Ödön von Horváth Wiener Ausgabe
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Ödön von Horváth
Wiener Ausgabe sämtlicher Werke Historisch-kritische Edition Am ...
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Ödön von Horváth Wiener Ausgabe
I
Ödön von Horváth
Wiener Ausgabe sämtlicher Werke Historisch-kritische Edition Am Österreichischen Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek herausgegeben von Klaus Kastberger
Band 4
Walter de Gruyter · Berlin · New York II
Ödön von Horváth
Kasimir und Karoline
Herausgegeben von Klaus Kastberger und Kerstin Reimann unter Mitarbeit von Julia Hamminger und Martin Vejvar
Walter de Gruyter · Berlin · New York III
Erstellt mit Unterstützung durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und die Kulturabteilung der Stadt Wien. Dank an die Österreichische Nationalbibliothek (Wien) und die Wienbibliothek im Rathaus für die Überlassung von Reprorechten an den Faksimiles.
Ü Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
ISBN 978-3-11-019614-6 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter abrufbar.
© Copyright 2009 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, 10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen
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Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Lesetext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vorarbeit 1: Glaube Liebe Hoffnung-Szenerie . . . . . . . . . . . . . . . . Vorarbeit 2: Karoline, die Schönheit von Haidhausen . . . . . . . . . . . . Konzeption 1: Kasimir und Katharina in fünf Bildern . . . . . . . . . . . . Konzeption 2: Kasimir und Karoline in sieben Bildern – Emil Wegmann . . Konzeption 3: Kasimir und Karoline in sieben Bildern – Eugen Schürzinger Konzeption 4: Kasimir und Karoline in 117 Szenen . . . . . . . . . . . . . Konzeption 5: Adaptierungsarbeiten zur Uraufführung . . . . . . . . . . Konzeption 5a: Harun al Raschid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption 5b: Die Wiesenbraut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption 5c: Umarbeitungen der 117-Szenen-Fassung . . . . . . . . Kasimir und Karoline. Volksstück (Endfassung, emendiert) . . . . . . . . .
17 25 55 89 147 281 371 371 415 445 463
Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
507
Chronologisches Verzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Simulationsgrafiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
509 565
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Editionsprinzipien . . . Siglen und Abkürzungen Literaturverzeichnis . . Inhalt (detailliert) . . .
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Vorwort
Vorwort Kasimir und Karoline. Volksstück Uraufführung: 18. November 1932 unter dem Titel Kasimir und Karoline. Ein Abend auf dem Oktoberfest im Schauspielhaus Leipzig als „Ernst Josef AufrichtProduktion“; am 25. November 1932 in gleicher Besetzung im Komödienhaus Berlin, Regie: Francesco von Mendelssohn. Dauer der Schreibarbeiten: Herbst 1931 bis Frühjahr 1932 (Annahme des Stückes durch den Ullstein-Verlag mit Schreiben vom 9. Mai 1932), weitere Textadaptierungen im Rahmen der Uraufführung im Herbst 1932. Umfang des genetischen Materials: ca. 330 Blatt an Entwürfen und Fassungen, unterteilt in zwei Vorarbeiten und fünf Konzeptionen. Erstdruck als hektografiertes Stammbuch des Arcadia-Verlags (1932).
Datierung und Druck Im Herbst des Jahres 1931 zählte Ödön von Horváth zu den anerkannten Bühnenautoren der Weimarer Republik. Wenige Wochen vor der erfolgreichen Premiere der Geschichten aus dem Wiener Wald am 2. November 1931 am Deutschen Theater in Berlin hatte er den renommierten Kleist-Preis erhalten. Carl Zuckmayer bescheinigte dem Autor in seiner Laudatio „unter den jüngeren Dramatikern die stärkste Begabung, […] der hellste Kopf und die prägnanteste Persönlichkeit zu sein“.1 Der Beginn der Arbeit an Kasimir und Karoline fällt in diese Zeit. Erste Überlegungen zu dem später so betitelten Stück, die überdies einen engen Zusammenhang zu dem nachfolgend entstandenen Drama Glaube Liebe Hoffnung zeigen, notierte Horváth auf losen Blättern (= Vorarbeit 1). Skizzen zu einem Werkvorhaben mit dem Titel Karoline, die Schönheit von Haidhausen (= Vorarbeit 2) trug er vorwiegend in das Notizbuch Nummer 5 ein, das er im Herbst 1931 verwendete. Uraufgeführt wurde Kasimir und Karoline ein Jahr später, nämlich am 18. November 1932. Hinsichtlich des Verlaufes der Schreibarbeiten ist eine Bemerkung des Theaterkritikers Alfred Kerr aufschlussreich. In seiner Kritik vom 26. November 1932 im Berliner Tageblatt spricht er davon, „das Manuskript vor Jahresfrist“2 gelesen zu haben, wobei damit eigentlich nur die frühere Fassung Kasimir und Karoline in sieben Bildern (= Konzeption 3) gemeint sein kann. Einem ausgewählten Personenkreis (unter ihnen der Regisseur der 1
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Carl Zuckmayer: Kleistpreis. In: Ders.: Aufruf zum Leben. Porträts und Zeugnisse aus bewegten Zeiten. Frankfurt am Main: S. Fischer 1976, S. 214. Alfred Kerr: „Kasimir und Karoline“. In: Berliner Tageblatt, 26. 11. 1932 zitiert nach Traugott Krischke: Horváth auf der Bühne. 1926–1938. Dokumentation. Wien: Edition S 1991, S. 221–224, hier S. 221.
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Vorwort
Uraufführung, Francesco von Mendelssohn) lag diese Fassung wohl schon zu Beginn des Jahres 1932 vor. In einem Brief vom 9. Mai 1932 bescheinigte der Ullstein-Verlag dem Autor, dass „wir Ihr Volksstück ,Kasimir und Karoline‘ [gemeint hier: die nachfolgende Fassung in 117 Szenen, Anm.] auf Grund der im Vertrage vom 11. Januar 1929 niedergelegten Bedingungen annehmen und den Bühnenvertrieb durch die Arcadia Verlag G.m.b.H. besorgen werden“.3 Zum Zweck dieser Verwertung wurde von dem Stück ein hektografiertes Stammbuch (= Konzeption 4/TS15) hergestellt, das die Jahreszahl 1932 trägt und als „unverkäufliches Manuskript“ des Arcadia-Verlags gekennzeichnet ist. Dieses Stammbuch bildete – unter Berücksichtigung letzter Korrekturen Horváths, die noch im Zuge der Inszenierung entstanden (= Konzeption 5) – die Grundlage für die Uraufführung von Kasimir und Karoline am 18. November 1932 im Schauspielhaus Leipzig und dann eine Woche später in gleicher Besetzung im Komödienhaus Berlin. Eine Notiz Horváths auf einem Manuskriptblatt aus dem Nachlass lässt vermuten, dass der Autor (wie im Falle von Italienische Nacht und Geschichten aus dem Wiener Wald, die beide im Propyläen Verlag selbstständig publiziert wurden) auch im Fall von Kasimir und Karoline auf eine gedruckte Ausgabe hoffte. Der vom Autor vorgesehene Titel sollte lauten: „Glaube Liebe Hoffnung nebst Kasimir und Karoline. Zwei kleine Dramen aus dem Volksleben von Ödön Horváth“ und darunter, als Untertitel alternativ: „Zwei Volksstücke 1932“ (K4/E1). Zu einer ersten Buchausgabe von Kasimir und Karoline sollte es jedoch erst nahezu dreißig Jahre später kommen. Traugott Krischke nahm Kasimir und Karoline in den 1961 bei Rowohlt erschienenen Sammelband Ödön von Horváth: Stücke auf, mit dem Horváth als moderner Klassiker etabliert wurde.
Das genetische Material und seine Chronologie Das genetische Material zu Kasimir und Karoline bildet mit seinen ca. 330 Blatt, bestehend aus handschriftlichen Entwürfen und Typoskripten, eines der umfangreichsten genetischen Konvolute im Nachlass des Autors. Der Großteil des Materials findet sich auf meist als Typoskript vorliegenden Einzelblättern. Ein Teil der handschriftlichen Entwürfe hingegen ist in Horváths Notizbüchern mit den Nummern 5 und 7 (ÖLA 3/W 365 und ÖLA 3/W 362) eingetragen, sodass sich von hier aus einzelne Arbeitsphasen sehr genau datieren lassen. Das Notizbuch Nummer 5 verwendete Horváth in der Zeit von September bis November 1931. Es enthält die ersten Überlegungen zu dem Werkprojekt, das hier noch unter dem Titel Karoline, die Schönheit von Haidhausen firmiert. Die Eintragungen im Notizbuch Nummer 7 (unter ihnen 3
Brief des Ullstein-Verlags an Ödön von Horváth, 9. Mai 1932, Original im Vertragsarchiv des Ullstein Buchverlags, Berlin, ohne Signatur. Hinsichtlich der am 11. Januar 1929 „niedergelegten Bedingungen“ existiert ein Vertrag zwischen Ödön von Horváth und dem Ullstein-Verlag, der besagt, dass der Autor „monatliche Pränumerando-Zahlungen“ erhält, die ihn verpflichten, „seine gesamte schriftstellerische Produktion an dramatischen, erzählenden und lyrischen Werken während der Zeit bis 15. Januar 1930 dem Verlag Ullstein zuerst einzureichen“. (Vertrag zwischen Ödön von Horváth und dem Verlag Ullstein Aktiengesellschaft, Berlin 11. Januar 1929, Original im Vertragsarchiv des Ullstein Buchverlags, Berlin, ohne Signatur) Dieser Vertrag wurde – bestätigt in einem Schreiben des Ullstein-Verlags an Horváth vom 18. Januar 1930 und später noch mehrmals – verlängert.
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Vorwort
Dialogskizzen, Titelvarianten, Besetzungslisten und der Entwurf eines Briefes an Francesco von Mendelssohn) sind im Zusammenhang mit der Inszenierung des Stückes im Herbst 1932 in Leipzig und Berlin zu sehen. Auf der Grundlage des vorhandenen Materials lässt sich der Entstehungsprozess von Kasimir und Karoline in Vorarbeiten und Konzeptionen gliedern (vgl. dazu Editionsprinzipien, S. 573–580). Im Einzelnen ergibt sich die Abfolge: Vorarbeit 1: Glaube Liebe Hoffnung-Szenerie Vorarbeit 2: Karoline, die Schönheit von Haidhausen Konzeption 1: Kasimir und Katharina in fünf Bildern Konzeption 2: Kasimir und Karoline in sieben Bildern – Emil Wegmann Konzeption 3: Kasimir und Karoline in sieben Bildern – Eugen Schürzinger Konzeption 4: Kasimir und Karoline in 117 Szenen Konzeption 5: Adaptierungsarbeiten zur Uraufführung Konzeption 5a: Harun al Raschid Konzeption 5b: Die Wiesenbraut Konzeption 5c: Umarbeitungen der 117-Szenen-Fassung
Vorarbeit 1: Glaube Liebe Hoffnung-Szenerie Diese im Herbst 1931 entstandene Vorarbeit steht in einem engen Zusammenhang mit dem Stück Glaube Liebe Hoffnung (UA: Wien 1936 unter dem Titel Liebe, Pflicht und Hoffnung), an dem Horváth nach Fertigstellung des Stammbuches zu Kasimir und Karoline (K4/TS15) ab Mitte 1932 arbeitete. Die Überlegungen zur Glaube Liebe Hoffnung-Szenerie sind auf lediglich einer Manuskriptseite und vier Typoskriptblättern festgehalten. Den frühesten Entwurf stellt ein fragmentarischer Strukturplan (VA1/E1) dar. Die Einteilung in sieben Bilder, die Namen der titelgebenden Figuren (Karoline und Kasimir) und der Schauplatz des 7. Bildes „Sanitätswache“ verweisen auf Kasimir und Karoline. Das 6. Bild ist mit dem Bildtitel „Rausch Kasimirs“ überschrieben. In ihm findet sich eine Notiz, in der allegorisch jene drei Figuren auftreten, die dem nachfolgenden Stück den Titel geben: Glaube: Du bist doch ein anständiger Mensch. Liebe: Du kannst ja dabei an eine Andere denken – Hoffnung: Und vielleicht wird es wieder besser, die Verletzung Karolines.
Auf eines der zentralen Handlungselemente von Glaube Liebe Hoffnung verweist ein Typoskript, in dem Horváth als Handlungsort des 1. Bildes „Vor der Anatomie“ (VA1/TS1) vorsieht. Die Protagonistin Karoline (in Glaube Liebe Hoffnung wird sie Elisabeth heißen) sucht den Ort mit der Absicht auf, ihren Körper zu verkaufen. Gleichzeitig enthält das Typoskript mit dem Zeppelin eines der zentralen Motive aus Kasimir und Karoline. Über das Auftauchen des Luftschiffes geraten Spitaler und Karoline ins Gespräch. Auch daran wird deutlich, wie eng Vorstellungen, die sich später auf beide Stücke verteilen, in dieser frühen Vorarbeit noch miteinander verknüpft sind.
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Vorwort
Vorarbeit 2: Karoline, die Schönheit von Haidhausen Diese Vorarbeit setzt sich aus insgesamt 15 Blatt handschriftlicher Notizen mit Strukturplänen, Konfigurationsplänen und Dialogskizzen zusammen, enthält jedoch keine maschinenschriftlichen Ausarbeitungen. Fast die Hälfte der Entwürfe findet sich im Notizbuch Nummer 5 eingetragen. Aufgrund der vorgegebenen Blattfolge lassen sich diese Entwürfe ohne größere Schwierigkeiten in eine chronologische Abfolge bringen. In dem Entwurf VA2/E4 gewinnt die Gesamtidee des Dramenprojekts Kontur. Horváth trägt hier unter dem Titel „Karoline, die Schönheit von Haidhausen“ – in VA2/E3 lautet der Titel noch alternativ: „Karoline, die Schönheit aus Haidhausen“ – einen Strukturplan samt Notizen ein. Der Bezug zum späteren Stück Kasimir und Karoline lässt sich in erster Linie über die titelgebende Figur Karoline herstellen. Auffallend ist die Einteilung in sechs Bilder, die Horváth mit den Überschriften „Schrebergärten“, „Das Fest“, „Die künstliche Panne“, „Revolutionäre Versammlung“, „Zugspitze“ und „Schrebergärten“ (VA2/E4) versieht. Sie bietet eines der zentralen Argumente für die Herstellung eines textgenetischen Zusammenhangs der Manuskriptblätter in diesem Werkkomplex. Ein Beleg für die Stabilität der vorgegebenen Struktur in sechs Bildern findet sich auch auf einer der folgenden Seiten des Notizbuchs, auf der Horváth das Stück Karoline, die Schönheit von Haidhausen durch den Untertitel „Volksstück in sechs Bildern“ (VA2/E6) präzisiert. Den Plot des Stückes darf man sich in dieser Arbeitsphase ungefähr so vorstellen: Der Protagonist Ludwig wird infolge eines Zusammenstoßes mit der Polizei während einer offenbar illegalen revolutionären Versammlung gefangen genommen. Auf dem Entwurf VA2/E4 findet sich unter dem 6. Bild die Notiz „nächste Seite“ und dort ein skizzierter Dialog zwischen Ludwig und Helene, laut dem sich Ludwig nach dieser Erfahrung vom politischen Leben zurückzieht (vgl. VA2/E5). Im Laufe der Bearbeitung verändert sich der Fokus des Dramas grundlegend. Dies zeigt sich u.a. am äußeren Aufbau des Stückes, denn die Struktur in sechs Bildern wird zunehmend von einer in sieben Bildern mit variierenden Bildtiteln abgelöst. Der genetisch gesehen vorletzte Strukturplan VA2/E22 demonstriert die Veränderung. Er ist im Notizbuch Nummer 5 zwar nur wenige Seiten hinter VA2/E6 eingetragen, entstehungsgeschichtlich betrachtet sind jedoch zwischen diesen beiden Blättern sechs weitere lose Blätter mit Entwürfen anzusiedeln. Richtungweisend ist der Strukturplan VA2/E22 nicht allein deshalb, weil sich an ihm der Übergang zur Struktur in sieben Bildern ablesen lässt, sondern auch, weil die neuen Bildtitel („Anlage“, „Schiessbude“, „Bierbude“, „Abnormitäten“, „Hereros“, „Achterbahn“, „Anlage“) gegenüber den früheren Entwürfen eine gravierende Veränderung zeigen: Horváth verlagert die Handlung seines Stückes jetzt von den Schrebergartenanlagen der Münchener Vorstadt Haidhausen hin zur Jahrmarktszenerie des Oktoberfests.
Konzeption 1: Kasimir und Katharina in fünf Bildern In dieser Phase der Schreibarbeit führt Horváth das Stück erstmals textlich aus. Das Material der Konzeption besteht aus 20 Blatt handschriftlicher Notizen und 19 Seiten Typoskript und ist damit auch rein quantitativ weit umfangreicher als jenes der beiden Vorarbeiten. K1/E1 stellt mit großer Wahrscheinlichkeit den frühesten Entwurf
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Vorwort
zu Kasimir und Katharina in fünf Bildern dar. Überdies ist er der Einzige, auf dem Horváth den Titel schriftlich fixiert. Irritierend ist die Tatsache, dass der Titel in deutlichem Widerspruch zu den notierten Dialogskizzen steht, in denen nicht Katharina, sondern Karoline agiert. Hinsichtlich der Benennung der weiblichen Hauptfigur schwankt Horváth in der Konzeption auch in weiterer Folge. In den Entwürfen K1/E3 bis K1/E5 wird sie Katharina genannt, bevor ihr Name in K1/E6 und später auch in den maschinenschriftlich ausgearbeiteten Textfassungen K1/TS1 bis K1/TS5 durch Karoline ersetzt wird. Drei der fünf Bildtitel des ersten Strukturplans („Wiese“, „Bierpalast“ und „Abnormität“ – K1/E1) unterstreichen die Verlagerung der Handlung auf das Oktoberfest, wie sie sich bereits in den letzten Entwürfen der vorausgehenden Vorarbeit abgezeichnet hatte. Den inhaltlichen Fokus nimmt Horváth nun von dem unmittelbar politischen Gehalt des Stückes und richtet ihn auf das Motiv der Verführung. Der Plot stellt sich in der Konzeption wie folgt dar: Zwischen Kasimir und Karoline (bzw. Katharina) kommt es zu einem Streit. Im Anschluss daran lernt Karoline, Eis essend, einen Studenten kennen, der hier bereits Emil Wegmann heißt. Seine Kommilitonen und deren Väter wollen die beiden zusammenbringen, inszenieren eine Auto-„Panne“ und überraschen sie anschließend beim Tête-à-Tête. Wie auch in der anschließenden Konzeption 2, jedoch im Gegensatz zu allen nachfolgenden Konzeptionen, entwirft Horváth hier noch einen versöhnlichen Schluss: Nachdem Karoline die Intrige der inszenierten Panne aufgedeckt hat, finden sie und Kasimir wieder zueinander. Sowohl die Einteilung des Stückes in fünf Bilder als auch der skizzierte thematische Fokus sprechen dafür, dass es sich bei Kasimir und Katharina in fünf Bildern um eine textgenetische Einheit handelt, die von allen weiteren Konzeptionen abzugrenzen ist. Sichtbar werden in dieser Bearbeitungsphase freilich auch Elemente und Motive, die in die nachfolgenden Konzeptionen einfließen und teilweise bis in die letzten Fassungen erhalten bleiben. So fällt beispielsweise in K1/E1 erstmals der Name Schürzinger (in K1/TS2 und K1/TS5 wird er Jakob genannt), wobei diese Figur hier jedoch noch nicht in ihrer später so entscheidenden Funktion als Gegenspieler Kasimirs, sondern mutmaßlich als dessen Schwager in Erscheinung tritt. Eine ähnliche Transformation durchläuft der Kommentar Rosas: „Augenblicklich kommst Du rüber! Oder ich schütt Dir das Bier aus!“ (K1/E1) Die wörtliche Rede wird später zwar ausgespart, aber die angesprochene Handlung selbst findet Eingang in die weiteren Konzeptionen des Stückes.
Konzeption 2: Kasimir und Karoline in sieben Bildern – Emil Wegmann Horváth bearbeitet die fünf Bilder aus Konzeption 1 und ergänzt das Stück um zwei weitere. Diese neue Vorgabe einer Struktur in sieben Bildern lässt sich bereits an den frühesten handschriftlichen Entwürfen von Konzeption 2 ablesen und bleibt bis an deren Ende stabil. Der späteste Strukturplan der Konzeption zeigt die Abfolge: 1. „Lukas – Eis (Zeppelin)“, 2. „Bierbude“, 3. „Abnormität“, 4. „Hippodrom“, 5. „Panne“, 6. „Bierbude“ und 7. „Sanitätswache“ (K2/E25). Gegenüber Kasimir und Katharina in fünf Bildern sind hier das 4. und 7. Bild neu; in den ausgearbeiteten Textfassungen von Konzeption 2 (K2/TS2 und K2/TS3 sowie K2/TS5 bis K2/TS9) werden diese Vorgaben jedoch nur teilweise umgesetzt.
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Vorwort
Der Ort des Handlungsgeschehens, das Oktoberfest und sein Ambiente, werden jetzt immer bedeutsamer. Horváth verlagert den Fokus der Handlung von der „künstlichen Panne“ (vgl. VA2/E1, E3, E4, K1/E1, K1/E6, K1/TS4), die von den Herren inszeniert wurde, um dem jungen Mädchen näherzukommen, auf die verführerische Kraft des Jahrmarkts. Die Protagonistin Karoline wird nicht mehr auf eine Fahrt mit dem Auto eingeladen, um sie mit dem Studenten Emil Wegmann zu verkuppeln, sondern sie gibt sich jetzt den Vergnügungen des Oktoberfests hin. Sie lässt sich von den Akademikern zum Achterbahnfahren, zu den Abnormitäten, zum Reiten im Hippodrom und auf einen Likör einladen. Später wird das Fräulein den Herren jedoch unbequem: Als sie sich ihren sexuellen Wünschen nicht fügen will, schütten sie ihr Bier ins Gesicht. Auch in dieser Konzeption sieht Horváth noch einen versöhnlichen Schluss vor: Nachdem Karoline ihrem Bräutigam von den sexuellen Avancen der Akademiker berichtet und den Verlust ihrer Handtasche bemerkt hat, kehrt sie mit Kasimir und dem Merkl Franz ins Hippodrom zurück, um die Gruppe der Akademiker zur Rechenschaft zu ziehen. Emil, der bereits zuvor Karoline verteidigt hatte, wird in der Prügelei verletzt und von Sanitätern abtransportiert. Karoline überzeugt Kasimir davon, sich nicht an den kriminellen Aktionen Merkls zu beteiligen und am Ende finden die beiden Titelfiguren wieder zueinander. Textmaterial aus Konzeption 1 wird teilweise direkt in Konzeption 2 übernommen und hier weiter bearbeitet. Im Einzelnen handelt es sich dabei um K1/TS1 (das dortige erste Bild wird hier nun zum zweiten – K2/TS3), um K1/TS2 (das zweite Bild, das hier zum dritten wird – K2/TS5) und um K1/TS3 (das ehemals dritte Bild, hier nun das vierte – K2/TS6). Gerahmt werden die drei übernommenen Bilder von den neu ausgearbeiteten Bildern 1, 5, 6 und 7 (= K2/TS2, K2/TS7, K2/TS8, K2/TS9), wodurch eine erste, wenn auch inkonsistente Fassung des Stückes in sieben Bildern entsteht. Das vierte und fünfte Bild der vorausgehenden Konzeption, darunter auch die Ausführungen zur künstlichen Panne, zieht Horváth nun nicht mehr heran; beide entfallen in der vorliegenden Konzeption.
Konzeption 3: Kasimir und Karoline in sieben Bildern – Eugen Schürzinger Diese Konzeption bietet eine konsistente Textfassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern. In ihr liegt eine Vielzahl von Textstufen mit einem Gesamtumfang von mehr als 100 Blatt vor. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Konzeptionen sind nun kaum mehr handschriftliche Entwürfe vorhanden. Ohne weitere Struktur- und Konfigurationspläne zu entwerfen (das einmal entworfene Gerüst der sieben Bilder erachtet der Autor offenkundig als fix), setzt Horváth sein Werkprojekt unmittelbar in eine maschinenschriftliche Fassung um. Während es ihm in Konzeption 1 in erster Linie um die Verführung und Verkuppelung des Fräuleins in einer inszenierten Panne ging und er sich in Konzeption 2 textlich auf das Amüsement auf dem Oktoberfest konzentriert hatte, wendet er sich nun, obwohl das Stück weiterhin vor der Kulisse des Oktoberfests spielt, dem Dilemma des sozialen Abstiegs zu. Keine „Satyre auf München und auf das dortige Oktoberfest“ hatte er (wie er später schrieb, vgl. ÖLA 3/W 241 – BS 64 a, Bl. 1) dabei im Sinn, sondern eine „Ballade vom arbeitslosen Chauffeur Kasimir“ (ebd.). In Konzeption 3 schlägt Horváth die entsprechende Richtung ein: Der Protagonist Kasimir ist – wie schon in den vorhergehenden Konzeptionen – arbeitslos geworden.
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Vorwort
Hier nun aber kommt diesem Aspekt eine weit größere Bedeutung zu, wird an ihm doch die Verknüpfung von Privatschicksal und sozioökonomischem Hintergrund transparent gemacht. Beispielsweise sagt Kasimir an einer Stelle: „In dieser heutigen Welt ist alles auf das Geld aufgebaut. Da strebst dahin, arbeitest, bist ehrlich und dann kommt so eine Krise und Du stehst draussen. Warum? Weil die Herren unfähig sind, Rindvieher haben wir als Wirtschaftskapitäne und Halunken -- keiner kümmert sich um den Kleinen!“ (K3/TS4) Außerdem findet eine grundlegende Veränderung der Figur Emil Wegmann statt: Der Student, der in Konzeption 2 noch den Entwurf eines neuartigen Karussells an einen Schausteller verkaufen wollte (vgl. K2/TS2), wird im Zuge der Arbeit an Konzeption 3 durch den eher windigen Zuschneider Eugen Schürzinger ersetzt. Die Figur, deren Familienname bereits in K1/E1 Erwähnung fand, fällt aus der Gruppe der Akademiker, innerhalb derer Emil Wegmann angesiedelt war, heraus und wird zum Gegenspieler Kasimirs. Anders als in den vorhergehenden Konzeptionen kommt es am Ende des Stückes ab jetzt zwischen Kasimir und Karoline nicht mehr zu einem Happy End. Vielmehr bilden am Ende jetzt Schürzinger und Karoline sowie Kasimir und Erna ein Paar. An den ersten Fassungen von Konzeption 3 lässt sich der Formungsprozess der Figur Schürzinger direkt ablesen, wenn Horváth beispielsweise in K3/TS3 und K3/TS6 den Namen „Emil“ handschriftlich in „Schürzinger“ ändert. Die Fülle des vorhandenen Materials an Textstufen und Ansätzen gewährt im Fall von Konzeption 3 einen genauen Einblick in die Textarbeit des Autors. Wie intensiv Horváth zu Werke ging, zeigt sich an einer Vielzahl von Korrekturen und materiellen Ersetzungen (dargestellt anhand der Simulationsgrafiken, S. 565–570), die er vornahm, als er Bild für Bild im Text voranschritt. Aus den jeweils letzten Fassungen der sieben Bilder ergibt sich, zusätzlich gestützt durch die durchgängige Paginierung der Blätter, eine Gesamtfassung (K3/TS14), die heute die einzig vollständig überlieferte Fassung von Kasimir und Karoline. Volksstück in sieben Bildern ist. Dass von dieser Fassung zumindest eine weitere Reinschrift existiert haben muss, beweisen vier Durchschlagblätter, die mit den Seitenzahlen 54–57 versehen sind. Bei ihnen handelt es sich um die Schlusspassage einer solchen Reinschrift. Materiell sind die vier Durchschlagblätter zweifach vorhanden: Einmal unkorrigiert (K3/TS15), wobei diese Fassung kaum vom Text der Gesamtfassung (K3/TS14) abweicht, und einmal mit zahlreichen handschriftlichen Korrekturen Horváths versehen (K3/TS16).
Konzeption 4: Kasimir und Karoline in 117 Szenen In dieser Konzeption arbeitet Horváth die Fassung des Stückes in sieben Bildern zu einer Fassung in 117 Szenen um. Textlich konzentriert er sich dabei vor allem auf die letzten zwei Drittel des Stückes, daneben fügt er – verteilt über den ganzen Text – etliche musikalische Intermezzi ein. Von den Textmaterialien der Umarbeitung muss einiges verloren gegangen sein, denn unter den überlieferten Blättern finden sich Fassungen lediglich zu den Szenen 49, 50, 74–77 und 101–117 (K4/TS8 bis K4/TS14). Rein materiell gesehen greift Horváth vor allem bei den ersten der neu erarbeiteten Szenen (z.B. K4/TS5) auf altes Textmaterial, meist Einzelblätter eines Durchschlags einer weiteren, nicht erhaltenen Gesamtfassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern zurück, die er teilweise zerschneidet, maschinenschriftlich ergänzt
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Vorwort
und neu zusammenklebt. Darüber hinaus entwickelt er das neue Bild „Sanitätsstation auf der Oktoberfestwiese“ (K4/TS7), welches dann den strukturellen Vorgaben der Szenenfassung angepasst wird. Durch die Einfügung der Sanitätsstation enthält die neue Fassung acht anstelle der früheren sieben Schauplätze. Am neuen Handlungsort passiert Folgendes: Nachdem der Kommerzienrat Rauch auf der Autofahrt nach Altötting einen Herzanfall erlitten hat und ein Unfall nur verhindert wurde, weil Karoline rechtzeitig „gebremst“ hat, wird er nach der Rückkehr in der Sanitätsstation verarztet. Gleichzeitig ist von einer „allgemeine[n] Rauferei“ (K4/ TS15/ Pag. 60) die Rede, im Zuge derer Speer verletzt wurde, sodass auch er auf der Sanitätsstation landet. Rauch, glücklich dem Tod entronnen, trennt sich rüde von Karoline. Im weiteren Verlauf folgt das Stück grob den Vorgaben der vorausgehenden Konzeption: Erna und Kasimir (der Merkl Franz wurde zwischenzeitlich verhaftet) sowie Karoline und Schürzinger finden zusammen. Bemerkenswert ist, dass in Konzeption 4 jeder neue Schauplatz von einem Musikstück eingeleitet wird. Ingesamt neun Musikstücke kommen hinzu. Sie überbrücken nicht nur die für Umbauten notwendige Zeit, sondern unterbrechen, verstärkt dadurch, dass sie oft als eigene Szenen ausgewiesen werden (Nummer 1, 7, 20, 38, 57, 72, 84, 99 und 108), das dramatische Spiel und verändern auf diese Weise die ganze Anlage des Stückes, das auch durch die Unterteilung in 117 Szenen einen neuen Rhythmus gewinnt. Mit einem Schreiben vom 9. Mai 1932, das oben bereits zitiert wurde, bestätigte der Ullstein-Verlag die Annahme des Stückes und lässt (wie in dem Brief angekündigt) durch seinen Theaterverlag Arcadia ein hektografiertes Bühnenskript herstellen (K4/TS15). Das von Horváth beim Verlag hierfür eingereichte Typoskript ist verschollen.
Konzeption 5: Adaptierungsarbeiten zur Uraufführung Konzeption 5a: Harun al Raschid Diese Konzeption lässt sich aufgrund der wenigen überlieferten, ausschließlich handschriftlich verfertigten Notizen und aufgrund des Fehlens von ausgearbeiteten Fassungen nur vage umreißen. Offenbar handelt es sich bei der Figur des Harun al Raschid – eine märchenhafte Herrschergestalt, die auch in Tausendundeine Nacht einging – um eine Transformation von Speer. Die Handlung des Werkprojekts verändert sich aber nicht allein durch dieses orientalische Element, sondern auch durch eine handlungstechnische Erweiterung, denn im zweiten Bild wird Harun von Merkl bestohlen (vgl. K5a/E8 und K5a/E9). Dieser Diebstahl provoziert eine Prügelei, die hinter dem Hippodrom stattfindet. Auf K5a/E28 heißt es: „Es hat hinter dem Hippodrom eine riesige Rauferei gegeben. Angeblich Casanova – – Aber nach anderer Version, soll eine gewisse Brieftasche eine gewisse Rolle gespielt haben.“ Die auf K5a/H1 und K5a/H2 überlieferten Strukturpläne legen die Vermutung nahe, dass Horváth sich bei seinen Überlegungen zu Harun al Raschid an der Struktur von Kasimir und Karoline in sieben Bildern orientiert. Allerdings ändert er in dieser Konzeptionsphase die Bilderfolge und zwischenzeitlich auch die Anzahl der Bilder. So plant er eine Zusammenlegung des ersten und zweiten Bildes, die dann gemeinsam ein neues erstes Bild „Achterbahn“ (K5a/E1, vgl. auch K5a/E5) ergeben sollten.
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Vorwort
Die beiden nachfolgenden Bilder rücken entsprechend auf, dann wechselt die Anordnung. An vierter Position erscheint das „Hippodrom“, an fünfter fügt der Autor „Wagnerbräu = Sanitätsstation“ ein, an sechster Position bleibt „Parkplatz“ (K5a/E5) bestehen. Im weiteren Verlauf der Arbeit kehrt Horváth wieder zu sieben Bildern zurück, wobei an ihnen jedoch das zweite Bild mit den Jahrmarktattraktionen „Tobogan [eigentlich: Toboggan, eine Turmrutschbahn, Anm.] – Abnormitäten“ (K5a/E24) neu ist. Über den Bildtitel „Sanitätsstation“ (ebd.) lassen sich Parallelen zu den Entwürfen von Konzeption 2 sowie zu Entwicklungen von Konzeption 4, also der Umarbeitung des Stückes von der Bilder- zur Szenenfassung, herstellen. Schließlich stellt K4/TS7 die erste ausgearbeitete Fassung des Bildes „Sanitätsstation auf der Oktoberfestwiese“ dar. Ein Teil der Überlegungen zu Harun al Raschid ist im vorderen Teil des Notizbuches Nummer 7 eingetragen, wo sich auch ein Briefentwurf an den Regisseur der Uraufführung, Francesco von Mendelssohn, findet. In ihm kündigt Horváth an, „beiliegend die neue Fassung“ (K5a/E35) des Stückes schicken zu wollen, dessen Untertitel (gemeint ist wahrscheinlich der auf dem gleichen Blatt oben eingetragene „Sieben Szenen von der Liebe Lust und Leid und unserer schlechten Zeit“ – K5a/E34) er gewählt habe, um das Balladeske zu betonen. „Eine Anspielung im Titel auf das Oktoberfest“, so heißt es in dem Briefentwurf weiter, „liess ich weg, weil das Oktoberfest an sich nicht das Wichtige ist.“ (K5a/E35) Auch wenn sich nicht sagen lässt, auf welche „neue Fassung“ des Stückes sich der Briefentwurf bezieht und ob Horváth den Brief und mit ihm eine neue Fassung des Stückes tatsächlich abgeschickt hat, sind die wenigen Zeilen bemerkenswert, denn offensichtlich dokumentieren sie einen Konflikt, den es – ob ausgesprochen oder nicht – zwischen dem Autor von Kasimir und Karoline und dem Regisseur gegeben haben muss. Francesco von Mendelssohn wollte das Ambiente des Oktoberfests herausstreichen, während es Horváth eher um die existenzielle Grundierung seiner Figuren ging. Wie sich in den Materialien aus Konzeption 5b zeigt, die im Notizbuch Nummer 7 weiter hinten eingetragen sind, hielt der Autor dem Drängen des Regisseurs nicht stand.
Konzeption 5b: Die Wiesenbraut Angeregt durch Francesco von Mendelssohn konzentrierte sich der Autor – wohl während der Probenarbeiten zur Uraufführung des Stückes – erneut auf die Oktoberfest-Thematik. Eine Fülle diverser Titelentwürfe – von „Auf dem Oktoberfest“ über „Oktoberfeststück“, „Rund um das Hippodrom“ bis hin zu „Achterbahn und Wiesenbraut“ (K5b/E3–E9) – lässt die Bestrebung erkennen, bereits im Titel des Stückes eine entsprechende Assoziation herzustellen. So hat Horváth ein sogenanntes „Wiesenbraut“-Exposé (K5b/TS1) verfasst, welches möglicherweise für ein Programmheft vorgesehen war,4 und auch den Titel „Die Wiesenbraut“ mit alternierenden Untertiteln wie z.B. „Eine Nacht auf dem Oktoberfest“, „Ein Oktoberfestabend“ oder „Humoristische Oktoberfeststunden“ (K5b/E5) erwogen. Die Bestrebungen von Konzeption 5b mündeten in den Untertitel, den Kasimir und Karoline bei der Uraufführung trug: „Ein Abend auf dem Oktoberfest“ (K5b/E13). 4
In dem überlieferten Theaterzettel der Berliner Aufführung ist dieser Text jedoch nicht enthalten. Vgl. Original in der Stiftung Stadtmuseum Berlin, Theatersammlung, Signatur V–80/977s.
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Vorwort
Konzeption 5c: Umarbeitungen der 117-Szenen-Fassung Im Nachlass sind etliche Typoskript-Blätter überliefert, die sich als Bearbeitungen des Stammbuches K4/TS15 identifizieren lassen und deutlich machen, dass die Textarbeit für Horváth mit diesem Stammbuch keineswegs abgeschlossen war. Vermutlich hat die konkrete Inszenierungsarbeit Änderungen provoziert, die der Autor teilweise in unmittelbarer Bezugnahme zum Stammbuch vornahm. So trennte er beispielsweise im Fall von K5c/T3 aus diesem eine Seite heraus, zerschnitt sie, tippte neue Passagen und klebte alles in neuer Anordnung zusammen. Darüber hinaus existieren auch neu getippte Textpassagen (z.B. K5c/TS2) mit Seitenverweisen, die sich auf das Stammbuch beziehen. Aufgrund textlicher Inkonsistenzen lassen sich nicht all diese Textbearbeitungen in Kasimir und Karoline integrieren, aber lässt sich doch eine neue Schlusssequenz der Szenen 113–117 (K5c/TS5) gewinnen. Horváth erweitert darin den Dialog zwischen Kasimir, Karoline und Erna um einige Repliken und fügt nach dem Abgang Karolines folgende Regieanweisung ein: „Sie [Erna, Anm.] […] packt zwei belegte Brote aus, die die Beiden nun verzehren, schweigend und vertieft.“ (ebd.) Außerdem verändert er den ersten Satz Karolines in der 114. Szene, aus „Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich“ (K4/TS15) wird „O das war die Sehnsucht“ (K5c/TS5). Der Dialog zwischen Karoline und Schürzinger in der 115. Szene bleibt erhalten, während jener zwischen Kasimir und Erna in der 116. Szene dahingehend erweitert wird, dass auf den Verzehr der Brote Bezug genommen wird.
Uraufführung und zeitgenössische Rezeption In einem Brief vom 5. August 1932 an Ise Gropius, die Frau von Walter Gropius, beklagt Horváth, dass seine „beiden Stücke [Kasimir und Karoline und Glaube Liebe Hoffnung, Anm.] bereits Anfang September herauskommen [sollten], der ,Kasimir‘ am 3., das andere am 9. September. Jetzt hat sichs aber wieder geändert. Und zwar kommt nun der ,Kasimir‘ erst Ende Oktober und das andere viel später – so nach Weihnachten.“5 Im September 1932 kündigt das Flugblatt Nummer 12 des ArcadiaVerlags die Uraufführung des Stückes als eine sogenannte „Ernst Josef Aufricht-Produktion“ für Oktober an (vgl. Traugott Krischke: Editorische Notiz, in: KW 5, S. 157). Schlussendlich verzögert sich die Premiere jedoch um einige Wochen. Wie Herbert Ihering in seiner Besprechung des Stückes im Berliner Börsen-Courier vom 26. November 1932 schreibt, fand sie „als dramaturgische Probe“6 in der Berliner Besetzung am 18. November 1932 im Leipziger Schauspielhaus statt, ehe es dann eine Woche später zur eigentlichen Uraufführung im Komödienhaus Berlin kam.
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Brief Ödön von Horváths, Murnau, 5. August 1932. Original im Bauhaus-Archiv, Signatur GS 19/1: Briefe an Walter Gropius. Der Brief ist an eine „Frau Gärtnerin“ gerichtet, womit vermutlich Ise Gropius, die Frau von Walter Gropius gemeint ist. Der Briefumschlag ist leider nicht überliefert. Im gleichen Brief erwähnt Horváth, dass er mit Ernst Josef Aufricht über einen Schauspieler namens Schaninski wegen eines Rollenangebots für Kasimir und Karoline gesprochen hat. Herbert Ihering: „Kasimir und Karoline. Nach Leipzig jetzt in Berlin“. In: Berliner Börsen-Courier, 26. 11. 1932 zitiert nach Krischke 1991, S. 217–219, hier S. 218.
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Vorwort
Ernst Josef Aufricht, bis 1931 Direktor des Theaters am Schiffbauerdamm in Berlin und durch seine Inszenierung der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht bekannt geworden, hatte die sogenannte „Ernst-Josef-Aufricht-Produktion“ ins Leben gerufen und – wie er rückblickend in seiner Autobiographie schreibt – damit eine Möglichkeit gefunden, „eine Aufführung in der Provinz auszuprobieren“.7 Herbert Ihering bemerkt angesichts dieser Vorgehensweise am 19. November 1932 ebenfalls im Berliner Börsen-Courier, dass sich in anderen Ländern längst ein System entwickelt habe, „nach dem die Stücke erst in der Provinz gespielt und dort dramaturgisch, regiemäßig, schauspielerisch korrigiert werden, bis sie in die Hauptstadt kommen“.8 Angesichts der gespaltenen Reaktionen der Kritik auf die Leipziger Premiere, die einerseits von einer „entzückenden Aufführung“9 sprachen und andererseits das „zerdehnte, unkonzentrierte Spiel“10 beklagten, erschienen Korrekturen am Stück durchaus angebracht. Herbert Ihering beispielsweise sah eine Schwäche Horváths darin, „rein literarisch zu erfinden, und eine starke Handlung durch Anhäufung von Motiven zu ersetzen“11 und empfahl Streichungen. Möglicherweise verdanken sich die in K5c/TS1 bis K5c/TS4 dokumentierten Bearbeitungen des Stammbuchs solcher Kritik, und vielleicht fanden die Eingriffe Horváths wirklich erst auf dem Weg des Stückes von Leipzig nach Berlin statt. Spekuliert kann darauf durchaus werden, zumal anlässlich der Berliner Premiere am 25. November 1932 tatsächlich etwas von den textlichen Änderungen wahrgenommen wurde.12 In seiner Kritik im Berliner Lokal-Anzeiger vom 26. November 1932 bemerkte Ludwig Sternaux hinsichtlich des Endes des Stückes, dass Kasimir „an einem Sardellenbrötchen knautscht und sie, die Erna, verzückt ein Liedlein plärrt“.13 Dies entspricht ziemlich exakt der neuen Schlusssequenz, die Horváth Kasimir und Karoline mit K5c/TS5 gab.
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Ernst Josef Aufricht: Erzähle damit du dein Recht erweist. Berlin: Propyläen 1966, S. 124. Herbert Ihering: „Uraufführungen auf Probe“. In: Berliner Börsen-Courier, 19. 11. 1932 zitiert nach Krischke 1991, S. 209–211, hier S. 209. H. W.: „Ödön Horváth: Kasimir und Karoline“. In: Münchener Post, 22. 11. 1932 zitiert nach Krischke 1991, S. 212. H[ans] N[atonek]: „Kasimir und Karoline“. In: Vossische Zeitung, Berlin, 19. 11. 1932 zitiert nach Krischke 1991, S. 211. Ihering: „Uraufführungen auf Probe“ zitiert nach Krischke 1991, S. 210. Auch in der Inszenierung gab es Veränderungen, wie Ihering in seiner Kritik der Berliner Aufführung am 26. November 1932 im Berliner Börsen-Courier vermerkt. Die in vielen Punkten fehlerhaften Lebenserinnerungen von Ernst Josef Aufricht (u.a. siedelt er die Aufführung der Geschichten aus dem Wiener Wald nach jener von Kasimir und Karoline an) bestätigen dies, dort heißt es: „Horváth lud mich ein, ihn in Bayern zu besuchen. In Murnau, in dem Haus seiner Eltern, arbeitete er an einer neuen Komödie: ,Casimir und Caroline‘. Ich amüsierte mich beim Lesen, schlug ihm einige Änderungen vor, blieb acht Tage bei ihm und konnte nicht widerstehen, das Stück anzunehmen und sofort zu produzieren. Das Liebespaar besetzte ich mit Luise Ul[l]rich und Hermann Ehrhardt, den ich von einem bayrischen Bauerntheater wegholte. Beide waren in ihren Rollen von einem recht rustikalen Charme. Wir probierten in Berlin, und die Ernst-Josef-Aufricht-Produktion gastierte mehrere Abende in Leipzig. Wir nahmen die notwendigen Korrekturen vor. Anschließend kam die Berliner Premiere im Komödienhaus.“ (Aufricht 1966, S. 131) Ludwig Sternaux: „Auch ein Oktoberfest! ,Kasimir und Karoline‘. Komödienhaus“. In: Berliner Lokal-Anzeiger, 26. 11. 1932 zitiert nach Krischke 1991, S. 229f., hier S. 229.
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Vorwort
Trotz aller Bemühungen blieb die Resonanz auch auf die Berliner Aufführung geteilt. Kurt Pinthus schreibt im 8-Uhr-Abendblatt vom 26. November 1932: „Trotz Kürzungen rann der ,Abend auf dem Oktoberfest‘ immer noch zu schwerflüssig dahin. Francesco von Mendelssohn, der Musikfreund, hätte die Tempi verschiedenartiger halten und beschleunigen müssen. Aber die Typen bringt er mit eifrigem Bemühen, ebenso vortrefflich heraus wie der Dichter; und noch besser als beide schaffen das die Schauspieler.“14 Und Alfred Kerr fasst in seiner Kritik im Berliner Tageblatt von 26. November 1932 zusammen: „Am Schluß, Francesco, hätte Tempo-Tempo not getan. Abebben soll es, jawohl. Doch gestrafft abebben. (Das gibt es).“15 In den Aufführungen in Leipzig und Berlin trägt Kasimir und Karoline den Untertitel „Ein Abend auf dem Oktoberfest“, und es ist dem Stück (anders als im Stammbuch mit: „Und die Liebe höret nimmer auf.“) ein Motto beigestellt, das aus Heinrich Heines Buch der Lieder stammt.16 Horváth hat dieses Motto in dem Entwurf K5b/E10 festgehalten, der in den Zusammenhang der Wiesenbraut-Überarbeitungen gehört: „Es leuchtet meine Liebe / In ihrer dunklen Pracht / Wie ein Märchen, traurig und trübe / Erzählt in der Sommernacht.“ Am 4. Februar 1935 wurde Kasimir und Karoline, mit dem schlichten Untertitel „Volksstück“ versehen, als einmaliges Gastspiel der Gruppe Ernst Lönner im Theater Die Komödie in Wien gegeben. Für diese Aufführung wurde das Stück mit zusätzlichen, einleitenden und verbindenden Liedern versehen, deren Texte von Georg Alfred und Ernst Lönner und deren Musik von J. C. Knaflitsch stammten (vgl. Krischke 1991, S. 256). Die musikalische Umrahmung belebte das Stück und wurde von der Kritik positiv aufgenommen. So schrieb beispielsweise Emil Kläger am 6. Februar 1935 in der Wiener Neuen Freien Presse: Es sind schlichtweg reizende, kleine Szenen, die, wie alles Volkstümliche, in Musik münden. Musik ist denn auch das Hauptelement des Verwandlungsstückes, Orchester und ein Quartett als Chor, manchmal musikalische Conférence, die Aufzüge miteinander verbindend und die Moral verkündend. Da wird die Patronanz der „Dreigroschenoper“, von der das Spiel inspiriert ist, ganz besonders deutlich. Kein toter Punkt während des ganzen Abends. Man ist gefesselt und bewegt.17
Auch ansonsten nimmt die Kritik die Wiener Inszenierung besser auf als die deutsche Uraufführung. Das Gros der Kritiker ist begeistert, manch einer spricht gar von einem „sensationellen Erfolg“.18 Nachdem die Produktion ab 9. Februar 1935 noch sechsmal in den Wiener Kammerspielen gezeigt wurde, nahm sie Ernst Lönner im Herbst 1935 in das Repertoire des zwischenzeitlich von ihm erworbenen Kleinen Theaters in der Wiener Praterstraße auf. Aus dieser Zeit stammt ein Briefentwurf Horváths (wohl an die Direktion
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Kurt Pinthus: „Komödie auf dem Oktoberfest. Horváths ,Kasimir und Karoline‘ im Komödienhaus“. In: 8-Uhr-Abendblatt, Berlin, 26. 11. 1932 zitiert nach Krischke 1991, S. 227–229, hier S. 228. Kerr: „Kasimir und Karoline“ zitiert nach Krischke 1991, S. 222. Ankündigung von Kasimir und Karoline. Ein Abend auf dem Oktoberfest. In: Leipziger Neueste Nachrichten vom 18. 11. 1932 zitiert nach Krischke 1991, S. 205. E[mil] K[läger]: „Erfolg des jungen Theaters“. In: Neue Freie Presse, Wien, 6. 2. 1935 zitiert nach Krischke 1991, S. 263f. Anonym: „Avantgarde in den Kammerspielen“. In: Neues Wiener Journal, 9. 2. 1935 zitiert nach Krischke 1991, S. 269f., hier S. 269.
12
Vorwort
dieses Theaters), in dem der Autor die Berliner Inszenierung kritisch beurteilt und mit der Wiener Aufführung seine ursprüngliche Intention, die er gegenüber Francesco von Mendelssohn nicht durchzusetzen vermocht hatte, bewahrt sieht: Als ich vor einem halben Jahr von der erfolgreichen Aufnahme meines Stückes „Kasimir und Karoline“ in Wien erfuhr, habe ich mich sehr gefreut, denn ich habe es immer gehofft und geahnt, dass meine Stücke gerade in Wien Verständnis finden müssten. […] Als mein Stück 1932 in Berlin uraufgeführt wurde, schrieb fast die gesamte Presse, es wäre eine Satyre auf München und auf das dortige Oktoberfest – ich muss es nicht betonen, dass dies eine völlige Verkennung meiner Absichten war, eine Verwechslung von Schauplatz und Inhalt; es ist überhaupt keine Satyre, es ist die Ballade vom arbeitslosen Chauffeur Kasimir und seiner Braut mit der Ambition, eine Ballade voll stiller Trauer, gemildert durch Humor, das heisst durch die alltägliche Erkenntnis: „Sterben müssen wir alle!“ (ÖLA 3/W 241 – BS 64 a, Bl. 1)
Gebrauchsanweisung Abschließend noch eine Bemerkung zur Gebrauchsanweisung19, einem in letzter Fassung in stark korrigierter Form vorliegenden Text, der als Anleitung zur Inszenierung von Horváths Stücken bis heute wertvoll und gebräuchlich ist. Da der Autor in der Gebrauchsanweisung seine dramaturgischen Maximen anhand von Kasimir und Karoline illustriert, ging man – basierend auf entsprechenden Anmerkungen in den Ausgaben von Traugott Krischke – bislang davon aus, dass dieser Text erst nach der Uraufführung des Stückes entstanden sei. In seiner Horváth-Biographie schreibt Krischke, dass in die Gebrauchsanweisung „viele Aspekte seiner Überlegungen aus dem Gespräch mit Willi Cronauer im Frühjahr 1932“20 eingeflossen sind. Tatsächlich verlief der Transfer jedoch genau umgekehrt, was sich anhand von Horváths Markierungen auf den Typoskriptblättern ersehen lässt: Teile der umfangreichsten Fassung der Gebrauchsanweisung (ÖLA 3/W 236 – BS 64 h, Bl. 1–7) übernahm Horváth in die schriftliche Version des Interviews mit Cronauer (ÖLA 3/W 237 – BS 64 i, Bl. 1–13), das im Bayrischen Rundfunk am 5. April 1932 gesendet wurde. In dem solcherart verschobenen Kontext ist die Gebrauchsanweisung als eine – offensichtlich dann nicht sehr beachtete – Willensäußerung des Autors hinsichtlich der erst bevorstehenden Inszenierung von Kasimir und Karoline und als eine Reaktion auf die Uraufführung der Geschichten aus dem Wiener Wald zu verstehen. Ein Beleg dafür findet sich auch in einer bislang unpublizierten frühen Fassung des Textes, in der Horváth direkt auf Paul Fechters Rezension der Geschichten aus dem Wiener Wald Bezug nimmt (vgl. ÖLA 3/W 234 – BS 64 f, Bl. 1). Zudem lässt sich die Tatsache, dass die Gebrauchsanweisung vor der Uraufführung von Kasimir und Karoline entstanden sein muss, auch inhaltlich erschließen, denn in gleich drei der vorliegenden Fassungen (ÖLA 3/W 225 – BS 64 b, Bl. 1, 2, ÖLA 3/W 233 – BS 64 e, Bl. 1 und ÖLA 3/W 234 – BS 64 f, Bl. 1) spricht Horváth davon, dass zum Zeitpunkt, da er den Text schreibt, „vier“ Stücke von ihm aufgeführt worden seien. Dies entspricht der Situation vor der Aufführung von Kasimir und Karoline.
19
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Kritisch ediert wird die Gebrauchsanweisung in Band 17 der Wiener Ausgabe (Autobiographisches/Theoretisches/Vermischtes). Traugott Krischke: Ödön von Horváth: Kind seiner Zeit. Berlin: Ullstein 1998, S. 156.
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Lesetext
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Vorarbeit 1: Glaube Liebe Hoffnung-Szenerie
17
Strukturpläne in sieben Bildern
IN 221.001/7 – BS 45 a [7], Bl. 1
18
Strukturpläne in sieben Bildern
VA1/E1–E4
19
Lesetext
Fassung des 1. Bildes
VA1/TS1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Erstes Bild
IN 221.001/6 – BS 45 a [6], Bl. 1
Vor der Anatomie. 5
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K AROLINE D IENER Sie wünschen? K AROLINE Das ist doch hier das anatomische Institut? D IENER Jawohl, Fräulein. K AROLINE Ich meine, das ist doch hier, wo die Menschen zerstückelt werden? D IENER (lächelt) Die Leichen, Fräulein! Die Leichen! K AROLINE (lächelt) Natürlich die Leichen. D IENER Na und? K AROLINE Ich möchte gerne eine Auskunft haben -- ich habe nämlich gehört, dass man sich der Anatomie verkaufen kann, dass nämlich wenn man stirbt, dass man zerschnitten werden kann -- ich möcht mich gern verkaufen. D IENER Also das schlagens Ihnen nur aus dem Kopf! Das gibt es hier nicht! Das ist ein sehr weit verbreiteter Irrtum! Wir haben Leichen genug in Hülle und Fülle! K AROLINE Und ich hab gemeint dass wenigstens für die Leichen noch was bezahlt wird -D IENER Sie sind arbeitslos? K AROLINE Natürlich! Und ausgesteuert! D IENER Das ist eine schlimme Zeit! K AROLINE Ja. (Stille) D IENER (betrachtet sie) Hörens mal, Fräulein, ich hätt einen Vorschlag: was machens denn heut abend? K AROLINE Ich weiss garnicht wo ich schlafen soll. Meine Wirtin hat alles weggesperrt. 얍 D IENER Ich hätt einen Vorschlag. Kommens zu mir. Ich hätt vielleicht eine Stelle für Sie. K AROLINE Das kenn ich schon. Nein, mit mir können Sie das nicht machen. B
B
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45
N
N
S PITALER (in Trauer kommt mit dem Arzt aus der Anatomie) D OKTOR Also die genaue Todesursache lässt sich nicht genau feststellen. Es ist möglich, dass die Lenkstange, wie sie den Brustkorb eingedrückt hat, den Tod herbeigeführt hat -- es ist aber auch ebenso möglich, dass sich etwas anderes verletzt hat. S PITALER Arme Frau! Ich hätt es ihr nicht erlauben sollen, dass sie chauffiert! Eine Frau gehört nicht an das Volan -- -- Ich mache mir fürchterliche Vorwürfe! D OKTOR Sie können doch nichts dafür. Die Strasse war doch vereist. S PITALER Man macht sich immer Vorwürfe. Es ist schlimm. Und jetzt das Begräbnis -- und dann kommen die Verwandten -- brr! Sehen Sie, lieber Herr Doktor, so rasch ist das Leben zu Ende -- -- und heut abend muss ich wieder mit lachendem Gesicht dastehen. Lachend! Wir haben doch heut abend unsere Schönheitskonkurrenz, und derweil liegt mein Weib da hinten im Keller -15 21
B B
mich gernN ] D IENER SieN ]
korrigiert aus: michrgern korrigiert aus: D IENER Sie
20
IN 221.001/6 – BS 45 a [6], Bl. 2
Fassung des 1. Bildes
VA1/TS1 (Korrekturschicht)
Lesetext
D OKTOR Kopf hoch, lieber Spitaler! Kopf hoch! (ab) S PITALER (geht auf die Strasse und zündet sich eine Zigarette an -- erblickt Karoline und fixiert sie) B
N
5
(Surren in der Luft; Zeppelin) D OKTOR UND D IENER (stürzen heraus)
10
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S PITALER Haben Sie auch den Zeppelin gesehen? K AROLINE Ich habe doch keine zugewachsenen Augen. (Stille) S PITALER Haben Sie auch einen teueren Toten da drinnen? K AROLINE Nein. Ich wollt mich anbieten -- meine Leiche. S PITALER Ihre Leiche. 얍 K AROLINE Ja, weil ich halt kein Geld habe. S PITALER Komisch! Auf was für Ideen die Leut kommen! Das können Sie aber doch eher lebend verdienen. Sie sehen doch gut aus -- drehen Sie sich mal um. Ich hab dafür einen Blick, weil ich gewissermassen in der Vergnügungsbranche tätig bin. Leiche verkaufen -- welch abstruse Idee -K AROLINE Ich hab halt kein Geld. S PITALER Kommen Sie heut abend zu mir ins Büro. Hier die Karte. B
20
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N
K AROLINE (liest) D IENER Na was hat er denn gesagt? K AROLINE Wer ist dieser Herr eigentlich? D IENER Wissen Sie, das ist der, der so verschiedene Sachen veranstaltet -- heut abend veranstaltet er eine Schönheitskonkurrenz -- -- Ich werd Ihnen das alles heut abend näher erklären --
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XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
3 16
B B
erblicktN ] korrigiert aus: erblick Komisch! f kommen!N ] \Komisch! f kommen!/
21
IN 221.001/6 – BS 45 a [6], Bl. 3
Strukturplan in acht Bildern
IN 221.001/7 – BS 45 a [7], Bl. 4
22
Strukturplan in acht Bildern
VA1/E5
23
Lesetext
24
Vorarbeit 2: Karoline, die Schönheit von Haidhausen
25
Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 5
26
Strukturplan in sieben Bildern
VA2/E1
27
Lesetext
Strukturplan in fünf Bildern
ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 4v
28
Strukturplan in fünf Bildern
VA2/E2
29
Lesetext
Strukturplan in sechs Bildern
ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 6
30
Strukturplan in sechs Bildern
VA2/E3
31
Lesetext
Strukturplan in sechs Bildern
ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 9v, 10
32
Strukturplan in sechs Bildern
VA2/E4
33
Lesetext
Dialogskizze zum 6. Bild
ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 11
34
Dialogskizze zum 6. Bild
VA2/E5
35
Lesetext
Titelentwurf
ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 12
36
Titelentwurf
VA2/E6
37
Lesetext
Strukturpläne in sechs Bildern
IN 221.003 – BS 12 d, Bl. 5
38
Strukturpläne in sechs Bildern
VA2/E7–E9
39
Lesetext
Konfigurationsplan, Repliken
IN 221.003 – BS 12 d, Bl. 1
40
Konfigurationsplan, Repliken
VA2/E10–E11
41
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
IN 221.003 – BS 12 d, Bl. 6
42
Strukturplan in sieben Bildern
VA2/E12
43
Lesetext
Strukturplan, Dialogskizze, Konfigurationspläne
44
IN 221.003 – BS 12 d, Bl. 3
Strukturplan, Dialogskizze, Konfigurationspläne
45
VA2/E13–E15
Lesetext
Strukturpläne in sieben Bildern
IN 221.003 – BS 12 d, Bl. 2
46
Strukturpläne in sieben Bildern
VA2/E16–E18
47
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern, Figurenlisten
IN 221.003 – BS 12 d, Bl. 4
48
Strukturplan in sieben Bildern, Figurenlisten
VA2/E19–E21
49
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 15
50
Strukturplan in sieben Bildern
VA2/E22
51
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 17v
52
Strukturplan in sieben Bildern
VA2/E23
53
Lesetext
54
Konzeption 1: Kasimir und Katharina in fünf Bildern
55
Strukturplan in fünf Bildern
IN 221.001/1 – BS 45 a [1], Bl. 1
56
Strukturplan in fünf Bildern
K1/E1
57
Lesetext
Replik, Figurenliste
IN 221.001/2 – BS 45 a [2], Bl. 1
58
Replik, Figurenliste
K1/E2–E3
59
Lesetext
Dialogskizzen
IN 221.001/2 – BS 45 a [2], Bl. 2
60
Dialogskizzen
K1/E4
61
Lesetext
Konfigurationspläne zum 3., 4. und 5. Bild
IN 221.001/2 – BS 45 a [2], Bl. 3
62
Konfigurationspläne zum 3., 4. und 5. Bild
K1/E5
63
Lesetext
Strukturplan in fünf Bildern
IN 221.001/2 – BS 45 a [2], Bl. 5
64
Strukturplan in fünf Bildern
K1/E6
65
Lesetext
Fragmentarische Fassung des 1. Bildes
K1/TS1 (Grundschicht)
Lesetext
\Textverlust\
5
10
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20
25
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35
얍 primiert, nicht? K AROLINE Ich trage ja dem auch Rechnung, dass unser Verhältnis, wenn das getrübt wird, dass an dieser Trübung nur die internationale Krise schuld ist, und weder Du noch ich -- Aber glaubs mir doch: wenn Du nichts zu lachen hast, hab ich auch nichts zu lachen! K ASIMIR Stell Dich nicht so Bblöd, jaN?! K AROLINE Du musst optimistischer sein! Es wird schon anders werden! K ASIMIR Einen Dreck wird das anders! Ich kenne alle Parteien! Es gibt überhaupt keine Partei mehr, bei der ich noch nicht BwarN, höchstens Splitter! Aber ich kann Dir sagen, das ist alles nichts! (Stille) K AROLINE Ich möcht jetzt mal gern mit der Achterbahn fahren. K ASIMIR Mit was? K AROLINE Mit der BAchterbahn.N B K ASIMIR N So. Mit der BAchterbahnN? (Stille) K ASIMIR Gib eine Antwort. (Stille) K ASIMIR Hast mich denn nicht gehört? (Stille) K ASIMIR Ob Du jetzt mit der Achterbahn fahren willst, habe ich Dich gefragt? K AROLINE Ja. (Stille) K ASIMIR So. Also das ist die Höhe der Gemeinheit! Fahrt da mit der Achterbahn, wo sie weiss, dass ich kein Geld habe! Eine Gemeinheit ist das, verstanden, aber schon eine sehr grosse! Fahr nur mit Deiner Achterbahn! Nur zu! (ab)
K AROLINE (geht an den Eisstand und kauft sich ein Eis und schleckt auch) E MIL (beobachtet sie schleckend) 얍 K AROLINE (zu Emil) Was schauns mich denn so blöd an? E MIL Verzeihung! Ich hab an etwas ganz anderes gedacht! K AROLINE Drum. (Jetzt kommt wieder der Zeppelin) K AROLINE Der Zeppelin -E MIL Ja. (Stille) K AROLINE Der fliegt jetzt nach Oberammergau und dajetzt beschreibt er aber noch einige Schleifen! E MIL Ja und dann kommt er wieder zurück und beschreibt wieder so einige Schleifen. K AROLINE Sind Sie schon mal geflogen? E MIL Ja. B
40
7 10 15 16 16 38
blöd, jaN ] warN ] BAchterbahn.N ] BK ASIMIR N ] BAchterbahnN ] BfliegtN ] B B
N
korrigiert aus: blöd,ja korrigiert aus: wahr
Achterbahn[?]|.| korrigiert aus: K AROLINE korrigiert aus: Achterbehn (1) fäh (2) fliegt
66
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 5
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 6
Fragmentarische Fassung des 1. Bildes
K1/TS1 (Grundschicht)
Lesetext
K AROLINE Was ist das eigentlich für ein Gefühl? E MIL Ein erhebendes. Man sieht die Erde unter sich und all die Menschen und den Schmutz und das Elend und wundert sich, dass die Menschen nichtmehr Frieden halten können. K AROLINE Ja, Frieden. Also an den Frieden glaub ich nicht. E MIL Krieg wird immer sein. (Stille) K AROLINE Ich möcht mal mit der Achterbahn fahren.
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S TUNK Fahren Sie doch mit uns! Fräulein! Und Sie auch, Herr Emil! 얍 V. M ÜLLER , S TUNK . K RACH , DER ALTE S TUNK UND DER ALTE K RACH (kommen) DER ALTE
B
N
S TUNK (entdeckt Emil) Mensch, das ist ja der Emil! Frisst da Eis! Servus, Emil! Du hast doch gerade gestern geschworen, dass Du nie aufs Oktober gehen wirst! B
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N
E MIL Stimmt. Ich bin ja auch nicht zum Vergnügen hier, sondern nur so. K RACH Willst wohl als Abnormität gehen? E MIL Nein. B
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N
S TUNK Wer ist denn das? S TUNK Das ist ein Kommillitone, Papa! Darf ich vorstellen -- Emil Wegmann DER ALTE S TUNK Angenehm! Stunk! DER ALTE K RACH Krach! V. M ÜLLER von Müller! E MIL Angenehm! DER ALTE
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B
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DER ALTE S TUNK Und was ist das für ein nettes Kind da -K RACH Ein hübsches Mädchen! DER ALTE K RACH Jetzt war ich solang nicht auf dem Oktoberfest, aber die jungen Leut gehen noch immer mit den Mädchen -- ganz wie zu meiner Zeit -E MIL Wir zwei beide haben uns nur zufällig kennen gelernt. DER ALTE S TUNK Kann ein jeder sagen! K AROLINE Was der Herr sagt, ist richtig! DER ALTE K RACH Also Zufall oder nicht Zufall -- Ihr fahrt jetzt alle mit uns auf der Achterbahn -E MIL Leider. Ich muss hier noch warten -- ich hab mich verabredet. K AROLINE Und ich bin auch verabredet -- meine Eltern warten im Augustiner N
B
B
12 14 18 39 39 40 40
N
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BDER N
[V ]|D |ER
B
korrigiert aus: Emil ! korrigiert aus: so
] Emil!N ] Bso.N ] BE MIL N ] Bverabredet.N ] BverabredetN ] BElternN ]
[K AROLINE ] |E MIL | korrigiert aus: verabredet
verabrede[r]|t| E[r]|l|tern
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N
N
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 7
Fragmentarische Fassung des 1. Bildes
B
V.
Lesetext
M ÜLLER Aber die Achterbahn macht doch nichts aus -- paar Minuten und alles ist rum -N
B
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K1/TS1 (Grundschicht)
B
N
N
L ILI (kommt) Herr Wegmann --- (usw) 얍 S TUNK Was hat er denn von Dir wollen?
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 8
E MIL Nichts. Jetzt fahr ich mit der Achterbahn -DER ALTE K RACH Und das Fräulein kommt auch mit -- jetzt werden bald die Lichter angezündet und es ist schön so oben auf das Lichtmeer herabzusehen. B
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K AROLINE Eigentlich wollt ich ja nur ein Eis essen , aber gut -E MIL Kommens nur mit, Fräulein -- jetzt ist schon eh wurscht! V. M ÜLLER Also vorwärts! B
B
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N
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XXXXXXXXXXXXX
1 1 2 9 11 12
BV
[E MIL ] |V . M ÜLLER |
B
korrigiert aus: un
. M ÜLLER N ] undN ] BistN ] Bherabzusehen.N ] BessenN ] BE MIL N ]
is[6]|t| korrigiert aus: herabzusehen esse[h]|n| [V . M ÜLLER ] |E MIL |
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N
Fassung des 2. Bildes
K1/TS2 (Grundschicht)
Lesetext
얍 Zweites Bild
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 9
Beim Augustiner. Grosse Stimmung. Es ist bereits dunkel geworden. Fanfarenklänge. Es sitzen Papa und Mama, die Rosa Schürzinger und der Jakob Schürzinger. 5
A LLES (Singt) So lang der alte Peter Eins, zwei, drei -- gsuffa! R OSA ( zur Mama ) Warum trinkt er denn nichts, der Papa? M AMA Weil er heut schlechter Laune ist. R OSA Was ist ihm denn übers Leberl gekrochen? Schlechte Laune bei die Mannsbilder gibts nichts! Da hast ihm halt nicht richtig gezogen -- da hab ich den Meinigen schon besser an der Kandarre! M AMA Mein Gott, es ist ja kein Kinderspiel, das mit unserer Karolin -- da schlagts die gute Partie aus und hängt sich an den Kasimir, der wo hint und vorn nichts hat -R OSA Das schon! Aber er ist doch ein tüchtiger arbeitssamer Mensch -M AMA Das schon! Aber seit gestern ist er abgebaut -R OSA Auweh, auweh -M AMA Und in der heutigen Zeit, wo alles wackelt -- -- (Ab) B
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N
B
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N
J AKOB Du, Heinrich! Kannst Du mir das Phänomen erklären, warum dass die Weiberleut immer zu zweit verschwinden? P APA Das weiss ich nicht! J AKOB Möchst es wissen? P APA Nein! J AKOB Warum bist denn heut so grantig? P APA Das ist kein Kunststück. Geh leck mich am Arsch! J AKOB Nichts für ungut, Heinrich! Prost! 얍 P APA Prost! -- Kellnerin! Jetzt wart ich schon so lang auf meine zwei Dicke, dass mer der Appetit schon vergangen ist, Herrgottsakrament ! K ELL Ich brings schon! Ich brings schon! J AKOB Es ist das eine schlechte Bedienung hier. P APA Früher war das anders. J AKOB Früher hatte auch so manches seine Schattenseiten. Wenn man bedenkt, zum Beispiel das preussische Dreiklassenwahlrecht -P APA Aber die Bedienung war besser, Herrgottsakrament! Was scheiss ich mich um die Preussen! B
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BN
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10 21 28 29 31 32 32 34 36 37
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zu[m]|r | [Papa) Warum] |Mama|
B
korrigiert aus: Zeit ,
zur MamaN ] Zeit,N ] BJ AKOB N ] BN] BN] BmerN ] BHerrgottsakramentN ] BN] BmanchesN ] BDreiklassenwahlrechtN ]
[K]|J |AKOB [Wärest Du] gestrichen: { } möglicherweise bewusst gesetzte Dialektalform korrigiert aus: Herrgottsa[k] r ament
||
[Fr] ma[m]|n|ches korrigiert aus: Dreiklassenwqahlrecht
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 10
Fassung des 2. Bildes
K1/TS2 (Grundschicht)
Lesetext
A LLGEMEINER G ESANG Ein Prosit ein Prosit der Gemütlichkeit! R OSA UND M AMA (kommen zurück) (Fanfarenklänge) K ASIMIR (erscheint) J AKOB Jessas, der Kasimir! (Stille) M AMA Wo hast denn die Karolin? K ASIMIR Ich habe gemeint, dass sie hier ist. P APA Hier ist keine Karolin. K ASIMIR Wir haben uns nämlich verloren auf der Wiese im Gedränge -- und jetzt suchen wir uns gegenseitig -- sie wird mich jetzt wahrscheinlich noch suchen -P APA Wahrscheinlich! M AMA Ja, dann suchens halt noch weiter, Herr Kasimir! K ASIMIR Ja, dann werd ich nochmal schauen -- aber bei die vielen Leut da draussen, bis da eine findest, das ist ein Zufall -R OSA Vielleicht habens Glück, Herr Kasimir! K ASIMIR Brauchen könnt ichs! (ab) (Stille) J AKOB Dieser Kasimir ist ein netter Mensch, ein feiner Mensch. Ich hab ihn 얍 gern. Ich hab so feine Menschen gern. Er ist sicher sehr tüchtig.
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R OSA Geh halt doch Dein Maul! 25
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(Stille) J AKOB Ein zartbesaiteter Mensch ist das. Ich bin amal mit ihm spazieren gegangen und da hat er einen Gaul bemitleidet, weil der Kutscher ihn geschlagen hat. Einen Gaul, meine Herrschaften! Und derweil ist er selber Chauffeur! Man muss das zu würdigen wissen! (Stille) J AKOB Der Karolin kann man nur gratulieren . Nur gratulieren. R OSA Geh halt doch Dein Maul! J AKOB Ja, erlaube -R OSA Du sollst jetzt Dein Maul halten, gelt? Sonst werd ich grantig! J AKOB Also das ist die Höhe! R OSA Ob Du jetzt still sein willst! Du kennst mich, Du Krüppel , gelt? J AKOB Ich weiche nur der Gewalt. Nur der Gewalt! R OSA Jetzt hast wieder lang genug geredet. Verstanden? Jetzt ist das Pensum wieder voll! Jetzt lass andere reden! J AKOB Bitte -B
N
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N B
N
B
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40 B
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22 23 32 35 35 37 39 41
gern. ErN ] ] Bnur gratulierenN ] Bgelt? SonstN ] BwerdN ] BKrüppelN ] BR OSA N ] BJ AKOB N ] B
BN
korrigiert aus: gern.Er gestrichen: (St korrigiert aus: nurgratulieren korrigiert aus: gelt?Sonst
w[ä]|e|rd korrigiert aus: Krüppek
[(Stille)] |R OSA | [(Stille)] |J AKOB |
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 11
Fassung des 2. Bildes
K1/TS2 (Grundschicht)
Lesetext
R OSA Immer muss er das letzte Wort haben -J AKOB (sauft)
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P APA Also das von wegen gratulieren: gratulieren kann der Karolin niemand zu dieser Verbindung. Kein Mensch! Und ihren Eltern, das sind wir, auch nicht. Auch kein Mensch! Ich war immer gegen diese Verbindung! Was hat sie jetzt? Ich war immer dagegen, dass sie diesen Kerl heiratet, den Chauffeur -- ich war immer dafür, dass sie möglichst einen Beamten heiratet -- aber nein! Akkurat auf diesen Kasimir hat sie sich versessen! Jetzt ist er abgebaut! M AMA Mein Gott, das ist halt die Liebe! P APA Man darf halt nicht so blind seinen Gefühlen nachgehen! Wenn Du damals 얍 so blind Deinen Gefühlen nachgegangen wärst -- Gute Nacht! Dann wärst heut unterm Rad vielleicht, aber keine pensionierte Lokomotivführersfrau ! J AKOB Heutzutag ist der Staat auch nichtmehr so sicher. R OSA Das ist ein Quatsch! Der Staat ist nicht sicher, weil ihn die Juden beherrschen -in dem Moment, wos keine Juden mehr gibt, ist wieder alles sicher! Die Juden und die Jesuiten! Und die Freimauerer! Die unterhöhlen alles -- meinst, dass da unter uns nicht alles unterhöhlt ist? Eines Tages trinkst Dein Bier und fliegst in die Luft! J AKOB (macht eine geringschätzige Handbewegung) R OSA Du dass ich feil keine solche geringschätzige Handbewegung mehr seh -sonst schmier ich Dir eine -J AKOB (trinkt) R OSA Die Staaten müssen wieder radikal national werden -- und alle diese nationalen Staaten müssen dann international werden zum Schutze der weissen Rasse! Sonst kommen die Mongolen! P APA Also das mit die Mongolen interessiert mich jetzt nicht! Keineswegs! In der heutigen Zeit muss man praktischer denken --- Die Karolin, meine Tochter , liegt mir näher als deine Mongolen das Hemd liegt mir näher als der Rock! Und ich habe meinen Entschluss gefasst: die Karolin muss fort von dem Arbeitslosen! Sie soll einen Beamten heiraten! Schluss! Punkt! Amen! B
B
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N
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B
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B
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N B
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M AMA Man soll aber niemanden zur Liebe zwingen! 35
K AROLINE (kommt mit den Studenten) K AROLINE (zu den Studenten) Also ich danke Ihnen dann vielmals für die Achterbahn und den Liquer -- es war sehr schön. Dort sitzen meine Eltern! (Allgemeines Grüssen -- Studenten setzen sich) BN
13 14 14 18 21 25 27 28 29
B
LokomotivführersfrauN ] J AKOB N ] BnichtmehrN ] BunterhöhltN ] BDuN ] BStaatenN ] Bmit dieN ] BTochterN ] BdeineN ]
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Mongolen dasN ] ]
BN
korrigiert aus: Lokomotivführerstfrau korrigiert aus: J AKBO korrigiert aus: nixhtmehr
unterh[ä]|ö|hlt D[8]|u| korrigiert aus: Staarwn korrigiert aus: mitdie korrigiert aus: Toxhter (1) die (2) deine korrigiert aus: Mongolen das [)]
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 12
Fassung des 2. Bildes
K1/TS2 (Grundschicht)
K AROLINE (zu Papa) So ! Ich hab mich etwas verspätet, weil ich mit der Achterbahn gefahren bin und dann hab ich auch noch geschossen und hab das da gewonnen (einen Stofflöwen) im japanischen Ringwerfen -- Ist der Kasimir nicht da? 얍 P APA Er war schon da und sucht Dich. M AMA Er hat gesagt, ihr habt Euch verloren -K AROLINE Ist ja garnicht wahr! Wir haben uns zerkracht! P APA Soso! Zerkracht! K AROLINE Ja, weil er halt wiedermal so ungalant war! P APA Chauffeur bleibt Chauffeur! K AROLINE Geh red doch nicht immer so blöd daher, Papa! Du bist ein Lokomotivführer! Und da ist kein Unterschied! P APA Da ist ein gewaltiger Unterschied! Ich hab Pension! Und dann kann ich nicht abgebaut werden -K AROLINE Also wennst jetzt gleich wieder so anfangst --M AMA Aber geh, Karoline, setz Dich her -- Wer sind denn die Herren dort drüben? K AROLINE Die hab ich durch Zufall kennen gelernt . Das sind Akademiker. Ich wollt eigentlich nur ein Eis essen -- und dann ist der Zeppelin vorbeigeflogen -- und wir sind so ganz von nichts in das Gespräch gekommen -B
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B
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N
B
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M USIK Kennst Du das Tal im Alpenglühen Wo abends leis die Wolken ziehn -(usw)
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B
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S TUNK Ein nettes Mädel -- Kinder, da kommen mir die Erinnerungen an meine Studienzeit, aber die Achterbahn hat mir den Appetit verdorben! Einen doppelten Kirsch ! Fünf ! Sechs doppelte Kirsch! E MIL Ich danke nein! S TUNK Geh, Emil! Sauf! Jetzt hast mal Gelegenheit ! Auf eine bessere Zukunft ! 30 (Sie saufen) E MIL Ich vertrag nämlich keinen Alkohol -- da werd ich ganz anders -V. M ÜLLER Da kommt der wahre Mensch zum Vorschein! E MIL Der wahre Mensch -- (er rezitiert Rilke) S TUNK Was ist das? 35 E MIL Rainer Maria Rilke. (er setzt sich) 얍 S TUNK Ein komischer Kerl -25
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 13
N
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Lesetext
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DER ALTE B
N BB
N
N
B
B
B
N
B
Papa) SoN ] K AROLINE N ] Banfangst ---N ] BgelerntN ] BziehnN ] BDER ALTE S TUNK N ] BdoppeltenN ] BKirschN ]
27 29 29 33 36
B
B
Kirsch! Fünf N ] GelegenheitN ] BZukunftN ] B(erN ] BS TUNK N ] B
N
N
N
1 6 14 16 22 25 27 27
B
korrigiert aus: Papa)So korrigiert aus: K ARONINE korrigiert aus: anfangst---
gelern[z]|t| korrigiert aus: zeihn [K ASIMI ] |DER ALTE S TUNK | korrigiert aus: doppeöten (1) Cognak (2) Kirsch korrigiert aus: Kirsch!Fünf Ge[o]|l|egenheit Zukun[d]|f|t [D]|(|er [V .] |S TUNK |
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 14
Fassung des 2. Bildes
K1/TS2 (Grundschicht)
Lesetext
K RACH Ich hätt einen Plan -- er und die Karolin, die bringen wir zusammen. (leise besprechen; Lachen) B
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V. M ÜLLER He, Emil! Wie gefällt Dir das Mädel? E MIL Sehr. S TUNK Warum hast Du eigentlich kein Mädel? E MIL Das ist nicht so leicht zu erklären -K RACH Ein Weib versüsst den Aufenthalt -E MIL Das schon -- aber ich hab bisher nur Pech gehabt, verstehst Du? S TUNK Ich glaub, Dir fehlts an Mut. E MIL (lächelt) Oh, nein! K RACH Dann geh jetzt zu ihr hinüber und bitte sie an unseren Tisch. E MIL Gemacht! (er geht hinüber) Darf ich, verzeihen Sie, wir dürfen Sie doch einladen zu einem Gläschen Alkohol -K AROLINE Aber ich danke, Herr Wegmann ! E MIL Erlauben, dass ich mich vorstell! Wegmann! P APA Sehr erfreut! E MIL Sie werden doch nichts dagegen haben? M AMA Aber bitte! K AROLINE Nein. Wenn jetzt nämlich der Kasimir kommt -P APA Nacher werd er schon nicht soviel melden! Warum sollst Du keinen Schnapps trinken! Bitte! Studierte Leut sind immer eine gute Gesellschaft! E MIL Darf ich bitten! (er geleitet sie hinüber) B
N
B
B
B
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N
G ESANG Ich schiess den Hirsch im wilden Forst (usw) K ASIMIR (erscheint ; überblickt die Situation -- tritt an den Tisch) Verzeihung! Darf ich Dich einen Moment sprechen! K AROLINE Bitte -K ASIMIR Was sind denn das für Herren da? 얍 K AROLINE Bekannte. K ASIMIR So. Bekannte. Und Du riechst nach Schnapps. Gute Nacht! K AROLINE Jetzt vergönn mir doch auch ein bisserl was, ja?! (Stille) K ASIMIR Ich vergönn Dir alles. Siehst. Jetzt hab ich Dich um Verzeihung bitten wollen, dass ich Dich zuvor stehen gelassen hab -- aber jetzt tu ichs nichtmehr. K AROLINE Da kann man nichts machen! (Stille) B
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B
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1 12 13 14 15 17 22 29 29
zusammen.N ] hinüberN ] BSieN ] BAlkoholN ] BWegmannN ] BP APA N ] BStudierteN ] B(erscheint N ] BN]
N
BN
B
korrigiert aus: zusammen
B
hin[ä]|ü|ber korrigiert aus: sie
[Schnapps] |Alkohol| korrigiert aus: Weg ann
[K AROLINE ] |P APA | korrigiert aus: Stuierte [E]|(|erscheint [)]
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 15
Fassung des 2. Bildes
B
10 B
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Lesetext
K ASIMIR Komm! K AROLINE Warum soll ich denn jetzt kommen? K ASIMIR Wenn Du das nicht weisst, dann allerdings muss ich meinen -- hat er wieder gehetzt gegen mich, der Alte? K AROLINE Red nicht immer so von Papa! K ASIMIR So. Also das auch noch!
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K1/TS2 (Grundschicht)
E MIL (der die ganze Zeit schon aufgehetzt worden ist von den Anderen) Also Fräulein Karolin -- wollen wir jetzt gehen? K AROLIN Ja. K ASIMIR Wohin? K AROLINE Die Herren hier haben mich nur eingeladen, dass wir uns an schauen die Abnormitäten -- Du weisst doch, dass diese Abnormitäten eine Schwäche von mir sind -K ASIMIR Jetzt bleibst da! V. M ÜLLER Oho! K ASIMIR Ja wie hätten wir es denn da?! V. M ÜLLER Stellen Sie sich uns mal gefälligst vor, Herr! Bevor Sie mit uns reden! K ASIMIR So. Alsdann. Geh nur zu Deine Abnormitäten -- geh nur. K AROLINE Ich geh auch schon. Ich geh. (ab mit den Studenten) N
N
8 11
B B
E MIL N ] K ASIMIR N ]
[V . M ÜLLER ] |E MIL | [E MIL ] |K ASIMIR |
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Fassung des 3. Bildes
K1/TS3 (Grundschicht)
Lesetext
얍 Drittes Bild
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 16
In der Abnormitätenbude. Publikum. Karoline und die Herren Akademiker. B
5
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N
A USRUFER Als erstes Ich darf Ihnen nun erklären den Mann mit dem Buldoggkopf . Er wird künstlich ernährt. Er kann den Mund nicht aufmachen -- sonst würde er ihn nichtmehr zusammenbringen. Sie können hier sehen, was die Natur beliebt und welche seltsame Menschen auf unserer Erde hausen. B ULLDOG (ab -- Applaus) A USRUFER Als zweites darf ich Ihnen zeigen, Juanita, das Gorillamädchen! J UANITA (erscheint) A USRUFER Juanita wurde in Argentinien geboren. Ihr Vater war Dompteur, ihre Mutter erschrack über einen Gorilla -- ihre Haut tierischer Haarwuchs, auch im Gesicht. Die inneren Organe sind wie bei einem Tier --B
N
B
N
15
R UF (aussen) Der Zeppelin! Der Zeppelin! (Surren, alles stürzt hinaus, auch Juanita will hinaus) A USRUFER Zurück! Was fällt Dir ein? J UANITA Ich möcht aber auch mal den Zeppelin sehen! A USRUFER Aber das geht doch nicht -J UANITA Nur durch eine Ritze! A USRUFER Unmöglich! Ausgeschlossen! Zurück! B
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N
B ULLDOGG (kommt und noch andere Abnormitäten , dicke Dame, Frau mit Bart, Riese, usw) B
DER 25
N
A USRUFER Ja was fällt Euch denn ein?! A BNORMITÄTEN (im Chor) Der Zeppelin, der Zeppelin! 30
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D IREKTOR (erscheint auf der Bühne in Begleitung des Lilip -- mit einer Reitpeitsche) A USRUFER Herr Direktor! Die Leut sind wahnsinnig geworden! Sie möchten den Zeppelin sehen! IREKTOR Was?! Zeppelin?! Werdet Ihr gleich zurück! Aber sofort! Was fällt Euch D 얍 denn ein?! G ORILLAMÄDCHEN Einen solchen Kontrakt haben wir nicht unterschrieben -- wir können nicht immer im Stall sitzen, wir möchten auch mal was sehen? D IREKTOR Das ist Vertragsbruch! Revolution! Zurück!! Wenn Euch alle sehen können, dann ists bald rum mit dem Geldverdienen! Marsch!! DER B ULDOGG (röchelt und fasst sich ans Herz) DIE D ICKE Franz! Der arme Franz !! D IREKTOR Raus mit Euch!! B
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B
3 5 5 16 24 37 40
HerrenN ] Als erstesN ] BBuldoggkopf N ] BallesN ] BAbnormitätenN ] BZurück!! WennN ] BFranzN ]
N
B
korrigiert aus: Herre[n.]
B
\Als erstes/ Buldo[h]|g|gkopf all[s]|e|s Abn[p]|o|rmitäten korrigiert aus: Zurück!!Wenn korrigiert aus: franz
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N
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 17
Fassung des 3. Bildes
K1/TS3 (Grundschicht)
Lesetext
D ICKE Der arme Franz -- er hat doch so ein schwaches Herz --- --- (sie ziehen sich zurück) A USRUFER Da kommen schon welche zurück! Zurück!! (Abnormitäten ab bis auf das Gorillamädchen, das sich apathisch setzt) B
DIE
N
5
D IR Dieser Scheisszeppelin! (ab) E MIL UND K AROLINE (kommen zurück) K AROLINE Sie haben schon recht. Setzen wir uns lieber daher. Diesen Zeppelin haben wir ja jetzt schon oft genug gesehen. E MIL Wir werden ja so nie damit fahren. K AROLINE Wer sind denn eigentlich die Herrn Ihrer Bekanntschaft? E MIL Kommilitonen. K AROLINE Was? E MIL Studenten. K AROLINE Ihr redst immer in so lateinischen Hieroglyphen das klingt so mystisch -- und wenn man näher hinschaut derweil ist es ganz was einfaches. (Stille) K AROLINE Mir gefallen diese Herren nicht. E MIL Das kann ich ja verstehen. K AROLINE Wie kommen Sie überhaupt zu denen. Sie passen da garnicht hinein. E MIL (lächelt) Also gefall ich Ihnen? K AROLINE Ja. B
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B
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1 8 9 16 16
FranzN ] K AROLINE N ] BSetzenN ] BsoN ] Bdas f mystischN ] B B
N
N
B
korrigiert aus: franz K ARO [ N ] |L |INE korrigiert aus: Setzens s[i]|o| \das f mystisch/
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N
Fassung des 4. Bildes
K1/TS4 (Grundschicht)
Lesetext
얍 Vi e r t e s B i l d
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 19
Ein Auto, das von Müller gehört. Alle sitzen drin. Das heisst: jetzt sind sie ausgestiegen, und zwar: v. Müller. Er hat die Haube offen und bastelt am Motor. Stunk steigt aus. B
B
5
N
N
S TUNK Was denn los? Ziehen die Rappen nichtmehr? Streiken die Rappen? M ÜLLER Nein. Das heisst ja. Der Motor ist heissgelaufen. Zu dumm! Jetzt müssen wir irgendwo Wasser herschaffen. K RACH (steigt aus) Die Kanne ist da! ALTER S T Also raus! ALTER K RACH Alle? ALTER S TUNK Die Dame kann ja hier bleiben! K RACH Ich hole Wasser und Ihr begleitet mich. Die Dame bleibt da und Emil wird sie beschützen -- gegen etwaige Briganten. K AROLINE Hoffentlich kommen wir nicht zu spät zurück. V M ÜLLER Wenn wir zu spät kommen, dann ist das die Tücke des Schicksals. E MIL Warum eilt es Ihnen so? K AROLINE Ich möcht doch nochmal zurück -- zu meinen Eltern und dann hab ich so ein komisches Gefühl, das mit meinem Bräutigam. Dass wir hier etwas herausgefahren sind, das war ja eine gute Idee -- denn mein Kopf hat wirklich gesurrt, ich bin das nicht gewöhnt das durcheinander trinken und besonders der Samos, meine Herren -- aber jetzt bin ich wieder ganz frisch -S TUNK (zu Emil) Also Du bleibst da beim Fräulein, gelt? E MIL Natürlich! DER ALTE
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B
B
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N
N
B
N
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S T Und wir suchen Wasser -- Habt Ihr Taschenlaterne? S TUNK Ja! DER ALTE S T Wir zwei alten gehen nach links -- und Ihr nach rechts -- da werden wir schon was finden. (leise) Es klappt alles vorzüglich. K RACH Wiedersehen, Papa! DER ALTE S T Wiedersehen, mein Junge! DIE J UNGEN (ab)
35
ALTER
B
DER ALTE
N
S TUNK Die Jugend, Freund! Bei solchen Scherzen kommen mir Jugenderinnerungen, was wir alles so getrieben haben! Die Jugend bleibt immer das-얍selbe und wir alten müssen nachsichtig sein -- das Mädel , das einer geschwängert hat und dann drei drauf, das war ein Zusammenhalt -- es war ja nur so ein Strassenweib -- -- die Tochter eines Feinmechanikers -B
N
B
3 4 21
B
drin. DasN ] hatN ] BdennN ]
22 22 27 36 37 37
B
B
nichtN ] besondersN ] BIhrN ] Bhaben! DieN ] Bdas MädelN ] BgeschwängertN ] B
korrigiert aus: drin.Das
[liegt un] |hat| (1) b[aber] (2) denn eingefügt korrigiert aus: besonder
Ih[t]|r| korrigiert aus: haben!Die
[die Abtreibu] |das Mädel| korrigiert aus: geschwändert
77
N
B
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 20
Fassung des 4. Bildes
K1/TS4 (Grundschicht)
Lesetext
K RACH Ja, so vergeht die Jugend. Es wird Tag und es wird Nacht -- heut auf dem Oktoberfest bin ich melancholisch geworden -- ich hab auf einmal mich gesehen -- so vor fünfunddreissig Jahr -- wie ich geschossen hab undsoweiter -Wir gehen alle der Grube zu -- -- und oft hör ich so Stimmen, Du bist 61 Jahre alt, sagt die Stimme, Du hast vieles erreicht, bist Landgerichtsdirektor geworden -und dann -- Wieviel Jahre wirst Du noch haben, fragt die Stimme -ALTER S TUNK Wie alt bist Du jetzt? A LTER K RACH Einundsechzig. ALTER S TUNK Donnerwetter ja! Das hätt ich nie gedacht! ALTER K RACH Jaja -- Wie schön es hier ist, schau die Sterne -ALTER S TUNK Jetzt komm -- -- sonst klappt ja unser Spiel nicht -- -- (ab) ALTER
B
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B
10
N
K AROLINE (im Auto) Hoffentlich dauerts nicht lang. Aber das Autofahren ist etwas schönes. Mein Bräutigam ist Chauffeur -- und er hat mich öfters mitgenommen. E MIL Verstehen Sie was von Autos? K AROLINE Doch. Ich kenn die Marken am Geräusch aber selber fahren kann ich nicht. E MIL Hat er Ihnen denn keinen Unterricht erteilt? K AROLINE Nein. Er hat gesagt, dazu braucht man einen Führerschein. Er ist ein sehr ein gewissenhafter Mensch. Trotzdem ist er jetzt arbeitslos. E MIL Es ist eine schlimme Zeit. K AROLINE Glauben Sie, dass es besser wird? E MIL Ja. K AROLINE Warum? E MIL Weil ich daran glaube, dass die Menschen eine Vernunft haben. K AROLINE Na , ich will ja nichts gegen Ihre Freunde sagen, aber die sind ja reichlich blöd! Da ist mein Kasimir schon ein ganz anderes Kaliber! Aber das ist ein Pessimist -- der glaubt nicht, dass es besser wird, der glaubt glaub ich an überhaupt nichtsmehr! E MIL Das Studieren machts natürlich nicht immer aus, dass einer gescheiter 얍 wird, das kenn ich von der Universität. Aber heutzutag ist das halt so, dass man zum Studieren viel Geld braucht -- und die paar Armen, die müssen schon ungewöhnlich begabt sein. Ich zum Beispiel bin arm, und ich weiss, was das für eine Anstrengung ist -- ich muss alles arbeiten, nur um mein Unterkommen zu finden. Was ich alles getan hab! Da kommt man dann freilich zu nichts! Und das Biertrinken und Alkohol muss man auch verzichten! Sehen Sie, auf der Universität, ich hab neulich eine amtliche Statistik gelesen, da studieren nur zwei Prozent Arbeiterkinder -- und achtzig Prozent höhere Beamte, selbstständige Direktoren und so -- und die Arbeiterkinder werden auch meistens Pfarrer . K AROLINE Sind Sie ein Arbeiterkind? E MIL Nein. Meine Eltern sind sozusagen Mittelstand -- aber das ist ja schon dasselbe. B
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B
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B
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B
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3 9 13 20 26 32 38 39
undsoweiterN ] DonnerwetterN ] BHoffentlichN ] BMensch. TrotzdemN ] BK AROLINE NaN ] BschonN ] BundN ] BPfarrerN ] B B
un[s]|d|soweiter D[i]|onnerwetter korrigiert aus: Hoff ntlich korrigiert aus: Mensch.nTrotzdem korrigiert aus: K AROLINE Na korrigiert aus: sc[h]|o|n korrigiert aus: aund korrigiert aus: Pfarer
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 21
Fassung des 4. Bildes
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K1/TS4 (Grundschicht)
K AROLINE Sie das solltens mal meinem Vater sagen! E MIL Was ist denn Ihr Herr Vater? K AROLINE Lokomotivführer. E MIL Der hat es notwendig! (Stille) K AROLINE Sie gefallen mir. E MIL Das freut mich. (Stille) E MIL Das ist ein schönes Auto. Dem sein alter Herr ist Aufsichtsrat und Dr. h.c. K AROLINE Was heisst das? E MIL Er hat den Doktor ehrenhalber bekommen. Dazu braucht man aber viel Geld. K AROLINE Was kostet denn der? E MIL Direkt kosten tut er nichts -- aber in der Praxis ist es halt so. (Stille) K AROLINE Jetzt haben wir aber schon sehr viel gescheit geredet. Jetzt schauens mal in den Himmel -- das ist ein klarer Herbsthimmel heute. Ein schöner Himmel. E MIL Ich glaub, es wird kühl. K AROLINE Das ist ja gerade das Angenehme. (Stille) E MIL Wo die nur solang mit dem Wasser bleiben? 얍 K AROLINE Geh die werden schon kommen. E MIL Aber Sie müssen doch noch zu Ihren Eltern. K AROLINE Wenn da eine Panne ist und die kein Wasser finden, so ist das eben höhere Gewalt. (Stille) E MIL Das tut mir sehr leid, das zuvor mit Ihrem Bräutigam -- und dass das so ausschaut, als hätt ich das -K AROLINE Geh redens doch nicht jetzt davon! E MIL Pardon! (Stille) K AROLINE Ich weiss schon was Sie denken -- Sie sind ein anständiger Mensch -- Sie denken, Sie wollen mich nicht mit meinem Kasimir auseinanderbringen -- das ist wirklich sehr schön von Ihnen -- sehr -- Sie anständiger Mensch, meistens sind die Herren ganz anders, die Herren der Schöpfung -E MIL Ich bin ein einsamer Mensch. K AROLINE Habens keine Freundin? E MIL Nein. Dazu habe ich keine Zeit. K AROLINE Aber so pedant darf man doch nicht denken -- dann entgeht einem doch das allerbeste, der ganze Sinn des Lebens -E MIL Vielleicht. K AROLINE Komm -- (sie gibt ihm einen Kuss) (Stille) B
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[redens doch nicht] |die f kommen.|
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korrigiert aus: sie korrigiert aus: ihren
die f kommen.N ] SieN ] BIhrenN ] B(Stille)N ] BIhremN ] BganzN ]
[E MIL ] |(Stille)| korrigiert aus: ihrem [h]|g|anz
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 22
Fassung des 4. Bildes
K1/TS4 (Grundschicht)
Lesetext
E MIL (lächelt) K AROLINE Warum lachst Du jetzt? E MIL Weil ich mich freu. K AROLINE Du -- Du -- (abermals langer Kuss) B
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(Plötzlich Scheinwerfer von rechts und links und Gesang: Gaudeamus igitur, usw) E MIL UND K AROLINE (fahren auseinander) S TUNK Dem jungen verlobten Paar ein dreifaches Hoch! Hoch! Hoch! A LLE Hoch! Hoch! Hoch! (Gelächter) (Stille) V. M ÜLLER Wir gratulieren! (Stille) E MIL Schweine. Schweine! 얍 ALTER K RACH Was?! K AROLINE Schweine! Schweine! (Stille) E MIL So. (er steigt langsam aus) Das war also die Panne. Vorgetäuscht. Kommen Sie, Fräulein! Pfui Teufel! ALTER K RACH Unverschämter Lümmel! E MIL Selber Lümmel! ALTER S TUNK Junger Mann, ich bin einundsechzig Jahre alt! Verstanden?! E MIL Dann sind Sie eben ein einundsechzigjähriges Schwein!! S TUNK Was hast Du meinem Vater gesagt?! Du! (Raufen -- Emil wird verprügelt) So! Und jetzt raus mit der Hur aus dem Auto! Ihr könnt zu Fuss heimfahren! (ab mit dem Auto) K AROLINE Jetzt haben wir es. E MIL Ja. (Stille) K AROLINE Jetzt haben die Ihren ganzen Rock zerrissen -E MIL Ja. (Stille) K AROLINE Und bluten tun sie auch -E MIL Alle gegen einen. K AROLINE Das ist feig. E MIL Jetzt müssen wir zu Fuss zurück. Wo sind wir da eigentlich? K AROLINE Ich weiss es garnicht. Gehen wir die Strasse entlang. Vielleicht finden wir ein Auto -- das halten wir dann an. E MIL Wenn es uns mitnimmt -- -B
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XXXXXXXXXX
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Du -- Du --N ] blutenN ] BAlle gegenN ] BweissN ] B B
[Über was denn] |Du -- Du --| bluten[s] [Fünf gegen] |Alle gegen| [g]|w|weiss
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 23
Fassung des 5. Bildes
K1/TS5 (Grundschicht)
Lesetext
얍 V. Bild.
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IN 221.001/5 – BS 45 a [5], Bl. 8
1.) P APA – M AMA – R OSA – J AKOB – K ASIMIR G ESANG Solang der alte Peter – – – N
M AMA Wieviel Uhr ist denn schon? P APA ¾ auf neune. M AMA Die bleibt feil lang aus, die Karolin. P APA Warum soll sie nicht lang ausbleiben? Wo sie mal Gelegenheit hat, was zu sehen? Und was soll ihr denn schon passieren, wo soviel Herren dabei sind – das waren ja gleich 4–5. Und lauter Akademiker! Da sieht man, in was für eine Gesellschaft sie gehört! K ASIMIR Meinst? R OSA Sie taugt in gehobene Kreise. K ASIMIR So. Jetzt hab ich es aber satt. Oh, ich verstehe Euere Sticheleien! Verstanden? Ich lass mich nichtmehr sticheln! Die Pfeile sind auf mich gerichtet! – Ich bin freilich kein Akademiker, ich bin nur ein einfacher Chauffeur – J AKOB Aber ein anständiger Mensch. R OSA Halts Maul! K ASIMIR (zu Jakob) Halts Maul! – ich bin wie gesagt nur ein einfacher Chauffeur und habe 얍 noch das Unglück, arbeitslos zu sein! Aber ich habe es heute schon gesagt, ich habe nurmehr 10 Mark 20 – aber das wird heut alles versoffen! Heut bin ich in einer solchen Stimmung, meine Herrschaften! Heut – (Gesang) P APA Das gefällt mir ! Versauft seinen letzten Groschen! M AMA Sie könnt aber jetzt schon da sein! P APA Wo soll sie denn sein? M AMA Vielleicht ist ihr was passiert? Ein Verkehrsunglück – P APA Mal den Teufel nicht an die Wand! Meiner Seel, ich bin besorgt! (er sauft) K ASIMIR Da musst Du nicht besorgt sein! Die wird schon irgendwo stecken – Akademiker sind halt einladender als wie Chauffeure! Herrgottsakrament, am liebsten tät ich jetzt zu Dir nachhaus gehn und ihr die Kleider aus dem Schrank reissen und sie alle in Fetzen zerreissen und sie dann 얍 erwürgen! P APA Fein, sehr fein! K ASIMIR Das ist mir jetzt ganz wurscht! Wenns noch lang dauert, werd ich elementar! M AMA (zu Papa) Geh, Vater, reg Dich nicht auf! J AKOB Zuguterletzt kann ich mich in seine Situation schon hineindenken – R OSA Halts Maul! K ASIMIR Halts Maul! N
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G ESANG N ] M AMA N ] BIch f Chauffeur –N ] BsolchenN ] BmirN ] Bmir!N ] BirgendwoN ] BN] BN] B B
IN 221.001/5 – BS 45 a [5], Bl. 9
[K ASI ] |G ESANG | [K] |M AMA | [Ich habe es schon ges] |Ich f Chauffeur –| [{ }] |solchen| \mir/ mir[?]|!| [{ni}] |irgendwo| [, doch {ste}] [{l}]
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IN 221.001/5 – BS 45 a [5], Bl. 10
Fassung des 5. Bildes
K1/TS5 (Grundschicht)
Lesetext
P APA Jetzt ist es neune! Jetzt fang ich mich aber auch schon an zu sorgen – M AMA Ich sorg mich schon lange – – R OSA Mein Gott, man darf doch nicht gleich so schwarz sehen – ein junges Blut, wie die Karolin! Wie ich jung war, ich bin noch länger ausgeblieben! K ASIMIR So! Jetzt werd ich aber ganz eckelhaft!! (er singt) Ach, wie so trügerisch sind Weiberherzen – B
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J AKOB – mögen sie lachen, mögen sie scherzen – R OSA Halts Maul! J AKOB Halt doch Du Deines! 얍 R OSA Was?! Ja, was hör ich? J AKOB Ich lass mich nichtmehr tyrannisieren! R OSA (duckt ihn nieder) J AKOB (trinkt) (Stille) R OSA Mein Herr Gemahl wird vorlaut. Ha ha. ha. Sowas! Jetzt sowas! Was das überhaupt schon für ein trauriges Mannsbild ist! Nichtmal beim Militär war er – wenn ich ein Mann wär , ich hätt mich freiwillig gemeldet! (Stille) R OSA Unlängst erzählt er mir eine Anektode . Eine antimilitaristische Anektode . Sags ! Wirds bald. J AKOB (sagt ein Gedicht auf) R OSA Und derweil ist unser ganzes Unglück, dass wir kein Militär mehr haben! Wer ist der erste Mensch auf der Welt? Der Offizier, nach wie vor!! (Stille) B
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J AKOB Darf ich was sagen? R OSA Jetzt kannst Du reden? J AKOB Ich hab garnichts gegen das Militär. Ich meine nur, dass wenn viele Leute gleichangezogen zusammenkommen, dass das zu nichts zu Gutem führt. K ASIMIR Ach wie so trügerisch – M AMA Sind Männerherzen – – 얍 (Die Musik spielt den bayerischen Avanciermarsch – alles tobt vor Begeisterung; ausser Jakob und Kasimir) R OSA So! Das war wiedermal erhebend! BN
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1 6 7 16 18 20 20 21–22 21 23 28 31–32 33 34
anN ] Ach, f Weiberherzen –N ] BN] BWasN ] BwärN ] BAnektodeN ] BAnektodeN ] BSags f auf)N ] BSagsN ] BR OSA N ] BN] BK ASIMIR f Männerherzen – –N ] BbayerischenN ] BJakobN ] B B
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[{ }]|an| \Ach, f Weiberherzen –/ [P APA Ist {schon recht} auch!] [We] |Was| [ge] |wär| gemeint ist: Anekdote gemeint ist: Anekdote \Sags f auf)/ [Sags!] |Sags| eingefügt
[Bitt.] \K ASIMIR f Männerherzen – –/ [{ }] |bayerischen| [K]|Jakob|
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IN 221.001/5 – BS 45 a [5], Bl. 12
Fassung des 5. Bildes
K1/TS5 (Grundschicht)
Lesetext
BN BN BN
M AMA Wo nur die Karolin bleibt? P APA Also jetzt glaub ich an kein Verkehrsunglück mehr! Jetzt ist was anderes passiert! Jetzt wenn mir das Luder heimkommt, jetzt brich ich ihr das Kreuz ab! K ASIMIR Bravo! M AMA Aber Papa! P APA Du hast da garnicht „Bravo“ zu plärren, Du Landsau! K ASIMIR Weisst was, Vater? Jetzt scheiss ich Dir was auf Deine Tochter?! Jetzt sauf ich mich ganz an! Und ich 얍 setz mich weg – an einen anderen Tisch! Wo ist mein Hut? Herrgottsakrament, jetzt habens mir meinen Hut gestohlen! Also jetzt den Hut und dann die Braut oder verkehrt – jetzt halt ichs aber nichtmehr aus, jetzt erschiess ich mich! (er setzt sich an einen anderen Tisch) Und morgen wird dann in der Zeitung stehen , es hat einmal einen Kasimir gegeben, einen Kasimir – er war ein guter Mensch – – (jetzt spielt die Musik einen Walzer) S TUDENTEN (kommen) M AMA Da sind ja die Herren! ALTER K RACH Blöd, dass die noch da sitzen! ALTER S TUNK Grad recht! Was gehen 얍 die uns an! ALTER K RACH Ich dachte, es wirkt vielleicht provozierend! S TUNK Wenn schon! Ein Deutscher fürchtet Gott, sonst nichts auf der Welt! ALTER S TUNK Bravo, Sohn! B
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IN 221.001/5 – BS 45 a [5], Bl. 13
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M AMA Geh frag mal, Papa! P APA Verzeihung, die Herren! Wo steckt meine Tochter – ich bin nämlich der Papa von dem Kind. V. M ÜLLER Sehr angenehm! Aber wo das Fräulein Tochter steckt, das wissen wir nicht! Sie ist fort mit unserem Kommilitonen. M AMA Mit wem ist sie fort? P APA Mit einem Kommilitonen . J AKOB Das ist kein Name, das heisst soviel wie Student – V. M ÜLLER Der Herr sind Akademiker? J AKOB Nein. Gott sei Dank nicht! R OSA Woher weisst denn Du, was das heisst? B
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] ] BN] BAlsoN ] B(er f Tisch)N ] Bmorgen f stehenN ] Ber f Mensch – –N ] BALTER f sitzen!N ] BALTER S TUNK N ] BS TUNK N ] BALTER N ] BunseremN ] BKommilitonenN ] BheisstN ] BN BN
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[A LTER H ERR ] [S TUDENTEN (kommen)] [P APA Und die K] [Ja] |Also| [Dann] |(er f Tisch)| [damit Ihr seht, wie sehr ich] |morgen f stehen| [da machst Du Dir ja keinen {Begriff} – einen an] |er f Mensch – –| [P APA Verzei] |ALTER f sitzen!| [M AMA ] |ALTER S TUNK | [ALTER ] |S TUNK | [S ]|A |LTER [dem] |unserem| [St]|K|ommilitonen [ist] |heisst|
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Fassung des 5. Bildes
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Lesetext
J AKOB Ich beschäftig mich halt. 얍 P APA Und wohin ist sie mit dem? ALTER K RACH Also darüber können wir leider keine Auskunft geben. K ASIMIR Leider keine Auskunft – P APA Sie ist fort, das läufige Nachtkastl – wann die heimkommt brich ich ihr das Kreuz ab – K ASIMIR Ich brich ihr das Kreuz ab – P APA Oh Gott im Himmel, warum schlägst Du mich so sehr – J AKOB Da bist Du selbst dran schuld – P APA Ich hätt strenger sein müssen! Strenger! M AMA Das einzige Kind! Das Luder, das dreckige! J AKOB Jugend kennt keine Tugend! Au! So lass mich doch jetzt! R OSA Ich kann jetzt Deine Stimme nicht hören! B
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K1/TS5 (Grundschicht)
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얍 J AKOB Wann Du mich noch einmal zwickst, geh ich rüber zum Kasimir! R OSA So geh! BOder ich schütt Dir das Bier ins Gesicht!N Ich bin froh, wenn ich Dich nimmer seh – – J AKOB (setzt sich zu Kasimir) BGestatten?N K ASIMIR Leck mich am Arsch! J AKOB Danke! (setzt sich)
IN 221.001/5 – BS 45 a [5], Bl. 16
S TUNK (erhebt sich) Wir wollen aber über alles nicht unsere erste Pflicht vergessen! Wir bringen ein Hoch aus auf Volk und Vaterland! Hoch! Hoch! Hoch! S TUDENTEN Hoch! Hoch! Hoch! 25
J AKOB Du Kasimir. Man muss ein Psychologe sein. Es ist richtig, dass ich ein Pantoffelheld bin . Ich war halt in meiner Jugend meiner Rosa sexuell hörig, aber das ändert sich mit der Zeit, wenn der körperliche Reiz weg ist! Aber es rächt sich bitter! Bitter!!! 얍 K ASIMIR Ich möcht jetzt von keinem Weib mehr was wissen! Für mich sind alle Weiber tot! J AKOB So ist recht! K ASIMIR Die Weiber sind minderwertige Subjekte – sie verkaufen ihre Seele für eine Achterbahn – J AKOB Richtig! K ASIMIR Verraten ihre Teuersten – in diesem Falle bin das ich – wegen ein paar Abnormitäten – BN
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3 5 8 9 12 12 14 16 18 26 26 26–27 36
K RACH N ] NachtkastlN ] BP APA f sehr –N ] BJ AKOB N ] BJ AKOB N ] BSo f jetzt!N ] BN] BOder f Gesicht!N ] BGestatten?N ] BN] BMan f sein.N ] Bein f binN ] BwegenN ] BALTER B
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[V . M Ü ] |ALTER K RACH | [Frauenzimmer] |Nachtkastl| [P APA Da ist mir noch ein Chauffeur noch lieber, meiner Seel –] |P APA f sehr –| [K] |J AKOB | [P APA ] |J AKOB | [R OSA Halt] |So f jetzt!| [Volk und Vaterland – Prost!] \Oder f Gesicht!/ [Gestatten?] |Gestatten?| [(zu Kas] [Es ist ja] |Man f sein.| [meiner Frau sexuell hörig war] |ein f bin| [{um}] |wegen|
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IN 221.001/5 – BS 45 a [5], Bl. 17
Fassung des 5. Bildes
K1/TS5 (Grundschicht)
Lesetext
J AKOB Oh, wie wahr! Wie wahr! K ASIMIR Prost, alter Schneebrunzer! J AKOB Prost, in diesem Sinne! (Musiktusch) M AMA (springt plötzlich auf) Karoline! Karoline!
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S TUDENTEN (schnellen empor) K AROLINE UND E MIL (erscheinen) ALTER K RACH Zahlen! Zahlen! K AROLINE Halt! Jetzt bleibts ihr aber da! 얍 Was war denn das zuvor für eine Gemeinheit, Ihr Halunken? ! Setzen einen da auf der mitten Strasse ab, überfallen zu fünft diesen Herrn da und haben noch die Unverschämtheit herzukommen?! P APA Wieso?! Wieso?! K AROLINE Schufte! Schufte!! ALTER K RACH Ist die Person verrückt geworden?! E MIL Halten Sie Ihren dreckigen Mund! Sie wollen Akademiker sein, Sie degenerierte Subjekte! Lächerlich! Sowas spricht als Student! Sie haben kein Recht als Student zu sprechen, und wenn Ihresgleichen 99 % in den Universitäten sitzen würden! Sie sind ja die dümmsten, gemeinsten und verlogensten Vertreter derselben Schicht! ALTER K RACH Nur zu, Herr! Man soll sich nicht unter das Volk mischen ! J AKOB Was heisst hier Volk! Sind Sie kein 얍 Volk, Sie Trottel?! R OSA Halts Maul! J AKOB Halt Du Dein Maul oder ich schütt Dir das Bier ins Gesicht! Für jeden dieser Studenten zahlt der Staat 3500 Mark jährlich drauf! Unser Geld ist das, unser Geld! Vom kleinen Mann das Geld! Ihr könntet ja garnicht studieren ohne unser Geld, Ihr Scheisser! Ich fürcht Euch nicht – und auch Dich, Rosa, fürcht ich nicht! Jetzt nichtmehr! Heute nicht! R OSA Aber morgen! J AKOB Morgen ist morgen und heut ist heut! Und heut sag ich mal meine Meinung! Einmal muss auch der Sklave reden! K ASIMIR Dieser Mann hier hat ganz und gar recht! Und wenn Ihr jetzt nicht bald verschwindet – nacher gibts Fotzen! N
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S TUNK Ich bin 61 Jahr alt! {Unerhört}! K ASIMIR Schwing Dich! (Prügelei) (Studenten ab) P OLIZIST Ruhe!! Ruhe!! J AKOB Wir sind ja schon ruhig! ALTER
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K RACH N ] BHalunken?N ] BManN ] BunterN ] BmischenN ] BN] BALTER
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S TUNK N ] P OLIZIST N ]
[(Stille)] [V . M Ü ] |ALTER K RACH | Halunken[!]|?| [Mit] |Man| [mit]|unter| [k] |mischen| [O RDNUNGSMANN (laut) Ruhe!! Ruhe!! K ASIMIR ] [K RACH ]|S TUNK | [O RDNUNGSMANN ] |P OLIZIST |
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Fassung des 5. Bildes
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K1/TS5 (Grundschicht)
Lesetext
R OSA Möcht ich Dir auch raten! P OLIZIST (ab) N
K AROLINE (zu Emil) Und dann danke ich Ihnen noch vielmals für Ihren Schutz und Ihre Unterstützung. Der Herr hier war wirklich ritterlich. Er ist ein anständiger Mensch. Ich möchte Ihnen noch meinen Bräutigam vorstellen – K ASIMIR Angenehm! E MIL Fräulein Karolin hat mir soviel von Ihnen erzählt! K ASIMIR Jetzt kenn ich mich aber nichtmehr aus. K AROLINE Ich werd Dir alles erklären. Jetzt sag 얍 ihm bitte: „Dankeschön!“ K ASIMIR Dankeschön! E MIL (verbeugt sich) Nicht der Rede wert. K AROLINE Doch! Schau doch nur, ganz blutig habens ihn geschlagen, weil er mich beschützt hat! K ASIMIR Dafür habens jetzt auch richtige Fotzen kriegt! M AMA (zu Emil) Ich danke Ihnen auch! P APA Geh trinkens noch ein Bier mit uns! E MIL Danke! Aber ich muss morgen um fünf Uhr raus! P APA Studieren? E MIL Arbeiten! Das heisst: arbeit suchen! P APA Sie sind doch Student? E MIL Ja. K AROLINE Ich werd Euch schon alles erklären – E MIL (ab)
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K ASIMIR In puncto Dich bin ich ja jetzt im Klaren. Ich habe an Dir gezweifelt, 얍 aber die Schlange ist nun heraussen aus mir. Aber arbeitslos – K AROLINE Nicht pessimistisch sein. Solange wir uns nicht aufhängen, – (usw) K ASIMIR Das sagst Du leicht! K AROLINE Du willst alles zu 100 % Prozent – (usw) Hab ich recht? K ASIMIR Ja. Da hast Du sehr recht. Es war alles nur Nervosität. Aber natürliche Nervosität. K AROLINE Natürlich. K ASIMIR Und man wird erst mit der Zeit ruhig. Stimmts? K AROLINE Gib mir einen Kuss. K ASIMIR Da. (gibt ihn) N
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P OLIZIST N ] ] BihnN ] BM AMA N ] BN] Bfünf N ] BK ASIMIR N ] B(usw)N ]
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Es f Stimmts?N ] AberN ] BnatürlicheN ] B
[O RDNUNGSMANN ] |P OLIZIST | [Bitte!] [{sie}] |ihn| [P]|M |AMA [Geh trink] [sechs] |fünf | [K AROLI ] |K ASIMIR | verweist auf K1/E1: solange leben wir – da hängen wir schon zuerst die Andern auf. verweist auf K1/E1: und machst selber nicht einmal 20 %! Ist das nicht ein Irrsinn!! \Es f Stimmts?/ [U]|A|ber [verständli] |natürliche|
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IN 221.001/5 – BS 45 a [5], Bl. 22
Fassung des 5. Bildes
K1/TS5 (Grundschicht)
G ESANG Ein Prosit der Gemütlichkeit – – – XXXXXXX 5
ENDE
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Lesetext
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Konzeption 2: Kasimir und Karoline in sieben Bildern – Emil Wegmann
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Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 50 – BS 41 a, Bl. 27v
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Strukturplan in sieben Bildern
K2/E1
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Lesetext
Titelentwürfe, Strukturpläne in sieben Bildern
IN 221.001/3 – BS 45 a [3], Bl. 1v
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Titelentwürfe, Strukturpläne in sieben Bildern
K2/E2–E4
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Lesetext
Strukturpläne in sieben Bildern
IN 221.001/3 – BS 45 a [3], Bl. 1
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Strukturpläne in sieben Bildern
K2/E5–E8
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Lesetext
Strukturpläne in sieben Bildern
IN 221.001/3 – BS 45 a [3], Bl. 2
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Strukturpläne in sieben Bildern
K2/E9–E10
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Lesetext
Fragmentarischer Strukturplan
IN 221.001/3 – BS 45 a [3], Bl. 2v
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Fragmentarischer Strukturplan
K2/E11
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Lesetext
Strukturpläne in sieben und fünf Bildern
IN 221.001/3 – BS 45 a [3], Bl. 3
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Strukturpläne in sieben und fünf Bildern
K2/E12–E14
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Lesetext
Strukturpläne in sieben Bildern
IN 221.001/3 – BS 45 a [3], Bl. 4
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Strukturpläne in sieben Bildern
K2/E15–E17
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Lesetext
Strukturpläne in sieben Bildern, Konfigurationplan
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IN 221.001/3 – BS 45 a [3], Bl. 5v
Strukturpläne in sieben Bildern, Konfigurationplan
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K2/E18–E22
Lesetext
Strukturpläne in sieben Bildern
IN 221.001/3 – BS 45 a [3], Bl. 5
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Strukturpläne in sieben Bildern
K2/E23–E25
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Lesetext
Notiz zum 1. Bild, Dialogskizze zum 4. Bild
IN 221.001/4 – BS 45 a [4], Bl. 6
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Notiz zum 1. Bild, Dialogskizze zum 4. Bild
K2/E26
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Werkverzeichnis, Dialogskizze zum 4. Bild
IN 221.001/4 – BS 45 a [4], Bl. 7
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Werkverzeichnis, Dialogskizze zum 4. Bild
K2/E27–E28
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Fragmentarische Fassung des 5. Bildes
K2/TS1 (Grundschicht)
Lesetext
\Textverlust\
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Dich auch garnicht so, wenn Du turbulent bist. Dann bist Du mir fremd. Ich liebe das Sanfte am Manne. K AS So? K AR Ja. Wenn Du es anders gedacht hast, dann hast Du Dich in mir getäuscht. Dann siehst Du etwas anderes in mir, als wie was da ist. Ich bin ein sanftes Wesen. Mir hat mal jemand gesagt, dass ich Ähnlichkeit hab mit einem Reh – einem scheuen Reh – K AS So. K AR Und deshalb mag ich Dich nicht – dieses Terroristische an Dir! K AS Ich war aber doch schon immer so – K AR Dann hab ich mich getäuscht. K AS Anscheinend ich auch. (Stille) K AR Du weisst, dass ich über manche weltpolitische Dinge anders denk, wie Du – nicht so radikal. Ich meine, dass sich das alles einrenken wird. Von allein. Nach und nach. (Stille) K AS Was liebst Du eigentlich an mir? (Stille) K AR Frag nicht so blöd! K AS Ich weiss es schon! Du liebst nur meinen Körper! Aber sowas lass ich mir nicht gefallen, verstanden?! B
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Dann f Reh –N ]
[K AS ] |Dann f Reh –|
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IN 221.001/4 – BS 45 a [4], Bl. 4
Fassung des 1. Bildes
K2/TS2 (Grundschicht)
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얍 Erstes Bild
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Auf der Oktoberfestwiese, gleich hinter dem Dorf der Lippennegerinnen, das innerhalb einer hohen Bretterwand liegt. In dieser Bretterwand mit Wandgemälden, die wo das Leben und Treiben im Inneren des schwarzen Erdteiles darstellen, befindet sich eine Türe mit der Aufschrift „Privat/ Eingang verboten“. Und vor dieser Türe steht ein Zerberus mit einer Kontrollmütze. Und die Luft ist voll Wiesenmusik. E MIL (kommt, sieht sich um und wendet sich der verbotenen Türe zu) DER Z ERBERUS Halt der Herr! Hier ist kein Entree nicht! Hier ist privat oder kann denn der Herr nicht lesen! E MIL Aber ich bin doch von dem Herrn Direktor hierherbestellt worden und zwar telefonisch! Für dreiviertelfünf!
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(Surren in der Luft -- immer stärker und stärker; in der Ferne Geheul mit allgemeinem Musiktusch und Trommelwirbel -- und nun fliegt der Zeppelin in einer ganz geringen Höhe über Emil und dem Zerberus hinweg -- von rechts nach links; aus der verbotenen Türe stürzt der Direktor in das Freie, gefolgt von einem Liliputaner und einem gewissen Herrn Spitz) D IREKTOR Bravo Zeppelin! Bravo Eckener! Bravo! S PITZ Jetzt werden wir bald alle fliegen! DER L ILIPUTANER Wenn man bedenkt, wie weit es wir Menschen schon gebracht haben -- (er winkt mit seinem Taschentuch) D IREKTOR Majestätisch! Majestätisch! (Stille) E MIL (zum Zerberus) Ist das dort der Herr Direktor? DER Z ERBERUS Ja. D IREKTOR Jetzt ist er gleich verschwunden -S PITZ Am Horizont. D IREKTOR Ich kann ihn kaum mehr sehen -DER L ILIPUTANER Ich seh ihn noch ganz scharf. D IREKTOR Jetzt seh ich nichtsmehr. (er erblickt Emil) E MIL (grüsst) D IREKTOR (zum Zerberus) Ist das jener welcher? DER Z ERBERUS Zu Befehl, Herr Direktor! D IREKTOR Dreiviertelfünf? 얍 E MIL Dreiviertelfünf. D IREKTOR (zu Emil) Moment bitte! (zu Spitz) Und wir zwei beide -- wir wären dann also so weit. Der Vertrag ist perfekt und Sie liefern mir den Kamelmenschen. S PITZ Der Vertrag ist perfekt. Ehrenwort? D IREKTOR Auch das. S PITZ Lieber Herr Direktor. Ich hätte ja eigentlich noch etwas für Sie, vorerst zwar sozusagen nur in spe -- aber ein Wunder! Ein absolutes Wunder. B
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B B
LieberN ] sozusagenN ]
[Herr] |Lieber| [nur in] |sozusagen|
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Fassung des 1. Bildes
K2/TS2 (Grundschicht)
D IR Für Wunder bin ich immer zu haben, vorausgesetzt dass sie sich rentieren! Legen Sie los, Herr Spitz! S PITZ Also ich hab da neulich eine total neuartige menschliche Abnormität entdeckt, einfach phantastisch und garantiert noch-nie-dagewesen! D IR Wo? S PITZ Sag ich nicht. D IR Danke. S PITZ Bitte. D IR Weiter! S PITZ Ich dachte natürlich sofort an Sie, an den König der Schausteller und genialen Organisator. D IR Stimmt! Weiter! S PITZ Diese menschliche Abnormität ist ein Kind. Vorläufig zwar noch im zarten Blütenalter von zwei Monaten, aber es hat -- (er stockt von wegen Kunstpause) D IR Was? S PITZ Drei Beine. Drei richtige Beine. D IR Drei Beine? S PITZ Ein, zwei, drei -- Was sagen Sie jetzt? (Stille) D IR Mit normalen Unter- und Oberschenkeln? Nicht nur so Stumpen, die man für Beine ausgibt? S PITZ Aber natürlich normal! D IR Mit Knöcheln? Mit richtigen Füssen? S PITZ Richtigen Füssen, richtigen Zehen! D IR Dreissig Zehen? Beweglich? S PITZ Alles in bester Ordnung! (Stille) D IR Das wäre allerdings eine Sensation. S PITZ Unter Umständen der Haupttreffer -- aber die Schwierigkeiten sind nicht zu unterschätzen. Die Eltern sind zwar primitive Waldbauern, degeneriert, aber schlau -- und die Mutter hängt sehr an dem Kind. D IR Also das mit den Müttern von Abnormitäten, das ist ein Kapitel für sich! Ein trübes Kapitel! Ich habe mal so ein Kind gehabt ohne Hinterkopf und die Mutter war direkt fanatisch auf das Kind -- sie hat sich das vertraglich ausgedungen, dass sie mit dem Kind zusammen auftritt, derweil hat sie auf der Bühne direkt deplaziert gewirkt! Eine Affenliebe war das! So Mütter von Missgeburten die habens in sich, lieber Herr Spitz! S PITZ Mit den nötigen Mitteln lässt sich da natürlich auch manches korrigieren -얍 D IR Unberufen! Ich habe zwar schon so manche Enttäuschung hinter mir, aber in einem derart gelagertem Falle hat es natürlich keinen Sinn kleinlich in puncto Zaster zu sein! Das wäre ja kaufmännisch grundfalsch. Lieber Herr Spitz! Packens Ihre Koffer und fahrens mit dem nächsten Zug, redens mit der Mutter und telegraphierens mir! Ich gehe bis zum Menschenmöglichsten! B
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Lesetext
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3 6 8 13 36
neulichN ] ] BN] BzwarN ] BdieN ] B
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[b]|n|eulich [Gebra] [Gebranntes Kind] [noch im] |zwar| d[9]|i|e
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Fassung des 1. Bildes
5
K2/TS2 (Grundschicht)
S PITZ Gemacht! Also ich fahr dann heut abend gleich bis Prag und morgen früh weiter und abends bin dann bei Muttern, wie der Berliner sagt! D IR Bukowina? S PITZ (lächelt) Fast. D IR Also glückliche Reise! S PITZ Ich habe die Ehre! (ab) DER L ILIPUTANER Grüss Gott! B
N
D IR (wie für sich) Mit dreissig Zehen -- (zum Liliputaner) Heinrich! Halt den Daumen! DER L ILIPUTANER Unberufen! D IR (will ab -- erblickt zum zweitenmal Emil; hält; fixiert ihn) (Stille) D IR Wie war doch gleich der werte Name? E MIL Emil Wegmann. D IR Stimmt! Sie haben sich telefonisch angemeldet -- mit was kann man dienen? E MIL Es dreht sich um eine Erfindung, die ich auf dem Gebiete des Schaustellerwesens gemacht habe -- (er zieht ein blaues Schulheft aus der Brusttasche) D IR (unterbricht ihn) Gehören Sie zur Branche? E MIL Nein. Ich bin Student. D IR Schon faul! Was studieren Sie? E MIL Medizin. Aber heutzutag ist die allgemeine wirtschaftliche Lage wirklich nicht rosig und da ich kein Stipendium habe, weil mir die nötigen Verbindungen fehlen, beschäftige ich mich mit allerhand -- man muss doch schliesslich vegetieren. 얍 D IR Stipendium! Das les ich gestern in der Zeitung, dass der Staat auf jeden Studenten jährlich rund dreitausendfünfhundert Mark draufzahlt. Und wer ist der Staat? Die Steuerzahler! Und wer sind die Steuerzahler? Ich! Stipendium! Wer gibt mir ein Stipendium? Müssen Sie studieren? Wer kein Geld hat, soll nicht studieren und Schluss der Debatte! -- Also gebens schon her Ihre Erfindung! (er nimmt ihm das Schulheft ab) Um was drehts sichs da? E MIL Um ein neuartiges Karussel. D IREKTOR Schon faul! Oberfaul! (er gibt ihm das Schulheft zurück) Danke! Mit Karussels bin ich versorgt! Bringen Sie mir eine anständige Missgeburt und Sie kommen auf einen grünen Zweig! Habe die Ehre! B
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Lesetext
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BN
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XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
6 8 8 15 15 25 33
Ich f (ab)N ] ZehenN ] B(zum N ] BtelefonischN ] BmitN ] BwerN ] BN] B B
[Grüss Gott! (ab)] |Ich f (ab)| [Finger] |Zehen| [Z]|(|zum korrigiert aus: te efonisch [Mit] |mit| [we] |wer| [(]
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Fragmentarische Fassung des 2. Bildes
K2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
얍
5 B
primiert, nicht? K AROLINE Ich trage ja dem auch Rechnung, dass unser Verhältnis, wenn das getrübt wird, dass an dieser Trübung nur die internationale Krise schuld ist, und weder Du noch ich -K AS Glaubst denn Du, dass die int. Krise besser wird? aufhört? Das erleben wir nichtmehr! K AROLINE Ja, soll denn das immer so weitergehen? BNN
BN B N
10
BN B N
K ASIMIR Einen Dreck wird das anders! Ich kenne alle Parteien! Es gibt überhaupt keine Partei mehr, bei der ich noch nicht war , höchstens Splitter! Aber ich kann Dir sagen, das ist alles nichts! Es bleibt alles beim Alten! Überall diktieren die Schieber und die anständigen Leut markieren die blöden Hund! K AROLINE Nein, ich kann mir das nichtmehr mitanhören! K AS So! Dann kann ich ja gehen! (ab) K AR Ich halt Dich nicht, wenn Du so grantig bist! B
N
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B
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N BN
6–8
B
K AS f weitergehen?N ]
8 9 9 10 10
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] ] BN] BN] BN]
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B
13 15 16 17
B
BN
B
warN ] Es f bist!N ]
ÜberallN ] ] BkannN ] BN] BN
[\(/Aber glaubs mir doch: wenn Du nichts zu lachen hast, hab ich auch nichts zu lachen!\)/] |K AS f weitergehen?| gestrichen: K AS gestrichen: K ASIMIR [Stell Dich nicht so blöd,ja?!] gestrichen: K AROLINE [Du musst optimistischer sein! Es wird schon anders werden!] [|Ja, ich bin auch pessimistisch! Aber was soll ich machen! Vielleicht brauch ich einen optimistischen Mann! K ASIMIR Optimismus ist Verlogenheit!|] korrigiert aus: wahr (1) (Stille) K AROLINE Ich möcht jetzt mal gern mit der Achterbahn fahren. K ASIMIR Mit was? K AROLINE Mit der Achterbahn. K ASIMIR So. Mit der Achterbahn? (Stille) K ASIMIR Gib eine Antwort. (Stille) K ASIMIR Hast mich denn nicht gehört? (Stille) K ASIMIR Ob Du jetzt mit der Achterbahn fahren willst, habe ich Dich gefragt? K AROLINE Ja. (Stille) [K ASIMIR So. Also das ist die Höhe der Gemeinheit! Fahrt da mit der Achterbahn, wo sie weiss, dass ich kein Geld habe! Eine Gemeinheit ist das, verstanden, aber schon eine sehr grosse! Fahr nur mit Deiner Achterbahn! Nur zu! (ab)] (2) !K AROLINE Jetzt wollen wir uns zerkrachen, wegen einem solchen Nichts? K ASIMIR Ich geh morgen stempeln und da ist es mir wurscht! (ab)" !(er haut den Lukas – kommt dann zurück zu Karoline) K AROLINE Warum hast mich denn solang jetzt warten lassen?" (3) \Es f bist!/ [Überhau] |Überall| [– Oh, wenn ich doch nur viel Geld hätte, dan] [können] |kann| gestrichen: \(Eis essen)/
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 5
Fragmentarische Fassung des 2. Bildes
5
K2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
K AROLINE (geht an den Eisstand und kauft sich ein Eis und schleckt auch) E MIL (beobachtet sie schleckend) 얍 K AROLINE (zu Emil) Was schauns mich denn so blöd an? E MIL Verzeihung! Ich hab an etwas ganz anderes gedacht! K AROLINE Drum. K AROLINE Essen Sie auch gern Eis? E MIL Das ist meine einzige Leidenschaft. E MIL Ich habe bisher gedacht, dass man als Einzelner auch etwas erreichen kann. Mein Karussel. Aber ich komme immer mehr und mehr dahinter, dass das Dreck ist. Man muss erst den Rahmen haben, in dem man sich dann wieder individualistisch entwickeln kann. K AR Das ist mir zu hoch. E MIL Schad! K AR Kann man das nicht einfacher ausdrücken? E MIL Schwer. Viele Schurken, die die Schlechtigkeit der Menschen ausnutzen. Anstatt dass das Gute gemacht wird. Ist es nicht ein großer Unfug, dass jeder fürs tägliche Fressen Gemeinheiten begehen muss? * (Jetzt kommt wieder der Zeppelin) K AROLINE Der Zeppelin -E MIL Ja. (Stille) K AROLINE Der fliegt jetzt nach Oberammergau und dajetzt beschreibt er aber noch einige Schleifen! E MIL Ja und dann kommt er wieder zurück und beschreibt wieder so einige Schleifen. K AROLINE Sind Sie schon mal geflogen? E MIL Ja. K AROLINE Was ist das eigentlich für ein Gefühl? E MIL Ein erhebendes. Man sieht die Erde unter sich und all die Menschen und den Schmutz und das Elend und wundert sich, dass die Menschen nichtmehr Frieden halten können. K AROLINE Ja, Frieden. Also an den Frieden glaub ich nicht. E MIL Menschlichem Ermessen nach, könnten wir schon im Frieden leben. K AROLINE Geh, die Menschen sind doch solche Viecher! (Stille) K AROLINE Ich möcht mal mit der Achterbahn fahren.
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 6
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얍
Wir wollen doch alle nur das Beste für uns Vaterland – auch die Kommunisten! 6–8 8–18
15 23 33–34 33 34 37
\K AROLINE f E MIL / \der Optimist. [Es wird anders.] Egoistischer Optimist (Karusselplan) Man kann als Einzelner auch noch was erreichen./ (2) \Ich f * / Bausnutzen.N ] ausnutzen[,]|.| [aber] BN] [fäh] BMenschlichem f Viecher!N ] [Krieg wird immer sein.] Menschlichem f Viecher! | | Bwir f leben.N ] wir f leben. BsolcheN ] \solche/ BN] gestrichen: DER ALTE S TUNK Fahren Sie doch mit uns! Fräulein! Und Sie auch, Herr Emil! B B
K AROLINE f E MIL N ] Ich f * N ]
(1)
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 6v
Fragmentarische Fassung des 2. Bildes
K2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
S PEER Nanana! R AUCH Auch die Kommunisten! Heut abend auch die Kommunisten! 얍 V. M ÜLLER , S TUNK . K RACH , DER ALTE S TUNK UND DER ALTE K RACH (kommen) (mit Ballons) BN
B
N
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S TUNK (entdeckt Emil) Mensch, das ist ja der Emil! Frisst da Eis! Servus, Emil! Du hast doch gerade gestern geschworen, dass Du nie aufs Oktober gehen wirst! B
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E MIL Stimmt. Ich bin ja auch nicht zum Vergnügen hier, sondern nur so. K RACH Willst wohl als Abnormität gehen? E MIL Nein. B
DER ALTE S TUNK Wer ist denn das? S TUNK Das ist ein Kommillitone, Papa! Darf ich vorstellen -- Emil Wegmann DER ALTE S TUNK Angenehm! Stunk! DER ALTE K RACH Krach! V. M ÜLLER von Müller! E MIL Angenehm! V. M ÜLLER Der ist ja Kommunist! R AUCH So? S PEER Aber er hat ein nettes Mädel bei sich! R AUCH Wenn er Kommunist ist wird er ja auch sein Mädel mit uns teilen! B
N
DER ALTE S TUNK Und was ist das für ein nettes Kind da -K RACH Ein hübsches Mädchen! DER ALTE K RACH Jetzt war ich solang nicht auf dem Oktoberfest, aber die jungen Leut gehen noch immer mit den Mädchen -- ganz wie zu meiner Zeit -E MIL Wir zwei beide haben uns nur zufällig kennen gelernt. DER ALTE S TUNK Kann ein jeder sagen! K AROLINE Was der Herr sagt, ist richtig! DER ALTE K RACH Also Zufall oder nicht Zufall -- Ihr fahrt jetzt alle mit uns auf der Achterbahn -- (sie stellen sich Karoline vor) E MIL Leider. Ich muss hier noch warten -- ich hab mich verabredet. K AROLINE Und ich bin auch verabredet -- meine Eltern warten im Augustiner -- Ich wollt eigentlich nur ein Eis essen – V. M ÜLLER Und dann sind Sie mit der Achterbahn gefahren – ALTER S TUNK Mit uns! B
N
B
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N
N
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BN
BN
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2 3–4 6 10 20 33 34 35–38 36 37
] (mit Ballons)N ] BEmil!N ] Bso.N ] BV . M ÜLLER N ] B(sie f vor)N ] Bverabredet.N ] BIch f uns!N ] BN] BN] BN B
[{ }] \(mit Ballons)/ korrigiert aus: Emil ! korrigiert aus: so [P ETER ] |V . M ÜLLER | \(sie f vor)/ korrigiert aus: verabredet \Ich f uns!/ [und dann] [St]
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 7
Fragmentarische Fassung des 2. Bildes
V.
