Küss mich, Kate! Judy Christenberry Bianca 1172 19/1 1999
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Küss mich, Kate! Judy Christenberry Bianca 1172 19/1 1999
gescannt von suzi_kay korrigiert von Spacy74
1. KAPITEL "Ich möchte bitte mit Mr. Hardison sprechen", erklärte Kate O'Connor der streng wirkenden Dame hinter dem großen Schreibtisch. "Haben Sie einen Termin?" Damit waren sie gleich beim ersten Problem angelangt. "Nein, aber es dauert nicht lange. Ich bin hier, um mit ihm über sein Sponsorprogramm zu reden." "Sind Sie von der Presse?", fragte die Sekretärin stirnrunzelnd und blätterte den Kalender durch. Kate hätte am liebsten ja gesagt, aber ihre anerzogene Ehrlichkeit hinderte sie daran. "Nein." "Wieso wollen Sie dann mit ihm sprechen?" "Das würde ich ihm gern selbst erklären", gab Kate zurück, die sich bei dem arroganten Ton der Sekretärin unwillkürlich straffte. Vorsicht, ermahnte sie sich. Sie durfte sich nicht aufregen, sondern musste so zurückhaltend wirken wie die schlichte Hochfrisur, zu der sie ihr rotes lockiges Haar heute gebändigt hatte. "Ich könnte Sie im nächsten Monat für zehn Minuten zwischenschieben." Das wäre viel zu spät! Kate war ja schon jetzt fast pleite. "Ich muss ihn unbedingt sofort sprechen!"
"Tut mir leid." Der kurze Satz war von einem so hochnäsigen Lächeln begleitet, dass es Kate schwerfiel, sich zu beherrschen. Wortlos verließ sie das mit dicken Teppichen ausgelegte Büro. Sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich mit klopfendem Herzen an die Wand. Es war nun zwei Monate her, dass ihr Vater gestorben war. Zwei schwierige Monate. Kate hatte feststellen müssen, dass der "Diner", den ihr Vater seit langer Zeit betrieben hatte, im letzten Jahr nur noch rote Zahlen schrieb, und als die Arztrechnungen dazukamen, waren seine Ersparnisse schnell aufgebraucht gewesen. Kate hatte zwar eine Idee, wie sie das kleine Restaurant wieder auf Vordermann bringen könnte, aber dazu brauchte sie dringend Kapital. Ihre Schwester Maggie hatte, obgleich sie selbst nicht am "Diner" interessiert war, ihre gesamten Ersparnisse angeboten, aber die mochte Kate einfach nicht annehmen. Sie lächelte. Pop hatte immer gesagt, die umsichtige Maggie müsse als Baby nach der Geburt vertauscht worden sein, anders könne er sich nicht erklären, warum sie als Einzige in der Familie finanziell einigermaßen sicher dastand. Ihre Halbschwester Susan, von deren Existenz Maggie und Kate erst vor kurzem erfahren hatten, musste ihre beiden jüngeren Geschwister allein großziehen und war deshalb nicht in der Lage, Kates Idee zu unterstützen. Da sie die Älteste war, hatte Kate auch das Gefühl, sich eher um ihre Schwestern kümmern zu müssen als andersherum. Das nahm sie sich auch vor. Da sie aber keine Sicherheiten zu bieten hatte, hatten die Banken es abgelehnt, ihr einen Kredit zu gewähren. Kate war schon ganz verzweifelt, als ein Zeitungsartikel ihre Aufmerksamkeit weckte. Der Vorstandsvorsitzende von Hardison Enterprises hatte ein Sponsorprogramm für kleinere Unternehmen entwickelt.
Ohne lange nachzudenken, hatte Kate ihr einziges feines Kostüm angezogen, das zwar figurbetont geschnitten war, aber dennoch recht seriös wirkte, und sich auf den Weg zu Mr. Hardison gemacht. Ein vorheriger Anruf hätte ohnehin nichts genützt. Plötzlich öffnete sich die Tür hinter ihr, und Kate hörte, wie die Sekretärin sagte: "Das erledige ich für Sie in einer Viertelstunde, Mr. Hardison." Die Tür schloss sich wieder, dann eilte die Dame den Flur hinunter. Das bedeutet, dass Mr. Hardison im Moment unbewacht ist! schoss es Kate durch den Kopf. Ich weiß, dass du dich immer an meiner Impulsivität gestört hast, Pop, aber ich muss es einfach tun. Sie drückte die Klinke hinunter und ging ins Vorzimmer zurück. Dort überlegte sie mit einem Blick zum Chefzimmer noch einmal kurz, ob sie es wirklich wagen sollte. Pop hatte ihr immer gesagt, dass sie mehr Mut als Verstand besaß. Und das hatte sie mehrfach bewiesen. Genauso wie sie es auch jetzt wieder tun würde. Sie holte tief Luft, ging quer durch den Raum und öffnete die Tür zum Allerheiligsten. Als sie den Mann hinter dem Schreibtisch entdeckte, war sie überrascht. Er war nicht älter als Anfang dreißig! Hatte sie sich etwa in der Tür geirrt? Er wirkte viel zu jung, um Chef eines so großen Unternehmens zu sein! Und schon gar nicht hatte sie sich Mr. Hardison so attraktiv vorgestellt! Der Mann erhob sich zu voller Größe und sah Kate mit einem so durchdringenden Blick an, dass sie einen Moment lang richtig eingeschüchtert war. "Mr. Hardison?" "Wer sind Sie?" fragte er nur knapp. Klasse, sie war also im richtigen Büro! "Mein Name ist Kathryn O'Connor. Ich möchte mit Ihnen über das Sponsorprogramm sprechen." "Sind Sie Reporterin?"
Was hatten die hier denn nur dauernd mit der Presse? War ihr Leben derart aufregend, dass die Medien ihnen ständig auf den Fersen waren? "Nein. Aber ich..." "Dann gehen Sie bitte." Er setzte sich und wendete seine Aufmerksamkeit wieder den Papieren auf dem Schreibtisch zu. Kate blieb stehen. Sie überlegte, was sie nun tun sollte. So schnell wollte sie nicht aufgeben! "Ich sagte doch, dass Sie gehen sollen." Hardison schaute nicht einmal auf. "Nicht, bevor ich mit Ihnen gesprochen habe. Ich möchte, dass Sie mich für Ihr Sponsorprogramm in Betracht ziehen." Er legte kurz die Hand ans Kinn und sah Kate an. "Ach, tatsächlich? Vergessen Sie es." "Warten Sie einen Moment, mein Unternehmen stellt kein großes Risiko dar", sagte sie schnell und ging näher an den Schreibtisch heran. "Dann wenden Sie sich doch an eine Bank." Wieder schaute er in die Papiere. "Von denen bekomme ich nicht genug." "Hören Sie, Lady, es gibt im Leben nichts umsonst, selbst nicht für jemanden, der so aussieht wie Sie." Sein Blick wanderte über Kate, so dass ihr plötzlich ganz heiß wurde. "Ich möchte ja gar nichts umsonst haben!" gab sie zurück, und in ihrer Stimme schwang verhaltener Zorn. "Das sagen sie alle." Kate ging noch näher an den Schreibtisch heran. Es ärgerte sie, was er sagte und wie er es sagte. "Hören Sie mir doch bitte einmal zu!" verlangte sie. "Gehen Sie bitte", sagte er mit fester Stimme und notierte etwas auf einem Schreiben. Irgendetwas machte Klick bei Kate. Sich hier so behandeln lassen zu müssen, nachdem sie ohnehin schon so viele Probleme
hatte ... Unvermittelt schlug sie mit der Hand auf das Schreiben. "Hören Sie mir doch wenigstens einmal zu!" Langsam hob William Hardison den Blick von dem Papier und sah Kate an. In ihren hellbraunen Augen brannte der Zorn. Es war nicht ihre Schönheit, die ihn aufmerksam machte, denn er war ständig von attraktiven Frauen umgeben. Nein, es war ihr energisches kleines Kinn, das Glitzern in ihren Augen. Er seufzte. Heute Morgen hatte er schon einmal mit einer resoluten Person zu tun gehabt. Mit seiner Mutter. Sie hatte ihn wieder mal bearbeitet, ihm das Versprechen abgerungen, heute Abend an einem großen Empfang teilzunehmen, und das in Begleitung der neuesten Kandidatin, die sie für die Rolle der Mrs. William Hardison auserkoren hatte. Seine Mutter hörte nicht auf, ihn manipulieren zu wollen, ihn immer wieder zu Dingen zu treiben, die sie für nötig hielt. Genauso wie sie es mit seinem Vater getan hatte. James Hardison hatte ziemlich spät geheiratet. Er war schon fast vierzig, als er sich Hals über Kopf in Miriam Esters verliebt hatte. Nachdem sie sich endlich dazu bereit erklärte, den wohlhabenden Geschäftsmann zu ehelichen, hatte sie ihn den Rest seines Lebens beherrscht und ihm ihre Gangart aufgezwungen. Es wäre Will egal gewesen, wenn sein Vater dabei glücklich gewesen wäre, aber Miriam gab ihrem Mann nie das Gefühl, ihn zu lieben, und schien nie zufrieden zu sein, egal wie sehr er sie verwöhnte. So sehr Will seinen Vater geliebt hatte, so sehr hatte ihn dessen Schwäche für seine Ehefrau gestört. Nachdem er selbst einige unglückliche Vorstöße ins Liebesleben unternommen hatte, war Will zu dem Schluss gekommen, dass alle Frauen wie seine Mutter waren. Am besten also, man blieb allein.
Als die attraktive junge Dame in seinem Büro mit der Hand auf das Schreiben geschlagen hatte, war ihm klar geworden, dass sie - genau wie seine Mutter - nicht kampflos gehen würde. Ihm fielen ihre Nägel auf. Sie waren gepflegt und sauber gefeilt. Ganz anders als die langen roten Krallen, die seine Mutter und ihre Freundinnen bevorzugten. Hieß das vielleicht, dass sie ihm nicht die Augen auskratzen wollte? Zumindest hoffte er das. "Miss ... wie immer Sie heißen mögen, ich glaube, ich hatte Sie eben gebeten zu gehen." Er sagte es ruhig, aber nachdrücklich, in der Absicht, die Spannung zu mildern. "Die Leute tun wohl immer genau das, was Sie wollen, wie?" fragte Kate aufmüpfig. "Na ja", ein Hauch von einem Lächeln umspielte seinen Mund, "immerhin ist das hier ja mein Büro, nicht?" "Ich bitte Sie doch nur darum, mich anzuhören, ich bin nämlich die perfekte Kandidatin für Ihr Sponsorprogramm." In ihrer Aufregung hatten sich einige Strähnen aus der Hochfrisur gelöst und kringelten sich um ihr Gesicht. "Woher wollen Sie denn wissen, wer der perfekte Kandidat ist?" "Ich habe in der Zeitung etwas über Paul Jones gelesen." "Und nun wollen Sie der nächste Paul Jones werden?" fragte Will, und seine Stimme nahm einen schärferen Ton an, während er sie genauer musterte. Wusste sie denn nicht, dass Paul Jones ein Betrüger gewesen war? Hieß das, dass sie ebenfalls so etwas vorhatte? "Ja, das möchte ich!" "Nun ist es aber gut! Bitte verlassen Sie mein Büro, oder ich lasse Sie hinauswerfen!" Auf keinen Fall wollte er noch einmal ein solches Desaster wie mit diesem Paul Jones erleben. Der Mann hatte gelogen und betrogen und mit Erpressung gedroht. Das hatte Will nun von seinen menschenfreundlichen Anwandlungen ...
"Wieso hören Sie mir denn nicht endlich zu!" rief Kate genervt. "Liegt es daran, dass ich eine Frau bin? Gehören Sie zu den Männern, die glauben, Frauen könnten nicht bis zehn zählen?" Will lächelte sie böse an. "Die Frauen, die ich kenne, sind im Stande, Millionen zu zählen, ganz besonders wenn es sich um die Millionen anderer Leute handelt." Kate reckte ihr Kinn. "Ich bitte Sie doch nur darum, mich anzuhören. Ich möchte nichts von Ihnen geschenkt haben!" "Hören Sie mal, unser Sponsorprogramm ist im Augenblick aus verschiedenen Gründen auf Eis gelegt. Sie verschwenden also Ihre Zeit!" "Nein!" rief Kate, als könne sie das entscheiden. "Das tue ich bestimmt nicht!" Hardison lächelte unwillkürlich. Wie seine Mutter diese Frau hassen würde, die da so fordernd, streitbar und entschlossen vor ihm stand und das genaue Gegenteil von den süß duftenden, lieblichen Kreaturen war, die sie bevorzugte ... und deren Herzen aus Stahl waren. Wenn er sich für eine Frau wie diese entschied, würde seine Mutter sich vermutlich entsetzt von ihm abwenden. Gerade wollte er die Sicherheitsleute anrufen, als er seine Hand wieder vom Hörer nahm. Es war ein verrückter, aber auch äußerst interessanter Gedanke. Er schaute auf ihre Hände. Kein Ring. "Sind Sie verheiratet?" fragte er. Zum ersten Mal, seitdem sie sein Büro betreten hatte, wich Kate zurück. Nur wenige Schritte zwar, aber sie ging eindeutig zurück. "Wieso fragen Sie?" "Ich möchte es einfach wissen." Kate zögerte. Dann antwortete sie. "Nein." "Ich werde mir Ihr Anliegen heute Abend anhören. Schreiben Sie mir Ihre Adresse auf", befahl er und schob ihr Papier und
Stift zu. "Ich hole Sie dann um acht Uhr ab. Bitte Abendgarderobe." "Abendgarderobe?" fragte Kate ratlos. Sie hatte den Stift noch nicht aufgenommen, und Will fürchtete schon, sie würde ablehnen. Vielleicht war seine Idee auch ein bisschen zu verrückt. "Ich muss heute Abend zu einem Empfang gehen, das ist die einzige Zeit, die ich Ihnen zugestehen kann. Entweder Sie akzeptieren das, oder Sie lassen es." Kate schaute ihn regungslos an, während er ruhig auf ihre Entscheidung wartete. Er war immer ein Spieler gewesen. Dennoch kam ihm sein Angebot selbst etwas gewagt vor. Kate nahm Stift und Papier und schrieb ihm ihre Adresse auf. Will faltete den Zettel zusammen und steckte ihn in die Jackentasche. "Um acht Uhr also." Ohne ein weiteres Wort wendete er sich nun wieder dem Schreiben zu, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Und während Kate noch nicht mal ganz draußen war, war er schon wieder in das neue Projekt vertieft, an dem er arbeitete. Will parkte seinen Jaguar und zog den Zettel aus der Smokingjacke: 1205 Wornall Avenue. Langsam hob er den Blick zu dem unansehnlichen Gebäude, vor dem er stand. "The Lucky Charm Diner" war nichts als eine erbsengrün gestrichene Baracke, von der die Farbe auch noch abgeblättert war. Hässliches Graffiti machte den Namen auf dem Dach fast unleserlich. Hier konnte sie doch nicht wohnen! Die Frau, die heute Morgen bei ihm gewesen war, diese Kathryn O'Connor in dem blauen Kostüm, konnte doch nicht in so einem Gebäude leben! Wenn doch, würde er seine Mutter mit seinem Plan nicht nur verärgern, sondern einen Herzinfarkt bei ihr auslösen! Vielleicht hatte ihm Miss O'Connor ja bloß ihre richtige Adresse nicht geben wollen und ihm statt dessen diesen Ort als Treffpunkt aufgeschrieben? So vorsichtig hatte sie gar nicht
gewirkt. Aber hätte sie sich nicht einen schöneren Ort aussuchen können? Will zog den Zündschlüssel heraus und stieg aus. Während er dastand und an seinen goldenen Manschettenknöpfen zupfte, fuhr ein uralter Pick-up auf einen der vielen leeren Parkplätze. Zwei Männer in Overalls, die ihn keines Blickes würdigten, stiegen aus und betraten den "Diner". Schulterzuckend folgte Will ihnen. Er schaute sich im Essbereich um, bemerkte die verblichenen Tischplatten, deren Grün dem Außenanstrich ähnelte, den abgetretenen Bodenbelag, die Sitznischen. Offenbar ein Schnellimbiss, in dem man nicht so genau hinsah. Will räusperte sich und wartete darauf, dass die einzige Bedienung, eine Frau mittleren Alters mit krausem Haar, auf ihn aufmerksam wurde. "Kommen Sie einfach her und machen Sie's sich gemütlich, Schätzchen", sagte sie, "bei uns geht es ganz leger zu." Sie goss den beiden Männern Kaffee ein. "Ich suche Miss Kathryn O'Connor", erklärte er etwas steif und bemühte sich, sein Unbehagen zu dämpfen. Die Frau hielt inne, schaute zu ihm hin und grinste. "Ach,. Sie sind der Herr, den sie erwartet. Kate!" brüllte sie. "Er ist da!" Um seine Mutter zu schockieren, hätte er sich gar nichts Besseres ausdenken können. Er stellte sich vor, wie sie dieses Etablissement betreten würde, im Pelz und mit Perlen, und musste beinahe laut lachen. Der Rotschopf kam aus einem Raum neben dem Tresen. Die beiden Männer setzten ihre Kaffeebecher ab, klatschten und pfiffen und rissen Will dadurch aus seinen Gedanken. Sie trug ein kleines Schwarzes, das vorn ziemlich kurz war und an einer Seite hochgeschlitzt. Schlichte schwarze Strümpfe zogen den Blick auf schlanke Beine in hochhackigen Pumps und auf ihre kurvenreiche Figur.
Will wurde plötzlich der Mund trocken. Er räusperte sich erneut und sagte: "Guten Abend, Miss O'Connor." Seine Anwesenheit schien sie nicht weiter zu irritieren. "Guten Abend, Mr. Hardison, sind Sie soweit?" "Hey, Kate, wohin gehst du denn so aufgebrezelt?" rief einer der Männer. Will sah stirnrunzelnd zu ihm hin, sagte aber nichts. "Zu einem Geschäftstreffen, Larry." "Mannometer! Ich glaube, ich werde auch Geschäftsmann!" rief er, und alle anderen lachten. Kate lachte ebenfalls. Will sagte: "Miss O'Connor, es handelt sich um eine formelle Angelegenheit." "Dieses Kleid ist das eleganteste, was ich besitze, Mr. Hardison. Ich gehe normalerweise nicht zu formellen Anlässen." Will schaute sich kurz um. "Das kann ich mir denken." Das hatte nicht böse klingen sollen, kam aber bei ihr so an, wie man an dem wütenden Blitzen in ihren grünen Augen erkennen konnte. "Falls meine Aufmachung Ihnen nicht gefällt, können wir uns auch hier unterhalten, dann fahren Sie besser allein dorthin." "Keineswegs, Miss O'Connor. Nach Ihnen." Warum sollte er , sich über sie Gedanken machen, da ihr der Aufzug nicht peinlich zu sein schien? Er hatte sie ja vorgewarnt. Ihr Problem, wenn sie nicht angemessen gekleidet war. Nachdem sie im Jaguar saßen und losfuhren, sagte Will: "Der eine Mann da drinnen hat Sie Kate genannt." "Ja." "Würde es Sie stören, wenn ich Sie auch so nenne?" Bis jetzt hatte Kate nur nach vorne geschaut, nun aber sah sie Will Hardison erstaunt an. "Ach, soll es nun etwas lockerer zugehen?"
In ihrer heiseren Stimme lag etwas, das seine Sinne weckte. Nicht nur ihre Erscheinung, sondern auch ihre Art war äußerst sexy. "Ich dachte, das wäre ganz passend, da wir uns ja die ganze Nacht Gesellschaft leisten werden." "Die ganze Nacht?" Verflixt, bei ihr kam er sich vor, als sei er ein pubertierender Jüngling bei seiner ersten ernsthaften Verabredung! "Das dürfen Sie nicht wörtlich nehmen, Miss O'Connor, ich meinte natürlich: den ganzen Abend. Wann dieser Abend allerdings endet, werden Sie bestimmen, ich bin ein Gentleman." "Erzählen Sie mir doch nicht so etwas, Mr. Hardison", gab Kate ruhig zurück. "Wenn ich bestimmen könnte, hätte unser Treffen bei Ihnen im Büro stattgefunden." Will atmete kurz ein und nahm dabei Kates Parfüm wahr. Er schaute kurz zu ihr hinüber. Der Schlitz ihres Kleides gab den Blick auf einen festen Oberschenkel frei. "Erzählen Sie von dem Projekt, von dem Sie glauben, dass es genau zum Sponsorprogramm von Hardison Enterprises passen würde." Wenn er nicht das Thema wechselte und daran dachte, wo der Abend noch enden könnte, würde er sich selbst in Schwierigkeiten bringen. "Können Sie es sich nicht denken?" Auf diese merkwürdige Frage hin sah er sie erstaunt an. "Wie bitte?" "Die Ampel steht auf Grün", murmelte Kate, als auch schon jemand hinter ihnen hupte. Will trat so scharf aufs Gas, dass die Reifen beim Anfahren quietschten. Er kam sich wie ein Trottel vor und bemühte sich, die Fassung wiederzugewinnen. "Was meinten Sie eben?" fragte er schließlich. "Sie haben mein Projekt schon gesehen." Er runzelte die Brauen. Eigentlich hatte er keine Lust, jetzt über Geschäftliches zu reden. Sein eigener Plan erschien ihm
viel wichtiger. Mit ihrem letzten Satz hatte sie jedoch seine Aufmerksamkeit gewonnen. "Ich weiß nicht recht, was Sie meinen. Ich habe bislang nur Sie gesehen." "Aber nur, wenn Sie mit geschlossenen Augen den ,Diner' betreten haben." "Den ,Diner' ...?" Er schaute sie beinahe entsetzt an. "Damit wollen Sie doch wohl nicht sagen ..." "Passen Sie doch auf!" schrie Kate, packte das Steuerrad und verhinderte damit, dass er einen parkenden Wagen anfuhr. Will wendete sich wieder der Straße zu. Diesen Schock musste er erst mal verdauen. "Sie wollen sagen, dass ,The Lucky Charm' Ihr Projekt ist? Das soll doch wohl ein Scherz sein!"
2. KAPITEL Dass er so schockiert schien, gefiel Kate nicht gerade. Der Mann war offenbar ein genauso großer Snob wie ihre Tante Lorraine, die den "Diner" nicht leiden konnte. In Kate mischten sich Ärger und Verzweiflung. Sie brauchte das Geld! Unbedingt! Sonst hätte sie sich nie dazu bereit erklärt, sich in einem derart eleganten Rahmen mit jemandem zu einer Geschäftsbesprechung zu treffen. "Es ist mir ernst, Mr. Hardison. Ich habe alles ganz genau berechnet und kann ihnen gern die Gewinn- und Verlustkurven zeigen, die die zu erwartende Entwicklung veranschaulichen." Will fuhr auf einen Parkplatz in der Nähe des Nelson-AtkinKunstmuseums und hielt vor der Eingangstür, wo ein Angestellter seinen Wagen übernehmen und einparken würde. Als er um das Fahrzeug herumging, um Kate die Tür zu öffnen, sagte er: "Aber Sie zeigen mir Ihre Kurven doch schon die ganze Zeit, Kate. In dem Kleid lassen sie sich auch schwer verbergen." Der unmissverständliche Blick, den er über ihre Figur gleiten ließ, ließ Kate wenig Hoffnung auf eine sachliche Diskussion. Dieser Mann hatte seine Gedanken ganz woanders. Sie straffte die Schultern und wartete, bis sein Blick sich von ihrer Brust gelöst hatte. "Es geht nur darum, ein Darlehen zu erhalten, Mr. Hardison, nicht darum, mich zu verkaufen. Mir
geht es um eine geschäftliche Besprechung, nicht um ... Verführung." Seine Wangen röteten sich etwas. "Selbstverständlich, das ist auch meine Absicht." Will nahm ihren Arm und führte sie zur Tür, die sogleich von einem Pagen geöffnet wurde. Drinnen trafen sie auf eine Reihe grauhaariger Damen in eleganten, bodenlangen Kleidern. Die Frauen waren mit Brillanten und Perlen geschmückt, ihre Begleiter trugen Smokings, genau wie Hardison selbst. Kate kaschierte ihr innerliches Unbehagen mit einem Lächeln. Gelegentlich hatte sie ihre Tante Lorraine zu solchen Anlässen begleitet - und das immer grässlich gefunden. Die erste Dame blickte sie so schockiert an, als könnte sie ihren Augen nicht trauen. Kate schaute eilig an sich herunter, um zu überprüfen, ob irgendetwas nicht richtig saß oder kaputt war. Ihr kurzes schwarzes Kleid war weit schlichter als die anderen, die man hier sah, aber sie war durchaus bedeckt. Als sie den Blick wieder hob, sah sie gerade noch, wie Hardison sich vorbeugte und die Wange der Dame küsste. "N'Abend, Mutter. Ich möchte dich mit Kate O'Connor bekannt machen. Sie arbeitet im ,Lucky Charm Diner' an der Wornall Avenue." Die Frau wurde ganz blass und schien auf ihren hohen Absätzen zu schwanken. Kate fürchtete schon, sie würde gleich zu Boden sinken, und fragte sich, ob William Hardison das mit seiner Einladung an sie wohl beabsichtigt hatte. Immerhin wäre es ja nicht nötig gewesen, den "Diner" überhaupt zu erwähnen und schon gar nicht, es so klingen zu lassen, als würde Kate da für einen Hungerlohn arbeiten. Obwohl das genau den Nagel auf den Kopf traf ... "Ich ... äh ... guten Abend", brachte die Dame schließlich heraus, und es klang, als hätte sie einen Frosch im Hals. "Guten Abend", sagte Kate höflich und tat so, als nähme sie das Unbehagen ihres Gegenübers gar nicht wahr. Sie hoffte,
Mrs. Hardison würde es für etwas ganz Nebensächliches halten, dass Kate ihren Sohn begleitete. "Ihr Kleid ist wunderschön." Die Dame schaute an Kate herunter, als wolle sie das Kompliment zurückgeben, aber das ließ sie dann lieber. "Vielen Dank", murmelte sie und ließ Kates Hand fallen. Der Mann, der neben Mrs. Hardison stand, ergriff sie sogleich und hob sie an die Lippen. Kate mochte Handküsse nicht besonders. Da sie aber vier Jahre lang in Frankreich gelebt hatte, überraschte sie dieser Brauch zumindest nicht mehr. Weit mehr störte es sie, dass der Mann sie so anstarrte. "Überwältigend, Miss O'Connor, ich hoffe, Sie halten mir einen Tanz frei. Ich bin Graf Ryzinski." Vermutlich sollte seine affektierte Art darauf schließen lassen, dass er Europäer war, aber Kate zweifelte keine Sekunde daran, dass das nicht stimmte. Wortlos entzog sie ihm die Hand. William Hardison legte den Arm um ihre Taille und stellte sie der nächsten reichen Witwe vor. Kate, die seine Berührung irgendwie nervös machte, erinnerte sich später nicht einmal an den Namen der Dame. Wobei das ja auch völlig unwichtig war. Nach dem heutigen Abend würde sie all diese Leute nie wiedersehen, ob sie den Kredit nun bekam oder nicht. Es sei denn, einige von ihnen würden später ihre Kunden sein. Will ließ seine Hand an Kates Taille - das gefiel ihm. Miss O'Connor war vielleicht nicht so aufwendig gekleidet wie die Elite von Kansas City, aber dafür strahlte sie Sex-Appeal aus. Und schließlich war er ein normaler Mann. Der Graf, der zum Anhängerkreis seiner Mutter gehörte, schien ebenfalls ein normaler Mann zu sein. Ein bisschen zu normal. Es störte Will, dass er Kates Hand geküsst hatte - was ihr offenbar nicht weiter aufgefallen war. Während sie weiter durch die Menge schritten und Leute begrüßten, fiel Will auf, dass die anwesenden Männer von Kates kurvenreicher Figur hingerissen zu sein schienen.
Irgendwie löste das bei ihm Unbehagen aus. Sobald sie die Begrüßungen hinter sich hatten, nahm Will Kates Arm und zog sie mit zum Büfett. "Wir holen uns etwas zu trinken." Ein Kellner kam mit einem Tablett herbei. "Champagner, Sir?" Will nahm zwei Gläser und reichte Kate eins davon. Sie stellte es ruhig wieder zurück, lächelte dem Kellner zu und sagte: "Ich trinke lieber Mineralwasser. Gibt es das hier?" Der Kellner verhielt sich, als hätte er einen besonderen Auftrag erhalten. "Ich werde es Ihnen persönlich bringen, Miss", versicherte er mit einem anzüglichen Grinsen. Kate dankte ihm, und er eilte davon, obgleich sein Tablett noch ganz voll war und überall Leute herumstanden, die bedient werden wollten. "Sie sind ja gefährlich", murmelte Will. "Wie bitte?" "Sie sollten nicht noch einmal um etwas bitten. Ich schätze, die Hälfte aller anwesenden Männer würde sich darum reißen, Sie zu bedienen. "Es freute ihn, dass es in ihren Augen wütend aufblitzte. Je ärgerlicher sie war, umso eher würde sie sich danebenbenehmen. Und umso mehr würde seine Mutter sich aufregen! "Will! Wo warst du denn die ganze Zeit, Junge!" rief ein Mann. Will drehte sich um und entdeckte, dass John Larabee jr., sein alter Schulfreund, sich näherte. Das hätte ihn nicht überraschen sollen, denn Jack war immer scharf auf die schönsten Frauen, und Kate gehörte ganz offenbar in diese Kategorie. "Hallo, schöne Lady", sagte Jack, sobald er die beiden erreicht hatte, und nahm ihre Hand. "Guten Abend", sagte Kate kühl und wollte ihm die Hand entziehen. "Lass sie los, Jack."
Kate sah leicht irritiert aus, Jack schaute Will forschend an, ließ Kates Hand aber noch immer nicht los. Kate versuchte wieder, sich loszumachen. Als Jack sie noch immer nicht freigab, nahm Kate Will das Glas Champagner aus der Hand und goss es Jack seelenruhig über den Smoking. "Oh, tut mir Leid, wie ungeschickt von mir", sagte sie mit einem lieblichen Lächeln. Jack starrte entsetzt auf seinen Anzug, ließ Kate aber endlich los. "Sie... Sie... das ist ...".stotterte er, wischte über sein nasses Hemd und schaute sie empört an. Einige Leute, die um sie herumstanden und die kleine Szene offenbar mitbekommen hatten, gaben abfällige Bemerkungen von sich und beeilten sich, Jack, den Liebling der Gesellschaft von Kansas City, zu trösten. "Das war aber sehr unhöflich, junge Dame", giftete eine blauhaarige ältere Frau, während ihr Mann Jack ein Taschentuch reichte. "Ja, da stimme ich Ihnen zu", sagte Kate ruhig, "aber Sie wissen ja, wie Männer sind, sie können sich einfach nicht benehmen." Sie lächelte, entschuldigte sich und ging zum Büfett hinüber. Will unterdrückte ein Lachen und folgte ihr. Dieser Abend versprach amüsanter zu werden als alle anderen gesellschaftlichen Anlässe, zu denen seine Mutter ihn zu nötigen pflegte. "Ein bisschen übertrieben, aber sehr wirkungsvoll", flüsterte er Kate zu, während sie die Vorspeisen in Augenschein nahmen. "Vielen Dank", sagte sie ruhig, ohne den Blick zu heben. Gerade als er dachte, dass sie sich damit ihr Geschäftsgespräch verdient hatte, tauchte seine Mutter auf und funkelte ihn empört an. "William, stimmt das? Hat diese ... diese Frau Jack mit Champagner übergossen?"
Kate, die einen Teller mit verschiedenen Häppchen in der Hand hielt, wendete sich Wills Mutter zu. "Ist Jack ein Freund von Ihnen, Mrs. Hardison? Ich hoffe, er nimmt mir diesen kleinen Unfall nicht allzu übel. Falls er sich Sorgen wegen möglicher Flecke macht, bei Champagner ist das ..." "Junge Dame, so wie ich das mitbekommen habe, ist es alles andere als ein kleiner Unfall gewesen!" Sie drehte Kate den Rücken zu und schaute ihren Sohn an. "Ich kann nicht glauben, dass du jemanden zu unserer Gala mitbringst, der hier derart wenig herpasst!" Will hatte zwar gehofft, dass Kate seiner Mutter ein Dorn im Auge sein würde, aber nicht gleich einen solchen Auftritt erwartet. Dennoch ärgerte es ihn, dass sie Kate so von oben herab behandelte. Ohne nachzudenken, übersprang er etliche Stufen in seinem noch gar nicht durchdachten Plan und legte Kate den Arm um die Schultern. "Wieso sollte ich sie nicht mitbringen, Mutter? Kate und ich werden heiraten." Das blanke Entsetzen stand Miriam Hardison ins Gesicht geschrieben, als sie leichenblass zu Boden sank. Das Schweigen im Wagen hatte etwas Betäubendes, als Will Kate nach Hause fuhr. Nachdem seine Mutter in Ohnmacht gefallen war, war alles nur noch ein riesiges Durcheinander gewesen. Kate hatte die Gelegenheit genutzt und schnell noch verschiedene Sorten Vorspeisen eingepackt, da ihr klar war, dass sie sofort gehen würden. Obgleich Mrs. Hardison das Bewusstsein bald wiedererlangte, beschwerten sich etliche der feinen Damen bei Will über die "Wurzel allen Übels". Kate lauschte ihren heftigen Worten und beobachtete gleichzeitig sein Gesicht. Als er in Kampfstellung ging, trat sie schnell dazu.
"William, Lieber, ich würde jetzt gern gehen. Soll ich mir ein Taxi rufen?" Als wenn sie sich eins leisten könnte! "Ich verstehe es, wenn du jetzt bei deiner Mutter bleiben möchtest." Sein Blick sagte ihr, dass er verstanden hatte, dass sie gehen würde - mit oder ohne ihn. "Nein, ich bringe dich nach Hause." Er wendete sich an seine noch immer etwas mitgenommen wirkende Mutter, deren Kopf an der Schulter des Grafen lag und die brav einen Schluck Champagner trank. "Mutter, ich bringe Kate jetzt nach Hause. Ich rufe dich morgen an." Ohne auf Antwort zu warten, nahm er Kates Arm und zog sie zum Ausgang. Unterwegs überlegte sie, ob er ihr wohl einen Grund für sein Verhalten seiner Mutter gegenüber nennen würde. Kate hasste es, benutzt zu werden, ganz besonders, wenn es dazu diente, jemand anders aufzuregen. Sie liebte es nicht, sich in der feinen Gesellschaft zu bewegen, wollte den High-Society-Damen aber auch nichts Böses. Als Will schweigend fuhr, ohne ein weiteres Wort zu dem Thema zu verlieren, sagte Kate ihrem Traum vom geschäftlichen Neuaufbau innerlich Adieu. Viel Hoffnung hatte sie ohnehin nicht gehabt. Sie würden zwar nicht gezwungen sein, den "Diner" zu verkaufen, aber Kate müsste sich woanders einen Job suchen und lange sparen, bis sie ihr Ziel erreichen könnte. Ohne diesen Holzklotz neben sich. Er fuhr beim "Diner" vor, stellte den Motor ab und öffnete die Fahrertür. Kate hatte keine Lust, ihm zu erklären, dass sie nicht der Typ sei, den man zur Tür bringen müsste. Aber er war auch nicht der Typ, der das akzeptieren würde. Natürlich hätte sie gern gewusst, wieso er sich überhaupt bereiterklärt hatte, sie anzuhören. Aber nun war es auch egal, die Möglichkeit dahin.
