Karl zum Winkel
KÖPFE, SCHLANGEN, PYRAMIDEN IN LATEINAMERIKA
Alte Kulturen von Mexiko bis zur Osterinsel
Kehrer Verl...
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Karl zum Winkel
KÖPFE, SCHLANGEN, PYRAMIDEN IN LATEINAMERIKA
Alte Kulturen von Mexiko bis zur Osterinsel
Kehrer Verlag Heidelberg
Frontispiz S. 2 1 Olmeken. Riesenkopf
La Venta Nr. 1. Menschen- und katzenartige Merkmale mit flacher Nase, wulstigen Lippen, fallenden Mundwinkeln. Durch Pflöcke verlängerte Ohren, helmartige Kopfhaube. Basaltmonolith 1000 – 800 v. Chr. Hohe 2,41 m, Umfang 6,40 m, Gewicht 25 Tonnen. Villahermosa, La Venta Park Museum, Mexiko.
INHALT
EINLEITUNG.....................................................................................................
9
LEBENSRAUM UND ENTFALTUNG DER ALTAMERIKANER ................. 15
Tropenwald, Wüste, Hochgebirge ............................................................ 15 Paläoindianer, Feldbau, kulturelle Entfaltung ........................................... 16 Kontakte mit Übersee ............................................................................... 18 Mythos, Raum- und Farbgefühl................................................................ 20 Spanische Eroberungen ............................................................................. 22 Lateinamerika............................................................................................ 25
KUNST UND KULTUR IN MESOAMERIKA................................................. 26
Sprachen, Brauchtum, Idole und Portraits ................................................ 26 Baukunst ................................................................................................... 30 Symbole .................................................................................................... 34 Chronologie ............................................................................................. 35 Olmeken......................................................................................................... 36 Präklassik in Zentralmexiko ...................................................................... 36 Mystische Bauwerke und Megalithen in La Venta ................................... 37 Kolossalköpfe ........................................................................................... 38 Skulpturen und Masken aus Stein und Jade ........................................... 40 Mutterkultur für Mesoamerika ................................................................. 43 Maya............................................................................................................... 45 Geographie, Klima .................................................................................... 45 Entwicklung der Kultur und Schrift.......................................................... 46 Götterbilder, Sitten ................................................................................... 50 Tikal, übet ein Jahrtausend heilige Stadt .................................................. 53 Copán, faszinierende Metropole von Fürsten und Astronomen ................ 55 Zoomorphe Blöcke und Stelen in Quirigua .............................................. 58 Malerisches Juwel Palenque....................................................................... 59 Yucatan und das Tor zur Renaissance ...................................................... 61
Höhepunkt der Architektur in Uxmal ...................................................... 62 Kabah und der Triumphbogen ................................................................. 63 Chichén Itzá, Kultstätte der Maya und Tolteken ...................................... 63 Verwaltungsstadt Cobá ............................................................................. 66 Festung und Hafen Tulum ....................................................................... 68 Skulptur, Keramik, Malerei, Textilhandwerk ............................................ 69 Epilog........................................................................................................ 72 Teotihuacan ................................................................................................... 75 Zapoteken und Mixteken............................................................................... 80 Azteken........................................................................................................... 83 Andere Altmexikanische Kulturen ................................................................. 87 Tenayuca mit Pyramide und Schlangen .................................................... 87 Tempelstadt Tula...................................................................................... 88 Plastik der Totonaken und Huaxteken...................................................... 89 Südliches Zentralamerika............................................................................... 93 Indianer-Kunst in der Kolonialzeit ................................................................ 94 Antigua und die Erdbeben ........................................................................ 96 Chichicastenango der Hochland-Maya ..................................................... 96
Nachwort zu Mittelamerika ........................................................................... 96
KUNST UND KULTUR IN SÜDAMERIKA .................................................. 99
Ursprung, Kontakte, Entwicklungsstufen...................................................... 99 Kolumbien ..................................................................................................... 101 Unterschiedliche Keramik ......................................................................... 101 Rätselhafte Megalithkultur in San Agustín................................................ 103 Tierradentro.............................................................................................. 108 Goldschätze in Bogota............................................................................... 108 Ecuador .......................................................................................................... 111 Peru ................................................................................................................ 114
Chavi'n de Huántar mit der ersten Hochkultur ........................................ 115 Cerro Sechín, Triumphzug auf Steinplatten.............................................. 115 Totenkult-Halbinsel Paracas ................................................................... 116 Moche und Chimú, Meister der Keramik und Goldschmiedekunst.......... 117 Gottkönige Inka und das Riesenreich........................................................ 119 Cuzco, Inka-Hauptstadt............................................................................ 122 Machu Picchu, autarke Festung in den Anden.......................................... 123 Yagua-Indios am Amazonas ...................................................................... 124 Nazca-Region mit expressiver Kunst ......................................................... 125 Bolivien .......................................................................................................... 126 Tiahuanaco, Heiligtum und Panstil ......................................................... 126 Chile............................................................................................................... 127 Osterinsel mit Langohrgiganten und Südamerikakontakten ..................... 127 Indianer-Kunst in der Kolonialzeit ................................................................ 133 Kirchen .................................................................................................... 133 Quito-Schule und Cuzco-Schule ............................................................. 133 Nachwort zu Südamerika ............................................................................... 135
ZUSAMMENFASSUNG UND FOLGERUNGEN........................................... 137
ANHANG............................................................................................................ 147 Glossar............................................................................................................ 147 Literatur ........................................................................................................ 155 Register ..........................................................................................................161
Dank............................................................................................................... 173 Impressum ...................................................................................................... 175
EINLEITUNG
Diese Bauten sind niemals von Wilden aufgeführt, diese Steine niemals von Wilden behauen worden. In diesem Urwald hatten alle Künste geblüht, die das Leben verschönern.
JOHN LLOYD STEPHEN5
Mittel- und Südamerika vermitteln ungemein vielfältige, farbenreiche Eindrücke von exotischen Völkern, extrem unterschiedlichen Landschaften, grandiosen Ruinen und hervorragenden Kunstgegenständen. Der Besucher ist mit einer eigenen Welt konfrontiert; er steht vor den Werken vieler Generationen aus ferner Vergangenheit bis zur Neuzeit. Mythos, Geschichte, Gegenwart gehen ineinander über. Wie viele Ausgrabungen ergeben, sind Köpfe (Abb. 1), Schlangen (Abb. 2) und Pyramiden (Abb. 3) Symbole des Alten Mittel- und Südamerika. Die Indios verehrten die Sinnbilder von Göttern, Menschen und Tieren, besonders von Schlange und Jaguar. Steile Pyramiden überragen großartige Zeremonialplätze. Köpfe mit phänomenaler Ausdruckskraft stehen im Lande der Olmeken und Maya, in Südkolumbien, Peru, Bolivien und auf der Osterinsel. Menschen, Ruinen und Meisterwerke laden ein zum Besichtigen, Bestimmen, Begreifen. Zahlreiche Bücher und Abhandlungen schilderten verschiedene, oft örtlich begrenzte Regionen und Kulturkreise des präkolumbischen Mittelund Südamerika. Dieser Bericht über diverse Volksgruppen, ihre Umwelt und Kunstschätze sucht darüber hinaus nach einer Antwort auf die Frage von F. von Schiller »Was heißt und zu welchem Ende studiert man (Amerika-) Geschichte?« Deshalb werden Lebensart, Ideenreichtum und Gestaltungskraft der Indios in diversen Kulturkreisen von Mittel- und Südamerika geschildert und miteinander verglichen, Gemeinsamkeiten aufgezeigt und Lehren für die Gegenwart abgeleitet. Der riesige Horizont vom Golf von Mexiko über Südamerika zur Osterinsel ermuntert zu umfassenden Betrachtungen. Gestützt auf eigene Erfahrungen werden bei den Schöpfungen und Kulturen autonome oder extern ausgelöste Entwicklungen geschildert. Einige Kulturbezirke mögen fehlen, andere zu flüchtig diskutiert sein, Richtschnur bleiben indianische Lebensformen und Schöpfungskraft. Hypothesen sind erwähnt, Fremdworte übersetzt oder im Glossar erläutert, Bilder zum visuellen Beweis reproduziert. Beginnend mit der Olmeken-Insel La Venta am Golf von Mexiko wird über zahlreiche Ruinenstätten und Orte Mittel- und Südamerikas die Osterinsel erreicht, deren Megalithfiguren einige Autoren (in A. von Both9
2 Azteken. Eingerollte
Klapperschlange in Angriffsstellung mit aus dem Maul hängender, vorn gespaltener Zunge. Nachklassik 1400 -1519. Höhe 75 cm, Länge etwa i m. Museo Nacional de Antropología, Mexiko Stadt.
3 Maya. Tikal. Pyramide
(Tempel) 1 mit neun Stufen. Durchgehende Mitteltreppe mit sichernder Haltekette zum Tempel auf der obersten Plattform mit drei Räumen, überragt von der Crestetia. Grabkammer von Hasaw Chan Kawil (gestorben 723 n. Chr.) unter der i. Stufe. Höhe 47 m, Spätklassik um 730 n. Chr.
mer-Plates, J. Garanger in L. Fasani, G. Koch) ohne nähere Differenzierung zur »Polynesischen Kultur« zählen, doch werden sie hier wegen der kreativen Verbindung mit Südamerika den »Altamerikanischen Köpfen« zugeordnet. Kunstwerke überleben als Zeugnisse von früheren Sitten, Kulten und Ideen. Wie der Mensch sich seit Urzeiten – vielleicht durch einen angeborenen Impuls – um Ordnung im beklemmenden, unbegreiflichen Chaos des Lebens und der Umwelt bemüht, schafft er mit künstlerischer Tätigkeit Formen im ungeordneten, bedrohlich-unheimlichen Dasein. Angeregt durch Glauben und Zeremonial, moralische und soziale Normen, Magie und Erkenntnis, Mythos und Überlieferung deutet er die Welt. Die aparte Schönheit überkommener Ruinen und Kunstschätze weckt das Interesse an ihrem Ursprung. Hier hilft die Kunstgeschichte, die sich mit der Selbsterkenntnis und dem Weltbild der früheren Generationen wie mit ihrem Einfluss auf die Gegenwart beschäftigt. Die Archäologie ist befasst mit den hinterlassenen, oft vergrabenen Zeugnissen der vorgeschichtlichen Zeit und deren Interpretation. Die Kreationen des Alten Lateinamerika werden erst seit 150 Jahren als Kunst anerkannt, etliche Indio-Symbole sind noch ungeklärt oder umstritten, andere einst als authentisch angesehene widerlegt. Magie beseelte die indianischen Kunstgegenstände, die der Abwehr von Unheil, der Besänftigung der Elemente und dem Fruchtbarkeits- und Totenkult dienten. In Mesoamerika unterscheiden Kunstgeschichte und Archäologie zwei unterschiedliche Epochen. Durch indianische Codizes – nur 14 stammen aus der vorspanischen Zeit – und ausführliche, zum Teil jedoch oberfläch10
liche spanische Berichte sind längstens drei Jahrhunderte vor der spanischen Eroberung relativ exakt erforscht. Bilderhandschriften der Maya, Azteken und aus Oaxaca sind oft Wahrsagekalender aus Faserpapier, die für 260 Tage – typische Kalenderform von 20 x 13 Tagen – günstige Termine für Kriegszüge, Handelskarawanen, Hochzeiten oder Taufen voraussagen. Maya-Schriften geben neben der Astronomie Auskunft über historische Ereignisse und die Genealogie von Herrscherfamilien. Ohne Aufzeichnungen kann die archäologische Forschung die Vergangenheit von Lateinamerika – Mittel- und Südamerika – nur ungenau rekonstruieren. Insgesamt wird deshalb die altamerikanische Vergangenheit weniger durch Hand- oder Bildschriften, sondern Fund um Fund durch die geduldige Suche der Archäologen aufgeklärt (Abb. 1, 2 und 3). Wissenschaftler entdecken Amerika noch einmal! Die Forschungsergebnisse der Archäologie faszinieren viele Menschen mit dem »Zauber der Vergänglichkeit« antiker Kunstwerke und Baudenkmäler (R. Macaulay). Die so Bezauberten suchen traditionelle Werte – Einmaliges, Unwandelbares – in der modernen Zeit, die überladen ist mit wechselnden Irritationen und oft buntem Tand. Mit persönlicher Tatkraft lassen sich Schablonen der Mediengesellschaft überwinden und das Lebenswerk wie die Leistungen der antiken – auch der altamerikanischen – Völker sichtbar machen. Obwohl beutegierige Spanier Anfang des 16. Jahrhunderts n. Chr. Mittel- und Südamerika eroberten und die Indianer-Kulturen fast auslöschten, konnten die Archäologen noch viele Kunstschätze bergen, die das religiöse und soziale Leben der früheren Indianer dokumentieren. Um 1800 wandelte sich in Europa Kunst zum ästhetischen Sinnenreiz und diente gesellschaftlichem Geltungsdrang. Zuvor hatte sie im Dienst des Kultus und der Obrigkeit gestanden und vermittelte eine idealisierte Schönheit, aber nicht persönliche Neigungen. Bis 1800 reflektieren die Kunstwerke die Ideen des Künstlers vom Lebensanfang und -ende, von irdischen und göttlichen Kräften, von Jenseitshoffnung und Todesangst. Aus Mexiko schreibt B. de Sahagún: »Der (präkolumbische) Künstler ist gebildet, er ist der Kunstfertige, er ist der Besonnene, findig, klug und verschwiegen muss der gute Künstler sein. Der wahre Künstler arbeitet mit freudigem Herzen, geduldig und ohne Hast, sorgfältig geht er ans Werk, macht es mit Geschicklichkeit, baut es auf, erfindet die Form. Er ordnet die Materie, fügt alles zu einem, lässt es zusammenklingen. Der schlechte Künstler, sorglos und scheinheilig ist er, verhöhnt die Menschen, betrügt die Leute. Er ist ein Dieb.« (U. Hoffmann) Für den mixtekischen Goldschmied war alles, was nicht völliger Perfektion entsprach, eine Beleidigung des Schutzgottes seines Handwerks oder des Gottes, dem die Arbeit gewidmet war (P. T. Fürst). 12
Im Alten Mittel- und Südamerika gab es keine generellen Stile, wie in Europa Gotik, Renaissance, Barock, sondern lokale, oft aber weite Gebiete anregende Ausdrucksformen. Trotz fehlender Metallwerkzeuge und Transportmittel (Räder) wurden einzigartige Meisterstücke geschaffen. Immer wieder tauchen Überraschungen auf. Den Besucher beeindrucken zunächst Skulpturen (Abb. 1) und Zeremonialbauten (Abb. 3), später auch die hohe Qualität des Kunsthandwerks: Keramik, Textilien, Goldschmiedewerke, Federmosaiken, illustrierte Faltbücher. Wegen der fehlenden Töpferscheibe sind die Menschen- und Tiertonfiguren Unikate, erst in der Klassik kam die Modeltechnik auf mit dem Drücken von vorgefertigten Dekorformen in noch ungebrannte Gefäße. Gebrauchskeramik fertigten und fertigen Indianerinnen. Handwerker fühlten sich nicht als Künstler, sondern als Arbeiter in speziellen Fertigungsbereichen. Die meisten Kunstwerke hängen eng mit Religion und Kult zusammen. Portraits stellen oft Herrscher dar, sparen aber das Volk nicht aus, Symbole verhelfen dann den Bildern zu »mythischer Realität«. In Lateinamerika entfalteten sich die Kulturen auf fruchtbarem Boden. Klima, Land und Flora waren in feuchten wie gebirgigen Regionen die Basis für intensive landwirtschaftliche Nutzung. Trotz Klimaschwankungen - ab 6 500 v. Chr. innerhalb 1 000 Jahren sieben Grad Temperaturanstieg (W. Lauer in H. J. Prem und U. Dyckerhoff) – führten Anbau und planvolle Bewässerung zu Überschüssen und hoher Bevölkerungsdichte. Ackerbau, Technik, Kunst wurden getrennt. Lenkung und Organisation ermöglichten in Mesoamerika und Peru Hochkulturen mit Zeremonialplätzen, einheitlichen Kreationen und luxuriösem Kunsthandwerk. Schrift benötigten Astronomie und Verwaltung. Handel sorgte für Verbreitung und Austausch von Waren, Religion und Kultur. Kunstliebhabern rät Paul Valery: »Von dem, der vorübergeht, hängt es ab, ob ich Grab bin oder Schatz, ob ich rede oder schweige«. Ähnlich lautet die Devise für das Alte Lateinamerika: Besichtigen, Beurteilen, Begreifen. In welcher Umgebung lebten nun die Altamerikaner, woher kamen sie?
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LEBENSRAUM UND ENTFALTUNG DER ALTAMERIKANER
Tropenwald, Wüste, Hochgebirge Kunstgeschichtlich bedeutende Plätze liegen in extrem unterschiedlichen Landschaften von Mittel- und Südamerika: - im Küstengebiet: Golf von Mexiko, Tulum, Costa Rica, Ecuador, die Osterinsel; - im Tropenwald: Chiapas, Tabasco, Campeche in Mexiko, Peten in Guatemala, Honduras, Amazonasgebiet; - im Buschwald: hügelige Landschaften von Yucatan und Quintana Roo in Mexiko; - im Hochland: Jalapa, Tal von Mexiko, Oaxaca, Antigua, Bogotá, San Agustín , Quito, Machu Picchu; - im Hochgebirge: Cuzco, Chavín, Tiahuanaco. In Mexiko sind etwa 11 000 archäologische Plätze bekannt, davon 3 000 mittlere und größere Siedlungen. Nur ein Zehntel wurde bislang archäologisch erforscht. Die erschlossenen Plätze lassen sich näher beschreiben, doch liegen noch viele Pyramiden verborgen im wildwuchernden Urwald oder im Wüstensand. So lassen sich aus dem Flugzeug über Yucatan, Quintana Roo und Belize (früher Britisch-Honduras) etliche Urwaldhügel erkennen, die wohl Ruinen bedecken. Auch in Tikal finden sich etliche pyramidale Erhebungen unter Urwaldbäumen und Buschwerk. Heute sind dank guter Flug- und Schiffsverbindungen viele Städte in Lateinamerika relativ bequem zu erreichen. Noch vor wenigen Jahren bedeutete der Besuch von Ruinenstätten erhebliche Strapazen, doch erlebte man großartige Panoramen, eindrucksvolle Altertümer und kam in Kontakt mit diversen Volksgruppen. Wichtige Kunstschätze befinden sich auch in Museen und im Kunsthandel. Geographisch liegt Mittelamerika zwischen der Landenge von Tehuantepec und dem Isthmus von Panama, eingeschlossen sind die mexikanischen Bundesstaaten Tabasco, Chiapas, Campeche, Yucatan, das Territorium Quintana Roo und die autonomen Staaten Guatemala, Honduras, Belize, San Salvador, Nicaragua, Costa Rica und Panama. Kunsthistorisch werden das Hochland um Mexiko-Stadt (Valle de Mexico) und der mexikanische Süden bis Tehuantepec hinzugezählt. Den tropisch-farbenfrohen Subkontinent kennzeichnen schneebedeckte Gipfel, sonnenversengte Wüsten 15
5 Maya. Quiche-Indianerin
mit zwei Kindern auf dem Markt in Chichicastenango.
und regendurchnässte Urwälder. Die Yucatán-Halbinsel ist eine Kalkplatte mit Karsthügeln, wenigen Flüssen und Seen; ständig mit Wasser gefüllte Dolinen wurden als »Heilige Cenotes« verehrt (Chichén Itzá). Das kontrastreiche Südamerika kann man geographisch in drei Staatengruppen gliedern: 1. Die Andenstaaten Kolumbien, Venezuela, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile. 2. Die La Plata-Staaten Argentinien, Uruguay und Paraguay. 3. Die namenlose Gruppe von Brasilien und den Guayanas. Das Amazonasbecken wird zu Brasilien und das Orinocobecken zu Venezuela gezählt. Kulturell bedeutend sind die Andenregionen mit ihren Hochtälern, die Küsten von Kolumbien, Ecuador und Peru und die Osterinsel im Pazifik.
Paläoindianer, Feldbau, kulturelle Entfaltung Christoph Kolumbus nannte die Einwohner von Amerika nach der Landung am 12.10.1492 auf der Bahama-Insel Guanahani (San Salvador, Watling Island) Indios in der irrigen Vorstellung, er habe Indien auf dem ost-westlichen Seeweg gefunden. Die Ureinwohner von Mittel- und Südamerika werden weiter »Indios« und die von ganz Amerika, speziell von Nordamerika, »Indianer« genannt. Die Lateinamerikaner lehnen »Indio« ab und bezeichnen sich als »Indigenas« (Eingeborene). Wie von A. von Humboldt vermutet und heute allgemein anerkannt, begannen die Vorfahren der Indianer – anfangs zu altsibirischen (europiden), später zu mongoliden Rassen gehörend – vor etwa 40 000 Jahren die Bering-Straße in kleinen Gruppen zu passieren und Amerika von Norden nach Süden zu durchqueren. Während der verschiedenen Eiszeiten war die Bering-Straße zu überqueren, weil die Vereisung riesige Wassermassen band und der Meeresspiegel bis zu 100 Meter absank. Asien und Amerika waren mehrmals miteinander verbunden, Geologen sprechen vom versunkenen »Beringia«. Die Einwanderer (Paläoindianer) folgten dem Großwild. Die frühesten paläoindianischen Funde in Feuerland datieren 9 000 v. Chr. Zum Jagen benutzte Speerspitzen aus Feuerstein vom Clovisund Folsomtyp (Neumexiko) fand man nur in Amerika ab 12 000 v. Chr. und verbreitet bis zur Südspitze des Kontinents. 11 000 Jahre alte Reste von Früchten, Nüssen, Fischen, kleinen Tieren und Höhlenmalerei fanden A. C. Roosevelt und Mitarbeiter im Amazonas-Dschungel nahe Monte Alegre. Zeitgleich mit den Clovis-Großwildjägern wurden in den Amazonas-Höhlen Zeichnungen von konzentri16
sehen Kreisen und umgekehrten Menschenfiguren mit Strahlenkopf nachgewiesen. Verschieden von den nordamerikanischen Paläoindianern sind Werkzeuge, Lebenshaltung und Zeichnungsstil. Vom Naturgeschichtemuseum Dallas wurde in Monte Verde am Chinchihaupi-Fluss in Süd-Chile ein Dorf von zwölf Hütten entdeckt, das 1 300 Jahre älter als die ClovisKultur ist. Werkzeuge und Waffen aus Knochen, Stein, Holz weisen auf Sammler von Beeren, Pilzen, Nüssen und Jäger von Kleintieren und Meeresfrüchten. Südamerika wurde offenbar früher als bislang vermutet besiedelt. Die Paläoindianer gehörten bereits zum Typ des Homo sapiens. Sie entwickelten sich weder aus Menschenaffen noch aus primitiven Menschenfrühformen. Die Einwanderungswellen im Laufe von Jahrtausenden, die sehr unterschiedlichen geographischen wie klimatischen Bedingungen und die häufige Isolation erklären die Unterschiede der Einwanderer in anthropologischer wie in sprachlich-kultureller Beziehung. Die Indianer haben anderen Haarwuchs als die Mongolen, behaarte Fingermittelglieder, andere Blutgruppenmerkmale und bräunlich-gelblich-graue – aber keine rote – Hautfarbe. Vier langschädeligen Rassen folgten vier jüngere rundschädelige. Bis zur spanischen Eroberung gab es in Amerika 118 kulturell und sprachlich verschiedene Volksgruppen (I. Bolz in K. Gutbrod). Ungefähr 10 000 v. Chr. lebten viele Gruppen ausschließlich von der Jagd, doch spezialisierten sich einige Gemeinschaften auf das Sammeln von Früchten und Pflanzen, wie Mahlsteine beweisen. Die schon erwähnte Klimaänderung brachte ab 7 000 v. Chr. Wärme und Trockenheit. Durch Wassermangel und Jagd starb das Großwild – Mammut, Mastodon, Kamel, Rhinozeros, Pferd – aus, Bison, Bär, Elch überlebten. Lebenswichtig waren nun die Pflege von Orten mit günstiger Vegetation und die Auslese und Zucht von Nahrungspflanzen. Jäger und Sammler wurden sesshafte Bauern, die zahlreiche feste Siedlungen gründeten. Die phänomenale Agrikultur der Südamerika-Indios auf den Andenes (gestufte Terrassen) zeigt sich auf der Bahnfahrt von Cuzco nach Puno bis zur Höhe von 4 300 m. Um 3 000 v. Chr. erscheint in Mittelamerika nach langen Züchtungen der Mais (Westindisch: mahiz) als Nahrungspflanze (R. S. Macneish), etwa gleichzeitig in den Küstenregionen Ecuadors und 1 400 v. Chr. auch in Peru. Um 2 000 v. Chr. baute man überall in Mesoamerika Mais an und tauschte die verschiedenen Maissorten überregional aus. Baumwolle wurde um 2 500 v. Chr. in Mexiko und Peru angepflanzt, unabhängig von der Baumwolle Ägyptens, die zwei Chromosomen weniger hat. Im mittelamerikanischen Hochland dauert die Regenzeit von Juni bis Oktober. Maya-Bauern benutzten Brandrodungsbau mit alternierendem Anbau und Brachland: Im Hochland zehn Jahre Feldbau, dann Abbrand und 15 Jahre Pause, im Tiefland 15 Jahre Feldbau und fünf Jahre Brachland. Diverse Maissorten wurden und werden während des ganzen Jahres 17
mit dem Pflanzstock (Coa) ausgesät, einen ähnlichen Grabstock benutzten die Peruaner zur Kartoffelzucht. Auf den Milpas (Maisfeldern) wachsen auch Bohnen, Kürbisse, Chili und Tabak. Im Amazonasbecken wurde um 3 000 v. Chr. Maniok angebaut, der etwa 2000 v. Chr. über die Anden zur Pazifik- und Karibikküste kam (D. W. Lathrap). Die Indios züchteten vorwiegend in Südamerika heute weltweit verbreitete Nutzpflanzen: Weiße und süße Kartoffel, Mais, Tomate (aztekisch: tomatl), Bohnen, Paprika, Avocado (aztekisch: auacatl), Kakao (aztekisch: cacauatl), Ananas (tupi-guarani: anana), Papaya, viele Kürbisarten, Tabak (Westindisch: tobaco), Erdnüsse, Chinin (quechua quina = Rinde) und Coca. Die Anden-Indianer benutzten das Lama als Lasttier und zusammen mit den wilden Guanakos und Vicunjas als Wolle- und Fleischspender. Intensive Landwirtschaft führte zum Überschuss und ab 1 500 v. Chr. an vielen Plätzen Mittel- und Südamerikas zu politischen, religiösen und kulturellen Eliten. Die Keramik liefert wichtige Aufschlüsse über Menschen, Mythen, Religion und Lebensumstände. Sehr alte südamerikanische Tonwaren stammen aus Puerto Hormiga in Nordkolumbien, 5. – 4. Jahrtausend v. Chr., die ältesten Tonfiguren aus Valdivia an der Küste Ecuadors (Venus von Valdivia, Abb. 99) sind zwischen 3 000 und 1 800 v. Chr. zu datieren. Fraglich ist ein Import aus Japan (H. Nachtigall), doch hat die Jomon-Keramik (3 500 – 200 v. Chr.) andere Köpfe und Ornamente (H. Seiroku). Die Stufenleiter der altamerikanischen Kulturen war: Jagen, Sammeln, Feldbau mit Bewässerungsanlagen, steigende Besiedlungsdichte, Spezialisierung, geistliche oder fürstliche Oberschicht, Gestaltung von Kunstund Kultwerken. Chronologisch wird die Zeit bis 7000 v. Chr. als paläoindianische Periode, bis 3 000 v. Chr. als frühpflanzerische oder präkeramische Periode, ab 3 000 v. Chr. bis 200 n. Chr. als präklassische oder formative Periode bezeichnet. Benannt sind die Kulturen meist nach dem Fundort. Die Kulturen der Olmeken und von Chavín erschienen ohne primitive Vorstufen und beeinflussten weit entfernte Völker. Die Inka-Kultur basierte auf den Chimu, die der Azteken auf den Tolteken. Zwischenkulturen mit mäßigem Einfluss auf umgebende Völkerschaften entwickelten sich in Kolumbien und Ecuador. Aufzeichnungen und Kalender sind bisher in Südamerika nicht nachgewiesen. Zeitbestimmungen erfolgen mit Radiocarbon (C-14) oder Thermolumineszenz (Abb. 99).
Kontakte mit Übersee Altamerikanische Kunstwerke provozieren Fragen und Hypothesen: Entfalteten sich die Kulturen autonom oder durch Kontakte mit anderen ame18
rikanischen oder überseeischen Volksgruppen? Aus Asien brachten die Einwanderer wohl nur wenig Brauchtum mit, erst in Amerika entwickelten die dörflichen Gemeinschaften typische Lebensart und Gesellschaftsformen. Die Diffusionstheorie behauptet äußere Kontakte und leugnet eigenständige, parallele Kulturentstehung selbst in weit entfernten Bereichen. Sie bezieht sich auf das Megalithikum gegen Ende der Steinzeit (Neolithikum) mit Steinmalen wie Menhiren, gestuften Pyramiden, Zeremonialstätten und Ahnenmonumenten in Indien, Indonesien, Ozeanien und Europa (Bretagne, Stonehenge und Orkney-Inseln in England), Vorderasien und Nordafrika. Nach R. von Heine-Geldern (1928) »weisen die Megalithen auf der ganzen Erde so bis in Einzelheiten gehende gleiche Elemente auf, dass an ihrem Zusammenhang und gemeinsamem Ursprung nicht gezweifelt werden kann.« Die Megalithtempel auf Malta wurden im 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. aus Felsbrocken gebaut, die mit Steinwerkzeugen – nicht Metallgeräten – bearbeitet und auf Steinkugeln transportiert wurden. Die Archäologin J. Priestley-Hawkes erklärte nach dem Besuch von Pueblos in Nordamerika: »Ereignete sich das alles wirklich ohne einen zündenden Funken aus der Alten Welt? Wenn es das tat, dann ist es ungeheuer bedeutungsvoll. Dann erscheint der Mensch als ein Lebewesen mit einem inneren Drang zu städtischer Zivilisation, zur Errichtung von Altären, Tempeln und Palästen« (C. W. Ceram, 1972). Sicher trifft das auch zu für Lateinamerika. Schon in grauer Vorzeit bewältigten Seefahrer mit großen Auslegerbooten – teilweise Bambusbooten – und vielköpfiger Besatzung extreme Entfernungen, wie die Indonesier im Indischen Ozean und die Polynesier im Pazifik, deren unübertroffene Navigationskünste auf subtiler Beobachtung von Wind, Wellen, Gestirnen und Vogelflug beruhen. Offensichtlich gab es Kontakte aus Süd- und Ostasien mit Mittel- und Südamerika. So fanden Genetiker der Universität Hawaii identische Genmerkmale von polynesischen Ureinwohnern und Angehörigen von Indianerstämmen. Übrigens verbreiteten die Polynesier die südamerikanische Kartoffel überall in der Südsee. Auch die Küstenbewohner von Ecuador, Peru und Westmexiko unternahmen weite Seereisen, nach spanischen Berichten bis zu den Galapagos-Inseln. Die Valdivia-Töpferei ähnelt der japanischen Jomon-Keramik. Mögliche Kontakte der Olmeken und Chavineros mit der Shang- und ChouKultur von China, 1500 – 221 v. Chr., ergeben sich wegen der drachenartigen Schlangen und Tiger, in Amerika Jaguare. P. Arnold beschreibt die enge Verwandtschaft von Maya-Glyphen mit altchinesichen Schriftzeichen. Tönerne Hausmodelle und Nackenstützen in Ecuador gleichen Modellen aus Ostasien. Amerikafremde Bildelemente wie der Elefant kamen aus Indien oder China (Abb. 120) nach Mittelamerika. 19
Die Legende vom bärtigen Gott Quetzalcóatl, der aus dem Osten zurückkehren soll, veranlasste Moctezuma II. zur katastrophalen Fehlentscheidung, eine Übereinkunft mit den Spaniern zu suchen. Kannten die Indios weißhäutige, bärtige Europäer? Auf etlichen Kunstwerken finden sich bärtige Indios. Phönizier erreichten die Kanarischen Inseln, kamen sie mit Negern nach Mittelamerika, die die Olmeken zu »Negerköpfen mit runden Helmen« inspirierten? Die Olmeken errichteten aber ihre Monumentalwerke aus religiösen Motiven. Die Einwanderung von Phöniziern oder Kelten wird im Zusammenhang mit den Chachapoya diskutiert. Thor Heyerdahl überquerte 1970 den Atlantik auf einem Schilfboot und bestätigte dadurch die Möglichkeit der Einwanderung von Europäern. Verbindungen der Alt-Amerikaner mit Vorderasien, Afrika und Europa sind noch nicht zu beweisen, obwohl die zyklopischen Bauten, die Pyramiden, das Dezimalsystem der Inka, der Kalender mit 12 Monaten und Mumien verwandte Kulturelemente aus dem Mittelmeerraum sein können. Vielleicht beruhen jedoch Stilarten und Bildwerke auch auf der identischen Geisteshaltung in der Isolation. In der Alten Welt – vom Mittelmeerraum bis Japan – hatten Kulturkreise direkten oder indirekten Kontakt. Auch die altamerikanischen Kulturen waren offenbar stärker miteinander verbunden als bislang nachgewiesen. Die spanische Eroberung konfrontierte in Amerika zwei verschiedene Welten miteinander, wahrscheinlich bestanden aber bereits Brücken zwischen indianischen und asiatischen Kunstformen. Die Bedeutung dieser Kontakte war aber begrenzt, weil die Indianer alles Fremdartige nach ihren eigenen Ideen kühn und kreativ umgestalteten.
Mythos, Raum- und Farbgefühl Der Mythos hatte bei allen Völkerschaften Lateinamerikas vitale Bedeutung. Die Indios waren stets besonders zugänglich für die Befolgung religiöser Vorschriften und sind es noch heute. Ihre Priester suchten in den Tempeln die Nähe der Götter, legten die Rituale fest und organisierten den Einsatz der Bevölkerung beim Bau der großen Zeremonialzentren. Weil sie in einem unerklärlichen Weltall existieren, fügen sich die Indianer ein in die Natur, mit der sie im Einklang leben wollen. Nach ihrem Glauben hängt das Leben aller Menschen bis in die kleinsten Details von der Gunst der Götter ab, vernachlässigte Götter werden den Menschen Unheil bringen. Den Wandel – die Transformation – des Bestehenden halten sie für den Ursprung aller Dinge, auch des Lebens; die Schöpfung aus dem Nichts ist ihnen fremd. Die Götter bewirken eine Aufeinanderfolge von Zerstörung und Wiedererschaffung der Welt in bestimmten Zeitab20
schnitten, die in Mesoamerika zur Aufstellung von Stelen und zur Überbauung von Zeremonialanlagen führten (Abb. 73). Erde, Himmel und Unterwelt sind im Universum horizontal gelagert und viergeteilt, als Mittler fungieren bestimmte Tiere. Alle Naturerscheinungen – auch Tiere und Pflanzen – sind im Besitz einer Lebenskraft (Seele), die Anspruch auf Verehrung und Versöhnung hat. Sämtliche Kräfte in der Natur sind personifiziert und vergöttlicht, einige gelten als männlich, andere als weiblich, alle stehen in Wechselbeziehungen zueinander. Die angebeteten Gottheiten haben enge Verbindungen zu Naturgewalten wie die Fluss-, Wind- oder Regengötter, auch Überflutungen und Vulkanausbrüche sind heilige Ereignisse. Die mythische Naturverbundenheit der Indianer ist heute besonders aktuell, weil das wachsende Umweltbewusstsein die natürlichen Gegebenheiten bewahren will. Moderne Erkenntnisse bestätigen die Indio-Ökologie. Der Mythos manifestiert sich bildlich durch zahlreiche Gottheiten in Menschen- oder Tiergestalt oder als Mischwesen. Die Götter wurden lokal unterschiedlich verehrt, so hatten Regengötter im Hochland wegen des geringen Niederschlags hohen Rang. Die Olmeken verehrten den Jaguar als höchsten Gott, die Statue mit dem »Überich« des Jaguarkopfes fanden 1915 F. Blom und O. La Farge in 1211 m Höhe auf dem Vulkangipfel San Martin Pajapán/Veracruz (Abb. 4), was den Jaguar als Gott der Hitze, des Feuers und des Vulkans kennzeichnet. Als Erd- und Unterweltgottheit wurde er überall in Mesoamerika angebetet, auch in Südamerika verehrte man ihn oder eine ähnliche Raubkatze (Fehde). Olmekische Keramikmalerei ist in West- und Südmexiko bis zu den andinen Kulturen nachzuweisen (B. Schwalm). Bei Zeremonien und Grabritualen war örtlich das Kultgerät unterschiedlich. Skulptur und Malerei zeigen expressiv den Göttermythos, nicht die Wirklichkeit. Der Totenkult – als Ahnenverehrung, Jenseitsglauben, Verwandlung in ein anderes Wesen – war vorherrschend in Mittelamerika und den Kulturen Südamerikas. Die meisten Kunstschätze wurden aus Gräbern geborgen, Keramik war oft Grabbeigabe. Landschaft, Klima und Bodenbeschaffenheit nutzten die Indios durch großartiges Raumgefühl bei der Errichtung von Tempelanlagen. Plattformen, versenkte Plätze und Pyramiden gestalteten sie planvoll unter Abtra-
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4 Olmeken. San Martin
Pajapán, Veracruz. Jaguarmensch mit Zeremonialbalken in der linken Hand, rechte Hand nach oben geöffnet. Ohrpflöcke und -anhänger mit Gesichtern (Trophäenköpfen?). Jaguarmaske als »Überich« (alter ego), typischer »Einschnitt« auf der Stirn, ungeklärt. Andesitmonolith, 1200-600 v. Chr., Höhe 1,43 m, Gewicht 1,2 t. Museo de la Universidad Vetacruzana, Jalapa.
gung oder Aufschüttung der natürlichen Oberflächen von Tälern und Hügeln in Monte Albán (Abb. 65), Teotihuacan (Abb. 58) und Tiahuanaco. Die Farbenpracht der Fresken, Statuen und Kunstobjekte ist meist verblichen. Den Indio-Farbensinn zeigen nur noch wenige antike Werke wie die Fresken von Bonampak (Abb. 56) und die Paracas-Totengewänder (Abb. 104). Farbenreich ist die Kleidung der heutigen Indianerinnen, sie reflektiert die leuchtenden Farben von früheren Gebäuden und Kunstobjekten. Auf dem bunten Markt in Chichicastenango werden prächtige Textilien angeboten (Abb. 5 und Abb. 121). Spinnen, Weben, Sticken waren immer Frauenarbeiten. Durch Spindeln mit tönernen Wirteln und Spindelschälchen erzielten sie hervorragende Fadenqualität. Textilien aus Alt-Peru sind webtechnisch und färberisch einmalig (Abb. 104), einfache Handspindeln ermöglichten feinste gleichmäßige Fäden und bis 100 Schussfäden pro cm (D. Eisleb). Die Sensibiliät für Natur, Raum, Mythos und Farbe muss unbefangen wahrgenommen werden, um die Eigenarten der Kulturen bewusst zu machen und Respekt wie Toleranz zu bewirken.
Spanische Eroberungen Nach dem introvertierten Mittelalter folgte in Europa die weltoffene Renaissance mit der Wiederentdeckung der griechisch-römischen Antike und dem Interesse an fremden Ländern, Völkern und Sitten. Größere Schiffe, verbessertes nautisches Gerät und exakte Beobachtungen ermöglichten Fahrten auf unbekannten Meeren. Mit Christoph Kolumbus trat 1492 die Neue Welt erstmals in das Bewusstsein des Europäers, obwohl Kolumbus stets glaubte, indische Gefilde erreicht zu haben. Allerdings hatte der Normanne Erik der Rote schon 983 n. Chr. von Island kommend Grönland erreicht. Sein Sohn Leif gründete 1000 n. Chr. Kolonien in Neufundland und Labrador, die bald wieder aufgegeben wurden. Unter Hernán Cortés (1485 – 1547) eroberten spanische Truppen 1519 – 1521 Mexiko und zerstörten das blühende Tenochtitlan total. Die Kazikentochter Marina (La Malinche) vermittelte als Dolmetscherin, Schreiberin und Geliebte von H. Cortés geschickt zwischen den Belangen ihres Volkes und denen der Spanier. 1520 wurde der gefangene Moctezuma II., Kaiser ab 1502, durch Steinwürfe von seinen Landsleuten oder Spaniern getötet. Als letzter freier Ort Mesoamerikas wurde erst 1697 Tayasal, Stützpunkt der Itzá-Maya im See von Flores, besetzt. Das Kreuz kannten die Indios als abstrahierten Weltenbaum (Wakah Chan) und übernahmen es von den Spaniern mühelos als neues Heilszeichen. 22
Einige mexikanische Kunstgegenstände kamen nach Europa. Albrecht Dürer notierte am 27. August 1520 in seinem Tagebuch: »und ich hab aber all mein lebtag nichts gesehen, das mein hercz also erfreuet hat als diese ding... und hab mich verwundert der subtilen ingenia der menschen in frembden landen.« Der spanische Conquistador Francisco Pizarro (1475-1541), einst Schweinehirt und Analphabet inTrujillo, eroberte von Panama aus Ecuador, Peru und Bolivien (1527 – 1541). Als Anführer verwegener Abenteurer unterwarf er 1532 den wohlorganisierten Inka-Staat, den gefangenen 13. Inka Atahualpa ließ er trotz des Lösegeldes in Gold, das in Cajamarca einen 22 Fuß langen, 17 Fuß breiten und 9 Fuß hohen Raum füllte (1 Fuß = 0,31 m), erdrosseln. Christoph Kolumbus äußerte die Gesinnung der Spanier: »Gold ist das kostbarste von allen Gütern. Wer immer Gold besitzt, kann alles erwerben, was er in dieser Welt begehrt. Wahrlich, für Gold kann er sogar seiner Seele Eingang ins Paradies erkaufen« (W. Bray). Wegen der enormen Menschenopfer der Azteken waren für die Spanier alle Indios grausame Wilde, die als unheimliche Fremde zum Christentum bekehrt und bald versklavt wurden. Für die Indios waren Menschenopfer (Abb. 6) Grabbeigaben, Begleitpersonen für verstorbene Fürsten oder »Nahrung für die Götter« (Sonnen-, Kriegs-, Vegetations-, Regen- und Wassergötter). Auf den Pyramidenstufen rissen die Priester adligen Jugendlichen, vorwiegend aber Gefangenen das Herz aus dem Brustkorb (Abb. 48). Im Tzompantli (Schädelgestell) von Tenochtitlan (MexikoStadt) zählten die Spanier über 10 000 Köpfe in verschiedenen Stadien der Verwesung. Auch die Maya opferten Gefangene, Mädchen und Jünglinge, doch wurden sie durch die Tolteken und später die blutgierigen Azteken übertroffen. Kultische Menschenopfer sind bei fast allen Völkern nachzuweisen, sie erreichten aber bei den Azteken beispiellose Dimensionen. Bartolome de las Casas, Großgrundbesitzer, später Mönch und Bischof, konnte Kaiser Karl V. zum Einlenken und zur Verschiffung von Negersklaven aus Afrika bewegen, um die Indios zu schonen. Allerdings besserten sich die schlimmen Lebensbedingungen kaum, und die aus Europa und Afrika eingeschleppten Infektionskrankheiten verliefen bei den Indios oft tödlich. Anfang des 16. Jahrhunderts lebten in Amerika etwa 80 Millionen Menschen (F. Anton, 1995), in Alt-Mexiko etwa 12 Millionen, 1570 noch 3,5 Millionen und 1650 nur noch 1,5 Millionen (Institute Nacional de Antropología). Somit starben über 80 % an Pocken, Masern, Grippe, Tropenkrankheiten, durch Minenarbeit, Hinrichtungen oder Folterungen. In Peru starben fast alle Bewohner der Wüstenoasen, weil die spanischen Conquistadores keine Verwaltung kannten, die Bewässerungsanlagen verrotten und das kultivierte Land veröden ließen. Wie in Mexiko be23
6 Maya. Chichén Itza.
Tzompantli (Nahuatl: Schädelmauer). Relief von Schädeln auf Pfählen am 60 m langen und 15 m breiten Schädelgerüst. Nach 1000 n. Chr.
wahrten auch die Indios in Peru wesentliche Züge der Vergangenheit und sind heute stolz auf ihre Ahnen. Die indianischen Kulturgüter waren für die Spanier Teufelswerk, auch die übrige Welt beachtete sie nicht oder erklärte sie als Produkte von außeramerikanischen Kulturvölkern, bis 1841 John Lloyd Stephens, Archäologe aus Leidenschaft, Amateur-Diplomat, Reiseschriftsteller (Max Mittler im Vorwort zu J. L. Stephens) nach kunsthistorischen Erfahrungen in Griechenland, Ägypten, Sinai, Petra, Türkei, Russland und Polen mit seinem Buch »Incidents of Travel in Central America, Chiapas and Yucatan« höchstes Aufsehen erregte und der staunenden amerikanischen Öffentlichkeit bewies, dass die prähispanischen Indianer originäre Hochkulturen geschaffen hatten: »Diese Bauten sind niemals von Wilden aufgeführt, diese Steine niemals von Wilden behauen worden. In diesem Urwald hatten alle Künste geblüht, die das Leben verschönern. Schönheit, Ehrgeiz und Ruhm sind hier lebendig gewesen und dahingegangen.« Der von Frederick Catherwood prägnant illustrierte Bericht liest sich ungemein spannend, Urwälder, Paläste, Tempel und Stelen, Lateinamerikaner verschiedenster Nationalität und Prägung ziehen vorüber, Alt-Amerika gewinnt Kontur und Leben. Beide Forscher starben auf tragische Weise. John L. Stephens besuchte 1847 in Berlin Alexander von Humboldt, leitete ab 1849 den Bau der ersten transkontinentalen Eisenbahn durch die Sümpfe von Panama und starb 1852 an einer tropischen Infektion. Frederick Catherwood kam im September 1854 auf der Überfahrt von London nach New York durch die erste Dampferkollision auf einem Ozean ums Leben (M. Mittler in J. L. Stephens). Seit 150 Jahren wurde wichtiges Material gefunden, untersucht und geordnet, die dunklen Indio-Kulturen hellen sich auf. Weite Bereiche sind aber noch nebelhaft, und die vom Urwald überwucherten Ruinen entzünden die Phantasie. Der Archäologe H. D. Disselhoff meint: »Kaum ein anderer Teil unserer Erde ist, was die Vergangenheit seiner Menschen anbetrifft, so oft mit romantischen Hypothesen und leichtfertigen Behauptungen bedacht worden wie das alte Amerika.« Die Entdeckung und Eroberung Amerikas trägt den Makel der spanischen Gewalt. Auf der Jagd nach Gold töteten sie zahllose Menschen und vernichteten unzählige kulturelle Werte. Allerdings brachten die Spanier neben Grausamkeit, Elend und Tod den Kontakt zur übrigen Welt, die Verwendung von Vieh in der Landwirtschaft, die Nutzung des Rades und 24
von Metallen. Doch verursachte der plötzliche Zusammenbruch der geistigen und materiellen Indianer-Welt fürchterliche Wunden, die jahrhundertelang nicht heilten. Unter spanischer Aufsicht wurden allerdings noch Kunstwerke geschaffen, die indianische Gestaltungskraft und Frömmigkeit beweisen. Nicht alles, was der Fremde bestaunt, wurde von alt-amerikanischen Indios geschaffen, ist wirklich »echt«. So lässt sich originale Keramik nur mit C-14-Messung oder Thermolumineszenz (Abb. 99) nachweisen. Im Zweifelsfall – und das ist heute bei den perfekten Fälschertechniken immer öfter angebracht – muss der Käufer eine Kopie akzeptieren und sich trösten, dass Material, Formen und Farben antiken Objekten entsprechen.
Lateinamerika Martin Waldseemüller bezeichnete in seiner »Cosmographiae introductio«, Straßburg 1507, die Neue Welt mit dem Vornamen des Reisenden Amerigo Vespucci als Amerika und verzeichnete diesen Namen auch auf der beigefügten Weltkarte. Amerigo Vespucci hatte mit Alonso de Hojeda die Küsten von Venezuela und Brasilien erforscht und 1507 in Venedig sein enthusiastisch gestimmtes Buch »Mondo Nuovo« (Neue Welt) veröffentlicht, das den Kolumbus-Irrtum vom »Seeweg nach Indien« endgültig korrigierte. Lateinamerika ist das Spanisch oder Portugiesisch sprechende Mittelund Südamerika, beide Sprachen stammen von Latein ab. Im Folgenden wird die indianische Kunst vor der spanischen Eroberung als »präkolumbisch« bezeichnet und das häufig gebrauchte Wort »präkolumbianisch« als altamerikanisch nur für das heutige Kolumbien benutzt. Ibero-Amerika für Mittel- und Südamerika erinnert an die Spanier und Portugiesen der iberischen Halbinsel, die die Subkontinente entdeckt und erschlossen haben.
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KUNST UND KULTUR IN MESOAMERIKA
Archäologisch werden als Mesomerika Mexiko mit Ausnahme der an die USA grenzenden Provinzen, Guatemala, Belize, Honduras und San Salvador zusammengefasst (P. Kirchhoff) und vom Kulturbereich Zentralamerika (übriges Mittelamerika) getrennt. Die kreative Zeit dauerte in Mesoamerika von 2000 v. Chr. bis 1519 n. Chr. In Mittelamerika wurde die Kunst anders als in Europa gewürdigt, auch ist heute der »Geist« der Handwerker, die die Kunstwerke geschaffen haben, kaum zu verstehen, weil über 300 Jahre jedes Interesse an ihren Arbeiten fehlte. Es sind keine allgemein verwendete Stilarten nachzuweisen, auch keine einheitliche Sinndeutung der Bildwerke. Trotzdem finden sich über die Jahrtausende sowohl religiöse Themen als auch Symbole, die bis zur Gegenwart überliefert wurden und die tiefe Gläubigkeit der Indianer beweisen. C. Tate schreibt (in Eggebrecht und Grube): »In den MayaSprachen gibt es kein Wort ›Kunst‹, ›Itsatil‹ heißt Kunst oder Wissenschaft, doch auch Fertigkeit, Können, Fähigkeit, Wissen... Aus der Sicht der Maya waren Dinge, die wir als Kunstwerke bezeichnen, die sichtbar gemachte und in Form gebrachte Umsetzung ihrer ganz spezifischen Weisheit und Kultur.« Die Kunstprodukte wurden als Götter angesehen, an heiligen Stätten gefertigt und rituell zu bestimmten Zeiten geweiht. Vor kurzem gelang der Nachweis der Individualität von Maya-Künstlern in Schriften, Keramik, Gefäßmalerei und Skulptur (C. Tate in Eggebrecht und Grube). A. Roeckl hat an Goldschmiedewerken der Früh-Moche ebenfalls Künstlerpersönlichkeiten nachgewiesen und stellt fest, dass die Frühkulturen in Mexiko, Ecuador und Peru (3 000 v. Chr. – 400 n. Chr.) kreative Individualität von Meistern und Schulen erkennen lassen. Er betont den außerordentlichen Spürsinn der Huaqueros (Quechua: Huaca = Heiligtum), der Ausgräber, für vergrabene Antiquitäten unter Berücksichtigung geringster Veränderungen in der natürlichen Umgebung (I. Fechter). Die Grabräuber brachten viele Kunstschätze zutage, die heute in Museen stehen, aber bezüglich ihrer Herkunft nicht eindeutig identifiziert werden können.
