Trau dich – lieb mich Kate Little 1004 15/1 2002
Gescannt von Almut K.
1. KAPITEL Der Morgen war eine einzige Katastr...
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Trau dich – lieb mich Kate Little 1004 15/1 2002
Gescannt von Almut K.
1. KAPITEL Der Morgen war eine einzige Katastrophe gewesen, sogar für einen Montag. Meredith seufzte. Zuerst hatte sie den Bus verpasst, dann war sie ohne Schirm in einen Regenguss geraten. Ganz zu schweigen von der Laufmasche, die inzwischen so breit sein dürfte wie der Mississippi. Sie eilte vom Aufzug zu ihrem Büro bei "Colette Jewels", dem weltberühmten Schmuckhersteller. Meredith öffnete die Tür und schlüpfte in den Raum. Normalerweise konnten ein bisschen Regen oder eine Laufmasche sie nicht so verunsichern. Aber heute musste sie vor den wichtigsten leitenden Angestellten der Firma ihre neueste Kollektion präsentieren, und Meredith hasste es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Dass ihre Frisur und ihre Kleidung vom Regen ruiniert worden waren, machte das Ganze nicht einfacher. Sie schloss sich in ihrem Büro ein und versuchte, ihr Outfit wieder in Ordnung zu bringen. Ihr rotbraunes Haar ließ sich in feuchtem Zustand kaum bändigen, deshalb bürstete sie es entschlossen zurück und nahm es zu einem schlichten Pferdeschwanz zusammen. So war ihre Frisur vielleicht ein wenig streng, aber wenigstens praktisch. Meredith besaß eine helle, makellose Haut und hatte blasse Sommersprossen auf der Nase, die sie nur selten mit Make-up abdeckte. Tatsächlich schminkte sie sich kaum. Umso besser, dachte sie selbstironisch. Bei dem Schauer von vorhin wäre jede Mascara verwischt. Ihre schönen blauen Augen verschwanden fast hinter einer großen Nickelbrille. Meredith nahm die Brille ab und wischte die Gläser mit einem Tuch trocken. Sie wünschte oft, sie könnte Kontaktlinsen tragen, aber ihre Augen reagierten bei jedem Versuch allergisch. Und abgesehen davon gab es sowieso niemanden, den sie mit ihren blauen Augen hätte beeindrucken können. Zum Glück verdeckte der lange Rock die Laufmasche, aber der Pullover mit dem V-Ausschnitt, der sonst locker ihre Figur verhüllte, schmiegte sich jetzt wie eine zweite Haut an ihren Körper. Merediths Mutter hatte immer gesagt, dass ihre großzügige Oberweite ein wahrer Segen sei, aber Meredith dachte ganz anders darüber. Über die Aufmerksamkeit, die ihr deswegen vor allem von männlicher Seite entgegengebracht wurde, konnte sie sich nicht freuen. Im Gegensatz zu den meisten Frauen, die sie kannte, tat Meredith alles, um ihre weiblichen Rundungen zu verbergen. Die große Brosche an ihrem Pullover zog jetzt das feuchte Material herab, und so nahm Meredith sie ab. Einen Moment lang betrachtete sie das Schmuckstück mit professionellem Blick. Die Brosche war ungewöhnlich, wahrscheinlich handelte es sich um ein seltenes Einzelstück. Merediths Vermieterin Rose Carson hatte es ihr erst gestern Abend gegeben, als Meredith zum Kaffee bei ihr war. Meredith hatte die Brosche bewundert, und ohne weiter zu zögern, hatte Rose sie sich abgenommen und darauf bestanden, dass Meredith sie sich für eine Weile auslieh.
„Rose, sie ist wirklich wunderschön, und sie muss Ihnen sehr viel bedeuten. Was ist, wenn ich sie nun verliere?" hatte Meredith eingewandt. „Ach, was, Sie werden sie schon nicht verlieren. Hier, stecken Sie sie an." Rose half Meredith mit dem Verschluss. „Lassen Sie mal sehen." Meredith musste zugeben, dass die Brosche beeindruckend war, aber sie lieh sich nur ungern ein so wertvolles Schmuckstück aus. Es sah Rose ähnlich, so großzügig zu sein. Die Brosche war fast herzförmig und mit Bernstein und anderen Edelsteinen besetzt. Jetzt betrachtete Meredith das Schmuckstück versonnen. Sie war fasziniert von seiner ungewöhnlichen Form und dem Funkeln der Steine. Jedes Mal, wenn sie die Brosche betrachtete, überkam sie ein seltsames Gefühl, aber sie konnte sich nicht erklären, was es bedeutete. Sie vertrieb den Gedanken und steckte die Brosche in die tiefe Tasche ihres Kittels. Rose behauptete steif und fest, dass die Brosche ihr Glück gebracht hätte, und Meredith hoffte, dass es auch der Fall sein würde bei ihrer heutigen Präsentation, auch, wenn sie das Schmuckstück in ihrer Tasche trug. Bei der Arbeit zog Meredith immer einen langen, grauen Kittel über ihre Kleidung. Er schützte ihre Sachen, während sie Proben ihrer Entwürfe herstellte, und er verdeckte auch ihren Körper, was Meredith sehr gelegen kam. Heute würde sie den Kittel eben auch für die Präsentation anbehalten, da sie sonst den Eindruck erwecken könnte, als wollte sie an einem Wettbewerb mit nassen TShirts teilnehmen. Meredith wusste, dass sie nicht besonders sexy war. Sie gehörte eher zu dem Typ, den Männer gemeinhin als "graue Maus" bezeichneten. So war es immer gewesen, und sie bezweifelte, dass sich daran je etwas ändern würde. Einige Frauen waren nun mal so geboren. Man besaß entweder Sex-Appeal oder eben nicht. Hatte ihre hinreißende Mutter ihr nicht genau das mehr oder weniger taktvoll gesagt? Wenn Meredith heute ein wenig zerzaust aussah, würde das kaum jemandem auffallen. Und niemanden würde es interessieren. Meredith setzte sich an ihren Zeichentisch und wandte sich wichtigeren Dingen zu. Sie wollte noch letzte Hand an die Entwürfe legen, die sie um elf Uhr vorstellen sollte. Ihre Mitarbeiter hielten sie für eine Perfektionistin, aber Meredith wusste, dass die wahre Wirkung eines Schmuckstücks im Detail lag. Da es ihr so schwer fiel, während einer Sitzung das Wort zu ergreifen, brauchte sie unbedingt das Gefühl, dass ihre Arbeit fehlerlos war, sonst würde ihre Schüchternheit sie überwältigen. Aber dieses Mal war sie sehr zufrieden mit ihrer Arbeit. Sie war sehr stolz auf die Kollektion "Ewige Treue" und schon sehr ungeduldig zu hören, was die anderen dazu sagen würden. Die Entwürfe origineller Eheringe waren ihre eigene Idee gewesen, und das schlichte, eher elegante Design trug ihren unverwechselbaren modernen Stempel. Insgeheim lächelte sie über die Ironie, dass sie so schöne Eheringe entwerfen konnte, wenn es doch wenig wahrscheinlich war, dass ein liebender Mann ihr selbst einen solchen Ring schenkte und ihr ewige Treue schwor. Ihr einziger Versuch, eine Beziehung
einzugehen, war ein völliger Reinfall gewesen, und Meredith hatte ihn immer noch nicht überwunden. Wenn es das war, was man unter Liebe verstand, dann war sie offensichtlich nicht dafür geschaffen. Wenn sie Eheringe oder herzförmige Medaillons entwarf, befiel sie immer ein bittersüßes Gefühl. Aber so sehr sie sich auch nach privatem Glück in ihrem Leben sehnte, am Ende warf sie sich mit aller Energie in ihre künstlerische Arbeit - ihre wilden, abstrakten Metallskulpturen. Manchmal fiel es Meredith schwer zu glauben, dass sie bereits seit vier Jahren bei Colette arbeitete. Die Zeit war so schnell vergangen. Es war gleich ihr erster Job nach dem College gewesen, und obwohl sie nicht erwartet hatte, so lange zu bleiben, war sie schon zweimal befördert worden und hatte kein einziges Mal mit dem Gedanken gespielt, sich nach einem anderen Job umzusehen oder sich von einer Konkurrenzfirma abwerben zu lassen. Ihr gefiel die Atmosphäre hier. Alle arbeiteten zusammen und gaben sich keinen Rivalitäten und Büroeifersüchteleien hin, wie es anderswo üblich war. Im Lauf der Jahre hatte Meredith sehr gute Freunde gewonnen, die auch bei Colette arbeiteten. Jayne Pembroke, Lila Maxwell und Sylvie Bennett waren ihre engsten Freundinnen, die außerdem noch im selben Wohnhaus am Amber Court lebten wie sie. Aber wie lange würden Meredith und alle anderen Kollegen noch bei Colette beschäftigt sein? Gerüchte um eine Übernahme waren ab und zu laut geworden und verunsicherten alle Angestellten. Marcus Grey, ein hohes Tier in der Finanzwelt, kaufte alle Aktien von Colette auf, die er bekommen konnte. Und allmählich schien er sich auf den endgültigen Schlag vorzubereiten. Die riesige Firma besaß keine flüssigen Mittel, um sich verteidigen zu können. Jetzt wartete man allgemein auf die Fortsetzung des gefährlichen Spiels, und die Moral im Büro befand sich auf dem Tiefpunkt. Dennoch war Meredith wie viele der Angestellten entschlossen, optimistisch zu bleiben. Statt sich nur halbherzig an ihre Arbeit zu machen, zwang sie sich, ihr Bestes zu geben und Entwürfe anzufertigen, die wirklich hervorragend waren. Vielleicht würde am Ende ja doch alles gut gehen. Meredith sah auf den zweiten Stapel von Zeichnungen herab und griff nach dem Bleistift, um einige Verbesserungen anzubringen. Gerade, als sie ansetzen wollte, klingelte das Telefon. "Meredith Blair", meldete sie sich. "Ich bin's", flüsterte Sally Randolph mit flüsternder, aber drängender Stimme. „Ich brauche dich hier im Verkaufsraum für eine Konsultation." „Im Verkaufsraum? Muss das sein?" "Um ehrlich zu sein, Meredith, ja", erwiderte Sally. "Oh, wie dumm." Meredith hasste es, mit den Kunden zu tun zu haben. Sie wäre lieber verhungert, statt als Verkäuferin arbeiten zu müssen. Doch ab und zu mussten die Designer den Verkäuferinnen bei der Beratung der Kunden helfen.
Bei solchen Besuchen im Verkaufsraum ging es meistens darum, dass eine verwöhnte reiche Frau nicht den Diamantring oder das Kollier fand, das ihr vorschwebte, und das Personal mit einer detaillierten Beschreibung ihrer Wünsche in den Wahnsinn trieb. Meredith wusste, dass es fast immer vergebene Liebesmüh war, es solchen Kunden recht machen zu wollen. Sie fühlte sich weit wohler, wenn sie sich in ihrem Atelier aufhalten konnte. „Ach, komm, Sally. Kannst du nicht jemand anders rufen? Ich habe wirklich viel zu tun. Ich muss heute Morgen einige meiner Entwürfe vorlegen und bin noch dabei, ein paar Fehler auszumerzen. Können dir nicht Anita oder Paul helfen?" "Ich habe zuerst Frank angerufen", sagte Sally. "Als ich deinem Boss sagte, wer der Kunde ist, sollte ich dich rufen. Unbedingt dich, Meredith." "Wer ist denn der Kunde?" „Adam Richards", erwiderte Sally eindringlich. Sie flüsterte, also nahm Meredith an, dass Mr. Richards - wer immer er sein mochte - sich in Hörweite befand. „Muss man wissen, wer das ist?" fragte sie lachend. "Ich möchte dir ja nicht zu nahe treten, Meredith, aber auf welchem Planeten lebst du eigentlich? Adam Richards von ,Richards Home Furnishing'. Einer unserer besten Kunden, der jedes Jahr Unmengen von Geld bei uns ausgibt. Aber warum solltest du das wissen? Er ist ja nur ein gewöhnlicher SelfmadeMillionär", fügte sie ironisch hinzu. „Ach so, der Adam Richards", sagte Meredith leichthin. "Ich bin nicht so auf dem Laufenden, was die Selfmade-Millionäre unserer Stadt angeht. Was macht er denn gerade?" "Er läuft irritiert auf und ab. Vorhin hat er ein paar Stücke ausgesucht, die ihm gefallen, und er möchte mit einem Designer über eine individuell auf ihn zugeschnittene Anfertigung sprechen. Ich werde ihm in Raum 3 einen Kaffee servieren lassen und du kommst am besten sofort herunter. Ich glaube, er kennt Frank persönlich", fügte sie noch bedeutungsvoll hinzu. Meredith hatte ein sehr gutes Verhältnis zu ihrem Boss. Er hatte ihr so viel beigebracht und sie ermutigt, ihr kreatives Talent zu entfalten. Aber obwohl Meredith seine Lieblingsdesignerin war, ließ Frank Reynolds niemandem eine Sonderbehandlung zukommen. Wenn er sagte, dass sie erscheinen musste, dann ging es eben nicht anders. "Na schön", gab sie mit einem Seufzer nach. "Sag deinem ungeduldigen Tycoon, dass ich mich sofort auf den Weg mache." Meredith legte auf und griff nach einem der kleineren Skizzenblöcke und ihrer Kaffeetasse. Auf dem Weg zur Tür kam ihr der Gedanke, im Spiegel kurz ihr Aussehen zu überprüfen, vielleicht ein wenig Lippenstift aufzulegen oder sich das Haar zu bürsten. Aber dann zuckte sie die Achseln. Wozu so viel Aufwand? Adam Richards besaß zwar sehr viel Geld, aber materieller Erfolg hatte sie noch nie beeindruckt, und sie konnte sich nicht für Leute erwärmen, die besondere Aufmerksamkeit erwarteten, nur weil sie reich waren.
Sie würde natürlich höflich und professionell sein. Wenn sie Glück hatte, würde sie den herrischen Millionär schnell loswerden und noch genug Zeit haben, um ihre Präsentation vorzubereiten. Der Aufzug zum Erdgeschoss öffnete sich am Ende eines langen Flurs, der zum Verkaufsraum führte. Meredith sah gleich darauf Adam Richards in Raum 3. Er stand mit dem Rücken zu ihr, und das erste, das ihr an ihm auffiel, waren seine breiten Schultern und der hochgewachsene, athletische Körper in einem perfekt sitzenden grauen Anzug. Richards war mindestens einsfünfundachtzig groß. Meredith achtete immer instinktiv auf die Größe eines Mannes, da sie selbst mit ihren einsachtundsiebzig überdurchschnittlich groß war für eine Frau. Hier war endlich ein Mann, zu dem sie aufsehen konnte. Zumindest im wörtlichen Sinn, dachte sie mit einem verstohlenen Lächeln. Als sie auf die Tür zuging, spürte sie, wie ihre Schüchternheit wieder von ihr Besitz ergriff. Meredith holte tief Luft und zwang sich, weiterzugehen und sich wie eine tüchtige Angestellte zu verhalten. Eine Strähne ihres lockigen rotbraunen Haars hatte sich aus dem Pferdeschwanz gelöst und berührte ihre Wange. Meredith versuchte, sie zurückzustreichen, aber ohne Erfolg. Bring es hinter dich, sagte sie sich. Mit leicht gesenktem Kopf, den Skizzenblock an sich gepresst, schritt sie zielbewusst ins Zimmer und wäre fast gegen den Mann gelaufen. Er drehte sich um, als sie hereinkam, und trat schnell zur Seite. Offenbar hatte ihr recht unbeholfener Eintritt ihn verblüfft, denn er sah sie erstaunt aus dunklen Augen an. Meredith begegnete seinem nicht unfreundlichen Blick für einen Moment und wich ihm dann schüchtern aus. Sie spürte, wie ihr Puls sich beschleunigte und ihre Wangen zu glühen begannen. Er war jünger, als sie erwartet hatte, etwa um die vierzig. Waren SelfmadeMillionäre nicht älter? Besaßen sie nicht eine Glatze und einen kleinen Bauch und waren viel weniger attraktiv als dieser hier? Schließlich rang sie sich dazu durch, ihn wieder anzusehen. Er betrachtete sie immer noch auf eine Weise, die Meredith nur noch verlegener machte. "Mr. Richards." Sie reichte ihm die Hand. "Wie geht es Ihnen? Ich bin Meredith Blair, eine der Designerinnen bei Colette. " "Eine der besten, wie ich mir sagen ließ." Er nahm ihre Hand in seine viel Größere und schüttelte sie kurz. Sein Griff war warm und fest und seine Stimme tief und entschlossen. Sein Kompliment ließ Meredith wieder erröten, aber sie gab sich alle Mühe, es zu ignorieren. Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind. Ich hätte natürlich besser einen Termin mit Ihnen vereinbaren sollen, wie mir jetzt klar wird. Ich hoffe, man hat Sie nicht bei wichtigen Arbeiten unterbrochen?" "Nein, ganz und gar nicht", erwiderte Meredith höflich. Schließlich hatte der Kunde immer Recht, oder? "Bitte, setzen Sie sich doch, Mr. Richards." Sie nahmen beide einander gegenüber an einem kleinen Tisch in der Mitte des Raums Platz.
"Bitte nennen Sie mich doch Adam", bat er mit einem Lächeln. Er hatte gerade weiße Zähne, und zwei Grübchen erschienen in seinen schmalen Wangen. Er sah jetzt noch attraktiver aus, und Merediths Herz schlug plötzlich schneller. Er ist entweder ein sehr netter Mann, sagte sie sich, oder so falsch und hinterhältig, dass er seine Freundlichkeit vortäuschen kann, ohne dass man ihm auf die Schliche kommt. Meredith war Männern gegenüber sehr misstrauisch, besonders wenn sie so gut aussahen wie Adam Richards. Sie brauchte ein paar Minuten, um die Gegenstände auf dem Tisch anzuordnen, und war dankbar, dass ihr so ein wenig Zeit blieb, um sich wieder zu fangen. Auf einer blauen Samtdecke befanden sich ein Vergrößerungsglas und eine Lampe mit besonders hellem Licht. Meredith stellte die Lampe richtig ein und schob dann ihre Brille hoch. Ihre Hände zitterten leicht, aber sie hoffte, dass es ihm nicht auffallen würde. "Ich werde kurz und bündig sein, um Sie nicht lange aufzuhalten", begann er. "Das Problem ist folgendes. Ich möchte meinen Angestellten bei einem Firmenfest in ein, zwei Monaten ein paar Geschenke machen. Es werden etwa fünfhundert Mitarbeiter anwesend sein. Einige von ihnen werden in den Ruhestand treten, und normalerweise schenkt die Firma bei solchen Anlässen eine gravierte Uhr. Aber dieses Jahr möchte ich etwas anderes versuchen, vielleicht eine Krawattennadel", schlug er vor, "oder einen goldenen Schlüsselanhänger mit einer Art Medaillon oder Inschrift. Dann soll es noch eine Prämie für herausragende Leistungen geben, besonders in der Verkaufsabteilung, und ich möchte dort auch Geschenke überreichen. Alles in allem werde ich etwa hundert Einzelteile brauchen. Glauben Sie, sie könnten bis zur ersten Woche im Dezember fertig sein?" Meredith betrachtete sein Gesicht, während er sprach. Es war ein sehr ausdrucksvolles Gesicht. Sie bewunderte seine breite Stirn, die geraden Linien von Wangen und Kinn und den großen, sinnlichen Mund. Die Künstlerin in ihr wünschte sich, ihn zu zeichnen. Und es gefiel ihr, dass er ihr auf eine ungekünstelte Art direkt in die Augen sah. Aber als er geendet hatte und sein Blick endgültig auf ihr ruhte, stellte sie erschrocken fest, dass sie sich so in seinen Anblick vertieft hatte, dass sie kaum ein Wort von dem gehört hatte, was er sagte. "Die erste Woche im Dezember?" wiederholte sie vage. "Die Zeit reicht nicht, denken Sie?" Er schüttelte den Kopf. Ich erledige immer alles in letzter Minute", fügte er fast entschuldigend hinzu, und sie sah ihn verblüfft an. Das hier war kein reizbarer und anspruchsvoller Millionär. Wäre es nicht typischer für einen Selfmademan gewesen, mit der Faust auf den Tisch zu schlagen und die Erfüllung seiner Wünsche zu verlangen? "Vielleicht. Ich meine, wahrscheinlich. Ich meine, es kommt natürlich darauf an, was Sie genau wollen", stammelte sie und starrte auf ihren Skizzenblock.
"Ich weiß jedenfalls, dass wir unser Bestes geben werden, um Ihren Termin einzuhalten, Mr. Richards.“ Sie sah auf und entdeckte zu ihrem Entsetzen, dass er grinste. Wahrscheinlich schüttete er sich insgeheim aus über ihr albernes Gestotter. Himmel, sie klang vermutlich wie ein Dummkopf, und sie kam sich auch wie einer vor. "Nennen Sie mich doch bitte Adam", erinnerte er sie. "Und darf ich Sie Meredith nennen?" Sie nickte und schluckte nervös. Was war nur mit ihr los? Zwar war sie meistens nervös, wenn sie jemanden kennen lernte, ganz besonders, wenn es sich um attraktive Männer handelte, aber sonst schaffte sie es wenigstens, sich nichts anmerken zu lassen. Bei diesem Mann verlor sie offenbar völlig die Kontrolle über sich. "Sie haben natürlich Recht. Ich habe mich nicht sehr klar ausgedrückt, stimmt' s?" sagte er, um ihr die Befangenheit zu nehmen. "Einige Dinge haben mir gefallen. Ich glaube, Miss Randolph hat sie hierher gebracht, damit wir darüber reden können. „Ja, natürlich. Damit können wir beginnen." Meredith nahm den blauen Samtbeutel, der vor ihr auf dem Tisch lag, in die Hand und öffnete ihn hastig. „Mal sehen, was wir hier haben ......“ sagte sie leise. Sie holte die Schmuckstücke eins nach dem anderen heraus und legte sie auf den samtenen Untergrund. Jetzt, da es um ihre Arbeit ging, entspannte Meredith sich unwillkürlich. Es fiel ihr leichter, sich mit den Kunden zu unterhalten, wenn sie etwas Handfestes hatte, auf das sie sich konzentrieren konnte. Sie nahm das erste Stück auf, eine 14-karätige gelbgoldene Krawattennadel mit Gravur und einem etwa einkarätigen eckigen Smaragd. Der Stein saß in einer kronenförmigen Fassung, die Meredith nicht besonders gefiel. "Was meinen Sie?" fragte Richards. Sie war nicht sicher, ob sie offen sein sollte oder nicht. Immerhin wollte sie seinen Geschmack nicht anzweifeln. Andererseits hatte er nach ihrer Meinung gefragt. "Ehrlich?" "Natürlich." Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Mir gefällt die Gravur auf der Nadel“, erklärte sie und drehte den Schmuck so unter dem Vergrößerungsglas, dass Richards sie besser sehen konnte. „Aber die Fassung ist nicht so schön. Sie ist nichts Besonderes und wirkt, mit Verlaub gesagt, ein wenig protzig." "Genau meine Meinung." Er nickte lächelnd und wartete darauf, dass Meredith fortfuhr. Meredith fühlte sich schon ein wenig besser. Glücklicherweise schienen ihr und Adam Richards' Geschmack ähnlich zu sein, was die Dinge sehr erleichtern würde. "Die meisten Männer werden die Nadel in Verbindung mit anderem Schmuck tragen", sagte sie. "Eine schlichte, elegantere Fassung würde den Edelstein besser hervorheben und auch leichter mit anderen Schmuckstücken harmonieren."
Sie drehte die Krawattennadel hin und her, legte sie schließlich zurück auf den Samt und betrachtete sie einen Moment. "Warten Sie. Ich habe eine Idee." Sie stand schnell auf. "Sagen Sie mir, was Sie hiervon halten." Sie ging zu einem glänzenden Holzschränkchen an der Wand, holte einen Schlüsselbund unter ihrem Kittel hervor und öffnete das Schloss. Hinter der Tür gab es drei Schubladen. Nach einigen Augenblicken entdeckte Meredith, was sie gesucht hatte, nahm mehrere kleine Plastiktütchen heraus und brachte sie zu Richards an den Tisch. "Ich möchte Ihnen diese Steine zeigen", sagte sie. "Haben Sie in dieser Art schon einmal welche gesehen?" "Nein", erwiderte Adam Richards, während er zusah, wie sie die Edelsteine auf das Samttuch fallen ließ. "Es sind Edelsteine, die an der Oberfläche rund geschliffen sind. Ich habe ein paar Saphire ausgewählt, aber alle Arten farbiger Steine sind in dieser Ausführung zu haben. Rubine, Smaragde, Amethyste. Hier, sehen Sie." Sie reichte ihm das Vergrößerungsglas. Er betrachtete die Steine eingehend, und Meredith nutzte den Augenblick, um ihn zu betrachten. Sein Haar war dunkel und dicht und leicht wellig. Er trug es kurz und mit einem Seitenscheitel, so dass ihm eine Strähne ab und zu in die Stirn fiel. Im hellen Licht der Lampe sah sie hier und da ein weißes Härchen. Sein Gesichtsausdruck war angeregt. Adam Richards hatte die dichten Augenbrauen zusammengezogen. Erst jetzt bemerkte Meredith das kleine Grübchen in seinem Kinn. Irgendwie war alles an ihm vollkommen, von seiner langen, geraden Nase bis zu seinen schmalen Wangen und dem festen Kinn. Er sieht gut aus, dachte sie. Sehr gut sogar. Sie fragte sich, warum Sally sie nicht gewarnt hatte, dass der Kunde so umwerfend war. Aber dann sagte sie sich, dass ihre Kollegin wahrscheinlich sehr gut wusste, dass Meredith dadurch so aus dem Gleichgewicht geraten wäre, dass sie sich doch noch eine Ausrede überlegt hätte, um nicht kommen zu müssen. Plötzlich sah Richards auf und ertappte Meredith dabei, wie sie ihn anstarrte. Sie errötete heftig vor Verlegenheit, als ein wissendes Lächeln um seine Mundwinkel erschien. Hastig senkte sie den Blick. "Was halten Sie davon?" Sie tat ihr Bestes, gelassen und professionell zu klingen, aber ihre Stimme klang angespannt und atemlos. Um ihren zitternden Händen etwas zu tun zu geben, nahm sie ihre Brille ab und wischte sie am Rand ihres Kittels ab. Es war eine nervöse Angewohnheit, deren sie sich nicht einmal bewusst war. Als sie Adam Richards erstaunten Blick auf sich sah, erstarrte sie. "Wunderschön", sagte er, und seine Stimme klang fast überrascht. "Wirklich. Sehr subtil und natürlich. Und sehr ungewöhnlich. " Seine leise gesprochenen Worte und der intensive Blick machten Meredith sehr nervös. Sie konnte sich ihre übertriebene Reaktion gar nicht erklären, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er gar nicht von den Steinen sprach, sondern von ihr selbst.
Das war natürlich lächerlich, vollkommen verrückt. Sie setzte die Brille wieder auf und wandte ihre Aufmerksamkeit den Edelsteinen zu. "Gut. Ich bin froh, dass sie Ihnen gefallen. „Probieren wir einen davon an der Krawattennadel aus." Sie öffnete die kleine Schublade auf ihrer Seite und holte einige Gegenstände zusammen mit einem Fläschchen Lösungsmittel heraus. Wenig später hatte sie den Smaragd aus der Fassung gelöst und ihn gegen den kleinen Saphir ausgetauscht. Sie hielt ihn Richards zur Prüfung hin. "Wie gefällt es Ihnen?" "Wunderbar. Perfekt", sagte er auf seine ruhige, nachdenkliche Art. "Kann ich es mir unter dem Vergrößerungsglas ansehen?" Ohne darauf zu warten, dass Meredith ihm die Krawattennadel reichen würde, nahm er ihre Hand in seine und führte sie unter die Lupe. Seine Berührung war sanft und doch fest. Meredith spürte, wie sie am ganzen Körper erschauerte, aber sie zwang sich, sich nicht zu rühren. Sie schaffte es nur mit Mühe, ruhig weiterzuatmen. "Ja, das ist genau richtig. Der Saphir ist auch eine sehr gute Wahl", sagte er, immer noch ihre Hand in seiner. "Aber ich würde trotzdem gern noch ein paar mit einem Rubin und einem Smaragd sehen, nur um zu vergleichen, sobald wir uns auf eine Fassung geeinigt haben." Er nahm die Hand fort, und Meredith legte die Nadel auf die Samtunterlage. Sie hielt den Blick gesenkt, öffnete ihren Skizzenblock und brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder zu fangen. „Ja, natürlich. Einen Rubin und einen Smaragd", sagte sie und notierte es sich. "Hier ein Vorschlag für eine neue Fassung", fügte sie hinzu. Mit einigen wenigen Bleistiftstrichen zeichnete sie den eleganten Entwurf einer Fassung, die sich um den Stein zu winden schien wie Blätter um die Blüte einer Blume. Adam sah ihr ruhig zu. Als sie ihm den Block zuschob, beugte er den dunklen Kopf. Der Ausdruck auf seinem Gesicht zeigte ihr, dass er beeindruckt war von ihrer künstlerischen Fähigkeit. Meredith war überrascht. Sie hätte nicht gedacht, dass ein Mann, der sein ganzes Leben in einer rein geschäftlichen Atmosphäre verbracht hatte, ein Auge für künstlerisches Talent haben könnte. Adam Richards war sicher nicht, was sie erwartet hatte. "Das ist ausgezeichnet, Meredith." Er sah auf. "Es ist genau das, was ich zu finden gehofft hatte, aber irgendwie nicht in Worte fassen konnte", fügte er mit einem anziehenden, anerkennenden Lächeln hinzu, das Meredith den Atem nahm. "Könnten Sie nach der Skizze eine Nadel für mich anfertigen, damit ich sie sehen kann?" "Natürlich. " Sie wurde sich plötzlich bewusst, wie nah er ihr war, so, wie sie beide den Kopf über den Block gebeugt hielten. Sie blinzelte und richtete sich sofort kerzengerade auf.
"Sie könnten es sich schon morgen Nachmittag anschauen", sagte sie, schluckte nervös und schob ihre Brille zurecht. "So schnell? Das ist wunderbar. Lassen Sie mich auf meinem Kalender nachsehen, ob ich Zeit ..." Er holte ein kleines schwarzes Büchlein aus seiner Jackentasche und klappte es auf. "Sie brauchen nicht herzukommen. Ich meine, ich kann mir vorstellen, dass Sie viel zu tun haben. Wir schicken Ihnen gerne die Nadel in Ihr Büro", erklärte Meredith. "Und dann können Sie mich anrufen und mich wissen lassen, was Sie davon halten." Hatte sie etwa gerade gestottert? Die Vorstellung, ein weiteres Tete-a-tete mit Adam Richards durchstehen zu müssen, machte sie nur noch nervöser. Sie holte tief Luft und hoffte, dass er auf ihren Vorschlag eingehen würde. "Es würde mir nichts ausmachen. Um diese Jahreszeit habe ich nicht so viel um die Ohren", erwiderte er leichthin, und Meredith hatte ein flaues Gefühl im Magen. "Außerdem gibt es mehr als nur die Krawattennadel zu bedenken", fügte er hinzu. "Und ich muss in ein paar Minuten im Büro sein." Er sah schnell auf die Uhr. "Wollen wir für morgen einen Termin vereinbaren?“ "Ja, natürlich", sagte Meredith beklommen und kaute nervös auf der Unterlippe. Sie würde eine neue Fassung für ihn entwerfen, und das würde ihr Spaß machen, aber ein weiteres Zusammentreffen mit ihm? Schon der Gedanke brachte sie völlig aus dem Gleichgewicht. Und sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, warum das so war. „Wie wäre es mit einem Mittagessen?" fragte er. Sie hob abrupt den Kopf. "Mittagessen?" Er lachte. "Sie wissen schon, die Mahlzeit zwischen Frühstück und Abendessen. Essen Sie nicht zu Mittag? Gehören Sie etwa zu den Frauen, die ständig hungern?" "Ich mache nie Diät", gab Meredith ehrlich zu. Als Jugendliche hatte Meredith einen pummeligen Körper gehabt und ihn gehasst, und obwohl sie jetzt schlank und fit war, mit Rundungen an genau den richtigen Stellen, trug sie immer noch das Bild des plumpen Teenagers mit sich herum. Sie tat nichts Besonderes, um in Form zu bleiben. Sie ging nur oft und lange spazieren mit ihrem Labrador Lucy, und die schwere Arbeit, die für ihre Skulpturen nötig war, tat wahrscheinlich ein Übriges, ihre Muskeln zu trainieren. Ansonsten lag ihr nicht viel an Sport, und ein Trainungsprogramm in einem Fitnesscenter vor all den riesigen Spiegeln, ganz zu schweigen von den anderen Mitgliedern, wäre ihr ein Graus gewesen. Was das Essen anging, hatte sie immer einen gesunden Appetit und genoss eine gute Mahlzeit. "Sie machen nie Diät, was? Sehr erfrischend", meinte Adam amüsiert. "Dann kann ich Sie morgen also zu einem Ort bringen, wo man richtiges Essen serviert und kein Hasenfutter. Wie wäre es mit Crystal's?" Crystal's war das exklusivste Restaurant in ganz Youngsville. Meredith war noch nie dagewesen, hatte aber gehört, dass man manchmal einen Monat warten
musste, um einen Tisch zu bekommen. Aber natürlich galt das nicht für die Stammgäste, zu denen Adam Richards zweifellos gehörte. "Es soll sehr schön sein. Vielen Dank für die Einladung, aber ich glaube nicht, dass ich mit Ihnen essen kann", brachte Meredith stammelnd hervor. Sie stand auf und griff hastig nach Skizzenblock und Kaffeetasse. "Oh, warum nicht? Ich glaube, wir könnten beim Essen sehr viel erledigen", sagte Adam hartnäckig. Er erhob sich ebenfalls und vertrat ihr den Fluchtweg aus dem kleinen Raum. Er war ihr so nah, dass Meredith den Kopf nach hinten biegen musste, um ihn ansehen zu können. "Ja, das stimmt sicher", erwiderte sie diplomatisch. Immerhin war er ein wichtiger Kunde. "Aber ich glaube, ich werde den ganzen Nachmittag über auf einer Sitzung sein." Das war natürlich gelogen. Es gab keine Sitzung. Aber es fiel ihr keine andere Ausrede ein. "Und wie ist es mit Mittwoch? Haben Sie am Mittwoch auch eine Sitzung?" fragte er. Seine Stimme klang sanft und ein wenig amüsiert. Himmel, er hatte erraten, dass sie ihn anlog! Aber Meredith konnte einfach nicht begreifen, warum er darauf bestand, mit ihr essen zu gehen. "Ich ... ich muss erst nachsehen. Ich bin nicht sicher." Sie presste den Block an die Brust und beschloss, den Weg zur Tür in Angriff zu nehmen. "Ich rufe Sie im Büro an und lasse es Sie wissen." "In Ordnung." Er nickte und lächelte leicht. Wahrscheinlich versucht er, ein breites Grinsen zu unterdrücken, sagte sich Meredith. Er lachte sie insgeheim aus und fand es sicher äußerst amüsant, dass eine Frau sich von einer einfachen Einladung zum Essen so aus der Fassung bringen ließ. Meredith kam sich unglaublich albern vor. Sie senkte den Kopf und wich seinem Blick aus. Sie wollte nur so schnell wie möglich hier heraus und allein sein. Aber in ihrer Eile, ihm zu entkommen, verschüttete sie den Kaffee. Sie spürte, wie die warme Flüssigkeit durch ihren Kittel und ihren Pullover drang. Entsetzt sah sie an sich herab. "Oh ... verflixt", murmelte sie. Sie ließ den Skizzenblock fallen und stellte die Kaffeetasse auf den Tisch. Mit ausgebreiteten Armen betrachtete sie den Schaden. Von ihrem grauen Kittel tropfte der Kaffee. Meredith wagte nicht sich vorzustellen, wie ihr heller Pullover und ihr Rock wohl aussahen. "Kommen Sie, lassen Sie mich das aufheben", sagte Adam und reichte ihr den Block. "Es tut mir so Leid. Bin ich gegen Sie gestoßen?" fragte er besorgt. "Nein, nein, überhaupt nicht. Solche kleinen Unfälle bringe ich immer ganz allein zustande", erwiderte sie. „Aber ich stand Ihnen im Weg. Sie konnten nicht an mir vorbei", wandte er ein. "Kann ich Ihnen aus dem Kittel helfen?" fügte er höflich hinzu. "Nein, das geht schon, danke Der Moment der Wahrheit war gekommen. Sie musste den Kittel ausziehen, da der Kaffee schon auf ihre Schuhe tropfte.
