gefühle. Nach Tagen der Verluste folgte ein Aufatmen, das kurz darauf wieder von der Verunsicherung abgelöst wurde. Spiegelbildlich dazu bewegten sich diejenigen Währungen, die von Carry-Trades am stärksten betroffen waren: "GuteN Börsenta~le belasteten den Yen und den Schweizer Franken und gaben Euro, Pfund und US-Dollar sowie vor allem den Währungen von Ländern mit sehr hohen Zinsen - wie etwa dem neuseeländischen und dem australischen Dollar - Auftrieb. "Schlechte" Börsentage waren dagegen schlecht für Hochzinswährungen, aber gut für Yen und Schweizer Franken. Lange hatten Carry-Trade-Händler von stabilen Währungsrelationen und niedriger Volatilität pro·fitiert. Sie verschuldeten sich in Niedrigzinswährungen und legten das Geld in Anlagen an, die höhere Zinsen abwarfen. Die Korrektur an den internationalen Finanzmärkten in Zusammenhang mit der US-Hypothekenkrise hat bei den Carry-Trade-Positionen ti,efe Spuren hinterlassen und die Währungsrelationen entsprechend geprägt. Die erhöhte Volatilität und die gestiegene Risikoaversion haben die Devisenhändler verunsichert. Sie haben in letzter Zeit viele ihrer Carry-Trade-Positionen glattgestellt. Darüber sind Euro und Pfund vorübergehend unter Druck geraten, während Ye~n und Schweizer Franken profitierten. Am stärksten betroffen aber waren der neuseeländische und australische Dollar: Gegenübm dem Yen verloren sie innerhalb kürzester Zeit um über 20 Prozent. Weitere Faktoren verstärkten diese Mechanismen: Die erhöhte RiN sikoaversion trieb viele Anleger in "sichere Häfen (u.a. Schweizer Franken), weshalb der Aufwertungsdruck während der Börsenturbulenzen noch zunahm. Viele Inv,estoren, vor allem Hedge-Fonds, lösten unter Finanzierungsdruck Aktiva auf, was den Verkaufsdruck in einer Art Kettenreaktion verstärkte. Riskantere Anlagen,
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Währungen - Spiegel der Risikofreude etwa Investitionen in Schwellenländern, wurden abgestoßen, weniger riskante nachgefragt. Das kam den stabileren Währungen zugute. Die Unsicherheit im Markt mit Währungen ist groß und wird nicht von heute auf morgen verschwunden sein. Anleger sollten daher künftig stärker als bisher auf gute Fundamentaldaten an den Schwellenmärkten achten. Gef~"lhrdet sind vor allem Länder mit strukturellen Problemen, etwa einem großen Leistungsbilanzdefizit. Dies zeigt das Beispiel Türkei: Wenn die Risikoaversion zunimmt, gehört die türkische Lira meist zu den Verlierern. Dann reicht ein hoher Kupon nicht unbedingt aus, um Währungsverluste zu kompensieren. Vor allem für Anleger aus der Euro-Zone besteht die Gefahr, dass die höheren Zinseinnahmen in Schwellenländern durch Währungsverluste aufgewhrt werden. Emerging-Market-Währungen Entwicklung gegenüber dem Dollar, seit 2.7.2007, Stand: 6.11.2008 Neue Türkische Lira
-15,3
Mexikanischer Peso
-15,6
Kolumbianischer Peso
-16,0
Chilenischer Peso
-16,2
Indonesische Rupiah Rumänischer Leu Südafrikanischer Rand Südkoreanischer Won Isländische Krone
-18,1 -21,4 -29,7 - 31 ,2 - 52,0
Als Anleger muss man daher jedes Land und jeden Schuldner einzeln betrachten und genau hinsE!hen, wo man investiert und wem man sein Geld anvertraut. Mit elem Auf und Ab von Währungen lässt sich viel Geld verdienen, di e Angebote sind vielfältig - zum Teil aber auch hoch riskant. Devisengeschäfte sind von Natur aus WNW.W!'U1i1UA.de
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Die Euro-Währungsunion auf dem Vormarsch
Risikogeschäfte: Je stärker die Devisenkurse schwanken, desto wichtiger ist eine Absicherung dagegen. Und je höher der Hebel ist, umso größer sind die Risiken _. aber auch die Chancen. Sicherheit sollte bei Devisengeschäften daher oberstes Gebot sein. Das Auf und Ab von Wechselkursen Um Wechselkursbewegungen richtig abschätzen zu können, muss man sämtliche Komponenten berücksichtigen, welche auf die Devisenrelationen einwirken: •
Zinsniveauveränderungen, Kapitalbewegungen und Erwartungen beeinflussen Wechselkurse stärker als etwa Warenströme.
•
Damit ist die Geldpolitik in den wichtigen Volkswirtschaften die entscheidende Größe: Erhöhen die Zentralbanken beispielsweise die Leitzinsen, fließt gleichzeiti9 Kapital in ein Land, bei Zinssenkungen fließt es entsprechend ab.
Das Zinsänderungsrisiko kann man recht gut kalkulieren, da die Geldpolitik in den wichtigsten Hartwährungsländern ziemlich vorhersehbar ist und sich in der Regel in geordneten, meist zuvor angekündigten Schritten ändert. Ein viel größeres Risiko ist dagegen das Wechselkursrisiko. Gehen alle Geldströme in dieselbe Richtung - vom Niedrigzins- in ein Hochzinsland -, so erhält der Investor neben der Zinsniveaudifferenz zusätzlich noch einen oft beträchtlichen Aufwertungsgewinn, der zu hohen Renditen führt. Sind die Markterwartungen darauf eingestellt, dass diese Konstellation anhält, treiben sie die Kurse noch zusätzlich in dieselbe Richtung. Gefährlich wird es erst, wenn die Erwartungen umschlagen und die Engagements "glattgestellt d.h. aufgelöst werden. Dann kann binnen kürzester Zeit der Zinsgewinn oder noch mehr verloren gehen. Zu regelrechten Wechselkursturbulenzen kommt es, wenn diese Transaktiom!n überhastet und in großem Umfang vollzogen werden. Um die Wahrscheinlichkeit derartiger Währungsturbulenzen einzuschätzen, muss man sich auf die wirtschaftlichen und politischen Triebkräfte klonzentrieren, die derzeit auf den chinesischen Yuan, den US-Dollar, den Euro und andere Hartwährungen einwirken. N
,
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Währungen als Anlageklasse Devisenfonds Es ist für Anleger zwar riskant, direkt auf die Entwicklung von Devisenkursen zu spekulieren, denn wer sein Geld in fremden Regionen anlegt, kann durch Währun9sverluste einen Teil seiner Rendite verlieren. Doch Währungen bieten auch Chancen auf Gewinne und ein bestimmter Anteil von Währungen kann ein Portfolio sicherer machen, da die KursbewE~gungen einzelner Währungen oft kaum mit der Entwicklung der großen Aktien- und Anleihemärkte zusammenhängen. Hier bieten sich Devisenfonds an: Diese sind aufgrund ihrer Zusammensetzung bei einem Kurssturz weit weniger betroffen, als es der Anleger bei einem Direktinvestment wäre.
Anleihen Eine andere Variante, von Währungsschwankungen zu profitieren, ist die Anlage in Anleihen der jeweiligen Währung. Sie bieten oft höhere Zinsen als im Euro-Raum. Je exotischer die Währung, desto höher ist auch der Zins. Für ein Papier in südafrikanischen Rand gibt es zum Beispiel zweistellige Zinsen, in Neuseeland werden mehr als sechs Prozent gezahlt. Ohne Risiko gibt es diese Zinsen freilich nicht: Sie sind eine Entschädigung für die Gefahr, dass die Währung an Wert verliert. Umgekehrt brachte der Kauf amerikanischer Staatsanleihen zwar weniger Zins als im Euro-Raum, dafür locken Währungsgewinne des US-Dollars.
Rohstoffe und Gold Schließlich spielt die Währung auch bei Rohstoffen und Gold eine Rolle, denn beide werden in US·Doliar gehandelt. Anleger spekulieren damit nicht nur auf die Weltkonjunktur, sondern auch auf den Erfolg der US-Währung. Doch selbst wenn der US-Dollar 2009 noch stärker wird, könnten ihn weiter sinkende Rohstoffpreise aufgrund der Rezession allerorten belasten.
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Die Euro-Währungsunion auf dem Vormarsch
Vorgetäuschte US·Dollar-St~irke Während Ende 2008 die Aktienkurse in den Schwellenländern abstürzten, stieg der US-Dollar. Der Zusammenhang: Großanleger wie beispielsweise Hedge-Fonds ziehen Kapital aus diesen Märkten ab, verkaufen lokale Währungen und tauschen in US-Dollar. Experten erwarten, dass der Abfluss ausländischen Kapitals 2009 auf insgesamt eine Billion US-Dollar anwächst. Das ist ein Fünftel der Summe, die zwischen 2003 und 2007 in Ländern wie China, Indien, Russland oder Brasilien investiert wurde. Durch diesen "Zwangsumtausch" wird das Phänomen "starker US-Dollar" in seiner Aussagekraft relativiert. Groteskerweise gilt das Ursprungsland der weltweiten Finanzkrise vorerst wohl weiter als Nsicherer Hafen". Der Wirtschaftsnation USA wird am ehesten zugetraut, die aktuelle Krise zu überwinden. Das ist die Angst vor einer globalen Rezession. Es besteht allerdings die Gefahr, dass der US-Dollar schon bald wieder zur Schwäche neigen wird.
6. Währungen als Anlageklasse Immer mehr Anleger entdecken Währungen als eigenständige, attraktive Anlageklasse. Das liegt vor allem daran, dass Währungsanlagen mit anderen Anlageprodukten wie Aktien oder Anleihen nur wenig korrelieren und aktives Management sichtbaren Mehrwert liefern kann. Gehen die Kurse von Aktien oder Renten in den Keller, können WährungsinvestmE?nts über den Diversifikationseffekt im Gesamtportfolio für eine Stabilisierung sorgen. Größter Vorteil des Währungsmarktes: die Menge und Vielfalt der Währungen, die untereinander E~in reziprokes Verhältnis haben. Einfach ausgedrückt heißt das: Wenn eine Währung fällt, steigt eine andere. Der Anleger hat damit die Qual der Wahl bei der Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten und Renditequellen. überdurchschnittliche Erträge erzielen die etwas "exotischerenN Kom110
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Währungen als Anlageklasse binationen, weniger die gängige~n Währungspaare. So hätten Anleger mehr als 40 Prozent Gewinn gemacht, wenn sie im Jahr 2003 den mexikanischen Peso gegen den australischen Dollar verkauft hätten. Ein großes Risiko am Währungsmarkt sind extreme Volatilitäten. Diese führen dazu, dass selbst in diesem hoch liquiden Markt die verfügbare Liquidität deutlich sinkt und somit auch die Möglichkeit, Positionen zu fairen Kursen zu schließen. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für ein erfolgreiches Währungsmanagement ist daher der permanente Zugang zu marktrelevanten, detaillierten Informationen - eine Vorgabe, die Privatinvestoren nur begrenzt erfüllen, da sie für diesen Prozess wed'2r die Zeit noch die Ressourcen haben. Und da viele reine Währungsinvestments nur mittels derivativer Instrumente getätigt werden, erhöht sich dieser Analyseaufwand zusätzlich. Dieser notwendige Zugang zu den Informationskanälen insbesondere in den "kleineren" Marktsegmenten führt dazu, dass breit diversifizierte Währungsinvestments am besten im Rahmen eines Fondsmantels getätigt werden können. Marktführer in diesem Bereich ist die DWS Investment GmbH, die in den letzten Jahren eine breite Palette an Währungsprodukten aufgelegt hat (www.dws.de). Währungen funktionieren anders als Aktienmärkte. Zuerst kommt die Entscheidung über die Währungen, anschließend sollten entsprechende Fremdwährungskonti mit Depots eröffnet werden erst dann sollten ausländische Aktien darüber gekauft werden, beispielsweise ohne Franken-Konto keine Schweizer Aktien. Darüber hinaus haben Fremdwährungskonten den Vorteil, dass man das Risiko nach Ländern und Kulturen streuen kann.
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Die Euro-Währungsunion auf dem Vormarsch
7. Die Mär vom "sichmen" Gewinn im Ausland H
Die Methoden der "Geldverm'2hrungs -Profis sind raffiniert, ebenso ihre Mittel. Betrogen wird mit Aktien, Fonds, Krediten, Immobilien und komplexen Derivaten. Doch wie vielfältig die Trickserei auch sein mag, stets werden die Investoren mit demselben Versprechen gelockt: viel Geld "diskr'2t und praktisch ohne Risiko zu verdienen. Immer wieder fallen auch Anleger auf raffinierte Betrüger herein - nicht nur naive Laien. Verbände und Behörden geben u.a. auf ihren Homepages Tipps, wie sich Privatanleger schützen können. Dabei handelt es sich häufig um ganz einfache Ratschläge: H
•
Anleger sollten Verträge nie unter Zeitdruck unterschreiben.
•
Geldanlagen, die am Telefon angeboten werden, sind mit äußerster Vorsicht zu genießen. Keinesfalls sollten Verträge telefonisch abgeschlossen werden.
•
Traumrenditen sollten generl211 stutzig machen, besonders wenn man mit diesen angeblich "auf Nummer sicher" geht.
•
Mangelnde Transparenz bezlJglich der vergangenen Performance, der Risiko-Kennzahlen und der Gebühren ist ein wichtiges Merkmal.
•
Betrügerisch sind beispielsweise sämtliche Gewinne, die im Zusammenhang mit Schneeball-Systemen anfallen sollen.
Große Gewinne gehen in der Regel immer mit großen Risiken einher!
Finanzplätze auf dem Prüfstand
1. Globalisierung im Wealth Management . . . . . . . . . . . . . . . .. 2. Banken weltweit am Abgrund 3. Banken schrumpfen 4. Finanzplatz Deutschland in der Krise 5. Nearshores - Europäische Finanz- und Bankplätzl~
114 115 117 121 125
Deutschland· Schweiz· Liechtenstein . Österreich· Luxemburg· Andorra· Channellslands . Gibraltar· Großbritannien· Irland· Island· Isle of Man· Madeira· Malta· Monaco· Schweden· Zypern
6. Offshore USA, Karibik, Mittelamerika. . . . .. 193 Bahamas· Barbados· Bermudas· British Virgin Islands· Cayman Islands· NiedE!rländischeAntilien und Aruba . Panama
7. Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien
207
Abu Dhabi . Bahrain . Dubai . Katar . Libanon· Saudi-Arabien' Mauritius· Seyc:hellen . Hongkong . Brunei . Shanghai . Singapur· Indien' Indonesien . Japan· Korea· Labuan/Malaysia . Malaysia· Philippinen· Thailand· Vietnam· Vanuatu
7
1. Globalisierung im lNealth Management Ferienwohnsitze, Unternehmensbeteiligungen oder Familienangehörige im Ausland sind keine Seltenheit mehr und müssen heute häufig bei Fragen des Vermägenserhalts und -übertrags berücksichtigt werden. Die Globalisierung hat inzwischen die Privatvermögen erreicht. Immer öfter wird damit der Ruf nach grenzüber-
schreitender, ganzheitlicher Beratung laut. Das forciert den Wettbewerb der Finanzplätze um eine Vorrangstellung im grenzüberschreitenden Anlagegeschäft. Neue Wettbewerber dringen mit liberalen Regelwerken in den Markt. Die etablierten Finanzplätze sind bestrebt, ihre Standortbedingungen kontinuierlich an-
zupassen. Die Attraktivität international erfo Igreicher Finanzplätze basiert auf politischer und rechtlicher Stabilität, effizienten administrativen Strukturen sowie international anerkannten Regulierungs- und überwachungsmechanismen. Grenzüberschreitende Aktivitäten bedingen zudem ein überschaubares Steuersystem und eine hohe Anzahl von Doppelbesteuerungsabkommen. Weitere wichtige Voraussetzungen sind ausgezeichnete Infrastruktur sowie qualifiziertes Personal bei Banken und den rechts- und steuerberatenden Helfern für grenzüberschreitende Finanz-, Rechts- und Steuerfragen. Wichtig für den Erfolg eines Finanzplatzes wird es künftig sein, konsequent auf die Bedürfnisse global orientierter vermögender Kunden einzugehen. Grenzüberschreitende Lösungen erfordern einen Blick über den Tellerrand, di.~ Offenheit und die Expertise, die rechtlichen Rahmenbedingungen anderer Länder zu analysieren und zum Vorteil des Vermögenden mit eigenen Standortvorteilen zu verknüpfen. Wohlhabende werden künftig einen zentralen Ansprechpartner in ihrer Bank benötigen, der - ähnlich einem Key Account Manager in einem Unternehmen - ihre speziellen Interessen weltweit vertritt. 114
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Banken weltweit am Abgrund
Diese Lösung übernehmen immer häufiger international gut vernetzte Family Offices. Im Auftrag des Kunden koordiniert ein Family Office etwa die Bündelung internationaler Vermögenswerte innerhalb eines Fondsvehikels oder einer Beteiligungsgesellschaft. Dies erfolgt unter Einbindung langjähriger persönlicher Berater des Kunden oder bei Bedarf durch Zugriff auf ein internationales Expertennetzwerk. Die Verwaltung von Konten in allen handelbaren Währungen ist dabei ebenso selbstverständlich wie der direkte Zugang zu den wichtigen Finanzmärkten weltweit und rund um die Uhr. VelWaltetes ausländisches Vermögen an den globalen Finanzplätzen in Milliarden Dollar
1.809
Schweiz
938
Kanalinseln und Dublin
871
Karibik und Panama
871
Luxemburg
670
Großbritannien
536
USA
33'
Singapur Hongkong
26:8
Dubai, Bahrain
134
Übrige
134
Quelle: BCG
2. Banken weltweit am Abgrund Ob in New York, London, Zürich, Frankfurt, Dubai oder in Seoulfür viele Banken geht es Ende 2008 ums nackte überleben. Nach Daten von Bloomberg haben SiE! seit Ausbruch der Krise auf Kreditwertpapiere einen Abwertun~lsbedarf von über 520 Milliarden US-Dollar gebucht. Den Löwenanteil davon mussten US-Banken WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand
verkraften - an der Spitze die Citigroup mit 55 Milliarden US-Dollar. Die europäischen Banken folgen mit insgesamt 235 Milliarden US-Dollar an Belastungen - an vorderster Stelle die UBS mit 44 Milliarden US-Dollar. Allein Asiens Banken kommen mit 24 Milliarden US-Dollar bislang noch glimpflich davon. Sie sind mit ihrer relativen Stärke als Aktionäre und Eigenkapitalgeber in den Banken der westlichen Welt begehrt wie nie zuvor. Der Kampf ums überleben ist ein Ringen der Finanzhäuser um Kapital. Zunächst ging es um das Abdecken der Wertpapierverluste mit Eigenkapital. Inzwischen hat sich das "Kapitalproblem" erweitert. Das Misstrauen der Banken untereinander hat ein nie dagewesenes Niveau erreicht: Auf dem Interbankenmarkt, auf dem in normalen Zeiten die Banken problemlos Geld handeln, bietet so gut wie kein Finanzinstitut mehr Geld an - aus Angst, ihr Geschäftspartner werde es nicht zurückzahlen. Die Notenbanken müssen aushelfen, sie stellen fast täglich Liquiditätsspritzen in MilIiardenhöhe bereit. Die größten europäischen Banken im ersten Halbjahr 2008 Bank
Bilanzsumme
Ergebnis
in Milliarden Euro
in Mio. Euro
Mitarbeiter
1. RBS (GB)
2.465
-745
226.400
2. Deutsche Bank (D)
1.991
518
80.300 162.700
3. BNP Paribas (F)
1.817
3.486
4. Barclays (GB)
1.728
2.218
128.900
5. HSBC (GB)
1.618
5.050
322.300
6. Credit Agricole (F)
1.465
968
86.900
7. ING Group (NL)
1.370
4.460
131.000
8. UBS (CH)
1.293
-7.206
81.500
9. Societe Generale (f)
1.076
1.740
153.900
1.060
2.873
177.600
10. Unicredit (I) Quelle: Bloomberg
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Banken schrumpfen
3. Banken schrumpfE!n Die Finanzkrise wirft alles über den Haufen. Die Finanzindustrie wird über viele Jahre nicht mehr so groß sein wie einst. Banken verschwinden oder müssen sich vorn Staat retten lassen. Die erfolgsverwöhnten Hedge-Fonds erlebEm die größte Krise ihrer erst kurzen Geschichte. Und für PrivatE? Equity-Firmen sieht es schlecht aus. Die Banken werden viel Geschäft verlieren, besonders im Investmentbanking. Die Tätigkeitl?n der einstigen Finanzjongleure werden simpler und traditioneller werden - weniger Rendite inklusive. Komplizierte Finanzprodukte sind nicht mehr gefragt. Die Verbriefung der Verbriefung will kein Investor mehr haben. Dabei hatte die Finanzindustrie in den vergangenen Jahren gerade mit Innovationen wie dem Verbriefen einen rasanten Aufschwung erlebt. Angetrieben wurde das Wachstum der Finanzbranche außerdem durch dynamisch wachsende Volkswirtschaften und boomende Immobilienmärkte. Besonders in den USA war die Finanzindustrie stark: Sie trug 2007 zu einem Drittel aller Unternehmensgewinne bei. Inzwischen ist Schrumpfen angesagt. Die Gewinne in der Branche gehen weltweit zurück. Doch wenn die Finanzindustrie schrumpft, hat das negative Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft. Die Größenordnung ist Ende 2008 noch schwer abzuschätzen. Länder wie Großbritannien und die USA sind allerdings stärker betroffen als etwa Deutschland, weil ihre Finanzzentren größer sind. Hierzulande beträgt der Anteil des Bankensektors an der Bruttowertschöpfung etwa 3,5 Prozent. Das klingt wenig, ist aber ebenso viel, wie der Maschinenbau zum BIP beiträgt. Die schrumpfende Finanzindustrie belastet die Wirtschaft nicht nur, weil Tausende Jobs in Banb?n wegfallen. Das Finanzgewerbe hat eine zentrale Funktion in dE!r Wirtschaft: Es finanziert die Investitionen der Unternehmen. Diese Tätigkeit wird in Zukunft leiden. Die Finanzindustrie der Zukunft wird nicht nur kleiner sein als zuvor, sie wird auch homogener. Spezialanbieter und KreditkartenWNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand firmen wie American Express wandeln sich zu normalen Geschäftsbanken. Nur so haben si,? Anspruch auf die staatlichen Hilfsmittel. Goldman Sachs und Morgan Stanley wandelten sich von Investmentbanken zu gewöhnlichen Geschäftsbanken. Die neue Einheitlichkeit macht die Arbeit von Regulierungsbehörden in Zukunft leichter. Sie bewirkt aber nicht, dass bald alle Banken gleich sind. Auch in Zukunft werden sich Goldman & Co. auf das Investmentbanking konzentrieren" sie werden keine SparkassenGeschäfte machen. Investmentbanken müssen aber befürchten, gegenüber Universalbanken ins Hintertreffen zu geraten, denn Filialbanken haben eine Vielzahl von Kunden, die eine stabile Einlagenfinanzierung schaffen. Das stärkt das Eigenkapital und hilft, Bankgeschäfte, die schlechter laufen, auszugleichen. In der Finanzindustrie der Zukunft wird die Bedeutung der Privatanleger wieder zunehmen. Gerade große Institute wie die Bank of America oder die spanische Santander, die breit aufgestellt sind und viele Kunden haben, werden zu den Krisengewinnern zählen. Die amerikanischen und europäischen Großbanken müssen sich dennoch auf einen Bedeutungsverlust einstellen, denn das Machtgefüge in der globalen Finanzwelt verschiebt sich. Neue TE!ilnehmer drängen hervor, besonders aus Ländern wie China oder Indien. Dass eine indische Bank wie ICICI nach Deutschland gekommen ist, war erst der Anfang. Neben den Banken stecken die Hedge-Fonds in der Krise. In den Jahren zuvor erlebten sie einen fulminanten Aufstieg. Sie spekulierten auf Währungen, auf Aktien, auf Rohstoffe und beteiligten sich an Unternehmen. Ihre komplizierten Geschäfte bescherten ihnen hohe Renditen. Das ist nun vorbei, denn sie erhalten von den Banken keine günstigen Kredite mehr. Anfang 2008 verwalteten weltweit 9.000 Hedge-Fonds noch knapp zwei Billionen US-Dollar. Im zweiten Halbjahr 2008 fuhren sie jedoch hohe Verluste ein und die Investoren zogen das Geld ab. Das zwang die Fonds, Wertpapiere zu verkaufen, was zu weiter.m Kursverlusten an den Märkten führte. Hunderten Fonds droht das Ende. Die Bedeutung der 118
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Banken schrumpfen
Hedge-Fonds wird in Zukunft wohl abnehmen. Damit gehen den Finanzmärkten aber auch Investoren verloren, die die Märkte effizienter gemacht haben. Private Equity-Unternehmen stehen (noch) etwas besser da als Hedge-Fonds. Doch auch große Beteiligungsfirmen wie Blackstone sind 2008 in die Verlustzone gerutscht. Auch ihnen fehlen die Kredite, die sie für große übernahmen brauchen - Mega Deals mit hohen Renditen gibt es derzeit nicht und sie müssen immer häufiger in die eigene Tasche greifen. Die Unternehmen, die sie in den letzten Jahren gekauft haben, bereiten zunehmend Probleme. Ihnen haben die Private Equity-Gesellschaften oft hohe Schulden aufgebürdet. Nun, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, können sie kaum noch die Zinsen bedienen. Die Finanzinvestoren werden ihre Portfoliofirmen demnächst häufiqer retten müssen, indem sie Kapital nachschießen - oder sie werdEm sie vermehrt untergehen lassen.
Eine große Zukunft erwartet die Staatsfonds Der IWF schätzt, dass Fonds aus China, Russland oder dem Nahen Osten derzeit 2.000 bis 3.000 Milliarden US-Dollar kontrollieren und die Summe binnen fünf Jahren auf 6.000 bis 10.000 Milliarden US-Dollar steigt. In der jüngsten Finanzkrise sind viele bei USBanken, aber auch bei den Schweizer Großbanken mit Milliardensummen eingestiegen und haben diese so gestützt: So hält beispielsweise die GIC aus Singapur an der schweizerischen UBS eine Beteiligung im Wert von rund 18 Milliarden US-Dollar. Staatsfonds aus Singapur und Kuwait halten Aktienpakete an der Citigroup über rund zehn Prozent, während sich der Wert des Anteils eines Fonds aus Abu Dhabi an dm Citigroup auf 7,5 Milliarden USDollar beläuft. Staatsfonds lassen sich in zwei Typen unterscheiden: •
Zum einen gibt es Fonds, diE~ gegründet wurden, um Einnahmen aus dem Verkauf von Rohstoffen, überwiegend 01, zu verwalten. Unter ihnen befinden sich mit Fonds aus Abu Dhabi,
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finanzplätze auf dem Prüfstand Kuweit und Norwegen die größten der Welt. Angesichts gestiegener Rohstoffpreise sind diese Fonds innerhalb weniger Jahre stark gewachsen. Das gilt auch für das gas- und ölreiche Russland, das die Einnahmen daraus in einen Reservefonds und in einen sogenannten Wohlfahrtsfonds einfließen lässt. •
Die zweite Gruppe von Staatsfonds wurde zur Anlage von Währungsreserven gegründet. Hierzu zählen die Fonds aus China und Singapur. Die Existenzgrundlage dieser Fonds bilden im Grunde Verzerrungen der Wechselkurse. Die riesigen Währungsreserven asiatischer Länder sind das Ergebnis einer künstlichen Unterbewertung dieser Währungen vor allem gegenüber dem US-Dollar. Die wegen der Unterbewertung entstehenden überschüsse in den asiatischen Leistungsbilanzen mehren deren Dollarbestände.
Die Anlagepolitik der Staatsfonds, die früher ganz überwiegend im US-Dollarraum investiert waren, ist von einer zunehmenden Streuung gekennzeichnet. Nach Berechnungen der DZ Bank halten die Die größten Staatsfonds landlName V.A.E. Norwegen
Verwaltetes Vermögen (in Milliarden Dollar) Abu Dhabi Investment Council Governm. Pension fund Global
Saudi-Arabien Sama foreign Holdings Singapur China
875 403 365
Government Investment Corp. Safe Investment Corporation
330 312
Kuwait
Kuwait Investment Authority
264
China Russland
Investment Corporation National Wealth fund
200
Hongkong
Monetary Authority
163
Singapur
Temasek Holdings
159
163
Quelle. DZ Bank
120
WHN.WAUfAUAde
Finanzplatz Deutschland in der Krise Fonds Ende 2008 zwischen 50 und 60 Prozent ihrer Anlagen in USDollar und rund 30 Prozent in Euro. Auf Investments in Pfund, Yen und Schwellenländer entfallen jeweils rund fünf Prozent. Veränderungen ergeben sich auch bei den Anlageklassen. Hatten die Staatsfonds früher überwiegend Zinspapiere erworben, so entfällt auf diese Kategorie heute noch ein Anteil von rund 50 Prozent. Aktien machen dagegen mittlervveile schon 40 Prozent aus.
4. Finanzplatz Deuts,chland in der Krise So mancher Millionär, der sich mit riskanten Geldanlagen in den vergangenen Jahren die Finger verbrannt hat, lernt in der Finanzkrise, den Wert der klassischen Vermögensverwaltung wieder höher zu schätzen. Das Vertrauen vor allem in die Großbanken ist erschüttert. Traditionelle Banker-Tugenden rücken wieder stärker ins Bewusstsein. Statt immer neuer Produkte mit Höchstrendite ist nachhaltiges Investieren angesa~lt. Ein Opfer des ausgetrockneten Interbankenmarktes ist der Münchener Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate, der Anfang Oktober 2008 mit 50 Milliarden Euro staatlicher Hilfe gerettet werden musste. Bis dahin hatte sich das deutsche Bankensystem als stabil erwiesen. Nur öffentlich-rE!chtliche Landesbanken wie Sachsen LB, West LB und Bayern L.B sowie der Sonderfall IKBlKfW waren zuvor in Schieflage geraten. Viele Landesbanken werden die Finanzkrise nicht überstehen. Das Privatkundengeschäft erfährt in der Finanzkrise eine Renaissance. Dies liegt vor allem am Ersparten der Privatkundschaft. Wer als Bank keine Einlagen hat und seinen Refinanzierungsbedarf ausschließlich am Kapitalmarkt aufnehmen muss, ist kaum überlebensfähig. Das ist der Grund, warum die Deutsche Bank ihr Einlagengeschäft stärkt, indem sie sich mit der Postbank zusammengetan hat. Damit ist am Finanzplatz Deutschland ein Institut entstanden, das stark im Kapitalmarktgeschäft ist und diese PosiWNW.W!'U1i1UA.de
121
finanzplätze auf dem Prüfstand tion aufgrund der Schwäche der anderen in den nächsten Jahren wohl noch ausbauen kann. Wähmnd die Deutsche Bank ihr Privatkundengeschäft um eine neue Absatzklientel für Fonds, Versicherungen und Immobilienfinanzierungen erweitert, ist die übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank vor allem darauf angelegt, Kosten einzusparen. Die Margen im Privatkunden- und mittleren Firmenkundengeschäft sind indes niedrig. Nicht zuletzt auch, weil die Refinanzierungskosten hoch sind. Davon können 450 Sparkassen und 1.200 Volks- und Raiffeisenbanken ein Lied singen, die als selbständige Banken vor Ort diese Felder seit Jahrzehnten beackern und auf Marktanteile von bis zu 60 Prozent (Sparkassen) und 25 Prozent (Volksbanken) kommen. Die niedrigen Margen werden in diesen kleinen Banken oft noch durch hohe Kosten für Informationstechnik und Aufsicht aufgefressen. Deshalb ist der Fusionsdruck in beiden Bankengruppen groß. Dieser entsteht jedoch nicht durch die Finanzkrise, sondern ist Ausdruck des harten Tagesgeschäfts. Die großen Risiken der Verbünde liegen in den Zentralinstituten. Hier sind die Sparkassen mit den Landesbanken, allen voran mit der West LB, deutlich stärker betroffen als die Genossenschaftsbanken. Diese dürfen sogar auf eine Kostenlinderung im Tagesgeschäft hoffen, wenn 2009 tatsächlich die Fusion der heutigen Volks- und Raiffeisenzentralinstitute von DZ und WGZ zum einzigen Zentralinstitut der Volks- und Raiffeisenbanken und zur drittgrößten deutschen Bank gelingt. Ende 2008 haben sich die 430 Sparkassen auf eine Fusion der Landesbanken geeinigt. Danach ist eine Neuordnung der sieben selbständigen Landesbanken in nur noch drei große Blöcke im Norden, in der Mitte und im Süden Deutschlands vorgesehen. Offen ist noch, ob das Kapitalmarktgeschäft der Dekabank ausgegliedert wird und sich die Bank künftig wieder auf das reine Fondsgesch<"!Ift konzentrieren soll. Einig sind sich die Sparkassen über eine Aufteilung der West LB, auch Teile der Landesbank Berlin stehen zur Disposition.
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WHN.WAUfAUAde
Finanzplatz Deutschland in der Krise
Die größten deutschen Banlken im ersten Halbjahr 2008 Bank
1. Deutsche Bank
Bi'an.<~summe
in Milliarden Euro
Ergebnis in Mio. Euro
Mitarbeiter
1.991
504
80.300
2. Commerzbank
615
894
41.600
3. LBBW
!,OO
-144
12.800
4. Dresdner Bank
479
-998
25.400
5. Hypo-Vereinsbank
449
194
24.600
6. DZ Bank
430
388
24.400
7. Bayern LB
416
-731
20.000
8. Hypo Real Estate
395
160
1.900
9. KIW
368
kA
4.000
268
580
6.000
10. West LB
Quelle: Bundesverband Deutscher Banken
Die größten deutschen Sparkassen 2007 Bank
Bilan.<~summe
in Milliarden Euro
Ergebnis in Mio. Euro
Mitarbeiter
1. Hamburger Sparkasse
35
102
5.300
2. Sparkasse Köln-Bann
32
0,4
5.100
3. Kreissparkasse Köln
23
24
3.900
Quelle: Deutscher Sparkassen- und Giro.'erband (DSGV)
Die größten deutschen Volksbanken 2007 Bank
Bi'an.<~summe
in Milliarden Euro
Ergebnis in Mio. Euro
Mitarbeiter
10
14
2.600
2. Frankfurter Volksbank
6
11
1.200
3. Mainzer Volksbank
4
8
800
1. Berliner Volksbank
Quelle: DSGV
WNW.W!'U1i1UA.de
123
finanzplätze auf dem Prüfstand Beschäftigte im deutschen Klreditgewerbe in Tausend
771,7
1999
774,6
2000
769,3
2001 751,2
2002 722,0
2003 702,8
2004
693,1
2005 2006
681,3
2007
680,5
Quelle: 8undesverb.1nd Deutscher Banken
Die größten Banken der Weh Marktkapitalisierung in Mrd. Euro (Veränderung seit 14.12.2006 in %) IeBC China
227,5 + 118 % 143,0
CCB China H5BC
Großb~,'iCta~"~"'i~en
137,8
Bank of China China
132,0
Bank 01 America USA
131,3
L.Q!!group uSA JP Morgan Chase USA
Mitsubishi Japan
77,4 74,9
-13 % +41 % -27 %
106,1
-45 %
105,6
-15 %
92,1
B. SantaniJer Spanien ~nicredito ftanen
+56 %
+5 %
+ 13 %
-27 %
Quelle: Deutsche Bank
124
WHN.WAUfAUAde
Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze
Fahrplan für die Konsolidierung der landesbanken Schritt 1: Ausgliederung problembehafteter; nicht rentabler und nicht funktionsnot\hlendiger Aktivitäten Schritt 2: Zusammenfassung der Landesbanken in drei Blöcke: Option 1 - LBBW + BayernLB + Teile WestLB - Deka + Helaba + Teile WestLB - NordLB + HSH Nordbank
Option 2 - LBBW + BayernLB + Teile WestLB - Helaba + Teile Deka + Teile WestLB - NordLB + HSH Nordbank - Deka Fondsgeschaft
Schritt 3: Funktionale Neuordnung des sektors durch Zusammenlegung gleicher/ähnlicher Kompetenzfelder innerhalb der Blöcke Quelle: DSGV
5. Nearshores - Europäische Finanz- und Bankplätze länderrisiko In Zeiten der Globalisierung und des Internets sind Informationen reichhaltig verfügbar - aber nur scheinbar. Denn Nachrichten und Informationen werden gefiltert und manipuliert. Aus bestimmten Regionen der Erde erreichen uns nur Katastrophen-Meldungen - selbst über die anderen 26 EU-Nachbarn wissen wir überwiegend kaum etwas und das Informationsangebot ist dürftig. Im geographischen Europa trennt nicht nur die Sprache, sondern auch die Kultur - je nach Landschaft. Umso wichtiger ist es, sich als Anleger politische Entwicklungen anzusehen. Dabei geht es nicht um die Frage, wie sich Börsen und Märkte entwickeln, sondern auch, wie zLNerlässig ein Rechtssystem ist. In manchem Land haben Deutsche bei "Joint Ventures" vielfach Geld gelassen. Kulturen bringen Menschen dazu, stolz WNW.W!'U1i1UA.de
125
finanzplätze auf dem Prüfstand darauf zu sein, eine Marke gut kopieren zu können. Nicht überall sind Investments von und Kundenbeziehungen mit Deutschen erwünscht, jedenfalls nicht immer im Sinne unserer Vorstellung von Fairness.
Deutsche Banken im Ausland stark engagiert Nach Erhebungen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) haben deutsche Banken die meisten Kredite an Schuldner im Ausland verliehen. Nimmt man alle Auslandsengagements in Entwicklungsländern, Industrieländern und Offshore-Finanzzentren zusammen, waren deutsche Banken Mitte 2008 mit 4,6 Billionen US-Dollar am stärksten international unterwegs. Das starke Auslandsengagement geht zum einen auf die Stärke des deutschen Exports zurück, zum anderen aber auch darauf, dass der Wettbewerb auf dem heimischen Markt besonders intensiv ist und die Banken deshalb ertragreicheres Geschäft im Ausland suchen. Zu den Ländern, in denen deutsche Banken stark engagiert sind, zählen neben Spanien (310 Milliarden US-Dollar) und Irland (241 Milliarden US-Dollar) auch zwei Länder, deren Immobilienmärkte in den vergangenen Jahren Hochkonj unktur hatten, zuletzt aber in die Krise geraten sind, nämlich die USA und Großbritannien. Viele Kre-
Die Finanziers der Hedge-Fonds Bankenforderungen gegenüber Offshore-Finanzzentren Forderungen GroDJapan insgesamt britannien Off>hofe-Zl'Iltren 2.397,8 522,6 418,9 (ayman·I~1lds 908,1 89,9 245,6 Kool;toog 401,3 179,2 47,2 Sillgapm 301,5 69,8 48,9 JffSl'Y 212,4 66,6 2:1,1 Westlrnlie, 131,0 21,3 8emllldas 101,5 15,8 ParloJma 70,8 2:5,4 Guemsey 56,9 19,1 4,6
Deutsch- 5chweiz Frankland reich 303,5 238,2 221,9 124,3 101,4 98,9 16,5 14,9 27,2 38,1 13,6 21,5 54,4 18,5 25,1 15,6 33,5 11,9 8,5 13,4 9,5 5,5 8,4 5,5 8,5 11,0 3,7
Vereinigte 5taaten 179,1 81,1 25,6 34,6 8,8 16,1 l,l
Quelle. Bank fOr InternatKmalen ZahlungsausgleICh (BIl)
126
WHN.WAUfAUAde
Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze
dite, insgesamt 21 ,3 Milliarden US-Dollar, hatten die deutschen Banken auch an Schuldner im finanzi.~11 angeschlagenen Inselstaat Island herausgegeben. Die deutschen Finanzinstitute hatten gegenüber Schuldnern in den Offshore-Finanzzentren Engagements über insgesamt 303 Milliarden US-Dollar, von denen zumindest einige, wie zum Beispiel die Cayman Islands und die Channel Islands, wegen ihrer laxen Regulierung von Hedge-Fonds als Sitz bevorzugt werden.
Bei den Börsen spielen die Deutschen (noch) in der ersten liga Doch die alten Monopole wackl~ln weltweit. Alternative HandeIsplattformen mischen im Kampf um das renditeträchtige Börsengeschäft mit. Die goldenen Zeiten für die etablierten Anbieter dürften bald vorbei sein.
Die größten Börsen Gelistete Unternehmen und deren Marktkapitalisierung in Billionen Dollar Börse Zahl der Unternehmen Börsenwert 0,88 Bombay SE 4.926 1,52 Toronto SX 3.841 1,22 BME Spanish Ex. 3.612 2,57 London SE 3.184 3,11 Nasdaq 2.973 13,05 New York SE 2.394 3,33 Tokio SE 2.393 0,93 Australian SE 2.016 0,66 Korea Exchange 1.790 0,83 National SE India 1.401 1,61 Hongkong Exchange 1.459 2,69 Euronext 1.016 0,22 Bursa Malaysia 980 0,09 Jasdaq 1,78 Shanghai SE 86. 1,35 Deutsche Börse 0,76 DMX 838
93.
8.,
Quelle: Deutsche Börse WNW.W!'U1i1UA.de
127
finanzplätze auf dem Prüfstand
Handelsvolumen mit Aktien in Milliarden Dollar (Januar bis Oktober 2008) NYSE Group Nasdaq 12.150 london Stock Exchange 5.510 Tokio Stock Exchange 4.370 Euronext 3.680 Deutsche Börse 3.130 Shanghai Stock Exchange 2.080 BME Spanish Exchanges 2.010 Toronto Stock Exchange 1.410 1.330 Borsa Italiana
26.600
Börsenwert in Milliarden Euro (Stand 7.11.2008) Deutsche Börse Chicago Mercantile Exchange NYSE Euronext Nasdaq OMX Bovespa london Stock Exchange 2,0
11,8 11,1 5,4
4,5 4,0
Handelsvolumen an Terminbörsen Zahl gehandelter Kontrakte in Millionen (2007) Chicago Mercantile Ex. Korea Exchange Eurex lifte 949 Chicago Board Options Ex. 94' Int. Securities Exchange 804 BM&F Säo Paulo 42Ei 40e-, Philadelphia Stock Exchange National Stock Ex. 01 India 380 Boisa de Valores de Säo Paulo 368
2.805 2.709 1.900
Quellen: Futures Industry Assomtlon, Thomson FmanCial Oatastream, World Federation 01 Exchange Members
128
WHN.WAUfAUAde
Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze
Auslandsbanken in Deutschland Die ausländischen Banken in Deutschland leiden seit der Finanzkrise unter Vertrauensentzug. Im 4. Quartal 2008 haben Anleger ihr Geld vor allem von den einst lukratiVlm Tages- und Festgeldkonten der Auslandshäuser abgezogen und E!S zu Sparkassen, Volksbanken und privaten Instituten gebracht. Die ausländischen Institute waren in den Sog der überschuldeten isländischen Bank Kaupthing geraten. Wie schon zuvor Landsbanki und Gitnir, hatte die isländische Regierung Mitte Oktober auch Kaupthing unter staatliche Kontrolle gestellt. Seitdem bangen rund 30.000 deutsche Anleger um ihr Geld, denn die deutsche Zweigniederlassung der 2007 von Euromoney noch als «beste Bank der Nord- und Baltikregion« ausgezeichnete isländische Bank gehörte nicht der deutschen Einlagensicherung an. Auch aus anderen Erdteilen kamen in den letzten Jahren Exoten nach Deutschland, wie die türkisch-niederländische Garanti Bank oder die ICICI-Bank indischer Provenienz. Lockmittel für Anleger waren immer hohe Zinsen. Doch in großer Sorge um das Ersparte differenzieren Anleger aktuell offenbar nicht mehr danach, welcher Einlagenschutz hinter welchem Institut steht. Die zwischenzeitlich vorgenommenen nationalen und EU-weiten Erhöhungen des Einlagenschutzes werden nicht beachtet. Bei einer rationahm Betrachtung des Kontensparens besteht jedoch kaum Anlass zur Sorge. Durch die Staatsgarantie der Bundesregierung sind Einlagen bei Geldinstituten, die dem deutschen Einlagensicherungsfonds angehören, quasi so sicher wie Staatsanleihen. Das gilt auch für E!ine Reihe ausländischer Banken. Wer nicht mehr als die einlagengeschützte Summe bei einer Bank anlegt, die etwa in Luxemburg, den Niederlanden oder Österreich abgesichert ist, braucht sich um sein Geld keine Sorgen zu machen. Das Beispiel zeigt jedoch, dass man sich ansehen sollte, welcher Staat hinter einer Bank steht. Innerhalb df!r EU gibt es für Anleger jedenfalls keine Probleme. Anleger machen daher nichts falsch, wenn sie auch künftig höhere Zinsangebote bei Tages- und Festgeld von ausländischen Banken wahrnehmen woIlE·n. Ausgewählte Auslandsbanken, die Deutsche mit hohen Festgeldund Tagesgeldzinsen locken: • Advanzia Bank • Akbnak NV
WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand
noch: Auslandsbanken in Deutschland • • • • • •
GarantiBank Credit Europe Bank DenizBank AG ICICI Bank netbank Santander Consumer Bank AG
Insgesamt lag die Anzahl der in Deutschland tätigen Auslandsbanken Anfang 2008 bei 205, darunter waren 119 filialen und 86 Tochtergesellschaften. Von diesen unterliegtln selbständige Tochterunternehmen und in Deutschland gelegene Zweigniederlassungen von Banken mit Sitz außerhalb der EU der gesetzlichen deutschen Einlagensicherung, das heißt Einlagen sind bis zu 90 Prozent und maximal in Höhe von 50.000 pro Einleger abgesichert. Zweigniederlassungen europäischer Banken hingegen unterliegen der gesetzlichen Einlagensicherung in ihrem Herkunftsstaat. Die dortige gesetzliche Einlagensicherung ist mindestens genauso hoch wie in Deutschland, in einigen Staaten sogar spürbar höher. Darüber müssen Kunden informiert werden (§ 23a Gesetz über das Kreditwesen - KWG). Zudem sind die meisten Auslandsbanken, die das Einlagengeschäft betreiben, Mitglied im deutschen freiwilligen Einlagensicherungsfonds. Wer und mit welchen Einlagensicherungshöhen dort vertreten ist, kann abgefragt werden unter: www.bankenvl?rband.de/einlagensicherung Im Zuge der internationalen finanzrnarktkrise haben viele Staaten zusätzlich zu den bestehenden Sicht!rungssystemen Maßnahmen getroffen, um die Einlagen von Privatkunden zu schützen. Diese Maßnahmen reichen von weitreichenden Garantieerklärungen bis hin zur Verstaatlichung von Banken.
Deutsche Banken im Nachteil Deutsche Banken haben ein komplexes Regelwerk zu beachten, das nicht nur schwer zu überblicken oder in die Beratung einzubauen ist, sondern das sich auch permanent ändert. Offiziell dürfen sie nicht einmal für eine umfassende Beratung notwendige Funktionen wahrnehmen. Dadurch wird das langfristige Estate Planning erheblich gestört, was auch einen Hauptgrund für den
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Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze
nicht versiegenden Geldzufluss in die benachbarten Finanzplätze Liechtenstein, Luxemburg, Österreich und Schweiz darstellt. Die Steueroptimierung beherrscht in Deutschland die Vermögensberatung, doch darf die Steuerberatung von deutschen Banken nicht ausgeführt werden. Daher sind neben der eigenen Kompetenz der Banken Steuerberater und Rechtsanwälte als Netzwerk sowie für ein professionelles Reporting sehr wichtig. Neue Gesetze, häufig auch rückwirkend implementiert, führen immer wieder zu neuen Produkten, erfordern aber vor allem Wissen und Flexibilität. Die Leistungsversprechen der me'isten Banken ähneln sich. Da Produkte und Berater quasi austauschbar sind, fällt den Banken eine Differenzierung schwer. Ein großes Problem für viele Kunden ist, dass die meisten Banken reine Produktverkäufer geworden sind und von der" totalen Kundenorientierung" nur wenig zu spüren ist. Die vermögenden Deutschen erwarten ein überzeugendes Image (Brand) mit dahinterstehender stabiler und qualitativ hochwertiger Bank. Sie haben hohe Erwartungen an Vertrauen, Sicherheit, Exklusivität und Beständigkeit. Gleichzeitig sind sie preissensibler und anspruchsvoller geworden. Sie verlassen ihre Bank hauptsächlich wegen Unzufriedenheit mit Service, Beratung oder Performance. Für diese Zielgruppe ist bankseitig ein eigenständiges innovatives Produkt- und Leistungsspektrum notwendig. Ausländische Banken haben meist mehr Erfahrung im HNWI-Segment, doch speziell in Deutschland haben es Onshore-Anbieter ohne etablierte Namen beim Markteintritt bei potenziellen Kunden schwer. Besonders angelsächsische Wettbewerber zogen sich deshalb wieder zurück. In der Regel kennen deutsche Banken die Besonderheiten des Marktes besser, besonders auch die Steuergesetze. Dennoch bemühen sich viele ausländische Anbieter, den deutschen Markt mit hohen Investitionen zu erschließen. UBS und Credit Suisse stehen hier an der Spitze, aber auch kleinere Schweizer Banken wie Pictet, Julius Bär, Rothschild oder Sarasin verstärken ihr Engagement. WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand Dazu kommt die Liechtensteiner LCiT. Viele Banken versuchen, durch Akquisition die kritische Masse zu erreichen, was aber nicht immer gelingt (z.B. ING und BHF, KBL und Merck, Finck & Co.). Spezialanbieter, beispielsweise externe Vermögensverwalter, genießen wegen ihrer Unabhängigkeit hohes Vertrauen und erzielen Vorstöße im Geschäft mit den Superreichen •
Deutsche Bank reorganisiert das Private Wealth Management (für Kunden mit mehr als zwei Millionen Euro Assets), Übernahme der Wilhelm von finck AG
•
Dresdner Bank bietet HNWI-Betreuung für Kunden mit mehr als fünf Millionen Euro Assets Commerzbank intensiviert die Bemühungen im HNWI-5egment (internationale Ausrichtung)
• •
HypoVereinsbank lanciert eine Neuausrichtung im HNWI-Segment mit exklusivem Betreuungsmodell
•
WestLB hatte einen Wiedereinstieg durch Übernahme der Weberbank realisiert
•
LBBW übernimmt die BW Bank mit dem Ziel, dieses Segment auszubauen Sal. Oppenheim übernimmt die BHf-Bank
• •
M.MWarburg kauft Hallbaum, Marcard Stein, Carl f. Plump und das Bankhaus Löbbecke
•
Berenberg eröffnet bundesweit neue filialen
•
Merck finck übernimmt die Private-Banking-Einheiten der WestLB und der Westfalenbank UBS Deutschland verstärkt sich durch den Kauf der sauerborn AG; zuvor hat sie bereits Schröder Münchmeyer und das Deutschlandgeschäft von Merrill Lynch ,?rfolgreich integriert
•
•
Credit Suisse gibt das Onshore-Geschäft mit Affluents auf, ist jedoch mit neuer Qualitätsoffensive erfolgreich bei den HNWI
•
ABN Amro übernimmt Delbrück Bethmann Maffei
• •
LGT eröffnet mehrere Büros und plant weitere Expansion Pictet, Julius Bär, Rothschild und 5arasin verstärken ihr DeutschlandGeschäft - z.T. auch wegen aufsichtsrechtlicher Bestimmungen
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Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze generell bessere Renditen. Doch nur rund 30 Prozent der HNWI werden von diesen bedient. Top-Wettbewerber sind die Deutsche Bank und Sal. Oppenheim, die UBS sowie für einzelne Regionen dort stark verankerte Privatbanken (z.B. Berenberg, Warburg, Hauck Aufhäuser und Lampe).
