NTOA63
Thomas Witulski
Kaiserkult in Kleinasien Die Entwicklung der kultisch-religiösen Kaiserverehrung
Vandenhoeck & Ruprecht Academic Press Fribourg
Novum Testamentum et Orbis Antiquus / Studien zur Umwelt des Neuen Testaments Herausgegeben im Auftrag des Departs für Biblische Studien der Universität Freiburg Schweiz von Max Küchler, Peter Lampe und Gerd Theißen
Band 63
Vandenhoeck & Ruprecht Academic Press Fribourg
Thomas Witulski
Kaiserkult in Kleinasien Die Entwicklung der kultisch-religiösen Kaiserverehrung in der römischen Provinz Asia von Augustus bis Antoninus Pius
Vandenhoeck & Ruprecht Academic Press Fribourg
J'
Lukas und Sharon
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-525-53986-6 (Vandenhoeck & Ruprecht) ISBN 978-3-7278-1586-7 (Academic Press)
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Vorwort
Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um ein einzelnes Kapitel aus meiner Studie "Hadrian oder Christus? Untersuchungen zur Frage der Datierung der neutestamentlichen Johannesapokalypse", die von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Wintersemester 2004/2005 als Habilitationsschrift angenommen worden ist. Die in ihr zu untersuchende Fragestellung erforderte es, sich vor der eigentlichen Exegese der Apokalypse zunächst umfassend mit der historischen Entwicklung der kultisch-religiösen Verehrung der römischen Kaiser in der Provinz Asia von Augustus bis zu Antoninus Pius auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse dieser ausschließlich historischen Forschungen werden in dem vorliegenden Buch dargeboten, die Ergebnisse der Exegese ausgewählter Texte der Apk, die an die zuvor geleistete historische Arbeit anknüpft und auf sie aufbaut, werden unter dem Titel "Die Johannesoffenbarung und Kaiser Hadrian" in der Reihe FRLANT vorgelegt werden. Daß aus meiner Idee, die Frage nach der Datierung der Johannesapokalypse neu aufzurollen, ein Habilitationsprojekt und schließlich eine Habilitationsschrift geworden sind, habe ich zunächst meinem ehemaligen Chef, Prof. Dr. D.-A. Koch, zu danken. Durch sein Angebot, eine Assistentur an seinem Lehrstuhl zu übernehmen, eröffnete er mir überhaupt erst die Möglichkeit, mich intensiv mit der Fragestellung zu beschäftigen. Darüber hinaus begleitete er den Fortgang der Arbeit mit großem eigenen Interesse, zahlreichen sachlichen Hinweisen und außerordentlich hilfreicher, konstruktiver und weiterfiihrender Kritik. Schließlich haben nicht zuletzt auch sein persönliches Wohlwollen und das ausgezeichnete menschliche Miteinander, das am Lehrstuhl insgesamt herrschte, ihren Teil zum Gelingen der Arbeit beigetragen. Wichtige und hilfreiche Erkenntnisse verdanke ich darüber hinaus dem im Dezember 2004 verstorbenen Prof. Dr. I-W. Taeger, dem Inhaber des Nachbarlehrstuhls, der sein als Apokalypsespezialist erworbenes gründliches Wissen über das letzte Buch des neutestamentlichen Kanons in zahlreichen Gesprächen mit mir teilte, und dem Direktor des Institutum Judaicum Delitzschianum, Prof. Dr. F. Siegert, von dessen weitreichender historischer Gelehrsamkeit und umfangreicher Kenntnis der antiken christlichen und paganen Literatur ich mehr als einmal profitieren konnte. Zudem sind viele Hinweise aus seinem Zweitgutachten in die Arbeit eingeflossen. Nicht unerwähnt bleiben sollen hier auch die Mitglieder
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Vorwort
des neutestamentlichen Doktoranden- und Habilitandenkolloquiums, hier zunächst Prof. Dr. M. Rese, dann aber auch PD Dr. A. Reichert, PD Dr. M. Vogel, Dr. J. Dochhorn, Dr. J. Kalms (t), Dr. S. Schewe, Dr. D. Schinkel, Dr. C. deVos, D. Bienert und M. Dom, mit denen ich zahlreiche Einzelfragen und -probleme diskutieren konnte und die mich in zahlreichen Gesprächen immer wieder neu ermutigten. Ihnen allen sowie auch den Hilfskräften W. Hunger und M. Helmert, die die Mühe des Korrekturlesens auf sich genommen haben, sei für ihre stets bereitwillige Hilfe herzlich gedankt. Schließlich danke ich den Herausgebern der Reihe NTOA, Prof. Dr. M. Küchler, Prof. Dr. P. Lampe und Prof. Dr. G. Theissen; sie haben mir sehr entgegenkommend die Möglichkeit eröffnet, die Ergebnisse meiner historischen Forschungen in der von ihnen verantwort;eten Reihe veröffentlichen zu können. Last but not least danke ich meiner Frau Birgit, die während der Zeit meiner Arbeit an der Habilitationsschrift für sich selbst auf vieles verzichtet hat. Wieviel ich ihr zu verdanken habe, vermag durch Worte kaum ausgedrückt zu werden. Dankbar widme ich dieses Buch meinen Kindern Lukas und Sharon, die während der Arbeit an der Habilitation sicherlich nicht immer zu ihrem Recht gekommen sind.
Billerbeck, im März 2007
Thomas Witulski
Inhalt
Einleitung ....................................................................................................... 7 1.
Die Kaiser der julisch-claudischen Dynastie ........................................... 9 1.
Augustus - die Basis für das Folgende ............................................. 9 1.1 Die Eimichtung des ersten provinzialen Kaiserkults ............... 9 1.2 Die Reform des Kalenders der Provinz Asia .......................... 25 1.3 Ergebnis .................................................................................. 32 1.4 Grundsätzliches zur kultisch-religiösen Kaiserverehrung ...................................... 32 1.4.1 Das ontische Verhältnis des kultisch-religiös verehrten Kaisers ............................. 32 zu den traditionellen 8EOi 1.4.2 Zu den semantischen Implikationen der Begriffe Divus und 8E6(; ................................... 35
2.
Die Nachfahren des Augustus ......................................................... 37 2.1 Tiberius ................................................................................... 37 2.2 Gaius (Caligula) ..................................................................... 42 2.3 Claudius .................................................................................. 46 2.4 Nero ........................................................................................ 50
11. Die Kaiser der flavischen Dynastie und die Adoptivkaiser ................... 53 1.
Die Flavier ....................................................................................... 53
2.
Traian .............................................................................................. 78
3.
Hadrian .................................................................................. :......... 90 3.1 Die kultische Verehrung Hadrians in der Provinz Asia ......... 90 3.1.1 Der Provinzialkult in Smyma ..................................... 90 3.1.2 Der Provinzialkult in Ephesus .................................... 98 3.1.3 Der Provinzialkult in K yzikos .................................. 101 3.1.4 Zusammenfassung ..................................................... l 09 3.2 Der Ausbau des Heiligtums des ZEU(; , Oi\uMIDO(; in Athen und die Gründung der Institution des navEi\i\~vI0v ................................................................. 109 3.3 Der Sophist Antonius Polemon und sein Verhältnis zu Hadrian ................................................... 13 9
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Inhalt
3.4 Die Reisen Hadrians durch die Provinz Asia ....................... 153 3.5 Ergebnis ................................................................................ 168 4.
Antoninus Pius .............................................................................. 171
Ergebnis und Ausblick .............................................................. ~ ................ 173 Autorenregister ........................................................................................... l 75 Quellenregister ........................................................................................... 178 Literatur ...................................................................................................... 185
Einleitung
Die kultisch-religiöse Verehrung der römischen Kaiser ist in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Gegenstand monographischer Untersuchungen gewesen. 1 In diesen Arbeiten wird die kultisch-religiöse Kaiserverehrung vorzugsweise unter religionsphänomenologischen oder aber politischen oder soziologischen Gesichtspunkten in den Blick genommen. Entwicklungsgeschichtliche Analysen aber, in deren Rahmen - bezogen auf eine bestimmte geographisch bzw. verwaltungstechnisch abgegrenzte Region und auf einen bestimmten Zeitraum - nach den geschichtlichen Entwicklungen und Veränderungen innerhalb der kultisch-religiösen Kaiserverehrung gefragt wird, lagen bis dato jedoch kaum im Fokus des althistorischen Forschungsinteresses. Mit der vorliegenden Arbeit nun soll ein Beitrag eben zur entwicklungsgeschichtlichen Analyse der kultisch-religiösen Kaiserverehrung geleistet werden. In ihr wird die geschichtliche Entwicklung der kultisch-religiösen Kaiserverehrung in der römischen Provinz Asia in der Zeit von Augustus bis Antoninus Pius untersucht. Der geographischen Beschränkung auf die Provinz Asia liegen dabei folgende Erwägungen zugrunde: (a) Diese Provinz zählte in der frühen Kaiserzeit zu den wichtigsten Provinzen des gesamten imperium Romanum. 2 (b) Auf dem Boden der Provinz Asia spielten sich wichtige Entwicklungen innerhalb des frühen Christentums ab. Ephesus, die Hauptstadt der Provinz, 3 muß als Zentrum der Missionsarbeit des Paulus und als Sitz der Paulusschule gelten,4 die in der johanneischen Schule bzw. im johanneischen Kreis entstandenen Schriften dürften ebenfalls dort verfaßt worden sein. 5 (c) Der Verfasser der neutestamentlichen Johannesapokalypse reagiert mit seinem Werk auf eine in der gesamten römischen Provinz Asia Platz greifende6 aktuelle Intensivierung der kultisch1
Exemplarisch sei hier nur auf die Arbeiten von F. Taeger, S.R.F. Price und M. Clauss verwie-
sen. 2 Vgl. hierzu nur Hanslik, Art. Asia, in: KP 1, 636f: "Das Prinzipat hat, besonders im 2. Jh., der Provinz eine neue Blütezeit zuteil werden lassen" (636). 3 Vgl. hierzu Hanslik, Art, Asia, in: KP 1,636. 4 Vgl. hierzu Schnelle, Einleitung, 50. 5 So Schnelle, Einleitung, 482f. 6 Daß hier die Provinz Asia in ihrer Gesamtheit und nicht etwa nur eine einzelne Stadt in den Blick zu nehmen ist, ergibt sich schon aus der Adresse der Apk, die an sieben Gemeinden innerhalb dieser Provinz gerichet ist (Apk 1,4.9.11; 2fu.ö.).
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Einleitung
religiösen Kaiserverehrung. 7 Die zeitliche Eingrenzung der Untersuchung wird durch den Sachverhalt nahe gelegt, daß spätestens mit der Zeit des Antoninus Pius, der von 138 bis 161 n.Chr. regierte, die Zeit des Neuen Testaments und damit des Urchristentums zu einem gewissen Abschluß gekommen ist und in die Zeit der frühen Kirche ausmündet. 8 • Die hier vorgelegte entwicklungsgeschichtliche Analyse der kultisch-religiösen Kaiserverehrung in der römischen Provinz Asia von Augustus bis Antoninus Pius beschränkt sich im wesentlichen auf den Aspekt der kultisch-religiösen Kaiserverehrung auf provinzialer Ebene. Dies hat einerseits praktische, insbesondere quellentechnische Gründe: Hinsichtlich der munizipalen oder auch der privaten religiös-kultischen Kaiserverehrung lassen sich aus dem vorhandenen Quellenmaterial nur sehr selten sichere, geschweige denn :für eine entwicklungsgeschichtliche Systematik verwertund vergleichbare Auskünfte ableiten. Andererseits wird diese Beschränkung durch heuristische Erwägungen indiziert: Linien geschichtlicher Entwicklung und Veränderung innerhalb der in der Provinz Asia praktizierten religiös-kultischen Kaiserverehrung lassen sich am ehesten durch die Analyse der entsprechenden provinzialen Praxis erkennen und aufzeigen, da in ihr gesamtprovinziale, kaiserliche und auch senatorische Interessen paradigmatisch zusammengeführt werden. Als Methode :für eine den oben diskutierten Vorgaben entsprechend begrenzte entwicklungsgeschichtliche Analyse der kultisch-religiösen Kaiserverehrung bietet sich der Vergleich an. Ausgehend von der Analyse der kultisch-religiösen Verehrung des Augustus, mit dessen Verehrung die Grundlage für weitergehende Entwicklungen gelegt ist, ist die jeweilige kultisch-religiöse Verehrung sämtlicher weiterer Regenten bis hin zu Antoninus Pius in den Blick zu nehmen und jeweils mit derjenigen ihrer Vorgänger, nicht zuletzt auch mit derjenigen des Augustus, in Beziehung zu setzen. Diese vergleichende Methode ermöglicht es, insbesondere diejenigen Phasen innerhalb der Entwicklung der kultisch-religiösen Kaiserverehrung in der römischen Provinz Asia wahrzunehmen, in denen deren Intensität über das dort Gewohnte und von Beginn des Prinzipats an Praktizierte hinaus weiterentwickelt worden ist.
7 Vgl. den entsprechenden Abschnitt aus Witulski, Die Johannesoffenbarung und Kaiser Hadrian (erscheint 2007). 8 Einerseits datiert Kraus, Sprache, 413, den 2. Petr als die späteste Schrift des Neuen Testaments neuestens in die Zeit zwischen 110 und 130 n.Chr. Andererseits verfaßte Quadratus als der wohl älteste christliche Apologet seine Apologie in hadrianischer Zeit (vgl. hierzu Beck, Art. Quadratus, in: LACL, 529); der smymäische Bischof Polykarp, der bereits "mit und durch das NT" (König, Art. Polykarp von Smyma, in: LACL, 512) spricht, starb um 150 n.Chr. (vgl. 511).
1. Die Kaiser der julisch-claudischen Dynastie
1. Augustus - die Basis
rur das Folgende
1.1 Die Einrichtung des ersten provinzialen Kaiserkults In der Provinz Asia setzte die kultisch-religiöse Verehrung der amtierenden römischen Kaiser auf provinzialer Ebene unmittelbar nach der Beendigung der Bürgerkriege ein. Wohl um 29 n.Chr. wurde in Pergamon ein provinzialer Kult eingerichtet, der der Dea Roma und dem Divi filius Augustus gewidmet gewesen ist. Folgende epigraphische und literarische Zeugnisse! bieten Informationen über den Zeitpunkt und die Umstände der Einrichtung: 2 (a) Die auf der Insel Lesbos gelegenen Stadt Mytilene verfaßte einen Ehrenbeschluß3 rur Augustus, in dem ein dem Herrscher zugeeigneter Tempel erwähnt wird. Dieser Tempel werde gegenwärtig in Pergamon erbaut. (b) Aufschlußreicher ist eine Inschrift aus Ephesus aus der Zeit nach 51 n.Chr. Sie dokumentiert die von Paullus Fabius Persicus, einem proconsul der Provinz Asia nach 51 n.Chr., in einem Edikt angeordnete Entlassung der von der Stadt Ephesus besoldeten Hymnoden und deren Ersetzung durch "ehrenamtlich" tätige Epheben. 4 In diesem Zusammenhang nahm der Statthalter auch auf den Provinzialkult des Augustus in Pergamon und die mit diesem verbundenen UIlV4JOO{5 Bezug. (c) Der jüdische Historiograph Flavius Josephus6 berichtet von einer Anordnung des Augustus, die sich auf ein Ehrendekret bezieht, das dem Herr!
Zu den numismatischen Zeugnissen vgl. Fayer, Culto, 109ff und Friesen, Twice Neokoros,
12ff. 2 V gl. zu den epigraphischen und literarischen Belegen für Kaisertempel in Pergamon Fayer, Culto, 108, A. 4 und 110, A. 9. 3 Vgl. OGIS I 456 bzw. IGR IV 39; zur Datierung dieser Inschrift zwischen 27 und 11 v.Chr. vgl. Dittenberger, OGIS 11, 43, A. 1 und Lafaye, IGR IV, 20. . 4 IEph 17-19; zur Datierung des Prokonsulats des Paullus Fabius Persicus vgl. u.a. Hanslik, Art. Fabius.II,10, in: KP 2, 497. Diese Datierung des Prokonsulats läßt die von Wankei, IEph la, 91 vorgeschlagene Datierung seines inschriftlich erhaltenen Edikts in die Zeit um 44 n.Chr. als einen Druckfehler erscheinen. 5 Die wichtigste Aufgabe der mit dem pergamenischen Roma- und Augustustempel verbundenen UIlV4l001 bestand darin, die beiden Gottheiten zu preisen und an ihnen zu Ehren veranstalteten religiösen Feierlichkeiten und Festen teilzunehmen. Zu den UIlV4l001 des Augustus und der Roma vgl. darüber hinaus Fayer, Culto, 125ff. 6 Zu Flavius Josephus vgl. Schaller, Art. Josephos.2, in: KP 2, 1440ff. Der jüdische Historiker wurde 37/38 n.Chr. geboren und starb nicht lange nach 100 n.Chr.
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Die Kaiser der julisch-claudischen Dynastie
scher selbst und seinem Statthalter Gaius Marcius Censorinus von den in der Provinz Asia lebenden Juden zugeeignet worden ist. Dieses Dekret sollte zusammen mit einem kaiserlichen Edikt7 im "berühmtesten Teil"8 des dem Kaiser von dem Koinon der Provinz Asia in Pergamon gewidmeten Tempels aufgestellt werden. In seinem Edikt habe der Kaiser den in der Provinz Asia und in der Kup~Vll A1ßUll ansässigen Juden in Anerkennung der früheren und auch gegenwärtigen Loyalität des jüdischen Volkes Rom gegenüber die unbehinderte Ausübung ihrer Religion garantiert. 9 (d) Der römische Historiker P. Cornelius Tacitus lO überliefert anno IV 37,2f eine Rede des Tiberius, in der der Kaiser darauf verweist, daß Augustus die Errichtung eines ihm und der Stadt Rom gewidmeten Tempels in Pergamon nicht verwehrt, sondern gestattet habe. 11 Einen weiteren Verweis auf den pergarnenischen Augustustempel bietet Tacitus in anno IV 55,2. Als im Senat die Frage diskutiert wurde, in welcher Stadt der Provinz Asia der dem Tiberius, dessen Mutter und dem Senat gewidmete zweite provinziale Kaisertempel erbaut werden sollte,12 zeigten sich die Gesandten der Stadt Pergamon zufrieden damit, daß sie seinerzeit den Tempel des Augustus errichten durften, und zogen ihre Bewerbung zurück. 7 Nach Deininger, Provinziallandtage, 37, A. 1 ist dieses Edikt in das Jahr 2/3 n.Chr. zu datieren. V gl. auch Fayer, Culto, 110, A. 8. 8 Vgl. hierzu die entsprechenden Ausführungen des Josephus. Der genaue Ort der Aufstellung ist unbekannt. 9 Vgl. ant. XVI 165. Die hier im Blick auf den Standort des Augustusheiligtums vertretene Lesart ITEpya/14> folgt einer Konjektur T. Mommsens, da die Ausführungen des Josephus m.E. nur so sinnvoll werden (Res Gestae, X, A. 1; zur textkritischen Diskussion dieser Stelle vgl. u.a. Fayer, Culto, 110, A. 8 und Deininger, Provinziallandtage, 37, A. 1). Damit verliert dieser Beleg allerdings seine Beweiskraft für die Stadt Pergamon als Standort des Tempels der Augustus und der Roma, bleibt aber als Zeugnis für das Faktum eines provinzialen Kaiserkults in der Provinz Asia zur Zeit des Augustus von Belang. Anders hier etwa Fayer, Culto, 110, A. 8, die trotz dieser Konjektur und trotz der Tatsache, daß die göttliche Roma nicht erwähnt wird, den Beleg des Josephus unter die "testimonianze sul tempio della dea Roma e di Augusto a Pergamo" subsumiert. Zum gesamten Vorgang, der zu diesem Edikt und zu dessen Aufstellung im pergamenischen (?) Kaisertempel führte, vgl. Josephus, ant. XVI 160-165. 10 Zu Tacitus vgl. Fuhrmann, Art. Tacitus.l, in: KP 5, 486ff. Tacitus wurde um die Mitte des 1. Jh. n.Chr. geboren, sein Todesjahr ist unbekannt. Da Tacitus seine schriftstellerische Tätigkeit erst nach dem Tod Domitians begann (vgl. Sontheimer, Tacitus, 6) und sein literarisches Erstlingswerk um 98 n.Chr. veröffentlichte (vgl. Fuhrmann, Art. Tacitus.l, 487), läßt sich die Entstehung der annales etwa in das erste Viertel des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts datieren. 11 Diese Rede des Tiberius wurde verursacht durch kritische Stimmen, die ihm aufgrund seiner zuvor dem Koinon der Provinz Asia erteilten Zustimmung, ihm selbst, seiner!Mutter und dem Senat einen Provinzialtempel zu weihen, eine unzulässige Hinwendung zum Ehrgeiz vorwarfen. Nun, anläßlich einer entsprechenden Bitte des Koinon der Provinz Hispania ulterior, rechtfertigt der Kaiser seine damalige Zustimmung u.a. mit dem Verweis auf die Tatsache, daß Augustus selbst, dessen Taten und Worte Tiberius wie ein Gesetz beachtet, seinerzeit dem asianischen Koinon ebenfalls eine entsprechende Erlaubnis erteilt hat. 12 Vgl. hierzu unten 37ff.
Augustus - die Basis rur das Folgende
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Innerhalb der epigraphischen und literarischen Quellen zum asianischen Kaiserkult zur Zeit des Augustus wird der erste provinziale Kaisertempel der Provinz Asia nur bei Tacitus, anno IV 37,2f als Tempel des Augustus und der Roma bezeichnet. Sämtliche anderen epigraphischen und literarischen Zeugnisse sprechen hingegen nur von einem Tempel des Augustus. 13 Da nun die numismatischen Zeugnisse keinen Zweifel daran lassen, daß der pergarnenische Kaisertempel zumindest um 19 v.Chr. beiden Gottheiten geweiht gewesen ist,14 und sich rur eine nachträgliche Ergänzung des provinzialen Augustuskults um die Göttin Roma keinerlei Indizien oder Motive ausmachen lassen,15 bleibt zur Erklärung des Befundes nur folgende Möglichkeit: Der in Pergamon praktizierte provinziale Kaiserkult bezog sich zunächst auf beide Gottheiten. Aber die Verehrung der Göttin Roma wurde je länger je mehr so weit von der des Augustus überschattet, daß sie bereits zur Zeit des Statthalters Paullus Fabius Persicus,16 erst recht aber zur Zeit des Josephus 17 und des Cassius Dio 18 nicht mehr relevant erschien. 19 In anno IV 37,2f spricht Tacitus selbst von einem Tempel des Augustus und·der Dea Roma, in anno IV 55,2 aber nur von einem Augustusheiligtum. Dies mag damit zusammenhängen, daß er in anno IV 37 ,2ff, gestützt möglicherweise auf Protokolle der entsprechenden Senatssitzung, eine Rede des Tiberius wiedergibt, der wiederum gerade an diesem Punkt womöglich aufgrund der nicht spannungsfreien Situation und des offiziellen Anlasses sehr präzise formulierte. 20
(e) Der Historiograph Cassius Dio 21 berichtet über eine den in der Provinz Asia lebenden "Hellenen" im Winter 29 v.Chr. 22 von Augustus erteilte Erlaubnis, diesem in Pergamon ein Heiligtum zu weihen. 23
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V gl. oben und unten passim.
14 Vgl. Fayer, Culto, 109fund Heinen, Kaiserkult, 147, A. 5. 15 Vgl. Heinen, Kaiserkult, 147, A. 5. 16 Vgl. oben 9. 17 Vgl. oben 9f. 18 Vgl. unten 11f. 19 So auch Heinen, Kaiserkult, 147, A. 5 mit Verweis aufE. Komemann. 20 Heinen, Kaiserkult, 147, A. 5 vermutet im Blick auf die unterschiedlichen Aussagen des Tacitus, daß er sich in anno IV 37,2fpräziser als in IV 55,2 äußere, weil "es sich [an dieser Stelle] mehr um eine prinzipielle Entscheidung des Kaisers handelt". M.E. aber übersieht Heinen, daß in anno IV 37, 2f die Frage, ob Augustus in der Provinz Asia allein oder in Kultgemeinschaft mit der Roma verehrt wird, weder in der vorgetragenen Argumentation noch hinsichtlich der von Tiberius getroffenen prinzipiellen Entscheidung noch hinsichtlich der Ausgestaltung des asianischen Tiberius-Kultes eine Rolle spielt. Somit läßt sich die Genauigkeit des Tacitus in anno IV 37,2f weder aus der hier dargestellten Argumentation noch aus der grundsätzlichen Bedeutung der geschilderten Situation erklären. 21 Zu Cassius Dio vgl. Stiewe, Art. Cassius.III 4, in: KP 1, 1076f. Cassius Dio begann seine literarische Tätigkeit unter Septimus Severus gegen Ende des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts. 22 Diese Datierung ergibt sich aus der zeitlichen Einordnung der von Cassius Dio in LI 20,1 ff geschilderten Ereignisse und der Anmerkung: TailTa IlEV EV T4J XElllWVl EytNETO ("Alle diese [d.h. die zuvor geschilderten Ereignisse] begaben sich im Winter"; Text und Übersetzung nach Cary, Dio's Roman History VI, 58f) in LI 20,9. Die Weihe des Tempels wurde C. Fayer zufolge erst zehn Jahre später vollzogen. "Al contrario numerose sono le attestazione sul culto della dea Roma e di Augusto instituito dal koinon d'Asia che, nel 19 a.C., consacro alle due divinita il
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Die Kaiser der julisch-claudischen Dynastie
Nach Cassius Dio unterscheidet Augustus ausdrücklich zunächst zwischen den römischen und den griechischen Einwohnern der Provinzen Asia bzw. Bithynia, dann aber auch zwischen seinem nach dessen Tod divinisierten Vater Julius Caesar und ihm selbst als dem amtierenden Kaiser. Während er den in den beiden Provinzen24 lebenden Römern befiehlt, die Göttin Roma und seinen divinisierten Va!er Julius Caesar kultisch zu verehren, gestattet er den "Hellenen" der Provinz Asia, ihm selbst und der Göttin Roma einen Tempel zu weihen. 25
(f) Eine in den Ausführungen der Suda26 zu Telephos erhaltene Notiz belegt, daß dieser im 2. Jh. n.Chr. lebende und aus Pergamon stammende Grammatiker27 neben vielem anderem auch zwei Bücher über den Kaisertempel in Pergamon verfaßt hat. 28 Sowohl die Äußerung des Tacitus in anno IV 37,2: Cum divus Augustus sibi atque urbi Romae templum apud Pergamum sisti non prohibuisset [... ]29 als auch die Ausführungen des Cassius Dio LI 20,7: TOle; ÖE ö~ ~EV01e;, "EAAllvae; acpae; tmKaAEaae;, tauT<{J Tlva, TOle; IlEV 'Amavole; tv IIEPyall4J [ ... ] TEIlEviaal brETpElpE30 lassen erkennen, daß der Anstoß zur Errichtung eines provinzialen Kaisertempels nicht von Augustus selbst, sondern von den civitates Asiae, d.h. dem Koinon31 dieser Provinz ausgetempio votato a Pergamo nel29 a.C." (Culto, 109). Als Begründung für ihre Aussage verweist sie auf eine 19/18 v.Chr. - möglicherweise in der Verantwortung des Koinon (so zumindest Deininger, Provinziallandtage, 52) - erfolgte Prägung von Silbermünzen, sog. Kistophoren. "Tale tempio e raffigurato, esastilo su podio di 5 gradini, sul RI die un cistoforo di Augusto, coniato nell'anno della consacrazione". Grant, Roman Anniversary Issues, 76f hält demgegenüber diese Kistophorenprägung für eine Jubiläumsprägung aus Anlaß des zehnjährigen Bestehens des Provinzialkultes der Dea Roma und des Divi filius Augustus (vgl. auch Deininger, Provinziallandtage, 52). 23 Vgl. Cassius Dio LI 20,7. Im Anschluß an diese Festellung führt Cassius Dio aus, daß dies, d.h. die Praxis der Weihe provinzialer Tempel für den jeweils regierenden Herrscher (und andere Mitglieder seiner Familie) zur Zeit des Augustus begann und sich unter seinen Nachfolgern im gesamten römischen Machtbereich ausweitete. 24 Zum Bezug des Ausdrucks TOt<;; Kap' mhot<;; auf die bei den Provinzen vgl. Friesen, Twice Neokoros, 10, bes. A. 17. 25 Vgl. Cassius Dio LI 20,7. 26 T 495; zu Entstehung, Überlieferung und Inhalt dieses Lexikons aus byzantinischer Zeit vgl. Cüppers, Art. Suda, in: KP 5, 407f. 27 Zu Telephos vgl. Gärtner, Art. Telephos.3, in: KP 5, 570. 28 FGrH 505, T. 1. 29 "Da es der göttliche Augustus nicht verwehrt hatte, daß für ihn und die Stadt Rom ein Tempel in Pergamum errichtet werde [ ... ]" (Text und Übersetzung nach Heller, P. Cornelius Tacitus, Annalen, 330-333). 30 "Aber er erlaubte den Fremden, die er Hellenen nannte, ihm selbst Heiligtümer zu weihen, den Einwohnern der Provinz Asia, ihres in Pergamon zu errichten [ ... ]" (Text und Übersetzung nach Cary, Dio's Roman History VI, 56±). 31 Zur Geschichte des Koinon der Provinz Asia vor Augustus vgl. Deininger, Provinziallandtage, 7ff. Diese Institution wurzelt in entsprechenden hellenistischen Einrichtungen (vgl. 7ft); bereits in hellenistischer Zeit gehörte neben der begrenzten politischen Interessenvertretung die Verantwortung für den Herrscherkult zu den wesentlichen Aufgaben der entsprechenden Institutionen (vgl. 10). Mit dem Antrag, Augustus (und der Göttin Roma) in der Provinz Asia einen Kult einzu-
Augustus - die Basis für das Folgende
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gangen ist. 32 Über die Gründe rur diese Initiative des Koinon äußern sich die Quellen nicht. Zu vermuten ist allerdings, daß die politische Situation nach dem Ende der Bürgerkriege,33 d.h. der nunmehr unbestrittene Prinzipat34 des Augustus und der damit verbundene Anbruch einer nicht zuletzt auch rur die Wohlfahrt der Provinz Asia außerordentlich vorteilhaften Zeit des Friedens,35 den Wunsch und die Anfrage des asianischen Koinon 36 verrichten, knüpfte das Koinon demzufolge nahtlos an seine Vorläufer aus vorrörnischer Zeit an (vgl. 17). 32 So auch Habicht, Augusteische Zeit, 56. Anders Deininger, Provinziallandtage, 17, der den Beleg bei Cassius Dio im Sinne einer Anordnung des Augustus, gerichtet an die griechischen Einwohner der Provinz Asia, versteht. Diese Interpretation Deiningers ist zwar philologisch möglich, da das von Cassius Dio hier verwendete Verbum tIDTpbrw auch die Bedeutung "befehlen, anordnen" haben kann (vgl. Liddell/Scott, Lexicon, s.v. tlflTPE1fW, 668), aber angesichts der Ausführungen des Cassius Dio zum provinzialen Kaiserkult in Asia unter Gaius (Caligula) in LIX 28,1 unwahrscheinlich. In seinem Bericht über die Weihe eines asianischen Provinzialtempels in Milet für Gaius verwendet Dio in einer der oben wiedergegebenen Passage sehr ähnlichen Formulierung das in seiner Bedeutung eindeutige Verbum KEAEUW (vgl. Liddell/Scott, Lexicon, s.v. KEAEUW, 936f), um deutlich zu machen, daß das Vorhaben, Gaius in Milet einen Provinzialtempel zu weihen, auf einen Befehl bzw. eine Anordnung desselben zurückgeht (vgl. unten 42ff). Wenn Cassius Dio in LI 20,7 hätte ausdrücken wollen, daß sich die Errichtung des pergarnenischen Provinzialtempels einem Befehl bzw. einer Anordnung des Augustus verdankt, ist zu fragen, warum er an dieser Stelle nicht auch das Verbum KEAEUW verwendet hat, dessen Bedeutungsgehalt eindeutig in die Richtung "befehlen, anordnen" weist, sondern das Verbum tIDTPE1fW, das von seiner Grundbedeutung her weitaus eher im Sinne von "gestatten, erlauben, überlassen" zu verstehen ist (vgl. Liddell/Scott, Lexicon, s.v. tIDTPE1fW, 667f). Diese Überlegung legt es nahe, die Ausführungen des Cassius Dio in LI 20,7 im Sinne einer von Augustus dem Koinon der Provinz Asia gewährten Erlaubnis zur Errichtung eines ihm (und der Göttin Rama) geweihten provinzialen Kaisertempels in Pergamon zu verstehen. Zu dieser Argumentation vgl. auch Habicht, Augusteische Zeit, 56. 33 Das Ende der Bürgerkriege wird markiert durch die Niederlage der Flotte Cleopatras in der Seeschlacht von Actium 31 v.Chr. und den Selbstmord der Cleopatra und des Antonius bei der Eroberung von Alexandria 30 v.Chr. Vgl. hierzu Kienast, Art. Augustus, in: DNP 2, 307-309. 34 Im Anschluß an die Weihe des Tempels des Divus Julius in Rom am 18. August 29 v.Chr. ergriff Augustus Maßnahmen zur Wiederherstellung der römischen Republik. Eine dieser Maßnahmen betraf den Senat, dessen Mitgliederzahl unter Antonius nicht zuletzt dadurch, daß viele Senatoren sich ihr Amt erkauft hatten, auf mehr als 1000 angewachsen war. Während einer senatus lectio zur Einleitung des im kommenden Jahr abzuhaltenden census, auf der der Senat verkleinert werden sollte, machte Augustus sich selbst zum princeps senatus (vgl. Fitzler/Seeck, Art. Iulius (Augustus), in: PRE X 1,340). Als Augustus am 16. Januar 27 v.Chr. als cas. VII im Senat zurücktreten wollte, ließ er sich "in einer wohl vorbereiteten Sitzung [... ] aber vom Senat auf Zurufe hin, nicht im Zug einer Abstimmung, bewegen, den Prinzip at anzunehmen" (Hanslik, Art. Augustus, in: KP 1, 748). In den folgenden Jahren baute er seinen Prinzipat immer weiter aus. Vgl. hierzu Fitzler/Seeck, Art. Iulius (Augustus), in: PRE X.I, 340ff. 35 Am 11. Januar 29 v.Chr. wurde auf Beschluß des Senats der Janustempel in Rom geschlossen, "was Octavian als Verkündigung des neuen friedlichen Zeitalters, dessen Begründer er sein wollte, mit besonderer Freude begrüßte" (Fitzler/Seeck, Art. Iulius (Augustus), in: PRE X 1,338. Vgl. hierzu auch unten die Ausführungen der Delegierten des Provinziallandtages in der sog. Kalenderinschrift unten 29f. 36 Vgl. hierzu auch Habicht, Augusteische Zeiten, 57f. Innerhalb der Erörterung der Beweggründe des Koinon der Provinz Asia verweist Habicht zunächst auf "das Bedürfnis, dem Sieger
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anlaßt haben. Darüber hinaus mußte dem asianischen Provinziallandtag, da die Provinz Asia und insbesondere auch die Stadt Ephesus seinerzeit gute Beziehungen zu Marcus Antonius und C1eopatra, den Gegenspielern des Augustus, gepflegt hatten,37 nun daran gelegen sein, diese Vergangenheit zu überwinden und eine möglichst gute und enge Beziehung zum neuen princeps aufzubauen und zu stabilisieren. 38 Nach S.R.F. Price sollte mit Einfiihrung des provinzialen Kaiserkults das Faktum der Existenz einer (neuen) Form von zentraler Macht, die der Tradition einer sich selbst verwaltenden und regierenden griechischen Stadt widerspricht, bewältigt werden. "The Greeks were faced with the rule first of Hellenistic kings and then of Roman emperors which was not complete alien, but which did not relate to the traditions of the self-governing cities. They attempted to evoke an answer by focussing the problem in ritual. Using their traditional symbolic system they represented the emperor to themselves in the familiar terms of divine power. The imperial cult, like the cults of the traditional gods, created a relationship of power between subject and ruler".39 Die griechischen Städte "need to represent this new power to themselves. The cults of the gods were the one model that was available to them for the representation of power on whom the city was dependent which was external and still Greek".40 Mittels seiner kultischen Verehrung seien der Kaiser als Personifikation der weltumspannenden und absoluten römischen Macht innerhalb des Lebensgefiiges griechischhellenistisch geprägter Städte institutionalisiert und die Relation ihrer Einwohner zu dieser Macht und zum römischen Kaiser als ihrem Inhaber definiert worden. 41 Insoweit sei die kultische Kaiserverehrung als ritualisierter Reflex eines realen politischen Machtverhältnisses zu deuten. [... ] Loyalität zu bekunden [... ] Der Sieg über Antonius, der göttliche Ehren empfangen hatte, hatte die göttliche Qualität seines Überwinders manifest gemacht [... ]" (57). Darüber hinaus spiele der mit Augustus eingekehrte Friede eine wesentliche Rolle: "Aber es kam mehr hinzu: das Bewusstsein einer Erlösung, nicht sosehr von Antonius wie vom Krieg und den zur Kriegführung den Provinzen abgepressten Leistungen. Zwanzig Jahre lang war immer wieder der Krieg über Asia hinweggegangen, waren ausserordentliche Leistungen verlangt worden [... ] Das alles hatte jetzt ein Ende. Die Gewißheit des Friedens verpflichtete die geplagte Bevölkerung dem Sieger, wie er auch heißen mochte. Und als Friedensbringer und Bürge des Friedens ist Octavian damals dort [d.h. u.a. in der Provinz Asia] aufgetreten" (57f). 37 Vgl. hierzu Knibbe/Alzinger, Ephesos, 756. 38 Vgl. hierzu Friesen, Imperial Cults, 28. 39 Price, Rituals and Power, 247f. Dabei versteht Price unter "power" im Unterschied zu "force" eine Relation, die besteht, wenn der zweite Partner dieser Relation den Wünschen des ersten im Wissen um die Folgen einer etwaigen Nicht-Entsprechung entspricht, obwohl die Eigeninteressen des zweiten Partners von den Wünschen des ersten Partners im Grunde divergieren (242). Diese mit dem Begriff "power" umschriebene Machtrelation ist geprägt von Rationalität und Unterwürfigkeit. Im Unterschied dazu stellt eine auf "force" aufbauende Beziehung keine wirkliche Relation dar und läßt jegliche Rationalität und Unterwürfigkeit vermissen (242). 40 Price, Rituals and Power, 30. 41 In diesem Zusammenhang spricht S.R.F. Price von einer "construction" des Kaisers, die er in gleicher Weise auch im Geflecht der diplomatischen Beziehungen der Städte zum Kaiser zu erkennen glaubt (Rituals and Power, 242f). Vgl. hierzu auch die Diskussion zur semantischen Füllung des griechischen 8coc;-Begriffs unten 35f.
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Die Schwierigkeit des von Price hier zur Erklärung der Entstehung kultischer Herrscher- bzw. Kaiserverehrung vorgelegten Modells besteht zunächst in Folgendem: Zwar können mit ihm sehr wohl die Entstehung des Phänomens Herrscherbzw. Kaiserkult an sich und somit auch dessen innerhalb eines klar abgegrenzten geographischen Bereiches jeweils erstmalige Institutionalisierung erklärt werden. Es ist aber ungeeignet, historische Entwicklungen innerhalb der kultischen Herrscher- bzw. Kaiserverehrung zu erfassen. Die von Price vorgelegte Theorie impliziert die Annahme, daß dem chronologisch ersten Repräsentanten der römischen kaiserlichen Zentralgewalt eine weitaus intensivere und enthusiastischere Verehrung zuteil wurde als seinen Nachfolgern, da sie sich, zumindest was ihre Macht über die Einwohner der Städte der Provinz Asia betrifft, über die Grenzen, die der erste princeps gesetzt hat, nicht grundsätzlich hinausbewegten. 42 Damit aber wird a priori die Möglichkeit ausgeschlossen, daß die Nachfolger des Augustus emotionaler und intensiver als dieser kultisch-religiös verehrt worden sind. Um hier undifferen zierte historische Einseitigkeiten zu vermeiden, ist daher ergänzend zu Price immer die kultisch-religiöse Verehrung des einzelnen Kaisers gesondert in den Blick zu nehmen, auf seine konkreten Ursachen und Anlässe hin zu untersuchen und auf den mit der religiös-kultischen Verehrung des Augustus gesetzten Rahmen zurückzubeziehen.
Auf die Initiative des Provinziallandtages gab der Kaiser allerdings eine differenzierte Antwort. Einerseits stimmte er dem vom Koinon an ihn43 gerichteten Antrag offensichtlich grundsätzlich ZU. 44 Andererseits aber modifizierte er das Vorhaben des Provinziallandtages dahingehend, daß zusätzlich zu seiner Person die Dea Roma in den geplanten Provinzialkult aufgenommen und er selbst als Sohn seines divinisierten (Adoptiv-)Vaters, des 42 Vgl. hierzu auch S.R.F. Price selbst, der mit Blick auf die "emotionale Beruhigung" innerhalb der kultischen Kaiserverehrung in nachaugusteischer Zeit formuliert: "After the reign of Augustus there was a change in atmosphere" (Rituals and Power, 57). Diese Änderung der Atmosphäre innerhalb der kultischen Kaiserverehrung erklärt Price als eine "predictable routinization which does not imply that the later cults were devoid of meaning" (57). Mit dieser "predictable routinization" gingen zwei Tendenzen einher. Zum einen würden neben dem amtierenden Herrscher immer weniger Mitglieder seiner Familie kultisch verehrt. Zum anderen weiche die individuelle kultische Verehrung des amtierenden Herrschers immer mehr der kollektiven Verehrung "der Kaiser" im Allgemeinen (57t). Dieser von Price sehr summarisch beschriebene und konstatierte kontinuierliche Niedergang der nachaugusteischen kultischen Kaiserverehrung, den das von ihm vorgelegte Interpretationsmodell impliziert, wird der historischen Entwicklung der kultischen Kaiserverehrung zumindest innerhalb der Provinz Asia nicht gerecht (vgl. hierzu unten 168ft). 43 Nach S.R.F. Price (Rituals and Power, 66) entschieden Kaiser und Senat in der Regel gemeinsam über die Einrichtung provinzialer Kulte betreffende Anfragen (vgl. hierzu auch unten 37ff, zum Kult des Tiberius, seiner Mutter und des Senats). Ob im vorliegenden Fall neben Augustus auch noch der Senat an der Beantwortung der Anfrage des asianischen Koinon mitwirkte, läßt sich aber nicht mit letzter Sicherheit beantworten. Tacitus und Cassius Dio machen in ihren Ausführungen keinerlei Angaben über eine etwaige Beteiligung des Senats an der zu treffenden Entscheidung. 44 Vgl. hierzu auch Friesen, Imperial Cults, 27. S.R.F. Price benennt zu Recht die Zustimmung des entsprechenden Herrschers allgemein als den "crucial factor" für die Installation eines provinzialen Kaiserkultes (Rituals and Power, 67).
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Divus Iulius,45 somit also als Divijilius/8EOfJ utO<;;46 gemeinsam47 mit ihr verehrt wurde. 48 Die Bezeichung des entsprechenden apX1EpEUC als apXIEpEUC BEaC 'PWllllC Kat AUTOKP<XTOPOC Kaiaapoc BEOU ulou ~EßaaTou49 belegt, daß Augustus innerhalb des ihm und der Dea Roma gewidmeten asianischen Provinzialkultes den Titel Divi filius/BEou ul6c trug. Der Titel BE6c ist Augustus in der Titulatur der apXIEpElC der Provinz Asia erst nach seiner consecratio 14/15 n.Chr. beigelegt worden. 50 Dies läßt vermuten, daß es sich bei der in seinem Falle bis zu diesem Zeitpunkt verwendete Bezeichnung BEOU ui6c um ein griechisches Äquivalent zum lateinischen Divi filius handelt. 51 Allerdings impliziert nach S.R.F. Price der Terminus uIOC BEOU im griechischen Sprachraum im allgemeinen nicht die dem lateinischen Divi filius inhärente, der römischen Vorstellungswelt immanente Konnotation einer ontischen Abstufung zum DivuS. 52 Dies belegt etwa IKyme 19, Z. 55-57. In dieser Inschrift trägt ein IEPEUC der Dea Roma und des Divi filius Augustus folgende Titulatur: E7r1IEPEOC TaC 'Pwllac Kat AUTOKP<XTOPOC I Kaiaapoc BEW ulw BEW ~EßaaTw apXIEpEOC IlEyiaTw Kat n"U- I TPOC TaC rraTpi50c. 53 Das zeitgleiche Nebeneinander der beiden Titel Di45 Zur Adoption des Octavian/Augustus durch Caesar vg1. Fitzler/Seek, Art. Iulius (Augustus), in: PRE XI, 279f. 46 Hierin spiegelt sich ein fundamentaler Unterschied zwischen römischer und hellenistischer Herrscherverehrung wider. Nach römischer Vorstellung und Tradition sind lediglich die gestorbenen und nach ihrer consecratio durch einen Beschluß des Senats (zu den entsprechenden Riten vg1. Bickerman, Kaiserapotheose, 82ff und Price, Gods and Emperors, 83t) divinisierten Kaiser in die Reihe der Staats götter aufgenommen und dann göttlich geworden, so daß der amtierende Throninhaber folgerichtig nur die Stellung eines Divi filius einnehmen konnte. Im Rahmen des vorrömischen hellenistischen Herrscherkults wurden hingegen schon dem amtierenden Herrscher göttliche Ehren zuteil (vg1. Price, Rituals and Power, 32ft). Augustus bewegte sich, indem er seine Stellung innerhalb des ihm zugedachten Kultes als uio~ 8€OuIDivi filius unterhalb der der Dea Roma und seines divinisierten Vaters, des Divus Iulius, einordnete, somit im Rahmen der römischen Traditionen und Vorstellungen. Ähnlich auch Price, Gods and Emperors, 85, A. 50. 47 Insoweit die Dea Roma und der Divi filius Augustus in einem gemeinsamen Tempel verehrt worden sind, nahm der Kaiser die Position eines 8EO~ mJvvao~ der Dea Roma ein. Einen qualitativen Unterschied zwischen den jeweiligen Gottheiten, im vorliegenden Fall zwischen der Dea Roma und dem Divi filius Augustus, impliziert diese Bezeichnung nicht. LiddelllScott, Lexicon, S.V. mJvvao~, 1719 geben als Bedeutung an: "having the same temple". 48 V g1. darüber hinaus zu den möglichen, v.a. in der Rücksichtnahme auf römische Kreise verwurzelten Gründen des Augustus für seine die Vorstellungen des Provinziallandtags deutlich modifizierende und reduzierende Einflußnahme Habicht, Augusteische Zeiten, 59. Anders hingegen Friesen, Imperial Cults, 28, der erwägt, daß das Koinon der Provinz Asia "could have requested a double dedication on [... ] [its] own". 49 V g1. hierzu unten. 50 Vg1. hierzu unten 19, A. 73. 51 Vg1. hierzu auch Price, Gods and Emperors, 85, A. 50 und Habicht, Augusteische Zeiten, 94f. 52 V g1. hierzu Gods and Emperors, 84 f. 53 Text nach Engelmann, IKyme 19,60-62. Zur Erleichterung des Verständnisses dieser Titulatur sei hier deren Transkription in klassischem Griechisch beigefügt: E1rl iEptw~ TfJ~ •PWIlTJ~ Kat AlJTOKP(hopo~ Ka{aapo~ 8EOU dou 8EOU 2:E!3aoTou apXltpEw~ IlEytOTOU Kat 7raTpO~
TfJ~ 7raTp{Öo~.
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VUS/860c;, und Divi jilius/86oß uioc;, im Namen des Augustus zeigt, daß die ontischen
Unterschiede, welche die beiden lateinischen bzw. römischen Titel implizieren, in der griechisch-hellenistischen Welt nicht oder nur sehr bedingt wahrgenommen worden sind: "The fact that the Greeks could use theou huios theos, even in conjunction with other Roman titles, shows that they did not regard the simple theou huios in the same way as the Romans saw divi jilius. It had a different range of evocations, forming part of a radically different conceptual system".54 Bei der erst auf Initiative des Augustus in den provinzialen Kaiserkult integrierten augusteischen Ausprägung der Dea Roma handelt es sich weniger um eine Gottheit55 als vielmehr um ein vom Herrscher. selbst geschaffenes "Symbol der festen Vereinigung des Reichsgedankens mit dem Kaisergedanken".56 Mit diesem zusammen beabsichtigte der Kaiser, die enge "Verbindung des Staatsleiters mit dem Vaterland"57 zu proklamieren58. Ein in IPriene 105, der sog. Kalenderinschrift festgehaltener Beschluß des Koinon der Provinz Asia belegt, daß die Beschlüsse des Provinziallandtages ursprünglich darauf zielten, den amtierenden Kaiser griechisch-hellenistischer Tradition entsprechend als 860c;,59 zu verehren, ohne die Dea Roma an diesem Kult zu beteiligen und die römische Tradition der erst mit der consecratio erfolgten Divinisierung des Herrschers zu berücksichtigen. In diesem Beschluß wird darauf Bezug genommen, daß der Provinziallandtag ca. 20 Jahre zuvor, um 29 V.Chr.,60 einen Wettbewerb ausgelobt hatte, in welchem derjenige einen Kranz als Preis erhalten sollte, der die größten Ehren und Ehrungen für TOV 860V, d.h. für Aug~stus kreierte. 61
54 Price, Gods and Emperors, 84. Zu weiteren Belegen für die Verwendung beider Titel in einem Namen vgl. Price, Gods and Emperors, 84, A. 47f. Die Verwendung des Titels 8cou uio~ in der Kaisertitulatur innerhalb des ersten asianischen provinzialen Kaiserkults vermag demzufolge zwar als Beleg für die religiöse Bescheidenheit des Augustus und für sein Bemühen, den traditionellen römischen Religionsvorstellungen zu entsprechen (vgl. hierzu oben 15ft), dienen. Sie kann aber nicht beweisen, daß ihm als dem lebenden und amtierenden Kaiser in den Augen der Delegierten des asianischen Provinziallandtages und der Einwohner der Provinz Asia im Vergleich zur Dea Roma ein ontisch minderer Rang zugekommen wäre. Dies belegt allein schon die Bezeichnung des amtierenden Herrschers Augustus als 8EO~ in der sog. Kalenderinschrift (vgl. hierzu unten 31). 55 Die Aufnahme der Dea Roma in die Reihe der römischen Staatsgötter erfolgte erst unter Hadrian; vgl. hierzu Knoche, Dea Roma, 324 und Richter, Art. Roma, in: Myth.Lex. IV, 133. 56 Knoche, Dea Roma, 337. 57 Knoche, Dea Roma, 338. 58 Vgl. hierzu den Verweis von U. Knoche aufOvidius,pont. II 8,19: "Ein gutes Zeugnis dafür, was dies Paar Augustus-Roma damals vielen im Reiche bedeutet hat, gibt uns Ovid; fern in Tomis betrachtet er ein Bildnis des Kaisers und sagt dazu [... ]: Hunc ego cum spectem, videor mihi cernere Romam, Nam patriaefaciem sustinet ille suae" (Dea Roma, 337). 59 Zu den unterschiedlichen strukturalen und semantischen Implikationen des 8EO~- und des Divus-Begriffs vgl. unten 35f. 60 Dieser Beschluß wurde damit etwa zeitgleich mit demjenigen zur Beantragung der Erlaubnis zur Einrichtung eines provinzialen Kaiserkultes für Augustus in der Provinz Asia gefaßt. V gl. hierzu oben 9. 61 Ti'j~ OE ' Aoia~ El.pT]CP1O'!lEVT]~ EV ~!lUPvn [Em av8u]mXTou I AcuKl0U OUOAKal<10U TUAAOU, ypa!l!laTEUoVTo~ IIa7riwvo~ LllOOlEPlTOU] I Hin !lEY10Ta~ y' Ek TOV 8EOV Ka8cupovTI TEl!la~ clvm oTEcpavov (Z. 41-43); zur Bezeichnung des Augustus als 8EO~ vgl. auch Z. 40. Im Unterschied zu den Beschlüssen des Provinziallandtages verzichtet der Statthalter in seinen Aus-
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Auffällig ist, daß in der Rekapitulation dieses Landtagsbeschlusses von Ehrungen für die Dea Roma nicht die Rede ist und die Delegierten Augustus hier im Unterschied zu seinem offiziellen Titel, wie er in der Titulatur der bis zum Zeitpunkt seiner consecratio amtierenden provinzialen apX1EpEl<;: dokumentiert wird,62 als 8EO<;: bezeichnen. Dies läßt vermuten, daß sowohl die Integration der Dea Roma in den provinzialen Kaiserkult als auch die Verehrung des Augustus als via<;: 8EOß/Divi filius nicht von Provinziallandtag intendiert gewesen sind, sondern auf den Einfluß des Kaisers selbst zurückgingen. 63
Die sog. Kalenderinschrift64 belegt m.E. instruktiv, daß Augustus als der amtierende Herrscher trotz dieser Ergänzung des ursprünglich nur auf ihn ausgerichteten Kultes um die Dea Roma der zentrale Adressat der provinzialen kultischen Verehrung blieb. 65 Die in ihr dokumentierten, weit über die kultische Verehrung im engeren Sinne hinausreichenden Ehrungen66 beziehen sich ausschließlich auf den amtierenden Kaiser, ohne die Dea Roma auch nur ansatzweise in den Blick zu bekommen. 67 Mit seiner dem Koinon gewährten Erlaubnis zur kultischen Verehrung der Dea Roma und seiner Person begründete und bestätigte Augustus über den ihm vorliegenden Einzelfall hinaus zugleich auch die generelle Verantführungen auf den 8E6(,;-Begriff und bezeichnet den amtierenden Herrscher lediglich als 8E16TaTO(,; Kaiuap (Z. 4.22), wobei nach R.K. Sherk dieses Epitheton auf den Übersetzer, der den ursprünglich lateinisch abgefaßten Brief des Statthalters ins Griechische übertragen hat, zurückgeht (vgl. hierzu unten 27, A. 131). Zur Bezeichnung des amtierenden Herrschers Augustus als 8E6(,; innerhalb des ihm und der Dea Roma geweihten asianischen Provinzialkultes vgl. IGR IV 454 (vgl. hierzu unten 20, A. 75). In diesem 18 bzw. 7 v.Chr. zu datierenden (vgl: hierzu Friesen, Imperial Cults, 31) munizipalen Dokument wird Augustus bereits zu Lebzeiten der 8E6(,;-Titel beigelegt und der in dieser Inschrift geehrte nho(,; 'IOUAlO(,; I:aKEpow(,; als VEWK6po(,; (zum Amt des VEWK6po(,; vgl. unten 57) 8E
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d~s
Folgende
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wortlichkeit des Koinon der Provinz Asia für die kultische Verehrung der römischen Herrscher und ihrer Familienangehörigen. Somit legitimierte er den Provinziallandtag als die innerhalb der Provinz für die Pflege und Durchführung der provinzialen kultischen Kaiserverehrung in entscheidender Weise zuständige Institution. 68 Natürlich verband sich für das Koinon der Provinz Asia mit der Anerkennung und Fundamentierung seiner Zuständigkeit für die Pflege des provinzialen Kaiserkults durch Augustus auch eine beträchtliche Stärkung seiner politischen und gesellschaftlichen Rolle innerhalb der Provinz Asia, aber auch in "äußeren" Angelegenheiten der Provinz. So trat das Koinon Z.B. in Gesandtschaften an den Kaiser als Vertreter der politischen Interessen der Provinz Asia auf und repräsentierte die Provinz in Verfahren gegen Statthalter und andere Beamte der römischen Provinzialverwaltung, die es wegen ihrer nicht den Gesetzen entsprechenden Amtsführung vor dem Senat anklagen konnte. 69 Darüber hinaus läßt sich bis in das zweite nachchristliche Jahrhundert hinein eine Verantwortlichkeit des Koinon im Bereich der Münzprägung nachweisen. 70 Seine internen Angelegenheiten, etwa die Wahl der Provinzialpriester, die Festlegung der Beitragszahlungen der Mitgliedsstädte oder die Ehrung verdienter Personen, regelte das Koinon selbstverantwortlich. 71
Innerhalb der vom Koinon zu verantwortenden Pflege der provinzialen Verehrung der Dea Roma und des Divi filius Augustus kam dem jeweils für die Dauer eines Jahres berufenen72 apX1EpEU<;; 8E<X<;; 'PWMTJ<;; Kat AUTOKPciTOP0<;; Kaiaapo<;; 8EOU UtOU ~EBaaTou73 eine wichtige Funktion zu. Ihm oblagen die Leitung der kultischen Feiern am pergarnenischen Tempel, die Darbringung von Opfern bei provinzialen Kultfeiern zu unterschiedlichen Anlässen und die (Mit-)Finanzierung von im Rahmen des provinzialen Kults stattfindenden Spielen und Festveranstaltungen. 74 Daneben ist innerhalb des 68 Deininger, Provinziallandtage, 19. Mit der Zustimmung des Augustus "hatten natürlich die Landtage von Asia und Bithynien durch den ihnen übertragenen Kaiserkult eine neue und schwer anfechtbare Legitimität gewonnen". Vgl. hierzu auch Mitchell, Anatolia II, 100. 69 Vgl. hierzu Deininger, Provinziallandtage, 55ff. 70 Vgl. Deininger, Provinziallandtage, 50ff, v.a. 52f. 71 V gl. hierzu Deininger, Provinziallandtage, 52. 72 So Friesen, Twice Neokoros, 81. 73 Zur Titulatur vgl. Fayer, Culto, 113, die auf Buckler, Auguste, 179f verweist, und Friesen, Twice Neokoros, 79ff. C. Fayer zufolge veränderte sich mit der Verleihung neuer Titel an Augustus, vor allem aber mit dessen Konsekration auch die Titulatur des apxu:;pcUI,;; seines Kultes in der Asia. "Dal 12 a.C. Augusto fu pontifex maximus e nel 2 a.c. ebbe il titolo di pater patriae, per cui la titolatura deI sommo sacerdote si amplio in apX1cpc\JI,;; 8c
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asianischen Kultes der Dea Roma und des Divi filius Augustus das Amt eines belegt,75 der offensichtlich fiir die Kosten fiir die Unterhaltung des gesamten Tempelbezirks aufzukommen hatte und bei Kultfeiem mitwirkte. 76
VEWKOPO<;;
Anders als J. Deininger, der im Rahmen der koinonalen Selbstverwaltung dem apX1EpEUC;; das Amt des Vorsitzenden und zugleich Sprechers des Landtags zuweist,77 geht S. Friesen davon aus,78 daß sich die Verantwortlichkeit der apX1EpEIC;; auf Aufgaben innerhalb der kultischen Kaiserverehrung beschränkte. 79 Seine Ansicht stützt Friesen im wesentlichen auf vier Argumente: (a) Die epigraphischen Belege, in denen apX1EpEIC;; erwähnt werden, ließen nicht darauf schließen, daß sie in ihrer Position jeweils das höchste koinonale Amt innehatten. 8o (b) Die Geschichte des Koinon der Provinz Asia, insbesondere auch in republikanischer Zeit, mache deutlich, daß der Landtag offensichtlich ohne das Amt des apX1EpEUC;; und andere priesterliche Ämter arbeitsfähig war und seine Aufgaben erfiillen konnte. 81 (c) Die im ersten und zweiten nachchristlichen Jahrhundert immer weiter anwachsende Zahl gleichzeitig amtierender apX1EpEIC;; 'Aoiac;;82 ließe, da die jeweiligen Titulaturen83 keinerlei Hinweise auf die Vorrangstellung des einen "leitenden" Oberpriesters enthalten, die Annahme, ein apX1EpEUC;; stände an der Spitze des Provinzialkoinon, unwahrscheinlich erscheinen. 84 (d) Da etwa 20% der epigraphisch belegten provinzialen apX1EpEIC;; Frauen sind,85 sei die Hypothese, der apX1EpEUC;; sei der oberste Amtsträger des Koinon, auszuschließen. 86 performed the sacrifices ofthe cult [... ] Wealthy individuals [ ... ] fulfilled their responsibilities for a year by paying certain expenses and by performing cultic acts at major festivals". 75 Vgl. hierzu IGR IV 454. G. Lafaye gibt den Text der entsprechenden Passage der Inschrift wie folgt wieder: oi VEOl ET1llTJaaV I falOv , IOUAlOV I:aKEpowTa, TOV I VEWKOPOV eEa<;; 'PWIlTJ<;; Kat eEOU I I:EßaaTou Kalaapo<;;. 76 Vgl. hierzu Friesen, Imperial Cults, 30: ,,[ ... ] a neokoros, an official who underwrote the costs ofmaintaining the sacred ternenos and sometimes assisted with ritual activities". 77 Vgl. Deininger, Provinziallandtage, 18: "Der apX1EpEU<;; erscheint in allen amtlichen Dokumenten des Koinon während des 1. Jahrhunderts als sein Wortführer und Vorsitzender". Ähnlich auch Fayer, Culto, 112: "Presidente dell' asssemblea provinciale era l' apX1EpEU<;; della dea Roma e di Augusto". 78 V gl. Friesen, Twice Neokoros, 89ff. 79 V gl. Friesen, Twice Neokoros, 113: "He [d.h. der apX1EpEU<;;] was often active in the provincial koinon, but there is no reason to suppose that he was the chairman of that council"; ähnlich auch 92: "For the most part, the responsibilities of the highpriesthoods of Asia seem to have been more strict1y cultic than governmental". 80 Vgl. Friesen, Twice Neokoros, 90. 81 Vgl. Friesen, Twice Neokoros, 90. 82 V gl. hierzu unten. 83 Dies gilt insbesondere auch für die Titulaturen der apX1EpEl<;; der Roma und des Augustus in Pergamon. V gl. hierzu Friesen, Twice Neokoros, 90. 84 Vgl. Friesen, Twice Neokoros, 90. 85 Friesen, Twice Neokoros, 81ff geht davon aus, daß der Titel einer apX1EpEla ' Ama<;; nicht nur einen Ehrentitel für die Frau des gerade amtierenden apX1EpEU<;; , Ama<;; darstellt, sondern eine dem männlichen Pendant apX1EpEU<;; entsprechende kultische Funktion impliziert. "These [d.h. die apX1EpEim] were not simply honorary officials but rather women involved in sacrificial activities" (Twice Neokoros, 113). 86 Vgl. Friesen, Twice Neokoros, 91.
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Die Inauguration eines zweiten provinzialen Kaiserkults in der Provinz Asia setzt den terminus a qua für eine Änderung in der Titulatur der im Rahmen der provinzialen Kaiserverehrung amtierenden Provinzialpriester. Während bis hierher der jeweilige Provinzialpriester des Kultes der Dea Rama und des Divi filius Augustus den Titel apX1EpEl'e;; SEEle;; 'PWIlTJe;; Kai AUTOKpCXTOpOe;; Kai<Japoe;; SEOU UlOU L:Eßa<JTou bzw. einfach apX1EpEUe;; trug, läßt sich ab ca. 40 n.Chr. für Priester des provinzialen Kaiserkults der Titel apX1EpEUe;; 'Acriae;; nachweisen. 87 Dieser Titel ist offensichtlich mit der Installation des zweiten, zur kultisch-religiösen Verehrung des Tiberius, der Livia und des Senats inaugurierten asianischen Provinzialkultes 88 entwickelt worden89 und wurde im Laufe der Zeit zur Standardtitulatur für die innerhalb des Kaiserkults amtierenden asianischen Provinzialpriester. 9o Mit der Einrichtung eines zweiten Provinzialkultes in der Provinz Asia ist nämlich zugleich auch ein zweiter apX1EpEUe;; , Acriae;; installiert worden, da an jedem der religiös-kultischen Kaiserverehrung auf provinzialer Ebene geweihten Heiligtum jeweils ein apX1EpEUe;; amtierte. 91
In Verbindung mit der Ausführung des Kultes der Dea Roma und des Divi filius Augustus installierte das Koinon der Provinz Asia92 einen Agon,93 der in den epigraphischen Belegen als ~EßuaT(X 'PW/-lUtU oder 'PW/-lUtU ~E ßuaTeX bezeichnet wird. 94 Die dem Namen der Spiele beigelegte Apposition n8E/-lEVU lnfo TOU K01VOU Till; 'Aaiul; belegt, daß ihre Einrichtung und ihre Ausführung auf einen Beschluß und eine entsprechende Anordnung des provinzialen Koinon zurückgehen. 95 Auch der Vorgang der Einrichtung der 87 V g1. hierzu die unten zitierte auf der Basis einer Statue des Gaius eingemeißelte Inschrift aus Milet 43f. 88 Vg1. zu diesem zweiten asianischen Provinzialkult unten 37ff. 89 V g1. hierzu Friesen, Imperial Cults, 42 und Twice Neokoros, 80. 90 V g1. Friesen, Imperial Cults, 42. 91 Vg1. hierzu Friesen, Twice Neokoros, 79 mit Verweis auf Deininger: "He [d.h. Deininger] maintained that when provincial temples proliferated in Asia beginning in 26 CE, a provincial highpriest was appointed for each temple. Thus, every city that had a provincial cult also had an annually elected highpriest" , und 113: "The establishment of a second provincial cult in Smyrna in 26 CE created a new situation: there were now two provincial highpriesthoods in a given year". 92 Nach Cassius Dio LI 20,9 richtete nicht das Provinzialkoinon, sondern die Stadt Pergamon selbst diese Spiele aus. Im Blick auf die historische Richtigkeit sind hier aber die zeitgenössischen epigraphischen Belege (vg1. unten A. 94) einem aus dem 3. Jh. n.Chr. (vg1. oben 11, A. 21) stammenden literarischen Beleg vorzuziehen. Denkbar ist aber auch, daß die Stadt Pergamon vom Koinon der Provinz mit der Ausrichtung der Spiele beauftragt worden ist. 93 Die Frequenz dieser Spiele ist umstritten. Während die Mehrheit der Forscher davon ausgeht, daß dieser Agon im vierjährigen Rhythmus veranstaltet wurde, halten Minderheiten jeweils einen jährlichen oder zweijährigen Rhythmus für wahrscheinlich. Vg1. hierzu die Diskussion bei Fayer, Culto, 114, A. 20 und Friesen, Twice Neokoros, 115f. 94 Vg1. hierzu Moretti, Iscrizioni, Nr. 59, Z. 12f, 151: Ta ~Ef3acJTa 'PwMaia Ta n8EMEva UTrO TOU 1
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dem Kult der Dea Roma und des Divi filius Augustus verbundenen Spiele unterstreicht demnach die von Augustus im Rahmen der Einrichtung des Kultes selbst gewährte und begründete Verantwortlichkeit des Koinon für die Durchführung der provinzialen Kaiserverehrung. Nach J. Deininger seien die vom Provinzialkoinon veranstalteten -Spiele, die KOlVCx , AoloC;;, in enger Verbindung mit dem provinzialen Kaiserkult zu sehen, was heißt, daß die Orte ihrer Austragung zugleich auch Zentren der provinzialen kultischreligiösen Kaiserverehrung gewesen sind. 96 Demgegenüber begreift L. Moretti die provinzialen Spiele und die provinzialen Kaiserkulte als zwei strikt voneinander getrennte Veranstaltungen. Er begründet seine Ansicht damit, daß (a) epigraphisch nachgewiesen werden könne, daß Städte schon vor ihrer Erhebung zu einem Zentrum der provinzialen Kaiserverehrung als Austragungsorte der koinonalen Spiele fungieren konnten,97 und daß (b) die Stadt Smyrna in zwei Inschriften aus dem 3. Jh. n.Chr. als erster Austragungsort der KOlVCx 'AoloC;; bezeichnet werde, obwohl doch der erste provinziale Kaiserkult der Provinz Asia in Pergamon installiert worden ist. 98 Diese These Morettis kann aber nicht implizieren, daß die KOlVCx 'AoloC;; gänzlich ohne Zusammenhang mit der provinzialen Kaiservehrung veranstaltet worden sind. Einer solchen Annahme steht entgegen, daß sowohl die KOlVCx 'AoloC;; als auch die provinziale Kaiserverehrung vom Koinon der Provinz als einer mit der Pflege des Kaiserkultes betrauten Institution verantwortet und durchgefiihrt worden sind. Wenn auch die KOlVCx 'AoloC;; nicht in der Weise mit der provinzialen Kaiserverehrung verbunden gewesen sind, daß sie nur in deren Zentren veranstaltet wurden, so aber sicherlich doch insoweit, daß im Rahmen der Durchfiihrung der provinzialen Spiele immer auch Veranstaltungen zur kultischen Verehrung der römischen Kaiser durchgefiihrt wurden. 99 Als vom provinzialen Koinon der Provinz Asia veranstalteter Agon wurden die KOlVCx 'AoloC;; sicherlich nicht nur als reine Sport-, sondern immer auch als kultische Veranstaltung begriffen. Demzufolge ist anzunehmen, daß auch in ihnen die kultische Verehrung der römischen Kaiser immer eine wichtige Rolle gespielt hat. Darüber hinaus identifiziert J. Deininger die ~EßO(JTCx 'PWJlOIO bzw. 'PWJlOIO ~EßoaT<X mit den K01VCx 'AoloC;; und versteht beide Begriffe lediglich als zeitlich Verbindung mit aywvEc,;, mit "anordnen, festsetzen, bestimmen" übersetzt. Daß es hierbei nicht lediglich um die Installation der l:EßaOTa 'Pw~ala an einem bestimmten Ort, d.h. Pergamon geht, zeigt der erste oben wiedergegebene Beleg, der die Formulierung net~Eva \)1ro TOU KotVOU Tf]c,; 'Aoiac,; ohne Ortsangabe bietet. 96 Vgl. Deininger, Provinziallandtage, 54f. 97 Vgl. Moretti, KOINA Al:IAl:, 279f.289. Innerhalb der KOINA AnAl: unterscheidet Moretti zwei Gruppen: "Le K.[OINA] A.[nAl:] di Efeso, Pergamo, Smime sono KOWa 'Aoiac,; Ta ~E-YUAa [ ... ] le altre sedi sono di rango inferiore (äAAot KotVOl 'Aoiac,;)" (289). 98 Vgl. Moretti, KOINA AnAl:, 289. Die Ansicht Morettis wird geteilt von Friesen, Twice Neokoros, 114, der ebenfalls eine strikte Trennung zwischen Provinzialspielen und provinzialer Kaiserverehrung postuliert. Ihm zufolge wurden nur die pergarnenischen l:Eßaena 'Pw~ala bzw. 'Pw~ala l:EßaoTu in Verbindung mit einem provinzialen Kult installiert (vgl. Twice Neokoros, 115). Vgl. hierzu auch Moretti, Iscrizioni, Nr. 60. 99 Durchaus denkbar ist etwa, daß die jeweiligen Agones mit Prozessionen und Opferfeiem fiir das Heil und das Wohl des jeweils Herrschenden und seiner Familie eröffhet und beschlossen worden sind.
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nacheinander verwendete unterschiedliche Bezeichnungen ein- und derselben Veranstaltung. loo Eine solche Gleichsetzung ist aufgrund des in den entsprechenden epigraphischen Belegen feststellbaren Befundes allerdings auszuschließen. In Inschriften aus Ephesus lOl und Tralleis lO2 werden neben den KOlVa 'Aoiac;; in Pergamon stattfindende Auyouau:w erwähnt. Da sich dieser hier absolut verwendete Name auf niemand anderen als auf Augustus beziehen kann, liegt die Vermutung nahe, daß es sich bei den Auyouau:w um die mit dem in Pergamon installierten Kaiserkult verbundenen, zunächst als ~EßaaT(X 'Pw~ala bzw. 'Pw~ala ~EßaaT(X bezeichneten Spiele handelt, die später in AuyouaTEw umbenannt worden sind. 103 Dann aber muß davon ausgegangen werden, daß in der Provinz Asia die K01va , Aoiac;; und die ~EßaaTa 'Pw~ala bzw. 'Pw~ala ~EßaaT(x/AuyouaTEw nebeneinander existiert haben. 104 Den epigraphischen Belegen zufolge wurden die K01va 'Aoiac;; insgesamt in acht Städten der Provinz Asia abgehalten, in Kyzikos, Ephesus, Philadelphia, Laodikaia, Pergamon, Sardeis, Smyrna und Tralleis. 105 Kyzikos als Veranstaltungs ort der K01va 'Aoiac;; ist erstmalig in der zweiten Hälfte des 2. Jh. n.ehr., möglicherweise um 139 n.ehr., belegt,106 Ephesus erstmalig um ca. 90 n.ehr.,107 Philadelphia in trajanischer 100 Vgl. Provinziallandtage, 54f. 101 Vgl. IEph 1132. 102 Vgl. ITrall136. 103 Der Name der mit dem pergarnenischen Provinzialkult verbundenen Spiele änderte sich also nicht von L:6f3aO"Ta • Pw~aia bzw. • Pw~aia L:6f3aOT<X in KOlVa 'Aaiae;, wie Deininger vorschlägt, sondern in AUYOUOT6ta. Dieser Namenswechsel unterstreicht die im Laufe der Zeit gegenüber der Bedeutung des Augustus zurückgehende Bedeutung der Dea Roma. Vgl. zu Tacitus, anno IV 37 ,2f oben lOf. 104 In einer Inschrift aus Aphrodisias wird zusätzlich zu Pergamon auch Tralleis als Austragungsort der AUYOUOTEta genannt (vgl. hierzu Rouech6, Performers and Partisans, Nr. 69, Z. 40f, 196-198: AUyouoT61a EV TP<XAA60W; Rouech6 datiert diese Inschrift in das frühe dritte nachchristliche Jahrhundert), was dafür spricht, daß diese Spiele nicht nur in lokalem, sondern in provinzialem Rahmen ausgetragen wurden. Damit wird die Vermutung S. Friesens, der die L:Ef3aoTa • Pw~aia bzw. • Pw~aia L:6f3aoT<X auf provinzialer Ebene ansiedelt (vgl. Friesen, Twice Neokoros, 115, A. 11), bestätigt. Vgl. hierzu auch Moretti, Iscrizioni, Nr. 60, Z. 5f, 156: [' P]w~aia L:6f3aoTa Ta Tl8t~6va {mo I TOU KOlVOU 1i'\e; 'Aaiae; EV n6PY<X~Wl. Dieser Beleg bestätigt explizit den provinzialen Rahmen dieser Spiele. 105 V gl. hierzu Moretti, KOINA AnAL:, 276: "Le citta ove siffatte KOlVa 'Aaiae; sono ripetutamente testimoniate da fonti epigrafiche, e talvolta numismatiche, sono Cizico, Efeso, Filadelfia, Laodicea, Pergamo, Sardi, Smirne, Tralles". 106 Vgl. Moretti, Iscrizioni, Nr. 76, Z. 11, 222f: KOlva 'Aaiae; EV KU~{K4'. Diese Inschrift datiert Moretti in die zweite Hälfte des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts. Zugleich geht er aber davon aus, daß die KOlVa 'Aaiae; in Kyzikos erstmalig 139 n.Chr. veranstaltet worden sind (vgl. KOINA AnAL:, 283). Vgl. hierzu auch Barattolo, Temple, 67-71, der deren erstmalige Austragung in Kyzikos, ähnlich der Datierung Morettis, in das Jahr 138 n.Chr. datiert (vgl. hierzu auch unten 103). 107 Den ältesten inschriftlichen Beleg für die Durchführung der KOlVa 'Aaiae; in Ephesus datiert L. Moretti auf ca. 90 n.Chr.; vgl. hierzu Iscrizioni, Nr. 66, Z. 3, 181: Kai KOlva 'Aaiae; EV 'Ecpto4' Me;. V gl. auch 183: "La data della iscrizione, poiche alcune delle vittorie registrate in a e in b possono anche essere posteriori all' 86 d. C., prima celebrazione dei ludi Capitolini di Domiziano, e probabilmente il 90 d.C.". Vgl. zur Datierung des ältesten inschriftlichen Belegs für die Durchführung der KOlVa 'Aaiae; in Smyrna auch unten 24, A. 112.
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oder hadrianischer Zeit,108 Laodikaia um ca. 60 n.Chr.,109 Pergamon um ca. 60 n.Chr.,110 Sardeis um ca. 60 n.Chr.,111 Smyrna um ca. 90 n.Chr. 1l2 und Tralleis in trajanischer oder hadrianischer Zeit. 113 Aus diesen Belegen läßt sich natürlich nichts oder nur wenig über die erstmalige Veranstaltung der KOlVa 'Ama<;; in der jeweiligen Stadt sagen.
Fazit: Die Begründung des asianischen Provinzialkultes der Dea Roma und des Divi filius Augustus in Pergamon und die Einrichtung eines mit diesem verbundenen Agons 29 v.ehr. geschahen auf Initiative des Koinon der Provinz Asia. Mit seiner diesen Plänen erteilten Zustimmung l14 siedelte Augustus die Zuständigkeit für die provinziale Kaiserverehrung grundsätzlich beim Provinziallandtag an und legitimierte diese Institution als die für die Pflege und Durchfü~ng derselben verantwortliche Einrichtung. Der asianische Provinziallandtag ist auch in späterer Zeit auf Seiten der Provinz Asia :für die kultisch-religiöse Verehrung der amtierenden Kaiser auf provinzialer Ebene zuständig und verantwortlich gewesen. Der Inhalt eines Briefes des Kaisers Caracalla l15 108 Vgl. hierzu Moretti, Iscrizioni, Nr. 69, Z. 13f, 191. Moretti gibt den Text dieser Passage wie folgt wieder: lC01va 'Aoi(a~) I I:apo(El)~ 13',
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an den Landtag der Provinz Asia l16 belege nach L. Robert, daß das provinziale Koinon bei Caracalla vorstellig geworden sei, um für Ephesus die Verleihung der dritten Neokorie zu erbitten. 117 Das bedeute zugleich, daß der asianische Provinziallandtag als die in diesem Fall zuständige Institution zuvor beim Kaiser um die Genehmigung zur Einrichtung eines neuen, zumindest auch ihm geweihten provinzialen Kultes nachgesucht habe. Zumindest bis in die Zeit Caracallas habe also in der Regel gegolten: "La concession de la neocorie dans la province d'Asie implique donc l'action de trois pouvoirs: I' assemblee provinciale de I' Asie, le Senat et I' empereur". 118
1.2 Die Refonn des Kalenders der Provinz Asia Als eines der wichtigsten Ereignisse im Rahmen der kultisch-religiösen Verehrung des Augustus muß die in der sog. Kalenderinschrift l19 dokumentierte Refonn des asianischen Kalenders gelten. Diese Refonn ist im Rahmen der Frage nach der geschichtlichen Entwicklung der kultisch-religiösen Kaiserverehrung in der Provinz Asia einer genaueren Analyse zu unterziehen. Die sog. Kalenderinschrift l20 beinhaltet sechs l21 "lateinisch-griechische Aktenstücke über die Einfiihrung des julianischen Kalenders in der Provinz 116 Zum Text dieses Briefes vgl. Ephese, 347. 117 Vgl. Ephese, 388. 118 Robert, Ephese, 390. 119 IPriene 105; vgl. hierzu v. Harnack, Als die Zeit erfüllet war, 304: "In der Tat - diese Inschrift ist für die Geschichte des ,Christentums' ungleich wichtiger als die meisten christlichen Inschriften. Sie lehrt uns aufs neue und eindrucksvoller als irgend ein früheres Dokument, welchen Umfang wir dem Satze ,Als die Zeit erfüllt war' zu geben haben. Als der Apostel Paulus seine große Mission in Asien unternahm, da konnte man schon seit fast zwei Menschenaltern auf den Marktplätzen aller bedeutendem Städte Asiens diese Inschrift lesen von dem Weltheiland (d.h. Augustus), der erschienen sei, der die sehnsüchtigen Wünsche aller erfülle, der dem Menschengeschlecht den Frieden bringen, ja das Leben erst lebenswert mache". l20Die editio princeps des in Priene gefundenen Exemplars dieser in allen bedeutenderen Städten der Provinz Asia aufgestellten Inschrift mitsamt einem ausführlichen Kommentar wurde vorgelegt von Mommsenlv. Wilamowitz-Moellendorff in Ath. Mitt. 24, 1899, 275ff. Zu weiteren Editionen und Untersuchungen vgl. Witulski, Galaterbrief, 229, A. 2. Eine komplette englische Übersetzung des Exemplars aus Priene bietet Sherk, Greek East, Nr. 101, 124ff, deutsche Übersetzungen von Teilen liegen vor bei v. Hamack, Als die Zeit erfüllet war, 30lf, bei LeipoldtiGrundmann, Umwelt II, 106f, bei Kippenberg/Wewers, Textbuch, Nr. 102, 70fund - komplett - bei Witulski, Galaterbrief, 232ff. Zur Zeit der editio princeps des Priener Exemplars waren Fragmente dieser Inschrift aus den Städten Apameia, Eumeneia, Dorylaion und Priene bekannt (vgl. Mommsenlv. Wilamowitz-Moellendorff, Kalender, 275). Laffi, Iscrizioni, 8 weist darüber hinaus noch ein in Maeonia aufgefundenes Exemplar nach. 121 Diese Zählung wird vertreten von Mommsenlv. Wilamowitz-Moellendorff, Kalender, 276ff. U. Laffi teilt demgegenüber die Inschrift in sieben Aktenstücke ein: ,,1. Editto deI proconsole: redazione latina. II. Appendice all'editto: redazione latina. III. Premessa, in greco, ai documenti in lingua greca. IV. Editto deI proconsole: redazione greca. V. Appendice all'editto: redazione greca. VI. Primo lJ.'Tj'Pwllu deI KOlVOV. VII. Secondo lJ.'Tj'Pwllu deI KOlVOV" (Iscrizioni, 8). Gegenüber der von Mommsenlv. Wilamowitz-Moellendorff vorgeschlagenen Zählung teilt Laffi deren erstes Aktenstück in zwei voneinander zu unterscheidende Teile auf. In der vorliegenden
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Asia unter Augustus, welche [jeweils in Form einer Inschrift] in einer grossen Anzahl der dazu gehörigen Städte öffentlich aufgestellt waren".122 Im einzelnen sind folgende Aktenstücke zu unterscheiden: (a) der lateinische Text des Schreibens, das der proconsul Paullus Fabius Maximus dem Provinziallandtag der Provinz Asia übersandte,123 (b) die Überschrift des griechischen Textes dieses Briefes, die über sämtliche Kolumnen fortläuft,124 (c) die griechische Übersetzung des Briefes des Paullus Fabius Maximus, 125 (d) "eine Beilage [... ] zu dem Schreiben des Proconsuls, offenbar die in dem Schreiben selbst nicht enthaltene, aber für die Ausführung des Vorschlags unentbehrliche Festsetzung über die Gliederung der Monate und über die Schaltung",126 (e) der dem Antrag des Paullus Fabius Maximus entsprechende Beschluß des Koinon, der von Apollonios aus Aizanoi, einem Sohn des Menophilos, beantragt wird,127 und (f) "ein zweiter auf Antrag desselben Apollonios offenbar gleichzeitig gefasster Landtagsbeschluß, hinsichtlich der, nachdem dem Vorschlag des Statthalters gemäss der Antrittstag sämtlicher Stadtmagistrate der Provinz auf den Neujahrstag angesetzt ist, rur die Wahlzeiten weiter erforderlichen Bestimmungen" .128
Die Veröffentlichung der in der sog. Kalenderinschrift zusammengefaßten Aktenstücke in einer Vielzahl asianischer Städte markiert den Endpunkt eines 20 Jahre zuvor vom Provinziallandtag angestoßenen Vorgangs. Unter dem Prokonsulat des Lucius Volcacius Tullus, dessen Statthalterschaft um 29 v.ehr. zu datieren ist,129 lobte das Koinon der Provinz Asia auf seiner Sitzung in Smyrna einen Kranz als Ehrung für diejenige Person aus, die die Arbeit wird die von Mommsen/v. Wilamowitz-Moellendorffvorgeschlagene Einteilung zugrundegelegt. 122 Mommsen/v. Wilamowitz-Moellendorff, Kalender, 275. 123 Bruchstücke dieses Briefes inklusive eines Anhangs, den U. Laffi in seiner Zählung der in der sog. Kalenderinschrift enthaltenen Aktenstücke von dem Brief selbst unterscheidet (vgl. oben 25, A. 121), sind nur bei den in Apameia und Dorylaion gefundenen Exemplaren vorhanden. Vgl. Laffi, Iscrizioni, 14. 124 Laffi, Iscrizioni, 14 weist diese Überschrift nur für das in Apameia gefundene Exemplar nach. 125 Dieser Briefumfaßt die Z. 1-30 der Inschrift. Vgl. hierzu Laffi, Iscrizioni, 14 und Sherk, RDGE, Nr. 65, 329f. 126 Mommsen/v. Wilamowitz-Moellendorff, Kalender, 279. Nur das in Apameia gefundene Exemplar der sog. Kalenderinschrift bietet diese Beilage; vgl. Laffi, Iscrizioni, 15. 127 Dieses Aktenstück entspricht den Z. 30-77 der Inschrift; vgl. Laffi, Iscrizioni, 15 und Sherk, RDGE, Nr. 65, 331ff. 128 Mommsen/v. Wilamowitz-Moellendorff, Kalender, 282. Dieser Abschnitt entspricht den Z. 78-84 der Inschrift; vgl. Laffi, Iscrizioni, 15. 129 Mit U. Laffi und R.K. Sherk muß das Prokonsulat des L. Volcacius Tullus entweder um 30/29 v.Chr. oder 29/28 v.Chr. angesetzt werden (vgl. hierzu Laffi, Iscrizioni, 59ff und Sherk, Greek East, 127, A. 4) Somit ist es durchaus möglich, daß es sich bei der in Smyrna stattfindenden Sitzung des Provinziallandtages um diejenige handelt, auf der auch die Einrichtung des provinzialen Kultes der Roma und des Augustus beschlossen worden ist (vgl. oben 12f).