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K2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
M ÜLLER Aber die Achterbahn macht doch nichts aus -- paar Minuten und alles ist rum -B
N
L ILI (kommt) Herr Wegmann --- (usw) 얍 S TUNK Was hat er denn von Dir wollen? E MIL Nichts. Jetzt fahr ich mit der Achterbahn -DER ALTE K RACH Und das Fräulein kommt auch mit -- jetzt werden bald die Lichter angezündet und es ist schön so oben auf das Lichtmeer Bherabzusehen.N K AROLINE Eigentlich wollt ich ja nur ein Eis essen, aber gut -E MIL Kommens nur mit, Fräulein -- jetzt ist schon eh wurscht! V. M ÜLLER Vorwärts ! B
N
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XXXXXXXXXXXXX
1 8 12
undN ] herabzusehen.N ] BVorwärtsN ] B B
korrigiert aus: un korrigiert aus: herabzusehen
[Also] [v]|V|orwärts
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 8
Dialog zum 4. Bild
5
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K2/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 IV. Bild E MIL Es ist mir jetzt ganz klar. Als BEinzelnerN kann man nichts erreichen, dazu müsste man sehr egozentrisch sein, um das Elend nicht zu sehen – B N K AROLINE Das versteh ich nicht. Das ist mir zu hoch. E MIL Wahrscheinlich, weil Sie garnicht in die Lage kommen. BNurN zusammen kann man etwas erreichen. Ich denke mir: wenn ich jetzt Millionär wär, ich könnt doch nichts geniessen, weil ich halt immer an die Leut denken müsst, BdieN in Massenquartieren leben. Glaubens mir: die Leut sind schlecht, weil es ihnen schlecht geht. (Nach die Prügel) K AROLINE Sie haben mal gesagt, die Leut sind schlecht, Bweil es ihnenN schlecht geht. Aber die haben ein Auto – E MIL Ja. Die sind schlecht. Das sind ja gerade die. Es gibt solche Leut, die an moral insanity leiden. K AROLINE Was ist das? E MIL Das ist ein englischer Ausdruck. (Stille) K AROLINE Wie kommen wir jetzt heim?
2 3 5 7 11
EinzelnerN ] ] BNurN ] BdieN ] Bweil es ihnenN ] B
BN
[{e}] |E|inzelner [nur als K] [K] |Nur| [{den}] |die| [denn] |weil| es \ihnen/
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 6
Fassung des 3. Bildes
K2/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 B DrittesN B i l d
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 9
Beim Wagnerbräu . Grosse Stimmung. Es ist bereits dunkel geworden. An dem einen Tische sitzen Papa und Mama, die Rosa Schürzinger und der Jakob Schürzinger. B
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B
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A LLES (Singt) So lang der alte Peter Eins, zwei, drei -- gsuffa! 10
R OSA (zur Mama) Warum trinkt er denn nichts, der Papa? M AMA Weil er heut schlechter Laune ist. R OSA Was ist ihm denn übers Leberl gekrochen? Schlechte Laune bei die Mannsbilder gibts nicht ! Da hast ihm halt nicht richtig gezogen -- da hab ich den Meinigen schon besser an der Kandarre! M AMA Mein Gott, es ist ja kein Kinderspiel, das mit unserer Karolin -- da schlagts die gute Partie aus und hängt sich an den Kasimir, der wo hint und vorn nichts hat -R OSA Das schon! Aber er ist doch ein tüchtiger arbeitsamer Mensch -M AMA Das schon! Aber seit gestern ist er abgebaut -R OSA Auweh, auweh -M AMA Und in der heutigen Zeit, wo alles wackelt -- -- (Ab) B
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B
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N
J AKOB Du, Heinrich! Kannst Du mir das Phänomen erklären, warum dass die Weiberleut immer zu zweit verschwinden? P APA Das weiss ich nicht! J AKOB Möchst es wissen? P APA Nein! J AKOB Warum bist denn heut so grantig? P APA Grantig? Ich? Ich lache ja direkt, ha, ha, ha – J AKOB Nichts für ungut, Heinrich! Prost! 얍 P APA Prost! -- Kellnerin! Jetzt wart ich schon so lang auf meine zwei Dicke, dass mer der Appetit schon vergangen ist, Herrgottsakrament ! K ELL Ich brings schon! Ich brings schon! J AKOB Es ist das eine schlechte Bedienung hier. P APA Früher war das anders. J AKOB Früher hatte auch so manches seine Schattenseiten. Wenn man bedenkt, zum Beispiel das preussische Dreiklassenwahlrecht -P APA Aber die Bedienung war besser, Herrgottsakrament! Was scheiss ich mich um die Preussen! B
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1 3 3–4 13 21 29 31 31 32 37
DrittesN ] WagnerbräuN ] BAn f TischeN ] BnichtN ] BZeit,N ] BGrantig? f ha –N ] BN] BmerN ] BHerrgottsakramentN ] BDreiklassenwahlrechtN ] B B
N
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[Zweites] |Drittes| [Augustiner] |Wagnerbräu| [Fanfarenklänge. Es] [|Blechmus|] |An f Tische| korrigiert aus: nichts korrigiert aus: Zeit , [Das ist kein Kunststück. Geh leck mich am Arsch!] |Grantig? f ha –| [{}] möglicherweise bewusst gesetzte Dialektalform korrigiert aus: Herrgottsarament korrigiert aus: Dreiklassenwqahlrecht
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 10
Fassung des 3. Bildes
K2/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LLGEMEINER G ESANG Ein Prosit ein Prosit der Gemütlichkeit!
5
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R OSA UND M AMA (kommen zurück) (Fanfarenklänge) K ASIMIR (erscheint) J AKOB Jessas, der Kasimir! (Stille) M AMA Wo hast denn die Karolin? K ASIMIR Ich habe gemeint, dass sie hier ist. P APA Hier ist keine Karolin. K ASIMIR Wir haben uns nämlich verloren auf der Wiese im Gedränge -- und jetzt suchen wir uns gegenseitig -- sie wird mich jetzt wahrscheinlich noch suchen -P APA Wahrscheinlich! M AMA Ja, dann suchens halt noch weiter, Herr Kasimir! K ASIMIR Ja, dann werd ich nochmal schauen -- aber bei die vielen Leut da draussen, bis da eine findest, das ist ein Zufall -R OSA Vielleicht habens Glück, Herr Kasimir! K ASIMIR Brauchen könnt ichs! (ab) (Stille) J AKOB Dieser Kasimir ist ein netter Mensch, ein feiner Mensch. Ich hab ihn 얍 gern. Ich hab so feine Menschen gern. Er ist sicher sehr tüchtig. B
N
B N
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(Stille) J AKOB Ein zartbesaiteter Mensch ist das. Ich bin amal mit ihm spazieren gegangen und da hat er einen Gaul bemitleidet, weil der Kutscher ihn geschlagen hat. Einen Gaul, meine Herrschaften! Und derweil ist er selber Chauffeur! Man muss das zu würdigen wissen! (Stille) J AKOB Der Karolin kann man nur gratulieren . Nur gratulieren. R OSA Geh halt doch Dein Maul! J AKOB Ja, erlaube -R OSA Du sollst jetzt Dein Maul halten, gelt? Sonst werd ich grantig! J AKOB Also das ist die Höhe! R OSA Ob Du jetzt still sein willst! Du kennst mich, Du Krüppel , gelt? J AKOB Ich weiche nur der Gewalt. Nur der Gewalt! R OSA Jetzt hast wieder lang genug geredet. Verstanden? Jetzt ist das Pensum wieder voll! Jetzt lass andere reden! J AKOB Bitte -R OSA Immer muss er das letzte Wort haben -J AKOB (sauft) B
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31 34 36
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gern. ErN ] ]
BN
nur gratulierenN ] gelt? SonstN ] BKrüppelN ] B
korrigiert aus: gern.Er
[(St R OSA Geh halt doch Dein Maul!] korrigiert aus: nurgratulieren korrigiert aus: gelt?Sonst Krüppe[k]|l|
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 11
Fassung des 3. Bildes
5
K2/TS5 (Korrekturschicht)
P APA Also das von wegen gratulieren: gratulieren kann der Karolin niemand zu dieser Verbindung. Kein Mensch! Und ihren Eltern, das sind wir, auch nicht. Auch kein Mensch! Ich war immer gegen diese Verbindung! Was hat sie jetzt? Ich war immer dagegen, dass sie diesen Kerl heiratet, den Chauffeur -- ich war immer dafür, dass sie möglichst einen Beamten heiratet -- aber nein! Akkurat auf diesen Kasimir hat sie sich versessen! Jetzt ist er abgebaut! M AMA Mein Gott, das ist halt die Liebe! P APA Man darf halt nicht so blind seinen Gefühlen nachgehen! Wenn Du damals 얍 so blind Deinen Gefühlen nachgegangen wärst -- Gute Nacht! Dann wärst heut unterm Rad vielleicht, aber keine pensionierte Lokomotivführersfrau ! J AKOB Heutzutag ist der Staat auch nichtmehr so sicher. R OSA Das ist ein Quatsch! Wir brauchen wieder ein Militär! Der Staat ist nicht sicher, weil ihn die Juden beherrschen -- in dem Moment, wos keine Juden mehr gibt, ist wieder alles sicher! Die Juden und die Jesuiten! Und die Freimauerer! Die unterhöhlen alles -- meinst, dass da unter uns nicht alles unterhöhlt ist? Eines Tages trinkst Dein Bier und fliegst in die Luft! J AKOB (macht eine geringschätzige Handbewegung) R OSA Du dass ich feil keine solche geringschätzige Handbewegung mehr seh -- sonst schmier ich Dir eine -J AKOB (trinkt) R OSA Die Staaten müssen wieder radikal national werden -- und alle diese nationalen Staaten müssen dann international werden zum Schutze der weissen Rasse! Sonst kommen die Mongolen! P APA Also das mit die Mongolen interessiert mich jetzt nicht! Keineswegs! In der heutigen Zeit muss man praktischer denken --- Die Karolin, meine Tochter , rangiert bei mir vor Deinen Mongolen, das Hemd liegt mir näher als der Rock! Und ich habe meinen Entschluss gefasst: die Karolin muss fort von dem Arbeitslosen! Sie soll einen Beamten heiraten! Schluss! Punkt! Amen! K ASIMIR (kommt –) War die Karolin noch nicht da? M AMA Nein. M AMA Man soll aber niemanden zur Liebe zwingen! B
10 B
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B
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B
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Lesetext
NN B
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B
N
N
K AROLINE (kommt mit den Studenten) K AROLINE (zu den Studenten) Also ich dank Ihnen dann vielmals für die Achterbahn und den Liquer -- es war sehr schön. Dort sitzen meine Eltern! (Allgemeines Grüssen -- Studenten setzen sich)
10 11 11 12 22 24 25 25–26 26 26 29–30
LokomotivführersfrauN ] J AKOB N ] BnichtmehrN ] BWir f Militär!N ] BStaatenN ] Bmit dieN ] BTochterN ] Brangiert f DeinenN ] BDeinenN ] B Mongolen,N ] BK ASIMIR f Nein.N ] B B
korrigiert aus: Lokomotivführerstfrau korrigiert aus: J AKBO korrigiert aus: nixhtmehr
\Wir f Militär!/ korrigiert aus: Staarwn korrigiert aus: mitdie korrigiert aus: Toxhter [liegt] |rangiert bei| mir [näher als die] |vor| Deine\n/ korrigiert aus: deinen Mongolen\,/ \K ASIMIR f Nein./
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 12
Fassung des 3. Bildes
K2/TS5 (Korrekturschicht)
K AROLINE (zu Papa) So ! Ich hab mich etwas verspätet, weil ich mit der Achterbahn gefahren bin und dann hab ich auch noch geschossen und hab das da gewonnen (einen Stofflöwen) im japanischen Ringwerfen -- Ist der Kasimir nicht da? 얍 P APA Er war schon da und sucht Dich. M AMA Er hat gesagt, ihr habt Euch verloren -K AROLINE Ist ja garnicht wahr! Wir haben uns zerkracht! P APA Soso! Zerkracht! K AROLINE Ja, weil er halt wiedermal so ungalant war! P APA Chauffeur bleibt Chauffeur! K AROLINE Geh red doch nicht immer so blöd daher, Papa! Du bist ein Lokomotivführer! Und da ist kein Unterschied! P APA Da ist ein gewaltiger Unterschied! Ich hab Pension! Und dann kann ich nicht abgebaut werden -K AROLINE Also wennst jetzt gleich wieder so anfangst --M AMA Aber geh, Karoline, setz Dich her -- Wer sind denn die Herren dort drüben? K AROLINE Die hab ich durch Zufall kennen gelernt. Das sind Akademiker. Ich wollt eigentlich nur ein Eis essen -- und dann ist der Zeppelin vorbeigeflogen -- und wir sind so ganz von nichts in das Gespräch gekommen -B
5
B
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Lesetext
N
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M USIK Kennst Du das Tal im Alpenglühen Wo abends leis die Wolken ziehn -(usw) B
B
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N
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S TUNK Ein nettes Mädel -- Kinder, da kommen mir die Erinnerungen an meine Studienzeit, aber die Achterbahn hat mir den Appetit verdorben! Einen doppelten Kirsch ! Fünf ! Sechs doppelte Kirsch! E MIL Ich danke nein! S TUNK Geh, Emil! Sauf! Jetzt hast mal Gelegenheit! Auf eine bessere Zukunft! (Sie saufen) E MIL Ich vertrag nämlich keinen Alkohol -- da werd ich ganz anders -V. M ÜLLER Da kommt der wahre Mensch zum Vorschein! E MIL Der wahre Mensch -- (er rezitiert Rilke) DER ALTE B
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1 7 15 23 24
N BB
Papa) SoN ] K AROLINE N ] Banfangst ---N ] BziehnN ] B(usw)N ] B B
28 28
B B
doppeltenN ] KirschN ]
28
B
Kirsch! Fünf N ]
N
N
korrigiert aus: Papa)So K ARO [ N ] |L |INE korrigiert aus: anfangst---
| |
Korrektur von fremder Hand: z[ei] ie hn verweist auf beigefügtes Blatt mit Text von fremder Hand:
– Wolken ziehn Die Quelle brausend niederrauscht Der Jäger kühn das Wild belauscht Wos Alpenhorn so lieblich (traulich) schallt Und von den Wänden wiederhallt Dort wo die Glocken klingen so hell In diesem Tal liegt Bayrischzell In diesem Tal liegt Bayrischzell {} korrigiert aus: doppeöten (1) Cognak (2) Kirsch korrigiert aus: Kirsch!Fünf
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 13
Fassung des 3. Bildes
K2/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
S TUNK Was ist das? E MIL Rainer Maria Rilke. (er setzt sich) 얍 S TUNK Ein komischer Kerl -ALTER K RACH Warum holt Ihr das Mädel nicht herüber? In meiner Jugend – na traut sich keiner! K RACH Ich hätt einen Plan -- er und die Karolin, die bringen wir zusammen. (leise besprechen; Lachen) B
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V.
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M ÜLLER He, Emil! Wie gefällt Dir das Mädel? E MIL Sehr. S TUNK Warum hast Du eigentlich kein Mädel? E MIL Das ist nicht so leicht zu erklären -K RACH Ein Weib versüsst den Aufenthalt -E MIL Das schon -- aber ich hab bisher nur Pech gehabt, verstehst Du? S TUNK Ich glaub, Dir fehlts an Mut. E MIL (lächelt) Oh, nein! K RACH Dann geh jetzt zu ihr hinüber und bitte sie an unseren Tisch. E MIL Gemacht! (er geht hinüber) Darf ich, verzeihen Sie, wir dürfen Sie doch einladen zu einem Gläschen Alkohol -K AROLINE Aber ich danke, Herr Wegmann ! E MIL Erlauben, dass ich mich vorstell! Wegmann! P APA Sehr erfreut! E MIL Sie werden doch nichts dagegen haben? M AMA Aber bitte! K AROLINE Nein. Wenn jetzt nämlich der Kasimir kommt -P APA Nacher werd er schon nicht soviel melden! Warum sollst Du keinen Schnapps trinken! Bitte! Studierte Leut sind immer eine gute Gesellschaft! E MIL Darf ich bitten! (er geleitet sie hinüber) B
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G ESANG Ich schiess den Hirsch im wilden Forst (usw) K ASIMIR (erscheint; überblickt die Situation -- tritt an den Tisch) Verzeihung! Darf ich Dich einen Moment sprechen! K AROLINE Bitte -K ASIMIR Was sind denn das für Herren da? 얍 K AROLINE Bekannte. K ASIMIR So. Bekannte. Und Du riechst nach Schnapps. Gute Nacht! K AROLINE Jetzt vergönn mir doch auch ein bisserl was, ja?! (Stille)
4–5 6 13 18 20 27
BALTER
\ALTER f keiner!/
B
f keiner!N ] zusammen.N ] BWeibN ] BSieN ] BWegmannN ] BStudierteN ]
korrigiert aus: zusammen
Wei[b]|b| korrigiert aus: sie korrigiert aus: Weg ann korrigiert aus: Stuierte
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 15
Fassung des 3. Bildes
K2/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
K ASIMIR Ich vergönn Dir alles. Siehst. Jetzt hab ich Dich um Verzeihung bitten wollen, dass ich Dich zuvor stehen gelassen hab -- aber jetzt tu ichs nichtmehr. (er entdeckt den Affen) Was hast denn da? K AROLINE Das ist ein Aff. (Stille) K ASIMIR Wieso? K AROLINE Weil ich den gewonnen hab. Weil ich halt eine sichere Hand hab. K ASIMIR Eine sichere Hand hab ich auch. K AROLINE Aber kein Glück. Da kann man nichts machen! (Stille) K ASIMIR Komm! K AROLINE Warum soll ich denn jetzt kommen? K ASIMIR Wenn Du das nicht weisst, dann allerdings muss ich meinen -- hat er wieder gehetzt gegen mich, der Alte? K AROLINE Red nicht immer so von Papa! K ASIMIR Also das auch noch! B
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E MIL (der die ganze Zeit schon aufgehetzt worden ist von den Anderen) Also Fräulein Karolin -- wollen wir jetzt gehen? K AROLINE Ja. K ASIMIR Wohin? K AROLINE Die Herren hier haben mich nur eingeladen, dass wir uns an schauen die Abnormitäten -- Du weisst doch, dass diese Abnormitäten eine Schwäche von mir sind -K ASIMIR Jetzt bleibst da! V. M ÜLLER Oho! K ASIMIR Ja wie hätten wir es denn da?! V. M ÜLLER Stellen Sie sich uns mal gefälligst vor, Herr! Bevor Sie mit uns reden! K ASIMIR So. Alsdann. Geh nur zu Deine Abnormitäten -- geh nur. K AROLINE Ich geh auch schon. Ich geh. (ab mit den Studenten) G ESANG Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit! XXXXXX
2–9 6 7 9 16 31–34
(er f Glück.N ] Wieso?N ] B eine f hab.N ] BN] BN] BG ESANG f XXXXXXN ] B B
N
\(er f Glück./ [So.] [Woher] |Wieso?| [Glück gehabt hab] |eine f hab.| gestrichen: K AROLINE [So.] \G ESANG f XXXXXX/
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Fassung des 4. Bildes
B
K2/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
Viertes B i l d N
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 16
In der Abnormitätenbude. Publikum. Karoline und die Herren Akademiker. B
A USRUFER Als fünftes Ich darf Ihnen nun erklären den Mann mit dem Buldoggkopf. B ULLDOGG (erscheint) A USRUFER Er wird künstlich ernährt. Er kann den Mund nicht aufmachen -- sonst würde er ihn nichtmehr zusammenbringen. Sie können hier sehen, was die Natur beliebt und welche seltsame Menschen auf unserer Erde hausen. B ULLDOG ( ab) A USRUFER Wir kommen jetzt zur 6. Nummer und damit zum Clou unserer Serie , Juanita, das Gorillamädchen! J UANITA (erscheint) A USRUFER Juanita wurde in einem kleinen Dorf bei Zwickau geboren. Ihr Vater war Dompteur, ihre Mutter erschrack über einen Gorilla -- ihre Haut tierischer Haarwuchs, auch im Gesicht. Die inneren Organe sind wie bei einem Tier --B
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R UF (aussen) Der Zeppelin! Der Zeppelin! (Ohrenbetäubendes Surren) Z USCHAUER (stürzt hinaus in das Freie) (Und nun fliegt der Zeppelin in einer ganz geringen Höhe über dem Oktoberfest und beschreibt einige Schleifen.) J UANITA (will auch hinaus) A USRUFER Zurück! Was fällt Dir ein? J UANITA Der Zeppelin, der Zeppelin – A USRUFER Aber das geht doch nicht -J UANITA Nur durch eine Ritze! A USRUFER Zurück! Unmöglich! Ausgeschlossen! Zurück! N
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B ULLDOGG (kommt und noch andere Abnormitäten, dicke Dame, Frau mit Bart, Riese, usw)
DER
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B
ViertesN ] HerrenN ] BfünftesN ] BB ULLDOGG (erscheint)N ] BA USRUFER N ] Bab)N ] BWir f SerieN ] BN] BSerieN ] Beinem f geboren.N ] B(Ohrenbetäubendes Surren)N ]
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B
Z USCHAUER f Freie)N ]
(Und f hinaus)N ] Der f Zeppelin –N ] BZurück!N ] B
[D r i t t e s] [|Fünftes|] |Viertes| korrigiert aus: Herre[n.] [erstes] |fünftes| \B ULLDOGG [(kommt)] |(erscheint)|/ eingefügt
ab [-- Applaus)] |)| [Als] [zweites] [|Sechs|] [darf ich Ihnen zeigen,] |Wir f Serie| [unseres Programm{e}s] [Darbietungen] |Serie| [Argentinien geboren.] |einem f geboren.| (1) Surren \in der Luft – immer stärker und stärker)/, alles stürzt hinaus, auch Juanita will hinaus) (2) \(Ohrenbetäubendes Surren)/ [\A LLES /] [|D AS P UBLIKUM (st|] [|A LLES |] [|D AS GANZE P UBLIKUM |] |ZUSCHAUER| (stürzt hinaus [und schreit] |in das Freie|) [\Der Zeppelin! Der Zeppelin! Der Zeppelin./] \(Und f hinaus)/ [Ich möcht aber auch mal] [d]|D|e[n]|r| Zeppelin [sehen!] \, der Zeppelin –/ \Zurück!/
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Fassung des 4. Bildes
K2/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
L ILIP (erscheint auf der Bühne mit einer Hundepeitsche) L ILIPUTANER Ja was fällt Euch denn ein?! DIE DICKE D AME Der Zeppelin. Der Zeppelin – A USRUFER Direktor! Die Krüppel sind wahnsinnig geworden! Sie möchten den 5 Zeppelin sehen! 얍 LILI Was?! Zeppelin?! Werdet Ihr gleich zurück! Aber sofort! Was fällt Euch denn ein?! G ORILLAMÄDCHEN Einen solchen Kontrakt haben wir nicht unterschrieben -- wir können nicht immer im Stall sitzen, wir möchten auch mal was sehen? L ILIPUTANER Das ist Vertragsbruch! Ihr braucht keinen Zeppelin, Missgeburten! 10 G ORILL Also beschimpfen lassen wir uns nicht!! (sie weint) L ILIPUTANER Revolution! Das ist ja Bolschewismus! Zurück!! Wenn Euch alle sehen können, dann ists bald rum mit dem Geldverdienen! Marsch!! DER B ULDOGG (röchelt und fasst sich ans Herz) DIE D ICKE Franz! Der arme Franz !! 15 L ILI Raus mit Euch!! DIE D ICKE Der arme Franz -- er hat doch so ein schwaches Herz --- --- (sie ziehen sich zurück) L ILI Da kommen schon welche zurück! Zurück!! (Abnormitäten ab bis auf das Gorillamädchen, das sich apathisch setzt) 20 L ILI Dieser Scheisszeppelin! (ab) L ILIPUTANER Also nur nicht weinen, kleine Juanita – hier hast Du Bonbons – – Schöne Bonbons – G ORILLAMÄDCHEN Du sollst mir nicht immer Missgeburt sagen. Ich bin ja ein fröhlicher Mensch, aber ich mag das nicht hören. 25 L ILIPUTANER Du bist den anderen überlegen. Nicht zuletzt, weil Du ein gutes Herz hast – – B
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L ILIP f Hundepeitsche)N ]
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L ILIPUTANER N ] f Zeppelin –N ]
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BDIE
] Direktor! f KrüppelN ] BL ILI N ] BL ILIPUTANER N ] BIhr f weint)N ] BL ILIPUTANER N ] BDas f Bolschewismus!N ] BZurück!! WennN ] BFranzN ] BL ILI N ] BFranzN ] BL ILI N ] BL ILI N ] BL ILIPUTANER N ] BAlso f hast – –N ] BL ILIPUTANER N ] BN] BN B
•[D IREKTOR ] |L ILIP | (erscheint auf der Bühne [in Begleitung des Lilip --] mit einer [Reitpeitsche] |Hundepeitsche|) korrigiert aus: [A USRUFER ] [|L ILIPUTANER |] |A USRUFER | [A BNORMITÄTEN ] |DIE DICKE D AME | [(im Chor)] Der Zeppelin[,]|.| [d]|D|er Zeppelin[!]|–| [L ILIP f Hundepeitsche]f x [Herr] Direktor! Die [Leut] |Krüppel| [D IREKTOR ] |L ILI | korrigiert aus: D IREKTOR \Ihr f weint)/ eingefügt
\Das f Bolschewismus!/ korrigiert aus: Zurück!!Wenn korrigiert aus: franz
[D IREKTOR ] |L ILI | korrigiert aus: franz [A USRUFER ] |L ILI | [D IR ] |L ILI | korrigiert aus: \D IR / \Also f hast – –/ korrigiert aus: D IR [E MIL UND K AROLINE (kommen zurück) K AROLINE Sie haben schon recht. Setzen wir uns lieber daher. Diesen Zeppelin haben wir ja jetzt schon oft genug gesehen. E MIL Wir werden ja so nie damit fahren. K AROLINE Wer sind denn eigentlich die Herrn Ihrer Bekanntschaft? E MIL Kommilitonen. K AROLINE Was?
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 17
Fassung des 4. Bildes
K2/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 (Inzwischen hat sich wieder alles gefüllt)
5
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 18
A USRUFER Wir setzen unsere Darbietungen fort. Juanita, das Gorillamädchen ist vollständig normal gebaut. Sie kann auch reden -- ja, sogar singen. Zum Beweis wird sie Ihnen etwas vorsingen eine Arie aus der Oper „Hoffmanns Erzählungen“. (er setzt sich an das ausgeleierte Piano und begleitet sie) J UANITA (singt und während sie singt legt Schürzinger seine Hand um Karolines Taille und fusselt dabei mit ihr, auch ihre Waden resp Schienbeine berühren sich) Liebesnacht, ach süsse Nacht Ach stille mein Verlangen -(usw) B
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K ASIMIR (tritt ein und horcht) sucht mit den Blicken Karoline, die jetzt in der hintersten Reihe sitzt -- und Emil hat seine Hand auf ihre Schulter gelegt) -- auch andere Paare nähern sich) B
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E MIL Studenten. K AROLINE Ihr redst immer in so lateinischen Hieroglyphen, das klingt so mystisch -- und wenn man näher hinschaut derweil ist es ganz was einfaches. (Stille) K AROLINE Mir gefallen diese Herren nicht. E MIL Das kann ich ja verstehen. K AROLINE Wie kommen Sie überhaupt zu denen. Sie passen da garnicht hinein. E MIL (lächelt) Also gefall ich ihnen? K AROLINE [Ja.] |(lächelt) Sie sind mir nicht antipathisch.| 얍 E MIL Sie mir auch nicht. K AROLINE Ich bin eigentlich verlobt -- der Herr zuvor war nämlich nicht nur so ein Bekannter von mir, wie ich das zuvor gesagt hab, sondern mein Bräutigam. Aber er ist jetzt arbeitslos. E MIL Wenn ich fertig bin, dann bin ich auch arbeitslos. K AROLINE Aber Sie haben doch Geld. E MIL Das ist ein grosser Irrtum -- Geld haben nur die Anderen. K AROLINE Die haben sogar ein Auto. E MIL Ja.] BvorsingenN ] \vor/singen[,] Beine f Erzählungen“.N ] [die \berühmte/ Arie der Giuletta aus Hoffmanns Erzählungen \[, genannt Barcarole]/ von Jaques Offenbach.] |eine f Erzählungen“.| B(er f sie)N ] \(er [begleitet] |setzt| sich an das ausgeleierte Piano und begleitet sie)/ Bund f sich)N ] \und während sie singt legt Schürzinger seine Hand um Karolines Taille und [{ }] | fusselt dabei mit ihr)| auch ihre Waden \resp Schienbeine/ berühren sich)/ B(tritt f horcht)N ] (tritt f horcht) BN] [(Applaus -- alles ab) K AROLINE (erblickt Kasimir) K ASIMIR So. K AROLINE Was willst denn schon wieder? K ASIMIR Ich hab Dich um Verzeihung bitten wollen -- aber Du bist einfach auf und davon, und dann hab ich mir gedacht, lass sie laufen, aber dann bin ich Dir nach -- -- hierher nach und hab eigentlich ganz brutal werden wollen, aber dann hab ich Dich gesehen, wie Du Deine Dich von dem seiner Hand an die Taille fassen lasst -- und jetzt kann ich Dir nur sagen: Leck mich am Arsch, [Karoline] |Fräulein|! (ab)] BXXXXXN ] \XXXXX/
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 18
Fassung des 5. Bildes
K2/TS7 (Grundschicht)
Lesetext
얍 Fünftes Bild
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 24
Im Hippodrom. Tische auf einer Estrade, grosser Betrieb. Die Pferde sieht man nicht, man hört aber die Musik, die nach den Runden immer wieder mitten im Takt abbricht. S PEER , R AUCH , E RWIN , P ETER , V. M ÜLLER , K AROLINE UND E MIL (sitzen droben) A LLE (sehen zu; der alte Speer steht auf einem Stuhl) R AUCH (zu Karoline) Na Fräulein, wollen wir denn nichtmal reiten? K AROLINE Gern! Ich reit sehr gern! Voriges Jahr, da bin ich oft geritten, einmal gleich fünfmal hintereinander -- aber nur im Herrensattel, da hat man so einen festeren Halt. R AUCH Richtig! K AROLINE Ich möcht überhaupt lieber ein Mann sein und in einer anderen Zeit leben! So in einer Zeit, wo die Burgfräuleins ausgeritten sind. S PEER So als Burgfräulein, was? Pferde sind doch was viel Schöneres, als wie Maschinen! Zum Beispiel Auto! K AROLINE Oh, ein Auto ist schon auch was ganz Schönes! Mein früherer Bräutigam war Kraftwagenführer und wir haben oft Ausflüge miteinander gemacht! Ich kenn die Marken am Geräusch, aber selber fahren kann ich nicht. R AUCH Hat er Ihnen denn keinen Unterricht erteilt? K AROLINE Nein. Er hat gesagt, dazu braucht man einen Führerschein. Er ist ein sehr ein gewissenhafter Mensch. Trotzdem ist er jetzt arbeitslos. R AUCH Also reiten, Fräulein! Reiten! S PEER Und dann fahren wir mit dem Auto! R AUCH Mit einem Buick! 얍 S PEER Wieso Buick? R AUCH Das ist ein Witz. Beischlafutensilien im Koffer. S PEER (lacht) K AROLINE Pfui! R AUCH (klopft ihr auf den Popo) Also nur nicht kleinlich werden! Man ist nur einmal jung! K AROLINE (ab) B
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R AUCH Ich versteh die Jugend nicht? Jetzt sitzt da so ein nettes Mädchen -- und sie kümmern sich nicht darum! Hat man schon sowas gehört! Peter! Was soll denn das? P ETER Ja, Papa? R AUCH Warum setzt Ihr Euch so abseits und schneidet Gesichter wie nur was? P ETER Wir interessieren uns nicht für die Dame. R AUCH Hat man schon sowas gehört! P ETER Der wahre Grund: Du kannst es von uns nicht verlangen, dass wir uns mit einem Kommunisten an einen Tisch setzen! R AUCH Aber was geht mich der an! Das Mädchen ist doch da! P ETER Es ist das eine Prinzipienfrage bei uns. R AUCH Na nur zu! B
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sind.N ] frühererN ] BinteressierenN ] B B
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korrigiert aus: sind [B]|f |rüherer [u]|i|nteressieren
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 25
Fassung des 5. Bildes
K2/TS7 (Grundschicht)
Lesetext
S PEER Man kann die Entwicklung bedauern oder begrüssen. Aber der Liberalismus stirbt.
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P ETER Die Alten sind ganz aus dem Häuschen! Besonders der meine! Die kennen überhaupt keine Grenzen mehr -- sie haben zuviel gesoffen! E RWIN Wir werden auf sie aufpassen müssen! V. M ÜLLER Ja, und der Emil dort -- das hat uns noch gefehlt! Die Alten sind im Stande und blamieren die ganze alma mater! P ETER Prost! 얍 E MIL (hat Karoline abgepasst) Auf ein Wort, bitte! K AROLINE Ja, Du. E MIL Bitte trink nicht soviel. K AROLINE Warum denn nicht? E MIL Ich bin jetzt wieder etwas nüchterner geworden. Mach mir doch bitte den Gefallen und komm mit mir nachhause. Hier, das ist keine Gesellschaft für Dich. Die nützen Dich ja nur aus -- die benehmen sich ja zu Dir wie die Schweine. K AROLINE Also genau, wie der Kasimir -- Es fällt mir garnicht ein, dass ich jetzt nachhaus geh -- warum willst Du mir denn auch das Vergnügen verpatzen? E MIL Das ist Deiner nicht würdig da. K AROLINE Also das hab ich nicht gern! Ich will das jetzt nichtmehr hören! Heut abend möcht ich mal leben! Ich reit jetzt nochmal! E MIL Bitte reite nichtmehr. K AROLINE Warum soll ich denn nichtmehr reiten? Ich will aber reiten! Ich reit jetzt noch fünf bis sechsmal! So darfst Du mit mir nicht anfangen, Du musst mir schon einige Freiheit gönnen! S PEER Halloh! Prost! K AROLINE Nein, danke, ich kann jetzt kein Bier mehr trinken! Ich möcht jetzt einen Samos. R AUCH Einen Samos! K AROLINE Halt! Emil! Wo gehst Du hin? E MIL Nachhause. K AROLINE Nein! E MIL Ja. R AUCH So lass ihn doch! K AROLINE Nein! Ich will, dass er hierbleibt! Aber er macht mir immer Vorwürfe! R AUCH Warum denn? K AROLINE Er will nicht, dass ich reite! 얍 S PEER Ist das ein kommunistisches Prinzip? (Stille) E MIL Nein. S PEER Ich dachte schon, dass die Kommunisten nicht reiten. E MIL (geht an den Tisch und setzt sich) Sie wünschen, Herr Geheimrat? S PEER Ich dachte jetzt über die kommunistische Reiterei. Auch in Russland gibt es Kavallerie, junger Mann! Und nicht zu knapp! Bilden Sie sich nur ja nicht ein, dass die kein Militär haben! B
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 26
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S PEER N ] S PEER N ]
S P [ P ] |E |ER [{}] |S |PEER
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 27
Fassung des 5. Bildes
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K2/TS7 (Grundschicht)
E MIL Gottseidank haben die ein Militär! S PEER Aber wir dürfen kein Militär haben, was? E MIL Das ist etwas anderes! Wir sind Imperialisten! S PEER Feine Idee! Kavallerie! Kavallerie! E MIL Ach lassen Sie doch das dumme Geschwätz, Sie! Sie wollen ein Professor sein und dabei haperts bei den Grundlagen?! Wissen Sie denn nicht, dass im Weltkrieg zum Beispiel der Krupp sein Nickel von dem französischen Nickelsyndikat bezog? Und zwar über Norvegen! Und dass Krupp an Vickers ein deutsches Patent abgetreten hat für die Zünder der englischen Granaten? Und dass die englische Flotte am Skakerrag mit optischen Instrumenten ausgestattet war, die eine deutsche Firma während des Krieges an England lieferte. Und dass der Stacheldraht vom Fort Douamont , in dem tausende Deutsche verbluteten, ist Frankreich einen Monat zuvor von einem deutschen Haus geliefert worden?! Und ein solches parsitäres Gesindel herrscht noch immer bei uns! Und Sie, jawohl Sie, Sie beschützen das! (Stille) S PEER Der junge Mann redet wie ein Buch. E MIL Lernen Sie mal was, bevor Sie Universitätsprofessor werden, Sie! R AUCH Ruhe! Ruhe! Krieg ist ein Naturgesetz! Sie haben ja keine Ahnung von der Mystik! Ich verbitte mir da Ihre Gedankengänge! Dass Sie mir nur ja nicht das Grosskapital beschimpfen, hier an meinem Tisch! E MIL Sie Lustgreis! B
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K AROLINE (kommt wieder zurück vom Reiten) Was habt Ihr denn da? 얍 S PEER Dieser junge Herr betreibt hier eine Propaganda an unserem Tisch! R AUCH Nichtmehr an unserem Tisch! Wählen Sie Fräulein, der oder wir? K AROLINE Mein Gott, Ihr seid ja alle betrunken. Wenn die Männer glücklich sind, dann reden sie gleich dummes Zeug daher. E MIL Das war kein dummes Zeug. K AROLINE Natürlich! Jetzt lass doch mal Deine Politik! Was willst denn da? Wir wollen doch mal leben und frei sein! Alles vergessen! E MIL Dann kann ich ja gehen. K AROLINE Dann geh, wenn Du so fad bist! E MIL (will ab) B
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Lesetext
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M ÜLLER (stellt sich ihm in den Weg) Herr! Sie hatten zuvor die Frechheit den Vater meines Freundes zu beleidigen! Wenn Sie nicht augenblicklich verschwinden, dann können Sie aber was erleben! E MIL Weg! V. M ÜLLER Sie sind ja nicht satisfaktionsfähig, Sie Schwein! E MIL (gibt ihm eine Ohrfeige) 6
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dassN ]
SkakerragN ] lieferte.N ] BDouamontN ] Bdas!N ] BSieN ] BReiten) WasN ] B
(1) was (2) dass gemeint ist: Skagerrak korrigiert aus: lieferte gemeint ist: Douaumont korrigiert aus: das !
[Und] |Sie| korrigiert aus: Reiten) Was
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 28
Fassung des 5. Bildes
K2/TS7 (Grundschicht)
Lesetext
V.
M ÜLLER (weicht zurück) E MIL Das ist für das Schwein. Verstanden?
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O RDNUNGSMANN (kommt) Hier gibts keine Prügelei, meine Herren! Bitte, verlassen Sie das Lokal! E MIL Ich geh schon. (ab) V. M ÜLLER Der Hund hat mich in das Auge getroffen. P ETER Komm, wir wollen mal nachschauen (ab mit Müller und Erwin) K AROLINE Nein. Jetzt ist es aus, sowas. So ein Raufbold. Das hätt ich nicht gedacht. Schlägt da einfach zu, das ist doch wirklich keine Kinderstube mehr. Ich freu mich, dass er weg ist! Eine Enttäuschung mehr! R AUCH Dafür hast Du ja uns -K AROLINE Sie sollen mich nicht immer duzen. 얍 R AUCH Aber ich bin doch Dein Papa, oder? K AROLINE Papa -- das geht. Ich möcht noch einen Samos. Ein Wasser. Ich hab jetzt so einen zugepickten Mund. S PEER Ich werd mal nachsehen, was die Jungen machen. (ab) BB
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R AUCH Na, wie war das Reiten? K AROLINE Schön. R AUCH Ich hätte ja einen Vorschlag -- einen ganz einen gediegenen Vorschlag -- -- (er flüstert ihr ins Ohr) K AR Nein. Oh nein. R AUCH (flüstert) K AR Und? R AUCH (flüstert) K AR Nein. Aber wieso? R AUCH (flüstert) K AR Was? R AUCH (flüstert wieder und betrachtet sie grinsend) K AR Was? Du Sau, Du dreckige! Sowas nimmt man doch nicht in den Mund! Du Tobsau! R AUCH Halt Deinen Mund! K AR Du Sau! R AUCH (schüttet ihr das Bier ins Gesicht) K AR (erhebt sich und ab) S PEER (kommt; setzt sich) R AUCH Eine solche Sau. Macht da fast einen Skandal. Unglaublich. S PEER So. R AUCH Was hast Du denn? S PEER Furchtbar. Ich bin noch ganz erschüttert. R AUCH Was ist denn los? S PEER Nein, das hätt ich nie gedacht -- Ich muss es Dir sagen -- Zuvor, haben wir doch uns noch gewundert, dass unsere Jungen keinen Sinn für das 얍 Mädel haben 9 9
B B
nachschauenN ] nachschauen (abN ]
na[s]|c|hauen korrigiert aus: nachschauen(ab
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 30
Fassung des 5. Bildes
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K AROLINE (kommt wieder; begleitet von Emil) Ich habe meine Tasche hier gelassen -die möcht ich noch haben. S PEER Hier ist keine Tasche, Fräulein! K AROLINE Aber die muss da sein! R AUCH Nein! E RWIN , P ETER UND M ÜLLER (kommen) P ETER Vielleicht hat sie der Herr Kommunist enteignet? E MIL Ich? Sag das nochmal! (er nähert sich ihm) V. M ÜLLER (schlägt ihm von hinten einen Bierkrug auf den Kopf) E MIL (bricht zusammen) K AROLINE Halt! (sie schreit; Tumult) O RDNUNGSMANN (kommt) Was ist hier los? V. M ÜLLER Dieser Kommunist belästigt uns in einer Tur! O RDNUNGSMANN Kommunist? P ETER Ja. Wieder wollte er mich angreifen. O RDNUNGSMANN Also ab! Wir bringen ihm auf die Sanitätswache. B
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Lesetext
-- und der Peter sagte, weil dieser Kerl ein Kommunist ist. Aber jetzt hab ich gerade den Erwin auf der Toilette überrascht, wie er diesem von Müller einen Kuss gegeben hat -- denk Dir, einen Kuss. Pervers. In meiner Familie. Der wird keinen Jungen kriegen . Der einzige Junge! Und dabei stammen wir aus Westfalen -R AUCH Dann ist der meine auch -S PEER Ja. Widernatürlich. (Stille) R AUCH So ist das Leben. Und es kommt nichtmehr. Wir gehen alle der Grube zu. Und oft hör ich so eine Stimme, die sagt -- Du bist 58 Jahre alt, Du hast viel erreicht, bist Dr. h. c. undsoweiter -- und dann fragt die Stimme, wie lange wirst Du noch leben Franz Rauch ? B
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K2/TS7 (Grundschicht)
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B
korrigiert aus: jungen Kriegen
B
Jungen kriegenN ] RauchN ] BM ÜLLER N ]
[Sp]|Ra|uch M[Ä ]|Ü |LLER
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Fassung des 6. Bildes
K2/TS8 (Grundschicht)
Lesetext
얍 Sechstes Bild
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 31
In einem Bierpalast. Der Merkl Franz und seine Erna und Kasimir. Blechmusik. A LLES (ausser Kasimir; singt) Solang der alte Peter Eins, zwei drei gsuffa!
10
M ERKL Prost Kasimir! Sauf, damit Du was wirst ! K ASIMIR Ich sauf ja eh! Was soll ich denn auch schon werden! Ich bin Kraftwagenführer mit dem Führerschein eins a und habe das grosse Unglück arbeitslos zu sein! Gibts eine Besserung? Ist mir jetzt schon alles wurscht! Verlierst Deine Braut und machst taktische Fehler! Aber ich hab es schon gesagt, ich habe nurmehr zehn Mark zwanzig -- aber ich bin heut so verzweifelt -- heut sauf ich mir einen an, alles, mein ganzes Kapital! Heut bin ich in einer solchen Stimmung meine Herrschaften! Heut sauf ich mich an und morgen erschiess ich mich, und dann werden die Leut sagen, es hat einmal einen braven guten lieben Kasimir gegeben, der war arbeitsam, ehrlich anständig zu seinen Kollegen und er hat nach dem Guten getrachtet und das Böse verabscheut , armer Kasimir, es hat nicht sollen sein, werden die Leut sagen! DER M ERKL Einen Dreck werden die Leut sagen! K ASIMIR Oho! DER M ERKL Wer soll denn das schon sagen? Du hast doch niemand! Da ster-얍ben täglich tausende -- keiner denkt, morgen sinds alle vergessen! Vielleicht dass Du zwei Zeilen in der Zeitung hast, aus wirtschaftlicher Not sich entleibt -- -- Vielleicht, wann Du noch ein politischer Toter wärst, nachher tätst noch mit einem Pomp begraben werden, aber schon morgen vergessen, vergessen! K ASIMIR Ja, man ist allein. So allein -- -- und das Weib verlässt einen auch, wegen einer Achterbahn und wegen ein paar Akademiker! Mist, Dreck! Herrgottsakrament, am liebsten tät ich jetzt heim zu ihr, ihr alle Kleider aus dem Schrank reissen und sie zerreissen und dann ihr mal die Gurgel herdrucken! Wenn das jetzt noch lang dauert, dann werd ich elementar! M ERKL Es gibt für Dich nur einen Weg: folge mir -- meinem Beispiel. Du wenn Du Geld hast, hast auch Weiber genug -E RNA Oho! M ERKL Halts Maul! Wenn ich Dir sag, Kasi, Du musst nur Geld haben -K ASIMIR Das schon! Aber dann fehlt etwas -- mit dem Geld kannst du alles, aber nicht die Seele kaufen -B
DER
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damitN ] was wirstN ] Beh!N ] BmeineN ] BverabscheutN ] BGurgelN ] BDichN ] B B
N
korrigiert aus: dami [warst] |was wirst| korrigiert aus: eh!b korrigiert aus: ,eine korrigiert aus: verabsc[h]|e|ut korrigiert aus: gurgel korrigiert aus: dich
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 32
Fassung des 6. Bildes
5
K2/TS8 (Grundschicht)
M ERKL Ich scheiss Dir was auf die Seele, sentimentales Mannsbild! Zuwas brauchst Du eine Seele! Du Trumm Mensch! Du brauchst was für Deine Eingeweide! Und dazu braucht man Geld! Alles kann man um das Geld kaufen, nur die Jugend bekanntlich nicht! Und Du verlierst so Deine Jugend! (Stille) K ASIMIR Nein! So private Aktionen haben keinen Sinn! M ERKL Nacher renn nur weiter nach Deinen Idealen! Zusammenschluss und Solidarität ! Ich hab mal einen Streik geleitet bei einem Bau, und nacher habens mich ausgestellt, und die Herren Kollegen haben nichts getan , weil sie gesagt haben, das ist ein wilder Streik! K ASIMIR Ich hätt schon was getan, kannst Dich drauf verlassen! M ERKL Weil Du eine Ausnahmenatur bist, genau wie ich! K ASIMIR Meinst? M ERKL (hält ihm die Hand hin) Abgemacht! K ASIMIR Das weiss ich jetzt noch nicht -얍 A LLES (singt jetzt) Und blühen einmal die Rosen Ist der Winter vorbei Nur der Mensch hat alleinig Einen einzigen Mai Und die Vöglein sie ziehen Und kommen wieder her Nur der Mensch bald er fortgeht Nacher kommt er nichtmehr! (Tanz) K ASIMIR So! Jetzt werd ich aber ganz eckelhaft! Her mit die Weiber! Darf ich bitten, kommts einmal her zu euerem Galan! E LLI UND M ARIA (setzen sich ihm auf die Kniee) E LLI Hast auch was zum trinken? K ASIMIR Da sauf! E LLI Da ist ja nichtsmehr drin! K ASIMIR Nacher möcht ich ein neues Bier! M ARIA Und essen möcht ich auch was, ich hab so Hunger! K ASIMIR Friss! Sauf! E LLI Du bist ein schneidiger Mensch, Herr Nachbar! K ASIMIR Und ob! Jetzt saufts und frisst, und dann -M ARIA Und dann? K ASIMIR Nacher gehn mer ! In ein Hotel! Wann hier Polizeistund ist! E LLI Soso -- -M ARIA Nein, ich bin noch Jungfrau -K ASIMIR Wieso? B
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DeinenN ] SolidaritätN ] BStreikN ] Bnichts getanN ] BDichN ] BdieN ] BmerN ] B B
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korrigiert aus: deinen korrigiert aus: Solidarotät korrigiert aus: streik korrigiert aus: nichtsvgetan korrigiert aus: dich
d[e]|i|e möglicherweise bewusst gesetzte Dialektalform
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 33
Fassung des 6. Bildes
5
K2/TS8 (Grundschicht)
M ARIA So halt. K ASIMIR Wie kommt denn das? M ARIA Das weiss ich nicht. E LLI (gibt Maria einen Kuss) K ASIMIR Net so lang! Ihr seids doch nicht pervers! Da bin ich einmal mit zwei so Perversen im Auto gefahren nach Feldafing, das waren sehr vornehme 얍 Damen, aber ausgefallene Naturen! E LLI Hast Du denn ein Auto? K ASIMIR Und was für ein Schönes! Einen Kompressor! E LLI Geh da nimmst uns mal mit! K ASIMIR Natürlich nehm ich Euch mit! Wann Ihr wollt! M ARIA (zu Elli) Geh lass Dich doch nicht so anschwindeln! Der und ein Kompressor! Das ich nicht rutsch! K ASIMIR Wenn ich sag, dass ich einen Kompressor hab, dann hab ich einen Kompressor, merk Dir das? M ARIA Wo denn? K ASIMIR Wie heisst denn Du? M ARIA Maria. K ASIMIR So. Und Du? E LLI Elli. K ASIMIR Elli. M ARIA Was hat denn diese ganze Fragerei für einen Sinn? Gib uns doch lieber was zum Saufen! K ASIMIR Da! E LLI Der ist ja schon wieder leer! K ASIMIR Bier her! K ELLNERIN Gleich zahlen, bitte! K ASIMIR Ich hab kein Geld mehr. Herrgottsakrament, hab ich denn jetzt schon alles ausgegeben! Geh, bleibts doch noch ein bisserl da! E LLI Schnecken! Ohne ist nichts zu machen, Herr Kompressor! K ASIMIR Nacher leckts mich am Arsch, beinand ! (Stille) K ASIMIR Auweh, armer Kasimir, auweh! Ohne Geld ist man der letzte Hund! Hast schon recht, Merkl, die Weiber taugen nichts -- die rennen davon als wie die Karolin! Weisst was, jetzt scheiss ich was auf die Karolin! Jetzt geh ich heim und häng mich auf! Wo ist mein Hut! Herrgottsa, jetzt habens mir meinen Hut auch noch gestohlen! Ein Unglück kommt selten allein! 얍 M ERKL Kasi! Ich zahl Dir eine Maas! Setz Dich her! K ASI Danke. Du bist wirklich noch ein wahrer Freund. M ERKL Merkst es jetzt allmählich? K ASI Ja. Ganz allmählich gehts mir auf. M ERKL Prost, Kasi! K AS Prost! Du bist der einzige Freund! Ich möcht jetzt von keinem Weibe mehr was hören! Für mich sind alle Weiber tot! Die Weiber sind minderwertige Subjekte, B
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korrigiert aus: sehrbvornehme
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sehr vornehmeN ] anschwindeln!N ] BbeinandN ] BvonN ]
anschwindeln[?]|!| [a]|b|einand [k]|von|
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 35
Fassung des 6. Bildes
K2/TS8 (Grundschicht)
Anwesende natürlich ausgenommen -- Sie verkaufen ihre Seele für eine Achterbahn, verraten ihr Teuerstes, in diesem speziellen Falle mich, wegen ein paar Abnormitäten! E RNA Oh wie wahr! Wie wahr! K ASI Prost Arschloch! M ERKL Prost! E RNA Wenn ich ein Mann wär, ich tät keine Frau anrühren! Ich vertrag schon den Geruch nicht von einer Frau. Besonders im Winter. A LLES (singt) Ich schiess den Hirsch im wilden Forst Im dunklen Wald das Reh Den Adler auf der Klippe Horst Die Ente auf dem See. Kein Ort der Schutz gewähren kann Wenn meine Büchse knallt Und dennoch hab ich harter Mann Die Liebe schon gespürt Und dennoch hab ich harter Mann Die Liebe schon gespürt! B
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K AROLINE (ist erschienen) E RNA Jesass, die Karolin! M ERKL Wo? E RNA Dort. K ASIMIR Wer? 얍 E RNA Die Karolin. K ASIMIR Wer? E RNA Die Karoline. K ASIMIR Karoline? Kenn ich nicht. E RNA Geh stellens Ihnen doch nicht so dumm! M ERKL Ja was fällt denn Dir ein? E RNA Ja, wenn der sowas sagt. M ERKL Das sagt doch er. Und nicht Du. Das geht doch Dich nichts an, was er sagt. Ein Wort noch und ich zerreiss Dir das Maul! E RNA Heut nicht! M ERKL Geh -- man bittet um Ruhe. B
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K AROLINE (erblickte Kasimir; tritt an den Tisch; grüsst) M ERKL (grüsst) E RNA (auch) K ASIMIR (stumm) (Stille) K AROLINE Kasimir. Ich möchte Dich nur etwas sprechen. 1 2
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für eineN ] verratenN ] Frau. BesondersN ] er.N ]
korrigiert aus: fürveine (1) verk (2) verraten korrigiert aus: Frau.Besonders korrigiert aus: er .
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Fassung des 6. Bildes
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K ASIMIR Wir zwei haben uns ausgesprochen. K AROLINE Nein . Wir haben ja noch garnicht angefangen. K ASIMIR (blickt sie an) Von was bist denn Du so nass? K AROLINE Das ist Bier. Man hat mir Bier in das Gesicht geschüttet. K ASIMIR Das ist ein Witz! (er lacht) K AROLINE So lach doch nicht so blöd! K ASIMIR (ernst) Erstens Fräulein: pflege ich nicht blöd zu lachen. Zweitens: wenn man Ihnen Fräulein das Bier in das Gesicht geschüttet hat, so ist das nur der gebührende Lohn. K AROLINE Da hast ja schon recht. K ASIMIR So? Seit wann denn? K AROLINE Ich hab das eingesehen nämlich. K ASIMIR Und warum hast Du das nicht vorher eingesehen? K AROLINE Weil ich halt blöd war und dann hast Du mich auch sehr gereizt. 얍 K AS Und Du hast mich nicht gereizt? K AR Schon. Aber Du warst doch auch blöd, nicht? K AS Darüber verweigere ich die Aussage. K AR Geh so red doch einmal gscheit! K AS Setz Dich her. Hierher. (Stille) K AR Wir haben uns halt beide gereizt -- das ist schon wahr. K AS Woher hast Du denn das gewusst, dass ich hier sitz? K AR Ich hab Dich gesucht, überall -- ich hab schon gewusst, dass ich Dich finden werde. K AS So. Also Du hast mich verlassen, weil ich nicht hergehen wollte -K AR Jetzt bist Du ja aber doch hiergeblieben! K AS Aus Verzweiflung , Fräulein! Wenn man ein solches Erlebnis, eine solche Enttäuschung über einen Menschen hat, kann man sich doch nicht gleich niederlegen. K AR Ja, das ist natürlich. (Stille) K AR Ich war schon auch recht dumm und nicht nur Du, Kasimir! Ich hab heut so gedacht zuerst, dass ich mich in anderen Kreisen bewege und hab mir eingebildet , dass die mich wie Ihresgleichen behandeln -- aber nein, die suchten nur ihre Lust an mir zu stillen. K AS Wo hast denn Deine Tasche? K AR Ja, das ist es ja gerade. Die Tasche haben die dort im Hippodrom, aber sie sagen, sie haben es nicht. Und haben mich hinausgeschmissen. Und ein Herr, der meine Partei ergriffen hat, dem habens den Bierkrug von hinten hinaufgeschlagen . K AS Das ist ja unerhört! B
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K2/TS8 (Grundschicht)
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NeinN ] ] Bblöd!N ] Bgereizt?N ] BDarüberN ] BVerzweiflungN ] BeingebildetN ] BdieN ] BhinaufgeschlagenN ] B
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korrigiert aus: N ein gestrichen: )
[böd!] |blöd!| korrigiert aus: gereizt. ? korrigiert aus: darüber korrigiert aus: Verzweilung korrigiert aus: ein ebildet
[D]|d|ie korrigiert aus: hinaufgesvhlagen
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 39
Fassung des 6. Bildes
K2/TS8 (Grundschicht)
M ERKL Wo sitzen denn die sauberen Herren? K AR Im Hippodrom. M ERKL Da müssten wir uns mal die Tasche holen. K AS Sehr richtig! Eine solche Gemeinheit -- so ein armes Mädel so zu behandeln, zu verführen, zu entehren und die Tasch nicht herausgeben! Na denen zeigen wir jetzt was! B
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d[i]|e|nn
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Fassung des 7. Bildes
K2/TS9 (Korrekturschicht)
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얍 Siebentes Bild
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Sanitätswache. 5
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P OLIZIST (zum Publikum) Zurückgehen bitte! Zurückgehen! P UBLIKUM (weicht zurück) E INER Was ist denn geschehen, Herr Wachtmeister? P OLIZIST Garnichts besonders! Es hat halt eine Rauferei gegeben! Habts Ihr noch keine Rauferei gesehen? -- Zurückgehen bitte! Zurückgehen! P UBLIKUM (Ab) B
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S ANITÄTER (zum Ordnungsmann mit einer Binde um die Stirne) Du kannst ja noch von Glück reden. Das muss ja eine schöne Rauferei gewesen sein. O RDNUNGSMANN Ich war mittendrunterdrin. Eine pfundige Rauferei war das. Sowas hab ich ja im Feld noch kaum gesehen. Ja mindestens hundert Leut haben gerauft. S ANITÄTER Wegen was denn eigentlich? O RDNUNG Das weiss man nicht. Angeblich wegen einer Damenhandtasche. Es ist halt da so eine Schlägerei entstanden an dem Tisch wo die zwei Alten mit den drei Studenten gesessn sind -- die haben schon vorher mit einem gerauft. Und dann in nullkommanull hat alles gerauft. Die Leut waren halt besoffen und dann überhaupt noch die Politik -- es ist das so eine Zeit, die ganze Atmosphäre ist elektrisch geladen. S ANITÄTER Ist ja auch kein Wunder, wenn die Leut raufen! O RDNUNG Die Nerven gehen halt durch. Halt ja keiner mehr was aus! Ich möcht das gern sehen, wie das ausschaun tät, wenn mir heut einen Krieg hät-얍ten mit die schlechten Nerven! Bei der dritten Granaten wärens alle hysterisch! Und erst bei einem Fliegerangriff! S ANITÄTER Oder gar Gas. O RDNUNG Flammenwerfer! Undsoweiter! -- Also nichts für ungut, ich geh jetzt nachhaus, heut mach ich Feierabend! S ANITÄTER Und nacher nimm nur zwei Aspirin. O RDNUNG Pyramidon tuts auch. Mir san eisen! (ab) B
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A RZT (kommt aus der Barracke) Sind die Tragbahren noch nicht da? S ANITÄTER Müssen jeden Moment kommen. A RZT Also wir haben acht Gehirnerschütterungen, vier Beinbrüche, Schlüsselbeinbruch zwei, vierzehn Armbrüche, davon drei kompliziert und das andere sind Fleischwunden. Ein schöner Saustall sowas! Deutsche gegen Deutsche! (ab) B
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(Aus der Ferne hört man den Radetzkymarsch) S ANITÄTER (allein; dirigiert vor sich hin)
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P UBLIKUM (Ab)N ] gesessnN ] BN] Bwie das ausschaunN ] BAspirin.N ] BSaustallN ] B B
korrigiert aus: P UBLIKUM (Ab) korrigiert aus: gessesn gestrichen: war korrigiert aus: wievdasausschaun korrigiert aus: aspirin korrigiert aus: saustall
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 41
Fassung des 7. Bildes
K2/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
(Die Tragbahren kommen nun und werden in die Barracke gebracht)
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E IN T RUPP V ERWUNDETER (verlässt nun die Barracke, unter ihnen auch Kasimir und Karoline) K ASIMIR Geh warten wir noch ein bisschen. K AROLINE Auf wen denn? K ASIMIR Auf den Merkl Franz. (Stille) K AROLINE Ich glaub, der hat was Schwereres. K ASIMIR Oh, nein. Der hat einen so einen harten Schädel, dem passiert schon nichts. Aber seiner Erna -- ich glaub, die hat eine Gehirnerschütterung. K AROLINE Nein. Der ist der Arm ab. Weisst, der eine Student, der hat ihr mit dem Stuhl draufgehaut. K ASIMIR Jaja. Das Bürscherl haben wir aber nacher richtig durchlassen 얍 durch die Fleischmaschin. Dem haben wir was hinaufgesetzt. K AROLINE Weisst, der mit dem Eikopf, das war der, der meinen Beschützer niedergeschlagen hat. K ASIMIR Der hat auch seinen Teil. Nicht zu wenig. K AROLINE Am meisten freut es mich, dass die zwei Alten was gekriegt haben. Aber eins tut mir weh, dass ich meine Tasche nichtmehr hab. B
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M ERKL (kommt nun) So. Da seid Ihr. Fesch, was? Die arme Erna! Einen komplizierten Oberschenkelbruch hat sie. Ich versteh das garnicht, wie man sich da eigentlich den Oberschenkel brechen kann. Na, nichts für Ungut. -- Und das Bürscherl, das ihr den Sessel naufgehaut hat. Eine so eine Gemeinheit , ein schwaches Weib zu schlagen. Das ist wirklich schon das Letzte.
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E RNA (kommt nun in der Tragbahre) Franz! M ERKL Ja. E RNA Du Franz . Vergiss mich nicht. M ERKL Nein. Wie kannst denn nur sowas denken? E RNA Wie schnell so ein Unglück passiert. Siehst, ich sags immer, wie leicht sowas passieren kann -M ERKL Geh werd doch nicht immer persönlich. E RNA Ich sags halt nur. Jetzt kann ich drei Monat liegen. Und wir wollten doch morgen nach Starnberg. M ERKL Das Starnberg lauft uns nicht davon. E RNA Geh Franz. Geh zu meinem Bruder und erzähl ihm das, was mir zugestossen ist. M ERKL Ich fahr jetzt gleich hin. E RNA Und dass ich morgen nicht zum Cafe kommen kann. M ERKL Ich komm Dich morgen besuchen, Erna. Stundenlang werd ich an Deinem Bette sitzen. E RNA Hoffentlich lasst man Dich. M ERKL Also auf Wiedersehen! B
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ErnaN ] GemeinheitN ] BFranzN ] B B
korrigiert aus: Erne korrigiert aus: gemeinheit korrigiert aus: franz
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 42
Fassung des 7. Bildes
K2/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 E RNA (ab) M ERKL (winkt ihr nach)
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 43
K ASIMIR So. Jetzt gehen wir dann alle nachhaus. M ERKL Ich trink jetzt noch ein Bier. Sonst kann ich nicht schlafen. Also auf Wiedersehen, Kasimir -- -- Du weisst, was wir ausgemacht haben! (ab) K AROLINE Du Kasimir. Was hast denn Du mit dem ausgemacht? K ASIMIR Dass wir uns treffen. K AR Geh lass Dich doch mit dem nicht ein! K AS Und warum nicht? K AR Das weisst Du doch! Nein, Du, sowas mach nicht, gelt? (Stille) K AS Jetzt möcht ich Dir mal was sagen. Ganz im Ernst. Ich hab mich mit ihm heut abend ausgesprochen und er hat mich überzeugt. Meine Ideale, die habe ich heimgeschickt -- in einer Welt der Betrüger musst Du selber zum Betrüger werden, sonst erreichst nichts. K AR Was redst denn da? K AS Unsere Generation ist verpfuscht. K AR Ich hab heut abend einen Augenblick damit kokettiert, Du weisst schon, wie ein Mädchen steigen kann -- das heisst: höher kommen. Ich müsst aber so tief unter mich hinunter, damit ich in höhere Kreise komm -K AS Man lebt nur einmal. K AR Ja und dann ist es mir aber aufgefallen, dass ich keine Befriedigung hätt -- nur an Deiner Seite, nur wenn ich das mach, was richtig ist. Du hättest auch keine Befriedigung, Kasimir! Wenn Du so wärst wie der Merkl, dazu bist Du einfach ein zu feiner Mensch, zu anspruchsvoll. K AS Das glaub ich nicht. K AR Doch. K AS Wie Du daheredst. Wie ein Buch. Ist das jetzt Deine eigene Erkenntnis oder von wem hast Du denn das? 얍 K AR Ich hab heut einen Menschen kennen gelernt und der hat mich überzeugt. (Stille) K AS War das der Junge, da bei dem Eis? K AR Ja. Jetzt hat er eine Gehirnerschütterung . Er liegt noch da drinnen. Aber sie werden ihn bald abtransportieren. Er war sehr ritterlich zu mir. K AS Das ist nett von ihm. (Stille) K AS Aber das mit dem Merkl, da siehst Du nicht ganz richtig. K AR Kasimir! Wähle! Der Merkl oder ich! (Stille) K AS Herrgott, mach einem doch das Leben nicht so schwer! B
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BetrügerN ] schon,N ] Bheisst:N ] BGehirnerschütterungN ] BDer MerklN ] B B
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korrigiert aus: betrüger korrigiert aus: schon ,
heisst[,]|:| korrigiert aus: Gehurnerschütterung korrigiert aus: DerMerkl
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Fassung des 7. Bildes
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K2/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
E MIL (auf Tragbahre) K AROLINE Da ist er. S ANITÄTER Der darf nichts reden! K AROLINE Aber ich kann doch zu ihm reden. S ANITÄTER Das schon! Aber nichtviel! K AROLINE Herr Emil! Kennens mich noch -- natürlich, nicht? Also ich hab mich mit meinem Bräutigam wieder ausgesöhnt -- und ich danke Ihnen vielmals, Sie haben mir sehr viel inneren Halt heute gegeben -- -- Geh, sag ihm auch dankschön! K AS Ich danke auch vielmals. Und das zuvor, das war nicht so gemeint. Ich habe sie nämlich verkannt. E MIL (versucht zu lächeln, es schmerzt ihm und er schneidet eine Grimasse) K AROLINE Ich danke vielmals, danke -- danke -- und ich werd Sie besuchen -E MIL Oh danke -- Au! Au au -- au --- -- (er wird abgeführt) S ANITÄTER So redens doch nicht! BN
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K AROLINE Armer Kerl! K ASIMIR Jawohl. 얍 K AROLINE Du Kasimir. Stell Dich mal daher, wo ich jetzt steh -- schau, da siehst den grossen Bären. Und den Orion. K ASIMIR Ja. (Stille) K ASIMIR Ich möcht jetzt nachhaus. K AROLINE Ich auch. K ASIMIR Mir brummt der Schädel. K AROLINE Mir auch. K ASIMIR Gehen wir heut zu Dir oder zu mir? K AROLINE Heut komm ich zu Dir. K ASIMIR Also komm -K ASIMIR – K AROLINE K AROLINE Ich habe Opfer gebracht – K ASIMIR Du hast doch keine Opfer gebracht. Du hast Gefallen an mir gefunden – B
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N
Ende
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] gestrichen: Gri Gr K ASIMIR f gefunden –N ] \K ASIMIR f gefunden –/
BN B
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Figurenskizze (Zeichnung)
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 45v
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Konzeption 3: Kasimir und Karoline in sieben Bildern – Eugen Schürzinger
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Fragmentarische Fassung des 1. Bildes
K3/TS1 (Korrekturschicht)
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Lesetext
Fragmentarische Fassung des 1. Bildes
K3/TS1 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
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얍 K ARO Nein, er hat mich zuvor nur so angefahren. Er ist furchtbar nervös, und besonders jetzt, weil er abgebaut ist. Ich hab ja aber noch meine Stellung und ich seh es nicht ein, warum man sich alles Vergnügen verderben lassen soll. E MIL Da haben Sie recht. K ARO Er ist halt nervös. Ich hab eigentlich garnichts gesagt -- und schon hat er mich so angefahren. E MIL Sehen Sie, da komm ich jetzt auf unser Gespräch zurück: wieviel Entzweiung gibt es, wenn der Mann arbeitslos ist -K ARO Er lässt sich aber auch schon sehr gehen. B E MIL BeschäftigtN er sich eigentlich mit Politik? K ARO Oh er kennt sich in der Politik sehr aus. Manchmal spricht er nur davon. Er war immer für den Völkerfrieden, BundN jetzt ist er halt verbittert. E MIL Völkerfrieden ist Mist. Ich stehe auf dem Standpunkt, äusserster Nationalismus und sozialer Staat. Es soll einem jeden gut gehen. Man muss eine Synthese finden. K ARO Ich möcht gern mit der Achterbahn fahren. E MIL Er steht dort drüben und B N B N beobachtet uns. K ARO Das ist mir jetzt Bwurscht!N Jetzt bin ich auf dem Oktoberfest und ich hab es mir vorgenommen. Wer weiss, ob BichN beim nächsten Oktoberfest noch Bleben werd!N E MIL Oder ob es überhaupt noch ein Oktoberfest geben wird? K ARO Kommen BSie, Herr Student! Jetzt fahren wir BzweiN mit der Achterbahn und wenn es den Herrn Kasimir zerreisst!N
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B
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BN
[schaut uns zu]
BN
gestrichen: und
B
E MIL BeschäftigtN ] undN ]
] ] Bwurscht!N ] BichN ] Bleben werd!N ] BSie, f zerreisst!N ] BzweiN ]
korrigiert aus: E MIL Beschäftigt (1) aber (2) und
wurscht[.]|!| [wir]|ich| lebe[n]|n| \werd!/ Sie[!]|,| \Herr f zerreisst!/ [{ }]|zwei|
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 46
Fragmentarische Fassung des 1. Bildes
K3/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
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얍 zu beherrscht. B N BSchonN von seinem Beruf Bher.N B S CHÜRZINGER N Was Bist er denn?N K AROLINE B N Kraftwagenführer. Chauffeur. B S CHÜRZINGER N Jähzornige Leute sind aber meistens gutmütig. B K AROLINE N Er ist ja auch eigentlich ein seelenguter Mensch. Er liebt jede Kreatur. Schauens zum Beispiel vor drei Monat, da bin ich mit ihm mit dem Auto gefahren -- wir wollten hinaus in das Grüne -- und da hat er einen Riesenkrach mit einem Kutscher bekommen, weil der seinen Gaul geprügelt hat! Und angezeigt hat er ihm auch! Denkens, wegen einem Gaul! Und dabei ist er selber doch nur Chauffeur! Man muss das schon zu würdigen wissen. K AROLINE Es ist aus. Ich lasse mich jetzt durch nichtsmehr hemmen – durch keinerlei Gefühle! S CHÜRZINGER Oft verschwendet man seine Gefühle – \Textverlust\
2 2 2 3 3 4 5 6
] SchonN ] BherN ] BS CHÜRZINGER N ] Bist f denn?N ] BN] BS CHÜRZINGER N ] BK AROLINE N ] BN B
[Das kommt ja] [s]|S|chon [.]|her.| korrigiert aus: E MIL [hat \er/ denn [Ihr Herr Bräutigam] für einen Beruf?] |ist f denn?| [Er ist] korrigiert aus: E MIL korrigiert aus: K ATOLINE
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 47
Fragmentarische Fassung des 2. Bildes
K3/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
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25
30
얍 DER M ERKL Also werd mir nur nicht nervös. K ASIMIR Meiner Seel, wenn Du kein Geld hast, dann bist Du schon der letzte Hund! DER M ERKL Der allerletzte! K ASIMIR In dieser heutigen Welt ist alles auf das Geld aufgebaut. Da strebst dahin, arbeitest, bist ehrlich und dann kommt so eine Krise und Du stehst draussen. Warum? Weil B N die Herren unfähig sind, Rindvieher haben wir als Wirtschaftskapitäne und Halunken -- keiner kümmert sich um den Kleinen! Nur gehängt werdens, aber die Grossen lassens laufen! Die müssten sich ja auch selber hängen! Es ist Dir das eine Scheisswelt, eine dreckige! Wenn ich mir jetzt denk, wenn ich Arbeit hätt, wie schön das wir leben könnten -- dann täten wir jetzt zusammen Achterbahn fahren, hernach ein Bier trinken -- Baber jetzt hab ich ja nurmehr zehn MarkN -- -- Aber vielleicht erleb ich es noch, dass Bich auch nochmal aufs Oktoberfest kann –N DER M ERKL Jetzt möcht ich Dir mal was sagen. Besser wird es nicht, Bauf jeden FallN werden wir es nicht erleben, verstanden? Unsere Generation wird immer geopfert! Da könnens in den Parteien reden, was sie wollen! K ASIMIR Wann Du zu keiner Partei gehörst, nacher BhörtsN ja überhaupt auf! Das ist ja ein Blödsinn! M ERKL Ich war schon bei allen Parteien! Einen Dreck wird das anders! Ich kenne alle Parteien! Es gibt überhaupt keine Partei mehr, bei der ich noch nicht BwarN, höchstens Splitter! Ueberall diktieren die Schieber und die anständigen Leut markieren die blöden Hund! In einer solchen Welt muss man halt selber zum Schieber werden! Man muss sich selbstständig machen! Wie ich! K ASIMIR Das ist nicht mein Geschmack. Das sind so private Aktionen. M ERKL Natürlich private! Da schau her -- (er zeigt ihm seine Brieftasche) was ich Geld hab! Ich bin auch arbeitslos, aber ich richte mich darnach. Du bist zu sentimental. (Stille) Vierradbremse 얍
Steuer Differenzial
Anlasser Kurbelwelle
Batterie Radgetriebe
Turenzähler
35
Km gefahren mit Auto = Weib 40
K ASIMIR Nein. M ERKL Bitte.
7 12–13 13–14
BN
] aber f MarkN ] Bich f kann –N ]
15
B
auf f FallN ]
18 21
B
hörtsN ] warN ]
B
B
gestrichen: sich aber f Mark (1) es besser wird. (2) ich f kann – (1) weil es (2) auf f Fall korrigiert aus: höts korrigiert aus: wahr
151
1.2.3.4. Gang Vergaser Auspuff
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 36
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 37
Fragmentarische Fassung des 2. Bildes
B
K3/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
M ERKL Warum bist Du eigentlich abgebaut? K AS Der Besitzer ist pleite. Die Banken haben ihn zu Grunde gerichtet. Aber seine Frau ist reich. Der gehören 4 dreistockhohe Häuser. Gütertrennung. BN
N
B N
5
(Stille) E MIL (grüsst) K ASIMIR (grüsst auch, und zwar unwillkürlich) B
B
N
N
N
B N
10
E MIL Ihr Fräulein Braut fahren noch. Ich bin nur einmal mitgefahren. Aber sie möchte noch einmal fahren. K ASIMIR Alsdann: Sie sind ein alter Bekannter von meiner Braut. E MIL Alter Bekannter? Das muss ein Irrtum sein. Wir haben uns heut abend kennen gelernt, zuvor, wo wir da Eis gegessen haben. K ASIMIR Ach! E MIL Ja. Eigentlich war der Zeppelin dran schuld, weil wir uns über den Zeppelin unterhalten haben. K ASIMIR Mein Fräulein Braut hat mir aber gesagt, dass Ihr Euch schon lang kennt. E MIL So? Hat sie das gesagt? K ASIMIR Stimmt das jetzt oder stimmt das jetzt nicht? Ich möcht nämlich jetzt da klar sehen. Von Mann zu Mann. E MIL Es stimmt nicht. (das Waldhorn verstummt) K ASIMIR Dann hat sie mich also angelogen -- -- Sie können ja nichts dafür, wenn das leichtsinnige Luder gleich mit Ihnen rast! E MIL Aber das war doch alles ganz harmlos -M ERKL Geh so halt doch Dein Maul, junger Spritzer windiger! K ASIMIR (zu Merkl) Halt doch Du Dein Maul! Misch Dich da nicht in meine Sachen! M ERKL Schon gut! Gut. Du wirst ja sehn, wie weit Du kommst mit derartigen Methoden , vielleicht wirst auch noch ein Kniefall vor Deiner Karolin machen, ha? B
N
B
15
B
20
B
25
N
N
N
B
N
B
N
30
K AROLINE (kommt) \Abbruch der Bearbeitung\
1–3 2 4 6 7 8 11 12 20 22 28 28
M ERKL f Gütertrennung.N ] \M ERKL f Gütertrennung./ ] [{ }] BN] [E MIL (kommt) K ASIMIR (fixiert ihn)] B(grüsst)N ] (grüsst\)/ [unwillkürlich)] BK ASIMIR f unwillkürlich)N ] \K ASIMIR [(dank] (grüsst f unwillkürlich)/ BN] [(Stille)] BAlsdann f Braut.N ] [Woher kennt denn der Herr mein Fräulein Braut?] |Alsdann f Braut.| BAlter f sein.N ] [Durch Zufall.] |[Ich? Nein] Alter f sein.| Bsehen. VonN ] korrigiert aus: sehen.Von B(das f verstummt)N ] \(das f verstummt)/ BGut.N ] korrigiert aus: Gut=. Bmit f MethodenN ] \mit f Methoden/ B
BN
152
Fragmentarische Fassung des 2. Bildes
K3/TS5 (Grundschicht)
Lesetext
\Textverlust\
5
10
얍 K ASIMIR Also stimmt das jetzt oder stimmt das jetzt nicht? Ich möchte da nämlich klar sehen. Von Mann zu Mann. (Stille) S CHÜRZINGER Nein. Es stimmt nicht. K ASIMIR Ehrenwort? S CHÜRZINGER Ehrenwort. Sie müssen es mir aber glauben, dass Ihr Fräulein Braut B lediglichN Achterbahn fahren wollte -DER M ERKL F RANZ Geh so halt doch Dein Maul, Spritzer dreckiger windiger! K ASIMIR \Abbruch der Bearbeitung\
8
B
lediglichN ]
korrigiert aus: leidiglich
153
IN 221.001/11 – BS 46 b [2], Bl. 1
Dialogskizzen zum 3. Bild
IN 221.001/11 – BS 46 b [2], Bl. 1
154
Dialogskizzen zum 3. Bild
K3/E1
155
Lesetext
Fragmentarische Fassung des 3. Bildes
K3/TS7/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Drittes Bild
IN 221.001/14 – BS 46 c [2], Bl. 1
Im Hintergrunde eine Schiessbude und eine Schnappsbude mit Lebzelten aus Nürnberg. Peter Rauch, Erwin Speer und v. Müller schiessen -- der alte Rauch und der alte Speer trinken Kirsch. Links ein Eismann mit türkischem Honig und Luftballons. Und die Luft ist voll Wiesenmusik.
5
P ETER Papa! R AUCH Hier! P ETER Jetzt hab ich auf drei Schuss neunundzwanzig. S PEER Respekt! E RWIN Und ich sechsundzwanzig. R AUCH Bravo! V. M ÜLLER Und ich elf. Unerhörter Zustand. Mir zittert noch der Unterarm. R AUCH Das werden wohl die Mädchen sein, Herr von Müller! V. M ÜLLER Kommt ja garnicht in Frage!
10
15
B N
20
B
R AUCH Aber das alte Oktoberfest ist noch das alte Oktoberfest! Da sitzt noch der Dienstmann neben dem Geheimrat, der Kaufmann neben dem Gewerbetreibenden, der Minister neben dem Arbeiter -- so lob ich mir die Demokratie! S PEER (erhebt sein Glas) Spezielles! N
18
BN
22
B
]
S PEER f Spezielles!N ]
[R AUCH [Kommt ja garnicht in Frage --] [e]|E|ine sonderbare Jugend diese heutige Jugend! S PEER Eine ganz andere Jugend.] \S PEER [S]|(|erhebt f Spezielles!/
156
Fragmentarische Fassung des 3. Bildes
K3/TS7/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍BD r i t t e s N B i l d
IN 221.001/15 – BS 46 c [3], Bl. 2
B N
Beim Toboggan. Das Publikum sieht zu wie die Tobogganbesucher in einer Rinne herunterrutschen, und wenn die zuschauenden Herren Glück haben, dann können sie den herunterrutschenden Damen unter die Röcke sehen. Auch Rauch und Speer sehen zu, und zwar mit zwei Luftballons. Links ein Eismann mit türkischem Honig und Luftballons. Rechts eine Hühnerbraterei, die aber wenig frequentiert wird, weil alles viel zu teuer ist. Jetzt rutschen gerade Elli und Maria hintereinander vom Toboggan herunter und man kann ihnen unter die Röcke sehen. B
5
N
B
N
B
N B
N
B
10
B
N
N
R AUCH (zwinkert Elli und Maria zu) E LLI (richtet sich ihren Büstenhalter, der sich durch das Herunterrutschen verschoben hat) So schau doch nur den alten Hirsch -- der ist ja reichlich bremsig. M ARIA (schiebt sich ihren Hüftgürtel zurecht, der sich ebenfalls durch das Herunterutschen verschoben hat) Den seh ich heut schon zum viertenmal. Ich glaub , dass der andere ein Norddeutscher ist. E LLI Wieso weswegen? M ARIA Das kenn ich am Hut. Und an die Schuh . R AUCH (grinst noch immer) E LLI (freundlich, aber so, dass es Rauch nicht hören kann) Guten abend, Herr Nachttopf! R AUCH (verbeugt sich leicht geschmeichelt) E LLI (wie zuvor) Schau mich nicht so saudumm an, Schnallentreiber dreckiger, sonst tritt ich Dir in das Gesicht. R AUCH ( läuft das Wasser im Munde zusammen) E LLI (wie zuvor) Das tät Dir so passen, altes Scheisshaus, was? Denk lieber ans Sterben als wie an das Gegenteil! ( fröhlich lachend ab mit Maria) B
15
N
B
N
20
25
B
B
BN
N
B
B
N
N
N BN
BN
B
N
1 2 5 5 6 6–7
B
DrittesN] ] BzuschauendenN ] BherunterrutschendenN ] Bzu,N ] Bund f Luftballons.N ]
8 10 14–15 16–17
B
17 20 25 25 27
B
27 28 29 29 29
BN
BN
und Luftballons.N ] JetztN ] B(richtet f hat)N ] B(schiebt f hat)N ] B
glaubN ] SchuhN ] BN] BsaudummN ] Bläuft f zusammen)N ] B
] ] BSterbenN ] BN] BfröhlichN ] BN
BN
B
N
[D]|D| r i t t e s [Im Hintergrund] \zuschauenden/ \herunterrutschenden/ zu[.]| ,| [\jeder hat einen [Ballon] |Luftballon| in der Hand/] |und zwar [hat ein] mit zwei Luftballons.| [und Luftballons.] [J]|J|etzt| \(richtet f hat.)/ \([schiebt ihren Hüftgürtel] |schiebt sich| ihren Hüftgürtel zurecht, der sich \ebenfalls/ durch das Herunterrutschen verschoben hat)/ gl\a/ub Schuh[e] [(ebenso)] [blöd] |saudumm| [fährt sich mit der Zunge über die Lippen\)/ und trieft)] |läuft [und] das Wasser [läuft ihm im] |im| Munde zusammen)| [\E LLI Oder ich {spuck}/] [Das d] [s]|S|terben [So leck mich doch \gleich/ zweimal!] \fröhlich/
157
Fragmentarische Fassung des 3. Bildes
5
K3/TS7/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 R AUCH B Hübsch! Sehr hübsch! Gediegen! Sehr gediegen!N Na was sagst Du jetzt zu unserem BOktoberfestbetrieb?N? Hab ich übertrieben? S PEER Bis jetzt BbeiN Gott nicht. R AUCH B N Wie einst im Mai. BUnser Oktoberfest ist noch das alte Oktoberfest! – – So lob ich mir die Demokratie!N S PEER B N (sie BtratenN an die BHühnerbratereiN und fressen Bein zartes knuspriges HuhnN und saufen Bier und Kirsch)
K AROLINE (kommt mit Emil) \Abbruch der Bearbeitung\
Hübsch f gediegen!N ] Oktoberfestbetrieb?N ] BbeiN ] BN] BUnser f Demokratie!N ]
1 2 3 4 4–5
B
6
BN
6 6 6
B
B
]
tratenN ] HühnerbratereiN ] Bein f HuhnN ] B
[Hübsch! Sehr hübsch!] |Gediegen! Sehr gediegen!| Oktoberfest\betrieb?/ [wirklich nicht.] [B]|b|ei [Wir werden heut noch tolle Sachen machen. Heut bin ich in Fahrt.] \[Und] |Unser| Oktoberfest ist noch das alte Oktoberfest! [So lob ich] – – So lob ich mir die Demokratie!/ [Aber vor allem muss ich jetzt etwas essen. Ich hab einen grauenhaften Appetit -- auf so ein Wiesenhuhn --] tr[e]|a|ten [W ]Hühne\r/braterei \ein zartes knuspriges Huhn/
158
IN 221.001/15 – BS 46 c [3], Bl. 3
Fassung des 3. Bildes
K3/TS7/A9 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Drittes Bild
Beim Tobogan. Am Ende der Rinne, in welcher die Toboganbesucher am Hintern herunterrutschen. Wenn dabei die zuschauenden Herren Glück haben, dann können sie den herunterrutschenden Damen unter die Röcke sehen. Auch Rauch und Speer sehen zu. Links ein Eismann mit türkischem Honig und Luftballons. Rechts eine Hühnerbraterei, die aber wenig frequentiert wird, weil alles viel zu teuer ist. Jetzt rutschen gerade Elli und Maria in der Rinne herunter und man kann ihnen unter die Röcke sehen. Und die Luft ist voll Wiesenmusik.
5
10
15
20
25
30
IN 221.001/13 – BS 46 c [1], Bl. 11
R AUCH (zwinkert Elli und Maria zu, die wo sich mit ihren Büstenhaltern beschäftigen, welche sich durch das Herabrutschen verschoben haben) E LLI Ist das aber ein alter Hirsch. M ARIA Reichlich. E LLI Ein Saubär ein ganz ein bremsiger. M ARIA Ich glaub, dass der andere ein Norddeutscher ist. E LLI Wieso weswegen? M ARIA Das kenn ich am Hut. Und an die Schuh. R AUCH (grinst noch immer) 얍 E LLI (blickt ihn freundlich an -- aber so, dass er es nicht hören kann) Schnallentreiber dreckiger. R AUCH (grüsst geschmeichelt) E LLI (wie zuvor) Guten abend, Herr Nachttopf! R AUCH (läuft das Wasser im Munde zusammen) E LLI (wie zuvor) Das tät Dir so passen, altes Scheisshaus -- Denk lieber ans Sterben als wie an das Gegenteil! (fröhlich lachend ab mit Maria) B
N
R AUCH (sieht den Beiden nach) Hübsch! Sowas wär doch noch eine Todsünde wert. S PEER Gediegen. Sehr gediegen. R AUCH Ja das alte Oktoberfest das ist noch das alte Oktoberfest! Hab ich überTrotz Krise und Not – unser altes Oktoberfest das bringt keiner trieben? um. S PEER Gediegen! Sehr gediegen. BN B
35
BN
N B
N B
N
BN
B
N
B
25 32 32 32–35 35 35 36 36 38
N
dreckiger[,]|.|[saudummes] [Luder[.] \saudummes./] [\Hübsch!/] \(sieht f nach)/ \Hübsch f R AUCH / gestrichen: R AUCH [Gediegen! Sehr gediegen! Na was sagst Du jetzt zu [\{ }/] unserem Oktoberfestbetrieb [t]|T]|rotz Krise[.]|!|] |Ja f Oktoberfest.| BTrotz f um.N ] \Trotz Krise und Not – unser altes Oktoberfest [ist nicht umzubringen.] |das bringt keiner um.|/ BN] gestrichen: R AUCH BGediegen! f gediegen.N ] [Bei Gott nicht.] Gediegen! f gediegen. | | dreckiger.N ] ] B(sieht f nach)N ] BHübsch f R AUCH N ] BN] BJa f Oktoberfest.N ] B
BN
159
IN 221.001/14 – BS 46 c [2], Bl. 6
Fassung des 3. Bildes
K3/TS7/A9 (Korrekturschicht)
Lesetext
R AUCH Da sitzt noch der Dienstmann neben dem Geheimrat, der Kaufmann neben dem Gewerbetreibenden, der Minister neben dem Arbeiter -- so lob ich mir die Demokratie! (er tritt mit Speer an die Hühnerbraterei; die beiden Herren fressen nun ein zartes knuspriges Huhn und saufen Kirsch und Wiesenbier) BN
5
10
K AROLINE (kommt mit dem Schürzinger; sie etwas voraus -- dann hält sie 얍 plötzlich und er natürlich auch) Muss denn das sein, dass die Männer so misstrauisch sind? Wo man schon alles tut, was sie wollen. S CHÜRZINGER Natürlich muss man sich als Mann immer in der Hand haben. Sie dürfen mich nicht falsch verstehen. K AROLINE Warum? S CHÜRZINGER Ich meine, weil ich zuvor eine Lanze für Ihren Herrn Bräutigam gebrochen hab. Er ist halt sehr aufgebracht -- es ist das doch kein Kinderspiel so plötzlich auf der Strasse zu liegen. K AROLINE Das schon. Aber das ist doch noch kein Grund, dass er sagt, dass ich eine Dirne bin. Man muss das immer trennen, die allgemeine Krise und das Private. S CHÜRZINGER Meiner Meinung nach sind aber diese beiden Komplexe unheilvoll miteinander verknüpft. 얍 K AROLINE Geh redens doch nicht immer so geschwollen daher! Ich kauf mir jetzt noch ein Eis. (sie kauft sich bei dem Eismann Eis und auch der Schürzinger schleckt wieder eine Portion) B
15
20
25
N
B
N
B
35
N
R AUCH Eine sonderbare Jugend diese heutige Jugend! Wir haben ja seinerzeit auch Sport getrieben , aber so auffallend wenig Interesse für die Reize des schönen Geschlechtes -B
B
40
IN 221.001/14 – BS 46 c [2], Bl. 7
N
B
30
N
R AUCH (deutet auf Karoline) Was das Mädchen dort für einen netten Popo hat -S PEER Sehr nett. R AUCH Ein Mädchen ohne Popo ist kein Mädchen. S PEER Sehr richtig. P ETER Papa! R AUCH Ja mein Kind? P ETER Herr von Müller und wir wollen uns jetzt noch etwas umsehen -R AUCH Mädchen? V. M ÜLLER Kommt ja garnicht in Frage! E RWIN Also wir sehen uns im Hippodrom. 얍 S PEER Richtig! V. M ÜLLER Darf ich mich verabschieden -- (er schlägt die Hacken zusammen) R AUCH Mein Kompliment! E RWIN Wiedersehen! (ab mit Peter und v. Müller) B
IN 221.001/13 – BS 46 c [1], Bl. 12
1 13 27 28 29 32 38 38 39 39
N
N
] dochN ] BP ETER N ] BR AUCH N ] BP ETER N ] BE RWIN N ] BEine f Jugend!N ] Bhaben f seinerzeitN ] BSport getriebenN ] BauffallendN ] BN B
B
B
N
[Ja das alte Oktoberfest das ist noch das alte Oktoberfest!] [s]|d|och [E RWIN ][|P ETER |] |P ETER | [S PEER ][|R AUCH |] |R AUCH | [E RWIN ][|P ETER |] |P ETER | [PETER ][|E RWIN |] [|E RWIN |] |E RWIN | [Komische Jugend!] |Eine f Jugend!| [haben f seinerzeit] [|sind ja sein|] [geschossen] [|Sport getrieben|] |Sport getrieben| \auffallend/
160
N
IN 221.001/14 – BS 46 c [2], Bl. 8
Fassung des 3. Bildes
K3/TS7/A9 (Korrekturschicht)
Lesetext
BN
S PEER Es bleibt ihnen zwar manches erspart. R AUCH Ich hab immer Glück gehabt. S PEER Ich auch, ausser einmal. R AUCH War sie wenigstens hübsch? S PEER In der Nacht sind alle Katzen grau. R AUCH (erhebt sein Glas) Spezielles! B
5
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15
20
N
S CHÜRZINGER Ich meine ja nur, dass man sich so eine Trennung genau überlegen muss mit allen ihren Konsequenzen. K AROLINE Mit was denn für Konsequenzen? Ich bin doch eine berufstätige Frau. S CHÜRZINGER Aber ich meine ja doch jetzt das seelische Moment. (Stille) 얍 K AROLINE Ich bin nicht so veranlagt, das ich mich beschimpfen lasse. Ich bin ja sogar blöd, dass ich mich derart mit Haut und Haar an den Herrn Kasimir ausgeliefert habe -- ich hätt doch schon zweimal einen Beamten heiraten können mit Pensionsberechtigung. (Stille) S CHÜRZINGER Ich möchte es halt nur nicht gerne haben, dass das jetzt so herschaut, als wäre vielleicht ich an dieser Entfremdung zwischen ihm und Ihnen schuld -Ich habe nämlich schon einmal Mann und Frau entzweit. Nie wieder!
IN 221.001/13 – BS 46 c [1], Bl. 13
BN
K AROLINE Sie haben doch vorhin gesagt, dass wenn der Mann arbeitslos wird, dass dann hernach auch die Liebe von seiner Frau zu ihm hin nachlässt -- und zwar automatisch. S CHÜRZINGER Das liegt in unserer Natur. Leider. K AROLINE Wie heissen Sie denn eigentlich mit dem Vornamen? S CHÜRZINGER Eugen. K AROLINE Sie haben so ausgefallene Augen. S CHÜRZINGER Das haben mir schon manche gesagt. K AROLINE Bildens Ihnen nur nichts ein! (Stille) S CHÜRZINGER Gefällt Ihnen Eugen als Vorname? 얍 K AROLINE Unter Umständen. (Stille) S CHÜRZINGER Ich bin ein einsamer Mensch, Fräulein. Sehen Sie, meine Mutter zum Beispiel, die ist seit der Inflation taub und auch nichtmehr ganz richtig im Kopf, weil sie alles verloren hat -- so habe ich jetzt keine Seele, mit der ich mich aussprechen kann. K AROLINE Habens denn keine Geschwister? 얍 S CHÜRZINGER Nein. Ich bin der einzige Sohn. BN
25
B
30
N
B
35
N
IN 221.001/13 – BS 46 c [1], Bl. 14
BN
40
B
1 2 22 23 28 33 39 41
] zwarN ] BN] BN] BEugen.N ] BEugenN ] BN] BderN ] BN B
N
[\R AUCH Wo ist die Jugend? Wo sind die Tage?/] \zwar/ [(Stille)] gestrichen: (keine Zeile frei!!) [--] [Johann.] |Eugen.| [Johann] |Eugen| [So rein menschlich.] [ein Alleinkind.] [D]|d|er
161
IN 221.001/14 – BS 46 c [2], Bl. 9
Fassung des 3. Bildes
K3/TS7/A9 (Korrekturschicht)
K AROLINE Jetzt kann ich aber kein Eis mehr essen. (ab mit Schürzinger) R AUCH Eine sonderbare Jugend diese heutige Jugend (usw.) S CHÜRZINGER (erblickt Rauch, zuckt zusammen und grüsst überaus höflich, sogar gleich zweimal) B
B
Lesetext
N
N
5
R AUCH (dankt überrascht; zu Speer) Wer ist denn das? Jetzt grüsst mich da der Kavalier von dem netten Popo -K AROLINE (richtet ihren Büstenhalter, aus demselben Grund wie zuvor Elli) Wer ist denn das? S CHÜRZINGER Das ist er selbst. Kommerzienrat Rauch. Mein Chef. Sie kennen doch die grosse Firma -- vier Stock hoch und auch noch nach hinten hinaus. K AROLINE Ach jaja! S CHÜRZINGER Er hat zwar im Juni eine GmbH aus sich gemacht, aber nur pro forma von wegen der Steuer und so. B
10
15
20
N
R AUCH (hatte sich mit Speer besprochen und nähert sich nun bereits etwas angetrunken dem Schürzinger) Verzeihen Sie der Herr! Woher haben wir das Vergnügen? S CHÜRZINGER Mein Name ist Schürzinger, Herr Kommerzienrat! R AUCH Schürzinger? S CHÜRZINGER Kinderkonfektion. Abteilung Kindermäntel. (Stille) BN
25
30
35
얍 R AUCH (zu Schürzinger) Das Fräulein Braut? K AROLINE Nein. (Stille) R AUCH (steckt dem Schürzinger eine Zigarre in den Mund) Sehr angenehm! B(zu Karoline) Gestatten! DürfenN der Herr Kommerzienrat das Fräulein zu einem Kirsch bitten? K AROLINE Nein danke. Ich kann keinen Kirsch vertragen. Ich möcht gern einen Samos. R AUCH Also einen Samos! (er tritt an die Schnappsbude) Einen Samos! (zu Karoline) Das ist mein bester Freund aus BErfurtN in BThüringenN -- und ich stamme aus Weiden in der Oberpfalz. Auf Ihr Wohlsein, Fräulein! Und einen Kirsch für den jungen Mann da! 얍 S CHÜRZINGER Verzeihung, Herr Kommerzienrat -- aber ich nehme nie Alkohol zu mir.
K ASIMIR (erscheint und beobachtet)
40
R AUCH Na wieso denn nicht? S CHÜRZINGER Weil ich ein Antialkoholiker bin, Herr Kommerzienrat. (ab f Schürzinger)N ] R AUCH f (usw.)N ] B(richtet f Elli)N ] BN]
1 2 9 23
B
27–28 32 32
B
B
(zu f DürfenN ] ErfurtN ] BThüringenN ] B
\(ab f Schürzinger)/ \R AUCH f (usw.)/ \(richtet f Elli)/ [R AUCH (steckt [ihm] |dem Schürzinger | eine Zigarre in den Mund) Das Fräulein Braut? K AROLINE Nein.] \(zu Karoline) Gestatten!/ [Es] [d]|D|ürfen [Münster] |Erfurt| [Westfalen] |Thüringen|
162
IN 221.001/14 – BS 46 c [2], Bl. 10
IN 221.001/13 – BS 46 c [1], Bl. 15
Fassung des 3. Bildes
5
K3/TS7/A9 (Korrekturschicht)
Lesetext
S PEER Aus Prinzip? S CHÜRZINGER Wie man so sagt. R AUCH Also derartige Prinzipien werden hier nicht anerkannt! Wir betrachten selbe als nichtexistent! Mit seinem Oberherrgott wird der junge Mann schon einen Kirsch kippen! Ex, Herr -S CHÜRZINGER Schürzinger. (er leert das Glas und schneidet eine Grimasse) R AUCH Schürzinger! Ich hatte mal einen Erzieher, der hiess auch Schürzinger. War das ein Rhinozeros! Noch einen Samos! Und noch einen Kirsch für den Herrn Antialkoholiker -- den haben wir jetzt entjungfert in Sachen Alkohol! Sie vielleicht auch, Fräulein? K AROLINE Oh nein! Ich trink nur nichts Konzentriertes und das gemischte 얍 Zeug hab ich schon garnicht gern -- (sie erblickt Kasimir) B
N
B
10
15
20
N
K ASIMIR (winkt sie zu sich heran) K AROLINE (folgt nicht) K ASIMIR (winkt deutlicher) K AROLINE (leert den Samos, stellt dann das Glas trotzig und umständlich hin und nähert sich langsam Kasimir) R AUCH Wer ist denn das? Don Quichotte? S CHÜRZINGER Das ist der Bräutigam von dem Fräulein. S PEER Tableau! S CHÜRZINGER Sie möcht aber nichtsmehr von ihm wissen. R AUCH Schon wieder angenehmer! B
N
25
30
K AROLINE Was willst Du denn schon wieder? (Stille) K ASIMIR Was sind denn das dort für Leute? K AROLINE Lauter alte Bekannte. K ASIMIR Sei nicht boshaft bitte. K AROLINE Ich bin nicht boshaft. Der Dicke dort ist der berühmte Kommerzienrat Rauch, der wo Alleininhaber ist. Und der andere kommt aus Thüringen . Ein Landgerichtsdirektor. K ASIMIR Also lauter bessere Menschen. Du kannst mich jetzt nichtmehr aufregen. (Stille) K AROLINE Was willst Du noch? K ASIMIR Ich hab Dich um Verzeihung bitten wollen von wegen meinem Misstrauen und dass ich zuvor so grob zu Dir war. Nein das war nicht schön von mir. Wirst Du mir das verzeihen? K AROLINE Ja. K ASIMIR Ich danke Dir. Jetzt geht es mir schon wieder anders -- (er lächelt) K AROLINE Du verkennst Deine Lage. B
B
35
40
N
N
und f Grimasse)N ] Alkohol!N ] BWer f Quichotte?N ]
6 9 20
B
32 33
B
B
B
ThüringenN ] Langerichtsdirektor.N ]
[)] |und f Grimasse)| [Schnapps!] [|Ki|] [|{Alkohol}|] |Alkohol!| [[W[er]|as|] |Na was| ist denn jetzt das[?] \für ein Ritter von der traurigen Gestalt?/] |Wer f Quichotte?| [Westfalen] |Thüringen| [Geheimrat.] |Landgerichtsdirektor.|
163
IN 221.001/13 – BS 46 c [1], Bl. 16
Fassung des 3. Bildes
5
10
15
20
25
30
K3/TS7/A9 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 K ASIMIR Was für eine Lage? (Stille) K AROLINE Es hat keinen Sinn mehr, Kasimir. Ich hab mir das überlegt und habe mich genau geprüft -- (sie wendet sich der Schnappsbude zu) K ASIMIR Aber das sind doch dort keine Menschen für Dich! Die nützen Dich doch nur aus zu ihrem Vergnügen! K AROLINE So sei doch nicht so Bsentimental.N Das Leben ist hart und eine Frau, die wo BN etwas erreichen will, muss einen einflussreichen Mann immer Bbei seinemN Gefühlsleben packen. K ASIMIR Hast Du mich auch dort gepackt? K AROLINE Ja. (Stille) K ASIMIR Das ist nicht wahr. K AROLINE Doch. (Stille) K ASIMIR Was willst Du denn durch diese Menschen dort erreichen? K AROLINE Eine höhere gesellschaftliche Stufe und so. K ASIMIR Das ist aber eine neue Ansicht, die Du da hast. K AROLINE Nein das ist keine neue Ansicht -- aber ich habe mich von Dir tyrannisieren lassen und habe es Dir nachgesagt, dass eine Büroangestellte auch nur eine Proletarierin ist! Aber da drinnen in meiner Seele habe ich immer anders gedacht! Mein Herz und mein Hirn waren ja umnebelt, weil ich Dir hörig war! Aber jetzt ist das aus. K ASIMIR Aus? K AROLINE Du sagst es. (Stille) K ASIMIR So. Hm. Also das wird dann schon so sein. Der Kasimir ist halt abgebaut. So und nicht anders. Da gibt es keine Ausnahmen. Lächerlich. K AROLINE Hast Du mir noch etwas zu sagen? 얍 (Stille) K ASIMIR Lang bin ich herumgeschlichen und hab es mir überlegt, ob ich Dich nämlich um Verzeihung bitten soll -- -- aber jetzt tut es mir leid. (ab)
K AROLINE (sieht ihm nach und wendet sich dann wieder der Schnappsbude zu) 35
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
7 8 8
sentimental.N ] ] Bbei seinemN ] B
BN
sentimental[!]|.| [im Leben] bei[m] \seinem/
164
IN 221.001/13 – BS 46 c [1], Bl. 17
IN 221.001/13 – BS 46 c [1], Bl. 18
Fragmentarische Fassung des 4. Bildes
K3/TS8/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Vi e r t e s B i l d
5
IN 221.001/16 – BS 46 d [1], Bl. 1
Bei den Abnormitäten. Drinnen im Zuschauerraum. Es ist gesteckt voll. Auch Rauch, Speer, Karoline und Schürzinger sitzen drinnen. D ER A USRUFER Als fünftes darf ich Ihnen nun vorstellen den Mann mit dem Bulldoggkopf! D ER M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF (betritt die Bühne) D ER A USRUFER Emil, der Mann mit dem Bulldoggkopf, ist vorgestern sechzehn Jahre alt geworden. Wie sie sehen, sind seine Unterkieferknochen abnorm stark seine Nase ausgeprägt, so dass er mit seiner Unterlippe ohne Weiteres fast bedecken kann. B ULLDOGG (tut dies) A USRUFER Emil kann seinen Mund nicht öffnen und wird daher künstlich ernährt. Man könnte ihn zwar operieren, aber dann würde er den Mund nie mehr zubringen können. Sie sehen hier, was die Natur für Spiele zu betreiben beliebt und welch seltsame Menschen auf unserer Erde hausen. B ULLDOGG (verbeugt sich und ab) BN
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10
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N BN B
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A US Wir kommen jetzt zur sechsten Nummer und damit zum Clou unserer Serie. Juanita, das Gorillamädchen! J UANITA (betritt die Bühne) A USRUFER Juanita wurde in einem kleinen Dorfe bei Zwickau geboren. Wieso es gekommen war, dass sie so seltsam gestaltet wurde und nicht wie andere Menschenkinder, das ist ein Rätsel der Wissenschaft! Wie Sie sich überzeugen können , ist sie tierisch behaart und auch die Anordnung ihrer inneren Organe ist wie bei einem Tier – \Abbruch der Bearbeitung\ B
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7 9 10 11 12 12 12 12 12 14 16 17 19 23 24–25 25
BN
] (betritt f Bühne)N ] BsechzehnN ] BUnterkieferknochenN ] BseinerN ] Bohne f fastN ] BN] BseineN ] Bbedecken kann.N ] Bdies)N ] BnieN ] BsehenN ] B(verbeugt f ab)N ] B(betritt f Bühne)N ] Bes f dassN ] Bso seltsamN ]
26 27–28
B
B
B
könnenN ] behaart f Tier –N ]
[\(schlägt auf {einen} Gong)/] [(erscheint)] \(/betritt d[as]|ie| [Podium)] |Bühne)| [zweiundzwanzig] |sechzehn| Unter[jk]|k|ieferknochen [der] |[Hilfe] seiner| [leicht] |ohne Weiteres| \fast/ gestrichen: seine [halbe] [|ganze|] |seine| [in den Mund nehmen kann.] |bedecken kann.| [es)]|dies)| ni[cht]|e| [können] |sehen| [(ab)] |(verbeugt f ab)| [(erscheint)] |(betritt f Bühne)| \es f dass/ (1) so (2) dieser {Ras} (3) so \seltsam/ korrigiert aus: könen \behaart f Tier –/
165
Fragmentarische Fassung des 4. Bildes
K3/TS8/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
얍
Wieso es gekommen war, dass sie nicht wie andere Menschenkinder in Hinsicht auf ihre Gestaltung das Licht der Welt erblickt hatte, das ist ein ungelöstes Rätsel der Wissenschaft! Wie Sie sich überzeugen können, ist sie am ganzen Leibe tierisch behaart und auch die Anordnung der inneren Organe ist wie bei einem Tier -B
5
N
(Surren in der Luft, und zwar immer stärker und stärker; draussen Geheul und allgemeiner Musiktusch) R AUCH (schnellt empor) R UFE (von draussen) Der Zeppelin! Der Zeppelin! (Ohrenbeteubendes Surren, die Zuschauer stürzen in das Freie -- und nun beüber der Oktoberfestwiese) schreibt der Zeppelin einige Schleifen B
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N
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BN BN
B
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15
J UANITA (will auch hinaus) A USR Zurück! Bist Du wahnsinnig geworden? J UANITA Aber der Zeppelin -A USRUFER Ausgeschlossen! Unmöglich! Zurück! Auf Deinen Platz!
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D ER M ANN MIT DEM B ULLDOGKOPF (erscheint mit den übrigen Abnormitäten, u.a. einer dicken Dame, einem Riesen, einem jungen Mädchen mit Bart einem Kamelmenschen, zusammengewachsenen Zwillingen, undsoweiter) B
N B
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D ER A USRUFER Ja was fällt Euch denn ein?! Was nehmt Ihr Euch denn heraus! Wer hat Euch denn gerufen! Werdet Ihr gleich verschwinden -DIE DICKE D AME Der Zeppelin. Der Zeppelin -B
N
L ILI (erscheint auf der Bühne mit einer Reitpeitsche) Was ist denn hier los? A USRUFER Direktor! Die Krüppel sind wahnsinnig geworden! Sie möchten den Zeppelin sehen! DER L ILI Sonst noch was gefällig? (Stille) L IL Auf die Plätze! Aber sofort! Was braucht Ihr einen Zeppelin zu sehen – wenn DER
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B
2 8 12 12
B
gekommenN ] Luft, f zwarN ] BSurren,N ] BbeschreibtN ]
13 13 13 21 21
BN
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] ] BderN ] BeinemN ] Bjungen f BartN ] BN
] DerN ] BWasN ] BIhr einenN ] Bsehen – wennN ] B
N
B
gekomm\e/n Luft [--]| ,| \und zwar/ Surren [--]| ,| (1) fliegt (2) beschreibt gestrichen: in [einer ganz geringen Höhe] korrigiert aus: die korrigiert aus: einer (1) bärtigen jungen Mädchen (2) jungen Mädchen mit Bart gestrichen: undsoweiter) korrigiert aus: der [Ihr] |Was| [keinen] |Ihr einen| sehen[!] |–| [W]|w|enn
166
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B
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IN 221.001/16 – BS 46 d [1], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des 4. Bildes
Lesetext
Euch die anderen sehen, sind wir pleite! Das ist Vertragsbruch! Bolschewismus! Zurück! Marsch, Missgeburten! 얍 J UANITA Also beschimpfen lass ich mich nicht! (sie weint) B ULLDOGG (röchelt, wankt und fasst sich ans Herz) DIE D ICKE Der arme Johann! Johann! L ILI Raus mit Euch! Aber auf der Stelle! DIE D ICKE (stützt den Bulldogg) Der arme Johann -- er hat doch so ein schwaches Herz -- (sie zieht sich mit den anderen Abnormitäten zurück -- nur Juanita bleibt) BN
5
K3/TS8/A2 (Korrekturschicht)
B
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BN
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15
L ILI (zu Juanita) Also nur nicht weinen, kleine Juanita -- hier hast Du Bonbons -schöne Pralinees -J UANITA Sie sollen mich nicht immer beschimpfen. L ILI Kein Mensch beschimpft Dich hier. J UANITA Sie sollen mir nicht immer Missgeburt sagen -- das ist wirklich unchristlich, weil ich doch eine bin. L ILI Also nichtmehr weinen, ja -- Du bist doch sonst eine fröhliche Natur -- Also jetzt lachst wieder -- na? Ha ha ha -- ist schon alles wieder in Ordnung -- Setz Dich dort hinauf -- (ab) J UANITA (setzt sich apathisch und isst Pralinees auf der Bühne) BN
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K AROLINE (und der Schürzinger -- kommen wieder) \Abbruch der Bearbeitung\
1 1
BN
[so]
B
8 8
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BN
(1) können wi (2) sind f pleite! gestrichen: Miss (1) , ausser (2) zurück gestrichen: a gestrichen: I
B
] sind f pleite!N ] ] zurückN ]
BN
] ]
167
IN 221.001/16 – BS 46 d [1], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des 4. Bildes
K3/TS8/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
얍
5 B
B
10
B
glücklich bin -- Es geht etwas vor in mir, was ich nicht kontrollieren kann. Es ist doch schön das Leben, nicht? Wenn man Geld hat -K AROLINE Geh sei doch nicht so fad. (Stille) S CHÜRZINGER Sind wir jetzt per Du? K AROLINE Ja. Für heut abend -S CHÜRZINGER Und für sonst? K AROLINE Vielleicht! S CHÜRZ Liebst Du mich? K AR Das weiss ich nicht. Ich glaube ich werde überhaupt nichtmehr lieben können. (Stille) K A Du heisst Eugen? S CHÜR Ja. K A Und ich heisse Karoline K AROLINE Warum lachst du jetzt? S CHÜRZINGER Weil ich mich freu. N
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A LLE (kommen wieder, denn der Zeppelin ist bereits wieder nach Friedrichshafen unterwegs) B
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\Abbruch der Bearbeitung\
6 8 8 10–11 11 13–15 16 17 17 18 19–20
S CHÜRZINGER N ] S CHÜRZINGER N ] Bsonst?N ] BS CHÜRZ f können.N ] B B
korrigiert aus: E MIL korrigiert aus: E MIL korrigiert aus: sonst ?
[-- Hm, Du bist ganz anders, wie der Kasimir -- ja, ganz anders -- --] |S CHÜRZ f können.| BN] [(Stille)] BK A f KarolineN ] [E MIL Kannst Du stenographieren?] |K A f Karoline| BWarum f jetzt?N ] [Natürlich!] |Warum f jetzt?| BS CHÜRZINGER N ] korrigiert aus: E MIL BWeil f freu.N ] [Das ist fein!] |Weil f freu.| BN] [(Jetzt ist der Z] B(kommen f unterwegs)N ] \(kommen wieder [)] denn der Zeppelin ist bereits wieder nach Friedrichshafen | | unterwegs)/
168
IN 221.001/16 – BS 46 d [1], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des 4. Bildes
K3/TS8/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
5
10
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얍 (Stille) S CHÜRZINGER Sind wir jetzt per Du? K AROLINE Für diesen heutigen abend -S CHÜRZINGER Und für sonst? K AROLINE Vielleicht! (Stille) K AROLINE Du heisst B N Eugen? S CHÜRZINGER Ja. K AROLINE Und ich heisse Karoline. Warum lachst Du jetzt? S CHÜRZINGER Weil ich mich freu.
IN 221.001/16 – BS 46 d [1], Bl. 5
D IE Z USCHAUER (betreten nun wieder den Zuschauerraum, weil der Zeppelin bereits unterwegs nach Friedrichshafen ist) D ER A USRUFER (schlägt auf den Gong) Meine Damen und Herren! Wir setzen nun unsere Darbietungen fort. Ich war dort stehen geblieben, dass Juanita auf dem ganzen Leibe tierisch behaart und dass auch die Anordnung ihrer inneren Organe wie bei einem Tiere ist. Trotzdem hat Juanita aber eine äusserst rege Intelligenz. Sie spricht perfekt englisch und französisch , und hat sich das mit zähem Fleisse selbst beigebracht. Aber sie besitzt auch zum Beispiel eine äusserst schöne Naturstimme! Juanita wird sich nun erlauben, den Herrschaften eine Probe ihres Könnens zu geben! Darf ich bitten -- (er setzt sich an das Piano und schlägt einige Akkorde an) J UANITA (singt nun, begleitet vom Ausrufer, die Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen -- und während sie singt legt Schürzinger seinen Arm um Karolinens Tailee und auch ihre Waden und Schienbeine berühren sich; anderen Pärchen geht es ebenso) Schöne Nacht, du Liebesnacht O stille mein Verlangen! BN
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8 17 19 19 19 20 20 20 20 20 21 26 28–29
] ] Benglisch und französischN ] BundN ] BsichN ] BN] BN] BsieN ] BbesitztN ] Bauch f BeispielN ] BäusserstN ] BPärchenN ] BSchöne f Verlangen!N ] BN BN
[doch] [ist] französisch3 und2 englisch1 [sie] |und| \sich/ [sich] [auch für die Künste interessiert sie sich --] [|zeigt sie Interesse|] [so] |sie| [hat] |besitzt| [sie] |auch f Beispiel| \äusserst/ korrigiert aus: Päärchen [Liebesnacht, ach süsses Nacht] |Schöne f Verlangen!|
169
N
Repliken zum 5. Bild
IN 221.001/11 – BS 46 b [2], Bl. 1
170
Repliken zum 5. Bild
K3/E2
171
Lesetext
Fassung des 5. Bildes
얍
K3/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
M ERKL (steckt seinen Finger in Ernas Bier) M ERKL (schüttet der Erna das Bier ins Gesicht) (Ende des 5. Bildes.)
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 31
K ASIMIR Ich wollte mich zuerst ins Bett legen – dann hab ich sie aber um Verzeihung gebeten, und habe es sehen müssen, dass ich schwer getäuscht worden bin.
5
B
Fünftes
Bild
B
Beim Wagnerbräu. Mit der festlichen Blechmusikkapelle. Und mittendrunterdrin der Merkl Franz mit seiner Erna und
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10
B B
15
N
N
B
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A LLES (ausser Kasimir; singt) Solang der alte Peter Am Petersbergerl steht Solang die grüne Isar Durchs Münchnerstadterl fliesst Solang am Platzl drunten Noch steht das Hofbräuhaus Solang stirbt die Gemütlichkeit Zu München nimmer aus Solang stirbt die Gemütlichkeit Zu München nimmer aus. Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit! Eins, zwei, drei, – gsuffa! B
BN
Kasimir.
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B
N B
N
M ERKL Prost Kasimir! Sauf, damit Du etwas wirst! K ASIMIR Was soll ich denn auch schon werden! Ich bin Kraftwagenführer mit dem Führerschein A drei und B drei und habe das grosse Unglück arbeitslos zu sein! Gibts eine Besserung? Ist mir jetzt schon alles wurscht! Verlierst Deine Braut und machst taktische Fehler! Aber ich hab es schon gesagt, ich habe nurmehr zehn Mark zwanzig -- aber ich bin heut so verzweifelt -- heut sauf ich mir einen an, B
DER
30
N
N
B
N
BN
B
9 11 12 13 13 13 15 16–25 26 27 27 29 29 30 31
N
FünftesN ] [S e c h s t e s] |Fünftes| Beim Wagnerbräu.N ] [In einem Bierpalast.] |Beim Wagnerbräu.| BMit f Blechmusikkapelle.N ] [Der Merkl Franz und seine Erna und Kasimir.] \Mit \der/ festliche[r]|n|/ Blechmusik\kapelle./ BUnd f Kasimir.N ] \Und f Kasimir./ BmitN ] [und] |mit| BN] [{ } der] Bsingt)N ] singt[)][|zur B|] |)| BSolang f aus.N ] (1) Solang der alte Peter (2) \[Solang] |Solang| f aus./ BEin f Gemütlichkeit!N ] \Ein f Gemütlichkeit!/ Bzwei,N ] zwei\,/ Bdrei, –N ] drei\, –/ BdamitN ] dami\t/ BetwasN ] \et/was BN] [Ich sauf ja eh!] BA drei f dreiN ] [eins a] |A drei f drei| B B
172
Fassung des 5. Bildes
K3/TS9 (Korrekturschicht)
alles, mein ganzes Kapital! Heut bin ich in einer solchen Stimmung meine Herrschaften! Heut sauf ich mich an und morgen erschiess ich mich, und dann werden die Leut sagen, es hat einmal einen braven guten lieben Kasimir gegeben, der war arbeitsam, ehrlich anständig zu seinen Kollegen und er hat nach dem Guten getrachtet und das Böse verabscheut , armer Kasimir, es hat nicht sollen sein, werden die Leut sagen! DER M ERKL Einen Dreck werden die Leut sagen! K ASIMIR Oho! DER M ERKL Wer soll denn das schon sagen? Du hast doch niemand! Da ster-얍ben täglich tausende -- die sind schon vergessen bevor dass sie sterben – Vielleicht dass Du zwei Zeilen in der Zeitung hast, aus wirtschaftlicher Not sich entleibt -- -Vielleicht, wann Du noch ein politischer Toter wärst, nachher tätst noch mit einem Pomp begraben werden, aber schon morgen vergessen, vergessen! K ASIMIR Ja, man ist allein. So allein -- -- und das Weib verlässt einen auch, wegen einer Achterbahn und wegen ein paar Akademiker! Mist, Dreck! Herrgottsakrament, am liebsten tät ich jetzt heim zu ihr, ihr alle Kleider aus dem Schrank reissen und sie zerreissen und dann ihr mal die Gurgel herdrucken! Wenn das jetzt noch lang dauert, dann werd ich elementar! M ERKL Es gibt für Dich nur einen Weg: folge mir -- meinem Beispiel. Du wenn Du Geld hast, hast auch Weiber genug -E RNA Oho! M ERKL Halts Maul! Wenn ich Dir sag, Kasi, Du musst nur Geld haben -E RNA Das schon! Aber dann fehlt etwas -- mit dem Geld kannst du alles, aber nicht die Seele kaufen -M ERKL Ich scheiss Dir was auf die Seele, sentimentales Mannsbild! Zuwas brauchst Du eine Seele! Du Trumm Mensch! Du brauchst was für Deine Eingeweide! Und dazu braucht man Geld! Alles kann man um das Geld kaufen, nur die Jugend bekanntlich nicht! Und Du verlierst so Deine Jugend! (Stille) K ASIMIR Nein! So private Aktionen haben keinen Sinn! M ERKL Nacher renn nur weiter nach Deinen Idealen! Zusammenschluss und Solidarität ! Ich hab mal einen Streik geleitet bei einem Bau, und nacher habens mich ausgestellt, und die Herren Kollegen haben nichts getan , weil sie gesagt haben, das ist ein wilder Streik! K ASIMIR Ich hätt schon was getan, kannst Dich drauf verlassen! M ERKL Weil Du eine Ausnahmenatur bist, genau wie ich! K ASIMIR Meinst? B
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Lesetext
B
1 5 10
B
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N
meineN ] verabscheutN ] Bdie f sterben –N ]
korrigiert aus: ,eine korrigiert aus: verabsc[h] e ut (1) keiner denkt, morgen sinds alle vergessen! (2) die f sterben –
B
ZeitungN ] GurgelN ] BE RNA N ] BDeinenN ] BSolidaritätN ] BStreikN ] Bnichts getanN ] BDichN ]
[Z]|Z|eitung
B
korrigiert aus: gurgel
B
||
[K ASIMIR ] |E RNA | korrigiert aus: deinen korrigiert aus: Solidarotät korrigiert aus: streik korrigiert aus: nichtsvgetan korrigiert aus: dich
173
N
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 32
Fassung des 5. Bildes
5
Lesetext
M ERKL (hält ihm die Hand hin) Abgemacht! K ASIMIR Das weiss ich jetzt noch nicht -얍 A LLES (singt jetzt) Und blühen einmal die Rosen Ist der Winter vorbei Nur der Mensch hat alleinig Einen einzigen Mai Und die Vöglein sie ziehen Und fliegen wieder her Nur der Mensch bald er fortgeht Nacher kommt er nichtmehr! B
10
K3/TS9 (Korrekturschicht)
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 33
N
B N
K ASIMIR (erhebt sich) So! Jetzt wird aber der Kasimir ganz eckelhaft! (ab) Her mit die Weiber! Darf ich bitten, kommts einmal her zu euerem Galan! E RNA Wo geht denn der jetzt hin? M ERKL Wenn er nicht hineinfallt, kommt er wieder heraus. E RNA Ich hab direkt etwas Angst, dass er sich etwas antun könnte. Er ist in so einer Verzweiflungsstimmung. M ERKL Der tut sich nichts an. Dazu ist er viel zu gesund gebaut. E RNA Das schon. Aber ich glaube nicht, dass er eine robuste Natur ist. Der ist mehr empfindsam. M ERKL Du hast ja eine scharfe Beobachtungsgabe. E RNA Du Merkl – lass den laufen – M ERKL Wen? E RNA Den Kasimir. M ERKL Wieso? E RNA Dass Du ihn nicht zu unserem Gewerbe überreden sollst, mein ich. M ERKL Und warum nicht? E RNA Weil das ist ja auch nichts! (Stille) E RNA Geh so tu doch den Finger aus meinem Bier. M ERKL Du hast eine scharfe Beobachtungsgabe. E RNA Tu doch den Finger raus. M ERKL Nein. Das kühlt so angenehm. E RNA (nimmt ihm die Hand raus) M ERKL Ja – (er schüttet ihr das Bier ins Gesicht) E RNA (springt auf) B
15
B
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N BN
B
N
B
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N
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35 B
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9 12 13 13 13 13 13 15–175,4 19 23 27 36 36
BN
fliegenN ] ] B(erhebt sich)N ] BwirdN ] BN] Bder KasimirN ] B(ab)N ] BE RNA f verschwindet?N ] BN] Blass f laufen –N ] BDass f ich.N ] BM ERKL N ] BN] B
BN
[kommen] |fliegen| [(Tanz)] \(erhebt sich)/ korrigiert aus: werd [ich] \der Kasimir/ [\er erhebt sich \wankend/ und [brüllt]/] |(ab)| \E RNA f verschwindet?/ [{ }] [ich glaube nicht] |lass den laufen –| [Ich meine] |Dass f ich.| [K ASIMIR ]|M ERKL | [g{ }]
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N
Fassung des 5. Bildes
B
K3/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
M ERKL (drückt sie runter) Da bleibst! Sonst tritt ich Dir ins Gesicht! K ASIMIR (kommt mit Elli und Maria) So – wir drei hübschen haben uns vor der Toilette getroffen. Merkl , kannst Du mir das Phänomen erklären, dass die Damenwelt immer nur zu zweit verschwindet? E LLI UND M ARIA (setzen sich ihm auf die Kniee) E LLI Hast auch was zum trinken? K ASIMIR Da sauf! E LLI Da ist ja nichtsmehr drin! K ASIMIR Nacher möcht ich ein neues Bier! M ARIA Und essen möcht ich auch was, ich hab so Hunger! K ASIMIR Friss! Sauf! E LLI Du bist ein schneidiger Mensch, Herr Nachbar! K ASIMIR Und ob! Jetzt saufts und frisst, und dann -M ARIA Und dann? K ASIMIR Nacher gehn mer ! In ein Hotel! Wann hier Polizeistund ist! E LLI Soso -- -M ARIA Nein, ich bin noch Jungfrau -K ASIMIR Wieso? M ARIA So halt. K ASIMIR Wie kommt denn das? M ARIA Das weiss ich nicht. E LLI (gibt Maria einen Kuss) K ASIMIR Net so lang! Ihr seids doch nicht pervers! Da bin ich einmal mit zwei so Perversen im Auto gefahren nach Feldafing, das waren sehr vornehme 얍 Damen, aber ausgefallene Naturen! E LLI Hast Du denn ein Auto? K ASIMIR Und was für ein Schönes! Einen Kompressor! E LLI Geh da nimmst uns mal mit! K ASIMIR Natürlich nehm ich Euch mit! Wann Ihr wollt! M ARIA (zu Elli) Geh lass Dich doch nicht so anschwindeln! Der und ein Kompressor! Das ich nicht rutsch! K ASIMIR Wenn ich sag, dass ich einen Kompressor hab, dann hab ich einen Kompressor, merk Dir das? M ARIA Wo denn? K ASIMIR Wie heisst denn Du? M ARIA Maria. K ASIMIR So. Und Du? E LLI Elli. K ASIMIR Elli. M ARIA Was hat denn diese ganze Fragerei für einen Sinn? Gib uns doch lieber was zum Saufen! K ASIMIR Da! E LLI Der ist ja schon wieder leer! K ASIMIR Bier her! N
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M ERKL N ] MerklN ] BmerN ] Bsehr vornehmeN ] B B
[K]|M |ERKL [Ka] |Merkl| möglicherweise bewusst gesetzte Dialektalform korrigiert aus: sehrbvornehme
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N
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 34
Fassung des 5. Bildes
5
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K3/TS9 (Korrekturschicht)
K ELLNERIN Gleich zahlen, bitte! K ASIMIR Ich hab kein Geld mehr. Herrgottsakrament, hab ich denn jetzt schon alles ausgegeben! Geh, bleibts doch noch ein bisserl da! E LLI Schnecken! Ohne ist nichts zu machen, Herr Kompressor! K ASIMIR Nacher leckts mich am Arsch, beinand! (Stille) K ASIMIR Auweh, armer Kasimir, auweh! Ohne Geld ist man der letzte Hund! Hast schon recht, Merkl, die Weiber taugen nichts -- die rennen davon als wie die Karolin! Weisst was, jetzt scheiss ich was auf die Karolin! Jetzt geh ich heim und häng mich auf! Wo ist mein Hut! Herrgottsa, jetzt habens mir meinen Hut auch noch gestohlen! Ein Unglück kommt selten allein! 얍 M ERKL Kasi! Ich zahl Dir eine Maas! Setz Dich her! K ASI Danke. Du bist wirklich noch ein wahrer Freund. M ERKL Merkst es jetzt allmählich? K ASI Ja. Ganz allmählich gehts mir auf. M ERKL Prost, Kasi! K ASI Prost! Du bist der einzige Freund! Ich möcht jetzt von keinem Weibe mehr was hören! Für mich sind alle Weiber tot! Die Weiber sind minderwertige Subjekte, Anwesende natürlich ausgenommen -- Sie verkaufen ihre Seele für eine Achterbahn, verraten ihr Teuerstes, in diesem speziellen Falle mich, wegen ein paar Abnormitäten! E RNA Oh wie wahr! Wie wahr! M ERKL Prost Arschloch! K ASIMIR Prost! E RNA Wenn ich ein Mann wär, ich tät keine Frau anrühren! Ich vertrag schon den Geruch nicht von einer Frau. Besonders im Winter. A LLES (singt) Ich schiess den Hirsch im wilden Forst Im dunklen Wald das Reh Den Adler auf der Klippe Horst Die Ente auf dem See. Kein Ort der Schutz gewähren kann Wenn meine Büchse knallt Und dennoch hab ich harter Mann Die Liebe schon gespürt Und dennoch hab ich harter Mann Die Liebe schon gespürt! B
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B
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Lesetext
N
K AROLINE (ist erschienen) E RNA Jesass, die Karolin! M ERKL Wo? E RNA Dort. K ASIMIR Wer? 19 20
B
23 24 26
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B
für eineN ] verratenN ]
M ERKL N ] K ASIMIR N ] BFrau. BesondersN ] B
korrigiert aus: fürveine (1) verk (2) verraten
[K ASI ]|M ERKL | [M ERKL ]|K ASIMIR | korrigiert aus: Frau.Besonders
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N
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 35
Fassung des 5. Bildes
5
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K3/TS9 (Korrekturschicht)
얍 E RNA Die Karolin. K ASIMIR Wer? E RNA Die Karoline. K ASIMIR Karoline? Kenn ich nicht. E RNA Geh stellens Ihnen doch nicht so dumm! M ERKL Ja was fällt denn Dir ein? E RNA Ja, wenn der sowas sagt. M ERKL Das sagt doch Ber.N Und nicht Du. Das geht doch Dich nichts an, was er sagt. Ein Wort noch und ich zerreiss Dir das Maul! E RNA Heut nicht! M ERKL Geh -- man bittet um Ruhe.
K AROLINE (erblickte Kasimir; tritt an den Tisch; grüsst) M ERKL (grüsst) E RNA (auch) K ASIMIR (stumm) (Stille) K AROLINE Kasimir. Ich möcht Dich nur etwas sprechen. K ASIMIR Wir zwei haben uns ausgesprochen. K AROLINE Nein . Wir haben ja noch garnicht angefangen. K ASIMIR (blickt sie an) Von was bist denn Du so nass? K AROLINE Das ist Bier. Man hat mir Bier in das Gesicht geschüttet. K ASIMIR Das ist ein Witz! (er lacht) K AROLINE So lach doch nicht so blöd! K ASIMIR (ernst) Erstens Fräulein: pflege ich nicht blöd zu lachen. Zweitens: wenn man Ihnen Fräulein das Bier in das Gesicht geschüttet hat, so ist das nur der gebührende Lohn. K AROLINE Da hast ja schon recht. K ASIMIR So? Seit wann denn? K AROLINE Ich hab das eingesehen nämlich. K ASIMIR Und warum hast Du das nicht vorher eingesehen? K AROLINE Weil ich halt blöd war und dann hast Du mich auch sehr gereizt. 얍 K AS Und Du hast mich nicht gereizt? K AR Schon. Aber Du warst doch auch blöd, nicht? K AS Darüber verweigere ich die Aussage. K AR Geh so red doch einmal gscheit! K AS Setz Dich her. Hierher. (Stille) K AR Wir haben uns halt beide gereizt -- das ist schon wahr. K AS Woher hast Du denn das gewusst, dass ich hier sitz? K AR Ich hab Dich gesucht, überall -- ich hab schon gewusst, dass ich Dich finden werde. K AS So. Also Du hast mich verlassen, weil ich nicht hergehen wollte -K AR Jetzt bist Du ja aber doch hiergeblieben! B
40
B
8 20 33 35
N
N
er.N ] NeinN ] Bgereizt?N ] BDarüberN ] B B
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 38
N
B
35
Lesetext
korrigiert aus: er . korrigiert aus: N ein korrigiert aus: gereizt. ? korrigiert aus: darüber
177
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 39
Fassung des 5. Bildes
Lesetext
K AS Aus Verzweiflung , Fräulein! Wenn man ein solches Erlebnis, eine solche Enttäuschung über einen Menschen hat, kann man sich doch nicht gleich niederlegen. K AR Ja, das ist natürlich. (Stille) K AR Ich war schon auch recht dumm und nicht nur Du, Kasimir! Ich hab heut so gedacht zuerst, dass ich mich in andern Kreisen bewege und hab mir eingebildet , dass die mich wie Ihresgleichen behandeln -- aber nein, die suchten nur ihre Lust an mir zu stillen. K AS Wo hast denn Deine Tasche? K AR Ja, das ist es ja gerade. Die Tasche haben die dort im Hippodrom, aber sie sagen, sie haben es nicht. Und haben mich hinausgeschmissen. Und ein Herr, der meine Partei ergriffen hat, dem habens den Bierkrug von hinten hinaufgeschlagen . K AS Das ist ja unerhört! M ERKL Wo sitzen denn die sauberen Herren? K AR Im Hippodrom. M ERKL Da müssten wir uns mal die Tasche holen. K AS Sehr richtig! Eine solche Gemeinheit -- so ein armes Mädel so zu behandeln, zu verführen, zu entehren und die Tasch nicht herausgeben! Na denen zeigen wir jetzt was! E RNA Dass nur kein Unglück geschieht! XXXXXXX B
5
K3/TS9 (Korrekturschicht)
N
B
10
B
15
20 B
N
1 7 13 21–22
VerzweiflungN ] eingebildetN ] BhinaufgeschlagenN ] BE RNA f XXXXXXXN ] B B
korrigiert aus: Verzweilung korrigiert aus: ein ebildet korrigiert aus: hinaufgesvhlagen
\E RNA f XXXXXXX/
178
N
N
Fragmentarische Fassung des 5. Bildes
K3/TS10/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Fünftes Bild
IN 221.001/19 – BS 46 e [1], Bl. 1
Beim Wagnerbräu. Mit der festlichen Blechmusikkapelle. Der Merkl Franz mit seiner Erna B
5
N
B N
Der Merkl Franz samt seiner Erna scheint in aufgeräumter Stimmung zu sein, während Kasimir melancholisch daneben hockt. A LLES (ausser Kasimir; singt) Solang der alte Peter Am Petersbergerl steht
10
M ERKL F RANZ Prost Kasimir! Sauf damit Du etwas wirst! K ASIMIR Was soll ich denn schon werden?