"Gute Nacht, Mr. Hardison", murmelte sie, sobald sie beim Diner angekommen waren. Will öffnete ihr die Tür und ging hinter ihr hinein. Kate war plötzlich froh, dass noch ein paar Gäste am Tresen saßen und außerdem Madge da war. "Wir haben unser Geschäftsgespräch noch nicht geführt", erklärte er ruhig. Kate sah ihn überrascht an. "Das wollten Sie doch auch gar nicht, oder? Nach dem, was heute passiert ist, vermute ich, dass Sie mich ohnehin nur als Witzfigur mitgebracht haben." "Ich wusste nicht... Die Situation verschlechterte sich schneller als erwartet, und ich möchte mich für die Unhöflichkeit meiner Mutter entschuldigen." Kate wertete das positiv. "Wie nett, zumal Sie ja der Anlass für alles waren." "Wie meinen Sie das?" "Ich bin kein Dummkopf, Mr. Hardison, und mag es nicht, wenn man mich benutzt." "Ich habe nicht..." "Hattest du einen schönen Abend, Schätzchen?" rief Madge von hinten. Alle Anwesenden starrten zu ihnen herüber. Kate lächelte kurz. "Ja, wunderbar, Madge. Hat Paula morgen die Frühschicht?" "Ja, wie gewöhnlich." "Gut, dann sehen wir uns am Nachmittag." Ohne ein weiteres Wort an Will eilte Kate zur Schwingtür, die in die Küche führte. Aber schon nach wenigen Schritten packte er ihren Arm. " Wir haben unser Gespräch noch gar nicht geführt." "Wie ich vorhin schon sagte", erklärte Kate kühl, "ich bin kein Dummkopf. Wozu auch immer dieser Abend gut sein sollte, eine geschäftliche Besprechung war es jedenfalls nicht." Kate O'Connor hat mit einem Recht: damit, dass sie kein Dummkopf ist, dachte Will, als er ihre zornigen Augen und die
leicht geröteten Wangen betrachtete. Außerdem war sie eine echte Schönheit. Und dazu hatte sie seine Theorie bestätigt. "Ich verspreche Ihnen, dass ich mit Ihnen Ihre ... geschäftlichen Pläne diskutieren möchte, und garantiere Ihnen volle Aufmerksamkeit für, sagen wir, eine Stunde. Dann können Sie mir die Zahlen zeigen, die Sie vorbereitet haben." Wobei er nicht damit rechnete, dass die irgendeinen Sinn ergaben. Jedenfalls nicht, wenn sie mit dieser schäbigen Imbissbude zu tun hatten. Kate stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn kalt an. "Wieso?" "Weil ich mein Wort grundsätzlich halte. Sie haben Ihren Teil der Vereinbarung erfüllt, und nun bin ich dran." Es faszinierte ihn zu sehen, wie sich die wechselnden Gefühle in ihren Augen spiegelten. Sie schaute kurz zu den anderen Menschen im "Diner" hinüber. "Nun mach schon, gib ihm eine Chance", sagte einer der Gäste, ein älterer, unrasierter Mann, grinsend. "Billy ...", begann sie, schwieg dann aber. Dann blickte sie wieder zu Will, und ihre Augen wurden schmal. In dem Moment wusste er, dass sie eine Entscheidung getroffen hatte. Zum Glück. Denn der bisherige Verlauf des Abends verursachte ihm doch ein schlechtes Gewissen. "Also gut, Mr. Hardison, ich nehme das Angebot für eine Stunde an. Kommen Sie." Sie ging auf eine der hinteren Nischen zu. Will runzelte die Stirn. Er mochte nicht in einem "Diner" über Geschäftliches reden, nicht dort, wo es Zuhörer gab. Er folgte ihr. "Meinen Sie nicht, dass wir einen geeigneteren Ort für unsere Besprechung finden könnten?" Ihr Schlafzimmer vielleicht ... Den Gedanken verdrängte er sofort wieder. Geschäftliches, ermahnte er sich, es geht um etwas Geschäftliches! Aber daran zu denken, fiel ihm schwer,
angesichts ihrer sexy Figur im engen Schwarzen und den wilden roten Locken, die ihr über die Schultern fielen. "Nein." Kurz und bündig. Er hatte schon mitbekommen, dass sie sehr direkt war. "Also gut", seufzte er und rutschte in die mit Plastik ausgekleidete Nische ihr gegenüber. Aus der kleinen Handtasche, die Kate den ganzen Abend bei sich gehabt hatte, zog sie mehrere zusammengefaltete Blätter. Eigentlich konnte Kate es nicht glauben, dass sie eine zweite Chance bekam. Sie holte tief Luft und begann, ihren Plan, wie man den Diner sanieren könnte, zu erläutern. "Sie wollen eine Catering-Firma aufbauen?" fragte Will überrascht. "Ich muss doch nicht erst betonen, dass Catering ein knallhartes Geschäft ist und die Gewinnspanne nicht besonders hoch. Und weit wichtiger: Dazu muss man hervorragend kochen können." Hielt er sie für unfähig? "Natürlich ist es das. Aber da ich in Paris ausgebildet worden bin, denke ich, dass meine Kochkünste dafür reichen." "Paris in Frankreich?" Es war schon fast beleidigend, wie überrascht er sie ansah. "Paris in Texas vielleicht? Hören Sie mal, Mr. Hardison, Sie beleidigen meine Intelligenz. Natürlich Paris in Frankreich. Ich habe die vergangenen drei Jahre im Maxim's als Sous-Chef gearbeitet."
"Im Maxim's?" wiederholte er. "Da habe ich im vergangenen November gegessen!" "Und dann sind Sie nicht an einer Lebensmittelvergiftung gestorben? Merkwürdig!" Na, na, warum bist du denn so sarkastisch, ermahnte sie sich. Pop hatte immer gesagt, sie solle ihre scharfe Zunge hüten, aber dieser Hardison machte sie wahnsinnig!
"So hatte ich das gar nicht gemeint... Das Essen war wunderbar. Aber Sie sehen nicht aus ... Ich meine, Ihre Erscheinung ... Ich bin überrascht." Seine Wangen hatten sich gerötet, sein Blick, mit dem er sie von oben bis unten musterte, sprach Bände. "Sie glauben also, nur hässliche Frauen lernen kochen?" "Nein, natürlich nicht, aber ... Lassen Sie uns jetzt die Zahlen ansehen." Auch wenn sein krampfhafter Versuch, zum Geschäftlichen zurückzukehren, eher belustigend war, lächelte Kate nicht. Es stand zu viel auf dem Spiel. Aber es tat ihr gut, ihn bei einer Schwäche ertappt zu haben. "Also gut. Ich möchte Folgendes verwirklichen." Sogleich hatte sie die Ereignisse des Abends völlig vergessen, selbst das Gefühl der Frustriertheit hinterher. Und der Optimismus, der sie dazu gebracht hatte, sich an William Hardison persönlich zu wenden, gewann wieder Oberhand, während sie nun ihren Plan erläuterte, wie man den "Diner" wieder in seinem früheren Glanz erstrahlen lassen könnte. Beziehungsweise in einem ganz neuen, denn Kate bezweifelte, dass er je wirklichen Glanz besessen hatte. Ihre Idee war es, den Küchenbereich so zu vergrößern, dass darin die Massenherstellung von Gerichten für ein Catering möglich würde. Und da Hardison sich bereit erklärt hatte zuzuhören, sprach sie auch noch von ihrem Plan, ein Appartement für sich selbst einzubauen. "Sie wollen hier wohnen?" fragte er und schaute sich skeptisch um. "Ich wohne hier schon, hätte es aber gern etwas komfortabler." Er schaute sie neugierig an. "Wo denn?" "Hinter der Küche befindet sich noch ein Raum." "Den würde ich gern sehen."
Kate zog die Brauen hoch. Sie würde ihm doch nicht ihr Schlafzimmer zeigen! Nicht, dass sie sich deswegen schämte, aber zum Vorzeigen war es nicht geeignet. Es war nur ein kleiner Raum mit einem Bett, einem Kleiderständer und ein paar Kisten, in denen sich ihre Sachen und die ihres Vaters befanden. Das alles ging ihn nichts an. "Nein, das halte ich nicht für notwendig." "Ich denke doch." "Hören Sie, Mr. Hardison", sagte sie eisig, "es ist mir ziemlich gleichgültig, was Sie von meinem Privatbereich halten, mir geht es nur um Ihre Meinung zur geschäftlichen Seite." "Ich glaube, Sie haben genauso gute Chancen, erfolgreich zu sein, wie die Royals, den Meistertitel zu gewinnen." Kates Selbstvertrauen sackte in den Keller. Die Royals, das regionale Baseball-Profi-Team, lag nach der Hälfte der Saison hoffnungslos im Hintertreffen. Kate straffte den Rücken. "Ach so. Na ja, jedenfalls vielen Dank fürs Zuhören." Sie wollte aus der Nische gleiten und hoffte, es rechtzeitig zu schaffen, bevor ihr die Tränen kämen. "Ich werde Ihnen trotzdem das Geld geben", sagte Will und hielt ihren Arm fest. Kate erstarrte. Sie hatte bestimmt nicht richtig gehört. Gerade hatte er erklärt, dass sie so gut wie keine Chance hatte, ihre Idee umzusetzen, und im nächsten Atemzug bot er ihr das dafür nötige Geld an? Obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug, fragte sie so ruhig wie möglich: "Und zu welchen Bedingungen?" Sein merkwürdiges Lächeln hätte sie warnen sollen. Aber Kate dachte im Moment nur an Prozente, Rückzahlraten, Kreditlaufzeit und Abschreibung. "Die Bedingung ist, dass Sie mich heiraten."
3. KAPITEL Kate hielt den Atem an. Als sie wieder sprechen konnte, sagte sie kühl: "Wie ich Ihnen schon einmal erklärte, Mr. Hardison, ich stehe nicht zum Verkauf." Will runzelte die Stirn. "Sie missverstehen mich, Miss O'Connor. Ich meine keine richtige Heirat. Und mir geht es dabei auch nicht um ... etwas Körperliches. Es würde sich nur um eine Scheinehe handeln, die allenfalls ein Jahr dauert. Wir würden vertraglich die Bedingungen festlegen, und falls ich sie nicht einhalte, würden Sie eine großzügige Entschädigung dafür bekommen." Will schaute sie forschend an, während Kate sich bemühte zu begreifen, was sie da gehört hatte. Er musste zugeben, dass sein Vorschlag ungewöhnlich war. Und wenn sie nicht Gedanken lesen konnte, sogar ganz annehmbar klingen dürfte - er hatte sich beinahe verschluckt, als er behauptete, er habe kein Interesse daran, mit ihr zu schlafen. Das Gefühlsmäßige interessierte ihn tatsächlich nicht. Angesichts der Fehler, die sein Vater gemacht hatte, wollte er das außen vor lassen. Aber rein körperlich ... Diese Frau war so sexy, dass es schwer sein würde, ihr zu widerstehen. Aber das wollte er schaffen. Will holte tief Luft und wartete auf ihre Reaktion. "Ich verstehe wohl nicht ganz ..."
"Sie haben heute Abend doch meine Mutter kennen gelernt." "Ja. Und ich fand es überhaupt nicht witzig, was Sie zu ihr gesagt haben." "Wie? Ich habe Sie doch nur vorgestellt. Das Einzige, was ich nicht hätte tun dürfen, war, Sie als meine Verlobte auszugeben, ohne Sie vorher zu fragen. Aber das habe ich nur gesagt, um Sie zu schützen. Meine Mutter kann nämlich ziemlich biestig zu Leuten sein, die sie nicht für ... standesgemäß hält." "Um mich zu schützen", wiederholte Kate und sah ihn mit schmalen Augen an. Will kam sich wie ein Abc-Schütze vor, der seinen Lehrer angelogen hat. Er bemühte sich, unbefangen zu klingen. "Ja." "Und Ihr Grund, mir einen Heiratsantrag zu machen, ist ein erneuter Versuch, mich zu schützen?" Ihr Sarkasmus irritierte ihn. "Nicht unbedingt." "Dann erklären Sie es mir doch mal." Will vermutete, dass sie Einzelheiten hören wollte. Sorgfältig überlegte er, welche Version er ihr bieten sollte, dann sagte er: "Meine Mutter ist... eine äußerst ehrgeizige Person. Seit Jahren versucht sie, mich in eine Ehe zu manövrieren, die sie für vorteilhaft für mich hält." "Und Sie sind nicht erwachsen genug, einfach nein zu sagen?" Ihr verächtlicher Blick ärgerte ihn. "Oh, doch, ich kann durchaus nein sagen. Und das habe ich auch getan, schon mehrmals. Aber das hält sie nicht davon ab, mich weiter mit ihren Versuchen zu nerven." Kate runzelte die Stirn, sagte aber nichts. "Ich möchte endlich meine Ruhe haben. Ich beginne gerade ein neues Projekt, das meine ganze Konzentration erfordert, und möchte, dass sie mich endlich in Ruhe lässt."
"Und Sie finden keine Frau, die bereit ist, Sie zu heiraten, ohne dass Sie ihr finanziell unter die Arme greifen müssen?" fragte Kate. "Was stimmt denn nicht mit Ihnen?" "Mit mir stimmt alles", sagte er spröde, "es ist nur so, dass ich gar nicht heiraten möchte. Es interessiert mich überhaupt nicht." Ihre braunen Augen wurden ganz groß, und sie beugte sich vor. "Ach, sind Sie schwul?" Empört setzte er sich zurück. "Nein, bin ich nicht. Verdammt noch mal, wieso können Sie nicht einfach akzeptieren, was ich Ihnen sage?" "Weil es keinen Sinn ergibt. Wieso sollte sich ein Mann gesetzlich an eine Frau binden, wenn er nicht mal heiraten will?" "Um der ständigen Verfolgung durch seine Mutter zu entgehen." "Und außerdem, um es ihr heimzuzahlen, oder?" Mist, Mist, Mist. Nein, dumm war sie nicht, "Sie sind nicht gerade der Typ, den meine Mutter sich als ideale Partnerin für mich vorstellt." Er räusperte sich. "Wenn ich eine Dame der Gesellschaft heirate, würde meine Mutter erst recht erwarten, dass ich mich bei solchen Anlässen engagiere. Ich möchte mich dem aber endlich entziehen." "Sie wollen also etwas tun, wofür alle Sie hassen, damit man Ihnen ausweicht." Es gefiel ihm nicht, was sie sagte, aber irgendwie traf es zu. "Ihnen kann es doch ganz egal sein, ob man Sie mag oder nicht. Sie würden dafür von mir jedenfalls das Geld bekommen, um Ihre Träume zu verwirklichen." "Wir haben noch nicht über die Rückzahlungsmodalitäten gesprochen." Will lächelte, denn dass sie danach fragte, hieß, dass ihr die Idee nicht völlig absurd vorkam. "Das ist das Tolle an der Sache für Sie, Kate. Wenn Sie mit meinen Bedingungen einverstanden sind, schulden Sie mir gar nichts."
Sie öffnete erstaunt den Mund. "Soll das heißen ... dass das Geld ein Geschenk ist?" "Nein, Sie tun etwas für mich, und ich bezahle Sie dafür. Es kostet Sie nur ein Jahr Ihres Lebens." "Und ich könnte sofort mit der Renovierung des ,Diners' beginnen?" "Ich möchte sogar, dass Sie arbeiten, damit Sie keine Zeit für gesellschaftliche Ereignisse haben", versicherte er ihr und freute sich darüber, sein Ziel in Reichweite zu wissen. "Und dafür brauche ich nur an einer standesamtlichen Trauung teilzunehmen?" "Ja, und so zu tun, als seien wir ganz normal verheiratet." Kate wurde zuversichtlicher. "Was heißt das?" "Nicht viel. Nur ein paar Liebesbezeugungen in der Öffentlichkeit, außerdem müssten Sie natürlich bei mir wohnen." "Aber nicht in Ihrem Schlafzimmer?" hakte sie nach, um eine genaue Vorstellung von seinen Wünschen zu bekommen. "Nicht in meinem Schlafzimmer", versicherte er. Kate schaute ihn prüfend an. Seine Stimme war fest, sein Blick klar. Nur ein winziges Glitzern darin ließ sie zögern. Das und die Erinnerung daran, wie er sie beim Empfang oft angeschaut hatte. Konnte sie ihm trauen? Bei dem Gedanken daran, dass sie Ende des Jahres ihren Plan verwirklicht haben könnte und obendrein schuldenfrei wäre, wurde sie ganz aufgeregt. Die Wahrscheinlichkeit, erfolgreich zu sein, vergrößerte sich erheblich, wenn es keinen Kredit abzuzahlen galt. "Also gut", sagte sie und blickte ihn fest an. "Lassen Sie Ihren Anwalt den Vertrag aufsetzen, und wenn alles so ist, wie Sie erklärt haben, bin ich einverstanden." Was habe ich nur getan? Diese panische Frage durchfuhr Kate, sobald sie am nächsten Morgen wach wurde. Sie hatte sich
nachts hin- und hergewälzt und war beim Aufstehen erschöpfter als beim Zubettgehen. Halb sechs war natürlich höllisch früh, aber sie hatte ja keine Wahl. Normalerweise ging sie deshalb auch nicht spät schlafen. Irgendwann würde sie noch jemanden anheuern, der ihr beim Kochen half. Im Moment schaffte sie die Achtzehnstundenschicht nur, indem sie Extraportionen vorkochte und sie einfror. Wenn sie mal nicht da war, brauchten die beiden Kellnerinnen sie nur aufzuwärmen. Der Gedanke an die Zukunft erinnerte Kate wieder an den merkwürdigen Abend, den sie erlebt hatte. Sie musste unbedingt Maggie anrufen. Sofort wählte sie die Nummer ihrer Schwester. "Maggie? Bist du schon wach?" Ihre Schwester grummelte etwas in den Hörer. "Die Sonne ist noch nicht mal aufgegangen." "Ich weiß, aber ich muss dir unbedingt etwas erzählen! Ich habe jemanden gefunden, der mir das Geld für den ,Diner' gibt!" Praktisch wie immer, kam Maggie gleich auf den Punkt. "Und was will er als Gegenleistung?" Kate überlegte sich mehrere Antworten, aber es war nicht leicht, die genaueren Umstände zu erklären. Maggies Stimme wurde schärfer. "Kate? Was ist los?" "Nichts", beeilte Kate sich zu sagen. Maggie war zwar zwei Jahre jünger, aber immer diejenige, die das Chaos, das Kate zu verursachen pflegte, wieder beseitigte. "Wieso beantwortest du meine Frage nicht?" "Weil es so schwer zu erklären ist. Es geht um eine ... persönliche Dienstleistung." Das hörte sich eigentlich ziemlich sachlich an. "Kate! Du wirst doch nicht...!" "Nein!" gab Kate gleich zurück, da sie schon an Maggies Ton hörte, worauf die hinauswollte. "Ich werde den Mann... heiraten, für ein Jahr. Eine platonische Scheinehe, rein geschäftlich."
"Hat er dich gesehen?" "Selbstverständlich hat er das." "Dann tu es nicht," Maggie seufzte. "Kein Mann würde dich heiraten und dich nicht anrühren, es sei denn, er ist schwul. Ist er das?" Kate dachte an William Hardison und wie sexy er in seinem Smoking ausgesehen hatte. "Nein, ist er nicht", gestand sie. "Das gefällt mir nicht, Kate." "Ich weiß, Maggie, aber ich muss es tun. Für Pop. Mir ist klar, dass dir die Idee nicht gefällt, aber ..." "Ich glaube einfach nicht, dass ... Na ja, egal. Ich weiß, wie viel es dir bedeutet, den ,Diner' zu behalten, aber ich möchte nicht, dass du in Schwierigkeiten gerätst." "Das werde ich auch nicht. Es wird alles vertraglich festgelegt, ich werde mein Auskommen haben. Vielleicht kann ich sogar Susan irgendwie unterstützen." "Falls sie das zulässt. Ich habe es ja schon versucht, aber sie ist zu stolz, um etwas anzunehmen." "Das ist auch das Gute an meinem Plan, Maggie, sie wird am ,Diner' beteiligt sein, so wie du auch. Sobald ich also Profit mache, bekommt ihr euren Anteil." Maggie, hilfsbereit wie immer, äußerte ihre Zweifel lieber nicht. "Also gut. Aber lass Tori den Vertrag durchsehen, bevor du ihn unterzeichnest. Ich rufe sie gleich an." Nachdem Kate sich von ihrer Schwester verabschiedet hatte, notierte sie sich, Victoria Herring anzurufen, eine langjährige Freundin und ihre Anwältin. Und Susan. Die sollte auch die guten Neuigkeiten hören. Maggie und Kate liebten ihre neue Schwester sehr. Allerdings war sie so dickköpfig wie Kate und Maggie und lehnte jede finanzielle Unterstützung ab. Ohne einen Schuldenberg im Rücken könnte Kate vielleicht sogar richtig Gewinn machen. Sie wendete sich ihrem Lieblingsthema zu, dem Komponieren neuer Menüs, den Angeboten, die ihr Catering-Service machen würde. Das, was
sie bei der Party am Abend probiert hatte, würde leicht zu übertreffen sein. Aber um Zugang zur Gesellschaft von Kansas City zu haben, brauchte sie natürlich jemanden, der ihr den verschaffte. Als sie unter der Dusche stand, wurde ihr auf einmal bewusst, wie nützlich eine Ehe mit William Hardison sein würde. Er bot ja diese Möglichkeit! Bislang hatte sie nur an den finanziellen Aspekt gedacht, aber diese Verbindung würde noch weitere Vorteile bieten! Dann fiel ihr jedoch ein, dass er gar keine gesellschaftlichen Anlässe mehr besuchen wollte. Davor sollte sie ihn sogar bewahren. Also gut, dann wollte sie das auch tun. Wenn ihr Plan funktionierte, hätte sie ohnehin keine Zeit, und von ihrem Ehemann könnte niemand erwarten, dass er sie zu Catering-Jobs begleiten würde. Mit diesen Gedanken zog Kate sich an und eilte in die Küche, bereit, den Tag zu beginnen. Als Will am nächsten Morgen ins Büro kam, reichte ihm seine Sekretärin einen Stapel Nachrichten von seiner Mutter. Er hatte das Telefons abends abgestellt, als er nach Hause gekommen war, da er keine Lust hatte, mit seiner Mutter zu reden, bis er sie vor vollendete Tatsachen stellen konnte. "Sie hat schon dreimal angerufen, Mr. Hardison. Ich habe ihr versichert, dass Sie bald eintreffen würden." "Na ja, aber ich möchte jetzt nicht mit ihr sprechen. Wenn sie noch einmal anruft, sagen Sie ihr, dass ich mich heute Abend melden werde. Stellen Sie sie auf keinen Fall durch. Und dann verbinden Sie mich bitte mit Charles Wilson." Kaum saß Will an seinem Schreibtisch, als der Summer ertönte, da die telefonische Verbindung hergestellt war. "Will? Was ist los, Junge? Wie ich hörte, hast du bei der Party gestern Abend einen kleinen Skandal verursacht?" "Kann sein. Hör zu, ich brauche dich für etwas Eiliges. Kannst du kurz herkommen?"
"Gibt's ein Problem?" Charles war nicht nur ein Freund, sondern auch ein tüchtiger Rechtsanwalt, der keine Zeit mit Einwänden verschwendete. "Eigentlich nicht. Es geht eher um einen Vertrag, der mich von gewissen Problemen befreien wird. Es ist... äh, etwas Privates." Will wusste, dass seine Worte Charles neugierig machen würden. Er lächelte, als der gleich zustimmte, sofort zu kommen. Will nahm seinen Notizblock aus der Tasche, auf dem er sich nachts, als er nicht schlafen konnte, all das aufgeschrieben hatte, was in den Vertrag aufgenommen werden sollte. Er wollte es noch einmal durchgehen, denn Sorgfalt tat Not. Falls er ein Schlupfloch ließe, würde Kate O'Connor ihn kaltblütig abfertigen, und dafür würde er einen saftigen Preis zahlen müssen. Diesen unangenehmen Gedanken verdrängte er gleich wieder. Er war ihm automatisch gekommen, weil er mit dem Vorbild einer geldgierigen Frau vor Augen aufgewachsen war: seine Mutter. Miriam hatte selbst gestanden, vieles getan zu haben, was eine Frau, die ihren Mann wirklich liebte, in seinen Augen nicht getan hätte. Also musste er auf der Hut sein und sich rechtlich gegen alle Eventualitäten absichern. Charles starrte Will entsetzt an. "Das willst du tun?" "Ich habe es dir doch gerade erklärt, Charles. Für jemanden, der logisch denken kann wie du, dürfte das doch nicht kompliziert sein." "Kompliziert? Nein. Aber absolut schwachsinnig!" "Wieso? Ich dachte, du bist begeistert, ich habe doch an jede Eventualität gedacht." "Wie sieht die Frau aus?" Charles' unerwartete Frage erstaunte Will. "Wieso?"
"Ich habe gehört, sie ist umwerfend. Eine rothaarige Sexbombe." Will konnte diese Beschreibung nicht gut leugnen. Schon der Gedanke daran, wie Kate in ihrem kleinen Schwarzen ausgesehen und wie die anderen Männer auf sie reagiert hatten er inklusive - machte das unmöglich. "Du hast richtig gehört", gab er zu. "Und du willst in den Vertrag setzen, dass, falls du Sex mit ihr hast, selbst bei gegenseitigem Einverständnis, sie die Hälfte von allem bekommt?" Charles' Stimme überschlug sich beinahe. "Hast du denn gar kein Vertrauen in meine Selbstbeherrschung?" fragte Will empört. "Nur wenn du kein Mann mehr sein solltest.. Wenn deine Hormone erst mal verrückt spielen, verliert alles andere plötzlich an Bedeutung, glaub mir das." "Na ja, vielleicht hänge ja ich eine Kopie des Vertrages über mein Bett, damit ich ihn nicht vergesse." Oder ein Foto seiner Mutter. Beides würde ihn daran erinnern, dass Frauen immer versuchten, mit allen Mitteln soviel wie möglich zu bekommen. "Ich glaube, du bist total verrückt", meinte Charles. "Willst du nicht erst noch mal alles überdenken?" "Nein. Dann ändert sie womöglich ihre Meinung. Könntest du mir den Vertrag bis heute nachmittag um vier Uhr aufsetzen?" "Bis um vier? Du machst wohl Witze! Diese Art Vertrag ist völlig neu für mich. Ich muss erst mal nach Präzedenzfällen suchen, nach gerichtlichen Vergleichsfällen, alles präzise formulieren, um nicht..." "Schreib es ganz klar und einfach auf, Charles, nicht in dieser verquasten Juristensprache, die ihr immer benutzt." "Diese verquaste Juristensprache, wie du sie nennst, bewahrt dich vor einem möglichen Prozeß. Ihr ist es zu verdanken, dass wir den letzten Prozeß gegen diesen betrügerischen Geschäftsmann, den du gesponsert hast, gewonnen haben."
"Dieser Vertrag ist etwas rein Privates, und was mich betrifft, so werde ich mich strikt an die Abmachung halten." "Hast du dich entschlossen, Mönch zu werden?" "Nein, aber ich bin auch kein Tier. Falls es mich überkommt, werde ich eine andere Möglichkeit finden, okay? Sie ist nicht die einzige schöne Frau auf der Welt." "Ich soll also mit hineinschreiben, dass Treue nicht erforderlich ist?" "Na ja, das klingt ein bisschen krass, oder? So deutlich muss man das nicht ausdrücken." "Je deutlicher wir sind, umso unwahrscheinlicher wird es, dass du dich eines Tages vor Gericht verantworten musst. Und sorge dafür, dass sie ebenfalls rechtlichen Beistand hat. Wir wollen ja nicht, dass sie behauptet, wir hätten sie übervorteilt." Charles' strenger Gesichtsausdruck beeindruckte Will nicht besonders, wohl aber der Gedanke, die Firma verlieren zu können, die er von seinem Vater übernommen und zu einem richtigen Konzern ausgebaut hatte. "Also gut, setz mit hinein, was nötig ist. Wir treffen uns dann um vier Uhr beim ,Lucky Charm Diner' an der Wornall Avenue, mit allen nötigen Kopien." Ohne einen weiteren Kommentar, aber leise vor sich hin murmelnd, verließ Charles das Büro. Will ahnte, dass der Anwalt in Gedanken schon den ersten Absatz des Vertrages entwarf. Nur gelegentlich fielen Kate die sachlichen, womöglich unangenehmen Aspekte dieser Scheinehe ein. Viel lieber dachte sie daran, wie sie den "Diner" neu dekorieren und mit welchen Geräten sie ihn ausstatten würde, so dass sie das kulinarische Repertoire ausweiten und nicht nur Chili, Spiegeleier mit Speck oder Hamburger servieren könnte. Vielleicht konnte sie am Ende sogar ihre Familie unterstützen, so wie Pop es getan hätte.
Sie war so in Gedanken versunken, dass sie aufschrak, als sie ans Telefon gerufen wurde. Es war Will Hardison. "Mein Anwalt und ich werden uns um vier Uhr bei Ihnen im ,Diner' treffen, damit wir den Vertrag unterzeichnen können." Kate schaute auf die Uhr. "Aber es ist doch schon drei!" "Ja, und Sie sollten auch einen Anwalt dazubitten." Nichts weiter. Keine Entschuldigung für einen so kurzfristigen Termin, kein Angebot, sich zu einem anderen Zeitpunkt zu treffen. Der Mann war es sichtlich gewohnt, Anordnungen zu treffen. "Also gut." Sie konnte genauso schnell handeln. "Dann bis nachher." Will gab ihr nicht mal die Möglichkeit zu antworten. Kate wollte noch etwas sagen, als sie auch schon das Tuten in der Leitung hörte. Ärgerlich legte sie auf. Wenn er glaubte, er könnte sie überfahren, hatte er sich geschnitten! Sie und ihre Anwältin würden jedes Wort prüfen, bevor sie dieses Dokument letztendlich wirklich unterzeichneten! Da sie schon mit Tori gesprochen hatte, brauchte sie ihr nur die Zeit zu nennen, zu der sie sich treffen sollten, und hoffen, dass Tori den Termin wahrnehmen konnte. Eine dreiviertel Stunde später kam ihre Freundin zur Tür herein. "Ich habe im Büro ein Chaos hinterlassen und hoffe, das Ganze ist wirklich lohnenswert für dich!" Kate umarmte Tori. "Vielen Dank, dass du so schnell gekommen bist. Aber du weißt ja, dass ich dadurch meinen Traum verwirklichen kann." "Maggie hält dich für völlig abgedreht. Hast du mir auch kein Detail verschwiegen?" "Ich denke nicht. Aber darum musst du auch dabei sein, vielleicht haben sie irgendeine undurchsichtige Klausel mit hineingeschmuggelt." "Ich kann mir nichts Verrückteres denken als das, wozu du schon deine Zustimmung gegeben hast." Tori holte tief Luft und
fragte noch einmal: "Bist du auch ganz sicher, dass du das tun willst?" In dem Moment klingelte die Glocke am Eingang, und zwei Männer kamen herein. "Sie sind da", erklärte Kate, die auf einmal Panik empfand. Tori schaute über die Schulter zurück zu den beiden Neuankömmlingen, die gerade einen Tisch erreicht hatten. Für Kate war es nicht schwierig, den Gesichtsausdruck ihrer Freundin zu deuten. Beide Männer sahen aus wie Models aus einem Hochglanzmagazin. Kate und Tori gingen zu ihnen. "Kate", begann Will, "darf ich Ihnen meinen Anwalt Charles Wilson vorstellen? Er arbeitet in der Kanzlei Wilson, Stroud & Barkley." "Guten Tag. Und das hier ist Victoria Herring, meine Anwältin. Sie arbeitet bei Linley, Carroll & Thompson." Na bitte, dachte sie, das konnten sie auch! Beides waren renommierte Kanzleien in Kansas City. Kate war froh, dass Maggie an Tori gedacht hatte. "Ich freue mich, Miss O'Connor, dass Sie in der Lage waren, so schnell einen Rechtsbeistand zu finden", sagte Charles. "Auf diese Weise können wir alle sicherstellen, dass es keine Fußangeln in dem Vertrag gibt." "Natürlich", stimmte Tori zu und nickte. "Wollen wir uns nicht setzen?" schlug Kate vor und zeigte auf die Nische, die sie gerade verlassen hatten. Sie winkte Madge herbei, um Kaffee für alle zu bestellen. Tori und Wilson setzten sich nebeneinander, so dass Kate direkt neben dem Mann plaziert wurde, der dabei war, ihr Leben vollständig zu verändern. "Äh, Tori, meinst du nicht, wir sollten zusammensitzen?" Bevor Tori antworten konnte, sagte Mr. Wilson: "Wir fechten hier doch keinen Kampf aus, Miss O'Connor."
Kate fiel kein Gegenargument ein. Ohne Hardison anzuschauen, der geduldig neben ihr wartete, rückte sie in die Bank den Anwälten gegenüber. Sobald alle saßen, öffnete Wilson seine Aktentasche und zog einen Stapel Papiere hervor. "Ich habe von allem schon Kopien gemacht", sagte er und lächelte Tori zu. Kate stellte erstaunt fest, dass es zwischen den beiden Anwälten zu funken schien. Nicht, dass Tori keinen zweiten Blick wert gewesen wäre. Obgleich sie meistens recht konservativ gekleidet war, drehten sich viele Männer nach ihr um. Wilson erläuterte nun die Abmachung. "Lassen Sie uns alles gemeinsam durchgehen", schlug er vor und schaute kurz in die Runde, bevor er jeden einzelnen Paragraphen erklärte. "Der erste Absatz stellt eine Art Einführung dar und weist darauf hin, dass der Vertrag auf einer gegenseitigen Dienstleistung beruht, die im Weiteren noch beschrieben wird und für die es eine finanzielle Gegenleistung gibt." Als Madge den Kaffee für alle brachte, gab es eine kurze Pause. Kate las nun alles durch. Sie hatte es eilig zu unterzeichnen, bevor Mr. Hardison seine Meinung änderte, womöglich zusätzliche Forderungen stellte und ihr damit die Zustimmung unmöglich machte. Jetzt auf diese Chance verzichten zu müssen, würde ihr äußerst schwer fallen! Sie konzentrierte sich auf die Absätze, in denen die Bedingungen beschrieben wurden. Und die "Belohnung" für ihren Gefallen. Plötzlich stieß sie auf den Teil, in dem es um die eheliche Treue ging. "Es ist Ihnen also egal, ob ich Affären habe?" unterbrach sie Wilson, der gerade einiges erläuterte. Will wusste im Moment nicht, wovon sie sprach. Er nahm ihr die Seite aus der Hand, um nachzulesen. "Wo steht das?"
"Wir haben doch darüber gesprochen, Will, erinnerst du dich nicht?" fragte Charles. "Mir war dabei nicht klar, dass sie Affären haben darf."
4. KAPITEL Will holte tief Luft und fragte sich, was in ihn gefahren sei. Seitdem er ein kleiner Junge gewesen war, war er nie wieder in ein derartiges Fettnäpfchen getreten. Aber der Gedanke, sich Kate O'Connor im Bett eines anderen vorzustellen, hatte ihn plötzlich empört. "Ich habe das nicht so gemeint, wie es eben klang", sagte er eilig. "Das hoffen wir", erklärte Tori sogleich, "Gleichberechtigung für Frauen ist zum Glück seit langem Standard in unserem Land." "Darum gilt diese Klausel auch für beide Seiten", beschwichtigte Charles seine Kollegin und lächelte ihr zu. "Mein Mandant wollte nur sagen, dass wir seinen Junggesellenstatus, schon besprochen haben, aber noch nicht den von Miss O'Connor." Will schaute kurz zu Kate hin, aber die schien kein besonderes Interesse an dem Thema zu haben. Als Charles fragte, ob sie ein Problem mit dem Passus hätte, zuckte sie mit den Schultern. "Es geht hier nicht um Liebe, und ich erwarte bei einer geschäftlichen Vereinbarung keine Zuwendung." "Sehr realistisch", lobte Charles. Will war nicht ganz zufrieden. Aber natürlich hatte sie Recht, schließlich ging es um nichts als ein Geschäft. Und solange er
sie nicht ansah, sie neben sich spürte, ihr feines Parfüm wahrnahm, würde er sich vielleicht daran halten. "Wollen wir dann unterzeichnen?" fragte Charles, der einen Füller aus seiner Jackeninnentasche nahm und ihn Will reichte. "Ja", stimmte Kate zu und nahm ihren eigenen Stift. "Kate, ich finde, wir sollten uns vierundzwanzig Stunden Zeit lassen und den Vertrag noch einmal gründlich durchlesen", riet Tori. "Ich verspreche Ihnen, dass er keine Fußangeln enthält", versicherte Charles und schaute Tori freundlich an. "Ja, gut, aber..." "Ich möchte nicht warten", erklärte Kate und schrieb ihren Namen darunter. "Muss ich auch alle Kopien unterzeichnen?" "Ja, natürlich", sagte Charles. Kate schob, nachdem sie das getan hatte, die Papiere zu Will hinüber, damit auch er unterschreiben konnte. Er zuckte kurz mit den Schultern, dann tat er es. Zumindest musste er sich nicht vorwerfen, Kate in etwas hineingezwungen zu haben. Als alle Exemplare unterschrieben waren, wendete Kate sich an Will. "Haben wir heute noch Zeit für die standesamtliche Trauung?" "Heute?" fragte Will erstaunt. "Wieso denn gleich heute? Eine Heiratsurkunde ist erst ein oder zwei Wochen danach gültig." Zum ersten Mal sah er eine Gefühlsregung in ihren braunen Augen aufflackern. Aber es war nicht auszumachen, welcher Art sie war. "Aber wir sollten so bald wie möglich heiraten, ich möchte sofort mit der Renovierung beginnen", entgegnete Kate. "Eine überstürzte Trauungszeremonie kommt nicht in Frage, nichts wäre schlimmer als das. Meine Mutter würde denken, dass ich mich wegen meiner Zukünftigen schäme, sicher sein, dass die Ehe nicht hält, und sich sofort nach einer neuen Kandidatin für mich umsehen."
