KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
KULTURKUNDLICHE
HEFTE
HERMANN J. ZINDE
FERNSEHEN DIE DR...
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KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
KULTURKUNDLICHE
HEFTE
HERMANN J. ZINDE
FERNSEHEN DIE DRAMATISCHE GESCHICHTE EINER ERFINDUNG
VERLAG S E B A S T I A N LUX MIJRNAU • M Ü N C H E N • I N N S B R U C K • ÖLTEN
s ist an einem der ersten Septembertage des Jahres 1928. Am 31. August hat die fünfte „Große Deutsche Funkausstellung" am Kaiserdamm in Berlin ihre Tore geöffnet. Wie an jedem Tag seitdem strömen auch an diesem schwülen Vormittag die Berliner zum Messegelände. Unter ihnen ist auch ein alter Mann mit einem grauen Schnurrbart und einem etwas altmodischen Anzug. Er geht langsam, denn die Hitze ist groß, auf den Eingang der Ausstellung zu. Bevor er das Eintrittsgeld zahlt, betrachtet er ein Schild an der Kasse: ,,Fernseh-Vorführungen von 11 bis 12 und 4 bis 6 Uhr." Nachdenklich nickt er mit dem Kopf. Es ist allerlei, was diese Ausstellung bietet. Zum erstenmal sind Rundfunkempfänger mit Netzanschluß auf dem Markt. Allerdings sind Empfänger und Lautsprecher noch voneinander getrennt. Die Apparate haben Ziffernskalen und keine Stationsnamen. Heute würde man darüber lächeln. Der alte Mann, den wir beobachtet haben, scheint sich für die Rundfunkempfänger wenig zu interessieren. Ohne sich umzusehen, geht er dorthin, wo sich die Ausstellungsbesucher am dichtesten drängen. Die ersten Fernsehexperimente sind zu sehen. Der elegante Ungar Denes von Mihaly, dessen Namen als Fernseherfinder der alte Mann groß in allen Zeitungen gelesen hat, führt sein erstes bescheidenes Fernsehgerät vor. Das Bild ist nur klein. Ein wenig weiter zeigt der Leipziger Professor Karolus am Stand der Firma Telefunken bereits ein Fernsehbild, das 75 :75 cm groß ist und zehntausend Bildpunkte enthält. Vor diesem Gerät verweilt der alte Herr, dem man seine 60 Jahre kaum ansieht. Sein Blick ist wie gebannt von dem noch undeutlichen und verschwommenen Bild des Fernsehempfängers. Es ist, als ob er durch das Gehäuse, das den Empfänger umgibt, hindurchsähe. Die Techniker, die an den Geräten arbeiten, werden aufmerksam. „Da staunen Sie, w a s ? " sagt einer der aufsichtführenden Männer. „ W e r hätte sich das träumen lassen, daß wir das nochmal erleben würden, das Fernsehen. Tolle Erfindung, nicht wahr? Würde Ihnen gern mal erklären, wie es arbeitet. Aber Sie hätten wenig 2
davon. Ist alles zu kompliziert." Der alte Mann sagt nichts, sagt kein Wort. Bei der letzten Bemerkung geht ein schwaches, fast schmerzliches Lächeln über sein Gesicht. Als er sieht, daß man auf ihn aufmerksam wird, wendet er sich zum Gehen und verschwindet in der Menschenmenge. „Sie kannten mich nicht", sagt er am Abend zu seiner Frau. „Sie hatten keine Ahnung, wem sie es eigentlich verdanken, daß sie da arbeiten können." — „Du hättest es ihnen sagen sollen", meint die Frau. Aber der Mann winkt ab. „ W a r u m ? " fragt er. „Was hätte es geändert? Die Menschen haben mich vergessen. Sie sprechen täglich wohl viele Male bei ihren Experimenten von der Nipkowschcibe, ohne die sie gar nicht fernsehen könnten. Aber daß dieser Nipkow ein Mensch ist, einer, der mitten unter ihnen lebt, das haben sie wohl vergessen!" Paul Nipkow lacht ein wenig verächtlich. „Ich habe es nicht vergessen", sagt die Frau, und ein Lächeln der Erinnerung verschönt ihre Züge, verklärt die Falten, die ein sorgenvolles Leben in ihr Antlitz gegraben hat. „Es ist freilich mehr als vierzig Jahre her, aber ich werde es nicht vergessen bis zu meinem letzten Atemzug." „Sie kannten mich nicht", wiederholt Paul Nipkow. „Es wäre ihnen wohl lästig gewesen, wenn ich ihnen meinen Namen genannt hätte. Vielleicht hätten sie mich ausgelacht. Und doch wußte ich schon vor fünfzig Jahren, was ihnen heute so neu erscheint." Die Frau greift nach seiner Hand. So sitzen sie an diesem Tag, Anfang September 1928, in Berlin-Pankow in ihrer bescheidenen Mietwohnung im vierten Stock der Parkstraße 12a und denken zurück. Ein ganzes Leben taucht vor ihnen auf, das Leben eines Erfinders, der seiner Zeit um fünfzig Jahre voraus gewesen ist.
* Als Paul Nipkow am 22. August 1860 in Lauenburg in Pommern geboren wird, steht das Zeitalter der Technik noch in den Anfängen. Erst seit 25 Jahren gibt es die Eisenbahn, erst 25 Jahre später wird das Automobil erfunden. An Flugzeug, Rundfunk, Fernsehen ist nicht zu denken. In Nipkows Geburtsjahr erfindet Philipp Reis das erste Telephon. Und das Telephon wird in Nipkows Leben bald eine Rolle spielen. 3
In Neustadt in Westpreußen geht Nipkow zur Schule. Für den neunzehnjährigen Primaner ist das einzige Telephon, das eben in die Stadt gelangt ist, eine Sensation. Es ist das „Bellsche TeleK phon", nach dem Amerikaner Graham Bell benannt. Im Physikunterricht hat er die theoretischen Grundlagen kennengelernt. Nun läßt es ihm keine Ruhe, den Apparat in der Praxis kennenzulernen. „Geben Sie mir doch das Gerät einmal mit — nur für einen Abendl" bittet der Primaner Nipkow den Postgehilfen von Neustadt. „Das darf ich nicht. Es ist Eigentum der Post. Die Dienstvorschriften . . .!" Aber der Primaner bittet inständig. Ist es ein Wunder, daß der Postgehilfe schließlich weich wird? Allerdings — nicht bis zum Morgen, nur bis spät in den Abend hinein darf er das Sprechgerät mit nach Hause nehmen. Da sitzt nun Nipkow mit einem Freund, und beide starren staunend auf den wunderbaren gelben Apparat, der das Sprechen über viele Kilometer erlaubt. Langsam, um ja nichts zu verderben, nimmt Nipkow ein Teilchen nach dem anderen auseinander, bis er am Schluß die Teile nebeneinander liegen hat. „Eigentlich ist es ganz einfach", sagt Nipkow, als er die Einzelteile wieder zu einem Ganzen zusammensetzt, das sie am späten Abend dem besorgten Postgehilfen unversehrt wieder zurückbringen. Das Telephon hat Nipkow gepackt. Aus einfachsten Mitteln konstruiert er selbst einen Fernsprecher. Bereits nach wenigen Tagen ist er imstande, von seiner Dachstube zur anderen, in der sein Freund haust, zu telephonieren. Es ist die Sensation von Neustadt. Während die anderen sich ein Vergnügen daraus machen, Nipkows Haustelephon zu benützen, denkt der junge Konstrukteur schon wieder an etwas ganz anderes. So schön es ist, sich über gewisse Entfernungen verständigen zu können, überlegt Nipkow, so fehlt doch etwas: der Anblick des Menschen, mit dem man spricht. Auch Bilder, auch optische Eindrücke müßte man ebenso übertragen wie Ton und Sprache. Und dieser Gedanke läßt ihn nicht mehr los. Er verfolgt ihn nach Berlin, wo Nipkow Naturwissenschaft studiert und bei den größten Physikern seiner Zeit Vorlesungen belegt hat — bei Helmholtz und Slaby. Er wohnt bescheiden im Berliner Norden, in der Philippstraße 13a, zwei Treppen hoch im Hinter4