Vorsichtig knöpfte sie ihn auf, ließ ihn von den Schultern gleiten und rollte ihn zusammen. Der Pullover, immer noch feucht vom Regen, klebte an ihr wie eine zweite Haut, und jetzt hatte er auch noch einen hässlichen braunen Fleck, der wahrscheinlich nicht zu entfernen war. "Na ja, ich werde mir einen anderen Kittel leihen müssen", sagte sie und versuchte, sorglos zu klingen. Sie sah zu Adam auf und entdeckte ein seltsames Leuchten in seinen Augen - ein eindeutig männliches Leuchten, das ihr eine Heidenangst einjagte. Er hatte gar nicht den Kaffeefleck angesehen, sondern ihre Figur, da war Meredith sicher. Und genauso sicher war sie, dass er unter dem weiten Kittel nichts erwartet hatte, was einer Betrachtung wert gewesen wäre. Wenigstens stierte er sie nicht weiter an, sondern wandte taktvoll den Blick ab, um sie freundlich anzulächeln. " So ... hier ist Ihr Skizzenblock." Sekundenlang schien er selbst aus der Fassung geraten zu sein, aber er fing sich schnell wieder. "Nehmen Sie bitte meine Karte", fügte er hinzu und reichte sie ihr. "Ich werde meine Sekretärin bitten, Sie später wegen eines Termins anzurufen." "Gut", sagte Meredith und zog sich unauffällig zur Tür zurück. Sie hielt den Block wieder vor die Brust, obwohl er nur wenig Schutz bot. Seine Sekretärin. Sehr gut. Meredith würde also nicht gezwungen sein, mit ihm persönlich zu sprechen. Das würde alles einfacher machen. „Bis dann also, Meredith. Vielen Dank für Ihre Hilfe", sagte er, während sie weiterging. "Ich freue mich schon darauf, die Krawattennadel zu sehen." "Ich werde sie rasch für Sie anfertigen, Mr. Richards ... Und, gern geschehen", fügte sie noch schnell hinzu. Erst dann fiel ihr ein, dass sie ihn beim Vornamen ansprechen sollte, aber irgendwie war es wichtig für sie, Abstand zwischen sich und ihn zu bringen und alles auf einer geschäftlichen Ebene zu verhandeln. Endlich war sie an der Tür. „Auf Wiedersehen", rief sie ihm noch über die Schulter zu und ging hinaus. „Auf Wiedersehen, Meredith", erwiderte er. "Bis bald." Seine leise, tiefe Stimme klang ganz und gar nicht geschäftlich oder unpersönlich. Meredith brachte den Gang zum Aufzug fast im Laufen hinter sich.
2. KAPITEL In ihrem Büro holte Meredith einen sauberen Kittel aus dem Schrank und schob die Papiere beiseite, die noch auf ihrem Schreibtisch lagen. Es war fünf Minuten vor elf, und sie hatte keine Zeit mehr, ihre Verbesserungen anzubringen. Immerhin würde sie nicht zu spät zur Sitzung kommen. Es blieb ihr gerade noch Zeit, aus ihrem Büro zu eilen und zum großen Konferenzraum am Ende des Flurs zu gehen. Trotz des aufregenden Zusammentreffens mit Adam Richards schaffte Meredith es, sich so weit zu fassen, dass sie ihre Präsentation durchführen konnte. Als sie sich nach ihrem Vortrag endlich setzte, erinnerte sie sich an kein einziges ihrer Worte. Alles war in einer Wolke der Nervosität verschwunden. Ihre Freundinnen Sylvie und Lila, die beide in der Werbeabteilung arbeiteten, waren anwesend und warfen Meredith immer wieder ermutigende Blicke zu. Sie war sicher, dass sie ihr später in ihrem Büro sagen würden, wie sie abgeschnitten hatte. Nach den Mienen ihrer übrigen Kollegen zu schließen und ganz besonders ihres Chefs, wusste Meredith, dass sie sich ganz gut gehalten haben musste. Selbst der anspruchvolle Werbeleiter schien von ihrer neuen Kollektion begeistert zu sein. Meredith hörte sich die Kommentare an und schrieb sich diverse Vorschläge auf, während sie innerlich vor Stolz aufblühte. Der Erfolg gab ihr Auftrieb, und jetzt schien ihr der peinliche Zwischenfall mit Adam Richards nicht halb so furchtbar gewesen zu sein. Jetzt konnte sie über ihre Ungeschicktheit lachen, selbst wenn es ihr um den schönen Pullover Leid tat. Meredith hatte ihr Mittagessen gerade beendet, als Lila anrief. Sie lobte Meredith für ihre großartige Leistung bei der Sitzung. "Nick war sehr beeindruckt von deinen neuen Entwürfen", fügte sie hinzu. Nick war nicht nur der Vizepräsident der Werbeabteilung und somit ihr Boss, sondern auch Lilas Verlobter. "Ich hoffe, die Firma lässt sie bald produzieren, denn ich möchte zu unserer Hochzeit gern einen Ring davon aussuchen." Lila und Nick hatten ihren Hochzeitstermin noch nicht festgesetzt, aber sie waren so verrückt nacheinander, dass die Verlobungszeit wohl kaum noch lange andauern würde, da war Meredith sicher. "Mach dir keine Sorgen, Lila. Ich kann doch für dich und Nick zwei Ringe machen", versprach sie ihr, "selbst wenn die Firma beschließen sollte, meine Kollektion nicht herzustellen." Oder wenn Marcus Grey Colette aufkauft und schließen lässt, hätte sie fast hinzugefügt. Aber diese Möglichkeit wollte sie gar nicht in Betracht ziehen, ganz besonders nicht an einem so schönen Tag. Nachdem sie sich von Lila verabschiedet und aufgelegt hatte, fiel ihr auf, dass Adam Richards Sekretärin sie gar nicht angerufen hatte. Sie war erstaunt.
Er hatte einen so begeisterten Eindruck gemacht und schien so entschlossen zu sein, sie wieder zu sehen. Seine Visitenkarte lag noch auf ihrem Schreibtisch, und Meredith sah nachdenklich darauf, aber sie wagte nicht, ihn anzurufen. Vielleicht gehörte er zu den Menschen, die ihren Enthusiasmus übertrieben und zehn Minuten später alles vergessen hatten. Na schön, umso besser. Vielleicht hatte er seine Meinung geändert und wollte jetzt doch lieber Regenschirme mit Monogramm oder sonst was verschenken. Vielleicht würde sie nie wieder etwas von ihm hören. Die Vorstellung hätte ihr eigentlich Mut machen sollen, aber irgendwie gefiel sie ihr doch nicht. Merediths Gedanken wurden von einem Klopfen an der halb offenen Tür unterbrochen. Meredith hob den Kopf und sah Sylvie hereinkommen. Sylvie besuchte sie meistens mindestens einmal am Tag, um Neuigkeiten mit ihr auszutauschen. Sie sahen sich auch zu Hause oft, da Sylvie und Meredith Nachbarinnen waren. Als sie sich kennen lernten, erkannte sie sofort, dass sie viele Dinge gemeinsam hatten. Obwohl beide gern allein waren, waren sie in den vergangenen Monaten enge Freundinnen geworden. Genau wie Meredith, ging auch Sylvie nur selten aus und blickte auf keine sehr glückliche Kindheit zurück. Aber im Gegensatz zu Sylvie war Meredith von Eltern großgezogen worden, die sie liebten, wenn sie sich auch gegenseitig das Leben zur Hölle gemacht hatten. Sylvie hatte ihre Eltern früh verloren und war im Waisenhaus aufgewachsen. Sie war fortgegangen, als sie achtzehn wurde, und hatte schließlich angefangen, bei Colette zu arbeiten, wo sie im Moment Assistentin des Werbeabteilungsleiters war. Mit einer so traurigen Kindheit wären die meisten Menschen bitter geworden, aber Sylvie war genau das Gegenteil. Ihre freundliche, fröhliche Persönlichkeit machte es ihr leicht, Freundschaften zu schließen, und in ihrer Nähe schien das Leben immer gleich heller zu sein. Die Firma war wie eine Familie für sie, und ihre Kollegen hatten sie ausnahmslos ins Herz geschlossen. Alle liebten Sylvie und vertrauten sich ihr gern an. Sie nahm an Merediths Schreibtisch Platz, offenbar kurz davor, ihr das Neueste über die Firmenübernahme zu erzählen. "Du hast heute Morgen wirklich alle umgehauen. Marianne hat schon das Treffen für die Werbekampagne festgelegt", fing Sylvie an. "Zunächst wird es eine ganzseitige Anzeige in einem der führenden Brautmagazine geben." Merediths Herz machte einen erregten Sprung. "Wirklich? Ich habe noch nicht einmal mit den Mustern begonnen", überlegte sie laut. "Dann tust du das wohl lieber. Woran arbeitest du gerade?" Sylvie sah ihr über die Schulter und bemerkte die Krawattennadel, die Meredith für Adam Richards entworfen hatte. Meredith hatte fast den ganzen Nachmittag daran gesessen und jetzt war sie bald fertig. "Ach, nichts. Nur ein Muster für einen Kunden. Gibt es was Neues von der Obernahme?" wechselte sie das Thema.
"Nichts Genaues." Sylvie zuckte die Achseln und schob sich eine Strähne ihres lockigen schwarzen Haars aus der Stirn. "Ich glaube, Grey hat noch ein paar Aktien aufgekauft, aber es dauert noch eine Weile, bevor er einundfünfzig Prozent in Händen hält." Sylvies braune Augen verdunkelten sich vor Entrüstung. "Man sagt, dass er vorhätte, die Firma zu ruinieren, sobald er die Macht darüber bekäme. Er will ganz einfach Colette wegwischen, und keiner weiß genau, wieso eigentlich. Jemand muss diesen Mann aufhalten." "Ja, natürlich", stimmte Meredith mit einem Seufzer zu. "Aber wer? Es müsste jemand mit sehr viel Geld sein, oder jemand, der ihn dazu bringen könnte, seine Meinung zu ändern." "Wie sollte das möglich sein? Solche kalten, herzlosen Männer hören doch auf niemanden", warf Sylvie ein. "Das Schlimmste ist, dass alle hier den Mut schon verloren haben. Aber wir dürfen nicht aufgeben. Das will der Kerl ja nur. Stattdessen müssen wir die Ärmel hochkrempeln und weitermachen. Und das erinnert mich an etwas, Meredith. Du hast mir noch gar nicht geantwortet, was die Wohltätigkeitsauktion angeht. Du nimmst doch daran teil, oder? Zuerst habe ich Jayne verloren und jetzt Lila." Ihre Freundinnen standen beide nicht mehr zur Verfügung, weil die eine geheiratet und die andere sich vor kurzem verlobt hatte. "Dieses Jahr sind wirklich nicht viele schöne unverheiratete Frauen übrig, und wir brauchen dich dringend", bat Sylvie. Schon seit einigen Jahren veranstaltete Colette Jewels eine Junggesellenauktion, deren Einnahmen an ein hiesiges Waisenhaus gingen, dasselbe Waisenhaus, in dem Sylvie aufgewachsen war, und so lag ihr die Sache natürlich sehr am Herzen, und sie erledigte jedes Mal den größten Teil der Planung. Dieses Jahr würde das feierliche Ereignis im Ballsaal des Fairfield Plaza, des schicksten Hotels in der Gegend, stattfinden. Die Gästeliste umfasste die prominentesten Namen der Stadt. Meredith kaufte immer eine Eintrittskarte, um zu dem guten Zweck beizutragen, aber bisher hatte sie niemals teilgenommen. Sie hasste gesellschaftliche Veranstaltungen jeder Art. Doch diesmal drängten ihre Freundinnen sie nicht nur, an besagtem Abend zu erscheinen, sondern sie sollte auch noch auf die Bühne treten und sich versteigern lassen. Die Vorstellung genügte, um Meredith den kalten Schweiß auf die Stirn zu treiben. Am liebsten wäre sie aus der Stadt geflohen, aber das ging natürlich nicht. Ebenso unerträglich war ihr der Gedanke, dass sie sich im Abendkleid zur Schau stellte, während irgendwelche fremden Männer darum boten, mit ihr den Abend verbringen zu dürfen. Sie würde sich lieber in heißes Öl tauchen lassen. Sie würde sich lieber teeren und federn lassen. Sie würde lieber... "Du wirst es doch tun, oder?" fragte Sylvie geradeheraus. "Ich kann am Abend vorbeikommen und dir beim Anziehen helfen. Jayne und Lila sagten, sie
würden auch kommen. Und ich bringe etwas zu essen mit. Wie wäre es mit Chinesisch?" "Na ja, heute Abend passt es nicht so gut", stammelte Meredith. Sie wich dem Blick ihrer Freundin aus. "Meredith ... ich kenne doch diesen Ausdruck", sagte Sylvie in warnendem Ton. "Du musst es tun. Ein Nein wird nicht akzeptiert. Wir müssen zusammenhalten. Die Auktion wird Marcus Grey zeigen, dass wir so weitermachen wie immer und uns von ihm nicht einschüchtern lassen." Meredith war völlig ihrer Ansicht, aber sie sah irgendwie nicht ein, wieso es der Sache der Firma helfen würde, wenn sie in engem Abendkleid und hochhackigen Schuhen vor einer Meute von Männern auf und ab paradierte. „Meredith, bitte. Du weißt doch, wie viel es mir bedeutet. Dieses Jahr muss die Auktion einfach toll werden. Ich weiß, du bist ein bisschen schüchtern und nimmst nicht gern daran teil. Aber vielleicht wird es auch für dich etwas Gutes bringen. Ich meine, du bist einfach umwerfend schön, aber niemand außer mir und ein paar anderen haben das Glück, das zu wissen. Die ganze Firma soll aber erfahren, wie toll du bist. Man wird noch Monate davon sprechen", fügte Sylvie neckend hinzu. "Bitte, bitte, sag ja, okay?" Meredith wollte ablehnen, aber sie brachte es nicht übers Herz. Das Ereignis war so wichtig für Sylvie und das Image der Firma. Und außerdem hatte Sylvie auch Recht, was Meredith anging. Vielleicht wurde es wirklich Zeit, dass sie aufhörte, sich wie eine kleine ängstliche Maus zu verstecken. Vielleicht würde es ihr gut tun, wenn sie sich auf die Bühne wagte. Wenn sie nur ein wenig mehr Selbstvertrauen hätte, würde sie sich nicht mehr so beeindrucken lassen von einer schlichten Einladung zum Mittagessen wie zum Beispiel der von Adam Richards. "Okay, du hast mich überzeugt. Ich tu' s", gab sie schließlich nach. "Fantastisch!" Sylvie umarmte sie überschwänglich. "Ich wusste, dass du mich nicht enttäuschen würdest. Hast du etwas zum Anziehen?" "Wie wäre es mit dem grauen Seidenkleid, das ich zur Weihnachtsfeier angezogen habe?" Sylvie runzelte die Stirn. "Ich glaube nicht, dass ich ... Ach, ja. Das graue Seidenkleid. Es hatte lange Ärmel und war hochgeschlossen, stimmt' s?" Meredith nickte. Sylvie lächelte und schüttelte den Kopf. "Keine Sorge, ich bringe ein paar Sachen mit. Wir werden schon was Tolles für dich finden", versprach sie. Meredith war besorgt. Ihre eigene Vorstellung von "toll" war meistens Lichtmeilen entfernt von Sylvies. Sie unterdrückte jedoch ihre Ängste und setzte ein tapferes Lächeln auf. "Chinesisch klingt jedenfalls prima, und vergiss nicht ein paar Extraknochen für Lucy", fügte sie hinzu. Sylvie nickte und stand mit einem strahlenden Lächeln auf. "Es wird dir großen Spaß machen, Meredith, keine Angst. Ach, das hätte ich fast vergessen ... "
Sylvie blickte auf ein Päckchen, das sie schon in der Hand gehalten hatte, als sie hereingekommen war. "Die Rezeption bat mich, dir das zu überbringen. Es wurde vor einer Weile für dich abgegeben." Sie betrachtete die Aufschrift, bevor sie Meredith das Päckchen reichte. "Oh, von Chasan's", sagte sie. Chasan's war eine der teuersten Boutiquen der Stadt. "Ich dachte, du machst deine Einkäufe im kleinen Geschäft um die Ecke bei uns, Meredith?" "Ich war noch nie bei Chasan's, Sylvie, das weißt du doch. Das ist mir viel zu teuer. Nein, da muss ein Irrtum vorliegen." Meredith untersuchte das Päckchen und entdeckte ihren Namen in einer Ecke. Sylvie wartete ungeduldig, während Meredith das braune Packpapier abriss. Darunter kam das dunkelblaue Papier und das goldene Band zum Vorschein, das Chasan's immer verwendete. Meredith nahm das Band ab und öffnete die Schachtel. Unter einer Schicht von goldfarbenem Seidenpapier lag ein wunderschöner blassrosa Pullover, der ihrem sehr ähnlich war. Aber schon bei der ersten Berührung wurde ihr klar, dass dieser hier von sehr viel besserer Qualität und wahrscheinlich sehr viel teurer war als ihr eigener. Sylvie schnappte nach Luft. "Wahnsinn! Wie wunderschön! Von wem ist der? Hast du Geburtstag oder so was?" "Ich habe im Juni Geburtstag, das weißt du", antwortete Meredith leise. Sie holte tief Luft und holte dann die kleine Karte aus der Schachtel. Sie ahnte schon, von wem das Geschenk kam, aber es fiel ihr schwer, es auch wirklich zu glauben. Meredith, sind Sie sicher, dass ich Sie heute Morgen nicht angestoßen habe? In jedem Fall fühle ich mich verantwortlich dafür, dass Ihr hübscher Pullover ruiniert ist. Bitte nehmen Sie dieses Geschenk zusammen mit meiner Dankbarkeit für Ihre heutige Hilfe an. Ich hoffe, dass ich Sie bald wieder sehe. Adam Meredith war wie betäubt, als sie die Karte in die Schachtel zurücklegte und den Deckel darüber schob. Wie es schien, hatte Adam selbst den Pullover ausgesucht und gekauft. Hatte er sich wirklich ihr zuliebe so viel Mühe gemacht? "Wer ist Adam?" fragte Sylvie. Meredith merkte erst jetzt, dass ihre Freundin ihr über die Schulter geschaut hatte. "Das ist eine lange Geschichte, Sylvie", wich sie aus. "Und so, wie du rot wirst, muss es außerdem eine sehr interessante Geschichte sein", meinte Sylvie lachend. "Heute Abend erzählst du uns gefälligst alles, sonst gibt's keinen Nachtisch." "Dann muss ich wohl", erwiderte Meredith mit einem Lächeln. „Aber es gibt eigentlich nichts zu erzählen. Er ist nur ein Kunde, für den ich eine Spezialbestellung erledige." „Ja, sicher. Du lernst heute Morgen einen Kunden kennen, und er schickt dir per Boten ein Geschenk von Chasan's. Trotzdem gibt es nichts zu erzählen." Sylvie lächelte wissend und schlug ihrer Freundin leicht auf die Schulter.
"Meredith, wir müssen unbedingt ein ernsthaftes Gespräch führen." "Hast du für heute Abend nicht schon genug Torturen geplant? Du brauchst mir nicht auch noch eine Vorlesung über Männer zu halten", beschwerte Meredith sich gutmütig. "Ich? Ausgerechnet ich soll dir Ratschläge über Männer geben? Sei nicht albern. Das überlasse ich lieber Lila und Jayne. Immerhin ist Jayne verheiratet und Lila verlobt, also sollten sie etwas über diese Spezies wissen." Mit einem letzten Winken verließ Sylvie das Büro. Meredith starrte auf die Schachtel herab und öffnete sie dann, um den Pullover noch einmal herauszuholen. Danach las sie die Karte wieder. Sie mochte seine Handschrift, die klar und sauber war, mit kühnen, entschlossen gesetzten Buchstaben. Genauso direkt und schnörkellos wie der Mann selbst, dachte sie. Du lieber Himmel, wenn sie nicht aufpasste, würde sie noch in einer schwärmerischen Stimmung versinken wie in einem warmen Schaumbad. Sie hatte Adam Richards' Bild zwar den ganzen Tag über aus ihren Gedanken verbannt, aber seine Anziehungskraft auf sie hatte nicht nachgelassen. Meredith stand auf und stellte die Schachtel in den Schrank. Sie würde ihm das Geschenk mit einer höflichen, aber kurzen Antwort zurückschicken. Sie würde das Muster für die Krawattennadel für ihn fertig stellen, wie sie versprochen hatte, aber sie würde Frank bitten, einen anderen Designer für die restliche Arbeit zu finden. Sie wollte Adam Richards nicht wieder sehen, schon gar nicht zu einer so offensichtlich persönlichen Angelegenheit wie dem angeblich geschäftlichen Essen. Sie war nicht so naiv, was Männer anging, wie ihre Freundin Sylvie annahm. Sie wusste, wie wundervoll die aufsteigende Fahrt mit der sinnlichen Achterbahn sein konnte - es gab nichts Schöneres auf der Welt. Aber sie fürchtete die unvermeidliche Fahrt bergab und den darauf folgenden Zusammenstoß mit der harten Wirklichkeit. Sie hatte unerträgliche Angst davor und glaubte nicht, dass sie die Kraft haben würde, eine weitere Niederlage zu ertragen. Meredith hatte sich Hals über Kopf in einen Mann verliebt, als sie noch auf dem College gewesen war. Jake ähnelte Adam im Grunde nicht, und doch hatten sie viele Gemeinsamkeiten. Als anerkannter Künstler hatte Jake eine Gastprofessur für ein Jahr an ihrem College übernommen, und alle Studenten hatten sich darum gerissen, von ihm unterrichtet zu werden. Jake hatte nur diejenigen ausgesucht, die ihm viel versprechend zu sein schienen, und Meredith war überglücklich gewesen, als sie in ihrem letzten Semester einen Platz in seinem Bildhauerseminar erhalten hatte. Sie hatte erwartet, viel über Kunst zu lernen - nicht über Liebe. Aber vom ersten Moment an, als er zu ihr sprach, hatte sie das Gefühl gehabt, vom Blitz getroffen worden zu sein. Wochenlang hatte sie ihre Gefühle selbst vor ihren engsten Freunden versteckt, und sich keinen einzigen Augenblick lang vorgestellt, ihre Liebe könnte erwidert werden. Als sie fassungslos festgestellt hatte, dass es doch so war, hatte sie ohne Zögern eine
heiße Liebesaffäre mit Jake begonnen und versprochen, sie vor allen geheim zu halten, damit er keine Probleme bekam. Es war selbstverständlich gegen die Gesetze der Schule, dass ein Professor eine seiner Studentinnen verführte. Er war älter, reifer und erfahrener gewesen, ein Mann von großem Ansehen, der jede Frau haben konnte, die er wollte. Er hatte Meredith im Sturm erobert, und die Heftigkeit seiner Leidenschaft war so hinreißend, so berauschend gewesen, dass Meredith nicht hatte widerstehen können. Aber die Romanze Merediths erste - hatte unglücklich geendet. Meredith war so sehr am Boden zerstört gewesen, dass sie wochenlang nicht aus dem Bett gekommen war. Sie war sich leer und verloren vorgekommen, und Jakes Zurückweisung hatte sie so gedemütigt, dass sie lange Zeit nur weinen konnte. Es waren Jahre vergangen, bevor sie wieder ein gewisses Selbstvertrauen gewonnen hatte, und sie wusste, dass sie sich nicht wirklich von ihrer Trennung von Jake erholt hatte. Aber endlich hatte sie wieder das Gefühl, ihr Leben in die Hände nehmen zu können und vielleicht doch irgendwann einmal glücklich zu werden. Vielleicht war ihr Leben nicht vollkommen, vielleicht kam sie sich manchmal sehr verloren vor und wünschte, sie hätte einen Menschen, mit dem sie die Freuden und Nöte des Lebens teilen könnte. Aber die Angst davor, eine neue Enttäuschung zu erleben, war zu groß. Sie war nicht bereit, den Preis dafür zu zahlen. Wenn sie traurig war und eine Aufmunterung brauchte, vertiefte sie sich in ihre Arbeit bei Colette und in ihrem Atelier. Sie wandte sich an Freunde wie Sylvie, Jayne, Lila und Rose Carson. Und dann war da auch noch Lucy, ihre geliebte Hündin, die es immer irgendwie schaffte, ihr ein Lächeln abzugewinnen. Der Gedanke an Lucy ließ Meredith auf die Uhr schauen. Es war schon nach fünf, und Lucy wartete auf ihren Spaziergang. Meredith sammelte ihre Sachen ein und verließ das Büro. Sie freute sich auf den abendlichen Bummel. Danach fühlte sie sich immer erfrischt und entspannt. Die Luft vor dem Bürogebäude war kühl. Es sah nicht mehr nach Regen aus, und bis auf einige Reste des Schnees vom letzten Monat schien der Novemberabend eher trocken zu sein, und der Himmel war klar. Nach der kurzen Busfahrt bis zu ihrem Zuhause stieg Meredith am Ingalls Park aus und ging durch die Anlagen bis zum Amber Court. Das Haus, in dem sie wohnte, Amber Court 20, war ein großes Gebäude aus Kalkstein und stammte aus der Jahrhundertwende. Früher war es ein Privathaus gewesen, aber in den Siebzigern war es in vier Wohnungen aufgeteilt worden. Meredith liebte alte Häuser und hatte sogar ein wenig die Architektur der viktorianischen Zeit studiert. Sie hatte sich auf den ersten Blick in das Haus verliebt, und Rose Carson, die Besitzerin, die im Erdgeschoss wohnte, hatte sie so herzlich willkommen geheißen, dass Meredith sich vom ersten Tag an zu Hause gefühlt hatte. Sie schloss die Eingangstür auf und sammelte ihre Post ein eine Zeitschrift, einige Rechnungen, Werbung und ein Brief von ihrer Mutter.
Der Anblick ihrer Handschrift erfüllte Meredith mit gemischten Gefühlen. Der Absender lautete Malibu Beach in Kalifornien, wo ihre Mutter nach der Scheidung vor vielen Jahren hingezogen war. Wahrscheinlich wollte sie Meredith zu Thanksgiving einladen. Der Umschlag war allerdings so dick, dass er vielleicht auch ein Flugticket beinhaltete. Aber Meredith wollte nicht nach Westen fliegen. Sie würde sich eine Ausrede einfallen lassen müssen. Sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken und schob den Brief zusammen mit den anderen Umschlägen in die Zeitschrift. Ihre Wohnung befand sich im zweiten Stock. Die meisten Fenster boten einem einen atemberaubenden Blick auf den Ingalls Park. Obwohl das Gebäude einen Aufzug besaß, der bei der Renovierung eingebaut worden war, zog Meredith es meistens vor, die Treppen zu nehmen. Als sie vor ihrer Tür ankam, hörte sie Lucy schon winseln und öffnete schnell. Sie hatte den goldfarbenen Labrador vor einigen Jahren aus einem Hundeasyl gerettet, und jedes Mal, wenn sie nach Hause kam, begrüßte Lucy sie mit der gleichen Begeisterung. Sie wedelte aufgeregt mit dem Schwanz, ließ einen Tennisball vor Merediths Füßen fallen und leckte ihrer geliebten Herrin die Hände. "Oh, Lucy. Hallo, mein Schatz." Meredith bückte sich, streichelte zärtlich den Kopf und die Brust der Hündin. "Vielen Dank für den Ball, lobte sie, als ob der Tennisball ein wahrer Schatz wäre. "So was, heute bekomme ich von allen Geschenke. " Lucy beugte sich vor und leckte Merediths Gesicht. Meredith lachte. "Du bist ein kleiner Liebling. Was würde ich nur ohne dich tun", sagte sie und wusste, dass das die Wahrheit war. "Hol deine Leine und lass uns gehen." Die Hündin sprang begeistert davon. Sekunden später war sie mit einer blauen Leine zurück und ließ sich von Meredith aus der Tür und die Treppe hinunterführen, von wo sie sich auf den Weg zum Park machten. Das Wetter war so herrlich, dass Meredith den Spaziergang besonders ausdehnte. Sie kam zwar müde, aber gleichzeitig belebt wieder nach Hause, als hätte die kühle Brise im Ingalls Park ihren Kopf von unangenehmen Gedanken befreit. Ihr blieb gerade genug Zeit, um Lucy zu füttern, zu duschen und sich in bequemere Kleidung zu werfen, da kamen schon Jayne, Lila und Sylvie mit vollen Händen an. Eine trug die Tüte mit dem chinesischen Essen, das köstlich duftete, und die anderen hatten verschiedene Kleidungsstücke mitgebracht. „Da sind wir", rief Lila. "Pünktlich wie immer", fügte Sylvie hinzu. Meredith knirschte scheinbar gereizt mit den Zähnen und grinste dann. "Ist der Angeklagten vorher noch eine letzte Henkersmahlzeit gestattet?" „Tut mir Leid, du wirst essen müssen, während wir schon an deinem Haar und Make-up arbeiten", sagte Jayne und sah auf die Uhr. "Ich muss um neun Uhr zu Hause sein."
"Ach, diese frisch Vermählten", sagte Sylvie dramatisch und verdrehte die Augen. "Keine Sorge, ich frage lieber nicht, wieso.“ "Sei nicht albern. Erik braucht meine Hilfe bei seinem Computer", erwiderte Jayne knapp. "Ach so", meinte Sylvie mit einem Lächeln. Meredith sah Jayne erröten, neckte sie aber nicht deswegen. Wenn sie mit Erik verheiratet wäre, würde sie auch so bald wie möglich wieder zu Hause sein wollen. Jayne hatte in ihrem Leben viel durchmachen müssen, und es war schön, dass sie endlich ihr Glück gefunden hatte. Sie hatte ihre Eltern im Alter von achtzehn verloren und ihr Studium aufgegeben, um ihre vier Jahre jüngeren Geschwister aufziehen zu können. Die Zwillinge, ihr Bruder und ihre Schwester, waren jetzt auf dem College. Sie fehlten Jayne natürlich sehr, aber andererseits genoss sie sicher auch die Zeit allein mit ihrem Mann. Lila unterdrückte ein Lächeln und öffnete ein kleines Kosmetiktäschchen. "Bist du bereit?" fragte sie Meredith und hielt die Puderquaste wie eine Waffe hoch. Meredith seufzte. "So sehr, wie ich es nur sein kann. Fangt nur an. Sie hatte sich entschlossen, das ganze Getue um sich zu genießen, da sie es sowieso nicht verhindern konnte. Aber das Gefühl, dass alles verlorene Liebesmüh war, wollte sie nicht verlassen. Ihre Mutter, eine ehemalige Schauspielerin von großer Schönheit, hatte wieder und wieder versucht, Merediths Aussehen herauszustreichen. "Du besitzt viele Vorzüge, mein Liebling", hatte sie ihr versichert. "Wir müssen sie nur ein wenig betonen." Meredith selbst konnte jedoch nichts davon an sich entdecken und glaubte, dass ihre Mutter nur nett zu ihr sein wollte. Weder die schönste Frisur noch die vorteilhafteste Kleidung würde sie je so zierlich und blond aussehen lassen wie ihre Mutter. Um ihr einen Gefallen zu tun, war Meredith den Vorschlägen ihrer Mutter gefolgt und kam sich dabei die meiste Zeit unglaublich albern und linkisch vor. Nach einer Weile hatte sie es ganz aufgegeben und Zuflucht zu weit fallender Kleidung, schlichten Frisuren und dicken Brillengläsern genommen. Aber im College, weit fort von zu Hause, entwickelte Meredith ihren eigenen Stil, der zwar immer noch ihre wahre Schönheit verbarg, aber sie wenigstens nicht in ein Abbild ihrer Mutter zu verwandeln suchte. In den schönen, sorglosen Jahren am College gewann Meredith Selbstbewusstsein und innere Ruhe. Als sie sich in Jake verliebte, hatte sie zum ersten Mal in ihrem Leben das Gefühl, wirklich schön zu sein. Und tatsächlich schien sie in jener Zeit innerlich zu glühen. Es gibt keine Lotion und kein Schönheitsmittel auf der ganzen Welt, das die Schönheit einer Frau besser hervorheben kann als die Liebe. All das endete jedoch, als sie kurz vor ihrem Abschluss stand und als Jake nach New York zurückkehrte, ohne ihr viel mehr als einen kühlen Abschiedsbrief zu hinterlassen. Warum hatte er sie so herzlos behandelt?