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d~s
Folgende
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bestmöglichen Ehren130 rur TOV 8EOV, d.h. Augustus,l3l (er-)findet: 132 TIls OE 'Aoias EWllq>l(JJlEVlls EV ~JlUpVn [Errt av8u~rreXTou I AEUKlOU OuoAKaKlOU TUAAOU, ypaJlJlaTEUOVTOs ITarr[iwvos ~lOmEp1Tou] I nDl JlEYl(JTas y' Els TOV 8EOV Ka8EUpOVTI TEIJlUs dval (JTEcpavov (Z. 41--43).133 Etwa 20 Jahre nach dieser Auslobung schlug der proconsul Paullus Fabius Maximus 134 in einem Brief an die Delegierten vor, zur Ehre und zum Ruhm des Augustus das asianische Kalenderjahr mit dem 23. September, dem Geburtstag des Kaisers, beginnen zu lassen: OOKEl JlOl I rra(Jwv nDv rrOAE1TflWV dval JllaV Kat nlV aUTI]V VEav VOUJlll V laV I nlV TOU 8TJOTeXTOU Kal(Japos YEVE8AlOV (Z. 20-22). Auf Antrag des apXIEpEUs Apollonios, des Sohnes des Menophilos aus Aizanoi, folgte der Provinziallandtag in zwei Beschlüssen 135 dem Vorschlag des proconsul und erkannte ihm die ausgelobte Ehrung zu. Zunächst ist festzuhalten, daß auch 136 der in der sog. Kalenderinschrift belegte Wettbewerb zur Kreation höchster Ehren und Ehrungen rur den 130 Da die von den Wettbewerbsteilnehmern zu kreierenden Ehren und Ehrungen der Person des Augustus als einem 8EOc,; zu erweisen sind, ist ihnen ein religiöser, quasi-kultischer Charakter zuzuschreiben. 131 Aus dem Gesamtkontext der Inschrift ergibt sich, daß mit dieser als 8EOc,; bezeichneten Person nur der amtierende Herrscher Augustus gemeint sein kann. Zu den unterschiedlichen Möglichkeiten, den amtierenden römischen Kaiser als 8EOc,; zu qualifizieren vgl. unten 31, A. 158. Von der Dea Roma ist in diesem Zusammenhang keine Rede; daher steht zu vermuten, daß sie in den Überlegungen des asianischen Provinziallandtages zur Einrichtung des ersten provinzialen Kaiserkults keine Rolle gespielt hat (vgl. auch oben 1St). Da die Delegierten zur Bezeichnung des Augustus den 8Eoc,;-Begriff verwendeten, ist darüber hinaus anzunehmen, daß dessen kultische Verehrung als 8EOU uioc;/Divifilius auf die Intervention des Kaisers selbst zurückgeht (vgl. hierzu oben 1St). Nach Sherk, RDGE, 337 ist nicht Paullus Fabius Maximus, sondern der griechische Übersetzer des vom Statthalter lateinisch abgefaßten Briefes fiir die Charakterisierung des Augustus als 8ElOnhoc,; (Z. 4.22) verantwortlich zu machen: "However, he [d.h. der Statthalter] appears not to have called Augustus anything but the usual ,our Princeps'. The Greeks must have added 8ElOTaToc,;" . 132 Anders Friesen, Imperial Cults, 32, der diese Auslobung in das Jahr 9 v.Chr. datiert. 133 Text nach Sherk, RDGE, Nr. 65, 328ff. 134 Sherk, Greek East, 127, A. 5 datiert die Amtszeit des Paullus Fabius Maximus als proconsul der Provinz Asia in das Jahr 11 v.Chr., Laffi, Iscrizioni, 27ff schlägt 10/9 v.Chr. vor. 135 Der erste Beschluß (zu seinem Umfang vgl. oben 26, A. 127) umfaßt (a) eine Würdigung der Verdienste des Augustus als eines Werkzeugs der rrpovota zur Rechtfertigung und Begründung des eigentlichen Beschlusses (Z. 32--41), (b) eine kurze Beschreibung der verwaltungstechnischen Vorgeschichte (Z. 41--49), (c) den eigentlichen Beschluß, demzufolge der Geburtstag des Augustus zukünftig als Neujahrstag gelten und das Jahr mit dem Monat Kaiaap beginnen soll (Z. 49-56), (d) Ausfiihrungsbestimmungen im Blick auf die dem Paullus Fabius Maximus fiir seinen Vorschlag zuzubilligenden Ehrungen und die Veröffentlichung der wichtigsten mit der Einfiihrung des neuen Kalenders zusammenhängenden Dokumente (Z. 56-67), und (e) den neuen Kalender mitsamt einigen Bestimmungen zur Durchfiihrung und Einfiihrung (Z. 67-77). Der zweite Beschluß·(zu seinem Umfang vgl. oben 26, A. 128) enthält auf der neuen Zeiteinteilung basierende Bestimmungen zur Terminierung und Durchfiihrung von Magistratswahlen. 136 Zur Einrichtung des provinzialen Kultes der Dea Roma und des Divi filius Augustus und des damit verbundenen Agons vgl. entsprechend oben 2lf.
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amtierenden Herrscher Augustus auf eine Initiative des Koinon der Provinz Asia zurückging. Offensichtlich war es dessen Delegierten ein außerordentlich wichtiges Anliegen, dem neuen Machthaber insbesondere auch ihre kultisch-religiöse Reverenz zu erweisen. Das Faktum, daß der Provinziallandtag hier in dieser Weise aktiv wurde bzw. akti~ werden konnte, belegt und bestätigt die vom Kais'er selbst fundamentierte Verantwortlichkeit dieser Institution für die kultische Verehrung der römischen Kaiser und ihrer Familienangehörigen auf provinzialer Ebene. 137 Paullus Fabius Maximus nahm mit seinem als Edikt formulierten l38 Vorschlag, den Geburtstag des Augustus als Neujahrstag festzusetzen und mit dem 23. September das Jahr zu beginnen, an diesem Wettbewerb teil. 139 In seinem Brie:f1 40 an den Provinziallandtag ersucht der Statthalter die Delegierten, ergänzend zu seinem Edikt einen entsprechenden Beschluß zu fassen, der alle Verdienste des Augustus auflistet, damit das von ihm Vorgeschlagene für die Einwohner der Provinz Asia "ewigen Bestand" hat: lV~cp l<Jl1a 141 OE {nro ToD KOlvoD Tf]<;;; 'Aaia<;;; OE~- I oa ypacp~val 1Tclaa<;;; EV1TEP1E1AT)
ToD, '{va TO EmVOT)- I 8Ev ucp' ~I1WV El<;;; TiJv TEll1~V ToD ~EpaaToD I1Eivn alwvlOv (Z. 26-28).142 Kommt nun der Provinziallandtag als die für die kultisch-religiöse Kaiserverehrung verantwortliche Institution143 diesem Ansinnen nach, ist damit die Kalenderreform Vgl. hierzu oben 18f. Der Statthalter selbst bezeichnet seine Ausführungen als Edikt; vgl. Z. 29f: 7rpocrT(l~a~ TO OlClTaYlla EKaTEpw~ ypacpEv. Der von ihm verwendete Terminus OUlTaYlla entspricht dem lateinischen edictum; vgl. hierzu Mason, Greek Terms, 127f, ähnlich auch Sherk, RDGE, 334 und Deininger, Provinziallandtage, 54. Auch die Delegierten des Provinziallandtages verstanden die Einlassungen des Paullus Fabius Maximus als Edikt, denn die in ihren Beschlüssen für den Brief des Paullus Fabius Maximus verwendeten Termini oEATOYP<1cpTjlla (Z. 62.66) und 01<1TaYlla (Z. 81) entsprechen dem lateinischen edictum; vgl. hierzu ebenfalls Mason, Greek Terms, 127f. . 139 Die im ersten Beschluß des Koinon festgelegte Verleihung des ausgelobten Kranzes an Paullus Fabius Maximus belegt, daß die Wettbewerbssituation immer noch aktuell gewesen ist: TOV OE ElVTjCP1crllEVOV crTEcpavov T4' T(l~ IlEyicrm~ Eupovn TE1Ila~ U7rEP Kaicrapo~ oE06cr8at Ma~illw1 TW1 aV8U7r<1TWl (Z. 55f). 140 Der Brief des Statthalters umfaßt die Aktenstücke (a), das lateinisch abgefaßte Original, bzw. (c), die griechische Übersetzung; vgl. hierzu oben 26. 141 Nach Mason, Greek Terms, S.V. lVtlcpwlla, 100 begegnet dieser Begriff als griechisches Äquivalent zu den lateinischen Termini senatus consultum, decretum decurionum und plebiscitum. Das lVtlcpwlla des Koinon (v gl. auch Z. 62.67.81) ist demzufolge nicht lediglich als eine im Grunde läßliche Absichtserklärung, sondern als ein rechtlich verbindliches Dokument zu verstehen. 142 Das Edikt zur Einführung eines neuen Kalenders und die entsprechenden Ausführungsbestimmungen dazu lagen sicherlich schon in den oben unter (a) und (d) beschriebenen Aktenstücken (vgl. oben 26) vor. Nach Mommsen/v. Wilamowitz-Moellendorf, Kalender, 279ffehlen die bereits von Paullus Fabius Maximus erlassenen Ausführungsbestimmungen in dem Priener Exemplar der sog. Kalenderinschrift, weil "dieselben Bestimmungen [... ] in dem folgenden Landtagsbeschluß wieder[kehren]" (280). 143 Vgl. hierzu oben 18f. 137
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zugleich auch als ein neues Element im Rahmen der kultisch-religiösen Kaiserverehrung 144 innerhalb der Provinz Asia definiert. 145 Mit ihren übereinstimmenden Beschlüssen zur Einführung des neuen Kalenders in der Provinz Asia, vor allem aber zur Festsetzung des Geburtstags des amtierenden Herrschers als Neujahrstag, stießen der Statthalter und der Provinziallandtag offensichtlich in eine neue Dimension kultisch-religiöser Herrscherverehrung vor. 146 Die Delegierten des Koinon selbst äußern sich in ihrem ersten in der sog. Kalenderinschrift überlieferten Beschluß in entsprechender Weise: Kai TO MEXPl vvv ayvOT)8EV U1[O TWV 'EAA~-I vwv Ek n)v TOV L:E~aaTov TE1M~V EÜPETO, TO a1[o Tf]<; EKE1VOU YEVE- I <JEW<; ÜPXE1V T4J ~l~ TOV Xpovov (Z. 47-49). Sowohl der Statthalter als auch das Koinon der Provinz Asia begründen diese neue Dimension der Herrscherverehrung mit der entscheidenden und grundlegenden Bedeutung des Augustus für den Bestand der Welt und für den Verlauf des Weltgeschehens. Paullus Fabius Maximussieht im Kaiser den Retter der auf das Chaos zuei144 Den kultischen Aspekt der Kalenderreform bemerkt zurecht Deininger, Provinziallandtage, 54. Darüber hinaus darf unterstellt werden, daß es Paullus Fabius Maximus sicherlich auch darum ging, den in diesem koinonalen Wettbewerb ausgelobten Siegespreis und die mit diesem verbundenen erheblichen öffentlichen Ehrungen (vgl. hierzu Z. 56-62) zu gewinnen. 145 Deininger, Provinziallandtage, 53f folgert im Blick auf Z. 26-30 der sog. Kalenderinschrift hinsichtlich des Zusammenwirkens von Statthalter und Landtag: "Mit dem Psephisma des Koinon, welches das Ot<XTaYlla des Proconsuls ergänzte, sollten die Provinzialen die Kalenderreform in eigene Hände nehmen und zugleich die römische Verwaltung entlasten. Aber man wird dies doch kaum als Beweis für irgendeine echte administrative Kompetenz oder Funktion des Koinon nehmen können." Diese Überlegungen werden obsolet, wenn berücksichtigt wird, daß das von Paullus Fabius Maximus erlassene Edikt zur Einführung eines neuen Kalenders dem Provinziallandtag als dessen Beitrag für den 20 Jahre zuvor bereits ausgelobten Wettbewerb zur Kreation höchster Ehren und Ehrungen für Augustus zugesandt worden ist. Die Delegierten sind nicht gerufen, als verlängerter Arm des proconsul die Bestimmungen der Kalenderreform administrativ umzusetzen; die hierzu notwendigen Aus- und Durchführungsbestimmungen hat der Statthalter selbst zuvor bereits erlassen (vgl. hierzu oben 26). Vielmehr soll der Provinziallandtag im Rahmen des von ihm selbst ausgelobten Wettbewerbs über die Kalenderreform als den für diesen Wettbewerb eingereichten Vorschlag des Statthalters befinden. Die von Deininger selbst als eines seiner Hauptkennzeichen ausgemachte strikte personelle und institutionelle Trennung von Provinziallandtag und römischer Provinzialverwaltung (vgl. Provinziallandtage, 52) wird durch die in der sog. Kalenderinschrift dokumentierten Vorgänge somit nicht in Frage gestellt. Auch Laffi, Iscrizioni, 54 geht somit fehl, wenn er das Vorgehen des Paullus Fabius Maximus als Versuch deutet, dem Provinziallandtag zu schmeicheln: "I Greci deI K01VOV, tutt'altro che restii all'adulazione, non lasceranno cadere, comme vedremo, l'invito deI proconsole". Vielmehr befaßt der Statthalter das Koinon dser Provinz Asia mit seinem Edikt zur Einführung eines neuen Kalenders in der Provinz, um den von diesem ausgerufenen Wettbewerb zu gewinnen. Mit seiner im Blick auf das Verfahren zur Realisierung der asianischen Kalenderreform formulierten These von der "more active role" (Rituals and Power, 70) des Provinzialgouverneurs im Rahmen der kultisch-religiösen Kaiserverehrung übersieht S.R.F. Price, daß der Statthalter seinen Wettbewerbsvorschlag gerade nicht selbst realisiert, sondern dem Koinon - im Rahmen des von diesem ausgelobten Wettbewerbs - zur Entscheidung vorlegt. 146 Vgl. hierzu Laffi, Iscrizioni, 63: "Si sottolinea che l'iniziativa di Paolo Fabio Massimo edel tutto eccezionale e non ha precedenti".
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lenden Welt, den entscheidenden Einschnitt und Wendepunkt im Verlauf der Entwicklung von Zeit und Geschichte und den Begründer einer neuen und standhaften Weltordnung. 147 Die Delegierten des Provinziallandtages heben demgegenüber konkreter darauf ab, daß Augustus als aWnl p den Krieg beendet hat und den Frieden einrichten wird. 148 Im ~esentlichen diese pax Augusta und die daraus für die Provinz Asia und den gesamten KOaJloc,;; resultierenden, außerordentlich positiven Folgen begreifen die Delegierten als EUUYYEAIU und als bis zu diesem Zeitpunkt unvergleichliche Wohltaten, die auch in Zukunft kein anderer jemals wird übertreffen können. 149 Diese Argumentation macht deutlich, daß sowohl Paullus Fabius Maximus als aber auch die Delegierten des Provinziallandtages die von ihnen als Ehrung für Augustus beschlossene Kalenderreform als dankbare Antwort auf von Seiten des Kaisers erbrachte, für die Zukunft der gesamten Provinz außerordentlich vorteilhafte Vorleistungen verstanden wissen wollten. 150 Die in der sog. Kalenderinschrift dokumentierte kultisch-religiöse Ehrung - wie auch die damit inhaltlich eng zusammenhängende l51 Einführung des provinzialen Kultes der Dea Roma und des Divi filius Augustus waren somit zumindest in allererster Linie Reaktion der Provinz auf Aktion des Herrschers und nicht Aktion der Provinz mit dem Ziel, beim Herrscher eine bestimmte Reaktion hervorzurufen. 152
Mit der Einführung des neuen Kalenders in der römischen Provinz Asia, konkret mit der Festlegung des Geburtstags des Augustus als Neujahrstag,153 wurde - für alle Einwohner der Provinz Asia sichtbar - die zentrale Bedeutung der Person des Augustus für die gegenwärtige und zukünftige Wohlfahrt der Welt und der Menschen manifestiert. Damit wurde der 147 Vgl. die Ausführungen des Statthalters Z. 4-9; in enthusiastischen Worten preist er den Kaiser als die apx~ der mit und durch ihn entstandenen neuen Welt. Vgl. hierzu auch Friesen, Imperial Cults, 33: "Therefore, his [d.h. des Augustus] birth was the most appropriate symbol for New Year's Day. The old world was given a fresh start, a new origin". 148 Vgl. Z. 35f; vgl. Hierzu auch Price, Rituals and Power, 54: "The poverty, misery and uncertainty caused by the Roman economic exploitation of Asia, the revolt of Mithridates, the incursions ofpirates and the campaigns ofthe Roman civil wars were transformed [mit der Herrschaft des Augustus] into almost three centuries ofstability and prosperity". Ähnlich Friesen, Imperial Cults, 35. 149 So explizit die Aussage der Delegierten des Provinziallandtages Z. 36ff; vgl. auch die entsprechende, aber bei weitem nicht so emphatische Aussage des Statthalters Z. 17. 150 Vgl. ähnlich auch Friesen, Imperial Cults, 34: "All individuals and all communities were said to have been given new life through Augustus. The principle of reciprocity could be satisfied only through the reorganization of all facets of their lives". 151 Die Einführung des provinzialen Kultes der Dea Roma und des Augustus hängt mit der Einführung des neuen Kalenders in der Provinz Asia inhaltlich zusammen. Dies ergibt sich schon daraus, daß die Kalenderreform einem Wettbewerb zur Kreation bestmöglicher Ehren und Ehrungen für Augustus entspringt, der etwa zeitgleich mit der Initiative zur Einführung des Provinzialkultes beschlossen worden ist. Vgl. oben 26, A. 129. 152 So auch Price, Rituals and Power, 56: "The assembly of the province of Asia was simply reacting to the very existence of Augustus and his general activities". 153 Und der Benennung des ersten Monats des neuen Jahres als KUloup; vgl. Z. 67.
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Praxis der kultisch-religiösen Herrscher- bzw. Kaiserverehrung ein neuer, über den Kultus im engeren Sinne hinausreichender, die Dimension der Zeit und der Geschichte insgesamt betreffender Aspekt implantiert: Die Ausrichtung der gesamten Zeitstruktur auf Augustus als den entscheidenden Wendepunkt und Einschnitt innerhalb der Entwicklung der Zeit und der Geschichte erschloß ein neues Verständnis der eigenen Gegenwart als einer von Augustus erst ermöglichten neuen Heilszeit. Darüber hinaus unterstrich die Einführung dieses Kalenders - dem etwa 20 Jahre zuvor installierten provinzialen Roma- und Augustuskult entsprechend - die provinziale Einheit sämtlicher Städte der Provinz Asia und die Stellung der Provinz als der für die römische Verwaltung ausschlaggebend wichtigen Gebietskörperschaft, da er für die gesamte Provinz Asia und nicht nur für eine oder mehrere einzelne Städte galt. 154 Bei der Einfiihrung des neuen Kalenders fiir die Provinz Asia ging es weniger darum, die bestehenden, in einzelnen Städten und Gemeinwesen durchaus auch unterschiedlichen kalendarischen Systeme durch das neue, auf Augustus ausgerichtete System tatsächlich und vollständig zu ersetzen. 155 Allerdings wurde den alten Kalendersystemen mit dem neuen asianischen Kalender ein neues System von Zeit als ein mit den bestehenden Systemen der Erfassung des Verlaufes der Zeit koexistierendes an die Seite gestellt,156 das vom Zeitpunkt seiner Einfiihrung an zumindest auf provinzialer Ebene uneingeschränkte und absolute Gültigkeit besaß. Schließlich belegt die sog. Kalenderinschrift, daß die Delegierten des Provinziallandtages dem amtierenden Herrscher Augustus wie selbstverständlich die 8Eos-Prädikationl57 beilegen158 konnten. Dies legt die Vermutung 154 Vgl. hierzu insgesamt Price, Rituals and Power, 56; ähnlich auch Friesen, Imperial Cults, 34.36.
155 V gl. hierzu etwa Friesen, Imperial Cults, 35f. Die von Magie, Roman Rule 11, 1343 angeführten Belege zeigen, daß die bestehenden kalendarischen Systeme auch noch nach der Einführung des neuen asianischen Kalenders vielerorts in Geltung geblieben sind. 156 Da die entsprechende Inschrift mit dem Edikt des Paullus Fabius Maximus und dem Beschluß des asianischen Koinon in zahlreichen Städten der Provinz aufgestellt worden ist (vgl. hierzu oben 26), ist die Gesamtheit der Einwohner der Provinz Asia mit diesem neuen kalendarischen System konfrontiert worden. 157 Vgl. hierzu unten 33ff. 158 Die hier in der sog. Kalenderinschrift vorliegende Form der absoluten Verwendung des Begriffs 8E6<;; ohne Beifügung des Namens des entsprechenden Kaisers stellt eine Möglichkeit der Verwendung des 8E6<;;-Begriffs im Kontext des Kaiserkults dar. Daneben konnte die Prädikation mit dem Namen des Kaisers verbunden werden. Vgl. hierzu Price, Gods and Emperors, 8lf. Darüber hinaus verweist Price als eine "stronger variant of the general predication of theos" (85) auf die Praxis der Assimilation der Kaiser mit explizit genannten Gottheiten. "The names of emperor and god are sometimes simply collocated [... ] sometimes they are separated by neos" (85f). Daneben seien die Kaiser oft als Epiphanien traditioneller Gottheiten tituliert worden (vgl. 86). Nach Price wurde der Begriff Emcpav~<;; für Kaiser und Gottheiten in gleicher Weise verwendet. "Theos epiphanes therefore seems to be applied to the emperor and the gods in the same way" (87).
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nahe, daß die Bezeichnung des amtierenden römischen Machthabers als 8EO(; in der griechisch-hellenistischen Welt offensichtlich durchaus üblich und keinesfalls außergewöhnlich gewesen ist. 159
1.3 Ergebnis Hinsichtlich der kultischen Verehrung des Augustus in der römischen Provinz Asia läßt sich Folgendes festhalten: (a) Die Initiative zur Einrichtung des provinzialen Kultes der Dea Roma und des Divi filius Augustus ging vom Provinziallandtag aus. Augustus beschied dessen Anfrage positiv, verringerte aber innerhalb des Kultes das Gewicht und die Bedeutung seiner eigenen Person zugunsten der Dea Roma. (b) Der Grund für die Initiative des Provinziallandtages lag wesentlich in den politischen Leistungen des Kaisers, die für die Provinz und für das Leben ihrer Einwohner als außerordentlich positiv und vorteilhaft empfunden worden sind. (c) Ebenfalls unter dem Eindruck dieser Wohltaten wurde - wiederum letztlich auf Initiative des Koinon - im gesamten Gebiet der Provinz Asia ein neuer Kalender eingeführt, dessen lahreskreis mit dem Geburtstag des Augustus als Neujahrstag und dem ihm zu Ehren so genannten Monat Kai<Jap begann. Die Etablierung dieser neuen Zeitstruktur, die auf den Kaiser als den entscheidenden Wendepunkt und Einschnitt innerhalb der Entwicklung der Zeit ausgerichtet gewesen ist, vermittelte den Einwohnern der Provinz ein neues Verständnis ihrer eigenen Gegenwart als einer von Augustus erst ermöglichten neuen Heilszeit. Insofern wurde in der Kalenderreform die kultischreligiöse Herrscher- bzw. Kaiserverehrung mit den Dimensionen der Zeit und der Geschichte verbunden.
1.4 Grundsätzliches zur kultisch-religiösen Kaiserverehrung
1.4.1 Das ontische Verhältnis des kultisch-religiös verehrten Kaisers zu den traditionellen Boo! Nach S.R.F. Price nahm derlais 8E6(; qualifizierte Herrscher innerhalb des hellenistischen religiösen Systems eine Zwischenstellung zwischen Göttern und Menschen ein. "He [d.h. der Herrscher, hier konkret der römische Kaiser] was located in an ambivalent position, higher than mortals but not fully equal of the gods [... ] He was both in need of divine support and also god-
159 Vgl. hierzu Price, Gods and Emperors, 81: "Despite the standard imperial attitude, the Greek subjects ofthe emperor repeatedly referred to hirn as theos. There are numerous uses in the lifetime of Augustus, and this continues through the first and second centuries AD".
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like".160 Zur Begründung seiner Position führt Price im wesentlichen 161 vier Gründe an. Er verweist darauf, daß (a) innerhalb einer Kultgemeinschaft eines Kaisers mit einer traditionellen Gottesgestalt an einem gemeinsamen Tempel der erste der letzteren itmner untergeordnet werde,162 daß (b) die meisten Opfer innerhalb des Kaiserkults nicht den Kaisern selbst, sondern den traditionellen Gottheiten zugunsten der Kaiser dargebracht würden, 163 daß (c) der im Zusammenhang mit der kultischen Kaiserverehrung verwendete Terminus EU(JE~Ela eine Frömmigkeit beschreibe, die nicht nur auf die Götterverehrung im engeren Sinne beschränkt sei,164 und daß (d) die innerhalb der göttlichen Verehrung der Kaiser gesprochenen Gebete sowohl unmittelbar an den als eE6<;; verehrten Kaiser als aber auch - als Fürbitte für den Kaiser - an die überkommenen Gottheiten gerichtet sein könnten. 165 S. Friesen vertritt demgegenüber die These, daß in vielen epigraphischen Zeugnissen eine vorbehaltlose Angleichung der Kaiser an die traditionellen 160 Price, Gods and Emperors, 94. 161 Darüber hinaus zeigt er auf, daß die dem Kaiser innerhalb des Kultes gewährten Ehren lediglich als ia68EOl TIllat bezeichnet worden sind. Vgl. hierzu Gods and Emperors, 88: "The terms used to describe the cult express more hesitation about the position of the emperor. The cult could be described as isotheoi timai, a phrase which is not easy to translate. ,Timai' (,honours') was used not only in secular contexts, but also of divine cult, for which there was no specific Greek word; ,the timai of the gods' is thus, for what is it worth the nearest Greek equivalent to ,religion'. An isotheos was one ,equal Usos) to the gods' and isotheoi timai can thus be paraphrased as ,Honours equivalent to those paid to the gods'. As has often been observed, the phrase both compares and distinguishes ruler cult from the cult of the gods. Isotheoi timai were modelled on the cult of the traditional gods but were distinguished from them. The emperor could be called theos; his honours were equivalent to those given to the traditional gods, but they were not the same". Diese Argumentation von Price kann allerdings aus zwei Gründen nicht überzeugen: (a) Einerseits lassen sich für die Verwendung des Terminus ia68EOl TIllat im Rahmen der kultischen bzw. religiösen Verehrung von Herrschern und anderen Persönlichkeiten nur wenige inschriftliche Belege anführen. Price nennt lediglich zwei, nämlich ISide 54 und IG V 2, 435; darüber hinaus wäre noch hinzuweisen aufIStr 1055; MAMA IV 151; IG V 2, 432; IG XII 7,506; IOlympia 53, IKnidos 59 und SEG XLI 75. Aber keiner dieser insgesamt neun Belege bietet diesen Terminus im Zusammenhang mit der kultisch-religiösen Verehrung römischer Kaiser, was zumindest darauf schließen läßt, daß die Frage des ontischen Status des römischen princeps im Rahmen der kultisch-religiösen Kaiserverehrung offensichtlich von untergeordnetem Interesse gewesen ist (vgl. hierzu auch die Ausführungen von S. Friesen unten 33ft). (b) Der Verweis auf die parallele Verwendung des Präfixes iao- zur Bezeichnung von "Is-Olympic games [which] were modelled on (isos) the traditional games at Olympia, down to the details of organisation, but they were not held at Olympia" (88, A. 77) belegt geradezu das Gegenteil des von Price Behaupteten, denn diese Bezeichnung wurde verwendet, um die Parallelität und die Gleichwertigkeit der entsprechenden "isolympischen" Spiele zu den ursprünglichen olympischen Spielen, nicht aber deren Differenz zu betonen. Vgl. hierzu LiddelVScott, Lexicon, s.v. iaoAUllmoc,;, 838, die als Bedeutung u.a. angeben: "ranking with the Olympic games". Das entsprechend Adjektiv laoe,; trägt ihnen zufolge die Grundbedeutung "equal" (vgl. Lexicon, s.v.laoc,;, 839). 162 Vgl. Price, Rituals and Power, 232. 163 Vgl. Price, Rituals and Power, 233. 164 Vgl. Price, Rituals and Power, 232. 165 Vgl. Price, Rituals and Power, 232.
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Gottheiten ohne jeglichen ontischen Vorbehalt zu konstatieren sei. Gegen die von Price vorgetragene Argumentation wendet er zunächst ein, daß (a) die durch die jeweilige bauliche Ausgestaltung vermittelte Unterordnung der Kaiser unter die traditionellen Gottheiten innerhalb der Kultgemeinschaft an einem gemeinsamen Tempel nur etwas über ,die symbolische Einordnung des betreffenden einen Herrschers in dem entsprechenden einen Heiligtum aussage. Die bauliche Ausgestaltung von Kaisertempeln im eigentlichen Sinne vermittele hingegen den Eindruck, daß "statues, architecture, and dedications [are] focussed on the emperors with the gods in a sub ordinate position" .166 (b) Im Blick auf das von Price konstatierte Phänomen, daß innerhalb des Kaiserkults die Opfer in der Regel nicht den Kaisern selbst, sondern den traditionellen Gottheiten zugunsten der Herrscher dargebracht würden, verweist Friesen zunächst auf gegenteilige Zeugnisse aus der Provinz Asia: ,,[ ... ] there is quite a bit of evidence from Asia and not cited by Price that equates the gods and the emperors in a sacrificial context. In fact, the vast majority of the evidence does not distinguish gods from emperors" .167 Darüber hinaus ließen die unterschiedlichen Arten der Opfer keinerlei Schluß auf ontische Aussagen über den Status der Kaiser zu. Vielmehr spiegelten diese unterschiedlichen Arten jeweils ein unterschiedliches Beziehungsgefüge innerhalb eines gemeinsamen Systems wider. Würde den Kaisern unmittelbar geopfert, würde damit ihrer Position als 8Eol Rechnung getragen, würde den traditionellen Gottheiten zum W ohle der Kaiser geopfert, würde ihre Abhängigkeit von diesen Gottheiten dokumentiert. "My proposal is that ancient imperial sacrifices should not be understood as a way of indicating who was divine and who was human. Particular kinds of sacrifice were appropriate in the context of particular relationships [... ] Sacrificing to the emperors and sacrificing to the gods on behalf of the emperors were not contradictory actions. They were two complementary aspects of the larger sacrificial system" .168
(c) Die Untersuchung der Bedeutung des EUGEßElu-Begriffs im Zusammenhang kultischer Kaiserverehrung impliziert nach Friesen weder "a blurring of categories nor the creation of an intermediate status" .169 Im Bezug auf geleistete Wohltaten galt die EUGEßE1U in der Regel Gottheiten. Werde EUGEßElU in außergewöhnlichen Umständen Menschen dargebracht, so stehe nicht die Frage der göttlichen Natur der so Geehrten im Vordergrund, sondern deren
Twice Neokoros, 148. Friesen, Twice Neokoros, 149; vgl. über die von Friesen angesprochenen Zeugnisse hinaus etwa eine Inschrift aus der Stadt Kerynia auf der Insel Zypern (vgl. zu dieser Inschrift T. Reinach, Inscriptions, 213) und CIG 3068, col. B. 168 Friesen, Twice Neokoros, 150. 169 Friesen, Twice Neokoros, 150. 166 167
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"godlike authority in the context of a specific hierarchical relationship"170 (d) Auch die innerhalb der Kaiserverehrung mögliche unterschiedliche Ausrichtung der Gebete sowohl unmittelbar an den Kaiser als auch an die Götter zum Wohl des Kaiser ließen sich nicht auf einer ontischen Ebene interpretieren. Vielmehr spiegelt "the twofold prayer accurately [... ] imperial theology: the gods looked after the emperors, who in turn looked aufter the concems of the gods on earth to the benefit of humanity. Imperial authority ordered human society, and divine authority protected the emperors".171 Als Fazit formuliert Friesen: "Questions of ontologic;:al status were not unknown in the Roman world, but they were relatively unimportant in imperial cultic contexts".172 Dabei beobachtet er in vielen epigraphischen Zeugnissen "no hesitation in assimilating the emperors to the gods".173 Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird an verschiedenen Stellen immer wieder deutlich werden, daß die diskutierten archäologischen und epigraphischen Zeugnisse die von S. Friesen vertretene Position bestätigen.
1.4.2 Zu den semantischen Implikationen der Begriffe Divus und 8EOC; Nach S.R.F. Price sind der lateinische Divus- und der griechisch-hellenistische 8Eoc;-Begriff hinsichtlich ihrer strukturalen und ihrer semantischen Implikationen grundsätzlich voneinander zu unterscheiden. Der DivuS l74 bezeichne einen römischen Herrscher oder ein Mitglied seiner Familie, der bzw. das nach seinem Tod und der von Zeugen bestätigten Himmelfahrt seiner Seele auf Beschluß des Senats konsekriert, d.h. als Divus in die Reihe der Staats götter aufgenommen worden ist. Der Terminus Divus sei insoweit inhaltlich normiert, als bestimmte, klar definierte Voraussetzungen erfüllt werden müßten, um zu den Divi gezählt zu werden. Insoweit sei er ein kategorialer Begriff, als er eine von der Kategorie des Menschseins zu unterscheidende ontische Kategorie repräsentiere, der die römischen Kaiser und ihre Familienangehörigen, wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt seien, nach ihrem Tod als zugehörig erklärt worden seien. Demgegenüber ließe die Verwendung des 8Eoc;-Begriffs keinerlei der inhaltlichen Normierung des Divus-Begriffs entsprechende definitorische Begrenzung erkennen,175 was sich in einer mehr oder weniger willkürlichen Verwendung 170 Friesen, Twice Neokoros, 150. 171 Friesen, Twice Neokoros, 152. 172 Friesen, Twice Neokoros, 152. 173 Friesen, Twice Neokoros, 149. 174 Zur Unterscheidung zwischen Divus und Deus
vgl. Price, Gods and Emperors, 83: "From the cult ofthe deceased Julius Caesar onwards divus referred exclusively in official terminology to former emperors and members of their family. They were thus distinguished from the traditional dei". 175 Vgl. hierzu Price, Gods and Emperors, 83, der innerhalb eines Vergleichs der in der griechischen Stadt Akraiphia vorgenommenen Identifikation des Kaisers Nero mit der Gottheit ZEll<;;
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dieses Terminus äußere: "There was a considerable fluidity in the uses of theos".176 Darüber hinaus sei der Begriff 8E6<;; im Unterschied zum Terminus Divus weniger ein kategorialer als vielmehr ein relationaler Begriff, insoweit er innerhalb der Relation von Knechtschaft zu Herrschaft und von Abhängigkeit zu Freiheit den Pol der Herrschaft und der F.reiheit repräsentiere. 177 Die Untertanen verehrten den über sie Herrschenden, die Abhängigen denjenigen, von dem sie sich abhängig wähnten, als 8E6<;;.178 Diese jeweils unterschiedlichen Implikationen der Termini Divus und 8E6<;;179 verböten ihre einfache Identifikation und forderten ihre Interpretation im Kontext ihres jeweiligen religiösen Systems. "Their meaning cannot be the same since they form part of a different conceptual system". 180 Die Vergegenwärtigung der strukturalen und semantischen Implikationen des griechisch-hellenistischen 8E6<;;-Begriffs zeige, daß dessen Anwendung auf den amtierenden Herrscher ihm geradezu inhärent sei.
'EAEuetplO~ Ähnlichkeiten mit dem Procedere der von der römisch-katholischen Kirche durchgeführten Selig- und Heiligsprechungen feststellt. 176 Price, Gods and Emperors, 82. Price führt weiter aus: "First, it [d.h. der eE6~-Begrift1 was employed in both religious and non-religious situations [... ] Secondly, within religious contexts the emperor was called theos in what seems a haphazard fashion" (82). Price erklärt diesen Sachverhalt damit, daß "there were no institutional procedures nor established criteria controlling the predication oftheos ofthe emperor" (82). 177 Vgl. hierzu Price, Gods and Emperors, 94. Ähnlich hier bereits Prigent, Temps II, 215, dem zufolge die kultisch-religiöse Kaiserverehrung "s'apparente plutöt a l'expression., dans le language du temps, d'un totalloyalisme envers un pouvoir absolu". 178 Vgl. hierzu etwa den Papyrus der Heidelberger Papyrus sammlung Inv. 1716 verso: Ti eE6~; Ta KpaToUv. Ti ßa01AEU~; ia6eco~ (Text nach Bilabel, Fragmente, 339) und Artemidoros, 'OVE1POKPlTIK
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2. Die Nachfahren des Augustus 2.1 Tiberius Recht ausführliche und genaue Informationen über das der Einführung eines zweiten provinzialen Kaiserkults in der Provinz Asia in der Regierungszeit des Tiberius vorausgehende Procedere bietet Tacitus l81 in zwei Passagen der von ihm verfaßten annales. Die Ausführungen in anno IV 15 belegen, daß die Einrichtung des zweiten provinzialen Kaiserkults in der Provinz Asia auf die Initiative der urbes Asiae, d.h. des Provinziallandtages zurückging. 182 Offensichtlich aus Dankbarkeit für die Bestrafung und die Verurteilung des procurator L. Capito l83 und des proconsul C. Silanus,184 die vom Koinon der Provinz vor dem Senat der unrechtmäßigen Amtsführung angeklagt worden waren,185 beschloß das Koinon, einen zweiten provinzialen Kaisertempel zu errichten, in welchem Tiberius, 186 dessen Mutter Livia l87 und der Senat verehrt werden sollten. 188 Der entsprechende Antrag l89 181 Zu Tacitus vgl. oben 10, A. 10. 182 Vgl. hierzu auch Friesen, Imperial
Cults, 36, der auf das Besondere dieser Tatsache aufmerksam macht: "In the middle ofthe reign ofTiberius [ ... ] Asians requested permission to build a second provincial imperial temple, even though no province had more than one such temple at the time and several appear to have had none". 183 L. Capito übte sein Amt als procurator Asiae unter Tiberius aus; vgl. hierzu Eck, Art. Lucillianus II 3, in: DNP 7, 465. 184 Zum Prozeß gegen C. Silanus vgl. auch Tacitus, ann III, 66-69. Silanus war 20/21 n.Chr. proconsul der Provinz Asia; vgl. hierzu Eck, Art. Iunius II 32, in: DNP 6, 68. 185 Zu der Möglichkeit des Koinon, vor dem Senat als Interessenvertretung und Repräsentant der Provinz aufzutreten vgl. oben 19. 186 Zur Rolle des Tiberius im Prozeß gegen Silanus vgl. Friesen, Imperial Cults, 36: "Tiberius took an active role in hearing the case and made it dear that he was seeking a guilty verdict". Im Prozeß gegen Capito trat der Kaiser in ähnlicher Weise auf. 187 Die Frage, aus welchem Grund Livia in diesen Kult mit einbezogen worden ist, läßt sich wohl nur mit dem Hinweis auf ihre Stellung als Frau des Augustus und Mutter des Tiberius beantworten; vgl. auch Friesen, Imperial Cults, 37, A. 56. 188 Die zugrundeliegenden Quellen belegen explizit, daß im vorliegenden Fall die im neu zu errichtenden Tempel des provinzialen Kaiserkults göttlich zu verehrenden Personen und Institutionen im Beschluß bzw. im Antrag des K01VOV zumindest im Sinne eines Vorschlags bereits fixiert worden sind. Diese für eine Analyse der weiteren Entwicklung der provinzialen Kaiserverehrung in der Asia wichtige Beobachtung wird weder von Dräger, Städte, 123, A. 3 noch von Friesen, Twice Neokoros, 15-21 berücksichtigt. 189 Zu den politischen Implikationen dieses Antrags insbesondere im Blick auf die römischen Amtsträger in der Provinz Asia vgl. Friesen, Imperial Cults, 37: "By decreeing atempie for their distant Roman allies, the Asians were simultaneously creating leverage against the lower-ranking Roman authorities who were doser at hand. This provincial temple was intended in part to build a direct connection to the central imperial authorities that bypassed appointees such as the proconsul and the procurator".
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wurde 23 n.Chr. 190 Kaiser und Senat als den zuständigen Institutionen191 mit der Bitte um ihre Zustimmung vorgelegt. Nach Tacitus wurde dem Antrag des Provinziallandtages anscheinend ohne zusätzliche Modifikationen entsprochen; für ihre Zustimmung dankte Nero den Senatoren und seinem Großvater Tiberius l92 • Erst drei Jahre später, 26 n.Chr., kam es im Senat zu einer Entscheidung darüber, in welcher Stadt der Provinz Asia der Tiberius, Livia und dem Senat zu weihende Tempel errichtet werden sollte. 193 Gesandtschaften von insgesamt elf Städten nahmen an den mehrere Tage dauernden Verhandlungen teil. Alle verwiesen dabei auf ihre weit in die Vergangenheit zurückreichenden historischen Wurzeln und auf ihre Treue gegenüer dem römischen Volk. 194 Nach dem Ausscheiden von Pergamon, Ephesus und Milet 195 liefen die Konsultationen auf eine Entscheidung zwischen Sardeis und Smyrna hinaus. Letztlich erhielt Smyrna den Zuschlag, wohl deshalb, weil dessen Delegierte im Unterschied zu Sardeis zahlreiche dem römischen Volk in dessen Vergangenheit erwiesene Dienstleistungen und Zeugnisse unverbrüchlicher Treue l96 in Anschlag bringen konnten. 197 Numismatische Evidenzien bestätigen, daß in diesem zweiten Provinzialkult über Tiberius, Livia und den Senat hinaus niemand anderes verehrt worden ist. Eine Bronzemünze aus der Zeit des Prokonsulats des Petronius, etwa zwischen 29 und 35 190 Diese Datierung ergibt sich einerseits aus den Angaben des Tacitus. Diesen zufolge sind der Antrag des Provinziallandtages und dessen zustimmende Beantwortung durch Kaiser und Senat in das Konsulat des C. Asinius und des C. Antistius und zugleich das neunte Regierungsjahr des Tiberius zu datieren (vgl. anno IV 1). Andererseits legen die Datierungen des Prokurats des L. Capito und des Prokonsulats des C. Silanus die hier vorgeschlagene zeitliche Ansetzung der Einrichtung des hier diskutierten provinzialen Kaiserkults nahe. 191 Vgl. hierzu oben 24f. 192 Mit seiner Rede dankte Nero nicht etwa den Gesandten der Provinz Asia für ihre Bitte, dem Kaiser, dessen Mutter und dem Senat einen Tempel errichten zu wollen, sondern seinem Großvater und den Senatoren, weil sie diesem Antrag zustimmten. Die die Dankesrede begründende Apposition ea causa bezieht sich auf das unmittelbar vorangehende et permissum statuere. Vgl. hierzu auch die Übersetzung der entsprechenden Passage aus anno IV 15 bei Heller, Annalen, 307: "Sein Bau [d.h. der angefragte Tempelbau] wurde genehmigt. Dafür stattete Nero den Senatoren und seinem Großvater den Dank ab". 193 Vgl. Tacitus, anno IV 55f. 194 Vgl. anno IV 55. Zur Glaubwürdigkeit des Tacitus führt S. Friesen aus: "Tacitus's account of these discussions is based on historical sources and is not his own creation. The conditions which are described in the arguments [00'] are those ofthe fIrst half ofthe fIrst century CE and not ofTacitus's own time" (Twice Neokoros, 17, A. 47). 195 Vgl. anno IV 55. Die Senatoren erteilten diesen drei Städten eine Absage, weil diese mit den in ihnen bereits bestehenden Kulten - dem Kult der Roma und des Augustus in Pergamon, dem Kult der Artemis in Ephesus und dem Kult des Apollon in Milet - doch bereits genügend erreicht hätten. 196 So Tacitus, anno IV 56 über das die Verhandlungs führung der smyrnäischen Gesandten. 197Ita rogati sententiam patres Zmymaeos praetulere (vgl. anno IV 56; "So gaben die Senatoren, zur Abstimmung aufgefordert, den Smyrnäern den Vorzug"; Text und Übersetzung nach Heller, Tacitus, Annalen, 356f).
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n.Ohr., zeigt auf der Vorderseite Livia und und den personifizierten Senat, umschrieben mit der Legende LEßO<Jnl LUVKATJTOC ZJ..1Upvolwv 'IEPWVVJ..lOC, auf der Rückseite den im Tempel opfernden Tiberius in der Robe eines Priesters,198 umschrieben mit der Legende LEßO<JT(JC T1ßtplOC, EID IlETpWV10U. 199 Wären noch eine weitere Gottheit oder ein weiteres Mitglied der Herrscherfamilie innerhalb dieses Kultes verehrt worden,20o hätte dies auf der Münze Spuren201 hinterlassen müssen. 202 Die Tatsache, daß allein Tiberius als im Tempel opfernd abgebildet ist, belegt, "that he was the most important member"203 der in diesem Provinzialtempel göttlich Verehrten. Dies ist zugleich auch ein Indiz dafür, daß die asianische kultische Kaiserverehrung auf provinzialer Ebene unabhängig von der kultischen Verehrung traditioneller Gottheiten und außerhalb von Kultgemeinschaften mit diesen durchgeführt werden konnte und auch durchgeführt worden ist. 204 Im Zusammenhang mit dem von Tacitus geschilderten Prozeß zur Errichtung eines zweiten provinzialen Kaiserkultes in der Provinz Asia fällt zweierlei auf. Zunächst ist bemerkenswert, daß zwischen der von Senat und Kaiser erteilten Genehmigung zur Einrichtung eines zweiten provinzialen Kults und der Entscheidung, in welcher Stadt der entsprechende Tempel gebaut wird, ein Zeitraum von drei Jahren liegt. Die Genehmigung wurde bereits 23 n.Chr. erteilt, die Entscheidung über den Ort fiel erst 26 n.Chr. Darüber hinaus muß verwundern, daß die Entscheidung über den Ort der Errichtung eines zweiten provinzialen Kaisertempels nicht vom Koinon der Provinz, sondern vom Senat getroffen wird. Die große Zahl der vor dem Senat um die Erlaubnis zum Bau des Heiligtums ringenden Städte läßt es denkbar erscheinen, daß innerhalb des Landtages der Provinz Asia trotz langwieriger Verhandlungen keinerlei 198 Vgl. zu diesem Sachverhalt Price, Rituals and Power, 185: "But the gods often held their own eponymous priesthoods and are often shown making sacrificial offerings of this kind". S. Friesen bemerkt zu den unterschiedlichen Darstellungen des Augustus und des Tiberius auf den entsprechenden Münzen: "In the context ofimperial cult in Asia [... ] it places Tiberius in a different role than that of the well-known image of the cuirassed Augustus. Whereas Augustus was the military conqueror who brought security to Asia and to the empire, Tiberius was portrayed as one who venerates, one who carries on a sacred tradition" (Twice Neokoros, 20). 199 Vgl. hierzu BMC Ionia 267.268 und Friesen, Twice Neokoros, 19f(Abb. 20). 200 Im Antrag des asianischen Koinon wird keinerlei innerhalb des Kultes zu verehrende (traditionelle) Gottheit benannt. Dies belegt im Nachhinein noch einmal, daß die Integration der Dea Roma in den ersten asianischen Provinzialkult auf das Betreiben des Augustus zurückzuführen ist. Vgl. oben 15f. 201 Vgl. im Blick auf die numismatischen Zeugnisse zum ersten provinzialen Kaiserkultes der Provinz Asia oben 11, A. 22. 202 So auch Friesen, Twice Neokoros, 20. 203 Friesen, Twice Neokoros, 20. 204 Vgl. hierzu die oben dargestellte Diskussion zwischen S.R.F. Price und S. Friesen 32ff. Der hier dargestellte Sachverhalt widerspricht auf der einen Seite der von S.R.F. Price formulierten These, daß als 8EOC;; qualifizierte Herrscher innerhalb des hellenistischen religiösen Systems eine Zwischenstellung zwischen Göttern und Menschen einnähmen. Auf der anderen Seite korrespondiert er zugleich aber der von S. Friesen vertretenen Einschätzung einer zumindest in der griechisch-hellenistischen Welt durchgeführten vorbehaltlosen Ang1eichung der Kaiser an die traditionellen Gottheiten ohne jeglichen ontischen Vorbehalt (vgl. hierzu die von Friesen, Twice Neokoros, 149 formulierte summarische Feststellung: "In fact, the vast majority ofthe evidence does not distinguish [I] gods from emperors").
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Einigung erzielt werden konnte, so daß letztendlich der Senat als letzte Instanz eine Entscheidung herbeiführen mußte. Zugleich belegt dieser langwierige Entscheidungsprozeß aber auch, daß das Recht zur Errichtung eines provinzialen Heiligtums ein begehrtes Gut gewesen sein muß, das für die Stadt, die den Zuschlag bekam, offensichtlich viele Vorteile nach sich zog.
In einem Vergleich dieses zweiten Kultes mit dem ersten, der Dea Roma und dem Divi filius Augustus gewidmeten Provinzialkult lassen sich zunächst folgende Gemeinsamkeiten konstatieren: (a) Die Eimichtung beider Kulte entspringt einer Initiative aus der Provinz Asia, konkret der Delegierten ihres Provinziallandtags. 205 (b) Ihre Eimichtung ist motiviert aus der Dankbarkeit für als positiv und vorteilhaft für die Provinz empfundene Vorleistungen, die die im Kult verehrten Personen und Institutionen erbracht haben. 206 (c) In beiden provinzialen Kulten steht jeweils der amtierende Kaiser im Zentrum der kultischen Verehrung. Allerdings bleibt diese, ebenfalls in beiden Kulten, nicht auf den Herrscher beschränkt, sondern wird über dessen Person hinaus auf weitere Honoranden aus gedehnt. 207 Diesen Gemeinsamkeiten stehen folgende Unterschiede gegenüber: (a) Während der Wunsch der Eimichtung eines provinzialen Kultes Augustus 205 Der Prozeß, der der Einrichtung des asianischen Provinzialkultes für Tiberius, Livia und den Senat vorausging, spiegelt nach S. Friesen das Standardverfahren der Inauguration provinzialer Kulte rur amtierende Kaiser (und traditionell verehrte Gottheiten, Angehörige des Kaiserhauses oder Korporationen) wider; vgl. hierzu Imperial Cults, 38. 206 Die Vorleistungen selbst sind allerdings durchaus unterschiedlich. Dem .<JWnlP Augustus, als apXtl T
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unmittelbar nach dessen Machtübernahme angetragen worden ist, regierte Tiberius bis zu dem entsprechenden Antrag des Koinon der Provinz Asia schon neun Jahre. 20S (b) Der 23 n.Chr. gestellte Antrag des Provinziallandtages zur Einrichtung eines zweiten provinzialen Kaiserkults in der Provinz Asia implizierte von Anfang an die kultische Verehrung einer Trias, nämlich des Tiberius, der Livia und des Senats. 209 Demgegenüber ist 29 v.Chr. von Seiten des asianischen Koinon ausschließlich die kultische Verehrung des Augustus beabsichtigt gewesen. 210 Bemerkenswert ist, daß im Rahmen der Genehmigung des zweiten. asianischen Provinzialkultes offensichtlich weder Tiberius noch der römische Senat die Notwendigkeit sahen, dem Vorbild des ersten princeps entsprechend den Antrag des asianischen Provinziallandtages zu modifizieren und die Riege der innerhalb dessen zu Verehrenden um die Dea Roma oder eine andere Gottheit zu ergänzen. 211 Da weder Kaiser noch Senat in diesem Sinne initiativ geworden sind, ist einerseits anzunehmen, daß die von Augustus seinerzeit mit der Propagierung des Kultes der Dea Roma verbundene Idee 212 in tiberianischer Zeit ihre Attraktivität verloren hat. 2l3 Andererseits wird dadurch die Annahme wahrscheinlich, daß die Verbindung der kultischen Verehrung amtierender Kaiser oder Angehöriger des Herrscherhauses mit der gleichzeitigen bzw. gemeinsamen Verehrung eines 8EO<; mJvvao<; oder einer 8Ea mJvvao<; weder in der Provinz Asia noch offensichtlich in Rom für notwendig erachtet worden ist. (c) Ähnlich weitreichende, die Person des gegenwärtigen Regenten in den Blick nehmende und über den Kultus im engeren Sinne hinausruhrende Ehrungen, wie sie in der sog. Kalenderinschrift rur Augustus
20S Dies muß dazu fuhren, die von S.R.F. Price vertretene These, nach der die Institutionalisierung der kultischen Kaiserverehrung als ritualisierter Reflex der entsprechenden politischen Machtverhältnisse zu verstehen sei (vgl. oben 14), zu relativieren bzw. zu modifizieren (vgl. bereits oben zur Kritik dieser These 15). Sie vermag gerade nicht zu erklären, warum der Landtag der Provinz Asia erst neun Jahre nach der Machtübernahme des Tiberius die Einrichtung eines provinzialen Kultes für ihn beantragt hat. 209 Vgl. hierzu oben 37f. Diesem Sachverhalt trägt die von S. Friesen konstatierte "necessity of including figures other than the emperor in the cult" (vgl. oben 40, A. 207 und Twice Neokoros, 21) nicht ausreichend Rechnung. Es macht einen erheblichen Unterschied, ob die Integration mehrerer Honoranden in einen Kult von vornherein intendiert worden ist oder auf die Initiative dessen zurückgeht, der nach ursprünglicher Absicht der alleinige Adressat der kultischen Verehrung gewesen ist. 210 Diese Absicht wurde durch die Integration der Dea Roma im Grunde nicht konterkariert. Vgl. hierzu oben 32. 211 Seinerzeit ist die Dea Roma erst auf Initiative des Augustus hin in den provinzialen Kult integriert worden (vgl. hierzu oben 15f). Zur Bedeutung dieser Integration vgl. oben 17. 212 Vgl. hierzu oben 17. 213 Vgl. hierzu Knoche, Dea Roma, 336: ,,[ ... ] daß bereits Tiberius die Verbindung, mindestens die namentliche Verbindung des Kaiserkultes mit dem der ROMA auflöste; statt dessen versuchte er den Kaiserkult mit dem des Senats zu verbinden, zu dem dann noch der Kult der Livia treten konnte".
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dokumentiert werden, sind fiir Tiberius nicht belegU14 Die Regentschaft des Tiberius wurde in der römischen Provinz Asia offensichtlich nicht im gleichen Sinne als Beginn einer neuen Heilsepoche verstanden. Aus diesem Vergleich ergibt sich folgendes Gesamtbild: Im Blick auf das Verfahren und die Motive seiner Einfiihrung entspriclft der zweite in der Provinz Asia eingerichtete provinziale Kaiserkult im wesentlichen dem ersten. Die von vornherein beabsichtigte Ausrichtung des zweiten asianischen Provinzialkultes auf mehrere Honoranden sowie insbesondere auch das Fehlen von über den Kult im engeren Sinne hinausreichenden Ehrungen machen aber deutlich: Die kultisch-religiöse Verehrung des Tiberius ging auf provinzialer Ebene nicht über die des Augustus hinaus. Vielmehr blieb sie deutlich hinter dieser zurück. 215
2.2 Gaius (Caligula) Die Einrichtung eines dritten provinzialen Kaiserkults in der Provinz Asia ist fiir die Regierungszeit des Gaius durch Cassius Dio bezeugt. 216 Das von Dio in seinen Ausfiihrungen zur Beschreibung der Maßnahme des Gaius gewählte Verbum KEAEllElV legt die Annahme nahe, daß die Einrichtung dieses dritten provinzialen Kaiserkults der Provinz Asia in Milet217 auf eine 214 Vgl. hierzu aber Merkelbach, Ephesische Monate, 158. Merkelbach stellt dar, daß mit dem Regierungsantritt des Tiberius in Ephesus und Smyrna der auf den ersten Monat Kataap folgende zweite Monat )A1fEAAaio~ (I Priene, Z. 68) in Neokaisareön (in Ephesus) bzw. Tiberiön (in Smyrna) umbenannt worden ist, offensichtlich deswegen, weil der Geburtstag des Tiberius (16. November) in diesen Monat fiel. Dies legt die Annahme nahe, daß es in einzelnen Städten oder Gebietskörperschaften der Provinz Asia (vgl. hierzu Habicht, New Evidence, 66f) durchaus üblich gewesen ist, nach der Inthronisation eines neuen Kaisers ihm zu Ehren einen der Monate des Kalenders nach ihm zu benennen. Solche Ehrungen sind in ihrer Qualität aber zu unterscheiden von der mit der Kalenderreform eingeführten, die gesamte Provinz betreffenden Ausrichtung des Jahreskreises und der Zeitrechnung auf die Person des Augustus. 215 Dies mag mit daran liegen, daß die der provinzialen kultischen Verehrung vorausgehenden Vorleistungen des Augustus in den Augen der Delegierten des Provinziallandtages weitaus bedeutsamer gewesen sind als die des Tiberius (vgl. oben 37). Vgl. auch die Einschätzung der Delegierten des Landtags der Provinz Asia, die im ersten Beschluß zur Einführung des neuen Kalenders diese exponierte Position des Augustus im Vergleich zu seinen Vorgängern, aber auch zu sämtlichen möglichen Nachfolgern herausstellen: Emcpavd~ BE] I 0 Kaiaap T(X~ EAmoa~ TWV 1fpOAa-ßovTwV [EuaVYEAla 1f
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Initiative des Kaisers selbst zurückging. 218 Offensichtlich ordnete Gaius, im Unterschied zu seinen Vorgängern Augustus und Tiberius,219 seine von der Provinz Asia ihm zu entrichtende kultische Verehrung selbst an,220 ohne etwa den römischen Senat oder den Landtag der Provinz Asia mit in den Entscheidungsprozeß einzubeziehen. Dieser von Cassius Dio gebotenen Information korrespondiert die innerhalb der provinzialen Kaiserverehrung verwendete offizielle Titulatur des Kaisers. Diese ist in einer den provinzialen Kult des Gaius betreffenden, im 'ArroAAwv-Heiligtum von Didyma gefundenen221 Inschrift belegt. L. Robert gibt diese auf der Basis einer von den ersten vEorrOlol222 des milesischen Gaius-Heiligtums errichteten Statue des Kaisers angebrachte Inschrift wie folgt wieder: 223
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probably has connected, or even confused [... ] two separate projects related to Miletus: a provincial cult for Gaius; and, Gaius's support for the continuing construction of the Apollo sanctuary" (Twice Neokoros, 25). 218 Trotz der gegenüber Äußerungen des Cassius Dio über Gaius grundsätzlich gebotenen Skepsis stellt auch S. Friesen fest: "lt would appear from this passage, however, that the initiative for establishing this cult did not come from Asia [... ] but rather from the emperor. This was not an improbable scenario, and it does accord with what is known ab out Gaius's other actions in connection with religious institutions" (Twice Neokoros, 24). Vgl. hierzu auch Habicht, Augusteische Zeit,56. 219 Vgl. hierzu oben 12ff.37f. 220 Zur im Sinne von "order, command" eindeutigen Bedeutung von KEAEUW vgl. LiddelVScott, Lexicon, s.v. KEAEUW, 936f. 221 Vgl. Friesen, Twice Neokoros, 21. 222 Zu den VE01ro101 vgl. Bellen, Art. Neopoioi, in: KP 4, 56fund Robert, Le Culte de Caligula, 212. 223 V gl. Robert, Le Culte de Caligula, 206f.
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Zunächst fällt auf, daß Gaius innerhalb des ihm gewidmeten provinzialen Kults im Unterschied zu Augustus, der in der Zeit vor seiner consecratio offiziell als ulo~ 8 EofJ/Divi filius tituliert worden ist,226 bereits als lebender und amtierender Kaiser in seiner offiziellen Titulatur227 den Titel 8E6~/Di VUS 228 trägt. Mit diesem Titel dokumentierte er den Anspruch, bereits vor seinem Tode und dem erforderlichen Senatsbeschluß zu den 8Eo1lDivi zu gehören. Damit ging Gaius über die in dem Titel ul0~ 8EOfJ/Divi filius repräsentierte römische Tradition, die mit dem Beispiel des Augustus auch für die provinziale Kaiserverehrung der Provinz Asia prägend und verbindlich wurde,229 weit hinaus. 23o Diesem Anspruch eigener Göttlichkeit bereits zu Lebzeiten entspricht es, daß Gaius, anders als seine Amtsvorgänger, gegen224 L. Robert lehnt die Ansicht, eine Vereinigung der (jHAoat[3aaTol wäre innerhalb der Provinz Asia für die Durchführung des Kultes des Gaius und auchfür den Bau des ihm geweihten Tempels verantwortlich gewesen, mit folgendem Hinweis ab: "Les neopes de l'inscription sont les delegues de la province d' Asie, et c' est elle qui construit le temple, organise le culte, en determine la hierarchie et en nomme les dignitaires" (Le Culte de Caligula, 212). Damit bestätigt er die oben (vgl. oben 18t) aufgewiesene, von Augustus begründete Verantwortlichkeit und Zuständigkeit des Koinon der Provinz Asia für die Durchführung der provinzialen Kaiserverehrung. 225 "Die VE07fOlOl, die ersten, die ihm in diesem Amt dienten, weihten [diese Statue des] Kaisers Gaius Caesar Germanicus, Sohn des Gemanicus, Gott Augustus aus ihren eigenen Mitteln, als Gaius Vergilius Capito zum ersten Mal apXlf.pf.UC;; des Tempels des Gaius Caesar in Milet gewesen ist, apXlf.pf.UC;; der Provinz Asia aber zum dritten Mal; und als Tiberius Julius Menogenes, Sohn des Demetrios, des VOIl08tTTJC;;, zum zweiten Mal apXlf.pf.UC;; gewesen ist und Vf.WKOp0C;; des Tempels in Milet; und als Protomachos Julieus, Sohn des Glykon, Vorsteher der Vf.07f0101 gewesen ist und af.[3aaTovtwc;; und af.[3aaToMyoc;; [ ... ] [darauf folgen dreizehn Namen] [... ] diese gewidmet dem Augustus, die Namen aufgeschrieben [in Reihenfolge] durch das Los" (Übersetzung nach Friesen, Twice Neokoros, 22). 226 Vgl. hierzu oben 16, A. 46. 227 Zur Unterscheidung der Verwendung des 8f.oc;;-Titels innerhalb und außerhalb der offiziellen Kaisertitulatur vgl. oben 16f.31 f. 228 Angesichts der Tatsache, daß der Begriff Of.OC;; in der offiziellen Kaisertitulatur begegnet, muß er hier als Entsprechung zum lateinischen Divus aufgefaßt werden (zu den grundsätzlichen strukturalen und semantischen Unterschieden beider Begriffe vgl. oben 3St). 229 V gl. hierzu oben ISf. 230 Vgl. auch S. Friesen, der als einen Unterschied zwischen provinzialen und munizipalen Kaiserkulten konstatiert: ,,[ ... ] provincial cults tended to be more conservative than were the municipal or private imperial cults. This was due to the eloser contact of provincial cults with Rome and its traditions. Local imperial cults were subject to local custom; provincial cults, on the other hand, needed to be cognizant of the traditions in Rome in order to seeure the approval of the Senate and emperor. For these reasons, provincial cults in Asia usually reserved the designation of 8f.oC;; for an officially divinized emperor, while local cults were less restrictive in their use of the label". (Twice Neokoros, 22t).
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über dem Koinon der Provinz Asia die provinziale kultische Verehrung seiner eigenen Person anordnete. 231 Darüber hinaus läßt die Inschrift den Schluß zu, daß im Rahmen des an dem ihm geweihten Tempel praktizierten provinzialen Kults niemand anderer außer Gaius göttlich verehrt worden ist. In dieser kultischen Konzentration auf die Person des Gaius unterscheidet sich dessen provinzialer Kult von den zuvor eingerichteten Provinzialkulten,232 in denen die kultische Verehrung immer auf mehrere Gottheiten, Personen oder Institutionen ausgerichtet gewesen ist. 233 Auch diese kultische Konzentration auf die eigene Person paßt zu der Information des Cassius Dio, der zufolge der provinziale Kult nicht auf eine Initiative des Provinziallandtages, sondern des Kaisers selbst zurückging. 234 Fazit: Sowohl im Blick auf das Procedere seiner Einfiihrung als auch hinsichtlich des Modus seiner Durchfiihrung steht der asianische Provinzialkult des Gaius in diametralem Gegensatz zu den Kulten der Dea Roma und des Divi filius Augustus bzw. des Tiberius, der Livia und des Senats. Hierin spiegelt sich der Anspruch des Gaius auf seine eigene Divinität bereits zu Lebzeiten. Mit diesem Anspruch unterscheidet er sich grundsätzlich von seinen Vorgängern Augustus und Tiberius, die sich bis zu ihrem Tod und ihrer consecratio als V10! 8 Eou/Divi filii der menschlichen Sphäre zuordneten. Nach dem Tod des Gaius scheint der ihm in der Provinz Asia eingerichtete provinziale Kaiserkult nicht weiter fortgeführt worden zu sein. Weder archäologische noch epigraphische Spuren weisen auf dessen Fortsetzung nach 41 n.Chr. hin. 235 Die vom Senat im Blick auf Gaius beschlossene damnatia memariae schloß die Weiterführung seines Kults in der Provinz Asia de facta aus, selbst dann, wenn die Delegierten des Provinziallandtages in diesem Sinne initiativ geworden wären. 236
231 Vgl. hierzu auch Friesen, Imperial Cults, 40: "The [d.h. die oben wiedergegebene] inscription confirms the excessive character ofthis cult by using 8c6~ to refer to Gaius". 232 Vgl. hierzu oben 15f.37f. 233 Vgl. Friesen, Twice Neokoros, 22: "From the way in which the temple is mentioned, it is c1ear that this cult differed from the previous provincial cults in Asia in its glorification of the living emperor, for the temple was dedicated to a single emperor without inc1uding any other individual or collective". 234 Die Frage, ob es sich bei dem in der oben wiedergegebenen Inschrift genannten EV MClAtlT(~ vao~ raiou Kai(Japo~ um den in Didyma gelegenen Tempel des Apollon, der dem Kaiser umgewidmet oder dem der Kaiser als 8co~ oUvvao~ zugeordnet werden sollte, oder um ein für Gaius neu zu errichtendes, ausschließlich ihm geweihtes Heiligtum handelte, kann für den Zusammenhang der vorliegenden Arbeit unberücksichtigt bleiben. Zur neuesten Diskussion vgl. Herrmann, Cult für Caligula, 191-196 und Friesen, Imperial Cults, 40f. 235 Vgl. hierzu Friesen, Twice Neokoros, 25f; ähnlich auch Imperial Cults, 41. 236 Vgl. hierzu Friesen, Twice Neokoros, 26. Da aber die Einführung des Kultes des Gaius nicht auf eine koinonale, sondern auf dessen kaiserliche Initiative zurückgegangen war, wird das
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2.3 Claudius Im Rahmen der Analyse der Praxis der kultisch-religiösen Verehrung des Claudius in der Provinz Asia ist zunächst zu betonen, daß kein Beleg dafür vorliegt, daß diesem Kaiser innerhalb der dreizehn237 Jahr~ seiner Regentschaft ein ihm gewidmeter provinzialer Kult eingerichtet worden ist. 238 Im Rahmen ihrer archäologischen Erforschung der Stadt Sardeis und ihrer Umgebung versuchen C. Ratte, T.N. Howe und C. Foss, die Ausgrabung eines Tempels, an dem die kultische Verehrung römischer Kaiser auf provinzialer Ebene praktiziert worden ist, wahrscheinlich zu machen. Als Beleg rur den Bezug dieses Heiligtums auf die gesamte Provinz Asia dient C. Foss239 die Ausgrabung eines in den Giebel des Tempels eingearbeiteten Steinblocks, der die Aufschrift MPAMYlTHON trägt. 24o Aufgrund numismatischer Evidenzien identifiziert Foss den an diesem Tempel verehrten Kaiser mit Vespasian,241 wobei allerdings auch Claudius oder Nero als Dedikanden dieses Heiligtums in Frage kämen. 242 Insgesamt sind aber weder die Charakterisierung des sardischen Heiligtums als provinzialer asianischer Kaisertempel noch dessen Dedikation so weit erforscht und so ausreichend belegt, daß damit die Existenz eines Claudius, Nero oder Vespasian geweihten provinzialen Kaisertempels bewiesen oder daraus Folgerungen rur die Frage nach der Entwicklung der auf provinzialer Ebene praktizierten kultisch-religiösen Kaiserverehrung in der Provinz Asia gezogen werden könnten. 243 Ein m.E. entscheidendes Indiz gegen die Annahme, daß es sich bei dem hier diskutierten sardischen Heiligtum um einen provinzialen Kaisertempel des ersten nachchristlichen Jahrhunderts handelt, bietet die in das Jahr 139 n.Chr. zu datierende 244 Inschrift IGR IV 1506, eine auf einer Statue des Antoninus Pius eingemeißelte, von der ßOUA~ und vom 5fll.lO<;; der Stadt Sardeis zu verantwortende Ehfeninschrift rur Koinon die aus der damnatio memoriae folgende Konsequenz der Beendigung der kultischen Verehrung des Gaius sicherlich nur allzu gern gezogen haben. 231 Claudius regierte im Anschluß an Gaius von 41 bis 54 n.Chr. Vgl. zu Claudius Hanslik, Art. Claudius.39, in: KP 1, 1215-1218. 238 Vgl. hierzu auch Friesen, Twice Neokoros, 27: ,,[ ... ] neither he nor Nero received provincial worship in Asia. In fact, after Gaius there was no other provincial imperial cult established in Asia for over 40 years". Vgl. mit Blick auf die in der Forschung lange Zeit vertretene These eines Provinzialkultes des Claudius in Ephesus Keil, Kaiserneokorie, 115ff. 239 Zur Aufteilung der einzelnen Abschnitte des Aufsatzes auf die drei Autoren vgl. Temple at Sardis, 45. 240 Vgl. Temple at Sardis, 90: "The appearance ofthe name of Adramyttium in the pediment of the temple at Sardis strongly suggests that that city had a role in the dedication ofthe building. The most plausible occasion for such involvement would be the erection of a provincial temple, in which all the conventus centers [d.h. die Gerichtsstädte der römischen Provinz Asia] would participate". 241 Vgl. Temple at Sardis, 66. 242 V gl. Temple at Sardis, 68. 243 Die Aussage von Price, Rituals and Power, 260, der, sich auf den von C. Ratte/T.N. Howe/C. Foss verfaßten Aufsatz berufend, davon spricht, daß "a provincial temple of the first century A.D. has now been discovered", geht über das sicher Belegbare hinaus. 244 Vgl. Lafaye, IGR IV, 495: "Anno 139 post C.n.".
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den Kaiser. Falls nun die Annahme zuträfe, daß es sich bei dem von C. Ratte, T.N. Howe und C. Foss beschriebenen Heiligtum um einen provinzialen Kaisertempel aus dem ersten Jahrhundert n.Chr. handelte, ist schlechterdings nicht zu erklären, warum in dieser von j30UAtl und of1l10<;: der Stadt Sardeis verantworteten offiziellen Ehreninschrift der VEWKOP0<;: - Titel nicht begegnet. 245 Dieser Titel hätte die Stadt immerhin als Verwalterin eines zur kultisch-religiösen Verehrung römischer Kaiser in provinzialem Rahmen bestimmten Heiligtums gekennzeichnet. 246 Diese Überlegung spricht dafür, daß Sardeis erst nach 139 n.Chr. ein Standort der provinzialen asianischen Kaiserverehrung geworden ist. 247 Das wiederum heißt, daß es sich bei dem oben diskutierte Tempel, sofern dessen Erbauung in das 1. Jahrhundert n.Chr. zu datieren ist, nicht um ein provinziales, sondern ein munizipales Heiligtum zur kultisch-religiösen Verehrung eines oder mehrerer römischer Kaiser gehandelt hat. Dem steht augenscheinlich entgegen, daß der Titel VEWKOP0<;: innerhalb der Stadttitulatur von Sardeis auf einer Münze mit dem Bild des Antinoos248 begegnet249 • Das scheint den Schluß nahezulegen, daß die Stadt ihr erstes Neokorat bereits in hadrianischer Zeit ausgeübt hat. 250 Diese Schlußfolgerung setzt aber die keinesfalls notwendige Annahme voraus, daß die sardische Münze noch in hadrianischer Zeit, etwa unmittelbar nach dessen Tod um 130 n.Chr.,251 geprägt worden ist. Genausogut ist denkbar, daß diese MünzprägUng durch entsprechende Fest- oder Jubelfeiern eines in Sardeis nach dessen Tod gegründeten Vereins zur kultischen Verehrung des Antinoos veranlaßt wurde, und diese Fest- bzw. Jubelfeiern in die Zeit nach Hadrian und nach 139 n.Chr. zu datieren sind. Möglich ist auch, daß es sich bei dem in der Münzlegende begegnenden Titel VEWKOPO<;: um eine auf den in Sardeis praktizierten Antinooskult bezogene, eher inoffizielle Titulatur handelte, mit welcher sich die Stadt in Anlehnung an die Standorte provinzialer Kaisertempel in der Provinz Asia, durchaus auch gegenüber Hadrian, als VEWKOP0<;: der kultischen Verehrung des Antinoos präsentieren und profilieren wollte. 252 Die von W.H. Buckler und D.M. Robinson 245 Die Annahme von Head, BMC Lydia, cvii, daß die Verleihung des Titels eines VEWKOPOC; an die Stadt Sardeis in tiberische Zeit zu datieren ist, läßt sich nicht wahrscheinlich machen. Denn der u.a. :für diesen Kaiser inaugurierte asianische Provinzialkult ist nach langen Verhandlungen (vgl. oben 38) in Smyrna angesiedelt worden. 246 Zu diesem Titel, zu seiner erstmaligen Verwendung im Rahmen der Einrichtung des provinzialen Kultes der EEj3aoTol in Ephesus um 90 n.Chr. und zu seiner daran anschließenden Ausbreitung unter den Standorten provinzialer Kaisertempel vgl. unten 55f. 247 Vgl. hierzu auch Price, Rituals and Power, 260: "Sardis advertised two neokorates on her coins under Septimius Severus, the first of which was probably granted for this temple [d.h. den sardischen Artemistempel, an dem nach Price auch Antoninus Pius und dessen Frau Faustina kultisch-religiös verehrt worden sind]". 248 Zu Antinoos vgl. Hanslik, Art. Antinous.2, in: KP 1,385. Antinoos war der Liebling Hadrians und starb 130 n.Chr. während einer Reise auf dem Nil. 249 Vgl. hierzu BMC Lydia, cvii. B.V. Head gibt mit Verweis auf T.E. Mionnet die Legende der entsprechenden Münze wie folgt wieder: ANTINOOE HPOE EAPi1IANON NEOKOPON. 250 So BucklerlRobinson, Sardis VIII, 64. 251 Vgl. oben A. 248. Nach dem Tod des Antinoos förderte Hadrian dessen kultische Verehrung. Vgl. Hanslik, Art. Antinous.2, in: KP 1,385. 252 Apg 19,35 belegt, daß der vEwKopoc;-Titel nicht nur im Zusammenhang mit der provinzialen Verehrung römischer Kaiser, sondern durchaus auch im Rahmen der Verehrung anderer Gottheiten verwendet werden konnte. In diesem Vers seines zwischen 90 und 100 n.Chr. zu
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vorgeschlagene Datierung einer von ihnen veröffentlichten Inschrift,253 in welcher ein apX1EpEU<;; Tf)<;; 'Ama<;; vawv TWV 6V AUOla L:apOtavwv geehrt wird, in die Zeit um 150 n.Chr. 254 würde die Existenz zweier provinzialer Kaisertempel in Sardeis und die zu diesem Datum bereits erfolgte Verleihung zweier Neokorate an die Stadt belegen. Allerdings muß die Datierung dieser Inschrift auch nach Aussage der bei den Editoren unsicher bleiben. 255 Nach B.V. Head läßt sich das zweite Neokorat der Stadt Sardeis erstmalig auf einer gegen Ende des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts geprägten Münze des Albinus nachweisen. 256 Aus alledem folgt: Für die Annahme der Verleihung des VEWKOPO<;;-Titels an Sardeis bereits in hadrianischer Zeit oder früher lassen sich keine zwingenden Gründe beibringen. Gegen eine solche Annahme spricht deutlich die oben besprochene Ehreninschrift für Antoninus Pius. Dies läßt die von C. Ratte, T.N. Howe und C. Foss vertretene Identifizierung des in Sardeis ausgegrabenen Heiligtums als eines provinzialen asianischen Kaisertempels und dessen Datierung in das erste Jh. n.Chr. unwahrscheinlich erscheinen.