haus. Manchen Abend denkt er über das nach, was ihn seit Neun Stadt beschäftigt. \ So ist es auch am Heiligen Abend des Jahres 1883. Nipkow wäre gern nach Hause gefahren. Aber das Geld reicht nicht aus. Von den Nachbarhäusern klingt der Gesang „Stille Nacht, heilige Nacht" in sein Zimmer, das ein Eisenofen erwärmt. Die Petroleumlampe leuchtet rötlich. Wenn er aus dem Fenster blickt, sieht er im Vorderhaus die Lichter der Weihnachtskerzen an den Tannenbäumen, die man auch hier in der Armeleuteecke Berlins angezündet hat. Nur er selbst ist ohne Lichterbaum. Er fühlt sich sehr einsam. Und er versucht sich vorzustellen, wie es jetzt zu Hause sein mag. Er stellt sich die elterliche Wohnung vor mit dem geschmückten Tannenbaum und den Gabentischen, und er denkt bei sich, wieviel leichter die Trennung von daheim wäre, wenn er wenigstens im Bild, aus der Ferne, die Lieben sehen könnte. Da ist er also wieder bei seinem Lieblingsgedanken. Er versucht die Vorstellung von sich abzuschütteln. Er steht auf, geht ans Fenster und greift zu seinem Fernrohr, das man damals Teleskop nennt, und sieht in die Weihnachtsnacht hinaus. Er starrt auf die Lichtpünktchen der Weihnachtskerzen, er kneift die Augen zusammen und läßt den Blick verschwimmen, und er macht sich deutlich, wie eigentlich alles, was man sieht, auf Punkte zurückgeht, auf einzelne Licht- oder Dunkelpunkte. Wenn man nun alles, was man sieht, in Punkte zerlegte, diese Punkte ebenso wie den Schall beim Telephon in elektrische Stromstöße verwandelte und über einen Draht übertrüge, dann könnte man am anderen Ende den gleichen Vorgang umgekehrt wiederholen und — fernsehen! Ihm wird ganz heiß bei dieser Vorstellung. Licht- und Dunkelpunkte muß man haben, denkt er. Und es käme darauf an, ein ganzes Bild in solche Punkte zu zerlegen. Am besten vielleicht durch eine runde Scheibe, die sich dreht. Und diese Scheibe müßte Lö-j eher haben, durch die das Bild in eine große Zahl von Zeilen, die Zeilen wiederum in Punkte aufgelöst würden . . . I Ein Mosaik aus vielen, vielen Punkten müßte es sein. Nipkow greift zu Papier und Bleistift, er skizziert, er schreibt, er denkt nach und notiert wieder. Es ist eine seltsame Weihnachtsnacht, und man wird noch in vielen Jahrzehnten von ihr sprechen; von dieser Nacht, in der eine Idee geboren wurde — die Idee des Fernsehens. Der junge Paul 5
Nipkow, dieser dreiundzwanzigjährige Student der Naturwissenschaften und der Mathematik, findet in dieser begnadeten Nacht) das Prinzip, nach dem mehr als fünfzig Jahre später auf einera Fernsehempfänger ein Bild aufleuchten wird. Daß ihn dann niemand kennen, niemand erkennen wird, hätte er sich in dieser Nacht kaum träumen lassen. (Die Nipkowscheibe zeigt die Abb. S. 15.) Was er sich in dieser Nacht ausgetüftelt hat, das bringt er zu Papier und geht damit zum Kaiserlichen Patentamt. ,,Ich möchte das zum Patent anmelden", sagt er schüchtern. Der Beamte mustert den ärmlich aussehenden jungen Mann. „Das können Sie", sagt er. „Aber das kostet eine Kleinigkeit." Daran hatte Nipkow nicht gedacht. Der Monatswechsel eines Studenten ist bescheiden. „Wieviel?" fragt Nipkow erschrocken. Der Beamte sieht ihn an. Dann nennt er die Summe, die Nipkows Traum mit einem Schlag zerstört: „Dreißig Mark." Für Nipkow ist diese Summe, die ausreicht, um einen Studenten gut und gern einen Monat davon leben zu lassen, ein Vermögen, das er unmöglich aufbringen kann. Verwirrt und beschämt packt er seine Aufzeichnungen zusammen und verläßt das Patentamt. Es bleibt bei seinen Skizzen, bleibt bei der Idee des Fernsehens. Auf das Patent muß er verzichten. Nicht lange freilich. Denn der mit dem Fernglas die Gegend durchspähende Paul Nipkow entdeckt in einem Fenster der Luisenstraße ein junges Mädchen. Und es macht ihm wenig aus, daß die Jungfer Josephine, die hübsche, junge Lehrerin, die dort sitzt, nicht sehr begeistert ist über den jungen Mann, der sie, wie sie bald bemerkt, unentwegt durch sein Teleskop beobachtet. Die Tage vergehen. Eines Nachmittags, als sich Fräulein Joscphine eben zu einem Spaziergang anschickt, nimmt sich Nipkoiw ein Herz, stürzt auf die Straße und spricht die junge Dame an. Das ist damals noch ungewöhnlicher als heute; aber die junge Lehrerin ziert sich nicht lange und gestattet ihm, daß er sie begleitet. Wovon die beiden sprechen? Nun — Nipkow grübelt nicht umsonst Tage und Nächte über der Idee des Fernsehens, so daß er auch bald das Gespräch darauf bringt. Und er ist nicht einmal sonderlich verwundert, daß das Fräulein Josephine mit Interesse zuhört und sogar zu verstehen scheint, was er ihr auseinandersetzt. Im Kastanienwäldchen bei Eichlcr sitzen dann beide bei einer 6
Tasse Kaffee zusammen. „Sie müßten sich Ihre Idee patentieren lassen, Herr Nipkow", sagt die junge Dame sehr sachverständig. Nipkow muß lachen. „Sie haben ganz recht", bestätigt er, „das müßte ich tun. Nur Sie vergessen etwas: ein Patent koistet Geld. Und hier hapert es bei mir." Josephine denkt nach. „Wieviel kostet es denn?" fragt sie schließlich. „Ich habe mich schon erkundigt", berichtet Nipkow, der die Frage als rein menschliche Teilnahme auffaßt. „Es kostet dreißig Mark." — „Und wenn ich Ihnen das Geld geben w ü r d e ? " fragt die entschlossene junge Dame. i Nipkow wird rot. Das hat er nicht beabsichtigt. „Nein", sagt er, „das würde ich nicht annehmen. Ich werde sparen . . . " — „Und in der Zwischenzeit kommt ein anderer und schnappt Ihnen die Idee weg", sagt das junge Mädchen. Nipkow wird nachdenklich. „Vielleicht", meint er zögernd. „Wissen Sie was", sagt die junge Lehrerin, „wir machen einen Vertrag. Ich gebe Ihnen das Geld für das Patent. Sie beteiligen mich dann einfach an dem Ertrag Ihrer Erfindung." Das leuchtet Nipkow ein. Und mit der Niederschrift seiner Erfindung und den dreißig Mark der jungen Lehrerin begibt er sich am 6. Januar des Jahres 1884 entschlossen abermals zum Patentamt. Dort erhält er vom kaiserlichen Patentamt ein Patent auf sein „Elektrisches Teleskop", wie Nipkow seine Fernsehvorrichtung benennt. Es wird ihm ein Jahr später, am 15. Januar 1885, überreicht. Der Wortlaut des Patents Nr. 30105 der „Klasse 2 1 : Elektrische Apparate" beginnt mit der Erläuterung: „Der hier zu beschreibende Apparat hat den Zweck, ein am Orte A befindliches Object an einem beliebigen anderen Orte B sichtbar zu machen; derselbe wird durch die beiliegenden Zeichnungen des Näheren dargestellt." Wenn man gemeinsam an einer Erfindung interessiert ist, dann bleibt es nicht aus, daß man sich unterhält und bespricht, was man auf dem Herzen hat. Und Paul Nipkow hat viel auf demj Herzen. So viel, daß er sich eines Tages mit seiner Geschäftspart-, nerin Josephine verlobt und sie später heiratet. Die Patentschrift Nipkows hat Aufsehen erregt. Im Jahre 1885 wird im Verein Deutscher Ingenieure in Berlin durch Professor Dietrich ein Vortrag gehalten, der sich mit der Erfindung Paul Nipkows befaßt. Im Oktober 1885 erscheint in der Elektrotechni7
sehen Zeitschrift eine ausführliche wissenschaftliche Arbeit, die an Hand von Nipkows Patent die Möglichkeiten des Fernsehens untersucht. Fachzeitschriften und Tageszeitungen greifen das Thema auf. Es sieht so aus, als ob Nipkows Idee Wirklichkeit werden könnte. Aber dann kommen Rückschläge. Die technischen Möglichkeiten der Zeit sind zu beengt, um Nipkows Gedankenflug Wirklichkeit werden zu lassen. Als Nipkow vom Patentamt aufgefordert wird, die zweite Rate für die Patentschrift einzuzahlen, ist er dazu nicht in der Lage. Auch die finanziellen Möglichkeiten Josephines sind erschöpft. Das Patent Nr. 30105 verfällt. Der Traum der Weihnachtsnacht 1883 ist ausgeträumt. Es wird Jahrzehnte dauern, bis er seine Fortsetzung findet, bis er endlich verwirklicht werden kann. Aber nicht Nipkow wird es sein, der ihm zur Erfüllung verhilft.
* er Paul Nipkows Patentschrift durchliest, stößt sehr bald auf das Wort „Selenzelle". Sie ist neben der durchlochten Scheibe die wichtigste Einrichtung in Nipkows „Elektrischem Teleskop". Was aber ist sie?