Meredith würde es niemals wirklich verstehen. Sie wusste nur, dass sie den Glanz verloren hatte, den ihr seine Liebe geschenkt hatte. Sie war bedrückt und traurig nach Chicago zurückgekehrt und verwandelte sich wieder in das unscheinbare Geschöpf von früher, als wollte sie sichergehen, dass kein Mann sich je wieder für sie interessierte. Knapp eine Stunde später waren ihre Freundinnen fertig und betrachteten zufrieden ihr Werk. Bis jetzt hatten sie Meredith nicht erlaubt, sich im Spiegel anzusehen. Wahrscheinlich haben sie Angst, dass ich mich vor Schreck davonmache, dachte sie. "Was für ein toller Einfall", lobte Sylvie Jaynes Frisierkünste. "Ich habe gar nicht daran gedacht, das Haar hochzustecken, wegen der Locken. Aber es sieht einfach toll aus so." "Du hast das Make-up gut hingekriegt. Sie hat fantastische Augen. Das ist mir bisher gar nicht aufgefallen", gab Jayne ehrlich zu. "Es muss an den Augenbrauen liegen." "Das Augenbrauenzupfen hat ziemlich wehgetan", warf Meredith ein. "Ach, komm schon, Meredith. Ich habe höchstens zwei, drei Härchen ausgezupft", sagte Lila. "Die Augen waren leicht zu schminken. Und mit ein bisschen Lipliner sieht diese Frau einfach umwerfend aus. Genau wie diese Schauspielerin in Titanic. Wie hieß sie noch gleich?" "Kate Winslet", antwortete Sylvie. "Ich finde, Meredith sieht eher wie Julia Roberts aus. Kate Winslet hat ein rundes Gesicht, aber Meredith hat Wangenknochen, für die manche Frauen einen Mord begehen würden. Ganz zu schweigen von ihrer Figur. " Meredith hatte genug gehört. "Ich weiß eure Komplimente zu schätzen, aber ich sehe nicht einmal so gut aus wie Julia Roberts an ihren schlechten Tagen." "Du bist umwerfend, Meredith. Gewöhn dich endlich an den Gedanken", riet Jayne ihr. "Wir werden dir etwas geben müssen, womit du dir die Männer vom Hals hältst",' fügte Sylvie hinzu. "Du wirst einen Bombenpreis erzielen auf der Auktion am Freitag. Ich wette, du wirst noch den Rekord brechen." Die Auktion. Meredith hätte fast vergessen, wofür sie vorbereitet wurde. Plötzlich wurde ihr Mund ganz trocken, und sie brachte kein Wort heraus. Sie holte so tief Luft, dass sich der Knopf des mitternachtsblauen Abendkleides spannte, und spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. Von ihrer Haut war ohnehin viel zu viel zu sehen, besonders um den tiefen Ausschnitt herum. Würde sie es wirklich über sich bringen können? Wenn sie ein wenig Glück hatte, würde sie niemand in dieser Verkleidung erkennen. "Okay, du bist fertig. Jetzt kannst du gucken", unterbrach Lila ihre Gedanken. Meredith erhob sich und ging in ihr Schlafzimmer, um sich im großen Spiegel zu betrachten. Sylvie, Lila, Jayne und selbst Lucy folgten ihr auf dem
Fuß. Die hohen Absätze ihrer schicken Schuhe machten jeden Schritt zu einer Herausforderung, und Meredith stolperte auf dem glatten Holzfußboden. "Keine Sorge. Du wirst dich daran gewöhnen", versprach Jayne ihr. Schließlich stand Meredith vor dem Spiegel. Sie traute ihren Augen nicht und brachte sekundenlang keinen Laut hervor. Diese Erscheinung sollte wirklich sie sein? Sie hatte sich von Kopf bis Fuß völlig verwandelt. Ihr dichtes Haar hatten die Mädchen hochgesteckt, so dass nur einige Locken weich um ihre Wangen lagen, das geschickte Make-up brachte ihre wundervollen blauen Augen zur Geltung, und ihr Mund, der ihr sonst immer viel zu groß vorkam, war jetzt vielmehr sinnlich und verführerisch. Sie hatte zugestimmt, für die besondere Gelegenheit ihre Kontaktlinsen zu tragen, und Jayne hatte eine neue Lösung mitgebracht, die das Tragen erleichtern sollte. Selbst mit all dem Makeup fand Meredith, dass die Linsen sie heute Abend kaum störten. Das Abendkleid war eine wahre Herausforderung gewesen für ihre Freundinnen, da keine von ihnen Merediths Größe hatte. Schließlich hatten sie sich für ein mitternachtsblaues Satinkleid entschieden, das ihren Körper so eng umschmiegte wie eine zweite Haut. Außerdem war es das einzige Kleid, das Merediths großzügigen Proportionen gerecht wurde, da es keine Träger hatte. "Meint ihr nicht, der Ausschnitt ist zu tief?" fragte sie unsicher. "Überhaupt nicht", antworteten ihre Freundinnen wie aus einem Mund. "Und ist es hinten nicht zu eng?" "Das ist beabsichtigt. Das gehört zu seinem Stil", erklärte Sylvie ihr. "Außerdem hast du doch nichts zu verbergen, Meredith", fügte Lila hinzu. "Das wird in diesem Kleid auch kaum möglich sein", warf Meredith trocken ein. "Du siehst fantastisch aus, Meredith, glaub mir", sagte Jayne. "Ich weiß, du bist einen so sexy Stil nicht gewöhnt, aber alle werden so angezogen sein. Du wirst dir nicht fehl am Platz vorkommen. " "Und erinnere dich bitte, alles ist für einen guten Zweck", warf Sylvie ein. "Ach ja, du brauchst natürlich auch den passenden Schmuck. Wie findest du diese Ohrringe?" Sylvie reichte Meredith Perlenohrringe, die an ihrem langen Hals herabhingen und wirklich genau das Richtige waren, um die nackten Schultern zu betonen. Ich sehe wirklich gut aus, gab Meredith insgeheim zu. Besser als nur gut. Sie sah tatsächlich toll aus, auf eine etwas übertriebene Art. Ganz sicher würde sie sich nicht für den Rest ihres Lebens so anziehen, aber für dieses eine Mal würde es Spaß machen. Sie musste es so sehen, als ob sie sich zu einem Kostümball verkleidete. Jayne seufzte begeistert auf. "Jetzt fehlt nur noch der Märchenprinz.“ Meredith musste plötzlich an Adam Richards denken. Was er wohl sagen würde, wenn er sie so sehen könnte? Sicher würde er sie nicht mit der kaffeebekleckerten grauen Maus von neulich in Verbindung bringen können.
Doch dann jagte ihr die Vorstellung, er könnte womöglich an der Auktion teilnehmen, einen riesigen Schrecken ein. Sie musste von Sylvie in Erfahrung bringen lassen, ob er kommen würde. Sylvie organisierte die Veranstaltung und hatte sicher Einblick in die Gästeliste. Heute wollte sie lieber nicht nachfragen. Das würde ihre Freundinnen nur neugierig machen, und sie hatte keine Lust, Tausende von Fragen zu beantworten. "So, sind wir also fertig? Kann ich wieder meine Trainingshose anziehen?" "Ich wünschte, Rose könnte dich sehen", sagte Lila. "Soll ich sie rufen?" Im Lauf der Jahre war ihnen Rose ans Herz gewachsen. Sie war zu jeder von ihnen wie eine Mutter gewesen, und sie war der einzige Mensch, dem Meredith erlauben würde, sie in dieser Vamp-Aufmachung zu sehen. "Ja, lasst sie uns rufen", sagte sie und wollte schon nach dem Telefonhörer greifen. "Wartet, ich glaube, sie ist heute Abend gar nicht da", warf Jayne ein. "Sie arbeitet jetzt montags im Obdachlosenheim." „Ach, stimmt ja. Das hatte ich ganz vergessen." Meredith nickte. Rose arbeitete zwei Abende in der Woche im Obdachlosenheim und kam selten vor zehn Uhr nach Hause. Jetzt war es erst kurz vor neun. „Sie wird ja zur Auktion kommen", sagte Sylvie. "Ich denke, ich werde ihr die äußerst wichtige Aufgabe zuteilen, dich zu begleiten, damit du nicht in letzter Minute kalte Füße kriegst." "Wer, ich? Ich soll kalte Füße kriegen?" rief Meredith unschuldig. "Wie kannst du so etwas von mir denken!" Sie kämpfte mit dem obersten Knopf ihres Kleids, und Sylvie stellte sich hinter sie, um ihr zu helfen. "Kein Kommentar", meinte sie trocken. "Du brauchst nichts weiter zu tun, als das Kleid anzuziehen und die Ohrringe anzustecken. Ich werde dich hinter der Bühne frisieren und schminken." Nachdem ihre Freundinnen fort waren, ging Meredith vor dem Schlafengehen noch einmal mit Lucy hinaus. Sie verbrauchte etliche Wattebäusche, um das Make-up zu entfernen, und stellte sich unter die Dusche, um das Spray aus dem Haar zu bekommen. Schließlich, als sie wieder ganz sie selbst war, war sie bereit, ins Bett zu gehen. Bevor sie das Licht ausknipste und unter die Decke schlüpfte, fiel ihr Blick auf das blaue Satinkleid, das an ihrem Schrank hing. Mit den Schuhen gleich darunter, kam es ihr im Dunkeln wie ein unheimlicher Geist vor. Mein böser Zwilling, sagte sie sich amüsiert. Seufzend drehte sie sich auf die Seite. Würde sie den Mut aufbringen, zur Auktion zu gehen? Sie hatte es Sylvie versprochen, und alle zählten auf sie. Sie konnte sie unmöglich enttäuschen. Und wenn Adam Richards dort war? In der Menge würde sie ihm sicher aus dem Weg gehen können. Sie würden sich wahrscheinlich nicht einmal zu begrüßen brauchen. Himmel, sie würde lieber sterben, als sich ihm ausgerechnet als Sexbombe zu präsentieren - und noch dazu als Gegenstand einer
Versteigerung. Aber so wie die Dinge lagen, konnte sie nichts mehr dagegen tun, ob er nun im Publikum war oder nicht. Wie würde sie handeln, wenn die Stunde der Wahrheit schlug? Es blieben ihr nur vier kurze Tage, um darauf eine Antwort zu finden.
3. KAPITEL Der Rest der Woche verging rasend schnell. Die Werbe- und Verkaufsabteilungen arbeiteten auf Hochtour an Merediths neuer Schmuckkollektion "Ewige Treue", und ihr Chef bat Meredith sogar, die ersten Muster schon in der folgenden Woche fertig zu haben. Sie musste jeden Abend bis spät arbeiten, um die Frist einzuhalten, aber es störte sie nicht. Die eigentliche Arbeit an den Schmuckstücken war der angenehmste Teil ihrer Pflichten, und sie war selbst ganz ungeduldig, ihre Vorstellung Gestalt annehmen zu sehen. Die zusätzliche Arbeitslast lieferte ihr außerdem die nötige Ausrede, Adam Richards' Auftrag einem anderen Designer zu übergeben. Sie beendete nur das Muster der Krawattennadel und schickte sie per Boten in sein Büro, zusammen mit dem Pullover und einer höflichen Antwort. Das wäre hoffentlich erledigt. Sie war nicht sicher, wen Frank für Richards aussuchen würde. Peter, der neue Designer, war talentiert, aber recht unerfahren. Anita Barnes war die wahrscheinlichere Wahl. Sie war außerdem sehr attraktiv und ungebunden und, wie jeder wusste, wild darauf aus, sich einen reichen Mann zu angeln. Wenn Meredith es recht bedachte, passte Anita sehr viel besser zu Adam Richards' Energie und Entschlossenheit. Anita würde wissen, wie sie sich bei einem Mann wie ihm verhalten musste. Sie würde auch sicher kein teures Geschenk zurückschicken, dachte Meredith trocken. Sie wusste nicht, warum die Vorstellung sie ärgerte, Adam und Anita könnten zusammen arbeiten, aber sie tat es nun mal. Genauso wie sie die vielen Nachrichten ärgerten, die sie fast jeden Tag von der Rezeption überreicht bekam. Alle besagten, dass Adam angerufen hatte. Meredith starrte sie einen Moment unschlüssig an und warf sie dann alle in den Papierkorb. Jedes Mal war sie sehr versucht, ihn zurückzurufen, aber dann dachte sie an die bittere Lektion, die das Leben sie gelehrt hatte, und machte sich entschlossen wieder an die Arbeit. Zu ihrer Erleichterung sagte ihr Sylvie, dass er bei der Auktion nicht erwartet wurde. Er hatte zwar eine großzügige Summe gespendet, die Einladung aber bedauernd abgelehnt.
Am Freitag verließ Meredith früh das Büro, um sich für den großen Abend fertig zu machen. Obwohl ihr Magen sich anfühlte, als ob ein Zentnergewicht darin läge, ging sie brav unter die Dusche und zog sich an. Sie war dankbar, dass Sylvie das Make-up und die Frisur übernehmen würde, denn ihre Hände zitterten so sehr, dass sie es niemals allein geschafft hätte. Sie schlüpfte in die schwarzen Schuhe, setzte sich aufs Bett und starrte blicklos vor sich hin. Plötzlich erkannte sie, was es bedeutete, wenn man davon sprach, dass jemand kalte Füße bekommen hätte. Sie selbst hatte das Gefühl, ihr ganzer Körper sei aus Eis. Es war unmöglich. Sie konnte es einfach nicht über sich bringen. Sie würde einen kleinen Koffer packen, Lucy auf dem Rücksitz verstauen und die Stadt übers Wochenende verlassen. Sylvie würde enttäuscht sein - nein, wahrscheinlicher war, dass sie kochen würde vor Wut -, aber wenn sie sich wieder beruhigt hatte, würde sie Meredith verstehen. Oder doch nicht? Ein lautes Klopfen an ihrer Haustür ließ Meredith erschrocken zusammenfahren. "Ich komme schon", rief sie. Womöglich war es Sylvie, die ahnte, dass sie sich mit Fluchtgedanken trug. Aber zu ihrer Erleichterung war es Rose Carson. Rose hatte sie die ganze Woche über nicht gesehen, wusste aber von den Mädchen, dass sie bis zum Hals in Arbeit steckte. Und da Meredith sich nicht die Mühe machte zu kochen, wenn sie so viel um die Ohren hatte, hatte Rose ihr jeden Abend einen Teller mit ihren herrlichen Gerichten vor die Tür gestellt. Für Meredith war sie wie eine zweite Mutter, oder vielmehr wie die Mutter, die sie sich immer gewünscht hatte. Sie begrüßte Rose mit einer Umarmung und bat sie herein. "Ich wollte Sie anrufen, aber dann dachte ich, ich komme einfach selbst hoch", sagte Rose. "Oh, du meine Güte. Sie sehen ja absolut hinreißend aus, meine Liebe", rief sie erstaunt aus und betrachtete Meredith von Kopf bis Fuß. "Sie auch, Rose." Rose war immer attraktiv, aber heute Abend sah sie regelrecht aristokratisch aus. Sie trug ein elegantes silberfarbenes Kleid mit dezentem Ausschnitt. Trotz ihres Alters war sie eine wirklich hübsche Frau, und Meredith fragte sich, warum sie wohl nie wieder geheiratet hatte. "Danke, meine Liebe. Ab und zu trage ich gern schöne Sachen. Es bringt so viel Spaß, finden Sie nicht?" "Na ja, ich weiß nicht. Vielleicht ja, wenn ich den ganzen Abend über nur Champagner zu nippen bräuchte. Aber auf die Bühne zu gehen und sich vor allen versteigern zu lassen ..." Meredith seufzte und schob eine Locke über ihre Schulter zurück. "Ich glaube nicht, dass ich es tun kann, Rose. Wirklich." Rose sah sie einen Moment lang nur an, ohne etwas zu sagen. Dann griff sie nach Merediths Hand und hielt sie fest. "Ich weiß, dass Sie großes Lampenfieber haben müssen, Meredith. Das war nur zu erwarten." Rose lächelte. "Und die
Idee mit der Versteigerung ist natürlich im Grunde ziemlich albern, da stimme ich völlig mit Ihnen überein. Aber es ist für einen guten Zweck, nicht Wahr? Und außerdem glaube ich, dass die Erfahrung Ihnen gut tun wird. Denken Sie nicht an das Ganze, als ob es etwas Ernstes wäre. Tun Sie es einfach nur aus Spaß." "Lieber hätte ich eine Zahnbehandlung, nur so aus Spaß", meinte Meredith mit einem halbherzigen Lächeln. "Kommen Sie, Merri", ermunterte Rose sie mit dem Kosenamen, mit dem nur sie Meredith anreden durfte. "Denken Sie nicht an Sylvie oder den wohltätigen Zweck. Denken Sie nur an sich. Es ist eine Gelegenheit für Sie, die Flügel auszubreiten und ein wenig anzugeben. Tun Sie so, als ob Sie eine Schauspielerin wären. Haben Sie sich noch nie gewünscht, mal jemand anders zu sein? Zum Beispiel eine wagemutige, kühne Frau, die auf Teufel komm raus flirtet und die Herzen aller Männer bricht?" Rose zwinkerte ihr zu. "Nun, heute Abend ist Ihre große Chance. "Ja, genau das bin ich. Die große Herzensbrecherin", sagte Meredith seufzend, aber Roses Überredungskunst hatte gewirkt. "Hören Sie, Meredith. Sie haben doch Augen im Kopf, mein Kind!" rief Rose. "Sie müssen doch sehen, dass Sie unglaublich verführerisch sind. Ich bin sicher, sie werden die schönste Frau sein heute Abend. Und wer weiß, vielleicht treffen sie ja den Mann Ihrer Träume." „Jemand sollte ihn besser warnen, dass ich mich um Punkt Mitternacht wieder in Aschenputtel verwandle", erwiderte Meredith. Außerdem hatte sie den Mann ihrer Träume schon getroffen, hätte sie fast gesagt. Aber sie hatte ihn fortgeschickt. " Einige Männer lieben Apfeltorte, andere wieder ziehen Kürbisse vor. Das macht das Leben ja so interessant", meinte Rose mit einem Achselzucken. "Heißt das also, dass Sie kommen?" "Sie haben mich überredet, Rose", antwortete Meredith. Sie legte sich ihre Samtstola um die Schultern. "Sylvie wird uns sonst beide ermorden, und ich möchte nicht, dass Ihnen etwas geschieht. "Machen Sie sich um mich keine Sorgen, meine Liebe. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen", sagte Rose mit einem weiteren Zwinkern. Meredith hatte manchmal das seltsame Gefühl, dass sehr viel mehr in ihrer alten Freundin steckte, als sie alle glaubten. Sie konnte zwar nicht sagen, was das genau war, aber Rose hatte Geheimnisse vor ihnen, da war Meredith sicher. "Ach, ich hätte es fast vergessen. Die Brosche, die Sie mir geliehen haben", sagte Meredith und nahm eine Samtbox vom Tischchen neben der Tür. "Ich wollte sie heute Abend tragen. Helfen Sie mir damit?" " Mit Vergnügen." Sie steckte sie Meredith genau in die Mitte des Ausschnitts.
"Das i-Tüpfelchen", meinte sie und betrachtete das Ergebnis bewundernd. Und Meredith muss ihr Recht geben. Die Brosche sah aus, als ob sie für dieses Kleid entworfen worden wäre. Während Meredith noch das Schmuckstück ansah, überfiel sie plötzlich ein ganz seltsames Gefühl. Als ob eiskalte Finger ihre Wirbelsäule berührten. Sie erschauderte. Du bist nur ein bisschen nervös heute, sagte sie sich. "Das Kleid ist doch nicht zu ... zu tief ausgeschnitten, oder, Rose?" Etwas unsicher sah Meredith an sich herab. "Überhaupt nicht", versicherte ihr Rose. "Die Brosche ist wunderschön. Ich danke Ihnen, dass Sie sie mir noch ein wenig lassen." Meredith beugte sich vor und gab Rose einen Kuss auf die Wange. "Woher haben Sie sie? War sie ein Geschenk?" "Oh, das ist eine lange Geschichte, meine Liebe. Ich erzähle sie Ihnen irgendwann einmal. Aber ich möchte Ihnen jetzt schon sagen, dass sie mir immer Glück gebracht hat. Oh." Rose hielt ihre Armbanduhr hoch. "Es wird allmählich Zeit, Merri. Ich habe Sylvie versprochen, dass ich Sie um halb acht bei ihr abliefern würde. Wir gehen am besten." "Ja." Meredith nickte verzagt. Sie überprüfte kurz den Inhalt ihrer kleinen Seidentasche und ließ sie wieder zuschnappen. Sie war dankbar, dass Rose bei ihr war. Ihre besonnenen Worte hatten ihre Nerven beruhigt, und die Brosche hatte ihr irgendwie Mut gemacht. Als ob Roses gute Wünsche und warme Herzlichkeit sie jetzt beschützend umgäben. Sie berührte den Schmuck verstohlen wie einen geheimen Talisman und sah Roses wissendes Lächeln. Vielleicht werde ich den Abend ja doch noch überleben, dachte Meredith. Als Meredith und Rose das Hotel erreichten, war die Lobby bereits randvoll mit den Leuten, die an der Auktion teilnehmen wollten. Sie gingen in den Ballsaal, und dort verließ Meredith Rose, um sich, wie versprochen, hinter der Bühne nach Sylvie umzusehen. Als Sylvie sie zurechtgemacht hatte, durfte Meredith sich in der Lobby unter die Leute mischen. Wie ihre Freundinnen vorausgesagt hatten, wirkte sie plötzlich wie ein wandelnder Magnet auf alle Männer. Die Aufmerksamkeit, die ihr das andere Geschlecht schenkte, war unglaublich. Die Männer starrten sie regelrecht mit seltsam benommenem Gesichtsausdruck an. Manchen blieb sogar der Mund offen stehen. Einige der Männer, die sie überhaupt nicht kannte, fingen einfach ein Gespräch mit ihr an. Und einer ihrer Kollegen, ein Verkäufer namens Rob Reilly, der sich oft gebrüstet hatte, ein wahrer Frauenheld zu sein, machte sich mit der Feinfühligkeit eines Bulldozers an sie heran. Meredith amüsierte sich königlich, da Rob ihr bisher nicht die geringste Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Allmählich wurde ihr klar, dass er sie gar nicht wieder erkannt hatte. Als sie ihm sagte, wer sie war, erschrak er so heftig, dass Meredith nicht wusste, ob sie belustigt oder beleidigt sein sollte. War sie denn normalerweise wirklich so unscheinbar?
Sie schüttelte das Gefühl schnell ab und konzentrierte sich darauf, wie Rose ihr geraten hatte, die Rolle der Femme fatale zu genießen. Sie war einerseits geschmeichelt, andererseits aber entsetzt. Waren Männer wirklich so oberflächlich, dass eine Schicht Make-up und ein tiefer Ausschnitt genügten, um sie in einen Haufen lüsterner Dummköpfe zu verwandeln? Meredith ging wieder hinter die Bühne zurück und war überzeugt, dass sie unter den Junggesellen, die heute hier waren, ganz bestimmt nicht ihren Prinzen finden würde. Sie war die zweite auf der Versteigerungsliste. Während das erste Mädchen versteigert wurde, wartete Meredith hinter dem Vorhang und hielt den Atem an vor Aufregung. ... und die nächste junge Dame ist Schmuckdesignerin bei Colette Jewels und heißt Meredith Blair", hörte sie den Conferencier verkünden. Das war ihr Stichwort. Sie musste auf die Bühne. Meredith hatte das Gefühl, als ob ihre Füße am Boden festgewachsen wären. „Meredith, ist alles in Ordnung?" Meredith sah Sylvie hinter sich, brachte aber kein Wort hervor, sondern starrte ihre Freundin nur an. Sylvie nahm ihren Arm und führte sie zum Rand des Vorhangs. "Komm schon, Meredith, du schaffst es." " Aber, ich ..." Meredith hatte keine Zeit, ihren Satz zu beenden. Mit einem freundlichen Schubs wurde sie hinter dem Vorhang hervorbefördert und stolperte unwillkürlich weiter. Der Conferencier bekam glücklicherweise ihren Arm zu fassen und führte sie genau zu einem Punkt hinter dem Mikrofon. "Ist sie nicht hinreißend?" fragte er das Publikum. Die Antwort, ein Chor männlicher Pfiffe und Zurufe, ließ Meredith von Kopf bis Fuß erröten. „Sehen Sie ins Publikum, nicht auf Ihre Schuhe, meine Liebe", flüsterte der Conferencier ihr zu, wobei er geschickt das Mikrofon bedeckte. "Sie wissen schon, stellen Sie sich ein bisschen zur Schau", riet er. Sich zur Schau stellen? Meredith fand, er konnte froh sein, dass sie sich nicht sofort auf dem Absatz umdrehte und zum nächsten Ausgang rannte. Sie sah in die grellen Scheinwerfer hinunter und entdeckte zu ihrer Erleichterung, dass sie kaum irgendwelche Gesichter ausmachen konnte, und atmete insgeheim auf. Die Versteigerung konnte beginnen. Sie holte tief Luft und spürte, wie der Stoff sich über ihren Brüsten spannte. Das sollte die Preise eigentlich hochtreiben, dachtesie trocken. Und tatsächlich folgte ein Gebot dem anderen. Meredith war verblüfft, wie hoch der Preis für sie stieg. Und all das für einige Stunden ihrer charmanten Gesellschaft. Dann mischte sich plötzlich ein neuer Bieter ein, und sein Angebot war so unerwartet hoch, dass das Publikum ganz still wurde und Meredith nervös schluckte.
"Zum ersten, zum zweiten…“, sagte der Conferencier. Kein anderer Bieter nahm die Herausforderung an. Meredith wurde ganz schwindlig. Wer in aller Welt mochte diese astronomische Summe für sie geboten haben? "Verkauft!" rief der Conferencier. "Meinen Glückwunsch, Sir. Sie besitzen einen ausgezeichneten Geschmack, möchte ich hinzufügen. Nehmen Sie Ihren Gewinn bitte hinter der Bühne entgegen. Und ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Abend." Worauf das Publikum in lautes Gejohle ausbrach. Mit hochroten Wangen floh Meredith von der Bühne und schaffte es nur knapp, nicht über die vielen Blumenarrangements zu stolpern, die die Bühne schmückten. Schließlich befand sie sich wieder in wohltuender Dunkelheit. Ihre Aufregung während der Auktion war so groß gewesen, dass sie sich jetzt wie betäubt fühlte. Sie wartete, und man drückte ihr noch eine Flasche Champagner in die Hand, einen zusätzlichen Preis für ihren Bieter. Meredith nahm es kaum wahr. Mit klopfendem Herzen wartete sie darauf, den Mann zu sehen, der sie holen würde. Die tiefe, selbstbewusste Stimme war ihr merkwürdig vertraut vorgekommen, aber sie konnte sie mit keinem Gesicht in Verbindung bringen. Ob es ein Kollege von ihr war? Und plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer nackten Schulter. „Meredith?" Sie wirbelte herum und sah ungläubig Adam Richards vor sich stehen. Er trug einen schwarzen Frack zu einem weißen Hemd und einer dunkelroten Krawatte und sah unglaublich gut aus. Hatte Sylvie ihr nicht gesagt, dass er nicht kommen würde? "Adam …“, brachte sie hervor. "Was machen Sie hier?" Er lächelte auf seine langsame, sexy Art, und Meredith erschauerte unwillkürlich. "Man hat mir gesagt, ich könnte hinter der Bühne meinen Preis abholen. Erinnern Sie sich?" erwiderte er schlicht. Er sah sie immer noch an und kam sogar ein wenig näher. Jetzt lächelte er nicht mehr. Meredith fiel es schwer zu atmen. Das war unmöglich. Es musste sich um einen Irrtum handeln. Adam Richards konnte sie unmöglich ersteigert haben. "Nein, nicht Sie ..." Meredith seufzte und presste die Hand gegen die Stirn. "Alle, nur Sie nicht", stieß sie hervor. "Meredith, Sie sind so erfrischend ehrlich", sagte er lachend. "Mein armes Ego wird sich wohl irgendwie daran gewöhnen müssen, schätze ich." Erst jetzt wurde ihr klar, wie das für ihn geklungen haben musste. "Oh, entschuldigen Sie. Ich wollte Sie nicht beleidigen." Sie begegnete seinem anerkennenden Blick, und ihr stockte der Atem. "Kommen Sie. Lassen Sie uns von hier verschwinden." Adam beugte den Kopf und flüsterte ihr ins Ohr. "Sie sehen aus, als ob Sie frische Luft nötig hätten."
Er legte ihr den Arm um die Taille, und sie erlaubte ihm, sie an sich zu drücken, während er sie durch die Menge hinter der Bühne führte. Es war angenehm, neben ihm zu gehen. Sie musste sich keine Gedanken machen, wo es lang ging, und sie hatte das Gefühl, bei ihm sicher zu sein. Schließlich erreichten sie die Hotellobby vor dem großen Ballsaal. Meredith blieb stehen und holte tief Luft. "Danke", sagte sie schüchtern. "Ich schätze, ich bin nicht fürs Showgeschäft geschaffen." Er lächelte und ließ sie los. Ein Gentleman, dachte Meredith, der seinen Vorteil nicht auszunutzen versucht. Dennoch musste sie insgeheim zugeben, dass es sich gut angefühlt hatte, als sein Arm ihre Taille umfasst hatte. "Na, ich weiß nicht. Ich finde, Sie haben sich sehr gut gehalten. Und Sie haben in jedem Fall das nötige Aussehen für die Rolle. Wirklich hinreißend, das muss ich sagen", fügte er in ernstem Ton hinzu. Meredith wusste, dass sie meistens viel zu naiv war, aber der leidenschaftliche Blick in seinen Augen fiel jetzt sogar ihr auf. Aus irgendeinem Grund ging ihr sein Kompliment - und seine Reaktion gegen den Strich. Statt geschmeichelt zu sein, war sie verärgert. Sie hatte gehofft, dass er anders wäre als die anderen Männer. Aber ein bisschen roter Lippenstift und ein tiefer Ausschnitt genügten, damit er sein wahres Ich enthüllte. "Ich wette, Sie haben mich gar nicht wieder erkannt", sagte sie gereizt und legte sich die Stola so um, dass sie Ausschnitt und Schultern völlig bedeckte. "Sie hätten mich fast hereingelegt", gab er zu. "Aber ich habe Sie dann gerade noch rechtzeitig erkannt, oder?" Meredith wich seinem Blick aus. "Nun, ich hoffe, ich enttäusche Sie nicht damit, aber das Kleid ist nur geborgt. Und unter dem ganzen Make-up bin ich immer noch so wie immer." "Das will ich auch hoffen", sagte er leise. Er lehnte sich gegen die Wand, verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie auf eine Weise an, die sie nervös machte. Meredith sah zögernd zu ihm auf. "Warum haben Sie für mich geboten?" fragte sie geradeheraus. Sie konnte kaum glauben, dass sie die Frage gestellt hatte, aber ihr plötzlicher Mut tat ihr gut. Vielleicht hatte Rose Recht. Vielleicht hatte ihr heutiger Auftritt als Herzensbrecherin wirklich ihr Selbstvertrauen gestärkt. Er überlegte. "Das ist eine gute Frage", sagte er schließlich. "Wahrscheinlich, damit niemand anders Sie bekommt", gab er zu. "Sie schienen sich da oben ziemlich unbehaglich zu fühlen. So, als ob Sie tapfer Ihre Pflicht für einen wohltätigen Zweck täten, aber…“ „Also beschlossen Sie, mich zu retten, meinen Sie?" „So habe ich es nicht betrachtet, aber man kann es wohl so ausdrücken, nehme ich an. Mir gefallen diese Auktionen nicht. Ich weiß, es ist für einen guten Zweck, aber ich hatte eigentlich nicht vorgehabt, heute zu kommen." "Aber Sie sind doch gekommen."
„Stimmt. Und der Rest ist Geschichte." Er lächelte. Sie holte tief Luft. Wenn sie ihm weiterhin so in die Augen blickte, würde sie verloren sein. Reiß dich zusammen, Meredith, ermahnte sie sich. "Und was geschieht jetzt?" fragte sie. "Sagen Sie es mir. Möchten Sie zu Abend essen oder irgendwo etwas trinken?" Beide Möglichkeiten jagten Meredith eine Heidenangst ein. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, und andererseits wollte sie sich nicht anmerken lassen, wie sehr schon seine harmlosen Einladungen sie aus der Fassung brachten. Immerhin hatte er ein Recht auf ihre Gesellschaft, besonders nach der Summe, die er für sie bezahlt hatte. Aber sie wollte nicht diejenige sein, die eine Entscheidung traf. "Es ist Ihr Abend", erwiderte sie. "Ich bin nur der Preis, den man mit nach Hause nehmen darf." Adam sah sie nachdenklich an. "Dann bringe ich Sie wohl am besten nach Hause", sagte er und bot ihr seinen Arm. "Mein Wagen ist vor dem Hotel geparkt." Meredith schluckte mühsam und nahm seinen Arm. Meinte er sein Zuhause oder ihrs? Er machte eigentlich nicht den Eindruck eines rücksichtslosen Verführers, aber wenn er nun dachte, er hätte für mehr gezahlt als für einige Stunden freundlicher Konversation? "Meredith, Ihre Hände sind ja eiskalt", bemerkte er und bedeckte ihre Finger mit seiner großen, warmen Hand. "Soll ich Ihnen meine Jacke geben?" "Nein, mir ist nicht sehr kalt', versicherte sie ihm. Sie standen am Ausgang der großen Lobby, und Adam reichte einem Angestellten seinen Parkschein. Als der Wagen gebracht wurde, führte Adam sie hinaus und half ihr auf den Beifahrersitz seines eleganten schwarzen Sportwagens. Meredith war noch nie in so einem Auto gefahren. Heute schien ein Abend der neuen Erfahrungen zu sein. Die Ledersitze waren sehr bequem, und zu ihrer Überraschung war viel Raum für ihre langen Beine da. Sie ließ die Champagnerflasche auf den Boden neben ihren Füßen gleiten und verschränkte unbewusst die Arme vor der Brust. Adam startete den Motor und lenkte den Wagen die Hotelauffahrt hinunter. Meredith lehnte sich zurück und gab sich Mühe, gelassen zu wirken, obwohl sie immer noch nicht wusste, wo er sie hinfahren würde.
4. KAPITEL
"Wohin soll ich also fahren?" fragte Adam. "Wie bitte?" "Wie kommt man von hier zu Ihnen nach Hause? Wohnen Sie in der Stadt?" Er lenkte den Wagen geschickt in den dichten Verkehr des Stadtzentrums. "Ja ... es ist gar nicht weit von hier", versicherte sie ihm. Insgeheim atmete sie auf. Also dachte er nicht daran, sie zu sich zu fahren. Was für eine Erleichterung! "Ich wohne am Amber Court in der Nähe des Ingalls Parks. Wissen Sie, wie man da hinkommt?" "Das ist eine schöne Gegend", sagte er. "Ich gehe oft dort spazieren oder jogge um den See herum." "Ich auch. Meistens zusammen mit Lucy. Sie kann nicht so leicht Schritt halten, aber es gefällt ihr sehr." „Lucy? Ist das eine Freundin von Ihnen?" Meredith wollte ihm gerade erklären, dass Lucy ihre Hündin war, aber dann ging ihr auf, dass sie das Missverständnis zu ihren Gunsten ausnützen könnte. "Ja. Eine sehr gute Freundin", stammelte sie. "Wir wohnen zusammen." "Oh, Sie haben eine Mitbewohnerin?" Bildete sie sich das nur ein, oder klang er wirklich ein wenig enttäuscht, dass sie nicht allein lebte? Meredith unterdrückte ein Lächeln. "Ja, wir teilen uns die Wohnung." Es war nicht einmal gelogen. "Sie ist ein echter Kumpel, und ich bin sicher, sie wartet auf mich. Lucy schlief bestimmt schon längst und schnarchte wahrscheinlich glücklich dabei. Aber jetzt ging es darum, Adam einen falschen Eindruck zu vermitteln. "Es ist schön, gute Freunde zu haben, mit denen man am Ende des Tages seine Sorgen besprechen kann, meinen Sie nicht?" sagte er. "Oh, ja. Sehr schön", erwiderte sie leise. Und sie dachte nicht an Lucy, sondern an ihn. Wie es wohl sein mochte, am Abend nach Hause zu kommen und mit ihm über ihre Sorgen zu sprechen? Sei nicht albern, tadelte sie sich und verdrängte den Gedanken. Hier im Wagen waren sie sich sehr nah. Meredith versenkte Sich nachdenklich in Adams Anblick. Er sah wirklich unglaublich attraktiv aus - so stark und männlich. Sie spürte, wie sehr sie von ihm angezogen wurde. Dabei musste er gar nichts Besonderes tun oder sagen. Allein seine Gegenwart ließ sie bis ins Innerste ihrer Seele erzittern. Sie war verloren. "Hier müssen Sie abbiegen. Hier ist Amber Court", sagte sie. "Das Haus liegt in der Mitte. Nummer 20."