Adressen führender Auslandsbanken in Deutschland: • Credit Suisse (Deutschland) AG Messeturm, 60308 Frankfurt a.M. Tel.: 069-75 38 0, Fax: 069-75 38 24 44, Vl/Ww.credit-suisse.comlde • LGT Bank in Liechtenstein & Co. OHG Schwindstraße 10, 60325 Frankfurt a.M. Tel.: 069-90 74 60, Fax: 069-9 07 46 400, Vl/Ww.lgt.com • sarasin Wertpapierhandelsbank AG Friedrichstraße 9, 80801 Münche·n Tel.: 089-33 99 74 0, Fax: 089-33 99 74 33, www.sarasin.de • UBS Wealth Management Stephanstraße 14-16, 60313 Frankfurt a.M. Tel.: 069-21 790, Fax: 069-21 7965 11, Vl/Ww.ubs.com
Finanzplatz Schweiz Die Schweiz ist der mit Abstand größte Private Banking-Markt im deutschsprachigen Raum sowie mit rund 3,7 Billionen Euro und einem Drittel Marktanteil das weltweit größte Offshore-Finanzzentrum. Auf ausländische Depotinhaber entfielen über zwei Billionen Euro, das bedeutet einen Weltmarktanteil an der grenzüberschreitenden, privaten Vermögensverwaltung von 27 Prozent, gefolgt von Luxemburg mit 19 Prozent und der Karibik mit 15 Prozent. Der Erfolg des Finanzplatzes Schweiz ist eine Folge allgemein günstiger Rahmenbedingungen: Stabilität, Offenheit, qualifizierte Arbeitskräfte, Sicherung ethischm Standards, Finanzaufsicht, Steuern. Dazu kommt ein strenges Bankgeheimnis, und das ist EU und OECD ein Dorn im Auge. Die staatlichen Rettungsprogramme im Zuge der Finanzkrise reißen ein so großes Loch in die Haushalte der WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand Hochsteuerländer wie Deutschland oder Frankreich, dass diese jetzt mit aller Macht an das im Ausland gebunkerte Schwarzgeld ihrer Bürger wollen. Auch die Schweiz soll sich künftig dem Nautomatischen Informationsaustausch anschließen, der heute bereits in Deutschland gilt. Zusätzlicher Druck wird von den USA ausgeübt: Von der US-Justiz belagert, hat die UBS die Daten ihrer amerikanischen Offshore-Kunden dem US-Fiskus ausgeliefert. Dies könnte sich langfristig für den Finanzplatz Schweiz als schmerzhafter erweisen als das Subprime-Debakel. Die Schweizer Tugenden Diskretion, Stabilität und Sicherheit sind in Gefahr, ausradiert zu werden. Jetzt rächen sich Amerikanisierung und ungehemmtes Profitstreben, das an die Stelle nachhaltiger Wertentwicklung gesetzt wurde. N
Was Schweizer
Bankentöchtl~r in
Deutschland bieten
(redit Suisse UBI Julius Bar Private Banking in Dseit: 198\ 1985 11106 Zahl der Standorte: 11 4 Mitarbeiterl 5()()/150 l.200!l::A Kundenberater in D: 30m Gebühren Vermögensverwaltung in % (SOO.OOO EUR): 0,75-1,75 1,2-1,7 1,1-1,6 irl(fividlleile O,8-1,l 0,75-1,0 (3 Mio. EUR):
•
(S Mio. EUR):
Vell'irbaroog irl(fividlleile O,8-1,l ioo,,;dllfile Vell'irbaroog Vereinbarufl9
Sarasin Vontobel
Pictet
100\
1001
1001
1
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., k.A. 1,0
0,'
Es gibt traditionell Gründe, in der Schweiz Geld anzulegen oder nur zu deponieren: Die Diskretion der Institute, die jahrhundertealte Kunst des Geldvermehrens und -verwaltens in guten, aber auch in schlechten Zeiten gelten als schweizerische Tugenden. Dazu kommen die politische Stabilität bei hohem wirtschaftlichem Standard und jede Menge fiskalischer Vorteile gegenüber vielen anderen Ländern. Außerdem hat es für Anleger aus aller Welt emotional gesehen nach wie vor einen gewissen Charme, Teile ihres Vermögens in der Schweiz zu wissen.
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Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze
Finanzplätze im Wettstreit lLIm Kapital Schweiz Einwohner: 7.491.000 Banken: 331 Wertschöpfungsanteil FinanzdienstleistungenfBIP: 15% Verwaltetes Vermögen: ca. ",5 Billionen EUR EU-Steuereinbehalt: 335 Mio. EUR Schengen-Dublin-Abkommen: soll 2008 in Kraft treten OECD-liste wVerfolgung Steuerbetrug" am Pranger Doppelbesteuerungsabkommen: ca. 120 Staaten Rechtshilfe bei Steuerbetrug: vielfach bei DBA Geldwäschereiprävention: unterzeichnet Auflagen für Stiftungen: gemeinnützig: Zweckänderung nach zehn Jahren möglich; Familienstiftung nur zur Ausbildung der Kinder
contra
lie-chtenstein 35.000 15
30% ca. 130 Mrd. EUR 9,25 Mio. EUR in Verhandlung am Pranger nurmitCHundA mit USA, Verhandlung mit EU unterzeichnet keine Auflagen; Zweck· änderung jederzeit möglich; hohes Missbrauchspotenzial, Gesetz wurde 2008 reformiert
Anfang dieses Jahrzehnts durchliE?f die Vermögensverwalterszene in der Schweiz eine Durststrecke, denn die Volumen gingen zurück. Rund um den Globus hatten sich "Safe Havens" wie die britischen Kanalinseln, die Bahamas oder Monaco stark in Szene setzen können und zahlreiche neue Kunden angezogen. Darüber hinaus entstanden in Bahrain, Dubai und vor allem Singapur neue "Wealth Management"-Plätze mit leistungsfähigen Adressen, die mit horrenden Gehältern und Erfolgsprämien eine Reihe exzellenter Banker und Vermögensverwalter anlockten. Aus dieser Verlusterfahrung haben die Schweizer gelernt. Sie passten ihre Geschäftsmodelle den neuen Herausforderungen an. Die Gebührenstruktur wurde gesenkt (sie liegt in der Regel nicht über einem Prozent pro Jahr) und vor allem wird heute um jeden nE1uen Kunden gekämpft. Die früher häufig zu beobachtende Einstellung gegenüber möglichen Kunden - "Kommt oder bleibt weg" - gE1hört der Vergangenheit an. Diese Bemühungen haben sich ausgezahlt: Das" Wealth Management" für vermögende Privatkunden und institutionelle Anleger WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand boomte bis Ende 2007 wieder. Die schweizerische Vermögensverwalterbranche hatte verinnerlicht, dass exzellente Beratung das A und 0 ihres Geschäftes ist. Doch seit dem massiven Abschreibungsbedarf bei den beiden Groß banken Credit Suisse und UBS in Folge der Finanzkrise, ist das Vertrauen der Kunden in diese Geldhäuser massiv eingebrochen. über 100 Milliarden CHF zogen sie in den ersten neun Monaten 2008 ab, um es auf sichere Institute zu transferieren - auf die Kantonal- und Genossenschaftsbanken.
Die Schweiz unter Druck Der Druck auf die Schweiz nimmt zu, die Angriffe auf das Bankgeheimnis werden immer schärfer. Die Vorfälle bei der UBS in den USA sind ein willkommener Anlass: Die US-Behörden wollen beweisen, dass die Bank Mithilfe zu organisierter Steuerhinterziehung geleistet hat. Gelingt dieser Nachweis, hat man eine Handhabe, die notwendigen Gesetze zu erzwingen und umzusetzen und auf das wartet auch die EU. Wenn dann die USA und die Europäische Gemeinschaft gemeinsam gegen die Schweiz vorgehen, wird die Schweiz mitmachen müssen. Die kleine Schweiz mit ihrem überproportional großen Finanzsektor wird diese Aufgabe nicht lösen können und das Bankgeheimnis als Geschäftsmodell für alle Schweizer Banken zugrunde gehe·n.
Der Trust hält Einzug in die Schweiz Der Finanzplatz Schweiz bietet Ausländern zusätzliche Vorzüge: Nach einem unterzeichneten "Haager Abkommen können in Zukunft auch in der Schweiz Trust-Geschäfte im Private Banking für anonym verwaltetes Vermögen ge~führt werden. In der Schweiz arbeiten seit langem auch die Deutsche Bank und die Dresdner Bank mit Dependancen in Zürich. Sie unterstehen auf Schweizer Boden ausschließlich Schweizer Recht. Auch sie werden zum Vorteil ihrer deutschen Kunden davon profitieren, dass die Angebotspalette des Finanzplatzes Schweiz durch Trusts erweitert wird. H
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Trust in der Vermögensverwaltung Nach einer Analyse des Swiss Banking Institute sind im Bereich Trustdienstleistungen 91 Prozent der Privatbankiers, 67 Prozent der Mitgliedsbanken der Vereinigung der Verwaltungs- und Handelsbanken, 62 Prozent der Auslandsbanken, 55 Prozent der unabhängigen Vermögensverwalter, 29 Prozent der Anwälte sowie 100 Prozent der Mitglieder der Swiss Association of Trust Companies tätig. Als Trustee agieren aber nur 24 Prozent der Auslandsbanken, knapp die Hälfte der übrigen Banken, 35 Prozent der Anwälte und 29 Prozent der Vermögensverwalter.
Wie Anleger die Schweizer Quellensteuer umgehen können Wenn ab 2009 die Spekulationsfrist entfällt, werden Börsengeschäfte generell steuerpflichtig. Erfolgt der Verkauf jenseits der Grenze, gehört der Gewinn zwar in die heimische Steuererklärung, unterliegt aber weiterhin nicht der EU-Zinsrichtlinie. Zudem können Anleger den Steuereinbehalt vermeiden, indem sie ihrer Schweizer Bank die Versendung von Kontrollmitteilungen ans heimische Finanzamt erlauben - dann entfällt die Quellensteuer, weil durch die Kontrollmitteilung die Besteuerung in der Heimat gesichert ist. Diese Option haben in der Schweiz 2008 rund 100.000 Anleger aus der EU genutzt. Zinspapiere, die vor März 2001 emittiert wurden, unterliegen zwar nicht der EU-Zinsrichtlinie, doch werden sie in den kommenden Jahren fällig und verschwinden damit vom Markt. Für andere Investitionen im Rentenbereich bieten die Schweizer Banken bislang immer noch einen Ausweg, indem sie die Zinsen auf Konten ihrer Tochterinstitute in Singapur, Macau oder Hongkong transferieren, von wo sie unversteuert in die EU zurückfließen können. Diesen Fluchtweg will die EU-Kommission durch entsprechende Abkommen mit den betreffenden Ländern schließen.
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Rechts- und Steuerberatung von Schweizer Banken Aus Sicht eines Bankkunden stellt es eine Erleichterung dar, wenn er die gewünschten Leistungen 91eichsam "aus einer Hand bekommen kann. In der Schweiz sitzen im Haus der Bank auch Anwälte und Steuerberater, um dem Kunden die passenden Gestaltungen zu empfehlen. Es wird offen über echte Steuersparmodelle, Wohnsitzverlagerung und legale Möglichkeiten im In- und Ausland diskutiert. Sie wollen Ihrer nichtehelichen Lebenspartnerin steuerfrei einen größeren Teillhn?S Vermögens übertragen? Kein Problem, der Steuerexperte mancher Schweizer Bank kann Ihnen den Weg aufzeigen und gleichzeitig die erforderlichen Verbindungen herstellen. H
Für den Kunden bietet der Weg zum Banker in die Schweiz somit eine bessere Integration von Planung und Umsetzung. Kundennutzen und -zufriedenheit vertiefen damit die Vertrauensbasis im Kunden-Bank-Verhältnis.
Sicherheitskontrollen bei Banken Die Liechtensteiner Vorkommnisse in Sachen Steuerumgehung haben bei etlichen Schweizer Banken eine umgehende Überprüfung der bankbetrieblichen Sicherheitsvorkehrungen ausgelöst. Im Zentrum stehen Datensicherheitspositive: Verschlüsselungen, Anonymisierungen, Verarbeitungsvorgänge im Backoffice, Zugriffskompetenzen, Handhabungskontrollen und weitere datenbezogene Aspekte werden revidiert und nach Möglichkeit verfeinert.
Hinzu kommt das verfassungsrechtlich verankerte Bankgeheimnis (Art. 13 BV). Doch dieses gilt nicht: unbeschränkt. Besteht Verdacht auf kriminelle Aktivitäten - Terrorismus, organisiertes Verbrechen, Geldwäsche, aber auch Steuerbetrug etc. -, wird es aufgehoben. Bei Steuerhinterziehung hingegen bleibt es intakt. Sie wird durch eine hohe Quellensteuer von 35 Prozent, die höchste aller OECD-Staaten, und andere Maßnahmen wie die Steuereinschätzung bekämpft. 138
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Die Banken befolgen die "Know your customer" -Regeln strikt. Bei jeder Konto-/Depoteröffnung muss der Kunde identifiziert und gegebenenfalls auch der wirtschaftlich Berechtigte festgestellt werden. Demnach sind auch die Namen der Inhaber von Nummernkonten bekannt, allerdings nur einem kleinen Mitarbeiterkreis innerhalb des Instituts. In Bezug auf das Bankgeheimnis gibt es keinen Unterschied zwischen Numrnern- und "normalen" Konten.
Schweizerische Besonderhleit: die anteilsgebundene lebensversicheru ng Mit der anteilsgebundenen Lebensversicherung, etwa der Life Portfolio International der Credit Suisse, verbinden Anleger zwei
Finanzplatz Genf Der Finanzplatz Schweiz besteht nicht nur aus Zürich: Kredite für den weltweiten Handel kommen aus Genf. Neben seiner Rolle in der Yermögensverwaltung ist die Stadt weltweit führende Adresse für die Finanzierung des Commodity-Handels. So werden dort 33 Prozent des globalen Rohölhandels finanziert. Dazu steht die Rhonestadt weltweit an erster Stelle im Bereich Getreide und Ölsaaten, es teilt mit London den ersten Platz bei der Finanzierung des Zuckerhandels und ist in Europa führend auf dem Gebiet des Baumwollhandels. Im Metallhandelliegt Genf mit London und Amsterdam an der Spitze. Die auf diesem sektor tätigen Genfer Banken bringen es derzeit auf eine gesamte Finanzierungssumme von mehr als einer Billion CHF. Eine besondere Rolle spielen dabei die Genfer Töchter der französischen Bankkonzerne BNP Paribas und Credit Agricole. Hinzu kommen neben den Schweizer Großbanken und den Kantonalbanken von Genf und Waadt die niederländische ING und die in türkischem Besitz befindliche Banque de Cornmerce et de Placement. Genf verdankt seine Schlüsselstellung im Warenhandel darüber hinaus den rund 30 Handelsunternehmen im Commodity-Bereich mit einem Gesamtumsatz von etwa 500 Milliarden CHF im Jahr 2007. Und mit SGS und Cotecna ist die Stadt Numm
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Checkliste: Vorteile und Risiken gegenübergestellt Attraktive Anlagen: Der Versicherungsnehmer kann aus einer Vielzahl von Anlageprodukten aUS'.'lählen: Strukturierte Anlagen, Anlagefonds, Direktanlagen (Aktien, Obligationen) und Treuhandanlagen. Entscheidet er sich für ein vermögensverwaltungsmandat, bietet ihm die Bank verschiedene Strategien an. Ändern sich die finanziellen Bedürfnisse des Versicherungsnehmers, kann er einen Wechsel der Anlagen bZ'.'l. des Anlageprofils verlangen. Nachlassplanung durch freie Begünstigung: Der Versicherungsnehmer bestimmt frei, wer die Leistungen im Todesfall erhalten soll. Zudem kann er festlegen, dass dil~ Leistung im Todesfall zu einem späteren Zeitpunkt an die begünstiqte(n) Person(en) ausbezahlt wird. pflichtteile können von den pflichtteilsberechtigten Erben eingefordert werden. Eine Änderung der B.~günstigung ist jederzeit möglich. Die Auszahlung erfolgt direkt an die begünstigte(n) Person(en). flexibilität: Teilrückkäufe sind während der gesamten Vertragslaufzeit möglich, der vertrag kann auch aufgelöst werden. Die Auszahlung erfolgt dann in bar oder durch Übertragung der Vermögensanlage. Direkte Auszahlung im Todesfall: Die Begünstigten erhalten den aktuellen Wert der im Portfolio International gehaltenen Anlagen. Verlustrisiko: Die der Lebensversicherung zugrunde liegenden Anlageinstrumente haben ein Gewinn- oder Verlustpotenzial wie vergleichbare Direktanlagen. Der Versicherungsnehmer trägt das mögliche Verlustrisiko. Kein Kapitalschutz: Entwickeln sich die Anlagen negativ, kann der Rückzahlungsbetrag tiefer liegen al:; das ursprünglich eingesetzte Kapital. Eine bestimmte Leistung bei Auszahlung wird seitens der Bank nicht garantiert. Weitere Risiken, die bei Anlagen anfallen können, kommen im Einzelfall hinzu. Mindesteinlage: 150.000 Euro in den Vertragswährungen EUR, CHF, USD oder GBP. Weitere Einzahlungen sind möglich. Ausschüttung: Es erfolgt keine Ausschüttung während der Vertragslaufzeit. Verkaufsrestriktionen: USA, US-Personen, Bermudas Weitere Informationen: Credit Suisse Private Banking, Tel.: 0041-44-3 33 71 16, Fax: 004 1-44-3 33 97 37
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Vorteile: Sie haben die Möglichk,eit, in attraktive Anlagen zu investieren und gleichzeitig ihren Nachlass einfach und individuell zu regeln. Mit einer Einmalzahlung (Einmaleinlage) investieren sie in Anlageprodukte oder in ein Vermögensverwaltungsmandat ihrer Wahl. Durch die Integration der J~nlage in eine Lebensversicherung profitiert der Anleger von zusätzlichen Vorteilen, beispielsweise der maßgeschneiderten Nachlassplanung. Während der gesamten Laufzeit können weitere Geldeinlagen oder übertragungen von Wertpapieren erfolgen. Auch sind Geldbezüge jederzeit durch einen Teilrückkauf möglich. Im Todesfall erhalten die Begünstigten den aktuellen Wert der in Life F'ortfolio International integrierten Anlage(n) ausbezahlt.
Führende Bankadressen: • Bank Julius Bär & Co. AG Bahnhofstrasse 36, CH-8010 Zürich Tel.: 0041-44-5 88 88 11 11, Fax: 0041-44-5 88 88 11 22 www.juliusbaer.ch • Bank Jungholz AG Poststrasse 6, CH-9000 St. Gallen Tel.: 0041-71-2 2841 00, Fax: 0041-71-2 28 41 09 www.bankhaus-jungholz.com • Bank Clariden Leu AG Bahnhofstrasse 32, CH-8001 Zürich Tel.: 0041-44-2 19 11 11, Fax: 0041-44-2 1931 97 www.claridenleu.com • Bank Sarasin & Cie. AG Löwenstrasse 11, CH-8022 Zürich Tel.: 0041-44-2 13 91 91, Fax: 0041-44-2 21 04 54, \hI'Nw.sarasin.ch • Bank Vontobel AG Gotthardstrasse 43, CH-B022 Zürich Tel.: 0041-58-2 83 71 11, Fax: 0041-58-2 83 76 50, w\V'A'.vontobel.ch • Credit Suisse Private Banking (CSPB) Paradeplatz 8, CH-BOOl Zürich Tel.: 0041-44-3 33 09 00, Fax: 0041-44-3 33 09 10 www.credit-suisse.com/privatebanking WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand • Lombard Odier Darier Hentsch & Cie Utoquai 31, CH-8008 Zürich Tel.: 0041-44-21411 11, fax: 0041-44-2141581, www.lodh.com • Pictet & Cie. Banquiers Bärengasse 25, CH-8022 Zürich Tel.: 0041-58-3 23 77 77, fax: 0041-58-3 23 77 78, www.pictet.com • UBS AG - Private Banking Bahnhofstrasse 45, CH-8098 Zürich Tel.: 0041-44-2 34 11 11, fax: 0041-44-2 39 91 11, www.ubs.com • Wegelin & Co. Privatbankiers Boh117, CH-9004 St. Gallen Tel.: 0041-71-2 42 50 00, fax: 0041-71-2 42 50 50, www.wegelin.ch • Zürcher Kantonalbank (ZKB)-Privatl? Banking Bahnhofstrasse 9, CH-8001 Zürich Tel.: 0041-44-84 01 40, fax: 0041 ·-44-85 08 58, www.zkb.ch
Finanzplatz Liechtenstein Es wird eng um Liem tenstein Das "Banking mit Steueroptimierung" in Liechtenstein wankt. Die Ermittlungsverfahren nach dem Datenklau bei der LGT-Gruppe und der LLB Liechtensteinische Landesbank stellen dabei nur ein Element dar. Seit Erbprinz Alois, das amtierende Staatsoberhaupt, Mitte August 2008 angekündigt hat, die Steuerbeziehungen mit dem Ausland auf eine neue Grundlage zu stellen, ist die Verunsicherung bei Bankern und Treuhändern groß. Die mehrere hundert Mitglieder zählende Treuhändervmeinigung, deren knapp 50.000 "anonyme Stiftungen" am stärksten von einer Aufweichung des Bankkundengeheimnisses betroffl?n sein könnten, hat umgehend großes Unbehagen über möglich.! Reformen geäußert. Entspannter gibt sich der Bankenverband. Allerdings pocht Verbandspräsident Adolf Real auf "klare Kriterien bei einem Informationsaustausch in Steuerfragen ". Die Iiechtensteinischen Banken bl?finden sich in einem Zwiespalt. Einerseits wissen sie, dass sie ihre Geschäftsmodelle angesichts
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Daten und Fakten • • • • • • • • • • • • • • • • •
BIP je Einwohner: 103.000 (HF Währung: (HF Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen: Finanzdienstleistungen 30 % Beschäftigte: 31.074, davon Finanzdienstleistungen 15,2 Prozent Banken: 15 Fondsgesellschaften: 27 Versicherungsgesellschaften: Treuhandunternehmen: 401 Anlagegesellschaften: 163 Kundendepots: 114.000 Kundenvermögen: 277,7 Milliarden (HF Banken: 201,3 Milliarden (HF Fonds: 30,4 Milliarden (HF Vermögensverwalter: 21,6 Milliarden (HF Versicherungen: 21,3 Milliard'!n (HF Vorsorgeeinrichtungen: 3,1 Milliarden (HF Stiftungen: 48.500 (Oktober 2008) Ranking Moody'slStandard & Poor's: AAA
Liechtensteinischer Bankenverband Dass als Geschäftsführer des Iif!chtensteinischen Bankenverbands heute ein Schweizer Kriminalpolizist fungiert, der 2001 nach Vaduz kam, um eine Stabsstelle zur Behimpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung aufzubauen, sagt fast alles. pflugstrasse 20, FL-9490 Vaduz Tei.: 00423-230 1323, Fax: 00423-230 13 24, www.bankenverband.1i Treuhänder, Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer Zu ihren Aufgaben gehören vor allem die Gründung von juristischen Personen, die Übernahme von Verwaltungsmandaten sowie die Buchführung und Kontrolltätigkeit. Liechtensteinische TreuhändeNerein igung Bangarten 22, FL-9490 Vaduz Tel.: 00423-231 1919, Fax: 00423-231 1920, WIhIW.thv.1i Versicheru ngsgesellschaften Liechtenstein ist ein europäischer Sonderfall, es ist das einzige Land seit Unterzeichnung des EWR-Abkommens 1995, in dem VersicheWNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand noch: Daten und Fakten
rungsunternehmen mit Sitz im fürstentum freien Zugang in die Schweiz und die EU genießen. Vermögensverwalter Erst seit 2006 unterliegen die Aktivitäten der in Liechtenstein ansässigen Vermögensverwalter einer gesE!tzlichen Regelung (WG). Die Loslösung der klassischen Yermögensverwaltung vom Berufsbild des Treuhänders entspricht den international anerkannten, aufsichtsrechtlichen Bestimmungen. finanzmarktaufsicht - fMA Sie beaufsichtigt als Sitzlandaufsichtsbehörde seit 2005 die Aktivitäten der FL-Banken, FL-Fonds, FL-Versicherungsunternehmen und FLVermögensverwalter in Liechtenstein, im EWR und in der Schweiz. Heiligkreuz 8, FL-9490 Vaduz Tel.: 00423-236 73 73, Fax: 00423··236 73 74 www.fma-Ii.1i
eines wachsenden internationalen Drucks anpassen müssen, denn sie bauen daher das Geschäft in dE?n Ländern ihrer Kunden, das sogenannte Onshore-Banking, aus. Andererseits überwiegen die grenzüberschreitenden Aktivitäten aus Liechtenstein heraus, das sogenannte Offshore-Banking, immer noch klar. Liechtensteins Banken haben den Zug der Zeit verpasst. So stellt die Unternehmensberatung Boston Consulting Group in einer aktuellen Studie fest, "das Offshore-Hanking sehe sich immer stärker regulatorischen Hürden, höheren Anforderungen an die internationale überwachung (Compliance) der Banken und der Vermögensverwalter sowie juristischen Fallstricken und Reputationsrisiken der betroffenen Institute ausgesetztH. Das Fürstentum hat 2008 die 3. EU-Geldwäsche-Richtlinie in nationales Recht umgesetzt und mit der EU ein Betrugsabkommen ausgehandelt, das aber in verschiedenen Mitgliedstaaten auf Widerstand stößt. Vor allem Deutschland und Frankreich ist es zu
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lasch. Daneben will Liechtenstein mit einzelnen Staaten Doppelbesteuerungsabkommen aushandeln und ist dafür grundsätzlich bereit, "in Fragen der Steuerhinterziehung geeignete Schritte zu unternehmen". Bei Doppelbesteuerungsabkommen käme der Informationsaustausch zum Tragen. Hier müssten die Einkünfte grenzüberschreitend deklariert werden, um zwar nicht jegliche Steuerzahlung, aber zumindest die Doppelbesteuerung zu vermeiden. Die Banken im Fürstentum begrüßen diese Zielrichtung, weil Gewinne aus ihrem wachsend,en Onshore-Geschäft davon begünstigt würden. Zu Hilfsorganisationen ausländischer Steuerfahnder will man sich aber nicht machen lassen: "Im Informationsaustausch wird es auch künftig keine Automatik geben." Doch gegenüber den USA hat LiE?Chtenstein diesen Grundsatz aufgegeben. Die Banken haben, wie andere Institute rund um die Welt, Vereinbarungen mit der amerikanischen Steuerbehörde abgeschlossen. Als "Qualified Intermediaries (QI)" verpflichten sich die Institute, Kunden mit amerikanischen Wertpapieren der Steuerbehörde zu melden. Im Ergebnis existiert damit für US-Bürger das Bank- und Stiftungsgeheimnis nicht mehr. Bei einer Ausweitung der QI-Bestimmungen au·f Europa und Deutschland wäre Liechtenstein sicherlich nicht "Neinsager". Aber: Eine rasche Umsetzung wird an den unterschiedlichen nationalen Steuersystemen in Europa kranken, die zunächst vereinheitlicht werden müssten. Auch können zum Beispiel deutsche Anleger deutsche Wertpapiere leichter vermeiden als US··Bürger Aktien und Anleihen aus ihrem Heimatland. Der Druck auf die Banken im Fürstentum kommt derzeit aus einer anderen Richtung. Die Unsicherheit darüber, wohin die Reise in Sachen Steuerkooperation geht, erschwert die Gewinnung neuer Kunden und neuen Kapitals. Von den in den letzten Jahren als selbstverständlich gemeldeten Zliveistelligen Zuwachsraten bei den neu akquirierten Anlagegeldern ist keine Spur mehr. Anleger aus der EU machen heute einen großen Bogen um das Fürstentum. So WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand schrumpfte die Zahl der hinterlegten Stiftungen - sie sind das offizielle Gewand für einen Großteil des in Liechtenstein geparkten Fluchtgeldes - seit den Steuerrazzien in Deutschland kräftig. Steuerflüchtlinge sollen abgewies,9n werden
Die Banken planen daher, bis März 2009 einen Verhaltenskodex in Kraft treten zu lassen, mit dem sie der systematischen Beihilfe zu Steuerhinterziehung und Steuerbetrug abschwören. Es soll nur noch Geld angenommen werden, das der Anleger gegenüber dem Heimat-Finanzamt deklariert hat. Während die Banken dem Druck Deutschlands und der EU nachgE!ben, wollen die Treuhänder bei ihrem alten Geschäftsmodell bleiben. Deutschland traut der Sache nicht und arbeitet derzeit effektiv an Gegenmaßnahmen: So könnten überweisungen nach Liechtenstein mit einer Strafsteuer belegt, Geldtransfers beschränkt oder entsprechende Obergrenzen eingeführt werden. Darüber hinaus wird im Finanzministerium geprüft, deutsche Finanzinstitute, die Geschäfte mit Finanzdienstleistern und Stiftungen in Liechtenstein unterhalten, zu ausführlichen Berichten zu verpflichten. Das Fürstentum wird an einem Abkommen mit der EU zur Steuerbetrugsbekämpfung nicht vorbeikommen. In jedem Fall steht der Finanzplat~ Liechtenstein vor bedeutenden Umwälzungen. Bisher bestehende Vorteile, die das Fürstentum aufgrund geduldeter Steuerbetru!Jskriminalität hatte, dürften mittelfristig verloren gehen. Wie ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell mit einer Balance von Diskretion und Transparenz aussehen könnte, steht in den Sternen. Da wird sich das Gros der Liechtensteiner Finanzdienstleister schwer tun. Sie haben nicht mehr zu bieten als die Anbieter in Österreich, Luxemburg oder der Schweiz.
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Steuerbetrug durch Stiftunqstreuhänder und lebensversicherungen in liiechtenstein Warum soll man auf Kapitalerträqe von rund vier Prozent p.a. auch noch Steuern bezahlen, wo doch eine "gefühlte Inflation" von etwa fünf bis neun Prozent p.a. zu einem weit höheren Kaufkraftverlust führt? Praxis der Fahndungsprüfung: Selbstanzeige oder Steuerschätzung: Seit Jahren schreiben Steuerfahndungsstellen Bundesbürger wegen uErmittlungsverfahren nach § 208 Abs. 1 Nr. 3 i.Y.m. §§ 85, 88,90 der Abgabenordnung (AO) zu ihren Kapitalanlagen und Kapitalerträgen ab 19xx an. Das Schreiben des Finanzamtes beginnt dann mit den Worten uim RahmE!n der Ihnen sicherlich aus MedienBerichten bekannten Ermittlungen bei der X-Bank [Deutschlandjliegen hier Unterlagen vor, wonach Sie über ein KontolDepot bei der YBank [Auslandj verfügten und dort Wertpapiere hielten. In den von Ihnen eingereichten Einkommensteuererklärungen ist nicht erkennbar, dass Kapitalerträge aus diesem KontolDepot erklärt wurden." Kaum verwunderlich, dass das SChreiben auch noch ein Ersuchen enthält: uDie Herkunft der Gelder bitte ich zu erläutern und zu belegen." U
Fundorte des Belastungsmaterials: Banken und Versicherungen im Inland: Ein beliebter Trick in den 80er-Jahren bestand darin, u usteuerneutrales Geld in eine L.ebensversicherung einzubezahlen. Nach zwölf Jahren war oft die Hinterziehung verjährt - und der Ertrag gesetzlich steuerfrei. Kein WUndE!r, dass größere und kleinere Versicherungen immer wieder ins Visier der Fahnder kamen und kommen. Der weit überwiegende Teil des Vermögens in Iiechtensteinischen Stiftungen und Lebensversicherungen liegt nicht im Ausland: Dies entspricht auch dem Vertriebsmotto deutscher Private-Banker, dass u udas Geld der Kunden im Hause bleiben soll. Für die Steuerfahndung genügt oft ein Blick ins Konto, um zu erkennen, woher das vermögen kam, und damit den vermutlichen wirtschaftlichen Eigentümer zu ermitteln. Ausland sstiftungen: Entweder I: rbschaft-ISchen kungsteuer oder Einkommensteuer: Der Bundesfinanzhof (BFH) hat durch sein Urteil vom 28.6.2007 (Az.. 11 R 21105) entschieden: uDie Übertragung von Vermögen auf eine Iiechtensteinische Stiftung unterliegt nicht der Schenkungsteuer, wenn die Stiftu ng nach den getroffenen VereinbaWNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand noch: Steuerbetrug durch Stiftungs'treuhänder und..
rungen und Regelungen über das Vermögen im Verhältnis zum Stifter nicht tatsächlich und rechtlich frei verfügen kann." Wer sich allerdings die Erbschaft- bzw. Schenkungsteuer für die Dotierung der Stiftung derart erspart, bleibt wirts,chaftlicher Eigentümer und hat Kapitalerträge laufend persönlich zu versteuern. Der fahndungsprüfer wird das Stiftungskonto beim deutschen Kreditinstitut sicher entdecken können. Uechtensteinische lebensversicherungen: Vermögensverwalter und Vermittler im Visier: Deutsche Vermögensverwalter, Versicherungsvermittler und Banker sind nicht erst seit dem "Fall Zumwinkel" aufgeschreckt. Prof. Gierhake, Experte in Sachen lebensversicherungsUmmantelung von Vermögen (Insurance-Wrapping) zur Steuerersparnis, warnt seit Jahren vor den Risiken eines Gestaltungsmissbrauchs (§ 42 AO). Im Dezember 2007 veröffentlichte er in der Zeitschrift" Kapital & Steuern vertraulich" vier Indizien, die für volle Steuerpflicht mancher Iiechtensteinischen lebensversicherungen sprechen: "a) Der VersicherungsnehmerlBankkunde spricht und kommuniziert auch schriftlich nach wie vor mit seinem Bankberater über Anlageentscheidungen. b) Der Vertrag beinhaltet kein nennenswertes biometrisches Risiko im Sinne des deutschen Steuerrechts. c) Das Reporting über die Vermögensentwicklung im lV-Dep:>t kommt von der Bank. d) Die versicherungsgesellschaft spielt bei der Vertragsumsetzung keine nennenSVl/erte Rolle, "gell?bt" wird der Vertrag in der (meist deutschen) Bank, einen echtl~n Versicherungsspezialisten bekommt der Kunde nicht zu sehlm." Hinzu kommen beispielsweise noch folgende Indizien: e) Der Kunde wählt - anstatt des Versicherers - die Depotbank für die Investmentfonds aus. f)
Der KundeNersicherungsnehmer bezahlt an die Versicherung kein Geld, sondern überträgt sE!in persönliches Depot in den Versicherungsmantel.
g) Unseriöse bzw. von der Aufsicht verbotene Werbung mit einem "Konkursprivileg" , welches es bei Einschaltung einer deutschen "Mittelsperson" nicht gibt.
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Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze noch: Steuerbetrug durch Stiftungstreuhänder und. h) Das Depot im Versicherungsrnantel wird von der Bank nach den direkten strategischen Vorgaben und im Auftrage des Kunden gemanaged. Anstiftung oder Beihilfe zur Steuerhinterziehung - Verantwortliche im Inland haften: Wohl die allermeisten "Vermittler, Betreuer und Berater" deutscher Kunden von derart betroffenen Lebensversicherungsmänteln komrnen ins Schwitzen, wenn sie ihre persönliche Steuerhaftung erkennen: Der Vollbeweis für die steuerschädlichen Indizien befindet sich stets in der eigenen Kundenakte zur Dokumentation eigener Anlageberatung oder Vermögensverwaltung im Einvernehmen mit dem Kapitalanleger. Der Fahndungsprüfer findet auch bei manchem Vermittler oder Kunden die Zugangsdaten für ein Intl~rnet-Banking, um das WertpapierPortfolio bei einem Vermögensverwalter direkt zu gestalten - ohne Einfluss und vorherige Kenntnis dl~s Versicherers. Eine wirksame Kontrolle des Vermögensverwalters findet bisweilen mangels effektiver ,,5chattenbuchhaltung" zur Sichl~rstellung der Anlagerichtlinien im Hause des Versicherers nicht statt. Hierin liegt ein aufklärungspflichtiges Totalverlustrisiko für den Kunden. Steuerpflichtiges Investment-Depot oder steuerbegünstigte Fonds-lebensversicherung?: Eine fondsgebundene Kapitallebensversicherung besteht aus einem Depot für Investmentfonds und einer Risiko-Versicherung. Der BFH hat in seinem Urteil vom 17.10.2007 (Az. 11 R 53105) denn auch fest~lestellt: "Für eine Versicherung ist kennzeichnend, dass ein den Einzelnen betreffendes Risiko, durch den Eintritt eines ungewissen ErE!ignisses Verluste oder Schäden zu erleiden, auf einen größeren Kreis von Personen verteilt wird." Durch das Alterseinkünftegesetz wurde ab 1.1.2005 der Grundsatz voller Steuerpflicht kapitalbildender Lebensversicherungen eingeführt. Um das Privileg der hälftigen nachgelagerten Besteuerung zu erhalten, bedarf es nicht mehr eines laufenden Beitrags über mindestens fünf Jahre und auch nicht mehr E!ines gesetzlich festgelegten "Mindesttodesfallschutzes". Allerdings muss es sich um eine Lebensversicherung im Sinne des Yersicherungsaufsichtsgesetzes handeln, wie dem BMF-Schreiben vom 25.11.2004 (Gz. IV C 1 - S 2252 - 405104) zu entnehmen ist. WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand noch: Steuerbetrug durch Stiftungs'treuhänder und. Ohne ~nennenswerten Risikoschutz~ besteht der Verdacht einer Steuerhinterziehung: Auch wenn es für die steuerliche Anerkennung keinen Mindesttodesfallschutz mehr gibt, bedeutet dies aber nicht, dass dieser beliebig klein sein darf. Nur der Mathematiker, nicht aber der Finanzbeamte, kämE! auf die Idee, dass etwas, für das es keine untere Grenze gibt, auch null sein kann. Dies wurde auch durch das BMF-Schreiben vom 22.12.2005 (Gz. IV C 1 - S 2252343105) klargestellt: uEine Versich
Derzeit führende Bankadres,sen: • Centrum Bank AG Kirchstrasse 3, FL-9490 Vaduz Tel.: 00423-2 38 38 38, Fax: 00423-2 38 38 39, www.centrumbank.1i • LGT Bank in Liechtenstein AG Herrengasse 12, FL-9490 Vaduz Tel.: 00423-2 35 11 22, Fax: 00423-2 35 15 22, www.lgt.com
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Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze • Liechtensteinische Landesbank LLB Städtle 44, FL-9490 Vaduz Tel.: 00423-2 3688 11, Fax: 004.23-2 368822, w\V\'I.llb.1i • Raiffeisen Bank (Liechtenstein) AG Austrasse 51, FL-9490Vaduz Tel.: 00423-2 37 07 07, Fax: 004.23-2 37 07 77, w\V\'I.raiffeisen.1i • VP Bank - Verwaltungs- und Privatbank AG Aeulestraße 6, FL-9490 Vaduz Tel.: 00423-2 35 66 55, Fax: 004.23-2 35 65 00, w\V\'I.vpbank.com
Eine Bank für Unternehmer ... ... ist die im Jahr 2000 von UntE~rnehmern gegründete Bank Alpinum AG. Anfänglich auf das Investment Banking hin orientiert, widmet sie sich heute dem klassischen Private Banking: Vermögensverwaltung, Anlageberatung und alle Serviceleistungen rund um das Family Office. Ein unabh~"lngiger Spezialist, der sich zu strikter Produktneutralität verpflichtE~t. Das Kundeninteresse steht bei ganzheitlicher Beratung und Produktauswahl im Fokus. Gerade Unternehmern, die ihre Vermögenswerte unter einem Dach betreut wissen möchten, werden hier die kompletten Dienstleistungen eines Family Office geboten. Da das Vermögen von Unternehmern und ihren Familien häufig in vielfältigen Anlageformen gebunden ist, erfordert das eine übergreifende Perspektive und die Bündelung von Kompetenzen aus unterschiedlichen Bereichen. Durch die unternehmerische Prägung der Bank Alpinum und ihrer handverlesenen Betreuer lassen sich diese Schnittstellen besonders effektiv nutzen. Zentraler Teil dl?r Beratung ist die internationale Nachlassplanung. Mit Treuhandlösungen, Stiftungen und Gesellschaftsstrukturen in und außerhalb Liechtensteins werden in Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern vor allem Unternehmern bestmögliche Umsetzungen geboten.
Weitere Informationen: • Bank Alpinum AG Städtle 17, FL-9490Vaduz Tel.: 00423-2396211, Fax: 00423-2396221, WI"I'N.bankalpinum.com WNW.W!'U1i1UA.de
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"Erbrecht-Shopping" - Vererlben und Enterben über liechtensteinische Stiftungen und Trusts Liechtensteinische Stiftungen und Trusts sind in der Vermögensplanung deshalb beliebt, weil sie OhnE! zeitliche Begrenzung einer familie oder mehreren familien Vermögen über Generationen hinweg erhalten können. Stifter bzw. 5ettlors können damit oft nachhaltig ihren Wunsch verwirklichen, ihr Vermögen nicht (frühzeitig) in die Hand ihrer Erben zu legen, die damit mitunter nicht im Sinne des StifterslSettlors umzugehen wissen. Diese Gestaltungsfreiheit des Stifters wird jedoch häufig durch das jeweils anzuwendende Erbrecht, dem der (verstorbene) StifterlSettlor untersteht, stark eingeschränkt: pflichtteilsrechte sorgen dafür, dass Schenkungen des Stifters an Stiftungen, Trusts oder andere Rechtsträger von und zugunsten pflichtteilsberechtigten teilweise aberkannt oder ganz rückabgewickelt werden. Bei der Stiftungserrichtung und Nachlassplanung ist es aber von entscheidender Bedeutung, dass verschiedene länder unterschiedliche pflichtteilsrechte vorsehen und somit der Erblasser bzw. Stifter in gewissen Grenzen ein «Erbrechts-Shopping betreibt: Durch geschickte Rechtswahl kann er sich für jenes Erbrecht entscheiden, das seinen Vorstellungen am besten gerecht wird. Der Erblasser kann zwischen dem Heimatrecht, d.h. der Rechtsordnung des Staates, dessen Staatsbürgerschaft er besitzt, und dem Recht des Wohnsitzstaates wählen. N
Eine solche Rechtswahl stellt keinen Rechtsmissbrauch dar und hat in Iiechtensteinischen Gerichtsverfahren, die pflichtteilsberechtigte gegen eine Iiechtensteinische Stiftung bzw. gegen einen Trust führen, Bestand. Dies sollte nach Iiechtensteinischer Rechtsprechung auch rückwirkend gelten. Damit ist die Iiechtensteinische Regelung wesentlich flexibler als diejenige anderer Staaten: •
Österreich etwa fürchtet, durch Gestattung der Wahlfreiheit des IPR (Internationales Privatrecht) im Bereich des Erbrechts die Umgehung des pflichtteilsrechtes zu ermöglichen. Österreich erkennt also eine RechtSVl/ahl im Erbrecht nicht an.
•
Italien dagegen kennt die Rechtswahl im Erbrecht (Art. 46 It IPRG).
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noch: »Erbrecht-Shopping» -
Ver,~rben
und Enterben.
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Die Schweiz erkennt die Rechtswahl zwar an, aber mit größeren Einschränkungen: Der ausländische Erblasser kann nur das Recht seiner Staatszugehörigkeit wählen, eine Wahl zugunsten des Rechts an seinem letzten Wohnsitz gilt nicht (Art. 90 ch IPRG).
•
Deutschland wiederum hat die Rechtswahl auf inländische Grundstücke beschränkt (Art. 25 EGBGB).
Maßgebend ist somit die StaatsbClrgerschaft oder der Wohnsitz. Eine geschickte Rechtswahl kann jedoch nur gelingen, wenn die speziellen Wünsche und Bedürfnisse des ErblasserslStifters darauf abgestimmt werden. Idealerweise solltl? bereits bei der Errichtung der Stiftung genau beraten und geprüft werden, welche Optionen offenstehen. Ohne Rechtsberatung ist das kaum möglich. In manchen Fällen kann das »ideale pflichtteilsrecht sogar für die Wahl des Domizils ausschlaggebend sein: So bietet etwa eine Wohnsitznahme in london großzügige SteuervergünstigungE!n und ein internationales Erb- und pflichtteilsrecht. N
Die Rechtswahl muss in einem Testament oder Erbvertrag getroffen werden. Nach Iiechtensteinischem Recht kann eine Stiftung dann nicht von Erben wegen Verletzunq des pflichtteilsrechts angefochten werden, wenn der Stifter zulässigel'Vl/eise ein Erbrecht gewählt hat, das seinen Erben keine oder ungenügende Ansprüche gegen die Stiftung gewährt. Weitere Informationen: First Advisory Group, Dr. Dr. Batliner & Dr. Grasser Aeulestraße 74, Postfach 86, FL-9490 Vaduz Tel.: 00423-2 360404, Fax: 00423-2 36 04 05, 'A"N.firstadvisory.1i
Lebensversicherungen aus Liechtenstein: Konkursprivileg und Insolvenzschutz Es gibt viele Gründe, sich mit einer Lebensversicherung aus Liechtenstein zu befassen. Am bekanntesten sind das Konkursprivileg und das Versicherungsgeheimnis. Auch für die Gestaltung der ErbWNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand folge zu Lebzeiten und im Todesfall, das sogenannte Estate-Planning, bieten sich bemerkenswerte Optionen. Nicht zuletzt managt hier nicht die Versicherungsgesellschaft das Vermögen, sondern der persönliche Vermögensverwalter des Policeninhabers. Selbst Immobilien lassen sich hierbei mit einbringen. Geht es um den Schutz eigener WE!rte, empfiehlt sich die Streuungnicht nur im Sinne des klassischen t\sset Management, sondern auch nach Rechtsordnungen, um die d0l1igen Optionen gezielt für sich zu nutzen. Die Lösung muss demnach nicht immer im Inland liegen.
Checkliste: Was lebensversicherungen aus liechtenstein leisten Werterhaltung durch Schutz val" Insolvenz Während das Versicherungsgeheimnis vor allem der Diskretion dient, soll der Insolvenzschutz das Vermögen einer Lebensversicherung für die familie erhalten und vor Begehrlichkeiten Dritter bewahren. Auch in der Schweiz ist beides bekannt. Während dort das Vermögen zugunsten von Abkömmlingen und Ehepartnern gesichert werden kann, gestattet das Versicherungsmcht in Liechtenstein auch die Begünstigung nichtehelicher Lebenspartner. Altersvorsorge für Unternehmer Der Schutz einer Altersvorsorge hat in Liechtenstein und der Schweiz ein weitaus höheres Gewicht als di{! Interessen eventueller Gläubiger. Dies zeigt sich nicht nur an der Privilegierung privater Lebensversicherungen. Auch die gesetzliche und betriebliche Altersvorsorge auf Rentenbasis ist dort nahezu vollständig gegen Insolvenz und Vollstreckung geschützt. In Deutschland haben Gerichte entschieden, dass nicht nur künftige Rentenansprüche gepfändet werden können. Risiko betrieblicher Altersvorsorge Jüngere Urteile zeigen, dass im falle der Insolvenz eines Unternehmens die betriebliche Altersvorsorge (bAV) des Unternehmers und seiner nahen Angehörigen in der Rl~gel wertlos werden. Diese praktischen Gefahren werden indes bis heute von einigen Beratern und fast allen Vermittlern im eigenen Provisionsinteresse gerne beiseite geschoben. Auf den Punkt gebracht, ist für den privaten Bereich die
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Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze noch: Checkliste: Was Lebensversicherungen.