* Selenium, ein im Jahre 1816 durch Berzelius entdecktes Element, findet als Widerstand in den Telegraphenapparaten der transatlantischen Kabelverbindung Verwendung. In Valentia in Irland beobachtet der Telegraphenbeamte May eines Januartages 1873, daß seine Instrumente überraschende Ausschläge machen. Er unterbricht den Betrieb, prüft die Leitungen durch; aber er kann keinen Fehler finden. Bei weiterer Beobachtung fällt ihm auf, daß starker Sonnenschein, der mit vorüberziehenden, vom Winde getriebenen Wolken abwechselt, die Nadeln seiner Meßinstrumente verschieden ausschlagen läßt. Er denkt nach und stellt fest, daß Selenium durch auftreffendes Licht elektrisch beeinflußt wird. Niemand würde heute den Namen des kleinen Telegraphenbeamten noch nennen und kennen, hätte er sich damals mit dieser Feststellung begnügt. May jedoch fühlt sich verpflichtet, das überraschende Vorkommnis seinem Vorgesetzten Willoughby Smith zu melden. Es ist ihm klar, daß Selenium Eigenschaften besitzt, die bisher nicht bekannt
waren. Aber er ahnt natürlich nicht, was er entdeckt hat. Es ist mit einfachen Worten das: Selenium bietet im Licht einem Strom weniger Widerstand als im Dunkeln. Man kann also Licht- oder Schattenschwankungen in Stromschwankungen umsetzen. Es ist ein Glück, daß Willoughby Smith den Dingen auf den Grund geht und am 4. Februar 1873 an den Vizepräsidenten der Gesellschaft der Telegrapheningenieure einen Brief schreibt, in dem er von merkwürdigen Vorgängen berichtet. Clark zögert nicht, bei der zwölften ordentlichen Generalversammlung der Gesellschaft der Telegraphcningenieure den Brief Willoughby Smiths zu verlesen. Die Mitglieder horchen auf. Es ist am 12. Februar 1873. Von diesem Tage an weiß die Welt, daß Selenium photo-elektrisch ist. Die Wissenschaftler stürzen sich auf die neue Entdeckung. Auch nach Valentia, der Insel an der Westspitze Irlands, dringt die Kunde von der Kraft des Seleniums. Der Telegraphenbeamte May erkennt mit einem Schlag, was seine Beobachtung bedeutet. Er hat schlaflose Nächte. Er ahnt, daß er den Zipfel zu einer viel weiter tragenden Erkenntnis in der Hand hat. Telegraphische Zeichen über Kabel weiterzuleiten — das versteht man bereits. Noch gibt es kein Telephon, keine drahtlose Telegraphie oder gar Telephonie. An den Rundfunk ist nicht im Traume zu denken; denn erst 1886 weist Heinrich Hertz zum erstenmal die sich drahtlos fortpflanzenden Wellen nach. Während der Kabelingenieur Smith mit systematischen Experimenten dem Geheimnis des Seleniums immer mehr auf die Spur kommt, treibt seinen Mitarbeiter May ein faustischer Drang nach der großen Erfindung. Er ist in diesen Wochen kaum wiederzuerkennen. Er meidet die Menschen und schließt sich in seinem Zimmer ein. Er bastelt und konstruiert und macht geheimnisvolle Andeutungen. „Die Welt wird aufhorchen", sagt er in solchen Augenblicken. „Zeichen übertragen, das Ticken einer Morsetaste — was ist das schon? Aber ein Bild über Hunderte von Meilen schicken — das wäre etwas 1" Als sein Erfindungstrieb so weit geht, daß er den Dienst vernachlässigt, spricht Smith mit ihm. „Jagen Sie nicht Hirngespinsten nach!" rät er May. 9
Aber May bleibt hartnäckig. „Alle großen Erfindungen waren zunächst Hirngespinste, Sir", belehrt er seinen Chef. „Gewiß", räumt Smith ein, „aber sie blieben trotzdem im Rahmen der technischen Möglichkeiten. Sie wollen etwas, was unmöglieh ist. Sie ziehen aus dem, was Sie entdeckt haben, Schlüsse, die viel zu weit gehen." Zwei Jahre später, im Jahre 1875, kommen die ersten Nachrichten nach Europa, daß drüben in Amerika, in Boston, G. R. Carey mit Hilfe des Selens ein erstes Fernsehsystem vorgesehlagen hat. Stumm, mit einem vorwurfsvollen Blick, legt er Smith die Nachrichten vor. Smith hat das Gefühl, daß er May unrecht getan hat. „Sie hatten recht, May", sagt er, als er Careys Plan studiert, hat, „es könnte möglich sein. Aber Carey hat es ebensowenig gelöst wie Sie." „Ich glaubte, ich könnte mit einer einzigen Selenzelle ein ganzes Bild übertragen", gibt May zu, „und ich glaube heute noch, daß es möglich ist. Carey hat viele Selenzellen vorgesehen, von denen jede nur einen winzigen Ausschnitt des Gesamtbildes übertragen soll. Er würde Tausende von Selenzellen brauchen und ebensoviele Verbindungsleitungen zur Empfangsseite. Und dafür reicht die Selenzelle nicht aus. Man müßte sie verstärken . . ." Er denkt nach. Aber er findet keine Lösung. Und so versinkt ein erster Abschnitt der Fernsehgeschichte wie das Bild einer Laterna Magica.
* L) er Sprung ist weit bis hinein in den August 1953, in dem zum ersten Male nach dem Kriege die Große Deutsche Rundfunkausstellung einen Überblick über die Entwicklung des Fernsehens gibt. Die Ausstellung „Rund um den F u n k t u r m " ist von Berlin nach Düsseldorf übergesiedelt. In der Menschenmenge, die sich durch die Fernseh-Straße schiebt und da und dort vor einem der vielen Empfänger halt macht, wird das Programm und die Technik eifrig besprochen. Man hört sehr laienhafte und manche fachkundigen Bemerkungen. „ W e r ist eigentlich der Erfinder des Fernsehens?" fragt einer der Besucher den Ingenieur, der in der Fernseh-Straße die Aufsicht führt. Der Gefragte gibt nicht gleich Antwort. „Der Erfinder"^ 10
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sagt er dann, „wenn es den nur gäbe! Aber es gibt ihn nicht. Das Zeitalter der großen Erfindungen ist vorbei. Das war so bequem, als wir in der Schule lernten: James Watt, der Erfinder der Dampfmaschine. Thomas A. Edison, der Erfinder des Grammophons. Heute gibt es kaum noch Einzelerfindungen." Der Besucher blickt überrascht auf. „Sie scherzen wohl! Dauernd wird etwas erfunden. Atombomben, plastischer Film und —• Fernsehen. Und da sagen Sie, es gibt keine Erfinder?" „Sie haben mich mißverstanden*, erklärt der Fachmann. „ E r findungen gibt es natürlich. Vielleicht mehr als früher. Aber es gibt keinen einzelnen Erfinder mehr, der eine Erfindung als Ganzes macht. Alles ist viel zu verwickelt geworden. Schauen Sie sich diese Geräte an! Was ist alles notwendig gewesen, bis es Boi weit kommen konnte. Nicht einen Namen kann ich Ihnen für die Erfindung des Fernsehens nennen — Dutzende müßten es sein. Nipkow etwa und Baird, Karolus und Korn, Braun und von Mihaly, Zworykin und Schröter, Charles Francis Jenkins und Philo T. Farnsworth." — „Eine lange Liste", meint der Besucher, „wollen Sie im Ernst sagen, daß diese Menschen alle gemeinsam das Fernsehen erfunden haben?" — „Gemeinsam natürlich nicht, denn sie haben zu sehr verschiedenen Zeiten gelebt. Einige sind bereits tot — Nipkow, Braun und Baird etwa —, andere sind noch an der Arbeit. Die einen arbeiteten in Deutschland — die anderen in Großbritannien, in den USA. Da wie dort strebte man danach, das Problem des Fernsehens zu lösen. Man wußte nicht genau), wie weit der andere schon war; aber man trachtete, ihm zuvorzukommen. Es war in der Mitte der zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre ein großer Wettlauf zwischen den besten Physikern der Welt, so weit sie sich für das Fernsehen überhaupt interessierten. Und wenn man es vom heutigen Blickpunkt betrachtet, so hat jeder etwas dazugegeben. Keine 'Teilerfindung kann und möchte man missen — jede gehört dazu, damit wir fernsehen können. Aber keiner von all diesen hat das Recht, sich etwa als alleiniger Erfinder des Fernsehens zu bezeichnen." „So ist das also. Ich hörte vorhin jemanden sagen, daß die Braunsche Röhre das heutige Fernsehen erst möglich gemacht habe . . . Wäre dann nicht dieser Braun . . . ? " „Nein! Braun, mit Vornamen Karl Ferdinand, der am 6. Juni 11
1850 in Fulda geboren wurde, entwickelte die Kathodenstrahlröhre, die nach ihm ,Braunsche Röhre' genannt worden ist. Aber als er 1918 in Brooklyn starb, gab es noch kein Fernsehen. Er ist nur einer der Wegbereiter wie viele andere." Dann fügt er hinzu: „Mehrmals in der Geschichte des Fernsehens hat es Augenblicke gegeben, die besonders denkwürdig sind und die in der Entwicklung des technischen Fortschritts mit besonderem Nachdruck verzeichnet werden müssen. Dazu gehört Nipkows wegweisende Idee, dazu gehört als zweites großes Ereignis die Tatsache, daß es einem Mann gelang, ein bewegtes Bild drahtlos von einem Ort zu einem andern zu übertragen. Als er begann, war die-, ser Mann arm. Als er 1946 starb, hinterließ er zwar nicht viel mehr als 7000 Pfund Sterling — runde 80000 DM —, aber er war der Schöpfer einer Industrie, in die Millionen diesseits und jenseits des Atlantik investiert waren." „ W e r war der M a n n ? " fragt der Besucher. „John Logie Baird", ist die Antwort.