Sprachen, Brauchtum, Idole und Portraits Die wesentlichen Sprachen in Mesoamerika waren Maya mit Nebengruppen einschließlich Quiche, Nahuatl als Sprache der Nahua im Hochland (Chichimeken, Tolteken, Azteken), Tarasco an der Pazifikküste und Oto26
mí, ebenfalls im zentralen Hochland. Schriften entwickelten seit dem 1. Jahrtausend v. Chr. die Olmeken, die Zapoteken in Monte Albán, die Maya und die Azteken. Vorspanische und frühkoloniale Bilderhandschriften wurden auf Tierhaut, Bast oder Papier gemalt und wie ein Leporelloalbum zusammengefaltet. Gemeinsames Kulturerbe der Mesoamerika-Indianer waren die Pyramiden, der exakte Kalender, die Götterwelt mit Regengott und Quetzalcóatl (Gefiederte Schlange, Abb. 46 und 61) sowie rituelles Selbstopfer, Selbstkasteiung (Abb. 26). Die Welt teilte man in vier Himmels- und Unterweltsschichten: Weiß = Norden, Rot = Osten, Schwarz = Westen, Gelb = Süden und Grün = Zentrum (M. D. Coe). Verbreitet war auch das rituelle Ballspiel mit massivem Kautschukball (Abb. 66 und 72). Kakaobohnen dienten als Kleingeld, Tortillas wurden aus gemahlenem Mais gebacken, aus Agave Pulquebier gewonnen. Diese Besonderheiten finden sich im übrigen Amerika nicht oder nur angedeutet. Die Kunstwerke hatten meist religiösen oder religiös-profanen Inhalt. Überliefert sind fast nur Objekte aus dauerhaftem Material, Stein und Keramik, denn Tropenklima und dauernde Feuchtigkeit zerstörten die Gegenstände aus Holz, Textilgeweben, Bast oder Federn. Maisanbau war in Mittelamerika Hauptbestandteil der Landwirtschaft, Maisgötter, Maisgöttinnen und Maisornamente (Abb. 55 und 70) bestätigen diese kulturelle Basis. Magisch-mystisches Denken bildete die geistig-schöpferischen Grundlagen. Wie in einem Pantheon war der Mensch von Göttern umgeben, die oft menschlichen, symbolbeladenen Gestalten ähnelten. Dualistische Aspekte wie der Kampf zwischen Licht und Dunkel, Gut und Böse, Leben und Tod bestimmten die Vorstellungen der Mesoamerikaner und sind heute noch Kennzeichen der Mentalität der Mexikaner. Der Basaltkopf aus dem Nachklassikum der Totonaken (Abb. 8) verkörpert den Gegensatz des Lebens zu seelenloser Materie als religiös-zeitlose Mahnung an die Vergänglichkeit. Dualistische Ideen des ewigen Kampfes zwischen Nacht und Tag, Tod und Leben hatten zentrale Bedeutung auch im China der Shangund Chou-Zeit, um 1500 – 221 v. Chr., das Dunkel wurde als Monster in Raubtier-, Schlangen- oder Drachengestalt oder auch als Verknüpfung dieser Wesen dargestellt (W. Krickeberg). Wie die Alt-Indios bildeten die Chinesen die gefiederte Schlange ab, für sie das Symbol des Nachthimmels. Die Aufgabe der mesoamerikanischen Kunsthandwerker war die Gestaltung von mächtigen Götter- und Herrscherstatuen und symbolischen Kultobjekten, die den Menschen beeindrucken und erschrecken sollten. Diese Grundsätze blieben dauernd bestehen. Die nicht eindeutig geklärte, riesige »Wassergöttin« aus Teotihuacan (Abb. 9) imponiert durch starres, 27
7 Karte von Mittel-
amerika mit Staaten, Kulturgebieten, Fundstätten, Städten und Flüssen
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29
8 Totonaken, Golfküste
Mexiko. Dualistischer Basaltkopf »Leben – Materie«. Nachklassik 1300–1519 n. Chr. Höhe 45 cm. Museo de 1a Universidad Veracruzana, Jalapa.
abweisendes Aussehen. Werke von kühler Distanziertheit schufen später die Azteken, deren Gefühlskälte sich in menschenverachtender Mentalität bei den Opferungen (Abb. 48) ausdrückte. Furchterregend ist die aztekische (Tehuacan in Mittelmexiko) Tonfigur der Todes-(Erd-) Göttin Mictlantecihuatl mit dem Schlangenrock und Schlangengürtel, die mit erhobenen Händen einem sprungbereiten Raubtier gleicht (Abb. 10). Wie erwähnt stellen die Kunstwerke nicht die Wirklichkeit, sondern den Mythos dar, der die Realität interpretiert. Imaginär und expressiv werden Begriffe und Ideen wiedergegeben, meist einschließlich des Götterglaubens. Die Schlange (Abb. 2, 20, 26, 35, 39, 46, 49, 53, 71, 76, 90, 102 und 113) ist Symbol der Fruchtbarkeit, oft bildet sie ein ornamentales Motiv. Die tönernen »Urnen« der Zapoteken (Abb. 68) sind keine Bestattungsgefäße, sondern rituelle Grabbegleiter. Die hervorragende Töpferkunst von Monte Albán beruht in der Zusammensetzung aus vielen Einzelteilen und dem nachfolgenden Brand ohne Aufsplitterung oder Bruch. Mit zunehmender Entzifferung der Glyphen lassen sich etliche Herrscherbilder verstehen und einordnen, offenbar handelt es sich häufig um individuelle Portraits. Die Vorderseite der Stele 31 in Tikal zeigt den Herrscher »Stürmischer Himmel« als Schamanen mit dem frühklassischen Datum 435 n. Chr. (Abb. n), wahrscheinlich kommt er aus Teotihuacan. Der gekrönte Stuckkopf aus Comalcalco (Abb. 12) repräsentiert einen hochgestellten Maya mit Bart und Schnurrbart. Der Stil entspricht der späten Klassik von Palenque, die sehr lebendige Maske beweist exzellente Meisterschaft. Indianer werden allgemein bartlos abgebildet, doch finden sich bärtige Herrscherbilder in Copán (Abb. 31), Quirigua und dem Olmekenland (Abb. 21), auch Quetzalcóatl wird mit Bart dargestellt. Bärtige Portraits beweisen deshalb keine Kontakte mit Europa.
Baukunst Die Pyramide symbolisiert den Himmelsberg, dessen Stufen die Sonne bei ihrem Tageslauf hinauf- und hinabsteigt. Sie ist Grundelement des zentralen Heiligtums auf dem weiten Platz aller größeren Ortschaften und bildet 30
– anders als in Ägypten – nur gelegentlich das Grabmonument für einen überragenden Herrscher (Abb. 3 und 37), stets jedoch den Sockel für den relativ kleinen Tempel, der damit den Göttern näherrückt (Abb. 28, 40, 44, 50, 59, 60, 73 und 81). Pyramiden sind kosmische Modelle, heilige Weltgipfel mit viergeteilten himmlischen und unterweltlichen Horizonten; sie bestehen aus einer Mischung von Kalksteinen über einem Kern aus unbehauenen Steinen und Ton, die durch Stufen aus Steinblöcken statisch abgesichert und mit Putz dekoriert sind. Gebrannter Kalkstein lieferte den Mörtel, der es erlaubte, Bauwerke mit einem Neigungswinkel bis zu 60 Grad zu errichten. Pyramiden hatten quadratischen, manchmal runden Grundriss. Stufenpyramiden sind durch Plattformen und Treppen für die Priester und ihre Opfer gekennzeichnet. Die Frontalsicht der Pyramide I (Tempel I) in Tikal (Abb. 3) zeigt die steile Mitteltreppe, die neun Stufen (Plattformen) und die Cresteria (Dachkamm). Das Heiligtum ist 47 m hoch, unter ihm befindet sich das Grab von Hasaw Chan Kawil (Pakal), 682 – 723 n. Chr., 26. Herrscher von Tikal. Bedingt durch das warme Klima spielte sich in Mesoamerika das tägliche Leben im Freien ab. Die einfachen Häuser standen auf einer Plattform, mehrere Häuser begrenzten einen gemeinsamen Platz. Zu den hohen Tempelbauten führten funktionell wie ästhetisch eindrucksvolle Treppen, die inTeotihuacan zu Prozessionen (Abb. 59 und 60), in Monte Albán (Abb. 65) und in den Maya-Gebieten zu Triumphzügen (Abb. 36 und 41) 31
9 Teotihuacan. Riesige Basalt-
statue der Wassetgöttin Chalchiuhtlicue? Höhe 3,19 m, Gewicht 22 t. Kleiner »Einschnitt« auf der Stirn, olmekisches Relikt? Protoklassik, 150 – 250 n. Chr. Gefunden 140 m westlich det Mondpytamide. Museo Nacional de Antropología, Mexiko-Stadt.
10 Azteken. Coxcatlan,
Puebla. Todesgöttin Mictlantecihuad (Coatlicue ?) mit dem Klapperschlangenrock »Die aus Bodenlöchern hervorkriechen« (Symbole der Verbindung von Erde und Unterwelt). Tuffstatue, Höhe 1,15 m. Museo Nacional de Antropología, Mexiko-Stadt.
11 Maya.Tikal. Stele 31.
Herrscher »Stürmischer Himmel« als Schamane mit Kette, auslaufend in einen Schlangenkopf mit Quaste, Zeremonialtracht übersät mit Götter- und Jaguarköpfen, Ausschnitt. An den Seiten Hochland-Krieger. Beleg für die Kontakte mit Teotihuacan. Kalkstein, 435 n. Chr., Höhe 2,25 m. Museo Sylvanus G. Morley, Tikal.
12 Maya. Comalcalco/
Tabasco. Stuckmaske eines Fürsten mit Krone, Kinn- und Schnurrbart. 700-800 n. Chr. Höhe 44 cm, Museo Nacional de Antropologia, Mexiko-Stadt.
genutzt wurden. In Chichén Itzá hat der runde Caracol (Abb. 47) eine Wendeltreppe und der Castillo (Abb. 44) vier kalendarisch festgelegte Außentreppen. Die Azteken errichteten stets zwei Treppen für die typischen Doppelpyramiden (Abb. 73), auf den Treppenstufen fanden Menschenopfer statt. Vierseitige Pyramiden und Obelisken stehen in Ägypten und – in Stufen- oder Nischenform ähnlich Tajín/Mexiko – auch in Asien. Beispiele von pyramidenförmigen Bauwerken sind in Java Borobudur und Prambanan, in Burma etliche pyramidale Pagoden von Pagan und einige Tempelanlagen in Indien. Pyramiden-Vorläufer war in der Alten Welt der Zikkurat aus Ziegeln in Mesopotamien, 3. Jahrtausend v. Chr.; auf der abgeflachten Stufenpyramide konnten sich die Priester den Göttern nähern. In 32
13 Maya. Uxmal.
Kraggewölbe der zwischen Gouverneurspalast und Seitenflügel zurückgesetzten Verbindungskammer (Abb. 44). Auf der linken Wand stilisierte Chac-Masken mit typischen Rüsseln, geometrische Muster, Schlangenfries am oberen Gesims. Vorgesetzter Säulenportikus. Um 1000 n. Chr.
Mesoamerika herrschte der gleiche Ritus. R. von Heine-Geldern und G. Ekholm führen Ornamente, Friese, Reliefs und Gemälde der MayaZeit an als Verbindungszeichen mit der indischen Symbolik und Bildersprache. Auffallende bauliche Übereinstimmung zeigt die Tempelpyramide II in Tikal (Abb. 27), 300 – 900 n. Chr., mit der Tempelpyramide Baksei Changkrong von Angkor in Kambodscha aus dem 9. – 10. Jahrhundert (W. Krickeberg). In Mesoamerika betraten die Tempel auf den Pyramiden nur die Priester zu inneren Weihen. Öffentliche Zeremonien und Feste fanden auf der treppe statt. Paläste beeindrucken mit der Außenfront, die verwendeten Kraggewölbe (falschen Gewölbe) erlauben nicht die Überbrückung größerer Spannweiten, alle Innenräume haben deshalb schmalen, korridorarti33
gen Charakter. Das Kraggewölbe am nördlichen Seiteneingang vom Gouverneurspalast in Uxmal steht zwischen Hauptbau und Seitenflügel (Abb. 13). Vor dem Eingang, dekoriert mit stilisierten Chac-(Regengott-)Masken, befinden sich noch zwei Säulenstümpfe. Flachdecken, die auf Pfeilern (Atlanten) ruhen, gab es in Tula (Krieger aus Basalt, Abb. 75) und Chichén Itzá.
Symbole
14 Azteken. Tenochtitlan.
Jaguarfigur vor dem zerstörten Doppeltempel des großen Platzes mit Opferschale auf dem Rücken, Andesit, Durchmesser 0,64 m, Länge 2,75 m, Höhe 0,93 m. Museo Nacional de Antropología, Mexiko-Stadt.
Übereinstimmend verkörperten bestimmte Tiere verschiedene mythische Wesen oder Idole. Der Jaguar ist mit 2 m Körper- und 75 cm Schwanzlänge die mächtigste Großkatze und das gefährlichste Raubtier Amerikas. Er lebt in den tropischen Feuchtgebieten, an den Waldrändern der großen Flüsse und Sümpfe, in denen er schwimmend jagt. Auch kann er ausgezeichnet klettern. Mythologisch bildet er den Mittler zwischen Göttern und Menschen, den Spender der Nahrungspflanzen und den Gott der Erde (Abb. 4, 14, 52, 54, 91, 98, 100 und 102). Der Puma (Abb. 91) ist kleiner, lebt im Dschungel wie im Hochland und greift den Menschen nicht an. Die Indios verehrten den Jaguar als Gott des Nachthimmels und der Erde (Abb. 4, 93, 94 und 102) und stellten ihn in den Mittelpunkt ihres religiösen Weltbildes. Der Adler (Abb. 15 und 90) verkörpert als Symbol der Sonne und des Himmels zusammen mit dem Jaguar die Kraft und die Intelligenz. Aus seiner Gegenposition zum Jaguar ergab sich für die Azteken die Allegorie des Krieges als Kampf zwischen Licht und Dunkel, zwischen Himmel und Erde; Adler und Jaguar waren Sinnbilder der Krieger. Wegen ihrer eigentümlichen Gestalt und Bewegungsart und wegen ihres Giftes nimmt die Schlange seit Urzeiten einen wichtigen Platz im Mythos des Menschen ein, mit der gespaltenen Zunge ist sie für die Indios Sinnbild des fruchtbaren Wassers und der Regenwolken (Abb. 35, 74, 90, 102 und 113). Klapperschlangen symbolisieren die Verbindung von Erde und Unterwelt (Abb. 2 und 10). Die gefiederte Schlange, (Federschlange), trägt die schönen Federn des Quetzalvogels als Kennzeichen von Quetzalcóatl (Abb. 20, 46, 48, 53, 61, 74 und 76), der auch mit Krokodilrachenmaske (Abb. 84) oder mit gekrümmten Stäben als Windsymbol abgebildet wird. Er ist Sternhimmelgott, Weltund Menschenschöpfer, Bringer der Lebensmittel und Windgott. Die Türkisschlange ist Sym34
bol des irdischen wie des himmlischen Feuers und der Sonnenstrahlen. Der Serpent Mound ist ein Schlangenmonument am Ufer des Brush Creek in Ohio/USA etwa 200 n. Chr. Die Erdaufschüttung läuft von der spiraligen Schwanzspitze in Windungen 405 m lang, sechs Meter dick und einen Meter hoch zum aufgesperrten Maul, vor dem ein ovales Gebilde von 30 m Durchmesser liegt. Offenbar frisst die Schlange die Sonne. In Mesoamerika hat der Regengott – Chac und Chac Tláloc der Maya (Abb. 13, 47 und 51), Tohil der Quiche-Maya, Tajín der Totonaken, Cocijo der Zapoteken – die gespaltene Zunge einer Schlange. Die mythische Schlange Naga der Khmer in Südostasien hatte viele Köpfe, auf der Schlange Sesa ruhte Wischnu. In Indien stellt die Naga ein göttliches Wesen dar, halb Schlange, halb Mensch. Die Kunst Mesoamerikas manifestiert sich dem heutigen Besucher augenfällig in der Baukunst und der mit ihr verbundenen Steinbildnerei und Freskenmalerei, ebenso in der Keramik und den Handarbeiten aus Gold und Jade. Vom Federhandwerk sind nur wenige Beispiele erhalten, darunter die Federkrone von Moctezuma II. (Wien) und eine Federscheibe mit Wassergöttin in Mexiko-Stadt (Abb. 17). Der Totenkult als Zeichen der Ahnenverehrung und des Glaubens an das Weiterleben nach dem Tode war das Leitmotiv für die formenreiche ein- oder mehrfarbige Keramik, die als Grabbeigabe an vielen Stellen gefunden wurde. Die rote Schale aus Uaxactún (Abb. 16) hat drei gleiche Hieroglyphen, die N. Grube als Schmuck – als Pseudoglyphen – deutet, denn diese Glyphe ist in der derzeit bekannten Maya-Schrift nicht nachzuweisen.
Chronologie Die mesoamerikanischen Epochen werden eingeteilt in Archaische Periode, 5 000 v. Chr. bis 200 n. Chr., unterteilt in Präklassik (formative Periode) ab 2000 v. Chr. und weiter spezifiziert in frühe Präklassik, 2000 – 900 v. Chr., mittlere Präklassik, 900-400 v. Chr., späte Präklassik, 400 v. Chr. – 200 n. Chr. oder auch protoklassische Periode, 100 – 300 n. Chr.; Klassische Periode, 200 bis 600 n. Chr., Spätklassische Periode, 600 bis 900 n. Chr. und Nachklassische Periode, 900 bis 1519 (Beginn der Eroberung). In der frühen Präklassik gibt es Feldbau mit Baumwolle, Mais, Bohnen, Kürbissen und To35
15 Teotihuacan. Adlerrelief.
Museo Teotihuacan.
16 Maya. Uaxactún.
Tonschale mic hohem Rand, Rot-Schwarzbemalung. Drei gleiche Glyphen (Pseudoglyphen als Dekor). Durchmesser 21 cm, Höhe 8 cm. Spärklassik 600 –700 n. Chr.
17 Azteken. Ornamentale
Federscheibe mit Symbolen der Chalchihuirlicue, der
maten, ständig bewohnte Dötfer mit typischen Häusetn (Abb. 57) und Doffältesten, lokale Kulturen mit überregionalen Kontakten im Austausch von Symbolen und Kulturgütern. In ihrem zeitlichen Ablauf bekunden die Kulturepochen auffallende Übereinstimmung. Nur die mehr dörflich begrenzten westmexikanischen Kulturen von Colima, Jalisco und Nayarit, 300 v. Chr. bis 400 n. Chr., sind an diesem Verlauf nicht beteiligt. Die zahlreichen, in Gräbern aufgefundenen Tonplastiken Westmexikos zeigen realistische Bilder des Alltagslebens, doch wird ihnen jetzt symbolhafter Charakter unterstellt (P. Gercke und U. Schmidt). Die Tradition und der starke Einfluss der europäischen Kunsterziehung belasten den Zugang zu den präkolumbischen Kulturen und ihren Kunstschöpfungen: Das »Wirklichkeitsbild« mit Göttern und Menschen nach dem griechischen Schönheitsideal, die verfeinerte Ästhetik aus Ägypten, die religiös introvertierten Leidenden im Mittelalter, die romantisch verklärte Landschaft etc. Die Öffnung zur indianischen Denkart, zur kultischen Verbindung des Menschen mit der Tier- und Pflanzenwelt und den Ahnen wie zu den geschaffenen expressiven, surrealen, abstrakten Kunstschätzen wird erleichtert durch konkrete Informationen über die Hochkulturen der Olmeken und Maya.
Görtin der fließenden Gewässer: Wasserstrudel, Augen
OLMEKEN
in der oberen Hälfte, Raubtiergebiss. Museo Nacional de Antropología, Mexiko-Stadr.
Präklassik in Zentralmexiko Aus dem frühen Präklassikum stammen weibliche – nackte oder spärlich bekleidete -Tonfiguren von Tlatilco und Umgebung, heute Mexiko-Stadt. Es handelt sich um Grabbeigaben, um einen Totenkult mit dem Glauben an das Weiterleben nach dem Tode. Wegen ihrer aparten Frisuren, der nur mäßig ausgeprägten Rundungen und des häufig reichen Schmucks werden 36
die Figurinen als »pretty ladies« bezeichnet, oft waren sie aus rituellen Gründen zerbrochen. Erstaunlich sind individuelle Ausdrucksformen. Die abgebildete Figurine (Abb. 18) stammt aus der Zeit um 1500 v. Chr. In Tlatilco fand man auch Portraitköpfchen, die an lebende, nicht stilisierte Vorbilder erinnern und offenbar olmekisch beeinflusst waren.
Mystische Bauwerke und Megalithen in La Venta Die Olmeken (Nahuatl: Leute aus dem Gummiland, aus der Kautschukgegend) im Tamoanchan (Maya: Land des Regens) bewohnten die tropische Tiefebene am Golf von Mexiko, traten erstmalig um 2 000 v. Chr. auf und errichteten um 900 v. Chr. das erste große, 300 m lange und 80 m breite religiöse Zentrum Mittelamerikas auf der Insel La Venta an einem Nebenfluss des Río Tomala an der Südwestküste des Golfes. Die Herkunft der Olmeken ist unklar, vielleicht trafen nördliche Völkerschaften auf eine bereits ansässige Bevölkerung. Wegen des mongoliden Typus der Köpfe und Figuren, des Jaguarkultes ähnlich dem ostasiatischen Tigerglauben und der Wertschätzung der Jade – in Amerika handelt es sich hauptsächlich um Jadeit – wurde auch ein Ursprung aus Ostasien diskutiert (R. von Heine-Geldern). Weitere Zeremonialorte waren Tres Zapotes, San Lorenzo und Cerro de las Mesas. Heute ist das Uferland am Golf von Mexiko ein extremes Sumpfgebiet mit zahlreichen Wasseradern, großen Flüssen, häufigen Überschwemmungen, üppigem feuchtheißem Dschungel und enormen Mückenschwaden. Offenbar erschien jedoch den Olmeken das Land als sehr geeignet, denn der Wasserreichtum und die Überschwemmungen ermöglichten zwei Ernten pro Jahr, die Flüsse waren für Kanus wie für Flöße schiffbar, der Fischreichtum sicherte der Bevölkerung wichtige Proteine. Die sehr fruchtbare Region gestattete also Nahrungsüberschuss und die Freistellung von Handwerkern für Arbeiten außerhalb der Landwirtschaft. I. Bernal (1977) schätzt, dass 350 000 Menschen auf 18 000 qkm wohnten. Der Bevölkerungszuwachs führte zu einer neuen politisch-religiösen Ordnung mit der Bildung von Herrscherkasten. Wie in Ägypten, Mesopotamien, im Industal und am Gelben Fluss in China wurden hier die Grundlagen einer Hochkultur unter theokratischer Oberhoheit gelegt. Da heute noch einige Indios dieser Region Merkmale haben wie die alten Skulpturen, muss man sich den Menschentypus als kräftig und gedrungen, mit rundlichen pausbäckigen Gesichtern, Schlitzaugen und dicken Lidern (mongolide Abstammung) vorstellen, mit breiter kurzer Nase, nach unten geschwungenen Lippen, starkem Kinn und kurzem Hals. Auch katzenartige Züge sind zu erkennen. 37
18 Tktilco. Valle de Mexico.
Figürliche Terrakotte vom Typ »pretty lady«. Freimodelliert, bemalt. Haubenfrisur, Mandelaugen, Armstummel, gewölbte Oberschenkel. Ca. lO cm hoch. Präklassik, 1500 v. Chr. Museo Nacional de Antropología, Mexiko-Stadt.
Frans Blom und Oliver La Farge haben 1925 den Ort La Venta auf einer 4,5 km langen und 1,8 km breiten Insel entdeckt. La Venta ist nach der Nord-Südachse ausgerichtet, beidseits standen Monumente in fast symmetrischer Anordnung, was später allgemein in Mesoamerika übernommen wurde. Entscheidende Impulse für die Archäologie gab ab 1937 die Suche nach Erdöl, systematisch wurde im Olmekengebiet seit 1941 ausgegraben. H. Stierlin schätzt die ehemalige Inselbevölkerung auf 20 000 bis 25000 Personen. In La Venta wurden Reste von großen Gebäuden, mit grünen Steinen gepflasterte Wege in Form einer stilisierten Jaguar-Maske sowie eine 33 m hohe Lehm-Pyramide mit zehnseitiger Basis auf 130 mal 65 m Grundfläche entdeckt. Langgestreckte Erdaufschüttungen begrenzten vermutlich einen Ballspielplatz. Die nachgewiesenen riesigen Erdbewegungen bei der Errichtung des Zeremonialzentrums beruhen auf Umschichtungen von verschlammten Kanalsystemen. So wurde den Göttern das Material im Zentrum dargeboten, das sie – die Götter – als wohltätige Überschwemmung gebracht hatten. Der Basalt-Kolossalkopf La Venta Nr. 1 (Abb. 1) hat eine flache Nase und fallende Mundwinkel, bei einer Höhe von 2,41 m wiegt er 25 Tonnen. Der in den unteren Abschnitten zerstörte Monumentalkopf La Venta Nr. 2 lässt seitlich den Ohrpflock besser erkennen. Der Ausdruck von beiden Riesenköpfen ist erstaunlich und packend, Vitalität, Herrschaft, Stärke werden sichtbar. Die Kunstwerke der Olmeken offenbaren eine Hochkultur. Sie sind zu beschreiben, aber schwer zu interpretieren und repräsentieren zweckgebundene Schöpfungen eines Götterkultes, von Fürstenbildern oder der Überlieferung von historischen Ereignissen. Nachgewiesen ist der olmekische Einfluss bis Guerrero an der Westküste Mexikos und wegen des Jadeit-Vorkommens bis zur Halbinsel Nicoya in Costa Rica. Auf dem Seeweg bestanden wahrscheinlich kulturelle Verbindungen von Westmexiko bis nach Peru und umgekehrt (M. Covarrubias).
Kolossalköpfe Unauslöschlichen Eindruck von der Olmekenkunst hinterlassen die phänomenalen 15 Basalt- oder Andesitköpfe, die bis zu drei Meter hoch und 38
manchmal über 20 Tonnen schwer sind. Das Material der Riesenköpfe von La Venta kommt aus dem über 1200 m hohen Gebirgsmassiv von Los Tuxtlas zwischen dem Catemacosee und dem Meer. Die Distanz von 120 km (Luftlinie) wurde wohl auf Flößen bewältigt. Die Köpfe gehören nicht zu Ganzkörperstatuen, sie wurden als Köpfe konzipiert und ausgeführt und in La Venta, San Lorenzo, Cerro de las Mesas und Santiago Tuxtla gefunden. Die meisten Basaltköpfe stehen im herrlichen Museum von Jalapa, das in der Ferne vom schneebedeckten Pico de Orizaba (Citlaltepetl) gekrönt wird, dem mit 5 700 m höchsten Berg in Mexiko. Weitere Beispiele sind zu sehen im malerischen, dem Dschungelnaturell angepassten La Venta-Freilichtmuseum von Villahermosa und im großartigen Museo Nacional de Antropologia in Mexiko-Stadt. Die Köpfe zeigen eigenartige, bullig-robuste, breitnasige Gesichtszüge mit dicken, leicht geöffneten, katzenartig seitlich herabgezogenen Lippen und einer eng anliegenden, haubenartigen Kopfbedeckung. Wenige Köpfe sind mit einem Jaguarfell bedeckt. Seitlich haben die Kopfhauben Schutzplatten, die bis vor die Ohren reichen. Die Ohren sind mit pflockartigen Ornamenten geschmückt, die mit ihrem Gewicht die Ohrläppchen nach unten verlängern.
19 Olmeken. Riesenkopf
La Venta Nr. 2. Destruktion der Monolith-Basis. Basalt, Höhe 1,63 m, Umfang 4,24 m, Gewicht 11,8 Tonnen. La Venta Parkmuseum, Villahermosa.
Die Idee der Kolossalköpfe ist derzeit nicht zu erklären, doch veranlassen die ungemein lebendig gestalteten Köpfe recht unterschiedliche Interpretationen: – Abflachung von Nase und Ohren wegen des langen Transports, – Überportrait des Sonnengottes (Ballform nach H. Stierlin), – idealisierte Portraits von verstorbenen Herrschern, – »Baby faces« wegen des infantilen Geichtsausdrucks, – »Tiger faces« als vermenschlichte Jaguargesichter (Regengott), – »Äthiopier« als Einwanderer aus Afrika, warum sollten aber die Olmeken seetüchtige Phönizier oder Afrikaner abbilden? Nach J. Soustelle und I. Bernal gehörten die Olmeken zu einer Volksgruppe, deren Gesichtszüge heute noch vereinzelt zu finden sind und die mit einer anderen, inzwischen verschwundenen zusammenlebte. Die mächtigen, stolzen, herrschaftlichen Köpfe mit Jaguarmerkmalen (Spanisch: tigre) dokumentieren die Verbindung des Menschen mit dem Jaguar als höchstem Gott (Abb. 4). Die zeitlichen Angaben klaffen auseinander, allgemein wird die Epoche von 1200 bis 800 v. Chr. angenommen. Nach C-14-Messungen wurden die Kultstätten etwa 500 v. Chr. verlassen. Die Deutung der Kolossalköpfe als Mensch-Jaguar-Kombination liegt nahe. Obwohl die Physiognomie der Olmeken-Köpfe zurückhaltend interpretiert wird, soll der Gesichtsausdruck dieser und anderer Megalithfiguren noch mehrfach ausgelegt und verglichen werden. Die Riesenköpfe beeindrucken mit der Tendenz zum Monumentalen, den weich abgerundeten, doch kraftvollen organischen Formen und der meisterlichen Bearbeitung, vor allem aber mit dem erstaunlich lebendigen Ausdruck außerordentlich. Zweifellos gehören sie zu den Spitzenwerken der Olmekenkunst, zu den Glanzstücken der Weltkunst überhaupt. Der englische Bildhauer Henry Moore meinte: »Die Köpfe der Olmeken sind das großartigste Werk an Geist und Gestaltung, was ich auf dieser Erde kenne.«
Skulpturen und Masken aus Stein und Jade In La Venta wurden neben Riesenköpfen auch kleinere Steinköpfe mit dem charakteristischen Gesichtsausdruck und dem eigenartigen Helm der Olmeken gefunden, eine Auslegung ist bisher nicht möglich. Die Skulpturen der Olmeken sind unterschiedlich, teils abstrahiert, teils realistisch modelliert. In Jalapa steht die Skulptur aus einem Andesit40
monolithen (Abb. 4) mit Jaguarhaupt als »Überich« (alter ego) über dem Kopf. Gleiche Jaguar-Überich-Megalithfiguren sind in San Agustín /Kolumbien zu entdecken (Abb. 91). Recht realistisch geformt ist der spannungsgeladene »Ringkämpfer« (Abb. 21). Menschliche und tierische Elemente verbinden die Olmeken mit derartiger Eleganz und Überzeugungskraft, dass der Beobachter stets den Eindruck der Vollkommenheit hat. Sogar Phantasiegebilde erscheinen glaubhaft. Auf dem Relief in Villahermosa (Abb. 20) kommt der Kopf des Priesters aus einem Jaguar-(Schlangen-)Rachen, in der rechten Hand hält er ein beutelartiges Räuchergefäß. Eine riesige Klapperschlange mit gefiedertem Kopf (Symbol des Gottes Quetzalcóatl), umschlingt die Figur: Schlange und Jaguar bedrohen und schützen den Menschen! Trotz unterschiedlichem Ausdruck – vorwiegend menschlich oder tierisch, Baby face – zeigen Votiv-Äxte (Blitzsymbole des Regengottes) aus Stein oder Jadeit wieder die kultische Verbindung von Mensch und Jaguar in der ersten bedeutenden Religion Amerikas. Typisch sind flammenartige Augenbrauen, herabgezogene Mundwinkel und ein kommaförmiger Einschnitt auf der Stirn (Symbol der Jaguar- oder Schlangenkopfform?). Der »Ringkämpfer von Uxpanapa« (Fund am Río Uxpanapa) ist ein brillantes Basaltmeisterwerk der olmekischen Rundplastik (Abb. 21). Der Mann mit kahlgeschorenem Kopf, Schnurr- und Kinnbart könnte trotz fehlender entsprechender Ausrüstung ein Ballspieler sein. Die dynamische Figur demonstriert, dass die Olmeken neben religiösen auch profane Bilder überzeugend gestalteten. Eine Grünstein-Statue stellt einen Priester mit gekreuzten Beinen dar, der ein Kind-Jaguar-Wesen (Regengott?) in seinen Armen hält, wahrscheinlich eine Weihezeremonie, vielleicht auch ein Menschenopfer. Der Kopf ist weniger rundlich als bei den meisten Olmekenfiguren, mehr gestreckt, die Nase schmal, der Mund leicht geöffnet. Tatauierungen in Form von Götterköpfen (?) sind im Gesicht, auf dem Körper und auf den Beinen graviert. Es könnten auch bislang nicht gedeutete Glyphen vorliegen. Die Olmeken favorisierten für die Kolossalfiguren und für Kleinodien extrem hartes Gestein wie Basalt, Serpentin, Steatit und Jadeit. Dabei arbeiteten sie mit primitiven Werkzeugen wie Beil, Hammer und Meißel aus Stein und hölzernen Drillbohrern mit scharfkantigem Sand zum Polieren und zum Rillenschleifen. Zur Formung des Materials wurde der Sand mit Schnüren hin- und hergezogen. Metallwerkzeuge waren nicht bekannt. Trotz der einfachen Mittel entwickelten sie hervorragende Techniken, die gewiss viel Geduld benötigten. Besondere Werke sind die etwa drei Meter hohen Stelen aus Basalt. Die Bedeutung der Stelen und der darauf reliefierten Gestalten ist unklar. Die Stele aus El Ingenio (Abb. 24) zeigt eine laufende Frau ohne Symbole einer 41
Priesterin oder eines hohen Ranges. Der unregelmäßige Basaltmonolith wurde hervorragend für das Bewegungsbild genutzt. Die Stele C aus Tres Zapotes trägt ein Datum (31 oder 425 v. Chr.?) des später von den Maya verwendeten Systems, das Zahlen mit Punkt für die Eins, Balken für die Fünf und stilisierter Schnecke für die Null wiedergibt. Dieses einfache System ermöglicht das Rechnen mit großen Zahlenmengen. Die beiden schönen Jademasken in Jalapa – eine mit Glyphen am Kinn – wirken lebendig und zeigen ein leichtes Lächeln (Abb. 22). Ein Hochwasser hat sie und weitere Jademasken aufgedeckt. Die linke Maske hat Gravuren am Kinn, die rechte abgeschliffene Zähne, die sich später auch bei den Maya und den Totonaken (Abb. 79) finden. Die Masken erinnern
21 Olmeken. Portraitstatue
»Ringkämpfer von Uxpanapa« in dynamischer Stellung mir Schnurrbart, Kirmban, rasiertem Kopf. Vielleicht Ballspieler, aber ohne enrsprechende Ausrüstung. Basalt, 66 cm hoch, um 500 v. Chr. Museo Nacional de Antropología, Mexiko-Stadt.
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an die asiatische Herkunft der Indianer, wahrscheinlich liegen Individualportraits vor. Vielleicht stammt auch die Vorliebe für Jade aus Asien. Die eindrucksvolle Jade-Opfergabe Nr. 4 von La Venta besteht aus sechs geschliffenen, teils mit Gravuren versehenen Beilen und 16 – etwa 20 cm hohen – Figuren (Abb. 23). Die Aufstellung ist identisch mit dem ausgegrabenen Zeremonial in La Venta. Die Figuren zeigen deformierte Schädel mit abgeflachter Stirn und nach oben verlängertem Scheitel. Die schlaffe gebeugte Haltung ähnelt stark den polynesischen Kleinfiguren auf der Osterinsel und im pazifischen Raum. Wie bei den Olmeken üblich fehlen äußere Geschlechtsmerkmale.
Mutterkultur für Mesoamerika Die Olmeken bildeten die ersten Schrift- und Zahlensymbole Amerikas als Hieroglyphen, sie beschäftigten sich intensiv mit Mathematik und Astronomie. Wahrscheinlich errichteten sie nach den anfangs einfachen Dorfgemeinschaften Theokratien, die zu Monumentalwerken – Zeremonialzentren, Pyramiden, Köpfen, kultischen Ballspielplätzen – fähig waren. Konzeption und Technik ihrer Kunstwerke sind unerreicht. Sie begründeten das in Mesoamerika übliche kultische, soziale und wirtschaftliche Leben. Ausgedehnten Handel trieben sie mit Obsidian, Jadeit, Farben und Vogelfedern bis Costa Rica. Ihr Einfluss ist nachweisbar bei den Maya, den Zapoteken in Monte Albán (Abb. 67), denTolteken (gefiederte Schlange Abb. 46), den Totonaken, in Teotihuacan und Westmexiko. Verbindung mit Chavín in Peru ist anzunehmen (Jaguarmenschenkopf Abb. 102). Köpfe mit bis vor die Ohren reichender Helmkappe finden sich in San Agustín in Kolumbien, Ecuador und Tiahuanaco in Bolivien (Abb. 114). Die Schädelverformung (Abb. 23) war bei den Maya-Fürsten üblich (Abb. 52), auch in Südamerika führte man sie durch (Abb. 101). Die künstlich erzeugten Langohren (Abb. 1 und 19) lassen sich in Südamerika (Abb. 106) und auf der Osterinsel (Abb. 116) nachweisen. Monumentalität, Verformung des kindlichen Schädels, Langohren und typische Helmhaube waren offenbar Anregungen, die über das eigentliche Olmekengebiet weit hinausreichten. Generell bevorzugten die Olmeken monumentale Gestaltung, die sich auch bei kleinen, subtil bearbeiteten, oft ziselierten Steinbildern und 43
20 Olmeken. La Venta
Monument Nt. 19. Flachtelief eines Ptiestets in helmartigem Schlangen- (Jaguar-?)Rachen, rechte Hand mit Beutel (Räucherwerk?), bewacht von riesiger Klapperschlange mit gefiedertem Kopf, Quetzalcóatl? Höhe 1 m, 900-600 v. Chr. Kopie im La Venta-Parkmuseum, Villahermosa (Original Museo Nacional de Antropología, Mexiko-Stadt).
22 Olmeken. Río Arroyo
Pesquero, Veracruz. Vom Hochwasser freigespülte Jadeitmasken aus Bestattungsbündeln. Portraits? Offene Augenhöhlen, offener Mund, linke Maske mit Glyphen am Kinn, rechte mit abgeschliffenen Zähnen und brauner Patina. Höhe 13 cm, um 500 v. Chr. Museo de la Universidad Veracruzana, Jalapa.
23 Olmeken. Opferzeremonie
in La Venta (Glasschurz). 16 Jade- bzw. Serpentin-Statuetten, Höhe 16–20 cm und sechs Zeremonialklingen, Höhe 21–27 cm. Olmekische Kennzeichen: Schädelverformung, gebeugte Haltung (ähnlich den kleinen Osterinselfiguren aus Holz oder Knochen), fehlende Geschlechtsmerkmle, Gravur von einigen Glyphen. 800-500 v. Chr. Museo Nacional de Antropología, Mexiko-Stadt.
Schmuckgegenständen findet. Die Stele aus El Ingenio (Abb. 24) zeigt hingegen eine schlanke nackte Frau mit der Gestik von Erstaunen oder Schrecken. Kennzeichen für eine ranghohe Person, Priesterin oder Göttin lassen sich nicht erkennen. Der Adler symbolisiert bei den Olmeken den Himmel, der Jaguar die Unterwelt, Amphibien und Reptilien die Erde, Wasservögel Regen und Fruchtbarkeit. Menschliche und tierische Elemente sind eindrucksvoll kombiniert, selbst Phantasiegebilde werden glaubhaft. Die religiösen Vorstellungen und die Kultur der Olmeken übernahm ganz Mesoamerika, der Begriff Mutterkultur ist gerechtfertigt. Die Interpretation der Kunstwerke kann variieren, denn Forschungen über die Olmeken werden erst seit wenigen Jahrzehnten durchgeführt. Die Maya übernahmen von den Olmeken Pyramiden, Stelen, monolithische Altäre, Jadeopfergaben, Jaguargottheit, Schädeldeformierung, Hieroglyphenschrift, chronologische Systematik und Kalender. M. Covarrubias stellt fest: »Die olmekische Kunst zeichnet sich aus durch ihre klaren Linien, durch den sinnlichen Realismus ihrer Formen und die Kraft und Unmittelbarkeit des Entwurfs.« Die Hochkultur führte zur Bildung von Klassen: Adlige mit einem Priesterkönig, Handwerker und Bauern. Die soziale Struktur und die tiefe Gläubigkeit der Bevölkerung ermöglichten die riesige Zahl von Arbeitskräften, die für die Erstellung der Zeremonialplätze, den Transport und die Bearbeitung der Monolith-Köpfe, die Bewässerungs- und Entwässerungsanlagen nötig waren. Vor der Zeitenwende kam der Untergang. Vermutlich zerstörten fremde Völkerschaften (aus 44
dem Norden?) die Olmekenwerke. Stelen wurden gestürzt, Monumente umgeworfen, Kolossalköpfe beschädigt und in Schluchten gestoßen. Möglich ist allerdings auch eine rituelle Destruktion. Andere Gründe für das Verlassen der Städte – ein einheitliches Reich gab es nicht – können Infektionskrankheiten (Malaria, Gelbfieber) oder innere Unruhen und Revolten gegen die herrschende Schicht gewesen sein. Die Städte wurden verlassen, ähnlich wie später bei den Maya-Städten wucherte der Urwalddschungel über sie hinweg. Nach 3 000 Jahren wurden die Werke dieser großen Kunst wieder entdeckt, eine der eindrucksvollsten Kulturen der Welt ist in Jalapa, Villahermosa (La Venta) und Mexiko-Stadt zu besichtigen.
MAYA
Die Maya wurden als eigenständiges Indio-Volk zuerst wiederentdeckt und bald eingehend erforscht. Trotz des Fehlens von Pflug, Wagen und Haustieren haben sie herrliche Ruinenstädte und Kunstschätze hinterlassen, doch bleiben viele Fragen bis heute nicht oder nur ungenügend beantwortet. Die Volksgruppe der Maya hat überlebt, allerdings können die Maya-Indigenas nur wenig über ihre Vorfahren berichten.
Geographie, Klima Geographisch werden im Maya-Gebiet Hochund Tiefland unterschieden. Das Hochland oberhalb 300 m steigt bis über 4 000 m an, ist bedeckt von vulkanischen Ablagerungen mit einer dünnen, fruchtbaren Bodenauflage und wird von Erosionen durchzogen. In Belize erheben sich die Berge bis 500 m, im nördlichen Yucatan die Puuc-(Land der niedrigen Hügel) Berge bis 100 m. Regen fällt von Mai bis November. Das Tiefland liegt jetzt meist begraben unter dem rund 50 m hohen Dschungel des tropischen Regenwaldes. Wie fossile Pollen zeigen, existierte zur Maya-Zeit Savannen- und Eichenbuschwald. 45
24 Olmeken. Stele mit dem
Relief einet laufenden nackten Frau ohne Symbole eines höheten Ranges. Auffallend schlanke Gestalt. Erstaunen oder Schreck? Basaltmonolith, perfekt ausgenutzt für die dynamische Darstellung. El Ingenio, Höhe 2,56 m, Präklassik 900 600 v. Chr. Museo de la Universidad Veracruzana, Jalapa.
Das Brandrodungssystem führte im Tiefland zum häufigen Wechsel der Nutzflächen, um deren Regeneration zu gewährleisten. Der relativ einfache Ackerbau erzielte hohe Erträge, im Peten genügte ein Bauer für die Ernährung von zwölf Menschen. Damals wie heute sind Mais, Bohnen und Kürbisarten die Grundnahrungsmittel in Mesoamerika. Der Mais wird anders als im übrigen Amerika zubereitet. In Mesoamerika werden die Maiskörner in Wasser mit weißem Kalk eingeweicht oder gekocht, der Brei dann auf dem Mahlstein (Metate) mit dem Reiber (Mano) zu Teig zerdrückt und zu gedämpften (gefüllten) Tamales oder flachen Tortillas (Pfannkuchen) verarbeitet. Gegenwärtig wird der Reisende mit der Alternative – Tropenwald im Peten um Tikal oder Buschwald in Yucatan – konfrontiert, doch gibt es allein in Guatemala recht unterschiedliche Maya-Gebiete (Abb. 25). Auf den Spuren von J. L. Stephens und F. Catherwood kann er auf dem Río Dulce am Auslauf des Golfes von Honduras bis zum Lago Izabal die einzigartig intakte Dschungelwelt mit riesigen Bäumen, hängenden Lianen und tropischen Vögeln erleben. Der tiefblaue, von Vulkanen umgebene AtitlanSee liegt 1 500 m hoch, das attraktive, indianisch-christliche Chichicastenango 2250 m. Die Maya-Indios zwischen dem Golf von Mexiko, dem Golf von Honduras und dem Pazifik gehören zu einer eigenen Sprachfamilie mit vielen Dialekten. Die Fläche des historischen Tieflandes betrug 250 000 qkm, die nordsüdliche Ausdehnung 900 km, die Breite 550 km (H. Wilhelmy in Eggebrecht und Grube). Aus Dorfsiedlungen entwickelten sich StadtStaaten. Einflüsse kamen aus Teotihuacan, dem Golfbereich (Olmeken, Veracruz) und der Guatemala-Küste. Ein größeres Reich gab es nur in Yucatan von 1200 bis 1441 unter der Festungsstadt Mayapán, Chichén Itzá und Uxmal waren einbezogen. Die Maya-Städte waren Kultzentren, Königs- und Adelssitz, Wirtschafts-, Handels- und Verwaltungskern. Die keineswegs ärmlichen Bauern lebten in den Dörfern des blühenden Landes.
Entwicklung der Kultur und Schrift
25 Karte vom Maya-
Gebiet mit Staaten, Kulturgebieten, Fundstätten, Städten und Flüssen.