Kate sagte ruhig: "Aber Sie schämen sich doch wegen Ihrer Zukünftigen, und wir beide wissen, dass die Ehe nicht halten wird." Den zweiten Teil des Satzes ignorierte er, aber den ersten wollte er kommentieren. "Sie irren sich. Ich habe mich gestern Abend keineswegs für Sie geschämt, ich bin schließlich kein Snob." Kate sagte nichts dazu. "Trotzdem sollten wir möglichst bald heiraten." Über den vergangenen Abend wollte sie also nicht sprechen. "Habe ich Ihnen denn Anlass für die Vermutung gegeben, ich hätte mich Ihretwegen geschämt?" hakte Will noch einmal nach. Diesmal schaute Kate ihn an. Sie lächelte. "Nein, ich glaube nicht. Immerhin sind ja nicht Sie in Ohnmacht gefallen." "Was, wer ist in Ohnmacht gefallen?" wollte Tori wissen, "davon habe ich noch gar nichts gehört." "Schon gut", meinte Will, "das ist nicht so wichtig." "Ich glaube, ich könnte Sie bei einem Abendessen darüber aufklären", schlug Charles Tori vor. Tori schien von seinem Angebot überrascht zu sein. Will weniger, ihm war sofort aufgefallen, dass Charles sich für die Gegenanwältin interessierte. "Wir könnten doch zu viert essen gehen und damit den Vertragsabschluss feiern", schlug Tori vor. Will ahnte, dass Charles von diesem Vorschlag genauso wenig begeistert war wie er, aber keiner von beiden sagte etwas. Tori schaute fragend zu Kate hinüber. "Vermutlich hat Mr. Hardison schon andere Pläne, Tori. Und ich möchte an die Arbeit gehen." Die Vorstellung eines gemütlichen Abendessens - selbst mit Tori und Charles als Aufpasser bereitete ihr Unbehagen. Wenn Will und sie eine platonische Ehe führen wollten, sollten sie jede intime Situation vermeiden. Immerhin war sie nur ein Mensch ... und er sah umwerfend gut aus.
"An die Arbeit gehen? An welche Arbeit?" fragte Will. "Hier im ,Diner'", erklärte sie kurz. "Wann soll die Hochzeit stattfinden? Ich möchte das für meine Planung wissen." Will runzelte die Stirn. Wieso hatte sie es so eilig? "Wahrscheinlich in ein paar Monaten, das könnten Sie und meine Mutter gemeinsam besprechen." Kate wirkte betroffen. Sie nahm eine der Seiten vom Tisch und zerriss sie. "Dann ist der Vertrag hinfällig." Eilig nahm Charles die anderen Seiten, um sie in Sicherheit zu bringen. Will hielt Kates Hände fest. "Was tun Sie denn da?" "Ich zerreiße den Vertrag", erklärte sie ruhig. "Kate, du hast ihn doch schon unterschrieben. Ich hatte dich ja gebeten, noch zu warten, aber du hast gesagt...", begann Tori. "Also gut, es ist mein Fehler, aber ich habe dabei nicht an den Heiratstermin gedacht. Ich dachte, er wollte das Ergebnis so schnell wie ich. Ich kann nicht noch zwei Monate warten." "Was meinen Sie damit, Sie können nicht warten?" wollte Will wissen. "Der ,Diner' macht jeden Tag mehr Schulden, und ich habe keine Rücklagen, um das aufzufangen." "Dann schließen Sie ihn doch." Kate wirkte, als habe sie einen Schlag ins Gesicht bekommen. "Ihn schließen?" fragte sie empört, "meine Träume zerstören? Das ganze Leben meines Vaters?" Sie wollte an Will vorbei, um aufzustehen. "Lassen Sie mich bitte raus." Will war so überrascht, dass er aufstand und Kate durchließ. Ohne eine weitere Erklärung rannte sie den Gang hinunter und verschwand in der Küche. Er sank auf die Bank zurück und starrte die anderen an. "Was hat sie denn nur?" Charles schüttelte den Kopf. Er wirkte genauso ratlos wie sein Freund. Schließlich sagte Tori: "Kate hätte sich nicht auf die Sache eingelassen, wenn sie nicht am Ende wäre. Sie hat mir vorhin
erklärt, dass sie so gut wie pleite ist, und wenn nicht sofort etwas geschieht, muss sie den ,Diner' schließen." Charles schaute sich kurz um und murmelte: "Kein großer Verlust." Auf einmal wurde Tori wütend. "Das ist schließlich Ansichtssache! Dieses Lokal bedeutet meiner Mandantin alles!" "Entschuldigen Sie, Tori, das sollte nicht abfällig klingen, ich ... Verzeihen Sie mir." Er schaute hilflos zu Will hinüber. "Keiner von uns scheint die Situation richtig begriffen zu haben, Tori. Sehen Sie, ich genieße den Vorteil unserer Abmachung schon jetzt, auch wenn die Hochzeit erst in ein paar Monaten stattfindet. Deshalb bin ich bereit, Kate das Geld dafür sofort zu geben." "Aber so steht es nicht im Vertrag", erinnerte sie ihn. "Das macht nichts. Kate und ich werden ihn in jedem Fall einhalten", sagte er. Was war nur los mit ihm? Aus Erfahrung wusste er doch, dass Frauen nur das taten, was ihnen selbst nützte! "Bist du sicher, Will?" fragte Charles. "Wenn du ..." "Kate wird sich daran halten", versprach Tori. "Wir könnten ja einen Zusatzparagraphen einfügen, der die sofortige Bezahlung beinhaltet. Würde Miss O'Connor das recht sein?" fragte Charles. "Tu, was immer zu tun ist, Charles, ich werde morgen früh einen Scheck für Kate bereithalten. Könnten Sie ihr das mitteilen, Tori?" "Natürlich. Sie wird alles unterzeichnen, was notwendig ist. Vielen Dank für Ihr Entgegenkommen." Tori lächelte und bat Charles durch eine Geste, sie durchzulassen. Noch bevor sie aufgestanden war, fügte Will hinzu: "Eine Bedingung dafür ist allerdings, dass wir heute Abend gemeinsam essen gehen." "Ist das wirklich notwendig?" fragte Tori. "Ja, darauf bestehe ich."
Tori verließ den Tisch. Charles beugte sich vor zu Will. "Was hast du vor?" "Ich möchte mit meiner Verlobten in der Öffentlichkeit gesehen werden. Sonst glaubt Mutter die Geschichte nicht. Das gehört zu der Rolle, die ich spielen werde." "Musstest du denn unbedingt meine Verabredung mit Tori untergraben? Ich hätte mich gern mit ihr allein getroffen", schimpfte Charles. "Sie scheint genauso vorsichtig zu sein wie Kate. Ich glaube nicht, dass sie sich auf ein Essen allein mit dir eingelassen hätte. Statt dich zu beklagen, solltest du mir dankbar sein." "Seit dem ersten Semester habe ich keine Unterstützung mehr dafür gebraucht, mich mit einer Frau zu verabreden", protestierte Charles. Will grinste. Die beiden hatten während des Studiums zusammen gewohnt. Und Will hatte seinen Freund einmal zu einem Blind Date geschickt, das sich als Desaster erwiesen hatte. "Vielleicht läuft es diesmal besser." Kate überprüfte ihr Aussehen in einem kleinen Spiegel. Immerhin war sie heute Abend passend gekleidet. Sie trug einen schmalen grauen Rock, dunkle Strümpfe und eine langärmelige silbergraue Seidenbluse. Die roten Locken hatte sie mit einer grauen Schleife gebändigt, ihr Make-up war dezent. Morgen früh. Ihr zukünftiger Ehemann hatte ihr den Scheck für morgen früh versprochen! Wenn sie nicht so ausgerastet wäre und ihre Probleme in Ruhe erklärt hätte, wäre das Resultat dann das gleiche gewesen? Sie hatte Glück, dass ihr unbeherrschtes Verhalten Will nicht empört und von einer Vertragsunterzeichnung abgehalten hatte. Beinahe hätte ich alles verdorben, Pop! Ihr Vater hatte sie immer gewarnt, ihr Temperament zu zügeln. Aber nun würde sie sofort mit der Renovierung beginnen können! Madge klopfte an die Tür. "Dein Besuch ist da!" rief sie.
Gut. Tori war also vor den beiden Männern gekommen. Sie hatten abgemacht, sich alle im "Diner" zu treffen. Kate hatte sogar angeboten, für sie zu kochen, aber Will hatte Einspruch erhoben und gemeint, sie müssten unbedingt in der Öffentlichkeit gesehen werden, um seine Mutter von der Echtheit der Verlobung zu überzeugen. Und dafür war der "Diner" natürlich nicht der richtige Ort. Aber eines Tages würde er es sein! Kate sprühte noch ein bisschen Parfüm auf, dann nahm sie ihre Handtasche und ging durch die Schwingtür ins Lokal. Da sie eigentlich mit Tori gerechnet hatte, stutzte sie, als statt dessen ihr zukünftiger Ehemann vor ihr stand. "Oh, ich dachte, Madge hätte Tori gemeint." "Na ja, ich gehöre wohl noch nicht zu Ihren Freunden", entgegnete Will lächelnd. "Schließlich kennen wir uns ja noch nicht lange." "Das stimmt. Vielleicht können wir uns heute Abend ein bisschen besser kennen lernen. Ich möchte wirklich, dass wir Freunde werden." Er nahm ihre Hand in seine und drückte sie. Kates Atem wurde bei der Berührung flacher. Sie lächelte kurz. "Sie werden gemerkt haben, dass ich Ihre Hand sofort wieder losgelassen habe. Schließlich möchte ich nicht gleich wieder nach Hause müssen, um die Kleidung zu wechseln", scherzte er in Anspielung auf Kates Reaktion auf seinen Freund Jack. "Gute Idee, denn Spaghettisoße geht nicht so schnell heraus wie Champagner", konterte sie fröhlich. "Ah, das rieche ich hier also. Ich hätte Lust, Ihre Kochkünste demnächst mal zu testen." Kate freute sich über das Kompliment. "Mal sehen, ob Sie das Glück haben werden." Tori und Charles betraten gleichzeitig das Lokal.
"Sehen Sie, die beiden prügeln sich noch nicht", sagte Charles gerade zu Tori. "Was soll das denn heißen?" fragte Will. "Tori befürchtete, ihr würdet euch gleich wieder streiten, noch bevor wir da sind und vermitteln können." "Keine Sorge. Kate und ich sprachen gerade über unsere zukünftige Freundschaft", erklärte Will. Kate fing Toris überraschten Blick auf. Tori wusste, dass ihre Freundin manchmal etwas schwierig war, und hatte mehr als einmal Kates temperamentvolle Ausbrüche erlebt. Aber diesmal hatte Kate sich allein ihrem Vater zuliebe vorgenommen, sich zu beherrschen. "Wollen wir gehen?" fragte Charles. "Ich sterbe vor Hunger." Will bestand darauf zu fahren, so kam es, dass Kate wieder neben ihm im Jaguar saß. An solchen Luxus könnte sie sich gewöhnen! Angesichts ihrer finanziellen Lage wäre das allerdings nicht klug. Sie gingen ins Fedora's, ein In-Lokal im eleganten Einkaufsviertel von Kansas City. Kate wunderte sich nicht, als Will noch einen Tisch bekam, obgleich das Restaurant überfüllt war. Auf dem Weg dorthin schienen die beiden Männer fast jeden der anwesenden Gäste zu kennen. "Ich schätze, du hast etwas gut bei mir", flüsterte Tori Kate zu. "Wieso?" "Es wird meinem Ruf nicht schaden, mit Charles Wilson gesehen zu werden. Er gehört zu einer äußerst renommierten Kanzlei." "Der seines Vaters. Meinst du, er verdient es dazuzugehören?" "Oh, ja", meinte Tori, "da bin ich mir sicher." "Meine Damen", sagte Charles, der einen Stuhl für Tori hervorzog, so wie Will es für Kate tat.
Sobald sie saßen, konzentrierte Kate ihre Aufmerksamkeit auf die Speisekarte und las die Beschreibung jedes Gerichts, als lernte sie für eine Prüfung. "Sie scheinen ja vor Hunger umzukommen", scherzte Will. "Das hat geschäftliche Gründe", erklärte Tori. "Kate betrachtet jedes Restaurant als potentielle Konkurrenz." Kate lächelte entschuldigend. "Ihre Investition soll sich schließlich auszahlen." "Meinen Sie nicht, wir sollten ab jetzt etwas weniger formell miteinander umgehen und uns duzen?" fragte Will. "Immerhin sind wir nun verlobt." "Ja, einverstanden, Will." "Kennt ihr beiden euch schon lange?" wollte Will von Kate und Tori wissen. "Seit dem Kindergarten", erwiderte Kate. "Ah, habe ich's mir doch gedacht, dass das nicht einfach eine Anwalt-Mandantin-Beziehung ist." Er blickte zu seinem Freund hin, "Charles und ich haben uns auf dem College kennen gelernt." Sie plauderten munter weiter, erzählten sich von diesem und jenem, und Kate stellte überrascht fest, dass sie sich ausgesprochen wohl fühlte. Nach einigen gemeinsamen Stunden hielt sie es für möglich, dass Will und sie tatsächlich gute Freunde werden könnten. Zumindest solange sie sich nicht von der körperlichen Anziehung beeinflussen ließ, die sie immer wieder spürte, wenn er in ihrer Nähe war. Als sie gerade darüber diskutierten, ob sie noch ein Dessert bestellen wollten, kam ein älterer, elegant aussehender Herr an ihren Tisch. "Will, wie geht es dir, mein Junge?" fragte er fröhlich. Will erhob sich. Benjamin Atwood war ein langjähriger Freund seines verstorbenen Vaters gewesen. "Ben, schön dich zu sehen! Wie geht es dir?"
"Gut, gut. Und dir ebenfalls, wie ich sehe." Bens Blick streifte Wills Begleitung. "Würdest du mich diesen bezaubernden Damen vorstellen?" Will machte sie miteinander bekannt. Als er Kates Namen nannte, fiel ihm auf, dass Ben mit einem flüchtigen Stirnrunzeln reagierte. Kate hatte bei der Begrüßung charmant gelächelt, es konnte also nicht an ihrem Benehmen liegen. "Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Will für eine Sekunde entführe?" fragte Ben, dessen Lächeln nicht mehr ganz so strahlend war wie zu Anfang. Will begleitete Ben in die Eingangshalle und wunderte sich über dessen Gesichtsausdruck. "Alles in Ordnung, Ben?" fragte er. "Das möchte ich von dir wissen. Ist das die junge Dame, derentwegen deine Mutter sich gestern Abend so aufgeregt hat?" Will straffte sich. "Ja, das ist sie." "Junge, du solltest lieber vorsichtig mit dieser Art von Frauen sein." In Will kam heißer Zorn auf. "Was meinst du mit, dieser Art von Frauen'?" "Ich habe schon von mehreren Seiten gehört, dass sie ganz und gar nicht auf die Gala passte. Das war für sie sicher genauso peinlich wie für deine Mutter. Damen wie sie mögen mal eine angenehme Abwechslung sein, aber du wirst dich hoffentlich nicht auf eine längere Beziehung mit ihr einlassen." "Pech gehabt, Ben, denn genau das habe ich vor. Du hast sicher schon von Mutter gehört, dass ich sie heiraten werde." Er hätte nie gedacht, dass Ben ein Snob sein könnte, aber er hatte sich offensichtlich geirrt. "Verdammt noch mal, Will, schlaf mit ihr, wenn es sein muss, aber dann lass es gut sein. Vor allen Dingen heirate sie nicht!"
"Wieso nicht? Sie ist die hübscheste Frau weit und breit, das kannst du nicht leugnen. Was soll denn mit ihr nicht in Ordnung sein?" "Sie ist eine Kellnerin, verdammt noch mal! Das hast du deiner Mutter selbst gesagt." "Ich habe gelogen. Sie besitzt ein kleines Lokal, ist Geschäftsfrau. Ich habe nur ein bisschen übertrieben, um Mutter zu ärgern. Aber selbst wenn sie Kellnerin wäre, wäre das kein Grund für mich, sie nicht zu heiraten." Wills Gesicht wurde hart. Je länger das Gespräch dauerte, umso wütender machte es ihn. "Ihr habt doch gar nichts gemeinsam. Dein Vater wäre entsetzt." "Wirklich? Mein Vater hätte stolz sein können. Ich habe nämlich nicht vor, eine Frau zu heiraten, die wie meine Mutter ist, da ich nicht den Rest meines Lebens so unglücklich sein möchte, wie er es war!" "Wovon redest du überhaupt? Dein Vater hat deine Mutter geliebt." Wills Worte schienen Ben zu schockieren. "Schon gut, Ben, sag Mutter, du hättest es versucht. Ich jedenfalls treffe meine eigene Wahl, und ich wähle Kate." "Ich glaube, das tust du nur, um deiner Mutter das Leben schwer zu machen, Junge. Aber ich sage dir eines: Diese Frau wird dich ausbeuten, dich in die Falle locken. So etwas ist schon oft vorgekommen." Will war es unangenehm, dass Ben den wahren Grund seiner Verlobung so leicht durchschaut hatte. Er musste seine Rolle also überzeugender spielen. "Kein Mann, der jemanden wie Kate ins Bett kriegen könnte, würde sich darüber beklagen, Ben, das kannst du mir glauben." Ben murmelte etwas, was Will darauf schließen ließ, dass er nun überzeugt war, dass Will schon mit Kate geschlafen hatte. Allein der Gedanke daran törnte ihn sofort an. Er musste diese Lust unbedingt unter Kontrolle bekommen!
Dabei wurde ihm bewusst, dass er sich schon lange nicht mehr mit jemandem so wohl gefühlt hatte wie mit Kate. Sie war sehr lebhaft und schlagfertig, hatte Witz, Charme und ein wunderbares Lachen. Ganz zu schweigen von ihrer sexuellen Anziehungskraft. Doch daran wollte er lieber nicht denken. Schließlich hatte er vor, Distanz zu wahren! Als er zum Tisch zurückkehrte, hatten sich die anderen drei für ein Dessert entschieden. "Wo wollt, ihr beiden denn heiraten?" fragte Charles schließlich. "Wenn es fein zugehen soll, muss ich wohl meinen Smoking aufbügeln lassen." "Das wird es", versicherte Will seinem Freund lächelnd. Gleichzeitig sagte Kate aber: "Das wird es nicht!" Tori schaute beunruhigt drein, Charles neugierig. Will fragte Kate: "Was heißt das? Natürlich wird es eine richtig große Hochzeit. Wir heiraten in der Kirche ..." "Niemals, das können wir nicht tun!" "Hattest du vor, nur zum Standesamt zu gehen und dich von einem unbekannten Beamten trauen zu lassen?" fragte Will ungläubig. "Eine formelle Hochzeit ist nicht angebracht. Außerdem würde das eine Menge Geld kosten." Will war immer davon überzeugt gewesen, dass Frauen immer nur an ihren eigenen finanziellen Nutzen dachten, aber seitdem er Kate kannte, begann er zu glauben, dass er sich womöglich irrte. "Kannst du nicht mal an etwas anderes als an die Kosten denken?" Das hatte wohl schroffer geklungen als beabsichtigt, denn Kate wurde ganz blass. "Schließlich ist es nur eine Scheinehe", wendete sie zaghaft ein.
"Ich wollte nicht unfreundlich sein, Kate, aber ich kann mir eine solche Ausgabe durchaus leisten, ohne die Summe für dich zu verringern." "Eine Hochzeit wird bei uns immer von der Braut bezahlt", brachte sie in Erinnerung. Will wusste von Tori, dass Kate keinen Pfennig hatte. "Wenn ich schon für die Braut bezahle, kann ich genauso gut für die Hochzeit zahlen", sagte er und lächelte aufmunternd. Zu seiner Verwunderung entdeckte er zornige kleine Funken in ihren Augen.
5. KAPITEL Tori sagte streng zu Will: "Ich sehe keine Notwendigkeit dafür, dass meine Mandantin beleidigt wird, nur weil sie Ihr Heiratsangebot angenommen hat." "Das sollte doch keine Beleidigung sein", verteidigte Will sich. "Mein Mandant hat es doch nur gut gemeint", mischte Charles sich ein. Kate schaute auf. "Sie haben Recht, Mr. Wilson." Aber dann fügte sie hinzu: "Ich glaube, ich esse doch kein Dessert mehr, ich möchte lieber gehen." Will sah sie forschend an, ihr Gesicht zeigte keine Gefühlsregung. "Kate, bitte, ich wollte dich mit meiner Bemerkung nicht kränken." "Wie wir alle wissen, hast du nur die Wahrheit gesagt. Aber ich möchte trotzdem gehen." "Okay", sagte er leicht verärgert. Er winkte dem Kellner und bestellte die Desserts ab. "Selbstverständlich können Sie sie berechnen", sagte er. "Entschuldigen Sie die plötzliche Änderung." Schweigend gingen sie hinaus und warteten, dass der Portier den Wagen bringen würde. Sobald Will hinterm Steuer saß, versuchte er es noch einmal. "Kate, es war Teil des Planes, eine spektakuläre Hochzeit zu feiern. Dazu gehört natürlich ein
gewisses Drumherum, und ich dachte, du hättest das verstanden." "Ihre Abmachung enthält keine derartigen Details", bemerkte Tori. Kate schwieg. "Ich dachte nicht, dass es nötig wäre, derartige Einzelheiten festzulegen", protestierte Charles. "Jeder mit gesundem Menschenverstand kann sich doch..." "Sagen Sie mal, wollen Sie meine Mandantin provozieren?" fragte Tori. "Das ist doch lächerlich", sagte Charles empört. "Ihre Mandantin hat den Vertrag unterschrieben, der eindeutig besagt, dass sie sich mit ihm in der Öffentlichkeit zu zeigen hat." "Was man so interpretieren könnte, dass sie gelegentlich mit ihm zusammen als seine Frau auftritt. Das heisst aber nicht, dass es eine große kirchliche Trauung geben muss." Während die beiden Anwälte auf dem Rücksitz sich stritten, beobachtete Will Kate aus dem Augenwinkel. Was mochte sie denken? Seitdem sie das Restaurant verlassen hatten, hatte sie geschwiegen. Als Will auf den Parkplatz des "Diners" fuhr, nahm er ihre Hand. Erschrocken sah Kate zu ihm hin und entzog sie ihm sogleich wieder. "Kate? Verzeihst du mir, dass ich so unsensibel war?" "Da gibt es nichts zu verzeihen. Ich habe mir vorzuwerfen, dass ich dich missverstanden habe, und werde das tun, was du von mir erwartest." Ihre ruhigen Worte verblüfften ihn. Mit einer so gelassenen Antwort hatte er nicht gerechnet. Nur störte es ihn, dass sie ihn nicht ansah. "Bist du..." "Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul", rief Charles vom Rücksitz. "Also wirklich!" empörte Tori sich und wollte sofort aussteigen.
"Warten Sie, Tori, ich wollte Sie nicht beleidigen, aber Ihre Mandantin..." "Hat sich äußerst zuvorkommend verhalten." Tori stieg aus und schlug die Wagentür zu. "Du schickst doch morgen früh den Scheck ab, oder?" fragte Kate und schaute Will an. Aha! Das war es also! Kate hatte Zeit gehabt, ihr Verhalten zu überdenken, und fürchtete nun wohl, dass er sich womöglich weigern würde, ihr das Geld zu geben! Will nickte nur kurz. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, dass die einzige Art, wie man mit seiner Mutter zurechtkam, der Weg übers Finanzielle war. Seine Pseudoverlobte schien ganz aus demselben Holz geschnitzt zu sein. Kate bedankte sich fürs Abendessen, stieg aus und verschwand hinter Tori im "Diner", noch bevor Will dazu kam, sie bis zur Tür zu begleiten. "Na, das ist ja großartig gelaufen", meinte Charles verärgert. "Was hast du denn erwartet?" Wills Stimme verbittert. "Schließlich haben wir es mit Frauen zu tun." Als Kate am nächsten Morgen beim Zähneputzen war, klopfte sie sich innerlich auf die Schulter dafür, dass sie abends so gelassen reagiert hatte. Sie schaffte es nicht oft, ihr Temperament zu zügeln. Du wärest stolz auf mich, Pop. Es war nicht gerade leicht gewesen, denn das Gefühl, ihre Seele an Will Hardison verkauft zu haben, belastete sie. Aber was geschehen war, war nun mal geschehen, und sie würde es wieder tun. Sie war fest dazu entschlossen, den "Lucky Charm Diner" zu renovieren und ihn zu einem Erfolg zu machen. Als hervorragende Catering-Firma sollte er in ganz Kansas City beliebt und angesehen sein. Das wünschte sich Kate nicht nur für sich allein. Kate und Maggie hatten darüber gesprochen, wie gern Pop auch für Susan gesorgt hätte, ihre Stiefschwester, von deren Existenz sie erst
kürzlich erfahren hatten. Falls es mit dem "Diner" wieder aufwärts ging, könnte Kate auch Susan unterstützen. Eilig zog sie sich an, um ans Werk zu gehen und ihre Pläne zu verwirklichen. Erst würde sie Frühstück für die Stammgäste machen, danach das Mittagessen vorbereiten und sich dann umziehen und zur Bank gehen, sobald Wills Scheck gekommen wäre. Kurz nach neun, als sie gerade dabei war, eine ligurische Kräutersoße zuzubereiten, rief Paula nach ihr. "Was ist?" fragte Kate ohne aufzuschauen. "Besuch für dich." Kate hatte nicht erwartet, dass Will den Scheck persönlich vorbeibringen würde, aber der leise Schauer, der sie überrieselte, zeigte ihr, dass ihr seine Gegenwart nicht unwillkommen war. Merkwürdig. Sie legte die Schürze ab, strich sich ein paar widerspenstige Locken aus dem Gesicht und ging durch die Schwingtür ins Lokal. Da Kate sich auf Wills große, männliche Figur eingestellt hatte, bemerkte sie die ältere Dame, die statt dessen in der Eingangstür stand, zunächst gar nicht. Paula musste erst winken und auf Wills Mutter weisen. "Mrs. Hardison?" sagte Kate erstaunt. "Hallo, willkommen im ,Lucky Charm'." An den zusammengepressten Lippen konnte man erkennen, dass der neue Gast dem Lokal nicht den geringsten Charme abgewinnen konnte. "Ich möchte kurz mit Ihnen sprechen, Miss O'Connor." "Gern. Kommen Sie hier entlang. Paula, bringe uns doch bitte einen Tee." Sie führte Mrs. Hardison zur am weitest entfernten Nische in die Ecke, dorthin, wo sie auch mit Will und seinem Anwalt verhandelt hatte. Kaum saßen sie, kam Paula auch schon mit dem Tee herbei.
"Möchten Sie Milch dazu, Schätzchen?" fragte sie. Mrs. Hardison blickt die Kellnerin empört an. "Nein, danke." "Entschuldigen Sie", sagte Kate, nachdem Paula gegangen war, "sie bedient meistens Lastwagenfahrer." "Das überrascht mich nicht", meinte Mrs. Hardison spitz. Kate bemühte sich zwar immer um Freundlichkeit, aber herablassendes Verhalten konnte sie nicht ausstehen. "Sie können Ihre Angelegenheiten gern woanders erledigen, Mrs. Hardison." "Das werde ich auch, sobald ich mit Ihnen gesprochen habe, Miss O'Connor." Ohne weitere Einleitung entnahm sie ihrer Handtasche ein Scheckbuch sowie einen Markenfüllhalter, der sicher mehr gekostet hatte als das Monatseinkommen mancher Leute, und blickte Kate kühl an. "Also, wie viel?" "Wie bitte?" fragte Kate verwirrt. "Wie viel verlangen Sie, um den Plan, meinen Sohn zu heiraten, aufzugeben?" Mrs. Hardison schaute Kate unverwandt an. "Sie beleidigen mich, Mrs. Hardison", sagte Kate so ruhig wie möglich und hoffte, nicht gleich auszurasten. "Unsinn. Ich glaube nicht an eine Liebesheirat. Ich hätte längst davon gehört, wenn Will es mit Ihnen ernst meinte. Er tut das nur, um mich zu brüskieren. Oder Sie haben ihn irgendwie verhext. Wie auch immer, ich erwarte, dass Sie ihm den Laufpass geben."
"Tut mir leid, das kann ich nicht." "Sie meinen, Sie wollen nicht. Ist Ihnen nicht klar, dass eine Ehe mit Ihnen ihn ruinieren wird?" Kate hätte es dieser snobistischen Frau gern mal gezeigt. Aber sie hielt sich zurück, denn sie hatte im Ton von Mrs. Hardison nicht nur Zorn, sondern auch Sorge gespürt. "Ich
verspreche, dass ich ihm nicht schaden werde, Mrs. Hardison", sagte sie milde. "Ihm nicht schaden? Sie ruinieren damit meine sämtlichen ihn betreffenden Pläne!" "Wenn Ihr Sohn nicht glaubt..." "Was weiß er schon? Ich habe mich wahrlich abgemüht, erst meinem Mann und nun William den höchsten gesellschaftlichen Standard zu erhalten. Ich habe ihm den Weg geebnet, ihm die richtigen Verbindungen geschaffen ... und nun heiratet er Sie!" Kate schluckte ihren Zorn hinunter. Diese Frau glaubte tatsächlich, was sie sagte! Noch bevor sie reagieren konnte, sprach Mrs. Hardison weiter. "Ich will großzügig sein. Werden fünfzigtausend reichen?" Kate blieb fast die Luft weg. Um das zu kaschieren, hob sie schnell die Hand an den Mund und tat, als hustete sie. Vielleicht könnte sie ja damit Karriere machen, dass sie gesellschaftlich hochstehende Männer nicht heiratete! "Mrs. Hardison, ich..." "Mutter, was machst du denn hier?" fragte Will entsetzt, der in dem Moment in die Nische trat. Mrs. Hardison hatte nicht damit gerechnet, dass ihr Sohn zu dieser Zeit hier auftauchen könnte - natürlich wusste sie nichts von dem Scheck, den er persönlich überreichen wollte. Sie war ganz blass geworden. "Wieso bist du nicht im Büro?" "Das ist doch ganz unwichtig, aber was machst du hier?" Kate irritierte die ungalante Art, mit der er seine eigene Mutter behandelte. "Deine Mutter war so freundlich, mir einen Besuch abzustatten", log sie. "Ich finde, das ist sehr nett von ihr." Beide Hardisons schauten sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Womöglich hatte sie das auch. Wieso nahm sie eine Frau in Schutz, die sich Kate gesellschaftlich überlegen fühlte und sie für eine Opportunistin hielt! Vielleicht rührte es sie, dass die sich Sorgen um ihren Sohn machte.
"Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt!" rief Mrs. Hardison aus. Kate unterdrückte ein Lachen. Will seufzte laut. "Und was genau bedeutet das? Was willst du von Kate?" verlangte er von seiner Mutter zu wissen. Kate wunderte sich über die Heftigkeit, mit der er sprach. Gehörte das etwa zu der Rolle, die er spielte, oder fühlte er sich verpflichtet, Kate vor den Angriffen seiner Mutter zu schützen? "Ich habe ihr Geld dafür geboten, dass sie von der Verlobung absieht", gestand Mrs. Hardison und überraschte Kate durch ihre Offenheit. "Du hast einen Fehler gemacht, auch wenn dir das bislang noch nicht klar ist." "Ich habe keinen Fehler gemacht! Du bist diejenige, die sich irrt. Kate ist die perfekte Frau für mich, und wir werden heiraten." Seine Stimme klang fest, sein Blick verengte sich. "Und ich erwarte, dass du ihr das Gefühl gibst, dass sie in der Familie willkommen ist." Kate kam sich vor, als beobachte sie ein Tennismatch ... nur dass sie selbst der Ball war. Bevor Mrs. Hardison protestieren konnte, stand Kate auf. "Ich bin sicher, Sie beide können Ihren Streit auch ohne mich weiterführen. Ich habe in der Küche zu tun." Sie hörte noch, dass Will Einspruch erhob, reagierte aber nicht darauf, sondern ging in die Küche zurück. Als sie gerade dabei war, die Schürze anzulegen, drückte Will die Schwingtür auf und kam herein, Mrs. Hardison im Schlepptau. "Kate, ich möchte mich für meine Mutter entschuldigen", sagte er ernst. "Schon gut", sagte sie nur, drehte sich um und konzentrierte sich auf die Kräutersoße. Sie rührte um, nahm etwas mit einem Probierlöffel heraus und kostete. Hm, noch ein bisschen mehr Knoblauch. "Hast du gehört?" fragte Will nach.
Kate schaute über ihre Schulter zurück. "Natürlich habe ich das." Sie presste Knoblauchzehen aus, fügte noch einen Teelöffel Oregano in die Soße und probierte erneut. Dann schaute sie in den Backofen, in den sie vor einer Stunde einen Braten gestellt hatte. "Bist du die einzige Köchin hier?" fragte Will, der ihr zusah. "Ja, wieso?" "Oh, nein!" stöhnte Mrs. Hardison, "er heiratet eine Imbissköchin!" Kate reagierte nicht, sondern piekste mit einer Gabel in den Braten, um zu prüfen, ob er schon zart war. Sein Duft durchströmte die Küche. Sie schloss die Backofentür und wendete sich wieder der Soße zu, um sie erneut zu kosten. Gerade als sie den Probierlöffel an die Lippen hob, hörte man einen lauten Schrei aus dem Lokal. Kurz darauf flog die Schwingtür auf, und irgendetwas kam hereingestürmt. Die Soße aus Kates Löffel spritzte in die Luft und direkt auf Mrs. Hardisons rosafarbenes Kostüm. Paula kam hinterhergerannt, gefolgt von ein paar Stammgästen, die am Tresen gesessen hatten. "Wo ist er hin?" "Wer denn?" fragte Kate. "Was war das?" Sie sah erschrocken auf die grünlichen Flecke auf Mrs. Hardisons Kostüm. "Ein Hund! Er ist zusammen mit Billy ins Lokal hereingekommen und ist hier, rein, bevor wir das verhindern konnten", erklärte Paula. "Wo ist er denn hin?" Zu Kates Überraschung war Will der Erste, der sich gefasst hatte. "Da hinten durch die Tür." Kate seufzte, denn das war die Tür zu ihrem Privatzimmer. "Paula, versuch bitte mal, ob du die Soßenflecke von Mrs. Hardisons Kostüm herunterbekommst. Ist der Hund bissig? Hat er Schaum vorm Maul?"
Billy, ein pensionierter Lehrer, lachte leise. "Nein, Kate, das ist ein verängstigter junger Hund, der halb verhungert zu sein scheint." Kate, die immer Mitleid mit armen Kreaturen hatte, eilte in ihr Zimmer. Als sie auf den Knien vorm Bett lag, bemerkte sie, dass Will ihr gefolgt war. "Ist er da?" "Ich glaube ja, aber ich brauche etwas, um ihn herauszulocken. Könntest du mal ein Würstchen aus dem Kühlschrank holen?" Der Morgen war ganz anders verlaufen als geplant. Will hatte vorgehabt, ruhig mit Kate zu sprechen und ihr dann feierlich den Scheck zu überreichen. Danach wollte er sie in eines der hübschen kleinen Restaurants an der Plaza zum Mittagessen einladen. Statt dessen suchte er nun nach einem Würstchen für einen verirrten kleinen Hund, während seine Mutter versuchte, sich grünliche Soßen vom Kostüm zu reiben, und seine Verlobte auf den Knien vorm Bett lag und darunterspähte. Er fand, was er suchte, hörte nicht auf die Bitte seiner Mutter, sie aus diesem Irrenhaus wegzubringen, und kam zu Kate zurück. Einen kurzen Moment lang verharrte sein Blick auf dem knackigen Hinterteil seiner Verlobten in ihren knallengen Jeans. Kate sah auf und bemerkte, dass er sie anstarrte. Hoffentlich sah sie nicht, dass ihm ganz heiß geworden war. "Äh, ich habe eins gefunden. Hier." Kate nahm das Würstchen, brach ein Stück ab und hielt es unters Bett. "Hier, komm schon, Kleiner, da hab' ich was Leckeres für dich." Ihre Stimme klang sanft und lockend. Will stellte sich genüsslich vor, wie es wäre, wenn sie mit ihm so spräche. Man hörte den Welpen unterm Bett rumoren. "Na, komm schon, Schätzchen, ich tu' dir nichts."
Will kniete sich neben Kate hin und konnte das Hündchen nun auch sehen. Ein Mischling mit sanften braunen Augen, der an dem Wurststück knabberte, das Kate noch in der Hand hatte. Während der Welpe sich aufs Kauen konzentrierte, packte Will ihn und streichelte ihn gleichzeitig, um ihn zu beruhigen. Das arme Ding war so ausgehungert, dass es kaum bemerkte, dass es festgehalten wurde. "Wenn du ihn fütterst, wärme ich inzwischen ein bisschen Milch für ihn", sagte Kate und ließ Will mit dem Hund allein. Während der Kleine das Futter herunterschlang, schaute Will sich im Zimmer um. Es war nur mit einem schmalen Bett, einem Fernseher, einem alten Stuhl und einem kleinen Nachttisch möbliert. Kate kam mit einem Napf Milch zurück und setzte sich neben Will aufs Bett. "Ich glaube, er war total ausgehungert", sagte sie. "Ja." Will hielt dem Hund die Milch hin, und der begann gierig, die Flüssigkeit aufzulecken. Will dachte schon, er würde sich gleich verschlucken. "Tja, nun haben wir wohl ein Problem", meinte Kate., "Was machen wir mit dem Hund?" "Wir bringen ihn ins Tierheini." "Oh, nein, das geht nicht, da schläfern sie ihn ein!" Nicht, dass Will keine Hunde mochte - aber im Moment hatte er keine Zeit für so etwas. "Willst du ihn denn behalten?" "Im Restaurant können wir ihn nicht lassen, das ist gegen die Bestimmungen. Ich wohne ja hier." "Ach so, ja, darüber müssen wir auch noch reden." Kate sah ihn fragend an. "Wieso?" "Du brauchst natürlich eine ordentliche Wohnung. Ich habe den Scheck übrigens bei mir, dann kannst du dir eine suchen." "Wieso soll ich Geld für eine Wohnung verschwenden? Ich kann hier bleiben, bis wir heiraten. Dann wohnen wir doch vermutlich zusammen."