Er hielt den Wagen, stellte den Motor ab und half Meredith heraus. Sie holte ihre Hausschlüssel heraus und öffnete die schwere Holztür, die in das hübsche Marmorfoyer führte. "Sie müssen wahrscheinlich gleich weiter, nicht? Also gute Nacht", sagte sie und wandte sich zu ihm um. Er stand sehr dicht neben ihr. So dicht, dass er sich nur vorzubeugen brauchte, um sie zu küssen - wenn er wollte. Sie trat einen Schritt zurück und sah zu ihm auf. Dann bemerkte sie, dass sie immer noch die Champagnerflasche in der Hand hielt. "Oh, hier. Das hätte ich fast vergessen", sagte sie. "Es gehört zu Ihrem Gewinn." "Danke." Er nahm die Flasche, ohne weiter darauf zu achten. Sein Blick ruhte auf Meredith. "Ich muss gleich nirgendwo sein. Ich würde unseren Abend gern fortsetzen. Aber an Champagner liegt mir nicht viel. Möchten Sie ihn nicht behalten?" Sie schüttelte den Kopf. "Ich mag ihn auch nicht besonders. Normalerweise bekomme ich davon Kopfschmerzen." Er lachte. "Ich auch." Ihre Blicke trafen sich, und Meredith spürte, wie ihr die Knie weich wurden. "Wie ist es mit Kaffee?" fragte sie leise. "Kaffee? Davon bekomme ich nie Kopfschmerzen." "Nein, ich meine, möchten Sie welchen?" fragte sie schüchtern. Warum tue ich das? dachte sie. Zuerst sah er überrascht aus und dann sehr erfreut. Ihr Herz machte einen Sprung. "Ich würde sehr gern einen Kaffee trinken, wenn es Ihnen nicht zu viele Umstände macht." "Nein, überhaupt nicht", versicherte sie ihm und ging ihm zum Aufzug voraus. "Wird Ihre Freundin nichts dagegen haben?" Er sah auf die Uhr. "Es ist immerhin ziemlich spät." "Lucy wird es nichts ausmachen. Sie lernt gern neue Leute kennen. " "Dann komme ich gern." Sie standen nebeneinander im Aufzug, der sie in den zweiten Stock fuhr. Es war fast Mitternacht, stellte Meredith fest. Die Zauberstunde in fast allen Märchen. Sie öffnete die Tür zu ihrer Wohnung und hörte das leise Geräusch von Lucys Pfoten, als sie aus dem Schlafzimmer kam, um sie zu begrüßen. "Hi, Süße", sagte Meredith, hockte sich neben ihr hin und kraulte sie. "Hast du dich schon wieder auf mein Bett gelegt, kleiner Frechdachs?" Lucy leckte Meredith liebevoll die Hand, war aber deutlich mehr interessiert an Adam. Sie schnupperte an seinen Beinen und Händen und sah hechelnd zu ihm auf. "Hallo. Was bist du für ein hübscher Hund", sagte Adam. Er sah Meredith fragend an. "Wie heißt er denn?" Meredith richtete sich auf. "Lucy", antwortete sie und biss sich auf die Unterlippe, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. Zunächst war er nur verwirrt, dann runzelte er die Stirn und stieß ein amüsiertes Lachen aus. "Hallo, Lucy",
sagte er mit noch größerer Begeisterung. "Freut mich sehr, dich kennen zu lernen, altes Mädchen." Meredith erwiderte sein Lächeln und ging in die Küche, um die Kaffeemaschine anzustellen. Wenigstens hat er Sinn für Humor, dachte sie. So viel muss man ihm lassen. "Ihre Wohnung ist sehr schön", sagte Adam, als er sich zu ihr gesellte. "Mir gefällt die Art, wie Sie sie eingerichtet haben." Meredith hielt sich eigentlich nicht für den häuslichen Typ. Die Einrichtung war eher schlicht und im modernen Stil gehalten, mit Ledercouch und -sessel. Auf dem Holzfußboden lag ein handgewebter Teppich. Ansonsten gab es nur noch Poster von Kunstausstellungen an den Wänden und hier und da eine ihrer eigenen Skulpturen. Der Raum neben dem L-förmigen Wohnzimmer war eigentlich als Esszimmer gedacht, aber Meredith benutzte ihn als Atelier. Dort stand ihr Zeichentisch mit dem Werkzeug. Manchmal nahm sie sich Arbeit mit nach Haus oder beschäftigte sich mit ihren eigenen Kunstwerken, für die sie Skizzen und Modelle anfertigte. Die Endprodukte waren ziemlich groß, und da sie aus zusammengeschweißtem Metall bestanden, hatte Meredith sich einen Atelierraum in einem Speicher in der Stadt gemietet, wo sie ihre Werke unterbrachte und wo sie ohne Probleme eine Lötlampe benutzen konnte. Sie brachte ein Tablett mit dem Kaffee herein und stellte fest, dass Adam sich in ihrem Atelier umsah. Er kam ins Wohnzimmer zurück und setzte sich neben sie auf die Couch. "Haben Sie die Skulpturen angefertigt, Meredith?" fragte er und nahm die Kaffeetasse von ihr entgegen. Sie nickte. "Die meisten davon sind schon ein paar Jahre alt. Inzwischen arbeite ich an sehr viel größeren Stücken, und sie sind meistens aus Metall. Ich habe einen Speicherraum in der Nähe des Flusses gemietet und gehe an den Wochenenden hinunter oder wann immer ich Zeit habe." "Diese Entwürfe sind sehr interessant." Er nahm eine der Skulpturen in die Hand und betrachtete sie näher. "Man bekommt ein Gefühl der Tiefe, und mir gefällt die Art, wie die Linien nach oben zu fließen scheinen", sagte er. "Verkaufen Sie Ihre Werke durch eine Galerie?" Meredith lächelte und schüttelte den Kopf. "So gut bin ich nicht, Adam. Ehrlich." "Unsinn. Sie sind sehr gut. Sehr talentiert. Ich würde gern mehr von Ihren Arbeiten sehen. Darf ich?" Sie zuckte die Achseln. "Natürlich. Sie können ja einmal mit mir ins Atelier kommen, wenn Sie möchten." Dieses "Einmal" würde es nicht geben, da war sie sicher. Er versuchte nur, nett zu sein und freundliche Konversation zu betreiben. Ein wenig Make-up war ihr ins Auge geraten, und sie wischte mit einem Papiertaschentuch daran herum. "Stimmt etwas nicht?" fragte Adam besorgt und beugte sich näher zu ihr. "Nein, nein. Ich bin nur nicht daran gewöhnt, so viel Make-up zu tragen."
"Warum nehmen Sie es dann nicht ab?" schlug er vor. "Ich warte so lange." "Macht es Ihnen bestimmt nichts aus? Es dauert vielleicht eine Weile. "Oberhaupt nicht. Außerdem muss ich zugeben, dass Sie mir besser gefallen ohne ... all das Zeug auf Ihrem Gesicht." Sie nickte resigniert. "Ich bin eben nicht zum Supermodel geschaffen, stimmt's?" Er nahm impulsiv ihre Hand in seine. "So habe ich das nicht gemeint, Meredith", sagte er sanft. "Ich bin sicher, es hat Ihnen Spaß gemacht, den Männern heute Abend den Kopf zu verdrehen. Sie sehen wirklich umwerfend aus. Aber Sie brauchen kein Make-up oder ein tief ausgeschnittenes Kleid, um attraktiv auszusehen. Außerdem glaube ich nicht, dass dieser Barbiepuppenstil Ihnen besonders liegt. Habe ich Recht?" Sie sah ihn fasziniert an. "Ja", gab sie mit einem kleinen Lachen zu. "Das passt überhaupt nicht zu mir." " Mir selbst gefällt er nicht besonders", fügte er hinzu. "Ich habe es gern ein wenig geheimnisvoller, wenn ich eine Frau ansehe. So, wie die meisten Frauen heute angezogen waren, fand ich es etwas zu ... offensichtlich. "Sie müssen so ziemlich der einzige Mann gewesen sein, der das so sah." "Mag sein." Er zuckte die Achseln. "Vielleicht bin ich altmodisch, aber wenn ich mit einer Frau zusammen bin, gefällt es mir nicht, wenn sie sich vor aller Welt entblößt. Einige Dinge sollte man für ganz private Momente aufheben, wenn zwei Menschen allein sind. Sonst wäre eine intime Beziehung doch gar nichts Exklusives, oder?" Meredith wusste nicht, was sie sagen sollte. Intime Beziehung? Exklusiv? Private Momente? Wie waren sie nur auf so ein Thema gekommen? Der bloße Gedanke an solche Worte machte sie wieder ganz nervös. „Ich bin gleich wieder da", versprach sie hastig. "Keine Eile. Ich sitze hier einfach und unterhalte mich ein bisschen mit Lucy." Sie lachte und eilte in ihr Schlafzimmer. Sie mochte ihn. Sehr sogar. Und er war hier, in ihrer Wohnung, und wartete auf sie im Zimmer nebenan. Genauso, wie sie es sich vorgestellt hatte. Das ist keine gute Idee, sagte sie sich streng und befreite ihr Haar von den diversen Kämmen und Haarnadeln. Sie wusch ihr Make-up in Rekordzeit ab und tauschte ihr Abendkleid gegen Jeans und Pullover. Sie überlegte noch, ob sie ihre Brille aufsetzen sollte, aber dann entschied sie sich doch für die Kontaktlinsen. Sie hatte sie einige Stunden täglich eingesetzt, um sie zur Auktion tragen zu können, und sie störten sie jetzt nicht mehr. Die Kontaktlinsen gehören zu den angenehmen Dinge, die sich aus der heutigen albernen Komödie ergeben hatten. Sie holte noch einmal tief Luft, bevor sie zu Adam zurückging. Sie würde einfach noch ein wenig mit ihm plaudern und ihn dann dazu überreden, sich zu
verabschieden. Er würde freundlich darauf eingehen und keine Schwierigkeiten machen - oder? Als sie ins Wohnzimmer kam, saß Lucy neben Adam auf der Couch, den Kopf auf seinem Knie und die Augen halb geschlossen, während er ihr die Ohren kraulte. "Sie ist wirklich ein großartiger Hund", sagte er lächelnd. " Ja, sie ist ein Schatz", erwiderte Meredith. "Obwohl sie bei Fremden eigentlich nie so schnell zutraulich wird." Selbst Hunde lieben ihn, dachte sie. "Noch etwas Kaffee, Adam?" fragte sie und setzte sich. Wenn er ablehnte, würde sie bald anfangen, verstohlen zu gähnen. Das sollte eigentlich genügen. "Nein, danke." Er wandte sich zu ihr um, und ihr fiel auf, dass er seine Krawatte gelöst und die obersten Knöpfe seines Hemdes geöffnet hatte. Meredith konnte ein paar dunkle Härchen sehen. Plötzlich wurde ihr Mund ganz trocken, und sie wandte hastig den Blick ab. "Ich frage mich, was die anderen Bieter und ihre Preise jetzt tun", sagte er und sah auf die Uhr. " Ja." Meredith war zuerst entsetzt gewesen, als sie begriff, dass Adam sie gewonnen hatte. Aber jetzt wurde ihr klar, dass es nicht besser hätte kommen können. Er benahm sich wie ein Gentleman und erwartete keine besonderen Gunstbezeugungen von ihr. Ganz anders als manche der anderen Männer, mit denen sie sonst vielleicht den Abend verbracht hätte. Die Vorstellung ließ sie schaudern. „Ich möchte Ihnen danken, weil Sie für mich geboten haben. Ich nehme an, dass ich noch ganz glimpflich davongekommen bin", sagte sie. "Keine Ursache." Er lächelte, lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Die Muskeln seiner Arme spannten sich unter dem dünnen Stoff seines Hemds. "Meine ritterliche Tat für diese Woche", meinte er. "Außerdem ist der Abend noch nicht vorbei." Der verführerische, neckende Ton seiner Stimme ließ Meredith unwillkürlich erzittern. Sie räusperte sich nervös und setzte sich ein wenig gerader auf. War er ein wenig näher zu ihr gerutscht, oder bildete sie sich das nur ein? "Ich habe Ihnen heute einen Gefallen getan", sagte er. "Und jetzt können Sie mir einen tun, Meredith." "Ja? Und was hatten Sie da im Sinn?" Selbst in ihren Ohren klang ihre Stimme etwas zu spröde, aber sie konnte nichts dagegen tun. Er lachte. "Nichts Unziemliches, das verspreche ich Ihnen. Ich möchte nur, dass Sie wieder für mich arbeiten, mehr nicht. Das Muster der Krawattennadel war vollkommen." "Danke. Ich freue mich, dass sie Ihnen gefallen hat", sagte sie ehrlich. Aber ich kann wirklich nicht an den anderen Stücken arbeiten, Adam. Ich habe einen sehr dringenden Auftrag für eine ganz neue Kollektion bekommen, und man hat mir gesagt, ich solle mich völlig darauf konzentrieren."
"Ja, das hat die andere Designerin mir auch gesagt. Wie hieß sie noch? Andrea?" "Anita", verbesserte sie ihn knapp. Also hatten sie ihm tatsächlich Anita zugewiesen. Meredith wurde von einem Anflug heftigster Eifersucht gepackt und ärgerte sich gleichzeitig über ihre Reaktion. "Ja, das hat Anita mir auch gesagt. Aber warum haben Sie auf keinen meiner Anrufe geantwortet?" "Es tut mir Leid. Ich war diese Woche wirklich sehr beschäftigt, und ich wusste, dass jemand anders mit Ihnen arbeiten sollte. " Er nickte nachdenklich. "Und der Pullover? Den hätten Sie mir nicht zurückzuschicken brauchen. Hat er Ihnen nicht gefallen?" "Natürlich hat er mir gefallen. Ich fand ihn sogar wunderschön. " "Warum haben Sie ihn dann zurückgeschickt?" fragte er ehrlich verblüfft. Er fuhr sich mit der Hand durch das dichte dunkle Haar. Es sah so weich aus, dass Meredith einen Moment in Versuchung geriet, dasselbe zu tun. Sie wandte sich hastig ab. Es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren, wenn er ihr so nah war. Jede seiner Bewegungen, jeder seiner Atemzüge lenkte sie ab. "Das Geschenk war zu teuer und kam völlig unerwartet", sagte sie verlegen. "Das gilt meist für die besten Geschenke", erwiderte er mit einem Lächeln. Meredith sah ihn ernst an. "Ich fand, das Geschenk war nicht angemessen, Adam. Wenn man unsere Beziehung bedenkt." "Es war nicht geschäftsbezogen und unpersönlich genug, meinen Sie?" Er lächelte nicht mehr, aber Meredith hatte immer noch das Gefühl, dass er sie insgeheim neckte. "Ja, das stimmt." "Na ja, wenn Sie nicht mehr für mich arbeiten wollen, dann haben wir ja keine geschäftliche Beziehung mehr, Meredith. Also hätten Sie das Geschenk ruhig behalten können." Sie presste eine Hand gegen die Stirn. Er machte sie ganz schwindlig mit seiner Logik. "Ich kann nicht für Sie arbeiten, Adam. Wie ich schon sagte, man hat mir ein ganz spezielles Projekt übertragen. Eine sehr dringende Arbeit." "Ich warte einfach, bis Sie damit fertig sind. Wenn es eine so dringende Arbeit ist, wird das ja nicht mehr so lange dauern, oder?" Er schien für alles eine Antwort parat zu haben, wenn er etwas erreichen wollte. Aber anders wurde man wahrscheinlich auch nicht reich und erfolgreich, oder? "Ich fühle mich sehr geschmeichelt, Adam. Wirklich", sagte sie. Aber die anderen Designer in meiner Abteilung sind beide sehr, sehr gut. Ich bin sicher, Anita wird genau das tun, was Sie wollen. " Und nicht nur im Büro, daran zweifelte Meredith keinen Moment. "Ich bin sicher, dass sie sehr gut ist in ihrem Job, aber nicht so gut wie Sie. Und Sie tun nicht genau das, was ich will, Meredith. Sie tun, was Sie wollen,
und es wird sehr viel besser als alles, was ich hätte vorschlagen können. Das ist der Unterschied." "Danke." Seine Argumente untergruben allmählich ihre Entschlossenheit. Aber auch seine Anziehungskraft auf sie tat ein Übriges. Meredith hasste die Vorstellung, ihn nie wieder zu sehen. Wenn sie diesen Auftrag ablehnte, würde sie keine Ruhe mehr finden, weil sie ständig an ihn und Anita würde denken müssen. "Ich schätze, ich werde es irgendwie schaffen. Ich muss nur meinen Boss davon überzeugen, dass ich beide Aufträge gleichzeitig erledigen kann", gab sie nach. "Wunderbar. Ich habe gehofft, dass ich Sie überreden könnte. " Jetzt gab es kein Zurück mehr. Die endgültige Entscheidung war gefällt. Meredith lächelte unsicher. "Na ja, ich schuldete Ihnen noch einen Gefallen für heute Abend." "Ja, das stimmt. Aber jetzt sind wir quitt." Sie nickte. Er sah ihr immer noch tief in die Augen, und ihr Herz fing an, wie rasend zu klopfen. Sein Gesicht war ihrem so nah, dass sie die Wärme seines Körpers fühlen konnte und den Duft seines Rasierwassers roch. Er rückte näher und legte ihr einen Arm um die Schulter. Meredith wollte sich von ihm lösen, aber sein Blick hielt sie gefangen. Adam strich ihr sanft eine Locke aus der Stirn. "Ich liebe deine Haarfarbe", sagte er leise. "Sie ist so ungewöhnlich. Aber ich werde dich nicht einmal fragen, ob sie von Natur aus so ist, weil ich sicher bin, dass sie es ist", fügte er lächelnd hinzu. Alles an dir ist natürlich und echt. Alles ist ungekünstelt und wunderschön." Adams schlichte Worte rührten sie zutiefst. Dass er sie duzte, störte sie seltsamerweise in diesem Moment nicht. Sie spürte instinktiv, dass er ehrlich war und nicht nur sagte, was sie gern hören wollte. Aber mehr noch als das, wusste sie, dass er ihr wahres Ich sah. Er sah an der Verpackung vorbei und erkannte, wie sie wirklich war. Und er schien sich wirklich zu ihr hingezogen zu fühlen. Sie hob die Hand und berührte seine Wange. Als er sich zu ihr herabbeugte und ihre Lippen sich trafen, war sie überhaupt nicht überrascht. Ihr wurde klar, dass sie sich schon seit langer Zeit gewünscht hatte, dass er sie küssen würde. Vielleicht sogar schon seit dem Moment, als sie sich getroffen hatten. Die Berührung mit seinem Mund war aufregender als alles was sie je erlebt hatte. Bevor sie auch nur daran denken konnte, sich von ihm loszumachen, waren ihre Sinne überwältigt worden und sie vergaß jede Zurückhaltung. Sein Kuss war weder vorsichtig noch zögernd. Adam presste seinen Mund voller Leidenschaft auf ihren, und als er spürte, wie sie nachgab, stöhnte er tief in der Kehle auf und umarmte sie fest. Erregt schmiegte sie sich an ihn und erwiderte seinen Kuss mit der gleichen Glut.
Sie hatte das Gefühl, in seiner Umarmung dahin zu schmelzen, und kam sich schwerelos und frei vor. Alle Zweifel und Hemmungen wurden von einer Flut von Empfindungen weggespült. Allmählich sank Meredith auf der Couch immer tiefer, bis sie schließlich unter Adam lag. Er streichelte ihre Arme, ihre Brüste, immer verlangender strich er über ihren ganzen Körper. Meredith sehnte sich genauso danach, ihn zu berühren, seine festen Muskeln und die warme Haut unter seinem Hemd zu spüren. Er fühlte sich so gut an, so warm, so wirklich. Er löste sich leise keuchend von ihren Lippen und küsste ihren Hals immer tiefer bis zum Ansatz ihrer Brüste. Hastig schob er den Pullover beiseite, so dass er ihre Schultern und ihre Brust sehen konnte. Sanft presste er den Mund auf die aufgerichteten Brustspitzen. Meredith erschauerte und schlang die Arme um seine Taille. Wieder küsste er sie tief und sinnlich auf den Mund, und Meredith erwiderte seinen Kuss voller Hingabe. Er presste sich gegen sie, und als sie seine Erregung spürte, schmiegte sie sich sehnsüchtig an ihn. Was geschah nur mit ihr? Eine ferne Stimme, kaum hörbar, schien sie warnen zu wollen. Was als harmloser Gutenachtkuss begonnen hatte, hatte sich zu einer wahren Kernreaktion ausgewachsen. Als ob man ein Streichholz an ein Pulverfass gehalten hätte, reichte ein einziger Kuss, um beide in Flammen aufgehen zu lassen. Genauso hatte es auch mit Jake angefangen. Ein Kuss, und sie war sein - mit Leib und Seele. Es hatte sie so plötzlich überwältigt, dass ihr keine Zeit zum Oberlegen blieb. Aber das hätte wahrscheinlich auch nichts genützt, da sie Jake und ihren Gefühlen für ihn vertraute. Aber jetzt war sie klüger geworden. Sehr viel klüger. Und obwohl ihr Verlangen nach Adam sogar stärker war als das nach Jake, brachte sie in letzter Minute die Kraft auf, sich von ihm zu lösen. Adam ließ sie augenblicklich los, als er ihre Abwehr spürte. Er hob den Kopf und sah sie fragend an. "Meredith? Alles okay?" Sie lag unter ihm, den Kopf zur Seite gedreht, seufzte und drückte mit den Händen sanft gegen seine Schultern. "Es ist nicht richtig ... Ich möchte nicht. Lass mich los. Bitte." Adam sah sie überrascht an, löste sich aber sofort von ihr und setzte sich auf. Er stieß langsam den Atem aus und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. "Es tut mir Leid", sagte er schließlich. "Ich wollte dir nur einen Gutenachtkuss geben. Ich hatte nicht vor, die Sache so weit zu treiben. Glaub mir, das Letzte was ich wollte, war, dir Angst einzujagen. " Meredith stand auf und ging ein paar Schritte von ihm fort. Sie wollte nicht, dass er sah, wie sehr seine Küsse sie aufgewühlt hatten. Und er brauchte auch nicht zu wissen, wie sehr sie ihn begehrte. "Du hast mir keine Angst eingejagt", sagte sie leise. "Ich mag dich, Adam, wirklich. Aber ich möchte mich nicht auf diese Weise mit dir einlassen."
Er hob erstaunt die Augenbrauen. "Nein? So kam es mir eben gerade nicht vor." "Das kann ich mir auch nicht erklären", sagte sie, obwohl sie es in Wirklichkeit nur nicht erklären wollte. "Du wirst mir einfach glauben müssen. Sonst kann ich auch deinen Auftrag nicht übernehmen. " Er nickte ernst, und sie fragte sich, ob er böse auf sie war. "Hast du einen Freund oder so? Ich meine, hast du eine feste Beziehung?" "Nein, ich habe keinen Freund", sagte sie. "Das ist es nicht." Adam sagte eine Weile nichts, dann stand er auf und griff nach seiner Jacke. Er sah ein wenig müde aus mit seinem zerzausten Haar und dem nicht mehr so glatt rasierten Kinn, aber sogar noch attraktiver und begehrenswert, wenn das überhaupt möglich war. „In Ordnung", sagte er langsam. "Dann gehe ich am besten.", Die ganze Zeit hatte sie gehofft, dass er ging, aber jetzt, als er ihr endlich den Gefallen tun wollte, hätte sie ihn am liebsten aufgehalten. Sei nicht blöd, sagte sie sich wütend. Er ging zur Tür, und Meredith folgte ihm bedrückt. "Gute Nacht, Meredith." Er zog seine Jacke an und öffnete die Tür. "Ich rufe dich an." Sie sah ihn forschend an. Er schien nicht wütend auf sie zu sein, wie sie geglaubt hatte. Er war völlig ruhig und gelassen, für einen so beharrlichen Menschen sehr ungewöhnlich. Als ob er sich sagte, dass er zwar die Schlacht verloren hatte, aber den Krieg noch nicht aufgab. "Ubrigens', sagte er, als er in den Flur hinaustrat. "Ich bin froh, dass ich heute Abend zur Auktion gekommen bin. Es hat sich als sehr interessant herausgestellt." Sie wusste, dass es nicht der Augenblick war, um ihn herauszufordern, aber sie konnte sich nicht zurückhalten. "Bist du am Ende für dein Geld entschädigt worden?" "Ohne Zweifel. Es könnte sich sogar als eine meiner besten Investitionen herausstellen." Er lächelte sie viel sagend an, und Meredith errötete prompt. Zum Kuckuck mit dir, Adam Richards, schimpfte sie innerlich. Er sah entschieden selbstgefällig aus, als er sich umdrehte und den Flur hinunterschlenderte. Meredith knallte schnell die Tür zu und fluchte im Stillen.
5. KAPITEL Das ganze Wochenende über fragte sich Meredith, ob sie je wieder etwas von Adam hören würde. Sie schaltete für alle Fälle ihren Anrufbeantworter ein, um nicht mit ihm sprechen zu müssen. Aber als er nicht anrief, war sie unerklärlicherweise enttäuscht. Vielleicht war er zu dem Entschluss gekommen, sich doch nicht mit ihr einzulassen. Ein Mann wie Adam konnte fast jede Frau haben, die er wollte. Er brauchte sich nicht um eine zu bemühen, die ihm nur das Leben schwer machen würde. Am Montagmorgen war sie davon überzeugt, dass sie Adam das letzte Mal gesehen hatte und dass er ihr wahrscheinlich nicht einmal den Auftrag übergeben würde. Und so war sie ziemlich überrascht, als Anita Barnes zu ihr ins Büro kam und ihr die Skizzen und Notizen für Adams Auftrag zurückbrachte. Wie es schien, hatte Adam Frank direkt angerufen und alles Nötige arrangiert. Anita war ein wenig beleidigt, wie nicht anders zu erwarten war, aber Meredith ignorierte es. Das nächste Mal wird sie mehr Glück haben, dachte sie nur, als ihre Kollegin rnajestätisch aus dem Büro segelte. Also hatte sie ihn doch nicht völlig abgeschreckt. Aber hatte er auch begriffen, dass sie keine romantische Beziehung mit ihm wollte? Das würde sich noch zeigen. Adam drängte sie nicht, da er wusste, wie viel sie mit ihrer Kollektion zu tun hatte, aber sie war sicher, dass sie an beiden Projekten gleichzeitig arbeiten konnte, und so rief sie ihn am Montagnachmittag an, um einen Termin festzulegen. Sie war sehr nervös. Ständig musste sie an die heißen Küsse denken, die sie sich am Freitag gegeben hatten. Wenn alles gut ging, würde sie vielleicht den Termin mit seiner Sekretärin abmachen können. Aber kaum nannte sie ihren Namen, da wurde sie schon zu ihm durchgestellt. " Adam? Ich bin's, Meredith. Man hat mir deinen Auftrag gegeben. " "Wie schön, deine Stimme zu hören. Ich habe gerade an dich gedacht", sagte er gleich zur Begrüßung. Meredith bemühte sich darum, eine rein geschäftliche Einstellung zu ihm beizubehalten, aber wie sollte sie das tun, wenn er ständig solche Dinge zu ihr sagte? Sie brachten sie völlig aus dem Konzept. "Ja, ich rufe nur an, um einen Termin mit dir zu vereinbaren. Welcher Tag passt dir?" „Lass mich mal sehen." Sie hörte ihn blättern. "Diese Woche sieht sehr schlecht aus. Ich muss morgen verreisen und komme erst am Freitag zurück." Meredith wartete ab. Vielleicht hatte sie Glück und brauchte ihn diese Woche nicht zu sehen. Bis sie sich wieder trafen, hatte sie hoffentlich ihre Gefühle für ihn besser im Griff.
"Wie wäre es mit heute Abend? Ich könnte dich so gegen sechs in deinem Büro abholen, und wir könnten zusammen essen gehen." "Heute? Normalerweise mache ich so spät keine Termine", antwortete sie automatisch. "Vielleicht könntest du ja mal eine Ausnahme machen", schlug er sanft vor. "Sonst, fürchte ich, werde ich mich erst am Wochenende mit dir treffen können." "Oh nein, am Wochenende ist es unmöglich." Sie wusste, dass sie fast panisch klang, aber sie konnte nichts dagegen tun. "Oh, hast du andere Pläne?" Sie hatte andere Pläne, aber keine Verabredung, falls er das meinte. Sie hatte vorgehabt, in ihrem Atelier im Speicher an einer Skulptur zu arbeiten, die sie vor Wochen angefangen hatte. Bald fand ein Wettbewerb statt, und sie hoffte, sich dafür anmelden zu können. "Das Wochenende geht wirklich nicht, also werden wir uns wohl heute treffen müssen." Adam klang recht zufrieden. Es geht ja auch schon wieder nach seinem Kopf, dachte Meredith. Sie vereinbarten, dass er sie im Büro abholen würde, und Meredith überlegte, in der Mittagspause loszulaufen und sich etwas Neues zum Anziehen zu kaufen. Heute trug sie ein grünes Strickkleid mit langen Ärmeln und rundem Ausschnitt, das ihr heute Morgen noch sehr schön vorgekommen war. Aber jetzt erschien es ihr plötzlich ziemlich langweilig und trist. Doch dann änderte sie ihre Meinung. Er behauptete doch, sie so zu mögen, wie sie war. In letzter Zeit trug sie, so wie auch heute, immer häufiger ihre Kontaktlinsen. Das war Veränderung genug. Sie seufzte. Was für eine Aufregung wegen eines normalen Geschäftsessens. Ein paar Stunden in seiner Nähe würde sie doch wohl noch hinter sich bringen können, ohne sich gehen zu lassen - oder? Sie würde nur dafür sorgen, dass sie in ein Restaurant gingen und danach nicht wieder für einen Kaffee bei ihr zu Hause landeten. Kurz vor halb sechs legte Meredith ihre Arbeit beiseite und machte sich für ihre Verabredung fertig. Ihr langes Haar flocht sie zu einem Zopf, legte ein wenig Lipgloss auf und dazu ein bisschen Lidschatten und Mascara - ein Geschenk von Sylvie für ihre Hilfe bei der Auktion. Gerade, als sie ihre Handtasche zuschnappen ließ, fiel ihr noch die Schachtel mit Roses Brosche auf. Sie hatte heute Abend bei ihr vorbeischauen wollen, um sie ihr zurückzugeben. Meredith öffnete die Schachtel und befestigte impulsiv die Brosche an ihrem Kleid. Sie passte großartig zur grünen Farbe und gab dem schlichten Kleid einen gewissen Pfiff. In diesem Moment klopfte es laut an ihrer Tür. Sie sah auf, und da stand Adam. Er trug einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine gemusterte Krawatte und sah sehr elegant aus. Und wahnsinnig attraktiv, fügte sie in Gedanken hinzu.
Er lächelte und schlenderte herein. "Die Rezeptionistin war nicht mehr da, also bin ich einfach hereingekommen und habe nach deinem Büro gesucht." "Tja, hier bin ich", sagte sie so gelassen sie konnte. Er lächelte sie immer noch an - auf diese sanfte, warmherzige Art, die Meredith das Gefühl gab, sie wäre plötzlich in die Sonne hinausgetreten. Sie wandte den Blick von ihm ab und hob ihre große Aktenmappe auf, in der sie ihre Skizzenblöcke und Notizbücher verstaute. "Kann ich dir das abnehmen?" bot er höflich an. "Nein, danke." Meredith klammerte sich förmlich an ihre Tasche. Sie brauchte etwas, woran sie sich festhalten konnte und womit sie Abstand zwischen sich und Adam bringen konnte. Sie verließen das Gebäude und gingen zu Fuß zu einem Restaurant in der Nähe. Adam hielt es für einen passenden Ort, um sich in Ruhe zu unterhalten. Meredith war noch nie dort gewesen, also wusste sie nicht, ob es ruhig war. Sie hatte nur gehört, dass es sehr teuer sein sollte. Der Oberkellner begrüßte Adam mit Namen und gab ihnen einen Tisch mit Blick auf den Garten hinter dem Restaurant. Die Atmosphäre erinnerte nicht gerade an ein Geschäftsessen, fand Meredith. Wahrscheinlich war es ein Trick von Adam, um sie in eine romantischere Stimmung zu versetzen. Alle schienen ihn hier zu kennen. Offenbar kam er oft mit den Frauen her, die ihn interessierten. Aber sie durfte seiner Taktik nicht nachgeben, ebenso wenig wie ihrem Verlangen nach ihm. Sie hatte ihm schon klar gemacht, dass sie keine Beziehung mit ihm eingehen würde, und sie war gewillt, bei ihrem Entschluss zu bleiben. Ein Kellner brachte ihre Drinks, und sie bestellten das Dinner. Während Adam an einem Glas Merlot nippte, holte Meredith Skizzenblöcke, Notizbücher und den Ordner, den sie für sein Projekt zusammengestellt hatte, hervor und legte alles neben ihrem Teller auf den Tisch. "Was hast du für die anderen Stücke im Sinn?" fragte sie und öffnete einen Block. Adams Mund verzog sich zu einem Lächeln. Einen Moment glaubte sie, er würde gleich in lautes Gelächter ausbrechen über ihren Versuch, kühl und sachlich zu bleiben. "Wo ist eigentlich deine Brille, Meredith? Hast du sie verloren?" neckte er sie. "Ich trage Kontaktlinsen", sagte sie. Sie senkte den Blick und spielte mit dem Bleistift. "Als ob du das nicht wüsstest." Er lachte. "Ich will dich nur necken. Entschuldige bitte." Er legte die Hand auf ihre, und die Berührung ließ Meredith erschauern. Sie sah auf und begegnete seinem Blick. "Ich kann nicht dagegen an. Ich liebe es, wenn du rot wirst." Sie seufzte. "Ich wünschte, ich würde nicht so leicht erröten. Es ist so ärgerlich." "Ach, was. Es ist süß. Du hast eine wundervolle Haut."