DER
15
B N B
M ERKL F RANZ So gründ doch eine neue Partei! Und werd Finanzminister! K ASIMIR Wer den Schaden hat, hat auch den Spott. BB
DER
N
B
N
N
B N BN
M ERKL F RANZ Das liegt nur in Deiner Hand. (Stille) K AS Hast Du jetzt das gemeint, was Du zuvor gemeint hast? Nein – und abermals nein! (Stille) DER M ERKL Wem nicht zu helfen ist, dem ist nicht zu helfen. (Stille) K AS Ich bin ein Kraftwagenführer und habe den Führerschein A drei und B drei. DER
20 B
N
25
B
N
N
mit f Erna N ]
5
B
6
BN
]
15
BN
]
16–17
BDER
16–26 16 16 18 18 21–22 25
B
f Spott.N ]
So f drei.N ] So f Partei!N ] Bwerd Finanzminister!N ] BN] BN] BK AS f nein!N ] B(Stille)N ] B
(1) und Erna (2) mit seiner Erna
[Und mittendrunterdrin der Merkl Franz mit seiner Erna und Kasimir.] [DER M ERKL F RANZ Das liegt in Deiner Hand! Vielleicht gar ein Krösus! Kommerzienrat!] !K ASIMIR Wer den Schaden hat, hat auch den Spott." !DER M ERKL F RANZ So gründ doch eine neue Partei und werd Finanzminister" \So f drei./ [Also das lieg] [|Oder ein Hofopernsänger. Caruso.|] |So f Partei!| [werd Kassierer!] [|schau, dass Du Finanzmini|] |werd Finanzminister!| [{ }] [{ }] [K AS Wieso?] |K AS f nein!| [K AS ] |(Stille)|
179
Fragmentarische Fassung des 5. Bildes
K3/TS10/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
5
10
15
20
25
30
35
얍 K ASIMIR Wer den Schaden hat, hat auch den Spott. DER M ERKL F RANZ Wem nicht zu raten ist, dem ist nicht zu helfen. (Stille) K ASIMIR Ich bin ein Kraftwagenführer und habe den Führerschein A drei und den Führerschein B drei. Dabei war ich auch noch immer gewissenhaft sicher, ehrlich und fleissig. Trotzdem bin ich abgebaut -- und dann verlier ich auch noch die Braut. DER M ERKL F RANZ Sei froh, dass Du die los hast, das eingebildete BFraunzimmer.N Ich möcht nur wissen auf was hinauf die sich soviel eingebildet hat! K ASIMIR Sie ist halt eine Büroangestellte. DER M ERKL F RANZ BProletarierin –N K ASIMIR Sie hat zuvor gesagt, dass sie nichtsmehr an mich bindet, dass das nur eine Hörigkeit von ihr zu mir war -- gewissermassen also ein BkörperlicherN Reiz -E RNA Das kann ich schon verstehen. K ASIMIR Ja das gibt es sicher. Aber in diesem Falle habe ich halt doch gehofft, dass da noch etwas anderes mit eine Rolle spielt. So was man halt innere Bindung nennt. M ERKL Märchen! E RNA Nein, das möchte ich aber jetzt nicht sagen. Natürlich gibt es eine innere Bindung -- zu einem Menschen -M ERKL Du hättest mit ihr überhaupt nichtmehr reden sollen! K ASIMIR Ich wollt ja auch nachhaus gehen und mich ins Bett legen -- aber BdannN bin ich halt doch wieder zu ihr hin -- ich hab sie sogar um Verzeihung gebeten, jetzt komm ich mir ganz blöd vor -- das war sicher ein taktischer Fehler -M ERKL Anspein häst es sollen, mit Verlaub zu sagen! K ASIMIR BJaN und dann wollt ich nachhaus, aber ich hab mir gedacht, jetzt ist schon alleseins! Jetzt ist mir schon alles wurscht! Jetzt hab ich noch rund BvierN BMarkN in der Tasche, aber jetzt versauf ich alles -- B N Jetzt bin ich in einer solchen Stimmung, meine Herrschaften! Heut sauf ich mich an und dann erschiess ich mich, und morgen werden die Leut sagen, es BhatN einmal einen lieben guten braven Kasimir gegeben -- Bder war immer anständig zu seinen Kollegen BundN hat keiner Fliege ein Haar gekrümmt, aber es hat nicht sollen sein, werden die Leut sagen –N 얍 M ERKL Einen Dreck werden die Leut sagen! B N Da sterben BjaN täglich tausende -- und die sind doch schon vergessen, bevor dass sie sterben! Vielleicht, wenn Du ein politischer Toter wärst, nacher tätst noch mit einem Pomp begraben werden, aber schon morgen vergessen, vergessen! K ASIMIR BJaN man ist allein. 8 11 13 21
B
Fraunzimmer.N ] Proletarierin –N ] BkörperlicherN ] BdannN ]
25 26 26 27 29 30–31 30 32 32 36
B
B
JaN ] vierN ] BMarkN ] BN] BhatN ] Bder f sagen –N ] BundN ] BN] BjaN ] BJaN ] B
korrigiert aus: Fraunzimme
[Kolossale Sache!] |Proletarierin –| korrigiert aus: körperliche (1) da (2) dann korrigiert aus: Je
[zehn] |vier| Mar\k/ [und bin so verzweifelt! Heut] korrigiert aus: ha \der f sagen –/ [,] |und| [Wer soll denn das schon sagen?] \ja/ Ja[,]
180
IN 221.001/19 – BS 46 e [1], Bl. 2
IN 221.001/19 – BS 46 e [1], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des 5. Bildes
Lesetext
M ERKL Prost Arschloch! K ASIMIR Himmelherrgottsakrament! Am liebsten tät ich jetzt heim zu ihr, ihr alle Kleider aus dem Schrank reissen und dann ihr die Gurgel mal ordentlich herdrucken! Wenn das jetzt noch lang dauert, dann werd ich aber elementar! A LLES (singt) Trink, trink, Brüderlein trink Lasse die Sorgen zuhaus Deinen Kummer und Deinen Schmerz Dann ist das Leben ein Scherz! (Schluss) K ASIMIR Meiner Seel, wann Du kein Geld hast, dann bist Du schon der letzte Hund! M ERKL Der allerletzte! K ASIMIR Ich hab jetzt immer sozialdemokratisch gewählt, aber ab morgen wähl ich kommunistisch! Oder gar den Hitler! M ERKL Das hat alles keinen Sinn! Ich kenne alle Parteien -- Schau mich an! Es gibt überhaupt keine Partei mehr, bei der ich noch nicht war, höchstens Splitter! Ueberall markieren die anständigen Leut den blöden Hund! In einer solchen Welt muss man es so machen, wie zum Beispiel ein gewisser Merkl Franz. K ASIMIR Nein! So private Aktionen haben keinen Sinn! M ERKL Nacher renn nur weiter Deinen Idealen nach! Solidarität! Ich hab mal einen Streik geleitet bei einem Bau in Obergrainau und hernach habens mich ausgestellt - aber die Herren Kollegen haben nichts für mich getan, weil sie gesagt haben, dass das ein wilder Streik ist! K AS Ich hätt schon was getan, kannst Dich drauf verlassen! M ERKL Weil Du halt eine Ausnahmenatur bist. K AS Meinst? M ERKL (streckt ihm seine Hand hin) Das liegt in Deiner Hand K AS Das weiss ich jetzt noch nicht. A LLES ( ausser Kasimir, Merkl und Erna, singt) Und blühen einmal die Rosen 얍 K ASIMIR (erhebt sich) So. Jetzt werd ich aber elementar. Eigentlich sollt ich jetzt zur Karoline nachhaus gehen und ihr alle ihre Kleider aus dem Schrank herausreissen und zerreissen, bis die Fetzen fliegen! Himmelherrgottsakrament! Jetzt werd ich aber ganz eckelhaft! B
5
K3/TS10/A2 (Korrekturschicht)
N
B
N
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B
N
B
B
B
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B
30
N
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N B
BN
N
35
E RNA Wo geht denn der jetzt hin? M ERKL Wenn er nicht hineinfallt, kommt er wieder heraus. 1 6–9 10 17 18 19 27 29 31 31 31–34 33
N
N
[Sauf!] |Prost Arschloch!| [Und blühen einmal die Rosen] |Trink f Scherz!| \(Schluss)/ korrigiert aus: solche n [ich -- man lebt ja nur einmal!] |zum f Franz.| Nein[!]|!| korrigiert aus: Hand\ausser f Erna,/ [So!] |So.| (1) ganz eckelhaft! (wankend ab) (2) elementar. BEigentlich f eckelhaft!N ] \Eigentlich f eckelhaft!/ BN] [{Jet}] Prost Arschloch!N ] Trink f Scherz!N ] B(Schluss)N ] BsolchenN ] Bzum f Franz.N ] BNein!N ] BHand -N ] Bausser f Erna,N ] BSo.N ] Belementar.N ] B B
181
IN 221.001/19 – BS 46 e [1], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des 5. Bildes
N
B
B
BN
N
N
B
10
Lesetext
E RNA Ich hab nämlich direkt etwas Angst -M ERKL Der tut sich schon nichts an. Dazu ist er viel zu gesund gebaut. E RNA Das schon. Aber ich glaube nicht, dass er eine robuste Natur ist. Der ist mehr empfindsam. M ERKL Du hast ja eine scharfe Beobachtungsgabe. (Stille) E RNA Du Franz -- lass doch den laufen bitte -M ERKL Wen? E RNA Den Kasimir. M ERKL Wieso laufen lassen? E RNA Der passt doch nicht zu uns , das hab ich direkt im Gefühl -- – Beeinflusse ihn nicht bitte. M ERKL Und warum nicht? E RNA Weil das ist ja auch nichts, was wir da treiben. M ERKL Seit wann denn? (Stille) E RNA Geh so tu doch den Finger aus meinem Bier! M ERKL Du hast eine scharfe Beobachtungsgabe. E RNA So tu doch den Finger da raus -M ERKL Nein. Das kühlt mich so angenehm. E RNA (reisst ihm die Hand aus ihrem Bierkrug) (Stille) M ERKL (grinst, fixiert sie und schüttet ihr plötzlich sein Bier ins Gesicht) E RNA (schnellt empor) M ERKL (druckt sie nunter auf ihren Platz zurück) Da bleibst! Sonst tritt ich Dir ins Gesicht! B
5
K3/TS10/A2 (Korrekturschicht)
BNB
N
N
B
N
B
N
B
N
B
N
B
15
20
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B
K ASIMIR ( erscheint mit Elli und Maria; er hält beide umarmt) Darf ich bekannt machen! Wir drei 얍 Hübschen haben uns gerade vor der Toilette getroffen! Merkl, kannst Du mir das Phänomen erklären, dass die Damenwelt immer zu zweit verschwindet --? M ARIA Pfui! M ERKL Hier gibts kein Pfui, Fräulein! K ASIMIR Sehr richtig! B
30
N
N
1 1 2 6 7 11 11 11 11 11 11–12 14 15 28 28 28
B
N
direktN ] ]
B
N BN
[direkt] |direkt|
BN
(1) [der ist in so einer Verzweiflungsstimmung.] (2) [{ }]
schonN ] (Stille)N ] BdochN ] BN] BDerN ] BdochN ] Bzu unsN ] BdirektN ] B– Beeinflusse f bitte.N ] Bnichts, f treiben.N ] BM ERKL f denn?N ] BerscheintN ] BMaria; f umarmt)N ] BN]
\schon/ \(Stille)/ \doch/ [Dass Du ihn nicht beeinflusst, dass er nämlich zu unserem Gewerbe geht --] [d]|D|er \doch/ [dazu] |zu uns| \direkt/ \– Beeinflusse f bitte./ nichts[.]|,| \was wir [tr] [|da t|] |da| treiben./ \M ERKL f denn?/ [kommt] |erscheint| Maria[)]|;| \er f umarmt)/ [So!]
B B
182
IN 221.001/19 – BS 46 e [1], Bl. 5
Fragmentarische Fassung des 5. Bildes
5
K3/TS10/A2 (Korrekturschicht)
M ERKL Wir sind alles nur Menschen! Besonders heut! E LLI (zu Merkl) Ist das jetzt wahr, dass dieser Herr einen Kompressor besitzt? M ERKL Natürlich hat der einen Kompressor! Und was für einen! M ARIA Geh lass Dich doch nicht so anschwindeln! Der und ein Kompressor! K ASIMIR Wenn ich sage, dass ich einen Kompressor habe, dann habe ich einen Kompressor, merk Dir das Du Missgeburt! E LLI (zu Maria) So sei doch auch schon still! K ASIMIR (lässt Elli sich auf seinen Schoss setzen) Du bist ein anständiges Wesen. Du gefällst mir, jetzt. Du hast so schöne weiche Haar und einen glatten Teint. E LLI Ich möcht gern was zum Trinken . K ASIMIR Da! E LLI Da ist ja nichtsmehr drin. K ASIMIR Bier her! K ELLNERIN Gleich zahlen bitte! K ASIMIR Zahlen bitte – (er kramt in seiner Tasche) Ja Herrgottsackelzement, hab ich denn jetzt da schon das ganze Geld ausgegeben -K ELLNERIN (nimmt das Bier wieder mit) E LLI (erhebt sich) M ARIA Und der möcht einen Kompressor haben -- ich habs Dir ja gleich gesagt, dass er im besten Fall ein Fahrrad hat, auf Abzahlung. K ASIMIR (zu Elli) Komm, geh her -E LLI (winkt ihm zu) Grüss Dich Gott, Herr Kompressor! (ab mit Maria) (Stille) K ASIMIR Auweh armer Kasimir auweh! Ohne Geld bist schon der letzte Hund! B
B
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N
N
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B
BN B
N
N
BN
B
N
BN
B
20
Lesetext
N
BN
B
B
N
N
BN B
8 9 10 10 15 15 15 16 16 19 19–20 20 20 21 24 24
B
korrigiert aus: biist
B
bistN ] mir,N ] BN] Bzum TrinkenN ] BN] Bbitte –N ] BN] Bjetzt f schonN ] BN] BgleichN ] Bgesagt, f imN ] BN] Bhat,N ] BKomm, gehN ] BN] BOhneN ]
mir\,/ [jetzt] \zum/ [t]|T|rinken [--] bitte[.] |–| [jetzt] \jetzt f schon/ [schon] korrigiert aus: glaich gesagt[.]|,| \dass er/ [I]|i|m [hat der] \hat,/ Komm\, geh/ [Hast schon recht, Merkl,] [o]|O|hne
183
N
N B
Fassung des 5. Bildes
K3/TS10/A12 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Fünftes Bild
5
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IN 221.001/20 – BS 46 e [2], Bl. 12
Beim Wagnerbräu. Mit der festlichen Blechmusikkapelle. Der Merkl Franz ist aufgeräumt und seine Erna mehr bescheiden, während Kasimir melancholisch daneben hockt. I. A LLES (ausser Kasimir, singt) Solang der alte Peter Am Petersbergerl steht Solang die grüne Isar Durchs Münchnerstadterl fliesst Solang am Platzl drunten Noch steht das Hofbräuhaus Solang stirbt die Gemütlichkeit Zu München nimmer aus Solang stirbt die Gemütlichkeit Zu München nimmer aus! Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit! Eins, zwei, drei -- gsuffa!! B
N
B
II.
N
M ERKL F RANZ Prost Kasimir! Sauf damit Du etwas wirst! K ASIMIR Was soll ich denn schon werden? Vielleicht gar ein Kommerzienrat! DER M ERKL F RANZ So gründ doch eine neue Partei! Und werd Finanzminister! 얍 K ASIMIR Wer den Schaden hat, hat auch den Spott. DER M ERKL F RANZ Wem nicht zu raten ist, dem ist nicht zu helfen. (Stille) K ASIMIR Jetzt bin ich ein Kraftwagenführer und habe den Führerschein A drei und den Führerschein B drei. DER M ERKL F RANZ Sei nur froh, dass Du Deine Braut los hast, diese arrogante Person! K ASIMIR Das Fräulein sind halt eine Büroangestellte. DER M ERKL F RANZ Das ist noch kein Entschuldigungsgrund. K ASIMIR Ueberhaupt sind alle Weiber minderwertige Subjekte -- Anwesende natürlich ausgenommen. Sie verkaufen ihre Seele und verraten in diesem speziellen Falle mich wegen einer Achterbahn. E RNA Wenn ich ein Mann wär, dann tät ich keine Frau anrühren. Ich vertrag schon den Geruch nicht von einer Frau. Besonders im Winter. DER
25
30
35
B
N
40
III. A LLES ( ausser Kasimir, singt nun wieder) Ich schiess den Hirsch im wilden Forst B
N
B
8 23 36 41 42
I.N ] II.N ] BspeziellenN ] BIII.N ] Bausser f wieder)N ] B B
N
[\1. Szene/] [|1.|] [|1. [Szene] |Auftritt||] |I.| [\2./] [|2. [Szene] |Auftritt||] |II.| korrigiert aus: speziellem [\3. [Szene]/] [|Szene|] [|Auftritt|] |III.| [singt nun\,/ -- [auch] |nur | Kasimir [fällt später ein)] [|singt nicht mit)|] |ausser f wieder)|
184
IN 221.001/20 – BS 46 e [2], Bl. 13
Fassung des 5. Bildes
K3/TS10/A12 (Korrekturschicht)
Lesetext
Im dunklen Wald das Reh Den Adler auf der Klippe Horst Die Ente auf dem See. Kein Ort der Schutz gewähren kann Wenn meine Büchse knallt -Und dennoch hab ich harter Mann Die Liebe schon gespürt.
5
B
N
BN
10
15
(Plötzlich Stille) IV. K ASIMIR Und dennoch hab ich harter Mann die Liebe schon gespürt – Was ist Liebe? Und was sind das überhaupt für Ideale von wegen dem seelischen Ineinanderfliessen zweier Menschen? Und dass die Liebe etwas ist, was nicht von dieser Welt ist – sondern von einer anderen, schöneren, besseren – ein Überbleibsel aus dem Paradies. Geht so leckts mich doch alle am Arsch! Da hab ich jetzt noch ein Kapital von rund vier Mark, aber heut sauf ich mich an und dann häng ich mich auf -- und morgen werden die Leut sagen: es hat einmal einen armen Kasimir gegeben -얍 DER M ERKL F RANZ Einen Dreck werden die Leut sagen! Da sterben ja täglich tausende -- und die sind doch schon vergessen, bevor dass sie sterben! Vielleicht, wenn Du ein politischer Toter wärst, nacher tätst noch mit einem Pomp begraben werden, aber schon morgen vergessen -- vergessen! K ASIMIR Ja man ist ziemlich allein. DER M ERKL F RANZ Prost Arschloch! B
N
20
B
25
5. A LLES (singt nun wieder, ausser Kasimir) Trink, trink, Brüderlein trink Lasset die Sorgen zuhaus Deinen Kummer und Deinen Schmerz Dann ist das Leben ein Scherz Deinen Kummer und Deinen Schmerz Dann ist das Leben ein Scherz! B
30
N
N
35
7 8
B
gespürt.N ] ]
BN
10–16
B
(Plötzlich f Arsch!N ]
24 27
B
ziemlichN ] 5.N ]
B
korrigiert aus: gesp[r]ürt
[Und dennoch hab ich harter Mann Die Liebe schon gespürt!] (1) [\4./] |IV.| \(\Plötzlich/ Stille)/ K ASIMIR [Geh so leckts mich doch alle am Arsch!] |({ } singen alle) Und dennoch hab ich harter Mann die Liebe schon gespürt – Dreimal habe ich sie schon gespürt. Aber was nützen alle Ideale? Wenn Du kein Geld nicht hast.| (2) \(Plötzlich f Arsch!/ korrigiert aus: zienlich \5./
185
IN 221.001/20 – BS 46 e [2], Bl. 14
Fassung des 5. Bildes
5
N
N
7. E RNA Wo geht denn der da hin? DER M ERKL F RANZ Wenn er nicht hineinfallt, kommt er wieder heraus. E RNA Ich habe nämlich direkt Angst -DER M ERKL F RANZ Der tut sich doch nichts an. E RNA Aber ich glaub es nicht, dass der eine robuste Natur ist. Der ist mehr empfindsam. DER M ERKL F RANZ Du hast ja eine scharfe Beobachtungsgabe. (Stille) E RNA Du Franz -- lass ihn doch laufen bitte. DER M ERKL F RANZ Wen? E RNA Den Kasimir. DER M ERKL F RANZ Wieso laufen lassen? E RNA Der passt doch nicht zu uns, das hab ich jetzt direkt im Gefühl -- Beeinflusse ihn nicht bitte . DER M ERKL F RANZ Und warum nicht? E RNA Weil das ist ja auch nichts, was wir da treiben. DER M ERKL F RANZ Seit wann denn? 얍 (Stille) E RNA Geh so tu doch Deine Finger aus meinem Bier! DER M ERKL F RANZ Du hast eine scharfe Beobachtungsgabe. E RNA So tu doch die Finger da raus -DER M ERKL F RANZ Nein. Das kühlt mich so angenehm. Mein heisses Blut. E RNA (reisst plötzlich seine Hand aus ihrem Bierkrug) DER M ERKL F RANZ (grinst perplex) B
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20
N
B
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N
B
B
N
N
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B
N
N
8. K ASIMIR (erscheint mit Elli und Maria; er hält beide umarmt) Darf ich bekannt machen! Wir drei Hübschen haben uns gerade soeben vor der Toilette kennen gelernt! Merkl, kannst Du mir das Phänomen erklären, warum dass die Damenwelt immer zu zweit verschwindet? M ARIA Pfui! DER M ERKL F RANZ Hier gibt es kein pfui, Fräulein! B
35
Lesetext
6. (Plötzlich Stille) K ASIMIR (erhebt sich) So. Jetzt werd ich aber elementar. Eigentlich sollt ich jetzt zur Karoline nachhause gehen und ihr alle Kleider aus ihrem Kleiderschrank herausreissen und zerreissen, bis die Fetzen fliegen! Jetzt werd ich aber ganz eckelhaft! (wankend ab) B
B
K3/TS10/A12 (Korrekturschicht)
N
B
N
1 2 8 21 26 28 29 30 33 35
6.N ] (Plötzlich Stille)N ] B7.N ] Bnicht bitteN ] BDeineN ] BdieN ] BMein f Blut.N ] BplötzlichN ] B8.N ] Bkennen gelernt!N ] B B
\6./ \(\Plötzlich/ Stille)/ \7./ bitte2 nicht1 Deine[n] d[en]|ie| \Mein f Blut./ \plötzlich/ \8./ [getroffen!] [|ken|] |kennen gelernt!|
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IN 221.001/20 – BS 46 e [2], Bl. 15
Fassung des 5. Bildes
K3/TS10/A12 (Korrekturschicht)
K ASIMIR Wir sind alles nur Menschen! Besonders heute! (er setzt sich und lässt Elli auf seinem Schoss Platz nehmen) E LLI (zum Merkl Franz) Stimmt das jetzt, dass dieser Herr einen Kompressor besitzt? DER M ERKL F RANZ Natürlich hat der einen Kompressor! Und was für einen! M ARIA (zu Elli) Geh so lasse Dich doch nicht so anschwindeln! Der und ein Kompressor! K ASIMIR (zu Maria) Wenn der Kasimir sagt, dass er einen Kompressor hat, dann hat er auch einen Kompressor -- merk Dir das, Du Missgeburt! E LLI (zu Maria) So sei doch auch schon still. K ASIMIR (streichelt Elli) Du bist ein anständiges Wesen. Du gefällst mir, jetzt. Du hast so schöne weiche Haare und einen glatten Teint. 얍 E LLI Ich möcht gern was zum trinken. K ASIMIR Da! Sauf! E LLI Da ist ja kein Tropfen mehr drinnen. K ASIMIR Bier her! K ELLNERIN (geht gerade vorbei und stellt ihm eine Mass hin) Gleich zahlen bitte! K ASIMIR (kramt in seinen Taschen) Zahlen bitte, zahlen bitte -- Ja Herrgottsackelzement, hab ich denn jetzt da schon das ganze Geld weg -K ELLNERIN (nimmt die Mass wieder mit) E LLI (erhebt sich) M ARIA Und so etwas möcht einen Kompressor haben? Ich hab Dir ja gleich gesagt, dass so etwas im besten Falle ein Fahrrad hat. Auf Abzahlung. K ASIMIR (zu Elli) Komm, geh her -E LLI (winkt) Grüss Dich Gott, Herr Kompressor -- (ab mit Maria) B
5
10
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Lesetext
N
B
IN 221.001/20 – BS 46 e [2], Bl. 16
N
BN
20
B
B
N
N
B
N
25
9. K ASIMIR Zahlen bitte -- oh Du mein armer Kasimir! Ohne Geld bist halt der letzte Hund! DER M ERKL F RANZ Kasimir, der Philosoph. K ASIMIR Wenn man nur wüsst, was dass man für eine Partei wählen soll -DER M ERKL F RANZ Kasimir, der Politiker. K ASIMIR Leck mich doch Du am Arsch, Herr Merkl! (Stille) DER M ERKL F RANZ Schau mich an. K ASIMIR (schaut ihn an) DER M ERKL F RANZ Es gibt überhaupt keine politische Partei, bei der ich noch nicht dabei war, höchstens Splitter. Aber überall markieren die anständigen Leut den blöden Hund! In einer derartigen Weltsituation muss man es eben derartig machen, wie zum Beispiel ein gewisser Merkl Franz. 얍 K ASIMIR Nein. So private Aktionen haben wenig Sinn. DER M ERKL F RANZ (streckt ihm seine Hand hin) Das liegt in Deiner Hand -B
30
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2 16 17 21 22 22 26
N
SchossN ] geradeN ] BN] Bso etwasN ] Bso etwasN ] Bhat. Auf N ] B9.N ] B B
Scho[os]|ss| g\e/rade [zahlen bitte -- --] so[was] |etwas| so[was] |etwas| hat [--] |.| [a]|A|uf \9./
187
IN 221.001/20 – BS 46 e [2], Bl. 17
Fassung des 5. Bildes
K3/TS10/A12 (Korrekturschicht)
K ASIMIR (stiert abwesend vor sich hin) Das weiss ich jetzt noch nicht -E RNA So lass ihn doch, wenn er nicht mag. (Stille) DER M ERKL F RANZ (fixiert Erna grimmig -- plötzlich schüttet er ihr sein Bier in das Gesicht) E RNA (schnellt empor) DER M ERKL F RANZ (drückt sie auf ihren Platz zurück) Da bleibst! Sonst tritt ich Dir in das Gesicht! B
5
10
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Lesetext
N
10. A LLES (ausser Kasimir, Erna und dem Merkl Franz, singt nun wieder) Und blühen einmal die Rosen Ist der Winter vorbei Nur der Mensch hat alleinig Einen einzigen Mai Und die Vöglein die ziehen Und fliegen wieder her Nur der Mensch bald er fortgeht Nacher kommt er nichtmehr. B
N
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XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
1 10
B B
(stiert f nicht --N ] 10.N ]
!Das weiss ich jetzt noch nicht --" ![(er] |(|stiert abwesend vor sich hin)" \10./
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Fassung des 6. Bildes
얍
K3/TS11 (Korrekturschicht)
Lesetext
Rauch /Speer/Karoline/Schürzinger/Elli/Maria 1.) Rauch – Speer – Schürzinger – Karoline 2.) Rauch – Speer – Schürzinger 3.) Rauch – Speer – Schürzinger – Karolin 4.) Rauch – Speer – Schürzinger 5.) Rauch – Speer – Schürzinger – Elli – Maria 6.) Rauch – Speer – Schürzinger – Elli – Maria – Karoline 7.) Schürzinger – Karoline 8.) Schürzinger – Rauch 9.) Rauch – Speer – Karoline – Elli – Maria 10.) Elli – Maria 11.) Rauch – Speer – Karoline – Elli – Maria (2 Mädchen mit Speer) 12.) Rauch – Karoline. –: Jetzt möcht ich noch einmal reiten. 13.) Rauch: (dirigiert) B
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Sechstes B i l d N
Im Hippodrom. Tische auf einer Estrade, grosser Betrieb. Die Pferde sieht man nicht, man hört aber die Musik mit dem Schellengeklingel , die nach den Runden immer wieder mitten im Takt abbricht. S PEER , R AUCH , K AROLINE UND E MIL (sitzen droben) B
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A LLE (sehen zu; der alte Speer steht auf einem Stuhl) R AUCH (zu Karoline) Na Fräulein, wollen wir denn nichtmal reiten? K AROLINE Gern! Ich reit sehr gern! Voriges Jahr, da bin ich oft geritten, einmal gleich fünfmal hintereinander -- aber nur im Herrensattel, da hat man so einen festeren Halt. R AUCH Richtig! K AROLINE Ich möcht überhaupt lieber ein Mann sein und in einer anderen Zeit leben! So in einer Zeit, wo die Burgfräuleins ausgeritten sind. S PEER So als Burgfräulein, was? Pferde sind doch was viel Schöneres, als wie Maschinen! Zum Beispiel Auto! K AROLINE Oh, ein Auto ist schon auch was ganz Schönes! Mein früherer Bräutigam war Kraftwagenführer und wir haben oft Ausflüge miteinander gemacht! Ich kenn die Marken am Geräusch, aber selber fahren kann ich nicht. R AUCH Hat er Ihnen denn keinen Unterricht erteilt? K AROLINE Nein. Er hat gesagt, dazu wäre er nicht behördlich berechtigt . Er ist ein sehr ein gewissenhafter Mensch. Trotzdem ist er jetzt arbeitslos. R AUCH Also reiten, Fräulein! Reiten! B
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N
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1 3 16 20 22 31 38
RauchN ] ] BSechstesN ] Bmit dem Schellengeklingel N ] BN] Bsind.N ] Bwäre f berechtigtN ] B
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[Kasimir] |Rauch| [\(dirigiert)/] [F ü n f t e s ] |Sechstes| \mit dem [Schellenklingen] |Schellengeklingel|/ [E RWIN , P ETER , V . M ÜLLER ,] korrigiert aus: sind (1) braucht man einen Führerschein (2) wäre f berechtigt
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 24
Fassung des 6. Bildes
K3/TS11 (Korrekturschicht)
Lesetext
K AR (ab) S PEER Fröhlicher Ritt! R AUCH Und dann fahren wir mit dem Auto! Mit einem Buick! 얍 S PEER Wieso Buick? Du fährst doch eine deutsche Firma. R AUCH Das ist ein Witz. Beischlafutensilien im Koffer. S PEER (lacht) B
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 25
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R AUCH Ich versteh die Jugend nicht? Jetzt sitzt da so ein nettes Mädchen -- und sie kümmern sich nicht darum! Hat man schon sowas gehört! Peter! Was soll denn das? P ETER Ja, Papa? R AUCH Warum setzt Ihr Euch so abseits und schneidet Gesichter wie nur was? P ETER Wir interessieren uns nicht für die Dame. R AUCH Hat man schon sowas gehört! P ETER Der wahre Grund: Du kannst es von uns nicht verlangen, dass wir uns mit einem Kommunisten an einen Tisch setzen! R AUCH Aber was geht mich der an! Das Mädchen ist doch da! P ETER Es ist das eine Prinzipienfrage bei uns. R AUCH Na nur zu! S PEER Man kann die Entwicklung bedauern oder begrüssen. Aber der Liberalismus stirbt.
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P ETER Die Alten sind ganz aus dem Häuschen! Besonders der meine! Die kennen überhaupt keine Grenzen mehr -- sie haben zuviel gesoffen! E RWIN Wir werden auf sie aufpassen müssen. V. M ÜLLER Ja, und der Emil dort -- das hat uns noch gefehlt! Die Alten sind im Stande und blamieren die ganze alma mater! P ETER Prost! 얍 E MIL (hat Karoline abgepasst) Auf ein Wort, bitte! K AROLINE Ja, Du. E MIL Bitte trink nicht soviel. K AROLINE Warum denn nicht? E MIL Ich bin jetzt wieder etwas nüchterner geworden. Mach mir doch bitte den Gefallen und komm mit mir nachhause. Wir trinken Tee zuhaus und machen es uns gemütlich. Hier, das ist keine Gesellschaft für Dich. Die nützen Dich ja nur aus -die benehmen sich ja zu Dir wie die Schweine. B
N
1–2 3 3 4 7 8 9 37–38
K AR f Ritt!N ] R AUCH N ] BN] BDu f Firma.N ] BN] BN] B B
] Wir f gemütlich.N ]
BN B
\K AR f Ritt!/ [S PEER ]|R AUCH | gestrichen: R AUCH \Du [hast doch ein A] |fährst doch eine deutsche Firma.|/ [K AROLINE Pfui!] gestrichen: R AUCH (klopft ihr auf den Popo) Also nur nicht kleinlich werden! Man ist nur einmal jung! [K AROLINE (ab)] \Wir f gemütlich./
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 26
Fassung des 6. Bildes
K3/TS11 (Korrekturschicht)
K AROLINE Du bist auch nur ein Egoist. Oder gar eifersüchtig. Also genau, wie der Kasimir -- Es fällt mir garnicht ein, dass ich jetzt nachhaus geh -- warum willst Du mir denn auch das Vergnügen verpatzen? E MIL Das ist Deiner nicht würdig da. K AROLINE Also das hab ich nicht gern! Ich will das jetzt nichtmehr hören! Heut abend möcht ich mal leben! Ich reit jetzt nochmal! E MIL Bitte reite nichtmehr. K AROLINE Warum soll ich denn nichtmehr reiten? Ich will aber reiten! Ich reit jetzt noch fünf bis sechsmal! So darfst Du mir nicht anfangen, Du musst mir schon einige Freiheit gönnen! B
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N
S PEER Halloh! Prost! K AROLINE Nein, danke, ich kann jetzt kein Bier mehr trinken! Ich möcht jetzt einen Samos. R AUCH Einen Samos! K AROLINE Halt! Emil! Wo gehst Du hin? E MIL Nachhause. K AROLINE Nein! E MIL Ja. R AUCH So lass ihn doch! K AROLINE Nein! Ich will, dass er hierbleibt! Aber er macht mir immer Vorwürfe! R AUCH Warum denn? K AROLINE Er will nicht, dass ich reite! 얍 S PEER Ist das ein kommunistisches Prinzip? (Stille) K AROLINE (geht wieder reiten) E MIL Nein. S PEER Ich dachte schon, dass die Kommunisten nicht reiten. E MIL (geht an den Tisch und setzt sich) Sie wünschen, Herr Geheimrat? S PEER Ich dachte jetzt über die kommunistische Reiterei. Auch in Russland gibt es Kavallerie, junger Mann! Und nicht zu knapp! Bilden Sie sich nur ja nicht ein, dass die kein Militär haben! E MIL Gottseidank haben die ein Militär! S PEER Aber wir dürfen kein Militär haben, was? E MIL Das ist etwas anderes! Wir sind Imperialisten! S PEER Feine Idee! Kavallerie! Kavallerie! E MIL Ach lassen Sie doch das dumme Geschwätz, Sie! Sie wollen ein Professor sein und dabei haperts bei den Grundlagen?! Wissen Sie denn nicht, dass im Weltkrieg zum Beispiel der Krupp sein Nickel von dem französischen Nickelsyndikat bezog? Und zwar über Norvegen! Und dass Krupp an Vickers ein deutsches Patent abgetreten hat für die Zünder der englischen Granaten? Und dass die englische Flotte am Skakerrag mit optischen Instrumenten ausgestattet war, die eine B
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N
B
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Lesetext
B
Du f eifersüchtig.N ] K AROLINE f reiten)N ] BdassN ]
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B
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SkakerragN ]
N
\Du f eifersüchtig./ \K AROLINE f reiten)/ (1) was (2) dass gemeint ist: Skagerrak
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N
IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 27
Fassung des 6. Bildes
K3/TS11 (Korrekturschicht)
deutsche Firma während des Krieges an England lieferte. Und dass der Stacheldraht vom Fort Douamont , in dem tausende Deutsche verbluteten, ist Frankreich einen Monat zuvor von einem deutschen Haus geliefert worden?! Und ein solches parasitäres Gesindel herrscht noch immer bei uns! Und Sie, jawohl Sie, Sie beschützen das! (Stille) S PEER Der junge Mann redet wie ein Buch. E MIL Lernen Sie mal was, bevor Sie Universitätsprofessor werden, Sie! R AUCH Ruhe! Ruhe! Krieg ist ein Naturgesetz! Sie haben ja keine Ahnung von der Mystik! Ich verbitte mir da Ihre Gedankengänge! Dass Sie mir nur ja nicht das Grosskapital beschimpfen, hier an meinem Tisch! E MIL Sie Lustgreis! B
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Lesetext
B
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K AROLINE (kommt wieder zurück vom Reiten) Was habt Ihr denn da? 얍 S PEER Dieser junge Herr betreibt hier eine Propaganda an unserem Tisch! R AUCH Nichtmehr an unserem Tisch! Wählen Sie Fräulein, der oder wir? K AROLINE Mein Gott, Ihr seid ja alle betrunken. Wenn die Männer glücklich sind, dann reden sie gleich dummes Zeug daher. E MIL Das war kein dummes Zeug. K AROLINE Natürlich! Jetzt lass doch mal Deine Politik! Was willst denn da? Wir wollen doch mal leben und frei sein! Alles vergessen! E MIL Dann kann ich ja gehen. K AROLINE Dann geh, wenn Du so fad bist! E MIL (will ab)
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V.
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M ÜLLER (stellt sich ihm in den Weg) Herr! Sie hatten zuvor die Frechheit den Vater meines Freundes zu beleidigen! Wenn Sie nicht augenblicklich verschwinden, dann können Sie aber was erleben! E MIL Weg! V. M ÜLLER Sie sind ja nicht satisfaktionsfähig, Sie Schwein! E MIL (gibt ihm eine Ohrfeige) V. M ÜLLER (weicht zurück) E MIL Das ist für das Schwein. Verstanden? O RDNUNGSMANN (kommt) Hier gibts keine Prügelei, meine Herren! Bitte, verlassen Sie das Lokal! E MIL Ich geh schon. (ab) V.
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M ÜLLER Der Hund hat mich in das Auge getroffen. P ETER Komm, wir wollen mal nachschauen (ab mit Müller und Erwin) B
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K AROLINE Nein. Jetzt ist es aus, sowas. So ein Raufbold. Das hätt ich nicht gedacht. Schlägt da einfach zu, das ist doch wirklich keine Kinderstube mehr. Ich freu mich, dass er weg ist! Eine Enttäuschung mehr! 1 2 5 40
lieferte.N ] DouamontN ] Bdas!N ] Bnachschauen (abN ] B B
korrigiert aus: lieferte gemeint ist: Douaumont korrigiert aus: das ! korrigiert aus: nachschauen(ab
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 28
Fassung des 6. Bildes
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K3/TS11 (Korrekturschicht)
R AUCH Dafür hast Du ja uns -K AROLINE Sie sollen mich nicht immer duzen. 얍 R AUCH Aber ich bin doch Dein Papa, oder? K AROLINE Papa -- das geht. Ich möcht noch einen Samos. Ein Wasser. Ich hab jetzt so einen zugepickten Mund. S PEER Ich werd mal nachsehen, was die Jungen machen. (ab)
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 29
R AUCH Na, wie war das Reiten? K AROLINE Schön. R AUCH Was verdienen Sie jetzt? K AR 55 Mark im Monat. R AUCH Kommen Sie zu mir als Vorführdame – Sie kriegen von mir 65 Mark. K AR So! Wirklich! R AUCH Sie müssen aber lieb zu mir sein – – K AROLINE Was soll eine Frau heutzutag allein machen? Sie muss doch das Gefühlsleben der Männer ausnützen . VII. Bild K ASIMIR – K AROLINE R AUCH Ich hätte ja einen Vorschlag -- einen ganz einen gediegenen Vorschlag -- -- (er flüstert ihr ins Ohr) K AR Nein. Oh nein. R AUCH (flüstert) K AR Und? R AUCH (flüstert) K AR Nein. Aber wieso? R AUCH (flüstert) K AR Was? R AUCH (flüstert wieder und betrachtet sie grinsend) K AR Was? Du Sau, Du dreckige! Sowas nimmt man doch nicht in den Mund! Du Tobsau! R AUCH Halt Deinen Mund! K AR Du Sau! R AUCH (schüttet ihr das Bier ins Gesicht) K AR (erhebt sich und ab) B
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Lesetext
NN N
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S PEER (kommt; setzt sich) R AUCH Eine solche Sau. Macht da fast einen Skandal. Unglaublich. S PEER So. R AUCH Was hast Du denn? S PEER Furchtbar. Ich bin noch ganz erschüttert. R AUCH Was ist denn los? S PEER Nein, das hätt ich nie gedacht -- Ich muss es Dir sagen -- Zuvor, haben wir doch uns noch gewundert, dass unsere Jungen keinen Sinn für das 얍 Mädel haben 10–16 15–16
B
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R AUCH f ausnützenN ] das f ausnützenN ]
ausnützen.N ]
\R AUCH f ausnützen/ (1) die Männer ausnützen (2) das Liebesleben der Männer ausnützen (3) das Gefühlsleben der Männer ausnützen korrigiert aus: ausnützen
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IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 30
Fassung des 6. Bildes
N B
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Lesetext
-- und der Peter sagte, weil dieser Kerl ein Kommunist ist. Aber jetzt hab ich gerade den Erwin auf der Toilette überrascht, wie er diesem von Müller einen Kuss gegeben hat -- denk Dir, einen Kuss. Pervers. In meiner Familie. Der wird keinen Jungen kriegen . Der einzige Junge! Und dabei stammen wir aus Westfalen -R AUCH Dann ist der meine auch -S PEER Ja. Widernatürlich. (Stille) R AUCH So ist das Leben. Kaum fängt man es an, ist es schon aus. Und es kommt nichtmehr. Wir gehen alle der Grube zu. Und oft hör ich so eine Stimme, die sagt -- Du bist 58 Jahre alt, Du hast viel erreicht, bist Dr. h. c. undsoweiter -- und dann fragt die Stimme, wie lange wirst Du noch leben Franz Rauch? S PEER Ich geh jetzt. (ab) B
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K3/TS11 (Korrekturschicht)
N
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K AROLINE (kommt wieder; begleitet von Emil) Ich habe meine Tasche hier gelassen -die möcht ich noch haben. S PEER Hier ist keine Tasche, Fräulein! K AROLINE Aber die muss da sein! R AUCH Nein! E RWIN , P ETER UND M ÜLLER (kommen) P ETER Vielleicht hat sie der Herr Kommunist enteignet? E MIL Ich? Sag das nochmal! (er nähert sich ihm) V. M ÜLLER (schlägt ihm von hinten einen Bierkrug auf den Kopf) E MIL (bricht zusammen) K AROLINE Halt! (sie schreit; Tumult) O RDNUNGSMANN (kommt) Was ist hier los? V. M ÜLLER Dieser Kommunist belästigt uns in einer Tur! O RDNUNGSMANN Kommunist? P ETER Ja. Wieder wollte er mich angreifen. O RDNUNGSMANN Also ab! Wir bringen ihm auf die Sanitätswache. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
4 4 8 12
JungenN ] kriegenN ] BKaum f aus.N ] BS PEER f (ab)N ] B B
[j]|J|ungen [K]|k|riegen \Kaum f aus./ \S PEER f (ab)/
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Fragmentarische Fassung des 6. Bildes
5
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Lesetext
얍 Sechstes Bild Im Hippodrom. Rauch, Speer, Karoline und Schürzinger betreten es. Man hört die Musik, die immer wieder mitten im Takt abbricht, wenn nämlich einige Runden vorbei sind, und Du BneuN bezahlen musst. Jetzt wird ein uraltes lahmes Pferd mit einem Damensattel durch die Tischreihen geführt.
Im Hippodrom. Grosser Betrieb. Rauch, Speer, Karoline und Schürzinger , -- die Pferde kann man nicht sehen, man hört aber die Musik, die immer wieder im Takt abbricht. Jetzt wird ein uraltes lahmes Pferd mit Damensattel durch die Tischreihen geführt.
B N B
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N
BN
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N
R AUCH (zu Karoline) Na wie wärs mit einem Ritt? Wir sind doch da im Hippodrom! K AROLINE Ich reit schon sehr gern. S PEER Bravo! K AROLINE Aber nicht in dem Damensattel! R AUCH Ihr Wunsch sei mir Befehl! K AROLINE Voriges Oktoberfest da bin ich auch geritten, einmal gleich fünfmal hintereinander aber immer nur im Herrensattel, von wegen dem festeren Halt! S PEER Stimmt! Ich war doch bei der Kavallerie – und ich muss schon sagen: das Fräulein denkt kavalleristisch! K AROLINE Also dann bin ich jetzt so frei – (ab) R AUCH Einen fröhlichen Ritt! BN
B
B
N
N
B
N
B
20
K3/TS12/A1 (Korrekturschicht)
B
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N
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R AUCH , S PEER
UND
S CHÜRZINGER (sehen zu; jetzt trinken sie Wein)
B N BN
S PEER Wacker! Ausgezeichnet! R AUCH Da wackelt der Balkon! Radfahrende Mädchen erinnern von hinten an schwimmende Enten, und reitende Mädchen erinnern an reitende Mädchen! S PEER (steigt vom Stuhl herab) Wie lange bin ich nichtmehr geritten, Mensch -R AUCH Tatsächlich? B
N B
B
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5 10 10 10 10 12 14–17
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BN
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neuN ] ] BGrosserN ] BN] BN] BJetzt f geführt.N ] BR AUCH f Damensattel!N ] BN
] in demN ] BR AUCH f Ritt!N ] BIhr f Befehl!N ] BOktoberfestN ] BStimmt!N ] BundN ] BN] BN] BWacker!N ] BAusgezeichnet!N ] BwackeltN ] B
[{man}] |neu| [Tische auf einer Estrade und] [g]|G|rosser [Auf der Estrade sitzen] [\sit/] [A LLE Sehen zu.] |Jetzt f geführt.| [R AUCH Also da lässt sich doch gar nichts dagegen sagen! Pferde sind doch schon] |R AUCH f Damensattel!| [\nur/] i[m]|n| \dem/ \R AUCH f Ritt!/ [Ganz wie eine] |Ihr f Befehl!| [Jahr] |Oktoberfest| [Das ist] |Stimmt!| [das ist] |und| [R AUCH Bravo! Sie reitet gut!] [Wacker!]f x xWacker! [Wacker!] |Ausgezeichnet!| [hebt sich] |wackelt|
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IN 221.001/38 – BS 46 g [3], Bl. 1
Fragmentarische Fassung des 6. Bildes
K3/TS12/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
S PEER Ich habs früher wegen der Verdauung gemacht, ich hab mir zwei Pferde gehalten, Diener -- aber jetzt? Ein armer Richter -- Wo sind die Zeiten? Das waren zwei Araber. Stuten. Rosalinde und Yvonne. R AUCH Du hast doch auch spät geheiratet? S PEER Immer noch früh genug. R AUCH Das sowieso! Spezielles! (Stille) R AUCH Ich hab meine Frau nach Arosa und überallhin -- der Junge ist ja kerngesund! Weisst Du, wenn man einen Jungen hat, dann weiss man doch, dass man nie ganz fortkommt von diesem irdischen Stern -- es bleibt immer etwas von einem zurück. Ein Körnchen. B
N B
N
5
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2 2–3
B B
Zeiten?N ] Das f Yvonne.N ]
Zeiten [und Pferde?] |?| [Das eine Pferd hiess Rosalinde und das andere Yvonne.] |Das f Yvonne.|
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Fragmentarische Fassung des 6. Bildes
K3/TS12/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍B N Sechstes Bild
IN 221.001/36 – BS 46 g [1], Bl. 2
Im Hippodrom. Rauch, Speer, Karoline und Schürzinger betreten es. Man hört die Musik, die wo immer wieder im Takt abbricht, wenn nämlich einige Runden vorbei sind und man neu bezahlen muss. Jetzt wird ein altes lahmes Pferd mit einem Damensattel durch die Tischreihen in die Manege geführt.
5
10
R AUCH (zu Karoline; deutet auf das Pferd) Na wie wärs mit einem kühnen Ritt? Wir sind doch hier im Hippodrom! K AROLINE Aber nur nicht im Damensattel! S PEER Schneidig! K AROLINE Voriges Oktoberfest da bin ich auch geritten, einmal gleich fünfmal hintereinander -- aber immer nur im Herrensattel von wegen dem festeren Halt. R AUCH Genehmigt! S PEER Ich war ja bei der Kavallerie -- und ich muss schon sagen: das Fräulein denkt kavalleristisch. R AUCH Also darf ich Sie einladen, zu einem Ritt -K AROLINE Wenn ich einmal reit, möcht ich aber gleich zweimal reiten -- einmal ist gleich so schnell rum. R AUCH Auch dreimal! K AROLINE Also zweimal – (ab) S PEER Fröhlichen Ritt! (er nimmt mit Rauch und Schürzinger Platz an 얍 einem kleinen Tischchen auf der Estrade und lässt Flaschenwein auffahren) S CHÜRZINGER (setzt sich nicht bleibt aber drunten stehen und stiert Karoline in einer Tur nach) S PEER (erhebt sich und sieht auf die Manege) B
B
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N B
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N BN
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] wärsN ] BN] BkühnenN ] BAber nurN ] BimN ] BS PEER N ] BSchneidig!N ] BN] BHerrensattelN ] BR AUCH Genehmigt!N ] BN] BzweimalN ] BAuch dreimal!N ] Bzweimal – (ab)N ] BN] Bauffahren)N ] BS CHÜRZINGER N ] Bnicht f nach)N ] BdruntenN ] BN] BS PEER N ] BN B
[R AUCH (zieht] wär[s]|s| [\denn/] \kühnen/ [Aber] [|Nein|] |Aber nur| [in]|im| [dem] [R AUCH ]|S PEER | [Ihr Wunsch sei mir Befehl!] [|Respekt!|] |Schneidig!| [G] Herrensattel[,] \R AUCH Genehmigt!/ [Stimmt] [|Richtig!|] [|Geneh|] [öfters] |zweimal| [So oft Sie wollen!] [|Also zweimal!|] |Auch dreimal!| [dann bin ich halt so frei] |zweimal – (ab)| gestrichen: -- (ab) korrigiert aus: auffahren; [Schürzinger] |S CHÜRZINGER | [etwas abseits)] |nicht f nach)| \drunten/ [{immer}] korrigiert aus: SS PEER
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IN 221.001/36 – BS 46 g [1], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des 6. Bildes
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Lesetext
R AUCH Sitzt sie schon im Sattel, unsere Amazone? S PEER Jetzt besteigt sie es -R AUCH (schnellt empor) Wo? S PEER Dort! (er steigt auf seinen Sessel -- und sie sehen zu) S CHÜRZINGER (etwas finster) R AUCH Wacker! S PEER Ausgezeichnet! Prima Haltung! Ein Talent! R AUCH Eine Amazone . Da wackelt der Balkon! Radfahrende Mädchen erinnern von hinten an schwimmende Enten und reitende Mädchen erinnern an reitende Mädchen! S PEER (steigt vom Stuhl herab) Mensch, wie lange bin ich nichtmehr geritten -R AUCH Tatsächlich? S PEER Ich hab das früher wegen der Verdauung gemacht, ich habe mir zwei Pferde gehalten und einen Diener -- aber jetzt? Ein armer Richter -- Wo sind die Zeiten! Das waren zwei Araber. Stuten. Rosalinde und Yvonne. R AUCH (hat sich nun auch dem Flaschenwein zugewandt) Du hast doch auch spät geheiratet? S PEER Immer noch früh genug. R AUCH Das sowieso! (er erhebt sein Glas) Spezielles! (Stille) R AUCH Ich hab meine Frau nach Arosa und überallhin -- der Junge ist ja kerngesund! Weisst Du, wenn man einen Jungen hat, dann weiss man doch, dass man nie ganz fortkommt von diesem irdischen Stern -- es bleibt immer etwas von einem zurück. Ein Körnchen. B
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K3/TS12/A2 (Korrekturschicht)
N
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K AROLINE ( ist nun dreimal geritten und erscheint wieder und entdeckt Schürzinger , der auf dem Stuhle steht) S CHÜRZINGER (hatte sie kommen sehen, und ist ihr entgegengegangen und spricht nun mit ihr, ohne dass Rauch und Speer ihn sehen kann) K AROLINE Was gibt es denn? S CHÜRZINGER ({tuschelt}) {Hallo} Nur ein Wörtchen, Karoline -- in Deinem Interesse. 얍 K AROLINE Auweh! S CHÜRZINGER Wieso auweh? K AROLINE Weil wenn ein Mann so anfängt und zu einem Weibe sagt: in Deinem Interesse, dann hat er meistens Hintergedanken. S CHÜRZINGER Ich habe keine Hintergedanken. Ich habe nur eine Bitte: bitte trinke nichtmehr soviel. B
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(schnellt empor)N ] Ein Talent!N ] BEine AmazoneN ] BEine Amazone.N ] B(hat f zugewandt)N ] B(er f Glas)N ] BistN ] Bdreimal N ] Bund f steht)N ] BN] B({tuschelt}) {Hallo}N ] Bdann f Hintergedanken.N ] B B
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\(schnellt empor)/ \Ein Talent!/ \Eine Amazone/ korrigiert aus: Eine Amazone \(hat f zugewandt)/ \(er f Glas)/ [ist] |ist| [zweimal] |dreimal| [)]|und | \entdeckt f steht)/ [{ }] \({tuschelt}) {Hallo}/ (1) dann stimmt das meistens nicht. (2) dann f Hintergedanken.
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IN 221.001/36 – BS 46 g [1], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des 6. Bildes
K3/TS12/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
K AROLINE Heut trink ich was ich will. S CHÜRZINGER Ich bin jetzt nämlich wieder etwas nüchterner geworden -- Mach mir doch bitte den Gefallen -- Die zwei Alten da, Du machst Dir ja keinen Begriff, wie die über Dich reden -K AROLINE Was reden sie denn? S CHÜRZINGER Der Kommerzienrat möcht Dich hernach mitnehmen. Zu sich. Er sagt es ganz offen. Vor mir. Als wär ich ein Nichts. (Stille) K AROLINE Mitnehmen möcht er mich. S CHÜRZINGER Sowas ist doch unter Deiner Würde . Aber das ist doch keine Gesellschaft hier für Dich. Komm, wir empfehlen uns jetzt auf französisch -und dann gehen wir zu mir nachaus und trinken Tee und machen es uns gemütlich. K AROLINE Gemütlich? (Stille) K AROLINE Du bist auch nur ein Egoist. Akkurat der Herr Kasimir. S CHÜRZINGER Ich ein Egoist? K AROLINE Jawohl, Herr Kasimir! S CHÜRZINGER Ich heisse Eugen. K AROLINE Und ich Karoline. (Stille) S CHÜRZINGER Wie Du mich da zuvor bei den Abnormitäten geküsst hast, da hab ich mir so verschiedenes ausgemalt für die Zukunft -- ich bin nämlich ein schüchterner Mensch. Und zuvor bei den Abnormitäten, da hab ich über eine gemeinsame Zukunft geträumt. Aber das war nur ein {Spass} und sonst nichts. K AROLINE Jawohl, Herr Eugen. S CHÜRZINGER Oft verschwendet man halt {seine Gefühle} – K AROLINE Ich {wünscht} , ich hätt keine Gefühle mehr. S CHÜRZINGER Ich habe gedacht, dass Du mich magst. K AROLINE Ich glaube, ich werd überhaupt nichtmehr lieben können. BN
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1 7 8 9 9 10 10 10 10 10 12 12 16 18 19–20 24–28 24 28 29 29 30
] wär f Nichts.N ] B(Stille)N ] BN] BMitnehmenN ] BSowasN ] BN] BAberN ] BdasN ] BdochN ] BdannN ] BwirN ] BAkkuratN ] BKasimir!N ] BS CHÜRZINGER f Karoline.N ] BUnd f mehr.N ] BeineN ] B{wünscht}N ] BS CHÜRZINGER N ] Bmagst.N ] BliebenN ] BN B
N
[Ich trinke ja garnicht soviel.] [säss ich gar nicht droben.] |wär f Nichts.| \(Stille)/ [So --] korrigiert aus: mitnehmen [Das]|Sowas| [sowas] \Aber/ korrigiert aus: Das \doch/ \dann/ \wir/ [Wie] |Akkurat| [Schürzinger.] |Kasimir!| \S CHÜRZINGER f Karoline./ \Und f mehr./ [unsere] |eine| [woll] |{wünscht}| eingefügt
[liebst.] |magst.| [lieben] [|mögen|] |lieben|
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N
Fragmentarische Fassung des 6. Bildes
K3/TS12/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
S CHÜRZINGER Das hab ich auch einmal geglaubt. Nach einer grossen Enttäuschung. (Stille) K AROLINE (reicht ihm die Hand) Das war nur ein Kuss und sonst nichts, Herr Eugen. 얍 Ich lasse mich jetzt nichtmehr hemmen -- vom Gefühl -S CHÜRZINGER Oft verschwendet man seine Gefühle -K AROLINE Ja. (sie wendet sich Rauch und Speer zu) B
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IN 221.001/36 – BS 46 g [1], Bl. 5
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R AUCH Ich gratuliere! Ein ausgezeichneter Ritt! S PEER Tadellose Haltung! Vorschriftsmässig! Ich bin ein alter Kavallerieoffizier, Fräuleinchen! Also Fachmann! K AROLINE Ich dachte der Herr wären ein Richter? S PEER Haben Sie schon mal einen Richter gesehen, der kein Offizier war? Ich nicht! R AUCH Es gibt ja leider welche -S PEER Juden! K AROLINE Also nur keine Politik bitte! R AUCH Ein politisch Lied ein garstig Lied – (er prostet mit Karoline) Auf den nächsten Ritt! K AROLINE Ich möcht ja sehr gern noch reiten. Die dreimal waren so schnell rum. R AUCH Also nur los! S PEER Pferde sind doch etwas schöneres wie so Autos! Man hat etwas lebendiges unter sich. K AROLINE Oh ein Auto ist schon auch etwas feudales! R AUCH Also hernach fahren wir mit dem Auto! (Stille) K AROLINE Wohin? \Textverlust\ 얍 R AUCH Nur kein Neid! -- na wir werden mal mit ihm reden. ( er erhebt sich und tritt zu Schürzinger) Herr -S CHÜRZINGER Schürzinger. B
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Das f Eugen.N ]
4 4 4 4 4 10 11 16
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] ] BnichtmehrN ] BvomN ] BGefühlN ] BAlso Fachmann!N ] Bein Richter?N ] B(er f Karoline)N ]
16 17 18 18 25 26 27 27–28 27 28
B
BN
denN ] Ritt!N ] BjaN ] BdreimalN ] B(Stille)N ] BK AROLINE Wohin?N ] BNur f Neid!N ] Ber f zuN ] BN] BN] B
[Das war nur ein Spass – zuvor. Es ist aus,] [|Es ist aus, Herr Eugen|] |Das f Eugen.| [Eugen.] [durch] nicht[s]mehr [durch keinerlei] |vom| Gefühl[e] [Ich kenne das!] |Also Fachmann!| [Landgerichtsdirektor?] |ein Richter?| [Auf Ihr Wohlsein, Fräulein!] |(er [erhebt sein Glas [)] |;| zu Karoline|] |prostet f Karoline)| [Ihren]|den| Ritt\!/ [, Fräulein] \ja/ [zwei]|drei|mal \(Stille)/ [K AROLINE Fein! (ab)] |K AROLINE Wohin?| [Ja, der Bursche scheint kein Feingefühl zu haben] |Nur f Neid!| \er f zu/ [{setz}] gestrichen: zu
200
IN 221.001/36 – BS 46 g [1], Bl. 6
Fragmentarische Fassung des 6. Bildes
K3/TS12/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
R AUCH Richtig! Hier haben Sie eine Zigarre, Herr Schürzinger! -- Ein gelungener abend! S CHÜRZINGER Sehr gelungen, Herr Kommerzienrat! R AUCH Apropos gelungen: -- kennen Sie die historische Anekdote, wie der Ludwig der Fünfzehnte, das ist der mit der Pompadour von Frankreich, mal in ein Mädchen {Leutnants} verliebt war? S CHÜRZINGER Leider nein, Herr Kommerzienrat. R AUCH Also wie gesagt, das war noch vor der franz. Revolution. Da ist jetzt Ludwig der {fünfzehnte} eines abends mit dem Leutnant und dem seiner Braut in das Hippodrom gegangen -- und da hat sich der Oberleutnant sofort verabschiedet, weil er was störend gewirkt hat und weil sich geehrt gefühlt hat, dass sein König sich für seine Braut interessiert. Geehrt! BN B
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(Stille) S CHÜRZINGER Darf ich mich empfehlen, Herr Kommerzienrat -R AUCH Auf Wiedersehen! S CHÜRZINGER Aber Ludwig XV. würdigte auch das Verhalten des Oberleutnants. Der wurde dann Hauptmann, soviel ich weiss. R AUCH Nicht gleich. Erst mit dem nächsten Schub. Und melden Sie sich nächsten Frytag im Büro. Sind Sie eigentlich in unserer Sportabteilung? S CHÜRZINGER Ja, Herr Kommerzienrat. R AUCH Sowas gehört in die erste Mannschaft! S CHÜRZINGER (grüsst nochmals und ab) BN
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1 1 1–2 3 3 3 4 4 5 5 5 6 8
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BN
]
HierN ] Zigarre, f Schürzinger!N ] BEin f abend!N ] BN] BSehrN ] Bgelungen, f Kommerzienrat!N ] BApropos gelungen:N ] BSie dieN ] BFünfzehnte, f PompadourN ] BFünfzehnte,N ] BFrankreich,N ] B{Leutnants}N ] BAlso f jetztN ] B
der f abendsN ] LeutnantN ] BBrautN ] BsichN ] Bsofort f erN ] BwasN ] BhatN ] BundN ] BseinN ] BN] BN] B
B
] S CHÜRZINGER f Schub.N ]
[Schürzinger! Ich hab so ein schwaches Namengedächtnis\,/ -- sagen Sie mal,] [h]|H|ier Zigarre\, Herr Schürzinger!/ [ein schöner abend das.] |Ein f abend!| [Gelungen, Herr Kommerzienrat,] [s]|S|ehr gelungen[!]|,| \Herr Kommerzienrat!/ [Sagen Sie] |Apropos gelungen:| [d]|S|ie [S]|d|ie [Vierzehnte] |Fünfzehnte, f Pompadour| korrigiert aus: Fünfz hnte, korrigiert aus: Frankreich \{Leutnants}/ (1) Ja, das war so eine Sache. Dieses Mädchen war die Frau eines seiner Oberleutnante. Und da ist eines abends der (2) Also f jetzt \der f abends/ korrigiert aus: [Ober]leutnant [Frau]|Braut| [halt] |sich| \sofort f er/ [et]was \hat/ [und hat das selbst gespannt und hat Konsequenzen gezogen,] |und| [der] |sein| [Das waren aber noch andere Zeiten!] [|Kennen Sie diese Anekdote?|] [S CHÜRZINGER Heut sinds dieselben, Herr Kommerzienrat. R AUCH Na wie man das nimmt!] [\Jawohl, Herr K/] \S CHÜRZINGER f Schub./
201
Fragmentarische Fassung des 6. Bildes
K3/TS12/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
R AUCH (zu Speer) Erledigt! Ein intelligenter Bursche! Sowas gehört auf der Stelle entlassen. S PEER Er macht einen sehr vorteilhaften Eindruck. Also Du fahrst jetzt mit dem Auto? Und ich? Was soll ich jetzt machen? R AUCH (betrachtet einen Mitesser im Gesicht in einem kleinen Taschenspiegel) Gibts denn in Erfurt keine Mädchen? S PEER Kaum. R AUCH Ja was machen denn dann die Erfurter? S PEER Du kannst leicht lachen. 얍 R AUCH Ich will Dir mal was sagen: wer sich im Leben nicht rührt, der geht auch an den Früchten des Lebens vorbei -- Wenn Du da so herumsitzt, wird Dir kein Falter zufliegen! Du musst etwas aktiver werden! Bist doch ein Richter! Denk Du hast einen Angeklagten vor Dir und sprich das Mädel an! S PEER Du hast ja immer schon Glück bei den Weibern gehabt -R AUCH Mische Dich unter das Volk! Lächerlich, dass Du keine kriegen sollst -- -Fahr halt dann in irgendein Hotel -- -S PEER Ich kenn hier keine Adressen -R AUCH Da. Ich schreib Dir eins auf, eine Adresse -- Berufe Dich nur auf mich. So sei doch nicht so umständlich! S PEER Gut! Ich werd jetzt da mal herumgehen, vielleicht find ich was -- (ab) BN
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R AUCH (sieht ihm nach) Alter Scheissdreck syphilitischer, Schneebrunzer! (er sitzt am Tisch und dirigiert und salutiert vor sich hin) 25
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K AROLINE Hach jetzt bin aber müd -- (setzt sich) R AUCH Ausgeritten -K AROLINE Jetzt kann ich nichtmehr -R AUCH Wars angenehm? K AROLINE Geh gebens mir einen Wein bitte. R AUCH (gibt ihn ihr) K AROLINE Wo ist denn der Schürzinger? R AUCH Ach der ist fort. Er lässt sich bestens empfehlen. K AROLINE Na er hätt mir aber doch noch Adieu sagen können. R AUCH Nein. Den ich hab fortgebracht. K AROLINE Sie? R AUCH Ich war so frei. Damit wir allein sein können. K AROLINE Und dann ist er gleich gegangen? R AUCH Natürlich. Sie wissen anscheinend nicht, wer ich bin? K AROLINE Doch. Das weiss ich. Sie sind der Chef. B
1 1 1–2 5 5 6 11 15 18 36
] EinN ] BSowas f entlassen.N ] B(betrachtet f Taschenspiegel)N ] BMitesser imN ] BGibtsN ] Bkein FalterN ] BN] BmichN ] BseinN ] BN B
N
[Das ist] [e]|E|in \Sowas f entlassen./ \(betrachtet f Taschenspiegel)/ [Pickel im] |Mitesser im| G[e]ibts kein[e] \Falter/ [Auto hast ja auch] korrigiert aus: mic korrigiert aus: s ein
202
IN 221.001/36 – BS 46 g [1], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des 6. Bildes
K3/TS12/A2 (Korrekturschicht)
(Stille) K AROLINE Und der Herr Richter ist auch gegangen.
203
Lesetext
Fragmentarische Fassung des 6. Bildes
K3/TS12/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Sechstes Bild
IN 221.001/38 – BS 46 g [3], Bl. 8
Im Hippodrom. Rauch, Speer, Karoline und Schürzinger betreten es. Man hört die Musik, die wo immer wieder mitten im Takt abbricht, wenn nämlich einige Runden vorbei sind und man neu bezahlen muss. Jetzt wird ein altes lahmes Pferd mit einem Damensattel durch die Tischreihen in die Manege geführt.
5
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BB
R AUCH (deutet auf das Pferd; zu Karoline) Na wie wärs mit einem kühnen Ritt? Wir sind doch hier im Hippodrom! K AROLINE Fein! S PEER Damensattel? Herrensattel? K AROLINE Nur keinen Damensattel – von wegen dem festeren Halt . N
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B B
S PEER Schneidig! Das Fräulein denkt kavalleristisch! K AROLINE Wenn ich einmal reit, möcht ich aber gleich zweimal reiten -R AUCH Auch dreimal! K AROLINE Fein! (rasch ab in die Manege) S PEER (ruft ihr nach) Fröhlichen Ritt! Auch viermal! R AUCH Fröhlichen Ritt! (er nimmt N
N
B N
\Abbruch der Bearbeitung\
13
B
13 14 15 20 21 22
B
S PEER f HaltN ]
S PEER N ] Halt.N ] BN] BS PEER N ] BR AUCH N ] BN] B
[[Nein] |Aber| nur [nicht im] [|in einem|] |keinen| Damensattel[!]|bitte!|] |S PEER f Halt| [R AU ]|S PEER | korrigiert aus: Halt [\DER P FERDEWÄRTER Wollen wir gleich aufsitzen./] [R AUCH ]|S PEER | [S PEER ]|R AUCH | [K AROLINE ]
204
Fragmentarische Fassung des 6. Bildes
K3/TS12/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Sechstes Bild
IN 221.001/38 – BS 46 g [3], Bl. 11
Im Hippodrom. Rauch, Speer, Karoline und Schürzinger betreten es. Man hört die Musik, die wo immer wieder mitten im Takt abbricht, wenn nämlich einige Runden vorbei sind und man neu bezahlen muss. B
5
N
B N
R AUCH ( zu Karoline) Na wie wärs mit einem kühnen Ritt? Wir sind doch hier im Hippodrom! K AROLINE Fein! R AUCH Damensattel? Herrensattel? K AROLINE Nur keinen Damensattel -- von wegen dem festeren Halt. R AUCH Schneidig! Speer Das Fräulein denkt kavalleristisch. K AROLINE Wenn ich einmal reit, möcht ich aber gleich zweimal reiten -R AUCH Auch dreimal! K AROLINE Fein! (ab in die Manege) B N
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N
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B
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S PEER (ruft ihr nach) Auch viermal! R AUCH Fröhlichen Ritt! (er setzt sich mit Speer an ein Tischchen auf der Estrade und lässt Flaschenwein auffahren) S CHÜRZINGER (bleibt aber drunten stehen und stiert Karoline ständig nach – Jetzt wird ein altes lahmes Pferd mit einem Damensattel durch die Tischreihen in die Manege geführt, gleich darauf ertönt Musik, die wo dann wieder mitten im Takt abbricht, wenn nämlich einige Runden vorbei sind und man neu bezahlen muss. 얍 S PEER Ich bin früher regelmäßig, schon wegen meiner Verdauung und noch früher trug ich des Kaisers Rock -- zwei Pferde hab ich mir halten können -- aber jetzt? Ein armer Richter. Wo sind die Zeiten! Das waren zwei Araber. Stuten. Rosalinde und Yvonne. R AUCH (hat sich nun wieder dem Falschenwein zugewandt) Du hast doch auch spät geheiratet? B
25
N B
N
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N
B
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30
B
4–6 7
9 14 15 15 23 23 28 28 29 30 30
B
immer f muss.N ]
BN
( ] R AUCH Schneidig!N ] BN] Bkavalleristisch.N ] B–N ] BJetzt f muss.N BbinN ] Bregelmäßig,N ] BzweiN ] BRichter.N ] BWoN ] B N B
N B
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immer f muss.f x (1) Jetzt wird ein altes lahmes Pferd mit einem Damensattel durch die Tischreihen in die Manege geführt. (2) [Jetzt wird ein altes lahmes Pferd mit einem Damensattel durch die Tischreihen in die Manege geführt. [.]|;| \gleich darauf ertönt Musik, die wo dann/ ximmer wieder im Takt abbricht, wenn nämlich einige Runden vorbei sind und man neu bezahlen muss.]f x [deutet auf das Pferd;] |(| \R AUCH Schneidig!/ [Schneidig!] kavalleristisch[!] |.| [)] |–| xJetzt f muss. [habe das] |bin| regelmäßig\,/ [betrieben,] [Z]|z|wei Richter\./ [--] [Wo]|Wo|
205
IN 221.001/38 – BS 46 g [3], Bl. 9
Fragmentarische Fassung des 6. Bildes
K3/TS12/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
S PEER Immer noch früh genug. R AUCH Das sowieso. (er erhebt sein Glas) Spezielles! (Stille) R AUCH Ich hab meine Frau nach Arosa und überallhin -- der Junge ist ja kerngesund! BN
5
S PEER Wann macht er denn seinen Doktor? R AUCH Nächstes Semester. Wir werden alt. (Stille) B
B
N
N
BN BN
10
R AUCH Na! S PEER Wenn man so einen Jungen hat, dann weiss man doch wenigstens, dass man nie ganz fortkommt von B
N
\Abbruch der Bearbeitung\
5 7 8 9 9 11
] Wir f alt.N ] B(Stille)N ] BN] BN] BN B
B
Wenn f wenigstens,N ]
[Weisst Du, wenn man einen Jungen] \Wir f alt./ \(Stille)/ gestrichen: S PEER [Ich habe kein Kind.] [|Wir werden alt. Es muss|] [|Ich hab kei|] [Es muss doch schön sein wenn man so ein Kind hat[,]|.| dann weiss man] (1) [Ich meine, dann] [|Man|] weiss [man doch] |doch dann wenigstens| (2) Wenn f wenigstens,
206
Fassung des 6. Bildes
K3/TS12/A10 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Sechstes Bild
IN 221.001/37 – BS 46 g [2], Bl. 13
Im Hippodrom. Rauch, Speer, Karoline und Schürzinger betreten es. 5
R AUCH (zu Karoline) Na wie wärs mit einem kühnen Ritt? Wir sind doch hier im Hippodrom! K AROLINE Fein! Aber nur keinen Damensattel -- von wegen dem festeren Halt. R AUCH Schneidig! S PEER Das Fräulein denkt kavalleristisch. K AROLINE Wenn ich einmal reit, möcht ich aber gleich zweimal reiten -R AUCH Auch dreimal! K AROLINE Fein! (ab in die Manege) B
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N B
N
S PEER (ruft ihr nach) Auch viermal! R AUCH Fröhlichen Ritt! (er setzt sich mit Speer an ein Tischchen auf der Estrade und lässt Flaschenwein auffahren) S CHÜRZINGER (bleibt aber drunten stehen und stiert Karoline ständig nach; jetzt wird ein altes lahmes Pferd mit einem Damensattel an der Estrade vorbei in die Manege geführt -- gleich darauf ertönt Musik, die wo dann immer wie-얍der mitten im Takt abbricht, wenn nämlich einige Runden vorbei sind und man neu bezahlen muss; Schürzinger stellt sich nun auf einen Stuhl, um besser zusehen zu können; auch Rauch und Speer sehen natürlich zu) R AUCH Wacker! Prima! S PEER Eine Amazone! R AUCH Ein Talent! Da wackelt der Balkon! Radfahrende Mädchen erinnern von hinten an schwimmende Enten. S PEER (wendet sich wieder dem Flaschenwein zu) Mensch Rauch! Wie lange bin ich nichtmehr geritten -R AUCH (grinst) Tatsächlich? S PEER Ich habe das früher wegen der Verdauung gemacht und noch früher trug ich des Kaisers Rock -- Zwei Pferde hab ich mir gehalten und auch einen Diener -aber jetzt? Ein armer Richter -- Wo sind die Zeiten? Das waren zwei Araber. Stuten. Rosalinde und Yvonne. R AUCH (hat sich nun auch wieder dem Flaschenwein zugewandt) Du hast doch auch spät geheiratet? S PEER Immer noch früh genug. R AUCH Das sowieso . (er erhebt sein Glas) Spezielles! (Stille) B
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8
B
8 19 28 28 31 31 34 38
B
AberN ]
nurN ] an f vorbeiN ] BRauch!N ] BWieN ] BhabeN ] BN] BRosalindeN ] BsowiesoN ] B
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B
N B
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[R AUCH Damensattel? Herrensattel? K AROLINE ] |Aber| korrigiert aus: Nur \an f vorbei/ Rauch[,]|!| [w]|W|ie hab\e/ [, da] korrigiert aus: Rosaline korrigiert aus: sovwieso
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IN 221.001/37 – BS 46 g [2], Bl. 14
Fassung des 6. Bildes
K3/TS12/A10 (Korrekturschicht)
R AUCH Ich hab meine Frau B
nach Arosa – – – –
N
K AROLINE (erscheint nun wieder und will an Schürzinger vorbei, der noch immer auf dem Stuhle steht) S CHÜRZINGER ( gedämpft ) Halt! Nur ein Wörtchen -- in Deinem Interesse. K AROLINE Auweh. S CHÜRZINGER Wieso auweh? K AROLINE Weil wenn ein Mann so anfängt, dann hat er Hintergedanken. (Stille) B
5
BN
B
N
N
B
B
Lesetext
N
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얍 BN B S CHÜRZINGER (steigt BlangsamN vom Stuhl herab Bund tritt dicht an sie heranN) Ich habe keine Hintergedanken. Ich bin jetzt nämlich wieder etwas nüchterner geworden. Bitte trinke keinen Tropfen mehr. K AROLINE Nein. Heut trink ich was ich will. 15 S CHÜRZINGER Du kannst es Dir nicht ausmalen Bin Deiner PhantasieN, was die beiden Herrschaften dort über Dich reden. K AROLINE Was reden sie denn über mich? S CHÜRZINGER Sie möchten Dich betrunken machen. K AROLINE O ich vertrag viel. 20 (Stille) S CHÜRZINGER Und dann Bsagt er es ganz offen heraus. K AR Was? S CHÜRZ Dass er Dich haben möchte. BErotisch.N Heute Nacht.N 10
IN 221.001/37 – BS 46 g [2], Bl. 15
BN
25
BN
Ich f Arosa – – – –N ] ] BgedämpftN ] BAuweh.N ] BHintergedanken.N ] B(Stille)N ] BN] BS CHÜRZINGER f Nichts.N ]
1 1 5 6 8 9 10 11–209,3
B
11 11 15 21–23
B
23 24 25
B
BN
langsamN ] Bund f heranN ] Bin f PhantasieN ] Bsagt f Nacht.N ]
Erotisch.N ] ] BN] BN
\Ich f Arosa – – – –/ [{ge}] [unterdrückt] |gedämpft| Auweh[!] |.| korrigiert aus: Hintergedanken \(Stille)/ [(Stille)] (1) || S CHÜRZINGER ([steigt] [|verlässt|] [vom] [|den|] Stuhl\)/ [herab]) Ich habe keine Hintergedanken. Ich bin jetzt nämlich wieder etwas nüchterner geworden. Bitte trinke keinen Tropfen mehr. K AROLINE Heut trink ich was ich will. S CHÜRZ [Aber] \Du weisst nicht, was die beiden Alten dort über Dich reden. K AROLINE Was reden Sie denn? S CHÜRZ Sie möchten Dich betrunken machen. K AROLIN O ich vertrag viel \(Stille)/ S CHÜRZ Und dann möchte er Dich mitnehmen \{ }/ zu sich, der Herr Kommerzienrat. Er sagt es ganz offen heraus. Vor mir. Als wär ich ein Nichts./ (2) || S CHÜRZINGER f Nichts. \langsam/ \und f heran/ \in Deiner [kühnsten] Phantasie/ (1) möchte er Dich [mitnehmen zu sich,] |haben,| der Herr Kommerzienrat. Er sagt es ganz offen heraus. Vor mir. Als wäre ich ein Nichts. (2) \sagt f Nacht./ \Erotisch./ [\K AR /] gestrichen: \(Stille/
208
IN 221.001/37 – BS 46 g [2], Bl. 14
IN 221.001/37 – BS 46 g [2], Bl. 15
Fassung des 6. Bildes
B
K3/TS12/A10 (Korrekturschicht)
(Stille) K AROLINE So. Also haben möchte er mich -S CHÜRZINGER Er sagt es vor mir. Als wär ich ein Nichts. So etwas ist doch keine Gesellschaft für Dich. Das ist doch unter Deiner Würde. Komm, empfehlen wir uns jetzt auf französisch -K AROLINE Und wohin? (Stille) S CHÜRZINGER Wir können auch noch einen Tee trinken. Vielleicht bei mir. N
B
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5
Lesetext
NN
B
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BN
B N
(Stille) K AROLINE Du bist auch nur ein Egoist. Akkurat der Herr Kasimir. S CHÜRZINGER Jetzt sprichst Du spanisch. K AROLINE Jawohl, Herr Kasimir! S CHÜRZINGER Ich heisse Eugen. K AROLINE Und ich heisse Karoline. (Stille) S CHÜRZINGER Ich bin nämlich ein schüchterner Mensch. Und zuvor bei den Abnormitäten, da habe ich über eine gemeinsame Zukunft geträumt. Aber das war 얍 eben nur eine momentane Laune von einem gewissen Fräulein Karoline. K AROLINE Jawohl, Herr Eugen. S CHÜRZINGER Oft verschwendet man seine Gefühle -K AROLINE Menschen ohne Gefühl haben es viel leichter im Leben. (sie lässt ihn stehen und wendet sich der Estrade zu; Schürzinger setzt sich nun auf den Stuhl)
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BN
B
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B
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IV. R AUCH Ich gratuliere! S PEER Sie sind talentiert. Das sage ich Ihnen als alter Ulan. K AROLINE Ich dachte, der Herr wär ein Richter. S PEER Haben Sie schon mal einen Richter gesehen, der kein Offizier war? Ich nicht! R AUCH Es gibt schon einige -S PEER Juden! K AROLINE Also nur keine Politik bitte! S PEER Das ist doch keine Politik! R AUCH Ein politisch Lied ein garstig Lied -- (er prostet mit Karoline) Auf unseren nächsten Ritt! K AROLINE Ich möchte ja sehr gerne noch reiten. Die dreimal waren so schnell herum. R AUCH Also noch einmal dreimal! B
25
N
BN B
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B
1 2 3 8 8 9 21 23 25 33 33 33 37
(Stille)N ] habenN ] BEr f Nichts.N ] BVielleicht bei N ] BN] BN] BN] Bder EstradeN ] BIV.N ] BS PEER f Politik!N ] BN] BDasN ] Bnoch f dreimal!N ] B B
N
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[\(Stille)/] |(Stille)| [mitnehmen] |haben| \Er f Nichts./ \Vielleicht/ [Be]|be|i [Und dann machen wir es uns gemütlich.] [K AROLINE Gemütlich?] [halt] [Rauch und Speer] |der Estrade| \IV./ \S PEER f Politik!/ [Aber] [d]|D|as [nur los!] |noch f dreimal!|
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IN 221.001/37 – BS 46 g [2], Bl. 16
Fassung des 6. Bildes
K3/TS12/A10 (Korrekturschicht)
S PEER Rosalinde und Yvonne! Ich grüss Euch im Geiste! Was ist ein MercedesBenz neben einem Araber! K AROLINE (unterbricht ihn) O ein Auto ist schon auch etwas feudales! S PEER (wehmütig) Aber man hat doch nichts organisches unter sich – R AUCH (zieht Karoline zu sich heran; leise) Darf ich Ihnen eröffnen, dass ich einen Kompressor besitze. Ich hoffe, Sie fahren hernach mit. (Stille) K AROLINE Wohin? R AUCH (grinst) Nach Altötting. K AROLINE Nach Altötting ja -- (ab wieder in die Manege -- an dem Schürzinger vorbei, der nun einen seiner Mitesser in seinem Taschenspiegel auf-얍merksam betrachtet) B
B
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B
B
NN
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B
5
N B
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V. R AUCH (ist nun bereits ziemlich betrunken – er dirigiert selig vor sich hin als wär er der Kapellmeister der Hippodrommusik: die spielt nun einen Walzer) Jetzt fahr ich nach Altötting, nach Altötting, nach Altötting -- und Du bleibst da, und Du bleibst da, und Du bleibst da -S PEER (ist noch mehr betrunken) Altötting. Wo liegt Altötting? R AUCH (singt nach dem Walzer) In meinem Kämmerlein – Eins zwei drei – in meinem Bettelein – eins zwei drei. S PEER Und Dein Herr Angestellter dort? R AUCH (brüllt ihn plötzlich an) Nur kein Neid! (er erhebt sich und torkelt bereits ziemlich wankend zu dem Schürzinger) Herr -S CHÜRZINGER (ist aufgestanden) Schürzinger. R AUCH Stimmt. Hier haben Sie eine Zigarre -- ein gelungener abend. S CHÜRZINGER Sehr gelungen, Herr Kommerzienrat. B
N
B
NBN B
B
15
B B
Lesetext
NN B
B
N B
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N
N
N
N
N
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B
N B
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25
1–2
B
Rosalinde f Araber!N ]
(1) [Pferd] und Auto kann man gar nicht vergleichen! \(/Bei dem einem hat
man doch etwas [lebendiges] organisches unter sich --\)/ (2) \Rosalinde f Araber!/
1 2 4 5 5–6
Mercedes-BenzN ] Araber!N ] BS PEER f sich –N ] B(zieht f leise)N ] BDarf f mit.N ] B B
6 9 13 14
B
hernachN ] (grinst)N ] BV.N ] B(ist f hinN ]
14 14 15 15 18 18 18 19–20 19 21
BN
22 22 22–23
B
B
] als f Hippodrommusik:N ] BHippodrommusik:N ] Bdie f Walzer)N ] BS PEER f Altötting?N ] B(ist f betrunken)N ] BAltötting.N ] BR AUCH f drei.N ] B(singt f Walzer)N ] BS PEER f DeinN ] B
(brüllt f an)N ] torkeltN ] Bbereits f wankendN ] B
[Automobil] [|Auto|] [|Rolls Royce|] |Mercedes Benz| [Gaul!] |Araber!| \S PEER f sich –/ [\(zu Karoline)/] |(zieht f leise)| [Und dann fahren wir mit dem Auto.] [|Wir fahren dann schon mit dem Auto. Wir zwei beide – [was]?|] |Darf f mit.| [hernach] |hernach| \(grinst)/ \V./ (1) (dirigiert vor sich hin und singt im Takt der Musik) (2) \(ist f hin/ gestrichen: ) \[nach den Klängen] |als wäre er der Kappellmeister | der Hippodrommusik:/ Hippodrommusik[)]|:| \die f Walzer)/ \S PEER f Altötting?/ \(ist f betrunken)/ \Altötting./ \R AUCH f drei./ \(singt f Walzer)/ (1) \S PEER f Dein/ (2) S PEER f Dein \(brüllt f an)/ [tritt] |torkelt| \bereits f wankend/
210
IN 221.001/37 – BS 46 g [2], Bl. 17
Fassung des 6. Bildes
K3/TS12/A10 (Korrekturschicht)
Lesetext
R AUCH Apropos gelungen: kennen Sie die historische Anekdote von Ludwig dem Fünfzehnten, König von Frankreich -- Hören Sie her: Ludwig der Fünfzehnte ging eines abends mit seinem Leutnant und dessen Braut in das Hippodrom. Und da hat sich jener Leutnant sehr bald verabschiedet, weil er sich überaus geehrt gefühlt hat, dass sein Monarch sich für seine Braut so irgendwie interessiert. Geehrt! (Stille) S CHÜRZINGER Ja diese Anekdote ist mir nicht unbekannt. Jener Leutnant wurde dann bald Oberleutnant -R AUCH So? Das ist mir neu. (Stille) S CHÜRZINGER Darf ich mich empfehlen, Herr Kommerzienrat -- (ab)
5
10
VI. R AUCH (sieht ihm nach) Ein Reptil. B
N
15
VII. S PEER (nähert sich Rauch; er ist nun total betrunken) Herr Kommerzienrat. Sie sind wohl wahnsinnig geworden, dass Sie mich so anbrüllen – Sie wissen wohl nicht, wen Sie vor sich haben. Mein Name ist Speer. Landgerichtsdirektor. R AUCH Freut mich! S PEER Sie mich auch! (Stille) B
N
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N B
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BN
B N
R AUCH Lieber Werner, mir scheint, Du bist besoffen. 25 S PEER Ist das Dein Ernst? R AUCH Absolut. (Stille) S PEER Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück. Das Gericht erklärt sich für nicht befangen. Keine Bewährungsfrist. Versagung mildernder Umstände. Keine Be30 währungsfrist! R AUCH (boshaft) Gibts denn in Erfurt keine Mädchen? S PEER Kaum. R AUCH Ja was machen denn dann die Erfurter? 얍 (Stille) N
B
13 16 17 17 17–30
B
VI.N ] VII.N ] BRauch;N ] Ber f betrunkenN ] BHerr f Bewährungsfrist!N ]
19 19 21 23 34–212,3
B
B
wenN ] SieN ] BN] BN] B(Stille) f zurück!N ] B
\VI./ \VII./ Rauch[)]|;| [Erledigt?] |er f betrunken| [R AUCH Natürlich. S PEER (bösartig) Na und ich?] |Herr f Bewährungsfrist!| [auf] |wen| [wen Sie] |Sie| [{Mich au}] [er versetzt ihm einen Stoss] (1) || \(Stille) S PEER (weinerlich) Konrad. Ich bin doch Dein Besuch. Und Du lässt mich allein zurück und fährst mit ihr \nach Verona, Bologna, Firenze, Napoli – Taormina!/ – – allein [,]|!| \(er versetzt ihm einen Stoss)/ [ohne irgendeine, wo ich doch elf Stunden gefahren bin! Und] In Halle [{bin}] umgestiegen, {}! In Halle!/ (2) || (Stille) f zurück!
211
IN 221.001/38 – BS 46 g [3], Bl. 12
IN 221.001/37 – BS 46 g [2], Bl. 17
IN 221.001/38 – BS 46 g [3], Bl. 12
Fassung des 6. Bildes
K3/TS12/A10 (Korrekturschicht)
Lesetext
S PEER Konrad. Ich bin doch Dein Besuch. Ich bin doch elf Stunden gefahren und in Halle bin ich umgestiegen, mitten in der kalten Nacht . Und Du lässt mich allein zurück! -- Das find ich aber eigenartig. R AUCH Eigenartig? S PEER Um nicht zu sagen ungastlich. R AUCH Ungastlich? S PEER (brüllt ihn plötzlich an) Rücksichtslos! (Stille) S PEER Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück. R AUCH Lieber Werner, mir scheint, Du bist besoffen -S PEER Ist das Dein Ernst? R AUCH Absolut! Berufung zurückgewiesen. An die erste Instanz. Das Gericht erklärt sich für nicht befangen. Keine Bewährungsfrist. Versagung mildernder Umstände. (Stille) R AUCH Soll eine vierzigjährige Freundschaft so zerbrechen? S PEER (hebt die Hand zum Schwur) Bei dem Augenlichte meiner Enkelkinder schwör ich es Dir, jetzt sind wir zwei getrennt -- von Tisch und Bett! Im Namen des Königs! Im Namen des Volkes – (Stille) S PEER (er torkelt ab) BB
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N B
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BN
VIII. R AUCH (sieht ihm nach) Traurig, aber wahr -- auch ein Reptil. Ein eifersüchtiges Reptil. Aber der Konrad Rauch, der stammt aus einem alten markigen Bauerngeschlecht -- und trotz seiner zweiundsechzig Jahr! Au -- (er windet sich plötzlich und setzt sich auf Schürzingers Stuhl) Was war denn jetzt das? -- -- Hoffentlich werd ich heut Nacht nicht wieder schwindlig -- -- der Joseph hat ja einen Blutsturz gehabt -- Achtung achtung, Konrad Rauch! Achtung! B
25
N
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IX. K AROLINE (erscheint und sieht sich um) (Stille) K AROLINE Wo ist denn der Herr Schürzinger? R AUCH Er lässt sich bestens empfehlen. B
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N
BN
1–2 1 2 2 9 12–14 13–14 16–18 18–19 21 23 29 31 36
Ich f NachtN ] Ich f gefahrenN ] BkaltenN ] BNacht.N ] BS PEER f zurück.N ] BBerufung f Umstände.N ] BKeine f Umstände.N ] BRauch f Bett!N ] BIm f Volkes –N ] BN] BVIII.N ] BAchtungN ] BIX.N ] BN] B B
\Ich f Nacht/ [\Die Nacht über bin ich gefahren/] |Ich f gefahren] \kalten/ korrigiert aus: Nacht \S PEER f zurück./ \[Kei] |Berufung f Umstände.|/ \Keine f Umstände./ !S PEER f Bett!"!R AUCH f zerbrechen?" \Im f Volkes –/ [Egal! Egal!] \VIII./ Achtung[,] \IX./ gestrichen: (Stille)
212
Fassung des 6. Bildes
5
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K3/TS12/A10 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 (Stille) K AROLINE Und der Herr Ulanenoffizier ist auch fort? R AUCH Wir sind allein. (Stille) K AROLINE Fahren wir wirklich nach Altötting? R AUCH Jetzt. B N (er versucht aufzustehen, muss sich aber gleich wieder setzen, und zwar mit Schmerzen) B N B N Was verdienen Sie monatlich? (Stille) K AROLINE Fünfundfünfzig Mark. R AUCH Schön. K AROLINE Ich bin auch froh, dass ich das habe. R AUCH In der heutigen Zeit. K AROLINE Nur hat man so garkeinen Zukunftsblick. Höchstens, dass ich mich verdreifache. Aber dann bin ich schon grau. B N
R AUCH Zukunft ist eine Beziehungsfrage – (jetzt erhebt er sich) – und Kommerzienrat Konrad Rauch ist eine Beziehung. Auf nach Altötting! (Musiktusch) B
B
N
B
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XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
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BN
]
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BN
]
7 15 16 16 18
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] ] BBeziehungsfrage –N ] B– undN ] B(Musiktusch)N ] BN
[K AROLINE Was ist denn das für ein Wagen? R AUCH Ein Buick.] [K AROLINE Mein ehemaliger Bräutigam hat auch einen [Buick] |Austro-Daimler| gefahren. Er war nämlich ein Chauffeur. Ein komischer Mensch. Zum Beispiel vor drei Monaten da wollten wir zwei eine Spritztur machen hinaus in das Grüne -- und da hat er einen Riesenkrach mit einem Kutscher bekommen, weil der seinen Gaul geprügelt hat. Denkens, wegen einem Gaul! Und dabei ist er selbst doch ein Chauffeur. Man muss das schon zu würdigen wissen.] gestrichen: R AUCH [(Stille)] Beziehungsfrage[.] |–| [\–/Und] |– und| \(Musiktusch)/
213
IN 221.001/38 – BS 46 g [3], Bl. 22
Konfigurationsplan zum 7. Bild
IN 221.001/28 – BS 46 f [5], Bl. 1
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Konfigurationsplan zum 7. Bild
K3/E3
215
Lesetext
Konfigurationsplan zum 7. Bild
IN 221.001/28 – BS 46 f [5], Bl. 2
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Konfigurationsplan zum 7. Bild
K3/E3
217
Lesetext
Notizen zum 7. Bild
IN 221.001/28 – BS 46 f [5], Bl. 3
218
Notizen zum 7. Bild
K3/E4
219
Lesetext
Fassung des 7. Bildes
K3/TS13/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Siebentes Bild
IN 221.001/30 – BS 46 f [7], Bl. 4
Parkplatz. Hinter der Oktoberfestwiese. Im Vordergrunde eine Bank.
5
B N
Der Merkl Franz taucht auf mit seiner Erna und dem Kasimir. BN B
N
M ERKL F RANZ Also da hätten wir es. Das ist der bewusste Parkplatz . Es treibt sich hier nämlich nur ein Wächter herum – und der steht meistens dort drüben, weil man von dort eine schöne Aussicht auf die Festwiese hat -- der war früher bei der Reichswehr. (Stille) DER M ERKL F RANZ Erna! Jetzt lache doch mal wieder. E RNA Nein. Ich bin noch nass von dem Bier. M ERKL Das war doch nicht so tragisch gemeint. E RNA Dass Du jetzt so sanft bist – (Stille) M ERKL Das ist meine wahre Natur. Also passts nur scharf auf, Du und der Kasimir – und gebts mir ein Zeichen, heut stehen ein paar hochkapitalistische Limusinen da . Mir scheint, heut ist der ganze Reichsverband der deutschen Industrie aufgefahren – (ab) E RNA Ich seh heut so schlecht. Ich bin geblendet durch das Licht. K ASIMIR Ich nicht. Ich hab nämlich geübte Augen, noch von meinem Beruf her. DER
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I.
B
N B
B
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N BB
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N B
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N B
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N
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N
BN
B
N B
] ] BI.N ] BM ERKL F RANZ N ] BAlsoN ] Bda f ParkplatzN ] BdaN ] Btreibt sichN ] BnämlichN ] BeinN ] BWächterN ] Bherum –N ] BD ER M ERKL F RANZ N ] BErna! f (ab)N ]
N
6 8 9 10 10 10 10 11 11 11 11 11 15 15–23
BN
[Von der Wiese her tönt die Musik der Wiese.]
BN
gestrichen: eine Zeile frei.
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B
21–22 24 25 25 25
B
B
JetztN ] Das f Natur.N ]
hochkapitalistische f daN ] E RNA f Licht.N ] BN] Bnicht.N ] BIch f her.N ] B
\I./ korrigiert aus: M ERKL F RANZ
[Also] |Also| [das ist hier der Parkplatz] [|Das ist der bewusste Parkplatz.|] |da f Parkplatz| [D]|d|a [gibt] |treibt sich| \nämlich/ ein[en] W[ärter]|ächter| \herum –/ eingefügt
[DER M ERKL F RANZ Heut stehen da ein paar ganz schöne Wagerl -- also pasts nur auf. Ihr geht jetzt da auf und ab, das ist das Beste und wenn wer kommt, dann gebts mir ein Zeichen. E RNA Das ist doch klar. DER M ERKL F RANZ Ich werde doch nicht wegen Dir so ausfäll ausführlich, sondern wegen ihm -- Man muss ihm doch das erklären, er ist doch gewissermassen Schulbub.] |Erna! f (ab)| [Gibts] |Jetzt| (1) (So bin ich immer. Das andere ist ja nur Theater) (2) Das f Natur. [schöne Wagerl da] |hochkapitalistische f da| \Erna f Licht./ [Ich werd das schon kriegen.] [\{}/] \nicht./ [hab doch scharfe Augen von meinem Beruf her.] |Ich f her.|
220
Fassung des 7. Bildes
K3/TS13/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
B N B
(Stille)
N
II. E RNA Der Franz ist oft direkt tollkühn. Aber nur im Reden. In der Praxis drückt der so ein Türerl ein und eine Fensterscheibe -- da hörst aber keinen Laut. K ASIMIR Es bleibt einem ja auch nichts anderes übrig. E RNA Ja. Das schon. (Stille) K AS Haben Sie mich jetzt verstanden, was ich da meinte ? 얍 K ASIMIR Der Merkl hat schon recht: man muss sich selbstständig machen. E RNA Nein. Der Merkl hat doch nicht ganz recht. Es geht einem was bei seinem Beruf ab -- vielleicht nur als Frau -- aber es geht ab. Etwas Ideales. Sehens, ich könnt mir so eine Revolution ausmalen, wo die armen Leut die Reichen aufhängen -- sehens, man weiss garnicht, wo man da beginnen soll, es ist doch alles so verlogen --- bei einer solchen Revolution möcht ich gern mit der Fahne in der Hand sterben. K ASIMIR Das ist auch nichts. Ich nicht. E RNA Meinen Bruder, der war zehn Jahr älter wie ich -- den haben die Weissen in einer Kiesgrube erschossen, 1919 -- Wissens, damals wo der Krieg aus war. K ASIMIR Es gibt keine Leut auf der Welt, die sich aufopfern. E RNA Das dürfens nicht sagen. Mein Bruder hat sich aufgeopfert. K ASIMIR Das glaub ich nicht. Das werd ihm halt mehr Vergnügen gemacht haben, dass er sich aufopfert! E RNA Herr Kasimir! Wie könnens denn so daherreden -- so redet ja nichteinmal der Franz Merkl daher! Selbst der hat eine Achtung vor meinem toten Bruder! (Stille) K ASIMIR Dann bin ich halt schlechter wie der Merkl. E RNA Nein, das sind Sie sicher nicht. Aber Sie sind furchtbar verbittert. Ich hab mir dafür einen Blick erworben. (Stille) K ASIMIR Ich glaub es aber nicht, dass ich gut bin. E RNA Was wissen denn Sie von der Schlechtigkeit? Die Menschen wären ja garnicht schlecht, wenns ihnen nicht so schlecht ging. Es ist das eine riesige Lüge, dass der Mensch schlecht ist. K ASIMIR Ist das vielleicht nicht schlecht, dass der Merkl sie behandelt? E RNA Wir passen halt oft nicht zusammen. Und er ist auch verbittert. (Stille) B
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BN
1 2 4 5 5 6 8 9–10 10 10 19 36 36
] (Stille)N ] BII.N ] Boft f tollkühn.N ] Bnur f PraxisN ] BderN ] BJa. f schon.N ] B(Stille) f meinte?N ] BmeinteN ] BN] BN] BN] BUnd f verbittert.N ] BN B
B
N
[DER M ERKL Machts es gut! (ab)] \(Stille)/ \II./ [oft so weitläufig.] |oft f tollkühn.| [er ist sehr geschickt. Der] |nur f Praxis| eingefügt
[Wieso?] [|Wie meinen|] |Ja. f schon.| \(Stille) f meinte?/ [meinte] |meinte| [Gem] gestrichen: Es gi [Das geht Sie nichts an -- das ist unsere private Angelegenheit!] \Und f verbittert./
221
IN 221.001/30 – BS 46 f [7], Bl. 5
Fassung des 7. Bildes
5
K3/TS13/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 K ASIMIR Also dann verzeihens mir, bitte -- Bdiese BAnspielungN zuvor das mitN ihrem toten Bruder -E RNA Das ist schön von ihnen, Herr Kasimir. K ASIMIR Wie hat er den geheissen? E RNA Ludwig. Ludwig Reitmeier. (Stille) K ASIMIR Ich war mal bei einem gewissen Reitmeier Chauffeur. Der hat ein Wollwarengeschäft gehabt. En gros.
IN 221.001/30 – BS 46 f [7], Bl. 6
B N
10 B
III.
N
M ERKL (kommt mit einer Mappe hinter einem Wagen hervor) Da. Eine Mappe -jetzt werden wir mal sehen, was da drinnen ist -- (er öffnet sie) Hm. Bücher. Nur Bücher. Das lasterhafte Weib. Der masochistische Mann. Weib und Sklavin. -Und ein Brief: Kommerzienrat Rauch -- -- Ich glaub, den Scheissdreck schenk ich ihm wieder, was krieg ich schon für die Bücherln -- Oder möchst Ihr die lesen? E RNA Nein. K ASIMIR Nein. DER M ERKL Dann kriegt ers wieder, der Herr Kommerzienrat -- -- Aber ihr müsst da etwas auf und ab gehen, immer auf und ab -- sonst fällt es doch auf, wenn Ihr da so festgewurzelt steht -- (ab) E RNA Ist schon recht -- Kommens, Herr Kasimir -- (ab mit Kasimir) DER
15
20
IV. S PEER (kommt betrunken mit Elli und Maria --) E LLI Nein, das sind hier nur Privatautos -- die Mietautos stehen noch weiter dort vorne -M ARIA (zu Speer) O Sie Sau Sie -E LLI (bleibt plötzlich stehen) S PEER Na was hat sie denn, Deine Freundin -M ARIA Elli! E LLI (gibt keine Antwort) 얍 S PEER Was hat sie denn? M ARIA Wahrscheinlich will sie nicht mitfahren. S PEER Ja warum denn nicht? M ARIA Ich werd sie schon holen? S PEER Das dumme Ding -B
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N
M ARIA (nähert sich Elli) Was hast denn? So sei doch nicht so damisch! E LLI Nein. Ich fahr da nicht mit. M ARIA Das hab ich gern -- zuerst bist frech und herausfordernd zu die Mannsbilder und dann erklärst plötzlich Du tust nicht mit, grad wo wir was doch davon hätten -1
B
1 9 11 24
B
diese f mitN ]
AnspielungN ] ] BIII.N ] BIV.N ] BN
(1) dass ich keine Achtung zuvor mit (2) \diese f mit/
[Bemerkung] |Anspielung| [E RNA Ja so verschieden sind halt die Menschen.] \III./ \IV./
222
IN 221.001/30 – BS 46 f [7], Bl. 7
Fassung des 7. Bildes
K3/TS13/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
E LLI Grad darum nicht. M ARIA So sei doch nicht so blöd . Wir kriegen zehn Mark. Du fünf und ich fünf. Denk doch auch ein bisschen an Deine armen Eltern! (Stille) E LLI Aber der alte Sauhund ist doch ganz pervers. M ARIA Geh der redet doch nur so -- er ist halt etwas benebelt. S PEER (senil) Elli! Elli! Ellile – Ellile – – B
N
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B N B
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M ARIA Komm, sei friedlich -- (sie führt Elli zu Speer und { } auf der Oktoberfestwiese spielt nun eine Blechmusikkappelle „Stolz weht die Flagge schwarzweissrot“) N B
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B
B
K AROLINE (kommt mit Rauch; er hält vor einer eleganten Limousine) 얍 K AROLINE Aber das ist doch kein Buick. R AUCH Natürlich ist das ein Buick. K AROLINE Aber das ist doch ein Austro-Daimler . R AUCH Buick ist auch nur ein Witz. Buick ist gleich Beischlaf-Utensilien im Koffer. Wir fahren nach Berlin – und dann fahren wir um die Welt in 12 Stunden. (Stille) K AROLINE Nein. Sie haben gesagt, dass wir nur nach Altötting fahren. R AUCH Natürlich. Nur nach Altötting. B
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NN BN
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B
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K ASIMIR (kommt mit Erna; erblickt Karoline -- sie erkennen sich) K AROLINE (geht langsam auf ihn zu) K ASIMIR (fixiert sie) K AROLINE Ich fahr jetzt nur nach Altötting. Lebe wohl, Kasimir -K ASIMIR Lebe wohl. K AROLINE Ja. Und viel Glück. BN
B
1 2 5 7 8 9 9 9 9 9
N
B
[g]|G|rad
BN
gestrichen: =
GradN ] ] BSauhundN ] BS PEER f Ellile – –N ] BN] BM ARIA N ] BKomm,N ] B(sie f und { }N ] B { }N ] BN]
[Scheisser] |[H]|S|auhund| \S PEER \(senil)/ Elli! Elli! Ellile – Ellile – –/ [(Stille)] [E LLI ]|M ARIA | Komm [--] |,] \(sie f und { }/ [alle drei ab)] |{ }| [M ARIA Ich habs mir es schon mal geschworen, dass ich nie wieder Geld dafür nimm -- Du weisst doch, dass der hernach so ironisch höflich zu mir war -E LLI Aber das ist doch ein Norddeutscher und wir sehen ihn nie wieder. M ARIA Gut. Aber auf Deine Verantwortung -E LLI Meinetwegen. S PEER Los, los -- (ab)
13 16 17 20 27 28
einerN ] BAustro-DaimlerN ] BWir f Stunden.N ] BnachN ] BN] BUndN ] B
([Jetzt] |und | ist eine Zeitlang kein Mensch zu sehen\)/] korrigiert aus: einem korrigiert aus: Austro- Daimler \Wir f Stunden./ n\a/ch [So nach Altötting.] [K ASIMIR Alsdann] |Und|
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IN 221.001/30 – BS 46 f [7], Bl. 8
Fassung des 7. Bildes
B
K3/TS13/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
K ASIMIR Danke. (Stille) K ASIMIR Das ist ein schönes Kabriolet. So ein ähnliches bin ich auch mal gefahren. Noch vorgestern. R AUCH Darf ich bitten, Gnädigste! (ab) N
B
N B
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B
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K ASIMIR (sieht dem Wagen nach; imitiert Rauch) Darf ich bitten, Gnädigste – E RNA Wo fahrt denn die da hin? K ASIMIR Nach Altötting. E RNA (lacht) K ASIMIR So lachens doch nicht! E RNA Ja es ist wahr. Sie haben recht. Das ist mehr traurig wie lustig. (Stille) K ASIMIR So ein Weib ist wie ein Auto. Bei dem aber nichts richtig funktio-얍niert. Immer wieder muss man es reparieren. Ein Weib mit Magnet, Benzin, Zündkerzen -- und dann entstehen Fehlzündungen, wenn der Funke zu schwach ist -oder wenn die Ventille nicht schliessen oder wenn das Benzin verwässert ist -- das Benzin ist das Blut und der Magnet das Herz -- und wenn zuviel Oel drin ist, dann raucht er und stinkt er -E RNA Wie schön Sie das sagen -- eigentümliche Vergleiche. Sie haben wirklich eine Phantasie. Woher haben Sie denn alle diese Vergleiche? K ASIMIR Von selbst. E RNA Sie haben aber wirklich Phantasie. K ASIMIR Ab und zu. Nicht immer. E RNA (schimpft auf Merkl) E RNA (schreit plötzlich auf) Merkl! Franz! Jesus Maria -- (sie hält sich selbst den Mund zu) Franz -- Franz, Franz -K ASIMIR Was habens denn? (zwei Pfiffe in der Ferne) E RNA Dort. Sie haben ihn. Ueberrascht. Sehens die zwei, mit denen er redet. Das sind zwei Kriminaler, die kenn ich gleich -- Jetzt haben wir wegen diesem Luder, wegen der Karolin nicht aufgepasst! -- Jetzt kommt er nimmer raus! Er wehrt sich garnicht! Den seh ich nimmer! K ASIMIR Geh den werdens doch nicht gleich hinrichten. E RNA Das kommt aufs selbe naus. Der ist jetzt 28 mal vorbestraft -- und das ist Einbruch und Raub und jetzt hauns ihm fünf Jahr Zuchthaus nauf wie nichts -- und da B
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K ASIMIR N ] schönes Kabriolet.N ] BSo f vorgestern.N ] Bein ähnlichesN ] BR AUCH f (ab)N ] B B
(sieht f Gnädigste –N ] richtigN ] BmanN ] BentstehenN ] B(zwei f Ferne)N ] B B
[K AROLINE ]|K ASIMIR | schöne[r]|s| [Austro-Daimler] [|Buick|] |Kabriolet.| [dort] [Vorgestern war ich noch Chauffeur.] |So f vorgestern.| ein[es] \ähnliches/ [K AROLINE (weint plötzlich) K ASIMIR So weine doch nicht. K AROLINE Ich wünsche Dir auch viel Glück. (ab zu Rauch; steigt ein und beide fahren ab)] | R AUCH f (ab)| [Glückliche Reise!] |(sieht f Gnädigste –| korrigiert aus: rictig korrigiert aus: an korrigiert aus: enstehen \(zwei f Ferne)/
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IN 221.001/30 – BS 46 f [7], Bl. 9
Fassung des 7. Bildes
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Lesetext
kommt er nimmer raus, nimmer -- -- er hat sich im Gefängnis so schon eine Tuberkulose geholt, der kommt nimmer -(Stille) K ASIMIR Sind Sie auch vorbestraft? E RNA Ja. 5 mal. Aber nur so wegen Vergehen -K ASIMIR Wie alt sind Sie denn jetzt? E RNA Einundzwanzig. Ich muss mich jetzt setzen. Ich zittere. (sie setzt sich auf die Bank; Kasimir neben ihr hin) (Stille) E RNA Der arme Franz, der arme -- -- Gelt, ich seh älter aus als wie 21? K ASIMIR Ja. Ich hätt gedacht 25. E RNA Das sind die Sorgen. Wir sind halt alle älter als wie wir sind. Ar-얍mer Franz! So ist das Leben! Kaum fängt man an, schon ist es vorbei! (Stille) K ASIMIR Und Sie glauben, dass der Merkl nimmer rauskommt? E RNA Nein. Nimmer. K ASIMIR Entsetzlich. (Stille) K ASIMIR Nein. Also das werd ich mir noch überlegen, ob ich das machen werd -- ich hab immer gesagt, private Aktionen haben keinen Sinn. E RNA Richtig. Ich hab auch dem Merkl gesagt, dass er Sie in Ruhe lassen soll, weil ich das Gefühl hab, dass Sie anders sind -- darum hat er mir ja das Bier in das Gesicht geschüttet. K ASIMIR Darum? E RNA Ja. Wegen Ihnen. K ASIMIR Das ist mir neu. Dass Sie da wegen mir – Verdiene ich denn das überhaupt? E RNA Sicher. K ASIMIR Ja. (Stille) K ASIMIR Ist da jetzt der grosse Bär dort droben? E RNA Ja. Und das dort ist der Orion. Mit dem Schwert. (Stille) K ASIMIR Die Welt ist halt unvollkommen. E RNA Man könnt sie schon etwas vollkommener machen. Wenn ein jeder nicht so raufen müsst um das bisserl Brot -- sondern wenn jeder der arbeiten will, Brot bekommt, dann wärs vollkommener. K ASIMIR Nein. Das glaub ich jetzt nichtmehr. Ich glaub, dass die Menschen Schweinehunde sind. E RNA Aber man könnt es doch mal probieren -K ASIMIR Von mir aus. (Stille) B
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K3/TS13/A1 (Korrekturschicht)
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KasimirN ] demN ] BmirN ] BN] BDas f mir –N ] BJa.N ] B B
korrigiert aus: Merkl korrigiert aus: den korrigiert aus: mich
[Das ist mir neu. \Dass Sie da wegen mir –/]f x [Wegen mir.] xDas f mir – korrigiert aus: Hja.
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IN 221.001/30 – BS 46 f [7], Bl. 10
Fassung des 7. Bildes
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K3/TS13/A1 (Korrekturschicht)
E RNA So seiens doch nicht so furchtbar verbittert. Schauns, ich steh doch auch allein da auf der Welt -얍 K ASIMIR Habens denn niemand? E RNA Nein. Seit Sie den armen Franz da weghaben. (Stille) K ASIMIR Sind Sie denn gesund? Ich meine, ob Sie nicht Tuberkulose haben von ihm. E RNA Nein, ich bin ganz gesund. K ASIMIR Dann ist ja schon recht. E RNA Ich habe zwei Zimmer. (Stille) K ASIMIR Wie meinten Sie das zuvor, dass Sie mich im Gefühl haben? E RNA Ich glaub, dass unsere Enttäuschungen und Schicksalsschläg uns so aneinanderketten, als täten wir uns schon zehn Jahr kennen -- mit Ihnen hab ich gleich so reden können -K ASIMIR Ja. Wir sind irgendwie verwandt. (Stille) E RNA Wir sind beide allein. Wir wollen uns auch wieder sehen. K ASIMIR Wenn ich nur wieder Arbeit hätt -E RNA Es wird schon besser -- das hab ich im Gefühl wie Sie -- und ein Weib täuscht sich nicht mit seinem Gefühl -- -- Sicher nicht -K ASIMIR Sicher? E RNA Sicher. (gibt ihm einen Kuss) B
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Lesetext
IN 221.001/30 – BS 46 f [7], Bl. 11
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(Stille) K ASIMIR Du Erna. Mir ist auch so, als täten wir uns schon lang kennen -E RNA Wir haben auch zusammen als Kinder gespielt -- Und nur nicht verbittert sein -- solang wir uns nicht aufhängen, sind wir da -- -K ASIMIR Und wir wollen möglichst alle unsere Enttäuschungen vergessen -E RNA Alle unsere Schicksalsschläge -- Fühlst Du Dich nicht auch so fest in Dir befestigt – – B
N
B
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35
K AROLINE (erscheint) K ASIMIR Hoppla! Wer kommt denn da? (Stille) K AROLINE Ich. K ASIMIR Wie war es denn in Altötting? 얍 K AROLINE Ich war nicht in Altötting. Der Herr hat mich betrogen. Ich bin bald ausgestiegen, weil er unter Altötting etwas anderes verstanden haben wollte. K ASIMIR (lacht sie aus) K AROLINE So lach doch nicht so abscheulich! B
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6 24
B
30 30–31 39
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nichtN ] ]
BN
unsere SchicksalsschlägeN ] Fühlst f befestigt – –N ] Ber unterN ] B
N
korrigiert aus: micht [\E RNA Dann gehts immer besser und besser – K AS Wer sagt das? E RNA Coué. Es vergeht, es vergeht –/] korrigiert aus: unsereSchicksalsschläge \Fühlst f befestigt – –/ (1) ich unter (2) er unter
226
IN 221.001/30 – BS 46 f [7], Bl. 12
Fassung des 7. Bildes
Lesetext
K ASIMIR Erstens Fräulein, pflege ich nicht abscheulich zu lachen -- zweitens sind wir per Sie. (Stille) K AROLINE Du hast schon recht. K ASIMIR Wieso? K AROLINE Weil ich dumm war. Ich hab mir halt eingebildet, dass ich mir eine bessere Gegenwart und einen rosigeren Blick in die Zukunft erringen könnte -- ich müsst aber so tief unter mich hinunter, damit ich gesellschaftlich höher komme -K ASIMIR Deine Sorgen interessieren mich jetzt nichtmehr. Ich bin darüber hinaus. Es kann nicht wiederkommen, wenn etwas tot ist. Ich könnt jetzt nichtmal einen Kuss von Dir bekommen, es tät mich direkt eckeln. K AROLINE Wirklich? K ASIMIR Ja. (Stille) K AROLINE (geht langsam zu und gibt ihm plötzlich einen Kuss) K ASIMIR Zurück! Pfui Teufel! (er spuckt aus) Brrr! Es ist aus, Fräulein! Brrr! Zuerst schmiert sie da mit die Leut rum und dann kommt sie her -E RNA Ich weiss garnicht wie man so wenig Feingefühl haben kann! K AROLINE Ihr zwei habt doch was miteinander -- ich sehs Euch doch an! Und den Merkl betrügen, das ist nichts? E RNA Der Merkl Franz ist tot, Fräulein. K AROLINE Tot? (Stille) E RNA Komm, Kasimir -- (ab) 얍 K AROLINE (setzt sich auf die Bank) Tot ist er -- tot -- Armer Franz! Für den ist es das Beste, für uns alle wär es das Beste -- -- Ich kann jetzt noch nicht nachhaus gehen und mich niederlegen -- -B
5
K3/TS13/A1 (Korrekturschicht)
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S CHÜRZINGER (kommt) Ah, wen sehen meine entzündeten Augen? K AROLINE Ja. S CHÜRZINGER Nun? K AROLINE Es gibt kein nun. S CHÜRZINGER Ich wollte nachhause. Das ist Schicksal, das wir uns hier treffen. Ich verdanke es Ihnen, dass ich mir den Kommerzienrat verpflichtet habe -K AROLINE Dieses Schwein -S CHÜRZINGER War nichts? K AROLINE Nichts. (sie weint) (Stille) S CHÜRZINGER So weinens doch nicht, Karoline -K AROLINE Ich hab mich gemein zu Ihnen benommen -- sehr gemein. B
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1 1 7 29
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Fräulein,N ] zweitensN ] B-- ichN ] Bwen f Augen?N ]
33 36 40
B
B
Das f treffen.N ] S CHÜRZINGER N ] BN] B
Fräulein[:]|,| zweitens[:] korrigiert aus: --ich (1) Karoline -(2) \wen f Augen?/
\Das f treffen./ S C [G ]|H |ÜRZINGER gestrichen: Ja, ich
227
IN 221.001/30 – BS 46 f [7], Bl. 13
Fassung des 7. Bildes
K3/TS13/A1 (Korrekturschicht)
S CHÜRZINGER Ja, man darf die Menschen nicht so von sich stossen. K AROLINE Ich bräucht einen Menschen, der mich erhöht – Ich spiel schon mit dem Gedanken an einen frühen Tod. S CHÜRZ Nein. Sagen es geht immer besser, immer besser -- alles vergeht, vergeht -und dann vergeht es auch. Sicher. K AROLINE Wer sagt das? S CHÜRZ Coue. (Stille) S CHÜRZ Also los. Es vergeht, K AROLINE Es vergeht -S CHÜRZ Es vergeht, es vergeht, es vergeht -K AR Es vergeht, es vergeht, es vergeht -S CHÜRZ (umarmt sie und gibt ihr einen Kuss) S CHÜRZ Sehen Sie, Sie haben gesagt, ohne Gefühl ist es besser im Leben. K AR Es vergeht -S CHÜRZ Jetzt kommens. Trinken wir eine Tasse Tee. Bei mir. Und dann machen wir es uns gemütlich. K AR Es vergeht -B
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15
Lesetext
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B
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2 20
B B
Ich f erhöht –N ] ENDE.N ]
ENDE.
\Ich f erhöht –/ \ENDE./
228
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Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
K3/TS13/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Siebentes Bild
IN 221.001/31 – BS 46 f [8], Bl. 14
Auf dem Parkplatz für die Privatautos hinter der Oktoberfestwiese. Im Vordergrund eine Bank. Der Merkl Franz taucht auf mit seiner Erna und Kasimir.
5
I. M ERKL F RANZ Alsdann da hätten wir es. Es treibt sich da nämlich nur der bewusste eine Parkwächter herum -- und der steht meistens dort drüben, weil man von dort eine schöne Aussicht auf die Festwiese hat -- Erna! Jetzt werd doch endlich wieder freundlicher! Los! Verzieh das Gesicht zu einem lieblichen Lächeln! E RNA Ich bin ja noch nass von dem Bier. DER M ERKL Das war doch nicht so tragisch gemeint. E RNA Tut es Dir leid? (Stille) M ERKL Nein. (In der Ferne ertönt ein Pfiff) A LLE (lauschen) M ERKL Das klingt nach Kriminaler. E RNA Gib nur acht, Merkl! M ERKL Vor allem gebt Ihr acht und gebts mir sofort ein Zeichen, wenn sich was Unrechtes rührt -- Heut parken ja da allerhand hochkapitalistische Limusinen. Mir scheint, die ganze notleidende Industrie und Landwirtschaft tummelt sich heut auf der Festwiese -- (ab) II. K ASIMIR (wie für sich) Auf Wiedersehen. DER
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얍 30 B
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III. E RNA Ich seh heut so schlecht. Ich bin geblendet durch das Licht. K ASIMIR Ich weniger . Ich hab da geübte Augen, schon von meinem Beruf her. E RNA Der Merkl hat doch eine komische Natur. Zuerst bringt er einen um und dann tut es ihm leid. K ASIMIR Er ist sicher kein durchschnittlicher Mensch. E RNA Der drückt so ein Autotürerl auf und ein Fensterscheiberl ein -- da hörst aber keinen Laut. K ASIMIR Es bleibt einem ja nichts anderes übrig. E RNA Das schon. (Stille) K ASIMIR Vorgestern, da hätt ich dem noch das Kreuz abgeschlagen und die Gurgel 10 Festwiese ] [W]|F|estwiese N
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B
II. f Wiedersehen.N ]
28 29 31 31 38 40 40–230,1
BN
] III.N ] BK ASIMIR N BwenigerN ] BN] BdemN ] Bund f hergedrucktN ] B
N
B
[K ASIMIR [(ruft ihm [\leise/] nach)] [|(wie für sich)|] Auf Wiedersehen! (Stille)] |II. f Wiedersehen.| [(Stille)] [II.]|III.| korrigiert aus: M ERKL [nicht] |weniger| [Ja.] [einem] |dem| \und f hergedruckt/
229
IN 221.001/31 – BS 46 f [8], Bl. 15
Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
K3/TS13/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
hergedruckt , der es sich unterstanden hätt, mir etwas aus meinem Auto herauszustehlen -- und heut ist das umgekehrt. So ändert man sich mit dem Leben. (Stille) E RNA Ich male mir oft so eine Revolution aus -- dann seh ich die Armen durch das Siegestor ziehen und die Reichen im Zeiserlwagen, weil sie alle miteinander gleich soviel lügen über die armen Leut -- Sehens, bei so einer Revolution, da tät ich gerne mit der Fahne in der Hand sterben. K ASIMIR Ich nicht. E RNA Meinen Bruder haben sie in einer Kiesgruben erschossen --- Wissens seinerzeit, wo damals der Krieg aus war -- 1919. K ASIMIR Das ist auch nichts. E RNA Aber mein Bruder hat sich doch aufgeopfert. K ASIMIR Das wird ihm halt mehr Vergnügen gemacht haben, dass er sich aufgeopfert hat. E RNA Wie können Sie denn so daherreden, Sie! So redet ja nichteinmal der Merkl Franz daher! Selbst der hat eine Achtung vor meinem toten Bruder! (Stille) K ASIMIR Dann bin ich halt schlechter wie der Merkl. N BN
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N B
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BN
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BN B
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B N
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얍 E RNA Sie sind Bhalt auchN verbittert. K ASIMIR Nein. Ich bin schlecht. Sehr schlecht. E RNA Nein, das sind Sie sicher nicht. Ich hab mir BdafürN einen Blick erworben. So mit der Zeit. (Stille) K ASIMIR Ich glaub es aber nicht, dass ich gut bin. BEs gibt ja nur Schweinehunde.N E RNA Aber die Menschen wären BdochN garnicht schlecht, wenn es ihnen nicht schlecht gehen BtätN. Es ist das eine himmelschreiende Lüge, dass der Mensch schlecht ist.
1 1
BN
[und die Augen [nein][|herausge|]druckt] [|reingedruckt|]
B
(1) wenn er [mir was] (2) der es [gewagt h] (3) \der f etwas/
1 1 8 9 9 9 9 10 12 12 12 13–14 19
B
20 22 25 26 27
B
] der f etwasN ]
meinem AutoN ] herauszustehlenN ] BN] BhabenN ] BsieN ] BKiesgrubenN ] Bseinerzeit,N ] BdamalsN ] BN] BAber meinN ] Baufgeopfert.N ] Baufgeopfert hat.N ] BN] B
halt auchN ] dafürN ] BEs f Schweinehunde.N ] BdochN ] BtätN ] B
[dem Wagen] |meinem Auto| korrigiert aus: herausgestohlen hätt [Das ist auch nichts.] [, den] haben[\s/] [die Offizier] |sie| Kiesgrube[n]|n| [, 1919 -- damals] |seinerzeit,| \damals/ [Das dürfen Sie aber nicht sagen.] \Aber/ [M]|m|ein korrigiert aus: aufgeopfert auf\ge/opfert[.]|hat.| [E RNA Nein, das sind Sie sicher nicht. Ich hab mir dafür einen Blick erworben. So mit der Zeit. Sie sind nur sehr verbittert.] [halt sehr] [|schon|] |halt auch| da[v]|f |ür [\Das es überh/] [|[D]|E|in [Jeder] |jeder| ist ein Sch|] |Es f Schweinehunde.| [ja] |doch| tät[e]
230
IN 221.001/31 – BS 46 f [8], Bl. 16
Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
B
K3/TS13/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
IV.
N
M ERKL (kommt mit einer Mappe hinter dem Wagen hervor) Da. Eine Aktentasche -- (er öffnet sie und holt einige Bücher heraus) Das lasterhafte Weib. Wer bist Du Weib? Sklave und Herrin -- und ein Couvert: Herrn Kommerzienrat Rauch -- -Ich glaub, den Scheissdreck können wir dem Herrn Kommerzienrat wieder schenken -- Oder hast Du vielleicht Interesse an dem „Sklave und Herrin“? E RNA Nein. M ERKL Drum. K ASIMIR Ich auch nicht. M ERKL Brav. Sehr brav -- Aber Ihr müsst doch da so hin und hergehen zum Scheine -- das fällt doch auf, wenn Ihr da so festgewurzelt herumsteht -- (ab) DER
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V. E RNA Also kommens, Herr Kasimir -K ASIMIR Verzeihen Sie mir bitte. E RNA Was denn? K ASIMIR Ich hab mir jetzt das überlegt. Ja das war wirklich pietätlos von mir .. diese Anspielung zuvor mit Ihrem toten Bruder -E RNA Das hab ich gewusst von Ihnen. (ab mit Kasimir) B
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얍
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VI. S PEER (kommt mit Elli und Maria; er ist wieder etwas nüchterner geworden, aber noch immer betrunken) M ARIA Nein das sind hier nur Privatautos, die Mietautos stehen dort vorn. E LLI (bleibt plötzlich zurück) S PEER Na was ist ihr denn, dem blonden Gift -M ARIA Ich weiss nicht was die hat. Das hat sie nämlich oft, dass sie plötzlich so streikt – (sie ruft) Elli! E LLI (gibt keine Antwort) M ARIA Elli! So komme doch her! E LLI (rührt sich nicht) S PEER Im Namen des Königs! M ARIA Ich werd sie schon holen -- (sie nähert sich Elli) B
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1 4 5 10 13 18 19 19 21 26 27 27 27 28 30 32 34
IV.N ] ] BwiederN ] BN] BV.N ] BIhremN ] Bhab f gewusstN ] BIhnen. (abN ] BVI.N ] BN] BnichtN ] Boft,N ] BN] Bstreikt –N ] BkommeN ] BIm f Königs!N ] BN] B
BN
[III.]|IV.| [Weib und Sklavin.] korrigiert aus: swieder [{ }] [IV.]|V.| korrigiert aus: ihrem [ist schön] |hab f gewusst| korrigiert aus: Ihnen.(ab [V.]|VI.| [Deiner Freundin --] [gar]nicht oft[.]|,| [so] streikt[.] |–| komm\e/ [Sonderbar] [|Unbotmässig|!] [Sehr][sonderbar] [|unbotmäßig|!] |Im f Königs!| [S PEER (ruft ihr nach) Im Namen des Königs!]
231
IN 221.001/31 – BS 46 f [8], Bl. 17
Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
Lesetext
VII. M ARIA (zu Elli) So sei doch nicht so damisch! E LLI Nein. Ich fahre da nicht mit. S PEER (lauscht, hört aber nichts) M ARIA Das hab ich gern -- zuerst bist frech und herausfordernd zu den Herren der Schöpfung, aber dann ziehst Du den Schwanz ein! So sei doch nicht so blöd. Wir kriegen ja zehn Mark. Du fünf und ich fünf. Denk doch auch ein bisschen an Dein armes Kind! (Stille) E LLI Aber der alte Sauhund ist doch ganz pervers. M ARIA Geh das ist doch nur Munderotik. S PEER (senil) Elli! Elli! Ellile -- Ellile -M ARIA Komm, sei friedlich -- (sie führt Elli zu Speer und nun spielt auf Oktoberfestwiese eine Blechmusikkapelle „Stolz weht die Flagge schwarzweissrot“ -- jetzt ist eine Zeit lang kein Mensch zu sehen) B
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BN B
N
VIII. R AUCH (kommt mit Karoline ; sie halten vor seinem feudalen Kabriolet; er holt aus seiner Tasche die Schlüssel heraus und sperrt auf) B
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K3/TS13/A3 (Korrekturschicht)
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B N
얍BN K AROLINE Das ist doch da ein Austro-Daimler. R AUCH BErraten! Bravo!N K AROLINE Mein ehemaliger Bräutigam ---- usw. 25 R AUCH (hat die Wagentüre geöffnet) Darf ich bitten, Gnädigste --
IX. K ASIMIR (kommt mit Erna; erblickt Karoline -- sie erkennen sich) K AROL (geht langsam auf Kasimir zu und hält vor ihm) B
N
B
1 10 10 11 11 11 17 18 18 18 20 21
B
VII.N ] SauhundN ] BganzN ] BN] BN] BMunderotik.N ] BVIII.N ] BR AUCH N ] BKarolineN ] BseinemN ] BN] BN]
23 27 29
B
B
Erraten! Bravo!N ] IX.N ] BzuN ] B
N
VI\I/. Sau[h]|h|und [g]|g|anz [der redet doch nur so --] [so] Munderotik[--] |.| VII\I/. [K AROLINE ] |R AUCH | [Rauch] |Karoline| [einer] |seinem| [K AROLINE Aber das ist doch kein Buick. \Das ist doch ein Austrodaimler./] [R AUCH Das mit dem Buick, das war nur ein Witz. Buick ist gleich Beischlaf Utensilien im Koffer -- (er grinst) K AROLINE (ernst) Das ist doch kein Witz. R AUCH Wie mans nimmt! K AROLINE Das ist doch nur eine Schweinerei. Ohne Geist. R AUCH (macht die Türe auf) Darf ich bitten, Gnädigste -K AROLINE Wollen wir wirklich noch nach Altötting fahren? Wieviel Kilometer sind denn das bis Altötting? R AUCH Das weiss ich nicht auswendig.] [Sehr richtig!] |Bravo!2 \Erraten!/1| [VIII.] |IX.| zu[)]
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IN 221.001/31 – BS 46 f [8], Bl. 18
Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
K3/TS13/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
K AS (fixiert sie) K AROL Lebe wohl, Kasimir. K AS Lebe wohl. K AR Ja. Und viel Glück. K AS Prost. (Stille) K AR Ich fahr jetzt nach Altötting. K AS Mahlzeit. (Stille) K AS Das ist dort ein schönes Kabriolet . So ein ähnliches bin ich auch einmal gefahren. Noch vorgestern. R AUCH Darf man bitten Gnädigste! K AROL (steigt langsam ein Rauch folgt ihr und bald ist das Kabriolet nichtmehr zu sehen) BN
B
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X. K AS (sieht dem Wagen nach; imitiert Rauch) Darf man bitten, Gnädigste -E RNA Nein, das wäre keine Frau für Sie. Ich habe mir dafür einen Blick erworben. K AS So ein Weib ist wie ein Auto, bei dem nichts richtig funktioniert -B
N
B
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B
\Textverlust\
2 5 7–9 10 10 12 12 13–14 13 13 16 17 18 18
] Prost.N ] BK AR f (Stille)N ] BdortN ] BN] BmanN ] BN] BK AROL f sehen)N BeinN ] BbaldN ] BX.N ] BmanN ] BwäreN ] BIch f erworben.N ] BN B
[Ich fahre jetzt nur noch nach Altötting.] [Danke.] |Prost. [Mahlzeit.]| \K AR f (Stille)/ [dort] |dort| [\dort/] [ich] |man| [(ab)] \K AROL f sehen)/ ein[,] [dann] |bald| [IX.] |X.| [ich] |man| w[a]|ä|r\e/ \Ich f erworben./
233
N
Gesamtfassung in sieben Bildern
K3/TS14 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 KASIMIR UND KAROLINE
IN 221.001/9 – BS 46 a [1], Bl. 1
Volksstück in sieben Bildern von Ödön Horváth . B
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N
얍 Personen:
IN 221.001/9 – BS 46 a [1], Bl. 2
K ASIMIR K AROLINE R AUCH S PEER DER A USRUFER DER L ILIPUTANER S CHÜRZINGER DER M ERKL F RANZ DEM M ERKL F RANZ SEINE E RNA E LLI M ARIA DER M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF J UANITA DIE DICKE D AME DIE K ELLNERIN A BNORMITÄTEN UND O KTOBERFESTLEUTE .
Dieses Volksstück spielt auf dem Münchener Oktoberfest und zwar in unserer Zeit.
3
B
Ödön HorváthN ]
Öd[o]|ö|n Horv[a]|á|th
234
Gesamtfassung in sieben Bildern
K3/TS14 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Erstes Bild
IN 221.001/9 – BS 46 a [1], Bl. 3
Gleich hinter dem Dorf der Lippennegerinnen. Links ein Eismann mit türkischem Honig und Luftballons. Rechts ein Haut-denLukas -- (das ist so ein althergebrachter Kraftmesser, wo Du unten mit einem Holzbeil auf einen Bolzen draufhaust, und dann saust ein anderer Bolzen an einer Stange in die Höhe, und wenn dann dieser andere Bolzen die Spitze der Stange erreicht, dann knallt es und dann wirst Du dekoriert, und zwar für jeden Knall mit einem Orden) Es ist bereits spät am Nachmittag und jetzt fliegt gerade der Zeppelin in einer ganz geringen Höhe über die Oktoberfestwiese -- in der Ferne Geheul mit allgemeinem Musiktusch und Trommelwirbel.
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B
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B
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R AUCH Bravo Zeppelin! Bravo Eckener! Bravo! E IN A USRUFER Heil! S PEER Majestätisch. Majestätisch. (Pause) E IN L ILIPUTANER Wenn man bedenkt, wie weit es wir Menschen schon gebracht haben -- (er winkt mit seinem Taschentuch) (Pause) K AROLINE Jetzt ist er gleich verschwunden, der Zeppelin -D ER L ILIPUTANER Am Horizont. K AROLINE Ich kann ihn kaum mehr sehen -D ER L ILIPUTANER Ich seh ihn noch ganz scharf. K AROLINE Jetzt seh ich nichtsmehr. (sie erblickt Kasimir; lächelt) Du Kasimir. Jetzt werden wir bald alle fliegen. K ASIMIR Geh so lass mich doch aus. (er wendet sich dem Lukas zu und haut ihn vor einem stumm interessierten Publikum -- aber erst beim drittenmal knallt es und dann zahlt der Kasimir und wird mit einem Orden dekoriert) K AROLINE Ich gratuliere. K ASIMIR Zu was denn? K AROLINE Zu Deiner Auszeichnung da. K ASIMIR Danke. (Stille) K AROLINE Der Zeppelin, der fliegt jetzt nach Oberammergau, aber dann 얍 kommt er wieder zurück und wird einige Schleifen über uns beschreiben. K ASIMIR Das ist mir wurscht! Da fliegen droben zwanzig Wirtschaftskapitäne und herunten verhungern derweil einige Millionen! Ich scheiss Dir was auf den Zeppelin, ich kenne diesen Schwindel und hab mich damit auseinandergesetzt -- Der Zeppelin, verstehst Du mich, das ist ein Luftschiff und wenn einer von uns dieses Luftschiff sieht, dann hat er so ein Gefühl, als tät er auch mitfliegen -- derweil haben wir bloss die schiefen Absätz und das Maul können wir uns an das Tischeck hinhaun! K AROLINE Wenn Du so traurig bist, dann werd ich auch traurig. K ASIMIR Ich bin kein trauriger Mensch. N
7 15
B B
dieN ] E IN A USRUFER N ]
[s]|d|ie [V . M ÜLLER ] |E IN A USRUFER |
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IN 221.001/9 – BS 46 a [1], Bl. 4
Gesamtfassung in sieben Bildern
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
K AROLINE Doch. Du bist ein Pessimist. K ASIMIR Das schon. Ein jeder intelligente Mensch ist ein Pessimist. (er lässt sie wieder stehen und haut abermals den Lukas; jetzt knallt es dreimal, er zahlt und bekommt drei Orden; dann nähert er sich wieder Karoline) Du kannst natürlich leicht lachen. Ich habe es Dir doch gleich gesagt, dass ich heut unter garkeinen Umständen auf Dein Oktoberfest geh. Gestern abgebaut und morgen stempeln, aber heut sich amüsieren, vielleicht gar noch mit lachendem Gesicht! K AROLINE Ich habe ja garnicht gelacht. K ASIMIR Natürlich hast Du gelacht. Und das darfst Du ja auch -- Du verdienst ja noch was und lebst bei Deinen Eltern, die wo pensionsberechtigt sind. Aber ich habe keine Eltern mehr und steh allein in der Welt, ganz und gar allein. (Stille) K AROLINE Vielleicht sind wir zu schwer füreinander -K ASIMIR Wie meinst Du das jetzt? K AROLINE Weil Du halt ein Pessimist bist und ich neige auch zur Melancholie -- -Schau, zum Beispiel zuvor -- beim Zeppelin -K ASIMIR Geh halt doch Dein Maul mit dem Zeppelin! K AROLINE Du sollst mich nicht immer so anschrein, das hab ich mir nicht verdient um Dich! 얍 K ASIMIR Habe mich gerne! (ab) B
N
K AROLINE (sieht ihm nach; wendet sich dann langsam dem Eismann zu, kauft sich eine Portion und schleckt daran gedankenvoll) S CHÜRZINGER (schleckt bereits die zweite Portion) K AROLINE Was schauns mich denn so blöd an? S CHÜRZINGER Pardon! Ich habe an etwas ganz anderes gedacht. K AROLINE Drum. (Stille) S CHÜRZINGER Haben Sie auch zuvor den Zeppelin gesehen? K AROLINE Ich habe doch keine zugewachsenen Augen. (Stille) S CHÜRZINGER Der Zeppelin, der fliegt jetzt nach Oberammergau. K AROLINE Ja und dann wird er noch einige Schleifen über uns beschreiben. S CHÜRZINGER Waren das Fräulein schon einmal in Oberammergau? K AROLINE Schon dreimal. S CHÜRZINGER Respekt! (Stille) K AROLINE Aber die Oberammergauer sind auch keine Heiligen. Die Menschen sind halt überall schlechte Menschen. S CHÜRZINGER Das darf man nicht sagen, Fräulein! Die Menschen sind weder gut noch böse. Allerdings werden sie durch unser heutiges wirtschaftliches System gezwungen, egoistischer zu sein, als sie es eigentlich wären, da sie doch schliesslich vegetieren müssen. Verstehens mich? K AROLINE Nein. S CHÜRZINGER Sie werden mich schon gleich verstehen. Nehmen wir an, Sie lieben B
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B
20 41 45
N
B
gern[!]|e!|
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korrigiert aus: witschaftliches
gerne!N ] wirtschaftlichesN ] BschonN ]
\schon/
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IN 221.001/9 – BS 46 a [1], Bl. 5
Gesamtfassung in sieben Bildern
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
Lesetext
einen Mann. Und nehmen wir weiter an, dieser Mann wird nun arbeitslos. Dann lässt die Liebe nach, und zwar automatisch. K AROLINE Also das glaub ich nicht! S CHÜRZINGER Bestimmt! 얍 K AROLINE Oh nein! Wenn es dem Manne schlecht geht, dann hängt das wertvolle Weib nur noch intensiver an ihm -- könnt ich mir schon vorstellen. S CHÜRZINGER Ich nicht. (Stille) K AROLINE Können Sie handlesen? S CHÜRZINGER Nein. K AROLINE Was sind denn der Herr eigentlich von Beruf? S CHÜRZINGER Raten Sie doch mal. K AROLINE Feinmechaniker? S CHÜRZINGER Nein. Zuschneider. K AROLINE Also das hätt ich jetzt nicht gedacht! S CHÜRZINGER Warum denn nicht? K AROLINE Weil ich die Zuschneider nicht mag. Alle Zuschneider bilden sich gleich soviel ein. (Stille)
IN 221.001/9 – BS 46 a [1], Bl. 6
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B N BN
S CHÜRZINGER Bei mir ist das eine Ausnahme. Ich hab mich mal mit dem Schicksalsproblem beschäftigt. B
N
B N BN
K AROLINE Essen Sie auch gern Eis? 25 S CHÜRZINGER Meine einzige Leidenschaft. K AROLINE Die einzige? S CHÜRZINGER Ja. K AROLINE Schad! 얍 S CHÜRZINGER Wieso? 30 K AROLINE Ich meine, da fehlt Ihnen doch dann was. B
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N
K ASIMIR (erscheint wieder und winkt Karoline zu sich heran) K AROLINE (folgt ihm) K ASIMIR Wer ist denn das, mit dem Du dort sprichst? K AROLINE Ein Bekannter von mir. K ASIMIR Seit wann denn? K AROLINE Schon seit lang. Wir haben uns gerade ausnahmsweis getroffen. Glaubst Du mir denn das nicht? K ASIMIR Warum soll ich Dir das nicht glauben? (Stille) Alle f ein.N ] ]
17 20
B
20 21–22 23
BN
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BN
BN
] Ich f beschäftigt.N ] BN] B
B
] S CHÜRZINGER N ]
Alle f ein. [S CHÜRZINGER Eigentlich bin ich ja nur ein Zuschneider. K AROLINE ] [Alle f ein.]f x xIch f beschäftigt. [K AROLINE (lächelt) Komisch, dass wir uns so ausnahmsweis getroffen haben -S CHÜRZINGER ] [Ich f beschäftigt.]f x [E MIL ] |S CHÜRZINGER | x
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IN 221.001/9 – BS 46 a [1], Bl. 7
Gesamtfassung in sieben Bildern
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
Lesetext
K AROLINE Was willst Du? (Stille) K ASIMIR Wie hast Du das zuvor gemeint, dass wir zwei zu schwer füreinander sind? K AROLINE (schweigt boshaft) K ASIMIR Soll das eventuell heissen, dass wir zwei eventuell nicht zueinander passen? K AROLINE Eventuell. K ASIMIR Also das soll dann eventuell heissen, dass wir uns eventuell trennen sollen -und dass Du mit solchen Gedanken spielst? K AROLINE So frag mich doch jetzt nicht! K ASIMIR Und warum nicht, wenn man fragen darf? K AROLINE Weil ich jetzt verärgert bin. Und in einer solchen Stimmung kann ich Dir doch nichts Gescheites sagen! (Stille) K ASIMIR So. Hm. Also das wird dann schon so sein. So und nicht anders. Da gibt es keine Ausnahmen. Lächerlich. K AROLINE Was redest Du denn da? 얍 K ASIMIR Es ist schon so. K AROLINE (fixiert ihn) Wie? (Stille) K ASIMIR Oder ist das vielleicht nicht eigenartig, dass es Dir gerade an jenem Tage auffällt, dass wir zwei eventuell nicht zueinander passen -- an jenem Tage, an welchem ich abgebaut worden bin? (Stille) K AROLINE Ich versteh Dich nicht, Kasimir. K ASIMIR Denk nur nach. Denk nur nach, Fräulein! (Stille) K AROLINE (plötzlich) Oh Du undankbarer Mensch! Hab ich nicht immer zu Dir gehalten? Weisst es denn nicht, was das für Schwierigkeiten gegeben hat mit meinen Eltern, weil ich keinen Beamten genommen hab und nicht von Dir gelassen hab und immer Deine Partei ergriffen hab?! K ASIMIR Reg Dich nur ab, Fräulein! Ueberleg es Dir lieber, was Du mir angetan hast. K AROLINE Und was tust Du mir an? K ASIMIR Ich konstatiere eine Wahrheit. So. Und jetzt lass ich Dich stehn -- (ab) K AROLINE (sieht ihm nach; wendet sich dann wieder dem Schürzinger zu; jetzt dämmert es bereits) S CHÜRZINGER Wer war denn dieser Herr? K AROLINE Mein Bräutigam. S CHÜRZINGER Sie haben einen Bräutigam? K AROLINE Er hat mich gerade sehr gekränkt. Nämlich gestern ist er abgebaut worden und da hat er jetzt behauptet, ich würde mich von ihm trennen wollen, weil er abgebaut worden ist. S CHÜRZINGER Das alte Lied. B
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dem SchürzingerN ] S CHÜRZINGER N ] BS CHÜRZINGER N ] BS CHÜRZINGER N ] B B
[Emil] |dem Schürzinger | [E MIL ] |S CHÜRZINGER | [E MIL ] |S CHÜRZINGER | [E MIL ] |S CHÜRZINGER |
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IN 221.001/9 – BS 46 a [1], Bl. 8
Gesamtfassung in sieben Bildern
K3/TS14 (Korrekturschicht)
Lesetext
K AROLINE Geh reden wir von etwas anderem! (Stille) 얍 S CHÜRZINGER Er steht dort drüben und beobachtet uns. K AROLINE Ich möcht jetzt mal mit der Achterbahn fahren. 5 S CHÜRZINGER Das ist ein teuerer Spass. K AROLINE Aber jetzt bin ich auf dem Oktoberfest und ich hab es mir vorgenommen. Geh fahrens halt mit! S CHÜRZINGER Aber nur einmal. K AROLINE Also das steht bei Ihnen. B
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S CHÜRZINGER N ] S CHÜRZINGER N ] BS CHÜRZINGER N ] B B
[E MIL ] |S CHÜRZINGER | [E MIL ] |S CHÜRZINGER | [E MIL ] |S CHÜRZINGER |
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K3/TS14 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Zweites Bild
Neben der Achterbahn, dort wo die Oktoberfestwiese aufhört. Die Stelle liegt etwas abseits und ist nicht gut beleuchtet. Nämlich es ist bereits Nacht geworden, aber in der Ferne ist alles illuminiert. Karoline und Schürzinger kommen und hören das Sausen der Achterbahn und das selige Kreischen der Fahrgäste.