* O eit John Logie Baird, der 1888 in Helensburgh in Schottland geboren wurde, zum erstenmal auf die Idee des Fernsehens gestoßen ist, verliert er sie nicht mehr aus den Augen. Er kommt zum erstenmal mit der neuen Erfindung in Berührung, als er als Schüler des Königlichen Technischen College in Glasgow ist. Damals ist er kaum 16 Jahre alt. Er liest mit Eifer die vielen, Abhandlungen, die schon damals über das Fernsehen erschienen sind, aber noch hat er keine eigene Vorstellung davon. Als er während des ersten Weltkrieges im Clyde-Tal Angestellter eines Elektrizitätswerkes ist, beginnt er mit seinen ersten Fernsehexperimenten. Sie führen zu keinem Ergebnis. Aber er hat Feuer gefangen. Er begreift, daß die Freizeit eines Elektroingenieurs nicht ausreicht, um gründlich an der Fernsehentwicklung zu arbeiten. So wird er Geschäftsmann. Er will Geld verdienen, um seine Ideen verwirklichen zu können. Er vertreibt Socken, die bei Hitze und Kälte gleich vorteilhaft sind. Er macht Marmelade, Seife, bis er mit seiner Gesundheit am Ende ist. Er ist 34 Jahre alt, als er sich nach Hastings zurückzieht, um dort Erholung zu finden und seine Pläne auszuführen. Spar12
sam, wie nur ein Schotte sein kann, schränkt er sich in seinem Privatleben so sehr wie möglich ein, um Mittel für seine Versuche freizumachen. Er benützt zur Abtastung des Bildes die Nipkowsche Lochscheibe und zur Übertragung der Licht- in elektrische Stromschwankungen die Photozelle aus Selenium. Baird verbindet die Erfindungen Nipkows und die Entdeckung des Telegraphenbeamten May. Mit wenig Rüstzeug will Baird also das Problem des Fernsehens lösen. Und trotzdem gelingt es ihm. Gleichzeitig mit ihm arbeiten andere Forscher an dem Problem, mindestens in drei Ländern. Sie sind weiter als er. Wie weit, weiß er nicht. Aber in erstaunlich kurzer Zeit schafft er es tatsächlich, mit Charles F. Jenkins in Amerika, Eduard Belin in Frankreich und Denes von Mihaly in Deutschland auf gleiche Höhe zu kommen. Es gelingt Baird nämlich, die Umrisse eines Malteserkreuzes über eine Entfernung von zwei bis drei Meter drahtlos zu übertragen. Der Romanschriftsteller William Le Queux, der eine heimliche Liebe zum Fernsehen hat, sucht Baird in Hastings auf. Mit dichterischer Phantasie begeistert er sich, und Baird lauscht andachtsvoll seinen Worten: „Nach dem, was ich bei Ihnen gesehen habe, lieber Baird, bin ich überzeugt, daß die Rundfunkhörer schon bald auch Rundfunkseher sein werden. Über Tausende von Meilen wird man hören und sehen zugleich können." , „Meinen Sie wirklich, daß etwas daran i s t ? " „Etwas? Sie haben eine Schlacht gewonnen! Wenn ich bedenke, daß Sie die Bewegungen meiner Finger übertragen können, danin wird es nicht lange dauern, und es gibt keine Grenzen mehr fürs Fernsehen." „Glauben Sie, daß ich die Presse einmal auffordern sollte, hierher zu kommen?" „ T u n Sie das, Mr. Baird, je eher desto besser! Es wird ein Triumph für Sie!" Das ist zu optimistisch. Die Presse kommt zwar, aber sie ist zurückhaltender als der Schriftsteller. Immerhin genügen die Veröffentlichungen, um es Baird möglich zu machen, eine kleine Fernsehgesellschaft zu gründen und mit einem Betriebskapital von knapp 200 Pfund nach London überzusiedeln. 13
Sein Start in London ist bescheiden. In dem Stadtteil Soho mietet er eine Mansardenwohnung in der Frith-Straße. Er experimentiert weiter. Gelegentliche Besucher kommen. Sie starren die groteske Apparatur an Und gehen wieder — ungläubig. Das Geld wird knapp. Im April 1925 bietet der Kaufhausbesitzer Selfridge in London Baird die Möglichkeit, in den Räumen seines großen Geschäftshauses seine Apparate vorzuführen. Die Kaufhausbesucher, die sich bis zu Bairds Stand durchwinden, sehen Bairds Empfangsgerät in seiner ganzen Primitivität. Aber wer genauer hinsieht, entdeckt eine große Pappscheibe mit Glasstückchen ringsherum, er findet Elektromotoren, wie sie anderswo schon längst ausgedient haben, und er sieht noch vieles andere, was er nirgends einordnen kann. Daneben steht der Erfinder. Er fühlt sich gar nicht wohl in seiner Haut. In regelmäßigen Abständen führt er vor, was er zu bieten hat. „Nein, es sind keine leblosen Bilder, die ich übertrage", sagt er zum hundertsten Male in den drei Wochen, in denen er Neugierige zu Selfridge lockt. Was die Betrachter sehen, ist freilich noch kein menschliches Gesicht, sondern eine Papiermaske, völlig flächig, Augen und Mund öffnen und schließen sich, wenn Baird einen Papierstreifen darüber schiebt. Es sind verschwommene, undeutliche Eindrücke, aber es ist unleugbar: Eine sichtbare Bewegung wird übertragen. Zum erstenmal in der Welt kann man öffentlich eine Fernsehvorführung sehen. Die Londoner sind freilich weit davon entfernt, dem Erfinder bereits Lorbeerkränze zu flechten. Viel zu wenig entspricht das, was Baird zu bieten hat, der kühnen Phantasie, die man sich gemacht hat. Die Fachleute freilich, die zuerst geringschätzig auf das scheinbare Durcheinander herabschauen, müssen schließlich anerkennen, daß er weiter gekommen ist als seine Konkurrenten und daß durch seine Arbeit Theorien Wirklichkeit werden, die man seit Jahrzehnten kennt. Mit 75 Pfund für drei Wochen Vorführungszeit in der Tasche kann Baird darangehen, seine Erfindung zu vervollkommnen. Aber es dauert nicht lange, und die Mittel sind wieder erschöpft. 14
Schema des Fernsehsenders von Baird (nach P. Lertea): L Lichtquelle; B durchsichtiges Bild; S Nipkowscheibe mit den spiralartig angeordneten Bildabtastlochern A; P Linse; N Selenzelle (Photozelle); V Verstärker
Noch einmal versucht er es mit einer öffentlichen Vorführung. Er mietet das Schaufenster eines kleinen Ladens in der Westminster Bridge-Straße. Zäh grast er alle Redaktionen ab, um sie zu Besuchen und zu Berichten zu veranlassen. Aber das Ergebnis ist gleich Null. Bald ist er völlig am Ende seiner Möglichkeiten. Schon sieht es einen Augenblick so aus, als ob das mächtige England der zwanziger Jahre einen seiner größten Erfinder übersieht. Aber in seiner eigenen Familie findet Baird schließlich eine Stütze. Man gründet eine Gesellschaft, für die 500 Pfund Kapital gegeben werden — Baird kann weiterarbeiten. Zwei Monate nach ihm hat in USA Jenkins ebenfalls drahtlose Fernsehübertragungen vorgenommen. In Deutschland ist man ebenfalls nicht untätig. Das Rennen hat begonnen.
* T^s geht darum, endlich nicht nur schattenhafte Umrisse zu übertragen, sondern Bilder mit Licht und Schatten, die plastisch wirken. Baird macht ein Experiment nach dem andern. Als Modell benutzt er die Puppe eines Bauchredners, die geduldig vor der Linse des Senders sitzt. Wann immer Baird auf den kleinen Bildschirm des Empfängers sieht — es sind nur Schattenbilder 1 Er ist dem Verzweifeln nahe.
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Aber er probiert, baut und schaltet. Und an einem Oktobermorgen des Jahres 1925 gelingt ihm der große Schlag. Wieder hat er die Puppe vor die Linse gestellt. Als er den Empfänger einschaltet, sieht er plötzlich, wonach er Monate gesucht hat: Licht und Schatten I Er traut seinen Augen nicht. Sein erster Gedanke ist: Er muß ein lebendes Modell haben, um endgültig Gewißheit zu erhalten. Er stürzt die Treppe hinunter. Im Stockwerk tiefer stößt er auf den Laufjungen William Taynton. Er packt ihn bei den Schultern. „William", ruft er, „du mußt zu mir heraufkommen. Ich brauche dich — als Modell." „Ich hab' keine Zeit, Sir", sagt der Junge mürrisch, denn er hat Angst. Er denkt plötzlich an die Schauergeschichten in den Drei-Groschen-Romanen, die er liest. „Du mußt Zeit haben, William", redet Baird auf ihn ein. „Kein Mensch vor dir ist jemals übers Fernsehen übertragen worden — du wirst der erste sein!" Baird nimmt ihn einfach bei der Hand und zieht ihn die schmale Treppe herauf. Eines der ersten Fernsehbilder Bairds Baird arbeitet im Nebenraum. Da sieht er gerade noch, wie William Taynton im Begriff ist, durch die Tür wieder hinunter zu eilen. Baird, der sich kaum ein warmes Mittagessen leistet, faßt nach einem Kronenstück (5 Schilling = 5 Mark) und drückt es William in die Hand. Das Geld überwindet Tayntons Hemmungen. Wie ein Lamm zur Schlachtbank läßt er sich abermals vor die Linse führen und sitzt nun mäuschenstill. Als Baird den Nebenraum betritt, sieht er, was er im Traum nicht zu hoffen wagte: ein klares Bild mit Licht und Schatten, wie er es noch nie gesehen h a t Stumm sitzt er vor dem Bildschirm und betrachtet nur immer das Gesicht des jungen William, der sich nicht zu rühren traut. Minutenlang sitzt Baird so. Es ist ein Freitag. Baird ist nicht abergläubisch. 16
Aufbau eines modernen Fernsehempfängers
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Drei Monate später: 27. Januar 1925. Baird, der die Zeit benutzt hat, um seine Fernseheinrichtung weiter zu verbessern, wagt es, die Mitglieder der „Royal Institution", der Wissenschaftlichen Akademie von Großbritannien, zu sich einzuladen, um ihnen das Fernsehen vorzuführen. Es sind die maßgebenden Wissenschaftler der Vereinigung, die die steilen Treppen der Frith Street in Soho emporklettern und sich in Bairds engen Stuben versammeln. Baird macht ihnen einen kühnen Vorschlag: Einer von ihnen soll sich vor die Senderlinse setzen. Die Kollegen im Nebenraum sollen ihn vor dem Bildschirm des Empfängers zu erkennen suchen. Das Experiment gelingt. Obwohl es nur ein 30-Zeilen-Bild ist, das Baird um diese Zeit fertigbringt, hat er den Erfolg für sich. Die Journalisten, die Baird ebenfalls zu sich gebeten hat, sind begeistert. „Zuerst auf einem Empfänger im gleichen Raum wie der Sender", schreibt die große Zeitung The Times, „dann auf einem tragbaren Empfänger im Nebenraum konnten die Besucher einen erkennbaren Empfang der Bewegungen eines Puppenkopfes und sprechender Personen feststellen. Das Bild, wie es übertragen wurde, war schwach und schwand oft, aber es rechtfertigt den Anspruch, daß durch den ,Televisor', wie Mr. Baird seine Apparatur genannt hat, augenblicklich Einzelheiten der Bewegung und der wechselnde Gesiehtsausdruck übertragen und wiedergegeben werden können. — „Baird", schreibt die Zeitung, „war der erste, der Fernsehen über eine Entfernung drahtlos zustande brachte. Die Mitglieder der „Royal Institution" drängen sich um Baird. Sie klopfen ihm wohlwollend auf die Schultern, sie gratulieren ihm. Kein Geringerer als der große Gelehrte Dr. Alexander Russell spricht Baird seine Anerkennung aus. Der zähe Schotte hat es geschafft. Er hat den großen Wettlauf gewonnen, obwohl alle Chancen gegen ihn gewesen sind. Und morgen wird er schon in einem modernen Laboratorium stehen, um seine Arbeiten mit vollkommeneren Mitteln als bisher fortzusetzen.
