Ingenieurgeologie
Helmut Prinz
Roland StrauB
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Ingenieurgeologie g eu g I I 5., bearbeitete und erweiterte Auflage
Professor Dr. Helmut Prinz Stromberger StraBe 38 55411 Bingen
Dr. Roland Straug Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen De-Greiff-Strage 195 47803 Krefeld
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Springer ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media springer. de 5. Auflage 2011 © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
Spektrum Akademischer Verlag ist ein Imprint von Springer
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Das Werk einschlieSlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung augerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fiir Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Planung und Lektorat: Frank Wigger, Dr. Christoph Iven Satz: klartext, Heidelberg Umschlaggestaltung: SpieszDesign, Neu-Ulm Titelfotografie: alter Steinbruch Dorndorf (Werratal) in Sandsteinen der Bernburg- Foige (Unterer Buntsandstein) mit salzhangbedingten Zerrspalten. Foto: S. Schmidt/J. Wunderlich, Weimar. Fotos/Zeichnungen: von den Autoren, wenn nicht anders angegeben ISBN 978-3-8274-2472-3
Vorwor zur 5. A
Die vorliegende fiinfte Auflage ist in befruchtender Gemeinschaftsarbeit entstanden und zwar einerseits der gra6eren zur Verfugung stehenden Zeit eines Pensionars und andererseits dem aUtaglichen Zugang zu den Entwicklungen in der Praxis und der neueren Literatur. Auch diese Auflage liegt noch in der Umstellungsphase auf eine einheitliche europaische Normung, was auch wieder eine teilweise Doppelbehandlung sowohl nach den neuen Europanormen als auch nach den bisherigen nationalen Normen erfordert. Der bisherigen gro6en Resonanz entsprechend, soU auch diese funfte Auflage sowohl Studierenden als auch im Beruf stehenden Geowissenschaftlern und Bauingenieuren ein praxisnahes Wissen vermitteln und auch anderen, an beruflicher Weiterbildung interessierten Lesern als Einfiihrung in die ingenieurgeologisch-geotechnischen Untersuchungsmethoden und Problemlasungen sowie die spezieUen Bauweisen dienen. Wer sich intensiver mit speziellen Fragestellungen befassen muss, findet entsprechende Literaturhinweise.
lage
Die Autoren haben auch diesmal versucht, Fehler im Text und bei den Abbildungen maglichst zu vermeiden, was aber erfahrungsgema6 bei einem derartigen Umfang nie ganz maglich ist. Hinweise auf Fehler aller Art oder auch weiterfiihrende Anregungen sind deshalb immer willkommen. Unser besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr.lng. habil. R. Schwerter, Hochschule Zittau/ Garlitz, der freundlicherweise eine fachliche Durchsicht vorgenommen und viele Anregungen gegeben hat. Sehr zu danken haben wir auch den Herren Dr. S. Schmidt, Weimar und Dr. H.-M. Mabus, Freiburg i. Br. fur zahlreiche Anregungen sowie unseren Frauen, die den Zeitaufwand auch fur diese Dberarbeitung mit bewundernswerter Geduld ertragen haben. Bingen am Rhein und Krefeld im Dezember 20 lO Helmut Prinz Roland Strau6
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur 5. Auflage . . ........ . . . 1
Einleitung .................. .
1.1
Aufgabenstellung der Ingenieurgeologie .. . .. . ....... . Verbindlichkeit von Normen und Richtlinien, Baugrundrisiko ..... . Formelzeichen, Einheiten ....... .
1.2 1.3
2
2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 2.1.5 2.1.6 2.1.7 2.1.8 2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3
2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.4
2.4 2.4.1
Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung .. ... ........ . KorngroBe, Kornverteilung ..... . . Siebanalyse ... . .. .. .. ... ...... . . Sedimentationsanalyse ... .. .. .. .. . Sieb- und Sedimentationsanalyse . . . . Darstellung und Beschreibung der Kornfraktionen ............. . . . Kornungen als Handelsbegriff ..... . . Hydraulische Instabilitiit und Filter fur DriinmaBnahmen ... .. .... . ... . Filtersande und Filterkiese fur den Brunnenbau ...... ... .. . ........ . Aufbau und Eigenschaften der Tonminerale ...... .. . . . . .... . ... . Kalkgehalt, organische und andere Beimengungen . ... . . .. . . ...... . Kalkgehalt (Vea) . . .. . . ... ..... . .. . Organische Bestandteile (Vgl) ....... . Schwefelverbindungen . ....... .. . . . Das Drei-Stoff-System Boden und Fels . . . .. . .. . . ..... . ...... . Wassergehalt (w), Siittigungszahl (S,), Wasseraufnahmevermogen (wA) • • • • • • Korndichte bzw. Reindichte (Ps) ... . . . Dichte (p) und Wichte (r) . ......... . Porenanteil (n), Porenzahl (e), Porositiit ... .. ...... ... . .. .. .. . . Lagerungsdichte (D) ........... . Lagerungsdichte nichtbindiger Lockergesteine .... . ........... . .
v
2.4.2 2.5 2.6
2 5
2.6.1 2.6.2 2.6.3
7 9 9 9 10
2.6.4 2.6.5
2.6.6 11 14
2.6.7
15
2.6.8
19
2.6.9 2.6.10
19
22 22 23 24
2.6.11 2.7 2.7.1 2.7.2 2.7.3
24 2.7.4 24 27 27 30 31 31
2.7.5 2.7.6 2.8 2.8.1 2.8.2
Lagerungsdichte bindiger Lockergesteine, Proctorversuch. . . . . . . . . . . Zustandsform, Konsistenzgrenzen ........ . .. . .... .. . .... Verformungsverhalten, Druckund Zugfestigkeit . . . . . . . . . . . . . . . Grundlagen.. . ... . ........... . . . Wirkung des Wassers, Porenwasserdruck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spannungs-VerformungsBeziehungen .... ... . . ..... . . ... . Bodensteifigkeit, Steifemodul (Es), Zeitsetzungsverhalten . . . . . . . . . . . . . Verformungsmodul (Ev! und Bettungsmodul (ks ) aus dem Plattendruckversuch ... . . .. . ..... . .. .. . . . . . . California Bearing Ratio (CBR)Versuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Verformungsmodul (Ev! aus Bohrlochaufweitungsversuchen . . . . .. Diskussion der Verformungsmoduln des Gebirges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Primarspannungszustand..... ... .. Druckfestigkeit, Zugfestigkeit, Sprodigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Volumenzunahme durch Quellen . . . . . Scherfestigkeit. . . . . . . . . . . . . . . .. Grundlagen.. . .. . . ... .. . .. . .. ... Direkter Scherversuch mit vorgegebener Scherflache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konsolidierte triaxiale Kompressionsversuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Versuche zur Ermittlung der undriinierten Scherfestigkeit Cu • • • • • • • • • • GroBscherversuche . ........... . .. Diskussion der Scherfestigkeitsparameter (q>, c). . . . . . . . . . . . . . . . . . Durchlassigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . Durchlassigkeit von Lockergesteinen Durchliissigkeit von Fels . . . . . . . . . . .
32 33 37 37 38 40 41
45 47 48 48 50 56 64 66 66 68 70 71 73 74 80 81 82
VIII 2.8.3 2.8.4 2.8.5 2.8.6 2.8.7
3
3.1
3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4 3.2.5
3.3
3.3.1 3.3.2 3.3.3 3.3.4
3.4 3.4.1 3.4.2 3.4.3 3.4.4
3.4.5
4 4.1
4.2
Inhaltsverzeichnis
Laborversuche zur Ermittlung des k-Wertes ....................... 84 Feldversuche zur Ermittlung des k-Wertes ....................... 86 Durchlassigkeitsbeiwerte.......... 96 GrundwasserflieBparameter........ 99 Sickerwasser, Grundwasserneubildung, kapillare Steighohe (h k) • • • • • • • • • • •• 101
Beschreibung und Klassifikation von Boden und Fels fur bautechnische Zwecke ...................... 103 Benennung, Beschreibung und Klassifizierung von Boden und Fels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Gruppeneinteilung der Boden nach DIN 18 196 . . . . . . . . . . . . . . .. Grobkornige Boden. . . . . . . . . . . . . .. Gemischtkornige Boden ........... Feinkornige Boden. . . . . . . . . . . . . . .. Organische und organogene Boden. .. Aufgeschuttete Bodenarten. . . . . . . .. Beschreibung und Einstufung von Boden und Fels nach den ATV der VOB .... . . . . . . . . . . . . . .. Boden- und Felsklassen nach ATV DIN 18300, Erdarbeiten. . . . . . .. Boden- und Felsklassen fur Bohrarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Boden- und Felsklassen fUr Rohrvortriebsarbeiten . . . . . . . . . . . .. Sonstige Klassifizierungen nach ATV DIN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Beschreibung von Gestein und Gebirge (Fels) ..... . . . . . . . . . . . .. Gesteinsbeschreibung fUr bautechnische Zwecke ............ Beschreibung von Gebirge (Fels), Verwitterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Trennflachen und ihre Bedeutung. . .. Ausbildung und bruchmechanische Deutung von tektonischen Storungszonen. . . . . . . . . . . . . . . . . .. Obersicht uber die tektonischen GroBstrukturen in Deutschland. . . . ..
4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.2.5
4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.3
4.4 103
4.4.1
103 105 105 106 106 106
4.4.2 4.4.3 4.4.4 4.4.5 4.4.6
107
4.5
107
4.5.1 4.5.2
108 4.5.3 109
4.6
109
4.7
110
4.8 4.8.1 4.8.2 4.8.3 4.8.4
110 114 118
126
134 135 137 145 148 149 149 150 154 156 156 157 158 160 162 167 172 172 173 176 179 185 186 186 187 187 190
5
Einfuhrung in die Berechnungsverfahren fur Flachgrundungen und GeHindebruch ........... 193
5.1
Grundlagen .................... 193 Sicherheitsnachweise fUr Bauwerke ..................... 194 Sohldruckverteilung in Fundamentsohle ............... 197
130
Erkundungsmethoden ....... 133 Grundlagen und Erkundungsumfang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 133 Spezielle Arbeiten im Rahmen der Voruntersuchung . . . . . . . . . . .. 134
Geologische und ingenieurgeologische Karten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Gefahrenhinweis- und Risikokarten . .. Erdbebengefahrdung.............. Rezente tektonische Spannungen und Deformationen ............... Erkundung tektonischer Storungszonen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Indirekte Aufschlussmethoden ... Projektkartierungen, Luftbildauswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Oberflachengeophysikalische Feldmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Gasgeochemisches Monitoring. . . . .. Direkte Aufschlussmethoden . . . .. Zu beachtende gesetzliche Vorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Art und Umfang der Baugrunderkundung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Einteilung der Boden- und Gesteinsproben, Probenentnahmeverfahren. .. Schurfe, Untersuchungsschachte und -stollen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Bohrungen...................... Felduntersuchungen.............. Aufnahme von AufschlGssen (Schichtenverzeichnisse) ........ Aufnahme von SChurfen ........... Aufnahme von Bohrungen im Lockergestein ........................ . Aufnahme von Bohrungen im Fels ... . Erfassen der Grundwasserverhiiltnisse. . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Darstellen der Boden- und Felsarten ... . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Bohrlochmessungen. . . . . . . . . . .. Bohrlochsondierungen............. Bohrlochabweichungsmessungen.... Geophysikalische Bohrlochmessungen. Verschiebungsmessungen in Bohrlochern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
5.2 5.3
IX
Inhaltsverzeichnis
5.3.1 5.3.2 5.3.3 5.4 5.4.1 5.4.2 5.4.3 5.4.4 5.4.5 5.5 5.5.1 5.5.2 5.5.3 5.6 5.6.1 5.6.2 5.6.3
Mittige und ausmittige Beanspruchung von starren Einzelfundamenten . . . . .. 198 Linien- und Einzellasten auf Streifenfundamenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 200 Grundlagen des Bettungsmodulund Steifemodulverfahrens . . . . . . . .. 200
Nachweis der Tragfahigkeit von Flachengrundungen . . . . . . . . . . . .. 201 Gleitsicherheit (EQU) . . . . . . . . . . . . .. 201 Kippsicherheit (EQU) . . . . . . . . . . . . .. 201 Sicherheit gegen Aufschwimmen (UPL) .......................... 202 Hydraulischer Grundbruch. . . . . . . . .. 203 Grundbruchsicherheit............. 204
Sohldruckverteilung und Setzungen von Flachgrundungen ........... 205 Theorie der Sohldruckverteilung . . . .. 205 Sohldruckverteilung im Baugrund . . .. 206 Ermittlung der Setzungen von Streifen- und Einzelfundamenten. . . .. 206
Grundlagen fur die Ermittlung des Erddrucks . . . . . . . . . . . . . . . . .. 212 Erddruckarten................... 213 Wahl des Erddruckansatzes. . . . . . . .. 213 Bodenkennwerte fOr Erddruckberechnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
214
5.7
Standsicherheitsnachweise fUr Gelandebruch . . . . . . . . . . . . . . . . .. 215
5.7.1
Berechnungsmodelle und Sicherheiten ......................... Standsicherheit bei ebener Gleitflache ......................... Standsicherheit bei gebrochener Gleitflache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Standsicherheitsnachweis nach dem Lamellenverfahren. . . . . . . . . . .. Starrkorpermethode bzw. BlockgleitVerfahren ...................... Standsicherheit von Felsboschungen. Mechanische Wirkung des Wassers
5.7.2 5.7.3 5.7.4 5.7.5 5.7.6 5.7.7
6
6.1 6.2 6.2.1
215 217 218 219 220 221 224
Ursachen von Setzungen, zulassige Setzungsunterschiede, Risseschaden ............... 227 Setzungen und Setzungsunterschiede . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 227 Ursachen von Rissen und Bauwerksschaden .............. 229 Erhohung des Wassergehaltes. Wasserdurchstromung. . . . . . . . . . . .. 230
6.2.2 6.2.3 6.2.4
Grundwasserabsenkung und Wasserentzug durch Baume . . . . . . . . . . . . .. 230 Entnahme von Erdgas und Erdol . . . .. 234 Baugrundhebungen infolge Quellerscheinungen oder Kristallisationsdruck .......................... 234
6.2.5
Einfluss von Erschutterungen ....... 235
7
FlachengrGndung, Baugrundverbesserung
7.1
Prinzip der Flachengrundung, Fundamentarten . . . . . . . . . . . . . . .. Festlegung der Grundungstiefe ... Zulassiger Sohldruck in einfachen Hillen. . . . . . . . . . . . . . .. Konstruktive und baugrundverbessernde MaBnahmen . . . . . ..
7.2 7.3 7.4 7.4.1 7.4.2 7.4.3 7.4.4
7.4.5
8 8.1 8.1.1
8.1.2 8.2 8.2.1 8.2.2
8.2.3 8.2.4 8.2.5
Konstruktive MaBnahmen . . . . . . . . .. Abminderung des Sohldrucks . . . . . .. Mechanische Baugrundverbesserungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Baugrundverfestigung durch Einpressen von Suspensionen oder Losungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Dusenstrahlverfahren.............
241 241 241 242 244 244 245 245
248 253
PfahlgrGndung .............. 255 Einteilung und Tragverhalten der Pfahle ..................... 255 Tragverhalten der Pfahle . . . . . . . . . .. 255 Pfahlarten und Baustoffe. . . . . . . . . .. 256 Grundlagen der Pfahlbemessung 257 Ermittlung der Pfahltragfahigkeit durch Probebelastungen . . . . . . . . . .. Bemessungsverfahren fOr Bohrpfahle aus Erfahrungs- bzw. Tabellenwerten .................. Tragfahigkeit von Reibungspfahlen ... Horizontale Einwirkung auf Pfahle ... Negative Mantelreibung und Seitendruck auf Pfahle in weich en Boden. .. Tragfahigkeit von Pfahlgruppen . . . . ..
8.2.6 Rammpfahle ................... 8.3 8.3.1 Fertigpfahle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 8.3.2 Ortbetonrammpfahle. . . . . . . . . . . . .. Bohrpfahle .................... 8.4 8.4.1 Normalkalibrige Bohrpfahle . . . . . . . .. 8.4.2 GroBbohrpfahle . . . . . . . . . . . . . . . . .. 8.4.3 Pfahle mit kleinen Durchmessern . . ..
259
261 263 264 265 266 267 268 268 269 270 271 272
x 9
Schutz der Bauwerke vor Grundwasser .... . . . . . . . .
Grundwasserstande, Bemessungswasserstand . . . . . . . . Dranung von Bauwerken ........ . 9.2 9.3 Druckwasserhaltende Abdichtung von Bauwerken .. .. .. .. .. . . . . . .. 9.4 Dezentrale Regenwasserversickerung . .. . . . . . . . . ... . ... 9.5 Betonangreifende Wasser und Boden ........ ... ........ . 9.5.1 Entnahme und Untersuchung von Grundwasser- und Bodenproben . . . . . 9.5.2 Untersuchungsmethoden . ... . ..... 9.5.3 Betonaggressive Stoffe und ihre Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 9.5.4 Beurteilung der Aggressivitat. . . . . . . . 9.5.5 Bauliche SchutzmaBnahmen ...... . .
Inhaltsverzeichnis
12 Erdarbeiten .. .. .......... . . .. . . 275
9.1
10
Baugruben ... . ... . . . . ... . ...
10.1 10.2 10.3 10.3.1 10.3.2 10.3.3 10.3.4 10.3.5 10.4 10.4.1 10.4.2 10.4.3 10.5 10.5.1 10.5.2
275 277 278 279 280 280 282 282 285 285 287 287 288 288 289 290 290 291 292 292 293 294 294 296 296
Baugrubenaushub . .......... . .. Geboschte Baugruben . . . . . . . . . . . Baugrubenverbau . .... . . . . . . . . . . Tragerbohlwandverbau . . . .. . . ... . . Spundwandverbau . . . . . . . . . . . . . . .. Bohrpfahlwande. . . . . . . . . . . . . . . . . . Schlitzwande . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Sonderbauweisen . . .... .. . . . . . . .. Dichtwande . . .. . . . .. . .... .. . ... Dichtwande im Schlitzwandverfahren . Schmalwande. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sohldichtung von Baugruben .... ... Ankersicherung .. ........... ... Herstellung von Verpressankern .. . . . Ankersysteme von Verpressankern . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298 10.5.3 Prufung der Anker. . . . . . . . . . . . . . .. 299 10.5.4 Bemessung der Anker. . . . . . . . . . . .. 300
11
Wasserhaltung. . . . . . . . . . . . ..
11.1 11.2 11.3
Rechtliche Grundlagen. . . . . . . . . .. Offene Wasserhaltung .. . ... . .. . Grundwasserabsenkung mit Brunnen ..... .... ........ . . Grundwasserabsenkung mittels Vakuumverfahren . . . . . . . . . . . . . .. Elektroosmotische Entwasserung Berechnung einer Grundwasserabsenkung ...... .. ............ Grundwasserkommunikationsanlagen . . ... ..... ... ... . . .... .
11.4 11.5 11.6 11.7
303 303 305
12.1 Gewinnung und Forderung . .. . . .. 12.2 Einbau und Verdichtung . . ... . ... 12.2.1 Verdichtbarkeit der Boden- und Felsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 12.2.2 Verdichtungsgerate . ............ .. 12.2.3 Verdichtungsanforderungen nach ZTVE und RiL 836 . . . . . .. . . . . . . . . . 12.2.4 Verdichtungskontrollen . . . . . . . . . . .. 12.2.5 Vorbereiten der Dammaufstandsflache und Verdichten der Boschungsbereiche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.2.6 Hinterfullen und Oberschutten von Bauwerken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.3 Bodenverbesserung und Bodenverfestigung . . . . . . . . . . . . .. 12.3.1 Bodenverbesserung und Bodenverfestigung mit Kalk oder hydraulischen Bindemitteln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.3.2 Bodenverfestigung . . ........ ..... 12.3.3 Verbesserung der Tragfahigkeit und der hydraulischen Stabilitat durch Geokunststoffe .. . . . . . . . . . . . . . . .. 12.4 Frostwirkung ... .. .. ... .... . . .. . 12.4.1 Frostempfindlichkeit von Erdstoffen und Fels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 12.4.2 Tragschicht und Frostschutzschicht im StraBenbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.4.3 Bettung, Frostschutz- und Planumschutzschicht bei Gleisanlagen . . . . . .
13
Standsicherheit von Boschungen . .......... ... ...
13.1
Boschungsneigungen in Lockergesteinen . . . . . . . . . . . . . . . . Grobkornige Boden .... .. . ... .. . . . Feinkornige Boden .. . .......... . .. Gemischtkornige Boden. . . . . . . . . . .. Heterogene (geschichtete) Boden. . .. Aufgespulte Boden und Kippenboschungen ........... . .... ... . . Boschungen im Fels . . . . . . . . . . . .. Einfluss des Trennflachengefuges und der Frostbestandigkeit . . . . . . . . . Boschungsneigungen und Boschungsformen . . . . . . . . . . . . . . .. Herstellen von Felsboschungen . . . . .. SicherungsmaBnahmen .... . .... MaBnahmen beim Boschungsbau .... LebendverbaumaBnahmen ..... .. .. EntwasserungsmaBnahmen .. . . .. . ..
13.1.1 13.1.2 13.1.3 13.1.4 13.1 .5 13.2 13.2.1
306 13.2.2 309 310 311 313
13.2.3 13.3 13.3.1 13.3.2 13.3.3
315 317 319 320 321 322 324
326 327 328
328 330
330 334 334 335 336
339 340 340 340 341 341 342 342 342 343 345 345 346 348 349
Inhaltsverzeichnis Erfahrungswerte von Boschungsneigungen in den deutschen MiUelgebirgen ................. 13.4.1 Alte Gebirge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 13.4.2 Schichtgesteine ................. 13.4.3 Tertiare und quartare Gesteine, Braunkohletagebaue und Tagebaurestl6cher. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 13.5 Standsicherheit von Boschungen in Steine- und Erdenbetrieben . . ..
XI
15.3
13.4
349 350 350
351
15.3.1 15.3.2 15.3.3 15.3.4 15.3.5 15.3.6 15.4
353 15.5
14
Standsicherheit und Verformung von Dammen ................. 355
14.1 14.1.1 14.1.2 14.1.3 14.1.4
Standsicherheit von Dammen .... Grundbruchsicherheit............. Gleit- bzw. Spreizsicherheit ......... Sicherheit gegen B6schungsbruch ... Damme auf wenig tragfahigem Untergrund ..................... 14.2 Setzungen von Dammen auf tragfahigem Untergrund ....... .. 14.3 MaBnahmen zur Erhohung der Standsicherheit und Abminderung der Setzungen ..... 14.3.1 MaBnahmen bei der Dammschuttung. 14.3.2 Punkt - und streifenf6rmige Bodenstabilisierung . . . . . . . . . . . . . .. 14.3.3 Teilweiser oder volistandiger Bodenaustausch .. . . . . . . . . . . . . . ..
355 355 356 356
15
365 366 366
Rutschungen ................
15.1 Ursachen von Rutschungen ...... 15.1.1 Geologische Voraussetzungen. . . . . .. 15.1.2 Veranderungen der Neigung oder H6he eines Hanges bzw. einer B6schung . .. 15.1.3 Wirkung des Wassers .............. 15.1.4 Vegetation und menschliche Eingriffe. 15.2 Erkennungsmerkmale und Untersuchungsmethoden . . . . . . .. 15.2.1 Beschreibung der wichtigsten Begriffe einer Rutschung . . . . . . . . . .. 15.2.2 Erkennen von Rutschungen und Rutschhangen im Gelande. . . . . . . . .. 15.2.3 Lage- und h6henmaBige Aufnahme und Darstellung . . . . . . . . . . . . . . . . .. 15.2.4 Aufschlussarbeiten ... . . . . . . . . . . .. 15.2.5 Lagebestimmung der Gleitflache und Bewegungsmessungen . . . . . . . .. 15.2.6 Altersdatierung und Bewegungsablauf ..........................
357 358
360 360 361 363
15.5.1 15.5.2 15.5.3 15.5.4 15.5.5 15.5.6 15.6 15.6.1 15.6.2 15.6.3 15.6.4 15.6.5 15.6.6 15.6.7 15.6.8
391 395 396 398 398 399 401 401 403 404 406 407 410 412 414 416 419
Grundlagen fur die Bewertung von Oeponie- und Altlastenstandorten, FUichenrecycling, Bodenaushub sowie Bergbaufolgen . . . . . . . . . . . . . .. 421
16.1 16.2
Abfallrechtliche Grundlagen ...... Klassifikation der Abfallarten und Deponiekonzepte ........... Abfaliarten und Obertagedeponien ... Untertagedeponien . . . . . . . . . . . . . .. Deponieuntergrund.............. Standorterkundung ............... Wasserbewegung und Schadstofftransport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Untersuchung und Bewertung von Verdachtsflachen ........... Grundlagen .....................
370
374 376
16.2.1 16.2.2 16.3 16.3.1 16.3.2
378
16.4
380
16.4.1
371
384 384 386 386 387 388 391
16
367 367 369 369
Arten von Rutschungen, Klassifikation .................. Fallen.......................... Kippen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Gleiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Driften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. FlieBen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Komplexe Rutschungstypen. . . . . . . .. Berechnungsansatze und Diskussion der Scherparameter .. Vorbeugende MaBnahmen und Sanierung von Rutschungen . . . . .. Verbesserung bzw. Wiederhersteliung des B6schungsgleichgewichtes . . . . .. Oberflijchendranung . . . . . . . . . . . . .. Tiefdranung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Stabilisierung von Hangrutschungen .. Grundung von Bauwerken an rutschungsgefahrdeten Hangen. . . . .. Risikobewertung,Oberwachungsund Warnanlagen. . . . . . . . . . . . . . . .. Rutschungsanfallige Schichten ... Grundgebirge ................... Buntsandsteingebiete ............. Grenze R6tjMuscheikaik und Mittlerer / Oberer Muschelkalk. . . . . . . . . . . . . .. Keuper. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Jura ....... . ................... Kreide .... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Tertiar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Quartar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
421 423 423 424 426 428 430 438 438
XII
Inhaltsverzeichnis
16.4.2 Untersuchung und Gefahrdungsabschatzung .................... 440 16.5 F1achenrecycling ................ 445
16.6
Verwertung von Bodenaushub und Bauschutt ................. 446
16.6.1 16.6.2 16.6.3 16.6.4
Verwertungsgebot, Abfallarten . . . . .. Klassifikation der Abfallarten. . . . . . .. Untersuchungsumfang, Probennahme. Anforderungen an die Verwertung ....
16.7 16.7.1 16.7.2 16.7.3 16.7.4 16.7.5 16.7.6
446 447 448 449 Bergbaufolgen ................. 452 Zustandigkeit und Unterlagen der Bergbehorde . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 453 Gefahrdungsabschatzung und Risikobewertung . . . . . . . . . . . . . . . .. 454 Tagesnaher und oberflachennaher Bergbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 457 Tiefer Bergbau . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 459 Auswirkungen des Grubenwasseranstiegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 460 Methangasaustritte............... 462
17 Tunnelbau . ................... 463 17.1 Grundbergriffe des Tunnelbaus ... 463 17. 2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement ............ . 464 17.2.1 Erkundungsinhalte, Richtlinien ..... . 464 17.2.2 Risikomanagement und Gefahrdungsbilder ......................... . 17.2.3 Spezielle Erkundungsmethoden ..... . 17.2.4 Tunnelplanung in Karstgebieten ..... . 17.2.5 Erkundung und Auswirkungen der Grundwassersituation ......... . 17.2.6 Auftreten von Gasen im Gebirge .... . 17.2.7 Umweltbelastung ................ . 17.2.8 Ermittlung geotechnischer Kennwerte ..................... . 17.2.9 Losbarkeit und Erweichbarkeit .. . .. .
17.3 17.3.1 17.3.2 17.3.3
17.3.4
17.4
465 467
472 475
17.5
17.5.1 Lage, Richtung und Querschnitt des Hohlraumes, Bergschlaggefahrdung .. 17.5.2 Spannungszustand, Spannungsumlagerung, Gebirgsdruck ......... 17.5.3 Geotechnische Messungen und Verformungsverhalten bei Mittelgebirgstunneln . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 17.5.4 Verbundwirkung von Gebirge und Spritzbetonausbau. . . . . . . . . . . . . . .. 17.5.5 Bemessungsannahmen fiir die Tunnelstatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
17.6
514
Standfestigkeit und Tragverhalten des Gebirges .................. 516 517 519
525 532 536
Bauweisen .................... 545
17.6.1 Offene und halboffene Bauweisen .... 17.6.2 Konventioneller bergmannischer Vortrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 17.6.3 Teilschnittmaschinen.............. 17.6.4 Tunnelvortriebsmaschinen. . . . . . . . .. 17.6.5 Grabenloser Leitungsbau. . . . . . . . . ..
545 546 549 550 560
17.7 Ausbrucharbeiten .............. 563 17.7.1 Bagger und Sprengvortrieb . . . . . . . .. 563 17.7.2 Profilhaltung und Mehrausbruch . . . .. 565 17.8
Sicherungsarbeiten, Gebirgsvergutung ..................... 566
17.8.1 Spritzbetonausbau. . . . . . . . . . . . . . .. 17.8.2 Ankersicherung . . . . . . . . . . . . . . . . .. 17.8.3 Firstsicherung durch SpieBe, Dielen oder Schirme . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 17.8.4 Gebirgsvergiitung durch Injektionen .. 17.8.5 Gebirgsvergiitung durch Bodenvereisung ......................
567 569
18
Talsperrengeologie ... .......
579
18.1
Ingenieurgeologische Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 580
574 576 578
492 492
493 495 Gebirgsklassifizierung .......... . 500 Qualitative Gebirgsklassifizierung ... . 501 Quantitative Gebirgsklassifizierung .. 504 Gebirgsverhaltenstypen und Systemverhalten nach OGG-Richtlinie und SIA-Norm ...................... . 508 Darstellung und Wertung der Gebirgstypen bzw. -klassen .............. . 509
Ingenieurgeologische Baubetreuung ................. . 511
17.4.1 Ingenieurgeologisch-geotechnische Vortriebsdokumentation .......... .
17.4.2 Ingenieurgeologisches Nachtragsmanagement. . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
511
18.1.1 Voruntersuchungen fUr die Planung .. 580 18.1.2 Untersuchung fUr die BauausfUhrung . . . . . . . . . . . .. 580 18.1.3 Mitarbeit bei Bauausfiihrung, Probestau und Betrieb ................. 581 18.2 Spezielle Problemstellungen ..... 581 18.2.1 Durchlassigkeit des Untergrundes ... 582 18.2.2 Ermittlung der Sickerwasserverluste.. 586 18.2.3 Raumstellung der Wasser leitenden Elemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 586 18.2.4 Erosionsgetahrdung durch Sickerwasserstromung . . . . . . . . . . . . . . . .. 587
XIII
Inhaltsverzeichnis 18.2.5 Veranderlich feste oder erweichbare Gesteine. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 18.2.6 Erdbebensicherheit und induzierte Seismizitat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 18.2.7 Stauhaltungen in verkarstungsfahigen Gesteinen ...................... 18.2.8 Stabilitat der Hange. . . . . . . . . . . . . .. 18.3 Absperrbauwerke............... 18.3.1 Staumauern ..................... 18.3.2 Damme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 18.4 Untergrundabdichtung.......... 18.4.1 Horizontale Dichtungselemente ..... 18.4.2 Vertikale Dichtungswande. . . . . . . . .. 18.4.3 Injektionsschleier .............. ..
19 19.1 19.2
19.2.1 19.2.2 19.2.3 19.2.4 19.3 19.3.1 19.3.2 19.3.3
Bauen in Erdfallgebieten ....
Karstterminologie .............. Ursachen der Bodensenkungen und Erdfalle sowie ihre hauptsachliche Verbreitung ........... Karbonatkarst ................... Sulfatkarst ...................... Chloridkarst ..................... Erdfalle durch Erosions- und Suffosionserscheinungen .......... Ingenieurgeologische Untersuchungsmethoden ........ Geologisch-morphologische Verfahren ....................... Geophysikalische Messverfahren .... Geotechnische Untersuchungsverfahren .......................
589 589 590 592 593 593 594 597 598 598 599 605 606
608 608 611 619
19.4 Bautechnische MaBnahmen ...... 19.4.1 Schaden durch Senkungen und Erdfalle ........................ 19.4.2 Verbesserung des Untergrundes ..... 19.4.3 Konstruktive MaBnahmen .......... 19.4.4 Fruhwarneinrichtungen . . . . . . . . . . ..
20
Geotechnische Aspekte der Geothermie ..............
20.1
Grundlagen der Geothermie ................. Geothermischer Gradient. .......... Geothermische Erkundung ......... Geothermische Verfahren ........ Oberflachennahe geothermische Systeme ........................ Tiefe geothermische Systeme ... . ... Bergrechtliche und wasserrechtliche Grundlagen ....... . ... Bergrecht ................... . ... Wasserrecht. .................... Weitere umweltrechtliche Einflusse .......................
20.1.1 20.1.2 20.2 20.2.1 20.2.2 20.3 20.3.1 20.3.2 20.3.3
630 631 632 632 634
637 637 637 638 640 641 644 647 648 648 649
625
Literatur ...........................
651
626 628
Anhang ............................
697
629
Index ..............................
719
626
1
Ei lei ung
Ingenieurgeologie ist eine komplexe, interdisziplinare Wissenschaft, die das Verhalten von Lockerund Festgesteinen einzeln und im Gebirgsverband entsprechend den genetisch bedingten Materialeigenschaften im Hinblick auf eine ganzheitliche Losung von Ingenieur- und Umweltproblemen erforscht. Dabei handelt es sich in zunehmendem Mage urn Aufgaben, die heute nicht nur einen Generalisten, sondern einen Integralisten mit Problemlosungskompetenz und weitreichenden naturwissenschaftlichen und technischen Kenntnissen sowie der Bereitschaft zu einer interdisziplinaren Kooperation erfordern. Von einem Ingenieurgeologen moderner Pragung werden daher nicht nur fundierte Kenntnisse in den Natur- und Geowissenschaften vorausgesetzt, sondern auch Grundlagen der Boden- und Felsmechanik sowie die Fahigkeit zu zielorientierter Arbeit sowie zur Kommunikation und einer qualifizierten Teamarbeit. Unter Teamarbeit wird dabei eine offene und von wechselseitigem Respekt fur unterschiedliche Denkansatze gepragte Zusammenarbeit verstanden, urn die verschiedenen spezifischen Ansatze zur Problemlosung von vornherein berucksichtigen zu konnen.
1.1 Aufgabenstellung der Ingenieurgeologie Die Ergebnisse der ingenieurgeologischen Voruntersuchungen bilden in der Regel die entscheidende Grundlage fur die weitergehenden Planungs- und Ingenieurleistungen und zwar nicht nur wahrend der Bearbeitungszeit, sondern teilweise auch noch in der Betriebsphase (Langzeitsicherheit, Kontrollmessungen). Dabei ist es notig, die erforderlichen Erkundungsmagnahmen von vornherein aufgrund von FeldbeobachH. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
tungen oder Erfahrungen aus Aufgaben in vergleichbarer geologischer Situation einzugrenzen. In einer fruhen Phase der Projektbearbeitung erkennt der Ingenieurgeologe am besten, auf welche geotechnischen Einzelheiten und genetischen Zusammenhange es bei der Beurteilung des Untergrundes bzw. des Gebirges mit seinen erdgeschichtlich bedingten Problembereichen und Schwachstellen ankommt und er muss diese vorausschauend ansprechen. Daruber hinaus muss er immer bemuht sein, sich einen Oberblick uber den Stand der wissenschaftlichen Diskussion zu verschaffen und uberlegen, welche geowissenschaftlichen Spezialdisziplinen zur Losung bestimmter Probleme beitragen konnen. Die Ingenieurgeologie steht heute vor erheblichen Veranderungen nicht nur hinsichtlich der Folgen der Umstrukturierung von den bisherigen Diplom-Studiengangen zu den zweistufigen Bachelor- und Masterabschlussen sowie auch den kunftigen Weiterbildungsprogrammen. Dazu kommen weiterhin die Diskussion urn die Abgrenzung hauptsachlich wirtschaftlicher Einzelinteressen in der Geotechnik, sowie auch urn die Entwicklungen auf europaischer Ebene, angefangen bei der Normung uber die Ausbildung bis hin zur Niederlassungsfreiheit (Lit. s. BOCK 2004). Ein derzeit viel diskutiertes Thema sind auch die Georisiken, d. h. das Erfassen und Bewerten der von Naturereignissen ausgehenden Gefahren. Ein weiteres relativ neues Arbeitsgebiet ist die Geothermie, die wie viele Bereiche der Ingenieurgeologie fachubergreifend behandelt werden muss. Diesen Erweiterungen mussten aus Platzgrunden die Ausfuhrungen uber Deponietechnik und die Bewertung von Altlasten zum Opfer fallen, die teilweise an Aktualitat verloren haben. Diese Aufgaben erfordern von einem Ingenieurgeologen nicht nur ein lineares, dem Prinzip von Ursache und Wirkung geltendes Denken, sondern eine rationale und intuitive Denkweise
2
entsprechend der Vernetzung und dem z. T. scheinbaren Chaos naturlicher Zusammenhange. Der Ingenieurgeologe muss versuchen, die zunachst meist unvollstandigen Einzelinformationen zu verdichten, urn logische Strukturen und geotechnische Zusammenhange zu erkennen. Dazu gehort auch, Daten und Messergebnisse schwachstellenbewusst zu interpretieren und die Erkenntnisse umzusetzen. Treten in den Losungsansatzen bei der Suche nach dem kausalen Zusammenhang Widerspruche auf, so muss geprUft werden, ob es sich hierbei einfach urn Fehler handelt, die es zu beseitigen gilt, oder urn eine Chance fUr Neuerkenntnisse. Der Ingenieurgeologe muss sich daruber hinaus bemuhen, seine Ergebnisse exakt und anschaulich vereinfacht auszudrucken und zu quantifizieren. Bei Anwendung von Rechenmodellen muss der Ingenieurgeologe auf eine entsprechende Realitatsnahe der Modellvorstellung achten und darauf drangen, dass diese durch baubegleitende Messungen und Ruckrechnungen uberpruft wird. Der enorme Zuwachs an Wissen in den gesamten Geowissenschaften und in der Geotechnik ist nur durch computergestutzte Arbeitsmethoden zu beherrschen. Mit kommerziellen Programmsystemen auf PC-Basis konnen zwar Auswertungen mit vertretbarem Aufwand vorgenommen und Berechnungen optimiert werden, fUr grundsatzliche Ideen und analytisch-naturwissenschaftliches Uberdenken der Zusammenhange ist man aber nach wie vor auf das Denkvermogen des Bearbeiters angewiesen. Urn diesem Aufgabenspektrum einigermaBen gerecht zu werden, wird nicht nur auf abgesicherte naturwissenschaftliche und geotechnische Zusammenhange eingegangen, sondern vielfach auch auf die wissenschaftliche Diskussion geowissenschaftlicher Fragestellungen verwiesen. Die Anwendung solcher Hypothesen erfordert im Einzelfall vertiefendes Literaturstudium und sorgfaltiges Abwagen der Zusammenhange. Besonderer Wert muss auch auf die Kenntnis der einschlagigen Klassifikationen, Normen und Richtlinien gelegt werden, auch wenn diese inzwischen viel zu umfangreich sind und insgesamt eine deutliche Uberregulierung nicht zu ubersehen ist, wodurch das Erfahrungswissen zunehmend unterbewertet wird. IngenieurmaBige Berechnungsansatze werden nur einfUhrend und zum Verstandnis der Zusam-
1 Einieitung
menhange gebracht. Daruber hinaus wird auf die einschlagigen Normen verwiesen. 1m Vordergrund der ingenieurgeologischen Arbeit stehen der Aufbau eines auf das Bauwerk bezogenen geologischen Modells mit dem Boden- bzw. Felsinventar (einschlieBlich der Parameter) sowie den genetisch bedingten geologischen Risiken und nicht die Berechnungsverfahren selbst. Da der begrenzte Umfang des Buches eine strenge Beschrankung erfordert, wird geologisches Grundlagenwissen vorausgesetzt. Ebenso wird auf Rechenbeispiele verzichtet und auch die verschiedenen Versuche konnen nur im Grundsatz, nicht aber in der VersuchsdurchfUhrung und Auswertung besprochen werden. Diese Beschrankung betrifft auch das inzwischen zu umfangreich gewordene Literaturverzeichnis, so dass hinsichtlich der alteren Literatur (etwa vor 1990) im Wesentlichen auf die dritte Auflage verwiesen werden muss.