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K AROLINE Ja das ist die richtige Achterbahn. Es gibt nämlich noch eine, aber mit der ist man bald fertig. Dort ist die Kasse. Jetzt ist mir etwas gerissen. S CHÜRZINGER Was? K AROLINE Ich weiss noch nicht was. Geh drehens Ihnen um bitte. (Stille) S CHÜRZINGER (hat sich umgedreht) Er folgt uns noch immer, Ihr Herr Bräutigam. Jetzt spricht er sogar mit einem Herrn und einer Dame -- sie lassen uns nicht aus den Augen. K AROLINE Wo? -- -- das ist doch jetzt der Merkl Franz und seine Erna. Ja den kenn ich. Nämlich das ist ein ehemaliger Kollege von meinem Kasimir. Aber der ist auf die schiefe Ebene geraten. Wie oft dass der schon gesessen ist. S CHÜRZINGER Die Kleinen hängt man und die Grossen lässt man laufen. K AROLINE Das schon. Aber der Merkl Franz prügelt seine Erna, obwohl sie 얍 ihm pariert. Und ein schwaches Weib schlagen, das ist doch wohl schon das allerletzte. S CHÜRZINGER Bestimmt. K AROLINE Der Kasimir ist ja auch sehr jähzornig von Natur aus, aber angerührt hat er mich noch nie. S CHÜRZINGER Hoffentlich macht er uns hier keinen Skandal. K AROLINE Nein das macht er nie in der Öffentlichkeit. Dazu ist er viel zu beherrscht. Schon von seinem Beruf her. S CHÜRZINGER Was ist er denn? K AROLINE (hat sich nun repariert) Kraftwagenführer. Chauffeur. S CHÜRZINGER Jähzornige Leute sind aber meistens gutmütig. K AROLINE Haben Sie Angst? S CHÜRZINGER Wie kommen Sie darauf? (Stille) K AROLINE Ich möcht jetzt mit der Achterbahn fahren. (ab mit dem Schürzinger und nun ist einige Zeit kein Mensch zu sehen) N
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SchürzingerN ] S CHÜRZINGER N ] BS CHÜRZINGER N ] BS CHÜRZINGER N ] BS CHÜRZINGER N ] BS CHÜRZINGER N ] BS CHÜRZINGER N ] BS CHÜRZINGER N ] BS CHÜRZINGER N ] BWie f darauf?N ] BN] Bdem SchürzingerN ] B B
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[Emil] |Schürzinger | [E MIL ] |S CHÜRZINGER | [E MIL ] |S CHÜRZINGER | [E MIL ] |S CHÜRZINGER | [E MIL ] |S CHÜRZINGER | [E MIL ] |S CHÜRZINGER | [E MIL ] |S CHÜRZINGER | [E MIL ] |S CHÜRZINGER | [E MIL ] |S CHÜRZINGER | [Nein.] [|Angst? Was ist das?|] |Wie f darauf?| [Also komme[s]|ns|!] [Emil] |dem Schürzinger |
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IN 221.001/12 – BS 46 b [1], Bl. 3
Gesamtfassung in sieben Bildern
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
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K ASIMIR (kommt langsam mit dem Merkl Franz und dem seiner Erna) DER M ERKL F RANZ Parlez-vous francaise? K ASIMIR Nein. DER M ERKL F RANZ Schade. K ASIMIR Wieso? DER M ERKL F RANZ Weil sich das deutsch nicht so sagen lässt. Ein Zitat. In puncto Achterbahn und Karoline -- (zu Erna) Wenn Du mir sowas antun würdest, ich tät Dir ja das Kreuz abschlagen. E RNA So sei doch nicht so ungerecht.
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K AROLINE (kreischt nun droben auf der abwärtssausenden Achterbahn) K ASIMIR (starrt empor) Fahre wohl, Fräulein Karoline! Dass Dir nur nichts passiert. Dass Du Dir nur ja nicht das Genick verrenkst. Das wünscht Dir jetzt Dein Kasimir. 얍 DER M ERKL F RANZ Habe nur keine Angst. Wir sind zu zweit. K ASIMIR Ich bin nicht zu zweit! Ich mag nicht zu zweit sein! Ich bin allein. (Stille) DER M ERKL F RANZ Ich hätt ja einen plausibleren Vorschlag: lass doch diesen Kavalier überhaupt laufen -- er kann doch nichts dafür, dass jetzt die Deine mit ihm da droben durch die Weltgeschichte rodelt. Du hast Dich doch nur mit ihr auseinanderzusetzen. Wie sie auf der Bildfläche erscheint, zerreiss ihr das Maul. K ASIMIR Das ist eine Ansichtssache. DER M ERKL F RANZ Natürlich. (Stille) K ASIMIR Ich bin aber nicht der Ansicht. DER M ERKL F RANZ Du bist halt ein naiver Mensch. K ASIMIR Wahrscheinlich. (Stille) DER M ERKL F RANZ Was ist das Weib? Kennst den Witz, wo die Tochter mit dem leiblichen Vater und dem Bruder -E RNA (unterbricht ihn) Du sollst nicht immer so wegwerfend über uns Frauen reden! (Stille) DER M ERKL F RANZ Ja wie hätten wir es denn? E RNA Ich bin doch zuguterletzt auch eine Frau! DER M ERKL F RANZ Also werd mir nur nicht nervös. Da. Halt mal meine Handschuhe. Ich muss jetzt zinserln -- (er verrichtet seine Notdurft an einem Pfosten der Achterbahn; in der Ferne ertönt nun ein Waldhorn, und zwar wehmütig) B
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E RNA Herr Kasimir. Da schauns mal hinauf. Das ist der grosse Bär. K ASIMIR Wo? E RNA Dort. Und das dort ist der Orion. Mit dem Schwert. 얍 K ASIMIR Woher wissen Sie denn all das? E RNA Das hat mir mal mein Herr erklärt, wie ich noch gedient hab -- der ist ein Professor gewesen. Wissens, wenns mir schlecht geht, dann denk ich mir immer, was ist ein Mensch neben einem Stern. Und das gibt mir dann wieder einen Halt.
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abw[{ä}]|ä|rtssausenden Achterbahn [--] |;|
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Gesamtfassung in sieben Bildern
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
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S CHÜRZINGER (erscheint und das Waldhorn verstummt) K ASIMIR (erkennt ihn) S CHÜRZINGER (grüsst) K ASIMIR (grüsst auch und zwar unwillkürlich) S CHÜRZINGER Ihr Fräulein Braut fahren noch. K ASIMIR (fixiert ihn grimmig) Das freut mich. (Stille) S CHÜRZINGER Ich bin nur einmal mitgefahren. Ihr Fräulein Braut wollte aber noch einmal. K ASIMIR Alsdann: Sie sind doch ein alter Bekannter von meiner Fräulein Braut? S CHÜRZINGER Wieso? K ASIMIR Was wieso? S CHÜRZINGER Nein das muss ein Irrtum sein. Ich kenne Ihr Fräulein Braut erst seit zuvor dort bei dem Eismann -- da sind wir so unwillkürlich ins Gespräch gekommen. K ASIMIR Unwillkürlich -S CHÜRZINGER Absolut. K ASIMIR Das auch noch. S CHÜRZINGER Warum? K ASIMIR Weil das sehr eigenartig ist. Nämlich mein Fräulein Braut sagte mir zuvor, dass Sie Ihnen schon seit langem kennt. Schon seit lang, sagte sie. DER M ERKL F RANZ Peinsam. (Stille) S CHÜRZINGER Das tut mir aber leid. 얍 K ASIMIR Also stimmt das jetzt oder stimmt das jetzt nicht? Ich möchte da nämlich klar sehen. Von Mann zu Mann. (Stille) S CHÜRZINGER Nein. Es stimmt nicht. K ASIMIR Ehrenwort? S CHÜRZINGER Ehrenwort. K ASIMIR Ich danke. (Stille) DER M ERKL F RANZ In diesem Sinne kommst Du auf keinen grünen Zweig nicht , lieber guter alter Freund. Hau ihm doch eine aufs Maul -K ASIMIR Mische Dich bitte nicht da hinein! DER M ERKL F RANZ Huste mich nicht so schwach an! Du Nasenbohrer. K ASIMIR Ich bin kein Nasenbohrer! DER M ERKL F RANZ Du wirst es ja schon noch erleben, wo Du landen wirst mit derartig nachsichtigen Methoden! Ich seh Dich ja schon einen Kniefall machen vor dem offiziellen Hausfreund Deiner eigenen Braut! Küsse nur die Spur Ihres Trittes -- Du wirst ihr auch noch die Schleppe tragen und Dich mit einer besonderen Wonne unter Ihre Schweissfüss beugen, Du Masochist! K ASIMIR Ich bin kein Masochist! Ich bin ein anständiger Mensch! (Stille) DER M ERKL F RANZ Das ist der Dank. Man will Dir helfen und Du wirst anzüglich. Stehen lassen sollt ich Dich da, wo Du da stehst! B
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
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E RNA Komm, Franz! DER M ERKL F RANZ (kneift sie in den Arm) E RNA Au! Au -DER M ERKL F RANZ Und wenn Du Dich noch so sehr windest! Ich bleib, solang ich Lust dazu hab -- in einer solchen Situation darf man seinen Freund nicht allein lassen. K AROLINE (erscheint) (Stille)
얍BN K ASIMIR (nähert sich langsam Karoline und hält dicht vor ihr) Ich habe Dich zuvor gefragt, wie Du das verstanden haben willst, dass wir zwei eventuell nichtmehr zueinanderpassen. Und Du hast gesagt: eventuell. Hast Du gesagt. K AROLINE Und Du hast gesagt, dass ich Dich verlasse, weil Du abgebaut worden 15 bist. Das ist eine ganz tiefe Beleidigung. Eine wertvolle Frau hängt höchstens noch mehr an dem Manne, zu dem sie gehört, wenn es diesem Manne schlecht geht. K ASIMIR Bist Du eine wertvolle Frau? K AROLINE Das musst Du selber wissen. 20 K ASIMIR Und Du hängst jetzt noch mehr an mir? K AROLINE (schweigt) K ASIMIR Du sollst mir jetzt eine Antwort geben. K AROLINE Ich kann Dir darauf keine Antwort geben. Das musst Du fühlen. (Stille) 25 K ASIMIR Warum lügst Du? K AROLINE Ich lüge nicht. K ASIMIR Doch. Und zwar ganz ohne Schamgefühl. (Stille) K AROLINE Wann soll denn das gewesen sein? 30 K ASIMIR Zuvor. Da hast Du gesagt, dass Du diesen Herrn dort schon lange kennst. Seit schon lang, hast Du gesagt. Und derweil ist das doch nur so eine Oktoberfestbekanntschaft. Warum hast Du mich angelogen? (Stille) 얍 K AROLINE Ich war halt sehr verärgert. 35 K ASIMIR Das ist noch kein Grund. K AROLINE Bei einer Frau vielleicht schon. K ASIMIR Nein. (Stille) 10
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[DER M ERKL F RANZ Das ist der Dank. Man will Dir helfen und Du wirst anzüglich. Stehen lassen sollt ich Dich da, wo Du da stehst! E RNA Komm, Franz! DER M ERKL F RANZ [(brüllt sie an)] |(kneift sie)| [Nein! Ich bleibe da!] |ERNA Au! Au – | \DER M ERKL F RANZ / Und wenn Du Dich noch so sehr windest! Ich bleib, solang ich Lust dazu hab -- in einer solchen Situation darf man seinen Freund nicht allein lassen. K AROLINE (erscheint) (Stille)]
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IN 221.001/12 – BS 46 b [1], Bl. 8
Gesamtfassung in sieben Bildern
K3/TS14 (Korrekturschicht)
Lesetext
K AROLINE Eigentlich wollt ich ja nur ein Eis essen -- aber dann haben wir über den Zeppelin gesprochen. Du bist doch sonst nicht so kleinlich. K ASIMIR Das kann ich jetzt nicht so einfach überwinden. K AROLINE Ich habe doch nur mit der Achterbahn fahren wollen. B
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(Stille) K ASIMIR Wenn Du gesagt hättest: lieber Kasimir, ich möchte gerne mit der Achterbahn fahren, weil ich das so gerne möchte -- dann hätte der Kasimir gesagt: fahre zu mit Deiner Achterbahn! K AROLINE So stell Dich doch nicht so edel hin! K ASIMIR Schleim Dich nur ruhig aus. Wer ist denn das eigentlich? K AROLINE Das ist ein gebildeter Mensch. Ein Zuschneider. (Stille) K ASIMIR Du meinst also, dass ein Zuschneider etwas gebildeteres ist, wie ein ehrlicher Chauffeur? K AROLINE Geh verdrehe doch nicht immer die Tatsachen! K ASIMIR Das überlasse ich Dir! Ich konstatiere, dass Du mich angelogen hast und zwar ganz ohne Grund! So schwing Dich doch mit Deinem gebildeten Herrn Zuschneider! Das sind freilich die feineren Kavaliere , als wie so ein armer Hund , der wo gestern abgebaut worden ist! K AROLINE Und nur weil Du abgebaut worden bist, soll ich jetzt vielleicht weinen? Gönnst einem schon garkein Vergnügen, Du Egoist! K ASIMIR Seit wann bin ich denn ein Egoist? Jetzt muss ich aber direkt lachen! Hier dreht es sich doch nicht um Deine Achterbahn, sondern um Dein unqualifizierbares Benehmen, indem dass Du mich angelogen hast! 얍 S CHÜRZINGER Pardon -DER M ERKL F RANZ (unterbricht ihn) Jetzt halt aber endlich Dein Maul und schau dass Du Dich verrollst! Fahr ab sag ich! K ASIMIR Lass ihn laufen, Merkl! Die zwei passen prima zusammen! (zu Karoline) Du Zuschneidermensch! (Stille) K AROLINE Was hast Du jetzt da gesagt? DER M ERKL F RANZ Er hat jetzt da gesagt: Zuschneidermensch. Oder Nutte, wie der Berliner sagt. S CHÜRZINGER Kommen Sie, Fräulein! K AROLINE Ja. Jetzt komme ich -- (ab mit dem Schürzinger) B
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Du f kleinlich.N ] ]
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Zuschneider.N ] ein ZuschneiderN ] BverdreheN ] BZuschneider!N ] B DasN ] BKavaliereN ] BHundN ] BwoN ] B
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[Sei mir nicht bös bitte.] |Du f kleinlich.| [K ASIMIR Das ist eine Vertrauensache. K AROLINE ] [Du bist doch sonst nicht so kleinlich] [ |Das hängt von Dir ab.|] [ |Also das hängt von Dir ab.|] [Student.] [|Zuschneider|] |Zuschneider.| [ein Student] [|ein Zuschneider|] |ein Zuschneider| verdreh\e/ [Akademiker!] |[|{ }|] |Zuschneider!| [Die von zuhaus leben,] [|{ }|] [d]|D|as [Hund] |Kavaliere| [Mensch] |Hund| \wo/
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IN 221.001/12 – BS 46 b [1], Bl. 9
Gesamtfassung in sieben Bildern
K3/TS14 (Korrekturschicht)
Lesetext
M ERKL F RANZ (sieht ihnen nach) Glückliche Reise! K ASIMIR Zu zweit. DER M ERKL F RANZ Weiber gibts wie Mist! (zu Erna) Wie Mist. E RNA So sei doch nicht so ordinär. Was hab ich denn Dir getan? DER M ERKL F RANZ Du bist eben auch nur ein Weib. So und jetzt kauft sich der Merkl Franz eine Tasse Bier. Von wegen der lieblicheren Gedanken. Kasimir, geh mit! K ASIMIR Nein. Ich geh jetzt nachhaus und leg mich ins Bett. (ab) DER
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M ERKL F RANZ (ruft ihm nach) Gute Nacht!
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
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얍 Drittes Bild
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IN 221.001/13 – BS 46 c [1], Bl. 11
Beim Tobogan. Am Ende der Rinne, in welcher die Toboganbesucher am Hintern herunterrutschen. Wenn dabei die zuschauenden Herren Glück haben, dann können sie den herunterrutschenden Damen unter die Röcke sehen. Auch Rauch und Speer sehen zu. Links ein Eismann mit türkischem Honig und Luftballons. Rechts eine Hühnerbraterei, die aber wenig frequentiert wird, weil alles viel zu teuer ist. Jetzt rutschen gerade Elli und Maria in der Rinne herunter und man kann ihnen unter die Röcke sehen. Und die Luft ist voll Wiesenmusik. R AUCH (zwinkert Elli und Maria zu, die wo sich mit ihren Büstenhaltern beschäftigen, welche sich durch das Herabrutschen verschoben haben) E LLI Ist das aber ein alter Hirsch. M ARIA Reichlich. E LLI Ein Saubär ein ganz ein bremsiger. M ARIA Ich glaub, dass der andere ein Norddeutscher ist. E LLI Wieso weswegen? M ARIA Das kenn ich am Hut. Und an die Schuh. R AUCH (grinst noch immer) 얍 E LLI (blickt ihn freundlich an -- aber so, dass er es nicht hören kann) Schnallentreiber dreckiger. R AUCH (grüsst geschmeichelt) E LLI (wie zuvor) Guten abend, Herr Nachttopf! R AUCH (läuft das Wasser im Munde zusammen) E LLI (wie zuvor) Das tät Dir so passen, altes Scheisshaus -- Denk lieber ans Sterben als wie an das Gegenteil! (fröhlich lachend ab mit Maria) R AUCH Hip hip hurrah! S PEER Zwei hübsche Todsünden -- was? B
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R AUCH Trotz Krise und Politik -- mein altes Oktoberfest, das bringt mir kein Brünning um. Hab ich übertrieben? S PEER Gediegen. Sehr gediegen! R AUCH Da sitzt doch noch der Dienstmann neben dem Geheimrat, der Kaufmann neben dem Gewerbetreibenden, der Minister neben dem Arbeiter -- so lob ich mir die Demokratie! (er tritt mit Speer an die Hühnerbraterei; die beiden Herren fressen nun ein zartes knuspriges Huhn und saufen Kirsch und Wiesenbier) B
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[Zwei hübsche Todsünden -- was?] [|Gediegen! Sehr, gediegen!|] |Hip hip hurrah!| BZwei f was? N ] [Gediegen. Sehr gediegen.] |Zwei f was?| Bkein BrünningN ] kein[er] \Brünning/ BBrünningN ] gemeint ist: Brüning BGediegen. f gediegen!N ] [Aber keine Idee!] [ Untertrieben! ] Gediegen. f gediegen! | | | | BdochN ] \doch/ B
Hip hip hurrah!N ]
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IN 221.001/13 – BS 46 c [1], Bl. 12
Gesamtfassung in sieben Bildern
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
K AROLINE (kommt mit dem Schürzinger; sie etwas voraus -- dann hält sie plötzlich und er natürlich auch) Muss denn das sein, dass die Männer so misstrauisch sind? Wo man schon alles tut, was sie wollen. S CHÜRZINGER Natürlich muss man sich als Mann immer in der Hand haben. Sie dürfen mich nicht falsch verstehen. K AROLINE Warum? S CHÜRZINGER Ich meine, weil ich zuvor eine Lanze für Ihren Herrn Bräutigam gebrochen hab. Er ist halt sehr aufgebracht -- es ist das doch kein Kinderspiel so plötzlich auf der Strasse zu liegen. K AROLINE Das schon. Aber das ist doch noch kein Grund, dass er sagt, dass ich eine Dirne bin. Man muss das immer trennen, die allgemeine Krise und das Private. S CHÜRZINGER Meiner Meinung nach sind aber diese beiden Komplexe unheilvoll miteinander verknüpft. 얍 K AROLINE Geh redens doch nicht immer so geschwollen daher! Ich kauf mir jetzt noch ein Eis. (sie kauft sich bei dem Eismann Eis und auch der Schürzinger schleckt wieder eine Portion) B
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R AUCH (deutet fressend auf Karoline) Was das Mädchen dort für einen netten Popo hat -S PEER Sehr nett. R AUCH Ein Mädchen ohne Popo ist kein Mädchen. S PEER Sehr richtig. S CHÜRZINGER Ich meine ja nur, dass man sich so eine Trennung genau überlegen muss mit allen ihren Konsequenzen. K AROLINE Mit was denn für Konsequenzen? Ich bin doch eine berufstätige Frau. S CHÜRZINGER Aber ich meine ja doch jetzt das seelische Moment. (Stille) K AROLINE Ich bin nicht so veranlagt, dass ich mich beschimpfen lasse. Ich bin ja sogar blöd, dass ich mich derart mit Haut und Haar an den Herrn Kasimir ausgeliefert habe -- ich hätt doch schon zweimal einen Beamten heiraten können mit Pensionsberechtigung. (Stille) S CHÜRZINGER Ich möchte es halt nur nicht gerne haben, dass das jetzt so herschaut, als wäre vielleicht ich an dieser Entfremdung zwischen ihm und Ihnen schuld -Ich habe nämlich schon einmal Mann und Frau entzweit. Nie wieder! BN
K AROLINE Sie haben doch vorhin gesagt, dass wenn der Mann arbeitslos wird, dass dann hernach auch die Liebe von seiner Frau zu ihm hin nachlässt -- und zwar automatisch. S CHÜRZINGER Das liegt in unserer Natur. Leider. K AROLINE Wie heissen Sie denn eigentlich mit dem Vornamen? S CHÜRZINGER Eugen. K AROLINE Sie haben so ausgefallene Augen. BN
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dochN ] ] BN] BEugen.N ] B
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[s]|d|och [(Stille)] gestrichen: (keine Zeile frei!!) [--] [Johann.] |Eugen.|
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IN 221.001/13 – BS 46 c [1], Bl. 13
Gesamtfassung in sieben Bildern
K3/TS14 (Korrekturschicht)
S CHÜRZINGER Das haben mir schon manche gesagt. K AROLINE Bildens Ihnen nur nichts ein! (Stille) S CHÜRZINGER Gefällt Ihnen Eugen als Vorname? 얍 K AROLINE Unter Umständen. (Stille) S CHÜRZINGER Ich bin ein einsamer Mensch, Fräulein. Sehen Sie, meine Mutter zum Beispiel, die ist seit der Inflation taub und auch nichtmehr ganz richtig im Kopf, weil sie alles verloren hat -- so habe ich jetzt keine Seele, mit der ich mich aussprechen kann. K AROLINE Habens denn keine Geschwister? S CHÜRZINGER Nein. Ich bin der einzige Sohn. K AROLINE Jetzt kann ich aber kein Eis mehr essen. (ab mit dem Schürzinger) B
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S PEER Eine merkwürdige Jugend diese heutige Jugend. Wir haben ja seinerzeit auch Sport getrieben, aber so merkwürdig wenig Interesse für die Reize des geistigen Lebens -R AUCH Eine eigentlich unsinnliche Jugend. S PEER (lächelt) Es bleibt ihnen zwar manches erspart. R AUCH Ich hab immer Glück gehabt. S PEER Ich auch, ausser einmal. R AUCH War sie wenigstens hübsch? S PEER In der Nacht sind alle Katzen grau. R AUCH (erhebt sein Glas) Spezielles!
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K AROLINE (rutscht nun die Rinne herunter, gefolgt von dem Schürzinger -- und Rauch und Speer können ihr unter die Röcke sehen) S CHÜRZINGER (erblickt Rauch, zuckt zusammen und grüsst überaus höflich, sogar gleich zweimal) BN
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R AUCH (dankt überrascht; zu Speer) Wer ist denn das? Jetzt grüsst mich da der Kavalier von dem netten Popo --
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K AROLINE (beschäftigt sich nun auch mit ihrem Büstenhalter) Wer ist denn das dort? S CHÜRZINGER Das ist er selbst. Kommerzienrat Rauch. Mein Chef. Sie kennen doch die grosse Firma -- vier Stock hoch und auch noch nach hinten hinaus. K AROLINE Ach jaja! S CHÜRZINGER Er hat zwar im Juni eine GmbH aus sich gemacht, aber nur pro 얍 forma von wegen der Steuer und so.
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R AUCH (hatte sich mit Speer besprochen und nähert sich nun bereits etwas angetrunken dem Schürzinger) Verzeihen Sie der Herr! Woher haben wir das Vergnügen? S CHÜRZINGER Mein Name ist Schürzinger, Herr Kommerzienrat. R AUCH Schürzinger? 4 10 28
EugenN ] ] BN] B
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[Johann] |Eugen| [So rein menschlich.] [nun]
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
Lesetext
S CHÜRZINGER Kinderkonfektion. Abteilung Kindermäntel. (Stille) R AUCH (zu Schürzinger) Das Fräulein Braut? K AROLINE Nein. (Stille) R AUCH (steckt dem Schürzinger eine Zigarre in den Mund) Sehr angenehm! (zu Karoline) Dürfen der Herr Kommerzienrat das Fräulein zu einem Kirsch bitten? K AROLINE Nein danke. Ich kann keinen Kirsch vertragen. Ich möcht gern einen Samos. R AUCH Also einen Samos! (er tritt an die Hühnerbraterei) Einen Samos! (zu Karoline) Das ist mein bester Freund aus Erfurt in Thüringen -- und ich stamme aus Weiden in der Oberpfalz. Auf Ihr Wohlsein, Fräulein! Und einen Kirsch für den jungen Mann da! S CHÜRZINGER Verzeihung, Herr Kommerzienrat -- aber ich nehme nie Alkohol zu mir.
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R AUCH Na wieso denn nicht? S CHÜRZINGER Weil ich ein Antialkoholiker bin, Herr Kommerzienrat. S PEER Aus Prinzip? S CHÜRZINGER Wie man so sagt. R AUCH Also derartige Prinzipien werden hier nicht anerkannt! Wir betrachten selbe als nichtexistent! Mit seinem Oberherrgott wird der junge Mann schon einen Kirsch kippen! Ex, Herr -S CHÜRZINGER Schürzinger. (er leert das Glas und schneidet eine Grimasse) R AUCH Schürzinger! Ich hatte mal einen Erzieher, der hiess auch Schürzinger. War das ein Rhinozeros! Noch einen Samos! Und noch einen Kirsch für den Herrn Antialkoholiker -- den haben wir jetzt entjungfert in Sachen Alkohol. Sie vielleicht auch, Fräulein? K AROLINE Oh nein! Ich trink nur nichts Konzentriertes und das gemischte 얍 Zeug hab ich schon garnicht gern -- (sie erblickt Kasimir) B
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K ASIMIR (winkt sie zu sich heran) K AROLINE (folgt nicht) K ASIMIR (winkt deutlicher) K AROLINE (leert den Samos, stellt dann das Glas trotzig und umständlich hin und nähert sich langsam Kasimir) R AUCH Wer ist denn das? Don Quichotte? S CHÜRZINGER Das ist der Bräutigam von dem Fräulein. S PEER Tableau! S CHÜRZINGER Sie möcht aber nichtsmehr von ihm wissen. R AUCH Schon wieder angenehmer! B
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und f Grimasse)N ] Alkohol.N ] BWer f Quichotte?N ] B B
N
[)] |und f Grimasse)| [Schnapps.] [|Ki|] [|{ }|] |Alkohol.| [[Was] |Na was| ist denn jetzt das[?] |für ein Ritter von der traurigen Gestalt?|] |Wer f Quichotte?|
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IN 221.001/13 – BS 46 c [1], Bl. 16
Gesamtfassung in sieben Bildern
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
K AROLINE Was willst Du denn schon wieder? (Stille) K ASIMIR Was sind denn das dort für Leute? K AROLINE Lauter alte Bekannte. K ASIMIR Sei nicht boshaft bitte. K AROLINE Ich bin nicht boshaft. Der Dicke dort ist der berühmte Kommerzienrat Rauch, der wo Alleininhaber ist. Und der andere kommt aus Thüringen . Ein Landgerichtsdirektor. K ASIMIR Also lauter bessere Menschen. Du kannst mich jetzt nichtmehr aufregen. (Stille) K AROLINE Was willst Du noch? K ASIMIR Ich hab Dich um Verzeihung bitten wollen von wegen meinem Misstrauen und dass ich zuvor so grob zu Dir war. Nein das war nicht schön von mir. Wirst Du mir das verzeihen? K AROLINE Ja. K ASIMIR Ich danke Dir. Jetzt geht es mir schon wieder anders -- (er lächelt) K AROLINE Du verkennst Deine Lage. 얍 K ASIMIR Was für eine Lage? (Stille) K AROLINE Es hat keinen Sinn mehr, Kasimir. Ich hab mir das überlegt und habe mich genau geprüft -- (sie wendet sich der Schnappsbude zu) K ASIMIR Aber das sind doch dort keine Menschen für Dich! Die nützen Dich doch nur aus zu ihrem Vergnügen! K AROLINE So sei doch nicht so sentimental. Das Leben ist hart und eine Frau, die wo etwas erreichen will, muss einen einflussreichen Mann immer bei seinem Gefühlsleben packen. K ASIMIR Hast Du mich auch dort gepackt? K AROLINE Ja. (Stille) K ASIMIR Das ist nicht wahr. K AROLINE Doch. (Stille) K ASIMIR Was willst Du denn durch diese Menschen dort erreichen? K AROLINE Eine höhere gesellschaftliche Stufe und so. K ASIMIR Das ist aber eine neue Ansicht, die Du da hast. K AROLINE Nein das ist keine neue Ansicht -- aber ich habe mich von Dir tyrannisieren lassen und habe es Dir nachgesagt, dass eine Büroangestellte auch nur eine Proletarierin ist! Aber da drinnen in meiner Seele habe ich immer anders gedacht! Mein Herz und mein Hirn waren ja umnebelt, weil ich Dir hörig war! Aber jetzt ist das aus. K ASIMIR Aus? K AROLINE Du sagst es. (Stille) B
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ThüringenN ] Landgerichtsdirektor.N ] Bsentimental.N ] BN] Bbei seinemN ] B B
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[Westfalen] |Thüringen| [Geheimrat.] |Landgerichtsdirektor.| sentimental[!]|.| [im Leben] bei[m] \seinem/
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Gesamtfassung in sieben Bildern
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
Lesetext
K ASIMIR So. Hm. Also das wird dann schon so sein. Der Kasimir ist halt abgebaut. So und nicht anders. Da gibt es keine Ausnahmen. Lächerlich. K AROLINE Hast Du mir noch etwas zu sagen? 얍 (Stille) K ASIMIR Lang bin ich herumgeschlichen und hab es mir überlegt, ob ich Dich nämlich um Verzeihung bitten soll -- -- aber jetzt tut es mir leid. (ab) K AROLINE (sieht ihm nach und wendet sich dann wieder der Schnappsbude zu)
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Vi e r t e s B i l d
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Bei den Abnormitäten. Drinnen im Zuschauerraum. Es ist gesteckt voll. Auch Rauch, Speer, Karoline und der Schürzinger sitzen drinnen. B
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D ER A USRUFER Als fünftes darf ich Ihnen nun vorstellen den Mann mit dem Bulldoggkopf! D ER M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF (betritt die Bühne) D ER A USRUFER Emil, der Mann mit dem Bulldoggkopf, ist vorgestern sechzehn Jahre alt geworden. Wie Sie sehen, sind seine Unterkieferknochen abnorm stark ausgeprägt, so dass er mit seiner Unterlippe ohne Weiteres bequem seine Nase bedecken kann. D ER M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF (tut es) D ER A USRUFER Emil kann seinen Mund nicht öffnen und wird daher künstlich ernährt. Man könnte ihm zwar durch eine überaus schwierige Operation den Mund öffnen, aber dann hinwiederum könnte er seinen Mund nie schliessen. Sie sehen hier, was die Natur für Spiele zu betreiben beliebt und welch seltsame Menschen auf unserer Erde hausen. D ER M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF (verbeugt sich und ab) B
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D ER A USRUFER Und nun, meine Herrschaften, kommen wir zur sechsten Nummer und damit zum Clou unserer Serie. Juanita, das Gorillamädchen! J UANITA (betritt die Bühne) D ER A USRUFER Juanita wurde in einem kleinen Dorfe bei Zwickau geboren. 얍 Wieso es gekommen war, dass sie in Hinsicht auf ihre körperliche Gestaltung nicht wie andere Menschenkinder das Licht der Welt erblickt hatte, das ist ein Rätsel der Wissenschaft. Wie sich die Herrschaften überzeugen können, ist Juanita am ganzen Leibe tierisch behaart und auch die Anordnung der inneren Organe ist wie bei einem Tier -(Surren in der Luft, und zwar immer stärker und stärker; draussen Geheul und allgemeiner Musiktusch) R AUCH (schnellt empor) Der Zeppelin! Der Zeppelin! (Ohrenbetäubendes Surren, die Zuschauer stürzen in das Freie -- und nun beschreibt der Zeppelin einige Schleifen über der Oktoberfestwiese) J UANITA (will auch hinaus) D ER A USRUFER Zurück! Meschugge? J UANITA Aber der Zeppelin -D ER A USRUFER Aber ausgeschlossen! Unmöglich! Zurück! D ER M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF (erscheint mit den übrigen Abnormitäten, der dicken Dame, dem Riesen, dem jungen Mädchen mit Bart, dem Kamelmenschen und den zusammengewachsenen Zwillingen) 5 16 17 17
derN ] ihmN ] BhinwiederumN ] BN] B B
\der/ ih[n]|m| \hinwiederum/ [wieder]
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K3/TS14 (Korrekturschicht)
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D ER A USRUFER Ja wer hat Euch denn gerufen?! Was nehmt Ihr Euch denn da heraus?! D IE DICKE D AME Aber der Zeppelin -5
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D ER L ILIPUTANER (erscheint auf der Bühne mit einer Hundepeitsche) Heinrich! Was gibts denn da? D ER A USRUFER Direktor! Die Krüppel sind wahnsinnig geworden! Sie möchten den Zeppelin sehen! D ER L ILIPUTANER (scharf) Sonst noch was gefällig?! (Stille) 얍 D ER L ILIPUTANER Auf die Plätze! Aber schleunigst bitte! Was braucht Ihr einen Zeppelin zu sehen -- wenn man Euch draussen sieht, sind wir pleite! Das ist ja Bolschewismus! J UANITA Also beschimpfen lass ich mich nicht! (sie weint) D ER M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF (röchelt, wankt und fasst sich ans Herz) D IE D ICKE D AME Johann! Johann -D ER L ILIPUTANER Raus mit Euch! Marsch marsch! D IE D ICKE D AME (stützt den Mann mit dem Bulldoggkopf) Der arme Johann -- er hat doch so ein schwaches Herz -- (sie zieht sich zurück mit den übrigen Abnormitäten, nur Juanita bleibt zurück) D ER L ILIPUTANER (plötzlich sanft) Also nur nicht weinen, kleine Juanita -- hier hast Du Bonbons -- schöne Pralinen -J UANITA Sie sollen mich nicht immer beschimpfen, Herr Direktor -- das ist doch wirklich schon unchristlich. D ER L ILIPUTANER Nichts für ungut. Da -- (er übergibt ihr die Pralinen und ab) J UANITA (verzehrt apathisch die Pralinen -- inzwischen erscheinen Karoline und der Schürzinger wieder im Zuschauerraum und setzen sich in die hinterste Bankreihe) K AROLINE Er sieht schön aus, der Zeppelin -- auch in der Nacht, so beleuchtet. Aber wir fliegen ja nicht mit. S CHÜRZINGER Bestimmt. K AROLINE Sie schaun mich so komisch an. S CHÜRZINGER Sie mich auch. (Stille) K AROLINE Ich glaub, ich habe schon einen kleinen sitzen. Und Sie haben noch nie einen Alkohol getrunken? S CHÜRZINGER Noch nie. K AROLINE Und auch sonst sind der Herr so zurückhaltend? S CHÜRZINGER Das wieder weniger eigentlich. K AROLINE (gibt ihm plötzlich einen kurzen Kuss) (Stille) S CHÜRZINGER Jetzt kenn ich mich nichtmehr aus. Ist das jetzt der Alkohol oder -- es B
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Ich f sitzen.N ] ]
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Ich f sitzen. [Ich f sitzen.]f x
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
geht nämlich etwas vor in mir, was ich nicht kontrollieren kann. Wenn man zum Beispiel Geld hätte -K AROLINE (unterbricht ihn) Geh sei doch nicht so fad! 얍 (Stille) S CHÜRZINGER Sind wir jetzt per Du? K AROLINE Für diesen heutigen abend -S CHÜRZINGER Und für sonst? K AROLINE Vielleicht! (Stille) K AROLINE Du heisst Eugen? S CHÜRZINGER Ja. K AROLINE Und ich heisse Karoline. Warum lachst Du jetzt? S CHÜRZINGER Weil ich mich freu. D IE Z USCHAUER (betreten nun wieder den Zuschauerraum, weil der Zeppelin bereits unterwegs nach Friedrichshafen ist) D ER A USRUFER (schlägt auf den Gong) Meine Damen und Herren! Wir waren dort stehen geblieben, dass Juanita auf dem ganzen Leibe tierisch behaart und dass auch die Anordnung ihrer inneren Organe wie bei einem Tiere ist. Trotzdem hat Juanita aber eine äusserst rege Phantasie. So spricht sie perfekt englisch und französisch und das hat sie sich mit zähem Fleisse selbst beigebracht. Und nun wird sich Juanita erlauben, den Herrschaften eine Probe ihrer prächtigen Naturstimme zu geben! Darf ich bitten -- (auf einem ausgeleierten Piano ertönt die Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen) J UANITA (singt -- und während sie singt legt Schürzinger seinen Arm um Karolinens Taille und auch ihre Waden respektive Schienbeine berühren sich) Schöne Nacht, du Liebesnacht O stille mein Verlangen! Süsser als der Tag uns lacht Die schöne Liebesnacht. Flüchtig weicht die Zeit unwiederbringlich unserer Liebe Fern von diesem lauschgen Ort entweicht die flüchtige Zeit Zephire lind und sacht Die uns kosend umfangen 얍 Zephire haben sacht Sanfte Küsse gebracht -Ach. Schöne Nacht, du Liebesnacht O stille das Verlangen. Süsser als der Tag uns lacht BN B
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] Wir warenN ] BSoN ] BsieN ] BselbstN ] BN] BausN ] BN B
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[Wir setzen nun unsere Darbietungen fort.] [Ich]|Wir| [war] |waren| [Sie] |So| \sie/ [s]|s|elbst [nun] [{u}]|a|us
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
Die schöne Liebesnacht -Ach.
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
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얍 Fünftes Bild
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IN 221.001/22 – BS 46 e [4], Bl. 19
Beim Wagnerbräu. Mit der festlichen Blechmusikkapelle. Der Merkl Franz ist aufgeräumt und seine Erna mehr bescheiden, während Kasimir melancholisch daneben hockt. I. A LLES (ausser Kasimir, singt) Solang der alte Peter Am Petersbergerl steht Solang die grüne Isar Durchs Münchnerstadterl fliesst Solang am Platzl drunten Noch steht das Hofbräuhaus Solang stirbt die Gemütlichkeit Zu München nimmer aus Solang stirbt die Gemütlichkeit Zu München nimmer aus! Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit! Eins, zwei, drei -- gsuffa!! II. M ERKL F RANZ Prost Kasimir! Sauf damit Du etwas wirst! K ASIMIR Was soll ich denn schon werden? Vielleicht gar ein Kommerzienrat! DER M ERKL F RANZ So gründ doch eine neue Partei! Und werd Finanzminister! 얍 K ASIMIR Wer den Schaden hat, hat auch den Spott. DER M ERKL F RANZ Wem nicht zu raten ist, dem ist nicht zu helfen. (Stille) K ASIMIR Jetzt bin ich ein Kraftwagenführer und habe den Führerschein A drei und den Führerschein B drei. DER M ERKL F RANZ Sei nur froh, dass Du Deine Braut nichtmehr hast, diese arrogante Person! K ASIMIR Das Fräulein sind halt eine Büroangestellte. DER M ERKL F RANZ Das ist noch kein Entschuldigungsgrund. K ASIMIR Ueberhaupt sind alle Weiber minderwertige Subjekte -- Anwesende natürlich ausgenommen. Sie verkaufen ihre Seele und verraten in diesem speziellen Falle mich wegen einer Achterbahn. E RNA Wenn ich ein Mann wär, dann tät ich keine Frau anrühren. Ich vertrag schon den Geruch nicht von einer Frau. Besonders im Winter. DER
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III. A LLES (ausser Kasimir, singt nun wieder) Ich schiess den Hirsch im wilden Forst Im dunklen Wald das Reh B
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M ERKL F RANZ N ] speziellenN ] BKasimir,N ] B B
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M ERKL [b]F RANZ korrigiert aus: speziellem Kasimir[;]| ,|
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
Den Adler auf der Klippe Horst Die Ente auf dem See. Kein Ort der Schutz gewähren kann Wenn meine Büchse knallt -Und dennoch hab ich harter Mann Die Liebe schon gespürt. (Plötzlich Stille) IV. K ASIMIR Und dennoch hab ich harter Mann die Liebe schon gespürt -- und das ist ein Himmelslicht, das in jedes Menschen Aug sich bricht. Und die Liebe macht Deine Hütte zu einem Goldpalast – und sie höret nimmer auf, solang dass Du nämlich nicht arbeitslos wirst. Was sind denn 얍 das schon überhaupt für Ideale von wegen dem seelischen Ineinanderhineinfliessen zweier Menschen? Adam und Eva! Ich scheiss Dir was auf den Kontakt -- da hab ich jetzt noch ein Kapital von rund vier Mark, aber heut sauf ich mich an und dann häng ich mich auf -- und morgen werden die Leut sagen: es hat einmal einen armen Kasimir gegeben -DER M ERKL F RANZ Einen Dreck werden die Leut sagen! Da sterben ja täglich tausende -- und die sind doch schon vergessen, bevor dass sie sterben! Vielleicht, dass wenn Du ein politischer Toter wärst, nacher tätst noch mit einem Pomp begraben werden, aber schon morgen vergessen -- vergessen! K ASIMIR Ja man ist ziemlich allein. DER M ERKL F RANZ Prost Arschloch! B
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V. A LLES (ausser Kasimir, singt nun abermals) Trink, trink, Brüderlein trink Lasset die Sorgen zuhaus Deinen Kummer und Deinen Schmerz Dann ist das Leben ein Scherz Deinen Kummer und Deinen Schmerz Dann ist das Leben ein Scherz! (Plötzlich Stille) B
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VI. K ASIMIR (erhebt sich) So. Jetzt werd ich aber elementar. Eigentlich sollt ich jetzt zur Karoline nachhause gehen und ihr alle Kleider aus ihrem Kleiderschrank herausreissen und zerreissen, bis die Fetzen fliegen! Jetzt werd ich aber ganz eckelhaft! (wankend ab) 10 11 11 11–12
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dasN ] dasN ] BAug sichN ] BUnd f sieN ]
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arbeitslosN ] ProstN ] B(PlötzlichN ] B
d[ie]|as| [Liebe] das[s sich] Aug[e] \sich/ [Und [|und|] die Liebe macht die Hütte zu[m] [\einem/] Goldpalast [\macht/], sagt der Dichter -- und die Liebe] |Und f sie| [abgebaut] |arbeitslos| Pro[o]|s|t [)]|(|Plötzlich
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
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VII. E RNA Wo geht denn der da hin? DER M ERKL F RANZ Wenn er nicht hineinfallt, kommt er wieder heraus. 얍 E RNA Ich hab nämlich direkt Angst -DER M ERKL F RANZ Der tut sich doch nichts an. E RNA Aber ich glaub es nicht, dass der eine robuste Natur ist. Der ist mehr empfindsam. DER M ERKL F RANZ Du hast ja eine scharfe Beobachtungsgabe. (Stille) E RNA Du Franz -- lass ihn doch laufen bitte. DER M ERKL F RANZ Wen? E RNA Den Kasimir. DER M ERKL F RANZ Wieso laufen lassen? E RNA Der passt doch nicht zu uns, das hab ich jetzt direkt im Gefühl -- Beeinflusse ihn nicht bitte. DER M ERKL F RANZ Und warum nicht? E RNA Weil das ist ja auch nichts, was wir da treiben. DER M ERKL F RANZ Seit wann denn? (Stille) E RNA Geh so tu doch Deine Finger aus meinem Bier! DER M ERKL F RANZ Du hast eine scharfe Beobachtungsgabe. E RNA So tu doch die Finger da raus -DER M ERKL F RANZ Nein. Das kühlt mich so angenehm. Mein heisses Blut. E RNA (reisst plötzlich seine Hand aus ihrem Bierkrug) DER M ERKL F RANZ (grinst perplex)
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VIII. K ASIMIR (erscheint mit Elli und Maria -- er hält beide umarmt) Darf ich bekannt machen! Wir drei Hübschen haben uns gerade soeben vor der Toilette kennen gelernt! Merkl, kannst Du mir das Phänomen erklären, warum dass die Damenwelt immer zu zweit verschwindet? M ARIA Pfui! DER M ERKL F RANZ Hier gibt es kein pfui, Fräulein! K ASIMIR Wir sind alles nur Menschen! Besonders heute! (er setzt sich und lässt Elli auf seinem Schoss Platz nehmen) 얍 E LLI (zum Merkl Franz) Stimmt das jetzt, dass dieser Herr einen Kompressor besitzt? DER M ERKL F RANZ Natürlich hat der einen Kompressor! Und was für einen! M ARIA (zu Elli) Geh so lasse Dich doch nicht so anschwindeln! Der und ein Kompressor ! K ASIMIR (zu Maria) Wenn der Kasimir sagt, dass er einen Kompressor hat, dann hat er aber auch einen Kompressor -- merk Dir das, Du Missgeburt! E LLI (zu Maria) So sei doch auch schon still. K ASIMIR (streichelt Elli) Du bist ein anständiges Wesen. Du gefällst mir – jetzt. Du hast so schöne weiche Haare und einen glatten Teint. B
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[erstere] |er | [er] |beide| Kompressor[{/}] mir[,]|–| we\i/che
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
E LLI Ich möcht gern was zum trinken. K ASIMIR Da! Sauf! E LLI Da ist ja kein Tropfen mehr drinnen. K ASIMIR Bier her! K ELLNERIN (geht gerade vorbei und stellt ihm eine Mass hin) Gleich zahlen bitte! K ASIMIR (kramt in seinen Taschen) Zahlen bitte, zahlen bitte -- Ja Herrgottsackelzement, hab ich denn jetzt da schon das ganze Geld weg -K ELLNERIN (nimmt die Mass wieder mit) E LLI (erhebt sich) M ARIA Und so etwas möchte einen Kompressor haben? Ich hab es Dir ja gleich gesagt, dass so etwas im besten Falle ein Fahrrad hat. Auf Abzahlung. K ASIMIR (zu Elli) Komm, geh her -E LLI (winkt) Grüss Dich Gott, Herr Kompressor -- (ab mit Maria) IX. K ASIMIR Zahlen bitte -- o Du mein armer Kasimir! Ohne Geld bist halt der letzte Hund! DER M ERKL F RANZ Kasimir, der Philosoph. K ASIMIR Wenn man nur wüsst, was dass man für eine Partei wählen soll -DER M ERKL F RANZ Kasimir, der Politiker. K ASIMIR Leck mich doch Du am Arsch, Herr Merkl! (Stille) 얍 DER M ERKL F RANZ Schau mich an. K ASIMIR (schaut ihn an) DER M ERKL F RANZ Es gibt überhaupt keine politische Partei, bei der ich noch nicht dabei war, höchstens Splitter. Aber überall markieren die anständigen Leut den blöden Hund! In einer derartigen Weltsituation muss man es eben derartig machen, wie zum Beispiel ein gewisser Merkl Franz. K ASIMIR Nein. So private Aktionen haben wenig Sinn. DER M ERKL F RANZ (streckt ihm seine Hand hin) Das liegt in Deiner Hand -K ASIMIR (stiert abwesend vor sich hin) Das weiss ich jetzt noch nicht. E RNA So lasse ihn doch, wenn er nicht mag. (Stille) DER M ERKL F RANZ (fixiert Erna grimmig -- plötzlich schüttet er ihr sein Bier in das Gesicht) E RNA (schnellt empor) DER M ERKL F RANZ (drückt sie auf ihren Platz zurück) Da bleibst! Sonst tritt ich Dir in das Gesicht! X. A LLES (ausser Kasimir, Erna und dem Merkl Franz, singt ) Und blühn einmal die Rosen Ist der Winter vorbei Nur der Mensch hat alleinig Einen einzigen Mai Und die Vöglein die ziehen B
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X.N ] singtN ]
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K3/TS14 (Korrekturschicht)
Und fliegen wieder her Nur der Mensch bald er fortgeht Nacher kommt er nichtmehr. 5
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K3/TS14 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Sechstes Bild
IN 221.001/39 – BS 46 g [4], Bl. 25
Im Hippodrom. Rauch, Speer, Karoline und Schürzinger betreten es. 5
I. R AUCH (zu Karoline) Na wie wärs mit einem kühnen Ritt? Wir sind doch hier im Hippodrom! K AROLINE Fein! Aber nur keinen Damensattel -- von wegen dem festeren Halt. R AUCH Schneidig! S PEER Das Fräulein denkt kavalleristisch. K AROLINE Wenn ich einmal reit, möcht ich aber gleich zweimal reiten -R AUCH Auch dreimal! K AROLINE Fein! (ab in die Manege) B
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II. S PEER (ruft ihr nach) Auch viermal! R AUCH Auch ixmal! (er setzt sich mit Speer an ein Tischchen auf der Estrade und lässt Flaschenwein auffahren) S CHÜRZINGER (bleibt aber drunten stehen und stiert Karoline ständig nach; jetzt wird ein altes lahmes Pferd mit einem Damensattel, in dem ein zehnjähriges kurzsichtiges Mädchen sitzt, an der Estrade vorbei in die Manege geführt -- gleich darauf ertönt Musik, die wo dann immer wieder mitten im Takt abbricht, wenn nämlich einige Runden vorbei sind und man neu bezahlen muss; auch Peitschengeknalle ist zu vernehmen; Schürzinger stellt sich auf 얍 einen Stuhl, um besser zusehen zu können; auch Rauch und Speer sehen natürlich zu) R AUCH Wacker! Prima! S PEER Eine Amazone ! R AUCH Ein Talent! Da wackelt der Balkon! Radfahrende Mädchen erinnern von hinten an schwimmende Enten. S PEER (wendet sich wieder dem Flaschenwein zu) Mensch Rauch! Wie lange habe ich keinen Gaul mehr unter mir gehabt! R AUCH Tatsächlich? S PEER 1912 -- da konnt ich mir noch zwei Pferde halten. Aber heute? Ein armer Richter. Wo sind die Zeiten! Das waren zwei Araber. Stuten. Rosalinde und Yvonne. R AUCH (hat sich nun auch wieder dem Flaschenwein zugewandt) Du hast doch auch spät geheiratet? S PEER Immer noch früh genug. R AUCH Das sowieso. (er erhebt sein Glas) Spezielles! (Stille) R AUCH Ich hab mein Weib nach Arosa und überallhin -- der Junge ist ja kerngesund. S PEER Wann macht er denn seinen Doktor? B
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\I./ \II./ [Fröhlichen Ritt!] |Auch ixmal!| Am\a/zone hab\e/ [kein Ross] |keinen Gaul|
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IN 221.001/39 – BS 46 g [4], Bl. 26
Gesamtfassung in sieben Bildern
K3/TS14 (Korrekturschicht)
Lesetext
R AUCH Nächstes Semester. Wir werden alt. (Stille) S PEER Ich bin schon zweimal Grosspapa. Es bleibt immer etwas von einem zurück. Ein Körnchen. 5
III. K AROLINE (erscheint nun wieder und möchte an dem Schürzinger vorbei, der noch immer auf dem Stuhle steht) S CHÜRZINGER (gedämpft) Halt! In Deinem Interesse. K AROLINE Auweh. S CHÜRZINGER Wieso auweh? K AROLINE Weil wenn ein Mann so anfangt, dann hat er Hintergedanken. 얍 S CHÜRZINGER (steigt langsam vom Stuhl herab und tritt dicht an Karoline heran) Ich habe keine Hintergedanken. Ich bin jetzt nämlich wieder etwas nüchterner geworden. Bitte trinke keinen Alkohol mehr. K AROLINE Nein. Heut trink ich was ich will. S CHÜRZINGER Du kannst es Dir nicht ausmalen in Deiner Phantasie, was die beiden Herrschaften dort über Dich reden. K AROLINE Was reden Sie denn über mich? S CHÜRZINGER Sie möchten Dich betrunken machen. K AROLINE O ich vertrag viel. (Stille) S CHÜRZINGER Und dann sagt er es ganz offen heraus, der Herr Kommerzienrat. K AROLINE Was? S CHÜRZINGER Dass er Dich haben möchte. Erotisch. Noch heute Nacht. (Stille) K AROLINE So. Also haben möchte er mich -S CHÜRZINGER Er sagt es vor mir, als wäre ich ein Nichts. So etwas ist doch keine Gesellschaft für Dich. Das ist doch unter Deiner Würde. Komm, empfehlen wir uns jetzt auf französisch -K AROLINE Wohin? (Stille) S CHÜRZINGER Wir können auch noch einen Tee trinken. Vielleicht bei mir. (Stille) K AROLINE Du bist auch nur ein Egoist. Akkurat der Herr Kasimir. S CHÜRZINGER Jetzt sprichst Du spanisch. K AROLINE Jawohl, Herr Kasimir! S CHÜRZINGER Ich heisse Eugen. K AROLINE Und ich heisse Karoline. (Stille) S CHÜRZINGER Ich bin nämlich ein schüchterner Mensch. Und zuvor bei den Abnormitäten, da habe ich über eine gemeinsame Zukunft geträumt. Aber das war 얍 eben nur eine momentane Laune von einem gewissen Fräulein Karoline. B
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[Nur ein Wörtchen --] [i]|I|n \Noch/ [H]|h|eute
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K3/TS14 (Korrekturschicht)
Lesetext
K AROLINE Jawohl, Herr Eugen. S CHÜRZINGER Oft verschwendet man seine Gefühle -K AROLINE Menschen ohne Gefühl haben es viel leichter im Leben. (sie lässt ihn stehen und wendet sich der Estrade zu; Schürzinger setzt sich nun auf den Stuhl) 5
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IV. R AUCH Ich gratuliere! S PEER Sie sind talentiert. Das sage ich Ihnen als alter Ulan. K AROLINE Ich dachte, der Herr wär ein Richter. S PEER Haben Sie schon mal einen Richter gesehen, der kein Offizier war? Ich nicht! R AUCH Es gibt schon einige -S PEER Juden! K AROLINE Also nur keine Politik bitte! S PEER Das ist doch keine Politik! R AUCH Ein politisch Lied ein garstig Lied -- (er prostet mit Karoline) Auf unseren nächsten Ritt! K AROLINE Ich möchte ja sehr gerne noch reiten. Die dreimal waren so schnell herum. R AUCH Also noch einmal dreimal! S PEER (erhebt sein Glas) Rosalinde und Yvonne! Wo seid Ihr jetzt? Ich grüsse Euch im Geiste! Was ist ein Kabriolet neben einem Gaul! K AROLINE O ein Kabriolet ist schon auch etwas feudales! S PEER (wehmütig) Aber man hat doch nichts organisches unter sich -R AUCH (leise) Darf ich Ihnen eröffnen, dass ich ein feudales Kabriolet besitze. Ich hoffe, Sie fahren mit. (Stille) K AROLINE Wohin? R AUCH Nach Altötting. K AROLINE Nach Altötting ja -- (ab wieder in die Manege -- an dem Schürzinger vorbei, der nun einen seiner Mitesser in seinem Taschenspiegel auf-얍merksam betrachtet) BN
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V. R AUCH (ist nun bereits ziemlich betrunken -- selig dirigiert er vor sich hin, als wäre er der Kapellmeister der Hippodrommusik; die spielt gerade einen Walzer) S PEER (ist noch betrunkener) Altötting? Wo liegt denn Altötting? R AUCH (singt nach den Walzerklängen) In meinem Kämmerlein -- eins zwei drei -- in meinem Bettelein -- eins zwei drei -- (er summt) S PEER Und Dein Herr Angestellter dort? R AUCH (brüllt ihn plötzlich an) Nur kein Neid! (er erhebt sich und torkelt zu dem Schürzinger) Herr -S CHÜRZINGER (ist aufgestanden) Schürzinger. R AUCH Stimmt. Auffallend! Hier hat er eine Zigarre -- ein gelungener abend. S CHÜRZINGER Sehr gelungen, Herr Kommerzienrat. B
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] selig f sichN ] BgeradeN ] BAltötting?N ] BAngestellterN ] BN B
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[(grinst)] er 3 dirigiert 2 selig1 vor 4 sich 5 [nun] |gerade| Altötting[.]|?| Angeste[lt]|llt|er
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VI. R AUCH (sieht ihm nach) Ein Reptil.
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R AUCH Apropos gelungen: kennen Sie die historische Anekdote von Ludwig dem Fünfzehnten, König von Frankreich -- Hören Sie her: Ludwig der Fünfzehnte ging eines abends mit seinem Leutnant und dessen Braut in das Hippodrom. Und da hat sich jener Leutnant sehr bald verabschiedet, weil er sich überaus geehrt gefühlt hat, dass sein Monarch sich für seine Braut so irgendwie interessiert -Geehrt hat er sich gefühlt! Geehrt! (Stille) S CHÜRZINGER Ja diese Anekdote ist mir nicht unbekannt. Jener Leutnant wurde dann bald Oberleutnant -R AUCH So? Das ist mir neu. (Stille) S CHÜRZINGER Darf ich mich empfehlen, Herr Kommerzienrat -- (ab)
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
VII. S PEER (nähert sich Rauch; er ist nun total betrunken) Herr Kommerzienrat. Sie sind wohl wahnsinnig geworden, dass Sie mich so anbrüllen -- Sie wissen wohl nicht, wen Sie vor sich haben! Speer! Landgerichtsdirektor! R AUCH Freut mich! S PEER Sie mich auch! (Stille) R AUCH Lieber Werner, mir scheint, Du bist besoffen. S PEER Ist das Dein Ernst, Konrad? R AUCH Absolut. (Stille) S PEER Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück. Das Gericht erklärt sich für nicht befangen. Keine Bewährungsfrist. Versagung mildernder Umstände. Keine Bewährungsfrist! R AUCH (boshaft) Gibts denn in Erfurt keine Mädchen? S PEER Kaum. R AUCH (grinst) Ja was machen denn dann die Erfurter? S PEER (fixiert ihn grimmig -- plötzlich versetzt er ihm einen gewaltigen Stoss und tritt sogar nach ihm, erwischt ihn aber nicht) (Stille) R AUCH Soll eine vierzigjährige Freundschaft so zerbrechen? S PEER Im Namen des Königs – (er hebt die Hand zum Schwur) Bei dem Augenlichte meiner Enkelkinder schwör ich es Dir, jetzt sind wir zwei getrennt -- von Tisch und Bett! (er torkelt ab) BN B
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] Speer!N ] BN] Bund f nicht)N ] BKönigs –N ] BN B
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[Mein Name ist] Speer[.]|!| [)] [|un|]| \und f nicht)/ Königs[.] |–|
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
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VIII. R AUCH (sieht ihm nach) Traurig, aber wahr -- auch ein Reptil. Ein eifersüchtiges Reptil. Aber der Konrad Rauch, der stammt aus einem alten markigen Bauerngeschlecht und solche Paragraphen anerkennt er nicht! Trotz seiner zweiundsechzig Jahr! Au -- (er windet sich plötzlich und setzt sich auf Schürzingers Stuhl) Was war denn jetzt das? -- -- Hoffentlich werd ich heut Nacht nicht wieder schwindlig -- -- der Joseph hat ja einen Blutsturz gehabt -- Achtung achtung, Konrad Rauch! Achtung! IX. K AROLINE (erscheint und sieht sich um) (Stille) K AROLINE Wo ist denn der Herr Schürzinger? R AUCH Er lässt sich bestens empfehlen. 얍 (Stille) K AROLINE Und der Herr Ulanenoffizier ist auch fort? R AUCH Wir sind allein. (Stille) K AROLINE Fahren wir wirklich nach Altötting? R AUCH Jetzt. (er versucht aufzustehen, muss sich aber gleich wieder setzen, und zwar schmerzverzerrt) Was verdienen Sie monatlich? (Stille) K AROLINE Fünfundfünfzig Mark. R AUCH Schön. K AROLINE Ich bin auch froh, dass ich das habe. R AUCH In der heutigen Zeit. K AROLINE Nur hat man so garkeinen Zukunftsblick. Höchstens, dass ich mich verdreifache. Aber dann bin ich schon grau. R AUCH Zukunft ist eine Beziehungsfrage -- (jetzt erhebt er sich) -- und Kommerzienrat Konrad Rauch ist eine Beziehung. Auf nach Altötting! (Musiktusch)
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IN 221.001/39 – BS 46 g [4], Bl. 31
Gesamtfassung in sieben Bildern
K3/TS14 (Korrekturschicht)
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얍 Siebentes Bild
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IN 221.001/32 – BS 46 f [9], Bl. 21
Auf dem Parkplatz für die Privatautos hinter der Oktoberfestwiese. Im Vordergrund eine Bank. Der Merkl Franz taucht auf mit seiner Erna und Kasimir. I. M ERKL F RANZ Alsdann hier hätten wir es. Es treibt sich da nämlich nur der bewusste eine Parkwächter herum -- und der steht meistens dort drüben, weil man von dort die schönere Aussicht auf die Festwiese hat. Erna! Jetzt werd aber endlich munter! E RNA Ich bin ja noch nass von dem Bier. DER M ERKL F RANZ Das war doch nur halb so tragisch gemeint. E RNA Tut es Dir leid? (Stille) DER M ERKL F RANZ Nein. (In der Ferne ertönt ein Pfiff) DIE DREI L EUT (lauschen) DER M ERKL F RANZ Kriminaler? E RNA Gib nur acht, Franz! DER M ERKL F RANZ Apriori habt Ihr das hier zu tun -- wenn sich was Unrechtes rühren sollte. Heut parken ja da allerhand hochkapitalistische Limusi-얍nen. Lauter Steuerhinterzieher -- (er verschwindet zwischen den Limusinen) DER
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II. K ASIMIR (wie zu sich) Auf Wiedersehen. III. E RNA Der Merkl hat doch eine komische Natur. Zuerst bringt er einen um und dann tut es ihm leid. K ASIMIR Er ist halt kein durchschnittlicher Mensch. E RNA Weil er sehr intelligent ist. Der druckt so ein Autotürerl auf und ein Fensterscheiberl ein -- da hörst aber keinen Laut. K ASIMIR Es bleibt einem ja nichts anderes übrig. E RNA Das schon vielleicht. (Stille) K ASIMIR Vorgestern, da hätt ich dem noch das Kreuz abgeschlagen und die Gurgel hergedruckt, der es sich herausgenommen hätte, etwas aus meinem Auto herauszuholen -- und heut ist das umgekehrt. So ändert man sich mit dem Leben. E RNA Ich seh heut so schlecht. Ich bin noch geblendet durch das Licht. K ASIMIR Ich weniger. (Stille) B
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L EUT N ] dasN ] Bzu tunN ] BdrucktN ] Bvielleicht.N ] B B
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[M ENSCHEN ] |L EUT | \das/ [achtzugeben] |zu tun| dr[ü]|u|ckt [.] |vielleicht.|
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K3/TS14 (Korrekturschicht)
E RNA Oft male ich mir eine Revolution aus -- dann seh ich die Armen durch das Siegestor ziehen und die Reichen im Zeiserlwagen, weil sie alle miteinander gleich soviel lügen über die armen Leut -- Sehens, bei so einer Revolution, da tät ich gerne mit der Fahne in der Hand sterben. K ASIMIR Ich nicht. E RNA Meinen Bruder, den haben sie in einer Kiesgrube erschossen -- Wissens seinerzeit, wo damals der Krieg aus war -- 1919. K ASIMIR Das ist auch nichts. E RNA Aber mein Bruder hat sich doch aufgeopfert. K ASIMIR Das wird ihm halt mehr Vergnügen gemacht haben, dass er sich aufgeopfert hat. E RNA Geh redens doch nicht so saudumm daher! Da hat ja noch selbst der Merkl Franz eine Achtung vor meinem toten Bruder! 얍 (Stille) K ASIMIR Dann bin ich halt schlechter als wie der Merkl Franz. E RNA Weil Sie halt auch sehr verbittert sind. K ASIMIR Ich glaub es aber nicht, dass ich gut bin. E RNA Aber die Menschen wären doch garnicht schlecht, wenn es ihnen nicht schlecht gehen tät. Es ist das eine himmelschreiende Lüge, dass der Mensch schlecht ist. B
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IV. M ERKL F RANZ (kommt mit einer Aktentasche zwischen den Limusinen hervor) Da. Eine Aktentasche -- (er holt aus ihr einige Bücher heraus und entziffert die Titel) Wer bist Du Weib? Verbrechen und Prostitution. Das lasterhafte Weib. Sklave und Herrin -- -- und ein Couvert: Herrn Kommerzienrat Konrad Rauch --- Ich glaube, dass wir diese Bibliothek dem Herrn Kommerzienrat wieder zurückschenken könnten -- (zu Erna) Oder hast Du vielleicht ein Interesse an diesem Sklave und Herrin? E RNA Nein. DER M ERKL F RANZ Drum. K ASIMIR Ich auch nein. DER M ERKL F RANZ Brav. Sehr brav -- Aber Ihr müsst doch da so hin und her zum Scheine -- das fällt doch auf, wenn Ihr da so festgewurzelt herumsteht -- (er verschwindet wieder zwischen den Limusinen) DER
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V. E RNA Also kommens hin und her – K ASIMIR Verzeihen Sie mir bitte. E RNA Was denn? K ASIMIR Ich hab mir das nämlich jetzt überlegt. Ja das war wirklich pie-얍tätlos von mir -- diese Anspielung zuvor mit Ihrem toten Bruder. (Stille) B
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Oft f ausN ] schlechterN ] BWeil SieN ] Bsind.N ] BvielleichtN ] Bher –N ] B B
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[I]|i|ch3 male2 mir4 [o]|O|ft1 eine5 Revolution6 aus7 [der] schlechter[e] [Mensch] [Sie sind] |Weil Sie| [.]|sind.| vielleich\t/ her [, Herr Kasimir --] |–|
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K3/TS14 (Korrekturschicht)
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E RNA Das hab ich gewusst von Ihnen, Herr Kasimir. (ab mit ihm)
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VI. S PEER (kommt mit Elli und Maria; er ist wieder etwas nüchterner geworden, aber noch immer betrunken) M ARIA Nein das sind hier nur Privatautos, die Mietautos stehen dort vorne. E LLI (bleibt plötzlich zurück) S PEER Na was hat sie denn, das blonde Gift -M ARIA Ich weiss nicht, was die hat. Das hat sie nämlich oft, dass sie plötzlich so streikt -- (sie ruft) Elli! E LLI (gibt keine Antwort) M ARIA Elli! So komme doch her! E LLI (rührt sich nicht) S PEER Im Namen des Volkes! M ARIA Ich werd sie schon holen -- (sie nähert sich Elli) VII. M ARIA (zu Elli) So sei doch nicht so damisch! E LLI Nein. Ich tue da nicht mit. S PEER (lauscht, hört aber nichts) M ARIA Das habe ich gern -- zuerst bist frech und herausfordernd zu den Herren der Schöpfung, aber dann ziehst Du den Schwanz ein! So sei doch nicht so blöd. Wir kriegen ja zehn Mark. Du fünf und ich fünf. Denk doch auch ein bisschen an Dein armes Kind! (Stille) E LLI Aber der alte Sauhund ist doch ganz pervers. M ARIA Geh das ist doch nur Munderotik! S PEER (senil) Elli! Elli! Ellile -- Ellile -얍 M ARIA Komm, sei friedlich -- (sie führt Elli zu Speer und nun spielt auf der Oktoberfestwiese eine Blechmusikkapelle den Avanciermarsch -- dann ist eine Zeit lang kein Mensch zu sehen) B
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VIII. R AUCH (kommt mit Karoline; sie halten vor seinem feudalen Kabriolet und er sucht den Schlüssel) K AROLINE Das ist doch da ein Austro-Daimler. R AUCH Erraten! Bravo! K AROLINE Mein ehemaliger Bräutigam hat auch einen Austro-Daimler gefahren. Er war nämlich ein Chauffeur. Ein komischer Mensch. Zum Beispiel vor drei Monaten da wollten wir zwei eine Spritztur machen hinaus in das Grüne -- und da hat er einen Riesenkrach mit einem Kutscher bekommen, weil der seinen Gaul geprügelt hat. Denkens, wegen einem Gaul! Und dabei ist er selbst doch ein Chauffeur. Man muss das schon zu würdigen wissen. R AUCH (hatte endlich seinen Schlüssel gefunden und öffnet nun die Wagentüre) Darf man bitten, Gnädigste -30 30
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AvanciermarschN ] dann f eineN ]
korrigiert aus: Acanciermarsch [jetzt] ist2 dann1 eine3
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
IX. K ASIMIR (kommt mit Erna wieder vorbei; er erblickt Karoline -- sie erkennen und fixieren sich) K AROLINE (lässt Rauch stehen und hält dicht vor Kasimir) Lebe wohl, Kasimir. K ASIMIR Lebe wohl. K AROLINE Ja. Und viel Glück. K ASIMIR Prost. (Stille) K AROLINE Ich fahre jetzt nach Altötting. K ASIMIR Mahlzeit. 얍 (Stille) K ASIMIR Das ist ein schönes Kabriolet dort. Akkurat so ein ähnliches bin ich auch einmal gefahren. Noch vorgestern. R AUCH Darf man bitten, Gnädigste! K AROLINE (lässt Kasimir langsam stehen und steigt mit Rauch ein -- und bald ist kein Kabriolet mehr zu sehen) B
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X. K ASIMIR (sieht dem verschwundenen Kabriolet nach; er imitiert Rauch) Darf man bitten, Gnädigste -E RNA Nein das wäre keine Frau für Sie. Ich habe mir dafür einen Blick erworben. K ASIMIR So ein Weib ist ein Auto, bei dem nichts richtig funktioniert -- immer gehört es repariert. Das Benzin ist das Blut und der Magnet das Herz -- und wenn der Funke zu schwach ist, entsteht eine Fehlzündung -- und wenn zuviel Oel drin ist, dann raucht er und stinkt er -E RNA Was Sie für eine Phantasie haben. Das haben nämlich nur wenige Männer. Zum Beispiel der Merkl hat keine. Ueberhaupt haben Sie schon sehr recht, wenn Sie da sagen, dass der Merkl mich ungerecht behandelt -- Nein! Das lass ich mir auch nicht weiter bieten -- (sie schreit plötzlich unterdrückt auf) Jesus Maria Josef! Merkl! Franz! Jesus Maria -- (sie hält sich selbst den Mund zu und wimmert) K ASIMIR Was ist denn los? E RNA Dort -- sie haben ihn. Franz! Sehens die beiden, mit denen er redet -- jetzt hab ich doch noch gerade geschimpft und nicht aufgepasst und dabei haben ihn jetzt die Kriminaler -- Franz! Verzeih mir das, Franz -- Nein, ich schimpfe nicht, ich schimpfe nicht -(Stille) K ASIMIR An allem ist nur dieses Luder schuld. Diese Schnallen. Dieses Fräulein Karoline! 얍 E RNA Er wehrt sich garnicht -- geht einfach mit -- -- (sie setzt sich auf die Bank) Den seh ich nimmer. K ASIMIR Geh den werdens doch nicht gleich hinrichten! E RNA Das kommt auf dasselbe hinaus. Weil der schon oft vorbestraft ist -- da hauns ihm jetzt fünf Jahr Zuchthaus hinauf wie nichts -- und dann kommt er nimmer raus -- er hat sich ja während seiner Vorstrafen schon längst eine Tuberkulose geholt -- -- Der kommt nimmer raus. (Stille) B
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Akkurat soN ] erN ]
\Akkurat/ [S]|s|o korrigiert aus: re
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
K ASIMIR Sind Sie auch vorbestraft? E RNA Ja. K ASIMIR (setzt sich neben Erna) (Stille) E RNA Was glauben Sie, wie alt dass ich bin? K ASIMIR Fünfundzwanzig. E RNA Zwanzig. K ASIMIR Wir sind halt heutzutag alle älter als wie wir sind. (Stille) E RNA Der arme Franz, der arme Mensch -K ASIMIR So ist das Leben. E RNA Kaum fängt man an, schon ist es vorbei. (Stille) K ASIMIR Ich habe es immer gesagt, dass so kriminelle Aktionen keinen Sinn haben -mir scheint, ich werde mir den armen Merkl Franz als ein warnendes Beispiel vor Augen halten. E RNA Lieber stempeln. K ASIMIR Lieber hungern. E RNA Ja. (Stille) E RNA Ich hab es ja dem armen Franz gesagt, dass er Sie in Ruhe lassen soll, weil ich das gleich im Gefühl gehabt habe, dass Sie anders sind -- 얍 darum hat er mir ja auch das Bier in das Gesicht geschüttet. K ASIMIR Darum? E RNA Ja. Wegen Ihnen. K ASIMIR Das ist mir neu. Dass Sie da wegen mir -- Verdiene ich denn das überhaupt? E RNA Das weiss ich nicht. (Stille) K ASIMIR Ist das jetzt der grosse Bär dort droben? E RNA Ja. Und das dort ist der Orion. K ASIMIR Mit dem Schwert. E RNA (lächelt leise) Wie Sie sich das gemerkt haben -(Stille) K ASIMIR (starrt noch immer in den Himmel) Die Welt ist halt unvollkommen. E RNA Man könnt sie schon etwas vollkommener machen. K ASIMIR Sind Sie denn auch gesund? Ich meine jetzt, ob Sie nicht auch etwa Tuberkulose haben von diesem armen Menschen? E RNA Nein. Soweit bin ich ganz gesund. K ASIMIR Dann ist es ja schon recht. (Stille) E RNA Ich glaub, wir sind verwandt. K ASIMIR Wer? E RNA Wir zwei. (Stille) K ASIMIR Mir ist es auch, als täten wir uns schon lange kennen. B
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diesem f Menschen?N ] Soweit f gesund.N ]
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d[em]|iesem| armen [Merkl Franz?] |Menschen?| [I]|i|ch4 bin2 [s]|S|oweit1 ganz5 gesund6.
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K3/TS14 (Korrekturschicht)
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E RNA Sehr lange. Als hätten wir schon miteinander zusammen gespielt -- (sie legt ihren Kopf an seine Brust) K ASIMIR (legt seinen Arm um ihre Schultern) E RNA Dort kommt jetzt die Karoline -B
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XI. K AROLINE (kommt und sieht sich suchend um -- erblickt Kasimir und Erna, nähert sich langsam und hält dicht vor der Bank) Guten abend, Kasimir. 얍 (Stille) K AROLINE So schau doch nicht so ironisch . K ASIMIR Das kann jede sagen. (Stille) K AROLINE Du hast schon recht. K ASIMIR Wieso hernach? K AROLINE Eigentlich hab ich ja nur ein Eis essen wollen -- aber dann ist der Zeppelin vorbeigeflogen. Und dann habe ich es mir halt eingebildet, dass ich mir einen rosigeren Blick in die Zukunft erringen könnte -- und einige Momente habe ich mit allerhand Gedanken gespielt. Aber ich müsst so tief unter mich hinunter, damit ich höher hinauf komm. (Stille) K AROLINE Und dann war ich doch garnicht in Altötting -- weil der Herr Kommerzienrat etwas anderes darunter verstanden haben wollte. K ASIMIR Das ist mir jetzt wurscht! Jetzt bin ich darüber hinaus, Fräulein! Was tot ist, ist tot und es gibt keine Gespenster, besonders zwischen den Geschlechtern nicht! (Stille) K AROLINE (gibt ihm plötzlich einen Kuss) K ASIMIR Zurück! Brrr! Pfui Teufel! (er spuckt aus) Brrr! E RNA Ich versteh das garnicht, wie man als Frau so wenig Feingefühl haben kann! K AROLINE (zu Kasimir) Ist das die neue Karoline? K ASIMIR Das geht Dich einen Dreck was an, Fräulein! K AROLINE Und den Merkl Franz betrügen, ist das vielleicht ein Feingefühl?! E RNA Der Merkl Franz ist tot, Fräulein. (Stille) 얍 K AROLINE Tot? Und das soll Euch die Karoline glauben? B
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XII. S CHÜRZINGER (erscheint, und zwar aufgeräumt -- mit einem Luftballon an einer Schnur aus seinem Knopfloch; er erblickt Karoline) Ja wen sehen denn meine entzündeten Augen? Das ist aber schon direkt Schicksal, dass wir uns wiedertreffen. Karoline! Uebermorgen wird der Leutnant Schürzinger ein Oberleutnant Schürzinger sein -- und zwar in der Armee Seiner Majestät Ludwigs des Fünfzehnten -- und das verdanke ich Dir. BN
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Sehr lange.N ] ] BironischN ] BUnd f glauben?N ] Bdas sollN ] BN] BN] B
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Gesamtfassung in sieben Bildern
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K3/TS14 (Korrekturschicht)
K AROLINE (tonlos) Das muss ein Irrtum sein. S CHÜRZINGER Lächerlich! (Stille) K AROLINE Eugen. Ich habe Dich vor den Kopf gestossen und das soll man nicht, weil man alles zurückgezahlt bekommt -S CHÜRZINGER Du brauchst einen Menschen, Karoline -K AROLINE Es ist immer der gleiche Dreck. S CHÜRZINGER Pst! Es geht immer besser und besser. K AROLINE Wer sagt das? S CHÜRZINGER Couè . (Stille) S CHÜRZINGER Also los. Es geht besser -K AROLINE (sagt es ihm tonlos nach) Es geht besser -S CHÜRZINGER Es geht immer besser, besser, immer besser -K AROLINE Es geht immer besser, besser -- immer besser -S CHÜRZINGER (umarmt sie und gibt ihr einen langen Kuss) K AROLINE (wehrt sich nicht) S CHÜRZINGER Und jetzt trinken wir unsere Tasse Tee. 얍 K AROLINE (lächelt) Es geht immer besser -S CHÜRZINGER Komm -- (ab mit ihr) B
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XIII. K ASIMIR (imitiert Karoline) Es geht immer besser -- Träume sind Schäume. E RNA Solange wir uns nicht aufhängen, werden wir nicht verhungern. (Stille) K ASIMIR Wie hat er denn geheissen, Dein toter Bruder? E RNA Ludwig. Ludwig Reitmeier. (Stille) K ASIMIR Ich war mal Chauffeur bei einem gewissen Reitmeier. Der hat ein Wollwarengeschäft gehabt. En gros. (Stille) K ASIMIR (will eine Frage anschneiden) Du Erna -E RNA Was? K ASIMIR (überlegt es sich wieder) Nichts.
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Ende
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besser.N ] CouèN ] B(sagt f nach)N ] B B
besser\./ [--] Cou[e]|è| gemeint ist: Coué [\(sagt es ihm nach \und zwar tonlos/)/] |(sagt f nach)|
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Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
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Tuberkulose haben von diesem armen Menschen? E RNA Nein. Soweit bin ganz gesund. K ASIMIR Dann ist es ja schon recht. (Stille) E RNA Ich glaub, wir sind verwandt. K ASIMIR Wer? E RNA Wir zwei. (Stille) K ASIMIR Mir ist es auch, als täten wir uns schon lange kennen. E RNA Sehr lange. Als hätten wir schon miteinander zusammen gespielt (sie legt ihren Kopf an seine Brust) K ASIMIR (legt seinen Arm um ihre Schultern) E RNA Dort kommt jetzt die Karoline --
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XI. K AROLINE (kommt und sieht sich suchend um -- erblickt Kasimir und Erna, nähert sich langsam und hält dicht vor der Bank) Guten Abend, Kasimir. (Stille) K AROLINE So schau doch nicht so ironisch. K ASIMIR Das kann jede sagen. (Stille) K AROLINE Du hast schon recht. K ASIMIR Wieso hernach? K AROLINE Eigentlich hab ich ja nur ein Eis essen wollen -- aber dann ist der Zeppelin vorbeigeflogen. Und dann habe ich es mir halt eingebildet, dass ich mir einen rosigeren Blick in die Zukunft erringen könnte -- und einige Momente habe ich mit allerhand Gedanken gespielt. Aber ich müsst so tief unter mich hinunter, damit ich höher hinauf kann. 얍 (Stille) K AROLINE Und dann war ich doch garnicht in Altötting -- weil der Herr Kommerzienrat etwas anderes darunter verstanden haben wollte. K ASIMIR Das ist mir jetzt wurscht! Jetzt bin ich darüber hinaus, Fräulein. Was tot ist, ist tot und es gibt keine Gespenster, besonders zwischen den Geschlechtern nicht! (Stille) K AROLINE (gibt ihm plötzlich einen Kuss) K ASIMIR Zurück! Brrr! Pfui Teufel! (er spuckt aus) Brrr! E RNA Ich versteh das garnicht, wie man als Frau so wenig Feingefühl haben kann! B
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K ASIMIR MirN ] gespielt (sieN ] BKaroline --N ] BK AROLINE (kommtN ] Bum --N ] Bwollen --N ] Bkönnte --N ] BAltötting --N ] BZurück! Brr! PfuiN ] BTeufel! (erN ] Baus) Brrrr!N ] B B
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korrigiert aus: K ASIMIR Mir korrigiert aus: gespielt(sie korrigiert aus: Karoline-korrigiert aus: K AROLINE (kommt korrigiert aus: um-korrigiert aus: wollen-korrigiert aus: könnte-korrigiert aus: Altötting-korrigiert aus: Zurück!Brrr!Pfui korrigiert aus: Teufel!(er korrigiert aus: aus)Brrr!
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Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
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K3/TS15 (Grundschicht)
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K AROLINE (zu Kasimir) Ist das die neue Karoline? K ASIMIR Das geht Dich einen Dreck was an, Fräulein! K AROLINE Und den Merkl Franz betrügen, ist das vielleicht ein Feingefühl?! E RNA Der Merkl Franz ist tot, Fräulein. (Stille) K AROLINE Tot? (sie lacht -- verstummt aber plötzlich; gehässig zu Erna) Und das soll ich Dir glauben, Du Zuchthäuslerin? K ASIMIR Geh halts Maul und fahr ab. E RNA (zu Kasimir) So lasse sie doch. Sie weiss ja nicht, was sie tut. N
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XII. S CHÜRZINGER (erscheint , und zwar aufgeräumt -- mit einem Luftballon an einer Schnur aus seinem Knopfloch; er erblickt Karoline) Ja wen sehen den meine entzündeten Augen? Das ist aber schon direkt Schicksal, das wir uns wiedertreffen. Karoline! Uebermorgen wird der Leutnant Schürzinger ein Oberleutnant Schürzinger sein -- und zwar in der Armee Seiner Majestät Ludwigs des Fünfzehnten, -- und das verdanke ich Dir. 얍 K AROLINE (tonlos) Das muss ein Irrtum sein. S CHÜRZINGER Lächerlich! (Stille) K AROLINE Eugen. Ich habe Dich vor den Kopf gestossen und das soll man nicht, weil man alles zurückgezahlt bekommt -S CHÜRZINGER Du brauchst einen Menschen, Karoline -K AROLINE Es ist immer der gleiche Dreck. S CHÜRZINGER Pst! Es geht immer besser und besser. K AROLINE Wer sagt das? S CHÜRZINGER Coùè . (Stille) S CHÜRZINGER Also los. Es geht besser -K AROLINE Es geht besser -- (sagt es ihm tonlos nach) S CHÜRZINGER Es geht immer besser, besser, immer besser -K AROLINE Es geht immer besser, besser -- immer besser -S CHÜRZINGER (umarmt sie und gibt ihr einen langen Kuss) K AROLINE (wehrt sich nicht) S CHÜRZINGER Und jetzt trinken wir unsere Tasse Tee. B
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20
B
N
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25
B
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30
N
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B
B
35
1 6 12 12 12 16 16 22 23 27 29 30 31 32
K AROLINE (zuN ] lacht --N ] BS CHÜRZINGER (erscheintN ] Baufgeräumt --N ] BLuftballonN ] Bsein --N ] BFünfzehnten, --N ] Bbekommt --N ] BKaroline --N ] BCoùèN ] Bbesser --N ] Bbesser -- (sagtN ] Bbesser --N ] Bbesser --N ] B B
N
korrigiert aus: K AROLINE (zu korrigiert aus: lacht-korrigiert aus: S CHÜRZINGER (erscheint korrigiert aus: aufgeräumt-korrigiert aus: Luftballons korrigiert aus: sein-korrigiert aus: Fünfzehnten,-korrigiert aus: bekommt-korrigiert aus: Karoline-gemeint ist: Coué korrigiert aus: besser-korrigiert aus: besser--(sagt korrigiert aus: besser-korrigiert aus: besser--
274
N
ÖLA 27/W 11, Bl. 3
Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
B
K AROLINE (lächelt) Es geht immer besser -S CHÜRZINGER Komm -- (ab mit ihr) N
B
B
B
10
B
Lesetext
N
N
XIII. K ASIMIR (imitiert Karoline) Es geht immer besser -- Träume sind Schäume. E RNA Solange wir uns nicht aufhängen, werden wir nicht verhungern. (Stille) K ASIMIR Wie hat er denn geheissen, Dein toter Bruder? E RNA Ludwig. Ludwig Reitmeier. (Stille) K ASIMIR Ich war mal Chauffeur bei einem gewissen Reitmeier. Der hat ein 얍 Wollwarengeschäft gehabt. En gros. (Stille) K ASIMIR (will eine Frage anschneiden) Du Erna -E RNA Was? K ASIMIR (überlegt es sich wieder) Nichts. B
5
15
K3/TS15 (Grundschicht)
N
N
N
B
20
Ende
1 1 2 5 8 14 14
K AROLINE (lächelt)N ] besser --N ] BKomm --N ] Bbesser --N ] BK ASIMIR WieN ] BK ASIMIR (will N ] BErna --N ] B B
korrigiert aus: K AROLINE (lächelt) korrigiert aus: besser-korrigiert aus: Komm-korrigiert aus: besser[p] -korrigiert aus: K ASIMIR Wie korrigiert aus: K ASIMIR (will korrigiert aus: Erna--
| |
275
N
ÖLA 27/W 11, Bl. 4
Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
K3/TS16 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
얍
Tuberkulose haben von diesem armen Menschen? E RNA Nein. Soweit bin ich ganz gesund.
ÖLA 27/W 10, Bl. 1
B N
5 B
(Stille) K ASIMIR Ich glaub, wir sind zwei verwandte Naturen. N
B
N
B N B B
10
E RNA Mir ist es auch, als täten wir uns schon lange kennen. (Stille) K ASIMIR Wie hat er denn geheissen, Ihr toter Bruder? E RNA Ludwig. Ludwig Reitmeier. (Stille) K ASIMIR Ich war mal Chauffeur bei einem gewissen Reitmeier. Der hat ein Wollwarengeschäft gehabt. En gros. (er legt seinen Arm um ihre Schultern) N
N
15
B N
E RNA (legt ihren Kopf an seine Brust) Dort kommt jetzt die Karoline -B
N
25
N
B
N
B
B
30
N
XI. K AROLINE (kommt und sieht sich suchend um -- erblickt Kasimir und Erna, nähert sich langsam und hält dicht vor der Bank) Guten Abend, Kasimir. (Stille) K AROLINE So schau doch nicht so ironisch. K ASIMIR Das kann jede sagen. (Stille) K AROLINE Du hast schon recht. K ASIMIR Wieso hernach? K AROLINE Eigentlich hab ich ja nur ein Eis essen wollen -- aber dann ist der Zeppelin vorbeigeflogen. Und dann habe ich es mir halt eingebildet, dass ich mir einen rosigeren Blick in die Zukunft erringen könnte -- und einige Momente habe ich mit allerhand Gedanken gespielt. Aber ich müsst so tief unter mich hinunter, damit ich höher hinauf kann. 얍 (Stille) B
20
B
4 6 6 7
BN
8 9–14
B
15 16 16 19 19 27 29
] K ASIMIR N ] Bzwei f Naturen.N ] BN] B
B
E RNA N ] (Stille) f SchulternN ]
] (legt f Brust)N ] BKaroline --N ] BK AROLINE (kommtN ] Bum --N ] Bwollen --N ] Bkönnte --N ] BN B
N
N
[K ASIMIR Dann ist es ja schon recht.] [E RNA ] |K ASIMIR | \zwei/ verwandt[.]|e| \Naturen./ [K ASIMIR Wer?] [|E RNA Wer?|] [E RNA Wir zwei.] [|K ASIM |] [(Stille)] [K ASIMIR ] |E RNA | [E RNA Sehr lange. Als hätten wir schon miteinander zusammen gespielt(sie legt ihren Kopf an seine Brust) K ASIMIR (legt seinen Arm um ihre Schultern) \Du Erna – E RNA [Was?] (legt ihren Kopf an seine Brust) Was? K ASIMIR Nichts. (Stille)/] |(Stille) f Schultern| [\(Stille)/] \(legt f Brust)/ korrigiert aus: Karoline-korrigiert aus: K AROLINE (kommt korrigiert aus: um-korrigiert aus: wollen-korrigiert aus: könnte--
276
ÖLA 27/W 10, Bl. 2
Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
K3/TS16 (Korrekturschicht)
K AROLINE Und dann war ich doch garnicht in Altötting -- weil der Herr Kommerzienrat etwas anderes darunter verstanden haben wollte. K ASIMIR Das ist mir jetzt wurscht! Jetzt bin ich darüber hinaus, Fräulein! Was tot ist, ist tot und es gibt keine Gespenster, besonders zwischen den Geschlechtern nicht! (Stille) K AROLINE (gibt ihm plötzlich einen Kuss) K ASIMIR Zurück! Brrr! Pfui Teufel! (er spuckt aus) Brrr! E RNA Ich versteh das garnicht, wie man als Frau so wenig Feingefühl haben kann! K AROLINE (zu Kasimir) Ist das die neue Karoline? K ASIMIR Das geht Dich einen Dreck was an, Fräulein! K AROLINE Und den Merkl Franz betrügen, ist das vielleicht ein Feingefühl?! E RNA Der Merkl Franz ist tot, Fräulein. (Stille) K AROLINE Tot? (sie lacht -- verstummt aber plötzlich; gehässig zu Erna) Und das soll ich Dir glauben, Du Zuchthäuslerin? K ASIMIR Geh halts Maul und fahr ab. E RNA (zu Kasimir) So lasse sie doch. Sie weiss ja nicht, was sie tut. B
5
B
10
B
N B
N
B
N
S CHÜRZINGER (erscheint , und zwar aufgeräumt -- mit einem Luftballon an einer Schnur aus seinem Knopfloch; er erblickt Karoline) Ja wen sehen den meine entzündeten Augen? Das ist aber schon direkt Schicksal, das wir uns wiedertreffen. Karoline! Uebermorgen wird der Leutnant Eugen Schürzinger ein Oberleutnant Eugen Schürzinger sein -- und zwar in der Armee Seiner Majestät Ludwigs des Fünfzehnten -- und das verdanke ich Dir. 얍 K AROLINE Aber das muss ein Irrtum sein – S CHÜRZINGER Lächerlich! (Stille) K AROLINE Eugen. Ich habe Dich vor den Kopf gestossen und das soll man nicht, weil man alles zurückgezahlt bekommt -S CHÜRZINGER Du brauchst einen Menschen, Karoline -K AROLINE Es ist immer der gleiche Dreck. B
N
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B
B
N
B
B
B
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N
N
B
B
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B
1 8 8 8 10 15 21 21 21 24 24 25 26 27 27 31 32
N
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B
30
N
XII.
20
25
N
N
B
15
Lesetext
Altötting --N ] Zurück! Brr! PfuiN ] BTeufel! (erN ] Baus) Brrrr!N ] BK AROLINE (zuN ] Blacht --N ] BS CHÜRZINGER (erscheintN ] Baufgeräumt --N ] BLuftballonN ] BEugenN ] BEugenN ] Bsein --N ] BFünfzehntenN ] BAber dasN ] Bsein –N ] Bbekommt --N ] BKaroline --N ] B B
korrigiert aus: Altötting-korrigiert aus: Zurück!Brrr!Pfui korrigiert aus: Teufel!(er korrigiert aus: aus)Brrr! korrigiert aus: K AROLINE (zu korrigiert aus: lacht-korrigiert aus: S CHÜRZINGER (erscheint korrigiert aus: aufgeräumt-korrigiert aus: Luftballons
\Eugen/ \Eugen/ korrigiert aus: sein-Fünfzehnten[,] [(tonlos)] |Aber| [D]|d|as sein[.]|–| korrigiert aus: bekommt-korrigiert aus: Karoline--
277
N
ÖLA 27/W 10, Bl. 3
Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
K3/TS16 (Korrekturschicht)
S CHÜRZINGER Pst! Es geht immer besser und besser. K AROLINE Wer sagt das? S CHÜRZINGER Coùè . (Stille) S CHÜRZINGER Also los. Es geht besser -K AROLINE (sagt es ihm tonlos nach) Es geht besser -S CHÜRZINGER Es geht immer besser, besser, immer besser -K AROLINE Es geht immer besser, besser -- immer besser -S CHÜRZINGER (umarmt sie und gibt ihr einen langen Kuss) K AROLINE (wehrt sich nicht) S CHÜRZINGER Du brauchst wirklich einen Menschen. K AROLINE (lächelt) Es geht immer besser -S CHÜRZINGER Komm -- (ab mit ihr) B
N
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5
N
B
B
NN
B
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N
B
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N
N
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B
Lesetext
B
N
N
XIII. K ASIMIR Träume sind Schäume. E RNA Solange wir uns nicht aufhängen, werden wir nicht verhungern. (Stille) K ASIMIR Du Erna – E RNA Was? K ASIMIR Nichts. (Stille) 얍 E RNA (singt leise – und auch Kasimir singt allmählich mit) Und blühen einmal die Rosen Wird das Herz nicht mehr trüb Denn die Rosenzeit ist ja Die Zeit für die Lieb Jeds Jahr kommt der Frühling Ist der Sommer vorbei BN
B
20
B
25
3 5 6 6 7 8 11 12 12 13 16 19–279,10
23
CoùèN ] besser --N ] B(sagt f besser --N ] Bbesser --N ] Bbesser --N ] Bbesser --N ] BDu f Menschen.N ] BK AROLINE (lächelt)N ] Bbesser --N ] BKomm --N ] BN] BK ASIMIR f auf. N ] B B
B
und auchN ]
N
ÖLA 27/W 10, Bl. 4
gemeint ist: Coué korrigiert aus: besser--
!Es geht besser --" !(sagt es ihm tonlos nach)" korrigiert aus: besser-korrigiert aus: besser-korrigiert aus: besser-[Und jetzt trinken wir unsere Tasse Tee.] |Du f Menschen.| korrigiert aus: K AROLINE (lächelt) korrigiert aus: besser-korrigiert aus: Komm-[(imitiert Karoline) Es geht immer besser[p]|--|] [K ASIMIR Wie hat er denn geheissen, dein toter Bruder? E RNA Ludwig. Ludwig Reitmeier. (Stille) K ASIMIR Ich war mal Chauffeur bei einem gewissen Reitmeier. Der hat ein || Wollwarengeschäft gehabt. En gros. (Stille) K ASIMIR (will eine Frage anschneiden) Du Erna-E RNA Was? K ASIMIR (überlegt es sich wieder) Nichts.] Ende] |K ASIMIR f auf.| \und auch/
278
ÖLA 27/W 10, Bl. 5
Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
K3/TS16 (Korrekturschicht)
Nur der Mensch hat alleinig Einen einzigen Mai.
5
ENDE
10
– III – Motto: Und die Liebe höret nimmer auf.
N
279
Lesetext
280
Konzeption 4: Kasimir und Karoline in 117 Szenen
281
Figurenliste
K4/TS1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Personen:
5
IN 221.001/10 – BS 46 a [2], Bl. 1
K ASIMIR K AROLINE R AUCH S PEER DER A USRUFER DER L ILIPUTANER S CHÜRZINGER DER M ERKL F RANZ DEM M ERKL F RANZ SEINE E RNA E LLI M ARIA DER M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF J UANITA DIE DICKE D AME DIE K ELLNERIN DER S ANITÄTER DER A RZT. A BNORMITÄTEN UND O KTOBERFESTLEUTE . B N
10
15
B
N
20
Dieses Volksstück spielt auf dem Münchener Oktoberfest und zwar in unserer Zeit.
10 18
BN
]
BDER
f A RZT .N ]
[D ER N ACHBAR .] \DER f A RZT ./
282
Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
K4/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
얍 ist kein Kabriolet mehr zu sehen).
5
B
X. Szene Nummer 98
IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 35
N
B N
E RNA Nein das wäre keine Frau für Sie. Ich habe mir dafür einen Blick erworben. K ASIMIR So ein Weib ist ein Auto, bei dem nichts richtig funktioniert -- immer gehört es repariert. Das Benzin ist das Blut und der Magnet das Herz -- und wenn der Funke zu schwach ist, entsteht eine Fehlzündung -- und wenn zuviel Oel drin ist, dann raucht er und stinkt er -E RNA Was Sie für eine Phantasie haben. Das haben nämlich nur wenige Männer. Zum Beispiel der Merkl hat keine. Ueberhaupt haben Sie schon sehr recht, wenn Sie da sagen, dass der Merkl mich ungerecht behandelt -- Nein! Das lass 얍 ich mir auch nicht weiter bieten -- (sie schreit plötzlich unterdrückt auf) Jesus Maria Josef! Merkl! Franz! Jesus Maria -- (sie hält sich selbst den Mund zu und wimmert) K ASIMIR Was ist denn los? E RNA Dort -- sie haben ihn. Franz! Sehens die beiden Kriminaler -- Verzeih mir das, Franz! -- Nein , ich schimpfe nicht, ich schimpfe nicht -(Stille) K ASIMIR An allem ist nur dieses Luder schuld. Diese Schnallen. Dieses Fräulein Karoline! E RNA Er wehrt sich garnicht -- geht einfach mit -- -M ERKL (geht vorbei mit Kriminaler und wirft noch einen letzten Blick auf Erna) E RNA (setzt sich auf die Bank) Den seh ich nimmer. K ASIMIR Geh den werdens doch nicht gleich hinrichten! E RNA Das kommt auf dasselbe hinaus. Weil der doch schon oft vorbestraft ist -B
B
10
B
N
N
N
B
B
15
B
N
B
25
B
N
BN B
N
BN
B
B
B
N
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20
N
N
N BN
B
N
B
B
N
N
N
N
N
B
5 6
B
8 10 11 14 15 16 16 19 19
B
19 19 20 20 20 24 24 25 25 26 28 28
B
Szene Nummer 98N ] ]
BN
funktioniert --N ] Fehlzündung --N ] Ber --N ] Bbehandelt --N ] Bbieten --N ] BMerkl! Franz!N ] BMaria -- (sieN ] BDort --N ] BN] B
Kriminaler --N ] ] BFranz! --N ] BN] Bnicht --N ] Bgarnicht --N ] Bmit --N ] BM ERKL f Erna)N ] Bund N ] BE RNA (setztN ] BdochN ] Bist --N ] BN
N
B
N
\Szene Nummer 98/ [K ASIMIR (sieht dem verschwundenen Kabriolet nach; er imitiert Rauch) Darf man bitten, Gnädigste--] korrigiert aus: funktioniert-korrigiert aus: Fehlzündung-korrigiert aus: er-korrigiert aus: behandelt-korrigiert aus: bieten-korrigiert aus: Merkl!Franz! korrigiert aus: Maria--(sie korrigiert aus: Dort-[, mit denen er redet-- jetzt hab ich doch noch gerade geschimpft und nicht aufgepasst und dabei haben ihn jetzt die] korrigiert aus: Kriminaler-[Franz!] korrigiert aus: Franz\!/-[--] korrigiert aus: nicht-korrigiert aus: garnicht-korrigiert aus: mit-\M ERKL f Erna)/ [)]|u|nd [(sie] |E RNA (|setzt \doch/ korrigiert aus: ist--
283
IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 36
Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
K4/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
da hauns ihm jetzt fünf Jahr Zuchthaus hinauf wie nichts -- und dann kommt er nichtmehr heraus -- weil er sich ja während seiner Vorstrafen schon längst eine Tuberkulose geholt hat -- -- Der kommt nichtmehr heraus. (Stille) 5 얍 K ASIMIR Sind Sie auch vorbestraft? E RNA Ja. K ASIMIR (setzt sich neben Erna) (Stille) E RNA Was glauben Sie, wie alt dass ich bin? 10 K ASIMIR Fünfundzwanzig. E RNA Zwanzig. K ASIMIR Wir sind halt heutzutag alle älter als wie wir sind. (Stille) K AS Da kommt jetzt der Merkl. 15 E RNA Wo? (Stille) B
B
N
B
B
B
N
N
B
N
B
N
1 2 2 3 3 5 14–16
nichts --N ] nichtmehr herausN ] Bweil erN ] BhatN ] Bnichtmehr heraus.N ] BK ASIMIR SindN ] BK AS f (Stille)N ]
N
B
korrigiert aus: nichts--
B
[nimmer raus] |nichtmehr heraus| [er hat] |weil er| \hat/ [nimmer raus.] |nichtmehr heraus.| korrigiert aus: K ASIMIR Sind \K AS f (Stille)/
284
N
IN 221.001/34 – BS 46 f [11], Bl. 37
Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
K4/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
5
10
얍 K AROLINE So schau doch nicht so ironisch. K ASIMIR Das kann jede sagen. (Stille) K AROLINE Du hast schon recht. K ASIMIR Wieso hernach? 얍 K AROLINE Eigentlich hab ich ja nur ein Eis essen Bwollen --N aber dann ist der Zeppelin vorbeigeflogen. Und dann Bbin ich mit der Achterbahn gefahren,N B N habe ich es mir halt eingebildet, dass ich mir einen rosigeren Blick in die Zukunft erringen B könnte --N und einige Momente habe ich mit allerhand Gedanken gespielt. Aber ich müsst so tief unter mich hinunter, damit ich höher hinauf kann. 얍 (Stille) K AROLINE Und dann war ich doch garnicht in BAltötting --N weil der Herr Kommerzienrat etwas anderes darunter verstanden haben wollte. \Textverlust\
7 8 8
B
korrigiert aus: wollen--
B
wollen --N ] bin f gefahren,N ] BN]
9 13
B
\bin f gefahren,/ [\Du hast schon schon [sehr] |sehr| recht. K AS Stimmt. (Stille) K AR /] korrigiert aus: könnte-korrigiert aus: Altötting--
B
könnte --N ] Altötting --N ]
285
IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 38
IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 32
IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 33
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Jetzt erscheinen Rauch, der Regierungsrat und die Krankenschwester -- sie begleiten und stützen Speer, dessen Kopf infolge des Nasenbeinbruches dicht verbunden ist.
5
B B
S PEER (hält plötzlich und klammert sich an die Parkplatztafel) Halt! K RANKENSCHWESTER Nur Mut! DER H ERR Gleich sind wir soweit! R AUCH Ich seh dort schon meine Limusine -- zwanzig Meter . S PEER Zuviel! R AUCH Nur Mut! (Stille) DER H ERR Zu dumm, dass die Sanitätsautos alle überfüllt sind. K RANKENSCHWESTER Der Staat spart immer am falschen Fleck. N
N
B
10
IN 221.001/40 – BS 46 h [1], Bl. 1
N
B N
15
20
25
S PEER Oho! Au! DER H ERR Liebe Schwester -- die Leute sollten sich nicht immer auf den Staat verlassen. 얍 R AUCH Armer Werner! Wenn die Leut wüssten, wer Du bist, hättest auch zwanzig Sanitätsautos -- aber es muss halt vertuscht werden, nach Möglichkeit, Du Opfer Deiner Pflicht. Los! Kommst jetzt zu mir, legst Dich ins Bett und die liebe Schwester wird Dich schon gesund pflegen -- nicht? K RANKENSCHWESTER (lächelt) Ich tu mein Möglichstes. R AUCH Eine hübsche Schwester ist das -- sie wird auch mich pflegen, die Schwester, nicht? K RANKENSCHWESTER Was fehlt Ihnen denn? R AUCH Können Sie massieren? K RANKENSCHWESTER Ich bin doch geprüft , Herr Kommerzienrat. B
N
B N
R AUCH Geprüft? Sehr interessant! K RANKENSCHWESTER Sie sehen so angestrengt aus. R AUCH Das ist noch von zuvor. Kleine Kleinigkeit. K RANKENSCHWESTER Sei wie dem wolle! Wir werden den Herrn schon pflegen, bis er ganz rote Kinderbäckchen kriegt -DER H ERR (geleitete bereits Speer ein Stück weiter; ruft) Schwester, Hilfe! Der Herr möchten sich schneuzen -K RANKENSCHWESTER (eilt hin mit gezücktem Taschentuch und ab mit Speer und Regierungsrat) B
B
30
B
N
N
B
B
35
N
N
N
B
K RANKENSCHWESTER N ] ] BMeterN ] BN] BgeprüftN ] BN] BGeprüft? f Kleinigkeit.N ]
B
||
5 6 7 13 26 27 28–30
B
korrigiert aus: K[R ] A HNKENSCHWESTER
BDER N
[E]|D |ER
29 30 31 31 31 32
B
aus.N ] istN ] BSei f wolle!N ] Bden HerrnN ] BerN ] BkriegtN ] B
N
N
korrigiert aus: meter
[DER H ERR Liebe Schwester --] korrigiert aus: gepfrüft
[(Stille)] [Zuvor, da hat den Herrn Kommerzienrat der Tod gestreift, aber jetzt hat er sich wieder zusammengerissen -- altes Bauernblut.] |Geprüft? f Kleinigkeit.| aus[,]|.| [Herr Kommerzienrat.] [war] |ist| \Sei f wolle!/ [Sie] |den Herrn| [Sie] |er| krieg[en]|t|
286
IN 221.001/40 – BS 46 h [1], Bl. 2
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
R AUCH (sieht ihr nach) Fesche Person! Bezaubernd! (er folgt ihr singend und begegnet dabei Kasimir und Erna, die wieder auftauchen) B
5
N
K ASIMIR (sieht dem verschwundenen Rauch nach) E RNA War das jetzt nicht der Karoline ihre Errungenschaft? K ASIMIR Möglich. Wo steckt denn der Merkl? B
1 5 5
Bezaubernd!N ] KarolineN ] Bihre Errungenschaft?N ] B B
N B
\Bezaubernd!/ Karo\l/ine ih[r]|re| [Kommerzienrat] |Errungenschaft?|
287
N
Fragmentarische Fassung eines Bildes
5
10
15
20
25
30
K4/TS7 (Grundschicht)
얍 Sanitätsstation auf der Oktoberfestwiese. Vor der Sanitätsbarracke. Rauch sitzt auf der Bank. Karoline neben ihm. Ein Sanitäter reicht Rauch ein Glas Wasser und Pillen. K AROLINE Gehts Ihnen schon besser? R AUCH (gibt keine Antwort sondern schluckt umständlich BzweiN Pillen mit Wasser) K AROLINE (zum Sanitäter) Es ist ihm plötzlich schlecht geworden am Steuer und der Speichel ist ihm aus dem Mund heraus und ich hab schon gemeint, dass er sich übergeben wird. Wir wollten nur nach Altötting fahren -- wenn ich nicht im letzten Moment das gebremst hätt, dann wären wir vielleicht beide nichtmehr da. Ich hab ihn dann hergefahren. Ich kenn mich aus, weil mein ehemaliger Bräutigam ein Chauffeur Bgewesen istN. (zu Rauch) Geht es Ihnen schon besser? R AUCH Moment. (zum Sanitäter) Gibts denn hier keinen Arzt? S ANITÄTER Der BHerr DoktorN hat jetzt gerade alle Händ voll zu tun. Nämlich es hat gerade eine grosse Rauferei BstattgefundenN -- drüben bei den Autos, mit einem alten Mann BwegenN zweier Mädchen -- und da haben sich halt welche hineingemischt und am Schluss hat alles gerauft. Die Leut haben halt allgemein schon ganz miserable Nerven.
II. L EUTE (verbunden, kommen aus der Barracke -- auch Elli und Maria) E LLI (hat den Arm in der Schlinge) M ARIA (hinkt) E LLI Da hast es. Ich habe gleich so eine Ahnung gehabt, dass das nicht gut hinausgehen wird. S ANITÄTER Hören Sie mal: wegen was ist denn die Rauferei eigentlich losgegangen? E LLI Ja wegen nichts. Wir wollten mit dem Herrn in das Auto steigen und da waren ein paar halbwüchsige Männer herumgestanden und die haben uns in einer unanständigen Weise zitiert und haben Anspielungen auf sein Alter 얍 gemacht, und wie sich das der Herr verbeten hat, da hat der eine Lackl seinen Schuh ausgezogen und hat ihm zwingen wollen , dass er daran riecht. Und er hat halt nicht riechen wollen und da hat ihm ein anderer einen Faustschlag in das Gesicht versetzt. Und dann haben sich furchtbar viele hineingemischt, auch Betrunkene, und keiner hat mehr gewusst was los ist, aber ein jeder hat um sich geschlagen. B
35
Lesetext
N
A RZT (tritt aus der Barracke) Sind die Tragbahren noch nicht da? B
6
B
zweiN ]
12
B
gewesen istN ]
14
B
Herr DoktorN ]
15
B
stattgefundenN ]
16 31 37
B
wegenN ] wollenN ] Bnoch nichtN ] B
die beiden zwei war gewesen ist Arzt Herr Doktor gegeben stattgefunden [u]|w|egen korrigiert aus: woll n (1) schon (2) noch nicht (1) (2) (1) (2) (1) (2) (1) (2)
288
N
IN 221.001/41 – BS 46 h [2], Bl. 1
IN 221.001/41 – BS 46 h [2], Bl. 2
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS7 (Grundschicht)
Lesetext
S ANITÄTER Nein, Herr Doktor. Die müssten aber eigentlich schon da sein. A RZT Also wir haben acht Gehirnerschütterungen, vier Beinbrüche, zwei Schlüsselbeinbrüche , sechs Armbrüche, davon einer kompliziert und das andere sind Fleischwunden. Ein schöner Saustall sowas! Deutsche gegen Deutsche! (ab) B
N
B
N
5
10
(In der Ferne hört man den Radetzkymarsch -- die münchner Hymne) E LLI Wieviel hast Du denn noch bei Dir? M ARIA Ich? Zwanzig Pfennig. E LLI Ich hab nurmehr zehn. Alsdann können wir nicht zusammenfahren. M ARIA Ich fahr. Weil ich nicht so hinkend bis naus laufen kann. E LLI Fahr nur zu! Mir tut der Schädel so so weh! Ich geh halt hernach! M ARIA Du gehst doch nicht auf dem Schädel! E LLI Ueberhaupt bist Du an allem schuld! Da hast das Geld! Fahr ab! (ab) B
15
20
N
K AROLINE Gehts Ihnen schon besser? R AUCH So fragens doch nicht immer so saudumm! Ueberhaupt was stehens da noch herum! Regens mich nicht auf! Sanitäter! Ich möcht meine Ruhe haben! S ANITÄTER (zu Karoline) Regens doch den Herrn nicht auf, der kann ja noch drauf gehen! K AROLINE Aber ich habe ihn doch nur gefragt, wie es ihm geht? Ich habe mich doch nur um ihn gesorgt. S ANITÄTER Nichtsmehr, bitte. Ihnen fehlt doch nichts. Gehens zu. 얍 K AROLINE Aber ich hab ihm doch garnichts getan. Wir wollten doch nur nach Altötting . Er verdankt ja sogar mir sein Leben. Wenn ich nicht gebremst hätt. S ANITÄTER Aber das ist ja jetzt wurscht. B
25
N
B
B
N
N
S PEER (erscheint auf einer Tragbahre) B
30
N
R AUCH Werner! Werner! S PEER (rührt sich nicht) R AUCH Werner! Ja um Gottes Willen, was ist denn da los? Ist er tot? S ANITÄTER Ruhe! Er hat eine Gehirnerschütterung! Ich werd Ihnen das schon erzählen! Kennens den Herrn? R AUCH Mein alter Jugendfreund! Wir haben zusammen studiert! S ANITÄTER Also regens Ihnen jetzt nicht auf! Sie können ihn ja morgen in der Klinik besuchen -R AUCH Wo? B
N
B
35
1 2 13 24 24 25 28
B
Doktor. DieN ] SchlüsselbeinbrücheN ] BUeberhauptN ] BAltöttingN ] BseinN ] Bhätt.N ] BaufN ]
31 32
B
B
B
(rührt f nicht)N ] Ist er tot?N ]
korrigiert aus: Doktor.Die korrigiert aus: Schlüsselb i brüche korrigiert aus: Ueberhaupts
A[o]|l|tötting [m]|s|ein korrigiert aus: hätt (1) mit (2) auf
[Wer? Wer ruft denn da?] |(rührt f nicht)| \Ist er tot?/
289
N
IN 221.001/41 – BS 46 h [2], Bl. 3
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS7 (Grundschicht)
S ANITÄTER Pettenkoferstr. 12 R AUCH ( notiert es sich) Pettenkoferstr. 12 --B
2
B
notiertN ]
N
no[z]|t|iert
290
Lesetext
Fragmentarische Fassung der Szenen 49 und 50
K4/TS8/A1 (Grundschicht)
Lesetext
얍 Szene Nummer 49
R AUCH (betritt wieder den Zuschauerraum; zu sich) Bravo Zepp ! Bravo Eckener! (er erblickt Karoline und Schürzinger) Wieso? Die Herrschaften halten sich hier herinnen auf? Wo draussen der Zeppelin fliegt? K AROLINE O den Zeppelin, den kenne ich schon auswendig! R AUCH Natürlich! In solch angeregter Gesellschaft -S CHÜRZINGER Angeregt ist anders, Herr Kommerzienrat. B
5
10
IN 221.001/18 – BS 46 d [3], Bl. 11 N
B
N
Szene Nummer 50 S PEER (ist Rauch gefolgt) Ein widerlicher Bursche! \Abbruch der Bearbeitung\
3 3
B B
wiederN ] ZeppN ]
wieder[de] [Zeppe] |Zepp|
291
Fragmentarische Fassung der Szene 49
5
K4/TS8/A2 (Grundschicht)
Lesetext
얍 R AUCH Und ich heisse Konrad. S CHÜRZINGER (fährt zusammen und schnellt empor -- und auch Karoline zuckt zusammen) (Stille) R AUCH (grinst \Abbruch der Bearbeitung\
292
IN 221.001/18 – BS 46 d [3], Bl. 12
Fragmentarische Fassung der Szene 49
5
10
K4/TS8/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 R AUCH Und ich heisse Konrad. S CHÜRZINGER (zuckt zusammen und Karoline ebenfalls) (Stille) B S CHÜRZINGER (erhebt sich)N R AUCH (grinst und droht B N BneckischN mit dem Zeigefinger) Nanana Bböses KarolinchenN -- wer sitzt denn da drinnen, während draussen der Zeppelin fliegt? K AROLINE O den Zeppelin, den kenne ich schon auswendig! R AUCH (zu Schürzinger) Ich gratuliere. S CHÜRZINGER B N Danke, Herr Kommerzienrat. Aber angeregt ist anders, wie man so zu sagen pflegt -- (er setzt sich wieder) R AUCH Anders?
4 5 5 5 9
S CHÜRZINGER f sich)N ] ] BneckischN ] Bböses KarolinchenN ] BN] B
BN
\S CHÜRZINGER f sich)/ [Karoline] [schellmisch] |neckisch| \böses Karolinchen/ [(erhebt sich)]
293
IN 221.001/18 – BS 46 d [3], Bl. 12
Fassung der Szenen 70 bis 77
K4/TS9 (Grundschicht)
Lesetext
얍 Szene Nummer 70
IN 221.001/23 – BS 46 e [5], Bl. 25
Das Orchester spielt nun das Lied „Trink, trink, Brüderlein trink“. Szene Nummer 71
5
B
10
Neuer Schauplatz: WiederN im Wagnerbräu, und zwar ganz in der Nähe des Tisches, wo Kasimir und Merkl Franz sitzen -- aber von hier aus sieht man nur den Kasimir. Rauch, Speer, Karoline, und Schürzinger stehen an der Rampe mit Masskrug in der Hand, Papiermützen auf dem Kopf, und Radieschen und Scherzartikel. Das Orchester spielt noch immer das Lied und die Vier singen mit: Trink, trink, Brüderlein trink Lasset die Sorgen zuhaus Deinen Kummer und Deinen Schmerz Dann ist das Leben ein Scherz! Deinen Kummer und Deinen Schmerz Dann ist das Leben ein Scherz! Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit! Eins, zwei, drei -- gsuffa! (Saufen) B
15
20
N
Szene Nummer 72 25
K AROLINE Also bei die Abnormitäten da hat es mir schon sehr gefallen. Ich seh mir gerne so menschliche Missgeburten an , das lauft mir dann immer über den Rücken hinunter. Besonders das Gorillamädchen. R AUCH Von der einen Kuss? Brrr! S PEER Ein angenehmes Organ! Armes Mädchen! S CHÜRZINGER Mezzosopran. B
30
35
Szene Nummer 73 (Jetzt fällt die Musik wieder ein) 얍 A LLE (singen) Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit! Eins, zwei, drei -- gsuffa! (Saufen) R AUCH Missgeburt hin, Missgeburt her! Die Hauptsache ist die Gesundheit! K AROLINE Ja, die Gesundheit, das macht sehr viel aus. Das hat vieles für sich, dass man gerade gewachsen ist, besonders als ein weibliches Geschöpf -- aber mit dem geraden Wuchs allein ist es noch nicht getan. Man muss seine Gesundheit auch geniessen können, und das kann man heut so riesig schwer, weil wegen der Krise. B
40
N
N
B
8 13 26 38 40 40
B
[Im Bier] |Wieder |
B
korrigiert aus: trink ,
WiederN ] trink,N ] BanN ] BMissgeburtN ] BweiblichesN ] BGeschöpfN ]
[h]|a|n [Die] |Missgeburt| korrigiert aus: Weib liches (1) Wesen (2) Geschö[ö]|p|f
294
N B
N
IN 221.001/23 – BS 46 e [5], Bl. 26
Fassung der Szenen 70 bis 77
K4/TS9 (Grundschicht)
Lesetext
S PEER Und weil die Menschheit zu unbescheiden geworden ist. R AUCH Krise ist Krise! S PEER 5
10
B
K AROLINE -- wegen der Krise. R AUCH Also jetzt möchte ich aber nichts von der Krise hören! Was sind denn das für trübe Gedanken in dem Köpfchen? S PEER Mens sana in corpore sano. Per aspera ad astra! A LLE (singen) Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit! 1 2 3 gsuffa! R AUCH Jetzt muss ich mich aber setzen -- (er umarmt Speer und beide singend ab und suchen einen Stuhl ) Ja wir sind Zigeuner Wandern durch die Welt N
B
15
N
Szene Nummer 73
20
K ASIMIR (erblickt Karoline und erhebt sich und starrt sie an) (Stille) 얍 Szene Nummer 74 K AROLINE Ja die Gesundheit, das macht sehr viel aus. Das hat vieles für sich, dass man gerade gewachsen ist
25
K AROLINE Und die dicke Dame. Und der Mann mit dem Bulldoggkopf. Und die zusammengewachsenen Zwillinge. Und der Riese aus dem Märchen -S CHÜRZINGER (summt die Barcarole) (Die Musik fällt ein und spielt leise mit) 30
Szene Nummer 75
35
40
45
K ASIMIR (nähert sich Karoline und hält hinter ihr) K AROLINE (dreht sich um und erblickt ihn) (Pause) K AROLINE Bist schon wieder da? Warum lasst Du mich denn nicht aus? S CHÜRZINGER (erblickt Kasimir und zieht sich leise zurück) K ASIMIR Wir treffen uns jetzt durch Zufall. Gewissermassen durch eine Vorsehung. K AROLINE Seit wann glaubst denn Du an den lieben Gott? K ASIMIR Ich glaub nicht, dass er einen Bart hat, das weisst Du, aber ich glaub, dass wir Menschen gelenkt werden -- in bestimmter Hinsicht, was zum Beispiel unseren Instinkt anbetrifft. K AROLINE Ich hab geglaubt, dass wir jetzt getrennt sind. K ASIMIR Das hab ich auch gedacht. Aber jetzt habe ich dann so eine eigenartige Leere in mir empfunden. Als hättest Du in mir drinnen gewohnt und wärst jetzt 12 13
B B
R AUCH N ] StuhlN ]
[K AROLINE ] |R AUCH | Stu[g]|h|l
295
IN 221.001/18 – BS 46 d [3], Bl. 13
Fassung der Szenen 70 bis 77
K4/TS9 (Grundschicht))
Lesetext
ausgezogen. Und jetzt hab ich die Befürchtung, dass ich zu manchem fähig bin. Ich hab mir aus Gram darüber mein Geld versoffen, verstehst Du mich? K AROLINE Ja. Aber das ändert nichts an meiner Einstellung. K ASIMIR Wenn ich jetzt nicht so viel getrunken hätt, dann tät ich Dich jetzt sicher garnicht ansprechen. Ich tät Dich da liegen lassen. Aber Du, 얍 zerstör bitte meine Hoffnung nicht, meinen Glauben an die Menschheit -K AROLINE Du hast doch selber gesagt, dass ich Dich verlass, weil Du arbeitslos bist -K ASIMIR Aber das hab ich doch gesagt! Nur so! Aber meine geheimsten Hoffnungen liegen doch auf einem ganz anderem Gebiete -- Siehst, wenn ich Dich nicht habe, keinen Menschen, wenn ich allein bin, dann bin ich zu allem fähig. Ich stehe jetzt vor der Versuchung -- der Merkl Franz hat gesagt, ich soll mit ihm gehen -K AROLINE Es tut mir sehr leid, mein Herr! Aber ich kann nicht anders. Du hast mich so beleidigt und gekränkt -- Du hast gesagt, dass ich Dich verlasse, weil Du arbeitslos bist -- das ist eine solche Beleidigung, dass ich Dich tatsächlich verlasse -K ASIMIR Schau, jetzt habe ich da getrunken und habe kein Geld mehr. Die sozialen Sachen lasten schwer auf uns. K AROLINE Jetzt lass ich Dich stehen. Es tut mir leid, mein Herr! (ab) Szene Nummer 76 B
5
10
15
N
IN 221.001/18 – BS 46 d [3], Bl. 14
20 B
K ASIMIR (allein -- es wird nun ganz dunkel, nur er steht in einem Lichtkegel) Hm. Was machst Du da, armer Kasimir? Ein Mann und eine Frau. Und kein Geld. Da gehen sie auseinander. Und soll ich jetzt mit dem Merkl -- Kasimir, willst Du jetzt wirklich auf diese Ebene hinunter --? -- Willst Du wirklich stehlen gehen? Wenn ich nur jemanden hätt, mit dem ich mich aussprechen könnt! Und wenn ich jetzt nicht so besoffen wäre! Als Kind da hat man mir gesagt, Kasimir, Du hast einen Schutzengel -- und der begleitet Dich und gibt acht auf Dich -- einen Schutzengel, ich spanne nichts davon -N
B
25
30
35
40
45
N
Szene Nummer 77 (Himmlische Musik) DER S CHUTZENGEL (schwebt auf einer Wolke hernieder) Kasimir! Hier bin ich. K ASIMIR Wer bist denn Du? S CHUTZ Ich bin Dein Schutzengel, lieber Kasimir. 얍 K ASIMIR Geh mach Mäus! S CHUTZ Du weisst nicht, ob Du stehlen sollst oder nicht -- da möchte ich Dir jetzt nur verkündigen, dass ich an Deiner Stelle nicht stehlen würde. K ASIMIR Aber von was soll ich leben? S CHUTZ Von der Arbeitslosenunterstützung. K ASIMIR Geh so lass Dich doch nicht auslachen! Davon kann man nicht leben, und ab und zu brauche ich Annehmlichkeiten! S CHUTZ Ja, hernach bitte! Tu Dir nur keinen Zwang an! Ich werde mein Möglichstes tun, um Dich zu beschützen, aber natürlich, ob ich gegen die Kriminaler aufkomm, ist fraglich. Ich habe Dich auf alle Fälle gewarnt! 2 21 23
B
korrigiert aus: geld
B
GeldN ] K ASIMIR N ] BgehenN ]
[S CHÜRZINGER ] |K ASIMIR | [h]|g|ehen
296
IN 221.001/18 – BS 46 d [3], Bl. 15
Fragmentarische Fassung der Szenen 101 bis 114
5
10
15
20
K4/TS10/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Sanitätsstation auf der Oktoberfestwiese. Vor der Sanitätsbarracke. Rauch sitzt auf der Bank. Karoline neben ihm. Ein Sanitäter reicht Rauch ein Glas Wasser und Pillen. B Szene Nr. 102N K AROLINE BGeht esN Ihnen schon besser? R AUCH (gibt keine BAntwort,N sondern schluckt umständlich Beine Pille mit Wasser)N B K AROLINE Ob es Ihnen schon besser geht? B R AUCH N (gibt wieder keine Antwort, sondern schluckt umständlich abermals eine Pille mit Wasser; hierauf legt er sich auf die Bank) B N S ANITÄTER Es geht ihm noch nicht besser. (Stille) Szene N. 103N K AROLINE BEs ist ihm plötzlich schlecht geworden B N und der Speichel ist ihm aus dem Mund heraus und ich hab schon gemeint, dass er sich übergeben wird. (zum Sanitäter)N BEigentlichN wollten BwirN nur nach Altötting Bfahren, aberN wenn ich nicht im letzten Moment B N gebremst hätt, dann wären wir vielleicht beide nichtmehr B da, besonders er, weil er am Volant gesessen ist. Ich hab ihm eigentlich das Leben gerettet, aber jetzt gibt er mir keine Antwort. Oft wird halt so etwas nicht gewürdigt.N Ich hab ihn dann hergefahren. Ich kenn mich aus, weil mein ehemaliger Bräutigam ein Chauffeur Bgewesen istN. (zu Rauch) Geht es Ihnen schon besser? B N B Sz. 104.N B N
25
R AUCH (zum Sanitäter) Gibts denn hier keinen Arzt? S ANITÄTER Der Herr Doktor hat jetzt gerade alle Händ voll zu tun. Nämlich es hat gerade eine grosse Rauferei stattgefunden -- drüben bei den Autos, mit einem alten Mann wegen zweier Mädchen -- und da haben sich halt welche hineinBN
B
N
B
5 6 7 7 8–13 9 11 14–16 14 16 16 16 17 18 21
B
Szene Nr. 102N ] Geht esN ] BAntwort,N ] Beine f Wasser)N ] BK AROLINE f N. 103N ] BR AUCH N ] BN] BEs f Sanitäter)N ] BN] BEigentlichN ] BwirN ] Bfahren, aberN ] BN] Bda, f gewürdigt.N ] Bgewesen istN ]
23 23 24 25 26 27
BN
B
] Sz. 104.N ] BN] BN] BHerr DoktorN ] BstattgefundenN ] B
N
\Szene Nr. 102/ Geht[s] \es/ Antwort[\)/] | ,| [die beiden zwei Pillen mit Wasser)] |eine f Wasser)| \K AROLINE f N. 103/ [R AUCH ] |R AUCH | [103] [|103|] !(zum Sanitäter)" !Es f wird." [am Steuer] [Wir] |Eigentlich| \wir/ fahren\,/ [--]|aber| [das] da[.]|,| \besonders f gewürdigt./ (1) war (2) gewesen ist gestrichen: \104/ \Sz. 104./ [\R AUCH Wasser bitte!/] [Moment.] [Arzt] |Herr Doktor| (1) gegeben (2) stattgefunden
297
IN 221.001/41 – BS 46 h [2], Bl. 1
Fragmentarische Fassung der Szenen 101 bis 114
K4/TS10/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
gemischt und am Schluss hat alles gerauft. Die Leut haben halt allgemein schon ganz miserable Nerven. B
5 B
10 B
105 L EUTE (verbunden, kommen aus der Barracke -- auch Elli und Maria) 106 E LLI (hat den Arm in der Schlinge) M ARIA (hinkt) E LLI Da hast es. Ich habe gleich so eine Ahnung gehabt, dass das nicht gut hinausgehen wird. M ARIA Da sitzt er ja auch, der Herr Nachttopf. E LLI Wie der glotzt. M ARIA Nicht schön. Guten abend, Herr Nachttopf! 107 S ANITÄTER Hören Sie mal: wegen was ist denn die Rauferei eigentlich losgegangen? M ARIA Ja wegen nichts. Wir wollten mit dem Herrn in das Auto steigen und da waren ein paar halbwüchsige Männer herumgestanden und die haben uns in einer unanständigen Weise zitiert und haben Anspielungen auf sein Alter 얍 gemacht, und wie sich das der Herr verbeten hat, da hat der eine Lackl seinen Schuh ausgezogen und hat ihm zwingen wollen , dass er daran riecht. Und er hat halt nicht riechen wollen und da hat ihm ein anderer einen Faustschlag in das Gesicht versetzt. Und dann haben sich furchtbar viele hineingemischt, auch Betrunkene, und keiner hat mehr gewusst was los ist, aber ein jeder hat um sich geschlagen. N
N
N
B
15 B
N
B
20
25
N
B
N
108 A RZT (tritt aus der Barracke) Sind die Tragbahren noch nicht da? S ANITÄTER Nein, Herr Doktor. Die müssten aber eigentlich schon da sein. A RZT Also wir haben acht Gehirnerschütterungen, vier Beinbrüche, zwei Schlüsselbeinbrüche , sechs Armbrüche, davon einer kompliziert und das andere sind Fleischwunden. Ein schöner Saustall sowas! Deutsche gegen Deutsche! (ab) N
B
B
N
N
B
N
30
B
109. (In der Ferne ertönt die münchner Hymne) 110. E LLI Wieviel hast Du denn noch bei Dir? M ARIA Ich? Zwanzig Pfennig. E LLI Ich hab nurmehr zehn. Alsdann können wir nicht zusammenfahren. N
B
B
35
N
N
4 6 11–13 14 16 20 25 26 27 28 32 33 34
105N ] 106N ] BM ARIA f Nachttopf!N ] B107N ] BM ARIA N ] BwollenN ] B108N ] Bnoch nichtN ] BDoktor. DieN ] BSchlüsselbeinbrücheN ] B109.N ] BertöntN ] B110.N ] B B
[II.]|105| \106/ \M ARIA f Nachttopf!/ \107/ [E LLI ]|M ARIA | korrigiert aus: woll n \108/ [schon] |noch nicht| korrigiert aus: Doktor.Die korrigiert aus: Schlüsselb i brüche \109./ [hört man den Radetzkymarsch --] |ertönt| [nun] \110./
298
IN 221.001/41 – BS 46 h [2], Bl. 2
Fragmentarische Fassung der Szenen 101 bis 114
K4/TS10/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
M ARIA Ich fahr. Weil ich nicht so hinkend bis naus laufen kann. E LLI Fahr nur zu! Mir tut der Schädel so so weh! Ich geh halt hernach! M ARIA Du gehst doch nicht auf dem Schädel! E LLI Ueberhaupt bist Du an allem schuld! Da hast das Geld! Fahr ab! (ab) B
N
5
111. K AROLINE Gehts Ihnen schon besser? R AUCH So fragens doch nicht immer so saudumm! Ueberhaupt was stehens da noch herum! Regens mich nicht auf! Sanitäter! Ich möcht meine Ruhe haben! S ANITÄTER (zu Karoline) Regens doch den Herrn nicht auf, der kann ja noch drauf gehen! K AROLINE Aber ich habe ihn doch nur gefragt, wie es ihm geht? Ich habe mich doch nur um ihn gesorgt. S ANITÄTER Nichtsmehr, bitte. Ihnen fehlt doch nichts. Gehens zu. 얍 K AROLINE Aber ich hab ihm doch garnichts getan. Wir wollten doch nur nach Altötting. Er verdankt ja sogar mir sein Leben. Wenn ich nicht gebremst hätt. S ANITÄTER Aber das ist ja jetzt wurscht. B
10
15
N
B
B
B
25
B
30
112 S PEER (erscheint auf einer Tragbahre) N
B
20
N
N
113 R AUCH Werner! Werner! S PEER (rührt sich nicht) R AUCH Werner! Ja um Gottes Willen, was ist denn da los? Ist er tot? S ANITÄTER Ruhe! Er hat eine Gehirnerschütterung! Ich werd Ihnen das schon erzählen! Kennens den Herrn? 114 R AUCH Mein alter Jugendfreund! Wir haben zusammen studiert! S ANITÄTER Also regens Ihnen jetzt nicht auf! Sie können ihn ja morgen in der Klinik besuchen -R AUCH Wo? S ANITÄTER Pettenkoferstr. 12 R AUCH (notiert es sich) Pettenkoferstr. 12 --N
N
4 6 16 19 20
B
UeberhauptN ] 111.N ] Bhätt.N ] B112N ] BaufN ]
22 28
B
B
B
113N ] 114N ]
korrigiert aus: Ueberhaupts
\111./ korrigiert aus: hätt
\112/ (1) mit (2) auf \113/ \114/
299
IN 221.001/41 – BS 46 h [2], Bl. 3
Fassung der Szenen 102 bis 104
K4/TS10/A2 (Grundschicht)
Lesetext
얍 Szene Nummer 102
5
IN 221.001/42 – BS 46 h [4], Bl. 4
K AROLINE (beobachtet Rauch) Geht es Ihnen schon besser? R AUCH (gibt keine Antwort, sondern schluckt umständlich eine Pille mit Wasser) K AROLINE Ob es Ihnen schon besser geht? R AUCH (gibt wieder keine Antwort, sondern schluckt umständlich abermals eine Pille mit Wasser; hierauf legt er sich auf die Bank) DER S ANITÄTER Es geht ihm noch nicht besser, Fräulein. (Pause)
10
Szene Nummer 103
15
20
K AROLINE Es ist ihm plötzlich schlecht geworden, dem Herrn Kommerzienrat, -- und der Speichel ist ihm aus dem Mund heraus und ich habe schon gemeint, dass es dahingeht mit ihm. Eigentlich haben wir ja nur nach Altötting fahren wollen, aber wenn ich nicht im letzten Moment gebremst hätte, dann wären wir vielleicht nichtmehr da, besonders der Herr Kommerzienrat, weil er am Volant gesessen ist. Eigentlich habe ich ihm das Leben gerettet, denn er hatte über fünfzig Kilometer droben. Dann habe ich mich an das Steuer gesetzt und habe ihn hierhergefahren, denn ich kenne mich aus mit den Motoren, weil mein ehemaliger Bräutigam ein Chauffeur gewesen ist. B N
Szene Nummer 104 25
R AUCH Sanitäter! Gibts denn hier keinen Arzt? DER S ANITÄTER Sofort! Der Herr Dokter hat jetzt gerade alle Hände voll zu tun -nämlich es hat gerade eine grosse Rauferei stattgefunden, vor zirka zwanzig Minuten, drüben bei den Autos, mit einem alten Mann wegen zweier solcher Mädchen -- am Schluss haben halt zirka hundert Personen gerauft. Die Leut sind halt heutzutag überreizt. B
30
22 26
] Arzt?N ]
BN B
[(Pause)] [Doktor?] |Arzt?|
300
N
Fassung der Szenen 102 bis 104
K4/TS10/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Szene Nummer 102
IN 221.001/43 – BS 46 h [4], Bl. 4
B N
K AROLINE Geht es Ihnen schon besser? R AUCH (gibt keine Antwort, sondern legt sich auf die Bank) BN
B
5
N
B N
S ANITÄTER Es geht ihm noch nicht besser, Fräulein. (Pause) K AROLINE Es ist das ein gewisser Kommerzienrat Rauch, der das Warenhaus hat, 4 Stock hoch und auch noch nach hinten hinaus. S ANITÄTER Die Warenhäuser sind unser Unglück. DER
B
B
10
N
N
B N
K AROLINE Eigentlich haben wir ja nur nach Altötting fahren wollen, aber dann ist es ihm plötzlich schlecht geworden. S ANITÄTER Dem Herrn Kommerzienrat. -K AROLINE Ja. Der Speichel ist ihm aus dem Mund heraus und wenn ich nicht im letzten Moment gebremst hätte, dann wären wir vielleicht nichtmehr da, besonders der Herr Kommerzienrat, weil er am Volant gesessen ist. Eigentlich habe ich ihm das Leben gerettet, denn er hatte über fünfzig Kilometer droben. Dann habe ich mich an das Steuer gesetzt und habe ihn hierhergefahren, denn ich kenne mich aus mit der Fahrerei , weil mein ehemaliger Bräutigam ein Chauffeur gewesen ist. B
B
B
15
N
N
N
20
B
N
Szene Nummer 103 B
N
25 B
Nun intoniert das Orchester den Radetzkymarsch und aus der Sanitätsbaracke treten Oktoberfestbesucher mit verbundenen Köpfen und Gliedmassen – verziehen sich nachhause. B
N
BN BN
N
B
B
N B
N
N
3 4 5 6
9–11 10 12 13–16
14 15 21 24 26–28 26 26 26 26 27 27
] ] Bsondern f Bank)N ] BN]
[\K AROLINE (zum Sanitäter)/] [(beobachtet Rauch)] [sondern] [schluckt umständlich eine Pille mit Wasser)] |sondern f Bank)| [K AROLINE Ob es Ihnen schon besser geht? R AUCH (gibt wieder keine Antwort, sondern schluckt umständlich abermals eine Pille mit Wasser; hierauf legt er sich auf die Bank)] BK AROLINE f Unglück.N ] \K AROLINE f Unglück./ BhochN ] \hoch/ BN] [Szene Nummer 103] BEigentlich f undN ] [Es] |aber10 dann11| ist12 \es13/ ihm14 plötzlich15 schlecht16 geworden,17 \S ANITÄTER / dem Herrn19 Kommerzienrat20\./ -- [und] |K AROLINE Ja.| [d]|D|er Speichel ist ihm aus dem Mund heraus und [ich habe schon gemeint, dass es dahingeht mit ihm.] Eigentlich1 haben2 wir3 ja4 nur5 nach6 Altötting7 fahren8 wollen,9 [aber] Bgeworden.N ] korrigiert aus: geworden, BDemN ] korrigiert aus: dem Bder FahrereiN ] d[em]|er| [Motoren] |Fahrerei| B103N ] 10[4]|3| BNun f nachhause.N ] \Nun f nachhause./ BintoniertN ] [spielt] |intoniert| BN] gestrichen: aus BN] [Nun treten] BSanitätsbaracke tretenN ] [Baracke] |Sanitätsbaracke treten| BGliedmassen –N ] Gliedmassen [u]|–| BverziehenN ] [gehen] |verziehen| BN BN
301
Fassung der Szenen 102 bis 104
K4/TS10/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍BN B Szene Nummer 104
5
IN 221.001/43 – BS 46 h [4], Bl. 5
K AROLINE (leise) Um Gottes Willen. DER S ANITÄTER Wieso? K AROLINE Was ist denn da geschehen? Eine Katastrophe? S AN Warum? B
B
N
B N
K AR Na wegen die vielen Verwundeten. Ist denn die Achterbahn eingestürzt? B
10
N
B N
S ANITÄTER Nein. Nur eine allgemeine Rauferei hat zuvor stattgefunden. K AROLINE Wegen was denn? DER S ANITÄTER Wegen nichts. (Pause) K AROLINE Die Menschen sind halt Vieher. B
DER
15
N
N
N
1 2–15
6 7–9 8 9 10 11
] Szene f Vieher.N ]
BN B
B
Was f Katastrophe?N ]
S AN f eingestürzt?N ] ] BNa f Verwundeten.N ] BN] Bhat f stattgefunden.N ] B
BN
[R AUCH Sanitäter! Gibts denn hier keinen Arzt?] || \Sz. 104/ D ER S ANITÄTER [\Aber/ [S]|s|ofort \, Herr Kommerzienrat/! Der Herr Doktor hat jetzt \nur/ [gerade] |gerade| alle Hände voll zu tun -- nämlich es hat [gerade] [|dort drüben bei den Mietautos|] |zuvor| eine grosse Rauferei [stattgefunden\,/] [v]|V|or zirka zwanzig Minuten[.]|,| \dort/ drüben bei den \Miet/[A]|a|utos[, mit einem alten Mann] \von/ wegen zweier solcher Mädchen -- am Schluss haben halt zirka hundert Personen gerauft. Die Leut sind halt heutzutag überreizt. (2) || \K AROLINE Entschuldigens bitte, aber was hat es denn da gegeben, dass alles verwundet ist. Ein\e/ [Unglück] |Katastrophe| vielleicht?/ D ER S ANITÄTER \Nein[,]|.| [das] Nur eine Rauferei. [Vielleicht] [|Schauen sie,|] [|Habe ich nicht recht, Fräulein[,]|?| da|] |Gelt Fräulein, da schauen Sie!|/ [v]|V|or zirka zwanzig Minuten[.]|,| \dort/ drüben bei den \Miet[A]|a|utos[, mit einem alten Mann] \von/ wegen zweier solcher Mädchen -- am Schluss haben halt zirka hundert Personen gerauft. Die Leut sind halt heutzutag überreizt. (3) || Szene f Vieher. [Da hat es doch eine Katastrophe gegeben.] [|Die vielen Verwundeten. Ist denn die Achterbahn eingestürzt?|] |Was f Katastrophe?| \S AN f eingestürzt?/ [K AR Na die vielen Verwundeten] [Die vielen Verletzten.] |Na f Verwundeten.| [S ANITÄTER ] [.] |hat zuvor stattgefunden.| (1)
302
IN 221.001/43 – BS 46 h [4], Bl. 4
IN 221.001/43 – BS 46 h [4], Bl. 4
IN 221.001/43 – BS 46 h [4], Bl. 5
Fassung der Szenen 101 bis 104
K4/TS10/A4 (Grundschicht)
Lesetext
얍 Szene Nummer 101
5
IN 221.001/42 – BS 46 h [3], Bl. 11
Neuer Schauplatz: Vor der Sanitätsstation auf der Oktoberfestwiese. Ein Sanitäter bemüht sich um Rauch, der auf einer Bank vor der Sanitätsbarracke sitzt und umständlich zwei Pillen mit Wasser schluckt. Karoline ist auch dabei. Und die Luft ist voll Wiesenmusik. Szene Nummer 102
10
K AROLINE (beobachtet Rauch) Geht es Ihnen schon besser? R AUCH (gibt keine Antwort, sondern legt sich auf die Bank) DER S ANITÄTER Es geht ihm noch nicht besser, Fräulein. (Pause) K AROLINE Eigentlich haben wir ja nur nach Altötting fahren wollen, aber dann ist es ihm plötzlich schlecht geworden, dem Herrn Kommerzienrat -- der Speichel ist ihm aus dem Mund heraus und wenn ich nicht im letzten Moment gebremst hätte, dann wäre er jetzt wahrscheinlich nichtmehr da, besonders weil er am Volant gesessen ist. DER S ANITÄTER Dann haben Sie ihm also gewissermassen das Leben gerettet, dadurch dass Sie gebremst haben. K AROLINE Sicher. Denn ich kenne mich nämlich aus mit der Fahrerei, weil mein ehemaliger Bräutigam ein Chauffeur gewesen ist. B
15
N
B
20
25
30
35
40
N
Szene Nummer 103 Nun intoniert das Orchester piano den Radetzkymarsch und aus der Sanitätsbarracke treten Oktoberfestbesucher mit verbunden Köpfen und Gliedmassen, benommen und humpelnd -- auch der Liliputaner und der Ausrufer befinden sich unter ihnen. Alle verziehen sich nachhause und das Orchester bricht den Radetzkymarsch wieder ab und zwar mitten im Takt. 얍 Szene Nummer 104 K AROLINE (leise) Um Gottes Willen. DER S ANITÄTER Wieso? K AROLINE Was ist denn da geschehen? Eine Katastrophe? DER S ANITÄTER Warum? 얍 K AROLINE Na wegen die vielen Verwundeten. Ist denn die Achterbahn eingestürzt? DER S ANITÄTER Nein. Nur eine allgemeine Rauferei hat stattgefunden. K AROLINE Wegen was denn? DER S ANITÄTER Wegen nichts. (Pause) K AROLINE Wegen nichts. Die Menschen sind halt Vieher. B
13 17 40
nochN ] MomentN ] BwasN ] B B
N
n[i]|o|ch Moment[e] was[d]
303
IN 221.001/42 – BS 46 h [3], Bl. 12
IN 221.001/43 – BS 46 h [4], Bl. 8
Fassung der Szenen 101 bis 104
K4/TS10/A5 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Szene Nummer 101
5
IN 221.001/42 – BS 46 h [3], Bl. 11
Neuer Schauplatz: Vor der Sanitätsstation auf der Oktoberfestwiese. Ein Sanitäter bemüht sich um Rauch, der auf einer Bank vor der Sanitätsbarracke sitzt und umständlich zwei Pillen mit Wasser schluckt. Karoline ist auch dabei. Und die Luft ist noch immer voll Wiesenmusik. B
N
Szene Nummer 102 10
K AROLINE (beobachtet Rauch) Geht es Ihnen schon besser? R AUCH (gibt keine Antwort, sondern legt sich rücklings auf die Bank) DER S ANITÄTER Es geht ihm noch nicht besser, Fräulein. (Pause) K AROLINE Eigentlich haben wir ja nur nach Altötting fahren wollen, aber dann ist es ihm plötzlich schlecht geworden, dem Herrn Kommerzienrat -- der Speichel ist ihm aus dem Mund heraus und wenn ich nicht im letzten Moment gebremst hätte, dann wäre er jetzt wahrscheinlich nichtmehr da, besonders weil er am Volant gesessen ist. DER S ANITÄTER Dann haben Sie ihm also das Leben gerettet, dadurch dass Sie gebremst haben. K AROLINE Ja ich kenne mich aus mit der Fahrerei, weil mein ehemaliger Bräutigam ein Chauffeur gewesen ist. B
15
20
BN
B
25
N
BN
Szene Nummer 103 Nun intoniert das Orchester piano den Radetzkymarsch und aus der Sanitätsbarracke treten Oktoberfestbesucher mit verbunden Köpfen und Gliedmassen, benommen und humpelnd -- auch der Liliputaner und der Ausrufer befinden sich unter ihnen. Alle verziehen sich nachhause und dann bricht das Orchester den Radetzkymarsch wieder ab und zwar mitten im Takt. 얍 Szene Nummer 104 B
30
N
N
B
BN
N
BN
K AROLINE (leise) Herr Sanitäter. Was ist denn da geschehen? Eine Katastrophe? B
35
N
B N BN B N BN BN
7 12 20 22 22 29 29 30 30 34 35 35 36 36 36
noch immerN ] rücklingsN ] BN] BJaN ] BN] Bund N ] BN] Bdann brichtN ] BN] BHerr f Katastrophe?N ] BN] BN] BN] BN] BN] B B
\noch immer/ \rücklings/ [gewissermassen] [|sozus|] [Sicher. Denn] |Ja| [nämlich] [und] [| ,|] |und| [\und der Nachbar/] \dann bricht/ [bricht] [Um Gottes Willen.] |Herr f Katastrophe?| gestrichen: DER S ANITÄTER [Wieso?] [|Warum?|] [|Weswegen?|] gestrichen: K AROLINE gestrichen: Was ist denn da geschehen? [\Herr/ Eine Katastrophe?]