Lebensversicherung in Liechtenstein mindestens ebenso interessant wie die Teilverlagerung eines UnWrnehmens in die Schweiz. Totalverlust im Inland Wie aktuell die Gefahren für die Altersvorsorge des Unternehmers sein können, zeigt der Blick in d.m letzten Bericht des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages: Ein Unternehmer war insolvent geworden. Daraufhin war seine Lebensversicherung mit Pensionszusage in kompletter Höhe und ohne jedweden Insolvenzschutz gepfändet worden. Das zuständige Ministerium kennt dieses Dilemma und möchte bald nachbessern - auf recht niedrigem Niveau. Konkursprivileg als Gestaltung Daher wird es auch in Zukunft weiter Kunden mit hohem Interesse an einer Absicherung über das Ausland geben. Erscheint ein deutscher Insolvenzverwalter in Liechtenstein, hat er prinzipiell keine anderen Möglichkeiten als jeder andere Gläubiger. Der Versicherer wird ihm keine Auskunft erteilen, allenfalls höflich auf das Versicherungsgeheimnis hinweisen. Entscheidend ist, die Gestaltung rechtzeitig umzusetzen, denn auch im Ausland gibt es sogenannte Anfechtungsfristen. Unterschriften im Ausland Die Werbung mit der Konkurssichl?rheit ist im Inland nicht ervvünscht. Das Konkursprivileg soll beispielsweise dann nicht greifen, wenn deutsche Staatsangehörige mit gewöhnlichem Aufenthalt in Deutschland das ausländische Recht als vertragliche Grundlage wählen, und wenn der Vertrag gleichzeitig unter Mitwirkung einer "deutschen Mittelsperson" (beispieISV'll~ise Vermittler, Makler, Banker) zustande kommt. Ist dem Versicherungskunden die Konkurssicherheit wichtig, muss er sich persönlich auf den Weg machen, um seine Police vor Ort einzukaufen, also nicht auf deutschem Boden zu unterschreiben. Vermögensschutz durch Wohnsitz Für eine optimale Gestaltung wird an einen Ehrenberufler im Ausland nübervviesen". Um jede rechtliche Diskussion über nAnknüpfungspunkte in Deutschland" von Anfang an auszuschließen, kann sich der Investor dort bei der Beschaffung eines Wohnsitzes helfen lassen. Solch ein Wohnsitz muss nicht auf unbegrenzte Dauer beibehalten WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand noch: Checkliste: Was Lebensversicherungen.
werden, denn nach dem europäischen versicherungsvertragsrecht ist es möglich und damit unschädlich, wenn der Wohnsitz später wieder verlegt wird. Bei Abschluss des Versicherungsvertrages muss dieser ausländische Wohnsitz dann der gE!Wöhnliche Aufenthalt sein. Provision oder Honorarberatun!J Beide Wege einer vergütung sind nur dann unkritisch, wenn die ausländische Rechtswahl aufgrund des Wohnsitzes wirksam vereinbart werden kann. Von einer schädlichen Mittelsperson kann nämlich nicht nur gesprochen werden, wenn eine Vergütung an einen Vermittler bezahlt wird, sondern auch bei Schriftverkehr, Telefonaten oder sonstiger Anbahnung durch Personen, die sonst auch als Mittelspersonen für Versicherer tätig sind - das kann der Kunde zur Absicherung dem Anwalt seines vertrauens überlassen, denn dieser ist keine Mittelsperson. Vorsorge bei Nachlassregelungen Auch im Wege der vorweggenommenen Erbfolge oder bei der Nachlassplanung werden derartige Versi
Sind die lebensversicherun~)smodelle anderer länder sicherer? Neben Liechtenstein bieten vor allem Luxemburg, Großbritannien und die Schweiz Anlagen in Lebensversicherungen an. Alle Modelle können sich als brisant erweisen. Dabei kommt es auf den Einzelfall
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Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze
an. Es stellen sich nicht nur Fragen nach Einkommensteuer und Hinterziehung, sondern auch Fragen aus dem Versicherungs- und Insolvenzrecht, der Einlagensicherung, dem Erbrecht und der Nachlassgestaltung. Anleger sollten dies+:! Fragen immer von qualifizierten Fachleuten prüfen lassen und sicherstellen, dass die Vermittler dieser LV-Produkte auch ausreichend für etwaige Fahrlässigkeiten versichert sind. Etwaige Risiken müssen aufgezeigt werden, ansonsten haftet der Berater, gegebenenfalls auch strafrechtlich.
Weitere Informationen: • Dr. Johannes Fiala, Rechtsanwalt De-la-Paz-Straße 37, 80639 München Tel.: 089-179090-0, Fax: 089-179090-70, www.fiala.de
Im Vergleich: Bankdepot
Lebemsversicherung
•
individuelle Vermögensverwaltung und freie Vermögensanlage
•
Vermögensverwaltung und -anlage innerhalb der vorgegebenen Anlagestrategie
•
Besteuerung der Zinsen
•
bei Wahl der Verrentung: Besteuerung der Rente mit dem Ertragsanteil; bei Wahl der Kapitalzahlung: Steuervergünstigung, sofern die Versicherung mind. zwölf Jahre Laufzeit hatte und der Begünstigte im Erlebensfall mind. 60 Jahre alt ist
•
Spekulationsfristen sind zu beachten
•
keine Spekulationsfristen im O{!ckungsstock der Versicherung
•
volle Erbschaft- und Schenkungsteuer
•
G{!staltungsmöglichkeiten bei der Erbschaft- und 5chenkungsteuer
• •
fällt in den Nachlass
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fällt nicht in den Nachlass
weniger Gestaltungsmöglichkeiten bei Auszahlung
fmie Wahl der Begünstigten - ~Stiftung light" Que/Je: Raiffeisen Bank {Liechtenstein} AG
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finanzplätze auf dem Prüfstand
Finanzplatz Österreich Österreich ist lange von der Finanzkrise verschont geblieben. Der attraktive Markt in den osteuropäischen Nachbarländern hat die österreichischen Banken weitgehend davon abgehalten, die im Wert stark verfallenden strukturiE!rten Wertpapiere (ABS) zu kaufen, die Auslöser der Finanzkrise 2007. Doch Ende 2008 ist auch Osteuropa von der Finanzkrise bE!troffen. Dort droht nach sieben Jahren doppelt so hohen Wirtschaftswachstums wie im EuroRaum die erste Rezession seit 199B. Österreich hat deshalb zur Stabilisierung der heimischen Banken 15 Milliarden Euro Eigenkapital zur Verfügung gestellt.
Attraktive Alpenrepublik für ausländische Privatkunden In der Alpenrepublik war das Geschäft für vermögende Privatkunden lange Zeit in Vergessenheit geraten. Auf die primär lokale Ausrichtung der Privatbanken folgte in den letzten Jahren jedoch vermehrt eine Etablierung bei internationaler Kundschaft. Dies ist u.a. auf das gesetzlich verankerte Bankgeheimnis, die zunehmende Europäisierung - und damit verbunden die Einführung des Euros sowie die Öffnung nach Osteuropa zurückzuführen. Der österreichische Markt wird primär von e~in paar mittelgroßen Marktteilnehmern mit je rund fünf bis 15 Milliarden Euro Assets under Management dominiert. Dazu gehören Constantia Privatbank, Bank Winter, Meinl Bank, Schoellerbank, Bank Gutmann zusammen mit etwa zwei Drittel Marktanteil. Hinzu kommen in den österreichischen Zollexklaven Jungholz und Kleinwalsertal die dort ansässigen Raiffeisenbanken. In jüngster Vergangenheit haben aber auch einige ausländische Banken, vor allem aus Deutschland und der Schweiz, den österreichischen Privatbankenmarkt für sich entdeckt und versuchen, dort Onshore-Plattformen aufzubauen - darunter Commerzbank, Deutsche Bank, Bank Sal. Oppenheim, Bank Vontobel, Credit Suisse und UBS. Aus Liechtenstein ist die LGT ver158
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Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze
treten. Insgesamt wird ein Auslandsvermögen von rund 30 Milliarden Euro verwaltet, davon etwa 20 Milliarden Euro aus Deutschland. Der Finanzplatz nimmt mit einer Bankstellendichte von 1.593 Einwohnern pro Bankstelle einen Spitzenrang ein. Österreich erhebt eine anonyme Quellensteuer auf Zinserträge von Sparbüchern, festverzinslichen Wertpapieren und einigen Investmentfonds. Mit der Ausdehnung auf andere Anlageformen soll Deutschland im Hinblick auf die Steuerflucht zufriedengestellt werden. Das Bankgeheimnis selbst steht nicht zur Diskussion, bei dessen Lockerung würde Österreichs Banken ein Ertragseinbruch drohen. Viele Banken, vor allem im grenznahen Gebiet, sind auf die deutsche Klientel angewiesen. Österreichs größte Bankenglruppen Bilanzsummen 2006, 2007 und erstes Halbjahr 2008 in Milliarden Euro
205 Raiffeisen 1)
236
26' 154 BAlUnicredit
20' 22'
Erste Bank 2)
82 !l5
Volksbanken 1)
n.v. 51 45
BAWAG
n.v. •
2006
.2007
1. Hj. 2008
1) Einsdlließlich RZB. blw. OVAG. 2) EiJlschlk>lllich Vl'rtJuOOsparXassl'll.
Quelle: RZB
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finanzplätze auf dem Prüfstand Der Finanzplatz Österreich ist bei deutschen und internationalen Anlegern gefragter denn je, da er nicht unbedeutende Vorteile in sich birgt: Österreichisches Bankgeheimnis, leichte Erreichbarkeit, attraktive Konditionen, keine Zinsabschlagsteuer und auf den deutschen Kapitalmarkt spezialisierte Banking-Experten. Der Schutz der Privatsphäre in finanziellen Dingen blickt in Österreich auf eine jahrhundertealte Tradition zurück und ist durch das Bankgeheimnis langfristig verfassungsrechtlich abgesichert. Die Alpenrepublik gehört damit zu den Ländern mit dem besten Schutz der Privatsphäre in Bezug auf Kapitalanlagen. Besonders interessant für deutsch,? Anleger sind die Banken in den Zollexklaven Jungholz und Kleinwalsertal: •
die Kontoführung erfolgt nach österreichischem Recht
•
keine Grenzüberschreitung im üblichen Sinne
•
Einzahlungen können von D,?utschland aus mittels Inlandsüberweisung getätigt werden (keine Meldepflicht beim Bundesministerium für Finanzen gemäß § 59 AG)
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deutsche Steuerfahnder haben im Verdachtsfall keine Zugriffsmöglichkeiten auf Konten und Depots
•
keine Erbschaftsteuer-Meldun9 an das Finanzamt im Todesfall
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Möglichkeit des Vertragsabschlusses zugunsten Dritter
•
Wertpapiertransaktionen an deutschen Börsen werden zu Inlandskonditionen abgewickelt
Wie viel deutsches Geld schon ins südliche Nachbarland geflossen ist, lässt sich nicht genau beziffern. Nach Angaben der Österreichischen Nationalbank (GeNB) lagen Anfang 2008 jedoch gut 20 Milliarden Euro deutschen Geldes auf österreichischen Konten. Damit haben sich die Einlagen der Deutschen in den vergangenen fünf Jahren beinahe verdoppelt. Hinzu kommt eine vermutlich noch höhere Summe auf Wertpapierdepots. Schätzungen reichen von 75 bis 100 Milliarden Euro. Schon bei den Banken in den Zollaus-
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Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze
schlussgebieten Jungholz in Tirat und Kleinwalsertal in Vorarlberg, wo praktisch nur deutsche Bürger Konten und Depots unterhalten, dürften rund zehn Milliarden Euro geparkt sein - Tendenz steigend.
Damit Privates privat bleibt Das Interesse Deutscher an den Banken im Nachbarland ist durch das Projekt "gläserner Steuerbürger gewachsen. Darauf reagieren die österreich ischen Finanzhäuser entsprechend. So gibt es etwa im Bankhaus Jungholz ein "Goldfinger-Konto", bei dem die laufende Identifikation des Kunden per Fingerabdruck erfolgt. Durch dieses in der Bankenwelt einmalige System werden Daten weder auf einem Großrechner noch in anderen EDV-5ystemen gespeichert, wodurch die Privatsphäre besser geschützt ist. H
Dass Österreich als Steueroase zum 5chwarzgeld-Paradies taugen könnte, ruft schon seit längerer Zeit Kritik hervor. Zwar ist die im EU-Vergleich kleine Volkswirtschaft als Finanzplatz nur ein Nebenschauplatz, wegen ihrer geopolitischen Lage zwischen Ost und West jedoch ein attraktiver Zufluchtsort für Geldwäscher.
Führende Bankadressen: • Bankhaus Jungholz Haus Nr. 20, A-6691 Jungholz Tel.: 0043-5676-80 00, Fax: 0043-5676-800 48 00 www.bankhaus-jungholz.com • Bankhaus earl Spängier & Co. AG Schwarzstraße 1, A-5020 Salzburg Tel.: 0043-662-86 86 0, Fax: 0043-662-8686 158 www.spaengler.at • Hypo Landesbank Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank AG, Filiale RiezlernlKleinwalsertal Waiserstraße 31, A-6991 Riezlern Tel.: 0043-5517-50 018000, Fax: 0043-5517-50 018050 ww\v.hypovbg.at WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand
• Raiffeisenbank Kleinwalsertal AG - Private Banking Waiserstraße 61, A-6991 Riezlern Tel.: 0043-5517-20 24 44, fax: 0043-5517-20 22 90
'NWW.raibakwt.com • Schoellerbank AG Makartplatz 3, A-5024 salzburg Tel.: 0043-662-8 68 41 30, Fax: 0043-662-86 84 26 'NWW.schoellerbank.at
Finanzplatz Luxemburg Auch der Finanzplatz Luxemburg steht im Visier. Geht es nach dem Willen der EU und des deutschen Finanzministers, so soll es auch im Großherzogtum künftig zu einer umfassenden Kontrolle und Besteuerung von ausländischen Geldanlagen kommen. Luxemburg signalisiert Gesprächsbereitschaft, mit Deutschland und der EU über eine schärfere Besteuerung grenzüberschreitender Kapitalerträge zu verhandeln. Dabei legt man jedoch Wert darauf, "keine Steueroase zu sein, sondern ein Land, das versucht, durch einen attraktiven, aber gleichwohl EU-konformen Steuerrahmen seine wirtschaftliche Entwicklung zu unterstützen". Luxemburg hat es in der Vergangenheit immer verstanden, sich dem veränderten Umfeld für Ofl'shore-Finanzplätze anzupassen. Zusammen mit Hongkong, Singapur und der Schweiz gehört Luxemburg heute aus OECD-Sicht zu den Offshore-Plätzen, die - im Gegensatz zu Liechtenstein - über eine gute Infrastruktur und solide Gesetzgebung verfügen und gut mit internationalen Institutionen zusammenarbeiten. Die Konsolidierung der europäischen Bankenlandschaft ist im Großherzogtum spürbar: Bei fast jeder großen Fusion der letzten Jahre kam es auch bei den luxemburgischen Töchtern zu Restrukturierungen. Wenn Luxemburg mit rund 300 Milliarden Euro verwalteten I
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Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze
Das Großherzogtum im Härtetest Schlimmer als erwartet hat es auch den Luxemburger Bankenplatz in den weltweiten Strudel der Finanzkrise hineingezogen. In einer dramatischen Rettungsaktion haben Belgien, Luxemburg und die Niederlande Anfang Oktober 2008 die Fortis-Bank mit 11,2 Milliarden Euro vor dem Zusammenbruch gl!rettet. Teil der Rettungsaktion war auch, dass der niederländische Bankenriese ING für zehn Milliarden Euro wesentliche Teile der frühl~ren ABN-Amro übernimmt. Dass kurze Zeit später mit der Dexia eine weitere Großbank, die zu den Big Playern im Großherzogtum zählt, mit insgesamt 6,4 Milliarden Euro von staatlicher Seite gestützt werden musste, signalisiert den Ernst der Finanzkrise.
Als Antwort auf die FinanzkriSE! versuchen viele luxemburgische Banken, ihre Vermögensverwaltungsaktivitäten auszubauen oder sich als Kompetenzcenter zum Bl?ispiel für die Kreditadministration im Konzern zu positionieren. Auch ist bei vielen Finanzadressen das Bemühen erkennbar, neben dem Investmentfondsgeschäft das Private Banking zu einer weiteren Hauptstütze ihres Geschäfts auszubauen. In der Vermögensverwaltung haben sich Luxemburgs Banken immer auf das Kundensl~gment 500.000 bis 2,5 Millionen konzentriert. Die Mehrzahl der Privatkunden stammt aus Belgien, Frankreich und Deutschland. Doch trotz attraktiver steuerlicher Rahmenbedingungen fehlt dem Großherzogtum der Zauber der Schweiz als Wohnsitz. Luxemburger Kapitalanlagen sind EU-konform. So profitieren Anleger etwa mit Einführung der Abgeltungsteuer bei Wertpapieranlagen innerhalb von "Mantel"-Lösungen von einem Zinseszinsund Steuerstundungseffekt. Netto-Erträge werden erst bei Fälligkeit bzw. bei Kapitalentnahme steuerpflichtig. Während der Laufzeit unterliegen Dividenden, Zinsen und Kursgewinne keiner Versteuerung. Das Großherzogtum ist das bedeutendste Zentrum für die Verwaltung von Investmentfonds in Europa. Mehr als 150 internationale Banken, darunter 45 Niederlassungen deutscher FiWNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand nanzinstitute, und rund 2.900 Investmentfonds mit einem Volumen von mehr als zwei Billionen Euro haben sich hier angesiedelt. Hinzu kommen 95 Versicherungsgesellschaften mit einem jährlichen Prämienaufkommen von derzeit 13 Milliarden Euro. Dem Finanzsektor kommt eine Schlüsselrolle zu, rund 65.000 Beschäftigte tragen direkt und indirekt zu über einem Drittel der gesamten Wertschöpfung des Landes bei. über 95 Prozent des Geschäftsvolumens wird heute grenzüberschreitend erbracht. Diskretion und ein strenges Bankgeheimnis zeichnen Banken und Versicherungsgesellschaften aus. Im Bereich Private Banking ist Luxemburg die Nummer eins in der EU, bei der Verwaltung von Investmentfonds ist es das bedeutendste Zentrum außerhalb der USA, für europaweit operierende Versicherer ist es als Standort erste Wahl. Luxemburg bietet mit den höchsten AnlE?gerschutz in Europa. International ausgerichtete Investoren finden hier auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Lösungen und geballte Kompetenz, kombiniert mit einer sicheren Rechts- und Ste~uerlage. Weitere Informationen: • www.luxembourgforfinance.lu Luxemburger "Fondsfabrik" .- Fondsanzahl nach Domizil
• • • • • • • • •
fonds insgesamt Deutschland Irland Österreich Großbritannien frankreich Liechtenstein Schweiz Sonstige
9.153 1.240 799 578
133 89 66 38 66
Quelle: .(ommJSslon de Surveillance du Soecteur FmanCler" (CSSF)
Luxemburg spielt seit Jahren in der Spitzen liga der weltweiten Standorte für Investmentfonds. Für Fonds gibt es eine Vielzahl von
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Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze
Was der Finanzplatz luxemburg noch zu bieten hat Börse: An der Luxemburger Börs{! werden rund 30.000 Wertpapiere - übervviegend Euro-Anleihen - notiert, die von über 4.100 Emittenten aus 100 verschiedenen Ländern stammen. Clearstream: Clearstream, eine der führenden internationalen Clearing und Settlement-Organisationen für Bonds, Aktien und Investmentfonds sowohl für den inländischen als auch für den grenzüberschreitenden Markt, ist seit 1970 im Großherzogtum ansässig. Der Wert der vervvahrten Wertpapiem beläuft sich auf ca. 7,5 Trillionen Euro. Pro Jahr werden 61,8 Millionen Transaktionen abgewickelt. Clearstream zählt die weltweit größten Finanzinstitute zu seinen Kunden. Holding- und Finanzbeteiligungsgesellschaften: Während die Hauptaktivität der Holdings darin besteht, Beteiligungen an in- und ausländischen Firmen zu erwerben und zu vervvalten, geht der Handlungsspielraum der Finanzbeteiligungsgesellschaften über die Anlage in Wertpapieren hinaus. Daher unterliegen beide Gesellschaftsformen in Luxemburg auch unterschiedlichen Steuerbestimmungen. Versicherungs- und Rückversicherungsgesellschaften: Rund 100 Versicherungsunternehmen und 270 Rückversicherungsgesellschaften haben ihren Sitz in Luxemburg. Mit der Verwirklichung des großen EU-Binnenmarktes rücken nicht nur die Banken und Versicherungsunternehmen näher zusammen, sondern auch die Tendenz zu einer Verschmelzung der beiden Geschäftsbereiche nimmt deutlich zu. Ergänzende Dienstleistungen: Vermögensvervvalter, Wirtschaftsprüfer, Makler, Anwälte etc. vervollständigen das Bild des Finanzplatzes. Dieser ist in der Lage, sowohl dem privaten als auch dem institutionellen Anleger eine umfassende Palette kommerzieller und finanzieller Dienstleistungen anzubieten. Die Flexibilität des Finanzplatzes, verbunden mit dem prof.!ssionellen Know-how der beteiligten Akteure, ermöglicht eine schnelle und zeitnahe Reaktion auf neue Markttrends und verändertE! Rahmenbedingungen. Dazu kommen ein hohes Maß an 5ervicequalität, hohe Sicherheitsstandards und ein hoher Schutz der Privatsphäre der Kunden. Abgeltungsteuersatz: Mit zehn Prozent ist dieser der niedrigste Satz zur versteuerung von Kapitaleinkünften innerhalb der EU.
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finanzplätze auf dem Prüfstand Gestaltungsmöglichkeiten - über 2.000 unterschiedliche Fondsprodukte sprechen dafür. Hedge-Fonds etwa, jenseits der Grenzen noch in den Kinderschuhen, sind hier längst gängige Praxis. Dies gilt ebenso für Pfandbriefe und VE?rbriefung. Und die neue Gesellschaftsform der SICAR bietet sich als Sammelbecken für das in Europa dringend benötigte Risikokapital an. Internationale Verbindungen, Kompetenz und Erfahrungen ermöglichen es den in Luxemburg ansässigen Finanzinstituten, als zentrale Drehscheibe für grenzüberschreitende Dienstleistungen im Finanzsektor zu fungieren - sei es im Devisenhandel, in der Liquiditätsbeschaffung oder in der BörsE?nnotierung für globale Rentenpapiere. Hier macht sich bezahlt, dass der Finanzplatz Luxemburg nicht erst durch eine Nachfrage der Privatkundschaft aus dem Boden geschossen ist, sondern dass er viel tiefere und ältere Wurzeln von Banken und internationalen Handelsbewegungen hat. Was das Know-how in der Vermögensverwaltung betrifft, können es die luxemburgischen Banken, darunter allein rund 50 Niederlassungen deutscher Geldhäuser, ohne weiteres mit den Schweizer Vermögensverwaltern aufnehmen. Doch im Gegensatz zur Schweiz wird hier eine Klientel bedient, deren Vermögen geringer ist als das der typischen Private-Banking-Kunden in der Schweiz. Bereits ab 125.000 bis 250.000 Euro wird man im Großherzogtum gut bedient: Flexible Nummernkonten, Investmentfonds oder Lebensversicherungen - auch als Mantel für Wertpapiervermögen - bieten solide Anlagevarianten.
Fonds-Policen aus Luxembu rg Dem Anleger bietet das Großherzogtum die Möglichkeit, die Prämie für eine fondsgebundene Lebensversicherung nicht in Form von Geld, sondern in WertpapierE~n einzubringen. Damit behält er im Prinzip die Zusammensetzung seines Portfolios bei. Dieses wird in seiner Gesamtheit jedoch in dEm rechtlichen Rahmen einer Le-
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Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze bensversicherung eingebracht, was insbesondere dann sinnvoll ist, wenn es sich um Rentenwerte mit hohem Kupon oder um Aktien handelt, die innerhalb der Spekulationsfrist umgeschichtet werden.
Die fondsgebundene lebensversicherung Sie hat längst den klassischen, meist wenig transparenten Lebensversicherungen den Rang abgelaufen. Besonders gewinnt dabei die Luxemburger Investmentpolice an Attraktivität, die eine individuelle Portfoliostruktur mit den Vorteilen einer Lebensversicherung verbindet. Mit einer Investmentpolice nach deutschem Recht erhält der Kunde ein individuelles Depot in einer steuerbegünstigten Policenlösung. Das aktive Manaqement des Vermögensverwalters innerhalb der Versicherung generiert dabei keine jährliche Ertragsbesteuerung respektive Abgeltungsteuer. Dabei ist es unerheblich, ob in Aktien, Fonds, Zertifikate oder Anleihen investiert wird. Besteuert werden die Erträge erst bei Entnahme. Bei Fälligkeit einer solchen Investmentpolice durch das Ableben der versicherten Person wird die gesamte Anlage '2rtragsteuerfrei respektive abgeltungsteuerfrei an den Begünstigten ausgezahlt. Neben der ertragsteuerlichen Bl2trachtung gibt die Luxemburger Investmentpolice aber auch Antwort auf schenkung- und erbschaftsteuerliehe Fragestellungen sowie die Nutzung von Freibeträgen. Weit über die Hälfte der Bundesbürger besitzt kein Testament, über 90 Prozent der existierenden Testamente sind aus Expertensicht juristisch nicht einwandfrei. Was in der Absicht vereinbart wurde, Vorsorge für den überlebenden Partner zu schaffen, widerspricht meist einer st+:!ueroptimierten übertragung von Vermögen an Dritte wie Kinder oder Enkelkinder. Eine Luxemburger Investmentpolice kann diesem Mangel abhelfen. Sie ist als Vertrag zugunsten Dritter so konzipiert, dass sie neben dem testamentarischen Willen und der gE!Setzlichen Erbfolge einen Dritten direkt begünstigt und damit wl?rtvolle Freibeträge nutzen kann. Eine solche Regelung zu Lebzeitl2n ist dabei jederzeit veränderbar. WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand
Das luxemburger Spezialfondsgesetz ein Ausweg aus der Abgeltungsteuer Durch das Anfang 2007 verabschil?dete Luxemburger Spezialfondsgesetz ("Loi relative aux fonds d'investissement speeialisees") hat das Großherzogtum im europäischen Wettbewerb um Anlegergelder die Grundlage geschaffen, um diese in·teressante, insbesondere für alternative Investments beliebte Anlageklasse auch für einen breiteren Kreis von Privatanlegern zu öffnen. Damit können neben den institutionellen Anlegern nun auch sachkundige private Anleger in Luxemburg einen Spezialfonds (FIS) auflegen. Das Spezialfondsgesetz fordert als Qualifikation des Investor:; lediglich, dass dieser schriftlich erklärt, über ausreichende Kapitalmarktkenntnisse zu verfügen, sowie eine Anlage von mindestens 125.000 Euro. Da es keine Vorgaben über die Mindestanzahl von Anlegern gibt, ist auch ein "Ein-Anleger-Fonds" denkbar. Voraussetzung ist lediglich, dass binnen eines Jahres ab der Genehmigung durch die CSSF ("Commission de Surveillance du Secteur Financier") ein Mindestfondsvermögen von 1.250.000 Euro erreicht ist. Für vermögende Privatanleger oder Family-Offices eröffnet sich damit ein interessantes Produktsegment. Den Initiatoren sind hinsichtlich der Anlagestrategie kaum noch Grenzen gesetzt. Sie können beispielsweise aus Aktien, Renten, Geldmarktinstrumenten, Derivaten, Devisen, Hedge-Fonds, Private Equity, Yenture Capital oder Immobilien auswählen. Einzige Restriktion ist die Erfüllung des Grundsatzes der Risikostreuung. Regulatorische Bedingungen: Da der FIS keine eigenständige Gesellschaftsform ist, kann dieser als Sondervermögen (FC PI" fonds commun de placement"), SICAV (,,:;ocietes d'investissement a capital variable") oder SICAF ("societes d'investissement a capital fix") strukturiert werden, wobei der Zusatz FIS als Hinweis in den Fondsnamen aufzunehmen ist. Der satzungsmäe,ige Sitz muss in Luxemburg sein. Als Yerwahrstelle können ausschließI ich Depotbanken mit Sitz in Luxemburg oder luxemburgische Niederlassungen von EU-Banken fungieren. Der NettoinventafVllert, der nicht veröffentlicht werden muss, ist mindestens einmal jährlich festzustelltln, wobei sowohl der Turnus als auch die Bewertungsmethode im VefVllaltungsreglement zu bestimmen sind. Im Regelfall erfolgt die Bewertung zum Marktwert ("fair value"). Der Halbjahresbericht entmllt.
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noch: Das Luxemburger Spezialfolldsgesetz . Besteuerung: Bei der Gründung sind in Luxemburg einmalig 1.250 Euro Kapitalsteuer Ldroit d'apPoI1") zu entrichten. Neben der jährlichen Zeichnungsteuer Ltaxe d'abonnement") von 0,01 Prozent des Nettovermögens unterliegt der Spezialfonds dort keiner Ertragsbesteuerung. In Deutschland unterliegt der Anleger der transparenten Besteuerung nach dem Investmentsteuergesetz. Laufende Einkünfte wie Dividenden und Zinsen sind vom Investor auch ohne Ausschüttung zu versteuern, vorausgesetzt der FIS kommt seiner Berichtspflicht nach. Anderenfalls drohen steuerliche Nachteile. Attraktiv ist nach dem derzeitigen Rechtsstand der geplanten Abgeltungsteuer, dass bei einem späteren Verkauf l~ines vor dem 1.1 .2009 errichteten FIS die auf Fondsebene erzielten Veräußerungsgewinne endgültig steuerfrei vereinnahmt werden können. Fazit: Der FIS bietet kapitalkräftigen deutschen Anlegern die einmalige Möglichkeit, sich Steuervorte·ile ohne zeitliche Befristung zu sichern. Die Kosten sind vergleichsweise gering, der bürokratische Aufwand ebenfalls. Hinzu kommt dass (fast) alle Kapitalanlagen denkbar sind. Der Einfluss der Investoren auf die Vermögensverwaltung kann durch Verwaltungsratsmandate, als Investmentmanager und vertraglich gesichert werden. Weitere Informationen: RP Richter & Partner Steuerberater Wirtschaftsprüfer Rechtsanwälte Nymphenburger Straße 3b, 8033~5 München Tel.: 089-550 66 0, Fax: 089-550 66 100 \WIW.rp-richter.com So können Großeltern beispielsweise bereits zu Lebzeiten die Nutzung der vom Gesetzgeber ermöglichten Freibeträge für Kinder und Enkelkinder vorsehen. Um Freibeträge mehrfach zu nutzen, kann ein Schenkender gemeinsam mit dem Beschenkten einen Vertrag abschließen, der beim späteren Ableben des Schenkenden wirksam wird. Aufgrund der gesamthänderischen Vertragsverbundenheit kann der Beschenkte während der Vertragslaufzeit ohne die Zustimmung des WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand Schenkenden nicht über das Vermögen verfügen. Die besondere Flexibilität der Investmentpolice kommt ab 2009 zum Tragen: Eine individuelle Vermögensverwaltung ohne steuerliche Mehrbelastung wird dann nur noch in einer Investmentpolice möglich sein.
Führende Bankadressen: • ABBL Luxemburger Bankenvereini9ung Borte postale 13, L-201 0 Luxembourg Tel.: 00352-463660-1, fax: 00352-460921, """""".abbl.lu •
Banque de Luxembourg SA 14, Boulevard Royal, L-2449 Luxembourg Tel.: 00352-26 20 26 60, fax: 003~52-499 24 55 99 """""".banquedeluxembourg.com
• Banque LBLux S.Ä. 3, rue Jean Monnet, L-2180 Luxernbourg Tel.: 00352-424341, Fax: 00352-424345099, \hIWw.lblux.lu •
Commerzbank International Luxembourg SA - Private Banking 25, rue Edward Steichen, L-2540 Luxembourg Tel.: 00352-47791 11, Fax: 00352-477 9112 270 """""".commerzbank.com
•
Hauck & Aufhäuser Banquiers LUXI!mbourg S.Ä. 23, Avenue de la Liberte, L-1931 Luxembourg Tel.: 00352-451 31 41, Fax: 00352-451314229 """""". hauck-aufhaeuser.1 u
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KBL Kredietbank Luxembourgoise S.A. Boulevard Royal 43, L-2955 Luxembourg Tel.: 00352-47971, Fax: 00352-47977 3912, \hIWw.kbl.lu
Andorra In Andorra bezahlt man mit Euro, obwohl der Pyrenäenstaat nicht zur EU gehört. Diese Sonderstellung verzinst sich bei den örtlichen Banken gut. Auch hinsichtlich des Pro-Kopf-Einkommens übertrifft Andorra alle anderen EU-Staaten. Und damit das so bleibt, wehren sich die Andorraner mit aller Macht gegen das Begehren der Europäischen Union, sich in steuer-, zoll- und wirtschaftlichen Fragen
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dem strengen EU-Standard anzupassen. Dennoch konnten sich die Banken im Fürstentum der EU-Zinsrichtlinie nicht entziehen: Sie haben sich für den Quellensteuerabzug entschieden. Und obwohl es nicht den Anschein hat, ist das andorranische Finanzsystem streng geregelt. So gibt es seit 1994 ein gesetzlich geregeltes Bankgeheimnis, seit 2000 steht auch Geldwäsche aus Korruption, Mafia und Terrorismus unter Strafe. Devisenbestimmungen gibt es nicht, Kapitalein- und -ausfuhr sind frei. Da in Frankreich und Spanien jedoch Einschränkungen im Devisenverkehr bestehen, sollte die Mitnahme größerer Geldbmräge nach Andorra vermieden werden (besser: Bank- oder Ordmschecks). Das Fürstentum unterhält mit keinem Land Rechtshilfe-, Amtshilfeoder Steuerabkommen, auch gibt es mit Deutschland kein DBA. Ohne Doppelbesteuerungsabkommen gilt das WeIteinkommensprinzip. Deshalb sollte bei einer Wohnsitznahme in Andorra der deutsche Steuerberater konsultiert werden. Andorra kennt keine direkten Steuern, weder Einkolllmen- noch Körperschaftsteuer, weder Vermögen- noch Erbschaftsteuer. Das Fürstentum ist also für alle, die dort wohnen, eine E~chte Steueroase. Neu ist die Aufnahme des Tatbestands der Steuerhinterziehung ins Strafgesetzbuch. Seit 2006 gilt diese bei Zinssteuerhinterziehung. Die sechs Banken im Fürstentum verwalten rund 30 Milliarden Euro, sie stehen mit allen wichtiqen Finanzzentren in Verbindung. Besucht werden sie vorrangig von Franzosen und Spaniern. Für Deutsche haben die Finanzhäuser in der unmittelbaren Nachbarschaft mehr zu bieten. Deutsch{l Spanienurlauber zieht es hauptsächlich wegen Europas größtem Duty-Free-Shop in den Pyrenäenstaat.
Für Unverbesserliche dennoch alle Banken: • Grup Agricol Reig-Andbanc Carrer Manuel Cerqueda Escaler 6, Escaldes-Engordany Tel.: 00376-873333, Fax: 00376··863905, www.andbanc.com WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand • Banc Internacional i Banca Mora Av. Meritxeli, 96, Andorra la Velia Tel.: 00376-884884, Fax: 00376-884499, wWl'v.bibm.ad • Banca Privada d'Andorra Av. Carlemany, 119, Escaldes-Engordany Tel.: 00376-873500, Fax: 00376-873517, wWN.bpa.ad • Banc Sabadeli d'Andorra Av. Dei Fener, 7, Andorra la Velia Tel.: 00376-735680, Fax: 00376-735681, wWl'v.bsa.ad • Caixabank Placa Rebes, 3, Andorra la Velia Tel.: 00376-874874, Fax: 00376-735601, wWl'v.caixabank.ad • Credit Andorra Av. Meritxeli, 80, Andorra la Velia Tel.: 00376-888035, Fax: 00376-888881, wWN.creditandorra.ad
Channellslands Als attraktiver Finanzplatz mit intaktem Bankgeheimnis gelten seit langem die Channellslands. Sie sind rechtlich selbstständig mit eigener Steuerhoheit, stehen aber unter dem Schutz der britischen Krone. Vor allem Jersey und Guernsey haben sich so zu Finanzzentren ersten Ranges entwickelt. Das Bankgeheimnis ist zwar nur gewohnheitsrechtlich abgesichert _. es funktioniert jedoch. Dafür haben die Inseln ein Trustgesetz. Werden Konten und Depots von einem Vermögenstrust verwaltet, unterliegt der Treuhänder - das kann auch eine Bank sein - der (~eheimhaltungspflicht. Dadurch bleibt die Anonymität privater Anleger gewahrt. Bis Mitte der 90er-Jahre standen die Inseln und deren Bankenwelt im Verdacht, eine Schwarzgeldadresse par excellence zu sein, doch dann kam es mit der Regierung in London zu Spannungen. Die Lokalregierungen unterzeichneten auf den Druck Londons hin mit der EU eine Einkommensdirektiw!, 2004 wurde die Einkommensteuer für Privatpersonen und Unternehmen dem EU-Standard entsprechend harmonisiert. Doch der aktuelle Einkommensteuer-
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satz von 20 Prozent gilt lediglich als Zielgröße. Es bestehen zahlreiche Möglichkeiten, diesen Steumsatz legal zu umgehen. Wie Luxemburg sind auch die Channel Islands ein bevorzugter Platz für Investmentfonds-Gründungen. Mittlerweile gibt es kaum noch einen global tätigen Finanzdienstleister, der hier nicht präsent ist und eine Reihe der nach Tausenden zählenden Fonds verwaltet. Ausländern ist es fast unmöglich, Immobilien zu erwerben. Auch werden keine Daueraufenthalts~lenehmigungen erteilt. Die Inseln kennen keine Erbschaftsteuer, was sehr zu ihrer Attraktivität für britische Staatsbürger beiträgt, die einer hohen Erbschaftsbesteuerung unterliegen. Doch in erster Linie bieten Guernsey und Jersey attraktive Steuergestaltungsmöglichkeiten für Unternehmen. Mittler;veile haben sich dort über 37.000 Gesellschaften niedergelassen. Mit Deutschland besteht kein Doppelbesteuerungsabkommen. Geldgeschäfte und Investments können ohne Deviseneinund -ausfuhrrestriktionen getäti~lt werden. Aktuell haben die Channellslands mit Deutschland ein Amtshilfeabkommen unterschrieben. Danach kann das Bundeszentralamt für Steuern künftig Daten deutscher Anleger bei Banken auf den Channel Islands anfordern. Mit Geldwäsche und Steuerhinterziehung wollen die Aufseher auf den Inseln nichts mehr zu tun haben. Sie sind um den Ruf der Channellslands als international respektiertes Finanzdienstleistungszentrum bemüht. Dennoch bleibt Schwarzgeld ein Thema _. rund 200 Milliarden Euro sollen bei den Banken im Ärmelkanal geparkt sein. Das Finanzgeschäft wurde zur 9roßen Erfolgsstory: Während die Channellslands Investoren vor 20 Jahren noch mit Steuerkonzessionen locken mussten, ist heute die Fachkompetenz der Finanzdienstleister ausschlaggebend. Rund 100 Banken haben sich allein auf Guernsey niedergelassen, nur ein paar weniger als auf der Nachbarinsei Jersey. Auf beiden Inseln haben insgesamt rund 100 Finanzinstitute ihren Sitz, darunter auch einige deutsche. Hinzu kommen 352 Versicherungsunternehmen. Damit liegt Guernsey WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand als Versicherungsplatz weltweit an dritter Stelle - nach den Bermuda- und den Cayman-Islands. Während die Piraten der Channel Islands früher stahlen, was andere transportierten, transportierten die Banker der Inseln vor der französischen Küste in den vergangenen Jahren, was andere stahlen - dem Fiskus und damit dem Volksvermögen der großen Länder. Aber natürlich wird bei den Banken auch viel sauberes Geld beTrust auf den Channellsland:s (Jersey) Die fluchtburg Liechtenstein, in der Vermögende seit den 70er-Jahren Vermögen parken, um es mög liehst steuergünstig an ihre Erben weiterzureichen, ist in Verruf geraten. Die Channel Islands und Gibraltar bieten sich als alternative Trustburgen an. Bei großen Vermögen bieten Trustgestaltungen erhebliche Flexibilität - im Erbfall wie bei laufenden Erträgen. Doch Vorsicht: Der deutsche Fiskus erkennt einen Trust aus ertragssteuerlicher Sicht nur als eigenständiges Rechtsgebilde an, wenn l~r ohne Vorbehalte errichtet wird, das heißt: Die Statuten dürfen nicht vorsehen, dass der Trust zu einem späteren Zeitpunkt auch wieder aufgelöst werden kann. Zudem dürfen die Empfangsberechtigten, an die der Trust später Erträge ausschüttet, nicht vorher fest definiert werden. Gründung: Der Gründungsbetrag unterliegt der deutschen Schenkungsteuer. Daher liegt dieser in der Regel unter 5.000 Euro (Freigrenze Steuerklasse 111). laufende Erträge: In der Praxis wird dem Trust häufig eine ausländische Gesellschaft vorgeschaltet, auf die dann sukzessive das eigentliche Vermögen übertragen wird und die auch die Erträge erwirtschaftet. Auf Jersey sind die Erträge der Gesellschaft für Ausländer steuerfrei. Deutschland kann nicht darauf zurückgreifen, da für ausländische Gesellschaften kein Besteuerungsrecht besteht. Zuwendungen: leben die Begünstigten in Deutschland, stellt der Fiskus Erbschaftsteuer in Rechnung. Dies lässt sich vermeiden, indem das Vermögen nach dem Tod des Erblassers im Trust bleibt und erst übertragen wird, wenn die Erben mindestens fünf Jahre im Ausland gelebt haben.
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wegt. Doch der erwähnte Vergl{!ich trifft den Kern der "Karriere" von Jersey und Guernsey seit den siebziger Jahren. Damals entwickelten sich die Inseln durch freundliche Gesetze, niedrige oder gar keine Steuern und eine diskrete Handhabung von Geldströmen zu einem der großen Finanzzentren Europas. Heute sind auch die Banken und die Direktoren von Offshore-Firmen verpflichtet, die Identität und die Herkunft der zu verwaltenden Gelder festzustellen. Derzeit werden auf den Channellslands über 875 Milliarden Euro verwaltet - häufig über Trusts. Mit rund 25 Prozent stellen Briten die größte Anlegergruppe. Das durchschnittliche Anlagevolumen pro Kunde liegt bei 500.000 Euro. Die meisten Banken bieten inzwischen steueroptimierte Finanzprodukte für EU-Bürger an. Darunter sind auch offene Immobilienfonds, die in Strategie, Beleihun9skriterien sowie hinsichtlich Beleihungs- und Bewertungsaspekten - im Gegensatz zu den strikten Vorgaben im deutschen Investrnentgesetz - weitgehend frei vereinbar sind. Höhere Chancen bei höherem Risiko.
Ausgewählte Bankadressen: Guernsey: • Coutts (Guernsey) Ud. Coutts House, Le Truchot, S1. Peter Port, GY1 4AH Tel.: 0044-1481-72 6101, Fax: 0044-1481-72 82 72 • Rabobank Guernsey Ltd. Holland House, 5t. Julian's Ave, 5t. Peter Port, GY1 3UY Tel.: 0044-1481-72 51 47, Fax: 0044-1481-72 5157 Jersey: • Citibank (Channellslands) Ltd. 38 Esplanade, 51. Helier JE4 8QB Tel.: 0044-1534-60 50 00, Fax: 0044-1534-60 81 90 • H5BC Private Bank (Jersey) 1 Grenville Street, S1. Helier JE4 9PF Tel.: 0044-1534-60 65 00, Fax: 0044-1534-60 65 04
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finanzplätze auf dem Prüfstand • L10yds T5B Bank (Jersey) ltd. L10yds T5B House, 25 New 5treet, St. Helier JE4 8RG Tel.: 0044-1534-50 30 00, fax: 0044-1534-50 30 47 • Barclays Private Clients International P.O.Box41, 51. Peter Port, GYI3BE Tel.: 0044-8456-48 11, fax: 0044-1534-50 50 77 • Royal Bank of 5cotland International Glategny Esplanade, 5t. Peter Port, GYI 4BQ Tel.: 0044-1481-70 84 46, fax: 0044-1534-28 56 60
Gibraltar Die nur sechs Quadratkilometer große Felsenhalbinsel im Süden Spaniens untersteht zwar schon SE!it über 200 Jahren der britischen Krone, ist aber in ihren wirtschaftspolitischen Entscheidungen weitgehend unabhängig. Dass es den rund 30.000 Bewohnern schlecht ginge, kann niemand behaupten. Das BIP pro Kopf lag Anfang 2008 bei über 30.000 Euro. In den vergangenen drei Jahren ist die Wirtschaftsleistung jährlich um jeweils 7,5 Prozent gestiegen und Arbeit gibt es genug. Täglich pendeln 14.000 spanische Arbeitskräfte ein. Trotz dieser überzeugenden Zahlen setzt die Lokalregierung alles daran, dass es sich in Gibraltar auch in Zukunft komfortabelleben lässt. Gibraltar soll zu e'inem Geschäfts- und Finanzplatz von internationalem Ruf ausgebaut werden. Binnen weniger Jahre konnte eine Reihe Versicherungsunternehmen angeworben werden, die juristisch von Gibraltar aus operieren. Versicherer, Banken und die ortsansässigen Rechts- und Steuerberater schätzen die schnellen Entscheidungswege der lokalen Behörden. Von diesem Erfolg beflügelt, begann das für Wirtschaftsansiedlungen zuständige Finance (entre damit, Investmentbanken in das Miniland zu locken. Auch setzt man darauf, Gibraltar für Multis hinsichtlich ihrer Firmensitze oder regionalen Headquarters interessant zu machen. Die niederländische ABN AMRO-Gruppe und die britische Barclays Bank haben - neben etlichen kleineren Investmentbank.m - bereits starke Private Ban-
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Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze king-Kapazitäten in Gibraltar aufgebaut. Wesentliche Aktivitäten sind bisher die Beratung zu und das Verwalten von Vermögen der Reichen und Superreichen, die sich häufig im nahe gelegenen spanischen Marbella und in den Orten an der (osta dei Sol niedergelassen haben. Auch für vermögende Spanier sind die Banken in der Kronkolonie zu einer ersten AdrE~se geworden. Die britische Kronkolonie zählte Mitte 2008 nicht nur rund 90.000 Offshore-Gesellschaften, die sich dort vornehmlich aus dem englischen und asiatischen Raum niedergelassen haben, sondern auch über 30 Banken, die für rund 100.000 Kunden Vermögenswerte von rund 30 Milliarden Euro verwalten. Auch für viele Deutsche, die an der spanischen (osta dei Sol das Leben genießen und Gibraltar als steuergünstigen Finanzplatz nutzen.
Steuerlicher Traumwohnsit.~ für Vermögende Eine vorteilhafte Regelung nutzen die mittlerweile fast 1.000 vermögenden Einzelpersonen, die am Fuß des Felsens leben bzw. dort ihren Wohnsitz haben: Diese Gruppe hat mit der Lokalregierung jeweils einen Vertrag für die Pauschalbesteuerung ihrer Einkommen geschlossen. Danach müssen sie pro Jahr lediglich zwischen 20.000 und 30.000 Euro Steuern zahlen - unabhängig davon, wie groß ihr vermögen und Einkommen ist. Voraussetzung hierfür ist ein Vermögen jenseits der Drei-Millionen-Grenz.~, ferner ein dem Einkommen entsprechender Wohn- oder Feriensitz. Vor allem aus Sicht der SChweiz, die mit einer günstigen Pauschalbl?steuerung um Ausländer wirbt, erwächst hier am Südzipfel Europas eine Konkurrenz.
AusgeWählte Bankadressen: (für Deutsche an der (osta dei Sol) • Barclays Bank Offshore Financial Services (Gibraltar) Ltd. Regal House, 3 Queensway, Gibraltar Tel.: 00350-7 85 65, Fax: 00350-7 99 87 • Hispano Commerzbank (Gibraltar) Ltd. 2nd Floor, Don House, 30-38 Main Street, Gibraltar Tel.: 00350-7 41 99, Fax: 00350-7 41 74 WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand • Jyske Bank (Gibraltar) Ltd. 76 Main Street, Gibraltar Tel.: 00350-7 27 82, Fax: 00350-7 27 32
Finanzplatz Großbritannien Ende 2008 ist die Rezession angekommen und Großbritannien ist von einer sich rasant abschwächenden Konjunktur gezeichnet. Die Bank von England erwartet, dass sich die britische Volkswirtschaft frühestens in zwei Jahren aus dem Konjunkturtief befreien kann. Der Wechselkurs des Pfund rea9iert angesichts dieser düsteren Prognose mit weiterem Werteverfall. Er notiert Ende 2008 gegenüber dem Euro auf dem niedrigsten Stand seit dessen Einführung und gegenüber dem US-Dollar seit sechs Jahren. Trotz massiver Milliardenhilfen seitens der britischen Regierung scheuen sich Banken und Kreditkartenorganisationen, ihren Kunden Kredit zu geben und wenn doch, dann nur zu hohen Zinsen - mit gravierenden Folgen auch für den Immobilienmarkt. So trifft die Wucht der Finanzkrise nicht nur das Unternehmertum, sondern vor allem auch die gegenüber beispielsweise Deutschland deutlich höher verschuldete Bevölkerung viel härter.