"Natürlich, aber bis dahin kannst du nicht hier bleiben." "Wieso denn nicht?" . Wenn sie ihn nicht so ehrlich ratlos angesehen hätte, hätte Will gedacht, sie wolle ihm nur Schwierigkeiten machen. "Kate, hier kannst du dich doch kaum umdrehen. Und schon gar nicht Gäste empfangen." "Ich lade selten Gäste ein", sagte sie und nahm die leere Schüssel vom Boden. "Wir müssen uns ..." "Will, bist du da drinnen?" rief Mrs. Hardison.. "Oh, verdammt", murmelte er. "Ja, Mutter, ich bin hier! Warte einen Moment, und ..." Er schien mal wieder von komplizierten Frauen umgeben zu sein. Seine Mutter missachtete seinen Wunsch und kam einfach herein. "Ist das hier der Lagerraum? Und wieso steht hier ein Bett?" fragte sie und schaute Kate und Will an, als vermute sie, die hätten es gerade eben noch benutzt. Kate hob das Kinn. Wills Blick fiel auf ihren zarten Hals. Er wünschte sich, er könnte die Lippen darüber gleiten lassen . "Das hier ist mein Zimmer, Mrs. Hardison. Und wie Sie sehen, haben wir den Hund hier gefunden." "Ja, das böse kleine Ding. Es hat bestimmt Flöhe und Würmer." Will musste urplötzlich lachen, als seine Mutter einen Schritt zurück machte, als habe sie Angst, sich irgendetwas einzufangen. Sie verhielt sich nämlich dem Hund gegenüber nicht viel anders als Kate gegenüber. "Ich habe gehört, dass Hunde viel sauberer sind als Menschen", erklärte Kate. Will, der merkte, dass die beiden wieder kurz davor waren, sich zu streiten, wollte lieber rechtzeitig ablenken. "Oh, du hast ja die Flecke von deinem Kostüm abbekommen, Mutter." Mrs. Hardison blickte Kate gereizt an. "Nicht alle. Ich werde Ihnen die Rechnung für die Reinigung schicken, junge Dame."
"Selbstverständlich. Obgleich Sie ja eigentlich nichts in meiner Küche zu suchen hatten", erinnerte Kate sie. Sie ist nicht auf den Mund gefallen, dachte Will erfreut. Eine, die seiner Mutter wirklich Paroli bieten konnte. Er grinste. "Dieses ... dieses Viech aber genauso wenig!" schimpfte Mrs. Hardison. "Ich weiß, der Hund muss so schnell wie möglich wieder hier heraus. Am besten frage ich Paula, ob sie ihn nehmen kann." Will saß noch immer auf dem Bett, den Hund auf dem Schoß. Er bemerkte gar nicht, dass dessen kleine rosa Zunge seine Hand leckte, "William, setz den Hund ab! Es ist bestimmt gefährlich, ihn anzufassen." "Das glaube ich nicht, Mutter, der hat mehr Angst als du." "Du solltest der jungen Frau eine Entschädigung zahlen und dann aus dieser Verpflichtung herauskommen. Spätestens jetzt siehst du doch wohl, wie wenig sie in unsere Welt passt." "Ach, in meine passt sie ganz wunderbar, Mutter." Noch bevor Mrs. Hardison wieder etwas einwenden konnte, musste sie zur Seite treten, denn Kate kam zurück. "Niemand kann ihn nehmen, Will, könntest du ... Ich weiß, er sieht im Augenblick nicht so gut aus, aber wenn er sauber ist, geht es bestimmt. Bitte, ja? Die schläfern ihn sonst ein!" Allein die Angst in ihrer Stimme und der Ausdruck ihrer Augen hätten ihn schon dazu gebracht, zuzustimmen. Aber sobald seine Mutter sprach, hatte er gar keine andere Wahl mehr. "So etwas verbitten wir uns! Mein Sohn nimmt doch keinen Straßenköter in sein Haus!" "Da irrst du dich, Mutter. Genau das werde ich tun."
6. KAPITEL Vier Stunden später - nach der Übergabe des Schecks - war Will Besitzer eines Hundes. Er hatte darauf bestanden, den Kleinen nur nehmen zu können, wenn Kate ihn mit zum Tierarzt begleiten würde. Sie hatte zugestimmt, allerdings unter der Bedingung, dass sie erst den mittäglichen Ansturm im "Diner" abwarteten. "Bist du aber ein hübscher kleiner Kerl", sagte Kate und streichelte das Fellbündel. "Ich glaube, du übertreibst ein bisschen, Kate. Ich gebe zu, er sieht besser aus als vorher, aber hübsch?" Kate legte dem Welpen die Hände auf die Ohren. "Pscht, er hört dich doch!" Ihr spitzbübisches Lächeln machte sie unwiderstehlich. Will schüttelte den Kopf. "Ich wollte, du würdest dir um meine Gefühle so viele Sorgen machen wie um seine." "Warum beklagst du dich, immerhin bin ich mitgekommen." "Das stimmt. Hör mal, wir müssen noch darüber reden, wo du wohnen wirst." "Ich habe mich einverstanden erklärt, dich zu heiraten, zum Schein. Aber mein Privatleben hat nichts mit dir zu tun", sagte Kate. "Oh, doch."
"So wie ich wohne, ist es doch ideal für deinen Plan, die Gesellschaft von Kansas City zu schockieren." Will wünschte, er hätte ihr den Grund für den Ehevertrag gar nicht gebeichtet. "Das stimmt, aber wir müssen es auch nicht übertreiben." "Zum Glück geht es ja nicht nur um deine Entscheidung." "Kate, du bist unvernünftig. Jetzt hast du doch Geld genug, um dir eine angemessene Bleibe zu suchen." "Es reicht dafür, meinen Plan umzusetzen, ich kann es mir aber nicht leisten, es für Überflüssiges zu verschwenden." Sie wendete sich wieder dem Hund zu, als sei das Gespräch für sie beendet. Will dachte über ihre Worte nach. Seine Mutter hätte es nie als überflüssig betrachtet, ihren Wohnstil zu verbessern. Im Gegenteil. Sie wollte gerade wieder alles renovieren lassen, da seit dem letzten Mal doch schon drei Jahre vergangen seien. "Wenn du dir eine Wohnung suchen würdest, könntest du auch den Hund zu dir nehmen." Er betrachtete das auf ihrem Schoß zappelnde Tier und hoffte, dass das ein Argument sein würde. Kate lächelte. "Erst mal zieht er mit zu dir. Vielleicht tue ich das ja auch. Er kann sich dann schon mal an sein neues Zuhause gewöhnen." Plötzlich fragte sie erschrocken: "Du wohnst doch nicht etwa mit deiner Mutter zusammen, oder?" Will rollte mit den Augen. "Kate, ich bin vierunddreißig Jahre alt. In dem Alter wohnt man nicht mehr mit seiner Mutter zusammen!" Kate ging nicht weiter darauf ein. "Hast du eine Wohnung?" "Nein, ein Haus." "Mit einem eingezäunten Garten?" "Ja, mit einem eingezäunten Garten. Ich werde sogar eine Hundehütte anschaffen, einverstanden? Können wir nun aufhören, über die Unterbringung des Hundes zu reden, und endlich auf deine zurückkommen?"
"Nein, es gibt etwas Wichtigeres zu besprechen", sagte sie fröhlich. "Worüber müssen wir denn noch reden?" "Über seinen Namen." Will hatte an alles Mögliche gedacht, aber nicht an etwas so Banales. "Und das hältst du für wichtig?" "Ja, ich kann ihn ja schlecht einfach ,Hundi' nennen. Also, was schlägst du vor?" "Wie wäre es mit Mop? Ich finde, er sieht aus wie einer." "Wie gemein! Ich wette, unter dem dichten Fell steckt ein Prinz." "Na ja, dann vielleicht Duke, wie Herzog", sagte Will spöttisch. "Oh, ja, das finde ich gut. Also, Kleiner, damit heißt du Duke! Will mag dich wirklich gern, er hat dich nun getauft", sie streichelte den Welpen liebevoll. Will fuhr in seine Auffahrt. Was Kate wohl zu seinem Zuhause sagen würde? Eigentlich konnte ihm das natürlich egal sein, schließlich war es ja nur eine Scheinehe, wie Kate immer wieder betonte, aber dennoch interessierte es ihn, was sie davon hielt. Er parkte vor dem Eingang, und Kate hatte nur noch Augen für das hübsche zweistöckige Haus im englischen Landhausstil. "Hier wohnst du ganz allein?" fragte sie schließlich. "Nein, ich habe eine Haushälterin." "Du wohnst ja in einem kleinen Schloss! Und ich in einem schäbigen "Diner". Das sind wirklich Unterschiede!" Wieso sagte sie das jetzt? "Ja, ich glaube nicht, dass du damit ein Opfer bringst, hier zu wohnen, so lange wir verheiratet sind." Als sie daraufhin die Lippen fest aufeinanderpresste, wurde ihm bewusst, dass er wieder ins Fettnäpfchen getreten war. "Ich betrachte es auch nicht als Opfer, im "Diner" zu wohnen. Ich
habe dort alles, was ich brauche, und es reicht völlig aus. So, ich glaube, Duke muss jetzt dringend nach draußen." Noch bevor Will einfiel, wie er seine unbedachten Worte wieder gutmachen könnte, stieg Kate mit dem Hund aus. Sobald sie ihn auf die Rasenfläche gesetzt hatte, bewies er, dass sie Recht gehabt hatte. Nachdem er sein Geschäft verrichtet hatte, lief er gleich zu Kate zurück, ohne dass sie ihn gerufen hatte. Mit bettelndem Blick bat er, von ihr wieder auf den Arm genommen zu werden. Will konnte das gut nachvollziehen ... Die nächsten Tage verliefen für Kate außerordentlich hektisch. Sie heuerte einen Architekten an, führte ihn durch den "Diner" und erklärte ihm genau, was sie wie verändert haben wollte. Sie befragte mehrere Handwerksbetriebe und verglich die Kostenvoranschläge, ging Kataloge für Restaurantausrüstungen durch und berechnete bis tief in die Nacht die Kosten für die 'nötigen Anschaffungen. Nebenbei kochte sie wie üblich alle Mahlzeiten vor. Einmal fuhr sie im Wagen ihres Vaters zu Will, um Duke zu besuchen. Es beunruhigte sie, dass das schöne Haus sie so sehr beeindruckt hatte, aber das war kein Grund, den Hund zu vernachlässigen. Als sie am Nachmittag zum "Diner" zurückkam, um das Abendessen vorzubereiten, begegnete ihr Madge an der Tür. "Dein Typ hat angerufen, du sollst gleich zurückrufen." Ihr Typ? Diese Bezeichnung würde Will sicher nicht schmecken. "Danke, Madge." Kate ging in die Küche und rief in Wills Büro an. "Madge meinte, du hättest angerufen", sagte sie, sobald Will am Apparat war." "Wieso hast du mir nicht erzählt, dass du Duke besuchen wolltest?" fragte er.
Wollte er vielleicht nicht, dass sie dort auftauchte? Vielleicht hatten die Nachbarn sich beschwert? "Tut mir Leid, das nächste Mal frage ich vorher um Erlaubnis." "Kate, das meinte ich nicht. Ich würde dich gern sehen. Und da du diese Woche ja jede Einladung abgelehnt hast, dachte ich, ich könnte dich sehen, während du den Hund besuchst." "Ich ... ich dachte ... Ach, vergiss es. Ich wusste nicht, dass du tagsüber Zeit hast. Deine Haushälterin sagte mir, es liefe alles gut mit Duke." "So? Sie hat wohl Angst, deine Gefühle zu verletzen." "Wieso, macht er Probleme?" Was sollte sie tun, wenn Will den Hund nicht mehr wollte? Nach einem bedeutsamen Schweigen seufzte er und sagte: "Nein, nein, es geht ihm gut. Aber ich wünschte, du hättest genauso viel Zeit für mich wie für ihn. Wenn du einen ganzen Nachmittag bei ihm bist, könntest du doch auch mal einen Abend mit mir verbringen." Kate hatte ein schlechtes Gewissen. Schließlich stand im Vertrag, dass sie "zusammen gesehen werden mussten". Dabei hatte sie Will seit dem Besuch seiner Mutter im "Diner" kaum getroffen. "Na ja, ich könnte mir wohl mal einen Abend freinehmen", meinte sie. "Das klingt ja, als müsstest du zur Beerdigung!" "Tut mir Leid, aber es geht auch erst ziemlich spät. Bist du einverstanden, wenn es nach neun Uhr ist?" "Kate, ich leite ein Multimillionen-Dollar-Unternehmen, wie kannst du da beschäftigter sein als ich?" Kate lachte. "Vermutlich bist du der bessere Manager von .uns beiden. Immerhin hast du ja mehr Erfahrung als ich." "Also gut, um neun Uhr, aber keine Minute später!" Das hatte wohl etwas schroff geklungen. Also kaufte Will ein Dutzend Rosen für die Verabredung mit Kate.
Dass er so wild darauf war, Kate zu sehen, beunruhigte ihn allmählich. Schließlich wollten sie doch nur eine Scheinehe eingehen! Als er den "Diner" betrat, wies Madge mit dem Kopf in Richtung Küche. Dort bemerkte er Kate, die am Herd stand, eine riesige Schürze trug und in einer Pfanne herumrührte. "Es ist neun Uhr", sagte er zur Begrüßung. "Nur noch eine Minute. Ein Gast wollte ein kalifornisches Omelette. Es geht ganz schnell." Ihre Wangen waren von der aufsteigenden Hitze gerötet. Sie griff ins Bord, nahm einen Teller vom Stapel und ließ das Omelette darauf gleiten. Dann streute sie etwas Petersilie darüber, legte eine Orangenscheibe daneben und stellte es auf die Anrichte, wo Madge es wegnehmen konnte. Schließlich nahm sie die Schürze ab und blickte Will an. "Fertig. Beinahe pünktlich." Sie lächelte so lieb, das Will sie spontan an sich zog und sie küsste. Einen Kuss hatte er eigentlich gar nicht geplant, und schon gar nicht in einer so trostlosen Umgebung. Aber Kates Lippen waren so weich und einladend, dass er ganz vergaß, wo er war. Ihr warmer Körper ließ ihn gleich an nackte Haut denken und an heißen, aufwühlenden Sex. Kate löste sich aus der Umarmung. Sie zitterte leicht. "Wir ... wir sollten wohl besser gehen." Will war so durcheinander, dass er gar keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Gehen, wohin? Ins Bett? Er tat wieder einen Schritt auf sie zu, aber Kate streckte ihm abwehrend eine Hand entgegen. "Ach ja, zum Essen." Mühsam versuchte er, die Fassung wiederzuerlangen. Diese Frau brachte ihn völlig durcheinander! Wortlos schob Kate die Schwingtür zum "Diner" auf, wo nur noch zwei oder drei Gäste waren. "Wir gehen jetzt, Madge."
Kate war schon beinahe im Freien, als Will einfiel, dass er die Rosen auf den Tisch gelegt hatte, bevor er Kate in die Arme genommen hatte. "Madge, könnten Sie bitte die Rosen in eine Vase stellen? Vielen Dank." Kate drehte sich nach ihm um. "Du hast Rosen mitgebracht?" "Ja, ich habe sie ganz vergessen, weil... Na ja." Er öffnete ihr die Wagentür. Wie gut, dass er sich wieder gefangen hatte. Er durfte Kate nicht merken lassen, wie viel Macht sie durch diesen einen Kuss schon über ihn gewonnen hatte. Unterwegs erklärte er, wo er mit ihr essen wollte. "Ich dachte, wir fahren wieder zur Plaza. Diesmal habe ich ein ruhigeres Lokal ausgesucht." "Ja, gut." Für diesen Abend hatte er eigentlich vorgehabt, mal mit Kate über sie selbst zu reden. Er wollte zum Beispiel von ihr erfahren, wie sie eigentlich den ganzen Tag verbrachte. Aber nun war ihm auf einmal gar nicht mehr danach, nach diesem Kuss dachte er fortwährend an seine körperlichen Bedürfnisse. Sobald sie aber im Restaurant waren und am Tisch saßen, entspannte er sich wieder. Plötzlich fiel ihm auf, dass Kate ihn fragend ansah. "Was ist, Kate?" "Ich dachte, der Sinn, dass wir zusammen ausgehen, läge darin, zusammen gesehen zu werden", sagte sie und beugte sich vor. Will zwang sich, in ihre Augen zu schauen und nicht in ihr Dekolleté. "Äh, ja, das stimmt." Kate blickte sich kurz im Lokal um. "Das Licht ist ziemlich gedämpft, und es sind nicht viele Gäste da. Meinst du, irgendjemand sieht uns hier?" Er zog eine Braue hoch und sagte: "Hier essen immer ziemlich wichtige Leute. Bestimmt kennt mich irgendjemand." Kaum hatte er das ausgesprochen, tauchten Charles und Tori auf.
Tori hatte Kate und Will schon entdeckt und fragte, nachdem sie sich begrüßt hatten, ob sie sich nicht zusammensetzen wollten. Kate stimmte sofort zu. Die beiden Männer jedoch tauschten heimlich bedauernde Blicke aus. Charles klopfte Will auf den Rücken, beugte sich hinunter und flüsterte: "Das nächste Mal müssen wir unsere Aktionen besser aufeinander abstimmen, wenn wir mit unserer Begleitung allein sein wollen." Will nickte und setzte sich nun neben Kate. So war er ihr zumindest etwas näher als vorher. Nach dem gemeinsamen Essen begleitete er Kate zurück zum Wagen. Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht, dass Charles und Tori ihnen Gesellschaft geleistet hatten. Das lenkte ihn von den Gedanken an Sex ab, die ihn überfielen, wann immer er sie ansah. Im Auto beugte er sich zu Kate hinüber und küsste sie. "Wieso machst du das jetzt? Beobachtet uns jemand?" fragte Kate, die sich in den Sitz presste. "Äh, ja, da drüben stehen Leute." Er wiederholte den Kuss. Als Kate ihren Kopf wegdrehte, sagte er: "Es würde besser wirken, wenn du ein bisschen mehr mitspielst." Kate zögerte, aber dann schlang sie die Arme um seinen Hals und näherte sich unglaublich langsam seinem Mund, bis sie schließlich zart ihre Lippen auf seine presste. Kurz darauf schob Kate ihn jedoch wieder zurück. "Will, wir sollten nicht ... Das reicht. Inzwischen muss uns halb Kansas City gesehen haben." "Äh, ja, okay... Dann werde ich wohl mal losfahren." Will konzentrierte sich auf den Verkehr und überlegte fieberhaft, wie er den Abend noch verlängern konnte. "Hm, möchtest du vielleicht Duke besuchen?" Sein Blick streifte ihre vollen Lippen. "Es ist schon ziemlich spät, ich muss morgen früh raus."
Will seufzte innerlich. Als er vor dem "Diner" einparkte, eilte er an ihre Seite. "Du musstest doch nicht extra aussteigen, Will, ich kann allein..." Den Satz konnte sie nicht mehr beenden, denn Will hatte bereits den Mund wieder auf ihren gesenkt. Und zu seiner großen Überraschung wehrte sie sich nicht, sondern schlang erneut die Arme um seinen Nacken und öffnete sich ihm, als begehre sie ihn ebenfalls. Erst als einer der Angestellten des "Lucky Charm" das Haus verließ und ihr rufend zuwinkte, löste Kate sich aus der Umarmung und eilte hinein. Am nächsten Morgen knallte Kate wütend mit den Töpfen und Pfannen herum. Sie musste ihrem Frust Luft machen ... William Hardison begann sich nämlich zu einem echten Problem zu entwickeln, einem verwirrend attraktiven Problem. Sie wollte sich auf den '"Diner" konzentrieren, auf die nötigen Verbesserungen und Änderungen, auf ihre Zukunft. Und auf die von Maggie und Susan und deren Geschwister. Stattdessen kreisten ihre Gedanken dauernd um Will und darum, wie aufregend es war, ihn zu küssen. "Verdammt noch mal!" schrie sie, als sie sich an einer heißen Pfanne verbrannte. Wie ungeschickt! Allein Wills Schuld! dachte sie wütend, als sie kaltes Wasser über die verbrannte Stelle laufen ließ. Paulas Kopf erschien in der Türöffnung. "Alles okay da drinnen?" "Ja, alles okay." Kate legte den Pfannkuchen, den sie gerade zubereitet hatte, auf den Teller. "Wie wäre es mit... hey, du hast schon wieder Besuch!" Am Ton, in dem Paula das gesagt hatte, konnte Kate erkennen, dass ihr der Besuch nicht gefallen würde. "Hallo?" rief eine ihr allmählich vertraute weibliche Stimme.
"Es ist die Dame mit den Soßenflecken", fügte Paula überflüssigerweise hinzu. Seufzend schob Kate ihre Locken aus dem erhitzten Gesicht, wischte sich die Hände an der Schürze ab und schob die Schwingtür zum "Diner" auf. "Hallo, Mrs. Hardison." Die nickte kühl. Kate sagte nichts, wartete nur. "Ich nehme an, Sie sind noch immer mit meinem Sohn verlobt?" "Das nehme auch ich an, falls Sie seit gestern Abend nichts Gegenteiliges gehört haben", sagte Kate spöttisch. So wie Will und sie sich voneinander verabschiedet hatten, deutete nichts daraufhin, dass der Vertrag nicht mehr bestand. Mrs. Hardison blieb ernst. "Dann sollten wir uns über das Datum für die Verlobungsfeier unterhalten." Kate dachte, sie hätte nicht richtig gehört. "Eine Verlobungsfeier?" "Ja. Wir sollten sie für recht bald planen, denn Will hat deutlich gemacht, dass er keine lange Verlobungszeit wünscht." "Aber ich dachte, Sie ..." "Missverstehen Sie mich nicht, junge Dame, ich bin noch genauso gegen diese Heirat wie zu Anfang. Aber ich weiß, was sich für die Verlobung meines Sohnes gehört. Also, was halten Sie davon, wenn sie in zwei Wochen stattfindet?" "Das besprechen Sie wohl am besten mit Will." Mrs. Hardison hob die Augenbrauen. "Ich dachte, Sie wären von der Idee begeistert! Schließlich vermute ich, dass Sie ihn vor allem deshalb schnell heiraten wollen, damit Sie zur Gesellschaft von Kansas City gehören." Kate spürte, wie es in ihr zu kochen begann. Sie versuchte, sich zu entspannen. So freundlich wie möglich sagte sie: "Mrs. Hardison, ich möchte nur einen Catering-Service für diese Gesellschaft aufbauen, nicht zu ihr gehören."
"Catering-Service? Sie wollen kochen? Meine Liebe, Sie können nicht für die Gesellschaft kochen, sobald Sie mit William verheiratet sind. Dann werden Sie nämlich an der Spitze dieser Gesellschaft stehen!" Kate schüttelte den Kopf. Ihr lag ein Lächeln auf den Lippen. Wills Mutter schien die Seiten gewechselt zu haben. "Nein, wirklich, ich..." "Also", unterbrach Mrs. Hardison sie, "wir müssen jetzt Pläne machen. Sie brauchen natürlich ein passendes Abendkleid, aber da ich Ihnen dabei helfen werde, haben wir sicher kein Problem, in den nächsten zwei Wochen etwas zu finden. Und dann machen Sie bitte eine Liste von allen Gästen, die Sie dazu eingeladen haben möchten." Sie schwieg kurz, fuhr dann fort: "Ich möchte Sie ja nicht beleidigen, meine Liebe, aber geben Sie sich bei der Auswahl bitte etwas Mühe." Kate dachte gerade an ganz etwas anderes und hatte gar keine Zeit dazu, sich beleidigt zu fühlen. War das nicht die perfekte Gelegenheit, ihren Catering-Service einzuführen? Und würde sie das ohne die nötige Ausstattung und genügend Personal durchziehen können? "Ich stimme der Verlobungsfeier nur dann zu, wenn ich das Essen dazu liefern kann." Sie hielt die Luft an und wartete gespannt auf Mrs. Hardisons Antwort. "Reden Sie keinen Unsinn! Wir sprechen von mindestens zweihundert Personen!" "Na und?" Kate überlegte schnell, viel gründlicher, als sie das damals bei Will getan hatte, wie sie sie überzeugen könnte. Sie genoss die Verblüffung der älteren Dame, faltete die Hände und wartete. Obwohl ihr Blick deutlich zeigte, dass Mrs. Hardison diese Aussicht ganz und gar nicht gefiel, nickte sie. "Also gut, ich nehme Ihren Vorschlag an. Aber bleiben Sie mit Ihren Preisen gefälligst im Rahmen. Ich bezahle auf keinen Fall mehr als fünfzig Dollar pro Person."
Kates Augen leuchteten. "Wollen Sie denn ein richtiges Essen servieren?" "Nein, natürlich nicht. Nur ein paar Häppchen. Die können Sie ja wohl herstellen, oder?" Bei fünfzig Dollar pro Person, überlegte Kate, könnte ich zur Not sogar Kaviar servieren! "Ja, einverstanden, und der ProKopf-Preis wird unter Ihrem Angebot liegen, das verspreche ich Ihnen." "Na ja, ich möchte auch nicht, dass es irgendwie armselig wirkt." Kate mochte zwar Kritik hinsichtlich ihres Äußeren hinnehmen, aber wenn es um ihre Kochkünste ging, ließ sie sich nichts gefallen. Sogleich schlug sie eine raffinierte Speisenzusammenstellung vor, die ihre zukünftige Schwiegermutter in blankes Erstaunen versetzte.
7. KAPITEL Kate hatte angenommen, dass der schwierigste Teil ihres Vorhabens darin bestehen würde, Mrs. Hardison von ihren beruflichen Fähigkeiten zu überzeugen. Als Will sie und seine Mutter mittags gemeinsam zum Essen einlud, entdeckte sie aber, dass das nicht so war. "Auf keinen Fall!" rief er aus und schaute beide Frauen an, als hätten die den Verstand verloren. "Ich weiß nicht, was du dagegen haben könntest, wenn sogar deine Mutter einverstanden ist. Ich verspreche, dass ich die köstlichsten Häppchen zubereiten werde, die du je gegessen hast", erklärte Kate ungeduldig. "Es geht nicht um deine Kompetenz, Kate, obgleich ich tatsächlich glaube, dass du deine Fähigkeiten ohne die nötige Ausrüstung überschätzt, denn bis dahin werden die neuen Geräte ja noch nicht installiert sein, oder?" An Kates Gesicht konnte man erkennen, dass er damit einen wunden Punkt berührt hatte. "Nein, vermutlich nicht. Aber es ist eine wunderbare Gelegenheit, der Creme de la Creme von Kansas City mal zu zeigen, was ich kann." "Dazu wirst du noch Gelegenheit genug haben. Aber ich möchte nicht, dass du während unserer Verlobungsfeier
arbeitest. Außerdem werden wir die nicht erst in zwei Wochen abhalten." "Nein? Nicht?" Miriam Hardison kreischte beinahe. "Aber schneller geht das auf keinen Fall. Ich möchte ..." "Es geht nicht darum, was du möchtest, Mutter. Wir werden sie nächsten Freitag in meinem Haus feiern, also morgen in einer Woche. Und die Hochzeit dann in vier Wochen." Vier Wochen müssten eigentlich reichen, um die Trauung vorzubereiten. Und danach würde er endlich seine Ruhe haben! Aber dann schaute er Kate an. Vor seiner Mutter würde er tatsächlich Ruhe haben, aber vor Kate? Wo er sie doch so sehr begehrte, wann immer er sie ansah? Miriams Lippen bewegten sich, aber kein Laut kam heraus. Kate nahm ein Glas Wasser, das der Kellner gebracht hatte, und reichte es Mrs. Hardison. "Bitte, trinken Sie das, Mrs. Hardison." Nach einigen Schlucken setzte Wills Mutter das Glas wieder ab und tätschelte Kates Arm. "Danke, meine Liebe. Ich wollte, mein Sohn wäre auch so rücksichtsvoll. William, du kannst doch wohl nicht meinen, was du gerade gesagt hast. Wir können die Hochzeit auf keinen Fall in nur vier Wochen vorbereiten." "Natürlich können wir das." "Aber die Kirche! In so kurzer Zeit kann man keine Kirche finden, die noch einen Termin frei hat! Und das ganze Essen planen! Nein, Liebes", fügte sie hinzu, als Kate den Mund öffnete, "bieten Sie das nicht noch einmal an. Sie können doch nicht bei Ihrer eigenen Hochzeit arbeiten." "Ganz recht, Mutter. Wir werden in meinem Garten heiraten, so um zwei Uhr nachmittags. Wenn wir keinen Pastor finden, kennen wir immerhin einen Friedensrichter, der die Trauung vornehmen kann. Dann bleiben nur noch die Blumen, das Essen und die Musik." Kate schaute ihn erstaunt an. "Das klingt ja, als hättest du schon mal eine Hochzeit geplant."
"Das nicht, aber es ist doch nur eine Frage der Organisation. Du kannst dich um die ..." "Ich", hakte Kate gleich ein, "ich werde mich um die Renovierung des ,Diners' kümmern und keine Zeit haben, etwas für die Hochzeit zu tun." "Na ja, mir geht es wegen des neuen Projekts genauso." Er wendete sich an seine Mutter. "Hör mal, du wolltest doch immer, dass ich heirate. Bist du bereit, die Hochzeitsplanung zu übernehmen?" Miriam schaute vom einen zum anderen. "Ihr wollt sofort heiraten, aber keiner von euch will die Planung übernehmen? Wieso verschiebt ihr das Ganze nicht einfach?" In diesem Moment kam der Kellner mit dem Essen, und das Gespräch wurde für eine Weile unterbrochen. Nachdem er wieder gegangen war, erklärte Miriam mit einem schweren Seufzer, dass sie einverstanden sei, sowohl die Verlobungsfeier als auch die Hochzeit zu organisieren. "Allerdings dürft ihr keine Wunder erwarten", mahnte sie noch. Den Rest des Essens beschäftigte Mrs. Hardison sich damit, nach Vorlieben und besonderen Wünschen des angehenden Brautpaares zu fragen. Kate äußerte sich selten dazu, so dass Will das meiste bestimmte. Anschließend eilte seine Mutter davon, um die ersten Dinge in Angriff zu nehmen. Auch Kate erhob sich, um schnell zum "Diner" zurückzufahren. Als sie im Wagen saßen, fragte Will: "Was ziehst du denn zur Verlobung an?" Kate wunderte sich über sein Interesse. "Mein schwarzes Kleid natürlich. Ich sagte dir doch schon, das ist das eleganteste, das ich besitze." Will erinnerte sich genau daran. Er fand das Kleid unheimlich sexy, und schon der Gedanke daran ließ seinen Mund wieder ganz trocken werden. Aber das würde nicht gehen. "Du brauchst dazu ein langes Kleid", erklärte er.
"Ach, Unsinn", meinte Kate, als sei das nur eine Frage des Geschmacks. "Oh, doch. Die Verlobung wird sehr formell sein, jedenfalls wenn Mutter sie ausrichtet." Er fuhr vorm "Diner" vor. Bevor sie ausstieg, schaute Kate Will noch einmal an. "Vergiss nicht, warum du das Ganze wolltest! Wenn ich unpassend angezogen bin, würde bestimmt die ganze Gesellschaft Anstoß nehmen, und das war doch dein Ziel." Will runzelte die Stirn. "Aber du wärst darüber unglücklich." "Was macht das schon?" "Mir würde es etwas ausmachen. Ich möchte, dass du ein passendes Kleid trägst." "Will, ich werde auf keinen Fall Tausende von Dollar für ein Kleid ausgeben, das ich nur ein einziges Mal trage. Ich brauche das Geld für das Lokal." Sie stieg aus und eilte zur Tür, als wäre das Thema damit für sie erledigt. "Warte, Kate!" Da sie nicht reagierte, eilte Will ihr hinterher und konnte sie gerade noch am Arm packen, bevor sie drinnen verschwand. "Kate, du glaubst doch nicht... Du kannst nicht..." "Oh, doch, ich kann. Tatsächlich entspricht das genau unserem Vertrag." In ihren braunen Augen lag ein Ausdruck, den Will nicht so recht verstand. Ihre Lippen waren geschürzt. Am liebsten hätte er Kate in den Arm genommen und ihr den trotzigen Ausdruck weggeküsst. "Ich möchte nur nicht, dass du dich blamierst", erklärte er liebevoll. "Ich kann mir gar nichts anderes leisten", widersprach sie. "Dann bezahle ich eben das Kleid." Kate wollte schon widersprechen, da zog Will sie einfach in die Arme und küsste sie. Küsste sie, bis er vergaß, wo sie waren, was er hier eigentlich tat was er tun sollte und dass die Verlobung nur eine Scheinverlobung war.
Er wollte Kate, begehrte sie. Schließlich machte sie sich los. "Will, das sollten wir nicht ... Du tust das viel zu oft." "Es muss doch so aussehen, als wollten wir wirklich unbedingt heiraten!" Kate schaute ihn nachdenklich an. "Ich mache mir allmählich Sorgen über das, was nach der Hochzeit kommt." Das tat Will ebenfalls. "Ich habe schließlich eine Abmachung unterschrieben." Kate fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Bei dem Anblick wurde ihm ganz anders. "Ich auch, aber ... wir reagieren so stark aufeinander, wenn wir uns nur küssen ... das macht alles so kompliziert." "Ja", stimmte Will zu und hielt sie noch immer umschlungen. Seine Erregtheit machte jedes Denken schwierig. "Ich ... ich muss jetzt gehen." "Wir haben noch nicht entschieden, was für ein Kleid du tragen wirst", brachte er in Erinnerung, schon damit sie noch ein bisschen blieb. "Will, du hörst mir nicht zu." "Ich sagte doch, ich bezahle das Kleid." "Aber dazu gehören noch Schuhe ... und Unterwäsche und eine Tasche, und auch damit ist es noch nicht getan. Ich kann dir nicht zumuten, für das alles zu bezahlen." "Du musst dir einfach vorstellen, dass es eine Art Arbeitsuniform ist. Hör mal, morgen nach dem Mittagessen hole ich dich schnell zum Einkaufen ab. Noch bevor deine Abendgäste kommen, bist du zurück." Allmählich wusste er, wie ihr Tagesrhythmus aussah. "Aber du musst doch ins Büro." "Dort bin ich der Boss und kann mir freinehmen, wann immer ich will." Das sagte er einfach, obgleich für diese Zeit eigentlich eine wichtige Telefonkonferenz mit Geschäftspartnern in New York angesetzt war, die er nun
verschieben und dafür bis spät in die Nacht arbeiten müsste, um alles wieder aufzuholen. "Wirklich? Ich könnte das Geld dann ja von der Summe abziehen, die du mir gibst." Am Klang ihrer Stimme hörte er, wie schwer ihr dieses Angebot fiel. "Nein, kommt nicht in Frage. Ich bin morgen um zwei Uhr hier, sei dann bitte bereit." Er gab ihr noch einen Kuss auf die Wange und ging zurück zu seinem Wagen, bevor Kate Einspruch erheben konnte. Und bevor er sie einfach hochheben, sie in ihr kleines Zimmer tragen und dort aufs Bett legen würde. Kate hatte keine Ahnung, was Will im Kopf herumging. Sie hatte eigentlich geglaubt, seinen Beweggrund für die Abmachung zu kennen, und nun handelte er völlig anders, als sie es erwartet hatte. Zum Beispiel begriff sie nicht, wieso sie überhaupt eine Verlobungsfeier abhalten sollten. Das kostete doch auch ihn wertvolle Zeit! Es war alles ziemlich verwirrend. Dennoch stand sie am nächsten Tag bereit, als er sie um Punkt zwei Uhr abholte. "Bist du wirklich sicher, dass du das willst?" fragte sie erneut. "Ich könnte es gut verstehen, wenn du es dir inzwischen anders überlegt hättest." "Nein, ich habe meine Meinung dazu nicht geändert. Von meiner Mutter habe ich übrigens eine Liste von Geschäften bekommen, in denen wir es versuchen sollten." Er lächelte. "Erstaunlicherweise war sie enttäuscht darüber, dass sie nicht mit zum Einkaufen kommen durfte." Kate fand das ebenfalls überraschend. "Ich dachte, sie wollte nichts mit mir zu tun haben. Auch über die Verlobungsfeier wundere ich mich." "Na ja, das gehört sich in Mutters Augen eben so", sagte er spitz. "Ich finde, du bist ein bisschen zu hart mit deiner Mutter."