1.2 Verbindlichkeit von Normen und Richtlinien, Baugrundrisiko Die nationalen Normen (DIN, ONORM, SIA bzw. SN) werden zunehmend durch Euronormen (Eurocodes, EC) des Europaischen Komitees fUr Normung (CEN) bzw. durch ISO-Normen ersetzt. Grundgedanke der Eurocodes war, eine europaweit einheitliche Ausgangslage fUr die Berechnungs- und Bemessungsnormen im Bauwesen zu erreichen. Die neuen europaischen Einzelnormen werden als EN bzw. in Zusammenarbeit mit der Internationalen Organisation fUr Normung (ISO) als EN ISO bezeichnet. Die deutschen Fassungen erhalten zunachst den Zusatz (D). Den Status einer Nationalen Norm erreichen die Europaischen Normen durch VerOffentlichung des identischen Textes als DIN EN bzw. DIN EN ISO, wobei Definitionen oder Festlegungen aus bisherigen DIN-Normen, die keinen Eingang in die internationale Normung gefunden haben, in einem Nationalen Anhang (NA, National Annex) ausgelagert werden. Der Nationale Anhang darf nur Informationen uber Verfahren und KenngroBen enthalten, die in der Euronorm eigens der nationalen Festlegung vorbehalten
1.2 Verbindlichkeit von Normen und Richtlinien, Baugrundrisiko
sind. Die technischen Verfahren (z. B. Laborversuche) werden kiinftig in unternormativen Technical Specifications (TS) behandelt (z. B. DIN ISO/TS 17 892-1 bis 12, welche die Normenreihe DIN 18 121 bis 18 137 ersetzen sollen). In der derzeitigen Umstellungsphase von den bisherigen nationalen Normen auf die Euronormen und ihren nationalen Erganzungen ist es schwierig, mit dem Stand der VerOffentlichung neuer Normen und Normenentwiirfe Schritt zu halten. Redaktionsschluss fUr den Bearbeitungsstand dieser Auflage war Marz 2011. Die grundlegende europiiische GeotechnikNorm, Ee 7: Entwurf, Berechnung und Bemessung in der Geotechnik - Teil 1: Allgemeine Regeln, liegt in deutscher Fassung seit 2005 als DIN EN 1997-1 vor. Die nationale Fassung enthalt den vollstandigen Text der Euronorm. Sie stellt eine Rahmennorm dar, in der z. B. drei Nachweisverfahren fiir die geotechnische Bemessung zur Wahl gestellt werden. Urn die Euronorm in den Mitgliedstaaten praktisch anwendbar zu machen, werden in einem Nationalen Anhang (DIN EN 1997-1/NA) die in Deutschland anzuwendenden Nachweisverfahren und die zugehorigen Teilsicherheitswerte festgelegt ( s. VOGT et al. 2006; SCHUPPENER et al. 2008). Dariiber hinaus wird die bisher giiltige DIN 1054: 2005 iiberarbeitet und alle Festlegungen gestrichen, die schon in dem EC 7-1 enthalten sind. Die neue DIN 1054-101 (E 2009) enthalt nur erganzende Regelungen zur DIN EN 1997-1 und ist nur mit dieser und dem Nationalen Anhang DIN EN 1997-l/NA (E 2009) anwendbar. Beide sollen Ende 2010 als Norm veroffentlicht werden. Ab dem Ende der Koexistenzperiode (2010) besteht das betreffende deutsche Normenwerk dann aus drei Dokumenten, der DIN EN 1997-1 :2009, dem Nationalen Anhang DIN EN 1997-1/NA und der Erganzungsnorm DIN 1054-neu. In diese Norm sollen auch Teile der bisherigen DIN 4020:2003 iibernommen werden. Eine ahnliche Regelung gilt fiir Teil2 der EC 7 "Erkundung und Untersuchung des Baugrunds", die seit 2007 in deutscher Fassung als DIN EN 1997-2 vorliegt. Das endgiiltige Normenwerk besteht ebenfalls aus der DIN EN 1997-2, dem Nationalen Anhang DIN EN 1997-2/NA und einer iiberarbeiteten DIN 4020 "Erganzende Regelungen zur DIN EN 1997-2". Zu diesen Standardnormen zur Erkundung und Untersuchung
3
des Baugrunds gehoren dann noch eine Reihe von Einzelnormen, auf die in den jeweiligen Abschnitten eingegangen wird. Der Verbreitung des Buches entsprechend werden im Anhang auch die Osterreichischen und Schweizer Geotechnik-Normen (O-Norm; SIA bzw. SN) aufgelistet, soweit die Titel zur Verfiigung standen. Die entsprechenden europaischen Normen werden in Osterreich unter den Bezeichnungen ONORM EN ISO bzw. ONORM EN oder ONORM CEN ISO/TS gefiihrt und entsprechen den im Anhang genannten Dokumentnummern. In der Schweiz sind die entsprechenden Bezeichnungen SN EN bzw. SN EN ISO. Informativ wird auch auf weitere europaische Geotechniknormen verwiesen, wie die BS = British Standard, die DFG = Dansk Geotechnisk Forening, die NEN = Nederlande Norm, die NF = Norm Francaise und die SS = Svensk Standard. Das Baurecht ist in der Bundesrepublik Deutschland im Wesentlichen Landesrecht. Normen sind zunachst privatrechtliche, allgemein anerkannte Regeln der Technik, die durch Aufnahme in die Musterliste der Technischen Baubestimmungen und Offentliche Bekanntmachung in den einzelnen Bundeslandern zu bauaufsichtlich eingefiihrten Technischen Regeln werden. Sie sind, trotz der teilweisen Dberregulie rung, schon aus juristischen Griinden bei allen entsprechenden Arbeiten zu beachten (s. a. KUNTSCHE 2009). Einschrankend muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass die Normen nur zum Zeitpunkt der jeweiligen Ausgabe dem Stand der Technik entsprechen. Der Anwender handelt dariiber hinaus immer in eigener Verantwortung. Auger den Normen gibt es noch eine Reihe weiterer privatrechtlicher technischer Regelwerke (Richtlinien, Merkblatter, Empfehlungen) die in der Ingenieurgeologie zu beachten sind. Augerdem sei auf weitere technische Regelwerke fUr das Stragenwesen, den Bauvorschriften und Richtlinien der Deutschen Bahn AG sowie den Empfehlungen der Arbeitskreise Baugruben (EAB) bzw. Ufereinfassungen (EAU) verwiesen. Bei den allgemein anerkannten Regeln der Technik handelt es sich urn im Bauwesen iibliche wissenschaftlich -technische und handwerkliche Erfahrungen, die generell als bekannt, richtig und notwendig zu bezeichnen sind. 1m Konfliktfall bedarf es zur Rechtsprechung der Aufklarung durch einen anerkannten Sachverstandigen.
4
Anerkannte Regeln der Technik sind z. B. DIN-Normen, EN-Normen, ISO-Normen einschlagige gesetzliche Baubestimmungen eingefuhrte Technische Baubestimmungen Merkblatter und Richtlinien Zulassungen fUr neue Bauverfahren Unfa11verhutungsvorschriften. Die anerkannten Regeln unterliegen einem standigen Anpassungsprozess, woraus sich fur a11e am Bau Beteiligten die Notwendigkeit zur Fortund Weiterbildung ergibt. Ein Baugrundgutachten ist eine normengerechte, sachverstandige Ste11ungnahme, welche die Vielgestaltigkeit des Baugrundes in eine bauwerksbezogene Mode11vorste11ung bringen sol1, mit der im Rahmen der anerkannten technischen Regeln und einem gewissen Ermessensspielraum eine hinreichend gesicherte technische Bearbeitung einer Bauaufgabe erfolgen kann. Hinweise fUr Gliederung und Inhalt von Baugrundgutachten finden sich in DIN EN 1997-1, Abs. 3.4 und in dem FGSV-Merkblatt M GUB 04. Das Gutachten muss daruber hinaus erkennen lassen, welche Tatsachen zugrunde gelegt sind und aus welchen Grunden bestimmte Annahmen yom Gutachter getroffen werden. Der Ingenieurgeologe ist in der Praxis sehr oft auf solche Annahmen angewiesen, er sollte aber ihre Aussagekraft aufzeigen und allgemein verstandlich darlegen (s. DIN 4020). Fur die spatere Verantwortlichkeit stellt sich dabei die Frage, wieweit solche pauschalen Hinweise, die nicht durch Bohrungen belegt bzw. ohne konkrete Lokalisierung sind, vertragsrelevant sein konnen. Ein Baugrundgutachten kann nicht immer sichere Aussagen uber die komplexe Materie Baugrund enthalten, sondem immer nur begrenzt nachvollziehbare Wahrscheinlichkeitsaussagen (s. DIN 4020). Dem Baugrundgutachter kann wider fachlichem Erwarten und zwischen sorgfaltig, entsprechend der einschlagigen Normen angesetzten und ausgewerteten Aufschlussen angetroffener problematischer Baugrund nicht angelastet werden. Der Baugrund wird in der deutschen Rechtsprechung als Baustoff betrachtet, der yom Auftraggeber zur VerfUgung gestellt wird (ENGLERT 2006). Das Baugrundrisiko liegt deshalb in Deutschland beim Bauherm. Diese Haftung gilt auch fUr Schaden, die bei Bauarbeiten von einem
1 Einleitung
Grundstuck ausgehen, es sei denn der Grundstiickseigentiimer hat einen Riickgriffsanspruch gegenuber Dritten. Ein echtes Baugrundrisiko liegt vor, wenn trotz den Regeln der Technik entsprechender Erkundung der Baugrundverhaltnisse und trotz ErfU11ung a11er Prufungs- und Hinweispflichten seitens des BauausfUhrenden doch Abweichungen von den erkundeten Bodenund Grundwasserverhaltnissen auftreten, die zu Leistungsanderungen, Bauverzogerungen oder gar Bauschaden fUhren. Diese unabwendbaren Umstande gehen immer zu Lasten des Auftraggebers (s. Abschn. 17.4.2). Ein unechtes oder allgemeines Baugrundrisiko ist gegeben, wenn die Boden- und Grundwasserverhaltnisse nicht ausreichend erkundet waren oder die Ausschreibung unzureichend war (§ 9 VOB/ A), aber seitens des Auftragnehmers gegen die offenkundigen Mangel in der Ausschreibung keine Bedenken angemeldet wurden (s. a. Abschn. 17.4.2). Das unechte Baugrundrisiko trifft nach der Rechtssprechung immer dann den Auftragnehmer, wenn bei gebotener Oberprufung der Ausschreibung offenkundige Fehler und Lucken hatten erkannt und damit ein unechtes Baugrundrisiko hatte verhindert werden k6nnen (ENGLERT 2002; 2006). In den Landem der Europaischen Union ist die Behandlung des Baugrundrisikos unterschiedlich. Die deutsche Rechtsordnung findet sich mit gewissen Ausnahmeregelungen im osterreichischen Recht sowie in den Niederlanden wieder. In Uindem wie Frankreich, Spanien, Belgien und GroBbritannien steht das Baugrundrisiko primar im Verantwortungsbereich des Auftragnehmers und bedarf einer vertraglichen Regelung. Die Berufsbezeichnung Sachverstiindiger ist in Deutschland weder rechtlich geschutzt noch in Rechtsnormen prazisiert. Vorausgesetzt werden entsprechende Sachkunde, Erfahrung und Objektivitat. Unterschieden werden die in speziellen Bereichen "Anerkannten Sachverstandigen" nach dem Bauordnungsrecht (z. B. der Lander-Sachverstandigen-Ordnung fur Erd- und GrundbauSEGVO) bzw. die "Offentlich bestellten und vereidigten Sachverstandigen" gem. § 38 GWO. Streng genommen darf ein vereidigter Sachverstandiger als solcher kein gerichtliches Gutachten erstellen, das nicht sein Sachgebiet betrifft, fUr das er vereidigt ist. Hinzu kommen dann noch die im "Verzeichnis der anerkannten Sachverstandigen fUr
5
1.3 Formelzeichen, Einheiten
Erd- und Grundbau" der Bundesingenieurkammer genannten Personen sowie Fachplaner und Priifingenieure bzw. Priifsachverstandige nach MBa. Seit Ende der 1990er Jahre werden auch "Sachverstandige nach § 18 Bundes-Bodenschutzgesetz" (BBodSchG, s. Abschn. 16) gefiihrt, die einen Sachkundenachweis in verschiedenen Teilbereichen der Altlasten vor der zustandigen Industrie- und Handelskammer ablegen miissen. Zu den Aufgaben eines Sachverstandigen gehoren in der Regel Schiedsgutachten, Bauschadensgutachten, Wertgutachten und ggf. weitere Gutachtenthemen. Bei Beweissicherungsverfahren ist zwischen gesetzlicher, d. h. gerichtlich beauftragter Beweissicherung zu unterscheiden, bei welcher der benannte Beweissicherungsgutachter gleichzeitig Gerichtsgutachter ist, und einer privatrechtlichen Beweissicherung. 1m Streitfall kann der privat beauftragte Beweissicherungsgutachter yom Gericht als sachverstandiger Zeuge geMrt werden, das Gericht wird aber in der Regel einen zusatzlichen Gerichtsgutachter bestellen.
1
1.3 Formelzeichen, Einheiten In der vorliegenden Auflage werden die in den Eurocodes (EN 1990:2002) vereinheitlichten Begriffe, Formelzeichen und Einheiten verwendet, die weitestgehend den internationalen SI -Einheiten entsprechen: Kraft in kN Masse in kg Moment in kNm Dichte in kg/mJ Wichte in kN/mJ Spannung, Druck, Festigkeit und Steifigkeit in kN/m 2(kPa), MN/m2 (MPa) Durchlassigkeit in m/ s. In den nationalen Normen werden auch kiinftig nur die Einheiten kN/m 2 und MN/m2 benutzt. Dariiber hinaus werden in dieser Auflage noch folgende Einheiten verwendet: K (Kelvin) bzw. mK (Millikelvin), MaBeinheit fiir Temperaturdifferenzen, wobei 1 K ~ 1 °C Bq (Becquerel), MaBeinheit fiir die Aktivitat einer radioaktiven Substanz mit! Bq = 1 Atomzerfall pro Sekunde; 1 MBq = 1 Million Bq
TabeUe 1.1 Umrechnung aus alten Einheiten fUr Flachenlasten, Spannungen, Festigkeiten und Drucke (at = Atmosphare, N = Newton, Pa = Pascal, p = pond, WS = Wassersaule). gesetzliche Einheiten
alte Einheiten kpjmZ mmWS
Mpjm2 mWS
kpjcmZ at, bar
kpjmm 2
Njm2 Pa
kNjml kPa
GPa
0,1 10 10
100
100
1000
0,1
10
1000
100
10
0,1
1000
100
10
1000
100
10
1000
10
100
100
1000
1000
0,1
6
1 Einleitung
Tabelle 1.2 SI-Einheiten fUr Teile des Vielfachen und Dezimalstellen mit Bezeichnungen. Vielfaches
mathem. Zeichen
Bruchteil
math em. Zeichen
10' - 1000
Tausend
k - kilo
10 '
1 Tausendstel
m - milli
10" - 1000000
Million
M - Mega
10 •
1 Millionstel
fl - Mikro
10" - 1000000000
Milliarde
G - Giga
10
1 Milliardstel
n - Nano
Darcy bzw. Millidarcy (mD), MaBeinheit fUr die Permeabilitat von Gesteinen 1 Darcy =0,98697 ' 10 12 m 2 Gon, in der Markscheiderei verwendete Einheit als 1/100 eines rechten Winkels (1 gon = 0,9°) Ftir eine gelegentlich noch erforderliche Umrechnung aus alten Einheiten und Dimensionen dient
~
die Tabelle 1.1. In Tabelle 1.2 sind die dezimalen Teile und die Teile des Vielfachen der SI-Einheiten sowie ihre Bezeichnung und die mathematischen Vorsatzzeichen zusammengestellt. Die Tabelle l.3 gibt eine Dbersicht tiber die Verhaltniszahlen der mit den heutigen Analysemethoden feststellbaren Spuren umweltrelevanter chemischer Stoffe.
Tabelle 1.3 Verhiiltniszahlen der mit den hochempfindlichen Analysemethoden feststellbaren Massenbruchteile.
1 Prozent ist 1 Teil von hundert Teilen
10 Gramm pro Kilogramm
109/kg
1 Promille ist 1 Teil von Tausend Teilen
1 Gramm pro Kilogramm
1 g/kg
1 ppm (part per million) ist 1 Teil von 1 Million Teilen
1 Milligramm (mg) pro Kilogramm
0,001 g/kg (10 ' )
1 ppb (part per billion) ist 1 Tei! von 1 Milliarde Teilen (b - billion; eng!. fiir Milliarde)
1 Mikrogramm (lJg) pro Kilogramm
0,000001 g/kg (10 .)
1 ppt (part per trillion) ist 1 Tei! von 1 Billion Teilen (t - trillion; engl. fUr Billion)
1 Nanogramm (ng) pro Kilogramm 0,000000001 g/kg (10 9)
1 ppq (part per quadrillion) ist 1 Teil von 1 Billiarde Teilen (q - quadrillion; engl. fUr Billiarde)
1 Picogramm (pg) pro Kilogramm
0,000000000001 g/kg
(10 12)
2
de und felsmechaI e h Bodennische I<ennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung lu un u
Fur bautechnische Zwecke werden Festgestein und Lockergestein bzw. Fels und Boden unterschieden. Zwischen beiden treten, bedingt durch unterschiedliche Verwitterung oder gelegentliche Verfestigung, zahlreiehe Ubergange auf. Der Begriff "Boden" wird hier im bautechnischen Sinn als Sammelbezeichnung alIer Lockergesteine und von lockergesteinsartig verwitterten Festgesteinen gebraucht. Dieser von der bodenkundlichen Begriffswelt abweichenden Definition steht heute auch noch die umfassende Definition im Sinne des "Bodenschutzes" gegenuber (s. Abschn. 16.1). Eine ahnlich umfassende Definition wird in den einschlagigen Normen (DIN 4020, DIN 1054 : 2005) auch fur den Begriff Baugrund verwendet. Danach ist Baugrund gewachsener oder geschutteter Boden oder Fels, einschliemich Grundwasser und etwaiger Kontaminationen, auf den eine bauliche Anlage gegrundet bzw. in den eine solche Anlage eingebettet wird. Nach DIN EN 1997-1 ist Baugrund "Boden, Fels und AuffulIung, die vor Beginn der BaumaBnahme vor Ort vorhanden waren". Nach der Rechtsprechung ist Baugrund der gesamte Teil der unter der Erdoberflache liegenden Boden- und Felsschiehten, einschliemieh Grundwasser und der dort befindlichen, auch nieht durch die Natur entstandenen Einschlusse alIer Art (ENGLERT 2006). Eine Unterscheidung in Baugrund im Einflussbereich einer baulichen Anlage und dem (tieferen) Untergrund wird weder in den Normen noch in der Rechtssprechung getroffen. Bei der Behandlung von Festgesteinen muss streng unterschieden werden zwischen Gestein und Fels bzw. Gebirge. Das Gestein in der GroBenordnung einzelner Kluftkorper besitzt ganz andere Eigenschaften als der Fels im Gebirgsverband, der von Trennflachen verschiedener Art durchsetzt ist. Fels ist in der Regel inhomogen, d. h. er hat nieht in jedem Punkt die gleiehen H. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
Eigenschaften, und er ist in hohem MaBe anisotrop, was bedeutet, dass diese auch richtungsabhangig sind. Die boden- und gesteinsphysikalischen Eigenschaften werden in weitgehend genormten Labor- oder Feldversuchen ermittelt und zahlenmaBig durch Kennzahlen ausgedruckt. Das Untersuchungsprogramm ist darauf abzustelIen, dass die wesentlichen Kennwerte, die den Entwurf, die Baugrubensicherung und das Bauverfahren sowie die Kosten beeinflussen, im Baugrundgutachten angegeben werden konnen. Dabei werden vier Hauptgruppen von Versuchen unterschieden, namlich Versuche zur Bestimmung und Klassifizierung der Bodenart: KorngroBe, Kornverteilung FlieBgrenze, AusrolIgrenze, Schrumpfgrenze Plastizitiitszahl Kalkgehalt, organische und andere Beimengungen Tonmineralogie zur Bestimmung der Zustandsform: Wassergehalt Diehte Porenanteil, Porenzahl Lagerungsdiehte, Konsistenz zur Bestimmung des Verhaltens bei mechanischer Beanspruchung: Bodensteifigkeit (Verformbarkeit) Druckfestigkeit, Zugfestigkeit, Sprodigkeit Scherfestigkeit und zur Bestimmung des Verhaltens bei hydraulischer Beanspruchung: Durchlassigkeit. Nach DIN EN 1997-2 werden fiinfverschiedene Arten von Bodenproben unterschieden, gestorte,
8
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
ungestorte, aufgearbeitete (durchwalkte), wiederhergestellte und aufbereitete bzw. rekonsolidierte Proben (s. Abschn. 4.4.3). Die Untersuchung der Kornverteilung, der Korndichte, des Wassergehaltes, der Konsistenzzahlen, des Wasseraufnahmevermogens, des Kalkgehaltes und des Gliihverlustes erfolgt an strukturgestorten Proben. Zur Ermittlung der Dichte, des Porenanteils bzw. der Porenzahl, der Verformbarkeit und der Festigkeit sowie der DurchHissigkeit und der kapillaren Steighohe sind ungestorte Bodenproben bzw. rissefreie Kernstiicke erforderlich. Dabei muss man sich dariiber im Klaren sein, dass es wirklich ungestorte Proben praktisch nicht geben kann. Die Proben sind von der Entnahme iiber den Transport bis zum Einbau in die Versuchseinrichtung unvermeidlichen Einwirkungen ausgesetzt, welche ihre Struktur und auch den Wassergehalt merkbar verandern konnen. Weiche Boden sind sehr empfindlich gegen Erschiitterungen jeder Art und weisen oft keine ausreichende Festigkeit fiir die Herstellung von Teilproben auf. Bei halbfesten Boden kann es sowohl bei der Entnahme als auch beim Einbau zu Auflockerungen kommen, wodurch die Ergebnisse von Festigkeitswerten zu niedrig ausfallen konnen. Als Indexversuche werden einfache Versuche bezeichnet, die einen ersten Anhalt iiber eine Boden- bzw. Felseigenschaft liefern, die aber nieht zwingend einen reprasentativen Kennwert darstellen (DIN EN 1997-2). Bei der Ermittlung der Eigenschaften und Kennwerte von Lockergesteinen sind zahlreiche Richtlinien und Normen zu beachten. Fiir die Durchfiihrung der einzelnen Labor- und Feldversuche an Boden gelten die Grundsatznorm DIN EN 1997-2 sowie derzeit noch die Normenreihe 18121 bis 18137, die kiinftig durch die derzeitigen Vornormen der Reihe DIN ISOITS 17 892-1 bis -12 ersetzt werden sollen. Fiir Feldversuche gilt die Normenreihe DIN EN ISO 22476-1 bis -13. Fiir Versuche an Festgesteinen und im Fels gelten die Richtlinien des Arbeitskreises "Versuchstechnik Fels" der DGGT. Diese Empfehlungen erscheinen in zwangloser Reihenfolge (1979 bis 2010 die Nr. 1 bis 21) in der Fachzeitschrift "Die Bautechnik". Die Empfehlungen, die geotechnische Messungen zum Inhalt haben, sollen kiinftig durch die Normenreihe 4017 erganzt bzw. ersetzt werden (s. Anhang). Die Loseblattsammlung "Technische Priifvorschriften fiir
Boden und Fels im StraBenbau" (TP BF StB) enthalt sowohl die fachbezogenen Normen als auch die Empfehlungen ,Yersuchstechnik Fels" sowie dariiber hinausgehende spezielle Priifverfahren des Erdbaus (s. Anhang). Als weitere Grundlage fiir gesteinstechnische Versuche konnen die ISRM-Empfehlungen herangezogen werden. Eine tabellarische Dbersieht iiber aIle Laborversuche an Boden- und Gesteinsproben sowie auch die entsprechenden Feldversuche enthalt auch DIN 4020, Beiblatt 1 (2003) Tab. 7 bis 10. Laborversuche konnen die Bedingungen, wie sie in der Natur anzutreffen sind, in vielen Fallen, so besonders im Fels, nicht oder nur unvollstandig erfassen. Die Ergebnisse von Laborversuchen sind in solchen Fallen durch entsprechende Feldversuche unter natiirlichen Bedingungen oder durch groBraumige 1: 1-Versuche in Schachten oder Stollen zu iiberpriifen. Urn den Erwartungen der Praxis gerecht zu werden, sind in den einzelnen Abschnitten dieses Buches nach Moglichkeit Erfahrungswerte ffir Kennziffern von Boden bzw. Gesteinen und Fels zusammengestellt. Solche Kennziffern sind naturgemaB im Einzelfall von lokalen Umstanden und anderen Faktoren abhangig, so dass die mitgeteilten Werte nur allgemeine Giiltigkeit haben und projektbezogene Einzelbestimmungen nieht ersetzen konnen. Eine Zusammenstellung charakteristischer Bodenkennziffern enthalt auch DIN 1055-2 (E 2007). Die nachfolgende Beschreibung der Laborversuche kann nur im Grundsatz, nieht aber in der detaillierten Versuchsdurchfiihrung und Auswertung erfolgen. Dafiir wird auf die einschlagigen Normen und auf die Spezialliteratur verwiesen. Dariiber hinaus besteht zunehmend der Trend zu einer automatischen Versuchsauswertung und Datendokumentation. Fiir eine Weiterverarbeitung der Daten muss dabei allerdings auf eine Kompatibilitat der Datensysteme geachtet werden. Derzeit ist, auch im Zusammenhang mit einer starkeren Betonung von ortlichen Erfahrungen in der Geotechniknorm DIN EN 1997-1 (2009), der Aufbau einer deutschlandweiten Kennwertdatenbank von Ergebnissen bodenund felsmechanischer Laborversuche in einer Pilotphase, die spater von moglichst vielen Instituten beschickt und genutzt werden soIl. Zu jedem Kennwert eines Versuchs sollen angegeben werden, Ortlichkeit, Probenkennzeiehnung, Ent-
9
2.1 Korngr6Be, Kornverteilung
nahmestelle und -tiefe, Datum und das untersuchende Institut sowie Angaben zur Zuverlassligkeit der Ergebnisse (SCHUPPENER et a1. 2008).
Thermometer '-.
Messmarke bei 1000 em 3
2.1 KorngroBe, Kornverteilung Die Korngro6e (d) und Kornverteilung sind ein Ma6stab fur die Einteilung und Benennung der mineralischen Lockergesteine. Der Anteil der Korngro6en wird in Prozent der Gesamttrockenmasse angegeben. Die Verfahren und Gerate zur Ermittlung der Korngro6enverteilung sind in DIN 18123, Korngro6enverteilung (1996, E 20ID), bzw. der Vornorm DIN ISO/TS 17 892-4 festgelegt. Korngro6en uber 0,063 mm (Sand, Kies) werden durch Siebung, Korngro6en unter 0,125 mm durch Sedimentation ermittelt.
Araometer
>--
Die Probenmengen fur die Siebanalyse betragen je nach geschatztem Gro6tkorn 150 g bis 2 kg. Bei Boden ohne oder mit nur sehr geringen Feinanteilen <0,063 mm wird die sog. Trockensiebung angewendet und zwar meist mit Analysensiebmaschinen mit dreidimensionaler Siebbewegung und automatischer Amplitudensteuerung, die reproduzierbare Ergebnisse gewahrleisten. Bei Boden mit Ton- und Schluffanteilen wird nach vorherigem Trocknen und Wiegen die Probe aufgeschlammt und die Feinanteile durch ein Feinsieb mit der Maschenweite 0,063 mm (oder 0,125 mm) gewaschen (Nasssiebung). Der Siebruckstand wird getrocknet und normal gesiebt, yom Siebdurchgang wird entweder nur die Trockenmasse bestimmt oder es wird eine Sedimentationsanalyse angeschlossen.
2.1.2 Sedimentationsanalyse Die Korngro6enverteilung der Kornanteile unter 0,125 mm wird in der Bodenmechanik nach dem Arliometerverfahren ermittelt. Das Araometer-
Skala
... E E
-
a II)
...
y~
2.1.1 Siebanalyse
_.
./
I·
60mm
20 bis 50 9 Boden mit destilliertem Wasser gemiseht (Suspension)
.
Glaszylinder mit 1000 em 3 Inhalt Schrotkorner (Blei)
bereits abgesetzte IBodenteilchen
"
'I
Abb. 2.1 Messzylinder fUr Sedimentationsanalysen.
prinzip (Abb. 2.1) beruht darauf, dass verschieden gro6e Korner in einer Aufschlammung mit unterschiedlicher Geschwindigkeit absinken (Sedimentation). Der Zusammenhang zwischen Korngro6e, Kornwichte und Sinkgeschwindigkeit wird durch das Stoke'sche Gesetz angegeben. Die Methode bringt keine Trennung nach Korngro6en, sondern nach einheitlichen Korndurchmess ern. Die Korndichte wird dabei als einheitlich vorausgesetzt. Versuchsdurchfuhrung und Auswertung erfolgen nach DIN 18123 bzw. der Vornorm DIN ISO/TS 17892-4. Die Probenmengen betragen bei sandhaltigen Boden rd. 75 g, sonst 30 bis 50 g. Zur Verhinderung von Koagulation (Flockenbildung) bei der Sedimentation wird als Dispergierungsmittel 0,5 g Natriumpyrophosphat (Na4 PP7' 10 H20) zugegeben. Besonders anfallig fur Flockenbildung sind gelhaltige Boden vulkanischer Herkunft und solche mit Humusanteilen. Bei Humusgehalten uber 1,5 % muss en die organ is chen Bestandteile vorab durch Oxidation
2
10
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
mit 15%-igem HP2 zerstort werden. Ab Humusgehalten von etwa 15 % versagt auch dieses Verfahren. Bei Boden mit Karbonatgehalten > 10 % wird, urn Fehlbestimmungen der KorngroBenverteilung durch Karbonatfallung zu vermeiden, das Probenmaterial mit Hydrochlorsaure bzw. 1 N HCI-Saure entkarbonatet. Die Bestimmung der Trockenmasse darf bei bindigen Boden nicht durch Trocknen vor dem Versuch erfolgen, sondern durch vorherige Probenteilung bzw. nach dem neuen DIN -Entwurf durch Tauchwagung. Bei Trocknungstemperaturen uber 100°C kommt es besonders bei Montmorillonit -Mixed -Layer-Tonmineralen zu einer Teilchenagglomeration und es ist nachher kaum noch moglich, eine Dispergierung bis hin zur Primarkornverteilung zu erreichen. Man erhalt einen erhohten Schluffkornanteil > 0,06 mm, wobei deutlich unzerteilte Tonaggregate zu beobachten sind. Der bei der Sedimentationsanalyse physikalisch -mechanisch bestimmte Feinstkornanteil < 0,002 mm (2 flm) entspricht haufig nicht dem rontgendiffraktometrisch ermittelten Tonmineralanteil, da sich nur die chemisch aktiven Tonminerale, wie z. B. Montmorillonit und auch Illit in der Fraktion < 0,002 mm wiederfinden, wahrend sich viele Primarkristallite, wie glimmerahnliche Illite, z. T. auch Kaolinit, Chlorit und besonders Feldspate in der Fraktion zwischen 0,002 mm und 0,0063 mm anreichern (SCHICK et al. 2003). Fur Kornverteilungsanalysen von stark uberkonsolidierten Tonen oder Tongesteinen besteht keine einheitliche Regelung. Die schonende Nasssiebung gibt mehr einen Anhalt uber den Verwitterungsgrad als eine Aussage uber den Feinkornanteil des Gesteins. In der Laborpraxis sind folgende Aufbereitungsmethoden ublich: 24 Stunden Einweichen und schonendes Zerdrucken von Tonsteinbrockchen sowie gegebenenfalls 6 bis 8 Stun den Schutteln oder Ruhren 2 Wochen Einweichen und Behandlung wie vor Morsern der Tonsteinproben, mehrtagiges Einweichen und schonendes Zerdrucken oder Ruhren. Je nach Festigkeit bzw. Bindemittel der Tonsteinproben ergeben sich hierbei sehr unterschiedliche K6rnungslinien und Tongehalte.
Untersuchungen mit dem Rasterelektronenmikroskop (REM) haben gezeigt, dass in vielen Fallen ein hoher Anteil von nicht zerlegten Tonmineralaggregaten in der Schluff- und Sandfraktion verbleiben. Diese Aggregate lassen sich durch eine 5 bis 30 Minuten lange Behandlung mit dem Ultraschall-Schwingstab weitgehend zerlegen. Urn zu vermeiden, dass hierbei schon eine Zerstorung groBerer Tonminerale stattfindet, sind Versuchsreihen und eine Kontrolle mit dem REM zweckmaBig. Einen anderen Weg gehen BONSCH & LEMPP (2004). Durch wiederholte Trocknung bei 40°C und Wiederbefeuchtung findet ein zunehmender Zerfall der Tonsteinaggregate statt und die Kornungslinien verschieben sich zunehmend zu den feinen Kornfraktionen. Mit jedem weiteren Zerfallsvorgang wird der Unterschied zwischen den Kornverteilungslinien geringer, wobei die Kuryen einen annahernd parallelen Verlauf zeigen. Die letzte Linie durfte weitestgehend der sog. primaren Kornverteilung entsprechen, d. h. der tatsachlichen Kornung bei der Sedimentation. Urn eine Kornverteilungsanalyse von Tonsteinmaterial bewerten zu konnen, muss auf jeden Fall die Probenaufbereitung angegeben werden. Inwieweit es bei mergeligen bzw. kalkigen Gesteinen zweckmaBig ist, karbonatische Bindemittel durch Saurebehandlung zu "zerstoren", hangt letztlich von der Aufgabenstellung abo Ais schonende Saurebehandlung empfehlen KOHLER & WEWER (1980) die mehrmalige Behandlung mit einer O,l-molaren Losung Ethylendiamintetraessigsaure (EDTE, Titriplex® O. a.). Durch Auflosung des Bindemittels wird das Ausgangsgestein verandert.
2.1.3 Sieb- und Sedimentationsanalyse Bei einem Feinkornanteil < 0,063 mm von weniger als 10 % (bis 20 %) wird meist nur eine Siebanalyse durchgefuhrt. Dementsprechend wird bei einem bindigen Boden mit einem Sandanteil von weniger als 20% ebenfalls nur eine Sedimentationsanalyse vorgenommen, gegebenenfalls mit anschlieBender Siebung der groben Kornanteile. 1st dagegen der Anteil der Korner > 0,063 mm (Sand) gr6Ber als 20 % der Trockenmasse, so
11
2.1 Korngr6Be, Kornverteilung
mussen die groben Kornanteile vor der Sedimentation durch Nasssieben abgetrennt werden.
Schluff, stark tonig, schwach feinsandig mit 30 % Ton, 60 % Schluff, 10 % Sand und 0 % Kies = 3610 (bzw. weiter unterteilt in 3.321.100.0); s. Nr. 10 der Abb. 2.2 Kiessand mit 0 % Ton, 0 % Schluff, 50 % Sand und 50% Kies =0055 (0.0.023.410); s. Nr. 5 der Abb. 2.2.
2.1.4 Darstellung und Beschreibung der Kornfraktionen
Die Neigung der Kornungslinie gibt die Gleichkornigkeit bzw. Ungleichkornigkeit eines Bodens an, die fur verschiedene Bodeneigenschaften, z. B. die Verdichtbarkeit, von Bedeutung ist (s. Abschn. 12.2). Der zahlenma:Bige Ausdruck dafur ist die Ungleichkornigkeitszahl
Die Verteilung der Kornfraktionen wird in der Regel als Kornnngslinie, auch Korngro:Benverteilung genannt, dargestellt. Die Kornungslinie wird als Summenkurve in einfach logarithmischem Ma:Bstab (Logarithmus zur Basis 10) aufgetragen, wodurch auch die kleinen Kornfraktionen entsprechend zur Gehung kommen (Abb. 2.2). Bei der Darstellung einzelner Kornungslinien ortsublicher Bodenarten kann es von Vorteil sein, obere und untere Grenzlinien fur die Korngro:Benverteilung anzugeben. Naturliche Boden sind Gemische der einzelnen Fraktionen, wobei Haupt- und Nebenanteile unterschieden werden. Bei der Bodenansprache werden die Nebenanteile in der Reihenfolge ihrer Bedeutung dem Hauptanteil als Adjektiv nachgestellt und zwar als stark - wenn Nebenanteile > 30 % schwach - wenn Nebenanteile < 15%
Dabei sind d60 und dlo die Korngro:Ben in mm, bei denen die Summenkurve die 60 % bzw. 10%Linie schneidet. Als Grenzwerte gelten nach DIN 18 196 (2006):
fein
100 80
60
Schluff mittel grob
Ton
/
V
40 f-"
~
/
.-----
,
@j
,;.-®,' ,
,
-
20
-::-.
.'
/
--
0.001 0.002
,7.,
~77
/' '1
0.006
/
;: /
<$> ,I ~
L®
, ,/
(9)(8
.--;"'
Sand mittel
fein
/
,'I -- f'
//
-- j
Y J"'l - --- '-r:- V ./ / V
eng gestuft
Cu <6
(steil verlaufend)
mittel gestuft
Cu
(miiBig steil verlaufend)
weit gestuft
Cu > 15
-
Kies mittel
fein
/'
-:1
/
0/ '/
~
--~
0.06
0.2
0.6
2.0
V'
V
6.0
Korngror?e [mm) Abb. 2.2 Beispiele von K6rnungslinien typischer Bodenarten.