Die Maya-Kultur begann im Hochland von Guatemala ab 1500 v. Chr., in der späten Präklassik auch im Tiefland, denn um 250 n. Chr. fanden in Salvador wie in Guatemala gewaltige Ausbrüche des Vulkans Ilopango statt, die zur Auswanderung von Hochland-Maya in das Regenwaldgebiet führten. Zunächst bestanden Dorfgemeinschaften mit Häuptlingen, die durch Geburt und überlieferte kultische Riten genügend Machtfülle sammeln konnten, um politischen und militärischen Einfluss zu gewinnen. Bündnisse und Kriegszüge ließen größere Herrschaftsbereiche entstehen, doch 46
gab es während der Klassik kein einheitliches Reich, die Kleinstaaterei blieb erhalten. Wichtig für die Bildung der Regionalstaaten war der ausgedehnte Handel mit Seesalz von der Atlantikküste, mit Honig, Baumwolltüchern, Kakao, Quetzalfedern, Feuerstein, Obsidian, farbigen Muscheln, Jade und anderen Grünsteinarten, denn die Maya-Städte waren Knotenpunkte und gründeten ihren Reichtum auf den Warenaustausch in OstWest- und Nord-Süd-Richtung. Mit den Olmeken kamen die Maya um 500 v. Chr. oder früher in Berührung, übernahmen von ihnen aus Kunst, Astronomie und Mathematik wesentliche Grundlagen und erlebten während des Klassikums im Tiefland, 200 bis 900 n. Chr., ihre Blütezeit, als die Maya-StädteTikal, Copán, Quirigua, Palenque entstanden. Übereinstimmende Ausdrucksformen waren in der Architektur die Pyramide, das Kraggewölbe und der kammartig hohe Dachaufbau mit Schmuckdekor (Cresteria), der Stele-AltarKomplex und im Kalender der Long-Count als absolute Zeitberechnung ab dem 6. Steptember 3114 v. Chr. Durch Verbrennen von Kalkstein gewannen die Maya haltbaren weißen Mörtel, der die komplizierten Bauten ermöglichte. Von den Olmeken wurde die Reliefkunst übernommen, selten waren Rundskulpturen. Jedes Maya-Zentrum entwickelte typische Eigenheiten, die vielfältigen Darstellungsweisen – etwa von Tikal, Copán, Palenque, Uxmal, Chichén Itzá – lassen oft den Ort exakt bestimmen. Es erscheint vorteilhaft, zunächst die Sitten, dann die wichtigen Städte und schließlich im Zusammenhang noch typische Kunstwerke zu schildern. Wegen des hohen Niveaus in Kunst, Wissenschaft, Sozialordnung und wegen des Individualismus in der Suche nach Ausdrucksarten hat man die Maya als »Griechen der Neuen Welt« bezeichnet. Typisch sind ihre Gesichtszüge mit fliehender Stirn (künstliche Schädelverformung), mandelförmigen Augen, großer gekrümmter (Römer-)Nase, vollen Lippen und wenig ausgeprägtem Kinn (Abb. 52). Sie gestalteten einzigartige Kunstobjekte, Meister waren sie, trotz fehlender einheitlicher Konzeption, im Städtebau , im Palastbau, im Bewässerungs- und Kanalsystem, bei der Bildung von Ziergiebeln und Kraggewölben, in der Malerei, Keramik und Reliefplastik. Als hervorragende Landwirte erzeugten sie Nahrungsmittelüberschuss, was die Freistellung von Eliten für die religiösen und künstlerischen Grundlagen der Hochkultur ermöglichte. Die Priester waren kundig in Wort, Schrift, Mathematik, Astronomie und Astrologie, darüber hinaus waren sie Richter über Untergebene und Gefangene. Die Erforschung der Maya-Schrift hat eine lange Geschichte, die mit D. de Landa 1566, A. von Humboldt 1810, E. Förstemann und A. Maudsley um 1900, S. G. Morley 1937, J. E. S. Thompson 1950, G. Zimmermann 1956, T. Proskouriakoff 1960, Y. Knorozov 1952 und 1967, M. D. Coe 48
1973 N. Grube 1990 verknüpft ist; es handelt sich um die bedeutendsten Maya-Forscher. Die auf Olmeken-Zeichen basierende Maya-Schrift ist ein logosyllabisches System mit etwa 800 Glyphen, die Worte, Silben und Auslegungen bedeuten. Mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen wurde aus der Schrift ein Geschichtsbuch, das den Schlüssel zur Erforschung der alten Kultur liefert (M. D. Coe, 1995). Auf Stelen, Altären, Keramik und Wandmalerei wurden detaillierte Nachrichten über Personen der Elite wie Geburt, Heirat, Inthronisation, über Kriege, Verträge, Götter, mythologische Wesen und kultische Gebräuche dokumentiert. Zur Oberschicht gehörten die privilegierten Familien, Priester, Kunsthandwerker, Kaufleute und Schreiber. Trotz Verwechslungsmöglichkeiten mit Vorderasien und Ägypten wird im Text von »Glyphen« oder »Hieroglyphen« berichtet. Voller Bewunderung erkennt man die genaue Voraussage der Sonnenund Mondfinsternisse, die exakte Berechnung der Kalenderdaten und der astronomischen Umlaufbahnen unter Benutzung der Null (E. Förstemann), markiert durch das Muschelzeichen, Symbol der Vollendung. Das Vigesimalsystems ermöglichte im Gegensatz zu unserem Dezimalsystem den unbegrenzten Umgang mit riesigen Zahlenmengen. Die Maya errechneten das Jahr mit 365,2420 Tage, die modernen Astronomen haben es auf 365,2422 Tage festgelegt, der gregorianische Kalender vereinbarte 365,2425 Tage. Auch Mondfinsternisse konnten die Maya genau voraussagen. Sie berechneten den synodischen Venusumlauf mit 584 Tagen im Vergleich zu modernen 583,92 Tagen (P. Ivanoff). Der Sonnenkalender zählte 18 Monate zu 20 Tagen plus fünf besonders gefürchtete Tage. Der Kalender der Priester und Wahrsager hatte hingegen 20 Perioden zu je 13 Tagen, insgesamt also 260 Tage. Mit der Astronomie verbanden die Priester die Astrologie, die Sterndeutung. Die weitgehend entzifferte Schrift erhellt die Geschichte und die Dynastien der Maya. Das früher romantisch gefärbte Bild »friedlicher Städte« ändert sich in reale Macht- und Heiratspolitik von Fürstenhäusern mit Gebietsansprüchen und Kriegen. Namen, Leben und Kriege der Herrscherkaste kommen ans Licht. Viele Darstellungen lassen sich nun personenbezogen interpretieren, Intrigen und Leidenschaften aufdecken. Die Maya-Geschichte ähnelt der Geschichte des alten Europa und des Orients. So zeigen sich Tikal und Caracol als übergreifende, verfeindete Machtbereiche (Nikolai Grube). Nach 800 n. Chr. kündigte sich der Niedergang vieler Maya-Städte an. Die Begriffe »Altes und Neues Reich« sind überholt, denn die Städte in Yucatan entstanden gleichzeitig mit denen im Peten. Im zentralen Gebiet wurden keine monumentalen Sakral- und Profanbauten mehr errichtet. In einigen Städten führten die zurückgebliebenen Maya weiter ein dörfliches 49
Leben. Als Gründe für die Räumung der übrigen, später vom Urwald überwucherten Residenzen werden diskutiert: 1. Aufstände unterdrückter Volksmassen gegen die Diktatur des Adels und der Priesterschaft. 2. Verknappung der Lebensmittel durch extensiven Brandrodungsfeldbau und ungenügende Pflege der Bewässerungsanlagen. 3. Einfall kriegerischer Völkerschaften aus Zentral- und Nordmexiko. 4. Epidemien (Maismosaikvirus nach J. Brewbaker), Klimaänderung. 5. Zusammenbruch der Stadtstaaten durch Rivalität und ständige Kämpfe der Zentren miteinander (Tikal und Caracol). Die Hypothesen über die Ursachen sind ähnlich wie beim rätselhaften Untergang der Olmeken. Diskutiert wird noch starke Trockenheit um 900 n. Chr. (Universität Florida), die den ausreichenden Anbau der traditionellen Nahrungsmittel nicht mehr ermöglichte. Der Untergang zeigt Parallelen zum gegenwärtigen Raubbau an der Natur, zum ungehemmten Energieverbrauch an fossilen Brennstoffen, zum rapiden Bevölkerungswachstum. Nach T. P. Culbert (in Eggebrecht und Grube) soll die heutige Bevölkerung den bisher ungeklärten Zusammenbruch der Maya-Kultur zum Anlass nehmen, kritisch über die eigene Situation nachzudenken. Starke Auswanderungswellen der Maya ins nördliche Gebiet nach Yucatan mit dem Ausbau von Uxmal, Kabah, Chichén Itzá, Cobá, Tulum und Mayapán im Nachklassikum waren die Folge. Angleichung fand statt mit den aus Tula vertriebenen und nach Yucatan ausgewanderten Tolteken. Machthaber war hier nicht ein einziger Herrscher, sondern ein Adelsgremium. Im zentralen und südlichen Maya-Gebiet waren nun viele Kultstätten menschenleer und wurden vom Urwald erdrückt. Trotz aller Bemühungen um Wiederherstellung erhält der Besucher von den verlassenen Tempeln und Palästen in der Wildnis ein fast gespenstisches Bild des ehemals überaus pulsierenden Lebens in den Städten und Dörfern.
Götterbilder, Sitten »Aus der Sicht der Maya war die Welt ein magischer Ort, bevölkert von Lebewesen aller Art und erfüllt von göttlicher Energie« (L. Scheie). Ein kompliziertes System gegenseitiger Verflechtungen erklärt die Schöpfung, die irdische und göttliche Welt. Der höchste Maya-Gott Itzamna war abgebildet als alter Mann mit Römernase (Abb. 32), Erfinder der Schrift, 50
Schirmherr der Gelehrsamkeit und der Wissenschaften. Seine Frau Ix Chel (Regenbogengöttin) war die Göttin des Webens, der Medizin und der Geburt, als Mondgöttin hatte sie ihren Haupttempel auf der Insel Cozumel nahe der Ostküste. Die übrigen Götter waren Nachkommen dieses Paares. Der Sonnengott Ah Kinchil gleicht in Bilderschriften Itzamna und kann eine seiner Verkörperungen sein. Auf der Nachtreise durch die Unterwelt wird der Sonnengott zum furchtbaren Jaguargott auch in Chavín (Abb 102). Himmelsgottheiten waren Polarstern und MorgenAbendstern, beide für die Maya identisch. Chacs, Regengötter, hausten in den Ecken der Welt. Die Welt stellte man sich als eine Scheibe vor, dargestellt oft auf dem Rücken der Schildkröte (Abb. 31) oder des Krokodils. Der Osten ist rot und identisch mit Sonne und Tag, der Westen schwarz mit Dunkelheit, Tod, Nacht, der Süden gelb mit der Venus und der Norden weiß mit dem Mond. Wakah Chan, der große Weltenbaum in Gestalt des Kreuzes, entspricht der Milchstraße und verbindet die mittlere irdische Welt mit dem Himmel darüber und dem Urmeer darunter. Jeder Mensch besitzt eine Seele und kann sich durch Blutopfer, Trance nach Tänzen oder Drogen in ein Tier verwandeln. Die Visionsschlange symbolisiert die mystische Verbindung zum Jenseits, den angerufenen Herrscher im Maul präsentiert sie dessen Erneuerung (Abb. 26). Dem Maya-Schönheitsideal entsprach die künstlich abgeflachte Stirn. Nach der Geburt wurden die Köpfe der Kleinkinder so zwischen zwei Brettern zusammengepresst, dass der Schädel dauernd vorn und hinten abgeflacht blieb (Abb. 52). Gleiche Deformationen sind bei den Olmeken (Abb. 23), in Ecuador (Abb. 101) und Peru nachzuweisen. Mit dem Priester wurden Schicksal und Namen des Kindes bestimmt, zwischen dem dritten und dem zwölften Jahr fand die »Taufzeremonie« statt. Männer wie Frauen ließen die Schneidezähne in diversen Mustern zurechtfeilen, auch mit Jadestücken inkrustieren. Bei beiden Geschlechtern waren auch Tatauierungen von der Taille an aufwärts beliebt. Um Kleinkinder schielen zu lassen, band man ihnen bunte Perlen in die Stirnhaare (M. D. Coe). Grundnahrungsmittel war der Mais, Truthahn oder Masthunde waren willkommene Ergänzungen. Honig der stachellosen Bienen wurde in Bienenstöcken damals wie heute in Yucatán gewonnen. Krankheiten waren für die Maya die Folge von Sünden, wie sexuellen Fehltritten von Jugendlichen oder dem Genuss berauschender Getränke. Beichte und Absolution lagen beim Arzt, der zugleich Therapeut war. Priester und Schamanen hüteten das Brauchtum aus der Zeit der Großwild-Jagdzüge, sie wirkten als Medizinmänner und Mittler zwischen dem Jenseits und den Menschen. Man benutzte Wahrsagekalender und versetzte sich oft in rauschhafte Zustände durch den Verzehr heiliger Pilze (P. F. 51
26 Yaxchilán. Türsturz 25,
Tempel 23. Hohe Würdenträgerin Frau Xoc in Trance: Schale mit Blut in der linken Hand nach Selbstkasteiung, aus der Opferschale aufsteigende Visionsschlange, den beschworenen Dynastiegründer Yax Balam im Maul. Hieroglyphen links und oben. 725 n. Chr. Abformung Knauf-Museum, Iphofen (Original Britisches Museum, London).
Fürst). Allerdings gab es auch viele Halluzinogene (anregende Pflanzen) und andere pflanzliche Heilmittel zur Krankenbehandlung. Die priesterlich-fürstlich regierten Maya entwickelten allgemein einheitliche, örtlich jedoch unterschiedliche Strukturen. In den Zentren und Dörfern wohnte die Bevölkerung in kleinen ovalen, fensterlosen, schindelgedeckten Lehmhäusern mit Eingängen in der Mitte vorn wie hinten. Unverändert stehen heute gleiche Häuser im Buschwald von Quintana Roo (Abb. 57), Maya wird weiter gesprochen, und Maya-(Römer-)Nasen sind zu beobachten. Starke religiöse Impulse und politische wie wirtschaftliche Machtentfaltung ließen Zeremonialstätten und Paläste entstehen. Materielle Voraussetzungen hierzu waren Bevölkerungsdichte, intensiver Feldbau mit hochentwickelten Bewässerungssystemen, Spezialisierung in 52
27 Tikal. Blick vom Tempel I
auf die dreistufige Pyramide (Tempel) II, 8. Jahrhundert, Höhe 46 m, Stele vor der Treppe. Rechts nördliche Akropolis mit weiteren Stelen. Im Hintergrund rechts die höchste Pyramide IV mit 69 m, links Pyramide III, beide im Urwald nicht restauriert.
Handwerk und Kunst, ausgedehnter Handel. Die geistige Kultur entfaltete sich mit exakter Kalendergliederung und Schrift. Religion und Kult beeinflussten das tägliche Leben stark. Kunstgegenstände waren meist Kultwerke.
Tikal, über ein Jahrtausend heilige Stadt Tikal (Maya: Ort, wo die Geisterstimmen hörbar sind), hat eine Gesamtfläche von 63 qkm, einen Zentralbereich von 16 qkm und liegt im heute schwer zugänglichen Urwald des Distrikts Peten in Guatemala. Von Guatemala-Stadt aus, das rauchende Vulkane umgeben, wird Tikal nach un53
28 Tikal. Blick vom Tempel I
auf die nördliche Akropolis mit den archäologischen Ausgrabungen der während eines Jahrtausends übereinander errichteten Baukomplexe: Paläste, Tempel, Treppen, Höfe des Herrscher- und Verwaltungszentrums.
vergesslichem Flug über dem dichten Tropenwald des Peten erreicht. Vor einigen Jahren landete das Flugzeug noch auf der benachbarten Urwaldpiste. Nur kleine Bereiche der weiträumigen Ruinenstadt sind freigelegt, zahlreiche Monumente bedeckt noch der Dschungel. Von undurchdringlichem, geheimnisvollem Dickich umgeben weben Baumriesen einen fest gefügten, über 40 m hohen Baldachin. Tikal war die ausgedehnteste Maya-Stadt, während der Blütezeit eine dicht bevölkerte Metropole mit etwa 40 000 Menschen. Von 200 v. Chr. bis Ende des 9. Jahrhunderts hatte es im Tiefland eine führende Position, die nur 543 – 692 vom überlegenen Caracol/Belize unterbrochen wurde. Schon seit 600 v. Chr. war die Stadt bewohnt. Im Zentralbereich stehen 3 000, meist vom Urwald überwucherte Ruinen. Das Zeremonialzentrum ist 1200 m lang und 600 m breit. Den hohen kunstgeschichtlichen Rang verdeutlichen qualitativ hochwertige Kunstwerke. Die riesige steile Pyramide I ist 47 m hoch auf einer Basis von 35 x 30 m (Abb. 3). Der Tempel wird überragt vom Dachkamm (Cresteria), in drei Räumen befand sich das nur dem Herrscher oder Oberpriester zugängliche Allerheiligste. Erbaut wurde die phänomenale Pyramide I Anfang des 8. Jahrhunderts n. Chr. Die Mitteltreppe, Himmelsleiter, leitet mit Kettensicherung vorbei an neun Stufen (Absätzen) zum Tempel. Die großartige Aussicht (Abb. 27) lässt gegenüber die dreistufige, 46 m hohe Pyramide II und im Urwald die Pyramide III und die mit 69 m höchste Pyramide in Lateinamerika, die Pyramide IV, erkennen. Auf dem nördlichen Akropolis-Komplex befinden sich grün bewachsene Ruinen und Ausgrabungen der mehrfach überbauten Tempel- und Palastanlagen (Abb. 28). Der Mörtel aus gebranntem Kalkstein ermöglichte den Maya die kühnen Bauten, deren Steine auf schiefen Ebenen transportiert wurden. Trotz der gewaltigen Ausdehnung existierte keine Stadtplanung, nur der große Platz war reserviert für die Pyramiden I und II und die Nordakropolis. Laut Datumsglyphen stammen die Stelen auf dem großen Platz aus dem 6. – 9. Jahrhundert. Stele 10 ( 507 n. Chr., Abb. 29) blieb als einzige stehen, alle anderen wurden von Kriegern aus Caracol umgestürzt. Trotz starker Witterungseinflüsse ist der Würdenträger mit Stab, Prachtgewand und Federschmuck gut zu sehen. Die Stele des fremden Herrschers »Stürmischer Himmel« wurde 435 n. Chr. errichtet (Abb. 11). Südlich von der Pyramide I liegt der Palast mit korridorartigen Kraggewölben, die seit 1 300 Jahren Zapoteholzbalken abstützen, an den Wänden finden sich Ritzzeichnungen von Kriegern. Eine Deckelschale (Abb. 54) wurde in Kaminaljuyú (Außen-
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bezirk von Teotihuacan) geformt und gebrannt, in Tikal mit Stuck überzogen und mit Götterbildern, eines davon mit Jaguar-Überich, bemalt. Tikal imponiert als größte, mehrfach überbaute und umgebaute Maya-Stadt mit einer ereignisreichen Geschichte, in der die Besetzung durch Caracol eine wichtige Zäsur darstellte. Architektur, Bildhauerei, Malerei, Schrift, Astronomie erreichten phänomenale Höhepunkte, doch wurden zugleich wilde Kriege geführt. Von ihrer eindrucksvollen Geschichte zeugen noch die imposanten Ruinen.
Copán, faszinierende Metropole von Fürsten und Astronomen Die prächtige Ruinenstätte Copán hat der Nordamerikaner John Lloyd Stephens mit dem englischen Landschaftsmaler Frederick Catherwood 1839 eingehend erforscht, dabei auch unter abenteuerlichen Umständen für 50 Dollar erworben. Die hervorragenden, charakteristischen Zeichnungen und handkolorierten Stiche von Catherwood übertreffen die heutige Fotografie in der Darstellung typischer Merkmale. Copán liegt in einem fruchtbaren Honduras-Tal 600 m hoch, wird jedoch zum »Tiefland« gezählt. Funde sind bereits aus dem späten Präklassi-
29 Tikal. Stele Nr. 10.
Hoher Würdenträger mit Prachrgewand, hohem Federhelm und Zeremonialsrab. Nordakropolis, 507 n. Chr. Auf den Stelen stets Bilder von Würdenträgern, nicht von Göttern. Mutwillig beschädigr, aber die einzige, niemals umgestürzre Stele in Tikal.
30 Copan. Blick von der
Südakropolis auf den Großen Platz. Vorn Stele M und Altar an der Hieroglyphenrreppe, Bailspielplatz mit überwölbten Tribünen, errichtet 541 – 775 n. Chr., 28 x 7 m. Im Hinrergrund Srelen H und F, links noch nicht freigelegre Pyramide.
55
32 Copan. Steinkopf des
Gottes Itzamna mit quadratischen Ohrpflöcken. Erfinder
kum nachweisbar, ab 400 n. Chr. brachte das Klassikum die Blütezeit. Dem Besucher öffnet sich die wunderschöne Tempel- und Palaststadt (Abb. 30 und 31) mit
der Schrift und des Kalenders, Treppe am Ostplatz. 33 Copán. Stele H., 751
(ode1 782) n. Cht. Würdenträger mit Rock, vom Gürtel abfallende Binde. Zeremonialkopfputz, Jadeschmuck, Federn, Ohrzierat. Glattes Gesicht, umgeben von übersteigertem barockem Dekor. 34 Copan. Araskulptur vom
Ballspielplatz, Markierstein, mit Zapfen in der Seitenwand verankerr.
- parkähnlichen Grünflächen, auf denen 20 hervorragend modellierte, barock gestaltete Stelen (Abb. 31 und 33), Altäre (Abb. 31) und Steinskulpturen (Abb. 32 und 35) stehen, - großen Bäumen, die die eindrucksvollen Bildwerke umschlingen und zerbrechen, - feierlicher Stille (fehlender Besucherstrom), - dem in allen Tempelanlagen nachweisbaren, hier besonders gut angepassten Ballspielplatz (Abb. 30) zusammen mit Markiersteinen in Papageienform (Abb. 34) für den kultischen Wettkampf, - der Hieroglyphentreppe aus dem 6. – 8. Jahrhundert, die die längste Glyphenschrift auf Steinen mit Daten aus dem Fürstenhaus im gesamten Maya-Gebiet aufweist, - der oberen Akropolis mit pyramidalen Bauten und Skulpturen einschließlich des »Alten Gottes« mit (fast) zahnlosem Mund (Feuergott), des fackeltragenden Sturmgottes (Abb. 35) und des Gottes Itzamna (Abb. 32). 56
Copán hatte circa 20 000 Bewohner in der Hauptgruppe von 600 x 300 m und weiteren 16 Nebenplätzen. Die Könige waren Herrscher und Oberpriester. Ein von F. Catherwood gemeinsam mit Stele D (3,50 m Höhe) abgebildeter Altar stellt den Todesgott Ah Puch mit fleischlosem Kiefer dar. Das Datum zeigt auf den 26. Juli 736 n. Chr. Weitere Altäre wurden als doppelköpfige Schlange und Schildkröte (Abb. 31), dem Symbol für Wasser und Fruchtbarkeit, gestaltet. Wie bei den Olmeken stehen in Copán Steinköpfe, die zwar mit etwa 60 cm Höhe deutlich kleiner sind, aber ebenso ausschließlich als Köpfe – nicht als Ganzkörperstatuen – konzipiert waren. Der »Alte Gott«, Feuergott (Itzamna?) wird fast zahnlos dargestellt, ebenso wie der »Alte Mann von Copán« am Treppenaufgang zur Akropolis. Hier reproduziert ist der Kopf vom Gott Itzamna (Eidechsenhaus), Erfinder der Schrift und des Kalenders, Schirmherr von Gelehrsamkeit und Wissenschaften (Abb. 32). Die Kopfskulptur befindet sich an der Treppe des Ostplatzes der Akropolis, des erhöhten und ständig um- wie unterirdisch ausgebauten Palast- und Tempelkomplexes. Maisgötterfiguren haben lange, nach hinten gekämmte Haare als fadenförmige Blütennarben und Locken der Blätterhülle des Maiskolbens. Die Hieroglyphentreppe hat 63 Stufen, ihre etwa 2 500 Glyphen sind mit Daten der Herrscherdynastie von 545 bis 757 n. Chr. geschmückt. Die Stelen zeigen Herrscher in barocker Kleidung, mit überhohem Kopfschmuck und reich dekorierter Schambinde. Stele H (Abb. 33) wurde 730 n. Chr. errichtet und stellt als einzige in Copán einen Würdenträger mit Leibrock dar, außerdem trägt er einen Zeremonialkopfputz mit Jadeschmuck und Federn. Auf der Stele C (Abb. 31), 782 n. Chr., ist ein Würdenträger mit Bart abgebildet. An den Schmalseiten der Stelen finden sich kalendarische Glyphen für die exakte zeitliche und astronomische (H. Luuendorff) Zuordnung. Die Maya verbanden mit der Zeit viele mythische und magische Vorstellungen. Geheimnisvoll erscheint der Fackelträger auf der »Zuschauertnbüne« der Akropolis mit einer Fackel in der Hand, Schlangen in den Mundwinkeln und Schlangengürtel (Abb. 35). Das grünliche Trachyrbildwerk, 762 n. Chr., ist stilvoll eingepasst in die bauliche Umgebung und hat verblüffende Ähnlichkeit mit der Gorgo des Artemistempels in Korfu, 580 v. 57
31 Copán. Großer Platz.
Alnir in Form einer Schildkröte, Symbol für Wasser und Fruchtbarkeit, Stele C, Trachyt, 782 n. Chr., mit bärtigem Würdenträger, umgehen von üppigem Barockschmuck. Im Hintergrund Altar und Stele F.
35 Copan. »Fackelträger«
(Sturmgott?) auf der Zuschauertribüne des Westhofes. Grotesk anmutende Gesichtszüge, Schlangen im Mund und Schlangengürtel, brennende Fackel in der linken Hand. Grünlicher Trachyt, 40 cm, 762 n. Chr. Angleichung der Statue an die Architektur.
Chr.: Groteskes Gesicht, grässliche Augen, Schlangen als Haare, als Gürtel und in Copán auch im Mund, herausgestreckte Zunge. Der von Yax Pak 763 n. Chr. angeordnete Altar Q präsentiert auf vier Seiten ihn mit seinen 15 Vorgängern – ab dem fünften Jahrhundert – als turban- oder federgekrönte Fürsten. 769 n. Chr. ließ er Tempel 11 errichten. Copán war Hochschule der Astronomie. Der Papageienkopf (Ära macao) aus dem 8. Jahrhundert (Abb. 34) markierte den Ballspielplatz, mit dem Zapfen war er in der Mauer befestigt. Der Papagei symbolisiert die Sonne. Das Ritual des Ballspieles sollte die Fortdauer der Sonnenbewegung und wiederkehrende Fruchtbarkeit gewährleisten. Neue Ausgrabungen brachten mit dem Rosa-Lila-Tempel über dem Grab des Gründers der Dynastie, 571 eingeweiht und 100 Jahre später durch Stucküberzeug konserviert, farbenfrohe Bilder des Maya-Lebens ans Licht. Der Besucher verlässt Copán in der Gewissheit, eine köstliche Harmonie von faszinierenden Bauten und Skulpturen in herrlicher Umgebung erlebt zu haben.
Zoomorphe Blöcke und Stelen in Quirigua 45 km nördlich Copán liegt das jetzt als Park gestaltete Quirigua im fruchtbaren Tal des Río Motagua. Die Stadt war lange Zeit ein von Copán abhängiges kleineres Fürstentum. Berühmt sind die großen zoomorphen (halb Mensch, halb Tier) Altarmonolithen und die Stelen, Wahrzeichen der Zeitverehrung mit dem Bild von Priestern und Fürsten zur Markierung von Daten; Götter haben die Maya niemals auf Stelen dargestellt. Auf dem zoomorphen Block B aus 58
rötlichem Sandstein erkennt man den aufgerissenen Rachen eines Ungeheuers mit oben sichtbarer Nase und rechtem Auge, das eine menschliche Gestalt ausspeit (Erddämon oder Himmelsgottheit?). Auffallend ist die Symbolik von Mensch und Monsterrachen auch als Eingangspforte (Abb. 39). Auf der Stele C, 775 n. Chr., findet sich eine bärtige Gestalt abgebildet, Gesicht im Hochrelief ähnlich Copan, Körper im Flachrelief ähnlich Tikal. Die Stelen sind besonders groß, die 731 n. Chr. aufgestellte Stele E ist mit über zehn Metern die höchste im gesamten Maya-Gebiet. Der bildnerische Einfluss von Copán wird deutlich, doch ist der Ausdruck weniger perfekt gestaltet.
Malerisches Juwel Palenque Palenque begeistert durch sein anziehendes Ambiente. Imposante charakteristische Gebäude auf niedrigen Hügeln im tropischen Regenwald mit Blick in die Ebene zaubern ein Bild der Vollkommenheit, wie Comte de Waldeck 1821 feststellte. In der Tempel- und Palaststadt aus der klassischen Zeit, 7. Jahrhundert n. Chr. und später, stehen eindrucksvolle Bauten, darunter der Palast mit mehreren Höfen und einem Turm (Observatorium), beide mit Mansarddächern wegen der engen Kraggewölbe (Abb. 36). Im Palast werden wie in der Südakropolis von Tikal die Gewölbe seit über 1200 Jahren durch hölzerne Querbalken abgestützt. Einige verstreut liegende Tempel sind der Umgebung angepasst. Der Río Otulu wird über einen Aquädukt und Kanäle zur Stadtmitte geleitet. Im Palast-Haupthof präsentieren Reliefs auf schräggestellten Steinplatten erschütternde Bilder von devoten, fast nackten Gefangenen. Während der Zeit des Königs Pakal wurde ab 633 n. Chr. die Pyramide der Inschriften (im Tempel 620 Glyphen) erbaut. Der pyramidale Unterbau hat 9 Stufen, zum Tempel führt die steile Mitteltreppe (Abb. 37). 1952 entdeckte Alberto Ruz Lhuillier die unter dem Sockel liegende Grabkammer des 683 n. Chr. gestorbenen Königs Pakal. Das Relief auf dem steinernen Sargdeckel, 3,80 x 2,20 m, zeigt den Sturz des als Maisgott geschmückten jungen Herrschers in den Rachen des Unterweltmonsters. Der schmale, steile Gang in die Krypta hat an der Seite ein 59
38 Palenque. Stark
beschädigtes Stuckbild im Palastkomplex. Königin Sak Kuk übergibt nach drei Jahren die Herrschaft ihrem Sohn Pakal, der auf einem doppelköpfigen Jaguarthron sitzt. 616 n. Chr.
36 Palenque. Blick von der
Pyramide der Inschriften auf den Großen Palast. Haupttreppe mit zwei Absätzen, Turm (wahrscheinlich Observatorium) und Palastanlagen mit Säulengängen um mehrere Höfe, zerstörter Stuckfries. Mansarddächer, bedingt durch die Kraggewölbe. Im Hintergrund nördliche Baugruppe und Tropenwald.
37 Palenque. Pyramide
der Inschriften, neun Stufen, breite Mitteltreppe. Auf der obersten Plattform Tempel (mit 620 Hieroglyphen) 23 m breit, fünf Eingänge und Zugang zur 633 n. Chr. erbauten Grabkammer.
Tonrohr in Schlangengestalt; die Schlange symbolisiert die Verbindung des fürstlichen Toten mit der Welt der Lebenden. Wie J. Stephens und F. Catherwood bezaubern den Besucher der Palastkomplex und die Tempel des höchst kultivierten Herrschersitzes am Urwaldrand. Die Fassaden aller Maya-Paläste waren mit Stuck überzogen, Die Mischung aus Kalk, Wasser und Harz wurde nach dem Trocknen hart und zerfiel bei starker Feuchtigkeit, doch überzog in Palenque einsickerndes Wasser die Stuckplastiken mit einer Kalkschicht, konservierte sie damit und formte so ein Bild feudaler Pracht. Um besseren Zugang zu schaffen, brannten im 19. Jahrhundert Entdeckungsreisende den Urwald ab und beschädigten dabei die Stuckarbeiten schwer. F. Catherwood skizzierte 1840 exakt ein heute stark beschädigtes Stuckrelief (Abb. 38) mit der Krönungszeremonie vom jungen, auf einem doppelköpfigen Jaguarthron sitzenden König Pakal durch seine Mutter Königin Sak Kuk, die drei Jahre lang regiert hatte. Vorzügliche lebensnahe Stuckportraits waren eine Spezialität der Palenque-Kunst, deren Stil auch im weiten Umkreis nachzuweisen ist (Abb. 12). Palenque bleibt im Gedächtnis als höchst kultivierter Fürstensitz in eindrucksvoller tropischer Natur.
39 Hochob, Campeche.
Eingangsfassade zum Ruinenkomplex. Dekor aus mosaikartigen Elementen und Halbmasken bis zum Dachkamm mit aufgesetzten männlichen Figuren. Über dem Eingangstor geöffneter Rachen der Himmelsschlange. Chenes-Stil (von Cenote-Wasserloch). Museo Nacional de Antropología, Mexiko-Stadt.
Yucatan und das Portal zur Maya-Renaissance Die Maya-Zentren in Yucatan wirken anders als die im südlichen und zentralen Bereich: Monumentale, geschlossene Architektur, deutlicher toltekischer Einfluss, trockene Savanne der Umgebung. Die kriegerische Mentalität ist unübersehbar, Menschenopfer werden in der bildenden Kunst dargestellt (Abb. 48).
40 Uxmal. Übersicht vom
Gouverneurspalast auf die Wahrsagerpyramide rechts und das Nonnenviereck links.
7.–11. Jahrhundert n. Chr.
Die Yucatán-Städte sind nicht nur in der Nachklassik, der Maya-Renaissance, entstanden, denn in Uxmal, Chichén Itzá und Cobá stehen Ruinen aus der klassischen Maya-Zeit, allerdings von geringerer Qualität als die Gebäude der Puuc-(Tolteken-)Periode. Die Eingangsfassade aus Hochob, Campeche (500 bis 900 n. Chr., Abb. 39), bekundet den Chenes-Stil mit plastischem Dekor: Schmuckloser Sockel, als Eingang eine zentrale Monstermaske, seitlich Halbmasken, auf dem kunstvollen Dachkamm Männer mit Lendenschurz, Durch das rokokoartige Hochob-Tor gelangte man zur größten Tempel-Palaststätte im Chenes-Gebiet (von Cenote = unterirdisches Wasser). Der als Monsterrachen ausgebildete Eingang zum Heiligtum bedeutet, dass sich der Eintretende in den Bereich der Himmelsschlange oder des Jaguars (der untergehenden Sonne) begibt. Beim Verlassen kommt er in den Bereich der aufgehenden Sonne, des Papagei.
Höhepunkt der Architektur in Uxmal Uxmal in der Hügellandschaft Puuc am Grenzgebiet von Yucatan und Campeche entwickelte sich im Klassikum ab 700 n. Chr., zeigt im Nachklassikum ab 900 n. Chr. noch toltekische Einflüsse und wurde – wahrscheinlich wegen der Vorherrschaft von Chichén Itzá – im 11. Jahrhundert aufgegeben. Die vortrefflichen Bauten zeigen nachklassischen Stil, die planvolle Architektur ist führend im gesamten Maya-Bereich. Das imposante viereckige »Nonnenkloster« mit schlangenartigen toltekischen Ornamenten umschließt einen großen zentralen Hof (Abb. 40). Der prächtige »Gouverneurspalast« (Abb. 41) mit dem vorgesetzten Monolith eines doppelköpfigen Jaguarthrones hat geometrischen Schmuck, teils durch Chac-Rüssel und teils figural aufgelockert. Mit seiner Größe von 98 m Länge, seiner ausgewogenen Harmonie und der mannigfaltigen, dekorativen Gestaltung gilt der Palast als das schönste Werk der präkolumbischen Architektur. Zwischen Hauptbau und den beiden Seitenflügeln befinden sich Kraggewölbe mit Chac-Masken und Säuleneingang (Abb. 13). Der Palast wurde auf einer 170 m langen künstlichen Plattform errichtet, zu ihr führt eine breite Prunktreppe. Neben dem Palast steht das Schildkrötenhaus (Abb. 42), benannt nach den Schildkrötenfiguren auf dem Gesims. Die Schildkröte ist Symbol des Wassers (Abb. 31). Vielleicht war das ausgewogene, elegante Haus weltlicher Adelssitz oder diente einem Fruchtbarkeitskult. Dekorationen als abstrakte Schlangengebilde im Chenes-Stil hat die fünfmal überbaute »Wahrsagerpyramide«. Die restaurierte »Große Pyramide« ist älter als der Gouverneurspalast, mit dem sie eine Einheit bildet. Die Bauwerke von 62
41 Uxmal. Gouverneurspalast
auf 15 m hoher, abgeflachter Plattform. Mittlerer Baukörper mit sieben Türen, flankiert von zwei Flügeln mit je zwei Türen, dazwischen eingezogene dreieckige Verbindungskammern (s. Abb. 15). Oben Mosaikfries aus weißem Kalkstein mit über 20 000 Blöcken, unten glatte Fassade. Länge 98 m, Breite 12 m, Höhe 9 m. Große Prunktreppe. S.Jahrhundert n. Chr. – Höhepunkt der Maya-Architektur.
Uxmal bekunden architektonische und bildnerische Meisterschaft. Der Besucher verlässt die Stadt von 1 km Länge und 600 m Breite tief beeindruckt vom großen Entwurf und der starken Wirkung.
Kabah und der Triumphbogen In Kabah ist der mächtige Palast im Übermaß geschmückt mit den langgestreckten Rüsseln des in Yucatan besonders wichtigen Regengottes Chac, des Gottes mit der langen Nase. Die Wiederholung des Rüsselsymbols an 260 Masken ist »wie eine Litanei ohne Anfang und Ende« (H. Stierlin), 260 Tage sind die Tage des heiligen Jahres. Eindrucksvoll präsentiert sich der unvermittelt, ohne Gebäudeverbindung aufgestellte Triumphbogen am Eingang der Stadt und am Ende des Sacbé (der befestigten Straße) aus Uxmal mit der größten Spannweite eines Kraggewölbes von 4,50 m (Abb. 43).
Chichén Itzá, Kultstätte der Maya und Tolteken Das ausgedehnte Chichén Itzá hat eine lange Tradition. Seine Bauten stammen aus der Zeit der Maya und der Tolteken, also aus dem Klassikum und aus der »Renaissance« der Maya-Kultur im Nachklassikum. Der Ballspielplatz ist besonders groß. Der Tzompantli (Abb. 6) als Schädelgerüst und der Chacmool des auf dem Rücken mit angezogenen Beinen liegenden Gottes mit Opferschale auf dem Leib (Abb. 44) weisen auf Menschenopfer. Vom Chacmool des Kriegertempels sieht man auf den Castillo, eine 63
42 Uxmal. Schildkrötenhaus
mit Puucfassade. Säulenfries über glattem Sockel, Schildkrötenfiguren auf dem oberen Sims, harmonische Proportionen. Höhe 6,70 m, Breite 10,50 m, Länge 29 m.
43 Kabah. Freistehender
Triumphbogen am Ende der 15 km langen gepflasterten Straße (Sacbé) aus Uxmal. Mit 4,52 m größte Spannweite eines Maya-Kraggewölbes.
neunstufige Pyramide mit Tempel auf der oberen Plattform, unter der ein alter Tempel aus dem io. Jahrhundert liegt (Abb. 44). Das stattliche quadratische Gebäude ist aufgrund seiner architektonischen Qualität und seiner freien, offenen Lage in der Stadt besonders sehens- und bewundernswert. Vom Castillo aus sind Kriegertempel und Tausend-Säulen-Komplex zu überblicken (Abb. 45), beide Bauten waren früher mit Flachdecken aus Holz-Strohkonstruktionen bedeckt. An der Treppe des mit vielen Reliefs dekorierten Kriegertempels steht eine Federschlange mit aufgerissenem Maul und über ihr ein »Standartenträger« (Abb. 46). Der Schlangendekor führte zum Namen Kukulkan (Quetzalcóatl). Ein Fresko im Kriegertempel demonstriert anschaulich das Zusammenleben von Maya-Bauern in ihrem Dorf aus typischen Maya-Häusern (Abb. 57), und Tolteken-Kriegern in Booten an der Küste, auch ein Heiligtum der Gefiederten Schlange ist abgebildet. Der Jaguartempel hat zwei Heiligtümer, das obere offen zum Ballspielplatz, das untere mit Jaguar-Altar geöffnet zum Hauptplatz. Der zylindrische Turm des Caracol (Schnecke) ist ein Observatorium aus der klassischen Maya-Epoche (Abb. 47), links vorn auf dem Bild erscheint an der Rückseite der »Iglesia« (Kirche) im Puuc-Stil eine rüsselförmige ChacMaske, auch als Rüssel des Berggottes interpretiert. Chichén Itzá überwältigt durch seine Größe, die zahlreichen Bauten und Skulpturen, doch spürt man Härte und Distanz. Ein Cenote (Brun-
nen) befindet sich in der Stadtmitte, der Heilige Cenotc als Opferstätte im Norden. Hier fand E. H. Thompson importierte Gold-Opfergaben aus Panama, Costa Rica und Nicaragua. Mexikanische Goldobjekte, anfangs gehämmert, später ziseliert, gab es frühestens 900 n. Chr. Eine Goldscheibe weist auf ein rituelles Menschenopfer hin (Abb. 48). Geborgene weibliche Skelette bestätigen D. de Lancia, dass alljährlich junge Mädchen und Schmuck als Regengottopfer in den Heiligen Cenote geworfen wurden.
44 Chichén ltzá. Castillo (Ku-
kulcan-Tempel). neun Stufen und vier Treppen zu je 91 Stuten (mit der obersten Plattform 365 Stufen = Tage), gekrönt vom Tempel, 6 x 4,50 m. Höhe der Pyramide 24 m, Seitenlänge 55 m. Im Vordergrund Chacmool (Roter Jaguar) als toltekischer Krieger mit Opferschale vor dem Kriegertempel.
45 Chichén Itzá. Blick vom
Castillo auf den Kriegertempel und den Tausend-Säulen-Komplex. Vor der Pyramide des vierstufigen Kriegerternpels 60 Pfeiler als Überreste der Vorhalle, 46 x 12 um. Flache Überdachungen des Kriegerund Tausendsäulentempels. 125 x 14 m, aus Holz und Steinen zusammengestürzt. 950- 1200 n. Chr.
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Chichén Itzá war eine Stadt der Krieger, die vom Adel geführt wurden, es gab keine Könige, kein Herrschergeschlecht mit geregelter Erbfolge. Ein Relief im Kriegertempel zeigt einen Krieger mit wallendem Federschmuck gleich den Indianern Nordamerikas (Abb. 49). Seine Ohrscheibe trägt ein Gesicht. In der linken Hand hält er einen Trophäenkopf, im Hintergrund ist Mixeoatl, die Wolkenschlange, abgebildet, die mythologische Bedeutung als Himmels-, Sternen- oder Jagdgott hatte.
Verwaltungsstadt Cobá
46 Chichén Itzá. Standarten-
träger und gefiederter Schlangenkopf am oberen Abschluss der Treppenbrüstung des Kriegertempels.
48 Chichén Itzá. Ziselierte
Goldscheibe in maya-toltekischem Stil aus dem »Heiligen Cenote«. Menschenopfer, Schlange als Himmelssymbol mit dem Sonnengott im Rachen. Am Rand Maya Glyphenornamenrik. Goldimport aus Panama, Handarbeir in Yucatan. (J. Soustelle, Verlag A. Fromm, 1968. Original Fogg Art Museum of Cambridge).
Viele Monumente der großen Wallfahrts- und Verwaltungsstadt Cobá (»gekräuseltes Wasser« wegen der benachbarten Seen) sind noch vom Urwald bedeckt. Um fünf Seen liegen verschiedene Stadtteile auf einer Gesamtfläche von 70 qkm. Mit Pyramiden und Stelen in herrlicher tropischer Vegetation präsentiert die ausgedehnte Stadt ein sehr malerisches Bild. Luftaufnahmen ergaben weitläufige Bewässerungssysteme. Cobá war bis zur spanischen Eroberung bewohnt, der Höhepunkt lag im 7. – 9. Jahrhundert n. Chr. Wahrscheinlich handelte es sich um eine bedeutende, dicht bevölkerte Handelsstadt. Die Pyramide in Nohoch-Mul nahe Cobá ist 24 m hoch, die Mitteltreppe führt zu einem gering beschädigten Tempel. Von der oberen Plattform bietet sich eine prächtige Aussicht auf den dichten Tropenwald und einige größere Seen. Die Pyramide Castillo in Cobá ist mit 24 m gleich hoch und umgeben von überwucherten Ruinen. Wieder führt eine Frontaltreppe zur obersten Plattform, auf der nur noch Tempelreste stehen. Die schnurgerade durch den Urwald ziehenden Sacbeob (Dammwege, befestigte Straßen) sind 66
charakteristisch für Coba. Sacbé 1 zieht direkt zum 100 km entfernten Yaxuna, 20 km südwestlich von Chichén Itzá. Wegen des Kalksteinbettes findet sich auf den Dämmen nur spärliche Vegetation. Da die Maya weder Pferde noch Transportgerätschaften hatten, dienten die Sacbeob wohl religiös-zeremoniellen Zwecken (Wallfahrten, Prozessionen), vielleicht wurden sie für die Verwaltung benötigt. 47 Chichén Itzá. Observato-
rium El Caracol, zylindrischer Bau auf mehreren Terrassen. Links Rückfassade von La Iglesia (»Kirche«) mit stilisierter rüsselartiger Chac-Maske.
49 Chichén Itzá. Kriegertempel. Relief eines Kriegers mit wallendem Federkopfputz ähnlich den Indianern Nordamerikas und Trophäenkopf (Î) in der linken Hand. Im Hintergrund Wolkenschlange.
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Festung und Hafen Tulum
50 Tulum. Castillo an
der Küste einschließlich der beiden Seitentempel. Links Palastruinen und der trapezförmige (negative Schrägneigung) Freskentempel, in der Mitte Plaza-Ruinen. 1200–1500n. Chr.
Tulum (Festung), ursprünglicher Name Zama (Stadt der Morgenröte), ist ein charmanter Abschluss der Reise durch die Maya-Städte. Als großer Handelsplatz und Hafen ist die Stadt von einer 600 m langen, bis zu drei Metern hohen Mauer umschlossen und hat somit Festungscharakter, der sich bei den Maya selten findet. Traumhaft schön am grün-blauen Karibischen Meer gelegen, schließt der Ort den zwölf Meter über dem Meer auf Klippen plazierten »Castillo« ein, ferner den Freskentempel, Reste von Palästen und andere, zum Teil mit mixtekischen Fresken oder toltekischen Säulen dekorierte Zeremonialbauten (Abb. 50). Der Castillo steht als Hauptpyramide mit dem Rücken zum Meer und wurde mehrfach überbaut, hat schlangenförmige Säulen ähnlich Chichén Itzá und eine breite Mitteltreppe. Flankiert ist er von zwei kleinen Kulthäusern. Der Freskentempel zeigt trapezförmig überhängende Wände, vier Säulen am Eingang, Ecken mit Stuckdekor (Abb. 51) vom Regengott Chac ohne Rüsselnase mit vorspringenden Eckzähnen (letzte Ausdrucksform), es kann sich auch um den Gott Itzamna handeln. Fresken im Tempel offenbaren stilistische Verbindung zu den Mixteken. Wahrscheinlich ist die Göttin Ix Chel dargestellt, die als Regenbogengöttin, Göttin des Webens, der Medizin (der heilsamen Drogen) und Geburt und als Frau des Itzamna angebetet wurde. Die Symbolik der Figuren des »herabschwebenden Gottes« mit Flügeln und Vogelschwanz an den Tempelwänden ist unklar.
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Das künstlerische Format von Tulum hat wenig Anerkennung gefunden. Die grünen Rasenflächen mit den Ruinen, die Blumen und Palmen verschaffen jedoch ein überaus farbiges Bild der 1 000 Jahre lang – erstes Datum auf einer Stele ist 564 n. Chr. – bewohnten Handelsstadt, die die Spanier bei ihrer Ankunft »Groß-Sevilla« nannten. Der Besucher wird sich an die tropische Maya-Stadt, an den anmutigen Flair und den Farbenreichtum erinnern.
Skulptur, Keramik, Malerei, Textilhandwerk Ausführlich sind noch einige Maya-Kunstwerke zu schildern, die Auskunft über künstlerische Ideen und Techniken geben sollen. Ein interessantes Beispiel der Bildhauerkunst ist das Relief der Oberschwelle Nr. 26 aus dem Bau 23 von Yaxchilan, 726 n. Chr. Dem Herrscher Jaguar-Vogel mit Zepter (Abb. 52). überreicht eine prächtig gekleidete Frau mit üppigem Schmuck und tätowierter linker Wange eine Jaguarmaske. Beide haben Schädeldeformierungen mit abgeflachter Stirn und große gebogene »Römernasen«. Deutlich werden die Verbindung des Menschen zum Jaguar und die typische Maya-Gestik bei der Darbringung der Opfergabe. Die aus Stuck plastisch geformte Portraitmaske eines Fürsten mit Krone, Kinn- und Schnurrbart (Abb. 12) aus Comalco in Tabasco, etwa 90 km nordwestlich von Villahermosa, demonstriert mit der vitalen Darstellung höchste Maya-Kunst der klassischen Zeit. Der Einfluss von Palenque ist unübersehbar, der Ausdruck vornehm zurückhaltend. Auf der aus Stuck modellierten, zwei Meter hohen Fassade von Calakmul im mittleren Yucatan (450 – 550 n. Chr. Abb. 53) zeigt der Kopf mit Perlschmuck an der Nase typische Merkmale der Frühklassik mit Perleneinfassung des Gesichts und Masken ober- und unterhalb. Im Gegensatz zur üblichen Profilansicht sind seitliche Partien des Kopfschmucks, das Gesicht und quadratische Ohrpflöcke, umrahmt von Schlangenköpfen ohne Unterkiefer, in Frontalansicht dargestellt. Über dem Gesicht kennzeichnen Maispflanzen und Kakaofrüchte üppige Vegetation. Männer von hohem Ansehen trugen in der Maya-Gesellschaft Ohrpflöcke, Nasenpflock und Armschmuck. 69
51 Tulum. Stuckdekor an
der Ecke des Freskentempels, Gott Itzamna oder Regengott Chac mit vorstehenden Eckzähnen bei fehlender Rüsselnase (Spätform).
52 Yaxchilán. Oberschwelle
26 vom Bau 23. Widmung einer Jaguarkopfmaske fiir den schielenden (Augenstellung!) Herrscher Jaguar-Vogel von einer Frau im Festgewand mit Schmucknarben auf der linken Wange. Beide Personen mit Schädeldeformierung, abgeflachter Stirn und langem Hinterhaupt. Kalksteinrelief, Höhe 2,15 m, Breite 0,85 m, 726 n. Chr. Museo Nacional de Antropologia, Mexiko-Stadt.
Beispiel der Jadeskulptur ist ein 16 cm langer geduckter Jaguar aus Tikal. Die Verarbeitung ist gut, erreicht jedoch nicht die Vollkommenheit der olmekischen Jadekunst. Die Figur gehört zu den größten Jadewerken in Mesoamerika und begleitete wohl die Seele des Herrschers in die Unterwelt, denn der Jaguar ist mit der Nachtsonne verbunden, die durch die Unterwelt reisen muss. Vielleicht sollte die Grabbeigabe den Jaguar-Gott der Unterwelt besänftigen (F. Fahsen in Eggebrecht und Grube). Von den Maya sind hervorragende Keramikgefäße überliefert. Weil Töpferscheiben in Amerika nicht bekannt waren, wurden die meisten Tonwaren als Unikate von Hand plastisch gestaltet. Unverändert formen die Maya-Indias auch jetzt noch viele Tongefäße ohne Drehscheibe mit der Hand, während die Männer den Transport der Waren zum Markt übernehmen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben auch in der präkolumbischen Zeit überwiegend Frauen Tongefäße und Tonfiguren hergestellt. In Teotihuacan wurden Models für kleine Teile verwendet, große Partien der Figurengefäße wurden mit der Hand geformt. Brillant verarbeitete, große, ungewöhnlich gebrannte Figurengefäße kommen aus Oaxaca (Abb. 68) und von den Totonaken (Abb. 77). Zur Azteken-Zeit erscheint mit Models geformte Massenware. Sowohl die Modellierung, als auch Brand und Färbung verraten oft individuelle Züge und schöpferische Meisterschaft (Abb. 53). Der Brand erfolgte mit unterschiedlicher, Form und Dicke angepasster Hitze, die heiße Luft konnte durch Löcher abziehen. Nicht selten wurde die Farbe erst nach dem Brand aufgetragen. Formen, Farben, Techniken waren sehr verschieden und lassen mit den Details oft den Herstellungsort bestimmen. Die schwarz-rot bemalte Schale auf orangefarbenem Grund (Abb. 16) ist mit drei gleichen Glyphen geschmückt, die bislang nicht im Maya-Alphabet nachgewiesen wurden. Nach N. Grube handelt sich um Schmuckglyphen, die sich auch auf anderen Keramik-Objekten nachweisen lassen. Das Museo Nacional Sylvanus G. Morley in Tikal stellt Kunstwerke von hoher künstlerischer Qualität aus. Die Haube einer mit Stuck überzogenen Deckelschale (Abb. 54) aus Grab 10 von Tikal zeigt die im Teotihuacan-Stil gemalten Hände und Kopf von Xipe Totec (unser Herr der Geschundene), Gott des Frühlings, der Vegetation und der Goldschmiedekunst mit typischen Augenringen (Abb. 61). Das Gefäß wurde gebrannt in 70
Kaminaljuyú, dem Außenposten Teotihuacans im Hochland von Guatemala, in Tikal mit Stuck überzogen und bemalt, ein Eulenkopf dient als Deckelbekrönung. Besonders bemerkenswert ist das Jaguar-Überich mit Fangzähnen. Das Gefäß bekundet den ausgedehnten Maya-Handel in der Frühklassik um 400 n. Chr., beweist auch die Verbindung des Menschen zum Jaguar, die bei der Olmekenkunst (Abb. 4) und in Südamerika bei den Chavíneros (Abb. 102) und in San Agustín (Abb. 91) klar hervortritt. Von der kleinen Insel Jaina in Campeche stammt die Tonfigur eines Priesters, jetzt im Museum Mexiko-Stadt (Abb. 55). Jaina war 650 1000 n. Chr. Nekropole für die Puuc-Maya. Die feinen hohlen Statuetten reflektieren sorgfältige Gestaltung und sind vermutlich Konterfeis der Gestorbenen. Sie vermitteln die Palette des Maya-Lebens: Hochmütige, adlige Gesichter, bunte Kleidung, handwerkliche Tätigkeiten, ein ganz unkriegerisches Bild der Gesellschaft, die ihren Höhepunkt schon überschritten hat. Der Priester hat einen Kinnbart und trägt den damals beliebten »Nasenhöcker« zur Profiländerung, große Ohrscheiben, eine pflanzliche breite Halskrause, geschwungenen Hut mit Fruchtkrone aus Maiskolben und geöffneten Mantel. Sichtbar wird lebensnahe, realistische Darstellung. Die Figuren von Ballspielern aus Jaina demonstrieren dynamische Haltung mit gebeugtem und gestrecktem Arm und breitem gepolstertem Leibgürtel als Schutz gegen die Wucht des Kautschukvollballes. Der Schutz bestand aus Leder, Baumwolle oder Holz, getragen wurde ein breiter Gürtel mit fächerförmigem Brust- und Magenschutz (Joch) und ein hinten am Gürtel befestigtes Emblem. Überliefert sind nur Steinzeichen in Form von Palmas (Handflächen), Steinjochen und Hachas (Beilklingen, Abb. 80). Das kultische Ballspiel war seit der Olmekenzeit als Mannschaftsspiel überall in Mesoamerika üblich. Gespielt wurde auf Ioder doppelt T-förmigen Plätzen, das Spielfeld war durch Markierungen (Abb. 34 und 80) unterteilt und durch schräge oder gerade Mauern (Abb. 30 und 66) begrenzt. Der massive, aus Heveen gewonnene Kautschukball musste von einem Spielfeld auf das andere – oft durch einen Zielring (Abb. 72) – mit Hüften oder Gesäß, nicht mit Händen oder Füßen, getrieben werden und durfte den Boden nicht berühren. Das Spiel symbolisierte den Lauf der Sonne am Himmel. Die unterlegene Mannschaft musste mit ihrem Blut der Sonne opfern. 71
53 Calakmul, Campeche.
Stuckfassade. Frühklassik 450-55011. Chr. Kopf mit Nasenperlen und quadratischen Ohrpflöcken, umrahmt von Perlen und Schlangenköpfen ohne Unterkiefer, bekrönt mit Vegetationssymbolen, Mais oder Kakao fruchten. Höhe zwei Meter. Museo Nacional de Antropologia, Mexiko-Stadt.