Für die Annahme, daß Claudius in der Provinz Asia kein provinzialer Kult eingerichtet worden ist, lassen sich mehrere Erklärungen vermuten. Denkbar ist einerseits, daß der asianische Provinziallandtag weder dem Kaiser selbst noch dem römischen Senat eine entsprechende Anfrage vorgelegt hat. Möglicherweise hat das politische Wirken des Claudius für die Provinz Asia nicht den Nutzen und die Vorteile erbracht, die in den Augen der Delegierten die kultische Verehrung des Herrschers auf provinzialer Ebene gerechtfertigt hätten. 257 Andererseits ist aber gerade auch bei Claudius die Möglichkeit, daß der Kaiser selbst einen entsprechenden Antrag des provinzialen Koinon abgelehnt hat, nicht auszuschließen. 258 Angesichts fehlender Quellen ist eine sichere Entscheidung an dieser Stelle nicht möglich, so datierenden Werkes (vgl. hierzu Schnelle, Einleitung, 306f) bezeichnet Lukas die Stadt Ephesus als VEWK6po~ TfJ~ ~EyaATJ~ 'APTE~lOO~. 253 Vgl. Sardis VIII, Nr. 47. 254 Vgl. BucklerlRobinson, Sardis VII 1, 64: ,,[ ... ] that its bestowal [des zweiten Neokorats] came under Antoninus Pius and that our text dates about 150 AD. seems probable". 255 Im Blick auf die Datierung dieser Inschrift legen sich Buckler und Robinson nur auf ein "probable" fest. Vgl. hierzu oben A 254. 256 Vgl. Head, BMC Lydia, cvii. 257 Dagegen sprechen allerdings zahlreiche Hinweise auf ein intensives Engagement des Claudius zum Nutzen nicht nur, aber insbesondere auch der Städte der Provinz Asia. Zu den epigraphischen Belegen, in denen Claudius als aWnlP, KT{aTTJ~ und EUEPYETTJ~ asianischer Städte gerühmt wird, vgl. unten 49; vgl. auch J. Malalas, Xpovoypaqna X 23 (246,llff). 258 So lehnt Claudius in einem Brief an die 1[6Al~ 'AAE~avoptwv den Bau eines ihm zu weihenden Tempels und die Weihe eines apX1EpEU~ für den an diesem Tempel zu praktizierenden Claudius-Kult ab (Text bei HuntlEdgar, Select Papryi II, 82). Zu den Gründen für diese Ablehnung vgl. D. Alvarez Cineira, Religionspolitik, 66, A 239 und 74f. Einen zweiten Beleg für die Ablehnung der Errichtung eines ihm zu weihenden Tempels durch Claudius bietet ein Brief des Kaisers an die äPXOVTE~, die f30uM und den ofJ~o~ von Thasos, einer Insel im ägäischen Meer. Deren Anfrage, ihn als amtierenden Kaiser verehren zu dürfen, bescheidet er grundsätzlich positiv, lehnt aber das thasische Vorhaben, ihm einen Tempel zu weihen, ab. Dies begründet er damit, daß ein Tempel nur den Göttern zukomme (Text bei DunantIPouilloux, Recherehes II, Nr. 179).
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daß die Tatsache, daß Claudius in der Provinz Asia kein provinzialer Kult eingerichtet worden ist, letztlich unerklärt bleiben muß. Allerdings belegt sie zweifelsfrei, daß dieser Herrscher im Unterschied zu seinem Vorgänger Gaius259 nicht so weit gegangen ist, gegenüber dem asianischen Provinziallandtag die Einrichtung eines entsprechenden Kultes anzuordnen. Auf munizipaler bzw. privater Ebene wurde Claudius in der Provinz Asia allerdings durchaus religiös-kultisch verehrt. Innerhalb dieser religiös-kultischen Verehrung ist die Subsumierung seiner Person als des lebenden und amtierenden römischen Herrschers unter die 8EOl mehrfach belegt. 260 Die Inschrift einer von Eratophanes, dem Sohn des Chareinos, und seiner Familie errichteten Statue des Kaisers,261 die von G. Cousin/Go Deschamps aufgrund der in dieser Inschrift belegten präzisen Titulatur des Claudius in das Jahr 52 n.Chr. 262 datiert wird, bestätigt, daß Claudius darüber hinaus auch in seiner offiziellen Titulatur 63 explizit als 8E6<;; bezeichnet worden ist. Dies untermauert zunächst die oben im Rahmen der Interpretation der sog. Kalenderinschrift formulierte These, daß eine solche Interpretation der Person des amtierenden Regenten in der griechisch-hellenistischen Welt nichts Außergewöhnliches gewesen ist. 264 Darüber hinaus vermag sie als Bestätigung darur zu dienen, daß innerhalb der munizipalen bzw. der privaten Kaiserverehrung dem amtierenden Kaiser aufgrund eines freieren Umgangs mit der römischen Tradition weitaus eher explizit die 8E6<;;Prädikation beigelegt worden ist als innerhalb der Verehrung der römischen Kaiser in provinzialem Rahmen. 265
Fazit: Trotz der durchaus vorhandenen munizipalen bzw. privaten kultischen Verehrung des Claudius blieb dessen auf den Gesamtrahmen der Provinz Asia bezogene Verehrung deutlich hinter der seiner drei Vorgänger Augustus, Tiberius und Gaius 266 zurück. Als erstem römischem princeps wurde Claudius kein provinzialer Kult gewidmet. Allerdings kann letztlich nicht festgestellt werden, ob dies auf das Fehlen einer Initiative des Landtags der Provinz Asia oder auf eine ablehnende Antwort des Kaisers auf eine entsprechende Anfrage des provinzialen Koinon zurückgeht. Daher läßt sich daraus nicht mit Notwendigkeit auf ein in der Provinz Asia und unter den Delegierten des Provinziallandtags vorhandenes Desinteresse an der kultisch-religiösen Verehrung des amtierenden Herrschers Claudius schließen. 259 Vgl. oben 44. 260 Vgl. hierzu etwa IMagn 157, MAMA VI 250 und IGR IV 584. 261 Die neueste Edition dieser bei Hyllarima in Carien gefundenen Inschrift wurde m.W. vorgelegt von CousinlDeschamps, Emplacement, 306-308, Nr. 1. 262 "Cette dedicace, datee exactement par le nom et les titres de l'empereur Claude, est de l'annee 52 apo l-C." (CousinlDeschamps, Emplacement, 307). 263 Zum Unterschied der Bezeichnung des amtierenden Kaisers als 8EOC;; innerhalb und außerhalb seiner offiziellen Titulatur vgl. oben 16ff.31 f. 264 Vgl. oben 33ff. 265 Vgl. auch zu Augustus oben 31f. 266 Vgl. hierzu oben 32.40ff.44f.
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2.4 Nero Wie für Claudius lassen sich auch für Nero weder dessen kultische Verehrung auf provinzialer Ebene geschweige denn über den Kultus im engeren Sinne hinausgehende Ehrungen belegen. 267 Damit bleibt auch in seinem Fall die provinziale Herrscherverehrung weit hinter dem enthusiastischen und begeisterten Anfang zur Zeit des Augustus 268 zurück. Im Unterschied zu Claudius269 läßt sich für Nero m.E. nicht wahrscheinlich machen, daß ihm kein provinzialer Kult errichtet worden ist, weil er eine solche, ihm vom Koinon der Provinz Asia angetragene Ehrung abgelehnt hätte. Vielmehr ist anzunehmen, daß Nero in seinem politischen Wirken nicht in dem Maße zum Nutzen und zum Wohl der Provinz Asia gehandelt hat, daß die Delegierten des Provinziallandtages sich zu einer entsprechenden Anfrage an Kaiser und Senat veranlaßt gesehen hätten270 . Aber auch Nero ist wie sein unmittelbarer Amtsvorgänger Claudius nicht soweit gegangen, dem asianischen Koinon seine kultische Verehrung in provinzialem Rahmen zu befehlen. 271 Allerdings wurde Nero genauso wie Claudius unterhalb der provinzialen Ebene, im munizipalen bzw. im privaten Bereich, durchaus kultisch-religiös verehrt. 272 In diesem Zusammenhang kann die Inschrift eines im Auftrag der Stadt Tralleis aufgestellten Nero-Standbildes273 wiederum274 als Beleg dafür dienen, daß in der Provinz Asia innerhalb der munizipalen im Unterschied zur provinzialen Kaiserverehrung die Bezeichnung des lebenden und amtierenden Kaisers als 8E6<; auch innerhalb seiner offiziellen Ti~latur275 offensichtlich nicht ungewöhnlich gewesen ist. 267 Vgl. hierzu Keil, Kaiserneokorie, 120: "Eine vorübergehende Neokorie des Kaisers Nero [d.h. dessen kultische Verehrung in provinzialem Rahmen] wäre zwar mit unserer Überlieferung vereinbar, hat jedoch keinerlei Wahrscheinlichkeit für sich". 268 Vgl. oben 32. 269 Vgl. oben 48f. 270 Dies hängt einerseits sicherlich damit zusammen, daß sich nach dem emphatischen Beginn der kultischen und über den Kultus hinausgehenden Augustus-Verehrung innerhalb der kultischen Kaiserverehrung der Provinz Asia im Laufe ihrer geschichtlichen Entwicklung ein gewisser Abnützungseffekt eingestellt hat. Vgl. hierzu auch oben 14f. Andererseits aber brachte die Amtsführung Neros in den Augen der Delegierten des asianischen Provinziallandtages für die eigene Provinz und für die in ihr zusammengefaßten Städte offensichtlich nicht die Vorteile und den Nutzen mit sich, die seine kultische Verehrung auf provinzialer Ebene gerechtfertigt hätten. 271 Damit ergibt sich, daß innerhalb der Provinz Asia außer Gaius niemand der ersten fünf römischen principes seine eigene kultische Verehrung auf provinzialer Ebene angeordnet hat. Zu Gaius vgl. oben 43ff. 272 Vgl. oben 49. 273 ITral39. F.B. Poljakow, ITral, 55 datiert diese Inschrift im Anschluß an Vogel-Weidemann, Statthalter, 406 in das Jahr 54/55 n.Chr. 274 Vgl. hierzu im Blick aufClaudius oben 49. 275 Vgl. hierzu oben 16ff.44.49.
Die Nachfahren des Augustus
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Fazit: Auch die religiös-kultische Verehrung des amtierenden Kaisers Nero in der römischen Provinz Asia reichte an das unter seinen Vorgängern Augustus und Tiberius erreichte Niveau bei weitem nicht heran. 276 In der Provinz Asia ergab sich somit zwischen 54 und 68 n.Chr. im Blick auf die kultisch-religiöse Verehrung des amtierenden römischen princeps keinerlei neue Situation.
276
Vgl. hierzu oben 32.40ff.
1I. Die Kaiser der flavischen Dynastie und die Adoptivkaiser
1. Die Flavier In der Regierungszeit Domitians 1 wurde in der römischen Provinz Asia der vierte provinziale Kaiserkult eingerichtet. Wichtige Aufschlüsse über die Entstehung, den Inhalt und den Charakter dieses Kultes geben insgesamt dreizehn erhaltene Weihinschriften, die von zwölF asianischen Städten durch Gesandtschaften im ephesischen Provinzialheiligtum errichtet worden sind. 3 Die Namen von elf dieser Städte sind bekannt, der Name einer zwölften Stadt ist nicht erhalten. Die Gesandtschaften nahmen im Auftrag ihrer jeweiligen Stadt am provinzialen Kultfest teil und begründeten auf diesem Wege mit der Stadt Ephesus eine Opfergemeinschaft. 4 Diese Weihinschriften waren in Statuenbasen eingemeißelt, die mit der dazugehörenden Statue im TEIlEVOc,;; des ephesischen Kaisertempels bzw. im Theater5 aufgestellt worden sind. 6 Trotz der bei allen überlieferten Inschriften gleichen Eröffnungswidmung an Domitian7 ist ungewiß, welche Person durch die entsprechenden Statuen geehrt werden sollte, da die in einer Statue dargestellte Gottheit oder Person in der zugehörigen Inschrift in der Regel im Akkusativ und nicht im Dativ genannt wird. "We cannot be completely certain ab out the kinds of statues which these bases would have supported".8 Aus den in den Inschriften erwähnten Statthaltern L. Mestrius 1 Der Nachweis der Datierung des vierten provinzialen Kaiserkultes der Asia in domitianische Zeit wurde erstmals von J. Keil durchgeführt: "Die numismatische und besonders die epigraphische Überlieferung bieten erst seit Domitian reiche Anhaltspunkte für das Bestehen einer Kaiserneokorie in Ephesos, während vor diesem Kaiser sichere Spuren einer solchen Neokorie, auch dort, wo man sie erwarten möchte, nicht zu finden sind." (Kaiserneokorie, 120). 2 Die Stadt Aizanoi stellt aus nicht bekannten Gründen zwei im wesentlichen gleiche Inschriften auf; vgl. hierzu BörkerlMerkelbach, IEph Ir, 39. Vgl. hierzu auch unten. 3 Die IEph 236 dokumentierte Ehreninschrift :für den O~MO~ von Ephesus, in welcher der O~MO~ Philadelphias ihm wohl aus Anlaß der Verleihung des Titels eines VEWK6po~ (T
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Die Kaiser der flavischen Dynastie und die Adoptivkaiser
Florus (88/89 n.ehr.), M. Fulvius Gillo (89/90 n.ehr.) und L. Luscius Okra (90/91 n.ehr.) folgt, daß sie alle zwischen 88 und 91 n.ehr. aufgestellt worden sind. 9 Neben einer unbekannten Stadt ließen die Städte Aizanoi (IEph 232.232A), Aphrodisias (IEph 233), Keretara (IEph 234), Klazomenai (IEph 235), Stratonikeia (IEph 237), Silandos (IEph 238), Teos (IEph 239), Kyme (IEph 240), Tmolos (IEph 241), Makedones Hyrkanoi (IEph 1498) und Synaos (IEph 2048) Statuen errichten. Die genannten Städte gehören geographisch und verwaltungstechnisch sämtlich zur Provinz Asia,lo wobei ihr jeweiliger rechtlicher Status allerdings durchaus unterschiedlich ist. Während Aphrodisias und Stratonikeia als civitates liberae die mit diesem Status zusammenhängenden Vorrechte genossen, waren die übrigen neun Städte jeweils als rroAl<;; konstituiert. 11
Im Zusammenhang der Frage nach der Entstehung und dem Charakter des in Ephesus inaugurierten provinzialen Kaiserkults soll die Weihinschrift, die auf der Basis der von der civitas libera Aphrodisias ge stifteten Statue eingemeißelt ist, pars pro toto näher untersucht werden. 12 S. Friesen gibt den Text der Inschrift wie folgt wieder: Al>ToKpaTopl [[~O"ll-]] [[navGn]] Kaiaapl ~E ßaaT<:ln [[fEPllavlKwl]] 6rrt av8umlTou MapK[ou]13 ouAouiou riAAWVO[ <;;] 6 cplAoKaiaap 'AcppobElm[ twv] bfJllO<;; 6AEU8EPO<;; WV Ka[t au-] TOVOIl0<;; arr' apxfJ<;; Tf)l TWV ~E[ßaa-] TWV xapln yaWl TWV 6V 'Ecptm[wl] TWV ~EßaaTwv KOlVWl Tf)<;; 'Am[ a<;;] iMIt< xapln bla TE TItV rrpo<;; TOU<;; [~E-] ßaaTou<;; EuatßEtaV Kat TItV rr[po<;;] TItV VEWKOPOV 'EcpEmwv [rro-] AlV EüvOlav avtaTTwav 6mllEA1l8tvTo<;; 'ApiaTw[VO<;; TOU] ' ApTElllbwpou TOU KaAAl,[ ] W<;; lEptw<;; IIAouTwvo<;; [Kat] KOPll<;; Kat VEorrolOU 8Efr[<;;] 'AcppobE1Tll<;;, 6m apXlEp[tW<;;]
2 4 6 8 10 12 14 16 18
V gl. hierzu Friesen, Twice Neokoros, 42. Vgl. hierzu CalderlBean, A classical map und dann auch Friesen, Twice Neokoros, 29 und Dräger, Städte, 145. II ZU den jeweiligen rechtlichen Status vgl. Galsterer, Art. Civitas, in: DNP 2, 1224-1226 und WelweilRhodes, Art. Polis, in: DNP 10,22-26. 12 Vgl. hierzu auch Friesen, Twice Neokoros, 32ff, der ebenfalls die Inschrift auf der Basis der vom oflllO~ von Aphrodisias gestifteten Statue zur Grundlage seiner Untersuchungen macht. 13 Nach der damnatio memoriae des Domitian wurden die ersten drei Zeilen der vorliegenden Inschrift im Rahmen einer Umwidmung an Vespasian folgendermaßen verändert: AlJTOKP<XTOPl I 9
10
L8EW1, Kaioapl ~E-I [3aoTwl LOUE01famavw[l],.
Die Flavier 20
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Tf)<;; 'Ao1u<;; T1ßEPI0U KAUUÖ[1oU]
S. Friesen teilt die überlieferten vierzehn, auf den in Ephesus praktizierten provinzialen Kaiserkult bezogenen Inschriften in zwei Grundkategorien ein. Die hier zitierte Weihinschrift des öf}/lo<;; von Aphrodisias und die des öf}/lo<;; von Stratonikeia faßt er unter dem Stichwort "long version" zusammen und unterscheidet sie aufgrund ihres größeren Umfangs von den übrigen zwölf Inschriften, die demgegenüber eine "abbreviated version"16 bieten. Dementsprechend differenziert er im Blick auf die einzelnen Elemente der Inschrift aus Aphrodisias zwischen "stable element[s]",17 solchen Elementen, die in allen vierzehn Inschriften enthalten sind, und Elementen, die nur in den von Aphrodisias und Stratonikeia zu verantwortenden ausführlicheren Inschriften geboten werden. Zu den "stable elements" rechnet Friesen (a) die Widmung der im Heiligtum aufgestellten Statue an den amtierenden Kaiser Domitian (Z. 1-3 der Inschrift), (b) die Nennung des jeweils amtierenden Prokonsuls der Provinz Asia (Z. 4f), (c) die Nennung der Stadt, die die Statue errichtet hat (Z. 6f), (d) den Verweis auf den in Ephesus errichteten provinzialen Kaisertempel (Z. 9f) und (e) die Nennung des jeweils amtierenden apX1EpEU<;; der Provinz (Z. 19-21). In den kürzer gefaßten Inschriften nicht enthalten sind Aussagen über den Status der Stadt (Z. 7-9) und über die Motive der Weihung (Z. 11-13). Auch der Vorgang des AufsteIlens der Statue (avtaTTJauv Z. 14) wird in den weniger umfangreichen Inschriften nicht explizit genannt. Angaben über Namen und/oder Stellung der einzelnen Gesandten der jeweiligen Stadt (Z. 15-19) fehlen nur in der Inschrift des im Auftrag des öf}/lo<;; von Stratonikeia errichteten Monuments. Den Namen des zur Zeit der Gesandtschaft amtierenden VEWKOP0<;; bieten nur die von den Städten Stratonikeia und Tmolos zu verantwortenden Texte. 18
14 "Dem Kaiser [[Domitian]] Caesar Augustus [[Germanicus]], als Marcus Fulvius Gillo proconsul gewesen ist. Die kaiserliebende Einwohnerschaft von Aphrodisias, frei und unabhängig von Anfang an durch die Gnade der Augusti, stellte [diese Statue] auf in dem der Provinz Asia gemeinsamen Tempel der Augusti in Ephesus aus eigener Gunst aufgrund ihrer Ergebenheit gegenüber den Augusti und ihres guten Willens gegen über der Stadt der Ephesier, des VHÜKOpOC;;. Vollendet von Aristo[ Sohn] des Artemidoros von Kalli.[ ]os, Priester des IIAOlhwv und der Kopf], und VE01fotOC;; der Göttin' AcppoolTf], als Tiberius Claudius Pheseinos apX1EpEUC;; der Provinz Asia gewesen ist" (Übersetzung nach Friesen, Twice Neokoros, 33). 15 S. Friesen liest im Vergleich zu IEph 233 noch eine zusätzliche eradierte Linie: "Personal examination ofthe inscription showed that the published text [... ] recording a two and one halfline erasure, is incorrect" (Twice Neokoros, 33, A. 9). 16 Friesen, Twice Neokoros, 32. 17 Vgl. Friesen, Twice Neokoros, 33, A. 10: ",Stable element' is defined as a feature which occurs in all.examples of the extant long and short inscriptions". 18 Durchaus denkbar ist, daß die Inschriften aus Aizanoi, Aphrodisias und Silandos (IEph 232.232A.233.238) in den nun eradierten Zeilen ursprünglich den Namen des amtierenden VEWKOPOC;; enthalten haben (vgl. hierzu den Kommentar zu IEph 232). S. Friesen schlägt vor, in diesen
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Für die Frage nach den Umständen der Entstehung des vierten asianischen Provinzialkultes in Ephesus ist zunächst von Bedeutung, daß der ephesische Tempel in der oben wiedergegebenen Inschrift näherhin als vaoc; 6 EV 'E
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Titel verbunden gewesen sind, zur Zeit der Weihe des ephesischtm Kaisertempels noch nicht deutlich genug fixiert gewesen sind. Dieser Titel ist im Zuge der Einrichtung des Kultes der ~EßaO"To{ der Stadt Ephesus als derjenigen Stadt, in der der entsprechende provinziale Tempel errichtet wurde, erstmalig offiziell verliehen worden. 25 Mit der oben zitierten Doppeltitulatur würden die jeweilige Zuständigkeit von Koinon und Stadt gegeneinander abgegrenzt und die Funktion der Stadt Ephesus als des "caretaker"26 eines provinzialen, beim Landtag der Provinz Asia angesiedelten Kultes grundsätzlich definiert. (b) Insbesondere mit der Wendung KOlVO~ Tf)~ 'Ao1a~ sollte der außerordentlich hohe Grad der Identifikation der im Koinon repräsentierten Städte der Provinz Asia mit der provinzialen Verehrung der ~Eßacno{, mit dem in Ephesus angesiedelten Heiligtum und mit dem an ihm praktizierten Kult unterstrichen werden. Im Falle des in Milet errichteten Gaius-Tempels und des in ihm praktizierten Gaius-Kultes ist die Identifikation der asianischen Städte mit Kult und Tempel offensichtlich nicht so hoch gewesen, daß deren koinonale Dimension in der Titulatur hätte eigens betont werden müssen. 27 Im Falle des in der Provinz Asia inaugurierten Kultes der ~EßaGTo{ und des ephesischen Kaisertempels identifizierten sich die asianischen Städte hingegen anscheinend in solcher Weise mit Kult und Tempel, daß dies auch in dessen offizieller Titulatur pointiert28 zum Ausdruck kommen sollte. Beide denkbaren Motive zur Verwendung der Doppeltitulatur des ephesischen Provinzialheiligtums weisen ein großes Interesse der im Landtag der Provinz Asia organisierten Städte an der kultischen Verehrung der ~EßaGTo{ und an dem zu diesem Zweck in Ephesus errichteten Kaisertempel aus. Dieses Interesse macht die Vermutung wahrscheinlich, daß, entsprechend der Einrichtung des Kultes der Dea Roma und des Divi filius Augustus in Pergamon29 und des Kultes des Tiberius, der Livia und des Senats in Smyma,30 auch die Einrichtung des Kultes der ~EßaGTo{ und die Errichtung des entsprechenden Provinzialtempels auf eine Initiative des asiani25 Vgl. hierzu Friesen, Twice Neokoros, 50: "Very few interpreters have noted, however that the term neokoros was not used as a city title related to imperial cults until the establishment of the Sebastoi cult in Ephesus". Zur Vorgeschichte und zur Bedeutung dieses Begriffs vgl. insbesondere 50-59. 26 Vgl. oben A. 25. Gemoll, Schul- und Handwörterbuch, s.v. VEWKOPOC;;, 521, gibt als Bedeutung dieses Begriffs "Tempelaufseher(in), Tempelpfleger(in)" an. 27 Vgl. hierzu oben 43f. 28 Um die Zuständigkeit und die Verantwortlichkeit des Koinon für den in Ephesus verorteten Tempel der ~EßaaToi zu dokumentieren, hätte die Bezeichnung des Tempels als vaoc;; Tf)c;; 'Aaiac;; ausgereicht. Die Apposition K01VOC;; betont hingegen pointiert und zugespitzt das offensichtlich gemeinschaftliche Interesse der im Provinziallandtag repräsentierten Städte an der provinzialen Verehrung der ~EßaaToi. 29 Vgl. hierzu oben 12ff.24. 30 V gl. hierzu oben 37f.
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schen Provinziallandtags31 und nicht auf eine Initiative des zur Zeit seiner Weihe amtierenden Kaisers Domitian zurückgingen. S. Friesen datiert die Weihe des ephesischen Tempels in das Jahr 89/90 n.Chr. 32 "The inscriptions allow us to date the cult precisely since they indicate that the temple was dedicated in 89/90 CE".33 Zur Begründung seiner These verweist er darauf, daß lediglich in zwei der dreizehn erhaltenen Weihinschriften, in IEph 237.241, das Amt und die Person eines VEWKOPO<;;34 erwähnt werden. Dies ließe sich nur mit der Annahme erklären, daß dieses Amt zum Zeitpunkt der Dedikation dieser Inschriften neu geschaffen worden sei. Da IEph 237.241 aufgrund des in ihnen genannten Statthalters L. Luscius Ocrea um 90/91 n.Chr. zu datieren seien, sei fiir die Einrichtung des Amtes eines VEWKOPO<;; des Heiligtums die Zeit um 89/90 n.Chr. anzunehmen. Da dieses Amt für einen reibungslosen Tempel- und Kultbetrieb unerläßlich gewesen sei, müssten die Weihe des Tempels und der Beginn des Kultbetriebes mit dessen Einrichtung zusammenfallen. Daraus ergebe sich als Zeitpunkt für die Tempelweihe und den Beginn des Kultbetriebs das Jahr 89/90 n.Chr. Laut Friesen werde diese Datierung durch den Zeitraum der Dedikation der übrigen elf erhaltenen Weihinschriften gestützt. "The temporal distribution of the extant temple inscriptions supports the conclusion that the temple was inaugurated in 89/90 CE".35
Darüber hinaus ist anzunehmen, daß nicht ein einzelner exponierter L:Eßao"T6~, auch nicht der amtierende Kaiser Domitian, sondern mehrere bereits verstorbene und noch lebende Kaiser und Angehörige zumindest des flavischen Kaiserhauses im Zentrum der am ephesischen Provinzialheiligtum praktizierten kultischen Verehrung standen. 36 Darauf lassen die 31 Dräger, Städte, 123 bestätigt diese These, indem er ausführt: "Bei Neokorieverleihungen wurde bis ins dritte Jahrhundert n.Chr. - soweit bekannt - immer das gleiche Verfahren angewandt. Zunächst bat das Koinon Kaiser und Senat, einen Neokorietempel errichten zu dürfen. Wenn die Erlaubnis erteilt wurde, bewarben sich Gesandtschaften verschiedener Städte im Senat darum, Standort des Tempels zu werden". Um seine Ausführungen zu belegen, verweist Dräger auf die Darstellung der Umstände der Inauguration des Provinzialkults des Tiberius, der Livia und des Senats und der Errichtung des entsprechenden Tempels in Smyma bei Tacitus, anno IV 15.55f (vgl. hierzu auch oben 37f). In der Tat scheint das von Tacitus beschriebene Procedere das Standardverfahren bei der Installation provinzialer Kaisertempel und Kaiserkulte zu sein. Die tatsächliche Anwendung dieses Verfahrens ist aber nicht eo ipso vorauszusetzen. Denn wie die Einführung des Gaius-Kultes in Milet zeigt (vgl. oben 42ff), besteht immer auch die Möglichkeit, daß der Kaiser selbst initiativ wird und die Installation eines ihm geweihten Provinzialkultes anordnet. 32 Vgl. Friesen, Twice Neokoros, 4lff. 33 Friesen, Twice Neokoros, 49. 34 Nach S. Friesen war der erste Amtsinhaber, Tiberius Claudius Aristio, "the most influential citizen of Ephesus from the late first century CE through the first quarter of the second century" (Twice Neokoros, 45). 35 Friesen, Twice Neokoros, 48. 36 Vgl. hierzu auch die von S. Friesen vermutete Umbenennung der im Rahmen der Installation der mit dem ephesischen Provinzialkult verbundenen 'OAtJI11I1U T(X EV 'E
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in der oben zitierten Tempeltitulatur verwendete Bezeichnung des ephesisehen Kaisertempels als vao~ T
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mitia Longina,45 der Frau des Domitian, kultische Verehrung entgegengebracht worden sein. 46 Nach M. Dräger wurde der amtierende Kaiser Domitian innerhalb des ephesischen Provinzialkultes als SEac;; oVwaoc;; des ZEUC;; 'OAullmoc;; verehrtY Zur Begründung seiner These analysiert er die ephesische Münzprägung in domitianischer Zeit und kommt zu dem Ergebnis: "Unter Domitian erschien auf ephesischen Münzen lediglich ein Gott, der als SEac;; oVwaoc;; des Kaisers in Frage käme - Zeus Olympios".48 Im Einzelnen kann Dräger zwei numismatische Belege vorweisen: (a) eine Münze, die recto Domitian mit der Legende ßOlllTIaVac;; Kalcrap ~EßacrTac;; rEPllavIKoc;; und verso ZEUC;; 'OAullmoc;; mit eine Statue der" APTEIlIC;; 'Ecptma und einem Zepter und der Legende ZEUC;; 'OAullmoc;; 'EcpEalwV abbildet,49 und (b) eine Homonoiaprägung von Ephesus und Smynra, die Domitian "mit der Aigis, einem typischen Attribut des Zeus"50 darstellt. Diese beiden Belege führen Dräger zu der Aussage: "Die aus der römischen Literatur und Münzprägung hinreichend bekannte Identifikation dieses Kaisers [d.h. Domitian] mit Iuppiter fand somit eine Entsprechung im ephesischen N eokoriekult. Offenbar wurde unter Domitian im gesamten imperium Romanum die Gleichsetzung des Kaisers mit Iuppiter bzw. Zeus, seiner griechischen Entsprechung, propagiert". 51 Gegen diese These Drägers sprechen mehrere Gründe: (a) Träfe es zu, daß im ephesischen Provinzialkult neben dem amtierenden Kaiser Domitian, seiner Frau Domitia und seinen Vorgängern Vespasian und Titus darüber hinaus noch ZEUC;; 'OAUIlmoc;; als SEac;; oVwaoc;; kultisch verehrt worden ist, muß verwundern, daß es dafür keinerlei epigraphischen Beleg gibt. Zunächst wird der SEac;; oVvvaoc;; ZEUC;; 'OAUIlmoc;; in den oben diskutierten, mit dem ephesischen Tempel und dem provinzialen Kaiserkult eng zusammenhängenden Weihinschriften nicht erwähnt. Darüber hinaus wird Domitian in anderen Weihinschriften sehr wohl mit "APTEIlIC;;, der Stadtgöttin der Epheser, nicht aber mit ZEUC;; 'OAullmoc;; verbunden. Ein instruktives Beispiel bietet hier IEph 2035, eine Weihinschrift vom Nordflügel des Zuschauerraums des in domitianischer Zeit erbauten Theaters, die R. Merkelbach und J. Nolle in das Jahr 92 n.Chr. datieren. 52 Unter der Voraussetzung der Annahme, daß ZEUC;; 'OAullmoc;; in-
45 Die (kultische) Verehrung der Domitia innerhalb der Provinz Asia auf munizipaler oder privater Ebene wird durch mehrere Inschriften belegt; vgl. etwa IEph 263C, IStr 1008, IRhodPer 651, IG XII 1,995 und Bean/Cook, The Carian Coast III, 81. 46 Vgl. hierzu Friesen, Twice Neokoros, 36: ,,[... ] it is c1ear, that the provincial cult ofthe Sebastoi in Ephesus was a cult for the emperors fo the Flavian family, and perhaps inc1uded Domitia". Die Annahme M. Drägers, daß innerhalb des ephesischen Provinzikalkultes als zweite noch lebende Augusta neben Domitia Longina auch noch Iulia, die Tochter des Titus, kultisch verehrt worden sei (Städte, 128), läßt sich nicht belegen und, da Iulia innerhalb der Provinz Asia sonst nicht in Erscheinung getreten ist, auch nicht wahrscheinlich machen. 47 Vgl. Städte, 126f. 48 Städte, 126. 49 Vgl. hierzu v. Aulock, SNG Deutschland 1879 und BMC Ionia 215, 75. Auf der Münze BMC Ionia 215 ist die recto eingeprägte Inschrift eradiert. 50 Städte, 127. 51 Städte, 127. 52 Vgl. IEph VI, 23.
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nerhalb des ephesischen Provinzialkultes als 8EO(; cruvvao(; des amtierenden Herrschers Domitian verehrt worden ist, ließe sich nicht erklären, warum dieser Gott in solchen öffentlichen, aber auch in privaten Weihinschriften fur Domitian53 nirgends expressis verbis genannt wird. (b) Die von Dräger angeführten Münzprägungen lassen sich genauso gut als ephesischer bzw. ephesisch-smyrnäischer Reflex auf die Vorliebe Domitians gegenüber Iuppiter Capitolinus 54 erklären. Auf diesem Hintergrund spricht S. Karwiese im Blick auf die erste der beiden oben angesprochenen Münzprägungen von "eine[r] Prägung, die dem Kaiser zu Gefallen sein soll bzw. von ihm u.V. gefordert worden war".55 Dieses Argument weist Dräger apodiktisch ab. 56 (c) In Apg 19,23ff berichtet Lukas von einem Aufruhr der ephesischen Silberschmiede unter der Führung des apyupo1
Vgl. hierzu Weynand, Art. Flavius 77. T. Flavius Domitianus, in: PRE VI 2, 2592.
55 V gl. Art. Ephesos C. Numismatischer Teil, in: PRE.S XII, 332. 56 Vgl. Städte, 127, A. 14. 57 Vgl. hierzu exemplarisch etwa Schnelle, Einleitung, 306f. 58 Vgl. oben 58. 59 VgL hierzu auch Lämmer, Olympien, 6: "Einen bodenständigen Zeuskult hat es in Ephesos aber nicht gegeben, wenn man von einigen unbedeutenden Funden absieht. Die große Artemis überragte alle anderen Gottheiten so sehr, daß fast aller religiöser Eifer und die meisten Kultfeste ihr galten"; vgl. ebenfalls Friesen, Twice Neokoros, 118.
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(d) S. Friesen folgert aus einer Analyse der Architektur des ephesischen Tempels der L:EßaoToi60 , daß diese als eigenständige Gottheiten ohne Anbindung an traditioneUe Götter verehrt worden seien: "The message [der Frontfassade des ephesischen Tempels der L:EßaaToi] was c1ear: the gods and goddesses of the peoples supported the emperors; and, conversely, the cult of the emperors united the cultic systems, and the peoples, of the empire [... ] the emperors were associated with symbols from the upper realms of the pantheon. The city recognized the benefits received from the emperors and acknowledged its cultic responsibilities toward them [... ] The emperors and the (other) gods and goddesses each had their proper, complementary places in the life ofthe city, the province, and the empire".61 Da aUen drei flavischen L:EßaaToi innerhalb des asianischen Provinzialkultes kultische Verehrung zuteil geworden ist, ist die Frage, ob es sich bei den im Kryptoportikus des Tempels gefundenen Fragmenten um Reste einer Statue des Domitian oder des Titus handelt, für das Verständnis des Kults von untergeordneter Bedeutung. 62 Es ist davon auszugehen, daß im ephesischen Kaisertempel ähnliche Statuen aUer Adressaten der kultischen Kaiserverehrung aufgesteUt gewesen sind. 63 Für die darüber hinausgehende These M. Drägers, daß innerhalb des in Ephesus angesiedelten Provinzialkultes neben den drei flavischen L:EßaaToi und Domitia Longina "auch den divi der julisch-c1audischen [... ] Dynastie",64 d.h. Augustus, Tiberius, Gaius, Claudius und Nero, kultische Verehrung entgegengebracht worden sei, gibt es keinerlei Beweis. Darüberhinaus ließe sich in diesem Fall nicht erklären, warum die in den oben diskutierten dreizehn Weihinschriften65 ausgesprochene Weihung für Domitian nach dessen damnatio memoriae durch eine Weihung für den 8EOC;; OUEarramavoc;; und nicht durch eine Weihung etwa für Augustus oder Claudius ersetzt worden ist. Drittens widerspräche eine Einbeziehung der divi der julisch-c1audisehen Dynastie in die provinziale Kaiserverehrung der Provinz Asia der Absicht Vespasians, das eigene flavische Herrscherhaus gegenüber der julisch-c1audischen als eine neue Herrscherdynastie zu etablieren. 66 Diese Absicht ist auch für das Handeln
60 Vgl. Twice Neokoros, 59-75. 61 Twice Neokoros, 75. Ähnlich auch Imperial Cults, 46. 62 Während Friesen, Twice Neokoros, 59ff die gefundenen Fragmente als Teile einer Titusstatue identifiziert, handelt es sich fur Dräger, Städte, 125, A. 6 um die Reste einer Statue Domitians. 63 Vgl. hierzu auch Friesen, Twice Neokoros, 62: "Similar [d.h. dem Standbild des Titus] statues of Vespasian and Domitian, and perhaps of Domitia, would also have been present in the temple". 64 Dräger, Städte, 128. 65 Vgl. oben 53ff. 66 Vgl. hierzu im Blick auf das numismatische Zeugnis Mattingly, Coins, xix: "Vespasian from the first left no doubt ab out his intention of founding a dynasty". Ähnlich auch K. Scott, der in den unterschiedlichen Maßnahmen, die Vespasian nach seiner Machtübernahme durchfuhrt, eine Wiederholung des augusteischen Programms erblickt und dies in den Kontext der beabsichtigten Gründung einer neuen Dynastie einordnet: "With his insistence on the idea of a new dynasty Vespasian apparently copied the general program of the founder of the great Iulio-Claudian dynasty, Augustus" (Flavians, 25). Im Blick auf die Bautätigkeit Vespasians formuliert Scott: "The founder of the new dynasty [d.h. Vespasian] wished to riyal Augustus as a restorer and builder oftemples ofthe gods" (32).
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Domitians durchaus maßgebend gewesen. 67 Schließlich wurden sowohl Augustus als auch Tiberius in der Provinz Asia bereits eigene Kulte gewidmet. 68 Ihre darüber hinausgehende Verehrung in einem kollektiven Kult der ~EßaoTo{ würde angesichts dessen wenig angemessen erscheinen. 69 Nicht zuletzt aufgrund dieser Auffacherung der kultischen Verehrung auf mehrere Kaiser bzw. zur kaiserlichen Familie zählende Personen konnte der in Ephesus praktizierte Kaiserkult nach der damnatio memoriae Domitians nach seinem Tod 96 n.ehr. weitergeführt werden. Der Name des Verurteilten wurde eradiert, der Kult selbst allerdings blieb auch deshalb intakt,1° weil die kultische Verehrung innerhalb dessen auf mehrere Adressaten ausgerichtet gewesen ist. In dieser Beziehung unterscheidet sich der ephesische Provinzialkult von dem in Milet verorteten Kult des Gaius, der nach dem Tod des Kaisers und nach dessen damnatio memoriae offensichtlich nicht mehr weitergeführt wurde. 71
Zu vermuten ist, daß innerhalb des in Ephesus praktizierten provinzialen Kultes im Gegensatz zu den drei zuvor inaugurierten Provinzialkulten der amtierende Kaiser, in diesem Fall Domitian, nicht im Zentrum der kultischen Verehrung stand. Dies legt die in den dreizehn erhaltenen Weihinschriften72 verwendete summarische Formel TWV ~El3a(JTwv nahe. Offensichtlich sind zumindest die drei männlichen ~El3a(JToi gleichberechtigt und gleichrangig nebeneinander verehrt worden. 73 "The repeated use of the 67 Dem entspricht, daß Domitian den von Titus in Rom begonnenen Bau eines templum Vespasiani vollendete und zu einem templum Vespasiani et Titi erweiterte und ebenfalls dort ein Porticus Divorum errichtete, in welchem sein Vater und sein Bruder kultisch verehrt worden sind. Dies sind sämtlich Maßnahmen, die dazu dienen, die Position der flavischen Dynastie in der Hauptstadt des imperium Romanum zu festigen. V gl. hierzu Scott, Flavians, 62f. 68 V gl. oben 9ff.3 7ff. 69 Vgl. hierzu auch Friesen, Imperial Cults, 46. 70 Vgl. hierzu auch Friesen, Twice Neokoros, 37. Die Ausrichtung des in Ephesus praktizierten provinzialen Kaiserkults auf mehrere Mitglieder des kaiserlichen Hauses spiegelt sich wider in einer Inschrift aus Aphrodisias, einer Stadt in der zur Provinz Asia gehörenden Landschaft Carien. Diese Inschrift, in der die Verdienste des Andrastos um die Wasserversorgung der Stadt Aphrodisias und der umliegenden Ortschaften beschrieben werden, wird durch folgende Widmung eingeleitet: aE~ 'ACPPoÖElTIl Kat AthoKP(lTOPl ~ol-llnaVWl Kaicrapl ~EßacrTwl rEPI1aV1KWl Kat TWl mJI11raVTl O'iKWl TWV ~EßacrTwv Kat TWl Ö~I1Wl (MAMA VIII 449). Diese Widmung zeigt, daß der amtierende Kaiser Domitian zumindest in Aphrodisias nicht isoliert gesehen, sondern als ein Glied der flavischen Herrscherdynastie betrachtet worden ist. 71 Vgl. oben 45. 72 Vgl. oben 53. 73 Sicherlich belegen schon die in den dreizehn erhaltenen Weihinschriften (vgl. oben 53) jeweils enthaltene Widmung für Domitian und dessen Bezeichnung als ~EßacrT61;;, daß er als der amtierende Kaiser selbst im ephesischen vaol;; TWV ~EßacrTwv ein Objekt kultischer Verehrung gewesen ist (vgl. Friesen, Twice Neokoros, 34). Da aber der ephesische Provinzialkult nicht als ein Kult ~0I11naVOU ~EßacrTou Kat atoU Thou Kat atoU OucrE1famaVOu, sondern als ein Kult der ~EßacrToi bezeichnet wird, legt sich die Vermutung einer gleichberechtigten Verehrung der drei in ihm verehrten Kaiser nahe. Dies spricht gegen die Annahme einer primär auf Domitian ausgerichteten kultischen Verehrung, die durch diejenige seines Bruders und seines Vaters lediglich ergänzt worden wäre.
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plural ,Sebastoi' indicates that undue emphasis ought not to be placed on one or the other of these rulers". 74 Dies wiederum führt zu der Annahme, daß innerhalb des in Ephesus verorteten provinzialen Kultes der ~E~aaToi die Verehrung einzelner Personen zugunsten der Verehrung der herrschenden Dynastie in den Hintergrund trat. Diese Vermutung wird durch einen Vergleich der Namen der in der Provinz Asia jeweils errichteten Provinzialtempel anschaulich gestützt: Der der Dea Roma und dem Divi filius Augustus in Pergamon geweihte Provinzialtempel trug den Namem vao~ 8Ea~ < PWf.lll~ Kat AUToKpaTopo~ Kaiaapo~ 8EOU uiou ~E~aaTou.75 Der dem Gaius in Milet gewidmete Tempel wurde als vao~ EV ME1ATJT4' raiou Kaiaapo~ tituliert. 76 Der pergamenische Tempel des Iuppiter amicalis und des Traian hieß offiziell templum Iovis amicalis et Imp.[eratoris] Caes.[saris] divi Nervae ![ilii] Nervae Traiani Augusti Germanici Dacici pontif,[icis] max.[imi].77 Der in Ephesus errichtete asianische Provinzialtempel ist nun nicht etwa als templum Divi Vespasiani et Divi Titi et Imperatoris Caesaris Divi Vespasiani filii Domitiani Germanici, sondern lediglich als templum Augustorum/vao~ TWV ~E~aaTwv bezeichnet worden. Dies zeigt die im Rahmen dieses Provinzialkultes vorgenommene Ersetzung der bis hierher üblichen Praxis der kultischen Verehrung einzelner Personen durch diejenige der kultischen Verehrung der herrschenden, hier der flavisehen Dynastie. Es liegt auf der Hand, daß im Rahmen einer solchen dynastischen Verehrung der flavischen ~E~aaToi der amtierende Kaiser, in diesem Fall Domitian, im Vergleich zu seinen ebenfalls auf provinzialer Ebene noch als Amtsinhaber individuell kultisch verehrten Vorgängen AUgustus,78 Tiberius79 und Gaius80 innerhalb des provinzialen Kultes erheblich an Gewicht und Bedeutung verlieren mußte. Einen Beleg, der diese auf die Dynastie der Flavier fokussierte Interpretation des in Ephesus angesiedelten asianischen Provinzialkultes der EE[3aaTol stützt, bieten die in Ephesus gefundenen Inschriften IEph 2037.2061(II).2062.2063. In diesen ist sämtlich von Titus Flavius Montanus, einem offensichtlich großherzigen ephesischen Bürger, die Rede. Drei dieser vier Inschriften, IEph 2061(II).2062.2063,81 gehören zu Basen
74 Friesen, Twice Neokoros, 49. Ähnlich auch Imperial Cults, 46: ,,[ ...] nor the cult was focused on one individual". Damit wird deutlich, daß die Bezeichnung des in Ephesus praktizierten provinzialen Kaiserkults als "Domitiankult" nicht mehr haltbar ist. Anders Dräger, Städte, 122ffpassim. 75 Diese Tempeltitulatur ergibt sich aus der inschriftlich belegten Bezeichnung der an diesem Tempel nach dessen Weihung amtierenden apxu:;pEi~ (vgl. hierzu oben 16ft). 76 Vgl. oben 43. 77 V gl. hierzu unten 80. 78 Vgl. oben 9ff. 79 Vgl. oben 37ff. 80 Vgl. oben 42ff. 81 Um die Gravierung der Inschrift IEph 2061(11) und um die Errichtung der dazugehörigen Montanus-Statue kümmerte sich L. Vibius Lentulus, ein E7rhpo1ro~ des Kaisers Traian. Für die
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von Statuen des Montanus, welche die ßOUAtl und der ofl/..lo<;; von Ephesus errichten ließen, um Montanus, der sich um das Wohl der Stadt verdient gemacht hat, ihre Ehre zu erweisen. In IEph 2037, einer offensichtlich an einer WaAi<;;82 angebrachten Tafel, wird Montanus als der Stifter derselben benannt. Im Rahmen der Aufzählung der einzelnen Ämter, die Titus Flavius Montanus bis zum Zeitpunkt der Aufstellung der Inschriften jeweils innehatte, begegnet in allen vier epigraphischen Zeugnissen neben anderen immer auch das Amt des apX1EpEU<;; , Aoia<;; vaoß TOU EV ' Ec.ptcr<.ln K01VOU/K01V0 Tf}<;; 'Aoia<;;. Daß es sich hierbei um den in Ephesus verorteten Provinzialtempel der aus der gens Flavia stammenden ~EßacrToi handelt, ist nicht zu bestreiten. Auffällig ist allerdings, daß im Unterschied zu den oben besprochenen dreizehn erhaltenen Weihinschriften83 aus domitianischer Zeit in den ca. 20 Jahre später84 gefertigten Inschriften85 für Montanus innerhalb der Titulatur des gleichen Tempels die Apposition TWV ~EßacrTwv fehlt. Angesichts der ephesischen Herkunft dieser Inschriften und angesichts des in allen vier Zeugnissen gleichlautenden Textes ist kaum wahrscheinlich, daß das Fehlen dieser Apposition auf die Nachlässigkeit oder die Unwissenheit der jeweiligen Auftraggeber bzw. der Steinmetze, die mit der Erstellung der Inschrift jeweils beauftragt gewesen sind, zurückzuführen ist. Somit bleibt als Erklärung für diesen Sachverhalt nur die Annahme, daß das in der Vergangenheit im Rahmen der Titulatur des Provinzialtempels verwendete Epitheton TWV ~EßacrTwv zum Zeitpunkt der Errichtung der Statuen bzw. der Gravierung der Inschriften für Titus Flavius Montanus sachlich nicht mehr zutreffend gewesen ist. Da in diesem Tempel auch nach der damnatio memoriae Domitians zumindest noch zwei ~EßacrToi, Vespasian und Titus, verehrt worden sind,86 die Verwendung des Epitheton TWV ~EßacrTwv sachlich also durchaus noch berechtigt gewesen wäre, legt sich die Vermutung nahe, daß sich dieses Epitheton innerhalb des ursprünglichen Titels va6<;; 6 EV 'Ec.ptmwl TWV ~EßacrTwv K01VO<;; Tf}<;; 'Aoia<;; dezidiert auf die Verehrung der Dynastie der Flavier als ganzer bezogen haben muß. Denn nur unter dieser interpretatorischen Voraussetzung wird erklärbar, daß nach der damnatio memoriae Domitians das Epitheton TWV ~EßacrTwv aus der offziellen Tempeltitulatur gestrichen worden ist. Denn mit dessen damnatio hat die in Ephesus angesiedelte gesamtasianische kultische Verehrung der flavischen Dynastie als ganzer ihr Ende gefunden. Aufstellung von IEph 2063 samt der entsprechenden Statue zeichnete der Freigelassene Philadelphos, ein ehemaliger Sklave des Montanus, verantwortlich, der diesen in der Inschrift als TOV EauTou ')nlTpwva tituliert. Bezüglich der Inschrift IEph 2062 und der mit dieser verbundenen Statue fehlen solche Angaben aufgrund eines Textverderbnisses. Da Traian in IEph 2061(11) innerhalb seiner Titulatur zwar den Ehrennamen ßaK1K6~, nicht aber den Ehrentitel IIapelK6~ trägt, ergibt sich deren Datierung in die Zeit von Herbst 102 n.Chr. bis Februar 116 n.Chr. (vgl. hierzu Groß, Art. M. Ulpius Traianus, in: PRE.S X, 1035-1113, bes. 1066.1099). 82 LiddelllScott, Lexicon s.v. l.j>aA{~, 2017 geben u.a. als Bedeutungen an: "sewer, drain [... ] vault, crypt [... ] barrel-vault". 83 Vgl. zu deren Datierung oben 58. 84 Vgl. zur Datierung von IEph 2061(11) oben 64, A. 81. 85 Da in allen vier Inschriften zugleich wesentliche Ämter des Montanus genannt werden (über das Amt des aPX1EpEU~ noch das Amt des 01~ E')rapxo~ TEXVElTWV, das des (JE[3aoTocpaVTTJ~ und das des aywvoeETTJ~ 01cX [3{ou), ist davon auszugehen, daß zwischen der Entstehung der ersten und der letzten der vier Inschriften IEph 2037.2061(11).2062.2063 nur ein kurzer Zeitraum liegt. 86 Vgl. oben 58ff.
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Somit ist die Verwendung der auf die gens Flavia in ihrer Gesamtheit bezogenen Apposition TWV ~Eßa(JTWV innerhalb der Tempeltitulatur sachlich nicht mehr gerechtfertigt gewesen.
Diese Praxis der kultischen Verehrung aller verstorbenen und lebenden Regenten eines Herrscherhauses stellt im Rahmen der asianischen kultischen Kaiserverehrung auf provinzialer Ebene in doppelter Hinsicht ein Novum dar. Einerseits wurde in den drei bis zu diesem Zeitpunkt inaugurierten provinzialen Kulten immer jeweils nur ein Kaiser individuell verehrt. 87 Andererseits sind, wenn die erste Initiative des asianischen Provinz iallandtages 88 zur Einrichtung dieses Provinzialkultes in domitianische Zeit zu datieren ist, bereits verstorbene Kaiser in einen neu inaugurierten Kult mit einbezogen worden. Dies läßt sich bei den bis zu diesem Zeitpunkt auf provinzialer Ebene eingerichteten Kulten nicht89 beobachten. 90 Dieser in der Geschichte der asianischen provinzialen Kaiserverehrung neue Aspekt einer kollektiven und im Blick auf Titus und Vespasian erst post martern einsetzenden Kaiserverehrung macht das Nachdenken über die Datierung und den Impetus der ersten Initiative des Landtags der Provinz Asia zur Einrichtung eines neuen provinzialen Kultes erforderlich. In der gegenwärtigen Forschung wird aufgrund der als sicher anzunehmenden Datierung der Weihe des ephesischen Kaisertempels um 89/90 n.Chr. 91 die Anfrage des Koinon stillschweigend92 offensichtlich ebenfalls in domitianische Zeit 87 Innerhalb des ersten, in Pergamon installierten provinzialen Kultes der römischen Provinz Asia wurde neben dem amtierenden Kaiser Augustus nur noch - und zwar auf dessen ausdrücklichen Wunsch - die Dea Roma verehrt (vgl. oben 15ff). Im Rahmen des in Smyma verorteten zweiten asianischen Provinzialkultes genossen neben dem amtierenden Kaiser Tiberius zwar auch noch seine Mutter Livia und der Senat kultische Verehrung, Tiberius aber stand als amtierender Kaiser eindeutig im Zentrum des Kultbetriebs (vgl. oben 38ff). Die von Gaius angeordnete provinziale Kaiserverehrung in Milet war eo ipso ausschließlich auf ihn als den amtierenden Kaiser fixiert (vgl. oben 42ff). 88 Vgl. oben 57f. 89 Die Kulte des Augustus, des Tiberius und des Gaius setzten sämtlich bereits zu Lebzeiten der in ihnen verehrten Kaiser ein (vgl. oben 9ff.37ff.42ff). 90 Gleiches gilt für die unter Traian und Hadrian inaugurierten provinzialen Kulte. Einerseits wurde in ihnen neben dem jeweiligen Kaiser al1enfal1s noch ein eEO~ mJwao~ verehrt, andererseits datiert die Erstinitiative zur ihrer Einrichtung jeweils noch zu Lebzeiten des entsprechenden Kaisers, auch wenn der in Pergamon errichtete Tempel des ZEU~ (PiAlO~ und des Traian erst lange nach dessen Tod geweiht wurde. Zu Traian vgl. unten 78ff, zu Hadrian vgl. unten 90ff. 91 Vgl. oben 58. 92 Weder S. Friesen, Twice Neokoros noch M. Dräger, Städte, die beiden m.W. neuesten Arbeiten zum provinzialen Kaiserkult in Ephesus, setzen sich mit der Frage der Datierung der auf den koinonalen Beschluß der Einrichtung eines neuen provinzialen Kultes folgenden Anfrage des Provinzial1andtages bei Kaiser und Senat auseinander. Das Diktum Friesens: "Since the provincial Temple of the Sebastoi in Ephesus began to function by 90 CE (nine years after Domitian became emperor), there is no longer any reason to suppose that the privilege of instituting the cult was granted before the reign of Domitian" (Twice Neokoros, 49), mag zutreffen, so lange es sich auf die Entscheidung über den Ort der Errichtung des provinzialen Tempels und die Verleihung des damit verbundenen Titels eines VEWK6po~ bezieht. Davon aber ist, wie das
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datiert. Angesichts der Umstände bei der Einrichtung des provinzialen Kultes für Tiberius, Livia und den Senat93 ist aber auch denkbar, daß der Beschluß des Provinziallandtages zur Einrichtung eines neuen provinzialen Kultes und die daran anknüpfende Anfrage an Kaiser und Senat noch zur Zeit Vespasians erfolgten. Zwischen einer etwa in das Frühjahr 79 n.Chr. zu datierenden Anfrage des Provinziallandtages und einer etwa im Frühjahr 82 n.Chr. erfolgten Entscheidung über den Ort des im Rahmen des Kultes zu errichtenden Provinzialtempels lägen wie im Falle des zweiten asianischen Provinzialkultes drei Jahre. Ein solcher Zeitraum ist einerseits in der Vergangenheit ebenfalls belegt. Andererseits aber könnte er sich angesichts des baldigen Todes Vespasians im Juni 79 n.Chr. und des anschließenden, nur zwei Jahre währenden Principats des Titus entstandenen unsicheren politischen Lage durchaus plausibel ergeben haben. 94 Unter der Voraussetzung einer vespasianischen Datierung der ersten Anfrage des Koinon der Provinz Asia ist folgender Ablauf möglich: Der Provinziallandtag der Provinz Asia beantragt bei Vespasian und dem römischen Senat die Erlaubnis zur Einrichtung eines dem Kaiser und einem etwaigen BEae;; mJwaoe;; gewidmeten Kultes, dem Kaiser und Senat zustimmen. Bevor aber über die konkrete Realisierung des befürworteten Antrags, d.h. über den Ort des neu zu errichtenden· Provinzialtempels, entschieden werden kann, sind sowohl Vespasian als auch dessen Nachfolger Titus verstorben. In Absprache mit dem dann amtierenden Kaiser Domitian wird der ursprünglich Vespasian zugedachte Kult zu einem Kult TWV LEßaaTwv erweitert und auf alle drei Kaiser aus der gens Flavia (und auf Domitia Longina) bezogen. Diese Hypothese erklärt die oben hinsichtlich der Adressaten der im ephesischen Provinzialheiligtum praktizierten Kaiserverehrung konstatierte Ausnahmestellung dieses vierten asianischen Provinzialkultes zwanglos. 95 Letztlich läßt sie sich aber nicht beweisen. 96 Beispiel des zweiten asianischen Provinzialkultes des Tiberius, der Livia und des Senats zeigt (vgl. oben 37ft) die grundsätzliche Anfrage des Provinziallandtages zu unterscheiden. 93 Hier liegen zwischen dem Datum dieser Anfrage und dem Datum des Beschlusses über den Ort des im Rahmen der Inauguration des neuen Kultes zu errichtenden Provinzialtempels und über die damit einhergehende Verleihung des vEwK6po~-Titels immerhin drei Jahre (vgl. oben 38). 94 Im Falle des ephesischen Kultes TWV EEßacrTwv wäre es gerade angesichts der politischen Unsicherheiten noch weitaus verständlicher als im Falle des zur Zeit einer stabilen politischen Lage (dies gilt trotz der u.a. auch in diese Zeit zu datierenden Intrigen des praefectus praetorio Seianus; vgl. hierzu Winkler, Art. Seianus, in: KP 5, 76t) beantragten und inaugurierten zweiten asianischen Provinzialkultes des Tiberius, der Livia und des Senats, daß zwischen der ersten Anfrage des Provinziallandtages und der Entscheidung über den Ort des neuen provinzialen Kultes drei Jahre gelegen haben können. 95 Der Sachverhalt, daß nach dem Tode Traians dessen in Pergamon installierter Kult nicht um den nach ihm amtierenden Hadrian ergänzt und ebenfalls zu einem Kult TWV EEßacrTwv erweitert worden ist (vgl. unten 86t), muß den hier vorgetragenen Überlegungen nicht widersprechen. Denn die jeweilige Ausgangslage ist doch in wesentlichen Punkten eine andere gewesen. Einerseits gab es im Unterschied zu Vespasian, Titus und Domitian zwischen Traian und Hadrian keine vergleichbar engen dynastischen Bindungen (vgl. hierzu Hanslik, Art. Hadrianus.l, in: KP 2, 908). Andererseits stand zwischen Traian und Hadrian nicht wie zwischen Vespasian und Domitian das kurze Principat eines dritten Kaisers, dessen Integration in den in Ephesus praktizierten provinzialen Kult unabdingbar gewesen ist. Drittens war zur Zeit des Todes Traians die Entscheidung über den Ort der Errichtung des ihm zu weihenden Provinzialtempels schon gefallen (vgl. unten 78.81). 96 Als ein mögliches Argument, das die These eines Antrags des asianischen Koinon auf die Einrichtung eines Vespasian gewidmeten Provinzialkultes in dessen Regierungszeit stützen könn-
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Der terminus ad quem für die Entscheidung, den neuen provinzialen Kaisertempel in Ephesus zu errichten, und für die damit einhergehende Verleihung des Titels eines VEWKOP0<;: (nDv ~EßaaT<JJv)97 wird gesetzt durch den frühesten epigraphischen Beleg für dessen Eingang in die ephesische Stadttitulatur, IEph 2034. 98 Dieser Inschrift zufolge trug die Stadt Ephesus spätestens ab der Zeit der elften Imperatur Domitians den Titel eines VEWKOPO<;: (TWV ~EßaaTwv). Da der Kaiser seine iwölfte Imperatur 86 n.ehr. begann,99 muß vor diesem Datum der Stadt Ephesus vEwKopo<;:-Titel verliehen und die Entscheidung für Ephesus als Ort des vierten asianischen Provinzialkultes getroffen worden sein.
Dieser Kult der I:cßuO'Toi mit seiner Ausrichtung auf die flavische Dynastie als ganze fand entweder die nachträgliche Zustimmung Domitians oder ist möglicherweise gar erst auf dessen Betreiben in diese Richtung ausgerichtet worden. Daher ist der nach dem Tod Domitians von unterschiedlicher Seite gegen ihn erhobene Vorwurf der Reduzierung und Zentrierung der gens Flavia auf seine eigene Person 100 zu relativieren. Sein Verhalten im Rahmen der Einrichtung des in Ephesus praktizierten asianischen Provinz ialkultes der I:cßuO'Toi zeigt ihn vielmehr als einen Kaiser, der sich in den von seinem Vater Vespasian gesetzten dynastischen Rahmen einzuordnen und die Bedeutung seiner beiden ebenfalls aus der gens Flavia stammenden Amtsvorgänger anzuerkennen bereit gewesen iSt. 101 Darüber hinaus hat der gegen Domitian erhobene Vorwuf, eine den traditionellen römischen Tugenden lO2 unangemessene Divinisierung der eigenen Person lO3 zu betreiben, te, läßt sich die offensichtlich um 70 n.Chr. erfolgte Gründung der KOlYCx 'Aoiu~ BUAß1AAEta anführen. Die Gründung dieser Spiele erfolgte im Rahmen eines für Tiberius Claudius Balbillus, einen Astrologen Vespasians, inaugurierten provinzialen Heroenkult. Nach Dräger, Städte, 56ff ging die Einführung dieses Kultes mitsamt der Einrichtung der K01VCx 'Aoiu~ BUAß1AAEta auf eine Initiative des asianischen Provinziallandtages zurück, die von Vespasian zustimmend aufgenommen wurde. Der Grund für diese Initiative bestand nach Dräger in dem Ansinnen, mit ihr Balbillus als den Astrologen zu ehren, der Vespasian als den von den Göttern auserwählten Kaiser prophezeit hatte (Städte, 65). Auf diesem Hintergrund ließe sich eine über den Heroenkult seines Astrologen hinausgehende Ehrung Vespasians im Rahmen eines ihm gewidmeten provinzialen Kaiserkultes durchaus vorstellen. Der Bericht des Josephus über die Reise Vespasians von Alexandreia nach Rom scheint zu bestätigen, daß zumindest die ionischen Städte der Provinz Asia Vespasian in der Tat besondere Verehrung entgegenbrachten (bell. VII 21f). 97 Vgl. hierzu Dräger, Städte, 122f. 98 So Dräger, Städte, 123, A. 2. 99 Vgl. hierzu Weynand, Art. Flavius 77. T. Flavius Domitianus, in: PRE VI 2,2560. 100 Ein solcher Vorwurf kommt zum Ausdruck etwa bei Suetonius, Dom. l3, 1. 101 Im Blick auf das Verhalten gegenüber seinem Bruder und Amtsvorgänger Titus vgl. auch Scott, Flavians, 62: "Apparently the stories of disrespect for the memory of Titus are false or exaggerated, as the evidence of honor for Titus indicates: [ ... ] In fact, Domitian seems to have done more for the cult ofTitus, than Titus had done for that ofDivus Vespasianus". 102 Vgl. hierzu oben zu Augustus 16, A. 46. 103 Vgl. hierzu Aurelius Victor (nach Fuhrmann, Art. Aurelius.7, in: KP 5, 1259-1262 lebte Aurelius Victor in der zweiten Hälfte des 4. Jh. n.Chr.), der in einer Äußerung zu Caracalla Caligula und Domitian im Blick auf die ihnen eignende Tendenz zur Vergottung der eigenen Person
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an der in der Provinz Asia praktizierten kultischen Kaiserverehrung der drei aus der gens Flavia stammenden ~EßaoTo{ keinerlei Anhalt. 104 Dies unterstreichen ein Blick auf die in den dreizehn erhaltenen Weihinschriften dokumentierte Titulatur des Kaisers und deren Vergleich mit der TitulaturlOS des Gaius. Während Gaius nämlich in seinem Namen explizit den 8EO<;Titel führt und sich als 8EO<; ~EßaaTo<; anreden läßt,106 bleiben die Titel, die Domitian innerhalb der provinzialen asianischen Kaiserverehrung beigelegt werden, vollständig im Rahmen der üblichen Kaisertitulatur. 107 Sie enthalten keinerlei Hinweise auf über den üblichen Rahmen kultischer Kaiserverehrung hinausgehende' Ehrungen für ihn. lOS M.P. Charlesworth führt zum Erweis einer von Domitian betriebenen und eingeforderten, unangemessenen Divinisierung seiner eigenen Person folgende literarische Belege an: 109 (a) Suetonius, Dom. 13,lf: Neque in reducenda post divortium uxore edieere revoeatam eam in pulvinar suum. Adclamari etiam in amphitheatro epuli die libenter audiit: ,Domino et dominae felieiter! ( [... ] Pari arrogantia, eum proeuratorum suorum nomine formalem dietaret epistulam, sie eoepit: ,Domius et deus noster hoc fiere iubet. ( Unde institutum posthae, ut ne seripto quidem ae sermone euiusquam appellaretur aliter llO , (b) Cassius Dio LXVII 4,7: "H5Tj yap Kat BEO~ ~~iou
parallelisiert (de Caesaribus 39,4). Diese Parallelisierung hat keinen Anhalt an den im Rahmen der asianischen provinzialen Kaiserverehrung jeweils verwendeten Titulaturen. Vgl. darüber hinaus unten die Diskussion weiterer entsprechender Belege bei Charlesworth, Beobachtungen, 190f, bes. 191, A. 85. AufCharlesworth bezieht sich Magie, Roman Rule 11, 1440. 104 Vgl. hierzu auch die Inschrift AE 1936, Nr. 128 (vgl. hierzu erläuternd AE 1940, NT. 46). Ähnlich auch Friesen, Imperial Cults, 46: "Moreover, the terminQlogy shows that the exaggerated piety of the aborted cult of Gaius at Miletos was avoided. The term theos was not used for the reigning emperor". 105 Zu dieser Titulatur, die im Zusammenhang mit dem ihm geweihten milesischen Provinzialkult überliefert wird, vgl. oben 43ff. 106 Vgl. oben 44. 107 Vgl. im Blick auf die in den Weihinschriften dokumentierte Titulatur Domitians Friesen, Twice Neokoros, 34: "This is normal nomenc1ature for Domitian after he adopted the title ,Germanicus' in 83/84 CE". lOS V gl. hierzu Friesen, Twice Neokoros, 34, im Blick auf die Domitiantitulatur: "Thus, there is no suggestion of extraordinary cultic honors for Domitian". V gl. zum Wandel des Domitianbildes in der Forschung auch Urner, Domitian, 321. Zur Entstehung des Bildes Domitians als eines Christenverfolgers in der Alten Kirche vgl. Prigent, Temps I, 481. Eusebius, Hieronymi chronicon 274F gibt an, daß ein gewisser Bruttius schrieb, daß unter Domitian "die meisten der Christen" zu Märtyrern geworden seien: Scribit Bruttius plurimos Christianorum sum Domitiano fecisse martyrium (freundlicher Hinweis von Prof. Dr. F. Siegert vom 01.07.2003). Diese Nachricht des Bruttius mag mit ein Grund dafür gewesen sein, daß in christlichen Kreisen das Bild Domitians als eines Christenverfolgers entstand und tradiert worden ist. 109 Weitere Belege bei Scott, Flavians, 102-112. 110 "Bei der Wiederverheiratung mit seiner geschiedenen Frau sagte er, er habe sie auf seinen Gättersitz zurückgerufen. Auch hörte er gern, wie das Volk ihn im Amphitheater am Tage des großen Festschmauses mit dem Zuruf begrüßte: ,Heil unserm Herrn und unserer Herrin!' [... ] Von gleicher Anmaßung zeugt, wenn er im Namen seiner Prokuratoren ein amtliches Rundschreiben diktierte und sich dabei der Eingangsformel bediente: ,Unser Herr und Gott befiehlt, daß folgen-
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vo"..t1~Ea8at, Kat 5Ea7fOTT]~ KaAOUIlEVO~ Kat 8EO~ U7fEPTJyaAAETo. Tau Ta OU 1l0VOV EAEYETO aAAa Kat Eypa
des geschieht.' Daher wurde es Brauch, ihn mündlich wie schriftlich nur so anzureden" (Text nach Rolfe, Suetonius H, 366--368, Übersetzung nach Heinemann, Sueton, Cäsarenleben, 486t). 111 "Denn er bestand nämlich darauf, als Gott angesehen zu werden, und war außerordentlich stolz darauf, mit ,Herr' und ,Gott' angesprochen zu werden. Diese Titel wurden nicht nur in Reden, sondern auch in geschriebenen Dokumenten verwendet" (Text und Übersetzung nach Cary, Dio's Roman History VIII, 328t). 112 "Die Verordnung von unsrem Herrn und Gotte" (Text nach Lindsay, Martialis, Epigrammata, Übersetzung nach Helm, Martial, Epigramme, 194). 113 "Der mit dreckigem Maule so daherschwatzt: I ,Was da willst du den vielen großen Bauten I unsres Herrn und Gottes vorziehn?'" (Text nach Lindsay, Martialis, Epigrammata, Übersetzung nach Helm, Martial, Epigramme, 267). 114 "Und mit all seinen Zungen redend, hat er I dem Gebieter der Erd und Gott der Welten I vierfach pylisches Alter jetzt verheißen" (Text nach Lindsay, Martialis, Epigrammata, Übersetzung nach Helm, Martial, Epigramme, 292). 115 "Keinen Herren und Gott hab ich zu preisen" (Text nach Lindsay, Martialis, Epigrammata, Übersetzung nach Helm, Martial, Epigramme, 396). 116 ,,[ ... ] und rief zu meiner Hilfe alle Götter und sich selbst vor ihnen allen, denn seine Kraft ist unübertroffen und es gibt keine Gottheit, die mit solchem Gefallen auf die Bildung schaut" (Text und Übersetzung nach Butler, Quintilian H, 4t). 117 "Wem würden die Gottheiten, die über die Bildung präsidieren, eher ein Ohr leihen? Wem würde Minerva, seine Familiengottheit, bereitwilliger ihre Geheimnisse offenbaren?" (Text und Übersetzung nach Butler, Quintilian IV, 52t). 118 "Unsere Reden sollen deutlich erkennen lassen, wie die Zeiten sich geändert haben, und schon aus dem Ton unserer Danksagung soll man erkennen, wem sie gilt und wann sie gesprochen ist. Laßt uns an keiner Stelle ihm schmeicheln wie einem Gott, wie einem höheren Wesen - denn wir reden nicht von einem Tyrannen, sondern von einem Bürger, nicht von einem Herrn, sondern von unserem Vater" (Text und Übersetzung nach Kühn, Panegyrikus, 16t). W. Kühn merkt an, daß sich diese Aussage auf das Gefallen Domitians an der Titulatur dominus et deus bezieht (Panegyrikus, 187). 119 "Hätte ein anderer nur eine von diesen Leistungen vollbracht, so trüge er schon längst die Strahlenkrone; inmitten der Götter stünde sein Thron aus Gold oder Elfenbein, und man riefe ihn an vor besonders herrlichen Altären und mit besonders reichen Opfern" (Text und Übersetzung nach Kühn, Panegyrikus, 102t).
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odva TWV '{awv TlVCx Kat HDV ö".101WV EVlOTE cp8EYYOJlEVWV, aAACx TOV lOXupoTaTov Kat ßaplnaTov Kat OEarrOTI)V 6vOJla~OJlEVOV Kat 8EOV rrapa rrfrmv "EAATJm Kat ßapßapOlC;;, TO OE aATJ8EC;; öVTa oalJlova rrovTJPov. 120
Innerhalb dieser von Charlesworth vorgelegten Belege ist zu unterscheiden zwischen denjenigen Autoren, die Domitian als dominus (et deus) bzw. deus titulieren, um ihm zu schmeicheln, hier Martialis und Quintilianus, und denen, die sich kritisch mit seinem angeblichen Drang zu übertriebener Divinisierung der eigenen Person auseinandersetzen, Suetonius, Cassius Dio, Plinius und Dio Cocceiamis. Innerhalb dieser kritischen Stimmen zu Domitian ist zu unterscheiden zwischen den zeitgenössischen und den späteren Autoren. Während, Cassius Dio sich eindeutig dahingehend äußert, daß Dornitian die Anrede dominus et deus aktiv eingefordert und befohlen hat, lassen sich die Äußerungen der zeitgenössischen Autoren Suetonius, Plinius und Dio Co~ ceianus nicht in diesem Sinne interpretieren. 121 Offensichtlich wurde Domitian in der späteren Überlieferung gerade auch hinsichtlich des Topos der unangemessenen Selbstvergöttlichung wesentlich negativer dargestellt als in der zeitgenössischen Tradition. 122 Die Aussagen der meisten zeitgenössischen Autoren, die Domitian eine unangemessene Vergöttlichung der eigenen Person vorwerfen, relativieren sich im Lichte ihrer Motive. 123 Nicht verwundern kann, daß sich Dio Cocceianus aufgrund seiner Verbannung unter Domitian und Plinius angesichts des Verlustes mehrerer Freunde durch Strafmaßnahmen des Kaisers kritisch zur Amtsführung Domitians äußern. 124 Lediglich Suetonius darf eine einigermaßen vorurteilsfreie Berichterstattung unterstellt werden, wobei er in seiner Darstellung aber vom panegyricus des Plinius abhängig gewesen ist. 125 Noch weiter relativiert wird der Vorwurf, Domitian habe für seine Person unan-
120 "Wie ich zu dem allen ausgeharrt habe unter einem Feind, der nicht der erste beste von den Leuten meines Standes oder, wie sie manchmal genannt werden, von Gleichberechtigten war, sondern der mächtigste und grimmigste, von allen Griechen und Nichtgriechen Herr und Gott genannt, in Wirklichkeit aber ein böser Dämon" (Text nach Lamar Crosby, Dio Chrysostom IV, 206, Übersetzung nach Elliger, Dion Chrysostomos, 549). 121 Vgl. hierzu Urner, Domitian, 227: "Die späteren Autoren berichten alle von der direkten Anrede [dominus et deus], und zwar von einer von Domitian befohlenen. Vom Zwang ist bei den Zeitgenossen jedoch keine Rede [ ... ] Die erhaltenen zeitgenössischen Quellen geben keinen Anlaß für die spätere durchgängige Behauptung, der Kaiser [d.h. Domitian] habe die Anrede Herr und Gott verlangt". 122 Vgl. hierzu auch Urner, Domitian, 227: "Hier verändert sich die Überlieferung ganz deutlich zu Ungunsten Domitians". 123 Vgl. hierzu parallel Levick, Domitian, 62, die u.a. den persönlichen Erfolg der Einwohner der Provinzen des imperium Romanum, die Frage, inwieweit der entsprechende Kaiser sich an Leistungen für ihr jeweiliges Gemeinwesen beteiligte, und - insbesondere im Blick auf die östlichen Provinzen des römischen Reiches - seine philhellenischen Tendenzen als wichtige Kriterien für ihre EirIschätzung seiner Person und seiner Regentschaft benennt: ,,[ ... ] who might be as contented with Domitian as they were with any other Princeps, or with Roman rule altogether; their view of hirn might depend too on their personal success or failure, whether they belonged to a city which he had particularly benefited, and on whether they were sensitive enough to the position of Greeks irI the empire to notice his philhellenisrn". 124 Gldches gilt auch für Cassius Dio; vgl. hierzu Stiewe, Art. Cassius.III 4, in: KP 1, 1076. 125 Vgl. hierzu etwa Wallace-Hadrill, Suetonius, 1555 und Bradley, Imperial Ideal, 372lf. Ähnlich auch Lewis, Suetonius' Caesares, 3627 und Urner, Domitian, 47.246. Vgl. hierzu auch Funaioli, Art. Suetonius.4, irI PRE IV A,l, 62lf.
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gemessene göttliche Ansprüche eingefordert, durch das Zeugnis des Statius. Dieser bezeugt im Gegensatz zu den oben aufgeführten Belegen, daß Domitian sich schon die Anrede dominus, ohne den Zusatz et deus, verbeten habe: et dulci dominum favore clamant: I hoc solum vetuit ticere Caesar. 126 Im Lichte dieser Überlegungen legt sich die Vermutung nahe, daß das anhand der Analyse des in Ephesus verorteten asianischen Provinzialkultes der ~EßaaToi gewonnene Bild Domitians hinsichtlich der Praxis der kultisch-religiösen Verehrung der eigenen Person offensichtlich weit eher der historischen Wirklichkeit entspricht als das, das von zeitgenössischen und insbesondere auch von späteren Autoren vermittelt worden ist. 127
Die Einrichtung des der gens Flavia gewidmeten provinzialen Kaiserkults wurde m.E. wesentlich durch den von ihnen geleisteten Beitrag zur Förderung der Wohlfahrt innerhalb der Provinz Asia motiviert. 128 Die These M. Drägers, der in Ephesus inaugurierte provinziale Kaiserkult sei als Reflex auf den militärischen Erfolg Domitians über die Chatten zu deuten,129 ist abwegig. Sicherlich ist durchaus denkbar, daß dieser militärische Erfolg in der künstlerischen Ausgestaltung des ihm, seinem Vater und seinem Bruder geweihten Provinzialtempels berücksichtigt worden ist. Doch spricht dies lediglich für dessen Bau bzw. dessen Ausgestaltung nach dem siegreich beendeten Chattenfeldzug. Im Verlauf der Geschichte der Provinz Asia ist allerdings weder vor noch nach Domitian belegt,130 daß militärische Erfolge 126 Si/v. I 6,83f ("Mit lieblichem Beifall rufen sie laut aus: ,Herr'! I Er verbat es; allein dies gestattete er: Caesar"; Text nach Phillimore, P. Papini Stati Silvae). 127 Daran ändern auch die von Janzen, Jesus, 644-648 vorgelegten numismatischen Belege und die auf diese Belege bezogenen Überlegungen nichts, denn sie belegen gerade nicht, daß Domitian sich selbst zu Lebzeiten explizit mit dem Titel divus anreden ließ. Darüberhinaus übersieht Janzen, daß die Bezeichnung eines amtierenden Herrschers als divus bzw. als BEOC;; im Rahmen der römischen religiösen Praxis zwar anstößig, im Bereich der griechisch-hellenistischen Religiosität aber durchaus üblich gewesen ist (vgl. hierzu oben 32ft) 128 Vgl. etwa auch Thompson, Apocalypse and Empire, 156: "Asian prosperity continued under the Flavians". Zu der offensichtlich guten Ausstattung der Staatsfinanzen am Ende der Regierungszeit Domitians vgl. Syme, Imperial Finances, 70: "In the years 94-96 the finances must have been healthy and prosperous [... ] We must postulate a full treasury at Domitian's death, as at that of Tiberius: and such is keeping with his character and policy: extravagance and inefficiency have their proper place in the anarchial reign ofNerva". 129 V gl. hierzu Dräger, Städte, 13 Off. Er begründet seine These vor allem mit dem Bilderschmuck des in Ephesus errichteten Tempels und der anscheinend großen Beachtung der militärischen Erfolge Domitians in der Provinz Asia: "Angesichts dieses Bilderschmucks muß ein Zusammenhang zwischen der ephesischen Neokorie und Siegen Domitians über Barbaren bestanden haben; dabei ist angesichts der dargestellten Waffen an Barbaren von den Nordgrenzen des imperium Romanum zu denken. Dazu paßt, daß Domitians militärische Erfolge in der Provinz Asia allergrößte Beachtung fanden, auch wenn keiner seiner Feldzüge irgendwe1che direkten Auswirkungen auf die Provinz hatte" (Städte, 130). 130 Vgl. hierzu etwa folgende Beispiele: Der Dea Roma und dem Divi filius Augustus wurde ein provinzialer Kaiserkult nicht deswegen gewidmet, weil er den Krieg gegen Antonius und Kleopatra gewonnen, sondern weil er diesen Krieg beendet und den Frieden gesichert hatte: TOV 7rUUaUVTU IlEV 7rOAEIlOV, KoalliJaovTu [OE; ElpiJVTlV (Z. 36 der sog. Kalenderinschrift, IPriene 105). Tiberius wurde mit Livia und dem Senat zusammen ein Kult eingerichtet, weil zwei crimina
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römischer Kaiser dazu führten, daß ihnen provinziale Kulte eingerichtet wurden. Hingegen geht in den Fällen, in denen die Motivation zur Inauguration eines provinzialen Kaiserkults bekannt ist, der provinzialen Initiative zur Einrichtung stets eine kaiserliche Aktion voraus, die für die Provinz und ihre Entwicklung von spürbarem Vorteil gewesen ist l31 • Dies dürfte auch im Falle des in Ephesus eingerichteten Kultes für die aus der gens Flavia stammenden L:E(3ae)Toi zutreffen. Ein Vergleich mit den drei in der Provinz Asia zuvor institutionalisierten provinzialen Kaiserkulten, dem Kult der Dea Roma und des Divi filius Augustus in Pergamon, dem des Tiberius, der Livia und des Senats in Smyma und dem des Gaius in Milet, ergibt folgendes Bild: (a) Die Inauguration des in Ephesus angesiedelten Kultes der L:E(3aoToi wurde nicht wie die des milesischen Kultes vom amtierenden Kaiser befohlen. Sie ging wie die des pergarnenischen und des smymäischen Provinzialkultes auf eine Initiative des Landtages der Provinz Asia zurück. 132 (b) Im Unterschied zu den drei zeitlich früheren Kulten wurde im ephesischen Kult die bis zu diesem Zeitpunkt übliche Zentrierung auf die Person des amtierenden Herrschers durch die Zentrierung auf die Dynastie der Flavier ersetzt. An die Stelle der zumindest primär auf die Person des einen, aktuell regierenden Kaisers ausgerichteten Verehrung trat die kollektive und gleichgewichtige Verehrung meherer lebender und bereits verstorbener L:E(3aoToi 133 eines Herrscherhauses. Mit dieser kollektiven Fokussierung wurden das relative Gewicht und die relative Bedeutung des amtierenden Kaisers Domitian innerhalb des Kultus im Vergleich zu denen seiner Vorgänger Augustus, Tiberius und Gaius erheblich reduziert. (c) Über den Kult im engeren Sinne hinausreichende und neue Dimensionen der kultisch-religiösen Kaiserverehrung erschließende Ehrungen wie die oben beschriebene Ausrichtung des gesamten Jahreszyklus auf den Geburtstag des Augustus 134 sind für keinen der drei flavischen Kaiser belegt, auch nicht für Domitian. Aus alledem folgt: Die Verehrung des amtierenden Kaisers Domitian im Rahmen des ephesischen Kultes der L:E(3aoToi reicht nicht an den mit der Verehrung des Augustus gesetzten Rahmen provinzialer kultischer Kaiserverehrung in der Provinz Asia heran, geschweige denn über diesen hinaus. Der in Ephesus eingerichtete Provinzialkult veränderte die bestehenden Pararepetundae zugunsten des Provinziallandtages und der Provinz entschieden und die Schuldigen bestraft worden waren (vgl. oben 37). Hadrian, der bis auf den zweiten jüdischen Krieg 132-135 n.Chr. keine Kriege führte, wurden in der Provinz Asia drei provinziale Kulte eingerichtet (vgl. unten 90ft). 131 Vgl. etwa zum Kult der Dea Roma und des Divifilius Augustus oben 9ff, zum Kult des Tiberius, der Livia und des Senats oben 37ff, zu den Kulten für Hadrian vgl. unten 90ff. 132 Vgl. oben 57f. 133 Vgl. oben 58ff. 134 Vgl. hierzu oben 25ff.