- 20
-
6-15
(1) (2) (3) (4) (5) (6)
grob
..-;;:..- /'
/
.j/'
0.02
Cu > 6
bzw. nach EN ISO 14688-2 (2004):
grob
SD'
CU < 6
weit gestuft (W]
Die prozentualen Anteile der Korngruppen der Kornungslinie ergeben auf 10 % aufgerundet und durch 10 dividiert die Kornkennziffer. Als Beispiel seien hier zwei Bodenarten aus Abb. 2.2 angefuhrt:
%
IE)
eng gestuft
60
(flach verlaufend)
Fein-/Mittelsand (TerWir) Feinsand (Tertiar) Flugsand (Holozan) Flusssand, nass gebaggert Kiessand Hochterrassenkiese (Pleistozan) (7) Verwitterungslehm, steinigsandig (iihnlich auch Geschiebelehm) (8) Loss (9) Losslehm (10) Lehm, tonig (Schluff, stark tonig, leicht feinsandig) (11) Ton, stark schluffig (Tertiar) (12) Ton, schluffig (TerWir)
12
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
Grobkornige kohiisionslose Bodenarten sind Boden aus Kies und/oder Sand mit weniger als 10 % Feinbestandteilen. Sie werden bis zu einer Beimengung von 5 % Schluff und Ton noch als reine Sande und Kiese bezeichnet (DIN 1054 und DIN 18196). Zwischen den einzelnen Kornern treten normalerweise keine Anziehungskrafte auf. Der Ubergang von den nichtbindigen zu den bindigen Boden liegt im Schluffbereich und zwar hauptsachlich bei den KorngroBen 0,02 bis 0,006 mm (Mittelschluff). Hier beginnt sich das Wasserbindevermogen starker bemerkbar zu machen, obwohl es sich bei der gesamten Schlufffraktion noch weitgehend urn zerkleinerte Gesteinskorner, meist Quarz und Feldspat, handelt. Die feinkornigen oder bindigen Bodenarten bestehen nach der Definition der DIN ISO/TS 17 892-4 aus mehr als 40 % Feinkorn und teilweise Sand, aber nur wenig bis keine Kiesanteile. Sie bestehen immer aus einer Mischung der Tonund Schlufffraktionen mit unterschiedlichem Anteil groberer Kornfraktionen. Die Ton- und Schlufffraktion besteht meist aus Quarz, Feldspat, Glimmer, Tonmineralen und loslichen Komponenten, wie Karbonaten. Das Verhalten dieser Boden wird bestimmt von der Plastizitat, der geringen Durchlassigkeit, den Schrumpfund Quelleigenschaften, dem Konsolidierungsverhalten sowie ihrem Ruckhaltepotenzial. Gemischtkornige Boden bestehen nach DIN ISO/TS 17892-4 aus Kies und Sand mit mehr als 10 % Feinkorn. Nach der Definition nach DIN 18 196 handelt es sich urn Sand und Kies mit einem Anteil von 5 bis 40 % Ton und Schluff. Je nach Anteil der einzelnen Kornfraktionen ist das
Zur Kennzeichnung der Krummung der Kornungslinie dient die Kriimmungszahl Cc :
Nach EN ISO 14688-2 weisen eng gestufte Boden eine Krummungszahl < 1 und weit gestufte eine soiche von 1-3 auf. Eine andere Kennzeichnung der geometrischen Form der KorngroBenverteilungslinie, wie sie fUr hydraulische Fragen verwendet wird, bringt HEIBAUM (2007, darin Lit.): linear = gleichmamger Kurvenverlauf zwischen diS und dss ausfallgekornt = Zwischenkornungen fehlen und die Linie ist unterhalb d30 flach aufwartskonkav = Kornungslinie ist unterhalb d30 flach, steigt dann aber steil an. Die Benennung der mineralischen Lockergesteine erfolgt nur nach KorngroBen, unabhangig vom Material und der Kornform. Die reinen Bodenarten sind in Tab. 2.1 zusammengestellt. Die geologischen Begriffe Psephite fur die KorngroBengruppe 20 bis 200 mm, Psammite fur 0,06 bis 2,0 mm und Pelite fUr <0,06 mm sowie Silt anstelle von Schluff werden im Bauwesen nicht verwendet. Bei den groberen Kornfraktionen werden nur bei Bedarf die Kornform (kubisch, flachplattig, langlich-stangelig) und der Rundungsgrad (scharfkantig, kantig, kantengerundet, angerundet, gerundet, gut gerundet) angesprochen. Insgesamt werden drei Hauptgruppen von Bodenarten unterschieden (Abb. 2.3):
%
iron
100
fein
Schluff mittel grob
~t I
110<_'
(_ _ vemaa...,
20
Abb. 2.3 Bereichsgrenzen fOr rolliges und bindiges Verhalten.
0,001 0.002
0.006
--,
---
0.02
Kies mittel
fein
f- ->gem und ooI>gem
-!
I
-
40
I
grob
___ V (G _BerOlCh 2
80 60 r--
Sand mittel
fein
/
0.06
I I
../ 0,2
/
0.6
KorngroBe (mm]
/
/""
grob
~
/'"
80<_3
(rollogeo _
... ,
/
2,0
6.0
20
60
2.1 Korngr6Be, Kornverteilung
13
Tabelle 2.1 Zusammenstellung der Korngr6Bengrenzen der reinen Bodenarten mit Vergleichsgr6Ben. Steine (Gerolle) Kies
Sand
Schluff
Gber63 mm grob
20 bis 63 mm
mittel
6,3 bis 20 mm
fein
2 bis 6,3 mm
Gber StreichholzkopfgroBe
grob
0,6 bis 2 mm
Gber GrobgrieBgr6Be
mittel
0,2 bis 0,6 mm
GrieBgroBe
fein
0,063 bis 0,2 mm
Einzelkorner noch erkennbar
grob
0,02 bis 0,063 mm
mittel
0,006 bis 0,002 mm
Einzelk6rner mit bloBem Auge nicht mehr erkennbar
fein
0,002 bis 0,006 mm
Ton
unter 0,002 mm
bautechnische Verhalten solcher Mischboden vorwiegend roHig oder bindig (Abschn. 2.7.4). Bereits ein Anteil von nur 5 bis 10 % Ton - und Feinschluff gibt einem Boden leicht bindige Eigenschaften, wie z. B. eine merkbare Wasserempfindlichkeit bei Verdichtungsarbeiten (s. Abschn. 12.2.1). Ab 15 bis 20% Ton und Schluffzeigen Boden deutlich bindiges Verhalten (Abb. 2.3). Ab diesem Grenzwert besteht in der Regel kein Korn-auf-Korn-Stiitzgeriist der Grobfraktion mehr, was sich auf die Eigenschaften des
Bodens mehr oder weniger deutlich auswirkt. Die DIN 1054 zieht diese Grenze bei > 15% Feinkornanteil < 0,063 mm. Die Einstufung gemischtkorniger Boden erfolgt gemaB DIN 18196 nach den Massenanteilen im Grobkornbereich (> 40 % tiber 2 mm) und einem entsprechenden Feinkornanteil < 0,063mm von 5-15% bzw. 15-40% (s. Tab. 3.1). Gemischtkornige Boden sind weit verbreitet. Typische MischbOden sind Verwitterungs- bzw. Solifluktions- oder Hangschuttbildungen der ver-
Tabelle 2.2 Einteilung des Buntsandstein-Hangschuttes nach ingenieurgeologischen Gesichtspunkten. Ausgangsgestein
Stratigraphische Einheit
Einteilung des BuntsandsteinHangschutts
Sandstein, einzelne Tonsteinlagen (Tst < 10 %)
Teile der Soiling-Foige (S), des Hardegsener Sandsteins (H,s), des Dethfurter Sandsteins (D,s) und des Volpriehausener Sand steins (V,s)
sandig-kiesiger Mischboden bzw. Hangschutt (Ton- und Schluffanteil < 8 %)
sandsteinreiche Wechselfolge (Tst < 30 %)
Teile der S-Folge, der Basissandsteine und der Wechselfolgen (insbesondere H,st; D,st)
tonsteinreiche Wechselfolge (Tst > 30 %)
Teile der Wechselfolgen, insbesondere H,st; D,st; V,st; Bernburg-Foige (suBE)
schwach oder stark tonig-schluffiger, gemischtkorniger Sand- bzw. Kiesboden mit Steinen bzw. schwach oder stark tonig-schluffiger, sandig-kiesiger Hangschutt mit Steinen (Too- und Schluffaoteil 8-20 % oder 20-40 %)
Tonstein, wenig Sandsteinlagen
Dethfurt-Ton (D,t), Rot-Foige (R6)
bindige (feinkornige) MischbOden bzw. tonig-schluffig-sandiger Hangschutt mit Ton- und Sandsteinbrockchen (Ton- und Schluffanteil > 40 %)
2
14
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
schiedenen geologischen Formationen, wie sie in Tab. 2.2 fUr die Buntsandsteinfolgen beispielhaft zusammengestellt sind, sowie vor allen Dingen viele Geschiebemergel und Geschiebelehme. Dunnschichtige, mehrfache Wechsel verschiedenartiger Bodenarten, die aus praktischen Grunden zusammengefasst werden mussen, werden nach EN ISO 14688-1 als Wechsellagerungen von Mischboden bezeichnet. Fur Boden vulkanischer Entstehung enthalt diese Norm eine eigene Einteilung (Tuff, vulkanischer Sand, Schlacke, Bims, Lapilli, Bomben).
2.1.5 Kornungen als Handelsbegriff Die Lieferkornungen des Baustoffhandels sind in der Regel auf die Technischen Lieferbedingungen
fur Gesteinskornungen im StraBenbau (TL Gestein-StB 04) abgestimmt, die fur ungebrochene Mineralstoffe mit DIN EN 12620, Zuschlag fur Beton, ubereinstimmen. Folgende naturlichen Mineralstoffe werden unterschieden (s. a. Tab. 2.3):
ungebrochene Mineralstoffe (Natursand und Kies) gebrochene Mineralstoffe (Brechsand, Splitt und Schotter). Weiterhin werden unterschieden: Lieferkornungen nach einzelnen Korngruppen bzw. Korngemische aus zwei oder mehreren benachbarten Korngruppen Grubensand bzw. -kies oder Flusssand bzw. -kies (Material, wie es bei der Gewinnung anf
Tabelle 2.3 Korngruppen nach TL Gestein-StB (2004) sowie von Recyclingmaterial. Die Zahlen geben die Korngr6Ben in mm an. Natursand, Kies
Schotter, Splitt, Brechsand
Edelsplitt, Edelbrechsand, Fuller
Recycling-Baustoffe, industrielle Nebenprodukte
Natursand
0/2
Splitt
5/11
Fuller
0/0,09
Frostschutzmaterial
0/16 0/32
Kies
2/4
Splitt
11/22
Edelbrechsand
0/2
Kies
4/8
Splitt
22/32
Edelsplitt
2/5
Schottermaterial
32/0berkorn
Kies
8/16
Schotter
32/45
Edelsplitt
5/8
Hochofenschlacke
0/300
Kies
16/32
Schotter
45/56
Edelsplitt
8/11
Schlackengranulat
2/20
Kies
32/63
BrechsandSplittGemisch
0/5
Edelsplitt
11/16
Flugasche
0/1
Gemisch
0/32
Edelsplitt
16/22
Mullverbrennungsasche
0/120
Gemisch
0/56
SchotterGemisch
32/56
2.1 KorngroBe, Kornverteilung
Der Anteil < 0,063 darf bei Kies bzw. Splitt je nach Korngruppe 1 bis 3 % nicht uberschreiten. Recycling-Baustoffe und andere industrielle Nebenprodukte sind ebenfalls in entsprechenden Regelwerken des StraBenbaus erfasst (s. Merkblatt uber die Wiederverwertung von mineralischen Baustoffen als Recycling -Baustoffe im StraBenbau - MRC, 2002). Die gebrauchlichen Lieferprogramme fur Kies und Sand sind: Filterkies fur DranmaBnahmen 0-8 2-8 8-16 0-16 2-16 8-32 0-32 2-32 16-32 Frostschutzmaterial gemaB der ZTVE/StB 09 gepruft nach RG Min-StB 93 0-32 0-45 Material fur Planumsschutzschichten gemaB Rahmenvertrag mit der Deutschen Bahn 0-32 0-56 Die im Abfallrecht (s. Abschn. 16.6.1) festgeschriebenen Ziele einer umweltschonenden Wiederverwertung von Recydingmaterial aus Baureststoffen und industriellen Nebenprodukten setzen gemaB MRC-02 voraus den Nachweis bautechnischer Eignung und den Nachweis wasserwirtschaftlicher Vertraglichkeit. Fur die Kornung von Gleisschotter der Deutschen Bahn AG gelten deren Technische Lieferbedingungen fur Gleisschotter und DIN EN 13450. Die Kornungen von Gleisschotter werden mit Quadratlochsieben ermittelt. Die Lieferkornung ist 22,4-63 mm. Bei der Aufbereitung von Altschotter fallen die Fraktionen aufbereiteter Altschotter (22,4-63 mm) und Siebruckstande «22,4 mm) an, die im Regelfall etwa 25% betragen (s. d. Richtlinie 880. 4010 "Verwertung von Altschotter" von 2003). Altschotter kann auBer der stofflichen Verschmutzung auch chemische Belastungen aufweisen (s. Abschn. 16.6.3).
15
2.1.6 Hydraulische I nstabilitat und Filter fur DranmaBnahmen Unter dem Begriff hydraulische Instabilitat werden die Vorgange der Suffosion, Erosion und Kolmation zusammengefasst (s. PERZLMAIER & HASELSTEINER 2006). Dabei geraten bei Durchsickerung Bodenpartikel in Bewegung oder werden durch das flieBende Wasser mitgerissen und abtransportiert (s. Abschn. 18.2.4). Diese Wechselwirkung des Systems Boden - Wasser kann in zwei Gruppen unterteilt werden: Korntransport im Innern eines durchstromten Bodens infolge Sickerwasser- bzw. Porenwasserstromung, wofiir die Begriffe Suffosion sowie innere Erosion, Kontakterosion und auch Fugenerosion verwendet werden Anstromung der Bodenoberflache, was dem Phanomen der auBeren Erosion und der Kolkbildung entspricht. Bei der Suffosion werden aus einem Erdstoff durch Wasserbewegung selektiv Feinteile erodiert, ohne die Matr}x aus groberen Kornern zu storen. Der Vorgang fiihrt zu einer VergroBerung der Porenraums und der Durchlassigkeit. Die Suffosion wird unterteilt in innere, auBere und Kontaktsuffosion (Abb. 2.4). Bei fortschreitender Suffosion konnen nach einer gewissen Reaktionszeit Sackungen unterschiedlichen AusmaBes eintreten. Eine Erosion beginnt meist ruckschreitend, wobei der Partikeltransport beim Austritt der Durchsickerung an einer freien Oberflache beginnt. Ais besonders erosionsanfallig gelten locker gelagerte, gleichkornige Fein- und Mittelsande und Sand-Schluff-Gemische (SU) mit einer Plastizitatszahl Ip = < 7. Bei schwach bindigen, sandigen Schluffen (z. B. Loss, s. Abschn. 19.2.4) sowie in schluffigen Sanden mit einem Feinkornanteil > 15 % kommt es zu einer Umstrukturierung des Bodes oder zur Ausbildung von z. T. stabilen Erosionskanalen. Diese bilden sich besonders in kleinraumig wechselnden Sedimentabfolgen mit nur dunnen Lagen erhOhter Durchlassigkeit, z. T. auch an Kluftflachen. Bei nicht uber langere Zeit standfesten Erosionskanalen kann es, ggf. zeitlich versetzt, zu kleinen Setzungstrichtern oder flachen Setzungsmulden kommen.
2
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
16
2
r------------ -
I
L. -
~
I
-_._
¥-
-
J
J
I -_ I
1' a) innere Suffosion
haben und keine konzentrierte hydraulische Belastung (z. B. an einer Leckage) vorliegt. Als anfallig gelten in der Regel gleichkornige grobschluffig-feinsandige Boden und weit gestufte Boden mit aufwartskonkaver Kornungslinie sowie intermittierend gestufte Boden mit Ausfallkornung und hohem Feinkornanteil. Dementsprechend gelten Schluffe und Fein- bis Mittelsande mit mehr als 10-15 % Schluffanteil und einer Ungleichkornigkeit C ~ 15 als filtertechnische Problemboden (Abb. 2.5). Ob Erosion einsetzt oder fortschreitet hangt in erster Linie davon ab, ob die Austrittsstelle des Sickerwassers durch ein angepasstes Filter geschutzt ist oder nicht. Fur den Nachweis der Sicherheit gegen hydraulische Instabilitat, allgemein als Filterstabilitat bezeichnet, kommen geometrische und hydraulische Kriterien zur Anwendung. Gegen die Moglichkeit des Eindringens des Basiserdstoffs in den Filter werden allgemein geometrische Kriterien herangezogen. Als hydraulische Kriterien bezeichnet man die Tatsache, dass ein Partikeltransport erst stattfinden kann, wenn die Schleppkraft der Sickerstromung ausreichend groB ist. Der dafiir notige kritische hydraulisch Gradient wird maBgeblich durch den Korndurchmesser und die Ungleichkornigkeit beeinflusst (s. Abschn. 18.2.4). Der Nachweis einer ausreichenden Sicherheit gegenuber Erosion ist erfiillt wenn mit id = ikrit,k I (y; . Ys) ivorh ::; id id = Bemessungswert des hydraulischen Gradienten ikrit,k = charakteristischer Wert des hydraulischen Gradienten y; = Teilsicherheitsbeiwert Ys = Teilsicherheitsbeiwert, der die Untergrundschichtung berucksichtigt. ll
b) auBere Suffosion
e) innere Erosion
c) Kontaktsuffosion
f) Kontakterosion
Abb. 2.4 Klassifizierung der Suffosions- und Erosionsvorgiinge in einem Lockergestein.
Unter Kolmation versteht man die Umlagerung von Feinkorn innerhalb des Porenvolumens, wobei es zu einer Verringerung des Porenvolumens bis zur Selbstabdichtung kommen und sich ein Filterkuchen autbauen kann. Fur die Erosions- nnd Snffosionsanfalligkeit mussen in der Regel drei Kriterien erfullt sein: die Korner der feinen Fraktion mussen klein genug dein, urn durch die Porenengstellen der groberen Fraktion zu passen der Anteil der feinen Fraktion muss so gering sein (< 30-40 %), dass die Zwischenraume der groberen ,Fraktion nicht ausgefullt werden die Filtergeschwindigkeit muss groB genug sein, urn die Feinanteile in der groberen Fraktion zu bewegen. Bindige Boden gelten allgemein als erosions- und suffosionssicher, wenn sie eine ausreichende Plastizitat (Ip> 15) und Kohasion (c < 15 kN/m2 ) ll
Die ublichen FilterregeIu basieren im Wesentlichen auf geometrischen Kriterien. Sie sind entweder theoretisch von Kugelmodellen abgeleitet oder empirisch mittels hydraulischer Filterversuche ermittelt und haben deshalb begrenzte Giiltigkeit. Die theoretischen Grundlagen sind bei WITTMANN (1980) ausfiihrlich behandelt. Fur die in der Praxis am haufigsten angewandte Filterregel von TERZAGHI ist Voraussetzung, dass das Filtermaterial gleichkornig gestuft (C < 2) und der Verlauf der Kornungslinie der des abzufilternden Bodens ahnlich ist. Damit ist ll
17
2.1 KorngroBe, Kornverteilung
2
m l00 ~-r~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 01
c:
m
E
E
m
o
Q;
"0
~ ~
m
o
Abb. 2.5 Filtertechnisch schwierige Boden (aus SN 670 125a).
0.001 0.002 0.006
Viele Filterregeln, z. B. des US Bureau of Reclamation (USBR 1960), gehen allein vom Abstand der Kornungslinie des abzufilternden Basiserdstoffes und des Filtermaterials vom Durchmesserverhaltnis Dso/dso aus, ebenfalls ohne direkte Berucksichtigung der Ungleichkornigkeit:
ihre Gultigkeit streng genommen auf steil verlaufende Kornungslinien beschrankt. Filterregel nach TERZAGHI: DIs! dss < 4 < DIs/dIs' wobei
Fur gleichkornige Feinsande gilt
DIS/ dss <4 die Regel zur Sicherheit gegenuber Erosion und DIs! dIs> 4 die Durchlassigkeitsregel
Dso/dso = 5 bis 10 fUr ungleichkornigen Feinsand bis Schluff Dsoldso = 12 bis 58 DIs!dls = 12 bis 40.
bedeuten und DIS sich auf das Filtermaterial und dIs und dss sich auf das Material des abzufilternden Bodens beziehen. Eine gewisse Berucksichtigung der Ungleichkornigkeit gegenuber dem Filtermaterial erfolgt bei cler in cler Praxis gebrauchlichen sog. erweiterten Filterregel von TERZAGHI (Abb. 2.6):
m 100
fein
Schluff mittel grab
VJ
d" ,(
60
1/
m <.:>
20
d'5./
0.002 0.006
0.02
fein
0.06
J
V
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L
Kies mittel
grab
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I
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m <.:> Qj 40
grab
'lj,!7 /,.:!f ·l!
01
c:
E 80 _.
E C\l
Sand mittel
fein
Weitere Filterregeln enthalt das Filtermerkblatt der BAW "Merkblatt Stanclsicherheit von Dammen an WasserstraBen" (MSD, 2005). Eine Zusammenstellung verschiedener anderer Filterkriterien bringen FLOSS (2006) und PERTLMAIER & HASELSTEINER (2006).
_-7tDl~
0.2
0.6
Karngr6r..e [mm]
2.0
6.0
20
60
Abb. 2.6 Anwendung der sog. erweiterten Filterregel von TERZAGHI.
18
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
Als Filtermaterial werden Sand, Kies, Splitt und Schotter verwendet. Dabei soll der Anteil des Korns < 0,08 mm (mittlerer Feinsandbereich) 5 % nicht uberschreiten (DIN 19700). Dies ist bei nass gebaggertem Material praktisch immer gewahrleistet, bei dem Kornanteile <0,1 mm fast nicht vertreten sind (s. Abb. 2.2). Beim Einbau gemischtkornigen Filtermaterials ist seine Neigung zur Entmischung zu beachten (s. SAUKE et al. 1999). Haufige Lieferkornungen sind Kiessand 0/32 bzw. Brechsand-Splitt-Schotter-Gemische 0/32, 0/56. Bei Einbau von Filtervliesen (s. Abschn. 12.3.3) wird gerne Filterkies 16/32 verwendet. Die Kornfestigkeit der Filtermaterialien wird durch Kornzertrummerungsversuche nach DIN 52 115, Teill und Teil2 ermittelt. Die Kornverteilungen der Lieferkornungen fur Filtermaterial (0/32, 0/2, 0/4. 2/8 usw.) sind im Einzelfall auf ihre Eignung zu uberprufen. Falls sie nicht den Anforderungen der Filterregeln entsprechen, kann die geeignete Kornverteilung aus einzelnen Lieferkornungen zusammengemischt werden (z. B. 25 % 0/4 und 75 % 2/8). Die Filterstabilitat des Systems Boden - Wasser wird zunehmend durch geotextile Filter erreicht. Diese muss en so beschaffen sein, dass sie sowohl mechanisch filterwirksam sind (Bodenruckhaltevermogen) und gleichzeitig eine ausreichende hydraulische Filterwirksamkeit (druckverlustarme Wasserflihrung) aufweisen. Geotextile Filter haben den Vorteil einer geringen Dicke und konnen bei richtiger Dimensionierung ihre Funktion auch bei filtertechnischen Problemboden erfullen. Fur geotextile Filter gelten eigene Filterregeln, die u. a. bei HEIBAUM (2007, darin. Lit.) sowie bei SCHLOTZER & STEINKE (2008) beschrieben sind. Die filtertechnische Bemessung geht dabei von der charakteristischen Offnungsweite 0 90 des Geotextils aus. Diese entspricht dem Durchmesser d90 der Kornfraktion eines Prufbodens, von dem 90-Massen-% zuruckgehalten werden. Ausreichendes Bodenruckhaltevermogen gilt als gewahrleistet, wenn flir feinkornige Boden (d40 ~ 0,06 mm) 090,zul
~ lO·dso
und flir grobkornige Boden (d40 ~ 0,06 mm) 090,zul
<5
Ao.JS: bzw. < d
90
ist (kleinerer Wert maBgebend).
Bei der Anwendung dieser Filterregeln wird zwischen drei hydraulischen Sicherheitsfallen unterschieden: Sicherheitsfall I geringe einseitige Anstromung bei kleinem hydraulischen Gefalle, geringe wechselseitige bzw. Sicherheitsfall II mittlere einseitige Anstromung, Sicherheitsfall III = dnseitig konzentrierte oder wechselseitig flachige Anstromung und hohem Wasseranfall. Nach SCHLOTZER & STEINKE (2008) gelten flir den Sicherheitsfall I allgemein 0,06 ~ gew. 0 90 ~ 0,20 mm und fur den Sicherheitsfall II in Abhangigkeit von der Bodenart folgende Grenzen fur 0 90 des Filters: kohasive (bindige) Boden: 0,06 mm:::; gew. 0 90 :::; 0,20mm Grobschluffbis Feindand: 0,06 mm :::; gew. 0 90 :::; 0,11 mm Feinsand: 0,06 mm :::; gew. 0 90 :::; O,13mm Mittelsand: 0,08 mm ~ gew. 090~ 0,30mm Grobsand: 0,12 mm ~ gew. 0 90 ~ 0,60 mm. Dabei wird ausreichende Erosions- und Suffosionssicherheit des abzufilternden Bodens vorausgesetzt. AuBerdem muss sichergestellt sein, dass der geotextile Filter langfristig die gleiche Durchlassigkeit aufweist wie der abzufilternde Boden, mindestens aber k = 1 . lO-4 m/s. Fur filtertechnisch schwierige Boden (hydraulischer Sicherheitsfall III) ist ein gesonderter Nachweis zu fuhren (s. SCHLOTZER & STEINKE 2008). Heibaum (2007) bringt ahnliche Anwendungskriterien flir geotextile Filter. Fur die filtertechnische Bemessung im Wasserbau liegt ein Merkblatt "Anwendung von geotextilen Filtern an WasserstraBen (MAG 1993)" vor.
19
2.1 Korngr6Be, Kornverteilung
2.1.7 Filtersande und Filterkiese fUr den Brunnenbau
Tabelle 2.4 K6rnungen bzw. Korngruppen von Filtersanden und -kiesen im Brunnenbau (nach DIN 4924). Korngruppe
Filtersande und -kiese ftir den Brunnenbau und auch ftir Grundwassermessstellen sind ungebrochene, nattirliche Quarzsande und -kiese (Rundkorn) mit einem gleichkornigen, stetigen Aufbau der Korngrogenverteilung. Die abschlammbaren Bestandteile dtirfen max. 1 % betragen. Die Einteilung der Korngruppen von Filtersanden und -kiesen fUr den Brunnenbau sind in DIN 4924 (1998) nach praktischen Gegebenheiten festgelegt (Tab. 2.4). Die Lieferbezeichnung, z. B. fUr die Korngruppe 5,6 bis 8 mm, lautet: Kies DIN 4924-5.6/8. Weit gestufte Korngemische von Kiessand, wie z. B. 0/32 sind ftir Brunnenfilter nicht geeignet, da die groberen Kornfraktionen beim Schtittvorgang rascher absinken und sich Nester von Grobkorn bilden. Der Aufbau der Brunnenfilter zur Abfilterung des Grundwasserleiters ist in Abschnitt 4.6 beschrieben. Bohrungen in Lockergesteinen und in der Verwitterungszone der Festgesteine werden haufig mit Kornung 2/3,15 bzw. bei hohen Schluffund Feinsandanteilen mit 0,71/1,25 ausgebaut (s. Tab. 2.4). Bei Bohrungen in Festgesteinen werden gerne Kornungen 2/5,6 bzw. 2/8 genommen.
2.1.8 Aufbau und Eigenschaften der Tonminerale Ton ist ein Gemisch aus durch Verwitterung und Neubildung in situ (sog. primare Tone) oder durch Verwitterung und Umlagerung (sekundare Tone) entstandener Tonminerale und kleinsten Bruchstticken von Mineralen wie Quarz oder Feldspat. Trager der charakteristischen Eigenschaften des Tons sind die Tonminerale. Die wichtigsten nattirlichen Tonminerale sind Kaolinit, Illit, Chlorit und Montmorillonit. Sie entstehen im Wesentlichen bei der Verwitterung von silikatischen Gesteinen. Die Art der dabei entstandenen Tonminerale hangt sowohl vom Chemismus des Ausgangsgesteins ab, als auch vom reaktiven Umfeld, d. h. den klimatischen Bedingungen bei der Verwitterung. Das Tonmineral Kaolinit entsteht beispiels-
(mm)
Zuliissiger Massenanteil Unterkorn (%)
(%)
Oberkorn
0,4 bis 0,8 0,71 bis 1,25 1,0 bls 2,0
10
10
2,0 bis 3,15 3,15 bis 5,6 5,6 bis 8,0 8,0 bis 16,0 16,0 bis 31,5
12
15
weise aus sauren Silikatgesteinen (Granit, Gneis usw.), vorzugsweise unter subtropischen bis tropis chen Bedingungen. Smektite gehen aus verwitterten bzw. hydrothermal zersetzten basischen Vulkangesteinen (Basalte, vulkanische Tuffe) hervor. Unter besonderen Bedingungen konnen bestimmte Tonminerale auch in andere Tonminerale umgewandelt werden, z. B. Smektite in Illite. Die Tonminerale sind grogtenteils Schichtsilikate, in deren Schichtgitter Schichten von Si0 4 Tetraedern (Tetraederschichten) und Schichten von Metallionen (vor allem AP+, Mgz+ und Fe z+,)+), die in oktaedrischer Anordnung von Hydroxylionen (OH)- umgeben sind (Oktaederschichten), kombiniert sind. Beide Schichttypen sind tiber gemeinsame Sauerstoffatome verbunden und bilden dadurch "Schichtpakete" (Abb. 2.7). 1m Zwischenschichtraum konnen austauschbare und/oder nicht austauschbare Kationen und HzO-Schichten eingelagert sein, die Ladungsdefizite durch Anlagerung von Kationen, wie z. B. Na+, K+ oder Ca z+ ausgleichen. Der Schichtabstand (in nm) ist der Abstand von jeweils zwei, das Tonmineral charakterisierenden Elementarschichten. Die ein Tonmineral begrenzen den Fiiichen werden als augere Oberflache, die Flachen zwischen den einzelnen 0- und T-Schichten als innere Oberflache bezeichnet. Die Tonmineralgruppen werden nach Chemismus und Kombination von Tetraeder- und Oktaederschichten sowie der Einlagerung von HP-Schichten (Hydratisierung) unterteilt. Je nach Abfolge der Tetraeder- und Oktaederschich-
20
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
2
iiberwiegend < 0,1 flm bis etwa 6 flm (= 0,006 mm) gro:Ben Teilchen und das dadureh bedingte Wasseraufnahmevermogen (Wasseranlagerung an Kristallitoberflaehen, die innerkristalline Quellung dureh Wassereinlagerung in die Zwisehensehichten sowie die osmotisehe Quellung dureh Wasseraufnahme im Porenraum). Die wiehtigsten daraufberuhenden eharakteristisehen Eigensehaften der Tone sind ihre Plastizitiit, ihr Wasseraufnahme- und Quellvermogen sowie ihr Sorptionsvermogen (s. Absehn. 16.3.3). Die Tonminerale der Kaolinitgruppe sind Zweisehichtminerale mit einem Sehiehtabstand von etwa 0,7 nm (= 7 A), bestehend aus einer Tetraeder- und einer Oktaedersehieht, welche iiber Wasserstoffbriieken fest zusammengehalten werden und bis auf eine au:Bere Basisflaehe nieht geladen sind. Halloysit ahnelt dem Kaolinit, hat aber aufgrund einer HzO-Sehieht im Zwisehensehiehtraum einen Sehiehtabstand von etwa 1 nm (= 10 A). Diese "Hydratsehieht" geht bei Entwasserung irreversibel verloren (Metahalloysit). Die glimmerartigen Tonminerale der IllitGruppe sind aus zwei Tetraedersehiehten, kombiniert mit einer Oktaedersehieht aufgebaut und haben einen Sehiehtabstand von ea. 1 nm
ZWIschen·
SChlchtreum T -
1,4 nm
(- 14 AI
o T
00 $ OH
• S'. (A ll •
AI. (Mg)
Abb. 2.7 Kristaligitter eines Smektits, bestehend aus zwei Tetraederschichten (T) und einer Oktaederschicht (0) und dem Zwischenschichtraum; letzterer verkleinert dargestelit, ohne austauschbare Kationen und H20.
ten unterseheidet man Zweisehiehtminerale (Kaolinit, Halloysit) und Dreisehiehtminerale (Smektit, Vermikulit, Illit, Chlorit), s. Tab. 2.5. Das bodenphysikalisehe Verhalten der Tonminerale gegeniiber Wasser wird nieht nur von den Stoffeigensehaften bestimmt, sondern besonders dureh die spezifisehe Oberflaehengro:Be dieser
Tabelle 2.5 Wichtige Tonminerale und ihr Schichtaufbau; T = Tetraederschicht, 0 Schicht.
=
Oktaederschicht, H20
=
H2 0-
schematischer Schichtaufbau
Schichtabstand
T
- 0,7 nm (= 7
T
- 1 nm (- 10 A)
Halioysite
- 1 nm (~ 10 A)
Illite (verwandte Glimmerminerale: Muskowit, ggf. Biotit)
- 1,4-1 ,6 nm (- 14- 16 A)
Smektite (z. B. Montomorillonit), Vermiculite
o o
A)
Beispiele von Tonmineralen Kaolinite
HP T
o .L
- 1,4 nm (- 14
A)
Chlorite
2.1 KorngroBe, Kornverteilung
(= 10 A). Die im Zwischenschichtraum auftretenden Kationen (vorherrschend K+) sind groBtenteils nicht austauschbar. Die negative Ladung der Schicht liegt auBen, woraus starke elektrostatische Bindungen zwischen den Schichten resultieren und praktisch keine innerkristalline Quellung auftritt. Die l,4nm (= 14A)-Tonminerale der Chlorit-Gruppe bestehen aus zwei Tetraederschichten, kombiniert mit zwei Oktaederschichten, mit vor allem Mg2+ und Fe 2+ in den Oktaederzentren der verbreiteten trioktaedrischen Vertreter. 1m Gegensatz zu den bisher besprochenen Gruppen, deren Schichtabstand weitgehend unveranderlich ist, sind die Tonminerale der Smektit-Gruppe (wichtigster Vertreter Montmorillonit) quellfahig. Sie bestehen aus illitahnlichen Schichtpaketen (eine Oktaederschicht zwischen zwei Tetraederschichten) mit einer gegeniiber Illit weniger festen Bindung zwischen den Schichtpaketen. 1m Zwischenschichtraum treten neben einer veranderlichen Menge H 20 auch austauschbare Kationen, vor allem Alkalien und Erdalkalien auf. Der Schichtabstand betragt im lufttrockenen Zustand meist 1,4 bis 1,6 nm (14 bis 16 A). Infolge der nur geringen Schichtladung bzw. Bindung zwischen den Schichtpaketen kommt es im Kontakt mit Wasser unter Wasseraufnahme zu einer Aufweitung des Zwischenschichtraumes und damit zu einer VergroBerung des Schichtabstandes, dessen MaB von der Art der vorherrschenden Zwischenschichtkationen abhangig ist. Die Tonminerale quellen. Die Quellung findet bei Druckentlastung schon bei geringster Wasserzufuhr statt und kann zu einer VolumenvergroBerung urn das Vielfache fiihren. Der Ton geht dabei in plastischen und breiig-fliissigen Zustand iiber. Smektite sind die Hauptbestandteile der Bentonite, die sich durch hohe Wasseraufnahme, hohe Adsorptions-, 1onenaustausch- und Quellfahigkeit sowie besondere thixotrope Eigenschaften auszeichnen und entsprechend weite technische Anwendung finden. Dber die z. T. einschrankenden Eigenschaften der Bentonite beim Kontakt mit stark mineralisierten oder stark sauren Wassern sowie organischen Fliissigkeiten und Losungen berichten SCHREYER & BERNHARD (2006). Der Name Bentonit kommt von dem Vorkommen bei Fort Benton (Montana, USA). In Deutschland befinden sich die besten
21
Bentonitvorkommen in der bayerischen Molasse. Fiir viele technische Anwendungen werden die haufiger vorkommenden Calcium -Bentonite durch Behandlung mit Soda aktiviert. Die aktivierten Calcium-Bentonite kommen in ihrer Quellfahigkeit und dem Wasserbindevermogen den selteneren Natrium-Bentoniten sehr nahe. Bentonite gelten allgemein als umweltvertraglich, es sei denn, es werden Chemikalien zugemischt, welche die Quellbarkeit und die Stiitzfahigkeit verbessern sollen. Die natiirlich vorkommenden Tone bestehen nicht nur aus einem Tonmineral, sondern aus einem Gemisch von Tonmineralen und anderen Gesteinskornchen von ± 2 flm Durchmesser. 1nfolge der Ahnlichkeit der Tetraeder- und Oktaeder-Elementarschichten kommt es haufig zu Wechsellagerungsstrukturen, den sog. MixedLayer-Mineralen. In dies en konnen in regelmaBigen oder unregelmaBigen Wechsel mehrere Tonmineralschichttypen iibereinander auftreten. Den haufigsten und geologisch wichtigsten "Mixed-Layer"-Typ bilden die quellfahigen Illit -Smektit- bzw. Smektit -Chlorit -Wechsellagerungsminerale (Corrensit). Corrensit tritt bevorzugt in salinar gepragten Ton- und Mergelsteinen, Z. B. der Rot-Folge und des Keupers auf (s. WENZEL 1994). Die Untersuchungsmethode fiir Tonminerale richtet sich nach der Fragestellung. Wenn Praparate der Tonfraktion < 2 flm untersucht werden sollen, kommen als Aufbereitungsmethode Aufschlammen (z. B. Pipettenverfahren) oder Ultraschallbehandlung in Betracht (s. Abschn. 2.1.2). Die Aufbereitungsmethode ist anzugeben. Der Gesamtgehalt an quellfahigen Tonmineralen kann mittels Methylenblausorption (MBSorption) ermittelt werden (s. RADLINGER 1997). Die Bestimmung der einzelnen Tonminerale selbst erfolgt vor allem mittels Rontgen-Pulverdiffraktometrie. Aus der Lage und der 1ntensitat der Rontgenreflexe ("Peaks") kann auf die Tonmineralart und mit Hilfe von Eichkurven auch mit guter Naherung auf den Mengenanteil geschlossen werden (semiquantitativer Mineralbestand; angegeben meist in drei Stufen, Hauptkomponenten, Nebenkomponenten und Spuren). Bei ingenieurgeologischen Fragestellungen wird meist zunachst eine Dbersichtsanalyse des Gesamtgesteins gefahren. Hierbei kann haufig schon das Vorhandensein quellfahiger Tonmine-
22
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
2
0 101 1003
1001
Abb. 2.8 R6ntgendiffraktogramm eines Tonsteins des Mittleren Buntsandstein aus Osthessen (Gesamtgestein; Texturpraparat nach Ethylenglykol-Behandlung). Dargestelit sind die Basisreflexe der Tonminerale und die beiden starksten Quarzreflexe mit entsprechender Indizierung.
C002
KOOI
0 100
COO4
' 29
rale erkannt werden (Abb. 2.8). Die weitere Untersuchung erfolgt an Texturpraparaten (extrahierte Tonfraktions-Supension auf Glasobjekttragern) bzw. Presstabletten, wobei die Unterscheidung der einzelnen Tonminerale durch verschiedene Praparationsverfahren erfolgt (Ethylenglycolbehandlung, wodurch die Kristallgitter quellfahiger Mixed-Layer-Tonminerale aufgeweitet werden; thermische Behandlung bei 350 oder 550°C, wodurch die Gitter quellfahiger Tonminerale zerstOrt werden, so dass deren Reflexe entfallen). Zur Absicherung der Ergebnisse der Tonmineralanalyse sind notigenfalls chemische Gesteinsanalysen (RFA, ASS) vorzusehen.
2.2 Kalkgehalt, organische und andere Beimengungen In zahlreichen Bodenarten und Gesteinen treten auch organische und andere Beimengungen auf, welche die Bodeneigenschaften maBgeblich beeinflussen konnen. In den bodenmechanischen Labors werden davon ublicherweise der Kalkgehalt, der Gehalt an organischen Bestandteilen und ggf. der Sulfatgehalt bestimmt, seltener der Chloridgehalt (s. DIN EN 1997-2, Anhang N).