54 Tikal. Deckelschale.
Ton gebrannt und mit Stuck überzogen. Durchmesser 23 cm. Frühe Klassik um 400 n. Chr. Auf dem Deckel Kopf mit Jaguarhelm in Form eines breiten Mauls mit Reißzähnen und ringförmig umschlossenen Augen, Eule als Bekrönung. Maya-Arbeit unter Teotihuacan-Einfluss. Museo Nacional Sylvanus G. Morley, Tikal.
Wirkungsvoll ist die Bleiglanzkeramik der Spätklassik. Die über Mesoamerika weit verbreitete Handelsware hatte ihr Herstellungszentrum im Chiapas. Der bleihaltige Ton verleiht beim Brennen den Gefäßen die typischen glasurähnlichen Oberflächen. Die meisten Stein- und Tonarbeiten waren mit leuchtenden Farben bemalt, die sich heute nur noch in Spuren nachweisen lassen. Großartigen Eindruck von der Farbenfreude und Farbverwendung hinterlassen die 1946 von G. Frey zuerst gesehenen und später von G. Healey analysierten und dokumentierten Fresken in drei Räumen von Bonampak (Maya: Stadt der bemalten Wände). R. Lazo und A. Tejeda haben die bunten Fresken kopiert, sie sind ausgestellt in der Gebäudenachbildung des Museums MexikoStadt (Abb. 56). Erstaunlich ist die Konservierung der Maya-Malerei im Regenwald des Río Lacanja, einem Nebenfluss des Río Usumacinta. Leider verblasst nun bereits die Leuchtkraft der Originalfarben. Die Fresken erzählen im Palast des Königs Chan Muan von dessen kriegerischen Heldentaten. Im Raum 2 ist der Kampf von phantastisch gekleideten und bemalten Kriegern dargestellt, zum Teil ausgerüstet mit Symbolen der Unterwelt und von Tieren. Die rechte Bildhälfte zeigt Chan Muan, der einen Feind mit dem Speer niederstreckt. Die Malerei offenbart blendende Technik und Beherrschung der Farbenmischung und schildert die recht dramatischen Kriegszüge der Maya mit symbolträchtigen Kampfanzügen und Imponiergehabe. Übrigens wollte man den Gegner fangen und im Zeremonialzentrum opfern. Das feuchtheiße Klima der Küstengebiete und der Urwälder zerstörte praktisch alle Arbeiten aus organischem Material wie Textilien, Federarbeiten und Holzbildwerke. Die alten Web- und Stickereitechniken und das sichere Farbengefühl der Indias kann der Besucher in Guatemala bewundern (Abb. 5 und 121).
Epilog Die Maya errichteten grandiose Städte mit prächtigen Tempel- und Palastanlagen. Entgegen früheren Vermutungen lebte in den verschiedenen Zentren kein friedliches Volk. Besonders während der »Renaissance« (Nachklassikum) wurden Kriege geführt und unter toltekischem Einfluss Menschen geopfert. Die spanische Eroberung brachte schreckliche Verluste. Heute leben noch acht Millionen Maya in Mexiko, Belize, Guatemala und 72
Honduras, in Guatemala stellen sie 60 % der Bevölkerung, sind aber im Parlament deutlich unterrepräsentiert. Wie seit 3 000 Jahren ist Mais das Hauptnahrungsmittel, und Tortillas werden unverändert mit Kalkzusatz bereitet. Die Landschaft veränderte sich im Gegensatz zu den alten Zeiten, die blühenden Regionen des Peten wandelten sich zu Urwaldgebieten, die fruchtbaren Maisfelder in Quintana Roo zu Buschwäldern. Unverändert blieben andere tropische Bereiche. So bietet die Schiffstour auf dem Río Dulce vom Karibischen Meer zum Lago de Izabal einmalige Tropenbilder von riesigen Bäumen, die aus dem Wasser aufsteigen, herabhängenden Lianen und bunter Vogelwelt, die auch L. Stephens anschaulich schilderte. Viel magisches Brauchtum lässt sich weiterhin beobachten, denn die Maya vergessen die alten Sitten nicht ganz. Sie huldigen dem christlichen Kreuz, weil ihre Vorfahren bereits den abstrakten Weltenbaum (Wakah Chan) in Form des Kreuzes verehrt haben und als Tote durch verschiedene Ebenen reisten. Das Brauchtum, nicht die Chronik, sicherte ihr Überleben. Der ungemein farbenfrohe Markt in Chichicastenango lässt das traditionelle Leben der Hochland-Maya beobachten. Die Freitreppe zur Kirche Santo Tomás ist für Fremde, auch für Landinos (Mestizen) gesperrt, Copal wird hier von den Quiche-Maya dargebracht.
55 Insel Jaina, Campeche.
Maya-Priester mit großem, geschwungenem Hut, Vegetationsdekor am Hut (Maiskolben?) und am Hals, Ohrscheiben, Nasenhöcker, vorn geöffneter Mantel. Höhe um 20 cm. 600 – 900 n. Chr. Museo Nacional de Anrropología, Mexiko-Stadt.
56 Bonampak. Tempel der
Malerei, Fresken im Raum 2. König Chan Muan im Kampf. Phantastisch bemalter Krieger, Symbole von Unterweltgöttern und mythischen Tieren auf Kleidung und Schilden, Flaggen mit persönlichen Insignien. Um 800 n. Chr. Kopie von A. Tejeda. Museo Nacional de Antropología, Mexiko-Stadr.
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57 Maya-Haus in der
Nähe von Uxmal, Yucatan. Zentraler Eingang, keine Fenster. Walmdach. Maya-Indianerin vor der Auslage von Textilien und Hüten.
Bei den Maya-Kunstwerken beeindrucken die Suche nach einer Ausdrucksweise zwischen Ordnung und Freiheit, die Unabhängigkeit von starren, stereotypen Formen und die Hinwendung zur Individualität. Eigenartig und fremd erscheinen dem Beobachter der übermäßige, voluminöse Kopfschmuck der abgebildeten Personen und die Furcht der Maya-Künstler vor leeren Flächen, die die bilderreiche ornamentale Füllung auch der kleinsten Ecken zur Folge hat. »Schönheit verband sich für die Maya wohl damit, das Fließende in geschmeidig gerundeten Formen wiederzugeben und die Bewegungen des Menschen in der Zweidimensionalität festzuhalten« (C. Tate in Eggebrecht und Grube). Dieser Impuls war sicher eine Tendenz der Maya-Kunst, doch existieren darüber hinaus die großartigen Schöpfungen der Architektur in den Zeremonial- und Palastzentren und der in die Bildwerke eingearbeitete Mythos. Hochachtung, Anerkennung und Teilnahme sind das Ergebnis der menschlich so bewegenden Maya-Kunst. Vieles ist noch ungeklärt. Die Maya-Schriften enthüllen nicht nur die Genealogie der Herrscherhäuser, sondern darüber hinaus ein Geschichtsbewusstsein, das die ältesten Götter, die Ahnen der Herrscher und schließlich die zeitgenössischen historischen Ereignisse schildert. Wie schon erwähnt fließen Mythos und Realität, Götter und Herrscher, Vorzeit und Gegenwart ineinander. Die zukünftige Forschung wird sich mit Detailfragen befassen müssen, um über die geistigen wie religiösen Grundlagen weitere Aufschlüsse zu gewinnen. Wesentliche Beiträge zur Entschlüsselung der Maya-Schrift waren von den Stelen in Copán zu erlangen (L. Scheie). Ebenso wie in Tikal und Palenque sind Abstammung, Verherrlichung und Kriege der Könige zentrales Thema, doch wird in Chichén Itzá darüber nicht berichtet. Trotz jahrhundertelanger Unterdrückung leben die Maya weiter. Eine Hochkultur haben sie nicht mehr geschaffen. Ihre durch Hakennase und fliehende Stirn charakterisierten Gesichtszüge in Honduras, Guatemala und Quintana Roo verraten Lebendigkeit. Die einfachen fensterlosen Häuser mit Stangenrahmen, umflochten durch Rohr oder Gestrüpp, mit Lehmverputz und Dächern aus Palmblättern oder Gras sind die gleichen wie vor 1000 Jahren (Abb. 57). Maya-Dialekte werden weiter gesprochen. In Mesoamerika gab es neben den Olmeken und Maya weitere Kulturkreise mit besonderen Eigenheiten, aber auch gegenseitigen Berührungsflächen. 74
TEOTIHUACAN
58 Teotihuacan. Stadtruinen
in 2 300 m Höhe. Rechts Zitadellenkomplex als ummauerter
Die riesige Stadt liegt in einem Hochtal 48 km nordöstlich von MexikoStadt und ist umgeben von Bergen vulkanischen Ursprungs. Teotihuacan gehört zu den bedeutendsten Ruinenstätten Amerikas, es wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. als Zentrum etlicher Dörfer in 2 300 m Höhe gegründet. Planvoll wurden Zeremonialstätten und Siedlungen, Werkstätten der Handwerker und Läden der Kaufleute errichtet und miteinander verbunden, die großen Straßen angelegt und die Malerei der Paläste einheitlich ausgeführt. In der Frühklassik beeinflusste die Stadt weite Bereiche von Mesoamenka auf religiösem Gebiet, fraglich ist ihre militärische Macht, doch kam Kaminaljuyú – heute Vorort von Guatemala-Stadt, ehemals große Kultstätte – um 400 n. Chr. unter die Herrschaft von Teotihuacan. Bis zum Verfall oder zur Zerstörung durch die Chichimeken um 600 n. Chr. machte sich die Hochkultur in verschiedenen Stilarten kenntlich. Religion und Kult prägten Kunst und Handwerk. Symmetrische Steinmasken wirken unbewegt und lebensfern. Tongefäße, Tonfiguren und Steinskulpturen sind von hoher technischer Perfektion. Behebt war die »Feine Orange« mit dünnen Wänden aus hellgelblichem Ton und einge75
Platz von 400 x 400 m mit Pyramiden und Tempeln, am rechten Bildrand Pyramide (Tempel) des Quetzalcóatl mit breiter Mitteltreppe. In der Mitte Sonnenpyramide. Links seitlich Straße der Toten (Galle de los muertos, besser Via sacra = heilige Straße), Länge zwei Kilometer, Breite 40 m, östlieh von der SiidNordrichtung um 17 Grad abweichend, links zurückliegend Mondpyramide. Freigelegte Wohnstätten und Abwasserkanäle beweisen hohe Bevölkerungsdichte.
59 Teotihuacan. Sonnen-
pyramide. Nach Westen ausgerichtet (Untergang der Sonne am Tag des Zenits), erbaut über gekammerter Kulthöhle. Höhe 65 m, Basis 222 x 225 m, fünf Absätze (Stufen). Überragender Monumentalbau des Alten Amerika. Auflockerung durch abwechselnde Seiten- und Mitteltreppen. Von der obersten Plattform großartiger Rundblick, Tempel nicht mehr vorhanden.
ritzten oder figürlichen Ornamenten, begehrt war Obsidian aus den nahen Vulkanbergen, der in Teotihuacan zu Klingen und Werkzeugen verarbeitet wurde. Es gab Kultgerät (Spielzeug?) auf Rädern, doch nutzte man das Rad nicht zur Lastenbeförderung. Der Handel mit allen Gebieten Mexikos und die Uferkultivierung am großen See im Valle de México sicherten den Reichtum. Vermutlich wurden auf dem Texcoco-See die Chinampas (Binsenflöße) aus Schilf und Schlamm entwickelt, auf denen man Mais, Gemüse und Blumen anbaute. Teotihuacan (Aztekisch: Ort, wo man zum Gott wird) bedeckte eine Fläche von mehr als 30 qkm, bislang wurde bevorzugt das Kultzentrum ausgegraben, Festungsanlagen sind nicht nachzuweisen. Die Bevölkerung wird um die Zeitenwende auf 30 000, um 600 n. Chr. auf 150 000 bis 200 000 Einwohner geschätzt (J. L. und P. T. Fürst). Eigene Stadtviertel waren den Töpfern, Maurern, Steinschneidern, Stukkateuren, der Bevölkerung aus Oaxaca, aus Veracruz und den Maya vorbehalten. Die zwei Kilometer lange Via sacra (Calle de los muertos = Straße der Toten) verbindet als Mittelachse die Pyramiden der Zitadelle mit der Mondpyramide in Süd-Nordrichtung (Abb. 58) mit Abweichung um 17 Grad nach Osten wie in La Venta. Im Innenhof der großen »Zitadelle« liegt der mit Skulpturen und Bas-(Flach-)Reliefs geschmückte Tempel des Quetzalcóatl. Die 40 m hohe Mondpyramide (Abb. 60) hat restaurierte basale Höfe, Wohnungen für die Priester und Zeremonialplätze. Die Sonnenpyramide (Abb. 59) liegt auf der Ostseite, mit 225 x 222 m Basis und 63 m Höhe wurde der unvergleichliche Monumentalbau des Alten Amerika über der natürlichen Höhle des »Erdgottes« geschaffen. Nach indiani-
60 Teotihuacan. Mondpyra-
mide, Front nach Süden, Höhe 42 m, Basis 120 x 150 m, vier Stufen, späterer Vorbau an der Hauprfassade. Treppenaufgang ähnlich der Sonnenpyramide. Vorplatz umstellt von kleineren Pyramiden und Plattformen.
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scher Überlieferung war hier die Geburtsstätte der Sonne. Von der Gipfelplattform ohne Tempel bietet sich ein grandioser Rundblick. Neuere Ausgrabungen brachten eine regelmäßige quadratische Struktur ans Licht, kleinere Pyramiden, Paläste, dichte Wohnanlagen mit zentralen Kultaltären, zahlreiche Handwerksbetriebe und Handelshäuser sowie ausgedehnte Bewässerungs- und Abwasseranlagen. Goldschmiedewesen und Weben sind abgebildet in der vom 1. Vizekönig Mexikos Antonio de Mendoza um 1540 angeordneten Indio-Bilderhandschrift. Unmäßiger Holzverbrauch führte zum Kahlschlag im umgebenden Landbezirk mit nachfolgender Klimaänderung (?) oder Bauernaufständen. Teotihuacan war die streng einheitlich geplante, größte Stadt des präkolumbischen Amerika, größer als Athen oder Rom. Zur Blütezeit entwickelte sich hier die erste urbane, zivilisierte Gesellschaftsordnung Mittelamerikas. Religion prägte die Stadt (Wassergöttin Abb. 9), in Prozessionen huldigten die Menschen den Göttern. Teotihuacan war aber auch prächtige Metropole voll pulsierendem Leben und luxuriösem Lebensstil der Oberschicht. Intensive Forschungen beweisen, dass die Bewohner über wesentliche Erkenntnisse auf den Gebieten der Architektur, Geometrie, Astronomie und Wasserwirtschaft verfügten, aber keine Schrift kannten. 77
61 Teotihuacan. Idole an
der westlichen Fassade der Quetzalcóatl-Pyramide in der Zitadelle: Gefiederte Schlangenköpfe des Quetzalcóatl und schmetterlings-artige Regengottheiten (Tláloc) mit Streifen und eingerollten Enden als Oberlippe sowie Augenringen (typische Brille). Basreliefs oben mit Schlangenleib, rechts oben und unten Mitte mit Schlangenschwanz, Muscheln und Wasserschnekken. 150 – 250 n. Chr.
62 Teotihuacan. Rundplastik
»Alter Feuergott«, sitzend mit gekreuzten Beinen. Auf dem Kopf Feuerschale zum Verbrennen von Weihrauch (Copal). Am Räuchergefäß Streifen und Rhomben. Höhe 64 cm, 450 – 550 n. Chr. Museo Nacional de Antropología, Mexiko-Stadt.
63 Teotihuacan. Grünliche
Hartsteinmaske zur Auflage auf das Gesicht oder das Gewand des Toten. Gemäß Religion und Totenkult streng symmetrische Gestaltung: DreieckGesichtsform, Rechteckohren, starre Züge. Klassik, Teotihuacan-Phase IV, 450 – 550 n. Chr. Museo Teotihuacan.
Der dem Kult des Regengottes geweihte Quetzalcóatl-Tempel war eine Pyramide, deren Sockel mit Lehm, Schutt und Lehmziegel ummantelt ist. Auf der Pyramidenwand befinden sich Basreliefs aus Schlangen, Muscheln, Schnecken und Skulpturen von Federschlangenköpfen im Wechsel mit Schmetterlingswesen, Symbolen des Quetzalcóatl und des Regengottes Tläloc (Abb. 61). Die Gebäude der Stadt hatten imposante, auf Stuckschichten applizierte Wandmalereien, wahrscheinlich fungierte die Bildersprache als eine Art Kommunikationsmedium (A. G. Miller in H. J. Prem und U. Dyckerhoff). Die Fresken im Ackerbautempel stellen singende Einwohner mit Opfergaben dar. Bei den Indios herrschte Polytheismus (Vielgötterei). Hunderte von Göttern erforderten Beachtung und Anbetung, jeder hatte besondere Merkmale und war den Einheimischen, mindestens aber den Priestern, geläufig. Quetzalcóatl ist der Gott des Sternenhimmels und des Tierkreises, Welt- und Menschenschöpfer und Lebenskraftbringer. Mit kegelförmiger Kopfbedeckung und Windmaske ist er Ehecatl (Windgott). Versinnbildlicht wird der Gott durch die Federschlange. Quetzalcóatl nannte sich der Hohepriester Topiltzin in Tula, das seit 950 n. Chr. Hauptstadt war. Später wurden die Anhänger des friedlichen Quetzalcóatl von der Gefolgschaft der grausamen toltekischen Kriegsgötter besiegt. Quetzalcóatl verließ mit Vertrauten Tula in Richtung Sonnenaufgang, kam über Tajín nach Yucatan und gründete als Kukulkan mit den 78
ansässigen Maya in Chichén Itzá ein neues Reich. Einer Sage nach wollte er 1519 aus dem Osten nach Mexiko zurückkehren. Wie erörtert hat der Alte Gott oder Feuergott ein zahnloses, runzliges Greisengesicht, oft wird er rundplastisch aus Stein abgebildet (Abb. 62) und trägt auf dem Kopf eine Räucherpfanne für Copal-Brandopfer (Weihrauch). Wahrscheinlich haben die sorgfältig gearbeiteten Steinmasken mit starrem, stilisiertem, ablehnendem Aussehen dem Totenkult gedient (Abb. 63), Eine Steinmaske mit zusätzlichem Dekor durch Farbmosaik gehört zum Teotihuacan-Umkreis in Guerrero an der Pazifikküste (Abb. 64); mit den bunten Auflagen aus Türkis, Korallen und Obsidian (Augen) auf dem Serpentinstein erscheint die Maske lebendiger als die Steinmasken der Stadt, auf der Stirn ist die Glyphe des Wassers zu erkennen (Wassergöttin?). Tongefäße sind oft mit Stuck überzogen und al secco bemalt (Abb. 54). Der kulturelle und politische Einfluss von Teotihuacan war enorm, nachweisen lässt er sich in Oaxaca, Guatemala undTikal (Abb 11 und 54). Die Chichimeken (Aztekisch: Söhne des Hundes = Nomaden) kamen als barbarische Krieger aus dem Norden Mexikos und zerstörten wahrscheinlich die riesige Stadt des friedlichen Gottes Quetzalcóatl. Nach den Fall von Teotihuacan übernahmen dieTolteken, ein Stamm der Chichimeken, viele kulturelle Elemente.
79
65 Monte Albán. Übersicht
von der Südplattform nach Norden. Im Vordergrund um 45 Grad gedrehtes Observatorium (Tempel J) und zentrale Gebäudegruppe (Akropolis). Im Hintergrund zentral 38 m breite, 12 m hohe Mitteltreppe vor der Nordplattform mit Ruinen, Säulenstümpfen und versenktem Hof. Künstlich planierte Fläche von 700 x 250 m, 300 – 900 n. Chr.
ZAPOTEKEN UND MIXTEKEN
64 Malinalcepec, Guerrero,
Umkreis Teotihuacan. Maske aus Serpentin und Mosaik aus Türkis, Korallen, Muschelschalen und Obsidian (Augen). Glyphe für Wasser auf der Stirn, Wassergöttin? Höhe 21 cm. Klassik oder später, nach
1 500 m hoch in der Sierra Madre del Sur hinterlassen Stadt und Bundesstaat Oaxaca in grüner Umgebung mit den zapotekischen wie mixtekischen Kultstätten und Palästen im 400 m höher gelegenen Monte Alban und in Mitla grandiose Eindrücke. Die Hochkultur von Monte Albán umspannt den sehr langen Zeitraum vom 9. Jahrhundert v. Chr. bis zur spanischen Eroberung 1521 n. Chr. Zunächst war sie olmekischen Einflüssen unterworfen und gewann am Beginn unserer Zeitrechnung unter den Zapoteken zunehmend Eigenständigkeit. Im Klassikum, 200 – 900 n. Chr., erhielt die großartige Hauptstadt nach Abflachung und Umformung der Hügel ihr heutiges Aussehen (Abb. 65). Trotz der Arbeit vieler Generationen herrschte ein einheitliches Konzept. Den Mittelpunkt bildet das rechteckige Kultzentrum von 700 m Länge und 250 m Breite, begrenzt von Pyramiden und Palastbauten, die Höfe oder Plätze umschließen. Zur Nordplattform mit dem Haupttempel und dem anschließenden versenkten Hof führt eine 38 m breite Treppe, vor den Ruinen des Haupttempels stehen zwölf, je zwei Meter dicke Säulenstümpfe. Zentral liegt das schräg gestellte Observatorium mit unklarer Funktion. Zu sehen sind darüber hin-
550 n. Chr. Museo Nacional de Antropología, Mexiko-Stadt.
69 Mitla. Inneres des Säulen-
palastes, Wohnsitz des Hohen Priesters. Mauern aus hellgrauem Trachytgestein, keine Fenster. Geometrischer Mosaikdekor aus etwa 100 000 exakt ineinander gefügten Steinplatten in Form von Mäandern, Rautenmustern und steigenden wie fallenden Treppenmotiven.
80
66 Monte Albán. Ballspiel-
platz im Nordosten. Schräg ansteigende Rampen. Begrenzungsmauer im Hintergrund wie in Copan , versenktes Spielfeld.
67 Monte Albán. Steinplat-
tenreliefs von Danzantes (Tanzet) aus def Olmekenzeic im Südwesten det Anlage. Um 500 v. Chr. Drogeneinfluss, gefolterte odet getöte Gefangene?
aus Palastruinen, der ausgewogene, an Copan erinnernde Ballspielplatz (Abb. 66) und im Südwesten die erstaunlichen, mit Obsidianmesser auf Sandsteinplatten reliefierten Danzantes in grotesken Verrenkungen als Relikte der Olmeken um 500 v. Chr. (Abb. 67). Die nackten, schlaffen, negroiden Männer werden als Gefangene, Opfer oder Leichen interpretiert (J. Marcus). Wahrscheinlich befinden sie sich in Trance, angeregt durch halluzinogene Drogen. Die von den Zapoteken angelegten Gräber nördlich des versenkten Hofes benutzten ab 1000 n. Chr. die Mixteken als Mausoleum für hochgestellte Personen. In Nischen standen tönerne Göttergefäße. Monte Albán erstreckte sich mit über 2000 Wohnhäusern und 30 000 bis 40 000 Einwohnern weit in die Umgebung hinein, die Zeremonialstätte repräsentiert nur 5 – 10 % der Gesamtfläche von etwa 40 qkm. Im Museo del Estado neben der sehenswerten Kirche Santo Domingo in Oaxaca, 16. Jahrhundert, mit barockem Inneren, befinden sich wunder81
68 Oaxaca. Graburne
(Wächterin oder Räuchergefäß). Göttin mit Rock und erhobener linker Hand, rechte Hand um Zeremonialbalken, großer Ohr-, Nasen- und Halsschmuck. Riesiger Kopfputz als stilisierter Jaguar oder Fledermaus mit Federn, göttliche Hände und seitliche Jaguarmasken. Ton, Höhe circa 50 cm. Monre Albán III, 300 – 900 n. Chr., Museo Nacional de Antropología, Mexiko-Sradt.
volle goldene Grabbeigaben aus dem Grab Nr. 7 in Monte Albán. In Mexiko-Stadt stehen kunstvolle Urnen von sonderbarer Form. Die Tonplastiken zeigen Götter in Menschengestalt (Abb. 68) mit üppigem Kopfschmuck und großen Jaguar- oder Vogelattributen realistisch ab. Gemäß seiner Stellung wurde oft der Jaguar dargestellt, manchmal nur der Kopf. Viele Kunstwerke stammen aus der Klassik um 500 n. Chr. Offenbar wurden die großen Tongefäße nach festem Schema gestaltet, so waren die Figuren an ihren Merkmalen und der Kunstform zu erkennen. Die Zapoteken-Schrift ist bislang nur in Bruchstücken entziffert (J. Marcus). Die Mixteken (»Bewohner des Wolkenlandes«) lebten im Norden und Nordwesten vom Oaxacaland der Zapoteken in einem Gebiet bis zur Pazifikküste. Um 1 000 n. Chr. verdrängten sie die Zapoteken aus Monte Albán nach Osten. Sie waren hervorragende Kunsthandwerker und hatten durch ihre Küstensiedlungen Kontakt mit dem westlichen Mittel- und Südamerika. So erhielten sie von den Völkern aus Panama, Peru und Kolumbien Unterricht in Metallurgie. Die von den Zapoteken, besonders von den Mixteken, gestalteten Paläste in Mitla sind dem Totenkult gewidmet. Das Allerheiligste – der Säulenpalast – war nur für den Oberpriester bestimmt (Abb. 69), der sich nie dem Volk zeigte. Die abstrakte geometrische Dekoration durch gestaffelte Flachsteine ist einmalig, horizontale Bänder, Mäander- und Rautenmuster sind über die Wände verteilt. Über 100 000 Steine wurden im Säulenpalast zusammengefügt, der seinen Namen von der Säulenvorhalle hat und im 12. – 14. Jahrhundert erbaut wurde. Die vielfältige geometrische Gliederung erinnert an die ähnliche Ornamentik der Bauten in Chavín/Nordperu aus dem 1. Jahrtausend v. Chr., auch die Mauern von Chan Chan waren mit geometrischen Mustern und stilisierten Tierfiguren dekoriert. Kulturelle Beziehungen bestanden offenbar zwischen Mittel- und Südamerika oder umgekehrt. Augenscheinlich erreichten die Alt-Peruaner mit ihren hochseetüchtigen Booten die Pazifikküste Mexikos (W. Krickeberg). Als geschickte Kunsthandwerker haben die Mixteken vortrefflichen Schmuck geschaffen. Gold wurde mit Edelsteinen verarbeitet. Ihre Kunstwerke finden sich an vielen Plätzen Mexikos. Das goldene Pektoral (Abb. 70) demonstriert lebhaft die plastische Gestaltungskraft der Mixteken, die zoomorphen Formen dieses Brustschmuckes ähneln stark den kolumbia82
nischen Goldarbeiten der Quimbaya. Nach W. Lothrop kam die Metallverarbeitung nicht direkt aus Peru oder Kolumbien, sondern über Panama nach Mexiko. Jedenfalls gab es in Mexiko bis zum 10. Jahrhundert keine eigene Goldschmiedekunst. Die Keramik zeigt gewundene geometrische Musterung ähnlich dem Säulenpalast in Mitla, Technik und farbiger Dekor sind vorzüglich. Neben der bildlichen Darstellung zeigt sich in Alt-Amerika auch abstrakter, geometrischer Dekor im Bauwesen wie im Kunsthandwerk. Portraits und Bildwerke beruhen auf Vorstellungen, die bei den Werken erklärt werden. Bisher lassen sich aber weder die Absicht noch der Inhalt der abstrakten Muster in Mitla, Chavín und Chan Chan deuten. Bildersturm (Ikonoklasmus) wie im Christentum und im Islam scheint unwahrscheinlich, weil gleichzeitig auch wirklichkeitsnahe Bilder geschaffen wurden. In den letzten 200 Jahren vor der spanischen Eroberung blühte in Zentral-Mexiko die Mixteka-Puebla-Kultur mit Bilderhandschriften, Tonfiguren und -gefäßen, Schmuck und Steinfiguren. Die rege Nachfrage nach Mixteka-Kunstwerken basierte auf ihren künstlerischen Fähigkeiten und ihrer Ansiedlung bis nach Zentralmexiko.
70 Mixteca-Puebla-Kultur.
Goldenes Pektoral. Stlisierter Gott mit Vegetationssymbol (Mais?) als Kopfputz, tundcn Ohrpflöcken mit Knopf und zwei Halsketten. In den Händen Zeremonialstäbe, dekotative Umtandung (Abb. 72) 1200 – 1519 n. Cht. Museo Nacional de Antropología, Mexiko-Stadt.
AZTEKEN
Die Azteken als die Vorfahren der Mexikaner zu bezeichnen, ist berechtigt, wenngleich damit nur ein Teil der verschiedenen Volksgruppen erfasst wird. Ihre Mentalität kommt derjenigen der heutigen Bewohner nahe, die der Europäer nur schwer versteht: »Herz voller Leidenschaft verbirg deine Trauer« (Volkslied, O. Paz). Die Azteken gehörten zu den Chichimeken und nannten sich »Mexicas«. Sie entwickelten eine Hochkultur mit Kunstwerken voll realistischer, zugleich mythologischer Ausdruckskraft. Der Legende nach errichteten sie ihre Hauptstadt Tenochtitlan (in der Nähe des Kaktus) am Zusammentreffen von Adler, Stein, Kaktus und Schlange. Das Symbol des auf einem Kaktus sitzenden Adlers (Sonne, Tageshimmel), der die Schlange (Sternengürtel des mexikanischen Tierkreises, Nachthimmel) verschlingt, ist das Wappen von Mexiko-Stadt, findet sich aber auch in San Agustín /Kolumbien (Abb. 90). In wenigen Jahrzehnten haben die Azteken Tenochtitlan in 2 240 m Höhe zur straff organisierten, reich geschmückten Großstadt mit etwa 100 000 Einwohnern ausgebaut und ein zivilisatorisch erschlossenes Reich in Mexiko geschaffen, das bis zur spanischen Eroberung 1519 bestand. Tenochtitlan wurde auf Inseln im Texcoco-See erbaut und war nur über Dammbrücken zu erreichen. Wie in Venedig durchzogen Ka83
71 Azteken. Schlange.
15. Jahrhundert n. Chr. Musen Nacional de Anrropología, Mexiko-Stadt.
näle die Stadt. Reste des Sees finden sich noch als Jardines flotantes (schwimmende Gärten) bei Xochimilco 20 km südöstlich von Mexiko-Stadt, wo sich die Einheimischen sonntags vergnügen. Die Chinampas auf den Seen sicherten wichtige Nahrungsquellen. »Hoch und stolz ragten die steinernen Türme, Tempel und Häuser mitten aus dem Wasser. Fürwahr, ich glaube nicht, daß vor unserer Zeit schönere Länder entdeckt worden sind. Heute ist von alldem nichts mehr zu sehen. Kein Stein dieser schönen Stadt steht mehr auf dem anderen« (B. Díaz del Castillo, 1568). In Mexiko-Stadt bietet das Museo Nacional de Antropología mit kostbaren Objekten einen sehr instruktiven Überblick über die präkolumbische Kunst Mexikos. Ein Spaziergang durch Mexiko-Stadt zeigt die Folgen des ehemaligen Seengebietes: Viele große Gebäude haben schräge statt senkrechte Wände, der Palacio de Bellas Artes sinkt jährlich 9 cm in den sumpfigen Boden. Die Kunst der Azteken ist mit der Ästhetik der Griechen nicht zu vergleichen, sondern vom Mythos bestimmt. Die Realität des Alten Mexiko ist der noch in vielen Bereichen unerschlossene Götterglaube. Ein steinerner Jaguar von 2,80 m Länge verbreitet Furcht, denn auf dem Rücken trägt
72 Azteken. Aztekenstil,
Spätzeit derTolteken? Kultische Sonnenscheibe von einem Zeremonialmonument, vermutlich Zielring beim aztekischen Ballspiel im Tern pelbezirk. Sonnenstrahlsymbol eingeführt von den Tolteken 950 – 1000 n. Chr. Durchmesser 0,91 m. 900 – 1500 n. Chr. (P. C. Delgado, Ausstellung Sevilla 1992, Privatbesitz).
84
er eine Opferschale für die beim Menschenopfer aus der Brust gerissenen Herzen (Abb. 14). Ebenso grausam sieht die Schlange mit typisch aztekischer Streifenornamentik aus (Abb. 71), Symbol des Wassers und der Regenwolken, auch die Klapperschlange ist in Angriffsstellung präsentiert (Abb. 2). Gesichtszüge werden von den Azteken hart und kompromisslos (Abb. 10) dargestellt. So hat der aztekische »Blumenprinz« pflanzliche Attribute, er wird auch als jugendlicher Gott der Halluzinogene, die bei rituellen Anlässen gebraucht wurden, interpretiert und von den Bewohnern von Xochimilco als Blumenlieferant speziell verehrt, doch ist seine Physiognomie (durch eine Maske?) gespannt und verzerrt. Typisch sind Schalen mit drei Füßen. Die aztekische Bilderschrift wurde auch nach der spanischen Eroberung von Mexiko noch benutzt. Das monolithische Steinjoch (Abb. 72) ist eine kultische Sonnenscheibe, die als Sinnbild an einem bedeutenden Zeremonialgebäude platziert war. Skulptiert sind Sonnenstrahlen, Herrschersymbole oder astrologische, kalendarische Symbole für eine religiöse Botschaft. Wahrscheinlich liegt ein Steinring für das heilige Ballspiel (S. 71) vor, das die Azteken nicht auf speziellen Plätzen (Abb. 66), sondern im Tempelbereich durchführten. Einiges Brauchtum ist bemerkenswert. Die Azteken verachteten nackte Menschen. Männer mussten mindestens die Schambinde tragen, die Oberkörper der Frauen waren meist bedeckt. Gefangene wurden entblößt, entehrt abgebildet. Mittelpunkt der blutigsten, je von Menschen ausgedachten Religion sind die aztekischen Menschenopfer. Ihrem Glauben nach war der Kriegsgott Huitzilopochtli (linkshändiger Kolibri) versessen auf Menschenherzen und -blut. Kriege führte man, um Gefangene zu machen, die auf den Teocalli (Stufenpyramiden) hingeschlachtet wurden. Merkmal der für Europäer grausamen Mentalität ist das Chacmool-Bildnis (Abb. 44). Nach Deutung der Archäologen kam jeden Abend beim Sonnenuntergang der Zweifel, ob es der Sonne gelingen würde, am nächsten Morgen wieder aufzugehen. Nur Menschenopfer würden ihr dazu die Kraft geben, sie waren die einzige Nahrung, die der Sonnengott annahm. Blut war unerlässlich für den Fortbestand der Welt, doch brauchte es kein Aztekenblut zu sein, da alle Menschen von diesem Opfer abhängig waren. Das durch Drogen vorbereitete Opfer lag auf einem Stein, der Priester öffnete die vorgewölbte Brust mit einem Steinmesser, riss das zuckende Herz heraus (Abb. 48), warf es auf die Opferschale und den Leichnam die Pyramidenstufen hinunter. »Wenn bei gewissen Anlässen rituelle Menschenfresserei getrieben wurde, so war es stets das Fleisch des leibhaftigen Gottes, das der Gläubige in einer blutigen Kommunion verspeiste« (J. Soustelle 1986). Die moralische Bewertung dieser Sitten soll aber das abscheuliche, brutale Vorgehen der Spanier nicht vergessen lassen. 85
73 Tenayuca. Pyramide
der Chichimeken-Azteken. Baubeginn im 13.Jahrhundert, alle 52 Jahre überm an telt. Letzte Grundfläche 62 x 50 m› Höhe 19 m. Breite Doppeltreppe, zwei Holztempel von den Spaniern verbrannt. Vorbild für die große Pyramide inTenochtitlan.
74 Tenayuca. Schlangen-
mauer mit 138 gemauerten Körpern und Kopfskulpturen an der Basis der Pyramide.
Nach den Jenseitsvorstellungen der Azteken kamen in das untere Schattenreich die an Krankheiten oder im Alter Verstorbenen. Eine Art irdisches Paradies war vorgesehen für die durch Blitzschlag, Ertrinken oder ansteckende Erkrankungen akut Gestorbenen, hier herrschte der Regengott Tláloc. Das himmlische Paradies stand offen (H. Schadewaldt) für die im Kampf gefallenen oder auf dem Opferstein getöteten Krieger und für die im Kindbett gestorbenen Frauen (Abb. 77).
86
76 Tula. Relieffries der
Schlangenmauer an der Rückseite des Morgensterntempels. Oben und unten Treppenmuster (Symbol der Erde), in der Mitte menschliche Totenschädel im Maul der Gefiederten Schlangen (oder Klapperschlangen mit erhobenen Schwanzrasseln). Auf der Mauer Wolkensymbole. Um 900 n. Chr.
Nicht alle Kunstwerke sind abweisend. Das Federmosaik bietet als Schmuck ein buntes, attraktives Bild der Chalchihuitlicue, der »Herrin mit dem Edelsteinrock«, die sich in Wasserstrudeln ankündigt (Abb. 17). Übrigens muss sich der Interessierte hüten, aztekische Kunst als maßgeblich für ganz Mexiko anzusehen.
ANDERE ALTMEXIKANISCHE KULTUREN
Einige Beschreibungen und Bilder gehören nicht zum Kreis der Hochkulturen, doch trägt das Kulturgut zum Verständnis der indianischen Ausdrucksart bei.
Tenayuca mit Pyramide und Schlangen Zwischen Mexiko-Stadt und Tula liegt die sechsfach überbaute Tempelpyramide von Tenayuca aus dem Nachklassikum, früher am Nordufer des Texcoco-Sees gelegen und alle 52 Jahre vergrößert. Ein Chichimekenstamm errichtete die erste Pyramide im 13. Jahrhundert mit einer Grundfläche von 31 mal 12 m, zwei Treppen und zwei Tempeln. Die Konzeption wurde einschließlich der letzten Überbauung durch die Azteken 1507 auf 62 mal 50 m mit der Doppeltreppe beibehalten (Abb. 73). Die Leiber der 87
umgebenden 138 Schlangen sind gemauert, die Köpfe aus Stein gehauen (Abb. 74). Die beiden Tempel auf der Pyramide dienten dem Regengott und dem Kriegs- und Sonnengott. Tenayuca war Vorbild für die große, von den Spaniern zerstörte Pyramide im Zentrum von Tenochtitlan. In Tenayuca symbolisieren die Schlangen an der Basis im Verein mit zwei Türkisschlangen den Sonnenuntergang. Die Zeremonialanlage war beispielgebend für die Architektur und Symbolik der Azteken.
Tempelstadt Tula 75 Tula. Steinatlanten,
Höhe 4,60 m. Kriegerischet Ausdruck, dutch Adlerfedern geschmückte Stirnbinde, Ohrschmuck, Brustplatten in Schmetterlingsform, dreieckiges Hüfttuch. Auf der Gürtelrückseite Gesichtsspiegel. Binden an Händen und Knien, Sandalen.
Wie geschildert nahm Topiltzin, Hohepriester des Quetzalcóatl, dessen Namen an. Er soll 52 Jahre regiert haben und verließ das 856 n. Chr. gegründete Tula 987 in östlicher Richtung. Tula ist die alte Toltekenhauptstadt mit der fünfstufigen Morgensternpyramide und den hier postierten 4,60 m hohen Atlanten mit Federkrone (Abb. 75), die das Flachdach aus Holz – kein Kraggewölbe – getragen haben. Im Dämmerlicht bietet die Pyramidenplattform mit den gigantischen Atlanten ein bedrohliches Bild von kriegerischer Macht, von geballter Kraft. Die großen Krieger demonstrieren streitbare, unnahbare Haltung, kleinere standen auf Altären und erscheinen – besonders durch Bemalung – weniger starr, mehr funktional gestaltet. Die Mauerfassade am Morgensterntempel zeigt Mäandermuster und, in der mittleren Zone, eine Galerie von Schlangen, die menschliche Totenschädel fressen (Abb. 76). Anhand dieser Sinnbilder und einer Chacmool-Figur mit Opferschale für die Herzen der Geopferten werden die neue, intolerante Geisteshaltung und strenge Disziplin deutlich, die sich bei den Azteken noch verstärkt manifestieren. Dieser Gesinnung entspricht auch eine Jaguarskulptur aus kaltem weißem Stein, deren fürchterliches Raubtiergebiss Vernichtung und Tod signalisiert. Lebte aber damals in 2 300 m Höhe der Jaguar, oder handelt es sich um ein überliefertes Sinnbild von Angst und Schrecken? Jedenfalls ist die Statue bedrohlicher als die anderen hier vorgestellten Jaguarbilder. Im 7. Jahrhundert n. Chr. vernichteten die Nahua-sprechenden Chichimeken aus Nordme88
xiko Teotihuacan. Sie übernahmen Sitten und Kultur, bis sie schließlich seit dem 10. Jahrhundert weite Regionen des zentralmexikanischen Hochlandes politisch, kulturell und wirtschaftlich beherrschten. Tula war die Hauptstadt der chichimekischen Tolteken, doch zerstörten weitere Jägerstämme aus dem Nordland 1156 die Stadt und besiedelten den weiten Umkreis des Texcoco-Sees. Erst Mitte des 13. Jahrhunderts tauchten die Azteken auf.
Plastik der Totonaken und Huaxteken Kulturell werden als »Totonaken« mehrere Völker um Veracruz zusammengefasst, die sich besonders durch die Formen ihrer Tonfiguren unterscheiden. Ihre künstlerische Qualität ist beachtlich, der Einfluss reichte bis zum mexikanischen Hochland. Die hohlen Terrakottaplastiken der Totonaken weisen eine erstaunliche Vielfalt auf: Göttinnen, Priester, Menschengestalten und Tiere. Bemerkenswert sind Kleider und Verzierungen, Gesichtszüge und Gestik. Nach einem Fundort in der Nähe von Veracruz wird auch von Remojadas-Kultur gesprochen. Im Jalapa-Museum sind neben den Schöpfungen der Olmeken vortreffliche Beispiele der Totonaken- und Huaxtekenkunst von der mittleren Golfküste aus der Zeit der Klassik und Nachklassik ausgestellt. Die 1,40 m hohe weibliche Tonfigur stammt aus der Spätklassik (6. – 9. Jahrhundert n. Chr., Abb. 77). Halskette und Gürtel aus Muscheln weisen auf Mutterschaft, die verkrampften Hände auf Schmerz, die geschlossenen Augen auf den Tod. Die doppelköpfige Eidechse über dem Kopf symbolisiert die Erde, die Adlerkrone darüber die Sonne. Dargestellt ist eine im Wochenbett (Kindbett) gestorbene Frau, ein eindrucksvolles Kunstwerk mit starker Ausstrahlung. Das lächelnde Gerippe (Abb. 78) verdeutlicht wieder die Ambivalenz von Leben und Tod in der mesoamerikanischen Kunst und drückt dabei etwas Verbindliches, Versöhnliches aus (Spätklassik, 6. –9. Jahrhundert). Besonders ausgeprägt offenbart sich der Dualismus am nachklassischen Basaltkopf (Abb. 8). Die Tonstatuen der lächelnden Gesichter kommen aus der Spätklassik im Staat Veracruz (Abb. 79). Die lachenden oder lächelnden Gesichter, die 89
77 El Cocuire, Totonaken.
Tonscacue einer im Wochenbett gestorbenen Frau. Kopfputz aus Eidechsenköpfen und Adlerkrone (Symbole von Erde und Sonne). Halskrause, Gürtel und Armbänder aus Muscheln (Mutterschaft). Verkrampfte Hände (Schmerz) und geschlossene Augen (Tod). Höhe 1,40 m, Spätklassik 6 . - 9 . Jahrhundert n. Chr. Museo de la Universidad Veracruzana, Jalapa.
78 Los Cerros, Totonaken.
Lächelnder Miclantecuhtli (Herr der Toren) mit Kopfhaube. Höhe 38 cm. Spätklassik 6. – 9. Jahrhundert n. Chr.. Museo de la Universidad Veracruzana, Jalapa.
79 Los Cerros, Totonaken.
»Lachendes Gesicht« (Cara sonriente). Kopihaube, tropfenförmige Ohrscheiben, Halsketre. Zwei gefeilte Schneidezähne im Oberkiefer. Höhe etwa 20 cm. Späte Klassik, 6. – 9. Jahrhundert n. Chr., Ekstase in Anbetung des Gottes der Musik und des Tanzes. Köpfe oft kultisch von den Körpern abgetrennt. Museo de la Universidad Veracruzana, Jalapa.
erhobenen Arme und Rasseln verweisen auf religiöse Ektase oder Verzückung im Tanz (P. Gercke und U. Schmidt). Es sind Grabbeigaben. Stereotyp findet sich der gleiche Ausdruck, die Köpfe sind deformiert, die Zähne abgeschliffen mit oben und unten nur zwei Schneidezähnen. Zahnschliff und Zahneinlagen mit Türkisen waren an der Golfküste und bei den Maya – auch bei den Küstenbewohnern von Ecuador – besonders beliebt. Wahrscheinlich als Opfergabe wurden die Tonköpfe oft abgetrennt. Lächelnde Gesichter haben das lächelnde Gerippe (Abb. 78) und Olmekenmasken (Abb. 22). Geöffneter Mund und angedeutetes Lächeln sind Charakteristika der Statuen der Golfküste. Eine Frauenfigur mit ernstem Gesicht und ausgebreiteten Armen trägt den für die totonakische Kleidung typischen Quechquemitl (Poncho) und darunter einen bis zu den Füßen fallenden Rock. Dargestellt ist eine Priesterin der Erdgöttin (Klassik, 1. – 5. Jahrhundert n. Chr.). Ein Ballspieler mit Kopfschutz, gepolstertem Gürtel, Rock und Beinschienen macht wieder eine freundliche, einladende Gebärde. Beide Figuren sind etwa 50 cm groß. Die Stadt Tajín gehört zu den großen Zentren Mesoamerikas. Ihre Nischenpyramide besteht aus einem mit Steinplatten belegten Lehmkern. 365 Nischen verweisen auf die kosmologischen Aspekte des Tempels. Eine Hacha (Beilklinge) kommt aus der Gegend von Tajín (Abb. 80). Sie zeigt einen Kriegerkopf, gekrönt mit einem Delphin (?). Die Hachas markierten feste Punkte im kultischen Ballspiel. Tajín hat sechs Ballspielplätze. 90
82 Huaxteken. Bei Tepetzintla.
aus Gold, 5 000 g, 800 – 1350 n.
Göttin mit Kopfputz, Spitzhut
Chr. Ähnlich dem »El Dorado«
mir drei Kreisen: Symbol oder
aus Kolumbien . (P .C. Delgado,
Hieroglyphe? Starres Gesicht,
Ausstellung Sevilla 1992,
Ohrscheiben, Rock, deutlich ge-
Privatbesitz).
formte Brüste. Sandstein, Höhe 1,19 m, 1000 bis 1519. Museo de la
84 Costa Rica/Panama. Vogel-
Universidad Veracruzana, Jalapa.
dämon in menschlicher Gestalt, Krokodil- (Vogel-) Gottheiten
83 Costa Rica/Panama, »Gol-
über dem Kopf und unter den
dener König«. Kopfhaube, Na-
Füßen. Goldstatuette, Höhe
senring, Halskrause, Pektoral,
7 cm. Im Tairona-Stil von Nord-
Arm- und Beinschienen, Gürtel,
kolumbien. Kopie, Original
Rock, Adler-Kultobjekt
Cleveland Museum of Art.
91
Schon in der Präklassik isolierten sich die Huaxteken als Maya-Stamm im Nordosten von Mexiko. Ihre realistisch gestalteten Figuren wirken feierlich und unbewegt. Die Statue der Erdgöttin Tlazolteotl hat den typischen breiten Kegelkopfputz, grobe Gliedmaßen und ein hieratisch-strenges Gesicht (Abb. 82, Nachklassik, 10. Jahrhundert bis 1519). Auffallend ist die plastische Gestaltung der Brüste, die auf Mutterschaft oder Schwangerschaft schließen lässt. Im Gegensatz zu anderen indianischen Stämmen haben die Huaxteken die weiblichen Brüste immer deutlich geformt. Die große Tempelstadt Cempoala in parkähnlichem Gelände (Abb. 81) mit riesigen Bäumen zeigt als ehemalige Hauptstadt der Totonaken und Refugium des Eroberers von Mexiko, Hernán Cortés, ausgedehnte Befestigungsanlagen, runde, mit Zinnen versehene Kultplätze und mittelhohe
80 Tajín. Hacha (Beilklinge)
als Steinkopf mit Fisch (Delphin?) als Helm. Klassik 500 – 800 n. Chr., Höhe 28 cm. Votiväxte waren Matkierungszeichen bei Zeremonien und beim Ballspiel. Museo Nacional de Antropología, Mexiko-Stadt.