"Und du weißt genau, wie du mir unter die Haut gehen kannst", gab sie impulsiv zu. "Wirklich?" Er lachte begeistert. Die Grübchen in seinen gen vertieften sich. "Danke, Meredith. Ich glaube, das war das Netteste, was du je zu mir gesagt hast." Er hielt immer noch ihre Hand und rieb jetzt langsam mit den Fingern über ihre Knöchel. Meredith spürte, wie ihre Entschlossenheit schwand. "Wir kommen schon noch zu unserer Arbeit, keine Sorge", versprach er ihr. "Das müssen wir auch, sonst bekomme ich Ärger." "Frank wird dich nicht stören. Wir sind alte Freunde." Der Gedanke, dass Adam sich bei ihrem Boss für sie einsetzen könnte, gefiel ihr nicht sehr, aber jetzt war sie neugierig geworden. "Woher kennst du ihn?' "Vor einigen Jahren habe ich Designkurse an der Taylor School of Art absolviert. Frank war einer meiner Lehrer, und wir sind Freunde geworden." "Du hast Kunst studiert?" fragte sie überrascht. Sie hätte niemals gedacht, dass Adam eine künstlerische Ader haben könnte. Sie hatte ihn eher für einen Menschen gehalten, der durch und durch Geschäftsmann war. "Ach, nein. Ich habe nur an einigen Abendkursen teilgenommen, als ich noch am Anfang meiner Karriere war. Ich wollte verstehen, was Designer mir zu erklären versuchten. Weißt du, ihr Künstler sprecht manchmal eure ganz eigene Sprache." "Ihr Geschäftsleute aber auch", erwiderte sie lächelnd. "Ja, ich weiß. Aber wenn die Worte uns im Stich lassen, müssen wir einfach zu nonverbaler Kommunikation übergehen", sagte er leise. Er beugte sich zu ihr herüber, legte eine Hand an ihre Wange und küsste sie sanft auf die Lippen. Meredith schloss die Augen und genoss den Moment. Sie hatte sich insgeheim nach einem Kuss von ihm gesehnt. Sekundenlang trennte er sich nicht von ihr. Sie ahnte, dass er mehr wollte, und ihr ging es da nicht anders. Doch schließlich setzte er sich wieder zurück und betrachtete sie nachdenklich. "Entschuldige. Du wolltest wahrscheinlich nicht, dass ich das tue, stimmt's?" "Doch, ich wollte es", gab sie zu. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Er lächelte. "Du wirst schon wieder rot." Sie seufzte, und beide lachten. Plötzlich hatte Meredith ein ganz schlechtes Gewissen, dass sie in all der Zeit, die sie mit Adam verbracht hatte, kein einziges Mal nach seiner Arbeit oder seinem Leben gefragt hatte. Er musste ja glauben, dass sie entsetzlich egozentrisch war. Aber der wahre Grund war eher, dass sie so verzweifelt versucht hatte, ihn auf Abstand zu halten, obwohl sie sich danach sehnte, mehr über ihn zu erfahren. Wo war er aufgewachsen? Wo gefiel es ihm besser, in der Stadt oder auf dem Land, am See oder am Meer? Wann hatte er Geburtstag? Was aß er am liebsten? Sie wollte alles über ihn wissen, wagte aber nicht, ihn zu fragen. Im Augenblick schien alles so vollkommen zu sein, dass sie es nicht verderben
wollte. Also saßen sie still da und hielten sich an der Hand, und Meredith fühlte sich zufrieden und gleichzeitig wunderbar lebendig. Adam war so attraktiv, so gut, so lieb. Er hatte so viel Geduld mit ihr gehabt. Dass ein Mann wie Adam sich zu ihr hingezogen fühlen könnte, kam ihr fast unglaublich vor. Es ging über ihre Kräfte, ihm zu widerstehen. Und sie hatte auch keine Lust mehr, es zu versuchen. Der Kellner erschien bald mit dem ersten Gang, und während sie aßen, ergriff Meredith die Gelegenheit, Adam auszufragen. Er war in Wisconsin geboren worden und in einer kleinen Stadt namens Greenbrier aufgewachsen. Er war der einzige junge in der Familie und hatte drei Schwestern, was wohl der Grund für seine ritterliche Haltung Frauen gegenüber war. Auf jeden Fall benahm er sich ihr gegenüber so, Sein Vater besaß ein Haushaltswarengeschäft, und seine Mutter war vor allem interessiert an ihren Kindern - und jetzt ihren Enkelkindern. Seine Kindheit war sorglos und glücklich, gewesen. Meredith beneidete ihn darum. Das Leben mit ihren Eltern war so anders gewesen. Als Adam sie danach fragte, musste sie zugeben, dass sie sich vor allem daran erinnerte, dass ihre Eltern sich ständig stritten. Ihre Mutter hatte bitter bedauert, dass sie ihre Karriere aufgegeben hatte, um ein Kind zu bekommen, und die Arbeit ihres Vaters als angesehener Anwalt ließ ihm nur sehr wenig Zeit für seine Familie. Beide waren sehr heißblütige, emotionale Menschen, und beide hatten eine Affäre nach der anderen gehabt, um den anderen zu verletzen. Ihre Ehe war ein ewiges Tauziehen gewesen, und Meredith hatte sehr darunter gelitten. Ihre Eltern ließen sich schließlich scheiden, als Meredith auf dem College war, und beide waren jetzt sehr viel glücklicher. Ihr Vater reiste ausgiebig mit seiner zweiten Frau, und ihre Mutter war nach Kalifornien gezogen und widmete sich wieder der Schauspielerei. "Es muss sehr schwer für dich gewesen sein", sagte Adam mitfühlend. "Ich habe es überlebt", meinte sie mit einem Achselzucken. "Was hast du als Kind werden wollen?" wechselte sie das Thema. "Ich wollte Baseball spielen. Ich war von morgens bis abends mit meinen Freunden draußen und spielte Baseball. Manchmal musste mein Vater mich suchen, wenn ich vergessen hatte, nach Hause zu kommen." Adam musste ein sehr viel besserer Baseballspieler gewesen sein als die meisten Jungen, denn er hatte ein Stipendium für die University of Wisconsin erhalten, wo er seinen Magister in Betriebswirtschaft machte. Er besaß immer noch den muskulösen Körperbau eines Athleten, und Meredith vermutete, dass er immer noch trainierte, um in Form zu bleiben. Sie war begierig zu erfahren, wie er sein Geschäft begonnen hatte. Er hatte von seiner Familie kein Startkapital bekommen, so viel war sicher, und Meredith wollte gern wissen, wie er es geschafft hatte, es so schnell so weit zu bringen. Adam erzählte ihr, dass er seine Firma gegründet hatte, nachdem er für eine andere Gesellschaft gearbeitet hatte, die seiner Meinung nach völlig
desorganisiert war und nicht mit den neuesten Markttrends Schritt hielt. Er sah Tausende von jungen Singles und jungen Familien auf der Suche nach preiswerten, modernen Möbeln und kam auf die Idee, genau dies zu produzieren. Sein Boss wollte dafür nicht investieren, und so beschloss Adam, es auf eigene Faust zu versuchen. Natürlich ging er ein großes Risiko ein, und es fiel ihm am Anfang nicht leicht, das Kapital zusammenzubekommen. Aber schließlich schaffte er es und arbeitete danach mit ganzer Kraft daran, seine Firma zum Erfolg zu führen. "Die ersten Jahre war ich Tag und Nacht im Büro", erzählte er. "Ich hielt sogar Kleidung zum Wechseln dort bereit. Ich konnte mir nicht viele Mitarbeiter leisten und musste manchmal nach einem ganzen Tag am Schreibtisch abends selbst die bestellten Möbel liefern." "Das ist nicht dein Ernst?" fragte Meredith ungläubig. "Leider doch. Siehst du dies hier?" Er wies auf seine Schläfen. Vorzeitiges Ergrauen." Meredith lachte. "Sehr distinguiert, finde ich", bemerkte sie augenzwinkernd. Er lächelte, wurde aber schnell ernst. "Spaß beiseite, Meredith, es war am Anfang sehr schwierig. Mehrere Male sah es so aus, als würde ich es doch nicht schaffen. Auf jeden Fall haben die vielen Stunden, die ich arbeiten musste, meine Ehe zerstört." "Oh, du warst verheiratet?" "Ich heiratete meine Freundin vom College. Meine einzige Freundin, übrigens", gab er mit einem kleinen Lächeln zu. "Sie interessierte sich nicht sehr für das Geschäft, und ich habe sie zu sehr vernachlässigt." "Hat sie sich deswegen scheiden lassen?" "Nicht nur. Es gab viele Gründe, weswegen es mit uns nicht klappte." Er zögerte. "Ich beneide Leute, die sich seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr kennen und es schaffen, fünfzig Jahre oder mehr verheiratet zu bleiben. Meine Eltern sind so. Man sieht, dass sie sich immer noch lieben. Dasselbe hatte ich mir für meine Ehe gewünscht, aber leider sollte es nicht so kommen. Suzanne und ich lebten uns im Lauf der Jahre auseinander. Am Ende erkannte ich sie kaum wieder. Unsere Art, die Dinge zu sehen, war plötzlich völlig verschieden. Na ja, und jetzt lebt sie glücklich in Europa." Meredith hörte das Bedauern in seiner Stimme. Es war schwer, nach einer solchen Enttäuschung wieder Mut zu fassen, das wusste sie nur zu gut. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Adam mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte wie sie. Wurden dadurch ihre Chancen für eine glückliche neue Beziehung nicht noch geringer? „Und wie ist es mit dir, Meredith? Warst du je verheiratet?" fragte er. Meredith schüttelte heftig den Kopf. "Verheiratet? Ich? Nein." Er lehnte sich zurück und betrachtete sie einen Moment stumm. Sie hoffte, er würde das Thema fallen lassen, aber er ließ sie nicht so leicht davonkommen. "Du bist schon wieder rot geworden", sagte er leise. "Also muss es einen
wichtigen Mann in deinem Leben gegeben haben. Vielleicht gibt es ihn immer noch?" "Ich bin mit niemandem zusammen, falls du das meinst", erwiderte sie ruhig. Sie faltete ihre Serviette ordentlich zusammen, um ihren leicht zitternden Händen etwas zu tun zu geben. "Aber es gab jemanden, und es hat nicht funktioniert?" "So ungefähr. Es ist sehr lange her, und ich war sehr jung und naiv. " "Und er war älter?" Sie sah ihn an, und plötzlich hatte sie das Gefühl, sie könnte ihm alles erzählen, und er würde trotzdem nicht schlechter von ihr denken. Dieses Gefühl war nicht nur sehr schön, sondern auch völlig ungewohnt für Meredith. Sie hatte in ihrem Leben noch nie solche uneingeschränkte Zuneigung von einem Mann erfahren. Insgeheim sehnte sie sich danach, ihm ihr Herz auszuschütten über ihre unglückliche Affäre mit Jake Stark. Aber dann fand sie doch, dass es noch zu früh war. Sie war noch nicht so weit. "Wie ich schon sagte, Adam, es ist so lange her. Und ich rede nicht gern darüber. Außerdem möchte ich noch mehr über dich erfahren. Hast du Kinder?" "Nein, leider nein. Ich bedaure natürlich sehr, dass meine Ehe nicht gehalten hat. Aber noch mehr bedaure ich, dass wir keine Kinder hatten." "Du bist noch jung. Es ist nicht zu spät für dich, eine Familie zu gründen." Ihre Worte schienen ihn aufzumuntern. "Ich bin froh, dass du so denkst, Meredith." Meredith stutzte. Er glaubte doch wohl hoffentlich nicht, dass sie sich selbst als mögliche Heiratskandidatin anbot? Schon der Gedanke war albern. Oder nicht? Meredith trank etwas Wasser und verschluckte sich. Adam war eindeutig ein Familienmensch. Er würde sicher einen großartigen Vater abgeben. Meredith schätzte ihn auf etwa vierzig, und sie war sicher, dass es keinen Mangel an Frauen gab, die ihm seinen Wunsch nach einer Familiengründung liebend gern erfüllen würden. Aber ihren Namen musste er von seiner Liste streichen. Meredith war nicht zur Mutter geschaffen. Schließlich war das nicht etwas, das man lernen konnte. Man musste es tief in sich fühlen, und sie selbst hatte ihr ganzes Leben nur das Beispiel einer schlechten Ehe und einer wenig interessierten Mutter vor Augen gehabt. Woher sollte sie wissen, wie man ein Kind zu einem glücklichen, selbstbewussten Menschen erzog? Nein, Kinder waren nichts für sie. Und das war ein weiterer Grund, weshalb eine Beziehung mit Adam unmöglich war. Meredith trank langsam ihren Kaffee, während sie überlegte. "Stimmt etwas nicht?" fragte Adam. "Ich langweile dich zu Tode mit meiner Lebensgeschichte, und du bist zu höflich, um es zuzugeben, stimmt's?" Sie lächelte und berührte seine Hand. "Nein, stimmt überhaupt nicht. Ich habe immer noch viele Fragen, die ich dir stellen möchte."
Er schien geschmeichelt zu sein. "Was kannst du denn noch wissen wollen? Bis auf meine Blutgruppe habe ich dir doch schon alles gesagt." "Hast du einen zweiten Vornamen?" Er lächelte. "Ja, den werde ich dir aber nicht verraten, weil er zu peinlich ist." "Er kann nicht schlimmer sein als meiner." "Und wie ist deiner?" Sie holte tief Luft. "Agatha." " Ja, der ist ziemlich schlimm", stimmte er zu. "Ich schätze, dann werde ich dir meinen doch verraten müssen. Sherman. " „Wirklich? Du siehst überhaupt nicht wie ein Sherman aus." "Vielen Dank. Du siehst auch nicht wie eine Agatha aus." Sie lachte. "Das liegt vielleicht daran, dass mein zweiter Vorname in Wirklichkeit Marie ist." Er starrte sie verblüfft an. "Du hast mich hereingelegt?" Sie lachte. "Ja, sieht so aus." Er lehnte sich zurück und schüttelte schmunzelnd den Kopf. "Ich werde bei dir besser aufpassen müssen, glaube ich." „Ja, das wirst du wohl müssen ... Sherman. " Die Fahrt zurück zu ihrer Wohnung dauerte nicht lange, und obwohl Meredith Adam zu überreden versuchte, das Taxi zu behalten, bestand er darauf, sie bis zur Tür zu bringen. Ihre Finger zitterten leicht, als sie aufschloss. Meredith spürte, dass er dicht hinter ihr stand. Würde er sie küssen, sobald sie sich umdrehte? Sollte sie ihn heraufbitten? Wenn sie allerdings daran dachte, was am Freitagabend geschehen war, kam ihr die Idee nicht besonders klug vor. Außerdem war es spät, und sie mussten beide morgen arbeiten. Wie spät war es überhaupt? Der Abend war so schön gewesen, dass sie die Zeit völlig vergessen hatte. Endlich bekam sie die Tür auf und sah auf die Uhr. "Ach, herrje, die arme Lucy. Sie hat heute gar keinen Ausgang gehabt", fiel ihr ein. Ohne auf Adams Reaktion zu warten, stieß sie die Tür auf und eilte die Treppe hinauf. Hoffentlich glaubte er nicht, dass sie das alles nur inszenierte, um einem Kuss auszuweichen. Sie hatte in ihrer Aufregung tatsächlich ganz vergessen, Lila, Sylvie oder Rose zu bitten, mit Lucy spazieren zu gehen. Schnell öffnete sie ihre Wohnungstür, und Lucy sprang ihr mit einem begeisterten Jaulen aus der Dunkelheit entgegen. Meredith griff nach der Hundeleine und befestigte sie an Lucys Halsband. "Du willst sie jetzt noch spazieren führen?" fragte Adam. Meredith wurde von Lucy die Treppe hinuntergezerrt, so dass eine Antwort schon gar nicht mehr nötig war. Aber sie drehte sich schnell noch zu Adam um. "Natürlich. Kurz mal eben durch den Park. Das arme Tier war den ganzen Tag eingesperrt."
Adam folgte ihr. "Aber es ist schon nach elf. Du kannst um diese Zeit nicht mehr im Park herumlaufen, Meredith. Es ist nicht sicher." „Ach, was", sagte sie leichthin. "Was soll schon passieren?" "Ich kann mit ihr gehen, wenn du willst. Es würde mir Spaß machen", sagte Adam, während sie die Lobby durchquerten. "Aber das ist doch nicht nötig." Meredith öffnete die Tür nach draußen. Gleich darauf hätten sie den Bürgersteig erreicht, und sie musste Lucy mit Gewalt festhalten, um mit Adam reden zu können. „Am besten wartest du hier auf ein Taxi, Adam." "Auf keinen Fall. Ich komme mit dir." "Wirklich, Adam ..." "Ich bestehe darauf." An dem entschlossenen Ausdruck auf seinem Gesicht erkannte sie, dass es keinen Zweck hatte, mit ihm zu diskutieren. Einige Minuten später schlenderten sie im mondbeschienenen Park auf einem von Merediths Lieblingspfaden dahin, der zum See führte. Lucy lief glücklich hin und her und schnüffelte an jedem Baumstamm. "Der Park ist nachts wunderschön", sagte Adam leise. "Ich bin froh, dass ich mich dir aufgedrängt habe." Meredith lächelte. "Ich auch." Dann legte er ihr einen Arm um die Schultern, und die Atmosphäre war zu vollkommen, um sie durch weitere Worte zu stören. Schließlich erreichten sie den See. Das dunkle Wasser war so glatt wie ein Spiegel. Über ihnen strahlten hell die Sterne, und über den Baumwipfeln konnten sie die erleuchtete Skyline der Stadt sehen. Sie setzten sich auf eine Bank, und Adam zog Meredith dicht an sich. Sie schmiegte sich an ihn und legte den Kopf an seine Schulter, und er küsste sie aufs Haar. Meredith hob den Kopf, und im nächsten Moment trafen sich ihre Lippen. Adam nahm ihr Gesicht in beide Hände und vertiefte seinen Kuss. Hingebungsvoll erwiderte sie ihn. Als sie seine starken Arme noch fester um sich spürte und er im nächsten Moment leidenschaftlich mit der Zunge in ihren Mund drang, glaubte sie dahinzuschmelzen vor Sehnsucht. Sie blieben sitzen und küssten und umarmten sich eine kleine Ewigkeit lang, wie es Meredith schien. Schließlich hob Adam den Kopf. Er atmete schwer, und Meredith merkte, dass es ihm schwer fiel, seine Leidenschaft zu kontrollieren. "Hättest du mich heute hereingebeten?" fragte er leise. "Ich weiß nicht. Ich war nicht sicher", antwortete sie ehrlich. "Ich meine, ich wollte schon, aber ..." "Aber du hattest Angst vor dem, was geschehen könnte", fuhr er für sie fort. Sie nickte und lehnte die Stirn an seine Brust. Er hob sanft ihr Kinn hoch, so dass sie gezwungen war, ihm in die Augen zu sehen. "Ich wäre nicht gekommen, selbst wenn du mich gebeten hättest", sagte er. "Wahrscheinlich hätte es mich umgebracht, weil ich mich so sehr nach dir
sehne. Aber ich war nicht sicher, ob ich mich dieses Mal würde zurückhalten können, wenn wir allein sein würden. Ich möchte dir keinen Grund liefern, vor mir davonzulaufen. Ich werde versuchen, so lange zu warten, wie du möchtest. Aber du wirst mich nicht so schnell loswerden, Meredith. Ich möchte dich nicht verlieren", vertraute er ihr an, und seine Stimme war plötzlich rau vor Erregung. Meredith wusste nicht, was sie sagen sollte. Den ganzen Abend hatte sie sich vorgemacht, dass sie sich nicht mit Adam einlassen wollte, aber er selbst schien die Situation ganz anders zu beurteilen. Und er hatte ja auch Recht. Wem machte sie eigentlich etwas vor? Er bedeutete ihr doch jetzt schon sehr viel. "Wie ich dir schon gesagt habe, ich werde bis zum Wochenende fort sein", sagte er. Dem Himmel sei Dank, dachte sie. Sie würde mindestens eine Woche brauchen, um sich von dieser Begegnung mit ihm zu erholen. "Können wir uns Samstagabend sehen? Ich muss an einem Empfang im Museum hier im Park teilnehmen. Es ist nichts allzu Formelles und wird sicher interessant werden. Besonders, wenn du dabei bist." Sie nickte. "Ich komme gern." Meredith besuchte das Museum oft, hatte aber noch nie an einem Empfang teilgenommen. Vermutlich hatte Adam großzügig gespendet, wenn man ihn zu so einem exklusiven Ereignis einlud. Es war bewundernswert, wie sehr er sein Geld dazu benutzte, anderen zu helfen. Je mehr sie über ihn erfuhr, desto mehr bewunderte sie ihn und desto weniger erfüllte er ihr bisheriges Bild von einem erfolgreichen Geschäftsmann. Sie saßen noch eine Weile schweigend da und sahen auf den schimmernden See hinaus. Es war so vertraut und warm in Adams Umarmung, dass Meredith sich am liebsten bis zum Morgen nicht gerührt hätte. Aber schließlich sagte sie: "Ich glaube, wir müssen zurückgehen." Adam nickte. "Ja, das müssen wir wohl." Aber er löste sich langsam und zögernd von ihr und küsste sie noch einige Male, bevor er sie endgültig freigab. Meredith wusste, wie er sich fühlte. Es ging ihr nicht anders. Beide standen auf, nur Lucy blieb neben der Bank liegen, wo sie sich schon vor einer ganzen Weile niedergelassen hatte. Jetzt sah sie erwartungsvoll zu Meredith auf. "Ein wirklich gut trainierter Hund", bemerkte Adam mit einem trockenen Lächeln. "Sie war sehr diskret und hat uns kein einziges Mal gestört." "Ja, stimmt, du hast Recht." Meredith konnte es auch nicht ganz verstehen. "Du hast ihr nicht heimlich Hundekuchen gegeben, oder?" "Nein, aber das merke ich mir fürs nächste Mal." Er nahm Merediths Hand in seine, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Meredith lachte, aber innerlich zitterte sie vor freudiger Erwartung. Er hatte versprochen, geduldig zu sein. Aber Adam hatte auch versprochen, dass er sich nicht so leicht abschütteln lassen würde. Inzwischen kannte sie ihn gut genug,
um zu wissen, dass sie seiner leidenschaftlichen Umarmung das nächste Mal nicht so einfach entkommen würde wie heute. Und um die Wahrheit zu sagen, Meredith würde es auch gar nicht erst versuchen.
6. KAPITEL "Wow! Wer hat die Rosen geschickt?" fragte Sylvie, als sie am Dienstagmorgen bei Meredith im Büro vorbeischaute. Das riesige Blumenarrangement aus langstieligen Rosen auf ihrem Schreibtisch war auch schwer zu übersehen, und natürlich wollte Sylvie alle Einzelheiten erfahren, das hatte Meredith schon geahnt. "Bloß ein Kunde", antwortete sie und versuchte vergeblich, das Lächeln zu unterdrücken, das sich ihr jedes Mal aufdrängte, wenn sie an Adam dachte. Die Rosen waren heute Morgen gekommen. Mit einer Karte, auf der stand: "Du fehlst mir jetzt schon. Adam. " Sie hatte die Karte in ihre Handtasche gesteckt und wich jetzt wohlweislich Sylvies Blick aus. Aus irgendeinem Grund wollte sie nicht darüber sprechen, was zwischen ihr und Adam vor sich ging. Aber Sylvie kannte sie inzwischen so gut, dass ihr der Ausdruck auf Merediths Gesicht und das Leuchten ihrer Augen wahrscheinlich schon alles verraten hatten. Trotzdem versuchte Meredith, das Thema zu wechseln. "Habe ich heute Morgen bei der Sitzung etwas Wichtiges verpasst?" Sylvie setzte sich auf den Stuhl neben Merediths Zeichenbrett und schlug die schlanken Beine übereinander. "Nein, eigentlich nicht. Frank wird dir alles Wichtige schon noch sagen. " Sylvie starrte sie nachdenklich an, und Meredith ahnte, dass die Gefahr noch nicht vorbei war. "Gibt es da einen Zusammenhang zwischen deinem Zuspätkommen heute Morgen und dem Blumengarten auf deinem Schreibtisch?" "Vielleicht. " "Und ist dieser bloße Kunde' der gleiche, der dir letzte Woche den tollen Pulli geschickt hat?" fuhr Sylvie fort. Meredith seufzte tief auf. "Wirklich, Sylvie. Du solltest eine Detektei eröffnen. Du bist wirklich gut." Sylvie zuckte die Achseln und beugte sich näher zu ihr. "Es ist Adam Richards, stimmt's? Er hat dich doch bei der Auktion ersteigert, und Sally sagte, du hast ihn letzte Woche im Verkaufsraum kennen gelernt. Ich habe ihn bei der
Auktion leider nicht gesehen, aber Sally meint, er ist umwerfend. Warum hast du uns nicht gesagt, dass du dich mit ihm triffst?" Meredith hob abwehrend eine Hand. "Moment mal, Sylvie. Na schön, er hat mich also ersteigert, aber danach haben wir nur einen Kaffee miteinander getrunken, und seitdem haben wir einmal zu Abend gegessen. Und das war auch nur ein Geschäftsessen betonte sie. "Wirklich, nichts ist passiert." Aber Sylvies Miene zeigte deutlich, dass ihre Freundin ihr nicht glaubte. "Na ja, fast nichts. Ich meine, es ist nichts geschehen, was andere Leute für etwas Besonderes halten würden. Aber da ich schließlich nicht oft mit einem Mann ausgehe ... ich meine, ich gehe überhaupt nicht aus ... ich meine, für mich war es schon etwas. Obwohl es natürlich überhaupt nichts ... " "Meredith, du plapperst Unsinn", unterbrach Sylvie sie sanft. "Der Mann gefällt dir, stimmt's?" "Ja", gab Meredith leise zu. "Er gefällt mir sehr. Und das macht mir entsetzlich Angst, Sylvie. Er ist so ... so "Vollkommen?" "Er ist zu gut, um wahr zu sein", sagte Meredith mit einem Seufzer. "Er ist intelligent, freundlich, aufmerksam. Er hat mir gestern Abend sogar gesagt, er würde nicht zulassen, dass ich ihn mit einer Ausrede loswerde. Ich glaube, er meint es wirklich ernst. " "Klingt so, als ob er dich schon recht gut kennt", sagte Sylvie lachend. Aber wenn er so großartig ist, warum solltest du ihn loswerden wollen? Vielleicht ist er ja der Richtige." "Du bist so optimistisch, was die Liebe angeht, Sylvie. Ich wünschte, ich könnte so sein wie du, aber ich habe kein Glück mit Männern. So wunderbar es am Anfang auch aussieht, für mich kann es kein Happy End geben." Sylvie sah Meredith besorgt an. Da sie klug war, verzichtete sie auf Ratschläge und stellte auch keine weiteren Fragen. Sie nahm einfach nur ihre Hand und drückte sie mitfühlend. "Wirst du ihn wieder sehen?" Meredith nickte. "Ich gehe Samstagabend mit ihm zu einem Empfang des Bentley Museums. Es ist eine Cocktailparty für die wichtigsten Sponsoren. " Sylvie war beeindruckt. "Wow, das darfst du wirklich nicht verpassen. Was wirst du anziehen?" Meredith sah sie verblüfft an. "Oh, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Er meinte, es sei nicht so formell, aber was heißt das schon aus dem Munde eines Millionärs?" Nach kurzer Überlegung beschlossen die beiden Frauen, am Donnerstag nach der Arbeit einkaufen zu gehen. Sylvie hatte einen untrüglichen Sinn für Mode, und Meredith war dankbar, dass sie ihr bei der Auswahl helfen wollte. "Und nach dem Samstag wirst du ihn nicht wieder sehen. Ist es das, was du willst?" Meredith stand auf und ging aufgewühlt im Büro auf und ab. "Ich weiß nicht, Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll."
Sylvie stand ebenfalls auf und drückte Meredith mitfühlend an sich. "Warum entspannst du dich nicht einfach? Geh einen Schritt nach dem anderen, okay? Du wirst schon das Richtige tun", versicherte sie ihr. "Wenigstens vertraut eine von uns meinem Instinkt." "Vertraue einfach deinem Herzen, Meredith", meinte Sylvie lächelnd. Meredith erwartete nicht, dass Adam sie anrufen würde, solange er fort war, aber sie musste sich eingestehen, dass er ihr fehlte. Sie dachte oft an ihn, und nachts lag sie wach im Bett und konnte nicht einschlafen, weil eine Fülle von Fragen ihr durch den Kopf ging. Am Freitagabend ging sie früh schlafen, und das Klingeln des Telefons neben ihrem Bett weckte sie. Sie sah benommen auf die Uhr. Es war fast Mitternacht, und der einzige Mensch, der sie um diese Zeit anrufen würde, war ihre Mutter. Sie konnte sich irgendwie nie merken, dass es in Kalifornien zwei Stunden früher war als im Mittelwesten. "Hallo?" meldete sie sich mit belegter Stimme. "Habe ich dich geweckt? Das hatte ich schon befürchtet. Entschuldige, Meredith. Ich bin gerade angekommen, und ich wollte so gern noch deine Stimme hören." Es war Adam. Sie war sofort wach, setzte sich ruckartig im Bett auf und lächelte. "Ich bin froh, dass du anrufst. Wie war deine Reise?" „Anstrengend. Aber ich habe viel geschafft." Er erzählte ihr einige Einzelheiten über seine Geschäfte und die verschiedenen Probleme, mit denen er fertig werden musste. Meredith fühlte sich geschmeichelt, dass er sich ihr anvertraute. "Und jetzt bin ich völlig groggy. Aber ich wollte kurz hallo sagen." Meredith lächelte glücklich. Sie wünschte, er säße jetzt neben ihr. "Hallo", sagte sie leise. Er stieß einen langen Seufzer aus. "Du hast mir so gefehlt." "Du mir auch", gab sie zu. "Vielen Dank für die Rosen", fügte sie noch hinzu. "Sie sind wunderschön." "Freut mich, dass sie dir gefallen haben. Vier Tage können ganz schön lang sein. Ich wollte nicht, dass du mich in der Zwischenzeit vergisst. " Sie lachte. Als ob das möglich wäre. "Gute Idee. Es hat funktioniert", neckte sie ihn. „Wir sehen uns doch morgen Abend?" fragte er. Seine tiefe Stimme klang so selbstbewusst wie immer, aber Meredith glaubte eine leise Unsicherheit herauszuhören. Fast so, als hätte er erwartet, sie würde einen Rückzieher machen. "Ja, natürlich. Das habe ich nicht vergessen." „Schön", sagte er nur leise. Sie unterhielten sich noch eine Weile und vereinbarten eine Zeit, zu der Adam sie abholen würde. "Gute Nacht also", sagte er zum Schluss. "Träum schön." Ihre Träume würden jetzt viel angenehmer sein, aber das sagte sie ihm besser nicht. "Gute Nacht, Adam", flüsterte sie und legte auf.
Kurz bevor Adam sie am Samstagabend abholte, betrachtete Meredith sich im Spiegel. Was für ein Glück, dass sie neulich auf Sylvies Rat gehört hatte. Meredith hätte nie daran gedacht, das kleine Ensemble anzuprobieren. Das gerade geschnittene Futteralkleid war kurz und hatte einen runden Halsausschnitt. Es brachte ihre vollkommene Figur und die langen Beine auf eine Weise zur Geltung, die "große Klasse" war, wie Sylvie ihr versicherte. Dazu gab es einen passenden kurzen Mantel mit Smoking-Aufschlägen und einem einzigen Knopf. Meredith trug dazu Goldohrringe, die sie selbst entworfen hatte, und im letzten Augenblick steckte sie sich noch Roses Brosche an. Das Haar ließ sie diesmal offen auf die Schultern fallen. Sylvie hatte sie noch überredet, Mascara, ein wenig Lidschatten und Lippenstift aufzulegen. Während Meredith in ihre Pumps schlüpfte, fragte sie sich, warum sie sich eigentlich so viel Mühe machte. Um ihre Unsicherheit zu beheben, sie könnte vielleicht nicht hübsch genug für Adam sein? Das konnte es nicht sein. Adam hatte ihr immer versichert, dass sie ihm gefiel, wie sie war. Als sie Minuten später die Tür öffnete, um ihn hereinzulassen, sagte ihr der Blick, mit dem er sie bedachte, warum sie sich so bemüht hatte. "Wow, du siehst wundervoll aus", sagte er und sah sie hingerissen an. "Wie soll ich mich heute Abend auf die Kunstwerke konzentrieren? Ich werde die ganze Zeit nur dich anstarren." "Sei nicht albern", sagte sie lächelnd, während er ihr in den Mantel half. Aber sein Kompliment freute sie, und sie schwebte fast an Adams Seite zu seinem Wagen. Das Museum sah mit seiner festlichen Erleuchtung sehr beeindruckend aus. Meredith hatte das Gefühl, ein Schloss zu betreten, so riesig kam ihr heute das Gebäude vor. In der großen Lobby hatten sich schon zahlreiche geladenene Gäste eingefunden und nippten an ihrem Champagner. Meredith fühlte sich auf einmal wieder nervös und unwohl. Ihr gefielen Veranstaltungen nicht, selbst wenn sie die meisten Anwesenden kannte. Die Menge von all fremden Leuten heute war einschüchternd. Adam schien ihre Angst zu spüren, denn er nahm beruhigend ihre Hand. "Mach dir keine Sorgen, Meredith. Es wird interessant werden", flüsterte er ihr ins Ohr. "Es sind ein paar Leute da, die ich dir unbedingt vorstellen möchte. Leute, die dir bei deiner Karriere behilflich sein können. Keiner wird dich beißen, ich verspreche es dir", neckte er sie. Sie lächelte amüsiert. Ihre Nervosität ließ ein wenig nach. "Was du nicht sagst." "Anwesende natürlich ausgenommen", fügte er mit einem frechen Grinsen hinzu. Aber zu dem Punkt kommen wir später." Meredith stockte einen Moment der Atem. Der heutige Abend war anders als sonst. Sah Adam sie jetzt als seine Freundin? Sie runzelte die Stirn. Es ging alles
so schnell. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie bald Adams Geliebte sein, obwohl er versprochen hatte, geduldig zu sein und zu warten. „Adam. Schön, dich zu sehen." Ein attraktiver Mann trennte sich von einer Gruppe und kam mit breitem Lächeln auf Adam zu. Sein langes blondes Haar berührte fast seine Schultern. Er streckte die Hand aus, und Adam nahm sie erfreut. Meredith fiel die Kleidung des Mannes auf. Sein graublaues Jackett schimmerte im Licht. Das Seidenhemd darunter hatte genau den gleichen Ton. Er trug keine Krawatte, sondern hatte das Hemd zugeknöpft bis zum Hals. Wahrscheinlich war alles die Kreation eines italienischen oder französischen Designers. Die enge schwarze Jeans und die schwarzen Westernstiefel schienen völlig unvereinbar damit zu sein, aber irgendwie passte es doch. "David, freut mich, dich zu sehen. Ich hatte gehofft, dich hier zu treffen", begrüßte Adam ihn. "Das hier ist David Martin, Meredith. Ihm gehört die renommierte Pendleton-Martin Galerie in der Pace Street", fügte Adam hinzu. "Hallo, Meredith", sagte David und gab ihr die Hand. Meredith nickte. "Freut mich, Sie kennen zu lernen." "Mir gehört übrigens nur die Martin-Hälfte der Galerie", sagte er mit einem charmanten Lächeln. "Mein Partner Tom Pendleton wäre entgeistert, wenn ich mir den ganzen Verdienst zuschanzen wollte." "Du bist immerhin derjenige, der für die Ausstellungsstücke verantwortlich ist, so viel ich weiß", sagte Adam. "Meredith ist eine sehr talentierte Künstlerin. Eine Bildhauerin. Du solltest dir ihre Werke einmal ansehen. Sie ist wirklich sehr gut." Meredith konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Warum hatte Adam sie nicht vorgewarnt? Sie war ihm zwar sehr dankbar, aber im Augenblick wäre sie am liebsten im Erdboden versunken. David sah sie so eindringlich an, dass sie verlegen den Blick senkte. "Das klingt gut. In letzter Zeit ist die Nachfrage nach Skulpturen gestiegen. All die vielen Wunderkinder der Wall Street müssen ihre Dachböden und Herrenhäuser ja mit irgendetwas füllen", scherzte er. "Wir sind jedenfalls immer auf der Suche nach neuen Talenten", fuhr er ermunternd fort. "Arbeiten Sie schon für eine Galerie, Meredith?" "Nein, nein", brachte sie unsicher hervor. "Ich entwerfe Schmuck. Ich meine, damit verdiene ich meinen Lebensunterhalt. " David lächelte nur. Nachsichtig, wie Meredith fand. Verflixt, sie hatte sich ihre Chance völlig verbaut. "Ich arbeite meistens mit Metall und im Augenblick an einigen sehr großen Stücken, für die ich eingeschmolzene Gegenstände und verschiedene Metalle benutze", fügte sie hastig hinzu. "Das klingt interessant", erwiderte David, und er klang wirklich interessiert. Oder war er nur höflich? "Wo haben Sie diese Stücke?" "Ich habe ein Atelier in der State Street, in einem Speicher."