"Das denkst du nur, weil sie nicht seit zehn Jahren versucht, dich unter die Haube zu bringen." Will fand einen Parkplatz in der Nähe eines eleganten Geschäfts an der Plaza. "Sie meint, das hier sei das beste von allen. Also sollten wir hier anfangen. Und, Kate, bitte schau nicht auf die Preise. Das Kleid bezahle ich." Will erwartete, dass Kate ihn den Rest des Nachmittags von einem Laden in den anderen zerren würde. Aber nachdem sie gleich im ersten Geschäft vier Kleider ausgesucht hatte, entschied sie sich recht schnell für eines davon. Es hatte einen schlichten Schnitt, der ihre kurvige Figur wunderbar zur Geltung brachte. Der Stoff war königsblau und glitzerte fein, dadurch wirkte es wie ein nächtlicher Sternenhimmel. Die Farbe schmeichelte ihrem roten Haar und ließ ihre Augen fast türkis wirken. "Gefällt dir das hier?" fragte sie. "An dir gefällt mir alles, du bist wunderschön." Die Verkäuferin eilte geschäftig um sie herum. "Ich finde, Sie sollten ihm auch das rosafarbene zeigen. Es hat besondere Details und stammt von einem berühmten Designer." Will verstand sofort, dass es sich um ein teureres Modell handelte. Er schaute Kate an, um deren Reaktion zu sehen. "Nein, danke. Da meinem Verlobten dieses hier gefällt, bleibt es auch dabei." "Gut", sagte die Verkäuferin spröde. "Möchten Sie auch die Accessoires haben, die ich Ihnen dazu gezeigt habe?" "Ja, gern." "Aber Kate", mahnte Will, "ist das wirklich alles, was du brauchst? Du hast doch von einer langen Liste gesprochen." Kate schüttelte den Kopf. "Hier gibt es alles, was ich brauche." Sie hob den Saum des Kleides, um ihm die passenden blauen Schuhe zu zeigen. Will nickte zufrieden, und Kate betrat wieder den Umkleideraum. Inzwischen ging er zur Kasse. Ungläubig
schaute er auf die Uhr. Eine halbe Stunde! Bei seiner Mutter hätte allein die Auswahl von einem Paar Schuhe mindestens drei Stunden gedauert! Erst recht, wenn es um ein wichtiges Fest ging. Als sie wieder beim "Diner" ankamen, zögerte Will, Kate schon gehen zu lassen. "Ach ja, wir hätten gleich nach einem Ring schauen sollen." "Wieso?" "Na ja, deinem Verlobungsring. Den brauchst du für die Feier." "Ich finde nicht, dass das nötig ist", meinte Kate, die gerade ihre Einkaufstüten zusammenpackte. "Wieso denn nicht? Natürlich brauchst du einen Verlobungsring!" "Will, ich glaube nicht, dass du das gründlich überlegt hast. Die Abmachung wird dich ohnehin weit mehr kosten, als du gedacht hast. Wir könnten doch die Extras einsparen." Will schaute sie verblüfft an. "Hältst du einen Verlobungsring für überflüssig?" "Wir heiraten schließlich nicht ernsthaft, also was soll's. Du kannst ja ein Imitat kaufen, einen Zirkon zum Beispiel, das würde niemand merken." Will konnte sich gar nicht wieder beruhigen. Er wusste ja schon, dass Kate anders war als die Frauen, mit denen er bislang zu tun gehabt hatte, aber was hier vor sich ging, war wirklich erstaunlich und erschütterte seine Überzeugung davon, dass Frauen immer alles nahmen, was sie bekommen konnten. "Ich ... äh, na ja, ich werde sehen, was ich besorgen kann." Sie glaubte doch nicht ernsthaft, dass er ein Imitat kaufen würde, oder? Aber Kate nickte und schien sogar erfreut zu sein. Sie nannte ihm ihre Ringgröße, bedankte sich für das Kleid und die Accessoires und eilte in den "Diner" zurück. Das gab ihm Zeit, zurück ins Büro zu fahren und das Wichtigste zu erledigen.
Am nächsten Morgen fuhr Will erneut zur Plaza. Den Verlobungsring würde er allein aussuchen. Denn wenn es nach Kate ginge, wäre sie vermutlich mit einem Plastikring aus einem Spielzeugautomaten zufrieden. Einige Stunden später fuhr er zum "Diner", um ihr das Geschenk zu überreichen. Allerdings hatte er ein schlechtes Gewissen - wegen der Kostbarkeit in seiner Tasche. Paula, die Kellnerin der Vormittagsschicht, stand hinterm Tresen und füllte gerade ein paar Tassen mit Kaffee. Als Will auf einen Barhocker glitt, goss sie ihm automatisch auch einen ein. "Hallo, Sie wollen sicher mit Kate sprechen." "Ja, aber ich trinke gern erst mal einen Kaffee. Ist sie denn da?" Er nahm einen Schluck. "Hm, der schmeckt." "Ja, sie arbeitet draußen." "Draußen?" fragte Will. Der Kaffee, den er zu Hause bekam, war nicht annähernd so gut wie dieser hier. Er musste Kate mal bitten, seiner Haushälterin einen Tip zu geben. "Ja, die Arbeiter sind heute gekommen, um den rückwärtigen Teil des ,Diners' abzureißen. Wahrscheinlich müssen wir ein paar Tage lang schließen." "Und Kate gibt denen Anweisungen." Paula lächelte andeutungsweise und nickte. Will nahm noch einen Schluck, dann stand er auf. "Lassen Sie den Kaffee bitte noch stehen, ich gehe sie mal suchen." Er ging durch die Küche nach hinten, trat ins Freie und fand dort einige Männer mit Vorschlaghämmern. In einem Bereich, in dem sie offenbar schon tätig gewesen waren, entdeckte er Kate. Sie trug Jeans, ein kariertes Flanellhemd und Lederhandschuhe und war gerade dabei, eine Metallverschalung von der Mauer zu reißen. "Kate, was machst du denn da?" fragte er.
Sie hielt einen Moment inne. "Ich arbeite, wie du siehst." Sie packte das Metall und zerrte erneut daran. "Du wirst dich verletzen, lass das sein!" befahl er und eilte zu ihr. Kate schaute ihn nur kurz an, dann versuchte sie es erneut. "Ach, stör mich nicht." Aus dem hinteren Teil des Lokals kam ein Mann, dem Will zu rief: "Sie da, nehmen Sie ihr das mal ab!" Der Mann nickte und wollte ihr helfen, aber Kate war es nicht gewohnt, Befehle von anderen zu erhalten. Als der Mann sie zur Seite schob und die Platte packte, fauchte sie Will an: "Was hast du überhaupt hier zu suchen!" "Ich will nur, dass du dich nicht verletzt! Du bist viel zu zart für diese Arbeit." "Bin ich nicht! Es kostet weniger, wenn ich mithelfe und wir schneller fertig sind!" Sie wendete sich wieder der Arbeit zu, als sei das Erklärung genug. "Kate, du hast doch auch so genug Geld für die Renovierung, ohne dass du mitzuarbeiten brauchst. Komm bitte mit herein." "Später. Erst müssen wir das hier fertig bekommen. Mein Schlafzimmer und der Lagerraum sind sonst offen, und ich will nicht..." "Dein Schlafzimmer? Dann kannst du doch nicht hier bleiben!" Kate stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn mit blitzenden Augen an. "Vielen Dank, ich bin schließlich kein Idiot! Ich werde für ein paar Tage bei meiner Schwester wohnen." "Ich wusste nicht mal, dass du eine Schwester hast. Wo wohnt sie denn?" "Sie hat im Norden von Kansas City ein Appartement. Übrigens habe ich sogar zwei Schwestern." Wieder machte sie sich an die Metallverschalung.
Will packte ihren Arm. "Wieso wohnst du dann nicht jetzt schon dort?" Seufzend schaute Kate ihn an. "Weil das Appartement winzig ist und eine Dreiviertelstunde von hier entfernt. Aber für ein paar Tage wird es gehen." Will fühlte sich überrannt. Kate war offenbar viel zu beschäftigt, um zu begreifen, dass er sich Gedanken um sie machte. Außerdem wollte er nicht, dass sie so weit weg wohnte ... Natürlich nur, weil es viel zu viel Zeit in Anspruch nahm, dorthin zu kommen. Es hatte nichts damit zu tun, dass er sie weit öfter sehen wollte, als es ihr anscheinend lieb war. "Du könntest doch irgendetwas hier in der Nähe mieten. Es gibt da..." Kate hatte sich längst wieder an die Arbeit gemacht. "Red keinen Unsinn, Will, das wäre reine Geldverschwendung." Sie riss wieder an der Verschalung und schnappte nach Luft, als die plötzlich nachgab, so dass sie beinahe das Gleichgewicht verlor. "Kate, hör auf, bevor du dir weh tust. Stell noch einen Handwerker mehr ein, wenn es sein muss, aber leg es nicht..." Kate trat einen Schritt zurück. "Sag mal, erkläre ich dir vielleicht, wie du deinen Job machen sollst?" "Nein, wieso?" "Dann sag mir auch nicht, wie ich meinen erledigen soll." Will bemerkte, dass die Männer in der Nähe grinsten. Einer von ihnen meinte: "Die kleine Lady ist ganz schön temperamentvoll, wie?" Will konnte nur zustimmen. "Was ist denn hier los?" Alle drehten sich um und schauten Wills Mutter an, die ins Freie getreten war. Sie trug einen Hosenanzug und Pumps, ihre Hände waren mit Ringen bedeckt. Kate drängte die Männer, weiterzuarbeiten, und nahm die Anwesenheit von Miriam kaum wahr.
"Was tut denn das Kind da? Sieht ja ganz so aus, als arbeite sie mit diesen Männern? Erklär mir das doch bitte, William." Will schaute von seiner Mutter zu Kate und wieder zurück. "Ich verstehe es auch nicht so richtig, Mutter. Kate meinte, die Arbeiten seien sehr eilig. Ich habe auch versucht, eine genauere Erklärung von ihr zu bekommen, aber sie hat im Moment offenbar kein Interesse an einem. Gespräch." Er verschränkte die Arme und wartete. "Kate!" schrie Miriam. "Einen Moment, Mrs. Hardison, ich muss eben helfen, diese Wand mit nach da drüben zu tragen." Sie machte einfach weiter, während Mrs. Hardison ihr grimmig hinterhersah. "William, du kannst diese Frau nicht heiraten. Sie missachtet jede Art von Höflichkeit, arbeitet wie ein gewöhnlicher Handwerker, und angezogen ist sie auch noch wie einer von denen!" "Wenn sie so wie du gekleidet wäre, wäre das auch nicht gerade passend", bemerkte Will, "aber du musst zugeben, dass sie recht tüchtig ist." Im Grunde war er voller Bewunderung für Kate. Sie tat wenigstens etwas, um ihre Träume zu verwirklichen! "Sorg dafür, dass sie aufhört!" forderte Miriam. Kate kam gerade ums Haus herum zurück. "Kate!" rief Will ihr zu. "Mutter möchte mit dir sprechen." Kate wirkte genervt, kam aber dennoch zu ihnen herüber. "Ja, bitte?" "Junge Dame, das hier ist ganz und gar inakzeptabel." Kate schaute sich um und blickte dann wieder zu Mrs. Hardison. ."Was meinen Sie damit?" "Dass Sie sich hier wie ein gewöhnlicher Arbeiter aufführen." Kate rollte mit den Augen, dann sah sie Will an. "Sag deiner Mutter bitte höflich, dass sie sich um ihren eigenen Kram scheren soll."
"Das geht mich durchaus etwas an! Ich bin nämlich hier, um Sie mit zum Einkaufen zu nehmen, junge Dame, Sie brauchen schließlich ein Hochzeitskleid", sagte Mrs. Hardison entschieden. Kate schüttelte den Kopf. "Sie hätten vorher anrufen sollen. Ich habe jetzt keine Zeit, um ein Hochzeitskleid einzukaufen. Ich ziehe einfach irgendein Kostüm an." Miriam schrie entsetzt auf. "Wie bitte? Das geht nicht! Es wird eine große Hochzeit! Da müssen Sie im langen Kleid erscheinen!" "Also gut, dann trage ich eben das, was wir gestern gekauft haben", schlug Kate milde vor und wollte wieder zu den Arbeitern gehen. "Ist es denn weiß?" Kate stöhnte auf und schaute sich wieder um. "Nein, es ist blau. Mrs. Hardison, würden Sie jetzt bitte gehen, damit ich in Ruhe meine Arbeit erledigen kann? Solange wir hier nicht fertig sind, muss ich bei meiner Schwester einziehen, und ich möchte ihr nicht länger zur Last fallen als unbedingt nötig." Will fand, dass es an der Zeit war, sich einzumischen. "Kate, du wirst ihr überhaupt nicht zur Last fallen." "Triffst du jetzt etwa alle meine Entscheidungen?" fragte sie kämpferisch. "Nicht alle, aber einige. Hör mal, du wirst bei mir wohnen statt bei deiner Schwester. Das ist erheblich näher, und außerdem ziehst du ja ohnehin zu mir. Damit brauchen wir doch nicht erst bis zur Trauung in vier Wochen zu warten." Miriam sah ihren Sohn entsetzt an.
8. KAPITEL "Na, hör mal!" rief Mrs. Hardison und stellte sich den Arbeitern in den Weg. "Wollt ihr denn von allen Leuten gemieden werden, die wichtig sind?" Kates Blick ging zu ihrem Pseudoverlobten. Er wirkte, als könne er nur mühsam vermeiden, laut loszulachen. Und dabei sieht er hinreißend aus, dachte sie plötzlich. Als Will sie dann anschaute, musste sie sich große Mühe geben, um ernst zu bleiben und nicht in Gelächter auszubrechen. "Natürlich nicht, Mutter", meinte Will lässig, "aber ich kann Kate jetzt nicht allein lassen. Schließlich ist sie die Liebe meines Lebens." In zwei Schritten war er bei ihr, zog sie an sich und flüsterte: "Jetzt darfst du dich nicht entziehen." "William, du bist wirklich unvernünftig", protestierte seine Mutter. "Ich werde Miss O'Connor in meinem Haus unterbringen. Dann bleibt alles im gesellschaftlichen Rahmen." "Kate zieht es aber vor, bei mir zu wohnen. Das tust du doch, Kate, oder?" fragte Will, und seine Augen blitzten verschwörerisch. Kate fand die Situation amüsant. Höflich rief sie: "Das würde ich auch gern tun, Mrs. Hardison, vielen Dank für Ihr Angebot, aber Wills Haus ist... äh, näher am ,Diner'."
Der Gedanke, in seinem schönen Haus zu wohnen, war natürlich nicht unangenehm. Dass sie dann allerdings in seiner unmittelbaren Nähe leben würde... Na ja, das gehörte ja ebenfalls zu der Abmachung. "Dann ist das also geregelt. Laß uns deine Sachen packen." Will zog Kate in Richtung des "Diners". "Aber Will, es wäre doch nur für ein paar Tage, da muss ich nicht viel packen", protestierte Kate und versuchte, ihn zurückzuhalten. "Ach was, es ist doch erst sinnvoll, hierher zurückzuziehen, wenn alles fertig ist. Das wird ein paar Wochen dauern. Und solange wohnst du eben bei mir." Sein charmantes Lächeln ließ sie fast vergessen, dass sie nur einen Scheinehe eingehen würden. "William, bitte, damit ruinierst du unseren Ruf!" beklagte sich Mrs. Hardison. "Mutter, du glaubst doch wohl auch nicht mehr daran, dass jede Braut, die in Weiß heiratet, noch Jungfrau ist, oder? Viele Leute, selbst aus der feinsten Gesellschaft, leben in der heutigen Zeit schon vor der Hochzeit zusammen." "Ja, die halten sich kein bisschen mehr an das, was der Anstand gebietet", stimmte Mrs. Hardison voller Empörung zu. "Wir leben hier ja nicht im viktorianischen England, Mutter", gab Will zu bedenken. "Dann sollten wir auch nicht so tun als ob. Komm, Kate." Wieder nahm er ihren Arm. "Will, ich muss arbeiten, hast du das vergessen?" "Nein, Sie müssen jetzt erst mal das Hochzeitskleid aussuchen", entschied Mrs. Hardison. "Erst packt sie ihre Sachen, dann sucht sie das Hochzeitskleid aus", schlug Will vor. "Nein, ich..." "Lady", tönte der Vorarbeiter, "mir ist es egal, was Sie tun, aber fällen Sie bitte eine Entscheidung. Wir haben keine Zeit, nur in der Gegend rumzustehen."
Kate schaute sich um und bemerkte auf einmal, dass sämtliche Arbeiter dastanden und zuschauten, anstatt weiterzumachen. Will beugte sich zu ihr. "Die schaffen viel mehr, wenn du gar nicht da bist", Sagte er leise. Kate fürchtete, dass er recht hätte. "Na ja, meinetwegen", stimmte sie seufzend zu. "Gut", meinte Mrs. Hardison, "dann beginnen wir bei Hall's. Ich habe gehört, dass die eine bemerkenswerte Sonderkollektion Abendkleider haben. Das ist vermutlich die einzige Chance für uns, noch rechtzeitig zur Hochzeit etwas Passendes zu finden." "Aber ich kann doch jetzt nicht so mitkommen, wie ich bin!" protestierte Kate. "Nein, wirklich nicht!" stimmte Miriam mit entsetztem Gesicht zu. Will lachte, und Kate fürchtete schon, er wolle, dass sie seine Mutter blamierte. Stattdessen sagte er: "Wie wäre es, wenn Kate sich mit dir um drei Uhr bei Hall's trifft? Inzwischen kann sie duschen, mit mir zu Mittag essen und ein paar Sachen packen. Das schaffst du doch bis dahin, Kate, oder?" "Es ist ja nett, dass du mich überhaupt noch fragst, nachdem du schon mein ganzes Leben organisierst", entgegnete diese spitz. "Aber bei Hall's wird um sechs Uhr geschlossen. Das heißt, wir hätten nur etwa drei Stunden Zeit", gab Miriam zu bedenken. Noch bevor Kate Mrs. Hardison versichern konnte, dass sie bestimmt nicht länger brauchen würden, sagte Will: "Da ich schon mit meiner Verlobten einkaufen war, kann ich dir versichern, dass bei Kate drei Stunden mehr als ausreichend sind, Mutter." "Red keinen Unsinn, William, Einkaufen ist harte Arbeit. Um sechs Uhr werden wir gerade mal vorsortiert haben", klagte Mrs. Hardison.
Will hatte mit seiner Einschätzung der Lage zwar Recht, aber Kate wollte nicht die Gefühle ihrer Beinahe-Schwiegermutter verletzen. "Bis dahin haben wir sicher schon einiges geschafft. Es tut mir leid, dass ich nicht sofort mitgehen kann, aber ich verspreche Ihnen, pünktlich um drei Uhr da zu sein." "Ah, ja, sehr schön. Es wäre mir allerdings lieb, wenn Sie noch einmal in Betracht ziehen würden, bis zur Hochzeit bei mir zu wohnen." "Auf keinen Fall, Mutter", mischte Will sich ein. "Ich nehme sie mit zu mir. Und es ist mir völlig egal, was die Leute reden." Seufzend ging Mrs. Hardison. "Bei der Ankündigung, dass man meinen Einzug bei dir nicht gutheißen würde, hättest du nicht so begeistert aussehen dürfen, sonst wird deine Mutter noch misstrauisch", mahnte Kate. "Dann müssen wir sie eben überzeugen." Und schon zog Will sie an sich und wollte sie küssen. Da Kate vermutete, dass Mrs. Hardison sie noch beobachtete, ließ sie sich das gefallen. Sie schlang die Arme um seinen Hals, fuhr mit den Fingern durch sein volles Haar und drängte sich an ihn. Die Erregung, die sie durchflutete, ließ sie beinahe vergessen, wo sie war. Aber als er seine Hände unter ihr Flanellhemd schieben wollte, hielt Kate die Luft an und entzog sich ihm - zumal ihr gerade noch rechtzeitig einfiel, dass sie Publikum hatten. "Will!" schimpfte sie leise. "Entschuldige bitte, ich habe mich hinreißen lassen. Komm, lass uns hineingehen", murmelte er. Aber Kate wollte jetzt lieber nicht mit ihm allein sein, dort wo nichts und niemand sie unterbrechen und an die Wirklichkeit erinnern würde. "Äh, ich muss noch duschen. Du kannst ja inzwischen ein Stück Torte essen oder so etwas." "Wenn ich von jetzt ab immer mit Torte vertröstet werde, wenn ich eigentlich auf etwas ganz anderes Lust habe, passe ich schon bald nicht mehr durch die Tür", raunte er.
"Ich könnte ja vielleicht anfangen, fettarme Torten herzustellen", scherzte Kate. "Ich glaube, ich ziehe fettarme Küsse vor." Er näherte sich ihr wieder. Kate zog sich eilig zurück und betrat schnell den "Diner". Will folgte ihr. "Also, Jungs, die Vorstellung ist beendet, jetzt geht's wieder an die Arbeit!" rief der Vorarbeiter, und die Männer gehorchten. Ihre Blicke verweilten allerdings noch eine Weile auf der Restauranttür, hinter der das romantische Paar verschwunden war. Will stieg auf den Barhocker, auf dem er vorhin bereits gesessen hatte, und Paula füllte ihm frischen Kaffee nach. "Haben Sie sie gefunden?" "Bitte? Ach so, ja, ich habe Kate gefunden. Sie ist gerade duschen gegangen." "Es freut mich, dass Sie sie davon abhalten, da draußen zu arbeiten. Ich hatte schon Angst, sie verletzt sich. Aber sie ist ja so dickköpfig, und ich konnte sie nicht überzeugen." Will lächelte. "Das kann ich mir vorstellen. Aber ich hatte auch Hilfe. Meine Mutter ist dazugekommen." Paula schwatzte weiter mit ihm und anderen Gästen, und Will spürte, wie er sich langsam entspannte. Als Kate allerdings erneut erschien, reagierte sein Körper sofort wieder auf sie, und als sie sich neben ihn setzte, konnte er es sich nicht verkneifen, sie gleich wieder zu berühren. "Kein Kuchen?" "Nein. Ich bewahre mir den Appetit für etwas anderes auf." Dass ihre Wangen eine rosige Farbe annahmen, verstärkte seinen Hunger nur. "Dann muss ich dich wohl füttern." Schon war sie vom Barhocker herunter und auf dem Weg zur Küche. "Warte, ich will doch mit dir essen gehen!"
"Willst du damit etwa sagen, dass dir meine Küche nicht gut genug ist?", fragte sie empört. "Nein, natürlich nicht. Ich rieche sogar wieder dieses köstliche Roastbeef, von dem ich glaube, dass es das Beste war, das ich je gegessen habe. Aber ich möchte nicht, dass du Extraarbeit hast." Will wollte einfach nur, dass sie in seiner Nähe war. "Es ist schon fertig, ich habe es vorbereitet. Wir essen also zweimal ,Roastbeef spezial'." Sie verschwand hinter der Schwingtür. Wieder fiel Will ein, wie anders Kate war als die Frauen, mit denen er früher zu tun gehabt hatte. Die hatten immer erwartet, ausgeführt und bedient zu werden, standen selten vor Mittag auf und verlangten stets seine volle Aufmerksamkeit. Kate dagegen war ständig in Bewegung, wollte alles selbst machen und nahm seine Hilfe nur an, wenn sie sich dafür auch revanchieren konnte. Nach kurzer Zeit kam sie wieder aus der Küche und führte Will zu einer weiter hinten gelegenen Nische. Paula folgte ihnen mit zwei Tellern mit rosafarbenem Roastbeef und knackigem Gemüse. Dazu brachte sie einen Korb mit knusprigem frischem Brot. Nach dem ersten Bissen dachte Will nur noch daran, seinen Hunger zu stillen. Als er das letzte Stück in den Mund geschoben hatte, bemerkte er, dass Kate ihn lächelnd beobachtet hatte. "Ich schätze, es hat dir geschmeckt?" "Geschmeckt? Das ist wirklich untertrieben! Das war wohl das Beste, was ich je gegessen habe! Du bist eine unglaublich gute Köchin!" "Vielen Dank, sehr freundlich, Monsieur. Meinst du denn nun, dass ich vielleicht doch eine Chance habe, den ,Diner' auf Vordermann zu bringen und eine Catering-Firma zu betreiben?" Hoffnungsvoll sah sie Will an.
"Du bist wirklich eine begabte Köchin", räumte er ein. "Aber um eine solche Firma erfolgreich zu leiten, braucht man auch kaufmännisches Geschick." Kate zog ein Gesicht. "Ich weiß nicht recht. Rechnen ist eher Maggies Sache, nicht meine. Aber ich werde dafür sorgen, dass sie mir hilft." "Maggie ist deine Schwester? Was macht sie denn?" "Sie ist Buchhalterin bei einer großen Firma im Zentrum von Kansas." "Buchhalterin?", fragte er erstaunt. Er konnte sich gar nicht vorstellen, dass jemand, der mit Kate verwandt war, etwas so Sachliches tat. Kate lächelte. "Wir sind ganz unterschiedlich. Maggie ist ruhig und konservativ und hat keine Launen. Pop sagte immer, sie sei ein untergeschobenes Kind." "Sagtest du nicht, dass du noch eine andere Schwester hättest?" "Ja, aber wir haben von ihr erst nach Pops Tod erfahren." "Seid ihr denn auch sicher, dass sie auch wirklich eure Schwester ist? Vielleicht hoffte sie nur auf einen Erbanteil." Kates helles Lachen bezauberte Will. "Das hier ist das Erbe, Will", sagte sie und zeigte um sich herum. "Meinst du, sie würde all den Ärger für diesen ,Diner' auf sich nehmen?" Seine Lippen kräuselten sich. "Nein, wahrscheinlich nicht." Kate lächelte. Dann wurde sie wieder ernst. "Ich erinnere mich noch vage an Susans Mutter, denn ich war schon vier, als Pop sie heiratete. Aber die Ehe endete nach ungefähr sechs Monaten. Als Sally ihn verließ, wusste Pop nicht, dass sie schwanger war. Er hörte nie wieder etwas von ihr." "Und wie seid ihr dann ..." "Pop las ungefähr vor einem Jahr zufällig von Sallys Tod. Es war nur eine kleine Zeitungsmeldung. Aber als er erfuhr, dass sie drei Kinder hinterließ, wollte er Genaueres herausfinden und
heuerte einen Privatdetektiv an." Kate nahm einen Schluck Mineralwasser. Will zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Die wenigsten Männer hätten sich diese Mühe gemacht. "Pop hat sich lange Zeit, nachdem Sally ihn verlassen hatte, Sorgen um sie gemacht", erklärte Kate. "Na ja, jedenfalls erbrachte der Detektiv kurz vor seinem Tod den Beweis, dass Susan, das älteste ihrer drei Kinder, seine Tochter war. Er änderte sein Testament, hat sich allerdings nie mit Susan in Verbindung gesetzt." Kate schaute besorgt drein, und Will nahm ihre Hand. Er hatte auf einmal das Bedürfnis, ihr in jeder Hinsicht zu helfen. "Vermutlich hatte er Angst vor ihrer Reaktion", meinte er. "Ja, wahrscheinlich. Pop ... Pop war ein ganz besonderer Mensch. Er kümmerte sich um alles und jeden. Ich bin ziemlich sicher, dass er Susans wegen große Gewissensbisse hatte. Dabei war es ja nicht seine Schuld, dass er nichts von ihr gewusst hatte." "Nein, natürlich nicht", bestätigte Will. Langsam wurde ihm immer klarer, wie hingebungsvoll und großzügig Kate war. "Wie ist Susan denn?", wollte er wissen. Ihr schönes Lächeln, das er schon so sehr an ihr mochte, breitete sich auf ihrem Gesicht aus. "Sie ähnelt Pop sehr, ist energisch, liebevoll und verantwortungsbewusst. Als ihre Mutter starb, war Susans Halbschwester siebzehn und ihr kleiner Bruder erst sieben. Susan hat es ganz selbstverständlich übernommen, sich um die beiden zu kümmern." "Eine ganz schöne Belastung." Kate beugte sich vor. "Deshalb ist es auch so wichtig, dass ich Geld verdiene. Susan und Maggie gehört je ein Drittel des ,Diners'. Wenn ich Gewinn mache, könnten wir damit auch Susan unterstützen." "Und Maggie?"
Kate lächelte wieder. "Maggie hat ein bisschen gespart. Sie wollte mir die ganze Summe für den ,Diner' zur Verfügung stellen, aber da sie an dem Betrieb nicht besonders interessiert ist, mochte ich das Geld nicht nehmen. Sie hat dafür so viel geopfert. Nicht mal Susan wollte sich von ihr helfen lassen." Paula erschien mit zwei Stücken Aprikosentorte am Tisch. "Noch Dessert nach einem so reichlichen Essen?", protestierte Will, schaute den Kuchen aber voller Interesse an. "Na ja, vielleicht probiere ich ein bisschen." Kate lachte. "Vorsicht, wenn du nur einen Bissen davon nimmst, beleidigst du mich." "Ich wusste doch, dass du nicht gut für meine Gesundheit bist", scherzte Will. Überhaupt fand er es beunruhigend, wie sehr sein Interesse an allem, was Kate betraf, von Tag zu Tag wuchs. Nachdem Will die Torte aufgegessen hatte, seufzte er genüsslich und schob den Teller weg. Kate blickte ihn zufrieden an. "Es tut mir leid, ich wollte gar nicht so viel reden", entschuldigte sie sich. "Außerdem musst du jetzt bestimmt ins Büro zurück. Ach ja, ich habe ganz vergessen zu fragen, wieso du überhaupt gekommen bist." Will legte die Gabel auf den Teller, griff in die Brusttasche und zog die Schachtel hervor. "Das hätte ich auch beinahe vergessen. Ich habe heute morgen einen Ring für dich besorgt." Kate versuchte erneut daran zu denken, dass ja alles nur zum Schein war. "Einen Zirkon?" Will antwortete nicht, sondern öffnete die Schachtel. Als Kate den Inhalt sah, hielt sie die Luft an. Dort lag ein großer strahlender Brillant, der von zwei kleineren eingerahmt war. "Gefällt er dir?" "Oh ... natürlich! Er ist wundervoll! Aber ist er nicht viel zu groß? Dann sieht doch jeder gleich, dass er nicht echt ist."
"So groß finde ich ihn gar nicht", meinte Will. Er stellte die Schachtel auf den Tisch und nahm den Ring heraus. "Setz ihn doch mal auf." Kate zitterte die Hand, als das kühle Metall über ihren Finger glitt. "Ist es Silber?" "Nein, Platin", sagte er, ohne nachzudenken, und betrachtete den Ring, der perfekt saß. "Aber das ist doch unglaublich teuer! Wieso nehmen die denn Platin für einen falschen Stein?" Will ging gar nicht erst auf Kates skeptische Frage ein. "Gefällt er dir?", fragte er. "Ich sagte dir doch schon, ich finde ihn wunderschön! Wenn ich es schaffe, mit dem Diner' erfolgreich zu sein, kann ich mir vielleicht mal so etwas selbst kaufen - wenn wir alles hinter uns haben." Sie wendete die Hand hin und her und bewunderte den strahlenden Glanz der Steine. Will ging auch darauf nicht ein. "Ich muss jetzt ins Büro zurück, obwohl mir nach dem köstlichen Essen mehr nach einem Nachmittagsschlaf ist. Du packst inzwischen, und ich hole dich hier so gegen halb sieben ab. Dann fahren wir zu mir." "Stimmt irgendetwas nicht?", fragte Kate. Irgendwie hatte er fast ein wenig besorgt geklungen. "Nein, alles in Ordnung." Statt einer weiteren Erklärung stand er auf, zog Kate mit hoch und ohne Umschweife in seine Arme. Als er seine Lippen auf ihre drückte, dachte sie noch, dass diese Küsse allmählich zu einer Gewohnheit wurden. Aber dann dachte, sie gar nichts mehr. Um jegliche Grübeleien zu vermeiden, entfaltete Kate eine wirbelwindartige Aktivität und hatte schon alles gepackt, als sie Mrs. Hardison bei Hall's traf, dem eleganten Modegeschäft an der Plaza. Sie wollte lieber gar nicht daran denken, dass sie nun zu Will ziehen würde. Und auch nicht daran, dass sie ein Hochzeitskleid
aussuchen sollte. Selbst der Ring an ihrem Finger machte es ihr schwer, sich zu konzentrieren. Auch wenn die Steine nicht echt waren, hatte er sicher weit mehr als schlichter Modeschmuck gekostet. Als sie das Brautmodengeschäft Hall's erreichte, sah sie gleich, dass Mrs. Hardison schon da war und mit einer der Verkäuferinnen sprach. "Da sind Sie ja, meine Liebe. Welche Größe tragen Sie? Etwa achtunddreißig?", sagte Miriam Hardison zur Begrüßung. "Ja, achtunddreißig." "Das ist großartig", freute sich die Verkäuferin, "denn wir kaufen die meisten Modelle in dieser Größe, da finden wir bestimmt recht bald etwas Passendes für Sie." Kate nickte. Sie wunderte sich über so viel Aufhebens. Natürlich würden sie innerhalb von vier Wochen etwas Passendes finden. Entschlossen trat sie zu dem Kleiderständer mit den weißen Gewändern, aber die Verkäuferin bat sie: "Setzen Sie sich bitte hierher, wir werden Ihnen unsere Kollektion vorführen." Sie wies auf eine Sitzgruppe. "Ginge es nicht schneller, wenn ich einfach welche aussuche, die mir gefallen?" Miriam trat vor. "Kind, Agnes kennt ihren Job. Kommen Sie, und setzen Sie sich zu mir. Sie wird Sie dann nach Ihren Vorlieben befragen." Resigniert seufzend setzte Kate sich erst mal hin. Die Verkäuferin nahm mit Block und Stift neben ihr Platz und fragte nach Kates Vorstellung von einem Traumkleid. "Ich möchte etwas ganz Einfaches", erklärte sie. Die Verkäuferin schaute drein, als hätte Kate etwas Unanständiges gesagt. "Sie meint etwas Schlicht-Elegantes. Mit ihrer Figur kann sie fast jeden Stil tragen, aber sie zieht die Einfachheit der Topdesigner vor", erklärte Miriam gelassen.
"Ich glaube nicht, dass es ein Designerkleid sein muss", beeilte Kate sich zu sagen. Schon allein wegen des womöglich exorbitanten Preises kam das für sie nicht in Frage. Beide Frauen hörten gar nicht auf sie. "Ich glaube, ich habe genau das Richtige für Sie, das wird Ihnen gefallen!" Agnes eilte zum Kleiderständer, nahm ein Modell herunter, zog die Plastikhülle ab und kam wieder zurück. "Erinnern Sie sich noch an die letzte Kennedy-Hochzeit? Dieses Kleid stammt vom selben Modeschöpfer. Er ist gegenwärtig der Star unter den Hochzeitskleid-Designern." Kate war darauf vorbereitet, es gleich zu verwerfen, denn es war garantiert unglaublich teuer. Aber das war unmöglich, denn sobald sie es berührte, schien sich der seidenweiche Satin um ihre Finger zu schmiegen. Das Kleid war ganz einfach geschnitten, hatte einen tiefen runden Ausschnitt, winzige Ärmel, war bis zur Taille eng, und darunter bauschte sich ein üppiger langer Rock. Es war genau so, wie sie es sich erträumt hätte, wenn sie jemals zum Träumen gekommen wäre. "Sie haben Recht wie immer, Agnes", lobte Miriam. "Probieren Sie es mal an, Liebes, das wird Ihnen wunderbar stehen." Bevor Kate den Mut hatte, nein zu sagen, fand sie sich in einer geräumigen Umkleidekabine wieder. Na ja, sie konnte es schließlich mal anprobieren, das würde ja nicht schaden. Als sie es dann anhatte und sich im Spiegel betrachtete, wurde ihr bewusst, dass sie doch ziemlich romantisch veranlagt war. Das Kleid war einfach wunderschön! So einfach es auch geschnitten war, so sehr spürte man, dass es von einem Könner seines Faches entworfen worden war. Schlicht und stilvoll! "Sind Sie fertig? Wir würden gern sehen, ob es Ihnen passt", rief die Verkäuferin von draußen. Kate öffnete die Tür und trat in den Showroom heraus. Beide Frauen schauten sie sprachlos an. Kate biss sich auf die Lippen. Gefiel es ihnen denn nicht?