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digmen nur insoweit, als innerhalb seiner das Gewicht und die Bedeutung des amtierenden Kaisers Domitian zugunsten seiner aus der gens Flavia stammenden Vorgänger und v.a. der gens Flavia als solcher verringert wurden. Angesichts dessen und angesichts der zahlreichen Belege für die neben der provinzialen existierende munizipale und private Kaise~erehrung135 ließ der in Ephesus angesiedelte provinziale Kult der flavischen ~EßaGTo{ für die Einwohner der Provinz Asia in ihrer Gesamtheit keine neue kultisch-religiöse Situation entstehen. Im Unterschied dazu brachte die Einrichtung des vierten asianischen Provinzialkultes fiir die Stadt Ephesus selbst erhebliche Veränderungen mit sich. Hier ist zunächst die Einfiihrung eines von den KOtVa 'Ama~136 EV 'EcptG4J zu unterscheidenden 137 neuen munizipalen138 Agons, der 'OAullma Ta EV , E
Vgl. oben passim.
136 Vgl. zu diesen Spielen oben 22ff. 137 Die gleichzeitige Erwähnung sowohl der 'OM/1ma Ta EV 'Eeptol{) als auch der KOlVa 'Aoiac;; EV 'Eeptol{) in ein- und derselben Inschrift (vgl. IIasos 108 unten A. 139) schließt ihre IdentifIkation aus. Vgl. hierzu auch Friesen, Twice Neokoros, 116. 138 Vgl. Friesen, Twice Neokoros, 140. 139 Der Name dieses neuen Agons und dessen Zusammenhang mit dem in Ephesus inaugurierten provinzialen Kult der I:E[3aoToi läßt sich herleiten aus zwei Ehreninschriften für den Läufer Titus Flavius Metrobius aus Iasos, IIasos 107.108. 140 Vgl. hierzu Weynand, Art. Flavius 77. T. Flavius Domitianus, in: PRE VI.2, 2592. 141 Vgl. hierzu etwa Lämmer, Olympieen, 9. 142 Vgl. hierzu oben 60. 143 Städte, 127.
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ephesischen Münzprägung geschlagene Münze diese göttliche Verehrung ausschließlich aufDomitian. 144 S.E. sollen durch die entsprechende Gestaltung dieser Münze zwei Botschaften expliziert werden: "It assimilated the emperor [d.h. Domitian] to Zeus, and it placed the emperor in a direct relationship to Ephesian Artemis",145 was für ihn heißt: "This represents a major reorganization of the city's divine hierarchy".146 Im Rahmen seiner Analyse der 'OAuMma T<X EV ' EcpEa~ stellt Friesen zunächst heraus, daß die Einführung dieser Spiele nicht auf eine provinziale, sondern auf eine munizipale Initiative zurückgehe. 147 Entsprechend dem zur Interpretation der oben beschriebenen Münze Gesagten gilt auch im Blick auf die ' OAUM1fla Ta. EV ' EcpEa~ deren ausschließlicher Bezug auf Domitian, der Friesen zufolge in einer Identifikation des Kaisers mit dem ZEUC;; 'OAUMIDOC;; gipfelte: "They [d.h. die 'OAuMIDa Ta. EV 'EcpEa~] were not established for a group of emperors; rather, the games focussed only on Domitian and identified hirn with Zeus Olympios".148 Im Unterschied zu S. Friesen, v.a. aber auch zu M. Dräger, sieht M. Lämmer weder in der Gründung der ' OAuMma Ta. EV 'EcpEa~ noch in der Herstellung der oben beschriebenen ephesischen Lokalprägung die vollständige Durchführung einer Identifikation des Domitian mit dem ZEUC;; 'OAUMIDOC;;, wohl aber den Ansatz einer entsprechenden Entwicklung, die sich in hadrianischer Zeit vollendete: ,,Mit den ephesischen Münzen, die Zeus Olympios und das Bild des Domitian zeigten, begann eine Entwicklung, die unter Hadrian in der völligen Identifizierung von Kaiser und Gott gipfelte".149 Sowohl im Blick auf die Interpretation der oben beschriebenen Münze als auch hinsichtlich der Diskussion der ' OAuMma Ta. EV 'EcpEa~ gilt zunächst, daß zwischen der provinzialen und der munizipalen Ebene zu unterscheiden ist. Mit S. Friesen und gegen M. Dräger ist davon auszugehen, daß sowohl die Prägung der Münze als auch die Installation der Spiele auf eine ephesische munizipale und nicht auf eine asianische provinziale Initiative zurückgehen. Die bildliche Gestaltung der ephesischen Münze impliziert nicht notwendig erweise die Absicht der Identifikation des Domitian mit dem ZEUC;; 'OAuMmoc;;.150 S. Friesen selbst räumt ein, daß "the placement of two images on either side of a coin does not necessarily imply an assimilation of the two images".151 Dabei soll nicht bestritten werden, daß im vorliegenden Fall "the head ofDomitian and the classic figure of Olympian Zeus are not coincidentally of the same coin".152 Dies läßt sich aber zwanglos im Sinne der Aussage von K. Christ153 erklären, ohne deshalb 144 Vgl. Twice Neokoros, 119f. 145 Twice Neokoros, 119. 146 Twice Neokoros, 119. 147 Twice Neokoros, 140; vgl. auch oben 74. 148 Twice Neokoros, 140. 149 Olympieen, 9. 150 Christ, Numismatik, 64 formuliert im Blick auf die Darstellung von Gottheiten auf Münzen in der Kaiserzeit: "In den einzelnen Regierungen dominieren dabei [d.h. in der Gestaltung der Münzbilder] naturgemäß immer diejenigen Gottheiten, an die sich der Kaiser selbst anlehnte, unter deren besonderem Schutz er sich wußte, zu denen er sich demonstrativ bekannte. So erklärt sich das Überwiegen des Iuppiter Custos und der Minerva unter Domitian, das des Hereules unter Trajan und Commodus, das Sols unter Elagabal und Aurelian". 151 Twice Neokoros, 119, A. 32. 152 Twice Neokoros, 119, A. 32. 153 Vgl. hierzu oben A. 150.
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eine IdentifIkation des Domitian mit dem ZEt)(;; , OAUM7flO(; zu postulieren.1 54 Darüber hinaus belegen zahlreiche Inschriften, die "ApTEM1(; und Domitian zugleich geweiht sind,155 daß der amtierende Kaiser in Ephesus offensichtlich weitaus eher in einem Verhältnis zu der alles dominierenden Stadtgöttin als zu dem in Ephesus eher fremden l56 ZEU(; (' OAUM7flO(;) gesehen wurde. Dabei wird die Göttin in der Regel zuerst genannt. 157 Dies läßt sicherlich nicht darauf schließen, daß Domitian innerhalb der Götterhierarchie in der Stadt der "ApTEM1(; über diese selbst gestellt worden ist, eine Position, die der Kaiser im Falle seiner Identiftkation mit dem ZEU(; , OAUM7flO(; aber einnehmen würde. 158 Gegen die Annahme einer Identiftkation des Domitian mit dem ZEU(; , OAUM7flO(; als Hintergrund der Prägung der oben beschriebenen Münze spricht weiterhin, daß der Name des Kaisers in der ihn betreffenden Münzlegende nicht ebenfalls mit dem Epitheton ' OAUM7flO(; versehen worden ist, so wie etwa auf Münzen aus hadrianischer Zeit. 159 Der Versuch, aus dem Namen der anläßlich der Einrichtung des Kultes der L:EßaoToi in Ephesus installierten' OAUM7fla Ta EV ' Eeptu4' auf eine in Ephesus propagierte Identiftkation des Domitian mit dem ZEU(; 'OAUM7flO(; zu schließen, impliziert daher m.E. eine Überinterpretation. Die Namensgebung dieser Spiele läßt sich zwanglos erklären aus dem Bestreben, den von Domitian in Rom ins Leben gerufenen, nach Iuppiter Capitolinus benannten Spielen 160 ein ephesisches Pendant entgegenzusetzen und damit die Verehrung für den amtierenden Kaiser auszudrücken.
Mit der Begründung dieser Spiele setzte in Ephesus zugleich auch eine intensive Bautätigkeit ein. Neben der Errichtung des Kaisertempels selbst l61 ist hier vor allem der das Hafengymnasium mit den Hafenthermen und den Verulanushallen umfassende Gebäudekomplex zu erwähnen, der als Wettkampfstätte der neu installierten' OAU/.lTrHX Tex EV 'E
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Wasserleitung und führte größere Umbauten am und im Theater durch. 163 Durch private Sponsoren wurden u.a. die Vertäfelung einer bei der Agora gelegenen Säulenhalle und die Pflasterung des Embolos, d.h. der sog. Kuretenstraße,164 finanziert.
163 Vgl. hierzu Knibbe/Alzinger, Ephesos, 774. Zur Lage des Theaters vgl. Knibbe/Alzinger, Ephesos, 760 mit anschließendem Plan. 164 Vgl. hierzu Meri'Y u.a., IEph VII 1, 10: "Embolos ist der antike Name der ,Kuretenstraße"'. Zur ihrer Lage vgl. Knibbe/Alzinger, Ephesos, 760 mit anschließendem Plan.
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2. Traian Die Einrichtung eines weiteren, runften asianischen Provi~ialkultes, nun rur die Gottheit Iuppiter amicalis/ZEu(, <1>111.10(, und den römischen Kaiser Traian, in Pergamon wird dokumentiert durch die Stiftungsinschrift rur die im Zuge der Einrichtung dieses Kultes von munizipaler Seite ins Leben gerufenen Spiele. 165 Der wesentliche Inhalt der in der Inschrift festgelegten Bestimmungen bezüglich des in Pergamon in honorem templi Iovis amicalis et I Imp. Caes. divi Nervae filii Nervae Traiani Augusti Germanici Dacici I pontif. max. (Z. 9-11) eingerichteten certamen besteht in zwei Punkten: (a) Zunächst werden in einem senatusconsultum die neu eingeruhrten Spiele als EloEAaoTlK6v konstituiert (Z. 11.19).166 In diesem Punkt sollen diese Spiele dem Beschluß des Senats zufolge offensichtlich ganz bewußt denjenigen entsprechen, die in Pergamon zu Ehren der Dea Roma und des nunmehrigen 167 Divus Augustus veranstaltet worden sind: eiusdem condicionis sit, cuius est, quod in honorem Romae I et divi Augusti ibi agitur (Z. 12f).168 (b) In dem an das senatusconsultum anschließenden mandatum des Traian fiir den Statthalter der Provinz Asia ergänzt der Kaiser diese Bestimmung um den Wunsch, daß die jeweiligen Sieger beider Spiele die gleichen Siegespreise erhalten sollen: iselas- I tici victoribus id quod in altero certamine custoditur dari oportebit Ipraemium (Z. 21-23).169 Diese vom Senat in Rom gemeinsam mit dem Kaiser angeordnete rechtliche Gleichstellung der mit dem Kult des ZEU(, <1>111.10(, und des Traian verbundenen Spiele mit den •PWJlala LEßaoTu 170 legt folgende Vermutung nahe: Traian wollte, sicherlich mit Zustimmung des Senats, den neuen
165 AvP VIII 2, Nr. 269. Fränkel, AvP VIII 2, 207 datiert diese Inschrift in die Zeit um 113/114 n.Chr. 166 Nach Fränkel, AvP VIII 2, 207f definiert der Begriff c1acAaaTtKOV einen "Agon, dessen Sieger, wie nach griechischer Sitte die der vier großen nationalen Spiele, das Recht des feierlichen Einzugs in ihre Vaterstadt gewannen". Vgl. hierzu auch Plinius, ep. X 118; in diesem Brief definiert Plinius den Terminus iselasticum und fuhrt zugleich aus, daß der Kaiser, in diesem Fall Traian, das Recht hatte, einen Agon als c1acAaaTtKOV zu konstituieren. 167 V gl. zur Änderung der Titulatur des Augustus innerhalb des der Dea Roma und ihm geweihten asianischen Provinzialkultes nach seinem Tod und seiner consecratio oben 19, A. 73. 168 Vgl. hierzu Fränkel, AvP VIII 2, 205: "[00'] das Senatusconsultum erklärt sich einverstanden, dass die neu gegründeten Spiele dieselbe Stellung haben sollen wie die zu Ehren der Roma und des Augustus in derselben Stadt gefeierten". 169 Vgl. hierzu wiederum Fränkel, AvP VIII 2,205: "[00'] wozu das kaiserliche Mandat die Bestimmung hinzufugt, dass auch die Siegespreise die gleichen sein sollen, wie die des schon bestehenden Agon". 170 Also denjenigen Spielen, die im Zusammenhang mit der Einrichtung des Kultes der Dea Roma und des Divifilius Augustus in Pergamon konstituiert worden sind; vgl. hierzu oben 21f.
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provinzialen Kult in seiner Gesamtheit mit dem zeitlich ersten in der Provinz Asia inaugurierten Kaiserkult parallelisieren und beide Kulte auf dem gleichen rechtlichen und religiösen Niveau ansiedeln. 17I Diese Annahme wird durch weitere Beobachtungen gestützt: (a) Auf einer in traianischer Zeit geprägten Münze aus Pergamon sind recto die aus vier Säulen bestehende Front eines Tempels und in deren Mitte der Kaiser Traian vor dem thronenden ZElJ<;; lAlO<;:172 und verso ebenfalls eine viersäulige Tempelfront mit dem Divus Augustus und der Dea Romd 73 abgebildet. 174 Diese parallele Darstellung auf beiden Seiten der Münze macht, insbesondere im Lichte der oben genannten Inschrift, die Annahme einer von Kaiser und Senat entweder gestatteten oder propagierten 175 Parallelisierung und rechtlich-religiösen Gleichstellung beider provinzialer Kaiserkulte 176 wahrscheinlich. Dies ist dann von den Pergamenem in ihrer lokalen Münzprägung aufgenornrnenen l77 worden. (b) Die bei den provinzialen Kulte sind strukturell parallel konstituiert. In beiden Fällen wird jeweils einer Gottheit und dem jeweils amtierenden Kaiser kultische Verehrung entgegengebracht, im ersten Fall der Dea Roma und dem amtierenden Kaiser Augustus als deren 8EO<;: mJvvao<;:,178 im zweiten Fall dem ZEi)<;: lAlO<;: und dem amtierenden Kaiser Traian als dessen 8EO<;: mJvvao<;:.179 Diese strukturelle Parallelität beider Kulte läßt sich, da letztlich der Kaiser selbst über die Gestalt des ihm in der Provinz Asia ge171 Die Frage, inwieweit der Kaiser hier inhaltlich an den Antrag des Koinon der Provinz Asia (vgl. hierzu unten 86) anknüpfen konnte, läßt sich angesichts der unzureichenden Quellenlage nicht mehr beantworten. 172 Die entsprechende Münzlegende dieser Seite lautet: lAto~ ZEi)~ A1JT(oKpanJ)p) Tpmavo(~) EEß(aoTo~) IIEpy(aflTlVwv). Vgl. hierzu Pick, Neokorie-Tempel, 32. 173 Die entsprechende Münzlegende dieser Seite lautet: E>EQ: 'PWfln Kai E>E~ EEßaoT~. Vgl. hierzu Pick, Neokorie-Tempel, 32. 174 Vgl. zu dieser Münze auch Radt, Pergamon, 212, Abb. 156. 175 Vgl. hierzu oben. 176 So auch Pick, Neokorie-Tempel, 32; dort auch weitere numismatische Belege. Im Blick auf die aus numismatischen und archäologischen Zeugnissen ableitbare Architektur der beiden in Pergamon erbauten provinzialen Kaisertempel formuliert Pick: ,,[ ... ] die Stadt Pergamon scheint also bei der Begründung ihres zweiten Provinzialtempels auch äußerlich den ersten zum Muster genommen zu haben" (33). 177 Sicherlich ist der Hinweis D. Schowalters auf eine jeweils unterschiedliche Perspektive der oben wiedergegebenen Inschrift, die regierungs amtliche bzw. imperiale Dokumente enthält, und der primär lokal orientierten pergamenischen Münzprägung berechtigt (Temple, 240f). Auf dem Hintergrund der in der oben besprochenen Inschrift festgeschriebenen Parallelisierung und rechtlichen Gleichstellung der mit den beiden Kulten jeweils verbundenen Spiele vermögen die primär lokal orientierten numismatischen Evidenzien die Annahme einer von staatlicher Seite, v.a. auch von Traian betriebenen Gleichstellung beider Kulte aber durchaus zu untermauern. 178 Vgl. oben 15f. 179 Vgl. hierzu Pick, Neokorie-Tempel, 34: ,,[... ] das Beispiel des ersten wirkte noch fort, und wie Augustus den Kultus mit der Roma teilen mußte und Traianus mit Zeus Philios, so wurde die göttliche Verehrung des Caracallajetzt mit der des Asklepios verbunden".
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widmeten Kultes zu entscheiden hatte,180 nur mit der Annahme einer v.a. von Traian selbst entweder gestatteten oder aber explizit beabsichtigten und forcierten I 81 Parallelisierung und rechtlich-religiösen Gleichstellung beider erklären. (c) Für diese Annahme spricht darüberhinaus die innerha~b der o.a. Stiftungsinschrift verwendete Titulatur des dem ZEUC; lAlOC; und dem Kaiser Traian geweihten pergamenischen Provinzialtempels. Das certamen, um das es in der gesamten Inschrift geht, wird veranstaltet in honorem templi Iovis
amicalis et I Imp.[eratoris] Caes.[aris] divi Nervae f[ilii] Nerva Traiani Augusti Germanici Dacici I pontif.[icis] max. [imi] (Z. 9-11). Der Tempel, an welchem der neue Provinzialkult praktiziert wird, trägt demzufolge den Titel templum Iovis amicalis et Imperatoris Caesaris divi Nervae filii Nerva Traiani Augusti Germanicus Dacici pontificis maximi. Diese Tempeltitulatur entspricht im wesentlichen der Titulatur, die im Rahmen des ebenfalls in Pergamon angesiedelten Kultes der Dea Roma und des nach seinem Tode durch consecratio zum Divus erhobenen Augustus Verwendung gefunden hat. Der jeweilige apXIEpEUC; des Kultes der Dea Roma und des Divi filius Augustus trug zu Lebzeiten des Kaisers den Titel apXIEpEUC; 8EUC; 'PWMTJC; Kat AtlTOKpaTOpoc; Kalaapoc; 8EOU ulou L:EßaaTou, apXIEpEWC; MEYlaTou Kat 1TaTpoc; Tf]c; 1TaTplooc; Kat TOU oUM1TaVTOC; TWV av8pW1TWV yEVOUC;.182 Das bedeutet, daß der Tempel offiziell als vaoc; 8EUC; 'PWMTJC; Kat AtlTOKPUTOPOC; Kalaapoc; 8EOU ulou L:EßaaTou, apXIEpEWC; MEYlaTou Kat 1TaTpoc; Tf]c; 1TaTplooc; Kat TOU oUM1TaVTOC; TWV av8pW1TWV YEVOUC; bezeichnet worden ist. Die Namen bzw. Titulaturen beider asianischer Provinzialtempel beginnen demnach mit dem Namen der ergänzend zum amtierenden Kaiser verehrten Gottheit, um darauf dann den Namen des Herrschers in vollständiger Titulatur folgen zu lassen. Darüber hinaus zeigt auch der Vergleich der beiden innerhalb der beiden Tempeltitulaturen verwendeten Kaisertitulaturen, daß beide weitgehend übereinstimmen: Beide Namen bzw. Titulaturen beginnen mit den Titeln imperator/auToKpuTWP und Caesar/Kalaap, bieten dann die ontisch-kategoriale Beschreibung l83 des Kaisers als Divi filius/8Eou ulOC;, im Anschluß daran den eigentlichen Namen: Nerva Traianus Augustus/L:EßaaToc;, daran anschließend Ehrennamen und weitere Titel: Germanicus Dacicus pontifex
180 Vgl. oben 24f. 181 Vgl. oben 78f. 182 Vgl. hierzu oben 19, A. 73. Erst nach Tod und consecratio des erstenprinceps wurde diese Titulatur in apX1EpEi)~ 6E&~ 'PWIlTJ~ Kat 6EOU EEßaOTOU Kaioapo~ Lll0~ IIaTp4>ou alJTOKPCHOPO~ Kat apX1EpEW~ IlEyioTOU Kat 7raTpo~ Ti')~ 7raTpiOo~ Kat TOU aUll7raVTO~ T(DV av6pw7rwv YEVOU~ abgeändert. 183 Im Unterschied zur Titulatur des Augustus wird innerhalb der Titulatur Traians der Name des entsprechenden Divus, Nerva, explizit genannt.
Traian
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maximusJ(XPX1EPEUC; /lEYl<JTOC; KalrraTiJp Tilc; rraTpiöoc; Kai TOU mJ/lrravTOC; HDV av8pwrrwv ytvoUC;. Diese Parallelität sowohl der Tempel- als auch der innerhalb dieser verwendeten Kaisertitulatur indiziert, daß Traian selbst den Kult des ZEUC; iAlOC; und Traian errichtet und ihr gemeinsamer Kult inauguriert worden ist, im Rahmen dieser Gleichstellungsbestrebungen erfolgt ist. Die Wahl Pergamons ist keineswegs selbstverständlich gewesen. Im Rahmen der Frage nach dem Standort des zweiten asianischen Provinzialkultes fiir Tiberius, Livia und den Senat ist nämlich die Bewerbung Pergamons im römischen Senat nach Tacitus mit folgender Begründung abgeleht worden ist: Pergamenos - eo ipso nitebantur - aede Augusto ibi sita satis adeptos creditum. 184 Da sich sicherlich auch um 113/114 n.Chr. 18S genügend Städte der Provinz Asia um den Sitz des provinzialen Kultes des ZEUC;
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Traian, in dem der Statthalter dem Kaiser Fragen betreffend die Prozesse gegen Christen und deren Bestrafung vorlegt, und andererseits um ein kaiserliches Reskript auf diese Anfragen. 187 In seinem Brief an den Kaiser berichtet der legatus darüber, daß er im Rahmen der Christenprozesse bis dato diejenigen, die leugneten, Christen zu sein bzw. jemals Christen gewesen zu sein,188 einem Test unterzog. Plinius ließ sie, seinem eigenen Beispiel folgend, die Götter anrufen, der Statue des Traian Weihrauch und Wein opfern und Christus lästern. Da sich s.E. wahre Christen zu all diesem nicht zwingen ließen, galt dem Statthalter dieser Test als Erweis für die Wahrheit des von den Angeklagten Behaupteten und fiihrte zu ihrer Freilassung. 189 Bezugnehmend auf diese Praxis des Plinius gegenüber denjenigen, die leugneten, jemals Christ gewesen zu sein, antwortet Traian seinem legatus folgendes: [... ] ita tamen ut, qui negaverit se Christianum esse idque re ipsa manifestum fecerit, id est supplicando dis nostris, quamvis suspectus in praeteritum, veniam ex paenitentia impetret. 190 Im Gegenstz zu Plinius schließt Traian also das Bild bzw. die Statue seiner Person aus der Reihe derjenigen Gottheiten, denen die als Christen Angeklagten Opfer darbringen sollen, ausdrücklich aus. "Zu beachten ist, daß Trajan offenbar das Zuführen der Kaiserbilder beim Ablegen des Opfertests mißbilligt: ,di nostri ' (der Kaiser schließt sich hier mit ein als Verehrer der römischen Götter)".191 Diese Reaktion Traians auf die ihm beschriebene Praxis des 187 Diese beiden Briefe sind in der Vergangenheit häufig nur unter dem Blickwinkel des Verhaltens des römischen Staates und seiner Autoritäten gegenüber den Christen gelesen worden. V gl. hierzu allein schon den Titel der von R. Freudenberger vorgelegten, m.W. noch nicht überholten Studie zu diesen beiden Briefen: "Das Verhalten der römischen Behörden gegen die Christen im 2. Jahrhundert" . 188 Qui negabant esse se Christianos aut fuisse (ep. X 96,5; "Diejenigen, die leugneten, Christen zu sein oder gewesen zu sein"; Text und Übersetzung nach Kasten, Plinius, Briefe, 642f). 189 Cum praeeunte me deos adpellarent et imagini tuae [d.h. das Bild bzw. die Statue Traians], quam propter hoc iusseram cum simulacris numinum adferri, ture ac vino supplicarent, praeterea male dicerent Christo, quorum nihil cogi posse dicuntur qui sunt re vera Christiani, dimittendos putavi (ep. X 96,5; ,,[ ... ] glaubte ich freilassen zu müssen, da sie nach einer von mir vorgesprochenen Formel unsere Götter anriefen und vor Deinem Bilde, das ich zu diesem Zweck zusammen mit den Statuen der Götter hatte bringen lassen, mit Weihrauch und Wein opferten, außerdem Christus fluchten, lauter Dinge, zu denen wirkliche Christen sich angeblich nicht zwingen lassen"; Text und Übersetzung nach Kasten, Plinius, Briefe, 642f). 190 Ep. X 97,2. ,,[ ... ] so jedoch, daß, wer leugnet, Christ zu sein und das durch die Tat, das heißt: durch die Anrufung unsrer Götter beweist, wenn er auch für die Vergangenheit verdächtig bleibt, auf Grund seiner Reue Verzeihung erhält" (Text und Übersetzung nach Kasten, Plinius, Briefe, 644 f). 191 Freudenberger, Verhalten, 208. Dabei bemerkt er im Blick auf die di nostri: "Daß damit die römischen Staatsgötter gemeint sein müssen, zeigten Redensarten wie noster orbis, nostrum mare in der römischen imperialen Terminologie" (208, A. 40). Vgl. hierzu auch Fell, Optimus Princeps, 128: "So wird Plinius mitgeteilt, daß er in verschiedener Hinsicht zu weit gegangen ist, einerseits darin, daß er bei den Statuen der Götter ein Bild Traians eingereiht hat". Anders Reichert, Durch-
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Plinius macht einerseits die oben formulierte Annahme, daß der amtierende Kaiser der göttlichen bzw. kultischen Verehrung seiner eigenen Person zurückhaltend gegenüberstand, sehr wahrscheinlich. Sie widerspricht andererseits dem, was der neutestamentlicheApokalyptiker als zur Zeit der Abfassung der Apk offensichtlich gängige Verfahrenspraxis in Christenprozessen beschreibt. 192 Dieser hier skizzierten Haltung Traians im Blick auf die kultisch-religiöse Verehrung seiner Person stehen die Aussagen des Kaisers in Plinius, ep. X 9 nicht entgegen. In diesem Brief genehmigt er seinem bithynischen legatus dessen in ep. X 8 geäußerten Wunsch~ um einen von Plinius in der nahe bei seinen tuscischen Besitzungen gelegenen Kreisstadt (municipium) Tifernum Tiberinum l93 zu errichtenden Tempel herum neben den Statuen anderer Kaiser auch eine Statue Traians errichten zu dürfen: 194 Statuam poni mihi a te eo, quo desideras, loco, quamquam eius modi honorum parcissimus, tamen patior, ne impedisse cursum erga me pietatis utae videar. 195 Einerseits betont der Kaiser in seiner Antwort den Ausnahmecharakter seiner Erlaubnis, andererseits ist in ep. X 8f von einer kultisch-religiösen Verehrung des amtierenden Kaisers und seiner Statue in dem von Plinius zu errichtenden Heiligtum nicht die Rede. Da es bei der Stadt Tifernum Tiberinum um ein in Umbrien, also in Italien und gerade nicht im Osten des römischen Reiches gelegenes municipium handelt,196 ist vielmehr die Annahme wahrscheinlich, daß der von Plinius hier zu erbauende Tempel den Staatsgötlern des imperium Romanum, den di nostri, und eben nicht den um diesen herum gruppierten römischen principes bzw. ihren Statuen geweiht gewesen ist. An dieser Stelle erfordern sowohl der oben wiedergegebene Beleg als solcher als auch der thematische Zusammenhang der vorliegenden Arbeit die Diskussion der Frage nach der aus ep. X 96f erhebbaren Position Traians bzw. der entsprechenden römischen Provinzialbehörden gegenüber den Christen. A. Reichert, die m.W. die neueste Analyse dieses Briefwechsels vorgelegt hat, sieht das wesentliche Ziel der Anfrage des Plinius darin, "Trajans Zustimmung zu bewirken zu seinem Doppelprogramm rur die Behanddachte Konfusion, 240, der zufolge "Trajans Nichterwähnung des Kaiserbildes beim Opfertest nicht überbewertet werden [darf]: Hätte er etwas gegen diese Ausgestaltung des Tests gehabt, dann hätte er Plinius darauf wohl hingewiesen". Genau das aber hat Traian getan, indem er explizit nur die di nos tri als Adressaten der von den reuigen Christen zu leistenden Gottesverehrung anführt. Ähnlich hier auch Weber, Nec nostri saeculi est, 22, der feststellt, daß Traian es "ablehnt, seine Person mit der Frage [der Anbetung eines Kaiserbildes] zu verquicken". Schowalter, Emperor, 128 führt aus, daß der Brief des Plinius bereits deutlich mache, daß dieser "wanted to see that the emperor was prayed for, but not prayed to as a god". Dies läßt sich aus dem Brief des Plinius selbst allerdings kaum entnehmen. Auf die Antwort Traians geht Schowalter nicht ein. 192 Vgl. Apk 13,15b. 193 Vgl. hierzu Plinius, ep. IV 1,4. Bei dieser Stadt handelt es sich um die Citta di Castello. 194 Vgl. hierzu ep. X 8,1-5, bes. 4. 195 "Damit, daß Du mir an dem in Aussicht genommenen Platze eine Statue errichten willst, bin ich, obwohl sonst sehr sparsam mit der Bewilligung derartiger Ehrungen, trotzdem einverstanden, um nicht den Anschein zu erwecken, als wollte ich die Äußerungen Deiner Ergebenheit gegen mich verhindern" (Text und Übersetzung nach Kasten, Plinius, Briefe, 568f). 196 V gl. hierzu Radke, Art. Tifernum, in: KP 5, 824.
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lung der Christenfrage. In diesem Doppelprogramm sind das Verzeihungsangebot an Abgefallene und die Strafbarkeit des Christseins an sich [d.h. des nomen ipsum] verbunden wie zwei Seiten einer Münze",197 wobei die ihres Christseins überführten Christen und Christinnen mit dem Tod zu bestrafen sind. 198 Dieses von Traian in seinem Reskript im wesentlichen akzeptierte Doppelprogramm des Plinius versteht Reichert als einen Einschnitt und "Neuansatz [... ] im Umgang der römischen Behörden mit dem Christentum".199 Weder der Briefwechsel zwischen Plinius und Traian selbst200 noch die in der neueren Forschung revidierte, in der Vergangenheit allerdings äußerst negative Beurteilung Domitians machten nach Reichert das Vorhandensein einer bereits vorplinianisch "vorausgesetzte[n] und verbreitete[n] Vorgehensweise der Behörden [... ] die regelmäßig auf die Hinrichtung angezeigter Christinnen und Christen zielte",201 wahrscheinlich. Ep. X 96f, die Anfrage des Plinius und die Antwort Traians, dokumentierten demnach die erstmalige Verankerung des im Falle des positiven Erweises mit dem Tod zu bestrafenden Christseins an sich als eines strafrechtlich relevanten Deliktes in staatlicher römischer Rechtsprechung und Rechtspraxis. 202 Dieses Reskript Traians galt zunächst nur fiir den Zuständigkeitsbereich des PliniUS,203 die Provinz Bithynia et Pontus, konnte aber im Rahmen seiner Bedeutung als 197 Reichert, Durchdachte Konfusion, 238f. In diese Richtung denkt, allerdings anders akzentuiert, auch Schillinger-Häfele, Plinius, 391: "Die von Plinius erstrebte Chance straffreien Rücktritts, das eigentliche Anliegen seines Briefes, wird nämlich von Trajan in der größtmöglichen Liberalität zugestanden". 198 Der entsprechende Passus im Reskript Traians lautet: si deferantur et arguatur, puniendi sunt (ep. X 97,2); vgl. hierzu auch Freudenberger, Verhalten, 207: "Mit ,puniendi sunt' ist sicherlich die Verhängung der Todesstrafe gemeint". Ähnlich auch Babel, Briefwechsel, 99. 199 Reichert, Durchdachte Konfusion, 242. 200 Zu der ausführlichen Argumentation Reicherts an diesem Punkt vgl. Durchdachte Konfusion, 243-245. 201 Durchdachte Konfusion, 245f. 202 Anders Schillinger-Häfele, Plinius, 385: "Notwendige Prämisse für den folgenden Interpretationsvorschlag ist die Annahme, daß vor der Abfassung der Briefe für Plinius wie für Trajan feststand, daß es - wohl nicht nur im Amtsbereich des Plinius - bei Todesstrafe verboten war, zu einer sich Christiani nennenden Vereinigung zu gehören". Zur Argumentation vgl. 385~ 387. 203 Ep. X 66 bestätigt, daß kaiserliche Reskripte zur Zeit Traians eo ipso zunächst keine reichsweite Gültigkeit besaßen. Hier geht der Kaiser auf eine Anfrage des Plinius bezüglich des Standes und der Unterhaltskosten von sog. 8PE1fTOi, d.h. von als Haussklaven aufgezogenen Findelkindern (vgl. hierzu Giebel, Epistulae, 77 mit A. 50), ein. Dabei verweist Traian auf zwei epistulae Domitians an Avidius Nigrinus und Armenius Brocchus, zwei Prokonsuln der Provinz Achaia (vgl. hierzu Freudenberger, Verhalten, 33), die im vorliegenden Fall inhaltlich durchaus Beachtung verdienten, aber ursprünglich nicht für die Provinz Bithynia et Pontus verfaßt worden sind und daher in ihrem Rechtsraum nicht ohne weiteres gelten. Vgl. hierzu auch Freudenberger, Verhalten, 33: "Die beiden authentischen Reskripte [d.h. die o.g. epistulae Domitians] werden von Traian offenbar inhaltlich gebilligt [... ] doch sind sie nicht nach Bithynien gerichtet [... ] so daß ihre Geltung für Bithynien offenbar nicht von selbst feststand"; vgl. allgemein Freudenberger, Verhalten, 236: ,,[ ... ] ein Reskript [galt] zunächst einmal der Provinz [... ] an deren praeses es gerichtet war, falls es nicht z.B. auf eine bestimmte Person oder Rechtslage gemünzt war". Dabei ist allerdings davon auszugehen, daß die kaiserlichen Reskripte innerhalb des Rechtsraums, für den sie erlassen worden sind, über den Tod des verordnenden Herrschers hinaus bindend gewesen sind; vgl. hierzu wiederum Freudenberger, Verhalten, 235: "Daß eine Entscheidung des regierenden
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Präzedenzfa1l204 für ähnlich gelagerte Fälle auch in der Rechtsprechung anderer Provinzen Rechtsgeltung erlangen. Für die Provinz Asia stellt das Reskript Hadrians an den asianischen proconsul Minicius Fundanus aus dem Jahr 124 n.Chr. den frühesten Beleg für Prozesse gegen Christen, die ihres Christseins wegen angezeigt worden sind, dar. Inwieweit und in welchem Ausmaß vor diesem Zeitpunkt in der Provinz Asia bereits Christenprozesse geführt worden sind, läßt das hadrianische Reskript allerdings nicht erkennen. Auch über das Ausmaß der Prozesse, die die Anfrage des Amtsvorgängers des Minicius Fundanus, des 123/124 n.Chr. amtierenden proconsul Serennius Granianus, bei Hadrian ausgelöst haben, gibt die epistula des Kaisers keine sichere Auskunft. 20s Im Blick auf di y Datierung der Apk folgt daraus, daß das Datum des Resltripts des Traian an Plinius allenfalls den terminus post quem des Datums der Abfassung der Apk darstellen kann.
Die aus der Analyse von ep. X 96f gewonnenen Erkenntnisse bezüglich der Haltung Traians im Blick auf die göttliche Verehrung seiner eigenen Person werden bestätigt durch ein anderes Zeugnis des Plinius, den aus Anlaß der Übernahme des Amtes eines consul suffectus 100 n.ehr. verfaßten206 panegyricus Traiani imperatori dictus, hier konkret paneg. 52. Sicherlich ist im Rahmen der Frage der historischen Glaubwürdigkeit des panegyricus des Plinius immer zu bedenken, daß es sich bei diesem Werk um eine Lobrede207~auf den amtierenden Kaiser Traian und nicht um den Versuch einer an sachlicher Objektivität orientierten Darstellung historischer Fakten handelt. 208 Gleichwohl erscheint die Darstellung des Traian als eines Kaisers, der die göttliche Verehrung seiner eigenen Person ablehnt (52,2.6) und dessen Haltung hinsichtlich dessen von modestia et moderatio209 geprägt ist, m.E. insbesondere auch im Lichte des o.a. Belegs aus den epistulae des Plinius durchaus glaubhaft. 2lO Zumindest ist nicht zu bestreiten, daß Plinius Kaisers in einem Reskript an den Statthalter einer Provinz auch für dessen Nachfolger verbindlich war, ist aus [... ] der Amtskorrespondenz des Plinius sicher zu schließen". 204 Vgl. hierzu Freudenberger, Verhalten, 237: "Schon früh wurden kaiserliche Reskripte an eine Provinz auch in den anderen als exempla von Angeklagten und ihren Vertretern vorgelegt". Wann genau dies allerdings zu einer eingespielten Rechtspraxis wurde, läßt sich nicht bestimmen. Zu traianischer Zeit scheint diese Praxis allerdings noch nicht allgemeiner Usus gewesen zu sein. Wenn dem nämlich so gewesen wäre, ließe sich die oben besprochene Äußerung des Kaisers ep. X 66,2, mit der er selbst die Geltung der für die Prokonsuln der Provinz Achaia bestimmten epistulae für die Provinz Bithynia et Pontus offensichtlich negiert, nicht erklären. 205 V gl. hierzu unten 165ff. 206 Vgl. hierzu Kühn, Panegyrikus, 1. Bei dem heute in schriftlicher Form vorliegendenpanegyricus handelt es sich um die Neufassung einer ursprünglich kürzeren Senatsrede. Vgl. hierzu auch Plinius, ep. III 18,1. 207 V gl. hierzu Kühn, Panegyrikus, 2f. 208 Dies ist zu berücksichtigen besonders im Blick auf die negative Schilderung Domitians. Vgl. hierzu Kühn, Panegyrikus, 5f. 209 So Plinius,panegyricus 3,2. 210 Vgl. hier auch Schowalter, Emperor, 79 und Temple, 233f. W. Kühn führt im Blick auf den Inhalt des panegyricus aus: "Die Rede handelt [... ] vom Wirken des Kaisers, wie es alle kennen, und für überraschende Enthüllungen ist schon gar kein Platz. Die rühmende Ausdeutung von
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hier exakt das Bild Traians wiedergibt, daß der Kaiser selbst der Öffentlichkeit vermitteln wollte. Diese modestia et moderatio des Kaisers im Blick auf die religiös-kultische Verehrung der eigenen Person legt die Vermutung nahe, daß auch in diesem Falpl1 die Initiative zur Einrichtung dieses Provi~ialkultes vom Landtag der Provinz Asia und nicht vom Traian selbst ausgegangen ist. Die dem entgegengesetzte Annahme, daß der Kaiser zur Begründung eines ihm gewidmeten asianischen Provinzialkultes initiativ geworden sei, läßt sich mit der oben aufgewiesenen persönlichen Zurückhaltung im Blick auf die göttliche Verehrung der eigenen Person nur schwerlich vereinbaren. Nach W. Radt begann mit der Einrichtung der mit dem provinzialen Kult des ZEil<;; <1>111.10<;; und des Traian verbundenen Spiele um 114 n.Chr. 212 zugleich auch der Bau des Tempels,213 den die Pergamener an exponierter Stelle auf ihrer Akropolis positionierten: "Er wurde auf der obersten Kuppe der Burg errichtet [... ] Als Bekrönung des Burgberges war der Tempel schon von weither sichtbar".214 Dessen Vollendung und Einweihung datiert er in hadrianische Zeit: "Die Einweihung müßte [... ] während der zweiten Reise Hadrians in Kleinasien, im Jahre 129, ob nun im Beisein des Kaisers oder nicht, erfolgt sein".215 Ein Grundfür die immerhin fiinfzehn Jahre währende Bauzeit des Heiligtums wird in den ungünstigen Geländeverhältnissen gelegen haben,216 die vor der eigentlichen Errichtung der zum Tempelbezirk gehörenden Gebäude umfangreiche bauliche Vorbereitungsmaßnahmen erforderlich machten. 217 Aus archäologischen Funden in der Tempelanlage ergibt sich, daß in diesem pergamenischen Provinzialtempel neben den ursprünglich beabsichtigten Honoranden ZEU<;; <1>111.10<;; und Traian auch noch dessen Nachfolger Hadrian kultisch verehrt worden ist. 218 Die Verehrung
Leben und Regieren des Kaisers ist alles" (Panegyrikus, 5). Dies bedeutet, daß Plinius um seiner eigenen Glaubwürdigkeit willen zumindest das Leben und Wirken des amtierenden Kaisers im wesentlichen historisch zutreffend darstellen mußte. 211 Zum in Pergamon verorteten Kult der Dea Roma und des Augustus vgl. oben 9ff, zum in Smyma installierten Kult des Tiberius, der Livia und des Senats vgl. oben 37ff, zum in Ephesus inaugurierten Kult der ~EßacrTOi vgl. oben 53ff. 212 Vgl. hierzu oben 78, A. 165 und Radt, Pergamon, 212. 213 Vgl. Radt, Pergamon, 212: "Der Baubeginn wird also etwa ins Jahr 114 n.Chr. fallen, d.h. parallel zur Stiftung des Agons zu denken sein". 214 Radt, Pergamon, 209. Zu der exponierten Lage des Tempels vgl. insbesondere 210, Abb. 151. 215 Radt, Pergamon, 212. 216 Vgl. Radt, Pergamon, 213: ,,[ ... ] daß das Geländefür die Anlage eines großen Kaisertempels mit dem umgebenden Hof (70 x 65 m) und den Hallen [... ] denkbar ungeeignet war". 217 Vgl. hierzu Radt, Pergamon, 213f: "Nach Südwesten reichte die geplante Ausdehnung des Heiligtums weit über alles hinaus, was noch als sicherer Baugrund anzusprechen war, ja sogar über die Burgmauer hinweg [... ] Man war deshalb gezwungen, sehr tiefreichende Substruktionen, also Stützbauten, zu errichten, die keinen anderen Zweck hatten, als die Hoffläche und den Opferaltar vor dem Tempel zu tragen". Vgl. hierzu auch die von Radt vorgelegten instruktiven Abb. 157-160 (213-216). 218 Vgl. hierzu Radt, Pergamon, 210f, der zunächst zu den kolossalen Panzerstatuen der beiden Kaiser bemerkt: "Die Statuen waren in ihren Extremitäten (Arme, Beine, Kopf) aus Marmor. Der
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Hadrians in diesem Tempel ging offensichtlich auf einen Kompromiß zwischen ihm und den Pergamenem zurück: Auf ihre an ihn gerichtete Bitte, ihm in Pergamon einen weiteren Kaisertempel errichten zu dÜlfen, antwortete Hadrian mit der Erlaubnis, "eine Statue seiner selbst ,in dem Tempel seines Vaters' (also im Trajaneum) an dessen Seite aufzustellen".219 Nach neuesten Forschungen datiert dieser Kompromiß in die Spätzeit der Regierung Hadrians, gegen Ende des Jahres 137 n.Chr. 220
Im Rahmen der kultisch-religiöseI). Kaiserverehrung auf munizipaler bzw. privater Ebene begegnet in traianischer Zeit ein neues, in der Praxis der kultisch-religiösen Kaiserverehrung in der Provinz Asia bis zu diesem Zeitpunkt nicht nachweisbares Phänomen. Aus der Stadt Mytilene auf der Insel Lesbos sind insgesamt zwölf gleichlautende Inschriften überliefert, die den Namen Traians in annähemd221 vollständiger Titulatur im Dativ enthalten und daran anschließend im Nominativ den Grund oder den Zweck ihrer Aufstellung mit dem Substantiv XaP10"TIlPtoV angeben. W. Paton gibt den Wortlaut222 der Inschriften223 folgendermaßen wieder:
Körper dürfte aus einem unsichtbaren hölzernen Kern mit darübergelegtem bronzenem Panzer, der vermutlich vergoldet war, bestanden haben. Erhalten sind außer den Köpfen Teile von Beinen, Händen, Füßen mit reichverzierten Stiefeln sowie die Spitze eines marmornen Zepters mit Adlerkopf (Adler des Zeus) [... ] Aus den Resten läßt sich errechnen, daß die Statuen fast 5 m hoch waren. In jüngerer Zeit konnten völlig unerwartet auch noch Teile von der kolossalen Sitzstatue des Zeus Philios [... ] gefunden werden [... ] Es bleibt [... ] die Tatsache, daß die Kolossalstatuen der beiden Kaiser ebenfalls [d.h. wie die des ZEU(,;; <1>11.10(,;;] in der Cella des Tempels aufgestellt waren". Zu den Panzerstatuen der Kaiser vgl. darüber hinaus 218f, Abb. 164.165. 219 Radt, Pergamon, 212. Zu den damit möglicherweise zusammenhängenden Umbaumaßnahmen der Tempelanlage vgl. 218f. 220 So die freundliche Auskunft von H. Müller, München, dem ich an dieser Stelle herzlich danke. Die Veröffentlichung eines entsprechenden epigraphischen Dokuments, das diese Angabe belegt, wird von ihm vorbereitet. In diesem Zusammenhang ist im Blick auf die Benennung der Tempelanlage auf einen Vorschlag von C.P. Jones hinzuweisen, den dieser im Anschluß an eine Bemerkung des Ailios Aristeides unterbreitet. In lEpa i\6yta I 29 berichtet der Rhetor von einem Traum und schildert, daß er in diesem Traum, nachdem er seinen Körper gesalbt hatte, das Hadrianeion besuchte, ohne allerdings dort zu baden. Jones schlägt vor, dieses mit dem Tempel des ZEU(,;; <1>11.10(,;; und des Traian zu identifizieren: "The elegant solution would surely be to suppose that the ,Trajaneum' is Aristides' Hadrianeion, and one can perhaps also infer that from the reign of Hadrian the latter was the standard name" (Aelius Aristides, 74). Diese Erklärung von Jones ist durchaus plausibel. Zwar läßt sich aufgrund der o.a. Datierung der Verehrung des Hadrian im Tempel des ZEU(,;; <1>11.10(,;; und des Traian dessen Umbenennung erst für die Zeit nach 137 n.Chr. denken, mag aber zur Zeit des Ailios Aristeides durchaus schon eingebürgert gewesen sein (zu Aristeides vgl. Gärtner, Art. Aristeides.3, in KP 1,357-359. Nach Gärtner lebte der Rhetor zwischen 117 und etwa 187 n.Chr.). 221 Im Vergleich zu den innerhalb der oben besprochenen Stiftungsinschrift verwendeten Titulaturen Traians (vgl. hierzu oben 80) fehlt in den Inschriften aus Mytilene die Angabe Divi Nervae filius. 222 Vgl. IG XII 2,173-182 und IG XII Suppl. 51.52. 223 Aufgrund des in der Titulatur Traians erwähnten Ehrennamens IIap81K6(,;; sind die Inschriften in jedem Falle nach dem 20./21. Februar 116 n.Chr. (vgl. hierzu Groß, Art. M. Ulpius Traianus, in: PRE.S X, 1035-1113, hier 1099) zu datieren.
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Die Maße226 der Blöcke, auf welchen die Inschriften jeweils eingemeißelt worden sind, sowie auch die Nennung des Namens des Herrschers im Dativ lassen daran denken, daß es sich bei diesen Steinblöcken um kleine Altäre handelt, die vor den Privathäusem der Einwohner Mytilenes aufgestellt worden sind und auf denen die Bewohner des jeweiligen Hauses Traian Dankopfer227 darbringen konnten bzw. mußten. Da diese Inschriften in ihrem Wortlaut übereinstimmen, wird die Vermutung wahrscheinlich, daß die Aufstellung der Altäre auf einen Beschluß und eine entsprechende Verordnung der Behörden Mytilenes zurückgeht. 228 Anlaß für diese Aufstellung wird eine außergewöhnliche Hilfeleistung Traians zugunsten der Stadt gewesen sein, auf die deren Behörden dann entsprechend reagierten. Ein Vergleich des in Pergamon eingerichteten asianischen Provinzialkultes des ZEUs
In den Inschriften IG XII 2, 176.178 erscheint der Name Nervae griechisch in der Form
Ntpßa. 225 "Dem Imperator Nerva Traianus Caesar, dem Optimus Augustus Germanicus Dacicus Parthicus als Denkmal des Dankes". 226 Die Basen, auf denen die Inschriften jeweils eingemeißelt sind, messen mit einer Ausnahme (IG XII 2, 182) eine größere Höhe als Breite. Nach W. Paton liegen sie in der Höhe zwischen 46 cm (IG XII 2, 181) und 23 cm (IG XII 2, 180), in der Breite zwischen 23 cm (IG XII 2, 181) und 16 cm (IG XII 2,180). 227 Liddell/Scott, Lexicon, s.v. xaplO"Tf]plO~, 1979 geben als Übersetzung fiir das Substantiv TO xaplO"Tf]plOv "thank-offering" an. 228 Vgl. hierzu die entsprechenden Überlegungen zu den Altären fiir Hadrian unten 13 Off. 229 Vgl. hierzu oben 63f.
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die Interpretation der Stiftungsinschrift der mit dem Kult des Zd)C;; CP1AlOC;; und des Traian verbundenen Spiele. Hierin offenbart sich das persönliche "Programm" Traians, der sich als "neuer" Augustus propagierte. (c) Über den provinzialen Kult im engeren Sinne hinausreichende, neue Dimensionen kultisch-religiöser Kaiserverehrung erschließende Ehrungen230 sind für die Person Traians in der römischen Provinz Asia nicht belegt. Aus alle dem folgt: Mit der Einrichtung des Kultes des ZEUC;; CP1AlOC;; und des Traian in Pergamon als einer bewußten Dublette zu der in der Stadt bereits bestehenden kultischen Verehrung der Dea Roma und des Divi filius Augustu's werden in der Provinz Asia die Augustus- und die Traianverehrung auf eine Ebene gestellt. Insofern Traian über den provinzialen Kult im engeren Sinne hinaus auf provinzialer Ebene allerdings nicht weiter verehrt wird, geht dessen kultisch-religiöse Verehrung aber nicht über die des Augustus hinaus, sondern bleibt innerhalb des mit dessen Verehrung gesetzten Rahmens. Angesichts dessen und angesichts der Tatsache, daß die kultischreligiöse Verehrung der römischen Kaiser auf provinzialer, insbesondere aber auch auf munizipaler und privater Ebene zum Alltag der Einwohner in der Provinz Asia gehörte, läßt sich schwerlich behaupten, daß mit der Inauguration des Kultes des ZEUC;; CP1AlOC;; und des Traian in Pergamon für diej enigen Einwohner der Provinz, die nicht in Pergamon lebten, eine grundsätzlich neue kultisch-religiöse Situation entstanden ist.
230 V gl. die Diskussion der sog. Kalenderinschrift und die in ihr explizierten, weit über den der Dea Roma und ihm in Pergamon inaugurierten provinzialen Kult im engeren Sinne hinausreichenden Ehrungen für den ersten princeps Augustus oben 25ff.
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3. Hadrian 3.1 Die kultische Verehrung Hadrians in der Provin~ Asia Hadrian als amtierendem Kaiser wurden in der Provinz Asia drei provinziale Kulte gewidmet. Diese Kulte sind in Smyrna, in Ephesus und in Kyzikos, einer Stadt im Norden der Provinz Asia, an der Küste des MarmaraMeeres, angesiedelt worden. 3.1.1 Der Provinzialkult in Smyrna Über die provinziale kultische Verehrung Hadrians in Smyma informiert zunächst die nur fragmentarisch erhaltene23I Inschrift ISmyrn 594, die in das Jahr 124 n.Chr. zu datieren isU32 In ihr werden Verfiigungen dokumentiert, die die Verleihung der zweiten Neokorie an die Stadt Smyrna233 betrafen. Aus dieser fragmentarisch erhaltenen Inschrift lassen sich folgende Bestimmungen hinsichtlich des am neuen Provinzialtempel in Smyrna tätigen Kultpersonals entnehmen: Für die Durchfiihrung des Tempelbetriebs wird zunächst ein VEWKOPO~234 genehmigt (Z. 3). Neben diese treten eine nicht überlieferte Zahp35 von 8EOAOY0l236 und 24 UJlV~ÖOF37 (Z. 3f). Der Z. 5ff dokumentierte, von der Stadt Smyrna gestellte Antrag zur personellen Ausstattung des neuen provinzialen Kaisertempels legt die Vermutung nahe, daß die Initiative zur Eimichtung dieses neuen, Hadrian gewidmeten asianischen Provinzialkultes nicht vom Kaiser selbst, sondern 231 Der fragmentarische Zustand der Inschrift läßt eine Entscheidung, "ob es sich um eine einzige Urkunde oder [um die] Zusammenstellung mehrerer Dokumente handelte" (Petzl, ISmyrn n,l, 75), nicht zu. 232 Vgl. Petzl, ISmym II,I, 74. Diese Datierung ergibt sich daraus, daß in "Z. 5-6 [ ... ] die Konsuln des Jahres 124 genannt" (75) werden. 233 Zur ersten, nachträglich so bezeichneten Neokorie Smyrnas vgl. oben 37ff. 234 V gl. zu diesem Amt innerhalb des in Ephesus verorteten provinzialen Kultes der flavischen EEßaeJTol oben 53ff. Mit der Einrichtung dieses Amtes wird der in dieser Inschrift dokumentierte Kult zugleich auch als asianischer Provinzialkult ausgewiesen. Vgl. hierzu auch unten 9lff zu ISmyrn 697, Z. 33-39. 235 Zu vermuten ist, daß deren Zahl in dem nicht mehr erhaltenen Rest von Z. 2 notiert gewesen ist. Vgl. hierzu Petzl, ISmym n,l, 76 mit Verweis auf J. Keil. 236 Zur Aufgabe der 8EOAOYOl vgl. Petzl, ISmym II,I, 76: "Im Kaiserkult priesen sie mit ProsaVorträgen den Herrscher". 237 Zur Aufgabe der uI1V
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von der Provinz Asia ausgegangen ist. Bei Annahme einer entsprechenden hadrianischen Initiative ließe sich ein solcher munizipaler Antrag nur schwerlich vorstellen. Auch die Frage der personellen Ausstattung wäre sicherlich auf dem Wege einer kaiserlichen Anordnung ohne provinziale, geschweige denn munizipale Einflußmöglichkeit geregelt worden. Insoweit ist im vorliegenden Fall anscheinend das übliche Verfahren zur Inauguration eines neuen provinzialen Kaiserkultes zum Tragen gekommen. 238 Gestützt wird diese Vermutung darüber hinaus durch die ISmym 697, Z. 36f dokumentierte Beteiligung des Senats an der Entscheidung über den Standort des neu zu errichtenden Provinzialheiligtums. 239 Bei der bislang einzigen nachweisbaren kaiserlichen Initiative zur Einrichtung eines provinzialen Kultes in der Provinz Asia, der entsprechenden Anordnung des Gaius,240 verfügte der Herrscher zugleich mit der grundsätzlichen Anordnung eines ihm zu widmenden Kultes auch den Standort des entsprechenden Tempels. Der Senat ist bei diesem Verfahren und bei dieser Entscheidung nicht beteiligt worden. 241 Im Falle der Inauguration des neuen Hadrian-Kultes wurde dieses Gremium in das entsprechende Beschlußverfahren zur Frage des Standorts des Provinzialtempels jedoch eingebunden. Dies spricht gegen eine kaiserliche und für eine provinziale bzw. koinonale Initiative zur Einrichtung eines provinzialen Kaiserkultes für Hadrian. Drittens zeigt der massive Einsatz Smymas in Person seines bedeutenden Gesandten Antonius Polemon,242 daß zumindest die führenden Städte der Provinz Asia ein erhebliches Interesse daran hatten, zum Standort eines neuen provinzialen Kaisertempels erkoren zu werden. Dieses Interesse 243 läßt sicherlich auch darauf schließen, daß die kultische Verehrung Hadrians in der Provinz befürwortet und gewollt worden ist. Das wiederum legt die Vermutung nahe, daß die Initiative dazu von der Provinz selbst und nicht vom Kaiser ausging. Über die Gründe, die die Delegierten des Koinon zu einer solchen Initiative bewogen haben, läßt sich angesichts der Quellenlage nur spekulieren. Auszuschließen ist aller-
238 Zu diesem Verfahren vgl. oben 24f. 239 Vgl. hierzu die entsprechende Bemerkung
ocun;pov 06Y/lu auvKMTOU, I Ku8' Ö ok VcWKOPOl ycyOVU/lcv. 240 V gl. hierzu oben 42ff. 241 Vgl. hierzu oben 42f. 242 Vgl. hierzu unten 92ff, insbesondere auch ISmym 697, Z. 31-37. 243 Aus der Verleihung einer Neokorie ergaben sich fiir die entsprechende Stadt erhebliche Vorteile: zunächst ein enormer Prestigegewinn, dann ein städtebaulicher Entwicklungsschub durch ein durch die Verleihung der Neokorie angeregtes Mäzenatentum (vgl. zu Ephesus oben 76ffund ISmym 697), darüber hinaus in der Regel die Erlaubnis zur Durchführung eines mit dem entsprechenden Kult verbundenen Agons und die damit zusammenhängende Steuerfreiheit (vgl. hierzu ISmym 697, Z. 38 und Petzl, ISmym 11,1, 196) sowie finanzielle und wirtschaftliche Vorteile durch auswärtige Gäste.
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dings, daß sie durch das Faktum der bloßen Machtübernahme Hadrians motiviert wurde. Die in das Jahr 123/4 n.Chr. zu datierende Verleihung der zweiten Neokorie an Smyrna läßt sich selbst dann, wenn zwischen der Entscheidung über den Standort des Provinzialheiligtums und der grundsätzlichen Genehmigung des entsprechenden Provinzialkultes ein Zeitraum von mehreren Jahren anzunehmen wäre,244 nicht mehr als provinziale Reaktion auf die bereits 117 n.Chr. erfolgte Übernahme der Herrschaft begreifen. 245 Jenseits solcher Erwägungen ist bemerkenswert, daß der amtierende Kaiser Hadrian in der oben wiedergegebenen Inschrift als EIl
Neben ISmyrn 594 bietet die "nicht allzu lange nach 124 n.Chr. "249 zu datierende Inschrift ISmyrn 697, eine Liste mit Stiftungen im Zusammenhang mit der Inauguration des zweiten provinzialen asianischen Kaiserkultes in Smyrna, Informationen zu Entstehung, Art und Umfang der provinzialen Kaiserverehrung Hadrians. Über alle in dieser Inschrift erwähnten umfangreichen Stiftungen und Schenkungen im Zusammenhang mit der Verleihung der zweiten Neokorie an Smyma hinaus verdient der Hinweis Beachtung, daß die Stadt Smyma deren Verleihung dem Einfluß und dem Verhandlungsgeschick ihres Gesandten Antonius Polemon,250 eines berühmten Sophisten und Redners, verdankte (Z. 33-36).251 Offensichtlich erreichte 244 Vgl. hierzu oben zum provinzialen Kult des Tiberius, der Livia und des Senats 37ff. Seinerzeit lagen hier drei Jahre zwischen der Grundsatzentscheidung und der Auswahl des Standortes des entsprechenden Provinzialheiligtums. 245 Dies relativiert wiederum die von S.R.F. Price geäußerte These, der zufolge die provinziale kultische Kaiserverehrung als ritualisierter Reflex auf eine neue Machtstruktur anzusehen ist (vgl. hierzu oben 14). Wenn die These von Price zuträfe, hätte der asianische Provinziallandtag bezüglich einer provinzialen kultischen Verehrung Hadrians bereits unmittelbar nach 117 n.Chr. und nicht erst 121 oder 122 n.Chr. initiativ werden müssen. 246 Diese Lesart vertritt G. Petzl mit Verweis auf ders., Epheso-Smyrnaicum, 227f. Keil, Geschichte, 109 liest stattdessen: TOU 8Ew[q)lAWnXTOU mhoKpa-1 TOpO]<;;. 247 Damit stützt diese Titulatur die von S. Friesen im Gegensatz zu S.R.F. Price vertretene Position der Bedeutungslosigkeit der Frage nach dem ontischen Verhältnis der als Götter verehrten römischen Kaiser zu den traditionell verehrten Gottheiten innerhalb der kultischen Kaiserverehrung (vgl. hierzu oben 32ft). 248 Vgl. Kern, IMagn 157. 249 Petzl, ISmyrn 11,1, 191. 250 Zu Antonius Polemon und seinem Verhältnis zu den römischen Kaisern, insbesondere zu Hadrian, vgl. unten 139ff. 251 So Petzl, ISmyrn 11,1, 76.
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dieser in entsprechenden Verhandlungen vor dem Kaiser,252 daß dieser und der Senat253 in Rom Smyma als Standort eines neu zu errichtenden provinzialen Kaisertempels erwählten. In diesem Zusammenhang ist auffällig, daß in dieser Inschrift hinsichtlich der Auswahl des Standorts des provinzialen Kaisertempels von einem "zweiten Beschluß" des Senats die Rede ist, aufgrund dessen Smyma die zweite Neokorie bewilligt wurde: OE1>TEPOV ooW.ta cruVKAtlTOU, I Kaß' Ö ok VEWKOP01 YEyoVaJlEV (Z. 36f).254 Diese Formulierung könnte darauf hindeuten, daß ein erster, anders lautender Senatsbeschluß revidiert worden ist. Dabei ist folgendes Geschehen denkbar: Nach dem Bekanntwerden eines ersten, in Absprache mit Hadrian getroffenen Senatsbeschlusses, der eine andere Stadt als Smyma als Standort des neuen Provinzialtempels vorsah, intervenierte Antonius Polemon beim Kaiser selbst, als dieser von "Anfang bis Sommer 124 n.Chr."255 die Provinz Asia bereiste. Die Intervention des Polemon hatte den gewünschten Erfolg, so daß Hadrian nun seinerseits offensichtlich beim Senat ein OE1>TEPOV oOYJla erwirkte,256 das den Wünschen des smymäischen Emissärs Polemon entsprach und dem zufolge nun Smyma, damit zum zweiten Mal, der Titel eines VEWKOPOC;; verliehen wurde. Dieses m.W. zwar beispiellose, aber sicherlich denkbare Szenario würde die ungewöhnliche Rede von einem OE1JTEPOV oOYJla cruVKAtlTOU (Z. 36f) erklären. 257 Einen dieser Überlegung möglicherweise entsprechenden Sinneswandel Hadrians dokumentiert Philostratos,258 der in seinen vitae sophistarum innerhalb des Kapitels 252 Nach Petzl, ISmym lI,l, 195 (mit Verweis aufL. Robert und J. NoUe) bezeichnet "das Wort EIDwyxavElv [... ] den Erfolg, den der Emissär einer Stadt beim Kaiser erzielte". 253 Vgl. hierzu Petzl, ISmym lI,l, 195 mit Verweis auf Z. 36f: Für die Verleihung der zweiten Neokorie an Smyma "war neben der Einwilligung des Kaisers das Votum des Senats unerläßlich". 254 Der Senat ist an der Beschlußfassung bezüglich der Frage des Standortes des neu einzurichtenden Tempels beteiligt gewesen. Dies belegt, daß es sich bei dem in der oben wiedergegebenen Inschrift dokumentierten Kult um einen asianischen Provinzialkult gehandelt hat. V gl. hierzu auch Petzl, ISmyrn lI,l, 75 mit Verweis aufISmym 697, Z. 33-37. 255 Halfmann, Iiinera, 191. Zur Datierung dieses Besuches vgl. auch unten 154. 256 Nur so ist zu erklären, daß das OcllTEPOV 06Y/lu ouvKMTOU, Ku8' Ö otc,; VEWK6pOl YEy6VU/lEV im Rahmen der oben wiedergegebenen Inschrift in die Reihe der Begünstigungen eingeordnet worden ist, die Antonius Polemon bei Hadrian für Smyma erwirkt hat. V gl. hierzu Petzl, ISmym lI,l, 195. 257 In seinem Kommentar zu ISmym 697 übergeht G. Petzl diese Frage. Daß die Formulierung OEUT6POV 06Y/lu ouvKMTOU auf ein mögliches 1fpGnov 06Y/lu Kuiaupo~ zu beziehen wäre, ist angesichts der Tatsache, daß ein solches in der Inschrift nicht genannt wird, unwahrscheinlich. Auch eine adverbiale Deutung des OcllT6POV im Sinne etwa von "zweitens" (vgl. hierzu Liddell/Scott, Lexicon, s.v. 06UT6POV, 381f) scheidet aus, da ein entsprechendes 1fPWTOV hier ebenfalls nicht dokumentiert ist. 258 Nach Wright, Philostratus, ixf.xi lebte Philostratos zwischen ca. 170 und 250 n.Chr. Gärtner, Art. Philostratos.5, in: KP 4, 780-783, nennt hinsichtlich der Abfassungszeit der vitae sophistarum als terminus ad quem 238 n.Chr. (Sp. 781); ähnlich auch Wright, Philostratus, xii. Philostratos wurde als Sophist ausgebildet und studierte "bei Proklos von Naukratis in Athen, bei Damianos in Ephesos [... ] und bei Antipatros von Hierapolis" (Gärtner, Art. Philostratos.5, in: KP 4, 780). Hinsichtlich des Inhalts der vitae sophistarum urteilt Gärtner: "Insgesamt vermittelt die Slg.[ammlung] [... ] ein recht anschauliches Bild von diesem wichtigen Berufsstand der Kaiserzeit" (781f).
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über Antonius Polemon im Blick auf die Beeinflussung Hadrians durch den Sophisten folgende Bemerkung macht: < Aopmvov youv 7rPOm<ElIlEVOV TOl<;; 'ECPEoiol<;; OÜTW 259 Hadrian, der zunächst offensichtlich PräfeTI IlETE7rOl1l0E TOl<;; ~IlUpValOl<;;, KTA. renzen für Ephesus hegte und der Hauptstadt der Provinz Asia in Absprache mit dem Senat den Titel eines VEWKOP0<;; verleihen wollte, wurde von Polemon überzeugt, diese Entscheidung zugunsten Smymas zu revidieren. Daraufhin stellte der Kaiser der Stadt eine größere Geldsumme zur Verfügung, mit der u.a. ein großer Tempel errichtet worden ist. 260 Der Senat folgte dann in einer neuen Beschlußfassung261 dem Willen des Kaisers.
Über die eigentliche Verleihung der Neokorie hinaus erwirkte Antonius Polemon in seinen Verhandlungen mit Hadrian weitere erhebliche Vergünstigungen für Smyrna.262 Im Anschluß an die Verleihung des VEWKOPOC;;Titels werden die Genehmigung eines lEPOC;; aywv und die Gewährung von Steuerfreiheit genannt (Z. 38). Die Steuerfreiheit bezog sich "auf die im Zusammenhang mit diesem lEPOC;; aywv stehenden Aktivitäten".263 Nach G. Petzl handelt es sich bei diesem lEPOC;; aywv um die von den anscheinend ebenfalls von Hadrian gegründeten Olympieen zu unterscheidenden < AÖptava ' OAUJlma. 264 Neben den oben bereits genannten 8EOAOYOl und UJlV4'öol (Z. 38f) stiftete Hadrian der Stadt Smyrna darüber hinaus 1,5 Millionen Denare und insgesamt 98 Säulen für das aAEt1TTEplOV. 265 Diesen Angaben über offensichtlich auf Intervention des Antonius Polemon erfolgte Stiftungen Hadrians korrespondiert eine Bemerkung des Phi259
v.soph. 125 (531).
260 Vgl. unten 95f. 261 Vgl. hierzu oben 93. 262 Vgl. hierzu Z. 38-42. 263 Vgl. hierzu Petzl, ISmym 11,1, 196. 264 Vgl. Petzl, ISmym 11,1, 195. Caddoux, Ancient Smyrna, 257 setzt die Gründung der smyrnäischen 'Aoptavu 'OAU/lma zeitlich später als die der in der Stadt veranstalteten ' OAU/lma an. Dem widerspricht allerdings die von Caddoux selbst vorgeschlagene Datierung der ISmyrn 659 belegten Feier der sechzehnten smyrnäischen ' OAU/lma in die erste Zeit der Regierung des Septimius Severus (vgl. Ancient Smyrna, 287; zu Septimius Severus, der von 193-211 regierte, vgl. Winkler, Art. Septirnius.7, in: KP 5, 123-127). Wenn unter der Voraussetzung, daß es sich bei den ' OAU/lma um pentaeterische Spiele handelt, vom frühestmäglichen Zeitpunkt ihrer sechzehnten Austragung zur Zeit des Septimius Severus, dem Jahr 193 n.Chr., zurückgerechnet wird, ergibt sich als Datum für die erstmalige Veranstaltung dieses Agon in Smyma das Jahr 133 n.Chr. Somit wären die smyrnäischen ' OAU/lma etwa zehn Jahre später als die im Zusammenhang mit der zweiten Verleihung des vcwK6po~-Titels an Smyma 123/124 n.Chr. ge stifteten (vgl. oben 90), in der gleichen Stadt veranstalteten 'Aoptavu ' OAU/lma installiert worden. Denkbar ist durchaus, daß die Einrichtung der smymäischen ' OAU/lma im Zusammenhang mit der Weihe des Heiligtums des Zcu~ , OAU/lmO~ in Athen 131/132 n.Chr. (vgl. hierzu unten 109ft) erfolgt ist. Zu Antonius Polemon, dem ersten Agonotheten der' Aopmvu ' OAU/lma, vgl. unten 139ff. 265 Vgl. hierzu Z. 16-20 der oben besprochenen Inschrift; hier wird berichtet, daß der 1TpUTaVt~ Klaudianos sich bereit erklärte, "das Dach des ,Einsalbungsraumes' - d.h. wohl des zum Gyrnnasion gehärenden Umkleideraumes - der Gerusie (TOV öpocpov TOU UA11TTllPiou Tf)~ Ycpouaia~) zu vergolden" (Petzl, ISmym 11,1, 194).
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lostratos, der zufolge Hadrian auf das Betreiben Polemons hin der Stadt Smyrna 10 Millionen Denare zur Verfügung stellte. Diese Summe ist zum Bau eines Kommarktes, eines Gymnasions und eines Tempels verwendet worden. 266 In der Forschung werden für die zwischen ISmym 697 und Philostratos erheblich voneinander abweichenden Angaben bezüglich der von Hadrian geleisteten finanziellen Zuwendungen unterschiedliche Erklärungen vorgeschlagen: Während A. Boeckh angesichts der ephigraphischen Angabe die Nachricht des Philostratos für eine Übertreibung hält,267 vermutet W. Weber, daß es sich bei der von Philostratos genannten Summe um die "Gesamtsumme der Aufwendungen Hadrians für Smyrna"268 handelt. G. Petzl erklärt noch über W. Weber hinaus die in ISmym 697 und bei Philostratos genannten unterschiedlichen Summen als zwei voneinander zu unterscheidende Finanzhilfen Hadrians. 269 Angesichts dessen, daß Antonius Polemon offensichtlich einen erheblichen Einfluß auf Hadrian ausübte,270 ist m.E. durchaus denkbar, daß der Kaiser der Stadt Smyma auf Initiative des Sophisten mehrere Male und durchaus auch große Summen zur Verfügung stellte, so daß die von Philostratos genannten 10 Millionen Denare keinesfalls eine Übertreibung darstellen müssen.
C.J. Caddoux identifiziert diesen von Philostratos erwähnten, mit Geldern Hadrians offensichtlich neu errichteten Tempel vermutungsweise mit dem auf dem Deirman-Tepe zu lokalisierenden Tempel des ZEll<;; 'A~paio<;;.271 Eine solche Identifikation läßt sich jedoch ausschließen. Dies folgt aus der Inschrift ISmyrn 680, die die Fertigstellung eines zum Heiligtum des ZEll<;; , AKpaio<;; führenden Aquäduktes, das die Wasserversorgung des Tempels gewährleistete,272 belegt. Aufgrund des in dieser Inschrift genannten Prokonsulats des Ulpius Traianus, des Vaters des späteren Kaisers Traian, läßt 266 v.soph. I 25 (531). Darüber hinaus berichtet Philostratos, v.soph. I 25 (533) über eine weitere Geldzuwendung Hadrians an Antonius Polemon in Höhe von 250.000 Denaren. Ein Zusammenhang mit Stiftungen, die im Rahmen der Verleihung der zweiten Neokorie von Hadrian geleistet worden sind, läßt sich allerdings nicht aufweisen. 267 Vgl. hierzu CIG 3148 und Boeck, CIG 11,713. 268 Weber, Geschichte, 141. Weber begründet dies im wesentlichen damit, daß in der "Inschrift [... ] nicht die Bauten: ohou, tl-l1fOPta und VEWI,;;, die von dieser Summe aufgeführt wurden" (141) genannt werden. 269 Vgl. Petzl, ISmyrn 11,1, 196. Er begründet dies zunächst damit, daß "in der Inschrift über die Verwendung des Geldes nichts gesagt [ist], so daß man damit rechnen muß, daß es sich um eine andere als die von Philostrat erwähnte Zuwendung handelt". Zugleich verweist Petzl auf eine weitere von Philostratos erwähnte finanzielle Zuwendung Hadrians an Polemon (vgl. hierzu oben A. 266), die zu belegen scheint, daß Hadrian auf Bitten des Sophisten nicht nur einmal, sondern mehrmals Geldsummen zur Verfügung stellte. 270 Vgl. zur Intervention des Antonius Polemon, die zur Verleihung der zweiten Neokorie an Smyrna führte, oben 92ff, zur Person des Sophisten vgl. unten 139ff. 271 VgL Caddoux, Ancient Smyrna, 202, A. 3. Caddoux lokalisiert diesen Tempel "on the hill now called Deirman-Tepe" (202). Ähnlich auch Price, Rituals and Power, 258; dabei verweist Price ausdrücklich aufPhilostratos und darüber hinaus auf Magie, Roman Rule I, 615; 11, 1474. 272 Vgl. hierzu Caddoux, Ancient Smyrna, 248.
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sich die mit der Inschrift zu belegende Vollendung der Wasserleitung273 zum Tempel des ZEU~ 'AKpalo~ in die Zeit um 79/80 n.ehr. zu datieren. 274 Das bedeutet, daß dieses Heiligtum ca. 45 Jahre vor der von Antonius Polemon für Smyma erwirkten und u.a. für den Bau eines Tempels verwendeten Zuwendung von Seiten Hadrians intakt gewesen und aJs Kultstätte zur Verehrung des ZEU~ 'AKpalo~ genutzt worden ist. Damit aber wird dessen unmittelbare Identifizierung mit dem von Philostratos erwähnten, in hadrianischer Zeit erfolgten (Neu-)Bau275 eines Tempels unwahrscheinlich. 276 Da die Angaben des Philostratos darüber hinaus zu eindeutig auf den Bau eines neuen (Tempel-)Gebäudes hinweisen,277 scheidet die Annahme, daß in dem bereits bestehenden Heiligtum des ZEU~ 'AKpalo~ lediglich eine Statue des Kaisers aufgestellt worden ist, ebenfalls aus. Denkbar ist aber, daß auf dem sicherlich weitläufigen Gelände, das zum Heiligtum des ZEU~ "AKpalo~ gehörte, mit dem von Hadrian zugegebenen Geld ein neuer Tempel erbaut worden ist. 278 Zu fragen ist nun, wem dieser mit dem Geld Hadrians erbaute neue provinziale Kaisertempel geweiht worden ist, bzw. welche Gottheiten neben dem amtierenden Kaiser in ihm verehrt worden sind. Für die von S.R.F. Price 273 Zur Reparatur dieser Wasserleitung "um 110/111 n.Chr." (Petzl, ISmym n, 1, 164), also in traianischer Zeit vgl. ISmym 681. Diese Inschrift besteht aus zwei Teilen, die auf zwei entsprechenden Platten eingraviert worden sind, die "wohl zu verschiedenen Endrohren des Aquädukts" (164) gehörten. Nach G. Petzl erhielt die Wasserleitung den Namen Tpatavov üowp, weil "der Sohn des Prokonsuls Kaiser geworden war und damit auch dem Vater nachträglich größere Bedeutung zukam" (164). 274 Vgl. hierzu Petzl, ISmym n,l, 163 und auch bereits Caddoux, Ancient Smyma, 248. 275 Diese Annahme legt die Darstellung des Philostratos (vgl. oben 94f) nahe. Er beschreibt in seinen Ausführungen die durch die Finanzhilfe Hadrians ermöglichte Errichtung des Kommarktes, des Gymnasions und des Tempels insgesamt mit dem Verbum E~E1rolf]eT). Da sowohl der Kommarkt als auch das Gymnasion mit Sicherheit neu erbaut worden sind, wird die Vermutung wahrscheinlich, daß es sich bei dem von Philostratos mit den beiden Gebäuden in einem Atemzug genannten Tempel ebenfalls um einen Neubau handelte. Anders Boatwright, Hadrian, 160, die den von Philostratos in v.soph. I 25 (531) genannten Tempel als "built or rebuilt with Hadrian's funds" beschreibt. Da der Tempel des ZEUe,; , AKpa'ioe,; aber zur Zeit Hadrians offensichtlich ein funktionierendes Heiligtum gewesen ist, bleibt fraglich, was die Verantwortlichen der Stadt Smyrna denn hätten wiederaufbauen sollen. Denkbar ist vor diesem Hintergrund allenfalls, daß die finanzielle Zuwendung Hadrians dazu verwendet worden ist, das ZEUe,; , AKpa'ioe,;-Heiligtum auszubauen. Dann aber wäre die Darstellung des Philostratos an diesem Punkt sehr ungenau. 276 Vgl. zu dieser Argumentation auch Schomdorfer, Öffentliche Bauten, 174. 277 Dies wird sowohl von C.J. Caddoux als auch von S.R.F. Price zugestanden; vgl. oben 95, A. 271. Zu den möglicherweise diesen Tempel betreffenden archäologischen Funden vgl. Walter, Antikenbericht aus Smyma, 232. 278 Dies entspricht anscheinend auch dem archäologischen Befund; vgl. hierzu Schomdorfer, Öffentliche Bauten, 174: "Da auf dem Deirmentepe zwei unterschiedlich große Tempel lokalisiert wurden, ist es m.E. wahrscheinlicher, den kleineren für den Kult des Zeus Akraios und den größeren für den Kult des Hadrian und des Zeus Olympios zu vereinnahmen". Sie führt allerdings keinen Beleg dafür an, daß der größere Tempel Hadrian und dem ZEUe,; , üMIlIDOe,; geweiht gewesen ist (vgl. hierzu unten).