92
quadratische Pyramiden mit Treppen. Der »Tempel der Kamine« hat sechs Stufen und kaminähnliche vertikale Steinaufbauten.
81 Cempoala. Grosser Platz
vor den Pyramiden mit quadratischen und runden, mit Zinnenkranz besrückten Zeremo-
SÜDLICHES ZENTRALAMERIKA
nialplätzen (Feuerplätzen?). Am linken Bildrand »Tempel der Kamine«. 14. Jahrhundert
Der Raum zwischen Mesoamerika und Südamerika ist landschaftlich recht abwechslungsreich, archäologisch aber noch wenig erforscht. Kontakte bestanden zwischen den relativ kleinen Siedlungen. Steinbildkunst, Metallverarbeitung und Keramik waren verbreitet. Offenbar bezogen bereits die Olmeken Jade für Schmuckstücke und Skulpturen von der Halbinsel Nicoya in Costa Rica. Besonders in der Goldschmiedekunst zeigt sich die enge Verbindung zu Kolumbien. I. von Schuler-Schömig spricht von einer Kulturregion für Kolumbien, Panama und Costa Rica. Die Provinz Veraguas in Panama gehörte von 800 n. Chr. bis zur Eroberung zum goldreichsten Gebiet von Mittelamerika. Goldarbeiten wurden auch nach Mexiko ausgeführt. Typisch für Panama sind menschliche Figuren mit Vogelkopf als Vogeldämonen und Attributen der Krokodilgottheit (Abb. 84), die eine besondere, bislang ungeklärte Bedeutung hatten. Ausdruck und zoomorphe Gestaltung ähneln stark präkolumbianischen Goldarbeiten aus dem CaucaTal (Abb. 105) und Tairona. 93
n. Chr. und später.
Aus Costa Rica/Panama, wahrscheinlich aus Diquis Veraguas, stammt der großartige Goldschmuck eines priesterlichen Fürsten für kultische Zwecke (Abb. 83). Die zeremonielle Verwendung ergibt sich aus den Adler-Attributen. Goldverarbeitung und stilistische Gestaltung erinnern an die Quimbaya in Kolumbien, die ähnliche kriegerische Ausrüstungen, zum Beispiel Goldrüstungen, für Kaziken fertigten. Diese imposante, schlichte Goldkleidung aus Mittelamerika verweist auf die Legende vom »El Dorado« (Abb. 96). Sie ist ein überliefertes kostbares Sinnbild von Pracht und Harmonie in der präkolumbischen Kunst.
INDIANER – KUNST IN DER KOLONIALZEIT
86 Antigua Guatemala. Nue-
stra Senora de la Merced. Dutch die Etdbeben von 1773 wegen der breiten, kompakten Anlage kaum beschädigt, gehört zu den schönsten Kirchen Guatemalas. Fassade mit Stuckdekorationen, vegetabiler Schmuck an den Säulen, in den Nischen Heiligenfiguren, über dem Portal Namenspatronin. 17. -18. Jahrhundett n. Chr.
Mit der Eroberung zerstörten die Spanier im 16. Jahrhundert drakonisch den Mythos, die Lebensformen und Kulturen des Alten Mittelamerika, vernichteten viele Kunstschätze als »heidnisches Teufelswerk« und begannen, mit indianischen Arbeitskräften Kirchen, Paläste und Kunstwerke zu schaffen, die man unter dem Begriff des »spanischen Kolonialstils« einordnet. Der Katholizismus mit seiner aufwendigen Prachtentfaltung kam den Indianern sehr entgegen. Noch heute werden in Antigua Guatemala riesige Prozessionen unter lebhafter Beteiligung der Bevölkerung veranstaltet. Oft versteckt finden sich indianische Einflüsse als Mischkultur. Neben Wohnbauten mit verschließbaren Türen, Fenstern, reichverzierten Holzbalkonen und Innenhöfen (Patios) wurden Repräsentations- und Sakralbauten - anfangs Wehrkirchen mit Mauern und Zinnen, Kreuzgang und Innenhof, später Hallenkirchen – errichtet. Stilistisch waren Renaissance und Barock aus Spanien richtungsweisend wie der Mudejarstil (Maurenstil aus dem Islam), der platereske Stil (Platero = Silberschmied) und der überladene Churriguerismus. Die Wehrkirche Acolman, die churriguereske Kirche von Tepotzotlan, die Universität San Carlos im Mudejarstil in Antigua sind typische, hier nicht näher erörterte Beispiele. Die indianische Komponente im spanischen Kolonialstil zeigt sich überwiegend in natürlichen Formen. Die Priester gaben den Indios Mal94
Unterricht, die überlieferten Fresken und Ölbilder konzipierten Spanier, unterstützt durch indianische Schüler. Das christliche Kreuz übernahmen die Indios widerstandslos, denn es war ihnen als Symbol des Windkreuzes und des Lebensbaumes vom Regengott Tláloc geläufig. Die tiefe Frömmigkeit der Indios blieb im Katholizismus erhalten, viele Glaubensvorstellungen und Rituale, Weihrauch und Beichte, Himmel und Hölle waren ihnen vertraut. Traditionelle Motive leben weiter in der Webkunst und den Techniken und Formen der Töpferei.
85 Antigua Guatemala.
Fassade einer durch die Erdbeben von 1773 zerstörten Kirche. Indianer-Arbeit als barocke Dekoration mit geflochtenem Pflanzenwerk am Gesims, an den Säulen und am Eingangsportal.
95
Antigua und die Erdbeben In Guatemala zeigen sich gewaltige Zerstörungen an den Kirchenruinen von Antigua, das 1773 durch Erdbeben so schwer beschädigt wurde, dass die Hauptstadt 45 km östlich neu erbaut wurde. Das »barocke Pompeji Amerikas«, 1 530 m hoch gelegen, hat heute 15000 Einwohner und ist ein bedeutendes Denkmal aus der Zeit des Generalkapitanats von Guatemala (Zentralamerika). Pardos (Mischlinge) waren an Architektur und Dekoration beteiligt, 23 Kirchen wurden mehrfach wieder aufgebaut oder überdauern als Ruinen, darunter eine Fassade mit Pflanzenwerk an Säulen und Eingangsportal (Abb. 85). Die Kirche La Merced in Antigua (Abb. 86) überstand die schweren Erdbeben ohne große Schäden und ist somit ein überzeugendes Beispiel für die Widerstandskraft des »Erdbebenbarock«. Der Stuckdekor an den Eingangssäulen zeigt mit Pflanzen, Blumen, Fruchtknollen und Vögeln typische Indio-Ornamentik. Mit großer Autorität und Bestimmtheit haben die Spanier den ihrer Götter und Mythen beraubten Indios ihre Kultur aufgezwungen. Einheimische waren sowohl als Arbeiter wie als Baustellenleiter – dann unter spanischem Namen – tätig. Deshalb lassen sich nur wenige Indizien für indianische Elemente finden.
Chichicastenango der Hochland-Maya Das von den Indios Chuila genannte Chichicastenango, der Fundort des in Quiché- (Hochland-) Maya geschriebenen Popol Vuh (Buch des Rates), liegt in 2200 m Höhe auf einer Randterrasse des Hochlandes. Etwa 1 000 Quiché wohnen im Ort und etwa 20 000 in den Dörfern der Umgebung. In Chichicastenango stellt sich die Verschmelzung der indianischen mit der christlich-katholischen Geisteswelt eindrucksvoll dar. Auf den Treppenstufen der Kirche Santo Tomas verbrennen die Quiché-Maya Copal (Weihrauch) und beten vor dem Kirchgang zu ihren Göttern. Kein Fremder darf die Treppe betreten.
NACHWORT ZU MITTELAMERIKA
Die Ausführungen über Mittelamerika haben hoffentlich das Interesse an den alten Kulturen – ihre Entwicklung, Schöpfungen und Nachwirkungen bis in die Gegenwart – gefördert. Beabsichtigt war ferner, weitverbrei96
tete Klischees abzubauen, denn Mittelamerika ist weder mit Mexiko, Acapulco oder Cancún, noch mit tropischem Badeleben, exotischer Folklore, Sombreros und Mariachimusik ausreichend beschrieben. Die Kunstgeschichte Mittelamerikas öffnet im praktischen wie im theoretischen Bereich (Tabelle 1) die Pforte zu großartigen Kunstschätzen etliche Werke der Olmeken und Maya gehören zur Spitzenklasse der Weltkunst – und zur Einsicht in die Indio-Mentalität. Text und Abbildungen sollen Initiative auslösen, Urteilskraft stärken, Zusammenhänge offenbaren. Dann werden die Landschaft, das Leben und die Vergangenheit von Mittelamerika ihren zauberhaften Glanz entfalten.
Periode
Hochland
Maya
1697
Tayasal
I52I
spanische Eroberung
1500
Azteken
1200 frühe Nachklass.
600
späte Klassik
200
frühe Klassik
0
Chichimeken
Mayapán
Tula
Tolteken
Mixteken
Cempoala
späte Präklass.
900
mittl.Präklass.
Mixteken Monte Albán 3
Copán
Remojadas Tajín
Teotihuacan 3 + 4 Teotihuacan 1 + 2
400
Monte Albán 2 Tikal Uaxactún
1200 1500
Veracruz
späte Nachklass.
1400
900
Oaxaca
Tres Zapot. Monte Albán i La Venta
frühe Präklass.
Tlatilco
San Lorenzo
Tabelle 1. Zeittafel Mesoamerika
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KUNST UND KULTUR IN SÜDAMERIKA
URSPRUNG, KONTAKTE, E N TW I CK L U N G SST U FE N
Der kulturelle Schwerpunkt von Alt-Südamerika liegt in den nördlichen wie in den mittleren Anden und in den Niederungen und Küsten von Kolumbien, Ecuador und Peru (Abb. 87), also generell in Richtung Mittelamerika. Die früheste südamerikanische, vielleicht die erste amerikanische Kulturregion überhaupt soll das ecuadorianische Küstenland um Guayaquil sein (P. Baumann). Wahrscheinlich kamen die Impulse vom Amazonas über die Anden nach Ecuador und später nach Peru. Ausgrabungen am Amazonas nahe Monte Alegre (A. C. Roosevelt und Mitarbeiter, 1996) ergeben, dass Paläoindianer vor 11000 Jahren (Bestimmung mit C-14 und Thermolumineszenz) in Höhlen lebten. Abfälle von Fischen und Kleintieren, Steinwerkzeuge und Höhlenmalereien wurden gefunden. Danach existierte im feuchten Tropenwald menschliches Leben mit Pflanzennahrung, Fischfang, Kleintierjagd und Bildnerei gleichzeitig mit den Großwildjägern in Nord- und Mittelamerika. Nach D. W. Lathrap (1971) lebte der Jaguar im tropischen Tiefland, wo die Olmeken ihn fürchteten und als oberste Gottheit anbeteten. Die Verehrung von Jaguar (Abb. 91, 98, 100, 102) und Kaiman (Krokodil, Abb. 95 und 84) in der Chavín-Kultur des Andenhochlandes stützt die vermutete Kulturbewegung vom Tiefland zum Gebirge, denn beide Tierarten leben nicht im Hochland. Die tropische Adlerart Harpyie (Abb. 90 und 83) ist in Mittel(Abb. 15) und Südamerika nachzuweisen. Bisher wurde das AmazonasQuellgebiet als Ausgangsregion des südamerikanischen Kulturweges angesehen, doch ist der Bereich auf das Amazonas-Tiefland zu erweitern. Unentschieden bleiben der gegenseitige Einfluss und die Fortentwicklung der süd- und mittelamerikanischen Kulturen in Nord-Süd-Richtung oder umgekehrt. Fraglich ist auch der Verlauf, weil in Südamerika weder schriftliche Belege noch Kalender gefunden wurden. Der C-14-Test ist nur bei organischen Substanzen möglich, weil sich aber die C-14-Konzentration der Luft in den vergangenen Erdperioden wiederholt änderte, können die Resultate verwirren. Zweifel bestehen ferner über den Ausbreitungsbereich der verschiedenen Kulturen. Übereinstimmend sind der Jaguar- beziehungsweise Raubkatzenkult, der geometrische Dekor, die Kultgegenstände und Figuren aus Ton, die Zeremonialzentren mit angrenzenden Wohnbereichen und besonders die Megalithskulpturen. Vermutlich gab es 99
87 Karte von Südamerika
mit Staaten, Kulturgebieten, Fundstätten, Städten und Flüssen.
88 Chibcha, Kolumbien.
Tonbüste eines Fürsten mit mächtigem Kopfputz, Ohrund bteitem Nasenschmuck. Halskfause dekotiett dutch 2 Dreieckanhänger mit menschlichen Gesichtetn (Trophäenköpfen?). Schmale vorspringende Nase mit Übergang in den queren Augenbrauengrat. Grabbeigabe, Höhe 32 cm, 800 –1500 n. Chr. Museo del Oro, Bogotá.
Kontakte, oder aber es entwickelten isolierte Gemeinschaften gleiche Ideen über Kosmos, Mythos und Tod. Die überkommenen Kunstwerke geben Auskunft über die Religion und den Kult, das Gefüge und die Ordnung der Gesellschaft. Hochkulturen waren im zentralen Andenraum die Chavfn-Epoche in Nordperu, 1 000 – 300 v .Chr., gefolgt von kürzeren Kulturperioden, der Epoche von Tiahuanaco am Titicacasee, 500 – 700 n. Chr., der ChimúEpoche in Nordperu, 1000-1450 n. Chr., und der Inka-Zeit, 1430-1532 n. Chr. Begrenzte Kulturkreise waren Nazca in Südperu, Moche in Nordperu, sowie weitere unbedeutendere in Kolumbien und Ecuador. Lokale Kulturkreise bildeten sich auch durch die geographischen Gegebenheiten der langgestreckten wüstenhaften Küsten, die nur einige Gebirgsflüsse unterbrechen. Bewässerungssysteme ermöglichten in den Tälern Ackerbau. Trotz aller Hindernisse gab es Ideen- und Warenaustausch sowohl in den Tälern wie zwischen Küste, Tiefland und Hochland. Bedeutendes Kulturerbe sind Zeremonialstätten, Keramik, Steinskulpturen, Goldarbeiten, Schmuck und Textilien. Bedingt durch die geographische Situation entwickelten sich einige Stilarten isoliert, trotzdem bestanden übereinstimmende Entwicklungsstufen: - »Panstile« von Chavín, Tiahuanaco, Inka oder - »Früher Horizont« (Chavín und Chorrera), 1 000 – 300 v. Chr., - »Mittlerer Horizont« (Moche und Tiahuanaco), 600 – 1000 n. Chr., - »Später Horizont« (Inka), 1438 –1533. Um 2 000 v. Chr. beginnt die vorklassische, formative Periode der Verehrung des stilisierten Katzengottes (Felide), des Vogelgottes (Kondor, Adler) und der Schlange, zum Teil mit menschlichen Zügen. Das Zentrum war Chavín. Vor allem in Ecuador folgt die Periode der regionalen Entwicklung, 500 v. Chr. bis 500 n. Chr. Die Klassik mit der Blüte der Keramik- und Textilfertigung und der Steinskulpturen setzt um die Zeitenwende ein. Die nachklassische Periode ab dem 11. Jahrhundert zeichnet sich durch die politisch-militärische Ausdehnung der Chimü- und Inkareiche aus. Höhepunkte sind Goldschmiede- und Baukunst; Keramik und Textilien werden zur Massenware. Die detaillierte Schilderung folgt nun nicht den Stilarten, sondern geographisch den heutigen Ländern von Norden nach Süden. Da es keine einheitliche Ordnung der Priesterschaft gab, ist die präkolumbische Göt100
terwelt Südamerikas sehr verschieden. Die Muisca verehrten den Sonnengott Sua, die Mondgöttin Chia und den Erdgott Chipchacum als Schutzherrn der Ackerbauern, Kaufleute und Goldschmiede. Der weiße Kulturbringer Bochica mit langem Bart kam vom Sonnenaufgang, ähnlich dem mexikanischen Quetzalcóatl, dem Kukumatz der Quiché-Maya und dem höchsten Gott der Inka, Viracocha. Die Göttin Bachue, aus deren fruchtbarem Leib sich das Land mit Menschen bevölkerte, hauste in Schlangengestalt in heiligen Bergseen. Wie in Mesoamerika gab es neben diesen wichtigen Gottheiten eine Unzahl weiterer Götter. Die Christianisierung zerstörte die alt-amerikanischen Kulturen, Tempelstätten und Kunstwerke. Zwar beten die Indios andächtig in den Kirchen und besuchen ehrfurchtsvoll die Wallfahrtsplätze, vergessen aber nicht, den Schutz der alten Himmelsgeister und der Erdgöttin oder Erdgötter zu erflehen. Der Mestizo-Stil (Mestize = indianisch-weißer Mischling) stellt eine Abwandlung der spanischen Elemente dar mit Fassadendekor durch üppiges Pflanzenwerk, Sonnen, Pumaköpfe und naive Heiligenfiguren. Auf Gemälden erscheinen irreale, perspektivisch entstellte Tropenlandschaften, tropische Vögel, märchenhaftes Beiwerk mit königlichen Gewändern und aufgenähtem Schmuck.
89 Quimbaya, Kolumbien.
Flache massive Tonfigur eines sitzenden nackten Mannes. Tonscheibe mit angefügten Armen und Beinen. Löcher am Kopfseitlich zum Aufhängen, an Körper und Kopf zum Luftabzug beim Brand. Golde-
KOLUMBIEN
ner Nasenring. Ca. 25 cm hoch, 1200 n. Chr. oder später. Museo del Oro, Bogotá.
Kolumbien liegt vorwiegend nördlich des Äquators. Durch das Land fließt in süd-nördlicher Richtung der Magdalenenstrom, der den etwa parallel verlaufenden Río Cauca aufnimmt. Die kulturelle Entwicklung der Völker im Norden von Südamerika ist in weiten Bereichen noch nicht befriedigend aufgeklärt.
Unterschiedliche Keramik Einige Keramik-Beispiele illustrieren die unterschiedlichen Darstellungsarten der präkolumbianischen Indios. Zahlreiche Köpfchen wurden im 101
90 San Agustín, Kolumbien.
Großer Begräbnisplatz auf Mesita B (künstliche Ebene). Im Vordergrund dreieckiger Monumentalkopf mit zoomorphen Zügen: Breiter Mund, vorstehende Fangzähne, runder Nasenschmuck, runde Iris in halbkreisförmigen Augenhöhlen. Höhe (H.Nachtigall, 1961) 2,26 m, Breite 2,67 m. – Im Hintergrund rechts Adler (Harpyie, Symbol der Machr) mit Schlange (Erd- und Mondgottheit) im Schnabel. Höhe 1,66 m. – In der Mitte Dolmen mit Gott, der einen kleinen Menschenkopf (Trophäenkopf?) hält, umgeben von zwei Wächtern mir »Überich« (alter ego), der rechte als Priester mir Keule. Dolmenhöhe über zwei Meter. 300 n. Chr.?
Südwesten Kolumbiens, in Tumaco und Narino, gefunden. Abgesehen von mannigfachen Kopfbedeckungen fallen Gestaltungsweise und Gesichtszüge auf, die im übrigen Kolumbien fehlen, aber den Tonfiguren von LaTolita, einer Insel im Río Santiago in Nord-Ecuador – hier auch CarasMaya-Kultur genannt – ähnlich sind. Mesoamerikanischer Einfluss in diesen Gebieten am Pazifik ist wahrscheinlich. Die Herstellungszeit wird (nach G. R. Willey) auf 500 n. Chr. und später, nach R. Reichel-Dolmatoff auf 300 v. Chr. datiert. Schon diese differenten Zeitangaben verdeutlichen die oft schwierigen Datierungsmöglichkeiten. Die Tonbüste (Abb. 88) zeigt einen Chibcha-Fürsten mit großem Kopfund Mundschmuck, Ohrpflöcken und breitem Halsband, das mit zwei Köpfen (Trophäenköpfen?) dekoriert ist. Die Chibcha bauten vor der spanischen Eroberung ein großes Reich im Zentrum von Kolumbien auf, zu ihnen zählen die Muisca. Die circa 30 cm hohe kompakte Flachfigur eines nackten Mannes aus Ton (Abb. 89) wirkt fremdartig und irritierend, besonders durch den goldenen Nasenring. Arme und Beine sind angefügt. Löcher im Kopf und Körper dienten der Entlüftung während des Brandes. Die Herkunftsregion ist Quimbaya, entstanden ist die Figur wohl zwischen 1200 n. Chr. und der spanischen Eroberung. Die beschriebenen Tonfiguren sind recht verschieden. Die Köpfchen aus Tumaco in Nachbarschaft zu Ecuador, die dem Europäer vertraut erscheinen, bestätigen Verbindungen zu Mesoamerika. Der Chibcha-Fürst zeigt Stolz und Würde. Die massiven Quimbaya-Tonfiguren sind zu beschreiben, aber nicht zu erklären, wahrscheinlich handelt es sich um Grabwächter. Die Keramik ist technisch perfekt (F. deTailly).
102
Rätselhafte Megalithkultur in San Agustín Über 340 Steinskulpturen wurden im Gebirgsregenwald nahe San Agustín am oberen Río Magdalena in 1 800 m Höhe gefunden. Viele sind im Parque Arqueológico und im Museum San Agustín aufgestellt. K. T. Preuss hat 120 Statuen erforscht, ausgemessen und abgebildet. Die rätselhafte Megalithkultur dauerte vermutlich von 600 v. Chr. bis 500 n. Chr., sichere Beweise gibt es bislang nicht. Einige Megalithfiguren erreichen vier Meter Höhe. Dargestellt sind Mensch-Tier-Mischwesen, Götter mit Raubtiermerkmalen (Abb. 90). Raubtiergesichter mit großen Reißzähnen deuten auf einen Jaguarkult (Abb. 91 und 94) ähnlich dem der Olmeken (Abb. 4) Anklingend an Chavíns mythische Ungeheuer (Abb. 102) findet sich die Verbindung von Mensch, Raubkatze (Felide), Schlange und Vogel, oft mit Fangzähnen. Die Fundorte liegen verstreut im Umkreis von 25 km. Die aus Basalt oder Andesit geschaffenen Skulpturen lagen in unterirdischen Steingräbern oder in mit Erdhügeln bedeckten Grabkammern, etliche waren als Idole (Stelen, Abb. 91 und 92) aufgestellt. Hohle Steinsärge mit Figurendeckeln (Abb. 95) ähneln Steinsarkophagen mit Ganzkörpergestalten aus La Venta. Die Megalithstatuen versinnbildlichen Leben und Tod, Naturgewalten, Schutzgeister und Totenbegleiter ins Jenseits (Abb. 90). Wie Chavín und Tiahuanaco war das Gebiet um San Agustín ein bedeutender Wallfahrtsort, zu dem die Maisbauern von weither pilgerten. Spuren menschlicher Behausung lassen sich noch feststellen, doch sind die Ureinwohner unbekannt. Die Monumentalbildwerke zeigen eine Verbindung symbolischer und realistischer Elemente. Die San-Agustín-Kultur wird mehrfach unterteilt, als wenig überzeugendes Merkmal dient die Ausarbeitung der Figuren von relativ grob und verwittert (?) bis hin zu exakter Bearbeitung. Eine andere Theorie behauptet, das ursprüngliche, nicht erhaltene Bildnismaterial wären Baumstämme gewesen, die analog geformten Steinbildwerke wären die ältesten, detailliert gearbeitete Statuen entsprächen dann der Blütezeit und Reliefs der Spätzeit. Eine mit etlichen Megalithen ausgestattete zeremonielle Begräbnisstätte (Abb. 90) konfrontiert den Besucher mit extrem fremdartigen, beklemmenden Bildern. Im Vordergrund steht ein 103
91 Alto de las Piedras
bei San Agustín, Kolumbien. Männliche Figur mit Reißzähnen (Gott?), Ohrpflock und Schamschurz, über ihm Puma (Jaguar?) als »Überich« (alter ego) mit menschlichen Armen. Einfluss aus Mesoamerika? Höhe 2 m. Spätzeit 500 n. Chr.?
92 El Tablon bei San Agustín,
Kolumbien. Große stilisierte weibliche Figur (ohne Fangzähne) mit Kopfbinde, halbmondförmigem Nasen-
dreieckiger, über zwei Meter hoher Monumentalkopf mit zoomorphen Zügen, halbkreisförmigen Augen mit runder Iris, stilisierter NasenWangenregion mit breiten Nasenflügeln, einem Raubtiergebiss mit Reißzähnen und einem Diadem aus geometrischen Ornamenten. Wie bei den Olmeken und Osterinsulanern wurde nur der Kopf konzipiert und abstrahiert dargestellt, andere Körperteile fehlen. Die Aussage ist geheimnisvoll. Rechts zurückgesetzt steht auf dem Zeremonialplatz ein Adler-Monolith (Symbol der Macht) mit Schlange im Schnabel und in den Klauen, der dem Wappen von Mexiko-Stadt gleicht (S. 83). Am Eingang zur Grabkammer, die ein großer Erdhügel überragt, stehen seitlich zwei Wächter mit Überich und geschlossenem Mund, der rechte ist durch Diadem und Keule als Priester gekennzeichnet. In der Grabkammer befindet sich ein Gott mit Raubtiergebiss, der einen menschlichen Trophäenkopf in den Händen hält als Symbol der Auslieferung des Menschen an überirdische Mächte. Eine andere Skulptur (Abb. 91) hat wieder Reißzähne, Ohrpflöcke und ein als Puma (Jaguar?) mit menschlichen Extremitäten ausgestattetes Überich (alter ego). Der symbolische Gehalt ist ungeklärt, doch handelt es sich aufgrund der Verknüpfung Mensch-Raubtier um ein überirdisches Wesen.
schmuck. Rock und Kulttafel. Höhe 2,80 m, späte Periode um 500 n. Chr.
95 Alto de los Ídolos, San
Agustín, Kolumbien. Große steinerne Grabkammer mit Deckel in Form eines Krokodils (Kaiman). Doppelsinniges Symbol: Regentin des Regens und des Todes. Länge 1,76 m. 300– 500 n. Chr.?
104
Eine fast drei Meter hohe weibliche Figur (Abb. 92) aus der Umgebung von San Agustín trägt einen geometrisch verzierten Rock. Die runde Iris in tropfenförmigen Augenhöhlen, der halbmondförmige Nasenschmuck und der Perlenohrschmuck lassen weitgehende Abstraktion und somit Parallelen zu Tendenzen in der modernen Kunst erkennen. Die flache tellerartige Mütze ist eine typische Kopfbedeckung der Frauen. Die Figur hat keine Fangzähne. Die stilisierten Hände halten einen geometrisch gemusterten trapezoiden Kultbehälter. Dämonisch erscheint die schreckliche Statue (Abb. 93), die ein Menschenkind als Trophäe in den Händen hält und es verschlingen will. Statt Kannibalismus kann auch ein Schöpfungsakt abgebildet sein, bei dem ein Mensch aus dem Maul gezogen wird. Auf einem erstaunlich abstrahierten Relief (Abb. 94) mit krasser Reduktion auf die wesentliche Aussage breitet der Gott die Arme aus, um ein Kind zu schützen. Beide übernatürlichen Kräfte – Drohung und Schutz – waren also Ausdrucksformen der Religion. Einprägsam ist noch ein Gott mit Helm und Sonnenkranz. Ein kleiner Menschenkopf (Affenkopf?) an der gegliederten Sonnenscheibe stellt das auffälligste Detail dar. Die »olmekische Kopfhaube« der Figur, die sich bis vor die Ohren herunterzieht, deutet auf mögliche Verbindungen zwischen San Agustín und den Olmeken. 105
93 Bosque Arqueológico
San Agustín, Kolumbien. Zoomorphe Gottheit mit vortretenden Augen und Wangenpartien (Ohrscheiben?), reliefierter Nase und Stirn, ein Menschenopfer verzehrend oder aus dem Mund ziehend. Höhe 1,14 m, Zeitenwende?
94 Bosque Arqueológico San
Agustín, Kolumbien. Hochrelief mit abstrahierender, expressiver Gestaltung: Halbkreisförmige Augen, Ohrschmuck, Raubtiergebiss, Hände schützend über einen kleinen Menschen (Kind?) gebreitet. 300 n. Chr.?
96 Muisca, Kolumbien.
Prachtvolles Goldschmiedewerk: El Dorado-Zeremonie auf der Lagune von Guatavita (Kulisse). Floß mit Kaziken auf hohem Thron und Gefolge. Tunjo (Votivgabe). Goldarbeit im Wachsausschmelzverfahren. Länge 19,5 cm, Breire 10 cm, 1000 – 1500 n. Chr. Museo del Oro, Bogotá.
Schließlich wird von den Statuen von San Agustín das Krokodil (Kaiman) abgebildet, das als Kammerdeckel für die geräumige Grabkammer in Alto de los Idolos fungierte (Abb. 95) und zweifach als Göttin zu interpretieren ist: Regentin des Regens und des Todes. Wie kommt das Bild des Kaimans aus der tropischen Amazonas-Tiefebene in die Höhe von 1 800 m? Offensichtlich hatte das Krokodil jenseitige, transzendente Bedeutung, um im oberen Magdalena-Gebiet abgebildet zu werden. Über die Herkunft und die Beeinflussung der Künstler wurden mehrere Theorien aufgestellt. So soll die breite Nasenbasis negroiden Ursprungs sein. L. Duque Gomez (1946) vermutet Beziehungen zur Südseebevölkerung der Osterinsel. Die vielfältigen Megalithidole aus San Agustín verkörpern die großartige Ausdruckskraft und den Reichtum der geheimnisvollen, noch weitgehend unerforschten Kultur. H. Nachtigall (1958) betont die Verschiedenheit aller Statuen, keine ist mit einer anderen identisch. Tierische Merkmale bilden Maul und Nüstern (breite Nase). Er schildert die monumentalen Sinnbilder als ausgewogen, edel und erhaben. »San Agustín ist Höhepunkt der gesamten amerikanischen Steinplastik.« Die Megalithskulpturen von San Agustín führen auch zum Vergleich mit dem Expressionismus, mit der Kunst der Gegenwart. Beide Kunstrichtungen, die uralte wie die moderne, bevorzu-
106
Vorhergehende Seite unten: 97 Caucatal, Kolumbien.
Brustplatte. Vogelkopf, Arme, aufgesetzte Eidechsen. Höhe 17 cm, Breite 13 cm. Elekrrum (Gold-Silber-l.egierung). 1. Jahrtausend n. Chr. Museo del Oro, Bogotá.
98 Tierradentro, Kolumbien.
Jaguarkopf. Barockornament. Formale Übereinstimmung mit San Agustín. Gehämmert und getrieben, Breite 13 cm, Höhe 9 cm, 1000 n. Chr.? Kopie Galena Cano, Bogotá
gen die Abstraktion mit der Konzentration auf wesentliche Aussagen und dem Verzicht auf nebensächliche Details. In Agustín werden mythische Idole direkt und ohne Zierat abgebildet. Im grünen Park mit hohem Baumbestand begegnet der Besucher der San Agustín-Kultur. Plötzlich werden im Buschwerk dämonische Statuen sichtbar. Man fühlt sich in eine Geister- und Gespensterwelt versetzt und ahnt das Wesen der Figuren als Übergang ins Jenseits. Deutlich zeigt sich der Schamanenglaube als Glaube an die Umwandlung des Menschen zur Jaguargottheit nach dem Tode. Die Riesenköpfe der Olmeken zeigen weniger starke zoomorphe Merkmale, identisch sind jedoch Uberich, Jaguarattribute und Helmhaube. In San Agustín steht die Bedrohung im Vordergrund, bei den Olmeken und den Osterinsel-Figuren die Vitalität, zwischen beiden stehen die starren Tiahuanaco-Skulpturen. G. R. Willey schreibt »Die Figuren von San Agustín sind nach ihrer Größe, der kunstvollen Ausführung sowie der motivischen Mannigfaltigkeit die eindrucksvollsten Werke dieser Art aus dem Gebiet zwischen den Maya und Peru.« Mythologischer Gehalt, Alter und Ausbreitung der Statuen sind ungeklärt. Die enorme Ausdruckskraft der San Agustín-Kultur erlaubt die Annahme von Kontakten zu den Olmeken. Der Besuch ist außerordentlich lohnend, denn er verschafft einen tiefen Einblick in die Geistesart der Alten Indianer.
(Original Museo del Oro, Bogotá). 99 »Venus von Valdivia«.
Terrakotta, mit rötlicher Engobe überzogen, nackt, aparte Frisur. Höhe 11 cm, Altersbestimmung mit Thermolumineszenz 3 000 v. Chr. Älteste Figuren in Amerika. Privatbesitz.
Tierradentro Ebenfalls im bergigen Süden von Kolumbien blühte an den östlichen Andenausläufern die Tierradentro-Kultur, die sich in kleineren, wenig ausdrucksvollen Steinfiguren und in Tongefäßen mit plastischen Tierfiguren, speziell aber in unterirdischen, geometrisch gemusterten Grabkammern manifestiert. Die runden oder elliptischen Räume waren zur Aufnahme von Resten nach Verbrennung und von Keramikbeigaben bestimmt und mit schwarzen oder roten Rhombenmustern, stilisierten menschlichen Gesichtern und Sonnenscheiben ausgemalt. Beachtlich sind die aus Stein gehauenen Wendeltreppen zu den Grabstätten. Die Tierradentro-Zeit dauerte von den ersten Jahrhunderten n. Chr. bis zur spanischen Eroberung.
Goldschätze in Bogotá Das Museo del Oro im 2 650 m hoch gelegenen Bogotá ist eine einzigartige Besichtigungsstätte für die präkolumbianischen Kulturen. Das Triumvirat aus Bankdirektor, Archäologe und Kunsthändler vergütete Schatzgräbern, auch Grabräubern (Huaqueros), den Goldpreis. Auf diese Weise konnten 29 000 Goldobjekte von 1939 bis 1982 erworben und im Banco de la República ausgestellt werden (L. Duque Gomez). Die wundervolle, weltweit einmalige Sammlung wird perfekt präsentiert: Reliefkarten, Skulpturen und Keramiken illustrieren die Kulturbereiche vom 1. Jahrtausend v. Chr. bis 1533. Die in Qualität und Aussagekraft überwältigenden Goldschätze dokumentieren die führende Position der präkolumbianischen Goldschmiedekunst in ganz Amerika. Gold haben die Indios aus den Anschwemmungen der großen Flüsse während der Trockenzeit gewaschen, manchmal wurden Flüsse zum Gewinn von goldhaltigem Kies umgeleitet. In Westkolumbien schürften die Indios das Gold aus reichen Adern in primitiven senkrechten Schächten von einem Meter Durchmesser und einer Tiefe von bis zu 20 Metern und mehr, in denen nur ein Mann arbeiten konnte. In Buritica bei Antioquia, Quimbaya, wurden Goldmengen gefördert, die andere Völker Alt-Amerikas verarbeitet haben. Außerdem wurden Kupfer, Platin (im Tumaco-Gebiet) und Silber abgebaut. Die Indios schätzten besonders Tumbaga (malaiisches Wort), eine Kupfer-Gold-Legierung mit geringem Silberanteil, weil der Schmelzpunkt niedriger liegt als der der einzelnen Metalle, die Legierung härter ist und sich durch Pflanzenzusätze farblich variieren lässt. Mit Blasrohren wurde das Schmelzfeuer in durchlöcherten Tonkrügen auf hohen Bergen angefacht, Hämmern und Glühen, Löten und Schweißen 108
waren geläufige Techniken. Das Wachsausschmelzverfahren (Guss der verlorenen Form) beherrschten die Präkolumbianer perfekt; da die Tonform zerschlagen wurde, sind es durchweg Gold-Unikate. In Peru gewann man seit 800 v. Chr. metallurgische Kenntnisse und entwickelte etliche Techniken, in Kolumbien seit dem 4. Jahrhundert v. Chr., in Panama ab 300 n. Chr. und in Mexiko um 900 n. Chr. Die Route des Goldschmiedewesens lief vermutlich von Peru über Kolumbien, Panama, Costa Rica nach Mexiko. Unter allen altamerikanischen Völkern besaß Kolumbien die ergiebigsten Goldquellen, erreichte das höchste Niveau der Goldschmiedekunst und exportierte durch intensiven Handel die Goldgegenstände in viele Länder von Süd- und Mittelamerika. Drei Beispiele sollen die künstlerische Meisterschaft vorstellen. Während die Europäer das Gold als Wert, als Geld beurteilten, schätzten die Indios die Beständigkeit und die sonnengleiche Farbe des Metalls. »Schweiß der Sonne« nannten die Inka das Gold, die Azteken das Silber »Tränen des Mondes«. Die Inka nannten sich »Söhne der Sonne«, Gold war ihr Material für alle religiösen Symbole und kultischen Geräte. Allgemein verwendeten die Indigenas Gold für Schmuck, Waffen und Werkzeuge wie Angelhaken, vor allem aber als magische Opfergabe, um die Götter zu besänftigen und die Reise ins Jenseits zu sichern. Nach dem Tode des Besitzers wurde der Goldschmuck neben den Leichnam gelegt, quasi als jenseitige Wegzehrung. Die Goldobjekte nach Stilort und Herstellungszeit einzuteilen fällt schwer, weil mit ihnen ausgedehnter Handel stattfand und bislang die Zeitspannen für bestimmte Stilarten oder modische Tendenzen noch nicht eindeutig festgelegt sind. Am Anfang steht die »Balsa Muisca« (Tumbaga, Wachsausschmelzverfahren), das 20 cm lange Zeremonialfloß auf dem Guatavita-See (Kulisse). Der König sitzt erhöht, umgeben von seinem Gefolge (Abb. 106). Der Herrscher von Guatavita erschien seinem Volk wie der Sonnengott, wenn er gesalbt und von Kopf bis Fuß in Goldstaub gehüllt als »Der Goldene« (El Dorado) während einer feierlichen Zeremonie im See das Gold abspülte. Zu seiner Verherrlichung versenkte man noch weitere Goldschätze. Die Spanier versuchten vergeblich, das Gold zu finden, der Autor hat ebenfalls kein Gold am Guatavita-See entdeckt. Goldarbeiten der Muisca lassen sich unterteilen in Schmuck für die Lebenden und in relativ grob gearbeitete Votivfiguren (Tunjos), die als Gaben für die Götter in den Seen versenkt oder in Gräber gelegt wurden. Typisch ist die Verwendung von Golddrähten. Weitere Objekte geben Auskunft über die Goldschmiedekunst und die Stile einiger Provinzen. Das Pektorale in Tier- und Menschengestalt offenbart mit den klaren, abstrahierenden, anthropozoomorphen Formen den Cauca-Stil des südlichen Landesinneren (Abb. 97). Das Gesicht ist vogel109
100 Manteno-Kultur,
Provinz Manabi/Ecuador. Steinsessel einer Kultstätte auf einer Anhöhe nahe Manta. U-förmige Armlehnen, Jaguar als Träger. Fürstenthron? Nach 500 n. Chr., Höhe 0,69 m, Breite 0,64, Tiefe 0,36 m, Gewicht etwa 50 kg. Privatbesitz.
artig gestaltet, auf den Armen sitzen Eidechsen. Stil, Ornamentik und Symbolik des Brustschmucks finden sich auch im südlichen Zentralamerika (Abb. 84) und bei den Mixteken (Abb. 70) als Indiz für den Transfer der kolumbianischen Goldschmiedekunst über Panama nach Mexiko. Das Calima-Gebiet liegt 1600 m hoch, der Río Calima fließt zum Pazifik. Um die Zeitenwende wurden hervorragende Goldkunstwerke geschaffen. Berühmt sind gehämmerte Totenmasken, Brustplatten und Schmucknadeln, die mit fein gearbeiteten Tropenvögeln oder zoomorphen Wesen gekrönt sind und vielleicht als Kalkspatel benutzt wurden. Kalk steigert die Rauschwirkung von Coca, den trockenen Cocablättern zugefügt wird das Alkaloid vermehrt aufgeschlossen. Die Sinú-Region grenzt im Nordwesten an Panama und im Süden an das Quimbaya-Land. Sie war früher dicht besiedelt und berühmt wegen der vielen ausgezeichneten Goldarbeiten in unterschiedlicher Größe. So stellt ein Jaguar-Anhänger die symbolische Bedeutung des Tieres wie in San Agustín dar: Schamanen können sich in einen Jaguar verwandeln oder als Jaguar überleben. Die zentral gelegene Region Tolima ist reich an Schwemmgold, typisch sind stilisierte Vögel und Menschen, deren Gliedmaßen stark schematisiert sind bei subtil gearbeitetem Gesicht. Kennzeichnend ist perforierte Dekoration. Tolima-Brustschmuck wurde auch in anderen Gegenden von Kolumbien gefunden, was den Handel mit Goldobjekten bestätigt. Aus Tierradentro stammt eine Goldmaske, die einen stilisierten Jaguarkopf mit geöffnetem Rachen und mäanderbandartiger Krone zeigt (Abb. 98). Die Gestaltung erinnert sehr an San Agustín-Statuen. Das beschädigte Original steht im Goldmuseum, die Kopie lässt Ausdruckskraft und Dekor besser erkennen. Goldmasken wurden in Calima, Quimbaya, Tierradentro gefunden (L. Duque Gomez). Teilweise wurden sie über Holz mit Nägeln befestigt, gehämmert und getrieben. Die Quimbaya-Goldarbeiten aus dem mittleren Cauca-Tal zeichnen sich aus durch Vitalität und weiche Körperlichkeit, sie gelten als die schönsten von Alt-Amerika (I. von Schuler-Schömig). Die Gebiete von Quimbaya, Calima und Cauca zählen zu den präkolumbianischen Goldschmiedezentren, unter anderem mit figurativen Kalkbüchsen, Kalkspateln und Nadeln. Aus Tairona in Nordkolumbien kommen fein gearbeitete Schmuckstücke und Anhänger, die Menschen-Tierwesen in zeremonieller Gebärde, umgeben von mythischen Wesen darstellen. Die Bedeutung ist unklar. 110
Die Goldschmiedekunst Kolumbiens basierte auf der exquisiten Technik der Handwerker und dem erlesenen Stilgefühl der Auftraggeber. Ihre Schönheit verdient uneingeschränkte Bewunderung. In Kolumbien finden sich recht unterschiedliche Ausdrucksformen, die zwar verwandte Techniken, aber im Unterschied zum Maya-Bereich keinen klaren künstlerischen Zusammenhang erkennen lassen.
ECUADOR
Das vielfältige Ecuador ist mit 260 000 qkm etwa so groß wie die frühere Bundesrepublik Deutschland. Quito liegt in 2 850 m Höhe. Schneebedeckte Andengipfel – die Vulkane Cotopaxi (5 896 m), Cayambe (5 796 m) und Chimborazo (6 267 m) – umgeben die Stadt mit ihrer sehenswerten kolonialspanischen Altstadt. Interessant sind auch die Küstengebiete, das Amazonastiefland und die Galapagos-Inseln. 90 km südlich von Quito findet donnerstags in Saquisili am Fuß des Cotopaxi ein farbenfroher Indianer-Markt statt. Altamerikanische Kulturen lassen sich in Ecuador nur in Tendenzen festlegen, Zusammenhänge nur andeutungsweise bestimmen. Offensichtlich liegen im Tiefland sehr alte Kulturkreise vor. Die breite Küstenlandschaft mit nordsüdlichen und westöstlichen Verbindungswegen ermöglichte eine intensive kulturelle Entfaltung besonders in der Gestaltung von Keramik, die jedoch über Jahrtausende oft lokal begrenzt war. Der »Fürstenthron« aus der Gegend von Manta ist ein Beispiel der plastischen Kreativität (Abb. 100) in Ecuador. Der Jaguar erscheint wie in Chavín und San Agustín als Kultsymbol, hier als Träger des Fürsten oder Priesters. Steinsessel gab es nur in der Manteno-Kultur, sie gehörten zum Inventar von Kultstätten auf Hügel- oder Bergspitzen nahe der Hafenstadt Manta. Zum Teil standen die Sessel auf Plattformen, zum Teil im Tempelbereich. Trotz der relativ groben Form des Sessels ist die Figur des Jaguars mit Reißzähnen, Ohren und Tatzen deutlich ausgearbeitet. Die als »Venus von Valdivia« benannten Figurinen (Abb. 99) wurden 3 000 bis 1800 v. Chr. an der Küste von Ecuador, also im Tiefland, gefertigt. Die etwa 10 cm hohen Frauenfiguren aus gebranntem Ton sehen den »pretty ladies« von Tlatilco/Mexiko ähnlich (Abb. 18) und waren wie diese aus kultischen Gründen oft zerbrochen. Nach den Ritzmustern vermuten 111
101 Esmeraldas, Ecuador.
Weibliche Tonfigur, Tonpfeife? Schädelverformung mit Abflachung von Stirn und Hinterhaupt, Schmuck in Ohren, Nase und Wangen, breite Halskette, Wickelrock, Armstummel. Höhe 13 cm, Breite 11 cm. 100 – 500 n. Chr.
C. Evans, B. J. Meggers und F. Estrada einen Zusammenhang mit der neusteinzeitlichen Jomon-Periode Japans (N. Seiroku), allerdings haben die ungemein vielfältigen Haartrachten der Valdivia-Statuetten weder in Asien noch in Amerika Parallelen. Die frühesten Figuren sind aus Vulkangestein gearbeitet. Reproduziert (Abb. 99) ist eine freihändig modellierte nackte Frau, die sich auszeichnet durch roten Beguss, eingedrückte Augen, Augenbrauen und Nasenöffnung, angewinkelte Arme und plastisch ausgearbeitete Brüste. Besonders fällt die Frisur als üppige, aber gepflegte Mähne auf. Auf dem linken Scheitel findet sich ein relativ großes ausrasiertes Feld. Stil und Perfektion weisen auf eine Entstehtungszeit im 3. Jahrtausend v. Chr., wahrscheinlich in der Phase 2 um 2 400 v. Chr. P. Baumann berichtet von Loma Aha als ältester Siedlung und Real Alto als ältester Zeremonialstätte nicht nur des Küstengebietes von Ecuador, sondern von ganz Amerika. Noch älter als die Valdivia-Kultur soll die von San Pedro in Ecuador sein (H. Bischhof und J. Viteri). In der Folge entwickelten sich auf dem Gebiet der Keramik die Kulturen von Machalilla an der Küste nördlich von Valdivia, 1 500 – 1 100 v. Chr., und von Chorrera östlich im Landesinneren, 1 200 – 300 v. Chr., deren souverän gestaltete Tonwerke sogar Guatemala – wohl auf dem Seeweg – erreichten. Während der regionalen Entwicklung, 500 v. Chr. bis 500 n. Chr., wurden an verschiedenen Plätzen recht unterschiedliche Tonfiguren gefertigt. Die 13 cm hohe Frauenfigur mit nacktem Oberkörper und Wickelrock aus der Provinz Esmeraldas (Abb. 101) ist eine Tonpfeife mit runder Öffnung auf dem Scheitel, Kaffeebohnen-Augen, Nasen-, Ohr-, Kinn- und Halsschmuck. Die Figur kommt aus dem Norden von Ecuador, wahrscheinlich aus La Tolita, und stammt aus der Periode der regionalen Entwicklung, 500 v. Chr. bis 500 n. Chr. Eine ähnliche weibliche Tonfigur lokalisiert W. Bray in das Tumaco-Gebiet von Südkolumbien. Auffallend ist die Schädeldeformierung wie bei den Maya, in beiden Ländern entsprach die Verformung des Schädels dem Schönheitsideal. Dem Säugling wurden Bretter über der Stirn und dem Hinterhaupt angelegt und miteinander verbunden, um eine Abflachung von Stirn und Hinterhaupt zu erzielen. Die Deformation wurde offenbar von Mesoamerika (Abb. 23 und 52) nach Südamerika übertragen, auch die Caras-Maya-Kultur in Nordwest-Ecuador verweist auf diesen Zusammenhang. Bei der Tonpfeife kann es sich um ein Zeremonialgerät handeln. Durch die verschiedene Gestaltung lässt sich bei etlichen Tonfiguren die Ursprungsregion bestimmen. Die Keramik aus dem Guayas-Becken, 500 v. Chr. bis 500 n. Chr. zeigt korpulente Figuren, im Norden finden sich olmekoide Züge und helmartige Kopfbedeckungen. Die Chorrera-Töpfer schmückten ihre Gestalten farbig mit Ritzmustern, dabei benutzten sie di112
verse Techniken mit Abdeckung und mehrfachem Brand ähnlich der indianischen Negativ-Malerei in anderen Gebieten. Eindrucksvoll ist ein irisierender, rosafarbiger, stark glänzender Überzug (Engobe). Offensichtlich bestanden Kontakte zu Nord-Peru (Chavín-Marañón). Jama-CoaqueKermaik zeigt mythische Figuren in Gestalt von Jaguar und Schlange. Die Caras-Maya sollen aus Mesoamerika eingewandert und in Küstennähe von Nord-Ecuador ansässig gewesen sein (P. Pleuss), wichtige Fundorte sind die Insel La Tolita, Manabi und Atacames. Die Bevölkerung ist untergegangen. Die Küstenbewohner Ecuadors segelten als erfahrene Seefahrer auf dem Pazifik bis zur Küste von Mesoamerika und benutzten dabei Segelflöße und Hausboote. In Amerika unbekannte Nackenstützen und Figuren in Gebetshaltung mit asiatischer Haar- und Barttracht sind im Museum der Zentralbank in Quito ausgestellt, Verbindungen zu Asien über den Ozean liegen nahe. Geometrisch gemusterte Schalen fertigte man in der Provinz Carchi im Hochland von Ecuador in der Periode der regionalen Entwicklung oder später. Dabei lässt der Dekor an die Chavín-Keramik denken mit geometrischen Mustern auf grau-schwarzen Gefäßen mit Steigbügelausguss und noppenartigen Aufsätzen oder punktförmigen Eindrücken (Abb. 105). Im Hochland von Ecuador wurden bemerkenswerte Stelen, Sessel in U-Form (Abb. 100) und Kupferplatten mit Gesichtern – »Geldäxte« als Tauschmittel im Handel – gefunden. Die Forschungen über die Entwicklung in Ecuador gehen weiter. Kamen die Impulse aus dem Küstengebiet ins Hochland (Chavín) oder umgekehrt? Aus dem Tiefland stammen die in der Ikonographie wichtigen 102 Chavín de Huántar.
Dämonenkopf mit Verankerungszapfen (Cabeza clava=Nagelkopf). Synthese menschlicher und animalischer Merkmale mit myrhologischen Wesen: Stupsnasiges Gesicht, runde Augen, Fangzähne, Knoten auf dem Scheitel von auslaufenden Schlangen als Haare, seitlich myrhische Tierköpfe. Sandstein, Höhe 47 cm, Durchmesser ohne Zapfen 38 cm. Früher Horizont, formative Periode 900 – 300 v. Chr. Privatbesitz.