"Meine Güte", brachte Mrs. Hardison schließlich heraus, "ich glaube, allmählich verstehe ich, wieso mein Sohn so fasziniert von Ihnen ist, Kathryn. Ich darf Sie doch Kathryn nennen?" "Die meisten nennen mich Kate." "Ich würde Sie lieber Kathryn nennen, das klingt viel feiner. Und es passt zum Kleid. Gefällt es Ihnen?" Kate schluckte. Gerade wollte sie lügen, aber das brachte sie nicht fertig, das Kleid war einfach zu schön. "Es ist traumhaft! Aber ich glaube nicht, dass ..." "Wundervoll, dann nehmen wir es, Agnes. Setzen Sie es einfach auf meine Rechnung. So, und was brauchen wir noch?" "Moment mal, wir wissen doch noch nicht mal, was es kostet", wendete Kate ein. Aber die beiden anderen Frauen hörten ihr schon gar nicht mehr zu, sondern steckten die Köpfe zusammen und zupften und falteten am Kleid herum, um ganz sicher zu sein, dass es auch genau passte. Als Kate sich vorbeugte, um den Saum glatt zu ziehen, schrie Mrs. Hardison plötzlich auf. "Was ist denn?", fragte Kate erschrocken. "William hat Ihnen einen Ring geschenkt, und Sie haben mir das noch gar nicht erzählt! Wie konnten Sie so grausam sein!" Sie drückte Kates Hand, schaute sie aber an, als habe Kate sie zutiefst verletzt. Auch die Verkäuferin trat nun vor, um den Verlobungsring zu bewundern. "Meine Güte, Sie haben aber wirklich Glück, ich kenne diesen Ring." "Wieso?" "Mein Mann arbeitet bei dem Juwelier an der Plaza. Er hat mir den Ring schon etliche Male gezeigt. Er sagt, das sei der schönste Brillant, den er je gesehen habe. Als ich mittags mit ihm sprach, war er ganz aufgeregt, weil er ihn gerade verkauft hatte." "Da muss ein Irrtum vorliegen", wagte Kate zu sagen und hatte plötzlich ein ganz flaues Gefühl im Magen.
"Nein, nein, keineswegs. Es gibt in dem Geschäft nicht viele Ringe im Wert von fünfundzwanzigtausend Dollar. Übrigens war es mein Lieblingsring, den mein Mann Ihrem Verlobten verkauft hat. Sie haben wirklich Glück." "Ja, mein Sohn hat einen exquisiten Geschmack", sagte Mrs. Hardison stolz. "Zumindest was Schmuck angeht." Kate hielt es nicht für nötig, auf diese Bemerkung zu reagieren. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich eine angemessene Foltermethode für William Hardison auszudenken. Wie konnte er sie derart in Verlegenheit bringen!
9. KAPITEL Als Kate zum "Diner" zurückkam, hatte Will schon ihre Sachen in seinen Wagen geladen. Madge hatte ihm gezeigt, wo alles stand. Er war rundum zufrieden. Das Ganze kostete ihn zwar viel Zeit, aber erstaunlicherweise machte ihm das gar nichts aus. Zumindest nervte ihn seine Mutter nicht mehr auf die übliche Weise. Heute Abend wollte er die Verlobung mit einem besonderen Essen feiern. Wenn es eine normale Verlobung gewesen wäre, hätte er das zu Hause veranstaltet, zu zweit und mit Kerzenschein. Statt dessen hatte, er einen Tisch in einem renommierten Lokal reservieren lassen. Nicht, dass er unbedingt mit Kate gesehen werden musste - schon jetzt bekam er genug Anrufe und Glückwünsche, und die Neuigkeit verbreitete sich schnell. Nein, das Problem war, dass er Angst davor hatte, mit Kate allein zu sein, wo das Schlafzimmer in Reichweite und die Versuchung groß war. Er hatte mit Kate eine platonische Ehe vereinbart. Aber schon jetzt, lange vor der Trauung, hatte er große Bedenken, ob er ihr damit nicht zu viel versprochen hatte! Das machte ihm Angst. Er traute Frauen nun einmal nicht. Sie waren weder ehrlich noch vernünftig und wussten gar nicht, was Liebe wirklich war. Selbst Kate, sosehr sie an ihrem Vater
zu hängen schien und so großzügig und selbstlos sie wirkte, brauchte deswegen noch lange nicht aufrichtig zu sein. Das sagte ihm zumindest sein Verstand. Wenn sein Gefühl ihm auch etwas anderes gebot. Deshalb wollte er lieber in der Öffentlichkeit mit ihr essen. Als er am Tresen des "Diners" einen Espresso trank, kam ein rothaariger Wirbelwind durch die Tür hereingeweht, direkt auf ihn zu - mit einem Blick, der Bände sprach. "Kate?" Er glitt vom Barhocker und wollte ihr durch die Küche bis zu ihrem Zimmer folgen, beziehungsweise zu dem, was davon übrig war. Aber Kate schlug ihm die Tür vor der Nase zu. "Kate?", rief er und klopfte an die Tür. Zu seiner Überraschung öffnete sie sofort. "Wo sind meine Sachen?", wollte sie wissen. "In meinem Wagen." "Bring sie zurück." "Sag mal, was ist denn los?" Ohne zu antworten, riss sie sich den Verlobungsring vom Finger, reichte ihm das Schmuckstück und schlug die Tür wieder zu. Will schaute auf den Ring und überlegte, was los war. Als er so dastand, musste er auf einmal lächeln. Das Leben mit Kathryn O'Connor war auf jeden Fall nicht langweilig! Dieser kleine Vulkan hatte seinen eigenen Kopf! "Kate?", rief er wieder. Keine Antwort. "Kate, ich gehe hier nicht weg, bis du mir erklärt hast, was los ist. Falls meine Mutter dir auf die Nerven gefallen ist, tut es mir Leid, aber ich habe dich ja vor ihr gewarnt." Die Tür wurde aufgerissen. "Hör ja auf, schlecht über deine Mutter zu reden!" schimpfte sie. Und schlug die Tür wieder zu. Also gut, nun blieben nicht mehr viele Personen, die diese Situation verschuldet haben konnten. Eigentlich nur noch er
selbst. Er klopfte wieder. "Kate, wenn du es mir erklären würdest... Ich bin sicher, wir können das wieder ausbügeln." "Geh weg!" "Ich kann genauso stur sein wie du, Kathryn O'Connor, außerdem habe ich alles, was du besitzt, in meinem Wagen." Zu seiner Überraschung öffnete sich die Tür ein drittes Mal. Will rechnete damit, dass sie sie gleich wieder zuschlagen würde. Oder dass sie sogar ganz aus dem Rahmen herausfallen würde, so wie Kate sie behandelte. Diesmal geschah aber nichts dergleichen. Statt dessen eilte der rote Wirbelwind an ihm vorbei und war zur Eingangstür hinaus, bevor er sich auch nur einen Zentimeter bewegt hatte. "Warte doch, Kate!" Will rannte hinter ihr her und erreichte sie, als sie gerade versuchte, einen der Kartons vom Rücksitz seines Wagens zu zerren. Anstatt sich auf einen Ringkampf mit ihr einzulassen, entschloss Will sich zu einem wirkungsvolleren Griff. Er umfing Kates schmale Taille und zog sie fest an sich. "Hör zu, wenn du nicht endlich erklärst, was los ist, werden wir der gesamten Gästeschar des ,Diners' eine riesige Show bieten. Sie schauen alle aus dem Fenster zu uns herüber." Kate erstarrte und versuchte, zu den Fenstern hinüberzuspähen, um zu sehen, ob das auch stimmte. Er nutzte seinen Vorteil. "Ich finde, du solltest dich umdrehen und mich küssen, denn sonst handelst du unserer Abmachung zuwider, und ich muss mein Geld zurückverlangen." Er lächelte im Bewusstsein dessen, dass sie seinen Scherz durchaus als solchen verstanden hatte. Aber Kate senkte plötzlich den Kopf und murmelte: "Ja, ich weiß." Nun wusste Will, dass er ernsthaft in Schwierigkeiten war. Sie würde auf alle Fälle so tun, als sei mit ihrer Verlobung alles in Ordnung, weil sie unbedingt die Renovierung des "Diners" durchziehen wollte und nichts tun würde, um sie zu gefährden.
"Liebling", flüsterte er und hielt sie zärtlich im Arm, "sag mir doch, was du hast. Du weißt, wir wollen den Vertrag einhalten, weil er für uns beide gut ist." "Du hast mich belogen." Sie versuchte, sich loszumachen, obgleich er ihre Taille fest umschlungen hielt. "Wieso habe ich dich belogen?" "Du hast behauptet, der Ring wäre ein Zirkon!" "Nein, das habe ich nicht gesagt." "Aber du hast mich glauben lassen, dass es ein Zirkon ist. Statt dessen ist es ein wertvoller Diamant, für den du fünfundzwanzigtausend Dollar gezahlt hast. Das ist die Hälfte von dem, was du mir für die Abmachung zahlst. Wenn ich ihn nun verloren hätte, könnte ich ihn nie ..." Sie konnte nicht zu Ende sprechen, ihre Stimme zitterte. Will zog sie noch enger an sich und flüsterte: "Da hat aber jemand ganz schrecklich getratscht." Kate schniefte. "Na ja, und du hast mir alles verheimlicht." "Und dafür hast du diesen ganzen Aufstand gemacht?" Sofort riss sie sich los, ihre Augen funkelten. "Du meinst wohl, das sei keinen Aufstand wert, wie?" "Nein, ist es nicht." "Ich mag einen so euren Ring nicht tragen. Das geht einfach nicht, ich würde ihn nur verlieren." "Keine Sorge, er ist versichert. Dann besorge ich dir einen anderen." "Wieso hast du denn so etwas Wertvolles gekauft? Unsere Verlobung ist schließlich nur..." Schnell presste er seinen Mund auf ihren, um sie daran zu hindern, dass sie die Verlobung als eine Farce erklärte. Zumindest bildete Will sich ein, dass das der Grund für seinen Kuss gewesen sei. Aber sobald ihre Lippen sich berührten und die glühende Wärme, die ihn nun durchströmte, die herbstliche Kühle zu vertreiben schien, war es ihm völlig egal, aus welchem Grund er sie küsste.
Solange er das überhaupt tun durfte ... Schließlich löste Kate sich von ihm. Ihr Atem ging genauso heftig wie seiner. "Wir müssen ... damit aufhören." "Ja, das sollten wir", stimmte er zu, aber sein Blick verharrte unverwandt auf ihren Lippen - falls Kate es sich doch wieder anders überlegen sollte. "Will!" "Ja?" "Du hörst mir gar nicht zu!" klagte sie. Es fiel ihm schwer, sich wieder aus dem Zauber der Umarmung zu lösen und in die Wirklichkeit zurückzufinden. Schließlich sagte er: "Also gut, ich höre dir zu. Übrigens habe ich einen Tisch bestellt." Er schaute auf die Uhr. "In zehn Minuten. Laß uns etwas essen und dann in Ruhe über unsere Situation reden." Erst dachte er, Kate würde ablehnen, aber dann schaute sie an sich herunter. "Dazu müsste ich mich noch umziehen." "Nein, du siehst wunderbar aus, so wie du jetzt bist." Das tat sie wirklich in ihrem dunkelgrünen Pullover und dem gleichfarbigen Rock. Ihre Augen glänzten. Mal wieder würde sie alle Blicke auf sich ziehen. Will konnte sich ja selbst kaum an ihr satt sehen. "Also gut." Will brauchte eine kurze Weile, um zu begreifen, dass Kate zugestimmt hatte. Schnell öffnete er ihr die Beifahrertür und stieg dann ebenfalls ein. Er hatte Angst, dass Kate ihre Meinung ändern würde, wenn er sich nicht beeilte. Als sie im Lokal saßen und nachdem der Kellner die Bestellung entgegengenommen hatte, griff Will in die Tasche, um den Ring herauszuholen. Er hielt ihn ihr hin und fragte: "Gefällt er dir denn nicht?" Das Glitzern in ihren Augen sagte ihm, dass das die falsche Frage gewesen war. "Du weißt ganz genau, dass ich ihn toll finde!"
"Also gut, dann hör mir mal zu, Kate. Wenn ich einen Zirkon gekauft hätte, würde sich das hier in Null Komma nichts herumsprechen, und jeder würde denken, unsere Verlobung sei so unecht wie der Ring." Kate runzelte die Stirn. "Daran habe ich gar nicht gedacht. Meinst du wirklich?" "Wie lange hast du gebraucht, bis du das mit dem Ring herausgefunden hast?" "Einen Nachmittag. Weil ich zufällig von der Ehefrau des Mannes bedient wurde, der dir den Ring verkauft hat." "Ich Glückspilz", sagte Will seufzend. "Hör zu, Schatz, er wird ganz bestimmt damit prahlen, welch hohe Kommission er dabei verdient hat. Und schlimmer noch: Es gibt Klatschkolumnisten, die für solche Art Information viel Geld bieten, so dass spätestens dann alles herauskäme. Nun stell dir mal vor, ich hätte dir einen Zirkon besorgt!" "Aber dieser Ring war einfach viel zu teuer!" "Kate, ich sagte dir doch schon: Er ist versichert. Außerdem hat er mich an dich erinnert." "Wieso?" Ihre grünen Augen blickten ganz ernst. "Weil er so hell und glänzend und ungewöhnlich ist." "Ich weiß nicht recht, ob das ein Kompliment ist." Will lächelte. "Oh, ja, das ist ein Kompliment! Also, nimmst du ihn jetzt endlich wieder an dich?" "Ist er auch ganz bestimmt versichert?" "Ganz bestimmt." Er nahm ihre rechte Hand und schob ihr den Ring an den Finger. In dem Moment leuchtete ein Blitzlicht auf. "Verdammt noch mal!" "Guten Abend, Mr. Hardison", zirpte eine weibliche Stimme. Sobald er wieder sehen konnte, erkannte Will eine Gesellschaftsreporterin, die er schon bei verschiedenen Anlässen getroffen hatte. "Guten Abend, Miss James."
"Oh, nennen Sie mich ruhig Viola, wir kennen uns ja schon seit ewigen Zeiten. Aber Ihre Begleitung kenne ich wohl noch nicht." Will blickte zu Kate. Hoffentlich ist ihr klar, dass es jetzt nicht besonders angebracht wäre, schwierig zu sein, dachte er. "Darf ich Sie mit meiner Verlobten Kathryn O'Connor bekannt machen?" Kate nickte Miss James zu, sagte aber nichts. Als sie Will fragend ansah, macht er eine ermutigende Kopfbewegung. Sie streckte ihre rechte Hand aus. "Donnerwetter, Sie sind ja üppig beschenkt worden." "Eigentlich wurde eher ich beschenkt", sagte Will galant. "Oh, falls Sie nichts dagegen haben, würde ich gern ein Foto von Ihnen machen, wie Sie beide auf die Zukunft anstoßen. Ich schicke Ihnen selbstverständlich einen Abzug davon zu." Da Will wusste, dass sie auf diese Weise am schnellsten wieder in Ruhe gelassen würden, posierten er und Kate schnell vor der Kamera. Viola verfolgte ihn seit Jahren und hatte ihn jedes Mal mit einer anderen Frau fotografiert. Er glaubte, dass seine Mutter dahintersteckte und die Reporterin dazu animierte. Nach diesem Abend würde er wohl nicht mehr als der begehrenswerteste Junggeselle gelten und das Interesse der Journalistin an ihm würde endlich abflauen. Als der Kellner mit dem Essen kam, verschwand Viola. "Passiert dir so etwas öfter?", wollte Kate wissen, nachdem sie wieder allein waren. "Nein, das kann ich nicht sagen. Ich war bisher noch nie verlobt." Er lächelte und hoffte, Kate würde das auch scherzhaft sehen. "Du weißt schon, was ich meine. Dass jemand dir folgt und dich gerade dann fotografiert, wenn du es am wenigsten erwartest." "Na ja, aber wenn wir erst mal verheiratet sind, werden sie das wohl nicht mehr tun."
Kate biss sich auf die Unterlippe. Will beobachtete sie und dachte an den Kuss im Wagen und daran, wie weich ihre Lippen waren. Schon der bloße Gedanke erregte ihn wieder. "Ich glaube, allmählich verstehe ich dich ein bisschen besser. Anfangs habe ich dich für jemanden gehalten, der zum Dramatisieren neigt", meinte sie schließlich. "Aber nachdem du meine Mutter kennen gelernt hast..." "Will, ich glaube, du bist zu streng mit deiner Mutter. Sie ist eigentlich richtig nett." "Wie bitte?" "Ich finde, sie ..." "Schon gut, ich verstehe. Ich kann nur nicht ganz glauben, dass du es ernst meinst." "Heute Nachmittag war sie sehr freundlich zu mir." "Kate, seit dem Tod meines Vaters macht sie mir das Leben schwer. Sie erwartet, dass ich sie mit Unsummen von Geld versorge, zwingt mich dauernd zu öffentlichen Auftritten und versucht mich mit jeder Debütantin zu verheiraten, die uns über den Weg läuft. Sie macht mir das Leben zur Hölle!" "Ich glaube, das tut sie nur, weil sie einsam ist." Mit gespielter Dramatik schlug Will sich gegen die Stirn und rief: "Ich kann nicht glauben, dass du zum Feind übergelaufen bist. Wie kannst du mir das antun?" Er wollte sie damit eigentlich nur zum Lachen bringen, aber ein bisschen wurmte es ihn doch, dass Kate seine Mutter anders sah als er. Kate hatte das offenbar gespürt. Sie legte die Hand auf seinen Arm und sagte: "Ich wollte das Verhalten deiner Mutter nicht verteidigen, Will. Ich kann mir vorstellen, dass sie dir das Leben schwer macht. Aber ... wenn du mal heiratest und ihr vielleicht Enkel schenkst, ist sie bestimmt glücklich." Will nahm ein Stück Kalbfleisch und kaute bedächtig, bevor er antwortete: "Ich heirate ja jetzt. Möchtest du vielleicht den Vertrag abändern? Ein Enkelkind darin aufnehmen? Zwei? Wie viele braucht sie deiner Meinung nach, um glücklich zu sein?
Und wir machen uns keine Gedanken darüber, was eine Scheidung für die Kinder bedeuten würde, schließlich gehört die ja mit zur Abmachung." Seine sarkastische Antwort brachte Kate zum Schweigen. Vielleicht hatte sie wirklich kein Recht, ihre Meinung über seine Mutter zu äußern, aber ihr kam diese Frau eher bemitleidenswert als wirklich böse vor. Wills scherzhaftes Angebot, ein Kind mit ihr zu zeugen, gab ihr zu denken. Noch bevor sie aus Frankreich zurückgekommen war, hatte sie sich selbst Kinder gewünscht. Auch wenn sie ihre ganze Kraft auf den "Diner" konzentrierte und darauf, ihre Familie zu unterstützen, war ihr nur allzu bewusst, wie kurz das Leben eigentlich war. Besonders jetzt, nach Pops Tod. "Kate?" "Ja?" Sie hoffte, dass Will nicht Gedanken lesen konnte. "Ich habe etwas zu heftig reagiert und möchte mich dafür entschuldigen." Kate war erleichtert. "Ach, das war weit weniger schlimm als mein Wutanfall vorhin." "Du meinst den Streit, den wir im ,Diner' hatten?", neckte er sie und lächelte spitzbübisch. Was für einen schönen Mund er hat, dachte Kate. Und wie der sich anfühlt ... Schnell schob sie diese Gedanken beiseite. "Ja, den meine ich", sagte sie verlegen. "Pop hat mich immer gewarnt, ich müsse lernen, mich zu beherrschen. Bis ich dich kennen gelernt habe, dachte ich immer, ich hätte es schon recht gut gelernt." "Ich bin sonst eigentlich auch beherrschter. Vielleicht haben wir eine merkwürdige Wirkung aufeinander." Das war Kate schon seit langem klar. Und ihr wurde ganz mulmig bei dem Gedanken daran, wohin das noch führen könnte. Je mehr sie sich Wills Haus näherten, umso nervöser wurde Kate. Nicht nur die Eleganz der Umgebung schüchterte sie ein,
sondern vor allem die Vorstellung, in unmittelbarer Nähe eines Mannes zu wohnen, der so sexy war! "Da sind wir", verkündete Will, als er in der Einfahrt neben dem Haus parkte. "Ich habe meinen Wagen nicht dabei, brauche also ..." "Ich fahre dich morgen früh zum ,Diner', Schatz, und du kannst nach Hause kommen, wann immer du willst. Ich lasse dir die Schlüssel nachmachen, obwohl Betty fast immer da ist." "Wohnt deine Haushälterin auch hier?" "Ja, aber sie hat eine eigene Wohnung über der Garage." Also nicht direkt im Haus. Wenn Kate in der Nacht herumlief, würde niemand sie dabei beobachten, ob sie nun in ihrem eigenen Bett schlief oder bei jemand anders ... Hör auf! ermahnte sie sich. Sie hatte doch vor, Abstand zu wahren, denn schließlich hatte Will keine langfristigen Pläne mit ihr, sondern ganz offen über die begrenzte Dauer ihrer Beziehung gesprochen. Romantische Abendessen bei Kerzenlicht würden es allerdings erschweren, auf Distanz zu bleiben! Kate wollte sich auf ihre Familie konzentrieren. Nun, da Pop nicht mehr da war, war sie die Älteste, und damit musste sie für den Zusammenhalt der Geschwister sorgen. Maggie und Kate waren der Ansicht, dass Susan dafür entschädigt werden sollte, dass sie ihren leiblichen Vater nicht hatte kennenlernen dürfen. Bei so einer wichtigen Aufgabe gab es eigentlich keinen Platz für William Hardison. Sobald Will die Haustür aufgeschlossen hatte, kam ihnen der jüngste Familienzuwachs entgegen. "Duke!" rief Kate fröhlich und nahm strahlend das Hündchen auf den Arm. "Na, wie ich sehe, wirst du eine große Hilfe dabei sein, das kleine Monster zu zähmen." "Sag nicht solche bösen Dinge über ihn", schimpfte Kate und knuddelte das kleine Wollknäuel.
"Als wenn er das verstünde." Aber trotz seiner Reden streichelte auch Will den Welpen, der bei dem aufgeregten Versuch, Wills Hand zu lecken, Kate beinahe vom Arm fiel. "Offensichtlich hast du ihn mit deiner Grausamkeit ja schon ganz eingeschüchtert", scherzte Kate. "Na ja, er ist einfach zu lieb. Man ärgert sich nur, wenn man zufällig in eine Pfütze tritt, die er irgendwo hinterlassen hat." "Oh, wirklich? Es tut mir so Leid, Will, daran habe ich gar nicht gedacht. Wir müssen ihm dringend beibringen, stubenrein zu werden." "Ich habe keine Erfahrung damit, ich hatte noch nie einen jungen Hund." "Wie schade. Ich finde, jedes Kind sollte einen Hund haben." "Wenn ich morgens mit Dukes hechelndem Atem im Gesicht aufwache, habe ich daran so meine Zweifel." Will streichelte den Hund dabei weiter, wie Kate bemerkte. "Du läßt ihn bei dir schlafen?" "Ja, sonst jault er. Wenn ich ihn nicht zu mir ins Schlafzimmer lasse, bekomme ich keinen Schlaf." "Ach, und mir hast du vorgeworfen, ich würde ihm nicht genug Disziplin beibringen." "Vielleicht schaffen wir es ja gemeinsam." Kate nickte zustimmend, dachte aber gleichzeitig, dass sie sich hüten müsste, allzu viele gemeinsame Projekte mit William Hardison zu planen. "Ach, ich muss Maggie noch anrufen, bevor es zu spät wird. Ich habe ihr noch nicht gesagt, dass ich nicht zum ,Diner' komme. Sie macht sich sonst Sorgen." "Na klar. Ich zeige dir erst dein Zimmer, dann schreibe ich dir unsere Telefonnummer auf. Wir könnten Maggie und Susan ja mal zum Essen einladen, damit sie wissen, wo du jetzt wohnst. Ich möchte, dass du dich hier ganz wie zu Hause fühlst."
Das Angebot machte Kate eher nervös. Sie folgte Will über die breite Treppe in den ersten Stock. Oben öffnete Will die zweite Tür zur Rechten, und Kate ging an ihm vorbei hinein. Das Zimmer samt der Einrichtung war ganz in Lachsfarben gehalten. , "Wunderschön", murmelte sie und verglich es mit dem schäbigen Raum, in dem sie derzeit wohnte. "Falls dir irgendetwas nicht gefällt, ändern wir es. Möchtest du vielleicht eine andere Farbe haben?" "Will, es ist doch nur vorübergehend!" ermahnte Kate ihn. Das durfte sie selbst nicht vergessen ... "Ja, natürlich, ich wollte auch nicht... Trotzdem könnten wir es umdekorieren, wenn du willst." "Nein, das Zimmer ist sehr schön, so wie es ist." "Du hast dein eigenes Bad", erklärte er und wies auf eine Tür neben dem mit üppigen Gardinen umrahmten Fenster. "Wie praktisch." "Ich werde Betty darum bitten, dir alles zu besorgen, was du brauchst." "Will, ich brauche nichts." Er ging zum Nachttisch und nahm einen Notizblock aus der Schublade. "Hier ist die Nummer, damit du sie Maggie geben kannst." Dann ging er zur Tür. "Ich hole eben deine Sachen nach oben." "Vielen Dank." Kate ging erst zum Telefon, das direkt neben dem Bett stand, nachdem Will gegangen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sie rief ihre Schwester an. "Maggie, hast du schon geschlafen?" "Nein, aber ich wollte mich gerade fertig machen. Es ist ja schon zehn Uhr." Die gute alte Maggie ging immer pünktlich ins Bett.
"Ich habe heute Abend versucht, dich zu erreichen, wo warst du denn?", wollte Maggie wissen, bevor Kate den Grund ihres Anrufes erklären konnte. "Ich war aus zum Essen." "Mit wem?" "Maggie, ich muss dir etwas erzählen. Ich möchte dir eine neue Nummer durchgeben, unter der du mich ab jetzt erreichen kannst." Schweigen. Dann fragte Maggie: "Was meinst du damit? Du wohnst nicht mehr im 'Diner'?" "Nein." "Ich habe hier immer Platz für dich, Kate, und die Vorstellung, dass du Geld für ein Hotel ausgibst, gefällt mir gar nicht." "Ich bin nicht im Hotel, Maggie." "Wo denn sonst?" "Äh, ich ... ich bin im Haus meines Verlobten."
10. KAPITEL "William, ich schaffe es nicht, die Hochzeit rechtzeitig zu arrangieren." Da Will sich mitten in einem Meeting für eine neue Managementstrategie befand, konnte er sich nicht auf eine längere Diskussion mit seiner Mutter einlassen. "Hör mal, ich werde mich jetzt nicht mit dir darüber streiten, dass ich vorhabe, Kate zu heiraten." "Nein, du missverstehst mich. Natürlich bin ich immer noch nicht für diese Heirat, obwohl mir Kate besser gefällt, als ich erst erwartet hatte. Aber ich kann weder einen Speise- und Getränkelieferanten noch einen Floristen zu dem von dir genannten Datum besorgen. Bei der Verlobungsfeier hatte ich Glück, weil jemand anders abgesagt hatte, aber bis zum Hochzeitsdatum ist es mir unmöglich." "Mutter, ich bin gerade mitten in einem Meeting. Hör zu, ich werde ein anderes Datum aussuchen und dich später anrufen." Will versuchte, sich wieder auf das geschäftliche Gespräch zu konzentrieren, bei dem es um die Übernahme einer Firma für Tiefkühlkost ging, was die gesamte Zukunft seines Unternehmens beeinflussen würde. Er konnte es sich jetzt nicht leisten, einen Fehler zu machen. Den Hochzeitstermin zu verschieben passte ihm allerdings gar nicht.
Seit vier Tagen wohnte er nun mit Kate im selben Haus. Vier Tage, die sowohl die Hölle als auch das Paradies für ihn bedeutet hatten. Er fand es wunderbar, den Tag in Kates Gesellschaft zu beginnen. Der schöne Rotschopf irritierte ihn mehr, als er je gedacht hätte. Besonders aufregend fand er sie, wenn sie morgens verschlafen die Treppe herunterkam. Dann begehrte er sie so sehr, dass er sich kaum beherrschen konnte. Leider war auch genau das der Grund dafür, dass er die Hölle durchlitt. Er durfte nicht einmal daran denken, seine Bedürfnisse zu befriedigen! Dabei war das eigentlich unumgänglich. Er versuchte sich einzureden, dass sein Verlagen nach ihr nicht so unerträglich stark wäre, wenn auch nur die geringste Aussicht darauf bestünde, dass sie mit ihm das Bett teilen würde. Aber dieser verfluchte Vertrag - und das war allein seine Schuld machte schon den bloßen Gedanken daran unmöglich. "Du Idiot!" beschimpfte er sich laut. Brian Downey, seine rechte Hand, hörte mitten im Satz auf. "Wie bitte, Will, ich dachte, du seist mit mir einer Meinung?" Will entschuldigte sich sogleich. "Das tue ich auch, es geht nur um meine Hochzeit ..." Er hielt sogleich inne, als ihm bewusst wurde, dass er nicht mal seine direkten Mitarbeiter über seine bevorstehende Trauung informiert hatte. Das holte er nun nach. Aber es dauerte eine ganze Weile, bis sich alle Anwesenden beruhigt hatten. "Ich werde euch Kate natürlich vorstellen, und ihr werdet alle für Freitagabend zur Feier eingeladen. Die Briefe sind schon gestern hinausgegangen." "Am Freitagabend?", fragte einer atemlos. "Ich wollte doch wegfahren ... Na ja, ich werde dasein, Sir, aber es kommt ein bisschen plötzlich." "Bitte, ändert eure Pläne nicht meinetwegen. Ich weiß, dass es äußerst kurzfristig ist, aber ich wollte damit nicht länger warten."
Seine Wangen wurden heiß, als ihm klar wurde, wie das klingen musste. Wenn es bedeuten würde, dass ich dann mit Kate schlafen kann, könnte ich es wirklich nicht abwarten, dachte er. Die ganze Misere hing nur mit dem Verhalten seiner Mutter zusammen. "Schade, dass du die Verlobungsfeier nicht gleich zur Hochzeit umfunktionieren kannst, wo doch wenigstens da für die Verpflegung gesorgt ist", bemerkte sein Kollege Brian lachend. Allmählich brachte Will das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema des Meetings. Brians Vorschlag fiel ihm jedoch zwischendurch immer wieder ein. Damit könnte er wunderbar sowohl seine Mutter als auch die Gesellschaft von Kansas City schockieren! Denn das war ja noch immer sein eigentlicher Beweggrund. Die einzige Person, die es nun zu berücksichtigen galt, war Kate. Was würde sie wohl dazu sagen, wenn sie am Freitagabend gleich auch noch heirateten? Sobald das Treffen beendet war, bat Will seine Sekretärin, alle anstehenden Verabredungen abzusagen, dann fuhr er zum "Diner". Auf dem gesamten Weg dorthin ging er alle Argumente durch. Der "Diner" musste bis zum Ende der Renovierung geschlossen bleiben. Als Will ankam, waren nicht mal mehr Handwerker da. Nur Kate stand neben dem alten Tresen, das Kinn in die Hände gestützt. Sie zitterte. Will legte besorgt den Arm um sie. "Was ist los, Kate? Was hast du?" Nachdem sie ihm eine Woche lang ausgewichen war, ließ sie sich nun gehen und lehnte sich an Will. Er genoss es, sie an sich drücken zu dürfen.
"Nichts, aber ... Ich möchte hier alles verändern und es richtig schön machen, aber auf einmal habe ich Angst davor, dass alles verändert wird, verstehst du das?" Ihre Unterlippe zitterte, aus ihren braunen Augen liefen Tränen. Will wischte ihr die Wange liebevoll mit der Rückseite seiner Finger ab, beugte sich hinab und küsste sie ganz sanft. "Ja, das verstehe ich gut. Als Dad starb, fiel es uns unheimlich schwer, uns von seinen Sachen zu trennen. Wir wollten einfach nicht wahrhaben, dass er nicht mehr da war und sie nie mehr tragen würde." Kate drückte ihren Kopf an seine Schulter. "Ja, ich glaube, du verstehst mich." Will hielt sie eine ganze Weile so im Arm, bis sie sich beruhigt hatte. "Eigentlich bin ich hergekommen, um dir einen Heiratsantrag zu machen", sagte er schließlich, als er merkte, dass ihn Kates Nähe zu sehr erregte. Kate lächelte. "Den hast du mir doch schon gemacht, oder bist du auf Bigamie aus?" "Wenn es sich um dieselbe Braut handelt, kann ich, glaube ich, kein Bigamist sein." Eine andere Braut als Kate konnte Will sich mittlerweile gar nicht mehr vorstellen. "Stimmt. Also was für einen Vorschlag möchtest du machen?" "Dass wir schon am Freitagabend heiraten." Als ihre Knie nachzugeben drohten, hielt Will sie schnell fest. "Wie ... was sagst du da?" "Pass auf, ich erkläre es dir, dann findest du es vielleicht auch genauso sinnvoll wie ich. Mutter kann die Hochzeit nicht zu dem Termin in vier Wochen arrangieren, weil sowohl die Caterer als auch die Floristen dann schon alle ausgebucht sind. An diesem Freitag ginge es aber, weil jemand anders kurzfristig abgesagt hat."
"Das verstehe ich nicht ... Du meinst, du willst statt einer schlichten Party einfach eine Hochzeit feiern?" "Wieso nicht? Das wäre eine Riesenüberraschung. Nach der Hälfte des Abends verschwindest du einfach und ziehst das Hochzeitskleid an. Und ich trete vor und kündige unsere Hochzeit an. Die Ausstattungsfirma kann für Stühle sorgen, dann kommt der Pastor, und schließlich heiraten wir. Wir haben doch schon Blumen, Essen, Getränke und Gäste. Was brauchen wir noch mehr?" Ein bisschen Mut wäre nicht schlecht. Kate wusste nicht, wie sie auf Wills spontane Idee reagieren sollte. Nachdem sie vier Tage mit ihm zusammen gewohnt hatte, zweifelte sie schon daran, ob sie die Abmachung einhalten könnte, erst recht, wenn sie erst verheiratet wären. Es fiel ihnen ja schon jetzt schwer, die Finger voneinander zu lassen, weil es bei jeder Berührung zwischen ihnen knisterte. Und nun wollte Will bereits am Freitagabend heiraten! "Das geht nicht, das Kleid ist bis dahin nicht fertig." "Ruf im Geschäft an, und stelle ihnen eine Extravergütung in Aussicht. Sag ihnen, du brauchtest das Kleid wegen eines Fototermins schon früher. Das werden sie verstehen." "Aber meine Familie ..." "Die wird da sein. Maggie und Susan sind eingeladen. Sogar deine hochnäsige Tante aus Boston. Wen möchtest du sonst noch dabeihaben? Tori kommt auch. Du hast Mutter doch eine Liste gegeben, oder nicht?" Ja, das hatte Kate. Aber nun bereute sie es. "Die Heiratserlaubnis ... Wir haben doch gar keine Zeit, die rechtzeitig zu besorgen." "Deswegen bin ich ja hier. Wir könnten sie heute Nachmittag noch holen." "Dann sind bestimmt alle schockiert!" Will lachte und hob ihr Kinn, so dass sie ihn ansehen musste. "Erinnerst du dich denn gar nicht mehr daran? Genau das war
doch der Grund für die Hochzeit! Und inzwischen ist es so: Wenn wir nicht irgend etwas Schockierendes tun, wirst du der neue Liebling der Gesellschaft, und ich muss ständig zu irgendwelchen Partys gehen." Schon jetzt hatte Will zwei Einladungen bekommen, die sie beide einfach nicht ausschlagen durften. "Hast du denn noch nie versucht, einfach nein zu sagen?", fragte Kate. "Schatz, ich mag diese Partys genauso wenig wie du, möchte aber auch niemanden beleidigen. Es ist eine Gratwanderung. Ich glaube, unsere Blitzhochzeit wird uns in Zukunft davor bewahren." Er strich beruhigend über Kates Rücken - was ihr wohlige Schauer verursachte. Eilig entzog sie sich. "Das ist trotzdem verrückt, Will, wir sollten alles noch mal überdenken." "Was, etwa unsere Hochzeit?" Das klang auf einmal ziemlich empört. Kate sagte: "Na ja, es ist doch ... Ich weiß nicht recht..." "Darüber, was du mit dem Geld anfangen wolltest, warst du dir dafür umso sicherer", brachte Will ihr schnell in Erinnerung. Diesem Vorwurf hatte Kate nichts entgegenzusetzen. Er hatte ja Recht! Sie hatte schon etliche Schecks ausgeschrieben, um dies und das im "Diner" machen zu lassen. Also hatte sie gar keine Wahl. So ruhig wie möglich sagte sie schließlich: "Du hast Recht. Ich werde noch heute wegen des Kleides Bescheid sagen." Kate suchte die Nummer des Brautkleidgeschäftes an der Plaza heraus und sprach mit der Verkäuferin. Obgleich die alles andere als begeistert war, erklärte sie sich schließlich einverstanden, das Kleid bis Freitagmorgen fertig zu stellen. Als Kate sich umdrehte, bemerkte sie, dass Will mit verschränkten Armen dastand und sie beobachtete. "So, das wäre erledigt. Wollen wir jetzt los, um uns die Heiratserlaubnis zu holen?", fragte sie und bemühte sich, so
beiläufig wie möglich zu klingen, auch wenn ihr das nicht ganz gelang. Will sagte nichts. Er löste die Arme und winkte Kate nur, ihm zu folgen. Als sie beide im Wagen saßen und er rückwärts aus der Parklücke fuhr, fragte Kate: "Und was hat deine Mutter dazu gesagt?" "Ich habe es ihr noch nicht gesagt", erklärte Will. "Auch sonst niemandem. Es soll unser kleines Geheimnis bleiben", schlug er vor. "Nur der Pastor muss informiert werden. Und der Florist, du brauchst ja einen Brautstrauß." "Und was ist mit einem Kuchen? Wenn es keine Hochzeitstorte gibt, werden die Leute ..." "Also gut, und eine Hochzeitstorte." Will biss die Zähne zusammen. "Zu dumm, bis Freitagabend wird die halbe Stadt es wissen!" "Maggie, ihr kommt doch Freitag abend, nicht? Du und Susan?" Als ein Schweigen erfolgte, packte Kate den Hörer fester. "Maggie?" "Kate, ich wollte dich schon anrufen. Susan und ich haben miteinander gesprochen, und, na ja, wir passen wohl nicht so recht zu euren Gästen und haben beide nichts Passendes anzuziehen. Würdest du es uns sehr übelnehmen, wenn wir nicht kämen?" Kates Augen füllten sich mit Tränen. Wenn ihre Schwester nicht bei ihr war, würde sie das Ganze nicht durchziehen können. "Maggie, bitte, ich brauche euch hier!" "Also gut, dann komme ich", lenkte Maggie ein. "Ich werde schon irgendwas zum Anziehen finden. Aber Susan ..." "Susan muss ebenfalls kommen!" "Kate, es ist doch nur deine Verlobung. Zur Hochzeit kommen wir dann natürlich beide, aber so ..." "Es ist aber meine Hochzeit!" Eigentlich sollte Kate es ja niemandem sagen, aber es ging schließlich darum, ob ihre
beiden Schwestern dann dabei wären oder nicht, und in so einem Moment konnte sie das Geheimnis nicht für sich behalten. "Was hast du gesagt?" "Wir... wir heiraten am Freitagabend, aber das weiß noch niemand, und du darfst es bitte auch niemandem sagen." "Warum? Wieso diese Änderung? Bist du ganz sicher, dass du es auch wirklich willst?" Maggie klang so besorgt, dass Kates Nervosität sich etwas legte. Sie versuchte zu lachen. "Ja, ich wollte wirklich all diese Schecks für die Renovierung des ,Diners' unterschreiben, das habe ich aus freiem Willen getan." "Ich habe genug Geld, um zumindest die Hälfte davon zu bezahlen, falls du deine Meinung noch ändern willst. Und für den Rest könnte ich vielleicht einen Kredit aufnehmen." "Maggie, ich habe dich sehr lieb, und deshalb kann ich auch nicht zulassen, dass du dich für etwas verschuldest, an das du selbst nicht glaubst. Den ,Diner' hast du immer gehasst." "Gehasst ist zuviel gesagt, Kate, es war nur so ... ich habe da nie reingepasst, ich bin anders als du und Pop." Kate schluckte die Tränen herunter. "Ja, das stimmt, du bist viel besser, so tüchtig und erfolgreich." Maggie schwieg eine Weile, dann sagte sie: "Hör mal, wir werden immer für dich da sein. Gibt es etwas, das ich für dich tun kann?" "Ja, du könntest Tante Lorraine vom Flughafen abholen." Maggie stöhnte. "Oje. Kann ich statt dessen nicht lieber auf einem Nagelbett schlafen oder über glühende Kohlen laufen?" "Nein, aber du könntest erst zu Susan fahren, dann Tante Lorraine abholen, und dann kommt ihr alle drei her und macht euch hier für das Fest zurecht." Je schneller Kate ihre Familie um sich hätte, umso besser würde sie sich fühlen. "Bist du ganz sicher? Wir wollen dich doch nicht stören." "Ich brauche euch unbedingt!"