Hadrian
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vorgeschlagene Annahme, der neue Provinzialtempel sei der Gottheit ZEU~ geweiht worden,279 gibt es keinerlei Beweis. 280 Die in ISmyrn 594 dokumentierte Bezeichnung Hadrians als des tJlCPavE(JTaTo~ 8EWV (Z. 10)281 läßt eher darauf schließen, daß der amtierende Kaiser an dem ihm neu errichteten Heiligtum in Smyrna allein, d.h. ohne einen anderen 8EO~ aUwao~, verehrt worden ist. 282 Dies gilt insbesondere, wenn die Annahme zutrifft, daß in ISmyrn 594, Z. 5ff ein nach der bereits beschlossenen Verleihung der Neokorie abgefaßter Antrag der Stadt Smyrna vorlag. 283 Dann ist nämlich durchaus mit Grund zu vermuten, daß die. Bezeichnung Hadrians als tJlCPavE(JTaTo~ 8EWV den von Kaiser und Senat genehmigten284 Antrag des asianischen Provinziallal).dtages insoweit widerspiegelt, daß in ihm beantragt worden ist, den amtierenden Kaiser ohne weiteren 8EO~ aUwao~ zu verehren. 285 Zumindest aber läßt diese Titulatur den Schluß zu, daß Hadrian in einer etwaigen Kultgemeinschaft mit einer anderen, traditionell verehrten Gottheit das größere Gewicht und die entscheidende Bedeutung zukam. 286 279 Unmöglich ist, daß dieser neue Provinzialtempel allein dem ZEU~ gewidmet wurde. Denkbar ist lediglich, daß in diesem Heiligtum ZEU~, möglicherweise ZEU~ 'AKpalo~, in Kultgemeinschaft mit dem eEO~ oUvvao~ Hadrian verehrt worden ist. Vgl. hierzu die jeweils in Pergamon angesiedelten Kulte der Dea Roma und des Divi filius Augustus einer- und des ZEU~
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3.1.2 Der Provinzialkult in Ephesus Über den in Ephesus angesiedelten provinzialen Kult für Hadrian gibt zunächst die Inschrift IEph 428 Auskunft. Mit dieser Inschrift ehren die ßOUAtl und der ofH10~ von Ephesus den Tiberius Claudius Pi so Diophantus (Z. 1f). Der Geehrte übte das Amt 'des apXIEpEU~ an beiden ephesis~hen Kaisertempeln287 aus288 (Z. 4f), in seiner Amtszeit wurde das Heiligtum des Hadrian geweiht (Z. Sf) und er wird als derjenige bezeichnet, "der (es sich) als Erster von Hadrian erbat289 und auch erhielt2 90" (Z. 6f).291 Die in Z. 2f verwendete Titulatur der Stadt Ephesus: ok VEWKOPO~ TWV L:EßCX<JTWV 'EcpEolwv rroAl~, belegt, daß es sich hierbei um ein provinziales Heiligtum handelte. Dieser Titulatur zufolge ist Ephesus nach der erstmaligen Verleihung dieses Titels in der Regierungszeit Domitians292 nun unter Hadrian zum zweiten Mal der Titel eines VEWKOPO~ verliehen worden. Dieser Titel begegnet als Teil der offiziellen Stadttitulatur ausschließlich im Rahmen der kultischen Kaiserverehrung auf provinzialer Ebene. Er wird derjenigen Stadt zuteil, die nach der grundsätzlichen Erlaubnis, in der Provinz einen neuen Kaiserkult einzurichten, als Standort des entsprechenden provinzialen Heiligtums ausgewählt wird. 293 Ephesus erhielt die in der oben genannten Inschrift erwähnte zweite Neokorie "zwischen 130 und 132"294 n.Chr. Die Z. Sf erscheinende Titulatur dieses neuen Provinzialtempels: 6 eEOU •AOPICXVOU VEW~ belegt, daß in diesem Heiligtum neben Hadrian kein weiterer eEO~ bzw. keine weitere eEa aUwcxo~ verehrt worden sind. 295 Andernfalls hätte diese andere Gottheit hier in der Titulatur des Tempels erwähnt werden müssen. Weitere explizite Belege für diese Tempeltitulatur liegen in den Inschriften IEph 742.921 vor. In IEph 742 wird ein unbekannter, am ephesischen Hadrianstempel
287 Zum in Ephesus verorteten ersten provinzialen Kaisertempel der flavischen I:EßaoToi vgl. oben 53ff. 288 Ob mit dieser Aussage gemeint ist, daß Piso Diophantus dieses Amt an beiden Tempeln zugleich oder nacheinander ausgeübt hat, läßt sich nicht entscheiden. 289 Bei dem Prädikat nTf]aaTo handelt es sich um die 3. Pers. Sing. Aorist Indikativ Medium von ahtw; LiddelllScott, Lexicon, s.v. ahtw, 44 geben hinsichtlich der Bedeutung dieses Verbums im Medium an: "ask for one's own use, claim". 290 LiddelllScott, Lexicon, s.v. EIDWYXavw, 669 geben als Bedeutung u.a. an: "attain to, reach, gain one's end [... ] succeed in doing [... ] to be lucky [... ] to be successful". 291 Zum Stil dieser Inschrift vgl. BörkerlMerkelbach, IEph 11, 152: ,,[Z. ] 3-7 [sind] durch die Folge der Relativpronomina (und die attische Form VEtOe;) hoch stilisiert". 292 Vgl. hierzu oben 56f. 293 V gl. hierzu oben 56, A. 24 und 57, A. 25. 294 Wörrle, Datierung, 475; vgl. auch 471 mit Verweis auf Habicht, AvP VIII 3, 54, A. 24. 295 Einen indirekten Beleg für diese These bietet die in den Historia Augusta überlieferte Schilderung des Lebens Hadrians. Diesem Bericht zufolge reiste Hadrian nach der 131/132 n.Chr. erfolgten Weihe des athenischen Heiligtums des ZElle; 'OAUJlIDOe; (vgl. hierzu unten 109ft) in die Provinz Asia, um dort seinem Namen gewidmete Tempel zu weihen (HA, vita Hadriani 13,6). Durchaus denkbar ist, daß das ephesische Heiligtum unter die hier erwähnten templa sui nominis zu subsumieren ist.
Hadrian
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tätiger ullvw56c geehrt; dieser UIlV
Damit ist dieser zur Zeit Hadrians in Ephesus eingerichtete asianische provinziale Kaiserkult in der Geschichte der provinzialen kultischen Kaiserverehrung der Asia insgesamt erst der zweite bzw. der dritte 296 Provinzialkult, in welchem neben dem amtierenden Kaiser keine weitere Gottheit kultisch verehrt wird. 297 Die provinziale kultische Verehrung Hadrians ging in diesem Punkt somit über die des Augustus hinaus, der die kultische Verehrung seiner Person durch die der Dea Roma ergänzt wissen wollte. 298 Die in Z. 6f verwendete, auf Piso Diophantus bezogene Formulierung ö~ rrp6)To~ rrff]ouTo rrupa 8EOU 'AÖP1UVOU läßt zunächt klar erkennen, daß die Initiative zur Errichtung dieses Provinzialtempels nicht von Hadrian, sondern offensichtlich von der Provinz Asia ausging. Piso Diophantus erlangte als Gesandter der Stadt Ephesus bei Hadrian299 für seine Stadt das Recht zur Errichtung des Heiligtums. 30o Dies läßt darauf schließen, daß auch hier das bei der Einrichtung eines provinzialen Kaiserkults übliche Verfahren301 angewandt worden ist. Demzufolge haben Kaiser und Senat eine entsprechende Anfrage aus der Provinz zunächst grundsätzlich positiv beschieden, um im Anschluß daran das Bewerbungsverfahren zur Auswahl des Standortes des mit dem Kult verbundenen Provinzialheiligtums zu erV gl. hierzu oben 96f. Als erster römischer Kaiser wurde Gaius in der Provinz Asia auf provinzialer Ebene ohne 8e6<;; bzw. 8eO: oUvvao<;; kultisch verehrt; vgl. hierzu oben 45. 298 Augustus als dem ersten princeps wurde zwar von Seiten des Provinziallandtages dessen alleinige provinziale kultische Verehrung angetragen, die er selbst aber um die kultische Verehrung der Dea Roma als 8eO: oUvvao<;; ergänzte (vgl. hierzu oben 1St). Zum Kult des Tiberius, der Livia und des Senats vgl. oben 37ff, zum Kult der flavischen EeßaaToi vgl. oben 58ff und zum Kult des Zell<;;
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öffnen. 302 Im Rahmen dieses Bewerbungsverfahrens trat Piso Diophantus dann als erster in der Reihe der Gesandten der Städte der Provinz Asia vor Hadrian auf und hatte Erfolg. Im Gegensatz zu dieser Deutung vermutet etwa H. Engelmann, daß der Formulierung Z. 6f, insbesondere der Apposition 1fp(ÜTOC;;, entnommen werden dürfe, "dass vor Diophantus andere [d.h. Emissäre anderer Städte] den Kaiser vergebens [um die Einrichtung eines provinzialen Kultes] gebeten hatten".303 Wenn diese Deutung zuträfe, folgte daraus, daß die Städte der Provinz Asia offensichtlich ohne einen entsprechenden Beschluß des für den provinzialen Kaiserkult zuständigen Provinziallandtages304 bei Hadrian vorstellig geworden wären und die Verhandlungen mit dem Herrscher eigenständig geführt hätten. Damit hätten sich im Blick auf die kultische Kaiserverehrung die Gewichte vom Landtag weg hin in Richtung auf die einzelnen Städte verschoben, denn im Rahmen des bis zu diesem Zeitpunkt üblichen Verfahrens zur Einrichtung eines provinzialen Kaiserkultes305 suchten nicht einzelne Städte, sondern das asianische Koinon als deren Repräsentant um eine solche grundsätzliche Genehmigung nach. Gegen die u.a. von Engelmann vorgeschlagene Interpretation der Z. 6f vorliegenden Formulierung spricht aber, daß es sich bei dem in Ephesus eingerichteten Provinzialkult Hadrians nachweislich nicht um den zeitlich ersten handelte, den der Kaiser in der Provinz Asia genehmigt hat. 306 Weitaus näher liegt es stattdessen, die Appositioii 1fpünOC;; auf das unmittelbar darauffolgende Verbum !iTIjauTo zu beziehen und in ihr einen Hinweis auf die Reihe der Gesandten bzw. Gesandtschaften der Städte der Provinz Asia, die sich darum beworben haben, Standort des neuen Kaisertempels zu werden, zu sehen. 307 Das bedeutet, daß Piso Diophantus als Gesandter der Stadt Ephesus im Rahmen dieses Bewerbungsverfahrens als erster aus der Riege der Bewerber bei Hadrian vorstellig geworden ist.
Analog zu den oben dargestellten Stiftungen Hadrians im Zusammenhang mit der Verleihung der zweiten Neokorie an Smyma308 ist auch im Blick auf das zweite ephesische Neokorat davon auszugehen, daß Hadrian aus diesem Anlaß auch in Ephesus einen neuen lEpo<; aywv einrichtete. Die Vermutung liegt nahe, daß es sich bei diesem Agon um die (JlEyaAu) 'AöplavElu (gV 'EepEm.p)309 handelte. 310 Dieser Agon wurde offensichtlich zuweilen auch 302 Im Gegensatz zu dem hier sichtbar werdenden Verfahren verordnete Gaius mit der Einführung eines Kults seiner Person zugleich auch den Standort des mit diesem Kult verbundenen Tempels. Vgl. hierzu oben 42ff. 303 Engelmann, Tempel, 94. Ähnlich auch Bowie, Temple, 137, A. 1. 304 V gl. oben 18f. 305 Vgl. oben 24f. . 306 Vgl. entsprechend zum Datum der Einrichtung des Hadrian geweihten Provinzialkultes in Smyma oben 90. 307 Vgl. zu einem solchen Bewerbungsverfahren oben 38. 308 Vgl. hierzu oben 90ff. 309 V gl. zum Namen der Spiele etwa IEph 724.1132.1153; ISmym 659. 310 Vgl. hierzu Weber, Geschichte, 214: Mit der Verleihung der zweiten Neokorie stehen "die in Ephesus belegten Spiele, welche des Kaisers Namen tragen" in Verbindung. Die Gegenargumente Lämmers, Olympieen, 40f sind m.B. keinesfalls überzeugend.
Hadrian
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als' Aöptava ' OAUJlma bzw. 'Aöpt
3.1.3 Der Provinzialkult in Kyzikos Als sicher kann angenommen werden, daß Hadrian selbst die Errichtung des in Kyzikos angesiedelten, nach den Tempeln in Smyma und Ephesus dritten mit Hadrian verbundenen asianischen Provinzialheiligtums, durch die Bereitstellung finanzieller Mittel unterstützte. Insoweit ist er "für den Bau des Tempels verantwortlich"317 gewesen. Ergänzend dazu hat offensichtlich die Provinz Asia als ganze einen erheblichen Beitrag zur Errichtung dieses Heiligtums geleistet. Darüber informiert eine von Cyriacus von Ancona318 überlieferte, offensichtlich am Tempel selbst angebrachte319 In3ll So etwa in CIG 2810 und Moretti, Iscrizioni, Nr. 79. Moretti datiert diese Inschrift aufgrund der Tatsache, daß die in Z. 41 erwähnte sechste Olympiade Alexandrias ca. 196 n.Chr. anzusetzen ist, in die Zeit um 200 n.Chr. (231). 312 Vgl. hierzu unten 109ff. 313 Diese Unterscheidung erfordern zwingend etwa IEph 1132, Z. 2f und Moretti, Iscrizioni, Nr. 90, Z. 24f; in diesen Inschriften werden beide Agones getrennt und damit als voneinander zu unterscheidende aufgelistet. Moretti, Iscrizioni, 263-268 belegt die Existenz der beiden voneinander zu unterscheidenden Agones noch für die Zeit von 253-257 n.Chr; so auch Weber, Geschichte, 215. Vgl. zur Veranstaltung der smyrnäischen 'Aoptava 'OAUllmu und der von diesen zu unterscheidenden 'OAUllmu an gleicher Stätte oben 94. 314 Zu den entsprechenden Erwägungen vgl. oben 94, A.264. 315 Vgl. hierzu unten 109ff. 316 Pausanias bezeugt VII 2,9 die Existenz eines Olympieion in Ephesus, offensichtlich in der Nähe des Magnesischen Tores. Büchner, De Neocoria, 59.98 und Benndorf/Heberdey, Forschungen 1,94 datieren die Errichtung dieses Olympieion in die Zeit zwischen 129 und 135 n.Chr. Daß die von den (IlEyaAu) 'AoptavEta (tv 'E
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schrift,320 in welcher der mit dem Bau des Tempels beauftragte Architekt genannt wird. T. Reinach hat ihren Text folgendermaßen rekonstruiert: 'EK 5mrE50u 11' wp8waEv ÖAll~ 'Aoia~ [5mraVnOlV]
aep8ov1n
XElPWV, 51o~ 'APlO"T(E)VETO~.321
Nach Reinach ergibt sich aus dieser Inschrift, daß die finanziellen Mittel zur Errichtung des Tempels in Kyzikos im wesentlichen von der Provinz Asia, d.h. vom Provinziallandtag aufgebracht worden sind. 322 Wahrscheinlich ist, daß neben Kaiser und Provinziallandtag auch noch die Stadt Kyzikos selbst323 zur Finanzierung des auf ihrem Gebiet zu errichtenden Heiligtums beigetragen hat. 324 Die Initiative zum Beginn des Baus dieses Tempels325 ist in das Jahr 124 n.Chr., die Zeit des ersten Besuches Hadrians in der Provinz Asia und
mes the oldest and often the sole witness to a large number of Greek and Latin inscriptions" (1). Zur Glaubwürdigkeit des Cyriacus vgl. auch Ashmole, Cyriac of Ancona, 179: "On the general trustworthiness of Cyriac when he was describing and drawing a building or a work of art which he had seen with his own eyes there can be little doubt". 319 Dies bestätigen neuestens SchulzIWinter, Hadrianstempel, 38. 320 Vgl. hierzu Ahmoie, Cyriac of Ancona, Tafel 37 und BodnarlMitchell, Joumeys, 76, Fig. 2. 321 Reinach, Lettre, 532; "Vom Fußboden aus errichtete er 40 mit Geldmitteln der gesamten Provinz Asia, gegeben mit vollen Händen, der erhabene Aristenetos". Ashmole, Cyriac of Ancona, 187 hält die Rekonstruktion Reinachs für ausreichend gesichert; ähnlich offensichtlich auch SchulzIWinter, Hadrianstempel, 37-40. 322 Reinach, Lettre, 533: "Ils [d.h. die in der Inschrift überlieferten Worte ÖATJ~ 'Ao1a~ oamlvnOlV] nous apprennent que le temple d'Hadrien fut eleve non aux frais de la ville de Cyzique, ni meme, comme semble l'indique le scoliaste de Lucien, aux frais du tresor public de l'Etat romain, mais principalement, sinon exc1usivement, aux frais de la province d' Asie, du K01VOV ' Ao1a~ dont Cyzique etait un des membres". Hierin spiegelt sich Reinach zufolge die Zuständigkeit des Provinziallandtages für den Kaiserkult wider (533). Die Stadt, in welcher der provinziale Kaisertempel errichtet worden ist, nahm demgegenüber nur die Stellung einer Tempelpflegerin ein (534); zur Zuständigkeit des Provinziallandtages für die provinziale Kaiserverehrung vgl. auch oben 18f. Reinach wird zustimmend aufgenommen bei SchulzIWinter, Hadrianstempel, 40 und bei Barattolo, Temple, 71. 323 So mit SchulzIWinter, Hadrianstempel, 40. Zur Stützung ihres Votums verweisen A. Schulz/E. Winter darüber hinaus darauf, daß die Stadt unter Tiberius ihre Freiheit verloren hat, weil sie einen für die kultische Kaiserverehrung bestimmten Tempel nicht fertigstellen konnte. 324 Zur Finanzierung des kyzikenischen Tempels durch Kaiser, Provinziallandtag und Stadt bemerken SchulzIWinter, Hadrianstempel, 40: "Das in Kyzikos zu beobachtende Zusammenspiel Kaiser-Provinz-Stadt, soweit es die Finanzierung des Hadrianstempels angeht, entspricht einerseits der Komplexität des archäologischen Befundes sowie der Vielfalt der Funktionen dieses Tempels, es steht andererseits durchaus in Einklang mit der Erkenntnis, daß besonders im Verlauf des 2. Jhs. bei baupolitischen Initiativen in Kleinasien ein Zusammenspiel zwischen kaiserlichem, provinzialem und privatem Engagement zu beobachten war". 325 Aus der oben wiedergegebenen, von Cyriacus von Ancona überlieferten Inschrift folgt für SchulzIWinter, Hadrianstempel, 37: "Als gesichert darf gelten, daß ein Vorgängerbau existierte, der zu Zeiten Hadrians - nach einem Erdbeben - bis auf die Substruktionen zerstört war". Vermutlich handelte es sich dabei "um den Zeustempel [... ] den Plinius bei seiner Beschreibung von Kyzikos [d.h. n.h. XXXVI 98] erwähnt" (36).
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in Kyzikos, zu datieren. 326 Das exakte Datum der Weihe bleibt ullklar; fest steht lediglich, daß der Tempel "in dessen [d.h. des Antoninus Pius'] Regierungszeit offiziell eingeweiht gewesen ist".327 Nachdem der Tempel infolge eines "wohl um 160 n.Chr."328 zu datierenden Erdbebens erheblichen Schaden genommen hat, muß er bis spätestens 166/167 n.Chr. wieder aufgebaut worden sein, da Ailios Aristeides in seinem an diesem Datum329 gehaltenen IIaVTJyuplKO<;: EV KU~{K4J TrEpl TOV vaov dessen Größe und Erhabenheit preist. 330 Im Zusammenhang mit diesem Wiederaufbau wurde nach Aristeides eine Inschrift mit dem Namen Hadrians an dem Tempel angebracht. 331 Neben anderen Zeugnissen belegen insbesondere Münzen aus der Zeit des Antoninus Pius332 , daß der Stadt Kyzikos im Zusammenhang mit der Errichtung dieses Heiligtums der Titel eines VEWKOPO<;:333 verliehen worden ist. 334 Das weist zugleich auch dessen Status als Stätte kultischer Kaiserver326 Vgl. hierzu Schulz/Winter, Hadrianstempel, 42: "Hadrians Initiative im Jahr 124 n.Chr. war der Neubau des zerstörten Heiligtums zu verdanken". Der Wiederaufbau des Tempels in Kyzikos sei "gleichzeitig ein Beleg für den Zusammenhang zwischen kaiserlicher Baupolitik und Anwesenheit des Kaisers in den Provinzen" (42 mit Verweis auf Halfmann, Itinera, 129ft). Zur Datierung des Baubeginns vgl. auch Ashmole, Cyriac of Ancona, 180 und neuestens Barattolo, Temple, 59. 327 Schulz/Winter, Hadrianstempel, 41. Sie halten es mit Verweis auf HA, vita Hadriani 13,6 und unter Berücksichtigung der Interessen Hadrians durchaus für denkbar, daß der Tempel von Kyzikos noch zu Lebzeiten Hadrians geweiht worden ist (41). Marquardt, Cyzicus, 143f und Magie, Roman Rule II, 1472 schlagen als Datum der Weihe des Heiligtums 135 n.Chr. vor. Anders dagegen etwa Ashmole, Cyriac of Ancona, 180, der eine Verbindung der Weihe des Heiligtums mit dem Beginn der Olympiade von Kyzikos annimmt und sie daher um 139 n.Chr. datiert. Ähnlich auch Hasluck, Kyzikos, 187f, der unter Verweis auf A. Boeckh und den von ihm in seinem Kommentar zu CIG 3674 angesetzten Beginn der mit dem Tempel verbundenen Spiele im Jahr 139 n.Chr. für dessen Weihe in diesem Jahr plädiert. Dagegen aber Behr, Aelius Aristides, 101, A. 20: "The era of the Cyzicene Olympiad is as yet unknown". Zur Diskussion vgl. Schulz/Winter, Hadrianstempel, 41, A. 80 und v.a. Barattolo, Temple, 60-63. Grundsätzlich muß allerdings fraglich bleiben, ob das Datum der erstmaligen Feier der kyzikenischen Olympiade mit dem Datum der Tempelweihe verbunden gewesen ist (vgl. Schulz/Winter, Hadrianstempel,41). 328 SchulzIWinter, Hadrianstempel, 41. 329 Für 166 n.Chr. votieren SchulzIWinter, Hadrianstempel, 54 und Behr, Works II, 379, für 167 n.Chr. Ashmole, Cyriac of Ancona, 184. 330 Nach SchulzIWinter, Hadrianstempel, 54f handelt es sich bei dieser Rede des Ailios Aristeides nicht um die offizielle Eröffnungsrede zur Einweihung des Tempels, sondern eher "um eine Rede aus Anlaß des Jahrestages seiner Einweihung" (54). Ähnlich auch Hasluck, Cyzicus, 187. 331 Vgl. hierzu IIaVTJyuplKOC;; EV Ku~iK4' 1rEpl TOU vaou 22. 332 Vgl. hierzu BMC Mysia 218 und Drew-Bear, Representation, 30, A. 13. 333 Barattolo, Temple, 71 bestätigt, daß im ersten Drittel des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts der. Titel eines VEWKOPOC;; als Ausweis eines Standortes der kultischen Verehrung der römischen Kaiser auf der Ebene der Provinz Asia eine erhebliche Bedeutung besaß und noch nicht zu einem reinen Ehrentitel abgewertet gewesen ist. 334 Vgl. hierzu etwa SchulzIWinter, Hadrianstempel, 51.
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ehrung auf provinzialer Ebene aus. 335 Die Datierung der Verleihung dieses Titels läßt sich aufgrund der Quellenlage aber nicht präzise fixieren. Allerdings legt sich die Vermutung nahe, daß sie zwischen dem ersten Besuch Hadrians in Kyzikos am Anfang des Jahres 124 n.ehr. und der Weihe des in Kyzikos angesiedelten Provinzialheiligtums336 erfolgt sein lPUß.337 Weiterhin ist anzunehmen, daß mit der Verleihung des vEwKopo(:;-Titels an Kyzikos die Stiftung der mit diesem Tempel verbundenen Spiele338 einherging. 339 Angesichts der Heterogenität und Widersprüchlichkeit des zudem z. T. sehr späten Quellenmaterials ist die Frage, wem das in Kyzikos errichtete Provinzialheiligtum geweiht gewesen bzw. wer dort verehrt worden ist, nicht eindeutig zu beantworten. In der Forschung werden im wesentlichen340 folgende Ansätze vertreten: (a) S.R.F. Price geht angesichts der Formulierung des Ailios Aristeides, der den in Kyzikos errichteten Tempel als ein XaPlOTflplOV TOl(:; 8Eol(:; definiert,341 und aufgrund der Beschreibung des Cyriacus von Ancona davon aus, daß es sich bei diesem Heiligtum wahrscheinlich um einen Zeustempel gehandelt habe. 342 In dessen äußerem Be335 Vgl. oben 56ff. Dies belegen zugleich auch Inschriften, die einen apX1EpEU~ Tft~ ,Aoia~ vaou TOU EV Ku(iK4' bezeugen wie etwa IGR IV 153.155.157. Nach Burrell, Neokoroi, 161 beziehen sich die genannten Inschriften "to such high priests during the reign ofHadrian". 336 Vgl. oben 102f. 337 Ob die von SchulzIWinter, Hadrianstempel, 51 erwogene Annahme, "die Verleihung der Neokorie an Kyzikos könnte demnach bei Hadrians Besuch in Kyzikos zu Beginn des Jahres 124 n.Chr. erfolgt sein", zutrifft, muß m.E. fraglich bleiben. Durchaus denkbar ist auch, daß die Anfrage bezüglich der Erlaubnis zu kultischer Verehrung Hadrians auf provinzialer Ebene als Reaktion des Koinon der Provinz Asia auf den in der ersten Hälfte des Jahres 124 n.Chr. erfolgten Besuch Hadrians (vgl. hierzu Halfmann, Itinera, 191.199-202) und die mit diesem Besuch verbundenen Vergünstigungen und finanziellen Zuwendungen für einzelne Städte der Provinz und für die Provinz als ganze erfolgt ist. Dann wäre die Verleihung des vEwK6po~-Titels an Kyzikos in jedem Falle nach dem Besuch Hadrians in der Provinz Asia, etwa in die Zeit zwischen 124 n.Chr. und 130 n.Chr. zu datieren. Sollte die von A. Schulz/E. Winter vorgeschlagene Hypothese aber zutreffen, ergäbe sich möglicherweise ein neues Verständnis der ISmyrn 697 berichteten Tatsache, daß der Sophist Antonius Polemon bei Hadrian ein ÖEllTEPOV öOYlla (1)vKMTOU erwirken konnte, in welchem Smyrna dessen zweite Neokorie verliehen worden ist (vgl. hierzu oben 93). Auf dem Hintergrund einer zuvor Kyzikos verliehenen Neokorie ließe sich diese Formulierung dann dahingehend interpretieren, daß ein erster Senatsbeschluß, in welchem Kyzikos der vEwK6po~-Titel verliehen worden ist, auf Initiative Polemons um eine zweite, nun Smyrna betreffende, gleichlautende Verfügung ergänzt wurde. 338 Zu diesen Spielen, den 'AÖP1UVEla ' OAUllma, vgl. Barattolo, Temple, 65ff. 339 Vgl. etwa oben die Stiftung des mit dem templum Iovis amicalis et Imp.[eratoris] Caes.[aris] divi Nervae f[ilii] Nerva Traiani Augusti Germanici Dacici ponti/[icis] max.[imi] verbundenen Agon 78ff. 340 Die von J. Keil vorgeschlagene Weihung des Heiligtums von Kyzikos an Persephone kann hier außer Betracht bleiben, da sie keinen Anhalt an den Quellen hat. Vgl. hierzu auch Magie, Roman Rule 11, 1472fund SchulzIWinter, Hadrianstempel, 42, A. 87. 341 Vgl. oben IIavTJyuplKO~ EV Ku(iK4' 1fEpl TOU vaou 20. 342 Vgl. hierzu oben und Price, Rituals and Power, 251; hier definiert er das Heiligtum als einen "temple of ,Hadrian', perhaps dedicated to Zeus", auch wenn er im Blick auf die Beschrei-
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reich sei allerdings auch Hadrian kultisch verehrt worden. 343 Price 'sieht seine These zunächst bestätigt durch den Namen der mit dem in K yzikos errichteten Heiligtum verbundenen Spiele. 344 Darüber hinaus weist er auf die Parallele zwischen der von Hadrian vorgenommenen Finanzierung der Errichtung des Tempels des ZEU<;: , OAU/lIDO<;: in Athen345 und detjenigen des Heiligtums in Kyzikos hin. 346 (b) A. Stauffenberg vertritt unter Verweis aufT. Reinach347 die These, daß die von Malalas erwähnte Marmorbüste Hadrians und die von Cyriacus von Ancona beschriebene Zeusstatue miteinander zu identifizieren seien. 348 Somit wäre der römische Kaiser Hadrian in der Gestalt des ZEU<;: zentralm Adressat des am Heiligtum in K yzikos praktizierten Kultes gewesen. Darüber hinaus erkennt Stauffenberg, hier ebenfalls Reinach folgend,349 in den weiteren von Cyriacus erwähnten simulacra die zwölf olympischen Gottheiten, so daß ihm zufolge Hadrian an diesem Heiligtum als "krönendes Haupt der Götter"350 verehrt worden ist. 351 bung des Cyriacus von Ancona formuliert: "Cyriacus' description of the central figure as Zeus must be guesswork, but may well be correct" (154). 343 Price, Rituals and Power, 154. 344 Vgl. hierzu oben 104. 345 Vgl. hierzu unten 109ff. 346 Vgl. Price, Rituals and Power, 155. Schomdorfer, Öffentliche Bauten, 152 sieht einen Zusammenhang zwischen dem asianischen Provinzialtempel in Kyzikos und Hadrians panhellenischem Programm (vgl. hierzu unten 116ft) und schließt daraus, daß das in Kyzikos errichtete Heiligtum dem ZEU~ 'OAUIl1I10~ und Hadrian geweiht gewesen ist: "Da der Tempel in seiner wahrscheinlich dipteralen Gestaltung an das Olympieion in Athen anknüpft, dürfte die Einrichtung eines provinzialen Kaiserkults für Hadrian und Zeus im Rahmen von Hadrians panhellenischem Programm von Anbeginn bezweckt worden sein". 347 Vgl. Reinach, Lettre, 528: "Quant au pretendu Jupiter optimus, qui dominait ou protegeait, d'apn!s les termes un peu vagues de la description de Cyriaque, cette assemblee des dieux, je ne mets pas en doute qu'il ne faille y reconnaitre le bus te colossal d'Hadrien, mentionne par Malalas". 348 Stauffenberg, Kaisergeschichte, 300: "Mit Recht erkennt Reinach jenen zentralen Zeus in der von Malalas erwähnten bekrönenden Büste des Kaisers". 349 Vgl. Reinach, Lettre, 528f. 350 Vgl. Stauffenberg, Kaisergeschichte, 300: "Wenn Hadrian hier als krönendes Haupt der Götter erscheint, so ist dies eine Parallele für die Form, in welcher der hellenistische Gottkaiser [... ] als Neoktist seiner Stadt neben der Herrin des alten Athen in der Gestalt des olympischen Zeus verehrt wurde". Vgl. ähnlich Magie, Roman Rule I, 614, neuestens auch Barattolo, Temple, 99 und Boatwright, Hadrian, 160. Vgl. hierzu auch Jones, Decree, 14 mit Blick auf die 132 n.Chr. ins Leben gerufene Institution des IIUVEAAtlVlOV (vgl. hierzu unten 116ft) und die innerhalb ihrer stattfindende religiös-kultische Verehrung Hadrians: "The new text [d.h. das inschriftlich überlieferte Dekret der Stadt Thyateira] does not decide the question, but perhaps supports the cultic view by the considerable emphasis which it lays on Hadrian as an earthly manifestation of ,Zeus Olympios Panhellenios' and as ,the greatest of all kings'''. 351 Vgl. zu dieser Interpretation auch eine Äußerung des um die Wende vom 4. zum 5. nachchristlichen Jahrhundert lebenden Socrates Scholasticus, der in der von ihm verfaßten Kirchengeschichte über die Hadriansverehrung in Kyzikos schrieb: KU~lKTlvoi OE TP1<JKatMKUTOV 8EOV 'Aoptavov aVTlYopwouv (h.e. III 23,59; Text nach Hansen, Sokrates, Kirchengeschichte, 224). Zu Sokrates vgl. Ulrich, Art. Sokrates, in: LACL, 562f. Dazu formuliert Weinreich,
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Letztlich kann aufgrund der problematischen Quellenlage über die Widmung des in K yzikos errichteten Heiligtums und über die an ihm verehrten Gottheiten Sicheres nicht gesagt werden. 352 Aber aufgrund der übrigen, in der Provinz Asia aufzufindenden epigraphischen Belege aus hadrianischer Zeit ist keinesfalls auszuschließen, daß er als der amtierend~ Kaiser in der Gestalt des ZEU<;: kultisch verehrt worden ist bzw. werden sollte. 353 Zahlreiche Inschriften aus allen Teilen der Provinz Asia belegen nämlich, daß Hadrian in der Provinz Asia durchaus bereits zu seinen Lebzeiten explizit mit dem ZEU<;: > Oi\UJl1flO<;: identifiziert bzw. assimiliert worden ist. 354 Insoweit ließe sich eine am Heiligtum in Kyzikos im Rahmen seiner kultischen Verehrung auf provinzialer Ebene durchgeführte Identifikation bzw. Assimilation Hadrians mit ZEU<;: > Oi\UJlIDO<;: durchaus zwanglos als Entsprechung zu dieser Entwicklung oder auch als deren Fortführung bzw. Vollendung denken. 355 Zwölfgötter-Reliefs, 8: "Verbindet man diese Nachrichten [d.h. die Angaben des Sokrates, des Malalas und des Cyriacus von Ancona], dann ergibt sich mit großer Wahrscheinlichkeit, daß hier Hadrian, in Juppiterähnlicher Gestalt als dreizehnter Gott inmitten der Zwölfgötter stand, sie alle an Größe überragend". Price, Rituals and Power, 154f bewertet die Äußerung des Sokrates skeptisch: "It would certainly be precarious to infer from the statement by the fifthcentury ecclesiastical writer Socrates [... ] that Hadrian was worshipped as the thirteenth god in Kyzikos, that there were thirteen statues within, or indeed that Hadrian was worshipped there at all". Kritisch insbesondere zu Weinreichs Folgerungen aus den Nachrichten zum kyzikenischen Heiligtum, die dieser mit Parallelen aus Lycien zu untermauern sucht, auch Burrell, Neokoroi, 160: ,,[ ... ] but although his [d.h. Weinreichs] Lycian precedents are of great interest, the sources cannot be taken so literally". 352 Vgl. hierzu auch SchulzIWinter, Hadrianstempel, 43 in Aufnahme eines Votums von Nock, EYNNAOE 8E03, 228; d.h. "bleibt letztlich zweifelhaft, ,whether Hadrian was there [d.h. am Tempel in Kyzikos] as a partner or as identified with Zeus"'. 353 Dies hängt nicht zuletzt auch von der Datierung der Weihe dieses Heiligtums ab; vgl. hierzu oben 102f. 354 Vgl. zu diesen Inschriften unten 107. Im Blick auf diese Belege stellt Benjamin, Altars, 59 fest: "Sometimes Hadrian is Zeus Olympios". 355 Vgl. zu diesem Themenkomplex insgesamt unten 13 Off und Willers, Programm, 59: "Eine gewisse Sonderstellung hatte der grösste aller Hadrianstempel in Kyzikos, der später sogar unter die Weltwunder gerechnet wurde. Er galt allen olympischen Göttern und Hadrian als dreizehntem Olympier. Diese Kultversion wagte sich vielleicht am weitesten vor, zumal der Tempel überwiegend als Hadrianstempel bekannt war. Damit war die Grenze zur Vergottung im Bereich der Kaisertempel in einer speziellen Form der Götterangleichung erreicht. Es ist der einzige derartige Fall geblieben. Dass die zeitgenössischen Verehrer die Grenzen zwischen Götterangleichung und Götteridentifikation des Kaisers zu erkennen und anzuerkennen häufig nicht mehr willens gewesen sein werden [I], steht auf einem anderen Blatt". Neue, noch nicht veröffentlichte Inschriftenfunde scheinen im Blick auf den Provinzialkult in Kyzikos allerdings die Identifikation Hadrians mit der Gottheit ZEU~ , OAU/l1HO~ und die Verehrung Hadrians als ZEU~ , OAU/l1fto~ zu belegen (freundlicher Hinweis von T. Drew-Bear auf dem First International Symposium on Smyrna vom 21.-23.07.2003). Dieses Material würde gegen S.R.F. Price die u.a. von A. Stauffenberg und T. Reinach vertretene These der am Heiligtum in Kyzikos vorgenommenen Identifikation bzw. Assimilation Hadrians mit ZEU~ , OAU/l1HO~ in erheblichem Maße zu stützen vermögen.
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Solche Inschriften sind überliefert etwa von der Insel Lesbos,356 aus Halikarnassos,357 aus Thyateira,358 aus Iasos in der Landschaft Carien359, aus Miletupolis in Mysien,360 aus Ephesus,361 aus Milet,362 aus Phokaia363 und von der Insel Samos. 364 Darüber hinaus finden sich in der gesamten Provinz Asia zahlreiche Inschriften, in welchen Hadrian zwar nicht explizit als ZEUC;; bezeichnet, aber mit dem Beinamen ' OAUIlIDOC;; tituliert und so mit dieser Gottheit assimiliert worden ist. 365 Darüber hinaus lassen sich gegen die von S.R.F. Price vorgetragene Argumentation, mit welcher er seine Deutung des Heiligtums in Kyzikos als eines Zeustempels wahrscheinlich zu machen sucht, folgende Argumente anführen: (a) Aus der Bezeichnung der mit dem in Kyzikos angesiedelten Kult verbundenen Spiele mit dem Doppelnamen •A5plavEla ' OAuIlIDa366 folgt keineswegs mit Notwendigkeit, daß innerhalb des zugehörigen Kultes neben Hadrian noch ZEUC;; verehrt worden ist. Die etwa ab 132 n.Chr. belegte Bezeichnung Hadrians als 'OAUIlIDOC;;367 erklärt den Namen des in Kyzikos veranstalteten Agon zwanglos auch ohne das Postulat einer innerhalb des Kultes erfolgten Verehrung des ZEUC;;.368 (b) Die von T. Reinach vorgelegte Rekonstruktion der von Cyriacus von Ancona überlieferten Inschrift, die den Architekten des in Kyzikos errichteten Heiligtums benennt, belegt im Unterschied zur Finanzierung des athenischen Tempels des ZEUC;; , OAUIlIDOC;;369 eine offensichtlich erhebliche Beteiligung der Provinz Asia an den in Kyzikos anfallenden Baukosten. Dieses Faktum schränkt die Vergleichbarkeit der an beiden Heiligtümern jeweils praktizierten Kulte ein. (c) Im Zusammenhang mit der Errichtung des in Kyzikos erbauten Tempels ist der Stadt im Unterschied zu Athen der Titel eines VEWKOPOC;; verliehen worden. Dieser Titel betont
356 Vgl. hierzu IG XII 2, 183.184. In IG XII 2, 184 begegnet explizit die Formulierung Tpatavw •Aoptavw ßtl 'OAUllmw.
357 Vgl. hierzu BeaniCook, Halicamassus Peninsula, Nr. 29,105. 358 Vgl. hierzu TAM V 908f. 359 SEG XXXVI 987A. 360 Vgl. hierzu IMiletupolis 27c.d. 361 Vgl. hierzu IEph 267.268.269 .270.271.271A.430.341 0; Knibbeliplikc;iog1u, Neue Inschriften VIII, Nr. 143, 135 und KnibbelEngelmannliplikc;ioglu, Neue Inschriften XI, Nr. 2, 163. 362 Vgl. Le Bas/Waddington, Inscriptions I 211 und CousinlDeschamps, Voyage, Nr. lf, 18; IMil 17, Nr. 290.301302. 363 Vgl. Salac, Inscriptions, Nr. 10,388. 364 Vgl. Stamatiades, L:AMIAKA 1, 163; SEG I 402; Herrmann, Inschriften aus dem Heraion, Nr. 24, 124 u.ö. 365 Vgl. hierzu Willers, Programm, 58f: "Im hier verfolgten Zusammenhang interessiert die Zeusang1eichung [!]. Es tritt einerseits neu wieder das Epitheton Olympios auf, das seit Augustus ganz in den Hintergrund der Kaisertitulatur getreten war; und es kommt in solcher Fülle daher, dass darüber leicht übersehen werden kann, dass damit noch keine Gleichsetzung gegeben ist. Aber auch die längere und ausdrückliche Formulierung Hadrianos 01ympios Zeus ist mehrfach vertreten". Zu diesen Inschriften insgesamt und zum gesamten Problem vgl. unten 13 Off. 366 Zum Namen dieser Spiele vgl. etwa Barattolo, Temple, 63-65. 367 Vgl. hierzu unten 13 Off. 368 Vgl. hierzu Burrell, Neokoroi, 159: "It is most 1ikely that after the worship ofHadrian under such titles as Olympios, Panhellenios, and Eleutherios became widespread, Cyzicus tacked the title ,Olympios' on as a cult name ofthe emperor. In fact, the festival associated with the temple is first called Hadrianeia, only later Hadrianeia Olympia, and sti11later simply Olympia". 369 V gl. hierzu unten 109ff.
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die enge Beziehung des entsprechenden Heiligtums zum provinzialen Kaiserkult. Verbunden mit den oben diskutierten archäologischen, epigraphischen und literarischen Belegen, v.a. aber damit, daß das Heiligtum in Kyzikos lediglich als vaoc 6 f-V Ku~iK~ bezeichnet370 worden ist,37! stützt dies eher die u.a. von A. Stauffenberg vertretene These einer Verehrung Hadrians in Gestalt des ZEUC als die von S.R.F. Price verfochtene Annahme der in einem ZEUC-Heiligtum erfolgten kultischen Verehrung Hadrians "on the exterior ofthe temple".372 Die oben wiedergegebene, von Cyriacus von Ancona überlieferte und von T. Reinach rekonstruierte Inschrift373 dokumentiert eine erhebliche finanzielle Beteiligung des Landtages der Provinz Asia an den Kosten zur Wiedererrichtung des in Kyzikos bestehenden Heiligtums. Dies läßt es wahrscheinlich erscheinen, daß die Initiative zu dessen Wiedererrichtung und die Einrichtung des mit diesem verbundenen provinzialen Kultes fiir Hadrian auf den Landtag selbst zurückgingen, zumindest aber dessen bereitwillige und uneingeschränkte Zustimmung fanden. Nur unter dieser Annahme läßt sich nämlich erklären, daß die Provinz Asia bzw. der Provinziallandtag sich mit dieser am Tempel angebrachten und damit für alle sichtbaren Inschrift in dieser Weise rühmt bzw. rühmen ließ.374 Über die Gründe, die das Koinon der Provinz Asia zu dieser Initiative bewogen bzw. dessen Zustimmung herbeigeführt haben, läßt sich nur spekulieren. Denkbar ist allerdings, daß die Anfrage des Provinziallandtages durch den Besuch Hadrians in der Provinz in der ersten Hälfte des Jahres 124 n.Chr. 375 und durch die mit diesem Besuch verbundenen finanziellen und materiellen Hilfen und Vergünstigungen für die Provinz und für deren Städte376 motiviert worden ist.
370 Vgl. hierzu etwa IGR IV 153.155.157. 371 Vgl. hierzu Baratto10, Temple, 65: "So, for Cyzicus, the ,Olympia' par excellence were the ,Hadrianeia', and since it was something understood by everyone, above all by the athletes, further specification was unnecessary. In the same way, the temple itselfis usually nameless". 372 Rituals and Power, 154; vgl. auch oben 104f. M.E. tritt hier das oben passim diskutierte Problem des Ansatzes von Price offen zutage. Aufgrund seiner Grundannahme, daß dem amtierenden Kaiser aufgrund seines ontischen Status immer nur als gleichsam "zweitem" Gott im Verbund mit einer traditionell verehrten Gottheit gehuldigt werden kann (vgl. hierzu oben 32f), ist er gezwungen, auch im Blick auf den kyzikenischen Tempel dessen primäre Widmung zugunsten einer ebensolchen Gottheit, in diesem Falle des ZEUe;;, anzunehmen. 373 Vgl. hierzu oben 102. 374 Genaueres läßt sich angesichts des unzureichenden Quellenmaterials über das Zusammenwirken von Kaiser, Koinon und Stadt Kyzikos (vgl. hierzu oben 102f) nicht sagen. Denkbar ist etwa, daß Hadrian u.a. durch die Bereitstellung fmanzieller Mittel zunächst den Anstoß zur Wiedererrichtung des ursprünglich ZEUe;; geweihten Tempels (vgl. hierzu oben 104) als eines Zeusheiligtums gab, daß daraufhin aber der asianische Provinziallandtag initiativ wurde, die Einrichtung eines Kultes für den Kaiser am kyzikenischen Heiligtum beantragte und den ab 132 n.Chr. nachweisbar provinzweit mit ZElle;; 'OMIlIDOe;; identifizierten Hadrian (vgl. hierzu oben 107 und unten 130ft) nach dessen Weihe dann als 'Aoptavoe;; (ZElle;;) 'OMIlIDoe;; dort kultisch verehrte. 375 Vgl. hierzu oben 93. 376 Vgl. hierzu unten 153ff.
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3.1.4 Zusammenfassung In der Regierungszeit Hadrians sind in der Provinz Asia für den amtierenden Kaiser drei provinziale Kulte eingerichtet worden. 377 Diese Kulte gingen alle entweder unmittelbar auf eine Initiative des Provinziallandtages zurück oder fanden zumindest dessen uneingeschränkte Zustimmung. Damit ist Hadrian der erste römische Kaiser, dem in der Provinz Asia in mehreren Heiligtümern auf provinzialer Ebene kultische Verehrung entgegengebracht worden ist. Zumindest für das smyrnäische und das ephesische Provinzialheiligtum, offensichtlich nun aber auch für das Provinzialheiligtum in Kyzikos, läßt sich belegen, daß an ihm - erstmals seit der kultischen Verehrung des Gaius in Milet378 - der Kaiser allein, ohne begleitende, bereits traditionell verehrte 8EOt oUvva01, der Adressat der dort praktizierten kultischen Verehrung gewesen ist.
3.2 Der Ausbau des Heiligtums des ZEU<;: 'OAu~mo<;: in Athen und die Gründung der Institution des TIavEAA~vlOV Der Tempel des ZEU<;: 'OAu~rrlO<;: in Athen wurde von Hadrian ausgebaut und in seiner Anwesenheit geweiht. Über diese Vorgänge und über das damalige äußere Erscheinungsbild des gesamten Tempelbezirks liegen folgende literarische und epigraphische Zeugnisse vor: (a) Zunächst informiert Pausanias379 in seiner rrEpl~YfJOl<;: Tf]<;: 'EAAaÖo<;: sehr ausführlich über den Sachverhalt: TIptV ÖE E<;: Ta 1Epav lEval TOV ~la<;: TOV 'OAu~rriou 'Aöplava<;: 0 'Pw~alwv fjaOlAEu<;: Tav TE vaav aVE8fJKE Kat Ta äyaA~a 8Ea<;: ä~lOV, 01) ~EYE8El ~EV, ön ~~ 'POMOl<;: Kat 'Pw~alol<;: Elo1v 01 KOAouuol, TeX A011[(X ayaA~aTa o~olw<;: arroAElrrETal, rrErrolllTal ÖE EK TE EAEcpavTo<;: Kat XPUUOV Kat EXEl TEXVll<;: Ei) rrpa<;: Ta ~EYE80<;: OPWOlV, EVTav8a EIKOVE<;: 'Aöplavov Öuo ~EV ElOl 8amou A180u, Öuo ÖE Alyurrnou' xaAKal ÖE EUTUOl rrpa TWV K10VWV ä<;: 'A811valot KaAovOlV arrolKou<;: rrOAE1<;:. 0 ~EV Ö~ rru<;: rrEplfjoAo<;: uTaMwv ~aA1UTa TEuuapwv Eunv, aVÖplaVTWV ÖE rrA~Pll( arra yap rroAEw<;: EKaUTll<;: ElKWV 'Aöplavov fjaOlAEW<;: aV
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lnTEpEpaAovTo 'A811vaI0l TOV KOAOOUOV ava8EvTEs öID<J8E TOU vaou 8Eas ä~lOV.380 (b) Auch die Historia Augusta berichtet davon, daß Hadrian das Heiligtum des ZEUs 'OAU/-1IDOs in Athen geweiht hat: Denique cum post Africam Romam redisset, statim ad orientes profectus per Athenas iter fecit atque opera, quae apod Athenienses coeperat, dedicavit, ut Iovis Olympii aedem et aram sibi, eodemque modo per Asiam iter faciens templa sui nominis consecravit. 381 (c) Cassius Dio betont demgegenüber den relativen Abschluß der Bauarbeiten an diesem Tempel unter Hadrian: 382 'Aop1avOe;; OE TO TE 'OAU/-1IDOV TO EV Tale;; 'A8f)vale;; EV 4J Kai alnos lopuTal E~E1TOlll<JE Kai opaKovTa Ee;; alno a1To 'IvOlae;; K0/-11<J8EvTa avt811KE.383 (d) In ähnlicher Weise äußert sich der Scholiast des Lukianos: TO OE 'OAU/-11TlOV Ö1TEP EO"Tiv lEpov TOU 'OAU/-1rrlOU LlIOe;; EV 'A8f)va1e;;, 01<1 /-1EyaAoupyiav a1TopOUVTWV 'A811valWv XPll/-1aTWV Eie;; nlV KaTa<JKEUtl V 1TAEIOV TWV T' ETWV 1TapETEIVE Kn~6/-1EVOV, we;; Kai 6 EV KU~lK~ VEWe;;, Kai OUK <Xv <JUvETEAE<J811<Jav äJlcpw, Ei /-1tl 'Aop1avOe;; 6 aUToKpaTwp 'Pw/-1aiwv OllJlOmOle;; aVaAW/-1am <JUvavTEAapETo TWV EpywV. 384 380 Pausanias I 18,6; "Bevor man ins Heiligtum des olympischen Zeus eintritt - der römische Kaiser Hadrian weihte den Tempel und das sehenswerte Kultbild, dem an Größe außer den Kolossen in Rhodos und Rom die sonstigen Kultbilder gleichermaßen nachstehen, und das aus Elfenbein und Gold gemacht und im Hinblick auf seine Größe gut gearbeitet ist -, stehen dort zwei Statuen Hadrians aus thasischem Marmor und zwei aus aigyptischem Stein, und andere aus Bronze stehen vor den Säulen. Der ganze Bezirk hat einen Umfang von etwa vier Stadien und ist voll von Statuen. Denn von jeder Stadt, die die Athener als ihre Kolonien bezeichnen, wurde eine Statue des Kaisers Hadrian geweiht, und die Athener übertrafen sie mit dem sehenswerten Koloß, den sie hinter dem Tempel aufstellten" (Text nach Jones, Pausanias I, 88-90, Übersetzung nach Eckstein, Pausanias I, 102). 381 HA, vita Hadriani 13,6; "Als er schließlich aus Afrika nach Rom zurückgekehrt war, brach er alsbald wieder nach Osten auf und reiste nach Athen; er weihte die von ihm in Athen in Angriff genommenen Bauten, so den Tempel des olympischen Iuppiter und einen Altar für sich selbst; in derselben Weise weihte er auf der Reise durch Kleinasien Tempel seines Namens" (Text nach Magie, Scriptores Historiae Augustae I, 40.42, Übersetzung nach Hohl, Historia Augusta I, 42). Vgl. hierzu auch die Schilderung des Philostratos, v.soph. I 25 (533) (vgl. unten 151), der berichtet, daß Antonius Polemon anläßlich der Weihe des athenischen Tempels des ZEUC;; 'OAUIl1flOC;; durch Hadrian die Weiherede hielt. 382 Vgl. hierzu Tölle-Kastenbein, Olympieion, 171: "Alle schriftlichen und realen Befunde stimmen darin überein, daß Hadrian das Olympieion zu einem Bauabschluß bringen ließ, der die offizielle Einweihung erlaubte". 383 Cassius Dio LXIX 16,1; "Hadrian vervollständige das Olympieion in Athen, in welchem auch eine Statue seiner Person zu stehen kam, und weihte dort eine Schlange, die er aus Indien mitgebracht hatte" (Text und Übersetzung nach Cary, Dio's Roman History VIII, 452f). 384 Scholion zu Lukian III p. 57,2; "Das Olympion, das gerade das Heiligtum des Zeus Olympios in Athen ist, reichte er als vollendet dar durch die Jahre währende Großartigkeit hinsichtlich der Gaben zur Ausstattung an die bedürftigen Athener, wie auch der Tempel in Kyzikos, und beide zugleich wären nicht vollendet worden, wenn nicht Hadrian, der Imperator der Römer, mit öffentlichen Aufwendungen mit Hand angelegt hätte an die [Vollendung der] Werke" (Text nach Jacobitz, Lucianus IV, 204f).
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(e) Über die Datierung der Weihe des Heiligtums gibt die Inschrift IG IV 2,384, die Inschrift eines Altars aus Epidauros, Auskunft: ihou<;; y' Tf}<;; Ka81EpwuEO<;; ToD .:110<;; ToD ' OAUJ.17flOU Kat Tf}<;; KTIUEO<;; ToD IIavEAATJviou, ETOU<;; OE l' Tf}<;; TpalavoD 'AoptavoD Kaluapo<;; E1r15 OTJI-lla<;;, ETrl iEPEO<;; ToD' AO"KArI1f1oD Euwxou ToD - - U7rEP aUTov AE wvioou ToD IIEP1YEVOU<;; - - ~TE<pavo<;; f,uwxou 7rUpo<pop~ua<;; , AGKATJmoD Kat , Hm6vTJ<;;· circuli n. 29 Epionae et n. 15 Aesculapii; inter eos, 7r'. 385
Aus den hier zitierten Texten läßt sich hinsichtlich des Ausbaus des athenischen Heiligtums des ZEDs 'OAUJlIDOs, seiner Weihe und seines äußeren Erscheinungsbildes Folgendes ableiten: (a) Nicht zuletzt aufgrund der finanziellen Unterstützung Hadrians konnte der Ausbau des Tempels und des gesamten Tempelbezirks soweit vorangetrieben werden, daß dessen Weihe möglich wurde. 386 (b) Die Angaben der Weihegeschenkinschrift aus Epidauros lassen den Schluß zu, daß das Heiligtum des ZEDs 'OAUJl1IlOs zwischen 130 und 132 n.Chr., wahrscheinlich in Anwesenheit Hadrians,387 geweiht worden ist. 388 (c) Insbesondere die Beschreibung des Pausanias nötigt zu der Annahme, daß (zumindest) die den Temenos umschließenden Mauer389 des athenischen Heiligtums mit Statuen Hadrians "vollgestellt"390 gewesen ist,391 385 "Im dritten Jahr der Einweihung des [Heiligtums des] Zd)~ , OAUllmo~ und der Begründung des IIavEAA~vtoV, im zehnten Jahr des Aufenthalts des Traianus Hadrianus Caesar, unter Eutyches, dem Priester des ' A01CAT]m6~, - - für ihn Leonidos [, Sohn des] Perigenos - - Stephanos [, Sohn des] Eutyches, der den Weizen des ' A01CAT]m6~ trug, und Epione". 386 Tölle-Kastenbein, Olympieion, 157f unterscheidet zwischen der Einweihung des Tempels und der vollständigen Fertigstellung des gesamten Heiligtums. Ihr zufolge sind die überlieferten Zeugnisse "so zu verstehen, daß das Olympieion [unter Hadrian] so weit fortgeführt wurde, daß es eingeweiht werden konnte" (158). Offensichtlich anders Spawforth/Walker, Panhellenion I, 93: "The sanctuary was fmally completed by Hadrian". 387 Vgl. hierzu auch Willers, Programm, 36: "Die Verknüpfung der einzelnen Formulierungen [der o.a. Zeugnisse] erlaubt den sicheren Schluss, dass die Dedikation in Gegenwart des Kaisers erfolgte". 388 Bereits Weber, Geschichte, 208.268ff grenzt aufgrund der Analyse weiteren Quellenmaterials den Zeitraum für die Weihe des Tempels auf das Jahr 131/132 n.Chr. ein. 389 Nach Willers, Programm, 52 ist "Peribolos [...] hier nicht der ,archäologische' Terminus für den Bezirk als Ganzes, sondern meint tatsächlich die Mauer". 390 Willers, Programm, 52. Auch MitchelI, Rez. Willers, 720 geht davon aus, daß die Statuen Hadrians an der Mauer des Peribolos rund um den Ternenos aufgestellt worden sind und schließt daraus auf insgesamt 129 Standbilder. 391 Tölle-Kastenbein, Olympieion, 160 geht im Unterschied zu D. Willers und S. Mitchell (vgl. oben A. 390) davon aus, daß sich der von Pausanias verwendete Ausdruck 7rEp{ßOAO~ auf das Heiligtum als ganzes bezieht und kommt zu folgender Einschätzung: "Um sich einen Peribolos voll von Statuen Hadrians vorstellen zu können, muß an die Größe des hadrianischen Ternenos
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da hier offensichtlich ,Jede Stadt" ein Götterbild (E1Kwv) des Kaisers errichtete. 392 Im Blick auf den Zeitpunkt der Stiftung dieser Statuen ist anzunehmen, daß ihre "Mehrzahl [ ... ] 132 n.Chr. bald nach der Einweihung des Olympieion"393 gestiftet und aufgestellt worden ist. 394 Im Blick auf die Frage, welche der von Pausanias aufgelisteten Statuen denn nun den amtierenden Kaiser Hadrian abbildeten, liegen in der Forschung unterschiedliche Positionen vor: (a) A.J. Spawforth und S. Walker3 95 unterscheiden aufgrund der Beschreibung des Pausanias insgesamt vier unterschiedliche Gruppen von Statuen, die im Temenos des athenischen ZEuc,;;-Heiligtums aufgestellt worden sind: (1) die von den Athenern geweihte, "hinter"396 dem Tempel aufgestellte, alle anderen Statuen überragende Statue Hadrians, (2) die vier explizit genannten Statuen Hadrians aus thasischem bzw. ägyptischem Stein, (3) eine unbekannte Anzahl von Hadriansstatuen, nach Pausanias errichtet von "EKUOTT] rrOA.lc,;;"397 und um den Tempel herum aufgestellt, und (4) bronzene Statuen, die vor dem Eingang des Tempels aufgestellt wurden und Personifikationen von Städten abbildeten, die von den Städten des griechischen Mutterlandes außerhalb desselben gegründet worden sind und in Abhängigkeit zu diesen standen bzw. stehen. 398 (b) Demgegenüber sind für D. Willers "nach Pausanias [lediglich] drei Gruppen von Standbildern Hadrians zu unterscheiden":399 (1) die "hinter"400 dem Tempel aufgestellte Kolossalstatue Hadrians,401 (2) die vier von Pausanias explizit genannten Statuen aus Stein, die "innerhalb des Temenos vor dem Eingang des Tempels gestanden haben"402 werden, und (3) eine Gruppe bronzener Standbilder, die Willers mit denjenigen Hadrian abbildenden Standbildern identifiziert, die von ,jeder Stadt"
erinnert werden: der Peribolos schloß - ohne die Grundfläche des Olympieion - einen Raum von abgerundet 22000 m 2 ein. Eine kaum vorstellbare Vielzahl von Hadriansstatuen fand hier Platz". 392 V gl. hierzu die treffende Einschätzung R. Tölle-Kastenbeins, die im Blick auf die Vielzahl der Statuen formuliert: "Die Präsenz des Kaisers, der sowohl als KnaTfJ<;; als auch als Olympios verehrt wurde, muß derart dominant gewirkt haben, daß ein Uneingeweihter hier eher an eine Kultstätte für den Kaiser Hadrian als für den olympischen Zeus gedacht hätte" (160). Ähnlich auch Willers, Programm, 53. 393 Tölle-Kastenbein, Olympieion, 160. 394 Vgl. hierzu auch die Datierungen von Kirchner, IG 111m2 3,1, 94-98. 395 Vgl. SpawforthlWalker, Panhellenion I, 93f. 396 Nach Tölle-Kastenbein, Olympieion, 160 wird mit dieser Orts angabe die "stadtseitige. Front des Tempels" bezeichnet. Ähnlich auch Willers, Programm, 51. 397 Vgl. SpawforthlWalker, Panhellenion I, 93: ,,[ ... ] for it outclassed the statues erected by ,every city' (no names or groups are specified) in honour ofHadrian". 398 Vgl. hierzu Spawforth/Walker, Panhellenion I, 93: "The bronze statues set in front ofthe temple were [... ] known to the Athenians as ,the colonies'. These, which have not survived, may perhaps be identified as personifications of the colonies of mainland Greek cities, including Athens". 399 Programm, 51. 400 Vgl. hierzu oben A. 396. 401 Vgl. hierzu die zusätzlichen Angaben von Willers, Programm, 51: "Bei entsprechender Größe war der Koloss auch von fern sichtbar [... ] dann ergaben die Statuengrösse und die gewiss stattliche Basis eine Gesamthöhe, die klar über die Mauerkrone hinausragte" . 402 Programm, 51.
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errichtet worden sind. 403 Die Angabe 7fPO TWV K10VWV, mit der Pausanias deren Aufstellungsort definiert, bezieht Willers auf die den gesamten Tempelbezirk umgebende Mauer, die "sich an der Innenseite durch die vorgeblendete und verkröpfte Architektur als eine Säulenabfolge"404 darbot. Vor diesen Säulen waren die bronzenen Statuen Hadrians405 aufgestellt. 406 Die Darstellung des Pausanias spricht zunächst für die Unterscheidung der mit (EiKOVE(;) XOAKol bezeichneten bronzenen Statuen von den von EKOO"TTj 7fOA1(; aufgestellten av5pHXVTE(; (' A5ptavou), so wie sie in der von A.J. Spawforth und S. Walker vorgetragenen Interpretation impliziert ist. Der Satz 6 IlEv 5i) 7fii(; 7fEpi(30AO(; oT05lWV 1l00AlaTO TEOOO:PWV EoTiV, av5p10:vTWV 5E 7fAtlpTj(; benennt den Standort der von( EKOOTTj 7fOA1(; aufgestellten Hadriansstatuen und markiert insoweit einen Neuansatz, als damit ein von dem zuvor erwähnten Aufstellungsort 7fPO TWV K10VWV zu unterscheidender, neuer Standort eingeführt werden soll. Demzufolge muß es sich bei den (EiKOVE(;) XOAKol um von den av5p10:vTE(; (' A5ptavou) zu unterscheidende Standbilder handeln. 407 Andererseits läßt sich aber nicht bestreiten, daß die (EiKOVE(;) XOAKol in gleicher Weise wie die av5p10:vTE(; (' A5ptavou) den amtierenden Kaiser Hadrian abbilden. Der Textzusammenhang bei Pausanias macht es wahrscheinlich, als Substantiv zu dem das Subjekt repräsentierende Adjektiv XOAKol die im Satz zuvor genannten E1KOVE(; 'A5ptavou zu ergänzen. Demgegenüber scheint kaum denkbar, daß Pausanias hier im Rahmen der Beschreibung der unterschiedlichen Formate der im athenischen Tempel des ZEU(; 'OAUIl7f10(; aufgestellten Statuen Hadrians auf Standbilder zu
403 Vgl. Willers, Programm, 52; er begründet diese Identifikation näherhin mit dem Verweis auf zwei Dokumente des panhellenischen Synhedriums, IG UIIU2 1091 (= Oliver, Marcus Aurelius, Nr. 5, 94f) und IG XIV 829 (= Oliver, Marcus Aurelius, Nr. 6, 95f), denen zufolge "Mitgliedsstädte, die als Kolonien griechischer Städte entstanden sind, als <xrrOlKol rr6AElC~ bezeichet" (Programm, 52) werden. Da nun viele der Städte und Körperschaften, die im athenischen Heiligtum des ZEU~ 'OAUMmo~ eine Statue Hadrians gestiftet haben, von den Städten des griechischen Mutterlandes gegründet worden sind, "haben offensichtlich die Statuen selbst umgangssprachlich die Bezeichnung ,Kolonien' erhalten" (52). 404 Programm, 52. 405 Nach D. Willers waren "die Statuenreihen [... ] so lang, dass Pausanias den Eindruck bekommen musste ,von jeder Stadt nämlich war ein Bildnis des Königs Hadrian aufgestellt' [ ... ] und dass es verständlich ist, wenn auch heute, trotz der erheblichen Einbussen des Bezirks, noch relativ viele Basen erhalten sind. Sie werden von dem ursprünglichen Zustand dennoch nur ein Bruchteil sein" (Programm, 52). 406 D. Willers sucht seine These durch einen Hinweis auf den Befund von Untersuchungen des der Mauer von innen vorgelagerten Bodens zu untermauern: "Im Eingangsbereich des Olympieion sind westlich und östlich des Durchlasses noch Fundamentierungen und Basisreste von Säulen und Statuen vorhanden. Sie sind unmittelbar an die Peribolosmauer angeschoben" (Programm, 52). 407 So auch Benjamin, Altars, 59: "Pausanias seems to distinguish between two groups of statues [ ... ] bronze statues called <xrrolKol which stood before the pillars and the statues of Hadrian around the peribolos of the Olympieion". Auf diesem Hintergrund aber muß die von Benjamin offensichtlich vertretene Annahme der wechselseitigen Interpretation der Begriffe EKWJTTJ rr6Al~ und <xrrOlKol rr6AE1~ ("The unqualified phrase rr6AEw~ tKaaTTJ~ remained unqualified because the writer had in mind the previously used phrase <xrrolKol rr6AE1~" [59]) sehr fraglich bleiben.
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sprechen kommen sollte, die Personifikationen der von Athen408 gegründeten <X7f01K01 darstellen. 409 M.E. muß die Beschreibung des Pausanias dahingehend interpretiert werden, daß ihr zufolge innerhalb des Heiligtums des ZElJ<;; , OAUJl7flO<;; in Athen vier unterschiedliche Gruppen von Standbildern aufgestellt gewesen sind, die aber alle den amtierenden Kaiser Hadrian abbildeten. 410 Es läßt sich leicht denken, daß die Athener diejenigen Statuen, die von den von ihnen gegründeten und mit Athen immer noch verbundenen ä7f01K01 7fOAE1<;; dediziert worden sind, innerhalb des Heiligtums an exponierter Stelle aufstellten. 7fOAE1<;;
Nachweislich folgende Städte und Gebietskörperschaften stifteten eine Statue Hadrians innerhalb des Heiligtums des ZEUs 'OAUIl1flOs: die in der Provinz Macedonia gelegenen Städte Sestos,4l1 Amphipolis412 und die Colonia Iulia Augusta Diensium,413 die asianischen Städte Ephesus,414 Milet,415 Kyzikos,416 Magnesia am Maiandros,417 Abydos,418 Keramos 419 und die Colonia TroadenSiS,420 die Stadt Laodikaia 1fPOs 8oA
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Städte Sebastopolis424 und Pompeiopolis425 in der Provinz Bithynidet Pontus, Apollonia in der Provinz Africa,426 die in der Provinz Achaia gelegene Stadt Aegina,427 die galatische Kolonie Antiochia ad Pisidiam,428 die Insel ThaSOS,429 Pale auf der Insel Kephallenia430 und das KU7fpiwv KOlVOV. 431 Die Zahl der Statuen des amtierenden Kaisers Hadrian432 ist mindestens auf etwa 200 hochzurechnen, die epigraphisch sicher nachweisbaren Stifter sind sämtlich in den Ostteil des römischen Reiches einzuordnen. Dies legt die Annahme nahe, daß eine große Zahl von Städten und Gebietskörperschaften, beschränkt allerdings auf die östliche Hälfte des imperium Romanum,433 für die Stiftung von Hadriansstatuen im Temenos des athenischen Tempels des ZEU<;;; 'OAUIl7f1O<;;; verantwortlich zeichnete. Bis auf zwei Ausnahmen434 ehrten sämtliche Stifter den amtierenden Kaiser Hadrian in ihren Widmungen als 'OAUIl7f1O<;;;, wodurch er mit der höchsten griechischen Gottheit ZEU<;;; assimiliert bzw. identifiziert worden ist. 435 Die Stadt Ephesus legte Hadrian inner424 IG HIIH2 3303. 425 IG II1III2 3298. Pompeiopolis gehört zur Landschaft Paphlagonien (zu Paphlagonien als Bestandteil der Provinz Bithynia et Pontus vgl. Dörner, Art. Paphlagonia, in: KP 4, l585f. 426 IG II1III2 3306. Apollonia liegt in der Landschaft Cyrene. 427 IG II1III2 3291. 428 CIL III 7283. 429 IG II1III2 3295. 430 IG II1III2 3301. 431 IG IIIIII2 3296. Vgl. insgesamt die entsprechende Aufstellung bei Willers, Programm, 50f und die Übersichtskarte bei SpawforthIWalker, Panhellenion I, Fig. 1, 80. Zu den Territorien der einzelnen Provinzen vgl. auch Mitchell, Anatolia H, 151-157. 432 V gl. hierzu oben 111, A. 390 die von S. Mitchell genannte Zahl. 433 Es ist m.E. durchaus zutreffend, hier von einer annähernd "flächendeckenden" Vertretung der Städte und Gebietskörperschaften aus dem östlichen Teil des römischen Reiches auszugehen. Vgl. hierzu Willers, Programm, 52: Die in der Gegenwart noch erhaltenen, ehemals im athenischen ZEll<; 'OAU/llrlo<;-Heiligtum aufgestellten Basen der Statuen Hadrians "werden von dem ursprünglichen Bestand [... ] nur ein Bmchteil sein". 434 Vgl. hier IG II1III23310, die von der Stadt Keramos zu verantwortende Inschrift, in welcher Hadrian als 8EO<; verehrt wird (vgl. hierzu oben 114, A. 419), und IG IIIIII2 3302, die Stiftung der Stadt Pompeiopolis in Ciliden. 435 V gl. hierzu auch Jung, EOTHP, 167: "Als persönlicher Schutzgott des Kaisers wurde die Gleichsetzung von Zeus Olympios mit Hadrian Olympios vollzogen". Zur Bedeutung dieses Titels vgl. Tölle-Kastenbein, Olympieion, 159: "Mit diesem Zeus-Epitheton versteht sich Hadrian als Stellvertreter des höchsten olympischen Gottes, als dessen Statthalter"; ähnlich auch Jung, EOTHP, 169. Zu diesem Statthaltergedanken im Rahmen der Verehmng der römischen Gottheit Iuppiter, des Äquivalents zum griechisch-hellenistischen ZEUC;;, vgl. auch Fears, Cult of Jupiter, 95: "The surging current ofmonotheism in the high empire had as its corollary a belief in a divine mediator who stood between mankind and the supreme god of the universe, who would save the human race and whose victory would bring the blessings of a golden age to all". Zu den Konsequenzen dieser Identifikation bzw. Assimilation vgl. Beaujeu, Religion Romaine, 203: ,,[ ... ]: en se donnant comme le representant ou l'incarnation de Zeus Olympios, Hadrien manifeste aux yeux des Grecs la presence active de leur divinite supreme, il est lui-meme cette divinite vivante en action [I]. Independamment meme de l'autorite et de l'eclat qu'il emprunte a Zeus, Hadrien, par l'acceptation, ou mieux, l'affirmation de sa divinite, augmente le poids de son prestige personnel
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halb der von ihr zu verantwortenden Kaisertitulatur über den' OAUMIDoe;Titel hinaus noch den Titel IIavEAA~VtOe; bei. 436 Aus den in der oben wiedergegebenen Inschrift IG IV 2, 384, Z. 1_3 437 enthaltenen Datierungsangaben zur Weihe des epidaurischen Altars ergibt sich, daß zeitgleich mit der Weihe des athenischen ZEU~ 'OAUMKlOe;Tempels die Institution des IIavEAA~vlOV gegründet worden ist: ETOUe; y' Tile; Ka81EpWGEOe; TOU LllOe; I TOU 'OAUMK10U Kat Tile; KT1GEOe; I TOU IIavEAAllvl0u.438 Läge zwischen den beiden Ereignissen ein nennenswerter zeitlicher Abstand,439 ließe sich nicht plausibel erklären, warum der für den Text dieser Inschrift Verantwortliche im Rahmen der Angaben zur Datierung der Weihe des epidaurischen Altars zugleich sowohl die Weihe des athenischen Heiligtums des ZEUe; 'OAUMKlOe; als auch die Gründung des IIavEAA~vlOV angeführt hat. Bei einem zeitlichen Abstand zwischen diesen beiden Ereignissen hätte er mit seinen Angaben die Datierung der Weihe des Altars in Epidauros nur unnötig verkompliziert. Für die Fixierung des Datums der Altarweihe wäre es dann sinnvoller gewesen, sich nur auf die als solche völlig ausreichende Angabe ETOUe; y' Tf]e; Ka81EpWGEOe; TOU LllOe; TOU 'OAUMK10U zu beschränken. 44o Darüber hinaus läßt sich für die Verkündigung der Gründung eines panhellenischen Bundes kaum ein besserer Anlaß denken als die Weihung eines bedeutenden Heiligtums in Athen441 als derjenigen griechischen Stadt, die schon aufgrund ihrer glanzvollen Vergangenheit auch noch in hadrianischer Zeit und auch für Hadrian selbst als Inbegriff des Griechentums galt442 . et impose aux habitants des provinces qui eprouvent directement sa presence et sa bienfaisance, la croyance exaltante dans la providence et la foi dans leur destin commun". 436 Vgl. hier IG II1III2 3297, Z. 2. 437 V gl. hierzu oben 111. 438 So etwa Mitchell, Rez. Willers, 720; vgl. hierzu auch Jones, Panhellenion, 34, der mit Blick auf die Vollendung und die Weihe des athenischen ZEi)(~ , OAUIlIDoe;-Heiligtums formuliert: "This event [... ] was a Panhellenic affair in itself'. 439 Spawforth, Panhellenion again, 348 scheint es durchaus für möglich zu halten, daß zwischen beiden Ereignissen ein nennenswerter zeitlicher Abstand bestanden habe: "An Epidaurian inscription shows that these two events [d.h. die Weihe des athenischen ZEUe; , OAUIlIDoe;-Heiligtums und die Gründung des IIavEAMvlOV] took place within the same twelve-month period" . 440 Demgegenüber wendet Spawforth, Panhellenion again, 348 ein: "Butbf itself their [beider Ereignisse] synchronism does not prove that they were directly linked", und begründet seinen Einwand mit dem Hinweis auf das Fehlen von Beweisen für die Mitgliedschaft von Städten aus dem "Roman near east" (348) in der TOU IIaVEAATJviou KOlvwvia. Dieser Einwand ist m.E. aber keinesfalls zwingend (vgl. hierzu unten 121ft). 441 Sämtliche anderen für das Jahr 132 n.Chr. denkbaren Aufenthaltsorte des Kaisers, der sich von Athen aus wahrscheinlich auf annähernd direktem Weg nach Rom begab (vgl. hierzu Halfmann, Itinera, 194.209), erscheinen im Vergleich zu Athen weniger geeignet. Darüber hinaus läßt sich in diesem Jahr ein der Bedeutung der Angelegenheit angemessener Anlaß, abgesehen von der Weihe des athenischen ZEUe; , OAUIlIDoe;-Heiligtums, nicht ausmachen. 442 V gl. hierzu zunächst Isokrates, panegyricus 50, der den Rang Athens als 7faiOW01e; 'EAAuooe; betont; mit seinem um 380 v.Chr. verfaßten panegyricus "wirbt [Isokrates] für vereintes
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Diese Überlegung wird gestützt durch die Inschrift auf der Basis der von der Stadt Ephesus im Heiligtum des ZElle;: 'OAUJlIDO<;:443 errichteten Statue. 444 J. Kirchner, der die Inschrift "a. 132 p."445 datiert, gibt ihren Text folgendermaßen wieder: 446
5
At>TOKp(XTOpa KalCT[ apa •Abptavov] ~EßaCTTov 'OAU/-l[mov IIaVEAAf)VlOV] ti /-lllTP61fOA1~ [1fPWTTJ Kai /-lEYICTTTJ] Tf]~ 'Ama~ Kai bk v[ EWK6po~ 'ECPECTl][w]v 1f6Al~ TOV lblO[V KTICTTTJV bHX] [gm/-lEATJ]TOU MapKou TIYEAAI0[u]. Em lEPEw~ Tl. KA[au51ou 'ATTIKOU].
An dieser Inschrift ist bemerkenswert, daß in ihr als einziger der innerhalb des Heiligtums gefundenen, auf Basen von Statuen Hadrians eingemeißelten Inschriften dem amtierenden Kaiser neben dem vielfach bezeugten , OAUJlTflO<;:-Titel auch noch der IIavEAA~vlO<;:- Titel beigelegt wird. Sicher-
Vorgehen gegen die gemeinsame pers.[önliche] Gefahr unter Führung Athens, dessen Rolle hist.[orisch] begründet wird, und Spartas" (Gärtner, Art. Isokrates.2, in: KP 2, 1469). Den Vorrang Athens betont in gleicher Weise in nachhadrianischer Zeit der von ca. 117-187 n.Chr. lebende (vgl. hierzu Gärtner, Art. Aristeides.3, in: KP 1, 557-559) Rhetor Ailios Aristeides in seinem 155 n.Chr. gehaltenen (vgl. hierzu Behr, Works I, 428) IIava8T]valKOI;; 1.336. Vgl. hierzu auch Birley, Hadrian, 63. 443 Zum Fundort vgl. schon Kirchner, IG II1III2 3,1,96: Ad Olympieum. 444 IG II/III2 3297. 445 Kirchner, IG II/III2 3,1,96. Vgl. hierzu auch Ameling, Herodes Atticus II, 72: "Die Datierung mit der zweiten Neokorie [vgl. hierzu oben 98] stimmt mit dem Datum der Weihung des Olympieions überein, die offensichtlich Anlaß für diese Inschrift war". Für die Annahme,ßaß die Stadt Ephesus die von ihr zu verantwortende Hadriansstatue mitsamt der zugehörigen Weihinschrift erst geraume Zeit nach der Weihung des athenischen ZdJI;; 'OAU/l1f101;;-Tempels errichten ließ, besteht keinerlei Anlaß. Vielmehr ist, da die Weihung des athenischen Heiligtums in engem zeitlichen Zusammenhang mit der Verleihung der zweiten Neokorie an Ephesus steht (vgl. hierzu oben 98), davon auszugehen, daß die Stadt aus Dankbarkeit gegenüber Hadrian zu den ersten Gemeinwesen gehörte, die dem Kaiser in Athen eine entsprechende Statue dedizierten. 446 Ameling, Herodes Atticus II 42, 71 f rekonstruiert die Inschrift wie folgt: AtJTOKp(.XTOpa Kalo"[ apa T patavov 'Aö ptavov] L:E[3aoTov 'OAU/l[1f10V, IIavEAMvtOv, owTf)pa] ~ /lT]TP01rOA11;; [Kal1r<xVTwv 1rPWTT] Kai /lEyioTTJ] T~I;; , Aaial;; Kai ök V[EWKOpOI;; n'iw L:E[3aoTwv 'EcpEm]5 [w]v 1rOA11;; TOV 'IÖtO[v KTIOTT]V Kai dJEPYETT]V öux] [E1f1/lEAT]]Tou MapKou T1YEAA10[ U Aou1roU ?]. EID lEPEWI;; Tl. KA[auöiou ' ATTIKOU]. "Den Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus ' OAU/l1f101;;, IIavT]AMvtOl;;, OWnlP. Die /lT]TP01rOA11;;, erste und größte aller der Provinz Asia, der zweifache VEWKOP01;; der L:E[3aoTol, die Stadt der Epheser [errichtet und ehrt damit] den eigenen Schöpfer und Wohltäter durch den E1f1/lEAT]nll;; Markos Tigellios Loupos (?), unter dem lEPEUI;; Ti. Klaudios Attikos". Die Titulatur Hadrians verändert sich gegenüber der von Kirchner vorgelegten Rekonstruktion allerdings nur unwesentlich. Der 'OAU/lIDOI;;- und vor allem auch der IIavEAMvtOl;;-Titel werden auch von Ameling akzeptiert.
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lich hat die Stadt Ephesus diese Titulatur in einer von ihr zu verantwortenden, offiziellen Weihinschrift447 bewußt gewählt. Dies läßt darauf schließen, daß Hadrian zum Zeitpunkt des von den Verantwortlichen in Ephesus gefaßten Beschlusses über die Errichtung der Kaiserstatue und über den Wortlaut der zugehörigen Inschrift die Gründung der Vereinigung des IIavEAA~ VlOy448 bereits beschlossen und verkündigt hatte. Die Weihe des athenischen ZEU<;: , OAUMKlo<;:-Heiligtums legt sich als Zeitpunkt dieser Beschlußfassung und ihrer Veröffentlichung bzw. Verkündigung durchaus nahe. Die Gleichzeitigkeit der Weihe des athenischen Heiligtums des Zdl<;; 'OAUIlIDO<;; und der Gründung der Institution des IIavEAA~vlOV erklärt die Verehrung des Kaisers als , OAUIlIDO<;;, die in den Inschriften auf den Basen der im Ternenos des ZEU<;; , OAuIlIDo<;;-Heiligtums errichteten Statuen dokumentiert wird. Mit der Übernahme des Titels 'OAUIlIDO<;;449 und der damit angezeigten engen Anlehnung Hadrians an ZEU<;; 'OAuIlIDO<;; propagierte der Kaiser insoweit sein mit der Stiftung des IIavEAA~vlOV verbundenes panhellenisches Programm,450 als der Gott Zdl<;; 'OAuIlIDO<;;, die oberste aller griechischen Gottheiten, als die eigentliche und wesenhaft panhellenische Gottheit gelten konnte. 451 Die Stifter der innerhalb des Ternenos des athenischen Zdl<;; , OAUIlIDO<;;Heiligtums errichteten Statuen Hadrians verehrten den Kaiser somit mit einem programmatischen, bereits die Institution des IIavEAA~vlOV konnotierenden Titel.
Hadrian selbst ist als Gründer der Institution des IIavEAA~vlOV anzusehen. 452 Dies belegt ein von der Stadt Thyateira aus Dankbarkeit für dessen 447 Weiss, Eumeneia, 622, A. 18 übersieht diese Inschrift offensichtlich, wenn er mit Blick auf Ephesus formuliert: "Nur eine einzige, und zwar private Weihung bezeichnet den Kaiser als Panhellenios". 448 Zum IIavEAMvlOV vgl. unten 127ff. 449 Follet, Athenes, 59f datiert die Übernahme des Titels 'OAUIl1I10~ durch Hadrian in die Zeit um 128/129 n.Chr. Die Übernahme des Titels IIavEAA~vlO~ durch den Kaiser erfolgte ihr zufolge gleichzeitig mit der Dedikation des Olympieion 131/132 n.Chr.: "Hadrien n'a pris le titre de pater patriae qu'en 128 [... ] ceux d'Olympios en 128/9 et de Panhellenios au printemps de 132" (59). 450 Zu dem mit der Institution des IIavEAMvlOV verbundenen Programm vgl. unten 127ff. 451 Vgl. hierzu Benjamin, Altars, 59: "In adopting the epithet Olympios, Hadrian was in fact emphasizing his Panhellenic program, for Zeus Olympios, chief deity of the Greek peoples, is truly the Panhellenic god". Ähnlich auch Willers, Programm, 54: "Die beiden Ehrennamen des Olympios und des Panhellenios gehören schon von Zeus her engstens zusammen". Diese Feststellung erklärt zugleich auch, warum Hadrian in den anderen Inschriften, die mit der Stiftung einer Statue seiner Person im Temenos des athenischen ZEU~ , OAullmo~-Hei1igtums verbunden sind, nicht als IIavEAMvlO~ tituliert worden ist. Hadrian nahm für sich lediglich den 'OAUIl1I10~ Titel an, um dadurch seine Anlehnung an den panhellenischen Gott ZEU~ , OAUllmo~ und damit seine panhellenischen Absichten zu dokumentieren. Im Unterschied zu anderen Stiftern explizierten diejenigen, die für die Aufstellung der ephesischen Hadriansstatue innerhalb des athenischen ZEU~ 'OAUllmo~-Hei1igtums und die Abfassung der Inschrift auf der entsprechenden Basis verantwortlich gewesen sind, diese von Hadrian beabsichtigten panhellenischen Implikationen durch die ausdrückliche Beilegung des IIaVEAMvlO~-Titels. 452 So auch Jung, ~OTHP, 167, A. 259, der es für "berechtigt [hält], Hadrian als den Urheber des panhellenischen Programmes anzusehen". Das aber bedeutet, daß er auch als Gründer der entsprechenden Institution zu gelten hat.