304
IN 221.001/42 – BS 46 h [3], Bl. 12
Fassung der Szenen 101 bis 104
K4/TS10/A5 (Korrekturschicht)
S ANITÄTER Weswegen! K AROLINE Na wegen die vielen verbundenen Menschen. DER S ANITÄTER Warum? K AROLINE Ist denn die Achterbahn eingestürzt? DER S ANITÄTER Weit gefehlt! Nur eine allgemeine Rauferei hat stattgefunden. K AROLINE Wegen was denn? DER S ANITÄTER Wegen nichts. (Pause) B
DER
N
B
B B
5
Lesetext
N
B
NN
N
B
1 2 3 3 4 5
Weswegen!N ] Na f Menschen.N ] BD ER f Warum?N ] BWarum?N ] BK AROLINE N ] BWeit gefehlt!N ] B B
N
[Warum?]|Weswegen!| \Na f Menschen./ \D ER f Warum?/ [Ach so. D] [|Wieso?|] |Warum?| eingefügt
[Nein.] |Weit gefehlt!|
305
Fragmentarische Fassung der Szene 102
K4/TS10/A6 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
5
얍 DER S ANITÄTER BAlsdann verdankt er Ihnen sein Leben. K AR BWahrscheinlich.N S AN Logischerweise. Indem dass Sie gebremst haben.N K AROLINE Ja ich kenne mich aus mit der Fahrerei, Bund das verdanke ichN BmeinemN B ehemaligenN BBräutigam, weil derN ein Chauffeur gewesen ist.
Szene Nummer 103 \Abbruch der Bearbeitung\
2–4
B
Alsdann f haben.N ]
(1) Dann haben Sie ihm also logischerweise das Leben gerettet, indem dass Sie
gebremst haben. (2) Alsdann f haben.
3 5 5 6 6
Wahrscheinlich.N ] und f ichN ] BmeinemN ] BehemaligenN ] BBräutigam, f derN ] B B
[Möglich.] |Wahrscheinlich.| [weil] |und f ich| mein\em/ ehemalige[r]|n| Bräutigam\, weil der/
306
IN 221.001/43 – BS 46 h [4], Bl. 15
Fassung der Szenen 106 bis 109
K4/TS11/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Szene Nummer 106
IN 221.001/43 – BS 46 h [4], Bl. 6
K AROLINE Kieferbruch – o das muss weh tun. Da bist Du gezeichnet für Dein ganzes Leben, als hätte Dir einer ein Ohr abgeschnitten. DER S ANITÄTER Heutzutag ist das alles halb so schlimm. K AROLINE Wer hat sich denn das mit dem Kiefer? Eine Frau? DER S ANITÄTER Nein, ein Herr. Ein gewisser Speer. K AROLINE Speer? DER S ANITÄTER Ja. Ein Richter. Und dieser Richter ist eben besagter alte Casanova gewesen, die eigentliche Ursache -R AUCH ( hatte gehorcht und unterbricht nun den Sanitäter ) Was?! (er erhebt sich) Speer? Richter? Kieferbruch? (er fasst sich ans Herz) (Stille) K AROLINE Regens Ihnen nur nicht auf, Herr Kommerzienrat -R AUCH (unterbricht sie) Was stehens denn da noch herum, Fräulein? Leben Sie wohl! Habe die Ehre! Adieu! Armer Werner! Armer Mensch! Kieferbruch! Brrr! (Stille) K AROLINE Das habe ich mir nicht verdient um Sie, Herr Kommerzienrat -- eigentlich habe ich Ihnen ja das Leben gerettet. R AUCH Das Leben? Adieu! (zum Sanitäter) Liegt er noch da drinnen, der Herr Landgerichtsdirektor? DER S ANITÄTER Zu Befehl, Herr Kommerzienrat! BN
5
B
N B
B
10
N
B
BN
B
N
B
15
N
B
N
N
N
BN
B
N
B
20
N
BN
B
B
N
N
B N
25
얍 Szene Nummer B107N R AUCH (nähert sich langsam der Tür der Sanitätsbarracke)
IN 221.001/43 – BS 46 h [4], Bl. 7
B N
Elli und Maria erscheinen in der Türe. Maria mit dem Arm in der Schlinge, Elli mit verbundenem Auge. Sie erblicken Rauch und fixieren ihn -- auch Rauch erkennt sie und hält momentan. B
30
3 3 3 3 9 9 11 11 12 15 16 19 21 21 22 24 25 28 29 29
] – o f tun.N ]
BN B
DaN ] ] BRichter.N ] BbesagterN ] Bhatte f und N ] Bnun f SanitäterN ] BSpeer f Kieferbruch?N ] BN] BAdieu!N ] BeigentlichN ] BN] BLiegtN ] BLandgerichtsdirektor?N ] BN] B107N ] BN] BMariaN ] BElliN ] B
BN
N
B
N
[Nein so ein] [muss schon etwas ungemein schmerzhaftes sein.] |–[aber um Gottes W also nur das nicht.]| |o f tun.| [Und dann] |Da| [ja] Richter[,]|.| [der] |besagter| \hatte f und/ [ihn] |nun f Sanitäter | [Ein gewisser] Speer?1 Kieferbruch?3 [Ein] Richter?2 [Adieu!]fx xAdieu! [E]|e|igentlich [Wieso] [Wo] |Liegt| korrigiert aus: Landgerichtsdi ektor gestrichen: R A 10[8]|7| [Szene Nummer 109] [Elli]|Maria| [Maria]|Elli|
307
Fassung der Szenen 106 bis 109
B
5
Lesetext
Szene Nummer 108 M ARIA Das ist doch unser Herr Nachttopf, nicht? E LLI Ja. Au, mein Aug! (Pause) B
B
K4/TS11/A1 (Korrekturschicht)
N
N
N B
N B
N
B N
R AUCH (ab in die Barracke) 10
B B B
Sz 109 K AROLINE (ruft ihm plötzlich kreischend nach) Guten abend, Herr Nachttopf! (Dunkel) N
N
B
N
N
2 3 4 4 4 6 10 11 11 12
108N ] M ARIA N ] BE LLI N ] BJa.N ] BAu f Aug!N ] BN] BSz 109N ] BK AROLINE N ] Bplötzlich kreischend N ] B(Dunkel)N ] B B
10[9]|8| [E LLI ]|M ARIA | [M ARIA ] |E LLI | Ja[wohl.]|.| \Au f Aug!/ [E LLI Guten abend, Herr Nachtopf!] \Sz 109/ [E LLI ]|K AROLINE | \plötzlich kreischend/ \(Dunkel)/
308
Fassung der Szenen 106 bis 112
K4/TS11/A2 (Grundschicht)
Lesetext
얍 Szene Nummer 106
IN 221.001/42 – BS 46 h [3], Bl. 13
K AROLINE Kieferbruch -- o das muss weh tun. Da bist Du gezeichnet für Dein ganzes Leben, als hätte Dir einer ein Ohr abgeschnitten. DER S ANITÄTER Heutzutag ist das alles halb so schlimm. K AROLINE Wer hat sich denn das mit dem Kiefer? Eine Frau? DER S ANITÄTER Nein, ein Herr. Ein gewisser Speer. K AROLINE Speer? DER S ANITÄTER Ja. Ein Richter. Und dieser Richter ist eben besagter alter Casanova gewesen, die eigentliche Ursache -R AUCH (hatte gehorcht und unterbricht nun den Sanitäter) Was?! (er erhebt sich) Speer? Kieferbruch? Richter?! (er fasst sich an das Herz) (Stille) K AROLINE Regens Ihnen nur nicht auf, Herr Kommerzienrat -얍 R AUCH (unterbricht sie) Was stehens denn da noch herum, Fräulein? Leben Sie wohl! Habe die Ehre! Adieu! Armer Werner! Armer Mensch -- Kieferbruch. Brrr! (Stille) K AROLINE Das habe ich mir nicht verdient um Sie, Herr Kommerzienrat -- eigentlich habe ich Ihnen ja das Leben gerettet. R AUCH Das Leben? Adieu! (zum Sanitäter) Liegt er noch da drinnen, der Herr Landgerichtsdirektor? DER S ANITÄTER Zu Befehl, Herr Kommerzienrat! B
5
10
15
20
25
30
35
N
IN 221.001/43 – BS 46 h [4], Bl. 9
Szene Nummer 107 Rauch nähert sich langsam der Sanitätsbarracke -- da erscheinen Elli und Maria in der Türe, und zwar Maria mit dem Arm in der Schlinge und Elli mit dickverbundenem Auge. Sie erkennen Rauch und fixieren ihn -- auch Rauch erkennt sie und hält momentan. 얍 Szene Nummer 108
IN 221.001/43 – BS 46 h [4], Bl. 10
M ARIA (grinst) Das ist doch unser Herr Nachttopf -- oder? E LLI Au mein Auge! (Stille) R AUCH (geht an ihnen vorbei in die Sanitätsbarracke) Szene Nummer 109
40
K AROLINE (schreit ihm plötzlich nach) Auf Wiedersehen, Herr Nachttopf! (Dunkel) Szene Nummer 110
45
얍 Nun spielt das Orchester abermals das Mailüfterl.
3
B
fürN ]
f[p]|ü|r
309
IN 221.001/42 – BS 46 h [3], Bl. 14
Fassung der Szenen 106 bis 112
K4/TS11/A2 (Grundschicht)
Lesetext
Szene Nummer 111
5
Neuer Schauplatz: Wieder auf dem Parkplatz für die Privatautos hinter der Oktoberfestwiese. Kasimir und Erna gehen noch immer auf und ab -- plötzlich hält Kasimir. Und Erna auch. Szene Nummer 112
10
K ASIMIR Wo steckt er denn der Merkl? E RNA Der wird schon irgendwo stecken. (Stille)
310
Fassung der Szenen 106 bis 112
K4/TS11/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Szene Nummer 106
IN 221.001/42 – BS 46 h [3], Bl. 13
K AROLINE Kieferbruch -- o das muss weh tun. Da bist Du gezeichnet für Dein ganzes Leben, als hätte man Dir ein Ohr abgeschnitten. DER S ANITÄTER Heutzutag ist das alles halb so schlimm, in Anbetracht unserer Errungenschaften. K AROLINE Wer hat sich denn das mit dem Kiefer? Eine Frau? (Pause) DER S ANITÄTER Nein, sondern eben besagter alter Casanova, der wo die eigentliche Es ist das ein richtiger hoher Richter , dem wo sie den Ursache gewesen ist. Kiefer zerschlagen haben, ein gewisser Speer aus Norddeutschland . K AROLINE Aus Norddeutschland! S ANITÄTER Und der ist die eigentliche Ursache gewesen, dieser Casanova – R AUCH (hatte gehorcht und unterbricht nun den Sanitäter) Was?! (er erhebt sich) Speer? Kieferbruch? Casanova?! (er fasst sich an das Herz) (Stille) K AROLINE Regens Ihnen nur nicht auf, Herr Kommerzienrat -R AUCH (unterbricht sie) Was stehens denn da noch herum, Fräulein? Leben Sie wohl! Habe die Ehre! Adieu! (Stille) R AUCH Armer Werner, armer alter Freund -- Kieferbruch. Brrr! K AROLINE Das habe ich mir nicht verdient um Sie, Herr Kommerzienrat -R AUCH Verdient? Wieso nicht verdient? Für was denn nicht verdient? (Stille) K AROLINE Ich habe Ihnen das Leben gerettet. R AUCH Das Leben? (Stille) R AUCH (grinst) Das tät Ihnen so passen, was? B
N
BN
B
5
N
B
N
B
N BN B
10
B
N
B
B
B
N
N
20
B
B
25
B
B
15
N N
N
N
B
N
B
N
N
N
B
N
BN
BN
BN
BN B
4 4 5 8 9–10 10 10–11
B
manN ] ] Bschlimm, f Errungenschaften.N ] B(Pause)N ] Bsondern f ist.N ] BN] BEs f NorddeutschlandN ]
10 11 12 13 13 15 23 23 23 24 25 25 25 26 28 28–312,1
B
BN
hoher RichterN ] Norddeutschland.N ] BAus Norddeutschland!N ] BS ANITÄTER f istN ] Bgewesen, f Casanova –N ] BCasanova?!N ] BWieso f verdient?N ] BnichtN ] BnichtN ] B(Stille)N ] BIchN ] BN] BN] BN] BN] B(grinst) f (Stille)N ] B
\man/ [einer] schlimm[.]|, in f Errungenschaften| \(Pause)/ [ein Herr. Ein gewisser Speer.] |sondern f ist.| gestrichen: DER S ANITÄTER (1) Ja. Ein Richter. Und dieser Richter ist eben besagter alter [Casanova gewesen,] (2) Es f Norddeutschland [Landgerichtsdirektor] |hoher Richter| korrigiert aus: Norddeutschland [Speer?] |Aus Norddeutschland!| \S ANITÄTER f ist/ [--]|gewesen, f Casanova –| [Richter?!] |Casanova?!| [Was denn?] |Wieso f verdient?| \nicht/ \nicht/ \(Stille)/ [Eigentlich] |Ich| [ich] [ja] [\(er {grins}/] [\{ }?/] \(grinst) f (Stille)/
311
Fassung der Szenen 106 bis 112
K4/TS11/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
(Stille) R AUCH Adieu! (zum Sanitäter) Wo liegt er denn, der Herr Landgerichtsdirektor? Da drinnen? DER S ANITÄTER Zu Befehl, Herr Kommerzienrat! N
B
N
B
N
5
Szene Nummer 107
10
Rauch nähert sich langsam der Sanitätsbarracke -- da erscheinen Elli und Maria in der Türe, und zwar Maria mit dem Arm in der Schlinge und Elli mit 얍 dickverbundenem Auge. Maria erkennt Rauch und fixiert ihn -- auch Rauch erkennt sie und hält momentan. Szene Nummer 108
15
M ARIA (grinst) A der Herr Nachttopf -- Schau Elli, schau -E LLI (hebt den Kopf und versucht zu schauen) Au mein Auge! (Stille) R AUCH (richtet seine Kravatte und geht an Elli und Maria vorbei in die Sanitätsbarracke)
20
Szene Nummer 109 K AROLINE (kreischt (Dunkel)
BN B
plötzlich)
N BN
Auf Wiedersehen, Herr Nachttopf!
25
Szene Nummer 110 Nun spielt das Orchester abermals das Mailüfterl. 30
Szene Nummer 111
35
Neuer Schauplatz: Wieder auf dem Parkplatz für die Privatautos hinter der Oktoberfestwiese. Kasimir und Erna gehen noch immer auf und ab -- plötzlich hält Kasimir. Und Erna auch. Szene Nummer 112
40
K ASIMIR Wo steckt er denn der Merkl? E RNA Der wird schon irgendwo stecken. (Stille)
2 2 23 23 23
R AUCH N ] denn,N ] BN] Bplötzlich)N ] BN] B
eingefügt
B
denn\,/ [Rauch] plötzlich\)/ [nach)]
312
IN 221.001/42 – BS 46 h [3], Bl. 14
Fragmentarische Fassung der Szene 106
K4/TS11/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Szene Nummer 106
IN 221.001/43 – BS 46 h [4], Bl. 16
K AROLINE Kieferbruch -- o das muss weh tun. Aber gezeichnet bist Du für Dein ganzes Leben, als hätte man Dir ein Ohr abgeschnitten. Besonders als Frau. DER S ANITÄTER Heutzutag ist das halb so schlimm in Anbetracht unserer Errungenschaften. (Stille) BN B
N
B
B
BN
5
B
N
N
N
B N B
S ANITÄTER Das ist aber keine Frau, dem sie da den Kiefer zerschlagen haben. Sondern akkurat besagter alter Casanova. K AROLINE Dann ist schon gut. S ANITÄTER Es ist das ein hoher Justizmann. Aus Norddeutschland. Ein gewisser Speer – N
DER
B
N
BN
10
BN
B
BN
N
3 3 3 4 5 5 8 9 9 10 11 11 12
BN
gestrichen: K AR
B
] AberN ] Bbist DuN ] BBesonders f Frau.N ] BN] BschlimmN ] BN]
[Da bist Du] |Aber| \bist Du/ \Besonders f Frau./ [alles] schlimm[,] [K AROLINE Wer hat sich denn das mit dem Kiefer? Eine Frau? DER S ANITÄTER ]
D ER S ANITÄTER N ] Das f haben.N ] BN] BN] BN] BS ANITÄTER f Speer –N ] B
eingefügt
B
[Nein]. |Das f haben.| [Aus Norddeutschland.] [\ja/] [recht] \S ANITÄTER f Speer –/
313
Fragmentarische Fassung der Szene 106
5
10
K4/TS11/A5 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 (Stille) R AUCH BKieferbruch.N BArmerN alter BKamerad. Sauweiber. Dreckiges Pack. Brrr! N K AROLINE Das habe ich mir nicht verdient um Sie, Herr Kommerzienrat -R AUCH Verdient? BDas auch noch?N (Stille) K AROLINE Ich habe Ihnen das Leben gerettet. R AUCH Das Leben? (Stille) R AUCH (grinst) BTätN Ihnen so passen -(Stille)
2 2 2 4 9
Kieferbruch.N ] ArmerN ] BKamerad f Brrr!N ] BDas f noch?N ] BTätN ] B B
[Armer Werner,] |Kieferbruch.| [a]|A|rmer [Kamerad -- Kieferbruch. Brrr!] |Kamerad f Brrr!| [Wieso nicht verdient?] [|Sie wollen etwas verdienen?|] |Das f noch?| [Das] [t]|T|ät
314
IN 221.001/43 – BS 46 h [4], Bl. 17
Fragmentarische Fassung der Szenen 113 und 114
K4/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Szene Nummer 113
IN 221.001/34 – BS 46 f [11], Bl. 37
M ERKL F RANZ (geht mit einem Kriminaler vorbei, an dessen Handgelenk er gefesselt ist -- er wirft noch einen letzten Blick auf Erna) (Stille)
DER
5
B N
Szene Nummer 114 10
B
15
20 B
E RNA (sieht ihm nach) Ich schimpfe nicht, Franz -(Stille) K ASIMIR Sind Sie auch vorbestraft? E RNA Ja. K ASIMIR (setzt sich neben Erna) (Stille) E RNA Was glauben Sie, wie alt dass ich bin? K ASIMIR Fünfundzwanzig. E RNA Zwanzig. K ASIMIR Wir sind halt heutzutag alle älter als wie wir sind. (Stille) K AS Dort kommt jetzt der Merkl. E RNA Wo? (Stille) N
N
6 12 21–23
BN
B B
]
K ASIMIR SindN ] K AS f (Stille)N ]
[Merk] [Kasi] korrigiert aus: K ASIMIR Sind
\K AS f (Stille)/
315
Fragmentarische Fassung der Szene 113
K4/TS13 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
5
10
15
20
25
30
얍 K AROLINE So schau doch nicht so ironisch. K ASIMIR Das kann jede sagen. (Stille) K AROLINE Du hast schon recht. K ASIMIR Wieso hernach? K AROLINE Eigentlich hab ich ja nur ein Eis essen wollen -- aber dann ist der Zeppelin B vorbeigeflogenundN B N Bich binN mit der Achterbahn gefahren. B N BUnd dann hast DuN gesagt, dass ich Dich automatisch verlasse, weil Du arbeitslos bist. Automatisch, hast Du gesagt. K ASIMIR Jawohl, Fräulein. (Stille) K AROLINE Ich habe es mir halt eingebildet, dass ich mir einen rosigeren Blick in die Zukunft erringen könnte -- und einige Momente habe ich mit allerhand Gedanken gespielt. Aber ich müsst so tief unter mich hinunter, damit ich höher hinauf kann. Zum Beispiel habe ich dem Herrn Kommerzienrat das Leben gerettet, aber er hat nichts davon wissen wollen. 얍 Kasimir BJawohl, BFräuleinN.N B (Stille)N K AROLINE Du hast gesagt, dass der Herr Kommerzienrat mich nur zu seinem Vergnügen benützen möchte und dass ich zu Dir gehöre -- und da hast Du schon sehr recht gehabt. 얍 K AS Seit wann denn? (Stille) K AR B N Es hat sich natürlich noch allerhand abgespielt, damit ich wieder zu dieser Ansicht gekommen bin. Aber jetzt seh ichs ein. K AS Jetzt ist es zu spät. Zu spät. K AR Es ist nie zu spät, wenn man einen guten Willen hat. Und es ist alles wieder einrenkbar. Auch die Liebe. K AS Das Leben geht Bweiter undN lässt sich nicht aufhalten. (Stille) K AR Du hast gesagt, dass ich Dich BautomatischN verlasse, weil Du arbeitslos bist. BIch habe es mir halt BeingebildetN.N BJa, ich habe einige Momente mit allerhand Gedanken gespielt, das ist doch nur zu menschlich.N B N 8 8 8 8
vorbeigeflogen undN ] ] Bich binN ] BN] B
BN
Und f DuN ] Jawohl, FräuleinN ]
8–9 18
B
18 19 25 30 32 32–33 33 33–34
B
34
BN
B
Fräulein.N ] (Stille)N ] BN] Bweiter undN ] BautomatischN ] BIch f eingebildetN ] Beingebildet.N ] BJa f menschlich.N ] B
]
vorbeigeflogen[.] [U]|u|nd [dann] bin2 ich1 [(Stille) K AROLINE ] [Du hast] |Und f Du| [Damit ist noch nichts bewiesen.] [|Das ist noch kein Beweis, Fräulein.|] |Jawohl, Fräulein| korrigiert aus: Fräulein \(Stille)/ [Ja da hast Du schon recht.] korrigiert aus: weiter.und \automatisch/ \Ich f eingebildet/ korrigiert aus: eingebildet [Ja [da hast Du recht gehabt --] |und zwar automatisch.| [j]|J|etzt seh ich [es] das[.]|,| \wie du das gemeint hast./] |Ja f menschlich.| [\Du hast es doch selber gesagt/]
316
IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 38
IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 39
IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 40
Fragmentarische Fassung der Szene 113
K4/TS13 (Korrekturschicht)
Lesetext
BN BN
Aber das ist doch nur zu menschlich, dass einem solche Gedanken kommen. Besonders so von allein. Automatisch hast Du ja selbst gesagt. K AS Stimmt. (Stille) K AR Und ich hab gesagt, dass ich immer anders gedacht hab, aber das ist auch nicht wahr -- ich gehöre zu Dir und nicht zu den Anderen. K AS Freut mich. K AR Du hast gesagt, dass die mich nur zum Vergnügen haben wollen, und da hast Du sehr recht gehabt. Ich hab dem Herrn Kommerzienrat das Leben gerettet, aber er Ich hab ihm das Leben gerettet. hat nichts davon wissen wollen. K AS Das geht mich nichts an. K AR Und dann habe ich es mir halt eingebildet, dass ich mir einen rosigeren Blick in die Zukunft erringen könnt -- man hat halt oft so Sehnsucht und dann kehrt man aber zurück mit gebrochenen Flügeln und merkt, und merkt dass das Leben weitergeht, und dass man entbehrlich geworden ist --
BN
BN
5
10
BN B
15
1 1 2 3 11 11 11 11 11
N B
] ] BN] BN] BN] BnichtsN ] Bdavon f wollen.N ] BN] BN] BN BN
N BN BN
gestrichen: K AS
[Und was ist] [|Damit ist noch nichts bewiesen.|] gestrichen: K AR I
[überfallen sie einen,] [es] nicht\s/ [gewürdigt.] |[davon] |davon| f wollen.| [K AS Und was ist damit bewiesen?] gestrichen: K AR
317
Fragmentarische Fassung der Szenen 116 und 117
K4/TS14 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍BN (Stille) K AR Du hast gesagt, dass ich Dich automatisch verlasse, weil Du arbeitslos bist. Automatisch hast Du gesagt. 5 K AS BJawohl, Fräulein.N B (Stille)N K AR Ich habe es mir halt eingebildet, dass ich mir einen rosigeren Blick in die Zukunft erringen könnte – und einige Momente hab ich mit allerhand Gedanken gespielt. Aber ich müsst so tief unter mich hinunter, damit ich höher hinauf kann. B 10 Du hast gesagt, dass Bder Herr KommerzienratN mich nur zu seinem Vergnügen gebrauchen will Bund dass ich eigentlich zu Dir gehörN B N, und da hast Du schon sehr recht gehabt –N Zum Beispiel habe ich dem Herrn Kommerzienrat das Leben gerettet, aber er hat nichts davon wissen wollen. B K AS Damit ist nichts bewiesen.N 15
B N BN
K AS Das ist mir jetzt wurscht!
20
(Stille) Szene Nummer 117 K AROLINE Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich – aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter, als wär man nie dabei gewesen – B
N
B
N B
N
B
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25
Szene Nummer 118 119 120
1
BN
5 6 9
B
10 11 11 14 15 15 22 23 23 23
B
]
Jawohl, Fräulein.N ] (Stille)N ] BDu f gehabt –N ] B
der f KommerzienratN ] und f gehörN ] BN] BK AS f bewiesen.N ] BN] BN] Bso eineN ] Bdas f weiterN ] BalsN ] BnieN ] B
[K AS Seit wann denn? (Stille)] [Stimmt.] |Jawohl, Fräulein.| \(Stille)/ (1) \Du hast gesagt, dass [diese] |jene| Herrschaften mich nur zu ihrem Vergnügen gebrauchen wollen, und da hast Du schon recht gehabt./ (2) \Du f gehabt–/ [jene Herrsch] |der f Kommerzienrat| \und f gehör/ gestrichen: . [K AS Das geht { }. Es ist zu spät, Karoline.] |K AS f bewiesen.| gestrichen: K AR [Ich hab ihm das Leben gerettet.] \so eine/ [merkt,] |das f weiter| [{ }] |als| [nicht] |nie|
318
IN 221.001/34 – BS 46 f [11], Bl. 34
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍
Kasimir und Karoline
Stammbuch Arcadia-Verlag 1932, ÖLA 3/90
Volksstück von Ödön Horváth 얍 5
10
15
20
SB Arcadia, S. 1
Personen: K ASIMIR K AROLINE R AUCH S PEER D ER A USRUFER D ER L ILIPUTANER S CHUERZINGER D ER M ERKL F RANZ D EM M ERKL F RANZ SEINE E RNA E LLI M ARIA D ER M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF J UANITA D IE DICKE D AME D IE K ELLNERIN D ER S ANITAETER D ER A RZT A BNORMITAETEN UND O KTOBERFESTLEUTE
25
Dieses Volksstück spielt auf dem Münchener Oktoberfest und zwar in unserer Zeit.
30
얍 Motto: Und die Liebe höret nimmer auf.
SB Arcadia, S. 2
319
Endfassung in 117 Szenen
얍
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
1. Szene Es wird dunkel im Zuschauerraum und das Orchester spielt die münchener Hymne „Solang der alte Peter“. Hierauf hebt sich der Vorhang.
SB Arcadia, S. 3
2. Szene
5
Schauplatz: Gleich hinter dem Dorf der Lippennegerinnen. Links ein E ISMANN mit türkischem Honig und Luftballons. Rechts ein Haut-denLukas -- (das ist so ein althergebrachter Kraftmesser, wo Du unten mit einem Holzbeil auf einen Bolzen draufhaust, und dann saust ein anderer Bolzen an einer Stange in die Höhe, und wenn dann dieser andere Bolzen die Spitze der Stange erreicht, dann knallt es und dann wirst Du dekoriert, und zwar für jeden Knall mit einem Orden) Es ist bereits spät am Nachmittag und jetzt fliegt gerade der Zeppelin in einer ganz geringen Höhe über die Oktoberfestwiese -- in der Ferne Geheul mit allgemeinem Musiktusch und Trommelwirbel. B
N
B
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3. Szene R AUCH Bravo Zeppelin! Bravo Eckener! Bravo! E IN A USRUFER Heil! S PEER Majestätisch. Hipp hipp hurrah! (Pause) E IN L ILIPUTANER Wenn man bedenkt, wie weit es wir Menschen schon gebracht haben -- (er winkt mit seinem Taschentuch) (Pause) 얍 K AROLINE Jetzt ist er gleich verschwunden, der Zeppelin -D ER L ILIPUTANER Am Horizont. K AROLINE Ich kann ihn kaum mehr sehen -D ER L ILIPUTANER Ich seh ihn noch ganz scharf. K AROLINE Jetzt seh ich nichts mehr. (Sie erblickt K ASIMIR ; lächelt) Du Kasimir. Jetzt werden wir bald alle fliegen. K ASIMIR Geh so lasse mich doch aus. (er wendet sich dem Lukas zu und haut ihn vor einem stumm interessierten Publikum -- aber erst beim drittenmal knallt es und dann zahlt der K ASIMIR und wird mit einem Orden dekoriert) K AROLINE Ich gratuliere. K ASIMIR Zu was denn? K AROLINE Zu Deiner Auszeichnung da. K ASIMIR Danke. (Stille) K AROLINE Der Zeppelin, der fliegt jetzt nach Oberammergau, aber dann kommt er wieder zurück und wird einige Schleifen über uns beschreiben. K ASIMIR Das ist mir wurscht! Da fliegen droben zwanzig Wirtschaftskapitäne und herunten verhungern derweil einige Millionen! Ich scheiss Dir was auf den ZepB
B
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N
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8 8 26 28 33
Luftballons. RechtsN ] Haut-den-Lukas --N ] BZeppelin --N ] Bsehen --N ] BPublikum --N ] B B
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korrigiert aus: Luftballons. Rechts korrigiert aus: Haut-den-Lukas-korrigiert aus: Zeppelin-korrigiert aus: sehen-korrigiert aus: Publikum--
320
N
SB Arcadia, S. 4
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
pelin, ich kenne diesen Schwindel und hab mich damit auseinandergesetzt -- Der Zeppelin, verstehst Du mich, das ist ein Luftschiff und wenn einer von uns dieses Luftschiff sieht, dann hat er so ein Gefühl, als tät er auch mitfliegen -- derweil haben wir bloss die schiefen Absätz und das Maul können wir uns an das Tischeck hinhaun! K AROLINE Wenn Du so traurig bist, dann werd ich auch traurig. 얍 K ASIMIR Ich bin kein trauriger Mensch. K AROLINE Doch. Du bist ein Pessimist. K ASIMIR Das schon. Ein jeder intelligente Mensch ist ein Pessimist. (er lässt sie wieder stehen und haut abermals den Lukas; jetzt knallt es dreimal, er zahlt und bekommt drei Orden; dann nähert er sich wieder K AROLINE ) Du kannst natürlich leicht lachen. Ich habe es Dir doch gleich gesagt, dass ich heut unter gar keinen Umständen auf Dein Oktoberfest geh. Gestern abgebaut und morgen stempeln, aber heut sich amüsieren, vielleicht gar noch mit lachendem Gesicht! K AROLINE Ich habe ja garnicht gelacht. K ASIMIR Natürlich hast Du gelacht. Und das darfst Du ja auch -- Du verdienst ja noch was und lebst bei Deinen Eltern, die wo pensionsberechtigt sind. Aber ich habe keine Eltern mehr und steh allein in der Welt, ganz und gar allein. (Stille) K AROLINE Vielleicht sind wir zu schwer füreinander -K ASIMIR Wie meinst Du das jetzt? K AROLINE Weil Du halt ein Pessimist bist und ich neige auch zur Melancholie -- -Schau, zum Beispiel zuvor -- beim Zeppelin -K ASIMIR Geh halt doch Dein Maul mit dem Zeppelin! K AROLINE Du sollst mich nicht immer so anschreien, das hab ich mir nicht verdient um Dich! K ASIMIR Habe mich gerne! (Ab) B
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4. Szene K AROLINE (sieht ihm nach; wendet sich dann 얍 langsam dem E ISMANN zu, kauft sich eine Portion und schleckt daran gedankenvoll) S CHUERZINGER (schleckt bereits die zweite Portion) K AROLINE Was schauns mich denn so blöd an? S CHUERZINGER Pardon! Ich habe an etwas ganz anderes gedacht. K AROLINE Drum. (Stille) S CHUERZINGER Ich habe gerade an den Zeppelin gedacht. (Stille) K AROLINE Der Zeppelin, der fliegt jetzt nach Oberammergau. S CHUERZINGER Waren das Fräulein schon einmal in Oberammergau? K AROLINE Schon dreimal. 1 3 16 20 22 23 23
auseinandergesetzt --N ] mitfliegen --N ] Bauch --N ] Bfüreinander --N ] BMelancholie --N ] Bzuvor --N ] BZeppelin --N ] B B
korrigiert aus: auseinandergesetzt-korrigiert aus: mitfliegen-korrigiert aus: auch-korrigiert aus: füreinander-korrigiert aus: Melancholie-korrigiert aus: zuvor-korrigiert aus: Zeppelin--
321
SB Arcadia, S. 5
SB Arcadia, S. 6
Endfassung in 117 Szenen
5
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K4/TS15 (Korrekturschicht)
S CHUERZINGER Respekt! (Stille) K AROLINE Aber die Oberammergauer sind auch keine Heiligen. Die Menschen sind halt überall schlechte Menschen. S CHUERZINGER Das darf man nicht sagen, Fräulein! Die Menschen sind weder gut noch böse. Allerdings werden sie durch unser heutiges wirtschaftliches System gezwungen, egoistischer zu sein, als sie es eigentlich wären, da sie doch schliesslich vegetieren müssen. Verstehens mich? K AROLINE Nein. S CHUERZINGER Sie werden mich schon gleich verstehen. Nehmen wir an, Sie lieben einen Mann. Und nehmen wir weiter an, dieser Mann wird nun arbeitslos. Dann lässt die Liebe nach, und zwar automatisch. K AROLINE Also das glaub ich nicht! S CHUERZINGER Bestimmt! K AROLINE Oh nein! Wenn es dem Manne schlecht 얍 geht, dann hängt das wertvolle Weib nur noch intensiver an ihm -- könnt ich mir schon vorstellen. S CHUERZINGER Ich nicht. (Stille) K AROLINE Können Sie handlesen? S CHUERZINGER Nein. K AROLINE Was sind denn der Herr eigentlich von Beruf? S CHUERZINGER Raten Sie doch mal. K AROLINE Feinmechaniker? S CHUERZINGER Nein. Zuschneider. K AROLINE Also das hätt ich jetzt nicht gedacht! S CHUERZINGER Und warum denn nicht? K AROLINE Weil ich die Zuschneider nicht mag. Alle Zuschneider bilden sich gleich soviel ein. (Stille) S CHUERZINGER Bei mir ist das eine Ausnahme. Ich hab mich mal mit dem Schicksalsproblem beschäftigt. K AROLINE Essen Sie auch gern Eis? S CHUERZINGER Meine einzige Leidenschaft, wie man so zu sagen pflegt. K AROLINE Die einzige? S CHUERZINGER Ja. K AROLINE Schad ! S CHUERZINGER Wieso? K AROLINE Ich meine, da fehlt Ihnen doch dann was. B
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Lesetext
SB Arcadia, S. 7
N
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5. Scene K ASIMIR (erscheint wieder und winkt K AROLINE zu sich heran) K AROLINE (folgt ihm) K ASIMIR Wer ist denn das, mit dem Du dort sprichst? 얍 K AROLINE Ein Bekannter von mir. K ASIMIR Seit wann denn? 16 36
B B
ihm --N ] K AROLINE SchadN ]
korrigiert aus: ihm-korrigiert aus: K AROLINE Schad
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SB Arcadia, S. 8
Endfassung in 117 Szenen
5
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K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
K AROLINE Schon seit lang. Wir haben uns gerade ausnahmsweise getroffen. Glaubst Du mir denn das nicht? K ASIMIR Warum soll ich Dir das nicht glauben? (Stille) K AROLINE Was willst Du? (Stille) K ASIMIR Wie hast Du das zuvor gemeint, dass wir zwei zu schwer füreinander sind? K AROLINE (schweigt boshaft) K ASIMIR Soll das eventuell heissen, dass wir zwei eventuell nicht zueinander passen? K AROLINE Eventuell. K ASIMIR Also das soll dann eventuell heissen, dass wir uns eventuell trennen sollen -- und dass Du mit solchen Gedanken spielst? K AROLINE So frag mich doch jetzt nicht! K ASIMIR Und warum nicht, wenn man fragen darf? K AROLINE Weil ich jetzt verärgert bin. Und in einer solchen Stimmung kann ich Dir doch nichts Gescheites sagen! (Stille) K ASIMIR So. Hm. Also das wird dann schon so sein. So und nicht anders. Da gibt es keine Ausnahmen. Lächerlich. K AROLINE Was redest Du denn da? K ASIMIR Es ist schon so. K AROLINE (fixiert ihn) Wie? (Stille) K ASIMIR Oder ist das vielleicht nicht eigenartig, dass es Dir gerade an jenem Tage auffällt, dass wir zwei eventuell nicht zueinander passen -- an jenem Tage, an welchem ich abgebaut worden bin? (Stille) K AROLINE Ich versteh Dich nicht, Kasimir. K ASIMIR Denk nur nach. Denk nur nach, Fräulein! 얍 (Stille) K AROLINE (plötzlich) Oh Du undankbarer Mensch! Hab ich nicht immer zu Dir gehalten? Weisst es denn nicht, was das für Schwierigkeiten gegeben hat mit meinen Eltern, weil ich keinen Beamten genommen hab und nicht von Dir gelassen hab und immer Deine Partei ergriffen hab?! K ASIMIR Reg Dich nur ab, Fräulein! Ueberleg es Dir lieber, was Du mir angetan hast. K AROLINE Und was tust Du mir an? K ASIMIR Ich konstatiere eine Wahrheit. So. Und jetzt lass ich Dich stehn -- (ab) B
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B
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B
6. Scene K AROLINE (sieht ihm nach; wendet sich dann wieder dem S CHUERZINGER zu; jetzt dämmert es bereits) S CHUERZINGER Wer war denn dieser Herr? K AROLINE Mein Bräutigam. B
40
N
11 18 25 37 39
sollen --N ] anders. DaN ] Bpassen --N ] Bstehn --N ] B6 . S c e n e N ] B B
N
korrigiert aus: sollen-korrigiert aus: anders.Da korrigiert aus: passen-korrigiert aus: stehn-korrigiert aus: 6 . S c e n e
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SB Arcadia, S. 9
Endfassung in 117 Szenen
5
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Lesetext
S CHUERZINGER Sie haben einen Bräutigam? K AROLINE Er hat mich gerade sehr gekränkt. Nämlich gestern ist er abgebaut worden und da hat er jetzt behauptet, ich würde mich von ihm trennen wollen, weil er abgebaut worden ist. S CHUERZINGER Das alte Lied. K AROLINE Geh reden wir von etwas anderem! (Stille) S CHUERZINGER Er steht dort drüben und beobachtet uns. K AROLINE Ich möcht jetzt mal mit der Achterbahn fahren. S CHUERZINGER Das ist ein teurer Spass. K AROLINE Aber jetzt bin ich auf dem Oktoberfest und ich hab es mir vorgenommen. Geh fahrens halt mit! 얍 S CHUERZINGER Aber nur einmal. K AROLINE Also das steht bei Ihnen. (Dunkel) B
15
K4/TS15 (Korrekturschicht)
N
SB Arcadia, S. 10
7. Scene Das Orchester spielt nun die Glühwürmchen-Suite. B
B
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8. Scene
Neuer Schauplatz: Neben der Achterbahn, dort wo die Oktoberfestwiese aufhört. Die Stelle liegt etwas abseits und ist nicht gut beleuchtet. Nämlich es ist bereits Nacht geworden, aber in der Ferne ist alles illuminiert. K AROLINE und S CHUERZINGER kommen und hören das Sausen der Achterbahn und das selige Kreischen der Fahrgäste. 9. Scene K AROLINE Ja das ist die richtige Achterbahn. Es gibt nämlich noch eine, aber mit der ist man bald fertig. Dort ist die Kasse. Jetzt ist mir etwas gerissen. S CHUERZINGER Was? K AROLINE Ich weiss noch nicht was. Geh drehens Ihnen um bitte. (Stille) S CHUERZINGER (hat sich umgedreht) Er folgt uns noch immer, Ihr Herr Bräutigam. Jetzt spricht er sogar mit einem Herrn und einer Dame -- sie lassen uns nicht aus den Augen. K AROLINE Wo? -- -- das ist doch jetzt der Merkl Franz und seine Erna. Ja den kenn ich. Nämlich das ist ein ehemaliger Kol-얍lege von meinem Kasimir. Aber der ist auf die schiefe Ebene geraten. Wie oft dass der schon gesessen ist. S CHUERZINGER Die Kleinen hängt man und die Grossen lässt man laufen. K AROLINE Das schon. Aber der Merkl Franz prügelt seine Erna, obwohl sie ihm pariert. Und ein schwaches Weib schlagen, das ist doch wohl schon das allerletzte. B
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N
B
N
N
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B
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12 17 20 27 33 33–34 34 36
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N
B
ha\l/t
B
haltN ] 7. SceneN] B8 . S c e n e N ] B9 . S c e n e N ] B(hatN ] BBräutigam. JetztN ] BDame --N ] BWo? --N ]
korrigiert aus: 7 . S c e n e korrigiert aus: 8 . S c e n e korrigiert aus: 9 . S c e n e korrigiert aus: ( hat korrigiert aus: Bräutigam.Jetzt korrigiert aus: Dame-korrigiert aus: Wo?--
324
SB Arcadia, S. 11
Endfassung in 117 Szenen
5
B B
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K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
S CHUERZINGER Bestimmt. K AROLINE Der Kasimir ist ja auch sehr jähzornig von Natur aus, aber angerührt hat er mich noch nie. S CHUERZINGER Hoffentlich macht er uns hier keinen Skandal. K AROLINE Nein das macht er nie in der Oeffentlichkeit. Dazu ist er viel zu beherrscht. Schon von seinem Beruf her. S CHUERZINGER Was ist er denn? K AROLINE (hat sich nun repariert) Kraftwagenführer. Chauffeur. S CHUERZINGER Jähzornige Leute sind aber meistens gutmütig. K AROLINE Haben Sie Angst? S CHUERZINGER Wie kommen Sie darauf? (Stille) K AROLINE Ich möchte jetzt mit der Achterbahn fahren. (Ab mit dem S CHUERZINGER und nun ist einige Zeit kein Mensch zu sehen) N
N
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10. Szene K ASIMIR (kommt langsam mit dem M ERKL F RANZ und dem seiner E RNA ) D ER M ERKL F RANZ Parlez-vous française? K ASIMIR Nein. D ER M ERKL F RANZ Schade. 얍 K ASIMIR Wieso? D ER M ERKL F RANZ Weil sich das deutsch nicht so sagen lässt. Ein Zitat. In puncto Achterbahn und Karoline -- (zu E RNA ) Wenn Du mir sowas antun würdest, ich tät Dir ja das Kreuz abschlagen. E RNA So sei doch nicht so ungerecht. B
25
N
11 . S c e n e K AROLINE (kreischt nun droben auf der abwärtssausenden Achterbahn) K ASIMIR (starrt empor) Fahre wohl, Fräulein Karoline! Dass Dir nur nichts passiert. Dass Du Dir nur ja nicht das Genick verrenkst. Das wünscht Dir jetzt Dein Kasimir. D ER M ERKL F RANZ Habe nur keine Angst. Wir sind zu zweit. K ASIMIR Ich bin nicht zu zweit! Ich mag nicht zu zweit sein! Ich bin allein. (Stille) D ER M ERKL F RANZ Ich hätt ja einen plausibleren Vorschlag: lass doch diesen Kavalier überhaupt laufen -- er kann doch nichts dafür, dass jetzt die Deine mit ihm da droben durch die Weltgeschichte rodelt. Du hast Dich doch nur mit ihr auseinanderzusetzen. Wie sie auf der Bildfläche erscheint, zerreiss ihr das Maul. K ASIMIR Das ist eine Ansichtssache. D ER M ERKL F RANZ Natürlich. (Stille) B
B
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N
8 9 23 27 29 36 36
K AROLINE (hatN ] S CHUERZINGER JähzornigeN ] BKaroline --N ] B1 1 . S c e n e N ] BK ASIMIR (starrtN ] Blaufen --N ] BdassN ] B B
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korrigiert aus: K AROLINE (hat korrigiert aus: S CHUERZINGER Jähzornige korrigiert aus: Karoline-korrigiert aus: 1 1 . S c e n e korrigiert aus: K ASIMIR (starrt korrigiert aus: laufen-korrigiert aus: dasss
325
N
SB Arcadia, S. 12
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
K ASIMIR Ich bin aber nicht der Ansicht. D ER M ERKL F RANZ Du bist halt ein naiver Mensch. K ASIMIR Wahrscheinlich. (Stille) D ER M ERKL F RANZ Was ist das Weib? Kennst den 얍 Witz, wo die Tochter mit dem leiblichen Vater und dem Bruder -E RNA (unterbricht ihn) Du sollst nicht immer so wegwerfend über uns Frauen reden! (Stille) D ER M ERKL F RANZ Ja wie hätten wir es denn? E RNA Ich bin doch zuguterletzt auch eine Frau! D ER M ERKL F RANZ Also werd mir nur nicht nervös. Da. Halt mal meine Handschuhe. Jetzt möchte er sich nur etwas holen, dort drüben, für das Gemüt -- (ab; in der Ferne ertönt nun ein Waldhorn, und zwar wehmütig)
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B
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N
12. Szene E RNA Herr Kasimir. Da schauns mal hinauf. Das ist der grosse Bär. K ASIMIR Wo? E RNA Dort. Und das dort ist der Orion. Mit dem Schwert. K ASIMIR Woher wissen Sie denn all das? E RNA Das hat mir mal mein Herr erklärt, wie ich noch gedient hab -- der ist ein Professor gewesen. Wissens, wenns mir schlecht geht, dann denk ich mir immer, was ist ein Mensch neben einem Stern. Und das gibt mir dann wieder einen Halt.
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B
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N
13. Szene S CHUERZINGER (erscheint und das Waldhorn verstummt) K ASIMIR (erkennt ihn) S CHUERZINGER (grüsst) K ASIMIR (grüsst auch und zwar unwillkürlich) S CHUERZINGER Ihr Fräulein Braut fahren noch. K ASIMIR (fixiert ihn grimmig) Das freut mich.
25
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얍
14. Szene D ER M ERKL F RANZ (erscheint nun auch wieder; er hatte sich drüben zwei Paar Schweinswürstel gekauft und verzehrt nun selbe mit Appetit) 15. Szene Ich bin nur einmal mitgefahren. Ihr Fräulein Braut wollte aber noch
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45
SB Arcadia, S. 13
N
B
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Lesetext
S CHUERZINGER einmal. K ASIMIR Noch einmal. S CHUERZINGER Bestimmt. (Stille) K ASIMIR Bestimmt. Alsdann: der Herr sind doch ein alter Bekannter von meiner Fräulein Braut? S CHUERZINGER Wieso? 6 12 20
Bruder --N ] Gemüt --N ] Bhab --N ] B B
korrigiert aus: Bruder-korrigiert aus: Gemüt-korrigiert aus: hab--
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SB Arcadia, S. 14
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
K ASIMIR Was wieso? S CHUERZINGER Nein das muss ein Irrtum sein. Ich kenne Ihr Fräulein Braut erst seit zuvor dort bei dem Eismann -- da sind wir so unwillkürlich ins Gespräch gekommen. K ASIMIR Unwillkürlich -S CHUERZINGER Absolut. K ASIMIR Das auch noch. S CHUERZINGER Warum? K ASIMIR Weil das sehr eigenartig ist. Nämlich mein Fräulein Braut sagte mir zuvor, dass sie Ihnen schon seit langem kennt. Schon seit lang, sagte sie. D ER M ERKL F RANZ Peinsam. (Stille) S CHUERZINGER Das tut mir aber leid. K ASIMIR Also stimmt das jetzt oder stimmt das jetzt nicht? Ich möchte nämlich da klar sehen. Von Mann zu Mann. 얍 (Stille) S CHUERZINGER Nein. Es stimmt nicht. K ASIMIR Ehrenwort? S CHUERZINGER Ehrenwort. K ASIMIR Ich danke. (Stille) D ER M ERKL F RANZ In diesem Sinne kommst Du auf keinen grünen Zweig nicht, lieber guter alter Freund. Hau ihm doch eine aufs Maul -K ASIMIR Mische Dich bitte da nicht hinein! D ER M ERKL F RANZ Huste mich nicht so schwach an! Du Nasenbohrer. K ASIMIR Ich bin kein Nasenbohrer! D ER M ERKL F RANZ Du wirst es ja schon noch erleben, wo Du landen wirst mit derartig nachsichtigen Methoden! Ich seh Dich ja schon einen Kniefall machen vor dem offiziellen Hausfreund Deiner eignen Braut! Küsse nur die Spur ihres Trittes -- Du wirst ihr auch noch die Schleppe tragen und Dich mit einer besonderen Wonne unter ihre Schweissfüsse beugen, Du Masochist! K ASIMIR Ich bin kein Masochist! Ich bin ein anständiger Mensch! (Stille) D ER M ERKL F RANZ Das ist der Dank. Man will Dir helfen und Du wirst anzüglich. Stehen lassen sollte ich Dich da wo Du stehst! E RNA Komm Franz! D ER M ERKL F RANZ (kneift sie in den Arm) E RNA Au! Au -D ER M ERKL F RANZ Und wenn Du Dich noch so sehr windest! Ich bleibe, solange ich Lust dazu habe – in einer solchen Situation darf man seinen Freund nicht allein lassen. B
5
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B
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Lesetext
N
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B
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N
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Eismann --N ] Unwillkürlich --N ] BMaul --N ] BTrittes --N ] Bnoch die SchleppeN ] BihreN ] BAu --N ] B B
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korrigiert aus: Eismann-korrigiert aus: Unwillkürlich-korrigiert aus: Maul-korrigiert aus: Trittes-korrigiert aus: nochdieSchleppe korrigiert aus: Ihre korrigiert aus: Au--
327
SB Arcadia, S. 15
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
16. Szene K AROLINE (erscheint) 얍 (Stille) 5
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SB Arcadia, S. 16
17. Szene K ASIMIR (nähert sich langsam K AROLINE und hält dicht vor ihr) Ich habe Dich zuvor gefragt, wie Du das verstanden haben willst, dass wir zwei eventuell nicht mehr zueinander passen. Und Du hast gesagt: eventuell. Hast Du gesagt. K AROLINE Und Du hast gesagt, dass ich Dich verlasse, weil Du abgebaut worden bist. Das ist eine ganz tiefe Beleidigung. Eine wertvolle Frau hängt höchstens noch mehr an dem Manne, zu dem sie gehört, wenn es diesem Manne schlecht geht. K ASIMIR Bist Du eine wertvolle Frau? K AROLINE Das musst Du selber wissen. K ASIMIR Und Du hängst jetzt noch mehr an mir? K AROLINE (schweigt) K ASIMIR Du sollst mir jetzt eine Antwort geben. K AROLINE Ich kann Dir darauf keine Antwort geben. Das musst Du fühlen. (Stille) K ASIMIR Warum lügst Du? K AROLINE Ich lüge nicht. K ASIMIR Doch. Und zwar ganz ohne Schamgefühl. (Stille) K AROLINE Wann soll denn das gewesen sein? K ASIMIR Zuvor. Da hast Du gesagt, dass Du diesen Herrn dort schon lange kennst. Seit schon lang, hast Du gesagt. Und derweil ist das doch nur so eine Oktoberfestbekanntschaft. Warum hast Du mich angelogen? (Stille) K AROLINE Ich war halt sehr verärgert. K ASIMIR Das ist noch kein Grund. 얍 K AROLINE Bei einer Frau vielleicht schon. K ASIMIR Nein. (Stille) K AROLINE Eigentlich wollte ich ja nur ein Eis essen -- aber dann haben wir über den Zeppelin gesprochen. Du bist doch sonst nicht so kleinlich. K ASIMIR Das kann ich jetzt nicht so einfach überwinden. K AROLINE Ich habe doch nur mit der Achterbahn fahren wollen. (Stille) K ASIMIR Wenn Du gesagt hättest: lieber Kasimir, ich möchte gerne mit der Achterbahn fahren, weil ich das so gerne möchte -- dann hätte der Kasimir gesagt: fahre zu mit Deiner Achterbahn! K AROLINE So stell Dich doch nicht so edel hin! K ASIMIR Schleim Dich nur ruhig aus. Wer ist denn das eigentlich? K AROLINE Das ist ein gebildeter Mensch. Ein Zuschneider. (Stille) B
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B
34 40
B B
essen --N ] möchte --N ]
N
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korrigiert aus: essen-korrigiert aus: möchte--
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SB Arcadia, S. 17
Endfassung in 117 Szenen
5
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19. Szene F RANZ (ruft ihm nach) Gute Nacht! B
D ER M ERKL (Dunkel)
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20. Szene Das Orchester spielt nun die Parade der Zinnsoldaten. B
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N
18. Szene D ER M ERKL F RANZ (sieht ihnen nach) Glückliche Reise! K ASIMIR Zu zweit. D ER M ERKL F RANZ Weiber gibts wie Mist! (zu E RNA ) Wie Mist. E RNA So sei doch nicht so ordinär. Was hab ich denn Dir getan? D ER M ERKL F RANZ Du bist eben auch nur ein Weib. So und jetzt kauft sich der Merkl Franz eine Tasse Bier. Von wegen der lieblicheren Gedanken. Kasimir, geh mit! K ASIMIR Nein. Ich geh jetzt nachhaus und leg mich ins Bett. (Ab)
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SB Arcadia, S. 18
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Lesetext
K ASIMIR Du meinst also, dass ein Zuschneider etwas gebildeteres ist wie ein ehrlicher Chauffeur? K AROLINE Geh verdrehe doch nicht immer die Tatsachen. K ASIMIR Das überlasse ich Dir! Ich konstatiere, dass Du mich angelogen hast und zwar ganz ohne Grund! So schwing Dich doch mit Deinem gebildeten Herrn Zuschneider! Das sind freilich die feineren Kavaliere als wie so ein armer Hund, der wo gestern abgebaut worden ist! K AROLINE Und nur weil Du abgebaut worden bist, soll ich jetzt vielleicht weinen? Gönnst einem schon gar kein Vergnügen, Du Egoist. 얍 K ASIMIR Seit wann bin ich denn ein Egoist? Jetzt muss ich aber direkt lachen! Hier dreht es sich doch nicht um Deine Achterbahn, sondern um Dein unqualifizierbares Benehmen, indem dass Du mich angelogen hast! S CHUERZINGER Pardon -D ER M ERKL F RANZ (unterbricht ihn) Jetzt halt aber endlich Dein Maul und schau dass Du Dich verrollst! Fahr ab sag ich! K ASIMIR Lass ihn laufen, Merkl! Die zwei passen prima zusammen! ( zu K AROLINE ) Du Zuschneidermensch! (Stille) K AROLINE Was hast Du da jetzt gesagt? D ER M ERKL F RANZ Er hat jetzt da gesagt: Zuschneidermensch. Oder Nutte, wie der Berliner sagt. S CHUERZINGER Kommen Sie, Fräulein! K AROLINE Ja. Jetzt komme ich -- (Ab mit dem S CHUERZINGER ) B
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K4/TS15 (Korrekturschicht)
13 16 23 33 35 39
Pardon --N ] zuN ] Bich --N ] Bnachhaus und N ] B1 9 . S z e n e N ] B2 0 . S z e n e N ] B B
N
korrigiert aus: Pardon-korrigiert aus: Zu korrigiert aus: ich-korrigiert aus: nachhaus und korrigiert aus: 1 9 . S z e n e korrigiert aus: 2 0 . S z e n e
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SB Arcadia, S. 19
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
B
5
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21. Szene
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22. Szene R AUCH (zwinkert E LLI und M ARIA zu, die wo sich mit ihren Büstenhaltern beschäftigen, welche sich durch das Herabrutschen verschoben haben) E LLI Ist das aber ein alter Hirsch. M ARIA Reichlich. E LLI Ein Saubär ein ganz bremsiger. M ARIA Ich glaub, dass der andere ein Norddeutscher ist. E LLI Wieso weswegen? M ARIA Das kenn ich am Hut. Und an die Schuh. 얍 R AUCH (grinst noch immer) E LLI (blickt ihn freundlich an -- aber so, dass er es nicht hören kann) Schnallentreiber dreckiger. R AUCH (grüsst geschmeichelt) E LLI (wie zuvor) Guten Abend, Herr Nachttopf! R AUCH (läuft das Wasser im Munde zusammen) E LLI (wie zuvor) Das tät Dir so passen, altes Scheisshaus -- Denk lieber ans Sterben als wie an das Gegenteil! (fröhlich lachend ab mit M ARIA ) N
B
B
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N
Neuer Schauplatz: Beim Tobogan. Am Ende der Rinne, in welcher die Toboganbesucher am Hintern herunterrutschen. Wenn dabei die zuschauenden Herren Glück haben, dann können sie den herunterrutschenden Damen unter die Röcke sehen. Auch R AUCH und S PEER sehen zu. Links ein E ISMANN mit türkischem Honig und Luftballons. Rechts eine Hühnerbraterei, die aber wenig frequentiert wird, weil alles viel zu teuer ist. Jetzt rutschen gerade E LLI und M ARIA in der Rinne herunter und man kann ihnen unter die Röcke sehen. Und die Luft ist voll Wiesenmusik. B
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23. Szene R AUCH Geht los wie Blücher! S PEER Zwei hübsche Todsünden -- was ? R AUCH Trotz Krise und Politik -- mein altes Oktoberfest, das bringt mir kein Brünning um. Hab ich übertrieben? S PEER Gediegen. Sehr gediegen! R AUCH Da sitzt doch noch der Dienstmann neben dem Geheimrat, der Kaufmann neben dem Gewerbetreibenden, der Minister neben dem Arbeiter -- so lob ich mir B
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Lesetext
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1 14 15 24 24 28 29 34 35 35 39
21. SzeneN] 22. SzeneN] BsichN ] Ban --N ] Bkann) SchnallentreiberN ] B(läuft N ] BScheisshaus --N ] BTodsünden -- wasN ] BPolitk -- meinN ] BBrünningN ] BArbeiter --N ] B B
korrigiert aus: 2 1 . S z e n e korrigiert aus: 2 2 . S z e n e korrigiert aus: si ch korrigiert aus: an-korrigiert aus: kann)Schnallentreiber korrigiert aus: läuft korrigiert aus: Scheisshaus-korrigiert aus: Todsünden--was korrigiert aus: Politik--mein gemeint ist: Brüning korrigiert aus: Arbeiter--
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SB Arcadia, S. 20
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
die Demokratie! (er tritt mit S PEER an die Hühnerbraterei; die beiden Herren fressen nun ein zartes knuspriges Huhn und saufen Kirsch und Wiesenbier) 24. Szene K AROLINE (kommt mit dem S CHUERZINGER ; sie etwas voraus -- dann hält sie plötzlich und er natürlich auch) Muss denn das sein, dass die Männer so misstrauisch sind? Wo man schon alles tut, was sie wollen. S CHUERZINGER Natürlich muss man sich als Mann immer in der Hand haben. Sie dürfen mich nicht falsch verstehen. 얍 K AROLINE Warum? S CHUERZINGER Ich meine, weil ich zuvor eine Lanze für Ihren Herrn Bräutigam gebrochen hab. Er ist halt sehr aufgebracht -- es ist das doch kein Kinderspiel so plötzlich auf der Strasse zu liegen. K AROLINE Das schon. Aber das ist doch noch kein Grund, dass er sagt, dass ich eine Dirne bin. Man muss das immer trennen, die allgemeine Krise und das Private. S CHUERZINGER Meiner Meinung nach sind aber diese beiden Komplexe unheilvoll miteinander verknüpft. K AROLINE Geh redens doch nicht immer so geschwollen daher! Ich kauf mir jetzt noch ein Eis. (sie kauft sich bei dem E ISMANN Eis und auch der S CHUERZINGER schleckt wieder eine Portion) B
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25. Szene R AUCH (deutet fressend auf K AROLINE ) Was das Mädchen dort für einen netten Popo hat -S PEER Sehr nett. R AUCH Ein Mädchen ohne Popo ist kein Mädchen. S PEER Sehr richtig. B
N
N
26. Szene S CHUERZINGER Ich meine ja nur, dass man sich so eine Trennung genau überlegen muss mit allen ihren Konsequenzen. K AROLINE Mit was denn für Konsequenzen? Ich bin doch eine berufstätige Frau. S CHUERZINGER Aber ich meine ja doch jetzt das seelische Moment. (Stille) K AROLINE Ich bin nicht so veranlagt, dass ich mich beschimpfen lasse. Ich bin ja sogar blöd, 얍 dass ich mich derart mit Haut und Haar an den Herrn Kasimir ausgeliefert habe -- ich hätt doch schon zweimal einen Beamten heiraten können mit Pensionsberechtigung. (Stille) B
B
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SB Arcadia, S. 21
N
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4 5 6 12 23 25 36 38
N
24. SzeneN] voraus -- dannN ] Bsein, dassN ] Baufgebracht -- esN ] B2 5 . S z e n e N ] Bhat --N ] Blasse. IchN ] Bhabe --N ] B B
korrigiert aus: 2 4 . S z e n e korrigiert aus: voraus--dann korrigiert aus: sein,dass korrigiert aus: aufgebracht--es korrigiert aus: 2 5 . S z e n e korrigiert aus: hat-korrigiert aus: lasse.Ich korrigiert aus: habe--
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N
SB Arcadia, S. 22
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
S CHUERZINGER Ich möchte es halt nur nicht gerne haben, dass das jetzt so herschaut, als wäre vielleicht ich an dieser Entfremdung zwischen ihm und Ihnen schuld -Ich habe nämlich schon einmal Mann und Frau entzweit. Nie wieder! K AROLINE Sie haben doch vorhin gesagt, dass wenn der Mann arbeitslos wird, dass dann hernach auch die Liebe von seiner Frau zu ihm hin nachlässt -- und zwar automatisch. S CHUERZINGER Das liegt in unserer Natur. Leider. K AROLINE Wie heissen Sie denn eigentlich mit dem Vornamen? S CHUERZINGER Eugen. K AROLINE Sie haben so ausgefallene Augen. S CHUERZINGER Das haben mir schon manche gesagt. K AROLINE Bildens Ihnen nur nichts ein! (Stille) S CHUERZINGER Gefällt Ihnen Eugen als Vorname? K AROLINE Unter Umständen. (Stille) S CHUERZINGER Ich bin ein einsamer Mensch, Fräulein. Sehen Sie, meine Mutter zum Beispiel, die ist seit der Inflation taub und auch nicht mehr ganz richtig im Kopf, weil sie alles verloren hat -- so habe ich jetzt keine Seele, mit der ich mich aussprechen kann. K AROLINE Habens denn keine Geschwister? S CHUERZINGER Nein. Ich bin der einzige Sohn. K AROLINE Jetzt kann ich aber kein Eis mehr essen. (ab mit dem S CHUERZINGER ) B
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얍
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27. Szene S PEER Eine merkwürdige Jugend diese heutige Jugend. Wir haben ja seinerzeit auch Sport getrieben, aber so merkwürdig wenig Interesse für die Reize des geistigen Lebens -R AUCH Eine eigentlich unsinnliche Jugend. S PEER (lächelt) Es bleibt ihnen zwar manches erspart. R AUCH Ich hab immer Glück gehabt. S PEER Ich auch, ausser einmal. R AUCH War sie wenigstens hübsch? S PEER In der Nacht sind alle Katzen grau. R AUCH (erhebt sein Glas) Spezielles! B
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28. Szene K AROLINE (rutscht nun die Rinne herunter gefolgt von dem S CHUERZINGER und R AUCH und S PEER können ihr unter die Röcke sehen) S CHUERZINGER (erblickt R AUCH , zuckt zusammen und grüsst überaus höflich, sogar gleich zweimal)
2 5 19 22 28
schuld --N ] nachlässt --N ] Bhat --N ] BNein.N ] BLebens --N ] B B
korrigiert aus: schuld-korrigiert aus: nachlässt-korrigiert aus: hat-korrigiert aus: Nein{,} korrigiert aus: Lebens--
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SB Arcadia, S. 23
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
29. Szene R AUCH (dankt überrascht; zu S PEER ) Wer ist denn das? Jetzt grüsst mich da der Kavalier von dem netten Popo -B
5
30. Szene K AROLINE (beschäftigt sich nun auch mit ihrem Büstenhalter) Wer ist denn das dort? S CHUERZINGER Das ist er selbst. Kommerzienrat Rauch. Mein Chef. Sie kennen doch die grosse Firma -- vier Stock hoch und auch noch nach hinten hinaus. K AROLINE Ach ja ja! S CHUERZINGER Er hat zwar im Juni eine GMBH aus sich 얍 gemacht, aber nur pro forma von wegen der Steuer und so. B
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SB Arcadia, S. 24
31. Szene R AUCH (hatte sich mit S PEER besprochen und nähert sich nun bereits etwas angetrunken dem S CHUERZINGER ) Verzeihen Sie der Herr! Woher haben wir das Vergnügen? S CHUERZINGER Mein Name ist Schürzinger, Herr Kommerzienrat. R AUCH Schürzinger? S CHUERZINGER Kinderkonfektion. Abteilung Kindermäntel. (Stille) R AUCH (zu S CHUERZINGER ) Das Fräulein Braut? K AROLINE Nein. (Stille) R AUCH (steckt dem S CHUERZINGER eine Zigarre in den Mund) Sehr angenehm! (zu K AROLINE ) Dürfen der Herr Kommerzienrat das Fräulein zu einem Kirsch bitten? K AROLINE Nein danke. Ich kann keinen Kirsch vertragen. Ich möcht gern einen Samos. R AUCH Also einen Samos! (er tritt an die Hühnerbraterei) Einen Samos! (zu K AROLINE ) Das ist mein bester Freund aus Erfurt in Thüringen -- und ich stamme aus Weiden in der Oberpfalz. Auf Ihr Wohlsein, Fräulein! Und einen Kirsch für den jungen Mann da! S CHUERZINGER Verzeihung, Herr Kommerzienrat -- aber ich nehme nie Alkohol zu mir. B
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N B
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32. Szene K ASIMIR (erscheint und beobachtet) B
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얍
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33. Szene R AUCH Na wieso denn nicht? S CHUERZINGER Weil ich ein Antialkoholiker bin, Herr Kommerzienrat. 3 8 10 13 27 27 28 29 31 34
Popo --N ] Firma --N ] BS CHUERZINGER ErN ] B3 1 . S z e n e N ] BHühnerbraterei) EinenN ] BSamos! (zuN ] BThüringen --N ] BWohlsein, f UndN ] BKommerzienrat -- aberN ] B3 2 . S z e n e N ] B B
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N
korrigiert aus: Popo-korrigiert aus: Firma-korrigiert aus: S CHUERZINGER Er korrigiert aus: 3 1 . S z e n e korrigiert aus: Hühnerbraterei)Einen korrigiert aus: Samos!(zu korrigiert aus: Thüringen-korrigiert aus: Wohlsein,Fräulein!Und korrigiert aus: Kommerzienrat--aber korrigiert aus: 3 2 . S z e n e
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SB Arcadia, S. 25
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
S PEER Aus Prinzip? S CHUERZINGER Wie man so zu sagen pflegt. R AUCH Also derartige Prinzipien werden hier nicht anerkannt! Wir betrachten selbige als nichtexistent! Mit seinem Oberherrgott wird der junge Mann schon einen Kirsch kippen! Ex, Herr -S CHUERZINGER Schürzinger. (er leert das Glas und schneidet eine Grimasse) R AUCH Schürzinger! Ich hatte mal einen Erzieher, der hiess auch Schürzinger. War das ein Rhinozeros! Noch einen Samos! Und noch einen Kirsch für den Herrn Antialkoholiker -- den haben wir jetzt entjungfert in Sachen Alkohol. Sie vielleicht auch, Fräulein? K AROLINE Oh nein! Ich trink nur nichts Konzentriertes und das gemischte Zeug hab ich schon garnicht gern -- (sie erblickt K ASIMIR ) B
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34. Szene K ASIMIR (winkt sie zu sich heran) K AROLINE (folgt nicht) K ASIMIR (winkt deutlicher) K AROLINE (leert den Samos, stellt dann das Glas trotzig und umständlich hin und nähert sich langsam K ASIMIR )
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35. Szene R AUCH Wer ist denn das? Don Quichotte? S CHUERZINGER Das ist der Bräutigam von dem Fräulein. 얍 S PEER Tableau! S CHUERZINGER Sie möcht aber nichts mehr von ihm wissen. R AUCH Schon wieder angenehmer! 36. Szene K AROLINE Was willst Du denn schon wieder? (Stille) K ASIMIR Was sind denn das dort für Leute? K AROLINE Lauter alte Bekannte. K ASIMIR Sei nicht boshaft, bitte. K AROLINE Ich bin nicht boshaft. Der Dicke dort ist der berühmte Kommerzienrat Rauch, der wo Alleininhaber ist. Und der andere kommt aus Norddeutschland. Ein Landgerichtsdirektor. Kasimir Also lauter bessere Menschen. Du kannst mich jetzt nicht mehr aufregen. (Stille) K AROLINE Was willst Du noch? K ASIMIR Ich hab Dich um Verzeihung bitten wollen von wegen meinem Misstrauen und dass ich zuvor so grob zu Dir war. Nein das war nicht schön von mir. Wirst Du mir das verzeihen? B
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5 9 12 28 35 37
Herr --N ] Antialkoholiker --N ] Bgern -- (sieN ] B3 6 . S z e n e N ] BRauch, derN ] BK ASIMIR AlsoN ] B B
korrigiert aus: Herr-korrigiert aus: Antialkoholiker-korrigiert aus: gern--(sie korrigiert aus: 3 6 . S z e n e korrigiert aus: Rauch,der korrigiert aus: K ASIMIR Also
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SB Arcadia, S. 26
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
K AROLINE Ja. K ASIMIR Ich danke Dir. Jetzt geht es mir schon wieder anders -- (er lächelt) K AROLINE Du verkennst Deine Lage. K ASIMIR Was für eine Lage? (Stille) K AROLINE Es hat keinen Sinn mehr, Kasimir. Ich hab mir das überlegt und habe mich genau geprüft -- (sie wendet sich der Schnapsbude zu) K ASIMIR Aber das sind doch dort keine Menschen für Dich! Die nützen Dich doch nur aus 얍 zu ihrem Vergnügen! K AROLINE So sei doch nicht so sentimental. Das Leben ist hart und eine Frau, die wo etwas erreichen will, muss einen einflussreichen Mann immer bei seinem Gefühlsleben packen. K ASIMIR Hast Du mich auch dort gepackt? K AROLINE Ja. (Stille) K ASIMIR Das ist nicht wahr. K AROLINE Doch. (Stille) K ASIMIR Was willst Du denn durch diese Herrschaften dort erreichen? K AROLINE Eine höhere gesellschaftliche Stufe und so. K ASIMIR Das ist aber eine neue Ansicht, die Du da hast. K AROLINE Nein das ist keine neue Ansicht -- aber ich habe mich von Dir tyrannisieren lassen und habe es Dir nachgesagt, dass eine Büroangestellte auch nur eine Proletarierin ist! Aber da drinnen in meiner Seele habe ich immer anders gedacht! Mein Herz und mein Hirn waren ja umnebelt, weil ich Dir hörig war! Aber jetzt ist das aus. K ASIMIR Aus? K AROLINE Du sagst es. (Stille) K ASIMIR So. Hm. Also das wird dann schon so sein. Der Kasimir ist halt abgebaut. So und nicht anders. Da gibt es keine Ausnahmen. Lächerlich . K AROLINE Hast Du mir noch etwas zu sagen? (Stille) K ASIMIR Lang bin ich herumgeschlichen und hab es mir überlegt, ob ich Dich nämlich um 얍 Verzeihung bitten soll -- -- aber jetzt tut es mir leid. (ab) B
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37. Szene K AROLINE (sieht ihm nach und wendet sich dann wieder der Schnapsbude zu) (Dunkel) 40
2 7 10 20 22 30 31 35
anders --N ] geprüft -- (sieN ] BFrau, dieN ] Bhöhere gesellschaftlicheN ] BAnsicht --N ] BSo. Hm. AlsoN ] BAusnahmen. LächerlichN ] Bsoll --N ] B B
SB Arcadia, S. 27
N
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Lesetext
korrigiert aus: anders-korrigiert aus: geprüft--(sie korrigiert aus: Frau,die korrigiert aus: höhere gesellschaftliche korrigiert aus: Ansicht-korrigiert aus: So.Hm.Also korrigiert aus: Ausnahmen.Lächerlich korrigiert aus: soll--
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SB Arcadia, S. 28
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
38. Szene Das Orchester spielt nun die letzte Rose.
5
39. Szene Neuer Schauplatz: Bei den Abnormitäten. Drinnen im Zuschauerraum. Es ist gesteckt voll. Auch R AUCH , S PEER, K AROLINE und der S CHUERZINGER sitzen drinnen. 40. Szene
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D ER A USRUFER Als fünftes darf ich Ihnen nun vorstellen den Mann mit dem Bulldoggkopf! D ER M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF (betritt die Bühne) D ER A USRUFER Johann, der Mann mit dem Bulldoggkopf, ist vorgestern sechzehn Jahre alt geworden. Wie Sie sehen, sind seine Unterkieferknochen abnorm stark ausgeprägt, sodass er mit seiner Unterlippe ohne Weiteres bequem seine Nase bedecken kann. D ER M ANN MIT DEM B ULDOGGKOPF (tut es) D ER A USRUFER Johann kann seinen Mund nicht öffnen und wird daher künstlich ernährt. Man könnte ihm zwar durch eine überaus schwierige Operation den Mund öffnen, aber dann hinwiederum 얍 könnte er seinen Mund nie schliessen. Sie sehen hier, was die Natur für Spiele zu betreiben beliebt und welch seltsame Menschen auf unserer Erde hausen. D ER M ANN MIT DEM B ULDOGGKOPF (verbeugt sich und ab) B
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N
B
41. Szene D ER A USRUFER Und nun, meine Herrschaften, kommen wir zur sechsten Nummer und damit zum Clou unserer Serie. Juanita, das Gorillamädchen! J UANITA (betritt die Bühne) D ER A USRUFER Juanita wurde in einem kleinen Dorfe bei Zwickau geboren. Wieso es gekommen war, dass sie in Hinsicht auf ihre körperliche Gestaltung nicht wie andere Menschenkinder das Licht der Welt erblickt hatte, das ist ein Rätsel der Wissenschaft. Wie sich die Herrschaften überzeugen können, ist Juanita am ganzen Leibe tierisch behaart und auch die Anordnung der inneren Organe ist wie bei einem Tier B
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B
N
N
42. Szene (Surren in der Luft, und zwar immer stärker und stärker; draussen Geheul und allgemeiner Musiktusch) R AUCH (schnellt empor) Der Zeppelin! Der Zeppelin! N
B
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N
B
22 22 27 36 38 41
öffnen, aberN ] schliessen. SieN ] B4 1 . S z e n e N ] BTier -N ] B4 2 . S z e n e N ] BZeppelin! DerN ] B B
N
korrigiert aus: öffnen,aber korrigiert aus: schliessen.Sie korrigiert aus: 4 1 . S z e n e korrigiert aus: Tierkorrigiert aus: 4 2 . S z e n e korrigiert aus: Zeppelin!Der
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SB Arcadia, S. 29
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
(Ohrenbetäubendes Surren, die Zuschauer stürzen in das Freie - und nun beschreibt der Zeppelin einige Schleifen über der Oktoberfestwiese) B
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BN B
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43. Szene
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44. Szene D ER M ANN MIT DEM B ULDOGGKOPF (erscheint mit den übrigen Abnormitäten, der dicken Dame, dem Riesen, dem jungen Mädchen mit Bart, dem Kamelmenschen und den zusammengewachsenen Zwillingen) D ER A USRUFER Ja wer hat Euch denn gerufen?! Was nehmt Ihr Euch denn da heraus?! D IE DICKE D AME Aber der Zeppelin -N
B
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45. Szene D ER L ILIPUTANER (erscheint auf der Bühne mit einer Hundepeitsche) Heinrich! Was gibts denn da? D ER A USRUFER Direktor! Die Krüppel sind wahnsinnig geworden! Sie möchten den Zeppelin sehen! D ER L ILIPUTANER (scharf) Sonst noch was gefällig?! (Stille) D ER L ILIPUTANER Auf die Plätze! Aber schleunigst bitte! Was braucht Ihr einen Zeppelin zu sehen -- wenn man Euch draussen sieht, sind wir pleite! Das ist ja Bolschewismus! J UANITA Also beschimpfen lass ich mich nicht! (Sie weint) D ER M ANN MIT DEM B ULDOGGKOPF (röchelt, wankt und fasst sich ans Herz) D IE DICKE D AME Johann! Johann -D ER L ILIPUTANER Raus mit Euch! Marsch marsch! 얍 D IE DICKE D AME (stützt DEN M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF ) Der arme Johann - er hat doch so ein schwaches Herz -- (sie zieht sich zurück mit den übrigen Abnormitäten, nur J UANITA bleibt zurück) N
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SB Arcadia, S. 30
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J UANITA (will auch hinaus) 얍 D ER A USRUFER Zurück! Meschugge ? J UANITA Aber der Zeppelin -D ER A USRUFER Aber ausgeschlossen! Unmöglich! Zurück! B
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Freie -N ] ] B4 3 . S z e n e N ] BJ UANITA (will N ] BZurück! MeschuggeN ] BZeppelin --N ] B4 4 . S z e n e N ] BZeppelin --N ] B4 5 . S z e n e N ] B(Stille)N ] Bsehen --N ] Bnicht! (SieN ] BJohann --N ] BEuch! MarschN ] BDEN N ] BJohann -N ] BHerz -- (sieN ] BAbnormitäten, nurN ] B
BN
korrigiert aus: FreieLeerzeile eingefügt korrigiert aus: 4 3 . S z e n e korrigiert aus: J UANITA (will korrigiert aus: Zurück!Meschugge korrigiert aus: Zeppelin-korrigiert aus: 4 4 . S z e n e korrigiert aus: Zeppelin-korrigiert aus: 4 5 . S z e n e korrigiert aus: Stille) korrigiert aus: sehen-korrigiert aus: nicht!(Sie korrigiert aus: Johann-korrigiert aus: Euch!Marsch korrigiert aus: denn korrigiert aus: Johannkorrigiert aus: Herz--(sie korrigiert aus: Abnormitäten,nur
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SB Arcadia, S. 31
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
46. Szene D ER L ILIPUTANER (plötzlich sanft) Also nur nicht weinen, kleine Juanita -- hier hast Du Bonbons -- schöne Pralinen -J UANITA Sie sollen mich nicht immer beschimpfen, Herr Direktor -- das ist doch wirklich schon unchristlich. D ER L ILIPUTANER Nichts für ungut. Da -- (er übergibt ihr die Pralinen und ab) B
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47. Szene J UANITA (verzehrt apathisch die Pralinen -- inzwischen erscheinen K AROLINE und der S CHUERZINGER wieder im Zuschauerraum und setzen sich in die hinterste Bankreihe) B
N
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48. Szene K AROLINE Er sieht schön aus, der Zeppelin -- auch in der Nacht, so beleuchtet. Aber wir fliegen ja nicht mit. S CHUERZINGER Bestimmt. K AROLINE Sie schaun mich so komisch an. S CHUERZINGER Sie mich auch. (Stille) K AROLINE Ich glaub, ich habe schon einen kleinen sitzen. Und Sie haben noch nie einen Alkohol getrunken? S CHUERZINGER Noch nie. 얍 K AROLINE Und auch sonst sind der Herr so zurückhaltend? S CHUERZINGER Das wieder weniger eigentlich. K AROLINE (gibt ihm plötzlich einen kurzen Kuss) (Stille) S CHUERZINGER Jetzt kenn ich mich nicht mehr aus. Ist das jetzt der Alkohol oder -es geht nämlich etwas vor in mir, was ich nicht kontrollieren kann. Wenn man zum Beispiel Geld hätte -K AROLINE (unterbricht ihn) Geh sei doch nicht so fad! (Stille) S CHUERZINGER Sind wir jetzt per Du? K AROLINE Für diesen heutigen Abend -S CHUERZINGER Und für sonst? B
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46. SzeneN] Juanita -- hierN ] BBonbons -- schöneN ] BPralinen --N ] BDirektor -- dasN ] Bungut. Da -- (erN ] B4 7 . S z e n e N ] BPralinen --N ] B4 8 . S z e n e N ] BZeppelin --N ] Bbeleuchtet. AberN ] Bglaub, ichN ] Boder --N ] Bkann. WennN ] Bhätte --N ] BK AROLINE (unterbrichtN ] BAbend --N ] B B
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korrigiert aus: 4 6 . S z e n e korrigiert aus: Juanita--hier korrigiert aus: Bonbons--schöne korrigiert aus: Pralinen-korrigiert aus: Direktor--das korrigiert aus: ungut.Da--(er korrigiert aus: 4 7 . S z e n e korrigiert aus: Pralinen-korrigiert aus: 4 8 . S z e n e korrigiert aus: Zeppelin-korrigiert aus: beleuchtet.Aber korrigiert aus: glaub,ich korrigiert aus: oder-korrigiert aus: kann.Wenn korrigiert aus: hätte-korrigiert aus: K AROLINE (unterbricht korrigiert aus: Abend--
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SB Arcadia, S. 32
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
K AROLINE Vielleicht! (Stille) 49. Szene R AUCH (erscheint nun auch wieder im Zuschauerraum -- er erblickt K AROLINE und S CHUERZINGER, hält knapp beim Eingang und lauscht) K AROLINE Du heisst Eugen? S CHUERZINGER Ja. K AROLINE Und ich heisse Karoline. Warum lachst Du jetzt? S CHUERZINGER Weil ich mich freu. R AUCH Und ich heisse Konrad. S CHUERZINGER (zuckt zusammen und K AROLINE ebenfalls) (Stille) S CHUERZINGER (erhebt sich) R AUCH (grinst und droht neckisch mit dem Zeigefinger) Nanana , böses Karolinchen -- wer sitzt denn da drinnen, während draussen 얍 der Zeppelin fliegt? K AROLINE O den Zeppelin, den kenne ich schon auswendig! (Stille) R AUCH (fixiert S CHUERZINGER ; verärgert) Ich gratuliere. S CHUERZINGER (verbeugt sich unangenehm berührt) R AUCH (grimmig) Nur so weiter! Lassen Sie sich nur nicht stören in Ihrer angeregten Unterhaltung -S CHUERZINGER Herr Kommerzienrat! Angeregt ist anders, wie man so zu sagen pflegt -- (er lächelt höflich und setzt sich wieder) R AUCH Anders? B
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25
N
50. Szene S PEER (ist R AUCH gefolgt) Ein widerlicher Bursche! R AUCH Ein Zyniker. S PEER Schmiert sich da an Karolinchen an, während wir dem Zepp folgen. R AUCH Es wird sich da bald ausgeschmiert haben. B
N
N
51. Szene Das Orchester intoniert nun piano den Radetzkymarsch und die Zuschauer betreten nun wieder den Zuschauerraum, weil der Zeppelin bereits unterwegs nach Friedrichshafen ist. Als ALLES wieder sitzt, bricht das Orchester ab, und zwar mitten im Takt. B
35
B
N
N
52. Szene K AROLINE Wie willst Du das verstanden haben, 얍 dass Du nicht angeregt bist? S CHUERZINGER Aber das war doch nur eine momentane Taktik. B
40
SB Arcadia, S. 33
N
B
30
N
4 15 21 27 29 33 36 39
49. SzeneN] Zeigefinger) NananaN ] BR AUCH (grimmig)N ] B5 0 . S z e n e N ] BZyniker.N ] B5 1 . S z e n e N ] Bist. AlsN ] B5 2 . S z e n e N ] B B
N
korrigiert aus: 4 9 . S z e n e korrigiert aus: Zeigefinger)Nanana korrigiert aus: R AUCH (grimmig) korrigiert aus: 5 0 . S z e n e korrigiert aus: Zyniker . korrigiert aus: 5 1 . S z e n e korrigiert aus: ist.Als korrigiert aus: 5 2 . S z e n e
339
SB Arcadia, S. 34
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
K AROLINE Ich höre Dich schon gehen. Du bist also ein berechnender Mensch. Auch in der Liebe? S CHUERZINGER Nein das ist ein krasses Missverständnis, was Du da nämlich jetzt denkst. K AROLINE Ich denke ja garnichts, ich sage es ja nur. B
B
5
10
N
53. Szene D ER A USRUFER (schlägt auf den Gong) Meine Damen und Herren! Wir waren dort stehen geblieben, dass Juanita auf dem ganzen Leibe tierisch behaart und dass auch die Anordnung ihrer inneren Organe wie bei einem Tiere ist. Trotzdem hat Juanita aber eine äusserst rege Phantasie. So spricht sie perfekt englisch und französisch und das hat sie sich mit zähem Fleisse selbst beigebracht. Und nun wird sich Juanita erlauben, den Herrschaften eine Probe ihrer prächtigen Naturstimme zu geben! Darf ich bitten -- (auf einem ausgeleierten Piano ertönt die Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen) B
B
15
N
N
N
35
54. Szene J UANITA (singt -- und während sie singt, legt S CHUERZINGER seinen Arm um K AROLINENS Taille und auch ihre Waden respektive Schienbeine berühren sich) Schöne Nacht, Du Liebesnacht O stille mein Verlangen! Süsser als der Tag uns lacht die schöne Liebesnacht. Flüchtig weicht die Zeit unwiderbringlich unserer Liebe 얍 Fern von diesem lauschigen Ort entweicht die flüchtige Zeit Zephire lind und sacht Die uns kosend umfangen Zephire haben sacht Sanfte Küsse gebracht -Ach. Schöne Nacht, Du Liebesnacht O stille mein Verlangen. Süsser als der Tag uns lacht Die schöne Liebesnacht -Ach.
40
55. Szene Schon während der letzten Strophen fiel der Vorhang. Nun hat J UANITA ihr Lied beendet und der L ILIPUTANER geht vor dem Vorhang von rechts nach links über die Bühne. Er hält eine Tafel in den Händen und auf dieser Tafel steht: „Pause“.
B
20
25
30
B
B
N
N
N
B
1 3 10 14 17 20 34 37
Mensch. AuchN ] Missverständnis, wasN ] Bist. TrotzdemN ] Bbitten -- (aufN ] B5 4 . S z e n e N ] BNacht, DuN ] BDie schöneN ] B5 5 . S z e n e N ] B B
N
korrigiert aus: Mensch.Auch korrigiert aus: Missverständnis,was korrigiert aus: ist.Trotzdem korrigiert aus: bitten--(auf korrigiert aus: 5 4 . S z e n e korrigiert aus: Nacht,Du korrigiert aus: Dies chöne korrigiert aus: 5 5 . S z e n e
340
SB Arcadia, S. 35
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
B
56. Szene
Lesetext
N
Pause. 57. Szene Und wieder wird es dunkel im Zuschauerraum und das Orchester spielt den bayerischen Defiliermarsch von Scherzer. Hierauf hebt sich wieder der Vorhang. B
5
B
10
15
20
25
30
35
40
N
58. Szene
N
Schauplatz: 얍 Beim Wagnerbräu. Mit der festlichen Blechmusikkapelle. Der M ERKL F RANZ ist aufgeräumt und seine E RNA mehr bescheiden, während K ASIMIR melancholisch daneben hockt. 59. Szene A LLES (ausser K ASIMIR, singt zur Blechmusik) Solang der alte Peter Am Petersbergerl steht Solang die grüne Isar Durchs Münchnerstadterl fliesst Solang am Platzl drunten Noch steht das Hofbräuhaus Solang stirbt die Gemütlichkeit Zu München nimmer aus Solang stirbt die Gemütlichkeit Zu München nimmer aus! Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit! Eins, zwei, drei - gsuffa! B
N
60. Szene D ER M ERKL F RANZ Prost Kasimir! Sauf damit Du etwas wirst! K ASIMIR Was soll ich denn schon werden? Vielleicht gar ein Kommerzienrat! D ER M ERKL F RANZ So gründ doch eine neue Partei! Und werd Finanzminister! K ASIMIR Wer den Schaden hat, hat auch den Spott. D ER M ERKL F RANZ Wem nicht zu raten ist, dem ist nicht zu helfen. (Stille) K ASIMIR Jetzt bin ich ein Kraftwagenführer und habe den Führerschein A drei und den Führerschein B drei. D ER M ERKL F RANZ Sei nur froh, dass Du Deine 얍 Braut nicht mehr hast, diese arrogante Person! K ASIMIR Das Fräulein sind halt eine Büroangestellte. D ER M ERKL F RANZ Das ist noch kein Entschuldigungsgrund. B
1 4 8 15 30
56. 57. B5 8 . B5 9 . B6 0 . B B
SzeneN] SzeneN] SzeneN] SzeneN] SzeneN]
SB Arcadia, S. 36
N
korrigiert aus: 5 6 . S z e n e korrigiert aus: 5 7 . S z e n e korrigiert aus: 5 8 . S z e n e korrigiert aus: 5 9 . S z e n e korrigiert aus: 6 0 . S z e n e
341
SB Arcadia, S. 37
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
K ASIMIR Ueberhaupt sind alle Weiber minderwertige Subjekte -- Anwesende natürlich ausgenommen. Sie verkaufen ihre Seele und verraten in diesem speziellen Falle mich wegen einer Achterbahn. E RNA Wenn ich ein Mann wär, dann tät ich keine Frau anrühren. Ich vertrag schon den Geruch nicht von einer Frau. Besonders im Winter. B
5
10
20
N B
N
62. Szene K ASIMIR Und dennoch hab ich harter Mann die Liebe schon gespürt -- und die ist ein Himmelslicht und macht Deine Hütte zu einem Goldpalast -- und sie höret nimmer auf, solang Du nämlich nicht arbeitslos wirst. Was sind denn das schon überhaupt für Ideale von wegen dem seelischen Ineinanderhineinfliessen 얍 zweier Menschen? Adam und Eva! Ich scheiss Dir was auf den Kontakt -- da hab ich jetzt noch ein Kapital von rund vier Mark, aber heut sauf ich mich an und dann häng ich mich auf -- und morgen werden die Leut sagen: Es hat einmal einen armen Kasimir gegeben -D ER M ERKL F RANZ Einen Dreck werden die Leut sagen! Da sterben ja täglich Tausende -- und sind schon vergessen, bevor dass sie sterben! Vielleicht, dass wenn Du ein politischer Toter wärst, nachher tätst noch mit einem Pomp begraben werden, aber schon morgen vergessen -- vergessen! K ASIMIR Ja man ist ziemlich allein. D ER M ERKL F RANZ Prost Arschloch! B
N
B
N
B
25
N
61. Szene A LLES (ausser Kasimir, singt nun wieder zur Blechmusik) Ich schiess den Hirsch im wilden Forst Im dunklen Wald das Reh Den Adler auf der Klippe Horst Die Ente auf dem See. Kein Ort der Schutz gewähren kann Wenn meine Büchse knallt -Und dennoch hab ich harter Mann die Liebe schon gespürt. (Plötzlich Stille) B
15
Lesetext
B
B
N
N
N
B
N
30
B
35
N
63. Szene A LLES (ausser K ASIMIR, singt nun abermals zur Blechmusik) Trink, trink, Brüderlein trink Lasset die Sorgen zuhaus Deinen Kummer und Deinen Schmerz 1 1 14 20 21 24 26 27 28 31
Subjekte --N ] AnwesendeN ] Bknallt --N ] Bgespürt --N ] BGoldpalast --N ] BKontakt --N ] Bauf --N ] Bgegeben --N ] BTausende --N ] Bvergessen --N ] B B
korrigiert aus: Subjekte-korrigiert aus: Anwensende korrigiert aus: knallt-korrigiert aus: gespürt-korrigiert aus: Goldpalast-korrigiert aus: Kontakt-korrigiert aus: auf-korrigiert aus: gegeben-korrigiert aus: Tausende-korrigiert aus: vergessen--
342
SB Arcadia, S. 38
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
Dann ist das Leben ein Scherz Deinen Kummer und Deinen Schmerz Dann ist das Leben ein Scherz. (Plötzlich Stille) 5
64. Szene K ASIMIR (erhebt sich) So. Jetzt werd ich aber elementar. Eigentlich sollt ich jetzt zur Karoline nachhause gehen und ihr alle Kleider aus ihrem Kleiderschrank herausreissen und zerreissen, bis die Fetzen fliegen! Jetzt werd ich aber ganz eckelhaft! (wankend ab)
10
얍
65. Szene E RNA Wo geht denn der da hin? D ER M ERKL F RANZ Wenn er nicht hineinfallt, kommt er wieder heraus. E RNA Ich hab nämlich direkt Angst -D ER M ERKL F RANZ Der tut sich doch nichts an. E RNA Aber ich glaub es nicht, dass der eine robuste Natur ist. Der ist mehr empfindsam. D ER M ERKL F RANZ Du hast ja eine scharfe Beobachtungsgabe. (Stille) E RNA Du Franz -- lass ihn doch laufen bitte. D ER M ERKL F RANZ Wen? E RNA Den Kasimir. D ER M ERKL F RANZ Wieso laufen lassen? E RNA Der passt doch nicht zu uns, das hab ich jetzt direkt im Gefühl -- Beeinflusse ihn nicht bitte. D ER M ERKL F RANZ Und warum nicht? E RNA Weil das ist ja auch nichts, was wir da treiben. D ER M ERKL F RANZ Seit wann denn? (Stille) E RNA Geh so tu doch Deine Finger aus meinem Bier! D ER M ERKL F RANZ Du hast eine scharfe Beobachtungsgabe. E RNA So tu doch die Finger da raus -D ER M ERKL F RANZ Nein. Das kühlt mich so angenehm. Mein heisses Blut. E RNA (reisst plötzlich seine Hand aus ihrem Bierkrug) D ER M ERKL F RANZ (grinst perplex) B
15
20
B
N
N
B
25
30
B
35
얍 40
N
N
66. Szene A LLES (ausser E RNA und dem M ERKL F RANZ singt nun wieder zur Blechmusik; R AUCH , S PEER, K AROLINE und S CHUERZINGER gehen vorüber, mit dem Masskrug in der Hand, Papiermützen auf dem Kopf und Scherzartikel in der Hand -- auch sie singen natürlich mit) Trink, trink, Brüderlein trink Lasset die Sorgen zuhaus 15 21 25 33
Angst --N ] Franz --N ] BGefühl --N ] Braus --N ] B B
SB Arcadia, S. 39
korrigiert aus: Angst-korrigiert aus: Franz-korrigiert aus: Gefühl-korrigiert aus: raus--
343
SB Arcadia, S. 40
Endfassung in 117 Szenen
5
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Deinen Kummer und Deinen Schmerz Dann ist das Leben ein Scherz! Deinen Kummer und Deinen Schmerz Dann ist das Leben ein Scherz! (Plötzlich Stille) 67. Szene K ASIMIR (erscheint mit E LLI und M ARIA -- er hält BEIDE umarmt) Darf ich bekannt machen! Wir drei Hübschen haben uns gerade soeben vor der Toilette kennen gelernt! Merkl, kannst Du mir das Phänomen erklären, warum dass die Damenwelt immer zu zweit verschwindet? M ARIA Pfui! D ER M ERKL F RANZ Hier gibt es kein pfui, Fräulein! K ASIMIR Wir sind alles nur Menschen! Besonders heute! (er setzt sich und lässt E LLI auf seinem Schoss Platz nehmen) ELLI (zum MERKL FRANZ) Stimmt das jetzt, dass dieser Herr einen Kompressor besitzt? D ER M ERKL F RANZ Natürlich hat der einen Kompressor! Und was für einen! M ARIA (zu E LLI ) Geh so lasse Dich doch nicht so anschwindeln! Der und ein Kompressor! K ASIMIR (zu M ARIA ) Wenn der Kasimir sagt, dass er einen Kompressor hat, dann hat er aber 얍 auch einen Kompressor -- merk Dir das, Du Missgeburt! E LLI (zu M ARIA ) So sei doch auch schon still. K ASIMIR (streichelt E LLI ) Du bist ein anständiges Wesen. Du gefällst mir jetzt. Du hast so schöne weiche Haare und einen glatten Teint. E LLI Ich möcht gern was zum trinken. K ASIMIR Da! Sauf! E LLI Da ist ja kein Tropfen mehr drinnen. K ASIMIR Bier her! K ELLNERIN (geht gerade vorbei und stellt ihm eine Mass hin) Gleich zahlen bitte! K ASIMIR (kramt in seinen Taschen) Zahlen bitte, zahlen bitte -- Ja Herrgottsackelzement, hab ich denn jetzt da schon das ganze Geld weg -K ELLNERIN (nimmt die Mass wieder mit) E LLI (erhebt sich) M ARIA Und so etwas möchte einen Kompressor haben? Ich hab es Dir ja gleich gesagt, dass so etwas im besten Falle ein Fahrrad hat. Auf Abzahlung. K ASIMIR (zu E LLI ) Komm, geh her -E LLI (winkt) Grüss Dich Gott, Herr Kompressor -- (Ab mit M ARIA ) B
10
15
20
N
B
25
30
N
B
B
35
Lesetext
B
N
B
8 22 31 32 37 38
M ARIA --N ] Kompressor --N ] Bbitte --N ] Bweg --N ] Bher --N ] BKompressor --N ] B B
N
korrigiert aus: M ARIA -korrigiert aus: Kompressor-korrigiert aus: bitte-korrigiert aus: weg-korrigiert aus: her-korrigiert aus: Kompressor--
344
N
N
SB Arcadia, S. 41
Endfassung in 117 Szenen
10
15
N
B
N
B
20
25
30
Lesetext
68. Szene K ASIMIR Zahlen bitte -- o Du mein armer Kasimir! Ohne Geld bist halt der letzte Hund! D ER M ERKL F RANZ Kasimir, der Philosoph. K ASIMIR Wenn man nur wüsst, was dass man für eine Partei wählen soll -D ER M ERKL F RANZ Kasimir, der Politiker. K ASIMIR Leck mich doch Du am Arsch, Herr Merkl! (Stille) D ER M ERKL F RANZ Schau mich an. K ASIMIR (schaut ihn an) 얍 D ER M ERKL F RANZ Es gibt überhaupt keine politische Partei, bei der ich noch nicht dabei war, höchstens Splitter. Aber überall markieren die anständigen Leut den blöden Hund! In einer derartigen Weltsituation muss man es eben derartig machen, wie zum Beispiel ein gewisser Merkl Franz. K ASIMIR Wie? D ER M ERKL F RANZ Einfach. (Stille) D ER M ERKL F RANZ Zum Beispiel habe ich mich in letzter Zeit spezialisiert -- auf einen gewissen Paragraphen. K ASIMIR Also mit Paragraphen soll man sich nicht einlassen. D ER M ERKL F RANZ Du Rindvieh. (er hält dem K ASIMIR Zehnmarkscheine unter die Nase) (Stille) K ASIMIR Nein. So private Aktionen haben wenig Sinn. E RNA Dort drüben sitzt die Karoline. K ASIMIR (erhebt sich) Wo? (Stille) D ER M ERKL F RANZ Sie hat Dich erblickt. K ASIMIR Aber sie geht nicht her. (Stille) B
5
K4/TS15 (Korrekturschicht)
SB Arcadia, S. 42
N
69. Szene K ASIMIR (hält nun eine Rede an die ferne K AROLINE ) Fräulein Karoline. Du musst keineswegs hergehen, weil es halt jetzt ganz aus ist mit unseren Beziehungen, auch mit den menschlichen. Du kannst ja auch nichts dafür, dafür kann ja nur meine Arbeitslosigkeit etwas und das ist nur logisch, Du Schlampen Du elendiger! Aber wenn ich jetzt dem Merkl Franz folgen täte, dann wärest aber 얍 nur Du daran schuld -- weil ich jetzt innerlich leer bin. Du hast in mir drinnen gewohnt und bist aber seit heute ausgezogen aus mir -- und jetzt stehe ich da wie das Rohr im Winde und kann mich nirgends anhalten -- (Er setzt sich) B
35
N
B
N
B
40
B
2 5 18 34–35 38 39 40
bitte --N ] soll --N ] Bspezialisiert --N ] BBeziehungen, auchN ] Bschuld --N ] Bmir --N ] Banhalten --N ] B B
N
N
korrigiert aus: bitte-korrigiert aus: soll-korrigiert aus: spezialisiert-korrigiert aus: Beziehungen, auch korrigiert aus: schuld-korrigiert aus: mir-korrigiert aus: anhalten--
345
SB Arcadia, S. 43
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
70. Szene
5
10
(Stille) D ER M ERKL F RANZ Also? K ASIMIR Leergebrannt ist die Stätte. D ER M ERKL F RANZ Kasimir. Zum letztenmal: wem nicht zu raten ist, dem ist nicht zu helfen. K ASIMIR Das weiss ich jetzt noch nicht. D ER M ERKL F RANZ (streckt ihm seine Hand hin) Das liegt in Deiner Hand K ASIMIR (stiert abwesend vor sich hin) Ich weiss das jetzt noch nicht. E RNA So lasse ihn doch, wenn er nicht mag. (Stille) D ER M ERKL F RANZ (fixiert E RNA grimmig -- plötzlich schüttet er ihr sein Bier in das Gesicht) E RNA (schnellt empor) D ER M ERKL F RANZ (drückt sie auf ihren Platz zurück) Da bleibst! Sonst tritt ich Dir in das Gesicht! B
15
71. Szene A LLES (ausser K ASIMIR, E RNA und dem M ERKL F RANZ , singt) Und blühn einmal die Rosen Ist der Winter vorbei Nur der Mensch hat alleinig Einen einzigen Mai Und die Vöglein die ziehen 얍 Und fliegen wieder her Nur der Mensch bald er fortgeht Nachher kommt er nicht mehr. (Dunkel) B
20
25
30
N
N
72. Szene Nun spielt das Orchester die Petersburger Schlittenfahrt. B
B
N
73. Szene N
35
Neuer Schauplatz: Im Hippodrom. R AUCH , S PEER, K AROLINE und S CHUERZINGER betreten es.
40
74. Szene R AUCH (zu K AROLINE ) Na wie wärs mit einem kühnen Ritt? Wir sind doch hier im Hippodrom! K AROLINE Fein! Aber nur keinen Damensattel -- von wegen dem festeren Halt. R AUCH Schneidig! B
N
B
12 18 30 33 38 41
grimmig --N ] 71.N] B7 2 . N ] B7 3 . N ] B7 4 . N ] BDamensattel --N ] B B
N
korrigiert aus: grimmig-korrigiert aus: 7 2 . korrigiert aus: 7 3 . korrigiert aus: 7 4 . korrigiert aus: 7 5 . korrigiert aus: Damensattel--
346
SB Arcadia, S. 44
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
S PEER Das Fräulein denkt kavalleristisch. K AROLINE Wenn ich einmal reit, möcht ich aber gleich zweimal reiten -R AUCH Auch dreimal! K AROLINE Fein! (ab in die Manege) B
N
5
75. Szene S PEER (ruft ihr nach) Auch viermal! R AUCH Auch ixmal! (er setzt sich mit S PEER an ein Tischchen auf der Estrade und lässt Flaschenwein auffahren) S CHUERZINGER (bleibt aber drunten stehen und 얍 stiert K AROLINE ständig nach; jetzt wird ein altes lahmes Pferd mit einem Damensattel, in dem ein zehnjähriges kurzsichtiges Mädchen sitzt, an der Estrade vorbei in die Manege geführt -- gleich darauf ertönt Musik, die wo dann immer wieder mitten im Takt abbricht, wenn nämlich einige Runden vorbei sind und man neu bezahlen muss; auch Peitschengeknalle ist zu vernehmen; S CHUERZINGER stellt sich auf einen Stuhl, um besser zusehen zu können; auch R AUCH und S PEER sehen natürlich zu) B
10
N
B
15
B
20
25
30
76. Szene N
N
B
35
40
N
R AUCH Wacker! Prima! S PEER Eine Amazone! R AUCH Ein Talent! Da wackelt der Balkon! Radfahrende Mädchen erinnern von hinten an schwimmende Enten. S PEER (wendet sich wieder dem Flaschenwein zu) Mensch Rauch! Wie lange habe ich keinen Gaul mehr unter mir gehabt! R AUCH Tatsächlich? S PEER 1912 -- da konnt ich mir noch zwei Pferde halten. Aber heute? Ein armer Richter. Wo sind die Zeiten! Das waren zwei Araber. Stuten. Rosalinde und Yvonne. R AUCH (hat sich nun auch wieder dem Flaschenwein zugewandt) Du hast doch auch spät geheiratet? S PEER Immer noch früh genug. R AUCH Das sowieso. (er erhebt sein Glas.) Spezielles! (Stille) R AUCH Ich hab mein Weib nach Arosa und überallhin -- der Junge ist ja kerngesund. S PEER Wann macht er denn seinen Doktor? 얍 R AUCH Nächstes Semester. Wir werden alt. (Stille) S PEER Ich bin schon zweimal Grosspapa. Es bleibt immer etwas von einem zurück. Ein Körnchen. B
N
77. Szene K AROLINE (erscheint nun wieder und möchte an dem S CHUERZINGER vorbei, der noch immer auf dem Stuhle steht) B
2 6 12 18 26 33 40
reiten --N ] 75.N] Bgeführt--N ] B7 6 . N ] B1912 --N ] Büberallhin --N ] B7 7 . N ] B B
SB Arcadia, S. 45
N
korrigiert aus: reiten-korrigiert aus: 7 6 . korrigiert aus: geführt-korrigiert aus: 7 7 . korrigiert aus: 1912-korrigiert aus: überallhin-korrigiert aus: 7 8 .
347
SB Arcadia, S. 46
Endfassung in 117 Szenen
5
10
15
20
30
B
35
Lesetext
S CHUERZINGER (gedämpft) Halt! In Deinem Interesse. K AROLINE Auweh. S CHUERZINGER Wieso auweh? K AROLINE Weil wenn ein Mann so anfangt, dann hat er Hintergedanken. S CHUERZINGER (steigt langsam vom Stuhl herab und tritt dicht an K AROLINE heran) Ich habe keine Hintergedanken. Ich bin jetzt nämlich wieder etwas nüchterner geworden. Bitte trinke keinen Alkohol mehr. K AROLINE Nein. Heut trink ich was ich will. S CHUERZINGER Du kannst es Dir nicht ausmalen in Deiner Phantasie, was die beiden Herrschaften dort über Dich reden. K AROLINE Was reden sie denn über mich? S CHUERZINGER Sie möchten Dich betrunken machen. K AROLINE O ich vertrag viel. (Stille) S CHUERZINGER Und dann sagt er es ganz offen heraus, der Herr Kommerzienrat. K AROLINE Was? S CHUERZINGER Dass er Dich haben möchte. Erotisch. Noch heute Nacht. (Stille) K AROLINE So. Also haben möchte er mich -S CHUERZINGER Er sagt es vor mir, als wäre 얍 ich ein Nichts. So etwas ist doch keine Gesellschaft für Dich. Das ist doch unter Deiner Würde. Komm, empfehlen wir uns jetzt auf französisch -K AROLINE Wohin? (Stille) S CHUERZINGER Wir können auch noch einen Tee trinken. Vielleicht bei mir. (Stille) K AROLINE Du bist auch nur ein Egoist. Akkurat der Herr Kasimir. S CHUERZINGER Jetzt sprichst Du spanisch. K AROLINE Jawohl, Herr Kasimir! S CHUERZINGER Ich heisse Eugen. K AROLINE Und ich heisse Karoline. (Stille) S CHUERZINGER Ich bin nämlich ein schüchterner Mensch. Und zuvor bei den Abnormitäten, da habe ich über eine gemeinsame Zukunft geträumt. Aber das war eben nur eine momentane Laune von einem gewissen Fräulein Karoline. K AROLINE Jawohl, Herr Eugen. S CHUERZINGER Oft verschwendet man seine Gefühle -K AROLINE Menschen ohne Gefühl haben es viel leichter im Leben. (sie lässt ihn stehen und wendet sich der Estrade zu; Schürzinger setzt sich nun auf den Stuhl) B
25
K4/TS15 (Korrekturschicht)
N
N
B
N
40 B
78. Szene N
R AUCH Ich gratuliere! S PEER Sie sind talentiert. Das sage ich Ihnen als alter Ulan. K AROLINE Ich dachte, der Herr wär ein Richter. 22 32 37 41
französisch --N ] (Stille)N ] BGefühle --N ] B7 8 . N ] B B
korrigiert aus: französisch-korrigiert aus: Stille) korrigiert aus: Gefühle-korrigiert aus: 7 9 .
348
SB Arcadia, S. 47
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
S PEER Haben Sie schon mal einen Richter gesehen, der kein Offizier war? Ich nicht! 얍 R AUCH Es gibt schon einige -S PEER Juden! K AROLINE Also nur keine Politik bitte! S PEER Das ist doch keine Politik! R AUCH Ein politisch Lied ein garstig Lied -- (er prostet mit K AROLINE ) Auf unseren nächsten Ritt! K AROLINE Ich möchte ja sehr gerne noch reiten. Die dreimal waren so schnell herum. R AUCH Also noch einmal dreimal! S PEER (erhebt sein Glas) Rosalinde und Yvonne! Wo seid Ihr jetzt? Ich grüsse Euch im Geiste! Was ist ein Kabriolet neben einem Gaul! K AROLINE O ein Kabriolet ist schon auch etwas feudales! S PEER (wehmütig) Aber man hat doch nichts organisches unter sich -R AUCH (leise) Darf ich Ihnen eröffnen, dass ich ein feudales Kabriolet besitze. Ich hoffe, Sie fahren mit. (Stille) K AROLINE Wohin? R AUCH Nach Altötting. K AROLINE Nach Altötting ja -- (ab wieder in die Manege -- an dem S CHUERZINGER vorbei, der nun einen seiner Mitesser in seinem Taschenspiegel aufmerksam betrachtet) B
5
N
B
10
B
20
B
N
B
N
79. Szene R AUCH (ist nun bereits ziemlich betrunken -- selig dirigiert er vor sich hin, als wäre er der Kapellmeister der Hippodrommusik; die spielt gerade einen Walzer) S PEER (ist noch betrunkener) Altötting? Wo liegt denn Altötting? R AUCH (singt nach den Walzerklängen) In mei-얍nem Kämmerlein -- eins zwei drei -- in meinem Bettelein -- eins zwei drei -- (er summt) S PEER (boshaft) Und Dein Herr Angestellter dort? (Die Musik bricht ab mitten im Takt) R AUCH (schlägt mit der Hand auf den Tisch und fixiert S PEER gehässig) (Jetzt spielt die Musik wieder und zwar ein Marschlied) R AUCH (singt grimmig mit und fixiert den S PEER noch immer dabei) Ja wir sind Zigeuner Wandern durch die Welt Haben fesche Weiber Die verdienens Geld B
N
B
N
N
B
N
30
35
N
N
B
25
2 6 13 19 19 20 23 23 24 27 27 28 28
B
einige --N ] Lied --N ] Bsich --N ] Bja --N ] BManege --N ] BeinenN ] B7 9 . N ] BSzeneN ] Bbetrunken --N ] BKämmerlein --N ] Bdrei --N ] BBettelein --N ] Bdrei --N ] B B
SB Arcadia, S. 48
N
B
15
Lesetext
N
B
korrigiert aus: einige-korrigiert aus: Lied-korrigiert aus: sich-korrigiert aus: ja-korrigiert aus: Manege-korrigiert aus: einer korrigiert aus: 8 0 . korrigiert aus: Szene: korrigiert aus: betrunken-korrigiert aus: Kämmerlein-korrigiert aus: drei-korrigiert aus: Bettelein-korrigiert aus: drei--
349
N
N
B
SB Arcadia, S. 49
Endfassung in 117 Szenen
5
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Dort auf jener Wiese Hab ich sie gefragt Ob sie mich mal liesse „Ja“ hat sie gelacht! (Die Musik bricht wieder plötzlich ab) S PEER (noch boshafter) Und Ihr Herr Angestellter dort? R AUCH (brüllt ihn an) Nur kein Neid! (er erhebt sich und torkelt zu dem S CHUERZINGER ) B
N
B
10
80. Szene N
R AUCH Herr -S CHUERZINGER (ist aufgestanden) Schürzinger. R AUCH Stimmt. Auffallend! (er steckt ihm abermals eine Zigarre in den Mund) Noch eine Zigarre -- ein gelungener Abend. S CHUERZINGER Sehr gelungen, Herr Kommerzienrat. R AUCH Apropos gelungen: Kennen Sie die historische Anekdote von Ludwig dem Fünfzehnten, König von Frankreich -- Hören Sie her: Ludwig der Fünfzehnte ging eines Abends mit 얍 seinem Leutnant und dessen Braut in das Hippodrom. Und da hat sich jener Leutnant sehr bald verabschiedet, weil er sich überaus geehrt gefühlt hat, dass sein Monarch sich für seine Braut so irgendwie interessiert -- Geehrt hat er sich gefühlt! Geehrt! (Stille) S CHUERZINGER Ja diese Anekdote ist mir nicht unbekannt. Jener Leutnant wurde dann bald Oberleutnant -R AUCH So? Das ist mir neu. (Stille) S CHUERZINGER Darf ich mich empfehlen, Herr Kommerzienrat -- (ab) B
N
B
15
N
B
20
Lesetext
N
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25
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B
81. Szene S PEER (nähert sich R AUCH ; er ist nun total betrunken) Herr Kommerzienrat. Sie sind wohl wahnsinnig geworden, dass Sie mich so anbrüllen -- Sie wissen wohl nicht, wen Sie vor sich haben! Speer! Landgerichtsdirektor! R AUCH Freut mich! S PEER Sie mich auch! (Stille) R AUCH Lieber Werner, mir scheint, Du bist besoffen. S PEER Ist das Dein Ernst, Konrad? R AUCH Absolut. (Stille) B
30
N
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B
35
7 10 11 14 17 20 24 27 29 31
(brülltN ] 80.N] BHerr --N ] BZigarre --N ] BFrankreich --N ] Binteressiert --N ] BOberleutnant --N ] BKommerzienrat --N ] B8 1 . N ] Banbrüllen --N ] B B
korrigiert aus: Brüllt korrigiert aus: 8 1 . korrigiert aus: Herr-korrigiert aus: Zigarre-korrigiert aus: Frankreich-korrigiert aus: interessiert-korrigiert aus: Oberleutnant-korrigiert aus: Kommerzienrat-korrigiert aus: 8 2 . korrigiert aus: anbrüllen--
350
N
SB Arcadia, S. 50
Endfassung in 117 Szenen
5
K4/TS15 (Korrekturschicht)
S PEER Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück. Das Gericht erklärt sich für nicht befangen. Keine Bewährungsfrist. Versagung mildernder Umstände. Keine Bewährungsfrist! R AUCH (boshaft) Gibts denn in Erfurt keine Mädchen? 얍 S PEER Kaum. R AUCH (grinst) Ja was machen denn dann die Erfurter? S PEER (fixiert ihn grimmig -- plötzlich versetzt er ihm einen gewaltigen Stoss und tritt sogar nach ihm, erwischt ihn aber nicht) (Stille) R AUCH Soll eine vierzigjährige Freundschaft so zerbrechen? S PEER Im Namen des Königs -- (er hebt die Hand zum Schwur) Bei dem Augenlichte meiner Enkelkinder schwör ich es Dir, jetzt sind wir zwei getrennt -- von Tisch und Bett! (er torkelt ab) B
10
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N
83. Szene K AROLINE (erscheint und sieht sich um) (Stille) K AROLINE Wo ist denn der Herr Schuerzinger? R AUCH Er lässt sich bestens empfehlen. (Stille) K AROLINE Und der Herr Ulanenoffizier ist 얍 auch fort? R AUCH Wir sind allein. (Stille) K AROLINE Fahren wir wirklich nach Altötting? R AUCH Jetzt. (er versucht aufzustehen, muss sich aber gleich wieder setzen, und zwar schmerzverzerrt) Was verdienen Sie monatlich? (Stille) K AROLINE Fünfundfünfzig Mark. R AUCH Schön. K AROLINE Ich bin auch froh, dass ich das habe. B
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B
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25
N
82. Szene R AUCH (sieht ihm nach) Traurig, aber wahr -- auch ein Reptil. Ein eifersüchtiges Reptil. Aber der Konrad Rauch, der stammt aus einem alten markigen Bauerngeschlecht und solche Paragraphen sind für ihn Papier! Trotz seiner zweiundsechzig Jahr! Au -- (er windet sich plötzlich und setzt sich auf S CHUERZINGERS Stuhl) Was war denn jetzt das? -- -- Hoffentlich werd ich heut Nacht nicht wieder schwindlig -- -- der Joseph hat ja einen Blutsturz gehabt -- Achtung, Achtung, Konrad Rauch! Achtung! B
B
20
SB Arcadia, S. 51
N
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15
Lesetext
7 11 12 15 16 19 20 21 21 24
grimmig -- plötzlichN ] Königs --N ] Bgetrennt --N ] B8 2 . N ] Bwahr --N ] BAu --N ] Bdas? --N ] Bschwindlig --N ] Bgehabt --N ] B8 3 . N ] B B
N
korrigiert aus: grimmig--plötzlich korrigiert aus: Königs-korrigiert aus: getrennt-korrigiert aus: 8 3 . korrigiert aus: wahr-korrigiert aus: Au-korrigiert aus: das?-korrigiert aus: schwindlig-korrigiert aus: gehabt-korrigiert aus: 8 4 .
351
SB Arcadia, S. 52
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
R AUCH In der heutigen Zeit. K AROLINE Nur hat man so garkeinen Zukunftsblick. Höchstens, dass ich mich verdreifache. Aber dann bin ich schon grau. R AUCH Zukunft ist eine Beziehungsfrage -- (jetzt erhebt er sich) -- und Kommerzienrat Konrad Rauch ist eine Beziehung. Auf nach Altötting! (Musiktusch. Dunkel) B
5
Lesetext
N
84. Szene Nun spielt das Orchester das Mailüfterl. B
N
10 B
85. Szene N
Neuer Schauplatz: Auf dem Parkplatz für die Privatautos hinter der Oktoberfestwiese. Im Vordergrund eine Bank. D ER M ERKL F RANZ taucht auf mit seiner E RNA und K ASIMIR. 15
86. Szene D ER M ERKL F RANZ Alsdann hier hätten wir es. Es treibt sich da nämlich nur der bewusste 얍 eine Parkwächter herum -- und der steht meistens dort drüben, weil man von dort die schönere Aussicht auf die Festwiese hat. Erna! Jetzt werd aber endlich munter! E RNA Ich bin noch nass von dem Bier. D ER M ERKL F RANZ Das war doch nur halb so tragisch gemeint. E RNA Tut es Dir leid? (Stille) D ER M ERKL F RANZ Nein. (In der Ferne ertönt ein Pfiff) D IE DREI L EUT (lauschen) D ER M ERKL F RANZ Kriminaler? E RNA Gib nur acht, Franz! D ER M ERKL F RANZ Apriori habt Ihr das hier zu tun -- wenn sich was Unrechts rühren sollte. Heut parken ja da allerhand hochkapitalistische Limusinen. Lauter Steuerhinterzieher -- (er verschwindet zwischen den Limusinen) B
B
20
25
30
N
N
B
B
N
87. Szene K ASIMIR (wie zu sich) Auf Wiedersehen! B
35
N
N
88. Szene E RNA Der Merkl hat doch eine komische Natur. Zuerst bringt er einen um und dann tut es ihm leid. B
4 8 11 16 18 30 32 34 37 37
Beziehungsfrage --N ] 84.N] B8 5 . N ] B8 6 . N ] Bherum --N ] Btun --N ] BSteuerhinterzieher --N ] B8 7 . N ] B8 8 . N ] BSzeneN ] B B
N
B
N
korrigiert aus: Beziehungsfrage-korrigiert aus: 8 5 . korrigiert aus: 8 6 . korrigiert aus: 8 7 . korrigiert aus: herum-korrigiert aus: tun-korrigiert aus: Steuerhinterzieher-korrigiert aus: 8 8 . korrigiert aus: 8 9 . korrigiert aus: Szene:
352
SB Arcadia, S. 53
Endfassung in 117 Szenen
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89. Szene D ER M ERKL F RANZ (kommt mit einer Aktentasche zwischen den Limusinen hervor und nähert sich drohend E RNA ) Was soll da jetzt eine himmelschreiende Lüge sein? E RNA Dass der Mensch schlecht ist. D ER M ERKL F RANZ Achso. (Stille) E RNA Es gibt überhaupt keine direkt schlechten Menschen. D ER M ERKL F RANZ Dass ich nicht lache. B
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3 8 14 16 19 20 34
SB Arcadia, S. 54
N
B
15
Lesetext
K ASIMIR Es ist halt kein durchschnittlicher Mensch. E RNA Weil er sehr intelligent ist. Der drückt so ein Autotürerl auf und ein Fensterscheiberl ein -- da hörst aber keinen Laut. K ASIMIR Es bleibt einem ja nichts anderes 얍 übrig. E RNA Das schon vielleicht. (Stille) K ASIMIR Vorgestern, da hätt ich dem noch das Kreuz abgeschlagen und die Gurgel hergedruckt, der es sich herausgenommen hätte, sich etwas aus meinem Kabriolet herauszuholen -- und heute ist das umgekehrt. So ändert man sich mit dem Leben. E RNA Heute seh ich so schlecht. Ich bin noch geblendet durch das Licht. K ASIMIR Ich weniger. (Stille) E RNA Oft male ich mir eine Revolution aus -- dann seh ich die Armen durch das Siegestor ziehen und die Reichen im Zeiserlwagen, weil sie alle miteinander gleich soviel lügen über die armen Leut -- Sehens, bei so einer Revolution, da tät ich gerne mit der Fahne in der Hand sterben. K ASIMIR Ich nicht. E RNA Meinen Bruder, den haben sie in einer Kiesgrube erschossen -- Wissens seinerzeit, nachdem damals der Krieg aus war -- 1919. K ASIMIR Das ist auch nichts. E RNA Aber mein Bruder hat sich doch aufgeopfert. K ASIMIR Das wird ihm halt mehr Vergnügen gemacht haben, dass er sich aufgeopfert hat. E RNA Geh redens doch nicht so saudumm daher! Da hat ja noch selbst der Merkl Franz eine Achtung vor meinem toten Bruder! (Stille) K ASIMIR Dann bin ich halt schlechter als wie der Merkl Franz. E RNA Weil Sie halt auch sehr verbittert sind. K ASIMIR Ich glaub es aber nicht, dass ich gut bin. 얍 E RNA Aber die Menschen wären doch garnicht schlecht, wenn es ihnen nicht schlecht gehen tät. Es ist das eine himmelschreiende Lüge, dass der Mensch schlecht ist. B
5
K4/TS15 (Korrekturschicht)
ein --N ] herauszuholen --N ] Baus --N ] BLeut --N ] Berschossen --N ] Bwar --N ] B8 9 . N ] B B
N
korrigiert aus: ein-korrigiert aus: herauszuholen-korrigiert aus: aus-korrigiert aus: Leut-korrigiert aus: erschossen-korrigiert aus: war-korrigiert aus: 9 0 .