2.2.1 Kalkgehalt (Vea) Der Kalkgehalt ist der Anteil an Calcium- und Magnesiumkarbonat, bezogen auf die Trockenmasse. Die Angabe erfolgt meist in Massen-%. Die wichtigsten Karbonatminerale in der Reihenfolge ihrer Loslichkeit sind: Calcit CaCO J Dolomit (Ca, Mg)CO J Ankerit (Ca, Mg, Fe)2 (C0 3)2 Siderit FeC03 Die uberschlagige Bestimmung des Kalkgehaltes erfolgt mit lO%-iger Salzsaure (Wasser zu Salzsaure 3: O. Ais Faustregel fur einen Feldversuch (nach EN ISO 14688-1 bzw. 14689-1) gilt: kalkfrei (0)
kein Aufbrausen « 1 %)
kalkhaltig (+)
schwaches bis deutliches, nicht anhaltendes Aufbrausen (1 - 5%)
stark kalkhaltig (++)
starkes, anhaltendes Aufbrausen (>5 %)
Auf nassem Gestein ist das Autbrausen meist etwas verzogert. In den Fallen, in denen der Kalkgehalt genauer bestimmt werden muss, erfolgt dies durch gasometrische COz-Bestimmung nach DIN 18129 (1996). Aus dem CO 2-Anteil wird der Massenanteil der gesamten Karbonatminerale mea bestimmt. Er ergibt sich aus dem COz-Anteil in Prozent der Trockenmasse aus mea = 2,273· CO 2, Der Kalkgehalt Vea ist dann
23
2.2 Kalkgehalt, organische und andere Beimengungen
2.2.2 Organische Bestandteile (Vgl ) mCa
= Massenanteil an Gesamtkarbonaten (g)
md
= Trockenmasse (g)
Der Kalkgehalt eines Bodens VCa > 5 % hat im Allgemeinen einen gunstigen Einfluss auf sein bautechnisches Verhalten und ist besonders bei Korrelationen verschiedener anderer Bodenkennwerte zu beachten. Die Wirkung der Kalkbindung kann sehr unterschiedlich sein, je nachdem, ob er fein verteilt als Zement oder in Form eines die Bodenkorner ganz oder teilweise umschlieBenden Belags mit verwachsenen Kontaktstellen (Kalkverkittung) bzw. in Aggregaten oder Wurzelrohrchen auftritt, wie beim Loss. Die Bestimmung der Karbonatverteilung erfolgt durch mikroskopische Untersuchung von Dunnschliffen an ungestorten Bodenproben. Loss, der ursprunglich einen Kalkgehalt von mehr als 10% aufweist, ist in einer unterschiedlich dicken Oberzone mehr oder weniger entkalkt und verlehmt. Der Losslehm weist gegenuber dem Loss deutlich abgeminderte Kennwerte auf (s. ENGEL & LAUER 2003). 1m Gegensatz zu diesen positiyen Auswirkungen kann ein Kalkgehalt bei Durchsickerungs- und Korrosionsvorgangen im Untergrund auch erhebliche negative Auswirkungen haben (s. Abschn. 18.2.7). Bei Tonen und Tongesteinen sind je nach Karbonatgehalt folgende Bezeichnungen ublich: Ton/Tonstein
< 2%
mergeliger Ton(stein)
2-10%
Mergelton(stein)
10- 25%
Tonmergel(stein)
25 - 50%
Mergel(stein)
50- 75%
Mergelkalkstein
75 - 90%
Kalkstein
90 - 100%
Die Mergel(steine) sind Mischgesteine mit Anteilen chemisch gefallter Karbonate und z. T. auch Silikate, die als Zement zur Verfestigung beitragen.
Der Gehalt an organischen Bestandteilen wird durch Massenverlust beim Gluhen bestimmt und auf die Trockenmasse bezogen.
-m_g _m _ d_ Vglmd
md = Trockenmasse vor dem Gluhen (g) mgl = Masse nach dem Gluhen (g).
Gluhverlustbestimmungen durfen nicht ohne Temperaturkontrolle ausgefUhrt werden. In der DIN 18128 (2002) wird Gluhen im Muffelofen bei 550°C bis zur Massenkonstanz empfohlen. Die organischen Bestandteile oxidieren in Temperaturbereichen von 200 bis 500°C und entweichen als Gas (CO z). Bei Temperaturen ab 400°C kommt es bereits zur Freisetzung von Kristallwasser der Tonminerale und ab 700°C zur Dissoziation der Karbonate (s. DIN EN 1997-2, AnhangN). Andere Methoden sind die Bestimmung des Massenverlustes durch nasse Oxidation mit 20%igem Wasserstoffperoxid (s. TP BF-StB B 10). Bei dieser Nassoxidation mit HzO z konnen leicht 16sliche Karbonate mit in Losung gehen. Das Verfahren ist deshalb bei karbonathaltigen Tonen ungenau. Wenn eine Genauigkeit von mehr als 2-3 % verlangt wird, sind bei Tonen coulometrische Verfahren anzuraten. In einem Coulomat werden Gesamt-C (organisch und anorganisch) durch Verbrennen mit Sauerstoff und der anorganische C-Anteil durch Verbrennen mit Stickstoff ermittelt und auf Corg umgerechnet (RADLINGER 1997: 233). Organische Beimengungen erhOhen die Zusammendruckbarkeit eines Bodens und verringern seine Scherfestigkeit. Beim Auftreten organischer Beimengungen werden nichtbindige Boden ab 3 % und bindige Boden ab 5 % als organogene Boden bezeichnet. Sie weisen bereits erheblich veranderte plastische Eigenschaften auf. Ab organischen Beimengungen > 20 % handelt es sich urn organische Boden, die fur Grundungszwecke ungeeignet sind (s. Abschn. 3.2.4). Nach EN ISO 14688-2: 2004 kann fUr den Gehalt an organischer Substanz im Boden (% der
2
24
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte. ihre Ermittlung und Bedeutung
Trockenmasse < 2 mm) folgende Einteilung verwendet werden: schwach organisch
2-6 %
mittel organisch
6-20%
stark organisch
> 20%
2.2.3 Schwefelverbindungen Schwefelverbindungen wie Anhydrit (CaS0 4 ). Gips (CaS0 4 • 2HP), aber auch Pyrit (FeS z), bzw. seine mineralogischen Modifikationen Markasit (FeS z) und Magnetkies (FellS 1Z )' die fein verteilt im Boden bzw. Gestein oder in Aggregaten bzw. Lagen, Kluftfiillungen oder an Fossilien angereichert auftreten, konnen eine Gefahr fiir den Baugrund und auch fiir Beton darstellen. Der Umwandlungsprozess von Anhydrit zu Gips und die damit verbundene Volumenvergro6erung sowie Verkarstungsprobleme werden in Abschn. 19.2.2 behandelt. Pyrit und andere sulfidische Schwefelverbindungen konnen unter der Einwirkung von Luftsauerstoff bzw. sauerstoffreichem Niederschlagswasser (0 2 + H,o) in Eisen-II-Sulfat (FeSO.) und freie Schwefelsaure (H 2S0 4)
Eisensulfathaltige Gesteine entstehen in sauerstofffreiem Milieu, bevorzugt bei Anwesenheit organischer Substanzen und sind bei Abwesenheit von Sauerstoff recht stabil. Derartige Gesteine werden sowohl in tertiaren Lockergesteinen als auch in kretazischen, jurassischen oder palaozoischen Festgesteinen (bes. kohlehaltigen Schichten) wie auch in magmatischen oder metamorphen Gesteinen beschrieben. WISOTZKY & EISENBERG (2008) und die DIN 4030-1 (2008) bringen eine Dbersichtskarte iiber die Verbreitung pyrithaltiger Gesteine in Deutschland.
2.3 Das Drei-Stoff-System Boden bzw. Fels Ein Boden bzw. Fels besteht in der Regel aus drei Substanzen Mineralkorn - feste Phase Wasser - fliissige Phase Luft - gasformige Phase. Bei einem wassergesattigten Boden, dessen Poren vollig mit Wasser erfiillt sind, liegt ein Zweiphasensystem vor, bei nur teilweisem Sattigungsgrad ein Dreiphasensystem.
2FeS 2 + 2Hp + 70 z = 2FeSO. + 2H zSO. umgewandelt werden. Bei Abdeckung gegen sauerstoffreiches Niederschlagswasser konnen Gipskristalle (CaS0 4 • 2HP) entstehen. Die Schwefelsaure fiihrt im Sickerwasser zu einem starken Abfall des pH-Wertes, was eine vollige Zersetzung des Gesteins und andere Umweltschaden zur Folge haben kann (s. Abschn. 13.4.1 , FRIEDRICH, PRINZ & WILMERS 1976: 102 und KEMPFERT et al. 2008), wahrend die Neubildung von Gipskristallen im Boden oder in sulfathaltigem Schiittmaterial zu Baugrundhebungen fiihren kann (s. Abschn. 6.2.4). Au6erdem kann der Sulfat-Saure-Angriff Betonschaden verursachen. Zur Abschatzung der Pyritoxidationskapazitat werden Testanalysen durchgefiihrt (s. Abschn. 9.5.2). Bereits bei Pyritschwefelgehalten ab 0,1 Gew.-% ist mit schadigenden Auswirkungen zu rechnen (Abschn. 9.5.3).
2.3.1 Wassergehalt (w), Sattigungszahl (Sr)' Wasseraufnahmevermogen (w A) Beim Wasser im Boden unterscheidet man zunachst immobiles Porenwasser und frei bewegliches, der Schwerkraft folgendes mobiles Porenwasser. 1m Einzelnen kann Wasser im Boden auf folgende Arten auftreten (s. Abb. 2.9): Wasser in den Schichtgittern der Tonminerale (Hydrationswasser) Gebundene Wasserhiille der Bodenkorner, besonders der Tonminerale (Adsorptionswasser) Porenwinkelwasser bzw. Haftwasser an den Beriihrungspunkten der Wasserhiillen bzw. der Bodenkorner
25
2.3 Das Drei-Stoff-System Boden bzw. Fels
Tonaggregat (Hydralionswasser) immoblles Porenwinkelwasser bzw. Kapillarwasser mobiles
gebundene Wasserhiille (Adsorptionswasser)
Abb. 2.9 Schematische Darstellung des mobilen und immobilen Porenwassers im Boden.
Mobiles Porenwasser, das bei der Wassergehaltsbestimmung in der Hauptsache erfasst wird. Die Festigkeit und das Verformungsverhalten eines feinkornigen Bodens (Ton) werden auBer dem Korngefiige (Anordnung der TonpHittchen) yom Wassergehalt und insbesondere von der gebundenen Wasserhiille sowie der Ionenkonzentration des Porenwassers bestimmt. Der Wassergehalt w ergibt sich als Quotient der Masse des im Boden befindlichen Wassers, das bei 105 DC verdampft (organische Boden bei 60 bis 65 DC) und der Trockenmasse.
w = Wassergehalt (%) mj = Masse des Probebehalters und der feuchten Probe (g) m 2 = Masse des Probebehalters und der getrockneten Probe (g) me = Masse des Probebehalters (g) mw = Masse des Wassers (g) md = Masse der getrockneten Probe (g)
Die Bestimmung erfolgt in der Regel nach DIN 18121-1 (1998) bzw. nach der Vornorm DIN ISO TS 17892-1 (2005) durch Ofentrocknung. Die Tatsache, dass bei tonigen Boden bei 105 DC nicht nur das Porenwasser im engeren Sinne, sondern bereits auch Haft - bzw. Adsorptionswasser abgegeben werden konnen, bleibt allgemein unberiicksichtigt. So geben vor allen Dingen tonige Bodenarten mit Montmorillonit-Mixed-LayerMineralen den Hauptteil ihres Adsorptionswassers schon bei Temperaturen unterhalb 100 DC ab,
wah rend Smektite dieses erst im Temperaturbereich oberhalb 100 DC tun. AuBer dem Standardversuch der Ofentrocknung gibt es einige Schnellverfahren fiir Baustellen (DIN 18 121-2: 2001). Die wichtigsten davon sind Schnelltrocknung mit Infrarotstrahler Schnelltrocknung mit Mikrowellenherd Luftpyknometer CM -Methode (Calciumkarbid -Methode). Die einzelnen Schnellverfahren sind nicht bei allen Bodenarten anwendbar. Eine Bewertung fiir den Baustelleneinsatz bringen KNUPPER (1990) und SENGUTTA (1998). Die natiirlichen Wassergehalte der Boden differieren in weiten Grenzen. Sie betragen fiir erdfeuchten Sand
< 0,10
Loss
0,10 bis 0,25
Lehm
0,15 bls 0,40
Ton
0,20 bis 0,6
organische Boden
0,50 bis 5,0
Der Wassergehalt ist ein wichtiges Kennzeichen zur Beurteilung bindiger Boden hinsichtlich Konsistenz und damit der Tragfahigkeit sowie auch der Verdichtbarkeit. 1m Einzelfall ist auch der Chemismus des Porenwassers bindiger Boden zu beachten. Aus Untersuchungen an marinen Tonen ist der Einfluss eines hoheren Salzgehaltes auf die Konsistenzgrenzen und auf die Scherfestigkeit bekannt (s. ENGEL 2002a). Der Wassergehalt von Festgesteinen (Porenwasser im Gestein) liegt bei Tonsteinen vielfach bei 5-10%, bei Sand- und Kalksteinen meist nur bei ± 1 %. In tonigen Gesteinen kann der Wassergehalt als Merkmal des Verwitterungsgrades herangezogen werden (s. Abschn. 3.4.2) und er zeigt bei Tonsteinen auch Scher- und Schwachezonen im Gebirge an (s. Abb. 2.10). Die Sattigungszahl Sf gibt an, in welch em AusmaB die Poren eines Bodens mit Wasser gefiillt sind: Sf = n)n = (w· ps)/(e· p) nw = mit Wasser gefiillter Porenanteil n = Gesamtporenanteil
26
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
2
Verw,l-
I
Wossergehall [ %
~ m
,
KalsIstenzzohllcl-l 40
I
· ··· . ·
w1Il ;?;
UJ IIII
0 Z
c{
6
III
·,
Z
W WV2 l-
I-
,0
~
'2
c{
±
WI
Abb.2.10 Abhiingigkeit des Wassergehalts und anderer Bodenkennwerte (bes. der Wichte) von den Verwitterungsstufen und Abweichen der Werte in einzelnen dOnnen Schwiichezonen der Riit-Tonsteine (a us MEYER-KRAUL 1989).
w Ps e Pw
= = = =
wo
9l
i i
"
0-0,25
feucht
0,25-0,50
sehr feucht
0,50-0,75
nass
0,75-1,00
sehr nass
1,00
wassergesattigt
19
21
23
2S
• t
.~
,~
10
\.
n 2'
zlml
Ubliche Grenzwerte fUr S, sind: trocken
..··
'"
Wassergehalt Korndichte (in g/cm 3) Porenzahl (s. Abschn. 2.3.4) Dichte des Wassers (in g/cm 3)
0
·
WlChlen IkNlm') 17
Als Wasseraufnahmevermogen (WA ) bezeichnet man die Eigenschaften einer bei 60°C bis zur Massenkonstanz getrockneten pulverisierten Probe (1 g), Wasser kapillar anzusaugen und zu halten (Abb. 2.11). Die nach 4 Minuten bzw. bis zur Konstanz der Wasseraufnahme angesaugte Masse Wasser (g) wird nach DIN 18132 (1995) als Wasseraufnahmevermogen WA (in %) bzw. bei NEFF (1988) als Wasserbindevermogen Wb bezeichnet (Tabelle 12.6):
oJ Zuslondsgrenzen
".
bJKonslStenz20hl
clWlchten
• v.'oUl'fgdlGlt
D Troc:i(tnwlCtllIt'
0
AUltdSgttnu
o Ft-uc:hlWJC.l'llf
"l
F\ltOgrf'l'\U
W A = (Wmax [g]!G,[t]) ·100 [Trockengewichts-%l W max = Wasseraufnahme bei Konstanz G, =Trockengewicht
Das Wasseraufnahmevermogen von Tonsteinen wird in der Regel nach den oben beschriebenen
1 Verb,ndungsrolll
2 """'pipcllo 1 em' oder 2 em' fOWb" 100%
3 Tnch,er m" GlasflHe'plalte
PO
4 ElnrOll/lChter 5 Verdunstungsscl1Ulz hI I ~
JO mIn
2
~ 80 $;
70
• Versucl11 ·Versucl1 2 -Sso -hH----t_I-+--++-+-+_I--+---1--1r-versucl1 3 ~
/
~60 +++----t-I-+--++-+----t-I-+---1- 0 -
~'
I!!
~ ~
40
II
30
0
1
2
3
4
5 6 7 Zen In mIn
8
9
,0
"
Abb. 2.11 Wasseraufnahmegerat nach ENSLIN-NEFF und Versuchsergebnis.
27
2.3 Das Drei-Stoff System Boden bzw. Fels Tabelle 2.6 Mineralische Bodenarten und Mittelwerte des Wasserbindevermogens Wb (aus NEFF 1998).
Sand (Quarz)
2,65
Ton
2,70
Schluff
2,68-2,70
Torf. schlufflg
1,50-1,80
Braunkohle
1,00-1,20
Sandstein
2,60-2,75
Tonstein
2,70-2,80
80denart (8odengruppe)
Wasserbindevermogen Wb [%] (Mittelwerte)
Feinsand (SE)
< 30
Sand-Schluff-Gemische (SU-SU')
30-35
Sand-Ton-Gemische (ST-ST*)
35-40
Schluffe (UL)
40-50
Tonschiefer
2,75-2,85
Tone (Tl)
50-60
Kalkstein
2,70-2,80
Schluffe, tonig (UM)
60-70
Granit
2,60-2,80
Tone (TM)
70-85
Basalt
2,90-3,00
Tone (TA)
> 85
Diabas
2,78-2,95
Steinsalz
2,10-2,30
Anhydnt
2,90-3,00
Gips
2,00-2,30
Verfahren nach DIN 18 132 ermittelt. Fur sonstige Festgesteinskornungen ist DIN EN 1097-6 heranzuziehen.
2.3.2 Korndichte bzw. Reindichte (Ps) Die Korndichte (pJ ist die Masse der festen Substanz im getrockneten Zustand in der Raumeinheit (g/cm3). Die Bestimmung der Korndichte von Boden erfolgt in der Regel nach DIN 18124 (1997, E 2007), bzw. nach der Vornorm DIN ISO TS 17892-3 mit dem Kapillarpyknometer mittels Flussigkeitsverdrangung. Das Luftpyknometer ist nur fur grobkornige Boden ohne Feinbestandteile geeignet. Die Bestimmung der Reindichte von Festgesteinen erfolgt nach DIN EN 1936:1999 bzw. mittels radiometrischer Messeinrichtungen (Gamma-Dichte). Sie ist primar abhangig vom Mineralbestand. Die Reindichte der gesteinsbildenden Minerale liegt zwischen 2,3 und 3,5 g/cm 3 (Quarz = 2,65; Calcit = 2,7; Feldspat = 2,6; Olivin = 3,3). Ab einer Reindichte von 2,9 g/cm 3 spricht man von Schwermineralen. Mittelwerte der Korndichte von Boden und Gesteinen in g/cm 3 oder tlm 3:
Die Korndichte ist ein Hilfswert zur Bestimmung des Porenanteils n und der Porenzahl e sowie fur die Auswertung der Sedimentationsanalyse. Er wird in der Regel nach Tabellenwerten angesetzt und nur in Sonderfallen versuchsmaBig ermittelt.
2.3.3 Dichte (p) und Wichte (y) Die Dichte (p) des feuchten Bodens oder Gesteins ist die Feuchtmasse (m), bezogen auf das Volumen (V) einschlieBlich der Poren und der Porenfiillung. Die Bestimmung der Dichte von kohasiven Boden erfolgt im Laborversuch nach DIN 18125-1 (1997), bzw. nach der Vornorm DIN ISO TS 17892-2 nach p = m/V in g/cm 3.
Die Ermittlung der Masse erfolgt durch Wiegen. Das Volumen wird anhand ungestorter Erdstoffbzw. Gesteinsproben berechenbaren Inhalts bestimmt. Bei erschutterungs- oder druckempfindlichen Boden ist Vorsicht geboten, da die Proben auch bei vorsichtiger Entnahme leicht gestaucht
2
28
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
werden, was zu einer Dberschatzung der Dichte (Pd) und auch anderer Laborwerte fiihrt. Bei unregelmaBigen Probekorpern kann das Volumen durch Tauchwagung oder Fliissigkeitsverdrangung ermittelt werden. Bei rolligen Boden erfolgt die Ermittlung des Volumens durch Ersatzmethoden oder indirekte Bestimmung im Feldversuch nach DIN 18 125-2 (1999). Folgende Dichten werden unterschieden: Dichte des feuchten Bodens oder Gesteins p: P = m/V in g/cm 3 Trockendichte (105°C) Pd: Pd = miV = p/(1 + w) in g/cm 3 (m d = Masse der bei 105°C getrockneten Probe) Dichte bei Wassersattigung Pr: Pr = Pd + n . Pw Dichte unter Auftrieb p': P' = Pr - Pw Dichtewerte einiger Boden (in g/cm 3 oder t/m
3 ):
Bodenart
p
p.
p'
Sand, locker
1,60
1,90
0,90
Kiessand, dicht
1,95
2,10
1,10
Loss
1,60
1,90
0,90
Lehm
1,80
1,95
0,95
Ton
1,80
1,90
0,90
Ton/Schluff,organisch
1,55
1,55
0,55
Torf
1,25
1,10
0,25
Bei nichtbindigen Boden sind die Dichten fiir erdfeuchten Zustand gegeniiber Wassersattigung (Pr) urn 0,2 g/cm 3 niedriger anzusetzen. Die iiblichen Feldmethoden zur Bestimmung der Dichte von Lockergesteinen werden nachstehend kurz beschrieben (s. DIN 18 125-2: 1999): Beim Sandersatzverfahren erfolgt die Volumenbestimmung durch Auffiillen einer kleinen Grube mit einem trockenen Priifsand bekannter Dichte (PE) aus einem Doppeltrichter (Abb. 2.12). Die verbrauchte Sandmenge me wird durch Riickwiegen des Doppeltrichters ermittelt.
md = Sandmenge im Ringraum der Stahlringplatte und des Trichters unterhalb des Absperrhahns (s. Abb. 2.12).
Absperrflohn
Bodenflngploffe Zenlners/lfl Siohlrmgpiolle
Abb. 2.12 Doppeltrichter fOr Volumenbestimmung nach dem Sandersatzverfahren (aus DIN 18125, T2).
AuBerdem steht auch ein Gummiblasengerat (Densitometer) zur Volumenbestimmung nach dem sog. Ballon-Verfahren zur Verfiigung, das eine sichere und schnelle Ausmessung des Bodenlochvolumens gestattet. Gerat und Durchfiihrung siehe DIN 18 125-2. Beim Gipsersatzverfahren wird in einem, mit olgetrankten Zellstoffstreifen ausgelegten Hohlraum, Gipsbrei eingegossen und glatt abgezogen. Der Gipsklumpen wird ausgegraben und sein Volumen nach 2 Stun den Wasserlagerung in einem TauchgefaB ermittelt. Beim Schiirfgrubenverfahren wird eine moglichst profilgerechte Schiirfgrube von 0,5 bis 1,0 m 3 Inhalt ausgehoben und das Volumen durch Ausmessen moglichst genau ermittelt. Durch die groBe Masse bleiben die Volumenfehler verhliltnismaBig klein. Auf GroBbaustelien kann die Dichte und der Wassergehalt von einheitlich aufgebauten, nichtbindigen oder leicht bindigen Erdstoffen auch mit radiometrischen Verfahren (Isotopen-
29
2.3 Das Drei-Stoff-System Boden bzw. Fels
sonde) ermittelt werden (s. TB BF-StB, Teil B 4.3). Die von einem radioaktiven Isotop ausgehende Gamma-Strahlung kommt je nach der Dichte des Bodens mehr oder weniger geschwacht an einem Detektor an und gibt ein Mag fUr die Dichte des durchstrahlten Mediums. Der Wassergehalt wird zusatzlich mittels einer Neutronensonde gemessen. Der Vorteil einer radioaktiven Bestimmung von Dichte und Wassergehalt liegt in dem grogeren Messvolumen und der meist grogeren Messtiefe (Abb. 2.13). Dazu kommt der geringe Zeitaufwand fUr die Einzelmessung (1 min.) und die sofortige Verfiigbarkeit der Ergebnisse. Die Wichte (y) ist die volumenbezogene Gewichtskraft, die eine Bodenmasse mit der Dichte p (in g/cm 3 ) aufgrund der Erdbeschleunigung ausiibt. Sie ergibt sich durch Multiplikation der Dichte mit der Erdbeschleunigung: y= p . g (in kN/m 3 ) g= 9,81 mls2 (== 10mls2) Zu unterscheiden sind: y= Feuchtwichte l+w l+e
y=(l-n)·y· ( l+w) =--.y ,
s
n = Porenanteil e = Porenzahl (s. Abschn. 2.3.4) Yrl = Trockenwichte 1
Yd ={l-n).y;= l+e' Ys
2
1, = Wichte bei Wassersattigung
y =(1-n).y +n.y
,w
r
= y,+e'Yw 1+e
r' = Wichte unter Auftrieb y . = (1-n ).(y -y )=y -y ,
w
r
w
=y--yw '--
1+e
Die Wichte (in kNlm 3 oder MNlm 3 ) wird fUr Lastannahmen bei erdstatischen Berechnungen benotigt. Bei Dichte- bzw. Wichteangaben von Festgesteinen muss streng unterschieden werden zwischen Gestein (mit Poren und Porenfiillung) und Fels- bzw. Gebirgswerten unter Beriicksichtigung der Kliiftung, der Anwitterung und der Gebirgsauflockerung (s. Abschn. 3.4). Anhaltswerte fiir die Wichte einiger Gesteinsbzw. Felsarten (yin kNlm 3 ): Gestein
Gesteinswerte
Sandstein
26-27
20-24
24
Tonstein
23-27
19-24
25
Tonschiefer
27 -30
19-26
28
Kalkstein
26-28
22-25
27
Granit
26-28
24-26
26
Diabas
27-29
24-26
28
(I l1elholulllen belln OenSltometetyetsuch -4000 (m) b I Mefholulllen des UP Zyl,ndets -, 000 --:'<---- oj HeO Yol umen det Sonde -8000
(III)
(111
1
Abb.2.13 Isotopensonde Prinzipskizze zur Messanordnung und dem unterschiedlichen Messvolumen der einzelnen Versuchsmethoden (aus KNOPF 1985).
30
2
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
GestelO
Gesteinswerte
Anwi tterungszone
unverwltterter Fels
Beide werden auch zu Korrelationen fiir andere Kennwerte benutzt (ENGEL 2002).
Basalt
29- 30
26- 28
29
Mittlere Porenanteile und Porenzahlen:
Basalttuff
16-21
14-19
20
2.3.4 Porenanteil (n) , Porenzahl (e), Porositat Aufgrund der Korn- oder Wabenstruktur enthalten Boden immer ein bestimmtes Porenvolumen, das je nachdem, ob es auf das Gesamtvolumen bezogen wird oder auf die porenfreie Festmasse, als Porenanteil (n) oder Porenzahl (e) bezeichnet wird (s. Abb. 2.14). Porenanteil n: (Volumen der Poren)/(Gesamtvolumen) = 1 - (PiPs) Porenzahl e: (Volumen der Poren)/(Volumen der Pestmasse) = (P/Pd) - 1 Zwischen Porenanteil und Porenzahl besteht die Beziehung: e
n
n=--;e=--. l+e I-n
Porenanteil bzw. Porenzahl sind Ausdruck der Lagerungsdichte eines Lockergesteins, die wiederum Einfluss auf das Setzungsverhalten und andere Eigenschaften der Lockergesteine haben.
IT
Luft
Wasser
t::
u ...
~
Festmasse
Abb. 2.14 Definition von Porenanteil n und Porenzahl e.
Bodenart
e
n
Ton, schluffig
0,82- 1,5
0,45- 0,65
Schluff, tonig
0,66- 1,2
0,40- 0,55
Schluff, sandig (Lehm)
0,43- 0,66
0,35- 0,45
Mittelsand, gleichkornig
0,43- 0,66
0,30-0,38
Sand, kiesig
0,38- 0,54
0,28-0,35
Kies, sandig
0,33- 0,54
0,25-0,35
Fiir hydraulische Fragen ist nicht der Porenanteil n, sondern der durchflusswirksame oder nutzbare Porenanteil nf oder no maGgebend. Dieser entspricht nur bei sehr hohen DurchHissigkeiten (k? 10-2 m/s) nahezu dem Gesamtporenanteil. Bei kleineren Durchlassigkeiten ist der nutzbare Porenanteil wesentlich geringer: Bodenart
n,
In %von n
Ton, schluffig
0,02- 0,05
4- 10
Schlutf, tonig
0,03-0,08
10- 20
Schlutt, sandig (Lehm)
0,05-0,15
12 - 30
Mittelsand, gleichkornig
0,10-0,15
30- 50
Sand, kiesig
0,15-0,20
50- 60
Kies, sandig
0,20- 0,25
60 - 80
Der nutzbare Porenanteillasst sich versuchstechnisch mittels Tracer-Saulendurchlaufversuchen bestimmen oder durch Tracerversuche im Feld und Riickrechnung aus der Abstandsgeschwindigkeit (s. Abschn. 2.8.1). In den meisten Fallen wird der nutzbare Porenanteil aus der KorngroGenverteilung abgeschatzt, wobei allerdings die Lagerungsdichte zu beriicksichtigen ist.
31
2.4 Lagerungsdichte (D)
Der Porenanteil von Festgesteinen wird allgemein als Porositiit nGest. bezeichnet. Sie ist der Quotient aus dem Volumen der Poren und dem Gesamtvolumen. Die Porositiit wird versuchstechnisch nach DIN EN 1936 ermittelt:
n
Gest.
m __ -md =_s ms -111,
ermittelt. Die dichteste Lagerung wird durch lagenweises Einrutteln mit der Rutteltischmethode bestimmt (DIN 18 126: 1996). Loekerste Lagerung
L -_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
minp, max n=I-----tI Ps
min n= 1- maxPd Ps
Ps max e=----1 minPd
mine=~-1
Trockenmasse der Probekorpers ms = Masse des wassergesattigten Probekorpers mh = Masse des eingetauchten Probekorpers
md =
bzw. mit dem Helium - oder Pulverpyknometer (HORNUNG & AIGNER 2004). Die Porositiit der Gesteine zeigt eine groBe Streubreite von 0,1 bis etwa 30% (s. Abschn. 3.4.1).
2.4 Lagerungsdichte (D)
2.4.1 Lagerungsdichte nichtbindiger Lockergesteine Die lockerste und dichteste Lagerung nichtbindiger Boden wird gerne anhand der lockersten und dichtesten Kugelschuttung demonstriert. Tatsachlich erreicht ein locker geschutteter, gleichkorniger Sand Porenanteile von n :::;0,47. Die absolut dichteste Lagerung eines gemischtkornigen Bodens kann Porenanteile n <0,18 erreichen. Derart geringe Porenanteile treten auf, wenn die Kornungslinie der sog. Fuller-Kurve oder den Kurven von Talbot entspricht, welche fur verschiedene maximale KorngroBen die Idealsieblinie fUr eine dichtest mogliche Lagerung angeben. Die lockerste Lagerung eines rolligen Bodens wird versuchstechnisch durch loses Einfullen
maxPd
Mit Hilfe der Extremwerte und des Porenanteils bzw. der Porenzahl in naturlicher Lagerung kann die Qualitat der natiirlichen Lagerungsdichte von Sanden und Kiesen in einheitlichen Bezeichnungen und Zahlenwerten ausgedruckt werden. Folgende Begriffe werden unterschieden: Lagerungsdichte D D
Die Kenntnis des Porenanteils n oder der Trockendichte Pd genugt nicht zur Beurteilung, ob ein Boden locker, mitteldicht oder dicht gelagert ist. Hierzu mussen die Extremwerte fur den Porenanteil oder fUr die Trockendichte bekannt sein und mit der naturlichen Lagerung verglichen werden.
Diehteste Lagerung _ _ _ __
.~
maxn-n maxn-minn
maxPd -minPd
bezogene Lagerungsdichte ID
1D
maxe-e maxe-mine
maxPd .D Pd
Der gebrauchlichste Wert ist die Lagerungsdichte D. Dafiir gelten je nach Gleichkornigkeit folgende Bezeichnungen:
sehr locker
locker
mltteldieht
C.<3
< 0,15
0,150,30
0,300,50
>0,50
C.>3
< 0,20
0,200,45
0,450,65
>0,65
Die bezogene Lagerungsdichte ID wird nach EN ISO 14688-2: 2004 und DIN EN 1997-2 unterteilt in:
32
2
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
'0 DIN
'0 friiher
sehr locker
<15
locker
15-35
<0,3
mitteldich t
35-65
0,3-0,5
dicht
65-85
>0,5
sehr dicht
>85
2.4.2 Lagerungsdichte bindiger Lockergesteine, Proctorversuch Bei bindigen Boden ist die Verdichtbarkeit sehr stark yom Wassergehalt des Bodens abhangig. Als Bezugswert zur Beurteilung der erreichbaren oder erreichten Lagerungsdichte (Verdichtung) dient die Proctordichte (PPr)' die in dem 1933 von PROCTOR entwickeltem Proctorversuch zusammen mit dem fiir die Verdichtung giinstigsten Wassergehalt ermittelt wird. Der Proctorversuch kann mit bindigen und nichtbindigen Lockergesteinen ausgefiihrt werden. Die beim Versuch erreichte Verdichtung entspricht etwa der mit mittelschweren Verdichtungsgeraten auch auf der Baustelle erreichbaren Verdichtungswirkung von etwa 0,6 MNm/m 3 volumenbezogener Arbeit. Die Gerateabmessungen, Fallhohen, Schlagzahlen und das zulassige Gro:Btkorn der Bodenprobe sind in DIN 18127, Proctorversuch (2008) festgelegt. In 5 Einzelversuchen werden die Bodenproben mit abnehmendem Wassergehalt (jeweils 2-4% weniger) in einem genormten Stahlzylinder in 3 Lagen eingestampft und die erreichte Verdichtung (Pd) und der zugehorige Wassergehalt ermittelt. Die erforderliche Probenmenge betragt bei dem iiblichen 100mm-Proctorzylinder 3 bis 4 kg, sonst 6 bis 30 kg; das zulassige Gro:Btkorn entsprechend 20 mm. Dariiber hinausgehende Korngro:Ben sind bis zu einem Anteil von 35 % Dberkorn erlaubt, miissen aber durch Umrechnung (w in w' und Pd in Pd') beriicksichtigt werden. Die Auftragung und Auswertung erfolgt in Form einer Proctorkurve (Abb. 2.15). Die Trockendichte Pd' die dem hochsten Punkt der Kurve
entspricht, ist die Proctordichte PPr' der zugehorige Wassergehalt der optimale Wassergehalt W pr • Die Sattigungslinie entspricht Pd und w, wenn samtliche Poren mit Wasser gefiillt sind und keine Lufteinschliisse mehr im Boden enthalten sind (Sattigungszahl Sr = 1,0). Eine volle Sattigung ist im Proctorversuch kaum zu erzielen, weshalb die Trockendichten immer unterhalb der Sattigungslinie bleiben. Das Porenwasser wirkt bei der Verdichtung als Schmiermittel. Fehlt bei zu niedrigem Wassergehalt diese Schmierwirkung, so wird zu viel Verdichtungsarbeit durch die Reibung zwischen den Bodenteilchen verbraucht und es verbleibt eine ungeordnete, sperrige Struktur der Bodenteilchen. 1st der Wassergehalt zu hoch, wird ein Teil der Arbeit durch das Porenwasser aufgenommen. Nur bei optimalem Wassergehalt wird die aufgebrachte Arbeit ohne Verluste in Verdichtungswirkung umgesetzt, und es wird eine hohe Trockendichte bzw. eine kleine Porenzahl erreicht. Neben der (normalen) Proctordichte PPr wird die modifizierte Proctordichte mod PPr unterschieden. Hierbei werden in die gleichen Versuchszylinder 5 Lagen mit teilweise erhohten 2.10-.---r----;,....----,---r----,
100 % Proclordichle =2.046 gk:m 3 2.0S-+.."..-,,-:-::t:-=--f--+-t---t----i
M
~ 2.00-+-I-+--:..-+------'r--+-\- - I f - --l
.2! ~
'5
:c :ii
~ 1,9S-f#--.--+-;--+-----r-t-\-- -+f - --l
l-
1.90 -¥-~--+-_._-+_--f_L-T-l1_-\-_I
WPr 1 ,8S -t"--+--+--~+-'---f---I
6,0
8.0
12.0 14.0 10.0 Wassergehall W
Abb.2.15 Proctorkurve.
16.0
33
2.5 Zustandsform, Konsistenzgrenzen
Fallhohen, Fallgewichten und Schlagzahlen eingestampft. Die Verdichtungsarbeit und die dabei erreichte Verdichtung sind wesentlich groBer. Einige mittlere Proctordichten fur verschiedene Bodenarten: Bodenart Kiessand (Go - 35)
0,07
2,12
kiesiger Sand (Gu - 7)
0, 10
1,98
Sand (Go - 5)
0,13
1,87
Feinsand
1,70
sandiger Schluff
0,16
1,79
sandiger Ton
0,17
1,75
schluffiger Ton
0,22
1,62
Fur einen Vergleich mit Feuchtdichten vergleichbarer Boden in der Natur mussen diese gemaB Abschn. 2.3.3 auf die Trockendichte wie beim Proctorversuch umgerechnet werden. Die auf der Baustelle erzielte Verdichtung wird zahlenmaBig durch den Verdichtungsgrad DPr = piPPr ausgedruckt. Den Zusammenhang zwischen Lagerungsdichte und dem Verdichtungsgrad zeigt Tab. 2.7. Die KenngroBen Proctordichte DPr und bezogene Lagerungsdichte ID lassen sich naherungsweise wie folgt zuordnen: D",- 1,00
0,50 < 'D< 0,85
D", - 0,97
0,40 < 'D< 0,65
D", - 0,95
0,30 <
'0< 0,55
Naherungswerte fur Proctorwerte konnen gegebenenfalls auch mittels Korrelation aus den Konsistenzgrenzen abgeleitet werden (ENGEL 2002, darin Lit.). Hinsichtlich der Einbaubedingungen auf den Baustellen ist zu beachten, dass gute Verdichtung eine deutliche Verbesserung der Scherfestigkeit, besonders der Kohasion ergibt. Hohe Dichtewerte werden dabei besser auf der "trockenen" Seite der Proctorkurve erreicht, wahrend bei bindigen Boden etwas hahere Wassergehalte, die der "nassen" Seite der Proctorkurve entsprechen, gunstigere Durchlassigkeitswerte ergeben. Dies ist darauf zuruckzufuhren, dass die bei hoheren Wassergehalten auftretende Schmierwirkung die Tonmineralaggregate leichter in eine parallele Anordnung bringt, was letztlich eine geringere Durchlassigkeit ergibt.