D e r Kampf, der zunächst beginnt, ist der Wettbewerb zwischen England und den USA um die Vorherrschaft im Fernsehen. Drüben in den Staaten ist es die Bell-Telephon-Gesellschaft, die im April 1927 über 30 Meilen Entfernung eine drahtlose Fernübertragung 18
vornimmt. Besonders stolz ist man auf eine Drahtübertragung von New York nach Washington, für die rund 1000 Ingenieure benötigt werden. Aber bereits am 24. Mai 1927 gelingt Baird eine gleiche Übertragung über die doppelte Entfernung, zwischen London und Glasgow. Und er braucht nicht mehr als — zwei Mitarbeiter! Und nun führt Baird in aller Stille die Vorbereitungen durch, um am 8. Februar 1928 den größten Schlager der bisherigen Fernsehgeschichte zu starten. Londons Journalisten staunen nicht wenig, als sie für Mitternacht in die neuen Büros der Baird-Gesellschaft nach Long Acre gebeten werden. Baird erklärt den Journalisten in knappen Worten, worum es sich handelt. „Meine Herren! Wir wollen heute abend zum erstenmal in der Geschichte des jungen Fernsehens den Versuch machen, eine Sendung von hier über den Ozean nach New York zu übertragen." Die Überraschung der Journalisten ist groß. Baird spricht ruhig weiter. „ W i r senden unser Bild von hier über Telephonleitungen nach Coulsdon. Von da geht die Sendung auf der 45-Meter-Welle über den Atlantik. Sie wird in Hartsdale, einer Vorstadt von New York, durch eine Amateurstation aufgenommen und dort verstärkt, um auf dem Bildschirm des Empfängers sichtbar zu werden. Während ich hier zu Ihnen spreche, wird die Sendung bereits ausgestrahlt. Wir werden telephonisch Bescheid bekommen, sobald der Empfang gelingt." Inzwischen sitzen drüben in New York vier Menschen gespannt und nervös vor dem Empfänger. Es sind zwei Mitarbeiter Bairds, die zu diesem Zweck nach Amerika gefahren sind, Mr. Hart, der Eigentümer der Amateur-Kurzwellenstation, und der Vertreter des Nachrichtenbüros Reuter. Noch ist nichts zu sehen. Sie blicken aufgeregt auf die Uhr. Dann hören sie plötzlich im Empfänger den Ton von Europa, der zugleich in optische Eindrücke umgewandelt wird und das bewegungslose Bild der Bauchrednerpuppe aus London hier in Amerika auf den Bildschirm zaubert. Der Reuter-Mann drückt den Baird-Mitarbeitern strahlend die Hand. Sie stellen das Bild genau ein. Dann geht Mr. Hart an seinen Kurzwellensender und gibt nach England Bescheid. In Bairds Büro läutet das Telephon. Die Aufnahmestation meldet den Erfolg. Baird selbst hebt den Hörer a b ; Hart bittet ihn, sich nun selbst 19
vor den Sender zu setzen und sich zu bewegen. Wieder beginnt das Warten. Baird wendet sich einmal nach rechts, einmal nach links. Er will denen drüben in den USA die Bewegung übermitteln. Die Minuten schleichen. Schon glauben die Journalisten, daß das Experiment nicht voll gelungen sei. Da aber läutet zum zweitenmal in dieser Nacht das Telephon. Vier Männer in New York haben an diesem 8. Februar 1928 über 3500 Meilen Bairds Kopf aus London gesehen. Ein großer Tag in der Geschichte des Fernsehens. Die Zeitungen sind voll davon! Zum erstenmal, fast müßte man sagen zum einzigenmal, ist es gelungen, ein bewegtes Bild über den Atlantik zu übertragen. Ist die Fernsehtechnik denn damals weiter gewesen als heute? Als im Jahre 1952 die englische Königin gekrönt wurde, mußte ein Film aufgenommen werden, der mit den schnellsten Flugzeugen nach den USA getragen wurde, um dort gezeigt zu werden. Eine direkte Übertragung, wie sie anläßlich der Krönung nach Deutschland erfolgte, war nach den USA nicht möglich. Hatte man denn ganz vergessen, daß schon 1928 der Ozean durch Fernsehsendungen überbrückt worden war? Natürlich nicht. Aber man wußte, daß das, was mit den schlechten Bildern von damals möglich war, sich mit den guten Bildern des Jahres 1952 nicht verwirklichen ließ. Die ersten Fernsehbilder wurden über Mittelwellen und Kurzwellen gesendet. Auf diesen Wellen sind aber nur eine geringe Zeilenzahl und dementsprechend sehr bescheidene Bildansprüche möglich. So ging Bairds Transozean-Fernsehsendung auf Kurzwellen nach drüben. Kurzwellen umspannen bekanntlich die ganze Erde. Die gesteigerten Bildqualitäten von heute, die 625 Zeilen des deutschen Fernsehens etwa, sind nicht möglich ohne die Ultrakurzwelle. Sie hat nur eine Reichweite von höchstens 100 Kilometern. Man steht also vor der Wahl, sehr schlechte Bilder sehr weit zu übertragen oder gute Bilder in einem verhältnismäßig begrenzten Umkreis. Die Wahl ist nicht schwer. Baird gelingt es im Juni des gleichen Jahres, zum ersten Male Fernsehbilder aus dem Freien zu übertragen, im natürlichen Sonnenlicht. Und die Amerikaner der General Electric führen die erste Originalübertragung durch. Am 22. August stehen Fernsehkameras in Albany, wo Gouverneur Alfred E. Smith zum demokratischen Präsidentschaftskandidaten benannt wird. 20
Zweiundzwanzig Fernsehsender arbeiten 1928 bereits in den USA. Die Baird - Fernseh - Company verfügt über ein Kapital von 700000 Pfund. Zum erstenmal zeigt die Funkausstellung 1928 die ersten Fernsehversuche auch in Deutschland. Wird es möglich sein, noch rechtzeitig den Anschluß zu gewinnen? i
* JCJ s ist nicht nur möglich, sondern es ist im Grunde bereits geschehen. Die deutschen Techniker haben nicht etwa auf den Lorbeeren von Paul Nipkow ausgeruht, sondern dem Fernsehen ebenso nachgespürt wie die Physiker anderer Länder. Da ist der Name, über den man nicht hinweggehen kann, wenn man vom Fernsehen spricht. Mancher, der heute vor dem Bildschirm eines Empfängers sitzt, hat keine Ahnung davon, daß die Glaswand, auf die er blickt, die Bodenfläche einer „Röhre" ist, der „Braunschen Röhre", der Schöpfung eines deutschen Erfinders. Bereits im Jahre 1897 entdeckt der Professor Ferdinand Braun an der Straßburger Universität die Kathodenstrahlröhre. Daß sie einmal die Seele des Fernsehens sein wird, ahnt er freilich nicht. Er will mit ihrer Hilfe den Verlauf bestimmter elektrischer Ströme beobachten. Aber an der gleichen Universität Straßburg, die damals, wie das ganze Elsaß, zu Deutschland gehört, sitzt auch der junge Max Dieckmann. Er kommt auf die Idee, die von seinem Lehrer Braun entwickelte Röhre für Fernsehversuche zu benützen. Begeistert von den Möglichkeiten, die sich vor ihm auftun, berichtet er Ferdinand Braun. Aber der sieht den begeisterten Jüngling mißtrauisch und stirnrunzelnd an: „Fernsehen wollen Sie? Mein lieber Dieckmann, Sie wollen doch ein ernster Wissenschaftler sein oder zumindest werden. Da sollten Sie genau wie ich wissen, daß das Fernsehen ein Hirngespinst ist." „Aber gerade Ihre Kathodenstrahlröhre, Herr Professor, schafft ja die Voraussetzungen dafür, daß Fernsehen einmal verwirklicht werden kann!" Und Max Dieckmann beginnt in aller Stille zusammen mit seinem Freund Gustav Glage seinen Gedanken in die Tat umzusetzen. Am 8. Juni 1906, vier Wochen bevor er 24 Jahre alt wird, 21