"Na gut, wir werden da sein", versicherte Maggie ihr, ohne zu zögern. Kate dachte erleichtert, wie gut es doch war, Familie zu haben. Will verbrachte die nächsten drei Tage damit, insgeheim Abmachungen mit einem Konditor wegen einer Hochzeitstorte zu treffen. Daneben verhandelte er mit einer Mietfirma, die Stühle stellen, und einen Floristen, der den Hochzeitsstrauß binden würde. Will dachte sogar an die kleinen Sträuße für die Brautjungfern Maggie, Susan und Tori und an Ansteckblumen für seine Mutter und Tante Lorraine. Er wollte Charles bitten, sein Trauzeuge zu sein, aber dann fiel ihm ein, dass Kate ja niemanden hatte, der sie zum Altar führen würde. Nach einem Gespräch mit Charles - der wie erwartet völlig überrascht war - erklärte der sich einverstanden, diesen Part zu übernehmen. Will war mit so vielem beschäftigt, dass er kaum Zeit hatte, über das, was er vorhatte, nachzudenken. Er hatte gedacht, ihm würde beim Gedanken an die Hochzeit mulmig werden, immerhin hatte er ja vorgehabt, nie zu heiraten. Dass er kaum aufgeregt war, lag vermutlich daran, dass es bloss um eine Scheinehe ging. Auch wenn Kate ihn währenddessen nicht betrügen durfte, wie es festgelegt war. Die größere Gefahr, auf die er sich mit dieser Ehe einließ, war die, dass er dabei sein Herz verlieren konnte. Aber Will hatte nicht die Absicht, das zu tun! In ihrer gegenseitigen Abmachung gab es eine weitere Fußangel: die Gefahr, mit Kate zu schlafen. Denn in dem Fall würde sie die Hälfte seines Geldes bekommen! Kate war es sicher nicht klar, wieviel dabei auf dem Spiel stand. Sie ahnte nicht, dass es um ein richtiges Vermögen ging!
Und sobald er die Tiefkühlkostfirma übernommen hatte, würde es noch mehr werden. Um das alles nicht zu verlieren, durfte er Kate ein ganzes Jahr lang nicht anrühren! Das würde vermutlich die Hölle sein ... "William", begrüßte seine Mutter ihn, sobald er am Freitagmorgen im Büro den Hörer abgenommen hatte. "Guten Morgen, Mutter." "Was machst du denn im Büro? Ich brauche dich hier." "Wo bist du, Mutter?" "In deinem Haus. Und weder Kate ist hier, noch bist du es." "Nein, wir arbeiten beide. Ist Betty denn nicht da?" "Natürlich ist sie das, aber sie verlobt sich schließlich nicht." Will seufzte. "Was gibt es denn, Mutter?" "Ich dachte, du würdest hier sein, um die Leute vom Partyservice einzuweisen. Sie haben eine Menge Klappstühle mitgebracht, und der Mann war äußerst unfreundlich, als ich ihm sagte, dass er sich damit wohl geirrt habe." Will wurde klar, dass er heute Morgen wohl nicht mehr dazu kommen würde, seine Büroarbeit zu erledigen. "Ich komme gleich rüber, Mutter. Sag Betty, sie soll dir einen Kamillentee machen, und sprich besser gar nicht mit den Leuten vom Partyservice." "Natürlich nicht! Ich werde den Mann nur wissen lassen, dass du auf dem Weg hierher bist, der wird seine unverschämten Worte schon noch bereuen!" Hörbar zufrieden legte sie auf. Als Will nach Hause kam, dachte er, dass der Partyservice einen Extrabonus verdient hatte. Kate kam erst um drei Uhr zu Wills Haus zurück. Sie hatte noch immer Schwierigkeiten, seine Wohnung als ihre zu betrachten. Aber sie würde ja nur vorübergehend dort bleiben. Da Maggie, Susan und Tante Lorraine erst gegen vier Uhr angekündigt waren, blieb Kate genug Zeit für ein gemütliches Bad. Zu viel Zeit.
Sie mochte gar nicht daran denken, was heute Abend geschehen würde. Bei dem Gedanken daran wurde ihr ganz wehmütig ums Herz, sie verstand jedoch nicht recht, wieso. Sobald sie in den Salon kam, nahm Will sie beiseite. "Der Brautstrauß und die Sträuße für die Brautjungfern sind in deinem Zimmer. Ich habe mir gedacht, dass du bestimmt gern Tori und deine Schwestern darum bitten würdest." Brautjungfern? Kate hatte nicht mal daran gedacht! Wortlos nickte sie. "Hast du dein Kleid abgeholt?" "Ja, es liegt noch im Wagen. Ich hatte Angst, es hereinzubringen, weil deine Mutter schon da ist." "Gut. Du kannst dir ja inzwischen von ihr zeigen lassen, was sie arrangiert hat, ich versuche dann, es heimlich in dein Zimmer zubringen." Kate fand Miriam - wie sie sie inzwischen nennen durfte - im Garten, wo sie verschiedenen Leuten Anweisungen gab. "Nein, ich finde, die Bühne sollte mehr in die Mitte. Verlegen Sie sie um einen halben Meter nach vorn." Die vier Männer bemühten sich, das kleine Podium dorthin zu stellen, wo Mrs. Hardison es haben wollte. "Miriam, das sieht ja schon alles wunderschön aus", lobte Kate, und das war zum Glück nicht mal gelogen. Um den Gartenzaun waren Blumengirlanden gewunden, auf der Terrasse standen Tische und Stühle, die weißen Tischdecken flatterten im Wind. Auf jedem Tisch stand ein Windlicht, das mit Grünzeug und Gardenien geschmückt war. "Also gut, dann können Sie jetzt den Tanzboden verlegen", ordnete Miriam an, bevor sie sich Kate zuwendete. "Hallo, ich dachte schon, du kämst heute gar nicht mehr!" "Tut mir Leid, ist es denn schon so spät?" "Die meisten Frauen würden den Tag bei der Maniküre, der Massage und beim Friseur zubringen. Du hast anscheinend wieder an diesem ... diesem ,Diner' gearbeitet. Ich fürchtete
schon, du würdest meinen Sohn vor seinen Freunden blamieren." "Ich verspreche, rechtzeitig fertig zu sein", sagte Kate ruhig. Manchmal tat Miriam ihr Leid, aber nicht immer. Gelegentlich verstand sie, wieso Will so allergisch auf sie reagierte. "Na ja, dann solltest du dich allmählich fertig machen, du hast nur noch vier Stunden Zeit." Als seine Mutter draußen mit Kate beschäftigt war, schaffte Will es, das Hochzeitskleid unbemerkt in Kates Zimmer zu bringen. Da es sich unter einer undurchsichtigen Plastikhülle befand, brach er damit nicht einmal die Tradition, dass der Bräutigam das Hochzeitskleid nicht vor der Trauung sehen durfte. Bei diesem Gedanken lächelte Will unwillkürlich. Als wenn es um eine richtige Trauung ginge ... Auf der Treppe traf er Kate. "Na, sieht alles gut aus?" "Natürlich. Außer mir, wie deine Mutter findet. Sie meint, vier Stunden seien nicht genug, um mich präsentabel herzurichten." "Ich habe Vertrauen zu dir", scherzte er und zog sie an sich, um sie zu küssen. Als Kates ihre Arme um seinen Hals schlang und sich genüsslich seinem Kuß öffnete, vergaß er die Party, die Hochzeit, einfach alles. Er dachte nur noch an Kate. Am liebsten hätte er sie sofort mit ins Schlafzimmer gezogen! Aber das Dröhnen eines Lastwagenmotors brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Das musste der Caterer sein. Am liebsten hätte Will sich um gar nichts mehr gekümmert, schon gar nicht an Essen und Trinken. Plötzlich fiel ihm die Hochzeitstorte ein. Erschrocken löste er sich von Kate. "Was ist denn?", fragte sie noch leicht benommen. "Die Torte! Wir müssen dafür sorgen, dass Mutter sie nicht zu sehen bekommt! Wo können wir die nur verstecken?"
Kate, die noch immer in seinen Armen lag, überlegte lange. Schließlich sagte sie: "Ich werde deiner Mutter sagen, dass sie jetzt nach Hause gehen und sich umziehen kann. Du hältst inzwischen den Lieferanten irgendwie fest. Sie können schon alles andere abladen, den Kuchen aber erst ganz zum Schluss." Dann entzog sie sich Wills Armen und eilte die Treppen hinunter. Sie hatte ja recht, aber diese Unterbrechung gefiel Will ganz und gar nicht. Er folgte ihr nach unten und wollte gerade zum Haus hinaus gehen, als auch schon die Kofferraumtür des davor geparkten Transporters geöffnet und ein mit weißer Plastikfolie umhülltes Sperrholzgestell, auf dem eine riesige Torte postiert war, herausgeholt wurde. "Nein!" rief Will laut. Als einer der Lieferanten erschrocken zusammenfuhr, geriet die Kiste mit dem Kuchen darauf ins Schwanken. Will schloss kurz die Augen. Aber das Schlimmste passierte nicht, wenn die Catering-Leute auch ziemlich unwirsch reagierten. "Sind Sie Mr. Hardison?", fragte eine Frau, auf deren Uniform "Trudis Catering" eingestickt war, streng. "Ja, und bitte, die Torte soll noch nicht ausgeladen werden!" "Ihretwegen ist sie beinahe heruntergefallen!" beschwerte sich die Frau wütend. "Ja, entschuldigen Sie vielmals, aber bitte stellen Sie sie wieder zurück in den Wagen." "Das geht nicht, sie muss als erstes heraus. Würden Sie bitte aus dem Weg gehen?" "Nein, sie soll nicht ... Na gut, dann stellen Sie sie in mein Arbeitszimmer. Und beeilen Sie sich bitte!" "Mr. Hardison, mit einer Torte von dieser Höhe kann man kein Rennen veranstalten. Aber wir werden uns bemühen." Will eilte in sein Arbeitszimmer und nahm schnell alles vom Schreibtisch herunter, was darauf lag.
Gerade als sie die Torte über die Schwelle getragen hatten und Will ein bisschen ruhiger atmete, hörte er, wie seine Mutter einen Schrei ausstieß.
11. KAPITEL Mrs. Hardison stürzte herbei. "So ein Unsinn! Doch keine Hochzeitstorte! Es handelt sich nicht um eine Hochzeit! Kann denn hier niemand etwas richtig machen?" Kate packte Miriams Arm. Sie hatte Angst, dass Mrs. Hardison gleich auf die beiden Männer losgehen würde, die den Kuchen transportierten. "Will!" rief sie. Zum Glück entdeckte sie ihn auch schon hinter den Tortenträgern. "Ich glaube, es wird Zeit, dass wir deine Mutter in unser kleines Geheimnis einweihen." Ihre Worte weckten sofort die Aufmerksamkeit von Mrs. Hardison. Die Konditorangestellten gingen die Treppe hinauf. Im Hintergrund hörte man an der Haustür schon Stimmen, die eindeutig von Maggie, Susan und Tante Lorraine herrührten. Nun kam Will wieder aus dem Arbeitszimmer heraus. Er schaute Kate belustigt an. "Wir haben heute doch wirklich unseren Spaß, oder?" Kate mußte ebenfalls lachen. Sein unerschütterlicher Sinn für Humor in dieser Situation gefiel ihr. "Ja, Will, das haben wir wirklich! Aber vielleicht solltest du jetzt alles deiner Mutter erklären, damit die Caterer ihre Arbeit erledigen können. Ich bringe inzwischen meine Verwandten nach oben." Gegen sieben Uhr schaute Kate in den Spiegel. Susan hatte Kates rote Mähne in eine elegante Aufsteckfrisur verwandelt,
nur ein paar Löckchen hingen herab und umrahmten ihr Gesicht. Maggie hatte ihr die Fingernägel lackiert und Tante Lorraine ihr ausführlich dazu gratuliert, dass sie in eine derart wohlhabende Familie einheiratete. "Bin ich jetzt repräsentativ genug?", fragte Kate etwas nervös. Ihre Schwestern nickten zustimmend. Kate lächelte ihnen zu. "Danke dafür, dass ihr alle gekommen seid." "Na ja, ich würde doch nie eine derartige Familienfeier versäumen", sagte Tante Lorraine empört, "schließlich gehöre ich ja auch dazu." Maggie und Kate tauschten einen wissenden Blick aus. Sie dachten daran, wie Pop wohl auf alles reagiert hätte. Kate beugte sich vor und drückte Susan die Hand. Ihre neue Schwester war eine hübsche Blondine, die so liebenswert war, dass Kate sie sofort in ihr Herz geschlossen hatte. An der Tür klopfte es. Maggie ging hin und öffnete vorsichtig. "Ja? Ach, Will, du bist es." "Seid ihr alle angezogen?" "Ja, komm herein." Maggie trat zurück, und Will kam herein. In seinem Smoking sah er umwerfend aus. Kate hielt den Atem an, als er auf sie zukam. Er nahm ihre Hand und hob sie an die Lippen. Am liebsten hätte Kate sich einem heißen Kuss hingegeben ... "Du bist wunderschön, Schatz", sagte er, "schöner als alle Frauen der Welt." Kate glaubte, dass er das nur zum Schein für die anderen sagte. Aber auch wenn das so war, dann klang es doch zumindest überzeugend! "Ich habe dir dein Hochzeitsgeschenk mitgebracht." Kate entzog ihm eilig die Hand. "Ach, und ich habe gar nichts für dich, ich dachte, wir ..." "Ich brauche auch nichts." Will gab ihr ein Schächtelchen und wartete.
Kate öffnete es. Darin befanden sich Brillantohrringe, die genau zu dem Verlobungsring passten. Diesmal wusste Kate sofort, dass es sich nicht um Modeschmuck handelte, inzwischen kannte sie Will gut genug. "Die sind ja wunderschön", flüsterte sie überwältigt. "Genau das Richtige für dich", fügte Maggie hinzu, "leg sie doch gleich an." Maggie hatte Recht, aber Kate hatte dennoch Schwierigkeiten, ein so kostbares Geschenk anzunehmen. So etwas sollte man eigentlich aus Liebe überreichen, und nicht als Teil einer Scheinveranstaltung, die immer komplizierter zu werden schien. "Es wird Zeit, die Gäste zu begrüßen, bist du soweit?", fragte Will und hielt Kate die Hand hin. Kate schluckte, ihre Kehle war ganz trocken. Sie blickte ihre Schwestern und Tante Lorraine an und sagte: "Ja, natürlich." "Mädels" Kate wird so gegen halb neun heraufkommen, um sich umzuziehen. Ich vermute, ihr wollt ihr dabei helfen?" "Sollten wir vielleicht unsere Uhren vergleichen?", fragte Maggie schelmisch. Kate war überrascht. Maggie war normalerweise ziemlich still, aber in Wills Gesellschaft schien sie sich wohl zu fühlen. Alle lachten, dann gingen sie zur Tür. Es wurde Zeit, das Fest in Gang zu bringen. Will schaute auf die Uhr. Es war beinahe soweit. Er blickte sich um. Ah, da war ja Kate. Sie kam aufs Haus zu, und Maggie ging an ihrer Seite. "Du kannst deine Blicke wohl gar nicht von ihr lassen, was?", neckte ihn Peter Jacoby, ein alter Freund. "Aber das kann ich gut verstehen, sie ist eine echte Schönheit. Und ihre Schwestern sind auch nicht übel." Will lächelte. Ihm war schon aufgefallen, dass Peter den Großteil des Abends um Susan herumscharwenzelt war. "Freut
mich, dass du meinen Geschmack teilst. Hättest du übrigens Lust, mein Trauzeuge zu sein?" Peter schien erfreut zu sein. "Abgemacht. Aber was ist mit Charles? Ich dachte, ihr beiden ..." "Er spielt den Brautführer. Kates Vater starb vor drei Monaten, und sie hat keinen männlichen Verwandten", erklärte Will. "Ach so. Na klar, das mache ich gern. Habt ihr denn schon das Datum festgelegt? Ich möchte es mir gleich in meinem Kalender notieren." "Nicht nötig, sie findet jetzt sofort statt", sagte Will, der sich über das verblüffte Gesicht seines Freundes amüsierte. Er trat zum Podium und ging zum Mikrofon, das man dort montiert hatte und über das Will einige Zeit zuvor seine Braut allen Anwesenden vorgestellt hatte. "Meine Damen und Herren, darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?" In wenigen Worten verkündete er, was nun stattfinden würde, und verursachte damit einen kleinen Aufruhr unter den Gästen. Seine Mutter lächelte gequält. Das erste Lächeln, seitdem er sie am Nachmittag über sein Vorhaben informiert hatte. Mrs. Hardison war ganz sicher, dass der gesamte Abend ein Desaster werden würde. Statt dessen war bislang alles glatt und wunderbar gelaufen. "Also, wenn Sie sich vielleicht einige Minuten gedulden könnten ... dann werden wir unsere Verlobung sogleich in eine Hochzeit umwandeln." Das war das Signal für die Caterer, die Hochzeitstorte herbeizubringen, und für den Partyservice, die Stühle aufzustellen, so dass sie einen Halbkreis um die Tanzfläche bildeten. Will bat noch zwei andere Freunde, als Bräutigamsbegleiter zu fungieren.
Der Pastor trat hervor, schüttelte Will die Hand und bezog seine Stellung auf dem Podium. Will sah, wie Maggie von der Tür aus winkte. Das war das Signal dafür, den Musikern ein Zeichen zu geben. Will, seine Begleiter und der Pastor schauten nun erwartungsvoll zur Tür. Von dort kam Tori, ein zartes Rosenbouquet in der Hand, langsam auf sie zu. Will atmete tief ein. Meine Güte, gleich würde er verheiratet sein! Susan erschien mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen hinter Tori. Dann kam Maggie. Es gab eine kleine Pause, dann setzte der Hochzeitsmarsch ein. Charles stand neben der Tür und bot Kate, die nun in ihrem weißen Festkleid erschien, den Arm. Will hatte wenig Ahnung von Mode, aber er wusste, dass das Kleid, das Kate trug, wirklich etwas Besonderes war. Sie sah darin aus wie eine Prinzessin! Alle schauten staunend zu ihr hinüber, und sein Herz war stolzerfüllt. An ihrem Kopf war ein langer Schleier befestigt, der sich im Wind um ihre zarten Schultern wölbte und ihre Schönheit noch unterstrich. Als Kate Will erreichte, nahm er ihre Hand und zog sie neben sich. Er spürte, wie ihre Finger auf seinem Arm zitterten, und er drückte ihre Hand ganz leicht. Kate schaute ihn an. Ihre braunen Augen blickten ernst und ein bisschen fragend, ihren Mund umspielte ein leichtes Lächeln. Will musste daran denken, dass sie zunächst noch einen Rückzieher machen wollte, bei der Erwähnung des Geldes dann aber doch einverstanden gewesen war. Diese etwas bitteren Gedanken halfen ihm, wieder ruhiger zu atmen. Die Ehe war nur eine Scheinehe, das durfte er nicht vergessen. Nun vollzog der Pastor die Trauungszeremonie. Will hatte Ringe besorgt und sie Maggie überantwortet. Kate schien
überrascht zu sein, dass Will überhaupt einen Ring tragen wollte. Nun steckte sie ihm den Goldreif mit kühlen Fingern an. "Sie dürfen die Braut jetzt küssen", erklärte der Pastor lächelnd, nachdem die Zeremonie abgeschlossen war. Meine Braut, dachte Will. Er nahm Kate in die Arme und senkte seinen Mund auf ihren. Immerhin waren sie mit diesem Teil der Zeremonie schon vertraut. Kate küssen... das konnte er gut. Der Rest des Abends verging im Nu. Will war die ganze Zeit an Kates Seite. Er berührte sie, führte sie, hielt sie im Arm. Und ihr gefiel das. Alle kamen der Reihe nach und gratulierten ihnen. Wenn Will vorgehabt hatte, die Leute mit dieser Überraschungstrauung zu schockieren, hatte er sich in seinen Freunden geirrt. Sie schienen alle begeistert zu sein: Selbst Miriam gefiel das Ereignis offenbar. Vielleicht auch deshalb, weil sie dafür bewundert wurde, dass sie die Hochzeit in nur drei Tagen organisiert hatte. Kate und Will wechselten belustigte Blicke, als sie hörten, wie sie sich für alles loben ließ, was vorbereitet worden war. Will zog Kate enger an sich und flüsterte ihr ins Ohr: "Man sollte fast meinen, dass meine Mutter hier auch ihren Spaß hat!" "Mit so einer positiven Reaktion auf unsere Blitzhochzeit hast du wohl nicht gerechnet", neckte Kate ihn. "Na ja, immerhin wusste ich, dass sie irgendwann deine vielen Vorteile zu schätzen lernen würde, Schatz", gab er zurück und küsste ihr den Nacken. Kate erschauerte und wollte sich Will entziehen, aber er zog sie mit sich, um mit ihr einen langsamen Walzer zu tanzen, der gerade eingesetzt hatte. Selbst beim Tanzen klopften ihnen Gäste auf die Schulter, gratulierten ihnen und sagten, was für ein schönes Paar sie seien. "Wohin fahrt ihr denn in den Flitterwochen?", fragte plötzlich jemand.
Kate überließ die Antwort Will. Sie hatte sich kaum daran gewöhnt, nun verheiratet zu sein, wenn auch nur zum Schein, aber an Flitterwochen zu denken, das war ihr nicht in den Sinn gekommen. "Die verschieben wir", erklärte Will locker. "Wir sind gerade beide beruflich stark eingespannt und können nirgendwo hinfahren. Wir werden wohl hier flittern." Ein Mann nickte. "Der Ort ist auch ganz unwichtig. Meine Frau und ich sind damals gar nicht aus dem Hotelzimmer herausgekommen. Erst als wir wieder nach Hause fliegen mussten." Lachend entfernte er sich. Kate schaute verlegen auf Wills Hemd. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. "Tja, so ist das eben", sagte Will ratlos und zog Kate enger an sich, so dass sie ganz und gar in Körperkontakt miteinander waren. So ist das eben? Das war das Einzige, was er dazu sagte? Kate hatte sich eigentlich nie besonders für Sex interessiert. Ihre spärlichen Erfahrungen darin hätte man nicht welterschütternd nennen können. Seit sie Will kannte, hatte sich ihre Einstellung dazu jedoch geändert. Bei ihm empfand sie ein ständiges Verlangen ... was ihr beinahe Angst machte. Nie hätte sie sich vorgestellt, dass sie einen Mann so sehr begehren könnte. Das war ein Gefühl, bei dem ihr die Kontrolle zu entgleiten drohte. Es machte sie auf unangenehme Weise hilflos. Und wenn Will sie jetzt mit nach oben ins Schlafzimmer nähme, würde sie wahrscheinlich keinen Widerstand leisten! Dabei war es ganz unwichtig, dass ihre Ehe auf ein Jahr begrenzt war. Da gerade die ersten Gäste gingen und verabschiedet werden mussten, konnte sie nicht weiter darüber grübeln. Sie war müde und froh, dass der Abend allmählich zu Ende ging. Andererseits hatte sie große Angst davor, dann mit Will allein zu sein.
Will sah zu, wie Kate sich von ihren Schwestern und ihrer Tante verabschiedete. Sie waren die letzten Gäste, die das Haus verließen. Seine Mutter war schon weg. Er sagte ihnen noch, wie sehr er sich freute, Kates Verwandte kennen gelernt zu haben. Und das war keine Lüge. Sowohl von Maggie als auch von Susan war er sehr angetan. Ihre Tante Lorraine erinnerte ihn allerdings ein bisschen an seine Mutter. Die beiden Frauen hatten sich, nachdem sie sich anfangs eher misstrauisch begegnet waren, angefreundet und am Ende des Abends schon gemeinsam Pläne für die Zukunft geschmiedet. Will erschauerte. Das fehlte ihm gerade: noch eine Frau, die ihn dazu drängen würde, sich gesellschaftlich zu betätigen! Er musste sich mit Kate absprechen, so dass es gar nicht erst dazu kam. Als ihre Verwandten gegangen war, schloss Kate die Tür und lehnte sich erschöpft dagegen. "Was für ein Abend!" sagte sie. "Das war es wirklich, Mrs. Hardison. Aber es ist ja alles prima gelaufen." Kate fand es irgendwie seltsam, als Will sie Mrs. Hardison nannte. Ihr war bislang gar nicht klar gewesen, dass sie nun einen anderen Nachnamen tragen würde. "Bereit, ins Bett zu gehen?", fragte Will. Kate sah ihn erschrocken an. "Getrennt natürlich", versicherte er ihr. "Ich habe nicht vergessen, wie die Regeln lauten." Um das zu verdeutlichen, trat er ein paar Schritte zurück. "Ja, natürlich. Ich habe morgen früh um acht einen Termin mit dem Bauunternehmer." Es half Kate, sich auf solche Dinge zu konzentrieren. "Gut, dass wir keine wilde Sexnacht vor uns haben, nicht? Ich werde noch ein bisschen arbeiten. Die Vorbereitung des Festes hat mich eine Menge Zeit und Energie gekostet, vielleicht kann ich etwas davon aufholen."
Sie nickten sich zu. Kate fiel auf, dass Will sie mittlerweile gar nicht mehr ansah. Beide stiegen zusammen die Treppe hinauf. Wie merkwürdig, so im Hochzeitskleid hinaufzugehen, gefolgt von dem Mann, mit dem man verheiratet war, der einen aber nicht berührte und nichts Besonderes sagte ... Oben angekommen, lächelte Will verlegen. "Gute Nacht, Kate." Die Hochzeitsnacht war vorüber, noch ehe sie begonnen hatte. Fünf Tage später. Will hatte Kate während dieser Zeit kaum gesehen, da sie immer sehr lange im "Diner" arbeitete. Einmal war er dort hingefahren, um sich anzuschauen, wie weit sie gekommen war. Aber auch dabei waren sie kaum allein gewesen. Als er anbot, mit ihr zum Mittagessen zu gehen, lehnte sie ab. Sie sei zu beschäftigt, meinte sie. Ihm fiel auf, dass sie oft nervös wurde, sobald er in ihrer Nähe war. Da er fast immer erst gegen Mitternacht nach Hause kam, war Kate dann meist längst im Bett. Allerdings war er sich nicht sicher, ob er in der Lage wäre, einfach nur einen gemütlichen Abend mit ihr zu verbringen. "Will, kann ich dir mal etwas zeigen?", fragte Brian, ein Mitglied seines Vorstandes, als er Wills Büro betrat. "Ja, gern. Worum geht es?" Brian trug ein Tablett, auf dem sich mehrere Gerichte befanden. "Das sind die neuesten Tiefkühlangebote von Jacko Food. Ich möchte, dass du sie mal probierst." "Seit wann kümmerst du dich denn um Produktentwicklung?", fragte Will, der eine Art fritierten Happen mit Creme darauf vom Tablett nahm. "Mein Leute haben die Angestellten befragt, und da wurde dann dieses Produkt besprochen. Die Tochter des Besitzers
scheint es selbst entwickelt zu haben. Alle finden es schrecklich, aber kaum einer traut sich, das zu sagen." "Wir müssen also mit Einbußen rechnen, weil es da Vetternwirtschaft gibt?" "Ja, es sei denn, sie ändern den Geschmack. Wie findest du es?" "Scheußlich." Will nahm die Verpackung vom Tablett, die danebenlag, und las den Namen. "Snack-O-Squares?" "Alles, was sie produzieren, hat ein O im Namen." "Was schlägst du also vor?" "Ich dachte, du könntest Kate vielleicht mal um Rat fragen." Wills Gesicht wirkte plötzlich wie versteinert. Er wollte nicht zeigen, dass ihn der Gedanke beinahe erschreckte. Kate um Rat fragen! Das würde heißen, zu einer normalen Zeit nach Hause zu fahren, den Abend mit ihr zu verbringen... und das alles, ohne sie zu berühren. "Ich verstehe. Na ja, vielleicht tue ich das wirklich." Brian meinte: "Falls Kate eine Idee zur Verbesserung hat, könnten wir die Vetternwirtschaft vielleicht etwas untergraben." "Gut. Ich melde mich in ein oder zwei Tagen bei dir." Als Will nachmittags weit früher als sonst nach Hause fuhr, hatte er in seiner Aktentasche ein sorgfältig verpacktes Exemplar der Snack-O-Squares. Es gab sicher andere Möglichkeiten, das Problem mit diesem Produkt zu lösen, aber Brian war offenbar der Überzeugung, dass Kate als Fachfrau die geeignete Ansprechpartnerin war. Sie schaute ihn überrascht an, als er die Küche betrat. "Hallo! Arbeitest du heute gar nicht bis spätabends wie sonst?", fragte sie. "Doch, indirekt schon. Und was ist mit dir?" "Ich war so erschöpft, dass ich eine Pause brauchte. Also habe ich beschlossen, den heutigen Abend frei zu nehmen. Außerdem hatte Betty mich angerufen, um mir mitzuteilen, dass wieder Geschenke angekommen sind, eine ganze Ladung, die
sie im Wohnzimmer deponiert hat. Vielleicht sollten wir sie gemeinsam öffnen." "Geschenke?" "Ja, ich habe deswegen schon ein ganz schlechtes Gewissen", sagte Kate. "Sollten wir sie nicht einfach verpackt lassen und sie Ende des Jahres wieder zurückschicken?" Sie machte dabei ein so bedrücktes Gesicht, dass Will sie am liebsten getröstet hätte. Unwillkürlich streckte er die Arme nach ihr aus, nahm sie dann aber schnell wieder herunter. "Nein, ich finde, wir sollten sie ruhig aufmachen. Und uns schriftlich bedanken. Hast du übrigens schon Briefpapier bestellt?" Kate blickte ihn ratlos an. "Wieso?" "Das macht die Sache sehr viel einfacher. Du kannst ja morgen vorgedruckte Dankeskarten bestellen und Kuverts mit unserem Absender. Die sollen mir dann die Rechnung zuschicken." Kate machte ein merkwürdiges Gesicht, nickte aber. "Hast du schon gegessen? Wir könnten zusammen irgendwo hingehen." "Betty hat etwas in den Kühlschrank gestellt, das man nur aufzuwärmen braucht. Es ist ein Auflauf mit Hühnerfleisch, der ganz lecker aussieht. Ich kann ja einen Salat dazu machen." Das hörte sich ganz nach einem gemütlichen Abend an. "Na gut. Übrigens brauche ich gleich deine Hilfe. Wenn es dir recht ist, gehe ich eben duschen, dann helfe ich dir beim Abendessen machen." Es sah ganz so aus, als würde es ein längerer Abend werden. Und die ganze Zeit würde er Kate vor Augen haben - in einer zarten Bluse, mit weitem Rock und ihren wilden Locken. Und mit ihren weichen roten Lippen ... Schon begann sein ganzer Körper zu kribbeln. Er brauchte dringend eine kalte Dusche! Wenn er nur an Kates Lächeln und ihre haselnussbraunen Augen dachte, reagierte er sofort. Wo
blieb bloß seine Selbstbeherrschung? Wahrscheinlich brauchte er eine ziemlich lange kalte Dusche! Zwanzig Minuten später kam Will wieder die Treppe herunter. Kate hatte das Essen inzwischen fertig. "Macht es dir etwas aus, in der Küche zu essen?", erkundigte sie sich. "Ich habe mich daran gewöhnt, jeden Abend dort zu sitzen." "Nein, wirklich nicht. Tut mir Leid, dass ich dich hier immer habe allein essen lassen, aber ich war in der Firma sehr beschäftigt." Will schaute Kate an, er rechnete mit einem schmollenden Gesichtsausdruck. Aber sie stellte einfach den Salat auf den Tisch, setzte sich und sagte: "Kein Problem." Einige Minuten lang aßen sie schweigend. Dann fragte Will danach, wie es im "Diner" lief, und Kate erzählte ihm von den Tagesereignissen. Einige Male brachte sie ihn mit ihren Schilderungen zum Lachen. "Und du? War bei dir heute alles in Ordnung?", fragte sie. "Na ja, heute Nachmittag hat Brian mir eine Probe von Jackos neuestem Produkt mitgebracht." "Und was ist das?" "Ein sogenannter Snack-O-Square." Bis sie mit dem Essen fertig waren, stellte Kate, einige Fragen zu dem Thema, und Will bemühte sich, sie so detailliert wie möglich zu beantworten. Allmählich entspannte er sich. Kate war nicht nur unheimlich sexy, sondern auch eine äußerst angenehme Gesprächspartnerin. Schließlich holte er seine Tasche, nahm die Snack-O-Squares heraus und reichte sie Kate. Die schaute sich erst mal an, welche Zutaten auf der Packung vermerkt waren, dann betrachtete sie den Snack aufmerksam und biss hinein. Sogleich verzog sie das Gesicht derartig, dass Will laut auflachte. "Lass mich raten, was du davon hältst!" scherzte er.