Als Finanzplatz führend in E:uropa Es ist in den vergangenen Jahren für international tätige ausländische Banken gewissermaßen zur Pflicht geworden, in London auf breiter Basis präsent zu sein. Zahlreiche Großbanken, etwa die Deutsche Bank, die niederländische ING und selbst die konservative französische BNP Paribas, haben große Teile ihrer Investmentaktivitäten nach London verlegt. Manche Häuser beschäftigen in der City, speziell im Bondsbereich, mehr Händler als in ihren Zentralen. Aktuell sind über 500 BankEm (vgl. Frankfurt: 152) und mehr als 150 Wertpapierhäuser aus zahlreichen Ländern in London ansässig. Der Anteil von Banken aus der EU hat sich an den Aktiven 178
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Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze binnen eines Jahrzehnts von 43 auf 50 Prozent erhöht. über 330.000 Menschen waren Anfang 2008 im Finanzdistrikt beschäftigt. Neben den traditionellen Geschä·ften werden 60 Prozent aller Eurobonds in der City begeben. Der Finanzplatz London mausert sich zum weltweit führenden Platz für Hedge-Fonds. Bei Börseneinführungen ist die City weltweit führend. Heute ist Großbritannien der größte Online-Banking-Markt Europas. Im Private Banking profitiert Großbritannien von seinen Offshore-Standorten, die zu den bedeutenderen Zielgebieten im Offshore-Banking gehören. Doch mit der Finanz- und Bankenkrise brechen ganze Bereiche weg, etwa das komplette Investmentbanking. Die Folgen für London sind EndE! 2008 noch gar nicht abzusehen. Tausende Banker werden arbeitslos. Die teuren Mieten, schnellen Autos und das Leben im Luxus können nicht mehr gezahlt werden. Großbritannien lebt vor allem von der Finanzbranche. Diese taumelt Ende 2008 jedoch mit den angeschlagenen Banken Royal Bank of Scotland (RBS), HBOS, L10yds TSB und Barclays am Rande des Abgrunds. Hier liegt auch der Grund für die Schwäche des Pfunds gegenüber dem Euro. Jahrelang hat die boomende Banken- und Investmentfonds-Branche in der Londoner City die Investoren aus dem Ausland angezogen. Vor allem die Golfstaaten, aber auch die Schwellenländer in Asien hatten in Pfund-Anlagen investiert. Der Vertrauensverlust in die britischen Finanzfirmen im Zuge der weltweiten Kreditkrise hat 2008 zu einem rapiden Kapitalabzug geführt. Londoner Banker fragen sich bereits, ob die Schwäche des Pfund zu einer späten Liebe des Euro auf der Insel führen könnte. Als "toilet currency" verhöhnt, stand der Euro stellvertretend für die schwerfälligen Volkswirtschaften auf dem Kontinent, die jahrelang beim Wachstum den Briten hinterherhinkten. Nun könnte Großbritannien zu den Hauptopfern der Finanzkrise in Europa werden. WNW.W!'U1i1UA.de
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Heimat der Hedge-Fonds Der Londoner Finanzplatz profitiert stark von den dort ansässigen Hedge-Fonds. Im Jahr 2007 ist das Geschäft mit Hedge-Fonds im Vergleich zu anderen FinanzplätzEm überproportional gewachsen. Immer mehr europäische institutionelle Investoren stecken Mittel in diese weitgehend unregulierten Anlagegesellschaften. Nach einer Untersuchung der Gesellschaft International Financial Services London (IFSL) verwalten diE~ in London ansässigen HedgeFonds-Manager insgesamt 360 Milliarden US-Dollar, umgerechnet rund 265 Milliarden Euro. Damit ist ihr Anteil am globalen HedgeFonds-Geschäft seit 2002 von zehn auf 21 Prozent gestiegen. London gewinnt gegenüber New York (36 Prozent) Marktanteile und konzentriert das europäische Geschäft der Hedge-Fonds auf die britische Metropole. 900 Hedge-Fonds-Manager arbeiten mittlerweile von London aus und wickeln 90 Prozent des europäischen Geschäfts ab. Doch Ende 2008 sind die Hedge-Fonds in der Klemme. MitteIabflüsse in Milliardenhöhe und Refinanzierungsprobleme haben die Branche in eine gefährliche Situation gebracht. Am schlimmsten trifft die weltweit rund 11.000 Fonds die extreme Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe. Müssen die Banken doch bis Jahresende verstärkt darauf achten, ihre Kreditrisiken zurückzufahren. Zahlreiche Fonds müssen daher ohne Fremdfinanzierung leben, können ihren Kapitaleinsat~ somit nicht mehr "hebeln" und erzielen damit auch nicht mehr annähernd die Renditen, die noch wenige Monate zuvor möglich waren. Wegen der verlustreichen Entwicklung der Fonds versuchen zudem immer mehr Investoren, ihr Geld aus den Hedge-Fonds abzuziehen. Dies stürzt die Fonds in einen Teufelskreis: Je mehr Gelder die Fonds an ihre Investoren zurückzahlen müssen, desto mehr liquide Anlagepositionen an den Finanzrnärkten müssen sie auflösen. Der Preisverfall an den Aktienbörsen, Devisen- und Rohstoffmärkten wird beschleunigt, was wiederum die Rendite der Fonds drückt 180
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Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze und zu höheren Margen-Anforderungen ihrer Hausbanken führt. Das stürzt die Fonds in neue Liquiditätsengpässe und lässt manche Investoren aus Furcht um die Stabilität der Hedge-Fonds noch mehr Mittel abziehen. Dazu kommt, dass die Fonds wegen ihrer Leerverkäufe unter erheblichem politischen Beschuss stehen. In wenigen Monaten sind Vermögenspositionen in Milliardenhöhe vernichtet worden. Schwere Unwetter, die sich da über dem Finanzplatz Großbritannien zusammengebraut haben, und Besserung ist nicht in Sicht.
Beitritt zur Wirtschafts- und Währungsunion? Die britische Regierung will den Euro nur einführen, wenn dies im wirtschaftlichen Interesse Großbritanniens liegt. Falls sich die Regierung für eine Euro-Einführung ausspricht, wird die Entscheidung von der Bevölkerung in einem Referendum getroffen.
Jagd auf Steuersünder In Großbritannien bieten Banken im Ausland - besonders auf den Channellslands und der Isle of Man - sogenannte Offshore-Konten an. Zwar ist es völlig legal, solche Konten außerhalb des Zugriffsgebiets der Steuerbehörden zu unterhalten. Aber die britischen Finanzämter erwarten, dass die auf diesen Konten erzielten Zinserträge in Großbritannien versteuert werden, zumindest dann, wenn der Kontoinhaber in Großbritannien voll der Steuerpflicht unterliegt. Ausländer sind, solange sie den Status "Resident Non Domicile haben, davon nicht bE~troffen. In diesem Fall müssen sie in Großbritannien nur jenes Einkommen versteuern, das sie dort beziehen, und nicht ihr gesamtes Welteinkommen. H
Allerdings schränken die britischen Behörden den Steuerstatus "Resident Non Domicile" immer mehr ein, um die Steuerbasis für den britischen Staatshaushalt zu verbreitern. WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand Die Vermutung der Behörden, dass viele Briten Gelder auf Offshore-Konten einfach verschwind.m lassen, veranlasste die oberste Steuerbehörde, die HM Revenue ,'SI Customs, britische Banken zur Mithilfe zu zwingen.
Vorteilhaft: geschlossene Fonds Eine erste Adresse aus Steuersicht sind geschlossene Fonds in Großbritannien, weil das Land die höchsten Freibeträge bietet. Diese können Ehepaare bei einem getrenntEm Fondsbeitritt zweifach nutzen. Oberhalb des Freibetrags beläuft sich der Steuersatz auf moderate zehn Prozent. Wer nun in britische Immobilien oder gebrauchte Lebensversicherungen investiert, erh.~lt die jährlichen Einnahmen aus seiner Einlage bei einer unterstellten Jahresrendite von sieben Prozent bis zu rund 80.000 Euro steuerfrei, und bei einem Alter ab 65 Jahren sind es noch mehr. Im Inland unterliegen sie dem Progressionsvorbehalt. Da Anleger in geschlossene Fonds meist nahe des Spitzensteuersatzes liegen, wirkt sich dies aber nur marginal aus. Die Freibeträge werden laufend an die Inflationsrate angepasst - das gleicht steigende Mieten während der Laufzeit aus. Freibetrag Alter
2008
geplante Erhöhung für 2009
bis 64 Jahre (in GBP) umgerechnet (in Euro)
5.435 7.820
65 bis 74 Jahre (in GBP) umgerechnet (in Euro)
7.850 11.380
ab 75 Jahre (in GBP) umgerechnet (in Euro)
8.000 11.600
210 302 300 517
310 535
Quelle. Vermögensbildung profeSSionell
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Britische Lebensversicherung w Britische "with-profits-Policen sehen geringere Garantien vor als die von deutschen Lebensversicherern angebotenen Kapitallebensversicherungen. Diese Garantien gehen zudem auf den planmäßigen Ablauftermin und gelten daher meist nicht bei vorzeitiger Kündigung oder Teilkündigung (Teilentnahme). Britische Lebensversicherer investieren hauptsächlich in Aktien, in der Vergangenheit mit einem Anteil von 50 bis 70 Prozent ihrer Netto-Beitragseinnahmen, durchschnittlich rund fünfmal so viel wie deutsche Kapitallebensversicherer. Produkte von der Insel lagen bei der langfristen Gesamtverzinsung um zwei bis drei Prozentpunkte über den Ergebnissen der deutschen Konkurrenz. Im Mittelpunkt steht das Erreichen einer hohen Rendite, wofür man auch ein höheres Risiko in Kauf nimmt. Um dieses höhere Risiko für den Kunden abzufedern, wenden die britischen Versicherer ein Glättungsverfahren (Smoothing) an, wobei Rücklagen für schlechterE! Jahre gebildet werden sollen. So geben die Unternehmen während einer Hausse die Kursgewinne nicht vollständig an die Kunden weiter, um einen Puffer für Krisenzeiten aufzubauen. Das SicherhE!itskapital besteht zu einem Großteil aus den bereits erwirtschaftl?ten Mitteln, die noch nicht endgültig garantiert an den Kunden weitergegeben wurden. Hierzu gehören auch insbesondE?re Fälligkeitsboni (Schlussbonus), die im Wert der Anteile nicht enthalten und damit auch nicht garantiert sind. Mit diesem Teil des Vertragswertes "haftet" der Kunde bis zum Vertragsablauf mit für die Entwicklung der Kapitalw märkte, das heißt den Rückgan~l der wungeglätteten Poolwerte . Doch wird dies durch das "Smoothing abgemildert, so dass eine gewisse Stabilität der voraussichtlichen Ergebnisse gegeben ist. Bei vorzeitigem Verkauf der Anteili? gelten diese Garantien jedoch grundsätzlich gar nicht bzw. nur sehr eingeschränkt. Dann gehen die auf den Ablauftermin gegebenen Garantien völlig verloren, denn beim Verkauf wird der Wert der Policen durch MarktpreisanW
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passungen an den tatsächlichen Wert der zugrunde liegenden Wertpapiere angepasst. Ein gängiger Irrtum bei Versicherungskunden ist die Meinung, britische Versicherer könnten nach dem zumeist unbekannten britischen Recht "abrechnen, was und wie sie wollten". Richtig hingegen ist, dass das deutsche VE!rsicherungsvertragsrecht (WG) anzuwenden ist. Doch das von den Briten praktizierte Verfahren entspricht gar nicht deutschem Recht, das einen ganz anders zu berechnenden sogenannten "Zeitwert" als Mindestrückkaufswert vorschreibt. Das britische System der Abrechnung ist nach deutschem Recht illegal. Sonderheit: Irland In Dublin konnten Banken spekulil?ren, Steuern sparen und Risiken auslagern, doch 2008 ist Irland im Zuge der Finanzkrise als erster Staat in die Rezession geraten. Prominentestes Beispiel aus deutscher Sicht ist die Depfa mit ausgelagertem Sitz Dublin, die ihre deutsche MuttergeselIschaft Hypo Real Estate in E!ine 50-Milliarden-Euro-5chieflage brachte und die Bundesregierung zu einer beispiellosen Rettungsaktion veranlasste. Zum Verhängnis wurde dem Finanzierungsspezialisten für Schulen, Krankenhäuser und Straßen ein kapitaler Fehler: Depfa hatte in großem Stil langfristige Kredite mit solchen finanziert, die nur wenige Wochen laufen. Das ging 50 lange gut, wie andere Banken ausreichend Geld gaben. Mit der Finanzkrise war damit Schluss. Dublin ist ein Tummelplatz ausländischer Finanzdienstleister. In den Dublin Docklands, in dem einst dreckige Kohledampfer entladen wurden, glitzern heute die Fassaden von 300 Banken und Investmentfirmen mit 25.000 Mitarbeitern. Zu den Spezialitäten des Dubliner Finanzplatzes gehören sogenannte Investment-Vehikel und Zweckgesellschaften von großen internationalen Bankkonzernen, die auf diese Art risikoreiche Geschäfte aus ihren Bilanzen auslagern. So jonglierte die sachsen LB über die Gesellschaft Ormond Quay mit Milliarden auf dem US-Immobilienmarkt - eine kolossale Fehlspekulation. Investoren genießen in Irland konkurrenzlos günstige Unternehmenssteuern von 12,5 Prozent und eine sehr liberale Börsen- und Finanz-
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Nearshores - EUiropäische Finanz- und Bankplätze noch: Sonderheit: Irland marktaufsicht. Kein Wunder, dass die Finanzindustrie zum Motor des irischen Wirtschaftswunders wurde. Diese katapultierte das einstige Armenhaus Europas an die Einkommensspitze in der EU (BIP je Einwohner: 34.310 Euro). Fast die Hälfte des irischen Bruttoinlandsprodukts entfällt auf das Dienstleistungsgewerbe. Doch nun, im Zeichen der weltweiten Finanzkrise, macht sich unter Bankern und Brokern Katerstimmung breit. Die Finanzgiftküche, die in den Docklands angerührt wurde, hat die gesamte irische Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen. Hinzu kommen drastisch fallende Immobilienpreise und eine Abschwächung des Baubooms. So ist der «keltische Tiger" als erstes Land in der Eurozone 2008 in eine Rezession gestürzt. Das irische Wirtschaftsforschungsinstitut Economic and 50cial Research Institute (E5RI) schätzt, dass die Arbeitslosigkeit 2009 auf acht Prozent steigen wird. Es steht schlecht um das Image des Finanzplatzes Irland.
Besonderheit: Island Wie einst die Wikinger gingen noch Mitte 2008 isländische Bankiers und Investoren in Europa auf Beutezug. Auch in Deutschland wurden sie bei renditegierigen Anlegern mit hohen Zinsversprechen fündig. Ende 2008 steht das Land vor dem Staatsbankrott und kann nur mit Milliardenkrediten des IWF am Leben gehalten werden. Wie konnte es sein, dass eine Bank wie Kaupthing immer bessere Zinsen anbot als die europäische Kon kurrenz? Verdienten die Banker auf Island etwa mehr? Viele wunderten sich schon längere Zeit. Gelegentlich, etwa 2006, kam alles schon mal ins Rutschen, als plötzlich die isländische Krone in Turbulenz:en geriet. Die isländischen Banken, die die Aufkäufe der isländischen Investoren vor allem in Nordeuropa finanzierten, nutzten die international niedrigen Zinsen zum aggressiven 5chuldenmachen. Vor zehn Jahren entsprachen die gesamten Aktivitäten der Banken, die ursprünglich nur dem kleinen Binnenmarkt dienten und erst 2003 privatisiert wurden, noch ungefähr dem Bruttoinlandsprodukt (16,265 Milliarden U5-Dollar). Ende 2008 betragen sie das Zehnfache. Allein Kaupthing war sechsmal so groß wie das isländische BIP. WNW.W!'U1i1UA.de
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noch: Besonderheit: Jsland Seit Herbst 2007 ist der BörsenboCim in Reykjavik vorbei, seither beginnt auch die zu 100 Prozent mit Krediten angeheizte Immobilienblase zu platzen, die Inflation liegt bei 14 Prozent, das Defizit der Zahlungsbilanz liegt bei 16 Prozent des BIP. Island hat seit langem über seine Verhältnisse und auf Pump gelebt. frühzeitige Warnungen wurden aus dem Wind geschlagen. Das Wuchern der isländischen Banken zu einem Vielfachen des BIP war ein kolossaler Fehler. Zentralbank und Finanzaufsicht haben ebenso versagt wie die Regierung. Aber selbst der Staatspräsident war über die Erfolge der Banken begeistert. Dann kamen die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise. Zunächst fühlten sich die isländischen Banken als Opfer von "Manipulationen skrupelloser HändlerN. Doch als es darum ging, Garantien für die Bankkunden in Europa und Amerika zu geben, stand der isländische Staat vor dem Bankrott, der Devisenverkehr war fast vollständig zum Erliegen gekommen. A.uch die verstaatlichte Giltnir-Bank konnte ihren Millionen-Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Allein in Deutschland bangen rund 30.000 Anleger um ihr Geld. Da Kaupthing nicht dem deutschen Einlagensicherungsfonds angehört, gibt es von ihm kein Geld. Auch die Staatsgarantie für Spareinlagen nützt den Betroffenen nichts, da sil~ auf Guthaben bei selbständigen Banken in Deutschland beschränkt ist.
Isle of Man Das Kleinod in der Irischen See ist ·für Vermögende nicht nur ein attraktives Steuerschlupfloch innerhalb der EU. Die Isle of Man wurde 2006 auch zum "Best International Financial Services CentreU gekürt. Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften und Intermediäre bieten Vermögenden eine Qualität und einen Service, der in anderen Finanzplätzen seltl?n ist. Rund 100 Milliarden Euro verwaltete Vermögen Mitte 2008 und ein Anstieg von rund 60 Prozent bei den Prämieneinnahrnen der Versicherungen sind ein deutlicher Vertrauensbeweis. Heute ist die Insel ein "major player in the internationaloffshore funds arena". 186
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Spezialität: Trusts Eine Spezialität auf der Isle of Man sind Trusts. Sie können von Nichtansässigen zur Nutznießung Nichtansässiger gegründet werden. Kommt das Einkommen des Trusts dann von außerhalb der Insel, bleibt dieser steuerfrei. Lassen die Gesetze in der Heimat den Rechtsträger Trust nicht zu, können Vermögende auf der Isle of Man problemlos auf das Instrument der Stiftung ausweichen. Dies ist sogar einfacher und kostengünstiger möglich als in vielen anderen Steueroasen, in denen Stiftungen angeboten werden. Die Isle of Man bietet Vermögenden aus der EU somit ei ne reizvolle Alternative zu den teuren Channellslands. Heute sind auf der Isle of Man neben rund 70 Banken über 200 Versicherungen, 70 Pensionskassen und zahlreiche Finanzgesellschaften registriert. In den letzten Jahren hat sich die Insel wegen ihrer Steuerfreiheit zu einem der weltweit führenden CaptiveZentren entwickelt. Die Isle of Man war das erste Offshore-Zentrum, dem - nach dem britischen Finanzdienstgesetz - ein Sonderstatus eingeräumt wurde. Danach dürfen beispielsweise auf der Insel zugelassene Investmentgesellschaften Anteile an Kapitalanlagegesellschaften auch in Großbritannien verkaufen. Im Gegensatz zu den Channel Islands können EU-Bürger, die ein jährliches Einkommen ab 50.000 Britischen Pfund nachweisen, auf der Isle of Man Wohnsitz nehmen. Wer eine Immobilie kauft, muss allerdings zusätzlich 50 Prozent des Kaufpreises auf zehn Jahre in unbeleihbare Regierungsanleihen anlegen. Ansässige unterliegen keiner Vermögen-, Erbschaft-, Schenkung- und Veräußerungsgewinnsteuer. Die Einkommensteuer für private und juristische Personen liegt bei mäßigen 15 bis 2:0 Prozent.
AusgeWählte Bankadressen: • Allied Dunbar Bank International Ltd. Allied Dunbar International Centre 43-51 Athol 51., Douglas IM99 lET Tei.: 0044-1624-66 15 51, Fax: 0044-1624-66 21 83 WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand • Barclays Private Bank & Trust (Isle of Man) Ltd. 4th floor, Queen Victoria House, Victoria 5t., Douglas IM99 1DF Tel.: 0044-1624-67 35 14, Fax: 0044-1624-62 09 05 • L10yds Private Banking (Isle of Man) Ltd. Peveril Bldgs. Peveril 5q, Douglas IM99 lJJ Tel.: 0044-1624-63 82 00, Fax: 0044-1624-67 62 89 • Merrill Lynch Bank Trust & Co. Atlantic House, Circular Rd, Douglas IMl lQW Tel.: 0044-1624-68 86 00, Fax: 0044-1624-688601
Finanzplatz Madeira über 4.000 Banken, Versicherungen und Investoren aus Europa, N den USA und Südamerika sind bereits auf der NPerle im Atlantik vertreten. Nicht nur, um die dort geltenden günstigen steuerlichen Bedingungen für Offshore-Gesellschaften und Offshore-Aktivitäten zu nutzen. Sie parken bei den ansässigen Banken häufig auch hohe Geldbeträge, um anschließend - sofern ein DBA mit dem Heimatland besteht - die dafür anfallenden Zinserträge steuerfrei kassieren zu können. Denn die auf der zu Portugal gehörenden Insel zu "entrichtendenN Kapitalsteuern sind bei entsprechenden zwischenstaatlichen Abkommen fiktiv und können hinsichtlich der Steuerlasten in der Heimat in Abzug gebracht werden. Diese Renditevorteile lassen sich sowohl im Privat- wie auch im Betriebsvermögen realisieren. Vorteile, die Anleger insbesondere bei einem kurzfristigen Anlagehorizont erwarten, sind: •
ansprechende Brutto-Verzinsung
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Anrechenbarkeit einer fiktiven Quellensteuer von 15 Prozent
•
Steuerstundungseffekt der nicht erhobenen Zinsabschlagsteuer
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hohe Nachsteuerrendite
Madeira-Festgelder können über größere deutsche Banken abgeschlossen werden, beispielsweise bei der Dresdner Bank: Mindestanlage zwei Millionen Euro, Laufzeit ein Monat oder drei bis zwölf
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Monate, Kontoeröffnung in Madeira erforderlich (über örtlichen Berater), Steuernachweis für di'2 portugiesischen Behörden notwendig. Nach Einführung der EU-Zinsrichtlinie erfolgt ein automatischer Informationsaustausch zwischen den Banken und den Steuerbehörden am Wohnsitz dl2S Kunden; die Daten unterliegen nicht dem Bankgeheimnis in Portugal und werden auch ohne Kundenzustimmung gemeldet. Das Festgeld kommt bei der Dresdner Bank Luxembourg S.A. Sucursal Financiera Exterior in Funchal, Madeira, zur Anlage, einer rechtlich unselbständigen Niederlassung der Dresdner Bank Luxembourg S.A., die unter das Einlagensicherungsregime des Großherzogtums fällt (maximal 20.000 Euro, Standard & PoorsBonitätsrating Portugal: "AA H).
Finanzplatz Malta Wie Zypern führte auch Malta zum 1.1.2008 den Euro ein. Die Regierung in Valletta verfolgt eine konsequente Sparpolitik - mit der Sanierung der Staatsfinanzen ist sie gut vorangekommen. Zu schaffen macht dem Inselstaat jedoch der hohe Erdölpreis, da Malta zur Deckung des Energiebedarfs auf Erdölimporte angewiesen ist. Nichtsdestoweniger ist Malta kein schlechter Tipp für Anleger und Investoren: Die Insel entwickelt sich zu einem attraktiven Finanzplatz. Um diesen Trend zu unterstützen, beschleunigt die Regierung die Privatisierungen, etwa bei der Bank of Valletta, die nach der HSBC Malta die größte Bank im Lande ist. Hinzu kommt eine Steuerreform, die Malta bei Investoren zusätzliche Attraktivität verschafft. Interessant ist auch die Mischung von englischer Finanzkultur und kontinental geprägtem Zivilrecht, das Qualitätssiegel der EU, die (noch) um zwei Drittel günstigeren Leistungen - etwa für die 80 neu angesiedelten Hedgefonds oder Versicherungen - sowie die flexible und schnelle Arbeit der Behörden. Die Finanzbranche erwartet auf der Mittelmeerinsel erhebliche Vorteile. WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand
Ausgewählte Bankadressen: • HSBC Bank Malta p.l.c. 236, Republic Street, Valetta Tel.: 00356-23802380, www.hsbc.com.mt • Lombard Bank Malta p.l.c. 67, Republic Street, Valetta VLT 11 17 Tel.: 00356-25581100, Fax: 00356-25581150 www.lombardmalta.com • Bank of Valetta p.l.v., Private Wealth Management Cannon Road, Sta. Venera, Tel.: 00356-21312020, WNw.bov.com
Finanzplatz Monaco Im Zwergstaat gelten Nullsteuernfür Einkommen und Vermögenein Magnet für Millionäre. Grund aber auch, das Fürstentum massiv als 5teueroase anzuprangern. über 5.000 Unternehmen und tausende vermögende Ausländer machen sich die Steuervorteile zu Nutze. Im Fürstentum sind über 40 Banken und 44 Vermögensverwaltungsgesellschaften ansässig, die Mitte 2008 Vermögen von rund 90 Milliarden Euro für 130.000 Kunden verwalten. Mit seinen 2.800 Mitarbeitern repräsentiert der Finanzsektor etwa 18 Prozent des Gesamtumsatzes der monegassischen Wirtschaft. Als international anerkannter Finanzplatz unterliegt das Bankwesen in Monaco strengen Kontrollen zur Verhinderung von Geldwäsche. Derzeit versucht der Finanzplatz Monaco sich zu diversifizieren. Man will sich nicht mehr allein auf die Vermögensverwaltung konzentrieren, sondern andere Finanzprodukte anbieten und ein vollwertiger internationaler Finanzplatz wmden. 50 setzt man sich u.a. für Umweltfonds ein. Die 56 Banken verwalten über 70 Milliarden Euro. Voraussetzungen für ein Konto sind ein Guthaben von 700.000 Euro und ein fester Wohnsitz inklusive Anwesenheitsnachweis: 90 Tage bei einer ,,(arte de Residenoe" über drei Jahre oder 180 Tage bei zehn Jahren. Fürst Albert 11. will aus dem Spielplatz der Reichen
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einen international anerkannten Finanzplatz machen. Die Finanzaufsicht arbeitet mit aller Kraft daran, das halbseidene Image loszuwerden. Dazu gehört auch eine verbesserte länderübergreifende Information bei SteuerdE!likten ausländischer Vermögensinhaber. Das Bankgeheimnis ist gemäß französischem Recht geschützt. Werden Konten eröffnet oder geschlossen, muss die monegassische Finanzverwaltun9 informiert werden. Alle Bank- und FinanzgeschäftE~ unterliegen einer Sondersteuer von 17,6 Prozent. Monaco bietet der Finanzindustrie eine hohe Lebensqualität, ein Höchstmaß an Sicherheit - und steuerliche Vorteile. Das Bankgeheimnis ist gemäß französischem Recht geschützt, Verstöße gegen die Geheimhaltungspflicht werden geahndet. Die diskrete Behandlung von Bankdaten findet jedoch dort ihre Grenzen, wo es um Steuerangelegenheiten geht.
Ausgewählte Bankadressen: • ABC Banque International de Monaco Sporting d'Hiver, Place du Casino, MC 98003 Monaco Tei.: 00377-92 165757, Fax: 00377-92665750 • Banque Colbert Monaco 8, Blvd. des Moulins, Monaco Tei.: 00377-92 160404, Fax: 00377-92 160450 • Credit Suisse (Monaco) 27 Avenue de la Casta, MC 98003 Monaco Cedex Tei.: 00377-93152727, Fax: 00377-93252799 • Dresdner Bank Monaco SAM. 24, Boulevard des Moulins, BP 23,98001 Monaco Cedex Tei.: 00377-97701701, Fax: 00377-97701741 • UBS (Monaco) SA 2 Avenue des Grande Bretagne, MC 98007 Monaco Tei.: 00377-93155815, Fax: 00377-93 155800
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finanzplätze auf dem Prüfstand Besonderheit: Die Stiftung in Schweden Jenseits der Ostsee können wohlhabende familien ihr Vermögen steuergünstig "zwischenlagern". Unter den derzeitigen Bedingungen ist eine familienstiftung in SChweden aus Erbschaftsteuersicht attraktiv - für vermögen ab zwei Millionen Euro. Voraussetzung: Der Stifter ist wiliEms, seinen Wohnsitz nach Schweden zu verlagern. Dann kann er sein Vermögen nach fünf Jahren steuerfrei auf eine Stiftung übertragen. Dabei ist ein Zweitwohnsitz - etwa in Deutschland - möglich. laufende Erträge: Die Gewinne dl?r Stiftung unterliegen mit 28 Prozent der Einkommensteuer. Unter bestimmten Umständen können Dividenden komplett steuerfrei gestellt werden. Zuwendungen: Egal, wo der Erbe lebt, Schweden erhebt keine Erbschaft- oder Schenkungsteuer - und Deutschland wegen des bestehenden Doppelbesteuerungsabkommens auch nicht.
Finanzplatz Zypern Der östlichste EU-Staat hat sich trotz der seit bereits vier Jahrzehnten andauernden politischen Widrigkeiten zwischen griechischem und türkischem Inselteil zu einem respektablen Finanzzentrum entwickelt. Das Bankgeheimnis ist streng, seit Anfang 2008 gilt der Euro. Die EU-Zinssteuer wird einbehalten und individualisiert abgeführt. Viele institutionelle Trusts und int'2rnationale Vermögensverwalter haben Zypern als Standort gewählt und bieten ihren Kunden, darunter viele Anleger aus Russland, Trustgründungen an. Das zypriotische Recht gestattet dem Trust-Gründer, selbst Treuhänder oder Begünstigter zu sein. Dabei bleibt das Trustvermögen im Insolvenzfall vor dem Zugriff etwaiger Gläubiger geschützt. In keinem Land der Europäischen Union zahlen Unternehmen und juristische Gesellschaftskonstruktionen weniger Steuern - effektiv 9,7 Prozent. Ober 40.000 Offshore-Gesellschaften nutzen diese
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Offshore - USA, Karibik, Mittelamerika
Steuervorteile bereits. Doch solange die Insel den Ausgleich mit der Türkei nicht schafft, bleiben für Investoren Risiken. Derzeit bieten rund 30 Banken Anlegern ihre Dienste an, darunter 14 zypriotische und 19 Offshor'2-Häuser. Letztere dürfen nur für nicht auf Zypern wohnhafte PE!rSOnen bzw. Unternehmen tätig sein. Wichtige Bankadressen neben der zypriotischen Zentralbank: Alpha Bank Ltd., Cooperative Central Bank Ud., Popular Bank, Emporiki Bank.
Ausgewählte Bankadresse: • Central Bank of Cyprus 80, Kennedy Avenue, CY-1076 Nikosia Tel.: 00357-22-714100, Fax: 00357-22-37 8153
6. Offshore - USA, Karibik, Mittelamerika USA - es kam, wie es kommen musste Seit Herbst 2005 warnten Experten, dass der US-Immobilienmarkt kippen und die US-Notenbank (Fed) die Geldpolitik lockern werde, um eine Rezession zu verhindern. Doch die Turbulenzen auf dem US-Immobilienmarkt haben dann nicht nur die Experten überrascht: Zusammengebrochene Banken, Milliardenabschreibungen bei Versicherern, ein 750-Milliarden-Rettungspaket, eine krisengeschüttelte Wirtschaft, der US-Dollar zeitweise im freien Fall. Der USStaat und viele Haushalte stehen Ende 2008 tief in der Kreide, die Zahl der Zwangsversteigerungen von Immobilien steigt, 2009 werden es wohl mehr als eine Million sein. Sieht so das Ende einer Weltmacht aus? Eine Neuverteilung der Macht ist im Gange, die USA werden als Verlierer aus der Finanzkrise herauskommen. Doch inwieweit andere Staaten ihre Finanzen von den USA abkoppeln können, ist derzeit unter den Experten umstritten. Finanzstarke Länder wie China oder diE! Mitgliedsstaaten des GolfkoopeWNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand rationsrates (GCC) werden ihr GI?ld in Zukunft wohl nicht mehr ohne weiteres in Amerika anlegen, sondern sich nach anderen Investitionsmöglichkeiten in Asien oder anderswo umsehen, um ihre Abhängigkeit von der US-Wirtschaft zu mindern. Doch wohin will etwa China mit seinen 1.900 Milliarden US-Dollar Devisenreserven? Gerade aus Schwellenländl?rn ziehen Anleger Ende 2008 Kapital ab. Heute sind rund zwei Drittel aller Devisenreserven der Notenbanken in US-Dollar angelegt. Doch die USA werden nicht fallen" die Machtverschiebung wird an einem anderen Ort stattfinden. Die Länder, die sich von den USA mit in die Krise gerissen sehen, verlieren das Vertrauen in die Führung der USA. Sie fordern, dass die Regeln der Weltwirtschaft künftig nicht mehr alleine in den USA gemacht werden dürfen, IWF und Weltbank wollen die Mitsprache der neuen Wirtschaftsmächte erweitern. Der globale Finanzgipfel im November 2008 in Washington war ein erster Schritt in diese Richtung. Er hat den exklusiven Klub der sieben großen Industrieländer (G 7) gesprengt.
Karibik Auch in der Karibik werden die Banken künftig mit einer schärferen Vorgehensweise ausländischl?r Finanzverwaltungen rechnen müssen. Sie werfen den dort ansässigen Tochtergesellschaften ausländischer Banken und Versicherer vor, Milliardenwerte auf den Schatzinseln der Karibik steuerfmi zu verwalten und gleichzeitig die Steuern in ihrer Heimat zu reduzieren. Auch dürfte die Finanzkrise vor allem für die dortige Hedge-Fonds-Industrie Folgen haben. Die karibischen Offshore-Finanzplätze werden sich verändern müssen, wollen sie bei High Net Worth Individuals und institutionellen Investoren nicht an At1raktivität verlieren. Diskrete Konten und problemlose Unternehmensgründungen sind die größten Pluspunkte der Inseln. Wegen der britischen kolonialen Vergangenheit der meisten Inselstaaten findet sich dort eine breite
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Offshore - USA, Karibik, Mittelamerika
Was grundsätzlich gilt Je weiter entfernt der Verwaltungssitz Ihres vermögens liegt, desto größer sollte dieses sein, um die Nachteile einer größeren Distanz wettzumachen. Auch sollte man verhandlungssicheres Englisch sprechen, um in Anlageangelegenheiten bestmögliche Bedingungen vereinbaren und die Bankberatung umfassend nutzen zu können. Bedenken sollte man aber, dass Banken auf exotischen Inseln mit Nullsteuern nicht automatisch auch gute Anlagespezialisten und Vermögensverwalter sind. Ihnen fehlt es in der Regel an der erforderlichen Erfahrung im Umgang mit großen Vermögen. Nullsteuern alleine sind noch keim~ Garantie für eine erfolgreiche Vermögensmehrung. Erst wenn Niederlassungen renommierter Bankadressen beispielsweise aus Europa hinzukommen, können Vermögensanlagen und -verwaltung im Einzelfall auch in exotischen Finanzplätzen Sinn machen. Wer auf diesen Plätzen unbedingt Vermögenswerte von Banken mana~len lassen will, der kann das meist sehr viel einfacher und schneller über deren Zentralen in Zürich, Vaduz oder London erreichen.
Palette von möglichen Offshore-Trusts, die in der Regel von Treuhändern geleitet werden. Doch qute Verwalter sind oft schwer zu finden - im lukrativen Geschäft dl?r Vermögensverwaltung tummeln sich viele Abzocker. Vielfach gibt es bei den Banken auch keine Einlagensicherung: Im Fall einer Bankpleite droht also Totalverlust.
Bahamas Seit Anfang der 1950er-Jahre hat sich die Inselgruppe wegen ihrer totalen Steuerfreiheit für Privatpersonen und Unternehmen zu einer attraktiven Steueroase mit bester Infrastruktur entwickelt. Heute sind im Finanzzentrum Nassau über 500 Banken vertreten. Ihre Qualität, ihr Finanzdienstleistungsangebot und ihr Service bestechen und heben die Bahamas von allen anderen Offshore-Zentren in der Karibik ab. Auflagen amerikanischer und schweizerischer Steuerbehörden für ihre Banken hatten rechtzeitig dazu WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand geführt, dass die dort ansässigen Niederlassungen nicht nur als Briefkastenadressen fungieren, sondern aktives Bankgeschäft betreiben. Der weltweite Geldtransfer wird einfach gehandhabt, die Konvertierung von Währungen funktioniert problemlos. Das Bankgeheimnis ist zwar gesE~tzlich geschützt. Auf Druck der USA wurde die Verschwiegenheitspflicht jedoch gelockert, um Geldwäsche und mafiose Strukturen besser in den Griff zu bekommen. Dennoch: Die Einfuhr von Bargeld ist unbegrenzt möglich. Bargeldeinzahlungen über 100.000 US-Dollar müssen jedoch registriert werden. Seit 1999 nehmen die Offshore-Vermögen jährlich um durchschnittlich 5,6 Prozent zu. Ende 2008 wurden von den über 500 Banken rund 900 Milliarden US-Dollar verwaltet, davon rund 60 Prozent im Auftrag institutioneller Investoren aus dem Ausland. Die Bahamas zählen zu den größten Offshore-Zentren für offene Fonds (700) mit Vermögenswert.m von über 130 Milliarden USDollar. Bankenmütter zahlen keinE? Steuern für Gewinne, die steuerfrei reinvestiert werden könnem. Das Bankgeheimnis ist geschützt, Doppelbesteuerungsabkommen gibt es nicht. Zinsmäßig zählen die Bahamas aus EU-Sicht - im Gegensatz zu den Bermudas, den British Virgin Islands, den Cayman Islands und Saint Lucia - zu den sogenannten Drittstaaten. Zinseinkünfte sind demnach steuerfrei, es erfolgt kein Informationsaustausch. Die Banken rechnen damit, dass Vermögensmanager aus dem EURaum die Bahamas deshalb künftig verstärkt in ihre Anlagestrategien einbeziehen werden. Aus Geldanlage- und Vermögenssicht ist der Finanzplatz nur für jene Europäer interessant, die aus anderen Gründen ohnehin regelmäßig auf die Sonneninseln kommen. Wer dort Vermögen parkt, bringt dieses in der Regel in einen Vermögenstrust ein. Man ist jedoch gut beraten, diesen nicht durch eine der ansässigen Anwalts- oder Treuhandkanzleien vE~rwalten zu lassen. Das können
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Offshore - USA, Karibik, Mittelamerika
Erbschaften und Schenkungen Der Inheritance Act 2002 regelt die Verteilung des Erbes, wenn kein Testament vorliegt: Hinterlässt dl~r Erblasser eine(n) Ehepartner(in), aber keine Kinder, erhält der übl?rlebende Ehegatte den gesamten Nachlass. Sind Kinder vorhanden, erhält der überlebende Ehegatte die Hälfte des Nachlasses, die andere Hälfte wird zu gleichen Teilen unter den Kindern verteilt. Das ba hamesische Recht kennt aber auch das gemeinsame Eigentum an Liegenschaften. In der Übertragungsurkunde kann die Liegenschaft auf ZVl/ei oder mehr Personen (Tenants in Common) übertragen werden. Stirbt einer der Tenants in Common, wird der Anteil auf seine Erben übertragen. letztwillige Verfügung: Nach dem Wills Act 2002 muss ein Testament in Schriftform vorliegen, unterschrieben vom Erblasser in Anwesenheit von mindestens zwei Zeugen, die durch ihre Unterschrift die des Erblassers bestätigen. Der Erblasser kann im Testament über seinen Besitz nach Belieben verfügen. Heiratet ein lediger Erblasser nach Abfassung seines Testaments, wird diese ungültig. Wird der Erblasser geschieden oder seine Ehe annulliert, so bleibt sein Testament gültig mit Ausnahme einer Bestimmung: Wurde der Ehegatte (die Ehegattin) als Testamentsvollstrecker eingesetzt, so wird diese Ernennung ungültig, und legate an den Gatten (Gattin) werden ungültig. Es sei denn, der Erblasser trifft in seinem Testament anderweitige Verfügungen. Schenkungen: Schenkungen von Grundstücken bedürfen der Schriftform; darüber hinaus bestehen keine Formvorschriften. die Niederlassungen der großen britischen (z.B. Barclays Bank), schweizerischen (z.B. UBS) oder kanadischen Banken (z.B. The Royal Bank of Canada) besser. Von US-Finanzinstituten sollte man hingegen Abstand nehmen, da diese dem Einflussbereich der US-Finanzbehärde unterstehen. Und diese unterhält mit deutschen Finanzbehärden einen aktiven Informationsaustausch. Die Gründungskosten eines Vermägenstrust liegen bei 5.000 bis 7.500 Bahamas Dollar, die jährlichen Kosten bei ca. 1.000 Bahamas Dollar. WNW.W!'U1i1UA.de
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Steuern Es gibt keine Kapitalertrag-, Einkommen-, Vermögen-, Erbschaftoder Schenkungsteuern. Die Bahamas sind somit ein klassisches Steuerparadies. Damit ein steuerlicher Wohnsitz auf den Bahamas im Ausland anerkannt wird, ist es ratsam, über eine permanente Aufenthalts- bzw. Niederlassungsbewilligung zu verfügen und auf den Bahamas auch tatsächlich seinen Lebensmittelpunkt einzurichten. Wegen des Fehlens von direkten Steuern und demnach auch von Doppelbesteuerungsabkommen besteht für diejenigen keine Gefahr der Doppelbesteuerung, die auf den Bahamas einen Wohnsitz haben. Auf den Inseln existiert keine Quellensteuer, allerdings auch kein Doppelbesteuerungsabkommen. Auf Grand Bahamas gibt es die FreihandelszonE! Freeport Uncaya.
Ausgewählte Bankadressen: (für eher große Vermögen) •
Bank of the Bahamas International Shirley & Charlotte Street, Nassau Tel.: 001-2423262560, Fax: 001-2423252762
•
First Caribbean International Bank Shirley & Charlotte Street, Nassau Tel.: 001-2423257384, Fax: 001-2423231087
•
5cotiabank (Bahamas) Ltd. Rawson Square, Nassau Tel.: 001-2423561400, Fax: 001-2423227989
•
Bank Leu Ltd. The Bahamas Financial Centre Shirley & Charlotte Streets, Nassau Tel.: 001-2423565054, Fax: 001-2423238828
•
UBS (Bahamas) Ud. UBS House, East Bay Street, Nassau Tel.: 001-2423949506, Fax: 001-2423949333
•
Union Bancaire Privee (Bahamas) Ud. Charlotte House, Shirley Street, Nassau Tel.: 001-2423256755, Fax: 001-2423282177
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Offshore - USA, Karibik, Mittelamerika
Barbados 63 Finanzinstitute, davon 57 Offshore-Banken, und 14 Trust-Gesellschaften verwalten rund 100 Milliarden US-Dollar Auslandsvermögen. Der Offshore-Finanzbemich trägt rund zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (3,434 Milliarden US-Dollar) bei. Angestellte von Offshore-Banken kassieren E!in Drittel ihrer Bezüge steuerfrei. Das Bankgeheimnis unterliegt Einschränkungen: Es erfolgt ein Informationsaustausch mit US-Behörden, das gilt insbesondere in Steuersachen. Es wird eine Quelll?nsteuer erhoben, IBes und Nichtansässige sind jedoch davon befreit, mit den USA besteht ein DBA. Non-Residents zahlen ein bis 2,5 Prozent Einkommensteuer; Kapitalerträge, Erbschaften und SchE!nkungen sind steuerbefreit. Gängigste Gesellschaftsform ist die IBC. Sie zahlt keine Steuern auf Dividenden, Zinsen, Pacht- und Lizenzeinnahmen . • The Registrar Corporate Affairs and Intellectual Property Office Belmont Road, St. Michael Tei.: 001-246-4275350, Fax: 001-246-4267802
Bermudas Die Banken der Inselgruppe im Atlantik standen lange Jahre wegen ihrer Beihilfe zur internationalen Geldwäsche am Pranger. Doch ähnlich wie das Fürstenturn Liechtenstein haben es auch die Bermudas durch neue Gesetze und schärfere Kontrollen geschafft, sich vom Negativimage zu befreien. Bargeld ist hier seit September 2001 unerwünscht, Beihilfe zur Geldwäsche scheut inzwischen jeder Banker. Die Inselregierun~l hat sogar - vor allen anderen Steueroasen - mit den USA ein Abkommen zum fallweisen Informationsaustausch bei mutmaßlicher Steuerhinterziehung abgeschlossen. Für Privatleute - vor allem aus Nordamerika - sind die Bermudas daher heute weniger interessant, schon eher für Unternehmen, die im Offshore-Geschäft aktiv sind und die dort geltende Steuerfreiheit nutzen können. Es gibt zwar DevisenkontrolWNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand len, Offshore-Gesellschaften und Vermögenstrusts sind davon jedoch befreit. Der Transfer von Kapital ist freizügig. Als Finanzplatz sind die Bermudas für internationale Finanzdienstleistungen wichtig, speziell für Ve~rsicherungen. über 1 700 Versicherungen aus dem Ausland sind in Hamilton registriert, die meisten jedoch nur als Briefkasten~leselischaft. Dazu kommen 80 Rückversicherer. Die Bermudas sind damit nach London und New York das drittgrößte Versicherunqszentrum weltweit. Zusammen kommt die Branche auf ein jährliches Prämienvolumen von umgerechnet rund 45 Milliarden Euro und Vermögenswerten von über 120 Milliarden Euro. Nur eine Handvoll Versicherungsgesellschaften hat ihre Zentrale tatsächlich in Hamilton. Der Großteil des Versicherungs-Booms geht dagegen auf trickreiche Konstruktionen zurück, für die es in der deutschen Sprache nicht einmal einen Begriff gibt. Fachleute sprechen von "Alternativem Risikotransfer (ARn". Was hier nach Kunst klingt, ist aber eher Finanz- und Juristen-Akrobatik. Und es gibt ein zweites Schlüsselwort: den Begriff "captives" - zu Deutsch: Gefangene. Dahinter verbergen sich Versicherungsgesellschaften, die ausschließlich für ihre Muttergesellschaft tätig sind. Darin sind sie den deutschen Betriebskrankenkassen ähnlich, die in der Vergangenheit nur die Belegschaft eines bestimmten Unternehmens versicherten. Für diese Art von Versicherungsgesellschaft gibt es handfeste organisatorische, betriebswirtschaftliche und steuerliche Gründe. Die meisten "captives" domizilieren daher in Steueroasen. Allein die Bermudas erreichen einen Weltmarktanteil von 30 Prozent, gefolgt von den Channellslands und Luxemburg. Es gibt keinen speziellen Schutz des Bankgeheimnisses. Quellensteuer wird nicht erhoben. Mit den USA besteht ein Doppelbesteuerungsabkommen. Als Gesellschaftsform wird vorrangig die Form der Exempted Company eingesetzt. Die Bermudas sind ein Paradies für Unternehmen, die ihre Geschäfte in Drittländern abwickeln, denn Erträge daraus bleiben steuerfrei.
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Offshore - USA, Karibik, Mittelamerika
Ausgewählte Bankadressen: • Banque ses Alliance SA Bermuda Commercial Bank Ltd. Bermuda eommercial Bank Building 44 Church Street, Hamilton HM ·12 Tel.: 001-441-2 95 56 78, Fax: 001-441-2 95 80 91 • The Bank of Bermuda Ud. 6 Front Street, Hamilton HM 11 Tel.: 001-441-2 95 40 00, Fax: 001-441-2 95 70 93 • The Bank of N.T. Butterfield & Son Ltd. 65 Front Street, Hamilton HM 12 Tel.: 001-441-2 95 11 11, Fax: 001-441-2 92 43 65
British Virgin Islands (B.V.L) Die östlich von Puerto Rico gelegene Inselgruppe ist derzeit nur für institutionelle Anleger interessant. 2007 wurden von den 46 Banken und 90 Trust-GeselischaftE!n Offshore-Vermögen von über 50 Milliarden US-Dollar verwaltet, nahezu 90 Prozent davon im Auftrag institutioneller Anleger. Auf den Inseln sind sechs Banken vertreten, darunter Barclays Bank, die kanadische Nova Scotia und die Chase Manhattan. Das Bankgeheimnis ist gesetzlich verankert, bei Geldwäsche erfolgt jedoch Rechtshilfe. Es gibt keine Quellensteuer, keine Doppelbesteuerungsabkommen und keinE! Steuern auf Kapitalgewinne. Die am häufigsten eingesetzte Offshore-Gesellschaft ist die IBC: über 600.000 IBCs sind registriert. Damit stehen die BVI. an der Spitze aller Offshore-Domizile weltweit. Zahlreiche nationale und internationale Banken unterhalten Niederlassungen auf den BVI. Sie sind auf internationale Vermögensverwaltung ausgerichtet. Gegenüber der EU wird Meldung über Zinserträge gemacht. Die geltenden EU-Zinssteuern werden einbehalten und nach Brüssel abgeführt. • Financial Service Department Pasea Estate, Road Town, Tortola, Fax.: 001-284-4945016
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Cayman Islands Im Gegensatz zu anderen Steueroasen in der Karibik haben sich die Cayman lslands erst spät zu einem internationalen Finanzzentrum entwickelt. Erst als es Anfang der 1970er-Jahre auf den Bahamas zu politischen Unruhen kam, verlegte eine Reihe von Banken ihre Niederlassungen in das politisch stabile George Town. Es folgte der Aufbau zahlreicher Niederlassungen führender deutscher Finanzinstitute. Hinzu kam die Verlagerung von Fluchtgeld vor allem aus dem asiatischen Raum. Aber auch viele Europäer transferierten rechtzeitig VermögEmswerte dorthin, um so die EUQuellensteuer zu umgehen. Heute sind rund 600 Banken, 700 Versicherungsgesellschaften und knapp 9.000 Hedge-Fonds auf den Cayman lslands ansässig. Allein von den 50 weltweit größt<en Finanzhäusern haben sich 46 auf den Cayman lslands niedergelassen. Insgesamt werden Einlagen von 1.938 Milliarden US-Dollar verwaltet, darunter rund 770 Milliarden US-Dollar Offshore-Vermögen, 53 Prozent davon für institutionelle Anleger. Die Cayman lslands sind der siebtgrößte Bankplatz weltweit. Das Bankgeheimnis ist streng und gilt auch für lmmobilien-, Versicherungs- und Börsenmakler. Bei Rauschgiftdelikten wird das leck in der Karibik Nicht nur Liechtenstein - auch die Cayman Islands leiden unter einem Datendiebstahl. Eine ehemalige FDhrungskraft der SChweizer Bank Bär hat bankinterne Daten entvl/endet, darunter auch Informationen über deutsche Bankkunden. Doch nicht nur die Kunden, sondern auch die Bank soll Steueroasen für .~igene Zwecke nutzen, um eigene Steuerzahlungen zu vermeiden oder zu verringern. Die Vorvvürfe wiegen schwer. Der Ex-Mitarbeiter will wissen, wie die Züricher Bank den fiskus umgeht. Von einer Schattenbuchhaltung ist die Rede, "weil Bär Milliardenwerte in der Karibik v<ervvalte, die Gewinne aber steuerfrei in der Schweiz kassiere".