"Könnte ich da mal vorbeikommen? Oder vielleicht schicken Sie mir einige Dias davon?" "Gern. Beides ist mir recht." "Für Dezember planen wir eine Ausstellung mit verschiedenen Künstlern. Vielleicht könnte ja etwas von Ihnen passen. Rufen Sie mich an." Er gab Meredith seine Karte und lächelte freundlich. "Vielen Dank", sagte sie mit schwacher Stimme. "Wenn sie nicht anruft, tue ich es", versprach Adam. David lachte und sah von ihm zu Meredith. "Es war nett, Sie kennen zu lernen. Unterhalten Sie sich noch gut." Nachdem David gegangen war, war Meredith noch immer wie benommen. Der Besitzer einer der besten Galerien der Stadt hatte ihr tatsächlich angeboten, sich ihre Arbeit anzusehen. Wie hatte das so einfach geschehen können? Adam brauchte nur mit dem Finger zu schnippen, um etwas zu erreichen. Er kannte einflussreiche Menschen, und er konnte etwas bewirken. War es aber richtig, dass sie ihn für ihre Zwecke ausnutzte? "Bist du wütend, dass ich dich mit David überrumpelt habe?" fragte er. "Dann wäre ich sehr undankbar." Adam lachte. "Ich hatte überlegt, dich zu warnen, aber ich war nicht sicher, ob er auch wirklich hier sein würde." "Oder ob ich bei dem Gedanken so nervös werden würde, dass ich dich versetze", fügte sie trocken hinzu. „Na ja, die Möglichkeit ist mir auch durch den Kopf gegangen", gab er zu und lächelte neckend. "Und jetzt sehen wir uns die Ausstellung an, okay?" Er nahm ihren Arm und führte sie in den ersten Raum der Galerie. Adam schien fast jeden zu kennen, und David war nicht der einzige Freund, den er ihr vorstellte. Am Anfang überkam sie noch ihre vertraute Schüchternheit, aber Adams ruhige, gelassene Gegenwart und die feste Berührung seiner Hand auf ihrem Rücken gab ihr Selbstvertrauen, und sie fühlte sich wohl. Wie Meredith erwartet hatte, wurde Adam auch von vielen Frauen begrüßt, die ihn offensichtlich bewunderten. Er plauderte freundlich mit ihnen, aber zu ihrer Erleichterung schien er sich für keine von ihnen besonders zu interessieren. Nachdem sie sich noch eine Weile die Kunstwerke angesehen hatten, gingen sie in ein kleines Cafe, nur wenige Blocks von Merediths Wohnung. Es war eins von ihren Lieblingslokalen, und die intime, ruhige Atmosphäre dort war ideal für ein angeregtes Gespräch über die Ausstellung. Doch während sie sich unterhielten, nagte ein ganz bestimmter Gedanke an Meredith. Es wäre ein vollkommener Abend, wenn sie nur nicht so nervös über seinen Ausgang sein würde. Sie hatte sich noch nie so sehr zu einem Mann hingezogen gefühlt wie zu Adam. Aber gerade, weil sie ihn so sehr begehrte, hatte sie große Angst, sich in ihn zu verlieben und sich von ihm das Herz brechen zu lassen. Sie musste versuchen, die Dinge klarzustellen, bevor er auf falsche Gedanken kam.
Adam, ich möchte dir noch mal danken, dass du mich David Martin vorgestellt hast", sagte sie impulsiv. "Du hast so wenig von meiner Arbeit gesehen, dass es sehr großzügig von dir war, dich so für mich einzusetzen." "Unsinn." Er nahm ihre Hand in seine. "Du brauchst mir nicht zu danken. Du bist sehr talentiert, Meredith. David ist derjenige, der dankbar sein sollte. Ich bin absolut sicher, dass er deine Arbeit lieben wird." "Ich weiß deine Hilfe zu schätzen", wiederholte sie ein wenig steif. "Aber ich hoffe, du denkst jetzt nicht, dass sich dadurch unsere Beziehung ... irgendwie ändert." Er sah sie erstaunt an. "Was willst du damit sagen?" Jetzt hatte sie sich richtig ins Fettnäpfchen gesetzt. Meredith bedauerte, das Thema angeschnitten zu haben. "Ach, vergiss es", sagte sie leise und schüttelte den Kopf. "Nein, ich möchte wissen, was du meinst. Wie soll das unsere Beziehung verändern?" drängte er. Klang er verärgert? Sie war nicht sicher. Auf jeden Fall schien er entschlossen, die Frage zu klären, so viel war deutlich. Meredith holte tief Luft und begegnete mutig seinem Blick. "Ich hatte nur Angst, du könntest glauben, dass ich dir in irgendeiner Weise ... verpflichtet bin wegen deiner Hilfe", sagte sie leise. "Das ist alles." Er lachte freudlos. "Du kennst mich nicht sehr gut, Meredith. Ich habe es nicht nötig, Frauen einen Gefallen zu tun, damit sie mit mir ins Bett gehen, wenn es das ist, worauf du hinauswolltest. " Meredith errötete und nickte schuldbewusst. "Entschuldige bitte", stammelte sie. "So habe ich es auch gar nicht gemeint. Ehrlich. " Er seufzte. Sie spürte, dass seine Wut nachließ, obwohl er eindeutig verletzt war von ihrer Unterstellung. "Was hast du dann gemeint?" fragte er. "Ich habe einfach nur Angst", gestand sie ihm ein. "Dass wir uns zu sehr aneinander binden könnten." So, jetzt hatte sie es gesagt. Noch hatten die Dinge sich nicht so weit entwickelt, aber heute war ein Wendepunkt in ihrer Beziehung, und sie wusste es. Sie musste aufpassen, sonst würde sie noch ihr Herz an ihn verlieren, und das durfte auf keinen Fall passieren. Er lehnte sich langsam zurück und sah sie stumm an. Sie hatte ihm mit ihren Worten wehgetan, dass war offensichtlich, und Merediths Herz zog sich zusammen vor Reue. Doch gleich darauf wurde Adams Miene hart und undurchdringlich. „Im Gegenteil. Das schließe ich eher aus. Ich meine, ich genieße deine Gesellschaft, Meredith, und das weißt du. Aber wenn du willst, dass unsere Beziehung streng platonisch bleibt, ist das okay. Kein Problem für mich", versicherte er ihr. "Ich habe nur gern Gesellschaft, wenn ich irgendwo hingehe. Heute warst du zum Beispiel eine große Hilfe. Du hast all die aggressiven Frauen abgehalten, die sich sonst auf mich stürzen, wenn ich an einer solchen
Veranstaltung teilnehme. Das ist die einzige Entschädigung, die ich von dir erwarte", fügte er hinzu. Die kühle, gefühllose Art, mit der er sprach, traf sie zutiefst. Mehr bedeutete sie ihm nicht? Sie war nur ein Köder, der andere Frauen entmutigen sollte? Einen Moment lang konnte sie nicht atmen. Sie hatte es doch gewusst, dass ein Mann wie Adam sich nicht wirklich für sie interessieren konnte. Als sie ihn ansah, brachte sie kein Wort heraus, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. "Wenn das der wahre Grund ist, warum du mich eingeladen hast, dann wird es Zeit für deinen Lockvogel, dir eine gute Nacht zu wünschen", stieß sie hervor und erhob sich von ihrem Stuhl. "Leb wohl, Adam", flüsterte sie und drehte sich hastig um. "Meredith, warte", hörte sie ihn rufen, aber er musste noch die Rechnung bezahlen, und sie hoffte, das würde ihr Zeit geben, ihm zu entkommen. Auf der Straße wehte ihr der Wind kalt ins Gesicht. Sie spielte mit dem Gedanken, sich ein Taxi zu rufen, aber schließlich war sie nur wenige Blocks von zu Hause entfernt. Mit schnellen Schritten machte sie sich auf den Weg. Bald schon erreichte sie Amber Court, und ihr Wohnhaus kam in Sicht. Sie schloss die Haustür auf und eilte die Treppe hinauf. Zum Glück hatte sie Sylvie heute gebeten, Lucy spazieren zu führen. Jetzt brauchte sie also wenigstens nicht mehr hinauszugehen und zu riskieren, Adam zu begegnen. Gerade als sie den Schlüssel ins Schloss steckte, hörte sie schnelle Schritte auf der Treppe, und Adam erschien am anderen Ende des Flurs. Sie drehte sich erschrocken zu ihm um. In ihrer Eile musste sie vergessen haben, die Haustür hinter sich zuzuziehen. "Meredith, bitte warte", rief er und kam auf sie zu. Sie wandte sich ab und wischte sich hastig die Tränen fort. Was für eine dumme Idee, Mascara zu benutzen, dachte sie bedrückt. Sie musste aussehen wie eine Vogelscheuche. „Meredith, bitte ..." Sie hörte seine Stimme dicht hinter sich, drehte sich aber nicht zu ihm um. "ich muss mit dir reden." "Hast du nicht schon genug gesagt?" "Bitte, lass mich erklären. Dann gehe ich. Ich verspreche es." Sie sah zu ihm auf, und der flehende Blick in seinen Augen besiegte sie. "In Ordnung", sagte sie seufzend. "Komm rein."
7. KAPITEL Sie gingen hinein, und Meredith schloss die Tür hinter ihnen. Sie machte ein paar Schritte und legte Schlüssel und Tasche auf den kleinen Flurtisch. Dann knöpfte sie den Mantel auf, behielt ihn aber an. Adam blieb an der Tür stehen. "Okay, sag, was du zu sagen hast, und dann geh bitte", forderte sie ihn knapp auf. "Meredith, bitte. Hör mir nur eine Sekunde zu." Er war noch ganz außer Atem vom Laufen. "Ich habe dich angelogen. Ich habe gesagt, dass ich deine Gesellschaft nur wollte, um andere Frauen zu entmutigen. Das ist nicht wahr." "Ach?" Meredith legte den Kopf leicht auf die Seite. "Woher soll ich wissen, dass du mir jetzt die Wahrheit sagst?" „Weil du es fühlen musst, dass ich kein Lügner bin", sagte er und kam auf sie zu. "Ich habe dich nie angelogen. Aber heute dachte ich, du würdest dich weniger bedroht fühlen in meiner Gegenwart, wenn ich dir vormache, dass ich gar nichts von dir will. Vermutlich war ich verzweifelt. Ich hatte große Angst, du würdest mich nicht mehr sehen wollen. Und ich hatte doch Recht, oder?" Sie nickte und seufzte. "Du kennst mich sehr gut", gab sie zu. Also bedeutete sie Adam doch etwas? War es das, was er ihr sagen wollte? Meredith war so verwirrt, dass ihr ganz schwindlig wurde. Sie sah zu ihm auf, und er umarmte sie. Als er sie an sich zog, wehrte sie sich nicht. Sie legte die Arme um seine Taille und den Kopf an seine breite Brust. "Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dich nicht wieder zu sehen", flüsterte er mit rauer Stimme. "Ich bin verrückt nach dir. Bitte verzeih mir, dass ich dich angelogen habe. Ich wollte dich nicht verletzen. Das glaubst du mir doch, oder?" Er schien so aufgewühlt und besorgt zu sein, wie hätte sie ihm da nicht glauben sollen? Sie wusste in ihrem Innersten, dass er ehrlich war. Und die Erkenntnis, dass er so viel für sie empfand, ließ ihr Herz heftig klopfen. "Natürlich glaube ich dir sagte sie und sah zu ihm auf. "Es tut mir auch Leid, dass ich an dir gezweifelt habe und davongelaufen bin." "Ich habe dir schon einmal gesagt, Meredith, dass ich dich nicht so schnell loslassen werde." Seine tiefe, verführerische Stimme ließ sie unwillkürlich erschauern. "Und jetzt hast du es bewiesen." "Ich werde es wieder und wieder beweisen, wenn es nötig ist." Würde es nötig sein? Meredith wusste, dass sie sich jetzt am besten von ihm lösen sollte, aber sie konnte es nicht. Es war ein wunderbares Gefühl, in seinen Armen zu liegen. Zu schön, um es zu beenden. Er beugte den Kopf, um sie zu küssen, und sie kam ihm auf halbem Weg entgegen. Noch nie hatte sie sich
glücklicher und erfüllter gefühlt. Sie würde nie wieder vor ihm davonlaufen. Sie würde sich ihm ergeben, und jetzt wurde ihr klar, dass von Anfang nichts anderes hätte passieren können. Ihr Kuss vertiefte sich. Adams Liebkosungen wurden fordernder und leidenschaftlicher, während er sie von ihrem Mantel befreite. Nur kurz ließ er sie los, um sich aus seinem eigenen Mantel und Jackett zu schälen, und sofort lagen seine Arme wieder um sie, und sein Mund presste sich wild auf ihren. Sie spürte seine Hände auf ihrem Rücken, ihrer Taille, ihren Hüften und Schenkeln. Plötzlich berührte ein kühler Lufthauch ihren Rücken, als Adam ihr geschickt den Reißverschluss herunterzog. Zärtlich bedeckte Adam ihre Schultern mit Küssen. Gleich darauf rutschte auch ihr Kleid auf den Boden und enthüllte die schwarzen Spitzendessous, die sie darunter trug. Adam hob einen Moment den Kopf, um sie zu betrachten, und sie hörte, wie er scharf die Luft einsog. Seine Augen blitzten verlangend auf, und sie erschauerte unwillkürlich. "Du bist unglaublich schön", flüsterte er heiser und zog sie wieder an sich. "Unglaublich", wiederholte er, gerade als ihre Lippen sich wieder zu einem hungrigen Kuss trafen. Er streichelte ihre Hüften und umfasste dann ihren Po, um sie heftig so dicht an sich zu ziehen, dass Meredith den Beweis seines Verlangens spüren konnte. Wild und leidenschaftlich, fast verzweifelt erwiderte sie seinen Kuss, als ob ein Damm in ihr gebrochen wäre, der ihre Bedürfnisse all die Zeit zurückgehalten hatte. Voll Verlangen fuhr sie mit den Händen an seinen breiten Schultern entlang, dann löste sie seine Krawatte und knöpfte sein Hemd auf. Als sie ihn von seinem Hemd befreite, küsste sie seinen Hals, dann seine kräftige Brust. Ihre Zunge schloss sich um seine flachen Brustspitzen, und er stöhnte leise auf und presste sie so fest an sich, dass sie kaum atmen konnte. "Meredith, du machst mich wahnsinnig", keuchte er. Wieder löste er sich leicht von ihr, um sie anzusehen, und sein Blick war so intensiv, so brennend, dass es ihr den Atem nahm. Ohne ein weiteres Wort griff er nach ihrer Hand und zog sie ins Schlafzimmer. Wenige Augenblicke später lagen sie sich wieder in den Armen, dicht nebeneinander auf Merediths breitem Bett. Adams Küsse waren zunächst zögernd und behutsam, aber Merediths Reaktion ließ ihn nicht lange im Ungewissen. Sie seufzte tief auf und schmiegte ihren schlanken Körper sehnsuchtsvoll an ihn. Sie schlang die Beine um ihn und küsste ihn herausfordernd. Ihre Zungen trafen sich zu einem wilden, heißen Spiel, und Meredith spürte, wie Adam die Hände in ihrem Haar vergrub. Im nächsten Moment lag er auf ihr und streichelte sie immer intimer. Seine Lippen liebkosten jetzt ihren Hals, gleich darauf ihre vollen Brüste. Heiß schloss sich sein Mund über dem Stoff, der ihre Brustknospen verdeckte. Meredith stockte der Atem. Sie packte seine Schultern, als Wellen heißer Lust sie überfluteten. "Du bist so schön", stöhnte Adam an ihrer Haut und zog ihr den BH aus. Während er mit Zunge und Lippen wieder ihre Brüste liebkoste, spürte
Meredith, wie seine Hände ihre Schenkel, streichelten, dann langsam unter ihren Slip wanderten und ihren Po umfassten. In Sekundenschnelle schob er ihr Slip und Seidenstrumpfhose herunter, und Meredith bog sich ihm erwartungsvoll entgegen. Sie stöhnte erstickt auf, als er sich mit den Fingern weiterwagte bis zu ihrer empfindsamsten Stelle. Meredith sehnte sich so sehr nach Adam, dass es fast schmerzte. Nur die endgültige Vereinigung, körperlich und seelisch, konnte sie jetzt befriedigen. Sie küssten sich wieder lustvoll, halb lag er auf ihr, halb hatte sie sich erhoben, um ihm so nah wie möglich zu sein. Adam hob den Kopf und rang um Atem. "Ich will dich so sehr, Meredith ... Wenn du willst, dass ich aufhöre, musst du es jetzt sagen", brachte er heiser hervor. Sie schüttelte den Kopf. "Ich möchte, dass du mich liebst, Adam. Ich habe mir noch nie etwas so sehr gewünscht", flüsterte sie und küsste ihn. Sie hörte, wie er den Reißverschluss öffnete und die Hose ungeduldig hinunterschob. Er seufzte an ihrem Mund auf und zeigte ihr damit, wie sehr er sie begehrte. Ermutigt von seiner Reaktion, ließ Meredith eine Hand unter den Bund seiner Boxershorts schlüpfen. Er fühlte sich hart und heiß an, und sie umfasste ihn sanft. Adam küsste sie mit einer Wildheit, die sie fast erschreckte. Er trennte sich nur ganz kurz von ihr, um sich ganz auszuziehen, und war sofort wieder bei ihr und bedeckte sie mit seinem muskulösen Körper. Mondlicht drang durch die halb geöffnete Gardine. Adams Augen sahen schwarz aus, und in ihren Tiefen wirbelte ein wahrer Sturm der Leidenschaft. Er schob sich zwischen ihre Schenkel und drang im nächsten Moment mit einem schnellen, harten Stoß ein. Meredith erzitterte vor Lust. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und klammerte sich an seine Arme. Adam stieß einen langen Seufzer größter Befriedigung aus und fing an, sich zu bewegen - zunächst langsam, während er ihr heiser flüsternd beschrieb, weiche herrlichen Gefühle sie in ihm hervorrief. Meredith kam ihm bei jedem Stoß begierig entgegen. Er füllte sie auf eine Weise aus, wie es Jake niemals getan hatte. Adam war ein vollkommener Liebhaber, der ihr mit jeder Faser seines Körpers Freude bereiten wollte. Schon bald glaubte sie, die stetig steigende Anspannung in ihrem Innern nicht lange ertragen zu können, und doch brachte Adam sie zu immer neuen Höhen der Lust. Sie merkte kaum, wie er sich auf die Arme stützte. Sie hatte die langen Beine um seine Hüften geschlungen, als ob sie irgendwo Halt finden müsste, so schnell, so völlig hemmungslos wurde jetzt der Rhythmus ihrer Liebe. Immer tiefer, immer härter drang Adam vor, und Meredith wurde von so aufwühlenden Gefühlen überwältigt, wie sie sie nie erträumt hätte. In diesen Minuten spürte sie, dass sie sich so nah waren, wie zwei Menschen es nur sein konnten, und sie gab sich ihm hin, ohne das Geringste von sich zurückzuhalten. Nie wieder würde sie gegen ihn ankämpfen. Ihr Widerstand gegen Adam war Zeitverschwendung gewesen. Er war vom ersten Moment an in ihrem
Herzen gewesen, vom ersten umwerfenden Lächeln an. Plötzlich spürte sie, wie sie sich innerlich anspannte, und dann brachte die erschütterndste Empfindung, die sie je erlebt hatte, sie auf den Gipfel der Ekstase. Ihr ganzer Körper erbebte, sie packte seine Schultern und schrie heiser seinen Namen. Adam bewegte sich immer noch in ihr, und erst Momente später erreichte auch er den Höhepunkt der Lust, und sein kräftiger Körper erschauerte in ihren Armen. Merediths Herz machte einen Sprung vor Glück, als sie ihn ehrfürchtig ihren Namen flüstern hörte. Als Meredith erwachte, war sie nicht sicher, wie viel Zeit vergangen war, wenige Minuten oder Stunden. Ihr Kopf ruhte auf Adams Brust. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen. Sein Atem kam ruhig und regelmäßig, und sie nahm an, dass er schlief. Aber sie hatte sich geirrt, denn plötzlich spürte sie seine Fingerspitzen im Haar. Meredith rührte sich nur ein wenig, denn sie wollte den Zauber des Augenblicks nicht zerstören. Sie fühlte sich so zufrieden, so glücklich in Adams Armen, so beschützt und begehrt. Als sie sich geliebt hatten, hatte sie sich vollkommen eins mit ihm gefühlt. Mit Jake Stark war das niemals geschehen. Aber sie fragte sich, ob es für Adam genauso schön gewesen war wie für sie. Immerhin war er ein Mann von großer Erfahrung, während sie nur einen einzigen Liebhaber vor ihm gehabt hatte. Jake hatte gewusst, dass sie Jungfrau war, als er sie verführte, und hatte also auch keine Erwartungen gehabt. Aber vielleicht hätte sie Adam warnen sollen, wie unerfahren sie wirklich war. Vielleicht hatte er mehr erwartet oder etwas anderes und war nun enttäuscht. Sie wandte den Kopf, sah zu Adam auf und versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten. Er hatte die Augen geschlossen, aber er öffnete sie sofort, so als hätte er gespürt, dass sie ihn anblickte. Er lächelte sie zärtlich an. Wie unglaublich attraktiv er doch war! Obwohl sie sich gerade eben erst geliebt hatten, begehrte sie ihn schon wieder und noch mehr als vorher. "Was ist?" fragte er mit leiser Stimme. "Ach, nichts", sagte sie nur und legte den Kopf wieder auf seine Brust. "Ich merke doch, dass du dir über irgendetwas Gedanken machst. Komm, du kannst es mir ruhig sagen. Bereust du etwa, dass du mit mir geschlafen hast?" "Nein, nein", versicherte sie ihm schnell. Sie sah ihn wieder an und stützte ihr Kinn auf die Hand. "Und du?" Er war ehrlich erstaunt über ihre Frage. "Nein, überhaupt nicht. Hast du das etwa geglaubt?" "Nun, vielleicht bereust du es nicht direkt Sie holte tief Luft und zog das Laken höher, um ihre Brüste zu bedecken. "Es ist nur ... Du bist ein so wunderbarer Liebhaber und so erfahren. Ich bin das nicht", flüsterte sie verlegen. "Für dich ist es sicher nicht so schön gewesen." Er richtete sich entsetzt auf. "Meredith, mein Liebling, sei nicht albern." Als sie nicht wagte, ihn anzusehen, rutschte er zu ihr hinunter und nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände. "Es war unglaublich schön für mich, dich zu lieben. Du bist unvorstellbar sexy, wahnsinnig aufregend und wundervoll in deiner
Hingabe. Du bist in jeder Hinsicht vollkommen", fügte er hinzu und küsste sie auf den Mund. "Wie hast du auch nur einen Moment daran zweifeln können?" Er runzelte die Stirn. "Hat irgendein Idiot etwas anderes behauptet, Meredith?" fragte er besorgt. "Ich hatte nur einen Liebhaber vor dir, Adam. Ich war noch auf dem College. Du weißt schon, der Mann, den ich neulich erwähnt habe. Und ich muss zugeben, dass die Beziehung nicht viel dazu beigetragen hat, mein Selbstbewusstsein zu stärken", gab sie mit einem Seufzer zu. Er strich ihr sanft eine Strähne aus der Stirn und streichelte dann ihre Wange. "Erzähl mir von ihm. Warum hat es nicht geklappt?" Meredith sprach nicht gern über Jake, besonders jetzt, wo sie sich so wohl fühlte. Sie war nicht in der Stimmung, die Schatten ihres vergangenen unglücklichen Liebeslebens wieder zum Vorschein zu holen. Aber Adams Interesse war ehrlich, und sie wusste, dass es wichtig für ihn war, mehr über ihre Vergangenheit herauszufinden. Also erzählte sie ihm die Geschichte ihrer Affäre mit dem älteren, kultivierten Künstler so kurz und knapp, wie sie nur konnte. Sie fuhr stockender fort, als sie zu dem Punkt kam, als Jake plötzlich nach New York gereist und sie mit einem kühlen Abschiedsbrief abgefertigt hatte. Später erfuhr sie außerdem, dass er zu der gleichen Zeit mit zwei weiteren Studentinnen eine Beziehung eingegangen war. Adams Gesicht war blass und angespannt. "Was für ein jämmerlicher Kerl. Er verdient es nicht ..." Er unterbrach sich abrupt und schüttelte den Kopf. Dann zog er Meredith wieder an sich und küsste sie. "Ich wünschte, ich hätte dich damals schon kennen gelernt." Er seufzte. "Aber wenigstens habe ich dich jetzt. Ich fühle mich so glücklich, dass du mich nach all dieser Zeit ausgesucht hast. Du bist etwas ganz Besonderes, Meredith. Ich werde dich nicht enttäuschen." Meredith war zu gerührt, um ihm antworten zu können. Sie schlang die Arme um seinen starken Körper, und sie rutschten unter das Laken. Adam begehrte sie schon wieder, und sie empfing ihn voller Leidenschaft. Trotz ihrer Angst davor, sich intim mit Adam einzulassen, wusste sie jetzt, dass er sie niemals absichtlich verletzen würde. Aber insgeheim fragte sie sich, ob sie diejenige sein würde, die ihn schließlich enttäuschen würde. Meredith und Adam wachten erst spät auf, und es dauerte eine ganze Weile, bevor sie aus dem Bett stiegen, um sich der Außenwelt zu stellen. Wenn Lucy nicht gewesen wäre, hätten sie Merediths Schlafzimmer wohl gar nicht verlassen. Aber schließlich rafften sie sich doch dazu auf, duschten und zogen sich an, gingen zu einem langen Spaziergang in den Park und nahmen später einen ausgiebigen Brunch zu sich. Den Rest des Tages verbrachten sie in einer Art glückseligem Nebel. Adam wollte sich ihr Atelier ansehen, und da Meredith selbst sich um einiges dort kümmern wollte, fuhren sie zusammen an das andere Ende der Stadt. Sein Lob für ihre Werke hob Merediths Stimmung noch mehr, wenn das überhaupt noch
möglich war, und er erinnerte sie noch einmal daran, unbedingt David Martin anzurufen. Ihr gemeinsamer wundervoller Tag endete in Adams Wohnung, wo er für sie beide ein leichtes Abendessen zubereitete. Meredith hätte sich nie vorgestellt, dass es ihm Spaß machen könnte zu kochen. Sie selbst brachte nicht einmal ein gekochtes Ei zu Stande, wie sie zugab. Das weiträumige, moderne Apartment befand sich im 25. Stock eines Luxushochhauses in einer der teuersten Gegenden der Stadt. Es war elegant und doch behaglich eingerichtet, und Meredith erfuhr, dass alle Möbel aus Adams eigener Firma kamen. Nach dem Essen fiel es ihr schwer, sich von Adam zu trennen, ganz besonders, als er anfing, sie zum Abschied zu küssen. Und so überredete er sie, die Nacht über zu bleiben. Am nächsten Morgen stand sie früher auf, fuhr zu ihrer Wohnung, um Lucy dazulassen, sich zu duschen und umzuziehen, und eilte dann direkt ins Büro. Nach ihrem gemeinsamen Wochenende konnten Meredith und Adam es nicht lange getrennt voneinander aushalten, und sie sahen sich fast jeden Abend. Als prominenter Geschäftsmann erhielt Adam stapelweise Einladungen zu wohltätigen Veranstaltungen. Wann immer er sich gezwungen sah, einer davon beizuwohnen, bat er Meredith, ihn zu begleiten. Zuerst gab sie nur Adam zuliebe nach - er klang meist so, als ob er ohne sie den Abend nicht überleben könnte. Aber nach den ersten paar Malen merkte sie, dass es ihr gefiel, neue Leute kennen zu lernen und mit ihnen über interessante Dinge zu sprechen. An Adams Seite hatte sie schnell Selbstvertrauen gewonnen, und obwohl sie es kaum glauben konnte, wurde sie jetzt kaum noch von der erstickenden Schüchternheit heimgesucht, die sie so lange Zeit gequält hatte. Ihre scharfsinnigen Freundinnen , Sylvie, Lila und Jayne bemerkten als Erste den strahlenden Ausdruck auf Merediths Gesicht und den plötzlichen Elan ihrer Schritte. Nach dem Wochenende mit Adam vertraute sie sich den Mädchen endlich an. Ihre Freundinnen waren begeistert zu hören, dass alles so gut lief, und gratulierten sich lachend selbst dazu, dass sie Meredith für die Auktion vorbereitet hatten. Jedes Mal, wenn Meredith jetzt an die Auktion dachte, kam es ihr vor, als hätte sie vor einer Ewigkeit stattgefunden, dabei waren erst etwa zwei Wochen vergangen. Eines Abends erinnerte sie sich daran, dass sie Rose noch immer nicht die Brosche zurückgegeben hatte. Sie lief sofort die Treppe hinunter und klopfte an Roses Tür. Rose freute sich sie zu sehen und lud sie ein, doch kurz hereinzukommen. Bald saß Meredith mit einer Tasse Tee auf dem Sofa. Sie fühlte sich immer wohl bei Rose. Das Wohnzimmer war geschmackvoll eingerichtet mit antiken Möbeln und einer wunderschönen Sammlung von Gemälden und Skulpturen. Trotz der vielen wertvollen Schätze war Roses Wohnung vor allem behaglich, und Meredith fühlte sich entspannt.
So schüttete sie Rose ihr Herz aus. Rose lächelte wehmütig. Wahrscheinlich dachte sie an ihre Vergangenheit, an ihre eigenen Erfahrungen mit der Liebe. Am Ende nahm sie Merediths Hand. "Vertrauen Sie Ihrem Herzen, Meredith, und vergessen Sie Ihre Ängste. Wenn die Zeit kommt, werden Sie wissen, was Sie tun müssen." Ihre Brosche wollte sie zurzeit noch nicht wiederhaben, was Meredith sehr wunderte. Es war ein so wertvolles Stück und lag Rose sicher sehr am Herzen. Dennoch bestand sie darauf, dass Meredith den Schmuck noch eine Weile behielt, und so nahm sie die Brosche wieder mit, als sie sich verabschiedete. Meredith hätte nicht sagen können, wie es geschehen war, aber ihre Beziehung zu Adam veränderte ihr ganzes Leben und sogar sie selbst. Sie sah anders aus, benahm sich anders, und auch ihre Arbeit bei Colette und an ihren Skulpturen erlebte einen nie gekannten kreativen Aufschwung. Adam schien es nie müde zu werden, ihr zu sagen, wie wundervoll und schön Meredith war. Ihr wurde schwindlig von so viel Lob. In seinen Armen war sie so glücklich wie noch nie in ihrem Leben. Je mehr sie von ihrem wahren Ich entdeckte, desto stärker wurden ihre Gefühle für Adam. Wenn sie jetzt an ihre Affäre mit Jake Stark dachte, fragte sie sich, ob sie ihn je wirklich geliebt hatte. Sie. war wohl eher beeindruckt gewesen von seinem Ruf in der Kunstwelt und hatte von ihm geschwärmt, aber sie hatte nie dieselbe tiefe Bindung zu ihm gespürt wie zu Adam. Bei Adam schien ihre Leidenschaft mit jedem Mal größer zu werden. Jetzt machte sie sich keine Sorgen mehr, sie könnte eine unzulängliche Liebhaberin sein. Je mehr er auf ihre Liebkosungen reagierte, desto kühner wurde sie, und überraschte sich selbst mit ihrer rückhaltlosen, einfallsreichen Art, Adams Liebe schien eine Seite in ihr zum Vorschein zu bringen, von der sie nicht gewusst hatte, dass sie existierte. Bei Jake hatte sie nie solches Glück erlebt, und sie bezweifelte sehr, dass es mit irgendeinem anderen Mann so schön sein könnte. Manchmal machte sie sich Sorgen um die Zukunft. Abgesehen von ihren eigenen Ängsten, fürchtete sie, dass Adam größere Wunden von seiner gescheiterten Ehe davongetragen hatte, als ihm selbst bewusst war. Als sie eines Nachts nebeneinander lagen und miteinander redeten, gab er zu, dass Suzanne ihn betrogen und wegen eines anderen Mannes verlassen hatte. Meredith nahm ihn in die Arme und versuchte, seinen Schmerz zu lindern. Sie verstand so gut, wie er sich fühlte. Sie wollte ihn niemals auf diese Weise verletzen. Aber würde sie ihn trotz allem eines Tages enttäuschen? Adam wünschte sich Kinder, das hatte er schon bald klar gemacht, und sie war nicht zur Mutter geschaffen. Eines Tages würden sie sich diesem Problem stellen müssen, und Meredith fürchtete sich vor diesem Tag. Immer wenn sie daran dachte, versuchte sie, an Roses schlichte Worte zu denken. Sie würde einfach darauf vertrauen, dass sie das Richtige tun konnte, sobald die Zeit gekommen war.
Meredith brachte schließlich den Mut auf, David Martin anzurufen, nachdem Adam ihr gut zugeredet hatte, es endlich zu tun. Sie fragte sich, ob er sich überhaupt noch an sie erinnern würde, aber offenbar hatte er sie nicht vergessen. Ohne länger zu plaudern, vereinbarten sie schnell einen Termin. Meredith legte auf und sprang vor Freude von ihrem Sessel auf und klatschte in die Hände. Sie rief Adam an, um ihm die Neuigkeit mitzuteilen, und er klang genauso begeistert wie Meredith. "Er kommt am Samstagmorgen", sagte sie. "Ich bin so nervös. Kannst du bitte dabei sein, Adam?" Sie war normalerweise so selbstständig und unabhängig, dass die Frage sie selbst am meisten überraschte. "Natürlich, wenn du willst." Bevor sie Adam kennen lernte, hätte sie nie jemanden gebeten, an einem so wichtigen Treffen dabei zu sein. Aber mit Adam war das anders. Er war ein Teil von ihr geworden, so sehr, dass sie ihn unbedingt bei sich wissen wollte. Sie hörte seiner Stimme an, dass er lächelte. "Ich würde mich geehrt fühlen. Und wenn er dir anbietet, deine Arbeit in seiner Ausstellung aufzunehmen, öffnen wir eine Flasche Wein und trinken auf deinen Erfolg." "Oh, Adam, bitte", stöhnte sie. "Sag doch so was nicht. Ich werde nur noch nervöser." "Entschuldige", erwiderte er mit einem Lachen. "Aber den Wein nehme ich trotzdem mit." Als der große Tag gekommen war, wollte Meredith auch unbedingt Lucy mitnehmen. Adam musste lachen, als der große Hund sich auf dem schmalen Rücksitz seines Sportwagens zusammenkauerte. Meredith nahm Lucy oft mit in ihr Atelier, wenn sie bis spät in die Nacht hinein arbeiten musste. Einerseits um Gesellschaft zu haben, andererseits weil es ihr ein Gefühl von Sicherheit gab, obwohl Lucy viel zu freundlich war, um ein geeigneter Schutz zu sein. David Martin kam pünktlich auf die Minute. Man begrüßte sich freundlich, und falls David erstaunt war, Adam vorzufinden, so ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. Heute war er ganz in Schwarz gekleidet mit einem maßgeschneiderten Mantel, Rollkragenpullover, Jeans und Stiefeln. Meredith vermutete, dass es sich um seine Arbeitskleidung handelte. Die düstere Kleidung schüchterte Meredith ein und machte sie noch nervöser. Mit einem strahlenden Lächeln bedankte er sich für das angebotene Glas Soda und ging direkt an die Arbeit. Er holte Notizblock und Kamera hervor und fing an, Merediths Werke mit erstaunlich finsterer Miene zu begutachten und Fotos aus verschiedenen Winkeln zu schießen. Meredith hatte noch niemals erlebt, dass ein Kunstexperte ihre Arbeit so ernst nahm, und das ganze Vorgehen zerrte an ihren Nerven. Bald hielt sie es nicht länger aus und entschuldigte sich mit der Ausrede, dass Lucy unbedingt mal hinaus müsste. Adam sah sie verständnisvoll an. "Okay, aber geh nicht zu weit fort", bat er und brachte sie bis zur Tür.