"Das Zeug willst du doch wohl nicht etwa vermarkten?", erkundigte Kate sich besorgt. "Na ja, es ist eine etwas heikle Situation, da die Tochter des Besitzers es selbst erfunden hat. Und die ist sein ganzer Stolz. Brian wollte von dir wissen, ob du vielleicht einen Verbesserungsvorschlag hast." In Kates Augen blitzte es auf. Sofort dachte sie nach, holte einige Zutaten aus dem Kühlschrank und begann herumzuexperimentieren. Will stand währenddessen neben ihr. Kate probierte dies und das und gab Will gelegentlich etwas zum Probieren - wobei er Mühe hatte, dabei nicht gleich ihren ganzen Finger in den Mund zunehmen. Schließlich hörte Kate aber auf. Sie versprach, zu einem späteren Zeitpunkt weiter daran zu arbeiten. Erst mal wollten sie die Geschenke, die im Wohnzimmer lagen, auspacken. Eine Stunde später hatten sie eine lange Liste erstellt, auf der die Namen der Absender vermerkt waren. Kate seufzte. "Was bin ich froh, dass die Emanzipation so weit fortgeschritten ist, dass du wenigstens die Hälfte der Dankesschreiben übernehmen kannst." "Hey, ich habe nicht gesagt, dass ich das tue", protestierte Will. Kate lachte. "Oh, doch, das musst du aber. In unserem Vertrag steht, dass wir beide von der Abmachung gleichermaßen profitieren sollen. Es ist ja auch nicht so schlimm. Morgen bestelle ich vorgedruckte Antwortkarten, dann können wir uns jeden Abend eine bestimmte Anzahl vornehmen." "Ich arbeite immer bis spätabends", brachte Will ihr in Erinnerung. Irgendetwas in seiner Stimme irritierte sie. "Na gut", sagte Kate etwas spitz, "dann schreibst du sie eben im Büro." Und damit sprang sie auf, ließ das zerknüllte Einwickelpapier einfach liegen und stürmte zur Tür.
"Kate, warte doch!" rief Will und eilte ihr nach. Er erwischte sie gerade noch und zog sie wieder ins Zimmer. "Was willst du?" "Ich wollte dich nicht verärgern. Selbstverständlich übernehme ich meinen Anteil." "Also gut." Sie schaute ihn nicht an. "Was ist los?" "Nichts. Ich bin müde und möchte zu Bett gehen." Will sah auf die Uhr. Vor lauter Geschenkeauspacken hatte er ganz die Zeit vergessen. Es war schon fast Mitternacht. "Du hast Recht, das mache ich auch." Er wollte Kate begleiten, aber sie blieb stehen. "Was ist mit dem ganzen Durcheinander? Wir sollten vorher noch aufräumen." "Das kann Betty machen, dafür wird sie schließlich bezahlt. Sie hat ohnehin nicht viel zu tun." Er schob Kate weiter, und sie ging mit. Nie waren ihm die Stufen zahlreicher vorgekommen, während er nun Seite an Seite mit ihr hinaufging. Wann immer er sie berührte, schien seine Haut zu brennen. Als sie Kates Zimmer erreicht hatten, entzog sie ihm ihre Hand und sagte gute Nacht. Höchst ungern ließ er sie los. "Vielen Dank dafür, dass du dir Gedanken wegen der Snack-O-Squares machst", sagte er und schaute auf ihre Lippen. Kate lächelte flüchtig. "Ich werde mein Bestes geben." Heißes Begehren erfüllte ihn. Er berührte sie, rückte näher an sie heran. "Du findest ganz bestimmt etwas." Dann, als sei das unumgänglich, presste er seine Lippen auf ihre. Gierig zog er sie an sich. Er musste ihren Körper einfach spüren, während er sie küsste. Der letzte Kuss war schon fünf lange Tage her. Erst in diesem Moment fühlte er sich wieder ganz lebendig.
Aber Kate wich langsam zurück. "Will, wir sollten nicht... Du weißt doch, wie wir aufeinander reagieren, es ist einfach nicht besonders klug." Will wusste nur, dass er sie erneut küssen wollte, sie überall berühren, an sich drücken. Und Kate wehrte sich nicht. Sie legte die Arme um seinen Hals und reagierte auf ihn und auf das, was er tat. Plötzlich hob er sie hoch und trug sie in sein Schlafzimmer, hörte dabei aber nicht auf, sie zu küssen. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, alles verschwamm ineinander. Er wollte Kate, begehrte sie mehr als alles andere. Nachdem er sie aufs Bett und sich neben sie gelegt hatte, schob er ihr die Hände unter die Bluse. Und Kate streichelte und berührte ihn genauso zärtlich. Hastig zog er ihr erst das Oberteil aus und gleich darauf den Rock. Bald waren beide nackt, liebkosten sich, streichelten sich zärtlich und küssten sich leidenschaftlich. Als er schließlich sehr sanft in sie eindrang, durchströmte ihn ein unbeschreibliches Gefühl. So tief hatte er noch nie empfunden, noch nie war er so glücklich gewesen war wie jetzt. Kate war für ihn einfach der Inbegriff von Weiblichkeit. Der letzte Gedanke, den Will schließlich hatte, als ihn dann viel später der Schlaf überkam, war: "Jetzt sind wir wirklich verheiratet."
12. KAPITEL Kate lag neben Will und lauschte seinem Atem. Nach dem, was sie beide gerade erlebt hatte, fiel es ihr schwer, sich zu entspannen. Alles schien sich auf einmal geändert zu haben. Sie hatte so sehr dagegen angekämpft, nicht die Kontrolle zu verlieren. Aber bei Will war ihr das von Anfang an schwer gefallen. Wenn sie sich in einem Jahr scheiden ließen, würde sie vielleicht lernen, in seiner Gegenwart gelassen zu sein und sich nicht nach seinen Küssen zu sehnen. Vielleicht. Noch schockierender als das körperliche Verlangen, das sie bei ihm empfand, war das Bewusstsein, dass sie ihn wirklich liebte. Sie hatte ihn in den letzten Tagen so sehr vermisst! Es war so wunderbar, mit ihm zu sprechen, zu lachen, sich über Kleinigkeiten zu amüsieren. Und das Prickeln, das sie jedesmal empfand, wenn er sie berührte, trug natürlich zu dem Vergnügen bei, mit ihm zusammen zu sein. Wann immer er sie in die Arme nahm, wünschte sie sich, für immer bei ihm zu sein. Aber dann fiel ihr jedes Mal ein, dass er ja nicht wirklich ihre Liebe wollte, gar nicht erwartete, dass sie bei ihm bliebe. Sie hatte nur ein Jahr mit ihm. Es sei denn, sie würde es schaffen, seine Einstellung dazu zu ändern.
Beim Einschlafen kuschelte sie sich an ihn. Ihre letzten vagen Gedanken waren, dass sie ihn dazu bringen wollte, sie ebenfalls zu lieben. Will erwachte, als die Sonne gerade aufging. Eine Sekunde lang fragte er sich, wieso er sich so gut fühlte, aber als er Kate neben sich spürte, war die Antwort klar. Während er ihr rosiges, verschlafenes Gesicht betrachtete, packte ihn plötzlich ein furchtbarer Schreck. Meine Güte, was hatte er getan! Er hatte doch gewusst, dass er sich von ihr hätte fern halten sollen! Das war Brians Schuld. Der hatte ihn dazu aufgefordert, Kate um Rat zu fragen. Wenn es nach ihm, Will, gegangen wäre, hätte er um Kate weiterhin einen Bogen gemacht! Aber ein ganzes Jahr lang? Will war zu ehrlich, um sich einzureden, dass er das geschafft hätte, ohne sich von seiner Sehnsucht nach Kate hinreißen zu lassen. In dem Moment bewegte sie sich, drängte sich an ihn. Will versuchte, nicht darauf zu reagieren. Was war denn nur los mit ihm? Glaubte er etwa, dass Kate ihn wirklich liebte? Natürlich nicht. Das war eine rein sexuelle Angelegenheit. Kate hatte es selbst gesagt. Um ihn ging es ihr nicht. Und bei ihm war es natürlich ebenfalls nur reine Lust gewesen. Aber sein Magen zog sich zusammen, als wolle er ihn eines Besseren belehren. Nein, Will wollte sich nicht in Kate verlieben, das durfte nicht passieren! Frauen waren ja nur auf Geld aus. Aus genau dem gleichen Grund hatte Kate seinen Heiratsantrag angenommen. Er hätte wissen müssen, dass sie alles tun würde, um an Geld zu kommen. Das gleiche Kaliber wie seine Mutter! Langsam packte ihn der Zorn. Jetzt hatte Kate auch noch Anrecht auf die Hälfte seines Vermögens! Aber dafür würde nicht nur eine Nacht reichen. Das Geld sollte sie sich noch verdienen!
Als Kate erwachte, spürte sie Wills Mund auf ihren Lippen, seine Hände an ihrem Körper und fühlte außerdem deutlich seine neu erwachende Lust. "Will", flüsterte sie, und ihr Mund suchte seinen. Und schon waren wieder alle Zweifel über diese Ehe und Wills wahre Gefühle wie weggewischt, Kate empfand nur noch reines Begehren. Später, als er neben ihr lag und wieder ruhig atmen konnte, streichelte sie seine Brust. Doch auf einmal schob er ihre Hand weg. "Nicht nötig, Kate, jetzt hast du ja, was du wolltest. Ich werde allerdings für die Zeit unserer Ehe ein gewisses Entgegenkommen von dir erwarten, wenn auch nicht mehr als zweimal pro Nacht." Kate setzte sich auf. "Was sagst du da?", fragte sie verwirrt. Will drehte sich zur Seite, stand auf und ging in Richtung Bad. "Ich spreche von den Millionen, die du dir heute Nacht verdient hast. Ich wette, du machst dich insgeheim darüber lustig, wie leicht ich in meine eigene Falle geraten bin." Noch bevor sie antworten konnte, schlug er die Tür hinter sich zu. Kate legte sich wieder hin. Als sie begriff, was Will damit gemeint hatte, wurde ihr beinahe schlecht. Er glaubte anscheinend, sie hätte ihn verführt, um an sein Geld zu kommen! Dass er so eine geringe Meinung von ihr hatte, tat ihr schrecklich weh. Ihre Ehe würde in einem Jahr enden, und Will hatte offenbar keine Absicht, daraus eine echte Beziehung zu machen. Nicht einmal, nachdem sie eine solche Liebesnacht erlebt hatten! Kate hatte plötzlich das Gefühl, dass Will sie am liebsten sofort wieder losgeworden wäre. Wie blind griff sie nach ihrer Kleidung, die verstreut auf dem Boden lag. Sie presste die Sachen an sich und lief aufschluchzend aus dem Zimmer. Jetzt mochte sie ihm nicht begegnen.
Nachdem sie geduscht und sich ausgeweint hatte, hatte sie sich allmählich wieder unter Kontrolle. Als sie aus der Dusche trat und nach dem Handtuch griff, hörte sie Schritte im Flur. Ihr klopfte das Herz. Die Schritte verhielten. Dann führten sie die Treppe hinunter. Kate blieb so lange in ihrem Zimmer, bis sie eine halbe Stunde später hörte, wie Will in seinem Wagen wegfuhr. Inzwischen hatte sie ihre Sachen zusammengepackt, die sich im Schrank befanden. Ein paar Kartons standen in der Garage, da müssten sie auch erst mal bleiben. Aber in dieses Haus, zu diesem Mann wollte sie nicht zurückkommen. Ihre Träume waren zerstört. Sie schleppte zwei Koffer nach unten, stellte sie neben die Eingangstür und bestellte ein Taxi. Will hatte ihr in der Woche nach der Hochzeit ein neues Auto gekauft, weil er scherzte, Pops alter Chevrolet würde die Auffahrt verschandeln. Kate hatte gelacht und den Wagen angenommen, da ihm das Geschenk Freude zu machen schien. Aber nun wusste sie es besser. Sie ließ auch den Schmuck, den er ihr gekauft hatte, auf der Kommode in ihrem Zimmer. Sie wollte nichts mitnehmen. "Betty, ich möchte heute nicht frühstücken", sagte sie so gelassen wie möglich zur Haushälterin. "Aber es ist doch alles fertig!" Wenn ich jetzt etwas esse, wird mir schlecht, dachte Kate nur. "Tut mir Leid, Betty." Als sie einen Wagen kommen hörte, eilte sie zur Haustür. "Ich muss jetzt gehen." "Aber es kommt doch gerade jemand! Falls es noch mehr Geschenke sind, sollten Sie sie entgegennehmen." "Ja, das mache ich. Und ... vielen Dank für alles, Betty." Die Haushälterin war von Anfang an sehr freundlich zu ihr gewesen, und Kate wollte nicht gehen, ohne sich dafür erkenntlich zu zeigen.
"Na, Sie haben doch gar nichts gegessen", sagte Betty, über deren faltiges Gesicht ein Lächeln huschte. Nun konnte Kate gar nichts mehr sagen, da ihr Tränen in die Augen stiegen. Eilig verließ sie die Küche, öffnete die Tür und reichte dem Taxifahrer die Koffer hinaus. Als er einstieg, saß sie schon auf dem Rücksitz, die Augen geschlossen und die Handtasche an sich gepresst. "Wohin, Lady?" "Zum ,Lucky Charm Diner' in der Wornall Avenue." "Ich glaube, der ist geschlossen." "Ja, ich weiß." Von dort aus würde sie Maggie anrufen, um sich von ihr abholen zu lassen. Will würde sie vermutlich innerhalb von ein oder zwei Tagen finden, aber das gab ihr immerhin ein bisschen Zeit zum Nachdenken. Auch darüber, was sie eigentlich für Will Hardison empfand: Ihren Ehemann. Nach dem Mittagessen versuchte Will, sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren. Der Vormittag war schrecklich gewesen. Einerseits bereute er es, seiner Lust nachgegeben zu haben, andererseits hatte er in Kates Armen ein unvergleichliches Glücksgefühl empfunden. Sich selbst gegenüber mochte er jedoch nicht zugeben, dass seine Gefühle über ein rein sexuelles Begehren hinausgingen. "Ihre Haushälterin ist auf Leitung eins", teilte seine Sekretärin ihm über die Sprechanlage mit. "Betty, ist irgendwas nicht in Ordnung?", fragte er, nachdem er den Hörer aufgenommen hatte. Sie rief ihn sonst nie im Büro an. "Ich weiß nicht, Will, ich wollte gerade oben die Zimmer in Ordnung bringen und stellte fest, dass Kates Zimmer leergeräumt ist. Aber ihr neuer Wagen steht noch in der Auffahrt."
Will runzelte die Stirn. Kate hatte sich also schon die Freiheit genommen, zu ihm in sein Zimmer zu ziehen? Darum hatte er sie doch gar nicht gebeten! Das war doch ... "Und als ich in Ihr Zimmer kam, fand ich dort den Schmuck, den Sie ihr geschenkt haben, auf der Kommode. Was soll ich damit machen?" Auf einmal packte Will ein heftiger Schreck. "Ich komme sofort." Will konnte Bettys Beobachtungen nur bestätigen. Er stand in seinem Schlafzimmer und überlegte hastig, was er tun sollte. Als Erstes musste er mit Kate sprechen. Und er wusste auch, wo er sie finden würde. Schließlich war ihr nichts wichtiger als der "Diner". Aber als er dort ankam, merkte er, dass er sich getäuscht hatte. Kate war zwar dagewesen, hörte er von den Handwerkern, aber sie war auch schon wieder weggefahren. Mit einer dunkelhaarigen Dame. Also mit Maggie. Vergeblich versuchte er, über die Auskunft deren Nummer herauszubekommen. Sie stand nicht im Telefonbuch. Verunsichert rief er seine Mutter an. Auch die hatte Maggies Nummer nicht. Wozu er die denn brauchte? Und wieso er denn Kate nicht danach fragte? Will antwortete nicht, sondern verabschiedete sich und legte auf. Dann stieg er in seinen Wagen und fuhr in Richtung Plaza. Er ahnte, an wen Kate sich letztlich wenden würde. In Charles' Büro beichtete Will, was passiert war. Es war nicht gerade angenehm, von seinem besten Freund als Volltrottel beschimpft zu werden. "Ich weiß", gab er geknickt zu, "es war idiotisch, die Abmachung so zu formulieren. Und idiotisch von mir zu glauben, dass ich ihr widerstehen könnte." "Und was soll ich nun tun?", fragte Charles.
"Kann man denn überhaupt irgendwas tun?" "Wir könnten sie wegen unlauterer Methoden belangen und versuchen, eine außergerichtliche Einigung zu erzielen. Das wird dich zwar eine Stange Geld kosten, aber immerhin nicht die Hälfte deines Vermögens." Will musste daran denken, dass Kate in jenem schicksalhaften Moment sogar noch versucht hatte, ihn zurückzuhalten. Er war derjenige gewesen, der sie hochgenommen und sie ins Schlafzimmer getragen hatte! "Will, was hältst du davon?" Wills Wangen hatten sich gerötet. "Nichts. Ich, äh, finde, wir sollten sie nicht wegen Betruges belangen. Aber vielleicht doch über eine außergerichtliche Einigung verhandeln." "Also gut. Wo erreiche ich sie?" "Keine Ahnung." Charles zog eine Braue hoch. "Woher weißt du dann, ob sie dich verlassen hat? Vielleicht ist sie nur einkaufen gefahren." "Sie hat sowohl ihren Schmuck als auch ihren Wagen zurückgelassen." "Und keine Nachricht?" Will schüttelte den Kopf. "Soll ich einen Detektiv anheuern, damit er sie findet?" "Ich glaube, das ist nicht nötig. Bestimmt wird sie sich mit dir in Verbindung setzen, um herauszufinden, wie sie an das Geld kommt. Sag mir Bescheid, sobald sie sich meldet." Zwei Tage lang blieb Kate in Maggies kleiner Wohnung und regelte alle Probleme mit dem "Diner" per Telefon. Oft starrte sie nur ins Leere und wischte sich das Gesicht ab, das von all den Tränen gerötet war. Was für ein Dummkopf war sie nur gewesen, sich in einen Mann zu verlieben, der sie gar nicht wollte! Ihm nicht nur ihren Körper, sondern auch noch ihr Herz zu geben, obgleich er sie in einem Jahr wieder wegschicken wollte!
In der zweiten Nacht fragte Maggie, die die ganze Zeit nur auf Zehenspitzen um ihre Schwester herumgeschlichen war, schließlich: "Und was willst du nun tun?" "Ich weiß es nicht", sagte Kate mit heiserer Stimme. "Ich habe ja noch meine Ersparnisse. Willst du ihm nicht lieber alles zurückzahlen? Ich könnte ..." Kate sah ihre Schwester bedrückt an. "Meinst du wirklich, dass ich all dein hart verdientes Geld nehmen kann, Maggie? Ich verspreche, es dir zurückzuzahlen, aber ich habe keine Ahnung, wie lange es dauern wird." Maggie umarmte sie. "Ich möchte nur, dass du wieder glücklich bist." "Ich habe ja noch nicht alles ausgegeben, was er mir geliehen hat. Ich könnte erst mal die Renovierungsarbeiten stoppen, mir einen festen Job suchen und dann ..." "Nein! Du hattest ganz Recht, Kate, du wirst mit dem ,Diner' Erfolg haben. Gib also deinen Traum nicht auf. Zahl ihm erst mal die fünfundzwanzigtausend von mir zurück, und den Rest kannst du ihm in Raten erstatten. Er gibt dir sicher ein paar Jahre Zeit dafür, schließlich ist er ja kein armer Mann." Maggies Vertrauen in sie wärmte Kate innerlich. Gemeinsam arbeiteten sie ein Angebot aus, das Kate Will vorlegen würde. Am nächsten Morgen erschien Kate in Toris Kanzlei. Sie trug wieder das blaue Kostüm, in dem alles so schicksalhaft begonnen hatte. Nachdem sie berichtet hatte, wie es um die Dinge stand, fragte Tori: "Bist du dir auch im Klaren darüber, worauf du da verzichtest?" Kate, die an Will dachte und daran, dass nun keine Chance mehr bestand, je wieder mit ihm zusammenzukommen, nickte unter Tränen. Dabei hatte sie geglaubt, nach den vergangenen Tagen nie mehr weinen zu können ... "Es ist ein Haufen Geld", mahnte Tori. "Geld? Du sprichst von Geld? Darum geht es doch gar nicht, Tori, ich will sein Geld nicht."
Seufzend nahm Tori den Hörer auf und rief bei Charles im Büro an. Sie wurde sofort durchgestellt und verabredete ein Treffen mit ihm. In einer halben Stunde. "Ich komme mit", meinte Kate. "Das ist nicht nötig. Bestimmt können wir ..." "Nein, ich möchte sichergehen, dass Charles absolut versteht, was ich will." Tori akzeptierte Kates Entscheidung. Will stand am Fenster in Charles' Büro und schaute in den sonnigen Herbsthimmel hinaus. Als der Anwalt Will vor einer halben Stunde angerufen und ihm gesagt hatte, dass Tori auf dem Weg zu ihm sei, hatte er alles stehen und liegen lassen und war zu ihm gefahren. Während sie auf Tori warteten, wuchs seine Nervosität. "Ist dir klar, dass es ziemlich schlecht für dich ausgehen kann?", fragte Charles. "Lass mich reden. Tori ist nicht dumm, außerdem sind die beiden im Recht." "Ich weiß. Meinst du, Kate kommt auch?" "Dafür gibt es keinen Grund. Ich weiß auch gar nicht, wieso du eigentlich hier bist, vertraust du mir nicht?" "Doch, aber ..." "Mr. Wilson, Miss Herring ist da", meldete seine Sekretärin über die Sprechanlage. "Danke, schicken Sie sie herein." Charles erhob sich, und auch Will wendete sich der Tür zu. Die letzten beiden Tage hatte er dauernd an Kate gedacht, wie es ihr wohl gehen mochte und ob sie ihn nun hasste. Außerdem wollte er wissen, was sie jetzt vorhatte ... und wie viel ihn das kosten würde. Und was er wohl noch für sie empfinden würde. Die letzte Frage wurde in dem Moment beantwortet, als die Tür sich öffnete und Kate und Tori das Büro betraten. Will schaute sofort sehnsuchtsvoll zu ihr hin. Er bemerkte die Ringe unter ihren Augen. Sie schien auch nicht glücklich zu sein.
Charles begrüßte die beiden Damen. Kate nahm Will erst wahr, als er vom Fenster zurückkam. Ihr Gesicht wurde so blass, dass er dachte, sie würde gleich in Ohnmacht fallen. Tori und Charles sorgten erst mal dafür, dass Kate sich setzte. Dann sagte Charles freundlich: "Mein Mandant wollte Sie nicht erschrecken, Kate." Warnend schaute er zu Will hin. Will hoffte, dass Kate ihn ansehen würde. Er wollte wissen, was in ihr vorging, wollte die Geldgier in ihrem Blick sehen. Damit sein Herz endlich aufhören würde, wie wild zu klopfen und sein Körper aufhören würde, sich nach ihr zu sehnen. Und damit er sich selbst davon überzeugen könnte, dass er sie gar nicht liebte. Aber Kate schaute ihn nicht an. Erst gab es ein beklemmendes Schweigen, dann sprachen beide Anwälte auf einmal. Charles nickte Tori zu: "Ladies first." Tori holte tief Luft, dann sagte sie: "Wir sind wegen des Ehevertrags hier." Will konnte nicht umhin zu sagen: "Das ist ja eine Überraschung." Charles, der ihn mahnend ansah, sagte sachlich: "Natürlich. Wir haben schon erwartet, dass Sie uns kontaktieren würden. Mein Mandant hat die Abmachung unterschrieben und ist durchaus bereit, sie genau einzuhalten. Angesichts der... äh, Umstände sollten Sie sich aber vielleicht zu einem Vergleich bereit finden." Tori wechselte einen Blick mit Kate. Dann sprach Kate. "Welche Umstände?" Will erschrak. Charles würde doch nicht etwa behaupten, dass Kate ihn verführt hatte, oder? "Ich vermute, dass das, was passiert ist, von beiden Parteien so gewollt war, Kate. Einhundertfünfzig Millionen scheinen mir etwas übertrieben zu sein für ein bisschen Spaß." Kate wurde wieder blass, und Tori protestierte: "Ihr Mandant hat den Vertrag schließlich unterschrieben."
Das war es also. Es geht ihr nur ums Geld, dachte Will. Jetzt konnte er also Kate ruhigen Gewissens verachten, oder? Aber wieso war er nicht außer sich? Wieso ging er nicht und überließ diese widerliche Verhandlung seinem Anwalt? "Richtig, allerdings ...", begann Charles. Aber Tori ließ ihn gar nicht ausreden. Sie nahm einen Scheck aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch. "Sie missverstehen uns, Mr. Wilson, meine Mandantin möchte Mr. Hardisons Geld gar nicht. Sie bietet ihm einen Scheck über fünfundzwanzigtausend Dollar an und eine Ratenzahlung über die andere Hälfte. Sie bittet nur darum, dass Mr. Hardison ihr etwas Zeit mit der Rückzahlung des Kredites lässt." Beide Frauen schauten Charles an. Der saß wie erschlagen da. Auch Will konnte kaum glauben, was er da gehört hatte. "Wie bitte? Habe ich Sie richtig verstanden?", hakte Charles nach. "Ja, das haben Sie", erklärte Tori fest. Charles wendete sich nun an Kate. "Sie verzichten also auf alle finanziellen Ansprüche? Ich will ja nicht plump klingen, aber immerhin geht es um eine ziemliche Stange Geld." "Ich verzichte auf das Geld", bestätigte Kate. "Aber Mr. Hardison hat doch gesagt..." "Ich weiß, was er gesagt hat. Aber es gibt für mich keinen Grund, auf Einhaltung dieser Klausel zu bestehen. Ich möchte den Vertrag einfach nur annullieren lassen ... und mich obendrein für die Mühe, die Sie damit hatten, entschuldigen." Will runzelte die Stirn. Wusste Kate denn gar nicht mehr, was sie unterzeichnet hatte? "Kate, dir ist doch wohl klar, dass du einen rechtlichen Anspruch auf das Geld hast." "Nein, das habe ich nicht", widersprach sie. "Du leugnest also, was zwischen uns geschehen ist?" Er konnte sich das gar nicht vorstellen.
"Will, auf wessen Seite bist du eigentlich?", fragte Charles ernst. Kate schaute nur Charles an. "Wenn Ihr Mandant einverstanden ist, wäre ich sehr dankbar, wenn wir uns einigen könnten." "Unter den gegebenen Umständen", fügte Tori hinzu, "halte ich das Angebot für mehr als großzügig." "Und was ist mit dem Kleid, dem Schmuck und dem Auto? Willst du das etwa auch nicht?" Will trat einen Schritt vor. Nach wie vor blickte Kate nur Charles an und sagte: "Diese Dinge gehören mir nicht." "Ich habe sie dir geschenkt, verdammt noch mal!" entfuhr es Will. Er beugte sich vor, weil er hoffte, dass sie ihn dann endlich ansehen würde. "Bitte sorgen Sie dafür, dass Ihr Mandant sich zurückhält", verlangte Tori, die sich beschützend vor Kate stellte. "Will, geh bitte einen Schritt zurück", sagte Charles und stand auf. Will, der glaubte, nicht länger in Kates trauriges, wie versteinertes Gesicht sehen zu können, ohne sie zu berühren, riss sich zusammen und ging wieder ans Fenster. "Vielleicht sollten wir den Vertrag einfach hierlassen. Sie können mich ja in ein oder zwei Tagen über die Antwort Ihres Mandanten informieren", sagte Tori, stand auf und zog Kate mit sich. "Danke, dass Sie uns Ihre Zeit gewidmet haben." "Tori, warten Sie!" rief Charles und eilte ihr nach. Will, der Kate am Gehen hindern wollte, stieß mit ihm zusammen. Die beiden Frauen erreichten in dem Durcheinander beinahe gleichzeitig die Tür. Als Tori die Hand schon auf dem Griff hatte, konnte Will Kate gerade noch am Arm packen. "Was tust du da eigentlich, Kate?", fragte er heiser. "Lassen Sie bitte meine Mandantin los!" forderte Tori. "Tori, er tut ihr schon nichts", beruhigte Charles sie.
Kate schloss die Augen und wendete sich so weit wie möglich ab. "Ich möchte mit meiner Frau allein sprechen!" Zum ersten Mal schaute Kate ihn nun an, als begriffe sie erst jetzt, dass er ebenfalls anwesend war. "Bitte nicht", flüsterte sie, und tiefer Schmerz lag in den beiden Worten. "Will, ich glaube nicht...", begann Charles. "Meine Mandantin möchte nicht..." "Ich unterschreibe die Abmachung nur, wenn ich sie vorher unter vier Augen sprechen darf." "Bist du verrückt, Will?" Charles war fassungslos. "Sie bietet dir die Möglichkeit davonzukommen!" Will schaute in Kates braune Augen und auf ihre zitternden Lippen. "Entweder du sprichst jetzt allein mit mir, Kate, oder du bist eine wohlhabende Frau." Charles stöhnte auf, aber Will berührte das nicht weiter. Endlich hatte er begriffen, wie Kate wirklich war. Und was mit ihm selbst los war. Er sah ihr an, dass sie ihre ganze Kraft zusammennahm. Dann nickte sie. Ohne den Blick von Kate zu nehmen, gab Will Tori und Charles ein Zeichen, dass sie gehen sollten. "Kate, bist du sicher?", fragte Tori besorgt. Wieder nickte Kate, die Will nun unverwandt anschaute. Leise schloss sich die Tür hinter den beiden Anwälten. Sobald ihre Klienten allein waren, holte Will, der kaum zu atmen gewagt hatte, tief Luft. "Danke." Kate schluckte, sagte aber nichts. "Erklär mir bitte, warum." Kate antwortete nicht sofort, schaute ihn aber weiterhin an. Schließlich sagte sie: "Will, ich möchte dein Geld nicht." "Aber um es zu bekommen, hast du dich doch mit allem einverstanden erklärt!"
"Das habe ich nur gemacht, um einen Kredit zu bekommen, nicht um dich zu übervorteilen!" "Die Abmachung war doch meine Idee. Wieso soll ich dir dann nicht die verabredete Summe zahlen?" Kate krampfte ihre Finger um die Stuhllehne. "Will, nimm doch bitte meinen Vorschlag an. Ich verspreche auch, dir alles zurückzuzahlen." "Hat Maggie dir ihre Ersparnisse angeboten?" Sie nickte. "Das kann ich nicht annehmen, Kate, das weißt du genau." Ihre Schultern sanken. "Dann gebe ich dir das, was ich noch habe. Es sind beinahe zwanzigtausend, den Rest zahle ich dann in Raten ab." "Und dann gibst du deinen Traum auf? Hörst damit auf, den ,Diner' zu renovieren?" Kate schaute Will auf einmal wütend an. "Was willst du eigentlich von mir? Ich habe doch gar keine andere Wahl! Falls du eine bessere Idee hast, lass es mich wissen." "Ich habe noch nie eine Frau kennen gelernt, die lieber arm geblieben ist, statt zu einem Vermögen zu kommen!" "Das wäre einfach nicht anständig!" sagte Kate und ging zur Tür. Will verstellte ihr den Weg. Ihm war plötzlich ganz leicht ums Herz, als ihm bewusst wurde, was für einen Schatz er da entdeckt hatte! Wie reich er sich plötzlich vorkam! Selbst wenn er jeden Pfennig verlöre, würde das nichts an diesem Gefühl ändern! "Kate, wenn du wüsstest, wie gut mir das tut! Fühl mal, wie schnell mein Herz schlägt." Er nahm ihre Hand und drückte sie an seine Brust. Kate wollte sich losmachen, aber er ließ es nicht zu. "Will, bitte nicht, ich kann einfach nicht mehr." Ihre Stimme klang beinahe kläglich.
Aber er zog Kate einfach an sich und flüsterte: "Ich kann auch nicht mehr." Seine Lippen berührten ihre, und er küsste sie so zärtlich wie noch nie jemanden in seinem Leben, immer wieder. Er umschlang sie und drückte sie so fest an sich, als wolle er eins mit ihr werden. Dann sagte er innig: "Ich habe dich so vermisst, Mrs. Hardison, bitte sag mir, dass du zurückkommst, ich brauche dich." Gerade wollte er sie erneut küssen, da legte Kate ihm die Hand auf die Brust. "Für wie lange?" Ratlos schaute er sie an. "Wie meinst du das?" "Unsere Abmachung gilt für ein Jahr. Wenn ich das immer vor Augen habe, möchte ich lieber nicht mehr zurückkommen, Will." Er barg das Gesicht in ihrer Halsgrube. "Den Vertrag zerreißen wir. Ich möchte, dass du für alle Zeiten bei mir bist, Kate O'Connor. Willst du meine Frau sein? Mit allem, was das bedeutet?" Kates Augen füllten sich mit Tränen, aber Will hoffte, dass es diesmal Tränen des Glücks waren. "Schenk mir nur dein Herz, Will, das ist das Einzige, was für mich zählt." "Mein Herz gehört dir schon seit langem, Kate Hardison." Er küsste sie erneut und schaffte damit endgültig jeden Zweifel an seiner Liebe aus dem Weg. Kate erwiderte seine Zärtlichkeiten und zeigte damit, dass auch sie für alle Zeiten zu ihm gehörte.
EPILOG "Du hast dir wirklich einen schlechten Zeitpunkt hierfür ausgesucht, Kathryn", beklagte sich Miriam. "Die Party bei den Kavanaughs ist sehr wichtig." Kate wunderte sich nicht über ihre Schwiegermutter. Was ihren eigenen neugegründeten Partyservice anging, so nahm Miriam es immer äußerst genau. "Mach dir keine Sorgen, die Soßen sind schon fertig und eingefroren, und meine Assistentin schafft alles andere allein." "Ah, gut", sagte Miriam, als sie auf die Liste blickte, die sie immer dabei hatte. "Mutter, willst du Kate denn gar nicht dazu gratulieren, dass sie dir einen Enkel geschenkt hat?", fragte Will und nahm die Hand seiner Frau. Miriam schaute verwirrt auf. "Oh, doch, natürlich hat sie das gut gemacht. Kathryn ist ja äußerst kompetent. So, nun muss ich aber los. Wir sprechen uns morgen noch einmal wegen des genauen Zeitplans." Nachdem die Tür sich hinter seiner Mutter geschlossen hatte, lächelte Will. "Weißt du noch, wie ich dich vor unserem ersten Treffen davor gewarnt habe, wie schwierig meine Mutter ist?" "Ja, das hast du. Aber du musst zugeben, dass sie dich mit gesellschaftlichen Pflichten kaum noch belästigt, seitdem wir verheiratet sind."
"Na ja, weil sie nun viel zu sehr damit beschäftigt ist, Feste für die gesamte Stadt zu organisieren." "Und meine Catering-Firma nimmt sie dabei regelmäßig in Anspruch." "Dazu hat sie ja auch allen Grund, da sie die Beste von allen ist." Will küsste Kate. "Du solltest lieber noch ein bisschen schlafen, bevor das kleine Wunder, das du produziert hast, aufwacht und gestillt werden möchte." Kate lächelte, und beide schauten hinüber zur Wiege, die neben dem Krankenhausbett stand. "Er ist süß, nicht wahr?" Will küsste sie wieder. "Ja", seine Stimme klang heiser, "er ist fast so süß wie seine Mutter." Will dachte daran, wie es vor einem Jahr gewesen war, als Kate so urplötzlich in sein Leben gestürmt war. Damals war er einsam und verbittert gewesen und davon überzeugt, dass sich daran nichts ändern würde. Aber Kate, mit ihrer Fürsorge für ihre Familie und dem unerschütterlichen Ziel, ihrem verstorbenen Vater mit dem ,Diner' eine Art Denkmal zu setzen, hatte Will mehr Glück gebracht, als er es sich je hätte träumen lassen. "Schlaf gut, Kate, ich werde dich heute Abend vermissen, aber Duke und ich kommen schon zurecht. Ich komme morgen früh wieder." "Du meinst, es wird dir fehlen, etwas Dickes und Rundliches mit im Bett zu haben, das ordentlich Platz wegnimmt", scherzte sie. "Nein", sagte er ernst, "ich werde dich vermissen, Kate. Ich möchte am liebsten immer bei dir sein, aber zum Wohle unseres Kleinen werde ich eine Nacht lang auf dich verzichten." Er küsste sie noch einmal - und spürte sogleich, wie sehr ihn das erregte. "Oje, wenn ich nicht bald gehe, komme ich gleich hier noch mit in dein Bett, und damit würde ich die Krankenschwestern schwer schockieren."
Kate küsste ihn noch einmal, dann schob sie ihn weg. " Geh jetzt, und erledige so viel Arbeit wie möglich, damit du mindestens eine Woche lang nicht mehr daran denken musst, wenn ich wieder zu Hause bin." "Mach' ich." Im vergangenen Jahr hatte Will so viel gearbeitet, dass er sich dieses Jahr viel Zeit zu Hause gönnen würde, um mit Kate zusammen zu sein. Und nun auch mit dem Baby. Und wenn sie Gottes Segen hätten, würden es eines Tages noch mehr Kinder werden. Und das alles, weil er so verrückt gewesen war, Kate spontan zu heiraten - um nun für alle Zeiten bei ihr zu bleiben!
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