2.5 Zustandsform, Konsistenzgrenzen Bindige Boden andern mit dem Wassergehalt ihre Zustandsform. Sie sind bei sehr hohen Wassergehalten breiig und gehen mit abnehmendem Wassergehalt in plastische und schlieBlich in halbfeste bis feste Zustandsformen uber. Dieser Einfluss des Wassergehalts ist auf die Wirkung der gebundenen Wasserhulle der Bodenkorner zuruckzufuhren (s. Abschn. 2.3.1). Wahrend bei niedrigem Wassergehalt freie Oberflachenkrafte die Korner aneinander ziehen, fallen diese Krafte bei hohen Wassergehalten weg. Die Haftfestigkeit bindiger Boden nimmt daher mit zunehmendem Wassergehalt abo Die Abgrenzung dieser Zustandsformen wird als Atterberg'sche Konsistenzgrenze bezeichnet. Die versuchstechnische
Tabelle 2.7 Korrelation zwischen Lagerungsdichte und Verdichtungsgrad nichtbindiger Boden in Anlehnung an DIN 1054: 2005, Anhang A (OPr = Proctordichte). Bodengruppe DIN 18 196
Lagerungsdichte 0 dichtjsehr dicht
SE, GE, SU
~ O,3/~
SE, GW, SI, GE, GW, GT, SU, GU
~ O,45/~
0,5 0,65
Verdichtungsgrad OPt> dichtjsehr dicht ~
95% I~ 98%
~
98% I~ 100%
34
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
Ermittlung erfolgt nach DIN 18122-1, Bestimmung der FlieB- und Ausro11grenze (1997), bzw. nach der Vornorm DIN ISO TS 17892-12. Die Flie6grenze ist definiert als der Wassergehalt, bei dem ein Boden sich vom flussigen zum plastischen Zustand verandert. Nach der bisherigen Normung wurde die FlieBgrenze mit dem GerM von CASAGRANDE uber die Schlagzahl N ermittelt, bei der sich eine mit dem Furchenzieher in dem Ton am Boden der Schale gezogene Furche auf eine Lange von 10 mm geschlossen hat. Die Auswertung erfolgt nach Abb. 2.16. Der Wassergehalt, der 25 Schlagen entspricht, ist als FlieBgrenze wL definiert. Nach der Vornorm DIN ISO TS 17892-12 sol1 zur Bestimmung der FlieBgrenze spater der Fallkegelversuch herangezogen werden. Verwendet werden Fa11kegel mit 60 g und einer Offnungsweite von 60° oder solche mit 80 g und 30° Offnungsweite. Der Fa11kegel wird auf die geglattete Oberflache der Bodenprobe aufgesetzt und die Arretierung gelost. Das Einsinken des Fa11kegels in die Probenoberflache wird auf 0,1 mm genau gemessen. Der Versuch ist mit dem gleichen Probenmaterial, aber mit unterschiedlichen Wassergehalten mindestens dreimal, besser fUnfmal zu wiederholen. Die Auswertung erfolgt ebenfa11s in einem halblogarithmischen Diagramm mit dem Wassergahalt auf der Abszisse und der Eindingung des Fa11kegels (in mm) auf der Ordinate mit logarithmischem MaBstab. Der Wassergehalt an der FlieBgrenze ist bei einem 60 g/600-Fa11kegel bei einer Eindringung von 10 mm definiert und bei einem 80 g/30° - Fa11kegel von 20 mm.
Gegen diese Bestimmung der FlieBgrenze mit dem Fa11kegelversuch bestehen in Deutschland erhebliche Einwande. Fur die endgultige Norm wird eine Offnungsklausel fUr die bisherige FlieBgrenzenbestimmung angestrebt. Die Ausrollgrenze wp entspricht einem Wassergehalt, bei dem 3 bis 4 mm dicke Bodenrollchen beim Ausrollen auf einer Wasser aufsaugenden, nicht fasernden Unterlage zu zerbrockeln beginnen. Der Versuch ist mindestens dreimal durchzufuhren. Die Wassergehalte durfen fur die Mittelwertbildung nicht mehr als 2 % voneinander abweichen. Unter dem Begriff des Schrumpfens von Tonen wird die Volumenabnahme bei einer Minderung des Wassergehalts unter gleichbleibender Belastung verstanden. Die Schrumpfgrenze WS (DIN 18122-2) bezeichnet den Wassergehalt, unterhalb dem eine ungestorte Bodenprobe nach dem Trocknen an der Luft und bei 105°C im Ofen keine weitere Volumenanderung erfahrt (Abb. 2.17). DerWert der Schrumpfgrenze Ws kann auBerdem indirekt aus der Beziehung Ws = wL - 1,25 Ip Ip = Plastizitatszahl (s. u.)
abgeleitet werden (s. ENGEL 2002a). Die bis zum Wassergehalt der Schrumpfgrenze eingetretene Volumenanderung wird zahlenmaBig durch das SchrumpfmaB IT
r. S-
37.0 36.0
?fl
35.0
~ ~
34.0
'ai
34.0
Q)
33.0
ro
e>
UJ UJ
~
~
................... ......
-----_ .... ---- ~ "'-0......, FlleBgrenze wL = 32.9 % r--n. 32.0
31 .0
I'--
30.0 10
15
20
25
30
35
40
Schlagzahl Abb.2.16 Bestimmung der FlieBgrenze aus vier Einzelversuchen
Anfangsvolumen- Endvolumen () ·100 0/0 Anfangsvolumen
ausgedruckt. Das Schrumpfverhalten eines Bodens ist anisotrop. Die Schrumpfung normal zur Schichtung ist meist ein Vielfaches groBer als parallel zur Schichtung. Eine direkte Angabe des linearen Schrumpfverhaltens erhalt man uber die bezogene Hohenanderung (h n ) einer Probe durch Auftragen von W und h n wie in Abb. 2.17 dargestellt: h n
h__ -hw_ =_a h
a
ha = AnfangsprobenhOhe hw = Hohe bei dem jeweiligen Wassergehalt
35
2.5 Zustandsform, Konsistenzgrenzen
2 bezeichnet. Sie ist ein MaB fUr die Plastizitiit eines bindigen Bodens. Anhaltswere fUr die Plastizitatszahlen von Boden:
° 10
,,
20
Ws
0,1
0,4
0,3
0,2
W
0,5
Abb. 2.17: Lineares Schrumpfverhalten eines schluffigen Tons mit 35 % Tonanteil « 0,002 mm).
Der Schrumpfversuch, der praktisch einem Austrocknen der Probe mit freien Oberflachen gleichkommt, gibt zwar die in der Natur gegebenen Randbedingungen der Wassergehaltsanderung und Schrumpfverformung nur sehr unvollstandig wieder, trotzdem kann aus der wassergehaltsabhangigen Hohenanderung zu Beginn des Schrumpfversuchs die GroBenordnung der zu erwartenden Bodenverformungen infolge Schrumpfen abgeschiitzt werden (s. Abschn. 6.2.2). Der geradlinige Verlauf der Schrumpfkurve ermoglicht auch eine Aussage tiber das Schrumpfverhalten von Boden mit hOheren Wassergehalten. Die Differenz zwischen FlieBgrenze und Ausrollgrenze wird als Plastizitlitszahl oder Bildsamkeitszahl
Bodenart
Bezeichnung
/p
Schluff
leicht plastisch
0,02-0,10
MagererTon
plastisch
0,10-0,25
Fetter Ton
ausgepragt plastisch
0,25-0,75
Die Plastizitatszahl dient nach DIN 18196 und dem Plastizitlitsdiagramm von CASAGRANDE zur Unterscheidung, ob nach bodenmechanischer Definition ein Schluff oder Ton vorliegt. AIle in Abb. 2.18 unterhalb der A Linie liegenden anorganischen Boden sind Schluffe oder Boden mit organischen Beimengungen, aIle oberhalb der A-Linie liegenden Boden mitIp > 7 sind Tone. Zur weiteren Unterscheidung, ob sich ein Schluff oder Ton leicht, mittel- oder ausgepragt plastisch verhalt oder ob ein organischer Schluff oder Ton vorliegt, dient dann die FlieBgrenze wL (DIN 18196, Tab. 1 und Abschn. 3.l.3). Die Plastizitatszahl von Boden mit einer FlieBgrenze < 7 ist nur ungenau zu ermitteln. Boden in dies en Zwischenbereichen werden nach EN ISO 14688-1 eingestuft.
50 40
, ausgepragl I plasl,sche / I Tone [TA] I, m lIel· - I plasllsche I Tone [TM] ",<:::,. : ~0W ~ I I
~(;j'"
V
/'
I'
~
lelchl
plasllsche I Tone [Tl] I
l
I I i Schlufle rr:,l organisc en Sand-Ton .~J.::::: I Belmengungen und Gem,sche [511 Z~;;ch;;'be;;"d,- - , 1eldo,I organogene Schlulfe IOU] und m,lIelplaSlische Tone tUM] - - - .. - - - - ,- - -" plasbsche l Sand-Schluft-GemoSChe [5U] Sch'u"o [ULI' 1 I i
Y
10 7 4
o
Tone mil organlschen Belmengungen und organogene Tone [011
o
I
10
I
20
I
I
I
30 35 40
I
50
FlieBgrenze wl (%)
I
60
70
80
Abb. 2.18 Plastizitiitsdiagramm nach CASAGRANDE.
36
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
Bei stark iiberkonsolidierten Tonen ist es nicht moglieh, iiber die Plastizitatszahl und das Plastizitatsdiagramm eine Zuordnung zu einer Bodenklasse nach DIN 18 196 (TA, TM, TL usw.) vorzunehmen (s. BONSCH & LEMMP 2004, Tab. 1). Die Kenntnis der FlieB- und Ausrollgrenze ermoglicht zusammen mit dem natiirlichen Wassergehalt w eine zahlenmaBige Aussage iiber den Zustand eines bindigen Bodens und liefert damit eine qualitative Beschreibung seiner Festigkeit (s. Abb. 2.10). Zur Kennzeichnung dient die dimensionslose Zustandszahl oder Konsistenzzahl w -w
I C =_L_ . Ip
Die Konsistenz (Zustandsform) eines Bodens wird wie folgt definiert: 0- 0,25 (fUr 0
1St W -
wll
breiig
0,25- 0,50
sehr weich
0,50-0,75
weich
0,75-1,00 (fur 1 ist
W -
wpl
steif
1,00- 1,25
halbfest und
> 1,25 {entspricht '" wsl
fest.
Bei gemischtkornigen Boden (Feinkornanteil
Haufig erfolgt jedoch die Ermittlung der Aktivitatszahl vereinfacht als das VerhaItnis der Plastizitatszahl zum prozentualen Anteil der Tonfraktion I = A
Die Zustandsform "fest" ist haufig nieht aIle in durch den Wassergehalt oder die Vorbelastung bedingt, sondern durch eine gewisse diagenetische Bindung in Form von einem fein verteilten Kalkgehalt oder Ahnlichem. Die bodenmechanischen Kennziffern zur Ermittlung der Konsistenzzahl Ie werden an "hochgradig gestorten" Bodenproben ermittelt, so dass bei der Bestimmung der Wassergehalte (w v w p ) erhebliche Abweichungen auftreten konnen, die zu Fehlern bei der Konsistenzzahl fiihren. Bei strukturempfindlichen Boden und solchen mit geringer Plastizitat treten daher haufig unterschiedliche Bewertungen gegeniiber der Feldansprache auf (Schichtenverzeichnisse, s. Abschn. 4.5.2), und es bestehen Bedenken gegeniiber einer Korrelation mit direkten Festigkeitsangaben, z. B. der undranierten Scherfestigkeit Cu (s. Abschn. 2.7.6 sowie SCHUPPENER & KIEKBUSCH 1988; KIEKBUSCH 1999; ENGEL 2002).
Ip %<0,002
Die Aktivitatszahl gibt einen Anhalt iiber die Art der Tonminerale. Gesteine mit IA <0,75 werden als inaktiv bezeiehnet, solche mit IA = 0,75 bis 1,25 als normal aktiv und Boden mit IA > 1,25 als aktiv. Bei ihnen ist mit quelWihigen Tonmineralen zu rechnen. Bei Anwendung dieser Beziehung auf Tonsteine (Abb. 2.19) ist Vorsicht geboten, da sowohl der Anteil der Tonfraktion als auch die Plastizitatsgrenzen von der Autbereitung der Proben abhangig sind (s. Abschn. 2.1.2 sowie LANG 1988; RADLINGER 1997). Die Liquiditatszahl IL ist das Verhaltnis der Differenz zwischen dem natiirlichen Wassergehalt und dem Wassergahalt an der Ausrollgrenze zur Plastizitatszahl:
Die Liquiditatszahl ist ein Index fUr die Sensitivitat eines Bodens (s. Abschn. 2.7.3) und ein MaB
37
2.6 Verformungsverhalten, Druck- und Zugfestigkeit
INAKTIV
2'~-------.---,~-r--~~.-----~
o
10
20
30
40
Tongehalt T (%)
Abb. 2.19 Aktivitatszahlen fA von R6t-Tonsteinen dargestelit als Beziehung zwischen Plastizitatszahl und Tongehalt.
fiir die Konsistenz eines Bodens im gestorten Zustand:
2.6 Verformungsverhalten, Druck- und Zugfestigkeit 2.6.1 Grundlagen
Korpers und einer Scherverschiebung auf einer vorgegebenen oder sich ausbildenden Flache. Formanderungen konnen auf elastischem, plastischem oder rheologischem Weg stattfinden. Ideal plastisches Verhalten kann praktisch nur bei Gesteinen mit regellosem (isotropen) Korngefiige angenommen werden. 1m Baugrund liegt in der Regel vereinfacht elastisch-plastisches oder elastisch-viskoplastisches VerformungsverhaIten vor (s. Abschn. 5.2). Viskoplastisches Verformungsverhalten schlieBt Festigkeitsiiberschreitungen und irreversible Verformungen mit ein. Rheologische GesetzmaBigkeiten, die das Formanderungsverhalten sowohl des Bodens als auch von Fels am besten erfassen wiirden, werden, auBer in der Salzmechanik, bis heute wenig angewendet. 1m Untergrund herrscht ein raumlicher Spannungszustand mit den drei Hauptnormalspannungen al' a2 und a3 ,die senkrecht auf die drei Hauptebenen wirken (Abb. 2.31). Ais a 1 ist streng genommen die groBte Hauptnormalspannung definiert. Haufig wird aber die vertikale Hauptnormalspannung als a 1 bezeichnet. In der rechnerischen Vereinfachung des radialsymmetrischen Spannungszustandes wird a2 = a3 angenommen. Sind alle drei Hauptnormalspannungen gleich groB, so liegt hydrostatischer Druck und allseitige Kompression vor. Sind die drei Hauptnormalspannungen nicht gleich groB, so treten Schub- oder Scherspannungen auf.
Der Begriff Spannung ist eine abgeleitete physikalische GroBe und bedeutet Kraft pro Flacheneinheit. 1m Gegensatz zur Kraft kann die Span- : - - - - - - - - nung a nicht direkt gemessen, sondern nur durch ihre Wirkung ermittelt werden. Die Wirkung : I einer Spannungsanderung sind bruchlose oder - - - - - - - - - - von Briichen begleitete Volumen- oder Gestaltsa) anderungen eines Korpers. Die Grundformen sind gemaB Abb. 2.20: , Einaxiale Zusammendriickung infolge Zunahme der Druckspannungen, volumentreu oder durch Volumenanderungen (Abb. 2.20a) Schubverformung infolge SchubbeanspruII chung, die in der Regel volumentreu ange- b) 1: nommen wird (Abb. 2.20b)
•
I
I
I
I
I
Bei einer Schubverformung ist zu unterscheiden zwischen der Schubverformung eines kompakten
I
I
1;;;' I
--------
a---' •
I
'
I
I
"
oil
I
I
'
t.1 'H
1:
Abb. 2.20 Grundformen der Volumen- bzw. Gestaltanderung. a) axiale Stauchung, V = konstant bzw. nicht konstant; b) Schubverformung in geklGftetem Fels.
38
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
Tabelle 2.8 Beziehungen zwischen den verschiedenen Moduln fOr die Verformbarkeit im elastisch-isotropen Medium mit der Poisson-Zahl 0 0; v 0; 0,5 (aus SCHMIDT 1993).
2 Elasti;titatsmodul E
E
2
Es
3
E.
Steifemodul Es _ _ _ _ _ _ _ _
E
Es
1-v l-v-2v 2
3
l-v 2
E=(I-v ) Ev
(1-
·E
Es '"
Ev'"
1-v-2v2 2
(l-v)-(I-v )
Unter den Begriffen "Festigkeit" und "Steifigkeit" wird in der Geomechanik der Widerstand gegen eine bruchlose oder zum Bruch fuhrende Verformung verstanden. Der Schub- oder Scherwiderstand beim Bruch wird als Scherfestigkeit bezeichnet. Die Kennwerte fur die Steifigkeit bzw. das Verformungsverhalten sind: Elastizitatsmodul E (in kN/m 2 oder MN/m2) Verformungsmodul Ey, V (meist in MN/m2) Steifemodul Es (in kN/m2 oder MN/m2) Bettungsmodul ks (meist in MN/m3) Schubmodul G (meist in MN/m 2) Poisson-Zahl v (dimensionslos, s. Abschn. 2.6.9)
Der Elastizitatsmodul E wird aus einaxialen oder dreiaxialen Druckversuchen bzw. Bohrlochaufweitungsversuchen ermittelt, der Steifemodul Es aus dem Kompressionsversuch und der Verformungsmodul Ey aus dem Plattendruckversuch bzw. ebenfalls aus Bohrlochaufweitungsversuchen. Die theoretischen Beziehungen der Moduln E, Es und Ev untereinander im homogenen elastisch-isotropen Halbraum sind in Tab. 2.8 dargestellt. Fur elastisch und plastisch reagierendes Material gilt E < Ey < Es. Fur haufig anzutreffende Poissonzahlen (v = 0,33) ergibt sich dabei ein Verhaltnis von Ey '" 0,75· Es, wahrend die Erfahrungswerte etwa bei Ey '" 0,85 . Es liegen.
~
2
l-v-2v 2 .E. I-v S
1
Ev "'--.£
Verformungsmodul E. _ __ _ _ _ _ _
~L____
V).( 1- v 2)
l-v-2v
2 .£V
.£s
Die Kennwerte fur die Festigkeit sind: einaxiale Druckfestigkeit qu' fruher aD (meist in MN/m 2) dreiaxiale Druckfestigkeit Zugfestigkeit qz, fruher az (meist in MN/m2) und die Scherfestigkeitsparameter Reibungswinkel
2.6.2 Wirkung des Wassers, Porenwasserdruck In einem weitgehend wassergesattigten, feinkornigen Untergrund kann das Porenwasser bei Belastung und Formanderung nicht schnell genug abflieBen (Abb. 2.9). Ais Folge davon wird fur einige Zeit ein Teil der Belastung yom Porenwasser ubernommen und es treten zusatzliche Porenwasserdriicke auf. In einem Drei- bzw. Zweiphasensystem werden deshalb drei verschiedene Spannungen unterschieden: Die Spannungen, die von der Festsubstanz aufgenommen werden (sog. Korn-zu-KornDruck), sind die wirksamen (effektiven) Spannungen 0'. Sie werden vereinfacht auf die rechnerische Flache bezogen.
39
2.6 Verformungsverhalten, Druck- und Zugfestigkeit
Der Spannungsanteil, der vom Porenwasser abgetragen wird, ist die neutrale Spannung oder der Porenwasserdruck u = Yw . H Die Gesamtspannungen aus der Masse des Bodens und des Wassers sowie moglicher Auflasten werden als totale Spannungen (J bezeichnet: d = (J - u. Die totalen und die wirksamen Spannungen sind gerichtete Spannungen, wahrend der Porenwasserdruck nach allen Seiten in gleicher GroBe wirkt. Die Porenwasserdrucke konnen sich je nach Beanspruchungsart (Belastung oder Entlastung) als Oberdruck (+~u) oder Unterdruck (-~u) auswirken und halten je nach Durchlassigkeit des Untergrundes unterschiedlich lange an (GUDEHUS et a1. 1990, MORGENSTERN 1990, darin Lit.). Bei Belastung baut sich ein Porenwasserdruckgefalle zu geringer belasteten Zonen bzw. zu durchlassigeren Schichten oder freien Oberflachen auf. Dieses Druckgefalle lost einen Stromungsvorgang aus, der so lange anhalt, bis der Porenwasseruberdruck vollkommen abgebaut ist. Die dabei auftretende Stromungskraft ist ebenfalls eine vektorielle GroBe (s. Abschn. 5.7.7).
AuffOliung Wasserspiegel im Mer..rohr
a1s) " de (enem Ge \an \
'J
Bei schneller Entlastung fallt der Porenwasserdruck dementsprechend auf negative Werte abo Die Geschwindigkeit des Porenwasserdruckausgleichs hangt ab von der Durchlassigkeit des Gesteins und der Gebirgsdurchlassigkeit auf vorhandenen Trennflachen. Fur das Messen von Porenwasserdrucken in situ werden Porenwasserdruckgeber auf den ungestarten Boden aufgesetzt bzw. mit der Einpressspitze eingedruckt, wobei keine merkbaren Volumenanderungen hervorgerufen werden durfen. Die Messung erfolgt in der Regel uber Ventilgeber mit einer Uberdruckmembrane (Abb. 2.22). Die Ursachen fUr in der Natur zu beobachtende anormale Porenwasserdrucke konnen sehr unterschiedlich sein. GUDEHUS et a1. (1990) be-
;n -'
,
-':"'-f'--_ Bohrloch-
verfOliung
.-+--+-+---'-.....,.-(,--
r, /~'
//): /4 /"<~ 177 Grundwasser-
Die GroBe des Porenwasserdruckes u ergibt sich aus Abb. 2.21: u=yw· H H = piezometrische Druckhohe h = normaler hydrostatischer Druck Yw = Wichte des Wassers
Druck- und ROckleitung
- - _.......=i!+-.J.--:olr-- Membrane
T
~;%
Abb. 2.21 Prinzip des Porenwasserdruckes, ausgel6st durch Spannungs- bzw. Volumenanderungen im Untergrund infolge groBflachiger AuffOliung.
I--
40 mm
------1
Abb. 2.22 Prinzip eines Porenwasserdruckgebers (pneumatisches System). Der Porenwasserdruck wirkt durch den Filterstein auf die Membrane des Oberdruckventi Is. Der Offnungsdruck entspricht dem Porenwasserdruck.
40
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
richten uber leichte Porenwasseruberdrucke in wenig konsolidierten Seetonen des Bodenseegebietes. Gelegentlich beobachtete Porenwasserunterdrucke konnen auf z. T. lange zuruckliegenden Grundwasserentnahmen, der Entnahme anderer Fluide oder Entlastungsvorgangen beruhen. In der Schweiz (Wellenberg) wurde bei den Standortuntersuchungen der Nagra im tieferen Teil machtiger Tonmergelkomplexe eine Unterdruckzone erkannt, die auf mechanische Entlastung (Eisruckzug, Erosion) zuruckgefuhrt wird (Nagra informiert Nr. 32). Den Porenwasserdruckgebern ahnliche Messgerate sind Tensiometer, wie sie zur Ermittlung der Saugspannung im Boden bzw. der Messung von Wassergehaltsanderungen eingesetzt werden. Mit Hilfe von Tensiometern kann die Ausbreitung der Sickerfront bei Versickerungsversuchen und dam it die Abstandsgeschwindigkeit Va ermittelt werden (HESSE et al. 1991; ROSENFELD 1995).
2.6.3 Spannungs-VerformungsBeziehungen Das Spannungs-Dehnungs-Diagramm besteht aus vier Teilabschnitten, die ein unterschiedliches Materialverhalten anzeigen (Abb. 2.23). Die Arbeitslinie der Verformung verlauft bei Materialien, die dem Hook'schen Gesetz gehorchen, bis zur Proportionalitatsgrenze (Bereich B) linear und auch daruber hinaus reagiert ein solcher Stoff bis zur Elastizitatsgrenze elastisch, d. h., die Verformungen sind bei Entlastung rucklaufig (Bereich C). Erst bei Oberschreiten der Bruchbzw. der Elastizitatsgrenze treten bleibende Verformungen auf, das Material reagiert plastisch (Bereich D). Die Spannungs-Verformungs-Beziehung von Boden ist nicht linear, sondern wird als elastischplastisch bezeichnet. Eine dem Hook'schen Gesetz entsprechende Beziehung kann daher nur fUr eine kurze, definierte Strecke (I1P1,) im linearen Bereich ermittelt werden. Der im Laborversuch ermittelte Elastizitatsmodul bei verhinderter Seitenausdehnung wird als Steifemodul Es bezeichnet (Abb. 2.26). Er ist keine Konstante, sondern andert sich mit der Belastung.
Bruch failure Post-fallure-Bereich . .-. - ... .
..
o (1) Propo
s!>"nnung
? Verformung ,
Abb. 2.23 Spannungs-Dehnungs-Diagramm 1996).
(nach
THURO
Auch bei Festgesteinen liegt elastisches Verhalten nur im linearen Teil des Spannungs-Dehnungs-Diagramms vor und kann im Fels dementsprechend erst recht nur in standfestem Gebirge und bei kleinen Lastanderungen angenommen werden. In der Regel treten im Fels elastische und bleibende Formanderungen auf, fUr die elastisch-plastisches oder elastisch-viskoplastisches Spannungs-Dehnungs-Verhalten angenommen wird. Die durch die Entlastungslinien der Abb. 2.24 angezeigten bleibenden Formanderungen sind bereits von einer Schadigung des Materials begleitet, welche das bruchhafte Versagen einleitet. Auch nach dem Bruch zeigen viele Gesteine und Fels elastoplastisches Verhalten. Dieser Bereich des Bruchflie6ens oder sog. "post-failure Bereich" (Abb. 2.23) spielt im Felsbau eine wesentliche Rolle, da die allgegenwartige Restfestigkeit von zerklUftetem Gebirge diesem Zustand zuzuordnen ist. Die Verformungsmoduln des Gebirges werden aus den Arbeitslinien des Spannungs-Dehnungs-Diagramms ermittelt (Abb. 2.24). Alle Moduln werden als Sekantenmodul berechnet. Der Erstbelastungsmodul und der Verformungsmodul (V, Ey !) ergeben sich aus der Neigung der Verbindungslinie zwischen dem Minimal- und dem Maximaldruck eines jeden BelastungszykIus. Den Elastizitatsmodul (E-Modul) erhalt man aus der Neigung der Verbindungslinie zwischen dem Maximal- und dem Minimaldruck eines jeden Entlastungszyklus, in dem die elastische Ruckverformung des Gebirges zum Ausdruck
2.6 Verformungsverhalten, Druck- und Zugfestigkeit
41
2
""u
.:><
u
2 o
2
Cl
a)
Verformung
b)
Verformung
kommt. Der Wiederbelastungsmodul (E y2 ) entspricht etwa dem E-Modul bzw. der Neigung der Verbindungslinie zwischen dem Minimaldruck eines neuen Lastzyklus und dem Punkt der Belastungslinie, der dem Maximaldruck des vorhergehenden Zyklus entspricht (s. Abschn. 2.6.5). Unter der vereinfachten Annahme, dass sich der Boden bzw. Fels linear-elastisch, homogen und isotrop verhalten, gelten untereinander und gegenuber dem Steifemodul Es die Beziehungen der Tab. 2.8.
2.6.4 Bodensteifigkeit, Steifemodul (Es), (E5 ), Zei tsetzu ngsverha Iten Unter Steifigkeit eines Bodens versteht man seinen Widerstand gegen Verformung. Die Bodensteifigkeit ist abhangig von der Vorkonsolidierung, dem wirksamen Spannungszustand und den Entwasserungsbedingungen. Die Bodensteifigkeit wird mittels Labor- oder Feldversuchen ermittelt sowie auch durch die Beobachtung des Setzungsverhaltens bestehender Bauwerke. Bauwerke .
c)
Verformung
Abb. 2.24 Definition der Verformungsmoduln.
len bezeichnet, d. h. eine Dehnung infolge einer Verminderung der wirksamen Spannungen. Die DIN 18 135 beschreibt die einzelnen Begriffe sowie den Versuchsablauf und die Auswertung. Vor dem Versuch werden parallel dazu der Anfangswassergehalt, die Feuchtdichte sowie die Trockendichte des Probenkorpers ermittelt und daraus die Anfangsporenzahl eo bestimmt. Die Erdstoffprobe wird dann moglichst ungestort in einen starren Probeaufnahmering, Durchmesser d = 70 mm oder 100 mm, Hohe h = 14 mm bzw. 20 mm (dlh = 5: 1), zwischen Filtersteinen eingebaut und stufenweise belastet (Abb. 2.25). Vor jeder Laststeigerung muss das Porenwasser abgestromt und die Setzung abgeklungen sein. Je nach Aufgabenstellung konnen auch stufenweise Be- und Entlastungen gefahren werden. Die Auswertung erfolgt zunachst uber eine Auflistung der jeweiligen wirksamen Spannung d (kN/m 2 ), der zugehOrigen bezogenen Setzung s' und der
2.6.4.1 .6 I
Abb.2.25 KD-Geriit, Ansicht und Prinzipskizze.
42
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
den Anfangs- und Endwerten einer jeden Laststufe errechnet:
jeweiligen Porenzahl e. AnschlieBend werden das Druck-Porenzahl-Diagramm oder die Drucksetzungslinie in halblogarithmischer oder linearer Auftragung dargestellt (Abb. 2.26). Die Verformbarkeit wird durch den Kompressions- bzw. Schwellindex (Cc bzw. Cs) oder die Steifezahl Es ausgedruckt. Der Kompressionsbeiwert Cc wird aus der Steigung des geradlinigen Abschnitts der Kompressionslinie im DruckPorenzahl-Diagramm ermittelt, mit der Porenzahl e als Ordinate und dem Logarithmus der Spannung d auf der Abszisse (DIN 18l35):
Die Entlastungslinien einer Drucksetzungskurve zeigen an, welcher Anteil auf die elastische Ruckverformung und welcher auf die bleibende Setzung entfallt. Der Sekantenmodul aus dem Entlastungsast wird als Entlastungs- oder Schwellmodul Ee bezeichnet und zur Ermittlung von Entlastungsverformungen verwendet (s. Abschn. 5.5.3.3). Der Entlastungsmodul entspricht praktisch dem Zweitbelastungsmodul. Alternativen zur Ermittlung des Steife- bzw. Verformungsmoduls sind: Ruckrechnungen aus Setzungsbeobachtungen (Abschn. 5.5.3.6) Direkte Belastungsversuche, z. B. Plattendruckversuch (Abschn. 2.6.5) Pressiometer oder Bohrlochaufweitungsversuche (Abschn. 2.6.7) Empirische Ermittlung anhand von Sondierergebnissen (Abschn. 4.4.6).
C=~. c
i1logcr'
Bei Kompressionskurven, die keinen geradlinigen Abschnitt aufweisen, wird eine Hilfsgerade verwendet. Den Schwellwert Cs erhalt man aus dem entsprechenden Abschnitt der Entlastungskurve bzw. der Sehne des Entlastungs- und Wiederbelastungsastes und entsprechend der obigen Gleichung. Der Steifemodul Es fUr verhinderte Seitenausdehnung kann als Tangenten- oder Sekantenmodul angegeben werden. Am haufigsten wird er als Sekantenmodul fur die einzelnen Laststufen aus
o *-
2
OJ
§ 3
!:::l ~ 4
Normalspannung [kN.m2) (linear)
o
'"
100
200
""~ "'-....
300
'""-
400
~ I----
""
5
500
600
-
6 Einbauh6he [mmJ = 20.000 Versuc/1·N,
Abb. 2.26 Drucksetzungslinie in linearer Auftragung mit Laststufen und Auswertung der Steifemoduln.
1W (nachher) [%J = 11 .38
1 1 2 1 3 1 4 1 5 1 6 1 7 1 8 Normalspannung [kN.ln2] 10 100 300 500 50 j 100 300 500 Messuhrablesung [mml 0.000 10.340 10.63010,8121 0.75410.76710.80910.844 SlerfemodullM'l.ln2) 76.9 195.2 1114.31 5.3 113,8 22.0 SlBIfemodui Erstbolasrung (M
J
I
I
1 1
I
I . I
1
1
43
2.6 Verformungsverhalten, Druck- und Zugfestigkeit
2.6.4.2 Vorbelastung und Werte n S eifemo I" Die Zusammendriickbarkeit bindiger Boden wird ganz erheblich von der Belastungsgeschichte des Baugrunds beeinflusst. Der Erstbelastungsast einer Drucksetzungslinie in halblogarithmischer Auftragung zeigt bei einer nicht vorbelasteten bindigen Bodenprobe eine bedeutend groBere Zusammendriickung als der Wiederbelastungsast. Ein ahnliches Verhalten zeigen auch geologisch vorbelastete Boden. Die im halblogarithmischen MaBstab dargestellte Drucksetzungslinie eines solchen Bodens hat anfanglich eine flach gekriimmte Form und geht dann in eine starkere Neigung iiber. Die Ursache dafUr wird im Uberschreiten einer friiheren Vorbelastung gesehen, wie sie auch im Verhaltnis Erstbelastung/Wiederbelastung zum Ausdruck kommt. Der Wendebezeichnet punkt wird als CASAGRANDE-Knick bezeiehnet und gibt vermeintlieh vermeintlich die GroBe der Vorbelastung an. Auf dieser Grundlage haben verschiedene Autoren versucht, an moglichst ungestOrt eingebauten schluffig-tonigen Bodenproben die geologische Vorbelastung zu ermitteln (PELZ et a1. 2009 und Abschn. 2.6.9). Die Werte der Steifemoduln sind sehr stark von der Qualitat der ungestorten Proben, von Einbaustorungen und von der Sorgfalt der VersuchsdurchfUhrung abhangig. AuBerdem entsprechen die Verformungsbedingungen im Versuch mit der durch den starren Probenaufnahmering vollkommen verhinderten Seitenausdehnung nieht nicht der Situation im praktisch unbegrenzten Baugrund mit nur mehr oder weniger behinderter Seitenausdehnung. Dieser Fehler, der im Prinzip eine Abminderung der Versuchswerte erfordern wiirde, wird aber in der Regel vernachlassigt. Fiir den Fall, dass keine regionalen Erfahrungen vorliegen, nennt die DIN EN 1997-2, Anhang Q, eine Mindestzahl von 2 bis 4 zu untersuchenden Proben einer Bodenschieht Bodenschicht und zwar in Abhangigkeit des Streubereichs der Versuchsergebnisse und der Setzungsempfindlichkeit des Bauwerks. Allgemein liegen die Steifemoduln Es fiir den Spannungsbereieh Spannungsbereich 100/300 MN/m 2 etwa in folgender GroBenordung:
Boden
MN/m'
Organische und organisch verunreinigte Boden
1,0- 3,0
stark bindige Boden, weichpJastisch
3,0- 5,0
stark bindige Boden, steifplastisch
5,0-15,0
schwach bindige Boden
5,0- 30,0
Sand, locker
10,0- 20,0
Sand, dicht
50,0- 80,0
Kies, sandig, dicht
100,0-200,0
Die Wertigkeit der Steifemoduln aus Laborversuchen darf insgesamt nicht iiberschatzt werden (s. DIN EN 1997-1). Die Werte aus dem KD-Versuch sind in der Regel nur bei nicht vorbelasteten bindigen Boden gut verwendbar. Dazu gehoren alle Boden, die in ihrer geologischen Vergangenheit noch unter keinen hoheren Oberlagerungsspannungen gestanden haben, wie z. B. Auelehme. Bei starker vorbelasteten bindigen Boden, wie z. B. tertiaren Tonen oder quartaren Grundmoranen sowie auch bei Loss, der eine gewisse Strukturfestigkeit aufweist, sind die Steifemoduln aus dem Erstbelastungsversuch z. T. urn mehr als 50 % zu niedrig (s. Abschn. 5.5.3.4). In solchen Fallen kann ggf. der Wiederbelastungswert genom men werden. Besonders problematisch ist die Ermittlung von Steifemoduln Es bei sehr steifen bis halbfesten angewitterten Tonsteinproben, z. B. der RotFolge des Oberen Buntsandstein oder des Keuper (STRAUSS 1996; SCHMIDT 1999). Kompressionsversuche ergeben in der Regel zu kleine Steifemoduln. SCHMIDT (1998) ermittelte fUr steife bis halbfeste Keupertonsteine (Ie = 0,88 bzw. 1,69, Pd = 1,69 bzw. 1,88) im KD-Versuch Steifemoduln fUr die Erstbelastung von Es = 10-15 MN1 m 2 und fiir die Zweitbelastung Es = 30-35 MNI m 2 • An speziellen Triaxialversuchen 0100 mm (Bohrkerndurchmesser) wurden entsprechend hohere Werte von Es = 20-50 MN/m 2 bzw. Es = 40-150 MN/m 2 ermittelt und in einem speziellen Versuch Es = 38 MN/m 2 • Ein Steifemodul von etwa 40 MN/m 2 entspricht etwa den Erfahrungswerten von Setzungsmessungen. WITTKE & ZUCHNER (2008) betonen die Unterschiede zwi-
2
44
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
schen Laborversuchen (10-40 MN/m 2) und Feldversuchen (20-80 MN/m 2 und geben aus Nachrechnungen E-Werte bis 150 MN/m2 an. Auch fur die Angabe von Entlastungsmoduln (Ee) sind, wenn moglich Verformungsmessungen in Baugruben oder Einschnitten gemafS Abschn. 4.6.4 (Extensometermessungen) auszuwerten. Dazu einige Angaben aus der Literatur: Kreidemergel Ee = 200 MN/m2 (PLACZEK & LONDONG 1994) Sand, mitteldicht-dicht Ee = EV2 = 150-250 MN/m2 (REHFELD 1996) Keupertonsteine (ku) Ee = 90 MN/m 2 (SCHULZ 1999). Fur dynamische Beanspruchungen (Maschinenfundamente, Glockenturme) werden dynamische Elastizitatsmoduln benotigt. Fur einfache Falle kann die GrofSenordnung von Edyn nach dem Diagramm der Abb. 2.27 ermittelt werden, Eine Besonderheit der lotrechten Lageanderung (Verformung) ist das Sackungsverhalten von nicht- oder leichtbindigen Sedimenten im ungesattigten Zustand bei Durchnassung, z. B. Wiederanstieg des Grundwassers. Die Ursachen dieses Phanomens sind nach SCHULZ et al. (2008, darin Lit.) die Veranderung bzw. der Verlust stabilisierender Feststoffbrucken zwischen den Kornern und die Reduktion der Haftreibung. In einem Sediment haben sich nach Jahren wirksamer Entwasserung zwischen den Kornern infolge von Kristallisationsprozessen von im Wasser gelosten Stoffen Festkorperbrucken und -uberzuge gebildet, die eine Stabilisierung des Kornverbandes bewirken. Dazu kommt die Wirkung 100 r-------~--------,-------~
§
~~ 10 ~----~~---~
w
100
----'
1000
Es in [MN/m2] Abb. 2.27 Verhiiltnis des dynamischen E-Moduls Edyn zum Steifenmodul Es (aus KLEIN 1990).
von Kapillarkraften, die im ungesattigten Zustand ebenfalls zur Stabilitat des Kornverbandes beitragen, was im weiteren Sinne als scheinbare Kohasion bezeichnet wird. Bei Durchnassung gehen diese stabilisierenden Wirkungen nach und nach verloren und es konnen zeitlich unregelmafSig, z. T. lang anhaltende Setzungen auftreten. In der Literatur werden Sackungsbetrage von 1 mm bis 5 mm pro Meter Grundwasseranstieg genannt, eine GrofSenordnung, welche die gem. Abschn. 6.2.2 beobachteten SetzmafSe bei grofSflachiger Grundwasserabsenkung erreicht bzw. ubersteigt. Das Sackungsverhalten kann im bdometerversuch simuliert werden. Der Probenkorper wird geflutet und das Verformungsverhalten bei den in situ zu erwartenden Vertikalspannungen ermittelt (DIN EN 1997-2, Abs: 5.9 und FEESER et al. 2001). Betroffen von derartigen Sackungsvorgangen sind in erster Linie Lossboden (bes. in Osteuropa und in Asien), feinkornige Sande sowie aufgeschuttete feinkornige Kippen.
2.6.4.3 Konsolidation und Zeitsetzung Die bei Spannungsanderungen auftretenden Verformungen sind, wie im Abschn. 2.6.1 bereits erlautert, zeitabhangig. In grobkornigen, gut durchlassigen Boden stellt sich bei Belastung die Verkleinerung des Porenanteils unter Verschiebung der Bodenkorner infolge des kaum behinderten Abflusses des Porenwassers mehr oder weniger sofort ein. In feinkornigen, wassergesattigten Boden mit geringer Durchlassigkeit wird der Druck zunachst von dem praktisch inkompressiblen Porenwasser aufgenommen. Erst mit dem langsamen Abstromen des Porenwassers und dem Obergang des Druckes vom Porenwasser auf das Korngerust setzt eine Volumenanderung des Bodens ein, die als Konsolidation bezeichnet wird. Sie verlauft urn so langsamer je weniger durchlassig ein Boden und je grofSer seine Schichtdicke ist. 1m Versuch wird der zeitliche Verlauf der Setzung als Zeitsetzungslinie dargestellt, die im Bedarfsfall fUr jede Laststufe getrennt im halblogarithmischen MafSstab aufgetragen wird. Aus der Zeitsetzungslinie kann der zeitliche Verlauf der Setzungen nach Abschn. 5.5.3.5 rechnerisch abgeschatzt und bei feinkornigen Boden auch der
45
2.6 Verformungsverhalten, Druck- und Zugfestigkeit
.,
2 C
Z
0.1
Zellachse (in min) 10 100
1
1000
2
10000
a ---.---------------- ····-----·t----·-··········---lO r - -
K ~
"
0% pnmare Setzung - - 1 - - - - - 1 ~I. ________+_------_I_------~ ~
""" ~.,;.