David schien nicht einmal zu sehen, dass sie ging. Meredith wusste nicht, ob das ein gutes Zeichen war oder nicht. Als sie einmal um den Block gegangen war, trieb ihre Neugier sie jedoch wieder zurück ins Atelier. Sie gesellte sich zu den beiden Männern und erkannte, dass David fertig war mit seiner Begutachtung. Sie wagte es nicht, ihn anzusehen, presste die Handflächen zusammen und wartete auf den Urteilsspruch. "Da sind Sie ja", begrüßte David sie. "Meredith, Ihre Arbeit ist absolut großartig. Sie ist wunderbar frisch und originell. Wirklich völlig anders als alles, was ich je gesehen habe." Der Ausdruck freudigen Erstaunens zeigte, dass er es ernst meinte. Meredith brachte kein Wort heraus. "Ich habe dir doch gesagt, dass sie großartig ist", warf Adam stolz ein. Sie spürte seinen Arm um ihre Schultern und war froh, dass er sie festhielt, denn ihr war auf einmal schwindlig. "Danke, David. Vielen Dank", brachte sie mit schwacher Stimme hervor. David lächelte. "Unsinn. Ich sollte Ihnen danken, dass Sie mich eingeladen haben. Oder vielmehr, ich sollte Adam danken", fügte er mit einem Blick auf Adam hinzu. Aber sein Blick ruhte gleich darauf wieder auf Meredith. Seine blauen Augen strahlten vor Begeisterung, und Meredith fiel auch jetzt wieder auf, dass er recht attraktiv war, wenn einem blonde Männer gefielen, die aussahen, als wären sie einem Modejournal entstiegen. Sie selbst hatte jedenfalls einen anderen Geschmack. "Heißt das also, dass du Merediths Werke in deiner Ausstellung zeigen willst?" fragte Adam. David zögerte mit der Antwort. Er sah sich wieder die Skulpturen an und dann seine Notizen darüber. "Nun, das kommt darauf an." Meredith stockte der Atem. "Sie sind nicht gut genug. Ist es das?" fragte sie tonlos. "Oh, nein, ganz und gar nicht." Er schüttelte den Kopf. "Ich habe nur überlegt, ob Sie daran interessiert wären, eine eigene Ausstellung ganz für sich allein zu bekommen? Vielleicht im Januar. " "Meine eigene Ausstellung?" wiederholte Meredith ungläubig. „Fantastisch!" rief Adam und drückte sie an sich. "Ich muss natürlich vorher mit meinem Partner darüber sprechen, aber er überlässt mir eigentlich immer alle künstlerischen Entscheidungen, also sehe ich da kein Problem. Sie werden allerdings hart arbeiten müssen bis dahin, denn ich brauche einige Skulpturen mehr, um die Galerie zu füllen. Meinen Sie, Sie können es schaffen?" "Ja, natürlich. Ich werde Tag und Nacht arbeiten, wenn es sein muss", versprach sie ihm.
"Na ja, ich hoffe, das wird nicht nötig sein. Wir wollen doch nicht, dass Sie uns zusammenbrechen, bevor wir Sie zum Star gemacht haben", sagte David mit einem Lächeln. "Meredith hat auch wundervolle kleinere Skulpturen gemacht, die bei ihr zu Hause sind. Vielleicht wären die ja für die Ausstellung geeignet", schlug Adam vor. "Schon möglich", stimmte David zu. "Vielleicht könnte ich Sie einmal besuchen und sie mir ansehen? Vielleicht an einem Abend nach der Arbeit?" "Wann immer Sie wollen. Rufen Sie mich nur vorher an. Normalerweise bin ich um sechs Uhr zu Hause", sagte sie. "Prima. Ich rufe Sie dann also nächste Woche an und sage Ihnen Bescheid." David sammelte seine Sachen ein und schickte sich an zu gehen. "Ihre Arbeit hat mich begeistert, Meredith. Ich habe das sichere Gefühl, dass das Publikum Ihre Skulpturen lieben wird." "Danke. Ich meine, ich hoffe, dass Sie Recht haben", stammelte Meredith. Adam brachte David bis zur Tür und kam gleich darauf zu ihr zurück. Sie stand immer noch in der Mitte des Raums und konnte nicht fassen, was soeben geschehen war. Plötzlich warf sie sich ihm in die Arme und drückte ihn so fest an sich, dass er um Gnade flehte. "Danke, danke, danke!" rief sie überglücklich. „Aber ich habe doch gar nichts getan. Ich habe nur dich und David zusammengebracht. Alles andere hast du deinem Talent zu verdanken", versicherte Adam ihr. Meredith legte den Kopf zurück, um ihn anzusehen. "Ja, aber du hast an mich geglaubt, und das hat mir sehr viel bedeutet." "Wenn du es mir nur erlaubst, werde ich immer für dich da sein, Meredith", versprach er. Meredith wurde sofort ernst. Seine Worte klangen wie eine unausgesprochene Frage, und er erwartete eine Antwort von ihr, die sie ihm jetzt nicht geben konnte. Impulsiv stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn sehnsuchtsvoll auf den Mund. Adam erwiderte ihren Kuss mit der gleichen Leidenschaft, und bald schon empfand Meredith ihre Kleidung als ziemlich störend. Ungeduldig zerrte sie an seinem Hemd, und er zog ihr kurzerhand den Pullover über den Kopf. Sie half ihm dabei, seine Jeans auszuziehen, und schlüpfte schnell aus ihrer eigenen Hose. Langsam gingen sie auf eine Pritsche in einer Ecke des Ateliers zu, wo sie Wärme unter einer Steppdecke suchten. Bald wurden ihre Liebkosungen so hitzig, dass die Decke nicht mehr nötig war. Meredith wunderte sich immer wieder darüber, dass jedes neue Zusammensein mit Adam besser war als das vorherige. Je vertrauter er ihr wurde, desto geschickter wurde sie darin, ihm Freude zu bereiten, und desto aufregender und befriedigender wurde es auch für sie. Adam lehnte an einem Berg von Kissen, und Meredith saß ihm gegenüber, die Beine um seine Taille geschlungen. Er beugte den Kopf und nahm eine ihrer
Brustspitzen in den Mund. Wieder und wieder reizte er sie mit der Zunge, bis sie erregt aufstöhnte und die Hände in seinen Haaren vergrub. Jede Faser ihres Körpers sehnte sich nach ihm und der Erfüllung, die nur er ihr bringen konnte. Als sie seine Finger an ihrer intimsten Stelle spürte, schrie sie leise auf, und im nächsten Moment spürte sie ihn tief in sich. Ihre Lippen fanden sich in einem hungrigen Kuss. Adam packte ihre Hüften fest und bewegte sie im Rhythmus seiner kräftigen Stöße. Wilde Schauer durchfuhren ihren Körper, und inmitten der herrlichsten Empfindungen öffnete sie die Augen und begegnete Adams Blick. Sie hatte das Gefühl, wirklich eins geworden zu sein mit ihm, körperlich und seelisch. Als sie gemeinsam den Gipfel der Lust erlebten, erkannte Meredith, dass sie Adam von ganzem Herzen liebte und niemals jemanden so lieben würde wie ihn. Später lagen sie dicht aneinander gepresst auf der Pritsche und sprachen über die Ausstellung. "Ich werde sehr viel Zeit im Atelier verbringen müssen, schätze ich. Wir werden uns eine Weile nicht mehr so oft sehen können", überlegte sie. "Wird dir das etwas ausmachen?" "Mach dir meinetwegen keine Sorgen", beruhigte Adam sie und strich ihr sanft über das Haar. "Das ist deine große Chance, und du musst alles geben. Glaub mir, ich kann dich verstehen. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als ich am Anfang stand. Eine lange Zeit schien das Büro mein wahres Zuhause zu sein. Ich weiß, dass es für Suzanne schwierig war, und sie zeigte leider kein Verständnis, obwohl sie wusste, dass es nur vorübergehend so sein würde." "Du kannst mich ja ab und zu hier besuchen", schlug sie vor. "Ich muss schließlich mal eine kleine Pause einlegen. " "Wenn das deine Vorstellung von einer kleinen Pause ist, dann komme ich bestimmt", neckte er sie und küsste sie hinter dem Ohr. Doch dann wurde er ernst. "Mir gefällt aber die Vorstellung nicht, dass du nachts hier allein sein wirst. Ich weiß, du kannst Lucy mitnehmen, aber sie ist nicht gerade der beste Wachhund, wenn's darauf ankommen sollte." "Ja, ich weiß." "Ich werde dir ein Handy besorgen. Nein, keine Einwände", unterbrach er sie. "Ich kümmere mich darum. Ich möchte, dass du eins hast. Für alle Fälle. Ich will mir keine Sorgen um dich machen müssen, okay?" Sie nickte lächelnd. Es rührte sie, dass er sich Gedanken um sie machte. "Zu Befehl, Boss." "So gefällst du mir schon besser." Er gab ihr einen kleinen Klaps auf den Po. "So mag ich meine Frauen - willig und begierig, einem Befriedigung zu verschaffen", fügte er herrisch hinzu. „Ach, wirklich? Was für ein Zufall. Genauso mag ich meine Männer", erwiderte sie. "Okay, kein Problem." Er zog sie an sich, und Meredith hatte gerade noch Zeit, nach Luft zu schnappen, da brachten seine Liebkosungen sie schon wieder zum Stöhnen.
"Ist es das, was du im Sinn hattest?" flüsterte er ihr ins Ohr. Sie seufzte lustvoll auf und schmiegte sich an ihn. "Hm, genau das. Wie hast du das nur erraten?"
8. KAPITEL
Meredith hatte das Gefühl, dass sie nicht glücklicher sein könnte. Ihre Beziehung zu Adam wurde von Tag zu Tag schöner, ihre Arbeit an der Kollektion für Colette hatte großen Erfolg, und sie war beflügelt von der Aussicht auf eine eigene Ausstellung. Selbst die Gerüchte um die Übernahme von Colette waren verstummt. Marcus Grey hatte seit Wochen nichts mehr unternommen. Die Optimisten nahmen an, dass es wohl doch schwieriger war, die nötigen Aktien zusammenzukaufen, als er erwartet hatte. Vielleicht hatte er deshalb das Interesse an seinem Opfer verloren. Die Pessimisten im Büro waren anderer Ansicht. Sie glaubten, dass er vielmehr nur den rechten Augenblick abpassen wollte und Colette in falscher Sicherheit wiegte, so dass er dann mit noch größerem Erfolg zuschlagen konnte. Sie sahen voraus, dass der Angriff wahrscheinlich während der Feiertage erfolgen würde, wenn alle abgelenkt sein würden und eine Übernahme am wenigsten vermuteten. Thanksgiving kam schnell näher, und obwohl Meredith jede freie Minute in ihrem Atelier verbrachte und insgeheim wünschte, sie könnte Tag und Nacht dort bleiben, musste auch sie Pläne für die Feiertage machen. Wie erwartet, hatte ihre Mutter sie für das verlängerte Wochenende nach Malibu eingeladen, aber als sie ihr von der bevorstehenden Ausstellung erzählte, war ihre Mutter sehr erfreut und stolz. Sie bestand darauf, Meredith zur Eröffnung in Indiana zu besuchen, und konnte es kaum erwarten, die Neuigkeit ihren Freunden zu erzählen. Auch von Adam hatte sie ihrer Mutter schon erzählt, und dass sie sich erst mit ihm absprechen wollte über seine Pläne für die Feiertage. Sie wollte ihn über Thanksgiving nicht allein lassen. Ihre Ausrede war nicht direkt gelogen, aber in Wirklichkeit zögerte Meredith, mit Adam darüber zu sprechen. Irgendwie schien ihre Beziehung dadurch noch ernster zu werden, und der Gedanke machte Meredith nervös. Sie wusste jetzt, dass sie Adam von ganzem Herzen liebte. Er war der freundlichste, sanfteste, liebevollste, mitfühlendste Mann, den sie je kennen gelernt hatte. Und er war intelligent und erfolgreich. Außerdem war er der fantastischste Liebhaber, den eine Frau sich wünschen konnte - sexy und stark,
und besitzergreifend und herrisch, wenn sie es sich wünschte. Bei ihm fühlte sie sich beschützt und geliebt, begehrt und bewundert. Er war alles, was eine Frau begehrte, und noch viel mehr. Aber genau das war das Problem. Sie fürchtete, dass sie nicht die richtige Frau für ihn war. Er verdiente etwas sehr viel Besseres, eine Frau mit Haltung und Selbstvertrauen, die ihm bei seinen geschäftlichen und sozialen Beziehungen helfen konnte keine unbedeutende Schmuckdesignerin, die kaum wusste, wie man sich richtig kleidete oder wie man höfliche Konversation machte. Aber am schlimmsten war, dass sie ihm nicht die Familie schenken konnte, die er so ersehnte, und Meredith fürchtete sieh vor dem Augenblick, an dem sie sich diesem Problem würden stellen müssen. Da Meredith das Thema der Feiertage sorgfältig vermied, war es schließlich Adam, der die Sprache darauf brachte. Er hatte sie dazu überredet, sich einen Abend von ihrer Arbeit frei zu nehmen, und nachdem sie von Colette zurückgekommen war, führte er sie zu Crystal's, wo sie das allererste Mal zusammen gegessen hatten. Adam hatte dafür gesorgt, dass sie denselben Tisch bekamen. Meredith dachte zärtlich, wie romantisch er doch im Grunde war. "Ich sehe natürlich ein, dass es ein wenig knapp ist, aber wenn du noch keine Pläne für Thanksgiving hast, würde ich dich gern einladen, mit mir nach Wisconsin zu kommen und meine Familie kennen zu lernen", schlug er vor. Meredith sah zu ihm auf, und der liebevolle Blick in seinen dunklen Augen ließ ihr Herz schneller schlagen. Sie biss sich auf die Unterlippe und starrte In ihr Weinglas. Sie wusste, wie viel Adam seine Familie bedeutete. Sie hatte Fotos von seinen Eltern und Schwestern gesehen und hatte so viel vom Richards-Clan gehört, dass sie das Gefühl hatte, sie schon ganz gut zu kennen. Und sie war wirklich sehr neugierig, alle kennen zu lernen. Aber gerade weil Adam die Festtage mit seiner Familie so viel bedeuteten, wusste Meredith, dass seine Einladung nicht leichtfertig geäußert wurde. Er war nicht der Mann, der seiner Familie irgendeine Frau vorstellen würde. Wenn er sie einlud, so waren seine Absichten ernst, da war sie sicher. Im Grunde kam sie einem Heiratsantrag sehr nahe oder sollte zumindest die Vorbereitung dafür sein. Sie spürte, wie Adam sie beobachtete, während er auf ihre Antwort wartete. Sie zögerte und nahm einen Schluck Wasser. "Ich weiß, ich hätte früher fragen sollen", sagte er plötzlich. "Bis heute war ich aber nicht sicher, ob ich selbst die Zeit finden würde, nach Hause zu fahren. Jetzt habe ich einige Termine verschoben, um es doch zu schaffen. Aber vielleicht hast du ja schon anders geplant?" fragte er höflich. "Meine Mutter hat mich eingeladen. Sie hat sogar ein Flugticket geschickt." "Oh, also fliegst du zu ihr?"
"Na ja, ich könnte es tun", antwortete Meredith zögernd. Sie glaubte allerdings nicht, dass sie das tun würde, und sie wollte Adam nicht anlügen. "Aber die Vorstellung, die meine Mutter von einem traditionellen ThanksgivingDinner hat, ist so verschieden von meiner, dass ich lieber darauf verzichte. Das letzte Mal servierte sie Sushi und Martinis am Swimmingpool. " "Oh. Klingt sehr kalifornisch", sagte Adam lächelnd. "Also wirst du sie nicht sehen?" "Nein, aber ich dachte, ich könnte einfach hier bleiben und mich im Atelier einnisten. Es gibt noch so viel zu tun vor der Ausstellung. " "Wirklich?" Adam sah sie enttäuscht an. "Kannst du dir nicht ein paar Tage frei nehmen? Ich möchte nicht, dass du die Feiertage über allein bist." Sie lächelte ihn liebevoll an. "Ach, mir wird schon nichts fehlen. Vielleicht tue ich mich ja mit Sylvie zusammen", fügte sie hinzu. Sylvie hatte keine Familie oder einen Freund, und sie hatten sich in den vergangenen Wochen kaum gesehen. Es würde nett sein, sich mit ihr zu treffen, und vielleicht könnten sie ja zusammen ein Thanksgiving-Mahl kochen. In diesem Moment unterbrach Adam ihre Gedanken, indem er seine Hand auf ihre legte. "Meredith, in letzter Zeit scheinst du ein wenig ... distanziert zu sein", sagte er ernst. "Ich weiß, du bist abgelenkt von deinen Vorbereitungen für die Ausstellung, und das verstehe ich auch vollkommen. Aber hast du wirklich zu viel zu tun, um mit mir nach Hause zu kommen, oder machst du dir nur Sorgen wegen meiner Familie?" Meredith holte tief Luft. "Ich mache mir Sorgen. Aber mehr wegen der Bedeutung, die deine Einladung hat." "Oh? Und weiche Bedeutung hat sie für dich?" fragte er leise. " Dass unsere Beziehung etwas Ernstes wird." "Und glaubst du das etwa nicht?" Er sah sie verwirrt an. "Ich bin nicht sicher. Ich weiß nicht, ob ich die Richtige für dich bin, Adam", brachte sie schließlich heraus. "Die Richtige für mich? Du machst mich so glücklich wie keine andere Frau auf der Welt. Wie kannst du da noch Zweifel haben?" Meredith senkte den Blick. Sie hatte gewusst, dass das Gespräch schwierig sein würde, aber sie hatte nicht geahnt, wie sehr. Wie sollte sie ihm klar machen, was sie fühlte? Als sie nicht sofort antwortete, sagte er: "Bist du nicht glücklich mit mir?" "Doch", versicherte sie ihm und sah ihn flehend an. "Ich bin glücklicher, als ich es je für möglich gehalten hätte. Aber ich mache mir Sorgen, dass ich dir nicht geben kann, was du brauchst. Und was du auch verdienst", fügte sie leise hinzu. Er sah sie nachdenklich an, sagte aber zunächst nichts. Schließlich nahm er ihre Hand. "Lass das meine Sorge sein, Meredith. Du wirst also nicht mitkommen können", fuhr er ruhig fort. "Mach dir deswegen keine Gedanken. Ich verstehe schon. Vielleicht nächstes Mal."
Sie nickte. "Ja, vielleicht nächstes Mal." Aber 'sie war sicher, dass es kein nächstes Mal geben würde. Nach dem Essen fuhren sie zu Merediths Wohnung, und als Adam sie wortlos in ihrem dunklen Schlafzimmer in die Arme nahm, wäre Meredith am liebsten in Tränen ausgebrochen. Sie liebte ihn so sehr, und sie hatte das entsetzliche Gefühl, das sie ihn bald verlieren würde. Voller Leidenschaft erwiderte sie seine Küsse und versuchte, ihm in dieser Nacht zu zeigen, wie tief ihre Gefühle für ihn waren. Am nächsten Morgen verließen sie die Wohnung in aller Eile, und so hatten sie keine Gelegenheit mehr, miteinander zu sprechen. Adam hatte eine Geschäftsreise geplant, die heute beginnen und bis Mitte nächster Woche dauern würde. Er würde erst einen Tag vor Thanksgiving nach Youngsville zurückkehren und gleich darauf zu seiner Familie fliegen. Meredith wusste, dass er ihr sehr fehlen würde. Schon bei der letzten Reise, kurz nachdem sie sich kennen gelernt hatten, hatte sie es kaum erwarten können, ihn wieder zu sehen. Dieses Mal würde es viel schlimmer sein. Adam versprach ihr, sie jeden Abend anzurufen, und sie wusste, dass er sein Wort halten würde. So nahm sie sich vor, die Trennung von ihm als Gelegenheit zu sehen, an ihren Skulpturen zu arbeiten. Immerhin sollte sie sich besser daran gewöhnen, Adam nicht in ihrer Nähe zu haben, denn früher oder später würde er sie sowieso verlassen. Und so kümmerte Meredith sich um die Projekte, die sie für Colette vernachlässigt hatte. Nach der Arbeit fuhr sie zu ihrem Atelier und blieb die nächsten zwei Abende sogar bis fast Mitternacht. Adam rief sie über ihr neues Handy an und machte sich natürlich Sorgen, weil sie nachts noch unterwegs war. Ihre Unterhaltung war zu kurz und irgendwie unbefriedigend, fand Meredith. Sie waren beide sehr müde nach einem langen, anstrengenden Tag. Besonders Adam klang erschöpft und distanziert. Sie erwartete eigentlich, dass Adam wieder auf Thanksgiving zu sprechen kommen würde, aber zu ihrer Erleichterung erwähnte er es nicht. Drei Tage nach seiner Abreise war Adam überrascht, sie zu Hause vorzufinden, als er anrief. Es war laut im Hintergrund, als ob er aus einer Telefonzelle aus anrief. "Meredith? Ich bin's", begrüßte er sie. "Adam, hi. Wo bist du? Ich kann deine Stimme kaum hören." „Ich rufe aus einem Restaurant an. Wir haben heute einige Kunden zum Essen eingeladen, und ich werde erst spät wieder im Hotel sein. Freut mich, dass du heute früher aus dem Atelier zurück bist. Ich glaube, du musst dich ein wenig ausruhen." "Ja, ich brauchte eine kleine Pause", stimmte sie zu. Aber es gab noch einen anderen Grund, weswegen sie zu Hause sein musste. David Martin hatte sie besucht, um sich die kleineren Skulpturen anzusehen. In diesem Moment ging er gerade in ihrem Wohnzimmer umher und hantierte, wie schon im Speicher, mit Notizblock und Kamera. Und er lässt sich ganz schön viel Zeit damit, dachte sie
insgeheim. Sie war müde und hatte nicht die Kraft, die höfliche Gastgeberin zu spielen. "David Martin ist hier", erzählte sie Adam. "Er wollte sich doch die Skulpturen bei mir zu Hause ansehen, erinnerst du dich? Um zu sehen, ob er sie für die Ausstellung gebrauchen kann. " "Ja, das hat er neulich gesagt", sagte Adam. Klang er irgendwie unglücklich über Davids Besuch? Es war schwer zu sagen. Der Lärm im Hintergrund war zu laut. "Grüß ihn von mir, ja?" "Natürlich." "Dann will ich dich nicht länger aufhalten, wenn du zu tun hast", fuhr er abrupt fort. "Außerdem höre ich dich auch nicht mehr so gut. Muss an der Verbindung liegen. Hörst du mich noch?" „Ein bisschen ..." Es rauschte plötzlich in der Leitung. "Also mach's gut, ja? Du fehlst mir sehr", fügte sie hinzu. "Du mir auch." Dann wünschte er ihr eine gute Nacht und legte auf. Meredith starrte den Hörer sekundenlang an, bevor sie auflegte. Als sie sich umwandte, um zu sehen, was David inzwischen machte, merkte sie, dass er sie beobachtete. Er lächelte und senkte den Blick schnell auf seinen Notizblock. "War das Adam?" fragte er. "Ja, er ist auf Geschäftsreise. Ich soll Sie schön grüßen." "Danke, und grüßen Sie ihn das nächste Mal von mir." Er lächelte wieder, aber etwas an seinem trockenen, ironischen Ton störte Meredith. "Werde ich." "Ruft er Sie jeden Abend an, während er fort ist?" Meredith fand die Frage ziemlich frech. Was ging ihn das schließlich an? "Ja, das tut er", antwortete sie trotzdem knapp. "Wie -süß", bemerkte David. "Ich nehme an, es ist ziemlich ernst zwischen Ihnen beiden, was?" Sie hatte nicht die geringste Lust, ihm zu antworten. Aber er war Adams Freund, und sie wusste nicht, wie sie ihn entmutigen sollte, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen. "Ja, unsere Beziehung ist ernst", erwiderte sie fest. "Sehr ernst." "Gut", sagte David. Er hob die Hände, als ob er einen Angriff abwehren wollte, und erst da wurde ihr klar, dass sie ziemlich aggressiv geklungen hatte. "Wie angenehm für Sie. Sie geben ein schönes Paar ab." "Danke. Und?" fuhr sie fort. "Sind Sie fertig? Ich muss morgen sehr früh zur Arbeit." "Ja, natürlich." Er sah auf die Uhr. "Oh, wie spät es schon ist. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich schon so lange hier bin." Er stopfte Block und Kamera in einen Lederranzen und ging zur Tür. Meredith atmete insgeheim erleichtert auf. Sie ging ihm voraus, um die Tür zu öffnen. "Ach, übrigens", sagte er plötzlich, "mein Partner Tom Pendleton möchte Sie gern kennen lernen. Es ist so üblich, wenn wir eine Ausstellung für einen Künstler arrangieren. Ich dachte, wir könnten vielleicht zusammen zu Abend essen. Sagen wir, am Freitag- oder Samstagabend?"
Adam würde vor nächster Woche nicht zurück sein, also hatte sie am Wochenende Zeit. Sie wünschte allerdings schon, dass er da sein könnte, um sie zu begleiten. Davids Aufmerksamkeit heute war ihr sehr unangenehm gewesen, und der Gedanke, mit ihm und einem völlig Fremden zu Abend zu essen, gefiel ihr nicht sehr. "Ich weiß nicht. Könnten wir es nicht nächste Woche tun?" „In der nächsten Woche sind die Feiertage", erinnerte David sie. Tom wird nicht in der Stadt sein, und ich selbst werde einige neue Künstler in New Mexico besuchen. Es ist wirklich sehr wichtig, dass Sie Tom kennen lernen", fügte er eindringlich hinzu. "Er ist sehr neugierig auf meine neueste Entdeckung." Sein Ton war herzlich und locker, aber Meredith fühlte sich in die Enge getrieben. "Na schön", sagte sie. "Wie wäre es dann mit Samstag?" "Wunderbar", erwiderte er mit einem breiten Lächeln. Er nannte ein sehr beliebtes Restaurant nicht weit von seiner Galerie entfernt und bat sie, ihn und seinen Partner um halb neun dort zu treffen. Als Meredith schließlich die Tür hinter ihm schloss, atmete sie erleichtert auf. Das nächste Mal sei vorsichtig, was du dir wünschst, sagte sie sich. Womöglich kriegst du es auch. Das Abendessen mit Tom Pendleton verlief angenehmer, als Meredith erwartet hatte. Tom war etwa in Davids Alter, aber schmächtig und dunkelhaarig, also das genau Gegenteil seines Partners. Er war ernster als David, aber er war auch sehr freundlich. Beide Männer schienen jeden zu kennen im Restaurant, und beide redeten ununterbrochen von der Kunstszene, hier in Amerika, aber auch in Europa. Es klang ganz so, als ob die Leitung einer Galerie auch sehr viele Reisen einschloss, ganz besonders für David. Man konnte vielleicht nicht direkt sagen, dass er mit seinem interessanten Traumjob angab, aber Meredith bekam ungefähr diesen Eindruck. Später sprachen sie über ihre Arbeit bei Colette, und David und Tom bewunderten den Amethystschmuck, den sie trug und den sie selbst entworfen hatte. "Siehst du", sagte David und lehnte sich zurück, "sie ist erstaunlich talentiert. Vielleicht sollten wir auch etwas von ihrem Schmuck ausstellen." Tom lächelte. "Ich denke, wir fangen erst einmal mit ihren Skulpturen an." Er sah Meredith an. "Wir möchten unsere Kunden nicht überwältigen." "Natürlich nicht", erwiderte Meredith höflich. Obwohl sie sich besser unterhielt, als sie gefürchtet hatte, hoffte sie doch, dass einer von ihnen bald um die Rechnung bitten würde. Sie wollte Adams Anruf nicht verpassen, denn sie hatte ihm viel zu erzählen. Schließlich machte Tom den Kellner ein Zeichen, und David wandte sich an sie und bot ihr an, sie nach Hause zu fahren. Meredith wusste, dass Amber Court überhaupt nicht auf seinem Weg lag, denn David hatte erwähnt, dass er in der
Nähe der Galerie wohnte. Aber sie kam nicht dazu zu antworten. In diesem Moment klingelte ihr Handy, und sie holte es hastig aus der Tasche. Es war natürlich Adam. Sie war froh, seine Stimme zu hören. ,Adam? Ich kann dich schlecht hören." Sie drehte sich vorn Tisch fort und bedeckte ein Ohr mit der Hand. "Wo bist du? Jedenfalls nicht im Atelier", erwiderte Adam mit einem leicht gereizten Ton in der Stimme. "Ich esse mit David und seinem Partner zu Abend", erklärte Meredith. "David wollte, dass wir uns kennen lernen. Aber jetzt waren wir gerade dabei zu gehen." Da David und Tom ihr Gespräch hören konnten, konnte sie Adam kaum verraten, dass David sie fast dazu gezwungen hatte, die Einladung anzunehmen. Es war ein anstrengender Abend gewesen, und sie hätte sich Adam sehr gern anvertraut, aber das musste noch eine Weile warten. "Kann ich dich ein bisschen später anrufen? Ich bin bald zu Hause. " "Nein, das geht nicht. Heute Abend bin ich in Seattle, und hier ist es erst acht Uhr. Dann werde ich beim Abendessen sein und erst viel später wieder ins Hotel zurückkehren. " Er klang gekränkt, weil sie sich nicht an seinen Terminplan erinnerte. Aber immerhin war er täglich in einer anderen Stadt, und es war schwer, sich an alles zu erinnern. "Dann vielleicht morgen", schlug sie vor. "Ich werde den ganzen Tag im Atelier sein." "Ich werde den ganzen Tag unterwegs sein, aber ich versuche es am Abend." "Okay." Sie wollte ihm so gern sagen, dass er ihr fürchterlich fehlte und sie es kaum erwarten konnte, ihn wieder zu sehen. Aber sie war zu verlegen, es vor David und Tom zu tun. "Gute Nacht, Adam. Bis morgen also." Adam wünschte ihr auch eine gute Nacht, und seine Stimme klang ein wenig wärmer und zärtlicher. Mit einem leisen Seufzer unterbrach sie das Gespräch. Tom hatte gerade die Rechnung unterschrieben, und der Kellner verließ den Tisch. "Stimmt etwas nicht?" fragte David sie fürsorglich. "Nein, nein", versicherte Meredith ihm und steckte das Handy in die Tasche zurück. "Ich danke Ihnen beiden für das schöne Abendessen. Es hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen, Tom." "Mich auch, Meredith. David hat in so hohen Tönen von Ihnen geschwärmt, dass ich mich endlich mit eigenen Augen überzeugen wollte", sagte er mit einem Lachen. "Aber Sie sind alles, was er versprochen hatte, und noch viel mehr." Meredith errötete. "Vielen Dank, und auch dafür, dass Sie meine Arbeit übernehmen. Ich hoffe, Sie werden es nicht bereuen. " "Da bin ich sicher", versicherte Tom ihr. "Ich habe auch nicht die geringsten Zweifel", warf David ein. »Stellen Sie etwa meinen Geschmack in Frage, Meredith?" „Nein, nein!" beteuerte Meredith lachend.
Die Männer erhoben sich, und David half Meredith wie ein Kavalier mit ihrem Stuhl. Vor dem Restaurant bestand Meredith darauf, ein Taxi zu nehmen, und schließlich gab David nach. Als sie zu Hause war, rief sie Adams Hotel in Seattle an. Er war ausgegangen, wie er ihr gesagt hatte, und so sprach sie eine Nachricht auf sein Handy, in der sie ihm endlich erklären konnte, wie die Situation im Restaurant gewesen war und wie sehr er ihr fehlte. Am nächsten Tag rief Adam bei ihr im Atelier an. Er hatte sich über ihre Nachricht gefreut und war nicht wütend auf sie. Sie sprachen sehr lange und zärtlich miteinander, und am Ende war Meredith so aufgewühlt, dass sie einen langen Spaziergang mit Lucy unternahm, um sich wieder zu beruhigen. Adam wollte am Dienstag kommen, und Meredith hatte ihm angeboten, ihn am Flughafen abzuholen. Er hatte zunächst abgelehnt, aber als sie darauf bestand, schien er sich zu freuen. Sie konnte es wirklich nicht mehr erwarten, ihn endlich wieder bei sich zu haben.
9. KAPITEL Am Montagabend arbeitete Meredith wieder spät in ihrem Atelier, um die erste Phase einer neuen Skulptur zu beenden, bevor Adam am Dienstag zurückkam. Er hatte ihr so sehr gefehlt, und nun würde er nur einen einzigen Tag bei ihr sein, bevor er schon wieder für die ganze Zeit der Feiertage fortfuhr. Meredith fragte sich allmählich, ob sie nicht zu voreilig gewesen war, die Einladung zu ihm nach Hause abzulehnen. Sie hatte mit Sylvie, Lila und Jayne darüber gesprochen, und ihre Freundinnen hatten sie ermutigt, mit ihm zu gehen. Vielleicht würde Adam sie ja verstehen, wenn sie mit ihm über ihre Befürchtungen für die Zukunft sprach, hatten sie ihr geraten. Gerade während Meredith über ihr Problem nachdachte, klingelte es. Sie sah zuerst durch den Spion. David stand auf der anderen Seite der Metalltür. "David, was tun Sie hier?" "Oh, ich war gerade in der Nähe und sah Licht bei Ihnen", sagte er leichthin. "Haben Sie etwas dagegen, wenn ich hereinkomme?" "Nein, natürlich nicht. Ich war gerade fertig für heute und dabei, nach Hause zu gehen", erklärte sie. Lucy kam näher und schnupperte an Davids Bein. "Oh, bringen Sie Ihren Hund oft her?" fragte er. "Sie leistet mir Gesellschaft." "Süß." David beugte sich herab und tätschelte Lucy den Kopf. "Guter Hund", murmelte er. Meredith konnte nicht sagen, ob er Hunde wirklich mochte oder nur ihr zuliebe so freundlich war. Normalerweise hätte sie einem Besucher Kaffee oder einen Drink angeboten, aber aus irgendeinem Grund wollte sie nicht, dass David es sich zu gemütlich machte. Sie trat an ihre Skulptur und räumte auf. "Wollten Sie über irgendetwas mit mir sprechen? Über die Ausstellung, meine ich?" fragte sie. "Nein, eigentlich nicht." Er trug einen dünnen schwarzen Rollkragenpullover und eine Lederjacke zu seiner Jeans. Die Jacke behielt er an und steckte die Hände in die Taschen. Meredith spürte seinen Blick auf sich, während sie arbeitete, aber sie sah sich nicht zu ihm um. Sie wusste, dass sie in ihrem farbbeklecksten Jeansoverall, ihrer üblichen Arbeitskluft, ihrem alten T-Shirt darunter und dem weiten Flanellhemd darüber nicht gerade gesellschaftsfähig aussah, aber aus irgendeinem Grund war es ihr völlig egal. Heute trug sie außerdem ihre Brille, da ihre Augen leicht gereizt waren von den Chemikalien und Farben, die sie für ihre Arbeit benutzte. "Ist Adam schon zurückgekommen?" fragte er. "Er ist morgen Abend wieder da. Ich hole ihn am Flughafen ab. " "Ja?" Er schien überrascht zu sein. "Kann er sich denn kein Taxi nehmen?" meinte er scherzend.