gelingt es Dieckmann als erstem Physiker in der Welt, die urämische Röhre für die elektrische Wiedergabe von Bildern zu verwenden. Der Name „Braun'' ist eines der ersten Bilder, die mit dem Strahl der Kathodenröhre geschrieben werden. Aber mehr als 20 Zeilen bei zehn Bildwechseln in der Sekunde schafft diese Fernsehapparatur von Dieckmann nicht. Das ist sehr wenig und reicht nur für einfache Schattenbilder. Eine drahtlose Übertragung von Bildern ist ebenfalls noch nicht möglich. Aber der junge Erfinder, der zusammen mit Glage am 12. September 1906 ein Patent über seine Erfindung erhält, faßt kurz darauf seine Ergebnisse der Arbeit zusammen. Doch selbst Dieckmann hat noch keine volle Vorstellung von der Tragweite seiner Erfindung. Sie ist auch später — sehr zu Unrecht — in der Entwicklung des Fernsehens kaum richtig gewürdigt worden. Der erste Weltkrieg macht einen dicken Strich durch alle weiteren Fernsehpläne. Nach dem Krieg tauchen neue Erfinder auf, die das Fernsehen vorantreiben. Einer der ersten Männer, die bei klarer Kenntnis der technischen Voraussetzungen mit kühnem Blick in die Zukunft schauen, ist der Vater des deutschen Rundfunks, Hans Bredow. Er hat in den zwanziger Jahren mit zäher Energie allen Widerständen zum Trotz den Rundfunk in Deutschland Wirklichkeit werden lassen. Als er am 14. Juni 1924 den Sender Königsberg in Ostpreußen eröffnet, erklärt er: „ I n absehbarer Zeit werden wir auch die Bewegungen und Darstellungen als Bilder in beliebige Entfernungen übertragen können. Die Möglichkeit, seine eigene Zeitung und seinen Kinematographen im Hause haben zu können, ist für die Weiterentwicklung der Menschheit von geradezu ungeheurem W e r t . " Hans Bredow, der aus der Firma Telefunken kommt, weiß, daß der Leipziger Professor Karolus als Berater der Firma Telefunken zäh und verbissen an der Entwicklung des Fernsehens arbeitet. Ebenso wie er schafft auch Dieckmann weiter. Ein dritter Name ist der des Ungarn Denes von Mihaly. Er hat bereits im Sommer 1919 mit seiner Apparatur, der er den Namen „Telehor" gibt, einfache Schattenbilder über mehrere Kilometer Entfernung übertragen. Auch er läßt in seinen Bemühungen nicht nach. Daß die deutsche Öffentlichkeit auf der Flinkausstellung 1928 22
den Stand des Fernsehens zum erstenmal mit eigenen Augen beobachten kann, ist der Verdienst der Deutschen Reichspost. Vertreter dieser Behörde nehmen als Gäste im Mai 1928 an einer Fernsehvorführung von Denes von Mihaly in der Hildegardstraße in Berlin-Wilmersdorf teil. Eine Reihe von namhaften Persönlichkeiten erlebt zum erstenmal in Deutschland Fernsehvorführungen.
* Am 23. September 1929 beginnen über den Sender Berlin-Witzleben die ersten deutschen Fernsehversuchssendungen, die vom Mai 1930 an von Königswusterhausen ausgestrahlt werden. In dieser Zeit sieht man auch erstmals eine Art Fernsehtelephon der Deutschen Reichspost. Zwei Teilnehmer, die in zwei entfernten dunklen Zellen sitzen, können nicht nur miteinander sprechen, sondern einander auch sehen. Zur gleichen Zeit ist auch bereits der Kampf um die Bildpunkte im Gange, der um das Jahr 1930 einsetzt. Je mehr Punkte abgetastet werden, um so klarer und deutlicher wird das gesendete Bild. Es ist ein Kampf, in dem die Techniker Schritt für Schritt vorankommen, in dem morgen möglich wird, was gestern noch als unerreichbar angesehen worden ist. Die ersten Bilder von Baird bestanden aus 30 Zeilen und 1200 Bildpunkten. Allzuwenig, um etwas deutlich zu erkennen. Als die Techniker 3000 Bildpunkte erreicht haben, müssen sie zugeben, daß 10000 Bildpunkte nötig sein werden, um ein befriedigendes Bild zu erhalten. Die Männer in den Fernsehlaboratorien versuchen, noch ein Stück weiterzukommen. Als man 1933 im Laboratorium so weit ist, daß jedes Bild aus 180 Zeilen bzw. 40000 Bildpunkten besteht, kann man ernsthaft daran denken, das Fernsehen regelmäßig der Öffentlichkeit zu zeigen. Und nun geht es sprunghaft voran. Das Jahr 1935 wird das erste große Jahr des Fernsehens in Deutschland. Am 22. März 1935 eröffnet Berlin den ersten regelmäßigen Fernsehprogrammbetrieb der Welt. Es ist wahrhaftig ein großer Augenblick. Im großen Sitzungssaal des Rundfunkhauses in der Masurenallee in Berlin versammeln sich um 20 Uhr Techniker, Politiker, Vertreter der Reichspost, der Industrie und der Presse. Der Kreis ist nicht allzu groß. 23
Noch sieht das Programm bescheiden aus. Gleichbleibend enthält es in diesen ersten Wochen folgende Sendungen: Musik — Bilder der Woche — Musik — Kulturfilm „Was die Isar rauscht" — Musik — Kulturfilm „Von der Hand für die H a n d " — Musik — Filmlustspiel „Die ideale Wohnung" — Musik. Die Sendungen werden am Montag, Mittwoch und Samstag von 20.30 Uhr bis 22 Uhr übertragen. Von Paul Nipkow ist bei dieser Eröffnung des ersten deutschen Fernsehsenders kein Wort gesprochen worden. Er wohnt noch immer in seiner Mietswohnung in Berlin-Pankow. Erst einige Wochen später entsinnt man sich seiner und beruft ihn in die inzwischen gegründete Fernseh-Gemeinschaft, welche die führenden Männer des Rundfunks, der Wissenschaft und der Wirtschaft umfaßt. Aber auch der über Nacht gekommene Ruhm steigt dem alten Mann nicht in den Kopf. Das Jahr 1935 bringt noch zwei weitere Neuerungen: Der erste Fernsehübertragungswagen wird in Berlin in Dienst gestellt, das Fernsehen wird mit diesem fahrbaren „Fernsehstudio" unabhängig vom Atelier. Vierzehn Tage später werden die ersten vier Fernsehstuben für die Bevölkerung eingerichtet. Bis dahin war Fernsehen lediglich eine Sache für die wenigen gewesen, die aus beruflichen oder dienstlichen Gründen eines der kaum erschwinglichen Empfangsgeräte besaßen. Nun erhielt jeder Berliner Gelegenheit, an den Sendungen teilzunehmen. Der Begriff Fernsehstube ist ganz neu geprägt worden. Aber er ist treffend. Die Berliner Fernsehstuben sind ohne jeden Aufwand eingerichtete große Stuben. Meist befinden sie sich in einem Postamt. Schmucklose Stuhlreihen bieten bestenfalls sechzig Menschen Platz, die gespannt auf das kleine Bildfeld des Empfängers blicken. Es kostet keinen Eintritt. Am Schalter bekommt man vorher eine numerierte Karte. Mehr Karten, als Plätze vorhanden sind, werden nicht ausgegeben. So kann nach und nach jeder, der am Fernsehen interessiert ist, einmal ein Abendprogramm sehen. Inzwischen ist auf dem Funkturm von Berlin-Witzleben ein zweiter Berliner Fernsehsender in Betrieb genommen worden. Er erhält den Namen Paul-Nipkow-Sender. Er wird ihn solange führen, bis im Verlauf des zweiten Weltkrieges die Durchführung der Sendungen unmöglich wird. 24
Die Fernsehleute haben immer kühnere Pläne. Bereits im Dezember 1935 schlägt der Ingenieur Härder vom Reichspostzentrala mt vor, daß man versuchen solle, die Olympischen Spiele von Berlin im August 1936 im Fernsehen zu übertragen. Der Gedanke zündet. Man ist sich darüber klar, daß das eine wirkliche Sensation fürs Fernsehen ist — so etwas Ähnliches, wie es 18 Jahre später die Fußballweltmeisterschaft für das neue Fernsehen 1954 sein wird. Während Tausende in den ersten vierzehn Tagen des August 1936 in das Olympiastadion strömen, sitzen die Menschen in der Dunkelheit der Fernsehstuben dicht gedrängt und sehen hier gratis zum ersten Male eine Olympiade im Fernsehen. 150 000 Berliner sind es, die in den sechzehn Tagen der Olympiade während der täglich sechs Studen dauernden Sendungen in fünfzehn Fernsehstuben das sportliche Geschehen verfolgen. Die Techniker haben ein Wunder geschafft. Zum erstenmal ist die Fernsehkamera bei sportlichen Ereignissen dieses Ausmaßes dabei. Bisher hat man gemeint, man könne ohne das Licht vieler Scheinwerfer nicht arbeiten. Jetzt haben die Techniker es erreicht, daß bei normalem Tageslicht einwandfreie Übertragungen geliefert werden. Gewiß — die Sonne braucht man. Wenn es trübe ist oder regnet, dann sind die Zuschauer in den Fernsehstuben enttäuscht. Aber das ist schließlich nebensächlich gegenüber der Tatsache, daß der Schritt ins Freie geschafft ist — ein Schritt, der wahrhaftig so viel wert ist wie ein olympischer Sieg.