E
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"'$ - - 1 1 - - - - + - - - - - 1
"
C
CD
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!:!
~ 100
~
100 % Gesamtsetzung
DurchHissigkeitsbeiwert k ermittelt werden (s. Abschn.2.8.3). An der Zeitsetzungslinie bindiger Boden sind drei Setzungsanteile zu unterscheiden (Abb. 2.28): Die Sofortsetzung, die unmittelbar nach der Lastaufbringung auftritt und meist von Einbaustorungen beeinflusst ist. Die Hauptphase ist die sog. primare Setzung oder Konsolidiationssetzung, in der das Kornoder das Mineralgeriist unter Abbau des Porenwasseriiberdrucks zusammengedriickt wird (Konsolidation). Sie wird ausgedriickt durch den parabelfOrmigen Teil der Zeitsetzungslinie bis zum Schnittpunkt der Tangenten. Die anschlieBende sekundare oder Langzeitsetzung bzw. Kriechsetzung tritt nur bei feinkornigen Boden auf und ist auf Kriecherscheinungen im Boden, verbunden mit Umlagerungen im Mineralgeriist bei konstantem Porenwasserdruck zuriickzufiihren.
2.6.5 Verformungsmodul (EJ und Bettungsmodul (ks ) aus dem Plattendruckversuch Der Plattendruckversuch ist ein Feldversuch zur Kontrolle der Zusammendriickbarkeit (Verformbarkeit) und damit der Tragfahigkeit bzw. der erreichten Verdichtung. Die Versuchsdurchfiihrung erfolgt nach DIN 18134: 2008 bzw. der Empfehlung Nr. 6 des Arbeitskreises "Versuchstechnik Fels". Die Versuchseinrichtung besteht aus einer Lastplatte (bis 150 mm GroBtkorn mit 300 mm
Abb. 2.28 Auftragung der Zeitsetzung einer Laststufe mit der Angabe der Setzungsanteile.
0, dariiber 600 mm bzw. 762 mm 0), der Druckvorrichtung mit Gegengewicht (Totlast) und der Messeinrichtung. Die Belastung wird bei rolligen Boden in 3 bis 4, bei bindigen Boden in 6 gleich groBen Laststufen aufgebracht, so dass die Gesamtsetzung bei der 300 mm-Platte min. 1,5 mm, max. 5,0 mm betragt oder eine Plattenpressung von etwa 0,5 MN/m 2 erreicht wird. Die Auftragung der Drucksetzungslinien erfolgt gemafS DIN 18134 nach einem Polynom zweiten Grades, dessen Konstanten durch Anpassung an die Versuchsergebnisse nach der Methode der kleinsten Fehlerquadrate gewonnen werden. Danach ist eine Berechnung von Hand kaum noch praktikabel. Die Auswertung muss mit einem PC bzw. Laptop erfolgen, die gleich die Drucksetzungslinien ausgeben. Die Ermittlung des Verformungsmoduls Bv erfolgt in der Regel fiir den Spannungsbereich 0,3 bis 0,7 der aufgebrachten Normalspannung (Abb. 2.29) nach der Beziehung Verformungsmodul Bv = 1,5· r· (1'1.(5/l'1.s) (in MN/m2), wobei r der Radius der Lastplatte ist. BYl wird hierbei aus dem Erstbelastungsast, BY2 aus dem Zweitbelastungsast ermittelt. Aus dem Verlauf der Drucksetzungslinien bzw. aus dem Verhaltnis By/ BYl konnen Hinweise auf die Lagerungsdichte des Bodens abgeleitet werden (s. Abschn. 12.2.4). Bei sandig-kiesig-steinigem Baugrund oder im Fels wird der Plattendruckversuch auch herangezogen, urn direkte Angaben iiber das Setzungsverhalten von Griindungen zu erhalten. Fiir die Bestimmung des Verformungsmoduls By mit
46
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
eingesetzt. In DIN EN 1997-2, Abs. 4.11, werden derartige Versuche als Belastungsversuch fUr Flachgrtindungen (PLT) bezeichnet. Haufig wird die Auswertung auch tiber die oben genannte Standardformel des Plattendruckversuchs vorgenommen, die einer Poissonzahl von v = 0,2 entspricht. Die Ey- Werte aus dem Erstbelastungsast liegen haufig zu niedrig. In solchen Fallen kann Ey aus dem Zweitbelastungsast ermittelt werden. Der E-Modul aus dem Entlas-
unbehinderter Seitenausdehnung werden aus dem betreffenden linearen Teil der Lastenverschiebungslinie flam und fls abgegriffen und in die Formel
Ev = m· (1 - y2). r· (MJm/fls) V = Poissonzahl (s. Abschn. 2.6.9) m = Beiwert nach Empf. Nr. 6, Versuchstechnik Fels
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Abb. 2.29 Automatische Auswertung eines Plattendruckversuchs mit Eingabewerten, Versuchsergebnissen und Drucksetzungslinie.
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47
2.6 Verformungsverhalten, Druck- und Zugfestigkeit
tungsast wird zur Ermittlung der Entlastungsverformung herangezogen. Plattendruekversuehe erfordern zwar einen geringen Aufwand, ihre Lastflaehen (00,3 bzw. 0,76 m) und ihre Tiefenwirkung sind aber verhaltnismaBig klein. 1m Felsbau bzw. im Tunnelbau werden Lastplattenversuehe untertagig in Versuehsstollen oder -sehaehten aueh als Doppellastplattenversuehe ausgefUhrt. Die dabei aufgebraehten Lasten betragen 1 bis 8 MN. Die Versehiebungen werden an der Lastplatte selbst und im Gebirge mit kleinen, 1 bis 3 m tiefen Mehrfaehextensometern gemessen. Eine Auswertung uber solche Kleinextensometer ergibt in der Regel hahere Verformungsmoduln als uber die oben genannten Formeln. Die Tiefenwirkung der Plattendruekversuehe ist abhangig yom Plattendurehmesser, dem spezifisehen Plattendruek und dem Gebirge bzw. dem Kluft- und Sehiehtungsgefuge, besonders aber harteren Einzelbanken, in denen offensiehtlieh die Spannungen bevorzugt lateral abgeleitet werden. Hierdureh ergeben Plattendruekversuehe im Fels bei der ubliehen Auswertung fur die oberste Aufloekerungszone teilweise zu niedrige, ab Tiefen von 0,5-1,0 D (D = Plattendurehmesser) haufig aber reeht hohe Verformungsmoduln (BOCK & KONIETZKY 1997). Die Bereehnung des Bettungsmoduls ks erfolgt aus dem Erstbelastungsast des Plattendruekversuehes, und zwar naeh DIN 18134 mit einer 762 mm-Lastplatte und einer mittleren Setzung von 1,25 mm naeh der Beziehung (Abb. 2.30):
'"
2 ~--------~--------~ 14-- - -
ao
= 0, , 86 - --+I
Abb. 2.30 Drucksetzungslinie zur Bestimmung des Bettungsmoduls k, (aus DIN 18 134).
ks = (50/5 ks = 0,186/0,00125 = 148,8 MN/m 3 Der so ermittelte Bettungsmodul kann naeh dem Modellgesetz
auf andere Plattendurehmesser umgereehnet werden (s. a. Absehn. 8.2.4).
2.6.6 California Bearing Ratio (CBR)-Versuch Ein weiterer, vor aHem in der englisehspraehigen Literatur verwendeter Parameter fur die Verdiehtung und Tragfahigkeit eines Planums ist der CBR-Wert. Der CBR-Versueh (California Bearing Ratio) wurde 1929 in den USA entwickelt und ergibt einen empirisehen Wert zur Ermittlung der relativen Tragfahigkeit. Dabei handelt es sieh urn einen Stempeleindruekversueh, bei dem ein Druekstempel (0 5 em) mit gleiehmaBiger Gesehwindigkeit (1,25 mm/min) in das zu prufende Planum bis max. 1,25 em eingedruekt wird. Dureh Vergleieh der gemessenen Stempeldrueke (N/mm 2) mit dem Wert eines Standardbodens ergibt sieh der CBR-Wert: CBR- Wert =
Messwert ·100 Wert Standardboden
Der Vergleichswert "Standardboden" wird ahnlieh dem Proetorversueh im CBR-Topf (0 = 15,2 em, h = 17,8 em) mit einem gut abgestimmten Mineralgemiseh 0/16 oder im Feldversueh bei jeweils optimaler Verdichtung ermittelt. Der CBR-Wert ist, wie aueh der Proetorwert, wassergehaltsabhangig. Einzelheiten uber Versuehsteehnik und Anwendung des CBR-Werts s. SCHULZE-MuHS (1969). Allgemein kannen zum Vergleieh folgende CBR-Werte angenommen werden: 0,02- 0,04
sehr schlechter Untergrund
0,04-0,07
schlechter Untergrund
0,07-0,15
mittelmaBiger Untergrund
2
48
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
0,15-0,40
guter Untergrund
0,40-1,00
sehr guter Untergrund.
2.6.7 Verformungsmodul (Evl aus Bohrlochaufweitungsversuchen Die Versuchsanordnung und Durchfiihrung von Bohrlochaufweitungsversuchen ist in Abschn. 4.4.6.4 beschrieben. Die Versuche haben den Vorteil, dass kein gro~flachiger Gebirgsaufschluss notig ist. Das Gebirge wird durch die Bohrung wenig gestort. Die Belastungsflachen sind allerdings ebenfalls verhiiltnismaBig klein, so dass in einem gekliifteten Gebirge der Einfluss der Trennflachen meist zu wenig erfasst wird. Die in Deutschland unter dem Begriff "Dilatometerversuch" bekannten Verfahren werden in den neuen europaischen Normen als Versuch mit dem flexiblen Dilatometer gefiihrt (DIN EN ISO 22476-5). In Deutschland sind dariiber hinaus verschiedene Bohrlochaufweitungssonden auf dem Markt. Unterschieden werden dabei Schlauchdruck- (engl. Dilatometer) und Plattendrucksonden. Bei den Ersteren wird die Bohrlochwandung isotrop, d. h. radial in jeder Richtung gleichmaBig belastet, wah rend die Plattendrucksonde eine gerichtete Belastung auf die Bohrlochwandung ausiibt. Der Dehnweg betragt bis 20 mm. Die erforderlichen Bohrlochdurchmesser betragen 96 mm, 101 mm oder 116 mm (meist 101 mm). Bei gro~er Verformbarkeit (V < 100 MPa) werden sog. Seitendrucksonden mit einem Bohrlochdurchmesser von 146 mm und einem Dehnweg von 36 mm bzw. 50 mm eingesetzt. Das Ergebnis von Bohrlochaufweitungsversuchen sind Druck-Verformungs-Kurven, deren Verbindungslinien zwischen Maximal- und Minimaldruck fiir die Auswertung herangezogen werden. Ais Hilfe fiir den Geotechniker werden fiir die drei (oder fiinf) Belastungszyklen der Erstbelastungsmodul Ey !, der Wiederbelastungsmodul Ey2 , der Verformungsmodul Ey oder V sowie der Entlastungsmodul Ee dargestellt (s. Abb. 2.24). Die Berechnung erfolgt nach der Empfehlung Nr. 8 "Versuchstechnik Fels". Die
Bewertung der Ergebnisse und die Ermittlung von Rechenwerten ist sehr komplex und muss letztendlich durch kritische Vergleiche mit ortlichen Erfahrungswerten erfolgen. Haufig werden als Rechenwerte der Erstbelastungsmodul bzw. Verformungsmodul des 1. Lastzyklus oder der Erstbelastungsmodul des 2. Lastzyklus genommen bzw. als untere und obere Grenzwerte eingesetzt (s. Abschn. 2.6.3 und 4.4.6.4). Andererseits werden wegen der geringen Reichweite des Versuchs gegeniiber dem spater belasteten Volumen haufig auch die oberen Grenzwerte verwendet (JOHN & REITER 2007). Das Gebirge ist in der Regel anisotrop und inhomogen. Vergleichsuntersuchungen haben ergeben, dass die Anisotropie zwischen Evert. und Ehoriz. bei den meisten bindigen Bodenarten und halbfesten Tonsteinen gering ist. Bei Wechselschichtung mit hiirteren Zwischenlagen ergeben sich dabei in der Regel fiir Ehoriz. ZU hohe Werte (STRAUSS 1994, darin Lit.).
2.6.8 Diskussion der Verformungsmoduln des Gebirges Das Verformungsverhalten des Gebirges beruht hauptsachlich auf der Teilkorperbeweglichkeit, d. h. der Verschiebung der Kluftkorper und der Zusarnmendriickung der KluftOffnungen bzw. der Kluftfiillungen und nur zu einem geringen Teil aus der elastischen oder plastischen Verformung der Gesteine selbst. In Tab. 2.9 sind einige Anhaltswerte von vertikalen Verformungsmoduln fiir verschiedene Gebirgsarten zusammengestellt. Dabei ist zu beriicksichtigen, dass Schichtgesteine inder Regel eine deutliche Anisotropie aufweisen und die Verformbarkeit senkrecht zur Schichtung deutlich gro~er ist als parallel dazu. Mittel- und engstandig gekliiftetes Gebirge zeigt bei Belastung oft unerwartet gro~e Verformungen. Diese Abminderung der Verformungsmoduln ergibt sich haufig bei oder mit Annaherung an Talhange (Hangzerrei~ung, Talzuschub) und in der oberflachennahen Auflockerungszone. Ein ahnliches Verhalten zeigt auch das nachgesackte, konsokidierte Deckgebirge iiber tiefem Steibkohlenbergbau, fiir das SROKA & PREUSSE (2009) Verformungsmoduln
49
2.6 Verformungsverhalten, Druck- und Zugfestigkeit
2
Tabelle 2.9 Anhaltswerte von Verformungsmoduln fOr verschiedene Gebirgsarten. Gebirgsart, Lokalitat
Oberlagerung (m)
Verformungsmodul
Versuchsart, Literatur, Bemerkungen
MN/mZ
MN/m Z
4000070000
500 - 10000
Bemessungswerte nach Druckkissenversuchen, WITIKE et al. (1974)
Tonschiefer, Taunus
5000-20000
1500- 3000
Bemessungswerte nach Druckkissen- und Bohrlochaufweitungsversuchen steil zur Schieferung.
Dickbank-Sandstein (su)
620-1970 i.M.l030
50-80
i. M. 70
Dilatometerversuch HOLZHAUSER & STEMLE 2010
BuntsandsteinWechselfolge (sm)
400 - 1000
100- 400
GroBtriaxiaiversuche, NIEDERMEYER et al. (1983) Plattendruckversuche u. Fundamentbelastungsversuch in oberflachennaher Auflockerungszone, NAUMANN & JENNEWEIN (1987)
Gneis, SGdschwarzwald
350
Sandsteinreiche Wechselfolge (sm)
15- 20
130- 160
Tonsteinreiche Wechselfolge (sm)
15- 20
30-80 z. T. weniger
Solling-Sandstein (sm)
5- 20
170 ±20
Rottonsteine (so)
5- 20
70- 140
Wellenkalk (mu)
5- 20
140
Tonsteine des Keupers
ca. 30
100-250
RGckrechnung Fundamentsetzungen, ENGELS & KATZENBACH (1992)
15- 60
GroBtriaxiaiversuche, WICHTER (1980)
75 - 100
RGckrechnung StraBentunnel Heslach, BEICHE et al. (1987)
Residualgebirge des Gipskeuper
80 - 150
Bemessungswerte, BACHERACH 2007; WITIKE & ZOCHNER 2008
Sandsteine des Keuper
750- 1500
Bemessungswerte, BEICHE et al. (1987)
Opalinuston
10
200 - 400
40- 20
GroBtriaxialversuche, WICHTER & GUDEHUS (1982)
50
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
von 46-56 MN/m 2 angeben. Auch in Kluft- und Storungszonen mit tektonischer Gebirgsauflockerung haben sich an den Tunneln der DB-Neubaustrecke Hannover-Wurzburg in Osthessen z. T. auffallend groBe Verformungen eingestellt (s. Abschn. 17.2.3). Den ersten Hinweis auf diese insgesamt recht niedrigen Verformungsmoduln des Gebirges gaben Bohrlochaufweitungsversuche, die auch eine mehr oder weniger deutliche Abhangigkeit von der Dberiagerungshohe, yom Gebirgstyp (Sandsteinbanke, dunnbankige Wechselfolgen) und auch von der Gebirgszerbrechung (Storungszonen) erkennen lieBen.
Die horizontalen Spannungsanteile (O"h' 0"2.3' O"x,) sind eine Folge der seitlichen Einspannung durch das Dberlagerungsgewicht und betragen fUr den vereinfacht angenommenen Fall eines elastischisotropen Spannungs-Dehnungsverhaltens
Ko = Ruhedruckbeiwert.
Der Ruhedruck- oder Seitendruckbeiwert Ko ist als Verhaltniswert der effektiven Horizontalspannungen O"h' zu den effektiven Vertikalspannungen O"y' definiert:
2.6.9 Primarspann ungszustand Ais Primarspannungszustand wird der vor Beginn eines groBeren Eingriffs im Untergrund herrschende Spannungszustand bezeichnet. Er ist neben den elastischen Kennwerten des Gebirges der entscheidende Parameter, urn das Deformationsverhalten eines Gebirges bei tiefreichenden Eingriffen (Untertagebauwerke, Fluidbewegungen bei tiefen Verpress- oder Geothermiebohrungen) zu ermitteln. Unter der Annahme eines homogenen Gebirges, horizontaler Gelandeoberflache und dass keine tektonischen Spannungen wirksam sind, ist die groBte Hauptnormalspannung (O"J vertikal gerichtet und nimmt mit der Tiefe linear zu (Abb. 2.31): O"z =
y. h (kN, MN).
Der Ruhedruckbeiwert gilt bei erstbelasteten bzw. normalkonsolidierten Boden als konstant. Fur die Abschatzung des Ruhedruckbeiwerts gilt fUr erstbelastete bindige oder nichtbindige Boden folgende Beziehung (s. Abb. 2.32):
Ko = 1 - sin cp Bei Lockergesteinen liegt Ko in der Regel zwischen 0,35 und 0,65 und bei Fels zwischen 0,18 und 0,5 (s. Abschn. 17.5.2). Bei Auftreten von Porenwasseruberdruck kann Ko bis 0,95 ansteigen. In uberkonsolidierten Boden konnen Ko- Werte > 1,0 auftreten. Der Ruhedruckbeiwert uberkonsolidierter Boden ist keine Konstante. Er ist abhangig von der Spannungsgeschichte, die durch die maximale geologische Vorbelastung bzw. den Dberkonsolidierungsgrad OCR ausgedruckt werden
a:v'l vlXV/),v/),v/),v;;Z:V;;Z:V - - - - -. - - - - - - - - - cr.
z
r-----------~~ O.
Raumgewicht
cr,
y
--------o._¢-Ox --.............. z
yZ
..... ... - - - - - - -
z
Abb.2.31 Prinzip der Primarspannungen im elastisch-isotropen Halbraum (nach LANG & HUDER 1994).
51
2.6 Verformungsverhalten, Druck- und Zugfestigkeit
ko ~
2
~
~
1.0
~
~
¥ _, '" ., " ' ,~/
a:
,/
lehnentunnel
/
.5 -+----t--H
'----+-----j
'i>~ _ _
~
fehlendes Uberlagerungsgew1cht
Abb. 2.33 GroBe und Richtung der Hauptspannungen in Abhangigkeit von Topografie und groBfliichiger Abtragung (nach GOTZ & VARDAR 1976). Abb. 2.32 Zusammenhang zwischen Reibungswinkel (cf», Poissonzahl (v) und Ruhedruckbeiwert (Ko) .
kann. Der OCR (over consolidation ratio) entspricht dem Verhaltnis der maximalen, jemals vorhandenen effektiven Vertikalspannung zur derzeitigen effektiven Vertikalspannung. Laborversuche und Ableitungen zur Ermittlung des Seitendruckbeiwerts Ko(oc) fiir iiberkonsolidierte Boden s. PELZ et a1. (2009). Eine weitere Kennziffer fiir das Verhaltnis Querdehnung zu Langsdehnung ist die Poissonzabl, auch Querdehnzahl genannt. Sie betragt fiir einen volumenbestandigen Stoff v = 0,5 und fUr einen normal konsolidierten Boden 0,25-0,45 mit einem Mittelwert von V = 0,33 (Abb. 2.32). Bei Gesteinen liegt die Poissonzahl zwischen 0,15 bis 0,3, meist bei v = 0,25. In der Literatur wird gelegentlich der reziproke Wert 11 = l/v angegeben. Dieser Wert ist immer groBer als 2 und darf nicht mit der Poissonzahl verwechselt werden.
2.6.9.1 Abweichende Primarspannungszustande Flir den im Gebirge tatsachlich herrschenden Primarspannungszustand ist in erster Linie die Oberlagerungshohe maBgebend. Dariiber hinaus
sind die Primarspannungen und ihre Richtungsverteilung von einer ganzen Reihe weiterer Spannungsanteile verschiedenen Ursprungs abhangig: Lokale Spannungsfelder mit den Einflussfaktoren Topografie, Anisotropie des Gebirges, ortliche tektonische Strukturen und geologische Vorbelastung. Regionale Spannungsfelder, die abhangig sind von der geologischen Vorbelastung und den regionalen tektonischen Strukturen. Der Einfluss der Gelandeform, des TrennflachengefUges und der Vorbelastung ist aus Abb. 2.33 ersichtlich. Ersterer wird bei der Abschatzung des Spannungszustandes haufig unterschatzt. In Oberflachennahe hat die Topographie einen erheblichen Einfluss auf den Primarspannungszustand, d. h. auf den Verlauf der Spannungstrajektorien. Die groBte Hauptnormalspannung kann in Hanglage naherungsweise hangparallel verlaufen. Mit zunehmendem Abstand yom Hang nehmen die aus dem Eigengewicht resultierenden Hauptspannungen wieder normalen Verlauf an. Auch das Trennflachengefiige beeinflusst die Spannungsrichtung und die Spannungsausbreitung, da an offenen Trennflachen keine Normalspannungen iibertragen werden konnen (s. Abschn. 17.5.2). Die Abhangigkeit des Primarspannungszustandes von der geologischen Vorbelastung
52
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
bzw. der flachenhaften Erosion und dem Relaxationsverhalten des Gebirges ist erst in den 1980er Jahren richtig erkannt worden. In den flach liegenden Sedimentgesteinen, z. B. der mitteleuropais chen Schichtstufenlandschaften, werden in Oberflachennahe haufig horizontale Gebirgsspannungsanteile gemessen, die nicht dem gegenwartigen Oberlagerungsdruck entsprechen. Ein Ruhedruckbeiwert nahe oder uber 1,0 bedeutet aber, dass der Horizontalspannungsanteil ungewohnlich groB bzw. groBer ist als der entsprechende Uberlagerungsdruck (Uberkonsolidierungsgrad s. oben). Diese erhohten Horizontalspannungen sind sowohl eine elastische Nachwirkung der ehemals groBeren Uberlagerung und der flachenhaften Abtragung bei gleichzeitiger seitlicher Einspannung als auch ehemals weitaus hoherer Horizontalspannungen im Zuge der tektonischen Beanspruchung. Die querdehnungsbehinderte Entlastung bewirkt einen Horizontalspannungsiiberschuss, der offensichtlich je nach den mechanischen Gesteinsparametern unterschiedlich tief reicht. In uberkonsolidierten Tonen reicht z. B. dieser Horizontalspannungsuberschuss, ausgedruckt durch einen Ruhedruckbeiwert Ko ~ 1,0, einige Zehnermeter tief. Fur den Londoner Ton werden schon von SKEMPTON (1961) Ko- Werte von 2 bis 3 angegeben, die sich mit zunehmender Tiefe vermindern. Fur die Tertiartone von Frankfurt geben FRANKE et al. (1985: 414) Ko- Werte von 1,0 bis max. 3,0 an, die in etwa 20 m Tiefe annahernd auf den lithostatischen Spannungszustand abgebaut sind. In sohlig gelagerten Sedimentgesteinen reicht der Horizontalspannungsuberschuss nach Literaturangaben 50 bis 100 m tief. Fur den Stuttgarter Raum geben BOTTCHER et al. (1998) fur die Tonsteinschichten des Unterjura (ehem. Lias <Xl) erhohte Horizontalspannungen von 1-2 MN/m2 an und fUr die Wechselfolgen des ehem. Lias <X2 von 0,5-1,0 MN/m2 (s. a. WITTKE 2009). WITTKE & ZUCHNER (2008) beschreiben eine gewisse Abnahme der Horizontalspannungen mit dem Verwitterungsgrad bzw. zunehmendem Wassergehalt. Die erhohten Horizontalspannungen wirken sich vor aHem auf den Schichtflachen aus (s. Abschn. 17.5.5.1). 1m Thuringischen Schiefergebirge wurde in den 1990er Jahren mit dem Hydraulic Fracturing-Verfahren ein NW-SE gerichteter Horizontalspannungsuberschuss urn den Faktor 2,1 bis
4,5 gemessen (JOHN & Po SCHER 2004). Messungen mit der Triaxsonde ergaben aHerdings niedrigere Werte (KONNINGS & LEIPZIGER 1997). Ab einem Verhaltnis von 5 ist in kompetenten Gesteinen mit Bergschlaggefahr zu rechnen (s, Abschn.17.5.2). In den Schweizer Voralpen (Ton-, Kalk- und Sandmergel des Wellenberges, Unterjura) wurden bis in 500 m Tiefe Einflusse der Topografie festgestellt und maximale horizontale Spannungskomponenten, die im Schnitt 2 bis 3-mal groBer waren als die Vertikalkomponente (GLAWE & BLUMING 1997). Nur im Bereich der HangzerreiBung und offener Klufte ist mit einem volligen Abbau der erhohten Horizontalspannungen zu rechnen. Der im Gebirge herrschende Primarspannungszustand und der beschriebene Horizontalspannungsuberschuss konnen teilweise auch durch rezente tektonische Vorgiinge beeinflusst sein (s. Abschn. 4.2.4). Angaben uber GroBe und Richtung dieser Spannungsanteile sind aber selbst bei Kenntnis der regionalen Tektonik praktisch nicht moglich. Der primare Spannungszustand ist somit das Ergebnis der Uberlagerungshohe und der erdgeschichtlichen Entwicklung eines Gebirgsbereiches. Es ist nicht moglich, Spannungen aus der Uberlagerungslast, tektonische Restspannungen oder rezente tektonische Spannungen getrennt zu messen. Der Horizontalspannungsuberschuss in Oberflachennahe wird meist als Restspannung ehemaliger Oberlagerung gewertet, wobei die auffallende Richtungskonstanz in Mitteleuropa als Nachwirkung tektonischer Schubbeanspruchung gesehen werden muss (s. Abschn. 4.2.4). Unabhangig davon werden auch in groBeren Tiefen ungewohnliche Primarspannungszustande beobachtet, die auf anhaltende (rezente) tektonische Beanspruchung zuruckgefuhrt werden.
.6.9.2 In-Situ Spannungs6 9 2 I" 8, u 8pannun messungen mess ng Das Erfassen von Spannungen im Gebirge ist nach wie vor eines der schwierigsten Probleme der Geomechanik. Die Bestimmung erfolgt durch indirekte Methoden, bei denen Gebirgsdeformationen oder Bruchzustande ausgelost werden, aus den en dann mit Hilfe der elastischen Konstanten
53
2.6 Verformungsverhalten, Druck- und Zugfestigkeit
des Gesteins die Spannungen riickgerechnet werden. Die einzelnen Bestimmungsverfahren unterscheiden sich in der Einsatztiefe und in dem erfassten Gebirgsvolumen sowie in ihrer Aussagekraft. AuBer der Methode der Auswertung
von Herdflachenlosungen bei Erdbeben werden nachfolgende Verfahren eingesetzt: Gebirgsentlastungsverfahren sind Bohrlochentlastung (Doorstoppper, Triaxialzelle), Einsatztiefe < 1000 m
/
48 °
focal mechaNsrn
t.-eakouts
0011 Induced frae borehole $loner
48 °
overconng
hydro fractures 9801 tndcatOfS
Regime:
NF rSS e TF
U
Quality : A
B
C
all depths
46 °
(2OOfJ1 WiVlldStN. M.Ip
6°
go
12°
15°
46 °
Pra"eetoon~
Abb.2.34 Karte der Spannungsrichtungen in Deutschland (Quelle: HEIDBACH, 0., TINGAY, M., BARTH, A., REIN ECKER,
J., KURFESS, D. & MOLLER, B., The World Stress Map database release 2008 doi: 1O.1594/GFZ.wSM.ReI2008, 2008) .
54
2
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
Bohrlochschlitzverfahren, Einsatztiefe < 100 m Schlitzentlastung beim Ausbruch Interpretation von Bohrlochwandausbruchen Verformungsmessungen beim Ausbruch Gebirgsbelastungsverfahren sind Hydraulic Fracturing, Einsatztiefe < 2000 m Kompensationsmessung mit Druckkissen. In tieferen Bohrungen konnen au6er der Auswertung von Bohrlochwandausbruchen (BOL, Breakout Orientation Log) auch EntspannungsDeformationsmessungen an orientiert gewonnenen Bohrkernen vorgenommen werden (GROTE 1998). Fur die Auslegung eines Erkundungsprogramms sollte sowohl die tektonische Gesamtsituation berucksichtigt werden (s. Abschn. 4.2.4) als auch die Frage, welche Komponenten des Spannungstensors fur das Projekt entscheidend sind (DOE et al. 2006). Da die einzelnen Messmethoden von unterschiedlichen Annahmen ausgehen, kann deren Zuverlassigkeit nur durch Vergleich der Messergebnisse beurteilt werden. Dabei ergeben sich haufig gute Ubereinstimmungen in der Richtung der Hauptnormalspannungen, wahrend hinsichtlich ihrer Gro6e deutliche Unterschiede gemessen werden (BOCK 1992; KONNINGS & LEIPZIGER 1997; JOHN & POSCHER 2004). In der Datenbank der World-Stress-Map (Abb. 2.34) sind dementsprechend Qualitatseinstufungen verwendet worden, welche Aussagekraft den einzelnen Messungen zugewiesen werden kann. Die Qualitatstufe A zeigt die Richtung der gro6ten horizontalen Hauptspannung (SH)' die das region ale Spannungsfeld mit einer Genauigkeit von +/- 15° angibt. Messungen mit der Uberbohrmethode (Triaxialsonde), bei der sowohl die Vertikal- als auch die Horizontalspannungen direkt ermittelt werden, haben dagegen nur ortliche Bedeutung (REINECKER & WENZEL 2006). Bei der Uberbohrmethode mit der Traxialsonde wird in einem kleinen Pilotbohrloch (038 mm) eine Messpatrone verklebt und anschlie6end uberbohrt (Abb. 2.35). Die durch den Entspannungsvorgang beim Uberbohren stattfindenden Deformationen im Bohrkern werden durch Dehnungsmessstreifen gemessen. Aus diesen Deformationen konnen unter Annahme eines Modells fur das Spannungs-DehnungsVerhalten des Gebirges (meist linear-elastisch,
isotrop) und der Kenntnis der elastischen Konstanten (E v - bzw. E-Modul) die herrschenden Gebirgsspannungen ermittelt werden (s. Empfehlung 14 "Versuchstechnik Fels", 1990). Das Bohrlochschlitzverfahren ist ein Spannungsentlastungsverfahren zur Bestimmung des 2-dimensionalen Spannungszustandes in der Ebene senkrecht zur Bohrlochachse. 1m Bohrloch werden mit einem kleinen Diamantsageblatt jeweils drei Schlitze parallel zur Bohrlochachse in l20° Abstand gesagt und die Entlastungsreaktion uber einen Dehnungssensor gemessen. Die BohrWcher mussen wasserfrei sein. Ublicherweise werden pro Messtiefe mehrere Schlitzreihen in Abstanden von 10-20 em getestet (s. Empfehlung Nr. 7, Versuchstechnik Fels). Nachteil der Methode ist die geringe Einsatztiefe, wodurch die Frage der Ubertragbarkeit der Ergebnisse auf gro6ere Tiefen schwer zu beantworten ist. Bei der Kompensationsmessung mit Druckkissen (Large oder Small Flat Jack) werden die Entlastungsverformungen an einem mit einem Diamantsageblatt hergestellten Schlitz im Ge-
Setzwerkzeug
Triaxialzelle
"--...<.LO.... "
Abb. 2.35 Schema der Primarspannungsmessung nach der Oberbohrmethode mit der Triaxialzelle (nach Firmenprospekt).
2.6 Verformungsverhalten. Druck- und Zugfestigkeit
birge gemessen und der Wiederbelastungsdruck mit einem Druckkissen aufgebracht. Das Messprinzip besteht darin. dass durch den auf das Druckkissen wirkenden Gebirgsdruck in diesem sich ein Fliissigkeitsdruck aufbaut. der iiber einen hydraulisch oder pneumatisch gesteuerten Gegendruck gemessen wird (BOCK1994). Die Spannungsgeber sowie ggf. eine notwendige Ausgleichsmasse sollten in ihrer Steifigkeit dem Gebirge entsprechen. urn einen sog. steifen oder weichen Einschluss zu vermeiden (s. Empfehlung Nr.19. Versuchstechnik Fels). Die Messung der Verformung erfolgt iiber Kleinextensometer oder Dehnungsmessstreifen. Der Nachteil dieser Methode ist. dass ein gro6f1achiger Aufschluss notig ist und die Messstellen meist im gestorten und entlasteten Bereich der Ausbruchswandungen liegen und dass je nach Anisotropie des Gebirges mehrere Messschlitze erforderlich sind (Abb. 2.36). Bei der Hydraulic-Fracturing-Methode wird in einem durch Packer abgeschotteten. moglichst kluftarmen Bohrlochabschnitt ein Fliissigkeitsdruck aufgebracht. wodurch Risse im Gebirge erzeugt bzw. bereits vorhandene. geschlossene Kliifte geOffnet werden. Danach wird durch wiederholte Injektionszyklen der RissOffnungsdruck ermittelt. Aus dem Frac-Druck. dem RissOffnungsdruck und den Raumlagen der Rissspuren. die nachtraglich mit einem Abdruckpacker oder mit geophysikalischen Logging-Geraten ermittelt werden. konnen Riickschliisse auf das Spannungsfeld im Bereich der Bohrung gezogen werden (HAMMER et al. 1995; FECKER 1997). Wenn die gro6te Hauptspannung vertikal gerichtet ist. bildet sich urn das Bohrloch ein (vertikaler) Radialriss aus. der normal zur kleins-
55
2
Abb. 2.37 Rissausbildung beim Hydraulic-FracturingVersuch; 0', jeweils gr6Bte Hauptspannung.
ten Hauptspannung streicht (Abb. 2.37). 1st die gro6te Hauptspannung horizontal, so findet der hydraulische Aufrei6druck den geringeren Widerstand in der Vertikalen und es entsteht ein Transversalriss. der (sofern vorhanden) Schichtgrenzen folgt. Wahrend die Vertikalspannung Sy dem lithostatischen Druck gleichgesetzt wird. und die kleinste horizontale Hauptspannung dem Druck entspricht. den Riss offen zu halten. ist die Magnitude der gro6ten horizonzalen Hauptspannung SH nur schwer zu bestimmen. Bei sehr vielen Hydraulic -Fracturing -Messungen sind in den oberen Bereichen hauptsachlich Transversalrisse aufgetreten und in gro6erer Tiefe Radialrisse. woraus auf einen horizontalen Spannungsiiberschuss in den obersten Teilen der Erdkruste geschlossen wird (Abb. 2.38 und Abschn. 4.2.4).
hauplSachhch honzonlale R,sse
hauplSachhch vertJkale RIsse
Abb. 2.36 Schema der Kompensationsmessung mit dem Druckkissen (Firmenprospekt).
Abb. 2.38 Zunahme der Spannungen mit der Tiefe. Links theoretischer Spannungsverlauf; rechts Spannungsverlauf aus der Rissanordnung bei Hydraulic Fracturing-Messungen .
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
56
Seit den 1990er Jahren werden fur Primarspannungsmessungen in weicheren Gebirgsarten auch im Bohrloch eingebaute, einzelne oder in Gruppen urn 120 verdreht angeordnete hydraulische Druckkissen als Spannungsmonitorstationen ("Harter Einschluss", System Interfels) bzw. als Gebirgsdruck- oder Bohrlochgeber (System Glotzl) eingesetzt. Durch spezielle Nachspanntechniken kann das System hinsichtlich der ortlichen Situation und der bodenabhangigen Spannungsumlagerung individuell eingerichtet werden (s. FECKER 1997). Ruckschlusse auf die Richtung von Gebirgsspannungen konnen auch aus Bohrlochwandausbriichen und z. T. auch typischen Bruchstrukturen an Bohrkernen aus tieferen Bohrungen gewonnen werden (s. BLUMLING & SCHNEIDER 1986; BOCK & MEDHORST 1990; sowie LEMPP & ROCKEL 1999). Die Theorie geht davon aus, dass in einem, unter einer gewissen horizontalen Spannung stehenden Gebirge, am Bohrlochrand Spannungsumlagerungen und Spannungskonzentrationen auftreten, die zu Scherbruchen und Bohrlochwandausbruchen fiihren konnen (Abb. 2.39). Aus der Richtung der Bohrlochwandausbruche ergibt sich die Richtung der maximalen horizontalen Hauptspannung. Auch scheibenformiger Zerfall von Bohrkernen massiger Gesteinsarten aus tiefen Bohrungen (sog. Core Disking)
sind ein Hinweis auf gr06e Primarspannungen (RITZ & BERTHOLET 2003; ROCKEL & LEMPP 2003).
0
<'.
JJ' ~~I
male
/ Abb. 2.39 BohrlochwandausbrOche in Tiefbohrungen zeigen die Richtung der gr6Bten horizontalen Hauptspannung.
2.6.10 Druckfestigkeit, Zugfestigkeit, Sprodigkeit Der gebrauchlichste Begriff fur die Festigkeit von Gesteinen ist die einaxiale Druckfestigkeit bei unbehinderter Seitendehnung. Sie wird an zylindrischen Proben mit vorgegebener konstanter Verformungsgeschwindigkeit ermittelt. Die einaxiale Druckfestigkeit findet Anwendung bei der Dimensionierung der Tragfahigkeit von Gro6bohrpfahlen in Fels und felsahnlichen Boden. Daruber hinaus wird die einaxiale Druckfestigkeit haufig auch als Einflussgro6e fur die Standfestigkeit sowie fur die Bohrbarkeit bzw. Losbarkeit herangezogen (s. Abschn. 8.4 und 17.2.9). Bei allen Bauleistungen, bei denen der Werkzeugverschlei6 eine Rolle spielt, sind au6erdem Angaben uber die Gesteinsabrasivitat zu machen.