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Bankgeheimnis jedoch in Zusammenarbeit mit US-Rauschgiftfahndungsstellen durchbrachen. Devisenkontrollen sind unbekannt, es herrscht ein freizügiger Kapitaltransfer. Die Cayman Islands zählen über 45.000 Offshore-Gesellschaften. Für die Vermögensverwaltung wird bevorzugt die Form der Exempted Company eingesetzt. Es gibt weder Einkommen-, Körperschaftoder Kapitalertragsteuer, noch Erbschaft- oder Schenkungsteuer.
Ausgewählte Bankadressen: • Bank of Butterfield International (Cayman) Ud. Butterfield House, 68 Fort Street, George Town Tel.: 001-345-9 49 70 55, Fax: 001-345-9 49 70 04 • Julius Bär Bank & Trust Company Ltd. Kirk House, George Town Tel.: 001-345-9 49 72 12, Fax: 001-345-9 49 09 93 • Cayman National Bank Ltd. Cayman National Building, 200 Eigin Ave., George Town Tel.: 001-345-9 49 46 55, Fax: 001-345-9 49 75 06 • Dresdner Bank Lateinamerika AG Anderson Square Building, Geor~le Town Tel.: 001-345-9 49 88 88, Fax: 001-345-9 49 88 99
Niederländische Antillen und Aruba Interessant sind die Niederländischen Antillen wegen ihres Doppelbesteuerungsabkommens mit dem Mutterland. Dadurch können über die Niederlande Gewinne oder Lizenzeinnahmen quellensteuerfrei bzw. ermäßigt (2,4 bis drei Prozent) auf die Karibikinseln transferiert werden. Nichtansässige sind gänzlich steuerbefreit. Es gibt zwar kein gesetzlich verankertes Bankgeheimnis, die Verschwiegenheitspflicht ist jedoch strenges Gewohnheitsrecht. Gängige Gesellschaftsform ist die Vrijgestelde Vennootschap (VV) Sie wird insbesondere als Investment-, Finanz-, Immobilien-, Patent-, Lizenz- und Versicherungsgesellschaft eingesetzt. Es besteht WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand keine Buchhaltungspflicht. Die I\liederländischen Antillen haben der OECD zugesichert, steuerschädliche Praktiken seit Anfang 2006 zu unterbinden . •
Wirtschaftskammer: WNw.curacao-chamber.an Vor- und Nachteile ausgewählter Finanzplätze in der Karibik Staat
Vorteile
Nachteile
Bahamas gesetzlich geregeltes Bankgeheimnis: EU-Standard; entsprechend ist der Finanzsektor reguliert; EU-Geldw:lscheRichtlinie entsprechende Sorgfaltsund Meldepflichten; kein automatisierter Informationsaustausch in Steuersachen mit EU-Staaten: hohe stabilit'it; karzeste Flug.'erbindung
seit 2006 Rechtshilfe in Steuersachen, allerdings nicht spontan und automatisch, sondern nur auf Anfrage: Bankgeschafte sind nicht mit steuerbegOnstigter IBC mOglich
Barbados keine Devisenbeschr:lnkungen, umfangreiche ZollvergOnsti(lungen
InformationsaustauschAbkommen mit der OECD seit 2006, Erfassung anf:lnglich eingefOhrter Gelder erforderlich
Bermudas Steuerfreiheit far Unternehmen, die im Offshore-Gesch:lft aktiv sind: keine Quellensteuer; keine Devisenkontrollen fOr Offshore-Gesellschaften und VermOgenstrusts; freizOgiger Kapitaltransfer: drittgrOBtes Versicherungszentrum weltweit
kein gesetzlich geregeltes Bankgeheimnis, Mitglied der OECD-Gruppe .Global Forum Working Group on Effective Exchange of Information·
British Virgin Islands
keine Devisenrestriktionen: gesetzlich verankertes Bankgeheimnis; fahrender Offshore-Standort unter den IBCs: Anti Money laundering-Gesetzgebung nach EU-Standard
.all crimes legislation·, Steuerstrafsachen sind jedoch nicht explizit erw:lhnt
Cayman Islands
hOChste Bonit:ltsstufe: gesetzlich geregeltes Bankgeheimnis: siebtgrOBter Bankenplatz weltweit: EU-Standard entsprechende Regulierung des Finanzsektors: hohe politische stabilit:lt:
InformationsaustauschAgreement in Steuersachen mit OECD, Steuerstrafsachen seit 2004, Besteuerungsverfahren seit
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Offshore - USA, Karibik, Mittelamerika
noch: Vor- und Nachteile ausgewiihlter Finanzplätze . 2006; Mitglied der OECD~eine Kontrollen auslandischer Ban~ aufsichtsbehörden; keine Hechtshilfe in Gruppe "Global Forum Working Group on EffecSteuerdelikten tive Exchange of Information"; Flugzeit eine Stunde langer als auf die Bahamas DBA mit den Niederlanden erlaubt die Niederländische steuergllnstige Verlagerung von Antillen Ge\vinnen auf die Antillen, einfache GrOndung der Rechtsform NV {Naamloze Vennotschap}
Infoaustausch-Abkommen in Steuersachen mit der OECD seit 2006, Mitglied der .Global Working Group on Effective Exchange of Information", kein gesetzlich geregeltes Bankgeheimnis, hohe Besteuerung ans.'issiger juristischer Personen
Finanzplätze der Karibik im Überblick Pro-KopfAnzahl Einkommen Sanken US-Dollar Bahamas Barbados Bermudas British Virgin Islands Cayman Islands Niederlandische Antillen
17.800 7.350 76.403 38.500 32.300 11.400
davon Offshore
BankeinAnzahl Trust-Ge- lagen Mio. seilschaften US-Dollar
127 6l 5
57
108 14
9
3
7JJ7
34
61 86
31
277 46
5.390 4.150 20.807 2.430 1938.000 4.450
Panama Als Firmenparadies bekannt, versucht der mittelamerikanische Staat auch von internationalen Investoren als Finanzplatz wahrgenommen zu werden. Neben Steuerfre'iheit locken ein geschütztes Bankgeheimnis, das Fehlen von DevisE!nkontrolien und ein unbeschränkter Kapitaltransfer in jeder Währung. Viele weltweit tätige Banken WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand
sind in Panama vertreten. Dies ermöglicht eine effiziente Unterstützung der internationalen VermögEmsverwaltung. Das Land verfügt über eine sehr gut ausgebildete Jurisdiktion und eine der am weitesten entwickelten Infrastrukturen hinsichtlich Transport- und Telekommunikationssystemen der Karibik und Mittelamerikas. Die rund 130 in Panama registrierten in- und ausländischen Banken verwalten etwa 40 Milliarden US-Dollar, davon rund zehn Milliarden US-Dollar Offshore-VermC"lgen. Die hohen Bankgebühren und ein mäßiges Risiko sind nicht eben anlegerfreundlich. Auch müssen Finanzinstitute bei Geldtransfers über 10.000 US-Dollar den Behörden Meldung machen. Größte Privatbanken sind Primer Banco dei Istmo sowie die Banco General. Daneben ist eine Reihe von Auslandsbanken - auch aus Europa - mit Niederlassungen vertreten. Innerhalb einer internationalen Vmmögensverwaltung wird insbesondere von Schweizer TreuhändE~rn immer wieder das Konstrukt der Panama-Stiftung eingesetzt. Es dient in der Regel dazu, die heute gängige strenge Identifikationspraxis des Vermögensinhabers bei Konto-/Depoteröffnung zu umgehen.
Ausgewählte Bankadressen: • ABN Amro Bank NV Calle Manuel Maria Icaza 4, Panama City 4 RP Tel.: 00507-2 63 62 00, fax: 00507-2 69 05 26 • L10yds TSB Bank PLC Calle Aqulino de la Guardia y CaIlE! 48 Bella Vista, Panama City Tel.: 00507-2 63 62 77, fax: 00507-2 64 79 31 • TB Towerbank Edificio Tower Plaza, Calle 50 y Beatriz M. de Cabal, Panama City Tel.: 00507-2 69 69 00, fax: 00507-2 69 68 00 • UBS (Panama) SA Torre Swiss Bank, Calle 53 Este Marbella, Panama City Tel.: 00507-2 06 70 00, fax: 00507-2 06 71 00
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien
7. Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien An den Börsen rund um den Persischen Golf sind die Kurse noch gestiegen, als Dax und Dow län9st auf Talfahrt waren. Doch Ende 2008 hat die Finanzkrise auch dil? Staaten im Nahen Osten mit voller Wucht getroffen. Vor allem Investoren der westlichen Industriestaaten, die dringend auf Liquidität angewiesen waren, haben ihre Beteiligungen in der Region massiv heruntergefahren. Zusätzlich macht den Börsen der Olpreisverfall zu schaffen. Seit August brach der Rohölpreis um über 40 PrOZI?nt ein, im gleichen Zeitraum verlor der saudi-arabische Leitind.!x Tadawul fast 30 Prozent, die Börse in Katar sogar 35 Prozent. Eine Rezession, wie sie in vielen Industriestaaten ansteht, befürchten Experten für die Golfstaaten jedoch nicht. Problematisch wird es erst, wenn der Olpreis unter 50 US-Dollar fällt. Dann besteht dil? Gefahr, dass große Investitionsvorhaben gestoppt werden. Bei einem derartig niedrigen Olpreis würde das Bruttoinlandsprodukt der GCC-Staaten (Saudi-Arabien, Katar, Kuwait, Bahrain, Oman, Vereinigte Arabische Emirate) 2009 um 25 Prozent fallen. Die Einlagen bei Inlandsbanken wurden staatlich garantiert, erste Milliarden-Kapital-Injektionen für ins Schlingern geratene FinanzhäusE!r in Saudi-Arabien, Katar und den VAE bereitgestellt. Mittlerweile gibt es erste Anzeichen, dass der Immobilienboom vor allem in Dubai leidet. Die Verkaufspreise sinken und Großinvestoren nehmen Verluste in Kauf, um an Geld zu kommen. Dubai ist extrem schuldenfinanziert. Die Zeit der Prestigeobjekte, bei denen Geld scheinbar keine Rolle spielte, scheint vorbei zu sein. Dabei haben diese Projekte Dubai zu d,em gemacht, was es heute ist: die Handelsdrehscheibe zwischen Europa, Asien und Afrika. Dubai braucht dringend frisches Kapital: allein rund 16 Milliarden USDollar im Jahr 2009, schätzt JP Morgan. Die angehäuften Verbindlichkeiten im Emirat nehmen schneller zu, als die Investitionen ErWNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand träge erbringen können. Die Tage~ des billigen Geldes sind vorbei. Die eigenen Mittel reichen längst nicht mehr, um Dubais Kapitalhunger zu stillen. Die Olvorkomm.m sind ausgebeutet, pro Tag fördert man nicht einmal mehr 100.000 Barrel. Das Nachbaremirat Abu Dhabi holt 3D-mal so viel aus dem Boden. Dubai bekommt die Finanzkrise bereits zu spüren.
Dreikampf am Golf Am arabischen Golf liefern sich Bahrain, Dubai und Katar einen Wettlauf um die Rolle des zukünftigen Finanzzentrums zwischen Europa und Asien. Es sind: Bahrain Financial Harbour (BFH), das Dubai International Financial Centre (DIFC) und das Quatar Financial Centre (QFC). Dabei strebt Dubai die Vormachtstellung im internationalen Rohölhandel an. Das DIFC will in den kommenden Jahren der wichtigste Umschlagplatz für 01 und Islamic Finance werden.
Abu Dhabi Das Emirat Abu Dhabi kontrolliert den mit derzeit 875 Milliarden US-Dollar größten Staatsfonds (ADIA) der Welt. Dieser war der erste Fonds aus dem Nahen Osten, der sich Ende 2007 bei einem Kreditinstitut in den USA engagi,erte. Er hält 4,9 Prozent an der Citigroup. Weitere Beteiligungen sind Carlyle (7,5 Prozent), Apollo (40 Prozent) und AP Alternative Asset (40 Prozent). Die Summe entspricht dem Bruttosozialprodukt Südkoreas.
Vorreiter Bahrain Das Königreich Bahrain gilt als das Bankenmekka am Golf. Die 1973 gegründete Bahrain Monetary Agency, der älteste Finanzmarktregulator innerhalb des Golf-Kooperationsrates (GCC), zu dem Kuwait, Bahrain, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen 208
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien
Emirate (V.A.E.) und der Oman zählen, ist stets bestrebt, globale Standards wie etwa Basel 11 oder die Empfehlungen der Financial Action Task Force (FATF) im Kampf gegen Geldwäscherei, zu adaptieren. Dies hat zur Folge, dass h'2ute mehr als 365 Banken (darunter 28 islamische) mit einem Anlagevermögen von über 380 Milliarden US-Dollar in dem Inselstaat ihren Sitz haben. Der BFH untersteht der Bahrain Monetary Agency; er ist somit in die bestehende Finanzmarktordnung integriert. Hier unterscheidet sich Bahrain im Wesentlichen von seinen benachbarten Konkurrenten, dem Emirat Dubai und dem Scheichtum Quatar. Letztere haben mit ihren Onshore-Finanzplätzen DIFC bzw. QFC ein neues Umfeld mit internationalen RE!gulierungsstandards geschaffen, analog zur britischen Financial Sl2rvices Authority (FSA).
Dubai profitiert von der Börse Während die Bahrain Monetary J~gency auf 30 Jahre Erfahrung zurückgreifen kann, müssen sich das knapp zwei Jahre alte DIFC und das gerade ein Jahr alte QFC erst noch beweisen. Für die Finanzzentren wird die Handhabung dm Regulierung und die Weiterentwicklung der gesetzten Standards von großer Bedeutung sein. Regelwerke westlichen Zuschnitts sind dafür jedoch nur ein Faktor. Hinzu kommt, dass in arabischen Ländern die behördliche Genehmigung noch keine Garantie für geschäftlichen Erfolg ist. Dieser steht und fällt mit der Qualität dl2r persönlichen Beziehungen. Hier setzen vor allem die vor Ort vertretenen Schweizer Banken auf ihre bewährten Stärken im Private Banking. Für Dubai spricht auch die vollell~ktronische International Financial Exchange (DIFX), die erste internationale Börse in Nahost. Sie kann es mit den etablierten Märkten I\lew York, London oder Hongkong durchaus aufnehmen. Eine Börse für ein Drittel der WeItbevölkerung: von Indien bis Ägypten, von Istanbul bis Kapstadt. In fünf Jahren soll die DIFX die mit Abstand internationalste Börse weltWNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand weit sein. Für internationale Emittenten und Investmentbanken machen zwei Aspekte die DIFX attraktiv: Das Regelwerk erfüllt internationale Ansprüche und schafft Interessenten einen Zugang zu einer Region, die ihnen bislang verschlossen geblieben war. Ein klarer Vorsprung der Millionen-Metropole Dubai gegenüber Bahrain und Katar. Das DIFC bietet die üblichen Privilegien einer Freihandelszone wie das unbeschränkte Eigentum von Ausländern an Unternehmen sowie Steuerfreiheiten und die unbeschränkte Repatriierung von Gewinnen. Die offizielle Sprache der Finanzfreizone ist Englisch, die offizielle Währung des HandE~ls der US-Dollar. Nur das Strafrecht der V.A.E. behält auch innerhalb der DIFC Geltung. Bis 2010 soll die Finanzfreizone bis zu 60.000 Arbeitsplätze schaffen und einen Immobilienwert von fünf Millionen US-Dollar haben. Das Emirat Dubai versucht mit aller Macht, sich als Rückversicherungszentrum zu etablieren, spürt aber den Gegenwind aus Katar und Saudi-Arabien. Natürlich lockt man mit Steuervorteilen. BermudaGesellschaften, die mit US-Kapital ausgestattet sind, werden von Dubai besonders umworben. Banken aus Deutschland und Institute aus den Nachbarländern sind in Dubai bereits seit Anfang der 90er-Jahre vertreten. Neben den der Zentral bank unterstelltEm Geschäftsbanken sind Ende 2008 knapp 200 Kreditinstitute und Finanzdienstleister im Dubai International Financial Centre akkreditiert, darunter: •
Commerzbank, Tel.: 00971-43 650370, WoNIN.commerzbank.com
•
Deutsche Bank, Tel.: 00971-43 61 1700, I/oI'N\v.db.com
•
Bank Sarasin, Tel: 00971-4 363 43 00, I/oI'N\v.sarasin.com
•
Credit Suisse, Tel: 00971-43 62 00 00, www.credit-suisse.com
•
UBS, Tel.: 00971-43 65 7199, Wlivw.ubs.com
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien
Ein Konto in Dubai Wer nicht eine Million US-Dollar hat, um ein Konto im DIFC zu eröffnen, kann sich an eine der außerhalb des Finanzzentrums ansässigen Auslandsbanken wenden. Kontoeröffnungen außerhalb des DIFC erfordern grundsätzlich eine Aufenthaltsbewilligung des Neukunden. Die "Residency Visa" bekommt ein Ausländer nur dann, wenn er eine Arbeitsbe\\~lIigung hat, zur Familie einer in Dubai berufstätigen Person geh{:>rt oder eine Immobilie im Emirat kauft. Bei allen außerhalb des DIFC ansässigen Instituten können europäische Anleger zwar auch ohne permanente Aufenthaltserlaubnis Sparbücher (Non-Reside~nt Savings Accounts) oder Festgeld konten (Term Deposit AccClunts) in lokalen Dirham oder in jeder ausländischen Währung eröffnen. Als Basis für ein diversifiziertes Anlageportfolio taugt diese Variante eines Dubai-Kontos nicht. Eine Umschichtung in Aktien, Zertifikaten, Anleihen und Fonds bleibt den "Non-Residents" versagt. Auch Kreditkarten oder Schecks gibt es auf Basis dieser Bankverbindung lediglich in Kombination mit einer Aufenthaltsbewilligung für das Emirat. So zugeknöpft sich Dubai bei dl?n Anlagemöglichkeiten für nicht ansässige Durchschnittsanleger gibt, umso offener präsentiert es sich Immobilieninvestoren auch mit kleinem Geldbeutel. Das Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland ermöglicht die Steuerfreiheit für Einkünfte aus Immobilien investitionen in Dubai und den übrigen Emiraten. Vor allem aus diesem Grund pumpten deutsche Anleger in den vergangenen Jahren über 160 Millionen Euro in Geschlossene Dubai-lmmobiIiEmfonds. Doch die kosten ab 2009 mehr Steuern, denn es gilt die Anrechnungsmethode, wie etwa im Verhältnis zur Schweiz. Das bedeutet für Anleger, dass die Einkünfte in beiden Staaten besteu.?rt und im Ausland erhobene Abgaben hier angerechnet werden. Da in Dubai keine Steuern anfallen, besteuert das Finanzamt das Beteiligungsmodell wie einen heimischen Fonds mit der individuellen Progression. Das kann die Rendite deutlich mindern. WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand
Katar - Vorbereitung für die! Zeit nach dem Ölreichtum Seit Mai 2005 versucht Katar, Dubai die Führungsrolle als Finanzzentrum am Golf streitig zu machen. Das QFC soll dem Scheichtum als weltführendem Exporteur von Flüssiggas helfen, die Kapitalabwanderung ins Ausland zu stoppen. Die Wirtschaftsdaten des 630.000 Einwohner zählenden Katar sind eindrucksvoll. Das BIP wuchs in den letzten zehn Jahren mit über 13 Prozent jährlich. Beim BIP pro Kopf liegt der Halbinselstaat mit 36.000 US-Dollar fast gleichauf mit der Schweiz und verweist Bahrain und Dubai auf die Plätze. Gemeinsam haben die drei Finanzplätze, dass sie mit international kompatiblen Finanzplätzen ihre Volkswirtschaft zu diversifizieren suchen, um für die Zeit nach der Hohstoffhausse vorzusorgen. Zugleich empfehlen sie sich als Finanzplätze zwischen Europa und den aufstrebenden Märkten in Indien und China. So planen bereits mehrere chinesische Unternehmen den Börsengang in Dubai. Doch auch ohne die Giganten aus Fernost stellen die GCC-Staaten einen lukrativen Markt mit geschätzten 1,3 Billionen US-Dollar Privatvermögen und derzeit fünf Prozent Wachstum jährlich dar. Der Wettlauf zwischen Bahrain, Dubai und Katar zeigt jedoch, dass im Finanzplatz-Puzzle des Nahen Ost,ens noch einiges zu erwarten ist. Alle Finanzplätze profitieren davon, dass das zunehmend unilaterale Verhalten der USA, kombiniert mit weitreichenden Kontrollen von arabischen Finanzvermögen, arabische Anleger deutlich häufiger veranlasst, sich nach einer Altmnative zu den USA umzusehen. Das außerhalb der Region geparkte arabische Geld wird auf 1.700 Milliarden US-Dollar geschätzt. Vor allem in Dubai finden arabische Anleger, was sie brauchen: ein international ausgerichtetes Produkt- und Dienstleistungsangebot ohne Einschränkungen und Vorschriften zu einem Islam-konformen Anlageverhalten, obwohl gerade das Volumen im Islam-Banking jedes Jahr um schätzungsweise zehn bis 15 Prozent wächst.
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien
Vereinbar mit der Scharia L.'inder und Regionen, di<::! für Investitionen nach islamischen Grundsätzen bevorzugt werden - Umfrageergebnisse in Prozent Großbritilnnlffi
Vereirugto Slilil!"" Mittler... OstwGolfreglOll WellWl'it {generell) Süooltil,ien
"
"
Die europäischen Banken im Financial Centre Dubai sehen die Nachfrage für Scharia-konforme Produkte eher bei dortigen Banken, da die Muslime für das traditionelle Banking in der Regel zu einheimischen Finanzhäusern gl?hen. Dennoch versuchen neben den britischen Banken vor allem Schweizer Finanzinstitute mit Scharia-konformen Produkten rnuslimische Klientel im größeren Umfang zu gewinnen. Insgesamt ist die Zielgruppe potenzieller Kunden groß. Alleine in der Golfregion wird das heutige Marktpotenzial für "Scharia" -Produkte auf eine Billion US-Dollar geschätzt. Die Rating-Agentur Moody's beziffert das Vermögen der weltweit rund 1,4 Milliarden Muslime auf mindestens 2,5 Billionen US-Dollar. In der gleichen Studie wird geschätzt, dass derzeit rund 250 islamische Aktienfonds aufgelegt sind, die rund 300 Milliarden US-Dollar verwalten. Man geht davon aus, dass dies,?r spezifische Markt pro Jahr um 15 Prozent wachsen wird.
Währungsunion am Golf stockt Ganz wie das Vorbild in Europa sollte sie aussehen, die Währungsunion der Golfstaaten. Im Jahr 201 0 sollte in den sechs Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) Kuwait, Katar, Bahrain, Saudi-Ara-
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finanzplätze auf dem Prüfstand
Scharia-konforme Finanz-
und
Anlagegeschäfte
Das islamische Gesetz, die SCharia, kennt als eine der wichtigsten Regeln das Zinsverbot. Damit Banken und andere finanz häuser auch ohne Erhebung von Zinsen wirtschaftlich operieren können, wurden in den vergangenen vierzig Jahren verschiedene finanzprodukte und -mechanismen entwickelt. Diese sind komplexer als die üblichen Zinsgeschäfte und erfordern mehr Transaktionen mit entsprechend höheren Kosten. Deshalb werfen diese alternativen Produkte oft geringere Erträge ab als konventionelle Zinsprodukte. Kreditgeschäfte: Im Islam-Bankin~l beruhen sie auf der Übertragung von physisch vorhandenen Gegenständen. Die Idee ist, dass der Kapitalgeber, beispielSV'leise die Bank, Besitzer der entsprechenden Güter wird. Will ein Kunde beispielsweise eine Maschine kaufen, händigt ihm die Bank nicht das Geld aus, sie erwirbt stattdessen die Maschine und stellt sie dem Kunden zur Verfügung. Der Kunde entrichtet dafür Ratenzahlungen. Zusätzlich muss er eine bestimmte Summe bezahlen, die über dem Kaufpreis der Maschine liegt. Die Höhe der Entschädigung für die Bank wird in der Regel auf Basis der aktuellen Zinssätze berechnet. Daneben gibt es weitere finanztransaktionen, die mehr auf einer Mitbeteiligung basieren, vergleichbar mit dem Venture-Capital, dem Private Equity, Leasing-vereinbarungen oder Versicherungen. Wertpapiergeschäfte: Grundsätzlich kommen Festverzinsliche nach westlichem Zuschnitt nicht in FragE~. Regierungen und Unternehmen finanzieren sich daher immer häufiger über sogenannte Sukuks. Diese ähneln zwar Obligationen, SiE! weisen jedoch keine Zinskomponente auf. Bei Aktienanlagen ist entscheidend, in welchen Branchen das entsprechende Unternehmen tätig ist. Dabei darf es sich weder um Alkohol, Schweinefleisch, Glücksspiele noch um andere unter der Scharia verbotene Waren und Tätig keiten handeln. Im Weiteren muss die Verschuldung der Firma unter 33 Prozent sowie der Anteil der Debitoren unter 45 Prozent der Aktivl~n liegen. Auch dürfen höchstens fünf Prozent der Einnahmen aus Zinszahlungen stammen. Versicherungen und sonstige finanzprodukte: Im Islamic Banking wird zunehmend das spezifische versicherungswesen (<
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien
noch: Scharia-konforme Finanz- und Anlagegeschäfte dem Risiko". Aber die Absicheru ng gegen Risiken aller Art gehört nun einmal zur menschlichen Natur - auch in der muslimisch geprägten Welt. Fast die gesamte Versicherungspalette wird nicht profitorientierten Unternehmen, sondern genossenschaftlich organisierten Versicherungsvereinen angeboten. Diese schütten später ihre Gewinne gleichmäßig als Mehrvvert an die "Genossen" aus. Mit "sukuk", dem islamspezifischen Bondsgeschäft, ist das dritte starke Standbein genannt. Der spezielle Markt dürfte derzeit ein Volumen von mehr als 500 Milliarden US-Dollar aufweisen. Vor allem in den Golfstaaten sind "sukuk" bei der Realisierung großer Infrastrukturprojekte nicht mehr wegzudenken. Der aktuelle Plan des SCheichtums Katar, eine 45 Kilometer lange Brücke nach Bahrain zu bauen, wird primär durch ein "sukuk"-Programm finanziert. Vor einigen Jahren hat selbst das Bundesland Sachsen-Anhalt eine 200-MillionenEuro-Anleihe auf Basis des Islamic Banking erhalten. Darüber hinaus werden noch eine Reihe weiterer Bankgeschäfte nach den Gesetzen der "SCharia" betrieben. Das Spektrum reicht von "musharakah" (Joint Venture), "Ijardah" (Leasing) bis hin zu den Goodwill-Krediten, also Kredite ohne Sicherheiten, im jeweils geringen Wertumfang. Durch diese "qurdal hassan", für die keine Zinsen zu entrichten sind, hofft (bzw. verpflichtet) der Kreditgeber den Nehmer nach Kreditabwicklung als Dauerkunden zu halten. Die wichtigsten Player auf dem Islamic Banking-Finanzsektor: Bank-Topadressen wie etwa die niederländische ABN Amro, Citigroup, HSBC, L10yds TSB, die USB und auch deutsche Häuser wie etwa die Commerzbank, die schon seit 2000 den AI Sukoor Fonds vertreibt, haben mit Islamic Banking-Produkten eine immer volumenreicher werdende Marktlücke entdeckt. Die Deutsche Bank FondsTochter DWS hat Anfang Dezember einen speziellen Publikumsfonds neu aufgelegt, der zunächst in den Arabischen Emiraten und Bahrain angeboten werden soll. SChon zuvor ist Deutschlands größtes Geldhaus mit Aktienzertifikaten und l?inem speziellen Zertifikat auf den globalen Hedge-Fonds-Index HFR:( an muslimische Kunden herangetreten. Die ABN Amro hat im Januar 2007 ihre erste Filiale auf Islamic Banking-Basis in der 12-Millionen·-Stadt Karatschi eröffnet. Der Markt für Islamic Banking: Insgesamt ist die Zielgruppe möglicher Kunden sehr groß. Alleine in der Golfregion wird das heutige WNW.W!'U1i1UA.de
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noch: Scharia-konforme Finanz- und Anlagegeschäfte Marktpotenzial für H5charia"-Produkte auf eine Billion US-Dollar (deutsche Rechenweise) geschätzt -- und die Ölpreise, die den Wohlstand in der Region weiter ansteigen lassen, bleiben voraussichtlich auch in den kommenden Jahren hoch. Die renommierte Ratingagentur Moody's beziffert das Vermögen der weltvl/eit rund 1,4 Milliarden Muslime auf mindestens 2,5 Billionen US-Dollar. In der gleichen Studie wird geschätzt, dass derzeit rund 250 islamische Aktienfonds aufgelegt sind, die rund 300 Milliarden US-Dollar verwalten. Weitere mindestens 300 Millionen US-Dollar wurden bisher weltvl/eit von islamischen Finanzinstituten eingesammelt. Die Finanzwelt geht davon aus, dass dieser spezifische Markt um 15 Prozent pro Jahr wächst. Daher verwundert es nicht, dass dil? westlichen Banken einen immer größeren Teil von diesem Kuchen haben möchten. Offene Public Relation-Politik: Aus der Philosophie und den Usancen des Islamic Banking wird kein Geheimnis gemacht. Speziell das in London ansässige Institut 01' Islamic Banking & Insurance betreibt eine ausgesprochen dynamische Öffentlichkeitsarbeit. Auf der Website des Instituts werden neben dem kleinen Einmaleins des Islamic Banking auch Seminare angeboten und es wird auf Teilnahmemöglichkeiten an Fachkongressen in Europa und Übersee verwiesen. Mittlerweile bietet das Institut sogar Fernstudienseminare für Banker aus dem Private Banking-Bereich an, die nach erfolgreichem Abschluss mit einem Diplom honoriert werden. Weitere Informationen: 'NWW.islamic-banking.com bien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Oman eine gemeinsame Währung eingeführt werden. Die Gemeinschaftsdevise soll den Handel zwischen den beteiligten Staaten ankurbeln und die Abhängigkeit vom 01 verringern. Zudem soll durch die Integration die Attraktivität des regionalEm Finanzplatzes erhöht werden. Doch die Einhaltung des Termins wird immer unwahrscheinlicher. Fragen wie der Sitz der gemeinsamen Währungsbehörde oder die Aufteilung von Devisenreserven sind bisher noch ungelöst. Insbesondere Dubai, Bahrain und Katar kämpfen um die Ansiedlung von Banken und Finanzinstituten. Wem die Zentral bank zugespro-
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien
chen wird, der hätte einen entscheidenden Vorteil gegenüber den anderen Finanzplätzen. Hinzu kommen Querelen zwischen den verschiedenen Herrscherdynastil?n in der Region sowie größere politische Differenzen. Die kleinen Staaten fürchten, dass die Währungsunion durch den regionalEm "Riesen" Saudi-Arabien dominiert wird. Eine ähnliche DebattE! gab es seinerzeit auch in der EU.
Libanon Der Libanon, die "Schweiz des Nahen Ostens", war bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs (1987 bis 1990) das Finanzzentrum der arabischen Welt. Viele der Geldhäuser in Beirut befinden sich im Familienbesitz. Darüber hinaus hat gerade die chronische politische Instabilität die Banken für turbulente Zeiten gerüstet. Heute ist der Finanzsektor sehr widerstandsfähig, "Finanzkrise ist Ende 2008 in Beirut ein Fremdwort. Es gibt keine Liquiditätsprobleme und die Banken machen Gewinne. Der Kapitalzustrom lag in den letzten Monaten 2008 um mehr als das Doppelte über dem Durchschnitt. H
Die Banken haben mit äußerst konservativen Strategien auf die chronischen politischen Unwägbarkeiten ihres Landes reagiert. Das libanesische Finanzsystem ist stn?ng reguliert und gut überwacht. Schon 1999 hat die Zentral bank Investitionen in Derivate und andere strukturierte Finanzprodukte verboten. Das schützt nun den Libanon. Auch zählt die Liquiditiit der libanesischen Banken heute zu den höchsten der Welt: Die Einlagen machen 83 Prozent ihrer Aktiva aus, das trägt zur Stabilitiit bei. Die Summe aller Bankeinlagen hat 75 Milliarden US-Dollar erreicht - das Dreifache des libanesischen BIP. Während in den USA oder Europa die Staaten dem Banksektor mit Milliardenhilfen unter die Arme greifen müssen, helfen im Libanon die Banken dem Staat. Sie sind der Garant für die Stabilität des Landes. Strömt jetzt das Auslandskapital auch wieder an die Levante? WNW.W!'U1i1UA.de
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Saudi-Arabien öffnet Börse für Nachbarländer Im September 2007 hat Saudi-Arabien erstmals Bürgern der angrenzenden Golfstaaten einen unl?ingeschränkten Handel mit saudischen Aktien erlaubt. Damit kommt das Königreich seinem Ziel näher, die größte Börse im Nahen Osten gegenüber ausländischen Investoren zu öffnen.
Immobilieninvestition Steuerlich interessant ist Dubai für Investitionen in Immobilien. Diese sind für Deutsche derzeit völlig steuerbefreit - ein neues DBA ist aber in Vorbereitung. Dubai hat bereits .2002 seinen Immobilienmarkt für Ausländer geöffnet. Aufgrund der steuerlichen Vergünstigungen und der ungeminderten Nachsteuerrendite kann sich die Prüfung eines Investments im derzeit boomenden Markt lohnen. Aber: Der Kauf einer Immobilie erfolgt immer noch auf privatrechtlicher Basis. Ausländer werden derzeit noch nicht ins Grundbuch eingetragen, sondern im Eigentümerregister des jeweiligen Developers geführt. Beim Kauf eines Immobilienobjekts ist daher kompetente Beratung zwingend. Für Vermögende aus Europa ist Dubai - falls nicht direkte wirtschaftliche Verbindungen dorthin bestehen - (noch) keine überlegung wert. Die Banken vor Ort konzentrieren sich auf das Onshare-Geschäft.
AusgeWählte Bankadressen: • Arab Bank PLC salah Eddine Alayyubi St., Deira, Dubai City Tel.: 00971-4-22 12 31, fax: 00971-4-23 37 49 • Emirates Bank International PJSC Deira, Dubai City Tel.: 00971-4-2 25 6256, fax: 00971-4-2 26 80 05 • HSBC Bank Middle East financial Services BBME Building 312/45, AI Suq Road, Dubai City Tel.: 00971-4-5 07 74 23, fax: 00971-4-53 00 96
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien • Standard Chartered Bank AI Mankhool Rd, Dubai City Tel.: 00971-4-52 04 55, Fax: 00971-4-52 66 79 • Aus der Schweiz sind vertreten: Julius Bär, Credit Suisse, UBS und Sarasin-Alpen
Mauritius Als Platz für Geldanlagen empfiehlt sich in den letzten Jahren auch Mauritius. Das Bankgeheimnis der Insel gilt als wasserdicht, auch agiert sie jenseits der EU und dm amerikanischen Börsenaufsicht. Zinsmäßig hat Mauritius Drittstaatstatus. Ausländer können NonResident-Konten einrichten, über die Geldtransfers in unbeschränkter Höhe durchgeführt werden können. Für Vermögensverwaltungszwecke in anderen Ländern bietet sich ein mauritischer Offshore-Trust an. Dieser darf - mit Ausnahme von Mauritius-Immobilie'n und Bankkonten in MauritiusWährung - in alle möglichen Anlageformen steuerfrei investieren. Die Gründungskosten eines Trusts liegen bei rund 2.500 US-Dollar, die laufenden Jahreskosten bei 1.000 US-Dollar. Interessant ist die Insel im Indischen Ozean vor allem für Vermögende. Das "Integrated Resort Scheme" (IRS) erlaubt ihnen, sich dort niederzulassen und Immobilien zu erwerben. Vorausgesetzt, sie investieren mindestens 500.000 US-Dollar. Seitdem sind über 2,5 Milliarden US-Dollar an Direktinvestitionen nach Mauritius geflossen. Große Bauträger haben angekündigt, an den schönsten Plätzen der Insel rund 3.500 Villl?n zu errichten. Während Apartements zwischen 750.000 und einer Million US-Dollar kosten, liegen die Preise für Villen mit bester Ausstattung bei ein bis fünf Millionen US-Dollar.
Ausgewählte Bankadressen: • Bank of Mauritius Sir William Newton Street, Port L'ouis Tel.: 00230-2 08 41 64, Fax: 002.30-2 08 92 04 WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand • Barclays Bank PLC Dumot 51, Port Louis Tel.: 00230-4 021000, fax: 00230-4 67 0618 • The Delphis Bank Ltd. 16 Sir William Newton Street, Port Louis Tel.: 00230-2 08 50 61, fax: 00230-2 08 53 88 • The Hongkong and Shanghai Banking Corporation Ltd. 5 I f Les Cascades Bldg, Edith Cavl~1I 51., Port Louis Tel.: 00230-2 08 7183, fax: 00230-2 08 5187
Seychellen Derzeit auch uninteressant für europäische Anleger sind die Seychellen. Die Finanzbranche hat sich dort in den letzten Jahren zwar rasant entwickelt, auch haben sich immer mehr internationale Banken und Versicherungsgesellschaften dort niedergelassen. Was Private Banking-Kultur und -Erfahrung betrifft, sind die Seychellen jedoch Provinz. Einzig steuerliche Aspekte können für Anleger ein Anreiz sein. Doch Vorsicht, der Staat ist pleite. Ende 2008 wurden die Zinszahlungen für eine 230 Millionen US-Dollar schwere Anleihe eingestellt. Der Kurs der Anleihe brach nach Bekanntwerden um 75 Prozent ein. Warum in die Ferne schweifen ... der Globus hat Besseres zu bieten.
Asien im Abwärtsstrudel Mit der geringen Internationalisierung der Banken blieb Asien lange von der Finanzkrise verschont. Doch seit dem zweiten Halbjahr 2008 wird die Exportregion mehr und mehr von einem Nachfrageeinbruch rund um den Globus getroffen. Die Angst vor einer weltweiten Rezession hat die asiatischen Börsen voll erfasst. Die Indizes im Dreieck Sydney, Tokio und Bombay sanken zeitweise auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren. Auch die asiatischen Währungen sind von den Turbulenzen getroffen. Generell floss mehr Geld in den US-Dollar, der in Asien Ende 2008 als relativ sicherer Hafen
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien angesehen wird. Zugleich verpuffen Einzelaktionen von Regierungen und Zentralbanken, wie diE! Anhebung der Obergrenzen für die Kreditaufnahme von Firmen im Ausland, die Indiens Währungshüter verkündet hatten. Auch ziehen Anleger nach den offensichtlichen Krisen in Argentinien, Lettland, Island, Pakistan, der Ukraine und Ungarn mehr und mehr Geld aus als riskant angesehenen Schwellenländern ab. Auch in Korea verschärft sich die~ Krise. Und Japan, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, droht sogar eine lange Rezession. Die Exporteure leiden unter dem einbrechenden Welthandel, Unternehmen schrauben ihre Investitionen zurück. Allein in das zweitgrößte Abnehmerland China gehen 15,3 Prozent der japanischen Exporte. Doch auch die chinesische Wirtschaft kühlt sich massiv ab. Und der Nachfragerückgang in den rezessionsbedrohten USA, in die ein Fünftel der Exporte gE?ht, lässt sich durch das Asiengeschäft nicht kompensieren.
Wirtschaftswachstum Veränderung zum Vorjahresquartal (in %) ~
12 9
-
--
Indien
6 3
/ China
Japan
I
0 107
11 07
111 07
IV 07
108
1108
11108
Quelle. Bloomberg WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand
Mehr Millionäre in Asien Der aktuellen Finanzkrise zum Trotz gibt es in Asien immer mehr wohlhabende Bürger. Aber die Wirtschaftskrise in der asiatischen Region hat auch die Vermögensvl?rwaltung der Banken mit voller Wucht erreicht. Der Kampf um re~iche Anleger wird somit für alle Banken und Vermögensverwalter schwieriger, die Branche wird sich konsolidieren müssen. Kein Zweifel besteht aber daran, dass Asien im Fokus der Branche bleiben wird. Zwischen 2002 und 2007 ist der Gesamtwert der verwalteten Vermögen um durchschnittlich zehn Prozent jährlich von 5,9 auf 9,5 Billionen US-Dollar gestiegen. Die stärksten Zuwachsraten an Millionären verzeichneten in den vergangenen zwei Jahren Indien (22 Prozent), Singapur (18 Prozent) und Korea (17 ProzEmt). Die Finanzkrise wird diesen Anstieg bremsen, aber nicht ausradieren. Zumal es ohnehin noch ein weites, nicht beackertes Feld gibt. Fast 60 Prozent der VermögenssUmmE? werden noch nicht von Privatbanken verwaltet. Ein Grund dafür ist, dass viele der Reichen eigene Unternehmen führen. 63 Prozent der vermögenden Kunden besitzen mindestens eine Firma. Die Banken haben diese Gruppe bislang mit speziell auf ihre Anforderungen zugeschnittenen Dienstleistungen zu wenig beachtet. Hinzu kommt, dass Vermögensmanagement eher eine Option für Altere zu sein schien. Nur ein Fünftel derjenigen, die bis 40 schon reich geworden sind, haben es für sich entdeckt. In der Finanzkrise sollen sie nun zu einer der neuen Zielgruppen asiatischer Banker werden. Gerade in Asien ist es nicht mehr nur das alte Geld der Familien, das di,? Banker ins Auge fassen. Innerhalb der vergangenen drei Jahre, so das Ergebnis einer Studie der Boston Consulting Group, wuchsen 380.000 Menschen in die Beratungsklasse eines verfügbaren Vermögens von mehr als eine Million US-Dollar. Sie gilt es zu finden und zu binden.
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien
Mehr Millionäre in Asien Anteil an allen Personen mit einE~m frei verfügbaren Vermögen von einer Million Dollar (in Prozent) Gesamtvermögen in Billionen Dollar
80 60
37,2
59,1
14
18
23
24
Afrika Naher Osten Lateinamerika
Asien/Pazifik
40 Nordamerika
20 Euro a
o 2006
20"12 (Schätzung)
Quelle: The Standard Chartered Private Bank
Steigende ausländische Direktinvestitionen Der Aufstieg Asiens zu einer wirtschaftlich potenten Region erhöht in den etablierten Industrieländmn den Druck, weniger arbeitsintensive Tätigkeiten in kostengünstigere Staaten auszulagern. Dies hat ein steigendes Volumen an ausländischen Direktinvestitionen zur Folge. Dabei dominiert China mit großem Abstand den Wettbewerb um ausländische Direktinvestitionen. Neben den Produktionsvorteilen profitieren die investierenden Unternehmen dabei auch von der lokalen Präsenz der Märkte, die aufgrund ihrer Größe und des steigenden Einkommens der dort lebenden Menschen selbst attraktive Absatzchancen bieten.
WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand
Asiens Finanzplätze Nicht nur wirtschaftlich, auch auf dem Finanzsektor gewinnt Asien im globalen Wettbewerb an Bedeutung. Unterstützt wird diese Entwicklung von der Zunahme dl?r Einkommen und dem Entstehen einer gut verdienenden und vermögenden Mittelschicht in den einzelnen Ländern dieser Region. Das gilt vor allem für China, Indien und Korea. Während die Europäische Union nach der Liechtenstein-Affäre vom Februar 2008 noch über das weitere Vorgehen gegen die Finanzplätze in europäischen SteuE~roasen streitet, sind die dort im Visier stehenden Banken und Vermögensverwalter längst auf der Spur des Geldes. Sie bieten ihren Kunden die Möglichkeit, ihre Vermögen weltweit betreuen und verwalten zu lassen. Dabei werden die Finanzplätze in Asien immer wichtiger. Die "Fangarme der EU etwa greifen dort nicht, das Geschäft mit dem Geld ist lukrativ. Es ist zu erwarten, dass künftig auch in Asien das ein oder andere Schwellenland die Produkte SichE!rheit und Steuerfreiheit für sich entdecken wird. Dabei werden sich diese Staaten im Einzelfall nicht darum scheren, ob das Geld bereits vorher gewaschen wurde oder erst vor Ort gewaschen wird. W
In Singapur, Hongkong und anderen asiatischen Finanzplätzen finden Anleger noch Diskretion und Sicherheit. Daten werden weder an Dritte weitergeleitet noch wird solchen Einsicht gewährt. Die Position asiatischer Metropolen in der Finanzwelt bildet der w "Global Financial Centres Index ab. Nach den beiden weltweit führenden Finanzzentren nach Handelsvolumen London und New York schneiden derzeit Hongkonq und Singapur mit den Plätzen drei und vier unter den weltweit analysierten 50 besten Finanzplätzen ab. Von internationaler Bedeutung ist auch Tokio (10). Shanghai (30) werden für die nächsten Jahre beste Aufstiegschancen attestiert. Von derzeit regionaler Bedeutung finden sich Mumbai (41) sowie Seoul (42) auf den hinteren Plätzen.
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien
Ausgewählte Finanzplätze Asiens im Überblick Einwohner inTSD
BI'
Balllk Assets Kundenin Mio. in Mio. Einlagen US-Dollar US-Dollar in Mio. US-Dollar
Asset ./. BIP
;,
Prozent
AssetAnteil Welt in Prozent
Hongkong
6.%3
207.139 1.309.895
725.860
636,5
7,0
Singapur
4.589
161.338
469.125
246.996
262,6
3,9
1.129.866 1.040.611
IJ24.029
780.488
92,4
2,8
Indien
Hongkong - Chinas Geldquelle Nirgendwo in Asien wird mehr Kapital beschafft als an der Börse in Hongkong. Weltweit liegt diese nach Handelsvolumen auf Platz vier - noch vor Tokio und Landon. Gemessen an der Marktkapitalisierung ist sie mit insgesamt 1.472 Milliarden US-Dollar die sechstgrößte Börse der Welt. I-Iongkong ist das Kapitalbeschaffungszentrum für Unternehmen aus der Volksrepublik. Für Banken ist die chinesische Sonderwirtschaftszone Hongkong der beste Platz, um China und die Asien-Pazifik-Region abzudecken. Das Bankensystem ist eng verzahnt mit den mehr als 1.000 multinationalen Unternehmen, die ihr Asien-Hauptquartier in Hongkong aufgeschlagen haben. Ein Magnet für diese ist die Nähe zur südchinesischen Boomregion um Shenzhen und Kanton. Das Bankgeheimnis ist gesetzlich verankert, außerhalb Hongkongs generierte Erträge und Einkünfte sind steuerfrei, es wird keine Quellensteuer erhoben, Doppelbesteuerungsabkommen existieren nicht. Ausländische Emittenten und Investoren sind im Gegensatz zu Shanghai willkommen. Alles bewegt sich in einem klar definierten und vor allem transparenten rechtlichen Rahmen auf internationalem Standard. Im Zuge der Finanzkrise haftet die Hongkong Monetary Authority mit ihren Devisenreserven für Bankeinlagen. Die Regierung hat zudem einen Fonds aufgelegt, dE?r Banken Zugang zu frischem KaWNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand pital bietet. Gleichzeitig hat sich China gegenüber Hongkong für Investmentfonds geöffnet.