353
SB Arcadia, S. 55
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
K ASIMIR Der Mensch ist halt ein Produkt seiner Umgebung. D ER M ERKL F RANZ Da. Eine Aktentasche -- (er holt aus ihr ein Buch heraus und entziffert den Titel) „Der erotische Komplex“ -- und ein Couvert: Herrn Kommerzienrat Konrad Rauch -- -- Ich meine, dass wir diese Bibliothek dem Herrn Kommerzienrat wieder zurückschenken könnten -- (zu E RNA ) Oder hast Du vielleicht Interesse an diesem erotischen Komplex? E RNA Nein. D ER M ERKL F RANZ Drum. K ASIMIR Ich auch nein. D ER M ERKL F RANZ Brav. Sehr brav -- Aber Ihr müsst doch da so hin und her zum Scheine -- das fällt doch auf, wenn Ihr da so festgewurzelt herumsteht -- (er verschwindet wieder zwischen den Limusinen) B
N
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얍
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91. Szene Nun spielt das Orchester den Militärmarsch 1822 von Schubert und es ist eine Zeit lang kein Mensch zu sehen; dann kommt S PEER mit E LLI und M ARIA ; er ist wieder etwas nüchterner geworden, aber noch immer betrunken; das Orchester bricht mitten im Takt ab. N
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92. Szene M ARIA Nein das sind hier nur Privatautos, die Mietautos stehen dort vorne ganz bei der Sanitätsstation. E LLI (bleibt plötzlich zurück) S PEER Na was hat sie denn, das blonde Gift -M ARIA Ich weiss nicht, was die hat. Das hat sie nämlich oft, dass sie plötzlich so streikt -- (sie ruft) Elli! E LLI (gibt keine Antwort) B
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90. Szene E RNA Also kommens hin und her -K ASIMIR Verzeihen Sie mir bitte. E RNA Was denn? K ASIMIR Nämlich das habe ich mir jetzt überlegt. Ja das war pfeilgerade pietätlos von mir -- diese Anspielung zuvor mit Ihrem toten Bruder. (Stille) E RNA Das hab ich gewusst von Ihnen, Herr Kasimir. (ab mit ihm) B
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5
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Lesetext
B
2 3 4 5 10 11 11 14 19 23 26 29 33 35
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N
Aktentasche --N ] Komplex“ --N ] BRauch --N ] Bkönnten --N ] Bbrav --N ] BScheine --N ] Bherumsteht --N ] B9 0 . N ] Bmir --N ] B9 1 . N ] BdasN ] B9 2 . N ] BGift --N ] Bstreikt --N ] B B
korrigiert aus: Aktentasche-korrigiert aus: Komplex“-korrigiert aus: Rauch-korrigiert aus: könnten-korrigiert aus: brav-korrigiert aus: Scheine-korrigiert aus: herumsteht-korrigiert aus: 9 1 . korrigiert aus: mir-korrigiert aus: 9 2 . korrigiert aus: Das korrigiert aus: 9 3 . korrigiert aus: Gift-korrigiert aus: streikt--
354
SB Arcadia, S. 56
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
M ARIA Elli! So komme doch her! E LLI (rührt sich nicht) S PEER Im Namen des Volkes! M ARIA Ich werd sie schon holen -- (sie nähert 얍 sich E LLI ) B
N
SB Arcadia, S. 57
5
93. Szene M ARIA (zu E LLI ) So sei doch nicht so damisch! E LLI Nein. Ich tue da nicht mit. S PEER (lauscht, hört aber nichts) M ARIA Das habe ich gern -- zuerst bist frech und herausfordernd zu den Herren der Schöpfung, aber dann ziehst Du den Schwanz ein! So sei doch nicht so feig. Wir kriegen ja zehn Mark. Du fünf und ich fünf. Denk doch auch ein bisschen an Deine Zahlungsbefehle. (Stille) E LLI Aber der alte Sauhund ist doch ganz pervers. M ARIA Geh das ist doch nur Munderotik! S PEER (senil) Elli! Elli! Ellile -- Ellile -M ARIA Komm, sei friedlich -- (sie führt E LLI zu S PEER und ab) B
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N B
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94. Szene Nun ist wieder eine Zeit lang kein Mensch zu sehen und das Orchester fährt fort mit dem Militärmarsch 1822 von Schubert; dann kommt R AUCH mit K AROLINE ; sie halten vor seinem feudalen Kabriolet und er sucht den Schlüssel; und das Orchester bricht wieder mitten im Takt ab. B
N
25
95. Szene K AROLINE Das ist doch da ein Austro-Daimler? R AUCH Erraten! Bravo! K AROLINE Mein ehemaliger Bräutigam hat auch einen Austro-Daimler gefahren. Er war näm-얍lich ein Chauffeur. Ein komischer Mensch. Zum Beispiel vor drei Monaten da wollten wir zwei eine Spritztour machen hinaus in das Grüne -- und da hat er einen Riesenkrach mit einem Kutscher bekommen, weil der seinen Gaul geprügelt hat. Denkens, wegen einem Gaul! Und dabei ist er selbst doch ein Chauffeur. Man muss das schon zu würdigen wissen. R AUCH (hatte endlich seinen Schlüssel gefunden und öffnet nun die Wagentüre) Darf man bitten, Gnädigste -B
30
N
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B
4 6 10 17 17 18 20 26 31 36
holen --N ] 93.N] Bgern --N ] BEllile --N ] BEllile --N ] Bfriedlich --N ] B9 4 . N ] B9 5 . N ] BGrüne --N ] BGnädigste --N ] B B
N
korrigiert aus: holen-korrigiert aus: 9 4 . korrigiert aus: gern-korrigiert aus: Ellile-korrigiert aus: Ellile-korrigiert aus: friedlich-korrigiert aus: 9 5 . korrigiert aus: 9 6 . korrigiert aus: Grüne-korrigiert aus: Gnädigste--
355
N
SB Arcadia, S. 58
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
96. Szene K ASIMIR (kommt mit E RNA wieder vorbei; er erblickt K AROLINE -- sie erkennen und fixieren sich) B
N
B
N
97. Szene K AROLINE (lässt R AUCH stehen und hält dicht vor K ASIMIR ) Lebe wohl, Kasimir. K ASIMIR Lebe wohl. K AROLINE Ja. Und viel Glück. K ASIMIR Prost. (Stille) K AROLINE Ich fahre jetzt nach Altötting. K ASIMIR Mahlzeit. (Stille) K ASIMIR Das ist ein schönes Kabriolet dort. Akkurat so ein ähnliches bin ich auch einmal gefahren. Noch vorgestern. R AUCH Darf man bitten, Gnädigste! K AROLINE (lässt K ASIMIR langsam stehen und steigt mit R AUCH ein -- und bald ist kein Kabriolet mehr zu sehen) B
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얍
98. Szene K ASIMIR (sieht dem verschwundenen Kabriolet nach; er imitiert R AUCH ) Darf man bitten, Gnädigste -(Dunkel) B
B
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99. Szene Und wieder setzt das Orchester mit dem Militärmarsch 1822 von Schubert ein und spielt ihn zu Ende. B
N
100. Szene N
Neuer Schauplatz: Vor der Sanitätsstation auf der Oktoberfestwiese. Ein S ANITAETER bemüht sich um R AUCH , der auf einer Bank vor der Sanitätsbaracke sitzt und umständlich zwei Pillen mit Wasser schluckt. K AROLINE ist auch dabei. Und die Luft ist noch immer voll Wiesenmusik. B
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1 2 5 17 20 22 25 29 32
N
96.N] K AROLINE --N ] B9 7 . N ] Bein --N ] B9 8 . N ] BGädigste --N ] B9 9 . N ] B1 0 0 . N ] BS ANITAETER N ] B B
korrigiert aus: 9 7 . korrigiert aus: K AROLINE -korrigiert aus: 9 8 . korrigiert aus: ein-korrigiert aus: 9 9 . korrigiert aus: Gnädigste-korrigiert aus: 1 0 0 . korrigiert aus: 1 0 1 . korrigiert aus: Sanitäter
356
SB Arcadia, S. 59
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
101. Szene K AROLINE (beobachtet R AUCH ) Geht es Ihnen schon besser? R AUCH (gibt keine Antwort, sondern legt sich rücklings auf die Bank) D ER S ANITAETER Es geht ihm noch nicht besser, Fräulein. (Stille) K AROLINE Eigentlich haben wir ja nur nach Altötting fahren wollen, aber dann ist es ihm plötzlich schlecht geworden, dem Herrn Kommerzienrat -- der Speichel ist ihm aus dem Munde heraus und wenn ich 얍 nicht im letzten Moment gebremst hätte, dann wären wir jetzt vielleicht schon hinüber. D ER S ANITAETER Alsdann verdankt er Ihnen sein Leben. K AROLINE Wahrscheinlich. D ER S ANITAETER Logischerweise. Indem dass Sie gebremst haben. K AROLINE Ja ich kenne mich aus mit der Fahrerei, weil mein ehemaliger Bräutigam ein Chauffeur gewesen ist. B
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N
B
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Lesetext
N
SB Arcadia, S. 60
15
102. Szene Nun intoniert das Orchester piano den Walzer „Bist Dus lachendes Glück?“ und aus der Sanitätsbaracke treten Oktoberfestbesucher mit verbundenen Köpfen und Gliedmassen, benommen und humpelnd -- auch der L ILIPUTANER und der A USRUFER befinden sich unter ihnen. A LLE verziehen sich nachhause und dann bricht das Orchester den Walzer wieder ab, und zwar mitten im Takt. B
N
B
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N
103. Szene K AROLINE (leise) Herr Sanitäter. Was ist denn passiert? Eine Katastrophe? D ER S ANITAETER Warum? K AROLINE Ist denn die Achterbahn eingestürzt? D ER S ANITAETER Weit gefehlt! Nur eine allgemeine Rauferei hat stattgefunden. K AROLINE Wegen was? D ER S ANITAETER Wegen nichts. (Stille) K AROLINE Wegen nichts. Die Menschen sind halt wilde Tiere. D ER S ANITAETER Sie werden sie nicht ändern. K 얍 AROLINE Trotzdem. (Stille) D ER S ANITAETER Angeblich hat da so ein alter Casanova mit zwei Fräuleins in ein Mietauto einsteigen wollen und dabei ist er von einigen Halbwüchsigen belästigt worden. Angeblich soll der eine Halbwüchsige seinen Schuh ausgezogen haben und selben dem alten Casanova unter die Nase gehalten haben, damit dass der daran riechen soll -- aber der hat halt nicht riechen wollen und da soll ihm ein anderer Halbwüchsiger einen Schlag in das Antlitz versetzt haben. Das Resultat war halt, dass in null komma null hundert Personen gerauft haben, keiner hat mehr gewusst, was los ist, aber ein jeder hat nur um sich geschlagen. Die Leut sind halt alle nervös und vertragen nichts mehr. B
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B
1 7 16 19 23 35
101.N] Kommerzienrat --N ] B1 0 2 . N ] Bhumpelnd --N ] B1 0 3 . N ] Bhat daN ] B B
N
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korrigiert aus: 1 0 2 . korrigiert aus: Kommerzienrat-korrigiert aus: 1 0 3 . korrigiert aus: humpelnd-korrigiert aus: 1 0 4 . korrigiert aus: hatda
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SB Arcadia, S. 61
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
104. Szene D ER A RZT (erscheint in der Türe der Sanitätsbaracke) Sind die Tragbahren noch nicht da? D ER S ANITAETER Noch nicht, Herr Doktor . D ER A RZT Also wir haben sechs Gehirnerschütterungen, einen Kieferbruch, vier Armbrüche, davon einer kompliziert, und das andere sind Fleischwunden. Ein schöner Saustall sowas! Deutsche gegen Deutsche! (ab) B
N
B
5
N
105. Szene K AROLINE Kieferbruch -- o das muss weh tun. D ER S ANITAETER Heutzutag ist das halb so schlimm in Anbetracht unserer Errungenschaften. 얍 K AROLINE Aber gezeichnet bis Du für Dein ganzes Leben, als hätte man Dir ein Ohr abgeschnitten. Besonders als Frau. D ER S ANITAETER Das ist aber keine Frau, dem sie da den Kiefer zerschlagen haben, sondern das ist akkurat besagter alter Casanova. K AROLINE Dann ist es schon gut. D ER S ANITAETER Es ist das sogar ein hoher Justizmann. Aus Norddeutschland. Ein gewisser Speer. R AUCH (hatte gehorcht und brüllt nun) Was?! (er erhebt sich) Speer? Casanova? Justiz?! (er fasst sich an das Herz) (Stille) K AROLINE Regens Ihnen nur nicht auf, Herr Kommerzienrat -R AUCH (fährt sie an) Was stehens denn da noch herum, Fräulein? Leben Sie wohl! Habe die Ehre! Adieu! (Stille) R AUCH Kieferbruch. Armer alter Kamerad -- Diese Sauweiber. Nicht mit der Feuerzange. Dreckiges Pack. Ausrotten. Ausrotten -- alle! K AROLINE Das habe ich mir nicht verdient um Sie, Herr Kommerzienrat -R AUCH Verdient? Das auch noch? (Stille) K AROLINE Ich habe Ihnen das Leben gerettet. R AUCH Das Leben? (Stille) R AUCH (grinst) Tät Ihnen so passen -(Stille) R AUCH Adieu! (zum S ANITAETER ) Wo liegt er denn, der Herr Landgerichtsdirektor? Noch da drinnen? D ER S ANITAETER Zu Befehl, Herr Kommerzienrat! B
10
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N
N
B
N
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Lesetext
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1 4 9 23 27 28 29 35
104.N] DoktorN ] B1 0 5 . N ] BKommerzienrat --N ] BKamerad --N ] BAusrotten --N ] BKommerzienrat --N ] Bpassen --N ] B B
korrigiert aus: 1 0 5 . korrigiert aus: Dokter korrigiert aus: 1 0 6 . korrigiert aus: Kommerzienrat-korrigiert aus: Kamerad-korrigiert aus: Ausrotten-korrigiert aus: Kommerzienrat-korrigiert aus: passen--
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SB Arcadia, S. 62
Endfassung in 117 Szenen
얍
K4/TS15 (Korrekturschicht)
106. Szene R AUCH nähert sich langsam der Sanitätsbaracke -- da erscheinen E LLI und M ARIA in der Türe, und zwar M ARIA mit dem Arm in der Schlinge und E LLI mit dick verbundenem Auge. M ARIA erkennt R AUCH und fixiert ihn -- auch R AUCH erkennt sie und hält momentan. B
N
B
SB Arcadia, S. 63
N
B
5
Lesetext
N
107. Szene M ARIA (grinst) A der Herr Nachttopf -- Schau Elli, schau -E LLI (hebt den Kopf und versucht zu schauen) Au mein Auge! (Stille) R AUCH (richtet seine Kravatte und geht an E LLI und M ARIA vorbei in die Sanitätsbaracke) K AROLINE (kreischt plötzlich) Auf Wiedersehen Herr Nachttopf! (Dunkel) B
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108. Szene Nun spielt das Orchester den Walzer „Bist Dus lachendes Glück?“ B
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B
B
N
109. Szene N
Neuer Schauplatz. Wieder auf dem Parkplatz, aber an einer anderen Stelle dort wo die Fahnen der Ausstellung schon sichtbar werden. K ASIMIR und E RNA gehen noch immer auf und ab -plötzlich hält K ASIMIR. Und E RNA auch.
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얍
N
11 0 . S z e n e K ASIMIR Wo steckt denn der Merkl? E RNA Der wird schon irgendwo stecken. (Stille) K ASIMIR Und wo das Fräulein Karoline jetzt steckt, das ist mir wurscht. E RNA Nein das wäre keine Frau für Sie. Ich habe mir dafür einen Blick erworben. K ASIMIR So ein Weib ist ein Auto, bei dem nichts richtig funktioniert -- immer gehört es repariert. Das Benzin ist das Blut und der Magnet das Herz -- und wenn der Funke zu schwach ist, entsteht eine Fehlzündung -- und wenn zuviel Oel drin ist, dann raucht er und stinkt er -B
N
B
B
N
B
1 2 4 7 8 8 11 16 17 19 22 25 31 32 32 34
106.N] Sanitätsbaracke --N ] Bihn --N ] B1 0 7 . N ] BNachttopf --N ] Bschau --N ] BSanitätsbaracke)N ] B1 0 8 . N ] BGlück?“N ] B1 0 9 . N ] Bab --N ] B1 1 0 . N ] Bfunktioniert --N ] Brepariert. DasN ] BHerz --N ] Ber --N ] B B
N
B
N
korrigiert aus: 1 0 7 . korrigiert aus: Sanitätsbaracke-korrigiert aus: ihn-korrigiert aus: 1 0 8 . korrigiert aus: Nachttopf-korrigiert aus: schau-korrigiert aus: Sanitätsbaracke. korrigiert aus: 1 0 9 . korrigiert aus: Glück“? korrigiert aus: 1 1 0 . korrigiert aus: ab-korrigiert aus: 1 1 1 . korrigiert aus: funktioniert-korrigiert aus: repariert. Das korrigiert aus: Herz-korrigiert aus: er--
359
N
SB Arcadia, S. 64
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
E RNA Was Sie für eine Phantasie haben. Das haben nämlich nur wenige Männer. Zum Beispiel der Merkl hat keine. Ueberhaupt haben Sie schon sehr recht, wenn Sie da sagen , dass der Merkl mich ungerecht behandelt -- Nein! Das lass ich mir auch nicht weiter bieten -- (sie schreit plötzlich unterdrückt auf) Jesus Maria Josef! Merkl! Franz! Jesus Maria -- (sie hält sich selbst den Mund zu und wimmert) K ASIMIR Was ist denn los? E RNA Dort -- sie haben ihn. Franz! Sehens die beiden Kriminaler -- Verzeih mir das, Franz! -- Nein ich schimpfe nicht, ich schimpfe nicht -(Stille) K ASIMIR An allem ist nur dieses Luder schuld. Diese Schnallen. Dieses Fräulein Karoline! E RNA Er wehrt sich garnicht -- geht einfach mit -- -- (sie setzt sich auf die Bank) Den seh ich nimmer. K ASIMIR Geh den werdens doch nicht gleich hin-얍richten! E RNA Das kommt auf dasselbe hinaus. Weil der doch schon oft vorbestraft ist -- da hauns ihm jetzt fünf Jahr Zuchthaus hinauf wie nichts -- und dann kommt er nichtmehr heraus, weil er sich ja während seiner Vorstrafen schon längst eine Tuberkulose geholt hat -- -- Der kommt nichtmehr heraus. (Stille) K ASIMIR Sind Sie auch vorbestraft? E RNA Ja. K ASIMIR (setzt sich neben E RNA ) (Stille) E RNA Was glauben Sie, wie alt dass ich bin? K ASIMIR Fünfundzwanzig. E RNA Zwanzig. K ASIMIR Wir sind halt heutzutag alle älter als wie wir sind. (Stille) K ASIMIR Dort kommt jetzt der Merkl. E RNA (zuckt zusammen) Wo? (Stille) B
N
B
B
5
N
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B
B
N
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111 . S z e n e D ER M ERKL F RANZ geht nun mit einem K RIMINALER vorbei, an dessen Handgelenk er gefesselt ist -- er wirft noch einen letzten Blick auf E RNA . B
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Lesetext
3 3 4 5 7 7 8 12 12 15 16 18 33 34
sagenN ] behandelt --N ] Bbieten --N ] BMaria --N ] BDort --N ] BKriminaler --N ] Bnicht --N ] Bgarnicht --N ] Bmit --N ] Bist --N ] Bnichts --N ] Bhat --N ] B1 1 1 . N ] BnunN ] B B
N
N
korrigiert aus: agen korrigiert aus: behandelt-korrigiert aus: bieten-korrigiert aus: Maria-korrigiert aus: Dort-korrigiert aus: Kriminaler-korrigiert aus: nicht-korrigiert aus: garnicht-korrigiert aus: mit-korrigiert aus: ist-korrigiert aus: nichts-korrigiert aus: hat-korrigiert aus: 1 1 2 . korrigiert aus: num
360
SB Arcadia, S. 65
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
B
11 2 . S z e n e N
(Stille) E RNA Der arme Franz. Der arme Mensch -K ASIMIR So ist das Leben. E RNA Kaum fängt man an, schon ist es vorbei. (Stille) K ASIMIR Ich habe es immer gesagt, dass so kriminelle Aktionen keinen Sinn haben -- Mir 얍 scheint, ich werde mir den armen Merkl Franz als ein warnendes Beispiel vor Augen halten. E RNA Lieber stempeln. K ASIMIR Lieber hungern. E RNA Ja. (Stille) E RNA Ich hab es ja dem armen Franz gesagt, dass er Sie in Ruhe lassen soll, weil ich das gleich im Gefühl gehabt habe, dass Sie anders sind -- darum hat er mir ja auch das Bier in das Gesicht geschüttet. K ASIMIR Darum? E RNA Ja. Wegen Ihnen. K ASIMIR Das ist mir neu. Dass Sie da wegen mir -- Verdiene ich denn das überhaupt? E RNA Das weiss ich nicht. (Stille) K ASIMIR Ist das jetzt der grosse Bär dort droben? E RNA Ja. Und das dort ist der Orion. K ASIMIR Mit dem Schwert. E RNA (lächelt leise) Wie Sie sich das gemerkt haben -(Stille) K ASIMIR (starrt noch immer in den Himmel) Die Welt ist halt unvollkommen. E RNA Man könnt sie schon etwas vollkommener machen. K ASIMIR Sind Sie denn auch gesund? Ich meine jetzt, ob Sie nicht auch etwa die Tuberkulose haben von diesem armen Menschen? E RNA Nein. Soweit bin ich ganz gesund. (Stille) 얍 K ASIMIR Ich glaub, wir sind zwei verwandte Naturen. E RNA Mir ist es auch, als täten wir uns schon lange kennen. (Stille) K ASIMIR Wie hat er denn geheissen, Ihr toter Bruder? E RNA Ludwig. Ludwig Reitmeier. (Stille) B
5
Lesetext
N
B
N
10
15
B
B
20
25
B
30
35
B
B
1 3 7 15 19 26 37 38
N
N
112.N] Mensch --N ] Bhaben --N ] Bsind --N ] Bmir --N ] Bhaben --N ] Bgeheissen, IhrN ] BLudwig. LudwigN ] B B
korrigiert aus: 1 1 3 . korrigiert aus: Mensch-korrigiert aus: haben-korrigiert aus: sind-korrigiert aus: mir-korrigiert aus: haben-korrigiert aus: geheissen,Ihr korrigiert aus: Ludwig.Ludwig
361
SB Arcadia, S. 66
N
N
N
SB Arcadia, S. 67
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
Lesetext
K ASIMIR Ich war mal Chauffeur bei einem gewissen Reitmeier. Der hat ein Wollwarengeschäft gehabt. En gros. (er legt seinen Arm um ihre Schultern) E RNA (legt ihren Kopf an seine Brust) Dort kommt jetzt die Karoline. B
5
N
11 3 . S z e n e K AROLINE (kommt und sieht sich suchend um -- erblickt K ASIMIR und E RNA , nähert sich langsam und hält dicht vor der Bank) Guten Abend, Kasimir. (Stille) K AROLINE So schau doch nicht so ironisch. K ASIMIR Das kann jede sagen. (Stille) K AROLINE Du hast schon recht. K ASIMIR Wieso hernach? K AROLINE Eigentlich hab ich ja nur ein Eis essen wollen -- aber dann ist der Zeppelin vorbeigeflogen und ich bin mit der Achterbahn gefahren. Und dann hast Du gesagt, dass ich Dich automatisch verlasse, weil Du arbeitslos bist. Automatisch, hast Du gesagt. K ASIMIR Jawohl, Fräulein. (Stille) 얍 K AROLINE Ich habe es mir halt eingebildet, dass ich mir einen rosigeren Blick in die Zukunft erringen könnte -- und einige Momente habe ich mit allerhand Gedanken gespielt. Aber ich müsst so tief unter mich hinunter, damit ich höher hinauf kann. Zum Beispiel habe ich dem Herrn Kommerzienrat das Leben gerettet, aber er hat nichts davon wissen wollen. K ASIMIR Jawohl, Fräulein. (Stille) K AROLINE Du hast gesagt, dass der Herr Kommerzienrat mich nur zu seinem Vergnügen benützen möchte und dass ich zu Dir gehöre -- und da hast Du schon sehr recht gehabt. K ASIMIR Das ist mir jetzt wurscht! Jetzt bin ich darüber hinaus, Fräulein ! Was tot ist, ist tot und es gibt keine Gespenster, besonders zwischen den Geschlechtern nicht! (Stille) K AROLINE (gibt ihm plötzlich einen Kuss) K ASIMIR Zurück! Brrr! Pfui Teufel! (er spuckt aus) Brrr ! E RNA Ich versteh das garnicht, wie man als Frau so wenig Feingefühl haben kann! K AROLINE (zu K ASIMIR ) Ist das die neue Karoline? K ASIMIR Das geht Dich einen Dreck was an, Fräulein! K AROLINE Und den Merkl Franz betrügen, ist das vielleicht ein Feingefühl?! B
N
B
10
15
20
B
B
25
30
N
N
B
B
35
B
2 5 6 15 21 30 31 35 35
gros. (erN ] 113. SzeneN] Bum --N ] BhastN ] Bkönnte --N ] Bhinaus, FräuleinN ] BGespenster, besondersN ] BTeufel! (erN ] Baus) BrrrN ] B B
N
N
N
B
korrigiert aus: gros.(er korrigiert aus: 1 1 4 . S e n e korrigiert aus: um-korrigiert aus: hst korrigiert aus: könnte-korrigiert aus: hinaus,Fräulein korrigiert aus: Gespenster,besonders korrigiert aus: Teufel!(er korrigiert aus: aus)Brrr
362
N
N
SB Arcadia, S. 68
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
E RNA Der Merkl Franz ist tot, Fräulein. (Stille) K AROLINE Tot? (sie lacht -- verstummt aber plötzlich; gehässig zu E RNA ) Und das soll ich Dir glauben, Du Zuchthäuslerin? K ASIMIR Geh halts Maul und fahr ab. 얍 E RNA (zu K ASIMIR ) So lasse sie doch. Sie weiss ja nicht, was sie tut. (Stille) B
5
N
N
B
N
11 5 . S z e n e S CHUERZINGER (erscheint, und zwar aufgeräumt -- mit einem Luftballon an einer Schnur aus seinem Knopfloch; er erblickt K AROLINE ) Ja wen sehen denn meine entzündeten Augen? Das ist aber schon direkt Schicksal, dass wir uns wiedertreffen. Karoline ! Uebermorgen wird der Leutnant Eugen Schürzinger ein Oberleutnant Eugen Schürzinger sein -- und zwar in der Armee Seiner Majestät Ludwigs des Fünfzehnten -- und das verdanke ich Dir. K AROLINE Aber das muss ein Irrtum sein. S CHUERZINGER Lächerlich! (Stille) K AROLINE Eugen. Ich habe Dich vor den Kopf gestossen und das soll man nicht, weil man alles zurückgezahlt bekommt -S CHUERZINGER Du brauchst einen Menschen, Karoline -K AROLINE Es ist immer der gleiche Dreck. S CHUERZINGER Pst! Es geht immer besser und besser. K AROLINE Wer sagt das? S CHUERZINGER Coué. (Stille) 얍 S CHUERZINGER Also los. Es geht besser -K AROLINE (sagt es ihm tonlos nach) Es geht besser -S CHUERZINGER Es geht immer besser, immer besser -K AROLINE Es geht immer besser, besser -- immer besser -B
15
SB Arcadia, S. 69
11 4 . S z e n e K AROLINE (vor sich hin) Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich -- aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter, als wär man nie dabei gewesen -B
10
Lesetext
N
B
N
B
N
B
20
25
B
N
N
B
N
B
30
B
N
N
B
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B
35
N
B
3 9 10 14 15 17 19 20 25 26 32 33 34 35 35
lacht --N ] 114. SzeneN] Bsich --N ] B1 1 5 . S z e n e N ] Baufgeräumt --N ] Bwiedertreffen. KarolineN ] Bsein --N ] BFünfzehnten --N ] Bbekommt --N ] BKaroline --N ] Bbesser --N ] Bbesser --N ] Bbesser, f besser --N ] Bbesser, f immerN ] Bbesser --N ] B B
N B
korrigiert aus: lacht-korrigiert aus: 1 1 5 . S z e n e korrigiert aus: sich-korrigiert aus: 1 1 6 . S z e n e korrigiert aus: aufgeräumt-korrigiert aus: wiedertreffen.Karoline korrigiert aus: sein-korrigiert aus: Fünfzehnten-korrigiert aus: bekommt-korrigiert aus: Karoline-korrigiert aus: besser-korrigiert aus: besser-korrigiert aus: besser,immer besser-korrigiert aus: besser,besser--immer korrigiert aus: besser--
363
N
SB Arcadia, S. 70
Endfassung in 117 Szenen
K4/TS15 (Korrekturschicht)
S CHUERZINGER (umarmt sie und gibt ihr einen langen Kuss) K AROLINE (wehrt sich nicht) S CHUERZINGER Du brauchst wirklich einen Menschen. K AROLINE (lächelt) Es geht immer besser -S CHUERZINGER Komm -- (ab mit ihr) B
5
B
B
10
N
N
11 6 . S z e n e
N
K ASIMIR Träume sind Schäume. E RNA Solange wir uns nicht aufhängen, werden wir nicht verhungern. (Stille) K ASIMIR Du Erna -E RNA Was? K ASIMIR Nichts. (Stille)
15
11 7 . S z e n e E RNA (singt leise -- und auch K ASIMIR singt allmählich mit) Und blühen einmal die Rosen Wird das Herz nicht mehr trüb Denn die Rosenzeit ist ja Die Zeit für die Lieb Jedes Jahr kommt der Frühling Ist der Winter vorbei Nur der Mensch hat alleinig Einen einzigen Mai. B
B
20
25
N
N
E NDE
4 5 7 16 17
besser --N ] Komm --N ] B1 1 6 . S z e n e N ] B1 1 7 . S z e n e N ] B(singtN ] B B
korrigiert aus: besser-korrigiert aus: Komm-korrigiert aus: 1 1 7 . S z e n e korrigiert aus: 1 1 8 . S z e n e korrigiert aus: ( singt
364
Lesetext
365
Titelentwürfe
ÖLA 3/W 14 – BS 39 b [1], Bl. 1
366
Titelentwürfe
K4/E1
367
Lesetext
Titelentwurf
ÖLA 3/W 14 – BS 39 b [1], Bl. 2
368
Titelentwurf
K4/E2
369
Lesetext
370
Konzeption 5: Adaptierungsarbeiten zur Uraufführung Konzeption 5a: Harun al Raschid
371
Strukturplan in sieben Bildern
IN 221.001/24 – BS 46 f [1], Bl. 1
372
Strukturplan in sieben Bildern
K5a/E1
373
Lesetext
Konfigurationspläne, Strukturpläne
IN 221.001/24 – BS 46 f [1], Bl. 2
374
Konfigurationspläne, Strukturpläne
K5a/E2–E6
375
Lesetext
Dialogskizzen zu einem Bild, 2. und 5. Akt
IN 221.001/24 – BS 46 f [1], Bl. 2v
376
Dialogskizzen zu einem Bild, 2. und 5. Akt
K5a/E7
377
Lesetext
Konfigurationspläne zum 1., 2. und 3. Bild
IN 221.001/25 – BS 46 f [2], Bl. 1
378
Konfigurationspläne zum 1., 2. und 3. Bild
K5a/E8
379
Lesetext
Konfigurationspläne zum 2., 3. und 5. Bild
IN 221.001/25 – BS 46 f [2], Bl. 2
380
Konfigurationspläne zum 2., 3. und 5. Bild
K5a/E9
381
Lesetext
Konfigurationspläne zum 4., 5. und 6. Bild
IN 221.001/25 – BS 46 f [2], Bl. 4
382
Konfigurationspläne zum 4., 5. und 6. Bild
K5a/E10–E11
383
Lesetext
Dialogskizzen zum 4. Bild und letzten Akt
IN 221.001/25 – BS 46 f [2], Bl. 3
384
Dialogskizzen zum 4. Bild und letzten Akt
K5a/E12
385
Lesetext
Replik zum 5. Akt
IN 221.001/25 – BS 46 f [2], Bl. 5
386
Replik zum 5. Akt
K5a/E13
387
Lesetext
Repliken, Notiz
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 1
388
Repliken, Notiz
K5a/E14
389
Lesetext
Figurenliste, Konfigurationsplan, Dialogskizzen
390
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 2
Figurenliste, Konfigurationsplan, Dialogskizzen
391
K5a/E15–E17
Lesetext
Dialogskizzen zum 4. und 6. Bild
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 2v
392
Dialogskizzen zum 4. und 6. Bild
K5a/E18–E19
393
Lesetext
Dialogskizzen zum 5. und 7. Bild
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 3
394
Dialogskizzen zum 5. und 7. Bild
K5a/E20–E21
395
Lesetext
Titelentwürfe
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 3v
396
Titelentwürfe
K5a/E22
397
Lesetext
Dialogskizze zum 5. Bild
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 4
398
Dialogskizze zum 5. Bild
K5a/E23
399
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 4v
400
Strukturplan in sieben Bildern
K5a/E24
401
Lesetext
Dialogskizzen zum 4. Bild, Titelentwurf
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 5
402
Dialogskizzen zum 4. Bild, Titelentwurf
K5a/E25–E26
403
Lesetext
Konfigurationsplan zum 5. Bild, Replik zum 6. Bild
404
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 6
Konfigurationsplan zum 5. Bild, Replik zum 6. Bild
405
K5a/E27–E28
Lesetext
Replik zum 5. Bild, Besetzungsliste, Titelentwürfe
406
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 7
Replik zum 5. Bild, Besetzungsliste, Titelentwürfe
407
K5a/E29–E31
Lesetext
Titelentwürfe
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 6v
408
Titelentwürfe
K5a/E32
409
Lesetext
Titelentwürfe
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 5v
410
Titelentwürfe
K5a/E33
411
Lesetext
Besetzungsliste, Briefentwurf
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 1v
412
Besetzungsliste, Briefentwurf
K5a/E34–E35
413
Lesetext
414
Konzeption 5: Adaptierungsarbeiten zur Uraufführung Konzeption 5b: Die Wiesenbraut
415
Besetzungsliste, Dialogskizzen
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 12
416
Besetzungsliste, Dialogskizzen
K5b/E1–E2
417
Lesetext
Titelentwürfe
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 12v
418
Titelentwürfe
K5b/E3
419
Lesetext
Titelentwürfe
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 13
420
Titelentwürfe
K5b/E4
421
Lesetext
Titelentwürfe
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 13v
422
Titelentwürfe
K5b/E5
423
Lesetext
Titelentwürfe
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 14
424
Titelentwürfe
K5b/E6
425
Lesetext
Titelentwürfe, Besetzungslisten
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 15v
426
Titelentwürfe, Besetzungslisten
K5b/E7–E8
427
Lesetext
Titelentwürfe
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 16
428
Titelentwürfe
K5b/E9
429
Lesetext
430
Exposé „Die Wiesenbraut“
얍
K5b/TS1 (Korrekturschicht)
Die Wiesenbraut Ein Abend auf dem Oktoberfest. B
N
B
B
N
N
N
B
N
N
B
B
15
N
B
B
10
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 17
Unter einer Wiesenbraut versteht man in München ein Fräulein, das man an einem Oktoberfestbesuch kennen lernt, und zu dem die Bande der Sympathie je nach Veranlagung und Umständen mehr oder weniger intimer geschlungen werden . Meistens wird die Wiesenbraut vom Standpunkte des Herrn aus gesehen – aber die Gefühle samt der Sehnsucht, die in der Wiesenbraut leben, werden selten respektiert. Oft will die Wiesenbraut nur lustig sein und sonst nichts; häufig will sie sonst auch noch etwas; nie aber denkt sie momentan materiell. Aber in der Wiesenbraut wohnt häufig die Sehnsucht, dass es immer ein Oktoberfest geben soll; immer so ein Abend; immer eine Achterbahn; immer 얍 die Abnormitäten; immer Hippodrom im Kreise. Seit es eine Oktoberfestwiese gibt, seit der Zeit gibt es eine Wiesenbraut. Die Wiesenbraut verlässt die Ihren, verlässt ihr Milljöh – geht mit Herren, die sie nicht kennt, interessiert sich wenig für den Charakter, mehr für die Vergnügungen. Die Wiesenbraut denkt nicht an den Tod. B
5
Lesetext
B
N
N
N
BN
20
Die Wiesenbraut opfert ihren Bräutigam, sie denkt nicht, sie lebt. Sie verliert ihre Liebe wegen einem Amüsement. BN
25
Sie vergisst, wohin sie gehört. Und der Kreis um die Wiesenbraut empfindet diese Störung. Er gerät durcheinander aus Enttäuschung. Aber bald ordnet sich wieder alles – und die Wiesenbraut ist ausgeschaltet. Nur im Märchen bekommt die Wiesenbraut einen Prinzen oder einen Scheich . In Wahrheit versinkt sie in das Nichts, sobald die Wiese aufhört. Sie lebt auf der Wiese. Auch sie ist nur ein Produkt der Wiese. Ihrer Umgebung. Trotz Seele und Fleisch, Liebe und Sehnsucht. B
1 4 4 5 6
B
Die WiesenbrautN ] MünchenN ] BdasN ] Bzu f SympathieN ] BmehrN ]
6 7 8 12 15 19 22 26 26 26
B
B
geschlungen werdenN ] MeistensN ] Bsamt derN ] BinN ] BSeitN ] BN] BN] BoderN ] BN] BInN ] B
N
BN
B
N
[Di] |Die Wiesenbraut| München[,] korrigiert aus: dass \zu f Sympathie/ [und Sympathie in mehr oder weniger] [|sich die Sympathie \noch/ [intimer]|] |mehr| [gestaltet] |geschlungen werden| [{ }] |Meistens| [und die] |samt der| [{ }] |in| [Wo] |Seit| [Um die Wies] [Der Wiesenbraut ist das {Nächste}] [,] |oder| [oder einen { }] [{ }]|I|n
431
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 18
Notizen, Motto
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 21
432
Notizen, Motto
K5b/E10–E11
433
Lesetext
Titelentwürfe und Besetzungslisten
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 27
434
Titelentwürfe und Besetzungslisten
K5b/E12
435
Lesetext
Besetzungsliste
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 33
436
Besetzungsliste
K5b/E13
437
Lesetext
Fragmentarische Fassung eines Dialogs
5
K5b/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 E LLI Au, mein Auge – – ich hab es geahnt! M ARIA Was denn? R EG BUnfassbar.N Unglaublich – E LLI Habe ich es Dir nicht gleich gesagt?! M ARIA Habe ich es denn Briechen könnenN, dass sich daraus eine solche BDebatteN entwickelt?! War denn ich daran schuld, dass der alte Hafen so arrogant aufgetreten B ist?N! Geh so halt doch Dein Maul und ich bring Dich Bnachhaus!N
3 5 5
B
Unfassbar.N ] riechen könnenN ] BDebatteN ]
7 7
B
B
B
ist?N ] nachhaus!N ]
Unfassbar[!]|.| [riechen ko] |riechen können| (1) Schlacht (2) Debatte ist[!]|?| [nachhaus!] |nachhaus!|
438
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 34
Fragmentarische Fassung eines Dialogs
5
K5b/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 E LLI (hebt den Kopf und versucht zu schauen) Au, mein Auge – BIch hab es geahnt –N hab ich BesN BDirN nicht gleich Bgesagt?N! M ARIA Was hast du schon wieder?! R EGIERUNGSRAT Unfassbar! Unglaublich – B E LLI N Ich hab das Bgeahnt –N M ARIA BHab ich denn das riechen BkönnenN, dass sich da eine solche Chose entwickelt?! War denn ich daran schuld, dass der alte Hafen so arrogant aufgetreten ist!N E LLI \Abbruch der Bearbeitung\
Ich f geahnt –N ] esN ] BDirN ] Bgesagt?N ] BE LLI N ] Bgeahnt –N ] BHab f ist!N ]
1 2 2 2 5 5 6–8
B
6
B
B
könnenN ]
\Ich f geahnt –/ \es/ Dir[s] gesagt[,]|?| [E LLI ] |E LLI | geahnt[, dass das kein gutes Ende nimmt!] |–| [So mach mir doch jetzt keine Vorwürf! Woher soll ich wissen, dass es da zu einem Krach kommt! Einen Dreck {hat Di}] [|Geh so|] [|Geh so halt doch Dein Maul!|] |Hab f ist!| [müssen] [|{ }|] |können|
439
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 39
Fragmentarische Fassung eines Dialogs
K5b/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 B K AROLINE Ich hätte nicht bremsen sollen – nein, ich hätts darauf ankommen lassen sollen, dann hätt er schon gesehen, wo er landet.N 얍 S ANITÄTER Sie wären aber mitgeflogen. Sie wären auch ein Engerl. K AROLINE Manchmal hätt ich nichts dagegen. 5
10
K AROLINE (geht ab, dreht sich um) Wissens, dass mit der Tierliebe, das ist auch umstritten. Zum Beispiel ein Bruder von mir, der jetzt in Russland ist und an dem 5 Jahresplan mitarbeitet, der hat wenig Sinn für die Schmerzen eines Tieres, und trotzdem ist er ein ganz zukunftsfroher, freundlicher Mensch. Und umgekehrt. B
N B
N B
B
K AROLINE f landet.N ]
12
B
ein f derN ]
12–14
B
jetzt f Mensch.N ]
14
B
Und umgekehrt.N ]
1–2
N
[K AROLINE Herr Sanitäter. Ich hab mir jetzt gerade gedacht, ob man den Herrn Kommerzienrat nicht verklagen sollt –] |K AROLINE f landet.| (1) mein Vater, der (2) [ein entfernter On] (3) ein f der (1) hat keiner Fliege ein Haar krümmen können, trotzdem ist er drauf (2) jetzt f Mensch. [Und umgekehrt] |Und umgekehrt.|
440
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 34 ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 35
Fragmentarische Fassung eines Dialogs
5
K5b/TS5 (Grundschicht)
Lesetext
얍 J UANITA B N Lassen Sie mich lieber endlich meine BKorrespondenzN erledigen! L ILIP Was?! J UANITA Meine Privatkorrespondenz. Ich müsst doch schon so lang meiner Pflegemutter ein paar liebe Worte schreiben. L ILIP Also los! Aber husch husch!
1 1
] KorrespondenzN ]
BN B
[{ }] [Priv] |Korrespondenz|
441
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 39
Besetzungsliste
ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 40
442
Besetzungsliste
K5b/E14
443
Lesetext
444
Konzeption 5: Adaptierungsarbeiten zur Uraufführung Konzeption 5c: Umarbeitungen der 117-Szenen-Fassung
445
Fassung der 83. Szene
5
10
15
K5c/TS1/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 K ASIMIR (ahmt Rauch nach) Darf man bitten, Gnädigste -DER M ERKL F RANZ (erscheint hoch zu Ross, hält dicht neben Kasimir und versperrt ihm den Weg) B N BSchleichstN ihr noch immer Bnach?N B N K ASIMIR Das ist leicht gesagt. DER M ERKL F RANZ BDu trauriges Kapitel.N K ASIMIR Nein. Ich bin nur ein Mann. (Stille) DER M ERKL F RANZ Ein Mann, ein Wort -K ASIMIR B(grinst)N Schmiere stehen? DER M ERKL F RANZ Heut hab ich meinen Glückstag. Laut Horoskop B– und die Sterne lügen nicht, Du Phantast!N B K ASIMIR Möglich. (Stille)N DER M ERKL F RANZ Schleichst ihr noch immer nach? K ASIMIR (plötzlich sehr fest entschlossen) Jetzt nimmer. (Dunkel)
3 3 3 3 5 9 10–11 12–13
] SchleichstN ] Bnach?N ] BN] BN B
Du f Kapitel.N ] (grinst)N ] B– und f Phantast!N ] BK ASIMIR f (Stille)N ] B B
[Wo treibst [Du] Dich denn schon wieder herum?] Schleichs\t/ nach[?]|?| [So komm doch endlich zu Verstand\,/ und passe Dich der Welt an, Du Phantast!] [|Du {Trubadur}, Du trauriger|] [Rindvieh.] [|Idiot.|] |Du f Kapitel.| \(grinst)/ [. Kosmisch bedingt.] |– und f Phantast!| [K ASIMIR (grinst) Die Sterne lügen nicht --] |K ASIMIR f (Stille)|
446
IN 221.001/26 – BS 46 f [3], Bl. 6
Fragmentarische Fassung der 83. Szene
5
10
15
20
25
K5c/TS1/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 R AUCH ....... Auf nach Altötting! ( BMusiktuschN) K ASIMIR (erscheint) K AROLINE Lebe wohl, Kasimir. K ASIMIR Lebe wohl. K AROLINE Ja. Und viel Glück. K ASIMIR Prost. (Stille) K AROLINE Ich fahre jetzt nach BAltötting.N K ASIMIR Mahlzeit. R AUCH Darf man bitten, Gnädigste! K AROLINE (lässt Kasimir stehen und ab mit Rauch) K ASIMIR (ahmt Rauch nach) Darf BmanN bitten, Gnädigste -DER M ERKL F RANZ (erscheint hoch zu Ross, hält neben Kasimir und versperrt ihm den Weg) Ich gratuliere. K ASIMIR Zu was denn? DER M ERKL F RANZ (deutet auf Kasimirs Orden) Zu deinen Auszeichnungen da. K ASIMIR Danke. DER M ERKL F RANZ Schleichst ihr noch immer nach? K ASIMIR Jetzt nimmer. DER M ERKL F RANZ Aber dann unwiderruflich, bitt ich mir aus! K ASIMIR Unwiderruflich. DER M ERKL F RANZ Ein Mann, ein Wort? (Stille) K ASIMIR Hast recht. Hast du schon heraussen, wie dass man es machen muss, um auf einen grünen Zweig zu kommen? DER M ERKL F RANZ Na also! (Dunkel)
2 9 13
MusiktuschN ] Altötting.N ] BmanN ] B B
korrigiert aus: Musktusch korrigiert aus: Altötting korrigiert aus: mann
447
IN 221.001/26 – BS 46 f [3], Bl. 7
Fragmentarische Fassung der Szenen 106 bis 108
K5c/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 B N K AROLINE Dann ist es schon Bgut.N S ANITÄTER Es ist das sogar ein hoher Justizmann aus BNorddeutschland.N K AROLINE Aha! Jetzt verlässt jener Herr, der Harun al Raschid und Rauch auf die BOktoberfestwieseN 5 begleitet hat, die Sanitätsbaracke -- er erblickt Rauch und ist sehr überrascht. D ER H ERR Herr Kommerzienrat! R AUCH Was los? DER H ERR Um BGotteswillenN, Herr Kommerzienrat -- auch Sie?! R AUCH Wer da? Was los? 10 DER H ERR Kennen Sie mich Bdenn nichtN Bmehr?N ( BStilleN) R AUCH Ach jaja -- verzeihen Sie bitte, Herr Regierungsrat – aber um ein Haar, um ein einziges Haar -- schon fast ein kleiner kleiner Schlaganfall -- (er erhebt sich) Aber der Konrad Rauch stammt aus einem markigen Bauerngeschlecht. 15 DER H ERR Sie wissen also noch garnichts? R AUCH Was? Wieso? D ER H ERR Es ist BnämlichN etwas entsetzliches passiert. Er ist in eine Rauferei verwickelt worden -- angeblich wegen zweier BMädchenN, es lässt sich nicht erklären -kurz und gut: jetzt liegt er da drinnen. Schwer verletzt. 20 R AUCH Wer? Harun al Raschid? DER H ERR BDerselbe.N (Stille) R AUCH Schwer verletzt? DER H ERR Kieferbruch. 25 R AUCH Kiefer? -- Brrr! (Stille) DER H ERR Und erst die Konsequenzen. Seine angekündigte programmatische Rede wird er morgen natürlich nicht halten können und leider lässt sich auch die Sache an sich wegen der Schwere 얍 der Verletzung keineswegs vertuschen -- wahr30 scheinlich BsteckenN die Kommunisten dahinter. R AUCH Verstehe verstehe -- -- Diese Sauweiber! Sind doch immer an allem Schuld! Kieferbruch. Tausendundeinenacht. -- (er fasst sich ans Herz und wird wieder etwas schwindlig) K AROLINE Regens Ihnen nur nicht auf, Herr Kommerzienrat! 35 R AUCH (fährt sie an) Was stehens denn da noch herum, Fräulein? Leben Sie wohl! Habe die Ehre! Adieu! (Stille) 1 1 2 4 8 10 10 11 17 18 21 30
] gut.N ] BNorddeutschland.N ] BOktoberfestwieseN ] BGotteswillenN ] Bdenn nichtN ] Bmehr?N ] BStilleN ] BnämlichN ] BMädchenN ] BDerselbe.N ] BsteckenN ] BN B
gestrichen: Zu Seite 62. korrigiert aus: gut korrigiert aus: Norddeutschland korrigiert aus: Oktoberfestwuese korrigiert aus: Gotterwillen
denn\ /nicht korrigiert aus: mehr korrigiert aus: Stittel korrigiert aus: nähmlich korrigiert aus: Madchen korrigiert aus: derselbe Korrektur von fremder Hand: stecke\n/
448
IN 221.001/29 – BS 46 f [6], Bl. 1
IN 221.001/29 – BS 46 f [6], Bl. 2
Fragmentarische Fassung der Szenen 106 bis 108
5
10
15
20
30
Lesetext
R AUCH (vor sich hin) Sauweiber. Nicht mit der Feuerzange. Dreckiges Pack. Ausrotten, ausrotten -- alle! K AROLINE Das habe ich mir nicht verdient um Sie, Herr Kommerzienrat -R AUCH Verdient? Das auch noch? (Stille) K AROLINE Ich habe Ihnen das Leben gerettet. R AUCH Das Leben? (Stille) R AUCH (grinst) Tät Ihnen so passen -- -- (er fährt sie wieder plötzlich gehässig an) Adieu! (Stille) R AUCH Der Kalif aus Bagdad. Wo bist Du jetzt? DER H ERR Noch da drinnen. R AUCH Da drinnen. (Stille) R AUCH Das Märchen ist aus. Rauch nähert sich langsam wankend der Sanitätsbarake -- da erscheinen Elli und Maria in der Türe, und zwar Maria mit dem Arm in der Schlinge und Elli mit dick verbundenem Auge. Maria erkennt Rauch und fixiert ihn auch Rauch erkennt sie und hält momentan. M ARIA (grinst) A der Herr Nachttopf, -- Schau, Elli, schau -E LLI (hebt den Kopf und versucht zu schauen) Auf mein Auge! DER H ERR Nach Ihnen, Herr Kommerzienrat! (ab nach Rauch in die Sanitätsbaracke) 얍 DER S ANITÄTER (zu Karoline, während Elli und Maria heimgehen) Da habens aber mal einen undankbaren Kavalier erwischt, Fräulein. K AROLINE Gewiss. DER S ANITÄTER Da tät ich aber an ihrer Stelle zu meinem Bräutigam zurück, der wo sich wegen einem Gaul herumprügelt. Wer die Tiere lieb hat, das ist kein schlechter Mensch. (Dunkel) B
25
K5c/TS2 (Korrekturschicht)
N
B
22 25
B B
Nachttopf, --N ] habensN ]
korrigiert aus: Nachttopf,-Korrektur von fremder Hand: haben\s/
449
N
IN 221.001/29 – BS 46 f [6], Bl. 3
Fragmentarische Fassung der Szenen 116 und 117
K5c/TS3/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 E RNA (zu K ASIMIR ) So lasse sie doch. Sie weiss ja nicht, was sie tut. (Stille) B
Szene Nummer 10 K AROLINE (vor sich hin) Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich -- aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter, als wär man nie dabei gewesen -N
B
5
B
N
Szene Nummer 11 S CHUERZINGER (erscheint, und zwar aufgeräumt -- mit einem Luftballon an einer Schnur aus seinem Knopfloch; er erblickt K AROLINE ) Ja wen sehen denn meine entzündeten Augen? Das ist aber schon direkt Schicksal, dass wir uns wiedertreffen. Karoline ! Uebermorgen wird der Leutnant Eugen Schürzinger ein Oberleutnant Eugen Schürzinger sein -- und zwar in der Armee Seiner Majestät Ludwigs des Fünfzehnten -- und das verdanke ich Dir. K AROLINE Aber das muss ein Irrtum sein. S CHÜRZINGER Lächerlich! Alles verdanke ich Dir -- dadurch, dass Du einfach da bist. Und morgen kauf ich mir ein Paddelboot. Für Dich. K AROLINE Ich kann aber garnicht paddeln. S CHÜRZINGER Wirst es schon noch lernen -- leicht! Alles lässt sich beherrschen, aber jetzt komm -- ist doch schon Polizeistund. (ab mit Karoline) N
B
10
IN 221.001/27 – BS 46 f [4], Bl. 9
N
B
N
B
B
15
N
N
B
20
N
Szene Nummer 12 25 B
30
K ASIMIR Polizeistund. Wo wohnst denn Du? K ASIMIR Du Erna -E RNA Was? K ASIMIR Nichts. (er umarmt sie) (Stille) E RNA Hoffentlich wird es nicht kalt. K ASIMIR Anfang Oktober -E RNA O das geht rasch. (Stille) N
B N BN
4 5 9 10 12–13 14 15 20 26
B
[115.] Szene \Nummer 10/
B
Szene Nummer 10N ] sich --N ] BSzene Nummer 11N ] Baufgeräumt --N ] Bwiedertreffen. KarolineN ] Bsein --N ] BFünfzehnten --N ] Bbeherrschen, f kommN ] BK ASIMIR f Stille)N ]
korrigiert aus: sich--
34 34
BN BN
] ]
[116.] Szene \Nummer 11/ korrigiert aus: aufgeräumt-korrigiert aus: wiedertreffen.Karoline korrigiert aus: sein-korrigiert aus: Fünfzehnten--
beherrschen [-- bei einigem guten Willen.] |, aber jetzt| [K]|k|omm [{5}]|8.|) \(Stille)/ 5.) E RNA Hoffentlich wird[s] \es/ nicht kalt. 6.) K ASIMIR Anfang Oktober -7.) E RNA O das geht rasch. 4.) (Stille) 1.) K ASIMIR Du Erna -2.) E RNA Was? 3.) K ASIMIR Nichts. \(er umarmt sie)/ gestrichen: (Stille) [[118.] Szene \Nummer 13/]
450
Fragmentarische Fassung der Szenen 116 und 117
E RNA (singt leise -- und auch K ASIMIR singt allmählich mit) Und blühen einmal die Rosen Wird das Herz nicht mehr trüb Denn die Rosenzeit ist ja Die Zeit für die Lieb Jedes Jahr kommt der Frühling Ist der Winter vorbei Nur der Mensch hat alleinig Einen einzigen Mai. B
5
K5c/TS3/A1 (Korrekturschicht)
1
N
B
(singtN ]
korrigiert aus: ( singt
451
Lesetext
Fragmentarische Fassung der Szenen 116 und 117
K5c/TS3/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 E RNA (zu Kasimir) So lasse sie doch. Sie weiss ja nicht, was sie tut. (Stille) B
IN 221.001/27 – BS 46 f [4], Bl. 9
Szene Nummer 10 K AROLINE (vor sich hin) Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich -- aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter, als wär man nie dabei gewesen -N
B
5
N
Szene Nummer 11 10 S CHUERZINGER (erscheint, und zwar aufgeräumt -- mit einem Luftballon an einer Schnur aus seinem Knopfloch; er erblickt K AROLINE ) Ja wen sehen denn meine entzündeten Augen? Das ist aber schon direkt Schicksal, dass wir uns wiedertreffen. Karoline ! Uebermorgen wird der Leutnant Eugen Schürzinger ein Oberleutnant Eugen Schürzinger sein -- und zwar in der Armee Seiner Majestät Ludwigs 15 des Fünfzehnten -- und das verdanke ich Dir. K AROLINE Aber das muss ein Irrtum sein. S CHÜRZINGER Lächerlich! Alles verdanke ich Dir -- dadurch, dass Du einfach da bist. Und morgen kauf ich mir ein Paddelboot. Für Dich. K AROLINE Ich kann aber garnicht paddeln. 20 얍 S CHÜRZINGER Wirst es schon noch lernen - leicht! K AROLINE Ich mag aber nicht paddeln - wie leicht kann da etwas passieren. S CHÜRZINGER Passieren? K AROLINE Klar. Es kippt um und man liegt drin. S CHÜRZINGER Höchstens wird man nass. 25 K AROLINE Ich kann aber nicht schwimmen. S CHÜRZINGER Nicht schwimmen? Heutzutage? Als junger Mensch? K AROLINE Ich schäme mich ja auch - aber wie oft habe ich schwimmen lernen wollen, es ist aber immer etwas dazwischengekommen. Immer wieder. Du Eugen bitte sag es nur ja niemand, dass ich nicht schwimmen kann - bitte, bitte 30 S CHÜRZINGER Verschwiegen wie das Grab. K AROLINE Tatsächlich? S CHÜRZINGER Ehrenwort. K AROLINE Danke Dir - (sie lehnt sich an ihn) B
N
B
N
B
N
B
B
N
N
B
B
N
B
B
B
N
N B
N
22 23 26 26 26 31 33
[115.] Szene \Nummer 10/
B
Szene Nummer 10N ] sich --N ] BSzene Nummer 11N ] Baufgeräumt --N ] Bwiedertreffen. KarolineN ] Bsein --N ] BFünfzehnten --N ] BS CHÜRZINGER f (Stille)N ]
korrigiert aus: sich--
Passieren?N ] Bman liegtN ] Bschwimmen?N ] BHeutzutage?N ] BMensch?N ] BTatsächlich?N ] Bihn)N ]
N
N
B
B
B
N
B
4 5 9 10 12–13 14 15 20–453,17
IN 221.001/27 – BS 46 f [4], Bl. 8
[116.] Szene \Nummer 11/ korrigiert aus: aufgeräumt-korrigiert aus: wiedertreffen.Karoline korrigiert aus: sein-korrigiert aus: Fünfzehnten-(1) S CHÜRZINGER Wirst es schon noch lernen -- leicht! Alles lässt sich be-
||
herrschen\,/ [-- bei einigem guten Willen.] |aber jetzt| [K]|k|omm -- ist doch schon Polizeistund. (ab mit Karoline) (2) || S CHÜRZINGER f (Stille) korrigiert aus: Passieren ? korrigiert aus: manliegt korrigiert aus: schwimmen ? korrigiert aus: Heutzutage ? korrigiert aus: Mensch ? korrigiert aus: Tatsächlich ? korrigiert aus: ihn )
452
IN 221.001/27 – BS 46 f [4], Bl. 9
IN 221.001/27 – BS 46 f [4], Bl. 8
Fragmentarische Fassung der Szenen 116 und 117
B
N
B
N
N
B
10
B
N
B
N
B
B
얍 Szene Nummer 12
25
IN 221.001/27 – BS 46 f [4], Bl. 9
K ASIMIR Polizeistund. Wo wohnst denn Du? K ASIMIR Du Erna -E RNA Was? K ASIMIR Nichts. (er umarmt sie) (Stille) E RNA Hoffentlich wird es nicht kalt. K ASIMIR Anfang Oktober -E RNA O das geht rasch. (Stille) N
30
N
NN
20
B
N
N
B
15
Lesetext
S CHÜRZINGER Das bleibt unser grosses Geheimnis. K AROLINE Ja, Du bist ein braver Mensch (Stille) S CHÜRZINGER Komm - ist doch schon Polizeistund. K AROLINE Wo wohnst denn Du? S CHÜRZINGER Im dritten Stock. K AROLINE Ich auch. S CHÜRZINGER Aber am 15. zieh ich um. Als Oberleutnant brauch ich einen Balkon. K AROLINE Fein! Dann komm ich zu Dir und bleib auf Deinem Balkon. Hoffentlich scheint die Sonne! S CHÜRZINGER Nur keine Angst! (ab mit ihr) Jetzt kommt Kasimir wieder zurück, einige Schritte vor Erna - er hält und fixiert sie bekümmert und verärgert. K ASIMIR (hält) Warum hast Du mir das nicht gleich gesagt? E RNA Ich hab mich nicht getraut. K ASIMIR (grinst misstraurisch) Nicht getraut (Stille) B
5
K5c/TS3/A2 (Korrekturschicht)
B N BN
3 5 9 9 10 11 11 14 17 22–29
B
(Stille)N ] Du?N ] BFein!N ] BDeinemN ] BSonne!N ] BAngst!N ] Bihr)N ] Bgesagt?N ] B(Stille)N ] BK ASIMIR f Stille)N ]
30 30
BN
B
BN
] ]
korrigiert aus: ( Stille ) korrigiert aus: Du ? korrigiert aus: Fein ! korrigiert aus: Deinen korrigiert aus: Sonne ! korrigiert aus: Angst ! korrigiert aus: ihr ) korrigiert aus: gesagt ? korrigiert aus: ( Stille )
[{5}] |8.|) \(Stille)/ 5.) E RNA Hoffentlich wird[s] \es/ nicht kalt. 6.) K ASIMIR Anfang Oktober -7.) E RNA O das geht rasch. 4.) (Stille) 1.) K ASIMIR Du Erna -2.) E RNA Was? 3.) K ASIMIR Nichts. \(er umarmt sie)/ gestrichen: (Stille) [[118.] Szene \Nummer 13/]
453
Fragmentarische Fassung der Szenen 116 und 117
E RNA (singt leise -- und auch K ASIMIR singt allmählich mit) Und blühen einmal die Rosen Wird das Herz nicht mehr trüb Denn die Rosenzeit ist ja Die Zeit für die Lieb Jedes Jahr kommt der Frühling Ist der Winter vorbei Nur der Mensch hat alleinig Einen einzigen Mai. B
5
K5c/TS3/A2 (Korrekturschicht)
1
N
B
(singtN ]
korrigiert aus: ( singt
454
Lesetext
Fragmentarische Fassung der 115. Szene
5
10
K5c/TS4/A1 (Korrekturschicht)
얍 S CHÜR BCouèN – Was verdienst Du eigentlich monatlich? K AR 55 Mark. S CHÜR Gediegen. (Stille) B K AR N (für sich) Es geht immer besser und besser. S CHÜR Komm – ist doch schon Polizeistund. K AROL Wo wohnst denn Du? S CHÜR Im dritten Stock. K AR Im dritten Stock. Balkon. S CHÜR Hoffentlich scheint die Sonne. K AR (lächelt) Es geht immer besser und besser – (ab mit ihm)
1 5
B B
CouèN ] K AR N ]
gemeint ist: Coué [S CHÜR ] |K AR |
455
Lesetext
IN 221.001/28 – BS 46 f [5], Bl. 1
Fragmentarische Fassung der 116. Szene
K5c/TS4/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍BN S CHÜRZINGER Coué. Was verdienst Du eigentlich monatlich? K AROLINE 55 Mark. S CHÜRZINGER B(betrachtet die Parkplatztafel) Parkplatz.N 5
B N
K AROLINE (mehr für sich) Es geht immer besser und besser. S CHÜRZINGER Komm - ist doch schon Polizeistund’. K AROLINE Wo wohnst denn Du? S CHÜRZINGER Im dritten Stock. K AROLINE Ich auch. S CHÜRZINGER Aber am 15. ziehe ich um. Als Oberleutnant brauche ich einen Balkon. K AROLINE Fein. Dann komm ich zu Dir und bleibe auf Deinem Balkon. S CHÜRZINGER Hoffentlich scheint die Sonne. K AROLINE (lächelt) Es geht immer besser und besser. (beide ab) B
10
N
B
B
15
IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 43
1 4 5 8 11 13 13
] (betrachtet f Parkplatz.N ] BN] BDuN ] BOberleutnantN ] BDirN ] BDeinemN ] BN B
N
N
B
gestrichen: \4)/ Zu Seite 69 [Gediegen.] [|{ }|] |(betrachtet f Parkplatz.| [Pause.] korrigiert aus: du korrigiert aus: Oberleuntnant korrigiert aus: dir korrigiert aus: deinem
456
N
Fragmentarische Fassung der Szenen 113 bis 116
K5c/TS4/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍BN E RNA Ich verstehe das garnicht, wie man als Frau so wenig Feingefühl haben kann. K AROLINE Wie bitte? E RNA Feingefühl. 5 (Stille) K AROLINE Ist das die neue Karoline? K ASIMIR (schweigt) E RNA So sag es ihr doch! K ASIMIR (zu Karoline) Das geht Dich einen Dreck was an, Fräulein! 10 (Stille) K AROLINE Und den Merkl Franz betrügen, ist das vielleicht ein Feingefühl?! B N 얍 E RNA (zu Kasimir) So lasse sie doch. Sie weiss ja nicht, was sie tut. (sie setzt sich mit Kasimir auf die Bank und packt zwei belegte Brote aus, die die Beiden nun ver15 zehren, schweigend und vertieft)
IN 221.001/26 – BS 46 f [3], Bl. 11
IN 221.001/26 – BS 46 f [3], Bl. 10
K AROLINE (vor sich hin) O das war die Sehnsucht -- aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügelchen und das Leben geht weiter, als wär man nie dabei gewesen -B
N
20 B N
S CHÜRZINGER (erscheint ) 얍 Coué. Was verdienst Du eigentlich monatlich? K AROLINE 55 Mark. S CHÜRZINGER (betrachtet die Parkplatztafel) Parkplatz. BN
BN
B
25
N
B N
K AROLINE (mehr für sich) Es geht immer besser und besser. S CHÜRZINGER Komm - ist doch schon Polizeistund’. K AROLINE Wo wohnst denn Du ? S CHÜRZINGER Im dritten Stock. K AROLINE Ich auch. S CHÜRZINGER Aber am 15. ziehe ich um. Als Oberleutnant brauche ich einen Balkon. K AROLINE Fein. Dann komm ich zu Dir und bleibe auf Deinem Balkon. S CHÜRZINGER Hoffentlich scheint die Sonne. K AROLINE (lächelt) Es geht immer besser und besser. (beide ab) B
30
N
B
B
35
IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 43
N
N
B
얍BN 1 12 17 21 22 22 24 25 28 31 33 33 37
N
IN 221.001/26 – BS 46 f [3], Bl. 10
] ] BO dasN ] BN] BN] BN] B(betrachtet f Parkplatz.N ] BN] BDuN ] BOberleutnantN ] BDirN ] BDeinemN ] BN] BN BN
gestrichen: \1)/ gestrichen: \2)/
\O/ [D]|d|as gestrichen: \(Seite 69)/ gestrichen: , usw gestrichen: \4)/ Zu Seite 69 S CHÜRZINGER [Gediegen.] [|{ }|] |(betrachtet f Parkplatz.| [Pause.] korrigiert aus: du korrigiert aus: Oberleuntnant korrigiert aus: dir korrigiert aus: deinem gestrichen: 5)
457
Fragmentarische Fassung der Szenen 113 bis 116
K5c/TS4/A3 (Korrekturschicht)
S CHÜRZINGER (ab mit Karoline) K ASIMIR Hast noch ein Brot? E RNA Nein. K ASIMIR Schade. E RNA Hast noch Hunger? K ASIMIR Hunger direkt nicht, aber -(Stille) K ASIMIR Du Erna -E RNA Was? K ASIMIR Nichts. (er legt seinen Arm um ihre Schulter) (Stille) E RNA Hoffentlich wird es nicht kalt. K ASIMIR Anfang Oktober. E RNA O das geht rasch. (Stille) E RNA (singt) B
5
B
N
N
10
B
15
4 5–6 13
N
Nein.N ] K ASIMIR f Hunger?N ] BwirdN ] B B
[Leider -- das war mein letztes. Hast Du noch Hunger?] |Nein.| \K ASIMIR f Hunger?/ w[iird]|ird|
458
Lesetext
Fassung der Szenen 113 bis 117 (neuer Schluss)
얍
K5c/TS5 (Korrekturschicht)
11 3 . S z e n e K AROLINE (kommt und sieht sich suchend um -- erblickt K ASIMIR und E RNA , nähert sich langsam und hält dicht vor der Bank) Guten Abend, Kasimir. (Stille) K AROLINE So schau doch nicht so ironisch. K ASIMIR Das kann jede sagen. (Stille) K AROLINE Du hast schon recht. K ASIMIR Wieso hernach? K AROLINE Eigentlich hab ich ja nur ein Eis essen wollen -- aber dann ist der Zeppelin vorbeigeflogen und ich bin mit der Achterbahn gefahren. Und dann hast Du gesagt, dass ich Dich automatisch verlasse, weil Du arbeitslos bist. Automatisch, hast Du gesagt. K ASIMIR Jawohl, Fräulein. (Stille) 얍 K AROLINE Ich habe es mir halt eingebildet, dass ich mir einen rosigeren Blick in die Zukunft erringen könnte -- und einige Momente habe ich mit allerhand Gedanken gespielt. Aber ich müsst so tief unter mich hinunter, damit ich höher hinauf kann. Zum Beispiel habe ich dem Herrn Kommerzienrat das Leben gerettet, aber er hat nichts davon wissen wollen. K ASIMIR Jawohl, Fräulein. (Stille) K AROLINE Du hast gesagt, dass der Herr Kommerzienrat mich nur zu seinem Vergnügen benützen möchte und dass ich zu Dir gehöre -- und da hast Du schon sehr recht gehabt. K ASIMIR Das ist mir jetzt wurscht! Jetzt bin ich darüber hinaus, Fräulein ! Was tot ist, ist tot und es gibt keine Gespenster, besonders zwischen den Geschlechtern nicht! (Stille) K AROLINE (gibt ihm plötzlich einen Kuss) K ASIMIR Zurück! Brrr! Pfui Teufel! (er spuckt aus) Brrr ! 얍 E RNA Ich verstehe das garnicht, wie man als Frau so wenig Feingefühl haben kann. K AROLINE Wie bitte? E RNA Feingefühl. (Stille) K AROLINE Ist das die neue Karoline? K ASIMIR (schweigt) E RNA So sag es ihr doch! K ASIMIR (zu K AROLINE ) Das geht Dich einen Dreck was an, Fräulein! (Stille) K AROLINE Und den Merkl Franz betrügen, ist das vielleicht ein Feingefühl?! B
N
B
5
10
Lesetext
N
B
15
B
20
25
B
B
35
40
1 2 11 17 26 27 31 31
113. SzeneN ] um --N ] BhastN ] Bkönnte --N ] Bhinaus, FräuleinN ] BGespenster, besondersN ] BTeufel! (erN ] Baus) BrrrN ] B B
N
SB Arcadia, S. 68
N
B
30
Stammbuch Arcadia-Verlag 1932, ÖLA 3/90, S. 67
N
N
N
B
korrigiert aus: 114.S ene korrigiert aus: um-korrigiert aus: hst korrigiert aus: könnte-korrigiert aus: hinaus,Fräulein korrigiert aus: Gespenster,besonders korrigiert aus: Teufel!(er korrigiert aus: aus)Brrr
459
N
IN 221.001/26 – BS 46 f [3], Bl. 11
Fassung der Szenen 113 bis 117 (neuer Schluss)
5
10
15
K5c/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 E RNA Der Merkl Franz ist tot, Fräulein. (Stille) K AROLINE Tot? (sie Blacht --N verstummt aber plötzlich; gehässig zu E RNA ) Und das soll ich Dir glauben, Du Zuchthäuslerin? K ASIMIR Geh halts Maul und fahr ab. 얍 E RNA (zu Kasimir) So lasse sie doch. Sie weiss ja nicht, was sie tut. (sie setzt sich mit Kasimir auf die Bank und packt zwei belegte Brote aus, die die Beiden nun verzehren, schweigend und vertieft) B 11 4 . S z e n e N 얍 B N 얍 K AROLINE (vor sich hin) O das war die Sehnsucht -- aber dann kehrt man zurück mit gebrochenem Flügelchen und das Leben geht weiter, als wär man nie dabei gewesen --
얍
11 5 . S z e n e S CHUERZINGER (erscheint, und zwar aufgeräumt -- mit einem Luftballon an einer Schnur aus seinem Knopfloch; er erblickt K AROLINE ) Ja wen sehen denn meine entzündeten Augen? Das ist aber schon direkt Schicksal, dass wir uns wiedertreffen. Karoline ! Uebermorgen wird der Leutnant Eugen Schürzinger ein Oberleutnant Eugen Schürzinger sein -- und zwar in der Armee Seiner Majestät Ludwigs des Fünfzehnten -- und das verdanke ich Dir. K AROLINE Aber das muss ein Irrtum sein. S CHUERZINGER Lächerlich! (Stille) K AROLINE Eugen. Ich habe Dich vor den Kopf gestoßen und das soll man nicht, weil man alles zurückgezahlt bekommt -S CHUERZINGER Du brauchst einen Menschen, Karoline -K AROLINE Es ist immer der gleiche Dreck. S CHUERZINGER Pst! Es geht immer besser und besser. K AROLINE Wer sagt das? S CHUERZINGER Coué. 얍 Was verdienst Du eigentlich monatlich? K AROLINE 55 Mark. S CHÜRZINGER (betrachtet die Parkplatztafel) Parkplatz. B
N
B
SB Arcadia, S. 68
IN 221.001/26 – BS 46 f [3], Bl. 10
SB Arcadia, S. 69 IN 221.001/26 – BS 46 f [3], Bl. 10
SB Arcadia, S. 69
N
B
N
20
B
B
25
N
N
B
N
B
30
B
N
N
B N
35
K AROLINE (mehr für sich) Es geht immer besser und besser. S CHÜRZINGER Komm - ist doch schon Polizeistund’. K AROLINE Wo wohnst denn Du ? B
3 10 11 15 16 18 20 21 26 27 33 34 37
lacht --N ] 114. SzeneN ] BO dasN ] B115. SzeneN ] Baufgeräumt --N ] Bwiedertreffen. KarolineN ] Bsein --N ] BFünfzehnten --N ] Bbekommt --N ] BKaroline --N ] B(betrachtet f Parkplatz.N ] BN] BDuN ] B B
N
korrigiert aus: lacht-korrigiert aus: 115.Szene
\O/ [D]|d|as korrigiert aus: 116.Szene korrigiert aus: aufgeräumt-korrigiert aus: wiedertreffen.Karoline korrigiert aus: sein-korrigiert aus: Fünfzehnten-korrigiert aus: bekommt-korrigiert aus: Karoline--
[Gediegen.] [|{ }|] |(betrachtet f Parkplatz.| [Pause.] korrigiert aus: Du
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IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 43
Fassung der Szenen 113 bis 117 (neuer Schluss)
K5c/TS5 (Korrekturschicht)
S CHÜRZINGER Im dritten Stock. K AROLINE Ich auch. S CHÜRZINGER Aber am 15. ziehe ich um. Als Oberleutnant brauche ich einen Balkon. K AROLINE Fein. Dann komm ich zu Dir und bleibe auf Deinem Balkon. S CHÜRZINGER Hoffentlich scheint die Sonne. K AROLINE (lächelt) Es geht immer besser und besser. (beide ab) B
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얍
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11 6 . S z e n e
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K ASIMIR Hast noch ein Brot? E RNA Nein. K ASIMIR Schade. E RNA Hast noch Hunger? K ASIMIR Hunger direkt nicht, aber -(Stille) K ASIMIR Du Erna -E RNA Was? K ASIMIR Nichts. (er legt seinen Arm um ihre Schulter) (Stille) E RNA Hoffentlich wird es nicht kalt. K ASIMIR Anfang Oktober. E RNA O das geht rasch. (Stille) B
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IN 221.001/26 – BS 46 f [3], Bl. 10
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11 7 . S z e n e E RNA (singt leise -- und auch K ASIMIR singt allmählich mit) Und blühen einmal die Rosen Wird das Herz nicht mehr trüb Denn die Rosenzeit ist ja Die Zeit für die Lieb Jedes Jahr kommt der Frühling Ist der Winter vorbei Nur der Mensch hat alleinig Einen einzigen Mai. B
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E NDE
3 5 5 10 12 13–14 21 26 27
OberleutnantN ] DirN ] BDeinemN ] B116. SzeneN ] BNein.N ] BK ASIMIR f Hunger?N ] BwirdN ] B117. SzeneN ] B(singtN ] B B
korrigiert aus: Oberleuntnant korrigiert aus: dir korrigiert aus: deinem eingefügt
[Leider -- das war mein letztes. Hast noch Hunger?] |Nein.| \K ASIMIR f Hunger?/ w[iird]|ird| korrigiert aus: 118.Szene korrigiert aus: ( singt
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SB Arcadia, S. 70
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Kasimir und Karoline. Volksstück Endfassung, emendiert
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Kasimir und Karoline. Volksstück
Endfassung, emendiert
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Kasimir und Karoline. Volksstück Motto: Und die Liebe höret nimmer auf. 5
Personen: 10
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K ASIMIR K AROLINE R AUCH S PEER D ER A USRUFER D ER L ILIPUTANER S CHÜRZINGER D ER M ERKL F RANZ D EM M ERKL F RANZ SEINE E RNA E LLI M ARIA D ER M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF J UANITA D IE DICKE D AME D IE K ELLNERIN D ER S ANITÄTER D ER A RZT A BNORMITÄTEN und O KTOBERFESTLEUTE Dieses Volksstück spielt auf dem Münchener Oktoberfest, und zwar in unserer Zeit.
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1. Szene
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Es wird dunkel im Zuschauerraum, und das Orchester spielt die Münchener Hymne „Solang der alte Peter“. Hierauf hebt sich der Vorhang.
2. Szene 40
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Schauplatz: Gleich hinter dem Dorf der Lippennegerinnen. Links ein E ISMANN mit türkischem Honig und Luftballons. Rechts ein Haut-denLukas – (Das ist so ein althergebrachter Kraftmesser, wo du unten mit einem Holzbeil auf einen Bolzen draufhaust, und dann saust ein anderer Bolzen an einer Stange in die Höhe, und wenn dann dieser andere Bolzen die Spitze der Stange erreicht, dann knallt es und dann wirst du dekoriert, und zwar für jeden Knall mit einem Orden.) Es ist bereits spät am Nachmittag, und jetzt fliegt gerade der Zeppelin in einer ganz geringen Höhe über die Oktoberfestwiese – in der Ferne Geheul mit allgemeinem Musiktusch und Trommelwirbel.
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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3. Szene
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R AUCH Bravo Zeppelin! Bravo Eckener! Bravo! E IN A USRUFER Heil! S PEER Majestätisch. Hipp hipp hurrah! (Pause) E IN L ILIPUTANER Wenn man bedenkt, wie weit es wir Menschen schon gebracht haben – (Er winkt mit seinem Taschentuch.) (Pause) K AROLINE Jetzt ist er gleich verschwunden, der Zeppelin – D ER L ILIPUTANER Am Horizont. K AROLINE Ich kann ihn kaum mehr sehen – D ER L ILIPUTANER Ich seh ihn noch ganz scharf. K AROLINE Jetzt seh ich nichts mehr. (Sie erblickt K ASIMIR ; lächelt.) Du Kasimir. Jetzt werden wir bald alle fliegen. K ASIMIR Geh, so lasse mich doch aus. (Er wendet sich dem Lukas zu und haut ihn vor einem stumm interessierten Publikum – aber erst beim drittenmal knallt es, und dann zahlt der K ASIMIR und wird mit einem Orden dekoriert.) K AROLINE Ich gratuliere. K ASIMIR Zu was denn? K AROLINE Zu deiner Auszeichnung da. K ASIMIR Danke. (Stille) K AROLINE Der Zeppelin, der fliegt jetzt nach Oberammergau, aber dann kommt er wieder zurück und wird einige Schleifen über uns beschreiben. K ASIMIR Das ist mir Wurscht! Da fliegen droben zwanzig Wirtschaftskapitäne, und herunten verhungern derweil einige Millionen! Ich scheiß dir was auf den Zeppelin, ich kenne diesen Schwindel und hab mich damit auseinandergesetzt – Der Zeppelin, verstehst du mich, das ist ein Luftschiff, und wenn einer von uns dieses Luftschiff sieht, dann hat er so ein Gefühl, als tät er auch mitfliegen – derweil haben wir bloß die schiefen Absätz, und das Maul können wir uns an das Tischeck hinhaun! K AROLINE Wenn du so traurig bist, dann werd ich auch traurig. K ASIMIR Ich bin kein trauriger Mensch. K AROLINE Doch. Du bist ein Pessimist. K ASIMIR Das schon. Ein jeder intelligente Mensch ist ein Pessimist. (Er läßt sie wieder stehen und haut abermals den Lukas; jetzt knallt es dreimal, er zahlt und bekommt drei Orden; dann nähert er sich wieder K AROLINE .) Du kannst natürlich leicht lachen. Ich habe es dir doch gleich gesagt, daß ich heut unter gar keinen Umständen auf dein Oktoberfest geh. Gestern abgebaut und morgen stempeln, aber heut sich amüsieren, vielleicht gar noch mit lachendem Gesicht! K AROLINE Ich habe ja gar nicht gelacht. K ASIMIR Natürlich hast du gelacht. Und das darfst du ja auch – du verdienst ja noch was und lebst bei deinen Eltern, die wo pensionsberechtigt sind. Aber ich habe keine Eltern mehr und steh allein in der Welt, ganz und gar allein. (Stille) K AROLINE Vielleicht sind wir zu schwer füreinander –
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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K ASIMIR Wie meinst du das jetzt? K AROLINE Weil du halt ein Pessimist bist, und ich neige auch zur Melancholie – – Schau, zum Beispiel zuvor – beim Zeppelin – K ASIMIR Geh, halt doch dein Maul mit dem Zeppelin! K AROLINE Du sollst mich nicht immer so anschreien, das hab ich mir nicht verdient um dich! K ASIMIR Habe mich gerne! (ab)
4. Szene K AROLINE (sieht ihm nach; wendet sich dann langsam dem E ISMANN zu, kauft sich eine Portion und schleckt daran gedankenvoll.) S CHÜRZINGER (schleckt bereits die zweite Portion.) K AROLINE Was schauns mich denn so blöd an? S CHÜRZINGER Pardon! Ich habe an etwas ganz anderes gedacht. K AROLINE Drum. (Stille) S CHÜRZINGER Ich habe gerade an den Zeppelin gedacht. (Stille) K AROLINE Der Zeppelin, der fliegt jetzt nach Oberammergau. S CHÜRZINGER Waren das Fräulein schon einmal in Oberammergau? K AROLINE Schon dreimal. S CHÜRZINGER Respekt! (Stille) K AROLINE Aber die Oberammergauer sind auch keine Heiligen. Die Menschen sind halt überall schlechte Menschen. S CHÜRZINGER Das darf man nicht sagen, Fräulein! Die Menschen sind weder gut noch böse. Allerdings werden sie durch unser heutiges wirtschaftliches System gezwungen, egoistischer zu sein, als sie es eigentlich wären, da sie doch schließlich vegetieren müssen. Verstehens mich? K AROLINE Nein. S CHÜRZINGER Sie werden mich schon gleich verstehen. Nehmen wir an, Sie lieben einen Mann. Und nehmen wir weiter an, dieser Mann wird nun arbeitslos. Dann läßt die Liebe nach, und zwar automatisch. K AROLINE Also das glaub ich nicht! S CHÜRZINGER Bestimmt! K AROLINE Oh nein! Wenn es dem Manne schlecht geht, dann hängt das wertvolle Weib nur noch intensiver an ihm – könnt ich mir schon vorstellen. S CHÜRZINGER Ich nicht. (Stille) K AROLINE Können Sie handlesen? S CHÜRZINGER Nein. K AROLINE Was sind denn der Herr eigentlich von Beruf? S CHÜRZINGER Raten Sie doch mal. K AROLINE Feinmechaniker? S CHÜRZINGER Nein. Zuschneider. K AROLINE Also das hätt ich jetzt nicht gedacht!
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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S CHÜRZINGER Und warum denn nicht? K AROLINE Weil ich die Zuschneider nicht mag. Alle Zuschneider bilden sich gleich soviel ein. (Stille) S CHÜRZINGER Bei mir ist das eine Ausnahme. Ich hab mich mal mit dem Schicksalsproblem beschäftigt. K AROLINE Essen Sie auch gern Eis? S CHÜRZINGER Meine einzige Leidenschaft, wie man so zu sagen pflegt. K AROLINE Die einzige? S CHÜRZINGER Ja. K AROLINE Schad! S CHÜRZINGER Wieso? K AROLINE Ich meine, da fehlt Ihnen doch dann was.
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5. Szene
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K ASIMIR (erscheint wieder und winkt K AROLINE zu sich heran.) K AROLINE (folgt ihm.) K ASIMIR Wer ist denn das, mit dem du dort sprichst? K AROLINE Ein Bekannter von mir. K ASIMIR Seit wann denn? K AROLINE Schon seit lang. Wir haben uns gerade ausnahmsweise getroffen. Glaubst du mir denn das nicht? K ASIMIR Warum soll ich dir das nicht glauben? (Stille) K AROLINE Was willst du? (Stille) K ASIMIR Wie hast du das zuvor gemeint, daß wir zwei zu schwer füreinander sind? K AROLINE (schweigt boshaft.) K ASIMIR Soll das eventuell heißen, daß wir zwei eventuell nicht zueinander passen? K AROLINE Eventuell. K ASIMIR Also das soll dann eventuell heißen, daß wir uns eventuell trennen sollen – und daß du mit solchen Gedanken spielst? K AROLINE So frag mich doch jetzt nicht! K ASIMIR Und warum nicht, wenn man fragen darf? K AROLINE Weil ich jetzt verärgert bin. Und in einer solchen Stimmung kann ich dir doch nichts Gescheites sagen! (Stille) K ASIMIR So. Hm. Also das wird dann schon so sein. So und nicht anders. Da gibt es keine Ausnahmen. Lächerlich. K AROLINE Was redest du denn da? K ASIMIR Es ist schon so. K AROLINE (fixiert ihn.) Wie? (Stille) K ASIMIR Oder ist das vielleicht nicht eigenartig, daß es dir gerade an jenem Tage auffällt, daß wir zwei eventuell nicht zueinander passen – an jenem Tage, an welchem ich abgebaut worden bin?
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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(Stille) K AROLINE Ich versteh dich nicht, Kasimir. K ASIMIR Denk nur nach. Denk nur nach, Fräulein! (Stille) K AROLINE (plötzlich) Oh, du undankbarer Mensch! Hab ich nicht immer zu dir gehalten? Weißt es denn nicht, was das für Schwierigkeiten gegeben hat mit meinen Eltern, weil ich keinen Beamten genommen hab und nicht von dir gelassen hab und immer deine Partei ergriffen hab?! K ASIMIR Reg dich nur ab, Fräulein! Überleg es dir lieber, was du mir angetan hast. K AROLINE Und was tust du mir an? K ASIMIR Ich konstatiere eine Wahrheit. So. Und jetzt laß ich dich stehn – (ab)
6. Szene 15
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K AROLINE (sieht ihm nach; wendet sich dann wieder dem S CHÜRZINGER zu; jetzt dämmert es bereits.) S CHÜRZINGER Wer war denn dieser Herr? K AROLINE Mein Bräutigam. S CHÜRZINGER Sie haben einen Bräutigam? K AROLINE Er hat mich gerade sehr gekränkt. Nämlich gestern ist er abgebaut worden, und da hat er jetzt behauptet, ich würde mich von ihm trennen wollen, weil er abgebaut worden ist. S CHÜRZINGER Das alte Lied. K AROLINE Geh, reden wir von etwas anderem! (Stille) S CHÜRZINGER Er steht dort drüben und beobachtet uns. K AROLINE Ich möcht jetzt mal mit der Achterbahn fahren. S CHÜRZINGER Das ist ein teurer Spaß. K AROLINE Aber jetzt bin ich auf dem Oktoberfest, und ich hab es mir vorgenommen. Geh, fahrens halt mit! S CHÜRZINGER Aber nur einmal. K AROLINE Also das steht bei Ihnen. (Dunkel)
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7. Szene Das Orchester spielt nun die „Glühwürmchen-Suite“. 40
8. Szene
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Neuer Schauplatz: Neben der Achterbahn, dort wo die Oktoberfestwiese aufhört. Die Stelle liegt etwas abseits und ist nicht gut beleuchtet. Nämlich es ist bereits Nacht geworden, aber in der Ferne ist alles illuminiert. K AROLINE und S CHÜRZINGER kommen und hören das Sausen der Achterbahn und das selige Kreischen der Fahrgäste.
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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9. Szene
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K AROLINE Ja, das ist die richtige Achterbahn. Es gibt nämlich noch eine, aber mit der ist man bald fertig. Dort ist die Kasse. Jetzt ist mir etwas gerissen. S CHÜRZINGER Was? K AROLINE Ich weiß noch nicht was. Geh, drehens Ihnen um, bitte. (Stille) S CHÜRZINGER (hat sich umgedreht.) Er folgt uns noch immer, Ihr Herr Bräutigam. Jetzt spricht er sogar mit einem Herrn und einer Dame – Sie lassen uns nicht aus den Augen. K AROLINE Wo? – – Das ist doch jetzt der Merkl Franz und seine Erna. Ja, den kenn ich. Nämlich das ist ein ehemaliger Kollege von meinem Kasimir. Aber der ist auf die schiefe Ebene geraten. Wie oft daß der schon gesessen ist. S CHÜRZINGER Die Kleinen hängt man und die Großen läßt man laufen. K AROLINE Das schon. Aber der Merkl Franz prügelt seine Erna, obwohl sie ihm pariert. Und ein schwaches Weib schlagen, das ist doch wohl schon das allerletzte. S CHÜRZINGER Bestimmt. K AROLINE Der Kasimir ist ja auch sehr jähzornig von Natur aus, aber angerührt hat er mich noch nie. S CHÜRZINGER Hoffentlich macht er uns hier keinen Skandal. K AROLINE Nein, das macht er nie in der Öffentlichkeit. Dazu ist er viel zu beherrscht. Schon von seinem Beruf her. S CHÜRZINGER Was ist er denn? K AROLINE (hat sich nun repariert.) Kraftwagenführer. Chauffeur. S CHÜRZINGER Jähzornige Leute sind aber meistens gutmütig. K AROLINE Haben Sie Angst? S CHÜRZINGER Wie kommen Sie darauf? (Stille) K AROLINE Ich möchte jetzt mit der Achterbahn fahren. (ab mit dem S CHÜRZINGER, und nun ist einige Zeit kein Mensch zu sehen.)
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K ASIMIR (kommt langsam mit dem M ERKL F RANZ und dem seiner E RNA .) D ER M ERKL F RANZ Parlez-vous française? K ASIMIR Nein. D ER M ERKL F RANZ Schade. K ASIMIR Wieso? D ER M ERKL F RANZ Weil sich das deutsch nicht so sagen läßt. Ein Zitat. In puncto Achterbahn und Karoline – (zu E RNA ) Wenn du mir so was antun würdest, ich tät dir ja das Kreuz abschlagen. E RNA So sei doch nicht so ungerecht.
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11 . S z e n e K AROLINE (kreischt nun droben auf der abwärtssausenden Achterbahn.)
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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K ASIMIR (starrt empor.) Fahre wohl, Fräulein Karoline! Daß dir nur nichts passiert. Daß du dir nur ja nicht das Genick verrenkst. Das wünscht dir jetzt dein Kasimir. D ER M ERKL F RANZ Habe nur keine Angst. Wir sind zu zweit. K ASIMIR Ich bin nicht zu zweit! Ich mag nicht zu zweit sein! Ich bin allein. (Stille) D ER M ERKL F RANZ Ich hätt ja einen plausibleren Vorschlag: Laß doch diesen Kavalier überhaupt laufen – Er kann doch nichts dafür, daß jetzt die deine mit ihm da droben durch die Weltgeschichte rodelt. Du hast dich doch nur mit ihr auseinanderzusetzen. Wie sie auf der Bildfläche erscheint, zerreiß ihr das Maul. K ASIMIR Das ist eine Ansichtssache. D ER M ERKL F RANZ Natürlich. (Stille) K ASIMIR Ich bin aber nicht der Ansicht. D ER M ERKL F RANZ Du bist halt ein naiver Mensch. K ASIMIR Wahrscheinlich. (Stille) D ER M ERKL F RANZ Was ist das Weib? Kennst den Witz, wo die Tochter mit dem leiblichen Vater und dem Bruder – E RNA (unterbricht ihn.) Du sollst nicht immer so wegwerfend über uns Frauen reden! (Stille) D ER M ERKL F RANZ Ja, wie hätten wir es denn? E RNA Ich bin doch zu guter Letzt auch eine Frau! D ER M ERKL F RANZ Also werd mir nur nicht nervös. Da. Halt mal meine Handschuhe. Jetzt möchte er sich nur etwas holen, dort drüben, für das Gemüt – (ab; in der Ferne ertönt nun ein Waldhorn, und zwar wehmütig.)
12. Szene 30
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E RNA Herr Kasimir. Da schauns mal hinauf. Das ist der große Bär. K ASIMIR Wo? E RNA Dort. Und das dort ist der Orion. Mit dem Schwert. K ASIMIR Woher wissen Sie denn all das? E RNA Das hat mir mal mein Herr erklärt, wie ich noch gedient hab – Der ist ein Professor gewesen. Wissens, wenns mir schlecht geht, dann denk ich mir immer, was ist ein Mensch neben einem Stern. Und das gibt mir dann wieder einen Halt.
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S CHÜRZINGER (erscheint und das Waldhorn verstummt.) K ASIMIR (erkennt ihn.) S CHÜRZINGER (grüßt.) K ASIMIR (grüßt auch, und zwar unwillkürlich.) S CHÜRZINGER Ihr Fräulein Braut fahren noch. K ASIMIR (fixiert ihn grimmig.) Das freut mich.
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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14. Szene D ER M ERKL F RANZ (erscheint nun auch wieder; er hatte sich drüben zwei Paar Schweinswürstel gekauft und verzehrt nun selbe mit Appetit.) 5
15. Szene
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S CHÜRZINGER Ich bin nur einmal mitgefahren. Ihr Fräulein Braut wollte aber noch einmal. K ASIMIR Noch einmal. S CHÜRZINGER Bestimmt. (Stille) K ASIMIR Bestimmt. Alsdann: Der Herr sind doch ein alter Bekannter von meiner Fräulein Braut? S CHÜRZINGER Wieso? K ASIMIR Was wieso? S CHÜRZINGER Nein, das muß ein Irrtum sein. Ich kenne Ihr Fräulein Braut erst seit zuvor dort bei dem Eismann – Da sind wir so unwillkürlich ins Gespräch gekommen. K ASIMIR Unwillkürlich – S CHÜRZINGER Absolut. K ASIMIR Das auch noch. S CHÜRZINGER Warum? K ASIMIR Weil das sehr eigenartig ist. Nämlich mein Fräulein Braut sagte mir zuvor, daß sie Ihnen schon seit langem kennt. Schon seit lang, sagte sie. D ER M ERKL F RANZ Peinsam. (Stille) S CHÜRZINGER Das tut mir aber leid. K ASIMIR Also stimmt das jetzt oder stimmt das jetzt nicht? Ich möchte nämlich da klar sehen. Von Mann zu Mann. (Stille) S CHÜRZINGER Nein. Es stimmt nicht. K ASIMIR Ehrenwort? S CHÜRZINGER Ehrenwort. K ASIMIR Ich danke. (Stille) D ER M ERKL F RANZ In diesem Sinne kommst du auf keinen grünen Zweig nicht, lieber guter alter Freund. Hau ihm doch eine aufs Maul – K ASIMIR Mische dich bitte da nicht hinein! D ER M ERKL F RANZ Huste mich nicht so schwach an! Du Nasenbohrer. K ASIMIR Ich bin kein Nasenbohrer! D ER M ERKL F RANZ Du wirst es ja schon noch erleben, wo du landen wirst mit derartig nachsichtigen Methoden! Ich seh dich ja schon einen Kniefall machen vor dem offiziellen Hausfreund deiner eignen Braut! Küsse nur die Spur ihres Trittes – du wirst ihr auch noch die Schleppe tragen und dich mit einer besonderen Wonne unter ihre Schweißfüße beugen, du Masochist! K ASIMIR Ich bin kein Masochist! Ich bin ein anständiger Mensch! (Stille)
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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D ER M ERKL F RANZ Das ist der Dank. Man will dir helfen, und du wirst anzüglich. Stehen lassen sollte ich dich da, wo du stehst! E RNA Komm Franz! D ER M ERKL F RANZ (kneift sie in den Arm.) E RNA Au! Au – D ER M ERKL F RANZ Und wenn du dich noch so sehr windest! Ich bleibe, solange ich Lust dazu habe – In einer solchen Situation darf man seinen Freund nicht allein lassen.
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16. Szene K AROLINE (erscheint.) (Stille) 15
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K ASIMIR (nähert sich langsam K AROLINE und hält dicht vor ihr.) Ich habe dich zuvor gefragt, wie du das verstanden haben willst, daß wir zwei eventuell nicht mehr zueinander passen. Und du hast gesagt: eventuell. Hast du gesagt. K AROLINE Und du hast gesagt, daß ich dich verlasse, weil du abgebaut worden bist. Das ist eine ganz tiefe Beleidigung. Eine wertvolle Frau hängt höchstens noch mehr an dem Manne, zu dem sie gehört, wenn es diesem Manne schlecht geht. K ASIMIR Bist du eine wertvolle Frau? K AROLINE Das mußt du selber wissen. K ASIMIR Und du hängst jetzt noch mehr an mir? K AROLINE (schweigt.) K ASIMIR Du sollst mir jetzt eine Antwort geben. K AROLINE Ich kann dir darauf keine Antwort geben. Das mußt du fühlen. (Stille) K ASIMIR Warum lügst du? K AROLINE Ich lüge nicht. K ASIMIR Doch. Und zwar ganz ohne Schamgefühl. (Stille) K AROLINE Wann soll denn das gewesen sein? K ASIMIR Zuvor. Da hast du gesagt, daß du diesen Herrn dort schon lange kennst. Seit schon lang, hast du gesagt. Und derweil ist das doch nur so eine Oktoberfestbekanntschaft. Warum hast du mich angelogen? (Stille) K AROLINE Ich war halt sehr verärgert. K ASIMIR Das ist noch kein Grund. K AROLINE Bei einer Frau vielleicht schon. K ASIMIR Nein. (Stille) K AROLINE Eigentlich wollte ich ja nur ein Eis essen – aber dann haben wir über den Zeppelin gesprochen. Du bist doch sonst nicht so kleinlich.
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K ASIMIR Das kann ich jetzt nicht so einfach überwinden. K AROLINE Ich habe doch nur mit der Achterbahn fahren wollen. (Stille) K ASIMIR Wenn du gesagt hättest: Lieber Kasimir, ich möchte gerne mit der Achterbahn fahren, weil ich das so gerne möchte – dann hätte der Kasimir gesagt: Fahre zu mit deiner Achterbahn! K AROLINE So stell dich doch nicht so edel hin! K ASIMIR Schleim dich nur ruhig aus. Wer ist denn das eigentlich? K AROLINE Das ist ein gebildeter Mensch. Ein Zuschneider. (Stille) K ASIMIR Du meinst also, daß ein Zuschneider etwas Gebildeteres ist wie ein ehrlicher Chauffeur? K AROLINE Geh, verdrehe doch nicht immer die Tatsachen. K ASIMIR Das überlasse ich dir! Ich konstatiere, daß du mich angelogen hast und zwar ganz ohne Grund! So schwing dich doch mit deinem gebildeten Herrn Zuschneider! Das sind freilich die feineren Kavaliere als wie so ein armer Hund, der wo gestern abgebaut worden ist! K AROLINE Und nur weil du abgebaut worden bist, soll ich jetzt vielleicht weinen? Gönnst einem schon gar kein Vergnügen, du Egoist. K ASIMIR Seit wann bin ich denn ein Egoist? Jetzt muß ich aber direkt lachen! Hier dreht es sich doch nicht um deine Achterbahn, sondern um dein unqualifizierbares Benehmen, indem daß du mich angelogen hast! S CHÜRZINGER Pardon – D ER M ERKL F RANZ (unterbricht ihn.) Jetzt halt aber endlich dein Maul und schau, daß du dich verrollst! Fahr ab, sag ich! K ASIMIR Laß ihn laufen, Merkl! Die zwei passen prima zusammen! (zu K AROLINE ) Du Zuschneidermensch! (Stille) K AROLINE Was hast du da jetzt gesagt? D ER M ERKL F RANZ Er hat jetzt da gesagt: Zuschneidermensch. Oder Nutte, wie der Berliner sagt. S CHÜRZINGER Kommen Sie, Fräulein! K AROLINE Ja. Jetzt komme ich – (ab mit dem S CHÜRZINGER )
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18. Szene
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D ER M ERKL F RANZ (sieht ihnen nach.) Glückliche Reise! K ASIMIR Zu zweit. D ER M ERKL F RANZ Weiber gibts wie Mist! (zu E RNA ) Wie Mist. E RNA So sei doch nicht so ordinär. Was hab ich denn dir getan? D ER M ERKL F RANZ Du bist eben auch nur ein Weib. So und jetzt kauft sich der Merkl Franz eine Tasse Bier. Von wegen der lieblicheren Gedanken. Kasimir, geh mit! K ASIMIR Nein. Ich geh jetzt nach Haus und leg mich ins Bett. (ab)
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Kasimir und Karoline. Volksstück
Endfassung, emendiert
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19. Szene D ER M ERKL F RANZ (ruft ihm nach.) Gute Nacht! (Dunkel) 5
20. Szene Das Orchester spielt nun „Die Parade der Zinnsoldaten“. 10
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Neuer Schauplatz: Beim Toboggan. Am Ende der Rinne, in welcher die Tobogganbesucher am Hintern herunterrutschen. Wenn dabei die zuschauenden Herren Glück haben, dann können sie den herunterrutschenden Damen unter die Röcke sehen. Auch R AUCH und S PEER sehen zu. Links ein E ISMANN mit türkischem Honig und Luftballons. Rechts eine Hühnerbraterei, die aber wenig frequentiert wird, weil alles viel zu teuer ist. Jetzt rutschen gerade E LLI und M ARIA in der Rinne herunter und man kann ihnen unter die Röcke sehen. Und die Luft ist voll Wiesenmusik.
22. Szene R AUCH (zwinkert E LLI und M ARIA zu, die wo sich mit ihren Büstenhaltern beschäftigen, welche sich durch das Herabrutschen verschoben haben.) E LLI Ist das aber ein alter Hirsch. M ARIA Reichlich. E LLI Ein Saubär, ein ganz bremsiger. M ARIA Ich glaub, daß der andere ein Norddeutscher ist. E LLI Wieso weswegen? M ARIA Das kenn ich am Hut. Und an die Schuh. R AUCH (grinst noch immer.) E LLI (blickt ihn freundlich an – aber so, daß er es nicht hören kann.) Schnallentreiber, dreckiger. R AUCH (grüßt geschmeichelt.) E LLI (wie zuvor) Guten Abend, Herr Nachttopf! R AUCH (läuft das Wasser im Munde zusammen.) E LLI (wie zuvor) Das tät dir so passen, altes Scheißhaus – Denk lieber ans Sterben als wie an das Gegenteil! (fröhlich lachend ab mit M ARIA )
23. Szene R AUCH Geht los wie Blücher! S PEER Zwei hübsche Todsünden – was?
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R AUCH Trotz Krise und Politik – mein altes Oktoberfest, das bringt mir kein Brüning um. Hab ich übertrieben? S PEER Gediegen. Sehr gediegen! R AUCH Da sitzt doch noch der Dienstmann neben dem Geheimrat, der Kaufmann neben dem Gewerbetreibenden, der Minister neben dem Arbeiter – so lob ich mir die Demokratie! (Er tritt mit S PEER an die Hühnerbraterei; die beiden Herren fressen nun ein zartes knuspriges Huhn und saufen Kirsch und Wiesenbier.)
24. Szene K AROLINE (kommt mit dem S CHÜRZINGER ; sie etwas voraus – dann hält sie plötzlich und er natürlich auch.) Muß denn das sein, daß die Männer so mißtrauisch sind? Wo man schon alles tut, was sie wollen. S CHÜRZINGER Natürlich muß man sich als Mann immer in der Hand haben. Sie dürfen mich nicht falsch verstehen. K AROLINE Warum? S CHÜRZINGER Ich meine, weil ich zuvor eine Lanze für Ihren Herrn Bräutigam gebrochen hab. Er ist halt sehr aufgebracht – Es ist das doch kein Kinderspiel, so plötzlich auf der Straße zu liegen. K AROLINE Das schon. Aber das ist doch noch kein Grund, daß er sagt, daß ich eine Dirne bin. Man muß das immer trennen, die allgemeine Krise und das Private. S CHÜRZINGER Meiner Meinung nach sind aber diese beiden Komplexe unheilvoll miteinander verknüpft. K AROLINE Geh, redens doch nicht immer so geschwollen daher! Ich kauf mir jetzt noch ein Eis. (Sie kauft sich bei dem E ISMANN Eis, und auch der S CHÜRZINGER schleckt wieder eine Portion.)
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R AUCH (deutet fressend auf K AROLINE .) Was das Mädchen dort für einen netten Popo hat – S PEER Sehr nett. R AUCH Ein Mädchen ohne Popo ist kein Mädchen. S PEER Sehr richtig.
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S CHÜRZINGER Ich meine ja nur, daß man sich so eine Trennung genau überlegen muß mit allen ihren Konsequenzen. K AROLINE Mit was denn für Konsequenzen? Ich bin doch eine berufstätige Frau. S CHÜRZINGER Aber ich meine ja doch jetzt das seelische Moment. (Stille) K AROLINE Ich bin nicht so veranlagt, daß ich mich beschimpfen lasse. Ich bin ja sogar blöd, daß ich mich derart mit Haut und Haar an den Herrn Kasimir ausge-
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liefert habe – Ich hätt doch schon zweimal einen Beamten heiraten können mit Pensionsberechtigung. (Stille) S CHÜRZINGER Ich möchte es halt nur nicht gerne haben, daß das jetzt so herschaut, als wäre vielleicht ich an dieser Entfremdung zwischen ihm und Ihnen schuld – Ich habe nämlich schon einmal Mann und Frau entzweit. Nie wieder! K AROLINE Sie haben doch vorhin gesagt, daß wenn der Mann arbeitslos wird, daß dann hernach auch die Liebe von seiner Frau zu ihm hin nachläßt – und zwar automatisch. S CHÜRZINGER Das liegt in unserer Natur. Leider. K AROLINE Wie heißen Sie denn eigentlich mit dem Vornamen? S CHÜRZINGER Eugen. K AROLINE Sie haben so ausgefallene Augen. S CHÜRZINGER Das haben mir schon manche gesagt. K AROLINE Bildens Ihnen nur nichts ein! (Stille) S CHÜRZINGER Gefällt Ihnen Eugen als Vorname? K AROLINE Unter Umständen. (Stille) S CHÜRZINGER Ich bin ein einsamer Mensch, Fräulein. Sehen Sie, meine Mutter zum Beispiel, die ist seit der Inflation taub und auch nicht mehr ganz richtig im Kopf, weil sie alles verloren hat – So habe ich jetzt keine Seele, mit der ich mich aussprechen kann. K AROLINE Habens denn keine Geschwister? S CHÜRZINGER Nein. Ich bin der einzige Sohn. K AROLINE Jetzt kann ich aber kein Eis mehr essen. (ab mit dem S CHÜRZINGER )
27. Szene 30
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S PEER Eine merkwürdige Jugend diese heutige Jugend. Wir haben ja seinerzeit auch Sport getrieben, aber so merkwürdig wenig Interesse für die Reize des geistigen Lebens – R AUCH Eine eigentlich unsinnliche Jugend. S PEER (lächelt.) Es bleibt ihnen zwar manches erspart. R AUCH Ich hab immer Glück gehabt. S PEER Ich auch, außer einmal. R AUCH War sie wenigstens hübsch? S PEER In der Nacht sind alle Katzen grau. R AUCH (erhebt sein Glas.) Spezielles!
28. Szene 45
K AROLINE (rutscht nun die Rinne herunter, gefolgt von dem S CHÜRZINGER, und R AUCH und S PEER können ihr unter die Röcke sehen.) S CHÜRZINGER (erblickt R AUCH , zuckt zusammen und grüßt überaus höflich, sogar gleich zweimal.)
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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29. Szene R AUCH (dankt überrascht; zu S PEER.) Wer ist denn das? Jetzt grüßt mich da der Kavalier von dem netten Popo – 5
30. Szene
10
K AROLINE (beschäftigt sich nun auch mit ihrem Büstenhalter.) Wer ist denn das dort? S CHÜRZINGER Das ist er selbst. Kommerzienrat Rauch. Mein Chef. Sie kennen doch die große Firma – vier Stock hoch und auch noch nach hinten hinaus. K AROLINE Ach ja ja! S CHÜRZINGER Er hat zwar im Juni eine GmbH aus sich gemacht, aber nur pro forma von wegen der Steuer und so.
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31. Szene
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R AUCH (hatte sich mit S PEER besprochen und nähert sich nun bereits etwas angetrunken dem S CHÜRZINGER.) Verzeihen Sie der Herr! Woher haben wir das Vergnügen? S CHÜRZINGER Mein Name ist Schürzinger, Herr Kommerzienrat. R AUCH Schürzinger? S CHÜRZINGER Kinderkonfektion. Abteilung Kindermäntel. (Stille) R AUCH (zu S CHÜRZINGER ) Das Fräulein Braut? K AROLINE Nein. (Stille) R AUCH (steckt dem S CHÜRZINGER eine Zigarre in den Mund.) Sehr angenehm! (zu K AROLINE ) Dürfen der Herr Kommerzienrat das Fräulein zu einem Kirsch bitten? K AROLINE Nein, danke. Ich kann keinen Kirsch vertragen. Ich möcht gern einen Samos. R AUCH Also einen Samos! (Er tritt an die Hühnerbraterei.) Einen Samos! (zu K AROLINE ) Das ist mein bester Freund aus Erfurt in Thüringen – und ich stamme aus Weiden in der Oberpfalz. Auf Ihr Wohlsein, Fräulein! Und einen Kirsch für den jungen Mann da! S CHÜRZINGER Verzeihung, Herr Kommerzienrat – aber ich nehme nie Alkohol zu mir.
32. Szene K ASIMIR (erscheint und beobachtet.)
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33. Szene R AUCH Na, wieso denn nicht? S CHÜRZINGER Weil ich ein Antialkoholiker bin, Herr Kommerzienrat.
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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S PEER Aus Prinzip? S CHÜRZINGER Wie man so zu sagen pflegt. R AUCH Also derartige Prinzipien werden hier nicht anerkannt! Wir betrachten selbige als nichtexistent! Mit seinem Oberherrgott wird der junge Mann schon einen Kirsch kippen! Ex, Herr – S CHÜRZINGER Schürzinger. (Er leert das Glas und schneidet eine Grimasse.) R AUCH Schürzinger! Ich hatte mal einen Erzieher, der hieß auch Schürzinger. War das ein Rhinozeros! Noch einen Samos! Und noch einen Kirsch für den Herrn Antialkoholiker – den haben wir jetzt entjungfert in Sachen Alkohol. Sie vielleicht auch, Fräulein? K AROLINE Oh nein! Ich trink nur nichts Konzentriertes, und das gemischte Zeug hab ich schon gar nicht gern – (Sie erblickt K ASIMIR.)
34. Szene K ASIMIR (winkt sie zu sich heran.) K AROLINE (folgt nicht.) K ASIMIR (winkt deutlicher.) K AROLINE (leert den Samos, stellt dann das Glas trotzig und umständlich hin und nähert sich langsam K ASIMIR.)
35. Szene 25
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R AUCH Wer ist denn das? Don Quichotte? S CHÜRZINGER Das ist der Bräutigam von dem Fräulein. S PEER Tableau! S CHÜRZINGER Sie möcht aber nichts mehr von ihm wissen. R AUCH Schon wieder angenehmer!
36. Szene 35
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K AROLINE Was willst du denn schon wieder? (Stille) K ASIMIR Was sind denn das dort für Leute? K AROLINE Lauter alte Bekannte. K ASIMIR Sei nicht boshaft bitte. K AROLINE Ich bin nicht boshaft. Der Dicke dort ist der berühmte Kommerzienrat Rauch, der wo Alleininhaber ist. Und der andere kommt aus Norddeutschland. Ein Landgerichtsdirektor. K ASIMIR Also lauter bessere Menschen. Du kannst mich jetzt nicht mehr aufregen. (Stille) K AROLINE Was willst du noch? K ASIMIR Ich hab dich um Verzeihung bitten wollen von wegen meinem Mißtrauen und daß ich zuvor so grob zu dir war. Nein, das war nicht schön von mir. Wirst du mir das verzeihen?
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K AROLINE Ja. K ASIMIR Ich danke dir. Jetzt geht es mir schon wieder anders – (Er lächelt.) K AROLINE Du verkennst deine Lage. K ASIMIR Was für eine Lage? (Stille) K AROLINE Es hat keinen Sinn mehr, Kasimir. Ich hab mir das überlegt und habe mich genau geprüft – (Sie wendet sich der Schnapsbude zu.) K ASIMIR Aber das sind doch dort keine Menschen für dich! Die nützen dich doch nur aus zu ihrem Vergnügen! K AROLINE So sei doch nicht so sentimental. Das Leben ist hart und eine Frau, die wo etwas erreichen will, muß einen einflußreichen Mann immer bei seinem Gefühlsleben packen. K ASIMIR Hast du mich auch dort gepackt? K AROLINE Ja. (Stille) K ASIMIR Das ist nicht wahr. K AROLINE Doch. (Stille) K ASIMIR Was willst du denn durch diese Herrschaften dort erreichen? K AROLINE Eine höhere gesellschaftliche Stufe und so. K ASIMIR Das ist aber eine neue Ansicht, die du da hast. K AROLINE Nein, das ist keine neue Ansicht – aber ich habe mich von dir tyrannisieren lassen und habe es dir nachgesagt, daß eine Büroangestellte auch nur eine Proletarierin ist! Aber da drinnen in meiner Seele habe ich immer anders gedacht! Mein Herz und mein Hirn waren ja umnebelt, weil ich dir hörig war! Aber jetzt ist das aus. K ASIMIR Aus? K AROLINE Du sagst es. (Stille) K ASIMIR So. Hm. Also das wird dann schon so sein. Der Kasimir ist halt abgebaut. So und nicht anders. Da gibt es keine Ausnahmen. Lächerlich. K AROLINE Hast du mir noch etwas zu sagen? (Stille) K ASIMIR Lang bin ich herumgeschlichen und hab es mir überlegt, ob ich dich nämlich um Verzeihung bitten soll – – aber jetzt tut es mir leid. (ab)
37. Szene 40
K AROLINE (sieht ihm nach und wendet sich dann wieder der Schnapsbude zu.) (Dunkel)
38. Szene 45
Das Orchester spielt nun „Die letzte Rose“.
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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39. Szene
5
Neuer Schauplatz: Bei den A BNORMITÄTEN . Drinnen im Zuschauerraum. Es ist gesteckt voll. Auch R AUCH , S PEER, K AROLINE und der S CHÜRZINGER sitzen drinnen.
40. Szene 10
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D ER A USRUFER Als fünftes darf ich Ihnen nun vorstellen, den Mann mit dem Bulldoggkopf! D ER M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF (betritt die Bühne.) D ER A USRUFER Johann, der Mann mit dem Bulldoggkopf, ist vorgestern sechzehn Jahre alt geworden. Wie Sie sehen, sind seine Unterkieferknochen abnorm stark ausgeprägt, sodaß er mit seiner Unterlippe ohne weiteres bequem seine Nase bedecken kann. D ER M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF (tut es.) D ER A USRUFER Johann kann seinen Mund nicht öffnen und wird daher künstlich ernährt. Man könnte ihm zwar durch eine überaus schwierige Operation den Mund öffnen, aber dann hinwiederum könnte er seinen Mund nie schließen. Sie sehen hier, was die Natur für Spiele zu betreiben beliebt und welch seltsame Menschen auf unserer Erde hausen. D ER M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF (verbeugt sich und ab.)
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41. Szene
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D ER A USRUFER Und nun, meine Herrschaften, kommen wir zur sechsten Nummer und damit zum Clou unserer Serie. Juanita, das Gorillamädchen! J UANITA (betritt die Bühne.) D ER A USRUFER Juanita wurde in einem kleinen Dorfe bei Zwickau geboren. Wieso es gekommen war, daß sie in Hinsicht auf ihre körperliche Gestaltung nicht wie andere Menschenkinder das Licht der Welt erblickt hatte, das ist ein Rätsel der Wissenschaft. Wie sich die Herrschaften überzeugen können, ist Juanita am ganzen Leibe tierisch behaart, und auch die Anordnung der inneren Organe ist wie bei einem Tier –
42. Szene 40
45
(Surren in der Luft, und zwar immer stärker und stärker; draußen Geheul und allgemeiner Musiktusch.) R AUCH (schnellt empor.) Der Zeppelin! Der Zeppelin! (Ohrenbetäubendes Surren, die Zuschauer stürzen in das Freie – und nun beschreibt der Zeppelin einige Schleifen über der Oktoberfestwiese.)
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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43. Szene
5
J UANITA (will auch hinaus.) D ER A USRUFER Zurück! Meschugge? J UANITA Aber der Zeppelin – D ER A USRUFER Aber ausgeschlossen! Unmöglich! Zurück!
44. Szene 10
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D ER M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF (erscheint mit den übrigen A BNORMITÄTEN , der DICKEN D AME , dem R IESEN , dem JUNGEN M ÄDCHEN MIT B ART , dem K AMELMENSCHEN und den ZUSAMMENGEWACHSENEN Z WILLINGEN .) D ER A USRUFER Ja wer hat euch denn gerufen?! Was nehmt ihr euch denn da heraus?! D IE DICKE D AME Aber der Zeppelin –
45. Szene 20
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D ER L ILIPUTANER (erscheint auf der Bühne mit einer Hundepeitsche.) Heinrich! Was gibts denn da? D ER A USRUFER Direktor! Die Krüppel sind wahnsinnig geworden! Sie möchten den Zeppelin sehen! D ER L ILIPUTANER (scharf) Sonst noch was gefällig?! (Stille) D ER L ILIPUTANER Auf die Plätze! Aber schleunigst bitte! Was braucht ihr einen Zeppelin zu sehen – Wenn man euch draußen sieht, sind wir pleite! Das ist ja Bolschewismus! J UANITA Also beschimpfen laß ich mich nicht! (Sie weint.) D ER M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF (röchelt, wankt und faßt sich ans Herz.) D IE DICKE D AME Johann! Johann – D ER L ILIPUTANER Raus mit euch! Marsch marsch! D IE DICKE D AME (stützt den M ANN MIT DEM B ULLDOGGKOPF .) Der arme Johann – Er hat doch so ein schwaches Herz – (Sie zieht sich zurück mit den übrigen A BNORMITÄTEN , nur J UANITA bleibt zurück.)
46. Szene 40
D ER L ILIPUTANER (plötzlich sanft) Also nur nicht weinen, kleine Juanita – Hier hast du Bonbons – schöne Pralinen – J UANITA Sie sollen mich nicht immer beschimpfen, Herr Direktor – Das ist doch wirklich schon unchristlich. D ER L ILIPUTANER Nichts für ungut. Da – (Er übergibt ihr die Pralinen und ab.)
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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47. Szene
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J UANITA (verzehrt apathisch die Pralinen – inzwischen erscheinen K AROLINE und der S CHÜRZINGER wieder im Zuschauerraum und setzen sich in die hinterste Bankreihe.)
48. Szene 10
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K AROLINE Er sieht schön aus, der Zeppelin – auch in der Nacht, so beleuchtet. Aber wir fliegen ja nicht mit. S CHÜRZINGER Bestimmt. K AROLINE Sie schaun mich so komisch an. S CHÜRZINGER Sie mich auch. (Stille) K AROLINE Ich glaub, ich habe schon einen Kleinen sitzen. Und Sie haben noch nie einen Alkohol getrunken? S CHÜRZINGER Noch nie. K AROLINE Und auch sonst sind der Herr so zurückhaltend? S CHÜRZINGER Das wieder weniger eigentlich. K AROLINE (gibt ihm plötzlich einen kurzen Kuß.) (Stille) S CHÜRZINGER Jetzt kenn ich mich nicht mehr aus. Ist das jetzt der Alkohol oder – Es geht nämlich etwas vor in mir, was ich nicht kontrollieren kann. Wenn man zum Beispiel Geld hätte – K AROLINE (unterbricht ihn.) Geh, sei doch nicht so fad! (Stille) S CHÜRZINGER Sind wir jetzt per du? K AROLINE Für diesen heutigen Abend – S CHÜRZINGER Und für sonst? K AROLINE Vielleicht! (Stille)
49. Szene R AUCH (erscheint nun auch wieder im Zuschauerraum – Er erblickt K AROLINE und S CHÜRZINGER, hält knapp beim Eingang und lauscht.) K AROLINE Du heißt Eugen? S CHÜRZINGER Ja. K AROLINE Und ich heiße Karoline. Warum lachst du jetzt? S CHÜRZINGER Weil ich mich freu. R AUCH Und ich heiße Konrad. S CHÜRZINGER (zuckt zusammen und K AROLINE ebenfalls.) (Stille) S CHÜRZINGER (erhebt sich.) R AUCH (grinst und droht neckisch mit dem Zeigefinger.) Nanana, böses Karolinchen – Wer sitzt denn da drinnen, während draußen der Zeppelin fliegt?
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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K AROLINE Oh, den Zeppelin, den kenne ich schon auswendig! (Stille) R AUCH (fixiert S CHÜRZINGER ; verärgert) Ich gratuliere. S CHÜRZINGER (verbeugt sich unangenehm berührt.) R AUCH (grimmig) Nur so weiter! Lassen Sie sich nur nicht stören in Ihrer angeregten Unterhaltung – S CHÜRZINGER Herr Kommerzienrat! Angeregt ist anders, wie man so zu sagen pflegt – (Er lächelt höflich und setzt sich wieder.) R AUCH Anders?
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50. Szene
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S PEER (ist R AUCH gefolgt.) Ein widerlicher Bursche! R AUCH Ein Zyniker. S PEER Schmiert sich da an Karolinchen an, während wir dem Zepp folgen. R AUCH Es wird sich da bald ausgeschmiert haben.
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51. Szene
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Das Orchester intoniert nun piano den Radetzkymarsch, und die Zuschauer betreten nun wieder den Zuschauerraum, weil der Zeppelin bereits unterwegs nach Friedrichshafen ist. Als ALLES wieder sitzt, bricht das Orchester ab, und zwar mitten im Takt.
52. Szene 30
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K AROLINE Wie willst du das verstanden haben, daß du nicht angeregt bist? S CHÜRZINGER Aber das war doch nur eine momentane Taktik. K AROLINE Ich höre dich schon gehen. Du bist also ein berechnender Mensch. Auch in der Liebe? S CHÜRZINGER Nein, das ist ein krasses Mißverständnis, was du da nämlich jetzt denkst. K AROLINE Ich denke ja gar nichts, ich sage es ja nur.
53. Szene 40
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D ER A USRUFER (schlägt auf den Gong.) Meine Damen und Herren! Wir waren dort stehen geblieben, daß Juanita auf dem ganzen Leibe tierisch behaart und daß auch die Anordnung ihrer inneren Organe wie bei einem Tiere ist. Trotzdem hat Juanita aber eine äußerst rege Phantasie. So spricht sie perfekt englisch und französisch, und das hat sie sich mit zähem Fleiße selbst beigebracht. Und nun wird sich Juanita erlauben, den Herrschaften eine Probe ihrer prächtigen Naturstimme zu geben! Darf ich bitten – (Auf einem ausgeleierten Piano ertönt die Barcarole aus „Hoffmanns Erzählungen“.)
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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54. Szene
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J UANITA (singt – und während sie singt, legt S CHÜRZINGER seinen Arm um K AROLINENS Taille, und auch ihre Waden respektive Schienbeine berühren sich.) Schöne Nacht, du Liebesnacht Oh, stille mein Verlangen! Süßer als der Tag uns lacht Die schöne Liebesnacht. Flüchtig weicht die Zeit unwiederbringlich unserer Liebe Fern von diesem lauschigen Ort entweicht die flüchtige Zeit Zephire lind und sacht Die uns kosend umfangen Zephire haben sacht Sanfte Küsse gebracht – Ach. Schöne Nacht, du Liebesnacht Oh, stille mein Verlangen. Süßer als der Tag uns lacht Die schöne Liebesnacht – Ach.
55. Szene 25
Schon während der letzten Strophen fiel der Vorhang. Nun hat J UANITA ihr Lied beendet, und der L ILIPUTANER geht vor dem Vorhang von rechts nach links über die Bühne. Er hält eine Tafel in den Händen, und auf dieser Tafel steht: „Pause“.
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56. Szene (Pause) 35
57. Szene Und wieder wird es dunkel im Zuschauerraum und das Orchester spielt den „Bayerischen Defiliermarsch“ von Scherzer. Hierauf hebt sich wieder der Vorhang. 40
58. Szene
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Schauplatz: Beim Wagnerbräu. Mit der festlichen Blechmusikkapelle. D ER M ERKL F RANZ ist aufgeräumt, und seine E RNA mehr bescheiden, während K ASIMIR melancholisch daneben hockt.
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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59. Szene
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A LLES (außer K ASIMIR, singt zur Blechmusik.) Solang der alte Peter Am Petersbergerl steht Solang die grüne Isar Durchs Münchnerstadterl fließt Solang am Platzl drunten Noch steht das Hofbräuhaus Solang stirbt die Gemütlichkeit Zu München nimmer aus Solang stirbt die Gemütlichkeit Zu München nimmer aus! Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit! Eins, zwei, drei – gsuffa!
60. Szene 20
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D ER M ERKL F RANZ Prost Kasimir! Sauf, damit du etwas wirst! K ASIMIR Was soll ich denn schon werden? Vielleicht gar ein Kommerzienrat! D ER M ERKL F RANZ So gründ doch eine neue Partei! Und werd Finanzminister! K ASIMIR Wer den Schaden hat, hat auch den Spott. D ER M ERKL F RANZ Wem nicht zu raten ist, dem ist nicht zu helfen. (Stille) K ASIMIR Jetzt bin ich ein Kraftwagenführer und habe den Führerschein A drei und den Führerschein B drei. D ER M ERKL F RANZ Sei nur froh, daß du deine Braut nicht mehr hast, diese arrogante Person! K ASIMIR Das Fräulein sind halt eine Büroangestellte. D ER M ERKL F RANZ Das ist noch kein Entschuldigungsgrund. K ASIMIR Überhaupt sind alle Weiber minderwertige Subjekte – Anwesende natürlich ausgenommen. Sie verkaufen ihre Seele und verraten in diesem speziellen Falle mich wegen einer Achterbahn. E RNA Wenn ich ein Mann wär, dann tät ich keine Frau anrühren. Ich vertrag schon den Geruch nicht von einer Frau. Besonders im Winter.
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61. Szene
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A LLES (außer Kasimir, singt nun wieder zur Blechmusik.) Ich schieß den Hirsch im wilden Forst Im dunklen Wald das Reh Den Adler auf der Klippe Horst Die Ente auf dem See. Kein Ort der Schutz gewähren kann Wenn meine Büchse knallt – Und dennoch hab ich harter Mann Die Liebe schon gespürt. (Plötzlich Stille)
62. Szene K ASIMIR Und dennoch hab ich harter Mann die Liebe schon gespürt – und die ist ein Himmelslicht und macht deine Hütte zu einem Goldpalast – und sie höret nimmer auf, solang du nämlich nicht arbeitslos wirst. Was sind denn das schon überhaupt für Ideale von wegen dem seelischen Ineinanderhineinfließen zweier Menschen? Adam und Eva! Ich scheiß dir was auf den Kontakt – Da hab ich jetzt noch ein Kapital von rund vier Mark, aber heut sauf ich mich an, und dann häng ich mich auf – und morgen werden die Leut sagen: Es hat einmal einen armen Kasimir gegeben – D ER M ERKL F RANZ Einen Dreck werden die Leut sagen! Da sterben ja täglich Tausende – und sind schon vergessen, bevor daß sie sterben! Vielleicht, daß wenn du ein politischer Toter wärst, nachher tätst noch mit einem Pomp begraben werden, aber schon morgen vergessen – vergessen! K ASIMIR Ja, man ist ziemlich allein. D ER M ERKL F RANZ Prost Arschloch!
63. Szene 35
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A LLES (außer K ASIMIR , singt nun abermals zur Blechmusik.) Trink, trink, Brüderlein trink Lasset die Sorgen zu Haus Deinen Kummer und deinen Schmerz Dann ist das Leben ein Scherz Deinen Kummer und deinen Schmerz Dann ist das Leben ein Scherz. (Plötzlich Stille)
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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64. Szene
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K ASIMIR (erhebt sich.) So. Jetzt werd ich aber elementar. Eigentlich sollt ich jetzt zur Karoline nach Hause gehen und ihr alle Kleider aus ihrem Kleiderschrank herausreißen und zerreißen, bis die Fetzen fliegen! Jetzt werd ich aber ganz ekelhaft! (wankend ab)
65. Szene 10
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E RNA Wo geht denn der da hin? D ER M ERKL F RANZ Wenn er nicht hineinfallt, kommt er wieder heraus. E RNA Ich hab nämlich direkt Angst – D ER M ERKL F RANZ Der tut sich doch nichts an. E RNA Aber ich glaub es nicht, daß der eine robuste Natur ist. Der ist mehr empfindsam. D ER M ERKL F RANZ Du hast ja eine scharfe Beobachtungsgabe. (Stille) E RNA Du Franz – laß ihn doch laufen bitte. D ER M ERKL F RANZ Wen? E RNA Den Kasimir. D ER M ERKL F RANZ Wieso laufen lassen? E RNA Der paßt doch nicht zu uns, das hab ich jetzt direkt im Gefühl – Beeinflusse ihn nicht bitte. D ER M ERKL F RANZ Und warum nicht? E RNA Weil das ist ja auch nichts, was wir da treiben. D ER M ERKL F RANZ Seit wann denn? (Stille) E RNA Geh, so tu doch deine Finger aus meinem Bier! D ER M ERKL F RANZ Du hast eine scharfe Beobachtungsgabe. E RNA So tu doch die Finger da raus – D ER M ERKL F RANZ Nein. Das kühlt mich so angenehm. Mein heißes Blut. E RNA (reißt plötzlich seine Hand aus ihrem Bierkrug.) D ER M ERKL F RANZ (grinst perplex.)
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66. Szene
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A LLES (außer E RNA und dem M ERKL F RANZ singt nun wieder zur Blechmusik; R AUCH , S PEER, K AROLINE und S CHÜRZINGER gehen vorüber, mit dem Maßkrug in der Hand, Papiermützen auf dem Kopf und Scherzartikel in der Hand – auch sie singen natürlich mit.) Trink, trink, Brüderlein trink Lasset die Sorgen zu Haus Deinen Kummer und deinen Schmerz Dann ist das Leben ein Scherz! Deinen Kummer und deinen Schmerz Dann ist das Leben ein Scherz! (Plötzlich Stille)
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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Lesetext
67. Szene
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K ASIMIR (erscheint mit E LLI und M ARIA – Er hält beide umarmt.) Darf ich bekannt machen! Wir drei Hübschen haben uns gerade soeben vor der Toilette kennen gelernt! Merkl, kannst du mir das Phänomen erklären, warum daß die Damenwelt immer zu zweit verschwindet? M ARIA Pfui! D ER M ERKL F RANZ Hier gibt es kein Pfui, Fräulein! K ASIMIR Wir sind alles nur Menschen! Besonders heute! (Er setzt sich und läßt E LLI auf seinem Schoß Platz nehmen.) E LLI (zum M ERKL F RANZ ) Stimmt das jetzt, daß dieser Herr einen Kompressor besitzt? D ER M ERKL F RANZ Natürlich hat der einen Kompressor! Und was für einen! M ARIA (zu E LLI ) Geh, so lasse dich doch nicht so anschwindeln! Der und ein Kompressor! K ASIMIR (zu M ARIA ) Wenn der Kasimir sagt, daß er einen Kompressor hat, dann hat er aber auch einen Kompressor – Merk dir das, du Mißgeburt! E LLI (zu M ARIA ) So sei doch auch schon still. K ASIMIR (streichelt E LLI .) Du bist ein anständiges Wesen. Du gefällst mir jetzt. Du hast so schöne weiche Haare und einen glatten Teint. E LLI Ich möcht gern was zum Trinken. K ASIMIR Da! Sauf! E LLI Da ist ja kein Tropfen mehr drinnen. K ASIMIR Bier her! K ELLNERIN (geht gerade vorbei und stellt ihm eine Maß hin.) Gleich zahlen bitte! K ASIMIR (kramt in seinen Taschen.) Zahlen bitte, zahlen bitte – Ja Herrgottsackelzement, hab ich denn jetzt da schon das ganze Geld weg – K ELLNERIN (nimmt die Maß wieder mit.) E LLI (erhebt sich.) M ARIA Und so etwas möchte einen Kompressor haben? Ich hab es dir ja gleich gesagt, daß so etwas im besten Falle ein Fahrrad hat. Auf Abzahlung. K ASIMIR (zu E LLI ) Komm, geh her – E LLI (winkt.) Grüß dich Gott, Herr Kompressor – (ab mit M ARIA )
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68. Szene
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K ASIMIR Zahlen bitte – Oh, du mein armer Kasimir! Ohne Geld bist halt der letzte Hund! D ER M ERKL F RANZ Kasimir, der Philosoph. K ASIMIR Wenn man nur wüßt, was daß man für eine Partei wählen soll – D ER M ERKL F RANZ Kasimir, der Politiker. K ASIMIR Leck mich doch du am Arsch, Herr Merkl! (Stille) D ER M ERKL F RANZ Schau mich an. K ASIMIR (schaut ihn an.) D ER M ERKL F RANZ Es gibt überhaupt keine politische Partei, bei der ich noch nicht dabei war, höchstens Splitter. Aber überall markieren die anständigen Leut den
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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Endfassung, emendiert
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blöden Hund! In einer derartigen Weltsituation muß man es eben derartig machen, wie zum Beispiel ein gewisser Merkl Franz. K ASIMIR Wie? D ER M ERKL F RANZ Einfach. (Stille) D ER M ERKL F RANZ Zum Beispiel habe ich mich in letzter Zeit spezialisiert – auf einen gewissen Paragraphen. K ASIMIR Also mit Paragraphen soll man sich nicht einlassen. D ER M ERKL F RANZ Du Rindvieh. (Er hält dem K ASIMIR Zehnmarkscheine unter die Nase.) (Stille) K ASIMIR Nein. So private Aktionen haben wenig Sinn. E RNA Dort drüben sitzt die Karoline. K ASIMIR (erhebt sich.) Wo? (Stille) D ER M ERKL F RANZ Sie hat dich erblickt. K ASIMIR Aber sie geht nicht her. (Stille)
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69. Szene
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K ASIMIR (hält nun eine Rede an die ferne K AROLINE .) Fräulein Karoline. Du mußt keineswegs hergehen, weil es halt jetzt ganz aus ist mit unseren Beziehungen, auch mit den menschlichen. Du kannst ja auch nichts dafür, dafür kann ja nur meine Arbeitslosigkeit etwas, und das ist nur logisch, du Schlampen, du elendiger! Aber wenn ich jetzt dem Merkl Franz folgen täte, dann wärest aber nur du daran schuld – weil ich jetzt innerlich leer bin. Du hast in mir drinnen gewohnt und bist aber seit heute ausgezogen aus mir – und jetzt stehe ich da wie das Rohr im Winde und kann mich nirgends anhalten – (Er setzt sich.)
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(Stille) D ER M ERKL F RANZ Also? K ASIMIR Leergebrannt ist die Stätte. D ER M ERKL F RANZ Kasimir. Zum letztenmal: Wem nicht zu raten ist, dem ist nicht zu helfen. K ASIMIR Das weiß ich jetzt noch nicht. D ER M ERKL F RANZ (streckt ihm seine Hand hin.) Das liegt in deiner Hand – K ASIMIR (stiert abwesend vor sich hin.) Ich weiß das jetzt noch nicht. E RNA So lasse ihn doch, wenn er nicht mag. (Stille) D ER M ERKL F RANZ (fixiert E RNA grimmig – Plötzlich schüttet er ihr sein Bier in das Gesicht.) E RNA (schnellt empor.)
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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D ER M ERKL F RANZ (drückt sie auf ihren Platz zurück.) Da bleibst! Sonst tritt ich dir in das Gesicht!
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71. Szene A LLES (außer K ASIMIR, E RNA und dem M ERKL F RANZ , singt.) Und blühn einmal die Rosen Ist der Winter vorbei Nur der Mensch hat alleinig Einen einzigen Mai Und die Vöglein, die ziehen Und fliegen wieder her Nur der Mensch, bald er fortgeht Nachher kommt er nicht mehr. (Dunkel)
72. Szene 20
Nun spielt das Orchester die „Petersburger Schlittenfahrt“.
73. Szene 25
Neuer Schauplatz: Im Hippodrom. R AUCH , S PEER, K AROLINE und S CHÜRZINGER betreten es.
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74. Szene R AUCH (zu K AROLINE ) Na wie wärs mit einem kühnen Ritt? Wir sind doch hier im Hippodrom! K AROLINE Fein! Aber nur keinen Damensattel – von wegen dem festeren Halt. R AUCH Schneidig! S PEER Das Fräulein denkt kavalleristisch. K AROLINE Wenn ich einmal reit, möcht ich aber gleich zweimal reiten – R AUCH Auch dreimal! K AROLINE Fein! (ab in die Manege)
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75. Szene
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S PEER (ruft ihr nach.) Auch viermal! R AUCH Auch ixmal! (Er setzt sich mit S PEER an ein Tischchen auf der Estrade und läßt Flaschenwein auffahren.) S CHÜRZINGER (bleibt aber drunten stehen und stiert K AROLINE ständig nach; jetzt wird ein altes lahmes Pferd mit einem Damensattel, in dem ein zehnjähriges,
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kurzsichtiges Mädchen sitzt, an der Estrade vorbei in die Manege geführt – Gleich darauf ertönt Musik, die wo dann immer wieder mitten im Takt abbricht, wenn nämlich einige Runden vorbei sind und man neu bezahlen muß; auch Peitschengeknalle ist zu vernehmen; S CHÜRZINGER stellt sich auf einen Stuhl, um besser zusehen zu können; auch R AUCH und S PEER sehen natürlich zu.)
76. Szene 10
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R AUCH Wacker! Prima! S PEER Eine Amazone! R AUCH Ein Talent! Da wackelt der Balkon! Radfahrende Mädchen erinnern von hinten an schwimmende Enten. S PEER (wendet sich wieder dem Flaschenwein zu.) Mensch Rauch! Wie lange habe ich keinen Gaul mehr unter mir gehabt! R AUCH Tatsächlich? S PEER 1912 – da konnt ich mir noch zwei Pferde halten. Aber heute? Ein armer Richter. Wo sind die Zeiten! Das waren zwei Araber. Stuten. Rosalinde und Yvonne. R AUCH (hat sich nun auch wieder dem Flaschenwein zugewandt.) Du hast doch auch spät geheiratet? S PEER Immer noch früh genug. R AUCH Das sowieso. (Er erhebt sein Glas.) Spezielles! (Stille) R AUCH Ich hab mein Weib nach Arosa und überallhin – Der Junge ist ja kerngesund. S PEER Wann macht er denn seinen Doktor? R AUCH Nächstes Semester. Wir werden alt. (Stille) S PEER Ich bin schon zweimal Großpapa. Es bleibt immer etwas von einem zurück. Ein Körnchen.
77. Szene 35
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K AROLINE (erscheint nun wieder und möchte an dem S CHÜRZINGER vorbei, der noch immer auf dem Stuhle steht.) S CHÜRZINGER (gedämpft) Halt! In deinem Interesse. K AROLINE Auweh. S CHÜRZINGER Wieso auweh? K AROLINE Weil wenn ein Mann so anfangt, dann hat er Hintergedanken. S CHÜRZINGER (steigt langsam vom Stuhl herab und tritt dicht an K AROLINE heran.) Ich habe keine Hintergedanken. Ich bin jetzt nämlich wieder etwas nüchterner geworden. Bitte trinke keinen Alkohol mehr. K AROLINE Nein. Heut trink ich, was ich will. S CHÜRZINGER Du kannst es dir nicht ausmalen in deiner Phantasie, was die beiden Herrschaften dort über dich reden. K AROLINE Was reden sie denn über mich?
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S CHÜRZINGER Sie möchten dich betrunken machen. K AROLINE Oh, ich vertrag viel. (Stille) S CHÜRZINGER Und dann sagt er es ganz offen heraus, der Herr Kommerzienrat. K AROLINE Was? S CHÜRZINGER Daß er dich haben möchte. Erotisch. Noch heute Nacht. (Stille) K AROLINE So. Also haben möchte er mich – S CHÜRZINGER Er sagt es vor mir, als wäre ich ein Nichts. So etwas ist doch keine Gesellschaft für dich. Das ist doch unter deiner Würde. Komm, empfehlen wir uns jetzt auf französisch – K AROLINE Wohin? (Stille) S CHÜRZINGER Wir können auch noch einen Tee trinken. Vielleicht bei mir. (Stille) K AROLINE Du bist auch nur ein Egoist. Akkurat der Herr Kasimir. S CHÜRZINGER Jetzt sprichst du spanisch. K AROLINE Jawohl, Herr Kasimir. S CHÜRZINGER Ich heiße Eugen. K AROLINE Und ich heiße Karoline. (Stille) S CHÜRZINGER Ich bin nämlich ein schüchterner Mensch. Und zuvor bei den Abnormitäten, da habe ich über eine gemeinsame Zukunft geträumt. Aber das war eben nur eine momentane Laune von einem gewissen Fräulein Karoline. K AROLINE Jawohl, Herr Eugen. S CHÜRZINGER Oft verschwendet man seine Gefühle – K AROLINE Menschen ohne Gefühl haben es viel leichter im Leben. (Sie läßt ihn stehen und wendet sich der Estrade zu; S CHÜRZINGER setzt sich nun auf den Stuhl.)
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78. Szene
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R AUCH Ich gratuliere! S PEER Sie sind talentiert. Das sage ich Ihnen als alter Ulan. K AROLINE Ich dachte, der Herr wär ein Richter. S PEER Haben Sie schon mal einen Richter gesehen, der kein Offizier war? Ich nicht! R AUCH Es gibt schon einige – S PEER Juden! K AROLINE Also nur keine Politik bitte! S PEER Das ist doch keine Politik! R AUCH Ein politisch Lied ein garstig Lied – (Er prostet mit K AROLINE .) Auf unseren nächsten Ritt! K AROLINE Ich möchte ja sehr gerne noch reiten. Die dreimal waren so schnell herum. R AUCH Also noch einmal dreimal! S PEER (erhebt sein Glas.) Rosalinde und Yvonne! Wo seid ihr jetzt? Ich grüße euch im Geiste! Was ist ein Kabriolett neben einem Gaul! K AROLINE Oh, ein Kabriolett ist schon auch etwas Feudales! S PEER (wehmütig) Aber man hat doch nichts Organisches unter sich –
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R AUCH (leise) Darf ich Ihnen eröffnen, daß ich ein feudales Kabriolett besitze. Ich hoffe, Sie fahren mit. (Stille) K AROLINE Wohin? R AUCH Nach Altötting. K AROLINE Nach Altötting ja – (ab wieder in die Manege – an dem SCHÜRZINGER vorbei, der nun einen seiner Mitesser in seinem Taschenspiegel aufmerksam betrachtet.)
79. Szene R AUCH (ist nun bereits ziemlich betrunken – selig dirigiert er vor sich hin, als wäre er der Kapellmeister der Hippodrommusik; die spielt gerade einen Walzer.) S PEER (ist noch betrunkener.) Altötting? Wo liegt denn Altötting? R AUCH (singt nach den Walzerklängen.) In meinem Kämmerlein – eins zwei drei – in meinem Bettelein – eins zwei drei – (Er summt.) S PEER (boshaft) Und dein Herr Angestellter dort? (Die Musik bricht ab mitten im Takt.) R AUCH (schlägt mit der Hand auf den Tisch und fixiert S PEER gehässig.) (Jetzt spielt die Musik wieder, und zwar ein Marschlied.) R AUCH (singt grimmig mit und fixiert den S PEER noch immer dabei.) Ja, wir sind Zigeuner Wandern durch die Welt Haben fesche Weiber Die verdienens Geld Dort auf jener Wiese Hab ich sie gefragt Ob sie mich mal ließe „Ja“ hat sie gelacht! (Die Musik bricht wieder plötzlich ab.) S PEER (noch boshafter) Und Ihr Herr Angestellter dort? RAUCH (brüllt ihn an.) Nur kein Neid! (Er erhebt sich und torkelt zu dem SCHÜRZINGER.)