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103 Cerro Sechín. Flachreliefs
auf geglätteten Granitplatten. Seitlich Krieger mit durch Federbusch dekoriertem Lendenschurz und Zeremonialaxt. Oben Trophäenkopf. Mitte entsetzter Besiegter mit geöffnetem Leib und austretendem Magen-Darmtrakt, Halteversuch mit den Händen. 1500 v. Chr. (Abformung im Knauf-Museum, Iphofen).
105 Chavín-Keramik.
Geschlossene, kugelige Tonformen, grau bis schwarz, Steigbügelausguss als hohler Bügelhenkel mit Ausgusstülle. Wuchtige, monumentale Gefäße der Frühzeit, links mit noppenartigem, rechts mit plastisch-abstraktem Dekor. Höhe 18 cm. (Privatbesitz).
Tiere Jaguar, Harpyie und Kaiman, die am Amazonas leben. Maniok als Knollenpflanze aus dem Tiefland wurde früher als der Mais angebaut. Nach D. W. Lathrap begann die prähistorische Periode im tropischen Urwald des Amazonasbeckens um 5 000 v. Chr. und entwickelte sich weiter an der Küste von Ecuador, viel früher als die Kulturen in Westmexiko und Peru, die durch den ausgedehnten Handel Gedanken- und Kulturgut aus Ecuador erhielten (O. Zerries in P. Baumann). Da Höhlengrabungen am Amazonas 11 000 Jahre alte Geräte und Malerei zutage förderten (A. Roosevelt), muss der Ablauf der kulturellen Entwicklung in Amerika neu interpretiert werden. Kontrovers wird die Diffusionstheorie als Vermischung oder Anpassung von Eigenarten durch Kontakte mit überseeischen Kulturen diskutiert. Kein Zweifel besteht mehr am außerordentlich frühen Zeitpunkt der Töpferei und der Siedlungen wie Zeremonialstätten an der Küste von Ecuador.
PERU
Peru hat eine lange Kulturgeschichte mit vielen Ruinen und Kunstwerken aus der präkolumbischen und kolonialen Zeit. Durch den wüstenartigen, 30 bis 80 km breiten Küstengürtel ziehen wenige, jahrtausendelang für Bewässerungsanla114
gen genutzte Flüsse. Östlich der Ebene erheben sich die Anden mit über 6 000 m hohen vereisten Gipfeln. Zwischen den Gebirgsketten liegen regenreiche fruchtbare Täler. Im Osten fallen die Anden zum tropischen Amazonasbecken ab. Die Anden waren kein Hindernis für kulturelle Entwicklungen.
Chavín de Huántar mit der ersten Hochkultur Das archäologisch bedeutende Chavín de Huántar liegt 3 170 m hoch an einem Nebenfluss des Río Marañón, der sich mit dem Río Ucayali vor Iquitos zum Amazonas vereinigt. 1200 bis 400 v. Chr. entfaltete sich hier die 1. Hochkultur – der frühe Horizont – Südamerikas. Der dreistöckige Castillo hat ein Labyrinth von Zimmern, Gängen, Treppen, Belüftungsschächten und Kanalisationsanlagen. Gefunden wurden Steinskulpturen, Goldschmuck, genoppte oder punktierte dunkle Keramikgefäße mit Steigbügelausguss zum Feuchtigkeitsabzug beim Brennen (Abb. 105), Flaschen und Schalen. Jaguar (Raubkatze), Schlange und Kondor (Adler) – oft als Mischwesen mit menschlichen Zügen und Reißzähnen – sind mythisch stilisiert als Gottheiten dargestellt (Abb. 102), oft findet sich abstrakter, kurvig-geometrischer (»heiliger«) Dekor an den Gefäßen (Abb. 105). Der Chavín-Stil zeigt sich später in San Agustín, bei den präkolumbianischen Goldarbeiten (Abb. 98), bei den Moche, den Nazca und in Tiahuanaco. Chavín war der Hauptwallfahrtsort für das ganze Andengebiet, doch gab es kein Chavín-Reich. Mythos und Gestaltung offenbaren Verbindungen mit Mittelamerika. Monumentale, in den Mauern von Chavín verankerte Steinköpfe (Zapfenköpfe, Abb. 102) zur Dämonenabwehr (?) imponieren mit stilisierten Zügen, runden Augen, plumper Nase, Fangzähnen und Schlangenhaaren mit Knoten. Formal gleicht ihnen der Maya-Sonnengott Hinich-Ahau aus Altun/Belize (H. Helfritz, 1992). Da Frühformen fehlen, ist wie bei den Olmeken Einwanderung aus Asien möglich. Die typische Dualität zeigen die männliche Sonne und der weibliche Mond, Symbole der Helligkeit und Finsternis. Die Religion der Chavíneros schwankte zwischen Hoffnung und Götterfurcht (F. Anton, 1997).
Cerro Sechín, Triumphzug auf Steinplatten Cerro Sechín steht küstennah auf einem terrassierten, 90 m hohen Hügel. Stark zerstört sind die Tempel und die riesige Adobe-Pyramide Alto Sechi'n. Auf den Umfassungsmauern aus Granitmonolithen zeigen 300 durch Schleifen gravierte Flachreliefs (Abb. 103) Ornamente, Krieger (Priester?), 115
104 Paracas. Totenmantel
in subtiler Webtechnik. Götter oder Geistet mit unterschiedlicher Kopfbedeckung, Gesichtsbemalung, Kleidung und Ausdrucksform. Figuren auf der Bordüre vergrößert, 1. Jahrtausend v. Cht., Museo Antropológico y Arqueológico, Lima.
106 Moche, Peru. Steigbügel-
gefäß mit Darstellung eines Fürsten. Beige-braun bemaltet Ton. Große Ohrscheiben, pyramidale Kopfbedeckung, in den Nacken teichend, hellet Kittel, Halskrause. Die gekräuselte Oberlippe markiett Individualität. Höhe 22 cm, Länge 18 cm, Breite 11 cm. 400 – 600 n. Chr.
verstümmelte Besiegte, Körperteile und Körper (W. Hirth). Die Krieger haben breite Nasen, halbkreisförmige Augen, einen offenen Mund mit Zahnreihe, Trapezhelme, Lendenschurz, Zeremonialäxte und Federbüschel an Helm und Gürtel. In der Mitte sind oben zwei Trophäenköpfe und unten ein entsetztes Opfer mit zerteiltem Leib zu sehen, heraustritt der anatomisch korrekt dargestellte Magen-Darmkanal, den die Hände zurückhalten wollen. Ein fürchterliches Bild! Mit der Datierung auf 1 500 v. Chr. sind die Reliefs älter als die Werke in Chavín, denen die dramatische Sechín-Realistik fehlt.
Totenkult-Halbinsel Paracas Auf der Halbinsel Paracas wohnten Fischer und Bauern, doch trat wegen Klimaerwärmung Versteppung ein. Im 1. Jahrtausend v. Chr. war die Region nur noch Bestattungsstätte. 900 v. Chr. bis 100 n. Chr. wurden in Nekropolen mit unterirdisch gemauerten Räumen und in Schachtkammern Hunderte von Mumien in Hockstellung begraben, eingewickelt in Baumwolltücher oder Mantos (Mäntel) mit gestickten Säumen. Zwischen den Tüchern lagen Lebensmittel, Waffen, 116
Goldschmuck und Tongefäße. Das Gewandtuch (Abb. 104) lässt mythische Figuren in Hemden mit diversen Kopfkappen und unklaren Gegenständen in den Händen erkennen, die Bordüre vergrößert die Motive. Die Muster sind in Stielstichtechnik auf leinenbindiges Baumwollgewebe gestickt (D. Eisleb). Trockener, salpetriger Wüstensand konservierte Mumien und Beigaben über Jahrtausende. Die Gewänder gehören zu den schönsten und farbenprächtigsten Textilien überhaupt. Raubtiere deuten auf Chavín-Einfluss. Besonders in den nördlichen Regionen des Alten Peru war die Schädelverformung der Säuglinge üblich. Trepanationen (Schädelbohrungen) aus kultischen, chirurgischen oder psychiatrischen Gründen wurden oft überlebt, wie postoperative Knochenwülste beweisen.
Moche und Chimú, Meister der Keramik und der Goldschmiedekunst Größere Ansiedlungen in Nord-Peru führten zu den regionalen Kulturen der Moche in der frühen Zwischenzeit, 300 v. Chr. bis 600 n. Chr. Im Mochetal liegen die riesigen Pyramiden der Sonne (Basis 280 x 135, Höhe 45 m) und des Mondes (Basis 80 x 50, Höhe 20 m). Tempel, Priestergebäude und Aquädukte weisen auf Feldbau und soziales Leben mit Priesterfürsten. Pyramidale Bauten stehen auch in Chan Chan, im NazcaGebiet, in der Nähe von Lima und in Cerro Sechi'n. Die Früh-Moche fertigten von 200 v. Chr. – 200 n. Chr. großartige Keramiken und Goldschmiedewerke (Sammlung A. Roeckl, I. Fechter). Zur Darstellung des vermenschlichten Jaguars und von Würdenträgern verwendeten sie Gold, Silber, Muscheln, Türkis und chilenischen Lapislazuli. Die Klassik-Moche haben in der Keramik und in der Beige-Braun-Gefäßmalerei Vorzügliches geschaffen, an Individualität das Beste an altamerikanischer Töpferkunst überhaupt (Abb. 106). Alles in ihrer Umgebung schildert ihre Bilderschrift in Ton. Das Steigbügelge117
107 Chimú. Lambayeque.
Kultisches Opfermesser (Tumi). Chimú-Gott Naymlap? Vorzügliche Goldarbeit mit Türkis- und Muscheleinlagen. Höhe ca. 40 cm, 12. – 13. Jahrhundert n. Chr. Museo Antropológico y Atqueológico, Lima.
108 Sacsayhuamán, Peru.
Festungsmauern in InkaBauweise aus unregelmäßgen, kissenartig leieht gewölbten Felsblöcken perfekt zusammengesetzt.
faß zeigt ein vitales Fürstenportrait mit heller Iris, Kopf-Nackentuch, Ohren- und Halsschmuck und verschränkten Armen. Individuell und zugleich arrogant wirkt die gekräuselte Oberlippe. Da gemeinsame Rassenmerkmale fehlten, bildeten die zum Realisimus neigenden Moche mongolide, negride und europide Indianer ab. Dargestellt sind Dämonen und Götter, aber auch Kranke, Verstümmelte, Gebärende und erotische Szenen. Die Grabbeigaben sollten sicher an die Vielfalt des Lebens mit Liebesbildern, Krankheit und Gebrechen erinnern. Die Malerei auf den Gefäßen erzählt vom Mythos wie vom Alltag, etwa von den Stafettenläufern mit Knotenschnüren (Chasquis mit Quipus). Die realistischen Moche-Bilder von Krankheiten und Defekten haben mit der bewussten Deformierung und Verwerfung in der modernen Kunst nichts gemeinsam. In der späten Zwischenzeit (1 000-1450 n. Chr.) ist für die Moche-Folgekultur Lambayeque einfarbige schwarze Keramik charakteristisch. Die Goldschmiedearbeiten der Lambayeque- und Sicankultur gehören zu den schönsten aus Alt-Peru. Walter Alva sichert seit 1987 sensationelle Funde aus pyramidalen Königsgräbern der Früh-Moche in Sipán, die im Museum Brüning in Lambayeque aus zusammen mit Lapislazuli aus Chile aus der Zeit zwischen 100 und 300 n. Chr. ausgestellt werden (M. Longhena und W. Alva). Durch ausgedehnten Handel florierte vom 13. bis 15. Jahrhundert das Reich der Chimd. Der legendäre König Naimlap soll mit einem Floß gekommen sein (aus Ecuador?). Die in zehn Bezirke gegliederte Hauptstadt Chan Chan hatte um 1 400 n. Chr. auf einer Fläche von 18 qkm 100 000 118
Einwohner, Paläste, Tempel, Wohnhäuser, Mauern und Aquädukte aus Adobe. Typisch sind Flachreliefs mit geometrischem Dekor, stilisierten Vögeln und Fischen. Straffe Organisation sicherte die Lebensmittel- und Wasserversorgung. Die Inka blockierten 1470 die Kanäle und besetzten die Stadt, König und Handwerker wurden nach Cuzco verschleppt. Wie die Moche und Lambayequer waren die Chimii vorzügliche Kunsthandwerker, berühmt sind ihr Schmuck und reich dekorierte Opfermesser, das abgebildete Tumi (Abb. 107) zeigt die kultische Handlung eines Fürsten (König Naimlap?) mit großem Kopfschmuck, an dem zwei Vögel hängen. Typische Chimú-Massenware sind schwarze Tongefäße mit Steigbügelausguss.
Gottkönige Inka und das Riesenreich Der Legende nach ab 1 200, historisch ab 1438 n. Chr. errichteten die Inka bis 1532 das gewaltigste, straff organisierte Reich in Amerika von Südkolumbien und Nordargentinien bis Mittelchile, ausgeprägt durch Städteplanung mit Tempeln, Palästen und Vorratsspeichern, Bewässerungsanlagen und Straßen. Die sechs Meter breite, 5 200 km lange Andenstraße hatte Querverbindungen zur acht Meter breiten, 4 000 km langen Küstenstraße. A. von Humboldt schrieb: »Was ich von römischen Kunststraßen in Italien, im südlichen Frankreich und Spanien gesehen, war nicht imposanter als diese Werke der alten Peruaner.«
109 Sacsayhuamán, Peru.
Fundament der ehemaligen Inka-Residenz (Turm von Muyucmarca) im oberen Festungsbereich.
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Rasthäuser (Tambos) boten Unterkunft und Verpflegung für Lamakarawanen, Krieger und adlige Reisende. Das Stafettensystem mit Chasquis auf den Straßen im Abstand weniger Kilometer sicherte Nachrichtenübermittlung mit einer Geschwindigkeit bis 260 km pro Tag. Die Kommunikation garantierte den Zusammenhalt des Inka-Reiches. Quechua war die offizielle, heute noch von Millionen benutzte Sprache, Aymará wird am Titicacasee gesprochen. Beachtlich sind Textilien aus Baum- oder Alpakawolle, bunte Keramik und Gold- und Silberschmuck. Mit Quipus (Knotenschnüren) erstellten sie Statistiken im Dezimalsystem. Es gab weder Metallwerkzeuge noch lesbare Schrift, obgleich T. Barthel Tocapu als Schrift aus Wortblöcken auf Keros, Ponchos und Prunkgewändern ansieht. Inka-Gefäße sind der Kero aus Tiahuanaco mit geschwungener Wand und die bauchige Amphore (Aryballos) mit spitzem Boden, schmalem Hals, seitlichen Ösenhenkeln und oft geometrischer Bemalung. Bei der genormten, zweckmäßigen Kunst war individuelle Gestaltung nicht mehr möglich. Die Inka pflegten folgende Sage ihres Ursprungs: Die vom Sonnengott Inti ausgesandten Manco Capac und Mama Ocillo betraten auf der Sonneninsel im Titicacasee die Erde, waren die Vorfahren der Inka und brachten den Menschen Ackerbau, Handwerk, Kunst und Wissenschaft. Diese Tiahuanaco-Sage löschte die Erinnerung an andere Mythen aus. Der regierende Inka war absoluter Herrscher, Sohn der Sonne und verehrt als Gott. Er hatte zur Sicherung der Abstammung seine leibliche Schwester als Hauptfrau und zahlreiche Nebenfrauen (»Sonnenjungfrauen«). Viracocha war der Schöpfer der Welt und Vater wie Mutter aller Götter, der 8. Inka trug seinen Namen. Göttlich waren Mond, Blitz und Donner, Regenbogen und Venus-Stern. Die Mitglieder der engeren Inka-Familie trugen Metallpflöcke in den langen Ohrläppchen, für die Spanier waren sie »Orejones« (Großohren), Brücken zu den Olmeken und den Langohren der Osterinsel bieten sich an. Buddha wurde in Indien stets mit langen Ohrläppchen dargestellt, die seinen Verzicht auf das schwere Ohrgehänge als Symbol der fürstlichen Stellung dokumentieren (S. E. Lee). Grundlagen des Inka-Reiches waren Organisationsfähigkeit, Verwaltung und Militärdienst. Verpflichtung zur Gemeinschaftsarbeit ermöglichte die Errichtung der Bauwerke und Straßen, Quipus wiesen die Steuern und Abgaben aus. Es gab weder Hungernde noch Arbeitslose, das Leben entsprach dem indianischen Sinn für Gemeinschaft und Mythos (F. Anton 1995), Sitten und Ordnung waren streng. Die Indios verehren die Inka noch heute. Krankheit war eine Manifestation von Sünde. Krankheiten des Inka-Herrschers verlangten vom ganzen Volk Buße und Beichte. Zur Therapie verwendeten die Ärzte Heilpflanzen und Drogen. 121
110 Machu Picchu. Stadtpa-
norama vom Aussichtsplatz. Gebäuderuinen aus Granit, umgebende Hänge terrassiert. Vorn Palastviertel, links auf einem Hügel Tempelviertel mit Observatorium und Intihuatana (1,80 m hoher Stein, Quechua: Ort an dem die Sonne angebunden wird, Sonnensymbol), rechts im Hintergrund Wohnvierrel und Berg Huayana.
Im oberen Amazonien tauchten um 800 n. Chr. die hellhäutigen, hochgewachsenen, blonden Chachapoya auf, stolze und erbitterte Feinde der Inka. Ihre große Festung Cuelap mit bis zu 17 m hohen Mauern und kreisrunden Wohnhäusern liegt in 3 000 m Höhe. Unzugängliche Felswände bergen wie in Ägypten mit Kräutern und Ölen präparierte Mumien in bemalten Höhlen oder in hängenden, bis zu 2,5 m langen Lehm-StrohSarkophagen zusammen mit Trophäenköpfen. Die großen Lehm-StrohKöpfe ähneln mit langem Gesicht, dünnen Lippen, großer Nase, flacher Stirn und kantig vorgeschobenem Kinn (M. Longhena und W. Alva) den Langohren-Riesenköpfen der Osterinsel.
Cuzco, Inka-Hauptstadt Die Inka bauten Cuzco (Nabel) zur prächtigen Hauptstadt ihres Reiches in 3 400 m Höhe aus, die um 1 500 n. Chr. etwa 40 000 Menschen bewohnten. Gemäß den vier Reichsprovinzen gab es vier Stadtteile mit Häusern aus Stein, geraden, gepflasterten Straßen, vielen innen wie außen aufwendig – zum Teil mit Goldplatten – geschmückten Tempeln und Palästen. Gewaltige, polygonal mit Sand und Stein perfekt geschliffene, kissenartig gewölbte Steinblöcke wurden durch wechselweise konvex-konkave Flächen fugenlos, exakt und erdbebensicher (Abb. 108) gefügt. Türen und Nischen haben typische Trapezform. Erdbeben, Zerstörungen, Neubauten veränderten Cuzco stark, doch blieben die Inka-Bauwerke als Fundamente von Kirchen und Profanbauten intakt. Die Megalithen weisen auf die Indio-Mystik der Verwandlung in Felsen; auf den Bergen wohnten mythische Wesen. Um 1 500 n. Chr. war Cuzco das organisatorische und religiöse InkaZentrum und der Ort eines kaum vorstellbaren Luxus. Die Staatsform des Inka-Reiches war im 20. Jahrhundert Vorbild für staatssozialistische Ideologien, doch sollte man dabei denken an die Überorganisation, die fehlende Initiative der Untertanen, die Anbetung des Inka als Gott und die Maßlosigkeit der führenden Klasse, die die entschlossenen, modern ausgerüsteten Spanier nicht aufhalten konnten, sondern den Untergang beschleunigten. 200 m höher als Cuzco liegt die Festung Sacsayhuanán. Das Fundament des runden Turmes Muyucmarca, Residenz des Inka auf der Festung (Abb. 109), bestätigt die gigantische Bauweise der »Römer Südamerikas«. Die Festung war raffiniert mit dreifachen, riesigen Zickzackmauern umgürtet (Abb. 108). Ungeklärt sind sowohl die Bearbeitung als auch der Transport und das Gefüge der bis zu 360 Tonnen schweren Felsblöcke. 122
Machu Picchu, autarke Festung in den Anden Umgeben von wolkenverhangenen Gipfel liegt Machu Picchu wie ein Adlerhorst 2 360 m hoch in den Ostanden, 120 km nordwestlich von Cuzco. Die Stadt grenzt an den Berg Huayana Picchu und ist vom Tal aus nicht zu sehen, doch konnten Späher auf den Bergen das Tal genau beobachten. Die »vergessene Inka-Stadt« Machu Picchu (alte Bergspitze) entdeckte erst 1911 Hiram Bingham. Am Mauereingang bietet sich eine grandiose Sicht in die 400 m tiefe Talschlucht des Río Urubamba, der die Stadt an der Ostkordillere zum Amazonas entwässert, auch die Abflüsse von Chavin und Cuzco laufen zum Amazonas. Im Nebellicht lassen sich die wilden Berge der Umgebung kaum abgrenzen, ein unvergessliches Bild für alle Besucher. Die Stadt wurde im 15. Jahrhundert zur Kontrolle des Tieflandes und der Region bis Cuzco erbaut. Die uneinnehmbare, sich selbst versorgende Festung mit etwa 200 Gebäuderuinen, Treppengassen, Terrassen und zentraler Wasserverteilung zeugt von kühnem Entwurf und erstaunlicher Baukunst. Von der Anhöhe gegenüber dem Huayana Picchu sind 3 verschiedene Bezirke zu erkennen (Abb. 110): Vorn das Palastviertel, links hinten die Tempelanlagen mit dem Intihuatana (Quechua: Wo die Sonne angebunden wird) auf einem Hügel, rechts im Hintergrund die Wohnviertel der einfachen Bevölkerung und im Vordergrund die Wohnungen der Oberschicht. Zwischen Eingangstor und Stadt lagen Anbauterrassen und mit Stroh gedeckte Bauernhäuser. Die riesigen Granitblöcke wurden mit Rollen und Hebeln herbeigeschafft, behauen, geglättet und ohne Mörtel aufeinandergesetzt. Die Struktur der Inka-Gesellschaft spiegelt sich in der Stadtanlage: Würdenträger, Priester, Handwerker, Bauern und einfache Bevölkerung lebten in getrennten Bezirken und hatten eigene Vorrechte, Pflichten und Kleider. Mittelpunkt war die große Plaza, wo Märkte und Feste stattfanden und auf erhöhten Terrassen die Häuser und Ämter der Herrenkaste lagen. Machu Picchu hatte etwa 1 000 Einwohner und war über Straßen mit anderen Andenstädten verbunden. Es wurde zu unbestimmter Zeit verlassen und blieb gut erhalten den Spaniern verborgen. Sehenswürdigkeiten sind die Terrassen für die Nutzpflanzen, die auch die Stabilität der nüchtern-klaren, schmucklosen Bauwerke garantierten, der »Turm« als Wohnstätte der Sonnenjungfrauen (?) mit der Wendeltreppe zur Grabkammer und dem benachbarten »Palast der Prinzessin«, trapezförmige Tür- und Fensteröffnungen, der »Tempel der drei Fenster« aus enormen Steinblöcken und das Intihuatana. Alle Bauten waren der natürlichen Umgebung ideal angepasst. 123
Die unvergleichliche Schönheit von Machu Picchu liegt in der romantischen Verknüpfung von kühnen Bauten mit nebelverhangenen Bergen und – im Urubambatal – tropischer Vegetation. Verzaubert wie aus einer anderen Welt verlässt der Besucher die eindrucksvollste Schöpfung, die von den Inka überliefert ist.
Yagua-Indios am Amazonas
111 Amazonas-Dschungel,
Peru. Yagua-Indianerjunge im Bastrock.
Die Yagua-Indianer bestätigen die Vielfalt der Indianer-Völkerschaften, von denen nur wenige große kreative Leistungen vollbrachten. Die Yagua tragen Baströcke (Abb. in), leben in kleinen Gruppen verstreut im Amazonas-Urwald, fristen – aus Sicht des Europäers – ein kärgliches Dasein, halten sich aber bewusst fern von der modernen Zivilisation. Es ist falsch, summarisch von »den Indios« oder »der Indianerrasse« zu sprechen. Den Río de las Amazonas erforschte 1540 Francisco de Orellana mit 49 Mann auf einer Brigantine vom Río Coca aus über den Río Napo bis zum Mündungsdelta. Unterwegs – ohne exakte Ortsangabe – wurden die Spanier von aggressiven Frauen und ihren männlichen Untertanen in die Flucht geschlagen. Spätere Expeditionen entdeckten kein kriegerisches Frauenvolk (G. Faber). Vielleicht kommt »Amazonas« aber vom indianischen »Amassumu« (Wasserwolkenlärm).
112 Nazca, Peru. Scharrfigur
in Form eines riesigen Vogels mit Ausrichtung des Schnabels auf den Sonnenaufgang zur Juni-(Winter-) Sonnenwende. Maßstab 1 foot = 0,305 m. (M. Reiche).
124
Nazca-Region mit expressiver Kunst In Süd-Peru entwickelten die Nazca, Ica, Huari und Paracas eindrucksvolle Kulturen mit prächtiger polychromer Malerei auf Tongefäßen und Textilien. Die schwer verständlichen Bilder bekunden dämonische Urbilder von Raubkatzengottheiten, Fruchtbarkeitsgeistern und Naturgewalten. In der Nazca-Wüste liegen riesige Scharrbilder, 300 v. Chr. bis 600 n. Chr. (M. Reiche). Ausgerichtet auf Berge und Himmelskörper fixierten sie den Sonnenstand an landwirtschaftlich wichtigen Tagen. Verstreut über 1 300 qkm sind Vögel (Abb. 112), Reptilien, stilisierte Menschen und Spinnen durch Furchen – besonders gut aus dem Flugzeug erkennbar – abgegrenzt, stilistisch ähnlich der Keramik-Malerei. Typisch für Nazca sind kugelige Tongefäße mit zwei durch Bandhenkel verbundenen Ausgussröhren und polychrome, kurvige Gefäßmalerei von Vögeln, Fischen, mythischen Wesen, Fehden und Dämonen. Gleich den Maya fürchteten sich die Nazca vor dem »leeren Raum« und füllten ihn mit Monstren, Schlangenarmen und Tausendfüßlern. Eine Vase mit rundem Boden bietet (Abb. 113) braune, weiße, rote und schwarze Fratzengesichter der Raubkatzengottheit, lange mythologische Schlangenzungen 125
113 Nazca, Peru. Große
polychrome Vase mit Rundhoden. Groteske Dämonen mit schlangenartigen Zungen, Trophäenköpfe. 500 – 800 n. Chr. Museo Antropológico y Arqueológico, Lima.
114 Tiahuanaco, Bolivien.
Monolithbüste im PucaraTiahuanaco-Stil. Relativ gut erkennbare Gesichtszüge, Mütze und bis vor die Ohren reichende Haube. Mittel-Horizont, 500 bis 700 n. Chr.
und Trophäenköpfe, die als Mittler zwischen Menschen und Göttern magische Kräfte im Fruchtbarkeitskult besitzen. Außer Wasserzufuhr, Weideland und Jagdrevier waren Feindköpfe Anlass zu Kriegszügen. Trophäenköpfe finden sich in Cerro Sechín (Abb. 103), auf Keramik aus Nazca (Abb. 113) und Chibcha (Abb. 88), auf Monolithen in San Agustín (Abb. 90) und in Chichén Itzá (Abb. 49). Die Huari nördlich von Nazca formten polychrom bemalte große Gefäße, oft mit kleinen Vbllfiguren versehen. Die Malerei zeigt stilisierte menschliche Gesichter, mythische abstrahierte Wesen (Fehden) und geometrischen Dekor. Huari konzentrierte im 8. und 9. Jahrhundert starke militärische Kräfte.
BOLIVIEN
Im 3 700 m hohen La Paz finden sich in Museen starre, maskenhafte Figuren aus derTiahuanaco-Zeit (Zeitenwende bis 9. Jahrhundert n. Chr.), hohe Kero-Becher, Schüsseln und Steinbecher.
Tiahuanaco, Heiligtum und Panstil Das große Heiligtum Tiahuanaco befindet sich in 4 000 m Höhe, 70 km westlich von La Paz und 20 km südlich des Titicacasees, früher war an dieser Stelle das Seeufer. Die Tiahuanaco-Kultur bildete den 2. Panstil von Peru. Nach der dörflichen Periode 600 – 450 v. Chr. folgten die städtische bis 150 v. Chr., die Hochkultur bis 750 und der Verfall bis 1150. Die zentrale Kalasasaya (Aymarä: Stehender Stein) mit monolithischen Pfeilern, Kolossalstatuen und Toren war eine von mehreren Kultstätten. Das vier Meter breite, drei Meter hohe, aus einem Andesitblock gehauene Sonnentor ist das berühmteste, schwer zu deutende Anden-Monument mit dem »weinenden Gott« auf dem östlichen Querbalken als religiöses Idol. Weitere Anbetende sind dort mit Kondor- oder Menschenköpfen dargestellt. Das Idol trägt in Kondorköpfe endende Zepter, einen Strahlenkopfputz (Schlangen?) mit Jaguar-(Puma-?) oder Kondorköpfen An den Armen hängen Trophäenköpfe. Die Inka-Religion verkündete die Fusion des höchsten Sonnengottes (Kon-Tiki Viracocha) mit dem weltlichen Herrscher. Die Tiahuanaco-Hochkultur ist geheimnisvoll und extrem fremdartig. Wahrscheinlich besiegte tiefgründige Religiosität die Verflachung, die Verehrung von irdisch-materiellen Gütern. Der neue Kult verbreitete sich rasch über Peru, Bolivien und Chile. 126
Pucara bildet einen Übergang von Chavín zu Tiahuanaco, in dessen Nähe die Megalithfigur eines Königs oder Priesters steht (Abb. 114). Beachtlich sind der starre, lebensferne Ausdruck, der olmekoide Kopfhelm bis vor die Ohren, die große Nase als Indiz eines Kontaktes zu den Osterinselgiganten (?). Im Heiligtum Tiahuanaco zeigen bis zu sieben Meter hohe Stelen-Monolithen grobe, unerklärliche Gesichter mit Kultgerät.
CHILE
Santiago hat ein Museum für präkolumbische Kunst. Im Museo de Bellas Artes (Abb. 119) und im Kloster San Francisco stehen hervorragende indiohispanische Werke aus der Kolonialzeit.
115 Osterinsel, Chile.
Ahu a Kivi, offene Tempelanlage im zentral-westlichen
Osterinsel mit Langohrgiganten und Südamerikakontakten
Bereich mit 7 Moai (Statuen), verwittert, mit Flechren und
Bewusst werden die Riesenstatuen auf der Osterinsel mit den Kunstwerken von Südamerika erörtert, obwohl etliche Autoren sie summarisch als »polynesisch« einstufen (z.B. H. -M. Esen-Baur in A. von Bothmer-Plates, D. F. Sauer) und erklären, Polynesier hätten als erste im 5. Jahrhundert von
127
Moosen bedeckt. Relativ große, viereckige Köpfe, kleine Körper, schmale Hände mit langen Fingern.
den Marquesas-Inseln aus die Osterinsel erreicht. Die 2. große polynesische Gruppe kam unter Hotu Matua um 1350 auf die Insel, sie brachte den Vogelmann-Kult. Auf der östlichen Halbinsel Poike lebten die herrschenden Langohren, Hanau eepe, auf der übrigen Insel die abhängigen Kurzohren, Hanau raomoko. Die Hypothese der »Zweifachbesiedlung« behauptet, anfangs hätten beide Gruppen Riesenstatuen geschaffen, doch hätten die Kurzohren um 1680 am Zugang zu Poike die Langohren in einer entscheidenden Schlacht getötet. Nach der »Multibesiedlungstheorie« von T. Heyerdahl kamen Südamerikaner im 6. Jahrhundert n. Chr. auf die Insel, Polynesier hätten erst im 14. Jahrhundert die Osterinsel erreicht. Als Beweise führt er an: TotoraInselgras aus dem Titicaca-See, Süßkartoffel, Sonnenkult mit dem AndenGott Viracocha und die Langohren-Sitte. Nach G. Zizka (A. von Bothmer-Plates) können Vögel Totorasamen aus Südamerika eingeflogen haben. Analysen der Linguistik und von Legenden sprechen gegen die Heyerdahl-Theorie. Laut K. Helfrich fehlen die in Amerika übliche Keramik, die Metallverarbeitung, die typische (?) Kissenform der Ahu-Steinblöcke und amerikanische Nahrungspflanzen. Kartoffeln hätten vermutlich angelandete Seefahrer verbreitet. Die Kontroverse um den historischen Ablauf der Inselkultur ist nicht beendet, das Vorbild für die Kolossalfiguren nicht dokumentiert, doch weisen die Megalithen mit der eigenartigen Physiognomie, die Langohren und die mörtellos errichteten Ahu auf südamerikanische Einflüsse. Zuverlässige Beweise fehlen, mündliche Überlieferungen erscheinen überbewertet und die Erklärung aller Inselkunstwerke aus einer – der polynesischen – Kultur vereinfacht. Die in Holz gekerbte Rongorongo-Schrift wurde als polynesische Gedächtnisstütze (T. Barthel in A. von Bothmer-Plates) oder als Beschreibung von Himmelsphänomenen (Michael Dietrich, 1999) gedeutet. Schöpfung, Transport und Aufstellung der bis zu 100 Tonen schweren Steingiganten fanden von 1 100 bis 1 700 n. Chr.statt. Die Figuren werden stilistisch nach Größe und Körperform unterteilt, die klassische Einheitsform überwiegt. Angenommen wird, sie wären autonom in der Isolation geschaffen. Nach eigenen Beobachtungen gibt es in Polynesien – auf Tahiti, Bora Bora, Raiatea, Samoa, Fidji, Neuseeland, Hawaii und den Marquesas-Inseln – kleine Tiki-Statuen von verstorbenen Ahnen mit Totenkopfgesichtern, großen Augenhöhlen und offenem Mund. Die OsterinselRiesen sind bedeutend größer, zeigen andere Physiognomie, Vitalität, Würde, Kraft, Eleganz und unterscheiden sich von den heutigen Insulanern, auch von den kleinen polynesischen Holz- oder Knochenfiguren wie von den Malereien und Felsbildern des Vogelmannes. 129
116 Osterinsel, Chile. Ahu
Naunau in Anakena. Fünf Moai, davon vier mit Pukao (Zylinder aus roter Gesteinsschlacke). Langohren mit runden Ohrpflöcken und feingliedrigen Händen. Megalithfiguren, ehemals im Sand verschüttet, deshalh gut erhalten, Wiederaufstellung 1978.
117 Osterinsel, Chile.
Moai am Rano Raraku, Höhe fünf Meter. Schmaler Monumentalkopf, kleine überhängende Stirn, tiefe Augenhöhlen, große Nase mit sorgfältig geformten Nasenflügeln, strichförmige Lippen, vorspringendes kantiges Kinn. Gesichtsausdruck hochmütigelegant, spöttisch-distanziert.
Die 3 760 km von Valparaiso entfernte Osterinsel betrat erstmalig Jacob Roggeveen am Ostermontag 1722. Dabei berichtet C. F. Behrens von »bemerkenswert hohen Bildsäulen« und »mehreren tausend Einwohnern«. Die isoliert gelegene Isla de Pascua, polynesisch Rapa Nui (große Insel), ist 166 qkm groß, hat Dreiecksform mit den Vulkanen Tano-kao, Rano-aroi (Maunga terevaka, 509 m hoch) und Poike an den Ecken, wird umsäumt von Steilküsten und besitzt nur wenige Sandstrände, wie im Norden La Perouse-Bay. 2 000 Menschen wohnen in Hangaroa. Im Gegensatz zu vielen fruchtbaren Südseeinseln sieht man nur ödes Weideland und wenige Eukalyptus- und Akazienbäume. Torf und Farne stehen in den Vulkankraterseen. Weltweiten Ruhm verschafften der Insel etwa 1000 Moai, gigantische Figuren aus Tuff. Einige Riesenköpfe stehen isoliert, viele benötigen ein Drittel bis zur Hälfte der vier bis neun Meter hohen Statuen. Beine fehlen (Abb. 115). Über die Insel verstreut standen die Moai auf 250 Ahu, offenen Tempelplattformen, mit dem Blick zur Siedlung und dem Rücken zum Meer. Die Insulaner benennen ein Steinmal im Norden, doch auch die ganze Insel »Te Pito O Te Henua« (Nabel der Welt) wie die Inka ihre Hauptstadt »Cuzco« (Nabel). »Die Einwohner sind ziemlich groß mit angenehmen Gesichtszügen und bis auf die Schulter hängenden Ohrläppchen« (C. F. Behrens, 1722). Folglich herrschte weiterhin die Langohrsitte der ausgerotteten Inselherren. Auf der 2. Pazifikreise von James Cook 1774 schrieb G. Forster von »mageren Männer mit harten Muskeln und kleinen zarten Frauen«, und sein Sohn J. R. Forster: »Verwüstetes, ödes Aussehen des Landes und unfruchtbarer harter Boden. Die riesenmäßigen Monumente erscheinen rätselhaft und wie Überbleibsel vormaliger besserer Zeiten«. Außerdem malte W. Hodges Bart, lange Ohrläppchen und »fast europäisches Aussehen« der Insulaner (E. Vogler in A. von Bothmer-Plates ). Mit den »Langohren« stellen die Kolossalfiguren offenbar Männer der Oberschicht dar. Ausgrabungen ergaben Palmenstämme, essbare Nüsse, vorzügliche Kartoffeln. Ende des 17. Jahrhunderts lebten über 6 000 Menschen auf der damals dicht bewaldeten Insel. F. Gonzalez fand 1770 n. Chr. Tapioca (Stärke) des südamerikanischen Maniok (K. Shuker). Übervölkerung und Ausrottung der Langohren führten zu Raubbau, Abholzung der Palmen, Bürgerkrieg, Hunger, Höhlendasein, Kannibalismus, Kulturverfall und 130
Zerstörung der Moai und Ahu. Fehlende Pflege der natürlichen Ressourcen beschleunigte den Untergang. 1852 verschleppten Piraten über 1 000 Männer auf peruanische Guanofelder, 1877 lebten nur noch 111 Insulaner, die sich nicht mehr an alte Mythen erinnerten. Zwei Beobachtungen beweisen ökologische Fehlplanung: 1. Die importierten Ziegen fressen das Grünzeug der Insel mit der Wurzel und verhindern so als »ökologische Katastrophe« die Aufforstung. 2. Zur Rattenvertilgung wurden Geierfalken angesiedelt, die aber statt der Ratten fast alle anderen Vögel vernichteten. Die 1960 in Ahu Akivi wieder aufgestellten sieben Giganten zeigen trotziges, heroisches, archaisches Aussehen (Abb. 115). Der erstaunliche Figurenkult auf der abgelegenen Insel entfaltete sich vielleicht autonom, doch deuten der Megalith-Kult und die Physiognomie der Riesen auf Impulse aus Südamerika. Nur die »Vogelmenschen« der Holzfiguren und Felsbilder stammen deutlich aus Polynesien. Die auffallend schmalen Hände der Riesenstatuen mit langen feingliedrigen Fingern verraten Noblesse und sprechen gegen körperliche Tätigkeit, gegen Ackerbau, Fischfang und Kriegsdienst. Einige Moai sind gekrönt mit einem Pukao (Zylinder) aus roter Gesteinsschlacke vom westlichen Krater Puna Pau. Wenige Statuen hatten eingelegte Augen aus Perlmutt, viele sind verwittert. 95 % stammen aus dem Tuff des erloschenen Vulkankraters Rano Raraku, am Krater stehen und liegen noch viele unfertige, bis 21 m lange Moai. Über die Insel wurden die Figuren aufrecht (?) mit Seilen und Rollen, wahrscheinlich Palmenstämmen, transportiert. 118 Quito, Ecuador.
Gemälde im oberen Kreuzgang des Klosters La Merced: Tod des Heiligen und Orientapostels Francesco Xaver, 1552. Indianische Manier mit unwirklicher Darstellung des Toten, trauernden Eingeborenen, Hütte, Insel und Meer, typisch die Blumen auf der Erde und im Kranz der Engel. 17. –18. Jahrhundert. QuitoSchule, gegründet von Franziskanern im 16. Jahrhundert.
131
Die Köpfe der Kolossalfiguren haben lange, schmale Gesichter, zusammengepresste, dünne, seitlich etwas herabgezogene Lippen, auffallend lange – gelegentlich mit Pflöcken geschmückte – Ohrläppchen, große Nasen mit leicht konkaver Kontur und großen Nasenlöchern, geradlinige Augenbrauen und niedrige Stirn, waagerechtes Kopfende, steiles Hinterhaupt und kantig vorgeschobenes Kinn (Abb. 116). Die Auslegung, es handele sich um Ahnen-Bildnisse mit »mana«, übernatürlicher Lebenskraft, ist einleuchtend. Die Physiognomie der Inselfiguren ist gewiß nicht polynesisch, denkbar sind europide Züge (Wikinger nach T. Heyerdahl). Die Erklärung E. von Dänikens, die Monumente der Osterinsel, Boliviens und Mittelamerikas wären Residuen von »außerirdischen Astronauten«, scheint absurd. Der 2,50 m hohe Ahu Vinapu I aus mörtellos gefügten, unregelmäßigen, gering vorgewölbten Steinblöcken neben der Flugpiste ähnelt den Inka-Mauern in Cuzco. J. Cook schrieb 1774: »Behauene Steine von erheblicher Größe, errichtet in einer so meisterlichen Art, daß dies hinlänglich die Genialität des Zeitalters zeigt, in welchem sie errichtet waren«. Die Gesichter der Chachapoya-Lehmfiguren offenbaren auffallend ähnliche Züge mit vorspringendem Kinn, großer Nase und tiefliegenden Augen. Die Chachapoya waren andersartig als die Indianer ihrer Umgebung. Kamen sie aus Europa? Aus der Inka- und frühen Kolonialzeit sind auch Gesichter mit großen Nasen und kräftigen Augenbrauen bekannt (F. H. Poma de Ayala in W. H. Prescott, E. Guidoni, H. Helfritz). Schmale Gesichter, Langohren, große Nasen der Osterinsel-Giganten, mörtellose Ahu, Tapioca-Stärke, Totora-Gras und der Name »Nabel« weisen auf Kontakte mit den Chachapoya oder den andersartigen »Orejones-Inka« in Peru oder den Pucara-Tiahuanaco, beweisen aber keine südamerikanische Besetzung. Frappant ist der hochmütig-spöttische Ausdruck eines Monumentalkopfes vom Krater Rano Raraku (Abb. 117). Der Zuschauer meint, der Moai würde ihn übersehen, ihn voller Verachtung durchschauen. Die Arroganz ist deutlich im Vergleich zu den anderen Riesenköpfen in Lateinamerika, angedeutet findet sie sich bei Moche-Portraits (Abb. 106). Obgleich die Vitalität der Moai überzeugt, bleiben die »Mythen in Stein« der Osterinsel weiter unklar. Wie die Seefahrer und Forscher des 18. Jahrhunderts findet der Besucher die Giganten auf dem abgeschiedenen Eiland beeindruckend und kann sich ihrer intensiven, magischen Ausstrahlung nicht entziehen. Enorm beeindrucken die mokanten Gesichter, die langen Ohren und Finger, die ungewöhnliche Ästhetik. Von den Moai läuft ein Band zu den Köpfen in Tiahuanaco und San Agustín, zu den Chachapoya, Maya und Olmeken. Gab es gleiche Ideen, ähnliche Kreativität, einen ausgestorbenen oder vernichteten Herrscherstamm? 132
INDIANER-KUNST IN DER KOLONIALZEIT
In der Kolonialkunst wie in der gegenwärtigen Volkskunst von Südamerika ist indianische Gestaltung nachzuweisen, wenn gezielt nach typischen Kennzeichen gesucht wird. Kontraste zwischen dem strengen spanischen Stil und üppigen, floralen Strukturen kennzeichnen den »Anden-Barock«, der weniger präkolumbischer Tradition, sondern vor allem der indianischen Neigung zu natürlichen Motiven und barockem Überschwang entspricht. Die Leitlinien der christlichen Glaubenslehre lernten die Indios aus Mysterienspielen, die sie in ihrer eigenen Sprache noch heute mit großer Leidenschaft aufführen.
Kirchen In Südamerika errichteten geistliche Orden Kirchen und Klöster in jedem größeren Ort: der Konvent der Jesuiten: La Compañia, der Konvent der Franziskaner: San Francisco, der Konvent der Mercedarier: La Merced, der Konvent der Augustiner: San Agustín. Die Kirche La Compania in Quito mit Fassade und Innenausstattung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts zeigt ausgeprägten europäischen Barock, doch ergreift der Stil die andächtigen Indios tief. Die Fassade der Eingangsfront mit gedrehten Säulen und Heiligenfiguren beschreibt Y. Bottineau als »eine der prunkvollsten und raffiniertesten von ganz Lateinamerika«. Die Fassade der Basilica San Francisco in La Paz zeigt indianische Elemente als »Mestizenkunst« . Das Kirchenportal, 1743-84, hat Kleeblattbogen, auffallenden Pflanzenschmuck und Köpfe an den Doppelsäulen. Florales Beiwerk bekundet die Sensibilität der Indios für ihr natürliches Umfeld.
Quito-Schule und Cuzco-Schule Im oberen Kreuzgang des Klosters La Merced in Quito befindet sich eine beachtliche Gemäldegalerie mit kirchlichen und profanen Darstellungen aus der von Franziskanern für die Indios im 16. Jahrhundert gegründeten 133
119 Cuzco, Peru. Madonna
und Jesuskind in blumig-königlichen Gewändern, mit üppigem Blumenschmuck und aufgenähter schwarzer Kette, nach der die Madonna und das Kind greifen. Gemälde der Cuzco-Schule: Märchenhaft-irreale Gestaltung des christlichen Themas, verschwenderische Pracht. l8. Jahrhundert. Museo de Bellas Artes, Santiago/Chile.
Schule von Quito. Das Bild vom hochverehrten heiligen Xaver (Abb. 118), Missionar in Ostasien, aus dem 17. Jahrhundert reflektiert ein Naturgefühl in unwirklicher, traumhafter Sicht unter Verzicht auf Perspektive. Südamerikaner schätzen die Cuzco-Schule künstlerisch höher ein als die Quito-Schule. Trotz ähnlicher Ausdrucksformen entfalten die Cuzco-Bilder größere Pracht. Das Madonnenbild (Abb. 119) ist ein Bespiel indianischer Malerei zur Kolonialzeit: Märchenhafte Gestaltung, prachtvolles Gewand, großblumiger Dekor, aufgenähter Schmuck. Nach der schwarzen Kette greifen Maria und das Jesuskind. Indianische Merkmale gehen mit dem Charme der Mischkunst einher. Der Künstler entzückt jenseits spanischer Strenge durch Phantasie und verleiht dem Bild eine köstliche Ausstrahlung. Ein anderes Heiligengemälde aus der Cuzco-Schule zeigt neben brillianten Details, schöner Farbabstimmung und Flächenaufteilung als typische Komponenten ein prächtiges Kleid, einen mit Borken und Broschen besetzten Umhang der Heiligen, reichen Blumenkranz und eine unwirklich-gefühlvolle Landschaft mit Vögeln. 134
Malerische Bilder bieten prächtige, blumenreiche Gewänder, Liebe zum Detail wie zur natürlichen Umgebung. Ist es ein Ausgleich für verlorene Eigenheit nach dem Verlust des indianischen Lebensstils? Wie in Mittelamerika gewinnt der Besucher in Südamerika zahlreiche Eindrücke aus der präkolumbischen Epoche, doch soll er die indianischen Werke der spanischen und modernen Zeit nicht übersehen, die exemplarisch die Mentalität der Indigenas vermitteln. Aufnahmefähigkeit öffnet den Blick für neue Kunstformen.
NACHWORT ZU SÜDAMERIKA
Als Subkontinent voller natürlicher und kultureller Kontraste bringt Südamerika dem unbefangenen Reisenden unvergessliche Bilder von außerordentlichen Ruinenstädten und herrlichen Kunstschätzen (Tabelle 2). Der rasche Vergleich mit Mittelamerika nutzt wenig, denn lateinamerikanische Kulturkreise und Schöpfungen sollten zunächst als eigenständig angesehen werden. Später ist nach Parallelen mit Bekanntem, mit anderen amerikanischen oder asiatischen Kulturkreisen zu fahnden.
Kolumbien
Ecuador
1532
Peru-Nord
Südl. Hochland
Inka
Inka
spanische Eroberung
1400
Inka
1200
Chimú
900 700
Peru-Küste
Ica Lambayeque
Sinú, Muisca
Chachapoya
Tairona 600
Quimbaya
400
Tolima
100 0
Mantano
Cauca
Calima
Tiahuanaco Früh-Moche
Esmeraldas Carchi
San Agustín
1000
Nazca Chorrera
1200 3000
Chavín Pto. Hormiga
Huari
Moche-Klass.
LaToIita
Tierradentro
500
Huari
Valdivia Tabelle 2. Zeittafel Südamerika
135
Cerro Sechín
Die oft isolierte Entwicklung und die (noch?) fehlenden schriftlichen Belege geben Anlass zu Hypothesen, etwa über die geheimnisvollen Steinbildwerke in San Agustín oder auf der Osterinsel, wo die eigenartige Schrift keine Hilfe bietet. Die realistischen Tonbilder der Moche zeigen Kranke und Verstümmelte, die der moderne Arzt leicht deuten kann und die grundverschieden sind von der bewussten Deformierung in der modernen Kunst. Trotz der Autonomie etlicher Regionen gab es Kontakte der Südamerika-Indigenas mit Mittelamerika, wahrscheinlich auch mit Ostasien. Chinesische und japanische Merkmale – übernommen von ostasiatischen Seefahrern – finden sich im Nordwesten von Südamerika. Vor übereilten Folgerungen sind jedoch die nautischen Leistungen der Küstenbewohner von Kolumbien, Ecuador und Peru zu beachten: Metallurgie und Metallkunst brachten sie von Südamerika nach Guatemala und Mexiko, nach spanischen Berichten war der Inka Tupac Yupanqui (1471 – 93) auf den »Feuerinseln« (Galapagos-Inseln). Kon-Tiki, mythischer Oberpriester und Sonnenkönig aus der Vor-Inkazeit, soll als Kulturbote die Marquesas-Inseln in der Südsee auf einem Floß erreicht haben, was T. Heyerdahl 1947 mit einem Balsaholzfloß von Callao, dem Hafen von Lima aus, wiederholte. Seit dem 18. Jahrhundert berichteten Europäer von Südsee-Insulanern mit heller Haut, blondem bis rötlichem Haar, blaugrauen Augen und Adlernase. Dagegen haben die heutigen Polynesier bräunliche Haut, schwarzes Haar, volle Lippen und flache, stumpfe Nasen. Wichtige Indizien sprechen für Verbindungen von Peru mit den Osterinsulanern. Südamerika präsentiert – ähnlich wie Mittelamerika – außer Karneval und Copacabana-Strand in Río de Janeiro, außer den Iguacu-Wasserfällen, den Andengipfeln über 6 000 m seine überaus eindrucksvollen alten Kulturen, die das Verständnis für die Indios festigen und den Gesichtskreis erweitern. Urteilskraft und Toleranz nehmen zu.