* Als 1936 die mächtigen „Fernsehkanonen" bereitstehen, um die Olympischen Spiele in die Berliner Fernsehstuben zu übertragen, verwendet das junge deutsche Fernsehen zum erstenmal die sogenannte Sondenröhre. Ihr Erfinder ist der Amerikaner Philo T. Farnsworth. Die Erfindung selbst aber ist bereits vierzehn Jahre früher gemacht worden. Der Erfinder ist damals sechzehn Jahre alt. Der junge Philo besucht in Rigby in dem amerikanischen Staat Idaho die Schule. Jeden Tag fährt er von der väterlichen Farm in die kleine Stadt. Philo hat das Glück, daß der Schuldirektor Justin Tolman, der Unterricht in Physik und Chemie gibt, in dem Jungen vom Lande bereits das werdende Genie erkennt. Kaum hat Philo die ersten Chemiestunden hinter sich, da schleicht er sich an einem 25
freien Nachmittag in den Chemieunterricht der dritthöheren Klasse und fragt Direktor Tolman: „Ich habe eine Bitte, Mr. Tolman. Darf ich hierbleiben und zuhören? Ich will gan,z still in einer Ecke sitzen und auch gar nicht stören. Nur hören und erfahren möchte ich, was Sie im Unterricht sagen." „Aber mein Junge", erwidert Tolman, „du wirst gar nichts davon verstehen. Der Unterricht setzt Dinge voraus, Formeln, die du noch gar nicht wissen kannst." ' „Dann werde ich sie lernen", sagt Philo einfach. Tolman gibt nach. „Ich will dir helfen", sagt er. „ W i r werden uns jede Woche ein paar Nachmittage zusammensetzen, und ich werde dir das, was dir fehlt, beibringen." Als sie sich eines Nachmittags wieder einmal zusammensetzen wollen, trifft Tolman den sechzehnjährigen Philo an der Wandtafel. Er ist dabei, ein Sc;haltschema zu skizzieren. „ W h a t is t h a t ? " fragt Tolman und versucht, die Grundzüge der Schaltung zu erkennen. Die Augen Philos leuchten. „Ich habe Ihnen doch erzählt", sagt er, „ d a ß ich Erfindungen machen will. Ich glaube, das ist die erste. Ich will es Ihnen erklären." Der staunende Tolman kann an der Wandtafel verfolgen, wie Farnsworth sich die Lösung des „elektronischen Fernsehens" vorstellt. „Ich las kürzlich, woran es liegt, daß die Techniker bisher nicht weitergekommen sind. Da habe ich mir gedacht, so könnte es gehen. Was meinen Sie?" Tolman vertieft sich in das Schaltschema, er äußert Einwände, aber Philo kann alle Gegengründe widerlegen. „ O . K.", sagt Tolman schließlich. „Soweit ich folgen kann, könntest du recht haben. Aber paß auf, sicher hat längst schon einer die gleiche Erfindung gemacht." Vier Jahre lang ist Farnsworth der einzige Mensch auf der Welt, der das elektronische Fernsehen gelöst hat — ein Fernsehen ohne das mechanische Hilfsmittel der Nipkowscheibe. Aber er ist allein mit seinem Wissen, und so gehen alle Arbeiten am Fernsehen zunächst in einer anderen Richtung. Im Jahre 1926 tritt Farnsworth als Bürobote bei George Everson ein. Evcrson ist Direktor eines wohltätigen Unternehmens. Er ist ein Mann, der zuerst an die anderen denkt und zuletzt an sich 26
selbst. Ein Mann, zu dem man Vertrauen haben muß. Auch Farnsworth hat Vertrauen zu ihm. Als sie eines Abends nach Dienstschluß ins Gespräch kommen, kann Farnsworth nicht an sich halten. Er erzählt Everson von seiner Erfindung. Der hört erst nicht richtig hin, weil er nicht genug von diesen Dingen versteht. Aber er spürt, daß der junge Philo) völlig verwandelt ist. Sonst ist Farnsworth ein wenig verlegen, bringt kaum einen zusammenhängenden Satz heraus, aber in diesem Augenblick redet er wie ein Buch. „Ich verstehe nicht genug von der Sache, Mr. Farnsworth", sagt Everson. „Aber ich kenne Leute, die genug Ahnung davon haben, um sagen zu können, ob Ihre Erfindung praktischen Wert hat. Wollen wir einmal zu ihnen gehen?" Farnsworth überwindet seine Bedenken und entwickelt seine Pläne vor ein paar Fachleuten von San Franzisko. Sie stellen eine Menge unbequeme Fragen, aber Farnsworth bleibt keine Antwort schuldig. Der junge Mann zeigt sich in der Elektronenphysik beschlagen wie kein zweiter. Es finden sich einige Geldleute, die bereit sind, dem Büroboten Philo Farnsworth 25 000 Dollar zur Verfügung zu stellen, um seine Idee in der Praxis zu verwirklichen. Alles wird für die Unterzeichnung eines Vertrages fertiggemacht. Da gibt es plötzlich ein Hindernis. Als Philo seine Unterschrift unter den Vertrag setzen soll, zögert er. „Meine Herren", sagt er, „ich darf ja gar nicht unterschreiben. Ich bin noch nicht volljährig." Das ist ein Einwand, der den Geldleuten einleuchtet. Everson schwingt sich in einen Wagen, fährt zu Mutter Farnsworth und schleppt sie in das Büro, wo die Unterzeichnung stattfinden soll. Mit ihrem Einverständnis kann Farnsworth den entscheidenden Vertrag rechtskräftig abschließen. Nun hat er ein eigenes Laboratorium. Es dauert nur wenige Wochen, bis das amerikanische Patentamt in Washington seine ersten Patentanmeldungen erhält. Wie der Zufall es will, laufen die Patentanmeldungen von Farnsworth nicht allein ein. Da ist noch ein Erfinder, der etwa das gleiche erfunden hat. Sein Name spricht sich schlecht aus für amerikanische Zungen. Er heißt Wladimir Zworykin. Bei den Erfindungen der beiden geht es um eine Kernfrage: Wer hat als erster den Gedanken zum Sondenrohr-Abtaster bekannt27
gegeben, der durch die Einführung einer besonderen Verstärkerröhre Bilder mit vielen Zeilen ermöglicht? Jeder der beiden Erfinder behauptet, er sei der erste gewesen. Aber das Patentamt will Beweise:. Es müssen Eintragungen in Laboratoriumsbüchern und dergleichen vorliegen. Das trifft zu. Sowohl Zworykin wie Farnsworth haben Aufzeichnungen gemacht. Aber das Glück ist gegen Farnsworth. Die entscheidende Eintragung von Zworykin liegt einige Wochen vor der von Farnsworth. Alles scheint verloren. Da erklärt Farnsworth den Beamten des Patentamtes: „Meine Erfindung ist ja viel älter. Ich habe sie bereits 1922 gemacht und hatte nur nicht die Mittel, sie in der Praxis auszuführen." Paal Nipkow „Schön, schön", sagen die Beamten, „Sie können uns viel erzählen. Wie wollen Sie aber nachweisen, daß Ihre Behauptungen stimmen? Haben Sie eine Skizze aus dem Jahre 1922, die den Beweis liefern könnte?" Farnsworth ist der Verzweiflung nahe. „Natürlich nicht", sagt er. „Ich habe sie damals mit Kreide an eine Wandtafel gezeichnet." Die Männer vom Patentamt zucken die Achseln. Die Sache erscheint ihnen wenig glaubwürdig. Er macht zwar einen guten Eindruck, der junge Farnsworth, aber offensichtlich verleitet ihn der Ehrgeiz zum Lügen. Immerhin — einer der Beamten stellt die entscheidende Frage: „Haben Sie möglicherweise einen Zeugen, der Ihre damalige Skizze an der Wandtafel gesehen h a t ? " Farnsworth springt auf: „Natürlich", triumphiert er, „mein Schuldirektor Justin Tolman." „Also holen wir ihn. Wo ist e r ? " „Ich habe keine Ahnung", sagt Farnsworth. Tolman ist inzwischen versetzt worden. Aber es gelingt dem Patentamt, ihn aufzutreiben. Die entscheidende Verhandlung findet im Patentamt in Washington statt. AI» Zeuge wird Direktor Tolman aufgerufen. 28
„ W a n n haben Sie Mr. Farnsworth zuletzt gesehen?" fragt man Tolman. Der denkt nach und gibt dann das Jahr 1923 an. Damals ist Farnsworth weggezogen. Vor allen Dingen klärt die vereidigte Aussage von Tolman, daß sich beide seitdem nicht wieder getroffen haben. Was Tolman über die Erfindung von Farnsworth weiß, muß aus jener Zeit stammen. Atemlose Spannung herrscht, als die entscheidenden Fragen gestellt werden. „Bitte, Mr. Tolman, versuchen Sie sich an die Zeit zu erinnern, als Farnsworth Ihr Schüler war. Hat er Ihnen jemals von einer angeblichen Erfindung erzählt, die das Fernsehen betraf?" Tolman nickt. Er erinnert sich genau. Die nächste Frage: „ E r innern Sie sich zufällig noch an irgendwelche Einzelheiten?" — Wieder nickt Tolman. „Ich könnte sie sogar aufzeichnen", sagt er. Man stellt eine Tafel auf. Und wie damals der Schüler Farnsworth seinem Lehrer Tolman die Erfindung auf einer Wandtafel mit Kreide skizziert, so gibt jetzt Tolman im Verhandlungssaal des Patentamtes in Washington die Zeichnung wieder, die seinem Schüler unbestritten das Recht auf das entscheidende Patent sichert. Tolman hat nichts von dem vergessen, was Farnsworth ihm damals entwickelt hatte. In dem Kreuzverhör, das die Anwälte Zworykins mit ,ihm vornehmen, kann er alle Einzelheiten wiederholen, die Farnsworth ihm damals aufgezeichnet hat. Es ist ein glänzender Sieg, den der junge Farnsworth vor dem Patentamt davonträgt. Der Beweis ist erbracht, daß ein Schuljunge eine entscheidende Erfindung auf dem Gebiet des elektronischen Fernsehens gemacht hat. Der Fortschritt ist unaufhaltsam. Das Fernsehen entwickelt sich technisch und künstlerisch. Das 441-Zeilenbild, das im Grunde sogar ein wenig besser ist als das 405-Zeilenbild, mit dem das englische Fernsehen heute noch arbeitet, gibt dem Zuschauer einen Eindruck, der bereits viele künstlerische Möglichkeiten erschließt. Der Zeitpunkt ist gekommen, an dem das Fernsehen aus den Fernsehstuben in die Wohnzimmer gehen soll. Auf der Funkausstellung 1939 wird der erste Fernseh-Volksempfänger gezeigt. 650 Mark soll er kosten. Mit ihm soll das Fernsehen in kürzester Zeit Sache der breiteren Öffentlichkeit werden; aber der Krieg 29
macht es unmöglich, das Gerät über die Versuchsserie hinaus zu entwickeln.