Ausgewählte Bankadressen: • Barclays Bank PLC 42nd Floor, Citibank TO'Ner, 3 Garclen Road, Hongkong Tel.: 00852-29 03 20 00, Fax: 008~52-29 03 29 99 • Dresdner Bank AG 6th Floor, Hutchinson House, 10 Harcourt Rd, Hongkong Tel.: 00852-28 26 20 00, Fax: 008~52-28 45 90 71 • ING Bank NV 10 & 11th Floor, Alexandra House, 16 Charter Road Central Hongkong Tel.: 00852-28 46 38 88, Fax: 008~52 -25 26 85 07 • LGT Bank in Liechtenstein AG, Vad uz Representative Office Hongkong Suite 4203 Two Exchange Square, 8 Connaught Place G.P.O. Box 13398, Central Hongkong Tel.: 00852-25 23 6180, Fax: 008~52-28 68 00 59 • NM Rothschild & Sons (Hongkong) Ud. 16th Floor, Alexandra House, 16 Charter Road, Central Hongkong Tel.: 00852-25 25 53 33, Fax: 008~52-28 68 17 73 • Overseas Trust Bank Ud. 11th Floor, The Center, 99 Queen~; Road, Central Hongkong Tel.: 00852-28 31 21 61, Fax: 008~52-28 38 20 63
Shanghai - Chinas Finanzzentrum Chinas Stadt mit dem landesweit höchsten Durchschnittseinkommen und dem drittgrößten Hafen der Welt ist der Newcomer unter den international bedeutenden Finanzplätzen Asiens. Der rege "inländische" Wettbewerb mit dem chinesischen Sonderverwaltungsbezirk Hongkong birgt bei einer arbeitsteiligen Konzentration Vorteile für beide Finanzstandorte. Der Shanghai Composite ist der Leitindex der chinesischen Börse. Nach einem rasanten
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien
Anstieg geht es an den dortigen Finanzmärkten seit Herbst 2007 wieder bergab. Handicaps für Investoren sind (derzeit noch) der nicht konvertierbare Renminbi sowie Mängel beim Eigentumsschutz, im geltenden Rechts- und Steuersystem sowie beim Kapital- und Gewinntransfer ins Ausland. Nach wie vor schottet China den heimischen Finanzmarkt nach außen ab. Der Zugang für ausländische Investoren ist schwieri~l
Singapur - Hot Spot für Auslandskapital Nicht erst seit der Liechtenstein-Affäre ist der Stadtstaat erste Adresse für Auslandskapital in Asien. Was in der Finanzwelt Rang und Namen hat, ist hier vertrete~n. Schließlich verzeichnet die Region den höchsten Zuwachs an Dollar-Millionären weltweit - das lassen sich vor allem die international tätigen Vermögensverwalter nicht entgehen. Rund 500 Milliarden US-Dollar Auslandskapital werden am Finanzplatz Singapur verwaltet. Weiterer Vorteil für Europäer: Als Drittstaat unterliegt der Stadtstaat nicht der EU-Zinsbesteuerung. Die EU verhandelt dE?rzeit zwar über ein Zins- und Informationsabkommen, stößt bei der Frage des Datenaustausches aber auf Granit - das Bankgeheimnis ist streng, Diskretion und Zuverlässigkeit haben einen hohen Stellenwert. Kapitaleinkünfte werden nicht besteuert. Dem Finanzplatz Singapur könnte der jüngste Trend einer klareren und härteren Besteuerung im Westen in die Hände spielen. Die Auslagerung von Vermögen wird von solchen Entscheidungen seitens der Regierungen immer schneller vorangetrieben. Singapur geht zwar gegen Geldwäsche konsequent vor und Steuerhinterziehung wird nicht gefördert, für global transferiertes Schwarzgeld ist das südostasiatische Finanzze~ntrum jedoch ein sicherer Hafen. Wer sein Konto einmal in Singapur eingerichtet und sein Vermögen transferiert hat, schneidet den deutschen Fiskus von Informationen ab. Ein Datenaustausch zwischen dem Stadtstaat und Europa findet nicht statt. Auch die hier vertretenen deutschen WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand Bank-Niederlassungen geben keine Auskünfte. Und: Ein Schwarzgeidkonto ist hier - im Gegensatz zu Liechtenstein und der Schweiz - ganz legal. Nur vor Ort erwirtschaftete Einkünfte sind steuerpflichtig. Ausländische Ertragsquellen sind der Finanzbehörde des Stadtstaates egal. Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung zu einem der attraktivsten Finanzplätze weltweit spielen die günstigen Steuerregelungen im Offshore-Finanzservice-Bereich, insbesondere für Gold- und Finanztransaktionen, Offshore-Versicherungen und -Fonds. Singapur hat das transparenteste Abgabensystem weltweit. Rechtssicherheit und zahlreiche internationale Steuerabkommen runden die Angebotspalette für ausländische Investoren ab. Diese brauchen nicht auf ihre vertrauten Finanzadressen etwa in Luxemburg oder der Schweiz zu verzichten, ihre Niederlassungen in Singapur sind banktechnisch nur einen Knopfdruck entfernt. 108 Geschäftsbanken und 49 Investmentbanken haben sich hier niedergelassen. Das liberale Steuersystem macht Singapur als Wohnsitz für Millionäre und Milliardäre immer attraktiver. Eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten Ausländer, die mindestens fünf Millionen SingapurDollar (2,3 Millionen Euro) anlegen und über ein Gesamtvermögen von 20 Millionen Singapur-Dollar (9,3 Millionen Euro) verfügen. Die Formalitäten übernehmen die Banken, die den Behörden auch das notwendige Vermögen nachweisen. Knapp 70.000 Millionäre haben sich inzwischen in Singapur niedergelassen. W
Während die OECD mit "steuerneutralen Staaten wie Liechtenstein, Luxemburg und der Schweiz noch über den Austausch von Informationen in Steuersachen Lagreement for effective exchange of information in tax matter verhandelt, versucht sie das mit Singapur erst gar nicht. Singapur ist kein OECD-Mitglied und daher entsprechend resistent geg,en die Bemühungen der Organisation, den internationalen StE!uertourismus zu unterbinden. Hinzu kommt, dass der Stadtstaat in den kommenden Jahren stark von den schlechter werdenden Rahmenbedingungen der europäiW
)
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien schen Finanzplätze profitieren wird. Nicht nur, weil es im Stadtstaat keine 35-prozentige EU-Pauschalsteuer gibt, die Auslandsanleger in Europa ab 2011 auf Zinserträge entrichten müssen. Spätestens dann wird der Finanzplatz Singapur zum Hot Spot für Europäer. Wissenswertes Es wird keine Quellensteuer erhoben; Non-Residents sind von jeder direkten Steuer befreit; Offshore-Gesellschaften sind steuerbefreit; es bestehen Ooppelbesteuerungsabkommen; gängige Gesellschaftsform ist die Private Limited Company.
Währungsreserven im Verg~leich in Mrd. USO total China Japan Taiwan Südkorea Hongkong Singapur *)
"1.906,00 976,91 280,69 200,51 165,90 165,68
USO pro Kopf
1.445 7.650 12.310 4.142 24.044 37.032
*) einschlieBlich Non-Residents
Quelle: EconomlSt Intelhgence UM
AusgeWählte Bankadressen: • ABN Amro Bank NV 63 Chulla St., Singapore 04 9514 Tel.: 0065-2 31 8888, Fax: 0065··5 32 31 08 • Bank Austria Creditanstalt International AG 80 Raffles Place 12-20 UOB Plaza 2, Singapore 04 86 24 Tel.: 0065-4 38 48 00, Fax: 0065·-4 38 49 00 • Commerzbank (South East Asia) Ltd. Cosea 1141-01, Temasek Tower, 8 Shenton Way, Singapore 06 8811 Tel.: 0065-2 23 48 55, Fax: 0065··2 25 39 43 WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand • Credit Suisse 80 Raffles Place 50-01, IUOB Plaza, Singapore 04 86 24 Tel.: 0065-5 38 76 11, fax: 0065-~; 31 27 18 • KBC Bank NV 40th floor OUB Centre, 1 Raffles Place, Singapore 04 8616 Tel.: 0065-5 33 70 88, fax: 0065-~; 331968 • LGT Bank in Liechtenstein AG, Vaduz, Representative Office Singapore 3 Temasek Avenue, /130-01 Centennial TO'Ner, Singapore 03 9190 Tel.: 0065-64 15 38 00, fax: 0065··64 15 38 50 • Standard Chartered Bank Block 138,1101-209/211, Alexandra Rd, Singapore 1501 38 Tel.: 0065-4 74 3148, fax: 0065-4 74 66 08
Die größten asiatischen Staatsfonds Viele Zentralbanken Asiens haben mehr Devisenreserven, als sie zur kurzfristigen WechselkursstabilisierlJng und Liquiditätssteuerung benötigen. Neben der Anlage in Devisenreserven wird diese Überschussliquidität zunehmend in Staatsfonds geleitet. Mit den hieraus erzielten Erträgen soll die gesamtwirtschaftliche Entwicklung dauerhaft unterstützt werden. Asiatische Staatsfonds haben mit knapp 27 Milliarden US-Dollar zur Behebung der Marktturbulenzen in folge der US-Subprime-Krise beigetragen. Land
Name des Staatsfonds
Singapur
Government of Singapore Investment Corporation {GI<:}
Volumen in GründungsMrd. US-Dollar jahr
Temasek Holdings China
China Investment Corporation {Cle}
Hongkong Investment Portfolio {Hongkong Monetary Authority} Korea
Korea Investment Corporation (KIC)
Malaysia
Khazanah National BHO
330 160 300
1981 2007
100 20 15
1998 2005 1993
1974
Quellen: Asian Development Bank, Morgan Stanley
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien
Brunei - Finanzplatz für St1euersparer Zwei Flugstunden von Singapur entfernt ist das Sultanat auf der Insel Borneo nach dem Muster Singapurs dabei, sich als Finanzplatz in Südostasien zu mausern. Dabei setzt Brunei auf die Gründung maßgeschneiderter Trusts, die sich insbesondere für die Verwaltung international ausgerichteter Vermögen eignen, die an einem steuerneutralen Ort gebündelt werden sollen. Dividenden, Zinserträge und Kursgewinne sind steuerfrei, beim Tod des TrustErrichters fällt keine ErbschaftstE~uer an. Erste asiatische und amerikanische Finanzadressen haben sich bereits niedergelassen - in einem Schlaraffenland, vor dessE~n Küste es alles im überfluss gibt, vor allem Gas und 01. Ausländische Investoren sind willkommen. Zwischen Deutschland und Brunei besteht ein Investitionsschutzabkommen.
Indien - (derzeit) nur nationale Bedeutung In Mumbai entsteht Asiens neues Finanzzentrum. Von hier aus bearbeiten international operierende Vermögensverwalter die indischen Millionäre und Milliardäre, die Kunden der Zukunft. In Mumbai sitzt das Geld, hier befindet sich die ZE!ntralbank, hier stehen mit der jüngeren National Stock Exchange (NSE) und der 130 Jahre alten BSE die beiden wichtigsten Handelsplätze des Subkontinents, hier residiert die Aufsicht, der Securities and Exchange Board of India (SEBI), hier handeln Rohstoffbörsen mit: Diamanten, Nüssen, Baumwolle, Reis oder Olsaaten, hier haben die meisten der über 90 indischen Geschäftsbanken ihre Zentrale. Ein knappes Drittel der fest angestellten Bevölkerung ist direkt odE!r indirekt in der Finanzbranche beschäftigt. Mumbai hat alle Voraussetzungen, ein internationales Finanzzentrum vom Rang Hongkongs oder Singapurs zu werden. Welche Auswirkungen der Terroranschlag im November 2008 auf den weiteren Ausbau der Finanzrnetropole Mumbai haben wird, ist noch schwer einzuschätzen. WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand Obwohl Schnäppchen Vergangenheit sind, bietet Indien Investoren mittel- und langfristig bessere Aussichten als andere asiatische Märkte. Handicaps: Die Rupie ist nicht frei konvertierbar, nur Institutionelle dürfen direkt in Börsenwerte anlegen. Privatanlegern bleibt derzeit nur der Umweg über ADR (American Depository Receipts) oder GDR (Global Depository Receipts). Checkliste: Fallstricke bei Indien-Investments Über eine Milliarde Einwohner machen das asiatische Land mit ihrem Hunger nach Wohlstand zu einem langfristig attraktiven Anlageziel. Korrekturen bei den Aktienkursen sind möglich, sie werden aber- im Gegensatz zu anderen Schwellenliindern - nicht von langer Dauer sein. Die Inder werden weiter investieren. Und ausländische Investoren bei der richtigen Gelegenheit auch. Zugang: Für Privatanleger ist der Zugang erschwert: Die Rupie ist nicht frei konvertierbar, nur institutionelle Anleger dürfen direkt an den Börsen investieren. Viele indische Blue Chips sind allerdings zusätzlich in den USA notiert, meist als American Depository Receipts (AOR) oder Global Depository ReCE!ipts (GOR), manche auch in London. Diese Hinterlegungsscheine, die indische Aktien repräsentieren, sind zudem nicht alle liquide. Schwankungen: Als Investitionsland weist der Subkontinent die üblichen Risiken von Schwellenlandbörsen auf, u.a. hohe Volatilität. Gleichzeitig schützen eine straffe Börsenaufsicht, strenge Bilanzregeln, ein britisch inspiriertes Rechtssystem und eine unabhängige Justiz Investoren besser als in vielen anderen Märkten, etwa China oder Russland. Gewichtung: Der Leitindex Sensex bildet die Volkswirtschaft nicht ideal ab. Rohstoffkonzerne und Technologiefirmen haben darin ein großes Gewicht, während Konsumwerte unterrepräsentiert sind. Seine 30 Aktien machen Mitte 2006 die Hälfte der gesamten Börsenkapitalisierung aus. Und allein fünf Werte stehen für 40 Prozent des Index: Reliance (Raffinerie), Infosys (lT-Dienste), ICICI (Bank), ITC (Agrargüter und Hotels) sowie Lars{ln & Toubro (Maschinenbau). Dies fördert extreme Preisschwankungen.
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Asiens Finanzstädte im Steuervergleich Die Schaffung von günstigen Steuerrahmenbedingungen für Investoren hat im asiatischen Raum E!ine lange Tradition. Während die Stadtstaaten Hongkong und Singapur aufgrund ihrer Wirtschaftskraft hier eine Sonderstellung einnehmen, sehen sich diese Handels- und Finanzzentren einem zunehmenden Wettbewerb gegenüber der neuen Wirtschaftsmacht China ausgesetzt. Wobei sich hier aufgrund der Größe und wirtschaftlichen Bedeutung ein Vergleich mit dem Wirtschaftszentrum Shanghai geradezu aufdrängt. Ausgewählte asiatische Finanzplätze im Steuervergleich Hongkong Einkommensteuer
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Quelle: Bayern Treuhand WP WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand Asiens länder mit den weltv..,eit größten Millionärs-Wachstumsraten 2006-2007 in %, in Klammern Anzahl der Millionäre in 1000
Indien
22,7 (123)
China
20,3
(415)
Brasilien
19,1
(143)
Südkorea
18,9
(118)
Indonesien Singapur
16,8 15,3
(23)
(77)
Quelle: Capgemini,World Wealth Report 2008
Indonesien - Defizit und Korruption Die indonesische Metropole Jakarta lässt keinen ausgeprägten Finanzplatz-Charakter erkennen. Sie zählt damit zu den Finanzstandorten der Region, die sich auch künftig nicht als Finanzplatz hervorheben werden. Umfeldbedingungen und wahrnehmbare Korruption wirken sich zusätzlich negativ aus. Japan - immer noch erste Börsen· und Finanzadresse weltweit Neben Hongkong und Singapur gehört der japanische Finanzplatz zu den internationalen Spitzenstandorten. Sein Gewicht als internationaler Börsenplatz und als Fi nanzzentrum der global (noch) zweitgrößten Volkswirtschaft sichert Tokio seine signifikante Steilung im weltweiten Finanzgeschehen. Aber: Der Yen hat die Rolle einer leitwährung längst verloren und durch den schon seit Jahren niedrigen Zins fließt viel japanischl?s Kapital ins Ausland. Zwar sind japanische Finanzhäuser in die Subprime-Krise weit weniger verwickelt als etwa europäische Banken, doch hängt die japanische Wirtschaft stark vom Dollar-Kurs ab. Der fragilen japanischen Wirt-
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien
schaft täte eine starke Yen-Aufwertung gut, denn erstmals seit sieben Jahren ist Japans Wirtschaft 2008 in eine Rezession gerutscht. Damit verdunkeln sich die Aussichten für die kriselnde Weltwirtschaft Ende 2008 weiter, nachdem bereits die Euro-Zone in der Rezession steckt und den USA das gleiche Schicksal droht. Für Anleger ist Nippon derzeit uninteressant.
Korea - dauerhaft national ausgerichtet Während der Asienkrise vor elf Jahren hat Südkorea dies alles schon einmal durchgemacht. Dl?r Börsenwert vieler koreanischer Unternehmen, darunter einige Weltmarktführer, ist im zweiten Halbjahr 2008 dramatisch gesunken. Der Kopsi, der Index der Börse in Seoul, fiel seit Jahresanfang um die Hälfte. Die südkoreanische Währung, der Won, büDte gegenüber dem US-Dollar 40 Prozent ein. Dennoch: Korea bell~gt bei der Devisenreserve mit 239 Milliarden US-Dollar den sechsten Platz in der Welt. Auch wenn derzeit umfangreiche Finanzreformen angegangen werden, dürfte der Finanzstandort Seoul dauerhaft nur von nationaler Bedeutung bleiben und ist für ausländische Investoren daher begrenzt attraktiv.
Malaysia mit labuan - Finanzstandort mit Aufholpotenzial Wie Shanghai besitzt auch Malaysia signifikantes Aufholpotenzial zu den international bedeutendl?n asiatischen Finanzplätzen. Eine aktuelle Studie der Helaba siedE!lt Kuala lumpur aufgrund seiner internationalen Verflechtungen bei den drei führenden Finanzplätzen der Region an. Entscheidender Vorteil des Finanzplatzes ist seine Fokussierung auf das Islamic Banking (Zinsverbot, Verbot der Spekulation, Verbot des Glücksspiels) mit dem Ziel, sich vom regionalen zum globalen Zentrum auf diesem Gebiet zu entwickeln. WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand Aus steuerlicher Sicht interessant ist die malaysische Exklave Labuan, die sich mit umfangreichen Steuervergünstigungen zu einem internationalen Offshore-Center in der Asien-Pazifik-Region entwickelt. Der Kampf um die RE~ichen aus dem Orient und dem ostasiatischen Raum ist beste Voraussetzung dafür, dass Labuan eine ähnliche Bedeutung erlangen wird wie die Finanzplätze der Karibik für die USA oder die Channellslands für die EU.
Weitere Informationen: • Labuan Offshore financial Services Authority LOfSA; www.lofsa.gov.my
Malaysia - Sprungbrett für Indonesien, China und Indien Der Nahe Osten investiert seine ()I-Dollar in Malaysia. Die Regierung in Kuala Lumpur will das Land zum Zentrum des islamischen Finanzwesens ausbauen. Derzeit sind ganze Straßenblocks in der malaysischen Hauptstadt mit Bretterzäunen abgegrenzt. Dahinter verbergen sich tiefe Baugruben. Doch während im boomenden Shanghai die Banken aus den USA um die besten Plätze buhlen, sind es in Malaysia vor allem arabische Geschäftsleute. Dank kräftiger Investitionen aus dem NahEm Osten erlebt der malaysische Finanzsektor, der speziell auf islamische Kunden ausgerichtet ist, einen einzigartigen Aufschwung. Malaysia gilt als Pionier des islamischen Banken- und Versicherungswesens. Bereits in den vergangenen Jahren ist der islamische Finanzsektor in Malaysia - gemessen am zu verwaltenden Vermögen - jährlich um 27 Prozent gewachsen. Richti~l Auftrieb hat die Branche in den letzten fünf Jahren bekommen. Weil der Olpreis ständig neue Rekordhöhen erklommen hat, schwimmen die Golfstaaten im Geld, das nach islamischem Recht angelegt werden soll- sei es in Wertpapieren oder als Direktinvestitionen. Da der Markt im Nahen Osten nahezu gesättigt ist, machl?n sich viele arabische Geldinsti-
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien
tute auf die Suche nach neuen Kunden. Von den weltweit 1,5 Milliarden Muslimen leben allein in Südostasien rund 250 Millionen, in Südasien weitere 450 Milliom!n. 2005 hat daher das Kuweit Financial House eine Zweigstelle eröffnet, im Sommer 2006 die saudische AI Rajhi Bank, Anfang 2007 öffnete die katarische Asian Finance Bank ihre Türen. Für sil? ist Malaysia das Sprungbrett in Richtung der aussichtsreichen Märkte Indonesien, China und Indien, denn Malaysia ist mit diesen Ländern gut vernetzt. Hinzu kommt, dass Malaysia eine liberalere Form des islamischen Rechts praktiziert als die Golfstaaten. Die Regierung in Kuala Lumpur ist sich ihres Standortvorteils bewusst. Sie arbeitet hart daran, dass das Land in der Finanzbranche die Führungsrolle einnimmt. Im laufenden Fünfjahresplan hat sich die Regierung daher auch auf die Fahne geschrieben, Malaysia in das globale islamische Finanzzentrum schlechthin zu verwandeln. Malaysia soll zum Markennam'!n in der islamischen Finanzwelt werden. Mit Steuererleichterungen sollen vor allem ausländische Finanzinstitute angelockt werden. Zu diesem Zweck hat die Regierung sogar die Devisenkontrollen und die Einwanderungsbestimmungen gelockert. All das soll dazu beitragen, bis 2010 den Anteil der islamischen Banken und Vers.icherungen am Gesamtmarkt von derzeit 11,3 Prozent auf 20 Prozl?nt zu steigern. Bis 2010 plant die Regierung, rund zehn Milliarden Euro in den Ausbau der Infrastruktur zu stecken. Finanziert werden soll das Vorhaben mit Scharia-konformen Anleihen. Bereits 2007 hielt Malaysia mit rund 60 Prozent den Löwenanteil am globalen Markt für islamische Anleihen, den Sukuk.
Philippinen - kaum Potenzial Die Philippinen zählen zu den Standorten in Asien mit dem geringsten Finanzplatz-Potenzial. Der Börsenstandort Manila ist bedeutungslos, die Umfeldbedingungen (inklusive Korruption) sind negativ. WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand
Thailand - bedeutungslos Für Bangkak zeichnet sich derzeit keine Etablierung im Finanzbereich ab.
Vietnam - Land mit Perspektive w
Der südostasiatische Staat könnte~ ein neues "Tigerland werden. Zählte Vietnam bislang zu den ärmsten Ländern in Südostasien, sollen künftig Bodenschätze (u.a. Erdöl) das Wachstum ankurbeln. Langfristig hat Vietnam gute Aussichten, sich zu einem national bedeutenden Finanzplatz innerhalb Asiens zu entwickeln. Dafür Asiens Währungen haben Po,tenzial Die asiatischen Währungen (ohnE~ Japan) bieten trotz der hohen Unsicherheiten auf den finanzm~irkten Wachstumspotenzial. Die asiatischen Länder - mit Ausnahmt! von Indien - können solide Leistungsbilanzüberschüsse vOl'Vl/eisen. Das wichtigste geldpolitische Instrument der asiatischen Zentralbanken ist der Wechselkurs. Der Anstieg der Währung trägt somit zur qeldpolitischen Straffung bei: •
Der malaysische Ringgit ist auf realer Basis nicht teuer und bietet die Möglichkeit, von hohen Ölpreisen zu profitieren.
•
Dem philippinischen Peso geben gute haushaltspolitische Aussichten Auftrieb.
•
Der erhebliche Rückgang des koreanischen Won macht die Währung attraktiv. Das Wachstum der Binnenwirtschaft ist robust.
•
Unter den Hochzinswährungen empfehlen sich die indische Rupie (INR) und die indonesische Rupie (IDR). Der steigende Inflationsdruck sollte der INR zu einem erneuten Anstieg verhelfen. Bei der IDR ist mit steigender Inflationserwartung das Aufwärtspotenzial zwar begrenzt, doch ist die hohe Rendite der Währung attraktiv.
Asien verfügt über die mit Abstand größten Devisenreserven weltweit. Allein China und Japan horten 2,7 Billionen US-Dollar. Doch statt wie bis jetzt in Dollar, sollen diese künftig verstärkt auch in regionalen Währungen angelegt werden.
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien
sprechen die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, die politische Stabilität und eine wachsende globale Bedeutung.
Ostasiens Finanzmärkten f,ehlt die Verzahnung Eine Währungsgemeinschaft soll die Integration der zersplitterten ostasiatischen Finanzmärkte vorantreiben. Es gibt in der Region zu wenige Investitionsmöglichkeiten. Es bleiben nur drei Wege: In den US-Dollar, den Euro oder den Yen zu gehen. Das führt u.a. dazu, dass die überbordenden A.uslandsreserven vorrangig in Dollar-Anleihen geparkt werden. Für Privatanleger bedeutet das in der Regel die Flucht in Immobilien, die von Shanghai über Hongkong bis nach Bangkak eine Blase zu bilden drohen. Mit einem gemeinsamen Währungsfonds von derzeit 39,5 Milliarden US-Dollar wollen sich die asiatischen Staaten rnit bilateralen Abkommen künftig vor Spekulationen gegen ihre Währungen schützen.
Deutsche Direktinvestitione!n Die deutschen Direktinvestitionen in Asien haben sich in den letzten Jahren intensiviert. 2005 beliefen sich diese mit rund 45 Milliarden Euro auf sechs Prozent der deutschen Investitionsbestände im Ausland insgesamt. Im Fokus deutscher Direktinvestitionen steht China mit 25 Prozent, auch Japan und Korea ragen mit 20 Prozent bzw. 14 Prozent heraus. Wichtige Zielländer sind auch Singapur und Hongkong mit 13 Prozent und zehn Prozent. Es folgen: Indien (sechs Prozent), Malaysia (fünf Prozent), Indonesien (drei Prozent), Thailand (drei Prozent) sowie die Philippinen (ein Prozent). Quelle: Deutsche Bundesbank
Die Hoffnung der Investoren, die asiatischen Schwellenländer seien immun gegen den Abschwung in den Industrieländern, hat sich nicht erfüllt. Alle Staaten der Region haben inzwischen ihre Wachstumsprognosen nach untEm geschraubt und versuchen, mit Konjunkturprogrammen und Zinssenkungen einen gravierenden Anstieg der Arbeitslosigkeit zu v'2rmeiden. WNW.W!'U1i1UA.de
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finanzplätze auf dem Prüfstand
Asiens Börsen im weltweiten Vergleich (2007) •
Marktkapitalisierung: Mit über 4,3 Billionen US-Dollar ist Tokio nach der New Yorker NYSE (16 E',illionen US-Dollar) die zweitgrößte Börse der Welt, innerhalb Asiens ist die Börse Shanghai mit 3,7 Billionen US-Dollar der zweitwichtigste Börsenplatz der Region. Tokio 7 % - Shanghai 6 % - Hongkong 4 % - Mumbai 3 % Korea 2 % - übrige Börsen Asi{ms 2 %
•
Gehandeltes Aktienvolumen: Hier liegt Tokio mit nahezu 6,5 Billionen US-Dollar global auf dem dritten Platz hinter New York und London. Innerhalb Asiens rangiert Tokio eindeutig vor Shanghai und Hongkong, wo 2007 Aktien im Wert von vier bzw. zwei Billionen US-Dollar gehandelt wurden. Tokio 7 % - Shanghai 4 % - Hongkong 2 % - Korea 2 % - übrige Börsen Asiens 2 %
Quelle: World Federallon of Exchanges
Deutsche Banken in Asien Ende 2007 unterhielten deutsche Banken in der asiatischen Region insgesamt 57 Repräsentanzen, 36 Niederlassungen und acht Tochtergesellschaften. Bei der Standol1'Nahl nehmen die Länder Japan, China und Singapur eine herausragende Stellung ein, gefolgt von Hongkong, Indien, Vietnam und Korea, das als Empfängerland für deutsche Bankkredite heraussticht. Innerhalb der Region sind deutsche Banken in China einschließlich des Sonderverwaltungsbezirks Hongkong am stärksten vertreten. Die international ausgerichteten Finanzplätze Hongkong und Singapur weisen die höchste Anzahl an Auslandsbanken auf. Auch China und Japan verfügen über recht vielE! aus dem Ausland stammende Institute. In Korea ist das Bankensyst
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Offshore - Naher Osten, Afrika, Asien, Ozeanien
Verwaltete Assets in Offshore-Finanzplätzen weltweit Auslandseinlagen der Banken in Mrd. USO Großbritannien Cayman Islands Schweiz Luxemburg Hongkong Singapur
2.095 782 740 510 450 424
Quelle: Attac, Ronen
Vanuatu Ein Inselstaat im westlichen Südpazifik, rund 2.000 Kilometer nordöstlich von Australien gelegen. Vier Prozent der 201.000 Einwohner sind Europäer, 94 Prozent melanesische Ureinwohner, die mit der modernen Zivilisation bislang kaum in Berührung gekommen sind. Seit 2002 haben sich in der Hauptstadt der Insel republik Port Vila der Nullsteuern wegen über hundert Banken niedergelassen, vor allem aus dem asiatischen Raum. Allen voran die Hongkong & Shanghai Banking Corporation (HSBC). Örtliche Treuhandgesellschaften bieten ein breit gefächertes Leistungsspektrum, zudem sind reichlich Anwälte präsent. Devisenbeschränkungen kennt man nicht, es herrscht freier Kapitalverkehr. Was für Reeder als Steueroase attraktiv ist, lässt sich als Standort für eine gut gemanagte VermögEmsverwaltung nicht rechtfertigen. Vanuatu eignet sich höchstens als Drehscheibe für global vagabundierendes Kapital und für Anleger aus dem asiatischen Raum. Ausgewählte Bankadressen: (Für jene, die es trotz 24-Stunden-Flug von Europa aus versuchen oder sich für immer auf einer der benachbarten Trauminseln Ozeaniens niederlassen wollen) WNW.W!'U1i1UA.de
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Australian & New Zealand Banking Group Ltd. (ANZ) ANZ House, Kumul Highway, Port Vila Tel.: 00678-2 25 36, fax: 00678-22814
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Banque of Hawaii (Vanuatu) Ltd. POBox29, PortVila, Tel.: 00678-22412, Fax: 00678-2 35 79
•
National Bank of Vanuatu POBox249, PortVila, Tel.: 00678-2 22 01, Fax: 00678-2 27 61
•
Westpac Banking Corporation Kumul Highway, Port Vila, Tel.: 00678-2 2084, Fax: 00678-2 35 57
Das Geschäft mit dem Geld Das Geschäft mit dem Geld ist weltweit lukrativ. Daher ist zu erwarten, dass künftig in Asien - aber auch auf dem afrikanischen H Kontinent - so manches Schwellenland die Produkte "Sicherheit H und "Steuerfreiheit für Anlegergelder entdecken wird. Dabei werden sich diese Staaten kaum darum scheren, ob es sich um Schwarzgeld handelt. Laut einer Studie der Schweizer Unternehmensberatung Oliver Wyman wurden Ende 2007 in Steuerparadiesen rund um den Globus zwar etwa acht Billionen US-Dollar verwaltet - 16 Prozent des gesamten Vermögens aller Dollar-Millionäre, der "High Net Worth Individuals" . Doch der Anteil könnte sinken, vor allem, weil die Regulierung schärfer zu werden droht und wE~niger Kapital "offshoreH fließen könnte. Die Offshore-Finanzplätze~ werden sich verändern müssen. Dabei müssen sie zeigen, dass si{! auch unabhängig vom Steuerthema die besseren Dienstleistungen anbieten, anderenfalls wird die größere Entfernung zum Vermögensinhaber schnell zum Nachteil. Dabei könnten zu strenge ne ue Gesetze das Vermögen auch ganz vertreiben. Kapital würde dann von heute relativ transparenten zu intransparenten Offshore-5tandorten fließen.
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Im Visier der Anleger: Afrika Wer an den Finanzmärkten richtig Geld verdienen will, muss schneller sein als die anderen. Investoren, die beispielsweise das Aufstreben der asiatischen SchwE?lIenländer mit seinen Konsequenzen für die Rohstoffmärkte und die Entwicklung der Weltwirtschaft frühzeitig erkannt hatten, konnten mit entsprechenden Anlagen ein Vermögen verdienen. Doch inzwischen bietet jede Bank Produkte an, mit denen Anleger in den großen Schwellenländern investieren können - es wäre somit Zeit für einen neuen Trend. Die Investmentbank Merrill Lynch hat in einer umfangreichen Studie Afrika dazu ausgerufen: "Die großzügigen Ressourcen bieten jede Menge Chancen." Tatsächlich mehren sich die Anzeichen, dass der Kontinent allmählich für die Finanzmärkte interessant wird. In den vergangenen sechs Jahren hat sich die Zahl der ausländischen Direktinvestitionen vervierfacht, Private-Equity-Gesellschaften durchleuchten afrikanische Firmen auf der Suche nach Kaufgelegenheiten. Selbst an Kleinstbörsen wie der von Sambia waren Mitte 2007 bereits 19 Unternehmen notiert. Als Geheimtipp gilt derzeit das kollabierende Simbabwe, wo gut aufgestellte Unternehmen wohl bald günstig zu haben sein werden. Laut Merrill Lynch besitzt der Kontinent das Potenzial für einen lang anhaltenden Aufschwung: Der Reichtum an Bodenschätzen wie 01, Diamanten oder Gold ist enorm. Während viele Regionen mit der Alterung der Gesellscha"ft zu kämpfen haben, wächst die Bevölkerung in Afrika rasant. Die Region verfügt über gewaltige Flächen urbaren Landes, das bislang kaum agrarisch genutzt wird - ein wertvolles Gut in Zeiten einer wachsenden weltweiten Nachfrage nach Nahrungsmitteln und kräftiger Preissteigerungen bei vielen Agrarprodukten. Zudem wird in den meisten Ländern noch mit vorsintflutlichen Mitteln produziert. Der Einsatz neuer Technologien kann dort ein wahres "Produktivitätswunder auslösen. H
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finanzplätze auf dem Prüfstand Darüber hinaus haben Staaten wie Liberia, Sierra leone oder Tansania Reformen vorangetrieben. Möglichkeiten für Investoren sieht die Bank insbesondere in der landwirtschaft, der Informationstechnologie sowie im Infrastruktur- und Gesundheitssektor. Doch Korruption, politische Krisen und Hechtsunsicherheit machen langfristig angelegte Investitionen zum Vabanquespiel. Afrika ist kein Platz für risikoscheue Anleger, aber das war Asien vor einigen Jahren auch nicht. "Finanzmärkte sind ein Teil der Infrastruktur unseres Planeten, und eine effiziente, marktwirtschaftlich ausgerichtete (und vernünftig regulierte) Finanzbranche hilft der globalen Realwirtschaft. Natürlich müssen wir lehren aus der Finanzmarktkrise ziehen, aber nicht die falschen. Wenn wir bessere Systeme errichten wollen, müssen wir akzeptieren, dass die nächste Krise möglicherweise anders aussehen wird und völlig unvorhergE?sehen ausbrechen wird. Veränderungen von Vorschriften müssen daher die Flexibilität der Märkte bewahren, müssen die RI?alität anerkennen und die Verantwortung im Geschäft da lassen, wo sie hingehört, nämlich bei den Verwaltungsräten und Aktionären. Die Globalisierung war die Öffnung der ,Büchse der Pandara'. Aber es gibt kein Zurück mehr. Gesunde Finanzmärkte sind für eine gesunde globale Wirtschaft unausweichlich." David Lewis, Lord Mayor of London, Bürgermeister der City of London
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Stiftungen, Trusts & Co.
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1. Einsatzmöglichkeiten von Rechtsträgern
. 246
2. Vorsorge über den Tod hinaus
. 249
3. Wo der Einsatz von Rechtsträgern Grenzen hat . 250 4. Eingeschränkte Kontrolle über Vermögenswerte
. 252
5. Ausländische Rechtsträger im Überblick
253
Österreichische Privatstiftung Liechtensteinische Stiftung Panamaische Stiftung Trust
253 254
256
256
Bei Trust und Stiftung Steuern le~gal umgehen
257
Jersey-Trust 257 Offshore-Trust
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Steuerliche Behandlung von Offshore-Trusts nach dem deutschen Steuerentlastungsgesetz International Business Company 261
260
1. Einsatzmöglichkeiten von Rechtsträgern Stiftungen, Anstalten, Trusts und andere Rechtsträger sind heute bei der Steuerplanung, der Vermögensverwaltung, beim Vermögensschutz, aber vor allem bei dE~r globalen Nachlassplanung un-
verzichtbare Instrumente. Ihr Einsatz ist zwar oft mit Vorurteilen belastet und wird gerne pauschal als Verschleierungsmäglichkeit für
nicht deklarierte Gelder oder Verrnögenswerte krimineller Herkunft verurteilt. Doch diese Instrumente geraten häufig zu Unrecht in ein
schiefes Licht - nachfolgende Einsatzmäglichkeiten zeigen das. Mit Stiftungen, Trusts und anderen Rechtsträgern legt ein Vermö-
gensinhaber fest, wer sein Vermöqen oder einen Teil dessen in Zukunft halten und verwalten soll und wie dieses Vermögen an bestimmte Begünstigte zu verteilen ist. Da diese Instrumente meist ein "ewiges" Leben genießen, kommt es in Bezug auf die der Stiftung oder anderen Rechtsformen gewidmeten Vermögensteile in der Regel nicht zu einem "Erbfall". Die Vermögenswerte fallen somit nicht unter den Nachlass dE!S Erblassers, sondern verbleiben als Stiftungs-, Trust- oder Vermögen anderer juristischer Instrumente unter der Verwaltung der entsprechenden Gremien, die, den Wünschen des Vermögensinhabers entsprechend, Ertrag und! oder Substanz des Vermögens an die Begünstigten verteilen. Damit können für bestimmte Teile des Vermögens Regelungen getroffen werden, die nicht der gesetzlichen Erbfolge unterstehen bzw. von testamentarischen Bestimmungen abweichen. Dies ist jedoch nicht unlimitiert möglich. Steht ein Nachlass unter der Herrschaft einer Rechtsordnung, die sogenannte gesetzliche Pflichtteile kennt, so müssen dieSE! auch bei Widmung von Vermögenswerten an solche Instrumente beachtet werden. Eine Verletzung dieser gesetzlichen Regeln h:3tte die Anfechtbarkeit beispielsweise der Stiftung oder des Trusts als Ganzes oder zumindest im Umfang der überhöhten Widmung zur Folge.
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Einsat;~möglichkeiten
von Rechtsträgern
Checkliste: Stiftung en detail Wirtschaftlicher Stifter: Person, die das Stiftungsvermögen widmet. Der Stifter ist kein Organ dm Stiftung. Mit der Widmung geht das Eigentum seines Vermögens an die Stiftung über. Stiftungsrat: Oberstes Organ dm Stiftung. Je nach Land sind eine oder mehrere natürliche oder juristische Personen erforderlich. Der Stiftungsrat besorgt die Geschäftsführung und die vertretung der Stiftung nach außen. Er setzt den Willen des Stifters um. Der Stifter selbst sollte nicht Mitglied des Stiftungsrates sein. Begünstigungsregelung: Weisung des Stifters über die verwendung des Stiftungsvermögens. DiE~ Auszahlung kann beispielsweise an Auflagen geknüpft sein oder es können auch andere Personen als die gesetzlichen Erben begünstigt werden. Der Stiftungsrat kann auch ermächtigt werden, nach freiem Ermessen zu handeln. Vollmachten: Der Stiftungsrat kann Vollmachten an natürliche oder juristische Personen erteilen. In der Regel werden indes nur Verwaltungsvollmachten (z.B. im Bankverkehr) und keine vollen Verfügungsvollmachten erteilt.
Einsatzmöglichkeiten von Hechtsträgern: •
Vermögenskonsolidierung: Stiftungen, Trusts & Co. werden vermehrt eingesetzt, um VE~rmögenden eine Konsolidierung ihres oft weitverzweigten Vl?rmögens zu ermöglichen. Diese planerische Maßnahme drängt sich vor allem dann auf, wenn es sich um diversifizierte Portl'olios bei verschiedenen Bankinstituten handelt, und die Vorgaben bezüglich Risiko, Liquidität und Nachhaltigkeit laufend überwacht werden müssen. Der Erhalt und die Vermehrung eines Vermögens ist angesichts eines immer weniger überschaubaren Angebots an Investitions- und Anlagemöglichkeiten eine komplexe Aufgabe, die spezifisches Know-how verlangt.
Renommierte Auslandsbanken in Ländern mit einem liberalen GeseIlschaftsrecht bieten hier übE'r den Einsatz juristischer InstruWNW.W!'U1i1UA.de
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Stiftungen. Trusts & Co. mente einen optimalen Schnittpunkt zur Verbindung bankmäßiger Vermögensverwaltung und Vermögenssicherung mit Erb- und Familienvermögensplanung. Durch die Verselbständigung des Vermögens entsteht eine eigene Rechtspersönlichkeit und somit ein Sondervermögen, das vom Privatvermögen des Vermögensinhabers getrennt ist. Damit ist es prinzipiell den Risiken, die das Privatvermögen des Vermögensinhabers gefährden können - beispielsweise im Insolvenzfall-, nicht mehr ausgesetzt. •
Steueroptimierung: Vor allem Stiftungen und Trusts können steueroptimierte Wirkungen entfalten. Das ist in den meisten kontinentaleuropäischen Ländern zwar nur bedingt der Fall, doch bei Vermögenden mit länderübergreifenden steuerlichen Fragestellungen bestehen durch geschicktes Ausnutzen steuerlicher Abzugsmöglichkeiten und bei einer Wohnsitzverlegung deutliche planerische Freiheiten.
•
Schutz des Vermögens - Asset Protection: Mit "Vermögensschutz" sollen die Finanzbelange Vermögender so strukturiert werden, dass die Aktiven ge~len mögliche zukünftige, heute noch nicht bekannte Risiken geschützt werden. Dabei geht es um die Sicherung von Vermögenswerten gegen staatliche Enteignung, gegen den Verlust in Folge kriegerischer Auseinandersetzungen oder auch gegen kriminelle Machenschaften im Domizilland des Vermögensinhabers, indem finanzielle Intimdaten weitergegeben werden.
Die erhöhte Diskretion, die Rechtsträger wie Stiftung oder Trust bieten, kann wirksam verhindern, dass Informationen über die Vermögenssituation eines Vermögenden außerhalb eines engen Kreises von Vertrauten bekannt wird. Hierzu eignen sich vor allem Strukturen in ausgewählten Offshore-Jurisdiktionen, die - zumindest heute noch - Informationen nicht oder nur unter sehr restriktiven Bedingungen an Dritte herausgeben. •
Globale Nachlass- und Nachfolgeplanung - Estate Planning: Beim Estate Planning werden Familien-, Erb-, Sachen-,
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Vorsorge über den Tod hinaus Obligationen-, Versicherungs- und Steuerrecht angewendet, um die persönlichen Angelegenheiten eines Vermögenden bzw. seiner Familie in einem nationalen und internationalen Kontext zu regeln. Berücksichtigt werden dabei auch Ruhestand und Todesfall. Bei der globalen Nachlass- und Nachfolgeplanung geht es um die Analyse, Ordnung, Strukturierung und Planung des Vermögens eines Wohlhabenden zu Lebzeitl?n, verbunden mit den notwendigen Vorkehrungen für den Todesfall. Dass dabei die steuerliche Optimierung eine große Rolle spielt, liegt auf der Hand. So dürfte es sich beispielsweise beim Einsatz der meisten Stiftungen und Trusts um Instrumente handeln, die den reibungslosen übergang von Familienvermögen nach dem Ableben des Erblassers regeln. Während ein Testament den häufig starren Regeln des Erbrechts unterworfen ist und die Vollmacht über den Tod hinaus zu vielfältigen Problemen führen kann, bietet der Einsatz eines Rechtsträgers, vorrangig einer Stiftung oder eines Trusts, jene Flexibilität, die den planerischen Ansprüchen Vermögender gerecht wird.
2. Vorsorge über den Tod hinaus Einer der wichtigsten Vorteile von Strukturen wie Stiftungen oder Trusts gegenüber dem Testame'nt ist die Möglichkeit, über die nächsten Generationen hinaus vorzusorgen. Im Gegensatz dazu verbieten die meisten kontinentaleuropäischen Rechtsordnungen eine testamentarische Vorsorgeplanung über die nächste Generation hinaus. Das bedeutet, dass wohl ein Erbe, in der Regel aber kein Nacherbe eingesetzt werd,m kann. Der Erblasser muss sich daher darauf verlassen, dass seine Nachkommen mit dem Nachlass in einer Art und Weise umgehen, die es auch deren Kindern ermöglicht, vom Familienvermögen zu profitieren. Ganz anders im Falle der Errichtung eines Rechtsträgers: Hier stehen dem Erblasser zu Lebzeiten alle Möglichkeiten offen, mit dem WNW.W!'U1i1UA.de
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Stiftungen. Trusts & Co. Vermögen so umzugehen, damit es auch zukünftigen Generationen zur Verfügung steht. Die Vermögenswerte des Erblassers gehen bei diesen Instrumenten im Todesfall nicht automatisch ins Volleigentum der Erben über. Dere'n Anrecht ist in der Regel auf die Erträge aus den Mitteln beschränkt, welche bei der Stiftung vom Stiftungsrat bzw. beim Trust vom Trustee verwaltet werden, und die allen Begünstigten zustehen - auch den zukünftigen.
Selbstschutz der Begünstigten Rechtsträger eignen sich hervorragend, um im Umgang mit Vermögen allzu leichtfertige Nachkommen vor sich selbst zu schützen. Dem Volksmund zufolge wElrden Vermögen spätestens von der dritten Generation verbraucht. Das lässt sich jedoch verhindern: Durch den geschickten Einsatz eines Rechtsträgers kann ein vorsichtiger Vermögensinhaber noch zu seinen Lebzeiten erreichen, dass seine Nachkommen ein vernünftiges Verhältnis zu oftmals substanziellen Vermögen aufbauen können. Damit schließt man aus, dass etwa Minderjährige~ im Falle frühen Ablebens der EItern mit frei verfügbaren Finanzmitteln konfrontiert werden, deren Verwaltung sie überfordern WÜrdE? Mit dem Einsatz solcher Rechtstriiger lässt sich sicherstellen, dass Vermögenswerte nicht zerschlage~n werden. Gleichzeitig ermöglichen sie, dass Erben als Begünstigte des Rechtsträgers vom Vermögen profitieren können, ohne dass dabei der Vermögensstock in unwirtschaftlich kleine Teile zerschlagen wird.
3. Wo der Einsatz von Rechtsträgern Grenzen hat Instrumente wie Stiftungen und Trusts werden häufig in Steueroasen errichtet, d.h. in Ländern, dil~ keine oder nur sehr moderate Steuersätze kennen. Es ist jedoch l~in Fehler zu glauben, dass damit
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Wo der Einsatz von Rechtsträgern Grenzen hat sämtliche Steuersorgen des Verrnögensinhabers und der Begünstigten in ihrem Domizilland gelöst sind. Im Gegenteil: Der Trend geht in den letzten Jahren deutlich in Richtung einer stringenten Besteuerung bei Widmung und Einbringung von Vermögenswerten in den Rechtsträger sowie bei der Ausschüttung an die Begünstigten. Im Einzelfall kann es sogar zur faktischen Zurechnung des Vermögens und Einkommens kommen" das der Rechtsträger fernab vom jeweiligen Domizilstaat der dahinterstehenden wirtschaftlichen Berechtigten erzielt. Die steuerliche Behandlung der Einbringung von Vermögenswerten in diese Instrumente ist heute in den kontinentaleuropäischen Staaten weitgehend nivelliert. Mit Ausnahme gemeinnütziger Strukturen wird die Vermögensübertragung des Vermögensinhabers etwa in eine Stiftung oder I?inen Trust steuerlich in der Regel als Schenkung bzw. - im Falle der Errichtung auf den Todesfall- als Erbschaft taxiert. Dabei finden die üblichen nationalen Begünstigungen - in Deutschland etwa die Steuerklassen 1 und 2 - im Rahmen des Schenkungs- bzw. Erbschaftsrechts vielfach keine Anwendung, da die verwandtschaftliche Beziehung zwischen dem einbringenden Vermögensinhaber und der Struktur nicht anerkannt wird. Auch dann nicht, wenn die in der Begünstigtenordnung vorgesehenen Personen eine solche zulassen würden. Hinzu kommt beispielsweise beim Einsatz einer deutschen Familienstiftung die Erbersatzsteuer, welche alle 30 Jahre erhoben wird und den ansonsten bei einem Vermögensübergang durch Erbschaft anfallenden Steueranteil "ausgleichen soll. Bei einer Auslandsstiftung erfolgt die Anwendbarkeit des § 15 AstG, der eine Zurechnung von Einkommen und Vermögen beim deutschen Stifter, Bezugs- oder Anfallsberechtigten vorsieht, soweit diese in Deutschland unbeschränkt oder erweitert steuerpflichtig sind und H
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Stiftungen. Trusts & Co. die Stiftung zu mindestens 50 Prozent von deutschen Steuerpflichtigen beherrscht wird. Ausschüttungen aus dem Stiftungsvermögen an in einem kontinentaleuropäischen Land steuerpflichtige Begünstigte werden in der Regel als Einkommen taxiert, unabhängig davon, ob der Ertrag aus dem Stiftungsvermögen l?inen Zinsertrag oder - in einzelnen Staaten - einen steuerfreien Kapitalertrag darstellt.
Grundsätzlich gilt: Der Einsatz derartiger Instrumente bedarf immer einer umfassenden juristischen und steuerlichen Vorprüfung. Zuwendungen an Rechtsträger unterstehen in den meisten kontinentaleuropäischen Staaten den Bestimmungen über die pflichtteile von Erben. Eine Verletzung von pflichtteilsansprüchen kann von jenen Erben durch Herabsetzungsklage angefochten werden, die ihre gesetzlichen Erbansprüche verletzt sehen. Langwierige Streitigkeiten vor Gericht sind häufig die Folge. Die vom Erblasser beabsichtigten Ziele lassen sich dann meist nicht mehr realisieren.