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ZUSAMMENFASSUNG UND FOLGERUNGEN
Wie auf einer ausgedehnten Forschungsreise führten Text und Bilder den Leser über Berg und Tal, durch Urwälder und Steppen zu exotischen Völkern, geheimnisvollen Ruinen und einzigartigen Kunstschätzen. J. W. von Goethe schreibt 1797: »Eine Reise belebt, berichtigt, belehrt und bildet.« Kontrastreiche Landschaften wurden durchquert. Am Golf von Mexiko überwiegen Sümpfe, im Maya-Zentrum dichter Tropenwald, in Yucatan Buschwald. Das 1 100 bis 2 500 m hohe zentrale mexikanische Hochland wird von den Sierras Madres eingerahmt. In Südamerika sind archäologisch wichtige Gebiete die oft wüstenartigen Küsten von Ecuador und Peru, die schneebedeckten Anden von Kolumbien bis Bolivien und der Amazonas-Dschungel. Die von Vulkankegeln gekrönte Osterinsel hat karge Vegetation und zerklüftete Steilküsten. Um die Schöpfungen Alt-Lateinamerikas angemessen zu würdigen, muss sich der Interessierte von antiken Vorbildern aus Europa und Kleinasien, vom griechischen Schönheitsideal lösen. Unbefangen erlebt er eine neue Ästhetik in farbenprächtigen Bildern, köstlichen Kunstschätzen, kultischen wie profanen kreativen Höchstleistungen und Bemühungen um Einklang mit der Natur. Umfassende Stile wie in Europa Romanik, Gotik oder Barock sind nicht nachzuweisen, doch breiteten sich die anfangs lokalen Kulturen der Olmeken und Chavíneros bald aufweite Gebiete von Mittel- oder Südamerika aus. Individuelles Kunstschaffen beweisen »persönliche Handschriften« auf Maya-Graburnen und Yaxchilán-Türstürzen (Oberschwellen, Abb. 26), Unikate der Keramik (Abb. 77) und Goldschmiedewerke im Wachsausschmelzverfahren (Abb. 96 und 97). Veränderte künstlerische Ausdrucksformen in begrenzten Gebieten entsprechen einer neuen Denkart, nicht dem Stil eines überragenden Meisters. Kulturgeschichtliche Berichte sollen die Vergangenheit schildern, Einsicht in die Gegenwart vertiefen und Konsequenzen aufzeigen. »Those who cannot remember the past are condemned to repeat it« (G. Santayana). Die spanische Eroberung dezimierte die Eingeborenen und vernichtete zahllose Kunstschätze. Die trotzdem geborgenen Antiquitäten bilden Brücken aus der präkolumbischen Zeit in die Gegenwart. Sie sind Zeugnisse indianischer Sinnesart. Die Kulturgeschichte Mittel- und Südamerikas lehrt die Vergänglichkeit politischer und materieller, auch monumentaler Menschenwerke. Die prächtigen, vielfarbigen, einst mit pulsierendem Leben erfüllten Städte liegen jetzt im Dämmerschein des Urwalds verlassen, verfallen, fast ver137
gessen. Aus Furcht vor den Göttern flüchteten die Indianer oder wurden von habgierigen Weißen brutal vertrieben. Die Nachkommen der Städtebauer errichteten keine Monumente mehr, doch finden sich ihre Werke noch in der Kolonialkunst. Heute treffen sich die Indianer heimlich in den Kultstätten ihrer Vorfahren, um den alten Göttern zu huldigen. Rätselhafte Ruinen stehen nun im Dschungel oder auf Lichtungen, im Gebirge oder in der Ebene, am Ufer großer Seen oder einsamer Meeresküsten. Umschlungen von riesigen Bäumen, Büschen, Lianen, Flechten, Moosen faszinieren sie mit aparter, pittoresker Schönheit. Ruinenromantik ergänzt die nüchtern-sachlichen Entdeckungen und Erkenntnisse der Archäologie. Interesse wird geweckt für die Vergangenheit, für Gepräge und Umfeld der Ruinen, für frühere Lebensart. Verfall stellt freilich auch die Selbstsicherheit in Frage. Basierend auf eigenen Beobachtungen und eigenem Urteil wurden diverse – keineswegs alle – Volksgruppen, Kulturen und Kunstwerke als repräsentativ für Lateinamerika vorgestellt. Sachlich und knapp sollte berichtet werden ohne moderne Superlative oder Anglizismen, ohne Schwärmerei. Indianer-Volksgruppen haben verschiedene Körperformen und Gesichter, Traditionen und Sitten. Von den nomadischen Jägern bewahrten die seßhaften Bauern und Städter Mythen wie Symbole über viele Jahrtausende. Die Herkunft der Mythen ist unklar, für einige Küstenregionen am Pazifik kommt Ostasien in Betracht. Oft war Kunst mit Religion verbunden. Symbole helfen bei der Deutung der Kunstobjekte. Mesoamerika öffnet sich als weites, vielfältig strukturiertes Land mit grünem Tropenwald oder kargem Busch, die noch viele Zeremonialplätze bedecken. Gemeinsam hatten die Volksgruppen Pyramiden, Statuen von Köpfen, Göttern, Schlangen, Jaguaren und das göttliche Gebot der regelmäßigen Folge von Zerstörung und Erneuerung. Die Pyramiden stellten mit Stufen und Tempel kosmische Modelle dar, Kopien heiliger Weltgipfel mit viergeteilten himmlischen wie unterirdischen Horizontalen. Einige Pyramiden waren Grabmonumente verstorbener Herrscher (Abb. 3 und 37), die als Schamanen Kontakte mit übernatürlichen Welten und Geistern suchten. Etliche Tiere ordnete man symbolisch kosmischen Schichten zu, wie die Pflanzen waren sie dem Menschen ebenbürtig. Intensiv genutzt wurden die Heilkraft und die halluzinogene Wirkung vieler Pflanzen. Die Töpfer aus Tlatilco formten ab 1700 v. Chr. vielfältige »pretty ladies«. Ab i 500 v. Chr. entwickelten die Olmeken die erste Hochkultur Mittelamerikas mit Zeremonialzentren, Kalendern und Hieroglyphen. Sie verknüpften den Adler mit dem Himmel, die Schlange mit der Erde, den Jaguar mit der Unterwelt. Megalithköpfe, Steinfiguren und spiegelglatt polierte Jadearbeiten faszinieren durch perfekte Technik, hohe Qualität und expressive Lebenskraft. Ihre Kultur erreichte Westmexiko und den 138
Norden Südamerikas. Herkommen und Niedergang liegen im Dunkeln. Eigenarten der Maya waren die erstaunliche Gestaltungskraft, die Hieroglyphen, die Null und der Kalender der »Langen Zählung« ab 3114 v. Chr., das Kraggewölbe, spezielle Kulte und die Sternkunde. Heilige Straßen, wie in Kabah und Cobá, dienten Prozessionen oder der Verwaltung. Pyramiden standen in allen größeren Zentren, Stelen und Altäre fehlen in einigen. Vom 7. bis 10. Jahrhundert n. Chr. war in Yucatan der Puuc-Stil üblich, danach verschmolz die Maya- mit der Tolteken-Tradition. Die riesige Tempel-, Verwaltungs-, Handels- und Gewerbestadt Teotihuacan wurde planmäßig erbaut und beeinfluste kulturell ganz Mesoamerika. Nach ihrem Untergang war Tula kriegerische und ökonomische Metropole für den intensiven, umfassenden Handel. Die Tolteken wandelten das uralte Bild der Vogelschlange, Symbol von Himmel und Unterwelt, zur gefiederten Schlange Quetzalcóatl. In Monte Albán glichen die Zapoteken das Heiligtum mustergültig der Natur an. Sie formten mächtige tönerne Graburnen (Grabwächter), nach ihnen fertigten die Mixteken kostbare Schmuck- und Goldarbeiten. Die umgebende Wohnstadt ist noch nicht erschlossen. Die Azteken errichteten Tenochtitlan zur gewaltigen, luxuriösen Hauptstadt im Sumpfgebiet des Hochbeckens (Valle de Mexico). Von ihnen stammen imposante Steinbildwerke mit mythologischer Aussage. Das Entsetzen über ihre blutgierige Religion darf den Blutrausch während der französischen Revolution nicht vergessen lassen. Die Tonschöpfungen der Totonaken und die Goldarbeiten in Panama und Costa Rica bestätigen die exzellente bildnerische Kraft der Indianer in Mittelamerika, die sich auch in der Kolonialkunst wieder findet. In Südamerika wurden früheste kulturelle Zeugnisse am Amazonas gefunden, Hochkulturen in den Anden und in den Flusstälern von Peru, interessante Zwischenkulturen im Nordwesten. Kolumbien bietet großartige Kunstwerke mit vorzüglichen Goldarbeiten und den ungeklärten Megalithstatuen in San Agustín, die vermutlich den Wandel des Menschen zum Jaguar, die Symbiose mit der Götterwelt darstellen. Vielfältige Tonfigurinen kommen aus Ecuador, aus Valdivia um 3 000 v. Chr. die ältesten von Amerika überhaupt. In Peru entwickelte Chavín um 1000 v. Chr. die erste Hochkultur Südamerikas mit dämonisch-expressiven Kunstwerken, während man um 1500 v. Chr. in Cerro Sechín frappant realistische Reliefs von Krieger-Priestern, zerstückelten Besiegten und Trophäenköpfen formte. In Peru stehen noch Tempel, Pyramiden und die unvergleichliche Andenstadt Machu Picchu, in Bolivien das Kultzentrum Tiahuanaco und große Monolithfiguren. Auf der Osterinsel überraschen die offenbar von Alt-Peru motivierten Riesenfiguren aus Tuffstein mit dem Ausdruck von Vitalität und Hochmut. 139
Die eindrucksvollen Werke der Olmeken und Totonaken, von San Agustín und der Osterinsel wurden detailliert geschildert und illustriert, denn die Kultplätze liegen abseits der üblichen Touristenwege. Ihre nur wenig bekannten Kunstformen beeinflussten nachhaltig andere Volksgruppen und reflektieren indianische Ideenwelten. Exotik, Kunstschöpfungen, Verbindungen und Aussagen der mannigfachen Volksgruppen wurden diskutiert, um Neugier und Verständnis zu wecken. Vieles kann anders interpretiert werden, sicher besitzen aber zahlreiche Kulturgüter der Neuen Welt gleichen Rang mit denen aus Ägypten, Griechenland und Rom, aus dem Nahen und Fernen Osten. Etliche indianische Kunstschätze sind beispiellos. Im Bericht von Chris Scarre über 70 Weltwunder werden elf aus Mittel- und Südamerika angeführt: - die Sonnenpyramide in Teotihuacan, - der große (zerstörte) Tempel in Tenochtitlan, - die Kolossalköpfe der Olmeken, - das Grab des Pakal im Tempel der Inschriften von Palenque, - Chan Chan, die Hauptstadt der Chimú, - die Moche Pyramiden, - Chavín de Huántar, - die Festung Sacsayhuamán nahe Cuzco, - die Scharrbilder in der Nazca-Wüste, - die Strassen und Brücken der Inka, - die Osterinsel-Giganten. Ständig werden neue Entdeckungen mitgeteilt. Vieles ist noch rätselhaft, doch sollen zwei Fragen beantwortet sein: 1. Welcher »rote Faden« zieht sich vom Atlantik bis zur Osterinsel, gibt es Zusammenhänge trotz extremer Entfernungen und jahrtausendelanger Vergangenheit? 2.Ergeben sich aus der Geschichte des Alten Lateinamerika Lehren für die Gegenwart, Richtlinien für die Zukunft? Die Indio-Kulturen und ihre Kunstwerke lehren zunächst Bescheidenheit. Wo man primitive, unterentwickelte Völker mit einfachen Sitten in ärmlicher Kleidung erwartete, erscheint der Spiegel uralter Tradition und glänzender geistiger wie künstlerischer Leistungen. Die These der ausschließlichen Einwanderung der Indianer aus Asien über die Beringstraße und ihr Vorrücken als Großwildjäger von Alaska nach Süden wird fragwürdig. Offenbar kamen asiatische und polynesische Seefahrer nach Südamerika. Von Norden nach Süden zogen, wenig140
stens um 10 000 v. Chr., sowohl Jäger als auch Sammler, Pflanzer und Fischer. Die natürliche Umgebung der Hochkulturen macht nachdenklich. Uns erscheinen die Sumpf- und Urwaldgebiete der Paläoindianer am Amazonas, der Olmeken am Golf von Mexiko und der Maya im Peten unwirtlich, ja menschenfeindlich, doch hemmten sie nicht den Aufbau höchst differenzierter Kulturen. In den Anden-Kordilleren entwickelten sich die Chavín- und Tiahuanaco-Kulturen und das Riesenreich der Inka mit strengen Geboten für alle Untertanen. Offensichtlich hatte die Ökologie nur beschränkte Bedeutung für die religiös-kreative Entfaltung. Tiefer Glauben und schöpferische Dynamik ließen alle natürlichen Hindernisse überwinden. Analog bauten die Ägypter in der Wüste ihre Pyramiden und Peter der Große 1703 die Hauptstadt St.Petersburg auf Sumpf und Moor. Wahrscheinlich setzen natürliche Hindernisse gewaltige körperliche wie schöpferische Energien frei, die sich sonst kaum oder nur in geringem Maße entfalten. Lähmt Wohlleben Kreativität, weil Resonanz und Aufträge fehlen? Aus weiten Gebieten Lateinamerikas ist kein Kulturerbe überliefert. Wurden dort nur vergängliche Materialien wie Holz, Textilien etc. verwendet oder bestand kein Interesse an Gestaltung? Die Kunstobjekte im luxuriösen Tenochtitlan sind mythologische Spätwerke nach der Teotihuacan- undTulazeit, die Inka-Objekte oft Schablonenarbeiten in der Folge von Tiahuanaco. Die Alte Welt tauschte direkt oder indirekt Ideen und Kulturgüter mit weit entfernten Kulturen bis Ostasien und umgekehrt. Dagegen entwickelten sich die amerikanischen Kulturen meist unabhängig. Mit großer Tatkraft wurden Zeremonialstätten, Skulpturen und Reliefs in Steinzeitmanier ohne Metallwerkzeuge – oft in sorgfältiger Abstimmung mit der Umgebung – geschaffen und ohne Lasttiere transportiert. Einzigartige Kunstwerke beweisen außerordentliche Gestaltungskraft und Kontakte – auch Übereinstimmungen – im Alten Mittel- und Südamerika: Köpfe: dynamische Kolossalköpfe der Olmeken mit Langohren, Ohrpflock und Haube, »Orejones« der Inka, elegante, vitale Langohrköpfe der Osterinsel mit großer, breiter Nase, für Indianer fremdartige ChachapoyaLehmköpfe, symbolische Götterköpfe in Copan, beseelte Stuckportraits in Palenque, Mensch-Jaguar-Götterköpfe in San Agustín, Mensch-JaguarSchlangenköpfe in Chavín, introvertierte Büsten in Tiahuanaco, Trophäenköpfe in Kolumbien, Cerro Sechín, Nazca, Cuelap, Tiahuanaco, Chichén Itzá. Statuen: Stein-, speziell Jadefiguren im Olmekenland, megalithische Standbilder in Teotihuacan, San Agustín, Manta-Region, auf der Osterinsel, symbolische Reliefs und Stelen der Olmeken und Maya, Reliefs von unerklärlichem religiösem Inhalt in Cerro Sechín, Tonfiguren in Oaxaca, 141
120 Palenque, Mexiko.
Relief eines Elefanten mit erhobenem Rüssel und mächtigem Kopfputz. Um 800 n. Chr.
der Totonaken, Huaxteken, Moche, in Valdivia und Chavín. Schlangen – und Jaguarbildwerke der Olmeken, auf Reliefs und als Jadefiguren der Maya, derTolteken und Azteken, in Chavín, San Agustín und Manta, der Moche und Nazca. Grabwächter in La Venta, Monte Albán und San Agustín. Pyramiden in La Venta, Tikal, Copán, Palenque, Uxmal, Cobá, Chichén Itzá, Tulum, Teotihuacan, Tenayuca, Tenochtitlan, Tula, Cempoala, Cerro Sechín, Sipán, Chan Chan, Moche und Nazca, abgeflacht als Ahu auf der Osterinsel. Kultstätten und Städte in La Venta, Tikal, Copán, Quirigua, Palenque, Uxmal, Chichén Itzá, Cobá, Tulum, Monte Albán, Teotihuacan, Tula, Tenochtitlan, Chavín, San Agustín, Tiahuanaco, Chan Chan, Cuzco, Machu Picchu, Bilderhandschriften in Mesoamerika, Goldschmiedewerke in Kolumbien und Costa Rica, der Chimu und Mixteken, Totengewänder in Paracas. Die Indianer züchteten viele, heute weit verbreitete Pflanzenarten und sicherten so die Ernährung dichtbesiedelter Regionen. Ihre Bedingungen waren optimal, denn die Artenvielfalt der Pflanzen ist weltweit am stärksten ausgeprägt in den Regenwäldern des Amazonas-Einzugsgebietes und entlang der Anden im Norden Südamerikas wie der Gebirge Mittelamerikas (W. Barthlott). Die maximale Biomannigfaltigkeit lässt die ertragreichen Bemühungen der Indios Südamerikas verstehen: Die Rohstoffe lagen vor der Tür! Die Ausbeutung des nutzbaren Bodens beschleunigte den Untergang der Olmeken- und Maya-Städte und von Teotihuacan. Bevölkerung und Erträge klafften auseinander. Unerprobte Methoden garantierten nicht die Ernährung der wachsenden Einwohner. Die Maya holzten die Wälder radikal ab, Nutzpflanzen und Unkraut nahmen zu, aber auch die Empfindlichkeit für Klimaschwankungen (T. P. Culbert in Eggebrecht und Grube). Die Umweltfolgen waren Erosion, Bodenversalzung, Versteppung und wuchernder Urwald. Weder die Ausdehnung von Sonderrechten auf größere Gruppen noch Kriegszüge mit Landraub konnten die Katastrophe 142
aufhalten. Dagegen erzielten die Inka auf den heute noch benutzten bewässerten Ackerterrassen, den Andenes, sogar im Hochgebirge ausreichende Ernten. Luxus und selbst ernannter göttlicher Status der Herrscher führten zur Überorganisation und schwächten die Azteken- und Inka-Reiche so stark, dass die spanische Eroberung erstaunlich rasch verlief. Fehlende Einsicht für Aufsichtspflichten und ökologische Zusammenhänge brachten der Osterinsel den Ruin, den 1888 nur die chilenische Besetzung beseitigen konnte. Für das Verlassen der Maya-Zentren werden noch Übervölkerung, Einfall fremder Nordvölker, Infektionskrankheiten, Aufstände der Untertanen und Machtkämpfe zwischen Tikal und Caracol erörtert. Merkwürdig ist, dass der Abzug zur gleichen Zeit stattfand wie die südamerikanischen Umwälzungen von der Moche- und der Nazca-Kultur zu Tiahuanaco. Waren geistig-religiöse Motive bestimmend? Zur Zeit bestehen gleiche verhängsnisvolle Entwicklungen mit Überproduktion, Bevölkerungszunahme und Ballung in Millionenstädten, mit
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121 Chichicastenango,
Guatemala. Quiché IndiaMädchen mit aparter farbenfroher Guatemala-Decke. Vögel, Pflanzen und Blumen drücken die Indio-Harmonie mit der Natur aus.
steigendem Lebensstandard, rücksichtsloser Vergeudung natürlicher Reserven wie Regenwälder und Wasser, Treibhauseffekt, Umweltbelastung, Ausrottung von Pflanzen- und Tierarten. Die Indianer benutzten das Brandrodungssystem umsichtig, heute wird es planlos auf extrem große Flächen ausgeweitet mit der Folge von riesigen, unlöschbaren Flächenbränden und dem Verlust enormer Urwaldbestände. Die Gegenwart sollte das indianische Umweltbewusstsein, den vorsichtigen Umgang mit der Natur zum Vorbild nehmen. Trotz vieler Eigenheiten bestimmten im Alten Lateinamerika wechselseitige Kontakte das Kulturgeschehen stärker, als es bisher dokumentiert ist. Wie eine Kette reihen sich kulturelle Verbindungen von Mittel- nach Südamerika und umgekehrt aneinander : - Megalithköpfe und Riesenstatuen der Olmeken, in Copán, Teotihuacan, Chavín, Cerro Sechín, San Agustín, Tiahuanaco und der Osterinsel. - Schlangen- und Jaguargottheiten in ganz Lateinamerika. - Symbole von Jaguar, Schlange, Adler (in Südamerika auch Kondor). - Mensch-tiergestaltete Grabmonumente der Olmeken und in Chavín wie San Agustín. - Trophäenköpfe in Kolumbien, Peru, Bolivien und Yucatan. - Identische Götterbilder in Chavín und Belize. - Maya-Figuren in Kolumbien und Ecuador, olmekoide Chorrera- und Tiahuanaco-Figuren. - Pyramiden in Mesoamerika und Peru, als Ahu auf der Osterinsel. - Präkolumbianische Goldschmiedekunst in Costa Rica und bei den Mixteken. - Geometrische Ornamentik in Uxmal, Mitla, Chavín, Nord-Ecuador, Tierradentro, bei den Mixteken und Inka. - Inka-Mauern in Cuzco und auf der Osterinsel.
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Zu unterscheiden sind bei den Megalithköpfen: Olmekenköpfe mit vitalem, kraftvollem Ausdruck, greisenhafte Götterköpfe in Copán und Teotihuacan, Jaguarprägung der Olmeken, in Chavín und San Agustín, starre Tiahuanaco-Köpfe, lebendige, manchmal arrogante Osterinsel-Köpfe.
Langohren finden sich bei den Olmeken, in Copán, bei den Moche, Inka und Osterinsulanern, Kopfhauben (Ballspieler-Helme?) bei den Olmeken, in Ecuador und Tiahuanaco, große Nasen bei den Maya, Inka, Chachapoya und Osterinselfiguren, Barte bei den Olmeken (Abb. 21), den Maya (Abb. 12 und 55), Copán (Abb. 31), Quirigua und bei den Osterinsulanern. 144
Verwandte Physiognomien zeigen die Chachapoya- Grabstatuen in Peru und die Osterinsel-Giganten. Existierte ein aus Europa stammender Volksstamm in Peru und auf der Osterinsel? Der Verdacht liegt nahe, doch fehlen Beweise. Ungeklärt ist der geometrische heilige Dekor Lateinamerikas auf der Keramik der Mixteken, in Chavín (Abb. 105) und Carchi, an Plastiken in Teotihuacan (Abb. 62) und San Agustín, an Kult- und Palastbauten in Uxmal (Abb. 13), Mitla (Abb. 69) und Tierradentro. Abstraktion, auf das Wesentliche beschränkte Aussage, findet sich an Skulpturen in San Agustín (Abb. 94), an Goldwerken im Cauca-Bereich (Abb. 97) und Tairona, an Keramik der Inka, Nazca und Huari. In Alt-Amerika war ein Spezifikum der Indios das aus Ostasien (Mongolei?) überlieferte, heute noch vielfach geübte Schamanentum. Die Indios fühlten sich den Naturgewalten ausgeliefert und baten die Götter um Hilfe. Priesterfürsten suchten in Ekstase durch Trance, Kasteiung oder Drogen den Kontakt mit überirdischen Mächten: Beispiele sind Maya-Relief (Abb. 11), Visionsschlange (Abb. 26), Jaguar-Überich der Olmeken (Abb. 4) und in San Agustín (Abb. 91), Mensch-Schlangen-Verbindung in La Venta (Abb. 20) und Glichen Itzá (Abb. 46 und 48), übernatürliche Wesen in San Agustín (Abb. 93 und 94), Tier-Menschenkopf in Chavín (Abb. 102), magische Wesen auf Nazca-Gefäßen (Abb. 113). Den Totenkult übten die Indianer seit Urzeiten aus. Ahnenverehrung und Glauben an ein Dasein nach dem Tode waren der Grund für Grabbeigaben von zahllosen ein- oder vielfarbigen Tongefäßen neben den Toten. Dem Totenkult dienten der Todesgottaltar in Copán, Steinmasken in Teotihuacan (Abb 63 und 64), die Todesgöttin der Azteken (Abb. 10), der dualistische Basaltkopf (Abb. 8) sowie die Tonfiguren der im Kindbett Gestorbenen (Abb. 77) und des lächelnden Todesgottes (Abb. 78), in Paracas die Mantos (Abb. 104) und in Kolumbien Goldmasken. Grabstätten finden sich in Felsenhöhlen, Krypten, Schächten oder auf Terrassen (Abb. 95). Grabmäler sind die Pyramide I inTikal (Abb. 3), die Krypta der Pyramide der Inschriften von Palenque (Abb. 37), das Grab Nr. 7 in Monte Albän, Felsengräber in Tierradentro, Schachtgräber mit und ohne Seitenkammern von Westmexiko bis Peru und der Schlangenmound in Ohio. San Agustín war heiliger Ort zur Götterverehrung, die Totenkult-Bildwerke waren dort Götter, Säulenträger (Karyatiden) oder Grabwächter (Abb. 90) wie bei den Olmeken. Monumental gestalteten die Olmeken Zeremonialplätze, Pyramiden und Riesenköpfe. Ihnen folgten die Maya mit Pyramiden, Tempeln, Palastanlagen, Stelen und Altären. Ebenso wurden in Teotihuacan riesige Pyramiden und Kolossalfiguren (Abb. 59, 60 und 9) geschaffen, in Monte Albán Paläste, Treppen (Abb. 65) und der Ballspielplatz (Abb. 66), in EI Tajín die Nischenpyramide. In Südamerika stehen Kultplätze und Pyrami145
den, die rätselhaften Megalithskulpturen von San Agustín, die fugenlosen Inka-Mauern (Abb. 108) aus polygonal geschliffenen Quadern und die Osterinsel-Giganten (Abb. 115), die der indianischen Leidenschaft für gewaltige Bild- und Bauwerke entsprechen. Die »steinbesessenen« Indianer von Mittel- und Südamerika glaubten an die Verwandlung des Menschen in Fels, an die Behausung der Berge durch mythische Wesen. Für Nachtigall (1958) sind die Megalithkulturen »die größte einheitliche Leistung der amerikanischen Indianer.« Denkbar, aber nicht bewiesen sind nautisch-kulturelle Kontakte mit der Alten Welt bezüglich Astronomie, Mythologie und Schrift. Die Atlantikpassage von Thor Heyerdahl mit einem Schilfboot 1970 stützt den vermuteten Kulturtransfer der Stufenpyramide als Bindeglied zwischen Himmel und Erde aus Ägypten über Sizilien und Chacona in Teneriffa, eine autonome Entwicklung erscheint fraglich. Aufregend ist das Palenque-Relief eines Elefanten mit erhobenem Rüssel (Abb. 120), nach einem Vorbild aus Südostasien. In Amerika gab es auch im Alterum keine Elefanten, dennoch finden sich Elefantendarstellungen auch in Copán und auf Bilderhandschriften (C. W. Ceram, 1967). Über Jahrtausende blieb die Sensibilität für Materialien, Formen und Natur bestehen. Leitmotiv war das Ordnungsstreben im bedrohlichen Dasein, bestimmend waren Mythos und Magie. Kunstwerke umspannen den weiten Horizont, Köpfe, Schlangen, Pyramiden sind typische Sinnbilder. »Findet in Einem die Vielen, empfindet die Vielen wie Einen und Ihr habt den Beginn, habet das Ende der Kunst« (Bakis – J.W. von Goethe). Die Vergangenheit darf die heutigen Lateinamerikaner, ihre Leistungen und ihre wirtschaftspolitischen Probleme (J.-C. Spahni und Mitarb.) nicht verdrängen. Darum beendet das freundliche Maya-Mädchen aus Chichicastenango mit der aparten Decke (Abb. 121) die Bilderreihe. Kulturgeschichte und Toleranz für indianische Lebensart überwinden Gegensätze zwischen Bewohnern und Besuchern. Am Ende des Buches soll Alexander von Humboldt, überragender Entdecker und Naturforscher in Lateinamerika von 1799 bis 1804 stehen: »Die gefährlichste Weltanschauung kommt von den Leuten, die die Welt nie angeschaut haben« und: »Wahrheitsliebe und umfassendes Denken kennzeichnen den Forscher«. So mag der Besucher unbefangen Lateinamerika und die Osterinsel ansehen, nicht alles als verbürgt, nicht jede Meinung als fundiert übernehmen, sondern selbst nach dem Ursprung, nach dem Verbindenden suchen. Wenn er die vielfältigen Landschaften, die Menschen mit ihren Traditionen, die beispiellosen Schöpfungen als imponierende Teile einer Einheit erlebt, wird er reich an Eindrücken, Erfahrungen und Einsichten zurückkehren. 146
ANHANG
GLOSSAR
Aclla Huasi (Quechua). Haus der erwählten Frauen
Bleiglanzkeramik. Terrakotta Mesoamerikas mit
der Inka, der Sonnenjungfrauen.
glasiertem Aussehen durch den Bleigehalt. In der
Adobe. An der Sonne getrockneter Lehmziegel.
frühen Postklassik Massenherstellung, verbreitet an der
Affixe. Kleinere Hieroglyphen der Maya-Schrift, seitlich
Pazifikküse von Guatemala und Chiapas.
dem Hauptzeichen angefügt.
Bogotá. Hauptstadt von Kolumbien in 2 650 m Höhe.
Ahaw. König, Fürst, Herrscher der Maya.
Museo del Oro, Banco de la República, mit grandiosen
Ahu. Offene Tempelanlage, Bildnisplattform auf der
Goldschmiedewerken.
Osterinsel.
Bonampak. 130 km südöstlich Palenque gelegenes Zere-
Altiplano. Bolivianische Hochebene südlich des
monial- und Herrschaftszentrum. Wandmalereien in
Titicaca-Sees in 3000 bis 4500 m Höhe.
drei Kammern eines Tempels, Kopien in Mexiko-Stadt.
Altun Ha. Maya-Handelsstadt 50 km nördlich Belize-
Brasero. Steinerne oder tönerne Gefäße zum Abbrenen
Stadt aus dem Klassikum. Im »Tempel des gemauerten
von Copalharz.
Altars« 4 kg schwerer Jadekopf gefunden. Zahlreiche
Campeche. Bundesstaat Mexikos, kulturelles Zentrum
Gebäude- und Gräberruinen.
der Maya.
Antigua. Hauptstadt des spanischen Guatemala, 1530 m
Cempoala. Totonakisch, Postklassikum. 44 km nördlich
hoch. 1773 durch Erdbeben zerstört. Wenig beschädigt
Veracruz. Von Mauern umgebene, mit Zinnen bewehrte
La Merced, stark zerstört die Kathedrale. Universität
Kultzentren. Große Pyramide, Tempel der Kamine.
San Carlos im Mudejarstil, jetzt Museum.
Cenote. Kreisförmige, brunnenartige, unterschiedlich
Aryballos. Inka-Amphore mit spitzem Boden für
große Wasserlöcher, entstanden durch das Einbrechen
Flüssigkeiten.
unterirdischer Höhlen. Die Schüsseldolinen waren
Atlatl. Speerschleuder.
ganzjährige Wasserquellen und Standorte für die Maya-
Aymarä. Bevölkerung am Titicacasee.
Städte in Yucatan.
Azteken. »Leute aus Aztlan«. Kriegerischer,
Cerro Sechín. Kultur vor Chavín im Río Sechín-Tal
Nahuatl sprechender, nach 1168 aus dem Norden
mit kriegerischem Gepräge. Pyramidaler Tempelkom-
Mexikos kommender Volksstamm, dessen Reich sich
plex aus Adobe, Terrassen, monumentale Steinreliefs mit
mit der Hauptstadt Tenochtitlan ab etwa 1325 bis
Prozessionen von Priestern, Kriegern und ihren Opfern.
zur spanischen Erobereung 1521 auf fast ganz Mexiko
2. Jahrtausend v. Chr.
ausdehnte.
Chac. Gott des Regens, Cha Xib Chac und Chac Tlaloc
Baktun. Phase des Maya-Kalenders von 400 Jahren
Prototyp bei den Maya, Tohil der Quiche-Maya, Taji'n
(tun) zu je 360 Tagen.
derTotonaken, Cocijo der Zapoteken.
Balche. Zeremonialgetränk der Maya in Yucatan aus
Chachapoya. Volksstamm der Aniazonasregion von
vergorenem Honig und der Rinde des Balchebaumes.
Nordperu, 800-1500 n. Chr. , groß, hellhäutig, blond.
Ballspiel. Kultisches Mannschaftsspiel in Mesoamerika
Über den Amazonas eingewanderte Kelten oder Phöni-
seit der Präklassik mit Nachbildung des Sonnenlaufes
zier? Festung Cuelap in 3 000 m Höhe mit Mauern,
am Firmament.
runden Wohnhäusern. Felskammern, Trophäenköpfen,
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Lehm-Strohfiguren mit ähnlicher Physiognomie wie die
Norden Mexikos. Sieg über dieTolteken im 12. und
Osterinsel-Langohrenköpfe. Die Inkaließen Chacha-
13. Jahrhundert. Stadt Texcoco, mit Tenochtitlan
poya-Frauen entführen und in das Aclla Huasi in Cuzco
Mittelpunkt von Kunst und Kultur.
bringen.
Chicle. Saft des Sapodilla-Baumes (Achras zapotea),
Chacmool. »Roter Jaguar«, Bezeichnung für Skulpturen
der zu Kaugummi verarbeitet wird.
von halb liegenden, lebensgroßen (toltekischen) Krie-
Chimú. Kultur in Nord-Peru zur Zeit der
gern.
»Städtebauer« mit dem Zentrum Chan-Chan,
Chan Chan. Ruinenstätte nördlich von Trujillo/Nord-
1000 –1450 n. Chr. Sprache Mochica.
peru. Chimuhauptstadt mit rechteckigen Vierteln. Ado-
Chinampa (Nahuatl). Künstliche Inseln in Süßwasser-
be-Stufenpyramiden mit Reliefbändern von
seen aus Schichten von Pflanzen und Seeschlamm,
Rhomben, Fischen und Wasservögeln.
getrennt durch Kanäle.
Chavín. Älteste Hochkultur in Peru, iooo bis
Chorrera-Kultur. 1500 – 500 v. Chr. in Süd-Ecuador
200 v. Chr. Kultstätte in 3 170 m Höhe nahe
und Nord-Peru. Fein polierte Keramik mit irisierender
Chavín de Huántar an einem Nebenfluß des Río
Farbgebung. Figuren meist nackt. Austausch mit
Marañón. Keine Vor- oder Frühformen. Gottheiten
Mittelamerika.
einer Raubkatze (Jaguar oder Puma) mit drei Klauen,
Chullpa. Grabbau im Titicaca-Gebiet, bestehend aus
Kondor und Schlange. Kultische Ausbreitung
einer Grabkammer und darüber errichtetem Steinbau.
über Peru und Bolivien. Kugelige grau-schwarze
Coa. Hölzerner, spatenartig verbreiterter Grabstock in
Gefäße mit Steigbügelausguss, Noppen oder punktför-
Mexiko.
migen Eindrücken. Formale Abstraktion, geometrischer
Coatlicue. »Die mit dem Schlangenrock«, aztekische
und kurviger Dekor. Steinköpfe in Form von Monstern.
Erdgöttin für den Pflanzenwuchs und Todesgöttin, die
Chenes. Architekturstil im Norden von Campeche/
alles Lebendige und die untergehenden Himmelskörper
Yucatan mit Gestaltung des Palasteinganges als großen
verschlingt.
S chlange n r ach e n.
Coba. Ausgedehnte Wallfahrts- und Verwaltungsstadt
Chiapas. Mexikanischer Bundesstaat an der Grenze zu
im Dschungel von Quintana Roo.
Guatemala bis zur Pazifikküste. Klassische Maya-Kultur
Codizes. Altmexikanische Bücher mit magisch-
mit Palenque und Yaxchilän am Río Usumacinta.
religiösem Inhalt aus Rindenbastpapier, mit
Chichén Itzá. Maya-toltekisches Zeremonialzentrum
Gipsschicht grundiert und bemalt, leporelloartig zu-
120 km östlich Merida. Spät- und Postklassik. Pyramide
sammengefaltet.
El Castillo mit 24 m Höhe über einem älteren Tempel.
Comal (Nahuatl). Großer, flacher Tonteller mit aufge-
Großer Ballspielplatz mit zwei Tempeln (Jaguartempel),
bogenem Rand zur Herstellung von Tortillas.
Kriegertempel, Tzompantli, La Iglesia (Puuc-Tempel),
Conquista. Eroberung.
El Caracol.
Copal. Harz von tropischen Bäumen, in Mesoamerika
Chichicastenango. Ort der Quiche-Maya in
als Ball geformt wie Weihrauch verbrannt.
2140 m Höhe. Marktplatz mit den Kirchen Santo Tomas
Copán. Honduras. Erstrangiger Fundort, Maya-Klassi-
und El Calvario. 1690 im Dominikanerkloster das 1530
kum. Harmonisch gegliederte Baukomplexe auf Platt-
in Quiché-Sprache geschriebene Popol Vuh
formen über dem Río Copán. Vollplastische Stelen und
gefunden.
Altäre. Ballspielplatz, Hieroglyphentreppe, Akropolis
Chichimeken. Ursprünglich »Leute, die nur
mit Tempeln, Höfen, Skulpturen.
chi chi chi sagen«, später Ehrenname mit Hinweis
Cresteria. Dachaufsatz (Dachkamm) in Form einer
auf adlige Vorfahren. Aztekisch »Barbaren«, Bezeichnung
durchbrochenen Mauer auf Tempel- und Palastbauten
für alle Nomaden- und Jägerstämme im
der Maya.
148
Cuzco (Nabel). Politisches, kulturelles und religiöses In-
Hieroglyphe, vgl. Glyphe.
ka-Zentrum in 3410 m Höhe. Enge, geradlinige, gepfla-
Hochob. Zeremonialzentrum in Campeche, Mexiko,
sterte Straßen. Vier Stadtteile. Gigantische Inka-Mauern
mit großartig dekorierter Fassade des Haupttempels.
als Gebäudefundamente. Plaza de Armas. Kathedrale.
Eingang als Reptilrachen gestaltet. Chenes-Stil.
Bilder der »Schule von Cuzco«. Oberhalb Inka-Festung
Huaqueros. Grabräuber oder –plünderer.
Sacsayhuamán.
Huari. Ummauerte Stadt bei Ayacucho nahe der
Ehecatl. Herr der Winde, Erscheinung des Quetzalcóatl
Küste von Peru. Folgekultur von Tiahuanaco und
als Fruchtbarkeitsgott mit spitzem Hut und schnabelför-
Nazca. Polychrome Malerei auf großen Gefäßen
miger Nase.
und Krügen mit Menschengesichtern und mythischen
Eklipseschlange. Für die Maya Sonnenbahn am Fix-
Wesen, Doppelausgüsse, applizierte Tonfiguren auf den
sternhimmel. Oft doppelköpfig von Herrschern in den
Gefäßen.
Händen gehalten.
Huaxteken. Nördliche Golfküste, ursprünglicher Maya-
El Tajín. Huaxtekische oder frühe totonakische Kultur
Stamm mit Abtrennung von der Maya-Sprachfamilie
im 6. – 8. Jahrhundert an der Ostküste Mexikos.
um die Zeitenwende.
Nischenpyramide, Ballspielplätze, Paläste mit Stufen-
Huipil. Bekleidung der Maya-Indias bis heute:
mäander, Tablero-Talud.
Lange Stoffbahn mit mittlerer Öffnung für den
Emblemglyphe. Titel für Herrscher als »Göttliche
Kopf und reicher Stickerei an den Seiten und am
Könige« über ein bestimmtes Gebiet.
Saum, jetzt oft Bluse zu einem Unterrock.
Esmeraldas. Küstenprovinz in Nord-Ecuador. Präko-
Ica. Fundstätte in Süd-Peru. Protoinkaische
lumbische Kultur in Verbindung mit Südkolumbien.
Kultur. Keramik mit Vogelfigurenmalerei,
Fardo. Mumienbündel in Peru mit Beigaben aus Stoff
1000 – 1450 n. Chr.
oder Pflanzenfasern.
Inka. Panperuanisches Reich mit der Hauptstadt
Fine Orange. Unbemalte Keramik mit typischer
Cuzco. Kultur unterteilt in protoinkaische,
Orangefarbe, in Teotihuacan mit Modeln geformt,
1000 – 1450 n. Chr. und imperiale Periode, 1450 – 1532.
während der Endklassik auch im Maya-Tiefland.
Inti. Sonne beziehungsweise Sonnengott,
Geldaxt. In Ecuador Kupferblech als Tauschmittel.
Hauptgottheit der Inka.
Glyphe (Hieroglyphe). Einzelzeichen einer Bilder-
Intihuatana. Sonnenuhr beziehungsweise
schrift, ideographisch den Wortinhalt, phonographisch
Opferaltar der Inka.
den Wortlaut schreibend.
Iquitos. Hauptstadt Departemento Loreto, 200 km
Golfküste. Ostküste Mexikos mit sumpfigen Tälern
unterhalb des Zusammenflusses des Río Ucayali und
und angrenzendem Bergland der heutigen Staaten
des Río Marafiön zum Amazonas.
Veracruz bis Tabasco. Hohe künstlerische und
Isla Cozumel. Insel vor der Ostküste Yucatáns. Maya
kulturelle Entwicklungsstufe: Olmeken, Totonaken,
Postklassikum. Einst Wallfahrtsort der Mondgöttin
reger Austausch mit Teotihuacan.
Ix Chei.
Guatavita. Dorf in Mittelkolumbien. In der Laguna
Itzá. Toltekischer Kriegerstamm in Chichén Itzá und
de Guatavita soll sich die Frau eines Muiscafürsten mit
Mayapán. Nach dem Fall von Chichén Itzá unabhängig
ihrem Kind ertränkt haben. Auf dem See Goldopfer
bis 1697 in Tayasal am Peten-Itza-See, heute dort die
des »El Dorado«.
Stadt Flores Peten.
Haab. Maya-Sonnenjahr in 18 Monaten zu je 20 Tagen
Jade. Sammelname für Nephrit, Jadeit, jadeähnliche
und 5 Tagen Jahresendperiode.
Mineralien, auch »Grünstein« für grüne und grünliche
Hacha. Spanisch: Axt. Steinklinge (Fixpunkt) beim
Steine. Jade galt als besonders wertvoll und wurde zu
Ballspiel in der Taji'n-Kultur.
profanen und kultischen Schmuckstücken verarbeitet.
149
Jaina. Insel vor der Küste von Campeche. Zahlreiche
La Paz. Hauptstadt Boliviens, 3 660 m hoch in einem
aus Gräbern geborgene, ungewöhnlich qualitätsvolle
Kessel gelegen, bis 460 m unterhalb des Altiplano mit
Tonfiguren. Spätklassik.
dem Titicacasee. Barocke Basilica Menor de San
Jalapa. Hauptstadt des Staates Veracruz in 1450 m Höhe.
Francisco.
Vorzügliches archäologisches Museum mit Olmekenund
La Tolita. Insel im Río Santiago, Nord-Ecuador. Von
Totonakenkunst. Universidad Veracruzana.
500 v. Chr. bis 500 n. Chr. Tonfiguren stilistisch den
Joch. Steinskulpturen in Hufeisenform in Verbindung
mittelamerikanischen verwandt. Einwanderer? Auch
mit dem Ballspiel, häufig reliefiert.
Car as -Maya- Kultur benannt.
Kabah. Yucatán. 20 km südöstlich Uxmal. Maya,
La Venta. Zeremonialzentrum der Olmeken auf einer
Spätklassikum. Paläste mit Regengottmasken.
Insel des Río Tonalä im Staate Tabasco/Mexiko. Kolos-
Triumphbogen am Stadtrand.
salköpfe und Skulpturen in Villahermosa und Mexiko-
Kakao. Bei den Olmeken festliches Getränk, bei den
Stadt.
Maya (Kakaw) fürstlicher Trank.
Machu Picchu. Mit der Schmalspurbahn 120 km von
Kalasasaya. Aus aufrechten Monolithen gebildeter
Cuzco, Station Puente Ruinas. Inka-Bergfestung 2360 m
Raum, s. Tiahuanaco.
hoch. Terrassiert, Zyklopen-Mauern, gut erhalten.
Kaminaljuyú. In Guatemala-Stadt gelegene archäologi-
Mano. Handreibstein zum Zermahlen von Nahrungs-
sche Zone mit Pyramiden und Ballspielplätzen. Proto-
mitteln (Mais).
Maya undTeorihuacan.
Mapuche. Sprache und Araukaner-Indianerbevölkerung
Katun. Maya-Zeiteinheit von 20 Jahren zu 360 Tagen,
in Mittelchile. Letzter Aufstand 1881.
wichtig für Prophezeiungen.
Mascapaica. Stirnband der Inka-Herrscher.
Kero. Hoher Krug oder Becher mit nach außen ge-
Maya. Alle Völker mit der Maya-Sprache zwischen
schwungener Wandung aus Ton oder Holz, Dekor in
Atlantik und Pazifik, von der Halbinsel Yucatan bis
lebhaften Farben.
Guatemala und Honduras. Glänzende Hochkultur mit
Kin. Ein Tag des Maya-Kalenders.
Klassik ab dem 3. Jahrhundert im Peten, ausgedehnt
Kolonialzeit. Spanisch-portugiesische Epoche nach der
nach Norden, Süden und Südosten. Außerordentliche
Eroberung, Ende mit den Befreiungskriegen um 1810.
Architektur, Skulpturen, Stelen, Glyphenschrift, Astro-
Kraggewölbe. Gewölbe aus vorkragenden Steinlagen,
nomie, Mathematik und Chronologie. Ende der Klassik
mit Steinplatte (Deckstein) abgeschlossen. Kennzeichen
im 9. Jahrhundert, Renaissance in Yucatan mit tolteki-
der klassischen Architektur Mesoamerikas. Auch als
schem Einfluss Ende des 10. Jahrhunderts. Eroberung
Scheingewölbe oder falsches Gewölbe bezeichnet.
von Yucatan durch die Spanier 1541.
Kukulkan. Maya-Übersetzung des Nahua-Namens
Mayapán. Festungsstadt vom 13. bis 15. Jahrhundert.
Quetzalcóatl »Gefiederte Schlange«.
Zerfallstendenzen in einem Reich, das im Bürgerkrieg
Lambayeque. Fürstentum um 1000 n. Chr. in Nord-
endete.
Peru. Schwarze Tonwaren, Gefäße mit spitzkonischen
Metate. Reibstein, zusammen mit dem Mano beim Zer-
Ausgüssen und mit Model gearbeitetem Dekor. Hervor-
mahlen der eingeweichten Maisköner zu Tortillas be-
ragende Gold- und Silberarbeiten. Brüning-Museum
nutzt.
mit den Funden von Sipán.
Mexiko-Stadt. Hauptstadt in 2 250 m Höhe. Ehemals
Lange Zählung. Long Count. Zählung aller Tage seit
Tenochtitlan der Azteken mit Pyramiden auf dem Zocalo
Erschaffung der Welt, Nullpunkt des Maya-Kalenders,
im Zentrum. Jardines flotantes in Xochimilco. Groß-
Korrelation mit dem christlichen Kalender schwierig,
artiges anthropologisches Museum.
wohl 6. September 3114 v. Chr. Bereits bei den Olmeken,
Milpa. Durch Brandrodung gewonnene Fläche zum
später überall in Mesoamerika üblich.
Anbau von Mais, Bohnen, Kürbissen und Chili.
150
Mitla. Einst Totenstadt det Zapoteken und Mixteken.
der Spätphase Abstrahierung und Realistik ohne religiö-
Spätklassikum. Neben verschiedenen Gebäudegruppen
sen Inhalt. – Riesige Scharrfiguren mit astronomischer
der einzigartige Säulenpalast mit geometrischen Orna-
Ausrichtung.
menten aus etwa 100 000 äußerst präzise zusammenge-
Oaxaca. Bundesstaat mit der gleichnamigen
setzten Steinen.
Hauptstadt im Süden Mexikos. Monte Albán
Mixteken. »Das Volk aus dem Wolkenland« (Aztekisch).
und Mitla als Kultstätten der Zapoteken, 500
Südmexikanischer Stamm in Oaxaca, von den Azteken
v. Chr. bis 1000 n. Chr., und der Mixteken,
beherrscht, berühmt wegen der kiinsthandwerklichen
11. bis 15. Jahrhundert n. Chr.
Fälligkeiten in der Goldschmiedekunst, in Ziselierung,
Obsidian. Dunkelfarbiges vulkanisches Glas, zur Her-
Keramik, Buchmalerei.
stellung von Werkzeugen benutzt, auch zu Schmuck-
Moai. Megalithische Büste (Steinskulptur) auf der
stücken verarbeitet.
Osterinsel.
Olmeken. (Volk des Kautschuks, Azteken). Stamm mit
Moche. Entwickelt aus dem Küsten-Chavín. Lehmzie-
der I.Hoch kultur in Mexiko. Zentren in La Venta, Tres
gelpyramiden (Huacas) der Sonne und des Mondes im
Zapotes, Cerro de las Mesas. Einfluss auf das Zentral-
Moche-Tal. Großartige Gefäßplastik und -maierei als
plateau (Tlaltico) und Oaxaca. Rätselhafter Ursprung
»Bilderschrift in Ton« vom täglichen Leben, von der
und Niedergang. 1500 – 300 v. Chr.
Umwelt und Religion, Portraits von mongohd, negrid
Opferkisten. Kammern für Opfergaben an Stelen
oder europid erscheinenden Personen, Kranken und
oder bestimmten Plätzen von Tempelpyramiden.
Kriegern auf den Gefäßen. 200 v. Chr. bis 700 n. Chr.
Orejera. Am Ohrläppchen befestigte Ohrscheiben.
Moctezuma II. 1467 -1520. Großer Sprecher (Kaiser)
Palenque. Herrschaftszentrum 150 km südöstlich
des Aztekenreiches. Beschwichtigungspolitik gegenüber
Villahermosa. Tempel- und Palastbauten mit Mansard-
Cortés und den Spaniern, vom eigenen Volk getötet (?).
dächern auf Plattformen, Stuck- und Steinreliefs.