.6.10.1 Druckfestigkeit .6 10 1 Einaxiale Emaxi Ie 0 u kf von Boden Bod n Fur die Durchfuhrung und Auswertung des einaxialen Druckversuches an Boden gilt DIN 18l36: 2003, bzw. die Vornorm DIN ISO TS 17892-7. Die aufgebrachte Vertikalkraft erzeugt zunachst eine Spannung, auf die der Probekorper mit Verformung (Stauchung, Dehnung) reagiert. Dabei kann es sowohl zu einer Scherdeformation, d. h. zur Ausbildung einer Scherflache kommen, als auch zu einem Verformungsbruch gema6 Abb. 2.40 in Form eines plastischen Bruchs bzw. plastischen Flie6ens. Ais Bruchkriterium gilt der Hochstwert der Druckspannung (J aus dem Druck-StauchungsDiagramm. Wird bei der Stauchung kein Hochstwert der Druckspannung erreicht, so gilt eine Stauchung von 20 bzw. 15 % als Bruchkriterium. Die einaxiale Druckfestigkeit qu entspricht dem Hochstwert der einaxialen Druckspannung (J (Abb.2.41): qu = max (J
57
2.6 Verformungsverhalten, Druck- und Zugfestigkeit
2
Probekiirper vor Versuch
SprOder Bruch h = klein
Plilsli5cher Plaslisches FlieBen Bruch (Scharen von Bruchflii chen) llh '" groB
Der Verformungsmodul aus dem einaxialen Druckversuch betragt:
Eu = derldt: d = Spannungsbereich 0,3 erB-0,7 erB (s. Abb. 2.41). Einzelne Versuchsergebnisse haben nur sehr eingeschrankten Aussagewert und muss en durch Korrelation und regionale Erfahrungswerte abgesichert werden. Fur bindige Boden gelten allgemein die nachstehenden Beziehungen zwischen der Konsistenz und der einaxialen Druckfestigkeit (Angaben nach der alten DIN 4017: 1979 und neuere Werte fUr Tonboden nach DIN 1054: 2005, Anhang A): einaxiale Druckfestlgkeit [kN/m2] DIN 4017
DIN 1054
sehr weich
< 25
weichplastisch
20- 50
steifplastisch
50- 100
120- 300
halbfest
100- 200
300-700
fest
> 200
>
700
Die sehr steifen bis halbfesten schluffigen Tone bis tonig-feinsandigen Schluffe des Tertiars (Rupelton, Cyrenenmergel) weisen in der Tat einaxiale Druckfestigkeiten von 50-800 MN/m2, i. M. 250-400 MN/m 2auf, die gut halbfesten Mergel im Allgemeinen 600-1200 MNI m 2 • Fur halbfeste bis feste Opalinus- und Amaltheentone der Frankenalb geben STIEGLER et al. (1998) in Ab-
Abb. 2.40 Mogliche Bruchformen einer Bodenprobe im einaxialen Druckversuch.
hangigkeit von der Trockendichte (1,83-2,30 t/m3 ) Werte fUr einaxiale Druckfestigkeiten von 100 MN/m 2bis 1000 MN/m 2an. Der einaxiale Druckversuch wird auch verwendet, urn die undriinierte Scherfestigkeit Cu eines feinkornigen Bodens zu ermitteln. Der cu Wert entspricht der halben einaxialen Druckfestigkeit (s. Abschn. 2.7.4):
qj2 = cu' Diese Angabe gilt streng genommen nur fUr tonige Boden mit geringer Durchlassigkeit, die sich wahrend des Versuchs hinreichend undraniert verhalten.
2.6.10.2 2610 Druckfestigkeitt Gesteinen und Fels von Gest Die einaxiale Druckfestigkeit von Gesteinen (qu' fruher erD bzw. ues, Unconfined Compressive Strength) wird an makroskopisch rissefreien zylindrischen Gesteinskernen der Kategorie A oder B ermittelt (s. Absehn. 4.4.3). Die Prufmaschine sollte Versuehe mit Weg- oder Kraftregelung ermogliehen, so dass auGer der einaxialen Druekfestigkeit aueh die Verformungseigenschaften des Gesteine (Y, E, v) ermittelt werden konnen. Der Probendurchmesser darf nach der Empfehlung Nr. 1 "Versuchstechnik Fels" (2004) fUr einaxiale Druekversuche an Gesteinsproben nieht weniger als 30 mm betragen, das Verhaltnis Durehmesser zu Lange (d:l) moglichst 1:2,5, aber nieht < 1:2, da sonst bis zu 10 % zu hohe Festigkeitswerte auftreten (Korrekturfaktoren s. Empfehlung). Die Gesteinsdruekfestigkeit ist auGer-
58
2
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
Il!lIiIEI
WinEiRdH Window . Anwendung - Ielnd"alldbl
Bestimmung der einaxialen Druckfestigkelt nach DIN 18136
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Abb. 2.41 Grafische Darstellung eines einaxialen Druckversuchs und ausgeworfene Ergebnisse.
dem vom Wassergehalt abhangig, so dass auch immer anzugeben ist, ob es sich um bergfeuchtes Material oder um ausgetrocknete Kernproben handelt, die hohere Druckfestigkeiten ergeben. Bei veranderlichfesten Gesteinen ist der Wassergehalt zu bestimmen. Die Prufbedingungen sind anzugeben und die Bruchform ist zeichnerisch darzustellen, damit die Ergebnisse vergleichbar sind und fur den Anwender klar erkennbar ist, ob
es sich um latente Flachenbruche oder um einen primaren Materialbruch handelt. Bei dunnschichtigen oder geschieferten Gesteinen ist die einaxiale Druckfestigkeit nur bei Belastung senkrecht und parallel zu den Trennflachen bestimmbar. Bei Abweichung von dies en Belastungsrichtungen entstehen auf den Trennflachen Schubspannungen. Mit zunehmender Richtungsabweichung wird die Festigkeit des
59
2.6 Verformungsverhalten, Druck- und Zugfestigkeit
100
Schleferung
1,
UN
~'
80
60
40
20
34 Versuche
Abb.2.42 Einaxiale Druckfestigkeit eines Tonschiefers in Abhangigkeit von der Druckrichtung zur Schieferung.
Gesteins allein durch die Scherfestigkeit auf diesen FHichen bestimmt, was zu einem Abfall der einaxialen Druckfestigkeit urn 60-80 % fuhrt (Abb. 2.42). Bei Versuchsergebnissen von dunn-
schichtigen oder geschieferten Gesteinen muss deshalb immer die Belastungsrichtung angegeben werden. Bei den Prufverfahren fur Natursteine (DIN EN 1926) erfolgt die Bestimmung der Druckfestigkeit weiterhin an Wurfeln mit einer KantenHinge von 50 mm oder an Zylindern mit einem Durchmesser und einer Hohe von 50 mm. Die Proben werden vorher bei 70°C bis zur Massenkonstanz getrocknet, wodurch sich angeblich kaum veranderte Prufwerte ergeben. Die DIN EN 1997-2, Anlage W, gibt Empfehlungen fur Mindestwerte an Versuchen einer Gesteinsart in Abhangigkeit von der Streuung der Werte und vorliegenden Erfahrungen. Der genannte Hochstwert von 6 Versuchen erscheint dabei zu niedrig, denn an Bohrkernen ermittelte Gesteinsdruckfestigkeiten stellen meist eine in doppelter Hinsicht einseitige Auswahl dar (Abb. 2.43). Einerseits konnen an Kernstucken mit geringen Druckfestigkeiten (::; 5 MN/m2) praktisch keine Versuche durchgefiihrt werden, da solche wenig festen Gesteine bereits beim Bohren zerbrechen, andererseits stehen bei der Probenauswahl vielfach zunachst Fragen der Standfestigkeit und Tragfahigkeit im Vordergrund, so dass auch Kernabschnitte hoher Festigkeit weniger Beachtung finden. Fur die Beurteilung der Bohrbarkeit und der Losbarkeit sind aber gerade die hohen Festigkeitswerte entscheidend. Bei
Tabelle 2.10 Klassifikation der Gesteine in Abhangigkeit von der einaxialen Druckfestigkeit qu (in MN/m2). DIN 1054 (2005)
IAEG-Empfehlung (Matula 1981)
ISRM-Empfehlung 1978/1981 und DIN EN ISO 14 689- 1:2004
Gesteinsarten
> 230 - extrem fest
> 250 - extrem hoch
120-230 - sehr fest
100- 250
Basalt, Diabas, Quarzit, feinkorniger Granit, Gneis, quarzitischer Sandstein, Kalkmarmor
> 50 - hart
50 - 120 ; fest
50-100 - hoch
Gneis, Kalkstein, Tonschiefer, Sand stein, Granit, Dolomitstein
12,5- 50
15- 50
25-50 - miiBig hoch
Sandstein, Tonschiefer, Tonstein, Kalkmergelstein
5-25 - gering
Salzgesteine, Kreide
1,25- 5 - murb
1- 5 - sehr gering
verwitterte Gesteine
< 1,25 - sehr murb
< 1 - ext rem gering
stark verwitterte und entfestigte Gesteine
B
maBig hart
5- 12,5 - miiBig murb
=maBig(-fest)
1,5-15 - gering(-fest)
c
sehr hoch
60
2
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
20 Wen.
1S
Abb. 2.43 Mogliche Fehlinterpretation der einaxialen Druckfestigkeit von Einzelversuchen an Kalksteinkernen gegenGber dem Summendiagramm von 129 Werten.
Angaben der Druckfestigkeit darf man sich daher nicht auf einzelne Versuchswerte beschranken und muss immer eine Zuordnung der Versuchswerte zu Literaturangaben oder Erfahrungswerten vornehmen (s. a. PLINNINGER & BRUEHLHEIDE 2007; PLINNINGER et al. 200S). Die groBen Streuungen der Versuchswerte sind nieht nur Ausdruck unterschiedlicher Festigkeiten, sonden beruhen haufig auf latenten, zunaehst nieht erkennbaren Mikrorissen an den Prufkorpern. Urn derartige Einflusse zu minimieren, verwenden MULLER et al. (2009, 2010) als zerstorungsfreien Festigkeitskennwert die akustisehe Impetanz (Sehallharte in 106 kg/m 2 • s), d. i. das Produkt aus Diehte und der Ultrasehallgesehwindigkeit einer Gesteinsprobe. Die akustische Impetanz zeigt eine line are Abhiingigkeit mit der einaxialen Gesteinsdruckfestigkeit und auch der Porositat der Gesteine. Die dreiaxiale Druekfestigkeit von Gesteinen kann in Hochdruck -Dreiaxialzellen ermittelt werden (Empfehlungen Nr. 2 "Versuchsteehnik Fels"). Resultate von dreiaxialen Druckversuchen an Ton- und Sandmergeln bringen GLAWE & BLUMLING (1997). Eine allgemein gultige Klassifikation der Gesteine naeh der Druekfestigkeit liegt nieht vor. Allgemein gilt (in MN/m 2 ): qu < 1 = Boden = entfestigte oder sehwaeh verfestigte 1-10 (murbe) Gesteine > 10 = Festgesteine
Die Tab. 2.10 zeigt einige gangige Einteilungen. In ahnlieher GroBenordnung liegen aueh andere Tabellenwerte (Absehn.3.4.1). Eine Zuordnung der einaxialen Gesteinsdruekfestigkeiten und von Ruckprallwerten (s. u.) zu den Verwitterungsgraden enthalt das FGSVMerkblatt Felsbeschreibung (1992; s. Tab. 3.5). Eine ausfuhrliche Zusammenstellung von Gesteinskennwerten metamorpher Gesteine der Alpen bringen CZECH & HUBER (1990). PLINNINGER & BRUEHLHEIDE (2007) haben u. a. Diabase des Rheinischen Schiefergebirges (31214MN/m2 ) und Fanglomerate aus dem Schwarzwald (36-96 MN/m 2 ) untersueht und zwar Bohrproben im Vergleieh zu Haufwerksproben (s. Abschn. 17.2.S). FISCHER & SCHULTZ (1995) geben fUr Gesteine des Buntsandsteins auch Korrelationen der Druckfestigkeit zum Elastizitatsmodul E und von dies em zum Verformungsmodul Ev. KLEFFNER et al. (2006) nennen einaxiale Gesteinsdruckfestigkeiten fUr gipsfuhrende, wenig auslaugungsgesehadigte Tonsteine der Rotbasis von qu = 3-41 MN/m 2• HANKE et al. (2001) bringen Gesteinsdruckfestigkeiten fUr Keupersandsteine von qu = 0,S-51,6 MN/m 2 und fur die eingelagerten Steinmergel-Quacken von qu = 10-120 MN/m 2• Fur unausgelaugten Gipskeuper geben WAHLEN & WITTKE (2009) Werte von 5 bis 80 MN/m 2 mit einem Mittelwert von 27 MN/m 2 an und fUr mehr oder weniger ausgelaugte Ton- und Schluffsteine des Gipskeuper nennen KEUSER et al. (2005) Werte von 5-25 MN/m 2 • Fur Kalksteine des Oberen Jura nennen NEUMANN et al. (2005) als statistisehes Minimum Werte von 35-S4 MN/m 2• Fur Kalksteine des Tertiars geben KATZENBACH & VOGLER (2004) aus 76 Versuehen qu-Werte von IS200 MN/m 2 an, mit einem Mittelwert von 84 MN/m 2 • Fur die Tertiarquarzite in Leipzig nennen SCHEFFLER et al. (2004) eine Streubreite von qu = 11-242 MN/m 2 und fur die zugehorige Spaltzugfestigkeit von qz = 0,75-12,9 MN/m 2 • Ais einfacher Indexversuch zur Bestimmung der sog. abgeleiteten Gesteinsdruckfestigkeit kann der Punktlastversueh (PLT) herangezogen werden (Empfehlung Nr. 5 "Versuehstechnik Fels" bzw. ISRM-Empfehlung 1985; S. a. DIN EN 1997-2). Dabei wird ein zylinderfOrmiger (Bohrkern d/h < 1,0) oder ein quaderformiger Probelorper (Handstuck h/b < 1,0) zwischen zwei abgestumpften Kegelspitzen bis zum Trennbruch
2.6 Verformungsverhalten, Druck- und Zugfestigkeit
61
2
I. (MN/m2J
75 84 Lastpunklabsland
100
a [mm)
Abb. 2.45 Diagramm zur Korrektur der Ergebnisse von Punktlastversuchen beliebigen Durchmessers auf einen Lastpunktabstand von 50 mm (1'/50)' aus WITTKE (1984).
Abb. 2.44 Punktlastgeri'it.
belastet (Abb. 2.44). Der Lastpunktabstand I zwischen den beiden Kegelspitzen solI etwa 50 mm betragen. Der Punktlastindex i, (als Einzelversuch) betragt nach der o. g. Empfehlung i = FB / A (in N/mm2) FB = Bruchkraft (in kN) A = Probekorperflache (in mm) A ist im Regelfalli. h bzw.l· d (Hohe bzw. Durchmesser der Probe). Die o. g. Empfehlung enthiilt weitere Formeln fUr verschiedene Probekorper. Der Indexwert ist von den Abmessungen und der Form der Pronbekorper abhangig. AuBerdem muss die Bruchflache durch die beiden Lasteinleitungspunkte gehen. Ais Vergleichswert dient der Punktlastindex eines quaderformigen Probekorpers von 50 x 50 mm. Dieser wird als i,(50) bezeichnet. Bei abweichenden Lastpunktabstanden kann der Indexwert nach einer empirischen Gleichung i,(50) = (A /2500)°,225. i, (siehe o. g. Empfehlung)
bzw. vereinfacht nach Abb 2.45 umgerechnet werden. Der Mittelwert von mindestens 10 Einzelversuchen wird als Punktlastfestigkeit I, bzw. 1'(50) bezeichnet. Der Punktlastindex 1'(50) wird entweder direkt als Vergleichswert fUr die Gesteinsfestigkeit verwendet oder daraus kann mit Hilfe eines gesteinsspezifischen Umrechnungsfaktors c die (abgeleitete) einaxiale Druckfestigkeit ermittelt werden: qu * = c . I, bzw. c . 1'(50)'
Der Umrechnungsfaktor c wird in der Literatur mit 14 < c> 26 (bzw. sogar > 40) angegeben. Der Faktor c sollte am besten fUr jede Versuchscharge uber vergleichende einaxiale Druckversuche ermittelt werden. Fur Rot -Tonsteine mit qu = 10-30 MN/m 2 ergab sich z. B. ein Umrechnungsfaktorvon c = 10 (STRAUSS 1996), beihalbfesten Kreidemergeln mit qu = 1-20 MN/m 2 fand SCHIMMER (1989) einen Faktor von c = 9 und fur halbfeste Tonsteine mit qu = 5-20 MN/m 2 gibt BECKER (1993) einen Faktor von 5 an. In der o. g. Empfehlung wird fur Innsbrucker Quarzphyllit normal zur Schierferung mit qu = 20-100 ein Faktor von 15,6 genannt. Insgesamt ist die Anwendung des Punktlastindex bei Gesteinsdruckfestigkeiten < 25 MN/m 2 umstritten (HOECK 1999).
62
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
Ais einfache Baustellenmethode zur Beurteilung der Gesteinsfestigkeit werden auch die RiickpraUwerte mit dem Schmidt'schen Betonpriifhammer (DIN EN 12504-2: 2001) herangezogen, der heute auch mit Messdatenspeicher lieferbar ist. Die rissefreien Kernstucke mit frischer, sauberer Oberflache sollten mindestens 0,2 m lang sein (Abb. 2.46). Der Test kann in fest aufstehenden Kernkisten vorgenommen werden. Der Ruckprallwert wird als arithmetisches Mittel von 3 Einzelschlagen in einem engen Bereich oder (besser) von 5 Einzelschlagen unter Abzug offensichtlicher AusreiBer (Abweichung > 5 Einheiten) angegeben. Fur die Zuordnung in Bezug auf die Gesteinsfestigkeit liegen fur verschiedene Gesteinsarten unterschiedliche Auswertungen vor (s. Abb. 2.47 und STRIEGEL 1984; KRAUTER et al. 1985; WOSZIDLO 1989). Die zur Gesteinsdruckfestigkeit analoge Gebirgsdruckfestigkeit bei einaxialer Bean-
spruchung findet nur bei der Frage der Standfestigkeit der Ulmen und der Ortsbrust bzw. bei Gebirgspfeilern im Bergbau direkte Anwendung. In der Praxis konnen einaxiale und vor allen Dingen dreiaxiale Gebirgsdruckfestigkeiten mittels Druckversuchen an Gro13bohrkernen (00,5 bis 1,0 m) ermittelt werden. In der Regel erfolgen
o su A V,s .. V,s/V,A
150
D,s
0
• D,st D,t <> H,s H,st
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G,s
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r.t
+
P
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0
+
+
o
20
40
60
ROckpraliwerte
Abb. 2.46 Ermittlung der Ruckprallwerte mit dem Schmidt'schen Betonprufhammer.
Abb. 2.47 Beziehung zwischen der einaxialen Druckfestigkeit von Sandsteinen des Buntsandsteins und den Ruckprallwerten mit dem Schmidt'schen Betonprufhammer.
63
2.6 Verformungsverhalten, Druck- und Zugfestigkeit
jedoeh Angaben iiber Gebirgsdruekfestigkeiten als Absehatzung aus einaxialen Gesteinsdruekfestigkeiten. Naeh REIK & HESSELMANN (1981) gelten folgende Faustregeln: massiges, kaum gekliiftetes Gebirge: qu(Gebirge) ""
0,9 qu(Gestein)
homogenes, undeutlieh gesehiehtetes, wenig gekliiftetes Gebirge (z. B. Tonsteine): qu(Gebirge) "" 0,4 bis 0,6 qu(Gestein) bankiges und gekliiftetes Gebirge (z. B. Kalksteine, Sandsteine): qu(Gebirge) "" 0,1 bis 0,2 qu (Gestein)' Bei bankigen Weehselfolgen, etwa Kalksteinl Tonstein oder Sandstein/Tonstein, ist die Gebirgsfestigkeit in der Regel naeh den ungiinstigeren Gesteinskennwerten der Tonsteine einzusehatzen.
2 6.10.3 Zugfestigl<eit und Spodlgkelt Eine gewisse Zugfestigkeit von Lockergesteinen wird nur bei starker kohasiven, tonigen Boden angenommen. Ihre GroBenordnung kann (als positive Zahl) aus dem sog. Attraktionsabsehnitt a im 7:1 (J- Diagramm naeh Abb. 2.56 abgeleitet werden (Absehn. 2.7.3.1 sowie DIN ISO TS 17892-9, Bild 1). Die Ermittlung der Zugfestigkeit von Festgesteinen erfolgt in der Regel dureh den Spaltzugversueh, und zwar entweder naeh der Empfehlung Nr. 10 ,,versuehsteehnik Fels" oder dem sog. Brazilian-Test, beides Druekversuehe an seheibenformigen Priifkorpern (naeh ISRM-Empfehlung 1= 3 em, d = 5 em), wobei in beiden Fallen auf gute Ebenheit der Druekflaehen zu aehten ist (Abb. 2.48):
qz qz F
d 1
2
p
SpallZug· spannungen
p
Abb. 2.48 Prinzip des Spaltzugversuchs (aus 1988).
MAIDL
anisotropie zu beriieksiehtigen. Die Zugfestigkeit senkreeht zu Sehieht - und Sehieferungsflaehen ist meist sehr niedrig und kann versuehsteehniseh aueh in direkten Zugversuehen ermittelt werden. Die Gebirgszugfestigkeit (qz(Gebirge)) ist ebenfalls erheblieh niedriger als die Gesteinszugfestigkeit. Sie wird aber als Folge noeh vorhandener Materialbriieken und der Verzahnung der Kluftkorper allgemein als vorhanden angenommen. Senkreeht zu durehgehenden GroBkliiften und auf glatten oder mit Glimmer belegten Sehichtflaehen ist in der Regel keine Gebirgszugfestigkeit vorhanden. Aus dem Verhaltnis Druekfestigkeit zu Zugfestigkeit kann die Kompetenz oder Spriidigkeit eines Gesteins abgeleitet werden (Tab. 2.11). Bei kompetenten Gesteinen folgt auf nur geringe elastisehe Verformung unmittelbar der Brueh35,-------------------------------,
= (2 . F)/(rr· d .1) = Zugfestigkeit (in N/mm2) = Bruehkraft (in N) = Probendurehmesser (in mm) = Probenlange (in mm)
Die Spaltzugfestigkeit von Gesteinen (qz) nimmt mit steigender Druekfestigkeit zu (Abb. 2.49). Sie gibt einen Anhalt iiber die Kornbindungskrafte der Gesteine. Bei gesehiehteten oder gesehieferten Gesteinen ist ebenfalls wieder die Festigkeits-
o
100
200
300
400
500
Druckfestigkeit [MN/m2]
Abb. 2.49 Korrelation von einaxialer Druckfestigkeit und Spaltzugfestigkeit fOr verschiedene Gesteine (nach KOPPL et al. 2009).
64
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
Tab. 2.11 Kompetenz der Gesteine in Abhiingigkeit yom Verhiiltnis
q,/q,.
q./q,
Gesteine
sehr sprOde
> 20
Quarzit, Granit und quarzitische Sandsteine
sprOde
20-10
Granlt, Gneis, harte Sandsteine, Kalkstelne, Dolomitsteine und Tonschiefer
ziih
10-5
angewitterter Granit und Gneis, feste-miirbe Sandstelne und Tonschlefer
sehr ziih
<5
Tonsteme, Mergelsteine, Phyllite und Anhydrit
vorgang (sog. Sprodbruch) und meist auch eine rasche Rissausbreitung. Bei inkompetentem, d. h. zahem (duktilen) Bruchverhalten treten vor dem Bruch (sog. Zahbruch) plastische Verformungen auf und anstelle von Spannungskonzentrationen Verschiebungsspitzen mit ortlich groBen plastischen Verformungen (s. a. Abschn. 3.4.1).
2.6.11 Volumenzunahme durch Quellen Die mit Wasserzutritt verbundenen Volumenzunahmen von bestimmten Ton- und Sulfatgesteinen sind sehr vielgestaltig und konnen erhebliche Betrage erreichen. Bei Behinderung des Quellvorganges treten entsprechende Quelldriicke auf (s. Abschn. 17.5.2.2 und 19.2.2).
26 2.6.11.11 Quellen toniger Gesteine Beim Quellen toniger Gesteine handelt es sich urn einen physikalischen Vorgang der Wasseraufnahme unter gleich bleibender oder abnehmender Belastung. Hierbei sind zwei Mechanismen zu unterscheiden: Innerkristalline Quellung durch Einbau von Wassermolekiilen an austauschbare Kationen im Zwischenschichtraum der quellfahigen Tonminerale (Abschn. 2.1.8). Der Vorgang wird auch als Hydratation bezeichnet und findet gr6Btenteils im Rahmen der natiirlichen Wassergehaltsanderungen statt. Osmotische Quellung durch Wasseraufnahme in den Poren des Tones bzw. an den Tonmineraloberflachen infolge Entlastungsdeformation.
Die GroBe der Quellerscheinungen ist abhangig von der Art, dem Anteil und der Orientierung der quellfahigen Tonminerale, yom Spannungszustand und der Wasserwegigkeit (auch Diffusion) sowie davon, ob der Quellvorgang bereits teilweise oder ganz vollzogen ist. Letzteres ist am Verwitterungszustand und an der der Plastizitat des Tons sowie der Art der Tonminerale erkennbar. Unverwitterte Tonsteine mit diagenetischer Bindung (Verwitterungsgrad wI) weisen in der Regel keine Quellneigung auf. Mit zunehmender Verwitterung geht die diagenetische Verfestigung verloren und das Quellvermogen nimmt zu. Auch zerscherte Tonschiefer konnen, besonders bei tektonisch oder hydrothermal bedingten Tonmineralumwandlungen, ein erhebliches Quellpotenzial aufweisen (s. Abschn. 3.4.4 und 17.5.2.2). Die Orientierung der Tonminerale bewirkt eine deutliche Anisotropie des Quellvorganges mit einer maximalen Volumenzunahme senkrecht zur Schichtung. Die Ermittluug des QuellverhaItens erfolgt in der Regel im KD-Gerat nach der Empfehlung Nr. 11 "Versuchstechnik Fels", Quellversuche an Gesteinsproben, wobei folgende Versuchsarten unterschieden werden: Quelldruckindex; Ermittlung des maximalen Quelldrucks, der sich einstellt, wenn eine auf 0"0 entlastete Probe bei Zugabe von entmineralisierten Wasser auf einem konstanten Volumen gehalten wird (Abb. 2.50a). Quellhebungsindex; Ermittlung der axialen Quelldehnung E, die sich bei stufenweiser Entlastung von dem der Entnahmetiefe entsprechenden Gebirgsdruck (400kN/m 2 ) auf eine vorgegebene Mindestspannung, z. B., 0"0 = 5 kN/m 2 einstellt, wenn die in ihrer radialen Dehnung behinderte Probe unter Wasser gesetzt wird (Abb. 2.50b).
65
2.6 Verformungsverhalten, Druck- und Zugfestigkeit
Auflast 0 0= 5 MN/m'
a
0
E Z
~ Ol C :::I
c c
1000
a.
500
III
en
0 a)
~
2.....
Quellspannung : Oq= 2100 kN/m'
5
10 15 d [Tage]
20
Quelldehnung: EqO= 14 %
c
-'= CIl 0
Quellzeil: 5 rage
0
&qO
'"
Ol C :::I
Quellzeil: 0
25
b)
0
5
10 15 d [Tage]
tq= 5 Tage
20
25
Abb. 2.50 Quellversuch und Quellhebungsversuch zur Ermittlung der max. Quellspannung bzw. der Quellhebung bei definierter Entlastung (s. Text) - nach HillMANN & STIBRNY (1998).
Quellversuch nach KAISER/HENKE (1980); Ermittlung der axialen Spannung iTqA, die notwen dig ist, urn eine eingetretene Quellhebung ruckgangig zu machen (s. Empf. Nr. 11 "Versuchstechnik Fels"). Bei diesem Versuch wird vor Beginn der Quellhebungsstufen im Odometer ein Be-, Ent - und Wiederbelastungszyklus gefahren. Quellversuch nach HUDER/AMBERG (1970); bei diesem Versuch wird vor Beginn der eigentlichen Quellhebungsstufen im Odometer ebenfalls ein Be-, Ent- und Wiederbelastungszyklus gefahren. Mit dem Versuch konnen sowohl die Quelldehnung (QuellmaB) als auch die Druckspannung ermittelt werden, die notig ist, eine Quellung zu verhindern. Als Anhaltswert fur die ProbengroBe wird in DIN EN 1997 -2, Anhang V, eine Mindestdicke von 15 mm und ein Mindestdurchmessrt der 2,5bzw. 4-fachen Dicke genannt. Die Versuchsergebnisse von Quellversuchen der verschiedenen Versuchsarten und auch verschiedener Labore streuen meist deutlich, so dass im Einzelfall eine auf die Problemstellung abgestimmte VersuchsdurchfUhrung gewahlt werden muss. Zu beachten ist auch, dass Quellhebungen in Tonen und Tonsteinen verhaltnismaBig rasch und dam it in der Praxis haufig ohne bauliche Auswirkungen ablaufen. Die GroBenordnung der maximal zu erwartenden, vorwiegend osmotisch bedingten Quellhebungen liegt bei mehreren Zentimetern bis einigen Dezimetern, der entsprechende Quelldruck meist bei 0,2 bis 2,0 MN/m2 (STIEGLER et
al. 1998; v. WOLFERSDORFF et al. 2004; FRUHAUF & STOIBERER 2005; BRAZA & KITZLER 2006). GROB (1972) bringt eine Formel mit deren Hilfe die Quellhebung rechnerisch abgeschatzt werden kann. Urn Quellhebungen vollstandig zu unterdrucken, sind relativ hohe Drucke erforderlich. Lasst man jedoch eine gewisse Quellhebung von etwa 1 bis 2 % zu, so kann in vielen Fallen die weitere Hebung mit wesentlich kleineren Spannungen beherrscht werden. Diese Abhangigkeit des Quelldrucks von der Quellhebung kann in den Laborversuchen nach der o. g. Empfehlung Nr. 11 ermittelt werden. 1st die vertikale Spannung groBer als der maximale Quelldruck, so wird jede Quellhebung unterdruckt. Verringert man dagegen die vertikale Spannung, so entwickelt sich ein Quelldruck. Lasst man eine gewisse Quellhebung zu und halt diese konstant, so konvergiert der Quelldruck gegen einen Endwert, der mit groBerer zugelassener Quellhebung geringer wird. Dieses auf die Quellversuche von HUDER & AMBERG (1970) zuruckgehende Quellgesetz wurde auf dreidimensionale und zeitabhangige Ablaufe erweitert (WITTKE et al. 2004, darin Lit.) und ist Grundlage fUr eine numerische Abschatzung des Quellverhaltens.
2.6.11.2 .6.11 2 Quellhebung und umwandlungsdruck bel Umwandlungsdruck bei der -t dratation von Anhydrit Hydratation Bei anhydrithaltigen Gesteinen tritt bei andauernder Feuchtigkeitseinwirkung ein chemischer
2
66
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
Vorgang der Umwandlung von Anhydrit in Gips auf, und zwar in Form von CaS0 4 + 2 HP = CaS0 4 • 2 HP, der von einer theoretischen Volumenvergro6erung urn etwa 17 % in jeder Richtung, insgesamt 61 % begleitet ist. Der Prozess wird in Abschn. 19.2.2 beschrieben. Die Wasserbewegung im Gebirge erfolgt primar auf Trennflachen und dringt von den Flachenwandungen ausgehend tiber feine Risse bzw. kapillar und diffusiv in das quellfahige Gestein ein. Nach WITTKE (2003) und WAHLEN (2009) werden zur Umwandlung von 1 m 3 Anhydrit in Gips theoretisch 0,78 m 3 Wasser benotigt. Durch die nur allmahliche Wasseraufnahme ist auch der daraus resultierende Quellvorgang zeitabhangig. Der bei der Hydratation von Anhydrit zu Gips auftretende Druck wird auch als Umwandlungsdruck bezeichnet. Anfallig ftir diese Erscheinungen sind weniger massige Anhydritbanke, die selbst meist wenig wasserwegsam sind, als vielmehr dtinnschichtige Wechsellagerungen und Mergel mit fein verteiltem Anhydrit, und zwar schon bei einem Anhydritanteil von etwa 5 %. Bei solchen Mischgesteinen besteht der Verdacht, dass zunachst ein Tonquellen eintritt, wodurch feine Risse entstehen, deren Wasserwegsamkeit das Anhydritquellen auslost und beschleunigt (KATZENBACH et al. 201O). Durch Umwandlung von Anhydrit in Gips bedingte Quelldruckerscheinungen bzw. -hebungen konnen tiber Jahrzehnte anhalten. Die Erscheinungen der Hydratation sind auf den Gebirgsbereich unterhalb des Anhydritspiegels beschrankt. Wo der Sulfatanteil schon restlos in Gips umgewandelt ist, treten keine Sohlhebungen durch Umwandlungsdruck mehr auf (s. Abschn. 19.2.2.1). Laboruntersuchungen auf dies en Umwandlungsprozess werden ebenfalls in speziellen Oedometerversuchsstanden vorgenommen und zwar moglichst als Langzeitversuche. Unterschieden werden auch hier Quellhebungsversuche, bei denen die Proben unter einem festgelegten Druck konstant belastet und die auftretenden Hebungen gemessen werden sowie Quelldruckversuche, bei denen die Hebung verhindert und der durch die Volumzunahme entstehende Druck gemesen wird.
Die Phanomene des Quellens von anhydrithaltigen Gesteinen bei Wasserzutritt sind zwar vergleichbar mit den Quellvorgangen bei Tonen, sind aber in ihrer Gro6enordnung und in ihren Auswirkungen weitaus ausgepragter und wegen der in der Natur meist recht inhomogenen Ausbildung bzw. Verteilung des Anhydrits im Laborversuch wesentlich schwerer zu erfassen. Die unbehinderten Quellhebungen konnen Dezimeter- bis Meterbetrage erreichen (Messwerte 0,4 bis 1,6 cm/Jahr tiber Jahrzehnte); die entsprechenden Quelldrticke konnen im Laborversuch 8-10 MN/m2 erreichen, was aber in der Praxis kaum zur Halfte eintritt (s. Abschn. 17.5.2.2).
2.7 Scherfestigkeit 2.7.1 Grundlagen Die Scherfestigkeit eines Bodens oder Festgesteins wird allgemein mit der Festigkeit gleich gesetzt. Sie ist tiberschritten, wenn entlang einer oder mehrerer Flachen Verschiebungen stattfinden, die keine weitere Steigerung der Scherkrafte erfordern. Der Scherwiderstand r entlang dieser Flachen setzt sich aus Reibung, ausgedrtickt durch den Reibungswinkel qJ, und der Kohasion c zusammen. Die Scherspannung kann nach der Bruchbedingung von COULOMB als lineare Funktion der Normalspannung (J formuliert werden: r= c +
(J.
tanqJ.
1m MOHR-COULOMB'schen Spannungskreis konnen durch Auftragen der Scher- und Normalspannungen aus mehreren Scherversuchen die Scherlinie und damit die Scherparameter ermittelt werden (Abb. 2.51). Der Reibungswinkel qJ ist von der Normalspannung unabhangig. Er bestimmt bei einem nichtbindigen Boden mehr oder weniger allein die Scherfestigkeit. Die Scherlinie geht in diesem Fall durch den Koordinatennullpunkt. In bindigen Boden setzt sich die Scherfestigkeit aus dem Reibungswinkel und der von der Normalspannung abhangigen Kohasion c zusammen. Diese ist auf zwischen den Kornern wirkende Haftkrafte zurtickzufuhren. Sie ist abhangig yom
67
2.7 Scherfestigkeit
2
Abb. 2.51 Bruchbedingungen
(J
von COULOMB-MoHR.
Anteil der Tonminerale, yom Wassergehalt, dem Sattigungsgrad und dem Belastungszustand. Mit zunehmendem Wassergehalt nimmt die Kohasion ab und ist bei einem breiigen Boden Null. Nichtbindige Boden wei sen oft eine scheinbare Kohasion auf, die eine Folge des unter Unterdruck stehenden Kapillarwassers ist (sog. Kapillarkohasion, BILZ & VIEWEG 1993 und Abschn.2.7.6). Die Parallele zur Kohasion als Haftwirkung im Boden ist die Adhasion als Haftspannung zwischen verschiedenen Stoffen, z. B. Stahl/Boden. Adhasionskrafte werden nur bei bindigen Boden angesetzt. Ihre Wirkung nimmt mit der Plastizitat zu (s. Abschn. 8.4). Zu unterscheiden ist zwischen normaler Adhasion und tangentialer Adhasion bei parallel angreifender Trennkraft. Die tangentiale Adhasion ist immer kleiner als die Kohasion c des betreffenden Bodens (SCHUMACHER 2004). Physikalisch wird dieses Anhaften eines Tonbodens durch den Kapillardruck eines Fliissigkeitsfilms an der Grenzflache zwischen Boden und der Werkstoffoberflache erklart. Die versuchstechnische Ermittlung der Adhasionseigenschaften bzw. -spannungen eines Bodens erfolgt dementsprechend iiber modifizierte Zugversuche zwischen einem aufbereiteten Tonboden und einem Adhasionskolben (BURBAUM et al. 2010) bzw. einem Adhasionskonus (Konuszugversuch nach FEINENDEGEN et al. 2010). Die sog. Kontaktscherfestigkeit zwischen Bauteilen und dem Boden ist dariiber hinaus abhangig von der Rauheit der Bauteilflache, der
Scherfestigkeit des Bodens, der einwirkenden Scherkraft und mogliehen Differenzbewegungen (s. Absehn. 5.6.3). Bei rauer Flache liegt die Kontaktseherfestigkeit bei nichtbindigen Boden nur wenig unter der Scherfestigkeit des Bodens. Der groBte Scherwiderstand tritt in einem dichten, nichtbindigen oder mindestens steifen bindigen Boden unmittelbar beim Bruch auf (Abb. 2.52) und wird als 'l"f = Scherfestigkeit beim Bruch (Index f = failure) oder als Spitzenwert der Seherfestigkeit bezeichnet. Der Bruchvorgang ist dabei von einer stetigen Auflockerung im Bereich der Bruchfuge begleitet (sog. Dilatanz). Mit zunehmender Verformung Wlt der Scherwiderstand dann ab und erreicht bei einem groBeren Scherweg einen Kleinstwert T R' die sogenannte Restscherfestigkeit oder Gleitfestigkeit. Der Abfall auf die Restseherfestigkeit selbst ist nieht in erster Linie dureh Auflockerung, sondem durch Einregelung plattehenformiger Aggregate in der Scherfuge bedingt. Da die Reibungsfestigkeit (5. tanq> von der Normalspannung ((5) abhangig ist, muss bei bindigen Boden der Porenwasserdruck beriieksichtigt werden, der zunachst einen Teil der Spannungen aufnimmt (s. Abschn. 2.6.2). Fiir die Ermittlung der wirksamen oder effektiven Spannung d, die auf das Komgeriist wirkt, ist deshalb von der gesamten (totalen) Spannung (5 der Porenwasserdruck u abzuziehen. Hierbei wird eine Sattigung des Porenwassers bei Beginn des Abschervorganges vorausgesetzt:
d=(5-u.
68
2
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
t
Schubspannung
t fl----='-.,.,......
dichter nichtbindiger oder fester bindiger Boden
lockerer nichtbindiger oder weicher bindiger Boden
Restscherfestigkeit Verschlebung
Abb. 2.52 Scherverschiebungsdiagramm.
Je nach Aufgabenstellung, den Versuchsbedingungen und der Art der Auswertung k6nnen fUr den gleichen Boden unterschiedliche Scherparameter erhalten werden: Die wirksamen oder effektiven Scherparameter c' und ql des entwasserten (dranierten) Bodens werden aus den effektiven Spannungen im Bruchzustand ermittelt (s. Abschn. 2.7.3). Die Scherparameter c' und q/ dienen der Berechnung
ill
triaxialer Kompressionsversuch mit freier Ausbildung der Scherflache und kontrollierten Hauptspannungen.
2.7.2 Direkter Scherversuch mit vorgegebener Scherflache
der Endstandsicherheit.