4. Eingeschränkte Kontrolle über Vermögenswerte Rechtsträger, insbesondere Stiftungen und Trusts, können verschiedenartig ausgestaltet werden. Sie können insbesondere einen höheren oder geringeren Grad an Mitwirkungsrechten des Vermögensinhabers vorsehen. Je stärker indes die Kontroll- und Einflussrechte des Vermögensinhabers ausgestaltet sind, desto größer ist die Gefahr des Durchgriffs und dm Zurechnung des Rechtsträgervermögens auf den Vermögensinhaber. Nachteilige Steuerfolgen sind dann die Regel. Im Gegensatz zu den angloamerikanischen Staaten sind Vermögende in Zentraleuropa meist nicht bereit, das Eigentum an den
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Ausländische Rechtsträger im Überblick
Vermögenswerten auf einen Trustee zu übertragen oder der alleinigen Verwaltung durch den Stiftungsrat anheim zu stellen. Wichtig: Nicht jeder Rechtsträgl?r eignet sich für jedermann. Eine umfangreiche Analyse der Vorstellungen des Vermögensinhabers und eine sorgfältige Aufklärung über die juristischen und steuerlichen Folgen der Errichtung und der Einbringung von Vermögenswerten in solche Strukturen sind daher zwingend.
5. Ausländische Rechtsträger im Überblick Österreichische Privatstiftung Wenn eine österreichische Stiftung gegründet wird, liegt in Österreich steuerlich eine Schenkun9 vor. Die österreichische Schenkungsteuer beträgt 2,5 Prozent des eingebrachten Vermögenswertes. Sind darin österreichische Immobilien enthalten, wird ein Zuschlag von zwei Prozent erhoben. Die extrem niedrigen Steuersätze - in Deutschland fallen für Schenkungen bis zu 70 Prozent Steuern an - gelten nur für den Gründungsstifter. Das lässt sich jedoch umgehen, indem Begünstigte bereits bei der Gründung mit einbezogen werden. Voraussetzung für die Gründung einer Stiftung ist ein Mindestvermögen von 75.000 Euro. Der Stiftungszweck unterliegt keinen Beschränkungen. Für einen deutschen Vermögensinhaber und dessen Familie bietet die österreichische Stiftung steuE~rliche Vorteile: •
Da die gesetzliche Zurechnungsregelung allein die Vermögensund Einkommensbesteuerung betrifft, hat sie beispielsweise bei einer unternehmensverbundenen Familienstiftung keinen Einfluss auf Gewerbeertrag und Betriebsvermögen. Gewerbesteuer fällt damit nicht an.
•
Eine Auswirkung auf die Erbschaft- und Schenkungsteuer ist ebenfalls ausgenommen. Da die deutsche Erbschaft- und
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Stiftungen. Trusts & Co.
Schenkungsteuer auch bei einer Stiftung im Ausland anfällt, bleibt "nur die Möglichkeit, die Erbersatzsteuer einzusparen. Das können im Einzelfall jedoch erhebliche Beträge sein. H
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Voraussetzung für alle Steuen?insparmöglichkeiten ist jedoch, dass sich Sitz und Leitung der Stiftung in Österreich befinden.
Liechtensteinische Stiftung Herausragender Pluspunkt ist die fast unbegrenzte Flexibilität im Hinblick auf Ausgestaltung, Definition von Begünstigten und Begünstigtenklassen, Anderungsmöglichkeiten der Statuten zu Lebzeiten des Vermögensinhabers sowie die Möglichkeit, die Stiftung auch wieder aufzuheben. Innerhalb der Stiftung kann sich die ganze Breite bankmäßiger Vermögensverwaltung entfalten. Als Rechtsträger ist sie geradezu prädestiniert für das Halten und Verwalten von bankmäßigen Vermögenswerten. Innerhalb der Liechtenstein-Stiftung spielt das nationale Erbrecht keine Rolle, die Auswahl der Begünstigten ist in das freie Ermessen des Stifters gestellt. Damit erhalten Privatpersonen eine flexible Möglichkeit, Vermögen zwischen den Generationen bestmöglich zu übergeben und beispielsweise auch sonstige Personen zu berücksichtigen, die außerhalb der gesetzlichen Pflichtteilsansprüche begünstigt werden sollen. In Liechtenstein werden Begünsti~lte aus der Stiftung nicht besteuert, das gilt auch bei einer Auflösung des Stiftungsvermögens. Die Begünstigten müssen die Zuwendungen aus der Stiftung jedoch gegenüber ihren nationalen Stl?uerbehörden deklarieren. Das Iiechtensteinische Personen- und Gesellschaftsrecht räumt dem Stifter die Möglichkeit ein, durch in den Statuten vorbehaltene Abänderungsmöglichkeiten, verbunden mit einem jederzeitigen Widerrufsrecht der Stiftung, das Sa~len über das der Stiftung zugeführte Vermögen zu behalten. Liechtenstein-Stiftungen werden in
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Ausländische Rechtsträger im Überblick liechtensteinische Stiftung ;>O--,:c:;o;:
KI ient (1'1 rtschaft'kher Stifter)
St,lter (rechtl eher) -reuhand- und V,~altungs-Anstalt
STIfTUNG
Statuten
Beistatuten
S:anoa
Best mmungen betreffend die Begünstigten
S:iftunglra: b~tlrrml;ngen
Stlhung~,vermögen
Bar'lk(onto
Ecelmetalle Im'T'ob,len
Wertl'aOlere
KU1~twer<e
Bargeld
3etel'lgungen
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Gesellschafte'
Quelle: Walhalla Fachverlag
der Regel treuhänderisch errichtm. Der Treuhänder sollte vom Stifter so sehr seiner Kontrolle und Verfügungsgewalt unterworfen werden, dass das Stiftungsgut weiterhin als sein Vermögensbestandteil anzusehen ist. Das Stiftungsrecht wurde 2008 grundlegend reformiert. Der Stiftung Iiechtensteinischer Prägung ähnlich sind Stiftungen in Panama und Cura<;ao.
WNW.W/JU1i1UA.de
255
Stiftungen. Trusts & Co.
Panamaische Stiftung Die privaten Stiftungen (Fundaciones de Interes Privado) gewährleisten eine treuhänderische Struktur für die ordnungsgemäße übertragung und Verfügung von Vermögenswerten zum Vorteil des Begünstigten über den Tod des Stifters hinaus, während dieser zu Lebzeiten die vollständige Kontrolle über das Vermögen behält. Erbschaftsgesetze, die am Wohnsitz des Stifters oder des Begünstigten gelten, sind weder in Bezu~l auf das Stiftungsvermögen anwendbar noch können diese Gesetze die Gültigkeit und Ausführungen der Stiftungsziele beeinflussen. In Artikel 14 des Gesetzes Nr. 25 von 1995 wird festgelegt, dass der Stiftungsgegenstand von den panamaischen Gesetzen und Gerichten anerkannt werden muss und dass Gesetze anderer Staaten bezüglich einer Pflichterbschaft nicht auf panamaische privatrechtliche Stiftungen anzuwenden sind.
Trust Der angelsächsische Trust genießt zwar eine gewisse Attraktivität, wird aber immer wieder mit einer erheblichen Skepsis betrachtet. Der Grund: Das Trust-Gebilde angelsächsischen Rechts ist unserem Rechtssystem weitgehend fremd. Sollen aber Vermögenswerte möglichst steuermindernd auf Erben übertragen werden, bietet sich der Einsatz eines Trusts immer an. Dieser erlaubt im Prinzip dieselben Planungsmöglichkeiten wie eine Stiftung. Darüber hinaus bietet er jedoch einige interE~ssante Aspekte: •
Ein Trust kann widerrufbar oder unwiderrufbar ausgestaltet werden .
•
Es besteht die Möglichkeit, die Entscheidung hinsichtlich der Verwaltung inklusive sämtlicher Ausschüttungen voliumfänglich in das Ermessen des Trustees zu legen, was planerische Möglichkeiten eröffnet.
256
WHN.WAUfAUAde
Ausländische Rechtsträger im Überblick
•
Ein Trust kann über Landesgrenzen "verschoben" werden, ohne dass er aufgelöst und neu gegründet werden muss, da er keine eigene Rechtspersönlichkeit ist, sondern "nur" einen Teil des Trustee-Vermögens darstellt. Wird der Trustee ausgewechselt, findet auch der Trust eine neue Heimat.
Der Trust eignet sich vor allem für die Verwaltung größerer Vermögen, da er eine freie Ausgestaltung der Begünstigten erlaubt. Er wird in den meisten Steueroasen nicht besteuert. Deutsche Finanzbehörden gehen bei der Erbschaft- und Vermögensteuer leer aus.
Bei Trust und Stiftung
SteUl~rn legal
umgehen
Die vergleichsweise hohe Schenkungsteuer beim Übergang des Vermögens in einen Trust oder in einE! Stiftung lässt sich legal vermeiden: •
Der vermögensinhaber stellt dem Trust oder der Stiftung ein Darlehen zu Marktkonditionen zur verfügung. Der Rechtsträger bekommt das vermögen also nicht geschenkt, sondern erwirbt es mit einem Kredit. Später wird das Darlehen dann aus den Erträgen des Rechtsträgers getilgt.
Bei einer ausländischen Familienstiftung sind die in Deutschland lebenden Begünstigten mit ihren Erträgen aus der Stiftung einkommensteuerpflichtig. Doch diese Steuern lassen sich vermeiden: •
Stiftungserträge sind nach deutschem Recht nur dann steuerlich relevant, wenn die Begünsti~lten in Deutschland mehr als die Hälfte davon kassieren. Durch eine Z'A'ischengeschaltete Z'A'eite Auslandsstiftung, die mindestl?ns 50,1 Prozent der Anteile an der Stiftung hält, lässt sich die Einkommensteuer hierzulande völlig umgehen.
Jersey-Trust Dieser kommt auf den Channel Islands vor allem bei der Vermögensanlage und steuerschonenden überführung von Erbvermögen auf künftige Generationen zum Einsatz. Dabei kann der Jersey-Trust als Rechtsgeschäft unter Lebenden (Intervivos) oder WNW.W!'U1i1UA.de
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Stiftungen. Trusts & Co. durch Testament (by will) errichtE?t werden. üblich ist es, diesen Rechtsträger zunächst mit einer kleineren Summe (initial trust assets) zu gründen und die wesentlichen Vermögenswerte (substantial assets) zu einem späteren ZE~itpunkt nachzuschießen. Dabei kann mit Ausnahme von auf Jersey belegenen Immobilien jedes Vermögen in den Trust eingebracht werden.
Der Trust im Überblick Die slWl'rlkhe 8e!liIJldIung bleibt do>o einzelnen Stilaten ibefI.mefl. Settlement
(
SeWor (Erridnfl'l
P,operty (fr""9'fl:~.
~~""';t=.~~::_~~"'~' ~~~;;~ l~":",,,;...... ProtectOl' Koo1rlllJtunl:rion
r,ev.rl:..ndel
Trust
Kontrolle
GrundltiKke)
•
Ttust Prope,ty (Trt\lllUt-Vl'l~.
'NP. GNll
Im Gegensatz zum englischen odE?r amerikanischen Trustrecht untersagt das Jersey-Trustrecht nicht das sogenannte "Resettlement". Das Vermögen eines Jersey-Trust kann demzufolge nach Beendigung einem anderen TrustE!e übergeben und ein Anschlusstrust gegründet werden. Die Laufzeit eines Jersey-Trust beträgt bis zu hundert Jahre. Spätestens dann ist das Trustgut zugunsten der Begünstigten auszukehren. Sind diese verstorben, treten an ihre Stelle die personal representatives (Testamentsvollstrecker, Verwalter oder gesetzliche Erben). Deutsche, die auf den Channel Islands durch "Rechtsgeschäft unter Lebenden" einen Jersey-Trust errichten, sollten eine Rechts258
WHN.WAUfAUAde
Ausländische Rechtsträger im Überblick
wahlklausel in den Gründungsvl?rtrag aufnehmen. Fehlt eine solche, nimmt das Internationale Privatrecht (IPR) an, dass der Vertrag dem Recht jenes Staates unterIiE!gt, "mit dem er die engsten Verbindungen aufweist". Und das ist stets der Staat, "in dem die Partei, welche die charakteristische Leistung zu erbringen hat, im Zeitpunkt des Vertragsabschlusses ihren gewöhnlichen Aufenthalt hat (Art. 28 Abs. 2 Satz 1 EGB(~B). Als Sitz des Trusts sollte also immer Jersey vereinbart sein, auch sollte das Trustvermögen auf die Channel Islands transferiert werden. Nur so ist die rechtliche Abkoppelung des Trusts vom deutschen Recht sichergestellt. H
Der Aufschub der Schenkungste'uer bis zur Auflösung des JerseyTrusts und der Auskehrung des Trustvermögens hat für die Begünstigten den Vorteil, dass während des Bestehens des Trusts das gesamte Vermögen und nicht etwa nur eine um die Schenkungsteuer verminderte Zuwendung für Anlagezwecke zur Verfügung steht. Da beim Jersey-Trust keine Erbersatzsteuer anfällt, ist die Finanzplanung weder durch einen jährlichen Kapitaldienst noch durch einen, alle 30 Jahre anfallenden Geldbetrag belastet, wie das beispielsweise bei der deutschen Familienstiftung der Fall ist. Der Jersey-Trust ermöglicht - WiE! alle anderen Trustformen - darüber hinaus eine optimale Ausnutzung der alle zehn Jahre neu auflebenden Erbschaftsteuerfreibeträge. Bei genauer Planung kann daher das gesamte Trustvermögen durch Teilauskehrung in Höhe der Freibeträge in Abständen von jeweils zehn Jahren steuerfrei auf die Begünstigten übertragen werden.
Offshore-Trust Bei dieser Rechtsträgerkonstruktion ist das Eigentum des Trusts vom Nutzungsrecht der Begünstigten getrennt. Offshore-Trusts kommen in der Regel bei der Planung umfassender internationaler Steuerregelungen großer Vermögen oder auch für länderübergreifende Nachlassregelungen zum Einsatz. WNW.W!'U1i1UA.de
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Stiftungen. Trusts & Co. Im Falle des Ablebens des Trust-Gründers können die Begünstigten die vorhandenen Nachlasswerte schnell und steuerfrei übernehmen. Auch lässt sich beispielsweise ein Nießbrauchrecht zug unsten des überlebenden Ehegatten sichern. Steuerliche Behandlung von Offshore-Trusts nach dem deutschen Steuerentlastungsgesetz Steuerpflichtige Deutsche müssen bl:!achten, dass die testamentarische Errichtung eines Trusts wegen des zwingend anzuwendenden deutschen Erbrechts grundsätzlich nicht möglich ist. Eine Ausnahme besteht hinsichtlich des im Ausland belegenE!n Immobilienvermögens. Auch die lebzeitige Errichtung eines Trusts un·terliegt Restriktionen. Da das deutsche Recht die gespaltene Rechtsinhaberschaft des Trusts nicht zulässt, können beispielS'A'eise in Deutschland belegene Immobilien, Beteiligungen an deutschen Personen- und Anteile an Kapitalgesellschaften mit Sitz in Deutschland nicht wirksam auf einen Trust übertragen werden. Ertragsteuerlich ist der Trust entweder als nicht existent anzusehenbeispielsweise bei einem jederzeit widerruflichen Trust -, oder es erfolgt eine Hinzurechnung der Trusterträge unabhängig von den tatsächlichen Ausschüttungen an den Trust-Errichter oder an die in Deutschland steuerpflichtigen Trust-Begünstigten. Da der Erbschaftsteueranfall beim Trust verzögert werden kann, bestimmt das deutsche Erbschaft- und Schenkungsteuergesetz jetzt, dass auch die Errichtung sogenannter "VermögensmassenN, deren Zweck auf die Bindung von Vermögen gerichtet ist, entsprechend der Errichtung einer Stiftung erbschaft- und schenkungsteuerpflichtig ist. Die Errichtung eines Trusts, der in diesem Sinne als "VermögensmasseN anzusehen ist, wird damit in der ungünstigen Steuerklasse 111 besteuert. Das heißt: •
17 Prozent bei Zuwendung von 51.130 Euro
•
50 Prozent bei Zuwendung von über 25.564.500 Euro
Auch wird heute das in der Regel gl?gebene verwandtschaftliche Verhältnis zwischen Trust-Errichter und Trust-Begünstigtem steuerlich nur im Rahmen der Trust-Auflösun9 berücksichtigt. Hier kommt dann jene Steuerklasse zur Anwendung, die im Falle einer unmittelbaren Zuwendung vom Vermögensinhaber an den Begünstigten ange-
260
WHN.WAUfAUAde
Ausländische Rechtsträger im Überblick noch: Steuerliche Behandlung von Offshore- Trusts.
wandt würde. Hinzu kommt, dass beim Trust - anders als bei der Stiftung - auch Zuwendungen an sogenannte Zwischennutzungsberechtigte - jene Begünstigte, di bereits vor Trust-Auflösung von Trust-Erträgen profitieren - steuE!rpflichtig sind. Mit dem erklärten Ziel des Gesetzgebers, Steuerschlupflöcher zu schließen, unterliegt das in einen Trust eingebrachte Vermögen damit durch das Steuerentlastungsgesetz jetzt im Ergebnis einer dreifachen Besteuerung. So sinnvoll das Einbringen und Verwalten von Vermögen über Stiftungen und Trusts grundsätzlich ist: Im Einzelfall kann der Einsatz dieser Rechtsträger bei nachlässiger juristischer und steuerlicher Vorabprüfung zu einer erheblichen steuerlichen verschlechterung des Vermögensinhabers und der BegClnstigten führen.
International Business Company Steuerliche Vorteile und Diskretion bei der Vermögensverwaltung im Ausland bieten aber auch International Business Companies (IBC). Dabei handelt es sich um Aktiengesellschaften mit eigener Rechtspersönlichkeit, die in Ländern mit liberaler Steuergesetzgebung und hoher Geheimhaltung domiziliert sind. Diese Gesellschaften dürfen nur außerhalb des Sitzlandes Aktivitäten entfalten und namentlich der lokalen Bevölkerung keine Dienstleistungen anbieten oder Immobilienbesitz im Domizilland erwerben. Solche Gesellschaften sind deshalb auch als Offshore-Company bekannt. IBC werden sowohl von multinationalen Großkonzernen, Mittelständiern als auch vermögenden Privatpersonen benutzt. Letztere gründen solche Gesellschaften vor allem für das langfristige Halten und Verwalten von Anlagevermögen. Eine IBC ist für sich gesehen kein Instrument für die Nachlassplanung. Ohne anderweitige Regelung kommt im Todesfall des wirtschaftlichen Berechtigten der Gesellschaft der gesetzliche Erbprozess zur Anwendung. Stiftung und IBC in Kombination für das Halten und Verwalten von Vermögen bietet beispielsweise die SYDBANK (Schweiz) AG an, WNW.W!'U1i1UA.de
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Stiftungen. Trusts & Co. wobei sie auf die IBC im Domizilland Belize (Karibikküste MitteIamerika) setzt. Offshore-Gesellschaften in Belize basieren auf der gleichen Gesetzgebung wie die der karibischen Nachbarn. Sie erfreuen sich wachsender Beliebtheit. IBC können als Holding- oder Kapitalanlagegesellschaften genutzt werden. Die Belize-IBC basiert auf dem International Business Companies Act von 1990 und schreibt kein Mindestkapital vor. Sofern das bewilligte Gesellschaftskapital 50.000 US-Dollar nicht übersteigt, beläuft sich die Steuer auf jährlich 100 US-Dollar. Liegt es über 50.000 US-Dollar, steigt die Steuer auf 1.000 US-Dollar. Für IBCs mit nennwertlosen Aktien li,egt die Steuer bei pauschal 350 US-Dollar.
Einsatz von Stiftung und IBe - ein Vergleich Stiftung Liechtenstein
nUI·IBC Belize
Einsatz fürl Kundenbedarf
standardisierte Nach- EU-ZinsbesteuefUng, US-Wertpapiele folgerl'gElung, EU-Zins!lesteUE'rung ohne Offenll'gung
Nicht abgedeckt
keine US-Wertpapiere keine standardisierte ohne Offenll'gung NachfolgErl'gelung
Kosten Gründung Z.loo EUR pauschal p.a. Z.250 EUR
Stiftung Liechtenstein + IBC standardisierte NachfolgeIl'gelung, EU-ZiosbEst('lJE'rung, US-Wertpapiere ohne Off('Oll'gung
1.lOOEUR 1.000 EUR
Z.7OO EUR 3.000 EUR
Organe
Stiftungsrat
VerwaltungS/at
Verwaltungs·fStiltungS/at
nUI·IBC Belize
Einsatz fürl Kundenbedarf
Stiftung Panama standardisierte Nachfolgerl'gElung, EU-Zins!lesteUE'rung
Stiftung Panama + IBC standardisierte Nachfolgerl'gelung, EU-ZiosbEst('lJE'rung, US-Wertpapiffe ohne Off('Olegung
Nicht abgedeckt
EU-ZinsbesteuefUng US-Wertpapiere ohne Offenll'gung
keine US-Wertpapiere keine standardisierte ohne Offenlegung NachfolgErl'gelung
Kosten Gründung 2.000 EUR pauschal p.a. 1.500 EUR
1.lOOEUR 1.000 EUR
2.!iOO EUR 2.200 EUR
Organe
VerwaltungS/at
Verwaltungs·fStiltungS/at
262
Stiftungsrat
WHN.WAUfAUAde
Wo Auslandsvermögen besteuert wird
9
1. Ertragsteuerbelastung im Ausland. 264 2. Erstattungs- und Freisteilungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 266 3. Adressaten für Erstattungsaufträge 267 4. Besteuerung ausländis(her Einkünfte nach DBA
269
1. Ertragsteuerbelastung im Ausland Für die steuerliche Beurteilung muss geprüft werden, ob Kapitalerträge tatsächlich aus ausländischen Quellen stammen und in weI-
chem Staat diese Quellen liegen. Denn die Quelle der Kapitalerträge ist u.a. entscheidend für die Berechtigung zur Anrechnung fiktiver
ausländischer Steuern nach einem Doppelbesteuerungsabkommen. Ausländische Einkünfte aus Kapitalvermögen liegen gemäß § 34d Nr.6 EStG dann vor, wenn der Schuldner Wohnsitz, Geschäftslei-
tung oder Sitz in einem ausländischen Staat hat oder das Kapitalvermögen durch ausländischen Grundbesitz besichert ist. Diese Quellenbestimmung ist immer dann wichtig, wenn es zwischen Quellenstaat und Deutschland kein Doppelbesteuerungsabkommen gibt. Besteht dagegen E!in DBA, enthält das regelmäßig folgende Regelung: •
Nach Art. 11 Abs.5 Satz 1 OECD-Musterabkommen (OECDMA) gelten Zinsen als aus dem Quellenstaat stammend, wenn der Schuldner dieser Staat selbst, eine seiner Gebietskörperschaften oder eine in diesem Staat ansässige juristische Person ist .
•
Hat der Schuldner - unabhängig davon, ob er in einem Vertragsstaat ansässig ist oder nicht - in einem Vertragsstaat eine Betriebsstätte, und ist die Schuld, für die die Zinsen gezahlt werden, für Zwecke der Betriebsstätte eingegangen worden und trägt die Betriebsstätte die Zinsen, so gelten diese Zinsen als aus dem Vertragsstaat stammend, in dem die Betriebsstätte gelegen ist.
Vor einer Kapitalinvestition im Ausland muss ein steuerpflichtiger Deutscher zunächst einmal prüfen, ob der Quellenstaat überhaupt eine materielle Steuerpflicht für Kapitalerträge ausländischer Investoren vorsieht. Und falls ja, wie diese Steuer erhoben wird. Das richtet sich allein nach dem nationalen Steuerrecht des Quellenstaates.
264
WHN.WAUfAUAde
I:rtragsteuerbelastung im Ausland
Kriterien für die Besteuerung Besteht eine materielle Steuerpflicht im Quellenstaat, wird diese in aller Regel als Kapitalertragsteuer erhoben. Um internationales Kapital anzuziehen, verzichten zahlreiche Staaten jedoch auf ihren Steueranspruch tm"l. schränken diesen für ausländische Investoren ein. In anderen Staaten unterliegen Kapitalerträge dann nicht der Besteuerung, wenn diese auf bestimmte Anlageformen - beispielsweise von Gebietskörperschaften emittierte Schuldverschreibungen - ausgezahlt werden oder der Schuldner an steuerbegünstigten Standorten ansässig ist. Darüber hinaus kann durch rechtceitigen Antrag über die depotführende Bank bei Staaten wie Kanada, Japan oder den USA ein erhöhter Steuerabzug vermieden werden. Einbehalten wird dann nur der in Deutschland anrechenbare Steuersatz. Weitere Quellensteuerermäßigungen können sich aufgrund abgeschlossener DBA ergeben.
Spitzensteuersätze (in %) im Vergleich landfTerritorium
ES'
VSt
ErbSt/SchenkSt
Deutschland Österreich Schweiz Großbritannien Monaco Channellslands Isle of Man liechtenstein Andorra Malta
42+KiSt+SoIZ
0 0
50/50 60/60 0/60 Ge Kanton) 40/40 16/16
50 11,5 (Bund)
1
40 0 20 20
0 0 0 0
17,82
0,891
27/27
0
0 0 0 0 0
0/0 0/0
35
U5A
39,6 (Bund)
Bermuda-Inseln Cayman Islands
0 0
WNW.W!'U1i1UA.de
0/0 0/0
551 55 (Bund) 15/0
0/0
265
Wo Auslandsvermögen besteuert wird
Vermögensbezogene Steuern Ante;1 anden geosamte!1 Stellefeinl\
Wrn1Ö<Jftl'....teIlrsleuoo ~ .... rmögenne""f
• ErtMlilft-/SdleflkuogltMf
G,oßbriUMiefI
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.........
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keine
"
Quelle: Bundesministerium fOr Finanzen nach OECD-Daten
2. Erstattungs- und Freistellungsverfahren Neben der Höhe der Quellensteuerbelastung spielt auch das Verfahren der Quellensteuerermäßigung bzw. Quellensteuerbefreiung eine wichtige Rolle: •
In zahlreichen Staaten ist der Schuldner der Kapitalerträge zum Einbehalt der Kapitalertragsteuer nach nationalem Recht - unabhängig vom Empfänger der Kapitalerträge - verpflichtet. In diesen Fällen erreicht man eine Freistellung von der ausländischen Steuer oder deren Ermäßigung nur im Rahmen eines Erstattungsverfahrens.
•
Andere Staaten gewähren ausländischen Investoren die Freistellung oder Ermäßigung der nationalen Steuer bereits bei der Auszahlung der Erträge (Großbritannien, USA). Hierfür müssen jedoch bestimmte Antragserfordernisse erfüllt werden.
266
WHN.WAUfAUAde
Adressaten für Erstattungsaufträge
•
Darüber hinaus befreien einzE?lne Staaten (Frankreich) ausländische Anleger bei Dividenden von der anfallenden Körperschaftsteuer.
•
Gewinne aus dem Wertpapierverkauf werden dagegen im Ausland grundsätzlich nicht bestl?uert.
Sowohl im nachträglichen Erstattungsverfahren als auch beim Freistellungsverfahren muss die Identität des Kapitalinhabers gegenüber der ausländischen Finanzverwaltung offengelegt werden. Im Einzelfall verlangen die ausländischen Finanzbehörden von der deutschen Finanzverwaltung auch eine Bestätigung über die Ansässigkeit des Deutschen. Das Eintreiben von im Ausland in Abzug gebrachten Steuergeldern ist aus Anlegersicht häufig ein aufwändiges Unterfangen. Kontakte zu den jeweiligen nationalen Steuerbehörden sind nötig, es müssen die richtigen Formulare beigebracht werden, und immer wieder muss den Anträgen auf Steuerrückerstattung nachgegangen werden. So kann es beispielsweise in Italien bis zu sieben Jahre dauern, bis Erstattungen zur Auszahlung kommen.
3. Adressaten für Ers;tattungsaufträge Adressaten für Erstattungsaufträge Staat
Adresse
Fristen
Belgien
Bureau Central de Taxation de Bruxelles-Etranger St.lazare-Bte 1, B··1210 Bruxelles
3 Jahre
Dänemark
Told Skat Ottiliavej DK-1788 K0benhavn V
4 Jahre
Frankreich
Erstattungsantr:lgE~ werden ober die jeweilige Aktiengesellschaft eingereicht
4 Jahre
WNW.W!'U1i1UA.de
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Wo Auslandsvermögen besteuert wird
noch: Adressaten für Erstattungsaufträge Großbritannien
Steue~ahre
Inspector of Foreign Dividends Lynwood Road Thames Ditton Surrey, Kr 7 ODP, GEl
6
Quellensteuern auf Dividenden; Schedario Generale dei Titoli Azionari Piaua Guglielmo Marconi 141d 1-100144 Roma
18 Monate
Quellensteuern auf !\nleihezinsen: Antrage mOssen aber die Depotbank an das zust'indige Finanzamt des Unternehmens gesandt werden, das die Anleihe emittiert hat
10Jahre
Kanada
Revenue Canada International Tax Service Office 2204 Walkley Road Ottawa ON K1A lAB, Kanada
2 Jahre
Luxemburg
Nur bei Dividenden: Administration des Contributions Directes, Boulevard Hoosevelts 45 L-24S0 Luxembourg
2 Jahre
Niederlande
BelastingdienstlParticulieren/ Ondernemingen buitenland Postbus 2865, NL-6401 DJ Heerlen
5 Jahre
Österreich
Nur bei Dividenden: 2ustandig ist das Finanzamt der ausschattenden Aktiengesellschaft
5 Jahre
Schweiz
Eidgenössische Steuerverwaltung Abteilung Rackersta"ttung Eigerstr. 62, CH-3003 Sern
3 Jahre
Spanien
Zustandig ist das Finanzamt der AG oder des Anleihe-Emittenten
Italien
fjeweils 6.4. - 5.4.)
Grundregeln: Formulare ausfOlIen und Wohnsitzbestatigung vom eigenen Finanzamt geben lassen. Erstattungsantrag dann an die oben genannten Adressen schicken. FOr jede GeselischaWAnleihe ein Formular ausfOlIen und Originalbelege beifOgen.
268
WHN.WAUfAUAde
Besteuerung ausländischer Einkünfte nach DBA
4. Besteuerung ausländischer Einkünfte nach DBA Besteuerung ausländischer Einkünfte nach DBA Art der ausländischen Einktlnfte
Besteuerungsrecht
Steuerfrei mit Progressionsvorbehalt
Steuerpflichtig ohne Ab- mit Abrechnung rechnung
Vl'flT1ietung und Vl'rpiKhtuflg
Auslandischer Staat
X
AUSflilhme Spanien und SChweiz, hier Ol'lJtsc:hlaoo
X
OMdenden
Deutschland - SClYieit aus!. Queiiensll'Ul'r flach OB,/I, Queiiensll'Ul'r einbehalten werden darf
X
Sonstk}e Falle
X
Zinsen
Deutschland
X
uZl'nzgebilhren
Deutschland, wenn aLJSJ. Queiiensll'Ul'r flach OBA Quei1ensll'Ul'r einbehalten werden darf
Gewerbebetriebe
Auslandischer Betriebssta tte nsIaa t
X
veraußenJflgo;. gewinne - unbewegliches
Ausl. Bl.'k>qen heitsstaat
X
- Betriebo;. vermögen - SOflltiges Privalvermögen
Ausl. Betriebssta tte nsIa at
X
Selbstst1rldige Arbeit
Ausl. TWgleitsstaat, sofern dOft eif\l' feste Eimkhturlg besteht
X
Ausl. TWgleitsstaat
X
X
Sonstk}e
'''''''''''"
Nicht selbstsUndige Arbeit Aufsichtsrats-! Vl'Il\'altungsratsmitglieder
WNW.W!'U1i1UA.de
X
Deutschland
X
Werm nmt mehr als 183 TiK}e im Ausland, u. U, Deutschland Meistl'lls der Staat, in dem das Unlerfll'hmen ans.'lssig ist
X
X
269
Wo Auslandsvermögen besteuert wird
noch: Besteuerung ausländischer Einkünfte nach DBA KOnsUerlSpOfller Pensiool'f'lRenten Vl'rgütun(}l'll aus öffentlichen Kassen Andere Einkünfte
Meistens der aLJSIan· disc:he Tatigke~sstaat Oeutsc:hlafld Aus!. KasSl'f)staat aei deutschen Staats-aogehÖfiqen meistens DeutsdllaM Oeutsc:hlafld
X X X X
X
Was Deutsche bei grenzüberschreitenden Investitionen wissen müssen Grenzgänger in Sachen Kapital tun gut daran, die steuerlichen Regeln bei Auslandsinvestitionen zu berücksichtigen: Die von einem Deutschen im Ausland erzielten Kapitalerträge unterliegen aufgrund des Welteinkommensprinzips uneingeschränkt der deutschen Ertragsbesteuerung. Dies gilt sowohl für Einkünfte aus Kapitalvermögen als auch für möglichl? Spekulationsgewinne. Wer nicht aufpasst, dem fassen gleich zwei S·teuerbehörden in die Tasche - die im Ausland und gleichzeitig der deutsche Fiskus. Dabei hat die deutsche Finanzvel'\valtung in den letzten Jahren eine Reihe von Vorschriften erlassen, um die im Ausland erzielten Kapitalerträge auch in Deutschland steuerwirksam zu erfassen: Erhöhte Mitwirkungspflicht bE~i Auslandssachverhalten: Da dem deutschen Fiskus bei Auslandssachverhalten häufig die "Hände gebunden sind, legt § 90 Abs. 2 AO dem Steuerpflichtigen eine erhöhte Mitwirkungspflicht auf. Beziehen sich sachverhalte auf Vorgänge außerhalb des Geltungsbereichs der AO, muss er den Sachverhalt gegenüber dem Fiskus aufklären und die dazu erforderlichen Beweismittel beschaffen. Kommt eier Steuerpflichtige seinen erhöhten Mitwirkungspflichten nicht nach und kann die Finanzbehörde die tatsächlichen Verhältnisse nicht auf andere Weise ermitteln, erfolgt in der Regel eine Schätzung der Besteuerungsgrundlagen nach § 162 Abs. 2 AO. N
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Was
Deutschl~
bei Investitionen wissen müssen
noch: Was Deutsche bei grenzüm?rschreitenden Investitionen wissen müssen Vorschriften des EU-Amtshilfe··Gesetzes: Informationen über getätigte Auslandsinvestitionen Deutscher erhalten die deutschen Finanzbehörden über die zwischenstaatliche Rechts- und Amtshilfe in Steuersachen (§ 117 AO). Rechtshilfe für Zwecke des Steuer-Strafrechts regelt das uGesetz über die internationale Rechtshilfe in u Strafsachen (IRG). Amtshilfe gibt es für Zwecke des Besteuerungsverfahrens. Dazu gehört vor allem der zwischenstaatliche Informationsaustausch der Finanzbehörden untereinander (DBA, EU-Amtshilfe-Gesetz).
WNW.W!'U1i1UA.de
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Vermögen grenzüberschreitend vererben
1. Das Erbrecht ist wirklichkeitsfremd 274 2. Ausgewählte nationale Regeln für das Vererben. . . . . . . . . . . . . .. 278 Frankreich· Großbritannien· Italien· Liechtenstein . Österreich· Schweiz Spanien· Kanada· USA· Südafrika
3. Erbschaftsteuer-D8A
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4. Das Vererben diskreter Konten
296
5. Wenn Erben Schwarzgl~ld erben
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1. Das Erbrecht ist wirklichkeitsfremd Ein Ferienhaus auf den Balearen, eine Firmen-Niederlassung in Großbritannien oder in den USA- immer häufiger liegen Vermö-
genswerte Deutscher über mehrere Länder verteilt. Doch wenn der Eigentümer stirbt und weder per Testament noch durch lebzeitige Verfügungen vorgesorgt hat, folqen für die Erben böse überraschungen: In unterschiedlichen Ländern wird jeweils anders besteuert und vererbt. Eine der großen Gefahren bei internationalen
Nachlässen ist, dass der Erblasser mehrere Wohnsitze hat und deshalb mehrfach Erbschaftsteuer auslöst. Doch nicht nur das: Auch das Vermögen bei sonst rein nationalen personellen Anknüpfungen kann zu einer internationalen Verquickung führen. Erfolgreiche mittelständische Unternehmen gründen Niederlassungen und Tochtergesl?lIschaften im Ausland, zusammengefasst in einer Oasen-Holding, teilweise durch Verrechnungspreise finanziert. Im Rahmen der weltweiten Vermögensstreuung werden Konten und Depots in Österreich oder der Schweiz errichtet, Immobilien in den Niederlanden erworben, Forste in Kanada bewirtschaftet. Dabei übersieht man jedoch, dass die Internationalisierung von den nationalen Rechtsordnungen nicht durch eine international koordinierte Rechtsentwicklung begleitet wurde, sondern dass diese größtenteils im 19. Jahrhundert verharren: •
Im romanischen Rechtskreis ist das Ehegattentestament ungültig. Die Franzosen erkennen dl?n Erbvertrag nicht an.
•
Der Pflichtteilsverzicht ist in Italien nichtig.
•
Die Erbauseinandersetzung des Nachlasses eines Österreichers mit deutschem Wohnsitz verlagert sich häufig nach Wien.
Das internationale Privatrecht ist nicht abgestimmt Jeder Staat hat zwar ein internationales Privatrecht. Das sind jedoch nationale Vorschriften, die anordnen, welches Recht zur An-
274
WHN.WAUfAUAde
Das Erbrecht ist wirklichkeitsfremd
wendung gelangt. Diese internationalen Privatrechte sind häufig unabgestimmt. Selbst das Verfahrensrecht für den Nachlass ist in den Staaten unterschiedlich. So kommt es zu divergierenden Entscheidungen in den Rechtsordnungen verschiedener Staaten. Möglich sind unterschiedliche Gerichtsentscheidungen nationaler Gerichte, mit der Folge des Zusammenbruchs sorgfältig geplanter nationaler Nachfolgeplanungen. Ist im konkreten Fall der Sachverhalt international, so ist immer .~ine international erfahrene Beratung notwendig. Es empfiehlt sich immer, bei Vermögenswerten in mehreren Ländern Anwälte in allen Staaten zu konsultieren, da die Gestaltungsrechte unterschiedlich sind. Deren Ziel muss sein, wenn möglich ein nationales Recht als einziges zu etablieren. Das bedeutet meist die Einbringung des ausländischen Vermögens in eine Gesellschaft, was aber dess.en Fungibilität einengt. Lässt sich ein Ausschluss des ausländischen Erbstatuts nicht erreichen, muss der Sachverhalt so gE!staltet werden, dass die Regelung in allen tangierten Rechtsordnungen im "grünen Bereich" liegt. Dabei sind auch güterrechtliche Aspekte zu berücksichtigen, Erbschaftsteuerkollisionen in Betracht zu ziehen sowie verfahrensrechtlich ein Ort zu fixieren und gesellschaftsrechtlich mit dem Sitzrecht des Unternehmens abzugleichen. Dabei darf die vom Erblasser vorgegebene ZielvorstE!lIung nicht aus den Augen verloren werden. Außerdem muss die Lösung für Erblasser und Erben dann auch menschlich-psychologisch passen und darüber hinaus unternehmerisch vernünftig sein.
Auch in der EU fehlt eine Vereinheitlichung Selbst innerhalb der EU sind wir im Erb- und Ehegüterrecht noch sehr weit weg von einer internationalen Vereinheitlichung. Auch die Erbschaftsteuerrechtsordnungen verharren in einem nationalstaatlichen Denken. So hat Deutschland bisher nur sechs Erbschaftsteuer-DBA abgeschlossen, obwohl es für einkommensteuWNW.W!'U1i1UA.de
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Auslandsvermögen vererben erliche Zwecke bereits knapp zweihundert gibt. Die Folge ist, dass es Situationen gibt, in denen sowohl der Belegenheitsstaat als auch der Ansässigkeitsstaat des Erblassers oder des Erben dasselbe Vermögen besteuern, aber eine J~nrechnung der Steuer im Belegenheitsstaat auf die Steuer im Ansässigkeitsstaat nicht erfolgen kann, weil dieses Vermögen aus der Sicht des Ansässigkeitsstaates nicht als Auslandsvermögen quali'fiziert ist. Die Praxis hat deswegen länderspezifische Gestaltungsbausteine entwickelt, um solche Störfaktorem zu überwinden. Für die meisten europäischen und amerikanischen Staaten haben sich typische Usancen und Modelle etabliert, die viele der oben angeführten Probleme vermeiden oder minimimen: So nutzt man beispielsweise für ausländische Immobilienvermögen häufig transparente Personenges'2I1schaften. Und im Zusammenhang mit dem amerikanischen RI2chtsraum versucht man den in Deutschland unbekannten Trust durch deutsche zivil rechtliche Bausteine zusammenzusetzen. Nationale Regelungen des Erbrechts land
Prinzip für das anzuwendende Erbrecht*
Frankreich Großbritannien Italien Österreich Portugal Schweiz Spanien Kanada
BP/DP/NSP BP/DP/NSP SAP I NE SAP I NE SAP I NE reines DP I NE SAP I NE BP/DP/NSP USA BP/DP/NSP ~ SAP = Staatsangehön'gkeitspn"nzip, DP = Domizilpn"nzip, BP = Belegenheitspn'nzip filr Immobilien, NSP = Nachla:i5Spaltung, NE = Nachlassel"nheit
Quelle: Rae Beiten, Burkhardt, Mmtel & Wegener
276
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Ausgewählte nationale Regeln für das Vererben
Die Erbschaftsteuer günstigler gestalten oder umgehen Einige Beispiele aus der Praxis: Wegzug ins Ausland: Erwartet ein Deutscher eine größere Erbschaft von einem im Ausland ansässigen Erblasser, sollte er prüfen, ob er nicht besser seinen Wohnsitz vollständig aufgibt und ins Ausland zieht. Dabei wird er jedoch für das Umzugsjahr sowie für fünf weitere Jahre vom deutschen Fiskus als im Inland ansässig betrachtet, wenn in dieser Zeit der Nachlassfall eintritt. Kaufen ~auf den Namen der K:inder~: Will der Käufer einer Auslandsimmobilie seinen Kindern di spätere Erbschaftsteuer ersparen, kauft er das Objekt gleich auf demn Namen. In diesem Fall handelt es sich um eine in Deutschland steuE~rpflichtige Schenkung. Auch dann, wenn sich der Käufer den Nießbrauch auf Lebenszeit vorbehält. Von der Schenkung erfährt der deutsche Fiskus nichts. Doch der Austausch von Kontrollmitteilungen in der EU nimmt zu. Steuer verjähren lassen: Diese Methode funktioniert in der Regel im südlichen Ausland. Wenn fünf Jahre nach dem Todesfall ins Land gegangen sind, ist die ausländische Steuer verjährt. Bei der Umschreibung des Besitzerwechsels im Grundbuch wird kein Zahlungsnachweis über die Steuer verlangt. Kauf über eine Domizilgesellsc:haft: Diese ist in der Regel in einer Steueroase angesiedelt und biet.!t als Vermögensträger Diskretion. Nach deutschem Erbschaftsteuerrecht besteht zwar eine Melde- und Steuerpflicht, doch ist in der Re~lel kein Nachweis des Vermögenswechsels zu führen. Halten über eine Kapitalgesell!iChaft: Bei dieser Gesellschaftsform wirkt sich ein erbschaftsteuerlichl~r Vorgang zunächst nicht aus, die Gesellschaft bleibt Eigentümerin der VermögenSVl/erte. Inländer sind nach deutschem Steuerrecht jedoch melde- und steuerpflichtig. Das gilt sowohl für in- wie auch ausl.~ndische Gesellschaften. Doch wie soll der Fiskus davon erfahren? Lil~gt mit dem Belegenheitsstaat kein DBA vor, ist das nicht möglich. Freibeträge nutzen: In Deutschland gelten für Ehegatten und Kinder sehr hohe Freibeträge. Wenn Auslandsimmobilien hierzulande in den steuerlichen Nachlass fallen, qibt es für diese zwar keinen (niedrigeren) Einheitswert. Sie fallen in der Regel aber in den Freibetrag, WNW.W!'U1i1UA.de
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noch: Die Erbschaftsteuer günstige,r gestalten oder umgehen wirken sich in Deutschland also steuerlich nicht aus. Am Beispiel Spanien könnte man also den Erbschaftsanteil dem deutschen Fiskus ohne Weiteres voll erklären, ohne in der Heimat steuerpflichtig zu sein, in Spanien jedoch erst nach der Verjährungsfrist von fünf Jahren.
2. Ausgewählte nationale Regeln für das Vererben Frankreich Eine in Frankreich belegene Immobilie vererbt sich auch aus deutscher Sicht stets nach französisch.~m Erbrecht. Haben sich Ehegatten, wie so häufig, gegenseitig zu Alleinerben eingesetzt, erbt der überlebende Ehegatte bei Vorhandensein von Kindern die Immobilie in Frankreich jedoch nicht allein: Im französischen Erbrecht haben Kinder ein zwingendes "Noterbrecht", das ihnen eine MiteigentümersteIlung an der Immobilie zubilligt. Sind z.B. zwei Kinder vorhanden, erhält jedes Kind ein Drittel der Immobilie, sodass dem eigentlich vom Erblasser vorgesehenen Erben, dem Ehegatten, nur ein Drittel verbleibt. Darüber hinaus können Erben von Auslandsvermögen in Frankreich böse steuerliche überraschungen erleben. Hat der Erblasser nicht nur ein Ferienhaus, sondern auch ein Bankkonto in Frankreich hinterlassen, fällt für beides sowohl in Frankreich als auch in Deutschland Erbschaftsteuer an. Eine Anrechnungsmöglichkeit dm in Frankreich gezahlten Erbschaftsteuer besteht in Deutschland zwar gemäß § 21 Abs. 1 des Erbschaftsteuergesetzes (ErbStG) für die auf die französische Immobilie entfallende Erbschaftsteuer. Hinsichtlich des Kontos oder Depots kommt es jedoch zu eine!r echten Doppelbesteuerung in Frankreich und Deutschland. Diese kann im Einzelfall mehr als die Hälfte des Kontenvermögens aufzehren.
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Für größeres Immobilieneigentum in Frankreich sollten Deutsche zum Zeitpunkt des Kaufs daher entweder das in Frankreich belegene Immobilieneigentum vom deutschen Eigentum personell trennen - d.h. nur ein Eheteil kauft, der andere verfügt über ein notariell eingetragenes Wohnrecht - oder aber eine SCI (societe civile immobiliere) zwischenschaltE?n. Diese Gesellschaftsform bietet zahlreiche GestaltungsmöglichkE!iten. Eine andere Gestaltung, die sich im deutsch-französischen Erbrechtsverkehr bewährt hat, ist der Einsatz internationaler Pflichtteilstrafklauseln. In einem französischen Sondertestament wird die Ehefrau darin beispielsweise zur Alleinerbin einer Immobilie in Frankreich berufen. Im deutschen Testament wird angeordnet, dass die Kinder binnen Jahresfrist nach dem Tod des Vermögensinhabers auf ihr französisches Noterbrecht verzichten, weil sie ansonsten Zuwendungen aus dem deutschen Vermögen nicht erhalten. Mit dieser internationalen Pflichtteilstrafklausel wird es für die Noterbberechtigten wirtschaftlich unattraktiv, ihr Noterbrecht an der französischen Immobilie durchzusetzen.
Auch steuerlich ist Frankreich für Überraschungen gut Zum einen sind die Erbschaftste'uersätze regelmäßig höher als in Deutschland und die Familienfreibeträge kleiner, zum anderen sind die Bemessungsgrundlagen höhm. Frankreich kennt auch noch als einer der wenigen europäischen Staaten eine happige Vermögensteuer. Vorsicht ist darüber hinaus angesagt, wenn man sich länger in Frankreich aufhält, sich etwa in seinem Ferienhaus zur Ruhe setzt. Dies kann zur Folge haben, dass man bei einem Aufenthalt von mehr als sechs Monaten als Steuerinländer angesehen wird. Damit kommt dann nicht nur für die Immobilie, sondern für das gesamte Vermögen das unflexible französische Erbrecht zur Anwendung. Im Ergebnis kann das zu Doppelbesteuerungen führen, da es zwischen Deutschland und Frankreich kein Erbschaftsteuer-DBA gibt. WNW.W!'U1i1UA.de
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Da Frankreich oft das höhere Besteuerungsniveau hat, sollte man alle Gestaltungsmöglichkeiten nutzen, um auf den deutschen Steuersatz heruntergeschleust zu werden. Hier hat sich der gezielte Einsatz einer Fremdfinanzierungskomponente beim Erwerb der Immobilie bewährt, die bewusst stehen gelassen wird, um die französischen Erbschaftsteuern zu senken.