80. Szene R AUCH Herr – S CHÜRZINGER (ist aufgestanden.) Schürzinger. R AUCH Stimmt. Auffallend! (Er steckt ihm abermals eine Zigarre in den Mund.) Noch eine Zigarre – ein gelungener Abend. S CHÜRZINGER Sehr gelungen, Herr Kommerzienrat. R AUCH Apropos gelungen: Kennen Sie die historische Anekdote von Ludwig dem Fünfzehnten, König von Frankreich – Hören Sie her: Ludwig der Fünfzehnte ging eines Abends mit seinem Leutnant und dessen Braut in das Hippodrom. Und da hat sich jener Leutnant sehr bald verabschiedet, weil er sich überaus geehrt gefühlt hat, daß sein Monarch sich für seine Braut so irgendwie interessiert – Geehrt hat er sich gefühlt! Geehrt! (Stille)
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S CHÜRZINGER Ja, diese Anekdote ist mir nicht unbekannt. Jener Leutnant wurde dann bald Oberleutnant – R AUCH So? Das ist mir neu. (Stille) S CHÜRZINGER Darf ich mich empfehlen, Herr Kommerzienrat – (ab)
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S PEER (nähert sich R AUCH ; er ist nun total betrunken.) Herr Kommerzienrat. Sie sind wohl wahnsinnig geworden, daß Sie mich so anbrüllen – Sie wissen wohl nicht, wen Sie vor sich haben! Speer! Landgerichtsdirektor! R AUCH Freut mich! S PEER Sie mich auch! (Stille) R AUCH Lieber Werner, mir scheint, du bist besoffen. S PEER Ist das dein Ernst, Konrad? R AUCH Absolut. (Stille) S PEER Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück. Das Gericht erklärt sich für nicht befangen. Keine Bewährungsfrist. Versagung mildernder Umstände. Keine Bewährungsfrist! R AUCH (boshaft) Gibts denn in Erfurt keine Mädchen? S PEER Kaum. R AUCH (grinst.) Ja, was machen denn dann die Erfurter? S PEER (fixiert ihn grimmig – Plötzlich versetzt er ihm einen gewaltigen Stoß und tritt sogar nach ihm, erwischt ihn aber nicht.) (Stille) R AUCH Soll eine vierzigjährige Freundschaft so zerbrechen? S PEER Im Namen des Königs – (Er hebt die Hand zum Schwur.) Bei dem Augenlichte meiner Enkelkinder schwör ich es dir, jetzt sind wir zwei getrennt – von Tisch und Bett! (Er torkelt ab.)
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82. Szene
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R AUCH (sieht ihm nach.) Traurig, aber wahr – auch ein Reptil. Ein eifersüchtiges Reptil. Aber der Konrad Rauch, der stammt aus einem alten, markigen Bauerngeschlecht und solche Paragraphen sind für ihn Papier! Trotz seiner zweiundsechzig Jahr! Au – (Er windet sich plötzlich und setzt sich auf S CHÜRZINGERS Stuhl.) Was war denn jetzt das? – – Hoffentlich werd ich heut Nacht nicht wieder schwindlig – – Der Joseph hat ja einen Blutsturz gehabt – Achtung, Achtung, Konrad Rauch! Achtung!
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83. Szene
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K AROLINE (erscheint und sieht sich um.) (Stille) K AROLINE Wo ist denn der Herr Schürzinger? R AUCH Er läßt sich bestens empfehlen. (Stille) K AROLINE Und der Herr Ulanenoffizier ist auch fort? R AUCH Wir sind allein. (Stille) K AROLINE Fahren wir wirklich nach Altötting? R AUCH Jetzt. (Er versucht aufzustehen, muß sich aber gleich wieder setzen, und zwar schmerzverzerrt.) Was verdienen Sie monatlich? (Stille) K AROLINE Fünfundfünfzig Mark. R AUCH Schön. K AROLINE Ich bin auch froh, daß ich das habe. R AUCH In der heutigen Zeit. K AROLINE Nur hat man so gar keinen Zukunftsblick. Höchstens, daß ich mich verdreifache. Aber dann bin ich schon grau. R AUCH Zukunft ist eine Beziehungsfrage – (Jetzt erhebt er sich.) – und Kommerzienrat Konrad Rauch ist eine Beziehung. Auf nach Altötting! (Musiktusch. Dunkel)
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84. Szene Nun spielt das Orchester das „Mailüfterl“. 30
85. Szene
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Neuer Schauplatz: Auf dem Parkplatz für die Privatautos hinter der Oktoberfestwiese. Im Vordergrund eine Bank. D ER M ERKL F RANZ taucht auf mit seiner E RNA und K ASIMIR.
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D ER M ERKL F RANZ Alsdann hier hätten wir es. Es treibt sich da nämlich nur der bewußte eine Parkwächter herum – und der steht meistens dort drüben, weil man von dort die schönere Aussicht auf die Festwiese hat. Erna! Jetzt werd aber endlich munter! E RNA Ich bin noch naß von dem Bier. D ER M ERKL F RANZ Das war doch nur halb so tragisch gemeint. E RNA Tut es dir leid? (Stille) D ER M ERKL F RANZ Nein.
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(In der Ferne ertönt ein Pfiff.) D IE DREI L EUT (lauschen.) D ER M ERKL F RANZ Kriminaler? E RNA Gib nur acht, Franz! D ER M ERKL F RANZ A priori habt ihr das hier zu tun – wenn sich was Unrechts rühren sollte. Heut parken ja da allerhand hochkapitalistische Limousinen. Lauter Steuerhinterzieher – (Er verschwindet zwischen den Limousinen.)
87. Szene K ASIMIR (wie zu sich) Auf Wiedersehen!
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88. Szene E RNA Der Merkl hat doch eine komische Natur. Zuerst bringt er einen um, und dann tut es ihm leid. K ASIMIR Es ist halt kein durchschnittlicher Mensch. E RNA Weil er sehr intelligent ist. Der drückt so ein Autotürerl auf und ein Fensterscheiberl ein – da hörst aber keinen Laut. K ASIMIR Es bleibt einem ja nichts anderes übrig. E RNA Das schon vielleicht. (Stille) K ASIMIR Vorgestern, da hätt ich dem noch das Kreuz abgeschlagen und die Gurgel hergedruckt, der es sich herausgenommen hätte, sich etwas aus meinem Kabriolett herauszuholen – und heute ist das umgekehrt. So ändert man sich mit dem Leben. E RNA Heute seh ich so schlecht. Ich bin noch geblendet durch das Licht. K ASIMIR Ich weniger. (Stille) E RNA Oft male ich mir eine Revolution aus – dann seh ich die Armen durch das Siegestor ziehen und die Reichen im Zeiserlwagen, weil sie alle miteinander gleich soviel lügen über die armen Leut – Sehens, bei so einer Revolution, da tät ich gerne mit der Fahne in der Hand sterben. K ASIMIR Ich nicht. E RNA Meinen Bruder, den haben sie in einer Kiesgrube erschossen – Wissens, seinerzeit nachdem damals der Krieg aus war – 1919. K ASIMIR Das ist auch nichts. E RNA Aber mein Bruder hat sich doch aufgeopfert. K ASIMIR Das wird ihm halt mehr Vergnügen gemacht haben, daß er sich aufgeopfert hat. E RNA Geh, redens doch nicht so saudumm daher! Da hat ja noch selbst der Merkl Franz eine Achtung vor meinem toten Bruder! (Stille) K ASIMIR Dann bin ich halt schlechter als wie der Merkl Franz. E RNA Weil Sie halt auch sehr verbittert sind. K ASIMIR Ich glaub es aber nicht, daß ich gut bin. E RNA Aber die Menschen wären doch gar nicht schlecht, wenn es ihnen nicht schlecht gehen tät. Es ist das eine himmelschreiende Lüge, daß der Mensch schlecht ist.
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89. Szene
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D ER M ERKL F RANZ (kommt mit einer Aktentasche zwischen den Limousinen hervor und nähert sich drohend E RNA .) Was soll da jetzt eine himmelschreiende Lüge sein? E RNA Daß der Mensch schlecht ist. D ER M ERKL F RANZ Ach so. (Stille) E RNA Es gibt überhaupt keine direkt schlechten Menschen. D ER M ERKL F RANZ Daß ich nicht lache. K ASIMIR Der Mensch ist halt ein Produkt seiner Umgebung. D ER M ERKL F RANZ Da. Eine Aktentasche – (Er holt aus ihr ein Buch heraus und entziffert den Titel.) „Der erotische Komplex“ – und ein Couvert: Herrn Kommerzienrat Konrad Rauch – – Ich meine, daß wir diese Bibliothek dem Herrn Kommerzienrat wieder zurückschenken könnten – (zu E RNA ) Oder hast du vielleicht Interesse an diesem erotischen Komplex? E RNA Nein. D ER M ERKL F RANZ Drum. K ASIMIR Ich auch nein. D ER M ERKL F RANZ Brav. Sehr brav – Aber ihr müßt doch da so hin und her zum Scheine – Das fällt doch auf, wenn ihr da so festgewurzelt herumsteht – (Er verschwindet wieder zwischen den Limousinen.)
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E RNA Also kommens hin und her – K ASIMIR Verzeihen Sie mir bitte. E RNA Was denn? K ASIMIR Nämlich das habe ich mir jetzt überlegt. Ja, das war pfeilgerade pietätlos von mir – diese Anspielung zuvor mit Ihrem toten Bruder. (Stille) E RNA Das hab ich gewußt von Ihnen, Herr Kasimir. (ab mit ihm)
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91. Szene
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Nun spielt das Orchester den „Militärmarsch 1822“ von Schubert, und es ist eine Zeit lang kein Mensch zu sehen; dann kommt S PEER mit E LLI und M ARIA ; er ist wieder etwas nüchterner geworden, aber noch immer betrunken; das Orchester bricht mitten im Takt ab.
92. Szene 45
M ARIA Nein, das sind hier nur Privatautos, die Mietautos stehen dort vorne ganz bei der Sanitätsstation. E LLI (bleibt plötzlich zurück.)
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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S PEER Na was hat sie denn, das blonde Gift – M ARIA Ich weiß nicht, was die hat. Das hat sie nämlich oft, daß sie plötzlich so streikt – (Sie ruft.) Elli! E LLI (gibt keine Antwort.) M ARIA Elli! So komme doch her! E LLI (rührt sich nicht.) S PEER Im Namen des Volkes! M ARIA Ich werd sie schon holen – (Sie nähert sich E LLI .)
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M ARIA (zu E LLI ) So sei doch nicht so damisch! E LLI Nein. Ich tue da nicht mit. S PEER (lauscht, hört aber nichts.) M ARIA Das habe ich gern – zuerst bist frech und herausfordernd zu den Herren der Schöpfung, aber dann ziehst du den Schwanz ein! So sei doch nicht so feig. Wir kriegen ja zehn Mark. Du fünf und ich fünf. Denk doch auch ein bißchen an deine Zahlungsbefehle. (Stille) E LLI Aber der alte Sauhund ist doch ganz pervers. M ARIA Geh, das ist doch nur Munderotik! S PEER (senil) Elli! Elli! Ellile – Ellile – M ARIA Komm, sei friedlich – (Sie führt E LLI zu S PEER und ab.)
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94. Szene
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Nun ist wieder eine Zeit lang kein Mensch zu sehen, und das Orchester fährt fort mit dem „Militärmarsch 1822“ von Schubert; dann kommt R AUCH mit K AROLINE ; sie halten vor seinem feudalen Kabriolett und er sucht den Schlüssel; und das Orchester bricht wieder mitten im Takt ab.
95. Szene K AROLINE Das ist doch da ein Austro-Daimler? R AUCH Erraten! Bravo! K AROLINE Mein ehemaliger Bräutigam hat auch einen Austro-Daimler gefahren. Er war nämlich ein Chauffeur. Ein komischer Mensch. Zum Beispiel vor drei Monaten da wollten wir zwei eine Spritztour machen hinaus in das Grüne – und da hat er einen Riesenkrach mit einem Kutscher bekommen, weil der seinen Gaul geprügelt hat. Denkens, wegen einem Gaul! Und dabei ist er selbst doch ein Chauffeur. Man muß das schon zu würdigen wissen. R AUCH (hat endlich seinen Schlüssel gefunden und öffnet nun die Wagentüre.) Darf man bitten, Gnädigste –
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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96. Szene K ASIMIR (kommt mit E RNA wieder vorbei; er erblickt K AROLINE – Sie erkennen und fixieren sich.) 5
97. Szene
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K AROLINE (läßt R AUCH stehen und hält dicht vor K ASIMIR.) Lebe wohl, Kasimir. K ASIMIR Lebe wohl. K AROLINE Ja. Und viel Glück. K ASIMIR Prost. (Stille) K AROLINE Ich fahre jetzt nach Altötting. K ASIMIR Mahlzeit. (Stille) K ASIMIR Das ist ein schönes Kabriolett dort. Akkurat so ein ähnliches bin ich auch einmal gefahren. Noch vorgestern. R AUCH Darf man bitten, Gnädigste! K AROLINE (läßt K ASIMIR langsam stehen und steigt mit R AUCH ein – und bald ist kein Kabriolett mehr zu sehen.)
98. Szene 25
K ASIMIR (sieht dem verschwundenen Kabriolett nach; er imitiert R AUCH .) Darf man bitten, Gnädigste – (Dunkel) 30
99. Szene Und wieder setzt das Orchester mit dem „Militärmarsch 1822“ von Schubert ein und spielt ihn zu Ende. 35
100. Szene
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Neuer Schauplatz: Vor der Sanitätsstation auf der Oktoberfestwiese. Ein S ANITÄTER bemüht sich um R AUCH , der auf einer Bank vor der Sanitätsbaracke sitzt und umständlich zwei Pillen mit Wasser schluckt. KAROLINE ist auch dabei. Und die Luft ist noch immer voll Wiesenmusik.
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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101. Szene
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K AROLINE (beobachtet R AUCH .) Geht es Ihnen schon besser? R AUCH (gibt keine Antwort, sondern legt sich rücklings auf die Bank.) D ER S ANITÄTER Es geht ihm noch nicht besser, Fräulein. (Stille) K AROLINE Eigentlich haben wir ja nur nach Altötting fahren wollen, aber dann ist es ihm plötzlich schlecht geworden, dem Herrn Kommerzienrat – Der Speichel ist ihm aus dem Munde heraus, und wenn ich nicht im letzten Moment gebremst hätte, dann wären wir jetzt vielleicht schon hinüber. D ER S ANITÄTER Alsdann verdankt er Ihnen sein Leben. K AROLINE Wahrscheinlich. D ER S ANITÄTER Logischerweise. Indem daß Sie gebremst haben. K AROLINE Ja, ich kenne mich aus mit der Fahrerei, weil mein ehemaliger Bräutigam ein Chauffeur gewesen ist.
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Nun intoniert das Orchester piano den Walzer „Bist du’s lachendes Glück?“, und aus der Sanitätsbaracke treten Oktoberfestbesucher mit verbundenen Köpfen und Gliedmaßen, benommen und humpelnd – auch der L ILIPUTANER und DER A USRUFER befinden sich unter ihnen. A LLE verziehen sich nach Hause, und dann bricht das Orchester den Walzer wieder ab, und zwar mitten im Takt.
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103. Szene
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K AROLINE (leise) Herr Sanitäter. Was ist denn passiert? Eine Katastrophe? D ER S ANITÄTER Warum? K AROLINE Ist denn die Achterbahn eingestürzt? D ER S ANITÄTER Weit gefehlt! Nur eine allgemeine Rauferei hat stattgefunden. K AROLINE Wegen was? D ER S ANITÄTER Wegen nichts. (Stille) K AROLINE Wegen nichts. Die Menschen sind halt wilde Tiere. D ER S ANITÄTER Sie werden sie nicht ändern. K AROLINE Trotzdem. (Stille) D ER S ANITÄTER Angeblich hat da so ein alter Casanova mit zwei Fräuleins in ein Mietauto einsteigen wollen, und dabei ist er von einigen Halbwüchsigen belästigt worden. Angeblich soll der eine Halbwüchsige seinen Schuh ausgezogen haben und selben dem alten Casanova unter die Nase gehalten haben, damit daß der daran riechen soll – aber der hat halt nicht riechen wollen und da soll ihm ein anderer Halbwüchsiger einen Schlag in das Antlitz versetzt haben. Das Resultat war halt, daß in null Komma null hundert Personen gerauft haben, keiner hat mehr gewußt, was los ist, aber ein jeder hat nur um sich geschlagen. Die Leut sind halt alle nervös und vertragen nichts mehr.
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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Lesetext
104. Szene
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D ER A RZT (erscheint in der Türe der Sanitätsbaracke.) Sind die Tragbahren noch nicht da? D ER S ANITÄTER Noch nicht, Herr Doktor. D ER A RZT Also wir haben sechs Gehirnerschütterungen, einen Kieferbruch, vier Armbrüche, davon einer kompliziert, und das andere sind Fleischwunden. Ein schöner Saustall so was! Deutsche gegen Deutsche! (ab)
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K AROLINE Kieferbruch – Oh, das muß weh tun. D ER S ANITÄTER Heutzutag ist das halb so schlimm in Anbetracht unserer Errungenschaften. K AROLINE Aber gezeichnet bist du für dein ganzes Leben, als hätte man dir ein Ohr abgeschnitten. Besonders als Frau. D ER S ANITÄTER Das ist aber keine Frau, dem sie da den Kiefer zerschlagen haben, sondern das ist akkurat besagter alter Casanova. K AROLINE Dann ist es schon gut. D ER S ANITÄTER Es ist das sogar ein hoher Justizmann. Aus Norddeutschland. Ein gewisser Speer. R AUCH (hatte gehorcht und brüllt nun.) Was?! (Er erhebt sich.) Speer? Casanova? Justiz?! (Er faßt sich an das Herz.) (Stille) K AROLINE Regens Ihnen nur nicht auf, Herr Kommerzienrat – R AUCH (fährt sie an.) Was stehens denn da noch herum, Fräulein? Leben Sie wohl! Habe die Ehre! Adieu! (Stille) R AUCH Kieferbruch. Armer alter Kamerad – Diese Sauweiber. Nicht mit der Feuerzange. Dreckiges Pack. Ausrotten. Ausrotten – Alle! K AROLINE Das habe ich mir nicht verdient um Sie, Herr Kommerzienrat – R AUCH Verdient? Das auch noch? (Stille) K AROLINE Ich habe Ihnen das Leben gerettet. R AUCH Das Leben? (Stille) R AUCH (grinst.) Tät Ihnen so passen – (Stille) R AUCH Adieu! (zum S ANITÄTER ) Wo liegt er denn, der Herr Landgerichtsdirektor? Noch da drinnen? D ER S ANITÄTER Zu Befehl, Herr Kommerzienrat!
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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Lesetext
106. Szene
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R AUCH nähert sich langsam der Sanitätsbaracke – Da erscheinen E LLI und M ARIA in der Türe, und zwar M ARIA mit dem Arm in der Schlinge und E LLI mit dick verbundenem Auge. M ARIA erkennt R AUCH und fixiert ihn – auch R AUCH erkennt sie und hält momentan.
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M ARIA (grinst.) Ah, der Herr Nachttopf – Schau Elli, schau – E LLI (hebt den Kopf und versucht zu schauen.) Au, mein Auge! (Stille) R AUCH (richtet seine Krawatte und geht an E LLI und M ARIA vorbei in die Sanitätsbaracke.) K AROLINE (kreischt plötzlich.) Auf Wiedersehen, Herr Nachttopf! (Dunkel)
108. Szene Nun spielt das Orchester den Walzer „Bist du’s lachendes Glück?“
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Neuer Schauplatz: Wieder auf dem Parkplatz, aber an einer anderen Stelle, dort wo die Fahnen der Ausstellung schon sichtbar werden. K ASIMIR und E RNA gehen noch immer auf und ab – Plötzlich hält K ASIMIR . Und E RNA auch.
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K ASIMIR Wo steckt denn der Merkl? E RNA Der wird schon irgendwo stecken. (Stille) K ASIMIR Und wo das Fräulein Karoline jetzt steckt, das ist mir Wurscht. E RNA Nein, das wäre keine Frau für Sie. Ich habe mir dafür einen Blick erworben. K ASIMIR So ein Weib ist ein Auto, bei dem nichts richtig funktioniert – Immer gehört es repariert. Das Benzin ist das Blut und der Magnet das Herz – und wenn der Funke zu schwach ist, entsteht eine Fehlzündung – und wenn zuviel Öl drin ist, dann raucht er und stinkt er – E RNA Was Sie für eine Phantasie haben. Das haben nämlich nur wenige Männer. Zum Beispiel der Merkl hat keine. Überhaupt haben Sie schon sehr recht, wenn Sie das sagen, daß der Merkl mich ungerecht behandelt – nein! Das laß ich mir auch nicht weiter bieten – (Sie schreit plötzlich unterdrückt auf.) Jesus Maria Josef! Merkl! Franz! Jesus Maria – (Sie hält sich selbst den Mund zu und wimmert.)
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K ASIMIR Was ist denn los? E RNA Dort – Sie haben ihn. Franz! Sehens die beiden Kriminaler – Verzeih mir das, Franz! – Nein, ich schimpfe nicht, ich schimpfe nicht – (Stille) K ASIMIR An allem ist nur dieses Luder schuld. Diese Schnallen. Dieses Fräulein Karoline! E RNA Er wehrt sich gar nicht – Geht einfach mit – – (Sie setzt sich auf die Bank.) Den seh ich nimmer. K ASIMIR Geh, den werdens doch nicht gleich hinrichten! E RNA Das kommt auf dasselbe hinaus. Weil er doch schon oft vorbestraft ist – Da hauns ihm jetzt fünf Jahr Zuchthaus hinauf wie nichts – und dann kommt er nicht mehr heraus, weil er sich ja während seiner Vorstrafen schon längst eine Tuberkulose geholt hat – – Der kommt nicht mehr heraus. (Stille) K ASIMIR Sind Sie auch vorbestraft? E RNA Ja. K ASIMIR (setzt sich neben E RNA .) (Stille) E RNA Was glauben Sie, wie alt daß ich bin? K ASIMIR Fünfundzwanzig. E RNA Zwanzig. K ASIMIR Wir sind halt heutzutag alle älter als wie wir sind. (Stille) K ASIMIR Dort kommt jetzt der Merkl. E RNA (zuckt zusammen.) Wo? (Stille)
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D ER M ERKL F RANZ geht nun mit einem K RIMINALER vorbei, an dessen Handgelenk er gefesselt ist – Er wirft noch einen letzten Blick auf E RNA .
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11 2 . S z e n e (Stille) E RNA Der arme Franz. Der arme Mensch – K ASIMIR So ist das Leben. E RNA Kaum fängt man an, schon ist es vorbei. (Stille) K ASIMIR Ich habe es immer gesagt, daß so kriminelle Aktionen keinen Sinn haben – Mir scheint, ich werde mir den armen Merkl Franz als ein warnendes Beispiel vor Augen halten. E RNA Lieber stempeln. K ASIMIR Lieber hungern. E RNA Ja. (Stille)
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E RNA Ich hab es ja dem armen Franz gesagt, daß er Sie in Ruhe lassen soll, weil ich das gleich im Gefühl gehabt habe, daß Sie anders sind – Darum hat er mir ja auch das Bier in das Gesicht geschüttet. K ASIMIR Darum? E RNA Ja. Wegen Ihnen. K ASIMIR Das ist mir neu. Daß Sie da wegen mir – Verdiene ich denn das überhaupt? E RNA Das weiß ich nicht. (Stille) K ASIMIR Ist das jetzt der große Bär dort droben? E RNA Ja. Und das dort ist der Orion. K ASIMIR Mit dem Schwert. E RNA (lächelt leise.) Wie Sie sich das gemerkt haben – (Stille) K ASIMIR (starrt noch immer in den Himmel.) Die Welt ist halt unvollkommen. E RNA Man könnt sie schon etwas vollkommener machen. K ASIMIR Sind Sie denn auch gesund? Ich meine jetzt, ob Sie nicht auch etwa die Tuberkulose haben von diesem armen Menschen? E RNA Nein. Soweit bin ich ganz gesund. (Stille) K ASIMIR Ich glaub, wir sind zwei verwandte Naturen. E RNA Mir ist es auch, als täten wir uns schon lange kennen. (Stille) K ASIMIR Wie hat er denn geheißen, Ihr toter Bruder? E RNA Ludwig. Ludwig Reitmeier. (Stille) K ASIMIR Ich war mal Chauffeur, bei einem gewissen Reitmeier. Der hat ein Wollwarengeschäft gehabt. En gros. (Er legt seinen Arm um ihre Schultern.) E RNA (legt ihren Kopf an seine Brust.) Dort kommt jetzt die Karoline.
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K AROLINE (kommt und sieht sich suchend um – erblickt K ASIMIR und E RNA , nähert sich langsam und hält dicht vor der Bank.) Guten Abend, Kasimir. (Stille) K AROLINE So schau doch nicht so ironisch. K ASIMIR Das kann jede sagen. (Stille) K AROLINE Du hast schon recht. K ASIMIR Wieso hernach? K AROLINE Eigentlich hab ich ja nur ein Eis essen wollen – aber dann ist der Zeppelin vorbeigeflogen, und ich bin mit der Achterbahn gefahren. Und dann hast du gesagt, daß ich dich automatisch verlasse, weil du arbeitslos bist. Automatisch, hast du gesagt. K ASIMIR Jawohl, Fräulein. (Stille) K AROLINE Ich habe es mir halt eingebildet, daß ich mir einen rosigeren Blick in die Zukunft erringen könnte – und einige Momente habe ich mit allerhand Gedanken
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Endfassung, emendiert
Lesetext
gespielt. Aber ich müßt so tief unter mich hinunter, damit ich höher hinauf kann. Zum Beispiel habe ich dem Herrn Kommerzienrat das Leben gerettet, aber er hat nichts davon wissen wollen. K ASIMIR Jawohl, Fräulein. (Stille) K AROLINE Du hast gesagt, daß der Herr Kommerzienrat mich nur zu seinem Vergnügen benützen möchte und daß ich zu dir gehöre – und da hast du schon sehr recht gehabt. K ASIMIR Das ist mir jetzt Wurscht! Jetzt bin ich darüber hinaus, Fräulein! Was tot ist, ist tot, und es gibt keine Gespenster, besonders zwischen den Geschlechtern nicht! (Stille) K AROLINE (gibt ihm plötzlich einen Kuß.) K ASIMIR Zurück! Brrr! Pfui Teufel! (Er spuckt aus.) Brrr! E RNA Ich versteh das gar nicht, wie man als Frau so wenig Feingefühl haben kann! K AROLINE (zu K ASIMIR ) Ist das die neue Karoline? K ASIMIR Das geht dich einen Dreck was an, Fräulein! K AROLINE Und den Merkl Franz betrügen, ist das vielleicht ein Feingefühl?! E RNA Der Merkl Franz ist tot, Fräulein. (Stille) K AROLINE Tot? (Sie lacht – verstummt aber plötzlich; gehässig zu E RNA ) Und das soll ich dir glauben, du Zuchthäuslerin? K ASIMIR Geh, halts Maul und fahr ab. E RNA (zu K ASIMIR ) So lasse sie doch. Sie weiß ja nicht, was sie tut. (Stille)
11 4 . S z e n e 30
K AROLINE (vor sich hin) Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich – aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln, und das Leben geht weiter, als wär man nie dabei gewesen –
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11 5 . S z e n e
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S CHÜRZINGER (erscheint, und zwar aufgeräumt – mit einem Luftballon an einer Schnur aus seinem Knopfloch; er erblickt K AROLINE .) Ja wen sehen denn meine entzündeten Augen? Das ist aber schon direkt Schicksal, daß wir uns wiedertreffen. Karoline! Übermorgen wird der Leutnant Eugen Schürzinger ein Oberleutnant Eugen Schürzinger sein – und zwar in der Armee Seiner Majestät Ludwigs des Fünfzehnten – und das verdanke ich dir. K AROLINE Aber das muß ein Irrtum sein. S CHÜRZINGER Lächerlich! (Stille) K AROLINE Eugen. Ich habe dich vor den Kopf gestoßen und das soll man nicht, weil man alles zurückgezahlt bekommt – S CHÜRZINGER Du brauchst einen Menschen, Karoline –
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Kasimir und Karoline. Volksstück
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Endfassung, emendiert
K AROLINE Es ist immer der gleiche Dreck. S CHÜRZINGER Pst! Es geht immer besser und besser. K AROLINE Wer sagt das? S CHÜRZINGER Coué. (Stille) S CHÜRZINGER Also los. Es geht besser – K AROLINE (sagt es ihm tonlos nach.) Es geht besser – S CHÜRZINGER Es geht immer besser, immer besser – K AROLINE Es geht immer besser, besser – immer besser – S CHÜRZINGER (umarmt sie und gibt ihr einen langen Kuß.) K AROLINE (wehrt sich nicht.) S CHÜRZINGER Du brauchst wirklich einen Menschen. K AROLINE (lächelt.) Es geht immer besser – S CHÜRZINGER Komm – (ab mit ihr)
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11 6 . S z e n e
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K ASIMIR Träume sind Schäume. E RNA Solange wir uns nicht aufhängen, werden wir nicht verhungern. (Stille) K ASIMIR Du Erna – E RNA Was? K ASIMIR Nichts. (Stille)
11 7 . S z e n e 30
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E RNA (singt leise – und auch K ASIMIR singt allmählich mit.) Und blühen einmal die Rosen Wird das Herz nicht mehr trüb Denn die Rosenzeit ist ja Die Zeit für die Lieb Jedes Jahr kommt der Frühling Ist der Winter vorbei Nur der Mensch hat alleinig Einen einzigen Mai.
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Ende
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Lesetext
Kommentar
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Vorarbeiten
Chronologisches Verzeichnis Vorarbeiten Vorarbeit 1: Glaube Liebe Hoffnung-Szenerie Zu dieser Vorarbeit ist nur wenig Material vorhanden. Sie setzt sich aus einer Handschrift und vier Seiten Typoskript zusammen und enthält neben zentralen Elementen des Volksstücks Kasimir und Karoline (z.B. die Protagonisten Kasimir und Karoline, das Motiv des Zeppelins und das 7. Bild „Sanitätswache“) auch solche von Glaube Liebe Hoffnung (1. Bild „Vor der Anatomie“, Dialog zwischen Karoline und Anatomiediener). Sie kann damit als Beleg für die gemeinsamen Wurzeln beider Stücke gelten. H1 = IN 221.001/7 – BS 45 a [7], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (294 × 206 mm), schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E1 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen zum 6. Bild (links oben) E2 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen (rechts oben) E3 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern (links unten) E4 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen (rechts unten)
E1 sieht sieben Bilder vor: „1. Zimmer“, „2. Sanitätswache“; die Bilder 3–5 betitelt Horváth nicht; das 6. Bild ist mit „Rausch Kasimirs“ überschrieben und mit der Notiz versehen: „Glaube: Du bist doch ein anständiger Mensch. / Liebe: Du kannst ja dabei an eine Andere denken – / Hoffnung: Und vielleicht wird es wieder besser, die Verletzung Karolines.“ Das 7. und letzte Bild ist (wie auch in E3) „Sanitätswache“ betitelt. Die Titel des 2. und des 7. Bildes nehmen Elemente der ersten Entwürfe von Konzeption 2 vorweg. Ähnlich verhält es sich mit E2: Das 3. Bild „Schönheitskonkurrenz“, das bereits im genetischen Konvolut der Geschichten aus dem Wiener Wald (z.B. ÖLA 3/W 8 – BS 12 b [1], Bl. 1 und ÖLA 3/W 8 – BS 12 b [1], Bl. 2) aufgetaucht war, findet sich später in Karoline, die Schönheit von Haidhausen (VA2/E1) wieder. Der Entwurf E4 liefert mit der Notiz „Zeppelin“ ein Motiv, das sich bis in die Endfassung von Kasimir und Karoline (K4/TS15) hält. Darüber hinaus findet sich hier unter dem 1. Bild erstmals der Name „Karoline“. T1 = IN 221.001/6 – BS 45 a [6], Bl. 1–3 3 Blatt unliniertes Papier (294 × 205 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, Paginierung 1–3 TS1 = Fassung des 1. Bildes „Vor der Anatomie“ (Korrekturschicht) Druck in: GW IV, S. 267–269.
T2 = IN 221.001/7 – BS 45 a [7], Bl. 4 1 Blatt unliniertes Papier (294 × 205 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte E5 = fragm. Strukturplan in 8 Bildern mit Notizen und Dialogskizzen Druck in: GW IV, S. 269f.
TS1 und E5 stehen in einem engen textgenetischen Zusammenhang. E5 beginnt mit „Zweites Bild“ und stellt den Anschluss an TS1 dar, wo das erste Bild ausgearbeitet
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Chronologisches Verzeichnis
wurde. Hier führt Horváth die Überlegungen der vorhergehenden Entwürfe aus. So hatte er beispielsweise in E2 unter 1. „Anatomie“ notiert und unter 2. zunächst „Beim Anatomiediener“, korrigiert dann aber hs. in „Beim Spitaler (ein Witwer)“. In TS1 und E5 wird die ursprüngliche Eintragung umgesetzt. In TS1 hat das arbeitslose Fräulein gehört, „dass man sich der Anatomie verkaufen kann“. Der Anatomiediener reagiert zunächst abweisend: „Also das schlagens Ihnen nur aus dem Kopf! Das gibt es hier nicht! Das ist ein sehr weit verbreiteter Irrtum! Wir haben Leichen genug in Hülle und Fülle!“ Aber am Ende hätte der Diener dann doch möglicherweise eine Stelle für Karoline, die dieses Angebot jedoch ausschlägt: „Das kenn ich schon. Nein, mit mir können Sie das nicht machen.“ Laut E5 findet sich Karoline im 2. Bild „Beim Anatomiediener“: „Zuerst sich vollfressen und dann schlafen! Eine Gemeinheit ist das!“ Unter dem 3. Bild heißt es: „Spitaler entlässt die Stenotypistin. Karoline kommt.“ Unter dem 4. Bild findet sich die Notiz „Beim Diener. Die Frau kommt zurück.“ Dem 5. Bild gibt Horváth den Bildtitel „Schönheitskonkurrenz“, dem 6. „Friedhof“, dem 7. „Krankenhaus“ und dem 8. „Gefängnis“. Laut TS1 lernen sich Karoline und Spitaler im 1. Bild „Vor der Anatomie“ kennen, als der Zeppelin vorbeifliegt. Auch in den folgenden Konzeptionen von Kasimir und Karoline führt das Beobachten des Zeppelins Karoline und ihre Verehrer (den Studenten Emil Wegmann und später den Angestellten Eugen Schürzinger) zusammen (vgl. K1/TS1, K2/TS3), später lockt dieses Ereignis die Protagonisten der Abnormitätenschau nach draußen (vgl. K2/TS6, K3/TS8). Der Handlungsort „Anatomie“ entfällt in den weiteren Bearbeitungsstufen des Werkprojekts, stellt dann jedoch eines der wesentlichen Elemente des Stückes Glaube Liebe Hoffnung dar, an dem Horváth unmittelbar nach Fertigstellung der Endfassung von Kasimir und Karoline (K4/TS15) gearbeitet hat; das Fräulein heißt dort jedoch nicht mehr Karoline, sondern Elisabeth.
Vorarbeit 2: Karoline, die Schönheit von Haidhausen Das Material dieser Vorarbeit besteht ausschließlich aus hs. Notizen, die Horváth zum Großteil in seinem Notizbuch Nr. 5 festgehalten hat. Die Entwürfe zeigen die Entwicklung eines Dramenprojekts, das zunächst sechs Bilder umfasst und in der Münchener Vorstadt Haidhausen angesiedelt ist, zu einem Stück in sieben Bildern, das auf dem Münchener Oktoberfest spielt. Von Beginn an steht der Name der weiblichen Protagonistin Karoline fest. Ihr zur Seite stellt Horváth Figuren wie Ludwig, Hannes, Helene, Georg, die in dieser Bearbeitungsstufe hinsichtlich ihrer Namen und Funktionen noch variieren. Inhaltlich kreist das Projekt um das politische Engagement Ludwigs, verändert sich jedoch in den letzten Entwürfen deutlich, wenn das Geschehen in einer Jahrmarktszenerie angesiedelt wird. H1 = ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 5 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 5 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (150 × 87 mm), roter Blattschnitt, schwarze Tinte E1 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Die Schönheit aus Haidhausen“
H2 = ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 4v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 5 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (150 × 87 mm), roter Blattschnitt, schwarze Tinte
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Vorarbeiten
E2 = Strukturplan in 5 Bildern mit Konfigurationsplänen und Notizen
H3 = ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 6 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 5 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (150 × 87 mm), roter Blattschnitt, schwarze Tinte E3 = Strukturplan in 6 Bildern mit Werktitel „Karoline, die Schönheit aus Haidhausen“
Bei den Entwürfen E1 bis E3 dürfte es sich um die frühesten Notizen zu dem nicht ausgearbeiteten Werkprojekt Karoline, die Schönheit von Haidhausen handeln. Dass die Entwürfe E1 bis E3 in kurzer Zeit hintereinander entstanden sind, legt ihre Anordnung auf einander folgenden Seiten innerhalb des Notizbuchs Nr. 5 nahe, das Horváth im Herbst 1931 verwendet hat. In E1 setzt der Autor die sechs Bilder „Schrebergärten“, „Schönheitskonkurrenz“, „Politische Versammlung“, „Künstliche Panne“, „Zugspitze“ und „Schrebergärten“ unter den Titel „Die Schönheit aus Haidhausen“. Auf der gegenüberliegenden Seite des Notizbuchs (E2) finden sich Konfigurationspläne zu fünf Bildern, wobei im ersten und fünften Bild der Name der später titelgebenden Figur Karoline auftaucht. In den Bearbeitungen bis E23 kommen alle hier erwähnten Figuren, ausgenommen Ilse, vor. Die Tatsache, dass sich in E4 eine Dialogskizze zwischen Karoline und Elly findet, lässt vermuten, dass die Ilse aus E2 durch die Figur Elly ersetzt wurde. In E3 macht Horváth die in E1 vorgenommene Korrektur in der Abfolge der sechs Bilder rückgängig und ordnet sie erneut in der ursprünglichen Reihenfolge „Schrebergärten“, „Schönheitskonkurrenz“, „Künstliche Panne“, „Politische Versammlung“, „Zugspitze“ und „Schrebergärten“ an. Diese Abfolge bleibt im Großen und Ganzen in allen weiteren Bearbeitungsschritten erhalten. E4 liefert eine minimale Varianz: Das 2. Bild ändert Horváth hier in „Das Fest“ und das 4. Bild trägt statt „Politische Versammlung“ den Titel „Revolutionäre Versammlung“. Diese Bildtitel verlieren sich jedoch in den nachfolgenden Entwürfen wieder: Das 2. Bild wird weiterhin mit „Schönheitskonkurrenz“ überschrieben, und die „Revolutionäre Versammlung“ wird zur „Verbotene[n] Versammlung“. H4 = ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 9v, 10 2 Blatt des Notizbuchs Nr. 5 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (150 × 87 mm), roter Blattschnitt, schwarze Tinte E4 = Strukturplan in 6 Bildern mit Werktitel „Karoline, die Schönheit von Haidhausen. Volksstück“ mit Repliken
H5 = ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 11 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 5 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (150 × 87 mm), roter Blattschnitt, schwarze Tinte E5 = Dialogskizze zum 6. Bild „Schrebergärten“
H6 = ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 12 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 5 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (150 × 87 mm), roter Blattschnitt, schwarze Tinte E6 = gestrichener Titelentwurf „Karoline, die Schönheit von Haidhausen. Volksstück in sechs Bildern“
Vorherrschend in den Entwürfen E1 bis E9 ist die Sechs-Bilder-Struktur des Stückes, die sich auch im Titelentwurf E6 manifestiert: „Karoline, die Schönheit von Haid-
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Chronologisches Verzeichnis
hausen. Volksstück in sechs Bildern.“ In allen Entwürfen ab E12 geht Horváth dann zu einer Sieben-Bilder-Struktur über, in ihnen wird jeweils das 5. Bild unter variierenden Titeln ergänzt. Eine marginale Änderung erfährt der Titel ab E4. Er lautet nun nicht mehr „Die Schönheit aus Haidhausen“ (E1) bzw. „Karoline, die Schönheit aus Haidhausen“ (E3), sondern „Karoline, die Schönheit von Haidhausen“. In E4 und E5 zeichnet sich erstmals der Plot des vorliegenden Werkprojekts ab: Infolge eines Zusammenstoßes mit der Polizei während einer offenbar illegalen revolutionären Versammlung wird Ludwig gefangen genommen. Unter dem 6. Bild notiert Horváth in E5 einen Dialog zwischen Ludwig und Helene, laut dem sich Ludwig nach dieser Erfahrung vom politischen Leben zurückgezogen hat. Dass E5 unmittelbar an E4 anschließt, legt der Hinweis „nächste Seite“ unter dem 6. Bild in E4 nahe. Aus Platzgründen verschiebt Horváth den Dialogentwurf zum 6. Bild auf die folgende Seite des Notizbuchs. Die in E5 entwickelte Idee, derzufolge Ludwig reaktionär und später durch Karoline wieder politisiert wird, greift Horváth später wieder auf. In E12 kehrt sie in der Formel „Wandlung Ludwigs vom Evolutionärem zum Revolutionären“ wieder, wobei die Entwicklung hier dann letztlich doch in den beschaulichen „Schrebergärten“ des 7. Bildes endet. Unter diesem Bild trägt Horváth ein: „Ludwig wird wieder Evolutionär – weil er das trocken Revolutionäre nicht vertragen kann“. H7 = IN 221.003 – BS 12 d, Bl. 5 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarze Tinte E7 = Strukturplan in 6 Bildern mit Konfigurationsplänen und Notizen zu den Bildern 1, 2 und 4 (oben) E8 = Strukturplan in 6 Bildern mit Konfigurationsplänen (rechts mittig) E9 = Strukturplan in 6 Bildern (rechts unten)
Die Reihung der Entwürfe E4 bis E9 stützt sich auf die topografischen Verhältnisse von H7 und auf die Änderung des 4. Bildes. Im Gegensatz zu E4, in dem das 4. Bild noch mit „Revolutionäre Versammlung“ überschrieben ist, schreibt Horváth in E7 wie in den nachfolgenden Entwürfen „Die verbotene Versammlung“. In E7 präzisiert der Autor die Figur Ludwig, indem er hinter seinen Namen „Karolinens Liebe = christl. Gewerkschaftler“ schreibt. „Ludwig“ heißt der männliche Protagonist des Stückes bis in E12. In E14 ist zwar noch die Rede vom „christliche[n] Gewerkschaftler“, diese Bezeichnung wird hier allerdings der Figur „Hannes“ zugeordnet. In E21 taucht der Name Ludwig (hs. korrigiert aus Hannes) noch einmal auf, in einem zweiten Korrekturschritt wird er jedoch mit „Hannes“ verbunden. Ebenfalls in E21 eingetragen findet sich ein aus dem Vornamen Ludwig hs. korrigierter Hans, der dann nochmals gestrichen und durch Georg ersetzt wird. Von diesem Georg wurde in E7 gesagt, dass auch er ein „christlicher Gewerkschaftler“ sei, der sich in Karolines Freundin Helene verliebt hat. H8 = IN 221.003 – BS 12 d, Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarze Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E10 = Konfigurationsplan zum 1. Bild „Schrebergärten“ (links) E11 = Repliken (rechts)
H9 = IN 221.003 – BS 12 d, Bl. 6 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarze Tinte E12 = Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen und Dialogskizzen
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Vorarbeiten
Die Entwürfe E10 bis E12 stehen in einem engen genetischen Zusammenhang. Laut E10 plante Horváth im ersten Bild zunächst einen Dialog zwischen Karoline und ihrem Vater, dann den Auftritt „Georg und Schwester“ und zuletzt „Helene und {Gram}“. In E12 führt Horváth die in E10 eingefügten Ergänzungen aus, wonach der Dialog „Georg und Schwester“ durch „Elly zu Besuch“ ersetzt werden soll, woraus sich die neue Reihenfolge „Karolin/Vater“, „Elly“ und dann „Helene und {Gram}“ ergibt. In beiden Entwürfen tritt Karolines Vater in Erscheinung. Der Standesdünkel seines Einwands gegen eine Vermählung mit dem „Angestellten“ Ludwig aus E12 („Man hat doch seinen Standesstolz!“) findet sich später in Kasimir und Katharina in fünf Bildern (K1/TS5) wieder. Dort lässt Horváth ihn sagen: „Und was soll ihr denn schon passieren, wo soviel Herren dabei sind – das waren ja gleich 4–5. Und lauter Akademiker! Da sieht man, in was für eine Gesellschaft sie gehört!“ (BS 45 a [5], Bl. 8) Solche Darstellungen von Mentalität und Bewusstsein des neuen Mittelstandes lässt Horváth in den weiteren Bearbeitungsschritten von VA2 zunächst fallen. Auch die nationalistischen Elemente wie „Schwarzrotgold“ und die Figur „Republikaner“, die er in E10 noch unter dem 1. Bild notiert, kommen hier nicht mehr zum Tragen. H10 = IN 221.003 – BS 12 d, Bl. 3 1 Blatt unliniertes Papier (224 × 284 mm), schwarze Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E13 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Karoline, die Schönheit von Haidhausen“ (mittig) E14 = Dialogskizze zum 4. Bild (rechts) E15 = Konfigurationspläne, Notizen und Dialogskizzen zu 7 Bildern (links und unten mittig)
H11 = IN 221.003 – BS 12 d, Bl. 2 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarze Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E16 = Strukturplan in 7 Bildern mit gestrichenem Werktitel „Karoline, die Schönheit von Haidhausen“ (oben) E17 = Strukturplan in 7 Bildern (rechts unten) E18 = Strukturplan in 7 Bildern (links unten)
H12 = IN 221.003 – BS 12 d, Bl. 4 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarze Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E19 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Karoline, die Schönheit von Haidhausen. Volksstück“ (links) E20 = Figurenliste (oben rechts) E21 = Figurenliste (unten rechts)
Die Entwürfe E13 bis E21 zeigen unterschiedliche Benennungen des 5. Bildes. In E13 notiert Horváth dafür erstmals „5-Uhr-Tee“, in E16 überschreibt er das Bild mit „Hotel. (Hannes’ Zusammenstoss mit Karoline)“, kehrt dann jedoch in E17 und E18 zum Bildtitel „5-Uhr-Tanz-Tee“ zurück, den er bis E19 (dort als „5-Uhr-Tee“) beibehält. H13 = ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 15 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 5 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (150 × 87 mm), roter Blattschnitt, schwarze Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung)
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Chronologisches Verzeichnis
E22 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Karoline, die Schönheit von Haidhausen“ und Figurenliste
Die Einordnung des Entwurfs E22 ist unsicher. Zwar stammt er wie die ersten Entwürfe zu Karoline, die Schönheit von Haidhausen aus dem Notizbuch Nr. 5, er ist dort jedoch anders als E1 bis E6 auf einer der hinteren Seiten eingetragen. Die Sieben-BilderStruktur des Entwurfs legt nahe, ihn einer späteren Entstehungsphase zuzuordnen. Auffällig sind zudem die Bildüberschriften „Schiessbude“, „Bierbude“, „Abnormitäten“, „Hereros“ und „Achterbahn“, die das Handlungsgeschehen bereits eindeutig auf einem Jahrmarkt ansiedeln. In dieser Hinsicht trägt E22 schon wesentliche Züge der nachfolgenden Konzeptionen von Kasimir und Karoline. Was die Bildüberschriften betrifft, wird aus früheren Entwürfen von VA2 einzig und allein der Handlungsort des 1. und 7. Bildes beibehalten, auch wenn hier statt „Schrebergärten“ der Bildtitel „Anlage“ steht. Genetische Bezüge zu den Entwürfen E1 bis E21 lassen sich über die Figurenliste herstellen: Die eingetragenen Namen – Karoline, Elly, Hans, Ludwig, 1. Vertreter, 2. Vertreter, Generalvertreter, Helene und Martin – lassen eine Kontinuität der Entstehung erkennen, da außer Martin alle Figuren in den vorhergehenden Entwürfen erwähnt werden. H14 = ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 17v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 5 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (150 × 87 mm), roter Blattschnitt, schwarze Tinte E23 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „K, d Sch v. H.“
Der Entwurf E23, der im Notizbuch Nr. 5 vier Seiten nach E22 eingetragen ist, geht auf vorhergehende Überlegungen zurück. Die zahlreichen Abkürzungen, die Horváth verwendet, lassen auf eine sehr rasche Niederschrift schließen. So kürzt er den Titel des Werkprojekts Karoline, die Schönheit von Haidhausen mit wenigen Buchstaben ab. Ebenso verfährt er mit den Bildtiteln des 1., 2. und 7. Bildes. Die Abkürzung „Schr.“ meint „Schrebergärten“. Mit der Abfolge Schrebergärten, Panne, Politische Versammlung, Schönheitskonkurrenz, Zugspitze und Schrebergärten knüpft E23 noch einmal an die frühesten Entwürfe E1 und E3 an. Neu kommt in E23 das 2. Bild „Okt.“, hs. korrigiert aus „Oktober“ hinzu, womit das Oktoberfest erstmals direkt angesprochen ist.
Konzeptionen Konzeption 1: Kasimir und Katharina in fünf Bildern Das Material dieser Konzeption umfasst neben einigen hs. Entwürfen fünf Textstufen, in denen nacheinander die fünf Bilder des Stückes ausgeführt werden, womit erstmals eine – wenn auch nur fragmentarische – Fassung des Stückes vorliegt. H1 = IN 221.001/1 – BS 45 a [1], Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (330 × 211mm), schwarze Tinte und roter Buntstift E1 = Strukturplan in 5 Bildern mit Werktitel „Kasimir und Katharina“ und Dialogskizzen
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Konzeption 1
E1 stellt mit großer Wahrscheinlichkeit den frühesten Entwurf der Konzeption dar. Hier fixiert Horváth das einzige Mal den Titel „Kasimir und Katharina. Volksstück in fünf Bildern“, wobei dieser Titel jedoch deutlich im Widerspruch zu den eingetragenen Dialogskizzen steht, in denen mit Kasimir und Karoline die titelgebenden Figuren der nachfolgenden Konzeptionen agieren. Die in E1 verwendeten Bildtitel „Bierpalast“ (Bild 2 und 5) und „Abnormität“ (Bild 3) erinnern an die Bildtitel aus dem Entwurf VA2/E22, wo neben „Abnormitäten“ (Bild 4) von einer „Bierbude“ (Bild 3) die Rede war. Das erste Bild aus E1 ist mit „Wiese“ überschrieben. Ob sich dieser Bildtitel auf die mundartliche Bezeichnung ‚d’Wiesn‘ bezieht und damit auch hier das Oktoberfest gemeint ist, das in VA2/E23 erstmals explizit vorgekommen war, oder eine Wiese im allgemeinen Sinn, kann nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden, ist aber anzunehmen. Bereits in VA2/E22 ist das erste Bild mit „Anlage“ überschrieben, womit eine Schrebergartenanlage gemeint ist. Sieht man die „Wiese“ einfach als Grünfläche, lässt sich auch von hier eine Korrespondenz zu dem in E1 eingetragenen Bildtitel des ersten Bildes nachweisen. Über den Bildtitel „Panne“ (Bild 4) in E1 lässt sich ein Zusammenhang mit den frühesten Entwürfen von VA2 herstellen, wo die „Panne“ bzw. die „Künstliche Panne“ eines der wesentlichen Strukturmerkmale darstellt. Die in E1 unter dem 2. Bild notierte Replik Kasimirs integriert Horváth nicht direkt in die masch. ausgearbeiteten Textstufen der Konzeption, jedoch nimmt das Ende von TS5, wo – in ähnlich entschuldigender Form – von „Nervosität“ (BS 45 a [5], Bl. 22) die Rede ist, darauf indirekt Bezug. Den Dialog zwischen Kasimir und Karoline, innerhalb dessen die Replik steht, streicht Horváth (möglicherweise erst später) mit rotem Buntstift. Aus der gleichen Bearbeitungsphase stammen die ebenfalls mit rotem Buntstift durchgeführten Ergänzungen links neben dem Dialog von Schürzinger und Rosa im 2. Bild. In einer indirekten Form erhält sich auch der Kommentar von Rosa, die in E1 zu Jakob sagt: „Augenblicklich kommst Du rüber! Oder ich schütt Dir das Bier aus!“ Obgleich diese wörtliche Rede aus den späteren Konzeptionen von Kasimir und Karoline eliminiert wird, findet die Handlung des Bierausschüttens Eingang in die WegmannKonzeption (dort schüttet Rauch Karoline Bier ins Gesicht – K2/TS7/BS 45 b, Bl. 29) und schließlich auch in die Gesamtfassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern (K3/TS14) sowie in die Endfassung des Stückes in 117 Szenen (K4/TS15). Die Figur Schürzinger taucht in E1 erstmals auf und wird in weiterer Folge in Umrissen entwickelt. Seinen unter dem 2. Bild notierten antimilitaristischen Kommentar „Wo so Leut, gleichangezogen zusammenkommen, also das führt zu nichts Gutem!“ integriert Horváth in TS5/BS 45 a [5], Bl. 11; in den weiteren Bearbeitungsstufen entfällt er. H2 = IN 221.001/2 – BS 45 a [2], Bl. 1 1 Blatt liniertes Papier (207 × 169 mm), schwarze Tinte und roter Buntstift E2 = Replik zum 1. Bild (oben) E3 = Figurenliste (unten)
H3 = IN 221.001/2 – BS 45 a [2], Bl. 2 1 Blatt liniertes Papier (207 × 169 mm), schwarze Tinte und roter Buntstift E4 = Dialogskizzen, Repliken und Notizen
H4 = IN 221.001/2 – BS 45 a [2], Bl. 3 1 Blatt liniertes Papier (207 × 169 mm), schwarze Tinte und roter Buntstift E5 = Konfigurationspläne zum 3., 4. und 5. Bild mit Repliken und einer Dialogskizze
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Chronologisches Verzeichnis
Für den genetischen Zusammenhang der Handschriften H2–H4 spricht neben den inhaltlichen Bezügen die Verwendung der gleichen Papiersorte. E3–E5 führen die Figuren Kasimir und Katharina an, was dem in E1 eingetragenen Titel entspricht, ab E6 ist dann aber anstelle von Katharina nur noch von Karoline die Rede. In E2 und E3 erscheint noch einmal Ludwig als die Hauptfigur des Stückes, was die textgenetische Nähe dieses Materials zu den entsprechenden Entwürfen aus Karoline, die Schönheit von Haidhausen (und dabei im Besonderen VA2/E2, VA2/E4 bis VA2/E12) untermauert. Ludwig zur Seite wird laut der Figurenliste E3 „Katharina, seine Braut“ gestellt. Die Notiz hinter seinem Namen weist ihn als „abgebaute[n] Angestellte[n]“ aus, wobei sich das Motiv der Arbeitslosigkeit durchgängig bis in die Endfassung des Stückes (K4/TS15) erhält. Ebenfalls in E3 findet sich der Name „Kasimir“, der hier jedoch noch der Verlobte Helenes ist. In E4 und E5 tauchen „Kasimir“ und „Katharina“ als die beiden Hauptfiguren auf; Ludwig wurde eliminiert und Kasimir an seine Stelle gesetzt. Dies zeigt sich auch in der Übernahme eines Monologs aus E2. Dort hatte es geheißen: „Heut macht sich der Ludwig noch einen lustigen Abend und morgen erschiesst er sich!“ Viel später, in Kasimir und Karoline in sieben Bildern, heißt es: „[…] aber heut sauf ich mich an und dann häng ich mich auf -- und morgen werden die Leut sagen: es hat einmal einen armen Kasimir gegeben --“ (K3/TS14/BS 46 e [4], Bl. 21, auch in der Endfassung K4/TS15). Aus der Figurenliste E3 geht weiters hervor, dass aus VA1 die Figur Elly – wenn auch hier in anderer Schreibung (Elli) – als „Katharinas Freundin“ übernommen wurde, sowie Helene als „eine Völkische“ und der Vater der weiblichen Hauptfigur. Neu führt Horváth in E5 den „Merkl Franz“ an, der weder in den unmittelbar nachfolgenden Dialogentwürfen noch in den ausgearbeiteten Textstufen der vorliegenden Konzeption auftaucht; erst in Konzeption 2 ist er als Figur auch wirklich präsent. Laut E4 provoziert ein Student im 3. Bild einen Streit mit Kasimir, indem er Karoline zu den „Abnormitäten“ einlädt, nachdem sie gerade eine Auseinandersetzung mit Kasimir hatte. In E5 findet sich diesbezüglich eine Variante: Der Student lädt Karoline zu einer Spritztour mit dem Auto ein, das 4. Bild ist folgerichtig mit dem Titel „Im Auto“ überschrieben. Das in beiden Entwürfen implizit formulierte Motiv der Verführung hält Horváth – wenn auch in veränderter Konstellation – bis in die Endfassung von Kasimir und Karoline (K4/TS15) aufrecht; aufgetaucht war das Thema der Verführung bereits in VA1. H5 = IN 221.001/2 – BS 45 a [2], Bl. 5 1 Blatt liniertes Papier (209 × 164 mm), schwarze Tinte E6 = Strukturplan in 5 Bildern mit einer Replik, Notizen und Dialogskizzen
Für die Einordnung von E6 an dieser Stelle spricht die Fünf-Bilder-Struktur inklusive der Bildtitel, die mit jenen aus E1 bis E5 korrespondieren. Die fünf in E6 entworfenen Bilder geben zudem die genaue Abfolge der genetisch nachfolgenden Textstufen vor, in denen von TS1 bis TS5 ein Bild nach dem anderen textlich ausgearbeitet wird, beginnend mit den Figuren „Stunk“, „Krach“ und „v. Müller“ im ersten Bild, über die Eis essende Karoline im zweiten, die „Abnormitäten“ des dritten, die „Panne“ im vierten und den „Ausbruch des Pantoffelhelden“ im fünften. Mit dem in E6 unter Bild 2 eingetragenen „Zeppelin“ kommt Horváth auf ein Motiv aus VA1 zurück, das auch für alle späteren Konzeptionen von Kasimir und Karoline von zentraler Bedeutung ist.
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Konzeption 1
T1 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 5–8 (= K2/T2) 4 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 8–11 TS1 = fragm. Fassung des 1. Bildes (Grundschicht) Druck in: GW IV, S. 215–217.
T2 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 9–15 (= K2/T3) 7 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung), hs. Paginierung 1–7 TS2 = Fassung des 2. Bildes (Grundschicht) Druck in: GW IV, S. 217–224.
T3 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 16, 17 (= Teil von K2/T4) 2 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 1, 2 TS3 = Fassung des 3. Bildes (Grundschicht) Druck (teilweise) in: GW IV, S. 224–226.
T4 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 19–23 5 Blatt kariertes Papier (330 × 211 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, Paginierung 1–5 TS4 = Fassung des 4. Bildes (Grundschicht) Druck in: GW IV, S. 227–232.
H6 = IN 221.001/5 – BS 45 a [5], Bl. 8–22 15 Blatt kariertes Papier (208 × 170 mm), (Handelsregister), schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) TS5 = Fassung des 5. Bildes mit Konfigurationsplan (Grundschicht) Druck in: GW IV, S. 232–238.
Die Anordnung von TS1 bis TS5 ist in E6 vorgegeben, außerdem werden in den fünf Textstufen, in denen jeweils ein Bild ausgeführt wird, Notizen verarbeitet, die aus E1 bis E5 stammen. Dabei zeigt sich Horváths Arbeitsweise in idealtypischer Art: Mit dem Strukturplan E1 verschafft er sich Klarheit über die Makrostruktur des Stückes mit Aufstieg und Fall der Protagonisten. In E2 bis E5 entwickelt er Ideen zu Konfigurationen und Dialogen, in E6 wird die Struktur fixiert. Ein Großteil der Figuren, die sich in den Textstufen TS1 bis TS5 finden, ist in E1 bis E6 vorgegeben. Eine Ausnahme bildet Emil, der in den Entwürfen nicht namentlich aufscheint, in E4 und E5 ist lediglich von einem „Werkstudent[en]“ die Rede, mit dem wahrscheinlich Emil gemeint ist. Der titelgebende Name Katharina taucht lediglich in den hs. Entwürfen (E1 bis E5) auf, in den Textstufen (TS1 bis TS5) ist konsequent von Karoline die Rede. Bei TS1 handelt es sich um die fragm. überl. Ausarbeitung des 1. Bildes. Die hs. Paginierung, die Horváth mit rotem Buntstift nachträglich vorgenommen hat, lässt vermuten, dass die Seiten 1–7 verloren gegangen sind. Kasimir hat laut der spärlichen Ausführungen auf BS 45 b, Bl. 5 kein Geld, um Karoline eine Achterbahnfahrt zu zahlen. Ein Eis essend trifft sie auf Emil, und beide beobachten den Zeppelin. Die hinzutretenden Akademikerfreunde Emils – Krach, der alte Krach, Stunk, der alte Stunk und v. Müller – überreden Emil und Karoline zum Achterbahnfahren. Die Namen der vorkommenden Figuren sind in den Notizen zum 1. Bild in E6 enthalten;
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Chronologisches Verzeichnis
auch der Ausruf Karolines am Ende von TS1 („Eigentlich wollt ich ja nur ein Eis essen, aber gut --“ BS 45 b, Bl. 8) ist bereits dort vorgegeben. TS2 ist mit „Zweites Bild“ überschrieben. Horváth arbeitet hier einige bereits in E1 notierte Überlegungen aus wie z.B. den Kommentar Kasimirs „Verzeih mir das zuvor, dass ich Dich hab stehen lassen“, der in leicht veränderter Form einfließt (vgl. BS 45 b, Bl. 15). Auch einen Satz Karolines aus E6 greift Horváth auf: „Ich wollt eigentlich nur ein Eis essen, – und dann ist der Zeppelin vorbeigeflogen – und wir sind so ganz von nichts in das Gespräch gekommen –“. (vgl. BS 45 b, Bl. 13) Außerdem präzisiert Horváth die in E4 entworfene Idee: Die Studenten „hetzen den Werkstudenten auf, zu Katharina zu gehen und sie aufzufordern“. In der Dialogpassage auf BS 45 b, Bl. 14 erkundigen sie sich bei Emil „Wie gefällt Dir das Mädel?“ und fordern ihn auf, Karoline an ihren Tisch zu bitten. Zu dem Eingangsdialog zwischen Mama, Papa, Rosa und Jakob Schürzinger findet sich in den Entwürfen nur ein spärlicher Hinweis, nämlich ein in E1 notierter kurzer Dialog zwischen Schürzinger und seiner Frau Rosa, in dem Rosa ihrem Mann das Reden zu verbieten sucht. In TS3 arbeitet Horváth das 3. Bild „In der Abnormitätenbude“ aus. Wie in der kurzen Dialogskizze in E6 vorgegeben, drängen die „Abnormitäten“ nach draußen, um den Zeppelin zu sehen, werden jedoch vom Ausrufer und vom Direktor daran gehindert. In der nachfolgenden Konzeption (K2/TS6) greift Horváth diese Szene wieder auf, verschiebt sie jedoch in das 4. Bild – ein Platz, an dem sie bis in Kasimir und Karoline in sieben Bildern (K3/TS14) erhalten bleibt. TS4 greift die in E5 entworfenen Skizzen zum 4. Bild auf, wobei die in E6 eingetragenen Namen verwendet werden. Von Müller, Krach, Stunk und die Söhne der beiden Letzteren inszenieren eine Autopanne. Unter dem Vorwand, für den Kühler Wasser zu besorgen, lassen die Herren Emil und Karoline allein im Wagen zurück. Auch die Tatsache, dass die Beteiligten auf der Autofahrt „Samos“ getrunken hatten, was Horváth in E6 notierte, wird in dem Dialog zwischen Emil und Karoline thematisiert (vgl. BS 45 b, Bl. 19). Zwischen ihnen entwickelt sich ein Gespräch, das mit einem Kuss endet. Teile des Dialoges, wie beispielsweise Emils Kommentar: „Ich bin ein einsamer Mensch.“ (BS 45 b, Bl. 22), werden in Kasimir und Karoline in sieben Bildern (K3/TS14) übernommen, erscheinen dort jedoch im 3. Bild (vgl. BS 46 c [1], Bl. 14). Laut BS 45 b, Bl. 22 werden Emil und Karoline bei ihrem Tête-à-Tête von den Akademikern mit dem Studentenlied „Gaudeamus igitur“ überrascht. Als Emil daraufhin den alten Stunk beleidigt, kommt es zwischen ihnen zu einer Rauferei, was der in E5 eingetragenen Szenenanweisung „Krach mit Werkstudent“ entspricht. Interessant ist, dass das Wort „Krach“ hier noch in seiner ursprünglichen Bedeutung verwendet wurde, während es bereits in E6 – gemeinsam mit Stunk – zum Figurennamen wird. Auch TS5 zeigt deutliche Bezüge zu den Entwürfen, vor allem sind es in E1 notierte Überlegungen, die Horváth hier ausführt. So sorgen sich nach diesem Entwurf die Eltern Karolines, wo ihre Tochter bleibt, und ein verzweifelter Kasimir versucht, sich zu betrinken. In E1 hatte Horváth einen kurzen Monolog Kasimirs notiert: „So, jetzt habens mir den Hut auch noch gestohlen! Jetzt erschiess ich mich! Ich kann heut keinen Kummer mehr vertragen!“ Dieser Satz fließt in TS5 ein: „Herrgottsakrament, jetzt habens mir meinen Hut gestohlen! Also jetzt den Hut und dann die Braut oder verkehrt – jetzt halt ichs aber nichtmehr aus, jetzt erschiess ich mich!“ (BS 45 a [5], Bl. 13) Des Weiteren integriert der Autor die Idee „Ausbruch des Pantoffelhelden“ aus E6, wenn er Jakob in TS5 die folgenden Worte in den Mund legt: „Es ist richtig, dass ich ein Pantoffelheld bin.“ (BS 45 a [5], Bl. 16) Ähnlich verhält es sich mit einem
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Konzeption 2
Ausspruch Schürzingers, den Horváth in E1 notiert. Dort heißt es unter dem 5. Bild: „Ich war meiner Rosa sexuell hörig in meiner Jugendzeit – das rächt sich!“ Diese Aussage integriert er in ähnlichem Wortlaut in BS 45 a [5], Bl. 16; im Gegensatz zu E1 wird dieser Satz hier jedoch von Jakob geäußert. Möglicherweise handelt es sich bei Jakob und Schürzinger auch um ein und dieselbe Figur und Horváth erwähnt jeweils nur einen Teil des vollständigen Namens. In TS5 wird der Konflikt zwischen Kasimir und Karoline aufgelöst. Nachdem Karoline und Emil von der Autopanne in den Bierpalast zurückkehren und den Eltern sowie Kasimir von der Intrige der Kommilitonen und der alten Herren berichten, kommt es zu einer Prügelei, die von einem Polizisten aufgelöst wird. Das am Beginn von TS5 formulierte Hohelied auf den Akademikerstand, das Horváth den Vater Karolines äußern lässt („Und was soll ihr denn schon passieren, wo soviel Herren dabei sind – das waren ja gleich 4–5. Und lauter Akademiker! Da sieht man, in was für eine Gesellschaft sie gehört!“ – BS 45 a [5], Bl. 8), wird am Ende der Textstufe in sein Gegenteil überführt. Jakob spricht es direkt aus: „Ihr könntet ja garnicht studieren ohne unser Geld, Ihr Scheisser!“ (BS 45 a [5], Bl. 19) In die Versöhnungsszene zwischen Kasimir und Karoline fließt ein Satz aus E1 ein, dort hatte es geheißen: „Solange wir uns nicht selber aufhängen, solange leben wir – da hängen wir schon zuerst die Andern auf“. In TS5 zitiert Horváth diesen Satz lediglich an und markiert mit einem „(usw)“ die Übernahme des restlichen Teiles aus dem Entwurf. Dort war der Satz noch Kasimir zugeschrieben worden, wohingegen ihn jetzt Karoline ausspricht. Ähnlich verhält es sich mit einem Kommentar Jakobs. Gemäß E1 äußert er: „Du forderst alles 100 % und machst selber nicht einmal 20 %! Ist das nicht ein Irrsinn!!“ In TS5 sagt Karoline: „Du willst alles zu 100 % Prozent.“ Auch hier wird die Übernahme des Textes durch ein „(usw)“ (BS 45 a [5], Bl. 22) angezeigt. Die textlichen Ausarbeitungen von TS1, TS2 und TS3, die im Zusammenhang mit Konzeption 1 in ihrer typografischen Grundschicht erscheinen, übernimmt Horváth in die nachfolgende Konzeption. Dabei kommt es zu hs. Korrekturen, zu denen u.a. die Verschiebung der Bildnummern gehört (vgl. dazu die Anmerkungen zu K2/TS3 bis K2/TS6).
Konzeption 2: Kasimir und Karoline in sieben Bildern – Emil Wegmann Zu dieser Konzeption sind sehr viele hs. Entwürfe und mehrere Textstufen vorhanden, aus deren Aneinanderreihung sich eine – wenn auch inkonsistente und fragmentarische – Fassung ergibt. Die vorhergehende Konzeption, Kasimir und Katharina in fünf Bildern, erweitert Horváth um zwei Bilder, womit er für sein Stück eine neue, siebenteilige Struktur festlegt, die er dann auch in die nachfolgende Konzeption 3 übernimmt. Aus Kasimir und Katharina in fünf Bildern entnimmt der Autor, während er an der Wegmann-Konzeption arbeitet, teilweise direkt Material, wobei er die übernommenen Typoskripte (jene der Bilder 2, 3 und 4 – K2/TS3 bis K2/TS6) hs. weiter bearbeitet. Die Bilder 1, 5, 6 und 7 – K2/TS2, K2/TS7, K2/TS8, K2/TS9) tippt er neu, zwei dieser Typoskripte (K2/TS7 und K2/TS8) übernimmt er materiell in die nachfolgende Konzeption 3.
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H1 = ÖLA 3/W 50 – BS 41 a, Bl. 27v 1 Blatt kariertes Papier (208 × 170 mm), (Handelsregister), schwarzblaue Tinte E1 = Strukturplan in 7 Bildern (v, unten)
H2 = IN 221.001/3 – BS 45 a [3], Bl. 1v, 1 1 Blatt kariertes Papier (208 × 170 mm), (Handelsregister), schwarzblaue Tinte E2 = gestrichene Titelentwürfe (v, oben) E3 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Kasimir und Karoline. Volksstück in sieben Bildern“ (v, links unten) E4 = Strukturplan in 7 Bildern (v, rechts unten) E5 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Kasimir und Karoline. Volksstück in sieben Bildern“ (links oben) E6 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Kasimir und Karoline. Volksstück in sieben Bildern“ und Notiz (rechts oben) E7 = gestrichener, fragm. Strukturplan (rechts mittig) E8 = Strukturplan in 7 Bildern (unten)
Ein enger Zusammenhang der Handschriften H1 bis H6 lässt sich über die Papiersorte herstellen, die Horváth nur über einen kurzen Zeitraum verwendet hat. Auch K1/TS5 befindet sich auf dieser Papiersorte, was den engen Bezug zu der vorhergehenden Konzeption unterstreicht. Die markante horizontale Strukturierung am linken äußeren Rand der Bögen lässt vermuten, dass es sich hierbei um Papier handelt, welches einem Handelsregisterbuch oder etwas Ähnlichem entnommen wurde. H1 stellt mit großer Wahrscheinlichkeit den frühesten Textzeugen der WegmannKonzeption dar. Der obere Teil des Blattes enthält eine Figurenliste, die einem anderen Stück des Autors, nämlich Himmelwärts, zuzuordnen ist. Die dort eingetragenen Figurennamen Ansager, Karoline, Papa, Mama, Pantoffelheld und Rosa lassen zwar einen Bezug zu Kasimir und Karoline erkennen, bei „Kasimir Kratler“, „der Präsident der Republik“, ein „Geheimrat Professor Dr. h. c. Ferdinand Luder“, ein „Hauptvorstand“, „das ältere Mädchen“ und „Anni“ hingegen handelt es sich um Figuren, die allein zu Himmelwärts gehören. Der Entwurf E1 hingegen, der auf dem gleichen Blatt unten eingetragen ist, präsentiert einen Strukturplan in sieben Bildern, der eindeutig als Vorläufer von E3 bis E28 zu identifizieren ist. Mit den Bildtiteln „Wiese“, „Lukas–Eis“, „Bierbude“, „Abnormität“, „Panne“, „Bierbude“ und „Sanitätswache“ taucht hier erstmals die Sieben-Bilder-Struktur auf, die im Produktionsprozess lange stabil bleibt und bis zur Konzeption 4 reicht. Die Reihung der auf dem Blatt H2 versammelten Entwürfe stellt die der Versoseite vor jene der Rectoseite, was sich inhaltlich argumentieren lässt, denn auf der Versoseite nimmt Horváth hs. Korrekturen vor, die sich dann korrigiert auf der Rectoseite wiederfinden. In E2 notiert Horváth zunächst den Titel „Glaube Liebe Hoffnung. Volksstück in sieben Bildern“. Darunter schreibt er „Kasimir und Karoline. Volksstück in sieben Bildern“. Beide Entwürfe streicht er. Das gemeinsame Auftauchen beider Titel deutet einmal mehr auf den entstehungsgeschichtlichen Zusammenhang der beiden Werkprojekte hin (vgl. VA1). In den Entwürfen E3 bis E8 arbeitet Horváth an der Struktur des Stückes, wobei die Einteilung in sieben Bilder bestehen bleibt. In E3 findet sich der Werktitel „Kasimir und Karoline. Volksstück in sieben Bildern“ explizit eingetragen. In der Grundschicht des Entwurfs sind die Bilder mit „Wiese“, „Lukas–Eis“, „Bierbude“, „Abnormität“, „Bierbude“, „Panne“ und „Bierbude“ betitelt, in der Korrekturschicht streicht Horváth die letzten drei Bildtitel und ersetzt sie
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Konzeption 2
durch „Panne“, „Bierbude“ und „Sanitätswache“. In E4 fixiert er diese neue Abfolge noch einmal. Auf der anderen Seite des Blattes (E5 und E6) übernimmt er die Idee, bevor er in E8 abermals drei Bilder variiert: Der Bildtitel zum 1. Bild entfällt, alle weiteren rücken auf und als 4. Bild wird das „Hippodrom“ eingefügt. Das in E1 erstmals erwähnte Bild „Sanitätswache“ taucht zwar in folgenden Bearbeitungen noch auf, entfällt dann aber in Kasimir und Karoline in sieben Bildern (K3/TS14), bevor Horváth es in Konzeption 4: Kasimir und Karoline in 117 Szenen sowie in Konzeption 5a: Harun al Raschid wieder aufgreift. H3 = IN 221.001/3 – BS 45 a [3], Bl. 2, 2v 1 Blatt kariertes Papier (208 × 170 mm), (Handelsregister), schwarzblaue Tinte E9 = Strukturplan in 7 Bildern mit einer Dialogskizze zum 1. Bild und Notizen (oben) E10 = Strukturplan in 7 Bildern (unten) E11 = fragm. Strukturplan (v)
H4 = IN 221.001/3 – BS 45 a [3], Bl. 3 1 Blatt kariertes Papier (208 × 170 mm), (Handelsregister), schwarzblaue Tinte E12 = Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen zum 3. und 4. Bild (oben) E13 = fragm. Strukturplan in 5 Bildern (links unten) E14 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern (rechts unten)
H5 = IN 221.001/3 – BS 45 a [3], Bl. 4 1 Blatt kariertes Papier (208 × 170 mm), (Handelsregister), schwarzblaue Tinte E15 = Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen zum 4. Bild (links) E16 = Strukturplan in 7 Bildern (rechts oben) E17 = Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen zum 4. Bild (rechts unten)
H6 = IN 221.001/3 – BS 45 a [3], Bl. 5, 5v 1 Blatt kariertes Papier (208 × 170 mm), (Handelsregister), schwarzblaue Tinte E18 = Strukturplan in 7 Bildern (v, links oben) E19 = Konfigurationsplan zum 1. Bild (v, rechts oben) E20 = Strukturplan in 7 Bildern (v, links unten) E21 = gestrichener, fragm. Strukturplan in 7 Bildern (v, unten mittig) E22 = fragm. Strukturplan (v, rechts unten) E23 = fragm. Strukturplan und Dialogskizze (oben) E24 = Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen (links unten) E25 = Strukturplan in 7 Bildern mit einer Notiz (rechts unten)
Die auf H3 bis H6 notierten Strukturpläne E9 bis E25 gehören eng zusammen. Horváth behält die in E8 entworfene Struktur im Wesentlichen bei und variiert kleinere Details. Das 1. Bild in E9 führt den Zusatz „(Zeppelin)“. Damit taucht auch in dieser Konzeption eines der zentralen Motive der Endfassung von Kasimir und Karoline (K4/TS15) auf. Ebenfalls bis in die Endfassung des Stückes erhält sich die hier entworfene Dialogskizze, laut der die „Alte[n] Herren“, wie schon in der vorhergehenden Konzeption, eine Achterbahnfahrt vorschlagen. In E12 variiert Horváth das 5. Bild, indem er in der Grundschicht „Schönheitskonkurrenz“ notiert. Diesen Bildtitel aus VA1 und VA2 greift Horváth in E15 noch einmal und in E16 ein letztes Mal auf, um ihn in weiterer Folge durch den Bildtitel „Panne“ zu ersetzen. Offensichtlich ist Horváth sich bei der Benennung gerade des 5. Bildes nicht sicher und so schwankt er in dieser Phase der Arbeit mehrmals zwischen „Panne“ und „Schönheitskonkurrenz“. In E13 kommt der
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Autor möglicherweise noch einmal auf eine Fünf-Bilder-Struktur zurück, es ist jedoch nicht auszuschließen, dass dieser Entwurf nicht vervollständigt wurde. E14 bis E17 weisen keine signifikanten Abweichungen gegenüber E9 bis E13 auf. Erst in E18 fällt die Eintragung des bereits in E9 erwähnten „Zeppelin[s]“ als 1. Bildtitel ins Auge. Dadurch verschieben sich die drei nachfolgenden Bildtitel um eine Position nach hinten und das 5. Bild „Panne“ bzw. „Schönheitskonkurrenz“ entfällt. Gleichzeitig fasst Horváth in E18 mit einer Klammer das 1. Bild „Zeppelin“ und das 2. Bild „Lukas – Eis“ zusammen, hält jedoch in den Entwürfen E20 und E21 an der Aufteilung in zwei Bilder fest, um diese Aufteilung dann in E23 und E24 endgültig aufzugeben. In E25 findet sich hinter dem Bildtitel des 1. Bildes „Lukas – Eis“ in eckigen Klammern „Zeppelin“ eingetragen, damit scheint die Fusion der beiden ursprünglich getrennten Bilder perfekt. H7 = IN 221.001/4 – BS 45 a [4], Bl. 6 1 Blatt kariertes Papier (208 × 153 mm), (Handelsregister), unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E26 = Notiz zum 1. Bild und Dialogskizze zum 4. Bild
H8 = IN 221.001/4 – BS 45 a [4], Bl. 7 1 Blatt kariertes Papier (208 × 155 mm), (Handelsregister), unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E27 = gestrichenes Werkverzeichnis (oben) E28 = Dialogskizze zum 4. Bild (unten)
Die Positionierung von H7 und H8 ist schwierig. Die Papiersorte, die Horváth nur über einen kurzen Zeitraum verwendet haben dürfte, verweist auf die entstehungsgeschichtliche Nähe zu den vorhergehenden Entwürfen. Irritierend ist dabei jedoch der unregelmäßige Abriss, der im Gegensatz zu den vorhergehenden Blättern gleicher Beschaffenheit steht. Inhaltliche Bezüge zu den Entwürfen E1 bis E25 lassen sich kaum herstellen. Die Notiz zum 1. Bild in E26 „Kasimir / Karoline beide sind pessimistisch“ verweist auf TS3. Dort finden sich hs. Ergänzungen Horváths, in denen es heißt: „Ja, ich bin auch pessimistisch! Aber was soll ich machen!“ (BS 45 b, Bl. 5) Ein Rückbezug auf die Konzeption 1 spiegelt sich im Dialog zum 4. Bild wider. Dort notiert Horváth: „Mein Bräutigam sagt, er war schon bei allen Parteien, aber das wird nichts – –“. In einem fragm. überlieferten Dialog des 1. Bildes der Konzeption 1 (K1/TS1), der hier in das 2. Bild (TS3) rutscht, äußert Kasimir: „Einen Dreck wird das anders! Ich kenne alle Parteien! Es gibt überhaupt keine Partei, bei der ich noch nicht war, höchstens Splitter! Aber ich kann Dir sagen, das ist alles nichts!“ (BS 45 b, Bl. 5) Die in E26 angedeutete Replik Emils „100 % – 20 %“ bezieht sich auf einen Satz, den in K1/E1 Jakob äußert und der später in ähnlicher Form in den ausgearbeiteten Text zum 5. Bild aus Konzeption 1 (K1/TS5) einfließt: „Du forderst alles 100 % und machst selber nicht einmal 20 %“ (vgl. auch BS 45 a, Bl. 22). Ähnlich wie die Dialogskizze in E26 wird auch der Dialog in E28 dem „IV. Bild“ zugeordnet, was die Vermutung nahelegt, dass Horváth hier, indem er auf ältere Textpassagen zurückgreift, deren Aufnahme in die neue Sieben-Bilder-Struktur überlegt, dies jedoch unterlässt, wie die nachfolgenden Textstufen TS2 bis TS9 zeigen. H9 = IN 221.001/4 – BS 45 a [4], Bl. 4 1 Blatt kariertes Papier (206 × 169 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift TS1 = fragm. Fassung des 5. Bildes (Grundschicht)
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Konzeption 2
Die in TS1 mit rotem Buntstift eingetragene Notiz „V. Bild“ lässt vermuten, dass diese Textstufe einen ähnlichen textgenetischen Status besitzt, wie die auf H7 und H8 befindlichen Entwürfe. Der in der Textstufe fragm. überl. Dialog zwischen Kasimir und Karoline zeigt keine inhaltliche Korrespondenz zur vorliegenden Konzeption 2, lässt sich aber auch anderen Konzeptionen nicht zuordnen. Auch die materielle Beschaffenheit des Papiers lässt keine Zuordnung zu. Das möglicherweise aus einem Heft stammende Blatt ist das einzige dieser Art aus dem Zeitraum 1931/32. T1 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 1–4 Insgesamt 4 Blatt, davon 2 Blatt unliniertes Papier (294 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (444 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (312 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 1–4 TS2 = Fassung des 1. Bildes (Grundschicht) Druck in: GW IV, S. 211–215.
T2 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 5–8 (= K1/T1) 4 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 8–11 TS3 = fragm. Fassung des 2. Bildes (Korrekturschicht) Druck der Grundschicht in: GW IV, S. 215–217. TS4 = Dialog zum 4. Bild auf BS 45 b, Bl. 6 (Korrekturschicht)
T3 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 9–15 (= K1/T2) 7 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung), hs. Paginierung 1–7 TS5 = Fassung des 3. Bildes (Korrekturschicht) Druck der Grundschicht in: GW IV, S. 217–224.
T4 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 16–18 (= K1/T3) Insgesamt 3 Blatt, davon 2 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm) und 1 Blatt kariertes Papier (330 × 211 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 1, 2, 4 TS6 = Fassung des 4. Bildes (Korrekturschicht) Druck der Grundschicht in: GW IV, S. 224–226.
T5 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 24–30 (= K3/T11) 7 Blatt unliniertes Papier (294 × 205 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 1–7 TS7 = Fassung des 5. Bildes (Grundschicht) Druck in: GW IV, S. 239–245.
T6 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 31–35, 38, 39 (= K3/T9) 7 Blatt unliniertes Papier (294 × 204 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 1–7 TS8 = Fassung des 6. Bildes (Grundschicht) Druck in: GW IV, S. 245–253.
T7 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 40–45 6 Blatt unliniertes Papier (294 × 205 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 1–6 TS9 = Fassung des 7. Bildes (Korrekturschicht: schwarze Tinte) Druck in: GW IV, S. 254–258.
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Chronologisches Verzeichnis
Hauptkriterium für die Reihung der Textstufen TS2 und TS3 sowie TS5 bis TS9 ist die Annahme, dass Horváth mit ihnen eine Textfassung zusammenstellt, die alle sieben Bilder der Wegmann-Konzeption umfasst. Dazu greift er materiell auf Textstufen der vorhergehenden Konzeption 1: Kasimir und Katharina in fünf Bildern zurück. Im Einzelnen handelt es sich bei den übernommenen Textstufen um K1/TS1 (das dortige 1. Bild, das hier nun zum 2. Bild wird), um K1/TS2 (dem 2. Bild, aus dem hier das 3. wird) und um K1/TS3 (dem 3. Bild, hier das 4.). Gerahmt werden die drei aus K1 übernommenen Bilder von den neu ausgearbeiteten Bildern 1, 5, 6 und 7 (= TS2, TS7, TS8, TS9). Inhaltlich verlagert Horváth den Fokus seines Stückes in dieser Bearbeitungsphase grundlegend: Während es in Konzeption 1 in erster Linie darum ging, die Verführung des Fräuleins in einer inszenierten Panne darzustellen, eliminiert er in Konzeption 2 das 4. Bild „Panne“ vollständig und richtet sein Hauptaugenmerk auf die verführerische Kraft des Oktoberfests. Die Protagonistin Karoline wird hier nicht mehr auf eine Fahrt mit dem Auto eingeladen, um sie mit Emil zu verkuppeln, sondern zu den Vergnügungen des Oktoberfests, also zum Achterbahnfahren, zu den Abnormitäten, zum Reiten im Hippodrom und schließlich auch noch auf einen Likör. Später wird den Herren das Fräulein jedoch unbequem, und als es sich ihren sexuellen Wünschen nicht fügen will, schütten sie ihm Bier ins Gesicht. Hinsichtlich ihrer Struktur schließen TS2 und TS3 sowie TS5 bis TS9 weitgehend an die Entwürfe E1 bis E20 an. Abgesehen von der Umbenennung des 1. Bildes „Auf der Oktoberfestwiese“ und dem lediglich fragm. überl. 2. Bild (bei dem die Angabe des Handlungsortes fehlt) stimmen alle sieben Bilder mit dem Strukturplan E20 überein. Das erste Bild enthält den Zeppelin als zentrales Motiv, wie es die Entwürfe E18 bis E22 nahelegen. Darüber hinaus setzt Horváth hier mit den Dialogen zwischen Emil und dem Zerberus sowie dem Direktor, Spitz und Emil Teile des Konfigurationsplanes E19 um. Abgesehen davon existieren zwischen den Textstufen TS2 und TS3 und den Entwürfen E1 bis E20 jedoch kaum Korrespondenzen, möglicherweise ist hier aber auch Material verloren gegangen. Alle weiteren Textstufen stimmen mit den Strukturplänen von E1 bis E20 weitestgehend überein, wenn man davon ausgeht, dass mit dem in den Entwürfen auftauchenden Bildtitel „Bierbude“ durchaus „Beim Wagnerbräu“ (TS5) oder „In einem Bierpalast“ (TS8) gemeint sein kann. In TS2 arbeitet Horváth das 1. Bild neu aus. Gemäß der Szenenanweisung wird dieses Bild „gleich hinter dem Dorf der Lippennegerinnen“ verortet. Erstmals wird hier das Auftauchen des Zeppelins szenisch ausgearbeitet (vgl. BS 45 b, Bl. 1). Die Dialogsequenz zwischen dem Direktor und Spitz geht in fast unveränderter Form in die Endfassung von Kasimir und Karoline (K4/TS15) ein, findet dort jedoch zwischen Rauch, Speer und dem Liliputaner statt. Die nur fragm. überl. Textstufe des 2. Bildes (= TS3), die Horváth materiell aus Konzeption 1 (K1/TS1) übernimmt, enthält eine komplexe hs. Korrekturschichtung, innerhalb derer der Autor u.a. Überlegungen für spätere Bilder notiert (TS4). Der logische Anschluss von TS3 an TS2 zeigt sich anhand einiger weniger Motive. So wird im neu ausgearbeiteten 1. Bild TS2 nicht allein der Zeppelin als Motiv der Oktoberfestszenerie eingeführt, sondern auch der Student Emil Wegmann, der dem Direktor einen von ihm selbst entworfenen Plan eines Karussells anbietet. Hierfür notiert Horváth hs. in TS3 „Karusselplan“ (BS 45 b, Bl. 6). Ein weiterer hs. Eintrag in TS3: „er haut den Lukas – kommt dann zurück zu Karoline“ (BS 45 b, Bl. 5). Damit integriert er eine Idee (2. Bild „Lukas – Eis“) aus E1 bis E6, E18 und E19, was die genetische Zuordnung untermauert. TS4 (= T2/BS 45 b, Bl. 6) enthält einen hs. Dialog zwischen Karoline und Emil, der höchstwahrscheinlich während der
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Konzeption 2
Überarbeitung des 2. Bildes entstanden ist, den Horváth jedoch in das 4. Bild verschieben wollte. Bei TS5 handelt es sich um das aus Konzeption 1 übernommene 2. Bild (K1/TS2), das Horváth in dieser Bearbeitungsphase hs. in „[d]rittes Bild“ umbenennt und mit einigen wenigen Korrekturen versieht. Das 3. Bild ist, wie es die Strukturpläne E1 bis E20 vorgeben, in einer „Bierbude“, nämlich dem „Wagnerbräu“ (BS 45 b, Bl. 9), verortet. Ähnlich verhält es sich mit TS6. Auch bei dieser aus Konzeption 1 übernommenen Textstufe (K1/TS3) ändert Horváth die Betitelung von „[d]rittes Bild“ hs. in „[v]iertes Bild“, und nimmt dann im Text Ergänzungen und Streichungen vor. Es ist entsprechend der Strukturpläne E1 bis E20 in der „Abnormitätenbude“ (BS 45 b, Bl. 16) angesiedelt. Eine wesentliche Erweiterung gegenüber ihrer Grundschicht in K1/TS3 erfährt die Textstufe hier, indem Horváth die Eingangsszene bei den Abnormitäten weiter ausarbeitet. Irritierend ist die zwischenzeitliche hs. Änderung von „[d]rittes“ in „[f]ünftes“ und „[v]iertes“ Bild. Vermutlich hat sich Horváth bei der Benennung zunächst vertan und muss sich erneut korrigieren, denn als 5. Bild würde diese Textstufe in der vorliegenden Konzeption nicht funktionieren. In TS7, dem neu ausgearbeiteten 5. Bild „Im Hippodrom“, werden die Figuren Rauch und Speer (in TS2 heißen sie noch Direktor und Spitz) erstmals textlich integriert. Zuvor hatte Horváth beide Namen auf dem Typoskript des 2. Bildes (TS3/BS 45 b, Bl. 6v, 7) hs. notiert. Im 5. Bild bekommt Karoline Bier ins Gesicht geschüttet (vgl. TS7/BS 45 b, Bl. 29). Im 6. Bild fragt Kasimir sie, warum sie so nass sei. „Das ist Bier. Man hat mir Bier in das Gesicht geschüttet“ (TS8/BS 45 b, Bl. 38), antwortet sie und schildert die Geschehnisse im Hippodrom. Sowohl Merkl als auch Kasimir ergreifen Partei für Karoline und beschließen, ihre Tasche zu holen. Signifikant erscheint der Satz Kasimirs, der die grundlegende Ausrichtung der Konzeption stärkt: „Eine solche Gemeinheit -- so ein armes Mädel so zu behandeln, zu verführen, zu entehren und die Tasch nicht herausgeben! Na denen zeigen wir jetzt was!“ (TS8/BS 45 b, Bl. 39) Obgleich die Chronologie der Ereignisse die Anordnung der Bilder stützt, irritiert das Auftauchen der zwei Figurennamen Erna und Merkl in der masch. Gestaltung des 6. Bildes von TS8, da abgesehen von Merkl in K1/E3 und K1/E5 beide weder in hs. noch masch. Ausarbeitungen der vorliegenden Konzeption erwähnt werden. Die Typoskripte der Bilder 5 und 6 (T5 und T6) enthalten hs. Korrekturen, die hier nicht berücksichtigt wurden, da sie sich der Übernahme in Konzeption 3 verdanken. Hs. tauscht Horváth die beiden Bilder gegeneinander aus: Aus dem 5. Bild wird das 6. Bild und umgekehrt. Dieser Austausch funktioniert in dieser Bearbeitungsstufe textlich jedoch nicht, erst in Konzeption 3 macht diese Vertauschung Sinn (vgl. K3/TS9 und K3/TS11). Der Anschluss von TS9 an TS8 lässt sich über das HandtaschenMotiv belegen. So erklärt ein Sanitäter, dass es „[a]ngeblich wegen einer Damenhandtasche“ (TS9/BS 45 b, Bl. 40) eine Prügelei gegeben habe. Darüber hinaus taucht das Motiv der „Erhöhung“, das Horváth in E24 als Stichwort notiert und über den sich ein inhaltlicher Bezug zum 3. Bild (TS5) herstellen lässt, wieder auf. Am Ende des 7. Bildes (TS9) formuliert Karoline rückblickend den Versuch, durch Wiesenbekanntschaften in höhere gesellschaftliche Schichten aufzusteigen, wenn sie sagt: „Ich hab heut abend einen Augenblick damit kokettiert, Du weisst schon, wie ein Mädchen steigen kann -- das heisst: höher kommen. Ich müsst aber so tief unter mich hinunter, damit ich in höhere Kreise komm --“ (BS 45 b, Bl. 43). Daneben taucht hier noch einmal die Figur Emil Wegmann (BS 45 b, Bl. 44) auf, was den Zusammenhalt der sieben Bilder untermauert.
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Chronologisches Verzeichnis
H9 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 45v 1 Blatt unliniertes Papier (294 × 205 mm), schwarze Tinte E29 = Figurenskizze (Zeichnung)
Nach der Fertigstellung des 7. Bildes faltet Horváth die Blätter und skizziert auf der Rückseite des letzten Blattes zeichnerisch einige Figuren des Stückes.
Konzeption 3: Kasimir und Karoline in sieben Bildern – Eugen Schürzinger In Konzeption 3 arbeitet Horváth Materialien aus Konzeption 1 und Konzeption 2 ein. Dabei ändert er erneut den Fokus seines Projekts: Während es ihm in Kasimir und Katharina in fünf Bildern (K1) in erster Linie um die Verführung und Verkuppelung des Fräuleins in einer inszenierten Panne ging und er sich in der Wegmann-Konzeption (K2) auf das Amüsement auf dem Oktoberfest konzentriert hatte, wendet er sich nun, obgleich das Stück weiterhin vor der Kulisse des Oktoberfests spielt, dem Dilemma des sozialen Abstiegs zu. Nicht eine „Satyre auf München und auf das dortige Oktoberfest“ (wie die Presse im Anschluss an die Uraufführung 1932 schrieb) wollte Horváth mit dem Stück schaffen, es sollte eine „Ballade vom arbeitslosen Chauffeur Kasimir und seiner Braut mit der Ambition, eine Ballade voll stiller Trauer, gemildert durch Humor“ (ÖLA 3/W 241 – BS 64 a, Bl. 1) sein. Der Protagonist Kasimir ist – wie schon in den vorhergehenden Konzeptionen – „abgebaut“ worden. In Konzeption 3 kommt diesem Aspekt jedoch ein weit größerer Stellenwert zu. An ihm wird die Verknüpfung des Privatschicksals mit den sozioökonomischen Bedingungen transparent gemacht. Das Personal der vorhergehenden Konzeptionen bleibt im Großen und Ganzen erhalten. Neu hinzu kommen Elli und Maria, zwei Mädchen, die sich auf dem Oktoberfest amüsieren. Markant für diese Konzeption ist jedoch die Entwicklung der Figur Eugen Schürzinger, der im Laufe der Bearbeitung zusehends an die Stelle des Studenten Emil Wegmann tritt und ihn schließlich ersetzt. Damit ist aber auch eine wichtige Änderung am Ende des Stückes verbunden: Während es bis dahin zwischen Kasimir und Karoline ein Happy End gegeben hatte, bilden nun zum Schluss Schürzinger und Karoline ein Paar. Zu Konzeption 3 liegen kaum hs. Entwürfe mit Struktur- oder Konfigurationsplänen vor. Basierend auf den beiden vorhergehenden Konzeptionen setzt Horváth sein Werkprojekt unmittelbar masch. um. Von den ersten beiden Bildern existiert in dieser Konzeption vergleichsweise wenig genetisches Material. Offenbar hat Horváth sich in der Entwicklung dieser beiden Bilder noch stark an der Wegmann-Konzeption orientiert und nur wenige Änderungen vorgenommen.
1. Bild T1 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 46 1 Blatt unliniertes Papier (294 × 204 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte TS1 = fragm. Fassung des 1. Bildes (Korrekturschicht)
T2 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 47 1 Blatt unliniertes Papier (110 × 204 mm), unregelmäßig geschnitten, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 2 TS2 = fragm. Fassung des 1. Bildes (Korrekturschicht: schwarze Tinte)
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Konzeption 3
Bei diesen beiden Typoskripten handelt es sich um fragm. überlieferte Bruchstücke zum 1. Bild, die einen Dialog zwischen Emil und Karoline beinhalten. Die Abfolge der beiden Blätter ist ungewiss, da sich zwischen ihnen weder in inhaltlicher Hinsicht noch durch die Paginierung ein Zusammenhang herstellen lässt. Allerdings muss es sich bei TS1 und TS2 um frühe Textstufen handeln, da hier (als Relikt aus der Wegmann-Konzeption) noch Emil als Protagonist erscheint. Mit T2 ist nur ein Blattfragment überliefert, dessen untere Hälfte abgeschnitten wurde, jedoch nicht erhalten blieb. Die hs. Eintragungen Horváths in TS2 zeugen bereits von der geplanten Ersetzung Emil [Wegmanns] durch [Eugen] Schürzinger. Die hs. Markierung „VII“, die Horváth mit rotem Buntstift am linken Rand von TS2 vornimmt, lässt darauf schließen, dass er Teile dieser Dialogpassage für eine Übernahme in das spätere siebente Bild vorsieht. Tatsächlich finden sich die Aussage, dass Kasimir ein „seelenguter Mensch“ sei, und der Bericht Karolines über eine Ausfahrt mit Kasimir, bei der er für einen „Gaul“ Partei ergreift, dann in leicht abgewandelter Form in Kasimir und Karoline in sieben Bildern (TS14/BS 46 f [9], Bl. 25). T3 = IN 221.000/9 – BS 46 a [1], Bl. 3–9 (= Teil von K3/T14) Insgesamt 7 Blatt, davon 6 Blatt unliniertes Papier (294 × 205 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (400 × 205 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, hs. Paginierung 1–7 TS3 = Fassung des 1. Bildes (Korrekturschicht), gedruckt als Teil von K3/TS14 Druck in: KW 5, S. 11–17.
Bei TS3 handelt es sich um die einzige überlieferte, ausgearbeitete Fassung des 1. Bildes von Konzeption 3. Hinsichtlich der Eingangspassage weist diese Version Ähnlichkeit mit der Eingangsszene von K2/TS2 auf. So ist das 1. Bild in beiden Bearbeitungen „[g]leich hinter dem Dorf der Lippennegerinnen“ (BS 45 b, Bl. 1 und BS 46 a [1], Bl. 3) angesiedelt. Auch die Eingangssequenz „Bravo Zeppelin! Bravo Eckener! Bravo!“ sowie der Ausruf „Majestätisch. Majestätisch.“ finden sich in beiden Versionen. Während beide Ausrufe in der früheren Konzeption dem Direktor in den Mund gelegt werden, kommentieren in der vorliegenden Konzeption Rauch und Speer das Auftauchen des Zeppelins mit diesen Worten. In der Grundschicht von TS3 schreibt Horváth als Figurenname „v. Müller“ (BS 46 a [1], Bl. 3): Ein Indiz, dass hier noch ein textgenetisches Naheverhältnis zu K2/TS3 besteht, wo ebenfalls v. Müller als Protagonist auftaucht. In der Korrekturschicht des Blattes ersetzt Horváth den Namen hs. durch „Ausrufer“. Ähnlich verhält es sich mit den Blättern BS 46 a [1], Bl. 7, 8 und 9. Horváth tippt hier in der Grundschicht (wohl versehentlich) „Emil“ anstatt „Schürzinger“, in der Korrekturschicht fügt er hs. den korrekten Namen ein. Daneben tauchen in TS3 Teile des Dialoges zwischen Karoline und Emil aus dem 2. Bild der Wegmann-Konzeption (K2/TS3/BS 45 b, Bl. 5 und 6) wieder auf, so fügt Horváth die Passage des Kennenlernens von Karoline und Emil bzw. Schürzinger am Eisstand ein (BS 46 a [1], Bl. 5). Abgesehen von den wenigen bereits erwähnten Korrekturen enthält diese Fassung kaum Änderungen. Da jedoch einige der wenigen überlieferten Blätter Schnitt- und Klebekanten aufweisen, ist davon auszugehen, dass möglicherweise weitere Textstufen bis zur Entstehung dieser Fassung existierten, die jedoch nicht überliefert sind. Es ist nicht mit letzter Sicherheit zu sagen, wann genau TS3 entstanden ist. Im Allgemeinen arbeitete sich Horváth von Bild zu Bild weiter, er könnte jedoch zwischenzeitlich auch schon an nachfolgenden Bildern geschrieben haben, um sich dann noch
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Chronologisches Verzeichnis
einmal einem früheren zuzuwenden. Die Positionierung von TS3 an dieser Stelle ist sehr wahrscheinlich, hat aber auch einen darstellungsökonomischen Grund, denn so erscheinen die Arbeiten am jeweiligen Bild im Zusammenhang.
2. Bild T4 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 36, 37 2 Blatt unliniertes Papier (294 × 204 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 4, 5 TS4 = fragm. Fassung des 2. Bildes (Korrekturschicht: schwarze Tinte)
Bei TS4 handelt es sich um die einzigen beiden Typoskriptseiten aus einer frühen Bearbeitungsphase des 2. Bildes innerhalb der vorliegenden Konzeption. Die Anordnung der beiden Blätter ergibt sich aufgrund der von Horváth hs. vorgenommenen Paginierung „4“ und „5“. Diese lässt allerdings auch darauf schließen, dass es weitere Blätter vorher und möglicherweise auch nachher gegeben haben muss, die jedoch nicht überliefert sind. Der ausgeführte Dialog zwischen Merkl und Kasimir kreist um die schlechte Wirtschaftslage. Die hs. Anmerkungen mit rotem Buntstift zum ersten Teil des Gesprächs deuten darauf hin, dass Horváth plant, diesen Teil in das 7. Bild zu verschieben und dort in einen Dialog zwischen Kasimir und Erna zu integrieren. Tatsächlich erscheint sowohl das Gespräch über sogenannte „private Aktionen“ (BS 45 b, Bl. 36) als auch Kasimirs Ablehnung derselben in der Fassung Kasimir und Karoline in sieben Bildern (K3/TS14), dort allerdings dann im 5. Bild (BS 46 e [4], Bl. 24). Ähnlich verhält es sich mit der Passage über die Parteien, die Horváth in ähnlichem Wortlaut in allen weiteren Bearbeitungsstufen in das 5. Bild einbaut, wo sie ebenfalls bis hin zur Gesamtfassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern (TS14/BS 46 e [4], Bl. 24) verbleibt. Das Vorhandensein Emils in der typografischen Grundschicht lässt darauf schließen, dass es sich bei TS4 um eine frühe Version des 2. Bildes handelt. Unter den hs. Korrekturen Horváths finden sich Begrifflichkeiten aus der Automobiltechnik und unter ihnen auch die Gleichsetzung von „Auto = Weib“ (BS 45 b, Bl. 37). Daneben ist mit rotem Buntstift der Kommentar „Wie man das in der Autobranche sagt“ (BS 45 b, Bl. 36) vermerkt. Über diesen Hinweis lässt sich das entstehungsgeschichtliche Naheverhältnis zu E4 herstellen. Gleichzeitig geht aus den hs. Vermerken Horváths die Absicht hervor, diese Passage in das 7. Bild zu verschieben. T5 = IN 221.001/11 – BS 46 b [2], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (294 × 205 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte und rotem Buntstift TS5 = fragm. Fassung des 2. Bildes (Grundschicht)
Bei TS5 handelt es sich um den frühesten Textzeugen zum 2. Bild, in dem anstelle von Emil nunmehr die Figur Schürzinger als Gegenspieler Kasimirs in Erscheinung tritt. Aus diesem Grund ist TS5 nach TS4 einzuordnen. Der hier ausformulierte Dialog zwischen Kasimir und Schürzinger bleibt in ähnlichem Wortlaut in allen weiteren Bearbeitungsstufen des 2. Bildes erhalten und geht auch in die Gesamtfassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern (TS14) ein. Daneben finden sich auf T5 hs. Notizen zu Dialogen des 3. und 5. Bildes (= E1 und E2).
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Konzeption 3
T6 = IN 221.001/12 – BS 46 b [1], Bl. 2–9 (= Teil von K3/T14) 8 Blatt unliniertes Papier (294 × 205 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 8–15 TS6 = Fassung des 2. Bildes (Korrekturschicht: schwarze Tinte und roter Buntstift), gedruckt als Teil von K3/TS14 Druck in: KW 5, S. 18–25.
TS6 ist die einzige vollständig erhaltene Fassung des 2. Bildes. Entstehungsgeschichtlich ist diese Fassung nach TS4 und TS5 einzuordnen, da sämtliche Änderungen der beiden vorhergehenden Fassungen in dieser berücksichtigt werden. So finden beispielsweise weite Teile der Ausarbeitungen auf TS4/BS 45 b, Bl. 37 Eingang in TS6/BS 46 b [1], Bl. 5. Horváth tippt hier den Dialog zwischen Kasimir und Emil fast vollständig ab, fügt auch die hs. Korrekturen von TS4/BS 45 b, Bl. 37 ein und erarbeitet auf diese Weise den Dialog zwischen Kasimir und Schürzinger (vgl. TS6/BS 46 b [1], Bl. 5). Auch der auf TS4/BS 45 b, Bl. 37 mit rotem Buntstift hs. vermerkte Kommentar „wirst die Spur ihres Trittes küssen? Ihr die Schleppe tragen?“ fließt in ähnlicher Form in die ausgearbeitete Version des 2. Bildes ein (vgl. TS6/BS 46 b [1], Bl. 6). Ähnlich verhält es sich mit dem fragm. Dialog TS5. Er stellt eine frühere Version des auf TS6/BS 46 b [1], Bl. 6 ausgearbeiteten Dialogs zwischen Kasimir und Schürzinger dar. Da beide Fassungen jeweils oben auf dem Blatt mit Kasimir und seinem Kommentar „Also stimmt das jetzt oder stimmt das jetzt nicht? Ich möchte da nämlich klar sehen“ einsetzen, lässt sich vermuten, dass Horváth möglicherweise eine erste Version dieses Bildes getippt hat, bevor er mitten auf der Seite abbricht und den Dialog erneut auf BS 46 b [1], Bl. 6 formuliert. Abgesehen von den letzten vier Zeilen der Replik behält Horváth den Dialog bis zur Fertigstellung des 2. Bildes bei. Der Name Emil wird auf TS6/BS 46 b [1], Bl. 2 und 3 hs. durch Schürzinger sowie die Berufsbezeichnung „Student“ auf TS6/BS 46 b [1], Bl. 8 durch „Zuschneider“ ersetzt.
3. Bild T5 = IN 221.001/11 – BS 46 b [2], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (294 × 205 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte und rotem Buntstift E1 = Dialogskizzen zum 3. Bild
Auf E1 notiert Horváth hs. erste Ideen zu Dialogen des 3. Bildes, die in ähnlicher Form in TS7 eingehen. T7 = IN 221.001/13 – BS 46 c [1], Bl. 11–18, IN 221.001/14 – BS 46 c [2], Bl. 1, 6–10, IN 221.001/15 – BS 46 c [3], Bl. 2–5 Insgesamt 18 Blatt, davon 4 Blatt unliniertes Papier (293 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (340 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (317 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (377 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (289 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer und schwarzblauer Tinte, hs. Eintragungen mit Buntstift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung), 2 Blatt unliniertes Papier (294 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (144 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (180 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (220 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (106 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer und schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Eintragungen
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Chronologisches Verzeichnis
mit Buntstift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung), 3 Blatt unliniertes Papier (293 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (173 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer und schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 16 auf BS 46 c [2], Bl. 1, hs. Paginierung 16 auf BS 46 c [3], Bl. 2, hs. Paginierung 16 auf BS 46 c [1], Bl. 11, hs. Paginierung 17 auf BS 46 c [2], Bl. 6, BS 46 c [1], Bl. 12, hs. Paginierung 18 auf BS 46 c [2], Bl. 8, BS 46 c [1], Bl. 13, hs. Paginierung 19 auf BS 46 c [1], Bl. 14, hs. Paginierung 20 auf BS 46 c [2], Bl. 10, BS 46 c [1], Bl. 15, hs. Paginierung 21 auf BS 46 c [1], Bl. 16, hs. Paginierung 22 auf BS 46 c [12], Bl. 17, hs. Paginierung 23 auf BS 46 c [1], Bl. 18 TS7/A1 = fragm. Fassung des 3. Bildes konstituiert durch BS 46 c [2], Bl. 1 (Korrekturschicht: schwarze Tinte), vgl. Simulationsgrafik TS7/A2 = fragm. Fassung des 3. Bildes konstituiert durch BS 46 c [3], Bl. 2, 3 (Korrekturschicht: schwarze Tinte), vgl. Simulationsgrafik TS7/A3 = fragm. Fassung des 3. Bildes konstituiert durch BS 46 c [3], Bl. 4, 5, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS7/A4 = fragm. Fassung des 3. Bildes konstituiert durch BS 46 c [1], Bl. 12, BS 46 c [2], Bl. 7, 8, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS7/A5 = fragm. Fassung des 3. Bildes konstituiert durch BS 46 c [1], Bl. 12, BS 46 c [2], Bl. 7, 8, BS 46 c [1], Bl. 13, 14, BS 46 c [2], Bl. 9, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS7/A6 = fragm. Fassung des 3. Bildes konstituiert durch BS 46 c [1], Bl. 11, BS 46 c [2], Bl. 6, BS 46 c [1], Bl. 12, BS 46 c [2], Bl. 7, 8, BS 46 c [1], Bl. 13, 14, BS 46 c [2], Bl. 9, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS7/A7 = fragm. Fassung des 3. Bildes konstituiert durch BS 46 c [1], Bl. 11, BS 46 c [2], Bl. 6, BS 46 c [1], Bl. 12, BS 46 c [2], Bl. 7, 8, BS 46 c [1], Bl. 13, 14, BS 46 c [2], Bl. 9, 10, BS 46 c [1], Bl. 15, 16, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS7/A8 = fragm. Fassung des 3. Bildes konstituiert durch BS 46 c [1], Bl. 11, BS 46 c [2], Bl. 6, BS 46 c [1], Bl. 12, BS 46 c [2], Bl. 7, 8, BS 46 c [1], Bl. 13, 14, BS 46 c [2], Bl. 9, 10, BS 46 c [1], Bl. 15, 16, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS7/A9 = Fassung des 3. Bildes konstituiert durch BS 46 c [1], Bl. 11, BS 46 c [2], Bl. 6, BS 46 c [1], Bl. 12, BS 46 c [2], Bl. 7, 8, BS 46 c [1], Bl. 13, 14, BS 46 c [2], Bl. 9, 10, BS 46 c [1], Bl. 15–18 (Korrekturschicht: schwarze und schwarzblaue Tinte), vgl. Simulationsgrafik TS7/A10 = fragm. Fassung des 3. Bildes konstituiert durch BS 46 c [1], Bl. 11–14, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS7/A11 = Fassung des 3. Bildes konstituiert durch BS 46 c [1], Bl. 11–18 (Korrekturschicht: schwarze und schwarzblaue Tinte), vgl. Simulationsgrafik, gedruckt als Teil von K3/TS14 Druck in: KW 5, S. 26–33.
Die hs. Paginierung der Seiten legt nahe, dass es sich hier um eine Textstufe mit verschiedenen Ansätzen handelt. Horváth fügt auf einzelnen Blättern immer wieder hs. die Seitenzahlen beginnend mit „16“ ein. Den ersten Ansatz A1 bildet das Blatt BS 46 c [2], Bl. 1. Hier siedelt Horváth das 3. Bild noch vor einer „Schiessbude und eine[r] Schnappsbude“ an. Die Szenenanweisung lautet: „Peter Rauch, Erwin Speer und v. Müller schiessen -- der alte Rauch und der alte Speer trinken Kirsch“ (BS 46 c [2], Bl. 1). Das Gespräch der Protagonisten kreist um die erworbene Punktzahl beim Schießen. Daneben geht Rauch auf das Oktoberfest ein: „Aber das alte Oktoberfest ist noch das alte Oktoberfest! Da sitzt noch der Dienstmann neben dem Geheimrat, der Kaufmann neben dem Gewerbetreibenden, der Minister neben dem Arbeiter -- so lob ich mir die Demokratie!“ (BS 46 c [2], Bl. 1). Teile dieser Aussage greift Horváth in A9 wieder auf, wo er in BS 46 c [2], Bl. 6 hs. einfügt: „Ja das alte Oktoberfest das ist noch das alte Oktoberfest!“ In A2 verändert Horváth die Kulisse grundlegend und siedelt das 3. Bild nun „Beim Toboggan“, einer Turmrutschbahn, an. Die nachfolgenden Eintragungen der Szenenanweisung signalisieren das Ambiente des Oktoberfests: „Das Publikum sieht zu wie
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Konzeption 3
die Tobogganbesucher in einer Rinne herunterrutschen, und wenn die zuschauenden Herren Glück haben, dann können sie den herunterrutschenden Damen unter die Röcke sehen. […] Links ein Eismann mit türkischem Honig und Luftballons. Rechts eine Hühnerbraterei, die aber wenig frequentiert wird, weil alles viel zu teuer ist.“ (BS 46 c [3], Bl. 2) Diese Eingangspassage zum 3. Bild behält Horváth weitgehend bis in die Gesamtfassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern (TS14) bei. Die Söhne Peter Rauch und Erwin Speer sowie v. Müller aus A1 werden in A2 ersatzlos gestrichen, nur der alte Rauch und der alte Speer bleiben erhalten. Neu kommen in diesem Ansatz die zwei Frauen Elli und Maria hinzu, die hintereinander auf dem Toboggan rutschen. Sie werden von Rauch und Speer beobachtet und taxiert, die Frauen machen sich jedoch über die Herren lustig. Diese Konstellation behält Horváth in den weiteren Bearbeitungsstufen bei und ändert nur marginale Details. Auf dem letzten Blatt von A2 bricht der Dialog nach der Regieanweisung „Karoline: (kommt mit Emil)“ (BS 46 c [3], Bl. 3) abrupt ab. Das Auftauchen des Namens „Emil“ in dieser Bearbeitungsstufe ist Indikator dafür, dass Horváth sich weiterhin an Ideen früherer Konzeptionen orientiert oder sie zumindest vorerst nicht ganz fallen lässt. Horváth fügt in A2 hs. Korrekturen ein, die er im nächsten Ansatz A3 umsetzt, darüber hinaus finden in A3 jedoch keine grundlegenden Änderungen oder Weiterentwicklungen gegenüber A2 statt. In A4 (BS 46 c [1], Bl. 12) fixiert Horváth erstmals den Namen Schürzinger typografisch und ersetzt mit ihm den früheren Protagonisten Emil endgültig. Da die Blätter der Eingangssequenz fehlen, lassen sich Aussagen über die konkrete Art der Bearbeitungen nur eingeschränkt machen. Einige Textstellen signalisieren, dass es sich auch hierbei um eine Textversion handeln muss, die noch stark unter dem Einfluss der Wegmann-Konzeption (K2) steht: So findet sich beispielsweise auf BS 46 c [2], Bl. 7 ein Dialog zwischen Peter Rauch, Erwin Speer, dem alten Rauch und dem alten Speer. Peter Rauch und Erwin Speer, die Söhne, waren schon im Übergang von A1 zu A2 aus der Anfangssequenz des 3. Bildes gestrichen worden, die hs. Streichung der entsprechenden Passage in A4 mit rotem Buntstift deutet an, dass Horváth diesen Weg hier weitergeht. Eine interessante Änderung weist A5 auf: In der Grundschicht lautet der Vorname Schürzingers „Johann“ (BS 46 c [1], Bl. 13). Erst in der hs. Überarbeitung ändert Horváth ihn in „Eugen“. Das Gespräch zwischen Karoline und Schürzinger, in dem sie ihn nach seinem Vornamen fragt, bleibt bis in die Gesamtfassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern (TS14) erhalten. In A6 beginnt Horváth erneut mit der Eingangssequenz des 3. Bildes. Hier setzt er die hs. Änderungen von A3 masch. um. Den hs. Anmerkungen nach zu urteilen, feilt er besonders am Dialog zwischen Rauch und Speer, der immer mehr gestrafft wird. Rauchs Rekurs „Ja das alte Oktoberfest das ist noch das alte Oktoberfest!“, den Horváth in A6 hs. einfügt, gestaltet er in A10 prägnanter in Richtung der wirtschaftlichen Situation, wenn er schreibt: „Trotz Krise und Politik -- mein altes Oktoberfest, das bringt mir keiner um.“ (BS 46 c [1], Bl. 12) Präzisiert werden die Herkunft und der Beruf von Speer in A7. In der Grundschicht sagt Rauch über ihn: „Das ist mein bester Freund aus Münster in Westfalen -- und ich stamme aus Weiden in der Oberpfalz“ (BS 46 c [2], Bl. 10), in der hs. Korrektur heißt es dann: „Das ist mein bester Freund aus Erfurt in Thüringen -- und ich stamme aus Weiden in der Oberpfalz.“ Hier korrigiert Horváth hs. Ort und Region, wohingegen der Dialog als solcher weitgehend bis in die Endfassung von Kasimir und Karoline (K4/TS15) erhalten bleibt. Konsequenterweise erklärt Karoline Kasimir an späterer Stelle: „Und der andere kommt aus West-
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Chronologisches Verzeichnis
falen. Ein Geheimrat.“ (Grundschicht BS 46 c [1], Bl. 16) Wie bereits zuvor ändert Horváth hier hs. „Westfalen“ in „Thüringen“ und „Geheimrat“ in „Landgerichtsdirektor“. Neu und bemerkenswert ist in A9 die Tatsache, dass Horváth hier den Aspekt der (sexuellen) Hörigkeit wieder aufgreift, den er erstmals in K1/E1 hs. notiert hatte. So lässt er hier Karoline sagen: „Mein Herz und mein Hirn waren ja umnebelt, weil ich Dir hörig war! Aber jetzt ist das aus.“ (BS 46 c [1], Bl. 17) A10 zeichnet sich durch eine Neuzusammenstellung der von Horváth hs. paginierten Blätter 17, 18 und 19 aus. Hs. Änderungen von A6 führt Horváth aus, indem er den oberen Teil des Blattes BS 46 c [1], Bl. 12 neu tippt und damit BS 46 c [2], Bl. 6 ersetzt. Neu tippt er auch den oberen Teil von BS 46 c [1], Bl. 13, er tritt an die Stelle von BS 46 c [2], Bl. 7 und 8. Den oberen Teil von Bl. 7 übernimmt Horváth, jedoch entfällt der Dialog zwischen Rauch, Speer und Peter (BS 46 c [2], Bl. 7), aber auch der Dialog zwischen Rauch und Speer auf BS 46 c [2], Bl. 8, den Horváth nach hinten verschiebt. Durch Zusammenkleben erzeugt er eine Fassung, die in dieser Arbeitsphase bis zum Dialog zwischen Karoline und Schürzinger reicht. Da der Rest von BS 46 c [1], Bl. 14 nicht überliefert ist, bricht dieser Ansatz an dieser Stelle ab. Ähnlich verfährt Horváth im letzten Ansatz A11: Teile des Dialogs von BS 46 c [2], Bl. 9 hatte er bereits in A10/BS 46 c [1], Bl. 14 übernommen, wofür er den oberen Teil des Blattes beibehalten und einen neu getippten Dialog angeklebt hatte. Lediglich der obere Teil wird hier nun beibehalten und das neue Blatt unten angeklebt. Textlich teilt er den Dialog zwischen Karoline und Schürzinger auf und fügt zwischen beide Teile eine Dialogsequenz zwischen Rauch und Speer ein. Folgerichtig tippt Horváth den oberen Teil der von ihm paginierten Seite 20 neu, um sowohl hs. Änderungen aufzunehmen als auch den Anschluss an die vorhergehende Seite herzustellen. Die Folgeseiten 21, 22 und 23, die bereits in A7 bis A9 erarbeitet wurden, lassen sich dann ohne weiteres anschließen. Auf diese Weise erzeugt Horváth eine vollständige Reinschrift, die letztendlich das 3. Bild von TS14 bildet.
4. Bild T8 = IN 221.001/16 – BS 46 d [1], Bl. 1–5, IN 221.001/17 – BS 46 d [2], Bl. 6–10 Insgesamt 10 Blatt, davon 4 Blatt unliniertes Papier (294 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (128 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte und rotem Buntstift, 4 Blatt unliniertes Papier (293 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (359 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, hs. Paginierung 25, 26 auf BS 46 d [1], Bl. 2, 3, hs. Paginierung 24–28 auf BS 46 d [2], Bl. 6–10 TS8/A1 = fragm. Fassung des 4. Bildes konstituiert durch BS 46 d [1], Bl. 1 (Korrekturschicht: schwarze Tinte), vgl. Simulationsgrafik 8 TS /A2 = fragm. Fassung des 4. Bildes konstituiert durch BS 46 d [1], Bl. 2, 3 (Korrekturschicht: schwarze Tinte), vgl. Simulationsgrafik TS8/A3 = fragm. Fassung des 4. Bildes konstituiert durch BS 46 d [1], Bl. 4 (Korrekturschicht: schwarze Tinte), vgl. Simulationsgrafik 8 TS /A4 = fragm. Fassung des 4. Bildes konstituiert durch BS 46 d [1], Bl. 5 (Korrekturschicht: schwarze Tinte), vgl. Simulationsgrafik TS8/A5 = fragm. Fassung des 4. Bildes konstituiert durch BS 46 d [2], Bl. 6–8, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS8/A6 = Fassung des 4. Bildes konstituiert durch BS 46 d [2], Bl. 6–10 (Korrekturschicht: schwarze Tinte), vgl. Simulationsgrafik; gedruckt als Teil von K3/TS14 Druck in: KW 5, S. 34–38.
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Konzeption 3
A1 enthält den Beginn des 4. Bildes. Neben der Szenenanweisung „Bei den Abnormitäten. Drinnen im Zuschauerraum. Es ist gesteckt voll. Auch Rauch, Speer, Karoline und Schürzinger sitzen drinnen“ liefert Horváth hier zunächst die Vorstellung der Abnormitäten durch den Ausrufer. Am Ende der Seite bricht er jedoch ab und überarbeitet das Typoskript handschriftlich. Vermutlich führt Horváth die Korrekturen im zweiten Ansatz A2 aus, von dem allerdings das erste Blatt fehlt und lediglich die zwei Blätter BS 46 d [1], Bl. 2 und 3 erhalten sind. Der Anschluss der beiden überl. Blätter lässt sich über die hs. Paginierung herstellen, die Horváth hier mit rotem Buntstift einträgt. Da das 3. Bild im Ansatz TS7/A11 mit der hs. Paginierung 23 endet und die erhaltenen Seiten mit den Ziffern „25“ und „26“ versehen sind, ist davon auszugehen, dass die Seite 24 fehlt. Horváth lässt den Zeppelin in A2 zum zweiten Male die Oktoberfestwiese umrunden. Durch das „Surren in der Luft“ (BS 46 d [1], Bl. 2) angeregt, drängen die Abnormitäten hinaus, um ihn zu sehen. Der Direktor (ein Liliputaner mit einer Reitpeitsche) treibt sie jedoch zurück. Nach der Regieanweisung „Karoline: (und der Schürzinger -- kommen wieder)“ bricht Horváth seine Ausarbeitungen auf der Hälfte des Blattes ab und überarbeitet das Typoskript handschriftlich. Grundlage der Gestaltung der Eingangsszene des 4. Bildes dürften die Ausarbeitungen von K1/TS3 sein. Dort formuliert Horváth zum ersten Mal den Auftritt der Abnormitäten sowie das Auftauchen des Zeppelins. In Konzeption 1 ist diese Passage zunächst noch im 3. Bild angesiedelt, wohingegen sie jedoch bereits in Konzeption 2 in das 4. Bild verschoben wird und sich dort bis in die Gesamtfassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern (TS14) hält. Die Veränderungen gegenüber K1/TS3 sind marginal. Sie betreffen vor allem die Vorstellung der Abnormitäten, die Horváth weiter ausführt, und den Dialog zwischen dem Liliputaner und Juanita. Letzterer zeichnet sich bereits in den hs. Korrekturen von K1/TS3 (BS 45 b, Bl. 17) ab, wird aber erst in der vorliegenden Bearbeitungsstufe umgesetzt. A3 enthält einen lediglich fragm. überl. Dialog zwischen Karoline und Emil, der, abgesehen von dem später geänderten Figurennamen, in ähnlicher Form in die Gesamtfassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern (TS14) einfließt. Der Name „Emil“ in der Grundschicht dieses Typoskripts signalisiert, dass es sich hierbei um eine frühe Bearbeitungsphase des 4. Bildes handeln muss, da Horváth seinen Protagonisten im Laufe der weiteren Ausarbeitung „Schürzinger“ nennt. Diese Änderung lässt sich auch hier anhand der hs. Überarbeitungen ablesen, bei denen Horváth neue Dialoge in das Typoskript integriert. Dass A4 einer späteren Bearbeitungsphase entstammt, zeigt sich auch daran, dass der Name „Schürzinger“ hier bereits Bestandteil der masch. Ausarbeitung ist. Horváth fügt hier lediglich einige wenige hs. Änderungen ein, die er dann in A5 bzw. A6 unmittelbar umsetzt. Das Blatt BS 46 d [2], Bl. 8 aus A5 schneidet Horváth etwa in der Hälfte ab, der untere Teil des Blattes ist nicht überliefert. In A6 klebt Horváth unten ein neues Blatt an, auf dem er den Folgetext ausarbeitet.
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Chronologisches Verzeichnis
5. Bild T5 = IN 221.001/11 – BS 46 b [2], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (294 × 205 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte und rotem Buntstift E2 = Repliken zum 5. Bild
E2 ist vermutlich unmittelbar im Anschluss an E1 entstanden. Inhaltlich lassen sich die Repliken von Rauch und Schürzinger am ehesten dem 5. Bild zuordnen und nicht dem „VI. Bild“, wie es die hs. Korrektur Horváths nahelegt. Die redensartliche Wendung Rauchs „Geht los wie Blücher!“ erhält sich bis in die Endfassung des Stückes (K4/TS15). T9 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 31–35, 38, 39 (= K2/T6) 7 Blatt unliniertes Papier (294 × 204 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 1–7 TS9 = Fassung des 5. Bildes (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte)
Für eine erste Ausarbeitung des 5. Bildes greift Horváth rein materiell gesehen auf Textpassagen der Wegmann-Konzeption (K2) zurück. So kann die Korrekturschicht von K2/TS8 für die vorliegende Konzeption 3 als Ausgangspunkt aller weiteren Bearbeitungen des 5. Bildes gelten. Ein Beleg hierfür ist beispielsweise die Tatsache, dass Horváth im Typoskript „[s]echstes“ hs. in „[f]ünftes Bild“ (BS 45 b, Bl. 31) abändert und im Fall von K2/TS7/BS 45 b, Bl. 24 umgekehrt verfährt, obwohl der Text in Konzeption 2 inhaltlich diese Vertauschung nicht zulässt. Im Hinblick auf eine Wiederverwendung des Textmaterials in der Konzeption 3 wird diese Umbenennung jedoch nachvollziehbar. Außerdem können die hs. Korrekturen der Szenenanweisung auf BS 45 b, Bl. 31 als signifikante Belege für diese Hypothese gelten, wenn es z.B. in einer hs. Notiz zur Szenenanweisung heißt: „Und mittendrunterdrin der Merkl Franz mit seiner Erna und Kasimir“. Diese Zeile setzt Horváth in TS10/A1 masch. um. Am oberen Rand des ersten Blattes (BS 45 b, Bl. 31) findet sich zudem ein hs. Eintrag, der darauf hinweist, dass Horváth die Handlung des Bierausschüttens, die in TS9 im Textverlauf erscheint, an das Ende des Bildes zu verschieben plante. T10 = IN 221.001/19 – BS 46 e [1], Bl. 1–5, IN 221.001/20 – BS 46 e [2], Bl. 12–17, IN 221.001/3 – BS 46 e [3], Bl. 6–11, IN 221.001/22 – BS 46 e [4], Bl. 19–24 Insgesamt 23 Blatt, davon 5 Blatt unliniertes Papier (293 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, 3 Blatt unliniertes Papier (293 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (302 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (340 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (250 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Eintragungen mit Buntstift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung), 1 Blatt unliniertes Papier (180 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (110 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (76 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (124 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (174 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (204 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, hs. Eintragungen mit Buntstift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung), 6 Blatt unliniertes Papier (293 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, hs. Paginierung 29 auf BS 46 e [1], Bl. 1, hs. Paginierung 29 auf BS 46 e [2], Bl. 12, hs. Paginierung 30 auf BS 46 e [3], Bl. 7, hs. Paginierung 30–33 auf BS 46 e [1], Bl. 2–5, hs. Paginierung 31, 32 auf BS 46 e [2], Bl. 14, 15, hs. Paginierung 33 auf BS 46 e [3], Bl. 10, hs. Paginierung 33, 34 auf BS 46 e [2], Bl. 16, 17, hs. Paginierung 29–34 auf BS 46 e [4], Bl. 19–24
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Konzeption 3
TS10/A1 = fragm. Fassung des 5. Bildes konstituiert durch BS 46 e [1], Bl. 1 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte), vgl. Simulationsgrafik TS10/A2 = fragm. Fassung des 5. Bildes konstituiert durch BS 46 e [1], Bl. 2–5 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte), vgl. Simulationsgrafik TS10/A3 = fragm. Fassung des 5. Bildes konstituiert durch BS 46 e [2], Bl. 12, BS 46 e [3], Bl. 7, BS 46 e [2], Bl. 13, BS 46 e [3], Bl. 8, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt 10 TS /A4 = fragm. Fassung des 5. Bildes konstituiert durch BS 46 e [2], Bl. 12, 13, BS 46 e [3], Bl. 11v (18), vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A5 = fragm. Fassung des 5. Bildes konstituiert durch BS 46 e [2], Bl. 12–14, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A6 = fragm. Fassung des 5. Bildes konstituiert durch BS 46 e [2], Bl. 12–14, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A7 = fragm. Fassung des 5. Bildes konstituiert durch BS 46 e [2], Bl. 12–14, BS 46 e [3], Bl. 9, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A8 = fragm. Fassung des 5. Bildes konstituiert durch BS 46 e [2], Bl. 12–15, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A9 = fragm. Fassung des 5. Bildes konstituiert durch BS 46 e [2], Bl. 12–15, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A10 = fragm. Fassung des 5. Bildes konstituiert durch BS 46 e [2], Bl. 12–15, BS 46 e [3], Bl. 10, 6, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt 10 TS /A11 = Fassung des 5. Bildes konstituiert durch BS 46 e [2], Bl. 12–15, BS 46 e [3], Bl. 10, 11, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A12 = Fassung des 5. Bildes konstituiert durch BS 46 e [2], Bl. 12–17 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte und roter Buntstift), vgl. Simulationsgrafik TS10/A13 = Fassung des 5. Bildes konstituiert durch BS 46 e [4], Bl. 19–24 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte), vgl. Simulationsgrafik; gedruckt als Teil von K3/TS14 Druck in: KW 5, S. 39–45.
Die Paginierung der Blätter aus Mappe BS 46 e legt nahe, dass es sich um eine Textstufe mit mehreren Ansätzen handelt. So fügt Horváth auf den einzelnen Blättern hs. die Seitenzahlen beginnend mit der Ziffer „29“ ein. In A1 setzt Horváth die hs. Korrekturen der Eingangssequenz aus TS9 masch. um. Die einleitende Szenenanweisung des 5. Bildes lautet nun: „Beim Wagnerbräu. Mit der festlichen Blechmusikkapelle.“ (BS 46 e [1], Bl. 1) Nach der Hälfte des Blattes bricht das Typoskript ab und Horváth notiert den weiteren Dialog zwischen Kasimir und dem Merkl Franz handschriftlich. Auf der Rückseite des Blattes findet sich das mit rotem Buntstift hs. eingetragene Trinklied „Trink, trink Brüderlein trink“ (BS 46 e [1], Bl. 1v), das in A6 eingeht. A2 lässt keine Aussagen über die Übernahme der in A1 eingetragenen hs. Korrekturen zu, da die erste Seite genauso wie die Folgeseite oder Folgeseiten nach BS 46 e [1], Bl. 5 verloren gegangen sind. Diesen Schluss lassen die Paginierung der überlieferten Blätter sowie das Fehlen eines Blattes mit Bildtitel und Szenenanweisung zu. Horváth arbeitet auf den fragm. überl. Blättern einen Dialog zwischen Kasimir, Merkl Franz und Erna aus, zu dem am Ende Elli und Maria hinzukommen. Dabei hält er sich im weitesten Sinne an TS9, passt jedoch den Text an. Auch in TS9 kreist das Gespräch zwischen Kasimir, Merkl Franz und Erna zunächst um die schlechte wirtschaftliche Lage. Später treten Elli und Maria hinzu. Nachdem sie jedoch bemerken, dass Kasimir kein Geld hat, um ihnen ein Bier zu spendieren, beschimpfen sie ihn. In A2 strafft Horváth das Gespräch zwischen Kasimir und Merkl Franz. Erweitert wird das Bild hingegen um die Dialogpassage zwischen Letzterem und Erna. Hervorstechend ist das politische Element, das dem Dialog zwischen Kasimir und Merkl Franz hier noch in-
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Chronologisches Verzeichnis
newohnt. So äußert Kasimir an einer Stelle: „Ich hab jetzt immer sozialdemokratisch gewählt, aber ab morgen wähl ich kommunistisch! Oder gar den Hitler!“ (BS 46 e [1], Bl. 3) Merkl Franz sagt an späterer Stelle: „Nacher renn nur weiter Deinen Idealen nach! Solidarität! Ich hab mal einen Streik geleitet bei einem Bau in Obergrainau und hernach habens mich ausgestellt - aber die Herren Kollegen haben nichts für mich getan, weil sie gesagt haben, dass das ein wilder Streik ist!“ (BS 46 e [1], Bl. 3). Die hs. Bearbeitungen in A2 sind marginal. Auffallend ist eine Markierung mit rotem Buntstift am linken Seitenrand: Demnach plante Horváth, Teile des Dialogs über die politische Situation in den „Schluss“ zu verschieben (vgl. BS 46 e [1], Bl. 3). In A3 setzt Horváth die hs. Korrekturen von A1 und A2 sowie TS9 masch. um. Auffallend dabei ist die Integration von Liedern, die einerseits das Ambiente des Oktoberfests deutlicher hervortreten und andererseits das szenische Spiel der Darsteller tiefer wirken lassen. So beginnt das 5. Bild jetzt mit dem Volkslied „Solang der alte Peter“. Daran anschließend gestaltet Horváth einen Dialog zwischen Kasimir, Merkl Franz und Erna, der um die neue Lebenssituation Kasimirs kreist. Abgelöst wird dieser Part durch „Jägers Liebeslied“. In A4 gestaltet Horváth einen Monolog Kasimirs (BS 46 e [3], Bl. 11v), der inhaltlich an den letzten Vers von „Jägers Liebeslied“ anschließt: „Und dennoch hab ich harter Mann / Die Liebe schon gespürt!“ (BS 46 e [2], Bl. 13). Hierbei handelt es sich um eine Textvariante, die Horváth in den folgenden Bearbeitungsphasen A5–A12 zunächst eliminiert. Erst in der Gesamtfassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern (TS14) taucht diese Passage in ähnlicher Form wieder auf, wenn es heißt: „Und dennoch hab ich harter Mann die Liebe schon gespürt -- und das ist ein Himmelslicht, das in jedes Menschen Aug sich bricht. Und die Liebe macht Deine Hütte zu einem Goldpalast – und sie höret nimmer auf, solang dass Du nämlich nicht arbeitslos wirst. Was sind denn das schon überhaupt für Ideale von wegen dem seelischen Ineinanderhineinfliessen zweier Menschen? Adam und Eva! Ich scheiss Dir was auf den Kontakt -- da hab ich jetzt noch ein Kapital von rund vier Mark, aber heut sauf ich mich an und dann häng ich mich auf -- und morgen werden die Leut sagen: es hat einmal einen armen Kasimir gegeben --“ (BS 46 e [4], Bl. 20, 21). In A6 fügt Horváth, nachdem Kasimir wiederum seiner Depression Ausdruck verliehen hat, das Trinklied „Trink, trink Brüderlein trink“ ein. Die erste Strophe dieses Liedes hatte Horváth auf der Rückseite von BS 46 e [1], Bl. 1 hs. notiert. In der folgenden Arbeitsphase konzentriert er sich auf den Dialog zwischen Erna und dem Merkl Franz. Die Typoskripte weisen wenige hs. Bearbeitungen auf. Dennoch tippt Horváth diese Passage neu und ersetzt in A8 das Blatt BS 46 e [3], Bl. 9 durch eine neue Version. Den Dialog zwischen Erna und dem Merkl Franz führt er bis in A9 bis zum Schluss aus. Anders als in TS9 kehrt Kasimir im Anschluss daran mit den beiden Frauen Elli und Maria zurück. Da er jedoch kein Geld hat, um sie zum Bier einzuladen, beschimpfen sie ihn. Das Gespräch am Ende von A10 bricht mit dem Figureneintrag „Alles“ (BS 46 e [3], Bl. 6) ab. Das Lied „Und blühn einmal die Rosen“, das das 5. Bild der Gesamtfassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern (TS14) beschließt, fehlt in dieser Bearbeitungsphase noch. Die Schlussvariante erarbeitet Horváth in A11 und A12. A13 erweist sich als Reinschrift des 5. Bildes, alle in den früheren Ansätzen vorgenommenen hs. Änderungen gehen hier ein. Signifikant ist die hs. eingefügte Szenennummerierung, die Horváth erstmals hs. in A11 für das 5. Bild vornimmt und die in die Reinschrift dieses Bildes (A13) eingeht.
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Konzeption 3
6. Bild T11 = IN 221.001/8 – BS 45 b, Bl. 24–30 (= K2/T5) 7 Blatt unliniertes Papier (294 × 205 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 1–7 TS11 = Fassung des 6. Bildes (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte) Druck in: GW IV, S. 239–245.