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Wohltaten gegenüber den "EAAllVE~ im allgemeinen und der Stadt Thyateira im besonderen erlassenes Dekret,453 das in eine auf der athenischen Akropolis aufgestellte Stele eingemeißelt ist. 454 Sowohl die Z. 5-7 beschriebene Einsetzung des IIavEAA~vtOV als eine der Folgen der von Hadrian gewährten EUEPYEolal: g~] I iliv rr[ OAE1~ Kat E8]Vll Tf}~ arruOTJ~ 'E[AAUÖO~ Ek Ta GEIlVOTaTov Toiho IIavEA-] I A~Vl[OV KaTEG~Ga]To, als auch die Z. 13f gewählten Formulierung ÖT[l iöl~ Kat K01]vfl mxv Ta T<JJV , EAA~ [VWv] EUEPYETll GEV I ö ßamAEU~ <JUvaya[yw]v E~ auET<JJV EKEIVO T]a <JUVEÖPtOV lassen keinen Zweifel daran, daß die Gründung der Institution des~ IIavEAA~vtOV auf eine Initiative des amtierenden Kaisers Hadrian selbst zurückging. 455 Dem entspricht, daß der Kaiser offensichtlich selbst die Voraussetzungen, die ein in das <JUVEÖPlOV T<JJV IIavEAAf}vwv Delegierter erfüllen mußte, um dieses Amt auszuüben, festgesetzt hat,456 und daß er 453 V gl. Follet/Peppas Delmousou, Decret, 296f. Von Belang für den vorliegenden Zusammenhang sind nur die Z. 1-16. 454 Vgl. hierzu Follet/Peppas Delmousou, Decret, 300: "Thyatire veut exprimer, par l'erection d'une stele sur l' Acropole, sa gratitude pour les bienfaits de l'empereur, envers le monde grec d' abord (essentiellement la fondation du Panhellenion a Athenes), envers la cite de Thyatire ensuite". Dies bedeutet, daß diese Inschrift in das Jahr 132 n.Chr. zu datieren ist. 455 Vgl. hierzu FolletlPeppas Delmousou, Decret, 300.302, wobei sie allerdings eine Mitwirkung des römischen Senats konzedieren: "L'idee de fonder le Panhellenion vint probablement d'Hadrien, mais le Senat fut consulte et donna son accord" (302). Ähnlich Spawforth, Panhellenion again, 340, der im Blick auf die oben besprochene Inschrift feststellt: "For the first time, the common view is now supported by new evidence providing unambiguous contemporary perception ofthe Panhellenion as Hadrian's creation". Etwas anders hier Jones, Decree, 15, der aufgrund einer anderen Rekonstruktion der Z. 5-7 der oben wiedergegebenen Inschrift ausführt: "At least if the restorations proposed here are accepted they show that the emperor prevailed upon the senate to approve the Panhellenion, and perhaps ,invited' the Greeks to join and ,gave them a share' in it. Cassius Dio was therefore very likely right in understanding that the initiative came formally [I] from the Greeks (vgl. hierzu unten 136f), and that Hadrian's role was to represent them to his fellow-senators [... ] However, Hadrian's active role in the formation ofthe Panhellenion, indicated not only by his action in the senate but by his attested concern for the rules of membership, show that at the very least it was a proposal he strongly favored [!]". Dabei gibt Jones die Z. 5-7 der oben wiedergegebenen Inschrift folgendermaßen wieder: 01'] I iliv 1r[OAE1C;; Kai Ee]VT] Ti']e;; cmuOTje;; 'E[AAuooe;; TOU Oq.lVOTUTOU /lETEXE1V IIavEA-] I AT]V1[OU 1rapEKEAEuoa]To (vgl. hierzu Decree, 3.11; "through] which (benefits) [he encouraged] cities and nations of all Hellas [to share in the most venerable] Panhellenion"; zur Übersetzung vgl. 12). 456 Dies belegt die von J.H. Oliver edierte Inschrift einer epistula (zu den Implikationen dieses Begriffs, die es durchaus gestatten, das vorliegende Dokument als edictum zu definieren, vgl. Oliver, Marcus Aurelius, 35-37) des Kaisers Marcus Aurelius an die Stadt Athen. Bezugnehmend auf die Eignung des Ladikos, des Sohnes des Polyainos, stellt Marcus Aurelius fest, daß Ladikos die Voraussetzungen nicht erfüllt: {mo Ti]v EWO[/lOV] I TJA1Kiav YEyovwe;; ouM TOTE, Kai ouoE/liav apx~v 1rPOTEPOV äp~ae;; we;; 6 eEOe;; 1rU1r1rOe;; /lOU WPlOEV (Oliver, Marcus Aurelius, Nr. 1, plaque. II, Z. 18t). Oliver kommentiert entsprechend: "That Hadrian himself established the rules for eligibility to membership in the Panhellenion might have been inferred but is first explicitly stated here" (14). Der oben wiedergegebene Text impliziert, "that Hadrian had set [als Voraussetzung für die Wahl in das auVEOPlOV TWV IIavEAA~vwv] a minimum age and a preliminary
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auch selbst über die Mitgliedschaft von Städten und Gebietskörperschaften in der Institution des IIaVEAAtlVlOV entschied. 457 Ein 125 n.ehr. zu datierender Brief Hadrians an die Stadt Delphi legt die Annahme nahe, daß der Gründung des IIavEAA~vlOV offensichtlich ein längerer Beratungsprozeß vorausging. In diesem Brief geht es um kaiserliche Entscheidungen hinsichtlich der delphischen Amphiktyonie und der Pythischen Spiele. Der für den vorliegenden Zusammenhang wichtige Text umfaßt col. H, Z. 1-5. J.H. Oliver gibt diesen Abschnitt wie folgt wieder: 458
4
[Ka]8' &. /lEVTOl XPtl 7rolElV KaTa TOU[e;;] VO/lOUe;;, [El]<J[tlvEYKav] YVW/lT1V Eie;; Tf)V Aa/l7fpOTCXTllV <J[U]YKAllTOV Ei<JllYIl [ml/lE]VOl Tae;; lp~<poue;; &.e;; 7fAEOVae;; no[v] äAAWV Exoumv 8E<J[ <JaA-] A[ 01 'A]811 VaiOle;; Ka1 AaOEKal/lovio[l]e;; OWVE/l1l8tlVal Ka1 Tal[e;;] äA[Aale;;] 7fOAEm, '{va KOlVOV 7f
n
C
In diesem Textabschnitt bezieht sich Hadrian offensichtlich auf eine Anhörung vor dem römischen Senat (Z. 2), in der es um die Erweiterung der delphischen Amphiktyonie zu einem <JUVEOPlOV KOlVOV 7f
requirement of experience in public office" (92). Darüber hinaus legte Marcus Aurelius in seinem Brief fest, "that in Athens [in Zukunft] only those qualified to be or become Areopagites were eligible for election to the Panhellenion" (92): 1rpa<; OE Ta IlEAAOV OUOEl<; liAAO<; t~ 'ApE01raYElTWV TOl<; IIaVEAATJOlV tvyp[ aq:rf)] I OETat Ti ÖOOl Tpa<; Ta<; XElpoVTovia<; U
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Es· ist davon auszugehen, daß Hadrian sich hinsichtlich der Gründung einer panhellenischen Institution insbesondere auch mit Angehörigen seines Gefolges, das ihn auf seinen Reisen begleitete, beriet. 463 Wahrscheinlich ist, daß gerade auch der unten genannte464 Rhetor und Sophist Antonius Polemon in diesen Beratungen eine wichtige Rolle spielte und Hadrian zur Gründung der Institution des IIavEAAf}vtOV ermutigte. 465
Die Frage des Einzugsbereichs der Institution des IIavEAAf]vlOv, d.h. die Frage, welche Städte in der TOD IIavEAAllV10U KOlvu.wla Mitglied gewesen sind und dementsprechend Delegierte in die panhellenische Versammlung, das (J1j~tÖPlOV TWV IIavEAAf]vwv, entsandt haben, wird in der Forschung kontrovers diskutiert. D. Willers geht davon aus, daß sämtliche Städte, die innerhalb des Temenos des athenischen ZEU(; 'OAUM1I10(;-Heiligtums Statuen Hadrians errichteten, Mitglieder des IIavEAAf]vlOv gewesen seien. 466 Demgegenüber vertritt C.P. Jones die These, daß nur ein kleiner Teil der griechisch geprägten Gebiete des imperium Romanum zur TOD IIavEAAllV10U KOlVWVla zählte. 467 Jones begründet seine These im wesentlichen mit dem fehlenden Nachweis468 rur eine panhellenische Mitgliedschaft weiter Teile der hellenisierten Gebiete des römischen Reiches. Dabei verweist er insbe463 Vgl. hierzu Spawforth, Panhellenion again, 342: "Over the years Hadrian surely also developed his ideas for an ,all-Greek' body in discussions with members ofhis entourage". Spawforth denkt dabei konkret an Herodes Atticus aus Athen und den Spartaner Eurykles Herculanus (im Falle des letzteren mit Verweis auf Birley, Hadrian, 218); mit Verweis auf Oliver, Marcus Aurelius, 94 geht er davon aus, "that ,influential Greeks in the time of Hadrian desired a union of this type'" (342). S. FolletiD. Peppas Delmousou gehen davon aus, daß der in dem oben zitierten thyateirischen Dekret (Z. 7) erwähnte Mettius Modestus (vgl. oben 119, A. 455) "semble en tout cas avoir joue un röle dans la fondation du Panhellenion" (Decret, 302). Dabei bleiben allerdings sowohl die konkrete Rolle des Modestus als auch dessen Identifizierung unklar. 464 Vgl. unten 139ff. 465 Vgl. hierzu Romeo, Panhellenion, 676: "Es ist demnach legitim, davon auszugehen, daß Polemon die Initiative Hadrians zur Gründung eines Panhellenischen Bundes mitbeeinflußt haben könnte [... ] Es ist also kein Zufall, daß Polemon im Jahre 131/132 n.Chr. von Hadrian nach Athen eingeladen wurde, um die Festrede zur Fertigstellung des Olympieion zu halten; einem Ereignis, das laut der Inschrift von Epidaurus [vgl. hierzu oben 111] mit der Gründung des Panhellenischen Bundes zusammengefallen sein soll". 466 V gl. Programm, 54: "Dass die weihenden Städte in den Inschriften der Statuenbasen in den Bereich des panhellenischen Synhedrions gehören, zeigt nicht nur Pausanias an". 467 Vgl. Jones, Panhellenion, 34: "Even allowing for the chance preservation of evidence, it seems clear that only a small fraction ofthe Greek-speaking world was included [in das ITavEAM-
VlOV]". 468
SpawforthIWalker, Panhellenion I, 79f listen folgende nachweisbare Mitglieder des
ITavEAMvlOV auf: aus der Provinz Achaia die Städte Athen, Sparta, Argos, Epidauros, Methana,
Korinth, Megara, Chalkis, Akraephniae Amphikleia (?), Hypata und Demetrias, aus der Provinz Macedonia Thessalonich, aus der Provinz Thracia Perintus, aus der Provinz Asia die Städte Aezani, Tralleis, Milet, Apameia, Synnada, Thyateira, Sardeis, Magnesia am Maiandros und die Gebietskörperschaft Rhodos, und aus der Provinz Creta et Cyrene die Städte Lyttos, Gortyn, Hierapytna, Kyrene und Apollonia.
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sondere darauf, daß sich die Mitgliedschaft der wichtigsten Städte der Provinz Asia, Ephesus, Smyma und Pergamon, nicht belegen läßt. 469 Gegen die von C.P. Jones vorgeschlagene Hypothese einer Beschränkung der Mitgliedschaft in der TOV IIavEAAllvlOU KOlvwvla auf nur wenige Städte und Gebietskörperschaften des imperium Romanum .und und gegen die Argumente, die er dafür ins Feld führt, läßt sich Folgendes einwenden: (a) Aus den Beschlüssen des cruVEOplOV TWV IIavEAA~vwv zur Mitgliedschaft der beiden asianischen Städte Magnesia am Maiandros und Cibyra470 und aus einem Dekret Hadrians471 zur Mitgliedschaft der Stadt PtolemaisBarca472 lassen sich folgende Kriterien für die Aufnahme einer Stadt oder einer Gebietskörperschaft in das IIavEAA~vlOV ableiten: (1) griechische Wurzeln,473 (2) Verbundenheit mit der griechisch geprägten Welt und (3) Freund469 Vgl. Jones, Panhellenion, 34; darüber hinaus bezieht sich Jones zufolge das Präfix 7r~V "perhaps [ ... ] particularly to the bonds between Greeks of the homeland and of their immediate colonies" (34t). Der These von Jones hat sich neuestens Spawforth, Panhellenion again, 343 angeschlossen: "Against the apparent enthusiasm for the Panhellenion of one overseas membercity, Aezani, should be set the absence from the known membership of three others: Smyrna, Pergamum and Ephesus. The extreme sensitivity among these proud cities [ ... ] to perceived slights to their civic pretensions is well-known, so that it is not easy to see their omission as merely the serendipity of epigraphic preservation." Dabei geht Spawforth über C.P. Jones hinaus davon aus, daß viele Städte und Gebietskörperschaften des römischen Ostens nicht um eine Mitgliedschaft im IIavcAMvlOV nachgesucht hätten (vgl. 349). Bereits Oliver, Marcus Aurelius, 136, stellte fest, daß sich die Mitgliedschaft von Städten und Gebietskörperschaften aus dem Westen des imperium Romanum nicht belegen läßt: "No colonies, either Roman or Greek, in the West are so far attested as sending synedroi to the Attic Panhellenion". 470 Vgl. hierzu Oliver, Marcus Aurelius, Nr. 5f, 94-96. Zu den Gründen für die Aufnahme Magnesias in die TOU IIavcAATJvfou KOlVwvfa stellt Oliver fest: "The three grounds on which Magnesia on the Maeander was admitted to the Panhellenion [ ... ] were (1) Hellenic origin, (2) co operation with Ionians, Dorians and Aeolians, (3) good relations with Rome" (130). Der Aufnahme beider Städte lag jeweils ein Beschluß des IIavcAMvlOV zugrunde. Dies belegt, daß diese Institution vor der Mitgliedschaft der Städte Magnesia am Maiandros und Cibyra bereits existierte und funktionierte, beide Städte also nicht von Beginn an Mitglieder gewesen sind. 471 Vgl. hierzu die Erwägungen und die Wiederherstellung der entsprechendenden Inschrift bei Jones, Panhellenion, 47-53. Bei dieser Inschrift handelt es sich nach Jones um "a longer rescript which he [d.h. Hadrian] had sent [ ... ] to the archon ofthe Panhellenes. The date is 134/135, when the Panhellenion had been founded for some three years, but new cities were still beeing added to the membership" (47). Zur Aufnahme Cyrenes in die TOU IIavcAATJvfou KOlvwvla vgl. Oliver, Marcus Aurelius, 130: "In the dossier at Cyrene [ ...] the representation ofthe Cyrenaeans was justified on the basis of Achaean and especially Dorian descent". Bemerkenswert ist, daß offensichtlich der Kaiser selbst über die Aufnahme in die TOU IIavcAATJvfou KOlvwvfa und über die Zahl der Delegierten, die jede Stadt in das panhellenische OUVEOPlOV entsenden konnte, entschied. Dies zeigt, daß Hadrian die Belange dieser Institution offensichtlich sehr wichtig nahm; das wiederum indiziert, daß er ihr eine erhebliche gesellschaftliche, politische und auch religiöse Relevanz beimaß (zu den Aufgaben des IIavcAMvlOV vgl. unten 127ft). 472 Diese Stadt gehört zur Provinz Creta et Cyrene; vgl. hierzu LeGlay, Art. Barke, in: KP 1,826. 473 Spawforth, Panhellenion again, 351 definiert die griechischen Wurzeln über die Abstammung von einem der drei griechischen gentes, den Dorern, den Aiolern und den Ioniern: "The centre of this configuration [d.h. das IIavcAMvlOV] was old Greece, Athens and Sparta in particular, and its periphery the mainland's overseas colonies, provided that they belonged to
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schaft mit und Loyalität gegenüber den Römem. 474 Nun sind einerseits diese Bedingungen von Städten wie etwa Ephesus und Smyma objektiv erfüllt worden. 475 Auf der anderen Seite aber stellte die Mitgliedschaft in der TOU IIavEAAllvlOU KOlvwvla zumindest für die Städte des griechisch geprägten Ostens offensichtlich ein erstrebenswertes Privileg dar. 476 Daher läßt sich die Annahme, daß ständig um ihr Ansehen und um ihren Status besorgte Geone of the three gentes (Doric, Ionian and Aeolic), which, in the eIder Pliny's words, ,can rightly be designated Greek"'. 474 VgU hierzu Graindor, Athenes, 108: ,,D'apres les decrets conserves, les requerants devaient fournir les preuves de leur origine grecque, de leur fidelite al'hellenisme et de leur loyalisme envers les Romains". 475 Die Einwohner der Stadt Ephesus wurden von alters her zur griechischen Volksgruppe der Ioner gezählt. Dies bestätigt schon der im 5. Jh. v.Chr. (vgl. hierzu Pötscher, Art. Herodotos.l, in: KP 2, 1099) wirkende Herodotos, der hist. I 147 darlegt, daß alle Ioner bis auf die Epheser und die Kolophonier das Apaturienfest nicht feiern. Über die gemeinsame Mitgliedschaft von Smyrna und Ephesus im Ionischen Bund im dritten vorchristlichen Jahrhundert (vgl. hierzu Caddoux, Ancient Smyrna, 105) und die gemeinsame Verwurzelung beider Städte im Griechentum berichtet der Historiker und Geograph Strabon von Amaseia, der im 1. Jh. v.Chr. lebte (vgl. hierzu Lasserre, Art. Strabon, in: KP 5, 381f), im vierzehnten Buch seiner rEwypacplKu 'Yrrol1vfHlaTa (geogr. XIV 1,4). Über eine vorionische, aiolische Phase Smymas berichtet Herodotos hist. I 149. Hinzu kommt, daß der von ca. 117-187 n.Chr. lebende Rhetor Ailios Aristeides (vgl. hierzu Gärtner, Art. Aristeides.3, in: KP 1,557-559) in seinem 155 n.Chr. (vgl. hierzu Behr, Works I, 428) gehaltenen IIava8T]valKoc;; Smyma explizit als ,,Kolonie" bezeichnet (IIava8T]valKoc;; 328); vgl. hierzu Behr, Works I, 445: "Like many others, Aristides regarded Homer as a fellow Smymaean". Auch die Stadt Pergamon konnte auf aiolische Wurzeln zurückgeführt werden. Dies belegen die Ausführungen des byzantinischen Kaisers Constantinus VII. Porphyrogenitus (912-959; vgl. hierzu Lippold, Art. Constantinus.6, in: KP 1, 1289f), der in seiner Schrift de thematibus die Stadt und das Gebiet um Pergamon als aiolisch charakterisiert (de thematibus 17). Vgl. hierzu auch Radt, Pergamon, 24, der im Blick auf die griechische Besiedlung Pergamons konzediert: ,,[ ... ] scheint es doch möglich, daß schon früh zugewanderte Griechen zunächst die kleine Burg Teuthrania mehr in Küstennähe okkupierten, später aber auf dem Burgberg von Pergamon mit seinen ungleich besseren Möglichkeiten siedelten". Daß alle drei asianischen Städte mit den Römern freundschaftlich und loyal verbunden waren, zeigt allein schon die Tatsache, daß sie alle zu Standorten der provinzialen asianischen Kaiserverehrung erwählt worden sind (vgl. hierzu oben passim). 476 Dies wird allein schon dadurch belegt, daß sich Städte aus der Provinz Asia wie etwa Magnesia am Maiandros und Cibyra um die Mitgliedschaft in dieser Institution bemühten (vgl. die oben diskutierten Beschlüsse des IIavEM~vlOV 122f). Spawforth, Panhellenion again, 349 geht offensichtlich davon aus, daß die einzelnen Städte von dritter Seite, sei es von der TOU IIavEAAT]vtOU KOlVWVta oder vom Kaiser, aufgefordert worden sind, sich um die Mitgliedschaft zu bewerben. Das Fehlen von Hinweisen für eine Mitgliedschaft etwa der asianischen Metropolen erklärt er dann damit, daß sie niemand aufgefordert hätte, Mitglied des IIavEM~vlOV zu werden. Dies läßt sich angesichts der Tatsache, daß der Umfang der TOU IIavEMT]vtou KOlVWVta mit dem Gründungsdatum des IIavEM~vlOV offensichtlich keinesfalls feststand, nicht aufrechterhalten. Wesentlich wahrscheinlicher ist die Annahme, daß die Mitgliedschaft eines Teils der griechisch geprägten Städte im Osten des imperium Romanum in der Institution des IIavEM~vlOV eo ipso feststand, während ein anderer Teil nach dem Bekanntwerden der Aufnahmekritierien seine eigene Vergangenheit erforschte und im Fall der Kongruenz einen Antrag auf Aufnahme stellte, der dann letztlich vom Kaiser entschieden wurde (vgl. zum Gesamtzusammenhang oben das Reskript Hadrians zur Mitgliedschaft der Stadt Ptolemais-Barca 122; dieses Reskript bestätigt das hier angenommene Verfahren). Vgl. hierzu auch Jones, Panhellenion, 41.
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meinwesen wie etwa Ephesus und Smyrna nicht um Aufnahme in die TOU IIavEAATJvIOU KOlvwvla nachgesucht hätten, nicht wahrscheinlich machen.477 Dies gilt insbesondere angesichts der Tatsache, daß Städte wie etwa Milet, Tralleis, Thyateira und Sardeis Mitglieder der Institution des IIavEM~vtov gewesen sind. 478 Darüber hinaus weisen A.J. Spawforth und S. Walker enge kulturelle Verbindungen zwischen den Städten Athen und Sparta als den führenden Repräsentantinnen des, griechischen Mutterlandes und der Provinz Asia, insbesondere den drei Metropolen Ephesus, Smynra und Pergamon, nach. 479 So übten etwa der aus Ephesus stammende Senator C. Claudius Titianus Demostratus und der pergamenische Senator und Historiograph A. Claudius Charax480 in der Zeit der Regentschaft des Antoninus Pius das Amt eines 1faTpOVOJlO~ in Sparta aus. Der ephesische Gesandte bei der Weihung des ZEU~ 'OAuJlmo~-Heiligtums in Athen, M. Tigellius Lupus, erhielt offenbar im Anschluß an dieses Ereignis die athenische Bürgerschaft und hatte das Amt eines KfJPU~ der ßOUA~ und des ofJJlO~ Athens inne. Im Blick auf Smyrna lassen sich zur Zeit des Commodus481 Münzprägungen nachweisen, die die concordia/oJlovota dieser Stadt mit Athen und Sparta feiern. Darüber hinaus wird "the association of Smyrnaean notables with the antiquarian and ,panhellenic' tendencies of the late Hadrianic and Antonine periods"482 insbesondere durch drei weitere Ereignisse belegt: (1) Der smyrnäische Sophist Antonius Polemon hielt anläßlich der Einweihung des athenischen ZEU~ 'OAuJlmo~-Tempels die Festrede. 483 (2) Der smyrnäische Bürger und Rhetor Ailios Aristeides verfaßte eine Lobrede auf Athen, den IIava8TJva1Ko~.484 (3) Der prominente Smyrnäer C. Claudius Valerius Licinnianus übte das Amt eines UAUT
477 M.E. läßt sich nicht denken, daß ein solches Ansinnen gerade im Falle Smymas angesichts des freundschaftlichen Verhältnisses Hadrians zu Antonius Polemon (vgl. hierzu unten 139ft) nicht positiv beschieden worden wäre. Vgl. darüber hinaus die Betonung der Zusammengehörigkeit des griechischen Mutterlandes und der Westlcüste der römischen Provinz Asia etwa bei Ailios Aristeides in seinem 155 n.Chr. (vgl. oben 123, A. 475) gehaltenen rravaeTJVa·iK6~, hier insbesondere rravaeTJvalK6~ 15.64. 478 Vgl. hierzu Spawforth/Walker, Panhellenion 1,80. 479 Zum Folgenden vgl. Panhellenion II, 92-95. 480 Für Charax läßt sich darüber hinaus eine ihm geweihte Ehrenstatue der ebenfalls auf dem Peloponnes gelegenen römischen Kolonie Patrae nachweisen. 481 Commodus war römischer Kaiser "vom 17. März 180 bis 31. Dezember 192" (Hanslik, Art. Commodus, in: KP 1, 1261). 482 Spawforth/Walker, Panhellenion H, 94. 483 V gl. hierzu unten 151. 484 Nach Behr, Works I, 428, A. 1 hielt der Rhetor diese Rede "at the major Panathenaea in August, 155 A.D., in the course of Aristides' second trip to Greece and Rome". 485 Nach Spawforth/Walker, Panhellenion II, 94 erbat Sparta diese OlKa(naywyol (X7rO 'Aaia~ entweder "from individual cities in the province of Asia or from the Asian koinon".
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Gebietskörperschaften diesseits und jenseits der Ägäis ist im Kontext der gemeinsamen Mitgliedschaft in der TOU IIavEAATJviou K01vwvia und der dadurch bedingten wachsenden Nähe gut denk- und erklärbar.
(b) In der oben wiedergegebenen Inschrift IG 11/1112 3297486 titulierten die :für den Text Verantwortlichen den amtierenden Kaiser offiziell als IIaVEAA~vlO<;;. 487 Die Verwendung dieser Titulatur in einer offiziellen Weihinschrift der Stadt Ephesus läßt sich nur auf dem Hintergrund der Mitgliedschaft der asianischen Metropole in der TOU IIavEAAllvloU K01vwvla erklären. Angesichts des Konkurrenzkampfes gerade der asianischen Städte untereitiander4 88 wird dann aber die Vermutung wahrscheinlich, daß auch weitere Städte aus der Provinz Asia, insbesondere auch Smyma und Pergamon, Mitglieder der Institution des IIavEAA~vlOV gewesen sind. Über diese offizielle, in Athen ausgestellte Weihinschrift hinaus belegen private und halboffizielle Weihungen aus Ephesus 489 und Pergamon,490 daß Hadrian in 486 Hierbei handelt es sich um die Weihe inschrift, die auf der Basis der von der Stadt Ephesus innerhalb des athenischen Temenos des Zeue;; 'OM~moe;; aufgestellten Hadriansstatue eingemeißelt ist. V g1. hierzu oben 117. 487 Vg1. hierzu oben 117, A 445.446. 488 Vgl. hierzu bereits oben zum' Kult für Tiberius, Livia und den Senat 37ff und die Rede IIepi 6~ovoiae;; Tate;; rroAcolV des Ailios Aristeides, in der er sich mit der Eintracht der Städte Pergamon, Smyrna und Ephesus beschäftigt (vgl. hierzu Behr, Works H, 368, A. 1: "This speech was written in Smyrna shortly before September 149 AD., it would seem"). Instruktiv auch Philostratos, v.soph. I 25 (539t), eine den Konkurrenzkampf der Städte der Provinz Asia betreffende Episode aus dem Leben des Antonius Polemon (zu diesem Rhetor und Sophisten vgl. ausführlich unten 139ft). Vgl. auch die Inschrift IEph 1489, die einen Brief des Kaisers Antoninus Pius an die Epheser enthält, mit dem dieser im Titelstreit zwischen Ephesus und Smyrna vermitteln wollte (IEph 1489A1490 bieten identische Exemplare dieses Briefes); dazu kommentierend Behr, Works H, 365, A. 1: "Ephesus had received the right to call itself ,the first and greatest metropolis of Asia' [... ] Smyrna, which did not then enjoy so exalted a distinction, in a decree concerning Ephesus omitted this title, and the Ephesians wrote to Pius to complain. In his reply, Pius pointed out that Smyrna's conduct may have been inadvertent and in any case the situation would improve if in future Ephesus in their own communications gave Smyrna its proper title". Behr verweist hier auch auf weitere Quellen zu diesem Streit. Vgl. auch Merkelbach, Rangstreit, 287-296. 489 Vg1. hierzu IEph 1501.271F. 490 Vgl. hierzu AvP VIII 3, 7. Habicht gibt den Text der Inschrift folgendermaßen wieder: AOUK10V A1AlOV Kaiaapa AUTOKp(XTOpOe;; Kaiaapoe;; 4 Tpatavoß' Aoplavoß ~el3aaTou 'OAu~mou
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IIaVeAAllViOu TOU KaTa rr<XVTa 'If)e;; iMae;; oiKou~tVlle;; aw'If)poe;; Kai eUePYETOU uiov, ßeoß Tpatavoß uiwvov, ßeoß Ntpoua rrpoulwvOV, 01l~apX1Kfle;; E~ouaiae;;,
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_beiden Städten auch als IIavEAA~vlO~ tituliert und verehrt worden ist. Auch dies spricht für die Mitgliedschaft beider Städte und damit sicherlich auch ~der Stadt Smyrna in der TOV IIavEAAllviou KOlvwvia. Die Verwendung einer solchen Titulatur im Rahmen einer offiziellen Weihinschrift, aber auch die nur halboffizielle bzw. private Titulierung und ,Verehrung des Hadrian als IIavEAA~vlO~ sind in Gemeinwesen, die in der Institution des IIavEAA~vlOV nicht vertreten gewesen oder gar von ihr ausgeschlossen worden sind,491 nur schwerlich denkbar. (c) Einen weiteren Beleg für die Mitgliedschaft der Stadt Ephesus in der TOV IIavEAAllviou KOlvwvia bietet die Inschrift IEph 1493. Sie enthält einen Brief des Kaisers Antoninus Pius an die "EAAllVE~ Til~ 'Aoia~ (Z. 6f). Mit diesem Schreiben, dem weitere ähnlichen Tenors vorausgegangen sind,492 stellte sich der Kaiser auf die Seite des P. Vedius Antoninus, eines reichen Mäzens, der in seiner Heimatstadt Ephesus zahlreiche und bedeutende Bauvorhaben verwirklichen wollte, dabei aber auf den Widerstand innerephesischer Konkurrenten stieß, und lobte dessen Großzügigkeit. 493 Da die Institution des IIavEAA~vlOV annähernd 20 Jahre zuvor, 132 n.ehr., gegründet worden war,494 ist davon auszugehen, daß es sich bei den von Antoninus Pius angeschriebenen "EAAllVE~ Til~ 'Aoia~ um die Mitglieder der TOV IIavEAAllviou KOlvwvia handelte. 495 Wenn nun - und zu dieser Annahme nötigt der Fundort der Inschrift - die Stadt Ephesus offensichtlich einen an die Mitglieder der Institution des IIavEAA~vlOV adressierten Brief erhalten hat, folgt daraus, daß diese Stadt selbst auch Mitglied dieser Institution gewesen sein muß. Dann ist aber aufgrund der Rivalität der asianischen Städte untereinander496 mit Grund anzunehmen, daß auch die Städte ürraTov TO ß' , TOV tauTOU EUEPYETTJV [ ?]A. TE/lWV apX1EpEi)(~ 'Aola~ 16 vawv TWV Ev IIEPyu/lwl. Nach Habicht handelt es sich bei dieser Inschrift um eine "Ehrung des gegen Ende des Jahres 136 von Hadrian unter dem Namen L. Aelius Caesar adoptierten L. Ceionius Commodus [... ] aus dem Jahre 137 [... ] durch den ihm persönlich verpflichteten Oberpriester von Asia, CI(audius) oder FI(avius) Temon" (AvP VIII 3, 30). In dieser von ihm in Auftrag gegebenen Inschrift tituliert immerhin der amtierende pergamenische apX1EpEU~ den princeps Hadrian als IIavEAMvlO~ (Z. 6). Wenn die Stadt Pergamon zu diesem Zeitpunkt nicht Mitglied der TOU IIavEAATJviou KOlvwvia gewesen wäre, ließe sich dieser Sachverhalt nur schwerlich erklären. 491 Vgl. hierzu die Annahme von AJ. Spawforth oben 122, A 469. 492 Vgl. hierzu IEph 1491.1492. Auffällig ist, daß diese Briefe im Unterschied zu dem Brief IEph 1493 an die Adresse 'EcpEolwv TOt~ äpxoUat Kat Tfl ßOUAft Kat TWl ö~ /lWl (IEph 1491, Z. 6f; IEph 1492, Z.8t) gerichtet sind. 493 Vgl. hierzu Steskal, Stiftungen, 185. Zum Konflikt insgesamt vgl. 186f. 494 Vgl. hierzu oben 116ff. 495 Im Rückschluß belegen die Inschriften IEph 1491.1492, daß damit nicht die Stadt Ephesus und ihre Bürger gemeint sein können. Vgl. hierzu oben A 492. 496 Vgl. hierzu oben 123f.
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Smyrna und Pergamon Mitglieder der panhellenischen Gemeinschaft gewesen sind. (d) Wenn mit Grund anzunehmen ist, daß der Sophist und smyrnäische Bürger Antonius Polemon den Kaiser Hadrian bei der Gründung der Institution des IIavEAA~vtoV beriet bzw. dazu ermutigte,497 ist kaum denkbar, daß die Stadt Smyrna nicht Mitglied der TOU IIavEAAfJvlOU KOlvwvla gewesen ist. Dann aber ist aufgrund der Konkurrenz der Städte untereinander498 zu folgern, daß auch Ephesus und Pergamon um die Mitgliedschaft in dieser Institution nachsuchten und diese auch erhielten. Gut denkbar ist, daß fiir die Errichtung von dem •A5ptavo<;; 'OAUIl7rlO<;; geweihten Hausaltären in zahlreichen Städten der Provinz Asia, auch in deren Metropolen Ephesus, Smyrna und Pergamon, der geographische Bezugsrahmen des IIavEAAfJvlOv gewählt worden ist. 499 Unter dieser Voraussetzung läßt sich die Mitgliedschaft von vierundzwanzig asianischen Städten und Gebietskörperschaften500 in dieser Institution belegen. 501 Diese Zahl kann dann aber nicht mehr als "small fraction"502 bezeichnet werden. 503
Fazit: Es ist davon auszugehen, daß die Zahl der Mitglieder der Institution des IIavEAA~vtoV erheblich über die Zahl der Städte und Gebietskörperschaften hinausging, deren Mitgliedschaft in der TOU IIavEAAfJvlOU KOlVWVta explizit belegt ist. Die oben angeführten Argumente legen die Annahme nahe, daß ein erheblicher Teil der Städte und Gebietskörperschaften vor allem des Westens der Asia Minor, hier insbesondere der Provinz Asia, im IIavEAA~vtoV vertreten gewesen ist. Ob freilich alle diejenigen Gemeinwesen, die anläßlich seiner Weihe im Temenos des athenischen ZEU~ , 0 AU/.lmO~-Heiligtums Statuen des amtierenden Kaisers Hadrian errichteten, Mitglieder dieser Organisation gewesen sind, muß dahingestellt bleiben. In der Forschung werden im Blick auf die mit der Institution des IIavEAAfJvlOv jeweils zu verbindenden Abzweckungen, Aufgaben und Zuständigkeiten unterschiedli-
497 V gl. hierzu oben 121. 498 Vgl. hierzu oben 123f. 499 Vgl. hierzu oben l2lffmit A. 468. 500 Vgl. zu dieser Zahl Benjamin, Altars, 80, Fig. 2. Demgegenüber geben SpawforthlWalker, Panhellenion I, 80 nur insgesamt neun asianische Städte und Gebietskörperschaften als Mitglieder der Institution des IIaVEAATJVlOV an. 501 Zu den Umständen der Aufstellung dieser Altäre vgl. unten 13 Off. 502 Vgl. oben zu C.P. Jones 121, A. 467. 503 Kann die Aufstellung von Hadrian geweihten Privataltären als Beleg für die Mitgliedschaft in der Institution des IIaVEAATJVlOV gelten, zählten nachweislich insgesamt 37 Städte und Gebietskörperschaften der Asia Minor zur TOU IIavEAAT]vIOU KOlvwvla (vgl. Benjamin, Altars, 80, Fig. 2). Werden sämtliche Städte und Gebietskörperschaften, in welchen sich Altäre und Statuen, die dem 'AÖptavoc;; 'OAU/lffiOC;; geweiht sind (vgl. hierzu oben 130ff), nachweisen lassen, zu Mitgliedern des IIaVEAATJVlOV gerechnet, ergibt sich für die Asia Minor Z.Zt. der Forschungen Benjamins eine Gesamtzahl von 64 (Altars, 80, Fig. 2).
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che Ansichten vertreten: (a) Am weitesten reichen hier die Vorstellungen lH. Olivers. Er sieht aus griechischem Blickwinkel heraus den Generalzweck des IIavEAA~ VtoV in der Stärkung der griechisch geprägten Kultur, mit deren Hilfe die aus dem Osten kommende und das imperium Romanum gefährdende barbarische Bedrohung abgewehrt werden soll. 504 Darüber hinaus stelle die Institution des IIavEAAT]VlOV ein Forum dar, das es Persönlichkeiten aus dem griechisch geprägten Osten ermöglichte, sich für Führungsaufgaben in der römischen Imperialadministration und für den Senatorenstand zu empfehlen. 505 Diese Möglichkeit böte zumindest den Delegierten des O1lVE5ptov T(DV IIavEAA~vwv einen Anreiz, sich im Rahmen ihrer Delegation für das Wohl der Mitgliedsstädte des IIavEAAT]vtov zu engagieren und somit auch die Rolle und die Akzeptanz der Institution imperium Romanum im Osten des römischen Reiches zu stärken. 506 Bemerkenswert ist, daß Oliver schließlich auch eine gegen Judentum und Christentum gerichtete Abzweckung der Institution des IIavEAAT]vtoV507 erwägt. 508 (b) A.J. Spawforth und S. Walker vermindern dem umfassenden Ansatz von J.H. Oliver gegenüber die Bedeutung des IIavEAA~vtov. Sie betonen in ihrer Beschreibung der Aktivitäten der TOU IIavEAATJviou KOlVwvia zunächst das "routine business",509 das hauptsächlich in der Verwaltung der eigenen K01vwvia, der Aufsicht über den Kult des < A5plavo<;; IIavEAA~vto<;;, der Durchführung der mit diesem Kult verbundenen Spiele, der IIavEAA~vta, und der Anordnung von Maßnahmen zur kultisch-religiösen Verehrung der Nachfolger Hadrians bestehe. Dazu eröffne die Institution des IIavEAAT]vtoV ihren Mitgliedern die Möglichkeit, gegenüber dem amtierenden Kaiser mit einer Stimme zu sprechen. 510 Darüber hinaus könne die Organisation in innerpanhellenischen Streitigkeiten, aber offensichtlich auch in die Institution direkt nicht betreffenden Fragen als Gerichtshof agieren511 und besitze anschei504 Vgl. Oliver, Marcus Aurelius, 133f. 505 Vgl. Oliver, Marcus Aurelius, 135. 506 Vgl. Oliver, Marcus Aurelius, 137. 507 Vgl. Oliver, Marcus Aurelius, 137: "It is altogether possible that the establishment of the Panhellenion should be understood as partly areaction to the Jewish disturbances and to the rise of Christianity" . 508 An J.H. Oliver anknüpfend unterscheidet D. Willers zunächst zwischen der Institution des IIavEAAllVloV zur Zeit ihrer Gründung und den Intentionen, die Hadrian mit ihr verband, auf der einen und der Entwicklung, die diese Institution in nachhadrianischer Zeit genommen hat, auf der anderen Seite. Hadrian, der dem IIavEAA~Vlov eine hohe Bedeutung zumaß, beabsichtigte mit dessen Gründung nach außen eine Stärkung der auf dem Boden des Griechentums gewachsenen Kultur, um so ein Bollwerk gegen Bedrohungen aus dem barbarischen Osten zu schaffen, nach innen einen "Ausgleich der partikularen und divergierenden Interessen und Kräfte der griechischen Welt" (Programm, 98). Integrierender Mittelpunkt der TOU IIavEAATlvlOU KOlV(J)vla wurde der römische Kaiser, wurde Hadrian selbst, dessen kultische Verehrung zu den zentralen Aufgaben des IIavEAA~Vlov gehörte (vgl. 98). In nachhadrianischer Zeit wandelte sich nach Willers diese Institution zu einem kulturellen Bund, der als "ein Ventil für die sozialen und politischen Ambitionen der griechischen Upper-Class" fungierte und ihren Mitgliedern "Gelegenheit [gab], sich mit einer Institution, die auch einen römischen Hauch besass, zu verbinden, während die eigentlichen römischen Karrieren im Ritterstand und im Senat nur ausnahmsweise für Griechen aus dem Osten erreichbar waren" (98). 509 Panhellenion, I, 82. 510 Vgl. im Blick darauf Spawforth/Walker, 83: "The evidence so far considered concerns primarily activities best described as cultural and diplomatie". 5ll Vgl. Spawforth/Walker, Panhellenion 1,83.
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nend .auch Kompetenz in Fragen, die mit der Sicherung des gesellschaftlichen und sozialen Friedens innerhalb der dem IIavEAAf]vlOv angehörenden Städte und Gebietskörperschaften zusammenhingen. 512 (c) Gegenüber lH. Oliver und auch gegenüber A.J. Spawforth und S. Walker reduziert C.P. Jones die Abzweckung des IIavEAAf]vlOV im wesentlichen auf die kultische Verehrung Hadrians und seiner Nachfolger. 513 Dazu gehörte nicht zuletzt auch die Durchführung der mit dieser Institution verbundenen Spiele, der IIavEAAf]Vta. 514 Im Gegensatz zu lH. Oliver und auch zu A.J. Spawforth und S. Walker führt Jones die Gründung der Institution des IIavEAAf]VlOv auf eine Initiative der "EAAT)vE<;; zurück515 und sieht in ihr ein Monument griechischen Selbstbewußtseins und Einheitsstrebens und zugleich einen ritualisierten Reflex aer griechischen Wahrnehmung der römischen Macht. 516 In der Forschung herrscht allerdings Einigkeit darüber, daß die kultisch-religiöse Kaiserverehrung Hadrians und seiner Nachfolger im Zentrum der Aktivitäten der TOU IIavEAAT)viou KOlVuwla stand. 517 Die kultische Verehrung des 'Aoptavo<;; IIavEAAf]VlO<;; wurde in der Hauptsache im 0"T)K6<;; IIavEAAf]vlOv, dessen Errichtung Hadrian den "EAAllVE<;; genehmigt hatte,518 durchgeführt. Der äpXWV519 des IIavEAAf]vlOv hatte zugleich auch das Amt des lEPEu<;; 8EOU 'Aoptavou IIavEAAT)viou und das Amt des aywv08ETT)<;; der mit dem Kult des 'Aoptavo<;; IIavEAAf]vlO<;; verbundenen Spiele, der JlEyuAa IIavEAAf]vta, inne. 520 Aufgrund der Angaben einer von M. Ulpius Appuleius Eurykles, einem bedeutenden Bürger Aizanois, zu verantwortenden Brückenweihinschrift läßt sich die erstmalige Abhaltung der wohl alle vier Jahre veranstalteten521 JlEyuAa IIavEAAf]vta mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Herbst des Jahres 137
512 Vgl. hierzu SpawforthIWalker, Panhellenion I, 83fmit Verweis auf einen Abschnitt der bei Eusebius, hist. ecel. IV 26,4-11 zitierten Apologie des Melito von Sardeis. 513 Vgl. Jones, Panhellenion, 43: "So far it has been argued that the Panhellenion is essentially a religious organization, devoted above all to the cult ofHadrian and later emperors". 514 Vgl. Jones, Panhellenion, 37. 515 Vgl. Jones, Panhellenion, 46. 516 Vgl. Jones, Panhellenion, 47: "In the history ofGreek culture, it [d.h. das IIaVEAMvlOv] is an important monument ot the Greek sense of self and unity, and to Greek perceptions of imperial power". Vgl. hierzu auch die Ausführungen von S.F.R. Price oben 35f. 517 Vgl. hierzu die oben skizzierten unterschiedlichen Ansätze und auch Spawforth, Panhellenion again, 347, der allerdings eine schon von Hadrian beabsichtigte Verbindung zwischen Kaiserkult und der kultischen Verehrung der eleusinischen Gottheiten KopT] und LlT]lltlTT]P sieht: "It now seems reasonable to assume that Hadrian foresaw the worship of the Eleusinian goddesses and the imperial cult as the core-concems ofthe Panhellenion". Zur Verbindung der Institution des IIavEAMvtov mit Eleusis vgl. unten l37f. 518 Vgl. hierzu Cassius Dio LXIX 16,2. 519 Neben dem 6 &PXwv TWV IIavEAMvwv läßt sich als weiteres Amt das des aVTapxwv nachweisen (vgl. Oliver, Marcus Aurelius, NI. 23, Z. 13). P. Graindor erwägt darüber hinaus die Existenz des Amtes des ypallllaTEuc;;, "dont elle [die panhellenische Versammlung] pouvait difficilement se passer (Atbenes, 109). 520 Vgl. hierzu Oliver, Marcus Aurelius, Nr. 28.30, 113-116. In diesen beiden von den &pXOVTEC;; T. Flavius Cyllus und Claudius Iason gemeinsam mit den Delegierten des IIaVEAMvlOv versandten Briefen führen die beiden &pXOVTEC;; jeweils den Titel 6 &PXwv TWV IIavEAMvwv Kat lEPEUC;; 8EOU 'Aopwvou IIaVEAAT]vlOU Kat aywv08ETT]C;; TWV IlEyaAwv IIavEAAT]vlwv. 521 Vgl. hierzu SpawforthIWalker, Panhellenion 1,82.
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n.Chr. datieren. 522 Die Institution des TIavEAAiJvlOv ist ihren Mitgliedern auf dem Feld der kultisch-religiösen Kaiserverehrung weisungsberechtigt gewesen. Dies belegt eine Inschrift aus Thessaloniki, die die dort vorgenommene, auf einen zuvor von ihm selbst genehmigten Beschluß der IIavEAAiJvE<;; erfolgte Errichtung einer Statue des Antoninus Pius anläßlich des Beginns seiner Regentschaft 138 n.Chr. dokumentiert. 523
Mit Grund ist anzunehmen, daß die Weihe des athenischen Heiligtums des ZEU~ 'OAullrrlO~ und die damit verbundene Gründung der Institution des I1avEAAtlVlOV auch dazu führte, daß dem amtierenden Kaiser Hadrian im griechisch geprägten Osten des imperium Romanum Altäre 524 in privaten Häusem525 errichtet worden sind. Der geographische Schwerpunkt der 522 Entscheidend für diese Datierung ist der in der Brückenweihinschrift Z. 10-12 dokumentierte Synchronismus zwischen dem olympischen Agon und den ~EyaAa IIavEAATJvl<X: Tfg; ~ GAb' ~ '0I Au~maool; ~ IIavEA-1 ATlVlaOl ~ I; (Text nach Wörrle, Aizanoi I, 338). Nach M. Wörrle umfaßte die "Olympiade 234 [... ] die Jahre 157 bis 161 ", wobei "der gemeinte Zeitraum mit den Olympischen Spielen von etwa Juli/August 157 begonnen und entsprechend im Hochsommer 161 geendet" (339) hat. Die Einführung der ~EyaAa IIavEAATJvl<X bezeichnet dabei "wohl den konkreten Zeitpunkt [... ] auf den [... ] M. Ulpius Appuleius Eurykles [... ] die Einweihung seiner Brücke verlegt hat" (339). Nach M. Wörrle sind nun folgende Annahmen wahrscheinlich: (a) Der Beginn der vierjährige Amtsperiode der panhellenischen äPXOVTEI; und der Beginn der vierjährigen Sitzungsperiode des panhellenischen auVtOplOV fielen zeitlich mit der Durchführung der alle vier Jahre veranstalteten ~EyaAa IIavEAATJvl<X zusammen (vgl. hierzu 340f). (b) Die ~EyaAa IIavEAATJvl<X sind offensichtlich kurz nach dem olympischen Agon im attischen Monat Metageitnion veranstaltet worden (vgl. hierzu 341f). Da sich nun für das Jahr 157 n.Chr. der Beginn einer neuen Amtsperiode der panhellenischen äPXOVTEI; und der Beginn einer neuen Sitzungsperiode des panhellenischen auVtOplOV wahrscheinlich machen lassen (vgl. 340), ergibt sich aufgrund es o.a. Synchronismus der September 137 n.Chr. als das wahrscheinlichste Datum der erstmaligen Durchführung der ~EyaAa IIavEAATJvl<X. Dennoch geht Wörrle davon aus, daß "die KTIml; des Panhellenion [... ] durch den Synchronismus einer epidaurischen Inschrift auf 131/2 festgelegt" (343) ist. Vgl. zu dieser Inschrift und zu der sich daraus ergebenden Datierung oben 116ff. 523 Vgl. hierzu Oliver, Panachaeans and Panhellenes 1, 189f; im Blick auf diese Inschrift stellt er fest, daß "on the accession of Antoninus Pius the Panhellenies voted hirn honors and submitted a draft of the decree for his approval. Whether he trimmed the list or not is unrecorded, but he permitted the erection of astatue of hirnself in each city and ethnic center, whereupon notification was sent out to the member communities for their action" (190). 524 Benjamin, Altars, 61-83 wies bereits 1963 insgesamt 269 Altäre nach. In den etwa 40 Jahren archäologischer und epigraphischer Forschung zwischen Benjamins Arbeit und der Gegenwart wird die Zahl der Belege sicherlich noch angewachsen sein. 525 Zum exakten Ort der Aufstellung dieser Altäre im Bereich des Hauses vgl. Robert, Decret, 188: ,,Deux places sont normales pour ces autels prives: devant la porte et sur la terrasse". Diese Altäre dienten dazu, den Stadt- oder Staatsgöttern, hier dem amtierenden Kaiser Hadrian, zu entsprechenden offiziellen Anlässen im Kontext des privaten Haushaltes Opfer darzubringen und so die persönliche Loyalität ihnen gegenüber zu erweisen. Eine ähnliche Praxis belegen etwa IMakk 1,54f und IMagn 100, col. b, Z. 38-42. Kern, IMagn, 88 datiert diese Inschrift aufgrund der Form ihrer Schrift in die zweite Hälfte des 2. Jh. n.Chr. Vgl. hierzu allgemein Robert, Decret, 190: "Un autre texte est caracteristique de l'usage de dresser des autels devant les maisons pour y sacrifier et briller de l'encens", und, insbesondere im Blick auf die beiden hier genannten Belege, 191: "L'inscription de Magnesie donne le veritable sens de la phrase du livre des Macchabees: on construit devant les maisons des autels en briques ou en moellons,
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Aufstellung dieser Altäre lag dabei offensichtlich im griechischen Mutterland und in der westlichen Asia Minor, d.h. in der römischen Provinz Asia. 526 Bemerkenswert ist, daß die auf diesen Altären jeweils eingemeißelten Inschriften im wesentlichen den gleichen Wortlaut haben: Der amtierende Kaiser Hadrian wird mit dem Titel' OAUM1I10<;; belegt527 und als GWT~p Kat KTIGTll<;; verehrt. 528 Die in der Parallelität des Wortlautes und couverts des stuc; ils ne sont point du tout reserves aux dieux traditioneis et antiques de la porte et de la maison; ils ne servent pas, dirai-je, aux cultes de la maison, mais a la participation domestique [I] aux cultes de l'Etat, cit6 ou souverain [ ... ] Ces autels prives au nom d'un grand dieu du culte royal etaient la marque du loyalisme des habitants [I]. C'etait une obligation [!]". Vgl. auch Bickermann, Gott der Makkabäer, 119 im Blick auf 1Makk 1,55: "Der makkabäische Aufstand entbrannte aber nicht, weil heidnische Götter in Jerusalem eingezogen waren oder weil die Beschneidung und die Sabbatfeier verboten wurden. Sondern Mattathias, Priester aus dem Geschlecht Jojaribs, griff zu den Waffen, weil Abgesandte des Königs, die Ort für Ort aufsuchten, auch in sein Dorf kamen um die Bevölkerung zum heidnischen Opfer zu zwingen. Anders gesagt: jeder Jude sollte von dem neuen Glauben erfaßt werden. Nichts zeigt dies deutlicher als die Nachricht, dass man nicht nur auf den öffentlichen Plätzen von Jerusalem, sondern auch ,vor den Haustüren' den Götzen opferte (1 M. 1,55). Denn es war Sitte der Zeit vor jedem Haus vorübergehend einen Altar zu errichten, wenn die Bevölkerung ohne Ausnahme [I] an dem Fest des neuen Kultes teilnehmen mußte". 526 Von den von Benjamin, Altars, 61-83 nachgewiesenen 269 Belegen entfallen ca. 130 auf das griechische Mutterland und ca. 100 auf das Gebiet der Provinz Asia. 527 Vgl. hierzu Beaujeu, Religion romaine, 203: "Lancee par l'Empereur lui-meme, la divinisation d'Hadrien comme emanation ou comme hypostase de Zeus connut une vogue prodigieuse. Si les epithetes d'Olympios et Panhellenios semblent etre les seules qu'il ait revetues officiellement et de sa propre initiative, d'autres lui furent conferees par la gratitude et l'enthousiasme publics". 528 Vgl. hierzu Benjamin, Altars, 83, die aufgrund der Analyse der Inschriften auf den von ihr nachgewiesenen Altären das Faktum formuliert, "that the epithet Olympios is used more frequently than any other epithet while the ,Athenian' formula Savior and Founder is by far the most common". Wird nun von der Zahl der von ihr aufgewiesenen Inschriften, die ihr zufolge die Apposition' OAUflmOe;; nicht bieten (vgl. 83, A. 65), die Zahl derjenigen Inschriften subtrahiert, die dieses Epitheton in Kombination mit anderen Titeln belegen oder in denen Hadrian explizit der Name ZEUe;; 'OAUflmOe;; beigelegt wird, bleibt nur noch eine sehr geringe Zahl von Altarinschriften, die den 'OAUfl1rlOe;;-Titel nicht beinhalten. Beispielhaft für das Standardformular einer solchen Altarinschrift sei hier ISmyrn 623 zitiert. G. Petzl gibt den Text dieser Inschrift wie folgt wieder: AUTOKPCXTOPl 'AOptaVWl 'OAufl1riWl awTf)pl 4 Kat KTiOTT]l. Folgende wichtige Abweichungen von diesem Formular lassen sich aufweisen: (a) Hadrian wird innerhalb dieses Formulars explizit mit ZEUe;; 'OAUflmOe;; (vgl. oben) oder anderen Gottheiten identifiziert. Dies ist belegt für Altäre von den Inseln Lesbos (IG XII 2, 183.184) und Samos (Stamatiades, EAMIAKA 1, 163; SEG I 402; Wrede, Misokampos 2d, 9lf; Herrmann, Inschriften aus dem Heraion, Nr. 24, 124; Tölle-Kastenbein, Antike Stadt Samos, 113 (ZEUe;; 'OAUflmOe;; 'Emcpav~e;;)) und aus den Städten Halikamassos (BeanlCook, Halicarnassus Peninsula, Nr. 29, 105), Miletopolis (IMiletupolis 27c.27d [ZEUe;; Ew~p]), Ephesus (IEph 267-271.271A.341O; Knibbeliplikc;:ioglu, Neue Inschriften VIII, Nr. 143, 135; Knibbe/Engelmannliplikc;:ioglu, Neue Inschriften XI 2, Nr. 163), Erythrai (IEry 513 [NEoe;; "HAlOe;;]), Milet (Le Bas/Waddington, Inscriptions I, Nr. 211 (ZEUe;; Ew~p); CousinlDeschamps, Voyage, Nr. lf, 18; IMil I 7,290.301.302)
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der Formulierungen zum Ausdruck kommende Regelmäßigkeit des Formulars der Altarinschriften und die große Zahl der errichteten Altare "imply the official nature of the occasion on which the altars were dedicated to Hadrian Olympios, Savior, and Founder".529 Angesichts des Hadrian in diesen Inschriften beigelegten 'OAU~1flO<;;- Titels läßt sich eine inhaltliche Verbindung der entsprechenden Altäre mit den im Temenos des athenischen Heiligtums des ZEU<;; 'OAU~1flO<;; aufgestellen Statuen des Kaisers, auf deren Basen innerhalb der Kaisertitulatur ebenfalls der ., OAU~1flO<;;- Titel begegnet, nur schwerlich bestreiten. Daher ist der Anlaß, der zur Errichtung der Hadrian geweihten Hausaltäre führte, in der Weihe des ZEU<;; 'OAu~mo<;;-Heiligtums in Athen oder in einem mit dieser Weihe in engem Zusammenhang stehenden Ereignis wie etwa der Gründung der Institution des llaVEAATtVlOV zu vermuten. 530 A. Hupfloher vertritt die These, daß solche kleinen, dem Kaiser Hadrian geweihten Altäre in Sparta im Jahre 124/125 n.Chr., im Zusammenhang mit der Feier des adventus des Kaisers anläßlich seines ersten Besuches in der Stadt, aufgestellt worden sind. 531 Ein solcher Anlaß ist für die hier diskutierten, dem< A5ptavoe;; , OAUJlIDOe;; geweihten Altäre auszuschließen. Die in dieser Weise gehäufte Verwendung dieser Titulatur setzt die Zeit nach der Weihe des athenischen ZEi,e;; , OAuJl1I1oe;;-Heiligtums, also die Zeit nach 131 n.Chr., voraus. 532 Diese Weihe stellte aber den zeitlichen Endpunkt der Inspektionsreisen des Kaisers und damit auch seiner Besuche in der römischen Provinz Asia dar. 533 Daraus folgt, daß die Besuche Hadrians in den Städten der Provinz nicht der Anlaß für die Aufstellung dieser Altäre gewesen sein können. 534 Weitaus näher liegt demgegenüber die Annahme, daß die Altäre im Zusammenhang mit der Weihe des ZEUe;; , OAuJl1I1oe;;-Heiligtums in Athen und der Gründung der Institution des IIavEAA~vlOV in der Provinz Asia provinzweit aufgestellt worden sind. Auf diesen privaten Altären wurden zu offiziellen Anlässen, etwa zu Gedenktagen und Phokaia (Salac, Inscriptions, Nr. 10, 388). (b) In einem in Tralleis aufgestellten Altar wird Hadrians Frau Sabina in die Verehrung mit eingeschlossen. Das Standardformular wird entsprechend ergänzt: Kat I ~aßivn ~E I ßaGTilt (ITra1l47, Z. 7- 9). (c) Der KUGTTJ«;;-Begriff oder dessen Äquivalente entfallen in Altarinschriften von der Insel Lesbos (IG XII 2, 192-196.197(?).198(?). 199(?); IG XII Suppl. 53.56.57), in Inschriften aus Kyzikos (Lolling, Inschriften, 20), Miletupolis (IMiletupolis 27d), Ephesus (lEph 268-271.271A), Milet (IMil I 2, 21; Le BaslWaddington, Inscriptions I, Nr. 211) und Thyateira (TAM V 910). (d) Der 'OAUIl7Ilo«;;-Titel fehlt in Altarinschriften aus Tralleis (ITra1l45-47) und Milet (IMil I 2,23). 529 Benjamin, Altars, 60. 530 Vgl. hierzu Benjamin, Altars, 60: "The official occasion [zur Errichtung dieser Altäre] was the foundation of the Panhellenion and the dedication (somehow connected) of the Olympieion which served to house the dedications ofstatues by members ofthe Panhellenion". 531 Vgl. Kulte, 172; dieser These stimmt Jung, ~OTHP, 167, A. 253 stillschweigend zu. 532 V gl. hierzu oben 111. 533 Vgl. hierzu unten 153ff. 534 Hadrian besuchte etwa die Stadt Pergamon lediglich 124 n.Chr., im Laufe seiner ersten Inspektionsreise, die Altäre wurden im Jahr 131/132 n.Chr., also sieben bis acht Jahre später aufgestellt. Sehr unwahrscheinlich erscheint, daß die Pergamener zwischen diesen beiden Ereignissen noch im Nachhinein einen Zusammenhang hergestellt haben sollen.
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wie dem Geburtstag des amtierenden Kaisers, von privater Seite, in der Regel vom Haushaltsvorstand, Opferhandlungen vollzogen. 535 Diese Opferhandlungen standen in zeitlichem Zusammenhang mit dem Vorbeimarsch der entsprechenden Festprozession an dem jeweiligen Haus. 536 Nach S.R.F. Price wird durch diese privat-öffentlichen Opfer zum Ausdruck gebracht, daß sich das gesamte Gemeinwesen aktiv an ihnen beteiligt. 537 Das bedeutet, daß eine Stadt bzw. eine Gebietskörperschaft insgesamt deren Berechtigung und damit auch die Bedeutung dessen, dem die Altäre jeweils geweiht sind, anerkennen und unterstreichen.
Die Regelmäßigkeit des Formulars der Altarinschriften läßt in Verbindung damit~daß die Errichtung der privaten Hadriansaltäre in mehreren Provinzen des imperium Romanum zugleich belegt ist, darauf schließen, daß der Errichtung dieser Altäre eine staatliche Verordnung zugrundelag. 538 Dabei ist davon auszugehen, daß die Instanz, die ihre allgemeine Aufstellung verordnete, übermunizipalen und auch überprovinzialen Charakters gewesen ist. 539 Durchaus denkbar ist, daß Hadrian selbst derj enige gewesen ist, der als amtierender Kaiser, möglicherweise beeinflußt von seinen Ratgebem,540 die Verordnung zur Aufstellung dieser privaten, seiner Person 535 Den offiziellen Charakter solcher Opferhandlungen, die von Privatpersonen vollzogen werden, betont Hupfloher, Kulte, 172: "Das Opfer wird nicht an einen öffentlich bestellten Beamten oder Priester delegiert, sondern vom einzelnen Haushaltsvorstand selbst vollzogen. Ort der Kulthandlung ist öffentlicher Raum, die Straße, und doch nicht der große, gemeinsame Altar beim Tempel". Robert, Decret, 208 beschreibt diesen privat-offiziellen bzw. privat-öffentlichen Charakter dieser Opfer als "a la fois domestique et public". 536 Vg1. hierzu Hupfloher, Kulte, 172 mit Verweis auf Robert, Decret, 190f: "L. Robert hat an epigraphischen und literarischen Quellen hellenistischer Zeit gezeigt, wie die Bürger beim Besuch des Königs und bei regelmäßig wiederkehrenden Gedenkfesten vor ihrer Haustüre auf Altären Rauchopfer vollziehen, während die Festprozession passiert". 537 Vgl. Rituals and Power, 112: "The involvement of the whole community [I] was [... ] expressed by the regulation that householders should sacrifice on altars outside their houses as the procession passed". 538 Daß der Aufstellung dieser Altäre eine Verordnung bzw. Vorschrift vorausging, bestätigt Habicht, Gottmenschenturn, 261, A. 7, der unter Verweis auf ähnliche Altäre aus dem 3. und dem 2. vorchristlichen Jahrhundert, deren Errichtung auf Verordnungen munizipaler Gremien oder aber des jeweiligen Herrschers zurückgingen, im Blick auf die hier diskutierten Hadriansaltäre feststellt: "Es ist kaum zweifelhaft, daß auch die zahlreichen kleinen Altäre für Hadrian in Athen und vielen anderen griechischen Gemeinden [... ] mit ihrem gleichlautenden Text auf [... ] Vorschriften zurückgehen" (vg1. zu weiteren Belegen 260f und v.a. auch hierzu Robert, Decret, passim und oben 130, A. 525). 539 Es ist m.E. nicht denkbar, daß die zeitlich parallele Aufstellung der privaten Hadriansaltäre, deren Inschriften im wesentlichen der gleiche Wortlaut eignete, auf kohärente Beschlüsse der einzelnen Städte, in welchen diese Altäre belegbar sind, zurückging. Auch die Annahme, daß die einzelnen provinzialen, für die kultische Kaiserverehrung jeweils zuständigen Gremien sich auf die Verordnung der Errichtung solcher Altäre verständigt hätten, hat angesichts der fehlenden institutionellen Verbindungen der einzelnen Gremien und Institutionen untereinander wenig Wahrscheinlichkeit für sich. 540 Da der Sophist und Kaiserfreund Antonius Polemon bei der Einrichtung der Institution des IIavEAAllvlOV und deren konzeptioneller Ausgestaltung offensichtlich eine nicht unerhebliche Rolle gespielt hat (vg1. hierzu oben 121), legt sich die Annahme durchaus nahe, daß die hier
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geweihten Altäre erließ oder eine entsprechende, von Seiten anderer Personen oder Institutionen541 ergangene entsprechende Anweisung oder Aufforderung zumindest genehmigte. 542 Die oben dargestellte schwerpunktmäßige Verbreitung der Hadrian geweihten Altäre in den Provinzen des heutigen Griechenland 1illd in der diesem benachbarten und mit diesem als ihrem griechischen Mutterland eng verbundenen Provinz Asia spricht für die Annahme, daß die für die Anordnung ihrer Aufstellung Verantwortlichen als geographischen Bezugsrahmen den potentiellen Einzugsbereich der TOV llavEAATlvlOU KOlvwvla543 wählten. Ob der in den Altarinschriften begegnende Titel KTI<JTT]<;; lediglich auf die Gründung der Institution des llavEAAi]vlOv zu beziehen ist, muß aber angesichts des hier vorliegenden unspezifischen Gebrauchs dieser Titulatur und auch angesichts des Sachverhalts, daß Hadrian hier als 'OAUJlKlO<;; und nicht als llavEAAi]vlO<;; verehrt wird, bezweifelt werden. Die offensichtlich bewußt allgemein gehaltene und nicht näher bezeichnete Doppeltitulatur <JwTIl P Kai KTI<JTT]<;;544 läßt vielmehr die Vermutung wahrscheinlich erscheinen, daß mit ihr der princeps Hadrian als universaler545 Retter und als Schöpfer und Garant diskutierte Verordnung zur Errichtung der Hadrian geweihten Altäre in privaten Häusern u.a. auch auf seinen Rat und Einfluß zurückging. 541 Angesichts der Entwicklung der Organisation der Institution des IIavEAMvlOV (vgl. hierzu oben 116ft) ist nicht wahrscheinlich, daß die 132 n.Chr. verordnete Errichtung dieser Privataltäre auf eine Anweisung der unmittelbar nach Gründung der Organisation höchstens rudimentär vorhandenen, provisorischen Leitung dieser Institution zurückging. 542 In diese Richtung denkt Jung, I:OTHP, 167: "Der gleichbleibende Text läßt auf einen vorgeschriebenen Wortlaut schließen, welcher durch den Kaiser selbst verfügt wurde". 543 Zu diesem Begriffvgl. Oliver, Marcus Aurelius, Nr. 1, plaque 11, Z. 21. 544 Diese Doppeltitulatur erinnert an die Bezeichnung des Augustus als aWnlP ~IlWV in der sog. Kalenderinschrift (vgl. hierzu oben 25ft). Nach Bellen, Art. Ktistes, in: KP 3, 370fwurde mit diesem Begriff insbesondere "derjenige Gott oder Heros, auf den eine griech.[ische] Stadt ihre Gründung (oft nebst Namen) zurückführt, den sie kult.[isch] [ ... ] verehrt und dessen sie sich vielfältig [ ... ] rühmt" (370), bezeichnet. Nach Volkmann, Art. Soter, in: KP 5, 289 bezeichnete der Terminus aWTIlP "unter Einfluß der Stoa, der Mysterien und der pers. [önlichen] Tradition, die den Saoshysant, den ,Errettenden' kennt [ ... ] de.[n] Heilbringer einer neuen Weltzeit, de.[n] Weltenheiland". Zu den unterschiedlichen semantischen Aspekten des aWTIlP-Begriffs in paganen Quellen und Inschriften vgl. jetzt ausführlich Jung, I:OTHP, 45-176. 545 Für den universalen Bezug dieser Doppeltitulatur spricht, daß Hadrian sein Wirken als aWnlp Kat KTiaTT]~ als 'OMllmo~, d.h. als mit der Gottheit ZEU~ 'OMllmo~ assimilierter bzw. identifizierter Herrscher (vgl. hierzu oben 131, A. 528), durchführt. Da ZEU~ ein universales Retteramt ausübt und "alles aufrechterhält und so den Fortbestand der Welt sichert und garantiert" (Jung, I:OTHP, 105; vgl. insgesamt 105-111; vgl. hierzu auch Fears, Cult of Jupiter, 95), ist auch die aWTIlP-Funktion des mit dieser Gottheit verbundenen Kaisers Hadrian als eine universale anzusehen. Vgl. hierzu auch Jung, I:OTHP, 169: "Der Retter Hadrian verfolgte somit eine eindrückliche Doppelstrategie. Zum einen übernahm er durch die Gleichsetzung mit Zeus Olympios die Rolle des irdischen Mittlers der alles-erhaltenden göttlichen Macht. Zum anderen versuchte er diesem universalen Anspruch des Retter-Seins [I] nicht nur durch kultische Verehrung im Bewußtsein der Untertanen Geltung zu verschaffen, sondern ihn auch durch kaiserliche Wohltaten als Soter und Ktistes unter Beweis zu stellen". Zu ZEU~ als universalem aWTIlp vgl. etwa Ailios Aristeides, El<;; D.{a 29f.
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weltweiter und umfassender Wohlfahrt geehrt werden soll.546 Die 'Institution des IIavEAA~vlOV, deren formale Gründung der Kaiser im Zusammenhang mit der Weihe des athenischen ZEU~ 'OAu~mo~-Tempels beschloß und verkündete, stellte allerdings, zumindest für die staatlich-imperiale Propaganda, ein wichtiges Element zur Sicherung dieser weltweiten und umfassenden Wohlfahrt dar. 547 Durch dessen u.a. in der römischen Provinz Asia durchgeführte provinzweite Verehrung als aWnlP Kai KTIaTTJ~ wird der amtierende Kaiser Hadrian in seiner Bedeutung für die allgemeine Wohlfahrt und die glückliche und gesicherte Zukunft der Provinz Asia mit dem Begründer des römischen Prinzipats, dem ersten princeps Augustus, auf eine Stufe gestellt. 548 In der sog. Kalenderinschrift und in den in ihr dokumentierten Beschlüssen sind der Beginn der Herrschaft des Augustus als Rettung der Welt und Anfang einer neuen Heilszeit und Augustus selbst als neuer universaler Heilsbringer qualifiziert worden. 549 In gleicher Weise wird auch Hadrian durch seine u.a. in der Provinz Asia durchgeführte provinzweite Verehrung als aWTtlp Kai KTIaTTJ~ als universaler Retter propagiert und seine Regierungszeit als neue Heilszeit definiert. Über diese Hausaltäre hinaus weist A.S. Benjamin für den griechisch geprägten Osten des imperium Romanum 154 Statuen Hadrians, davon immerhin 26 in der Provinz
546 Vgl. hierzu Weber, Geschichte, 220: "Der Titel ,KTloTT]C;;', den fast alle Ehreninschriften tragen, ist daher, in der gleichen Weise wie die anderen ihm [d.h. Hadrian] gegebenen auf eine gemeinsame Anerkennung zurückgehend, der zusammenfassende Ausdruck des Dankes für die Verleihung und Annahme [... ] [von Stiftungen]. Wie er OWT~P genannt wird, um seine Hilfstätigkeit dem Elend der wirtschaftlichen und geistigen Kultur gegenüber zu charakterisieren, so ist er KT10TTJ~, der Wiederbegründer des alten Griechentums". Zum Umfang der Stiftungen Hadrians vgl. etwa Winter, Staatliche Baupolitik, 349-354. Jung, I:OTHP, 169, A. 268 merkt an, daß Hadrian mit seinen Stiftungen, Hilfen und unterstützenden Maßnahmen "alle anderen Kaiser übertrifft". Eine Zusammenfassung der Aktivitäten Hadrians bietet Pausanias I 5,5, die konkrete Umsetzung der Rolle Hadrians als OWT~P Kat KT10T% beschreibt anschaulich Cassius Dio LXIX 5,2f. Vgl. zum Gesamtzusammenhang auch Ailios Aristeides, Ek 'PWIlTJV 89. 547 Den Bezug der Bezeichnung KTIOTT]~ u.a. auf die Gründung der Institution des IIavEAMvlOV vermerkt Benjamin, Altars, 60: Der Titel ",Founder,' then, implies also [I] Founder ofthe Panhellenicin". 548 Vgl. etwa Benjamin, Altars, 57, A. 2: "In his emphasis on the imperial cult, Hadrian consciously followed the precedents set by Augustus [... ] but reshaped the policies of the cult of the emperor into a design which was far broader than that of Augustus". Ähnlich auch Beaujeu, Religion romaine, 126f: "Mais ce qu'il [d.h. Hadrian] veut, avant tout, c'est marcher dans les traces d'Auguste: non content de lui temoigner sa ferveur en reconstruisant ya et hlles temples qui lui etaient dedies, comme a Tarragone, il s'affirme, a partir de 123 surtout, par dela toute la serie des regnes intermediaires et en vertu d'une sorte de filiation surnaturelle plus forte que ne le serait le lien dynastique, l'heritier direct de celui qui, 150 ans plus tot, a fonde le principat". Vgl. hierzu die Beschreibung der Taten des Augustus in der sog. Kalenderinschrift von Priene, IPriene 105, Z. 32-39 (vgl. hierzu oben 25ft), die durchaus mit der Darstellung der Taten Hadrians bei Cassius Dio (vgl. hierzu oben A. 546) zu vergleichen ist. 549 Vgl. hierzu oben 32.
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Asia, nach. 550 Die auf ihren Basen eingemeißelten Inschriften "like the altars, most often bear the epithet Olympios (sometimes Olympian Zeus and Panhellenios [ ... ]) while the formula ofSavior, Founder, and Benefactor (less often) is very common".551 Auch hinsichtlich der Aufstellung dieser Statuen läßt sich aufgrund der in den Inschriften auf ihren Basen gebrauchten Epitheta ein Zusammenhang mit der Weihe des athenischen ZEl>e,; 'OAu/lIDoe;;-Heiligtums und der damit verbundenen Gründung der TOU ITavEAAllviou KOlvwvia vermuten. Gleiches gilt sicherlich auch hinsichtlich der städtischen Münzprägung im östlichen Teil des imperium Romanum, in der anläßlich der Weihe des Heiligtums des ZEUe;; 'OAU/lIDOe;; in Athen und der damit zusammenhängenden Gründung der Institution des ITavEAAtlVlOV der 'OAU/lIDOe;; -Titel in die auf den Kaiser bezogenen Münzlegenden aufgenommen worden ist. Hadrian wurde dementsprechend etwa als MPIANO~ KAI~AP OAYMITIO~ tituliert. 552 Zu fragen ist, in welchem Zusammenhang mit dem Heiligtum des ZEUe;; 'OAU/lIDOe;; in Athen die an das Exzerpt aus Cassius Dio LXIX 16,1 anschließende Notiz des Historiographen steht, in der er davon spricht, daß Hadrian den Griechen erlaubte, ein Heiligtum seiner selbst, Panhellenion genannt, zu errichten: TOV TE <JT]KOV TOV €aUTOU, TO ITavEAAtlVlOV WVO/lacr/lEVOV, olKo50/ltlcracr8m TOle;; " EAAllmv t:1rETPE1pE Kat aywva br' at)T(~ KaTEcrTf]craTo. 553 D. Willers identifiziert das von Cassius Dio mit dem Begriff crllKOe;; charakterisierte ITavEAAtlVlOV mit dem Heiligtum des ZEUe;; 'OAU/lIDOe;; in Athen. 554 Diese Identifikation begründet er (a) mit der oben wiedergegebenen555 Weihegeschenkinschrift aus Epidauros, die "Olympieion und Panhellenion in einem Atem nennt" ,556 (b) mit den "panhellenischen Bezügen der [im Ternenos des Heiligtums des ZEUe;; 'OAU/lIDOe;; aufgestellten] Statuen Hadrians"557 und (c) mit dem Hinweis, daß das nördlich von dem Heiligtum gelegene Hadrianstor558 als Wegmarke auf dem Weg von der Stadt zum Heiligtum von der Institution des ITavEAAtlVlOV errichtet worden sei. 559 Demgegenüber plädiert C.P. 550 Vgl. Altars, 83-86. 551 Benjamin, Altars, 83. 552 Dies ist für die Provinz Asia belegt etwa für die Städte Ephesus (BMC Ionia 224-230, 77) und Came (BMC Troas, Aeolis and Lesbos 2, 102). 553 Cassius Dio LXIX 16,2 ("He allowed the Greeks to build in his honour the shrine which was named the Panhellenium, and instituted aseries of games in connection with it"; Text und Übersetzung nach Cary, Dio's Roman History VIII, 452f). 554 Vgl. Willers, Programm, 99. 555 Vgl. hierzu oben 111. 556 Willers, Programm, 99. 557 Willers, Programm, 99. 558 Dieses Bauwerk definiert D. Willers bautypologisch als ein Mixtum von (Fest-)Tor und Bogen: "Die untere Hälfte zitiert das römische Schema des Ehrenbogens, während das Obergeschoss von der Tradition der griechischen Propyla und Torbauten herkommt [... ] Die [... ] Frage, ob der Bau Tor oder Ehrenbogen sei, lässt sich [... ] nicht mit einer einfachen Entscheidung beantworten [... ] Wenn also hier bisher überwiegend von Hadriansbogen gesprochen wurde, dann ist das nicht die allein richtige Bezeichnung [... ] Der Bau ist ebenso (Fest-)Tor" (Programm, 91f). 559 D. Willers führt diesen Nachweis im wesentlichen durch einen Vergleich der Architektur des athenischen Hadrianstores mit derjenigen des Hadrianstores in Eleusis (Programm, 7285.93-96). Da der Vergleich wesentliche Übereinstimmungen im Blick auf die Architektur beider Bauwerke und damit auch im Blick auf den jeweils dahinter stehenden Baugedanken
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Jones zunächst für eine Unterscheidung des von Cassius Dio als IIaVEAArlVlOV bezeichneten Bauwerks und dem athenischen Heiligtum des ZEUc,;; 'OAUIlIDOc,;;. Dies begründet Jones im wesentlichen damit, daß (a) die Errichtung des Bauwerks IIaVEAArlVlOV Cassius Dio zufolge auf eine Initiative der "EAAllVEc,;; zurückging, während die Vollendung des Heiligtums des ZEUc,;; 'OAUIlIDOc,;; sich der Initiative Hadrians verdankte,560 und daß (b) mit dem Gebäude und mit der Institution des IIaVEAArlVlOV wohl die Verehrung des Kaisers, nicht aber die des Gottes ZEUc,;; verbunden gewesen561 ist. Dabei siedelt Jones sowohl die Institution als auch das Bauwerk IIaVEAArlVlOV nicht in Athen, sondern in Eleusis an und verbindet beides mit dem dort existierenden Tempel der Göttinnen LlllllrlTllP und K6Pll. 562 Dabei beruft er sich (a) auf die Errichtung zweier Kopien des in Athen errichteten Hadrianstores563 vor dem Haupteingang des eleusinischen Heiligtums der beiden Göttinnen, auf die auf diesen Toren jeweils eingemeißelte Weihinschrift TOlv 8Eolv KaI T4J aUToKp<XTOpt 01 IIavEAAllvEc,;;564 und auf in den Giebeln dieser Tore jeweils aufgestellten Statuen Hadrians565 und seiner Nachfolger, und (b) auf inschriftliche Belege, die s.E. eine Verbindung der beiden in Eleusis verehrten Gottheiten mit der innerhalb des IIaVEAArlVlOV praktizierten kultischen Verehrung Hadrians und der panhellenischen Institution und ihrer Amtsträger aufzeigen. 566 zutage fördert, sich für die Errichtung des eleusinischen Hadrianstores aber die Institution des IIavEAMvlOV als Auftraggeber nachweisen läßt, ist Willers zufolge "die Wahrscheinlichkeit gross [... ] dass in Eleusis derselbe Bauherr erneut der Auftraggeber war, auf den bereits das [athenische] Vorbild zurückging. Das heisst aber, dass das Panhellenion das Athener Tor errichten liess" (96). 560 Vgl. Jones, Panhellenion, 33: "Dio's statement that the Panhellenion was built by the Greeks in honor ofHadrian is [... ] corroborated by the inscriptions: there is therefore a prima facie case for distinguishing it from the temple ofZeus panhellenios, given by Hadrian to Athens". 561 Vgl. Jones, Panhellenion, 32: "His [d.h. die von Cassius Dio gewählte] expression OT]KOV EauTou surely implies that this sanctuary [... ] was for the cult ofthe emperor [... ] But the inscriptions [d.h. die mit dem Gebäude und der Institution des IIavEAMvlOV in Verbindung zu bringenden epigraphischen Zeugnisse] never say that the Panhellenes worshipped Zeus, nor do any of the texts relative to the Panhellenion talk of Hadrian as Zeus Panhellenios". Willers, Programm, 60.62 begegnet diesem Argument, indem er postuliert, daß es sich bei dem von Cassius Dio als IIavEAMvlOV bezeichneten Heiligtum um eine im Zuge der Divinisierung Hadrians, die die zu dessen Lebzeiten noch existierenden Unterschiede zwischen Kaiser und Gott endgültig aufhob, von dem Historiographen unmittelbar auf den Kaiser bezogene, zuvor auf ZEl>l;; ausgerichtete Kultstätte handelte: ,,[ ... ] dass der Kultbau eines Hadrianos Panhellenios, wie Cassius Dio ihn darstellt, nicht auch noch zeitgenössisch hadrianisch ist, sondern die Anverwandlung eines Zeusheiligtums in der Folge der Divinisierung des Kaisers ist" (62). 562 V gl. Jones, Panhellenion, 36. 563 Vgl. hierzu oben. 564 Willers, Programm, 95, identifiziert den hier genannten Kaiser offensichtlich im Unterschied zu c.P. Jones nicht mit Hadrian, sondern mit "Marc Aurel oder wahrscheinlicher noch gar erst [mit] Commodus". 565 Hier folgt C.P. Jones einer Erwägung von Clinton, Mysteries, 1533. Dabei gibt er die auf der Basis der Statue Hadrians eingemeißelte Inschrift folgendermaßen wieder: 8EOl;; 'AOptaVOI;; 'EAMVlQl;;. 566 Im einzelnen führt C.P. Jones drei epigraphische Belege an: (a) eine von Wörrle, Aizanoi I, 338 edierte Inschrift, der zufolge Eurykles, ein ehemaliger äpxwv des IIavEAMvlOV, dem amtierenden Kaiser Antoninus Pius, seinem Amtsvorgänger Hadrian, den beiden eleusinischen Gott-
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Die Kaiser der flavischen Dynastie und die Adoptivkaiser
Unabhängig von der umstrittenen Ansiedlung des mit der Institution des rravEAA~ VlOV zu verbindenden Heiligtums in Eleusis ist mit c.P. Jones und gegen D. Willers davon auszugehen, daß es sich bei dem von Cassius Dio mit rravEAA~vlOV bezeichneten Heiligtum um ein von dem athenischen Tempel des ZEll<;; 'OAu~mo<;; zu unterscheidendes handelt. Die Darstellung des Cassius Dio in LXIX 16,1 f macht die Annahme, daß es sich bei dem von ihm 'OAu~mov genannten Heiligtum567 und dem mlKO<;;568 rravEAA~vlOV um zwei nicht miteinander zu identifizierende Bauwerke handelt, wahrscheinlich. Nach Pausanias errichtete Hadrian den Athenern neben dem Heiligtum des ZEll<;; 'OAu~mo<;; ein (auch) dem ZEll<;; rraVEAA~vIO<;; geweihtes Heiligtum: 'Aoplavo<;; OE KaTE01(EUUaaTo ~EV Kat äAAa 'ASTJValOl<;;, vaov "Hpa<;; Kat ßIO<;; rraVEAATJVlOU Kat SEOl<;; TOl<;; rrumv 1.EPOV KOlVOV, Ta OE EmcpavEaTaTa EKaTov Etm KlOVE<;; PUYlOU AlSOU. 569 Unbesehen der interpretatorischen Schwierigkeiten dieser Passage 570 läßt sich nicht von der Hand weisen, daß Pausanias zufolge ZEll<;; 'OAu~mo<;; und ZEll<;; rraVEAA~VlO<;; in Athen in zwei voneinander zu unterscheidenden Heiligtümern verehrt worden sind.