Monte Albán. Zapoteken-Zeremonialzentrum 6 km
Grabkammer im Tempel der Inschriften.
südwestlich Oaxaca. Klassikum. Tempel, zum Teil aus
Palma. Ähnlich Palmblättern gestaltete Steinskulpturen
der Olmekenzeit, breite Treppen, Ballspielplatz. Gräber
für das rituelle Ballspiel.
an den Berghängen aus der mixtekischen Spätphase.
Paracas Peninsula. Altperuanische Begräbnisstätten.
Nahua. Aus dem Norden stammendes, großwüchsiges,
Leichen in Hockstellung, mit Mantos (Leichentüchern)
langschädeliges Volk, zu dem die Tolteken gehörten,
umwickelt. Museum. Ältere Paracas Cavernas (in Fels
beherrschte vor den Azteken das mexikanische
gehauene Kammern), jüngere Paracas Necropolis
Hochplateau.
(mauerumgebene Gräber).
Nahuatl. Sprache der Tolteken und Azteken, verwandt
Peten. Departement im Norden Guatemalas. Tikal
mit den Sprachen der nordamerikanischen Stämme,
und Uaxactún. Heute ungesundes Urwaldgebiet. Lago
gelangte im 15. und 16. Jahrhundert durch die Erobe-
Peten Itzá mit Flores am Südufer. Maya-Präklassik
rungen der Azteken bis Nicaragua.
und Klassik ab 3. Jahrhundert v. Chr.
Nariguera. Nasenschmuck der Oberschicht, befestigt
Piru. Wasserlauf in Südkolumbien, der später als
am Nasenknochen.
»Peru« das Inkareich bezeichnete.
Nazca. Fünf Stilphasen von der Zeitenwende bis 800.
Popol Vuh. »Buch des Rates«, Geschichte der Dynastien
Kräftiger Farbauftrag, Vogel-Mensch-Mischwesen,
und Mythen der Quiche-Maya in lateinischer Schrift,
Mundmaske mit Ausläufern um die Augen. Kugelgefäß-
gefunden in Chichicastenango.
Keramik mit zwei Ausgüssen, flache Schalen. Wale mit
Poporo. Behälter der Quimbaya für Kalk, den man mit
menschlichen Gliedmaßen, Trophäenköpfe, Gottunge-
Kokablättern mischte, um die berauschende Wirkung
heuer mit herausgestreckter, oft verformter Zunge. In
zu intensivieren.
151
Pulque. Berauschendes Getränk aus Agavensaft.
Radiocarbon-Datierung. Im Laufe des Lebens
Puna. Höchste Zone des peruanischen Altiplano, mit
nehmen Organismen Kohlendioxid und prozentual
Gras bewachsen, halb wüstenartig, 3 000 bis 5 000 m
gleiche Mengen Kohlenstoff 14 (Halbwertzeit 5 730
hoch.
Jahre) auf. Nach dem Tode Zerfall des radioaktiven
Puuc. Maya-Baustil, benannt nach einer Hügelkette im
C-14. Nützlich für die Datierung von Holz, Vegetabi-
Nordwesten von Yucatán.
lien, Knochen, Haaren, Speiseresten, Öl, Kalkablage-
Quechua. Bewohner der peruanischen Puna, bildeten
rungen. Fehlerquellen sind Schwankungen der kosmi-
den ethnischen und linguistischen Kern des Inka-Rei-
schen Strahlung, wechselnde Richtung und Intensität
ches. Seit 1875 zusammen mit Spanisch offizielle Landes-
des Erdmagnetismus.
sprache in Peru. Heute noch Sprache von 8 Millionen
Sacbé. »Weißer Weg«, Maya-Straße. Langer, gerade ver-
Indios in Peru, Bolivien, Ecuador und Chile.
laufender, mit Kalkgestein aufgeschütteter Dammweg.
Quechquemitl. Ponchoartiger Überwurf, India-Tracht.
Prozessions- oder Handelsstraße?
Quetzal. Fast ausgestorbener Vogel in Guatemala und
San Agustín. Ehemaliges Missionsdorf in 1800 m Höhe.
Südmexiko mit begehrten grünen Schwanzfedern für
Museum, Bosque Arqueológico (Freilichtmuseum) und
die Kleidung des Adels.
archäologischer Park. Monolithische Skulpturen in
Quetzalcóatl. Sternhimmelgott, Welt- und Menschen-
Grabhügeln, Höhlentempeln oder Steinkammern. Im
schöpfer, Spender der Lebensmittel. Symbol: gefiederte
Umkreis von 25 km weitere Grabstätten.
Schlange. Windgott Ehecatl mit Kegelhut und Schna-
Santiago de Chile. Hauptstadt Chiles in 570 m Höhe.
belnase. In der Mythologie der Azteken verbannter, de-
Museo de Bellas Artes, Kirche San Francisco, archäologi-
gradierter Gott, der in Zukunft zurückkehren wird. –
sches Museum.
Herrschername der Tolteken nach ihrem ersten, vergött-
Sapa Inka. »Einziger« oder »höchster Inka« , Titel des
lichten Priesterkönig, gleichgesetzt mit Venus als Mor-
einzigen, höchten Herrschers.
genstern.
Schädelverformung. Langgezogene Kopfform durch
Quiche. Maya-Stamm im Hochland Guatemalas mit
Brettereinbindung im Säuglingsalter, Schönheitsideal
mäßig entfalteter Kultur, toltekischer Einfluss ab dem
bei den Maya, in Ecuador und Peru.
13. Jahrhundert n. Chr. Kosmologisch-mythologisches
Schamanismus. Religiöse Vorstellung, dass berufene
Buch Popol Vuh.
Menschen durch besondere Riten mit dem Jenseits
Quipu. Knotenschnüre zu statistischen Zwecken für
Verbindung aufnehmen können.
die Beamten und Organisatoren des Inka-Reiches:
Sipán. Pyramidenförmige Königsgräber auf einem
Einwohnerzahl, gegliedert nach Geschlecht und Alter,
Grabungsareal nahe Lambayeque mit einer Fülle von
Besitz an Boden und Vieh, Abgaben und Zuwendun-
Schmuckstücken aus Gold, Silber, Kupfer, Lapislazuli.
gen, Gliederung des Heeres, Leistungen des Einzelnen
Frühe Moche-Zek 100 – 300 n. Chr.
für öffentliche Arbeiten, Inhalt der Vorratshäuser.
Steigbügelhenkel. Typischer Moche-Gefäßhenkel mit
Zahlen nach dem Dezimalsystem durch Knoten
aufgesetztem zylindrischen Ausguss.
auf den Schnüren mit festem Stellenwert
Stele. In den Boden eingelassener steinerner Reliefpfeiler
festgehalten.
mit dem Portrait eines Fürsten und biographischen In-
Quirigua. Kultstätte im Motagua-Flusstal.
schriften. Für die Maya beseeltes Objekt »Baum-Stein«.
Maya-Spätklassikum. Stelen und Monolithen
Stuck. Masse aus gebranntem Kalk, Kalkstein
mit Darstellung zoomorpher Ungeheuer.
oder Muscheln, für den Dekor von Gebäuden
Quito. Hauptstadt von Ecuador in 2850 m Höhe.
und Höfen. Oft mehrere Schichten übereinander.
Kirchen La Compania, San Francisco, La Merced.
Im Maya-Gebiet feine Stuckreliefs,
»Schule von Quito«.
z.B. in Palenque.
152
Tablero-Talud. Grundform mesoamerikanischer
Tikal. Maya-Tempelstadt im Peten, rund 3000 Bauten
Fassadengestaltung mit senkrechtem, reliefge-
auf 16 qkm. 600 v. Chr. – 900 n. Chr. Pyramiden, Stelen,
schmücktem Sims (Tablero) und hohem, schrägem
Altäre. Regenwasserbehälter, Häuserplattformen.
Sockel. Variationen an Zeremonialbauten, speziell
Museo Sylvanus G. Morley.
Pyramiden in Teotihuacan, Oaxaca, Tula, Tenochtitlan,
Titicacasee. Peru und Bolivien, 3812 m hoch. Aymarä-
Puuc.
Indios, Träger der Tiahuanaco-Kultur. Totora-Inselgras.
Tenayuca. Doppeltempelpyramide 10 km nördlich
Tláloc. Regengott. Gehört zu den ältesten
Mexiko-Stadt, fünfmal überbaut. Gemauerte
Göttern in Mexiko, hochverehrt als Zuträger
Schlangenleiber mit skulptierten Köpfen.
der Fruchtbarkeit.
Tenochtitlan. Hauptstadt der Azteken, auf Inseln
Tocapu. Geometrische Muster auf Webstoffen und
mitten im Texcoco-See erbaut, ausgelöscht von den
Holzgefäßen, fragliches Schriftsystem.
Spaniern. Heute an gleicher Stelle Mexiko-Stadt,
Tolteken. Stamm mit dem Zentrum Tollan (Tula),
im Zentrum Zocalo.
Theokratie. Seit dem 8. Jahrhundert n. Chr. Götter
Teocalli (Nahuatl: Gotteshaus). Tempel.
und Mythen, später Grundlage der Aztekenkultur.
Teotihuacan. Stadt auf der mexikanischen Hochebene.
1168 Zerstörung von Tula durch die Chichimeken.
Hochkultur etwa von 200 v. Chr. bis 650 n. Chr.
Um 1000 Auswanderung nach Yucatán.
Einfluss auf Mexiko und Guatemala, Vorläufer der
Tonalpohualli. Kalenderzyklus von 260 Tagen in
toltekisch-aztekischen Kultur. Intensiver Handel in
Mesoamerika, vorwiegend zur Wahrsagerei benutzt.
Mesoamerika bis Kaminaljuhu. Straße der Toten,
Tortilla. Dünne Maisfladen, auf einer Tonplatte ohne
Sonnen- und Mondpyramide, Zitadelle mit
Fett gebacken.
Quetzalcóatl-Tempel. Museum.
Totonaken. »Volk der warmen Länder« (Aztekisch).
Tezcatlipoca. Zentrale Gottheit der Azteken
Stamm in den östlichen Küstengebieten Mexikos,
»Rauchender Spiegel«, besonders zahlreiche
100 v. Chr. bis zur spanischen Eroberung 1521.
Menschenopfer.
El Tajín mit Nischenpyramide. Joche, Hachas,
Thermolumineszenz. Altersbestimmung für
Palmas, lächelnde Köpfe. Hauptstadt
Gegenstände aus mineralhaltigemTon. Erhitzen
Cempoala.
der Probe auf über 500 Grad Celsius, Aufzeichnung
Tula. 92 km nördlich Mexiko-Stadt. Hauptstadt
der emittierten Lichtintensität und Alpha- wie
der Tolteken. Tempel mit Atlanten, Schlangenmauer.
Betastrahlung.
Reliefs von Adlern, Jaguaren, Kriegern. Museum.
Tiahuanaco. Ruinenstadt nahe des Titicaca-Sees,
Tulum. Quintana Roo. Maya-Postklassikum.
früher am Seeufer in 3 850 m Höhe. Seit der
Castillo-Tempelpyramide, Freskentempel.
Zeitenwende mit Höhepunkt 500 – 700 n. Chr. in
Stuckreliefs des herabstürzenden Gottes.
Bolivien. Tempelanlage mit weiten, steinummauerten
Tumbaga. Im Andenraum übliche Legierung
Höfen, Eingang durch monolithische Tore, Sonnentor
aus Gold und Kupfer.
(Andesitblock von 2,70 m Höhe, 3,85 m Breite, 0,5 m
Tumi. Zeremonialmesser in den Küstenregionen
Dicke) mit zentraler Götterfigur, katzenartigen Raubtie-
von Nordperu.
ren und Kondor-Greifvögeln. Starre, blockhafte, ar-
Tun. Maya-Jahr zu 360 Tagen, auch Wort für
chaisch anmutende Monolithfiguren im Tempelbereich.
»Stein« und »Stele«,
Tierradentro. Am Westabhang der mittleren Kordillere
Tzompantli (Nahuatl). Schädelgerüst. Bauwerk im
von Kolumbien zwischen dem oberen Río Magdalena
Tempelbezirk zur Aufstellung von Schädeln Geopferter
und Río Cauca. Kultur ab 2. Jahrhundert n. Chr.
auf Stangen. Wände dekoriert mit Reihen von
Grabkammern durch Wendeltreppen zugänglich.
Totenkopfreliefs.
153
Uaxactún. Peten/Guatemala, 60 km nördlich Flores.
Yucatán. Halbinsel im Südosten von Mexiko.
Proto-Klassik ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. Merhrfach
Maya-Klassik von Piiuc, Chenes, Uxmal, Kabah,
überbaute Pyramide, mit Masken dekoriert.
Cobá, Tulum, Renaissance in Chichén Itzá,
Unku (Quetschua). Ärmellose Tunika der Inka.
1000 – 1200 n. Chr.
Ushnu. Aus dem Felsen gehauener monumentaler
Yugo. Joch.
Thron oder Opferattar in den Inkastädten.
Zapote. Baum, aus dessen Rinde Kautschuk
Uxmal. Yucatan. Maya-Spätklassikum. Stadtzentrum
gezapft wird.
im Puuc-Stil. Gouverneurspalast, Nonnenkloster,
Zapoteken. Stamm in Südmexiko, etwa 100 v. Chr. bis
große Pyramide, Pyramide des Zauberers, Haus der
zum Fall Mexikos. Kult- und Begräbnisstätte Monte
Schildkröten.
Albán. Um 1000 n. Chr. von den Mixteken nach
Valdivia. Dorf an der pazifischen Küste von Ecuador.
Osten verdrängt.
Kultur 3200 – 1500 v. Chr. Tonfigurinen, oft zerbrochen.
Zeremonialzentrum. Komplex von Sakralbauten
Kontakte mit Peru.
(Pyramiden, Tempel, Ballspielplätze) mit Wohnungen
Vigesimalsystem. Jede Einheit entspricht 20 mal der
nur für Priester und Herrscher. Von der Bevölkerung
niedrigeren.
lediglich zu religiösen Zeremonien besucht.
Villahermosa. Hauptstadt von Tabasco. Freiluftmuseum
Zoomorphie. Tiergestaltige Steinskulpturen,
Parque La Venta, Museo de Tabasco. 90 km nordwest-
besonders der Maya.
lich die Maya-Kultstätte Comalco. Visionsschlange. Maya-Darstellung von Schlangen, aus deren geöffnetem Rachen die Köpfe von Vorfahren blicken. Voluten. Ornamentale Windungen oder Spiralen. Votivaxt. Steinskulpturen in Axtform, glatt oder mit Tier- bzw. Menschenrelief als Opfergabe. Wakah Chan. »Aufgerichteter Himmel«, Name des Weltenbaumes, der während der Erschaffung des Universums aufgerichtet wurde. Zentralachse von der Unterwelt über die Menschenwelt zum Himmel. Way. Zauberer (Maya), Transformator, Seelenbegleiter. Übernatürliche, belebte Gegenwesen von Menschen und Göttern, in die sich die Maya-Herrscher als Schamanen verwandeln oder mit denen sie Kontakt aufnehmen können. Witz (Maya). Berg, belebtes Wesen ebenso wie die Pyramiden als künstliche Nachbildungen. Xolotl. Mit Quetzalcóatl als finsterer Zwillingsbruder verbundener Gott. Symbol: Venus als Abendstern. Yaxchilän. Am Río Usumacinta gelegene Ruinenstätte aus dem Maya-Spätklassikum. Königspalast, Labyrinth, Südakropohs. Großartige Steinmetzarbeiten auf den Stürzen (Oberschwellen) der Tempeltüren.
154
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160
REGISTER
Zahlen in Fettdruck weisen auf
Artenvielfalt, Pflanzen 142
Abbildungensnummern.
Aryballos 121,147 Arzt 51
Abstraktion 40, 80, 82,105,106,115,
Asien 19, 20, 32, 43,113,115,136,139,140,
62, 69, 94, 97,113,144
141,145,146
Aclla Muasi 147
Astronomie 41, 43, 48, 55, 58, 77,138
Adler 34, 44, 91, 94, 99,100,102,104,115,138
Atacames 113
15. 77. 83, 90
Atahualpa, Inka 23
Adobe 115,119,147
Atitlan-See 46, 25
Affixe 147
Äthiopier 40
Afrika 20
Atlatl 147
Agave 27
Ausbeutung 142
Agrikultur 17
Auslese 17
Ägypten 32, 36, 37, 49,122,139,141
Avocado 18
Ahaw 147
Axt 116,103
Ahnenmonumente 19
Aymarä 121,147
Ahu 130,132,147
Azteken 12,18, 23, 26, 27, 30, 83,
Alaska 140
88,139,142,147,
Altar 56, 58, 6, 30, 31, 90
2, 7,10,14,17, 71, 72, 73,109
Alter ego 18, 21, 41, 55, 71,104,
- Klapperschlange 1, 71
4. 54. 91
- Sonnenscheibe 72.
Alte Welt 19, 20,141,146,145 Altiplano 147 Altun Ha, Belize 115,147
Baby faces 40, 41
Alva, Walter 118
Bachue 101
Amazonen i24
Baktun 147
Ananas 18
Balche 147
Anden-Barock 133
Ballspiel 27, 38, 41, 42, 71, 84, 90,147,
Andenes 17,142
34, 72, 80
Andenstaaten 16, 99,115,140
Bartfiguren 20, 30, 41, 57, 59, 64, 71,130,144,
Anthropologie 17
12, 21, 31, 55
Antigua Guatemala 94, 96,147,25, 85, 86
Barthel, Thomas 121
Antioquia 108, 87
Baukunst 30, 48,55, 62, 74, 77,100,123
Anton, Ferdinand 115
Baumann, Peter 112
Aquädukt 117,117
Baumwolle 17, 35, 48,117,121
Archaische Periode 35
Behrens, Carl Friedrich 130
Archäologie 10,12,15, 26, 37,115
Belize 15, 4s, 72,144, 25
Arnold, Paul 19
Benng-Straße 16,140
Arroganz 118,132, 144,106
Bemal, Ignacio 37, 40
161
Bevölkerungsdichte 13,18, 21, 23, 37, 38,
Chachapoya 20,122,132,141,147
50, 54, 57, 75, 81, 83, 96, IZ2,123 130
Chachapoyas 87
Bewässerungssysteme 13, 43, 48, 52, 66, 77,100,114, 119
Chacmool 63, 85, 88,147, 44
Bilderhandschrift 12, 27, 48, 77, 83, 85,142
Chan Chan 82,119,147, 87
Bilderschrift in Ton 118
Chan Muan 72
Bildwerke 20, 26
Chasqui 118,121
Bingham, Hiram 123
Chavín de Huántar 18,19, 43, 51, 71, 82, 99,
Bleiglanzkeramik 72,147
100,103, in, 113,115,117,123,127,137,
Blom, Frans i8, 38
139,140,141,144,148, 87,102
Bochica ioi
- Keramik 113,114,105
Bogotá IOI, 108,147, 87, 88
Chenes 61,148, 25, 39
Bohnen 18, 35, 46
Chiapas 7, 24, 72,148, 25
Bolivien 23, 43,126,139, 87
Chibcha 100,102,126, 87, 88
Bonampak 22, 72, 73,147, 25, 56
Chichén Itzá 32, 46, 48, 50, 63, 64, 67, 74,
Bottineau Yves 133
79,126,148, 25
Brady, Warwick 28
- Ballspielplatz 63
Brandrodung 17, 46, 50,143
- Caracol 32, 67, 47
Brasero 147
- Castillo 63, 44
Brauchtum 26, 73, 85
- Federschlange 64, 46
Bray Warwick 112
- Goldscheibe mit Menschenopfer 65, 48
Buddha 121
- Kriegertempel 64, 67, 45
Bügelhenkel 105
- Tausend-Säulen-Komplex 64, 45
Buschwald 15, 45, 46, 73,136,138
-Tzompantli 63, 6 Chichicastenango 15, 22, 46, 73, 96,144, 146,148, 5, 25,121
Cabeza clava (Nagelkopf) 102
Chichimeken 26, 75, 79, 83, 88,148, 73
Cajamarca 23, 87
Chicle 148
Calakmul 69, 25, 53
Chile 9,17,127
Calima 113, 87
Chili 18
Campeche 62,147, 25
Chimborazo in
Caracol 49,50,55,142, 25
Chimü 18,100,117,118,142,148, 87,107
Caras-Maya 102,112,113
China 15, 29, 37
Carchi 113, 87
Chinampa 76, 84,148
Casas, Bartolome de las 23
Chinin 18
Catherwood, Frederick 24, 46, 55, 57, 60
Chorrera 100,112,148, 87
Cauca 94,106,109, 87, 97
Chronologie 18, 35
Cempoala 92,147, 25, 81
Chullpa 148
Cenote 16, 64,147, 48
Clovis- und Folsomtyp 16
Ceram, C.W. 14
Coa 18,148
Cerro de las Mesas 37, 39, 7
Coatlicue 148
Cerro Sechi'n 115,117,126,139,147, 87,103,
Cobá 50, 62, 66,138, 148, 25
Chac 34, 35, 51, 63,147,13, 47, 51
Coca 18, no
162
Codizes 12,13,148
Einheit 146
Colima 36, 7
Einschnitt auf der Stirn, olmekischer 21, 31, 41, 4, 9
Comal 148
Eklipseschlange 149
Comalco/Tabasco 30, 69,12, 25
El Dorado 91,109, 83, 96
Conquista 23,148
Elefant 19,143,146,120
Cook, James 130,132
Eliten 18, 48, 49
Copal 73, 78, 96,148, 20, 62
ElTaji'n (auchTajin) 149, 25,
Copan 23, 30, 48, 55, 74, 81,141,148, 25, 30, 31
Emblemglyphe 149
- Akropolis 56
Engobe 113, 99
-Altar 57, 58, 31
Erdbeben 96,122, 86
- Ara-Markierstein 58, 34
Erdgott, Erdgöttin 89, loi
- Ballspielplatz 56, 30
Erik der Rote 22
- Riesenkopf 32
Esmetaldas in, 112,149, 87, 101
- Skulpturen 55, 56, 31, 33, 35,
Europa 19, 20, 36,118,132,137
- Stelen 56, 74, 30, 31, 33
Evans, Clifford 112
Cortés, Hernán 22, 93 Costa Rica 15,38, 43, 91, 93,109,142, 83, 84 Covarrubias, Miguel 44
Fälschungen 25
Cozumel, Insel 51,149, 25
Farbensinn 20, 22
Cresten'a 31, 48,148, 3
Fardo 149
Cuelap 122, 87
Fasani, Leone 3
Cuzco 17,119,122,123,130,132,148, 87
Federhandwerk 35, 72,17
- Schule von 133,134,119
Feldbau 16,18, 35, 46, 52,100 Felide 21,100,103,125,126 Feuergott 57, 78, 35, 62.
Dämonen 59,107,113,118,125,102,113
Feuerland 16
Däniken, Erich von 132
Fine Orange 75,149
Dezimalsystem 20,121
Fischer 140
Diaz del Castillo, Bernal 84
Flachdach 34, 64, 88
Diffusionstheorie 19,114
Folsom 16
Disselhoff, Hans Dietrich 24
Formative Periode 18, 35,100
Drogen 51, 53, 81, 85,121,138,145, 67
Forster, Georg 130
Dschungel 45, 46, 54,137
Forster Johann Reinhold 130
Dualismus 27, 51, 89,115, 8, 78
Freskenmalerei 22, 72, 56
Duque Gomez, Luis 106,108
Frey, Carlos 72
Dürer, Albrecht 23
Frühkulturen 27, 36,127 Fürsten in, 113,118,100
Ecuador 18,19, 23, 43, 51, 90, 99,100, in, 113,114,136,139, 87
Galapagos-Archipel 19, 111, 136
Ehecatl 148
Gegenwart 143
Eidechse 89, 77, 97
Geldaxt 113,149
163
Geometrischer Dekor 82, 83, 99, 104, 105,
Helfrich, K. 129
108, 113,115, 119,121,126, 144,13, 62, 69,
Heyerdahl, Thor 20,129,136,146
72, 92, 98, 99, 102,105
Hieroglyphen 19, 30, 41, 43, 44, 49, 52, 57,
Gestaltungskraft 25
66, 91,149,16, 2.2., 23, 26, 30, 48, 52
Glauben 20
Himmelsschichten 27
Glyphe 149
Hochgebirge 7
Glossar 9,147
Hochkultur 24, 36, 38, 44, 74, 75, 83,100,115,126,140
Goethe, Johann Wolfgang von 136,146
Hochland 15, 27, 45, 73, 96,100
Gold 20, 24, 65, 77, 82, 93, 94,100,
Hochob 61,149, 25, 39
108,109,115,110,117,121,142,144,
Hodges, William 130
48, 70, 83, 84, 96, 97, 98,107
Hojeda, Alonso de 25
Goldmaske no
Homo sapiens 17
Golfküste Mexikos 149
Honduras 15, 55, 73, 25
Gonzales, Felipe 130
Honduras, Britisch 8
Götter 20, 26, 27, 50, 74, 96,103,104,118,144
Honduras, Golf von 46, 25
Grabbeigabe 21, 35, 36, 44,108,109,118,145,
Huaqueros 26,108,149
16, 23, 64, 68, 79, 88
Huari 125,126,149, 87
Gräber 31,103,106,108,116,123,144, 3, 37, 90, 95
Huaxteken 89, 91, 92,149, 7, 82
Grabstock (Fußpflug) 12
Huipil 149
Grabwächter 30, 82,102,139,141, 68, 89, 90
Humboldt, Alexander von 16, 24, 48,119,146
Großwild 16,17, 51, 99,140 Grube, Nicolai 49, 70 Guanahani 16
Ibero-Amerika 25
Guatavita-See 109,149, 87, 96
1ca 125,149, 87
Guatemala 15, 46, 72, 79,112,136, 25
Idole 26, 34, 77,103,126, 61, 91, 92
Guatemala-Stadt 53, 75, 25
Ilopango, Vulkan 46
Guayaquil 99, 87
Indianer 16,17, 25,118,124,135,138,140,143
Guayas-Küste 112
Indi'genas 16, 45,109,135
Guerrero 38, 78, 7, 64
Indio-Kulturen 140 Indios 16, 20, 23 Individualität 26, 37, 43, 70, 74,117,121,137,
Haab 149
26, 77, 96, 97,106
Hacha (Beilklinge) 71, 90,149, 80
Indonesien 19
Handel 43, 48, 53, 66, 68, 76,109,
Infektionskrankheiten 23, 45, 50,143
114,118
Inka 18, 23,100,109,132,140,142,149
Handwerk 13, 26, 37, 41, 53, 75, 111
- Luxus 122,142
Hangaroa 130
- Mauern 122,132,144,108
Harpyie 99,102,114, 90
- Reich 119
Hasaw Chan Kawil (Pakal) 31
- Sagen 121
Haus der Maya 57
- Sonnenanbetung 121
Healey, Gilles 72 Heine-Geldern, Robert von 19, 33
- Straßen 119 Inti 121,149
164
Intihuatana 123,149, 110
Kero 121,126,150
Iquitos 115, 149, 87
Kin 150
Isla Cozumel 149
Kirchen 133
Isla de Pascua 130
Klassik 30, 35, 48, 56, 59, 62, 63, 78, 80,100
Isolation 17, 20,129,132,136
Klimaänderung 13,17, 50, 77,116,142
Itsatil 26
Kolonialzeit 94, in, 127,132,133,134,150
Itza 22,149
Kolumbien 18, 25, 82, 93, 99,
Itzamna 50, 57, 68, 32
100, IOI, 109, in, 136,139, 87, - Goldschätze 108,139, 96, 97, 98
Ix Chel 51, 68
- Grabkammer 103, 90, 95
Izabal-See 46, 73, 25
- Keramik IOI, 88, 89 - Megalithskulpturen 103, 90, 91, 92 Jade, Jadeit 37, 41, 42, 43, 48, 70, 93,138,141, 149, Z2
Kolumbus, Christoph 16,19, 21, 22, 23
Jaguar 9, 21, 34, 38, 39, 40, 41, 44, 51, 62, 69, 71, 82,
Kondor 100,115,126
88,93, 99,103,107, no, in, 114,115,126,138,144
König, Goldener 91, 83
- Figuren 4,14, 44, 52, 54, 90, 91, 94, 98,102
Kontakte 18, 20, 24, 30, 93, 99,107,113,114,
-Thron 111, 38, 100
127,132,136,141,143,145
Jaina, Insel 71,149, 25, 55
Kon-Tiki 126,136
Jalapa 39, 40, 45, 89,149, 7
Köpfe 9, 43,138,141,146,1,12,19, 22, 32,
Jalisco 36, 7
51, 53, 63, 64, 79, 80, 88, 90,102,117
Jama Coaque-Keramik 113
Kopfhaube 39, 43,105, 112,144, 1, 19, 39, 114
Japan 18, 20
Kopie 25
Jenseitsvorstellungen 86,103,106
Kraggewölbe 33, 48, 54, 59, 63,138,150,
Joch 71,149
13.43
Jomon-Keramik 18,112
Kranke 51, 52,118,121,136 Kreativität 132,141 Kreuz 22, 51, 73, 95
Kabah 50, 63, 64,138,150, 25, 43
Krickeberg, Walter 29, 33
Kaiman 106,114, 95
Krieger 103
Kakao 18, 28, 48, 69,150
Krokodil 51, 91, 99,104,106,
Kakaobohnen 27
84.95
Kalasasaya 126, 150
Kukulkan 64, 78,150
Kalender 20, 27, 49, 85, 72
Kult 18, 21, 24, 49, 50, 53, 75, 99,105, in,
Kalk no
126,130,142
Kaminaljuyü 54, 71, 75,150, 25, 54
Kultur 20, 24, 26, 27, 36, 41, 44, 46, 49, 53,
Kanalsystem 48, 59, 75,115,119
83, 87, 94, 96, 99,106,135,139,140,146,
Karl V., Kaiser 23
Kunst 12, 22, 26, 27, 53, 75, 99,140,146 - geschichte 10,137
Kartoffel 18,19,129
- handwerk 13, 48, 82,119
Katun 150 Kautschukball 27
Künstler 12, 41,109,140
Keramik 18, 21, 48, 70, 75, 93,100, ioi, in, 112,115,
Kürbis 18, 35, 46
117, 121, 16, 53, 55, 68, 77, 101, 106,113
Küstengebiet 15,19
165
Lama 18,121
Mascapaica 150
Lambayeque 118, 150, 87
Maya 19, 23, 27, 31, 36, 43, 45, 72, 74, 76,
Landa, Diego de 65
92,107, 111, 112,132,138,142,146,150
Lange Zählung 48,138,150
- Haus 36, 52, 74, 57
Langohren 1, 4, 33, 39, 43,121,122,127,129,141,144,
- Keramik 69, 70,16, 54, 55, 69, 70
1, 19, 101, 106,116
- Renaissance 62, 63, 72
La Paz 126,133,150, 87
- Schrift 48, 74
Lapispazuli 117
- Skulptur 70,144, 32, 35, 46
Las Casas, Fray Bartolome de 23
- Stuckwerke 70, 71, 53, 54
Lateinamerika 25,137,141,143
-Textilien, 69, 5, 121
Lathrap, Donald 99,114
Mayapán 46, 50,150,15
LaTolita 102,113,150, 87, 101
Megalithkopf 10, 38, 40, 43, 44, 57,104,
La Venta 4, 9,10, 38, 39,43,150,
107,132,138,141,143,144,
1, 7, 19, 20, 23
1,19, 32, 90,117
Lazo, Rina 72
Megalithkultur 19, 34, 41, 43, 44, 99,103,
Lebenskraft 21
106,122,126,127,129,130,145, 92
Leif, Sohn Erik des Roten 22
Mendoza, Antonio de 77
Leporelloalbum 27
Menschenopfer 21, 23, 30, 32, 63, 72, 85,139, 48
Lima 117, 136, 87
Mérida 25
Loma Alta 112
Mesoamerika 26, 31, 35, 38, 43, 44, 46, 75,112,113,139
Los Tuxtlas 39
Mestizo-Stil IOI, 133
Luxus 122,142
Metate (Mahlstein) 17, 46,150 Mexicas 83 Mexiko 15, 22, 72, 93, 97,109,
Macaulay, Dame Rose 12
136. 7. 25
Machaliila 112
Mexiko, Golf von 37, 46, 89,136,140,149, 25
Machu Picchu 123,124,139,150, 87, 110
Mexiko-Stadt 36, 39, 45, 72, 84,150, 7
Madonnenbild 134, 119
Milpa (Maisfeld) 18,150
Magie 10, 27, 50, 57, 73,109,132,146
Mitla 82,150, 7
Mais 17,18, 27, 35, 46, 51, 57, 59, 69, 73, 76, 83,103,
- Säulenpalast 69
53. 55. 70
Mittelalter 22, 36
Malta 19
Mittelamerika 15,19, 26, 96,109,115, 7
Mana 132
Mixcocoatl 66
Manabi 113
Mixteken 68, 80, 81, 82,136,142,150, 7
Maniok 18,114,130
- Pektoral 70
Mano (Reiber) 46,150
Moai 129,151,116
Manta 87
Moche 100,115,117,132,143,151, 87,106
Mantenos in, 100
- Frühformen 117
Manto 117,145,104
Moctezuma II. 20, 22,151
Mapuche 150
Mondgöttin 101
Marina 22
Mondo Nuevo, Vespucci A. 25
Marquesas-Inseln 129,136
Mongolen 17, 37,145,
166
Opferkisten 151
Monte Albán 22, 30, 31, 43, 80,139,151, 7, 65 - Ballspielplatz 81, 66
Opfermesser (Tumi) 107
- Danzantes 81, 67
Opferzeremonie 43, 23
-Tonplastik 68
Orejera 151
Monte Alegre 16
Orejones 121, 132, 141
Monte Verde 17
Orellana, Francisco de 124
Moore, Henry 40
Ostasien 15
Muisca ioi, 102,106,109, 87, 96
Osterinsel 9, 43,104,106,107,121,127,136,139,142
Mumien 20,116,122
- Ahu 129, 115, 116
Muyucmarca 122
- Besiedlungstheorien 129
Mystik 27, 37,51,122,133
- Hotu Matua 129
Mythos 9, 20, 21, 30, 49, 74, 83, 84, 94, 96, 99,
- Langohren 129, 132, 115, 116, 117
106,113,115,118,131,132,138,141,146
- Moai 130, 132, 115, 116, 117 - Rongorongo-Schrift 129 - Vogelmann 129,131
Nabel der Welt 130
Otomi 26
Nachklassik 35, 62, 63, 72, 87, 92,100
Ozeanien 19
Nachtigall, Horst 106 Nagelkopf (Steinkopf) 102 Nahua 26, 88,151
Paläoindianer 16,18, 99,140
Nahuatl 26,151
Palenque 30, 59, 74,141,151, 25, 48,120
Naimlap 118
- Palast 59, 36
Nariguera 151
- Pyramide der Inschriften 59, 37 - Stuck- und Reliefbilder 60,12, 38,120
Narino 102 Nase 71,127,132,144, 26, 32, 51, 52, 55,116,117
Palma 71,151
Natur 21, 48,125,134,140,143,145,146
Panama 15, 23, 24, 66, 82, 93,109,
Nautik 22,136,146
83, 84, 87
Nayarit 36, 7
Panstil 100,126 Papagei 62
Nazca 100,115,117,125,126,143,151, 87 - Keramik 113
Papaya 18
- Scharrbilder 125,112
Paracas, Halbinsel 22,116,125,142,151, 87,104
Neger 20, 23
Pektoral 110, 70, 84, 97
Neufundland 22
Peru 19, 23, 38, 51, 82, 99,100,109,114,136,139, 87
Nicaragua 15
Peten 46, 49, 53, 73,140,151, 25
Nordamerika 17
Peten-See 25
Null 42,49,138
Peter der Große, Zar von Russland 141
Oaxaca 76, 79, 80, 81,151, 7
Pflanzer 140
Obsidian 43, 48, 76,151, 64
Physiognomie 37, 39, 40, 48, 52, 69, 74, 85,129,132,
Ökologie 21,130,140,142
144,1,19, 22, 52, 79, 82, 88, 99, 101, 103,106,114, 117
Olmeken 18, 20, 27, 30, 36, 38, 44, 48, 50, 51, 71,
Phönizier 20
80, 90, 93, 99,103,105,107,112,115,121,127,132,
Piru151
137,138,142,151, 1, 4, 7,19, 20, 21, 22, 23, 125
Pizarro, Francisco 23
167
Polynesien 19, 117, 129, 131, 136, 140
Radiocarbon (C-14) 18, 25, 99, 152
Polytheismus 78
Rapa Nui 130
Popayán 87
Raumgefühl 20
Popol Vuh 19, 96, 151
Realismus 71, 74, 82, 83, 116,117, 134, 136
Poporo 151
Regengott 21, 27, 34, 41, 65, 77, 78, 86, 88,
Portrait 26, 37, 40, 43, 44,12, 53,106
9.13, 47. 51. 61
Präklassik 18, 35, 36, 46, 55, 92
Regionale Entwicklung 100,113, 101
Pretty lady 37, 111, 138,18
Religion 13, 26, 44, 52, 77, 85,100,105,126,141
Preuss, Konrad Theodor 103
Remojadas 89, 7
Priester 20, 33, 41, 48, 51,100,104,
Renaissance, Europa 22
111, 117, 22, 55, 90
Revolte 45, 50
Priestley-Hawkes, Jacquetta 19
Ringkämpfer, Uxpanapa 41, 42, 21
Protoklassische Periode 35, 9
Río Amazonas 16,18, ^‹), 106,
Pseudoglyphen 35,16
in, 114,115,122,124,137,139,140,142, 87
Pucara 125,127,132, 87, 114
Río Cauca 101, 87, 97
Puebla 31,10
Río Dulce 46, 73, 25
Puerto Hormiga 18
Río Magdalena IOI, 106, 87
Pukao 130
Río Maranön 113,115, 87
Pulque 27,151
Río Motagua 58, 25
Puma 34,103,126, 91
Río Napo 124, 87
Puna 151
Río Otulu 59
Puno 17, 87
Río Ucayali 115, 87
Puuc 45, 62,138,151, 25
Río Urubamba 123, 87
Pyramide 9, 20, 23, 27, 31, 38, 43, 48,
Roeckl, Anton 26,117
54. 55. 59. 64, 66, 75, 78, 80, 90, 92,
Roggeveen, Kapitän Jacob 130
115,117,138,141,144,145,146, 3, 27, 30,
Ruinenromantik 137
37,40, 44, ;o, 59, 60,73, 81,103
Ruz Lhuillier, Alberto 59
Quechua 121,151
Sacbé 63, 66,138,152
Quechquemitl 90,152
Sacsayhuamán 119, 122,108,109
Quetzal 34, 48,152
Sahagiin, Bernardino de 12
Quetzalcóatl 20, 27, 34, 41, 64, 75, 77, 78, 88, 101, 139,152,
Sammeln 17
20, 46, 48, 53, 61, 74, 76
San Agustín 43, 71, 83, 102, 103,
Quiche-Maya 14, 26, 73, 96, IOI, 152, 5,121
111, 115,126, 132,136,139, 141,152, 87, 90
Quimbaya 83, 94,102,108, 110,
- Frauenfigur 92
87,89
- Götter 90, 93, 94
Quintana Roo 15, 73, 74, 25
- Überich 91 - Wächter 90
Quipu 118,121,152 Quirigua 30, 48, 58,152, 25
San Lorenzo 37, 39, 7,
Quito in, 113,152, 87
San Martin Pajapán 21, 4, 7
- Schule 133,118
San Pedro 112
168
San Salvador 15
Spindel 22
Santiago de Chile 127,152
Sprachen 26, 46
Santiago Tuxtla 39, 7
Stafettenläufer (Chasquis)
Sapa Inka 152
Statuen 22, 40,138,141
Saquisili in
Steigbügelausguss 115,116,152,105,106
Scarre, Chris 140
Steinzeit 19, 141
Schädelmauer (Tzompantli) 21, 23, 6
Stele 21, 30, 41, 42, 54, 59, 66, 103, 138, 152,
Schädelverformung 43, 51, 69, 90, in, 112,117,152,
11, 24, 29, 30, 31, 33, 66, 91
23, 26, 52, 101
Stele-Altar-Komplex 48, 57, 30, 31
Schamane 30, 51,107,110,138,145,152,
Stephens, John Lloyd 9, 24, 46, 55, 57, 60, 73
11, 20, 26
Sticken 22
Schielen 51, 52
Stile 13, 20, 26, 75,137
Schiller, Friedrich von 9
St. Petersburg 141
Schildkröte 51, 57, 62, 31, 42
Stricken 22
Schlange 9,12, 27, 30, 34, 41, 43, 44, 57, 59,
Stuck 60, 68, 78,152,
69, 83, 85, 87,100, 101, 103,113,115,125,126,
12, 38, 53, 54
138,141,144,146, 2,10, 20,26, 3;, 39,
Südamerika 9, 82, 99,109,127,
46, 48, 49, 53, 61, 71, 74, 76, 90,102,113
129,133,135,139,142, 87
Schönheit 137
Südsee 136
Schöpfung 20, 50, 74,124,137,141,146
Symbol 26, 34. 36, 43, 44, 58, 72, 85, 87,
Schrift 27, 43, 46, 50, 77, 82, 136, 146
89,103, no, 138,144, 72, 77
Schuler-Schömig, Immina von 93 Schussfäden 22 Seefahrer 14
Tabak 18
Selbstkasteiung 27,145, 26
Tabaso 8, 25
Sensibilität 22,146
Tablero-Talud 152
Serpent Mound Ohio 35,145
Tairona 91, 94,110, 84, 87
Shang- und Chou-Kultur in China 19, 27
Tajin 32, 78, 90, 7, 80
Sican 118, 87
Tamales 46
Sierras Madres 137
Tambo 121
Silber 109,117,121
Tarasco 26
Sinü 110, 87
Tatauierung 41, 51
Sipán 118,152, 87
Tate, Carolyn 26, 74
Skulptur 69,115
Tayasal 22, 25
Sonnengott 40, 51, 85, 88, IOI, 109,115
Tehuantepec 15
Sonnenscheibe 85,108, 72
Tejeda, Antonio 72, 56
Soustelle, Jacques 40, 85
Tempel 31, 66, 78, 85, 90,122, 3, 28, 37, 40, 44, 50, 59, 60, 73, 81
Spanien 12, 20, 22, 24, 85, 94,137
Tenayuca 87,152, 7
- Churriguerismus 94 - Mudejar-Stil 94
- Überbauung der Pyramide 21, 87, 73
- Platero-Stil 94
- Pyramide 87, 73 - Schlangenskulpturen 88, 74
Spätklassik 35, 72, 89,
169
Tolteken 18, 23, 26, 43, 50, 62, 64,
Tenochtitlan 22, 23,83, 88, 141, 153, 7 - Jaguarstatue 14
79. 89.139.153. 7. 46. 49
- Schlangenstatue 71
Tomate 18, 35
- Sonnenscheibe »Azteken-Kalender« 72
Tonalpohuaili 153
Teocalli 85, 153
Tortilla 27, 46, 73,153
Teotihuacan 22, 30, 31, 43, 46, 55, 70,
Totenkult 21, 35, 78, 82, 86, 99,107, no, 116,142,145,
75, 88,138, 141,153, 7, 58
6, 8,10,11, 26, 63, 64, 68, 77, 78, 90,103,104
- Adler 15
Totonaken 30, 43, 89, 92,153, 7
- Feuergott 79, 62.
- gestorbene India 77
- Mondpyramide 76, 60
- lächelndes Gerippe 78
- Quetzalcóatl-Tempel in der Zitadelle 76, 77, 58, 61
- lächelndes Gesicht, smiling face 79
- Sonnenpyramide 76, 59
Tradition 140,146
- Steinmasken 75, 78, 79, 63, 64
Transformation 20
- Via sacra 76, 58
Trapeztüren 122
- Wassergöttin 27, 9
Traumbilder 134
Texcoco-See 76, 83, 87
Trepanation 117
Textilien 19, 69, 72,100,117,121,125,141,
Treppen 31, 80,108,
5,104,121
3, 27, 28, 36, 37, 41, 44, 4S, 46,
Tezcatlipoca 153
58, 59, 60, 6;, 73, 81, 110
Theokratie 37, 43, 44
Tres Zapotes 37,7
Thermolumineszenz 18, 25, 99,153, 99
Tropenwald 15, 45, 54, 66, 72,136,138
Tiahuanaco 22,43,100,103,107,115,121,126,127,
Trophäenköpfe 66,102,104,105,122,125,
132,139,140,143,153, 87
126,141,144, 4, 49, 88, 90, 93,103,113
- Pucara-Monolithbüste 114
Tula 4, 34, 49, 78, 88,139,141,153, 7
- Sonnentor 126
-Atlanten 88, 75
- Stele 127
- Schlangenfries 88, 76
Tiefland 7, 37, 45, 46, 48, 55,100
Tulum 68,153 , 25, 50
Tierradentro 108, no, 153, 87, 98
Tumaco 102,112, 87
Tiger faces 40
Tumbaga 108,153
Tikal 10,15, 49, 50, 53, 74,79,142,153, 25
Tumi 119,153,107
- nördliche Akropolis 54, 28
Tun 153
- Deckelschale 54, 70, 54
Tunjo 109
- Pyramiden 33, 53, 54, 3, 27
Tupac Yupanqui, Inka 136
- Stele 54,11, 29
Türkis 117
Tiki-Statuen 129
Türkisschlange 34
Titicaca-See 100,121,153, 87
Türsturz 26, 52
Tlaloc, Regengott 35, 77, 78, 86, 95,153, 47, 51, 61
Tzompantli 63,153, 6
Tlatilco 36, 111, 138,18 Tocapu 121,153 Todesgott 29, 57, 89, 8, 78
Uaxactún 35,153,16, 25
Todesgöttin 30,106,10, 95
Überbauung 68, 87,138, 73
Tolima 110, 87
Überich 21, 41, 55, 71,104, 4, 54, 90, 91
170
Umweltbewusstsein 21,143
Wasservögel 44
Umweltfolgen 142
Way 154
Unikate 6, 26,109
Weben 22
Unku 153
Weltwunder 140
Urne 82,139, 68
Westmexiko 19, 36, 38, 43,114,138
Urwald 137,143
Wilhelmy, Herbert
Ushnu 153
Willey, Gordon R. 102
Uxmal 46, 48, 62,153,25
Wirtel 22
- Chac-Masken 13
Witz 154
- Gouverneurspalast 62, 41
Wolkenschlange 66, 49
- Maya-Haus 57 - Nonnenkloster 62, 40 - Schildkrötenhaus 62, 42
Xaver Francisco 134,118
- Wahrsagerpyramide 62, 40
Xipe Totec 70, 54 Xochimilco 84, 85, 7 Xolotl 154
Valdivia 19,139,154, 87 - Venus von 18,19,107, 111, 112, 99 Valery, Paul 13
Yagua-Indio 124, 87, 111
Veracruz, Staat 46,76, 89, 7, 22
Yaxchylan 69,138,154, 25, 26, 52
Veraguas 94, 87
Yaxuna 67
Vergänglichkeit 12
Yucatán 15,16, 24, 45, 46, 49, 50, 78,136,154, 25
Vespucci, Amerigo 25
Yugo 71,154
Vigesimalsystem 49,154 Villahermosa 10, 39, 45,154, 7 Viracocha toi, 121,126,129
Zahlen 42, 43
Visionsschlange 51, 52,145,154, 26
Zähne 42, 44, 51, 89, 22, 79,103
Vitalität 141,144
Zapfenkopf 115,102
Vogeldämon 91, 93,107, 84, 97, 112
Zapote 154
Vogelmann 130
Zapoteken 27, 30, 43, 80, 82,139,154, 7, 68
Volksgruppen 17,19
Zeittafel Mesoamerika 97, Südamerika 135
Voluten 154
Zentralamerika 24, 26, 93, 110
Votivaxt 41,154
Zeremonialzentrum 13,19, 20, 21, 38, 44, 52, 54, 68, 72, 74, 75, 81, 92, 99,100,114,138,154 Zizka, Georg 129
Wachsausschmelzverfahren 109
Zoomorphie 58, 82, 93,102,104,105,154
Wahrsagekalender 12, 51
Züchtung 17,18
Wakah Chan 22, 51, 73, 95,154 Waldeck, Jean Comte de 59 Waldseemüller, Martin 25 Wandel 17 Wassergöttin 29, 36, 79, 87, 9,17, 64
171
DANK
Für Bilder und ihr Einverständnis zur Veröffentlichung danke ich zwei ungenannten Kunstsammlern (Abb. 72, 83, 100 und Abb. 99, 102, 105) und Herrn K. Schmitt, Leiter des Knauf-Museums Iphofen (Abb. 26,103). Subtile Fotoarbeiten haben Frau Anja Winkler und Herr Markus Winter durchgeführt. Besondere Anerkennung verdient die Erlaubnis zum Fotografieren in vielen Museen: Museo Nacional de Antropología, MexikoStadt; Museo de la Universidad, Veracruz, Jalapa; La Venta-Parkmuseum, Villahermosa; Museo Sylvanus Morley, Tikal; Museo Teotihuacan; Museo del Oro, Bogotá; Galena Cano, Bogotá; Museo Nacional de Antropología y Arqueología, Lima; Museo de Bellas Artes, Santiago. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kehrer Verlages, speziell Frau Teresa Peyret und den Herren Klaus Kehrer, Dr. Leonhard Emmerling und Markus Kessler danke ich für die gute Zusammenarbeit.
173
IMPRESSUM
© 2001 Autor und Kehrer Verlag Heidelberg Gestaltung und Satz: Kehrer com Heidelberg (Teresa Peyret, Markus Kessler) Gesamtherstellung: Kehrer com Heidelberg Verlagslektorat: Leonhard Emmerling Umschlagabbildungen: Abb. 116, S. 129 und Abb. 44, S. 65 Die Deutsche Bibliothek CIP- Einheitsaufnahme: zum Winkel, Karl: Köpfe, Schlangen, Pyramiden in Lateinamerika: alte Kulturen von Mexiko bis zur Osterinsel / Karl zumWinkel. - Heidelberg : Kehrer, 2001 ISBN 3–933257–45–X Kehrer Verlag Heidelberg
In diesem reich bebilderten Band untersucht Karl zum Winkel die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den einzelnen Nationen und Völkern des lateinamerikanischen Kulturraumes. Die Kultstätten der Olmeken, Maya, Azteken und anderer Volksgruppen in La Venta, Tikal, Copán, Chichén Itzá, San Agustín und Machu Picchu werden vorgestellt und in ihrer kulturhistorischen Bedeutung gewürdigt. Auch die Kolossalköpfe auf der Osterinsel werden behandelt und ihre Stellung innerhalb der Kunst des Südpazifiks diskutiert. »Köpfe, Schlangen, Pyramiden« eignet sich als Handbuch für den Lateinamerika-Reisenden, der an einer knappen und dennoch umfassenden Information über 4000 Jahre Zivilisation der südamerikanischen Hochkulturen interessiert ist. Karten und Zeittafeln sind eine hilfreiche Ergänzung.
Kehrer Verlag Heidelberg
ISBN 3-933257-45-X