Ähnlich wie zuvor greift Horváth rein materiell für die Ausarbeitung des 6. Bildes auf Textpassagen der Wegmann-Konzeption (K2) zurück. So kann die Korrekturschicht von K2/TS7 für die vorliegende Konzeption 3 als Ausgangspunkt aller weiteren Bearbeitungen des 6. Bildes gelten. Ein Beleg hierfür ist die Tatsache, dass Horváth im Typoskript „[f]ünftes Bild“ hs. in „[s]echstes“ (BS 45 b, Bl. 24) abändert, diese Änderung sich jedoch erst im Kontext der Konzeption 3 als sinnvoll erweist. Am oberen Rand des ersten Blattes (BS 45 b, Bl. 24) entwirft Horváth einen Konfigurationsplan für das sechste Bild, den er in etwa in den nachfolgenden Textstufen umsetzt. T12 = IN 221.001/36 – BS 46 g [1], Bl. 2–7, IN 221.001/37 – BS 46 g [2], Bl. 13–19, IN 221.001/38 – BS 46 g [3], Bl. 1, 8–12, 20–24, IN 221.001/39 – BS 46 g [4], Bl. 25–31 Insgesamt 31 Blatt, davon 5 Blatt unliniertes Papier (294 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (232 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, 7 Blatt unliniertes Papier (294 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, 8 Blatt unliniertes Papier (294 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (204 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (150 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (145 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, 5 Blatt unliniertes Papier (294 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (314 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (370 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, hs. Eintragungen mit Buntstift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung), hs. Paginierung 35 auf BS 46 g [3], Bl. 1, hs. Paginierung 35–40 auf BS 46 g [1], hs. Paginierung 35 auf BS 46 g [3], Bl. 11, hs. Paginierung 35, 37–41 auf BS 46 g [2], Bl. 13 und 15–19, hs. Paginierung 40 auf BS 46 g [3], Bl. 12, hs. Paginierung 41 auf BS 46 g [3], Bl. 22, 24, hs. Paginierung 35–41 auf BS 46 g [4], Bl. 25–31 TS12/A1 = fragm. Fassung des 6. Bildes konstituiert durch BS 46 g [3], Bl. 1 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte), vgl. Simulationsgrafik TS12/A2 = fragm. Fassung des 6. Bildes konstituiert durch BS 46 g [1], Bl. 2–7 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte und roter Buntstift), vgl. Simulationsgrafik 12 TS /A3 = fragm. Fassung des 6. Bildes konstituiert durch BS 46 g [3], Bl. 8 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte), vgl. Simulationsgrafik TS12/A4 = fragm. Fassung des 6. Bildes konstituiert durch BS 46 g [3], Bl. 11, 9 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte), vgl. Simulationsgrafik TS12/A5 = fragm. Fassung des 6. Bildes konstituiert durch BS 46 g [3], Bl. 10, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS12/A6 = fragm. Fassung des 6. Bildes konstituiert durch BS 46 g [3], Bl. 20, 21, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS12/A7 = fragm. Fassung des 6. Bildes konstituiert durch BS 46 g [2], Bl. 13, 14, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS12/A8 = fragm. Fassung des 6. Bildes konstituiert durch BS 46 g [2], Bl. 13–18, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS12/A9 = Fassung des 6. Bildes konstituiert durch BS 46 g [2], Bl. 13–17, BS 46 g [3], Bl. 12, BS 46 g [2], Bl. 19, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt 12 TS /A10 = Fassung des 6. Bildes konstituiert durch BS 46 g [2], Bl. 13–17, BS 46 g [3], Bl. 12, 22 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte), vgl. Simulationsgrafik
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Chronologisches Verzeichnis
TS12/A11 = fragm. Fassung des 6. Bildes konstituiert durch BS 46 g [2], Bl. 13–17, BS 46 g [3], Bl. 12, 24, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS12/A12 = fragm. Fassung des 6. Bildes konstituiert durch BS 46 g [4], Bl. 25–30, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS12/A13 = fragm. Fassung des 6. Bildes konstituiert durch BS 46 g [4], Bl. 25–30, BS 46 g [3], Bl. 23, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt 12 TS /A14 = Fassung des 6. Bildes konstituiert durch BS 46 g [4], Bl. 25–31 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte), vgl. Simulationsgrafik; gedruckt als Teil von K3/TS14 Druck in: KW 5, S. 46–53.
Auch in diesem Fall legt die Paginierung nahe, dass eine Textstufe mit mehreren Ansätzen vorliegt. Horváth nummeriert die Blätter beginnend mit der Ziffer „35“. Ausgehend von der Überlegung, dass Horváth hier mit TS11 auf das überarbeitete Textmaterial K2/TS7 zurückgreift, lassen sich einige Änderungen herausstellen: Die Szenenanweisung des 6. Bildes entspricht weitgehend der von Konzeption 2. Bedingt durch die neue Anlage des Stückes tauchen die Figuren Erwin, Peter und v. Müller, die zwar noch in der Grundschicht von K2/TS7 vorkommen, in TS11 jedoch hs. gestrichen werden, nicht mehr auf. Neu in dieser Bearbeitungsphase ist das Gespräch zwischen Rauch und Speer, in dem der Ritt Karolines kommentiert wird, und das darüber hinaus um Wohlstandsverlust und Nachkommenschaft kreist. BS 46 g [3], Bl. 1 ist das einzige Blatt der Bearbeitungsphase A1. Sowohl die Tatsache, dass die masch. Ausarbeitungen nach dieser ersten Seite abbrechen, als auch die hs. Korrekturen, die Horváth hier einfügt, machen deutlich, dass er an einer Präzisierung dieser Eingangssequenz arbeitet. Die Anordnung der in A2 überlieferten Blätter lässt sich über die hs. Paginierung vornehmen, die von „35“ bis „40“ reicht. In A2 werden viele der in A1 hs. eingetragenen Korrekturen und Ergänzungen umgesetzt. Beispielsweise in der Szenenanweisung, die jetzt lautet: „Im Hippodrom. Rauch, Speer, Karoline und Schürzinger betreten es. Man hört die Musik, die wo immer wieder im Takt abbricht, wenn nämlich einige Runden vorbei sind und man neu bezahlen muss. Jetzt wird ein altes lahmes Pferd mit einem Damensattel durch die Tischreihen in die Manege geführt.“ (BS 46 g [1], Bl. 2) Auch den Dialog zwischen Rauch und Karoline, den Horváth in A1 hs. notiert hatte, integriert er in A2, wobei er ihn um den Kommentar Karolines ergänzt: „Wenn ich einmal reit, möcht ich aber gleich zweimal reiten -- einmal ist gleich so schnell rum.“ (BS 46 g [1], Bl. 2) Auch den in A1 eingetragenen Dialog zwischen Rauch und Speer erweitert Horváth in A2. Daran anschließend findet sich das Gespräch zwischen Karoline und Schürzinger, das in K2/TS7/BS 45 b, Bl. 26 vorgezeichnet ist, wenngleich dort noch als Dialog zwischen Emil und Karoline. Horváth erweitert in A2 diese Passage um einige wesentliche Details. Neu ist beispielsweise Karolines Ausruf „Auweh!“ (BS 46 g [1], Bl. 4), den sie wie folgt erklärt: „Weil wenn ein Mann so anfängt und zu einem Weibe sagt: in Deinem Interesse, dann hat er meistens Hintergedanken.“ (BS 46 g [1], Bl. 4) Neu ist auch die Replik Schürzingers: „Wie Du mich da zuvor bei den Abnormitäten geküsst hast, da hab ich mir so verschiedenes ausgemalt für die Zukunft -- ich bin nämlich ein schüchterner Mensch. Und zuvor bei den Abnormitäten, da hab ich über eine gemeinsame Zukunft geträumt.“ (BS 46 g [1], Bl. 4) In geringfügig abgeänderter Form erhält sich dies bis in die Endfassung (K4/TS15) des Stückes. Die nachfolgenden Dialogpassagen werden von Horváth in A2 neu erarbeitet. Auch das Gros dieser Teile erhält sich in teilweise leicht veränderter Form bis in die Endfassung. Mit BS 46g [1], Bl. 7 bricht A2 ab, und Horváth überarbeitet den Ansatz handschriftlich.
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Konzeption 3
In A3 und A4 feilt Horváth am Eingangsdialog des 6. Bildes; von A5 bis A7 finden keine gravierenden Neuerungen statt. Mit A10 liegt eine neue, weitgehend vollständig ausgearbeitete Fassung des 6. Bildes vor, deren Anordnung sich durch die hs. Paginierung sowie durch eine markante Trennung von „wie-der“ auf den Blättern BS 46 g [2], Bl. 13 und 14 eindeutig ergibt. Horváth integriert in diese Fassung Überarbeitungen der vorhergehenden Ansätze. Die einleitende Szenenanweisung erscheint auf ein Minimum reduziert und geht in ebendieser Form in Kasimir und Karoline in sieben Bildern (TS14) ein: „Im Hippodrom. Rauch, Speer, Karoline und Schürzinger betreten es.“ (BS 46 g [2], Bl. 13 und gleichlautend TS14/BS 46 g [4], Bl. 25) Teile der Szenenanweisung, die in vorhergehenden Ansätzen zu Beginn des Bildes standen, werden in den Verlauf der Handlung verschoben. So wird ein „altes lahmes Pferd“ (BS 46 g [2], Bl. 13) nun erst während des Dialogs zwischen Speer und Rauch hereingeführt. Die hs. Korrekturen von A3 und A4, die vor allem die Eingangsszene betreffen, fließen zunächst in A8 ein. Ablesbar wird dies auch in einer Replik Karolines, die ursprünglich aus A2 stammt. Dort hatte es in der Grundschicht zunächst geheißen: „Wenn ich einmal reit, möcht ich aber gleich öfters reiten -- einmal ist gleich so schnell rum.“ (BS 46 g [1], Bl. 2). In A10 lautet sie nunmehr: „Wenn ich einmal reit, möcht ich aber gleich zweimal reiten --“ (BS 46 g [2], Bl. 13). Mit der hs. Notiz „Ich hab meine Frau nach Arosa – – – –“ in Rauchs Kommentar auf BS 46 g [2], Bl. 14 spart sich Horváth die Ausformulierung von Text und übernimmt ihn intentional aus A2 (BS 46 g [1], Bl. 3). Auch hs. Korrekturen aus A5 und A6 werden von Horváth in A10 masch. umgesetzt. So findet sich in A6 beispielsweise die hs. vermerkte Regieanweisung „dirigiert und singt nun im Takt der Musik immer folgende Sätze vor sich hin“ (BS 46 g [3], Bl. 20), die in der Grundschicht von BS 46 g [2], Bl. 17 leicht verändert wiederkehrt und nochmals hs. überarbeitet wird. Die signifikante Szenennummerierung, die schon in TS9 zu finden war, setzt auf BS 46 g [2], Bl. 16 ein, sie erhält sich bis in die Gesamtfassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern (TS14). Mit A14 liegt eine Reinschrift des 6. Bildes vor, die Anordnung der Einzelblätter ergibt sich eindeutig aus der von Horváth hergestellten hs. Paginierung, die konsequent zu Ende geführt wurde. Die markante Szenennummerierung trägt Horváth auf den ersten drei Blättern (BS 46 g [4], Bl. 25–27) noch hs. ein, ehe er sie auf den folgenden Blättern masch. ausführt. Hs. Überarbeitungen weist A14 nur sehr wenige auf.
7. Bild H1 = IN 221.001/28 – BS 46 f [5], Bl. 1, 2 Insgesamt 2 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (294 × 206 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift und 1 Blatt unliniertes Papier (100 × 204 mm), unten unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E3 = Konfigurationsplan zum 7. Bild mit Dialogskizzen
E3 enthält einen Konfigurationsplan zum 7. Bild samt Dialogskizzen. Die Szenenanweisung „Parkplatz. Rechts eine Bank“ und (zumindest teilweise) die Abfolge der Figurenauftritte lassen vermuten, dass der Entwurf in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Ausarbeitung des 7. Bildes in TS13 steht. Einige Passagen des
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Chronologisches Verzeichnis
entwickelten Dialogs finden sich dort wieder. So erscheint beispielsweise der Kommentar Merkls „Also Ihr zwei geht jetzt da hin und her – und passts scharf auf. Der Parkwächter, der steht immer dort drüben und sauft Bier. Den Dicken kenn ich schon“ dort in leicht abgeänderter Form (vgl. TS13/A4–A7/BS 46 f [9], Bl. 21). Irritierend an dieser Zuordnung ist, dass in E3 noch einmal die Namen Peter, Erwin und v. Müller fallen. Obwohl Horváth die Zeile streicht, liefert sie ein Argument für eine Zuordnung des Blattes zu Konzeption 2. Ähnliches gilt für den notierten Dialog zwischen Kasimir und Karoline: Zwar erscheint in TS13 die Verabschiedung beider in ähnlicher Weise (BS 46 f [9], Bl. 25), jedoch ist laut E3 in diesem Zusammenhang auch noch von einer „Modedame“ die Rede, die eher in den in Konzeption 2 entwickelten Rahmen der Schönheitskonkurrenz gehört. Der in E3 unten notierte Dialog zwischen Kasimir und Erna, in dem es um die „Erhebung“ bzw. „Erhöhung“ der Frau durch den Mann geht, erinnert an einen Dialog aus den Geschichten aus dem Wiener Wald, in Kasimir und Karoline hat er ansonsten keine Entsprechung. Insgesamt gesehen spricht einiges dafür, E3 für einen älteren Entwurf zu halten, den Horváth noch einmal zur Hand nimmt, ehe er mit den Arbeiten an TS13 beginnt. Dafür spricht u.a. die Tatsache, dass hier der Hinweis „über das Auto“ notiert ist, über den sich ein Bezug zu E4 herstellen lässt. H2 = IN 221.001/28 – BS 46 f [5], Bl. 3 1 Blatt kariertes Papier (208 × 158 mm), (Handelsregister), unregelmäßig gerissen, schwarze Tinte und roter Buntstift E4 = Notizen zum 7. Bild mit nachträglich eingefügter Anmerkung „Wie man das in der Autobranche sagt –“
Das verwendete Papier von H2 ist das gleiche wie jenes von K2/H1–H8. Die Zuordnung des Blattes zu Konzeption 3 lässt sich dadurch rechtfertigen, dass hier ein Thema behandelt wird, das sich unmittelbar in die hier vorgegebene Gestaltung des 7. Bildes fügt. Horváth sammelt in E4 Ideen zu dem Vergleich „ Auto = Weib“ (vgl. den Kommentar zu TS4). Dabei lassen sich die Notiz: „wenn: Funke zu schwach / Zündkerze verrusst. Fehlzündung entsteht, wenn Ventille nicht schliessen oder undicht sind“ und die Gleichsetzung „Magnet (Herz)“ und „Benzin (Blut)“ ausmachen, die später in TS13/A1 ausformuliert werden. Dort heißt es: „So ein Weib ist wie ein Auto. Bei dem aber nichts richtig funktioniert. Immer wieder muss man es reparieren. Ein Weib mit Magnet, Benzin, Zündkerzen -- und dann entstehen Fehlzündungen, wenn der Funke zu schwach ist -- oder wenn die Ventille nicht schliessen oder wenn das Benzin verwässert ist -- das Benzin ist das Blut und der Magnet das Herz -- und wenn zuviel Oel drin ist, dann raucht er und stinkt er --“ (BS 46 f [7], Bl. 8 und 9). In der Gesamtfassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern (TS14) sowie dann auch in der Endfassung des Stückes in 117 Szenen (K4/TS15) findet sich die Passage in leicht veränderter Form wieder: „So ein Weib ist ein Auto, bei dem nichts richtig funktioniert -- immer gehört es repariert. Das Benzin ist das Blut und der Magnet das Herz -- und wenn der Funke zu schwach ist, entsteht eine Fehlzündung -- und wenn zuviel Oel drin ist, dann raucht er und stinkt er --“ (TS14/BS 46 f [9], Bl. 26).
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Konzeption 3
T13 = IN 221.001/30 – BS 46 f [7], Bl. 4–13, IN 221.001/31 – BS 46 f [8], Bl. 14–18, IN 221.001/32 – BS 46 f [9], Bl. 21–31, IN 221.001/35 – BS 46 f [12], Bl. 19, 20 Insgesamt 28 Blatt, davon 15 Blatt unliniertes Papier (294 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte und rotem Buntstift, 9 Blatt unliniertes Papier, dünn (284 × 224 mm), Durchschlagpapier, 1 Blatt unliniertes Papier, dünn (304 × 224 mm), Durchschlagpapier, 1 Blatt unliniertes Papier, dünn (308 × 224 mm), Durchschlagpapier, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (145 × 224 mm), unregelmäßig geschnitten, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, hs. Paginierung 42–51 auf BS 46 f [7], Bl. 4–13, hs. Paginierung 42–46 auf BS 46 f [8], Bl. 14–18, hs. Paginierung 42–52 auf BS 46 f [9], Bl. 21–31 TS13/A1 = Fassung des 7. Bildes konstituiert durch BS 46 f [7], Bl. 4–13 (Korrekturschicht: schwarze Tinte), vgl. Simulationsgrafik Druck in: GA 2, S. 490–501. TS13/A2 = fragm. Fassung des 7. Bildes konstituiert durch BS 46 f [8], Bl. 14, 15, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS13/A3 = fragm. Fassung des 7. Bild konstituiert durch BS 46 f [8], Bl. 14–18 (Korrekturschicht: schwarze Tinte), vgl. Simulationsgrafik TS13/A4 = fragm. Fassung des 7. Bildes konstituiert durch BS 46 f [9], Bl. 21, BS 46 f [12], Bl. 19, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS13/A5 = fragm. Fassung des 7. Bildes konstituiert durch BS 46 f [9], Bl. 21, 22, BS 46 f [12], Bl. 20, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS13/A6 = fragm. Fassung des 7. Bildes konstituiert durch BS 46 f [9], Bl. 21–28, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS13/A7 = Fassung des 7. Bildes konstituiert durch BS 46 f [9], Bl. 21–31 (Korrekturschicht: schwarze Tinte), vgl. Simulationsgrafik; gedruckt als Teil von K3/TS14 Druck in: KW 5, S. 54–65.
Bereits mit A1 liegt eine erste ausgearbeitete Fassung des 7. Bildes vor. Die Reihenfolge der Einzelblätter ist durch die hs. Paginierung Horváths mit rotem Buntstift vorgegeben. Hs. Korrekturen und Ergänzungen aus A1 werden in die nachfolgenden Ansätze übernommen. So feilt Horváth beispielsweise in A1 an der Eingangsszene des 7. Bildes. Laut der Grundschicht von BS 46 f [7], Bl. 4 fordert Merkl Franz Erna und Kasimir gleich zu Beginn auf, auf- und abzugehen, da das „das Beste [ist] und wenn wer kommt, dann gebts mir ein Zeichen“. In A7 verschiebt Horváth diesen Part des Gesprächs in einen späteren Auftritt Merkls (BS 46 f [9], Bl. 23). Auf BS 46 f [7], Bl. 6 aus A1 markiert Horváth mit rotem Buntstift unter Eintragung der Ziffer „48“ die Verschiebung eines Teils des ersten Dialogs zwischen Erna und Kasimir. Dort fragt Kasimir Erna: „Wie hat er denn geheissen?“ und Erna antwortet: „Ludwig. Ludwig Reitmeier.“ Diese Passage sowie die Replik zu einem „gewissen Reitmeier“, für den Kasimir als Chauffeur gearbeitet hat, wurde tatsächlich von Horváth nach hinten verschoben und findet sich in A7 auf BS 46 f [9], Bl. 31. Mit A2 liegt ein zweiter Ansatz vor, in dem sich Horváth vor allem auf die Eingangspassage des 7. Bildes konzentriert, in dem er sie präzisiert und strafft. Die einleitende Szenenanweisung, die in dieser Form bis in die Endfassung (K4/TS15) erhalten bleibt, lautet jetzt folgendermaßen: „Auf dem Parkplatz für die Privatautos hinter der Oktoberfestwiese. Im Vordergrund eine Bank. Der Merkl Franz taucht auf mit seiner Erna und Kasimir.“ (BS 46 f [8], Bl. 14). Auffällig ist, dass Horváth politisch anmutende Attribute aus dem vorhergehenden Ansatz entfernt. So wird die Beschreibung des Parkplatzwächters („der war früher bei der Reichswehr“ – BS 46 f [7], Bl. 4) eliminiert. Die in A1 hs. eingetragene Replik Merkls: „Das war doch nicht so tragisch gemeint“ fügt Horváth in A2 in das Typoskript ein, wohingegen er die im
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Chronologisches Verzeichnis
früheren Ansatz ebenfalls hs. notierte Reaktion Ernas weglässt: „Erna: Dass Du jetzt so sanft bist – (Stille) Merkl: Das ist meine wahre Natur.“ (BS 46 f [7], Bl. 4) Die Szenennummerierungen, die Horváth in A1 hs. eingefügt hatte, kommen in A2 im Typoskript zum Tragen. In A3 werden die Überarbeitungen an A1 weiter ausgeführt. Dass es sich hierbei um einen eigenen Ansatz handeln muss, lässt sich aus der Tatsache schließen, dass Horváth am Ende des Blattes BS 46 f [8], Bl. 15 hs. Änderungen vornimmt, die er in das Folgeblatt BS 46 f [8], Bl. 16 integriert. In A2 sagt Erna: „Nein, das sind Sie sicher nicht. Ich hab mir dafür einen Blick erworben. So mit der Zeit. Sie sind nur sehr verbittert.“ (BS 46 f [8], Bl. 15) In A3 teilt Horváth diese Passage in zwei Teile und fügt eine Reaktion Kasimirs ein: „Erna: Sie sind halt auch verbittert. Kasimir: Nein. Ich bin schlecht. Sehr schlecht. Erna: Nein, das sind Sie sicher nicht. Ich hab mir dafür einen Blick erworben. So mit der Zeit.“ (BS 46 f [8], Bl. 16) Bei Blatt BS 46 f [12], Bl. 19 aus A4 handelt es sich um ein Fragment, das textlich exakt an BS 46 f [9], Bl. 21 anschließt. In den folgenden Ansätzen bleibt nur Letzteres erhalten, wohingegen Horváth das Blatt BS 46 f [12], Bl. 19 neu tippt und dabei die dort eingetragenen hs. Korrekturen umsetzt. Die auf BS 46 f [12], Bl. 19 gestaltete Replik Ernas „Ich seh heut so schlecht. Ich bin noch geblendet durch das Licht“, die dort den Beginn der 3. Szene markiert, verschiebt er in den folgenden Bearbeitungsstufen an eine spätere Position, wo sie bis in die Gesamtfassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern (TS14) verbleibt. Auf Blatt BS 46 f [9], Bl. 22 aus A5 setzt Horváth die vorhergehenden Korrekturen im Typoskript um, bricht jedoch auf dem nachfolgenden Blatt BS 46 f [12], Bl. 20 bereits nach wenigen Zeilen ab. Die hs. Änderungen bzw. Ergänzungen machen deutlich, dass Horváth hier an dem Dialog zwischen Kasimir und Erna feilt und sich während des Tippens offensichtlich über den weiteren Verlauf des Dialogs nicht ganz im Klaren ist. In A6 tippt er diese Szene fast komplett neu und führt das 7. Bild in weiterer Folge fast vollständig aus. Auf dem letzten Blatt des Ansatzes (BS 46 f [9], Bl. 28) findet sich eine Schnittkante, zu der sich im überlieferten genetischen Konvolut kein Anschluss herstellen lässt. Bei A7 handelt es sich um die letzte erhaltene Fassung des 7. Bildes. Indem er A6 ergänzt, führt Horváth hier den Text bis an das Ende seines Stückes aus.
Gesamtfassung T14 = IN 221.001/9 – BS 46 a [1], Bl. 1–9, IN 221.001/12 – BS 46 b [1], Bl. 2–9, IN 221.001/13 – BS 46 c [1], Bl. 11–18, IN 221.001/17 – BS 46 d [2], Bl. 6–10, IN 221.001/22 – BS 46 e [4], Bl. 19–24, IN 221.001/39 – BS 46 g [4], Bl. 25–31, IN 221.001/32 – BS 46 f [9], Bl. 21–31 Insgesamt 54 Blatt, davon 6 Blatt unliniertes Papier (294 × 205 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (400 × 205 mm), 2 Blatt unliniertes Papier, dünn (284 × 224 mm), Durchschlagpapier, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, 8 Blatt unliniertes Papier (294 × 205 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte und rotem Buntstift, 4 Blatt unliniertes Papier (293 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (340 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (317 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (377 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (289 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer und schwarzblauer Tinte, hs. Eintragungen mit Buntstift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung), 4 Blatt unliniertes Papier (293 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (359 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, 6 Blatt unliniertes Papier (293 × 206 mm), hs. Eintragungen
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Konzeption 4
mit schwarzblauer Tinte, 5 Blatt unliniertes Papier (294 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (314 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (370 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, hs. Eintragungen mit Buntstift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung), 9 Blatt unliniertes Papier, dünn (284 × 224 mm), Durchschlagpapier, 1 Blatt unliniertes Papier, dünn (304 × 224 mm), Durchschlagpapier, 1 Blatt unliniertes Papier, dünn (308 × 224 mm), Durchschlagpapier, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, hs. Paginierung I, II, 1–7 auf BS 46 a [1], Bl. 1–9, hs. Paginierung 8–15 auf BS 46 b [1], Bl. 2–9, hs. Paginierung 16–23 auf 46 c [1], Bl. 11–18, hs. Paginierung 24–28 auf BS 46 d [2], Bl. 6–10, hs. Paginierung 29–34 auf BS 46 e [4], Bl. 19–24, hs. Paginierung 35–41 auf BS 46 g [4], Bl. 25–31, hs. Paginierung 42–52 auf BS 46 f [9], Bl. 21–31 TS14 = Gesamtfassung mit Werktitel „Kasimir und Karoline. Volksstück in sieben Bildern von Ödön Horváth“ aus den jeweils spätesten Ansätzen TS3, TS6, TS7/A11, TS8/A6, TS10/A13, TS12/A14, TS13/A7 der Bilder 1–7 zusammengefügt (Korrekturschicht: schwarze und schwarzblaue Tinte und roter Buntstift) Druck in: KW 5, S. 9–65.
Bei TS14 handelt es sich um eine von Horváth zusammengestellte Gesamtfassung von Kasimir und Karoline. Volksstück in sieben Bildern, die auf den jeweils letzten Ansätzen der Bilder 1 bis 7 basiert. Der Autor hat diese Fassung hs. mit den Seitenzahlen 1 bis 52 paginiert und durch zwei mit römischen Ziffern versehene Vorsatzblätter mit dem Titel und der Figurenliste ergänzt. In seinem Erstabdruck beruft sich Traugott Krischke in eindeutig erkennbarer Weise auf genau diese Vorlage (vgl. dazu KW 5, S. 158). T15 = ÖLA 27/W 11, Bl. 1–4 4 Blatt unliniertes Papier, dünn (285 × 225 mm), Durchschlag, masch. Paginierung 54–57 TS15 = fragm. Fassung des 7. Bildes (Grundschicht)
T16 = ÖLA 27/W 10, Bl. 1–4 4 Blatt unliniertes Papier, dünn (285 × 225 mm), Durchschlag, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, masch. Paginierung 54–57 TS16 = fragm. Fassung des 7. Bildes (Korrekturschicht)
Mit T15 und T16 liegen – einmal als Typoskript-Durchschlag und einmal als Typoskript-Durchschlag mit hs. Korrekturen – jeweils vier Blatt einer Fassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern vor, die als eine Abschrift von TS14 erstellt wurde. TS15 folgt weitgehend TS14. Durch die in TS16 eingetragenen hs. Ergänzungen und Korrekturen weicht diese Textstufe jedoch entscheidend von TS15 ab. Die hs. Korrekturen Horváths gehen auch in die nachfolgende Konzeption 4 ein, so zum Beispiel das Lied Ernas am Schluss des Stückes (ÖLA 27/W 10, Bl. 4) oder auch das ebenfalls auf diesem Blatt eingetragene Motto: „Und die Liebe höret nimmer auf.“
Konzeption 4: Kasimir und Karoline in 117 Szenen Die Umarbeitung der Sieben-Bilder-Fassung von Kasimir und Karoline in die Fassung in 117 Szenen ist im genetischen Konvolut nur fragmentarisch dokumentiert. Die Grundlage dafür bot dem Autor eine vollständige Fassung des Stückes in sieben Bildern, die nach K3/TS14 entstanden sein muss, von der sich aber in den Materialien zu Konzeption 4 nur fragmentarische Blätter erhalten haben. Der Textvergleich zwi-
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Chronologisches Verzeichnis
schen der Sieben-Bilder- und der 117-Szenen-Fassung macht deutlich, dass der Autor in der Umarbeitung vor allem das letzte Drittel des Textes verändert hat. T1 = IN 221.001/10 – BS 46 a [2], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier, dünn (285 × 225 mm), Durchschlag, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, masch. Paginierung II TS1 = Figurenliste (Korrekturschicht)
T2 = IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 35, 36, IN 221.001/34 – BS 46 f [11], Bl. 37 Insgesamt 3 Blatt, davon 2 Blatt unliniertes Papier, dünn (146 und 199 × 225 mm), Durchschlag, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier (173 × 204 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, masch. Paginierung 52 auf BS 46 f [10], Bl. 36 TS2 = fragm. Fassung des 7. Bildes (Korrekturschicht)
T3 = IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 32, 33, 38 Insgesamt 2 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier, dünn (123 × 225 mm), Durchschlag, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier (142 × 225 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, masch. Paginierung 55 auf BS 46 f [10], Bl. 33 TS3 = fragm. Fassung des 7. Bildes (Korrekturschicht)
T4 = IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 41 1 Blatt unliniertes Papier, dünn (37 × 225 mm), Durchschlag TS4 = fragm. Fassung des 7. Bildes, nicht gedruckt
T5 = IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 42 1 Blatt unliniertes Papier, dünn (285 × 225 mm), Durchschlag, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, masch. Paginierung 57 TS5 = fragm. Fassung des 7. Bildes, nicht gedruckt
Bei den Typoskripten T1 bis T5 handelt es sich – rein materiell gesehen – um Fragmente des Durchschlags einer vollständigen Fassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern, die nach der Gesamtfassung K3/TS14 entstanden sein muss. So ist beispielsweise im Schlussbild das Lied Ernas, das in K3/TS16 nur hs. notiert war, hier bereits masch. eingetragen. Indiz für die Zusammengehörigkeit von T1 bis T5 ist die materielle Beschaffenheit der Textträger (= Durchschläge). Alle Fragmente außer TS4 weisen zudem hs. Notizen Horváths auf, die deutlich machen, dass es sich hier um Material aus der Umarbeitungsphase zur Szenen-Fassung handelt. TS1 enthält eine Figurenliste, die der Gesamtfassung des Stückes in sieben Bildern 3 K /TS14 entspricht. Die hs. Ergänzungen „der Sanitäter“ und „der Arzt“ werden erst im Kontext der 117-Szenen-Fassung und der Gestaltung der Szene „Vor der Sanitätsstation“ relevant, die in dieser Bearbeitungsstufe neu hinzukommt. Mit TS2 liegt in der Grundschicht der erste Teil der X. Szene aus dem 7. Bild (vgl. K3/TS14/BS 46 f [9], Bl. 26, 27) vor. Die Korrekturschicht enthält Änderungen, die letztendlich in die Szene 110 des Stammbuchs TS15 einfließen und nicht die „Szene Nummer 98“ bilden, wie Horváth hier hs. vermerkt. Die hs. Änderungen richten sich vorwiegend auf die Kommentare Ernas, deren Reaktion auf die Verhaftung Merkls gekürzt und deren dialektale Färbung mit der Streichung „und dann kommt er nimmer raus“ und der Ersetzung durch „und dann kommt er nichtmehr heraus“ (BS 46 f [10], Bl. 36) gemildert wird.
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Konzeption 4
In der Grundschicht erweist sich TS3 als textidentisch mit der entsprechenden Szene in Kasimir und Karoline in sieben Bildern (K3/TS16/ÖLA 27/W 10, Bl. 1, 2). Aus der Korrekturschicht geht die Umarbeitung in 117 Szenen hervor, wenn Horváth auf BS 46 f [10], Bl. 32 hs. einfügt: „bin ich mit der Achterbahn gefahren“. Im Stammbuch TS15 heißt es dann: „aber dann ist der Zeppelin vorbeigeflogen und ich bin mit der Achterbahn gefahren“ (TS15/Pag. 67). TS4 und TS5 enthalten Textmaterial, das für die Umarbeitung in die 117-Szenen-Fassung nicht benötigt wurde. Textlich stimmen diese Fragmente mit K3/TS16 überein. Über Ernas Schlusslied in TS5 fügt Horváth hs. „Szene Nr. 120“ ein, was darauf hinweist, dass die endgültige Szenenzahl zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststand. T6 = IN 221.001/40 – BS 46 h [1], Bl. 1, 2 Insgesamt 2 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (160 × 224 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, hs. Paginierung 1, 2 TS6 = fragm. Fassung eines Bildes (Korrekturschicht)
Die Einordnung von TS6 erweist sich als schwierig, da sie sich in dieser Form in keiner der überlieferten Fassungen wiederfindet. Speer, der vermutlich bei einer Prügelei verletzt wurde, wird von Rauch, dem Regierungsrat und einer Krankenschwester begleitet. Als einzigen Hinweis auf den Handlungsort enthält TS6 die Regieanweisung „klammert sich an die Parkplatztafel“ (BS 46 h [1], Bl. 1). In den Szenen 100 bis 108 (TS15/Pag. 59–63) sorgt sich zwar Rauch um seinen Freund Speer, dem während einer Prügelei der Kiefer gebrochen wurde, der Auftritt einer Krankenschwester und die sexuellen Anzüglichkeiten Rauchs entfallen jedoch in der Endfassung TS15. Der knappe Dialog zwischen Kasimir und Erna am Ende von BS 46 h [1], Bl. 2, der mit dem Ausruf Kasimirs „Wo steckt denn der Merkl?“ abbricht, findet sich im Stammbuch (TS15/Pag. 64) wieder und bildet dort den Eingangssatz der 110. Szene. T7 = IN 221.001/41 – BS 46 h [2], Bl. 1–3 (= Teil von K4/T10) 3 Blatt unliniertes Papier (295 × 204 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte TS7 = fragm. Fassung des Bildes „Sanitätsstation auf der Oktoberfestwiese“ (Grundschicht)
TS7 stellt in der Grundschicht ein neues Bild „Sanitätsstation auf der Oktoberfestwiese“ dar, das Horváth im Zusammenhang mit der 117-Szenen-Fassung entwickelt. Die hs. Eintragungen machen deutlich, dass er es erst in einem zweiten Schritt der Szenen-Fassung angleicht. So fügt er beispielsweise Szenennummern von 102 bis 114 ein. Im Stammbuch verschiebt sich diese Nummerierung dann um eine Stelle nach hinten. Die Szenenanweisung lautet: „Vor der Sanitätsbarracke. Rauch sitzt auf der Bank. Karoline neben ihm. Ein Sanitäter reicht Rauch ein Glas Wasser und Pillen.“ (BS 46 h [2], Bl. 1) Rauch ist während der Autofahrt schlecht geworden und Karoline hat den Wagen zum Stehen gebracht. Gleichzeitig hat eine Prügelei stattgefunden, in die etliche Personen (u.a. Elli und Maria) involviert waren, die nun durch den Arzt versorgt werden. Vor der Sanitätsbaracke auf einen Arzt wartend, sieht Rauch, wie Speer auf einer Bahre vorbeigetragen wird und er sorgt sich um seinen Jugendfreund. Vor allem auf dem ersten Blatt der Textstufe fügt Horváth hs. einige Korrekturen ein. Sie betreffen den Dialog zwischen Karoline, Rauch und dem Sanitäter. Dem schließt sich der Auftritt Ellis und Marias an, der – wenn auch an späterer Stelle – in ähnlicher Form im Stammbuch TS15 enthalten ist.
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Chronologisches Verzeichnis
T8 = IN 221.001/18 – BS 46 d [3], Bl. 11, 12 2 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (112 × 206 mm), unregelmäßig geschnitten, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier (294 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, masch. Paginierung 28 auf BS 46 d [3], Bl. 11, 12 TS8/A1 = fragm. Fassung der Szenen 49 und 50 konstituiert durch BS 46 d [3], Bl. 11 (Grundschicht) TS8/A2 = fragm. Fassung der Szene 49 konstituiert durch BS 46 d [3], Bl. 12 (Grundschicht) TS8/A3 = fragm. Fassung der Szene 49 konstituiert durch BS 46 d [3], Bl. 12 (Korrekturschicht)
Bei T8 handelt es sich vermutlich um Materialien einer sehr frühen Fassung von Kasimir und Karoline in 117 Szenen. Auffallend ist die Szenennummerierung, die Horváth hier erstmals masch. umsetzt. Die beiden Blätter gehören genetisch betrachtet zusammen. A1 stellt den ersten Ansatz der Szenen 49 und 50 dar, wobei unklar ist, in welchem Kontext sie angesiedelt werden sollten. Im Gegensatz dazu lässt sich A2 inhaltlich in das Gespräch zwischen Karoline und Schürzinger im 4. Bild integrieren. Der überraschende Auftritt Rauchs gibt dem Gespräch eine völlig andere Nuance. Diese dokumentiert sich auch in der Regieanweisung: „Schürzinger: (fährt zusammen und schnellt empor -- und auch Karoline zuckt zusammen)“ (BS 46 d [3], Bl. 12). Mit A2 setzt Horváth in der Gestaltung der Szene 49 neu an und führt dabei einige der in A1 eingetragenen hs. Anmerkungen aus, bricht jedoch mit der Regieanweisung „Rauch: (grinst“ ab. Im Anschluss daran tippt er mit A3 den Dialog erneut, nimmt mit der Regieanweisung „Schürzinger: (zuckt zusammen und Karoline ebenfalls)“ eine Kürzung gegenüber A2 vor und arbeitet die weiteren hs. Korrekturen von A1 ein. Die Szene 49 führt Horváth in A3 bis zum Ende aus, wohingegen die Bearbeitung der Szene 50 in A2 und A3 fehlt. Bei A3 handelt es sich um die letzte Fassung der Szene 49 vor der Anfertigung des Stammbuchs TS15, sämtliche hs. eingefügte Korrekturen Horváths gehen dort ein. T9 = IN 221.001/23 – BS 46 e [5], Bl. 25, 26, IN 221.001/18 – BS 46 d [3], Bl. 13–15 5 Blatt unliniertes Papier (294 × 204 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer und schwarzer Tinte TS9 = Fassung der Szenen 70–77 (Grundschicht) Druck in: GW IV, S. 259–263.
TS9 ist die einzige überlieferte Textstufe der Szenen Nummer 70 bis 77. Sie geht jedoch nicht in das Stammbuch (TS15) ein. Die Szenen lassen sich weder an Stelle der 70. Szene der Endfassung einfügen, noch schließen sie inhaltlich an Szene 66 an, in der das Trinklied „Trink, trink, Brüderlein trink“ (TS15/Pag. 40) gespielt wird. Weder Karolines Reaktion auf den Besuch der Abnormitäten im Gespräch mit Rauch und Speer, wie Horváth sie auf BS 46 e [5], Bl. 25 und 26 in den Szenen 72 und 73 sowie auf BS 46 d [3], Bl. 13 in Szene 74 ausführt, noch der Versuch Kasimirs, Karoline zurückzugewinnen (BS 46 d [3], Bl. 13, 14, Szene 75), gehen in das Stammbuch ein. In der 76. Szene tritt Kasimir allein auf die Bühne (BS 46 d [3], Bl. 14) und überlegt, ob er sich von Merkl zum Stehlen überreden lassen soll. Gleichzeitig wünscht er sich jemanden, „mit dem ich mich aussprechen könnt“ (BS 46 d [3], Bl. 14), und erinnert sich daran, dass man ihm als Kind von seinem Schutzengel erzählt hat. In der 77. Szene entwirft Horváth dann folgerichtig den Auftritt eines Schutzengels, der ihn vom Stehlen abhalten will und ihm stattdessen rät, von der Arbeitslosenunterstützung zu leben. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Dialogpassagen erscheint der Auftritt eines Schutzengels in der Stammbuchfassung von Kasimir und Karoline
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Konzeption 4
(TS15) schwer vorstellbar. Abgesehen von einigen wenigen hs. Korrekturen liegt mit TS9 eine elaborierte Textfassung vor. Kleine Fehler im Typoskript wie die Schreibung „Weib liches“ (BS 46 e [5], Bl. 26) sind Sofortkorrekturen: Horváth schreibt zuerst „Weib“, bevor er an das Substantiv „liches Wesen“ bzw. „Geschöpf“ anhängt. T10 = IN 221.001/41 – BS 46 h [2], Bl. 1–3, IN 221.001/42 – BS 46 h [3], Bl. 11, 12, IN 221.001/43 – BS 46 h [4], Bl. 4, 5, 8, 15 Insgesamt 9 Blatt, davon 4 Blatt unliniertes Papier (295 × 204 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (285 × 204 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (113 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (104 × 204 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (226 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (120 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, masch. Paginierung 50, 51 auf BS 46 h [4], Bl. 4, 5 und auf BS 46 h [3], Bl. 11, 12 TS10/A1 = fragm. Fassung der Szenen 101 bis 114 konstituiert durch BS 46 h [2], Bl. 1–3 (Korrekturschicht) TS10/A2 = Fassung der Szenen 102 bis 104 konstituiert durch BS 46 h [4], Bl. 4 (Grundschicht) TS10/A3 = Fassung der Szenen 102 bis 104 konstituiert durch BS 46 h [4], Bl. 4, 5 (Korrekturschicht) TS10/A4 = Fassung der Szenen 101 bis 104 konstituiert durch BS 46 h [3], Bl. 11, 12, BS 46 h [4], Bl. 8 (Grundschicht) TS10/A5 = Fassung der Szenen 101 bis 104 konstituiert durch BS 46 h [3], Bl. 11, 12 (Korrekturschicht) TS10/A6 = fragm. Fassung der Szene 102 konstituiert durch BS 46 h [4], Bl. 15 (Korrekturschicht)
Einen ersten Ansatz der Szenen 101 bis 114 bildet die Korrekturschicht eines Durchschlags der nur fragm. überlieferten Sieben-Bilder-Fassung (vgl. TS7). In A2 nimmt Horváth die hs. Korrekturen von A1 auf und setzt die Szenennummerierung um, wodurch sich der Übergang von der Sieben-Bilder- zur Szenen-Fassung direkt manifestiert. Scheinbar hat er unmittelbar nach dem Tippen von BS 46 h [4], Bl. 4 die Seite hs. überarbeitet, da er sie in A3 beibehält. In A4/BS 46 h [3], Bl. 11 arbeitet Horváth sämtliche hs. Korrekturen der vorhergehenden Ansätze ein, ergänzt sie und schreibt sie ins Reine. Die Szenen 101 bis 103 weisen nur marginale hs. Korrekturen auf, Horváth überarbeitet jedoch die Szene 104 auf BS 46 h [3], Bl. 12. Hierfür tippt er eine neue Variante, die er überarbeitet, indem er sie zerschneidet und einen neuen zweiten Teil der Szene anfügt. Auch in A5 korrigiert er hs. die Szene 104. Diese Änderungen gehen dann teilweise zusammen mit A4/BS 46 h [4], Bl. 8 in das Stammbuch TS15 ein. A6 lässt sich in dieser Textstufe materiell nicht exakt positionieren, da sich kein Anschluss zu anderen Blättern herstellen lässt. Inhaltlich erweist sich der Ansatz jedoch als Überarbeitung des Endes der Szene 102. Davon zeugt der Ausruf Karolines „Ja ich kenne mich aus mit der Fahrerei, und das verdanke ich meinem ehemaligen Bräutigam, weil der ein Chauffeur gewesen ist.“ (BS 46 h [4], Bl. 15), der in A4 hs. korrigiert wurde. T11 = IN 221.001/42 – BS 46 h [3], Bl. 13, 14, IN 221.001/43 – BS 46 h [4], Bl. 6, 7, 9, 10, 16, 17 Insgesamt 8 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (294 × 206 mm), unregelmäßig geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (294 × 206 mm), 3 Blatt unliniertes Papier (294 × 204 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (160 × 204 mm), 1 Blatt unliniertes Papier, dünn (129 × 224 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (115 × 206 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, masch. Paginierung 52 auf BS 46 h [4], Bl. 6, 16 und BS 46 h [3], Bl. 13, 53 auf BS 46 h [4], Bl. 10 und BS 46 h [3], Bl. 14
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Chronologisches Verzeichnis
TS11/A1 = Fassung der Szenen 106 bis 109 konstituiert durch BS 46 h [4], Bl. 6, 7 (Korrekturschicht) TS11/A2 = Fassung der Szenen 106 bis 112 konstituiert durch BS 46 h [3], Bl. 13, BS 46 h [4], Bl. 9, 10, BS 46 h [3], Bl. 14 (Grundschicht) TS11/A3 = Fassung der Szenen 106 bis 112 konstituiert durch BS 46 h [3], Bl. 13, 14 (Korrekturschicht) TS11/A4 = fragm. Fassung der Szene 106 konstituiert durch BS 46 h [4], Bl. 16 (Korrekturschicht) TS11/A5 = fragm. Fassung der Szene 106 konstituiert durch BS 46 h [4], Bl. 17 (Korrekturschicht)
Obwohl mit TS10 eine Textstufe der Szenen 102 bis 114 vorliegt, lässt sich von ihr aus kein Zusammenhang zu TS11 herstellen, in der sich die Szenennummern 106 bis 112 finden. Offenbar baut Horváth im Zuge der Umarbeitung seines Stückes einzelne Szenen immer weiter aus, verschiebt Textpassagen und verändert dabei die Szenennummerierung. A1 stellt den ersten Anlauf der Gestaltung der Szenen 106 bis 109 dar. Die Szene 106 wird im Stammbuch TS15 zur 105. Szene, alle anderen rücken auf: Karoline und Rauch erfahren von einem Sanitäter, dass Speer in einer Rauferei der Kiefer gebrochen wurde. Rauch will daraufhin zu seinem Freund in die Sanitätsbaracke. Dort begegnet er Elli und Maria. Horváth beginnt auf BS 46 h [4], Bl. 6 mit der Szene Nummer 106 und fährt auf dem folgenden Blatt mit Szene 108 fort. Im Anschluss korrigiert er den Fehler hs. in 107 und tippt dann zweimal „Szene 109“, was für eine Bearbeitung während des Tippens spricht, da die Szenen 108 und 109 in A2 als eine erscheinen. In A2/BS 46 h [3], Bl. 13, 14 tippt Horváth die Szenen 106 bis 112 nochmals und nimmt dabei die hs. Änderungen von A1 auf. Die Szene 107 (Szene 106 im Stammbuch, TS15) verändert er, indem er Szene 108 und 109 aus A1 zusammenfügt. Außerdem ergänzt er die Szenen 109 bis 112 und schafft damit den Übergang zum Schauplatz „Parkplatz für die Privatautos“ (BS 46 h [3], Bl. 14). In dieser Phase überarbeitet er vor allem die Szenen 106 bis 109. Die Szenen 111 und 112 sind offenbar schon geändert, da mit BS 46 h [3], Bl. 14 ein zusammengeklebtes Blatt vorliegt. A3 stellt eine überarbeitete Fassung von A2 dar. Geändert wurden vor allem die Szenen 106 bis 109, da das untere Blatt von BS 46 h [3], Bl. 13 und der obere Teil von BS 46 h [3], Bl. 14 ersetzt wurden. Mit der Szene 107 bis 109 liegt eine Fassung vor, die in fast identischer Form in die Szenen 106 und 107 von TS15 eingeht. Szene 106 weist hingegen deutliche hs. Überarbeitungsspuren auf, die in A4 eingehen. In A4 konzentriert sich Horváth auf den Eingangsdialog zwischen Karoline und dem Sanitäter. In A5 nimmt Horváth die Änderungen von A2 auf. Gleichzeitig bildet das Blatt BS 46 h [4], Bl. 17 den letzten Ansatz vor dem Stammbuch TS15, das sämtliche hs. Korrekturen berücksichtigt. T12 = IN 221.001/34 – BS 46 f [11], Bl. 37 1 Blatt unliniertes Papier (173 × 204 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, masch. Paginierung 52 TS12 = fragm. Fassung der Szenen 113 und 114 (Korrekturschicht)
Auf dem zusammengeklebten Blatt, das TS12 zugrunde liegt, übernimmt Horváth den Teil eines Blattes, den er aus T2 weggeschnitten hat, um eine neue Folge der Szenen 113 und 114 zu entwerfen, die jedoch nicht der Nummerierung des Stammbuchs TS15 entspricht. Dort rückt die Szene 113 an Position 111, und die Szene 114 findet sich teilweise in Szene 110 wieder. Diese Textparallelen lassen TS12 textgenetisch in die Nähe der 117-Szenen-Fassung rücken.
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Konzeption 4
T13 = IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 38–40 Insgesamt 3 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (294 × 206 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (142 × 225 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (50 × 204 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte TS13 = fragm. Fassung der Szene 113 (Korrekturschicht)
Mit TS13 liegt eine erste, fragm. überl. Fassung der Szene 113 vor, in sie klebt Horváth Teile von Blättern ein, die zu T3 gehören. Der Textanschluss von BS 46 f [10], Bl. 40 an BS 46 f [10], Bl. 39 lässt sich über die Reste einer Klebung mit Klebeband rekonstruieren. Inhaltlich erweist sich gerade die Passage mit der Rettung des Kommerzienrats auf BS 46 f [10], Bl. 40 als Redundanz zum Blatt BS 46 f [10], Bl. 38. Hs. Änderungen von TS13 gehen später in das Stammbuch TS15 ein. H1 = IN 221.001/34 – BS 46 f [11], Bl. 34 1 Blatt unliniertes Papier (294 × 206 mm), schwarzblaue Tinte TS14 = fragm. Fassung der Szenen 116 und 117 (Korrekturschicht)
Mit TS14 liegt die einzige Bearbeitung der Szenen 116 und 117 vor, wobei der Dialog der Szene 116 in die Szene 113 und der Monolog Karolines in die 114. Szene des Stammbuchs TS15 eingeht. Möglicherweise greift Horváth dabei auf einige Sätze aus dem 7. Bild von K3 zurück. So erinnert der Kommentar Karolines: „Ich habe es mir halt eingebildet, dass ich mir einen rosigeren Blick in die Zukunft erringen könnte – und einige Momente hab ich mit allerhand Gedanken gespielt. Aber ich müsst so tief unter mich hinunter, damit ich höher hinauf kann“ an entsprechende Textstellen in K3/TS16/ÖLA 27/W 10, Bl. 1. D1 = Kasimir und Karoline. Volksstück (Exemplar in: ÖLA 3/90) Stammbuch des Arcadia-Verlags von 1932, Paginierung 4–70 TS15 = Endfassung mit dem Titel „Kasimir und Karoline. Volksstück von Ödön Horváth“ (Korrekturschicht) Druck in: KW 5, S. 67–138.
Das Stammbuch des Arcadia-Verlags, das laut Innenseite des Umschlags von Marita Hasenclever hergestellt wurde, stellt die Basis sowohl der Uraufführung als auch des Erstdrucks (Ödön von Horváth: Stücke. Hrsg. von Traugott Krischke. Reinbek bei Hamburg 1961) sowie aller nachfolgenden von Traugott Krischke besorgten Druckfassungen des Stückes dar. H2 = ÖLA 3/W 14 – BS 39 b [1], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (296 × 207 mm), schwarze Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E1 = Titelentwürfe
H3 = ÖLA 3/W 14 – BS 39 b [1], Bl. 2 1 Blatt unliniertes Papier (296 × 207 mm), schwarze Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E2 = Titelentwurf
Bei den beiden Textzeugen H2 und H3 ist die textgenetische Einordnung nicht exakt zu klären. Vermutlich hat Horváth die beiden Titelentwürfe nach Fertigstellung der
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Chronologisches Verzeichnis
beiden Stücke Glaube Liebe Hoffnung und Kasimir und Karoline, möglicherweise nach Annahme beider Stücke im Ullstein-Verlag (9. Mai 1932 und 27. Juli 1932), notiert. In E1 nennt Horváth die beiden Titel Glaube Liebe Hoffnung und Kasimir und Karoline erstmals in einem Atemzug. Der Untertitel „Zwei kleine Dramen aus dem Volksleben von Ödön Horváth“ und der Hinweis „Zwei Volksstücke 1932“ (E1) legt die Vermutung nahe, dass der Autor auf eine gemeinsame Buchpublikation der beiden Stücke hoffte. Auf H2 finden sich darüber hinaus Notizen zu dem Dramenprojekt Himmelwärts und auf H3 Repliken und Dialogskizzen zu dem Drama Glaube Liebe Hoffnung.
Konzeption 5: Adaptierungsarbeiten zur Uraufführung Konzeption 5a: Harun al Raschid Horváth entwickelte die Ideen zu diesem Werkprojekt im Zusammenhang mit der Inszenierung seines Stückes im Herbst 1932 und damit Monate nach Fertigstellung des Stammbuchs K4/TS15. Es sind dazu ausschließlich hs. Notizen überliefert, viele davon finden sich in Horváths Notizbuch Nr. 7 eingetragen, das der Autor bis zur Premiere seines Stückes im Spätherbst 1932 verwendete. Aufgrund des Fehlens von ausgearbeiteten Textstufen und der unregelmäßigen Abfolge der Notizen auf den Vorder- und Rückseiten des Notizbuchs lässt sich in K5a nur schwer eine Chronologie herstellen, zudem bleibt dieses Projekt auch inhaltlich vage. Der Zusammenhalt der Blätter lässt sich über die Figur Harun al Raschid rechtfertigen, ihr Name verdankt sich einer sagenumwobenen Herrschergestalt, die in die Märchensammlung Tausendundeine Nacht Eingang fand. Offenbar handelt es sich bei Horváths Harun al Raschid um eine Transformation der Figur Speers. Neben der Einfügung des orientalischen Elements verändert der Autor auch den Handlungsverlauf seines Stückes: Laut der Entwürfe E8 und E9 soll Harun im 2. Bild von Merkl bestohlen werden. Dieser Diebstahl provoziert eine Prügelei, die hinter dem Hippodrom stattfindet. In E28 heißt es: „Es hat hinter dem Hippodrom eine riesige Rauferei gegeben. Angeblich Casanova – […] Aber nach anderer Version, soll eine gewisse Brieftasche eine gewisse Rolle gespielt haben.“ H1 = IN 221.001/24 – BS 46 f [1], Bl. 1 1 Blatt hochkariertes Papier, Doppelbogen (284 × 225 mm), Wasserzeichen „M.-K.-Papier“, schwarzblaue Tinte E1 = Strukturplan in 7 Bildern mit Repliken und Dialogskizzen
H2 = IN 221.001/24 – BS 46 f [1], Bl. 2, 2v 1 Blatt hochkariertes Papier (284 × 225 mm), unregelmäßig gerissen, Wasserzeichen „M.-K.-Papier“, schwarze Tinte E2 = Konfigurationspläne mit Werktitel „Kasimir und Karoline. Volksstück“ (links oben) E3 = Strukturplan in 3 Bildern und Konfigurationsplan zum 3. Bild (rechts oben) E4 = Konfigurationsplan zum 1. Bild (mittig) E5 = Strukturplan in 6 Bildern (links unten) E6 = Strukturplan in 6 Akten (rechts unten) E7 = Dialogskizzen, Repliken und Notizen zu einem Bild, 2. und 5. Akt (v)
Der textgenetische Zusammenhang der Entwürfe E1 bis E7 lässt sich über das verwendete Papier herstellen. Horváth greift in diesem Fall auf Doppelbögen hochkarierten
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Konzeption 5a
Papiers mit M.-K. Wasserzeichen zurück. Bei H2 liegt nur eine Hälfte eines Doppelbogens vor. E1 ist der früheste Entwurf zum Werkprojekt Harun al Raschid. Horváth orientiert sich weitgehend an der Struktur von Kasimir und Karoline in sieben Bildern, verändert jedoch die Bilderfolge: 1. „Achterbahn“, 2. „Vor den Abnormitäten“, 3. „Bei den Abnormitäten“, 4. „Wagnerbräu“, 5. „Hippodrom“, 6. „Sanitätsstation“ und 7. „Parkplatz“, wobei das 6. Bild einen anderen Handlungsort erhält. Aus den wenigen Repliken und Dialogskizzen in E1 lässt sich im Werkprojekt eine thematische Verschiebung ablesen. Offenbar bestiehlt Merkl den Minister – wobei hier noch nicht klar ist, ob Harun al Raschid damit gemeint ist –, verliert aber direkt im Anschluss die gestohlene Brieftasche. Den Titel Kasimir und Karoline behält Horváth zunächst bei, auch wenn er mit „Harun und Gefolge“ (E2) neue Figuren in sein Stück integrieren will und mit den Auftritten des Sanitäters, Ausrufers, Liliputaners, der „Frau mit der Wage“ sowie Haruns und seinem Gefolge einen neuen Ablauf des 1. Bildes plant. In E4 lässt Horváth die Passage „Haut den Lukas“, die in E2 bereits mit einem Fragezeichen versehen war, und „die Frau mit der Wage“ weg. Unter 1. erscheinen nun Sanitäter, Ausrufer, Liliputaner, Elli, Maria, Kasimir und Karoline und unter 5. wird „Harun und Gefolge“ durch „Karoline – Schürzinger“ ersetzt. In E5 werden die Verschiebungen von E1 präzisiert und eine Sechs-Bilder-Struktur entworfen. Dabei unterläuft Horváth ein Fehler bei der Nummerierung der Bilder. Die Fusion des 1. und 2. Bildes wird durch „1+2.“ angezeigt, das 3. und 4. Bild rücken auf, 5. und 6. Bild werden ausgetauscht und zu 4. und 5. Bild. An 5. Position notiert Horváth „Wagnerbräu = Sanitätsstation“, was die Ersetzung in E6 antizipiert. Das 6. Bild „Sanitätsstation“ entfällt und an diese Stelle tritt „Parkplatz“. Mit E6 wird die Strukturänderung manifest, indem nun 6 Akte vorgegeben werden: Die Bilder 1 und 2 fusionieren zum I. Akt, das 3. Bild wird zum II., das 4. Bild wird zum III. Akt; der IV. Akt wird mit dem Bildtitel „Hippodrom“, der V. Akt mit „Sanitätsstation“ und der VI. Akt mit „Parkplatz“ überschrieben. In E7 notiert Horváth passend zu den Struktur- und Konfigurationsplänen E1 bis E6 Dialogskizzen zum 2. und 5. Akt. Der Kommentar Ernas „Er müsst in ein südlicheres Klima. Nach Tunis“ verweist – wie die Figur Harun – auf den Orient. Im Dialog zwischen Kasimir und Merkl kommt die Zahlungsschwäche Kasimirs zur Geltung, wenn es heißt, dass Kasimir 20 Mark „[f]ür eine falsche Geliebte“ ausgegeben hat. H3 = IN 221.001/25 – BS 46 f [2], Bl. 1 1 Blatt hochkariertes Papier, geviertelter Doppelbogen (225 × 142 mm), unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E8 = Konfigurationspläne und Dialogskizzen zum 1., 2. und 3. Bild
H4 = IN 221.001/25 – BS 46 f [2], Bl. 2 1 Blatt hochkariertes Papier, geviertelter Doppelbogen (225 × 142 mm), unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E9 = Konfigurationspläne und Dialogskizzen zum 2., 3. und 5. Bild
H5 = IN 221.001/25 – BS 46 f [2], Bl. 4 1 Blatt hochkariertes Papier, geviertelter Doppelbogen (225 × 143 mm), unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E10 = gestrichene Konfigurationspläne, Repliken und Dialogskizzen zum 4., 5. und 6. Bild (oben) E11 = Konfigurationspläne und Dialogskizzen zum 4. und 5. Bild (unten)
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Chronologisches Verzeichnis
H6 = IN 221.001/25 – BS 46 f [2], Bl. 3 1 Blatt hochkariertes Papier, geviertelter Doppelbogen (225 × 145 mm), unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E12 = Dialogskizzen zum 4. Bild „Hippodrom“ und Replik zum letzten Akt
H7 = IN 221.001/25 – BS 46 f [2], Bl. 5 1 Blatt hochkariertes Papier, geviertelter Doppelbogen (225 × 145 mm), unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E13 = Replik zum 5. Akt
Der textgenetische Zusammenhang der vier Textzeugen H3 bis H6 lässt sich über das verwendete Papier herstellen: Horváth greift auf einen hochkarierten Doppelbogen zurück, den er vor der Niederschrift in vier Teile reißt. Auch H7 erweist sich als Viertel eines solchen Doppelbogens und lässt sich an H2 anfügen. Von E8 bis E13 arbeitet Horváth kontinuierlich an der Präzisierung der Bilder 1 bis 6. Laut E8 tritt Harun al Raschid direkt im 1. Bild auf. Im 2. Bild werden die Abnormitäten durch den Ausrufer angekündigt, Rauch zieht Harun al Raschid jedoch von der Abnormitätenbude weg mit den Worten: „Zu die Missgeburten haben wir immer noch Zeit.“ (E8) Die Notiz „Merkl: (stiehlt Brieftasche) [Gedränge]“ demonstriert noch einmal die Veränderung des Handlungsgeschehens. Der Anschluss von E9 an E8 lässt sich über den Kommentar „Merkl stiehlt die Brieftasche des Harun al Raschids [2. Bild = Ende.]“ und die Präzisierung des 2. Bildes herstellen. Merkl spricht Kasimir darauf an, dass er Karoline immer noch hinterherlaufen würde, Entsprechendes hatte Horváth bereits in Konzeption 3 (K3/TS4/BS 45 b, Bl. 37) hs. notiert. In E10 und E11 werden die Bilder 4, 5 und 6 skizziert. In E10 sind dies: 4. Bild „Wagnerbräu“, 5. Bild „Hippodrom“ und 6. Bild „Sanitätsstation“, das jedoch sofort gestrichen wird. Im Vordergrund steht der Diebstahl der Brieftasche. In E11 tauscht Horváth die Bildtitel des 4. und 5. Bildes und verschmilzt das Handlungsgeschehen von E10 im 4. Bild. Neben der Notiz „Kasimir: (kommt mit viel Geld)“ findet sich die gestrichene Notiz: „Ich habe eine Erfindung gemacht. Bei {nur} Ivar Kreuger. Wie man aus Geld Geld macht.“ (E11) Horváth verweist hier auf eine aktuelle Thematik der 1920er und 1930er Jahre. Der als ,Zündholzkönig‘ bekannte Ivar Kreuger geriet Anfang der 1930er Jahre durch einen mit dem Deutschen Reich abgeschlossenen Zündholz-Monopolvertrag, der ihm das Herstellungs- und Vertriebsmonopol für ganz Deutschland sicherte, ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Als Gegenleistung gewährte er der Republik eine langfristige Staatsanleihe von 125 Millionen US-Dollar, was einem Gegenwert von etwa 500 Millionen Reichsmark entsprach. In der öffentlichen Diskussion galt Kreuger fortan als Prototyp des modernen Kapitalisten und fand in zahlreichen Büchern, Zeitschriften und Zeitungen seiner Zeit Erwähnung. In E12 greift Horváth den Hinweis auf Kreuger erneut auf. Die in E11 unter dem 5. Bild notierte „Polizeistund“ taucht in den Überarbeitungen der Fassung in 117 Szenen K5c/TS3/ A1/BS 46 f [4], Bl. 9 wieder auf, wird dort allerdings Kasimir in den Mund gelegt. In E12 führt Horváth Überlegungen von E9 und E11 weiter aus. Auf dem unteren Teil des Blattes umreißt er den „Letzte[n] Akt“, ohne dass klar ist, welches Bild damit gemeint ist. Gemäß dem Strukturplan E6 müsste es sich um das 6. Bild „Parkplatz“ handeln. Die Replik Schürzingers „Du brauchst einen rechtschaffenen Menschen“ ist in ähnlicher Form in der Endfassung von Kasimir und Karoline in 117 Szenen (vgl. K4/TS15/Pag. 69) enthalten. In E13 notiert Horváth eine Replik Merkls zum 5. Akt, ein Textanschluss lässt sich nicht herstellen.
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Konzeption 5a
H8 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 1 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E14 = Repliken und Notiz
Alle folgenden Textzeugen stammen aus dem Notizbuch Nr. 7, das Horváth bis zur Inszenierung seines Stückes im Spätherbst 1932 verwendete. Wann genau er begonnen hat, dieses Notizbuch zu führen, ist nicht genau zu klären. Die vorn eingetragenen Besetzungslisten zu Kasimir und Karoline sprechen dafür, dass die Inszenierung des Stückes bereits geplant war, aber noch Zeit für textliche Veränderungen zur Verfügung stand. Gegen Ende des Notizbuchs stimmen die notierten Schauspielernamen zusehends mit der Besetzung der Uraufführung überein. Außerdem finden sich auf den letzten Seiten Skizzen zu Horváths nächstem Projekt, der mit Zwischen Himmel und Hölle und schließlich mit Magazin des Glücks betitelten Revue, deren späteste Textstufen auf den 22. November und 13. Dezember 1932 zu datieren sind. Horváth hat dieses Notizbuch nicht systematisch von vorn nach hinten beschrieben, sondern er wechselte innerhalb der ersten Entwürfe vielfach die Schreibrichtung. Mit E14 werden die Notizen zum Werkprojekt Harun al Raschid in dem Notizbuch eröffnet. Auf der linken Seite des Blattes finden sich zwei Repliken, die auf die Geschehnisse des Oktoberfests anspielen. In einer Replik heißt es: „Heute lassen wir aber die Politik ganz aus dem Spiele, heut wollen wir Menschen sein – heut bin ich Mensch, sonst bin ich doch keiner“, woraus hervorgeht, dass hier das Amüsement des Oktoberfests im Vordergrund steht. Auf der rechten Seite findet sich schließlich der Name Harun al Raschid, worüber sich der Bezug zur vorliegenden Konzeption herstellen lässt. H9 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 2 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E15 = Figurenliste mit Werktitel „Kasimir und Karoline nebst Harun al Raschid auf der Oktoberfestwiese. Volksstück“ (oben) E16 = Konfigurationsplan und Dialogskizze zum 1. Bild (mittig) E17 = Dialogskizze zum 4. Bild „Abnormitäten“ (unten)
In E15 fixiert Horváth das einzige Mal den Titel „Kasimir und Karoline nebst Harun al Raschid auf der Oktoberfestwiese“ samt einer Figurenliste. Darunter notiert er in E16 einen Konfigurationsplan und eine Dialogskizze zum 1. Bild. Demnach kommen Karoline und Elli ins Gespräch, was in der Gesamtfassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern K3/TS14 nicht vorgesehen war. Die Dialogsequenz ähnelt jedoch der zwischen Karoline und Schürzinger, wenn Karoline sagt: „Was schauns mich denn so blöd an?“ (vgl. K3/TS14/BS 46 a [1], Bl. 5) Allerdings antwortet Elli hier nun „Ich? Sie? Ich seh Sie ja garnicht. Sie sind mir Luft!“ (E16) Ähnlich verhält es sich mit dem Dialog in E17. Im Gegensatz zu K3/TS14, wo er zwischen Karoline und Schürzinger stattfindet, wird er hier von Karoline und Rauch geführt und im 4. Bild angesiedelt.
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Chronologisches Verzeichnis
H10 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 2v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E18 = Dialogskizze zum 4. Bild mit Werktitel „Kasimir und Karoline. Ein Oktoberfeststück in 7 Bildern“ (links) E19 = Dialogskizze zum 6. Bild (rechts)
H11 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 3 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E20 = Dialogskizze zum 5. Bild (oben) E21 = Repliken zum 7. Bild (unten)
E18 bis E21 gehören eng zusammen. Horváth führt hier auf gegenüberliegenden Seiten des Notizbuchs Dialogskizzen zu den Bildern 4 bis 7 aus. In E18 notiert er seine Überlegungen unter dem Titel „Kasimir und Karoline. Ein Oktoberfeststück in 7 Bildern“. Der Name Harun al Raschid scheint nun im Titel nicht auf (vgl. E15), und offenbar kehrt Horváth nach den Entwürfen E5 und E6 wieder zu einer Sieben-Bilder-Struktur zurück. E18 verortet das 4. Bild weiterhin im „Wagnerbräu“. Merkl hat in der gestohlenen Brieftasche Notizen zu einer Rede gefunden: „Regierungsverordnung – Landwirtschaft – ‚Viel Feind, viel Ehr – Hegen und Pflegen und Jagen in Wald und Wild. Nicht gewillt, für die Völkerversöhnung, aber nicht gewillt – aber – aber – nicht gewillt! Gepriesen sei die Landwirtschaft, es wohnt in ihr des Volkes Kraft – autoritär – Gottgewollte Ordnung – Wohlfahrtsstaat – Herren der Heerscharen – christlich und konservativ –‘ Aber das ist ja! Das ist ein Fund!“ Über diese Notizen lässt sich der Bezug zu E20 herstellen, worin Merkl Harun offenbar erpressen will und auf die Notizen anspielt, wenn er sagt: „Ich sage nur: autoritär. Christlich und konservativ. Viel Feind, viel Ehr.“ Die Erpressungsidee hatte Horváth bereits in E1 fixiert. Auch von E21 lässt sich ein Bezug zu E1 herstellen, wenn Merkl sagt: „Ohne etwas, geh ich nicht nachhaus! Da kennt Ihr den Merkl schlecht – heut ist das Schicksal gegen mich. Sowas ist mir noch nicht passiert.“ Merkl hat offenbar die gestohlene Brieftasche wieder verloren, was bereits in E1 feststand. In E18 und E20 wurden die Bilder 4 und 5, „Hippodrom“ und „Wagnerbräu“, wieder vertauscht (vgl. in E11 5. Bild „Wagnerbäu“ und in E12 4. Bild „Hippodrom“). H12 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 3v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E22 = Titelentwurf und gestrichener Titelentwurf (oben)
E22 enthält zwei Titelentwürfe zu dem Werkprojekt Kasimir und Karoline. Horváth kehrt hier zum ursprünglichen Titel „Kasimir und Karoline“ zurück und präzisiert ihn durch den Untertitel „[e]in Abend auf dem Oktoberfest in sieben Bildern“. Daneben finden sich auf dem Blatt Notizen zum Werkprojekt Die Jahreszeiten. H13 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 4 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E23 = Dialogskizze zum 5. Bild
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Konzeption 5a
E23 liefert neben E20 eine weitere Dialogskizze zum 5. Bild. Zwischen beiden lässt sich allerdings auf der inhaltlichen Ebene kein Anschluss herstellen. In dem vorliegenden Fall geraten Harun al Raschid, Karoline und Rauch über den vermeintlichen Beruf Haruns sowie die „gehetzten Menschen“ ins Gespräch. Daneben enthält dieses Blatt wie das vorhergehende möglicherweise erst später eingetragene Notizen zum Werkprojekt Die Jahreszeiten und einen Titeleintrag zu Glaube Liebe Hoffnung: „Kleinbürgerliches Schauspiel“. H14 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 4v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E24 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Kasimir und Karoline. Ein Oktoberfeststück in sieben Bildern“ und einer Replik
In E24 notiert Horváth einen weiteren Strukturplan mit Werktitel, der die Sieben-Bilder-Struktur noch einmal untermauert. Die Anordnung der Bilder „Achterbahn“, „Tobogan – Abnormitäten“, „Abnormitäten“, „Vor dem Wagnerbräu“, „Hippodrom“, „Sanitätsstation“ und „Parkplatz“ unterscheidet sich jedoch grundlegend von der Sieben-Bilder-Struktur in K3: 1. „Gleich hinter dem Dorf der Lippennegerinnen“, 2. „Neben der Achterbahn“, 3. „Beim Tobogan“, 4. „Bei den Abnormitäten“, 5. „Beim Wagnerbräu“, 6. „Im Hippodrom“ und 7. „Auf dem Parkplatz für Privatautos“ (K3/TS14). H15 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 5 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E25 = Dialogskizzen zum 4. Bild (oben) E26 = Titelentwurf (unten)
Die Dialogskizze E25 steht in einem engeren Zusammenhang mit E18, da in beiden Fällen Dialoge des 4. Bildes entwickelt werden. Die auf E9 gestellte Frage Rauchs „Wer ist denn das? Don Quichotte?“, die dort noch unter dem 3. Bild erschien, taucht hier wieder auf. Neu ist der Dialog zwischen Kasimir und Karoline, der Parallelen zum 7. Bild der Gesamtfassung von Kasimir und Karoline in sieben Bildern aufweist. Horváth ersetzt hier nun „Altötting“ (K3/ TS14/BS 46 f [9], Bl. 25) durch „Hollywood“, allerdings versieht er diese Überlegung mit einem Fragezeichen. In E26 notiert er abermals den Titel „Kasimir und Karoline. Ein Oktoberfestmärchen in sieben Bildern“. H16 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 6 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E27 = Konfigurationsplan zum 5. Bild „Hippodrom“ (oben) E28 = Replik zum 6. Bild „Sanitätsstation“ (unten)
E27 liefert einen Konfigurationsplan zum 5. Bild „Hippodrom“. Die Transformation Speers in Harun al Raschid zeigt sich anhand der hs. Korrekturen: Horváth streicht „Speer“ und ersetzt den Namen durch „Harun“. Die Replik des Sanitäters in E28 notiert Horváth unter „6. Bild. Sanitätsstation“. Wie in K4/TS15/Pag. 61 taucht hier
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Chronologisches Verzeichnis
die Vermutung auf, dass ein „Casanova“ Hintergrund für die Rauferei war. Daneben erscheint der für die vorliegende Konzeption entsprechende Hinweis auf die gestohlene Brieftasche. H17 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 7 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E29 = gestrichene Replik zum 5. Bild (links) E30 = gestrichene Besetzungsliste mit Werktitel „Kasimir und Karoline“ (rechts) E31 = gestrichener Titelentwurf (unten)
E29 liefert eine weitere Replik aus dem 5. Bild, die sich allerdings nicht an vorhandenes Textmaterial anschließen lässt. In E30 notiert Horváth erneut den Titel samt Untertitel und ergänzt hier die Namen des Regisseurs „Fra. v. Mendelssohn“ sowie des Bühnenbildners „Caspar Neher“, die für die Uraufführung des Stückes am 18. November 1932 verantwortlich sein werden, was zu diesem Zeitpunkt offenbar schon feststand. In E31 notiert Horváth den Titel „Kasimir und Karoline“ samt dem Untertitel „Sieben Szenen von der Liebe Lust und Leid und unserer schlechten Zeit“. Alle drei Entwürfe werden gestrichen. H18 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 6v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E32 = Titelentwürfe
H19 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 5v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E33 = Entwürfe zu Untertiteln mit Werktitel „Kasimir und Karoline“
In E32 probiert Horváth diverse Untertitel zu dem Stück Kasimir und Karoline und schwankt zwischen „Ein Oktoberfeststück“, „Ein Oktoberfestspiel“, „Sieben Oktoberfestszenen von der Liebe Leid und Lust und der schlechten Zeit“ u.a. Am Ende bleiben „Sieben Szenen von der Liebe Lust und Leid und der schlechten Zeit“, „Sieben Original-Szenen von der Liebe Lust und Leid und der schlechten Zeit“ und „Sieben Oktoberfestszenen von der Liebe Lust und Leid und der schlechten Zeit“ stehen. In E33 behält er diese Varianten weitgehend bei. Am Ende kristallisiert sich der Untertitel „Sieben Szenen von der Liebe Lust und Leid und unserer schlechten Zeit“ heraus. H20 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 1v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E34 = gestrichene Besetzungsliste mit Werktitel „Kasimir und Karoline“ (oben) E35 = Briefentwurf (unten)
Die in E34 notierte Besetzungsliste, die Horváth wieder streicht, entspricht nur teilweise den tatsächlichen Angaben der Uraufführung vom 18. November 1932. So stimmen Regisseur und Bühnenbildner mit den Aufführungsdaten überein. Hinsichtlich der Schauspieler kam lediglich Luise Ullrich in der Uraufführung die Rolle der
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Konzeption 5b
Karoline zu, alle weiteren Besetzungen stimmen damit nicht überein. Möglicherweise notiert Horváth hier eine Wunschbesetzung für sein Stück, oder er notiert bereits lange vor der Uraufführung bestehende Pläne. Interessant ist der Briefentwurf an Francesco von Mendelssohn (E35), in dem Horváth von einer „neue[n] Fassung“ von Kasimir und Karoline spricht, die er übermitteln will. Der Hinweis könnte sich möglicherweise auf den in E34 notierten Titel beziehen, der noch einmal den (bereits in E33 entwickelten) Untertitel „Sieben Szenen von der Liebe Lust und Leid und unserer schlechten Zeit“ enthält. Die Uraufführung am 18. November 1932 in Leipzig trug jedoch den Untertitel „Ein Abend auf dem Oktoberfest“. Der in seinem Schreiben an Mendelssohn formulierte Wunsch Horváths, die „Anspielung im Titel auf das Oktoberfest“ wegzulassen, wurde im Endeffekt also nicht realisiert. Zudem ist unklar, ob Horváth einen Brief an den Regisseur mit dem hier skizzierten Inhalt auch tatsächlich geschrieben hat. Unabhängig von dieser Frage zeichnen sich in dem Briefentwurf jedoch zentrale Meinungsverschiedenheiten zwischen Autor und Regisseur ab.
Konzeption 5b: Die Wiesenbraut Die Arbeiten an dieser Konzeption sind ebenfalls im Zusammenhang mit der Inszenierung des Stückes zu sehen. Horváths Wunsch, die Anspielung auf das Oktoberfest wegzulassen (vgl. K5a/E35), hatte bei Francesco von Mendelssohn offenbar keine Zustimmung gefunden. Vermutlich wollte der Regisseur gerade im Gegenteil das Ambiente des Stückes hervorheben, nicht umsonst trägt das Stück bei seiner Uraufführung im Herbst 1932 den Untertitel „Ein Abend auf dem Oktoberfest“. Angeleitet von Mendelssohns Vorschlägen wendet sich Horváth während der Inszenierungsarbeiten erneut der Thematik des Oktoberfests zu. Im Vordergrund seiner Überlegungen, die weiter hinten im Notizbuch Nr. 7 eingetragen sind, stehen zunächst diverse Titelentwürfe, bei denen das Oktoberfest ins Zentrum rückt und aus denen sich zunehmend das Thema der „Wiesenbraut“ (TS1) herauskristallisiert. H1 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 12 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E1 = gestrichene Besetzungsliste mit Werktitel „Ein Abend auf dem Oktoberfest in 8 Bildern“ (oben) E2 = Dialogskizze, Notizen und Repliken (unten)
In E1 notiert Horváth eine Besetzungsliste mit dem Werktitel „Ein Abend auf dem Oktoberfest in 8 Bildern“. Diese nennt – abgesehen von „Schürzinger – Henninger“ – die gleichen Schauspieler wie K5a/E34. Der notierte Titel „Ein Abend auf dem Oktoberfest“ bleibt bis zur Uraufführung als Untertitel erhalten. Irritierend ist die Angabe „in 8 Bildern“. Hintergrund sind möglicherweise die insgesamt acht Handlungsorte der 117-Szenen-Fassung, die den Eindruck von acht Bildern entstehen lassen. Bestätigt findet sich dies auch in einigen Rezensionen zur Leipziger Premiere, wenn beispielsweise in der Münchener Post von „Horváths acht Bilder[n]“ (H. W.: Ödön Horváth: Kasimir und Karoline. In: Münchener Post, 22. 11. 1932, zitiert nach Krischke 1991, S. 212) die Rede ist. In späteren Titelentwürfen greift Horváth die Bilderzahl wieder auf (vgl. E5 und E6).
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Chronologisches Verzeichnis
Die Dialogskizze in E2 lässt sich schwer einordnen, da ein Gespräch zwischen Erna und Merkl in dieser Form weder in der Sieben-Bilder-Fassung (K3/TS14) noch in der Endfassung in 117 Szenen (K4/TS15) von Kasimir und Karoline enthalten ist. Da Merkl Erna hier offenbar in eine unangenehme Situation bringen will (Regieanweisung: „Merkl: … anzüglich. (zu Erna)“), lässt sich vermuten, dass Horváth diesen Dialog im 5. Bild ansiedeln wollte. H2 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 12v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E3 = Titelentwürfe
H3 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 13 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E4 = Titelentwürfe
H4 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 13v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E5 = Titelentwürfe
H5 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 14 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E6 = Titelentwürfe
H6 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 15v 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E7 = Titelentwürfe E8 = Werktitel „Achterbahn und Wiesenbraut. Ein Abend auf dem Oktoberfest“ und Besetzungslisten
H7 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 16 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E9 = Titelentwürfe
H8 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 17, 18 2 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) TS1 = Exposé mit Werktitel „Die Wiesenbraut“ (Korrekturschicht) Druck (teilweise) in: GW I, S. 5*f.
E3 bis E9 enthalten etliche Titelentwürfe zum Werkprojekt Kasimir und Karoline. Horváth variiert u.a. zwischen „Auf dem Oktoberfest“, „Oktoberfeststück“, „Rund um das Hippodrom“, „Zwischen Achterbahn und Hippodrom“, „Die Liebe und die Achterbahn“ und „Die Wiesenbraut“ (E3 und E4). Am Ende dominiert in E5 und E6 der Titel „Die Wiesenbraut“ im Zusammenspiel mit diversen Untertiteln wie „Humoristische Oktoberfeststunden“, „Acht Oktoberfestbilder“ oder „Panorama vom Oktoberfest“.
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Konzeption 5b
In E7 findet sich mehrfach der Titel „Achterbahn und Wiesenbraut“, der durch die in E8 notierten Besetzungslisten bestätigt wird. Die Namen der dort notierten Schauspieler stimmen in drei Fällen mit der Besetzung der Uraufführung überein: „Luise Ullrich“, „Fritz Kamper“ und „Hermann Erhardt“. Darunter wiederholt Horváth die Namen und ergänzt „Henninger/Steinbeck/Scharf/Georgi/Adolphi“. Die letzten drei Schauspieler treten dann tatsächlich bei der Uraufführung in Leipzig auf. E9 enthält weitere Titelvarianten: „Die Wiesenbraut. Ein Abend auf dem Oktoberfest“, „Wiesenbraut und Achterbahn“ bzw. „Achterbahn und Wiesenbraut“ sowie „Kavalier und Wiesenbraut“. TS1 enthält ein (möglicherweise für das Programmheft gedachtes) Exposé mit dem Titel „Die Wiesenbraut. Ein Abend auf dem Oktoberfest“, das die Idee der Titelentwürfe seit E3 präzisiert. Im Gegensatz zum ursprünglichen Konzept, das die Namen der Protagonisten Kasimir und Karoline im Titel vereint, richtet sich der Fokus nun auf das Amüsement des Oktoberfests. Die Gestalt der „Wiesenbraut“ wird zum Modell eines auf kurze Zeit begrenzten Amüsements, welches das Oktoberfest bietet. Wesentlich ist ihr die „Sehnsucht, dass es immer ein Oktoberfest geben soll“, verbunden mit dem Wunsch, der trostlosen Realität, ihrem „Milljöh“, zu entfliehen. Möglicherweise gelingt diese Flucht für einen kurzen Moment, aber sie endet spätestens dann ernüchternd, „sobald die Wiese aufhört“ und klar wird, dass die Wiesenbraut nur „ein Produkt der Wiese“ ist. H9 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 21 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E10 = Notizen mit Werktitel „Die Wiesenbraut. Ein Abend auf dem Oktoberfest“ E11 = Motto
E10 enthält unter dem Titel „Die Wiesenbraut. Ein Abend auf dem Oktoberfest“ einige Notizen, bei denen nicht endgültig zu klären ist, ob es sich um sechs Bilder mit Bildtiteln oder um Konfigurationspläne handelt. In E11 notiert Horváth das Motto zu seinem Werkprojekt. Hierfür greift er auf eine Strophe aus Heinrich Heines Gedichtzyklus „Lyrisches Intermezzo“ aus dem Buch der Lieder zurück: „Es leuchtet meine Liebe/ In ihrer dunklen Pracht/ Wie ein Märchen, traurig und trübe/ Erzählt in der Sommernacht.“ (vgl. dazu mit marginalen Textabweichungen: Heinrich Heine: Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke. Band 1,1: Buch der Lieder. Bearbeitet von Pierre Grappin, Hamburg 1975, S. 179) Diese Motto geht unmittelbar in die Ankündigung zur Uraufführung in Leipzig am 18. November 1932 (vgl. Schuhmann 2001, S. 22) ein und ersetzt dort das Motto aus K4/TS15: „Und die Liebe höret nimmer auf.“ H10 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 27 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E12 = Titelentwürfe, Besetzungslisten
In E12 notiert Horváth nochmals den Titel „Die Wiesenbraut. Ein Abend auf dem Oktoberfest“ samt einer Besetzungsliste und den Titel „Achterbahn und Wiesenbraut“ mit der gleichen Besetzungsliste. Beides wird jedoch von Horváth als erledigt gestrichen. Abgesehen von den Namen „Drews“ und „Henninger“ stimmen beide Listen
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Chronologisches Verzeichnis
mit der Besetzung der Uraufführung in Leipzig überein. Weiter unten findet sich neben „Achterbahn und Wiesenbraut“ noch ein anderer Titel: „Wiesenbraut und Bräutigam“. H11 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 33 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E13 = Besetzungsliste mit Werktitel „Kasimir und Karoline“
In E13 notiert Horváth eine Besetzungsliste unter dem Titel „Kasimir und Karoline“. Sowohl die dort notierten Darsteller als auch die Verantwortlichen für Regie und Bühnenbild entsprechen denen der Uraufführung am 18. November 1932 in Leipzig (vgl. Krischke 1991, S. 205). H12 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 34 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte TS2 = fragm. Fassung eines Dialogs (Korrekturschicht)
H13 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 39 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte TS3 = fragm. Fassung eines Dialogs (Korrekturschicht)
H14 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 34, 35 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte TS4 = fragm. Fassung eines Dialogs (Korrekturschicht)
H15 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 39 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte TS5 = fragm. Fassung eines Dialogs (Grundschicht)
TS2 und TS3 beinhalten jeweils einen Dialog zwischen Elli, Maria und dem Regierungsrat. In der Endfassung K4/TS15 findet sich ein ähnlicher Dialog über die Verletzungen nach der Prügelei zwischen Elli und Maria. TS3 weist gegenüber TS2 nur marginale Veränderungen auf: So ersetzt Horváth beispielsweise das Wort „Schlacht“ zunächst durch „Debatte“ und dann durch „Chose“. Inhaltlich lässt sich diese Passage den Szenen zuordnen, die „Vor der Sanitätsstation“ spielen. In TS4 und TS5 bearbeitet Horváth weitere Dialoge aus der 117-Szenen-Fassung. H16 = ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 40 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, kariertes Papier (210 × 132 mm), schwarzblaue Tinte E14 = Besetzungsliste mit Werktitel „Kasimir und Karoline. Ein Abend auf dem Oktoberfest“
E14 enthält eine weitere Besetzungsliste, die im Gegensatz zu E13 um die Besetzung Schürzingers mit „Karl Stepanek“ und der Erna mit „Blandine Ebinger“ erweitert wurde. Offen bleibt jedoch die Besetzung des Merkl Franz. Horváth notiert hier zwar
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Konzeption 5c
einen Namen, streicht ihn jedoch wieder, sodass er unleserlich wird. Abgesehen davon stimmen alle Schauspieler mit der Besetzungsliste der Uraufführung am 18. November 1932 in Leipzig überein.
Konzeption 5c: Umarbeitungen der 117-Szenen-Fassung Diese Konzeption umfasst masch. Korrekturen, die sich direkt auf den Text des Stammbuchs K4/TS15 beziehen. Mit Ausnahme der neuen Schlusspassage des Stückes K5c/TS5 ist die konkrete Textgestalt der konzipierten Änderungen nur schwer zu rekonstruieren, da Horváths Eingriffe skizzenhaft und inkonsistent bleiben. T1 = IN 221.001/26 – BS 46 f [3], Bl. 6, 7 Insgesamt 2 Blatt, davon 1 Blatt hochkariertes Papier (284 × 225 mm), Wasserzeichen „M.-K.-Papier“, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier (296 × 210 mm), hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) TS1/A1 = Fassung der 83. Szene konstituiert durch BS 46 f [3], Bl. 6 (Korrekturschicht) TS1/A2 = fragm. Fassung der 83. Szene konstituiert durch BS 46 f [3], Bl. 7 (Korrekturschicht)
Mit TS1/A1 und A2 liegt eine Erweiterung der 83. Szene der Endfassung K4/TS15 vor. Durch die erste Zeile von A2 „Rauch: … Auf nach Altötting!“ lässt sich ein Anschluss zur 83. Szene herstellen, die mit der Regieanweisung „Dunkel“ (K4/TS15/Pag. 52) endet. Horváth fügt mit der Verabschiedung Karolines von Kasimir eine Passage aus der Sieben-Bilder-Fassung (K3/TS14) ein, die in der 117-Szenen-Fassung entfallen war. Das anschließende Gespräch zwischen Kasimir und Merkl Franz schreibt er neu. A2 nimmt nur einige der hs. Korrekturen aus A1 auf, u.a. „Schleichst ihr noch immer nach?“ sowie Kasimirs Reaktion „Jetzt nimmer.“ (BS 46 f [3], Bl. 6 und 7) T2 = IN 221.001/29 – BS 46 f [6], Bl. 1–3 3 Blatt unliniertes Papier, dünn (283 × 222 mm), violettes Farbband, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) TS2 = fragm. Fassung der Szenen 106 bis 108 (Korrekturschicht) Druck in: GA 2, S. 517–519.
Bei TS2 handelt es sich um eine Überarbeitung, die sich durch den Hinweis „[z]u Seite 62“ auf BS 46 [6], Bl. 1 exakt in der Endfassung K4/TS15 positionieren lässt. Dadurch lässt sich TS2 in die Szene 106 bis zum Ende der 108. Szene einfügen. Das Erscheinen Harun al Raschids irritiert, da er weder in der Figurenliste des Stammbuchs, noch sonst in der 117-Szenen-Fassung auftaucht. In einer knappen Szenenanweisung notiert Horváth: „Jetzt verlässt jener Herr, der Harun al Raschid und Rauch auf die Oktoberfestwiese begleitet hat, die Sanitätsbaracke -- er erblickt Rauch und ist sehr überrascht.“ (BS 46 f [6], Bl. 1) Über den Hinweis auf die „angekündigte programmatische Rede“ lässt sich jedoch ein Bezug zu den Entwürfen K5a/E18 bis E20 herstellen. In den überlieferten Typoskripten zeigen sich die letzten Ausläufer von Horváths Überlegungen zu Harun al Raschid, die er im Folgenden endgültig fallen lässt.
561
Chronologisches Verzeichnis
T3 = IN 221.001/27 – BS 46 f [4], Bl. 9, 8 Insgesamt 2 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (282 × 222 mm), Wasserzeichen „Papyrus Rex M.-K.-Papier“, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und Bleistift, 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 210 mm), Wasserzeichen „M.-K.-Papier“, hs. Eintragungen mit Bleistift, masch. Paginierung 1 auf BS 46 f [4], Bl. 8 TS3/A1 = fragm. Fassung der Szenen 116 und 117 konstituiert durch BS 46 f [4], Bl. 9 (Korrekturschicht) Druck in: GW IV, S. 265f. TS3/A2 = fragm. Fassung der Szenen 116 und 117 konstituiert durch BS 46 f [4], Bl. 9, 8 (Korrekturschicht) Druck in: GW IV, S. 263–265.
T4 = IN 221.001/26 – BS 46 f [3], Bl. 10, 11, IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 43 H1 = IN 221.001/28 – BS 46 f [5], Bl. 1 Insgesamt 4 Blatt, davon 2 Blatt hochkariertes Papier (284 × 225 mm), Wasserzeichen „M.-K.-Papier“, 1 Blatt unliniertes Papier, dünn (282 × 223 mm), Durchschlag, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und Bleistift, 1 Blatt kariertes Papier (210 × 131 mm), wahrscheinlich aus Notizbuch Nr. 7 gerissen, schwarze Tinte TS4/A1 = fragm. Fassung der 115. Szene konstituiert durch BS 46 f [5], Bl. 1 (Korrekturschicht) TS4/A2 = fragm. Fassung der 116. Szene konstituiert durch BS 46 f [10], Bl. 43 (Korrekturschicht) TS4/A3 = fragm. Fassung der Szenen 113 bis 116 konstituiert durch BS 46 f [3], Bl. 11, 10, BS 46 f [10], Bl. 43 (Korrekturschicht) (= auch Teil von K4/TS5)
Bei T3 und T4 ist nicht endgültig zu klären, in welcher Reihenfolge sie entstanden sind. Für T3 zerschneidet Horváth ein Exemplar des Stammbuchs und klebt die Seiten auf masch. neu erstelltes Textmaterial auf. Auf diese Weise entsteht der erste Ansatz TS3/A1. A2 lässt sich durch eine von Horváth vorgenommene Markierung (Bleistiftkreuz hinter Karolines Aussage „Ich kann aber garnicht paddeln“ – BS 46 f [4], Bl. 9) zusammenfügen. Dadurch wird der Dialog auf BS 46 f [4], Bl. 8 in A1 erweitert. Rein textlich beziehen sich die Änderungen von TS3 auf die Szene 115, ihnen fehlt dort jedoch der Textanschluss. Auch T4 enthält eine Ergänzung des Stammbuchs: Die Blätter von TS4/A3 lassen sich exakt im letzten Drittel der 113. Szene platzieren und reichen bis zum Ende der 116. Szene. Mit TS4/A1 liegt die hs. Fassung der 115. Szene vor, die Horváth mit A2 ins Reine tippt und dabei den Hinweis „[z]u Seite 69“ (BS 46 f [10], Bl. 43) einfügt, der sich direkt auf das Stammbuch bezieht. Der Dialog zwischen Karoline und Schürzinger wird hier erweitert, indem das Einkommen Karolines und die Absicht Schürzingers, nach seinem sozialen Aufstieg in eine Wohnung mit Balkon umzuziehen, thematisiert werden. In A3 erweitert Horváth den Dialog zwischen Kasimir, Karoline und Erna. Das leer gebliebene Restblatt macht deutlich, dass hier Text aus der Endfassung (K4/TS15) übernommen werden sollte. Auf BS 46 f [3], Bl. 10 tippt Horváth eine neue Regieanweisung zur 113. Szene: „sie setzt sich mit Kasimir auf die Bank und packt zwei belegte Brote aus, die die Beiden nun verzehren, schweigend und vertieft“. Den Monolog Karolines verändert er geringfügig. Leerzeilen deuten wieder darauf hin, dass gedruckter Text aus dem Stammbuch beibehalten werden soll. Der anschließende Dialog zwischen Kasimir und Erna ist neu.
562
Endfassung, emendiert
T5 = IN 221.001/26 – BS 46 f [3], Bl. 10, 11, IN 221.001/33 – BS 46 f [10], Bl. 43 unter Berücksichtigung der entsprechenden Seiten aus K4/D1 Insgesamt 3 Blatt, davon 2 Blatt hochkariertes Papier (284 × 225 mm), Wasserzeichen „M.-K.Papier“, 1 Blatt unliniertes Papier, dünn (282 × 223 mm), Durchschlag, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und Bleistift, Stammbuch des Arcadia-Verlags von 1932, S. 67–70 TS5 = Fassung der Szenen 113 bis 117 aus K4/D1 und K5c/TS4/A3 zusammengefügt (Korrekturschicht)
Der vorliegende neue Schluss von Kasimir und Karoline in 117 Szenen ergibt sich aufgrund der Zusammenführung von TS4/A3 mit dem Stammbuch K4/TS15. Die übrigen Änderungen Horváths an der Fassung in 117 Szenen (TS1 bis TS3) lassen sich nicht sinnvoll in den Text des Stammbuchs integrieren. Rezensionen zur Berliner Aufführung belegen, dass diese gegenüber der Leipziger Uraufführung veränderte Schlussfassung tatsächlich umgesetzt wurde. Ludwig Sternaux bemerkt beispielsweise im Berliner Lokal-Anzeiger vom 26. November 1932 über das Ende des Stückes, dass „über Kasimir und ,dem Merkl Franz seiner Erna‘ zu schlechter Letzt neckisch-kitschig ein Pfefferkuchenherzenamor schwebt, derweilen er an einem Sardellenbrötchen knautscht und sie, die Erna, verzückt ein Liedlein plärrt“. (Ludwig Sternaux: Auch ein Oktoberfest! „Kasimir und Karoline“. Komödienhaus. In: Berliner Lokal-Anzeiger, 26. 11. 1932, zitiert nach Krischke 1991, S. 229–230, hier S. 229)
Kasimir und Karoline. Volksstück (Endfassung, emendiert) Grundlage der emendierten Endfassung ist das hektografierte Stammbuch des Arcadia-Verlags (= K4/D1), das nach der Annahme des Stückes am 9. Mai 1932 hergestellt wurde. Die späteren Änderungen des Autors am Text (Konzeptionen 5a bis 5c) gehen auf Anregungen des Regisseurs der Uraufführung, Francesco von Mendelssohn, zurück. Die Aussagen, die Horváth im Zuge der späteren Wiener Aufführung von Kasimir und Karoline im Herbst 1935 getroffen hat (vgl. Vorwort, S. 13), lassen sich durchaus als Distanzierungen von diesen Umarbeitungen verstehen. Die emendierte Endfassung folgt den zeitgenössischen Rechtschreibregeln, uneinheitliche Schreibungen des Stammbuchs wie beispielsweise „Szene“ – „Scene“; „Münchener“ – „münchener“ wurden angeglichen. Korrigiert wurde ferner der Name des von 1930 bis 1932 amtierenden deutschen Reichkanzlers Brüning, der im Stammbuch als „Brünning“ erscheint, sowie die Nummerierung der Szenen (im Stammbuch folgt der 70. Szene die 72. nach, wodurch die letzte Szene des Stückes im Stammbuch als 118. erscheint).
563
Chronologisches Verzeichnis
564
Simulationsgrafiken
565
Simulationsgrafik K3/TS7/A1–A11
566
Simulationsgrafik K3/TS8/A1–A6
567
Simulationsgrafik K3/TS10/A1–A13
568
Simulationsgrafik K3/TS12/A1–A14
569
Simulationsgrafik K3/TS13/A1–A7
570
Anhang
571
572
Editionsprinzipien
Editionsprinzipien Die Wiener Ausgabe (WA) sämtlicher Werke Ödön von Horváths ist eine historischkritische Edition. Sie umfasst alle abgeschlossenen und Fragment gebliebenen Werke sowie alle verfügbaren Briefe und Lebensdokumente des Autors. Den Ausgangspunkt bilden die umfangreichen werkgenetischen Materialien aus dem Nachlassbestand des Autors im Österreichischen Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (teilweise als Leihgabe der Wienbibliothek im Rathaus). Die einzelnen Bände der WA sind in Vorwort, Text- und Kommentarteil gegliedert. In ihrem Zusammenspiel machen diese Teile den Entstehungsprozess der Werke transparent und bieten die Möglichkeit eines schrittweisen Nachvollzugs bis in die Letztfassungen der Texte. Das Vorwort skizziert die Entstehungsgeschichte unter Miteinbeziehung der zeitgenössischen Rezeption. Der Textteil reiht die genetischen Materialien chronologisch, wobei die Edition in Auswahl und Textkonstitution auf Lesbarkeit zielt. Dem Lesetext ist ein kritisch-genetischer Apparat beigegeben. Dieser macht die Änderungsprozesse des Autors deutlich, auf denen die konstituierten Fassungen basieren, ferner verzeichnet er alle Eingriffe der Herausgeber. Die Endfassung des Werkes wird zusätzlich in emendierter Form dargestellt. Im Kommentarteil findet sich ein chronologisches Verzeichnis, das alle vorhandenen Textträger formal und inhaltlich beschreibt und Argumente für die Reihung der darauf befindlichen Entwürfe (E) und Textstufen (TS) sowie für die Konstitution der innerhalb der Textstufen vorliegenden Fassungen liefert. Simulationsgrafiken dienen zur Darstellung komplexer genetischer Vorgänge.
1 Textteil 1.1 Genetisches Material Das genetische Material wird in zwei unterschiedlichen Formen zur Darstellung gebracht: Entwürfe erscheinen in diplomatischer Transkription, Fassungen innerhalb von Textstufen werden linear konstituiert.
1.1.1 Diplomatische Transkription und Faksimile (Entwürfe) Von genetischen Materialien, deren Topografie sich nicht in eine lineare Folge auflösen lässt, wird eine diplomatische Transkription geboten. Hierbei handelt es sich um sogenannte Entwürfe (E), in denen Horváth auf meist nur einem Blatt in Form von Strukturplänen u.ä. das grobe Konzept von Werken und Werkteilen oder knappe Textskizzen entwirft. Die diplomatische Transkription versteht sich als eine Orientierungshilfe zur Entzifferung des nebenstehend faksimilierten Originals und gibt dessen Erscheinungsbild nicht in allen Details, sondern nur insofern wieder, als dies der Ermöglichung einer vergleichenden Lektüre dient. Den verwendeten Schriftgrößen kommt dabei keine distinktive Funktion zu; sie dienen dazu, die räumlichen Verhältnisse des Originals annähernd wiederzugeben. Folgende Umsetzungen finden statt:
573
Editionsprinzipien
x
x
x
x
x x
x
x x
x
x
x
Überschriebene Zeichen oder Wörter werden links neben den ersetzenden wiedergegeben, wobei der ursprüngliche Ausdruck gestrichen und der neue Ausdruck mittels zweier vertikaler Linien eingeklammert wird: tä|e|xt; |text|text|. Unleserliche Wörter erscheinen als { }, gegebenenfalls mehrfach gesetzt; unsicher entzifferte Zeichen und Wörter als: te{x}t, {text}. Gestrichener Text in Zeilen erscheint als: text. Vertikale oder kreuzförmige Streichungen werden als solche dargestellt. Mit Fragezeichen überschriebener oder mit Wellenlinie gekennzeichneter Text wird als solcher wiedergegeben. Unterstreichungen erscheinen als: text, text. Eingerahmte oder in eckige Klammern gestellte Ziffern, Wörter und Textpassagen erscheinen als: [text], gegebenenfalls auch über mehrere Zeilen gestellt. Der vom Autor zur Strukturierung verwendete Stern (manchmal eingekreist und bis hin zu dicken schwarzen Punkten intensiviert) erscheint als: . Das vom Autor zur Strukturierung verwendete große X erscheint als: . Die im Zuge der Berliner Bearbeitung von Horváths Nachlass partiell vorgenommene Transkription schwer leserlicher Wörter bzw. allfällige Kommentare direkt in den Originalen erscheinen kursiv und in grau 50 %: text. Liegen auf einem Blatt mehrere Entwürfe nebeneinander, werden diese ab dem zweiten Entwurf zur besseren Unterscheidung grau hinterlegt. Aktuell nicht relevanter Text (Entwürfe zu anderen Werken und Werkvorhaben) erscheint in grau 50 %: text. Verweispfeile und Linien werden schematisch dargestellt, sofern sie Wörter und Textblöcke miteinander verbinden. Dienen solche Zeichen der Abgrenzung von Textteilen, werden sie nicht wiedergegeben.
1.1.2 Lineare Textkonstitutionen (Fassungen) Textausarbeitungen des Autors, die eine lineare Lektüre zulassen, werden (ohne Faksimileabdruck) konstituiert. Hierbei handelt es sich um Fassungen oft im Rahmen umfänglicher Textstufen (TS). Folgende Prinzipien kommen zur Anwendung: x
x
x
x
Schichtwahl: Im Lesetext wird entweder die Grundschicht oder die in der jeweiligen Arbeitsphase gültige Korrekturschicht einer Textstufe ediert. Die Grundschicht wird im Allgemeinen dann gewählt, wenn es um die Präsentation frühester Schreibansätze geht; in eher seltenen Fällen liegen Typoskripte auch ohne handschriftliche Korrekturschichten vor. Ein genauer Ausweis der Schichtwahl (im Fall des Vorliegens komplexer Schichtungen differenziert nach unterschiedlichen Schreibwerkzeugen und Farben – z.B. schwarze Tinte, roter Buntstift) erfolgt im chronologischen Verzeichnis. Punktuelle Streichungen und Einfügungen, die aus einer späteren Bearbeitungsphase stammen, weil das Material im Laufe des Produktionsprozesses dorthin weitergewandert ist, werden im Lesetext nicht berücksichtigt. Besondere Auffälligkeiten werden gegebenenfalls im chronologischen Verzeichnis beschrieben. Textausarbeitungen, die linear in eine Fassung nicht sinnvoll integriert werden können, aber offensichtlich aus der gegenwärtigen Bearbeitungsphase stammen, erscheinen im Lesetext eingerückt und grau hinterlegt. Deutlich gesetzte Leerzeilen werden in entsprechender Anzahl wiedergegeben.
574
Editionsprinzipien
Emendiert (und im kritisch-genetischen Apparat ausgewiesen) werden offensichtliche Schreib- und Tippfehler des Autors sowie inkonsequente Ersetzungen oder offensichtlich falsche Setzungen von Figuren- oder Ortsnamen. Folgende Normierungen finden statt: Regie- und Szenenanweisungen erscheinen kursiv, Figurennamen in Kapitälchen (innerhalb von Regie- oder Szenenanweisungen nur dann, wenn sie vom Autor graphisch hervorgehoben wurden, ansonsten bleiben sie ohne Auszeichnung). Autortext erscheint in Times New Roman 11,75 pt. Herausgebertext innerhalb des Autortextes wird unter Backslashes in Helvetica 8,75 pt. gesetzt; im Einzelnen umfassen diese Eintragungen den Abbruch von Textbearbeitungen ohne Anschluss an den folgenden Text bzw. am Ende von Texten durch den Eintrag: \Abbruch der Bearbeitung\ sowie den Verlust von Text (z.B. durch Abriss oder Blattverlust): \Textverlust\. Unsicher entzifferte Buchstaben bzw. unsicher entzifferte Wörter erscheinen als: te{x}t, {text}; unleserliche Wörter (gegebenenfalls mehrfach gesetzt) als: { }. Blattwechsel wird durch 얍 angezeigt, die Angabe des neuen Textträgers mit Signatur erfolgt in der Randspalte. Die Ansatzmarke: text kennzeichnet im Lesetext Wörter oder Textpassagen, die aus Änderungsvorgängen des Autors oder Eingriffen der Herausgeber hervorgegangen sind; nachgewiesen wird beides im kritisch-genetischen Apparat. B
N
1.1.3 Kritisch-genetischer Apparat Werden Fassungen in der Grundschicht ediert, verzeichnet der kritisch-genetische Apparat die Veränderungsprozesse nur in dieser Schicht (Sofortkorrekturen). Werden Fassungen in der Korrekturschicht ediert, verzeichnet er alle Änderungsprozesse im Übergang von der Grundschicht zur Korrekturschicht; Sofortkorrekturen in der Grundschicht werden hier nicht mehr verzeichnet, sondern als Ausgangspunkt gesetzt. Ferner weist der kritisch-genetische Apparat alle Eingriffe der Herausgeber nach (diese werden von Herausgeberkommentaren eingeleitet, wie z.B. korrigiert aus:, gestrichen:, gemeint ist:). Autortext erscheint in Times New Roman 8,5 pt., Herausgebertext in Helvetica 7 pt.
1.2 Emendierter Text (Endfassung) Die Endfassung des Textes wird zusätzlich in emendierter Form wiedergegeben. Die Basis dafür bieten die zeitgenössischen Rechtschreibregeln (Duden 1929). Horváth selbst hatte gegen die Normierung von Texten, die er zum Druck gab, nichts einzuwenden. Dies gilt für seine selbständigen Publikationen ebenso wie für den Abdruck von Texten in Zeitschriften und Zeitungen. Gegenüber den (nicht immer konsequent gepflogenen) Eigentümlichkeiten von Horváths Schreibung ergeben sich Abweichungen vor allem in folgenden Punkten: x
x
Zusammengeschriebene Wörter und Wortgruppen wie „garnicht“, „garkein“, „nichtmehr“ werden getrennt. Doppel-s anstelle von ß wird berichtigt.
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Editionsprinzipien
x
x
x x x
x
x
x
x
Die Interjektionen, bei Horváth oft: „A“ und „O“, werden auf „Ah“ und „Oh“ vereinheitlicht. Falschschreibung von Fremdwörtern wird korrigiert, sofern es sich nicht um stilistische Setzungen handelt. Fehlende Accents werden nachgetragen, ebenso fehlende Punkte, auch in „usw.“ etc. Gedankenstriche, die in Typoskripten als -- realisiert sind, erscheinen als –. Die groß geschriebene Anrede „Du“, „Ihr“ etc. wird klein gesetzt, die Höflichkeitsform erscheint groß. Kleinschreibung am Beginn ganzer Sätze nach Doppelpunkten und Gedankenstrichen wird korrigiert. Kommasetzung, im Einzelnen: – Überzählige Kommata in als- und wie-Vergleichen werden getilgt. – Fehlende Kommata in vollständigen Hauptsätzen, die durch „und“ oder „oder“ verbunden sind, werden ergänzt; ebenso in Relativsätzen und erweiterten Infinitiv- und Partizipialgruppen. – Nach Interjektionen wie „Ja“, „Nein“, „Na“, „Ah“, „Oh“, „Geh“ wird nur dann ein Komma gesetzt, wenn die Interjektionen betont sind und hervorgehoben werden sollen. Wenn sie in den Folgetext integriert sind, werden sie nicht durch Kommata getrennt, z.B. „Na und?“ Grammatikalische Fehler werden nur soweit korrigiert, als es sich dabei nicht um stilistische Setzungen handelt; alle dialektal geprägten Formen bleiben erhalten. Normierungen in Regieanweisungen: Bilden Regieanweisungen ganze Sätze (auch in Verbindung mit vorangegangenen Figurennamen), so wird abschließend ein Punkt gesetzt.
2 Kommentarteil 2.1 Chronologisches Verzeichnis Das chronologische Verzeichnis beschreibt alle zu einem Werk vorhandenen Textträger und sichert die Reihung der darauf befindlichen werkgenetischen Einheiten argumentativ ab. Textträger und Text werden getrennt sigliert: Die Materialsigle bezeichnet den Textträger und unterscheidet Handschrift (H), Typoskript (T) und Druck (D). Die Textsigle bezeichnet die auf dem Textträger befindliche werkgenetische Einheit und differenziert Entwürfe (E) und Textstufen (TS) mit teilweise mehreren Ansätzen (A). Die Beschreibung des Textträgers umfasst folgende Elemente: Signatur: Wiener Signatur (ÖLA bzw. IN) des Nachlassbestandes und Berliner Signatur (BS), gegebenenfalls auch andere Angaben zu Bezeichnung und Herkunft des Textträgers Materielle Beschreibung: Umfang, Papierart samt Angaben über spezielle Erscheinung, Größe in Millimeter, Angabe über Teilung, Faltung, Reißung o.ä., Wasserzeichen, Schreibmaterial, Paginierung vom Autor samt Seitenzahlen und Blattnachweisen, Eintragungen von fremder Hand
576
Editionsprinzipien
Der Beschreibung des Textträgers folgt eine Auflistung und formale Beschreibung der auf dem jeweiligen Textträger befindlichen Entwürfe, Textstufen und Ansätze. Umfasst ein Textträger mehrere werkgenetische Einheiten und ist eine dieser Einheiten im Entstehungsprozess später einzuordnen, wird sie erst dort verzeichnet. Die Beschreibung des Textträgers wird an der späteren Stelle wiederholt. Auch das Weiterwandern von Textträgern (durch Übernahme von Blättern in spätere Fassungen) wird vermerkt. Sofern die Entwürfe und Fassungen veröffentlicht sind, wird deren Erstdruck in einer abschließenden Zeile verzeichnet. Das konkrete Erscheinungsbild der Texte in den Erstdrucken weicht jedoch von den in der Wiener Ausgabe gebotenen Neueditionen oftmals gravierend ab. Der nachfolgende werkgenetische Einzelkommentar beschreibt die Entwürfe, Textstufen und Ansätze auch inhaltlich. Argumente für deren Reihung (manchmal in Form von gesetzten Wahrscheinlichkeiten) werden genannt und Beziehungen zu anderen Einheiten im werkgenetischen Material hergestellt; gegebenenfalls wird auch auf den Zusammenhang mit anderen Werken des Autors verwiesen. Folgende werkgenetische Begriffe finden Verwendung: Konzeption Als Konzeption (K) gilt eine übergeordnete Gliederungseinheit des genetischen Materials innerhalb eines Werkes. Sie bezeichnet eine meist längere Arbeitsphase, die sich durch eine prinzipielle Annahme des Autors über die makrostrukturelle Anlage des Werkes von einer anderen Phase deutlich unterscheidet. Einzelne Konzeptionen sind durch Unterschiede in der Struktur (drei Teile/sieben Bilder) und/ oder wichtige Strukturelemente (zentrale Motive und Schauplätze, Figurennamen der Hauptpersonen etc.) voneinander getrennt. Vorarbeit Frühere Werkvorhaben, aus denen der Autor im Zuge der Entstehungsgeschichte eines Werkes einzelne Elemente entlehnt und/oder übernimmt, werden dem jeweiligen Werk als Vorarbeiten (VA) zugeordnet. Im Falle des Vorliegens mehrerer Vorarbeiten werden diese nach genetischen Zusammenhängen gruppiert und/oder in eine Folge gebracht. Entwurf In einem Entwurf (E) legt Horváth die Gesamtstruktur eines Werkes oder eines einzelnen Strukturelements (Bild, Kapitel, Szene, …) fest. Entwürfe sind fast ohne Ausnahme handschriftlich ausgeführt und zumeist auf ein einziges Blatt beschränkt. Zur näheren Beschreibung stehen (spezifisch für den Dramentext) folgende Begriffe zur Verfügung: x
x x
Strukturplan: Skizzierung des Gesamtaufbaus eines Werkes bzw. einer Werkkonzeption (enthält z.B. Gliederung in Akte oder Teile, Szenen, Titeleintrag und -varianten, Schauplätze, knappe Schilderung wichtiger Handlungselemente und erste Repliken einzelner Figuren). Konfigurationsplan: Skizzierung einzelner Szenen (= Auftritte). Skizze: Punktuell bzw. schematisch ausgearbeitete Textsequenz. Der Begriff wird auch für grafische Entwürfe (z.B. zum Bühnenbild) verwendet.
577
Editionsprinzipien
x
Darüber hinaus können Entwürfe auch lose Notizen zu Motiven, Figuren, Schauplätzen, Dialogpassagen oder Handlungselementen enthalten.
Textstufe Eine Textstufe (TS) bezeichnet eine klar abgrenzbare Arbeitseinheit im Produktionsprozess, die intentional vom Anfang bis zum Ende einer isolierten Werkeinheit (Bilderfolge, Bild, Akt, Kapitel, Unterkapitel, …) reicht und (anders als der Entwurf) bereits der konkreten Ausformulierung des Textes dient. Materiell umfasst der Begriff alle Textträger, die der Autor in dieser Arbeitseinheit durch schriftliche Bearbeitung oder Übernahme aus einer frühen Arbeitsphase zur Zusammenstellung aktueller Fassungen verwendet hat. Ansatz Ein neuer Ansatz (A) liegt dann vor, wenn der Autor innerhalb einer Textstufe eine materielle Ersetzung von Textträgern oder Teilen davon (Blattbeschneidungen, Austausch von Blättern) vornimmt. Innerhalb einer Textstufe bilden die einander folgenden Ansätze eine genetische Reihe; textlich repräsentiert sich in ihnen in der jeweils gültigen Textschicht die jeweils aktuelle Fassung des Textes. Der letzte Ansatz einer Textstufe, d.h. der letztmalige Austausch von Textträgern, bildet die materielle Grundlage der letzten Fassung innerhalb der jeweiligen Textstufe. Die Abfolge der Ansätze innerhalb einer Textstufe wird in komplizierten Fällen in Simulationsgrafiken dargestellt. Fassung Der Begriff der Textstufe ist ein dynamischer; er bezeichnet die Gesamtheit des in einer Arbeitsphase vorliegenden genetischen Materials, das in Grund- und Korrekturschicht und in verschiedene Ansätze differenziert sein kann. Der Begriff der Fassung bezeichnet im Gegensatz dazu die konkrete Realisation eines singulären Textzustandes (z.B. K1/TS7/A5 – Korrekturschicht). Die Fassungen, die im Textteil konstituiert werden, stellen eine Auswahl innerhalb einer Vielzahl von Möglichkeiten dar. Der Produktionsprozess wird von ihnen an möglichst aussagekräftig gesetzten Punkten unterbrochen, und ein jeweils aktuelles Textstadium linear fixiert. Vorarbeiten und Konzeptionen, Entwürfe, Textstufen und Ansätze werden im chronologischen Verzeichnis über Siglen gereiht, die Reihung von TS und E erfolgt innerhalb der jeweiligen Kategorie, sodass sich als genetische Abfolge z.B. ergeben kann: K2/E1, K2/TS1, K2/TS2/A1, K2/TS2/A2, K2/E2, K2/E3, K2/TS3 usw.
2.2 Simulationsgrafiken In den Simulationsgrafiken wird die Abfolge von Ansätzen innerhalb einer Textstufe dargestellt und zwar in der Art, dass die Textträger mit syntagmatisch zusammengehörendem Text untereinander stehen und die ersetzenden Textträger rechts von den ersetzten positioniert werden. Ausgangspunkt der Darstellung ist der früheste Ansatz der jeweiligen Textstufe. Die Textträger werden an allen rekonstruierbaren Positionen abgebildet und damit die materiellen Vorgänge der Textentstehung und -ersetzung simuliert.
578
Editionsprinzipien
Die ungefähre Form des Textträgers ist in der Grafik durch einen Rahmen wiedergegeben. Die Paginierung Horváths – so vorhanden – und die Berliner Blattnummer sind eingetragen. An seiner ersten Position wird der Textträger mit durchgezogenen Rahmenlinien dargestellt, an allen späteren mit strichlierten, wobei der Textträger so lange eingeblendet bleibt, wie er Gültigkeit hat. Die doppelt-strichpunktierten Linien kennzeichnen Schnitte, die punktierten Linien „Klebenähte“, die nach dem Ankleben von neuem Text auf den Originalen erkennbar sind. Zur Illustration der Funktionsweise dient die nachstehend abgebildete Simulationsgrafik zu einer Textstufe der Hofrat-Konzeption aus Geschichten aus dem Wiener Wald. Diese Grafik, die ausschließlich Material der Mappe BS 37 c darstellt, zeigt einen relativ gleichmäßig verlaufenden Produktionsprozess: Horváth beginnt (links oben eingetragen) auf Bl. 14 mit der Ausarbeitung des Bildes, bricht jedoch mitten auf Bl. 15a ab, setzt auf Bl. 15b mit dem Text neu an und kommt bis Bl. 17. Er korrigiert den Text dieser Blätter handschriftlich und macht sich am Fuß von Bl. 17 Notizen zum weiteren Textverlauf. Auf Bl. 18 und 19 schreibt er den Text von Bl. 17 ins Reine und setzt ihn dann auf Bl. 19 neu fort, bricht jedoch wieder ab, noch bevor er das Blatt vollgeschrieben hat. Bl. 19 wird dann durch Bl. 20 ersetzt, Bl. 20 gemeinsam mit Bl. 21 durch Bl. 22–24. In dieser Art schreibt sich Horváth in immer neuen Ansätzen bis ans Ende des Bildes durch. Bei Bl. 32 wendet der Autor ein Verfahren an, das ihm kürzere Rückschritte ermöglicht: Er schneidet Bl. 32a von Bl. 32 ab und klebt ein Stück mit neuem Text an. Die anschließenden Blätter 33 bis 37 sind in einem Zug geschrieben.
579
Editionsprinzipien
580
Siglen und Abkürzungen
Siglen und Abkürzungen Schriftarten (allgemein) Times New Roman
Autortext
Helvetica
Herausgebertext, im Autortext in Backslashes
Diplomatische Transkriptionen (Entwürfe) text, text
getilgtes Zeichen, getilgter Text. Tilgungen über mehrere Zeilen (meist durch Kreuz) werden grafisch entsprechend dargestellt
tä|e|xt
überschriebenes und ersetztes Zeichen
text |text|
überschriebener und ersetzter Text
text
unterstrichener Text
text
unterwellter Text; mit Fragezeichen überschriebener Text wird grafisch entsprechend dargestellt
[text]
eingerahmter oder in eckige Klammern gestellter Text oder Ziffer; falls über mehrere Zeilen reichend, grafisch entsprechend dargestellt Strukturierungszeichen: Stern, Punkt Strukturierungszeichen: großes
te{x}t, {text}
unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort
{}
unleserliches Wort, ggf. mehrfach gesetzt
Times New Roman, 50 % grau
Eintragung von fremder Hand, Berliner Bearbeitung
Times New Roman, 50 % grau
aktuell nicht relevanter Text grau hinterlegte Fläche zur Abgrenzung verschiedener Ent-
\E1\
würfe
Lineare Konstitutionen (Fassungen) textN, B N
Ansatzmarke; kennzeichnet Wörter oder Textpassagen, die aus Änderungen des Autors hervorgegangen sind, sowie Eingriffe der Herausgeber
얍
Blattwechsel; Angabe des Textträgers in der Randspalte
B
eingerückt, grau hinterlegt. Textzusätze des Autors in der aktuellen Fassung, die sich in den Lesetext linear nicht integrieren lassen
te{x}t, {text}
unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort
{}
unleserliches Wort, ggf. mehrfach gesetzt
\Abbruch der Bearbeitung\ \Textverlust\
Herausgebertext im Autortext
581
Siglen und Abkürzungen
Kritisch-genetischer Apparat text\e/
nachträglich eingefügtes Zeichen
\text/
nachträglich eingefügter Text
text[e]
getilgtes Zeichen
[text]
getilgter Text
t[ä]|e|xt,
getilgtes Zeichen in Verbindung mit Ersetzung
[text] |text|
getilgter Text in Verbindung mit Ersetzung
[text]|text|
überschriebener Text
te{x}t, {text}
unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort
{}
unleserliches Wort, ggf. mehrfach gesetzt
[text]
rückgängig gemachte Tilgung
text
mit Fragezeichen überschriebener oder mit Wellenlinie versehener Text
!text"!text"
durch Verweisungszeichen des Autors umgestellter und gegenseitig ausgetauschter Text
text f text [text]f x
Text von bis Textverschiebung
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Signaturen ÖLA
Österreichisches Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien
BS
Berliner Signatur
IN
Inventarnummer (Signatur der Wienbibliothek im Rathaus)
ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 5
Signatur Österreichisches Literaturarchiv
IN 221.003 – BS 12 d, Bl. 3
Signatur Wienbibliothek im Rathaus
582
Siglen und Abkürzungen
Abkürzungen K
Konzeption
VA
Vorarbeit
H
Handschrift
T
Typoskript
D
Druck
TS
Textstufe
A
Ansatz
E
Entwurf
SB
Stammbuch
Bl.
Blatt
Pag.
Pagina (vom Autor eingefügt)
hs.
handschriftlich
masch.
maschinenschriftlich
fragm.
fragmentarisch
korr.
korrigiert
überl.
überliefert
r
recto (Vorderseite)
v
verso (Rückseite)
583
Siglen und Abkürzungen
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Literaturverzeichnis
Literaturverzeichnis GW GWA GA
KW KW 15 KW 16 WA
Ödön von Horváth: Gesammelte Werke in 4 Bänden. Hg. v. Dieter Hildebrandt/Walter Huder/Traugott Krischke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1970–71. Ödön von Horváth: Gesammelte Werke in 8 Bänden. Hg. v. Traugott Krischke/Dieter Hildebrandt. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2., verbesserte Auflage 1978. Ödön von Horváth: Gesammelte Werke in 4 Bänden. Hg. v. Traugott Krischke unter Mitarbeit von Susanna Foral-Krischke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988 (= Gedenkausgabe anlässlich des 50. Todestages, Abdruck von Texten und genetischem Material aus den Gesammelten Werken und Bibliothek Suhrkamp-Bänden, der 5. Band mit Skizzen, Fragmenten und Gesamtkommentar ist nicht erschienen). Ödön von Horváth: Kommentierte Werkausgabe in 14 Einzelbänden. Hg. v. Traugott Krischke unter Mitarbeit von Susanna Foral-Krischke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1985–88. Ödön von Horváth: Himmelwärts und andere Prosa aus dem Nachlass. Hg. v. Klaus Kastberger. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2001. Ödön von Horváth: Ein Fräulein wird verkauft und andere Stücke aus dem Nachlass. Hg. v. Klaus Kastberger. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005. Ödön von Horváth: Wiener Ausgabe sämtlicher Werke. Historisch-kritische Edition am Österreichischen Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Hg. v. Klaus Kastberger. Berlin: de Gruyter 2009ff.
Anonym: „Avantgarde in den Kammerspielen“. In: Neues Wiener Journal, 9. 2. 1935. Aufricht, Ernst Josef: Erzähle damit du dein Recht erweist. Berlin: Propyläen 1966. (Aufricht 1966) Fechter, Paul: „Ödön von Horváth: ,Geschichten aus dem Wiener Wald‘“. In: Allgemeine Deutsche Zeitung, Berlin 4. 11. 1931. Heine, Heinrich: Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke. Band 1,1: Buch der Lieder. Bearbeitet v. Pierre Grappin. Hamburg: Hoffmann und Campe 1975. Hildebrandt, Dieter: Liebe, Tod und Kapital. In: Krischke 1970, S. 161–172. Horváth, Ödön von: Stücke. Hg. v. Traugott Krischke. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1961. Ihering, Herbert: „Kasimir und Karoline“. Nach Leipzig jetzt in Berlin. In: Berliner Börsen-Courier, 26. 11. 1932. Ihering, Herbert: „Uraufführung auf Probe“. In: Berliner Börsen-Courier, 19. 11. 1932. Kerr, Alfred: „Kasimir und Karoline“. In: Berliner Tageblatt, 26. 11. 1932. Kl[äger], E[mil]: „Erfolg des jungen Theaters“. In: Neue Freie Presse, Wien, 6. 2. 1935. Krischke, Traugott (Hg.): Materialien zu Ödön von Horváths „Kasimir und Karoline“. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1973. (Krischke 1973) Krischke, Traugott: Horváth auf der Bühne. 1926–1938. Dokumentation. Wien: Edition S 1991. (Krischke 1991) Krischke, Traugott (Hg.): Materialien zu Ödön von Horváth. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1970. (Krischke 1970) Krischke, Traugott: Ödön von Horváth: Kind seiner Zeit. Berlin: Ullstein 1998. (Krischke 1998) N[atonek], H[ans]: „Kasimir und Karoline“. In: Vossische Zeitung, Berlin 19. 11. 1932. Pinthus, Kurt: „Komödie auf dem Oktoberfest. Horváths ,Kasimir und Karoline‘ im Komödienhaus“. In: 8-Uhr-Abendblatt, Berlin, 26. 11. 1932. Schuhmann, Klaus (Hg.): „Kasimir und Karoline“ in Leipzig. Begleitheft zur Ausstellung in der deutschen Bücherei Leipzig vom 7. 12. 2001 bis 28. 02. 2002. Leipzig: Die Deutsche Bibliothek 2001. (Schuhmann 2001) Sternaux, Ludwig: „Auch ein Oktoberfest! ,Kasimir und Karoline‘. Komödienhaus“. In: Berliner Lokal-Anzeiger, 26. 11. 1932. W., H.: „Ödön Horváth: Kasimir und Karoline“. In: Münchner Post, 22. 11. 1932. Zuckmayer, Carl: Kleistpreis. In: Ders.: Aufruf zum Leben. Porträts und Zeugnisse aus bewegten Zeiten. Frankfurt am Main: S. Fischer 1976, S. 214.
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Literaturverzeichnis
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Inhalt (detailliert)
Inhalt (detailliert) Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
Lesetext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15
Vorarbeit 1: Glaube Liebe Hoffnung-Szenerie . Strukturpläne in sieben Bildern (VA1/E1–E4) Fassung des 1. Bildes (VA1/TS1) . . . . . . Strukturplan in acht Bildern (VA1/E5) . . .
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Vorarbeit 2: Karoline, die Schönheit von Haidhausen . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (VA2/E1) . . . . . . . . . . . . Strukturplan in fünf Bildern (VA2/E2) . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sechs Bildern (VA2/E3) . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sechs Bildern (VA2/E4) . . . . . . . . . . . . . Dialogskizze zum 6. Bild (VA2/E5) . . . . . . . . . . . . . . . Titelentwurf (VA2/E6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in sechs Bildern (VA2/E7–E9) . . . . . . . . . . Konfigurationsplan, Repliken (VA2/E10–E11) . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (VA2/E12) . . . . . . . . . . . . Strukturplan, Dialogskizze, Konfigurationspläne (VA2/E13–E15) Strukturpläne in sieben Bildern (VA2/E16–E18) . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern, Figurenlisten (VA2/E19–E21) . . Strukturplan in sieben Bildern (VA2/E22) . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (VA2/E23) . . . . . . . . . . . .
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25 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52
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55 56 58 60 62 64 66 69 75 77 81
Konzeption 2: Kasimir und Karoline in sieben Bildern – Emil Wegmann Strukturplan in sieben Bildern (K2/E1) . . . . . . . . . . . . . . Titelentwürfe, Strukturpläne in sieben Bildern (K2/E2–E4) . . . . Strukturpläne in sieben Bildern (K2/E5–E8) . . . . . . . . . . . Strukturpläne in sieben Bildern (K2/E9–E10) . . . . . . . . . . . Fragmentarischer Strukturplan (K2/E11) . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in sieben und fünf Bildern (K2/E12–E14) . . . . . . Strukturpläne in sieben Bildern (K2/E15–E17) . . . . . . . . . . . Strukturpläne in sieben Bildern, Konfigurationsplan (K2/E18–E22) Strukturpläne in sieben Bildern (K2/E23–E25) . . . . . . . . . . . Notiz zum 1. Bild, Dialogskizze zum 4. Bild (K2/E26) . . . . . . . Werkverzeichnis, Dialogskizze zum 4. Bild (K2/E27–E28) . . . . . Fragmentarische Fassung des 5. Bildes (K2/TS1) . . . . . . . . . Fassung des 1. Bildes (K2/TS2) . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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89 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 113
Konzeption 1: Kasimir und Katharina in fünf Bildern . . Strukturplan in fünf Bildern (K1/E1) . . . . . . . . Replik, Figurenliste (K1/E2–E3) . . . . . . . . . . . Dialogskizzen (K1/E4) . . . . . . . . . . . . . . . Konfigurationspläne zum 3., 4. und 5. Bild (K1/E5) Strukturplan in fünf Bildern (K1/E6) . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 1. Bildes (K1/TS1) . . Fassung des 2. Bildes (K1/TS2) . . . . . . . . . . . Fassung des 3. Bildes (K1/TS3) . . . . . . . . . . . Fassung des 4. Bildes (K1/TS4) . . . . . . . . . . . Fassung des 5. Bildes (K1/TS5) . . . . . . . . . . .
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Inhalt (detailliert)
Fragmentarische Fassung des 2. Bildes (K2/TS3) Dialog zum 4. Bild (K2/TS4) . . . . . . . . . . Fassung des 3. Bildes (K2/TS5) . . . . . . . . Fassung des 4. Bildes (K2/TS6) . . . . . . . . Fassung des 5. Bildes (K2/TS7) . . . . . . . . Fassung des 6. Bildes (K2/TS8) . . . . . . . . Fassung des 7. Bildes (K2/TS9) . . . . . . . . Figurenskizze (Zeichnung) (K2/E29) . . . . . .
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116 120 121 127 130 135 141 145
Konzeption 3: Kasimir und Karoline in sieben Bildern – Eugen Schürzinger Fragmentarische Fassung des 1. Bildes (K3/TS1) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 1. Bildes (K3/TS2) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 2. Bildes (K3/TS4) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 2. Bildes (K3/TS5) . . . . . . . . . . . . Dialogskizzen zum 3. Bild (K3/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 3. Bildes (K3/TS7/A1) . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 3. Bildes (K3/TS7/A2) . . . . . . . . . . Fassung des 3. Bildes (K3/TS7/A9) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 4. Bildes (K3/TS8/A1) . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 4. Bildes (K3/TS8/A2) . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 4. Bildes (K3/TS8/A3) . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 4. Bildes (K3/TS8/A4) . . . . . . . . . . Repliken zum 5. Bild (K3/E2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fassung des 5. Bildes (K3/TS9) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 5. Bildes (K3/TS10/A1) . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 5. Bildes (K3/TS10/A2) . . . . . . . . . Fassung des 5. Bildes (K3/TS10/A12) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fassung des 6. Bildes (K3/TS11) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 6. Bildes (K3/TS12/A1) . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 6. Bildes (K3/TS12/A2) . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 6. Bildes (K3/TS12/A3) . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 6. Bildes (K3/TS12/A4) . . . . . . . . . Fassung des 6. Bildes (K3/TS12/A10) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konfigurationsplan zum 7. Bild (K3/E3) . . . . . . . . . . . . . . . . Notizen zum 7. Bild (K3/E4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fassung des 7. Bildes (K3/TS13/A1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 7. Bildes (K3/TS13/A3) . . . . . . . . . Kasimir und Karoline. Gesamtfassung in sieben Bildern (K3/TS14) . . . Fragmentarische Fassung des 7. Bildes (K3/TS15) . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 7. Bildes (K3/TS16) . . . . . . . . . . .
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147 149 150 151 153 154 156 157 159 165 166 168 169 170 172 179 180 184 189 195 197 204 205 207 214 218 220 229 234 273 276
Konzeption 4: Kasimir und Karoline in 117 Szenen . . . . . . . . . Figurenliste (K4/TS1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 7. Bildes (K4/TS2) . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 7. Bildes (K4/TS3) . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS6) . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS7) . . . . . . . . Fragmentarische Fassung der Szenen 49 und 50 (K4/TS8/A1) . Fragmentarische Fassung der Szene 49 (K4/TS8/A2) . . . . . . Fragmentarische Fassung der Szene 49 (K4/TS8/A3) . . . . . . Fassung der Szenen 70 bis 77 (K4/TS9) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung der Szenen 101 bis 114 (K4/TS10/A1) Fassung der Szenen 102 bis 104 (K4/TS10/A2) . . . . . . . . . Fassung der Szenen 102 bis 104 (K4/TS10/A3) . . . . . . . . . Fassung der Szenen 101 bis 104 (K4/TS10/A4) . . . . . . . . .
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281 282 283 285 286 288 291 292 293 294 297 300 301 303
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Inhalt (detailliert)
Fassung der Szenen 101 bis 104 (K4/TS10/A5) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung der Szene 102 (K4/TS10/A6) . . . . . . . . . Fassung der Szenen 106 bis 109 (K4/TS11/A1) . . . . . . . . . . . . . Fassung der Szenen 106 bis 112 (K4/TS11/A2) . . . . . . . . . . . . . Fassung der Szenen 106 bis 112 (K4/TS11/A3) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung der Szene 106 (K4/TS11/A4) . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung der Szene 106 (K4/TS11/A5) . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung der Szenen 113 und 114 (K4/TS12) . . . . . . Fragmentarische Fassung der Szene 113 (K4/TS13) . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung der Szenen 116 und 117 (K4/TS14) . . . . . . Kasimir und Karoline. Volksstück – Endfassung in 117 Szenen (K4/TS15) Titelentwürfe (K4/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Titelentwurf (K4/E2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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304 306 307 309 311 313 314 315 316 318 319 366 368
Konzeption 5: Adaptierungsarbeiten zur Uraufführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
371
Konzeption 5a: Harun al Raschid . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (K5a/E1) . . . . . . . . . . . . . Konfigurationspläne, Strukturpläne (K5a/E2–E6) . . . . . . . . . Dialogskizzen zu einem Bild, 2. und 5. Akt (K5a/E7) . . . . . . . Konfigurationspläne zum 1., 2. und 3. Bild (K5a/E8) . . . . . . . Konfigurationspläne zum 2., 3. und 5. Bild (K5a/E9) . . . . . . . Konfigurationspläne zum 4., 5. und 6. Bild (K5a/E10–E11) . . . . Dialogskizzen zum 4. Bild und letzten Akt (K5a/E12) . . . . . . . Replik zum 5. Akt (K5a/E13) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Repliken, Notiz (K5a/E14) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Figurenliste, Konfigurationsplan, Dialogskizzen (K5a/E15–E17) . . Dialogskizzen zum 4. und 6. Bild (K5a/E18–E19) . . . . . . . . . Dialogskizzen zum 5. und 7. Bild (K5a/E20–E21) . . . . . . . . . Titelentwürfe (K5a/E22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dialogskizze zum 5. Bild (K5a/E23) . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (K5a/E24) . . . . . . . . . . . . . Dialogskizzen zum 4. Bild, Titelentwurf (K5a/E25–E26) . . . . . . Konfigurationsplan zum 5. Bild, Replik zum 6. Bild (K5a/E27–E28) Replik zum 5. Bild, Besetzungsliste, Titelentwürfe (K5a/E29–E31) . Titelentwürfe (K5a/E32) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Titelentwürfe (K5a/E33) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Besetzungsliste, Briefentwurf (K5a/E34–E35) . . . . . . . . . . .
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371 372 374 376 378 380 382 384 386 388 390 392 394 396 398 400 402 404 406 408 410 412
Konzeption 5b: Die Wiesenbraut . . . . . . . . . . Besetzungsliste, Dialogskizzen (K5b/E1–E2) . . . . Titelentwürfe (K5b/E3) . . . . . . . . . . . . . . Titelentwürfe (K5b/E4) . . . . . . . . . . . . . . Titelentwürfe (K5b/E5) . . . . . . . . . . . . . . Titelentwürfe (K5b/E6) . . . . . . . . . . . . . . Titelentwürfe, Besetzungslisten (K5b/E7–E8) . . . Titelentwürfe (K5b/E9) . . . . . . . . . . . . . . Exposé „Die Wiesenbraut“ (K5b/TS1) . . . . . . . Notizen, Motto (K5b/E10–E11) . . . . . . . . . . . Titelentwürfe und Besetzungslisten (K5b/E12) . . Besetzungsliste (K5b/E13) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Dialogs (K5b/TS2) Fragmentarische Fassung eines Dialogs (K5b/TS3) Fragmentarische Fassung eines Dialogs (K5b/TS4)
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415 416 418 420 422 424 426 428 431 432 434 436 438 439 440
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Inhalt (detailliert)
Fragmentarische Fassung eines Dialogs (K5b/TS5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Besetzungsliste (K5b/E14) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption 5c: Umarbeitungen der 117-Szenen-Fassung . . . . . Fassung der 83. Szene (K5c/TS1/A1) . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung der 83. Szene (K5c/TS1/A2) . . . . . . Fragmentarische Fassung der Szenen 106 bis 108 (K5c/TS2) . . . Fragmentarische Fassung der Szenen 116 und 117 (K5c/TS3/A1) Fragmentarische Fassung der Szenen 116 und 117 (K5c/TS3/A2) Fragmentarische Fassung der 115. Szene (K5c/TS4/A1) . . . . . Fragmentarische Fassung der 116. Szene (K5c/TS4/A2) . . . . . Fragmentarische Fassung der Szenen 113 bis 116 (K5c/TS4/A3) . Fassung der Szenen 113 bis 117 (neuer Schluss) (K5c/TS5) . . .
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441 442
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445 446 447 448 450 452 455 456 457 459
Kasimir und Karoline. Volksstück (Endfassung, emendiert) . . . . . . . . . . . . . . . .
463
Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
507
Chronologisches Verzeichnis Vorarbeit 1 . . . . . . . Vorarbeit 2 . . . . . . . Konzeption 1 . . . . . . Konzeption 2 . . . . . . Konzeption 3 . . . . . . Konzeption 4 . . . . . . Konzeption 5 . . . . . . Endfassung, emendiert .
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509 509 510 514 519 526 543 550 563
Simulationsgrafiken K3/TS7/A1–A11 . . K3/TS8/A1–A6 . . K3/TS10/A1–A13 . K3/TS12/A1–A14 . K3/TS13/A1–A7 . .
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565 566 567 568 569 570
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Editionsprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Textteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Genetisches Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.1 Diplomatische Transkription und Faksimile (Entwürfe) 1.1.2 Lineare Textkonstitutionen (Fassungen) . . . . . . . 1.1.3 Kritisch-genetischer Apparat . . . . . . . . . . . . . 1.2 Emendierter Text (Endfassung) . . . . . . . . . . . . . 2 Kommentarteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Chronologisches Verzeichnis . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Simulationsgrafiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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573 573 573 573 574 575 575 576 576 578
Siglen und Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
581
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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590
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