Fazit: Im Rahmen der u.a. in der römischen Provinz Asia provinzweit durchgeführten Verehrung des amtierenden Kaisers Hadrian als OluTI] P Kat KTIaTTJ~ erscheint der Regent als universaler Heilsbringer und seine Herrschaft als eine Epoche universalen Heils. 571 Damit wird die Bedeutung der Person Hadrians derjenigen des Augustus, so wie sie in der sog. Kalenderinschrift und heiten und weiteren Göttern eine Brücke weihte (vgl. Jones, Panhellenion, 36), und (b) zwei von Oliver, Marcus Aurelius, Nr. 15f, 103f edierte Inschriften, die Jones zufolge indizieren, daß ein panhellenischer äpxwv "established an endowment towards the expenses of the festival of the Mysteries [... ] on which the Panhellenes drew to make dedications to the goddesses" (Jones, Panhellenion, 36). Zur Verbindung des llavEAMvlOV mit Eleusis vgl. darüber hinaus oben 129, A. 517. 567 Vgl. LXIX 16,1 und oben 136. 568 Zur Definition des Begriffs mlKO<;; vgl. Jones, Panhellenion, 31 f. 569 I 18,9 ("Hadrian baute den Athenern unter anderem einen Tempel der Hera und des Zeus Panhellenios und ein gemeinsames Heiligtum für alle Götter, das Großartigste aber sind hundert Säulen aus phrygischem Marmor"; Text nach Jones, Pausanias I, 90, Übersetzung nach Eckstein, Pausanias, Reisen in Griechenland, 103). 570 Hinsichtlich ihrer Interpretation bleibt zu fragen, ob hier "ein gemeinsamer Tempel für Hera und Zeus oder insgesamt drei Bauten gemeint" (Willers, Programm, 54) sind. Strittig ist auch, ob das von Pausanias hier benannte Heiligtum mit dem von Cassius Dio llavEAMvlOV bezeichneten Bauwerk (vgl. oben) identisch ist; vgl. hierzu Jones, Panhellenion, 36. 571 Vgl. hierzu Beaujeu, Religion romaine, 203, der im Blick auf die Verehrung Hadrians als , ÜAU/l1IlO<;; und dessen daraus sich ergebende Assimilation bzw. Identifikation mit der höchsten Gottheit des griechisch-hellenistischen Pantheon (vgl. hierzu oben 130ft) bemerkt: "Consideree dans son cadre, l'institution officielle du culte double d'Hadrien-Zeus Olympios (Panhellenios) en Grece [und mutatis mutandis auch in der westlichen Asia minor] constitue une creation aussi puissante et ca1culee que celle du culte de Rome et Venus a Rome; imprevue, mais s'inscrivant dans une longue tradition, originale, mais composee d'elements preexistants, la formule, lancee a grand renfort de !etes et d'orchestration monetaire, vise dans les deux cas a provoquer un choc psychologique, a bousculer la routine, a accroitre la confiance, l'euphorie, l'energie creatrice, en ouvrant les portes d'une ere nouvelle, en promettant et en suscitant la prosperite et la solidarit6".
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in den in ihr enthaltenen Beschlüssen dokumentiert wird, angeglichen. Darüber hinaus gewinnt die kultisch-religiöse Verehrung Hadrians in der Provinz Asia, auch hierin deIjenigen des Augustus vergleichbar, einen über die Dimension des Kultus im engeren Sinne hinausreichenden Aspekt: Sie führt zu einem neuen Verständnis der Zeit insgesamt, indem sie die Gegenwart als eine neue Heilszeit definiert. Durch die vom Kaiser verordnete, zumindest aber genehmigte, u.a. in der Provinz Asia flächendeckend belegbare Weihe von dem 'Aoplavo<;; 'OAU/-lIDO<;; geweihten privaten Hausaltären tritt die kultisch-religiöse Verehrung des amtierenden Kaisers, auch wenn sie offizielle und öffentliche Praxis bleibt, in den privaten, häuslichen und familiären Bereich hinein. Dadurch wird die einzelne Privatperson mit der kultisch-religiösen Kaiserverehrung weit unmittelbarer und intensiver als bisher konfrontiert. Die Beteiligung des Einzelnen an der kultisch-religiösen Kaiserverehrung wird in weit höherem Maße als bisher kontrollierbar, die Möglichkeiten, sich von ihr von der sozialen Umgebung unbeachtet dispensieren zu können, werden erheblich eingeschränkt. Mit der Gründung der im wesentlichen auf die kultische Verehrung Hadrians und seiner Nachfolger ausgerichteten Institution des navEAA~vlOV erhält die kultisch-religiöse Verehrung Hadrians im griechisch geprägten Osten des imperium Romanum zugleich eine überprovinziale Ausrichtung und einen entsprechenden institutionellen Rahmen.
3.3 Der Sophist Antonius Polemon und sein Verhältnis zu Hadrian Angesichts des nach ISmyrn 697 572 offensichtlich bedeutenden Einflusses des Sophisten Antonius Polemon auf Hadrian ist es notwendig, im Rahmen der Frage nach der Verehrung dieses Kaisers in der Provinz Asia die Person des Antonius Polemon und dessen Rolle innerhalb des Verhältnisses zwischen Kaiser und Provinz genauer in den Blick zu nehmen. Die wichtigste Quelle :für Leben und Werk des Sophisten Antonius Polemon ist die ausführliche, allerdings anekdotische Darstellung573 in den vitae Sophistarum des Philostratos. 574 Dazu treten zwei epigraphische Belege aus Smyma, ISmym 676575 V gl. hierzu oben 92ff. Zur Darstellungsweise des Philostratos vgl. Gärtner, Art. Philostratos.5, in: KP 4, 780-783: "Vollständigkeit im einzelnen ist nicht erstrebt, vielmehr bietet P.[hilostratos] in wohlberechnetem Plauderton und in mehrfach variierter Reihenfolge Anekdoten, Stilproben und -urteile sowie in strengerem Sinne biogr.[aphisches] Material" (781). 574 Philostratos, v.soph. 125 (530-544). Nach Gärtner, Art. Philostratos.5, in: KP 4, 781 ergibt sich aufgrund der Tatsache, daß die vitae dem proconsul Antonius Gordianus gewidmet worden sind, als ::;pätestmöglicher Termin ihrer Abfassung das Jahr 238 n.Chr. 575 Nach Keil, Inschriften der Agora 11, 58 ehrt die Stadt Smyma mit dieser Inschrift einen befreundeten oflllO~. Die Initiative zu dieser Ehrung geht auf den Sophisten Antonius Polemon zurück (Z. 5-8). G. Petzl gibt ihren Text folgendermaßen wieder: 572
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und 697, und zwei Belege aus Pergamon, AvP VIII 3,33 576 und eine von H. Hepding edierte Inschrift. 577
Marcus Antonius Polemon, ein Nachfahre des letzten pontischen Königs Polemon II,578 wurde etwa um 88 n.Chr. in Laodikaia in Phrygien geboren. 579 Seine Ausbildung zum Sophisten und Rhetor580 erhielt er in Smyrna hauptsächlich581 bei Skopelianos,582 Apollophanes und Timokrates. 583 Seine [ '0 01«;; VEWKOP0«;; ?] p:::l1upva{wv Ölll1]O«;; [TOV Aal11fp ?]ov Öll[110V] 4 [TWV a.]ÖEAcpWV [ ] ]wv, E10TlYTJ[ OHI1E][ [vou] MupKou 'A[VTWVl][ou II]oAEl1wv[ 0«;; Toil] 8 [00]cp10T[ oil)' ] [ ]. Zur Familie des Polemon vg1. darüber hinaus noch ISmyrn 614. 576 Diese Inschrift belegt die Weihe einer Statue seines Vorbildes Demosthenes im pergamenischen Asklepieion, die Polemon, motiviert durch einen entsprechenden Traum, vorgenommen hat. C. Habicht gibt den Text der Inschrift folgendermaßen wieder: ~TJI1008EVTJV ~TJI1008EVOU«;;
IIatavtEa IIoAEl1wV KaT<X övap. 577 Hepding, Arbeiten zu Pergamon, Nr. 15,286-291 (vg1. in Teilen auch bereits AvP VIII 2, 273). Bei dieser Inschrift handelt es sich um eine Sammlung mehrerer Aktenstücke bzw. Briefe der Kaiser Traian und Hadrian an die Pergamener. Der im vorliegenden Zusammenhang interessierende BriefHadrians an ßouM und Ölll10«;; von Pergamon umfaßt die Z. 14-18: [ ... ] AUTOKPUTWP Ka'ioap 8co]il Tpa'iavoil II[apTtKoil uio«;;, 8co]il NEpoua 15 uiwvo«;;, Tp[a'iavo«;; 'Aöptavo«;; LEßaoTo«;;, a.PX1EPEU«;; I1EYl<J]TO«;;, ÖTJlmp[XtKll«;; E~ouma«;; T]O 1«;;', ü1faTO«;; TO y', 1f[aTi)p 1faTpiöo«;;, IIEPyal1TJVWV Tfl ßOUATI Kai T~ Ö~]I14l xa{pE1V· [- - -] 'AVTwviw IIOAEI1WV[l - - - - - - -]wv. E1fPE[oßwoav .... NU]I1CPiöo«;; Kai 'IoUAlO[«;; - - - - - A]UTOKPUTWP [ ... ]. Als Alternativlesart zu E1fPEoßEuoav (Z. 17) gibt Hepding E1fPEOßWOV an (vg1. 291). Er datiert diesen Brief in das "J. 131/132" (291) und erwägt hinsichtlich der Abzweckung des Briefes, daß "der Kaiser [ ... ] darin vielleicht auf die Mitteilung über eine Ehrung seines Freundes, des Sophisten Antonius Polemon in Smyma [antwortet], der bei dem zweiten Aufenthalt Hadrians in Asien 130 wie :für Smyrna, so auch auchfür Pergamon einige kaiserliche Wohltaten vermittelt haben mag" (291). 578 V g1. hierzu Petzl, ISmym H, 1, 110. 579 Zu Zeit und Ort vg1. Stegemann, Art. Polemon.l 0, in: PRE XXI 2, 132lf. 580 Vg1. die Bezeichnung des Polemon als P~TWP Kai OOCP10~«;; LoilÖa IV, 1f 1889, 158f. 581 So Stegemann, Art. Polemon.l 0, in: PRE XXI 2, 1322. 582 Zu Skopelianos vg1. Wolbergs, Art. Skopelianos, in: KP 5, 237. Nach Wolbergs gelangte der um 100 n.Chr. lebende Schüler des Niketes (zu Niketes vg1. Dreyer, Art. Niketes.2, in: KP 4, 103) "als Advokat und Lehrer der Rhetorik in Smyma zu großem Ansehen [ ... ] [und] wurde [ ... ] mehrfach mit Gesandtschaften zum Kaiser betraut". 583 Zu Timokrates vgl. Dörrie, Art. Timokrates.7, in: KP 5, 843. Nach Dörrie stammte Timokrates aus Herakleia am Pontos und lehrte um 130 n.Chr. als Philosoph in Smyma. Selbst 4
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erste Gesandtschaft ruhrte Polemon, offensichtlich im Auftrag der Stadt Smyma, vor 113 n.ehr. nach Rom zu Kaiser Traian584 . Neben seinen Tätigkeiten als Gesandter rur Smyma585 und als Lehrer rur Rhetorik586 betätigte sich Polemon bisweilen als Gerichtsredner. 587 In Smyma übte er darüber hinaus das Amt eines O"TpaTTJYo~ E1TI TWV Ö1TAWV,588 das eines Priesters des Bakshos589 und schließlich dasjenige eines Agonotheten der Schüler des Euphrates von Tyros (zu Euphrates von Tyros vg1. Kiechle, Art. Euphrates.2, in: KP 2, 436), "war T.[imokrates] [... ] 4 J.[ahre] lang Lehrer des Polemon". Innerhalb eines in Smyrna ausgetragenen Konkurrenzkampfes zwischen Skopelianos und Timokrates ergriff deren beider Schüler Polemon die Partei des letzteren. Nach W. Stegemann "ist es sehr wohl möglich, daß P.[olemon] seine Vorliebe für die Physiognomik [d.h. Lehre von der Fähigkeit, aus der Physiognomie auf innere Eigenschaften zu schließen] Anregungen dieses Lehrers [d.h. Timokrates] verdankte" (Art. Polemon.1 0, in: PRE XXI 2, 1322). 584 So Jüttner, Vita, 26f. Diese Gesandtschaft, die Polemon für seinen Lehrer Skopelianos übernahm, im Verein mit dem Beginn seines selbständigen Auftretens als Sophist um 108 n.Chr. markiert den Beginn seiner öffentlichen Wirksamkeit. V g1. hierzu Stegemann, Art. Polemon.lO, in: PRE XXI 2, 1323f. 585 Vg1. hierzu Stegemann, Art. Polemon.lO, in: PRE XXI 2, 1331: "P.[olemon] war auch stets bereit, für Smyrna Rechtssachen durchzufechten oder wichtige und kostspielige Gesandtschaften zu übernehmen". Darüber hinaus vg1. zur finanziellen und materiellen Förderung Smyrnas durch Polemon bereits oben 94f und 1330-1332, zur wissenschaftlichen Förderung der Stadt durch den Rhetor und Sophisten vg1. 1328: Der Sophist "verfolgte [... ] das ideelle Ziel, Smyrna zum geistigen Mittelpunkt von Kleinasien zu machen". 586 Stegemann, Art. Polemon.lO, in: PRE XXI 2, 1324f. 587 Stegemann, Art. Polemon.lO, in: PRE XXI 2,1328. 588 Zu diesem Amt und seinen Zuständigkeiten innerhalb des smyrnäischen Kollegiums der <JTpaTTJyol vg1. Caddoux, Ancient Smyrna, 194: "In the second and third centuries A.D., we find a General taking charge of the situation when fire breaks out at night, consulting the Council on the occasion of famine, conc1uding the proceedings in the ensuing Public Assembly, and sending a message to a Temple-Warden to prevent hirn allowing a Public Assembly to be held". Nach Stegemann, Art. Polemon.10, in: PRE XXI 2, 1329 scheint dieses Amt, das jeweils immer nur von einer Person ausgeübt wurde und das Polemon schon unter Hadrian innehatte, "die höchste Gewalt in Smyrna gebildet zu haben". Vg1. ähnlich auch Bowie, Art. M. Antonius Polemon, in: DNP 10, 9, der dieses Amt als "Hauptmagistrat" bezeichnet. "Erst in den letzten Jahren der Herrschaft Hadrians" (so Stegemann, Art. Polemon.lO, in: PRE XXI 2, 1329), nach 131 n.Chr., wurde Polemon <JTpaTTJYo~ 6HX [310u. In dieser Eigenschaft wurde er gemeinsam mit Hadrian und/oder dessen Frau Sabina auf smyrnäischen Münzen abgebildet: "Polemon as General (for life) is also named [auf smyrnäischen Münzen], along with the effigy and name of Hadrianus: sometimes he accompanies the Empress Sabina" (Caddoux, Ancient Smyrna, 260). Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daß Polemon auf smyrnäischen Münzen auch gemeinsam mit Antinoos, dem Liebling Hadrians, erscheint: "His [d.h. des Antinoos] head and name along with the name of Polemon (sometimes with that of a certain Hieronymos) appears on Smyrnaian coins" (Caddoux, Ancient Smyrna, 259t). 589 Vg1. hierzu Philostratos, v.soph. 125 (531). Dieses Amt, das ihm die Stadt Smyrna verlieh, "schloß das Recht in sich, als Steuermann der heiligen Triere diese auf die Agora zu führen [... ] beim Dionysosfeste am Frühlingsanfang" (Stegemann, Art. Polemon.lO, in: PRE XXI 2, 1330). Nach Philostratos, v.soph. I 25 (530) wurde dieses Amt dem Polemon und seinen Nachkommen verliehen: alJT(~ TE ~TJCPl(J(XI1EVOl Kai YEVEI Ta OlKOl ~TJAWT(X ("sich selbst und seiner Familie die begehrtesten Auszeichnungen Smyrnas festschreibend"; Text und Übersetzung nach Wright, Philostratus, 106t). Vg1. auch Caddoux, Ancient Smyrna, 255f.
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anläßlich der Verleihung der zweiten Neokorie an Smyma gegründeten 'A5pHxva 'OAUI.l1rtet EV L:IlUpVn590 aus. 591 590 Stegemann, Art. Polemon.l0, in: PRE XXI 2, 1330. Nach Caddoux, Ancient Smyrna, 257 beschloß die Stadt Smyna "eventually [ ... ] that Polemon and his descendants should always be presidents of the Hadrianic Olympic games - a privilege which perhaps included the custody of the new temple". So zumindest Philostratos, v.soph. I 25 (530). 591 Philostratos, v.soph. I 25 (531f) beschreibt die öffentliche Wirksamkeit des Polemon in Smyrna folgendermaßen: 'EvO'1rouoa~wv OE Tfi EIlUpVn TaoE mh~v WVTjaEv' 1fpWTa IlEV ~v 1fOA1V 1fOAuavElpW1fOTaTTjV alJTf)e; cpaivEaElat, VEOTTjTOe;; mhfl E1ftppEOUaTje;; E~ ~1fEipwv TE Kai v~awv OUK oxoAaaTou Kai ~uYKA6ooe;;, a.AA' E~E1AEYIlEVfJe; TE Kai KaElapwe;; • EAAaooe;, E1fEtTa 0llovoouaav Kat a.aTamaaTov 1fOA1TEUE1V, TOV yap 1fPO TOU XPOVOV EaTaaia~EV ~ Ellupva Kat OlW~Kwav oi (Xvw 1fpOe;; TOUe;; E1ft ElaAann. 1fAElaTOU OE (X~tOe; TfI 1fOAEl Kat Ta 1fpwj3EUTlKa EYEVETO CPOtTWV 1fapa TOUe; a.UToKpaTopae; Kat 1fpoaYWV1~OIlEVOe; TWV ~Elwv [ ... ] Kai Il~V Kai TOle;; CxllapTavollEvolC;; OTjIlOm~ E1ft1fMnwv Kat KaTa aocpiav 1fAElaTa VOUElETWV WCPEAE1, Üj3P1V TE olloiwe;; E~npEl Kat a.YEpwxiav mxaav, TOaOUT(~ 1fMov, öa4J IlTjOE TOU 'IWV1KOU a.1fEElKEtV ~V. Tae;; OlKae; Tae; 1fpoe;; a.AMAOUe; OUK (XAAoaE 1fot EKcpomxv Eta, a.AA' OtKOl E1faUEV' Myw OE T<Xe;; l.l1fEp XPTjllaTWV, Tae;; yap E1ft llotXOUe; Kai iEpoaUAoue; Kai acpaYEae;, iliv a.IlEAOUIlEVWV (XYTj CPUETat, OUK E~aYElv 1fapEKEAEUETO 1l0VOV, a.AAa Kai E~wElE1V ~e;; EIlUpVTje;;, olKaaTou yap oElaElat aUTae;; ~icpoe;; EXovTOe;; ("Indem er in Smyrna seine Schule eröffnete, spendete er der Stadt in folgender Weise Wohltaten: Erstens schien die Stadt weitaus volkreicher als zuvor geworden zu sein, da die Jugend beider Kontinente und der Inseln in sie hineindrängte; zudem waren die Jugendlichen kein liederlicher und unordentlicher Pöbel, sondern ausgewählt und genuin griechischer Herkunft. Zweitens brachte er eine harmonisch und frei von Uneinigkeit arbeitende Stadtregierung zustande. Davor nämlich wurde Smyrna von Uneinigkeiten zerrissen, und die Einwohner der höher gelegenen Bezirke waren uneins mit denen an der Meeresküste. Ebenfalls erwies er sich rur die Stadt von großem Wert, wenn es darum ging, Gesandtschaften zu den Kaisern zu schicken und deren Ansichten daheim zu verteidigen [ ... ] Darüber hinaus, wenn sie in ihrem politischen Verhalten Fehler machten, würde Polemon sie rügen, und gab ihnen oftmals Ratschläge voll von Weisheit; daher war er ihnen von großem Nutzen, und zu gleicher Zeit heilte er sie von Arroganz und jeder Art von Unverschämtheit, eine Leistung, die umso größer gewesen ist, als es bei Ioniern nicht üblich gewesen ist, ihre überkommenen Gewohnheiten zu ändern. Er half ihnen auch in folgender Weise: Die Prozesse, mit denen sie einander befehdeten, erlaubte er nicht, woandershin zu verlegen, sondern wollte sie am Heimatort verhandeln. Ich meine die Prozesse, in denen es um Geld ging, in Bezug auf solche gegen Fälscher, Frevler und Mörder - die Verwahrlosung, aus welcher sich Verschrnutzung entwickelt -, diese beeilte er sich nicht nur, aus Smyrna hinauszutragen, sondern vielmehr hinauszuwerfen. Denn, so sagte er, diese benötigten einen Richter mit einem Schwert in seiner Hand"; Text und Übersetzung nach Wright, Philostratus, 106-109). Inwieweit Polemon hier immer in der Ausübung seiner offiziellen Ämter handelte oder sich Amts- und Machtbefugnisse anmaßte, die er in Smyrna aufgrund seines öffentlichen Ansehens widerspruchslos ausüben konnte, läßt sich aufgrund der Darstellung des Philostratos nicht sicher entscheiden. Auch in seiner Geburtsstadt Laodikaia am Lykos (vg1. hierzu Philostratos, v.soph. I 25 (530» übte Polemon offensichtlich einen nicht unbeträchtlichen politischen Einfluß aus: E1fEO'K01fElTO OE Kai T~V AaoOlKElav 0 IIoMIlWV Elalli~wv Ee; TOV tauTou OiKOV Kai OTjIlOm~ WCPEAWV ö Tl ~06vaTo (v.soph. I 25 (532); "Genauso gut verwaltete Polemon die Angelegenheiten Laodikaias, weil er oft seine dortigen Verwandten besuchte, und gab Unterstützung in öffentlichen Angelegenheiten, wie er nur konnte"; Text und Übersetzung nach Wright, Philostratus, 110f). V g1. zu den hier besprochenen smyrnäischen Aktivitäten Polemons die Einschätzung von Stegemann, Art. Polemon.10, in: PRE XXI 2, 1336: "P.[olemon] [legte] in Smyrna die Gerichtsbarkeit der römischen Beamten lahm, indem er Zivilstreitigkeiten selbst schlichtete, Verbrecher aber aus Smyrna vertrieb".
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Bemerkenswert ist, daß Antonius Polemon in der von ihm erhaltenen Schrift592 de physiognomonia593 insgesamt sechs Fallbeispiele594 beschreibt, um seine auf seinen physiognomischen Kenntnissen beruhenden und aus diesen resultierenden prophetischen Fähigkeiten595 zu dokumentieren. Damit versucht er, bei den Rezipienten seines Werkes den Eindruck zu erwecken, er sei mit über das allgemein menschliche Vermögen weit hinausragenden Gaben ausgestattet. 596 Zwei dieser sechs Fallbeispiele seien hier exemplarisch dargestellt: Scias cum in urbe essem quae Samus adpellatur, me cum quibusdam eius incolis ad nuptias esse invitatum. Cum nuptam ad maritum deducere vellent, (286,5) feminae familia ad mariti domum abiit; apud quem cibo et potu fructi universi redierunt illum sec um ducentes. In cuius capite corona erat et ipsi basiliä ramos manibus tenebant, dum faces eis praeferuntur (286,10) nec musici desunt, donec cum nupta in mariti domum perveniunt. Quos equidem comitatus tandem ad eos qui circum me erant praeter reliquum coetum (conversus), nupta, inquam, prius rapietur quam ad mariti domum pervenerit, ac profecto hac ipsa nocte in Zur Verfasserschaft des Polemon vgl. Stegemann, Art. Polemon.lO, in: PRE XXI 2, 1345f. Der Text wird zitiert nach Hoffmann, Polemonis de physiognomonia fiber, in: Förster, R. (Hg).: Scriptores Physiognomonici Graeci et Latini I, 98-294; die im Text vermerkten Zahlen geben die Zählung der Seiten und der Zeilen der Ausgabe Hoffmanns wieder. Das Werk Polemons liegt heute original nur noch in einer außerordentlich verderbten (vgl. hierzu Hoffmann, physiognomonia, 96: "Coniecturae in textum Arabicum receptae sunt non quod essent certae".) arabischen Übersetzung des griechischen Originals vor. Von Adamantios, einem Arzt aus Alexandria (zu Adamantios vgl. Kudlien, Art. Adamantios, in: KP 1, 61), wurde im 3./4. Jh. n.ehr. eine griechische Epitome dieses Textes angefertigt, der darüber hinaus noch in einer anonymen lateinischen Abhandlung aus dem 4. Jh. n.ehr. verwendet worden ist (vgl. Mesk, Beispiele, 52, Bowie, Art. M. Antonius Polemon, in: DNP 3, 9 und Gleason, Making Men, 30). Bei dem hier wiedergegebenen Text handelt es sich um eine von G. Hoffmann vorgenommene Übersetzung der arabischen Vorlage ins Lateinische. A. v. Premerstein datiert die Schrift in die Zeit zwischen 118 und 136 n.ehr., genauer in die Jahre zwischen 133 und 136 n.ehr. (Attentat, 50; vgl. hierzu auch Stegemann, Art. Polemon.l0, in: PRE XXI 2, 1346). Zu Aufbau und Inhalt dieses Werkes vgl. neuestens Gleason, Making Men, 29-37. 594 Diese Zählung nach Mesk, Beispiele, 61-64. Mesk addiert bei seiner Zählung die Beispiele aus der von Polemon verfaßten Schrift de physiognomonia und aus einer anonymen lateinischen Physiognomik, die ihm zufolge im wesentlichen von Polemon abhängt (52f): "Doch verbürgen der Araber und der Anonymus zusammen jedenfalls mindestens fünf, bzw., da Beispiel 16 [diese Zählung nach J. Mesk] zwei Fälle umfaßt, sechs Prophezeiungen" (64). Die physiognomonia Polemons selbst bietet vier Fallbeispiele (61-64). 595 Vgl. hierzu Mesk, Beispiele, 61: In den "Prognosen oder Prophezeiungen [... ] [sieht] Polemon die Krönung der Physiognomik". Vgl. hierzu auch de physiognomonia 290,16-20: Scias physiognomoniae scientiam non ad scientiam ullam tibi a me nominatam pervenire maiorem quam rerum praeteritarum et futurarum scientiam, adeo ut ea quae facta dicuntur quamquam non sunt, tamquam falsa detegat ac dissolvat ("Du weißt, daß die Wissenschaft der Physiognomik, nicht neben irgendeiner Wissenschaft dir von mir genannt, mehr erreicht als die Wissenschaft der vergangenen und der zukünftigen Dinge, bis dahin, daß sie diese, die Geschehnisse genannt werden, obgleich sie [noch] nicht sind, gleichsam als falsche enthüllt und widerlegt"). 596 Vgl. hierzu Stegemann, Art. Polemon.lO, in: PRE XXI 2, 1337: Antonius Polemon "suchte sich [... ] noch mit einem besonderen Nimbus zu umgeben. Er behauptete nicht nur Vergangenes aus dem.Gesichtsausdruck usw. der Menschen ablesen, sondern auch Zukünftiges daraus prophezeien zu können [... ] Mit diesem Streben steht P.[olemon] ja durchaus nicht allein da, denn auch andere Sophisten suchten sich durch irgendeine Besonderheit dem Publikum interessant zu machen und sich mit dem Schein der YOT]TclU zu umgeben". 592
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matrimonium ducet eam diversus quidam ab eius (286,15) sponso ad quem deducitur. Deinde conjirmationem eorum quae dixeram usque expectabam, dum ad ostium domus sponsi eius ervenimus. fbi in nos irruerunt insidiatores qui circa ostium collocati erant armis in- (286,20) structi. Ad nuptam illam festinantes quocunque potiti sunt interfecerunt. Cumque dispergerentur turbae illae, ego inter fugientes eram, postquam calamitatis eorum testis fui. Potiti autem nupta cum ea evaserunt. Postmodum e quibusdam percepi narrantibus (286,25) factum istud esse ipsa consentiente. fam vero signa tibi exponam e quibus iudicium meum tuleram. Vidi nuptam icedentem hominum caterva stipante; cumque inter sponsi eius socios et amicos qui cum eo advenerant adulescentem quendam a sinistra puellae conspexissem, eius faciem intuitus sum: ecce subridet, (288,5) acute circumspicit oculis aqua mersis. Et cum propius ad eum accessissem, spiritum eius audio altum et vestes eius sudare madefactas observa et nasum video palpitantem et colorem eius offendo modo palIare modo rubedine variegatum, nimirum quoniam tremore tene- (288,10) batur et metu ignominiae. Observavi etiam nuptam, cuius oculi aqua mersi erant et obtutus acutus, et dolor (sie) in ea adparebat. Quibus perspectis iudicavi quae iudicavi. Fui aliquando etiam in terra Zmyrna adpellata, cum nuptiis superveni ad easque invitatus sumo (288,15) Dum nuptam ad sponsum in magna hominum turba deducimus, physiognomoniam usurpare mihi placuit. Deinde ad nonnullos ex eis qui circum me erant conversus: haec nupta, inquam, hac nocte rapietur et in matrimonium ducetur, priusquam ad sponsum suum per- (288,20) venerit. Abiimus autem cum nupta, donec sponsi sui domum intravit; iamque apud eam speculatores ad illam observandum ab eis (sie) missi ex composito convenerant. Simulac domum reliquit, tamquam si alvum iret exoneratum, advenerunt qui ei insidiabantur (288,25) et eam celeriter abstulerunt nocte furtum tegente. fam exponam tibi signa e quibus iudicaveram. Adulescentem ex urbis illius incolis iuxta nuptae illius sponsum incedentem vidi. Cuius intuens faciem observari oculos eius virides, auscultavi eius sermonem, (288,30) contemplatus sum denique incessum formam et proprietatem eius. Etenim reperri eum obliquo corpore incedentem propter facinus quod patrare cupiebat similisque erat ei quem propositum totum pervasisset. En idem laxatis erat articulis velox motu et sermone (290,5) quasi aliquid moliretur. Cum vero nuptae sponsum adspiciebat, irate adspiciebat. Et cum nuptam observarem, illa sine risu ridebat, ut tristis qui laetitiam prae se fert cum non sit laetus. Qua re in eius facie animadversa ad adulescentes qui circumstabant me (290,10) converti, num vultu et forma ei similem inter eos deprehenderem. Verum postquam in nullo eorum tale quid vidi, secundum illa iudicavi quae iudicavi. 597
597 De physiognomonia, 286-290. "Du weißt, daß ich, als ich in der Stadt gewesen bin, die Samus genannt wird, mit einigen Einwohnern von ihr zu einer Hochzeit eingeladen worden bin. Weil sie die Braut dem Ehemann zuführen wollten, ging die Familie des Mädchens los zum Haus des Ehemanns; bei dem erfreuten sich alle mit Essen und Trinken und kehrten zurück und führten jenen mit sich. Auf dessen Kopf war eine Krone und die Königlichen selbst hielten Zweige in ihren Händen; unterdessen wurden die Hochzeitsfackeln von ihnen vorangetragen, und Musiker fehlten nicht, bis sie mit der Braut das Haus des Bräutigams erreichten. Diesen freilich gesellte ich mich zu und endlich wandte ich mich denen, die um mich herum waren abgesehen von der übrigen Versammlung zu: ,Die Braut', sagte ich, ,wird geraubt werden, bevor sie das Haus des Bräutigams erreichen wird, und ganz bestimmt heiratet sie in dieser Nacht jemand anderer als ihr Verlobter, zu welchem sie geführt wird.' Daraufhin wartete ich die
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Antonius Polemon stand bei drei römischen Kaisern, bei Traiah, Hadrian und Antoninus Pius, in hohem Ansehen,598 wobei insbesondere das VerBestätigung dessen, was ich sagte, solange ab, bis wir die Tür des Hauses ihres Verlobten erreichten. Dort stürzten Wegelagerer auf uns, die um die Tür herum postiert gewesen waren, ausgerüstet mit Waffen. Sie hasteten zu jener Braut; wessen nur immer sie sich bemächtigten, töteten sie. Und als diese Unruhen sich verteilten, war ich zwischen den Fliehenden, nachdem ich Zeuge ihres Unheils gewesen war. Sie aber bemächtigten sich der Braut und entkamen mit ihr. Bald darauf vernahm ich aus gewissen Erzählungen, daß diese Tat geschehen ist, weil sie selbst zu Willen gewesen war. Nunmehr,1ege ich dir aufrichtig die Zeichen dar, aus welchen ich mein Urteil genommen hatte. Ich sah die Braut einhergehen, und unter den Menschen drängte sich eine Söldnertruppe. Und als ich unter den Freunden und Verbündeten ihres Verlobten, die mit ihm herangekommen waren, einen jungen Mann erblickte an der Linken des Mädchens, betrachtete ich sein Gesicht: Sieh da, er lächelt und er schaut sich scharf um mit in Wasser getauchten Augen. Und als ich nahe zu ihm herantrat, höre ich einen tiefen Seufzer von ihm und ich beobachte seine mit Schweiß befeuchteten Kleider und ich sehe die Nase zuckend und ich finde seine Farbe schillernd bald in Blässe, bald in Röte; ohne Zweifel, weil er ja beherrscht wurde von Schrecken und von der Besorgnis der Schande. Wieder beobachtete ich die Braut, deren Augen in Wasser getaucht waren, und ein scharfer Blick, und Schmerz zeigte sich in ihr. Nachdem diese gesehen worden waren, habe ich geurteilt, wie ich geurteilt habe. Einstmals bin ich wieder in dem Smyrna genannten Land gewesen, als ich überraschend zu Hochzeiten gekommen bin und zu diesen eingeladen wurde. Während wir in großem Menschengewimmel die Braut zum Verlobten fiihrten, gefiel es mir, die Physiognomie auszuüben. Darauf, zu nicht wenigen von denen, die um mich herum waren, gewandt: ,Diese Braut', sagte ich, ,wird in dieser Nacht geraubt und geheiratet werden, bevor sie ihren Verlobten erreicht.' Wir aber gingen fort mit der Braut, bis sie in das Haus ihres Verlobten eintrat; und schon kamen bei ihr Spione zusammen, jene zu beobachten, von jenen geschickt, verabredetermaßen. Sobald sie das Haus verlassen hatte, als ob sie ginge, die Notdurft zu verrichten, kamen heran, die ihr auflauerten und nahmen sie rasch fort; die Nacht verheimlichte ihren Raub. Schon will ich dir die Zeichen darlegen, aus welchen ich geurteilt habe: Ich habe einen Jüngling aus den Einwohnern jener Stadt gesehen nächst dem Verlobten jener Braut einhergehen. Dessen Gesicht anblickend beobachtete ich seine jugendlichen Augen. Ich belauschte sein Gespräch, ich betrachtete außerdem seinen Gang, Gestalt und seine besondere Art. Dann fand ich, daß er einherging mit schiefem Körper, des Verbrechens wegen, das er auszufiihren trachtete, und er war ähnlich jemandem, den das Vorhaben gänzlich durchdrungen hat. Wohlan, derselbe war mit gelockerten Gelenken schnell in der Bewegung und im Gespräch, als ob er irgend etwas beabsichtigte. Als er aber den Verlobten der Braut erblickte, blickte er ihn zornig an. Und als ich die Braut beobachtete, lächelte jene ohne Lachen, so wie ein Trauriger, der die Freude vor sich trägt, obwohl er nicht fröhlich ist. Diese Sache wurde bemerkt in ihrem Gesicht und ich drehte mich zu den jungen Männern, die mich umstanden; entdeckte ich wohl zwischen ihnen jemand, der in Gesicht und Gestalt ihm ähnlich gewesen wäre? Wahrlich, als solches, was ich sah, bei niemand von ihnen war, habe ich jenen gemäß geurteilt, die ich geurteilt habe". 598 Stegemann, Art. Polemon.1 0, in: PRE XXI 2, 1332 begründet dies mit dem Charakter des Polemon: "Von großer Gewandtheit und Anpassungsfahigkeit zeugt der Umstand, daß P.[olemon] bei drei Kaisern hintereinander in hoher Gunst stand". Philostratos, v.soph. I 25 (535) bemerkt in diesem Zusammenhang hinsichtlich des Auftretens des Polemon gegenüber anderen Städten, Herrschern und Göttern: imEP TOU rrpoüxovTO~, OUVaGTal~ OE TOU /l~ U TOU lGOU OtaAEYE8m ("Wahrli.ch ist Polemon so arrogant gewesen, daß er mit Städten wie als mit seinen Untergebenen umging, mit Kaisern nicht wie mit über ihm Stehenden, und mit Göttern wie mit seinesgleichen"; Text und Übersetzung nach Wright, Philostratus, 114f). Diese Bemerkung wirft ein Licht auf die Arroganz des Polemon, macht zugleich aber auch deutlich, daß er sich zunächst aufgrund seiner
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hältnis zu Hadrian durchaus als ein freundschaftliches bezeichnet werden kann. 599 Traian gestand ihm die libera legatio, das Rech~ der kosten- und abgabenfreien Reise zu Wasser und zu Lande ZU,600 ein Privileg, das Hadrian auf sämtliche Nachkommen Polemons ausdehnte. 601 Darüber hinaus wurde der Rhetor und Sophist wohl auf Betreiben des Kaisers zum Mitglied des alexandrinischen Mou<JElov gewählt. 602 Von besonderer Bedeutung ist, daß Polemon im Gefolge Hadrians an dessen Reise durch die Provinz Asia bis nach Athen um 123/124 n.Chr. nachweislich teilgenommen hat. 603 Mit Grund ist anzunehmen, daß der Sophist den Kaiser offensichtlich auch auf dessen zweiter Reise durch die Provinz604 begleitet hat. Dies ergibt sich aus der offensichtlichen zeitlichen Koinzidenz ihrer Aufenthalte in der Stadt Laodikaia in Phrygien, der Geburtsstadt des Polemon. Während für den Sophisten ein Aufenthalt in seiner Geburtsstadt im Jahr 129 n.Chr. wahrscheinlich zu machen ist,605 bereiste Hadrian ebenfalls in anscheinend überragenden Fähigkeiten als Rhetor und Sophist, sicherlich aber auch aufgrund seiner guten Beziehungen zu den römischen Kaisern solche Arroganz erlauben konnte. 599 Vgl. v. Premerstein, Attentat, 60. Ähnlich auch Romeo, Panhellenion, 676: "Die Freundschaft zwischen Polemon und Hadrian ist durch viele literarische Quellen belegt". Im Rahmen dieser Freundschaft übernahm der Sophist zeitweise die "Rolle [... ] als Mentor des Kaisers" (676). V gl. hierzu auch die außerordentlich wohlwollende Beschreibung der Augen Hadrians durch Antonius Polemon in de physiognomonia 148: Sunt certe oculi Hadriani imperatoris huius generis nisi quod luminis puleri pleni sunt atque charopi acres obtutu, cum inter homines visus not sit quisquam luminosiore praeditus oculo ("Unzweifelhaft sind die Augen des Imperators Hadrian von dieser Art, nur daß sie voll herrlichen Lichtes sind und auch hell strahlend, scharf im Blick, da doch unter den Menschen noch niemand gesehen worden ist mit hellerem Auge"), und den entsprechenden Hinweis bei Gleason, Making Men, 45: "Indeed, Polemo has attributed to Hadrian, Spaniard though he was, eyes ofperfect Hellenic type". 600 Vgl. hierzu Philostratos, v.soph. I 25 (532): Tpmavo<,; IlEV alnoKpcXTwp (hEAfJ 1ropEuEG8m ola yfJ<,; Kai 8aA(lTTTJ<,; ("von Kaiser Traian das Recht, steuerfrei über Land und Meer zu reisen"; Text und Übersetzung nach Wright, Philostratus, 11Of). Jüttner, Vita, 22.27 datiert die Verleihung dieses Privilegs in die Zeit um 113/114 n.Chr. 601 So Philostratos, v.soph. I 25 (532): 'Aoptavo<,; M Kai TOl<'; a1r' aÜTou 1r<101V ("und Hadrian weitete dies aus auf alle seine Nachfahren"; Text und Übersetzung nach Wright, Philostratus, 110f). 602 Vgl. Philostratos, v.soph. I 25 (532): EYKaTEAE~E [d.h. Hadrian] M alnov Kai T41 TOU Mouadou KUKA4' E<,; nlV Aiyu1r'riav olTTJ01V ("und nahm ihn auch auf in den Kreis des MouaElov, mit dem ägyptischen Recht freier Mahlzeiten"; Text und Übersetzung nach Wright, Philostratus, 110f). Stegemann, Art. Polemon.lO, in: PRE XXI 2, 1334 datiert diese Ehrung in die Zeit eines Aufenthalts Hadrians in Alexandria um 130/131 n.Chr. 603 Vgl. hierzu Stegemann, Art. Polemon.lO, in: PRE XXI 2, 1333: "Dem ,Reisekaiser' [d.h. Hadrian] mußte ein Mann wie P.[olemon], der selbst auf vielen Reisen weit herumgekommen war und sich dabei große Landes- und Menschenkenntnis erworben hatte, gefallen und auch als Reisebegleiter willkommen sein, zumal er auch durch sein vornehmes Auftreten, seine Leidenschaft rur die Jagd, die er mit dem Kaiser teilte, und seine geistreiche Unterhaltungsgabe sich dem Kaiser als fiir sein Gefolge geeignet empfahl". 604 Vgl. hierzu unten 153ff. 605 Vgl. hierzu Stegemann, Art. Polemon.10, in: PRE XXI 2, 1337: "Philostratos erwähnt mehrfach Aufenthalt [des Polemon] in Rom [... ] ferner in seiner Geburtsstadt Laodikeia (z.B. wohl 129 [I]), in Pergamon (Asklepiostempel), Sardeis (Gerichtshof) und Bithynien (Besuch Dions)". Zu den
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diesem Jahr zum zweiten Mal die Provinz Asia und besuchte, vOn Ephesus und Milet her kommend, auf dieser Reise auch Laodikaia. 606 Angesichts dieser zeitlichen Parallelität erscheint insbesondere vor dem Hintergrund des engen freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Hadrian und Antonius Polemon607 die Annahme, daß der Kaiser die Stadt Laodikaia ohne Begleitung des Sophisten visitiert hätte, kaum denkbar. Dann aber wird die Vermutung wahrscheinlich, daß sich Polemon auch auf der gesamten zweiten Reise Hadrians durch die Provinz Asia im kaiserlichen Gefolge befand. In seiner Schrift de physiognomonia beschreibt Polemon selbst eine Reise bzw. den Abschnitt einer Reise, die er als Mitglied des Gefolges eines Kaisers 608 unternahm: Etenim aliquando regem maximum comitabar. (138,15) Dum igitur cum eo ex Braqa in Asiam projiciscimur, comitantibus regem exercitibus et navibus vir iste se iis adiunxit. Praeteriimus autem multa oppida, donec ad mare pervenimus. Tum ille in Bun et Alsrns et regiones Lydiae et Phrygiae et multa loca vectus (138,20) est. Deinde in Asiam revertimur per /retum in mari et ad Ru/!'s adpulit (?). Deinde navigiis in Anfs profectus est; et in hoc itinere naves maritimae regi obviam venire coeperunt (?).609 Aufgrund der Angaben dieser Quelle rekonstruiert61O G.W. Bowersock folgende Reiseroute: 611 In die Provinz Asia reisten Hadrian und sein Gefolge
offensichtlich häufigeren Besuchen des Polemon in seiner Geburtsstadt vgl. Philostratos, v.soph. I 25 (532): ETrEOl
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von Thrakien612 aus ein. 613 Nach ihrer Reise durch Ionien614 visitierten sie Teile Phrygiens und Lydiens, um dann über Rhodos 615 nach Athen616 zu gelangen. 617 Selbst wenn die von G.W. Bowersock vorgenommene Rekonstruktion des von Polemon vorgelegten Reiseberichts aufgrund der vielen Emendationen und Konjekturen zweifelhaft bleiben muß,618 belegt die Reisebeschreibung des Rhetors und Sophisten doch dessen persönliche Teilnahme an einer Reise Hadrians durch die Provinz Asia in der Zeit um 123/124 n.Chr. im Gefolge des Kaisers,619 die sie 124/125 n.Chr. bis nach Athen führte. 620 Im Anschluß an diese Reisebeschreibung berichtet Antonius Polemon von einem fehlgeschlagenen Attentatsversuch auf Hadrian. Eine physiognomische Beschreibung des Hauptverschwörers liefert der Rhetor und Sophist unmittelbar vor dem hierzu unten 149) mit Lusius Quietus muß sehr wage bleiben, da der Rhetor und Sophist keinen Namen nennt. (b) Die von v. Premerstein postulierte Annahme, "daß Polemon eine bisher nicht bekannte kleinasiatische Reise des Kaisers [d.h. Hadrian]" (51; vgl. hierzu auch Bowersock, Sophists, 121) beschreibt, läßt sich nicht aufrechterhalten. 612 Die arabische Ortsbezeichnung Brdqua emendiert Bowersock dabei in ep~K'1 (Sophists, 121). Vgl. hierzu auch schon die entsprechende textkritische Anmerkung bei Hoffmann, physiognomonia, 138. Dabei betont Bowersock, daß Polemon bereits zu diesem Zeitpunkt zum Gefolge Hadrians gehörte und nicht erst nach dessen Besuch in Smyrna: "It can therefore be stated [... ] that Hadrian, along with Polemo, passed from a certain region [ ... ] to Asia" (121). Die anders lautende These Webers, Geschichte, 139, daß "die Audienz des Polemo [bei Hadrian; vgl. oben 92ffJ [... ] wohl [erst] in Smyrna selbst stattgefunden haben" wird, wird durch den von Polemon selbst gegebenen Reisebericht falsifiziert. . 613 Hierbei korrigiert G.W. Bowersock die von G. Hoffmann vorgelegte Übersetzung exercitibus et navibus in "with troops and chariots" (Sophists, 121). 614 Die arabischen Ortsbezeichnungen BCtn und Alsfiis konjiziert G.W. Bowersock dabei in 'Iwvia und ~apoElC;; (Sophists, 122). V gl. auch hierzu schon den textkritischen Apparat bei Hoffmann, physiognomonia, 138. 615 Vgl. hierzu die Emendation des Wortes RCtlt's durch G.W. Bowersock, Sophists, 121 und die entsprechende textkritische Anmerkung bei Hoffmann, physiognomonia, 138. Zuvor konjiziert Bowersock jedoch die Formulierung deinde in Asiam revertimur in deinde ex Asia revertimur: "It has never made any sense for Hadrian to travel to Asia [... ] by way of islands, when he is already in Asia. Emend to [... ] ,from Asia'" (Sophists, 121). Dabei beruft er sich auf einen Hinweis in den Historia Augusta: post haec per Asiam et insulas ad Achaiam navigavit et Eleusinia sacra Herculis Philippique suscepit, multa in Athenienses contulit et pro agonotheta resedit (HA, vita Hadriani 13,1; Text nach Magie, Scriptores Historiae Augustae 1,38.40; "Hierauf fuhr Hadrian entlang der kleinasiatischen Küste und über die Inseln nach Achaia. Er ließ sich nach dem Beispiel des Herkules und des Philippus in die eleusinischen Mysterien einweihen, tat viel für die Athener und führte den Vorsitz bei den Festspielen"; Übersetzung nach Hohl, Historia Augusta I, 42). 616 Hier emendiert G.W. Bowersock die arabische Ortsangabe in Anis zu (ck) , Ae~vac;; (Sophists, 122). Vgl. auch hier schon den textkritischen Verweis bei Hoffmann,physiognomonia, 138. 617 Weiß, Hadrian in Lydien, 218-222 folgt der Rekonstruktion G.W. Bowersocks im Wesentlichen: "Ich denke, daß Bowersock hier in nahezu allem das Richtige getroffen haben dürfte" (218). 618 Vgl. hierzu die Kritik von Halfmann, Itinera, 20lf. 619 Vgl. hierzu Bowersock, Sophists, 12lf: "That the journey with Polemo took Hadrian to western Asia Minor is c1ear beyond doubt [... ] No journey ofHadrian to Asia will fit the evidence ofPolemo apart from that of 123". So zustimmend, wenn auch den Aufenthalt in der Provinz Asia erst in das Jahr 124 n.Chr. datierend, Halfmann, Itinera, 19 1.20 lf. 620 V gl. hierzu Halfmann, Itinera, 191. Zum Verlauf der gesamten Reise vgl. unten 153.
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Reisebericht, um durch den anschließenden Attentatsbericht die Richtigkeit seiner physiognomischen These zu untermauem. 621 G .. Hoffmann gibt die entsprechenden Textpassagen folgendermaßen wieder: 622 Etenim aliquando virum Corinthium vidi parvis praeditum oculis et iisdem valde cavis. Erant inter parvos et magnos medii, charopi sieci, acie nictanti, cum superciliis malarum mediarum fastigia supereminentibus, et partes infra supercilia desolatae. Accedebat (138,5) quod circa oculos in eorum superjicie livor erat, similis livori [eiusdemJ loci percussi. Fuit igitur vir impudens, crassa inverecundia, seditiosus adeo ut contra eum qui potestatem habeat seditionem concitaret. Vir fuit quem homines aversarentur, piorum osor, ad (138,10) turpia audax, sociis suis malum inferre numquam cessans; deinde etiam ebriosus, impatiens, Iam vero enarrabo quae mihi ex isto evenerint [. ..] (138,23) Itaque cum in Asiam pervenissemus, ad illum verum deverti: ecce ille et socii eius regem circumsistere armati, quod minime factum est ab eo ut regem honoraret neque quod bene erga eum esset adfectus, sed ut quaereret quomodo ei malum inferret et consilia maligna exseque- (140,5) retur, quae ipsum quiescere non sinebant. Habebat autem malignitatis socios, quorum ipse erat et caput et magister. Dum tali utimur condicione, cum rex praeparatione sua distentus esset ad venandum egredi mo liens, ut colloquendi cum eo nulla nobis esset pote- (140,10) stas, ego et sodales mei considebamus sermonem conferentes et verba facientes de rege, et in quibus esset molestiis et quam remotus a vitae iucunditate tali quali uti eum homines praedicare solerent. Progre- (140,15) diente inter nos sermone mentionem fecimus etiam istius viri mirantes eius et turpitudinem et improbitatem animique eius in malo quaerendo perseverantiam. In quo dum versamur sermone, en aliquis se oculis nostris obtulit e mediis arboribus, ut vehe-(140,20) menter perterriti oculos tolleremus: en idem iste vir malignus erat de quo eramus collocuti. Suspenso gradu accesserat ut serpens, ut sermonem nos trum auscultaret. Omnis iste sermo, inquit, nonnisi de me fuit. Cui respondens: fecimus, inquam, tui menti- (140,25) onem tuamque condicionem mirati sumus. Cedo ipse nobis enarra quomodo hunc laborem tibi imposueris talesque contentiones animo sustineas. Quibus auditis confessus: profecto, inquit, daemonis opus est et pessimum studium cuius in animo meo iste auctor (142,1) est, atque de semet ipso lacrimas profundere coepit, vae mihi, perii exclamans - Haec igitur sunt quae de oculis parvis cavis viderim. 623 621 Vgl. hierzu das Fazit Polemons in der von G. Hoffmann vorgelegten Ausgabe des physiognomonia liber 142, Z. 2f(vgl. unten) und v. Premerstein, Attentat, 71. 622 De physiognomonia, 138-142 (zur Zitierweise vgl. oben 143, A. 593). 623 "Denn einst habe ich einen Mann aus Korinth gesehen, mit kleinen Augen; und diese waren heftig gewölbt. Sie waren zwischen kleinen und großen in der Mitte, tränenlos mit wildfunkelndem Blick, sie zuckten mit Schärfe, mit Augenbrauen, die die Höhe der Wangen in der Mitte überragten, und Teile unterhalb der Augenbrauen waren verödet. Dazu kam noch, daß in den Augen umher auf ihrer Oberfläche ein blauer Fleck war ähnlich einem blauen Fleck an einer [derselben] gestoßenen Stelle. Er ist also ein schamloser Mann gewesen, mit roher Unverschämtheit, aufrührerisch bis dahin, daß er gegen den, der die politische Macht hatte, einen Aufstand hervorrief. Er ist ein Mann gewesen, von dem die Menschen sich abwenden, ein Hasser d~r Frommen, auf Schändlichkeiten aus, niemals zögernd, seinen Verbündeten Böses darzubringen; dazu aber noch trunksüchtig, ungeduldig. Wahrlich, schon will ich die Dinge erzählen, die sich für mich von seiner Seite aus ereignet haben [... ] Und als wir also in der Asia angekommen waren, habe ich mich aber jenem zugewandt: ,Und siehe, jener und seine Verbün-
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Unabhängig von der Frage nach der Historizität des hier beschriebenen Attentatsversuchs 624 gibt sich Antonius Polemon selbst durch seine Darstellung den Rezipienten seines Buches als ein treuer Gefolgsmann Hadrians zu erkennen, der immer bereit ist, aktiv einzugreifen, um Unheil von diesem abzuwenden. Es "schimmert deutlich die Eitelkeit des Sophisten durch, der sich bewußt ist, bei einem historisch bedeutsamen Vorgang mitbeteiligt gewesen zu sein, und sich darauf etwas zugute tut, daß er dem Attentäter die Erkenntnis beibrachte, er sei durchschaut, und ihm sogar jenes Geständnis entlockte".625 Aufgrund der Schilderung des Polemon müssen seine Leser davon ausgehen, daß der Kaiser, nachdem er von diesem Attentatsversuch und von dessen Vereitelung durch Polemon erfahren hatte, den Rhetor und Sophisten als einen seiner engsten Freunde betrachtete.
deten sind bewaffnet, den König feindlich zu umringen; dies ist von ihm am wenigsten getan worden, daß er den König ehre, auch nicht, weil er gut gegen ihn gesonnen wäre, sondern weil er suchte, wie er ihm Böses antäte, und weil er boshafte Pläne verfolgte, die ihn nicht ruhen ließen.' Er hatte aber Freunde zur bösen Absicht, deren Haupt und Meister er selbst war. Unterdessen aber waren wir in einem solchen Zustand, weil der König beschäftigt gewesen ist mit seiner Vorbereitung zum Aufbrechen [zur Jagd], und sich in Bewegung setzte, zur Jagd zu gehen, daß uns keine Möglichkeit blieb, mit ihm zu sprechen; ich und meine Gefährten setzten uns zusammen, wir trugen eine Unterredung zusammen und sprachen über den König, sowohl, in welchen Beschwerlichkeiten er wäre, als auch, wie sehr er fern sei von einer solchen Annehmlichkeit des Lebens, wie die Menschen zu sagen pflegen, daß er sie genieße. Die Unterredung unter uns schritt voran, und wir machten noch einmal eine Erwägung bezüglich dieses Mannes: wir wunderten uns sowohl über seine Schändlichkeit als auch über die Schlechtigkeit seines Sinnes und über die Ausdauer in dem Versuchen, das Böse zu verschaffen. Während wir in dieser Unterredung kreisten, wohlan, irgendjemand zeigte sich vor unseren Augen aus der Mitte der Bäume, daß wir, heftig eingeschüchtert, die Augen erhoben; wohlan, derselbe war dieser mißgünstige Mann, über welchen wir uns unterredet hatten. Mit schleichendem Schritt trat er heran wie eine Schlange, als ob er unsere Unterredung belauscht hätte. ,Diese ganze Unterredung da', sagte er, ,ist sie nicht ausschließlich über mich gewesen?' Ihm antwortend: ,Wir haben deiner Erwähnung getan und wir wundem uns über deinen Zustand. Laß hören, erzähle uns selbst, wie du dir diese Aufgabe gestellt hast und welche Anstrengungen du im Geiste unternommen hast?' Nach dem Gehörten bekennend: ,Wahrlich, es ist das Werk eines Dämonen und schlimmster Eifer, dessen Förderer in meinem Sinn dieser ist.' Und er begann auch, über sich selbst Tränen zu vergießen, ,Wehe mir, ich bin verloren' ausrufend. - Diese also sind die Dinge, die ich gesehen habe aus den kleinen gewölbten Augen". 624 Vgl. hierzu v. Premerstein, Attentat, 71, der nicht zuletzt auch aufgrund des Berichtes des Polemon die Historizität des Attentatsversuchs bestreitet: "Gewiß sehr gegen die Absicht des Hadrian so nahestehenden Verfassers wird also durch seine eigenen Angaben in völlig einwandfreier Weise die bereits von Zeitgenossen Polemons aufgestellte und später auch von Cassius Dio aufgenommene Auffassung gestützt, daß ein Attentat des Nigrinus und Lusius auf Hadrian in Wirklichkeit nicht stattgefunden hat". Nach v. Premerstein ist die Fiktion dessen aus dem Umfeld des Kaisers bzw. von Hadrian selbst aufgebracht worden, um die Hinrichtung der consules Cornelius PaIrna, Publilius Celsus, C. Avidius Nigrinus und Lusius Quietus zu rechtfertigen (vgl. 73f und zu seiner Gesamtrekonstruktion der Begebenheiten 75-85). Wenn gegen A. v. Premerstein und mit G.W. Bowersock davon auszugehen ist, daß der Bericht des Polemon und der angebliche Attentatsversuch der consules C. Avidius Nigrinus und Lusius Quietus sich nicht miteinander identifizieren lassen (vgl. hierzu oben 147, A. 611), wird noch deutlicher, daß Antonius Polemon hier einen fiktiven Attentatsversuch beschreibt. 625 V. Premerstein, Attentat, 69.
Hadrian
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Der Auftrag, anläßlich der um 131/132 n.ehr. erfolgten Weihung 'des Tempels des ZEU<;; , OAVJ.!1TlO<;; in Athen626 die Festrede halten zu dürfen,627 stellte sicherlich die bedeutendste der dem Polemon durch Hadrian zuteil gewordenen Ehrungen dar. 628 Besondere Beachtung verdient die Tatsache, daß Hadrian sich bei der Abfassung seines politischen Testaments629 mit Antonius Polemon beriet. 630 Dies läßt darauf schließen, daß der Rhetor und So626 Vgl. hierzu oben 109ff. 627 Vgl. hierzu Philostratos, v.soph.
I 25 (533): TO BE 'A8~vnmv 'OAU/..l1IlclOV Öl' E~~KoVTa Kat1fcVTaKOolWV ETWV a1fon;Aw8EV Ka81cpwo-m;; 6 mhoKpanup, w<;; Xpovou I-IEya aywvHJl-la, EKEAEUOc Kat TOV IIoAEl-lwva Ecpul-lvflom Tf1 8Uol~. 6 BE, W01fcP dw8cl, o~oa<;; TOU<;; ocp8aAI-IOu<;; Em T<x<;; ~ÖTJ 1fapHJTaI-lEva<;; Ewola<;; E1faCPflKcv EauTov T
imperii.
630
Vgl. hierzu Philostratos, v.soph. I 25 (534): ö8cv €;v Tal<;; lJ1fEP Tfl<;; ßamAda<;; Ö-
taT~Km<;; "Kat IIoAEI-IWV Ö OOCPlOT~<;;" EcpTJ ,,~UI-IßOUAO<;; Tfl<;; Ötavola<;; EI-I0t TaUTTJ<;; EYEVcTO"
("Folglich schrieb er [d.h. Hadrian] in seinem letzten Testament bezüglich der Angelegenheiten des Reiches: ,Und Polemon, der Sophist, riet mir, dieses Arrangement zu treffen."'; Text und Übersetzung nach Wright, Philostratus, 112f). Vgl. hierzu Bowersock, Sophists, 48: "Hadrian's relations with Polemo are weIl illustrated by the emperor's own admission that his final statement on the affairs of the whole empire [ ... ] was prepared with Polemo's advice". Philostratos
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phist auch im politischen Tagesgeschäft offensichtlich ein geschätzter und einflußreicher Ratgeber des Kaisers gewesen ist und einen erheblichen Einfluß auch auf dessen politische Entscheidungen ausüben konnte. Trotz eines unerfreulichen Erlebnisses 631 des Antoninus Pius mit Polemon während seines Prokonsulats in der Provinz Asia 135/136 n.C~.632 genoß der Rhetor und Sophist auch das Wohlwollen des Nachfolgers Hadrians, der ihm zahlreiche Ehrungen zuteil werden ließ.633 Antonius Polemon starb um 144 n.Chr. im Alter von 56 Jahren. 634 Die große Bedeutung und das außerordentliche Ansehen, die Antonius Polemon bei seinesgleichen genoß, werden treffend illustriert durch die Urteile zweier seiner Kollegen. Der thessalische Sophist Hippodromos von Larissa, der im 2./3. nachchristlichen Jahrhundert lebte,635 lehnte einen Vergleich mit Antonius Polemon angesichts der Unerreichbarkeit dessen ab. 636 In die gleiche Richtung gehen Äußerungen des Herodes Atticus,637 der die Bedeutung des Polemon offensichtlich sogar über die des Demosthenes638 stellt639 Nach Philostratos wurde der Rhetor und Sophist v.a. in Smyma, aber auch in vielen anderen Städten innerhalb und außerhalb der Proviz Asia zufolge verwies Hadrian explizit auf die Mitarbeit des Polemon an seinem politischen Testament und auf dessen Einflußnahme zugunsten der u.a. auch darin enthaltenen Nachfolgeregelung, weil er eventuellen Restriktionen des Antoninus Pius gegenüber dem Rhetoren und Sophisten, die aufgrund eines für Antoninus Pius unerfreulichen Zusammentreffens beider in der Provinz Asia (vgl. hierzu unten A. 631) zumindest denkbar gewesen wären, vorgreifen wollte (vgl. v.soph. 125 [534]). 631 Dieses Erlebnis beschreibt Philostratos, v.soph. 125 (534) folgendermaßen: ~P~E IlEV yap Of) ,][(1U% 0IlOU 'Aoia<;; 0 ' AVT(J)VlVO<;;, Kat KaTEAUUEV EV TfI TOU IIOAEIlWVO<;; OiKiQ: w<;; apiUTn T(J.Jv KaTa Tf)V Ellupvav Kat apiuTou avopa<;;, VUKTWP OE E~ a1foOTJllia<;; ~KWV 0 IIOAEIlWV Eßaa E1ft 8upat<;;, w<;; OE1va 1[(10)(01 TWV EauTou EipyaJ.1Evo<;;, Eha auVTJVaYKauE Tav ' AVTwvivov E<;; ETEpav olKiav J.1ETaaKWaaau8at ("Antoninus war proconsul in der gesamten [Provinz] Asia ohne Ausnahme, und einmal bezog er Quartier im Haus des Polemon, weil es das beste in Smyrna war und dem bedeutendsten Bürger der Stadt gehörte. Wie auch immer, Polemon kam zur Nacht nach Hause von einer Reise und erhob ein Geschrei an der Tür, daß er abscheulich behandelt und aus seinem eigenen Hause ausgeschlossen werde; unmittelbar danach nötigte er Antoninus, sich in ein anderes Haus zu begeben"; Text und Übersetzung nach Wright, Philostratus, 112f). 632 Zu dieser Datierung vgl. Fuhrmann, Art. Antoninus.l, in: KP 1, 408. 633 Vgl. hierzu Philostratos, v.soph. I 25 (534): Kat 0 ' AVTWVlVO<;; i)UTEi~ETO J.1EV 1fpa<;; Tav IIoAEllwva 1fEpt TWV KaTa Tf)V Ellupvav EVOE1KvUJ.1Eva<;; 1fOU Ta J.1f) EKAEAf]u8at, Tal<;; OE EKaaToTE TIJ.1al<;; EID J.1Eya ~PEV EyyuWJ.1Eva<;; 1fOU Ta J.1f) J.1EJ.1vf]a8at ("Und in der Tat, Antoninus pflegte mit Polemon zu scherzen über das, was in Smyrna geschehen ist, um damit zu zeigen, daß er dies in keiner Weise vergessen hat, obwohl er durch die Ehrungen, mit denen er ihn bei jeder Gelegenheit erhöhte, sich selbst zu verpflichten schien, dies nicht im Gedächtnis zu behalten"; Text und Übersetzung nach Wright, Philostratus, 113-115). 634 V gl. Stegemann, Art. Polemon.l 0, in: PRE XXI 2, 1338f. 635 Zu Hippodromos von Larissa vgl. Spoerri, Art. Hippodromos.2, in: KP 2, 1163. 636 Vgl. Philostratos, v.soph. 11 27 (616). 637 Zu Herodes Atticus und zu seiner Wertschätzung des Polemon vgl. oben 151, A. 628. 638 Kiechle, Art. Demosthenes.2, in: KP 1, 1484-1487 charakterisiert Demosthenes immerhin als den "berühmteste[n] Redner des Alt.[ertums]" (1484). 639 Vgl. Philostratos, v.soph. 125 (539).
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hoch geschätzt: tpaaTai OE mhoO rroAAai MEV rroAE1<;;, OWCPEPOVTtu<;; BE ~ EMUPva. 640
3.4 Die Reisen Hadrians durch die Provinz Asia H. Halfmann rekonstruiert zwischen 123/124 und 132 n.Chr. drei Reisen Hadrians durch die Provinz Asia: (a) Eine in das erste Halbjahr 124 n.Chr. zu datierende Reise641 führte den Kaiser von Nikomedeia in der Provinz Bithynip et Pontus über Kyzikos,642 Ilion,643 Alexandreia Troas, Pergamon,644 Stratonikeia,645 die Landschaft Mysien, Smyma,646 Erythrai,647 Ephesus und Rhodos 648 und von dort aus nach Griechenland. 649 (b) Auf 640 Philostratos, v.soph. I 25 (530). "Und viele Städte bewunderten ihn, insbesondere aber Smyma" (Text und Übersetzung nach Wright, Philostratus, 106f). 641 Vgl. zum Reiseverlauf insgesamt Halfmann, Itinera, 191.199-202, zu~dem in diese Reise gehörenden Reisebericht des Antonius Polemon vgl. oben 148f. Weber, Geschichte, 130-132 setzt den Aufenthalt in Mysien an den Anfang der ersten Reise Hadrians durch die Provinz Asia. Von Mysien aus reiste Hadrian Weber zufolge über Miletopolis nach Kyzikos (vgl. 132). 642 Zu Hadrian, seinem Besuch in Kyzikos, der Verleihung der Neokorie an diese Stadt und dem Ausbau des dortigen Neokorietempels vgl. oben 1Olff. Denkbar ist, daß Hadrian etwa von Kyzikos aus der Stadt Apollonia brieflich die Errichtung eines Säulengangs zusagte. V gl. hierzu die Inschrift Le Bas/Waddington, Inscriptions II, Nr. 1068; diese Inschrift ist m.W. der einzige Beleg für die Verwendung des AüyouoTo~-Titels im Zusammenhang mit Hadrian. 643 Weber, Geschichte, 133, A. 476, erwägt zwischen den Aufenthalten Hadrians in Kyzikos und Ilion Besuche des Kaisers in Parium, Priapus und Abydos. Für die beiden coloniae Parium und Priapus nimmt er eine Neubesiedlung in hadrianischer Zeit an. Dies begründet er mit dem Hadrian in beiden Kolonien verliehenen Titel conditor coloniae. Der von Weber angenommene Reiseverlauf zwischen Kyzikos und Ilion entspricht dem Verlauf der Küstenstraße (vgl. hierzu Calder/Bean, A c1assical map). 644 Aufgrund des Straßenverlaufs (vgl. hierzu Calder/Bean, A c1assical map) ist zu vermuten, daß Hadrian auf dem Weg von Alexandreia Troas nach Pergamon etwa die Städte Assos, Gargara, Antandrus und Adramyttium besucht hat. 645 Weber, Geschichte, 135f erwägt zwischen den Aufenthalten Hadrians in Pergamon und Stratonikeia einen Besuch der Insel Lesbos. 646 Zum Besuch Hadrians in Smyma, zur Verleihung der zweiten Neokorie und den von ihm selbst geleisteten Stiftungen, die weitere privater Provenienz nach sich zogen, vgl. oben 90ff. 647 Erythrai erreichte Hadrian auf dem Seeweg; dies belegt die dortige Feier der Ta MEYUAU 'AOP1UVEta 'Em[3uTf)pta (lEry 60, Z. 6-8). Vgl. hierzu Halfmann, Itinera, 200 mit Bezug auf diese Spiele: "Hadrian ist dort an Land gegangen, demnach zumindest teilweise zur See die Küste entlang gereist". 648 Weber, Geschichte, 143 vermutet einen Zwischenaufenthalt auf der Insel Kos, der sich aus dem epigraphischen Zeugnis allerdings nicht erweisen läßt. Eine in zwei Briefen an die Stadt Ephesus erhaltene, jeweils gleichlautende Aussage Hadrians spricht vielmehr dafür, daß der Kaiser von Ephesus aus direkt nach Rhodos gereist ist: Ei~ 'P6oov a1fO Tii~ 'E
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einer zweiten, in die Zeit zwischen März/April und Juli/August 129 n.Chr. fallenden Reise650 reiste der Kaiser zunächst von Athen aus nach EpheSUS,651 Milet und durch die Landschaft Carien. 652 Danach zog er über Tralleis,653 Laodikeia am Lykos,654 Kolossai,655 dann über Apameia und Melis650 Vgl. zum gesamten ReiseverlaufHalfmann, Itinera, 192f.204-206. 651 Zur Verleihung der zweiten Neokorie an die Stadt Ephesus, zu der damit zusammenhängenden Errichtung eines neuen, Hadrian geweihten Tempels in der Stadt sowie zu der damit zu verbindenden Stiftung eines neuen Agon vgl. oben 98ff. Die Inschrift IEph 1145 belegt die Teilnahme Hadrians an einer Veranstaltung im Theater von Ephesus. 652 Nach Weber, Geschichte, 218 unternahm Hadrian unmittelbar von Ephesus aus einen Abstecher nach Süden. Dabei verweist Weber auf die Inschrift IG XII 3, 177, einen in Laodikaia am Lykos verfaßten Brief Hadrians an das Gemeinwesen von Astypalaia. F. Hiller von Gaertringen gibt die entsprechende Passage der Inschrift wie folgt wieder: IlE t7wraivoVTa [äpn(?)] I [Tf)<;] Kapia<; (Z. 11 f; die Wiedergabe der Inschrift bei Oliver, Greek Constitutions, Nr. 68, 165f folgt im wesentlichen der Hillers). Daß Hadrian im Jahr 129 in die Landschaft Carien gereist ist, belegt die von Hadrian in diesem Brief verwendete Titulatur: AUTOKP
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sa656 aus der Provinz Asia heraus nach Ikonion. (c) Im Frühjahr bzw. Sommer 131 n.Chr. hielt sich Hadrian in Ephesus auf. 657 Diese Rekonstruktion belegt zunächst, daß Hadrian die Provinz Asia wie das gesamte römische Reich - weit intensiver als jeder seiner Vorgänger bereist hat. 658 Hinzu kommt, daß die Intention der drei Aufenthalte Hadrians in der Provinz Asia von derjenigen der Aufenthalte Vespasians und Traians dort grundsätzlich zu unterscheiden ist: Während die beiden Letztgenannten die Provinz Asia lediglich auf der Durchreise besuchten,659 standen für Hadrian die asianischen Städte selbst, ihre Wohlfahrt und die mit dieser Wohlfahrt gegebene innere Stabilisierung des imperium Romanum im Mittelpunkt des Interesses. Nach H. Halfmann stand die intensive Reisetätigkeit Hadrians im Dienste seines politischen Programms "einer das ganze Reich durchdringenden Friedenspolitik",660 mit welchem er, militärisch nicht haltbare Gebiete aufgebend und auf Expansion verzichtend, an das politische Konzept des Augustus anzuknüpfen beabsichtigte. 661 Dabei ließ sich der Kaiser von zwei konkreten Absichten leiten: (a) Hadrian besuchte insbesondere auch die an den Außengrenzen des Reiches stationierten Truppenteile, um die Schlagkraft seiner Armee als eines Abschreckungspotentials gegenüber äußeren Feinden zu sichern. 662 (b) Im Blick auf die Städte des imperium Romanum konkretisierte Hadrian seine Friedenspolitik, indem er die Wohlfahrt der einzelnen Gemeinwesen und ihrer Einwohner zu mehren trachtete,663 wobei er offensichtlich über das von seinen Vorgängern in dieser Hinsicht Geleistete wieder-
656 Mit Verweis auf Mionnet, Description IV, NT. 983, 367 nimmt Boatwright, Hadrian, 99, A. 75 die von Hadrian während dieser Reise initiierte Gründung nach ihm benannter Spiele in Synnada, einer nicht weit von Melissa entfernt liegenden Stadt, an. 657 Vgl. hierzu Halfmann, Itinera, 194.208. 658 Zum Aufenthalt des Augustus in der Provinz vgl. Halfmann, Itinera 158, zum Aufenthalt Vespasians dort vgl. oben 67, A. 96. 659 Vespasian befand sich auf dem Weg von Alexandria nach Rom, um dort seine Inthronisation zu feiern (vgl. oben 67, A. 96), Traian durchzog die Provinz Asia auf dem Weg zum Feldzug gegen die Parther (vgl. Cassius Dio, LXVIII 17,2f). 660 Itinera, 40. 661 Vgl. hierzu Halfmann, Itinera, 40 mit den Literaturverweisen in A. 111. 662 Vgl. hierzu Halfmann, Itinera, 40f. 663 Vgl. hierzu Halfmann, Itinera, 41: "Sein zweites Hauptaugenmerk richtete er [d.h. Hadrian] auf die Städte des Reiches; mehr als jeder andere Kaiser [... ] hat er von ihnen selbst gesehen und erwies ihnen Wohltaten durch den Bau von Wasserleitungen und Häfen, Zufuhr von Lebensmitteln, Theaterbauten und öffentliche Spiele und vieles andere mehr [... ] Die Sorge um die äußere Sicherheit ergänzte sich also mit dem zielstrebigen Bemühen, im Inneren alle Bewohner des Reiches an dem Segen des Friedens teilhaftig werden zu lassen [... ] Hadrian selbst war die Seele des Ganzen, unermüdlich auf die Verwirklichung seines Programms bedacht, die er am besten durch seine persönliche Anwesenheit, die direkte Einwirkungsmöglichkeit auch auf kleinste Details der Organisation, Verwaltung [... ] und städtischer Probleme garantiert sah". Im Lichte dessen ist .auch Hadrians Abkehr von der Expansionspolitik seines Vorgängers Traian zu deuten; vgl. hierzu Boatwright, Hadrian, 12: "Hadrian's avoidance of war and his decisive withdrawal from the untenable borders established by Traian allowed hirn to direct Rome's resources toward munificence" .