"Sicher, aber ich möchte ihn gern abholen." Er lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ja, es ist eine ernste Beziehung. Ich weiß noch, wie Sie mir das sagten." Meredith warf ihm einen verstohlenen Blick zu, erwiderte aber nichts. Sie hatte das Gefühl, dass er versuchte, sie herauszufordern, und instinktiv hielt sie es für besser, ihn einfach zu ignorieren und ihr- Treffen genauso abrupt zu beenden, wie es begonnen hatte. Sie beschloss, das Aufräumen auf morgen zu verschieben und lieber gleich zu gehen. „Meredith, ich kenne Sie nicht sehr gut, aber ich sehe in Ihnen eine Freundin. Ich habe über Ihre Beziehung zu Adam nachgedacht, und ich muss ehrlich sagen, ich mache mir Sorgen." "Sorgen? Worüber?" fragte sie verblüfft. Lieber Himmel, ich habe mich nicht schnell genug zur Flucht entschlossen. Jetzt kommt's, dachte sie. Er kam einen Schritt auf sie zu, den Kopf leicht auf die Seite gelegt. "Nun ja, zum einen ... finden Sie nicht, dass Adam ein wenig zu alt für Sie ist?" "Zu alt?" Meredith zog ihre Jacke über. "Seien Sie nicht albern. Wir passen wunderbar zueinander." "Jetzt tun Sie es natürlich noch. Alle passen am Anfang gut zueinander", meinte er ernst. "Aber später, sagen wir, in fünfzehn Jahren, denken Sie vielleicht anders darüber." Meredith musste sich zusammennehmen, um nicht unhöflich zu werden. Der Mann hatte vielleicht Nerven. Sie befestigte die Leine an Lucys Halsband und griff nach ihrer Tasche. "Ich danke Ihnen für Ihre Anteilnahme, aber ich glaube, Sie sollten sich keine Gedanken darüber machen, wie ich mich in zehn oder fünfzehn Jahren fühlen werde, David", sagte sie knapp. "Und jetzt müssen Sie wirklich gehen. Sie zuerst", wies sie ihn an. "Ich muss noch die Lichter ausschalten und abschließen." "In Ordnung." Falls ihre Reaktion ihn in Verlegenheit gebracht hatte, so ließ er es sich nicht anmerken. Sie stand neben ihm an der Tür und machte das Licht aus. Und sie dachte, er würde den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen und hinausgehen, wie sie ihn gebeten hatte, aber er rührte sich nicht. "Es tut mir Leid, wenn meine Worte Sie in Verlegenheit gebracht haben, Meredith", sagte er leise. "Ich weiß, Adam hat sehr viel für Sie getan. Aber von jetzt an werden die Dinge sich rasend schnell ändern für Sie." Er streckte den Arm aus und berührte ihre Schulter. "Und um die Wahrheit zu sagen, kann ich noch viel mehr tun, um Ihre Karriere zu fördern." Meredith war so schockiert von seiner Anspielung, dass ihr die Worte fehlten. Sie starrte ihn entsetzt an. Er sah aus, als ob er kurz davor war, sich vorzubeugen und sie zu küssen. Hastig ging sie an ihm vorbei und riss die Tür weiter auf. So konnte sie wenigstens fliehen, wenn es nötig sein sollte. In diesem Moment zerrte Lucy plötzlich an ihrer Leine und bellte. Meredith sah auf, und ihr Herz machte einen freudigen Sprung, als sie Adam genau vor der Tür auf dem Bürgersteig stehen sah. Ein Taxi fuhr gerade davon.
Sie drückte eine Hand an die Brust. „Adam! Was machst du hier?" Lucy riss sich von ihr los und lief direkt auf Adam zu. Er kraulte sie zur Begrüßung hinter den Ohren, und sie leckte ihm zur Belohnung die Hände. Er sah lächelnd zu Meredith auf. "Ich habe es geschafft, schneller aus Chicago zu verschwinden, und wollte dich überraschen." "Ich bin so glücklich, dich zu sehen", rief Meredith, lief auf ihn zu und legte ihm die Arme um den Hals. Er küsste sie leidenschaftlich, und sie konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. Aber als er den Kopf hob und ihr über die Schulter sah, spannte er sich unwillkürlich an. "David, was machst du denn hier?" Meredith hatte David fast vergessen. Sie löste sich von Adam und drehte sich um. David stand noch in der offenen Tür und lächelte sein kühles, wissendes Lächeln, das anfing, ihr auf die Nerven zu gehen. „Ah, der herumstreifende Held ist zurückgekehrt, mit Sack und Pack", sagte er ironisch. Erst jetzt fiel Meredith auf, dass Adam eine Reisetasche und einen Koffer dabei hatte. Offenbar war er direkt vom Flughafen hergefahren. "Ja, da bin ich. Adam, der Retter", erwiderte Adam trocken. "Keine Angst, alter Freund. Ich habe Meredith nur einen kurzen Besuch abgestattet", sagte David mit einem Achselzucken. "Wie war deine Reise?" "Sehr gut", antwortete Adam knapp. "Wie schön für dich." David ging an ihnen vorbei zu seinem Wagen. "Ich wünsche euch also eine gute Nacht." Adam und Meredith sahen ihm nach, bis er eingestiegen und davongefahren war. Dann wandte Adam sich zu ihr um. Sein Blick schien fast vorwurfsvoll zu sein, und Meredith bekam unwillkürlich ein schlechtes Gewissen, als hätte sie tatsächlich etwas zu verbergen. Sie entschloss sich, Adams neugierigen Blick einfach zu ignorieren und sich lieber über seine Ankunft zu freuen. "Du musst sehr müde sein." „Ja, völlig geschafft." "Dann lass uns nach Hause fahren, und ich kümmere mich um dich", sagte sie verheißungsvoll. Sie nahm die Reisetasche in die Hand, und er hängte sich den Koffergurt über die Schulter. Kurze Zeit darauf waren sie in Merediths Wohnung, wo sie das Gepäck einfach an der Tür fallen ließen. Ohne sich auch nur die Mühe zu machen, das Licht einzuschalten, zog Adam sie an sich und fing sofort an, sie auszuziehen. Merediths Sehnsucht stand seiner in nichts nach. Schon bald waren sie in ihrem Schlafzimmer und umschlangen sich hungrig auf ihrem Bett. Noch nie hatten sie sich so ungeduldig aufeinander gestürzt. Meredith stieß einen langen, befriedigten Seufzer aus, Adam stöhnte heiser auf und zog sie enger an sich. Dann schlossen sie die Augen und überließen sich den überwältigenden Gefühlen. Sie liebten sich heiß und heftig, schliefen erschöpft ein, und wachten dann mitten in der Nacht auf und liebten sich noch einmal zärtlich und sanft. Als am nächsten Morgen das helle Sonnenlicht durch die Gardinen schien, wachte
Meredith nur zögernd auf. Sie hatte das Gefühl, sie brauchte noch mindestens einen ganzen Tag lang Schlaf. Das Bett neben ihr war leer. Adam war ein Frühaufsteher, und es spielte dabei keine Rolle, wann er schlafen gegangen war. Plötzlich drang der Duft von Kaffee an Merediths Nase, und sie öffnete dankbar die Augen. So fiel es ihr leichter, aufzustehen und zu Adam zu gehen. "Guten Morgen, Schlafmütze", begrüßte er sie herzlich. Er trug einen dunkelblauen Morgenmantel, der ihm sehr gut stand, wie Meredith auch jetzt wieder feststellte. Er saß am Küchentresen, nippte an seinem Kaffee und las die Zeitung. Er hatte schon geduscht und sich rasiert. Sein dunkles Haar war noch feucht und glatt zurückgekämmt, so dass die markanten Züge seines Gesichts noch betont wurden. Sie lehnte sich an ihn und berührte seine glatte Wange. "Hm, wie ein Babypopo", neckte sie ihn. Sie spürte seine Hand auf ihrem Po. "Genau", sagte er grinsend. Meredith lachte und machte sich von ihm frei. Sie schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich auf den Hocker neben ihm. Ihr fiel das Haar in die Stirn, und Adam schob es ihr zärtlich beiseite und streichelte ihre Wange. "Du hast mir gefehlt", sagte er jetzt wohl zum zehnten Mal, seit er zurück war. Meredith hatte zwar nicht gezählt, aber sie selbst musste es ihm mindestens so oft gesagt haben. "Es hat mir gefehlt, dass du morgens beim Aufwachen nicht bei mir warst." "Mit meinem unordentlichen Haar und den schielenden Augen?" Sie lachte. "Und deiner heiseren Morgenstimme", fügte er hinzu. "Die übrigens unglaublich sexy klingt." „Adam, wie kann das sexy klingen?" "Ich weiß nicht. Alles an dir kommt mir nun mal sexy vor", gab er mit einem verschmitzten Lächeln zu. Sie nahm seine Hand in ihre. „Ich habe über unser Gespräch neulich nachgedacht, Meredith", sagte er leise. "Ich habe sogar sehr viel darüber nachgedacht, so lange ich fort war." "Du meinst darüber, dass ich Thanksgiving bei deiner Familie verbringen soll?" fragte sie. Wenn er seine Einladung wiederholte, würde sie mitgehen. „Auch darüber, aber mehr noch über das, was du danach gesagt hast. Dass dir die Zukunft unsicher vorkommt und du bezweifelst, die Richtige für mich zu sein." "Oh. Ja, ich erinnere mich." Sie erschauderte plötzlich und ließ seine Hand los. Er stand auf und kam um den Tresen herum zu ihr. "Mir ist etwas klar geworden. Etwas sehr Wichtiges." Er stand wenige Zentimeter vor ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. "Und was war das?" fragte sie leise und schluckte nervös. "Mir wurde klar, dass ich dir niemals gesagt habe, wie sehr ich dich liebe. Wie sehr ich dich wirklich und zutiefst liebe.“ Sein Ausdruck war so ehrlich, dass Meredith innerlich dahinschmolz. "Ich liebe dich auch", flüsterte sie. "Ich liebe dich so sehr."
Er zog sie an sich und gab ihr einen tiefen, Besitz ergreifenden Kuss. "Ich möchte, dass du mich heiratest, Meredith. Ich weiß, wir kennen uns nicht sehr lange, aber ich bin vollkommen sicher, dass wir füreinander geschaffen sind. Ich weiß, du hast noch Zweifel, aber es gibt nichts, womit wir nicht fertig werden könnten. " Meredith senkte den Blick. Sein Antrag kam so unerwartet, dass ihr schwindlig wurde vor Angst. Sie löste sich von ihm und ging ins Wohnzimmer. "Adam ... ich weiß nicht, was ich sagen soll", brachte sie hervor. "Sag einfach Ja, drängte er sie. "Wir lieben uns doch, und wir können nicht getrennt voneinander leben. Was brauchen wir mehr zu wissen?" „Sehr viel mehr", sagte sie bedrückt. "Wir müssen an so viele denken. Ich liebe dich von ganzem Herzen, aber das löst nicht alle Probleme." Adam runzelte verwirrt die Stirn. "Warum? Was für Probleme müssen wir denn lösen?" Dann wurde er blass, und der Ausdruck in seinen Augen machte Meredith Angst. "Jetzt verstehe ich. Es ist David Martin, nicht wahr? Du triffst dich mit ihm, oder du möchtest es", fuhr er sie an. „Adam, sei nicht albern! Es gibt nichts zwischen mir und David. Und es könnte auch dann nichts zwischen uns geben, wenn ich dich nicht kennen gelernt hätte." "Ich wünschte, ich könnte das glauben", sagte er wütend. "Jetzt erklärt sich alles. Die kühle Art, die du in letzter Zeit immer am Telefon hattest, deine Weigerung, mit mir nach Greenbrier zu kommen. Jedes Mal wenn ich dich anrief, warst du mit ihm zusammen, und selbst gestern Abend war es fast Mitternacht, und er war mit dir im Atelier." "Er hat mich überrascht. Ich hatte ihn bestimmt nicht eingeladen", versicherte sie ihm. "Warum? Weil er jünger ist? Oder hast du das Gefühl, du bist über mich hinausgewachsen?" Er wandte ihr den Rücken zu und ging gereizt auf und ab. "Wie ein Schmetterling, der aus seinem Kokon schlüpft. Und jetzt, da du deine Flügel entdeckt hast, möchtest du dich zu anderen Ufern aufmachen. Ist es das?" "Adam ..." Er war so aufgebracht, wie Meredith ihn noch nie gesehen hatte. Normalerweise war er derjenige, der ihr Mut machte und sie stützte, aber jetzt hatten die Rollen sich vollkommen umgekehrt. Sie ging zu ihm und legte ihm sanft die Hände auf den Rücken. "Adam, bitte. Nicht“, bat sie ihn. "David bedeutet mir nichts. Was kann ich tun, damit du mir glaubst? Wenn du mich bitten würdest, die Ausstellung aufzugeben und ihn nie wieder zu erwähnen, würde ich es tun." Adam sah sie finster an, aber sie merkte, dass ihre Worte zu ihm durchgedrungen waren und er endlich anfing, ihr zu glauben. "Das würdest du für mich tun?" "Ja. Wenn du mich darum bitten würdest, wenn es dich glauben ließe, dass nichts zwischen mir und David vorgefallen ist."
Er seufzte und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. "Ich würde dich nie um so etwas bitten, Meredith. Und ich glaube dir." Er wandte sich von ihr ab und blickte aus dem Fenster. "Es tut mir Leid, dass ich an dir gezweifelt habe. Eine Art Reflex wegen meiner Ehe, nehme ich an. Aber das erklärt immer noch nicht, warum du meinen Antrag nicht annehmen willst. „Jedenfalls hat es nichts mit David zu tun." "Was ist es dann?" Adam drehte sich um und sah sie eindringlich an. "Du schuldest mir eine Erklärung, Meredith, meinst du nicht?" Sie nickte. "Adam, ich würde nichts lieber tun, als dich zu heiraten. Mein ganzes Leben mit dir zu teilen wäre der Himmel auf Erden für mich", begann sie. "Aber ich möchte keine Kinder haben, und ich weiß, wie wichtig es für dich ist, deine eigene Familie zu gründen." Er sah sie sekundenlang fassungslos an. "Aber du hast mir nie gesagt, dass du keine Kinder willst." "Weil wir das Thema nie richtig angeschnitten haben, oder? Du hast einfach angenommen, dass jede Frau gern Mutter sein möchte." Sie seufzte und setzte sich auf die Couch. Es fiel ihr so schwer, ihm die Wahrheit zu sagen. Die Enttäuschung musste groß sein für ihn. "Aber warum? Wegen deiner Karriere? Du kannst eine Haushaltshilfe engagieren. Du kannst Colette verlassen und dich nur um deine Kunst kümmern, wenn wir verheiratet sind." "Oh, Adam. Es ist ja nicht so, dass ich keine Kinder mag. Ich stelle es mir wundervoll vor, welche zu haben, wirklich." Ihre Augen füllten sich mit Tränen. "Aber ich habe Angst davor, Mutter zu werden. Ich weiß, dass ich hoffnungslos wäre. Meine Mutter war ein denkbar schlechtes Beispiel, wenn es darum geht, ein Kind richtig zu erziehen. Und ich würde nur alles falsch machen, da bin ich sicher. Ich würde dich am Ende nur enttäuschen, und du würdest mich hassen." "Meredith ..." Er kniete vor ihr hin und nahm ihre Hände in seine. "Ich könnte dich niemals hassen. Was sagst du denn da? Du würdest eine wundervolle Mutter abgeben. Sieh dir doch nur an, wie du dich um Lucy kümmerst. Du behandelst sie wie ein Baby. Sie ist der verzogenste, zufriedenste Hund, den ich kenne", fügte er mit einem kleinen Lächeln hinzu. "Oh, Adam ..." Bei seiner Freundlichkeit brach sie endgültig in Tränen aus. "Bitte, glaub mir. Ich würde es tun, wenn ich könnte. Aber ich kann einfach nicht." Er zog sie an sich, und sie spürte seine Hände auf ihrem Rücken und ihrem Haar. "Wein nicht, Meredith. Bitte nicht. Ich versuche, dich zu verstehen." Seine Stimme klang rau, und Meredith fragte sich, ob er auch gleich weinen würde. Als sie besorgt zu ihm aufsah, bemerkte sie die Tränen in seinen Augen. Sie hob die Hand und berührte zärtlich seine Wange. Er bedeckte sie mit seiner und küsste sie. Dann stand er auf und straffte die Schultern. "Ich gehe mich jetzt besser anziehen. Irgendwann muss ich ja ins Büro fahren." "Ja, natürlich", sagte Meredith leise. Sie blieb betäubt und bedrückt sitzen und sah ihn ins Schlafzimmer zurückgehen. Der Morgen hatte so wundervoll
begonnen, aber jetzt war er trotz des strahlenden Sonnenscheins so finster wie um Mitternacht. Der heutige Tag schleppte sich für Meredith unendlich lang dahin. Sie konnte sich nicht konzentrieren und brachte kaum etwas zu Stande. Beim Mittagessen vertraute sie sich Sylvie an, und ihre Freundin spendete auch den erwarteten Trost, aber Meredith wusste, dass die Lösung ihres Problems nur von ihr selbst abhing. Als sie nach Hause kam, traf sie Rose in der Lobby. "Meredith, wie geht es Ihnen? Ich habe Sie in letzter Zeit kaum gesehen. Sie schuften wahrscheinlich für Ihre Ausstellung." "Ja, ich war jeden freien Augenblick im Atelier", bestätigte Meredith. "Ich kann es kaum erwarten, Ihre neue Arbeit zu sehen. Ich bin sicher, sie ist wunderbar", sagte Rose lächelnd. Dann betrachtete, sie Meredith etwas eingehender. "Sie sehen müde aus, meine Liebe. Ich hoffe, Sie werden sich nicht völlig verausgaben. " Meredith wusste, dass sie entsetzlich aussehen musste. Sie hatte im Lauf des Tages immer wieder weinen müssen. Ihre Augen waren gerötet, und sie war so müde, dass sie nur noch ins Bett sinken und eine Ewigkeit schlafen wollte. ' "Ich bin schon okay", sagte sie beruhigend. "Heute gehe ich ganz früh zu Bett." "Gut. Der Schlaf heilt alles", meinte Rose. "Ist Adam noch fort?" Meredith wandte den Blick ab. "Nein. Er kam gestern Abend vorbei, aber morgen muss er schon wieder abreisen, um seine Eltern in Wisconsin zu besuchen." "Oh? Und Sie gehen nicht mit ihm?" "Er hat mich gebeten, aber ich habe abgelehnt." Er hat mich sogar gebeten, seine Frau zu werden, wollte sie gern hinzufügen. Aber sie brachte die Worte nicht über die Lippen. Die Erinnerung an ihre Unterhaltung tat noch zu sehr weh. "Oh", sagte Rose wieder mit einem nachdenklichen Blick. Statt ihr jedoch weitere Fragen zu stellen, setzte sie ihren hübschen, breitkrempigen blauen Hut auf. "Wenn Sie nichts anderes vorhaben, wäre es schön, wenn Sie zu mir kämen, Meredith. Sylvie wird auch kommen, und Erik und Jayne und natürlich die Zwillinge", fügte sie hinzu. "Lila und Nick kommen vielleicht auch. Es wird sicher schön werden." "Gut“, sagte Meredith lächelnd. Sielen Dank für die Einladung." Dann fiel ihr etwas ein, und sie fragte: "Soll ich einen Kürbiskuchen backen?" "Herrlich. Mein Lieblingskuchen", erwiderte Rose. Sie verabschiedeten sich, und Meredith ging wie geplant nach oben in ihre Wohnung und direkt ins Bett. Meredith hörte weder an jenem Tag noch am folgenden etwas von Adam. Sie hatte die Schmuckstücke, die er in Auftrag gegeben hatte, schon fertig und überlegte, sie ihm in sein Büro schicken zu lassen. Bei jedem anderen Kunden
wäre es so üblich gewesen. Aber sie wollte nicht, dass es so aussah, als ob sie von ihm angerufen werden wollte, und entschloss sich, sie über Thanksgiving zu behalten. Danach würde sie sich noch ein letztes Mal bei ihm melden. Am Mittwoch fuhr sie zusammen, wann immer das Telefon in ihrem Büro klingelte. Doch am frühen Nachmittag wurde ihr klar, dass Adam schon zum Flughafen gefahren sein musste und sie nicht angerufen hatte, um sich zu verabschieden. Hatten sie sich schon getrennt, und sie hatte es nur nicht mitbekommen? Vielleicht würde sie ihn nie wieder sehen. Schließlich konnte sie nicht erwarten, dass er nach einem abgelehnten Heiratsantrag ihre Beziehung fortsetzen würde. Am Mittwochabend kehrte sie vom Einkaufen zurück und fand eine Nachricht von David Martin auf ihrem Anrufbeantworter. Sie war überrascht, von ihm zu hören. Eigentlich hatte sie angenommen, dass die Ausstellung jetzt nicht mehr stattfinden würde. Aber ohne Adam in ihrem Leben schien die Ausstellung nicht mehr so wichtig zu sein. Es war ihr herzlich gleichgültig, was geschehen würde. Aber Davids Stimme klang freundlich. Er wollte ihr nur Anweisungen und Termine nennen, an denen sie ihre Skulpturen zur Galerie schicken sollte. Offenbar wollte er sich so verhalten, als wäre an jenem Abend in ihrem Atelier nichts vorgefallen, und der Plan für die Ausstellung würde wie vorgesehen durchgeführt werden. Er fügte hinzu, dass er die folgenden Wochen geschäftlich fort sein würde und sie sich bei Fragen an seinen Assistenten wenden könnte. Zum Schluss wünschte er ihr und Adam noch schöne Feiertage. Meredith schüttelte leicht den Kopf. Es würden die unglücklichsten Feiertage ihres Lebens sein. Am Morgen des Erntedankfestes machte sie sich daran, den Kuchen für Roses Party zu backen. Sie hoffte, sich dadurch von ihrer düsteren Stimmung ablenken zu können, aber im letzten Moment war ihr eher danach zu Mute, sich eine Ausrede einfallen zu lassen und sich den ganzen Tag in ihrer Wohnung zu verstecken. Leider wusste sie, dass Rose das niemals zulassen würde, also zog sie sich doch noch an und ging um ein Uhr hinunter. Sylvie, Erik und Jayne waren schon angekommen und begrüßten sie herzlich. Ein herrlicher Duft von gefülltem Truthahn durchzog Roses Küche und ließ Meredith das Wasser im Mund zusammenlaufen. Rose kam gleich darauf aus der Küche geeilt, adrett in Schürze und Kochmütze, und umarmte Meredith. Dann löste sie sich von ihr, und sah überrascht die Brosche an Merediths Kleid an. "Oh, Rose, ich habe die Brosche absichtlich angesteckt, um Sie Ihnen zurückzugeben. Jetzt müssen Sie mir erlauben, es endlich zu tun", drängte Meredith. Sie wollte sie schon abnehmen. "Ach, Merri, behalten Sie sie wenigstens noch heute an, mein Kind. Sie wirkt so schön an diesem Kleid, und ich bewundere sie viel lieber an Ihnen, statt sie irgendwo in einer Schublade zu verstecken. Außerdem", fügte sie hinzu,
"denke ich daran, sie Sylvie zu leihen. Nach dem Essen geben wir sie ihr. Sie hat schon oft gesagt, wie gut sie ihr gefällt, und jetzt, da Sie und Jayne und Lila sie gehabt haben, ist Sylvie an der Reihe." Das Beisammensein mit guten Freunden und das köstliche Essen holte Meredith ein wenig aus ihrer bedrückten Stimmung heraus und ließ sie ihre Trennung von Adam für kurze Zeit vergessen. Das Gespräch wandte sich später der Übernahme von Colette durch Marcus Grey zu. "Ich habe gehört, dass er noch mehr Anteile gekauft hat“, sagte Sylvie besorgt. "Jetzt dauert es nicht mehr lange." "Vielleicht fällt jemandem ja noch etwas ein, wie man ihn aufhalten könnte. Kann man nicht juristische Schritte unternehmen?" fragte Lila. "Doch, unsere Firmenanwälte versuchen gerade, etwas auszuarbeiten", berichtete Jayne. "Aber er ist sehr geschickt. Er scheint jeden ihrer Schritte vorauszuahnen." „Ich frage mich, welche Gründe er haben mag", warf Nick ein. "Ich meine, was geht in ihm vor?" "Es muss ihm doch klar sein, wie vielen Menschen er schaden würde, wenn er Erfolg haben sollte. Aber es scheint ihm nichts auszumachen", sagte Sylvie bedrückt. "Seine Gründe müssen sehr gewichtig sein. Und er muss ein sehr unglücklicher Mensch sein. " "Ja", stimmte Meredith zu. "Das glaube ich auch." "Oh, genug jetzt von diesem pessimistischen Gerede", unterbrach Rose sie. Vielleicht wird sich am Ende doch alles zum Guten wenden." "Sie wissen ja, was man beim Baseball sagt", erklärte Erik lächelnd. "Es ist erst vorbei, wenn's vorbei ist." Rose lachte. "Nun, dieses Festmahl ist erst vorbei, wenn alle ihren Nachtisch gegessen haben. Wer hilft mir, Kaffee und Kuchen hereinzuholen?" "Ich, Rose." Meredith folgte ihr in die Küche. Obwohl ihr der Abend mit ihren Freunden gut getan hatte, würde sie froh sein, sich nach dem Kaffee diskret zu entschuldigen. In diesem Moment klingelte es an der Tür. Erwartete Rose noch einen Gast? Sie hatte nichts davon erwähnt. "Ach, Meredith, gehen Sie bitte für mich öffnen, meine Liebe?" bat Rose sie. Sie stand vor dem Ofen und schaute nach dem Apfelkuchen. Meredith ging natürlich gern. Als sie die Tür aufmachte, stockte ihr der Atem. "Adam", flüsterte sie. "Ich dachte, du bist auf dem Weg nach Wisconsin.“ Mehr brachte sie nicht hervor. Eine unerträgliche Sehnsucht schnürte ihr die Kehle zu. "War ich auch. Aber dann habe ich gewendet und bin zurückgekommen. Er sah sie mit einem so eindringlichen Blick an, dass ihr die Knie weich wurden. Sie hatte plötzlich ein fast unwiderstehliches Verlangen, sich ihm in die
Arme zu werfen, aber sie riss sich zusammen. Immerhin wusste sie doch überhaupt nicht, warum er gekommen war. Vielleicht wollte er nur offiziell klarstellen, dass sie kein Paar mehr waren. Er war schließlich nicht der Mann, der eine Frau verließ, ohne ihr alles zu erklären. "Können wir uns unterhalten? In deiner Wohnung?" fragte er. "Ja. Ja, natürlich. Warte einen Moment. Ich sage Rose nur kurz, dass ich gehe." Sie ging in die Küche und erzählte Rose, dass Adam gekommen war und ein paar Minuten mit ihr allein sprechen wollte. Rose schien nicht sonderlich erstaunt zu sein. "Lasst euch Zeit. Ich hebe etwas Nachtisch für euch auf", sagte sie nur. Und so schlüpfte Meredith unauffällig hinaus und ging mit Adam die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf. Als sie hineingegangen waren und die Tür hinter sich geschlossen hatten, spürte sie, wie ihr Magen sich vor Nervosität zusammenzog. "Du hast einen langen Weg hinter dir. Was wolltest du mir sagen?" fragte sie. Er stand sekundenlang nur stumm vor ihr und sah so wunderbar und stark aus ... viel zu wundervoll, als dass sie zulassen durfte, dass er sie für immer verließ. "Dass ich dich liebe", sagte er auf seine ruhige, selbstbewusste Art. "Und dass ich dich zu meiner Frau machen möchte. Es ist mir egal, wenn du keine Kinder willst. Ich möchte nur dich, Meredith. Ich glaube nicht, dass ich ohne dich leben kann, und ich will nicht einmal versuchen, ob ich es kann. Wenn du mich heiratest, wäre ich der glücklichste Mensch auf Erden." Meredith sah ihn ungläubig an. Sie konnte ihr Glück einfach nicht fassen. Im nächsten Moment brach sie in Tränen aus. Sofort spürte sie Adams starke Arme um sich und seine Lippen an ihrem Haar. "Meredith, was ist? Bitte, sag etwas." Sie schluckte, holte tief Luft und sah strahlend zu ihm auf. "Ich habe auch nachgedacht, Adam", sagte sie leise. "Du hast mir so sehr geholfen. Deine Liebe und dein Respekt haben mir so viel ermöglicht. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich es geschafft, meine Ängste loszuwerden. Und ich habe erkannt, dass ich insgeheim immer Kinder haben wollte, es mir in meiner Angst aber nicht eingestanden habe. Ich möchte dich heiraten, Adam, und mit dir Kinder bekommen. Mit dir an meiner Seite schaffe ich alles. Und ich hasse die Vorstellung, du könntest mit einer anderen Frau Kinder haben", fügte sie lachend hinzu. "Meinst du das wirklich?" fragte er voller Freude. "Ja, wirklich. " Er lächelte und küsste sie so sehnsüchtig, dass es ihr den Atem nahm. "Du bist die einzige Frau für mich, Meredith. Für immer und ewig." "Und du bist der einzige Mann für mich", flüsterte sie an seinem Mund. Ihre Küsse wurden heißer und heißer, doch bevor sie sich zu sehr hinreißen ließen, löste Adam sich plötzlich von ihr.
„Warte, ich hätte fast etwas vergessen. Ich habe hier etwas für dich." Er griff in seine Tasche und holte eine dunkelblaue Samtbox heraus, auf deren Deckel das unverwechselbare Firmenzeichen von Colette aufgedruckt war. Merediths Hand zitterte leicht, als sie sie entgegennahm. „Willst du sie nicht aufmachen?" fragte er mit einem leisen Lachen. "Doch." Sie öffnete den Deckel und musste zweimal blinzeln, als sie den Ring darin sah. "Oh, Adam ... Woher hast du gewusst?" fragte sie ungläubig. Es war ihr Lieblingsring aus der Kollektion "Ewige Treue", der Ring, bei dem sie sich in ihren Träumen vorgestellt hatte, wie schön es wäre, wenn der ganz besondere Mann in ihrem Leben ihn ihr schenken würde. Und nun war es tatsächlich so gekommen. Seit Adam in ihrem Leben aufgetaucht war, schienen sich ihre schönsten Wünsche zu erfüllen. Adam steckte ihr den Ring an den Finger. "Er passt vollkommen", sagte er stolz, hielt ihre Hand an den Mund und küsste sie. "Frank hat mir verraten, dass das dein Lieblingsring Ist, und er hat nach deinen Entwürfen einen für dich anfertigen lassen. Und jetzt endlich: Willst du mir die Ehre machen und meine Frau werden, Meredith?" "Ja", flüsterte sie glücklich. Tausendmal ja." Sie nahm seine Hand und zog ihn mit sich ins Schlafzimmer. "Ich glaube, meine Freunde kommen eine Weile auch ohne uns aus, was meinst du?" fragte sie mit heiserer Stimme. "Das werden sie müssen." Seine Augen blitzten leidenschaftlich auf. "Zum Glück haben wir ein paar Feiertage vor uns." Meredith lachte, als er sie in die Arme nahm und verspielt aufs Bett warf. "Du hast Recht. Wie praktisch." Er legte sich auf sie, und Meredith schloss genüsslich die Augen, als er sie tief und hungrig zu küssen begann. Zehn Leben würden nicht ausreichen, um ihre Liebe für ihn auszudrücken oder ihr Verlangen nach Adam zu befriedigen. Ihre Liebe war etwas ganz Besonderes und würde ewig dauern. In den nächsten Tagen verloren sich Adam und Meredith in ihrer ganz eigenen Weit. Erst am Samstag waren sie so weit, anderen Menschen die gute Neuigkeit mitzuteilen. Adam rief seine Familie an, und Meredith sprach mit ihnen. Alle schienen genauso zu sein, wie er sie ihr beschrieben hatte, warmherzig und freundlich. Adam und Meredith mussten ihnen versprechen, sie zu Weihnachten zu besuchen. Merediths Mutter war genauso glücklich, von der Verlobung ihrer Tochter zu hören, und kündigte ihren baldigen Besuch an. Als Adam für ein paar Stunden zu seiner Wohnung fuhr, um einige Dinge zu erledigen, ging Meredith zu Rose hinunter. Sie wollte die guten Neuigkeiten mit all ihren Freundinnen teilen, aber weder Sylvie noch Lila gingen ans Telefon, und Jayne war mit Erik zu seiner Familie gefahren. "Ich habe große Neuigkeiten, Rose", sagte sie, kaum dass Rose ihr die Tür geöffnet hatte. "Adam und ich haben uns verlobt."
"Wirklich? Das ist ja wunderbar!" Rose umarmte sie begeistert. Dann trat sie zurück und lächelte verschmitzt. "Dachte ich mir doch, dass etwas dergleichen geschehen sein musste. Ich habe gemerkt, dass sein Wagen seit Donnerstagabend vor dem Haus steht." Meredith lachte und errötete. Sie waren nicht einmal zum Essen aus dem Haus gegangen. "Ja. Vielen Dank auch für den Truthahn", sagte sie. Rose war so nett gewesen und hatte ihnen etwas vom Thanksgiving-Essen vor die Tür gestellt. "Wir hatten das Restaurantessen schon ziemlich satt", gab sie zu. Dann wechselte sie das Thema. Adam hat mich sogar mit einem Ring überrascht. " "Oh, lassen Sie mich mal sehen. Was für ein wunderschönes Design. Ist es von Colette?" Meredith nickte. "Von der neuen Kollektion, an der ich gerade arbeite. Er hat meinen Chef gebeten, einen für mich anfertigen zu lassen." "Wie aufmerksam von ihm. Nach allem, was Sie mir über Adam gesagt haben, muss er ein wundervoller Mann sein. Ich freue mich so für Sie, Merri." "Danke, Rose. Ich kann es kaum erwarten, ihn Ihnen vorzustellen. " "Warum bringen Sie ihn nicht nächste Woche zum Kaffee zu mir?' Meredith nickte mit einem Lächeln. Gerade, als sie gehen wollte, erinnerte Meredith sich an etwas. "Jetzt hätte ich es schon wieder fast vergessen", sagte sie und holte etwas aus ihrer Tasche. "Hier ist Ihre Brosche, Rose. Und noch mal vielen, Dank." "Sehr gern geschehen. Ich freue mich, wenn sie getragen wird. Schöner Schmuck darf nicht in einer Schublade verstauben. " "Da haben Sie Recht. Aber ich verdiene schließlich mein Geld damit. Und Sie klingen so, als ob Sie das auch sollten", fügte sie mit einem Lachen hinzu. Rose errötete leicht. "Ach was, meine Liebe. Ich wäre eine ganz schlechte Geschäftsfrau." Sie sah liebevoll auf die Brosche herab. Aber ich habe mich gefreut, dass sie Ihnen und den anderen Mädchen von Nutzen sein konnte. Ich glaube, ich werde sie als nächstes Sylvie leihen", fügte sie nachdenklich hinzu. "Sie ist die einzige, die noch nicht an der Reihe war." "Ja, das stimmt." "Ich werde sie ihr das nächste Mal geben, wenn ich sie sehe", sagte Rose entschieden. "Vielleicht hebt es ein wenig ihre Stimmung. Sie macht sich große Sorgen wegen der Übernahme von Colette. "Ja, sie nimmt es sich sehr zu Herzen", stimmte Meredith zu. "Mehr als alle anderen, glaube ich." Sie seufzte. "Ich hoffe so sehr, dass sie bald einen Mann kennen lernt, der ihr über die schwierige Zeit hinweghilft. Sie verdient es, glücklich zu werden. " "Ja, natürlich", sagte Rose. Aber ich habe erkannt, dass man sein Glück nicht erzwingen kann. Man muss darauf warten, dass es einen findet. Und ich habe das Gefühl, dass es bald zu Sylvie kommen wird." Meredith sah ein geheimnisvolles Glitzern in Roses Augen, und dieser Blick weckte wieder ihre Neugier über Roses Vergangenheit. Eines Tages würde sie
vielleicht ihr Geheimnis enthüllen. Jetzt musste Meredith sich jedoch mit einem Lächeln von Rose zufrieden geben und sich fragen, ob ihre Intuition richtig sein würde. Sie hoffte es jedenfalls von ganzem Herzen.
- ENDE -