Großbritannien Großbritannien lockt mit einkornmensteuerlichen Vergünstigungen, etwa der Besteuerung auf "Remittance"-Basis, bei der unter bestimmten Voraussetzungen nur die nach England transferierten Einkünfte besteuert werden. In den vergangenen Jahren haben viele ausländische Unternehmer E?nglisches Vermögen erworben, ohne sich dessen immer bewusst zu sein. Seit der Europäische Gerichtshof vorgegeben hat, dass di'2 in einem Mitgliedsstaat der EU nach den dortigen Vorschriften gegründeten Gesellschaften auch in allen anderen Mitgliedsländern anerkannt werden müssen, gilt insbesondere die englische Private Limited Company hierzulande als Alternative zur Gründung einer GmbH. Im Erbfall wird sich der Erbe wundern, dass er nicht wie bei einer deutschen GmbH automatisch in die GesellschaftersteIlung des Erblassers rückt, sondern die Nachlassabwicklung nach englischem Recht erfolgt. Das gilt trotz eines ausschließlichen Wohnsitzes des Erblassers in Deutschland auch für weiteres in Großbritannien gelegenes Vermögen, also insbesondere für dortigen Immobilienbesitz. Solches Vermögen unterliegt: aber nicht nur der Nachlassabwicklung nach englischem Recht, sondern es vererbt sich auch nach den für Deutsche ungewohnten englischen Rechtsregeln. Hat der Erblasser in Deutschland ein formgültiges Testament errichtet, so wird dieses zwar in Großbritannien in aller Regel anerkannt. Es muss jedoch ein besonderes formelles Verfahren durchlaufen werden. Besser ist es daher, neben dem deutschen 280
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Testament ein separates englisches Testament zu errichten, mit welchem die dem englischen Erbrecht unterliegenden Vermögensgegenstände - insbesondere Immobilien und z.B. eine in Großbritannien ansässige Limited - als Vermächtnisse bestimmten Personen zugewiesen werden. Dabei versteht es sich von selbst, dass die beiden Testamente in England und in Deutschland inhaltlich im Detail aufeinander abgestimmt sein müssen und keine Widersprüchlichkeiten enthalten dürfen. Mit dem englischen Testament kann der Erblasser außerdem auf das englische Nachlassverfahren Einfluss nehmen. Anders als im deutschen Recht existiert in Großbritannien ein zweistufiges Verfahren: Stets wird der Nachlass zunächst von einem Nachlassverwalter in Besitz genommen, vel"\rValtet und abgewickelt. Erst nach Begleichung sämtlicher Verbindlichkeiten und anfallender Steuern wird das Vermögen an die Begünstigten verteilt. Dies dauert meist ein Jahr. Die Ernennung des Nachlassverwalters lässt sich beschleunigen, indem ein solcher "Executor" im Testament vom Erblasser bereits namentlich benannt wird. Die bei der Durchführung des englischen Nachlassverfahrens auftretenden Schwierigkeiten lassen sich dadurch vermeiden, dass das in Großbritannien vorhandene Vermögen von einer )oint Tenancy" umfasst wird - einer Art Gesamthandsgemeinschaft. Beim Tod eines Miteigentümers geht das Eigentum an den betroffenen Vermögensgegenständen auf die überlebenden "Co-Tenants" über. Es fällt nicht in den aligemE!inen Nachlass und unterliegt deshalb auch nicht der Verwaltung durch den Nachlassverwalter. Der für deutsche Verhältnisse hohe einheitliche Erbschaftsteuersatz beträgt nach überschreitung des allgemeinen Freibetrags von 275.000 Pfund (knapp 400.000 Euro) stolze 40 Prozent. Maßgeblich ist dabei der Verkehrswert dl?s Vermögens. Hatte der Erblasser seinen Wohnsitz nicht in Großbritannien, wird dort nur das im Inland gelegene Vermögen besteuert. Da aus Sicht des deutschen Erbschaftsteuerrechts beim Todl? des in Deutschland ansässigen WNW.W!'U1i1UA.de
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Erblassers nicht nur das deutsche, sondern auch das ausländische Vermögen besteuert wird, ergibt sich für das in England gelegene Vermögen eine doppelte steuerliche Erfassung. Da zwischen Deutschland und England auf dem Gebiet der Erbschaftsteuer kein DBA abgeschlossen wurde, kann die in Großbritannien gezahlte Erbschaftsteuer auf die deutsche Erbschaftsteuer angerechnet werden. Dadurch wird zwar eine Doppelbesteuerung vermieden, im Ergebnis setzt sich hiermit aber das in der Regel höhere englische Steuerniveau durch. Ein höherer Spareffekt kann dadurch erreicht werden, dass die in Großbritannien gelegenen Vermögenswerte in eine Kapitalgesellschaft mit ausschließlichem Sitz in Deutschlandetwa in eine GmbH - eingebracht bzw. direkt von dieser erworben werden. Im Erbfall wird dann aus E?nglischer Sicht nur Auslandsvermögen vererbt, für das weder E!nglische Erbschaftsteuer anfällt noch das englische Nachlassverfahren anzuwenden ist.
Italien Seit Ende 2001 unterliegen Erbfälle keiner Erbschaftsteuer mehr. Das heißt aber nicht, dass der Nachlass völlig steuerfrei auf die Erben übergeht. Geblieben sind Hypotheken- und Katastersteuer sowie Verkehrssteuer. Diese Steuern werden auch bei entgeltlichen übertragungsvorgängen fällig. Bei Schenkungen kann zusätzlich eine Registersteuer fällig sein. Hiervon be!freit sind unentgeltliche Zuwendungen an Ehegatten, Verwandt.~ in gerader Linie sowie bis zur vierten Seitenlinie. Bei Fehlen einer Verwandtschaft wird bei einem Freibetrag von rund 180.000 Euro eine Steuer von maximal 15 Prozent fällig. Der Steuer unterliegen Grundstücke, Gebäude, bewegliche Güter und Forderungen. Auch Auslandsschenkungen zugunsten von Inländern sind in Italien registriE?rungs- und damit steuerpflichtig. Zwischen Deutschland und Italien gibt es kein DBA für Erbschaftund Schenkungsteuer. Im Zuge der Sanierung der italienischen Staatsfinanzen soll die Erbschaftsteuer wieder eingeführt werden. Ein bislang in Deutschland Ansässiger kann von den derzeit noch 282
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bestehenden Vorzügen jenseits der Alpen nur schwer profitieren. Er bleibt auch nach dem Wegzug mit seinen Kindern für weitere fünf Jahre in Deutschland erbschaft- und schenkungsteuerpflichtig. Im Erbrecht knüpft Italien wie Deutschland an die Staatsangehörigkeit an. Besonderheiten erqeben sich daher bei deutsch-italienischen Ehen: Gemeinschaftliche Testamente sind, wenn ein Italiener beteiligt ist, genau wi.? Erbverträge nach italienischem Recht unzulässig und damit nichtig. Einen Ausweg bietet eine Rechtswahl, die das italienische Recht seit 1995 solchen Bürgern erlaubt, die ihren gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland haben. Aus deutscher Sicht wird die letztwillige Bindungswirkung eines gemeinschaftlichen Testaments auch dann anerkannt, wenn der italienische Ehegatte später nach Italien zurückkehrt und dort verstirbt. In Italien sieht man das anders, sodass unterschiedliche Gerichtsentscheidungen möglich sind und die Zuordnung des Nachlasses davon abhängen kann" ob dieser in Italien oder in Deutschland gelegen ist. Das Erbrecht spielt aber eine Nebenrolle, wenn die Eheleute in Italien geheiratet und dort auch ihren ersten gemeinsamen Wohnsitz genommen haben, ohne einen Ehevertrag zu schließen. Ziehen die Eheleute später von Italien nach Deutschland, reist der italienische gesetzliche Güterstand der Errungenschaftsgemeinschaft (cornunione legale) mit. Auch wenn der im deutschen Grundbuch eingetragene Ehegatte es nicht weiß, gehören die während der Ehe in Deutschland erworbenen Immobilien dem Partner längst zur Hälfte. In den Nachlass fällt nur das, was dem Erblasser tatsächlich gehörte. War der Erblasser Italiener und hat er auf eine Rechtswahl zugunsten des deutschen Rechts verzichtet, kommen italienische Pflichtteilsrechte des Ehegatten und der Kinder hinzu. Ehegatten und Kindern steht eine nicht entziehbare Beteiligung (riserva) am Nachlass zu. Bei rechtzeitiger Testaml?ntsplanung lässt sich der Gestaltungsspielraum für einen in Deutschland lebenden italienischen Erblasser jedoch erheblich vergrößern. WNW.W!'U1i1UA.de
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Liechtenstein Der Finanzplatz Liechtenstein in Verbindung mit seinem liberalen Gesellschaftsrecht bietet einen optimalen Schnittpunkt zur Verbindung bankmäßiger Vermögensve'rwaltung und Vermögenssicherung mit Erb- und Familienvermöqensplanung. Hierzu eignen sich im Fürstentum insbesondere Stiftungen, Anstalten und Trusts. Der Großteil der Iiechtensteinischen Stiftungen dient dem Erhalt von Familienvermögen. Mit ihrem Einsatz lässt sich verhindern, dass Vermögenswerte nach dem Tod des Stifters zerschlagen werden. Denn Erben können als Begünstigte der Stiftung vom Vermögen profitieren, ohne dass der Vermögensstock in unwirtschaftlich kleine Teile zerschlagen wird. Weiterer Vorteil: Innerhalb der Stiftung spielt das Erbrecht - auch das deutsche - keine Rolle. Die Auswahl der Begünstigten ist einzig in das freie Ermessen des Stifters gestellt. Innerhalb der Stiftung kann sich die ganze Breite bankmäßiger Vermögensverwaltung entfalten - mit dem Ziel, Kapital zu erhalten und langfristig zu mehren. Gleiches erreicht man mit dem Einsatz einer Anstalt oder eines Trusts liechtensteinischer Prägun9, die im Vergleich zur Stiftung eine freie Ausgestaltung der Begünstigten erlauben.
Österreich Das für Deutsche günstige Erbschaft-Doppelbesteuerungsabkommen wurde seitens Deutschlands Mitte 2008 aufgekündigt. Erbschaften in und über Österreich werden seitdem voll in Deutschland besteuert.
Steuergestaltungen für Deutsche in Österreich Der Standort Österreich gewinnt aus der Sicht deutscher Investoren zunehmend an Bedeutung. Dies liegt nicht zuletzt an den dort bestehenden, teilweise günstigen steuerlichen Rahmenbedingungen. So hat Österreich im unternehmerischen Bereich eine interna284
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tionale Gruppenbesteuerung eingeführt, welche auch eine grenzüberschreitende Verlustnutzung ermöglicht. Allerdings ist die Nutzung dieses Vorzugs des österreichischen Besteuerungssystems durch deutsche Investoren in dm Regel mit einer - oft nicht gewünschten - Verlagerung der Ansässigkeit und damit des Lebensmittelpunktes von Deutschland nach Österreich verbunden. Steuergestaltung über eine öGmbH Der öGmbH werden im Zuge der Begründung der atypisch stillen Beteiligung finanzielle Mittel zugeführt, die dort in "endbesteuerten" Wertpapieren angelegt werden. Das Besteuerungsrecht für die aus der atypisch stillen Beteiligung resultierenden Einkünfte wird nach dem zwischen Deutschland und Österreich abgeschlossenen Doppelbesteuerungsabkommen ausschließlich Österreich als "Betriebsstättenstaat" der atypisch stillen Gesellschaft zugeordnet, während Deutschland die entsprechenden Einkünfte unter Anwendung des Progressionsvorbehaltes freistellt. Hierdurch kann - ohne dass es eines Wegzugs des Investors bedarfeine "Absenkung" der hohen deutschen Ertragsbesteuerung auf das niedrigere österreichische Niveau erreicht werden. Österreich belegt die Einkünfte lediglich mit einem (endgültigen) Steuerabzug in Höhe von 25 Prozent. Zusätzlichen Charme erlangt die ~lrenzüberschreitende atypisch stille Beteiligung des deutschen Investors an der öGmbH aber auch aus erbschaftsteuerlicher Sicht: Aufgrund des zwischen Deutschland und Österreich bestehenden Abkommens zur Vermeidung einer erbschaftsteuerlichen Doppelbesteuerung wird auch das Besteuerungsrecht für die Erbschaftsteuer ausschließlich ÖSterreich als Betriebsstättenstaat zugeordnet. Östermich verzichtet allerdings bei der Übertragung von MitunternehmNanteilen eines nicht in Österreich unbeschränkt steuerpflichtigen Gesellschafters nach gegenwärtiger Vervvaltungspraxis auf die Erhebung von Erbschaftsteuer, sodass im Erbfall eine vollständige Freistellung des Kapitalvermögens von Erbschaftsteuer erreicht werden kann. Zu beachten ist, dass im Falle einer Schenkung mangels Doppelbesteuerungsabkommen eine deutsche Schenkungsteuerbelastung nicht vermieden werden kann.
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Das Bankhaus Jungholz hat jetzt in Zusammenarbeit mit der Rechtsanwaltskanzlei Schmidt Schuran & Partner ein Konzept entwickelt, mit dem es gelingt, die "Segnung" der österreichischen Endbesteuerung für Kapitalerträgl? auch ohne einen Wegzug nach Österreich zu nutzen. Die Gestaltung beruht auf der Begründung einer grenzüberschreitenden atypisch stillen Beteiligung an einer in Österreich ansässigen und dort auch gewerblich tätigen GmbH (ÖGmbH). Im Ergebnis kann damit sowohl eine ertragsteuerliche als auch eine erbschaftsteuerlich'2 Optimierung erreicht werden. Eine derartige Struktur könnte daher insbesondere für deutsche Unternehmer mit operativ tätigen österreichischen Tochtergesellschaften auch im Rahmen der Nachfolgeplanung interessant sein.
Weitere Informationen: • Bankhaus Jungholz, Tel.: 0043-56 76-8000 'W'N'N.bankhaus-j ungholz.com
Schweiz In den meisten Schweizer Kantonen ist im Erbfall der Vermögensübergang auf den Ehegatten oder die unmittelbaren Abkömmlinge von der Steuer befreit. Die schweizerische Steuerbefreiung nützt aber nichts, wenn trotz Wohnsitzes des Erblassers in der Schweiz das deutsche Erbschaftsteuerrecht einen Anknüpfungspunkt findet, um Vermögensübertragungen zu erfassen. Das ist dann der Fall, wenn der Erbe einEm Wohnsitz in Deutschland hat. Das gesamte bei ihm anfallende Vermögen unterliegt dann der deutschen Erbschaftsteuer. Soll dies umgangen werden, muss nicht nur der Erblasser, sondern praktisch die gesamte Familie den Wohnsitz in die Schweiz verlegen. Wenn Eltern und Kinder gemeinsam ihren Wohnsitz in die Schweiz verlegt haben, ist damit die erhoffte Steuerfreiheit im Erbfall aber noch nicht gewährleistet. Im Rahmen der sogenannten beschränk286
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ten Steuerpflicht unterliegt nämlich das in Deutschland belegene Vermögen auch dann noch der deutschen Erbschaftsteuer. Hierzu gehören insbesondere Grundstücke und deutsches Betriebsvermögen. Um eine weitgehende Steuerfreiheit im Erbfall zu erreichen, müsste solches Vermögen ebenfalls in die Schweiz verlagert oder umstrukturiert werden. Doch selbst wenn der vollständige Wegzug in die Schweiz tatsächlich vollzogen wird, unterliegt de'r Wegzügler noch fünf Jahre lang der deutschen Erbschaftsteuer. J\Jormalerweise ist beim Wegzug in ein Niedrigsteuerland wie die Schweiz darüber hinaus bestimmtes Inlandsvermögen für weitere fünf Jahre erbschaftsteuerpflichtig. Allerdings ist die Schweiz eines der wenigen Länder, mit denen Deutschland ein Abkommen zur Vermeidung einer Doppelbesteuerung abgeschlossen hat. Danach wird die Frist im Verhältnis zur Schweiz auf den Zeitraum von fünf Jahren nach dem Jahr des Wegzugs abgekürzt. Die in der Schweiz anfallende Erbschaftsteuer kann zwar auf die in Deutschland zu zahlende Erbschaftsteuer angerechnet werden letztlich bleibt es aber bei der Belastung auf dem deutschen Besteuerungsniveau. Daneben können sich beim Tod eines Erblassers, der sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz Wohnsitze unterhält, komplizierte zivilrechtliche Probleme ergeben. Während nämlich aus deutscher Rechtssicht stets die dl:!utsche Staatsangehörigkeit maßgeblicher Anknüpfungspunkt für die Anwendung deutschen Erbrechts ist, knüpft das schweizerische Erbrecht an den letzten Wohnsitz des Erblassers an. Das Ergebnis ist eine sogenannte faktische Nachlasskollision mit unterschiedlicher Erbfolge - jE! nachdem, ob deutsches oder schweizerisches Erbrecht Anwendung findet. Zur Vermeidung einer solchen Nachlasskollision sollte daher im Testament klargestellt werden, dass der Erbfall definitiv deutschem Recht unterliegen soll. WNW.W!'U1i1UA.de
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Auslandsvermögen vererben Erbschaftsteuern in den Schweizer Kantonen im Vergleich 5tand: Oktober 2006 Kanton Ehegatten
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Andere Personen
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max.32% max.32% max.20% max. 45 % (10.000,- steuerfrei) max. 49,5% (2.ooo,- steuerfrei) max. 40 % (10.000,- steuerfrei) max.50% max. 54,6 % (500,- steuerfrei) max.25% max.6% max. 40 % (1.000,- steuerfrei) max. 40 % (1.000,- steuerfrei) max. 45 % (10.000,- steuerfrei) max. 15 % (20.000,- steuerfrei) max. 20 % (5.000,- steuerfrei) max.30% max.50% max.30% steuerfrei max. 41 % max.28% max.30% max.25% max. 25 % (10.000,- steuerfrei) max.4O% max.42%
, In vielen Ka ntonen sind Stief· und Pflegekinder ebenfalls sll'UI'rtJefrl'it , Der steuerfreie !let/a(j f(jr Nachkommen bf'lr
Quelle: Bank 5arasin
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Spanien Hier gilt grundsätzlich das nationale Erbrecht des Erblassers, für einen Deutschen also das deutsche. Der Erbfall muss jedoch in Spanien und Deutschland deklariert werden. Die im Vergleich zu Deutschland hohe Erbschaftsteuerbelastung auf spanische Immobilien ergibt sich dadurch, dass diese vom spanischen Fiskus mit dem Verkehrswert angesetzt werden. Die Steuersätze sind in Spanien hoch. Die Vererbung einer Ferienimmobilie im Wert von 750.000 Euro vom Vater an den Sohn oder vom Ehemann an die Ehefrau löst beispielsweise eine Erbschaftsteuer von über 200.000 Euro aus. Solange der Erbe nicht in Spanien ansässig ist, bleibt der nicht in Spanien belegene Nachlass von der spanischen Besteuerung verschont und wird nur im Domizilland besteuert. Um Steuern zu sparen, bietet sich die" Vollmachtserteilung unter Lebenden" an. Dazu schließt de~r künftige Erblasser mit dem/den Erben einen privatschriftlichen Kaufvertrag, dessen Unterschriften und Abschlussdatum notariell beglaubigt werden. Sinngemäß steht im Vertrag, dass der Verk<"3ufer (Erblasser) in Vollzug dieses Kaufvertrages dem Käufer (Erben) eine notarielle Vollmacht erteilt, einschließlich des Rechts auf Selbstkontrahieren. Im Vertrag sollte vermerkt sein, dass die Erteilung dieser Vollmacht deutschem Recht unterliegt. Nach Eintritt des Todesfalls lässt der Bedachte die Immobilie mithilfe der Vollmacht auf sich umschreiben. Nach spanischem Recht gilt eine Vollmacht über den Tod hinaus. Rechtlich gesehen, hat der Bedachte die Immobilie nicht geerbt, sie ist ihm "unter Lebenden" übertragen worden. Darüber hinaus kann sich der Bedachte darauf berufen, dass für die Vollmacht deutsches Recht vereinbart wurde. Der eleganteste Weg, spanische und deutsche Erbschaftsteuer zu vermeiden, ist der Verkauf bzw. die übergabe des Objekts mit Nießbrauchsrecht. Dabei übertr~"lgt der Erblasser (Eigentümer) die WNW.W!'U1i1UA.de
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Immobilie auf den oder die pot.mziellen Erben und behält sich notariell bis zu seinem Tod das alleinige Wohnrecht vor. Die steuerpflichtige Gegenleistung (Kaufpreis) ist dann nur der Wert des versicherungsmathematisch zum wahrscheinlichen Todestag errechneten Nießbrauchs. Dieser ist umso geringer, je älter der übertragende ist. Im Todesfall braucht der Erbe nur die Sterbeurkunde des Erblassers dem Grundbuch (Register) vorzulegen und die Löschung des Nießbrauchs zu beantragen. Als weitere UmgehungsmöglichkE!it der Erbschaftsteuer bietet sich die übertragung der Immobilie auf eine Domizilgesellschaft an. Diese hat ihren Sitz im steuergünstigen Ausland - etwa in Gibraltar, auf der Isle of Man oder in Li.!Chtenstein. Beim Vererben, Verschenken oder beim Verkauf der Immobilie werden dann nur die Aktien bzw. der Hinterlegungsschein übertragen. Ein Eintrag im Grundbuch erfolgt nicht, die Finanzbehörden erfahren somit vom Eigentümerwechsel nichts. Da der spanische Fiskus weiß, dass ihm über derartige Briefkastengesellschaften Steuereinnahmen entgehen, wird das Halten von spanischen Immobilien über Domizilgesellschaften mit jährlich drei Prozent auf den Katasterwert der Immobilie besteuert. Doch auch diese Drei-Prozent-Steuer kann man aushebeln, indem die Immobilie einfach über eine spanische, deutsche, französische oder sonstige GmbH gehalten wird. Zwingend ist dabei, dass die GmbH in einem Nichtoasensteuerland domiziliert. Deren Anteile lassen sich dann unter Lebenden und auch von Todes wegen problemlos umschreiben, ohne dass sich im spanischen Grundbuch etwas ändert. Konten und Wertpapierdepots we~rden in Spanien und in Deutschland - ohne Verrechnungsmöglichkeit - besteuert. Hier droht im Einzelfall ein hälftiger Kapitalverlust. Allerdings plant Spanien eine Abschaffung der Erbschaftsteuer.
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Ausgewählte nationale Regeln für das Vererben Erben spanischer Vermögen sind benachteiligt Erbt ein deutscher Steuerzahler von einem ebenfalls in Deutschland ansässigen Erblasser Geld, das bei einer spanischen Bank angelegt ist, muss er unter Umständen zweimal Erbschaftsteuer zahlen - in Deutschland und in Spanien. Nach deutschem Recht findet im Erbfall zwar grundsätzlich eine Anrechnung ausländischer Erbschaftsteuer statt, um eine Doppelbesteuerun~1 des Erben auszuschließen. Das gilt aber nicht, wenn es sich um Bankguthaben handelt. Ein Abkommen zur Vermeidung einer Doppelbl:!steuerung zwischen Deutschland und Spanien existiert dafür nicht. Dieser Sachverhalt wurde jetzt dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) zur Entscheidung vorgelegt, da die Regelungen des deutschen Erbschaftsteuerrechts gegen EU-Recht (Kapitalverkehrsfreiheit) verstoßen. Bis zur Entscheidung sollten jedoch Investoren, die Geld im Ausland anlegen, auch an den Erbfall denken.
Kanada Erbrechtlieh handelt es sich bei Kanada um einen sogenannten Mehrrechtsstaat, wie die USA oder Großbritannien. Jede der zehn kanadischen Provinzen bzw. der drei Bundesterritorien hat ihr/sein eigenes Recht. Mit Ausnahme der französisch geprägten Provinz Quebec folgen die Provinzen und Bundesterritorien dem angelsächsischen Common Law. Mangels staatsvertraglicher Regelung zwischen Kanada und Deutschland ist das anwendbare Recht jeweils aus der Sicht beider Rechtsordnungen zu bestimmen. Hat der deutsche Auswanderer seinen Lebensmittelpunkt nach Kanada verlegt, gilt für ihn aus kanadischer Sicht kanadisches Erbrecht. Wegen der unterschiedlichen Anknüpfung Kanadas an das sogenannte Domizil und Deutschlands an die Staatsangehörigkeit ist auf den Nachlass - mit Ausnahme des kanadischen Grundbesitzes - daher zweierlei Recht anwendbar. Für kanadischen Immobilienbesitz, der unmittelbar, d.h. nicht durch eine Personen- oder Kapitalgesellschaft, gehalten wird, ist immer WNW.W!'U1i1UA.de
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Auslandsvermögen vererben
die Testamentsform am Ort der Immobilie einzuhalten. Dies bedeutet, dass ein kanadisches Zweize~ugentestament notwendig sein kann, weil das handschriftliche Testament nicht in allen Provinzen anerkannt wird. Die für angelsächsische Rechtsordnungen typische Abwicklung des Nachlasses durch eine hierfür testamentarisch eingesetzte oder vom Nachlassgericht bestimmte Person gilt auch in Kanada. Liegen Immobilien in verschiedenen Provinzen oder Ländern, ist eine einheitliche Nachlassverwaltung unter Umständen nicht möglich, oder es müssen die verschiedenen Nachlassverwalter koordiniert werden. Ist nur ein deutscher Testamentsvollstrecker bestellt, sind Sicherheitsleistungen in Kanada erforderlich, bevor dieser seine Tätigkeit vor Ort aufnehmen kann. Für Erblasser deutscher StaatsangE!hörigkeit, die noch Vermögen in Deutschland haben, empfiehlt es sich, mehrere Testamente zu errichten. Bei multiplen letztwilligen Verfügungen, die parallel nebeneinander Geltung erlangen sollen, muss immer auf die richterKanadische "Erbschaftsteuer" Kanadische Erbschaftsteuer ist eine außerplanmäßige Einkommenbesteuerung. Dabei wird unterstellt, der Erblasser habe kurz vor seinem Tod noch sein gesamtes vermögen zum Verkehrswert veräußert. Dadurch erzielte Veräußerungsgewinne werden noch in das Einkommen des Todesjahres einbezogen. Für Nichtansässige beschränkt sich die Besteuerung auf bestimmte kanadische Vermögensgegenstände. Durch diese Endbesteuerung werde!n die stillen Reserven im Nachlass gehoben. Im Übrigen wird der Erwerb bei den Begünstigten nicht weiter besteuert. Es handelt sich somit um eine Kapitalgewinnsteuer. Durch Schenkungen kann die SteUt!r nicht umgangen werden, da sie auf lebzeitige Übertragungen in glE!icher Weise anzuwenden ist. Im Erbfall kann die Überraschung groß sein, weil insbesondere bei altem Vermögen die Einkommenstt!uerbelastung erheblich sein kann und diese zugleich in Deutschland nicht auf die deutsche Erbschaftsteuer anrechenbar ist. Ein Ausweg für Nichtansässige ist die Zwischenschaltung einer Kapitalgesellschaft mit Sitz außerhalb Kanadas.
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liche Abstimmung geachtet wmden. Sonst besteht die Gefahr, dass es zu AufhebungswirkungE~n kommt. Verfügungen im kanadischen Testament dürfen daher nur so ausgelegt werden, dass sie Vermächtnisse, aber keine Erbeinsetzungen umfassen. Das deutsche Haupttestament sollte daher immer eine Klausel enthalten, welche die Auslegung des kanadischen Testaments bestimmt.
USA In den Vereinigten Staaten ist das Erbrecht nicht eine Gesetzesmaterie, die auf Bundesebene geregelt ist, sondern diese unterliegt dem Recht der Einzelstaaten. Damit gibt es formal nicht ein Erbrecht, sondern fünfzig - auch wenn viele Staaten weitgehend ähnliche Regelungen haben. Ein Grundsatz ist beispielsweise, dass es kein Pflichtteilsrecht für Abkömmlinge gibt. Aus US-Sicht gilt das aber nur, wenn das Domizil des Erblassers in den Vereinigten Staaten liegt. Da Deutschland das anwendbare Erbrecht aber nicht an das Domizil knüpft, sondern an die Staatsangehörigkeit, bahnt sich im deutschamerikanischen Verhältnis häufig eine sogenannte faktische Nachlassplanung an. Das heißt, dass I?in deutscher Nachlassrichter über das Testament eines Deutschen E~in anderes Recht - nämlich deutsches Erbrecht - anwendet als sein Kollege in den USA. In einem Punkt sind sich aber beide Nachlassrichter einig: Immobilien in den Vereinigten Staaten vererben sich immer und ausschließlich nach dem Belegenheitsrecht, auch wenn der Eigentümer ein Deutscher ist. Das US-Erbschaft- und Schenkungsteuerrecht ist mit massiv höheren Steuersätzen und Bemessunqsgrundlagen ausgestattet als das deutsche. Anwälte suchen deshalb bei deutsch-amerikanischen Vermögensnachfolgen immer nach Möglichkeiten, das deutsche Besteuerungssystem zu konserviE!ren, also das Steuerniveau auf der niedrigeren deutschen Ebene zu halten. Dabei kommt ihnen im Einzelfall das US-Recht entgegen. So ist eine Schenkung von amerikanischen Personengesellschaften, die Immobilienbesitz halten und Steuerausländern gehören, nach US-Recht schenkungsteuerfrei, WNW.W!'U1i1UA.de
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Auslandsvermögen vererben
während dieser Vorgang bei der übertragung im Todesfall erbschaftsteuerpflichtig ist. Deshalb sollte man bei Personengesellschaften zu Lebzeiten verschenken, damit die US-Steuer nicht aktiv wird. Es bleibt allerdings die deutsche Schenkungsteuer. Komplexer ist es, wenn Vermögen erst im Todesfall übergeht. Dann greift die SchenkungsteuE~rbefreiung für Steuerausländer nicht, und das US-Erbschaftsteuersystem kommt neben dem deutschen System zur Geltung. Um für diesen Fall Liquidität außerhalb des Nachlasses zu schaffen, werden in der Regel mit amerikanischem Geld Erbschaftsteuerversicherungen "auf das Leben des Erblassers" gekauft. Das "Mehr" an amerikanischer Erbschaftsteuer wird dadurch versichert. Problematisch wird es für deutsche Vermögensinhaber mit einer Aufenthaltsgenehmigung (Green Card) oder Doppelstaatsangehörigkeit. Das bedeutet die faktische und beinahe "ewige" Verbindung mit dem US-Fiskalsystem. Lebt man lange in den USA, verliert darüber hinaus nach zehn Jahren das Doppelbesteuerungsabkommen für Erbschaftsteuern seine Wirkung. Folge: Die Vereinigten Staaten können mit ihren hohen Steuersätzen das WeItvermögen bei Schenkungen und Erbschaften besteuern. Vermögensplanung über ein,en Trust Eine weitere SChwierigkeit in einer deutsch-amerikanischen Nachfolgeplanung stellt die Gestaltung der gesamten Vermögensplanung mit sogenannten Trusts dar - einem Rechtsinstitut, welches das deutsche Zivilrecht nicht kennt und der deutsche Fiskus mit einer besonderen Strafsteuer belegt. Die Steuerplanung mit Trusts ist daher komplex. Durch Nutzung der sogenannten Nachlassspaltung lassen sich aber Rechtsinstitute zusammenbauen, die aus deutscher Sicht keine Trusts, sondern eine deutsche Dauertestamentsvollstreckung oder eine Schenkung mit Rückforderun9s- und Weiterschenkungsrechten darstellen. Aus US-Sicht können di{!se Konstruktionen aber als Trusts mit den im dortigen Steuerrecht vorgesehenen Vergünstigungen verstanden werden.
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Ausgewählte nationale Regeln für das Vererben
Südafrika Wer in Südafrika Vermögen besitzt, sollte sich rechtzeitig mit der Frage beschäftigen, was damit nach seinem Ableben passiert, denn beim Erbrecht bestehen zwischen Deutschland und Südafrika erhebliche Unterschiede: Das südafrikanische Recht kennt keinen Pflichtteils- oder Pflichtteilsergänzungsanspruch. In Südafrika gilt nicht das deutsche Prinzip der NUniversalsukzessionH, wonach die Erben automatisch mit dem Todesfall in die Eigentümer- und Inhaberposition des Erblassers treten. Vielmehr verselbständigt sich der Nachlass und wird von einem Vollstrecker verwaltet sowie an die Erben oder Begünstigten verteilt. Darüber hinaus haben Deutschland und Südafrika unterschiedliche Regelungen, die zum einen die Frage betreffE!n, ob ein deutsches Testament in Südafrika Gültigkeit hat oder umgekehrt, und zum anderen bestimmen, ob der Nachlass selbst deutschem oder südafrikanischem Recht unterliegt.
Wichtig: Eine erbrechtliche Gestaltung ist vor allem dann wichtig, wenn ein Unternehmen in Südafrika zum Vermögen zählt. Mit dem Tod des Inhabers unterliegt das Unternehmen zwingend der Verwaltung durch den Testamentsvollstrecker. Hier muss rechtzeitig Vorsorge für eine automatische übertragung auf einen Rechtsnachfolger im Todesfall getroffen werden. Wer über eine Immobilie am Kap verfügt, muss zwingend südafrikanisches Erbrecht beachten. Er sollte deshalb hierüber ein englischsprachiges Testament verfassen, das sich aber auf die Immobilie in Südafrika beschränkt. Wer Immobilien in Deutschland besitzt, aber seinen Wohnsitz in Südafrika hat, muss ebenfalls südafrikanisches Recht beachten. Er hat aber die Möglichkeit, durch ein gesondertes Testament für den deutschen Immobilienbesitz deutsches Recht zu wählen. Was die Erbschaftsteuer betrifft, so herrschen in Südafrika zwischen Eheleuten günstige Bedingungen: Der Anfall von VermöWNW.W!'U1i1UA.de
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Auslandsvermögen vererben
genswerten aus dem Nachlass des Ehegatten ist in jeder Höhe frei von Erbschaftsteuer. Dies gilt auch für übertragungen zu Lebzeiten. Es bestehen weitere Möglichkeiten, Erbschaftsteuer zu sparen: Hierzu gehört insbesondere die sogenannte "Schenkung unter Lebenden auf den Todesfall" - ein Schenkungsversprechen, das erst beim Tod des Schenkers wirksam wird. Auch kann die Einbringung von Vermögenswerten in einen Trust Vorteile bringen. Auslandsvermögen unterliegen ebenfalls nicht der Erbschaftsteuer. Voraussetzung hierfür ist, dass das Vermögen bereits bestand, bevor der Erblasser nach Südafrika verzogen ist. Der Steuersatz für Schenkungen beträgt 20 Prozent; steuerpflichtig ist der Schenker.
3. Erbschaftsteuer-DB:A Der Grund für eine mögliche Doppelbesteuerung im belegenen Vermögensland und in Deutschland ist, dass von deutscher Seite auf dem Gebiet der Erbschaftsteuer bislang nur mit wenigen Staaten, nämlich mit Dänemark, Schweden, der Schweiz und den USA, ein umfassendes Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen wurde. Im Verhältnis zu anderen Staaten gewährt Deutschland nur eine Anrechnung der Steuer auf das in § 21 Abs.2 ErbStG definierte Auslandsvermögen; zu diesem gehören zwar Immobilien im Ausland, nicht jedoch dortige Konten und Depots.
4. Das Vererben diskreter Konten Wer ein diskretes Auslandskonto unterhält, geht in der Regel davon aus, dass dieses vom deutschen Fiskus nicht entdeckt wird. Eine Vorsorge für den Todesfall wird vom Kontoinhaber daher häufig nicht getroffen. Stirbt der Kontoinhaber dann plötzlich, gibt es für die Erben oft nicht einmallnfcormationen über das Vorhandensein eines solchen diskreten Kontos. Trifft der Kontoinhaber jedoch
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Ausgewählte nationale Regeln für das Vererben
eine Regelung, sollte er rechtzeitig darüber nachdenken, was es bedeutet, den Erben ein diskrete'S Konto zu überlassen. Wer über seine Auslandskonten keine Unterlagen verwahrt, Angehörigen oder Vertrauten nichts verrät und für den Todesfall testamentarisch keine Angaben hintmlegt, der muss davon ausgehen, dass die Erben von dem Geld auf diesen Konten meist nichts zu sehen bekommen. Das Gleiche gilt für die Inhalte von Safes, von deren Existenz entweder niemand etwas weiß oder von denen nur ein Schlüssel ohne weitere Angaben gefunden wird. Aber auch wenn die Erben über die geheimen Konten informiert sind, wird ihnen der Zugang so lange verwl?hrt, bis der Bank im Ausland eine einwandfreie, nach deutschem Recht vorgeschriebene Legitimation vorgelegt werden kann: Totenschein, Testament oder Erbschein - im Original oder als beglaubigte Abschrift. Wurde dagegen vom Erblasser und Konto- bzw. Safeinhaber noch zu Lebzeiten eine Vollmacht erteilt, so gilt diese auch in den Nachbarländern über den Tod hinaus. Der Bevollmächtigte bleibt demnach verfügungsberechtigt. Doch verlangen beispielsweise Luxemburger Banken vom Bevollmächtigten den Nachweis, dass er die Erben über seine Vollmacht informiert hat. Die Erben können diese Vollmacht sowohl nach deutschem Bankrecht als auch nach den Gesetzen der Nachbarländer jederzeit widerrufen. Diese Vollmacht hat auch dann eine beschränkte Wirkung, wenn die Bank begründeten Anlass zur Vermutung hat, dass die Interessen einzelner Erben durch eine bestimmte Verfügung gefährdet sein könnten. Die Bank geht dann davon aus, dass die Vollmacht diese Verfügung nicht mehr deckt. Das hat in der Praxis zur Folge, dass das Finanzinstitut ab dem Zeitpunkt, zu dem es vom Tod des Bankkunden erfährt, nur noch Tödesfallkosten ohne weiteres auszahlt. Auszahlungen an Erben werden in der Regel verweigert, bis ein Erbschein vorgelegt werden kann. Schweizer Banken haben unter Umständen sogar die Pflicht, eigene Nachforschungen nach Erben zu betreiben. WNW.W!'U1i1UA.de
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Vermögen grenzüberschreitend vmerben Besser gestellt sind jene Erben, die zu anonym geführten Konten, z.B. in Österreich, das Sparbuch oder den Depot-Bon finden, das Losungswort jedoch nicht kennen. Sie müssen sich dann nur entsprechend als Erben legitimieren. Haben Sie gar nichts in der Hand, kennen jedoch die Bank, die Depot- und/oder Sparbuchnummer, muss das Konto gerichtlich für kraftlos erklärt werden, bevor man darüber verfügen kann. Sind dagE!gen Sparbuch- oder Depotnummer unbekannt, ist das Geld - beispielsweise in Österreich - verloren. Denn wird das Konto 30 Jahre lang nicht bewegt, kann die Bank das Guthaben läschen und sich gegenüber Kontoinhaber oder Erben auf Verjährung beru·fen. Eine Ausnahme gilt in der Schweiz; dort gibt es keine Verjährung.
Schützenhilfe bei der Suche nach schwarzen Konten oder Safes leisten: luxemburg: • Association des Banques et Banqu iers l-2010 luxemburg, Tel.: 00352-4 63 66 01, Fax: 00352-46 09 21 Schweiz: • SChweizerische Bankiers-Vereinigung CH-4052 Basel, Tel.: 0041-61-2 95 93 93, Fax: 0041-61-2 72 5382
5. Wenn Erben 5chwarzgeld erben Bei den Erben schwarzer Konten und Depots im Ausland löst eine Entdeckung nach dem Tod des Erblassers nicht immer Freude aus. Denn sofern sie die Erbschaft nicht ausschlagen, treten sie mit allen steuerlichen Rechten und Pflichten an die Stelle des Verstorbenen und haften für dessen Steuersünden. Doch Schwarzgeld ist nicht gleich Schwarzgeld: •
Zum einen ist es unversteuertes Kapital, das ins Ausland gebracht wurde,
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Das Vererben diskreter Konten •
zum anderen sind es die Erträge daraus, die nicht versteuert werden.
Liegen Vermögenswerte im Ausland, gibt es im Todesfall keine automatisierte Kontrollmitteilung an die deutschen Finanzbehörden. Stellen die Erben also fest, dass zum Nachlass auch Auslandskonten oder -depots gehören, müssen sie diese von sich aus gegenüber dem Fiskus ohne schuldhafte Verkürzung deklarieren. Das gilt auch für Schwarzgeld, das beispielsweise in Stifungen oder Trusts geparkt ist. Wer sich als Erbe nicht an die Abgabenordnung (AO) hält, macht sich mehrfach strafbar: •
Bei der Erbschaftsteuer ist der Erbe verpflichtet, seine Steuererklärung vollständig, also einschließlich des Scharzgelds, abzugeben. Meldet er das nicht, begeht er Steuerhinterziehung.
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Auch Erträge aus dem Schwarzgeld müssen angegeben werden, ansonsten liegt Steuerhinterziehung vor.
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Wer darüber hinaus Miterben oder Pflichtteilsberechtigten sein Wissen um Schwarzgeld vorenthält, macht sich des Betrugs schuldig.
Besonders unangenehm für Erben: Stoßen sie auf Schwarzgeld, sind sie gehalten, alte Steuererklärungen des Erblassers zu berichtigen. Dann sind aber nicht nur die hinterzogenen Steuern nachzuzahlen, sondern auf den Betrag, der nachzuzahlen ist, werdenm auch noch Hinterziehungszinsen von sechs Prozent im Jahr fällig. Richtig teuer wird es, wenn der Verstorbene nicht nur Erträge hinterzogen, sondern auch Einnahmen, die in Deutschland angefallen sind, nicht versteuert hat. Dann können Erben nur hoffen, dass die Steuerhinterziehung verjährt ist, sonst bleibt vom Erbe kaum etwas übrig. Die steuerliche Verjährung für Steuerhinterziehung beträgt zehn Jahre. Sie beginnt mit Ablauf des Kalenderjahres, in dem die SteuWNW.W!'U1i1UA.de
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Vermögen grenzüberschreitend vmerben ererklärung eingereicht wurde. Hat der Erblasser keine Erklärung eingereicht, beginnt die Frist mit Ablauf des dritten Kalenderjahres, das auf das Steuerentstehungsjahr folgt. Der Fiskus kann somit bis zu 13 Jahre Steuern und Strafzinsen nach fordern. Erben, die fürchten müssen, dass die Nachzahlungen höher sind als das Kapital im Ausland, können das Erbe innerhalb von sechs Wochen ausschlagen. Diese Frist ist häufig zu kurz, um sich einen überblick über den Nachlass im Ausland zu verschaffen. Doch es gibt eine weitere Ausstiel~soption nach Ablauf der Sechswochenfrist. Reicht der Nachlass für die Steuerschulden nicht, können Erben einen Antrag auf Nachlassinsolvenz oder Nachlassverwaltung stellen. Damit werden sämtliche Gläubiger, also auch der Fiskus, zur Befriedigung ihrer Ansprüche auf den Nachlass verwiesen, und das persönliche Vermöglm der Erben bleibt außen vor. Droht ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung bei Erben, die es mit der Deklaration des ausländischen Schwarzgelds sowohl zeitlich als auch der Höhe nach nicht ganz genau genommen haben, sollte Selbstanzeige erstattet werden.
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Quellen ASN Amro . Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft· Allianz· An-
ders Legal Consultancy . APA . Arbeitgeberverbände des deutschen Versicherungs- und Bankgewerbes . Asean Development Bank· Asoka Wöhrmann· Association des Banques et Banquiers . AttacIRonen . Auditor Treuhand· Bain . Bain & Company . Bank für Internationalen Zahlungsausgleich . Bank Leu· Bank of England . Bank of Japan· Bankhaus Jung-
holz· Bank Sarasin . Banken-Partner· Barclays· Barclays Global Investors . Bayern Treuhand WP . BC G . Beiten, Burkhardt, Mintel & Wegener Rae . Berenberg Bank· bfai . Bloomberg . BMF . BNP Paribas . Booz Allen Hamilton . Börsen-Zeitung· Bundesamt für Finanzen· Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht· SVI· Capgemini· City Bank· Commerzbank Private Banking· Commission de Surveillance du Secteur Financier· Credit Suisse . Credit Suisse Private Banking· CSSF . Datastream . David Lewis . Dealogic . Delbrück Bethmann Maffei . DER SPIEGEL· Derivate Magazin· Destatis . Deutsche Bank· Deutsche Bundesbank . Deutsche Steuergewerkschaft Deutsches Aktieninstitut die bank Dresdner Bank Dresdner Bank (Schweiz) . D\jV5 . DZBank . Ecofin . Economist Intelligence Unit . Ernst & Young . EU-Kommission· Euro spezial· Eurobarometer . EuroHedge Database . European School of Management· Eurostat . EZB . FAZ-Archiv· FEFSI . Forbes . Financial Services Authority· Financial5ervices London . Financial limes Deutschland· FINANZWELl . finestfinance! First Advisory Group . Fischer Weltalmanach 2008 . Fitch Ratings· Flick Gocke Schaumburg Rae Focus Money . FOCUS Online Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung Fuchs Briefe Gesellschaft für Konsumforschung Goldman Sachs· Gruppe Europäischer Wirtschaftsberater . Noriko Hama . Handelsblatt· Hannoversche Lebensversicherung· Helaba Volkswirtschaft· Henley & Partners Rae . HOHL & Associes Avocats . HSBC ICI· IMD World Competitiveness Yearbook Infratest Institut für Finanzdienstleistungen Institute of Islamic Banking & Insurance . Isle of Man financial review· IWF . JeanPierre Hunziker . Johannes Fiala RA . Jones Lang Lasalle . Jyske Bank· KPMG . LGl Bank in Liechtenstein . Liechtensteinischer Bankenverband . Luxemburger Bankenvereinigung . Luxemburger Zentralbank . manager magazin· Mansfeld . Reiner Merkei· Merrill Lynch· M. Metz . mmm&m ABOGADOS· Moody's . Morgan Stanley . Neue Zürcher Zeitung· OECD . ÖSterreichische Nationalbank . om Nürnberg . Planet Retail . Portfolio Control . PRIVATE· RAe Beiten, Burkhardt, Mintel & Wegener· Raiffeisen WNW.W!'U1i1UA.de
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Quellen International· Raiffeisenbank Kleinwalsertal . Raiffeisenbank Lech a. Arlberg· Raiffeisen Bank (Liechtenstein) . REUTERS . RICS Research· RP Richter & Partner· RZB . Schaetze & Partner RAe . Schmidt Schrau & Partner RAe . Schweizer Bank SChweizerische Nationalbank Schweizerische Bankiers-Vereinigung· Securities and Exchange Commission . SPIEGELonline· Standard & Poors· StatistischE!s Bundesamt· Süddeutsche Zeitung . Swiss Media Consult . The Boston Consulting Group . The Standard Chartered Private Bank· Thomas Keppel . Thomson Financial Datastream . UBS . UBS investor's guide . UBS Wealth Management· Universität Linz . Universität Zürich· Verband der Auslandsbanken . Verband der privaten Bausparkassen· Vermögensbildung professionell· VP Bank· wallstreet Fonds Investor· VZ-Vermögenszentrum . Watson Wyatt· Weltbank Private Banking Index· WestLB . WIRTSCHAFT· WIRTSCHAFTSWOCHE . WKO Außenwirtschaft Österreich· WMR . WorldCompliance . Worid Federation of Exchanges· Worid Wealth Report
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Stichwortve rze ich n is Afrika 207 Anonymkonten 66 Anrechnungsmöglichkeit 278 Asien 207
Asset Protection 248 Auslandsdepot 38 Auslandssachverhalt 270 Bankgeheimnis 68 Begünstigungsregelung 247 Bestandsprovision 65
Diskretion 67 Emerging Markets 47
Erblasser 249,289 Erbrecht 289 Erbrecht-Shopping 152 Erbschaftsteuer-DBA 296 Ertragssteuerbelastung 264 Estate Planning 248 EU-Amtshilfe-Gesetz 271 EU-Richtlinie 20 Familienvermögen 249 Ferienimmobilien 34 Finanzinnovationen 31 Finanzplatz 133 - Andorra 170
-
Cayman Islands 202 Channellslands 172 Dänemark 100 Dubai 209 Gibraltar 176 Großbritannien 178
-
Indien 231 Irland 184 Island 185 Isle of Man 186 Liechtenstein 142 Luxemburg 162 Madeira 188 Malta 189 Mauritius 219 Monaco 190 Niederländische Antillen
203 - Österreich 158 - Panama 205 - Quatar 212 - Schweden 192 - Schweiz 133 - Seychellen 220 - Shanghai 226 - Vanuatu 241 - Zypern 192 Fonds-Policen 166 Freistellungsverfahren 266
- Bahamas 195 - Bahrain 208
- Barbados 199 - Bermudas 199 - British Virgin Islands 201
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Gewinnausschüttungen 31 Gläserner Bankkunde 68 Glattstellungsgeschäfte 31 Globale Nachlassplanung 246
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Stichwortverzeichnis
Globale Vernetzung 48
Portefeuille 48 Private Banking 65
Hedge-Fonds 180 Insolvenzschutz 153 International Business Company
Qualifizierte Empfängereigenschaft 88 Quellensteuer 89
261 Jersey-Trust 257 Kapitalverlust 290 Konjunkturzyklus 47 Konkursprivileg 153 Kontenstammdaten 68 Kontrolle 252 Kupongeschäft 89 Leerverkäufe 32 Liechtensteinische Stiftung 254 Mantellebensversicherung 18 Mitwirkungspflicht 270 Naher Osten 207 Natürliche Personen 88 Nichtoasensteuerland 290 Nießbrauch 290 Nummernkonten 66
Scharia 214 Schengen-Recht 22 Schwarzgeldfalle Zinsrichtlinie
86 Selbstschutz 250 Sicherheit 67 Spekulationsgeschäfte 33 Steueroase 241 Steueroptimierung 248 Steuerplanung 246 Stiftungen 88 Stille Beteiligung 33 Stillhalterprämien 33 Terminmarktgeschäfte 33 Testament 249 Trust 88, 256 Vermögenskonsolidierung 247 Vermögensverwaltungs-GmbH
88 Vollmachten 247
Offenlegungspflicht 77 Offshore 207 Offshore-Trust 259 Österreichische Privatstiftung
253 Ozeanien 207 Panamaische Stiftung 256
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Wirtschaftlicher Stifter 247 Zahlstellenprinzip 90 Zertifikate 34 Zinsabschlagsteuer-Abzug 53 Zinsrichtlinie 86 Zinszahlung 246 WHN.WAUfAUAde