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um weit hinausging. 664 Dadurch gelang es ihm, insbesondere die einflußreichen und mächtigen Gemeinwesen, Städte und Individuen mit ihm als dem amtierenden Herrscher zu vernetzen und so dem imperium Romanum eine erhebliche innere Stabilität zu verleihen. 665 Ergänzend zu diesem politischen Konzept verfolgte Hadrian mit seiner Reisetätigkeit auf ideologischer Ebene die Absicht, seine eigene Person zu den Gottheiten des griechischen Pantheons in Beziehung zu setzen. Daraus ergab sich, daß Hadrian an vielen Kultstätten in Gemeinschaft mit traditionellen Gottheiten oder als ihre Hypostase verehrt worden ist. 666 . Hinzu kommen bei Hadrian "eine[.] angeborene. Reiselust und eine[.] umfassende[.] Bildung, die seine Neugierde weckte und ihn in fremde Länder trieb". 667
Als Reflex seiner Reisetätigkeit wurden unter maßgeblichem Einfluß und auf Betreiben Hadrians 668 "unmittelbar nach der Rückkehr von der letzten [Inspektions-] Reise"669 Reiseerinnerungsmünzen geprägt. Diese Reiseer664 V gl. hierzu etwa die Bewertung des Engagements Hadrians bei Cassius Dio LXIX 5,2f: Kai TC'xe;; 1fOAEte;; '[(Xe;; TE OUJlJlax{öae;; Kat Tae;; U1fTJKOOUe;; JlEyaA01fpE1fE<JTaTa W
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innerungsmünzen lassen sich in vier Gruppen670 einteilen: (a) eine Gruppe von Münzen, auf denen verso das Bild der vom Kaiser besuchten Region bzw. Provinz, deren Name jeweils im Nominativ genannt wird, abgebildet ist, (b) Münzen, auf deren Rückseite "die Ankunft des Princeps gefeiert (AD VENTVf A VG ... )"671 wird,672 wobei der mit der rechten Hand grüßende Hadrian und ihm gegenüber eine Personifikation der von ihm visitierten Stadt oder Region bzw. Provinz, die ein Opfer vollzieht,673 abgebildet sind, (c) eine Reihe von Münzen, mit denen "Hadrian als Restitutor des Landes geehrt (RESTfTVORI . . .)"674 wird, und (d) eine Gruppe von Münzen, die verso an die Sorge Hadrians um die exercitus der einzelnen Gebietskörperschaften erinnern. Recto wird auf den Reichserinnerungsmünzen jeweils eine Büste Hadrians abgebildet, die mit der Legende HADRIANUS AUG COS IIf pp umschrieben ist. P.L. Strack675 weist innerhalb der ersten Gruppe der von Hadrian geprägten Reiseerinnerungsmünzen folgende geographischen Bezeichnungen676 nach: Aegyptos, Africa, auch oben A. 668) an, wobei er allerdings davon ausgeht, daß Hadrian erst 134 n.Chr. nach Rom zurückgekehrt ist (vgl. hierzu cxi.cxvii.c1xxi). 670 Zu dieser Einteilung vgl. Strack, Reichsprägung H, 139f; hinsichtlich der römischen Bronzeprägungen ähnlich auch Mattingly, Coins of the Roman Empire, c1xxi-clxxxvi. Strack, Reichsprägung H, 143 unterscheidet innerhalb jeder dieser vier Gruppen darüber hinaus noch zwischen kaiserlicher und senatorischer Prägung. 671 Strack, Reichsprägung H, 139. 672 Vgl. hierzu Halfmann, Itinera, 43 und insbesondere auch Kreitzer, Adventus coinage, 7680. Diese Münzprägung, in welcher der Bezug des kaiserlichen adventus auf die jeweilige Provinz dokumentiert wird, stellt nach Halfmann eine Neuerung dar. Denn bis dato sei nur der entsprechende adventus des amtierenden Herrschers in Rom, der Hauptstadt des Reiches, im Rahmen von Münzprägungen verarbeitet worden: "Der auf eine Provinz bezogene adventus des Herrschers stellt etwas ganz Neues dar, da bisher nur der stadtrömische adventus aus Münzprägung und Repräsentationskunst bekannt war" (Itinera, 43). 673 Zur Darstellung Hadrians auf diesen Reiseerinnerungsmünzen und der darin zum Ausdruck kommenden Nähe des Kaisers zu seinen Untertanen vgl. Lehnen, Adventus, 219f: "Für den vorliegenden Zusammenhang ist nun entscheidend, daß der Kaiser nicht allein dargestellt wird, sondern zusammen mit der Provinz in einer Szene auftritt. Diese Darstellung läßt gewiß die Interpretation zu, daß der Kaiser sich nicht von der Provinzbevölkerung ausschließt, sondern sich mit ihr [... ] auf eine Stufe stellt. Zusätzliches Ausdrucksmittel fiir dieses bÜTgernahe Verhalten des Kaisers ist auch die Art der Kleidung, mit der er vor der jeweiligen Provinz erscheint. So trägt der Kaiser auf diesem Münztyp nicht das Kriegskostüm, sondern die Toga, das Bürgerkleid schlechthin, oder seine Reisetracht mit einer Buchrolle in der linken Hand. Hadrian tritt hier also nicht als Feldherr oder militärischer Eroberer auf, sondern in der Rolle eines Kaisers, der sich direkt mit den Provinzbewohnern auseinandersetzt und sich für deren Belange interessiert". 674 Strack, Reichsprägung H, 139. 675 Vgl. hierzu die Tabelle in Reichsprägung H, 143. 676 Bei diesen geographischen Bezeichnungen handelt es sich nach Strack, Reichsprägung H, 140 nur dann um Namen von Provinzen, wenn diese mit den entsprechenden "Landschaften oder ethnologischen Gemeinschaften zusammenfallen"; diesen Orts angaben liegt das "Prinzip der nationes [... ] [zugrunde], das ,auf einem Gefühl der factischen Stammverwandtschaft' beruht, ,das mit der Zugehörigkeit zu demselben politischen Gemeinwesen, der Gemeinde, der Provinz, dem
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Asia, Britannia, Cappadocia, Dacia, Germania, Hispania, Italia, Iudaea, Mauretania, Sicilia, Pannonia,677 Alexandria und Ni/us. Der adventus Augusti wird bezeugt für die Städte und Gebiete Alexandria, Africa, Arabia, Asia, Bithynia, Cilicia, Gallia, Hispania, Italia, Iudaea, Macedonia, Mauretania, Moesia, Noricum, Phrygia,678 Sicilia, und Thracia. 679 Hadrian wird gerühmt als restitutor Achaiae, Africae, Arabiae, Asiae, Bithyniae, Galliae, Hispaniae, Italiae, Iudaeae, Libyae,680 Macedoniae, Phrygiae, Siciliae und Nicomediae. Schließlich belegen die Münzen die Sorge Hadrians um die exercitus Britanniae, Cappadociae, Daciae, Delematiae, Germaniae, Hispaniae, Mauretaniae, Moesiae, Norici, Raetiae, Syriae und Thraciae. P.L. Strack datiert die Emission dieser Reiseerinnerungsmünzen in das Jahr 137 n.Chr. und sieht deren Anlaß in den Vicennalien Hadrians. 681 Strack führt im wesentlichen folgende Argumente für seine Datierung ins Feld: (a) Die Regellosigkeit der kopfwendigen und der seitwendigen Stempelstellung innerhalb der Reiseerinnerungsmünzen ließe auf den Zeitraum von 133 bis 135 n.Chr. als terminus a quo ihrer Emission schließen. 682 (b) In diese Zeit weise auch die wachsende Häufigkeit des linksgerichteten Portraits des Kaisers, die insbesondere bei den mit gleichzeitig kopfund seitwendiger Stempelstellung geprägten Münzen und Münzgruppen zu beobachten sei. 683 (c) Die Reichserinnerungsmünzen setzten das Ende des zweiten jüdischen Staat nichts gemein hat und von diesem absieht, ja einen Gegensatz dazu bildet"'. Offensichtlich war ein solches auf dem Begriff der natio beruhendes Schema der Einteilung im imperium Romanum so weit verbreitet und fixiert, daß es auch in der Münzprägung zur Geltung kommen konnte. Neben den Landschaften bzw. den ethnologischen Gemeinschaften lassen sich innerhalb der vier unterschiedlichen Gruppen der Reiseerinnerungsmünzen zwei Städte, Alexandria und Nicomedia, und ein Fluß, der Nil, nachweisen. 677 Die Bezeichnung Pannonia findet sich lediglich auf Münzen, auf denen recto das Portrait des 136 n.Chr. von Hadrian als L. Aelius Caesar adoptierten L. Ceionius Commodus als des Statthalters beider Pannoniae abgebildet ist (vgl. hierzu Strack, Reichsprägung 11, 147 und unten 159.161, A. 701; vgl. hierzu auch Hanslik, Art. Ceionius.3, in: KP 1, 1097 und ders.: Art. Hadrianus.1, in: KP 2,910). 678 Nach Strack, Reichsprägung 11, 145 bezeichnet Phrygia "als Landschaft die gesamte Hochebene Innerkleinasiens [... ] und somit [... ] [die] Provinz Galatia mit allen ihren Teilgebieten". 679 Mattingly, Coins ofthe Roman Empire, clxxi ergänzt diese Liste um Britannia. 680 Nach Strack, Reichprägung 11, 145 "tritt Libya zweifellos für die Cyrenaica ein". 681 Vgl. Strack, Reichsprägung 11, 139: "Als Anlaß dieser Emission vermute ich die Vicennalien Hadrians, die er im Sommer 13 7 als erster Princeps seit Tiberius erlebte und, wie die Reichsprägung zeigt [... ] mit großartigen Feiern beging". 682 Vgl. hierzu Strack, Reichsprägung, 21-25. Dieser Zeitraum ergibt sich für Strack im Einzelnen aus folgenden Gründen: (a) Der frühestrnögliche Zeitpunkt für die Emission der Reiseerinnerungsmünzen werde durch die Beendigung seiner Inspektionsreisen und die Rückkehr Hadrians nach Rom 132 n.Chr. gegeben (vgl. 23). (b) Als terminus ad quem der doppelten Stempelstellung habe der Tod der Kaiserin Sabina im Jahr 136 n.Chr. zu gelten (vgl. 23- 25). (c) Ausgehend von diesen beiden Daten ergebe sich, da "wir jeweils etwa ein Jahr für die Emissionen nach und vor den termini post und ante einschalten" (25) müssen, für das gleichzeitige Auftreten der kopfwendigen und der seitwendigen Stempelstellung als terminus a quo der Zeitraum von 133 bis 135 n.Chr. 683 Vgl. Strack, Reichsprägung 11,25-27. Hierbei verweist er auf die Münzprägung Alexandrias: "Seit der Zeit der Flavier bis zum 17. Jahre Hadrians (132/3) herrschte dort ausschließlich das nach rechts gerichtete Bild, im 18. Jahre aber wurde auf seltenen Bronzen, im 19. und 20. Jahre (134/6) wurde auf allen Billons und auf einem Teil der Bronzen das Porträt nach links gestellt"
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Krieges 135 n.Chr. voraus. Die die Region bzw. Provinz Iudaea betreffenden Münzen bildeten nämlich verso die in der von Hadrian nach der Zerstörung J erusalems neu gegründeten Stadt Aelia Capitolina684 aufwachsende Nachkommenschaft der griechisch-heidnischen Kolonisten ab. 685 (d) Entscheidend für seine Datierung spricht nach Strack, daß sich, obwohl Hadrian auf seinen Inspektionsreisen auch Pannonien besucht hat,686 in den Reiseerinnerungsmünzen weder eine Region Pannonien noch die beiden pannonischen Provinzen nachweisen ließen. Strack vermutet, daß Hadrian im Rahmen der Prägung der Reiseerinnerungsmünzen Pannonien aussparte, weil sein 136 n.Chr. Adoptivsohn L. Aelius Caesar dort bereits als Statthalter amtierte. 687 Somit "fallen die Reiseerinnerungsmünzen in das Jahr 137 und haben zum Anlaß die Vicennalien .des Herrschers". 688 Gegen die von P.L. Strack vorgetragene Argumentation ist zunächst darauf hinzuweisen, daß seinem vierten, rur ihn entscheidend wichtigen Argument (d) die Beweiskraft entzogen wird. Denn im Lichte neuerer Forschungsergebnisse läßt sich die Annahme eines Besuchs Hadrians in Pannonien im Rahmen seiner Inspektionsreisen nicht mehr aufrechterhalten. 689 Damit aber bricht innerhalb der Logik dieses Arguments dessen Voraussetzung weg. Gegen Stracks Argument (c) ist einzuwenden, daß (25). Unter der Voraussetzung, daß die alexandrinische die römische Münzprägung nachahmte, ergebe sich für rur die Datierung der Einruhrung der regelmäßigen Verwendung des nach links gerichteten Kaiserbildes und damit auch rur die zeitliche Fixierung des Beginns der gleichzeitigen Verwendung beider Stempelstellungen, daß sie "um weniges vor der alexandrinischen liegen", also "etwa mit dem Jahre 134" (27) einsetzten. 684 Vgl. hierzu Boatwright, Hadrian, 196-203. 685 Vgl. Strack, Reichsprägung II, 139.162f. 686 Es ist anscheinend ein Implikat der Argumentation Stracks, daß nur diejenigen Regionen oder Provinzen verso auf den Reiseerinnerungsmünzen erscheinen, die Hadrian auch besucht hat. Vgl. hierzu etwa Reichsprägung II, 145: "Von ihnen [d.h. von den 44 Provinzen des imperium Romanum] werden sechs [innerhalb der Reiseerinnerungsmünzen nicht erwähnte] [... ] ohne Schwierigkeit entbehrt, da ein Besuch Hadrians in ihnen nicht nachgewiesen werden kann", oder, gerade auch im Blick auf Pannonien, 146: "Ist das Bisherige richtig, so blieben von den von Hadrian besuchten Provinzen als einzige [im Original gesperrt; Anm. d. Verf.] die beiden Pannonia auf unseren Münzen unerwähnt. Denn ein Besuch Hadrians im pannonischen Gebiet ist gesichert [... ] Eine Subsumierung Pannoniens aber unter eines der anderen Länder will nicht gelingen". Zum Nachweis eines Besuchs Hadrians in Pannonien beruft sich Strack auf Weber, Geschichte, 153ff (145, A. 317). Vgl. aber augenscheinlich im Widerspruch dazu Reichsprägung II, 161: "Somit ist deutlich, daß für die Auswahl der Adventusreihe [... ] der tatsächliche Besuch Hadrians nicht allein maßgebend war". 687 Vgl. hierzu MerkelbachiSchwertheim, Orakel, 144. 688 Strack, Reichsprägung, 147. 689 Vgl. hierzu Halfmann, Itinera, 201, der zu dem von Weber, Geschichte, 148ff rur die Zeit um 123/124 n.Chr. postulierten Aufenthalt Hadrians in Pannonien bemerkt: "Damit scheitert auch Webers Rekonstruktion (l48ft), nach der Hadrian 123/124 eine ausgedehnte Reise durch Thrakien und die unteren Donauprovinzen bis Pannonien unternommen habe". Halfmann, Itinera, 195 kehrt die Argumentationskette Stracks um und schließt aus der Tatsache, daß Pannonien innerhalb der hadrianischen Reiseerinnerungsmünzen nicht erwähnt wird, daß der Kaiser dieses Gebiet nicht besucht ~at. Dabei kommt der von ihm auf 118 n.Chr. datierte Aufenthalt Hadrians dort offensichtlich aufgrund der Tatsache, daß Hadrian Pannonien hier nicht im Rahmen einer Inspektionsreise, sondern auf seiner Rückreise von Antiochia in Syrien nach Rom besuchte, rur die Prägung der Reiseerinnerungsmünzen nicht in Betracht.
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die Erwähnung Iudaeas innerhalb der Reichserinnerungsmünzen und auch die Art und Weise der Ausgestaltung der entsprechenden Exemplare keinesfalls mit Notwendigkeit das Ende des zweiten jüdischen Krieges, sondern lediglich einen Besuch Hadrians daselbst voraussetzen. Dieser ist bereits 130 n.Chr. erfolgt. 690 Somit kommt auch diesem Argument für die Datierung der Reiseerinnerungsmünzen keinerlei Beweiskraft mehr zu. Ohne diese Argumente vermag auch Stracks Argument (b) die von ihm vorgeschlagene Datierung der Reiseerinnerungsmünzen nicht mehr zu belegen. Denn nach seiner eigenen Aussage691 sind in Alexandria bereits im 18. Jahr der Regierung Hadrians, d.h. 133/134 n.Chr., Münzen mit dem nach links gewendeten Portrait des Kaisers geprägt worden. Unter der Voraussetzung, daß die alexandrinischen Münzbilder den römischen nachempfunden worden sind,692 läßt sich als terminus a qua für die Verwendung des nach links gewendeten Portraits Hadrians in Rom durchaus das Jahr 132 n.Chr. denken. Stracks Argument (a) schreibt den terminus a qua der Emission der von Hadrian geprägten Reiseerinnerungsmünzen keineswegs auf die Zeit zwischen 133 und 135 n.Chr. fest, da sich in den Prägungen Sabinas die doppelte Stempelstellung schon ab 130 n.Chr. nachweisen läßt. 693 Das heißt, daß ab diesem Zeitpunkt die Verwendung der doppelten Stempelstellung auch in der Münzprägung Hadrians denkbar ist. 694 Fazit: Im Hinblick auf die Datierung der Reiseerinnerungsmünzen läßt sich nur belegen, daß sie nach dem mit Hadrians Aufenthalt in Athen gegebenen Abschluß seiner Inspektionsreisen695 und der Rückkehr des Kaisers nach Rom geprägt worden sein müssen. Da nach H. Halfmann davon auszugehen ist, daß Hadrian nach der Weihe des athenischen ZEl'<:: 'OAU/-lIDo<::-Heiligtums 131/132 n.Chr. 696 von Athen aus mit nur geringen Umwegen nach Rom zurückgereist ist,697 ergibt sich hinsichtlich der Datierung der Prägung der Reiseerinnerungsmünzen, daß mit ihr durchaus bereits im zweiten Drittel des Jahres 132 n.Chr. begonnen worden sein kann. 690 Vgl. Halfmann, Itinera, 193.207, der als Beleg fiir den Aufenthalt Hadrians in Iudaea u.a. eben die Reiseerinnerungsmünzen anführt: "Hadrians Aufenthalt in Iudaea steht aufgrund der mit ADVENTVI AUG. IVDAEAE und RESTITVORI IVDAEAE geprägten Münzen fest". 691 Vgl. oben 158, A. 683. 692 Vgl. hierzu m.E. m.R. Strack, Reichsprägung H, 26. 693 Dies belegen Stracks eigene Ausführungen. Innerhalb der Darstellungen der Sabina unterscheidet er drei unterschiedliche Frisuren der Kaiserin, die Typen a, bund c (Reichsprägung H, 23). Da nun nach Strack "die seitwendige Stempelstellung nur bei Münzen mit [Frisuren-]T.[yp] b, niemals bei denen mit [Frisuren-]T.[yp] a vorkommt" (24), zugleich aber "der Wechsel der zwei Frisuren a und b [ ... ] sich mit Wahrscheinlichkeit auf die erste Hälfte des Jahres 130 festlegen" (24f) läßt, folgt hinsichtlich der Verwendung der doppelten Stempelstellung in der Münzprägung Sabinas, daß für sie als terminus a quo eben gerade dieser Zeitpunkt anzunehmen ist. 694 Vgl. hierzu auch Mattingly, Coins ofthe Roman Empire, cxxiii, der diese Änderung in das Jahr 132 n.Chr. datiert. Darüber hinaus vermag auch das oben wiedergegebene (vgl. oben 158, A. 682) Votum Stracks, daß u.a. zwischen dem möglichen terminus a quo einer Änderung der Technik der Münzprägung oder der Art und Weise der Darstellung der Mitglieder eines Herrscherhauses und den ersten, diesen Änderungen entsprechenden Emissionen ein Jahr einzuschalten ist, m.E. nicht zu überzeugen. 695 Vgl. hierzu oben 155. 696 V gl. hierzu oben 111. 697 Vgl. hierzu auch Strack, Reichsprägung H, 130f.
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Gleiches gilt für den von H. Mattingly und E.A. Sydenham vorgelegten Vorschlag zur Datierung der Reiseerinnerungsmünzen. Sie unterteilen die gesamte Münzprägung nach der Übernahme des dritten Consulats durch Hadrian in fünf Klassen, die sich jeweils in der mit Hadrian zu verbindenden Münzlegende unterscheiden. 698 Innerhalb dieser Klassifizierung zählen die Reiseerinnerungsmünzen, die verso die Legende HADRlANVS AVG . COS . IIf· P . P bieten, zur vierten Klasse. 699 Aufgrund der Portraits Hadrians auf den zur vierten Klasse gehörenden Münzen datieren H. Mattingly und E.A. Sydenham ihre Prägung in die Zeit zwischen 134 und 138 n.Chr., die Münzen der dritten Klasse aufgrund der Darstellungen auf ihnen in die Zeit zwischen 132 und 134 n.Chr. 700 Gegen die diesem Datierungsvorschlag zugrundeliegende Argumentation ist zunächst einzuwenden, daß sich aus den unterschiedlichen Portraits Hadrians auf den Emissionen zwischen 130 und 138 n.Chr. kaum stichhaltige Kriterien für ihre relative chronologische Einordnung gewinnen lassen. 701 Darüber hinaus eignet aber bereits dem 698 Vgl. hierzu etwa Mattingly/Sydenham, Roman Imperial Coinage, 315. Die ersten beiden dieser runf Klassen sind Mattingly/Sydenham zufolge in die Zeit vor 128 n.Chr. zu datieren, da ihre jeweilige Münzlegende den Titel pater patriae, den Hadrian in diesem Jahr annahm, nicht bieten. Vgl. v. Rohden, Art. Aelius.64, in: PRE I 1, 508: "Die Annahme des Titels pater patriae erfolgte zwischen dem 11. Oktober 127 [... ] und dem 29. August 128". 699 Die dritte Klasse bietet recto die Legende HADRIANVS AVGVSTVS, verso die Legende cas II1 P . P, die runfte Klasse recto die Aufschrift HADRIANVS AVGVSTVS P . P, verso cas 111. Vgl. Mattingly/Sydenham, Roman Imperial Coinage, 315. 700 Vgl. Mattingly/Sydenham, Roman Imperial Coinage, 315f: "Class (d) [d.h. die vierte Klasse] is obviously late. If we arrange its portraits in sequence, we find at one end portraits with reverses of the provinces and Armies, ,Adventus Aug.', ,Fortuna Redux', at the other portraits and types that force us to think of Aelius Caesar and Antoninus Pius. The class must clearly run from AD. 134 to 138. Close to its earlier portraits in style and line in having no radiate crown on the dupondius is group (c). A study of the types, particularly those referring to travel by sea, will confirm us in placing it before group (d), c. AD. 132-134". Ähnlich und offensichtlich im Anschluß an H. Mattingly/E.A Sydenham, wenn auch mit anderen Gründen, datiert L. Kreitzer diese Münzprägung. Aufgrund der verso aufgeprägten Legende HADRIANUS AUG cas 1II pp setzt er ihre Emission in die Zeit zwischen 134 und 138 n.Chr.: "It is this inscription, with its reference to the third consulship of Hadrian, which allows the series as a whole to be dated between 134 and 138 CE" (Adventus coninage, 77). Diese Argumentation Kreitzers überzeugt nicht, da Hadrian bereits seit 119 n.Chr. zum dritten Mal die Consulwürde innehatte (vgl. v. Rohden, Art. Aelius.64, in: PRE I 1, 503: "Am 1. Januar 119 übernahm Hadrian zum dritten und letzten Male das Consulat") und den Titel pater patriae 127/128 n.Chr. annahm. Somit ergibt sich, wenn ausschließlich der Inhalt der Münzlegende berücksichtigt wird, als terminus a quo rur die Datierung der Reiseerinnerungsmünzen das Jahr 127/128 n.Chr. 701 Vgl. hierzu Strack, Reichsprägung II, 31: "So ist scheinbar aus dem Porträt trotz seiner zahlreichen Varianten hier nichts mehr fiir eine chronologische Ordnung zu gewinnen". Wie fraglich dieser Ansatz in der Tat ist, zeigt sich schon bei den Ausruhrungen von H. MattinglylE.A Sydenham, die selbst in der von ihnen auf 132-134 n.Chr. datierten dritten Klasse der Münzen, die die dritte Übernahme des Consulats durch Hadrian reflektieren (vgl. oben A 699), Portraits des Kaisers nachweisen, die an L. Aelius Caesar und damit an Portraits Hadrians aus den Jahren 136138 n.Chr. (vgl. oben A 700) erinnern (vgL Roman Imperial Coinage, 336: "There is a close affinity to some coins of L. Aelius Caesar"). Darüber hinaus konzedieren sie, daß "the first portrait [innerhalb der Münzen der vierten Klasse; vgl. oben A 700] is a direct development from the main portrait ofthe last group" (336), wobei sie selbst die Unterschiede als nur gering beschreiben (vgl.
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Versuch, die nach 128 n.Chr. emittierten Münzen Hadrians mit Hilfe der unterschiedlichen auf den Kaiser bezogenen Münzlegenden in ein einander ausschließendes zeitliches Nacheinander zu bringen, kaum Beweiskraft. Genausogut ist denkbar, daß die an sich gleichlautenden, auf den jeweiligen Münzen nur unterschiedlich angeordneten Legenden zeitgleich nebeneinander existierten und lediglich aufgrund sachlicher Erfordernisse der Münzgestaltung auf den jeweiligen Münzen anders verteilt worden sind. 702 Somit ergibt auch703 die Untersuchung der von H. Mattingly und E.A. Sydenham vorgeschlagenen Datierung der Reiseerinnerungsmünzen Hadrians und der von ihnen zur Stützung ihres Vorschlags angefiihrten Argumente, daß nur sicher ist, daß die Reiseerinnerungsmünzen nach dem Abschluß seiner Inspektionsreisen 132 n.Chr. und nach der Rückkehr des Kaisers nach Rom geprägt worden sein müssen.
Ein wesentliches Implikat der in den Reiseerinnerungsmünzen begegnenden adventus-Vorstellung stellte anscheinend die mit dem kaiserlichen adventus gegebene, Schutz, Sicherheit und Wohlfahrt der Untertanen garantierende wirkungsmächtige Anwesenheit des Herrschers, die praesentia principis, dar. 704 "Für jeden antiken Menschen mußte sich [... ] mit dem Adventus mehr verbinden als nur die Ankunft des Kaisers. Es war die wirkungsmächtige Gegenwart, die praesentia, die im Vordergrund stand".705 Seine sichtbare praesentia konnte durchaus dazu führen, daß der Herrscher den Einwohnern eines von ihm besuchten Gemeinwesens wirkmächtiger erschien als die von ihnen traditionell verehrten Gottheiten. 706 Dabei wurde der adventus allerdings nicht oder zumindest nicht primär mit der umfassenden eschatologischen Erwartung des Kommens des Kaisers als eines universalen Weltheilands und -erlösers verknüpft. 707 Vielmehr bezogen sich 337). Auch dies läßt den Versuch, mit Hilfe der unterschiedlichen Darstellungen des Kaisers Erkenntnisse zur Datierung und zur relativen Chronologie der auf das dritte Consulat Hadrians Bezug nehmenden Münzen zu gewinnen, mehr als fraglich erscheinen. 702 Vgl. hierzu Strack, Reichsprägung H, 27-29. S.E. steht fest, daß "die V[ersu]s. - Legende HADRIANVS AVG COS III pp sowohl vor wie nach 134 [... ] geprägt worden sein muß". 703 Vgl. oben 161. 704 Vgl. hierzu die Belege bei Lehnen, Adventus, 63-68. Lehnen zufolge "zeigt sich anhand der Belege, daß der Kaiser die Unterstützung beim Volk nur erlangen und festigen konnte, wenn er sich persönlich vor dem Volk sehen ließ und vor allen Dingen mit seiner Anwesenheit die kaiserliche Fürsorge gewährleistete [... ] Die Voraussetzungen für eine Sicherung der Herrschaft waren [... ] beim Adventuszeremoniell gegeben: Hier konnte der Kaiser sein ,Image' prägen sowie positive Stimmungen und Tendenzen beim Volk hervorrufen" (68). Demzufolge muß Hadrian im ganzen Reich außerordentlich beliebt gewesen sein. 705 Lehnen, Adventus, 83. 706 Vgl. Lehnen, Adventus, 6lf. Ähnlich auch Kantorowicz, The "Kings Advent", 212: "The king's appearance at the gates of a city compared with, or was, the epiphany of a god. This explains the soteriological or ,Messianic' character of the ceremony, a trait which was to outlast fifteen or more Christian centuries". Die mit dem adventus-Begriff verbundenen Vorstellungen des Kaisers als EUEpytTTJ~ und aWnlP erinnern an die Titulatur des Augustus als aWnlP ~IlWV in der oben besprochenen sog. Kalenderinschrift, Z. 35 (s. hierzu oben 25ft). 707 Anders Alföldi, Repräsentation, 88, der eine Verbindung des adventus mit solchen umfassenden eschatologischen Hoffnungen postuliert: "Bekanntlich haben sich die Vorstellungen vom
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die mit der Ankunft und der damit sich ergebenden praesentia des Herrschers verbundenen Hoffnungen in erster Linie auf die jeweils konkrete Situation der Besuchten. 708 Einen Beleg, der die zur Zeit des Augustus mit dem adventus des Kaisers verknüpften Vorstellungen zu illustrieren und die These der kaiserlichen praesentia als des für die Einwohner des entsprechenden Gemeinwesens entscheidend wichtigen Heilsgutes zu untermauern vermag, bietet die 13 v.Chr. nach der Rückkehr des Augustus aus Gallien im vierten Buch seiner carmina veröffentlichte fünfte Ode des Horatius. 709 Deutlich wird, daß Horatius zufolge die auf dessen adventus folgende Anwesenheit des Augustus in Rom als solche für die Einwohner der Stadt das eigentliche Heilsgut ausmacht, insofern sie die entscheidende Voraussetzung für Sicherheit, materiellen Wohlstand, eine versöhnte Natur, ein von Sittlichkeit und Moral durchdrungenes öffentliches und privates Leben in Treue und Ehrfurcht gegenüber den Göttern, Gerechtigkeit und Frieden ist. 710 In diesem Zusammenhang gestand Horatius der Person Heilande, den die alte Welt so heiß erwartete, schon seit den Scipionen in wachsendem Maße auf die führenden Männer Roms übertragen und sind dann in der Folgezeit mit der Kaiseridee unzertrennlich zusammengewachsen. Diese Theologie gipfelte in der Ankunft [im Original gesperrt, Anm. d. Verf.] des Erlösers und darum wurde die Parusie des Herrschers als neuen Weltbeglückers nicht nur mit seinem Regierungsantritt, sondern auch mit seinem tatsächlichen Einzug verbunden. So nahm der feierliche Empfang beim adventus Augusti sakrale Züge an, die die Erlösersymbolik zur Anschauung brachten". Nicht bestritten werden soll, daß solche Vorstellungen und Gedanken insbesondere anläßlich des ersten Einzugs des neu akklamierten Kaisers in Rom lebendig wurden. Fraglich ist aber, ob sich diese universale eschatologische Erwartung bei den z.T. mehrmaligen adventus des Kaisers in Städten und Gemeinwesen der Provinzen des imperium Romanum durchhielt, oder ob sie sich nicht zu einer zwar immer noch soteriologisch geprägten, aber in der Tat auf die konkrete Situation der jeweils Besuchten bezogenen Hoffnung wandelte. 708 Dies belegen etwa die unten angesprochene Ode des Horatius und die Beschreibung des Einzugs des Demetrios Poliorketes in Athen (vgl. unten 164) und das von der Stadt Elaia zu Ehren der Rückkehr des pergarnenischen Königs Attalos III. aus dem Krieg aufgestellte Dekret OGIS I 323. Vgl. hierzu Lehnen, Adventus, 61, der hinsichtlich der mit dem adventus eines Herrschers verbundenen Erwartungen feststellt, "daß der Zusammenhang mit der historischen Situation stets erhalten bleibt. Die [dem Herrscher bei seiner Ankunft etwa beigelegten] Begriffe EUEPYETT]~ und aWnlP bekommen [... ] konkreten Bezug". Anders etwa Halfmann, Itinera, 43f, der aber den konkreten situativen Kontext, in welchem der adventus des universalen Heilsbringers sich ereignet, letztlich nicht zu bestreiten vermag: "Die seit altersher mit der Parusie des Herrschers verknüpfte Vorstellung vom universalen Heilsbringer und Retter [... ] trat damit aus dem stadtrörnischen Rahmen heraus und wurde gleichberechtigt auf die Provinzen übertragen; die ADVENTVSPrägung allein drückt deshalb schon aus, was die Parallelprägungen dann explizit verdeutlichen, auf denen der Kaiser als RESTITVTOR der Provinz erscheint oder der betreffende EXERCITVS genannt wird". 709 Zu Qu. Horatius Flaccus, der von 65 - 8 v.Chr. lebte, vgl. insgesamt Eisenhut, Art. Horatius.8, in: KP 2, 1219-1225, zu den Oden, insbesondere auch zur Veröffentlichung des vierten Buches der carmina vgl. 1222f. 710 Vgl. hierzu Stutzinger, Adventus, 269 mit Bezug auf carm. IV 5: "Auch hier liegt die Betonung auf der mit dem adventus beginnenden, machtvoll sich auswirkenden Anwesenheit des Kaisers. Inbegriff des durch den Kaiser gewährten Glücks ist der kaiserliche Frieden (pax Augusta), der auf der virtus des Kaisers ruht und den Bestand des Reiches verbürgt". Vgl. hierzu auch die oben diskutierte sog. Kalenderinschrift, Z. 36 (vgl. oben 25ft), in welcher die Delegierten des asianischen
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des Kaisers durchaus göttlichen Charakter zu: hinc ad vina redit laetus et alteris te mensis adhibet deum. 711 Die im Vergleich zu den traditionell verehrten Gottheiten ungleich faßbarere und fühlbarere Wirkmächtigkeit des ankommenden und anwesenden Herrschers illustriert Athenaios von Naukratis 712 in seiner Beschreibung des adventus des Diadochenherrschers Demetrios Poliorketes: 7I3 ili TOU KpaTlaTou rrai IToaE10wvoC;; 8EOU, XaiPE, KacppoohT}c;;. äAAOl IlEV ~ llaKpav yap arr€xoumv 8Eol ~ OUK Exoumv iliTa ~ OUK Eimv ~ ou rrpoa€xoumv ~Iliv ouoE EV, aE OE rrapov8' 0PWIlEV, ou ~UA1VOV ouoE A181VOV, aAA' aAT}81voV. EuxollEa8a o~ aor rrpwTov IlEV Eip~vT}v rrolT}aov, cplATaTE' KUPlOC;; yap cl aU. 714 Athenaios arbeitet den in den Augen der Athener bestehenden fundamentalen Unterschied zwischen den femen und am Schicksal der Menschen desinteressierten traditionell verehrten Gottheiten und dem Herrscher als dem aufgrund seiner Anwesenheit greifbaren und wirkmächtigen Gott deutlich heraus.
Mit der von ihm angeordneten Prägung der Reiseerinnerungsmünzen erinnerte Hadrian zunächst die Einwohner der von ihm jeweils besuchten Region Koinon die EtP~Vll als das entscheidende, von Augustus erwirkte Heilsgut besonders herausheben. Die mit dem kaiserlichen adventus verknüpfte Vorstellung der heilvollen, Sicherheit und Wohlfahrt erwirkenden und garantierenden praesentia des Herrschers leuchtet auf in einer Bemerkung des Plinius im Blick auf die Rückkehr Traians von seinem Aufenthalt in Germanien, Pannonien und Moesien (zu diesem Aufenthalt vgl. Halfmann, Itinera, 38.184): 1am te civium desideria revocabant, amoremque castrorum supberabat caritas patriae (Plinius, paneg. 20,1; "Jetzt aber rief dich die Sehnsucht der Bürger nach Rom, und deine Leidenschaft fürs Soldatenleben mußte zurücktreten hinter der Liebe zum Vaterland"; Text und Übersetzung nach Kühn, Panegyrikus, 44f; vgl. zum Thema insgesamt auchpaneg. 22,2-5). Dieser Beleg ist insoweit von Bedeutung, als nicht zu bestreiten ist, daß Traians Aufenthalt in Pannonien und insbesondere auch in Moesien durch nichts anderes als caritas patriae motiviert gewesen ist; vgl. hierzu eben Plinius, paneg. 18,1. 71I Vgl. Stutzinger, Adventus, 289: "Religiösen Charakter erhält der adventus jedoch durch die Assoziation [... ] zur Götterepidemie". Diese Göttlichkeit des Kaisers sieht Stutzinger mit dem Begriff der maiestas verknüpft: "Andererseits aber konnte an dem Begriff der kaiserlichen maiestas eine Entwicklung ihren Ausgang nehmen, die den Kaiser selbst vergöttlichte". 712 Vgl. hierzu Wem er, Art: Athenaios.3, in: KP 1, 702; Athenaios veröffentlichte sein einziges erhaltenes Werk, die ßEl1IVOOOCP10TU1, wahrscheinlich nach dem Tod des Commodus 192 n.Chr. 7I3 Vgl. hierzu Volkmann, Art. "Demetrios.2", in: KP 1, 1464f. Demetrios Poliorketes wurde um die Mitte des vierten vorchristlichen Jahrhunderts geboren und starb 283 v.Chr. in Apameia. In dem Versuch, sich in Griechenland ein Königreich zu errichten, eroberte er 307 und 294 v.Chr. Athen. 714 VI 253e ("Oh, Sohn des mächtigsten Gottes, des Poseidon, und der Aphrodite, sei gegrüßt. Die anderen Götter sind fern oder sie haben kein Ohr, oder sie sind nicht oder kümmern sich nicht ein bißchen um uns: Dich aber sehen wir hier zugegen, nicht aus Holz und nicht aus Stein, sondern in Wahrheit. So bitten wir dich: Als erstes mach Frieden, Teuerster, denn du hast die Macht dazu"; Text nach Gulick, Athenaeus, The Deipnosophists 111, 142, Übersetzung nach Lehnen, Adventus, 59f; zu weiteren Belegen vgl. 60f); vgl. auch die von Cassius Dio notierten Bestimmungen zur jährlichen Feier des adventus des Augustus in Rom: ~V TE ~IlEPUV tv liv tc;; TIJV rr6Alv tOEA8n 8ummc;; TE rruVOllllE1 <xyuA8ilvm KU11Epav <XEl äYEO'8m (LI 20,3; ,,[ ... ,] daß der Tag, an welchem er [d.h. Augustus] in die Stadt eingezogen ist, von der ganzen Einwohnerschaft mit Opfern feierlich begangen und für alle Zukunft in Ehren gehalten werden sollte"; Text und Übersetzung nach Cary, Dio's Roman History VI, 54f).
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oder Provinz715 (a) an das historische Ereignis seines dortigen adventus, (b) an seine damit verbundene, für sie heilvolle praesentia, (c) an seine für sie und die Zukunft des jeweiligen Gemeinwesens außerordentlich förderliche Wirksamkeit als restitutor und (d) an sein Engagement für die Wehrhaftigkeit und, damit zusammenhängend, für ihre innere und äußere Sicherheit. Über den bloßen Erinnerungswert hinaus ließen die Münzen aber zugleich auch das programmatische Profil der Herrschaft Hadrians aufleuchten. Sie verkündigten und manifestierten seine umfangreiche Reisetätigkeit und seine darin sich ausdrückende Sorge um die äußere Sicherheit und die innere Stabilität des römischen Reiches, um jeden Teilbereich und jeden Einwohner des imperium Romanum als einen wesentlichen Zug seines Prinzipats und eine entscheidende Triebfeder seines kaiserlichen Handelns. 716 Damit aber aktualisierte Hadrian zugleich die historische Vergangenheit und signalisierte seinen Untertanen, daß sein adventus und seine mit diesem verbundene heilvolle und wirkmächtige praesentia, sein Engagement als restitutor und seine Sorge um die innere und die äußere Sicherheit für sie in ihrer Gegenwart und ihrer Zukunft, auch angesichts seiner gegenwärtigen persönlichen absentia, Bestand haben werden. Da diese Münzen im alltäglichen Leben im Rahmen von Erwerb und Verkauf von jedermann verwendet worden sind, waren sie gut geeignet, diese mit ihnen verbundene Botschaft in alle gesellschaftlichen Schichten zu transportieren und den Menschen über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder vor Augen zu führen und zu vergegenwärtigen. Über das Verhältnis des römischen Staates zu den in der Provinz Asia lebenden Christen zur Zeit Hadrians gibt ein Reskript des Kaisers Auskunft, das er an den 124/125 n.Chr. als proconsul Asiae amtierenden Minicius Fundanus sandte und mit dem er auf eine Anfrage des Serenius Granianus, der im Jahr zuvor, 123/124 n.Chr., das asianische Prokonsulat ausgeübt hatte, antwortete. 717
715 Zu den geographischen Angaben auf den Reiseerinnerungsmünzen vgl. oben 157f. Neben Regionen bzw. Provinzen finden sich zwei Städte, Alexandria und Nicomedia, und der Fluß Nil. 716 Vgl. hierzu Mattingly, Coins ofthe Roman Empire III, clxxi: "On his return from his last foreign journey [... ] Hadrian decided to tell Rome and the world what he had hoped, planned and accomplished [... ] It was now to be made clear to every Roman that the Empire was no mere system of parts, each member sharing in the commonlife and contributing something to its maintenance, each enjoying the personal interest and care ofthe Emperor". Zur Funktion von Münzen als Medium staatlicher Propaganda vgl. Christ, Numismatik, 6lf. 717 Dieses Reskript wird in griechischer Sprache überliefert bei Eusebius, hist.eccl. IV 9,1-3, der zuvor dessen Inhalt mit eigenen Worten wiedergibt und berichtet, daß er es aus der ersten Apologie Justins (1 apol. 168) übernommen und dann seinerseits ins Griechische übersetzt habe (hist.eccl. IV 8,6f). Freudenberger, Verhalten, 216 geht von der Echtheit dieses Reskripts aus; sein m.E. entscheidendes Argument besteht in dem Verweis auf den nicht erkennbaren Sinn der Verwendung eines gefälschten Reskripts in einer Apologie, "da uns z.B. ep. 1O,6lf aus der Korrespondenz des Plinius mit Trajan lehren, daß zu jener Zeit kaiserliche Reskripte (zumindest der unmittelbaren Vorgänger) in den scrinia verifiziert werden konnten". Vgl. zur Echtheit dieses Reskripts auch Bames, Legislation, 37: "The genuineness of the rescript can be defended by one important fact: despite Christian interpretation of it, the rescript itself makes no change in the legal position as
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Seine Interpretation dieses Reskripts faßt R. Freudenberger in vier Punkten zusammen: (a) Hadrian schreibe durch sein Reskript fest, daß Christenprozesse aus Gründen der Rechtssicherheit im Bereich der statthalterlichen Gerichtsbarkeit zu verorten sind. 718 (b) Ebenfalls aus Gründen der Rechtssicherheit und zur Abwehr von Verleumdungsklagen verfüge Hadrian in seiner Antwort an Minicius Fundanus, daß Prozesse gegen Christen durch eine "ordnungsgemäße delatio eingeleitet werden [müssen], allein die delatio also akzeptiert werden darf, deren Einbringer persönlich haftbar gemacht werden kann".719 (c) Werde ein angeklagter Christ seines Christseins überführt, sei er entsprechend der Schwere seines Verbrechens mit der Kapitalstrafe zu bestrafen,720 wobei die konkrete Strafe dem Ermessen des Statthalters überlassen bleibe. 721 (d) Erweise sich die Anklage hingegen als lediglich verleumderische und damit falsche, sei der Ankläger eben aufgrund seiner falschen und verleumderischen Anklage wegen calumnia zu verurteilen. 722 Mit seinem Reskript an Minicius Fundanus nahm Hadrian nach Freudenberger die in dem oben diskutierten Reskript des Traian an Plinius 723 festgelegten Bestimmungen hinsichtlich der Strafbarkeit des
defined by Trajan". Anders Nesselhauf, Hadrians Reskript, 353-355.355-357, der das Reskript im wesentlichen aus zwei Gründen als eine Fälschung ansieht: (a) Im Gegensatz zu dem (oben zitierten) Reskript des Traian an Plinius "sollen [nach dem Reskript Hadrians] begangene Straftaten belangt werden, nicht mehr die bloße Zugehörigkeit zu der Christengemeinschaft" (354), und (b) daß Hadrian in seinem Reskript für Prozesse gegen Christen den Akkusationsprozeß, in welchem sich der Ankläger für seine Anklage zu verantworten hatte und für den Angeklagten die Möglichkeit der Verteidigung zwingend vorgesehen war, und nicht das formlosere und weitgehend dem Ermessen des jeweiligen Richters unterliegende Cognitionsverfahren ohne Begründung vorschrieb, läßt sich nicht wahrscheinlich machen. Demgegenüber ist m.E. aber Folgendes einzuwenden: (a) Aus dem Text des Reskripts Hadrians geht an keiner Stelle hervor, daß das nomen Christianum als solches keinen Straftatbestand mehr darstellt. Die von Hadrian gebrauchte Formulierung ÖP1~E KUTU TIJV OUVUl-llV TOU
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Christseins auf. 724 Allerdings präzisiere und unterstreiche er in seiner VerfUgung die persönliche Haftbarkeit des Anklägers im Falle verleumderischer Anklagen und verordnete dessen in einem solchen Falle unbedingte Bestrafung. 725 E. Bickerman weicht in seiner Interpretation des Reskripts Hadrians in folgenden Punkten von der Freudenbergers ab: (a) Die von Hadrian gewählte Formulierung Ei obv aacpwe,: Eie,: TaUTTJV nlV a~{w01v 01 brapXlwTat ouvaVTat oUaxUp{~E(Jeat KaTu TWV XpwTIavwv (§ 2) fUhrt Bickerman zu dem Schluß, daß Serenius Granianus eine Anfrage an den Kaiser richte, weil das Koinon der Provinz Asia wiederum mit der Bitte oder der Aufforderung an ihn herangetreten sei, Maßnahmen gegen die in der Provinz lebenden Christen zu ergreifen. 726 (b) Dabei klage das .provinziale Koinon die Christen nicht ihres Christseins, sondern konkreter Verbrechen an, die Bickerman unter dem Begriff "atheism", d.h. offensichtlich aatßEla, zusammenfaßt. 727 (c) In seiner Antwort auf die ihm durch Serenius Granianus übermittelte Bitte bzw. Forderung des asianischen Koinon verfUge Hadrian, ohne auf die Sachfragen 724 Vgl. etwa Verhalten, 233: "Das gesamte Reskript Hadrians ist so nur eine logische Weiterführung des bereits von Trajan eingeschlagenen Vorgehens", und 233, A. 87: ,,[ ... ] das trajanische Reskript gilt als Basis unserer ,Zusatzverordnung' , was schon aus personalen Gründen gesichert sein müßte, da Trajan und Plinius auf der einen Seite, Hadrian und Minicius Fundanus auf der anderen Seite durch enge persönliche Freundschaft verbunden waren". V gl. auch Barnes, Legislation, 37. 725 Vgl. etwa Verhalten, 230: "Auch hier stehen wir durchaus noch auf dem Boden des trajanisehen Reskripts bei einer gleichzeitigen etwas ausgesprocheneren Betonung des Anklägerprozesses", und 232: ,,[ ... ] die weiterführende und wohl auch für die Christen günstigere Verfügung Hadrians wurde wohl durch den Mißbrauch der trajanischen Klausel [,die Kalurnnienklagen offensichtlich nicht zuließ,] hervorgerufen. Das Reskript antwortete ja auf erneute Verstöße gegen die von Trajan als Anklägerprozesse festgelegten cognitiones de Christianis. Die damit gegebene Verantwortlichkeit des Anklägers erforderte logischermaßen auch ein mögliches Vorgehen bei Verletzung dieser Verantwortlichkeit durch das Anklägerverfahren der calurnnia; solange diese ungestraft durchgehen konnte, war der Anklägerprozeß nicht gesichert". Ähnlich zumindest im Blick auf die Interpretation des Textes auch Nesselhauf, Hadrians Reskript, 351: "Hadrian verfügt - das ist das Kernstück seines Reskripts -, daß die Christen fortan nur mittels einer Privatanklage in einem regelrechten Prozeß vor dem Statthaltergericht belangt werden dürfen [... ] Hadrian zieht hier einen sehr scharfen Trennungsstrich zwischen formlosen Denunziationen und wildem Volksbegehren einerseits und korrekter Anklage vor Gericht, für die der Ankläger persönlich einzustehen hat, andererseits". 726 Trajan, 298f: "Commentators believe that Granianus asked advice regarding accusations brought by ,provincials'. But the Emperor speaks of ,this petition' submitted by provinciales [... ] and not by some provincials. The term provinciales, used without further qualification, in an official instruction to the governor of a province, means ,all the inhabitants' of the said province. Thus, it was the petition of the inhabitants ofthe province of Asia which originated the dispatch of Granianus and the reply ofHadrian [... ] It was the Koinon ofthe Hellenes of Asia [ ... ] which alone was qualified to petition the proconsul or to send an embassy to the Emperor on the interests of Asia and on behalf of all its inhabitants [... ] Theprovinciales ofHadrian's letter are not a mob or informers but the Commonalty of Asia which petitioned the proconsul to take measures against the Christians". Vgl. hierzu auch die Belegstellen 298, A. 4. Zu dieser Interpretation vgl. bereits v. Hamack, Edict, 62. 727 Zur Stützung dieser These verweist Bickerman auf das gefälschte Reskript des Antoninus Pius (vgl. hierzu Freudenberger, Christenreskript, lf): "Thus, according to the (forged) letter of Antoninus Pius [... ] the Council of Asia accused the Christians of ,atheism' and asserted that their impiety caused the gods to punish the province by earthquakes" (Trajan, 305).
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einzugehen, daß die Anklagen des Koinon gegen die Christen vor einem Gericht im Rahmen eines Akkusationsverfahrens zu prüfen seien. 728 M.E. kann die von Bickerman vorgelegte Interpretation trotz ihres durchaus faszinierenden Ansatzes nicht überzeugen: (a) Es muß fraglich bleiben, ob der Begriff 01. brapXHl'nat sich auf die Gesamtheit der Einwohner der Provinz Asia beziehen muß, oder ob Hadrian hier nicht auch lediglich diejenigen ProvinzIalen, die asianische Christen verklagt haben, im Auge gehabt haben kann. Die von Bickerman hier für sein Verständnis angeführten Belegstellen geben ein solches umfassendes Verständnis des im Reskript Hadrians verwendeten Terminus 01. brapXHl'nat nicht her. (b) Der gesamte § 3 des Reskripts Hadrians läßt sich nur schwerlich im Sinne Bickermans deuten. Hier hebt der Kaiser eindeutig auf einzelne Anklagen von Privatpersonen gegen Christen, nicht aber auf die Einforderung gegen sie gerichteter Maßnahmen von Seiten des asianischen Provinziallandtages ab. Fazit: Mit seinem an den asianischen proconsul Minicius Fundanus gerichteten Reskript präzisierte Hadrian die bestehende, auf den in dessen Reskript an Plinius festgelegten Verfügungen Traians beruhende Rechtsstellung der Christen zumindest der Provinz Asia: Er schrieb für Verfahren gegen sie den Akkusationsprozeß zwingend vor und ordnete die Verantwortlichkeit des Anklägers für seine Anklage und dessen zwingende Bestrafung im Falle des Erweises ihrer Unhaltbarkeit an. Im Blick auf die historische Frage nach Art und Umfang der in der Provinz Asia durchgeführten Christenprozesse zur Zeit Hadrians lassen sich aus seinem Reskript an Minicius Fundanus bis auf die Tatsache, daß es wohl 124 n.Chr. zu mehreren Anklagen gegen asianische Christen gekommen ist, allerdings kaum gesicherte Erkenntnisse gewinnen. Vermutungsweise läßt sich ein Zusammenhang mit dem ersten Besuch Hadrians in der Provinz 729 denken.
3.5 Ergebnis Die kultisch-religiöse Verehrung des römischen Kaisers Hadrian in der römischen Provinz Asia wird, insbesondere auch im Vergleich zu derjenigen seiner Vorgänger, durch folgende Aspekte charakterisiert: (a) Als erstem amtierendem römischen Kaiser wurde Hadrian in der Provinz Asia mehr als ein provinzialer Kult geweiht. Auf provinzialer Ebene wird er in 728 Dies entspricht wiederum, allerdings auf einer anderen Ebene, dem Skopus der Interpretation Freudenbergers (vgl. oben 167, A. 724); vgl. Traian, 311: "In other words, instead oftaking recourse to administrative help and to procedure in camera, the Council of Asia should prove the imputed crime or crimes of Christians pro tribunali, where parties meet face to face". Vgl. zusammenfassend 315: "Hadrian set the precedent that even the demands of political bodies against Christians should be dealt with according to the practice of cognitio, that is as a private accusation judged according to the requirements of a fair trial where the rights of both parties are ascertained and preserved with impartiality". Daraus folgert Bickerman: "The letter of Hadrian made it easier for the ,good gouvemors' to resist the demands of the Provincials for a wholesale persecution of Christians" . 729 Vgl. hierzu oben 153. Dieser fiel in die erste Hälfte des Jahres 124 n.Chr.
Hadrian
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Heiligtümern in Smyrna, in Ephesus und in Kyzikos kultisch verehrt. 730 (b) Im Rahmen der asianischen provinzialen Kaiserverehrung wurde Hadrian als erster im Amt befindlicher römischer Kaiser nach Gaius 731 ohne 8EOe,;; oUvvaoe,;; verehrt. 732 (c) Mit der Weihung des athenischen Heiligtums des ZEUe,;; 'OAUIlIDOe,;;, der damit einhergehenden Verehrung Hadrians als 'Aoptavoe,;; 'OAUIlIDOe,;; und der Gründung der Institution des IIavEAA~vlOV überschritt die kultische Verehrung des amtierenden römischen Kaisers zum ersten Mal in ihrer Geschichte die provinzialen Grenzen und erlangte zumindest im Blick auf den Osten des imperium Romanum eine überprovinziale Dimension. 733 (d) Die offensichtlich verordnete, in der Provinz Asia flächendeckend durchgeführte Aufstellung von dem 'Aoptavoe,;; 'OAUIlIDoe,;; geweihten Altären in Privathäusern734 implantierte die kultisch-religiöse Kaiserverehrung erstmalig unmittelbar in den privaten, häuslichen und familiären Bereich. (e) Die mit der Aufstellung dieser Altäre verbundene provinzweite Verehrung Hadrians als CJwTI)p Kai KTICJTTJe,;; charakterisierte den amtierenden Herrscher als universalen Retter und die Zeit seiner Herrschaft als eine Epoche universalen Heils. Indem die kultisch-religiöse Verehrung Hadrians damit zugleich ein neues Verständnis der Zeit erschloß, reichte sie über die Grenzen des Kultus im engeren Sinne hinaus. Vor Hadrian wurde in der römischen Provinz Asia nur Augustus mit ähnlichen Implikationen kultisch-religiös verehrt. 735 (f) Die erstmals als Reminiszenz an die Besuche eines Kaisers u.a. in der Provinz Asia geprägten Erinnerungsmünzen erinnerten an Hadrians dortigen adventus und an seine für die Einwohner der Provinz heilvolle und wirkmächtige praesentia. Zugleich signalisierten und garantierten sie aber auch die gegenwärtige und zukünftige kaiserliche Präsenz und Nähe auch in persönlicher absentia. 736 Damit wurde die provinzweite Verehrung des Kaisers als CJwTI)p Kai KTICJTTJe,;; inhaltlich konkretisiert und zugleich propagandistisch flankiert. Im Rückblick auf die bisherige Praxis der kultisch-religiösen Kaiserverehrung in der römischen Provinz Asia ergibt sich: Die kultisch-religiöse Verehrung Hadrians reichte nicht nur an die des Augustus 737 heran, sondern noch über diese hinaus. Hadrian wurde mit dem Jahr 132 n.Chr. in der
V gl. hierzu oben 90ff. Vgl. hierzu oben 42ff. 732 Dies läßt sich zumindest für den in Ephesus errichteten Hadrianstempel zweifelsfrei belegen (vgl. hierzu oben 98ff; zu den Provinzialtempeln in Smyma und Kyzikos vgl. darüber hinaus oben 90ff.l 0 1fi). 733 V gl. hierzu oben 109ff. 734 V gl. hierzu oben 13 Off. 735 Vgl. hierzu oben 32. 736 Vgl. hierzu oben 165. 737 V gl. hierzu oben 9ff. 730 731
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Die Kaiser der flavischen Dynastie und die Adoptivkaiser
gesamten römischen Provinz Asia und weit darüber hinaus 738 als universaler Heilbringer propagiert, die Zeit seiner Herrschaft wurde als universale Heilszeit definiert, die kultisch-religiöse Verehrung seiner Person wurde in den privaten Bereich implantiert und zugleich überprovinzial organisiert. Damit stieß die Praxis der kultisch-religiösen Kaiserverehrung in der römischen Provinz Asia auf verschiedenen Gebieten in neue, in ihrer Geschichte bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschlossene Dimensionen vor.
738
Vgl. hierzu oben 138f.
Antoninus Pius
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4. Antoninus Pius Auf provinzialer Ebene wurde Antoninus Pius, der von 131 bis 161 n. Chr. regierende Nachfolger Hadrians, anscheinend nur in einem Kaisertempel in Sardeis religiös-kultisch verehrt. Dies belegt insbesondere eine Münze aus einer Münzprägung des Ionischen Bundes, einem Zusammenschluß dreizehn ionischer Städte,739 die dieser anläßlich eines in den ersten Jahren der Regentschaft des Antoninus Pius, wohl bald nach 141 n.Chr.,140 veranstalteten Festes veranlaßt hat. 741 Auf dieser Münze742 ist recto ein Portrait des Antoninus, ein Portrait seiner verstorbenen Frau Faustina und eines des jugendlichen Marcus Aurelius abgebildet, verso der Kaisertempel von Sardeis mit einer Statue des Antoninus Pius in der Mitte. 743 Dieses Münzbild legt die Annahme nahe, daß in Sardeis der amtierende Kaiser und seine Frau gemeinsam Adressaten der kultisch-religiösen Verehrung der Provinz Asia gewesen sind. 744 Wenn die aus der Datierung der Münzprägung der Städte des Ionischen Bundes sich ergebende Vermutung zutrifft, daß der sardische Kaisertempel um 141 n.Chr. bereits geweiht gewesen ist, legt sich die Annahme nahe, daß der provinziale Kult des Antoninus Pius aus Anlaß seines Regierungsantritts 138 n.Chr. eingerichtet worden ist. Über die konkreten Gründe seiner Einrichtung und über Einzelheiten des Verfahrens ist nichts bekannt. Aus alledem folgt: Die kultisch-religiöse Verehrung des Kaisers Antoninus Pius in der römischen Provinz Asia bewegte sich durchaus im Rahmen 739 Vgl. hierzu oben 123, A. 475. 740 Vgl. hierzu Engelmann, Prägung,
188, A. 2, rur den sich dieses Datum aus der Tatsache ergibt, daß auf einer anderen, offensichtlich gleichzeitig geprägten Münze recto die Frau des Antoninus Pius, die Kaiserin Faustina, dargestellt wird. Diese Darstellung trägt die Legende 8EauoTElva, was rur Engelmann heißt, daß sie bereits verstorben und auch bereits konsekriert worden ist. Da sie 141 n.Chr. gestorben sei, müsse diese Münze und damit auch die gleichzeitig geprägte Münzprägung des Ionischen Bundes bald danach geprägt worden sein. 741 Vgl. hierzu Engelmann, Prägung, 188.192: "Der Bund der dreizehn ionischen Städte hat zu einem großen Fest, das unter Antoninus Pius stattgefunden hat, Münzen geprägt [... ] Das Fest des ionischen Koinon fiel in die ersten Jahre des Antoninus Pius". 742 Bei Engelmann die Nr. 3. 743 Vgl. hierzu Engelmann, Prägung, Nr. 3, 189. 744 So auch Price, Rituals and Power, 260, der diesen Kaisertempel mit dem Artemistempel in Sardeis identifiziert und davon ausgeht, daß "Antoninus Pius and Faustina in Artemision" kultischreligiös verehrt worden sind. Ähnlich auch Mierse, in: Hanfman, Sardis, 120. Durchaus denkbar ist auch, das Antoninus Pius und Faustina im sardischen Artemision gemeinsam mit den 8col oUwaOl ZElle;; und." ApTEl--Ue;; verehrt worden sind. Dies ergab zumindest die Diskussion mit R. Ascough, Kingston (Ontario), und D.-A. Koch, Münster, bei einem Besuch in Sardeis im Rahmen der Exkursion "Die hellenistisch-römische Welt und das frühe Christentum im westlichen Kleinasien" vom 28. März bis 08. Apri12004 unter Leitung von D.-A. Koch.
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Die Kaiser der flavischen Dynastie und die Adoptivkaiser
dessen, was seit Augustus üblich gewesen ist. An die Intensität der Verehrung seines Vorgängers Hadrian reichte sie allerdings nicht heran. Nach R. Freudenberger bestand, soweit das von Eusebius 745 überlieferte, offensichtlich gefälschte Christenreskript des Antoninus Pius einen Schluß auf den rechtlichen Status der Christen zuläßt, "unter Antoninus Pius grundsätzlich der Rechtszustand für die Christen fort, der durch das in der Frage der Prozeßeinleitung durch das Reskript Hadrians präzisierte Reskript Trajans gekennzeichnet ist".746 Das nomen Christianum blieb hinreichender Grund zur Verurteilung eines Christen.
745 Vgl. hierzu hist.ecel. IV 13,1-7. Zur Überlieferung dieses Reskripts vgl. Freudenberger, Christenreskript, 1. 746 Christenreskript, 13f; zur Diskussion der Reskripte Traians und Hadrians vgl. oben 83ff.165ff.
Ergebnis und Ausblick
Die Analyse der Entwicklung der kultisch-religiösen Verehrung der römischen Kaiser in der römischen Provinz Asia von Augustus bis Antoninus Pius auf gesamtprovinzialer Eb~ne zeigt folgendes Ergebnis: Eine von staatlich-imperialer Seite propagierte Konzeption, in welcher dem amtierenden princeps nicht nur in einer bestimmten Stadt, sondern innerhalb der gesamten Provinz dezidiert eine soteriologische Bedeutung beigelegt wird, läßt sich nur für den von 117 bis 138 n.Chr. regierenden Kaiser Hadrian nachweisen. Im Zuge der Weihe des Tempels des ZEU<;:; 'OAUJl7TlO<;:; in Athen 132 n.Chr.! und der damit einhergehenden Gründung der Institution des IIavEAAnvlOV2 wurde dieser Kaiser durch die verordnete Aufstellung von Altären in Privathäusern3 u.a. in der Provinz Asia provinzweit als olüTiJp Kat KnaTll<;:;, als universaler Retter, dessen Regierungszeit eine Epoche allgemeiner Wohlfahrt darstellt, 4 verehrt. 5 Mit der Aufstellung von Altären in Privathäusern wurde bei Hadrian als erstem und innerhalb des hier untersuchten Zeitraums einzigem römischem Kaiser auch der private, häusliche Bereich in die offizielle kultisch-religiöse Verehrung des amtierenden Kaisers einbezogen. 6 All dies zeigt, daß Hadrian u.a. in der römischen Provinz Asia weit intensiver als seine Vorgänger, auch weit intensiver als Augustus, kultisch-religiös verehrt worden ist. 7 Unter seinem Nach-
1 Vgl.
hierzu oben l09ff. Vgl. hierzu oben 116ff. 3 Vgl. hierzu oben 13 Off. 4 Vgl. hierzu oben 138f. 5 Der Kaiser selbst unterstrich die soteriologische Bedeutung seiner Person, indem er durch die propagandistische Verarbeitung seiner Inspektionsreisen (vgl. hierzu oben 153ft), hier v.a. durch die Prägung von Reiseerinnerungsmünzen (vgl. hierzu oben 156ft), sich selbst als aWTIlP und Wohltäter, der um die Sicherheit und die Wohlfahrt seiner Untertanen besorgt ist, darstellte. Zu der mit der Anwesenheit des Kaisers in einer Stadt verbundenen Vorstellung der heilvollen und heilsamen praesentia vgl. oben 162ff. 6 Vgl. hierzu auch oben 138ff. Darüber hinaus ist Hadrian als einzigem der im möglichen Abfassungszeitraum der Apk amtierenden principes mehr als ein provinzialer Kult eingerichtet worden (vgl. hierzu oben 90ft). Im Rahmen dieser Kulte hatte Hadrian, auch hier über Augustus hinausgehend, eine herausgehobene Position inne. Wie außer ihm nur noch Gaius wurde Hadrian sicher mindestens in einem dieser drei provinzialen Kulte ohne begleitenden eEO~ oUvvao~ verehrt. 7 Vgl. zur kultisch-religiösen Verehrung des Tiberius oben 37ff, zu der des Gaius oben 42ff, zu der des Claudius oben 46ff, zu der des Nero oben 50ff, zu der der flavischen Kaiser oben 53ff, zu der Traians oben 78ff, und zu der des Antoninus Pius oben 17lf. 2
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Ergebnis und Ausblick
folger Antoninus Pius ließ diese Intensität der kultisch-religiösen Verehrung des amtierenden Regenten jedoch wieder deutlich nach. Etwa im Blick auf die Frage nach der Abfassung der neutestamentlichen Johannesapokalypse, die als Reaktion auf eine in der gesamten römischen Provinz Asia Platz greifende aktuelle Intensivierung der kultjsch-religiösen Kaiserverehrung zu begreifen ist, 8 führt dieses Ergebnis zu folgender Hypothese: Mit seiner Apk zielte der Apokalyptiker auf die Ereignisse des Jahres 132 n.Chr. und die zu diesem Zeitpunkt nachweisbare Intensivierung der kultisch-religiösen Verehrung des Kaisers Hadrian ab. In Hadrian sah der Apokalyptiker das erste 811 piov, den endzeitlichen Gegenspieler des apviov Christus, den Höhe- und Schlußpunkt in der Reihe der römischen Kaiser, der wie kein zweiter römischer princeps die Hybris des imperium Romanum verkörpert und in bis zu diesem Zeitpunkt nicht gekannter Art und Weise kultisch-religiöse Verehrung genießt. Somit ist die Abfassung der Apk in die Zeit unmittelbar nach 132 n.Chr., also etwa in den Zeitraum zwischen 132 und 135 n.Chr., zu datieren. Da anzunehmen ist, daß der Apokalyptiker auf die ab 132 n.Chr. Platz greifenden Ereignissen recht bald reagiert hat, wäre eine erheblich spätere Datierung der Apk unwahrscheinlich. Um diese Hypothese zu untermauern, sind ausgewählte Texte der Apk, konkret Apk 13; 21,1-8; 2,12-17.18-27; 17,9-14,9 exegetisch zu bearbeiten und im Rahmen ihrer lokal- und zeitgeschichtlichen Interpretation daraufhin zu überprüfen, inwieweit sie die die Annahme der Abfassung der Apk in hadrianischer Zeit, konkret in der Zeit zwischen 132 und 135 n.Chr., absichern und bestätigen können.
V gl. hierzu oben 7f. Zu diesen Texten und ihrer Auswahl vgl. den entsprechenden Abschnitt bei Witulski, Johannesoffenbarung (erscheint 2007). 8
9
Autorenregister
Alföldi, A 162 Alvarez Cineira, D. 48 Alzinger, W. 14,76f Ameling, W. 117, 151 Ashmole, B. 102f v. Aulock, H. 60 Babel, H. 84 Barattolo, A 23, 102f, 105, 107f Bames, T.D. 165f Bean, G.E. 54,60, 107, 131, 135, 153 Beaujeu, J. 115, 131, 138 Beck,M.8 Behr, C.A 103, 117, 123ff Benjamin, A 106, 113f, 118, 127, 130ff, 135f Benndorf, O. 101 Bellen, H. 43, 134 Bickermann,E. 16, 131, 167f Bilabel, F. 36 Birley, AR. 117,121 Boatwright, M.T. 97, 105, 154ff, 159 Bodnar, E.W. lOlf Boeckh, A 95, 103, 154 Börker, C. 53, 98 Bowersock, G.W. 147f, 150f Bowie, E. 141, 143 Bowie, E.L. 100 Bradley, KR. 71 Buckler, W.H. 19, 47f, 154 Büchner, W. 101 Burrell, B. 104, 107 Butler, H.E. 70 Caddoux, C.J. 94ff, 123, 14lf Calder, W.M. 54, 153f Cary, E. llf, 70, 110, 136, 156, 164 Charlesworth, M.P. 69, 71 Christ, K 75, 165 Christol, M. 97 Clauss, M. 7 Clinton, K 137 Cook, J.M. 60,107, 131 Cousin, G. 49,107,131 Cüppers, H. 12
Deininger, J. 10, 12f, 19ff, 29 Deschamps, G. 49,107, 131 Dittenberger, W. 9 Dö1ger, F,J. 36 Dömer, F.K 81, 115 Dörrie, H. 140 Dräger, M. 37, 53f, 58, 60ff, 64, 66, 68, 72, 74f Drew-Bear, T. 103, 106 Dreyer, 0.140 Dunant, C. 48 Eck, W.37 Eckstein, F. 110, 138 Edgar, C.C. 48 Eisenhut, W. 163 Elliger, W. 71 Engelmann, H. 16, 100, 107, 131, 171 Fayer, C. 9ff, 19ff Fears, J.R. 115, 134 Fell,M.82 Fitzier, K 13, 16 Förster, R. 143 Follet, S. 118f, 121 Foss, C. 46 Fränkel, M. 78 Franz, J. 154 Friesen, S. 9, 12, 14ff, 18f, 20ff, 27, 30f, 33ff, 37, 39ff, 53ff, 66, 69, 74ff, 92 Freudenberger, R. 8lf, 84f, 165ff, 172 Fuhrmann,M. 10,68, 152 Funaioli, G. 71 Gärtner, H. 12,87,93, 117, 123, 139, 151 Galsterer, H. 54 Gemoll, W. 21, 57 Giebel, M. 84 Gleason, M.W. 143, 146 Graindor, P. 123, 129 Grant, M. 12 Groß, W.H. 65, 87 Grundmann, W. 25 Gulick, C.B. 164
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Autorenregister
Habicht, C. 13, 16, 18, 42f, 98, 125f, 133, 140 Halfinann, H. 93.103f, 116, 148, 153ff, 159f, 163f Hanfinann, G.M.A. 171 Hansen, G.C. 105 Hanslik, E. 7, 9, 24, 46f, 67, 124, 158 v. Harnack, A 25, 167 Hasluck, F.W. 103 Head, B.V. 47f Heberdey, R 101 Heinemann, M. 70 Heinen, H. 11 Heller, E. 12, 38 Helm, R 70 Hepding, H. 140 Henrrnann,P.45, 107, 131 Hiller von Gaertringen, F. 154 Hoffinann, G. 143, 148f Hohl, E. 110, 148 Howe, T.N. 46 Hunt, AS. 48 Hupfloher, A 132, 133 Ingenkamp, H.G. 36 iplikyioglu, B. 107, 131 Jacobitz, C. 110 Janzen, E.P. 72 Jones, C.P. 87, 105, 116, 119, 12lf, 127, 129, 136ff Jones, W.H.S. 110, 138 Jüttner, H. 141, 146 Jung, F. 115, 118, 132, 134f Kantorowicz, E.H. 162 Karwiese, S. 61, 76 Kasten, H. 82f Kiechle, F. 141, 152 Kienast, D. 13 Kippenberg, H.G. 25 Kirchner, J. 112, 114, 117 Keil, J. 46, 50, 53, 59, 76f, 92, 104, 139 Kern, O. 92, 154 Knibbe, D. 14,76,107, 131 Knoche, lJ. 17,41 König, H. 8 Kornemann, E. 11 Kraus, T.J. 8 Krauss, F.S. 36 Kreitzer, L. 157 Kudlien, F. 143 Kühn, W. 70, 85f, 164
Lämmer, M. 61, 74ff, 100 Lafaye, G. 9, 20 Laffi, lJ. 25ff, 29 Lamar Crosby, H. 71 Lasserre, F. 109, 123 Le Bas, P. 107, l3lf, 153 LeGlay, M. 122, 156 Lehnen,J. 157, 162ff Leipoldt, J. 25 Levick, B. 71 Lewis, RG. 71 LiddelI, H.G. 13, 16, 21, 33, 36, 43, 65, 88, 93,98 Lindsay, W.M. 70 Lippold, A 123 Lolling, H.G. 132 Magie, D. 31, 69, 95, 103ff, 110, 148 Marquardt, J. 103 Mason,H.28 Mattingly, H. 62, 156ff, 161f, 165 Meriy, R. 59, 77 Merkelbach, R 42, 53, 59f, 98, 125, 159 Mesk,J.143 Mionnet, T.E. 47,155 MitchelI, C. 101f MitchelI, S. 19, 111, 115f Mommsen, T. 10, 25f, 28 Moretti, L. 21ff, 101 Müller, H. 87 Nesselhauf, H. 166f Nock, AD. 106 Nolle, J. 59f, 93, 99 Oliver, J.H. 113, 119ff, 128f, 130,134, 138, 154 Pack, RA 36 Paton, W. 87 Peppas Delmousou, D. 119, 121 Petzl, G. 90ff, 131, 139f Phillimore, I.S. 72 Pick, B. 79 Pötscher, W. 123 Poljakow, F.B. 50 Pouilloux, J. 48 v. Premerstein, A 143, 146f, 149f Price, S.RF. 7, 14ff, 29ff, 39,41, 47, 53, 92, 95f, 104ff, 108, 129, 133, 171 Prigent, P. 36, 69
Autorenregister . Radke, G. 83 Radt, W. 79,86f,123 Ratte, C. 46 Reichert, A. 82ff Reinach, T. 34, 102, 105f, 108 Rhodes, P.J. 54 Richter, F. 17 Robert, L. 25, 43f, 93, 99, 130, 133 Robinson, D.M. 47f v.Rohden,P. 154, 161 Rolfe, J.C. 70 Romeo,1. 121, 146 Rouech6, C. 23 Sahin, S. 59 Salac, A 107, 132 Schaller, B. 9 Schillinger-Häfele, U. 84 Schnelle, U. 7,61 Schorndorfer, S. 96, 105 Schowalter, D.N. 79, 83, 85 Schulz, A 10 lff, 106 Schwertheim, E. 159 Scott, K 62f, 68f Scott,R. 13, 16,21,33,36,43,65,88,93,98 Seeck, O. 13, 16 Sherk, R.K 18, 25ff Siegert, F. 69 Simon, D.V. 40 Sontheimer, W. 10 Spawforth, AJ. 11lff, 119ff, 124, 126ff Spoerri, W. 152 Stamatiades, E.1. 107, 131 Stauffenberg, A 105f, 108 Stegemann, W. 140ff, 145f, 15lf Steskal, M. 126 Strack, P.L. 157ff
177
Stutzinger, D. 163f Stiewe, K 11, 71 Sydenham, E.A 161 f Syme, R. 72 Taeger, F. 7 Thompson, L.L. 72 Tölle-Kastenbein, R. 110ff, 115, 131 Ulrich, J. 105 Urner, C. 69, 71 Vogel-Weidemann, U. 50 Volkmann, H. 134, 164 Waddington, W.H. 107, 13lf, 153 Walker, S. 111ff, 121, 124, 127ff W allace-Hadrill, A 71 Walter, O. 96 Wankei, H. 9 Weber, W. 95, 100f, 111, 135, 148, 153f, 159 Weinreich, O. 105f Weiss, P. 118, 148 Welwei, K-W. 54 Werner, J. 164 Wewers, G.A 25 Weynand,R.61,68,74 v. Wilamowitz-Moellendorff, U. 25f, 28 Willers, D. 106f, l1lff, 118, 121, 128, 136ff Winkler, G. 67, 94 Winter, E. lOlff, 106, 135 Witulski, T. 8, 25, 174 Wörrle, M. 98, 130, 137 Wolbergs, T. 140 Wrede, W. 131 Wright, W.C. 93, 14lf, 145ff, 15lff
Quellenregister
Literarische Quellen Ailios Aristeides d~ßia
29f 134 'PW/lTlV 89 135 iEpa Myta 129 87 Ei~
IIavaeTlva'iKo~
1 117 15 124 64 124 328 123 336 117 IIavTlyuptKO~
EV Ku~iKl!' rrEpi TOU vaou 20 104 22 103 IIEpi 6/lovoia~ Tai~ rroAEOlV lff 125
LI 20,7 Ilff LI 20,9 11,21 LIX 28,1 13,42 LXVII 4,7 69ff LXVIII 17,2f 155 LXIX 5,2f 135, 156 LXIX 16,1 110, 136, 138 LXIX 16,2 129, 136
Cedrenus 249,18 101
Chronicon Paschale a.123 101
Constantius VII. Porphyrogenitus de thematibus 17 123
Pseudo-Aristoteles de Xenophane 997A 36
Dio Cocceianus (Chrysostomos) orationes XLV 1 70ff
Artemidoros OVCtPOKptTIK
Athenaios von Naukratis ßElrrVOaocptoTai VI253e 164
Aurelius Victor de Caesaribus 39,4 68,69
Eusebius von Cäsarea Hieronymi chronicon 274F 69 historia ecclesiastica IV 8,6f 165 IV 9,1-3 165ff IV 13,1-7 172 IV 26,4-11 129
Fragmente der griechischen Historiker 505, T. 1 12
Cassius Dio LI 20,lff 11 LI 20,3 164
Quellenregister .
Herodotos historiae I 147 123 I 149 123
19,25f 61 19,27 61 19,35f 61 19,35 47
Historia Augusta
Apk 13,15b 83
vita Hadriani 13,1 148, 153 13,6 98, 103, 110 17,8 156
P. Ovidius Naso
Qu. Horatius Flaccus
Pausanias
carmina IV 5 163
!sokrates adNicolem 5 36 panegyricus 50 116
Josephus antiquitates XVI 160-165 10 bellum Judaicum VII 21f 68
Justinus Martyr 1 apologia I68 165
1. Makkabäer 1,54f. 130
J. Malalas Xpovoypaqna X2348
Martialis Valerius V 8,1 70ff VII 34,7-9 70ff VIII 2,5-7 70ff X 72,3 70ff
epistulae ex ponto 17
I5,5 135 I 18,6 109, 110 I 18,9 138 VII2,9101
Philostratos vitae sophistarum I 25 94ff, 110, 125, 139, 141f, 145ff, 151ff
C. Plinius Caecilius Secundus epistulae III 18,1 85 IV 1,4 83 X 8f 83 X 8,4 83 X 8,1-5 83 X983 X 61f 165 X6684 X 66,2 85 X 96f 81ff X 96,5 82 X 97,2 82,84 X 118 78 panegyricus 2,3 70ff 3,2 85 18,1 164 20,1 164 22,2-5 164 52 85 52,1 70ff 52,2 85 52,6 85
Neues Testament Apg 19,23ff 61 19,24 61
179
C. Plinius Secundus naturalis historia XXXVI98 102
180
Quellenregister
Antonius Polemon
Suda
de physiognomonia 143ff,149f
1f 1889 140 T
495 12
Quadratus Apologie 8
C. Suetonius Tranquillus
M Fabius Quintilianus
Claudius 24,1 120 Domitianus 13,lf 69ff 13,1 68 Gaius 21 42
institutio oratoria IV praef5 70ff X 1,91 70ff
Scholia in Luciani Icaromenippum 24 101
P. Cornelius Tacitus
Scholion zu Lukian
annales III 66-69 37 IV 1 38 IV 15 37,38 IV 37,2 12 IV 37,2f IOf,23 IV 37,2ff 11 IV 55f 38,58 IV 55 38,81 IV 55,2 IOf IV 56 38
III p. 57,2 110
Socrates Scholasticus historia ecclesiastica III 23,59 105
Strabon rEwypacplKCx 'Y1fO~V~~aTa
XIV 1,4 123
P. Papinius Statius silvae 16,83f 72
Epigraphische Quellen AE
Bean/Cook
1936, Nr. 128 69 1940, Nr. 46 69
Halicamassus Peninsula 29 105, 131 The Carian Coast III 81 60
Altertümer von Pergamon VIII 2, 269 78ff VIII 2,273 140 VIII 3, 7 125f VIII 3,33 140
Buckler/Calder, Sardis VII 1,47 48
CIG Ameling, Herodes Atticus II 42 117
2810 3068 3148 3952
101 34 95 154
Quellenregister .
CIL III 7282 114 III 7283 115
Cousin/Deschamps Emplacement 1 49 Voyage 1f 107, 131
181
2035 60 2037 64f 2061(11) 64f 2062 64f 2063 64f 2048 54 3005 61 3038 59 3410 107, 131
Die Inschriften von Ephesus 17 9 18 9 19 9 232 54f 232A 54f 233 54ff 234 54 235 54 236 53 23754,58f 238 54f 239 54 240 54 241 54,58 263C 60 267 107, 131 268 107, l3lf 269 107, l3lf 270 107,13lf 271 107,131f 271A 107,13lf 271F 125 428 97ff 430 107 710B 59 710C 59 724 100 742 98f 814 99 921 98,99 1132 23,100f 1145 154 1153 100 1487 153 1488 153 1489A 125 1490125 1491 125 1492 125 1493 125 1498 54 1501 125 2034 59,68
Die Inschriften von Erythrai und Klazomenai 513 131
Die Inschriften von Iasos 107 74 108 74
Die Inschriften von Knidos 59 33
Die Inschriften von Kyme 19 16
Die Inschriften von Magnesia am Mäander 45 154 100 130 157 49,92 180 154
Die Inschriften von Kyzikos und Umgebung 11: Miletupolis 27c 107,131 27d 107,13lf
Die Inschriften von Olympia 53 33
Die Inschriften von Priene 105 17f, 25ff, 40ff, 72, 135, 156, 162f
Die Inschriften der Rhodischen Peraia 651 60
182
Quellenregister
Die Inschriften von Side 54 33
Die Inschriften von Smyrna 594 623 659 676 680 681 697
90ff,97 131 100 139 95 96 9lff, 99, 104, 140
Die Inschriften von Stratonikeia 1008 60 1055 33
Die Inschriften von Tralleis und Nysa 39 50 45 132 46 132 47 132 123 23
XII 2,183 107,131 XII 2, 184 107, 131 XII 2, 192 132 XII 2, 193 132 XII 2, 194 132 XII 2, 195 132 XII 2, 196 132 XII 2, 197 132 XII 2, 198 132 XII 2, 199 132 XII 3, 177 154 XII 7, 506 33 XII Supp!. 51 87 XII Supp!. 52 87 XII SuppI. 53 132 XII SuppI. 56 132 XII SuppI. 57 132 XIV 829 113
IG IIIIIt
24 107, 131
1091 3289 3290 3291 3292 3294 3295 3296 3297 3298 3299 3300 3301 3302 3303 3305 3306 3307 3310 3340
IG
IGR
IV 2,384 111, 116 V 2, 432 33 V 2, 435 33 XII 1, 995 60 XII 2, 173-182 87 XII 2, 176 88 XII2,178 88 XII 2, 180 88 XII 2, 181 88 XII 2, 182 88
IV20 9 IV 153 104, 108 IV 155 104, 108 IV 157 104, 108 IV 454 18,20 IV 495 46 IV 584 49
DunantlPouilloux, Recherches II 179 48
FolletlPeppas Delmousou Decret 119, 120
Hepding, Arbeiten zu Pergamon 15 140
Herrmann, Inschriften aus dem Heraion
113 114 114 115 114 114 115 115 114, 116, 115 114 114 115 114 115 114 115 114 114 114
11~
125
Quellenregister
Keil, Inschriften der Agora 11 139
Le Bas/Waddington Inscriptions 1211 107,13lf II 1068 153
Lolling, Inschriften 20 132
MAMA IV 151 33 IV 250 49 VI76 154 VIII449 63
183
Marcus Aurelius 1 119, 120, 134 5 113, 122 6 113, 122 15 138 16 138 23 129 28 129 30 129 Panachaeans and Panhellenes 1 130
Ratte/Howe/Foss Temple at Sardis 46
RDGE 65 26ff
Milet 12
Rome and the Greek East 21 132 23 132
17 290 107, 131 301 107, 131 302 107, 131
101 25
Robert Ephese 24f Le Culte de Caligula 43ff
Moretti, Iscrizioni
Roueche, Performers and Partisans
59 60 65 66 69 76 79 90
69 23
21 2lff 24 23f 24 23 101 101
Neue Inschriften von Ephesus VIII 143 107, 131 XI 2 107,131
Salac,Inscriptions 10 107,132
SEG 1402 107,131 XXXVI 987A 107 XLI 75 33
Stamatiatides, EAMAIKA 1 163 107, 131
OGIS 1323 163 II 456 9
Oliver Greek Constitutions 1 120 68 154
Tituli Asiae Minoris V 908f 107 V 910 132
Tälle-Kastenbein, Antike Stadt Samos 113 131
184
Quellenregister
Wörrle, Aizanoi
Wrede, Misokampos
I,338 129f, 137f
2d 131
Papyrologische Quellen Heidelberger Papyrussammlung
Hunt/Edgar, Select Papyri
luv. 1716 36
II,82 48
Numismatische Quellen BMClonia
BMCMysia
215 224 225 226 227 228 229 230 267 268
218 103
60 76, 136 136 136 76,136 76,136 136 136 39 39
BMCLydia cvii 47,48
BMC Troas, Aeolis and Lesbos 2 136
Mionnet, Description IV 983 155
SNG Deutschland (v. Aulock) 1879 60
Literatur! (in Auswahl)
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! Die biblischen Bücher und die apokryphen und pseudepigraphischen Schriften werden abgekürzt nach RGG IV 1, XX-XXIII, die übrige Literatur nach S. Schwertner, Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete, BerlinINew York 2 1992.
186
Literatur
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Novum Testamentum et Orbis Antiquus Studien zur Umwelt des Neuen Testaments Band 63
Römische Kaiser ließen sich wie Götter verehren. Die Entwicklung dieser kultisch-religiösen Praxis wird am Beispiel signifikanter Bere iche der römischen Provinz Asia nachgezeichnet. Witulski analysiert nahezu vollständig die archäologischen, epigraphischen, numismatischen und literarischen Quellen. Er zeigt auf, dass mit der Verehrung des Augustus als des Begründers des Prinzipats ein erster Höhepunkt in der kultisch-religiösen Kaiserverehrung erreicht worden ist. Über diesen Höhepunkt reicht erst die kultisch-religiöse Verehrung des von 117- 138 n.Chr. regierenden Hadrian wieder hinaus. Dieses Ergebn is hat Auswirkungen für die neutestamentliche Exegese; insbesondere legt es die Datierun g der Johannesapokalypse in hadrianische Zeit nahe, deren Abfassung um 132 n.Chr. anzunehmen ist. Der Autor Dr. theol. Thomas Witulski ist Pfarrer in der Evangelischen Kirche von Westfalen.
ISBN 978-3-7278-1586-7
9
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783727
Academic Press
1
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ISBN 978-3-525-53986-6
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Vandenhoeck & Ruprecht