* Wir haben ihn ein wenig aus den Augen verloren, den alten Mann in Berlin-Pankow, Paul Nipkow, der den Grundstein gelegt hat zu dem, was inzwischen auf dem Fernsehgebiet vor sich gegangen ist. Er hat mit seiner Erfindung, nachdem sie bekannt geworden war, nichts mehr zu tun gehabt. Die Fernsehtechniker aber bedienen sich ihrer bis in das Jahr 1943. An seinem 75. Geburtstag, am 22. August 1935, anläßlich der Rundfunkausstellung in Berlin, ist Paul Nipkow in einer der Ausstellungshallen die Urkunde mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt verliehen worden. Wenn auch neben dem Nipkow-Verfahren der Bildabtastung neue Aufnahme- und Wiedergabeverfahren sich durchsetzen, so erinnert man sich jetzt seiner, wenn vom Fernsehen die Rede ist. An seinem 80. Geburtstag, der mitten in den Krieg fällt, wird eine Paul-Nipkow-Stiftung ins Leben gerufen. E; ist dar 22. August 1940. Am Vormittag des Geburtstags versammeln sich die offiziellen und inoffiziellen Besucher in Nipkows Wohnung in der Pankower Parkstraße. Der alte Mann fühlt sich noch einmal wohl im Glänze dieses allgemeinen Wohlwollens, dessen Mittelpunkt er ist. Besonders erfreut es Nipkow, daß seine Heimatstadt Lauenburg an ihn gedacht hat. Sie hat ihn zum Ehrenbürger gemacht. Immer wieder streiqht Nipkow mit den zittrigen Händen über die schöne Kassette aus eingelegten Hölzern. Die Besucher gehen Nipkow entgegen, schütteln ihm die Hand. Der alte Mann ist auf dem linken Auge beinahe blind. Aber mit dem rechten Auge sieht er noch scharf wie ein Junger. Und er ist auf dem rechten Ohr beinahe taub. Kein Wunder, wenn man 80 Jahre alt geworden ist. Mit verschmitztem Lächeln weist er seine Besucher auf eine Urkunde hin, die neben dem Ehrenbürgerbrief liegt. Es ist eine Schrift des Reichspatentamtes aus der letzten Zeit. Die Besuchen können sich überzeugen, daß der Greis noch im Jahre 1938, vor zwei Jahren, eine neue Erfindung angemeldet hat. Man sitzt um den Tisch herum. Wein steht darauf. Sie trinken alle und stoßen 30
mit ihm an. Nipkow raucht eine Zigarre. Er sagt nicht viel. Aber er versucht zu verstehen, was seine Gratulanten sich erzählen. Glücklich greift er zum Weinglas, wenn ihm immer wieder zugetrunken wird. Der Achtzigjährige ist Mittelpunkt. Er hat, denkt er doch ein schönes Leben gehabt. Auch wenn es lange gedauert hat bis man ihn ernst nahm. Was kann das Leben ihm nun noch bringen? Das ist der Gipfel, den er erreicht hat. Die Besucher verabschieden sich. Nipkow steht am Fenster, hoch oben im vierten Stock, und winkt ihnen nach. So behalten sie sein Bild in Erinnerung. Neue Besucher kommen. Am Nachmittag packt ihn plötzlich ein Schwindelanfall. Seine Frau will ihn noch halten. Aber schon gleitet er aus und stöhnt schmerzlich auf. Die Feierstimmung ist jäh beendet. Man ruft einen Arzt. Der stellt fest, daß sich Nipkow ein Bein gebrochen hat. Der Arzt bedeutet Frau Nipkow, daß man die Feier beenden solle. Die meisten sind ohnehin schon gegangen. Am nächsten Morgen steht es schlecht mit Nipkow. „ E r muß ins Krankenhaus", bestimmt der Arzt. ,,Nur dort hat er die erforderliche Pflege. In seinem Alter darf man das nicht leicht nehmen." Er hat recht. Am 24. August, morgens um 7 Uhr 15, beendet ein Herzschlag ein reiches Leben. Mit Frau Nipkow trauert ganz Deutschland. Zum letztenmal faßt die Propagandawelle nach ihm. Ein Staatsbegräbnis wird angeordnet. Am 30. August steht der Sarg Nipkows im Vorhof der Berliner Universität. Noch einmal werden große Worte gesprochen. Es ist das erste Staatsbegräbnis, das ein Ingenieur in Deutschland erhält — es ist eine Ehrung für alle Techniker. Vor allem aber wird deutlich, was das Fernsehen bereits bedeutet. „Das Vaterland", schreibt ein bekannter Fachmann, „hatte seinen großen Sohn nicht vergessen, und die Welt wird seinen Namen niemals vergessen können, ebensowenig wie den eines Gutenberg, eines Lilienthal, eines Zeppelin . . ."
* JJeinahe den ganzen Krieg über arbeitet das deutsche Fernsehen, als ob nichts geschehen wäre. Mancherlei geschieht, was noch heute 31
bahnbrechend erscheint, ja vielleicht noch nicht wieder erreicht ist. „Während in anderen kriegführenden Ländern der Fernsehbetrieb mit Kriegsbeginn eingestellt wurde, läuft in Deutschland) der Versuchsbetrieb des Fernsehsenders nicht nur wie bisher ungestört weiter, sondern es wurde außerdem eine Erweiterung der Sendeeinrichtungen vorgenommen, um das Fernsehen in den Dienst der Verwundeten zu stellen", schreibt 1941 mit gutem Recht eine Fachzeitschrift. Am 26. November 1943 zerstören alliierte Bomben den Berliner Fernsehsender. Aber man findet einen Ausweg. Die Berliner Empfangsstellen werden durch Kabel mit dem Programm versorgt. So läuft der Betrieb bis Anfang 1945. Dann ist endgültig Schluß. Alle Fernsehempfänger und Sendeanlagen sind aus Berlin zu evakuieren und sieherzustellen. In dsr Nähe von Gotha, in Bufleben, und in Garlitz, unweit der Elbe, wird alles untergebracht. Ein Salzbergwerk nimmt wichtige Apparaturen auf. Man rechnet auf einen Wiederbeginn des Fernsehens nach dem Kriege — so oder sol Nach dem zweiten Weltkrieg ist das Fernsehen durch Besatzungsvorschriften in Deutschland verboten, auch der Bau von Braunschen Bildröhren ist untersagt. Als die Bestimmungen gelockert werden, beginnen deutsche Techniker im Luftschutzbunker auf dem Hamburger Heiliggeistfeld von vorne. Der erste Sender wird dem Nordwestdeutschen Rundfunk, der den Rundfunk in Hamburg betreibt, angegliedert. 1949 sehen die Techniker im Hamburger Bmiker das erste Fernsehbild von Geräten, die sie' selbst gebaut haben. Ein Jahr darauf, fünfzehn Jahre nach der Aufnahme des ersten Fernsehprogramms der Welt in Berlin, startet das NWDR-Fernsehen bescheiden in die Öffentlichkeit. Allmählich wächst das Netz über Deutschland. Die Techniker sind in der glücklichen Lage, sich neben eigenen neuen Erfindungen die Errungenschaften in andern Ländern zunutze zu machen und den Vorsprung der ausländischen Fernsehindustrien aufzuholen. Umschlaggestaltung: Karlheinz Dobsky Bild auf der 2. Umschlagseite: Eine der frühesten Fernsehkameras (Bilder: Ullstein)
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