Die Scherparameter der Restscherfestigkeit oder Gleitfestigkeit fPR, CR werden aus den effektiven Spannungen nach grofien Scherwegen abgeleitet. Der dabei auftretende Abfall der Scherparameter kann besonders bei hochplastischen, montmorillonithaltigen Tonen erheblich sein und ist nicht auf iiberverdichtete Tone beschrankt. 1m Versuch wird die Restscherfestigkeit durch mehrfache Umkehr der Scherbewegung ermittelt. Der Bruchwert (a/-a/)/2 des unkonsolidierten, undranierten Triaxialversuchs nach DIN ISO TS 17 892-8 wird als undriinierte Scherfestigkeit Cu bezeichnet (s. Abschn. 2.7.4). Sie dient zur Berechnung der Anfangsfestigkeit, besonders bei schnellen Belastungen. Die undranierte Scherfestigkeit ist in hohem Mafie von der Konsistenz und auch von der Vorbelastung abhangig. Zur Bestimmung der Scherparameter sind zwei Versuchsanordnungen iiblich: direkter Scherversuch mit vorgegebener (erzwungener) Scherflache
1m Rahmenscherversuch nach DIN 18137-3 (2002) bzw. der Vornorm DIN ISO TS 17892-10 wird die Bodenprobe in einem quadratischen oder kreisformigen Rahmen zwischen gezahnten Filtersteinen entweder den in situ-Bedingungen entsprechend oder ungestort, nach der Zahnung der Filtersteine zugeschnitten, eingebaut (Abb. 2.53) und nach der Konsolidation auf einer mechanisch erzwungenen horizontalen Scherflache abgeschert. Sande konnen auch mit vorgege-
t
Abb. 2.53 Prinzip eines Rahmenscherversuchs mit vorgegebener Scherfliiche.
69
2.7 Scherfestigkeit
bener Dichte eingebaut werden. Beim Versuch wird die Probe bei verhinderter Seitenausdehnung unter einer definierten Normalspannung konsolidiert und je nach Bodenart mit konstanter Schergeschwindigkeit von 0,01-0,03 mm/min (bindige Boden) bzw. bis 0,5 mm/min (kohasionslose Boden) abgeschert. Der Porenwasserdruck kann im Rahmenscherversuch nieht gemessen werden. Das Abscheren erfolgt so langsam, dass ein auftretender Porendruck tiber die Entwasserung abgebaut wird und somit die effektiven Spannungen den Normalspannungen entsprechen. Die Auswertung erfolgt tiber die ScherkraftVerschiebungslinie zur Ermittlung von r in Abhangigkeit yom Scherweg bzw. von der Restscherflache beim Bruch und Auftragung im r/a-Diagramm bei der zugehorigen Normalspannung (Abb. 2.54). Die Ergebnisse von Rahmenscherversuchen reprasentieren die Festigkeit unter konsolidierten und dranierten Bedingun-
gen und ergeben die wirksamen Reibungswinkel ql und die wirksame Kohasion c: Beim Kreisringscherversuch wird die Scherkraft durch Drehen des oberen Rahmens aufgebracht. Die Scherflache bleibt dadurch unverandert. Da der Scherweg unbegrenzt ist, kann das Gerat auch zur Ermittlung der Restscherfestigkeit verwendet werden. Die Ermittlung der Restscherfestigkeit erfolgt entweder in einem Rahmenscherversuch mit wiederholten Wechseln der Belastungsrichtung oder im sog. Wiener Routinescherversuch. Beim Wiener Routinescherversuch wird eine ungestorte Bodenprobe in ein Rahmenschergerat eingebaut, bei 500 MN/m2 konsolidiert und dann zuerst langsam abgeschert, wobei durch Veranderung der Auflast eine Vertikalverformung verhindert wird. Danach wird die Probe auf der entstandenen Gleitflache solange hin und zurtick schnell abgeschert, bis der Scherwiderstand einem Minimalwert zustrebt, der die Restscherfestigkeit liefert.
R
~.
30 0
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~ 1 - 1 - - 2 - 1 - 3 -I - L - -~-
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5c.hf rw fQ mm
300
Normalsponnung d IkN/ml) lobor ·Nr Bohrung
- Nr
Ent nohmtt,.f. 1101
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2
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V... u
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27.3
23 konsalld •.,ft
.ntwou.rt
Abb. 2.54 Auswertung eines direkten Scherversuchs mit Auftragung der Scherverschiebungslinie und der Scherfestigkeitslinie im r/a-Diagramm.
70
2
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
2.7.3 Konsolidierte triaxiale Kompressionsversuche Der triaxiale Druck- bzw. Kompressionsversuch ist der Standardversuch zur Ermittlung der Scherparameter feinkorniger Boden im ungestorten Zustand. Durch einen Manteldruck 0'2 = 0'3 auf den zylindrischen Priitkorper wird die teilweise behinderte Seitenausdehnung im Untergrund am besten nachgeahmt und die Bruchflache kann sich frei ausbilden (Abb. 2.55). Fiir seine Durchfiihrung und Auswertung gilt DIN 18l37-2 (1990) bzw. die Vornorm DIN ISO IS 17892-9, konsolidierte triaxiale Kompressionsversuche an wassergesattigten Boden. Die 35 bis 38 mm im Durchmesser und 70 bis 85 mm hohen zylindrischen Probekorper werden einem isotropen oder anisotropen Spannungszustand ausgesetzt und anschlieEend undraniert oder draniert abgeschert. Die letztgenannte Norm unterscheidet: isotrope Konsolidation, undraniert (CIU-Versuch) oder draniert (CID-Versuch) anisotrope Konsolidation, undraniert (CAUVersuch) oder draniert (CAD-Versuch) . Mit anisotroper Konsolidation wird bei Boden mit abweichenden Primarspannungszustand (s. Abschn. 2.6.9.1) gearbeitet. Dabei wird der Probekorper unter einem, der wirsarnen Hauptspannung 0'/ entsprechenden Zelldruck konsolidiert und dann unter dranierten Bedingungen die Differenzspannung 0']-0'3 soweit erhoht, bis die
Dberlagerungsspannung 0'] erreicht ist. Bei stark iiberkonsolidierten Boden kann die Vertikalspannung 0'] auch kleiner als 0'3 sein. In dies en Fallen empfiehlt es sich, die Vertikalspannung mit O'v (statt 0']) und die Horizontalspannung mit O'H (statt 0'3) zu bezeichnen. Der Versuchsvorgang gliedert sich in 3 Ieile: Sattigung und Aufbringen des Gegendrucks (Sattigungsdruck) Konsolidation Abschervorgang. Beim isotropen undranierten CIU-Versuch, der etwa dem friiheren CU-Versuch entspricht, werden die Proben bei offener Dranageleitung wassergesattigt und konsolidiert und dann bei geschlossenem Porenwasserdruck und konstantern Zelldruck durch Steigerung der Vertikalkraft langsam bis zum Bruch belastet, so dass sich in der Probe ein einheitlicher Porenwasserdruck aufbauen kann. Die Primarkonsolidation muss vor dem Abscheren abgeschlossen sein. In regelmaEigen Zeitabstanden werden folgende Messdaten protokolliert: Zeit (t) Vertikalkraft (P) Vertikale Verformung (L1H) Zellendruck (0'3) Porenwasserdruck (u). Ais Bruchkriterien gelten: das Maximum der Hauptspannungsdifferenz 0']-0'3
eine Axialdehnung (Stauchung) der Probe von 15%. Die Versuchsdurchfiihrung und Auswertung erfolgt nach DIN ISO IS 17892-9. Die wirksamen Scherparameter werden im MOHR'schen Spannungskreis gemaE Abb. 2.56 iiber die wirksamen Spannungen
Abb. 2.55 Spannungen beim triaxialen Druckversuch .
ermittelt. Die Neigung der geraden Umhiillenden ergibt der Reibungswinkel qf, der Abschnitt auf der 'l'-Abzisse die KohOsion c: Der Abschnitt zwischen den Schergeraden und der Verlangerung der Ordinate ergibt den sog. Attraktivitatsab-
71
2.7 Scherfestigkeit
/
..
c· a'
~
Als Bruchkriterien gelten: eine Axialdehnung (Stauchung) der Probe von 15 % ein Zuwachs der Axialdehnung urn 2 % ohne Steigerung von 0'"
"",\)\\e(l6e
TI
~rK °3
011'
(3)
(2)
~ 0,'
d
Abb. 2.56 Auswertung eines CU-Versuchs.
schnitt a, der auch als Zugfestigkeit bezeichnet wird (s. Abschn. 2.6.10.3). Bei dem isotropen dranierten CID-Versuch, der etwa dem fruheren D-Versuch entspricht, wird die Probe nach Abschluss der Sattigung und der Konsolidation so langsam abgeschert (0,0010,1 mm/min), dass die Volumanderung der Probe nur mit vernachlassigbar kleinen Porenwasserdruckunterschieden « 4%) stattfindet. Dadurch treten nur wirksame Spannungen auf, aus denen unmittelbar die zugehOrigen Scherparameter ql und c' ermittelt werden k6nnen. Der CID-Versuch ist in all den Fallen angebracht, in denen der Porenwasserdruck schwierig zu messen ist (z. B. in halbfesten Boden). In regelmaBigen Zeitabstanden werden folgende Messdaten protokolliert: Zeit (t) Vertikalkraft (P) Vertikale Verformung (1lH) Volumenanderung (Ey) Zelldruck (0'3) Differenz zwischen Zelldruck 0'3 und dem Porenwasserdruck u.
Die Bestimmung der effektiven Scherparameter des (dranierten) Bodens erfolgt in einem Diagramm mit der halben Hauptspannungsdifferenz (0',-0'3)/2 als Abzisse und der halben effektiven Hauptspannungssumme (0', + 0'3)/2 als Ordinate nach Abb. 2.57 bzw. nach DIN ISO TS 17892-9.
2.7.4 Versuche zur Ermittlung der undranierten Scherfestigkeit cu Fur die Bestimmung der undranierten Scherfestigkeit Cu eines kohasiven (bindigen) Bodens sind folgende Versuchsanordnungen ublich: einaxialer Druckversuch (Abschn. 2.6.10.1) unkonsolidierter undranierter Triaxialversuch Fallkegelversuch Feldversuche. Fur den fruheren UU-Versuch kommt heute der unkonsolidierte undriinierte Triaxialversuch nach DIN ISO TS 17892-8 zum Einsatz. Nach aufbringen des festgelegten Zelldrucks (0'3) wird die Probe mit konstanter Geschwindigkeit vertikal bis zum Bruch belastet. In regelmaBigen Zeitabstanden werden folgende Messdaten protokolliert:
Spannungswege
N
~£
300"---+-
~200~--+--4----~~~--~----+---~~
__~
~
o I
o
T100 c·
25kWm20L-_~
____~____k-L-~_ _~~__L -__~____-L~ -----(u "
",)12 In kNlm2------1~
Abb. 2.57 Auswertung eines CID-Versuchs.
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
72
2
Zeit (t) Vertikalkraft (P) Vertikale Verformung (Mf) Zelldruck (0"3)' Als Bruchkriterium gilt, wenn die Hauptspannungsdifferenz (max. 0"1-0"3) nicht mehr anwachst oder die Axialdehnung (Stauchung) 15 % erreicht. Yom Bruchzustand ist eine Zeichnung oder ein Foto uber die Ausbauchung bzw. die dominierenden Bruchflachen anzufertigen. Der Wert 0,5 · (0"1-0"3) ist die undranierte Scherfestigkeit Cu bei schnellen Belastungen. In einigen Landem wird dafur anstelle von Cu das Symbol Su verwendet. Nach der Vomorm DIN ISO TS 17892-6 kann die undranierte Scherfestigkeit Cu gestorter oder ungestorter bindiger Boden auch mit dem FaIlkegelversuch ermittelt werden (s. Abschn. 2.5). Der Versuch gilt allerdings nur als Indexversuch, d. h. die mit dem Fallkegel ermitteltem Werte entsprechen nicht unbedingt der undranierten Scherfestigkeit des Bodens in situ und sollten mit ortlichen Erfahrungswerten abgestimmt werden. Die mit dem Fallkegelgerat bestimmte undranierte Scherfestigkeit wird deshalb auch als Fallkegelscherfestigkeit c ue bezeichnet. Die Bestimmung der undranierten Scherfestigkeit Cu kann auch in Feldversuchen mit der Flugelsondierung (s. Abschn. 4.4.6.3) bzw. auch mit dem Penetrometer erfolgen. Fur die bindigen Boden Norddeutschlands werden die Cu - Werte auch aus Drucksondierergebnissen ermittelt (s. Abschn. 4.4.6.2): Cu
= (0,05 bis 0,1O) . qe
Tabelle 2.12 Niiherungsweise angenommener Zusammenhang zwischen der Scherfestigkeit Cu und der Konsistenz Ie (nach alter DIN 4014, T2: 1977).
sehr gering
< 20
gering
20- 40
mittel
40- 75
hoch
75- 150
sehr hoch
> 150
Die undranierte Scherfestigkeit wassergesattigter Boden zeigt eine deutliche Abhangigkeit von der Porenzahl und der Konsistenz, was bei erstbelasteten Tonboden (oberhalb der A-Linie im CASAGRANDE-Diagramm) folgende Beziehung ermoglicht (s. ENGEL 2002, darin Lit.): = d v ' (0,11 + 0,37 Ip) d v = effektiver Uberlagerungsdruck Ip = Plastizitatszahl (als Dezimalbruch) Cu
Konsistenz
c" (in kN/m 2)
12,5
0,25
sehr weich
25
0,5
weichplastisch
100 200
Mittels Flugelsondierung ermittelte Cu - Werte sind Bruchwerte des Bodens unter undranierten Bedingungen. Fur Anwendung bei langsamen Scherbeanspruchungen muss die mit der Flugelsonde ermittelte Scherfestigkeit abgemindert werden. Der Abminderungsfaktor ist abhangig von der Plastizitat (wL) und liegt zwischen 0,6 und 1,0 (s. Abschn. 4.4.6.3). Die undrlinierte Scherfestigkeit Cu ist in der bodenmechanischen Praxis ein haufig verwendeter Wert zur Kennzeichnung der Festigkeit bindiger Boden und wird in den neueren Normen zunehmend fur die Ermittlung direkter Tragfahigkeitswerte herangezogen (KIEKBUSCH 1999). Sie ist im hohen MaBe von der Konsistenz des Bodens abhangig (Tab. 2.12). Die undranierte Scherfestigkeit nimmt mit der Tiefe ± linear zu und zeigt in einem uberkonsolidierten Ton deutlich hohere Werte als in einem normal konsolidierten Ton. Nach EN ISO 14688-2 wird fur die undranierte Scherfestigkeit folgende Abstufung getroffen (in kN/m 2):
steifplastisch/ halbfest iiber 1
halbfest
Die Werte der undranierten Scherfestigkeit werden auch zur Bestimmung der Sensitivitlit ( S, bzw. SlY) eines Bodens herangezogen. Bei einem besonders (wasser-}empfindlichen Boden ist die einaxiale Druckfestigkeit einer auibereiteten Probe erheblich niedriger als die im ungestorten Zustand:
73
2.7 Scherfestigkeit
2
Sty = qu(ungestort)/qu(gestort)
In Deutschland werden die Boden hinsichtlich ihrer Sensitivitat wie folgt eingestuft:
<2 2-4 4-8
geringe Sensitivitat mittlere Sensitivitat hohe Sensitivitat.
In den nordischen Landem, wo entsprechende Boden weit verbreitet sind, wird eine wesentlich hohere Bewertung verwendet (gering < 8, mittel 8-30 und hoch > 30). Werte > 50 sind kennzeichnend fiir Quicktone (EN ISO 14688-2). Das Verhalten der Quicktone wird auf ihre marine oder brackische Ablagerung zuriickgefiihrt bzw. auf die nachtragliche Auswaschung der dabei eingelagerten SalzkristalIe, was eine typische Kartenhausstruktur der Tonminerale hinterlasst. Bezeichnend fiir diese Boden ist der nahezu volIstandige Verlust der Scherfestigkeit bei Erschiitterungseinwirkung, die geringe Restscherfestigkeit im gestorten Zustand (s. Abschn. 15.3.5) und das abrupte Stabilitatsversagen bei geringer Spannungserhohung (KEMPFERT et al. 2008).
2.7.5 GroBscherversuche Mit den bisher behandelten Schergeraten konnen nur Scherflachen bis max. 100 cm 2 untersucht werden. Diese Querschnittsflachen reichen bei stark inhomogenen Boden und bei von Trennflachen durchsetztem Fels nicht aus, urn reprasentative Scherparameter zu erhalten. Die Scherfestigkeit auf Trennflachen wird sehr stark von der Geometrie der Flliche und damit yom MaBstabseffekt bestimmt. Auch bei Lockergesteinen solI der Probendurchmesser fiinfmal groBer sein als das GroBtkom der zu untersuchenden Probe. Bei ebenflachigen, volI durchtrennten Trennflachen wird die Schubspannung im Wesentlichen nur iiber Reibung iibertragen. Bei unebenen Trennflachen kommt es bei niedrigen Normalspannungen zu einem Aufgleiten entlang der Unebenheiten und dadurch zu einer Dilatation senkrecht zur Gleitebene. Bei hoherer Normalspannung ist die Dilatation behindert, so dass Unebenheiten der Trennflachen abgeschert wer-
a)
b)
't
10-
~~
t
=
o-·tan
t
=
o-·tan
I
c)
-
lo-
t
d)
't
Abb. 2.58 Verschiedene Formen des Schubbruches auf Trennflachen.
den miissen, was eine hohe Anfangsscherfestigkeit durch Oberwindung der sog. technischen Kohasion ergibt. Das in Abb. 2.58 dargestelIte bilineare Bruchkriterium ist ein stark vereinfachtes Modell der Umhullenden der Mohrschen Grenzbedingung. Bei Vorliegen einer gekrummten Umhiillenden im T-CY- Diagramm kann mit dem Sekantenreibungswinkel gerechnet werden, welcher der groBten Normalspannung CYdes Anwendungsfalles entspricht (Abb. 2.59). t
maxo-'
cr'
Abb.2.59 Hullkurve im r-o:-Diagramm von zahlreichen Dreiaxialversuchen und Ermittlung des Sekantenreibungswinkels ({'o' fur eine vorgegebene max. Normalspannung a' (aus DIN 18 137, T 1).
74
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
Z
216kN
.>:
I-
200 171kN
I I
~
,
T<
, F=const
I
I
F> T=O
10
Scherweg
20
Imm l
Abb. 2.60 Scherkraft-Verschiebungsdiagramm
bei einem direkten GroBscherversuch in Mehrstufentechnik (SOMMER et al. 1989).
In den 1970er Jahren sind sowohl Rahmenschergerate fiir Labor-GroBscherversuche an Trennflachen als auch Gerate fiir Trixial-GroBversuche entwickelt worden. Mit triaxialen Druckversuchen an GroBbohrkernen mit Durchmess ern von 0,5 m bis 1,0 m kann die Gebirgsscherfestigkeit schrag zu den horizontalen Schichtflachen ermittelt werden (Empfehlung Nr. 3 "Versuchstechnik Fels"). Die Entnahmetechnik fUr GroBbohrkerne ist aufwandig und erfordert entsprechend zugangliche Gebirgsaufschliisse. Manchmal ist es daher einfacher, Proben fur GroB-Rahmenschergerate aus dem Gebirge herauszuschneiden. Moderne prozessgesteuerte Rahmenschergerate haben Abmessungen bis 150 x 100 x 60 em. Durch Anwendung der Mehrstufentechnik, bei welcher der Abschervorgang bei unterschiedlichen Normalspannungen jeweils nur eingeleitet
und bei Ankiindigung des Bruchvorganges durch Verminderung der Schubspannung wieder unterbrochen wird, konnen an jeder Scherflache die erforderliche Zahl von drei Abschervorgangen gefahren werden (Abb. 2.60). In der letzten Laststufe kann der Abschervorgang so lange fortgesetzt werden, bis die Restscherfestigkeit erreicht ist. Die erforderlichen Probekorper werden in Handarbeit mit Trennschleifern aus dem anstehenden Gebirge herausgearbeitet. Bei unebenen und nur teilweise durchgehenden Trennflachen kann es zweckmaBig sein, direkte in situ-GroBscherversuche mit Scherflachen von 1 x 1 m und mehr vorzusehen. Diese Versuchstechnik wurde bereits in den 1960er Jahren angewandt. Die Probekorper werden in Schramarbeit herausgearbeitet. Mit Hilfe der Mehrstufentechnik kann heute die Versuchsanzahl gering gehalten werden. Versuchsergebnisse derartiger direkter GroBscherversuche sind auf Abb. 2.61 und Tab. 2.13 zusammengestellt. An den herausgebohrten oder -gearbeiteten Versuchskorpern solcher GroBversuche miissen die Schichtenabfolge und besonders das Trennflachengefiige sorgfaltig aufgenommen und zusammen mit der Scherflache zeichnerisch und fotografisch dokumentiert werden (s. Abb. 2.62).
2.7.6 Diskussion der Scherfestigkeitsparameter (qJ, c) In der Praxis wird bei Lockergesteinen mit den wirksamen Scherparametern ql, c' gearbeitet,
VERSUCHSBESCHREIBUNG Versuche parallel zur Schlchtung
Abb. 2.61 Ergebnisse von GroBscherversuchen an Rot Tonsteinen parallel und schrag zur Schichtung (nach SOMMER et al. 1989).
Versuche schrog l;ur Schlchtung
Grontriaxiolversuche
~T --
~ +0)
Fh
, ~=65°
SCHERPARAME TER 4> [0
19.0 2'.0 16.5 '0.0
3L.0 385 'IS 39.8
L26
J
c'[kN/m2] 30
SS LO 260 190 '20
290 120 210
75
2.7 Scherfestigkeit
2
1m
I?"7:l ~
Albit-Karbonatphyllite
~
Klufte, Siorung
~
Ouarz-Kalzitlinsen
~
BatonvertUliung
Abb. 2.62 Zeichnerische Darstellung des TrennflachengefOges von PrOfkiirpern direkter GroBscherversuche (a us BROSCH et al. 1990).
Tabelle 2.13 Zusammenstellung von Scherfestigkeitswerten von Festgesteinen. Oben auf Schicht- oder Schieferungsflachen, unten schrag zur Schichtung (s. a. Abb. 2.63). Direkte Scherversuche Stratigraphie
Devon
Gestein
ProbengroBe
Scherparameter
cpo [°1
c' [kN/m1j
Phylit. Tonschiefer, fest, dGnnschiefrig sf - flachwellig (65°)
0,4·0,2 m
15,0- 17,5
°
Phylit. Tonschiefer, maBig fest, dOnnsch. sf - glatt
0,4·0,2 m
10- 15
0
24
9,4
Literatur
NBS KolnRhein/Main, unveroffentlicht
(55 °) Oberer Muschelkalk, Tonplattenfazies
Tonstein Mergelstein
3,5·2,3 m
Gipskeuper
Tonstein mit Fasergips
00,32 m h - 0,25 m
40
600
HENKE & KAISER (1980)
Oberer Keuper
Knollenmergel mit Harnischflache
00,94 m
13
50
W,TIKE
HABETHA
(1963)
(1984)
76
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
Tabeile 2.13 (Fortsetzung) GroBtriaxialversuche Stratigraphie
Gestein
Scherparameter !p'
[oJ
Literatur
c' [kN/m2]
Sandstein-Tonsteinwechselfolge Tonsteinanteil > 30%
30,5-44,0
50-445
Tonstein (Storungszone)
19,5-25,3
49-62
Wechselfolge von weichem Tonstein und mlirbem Sand stein
13,2-29,2
20-85
Tonstein, fest, keine durchgehende Bruchflache
27-32
200-700
Tonstein, fest-mOrbfest, ausgepragte Bruchflachen
20,5-22,5
500-700
Mergelstein, hart
30-45
200-300
Ton-Schluffstein, kleinstiickig zerbrochen
30-35
0-100
Mergelstein, Wechsellagerung
30-35
100-200
Tonstein, fest, klliftig, brockelig
30-35
100-250
Tonstein, fest, mit Bandern von Residualbildung
25-30
0-250
ausgelaugter Gipskeuper (Anwitterungszone)
Tonstein, halbfest, stark angewittert
25-30
0-100
ausgelaugter Gipskeuper (Verwitterungszone)
Tonstein, vollig verwittert u. entfestigt, durchnasst
25-27,5
0
unausgelaugter Gipskeuper
Tonstein mit Anhydritlagen und -k nollen, KIOfte mit Fasergips
30
0-200
Mittlerer Buntsandstein
Oberer Buntsandstein (Rot)
Keuper, Bunte Mergel (ausgelaugt)
Gipskeuper (ausgelaugt)
wenn die Endfestigkeit zu beurteilen ist, und mit den scheinbaren Scherfestigkeiten ({Ju und Cu bzw. mit der undranierten Scherfestigkeit cu ' wenn die Anfangsfestigkeit maBgebend ist. Eine Zusammenstellung charakteristischer Rechenwerte enthalt auch die DIN 1055-2 (E 2007). Bei Sanden nnd Kiesen ist der wirksame Reibungswinkel von der KorngroBenverteilung so-
NBS Hannover- Wurzburg (unveroffentlicht)
STRAUSS (1996) (s.d. Abb.4.5)
WICHTER ( 1980)
WAHLEN & WITIKE (2009)
wie der Kornform und Kornrauigkeit und vor allen Dingen von der Lagerungsdichte abhangig (5. Abschn. 2.4.2). Dabei konnen folgende mittlere Reibungswinkel angenommen werden:
77
2.7 Scherfestigkeit
Boden Sand, locker gelagert
30- 32,5
Sand, dicht gelagert
32,5-37,5
Sand und Kies, locker gelagert
30- 32,5
Sand und Kies, dicht gelagert
35-40
Splitt-Schottergemische
35- 45
Eine Kohasion wird bei nichtbindigen Boden in der Regel nicht angesetzt. Erfahrungen haben jedoch gezeigt, dass bei fein- und mittelkornigen Sanden unterhalb der 40 bis 60 cm dicken witterungsbedingten Zone der oberflachigen Wassergehaltsschwankungen teilweise eine scheinbare Kohasion oder besser Kapillarkohasion Cc angesetzt werden konnte (BILZ & VIEHWEG 1993). Die Kapillarkohasion Cc kann folgende GroBenordnungen erreichen: 1-4 kN/m 2 Grobsand Mittelsand 3-6 kN/m 2 Feinsand Auch ARSLAN et al. (1998) haben bei in situGroBscherversuchen in einem dicht gelagerten, stark sandigen Kies ein gekrummtes r-O"-Diagramm erhalten, das eine gewisse quasi-Kohasion anzeigt. Die Maximalwerte der Scherspannung wurden aber erst bei einem relativ groBen Scherweg erreicht, so dass diese Werte nur angenommen werden durfen, wenn derartige Verformungen gefahrlos aufgenommen werden konnen. Bei feinkornigen Boden sind die Scherfestigkeitsparameter qJ' und c' sowie Cu vom Tongehalt und der Art der Tonminerale abhangig. Besonders hohere Gehalte an quellfahigen Tonmineralen lassen die Scherfestigkeit erheblich abfallen. In der Literatur findet man verschiedene Korrelationen zwischen dem Reibungswinkel und anderen Kennwerten, z. B. der Plastizitat (Lit. s. PRINZ 1997). Bei den Schwerwinkeln treten bei bindigen Boden erfahrungsgemaB geringe Streuungen auf und die effektiven Werte (qJ') sind relativ unabhangig von den Versuchsbedingungen. Die Kohasionswerte werden dagegen ganz wesentlich von der Belastungsgeschichte des Bodens bestimmt und zeigen entsprechend groBe Unter-
schiede, die zu der bekannten Problematik bei der Festlegung von charakteristischen Werten fUr praktische Anwendungen fuhren. Die Kohasion c' bindiger Boden ist nicht nur von der Plastizitat bzw. dem Wassergehalt abhangig, sondern kann mit der Zeit aus verschiedenen anderen Grunden abfallen. Besonders Boden mit schichtiger Ablagerung oder Kluftung konnen auf dies en Fiachen stark abgeminderte Scherparameter aufweisen. Unabhangig von diesen Streubereichen ist die Scherfestigkeit von Tonboden keine Konstante, sondern ist auch abhangig von der Beanspruchung, ob der Ton z. B. eine Entlastung erfahrt (CPu' cJ oder eine Belastung (cp', c'). Durchschnittswerte der Scherfestigkeitsparameter sind: c· !kN/m2)
c !kN/ml)
schwach bindige Boden
25- 27,5
0-5
0-40
stark bindige Boden
15- 22,5
10-25
20-100
organische Boden
5- 17,5
0-5
5-15
Die Restscherfestigkeit tritt nicht nur bei hochplastischen Tonen auf, sondern bei allen zu Entfestigung neigenden Bodenarten sowie auf vorgegebenen Bewegungsflachen aller Art. Besonders anfallig sind montmorillonithaltige Tone. Der Abfall der Scherfestigkeit auf die Restfestigkeit bei zunehmender Bewegung kommt dadurch zustande, dass durch die in Abschn. 2.7.3 beschriebene Dilatation in der Gleitflache eine Wasseraufnahme und Plastifizierung stattfindet und dass eine, mittels rasterelektronenmikroskopischer Untersuchungen bereits von verschiedenen Autoren beschriebene Einregelung von Schichtsilikaten erfolgt (BROSCH & RIEDMULLER 1988, darin Lit.). Auf der Oberflache der Gleitflachenbelage wurden extrem dunne, unregelmaBig geformte Plattchen, wahrscheinlich Smektit-IllitAggregate beobachtet, die dachziegelartig einander uberlagernd angeordnet sind und die offensichtlich wesentlich zu dem markanten Abfall der Scherfestigkeit beitragen. Die Restscherfestigkeit
78
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
betragt meist nur 1/3 bis 1/2 von q>'; c' WIt meist auf c, = 0 abo Bei gemischtkornigen Boden ist die Scherfestigkeit nicht nur von der Lagerungsdichte und der Wassersattigung abhangig, sondern auch sehr stark von der Kornverteilung im Feinkorn- und im Grobkornbereich. Dabei ist bei Mischboden vielfach eine Zunahme der Scherfestigkeit gegenuber den reinen Bodenarten festzustellen. In Anlehnung an DIN 18196 konnen naturliche MischbOden (s. Abschn. 2.l.4 und 3.1) mitteldichter bis dichter Lagerung bezuglich der Scherfestigkeit in 4 Gruppen eingeteiIt werden: sandig-kiesiger (-steiniger) Mischboden, Tonund Schluffanteil < 5-8 % ep' = 35° bis 40°, c' = 0-5 MN/m2 schwach tonig-schluffiger, gemischtkorniger Sand- oder Kiesboden (ohne oder mit Steinen), Ton- und Schluffanteil5-8 % bis 15-20 % ep' = 32,5° bis 37,5°, c' = 0-10 MN/m 2 stark tonig-schluffiger, gemischtkorniger Sand- oder Kiesboden (ohne oder mit Steinen) Ton- und Schluffanteil 15-20% bis 40% ep' = 30° bis 35°, c' = 10-30 MN/m2 bindiger (feinkorniger) Mischboden, Tonund Schluffanteil > 40 % ep' = 25° bis 30°, c' = 20-40 MN/m2 In Berechnungsfallen, bei denen es nicht ohne weiteres moglich ist, den Einfluss der Kohasion c' zu berucksichtigen, kann ein Ersatzreibungswinkel ep! oder ({Jee>' bezogen auf den jeweiligen Spannungszustand d angenommen werden (Abb. 2.63). In weichen Boden kann der ErsatzT
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/ y-
t'"",--:r
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'P
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7 1 1
1
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a: (1,
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a, Abb. 2.63 Ermittlung des Ersatzreibungswinkels q>, aus (5'.
reibungswinkel aus dem cu-Wert abgeleitet werden (HETTLER et al. 2002): tan epee> = cJ(y· z) y. z = Ubedagerungsdruck Der Ersatzreibungswinkel fur Wechsellagerungen von Schichten unterschiedlicher Scherfestigkeit kann als gewogenes Mittel, entsprechend den MachtigkeitsverhaItnissen (in %) nach der Formel
q>ecs. =
x%· tan q>x + y%. tanq>y 100%
abgeschatzt werden (s. DIN 4017, T 1, Beiblatt). Die Scherfestigkeit des Gebirges ist eine komplexe Eigenschaft, die sich aus Scherfestigkeitsanteilen des mehr oder weniger angewitterten (festen) Gesteins und aus dem Reibungswiderstand auf Trennflachen zusammensetzt (s. Abschn. 2.7.3). Je mehr Trennflachen vorhanden sind und je weiter dieselben durchgerissen sind, desto geringer wird die Verbandsfestigkeit eines Gebirgsbereiches (s. BROSCH et al. 1990). 1st eine entsprechend orientierte Flache mehr oder weniger durchgerissen, so wirkt nur noch der von den Unebenheiten der Flache abhangige Reibungswinkel, wobei bei niedrigen Normalspannungen deren Geometrie, bei hohen Normalspannungen deren Kohasion maBgeblich ist. Bei groBerer Scherverformung wird schlieBlich die Restscherfestigkeit erreicht. Die Gebirgsscherfestigkeit ist in hohem MaBe vom Einspannungszustand abhangig. Werte von triaxialen GroBversuchen verschiedener Gebirgsarten zeigt Tab. 2.13. Bei einseitiger Freilage des Gebirges wird jedoch die Gebirgsfestigkeit im Wesentlichen von der Scherfestigkeit auf ungunstig einfallenden Trennflachen bestimmt (Abb. 2.64). Obwohl fur Schicht- und Schieferungsflachen sowie fUr Kluftflachen die gleichen mechanischen Regeln und dam it auch vergleichbare GroBenordnungen der Scherfestigkeiten geIten, werden fur die Zwecke der Praxis die Scherfestigkeiten an den Trennflachen nachstehend getrennt angesprochen: Die Scherfestigkeit auf Schichtflachen ist im Wesentlichen abhangig von der Unebenheit der Flache, den materialabhangigen Reibungseigenschaften (Glimmerbelage, Anteil quellfahiger Ton-
79
2.7 Scherfestigkeit
I -II
" I-- - -GE BIRGE --=-~ ~ -+--------j
L~~/
-- '"
/'
'" '"
Abb. 2.64 Mittlere Gebirgsscherfestigkeit von Sandstein/Tonstein-Wechselfolgen des Buntsandsteins schrag und parallel zur Schichtung (aus MOLL & KATZENBACH
1987).
minerale), dem Verwitterungsgrad und etwaigen Bewegungsspuren (s. Abschn. 3.4.3). Letzteres betrifft besonders veranderlichfeste Gesteine (HOLZHAUSER & THURO 2009). Die Abhangigkeit der Scherfestigkeit von der Ausbildung der Schichtflachen ist aus Tabelle 2.14 ersichtlich. Die Scherfestigkeit sandig-toniger Schichtund Schieferungsflachen liegt zwischen 8° und 40° (DONIE 1993; MOSER 1993; RADEKE & BAUMANN 1993). Auftonigen Schichtflachen werden iiblicherweise Rechenwerte von qJ' = 18° bis 24° angenommen, mit unterschiedlichen Kohasionsanteilen. Durch reibungsabmindernde Belage oder Bewegungsspuren in Form von Harnischen
oder Myloniten konnen auf mehr oder weniger groBen Teilflachen Abminderungen bis auf eine Restscherfestigkeit von ({\ = 8°-12° auftreten. Die Scherfestigkeitswerte auf Schicht- und Schieferungsflachen sind sowohl durch zahlreiche Laborversuche als auch durch einige GroBscherversuche sowie durch Riickrechnung von Gleitungen auf solchen Flachen bzw. der Riickrechnung der Standsicherheit vergleichbarer natiirlicher Hange recht gut abgesichert (Lit. s. PRINZ 1997). Bei der Angabe abgeminderter Scherfestigkeiten ist auch immer die FlachengroBe abzuschatzen, fiir welche die Abminderung gilt. In der oberflachennahen Anwitterungszone des Gebirges, die 15 bis 30 m, teilweise iiber 50 m tief reichen kann, sowie in der Nahe von Storungszonen und alten Landoberflachen ist verstarkt mit solchen Abminderungsfaktoren zu rechnen. In entfestigten und stark strukturgestorten Gebirgsbereichen, wie dem ausgelaugten Gipskeuper Siiddeutschlands (s. Abschn. 19.2.2.2), sind die Reibungswinkel parallel und quer zur Schichtung oft sehr ahnlich, nur die Kohasionswerte zeigen deutliche Unterschiede (Abb. 2.65) . Ahnliche Werte (qf = 25°, c' = 20 -70 kN/m 2 ) geben WITTKE et al. (2010) auch fUr Residualgesteine von ausgelaugten Rottonsteinen an. Die Scherfestigkeit auf Kluftflachen ist abhangig vom Gestein, der Ausbildung der Flachen, der Kluftweite, der Art der Kluftfiillung und der Normalspannung auf der Trennflache. Haufig
Tab. 2.14 Zusammenstellung von Scherparametern auf verschieden ausgebildeten Schichtflachen in R6t-Tonsteinen (aus SOMMER et al. 1989). Bereich I
Bereich II
Bereich III
8-18
19-29
29-41
kN/m2
10-60
45-90
100-180
%
14-25
9-14
7-9
Ausrollgrenze wp
%
21-25
17,5-22,5
16-19
FlieBgrenze wl
%
39-50
28,5-38
25-29
Plastizitatszahl/p
%
17-20
10-5
7-11
Konsistenzzahl/c
1,0-0,5
1,5-2,0
1,9-2,5
Ausbildung der Schichtfliichen
eben, glatt, tonige Zwischenlagen
eben bis uneben, glatt, tonig belegt
uneben, rauh, Kanten
Einheit Reibungswinkel ql Kohiision c' Wassergehalt
W
80
2
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
«kNlm, Versuche
• C 15 em x 15 em Scherfl3che • 0 30 em x JO em Scherfl3che
X GroBscherversuch 1m Stollen
Abb. 2.65 Ermittlung des Reibungswinkels an Proben des Gipskeupers (nach WITTKE & ZOeHNER
2008).
wird ein aus dem einfachen Gleitversuch ermittelter Reibungswinkel angegeben, der zwischen 20° und 50° liegt, mit einem Mittelwert bei 35° (MULLER et al. 20lO). Bei diesem Versuch werden zwei zusammengehorige, etwa gleich groBe Kluftkorper solange gekippt, bis der obere Kluftkorper auf dem unteren zu gleiten beginnt. Dieser Winkelwert ergibt einen Anhaltspunkt fUr den sog. einfachen Kluftreibungswinkel. Rechnerisch kann dabei die effektive Normalspannung mit (j= y. h . cosa angenommen werden (h = Kluftkorperdicke, a = Kippwinkel). Ein Anwendungsbeispiel bringt SCHWINGENSCHLOGL (1990). Mit zunehmender Kluftweite ist bei belegten Kliiften ein Abfall der Scherfestigkeit auf die des Kluftfiillungsmaterials bzw. bei Vorhandensein oder der Bildung von Flachen in der KluftfUliung auf die Restscherfestigkeit der KluftfUliung anzunehmen. Werte aus GroBversuchen oder aus zutreffenden Riickrechnungen liegen fUr Versagensfalle auf steil stehenden Kluftflachen kaum vor. Direkte Laborversuche auf Gesteinstrennflachen ohne oder mit Kluftfiillungsmaterial ergeben Werte von qJ = 15° bis qJ = 55°. Die iiblichen Rechenwerte fUr die Scherfestigkeit auf Kluftflachen liegen bei qJ = 25° fUr tonige Gesteine, sonst bei 30° bis 35°, c = 0-100 MNlm 2• Auf nassen Flachen wird ein Abfall urn 2° bis 4° angenommen. Echte Erfahrungswerte sind sehr schwer anzugeben, da im Gebirge der Einspannungszustand und die jeweils wirksame FlachengroBe auBerst schwer abzuschatzen sind. Wirkt auf der Trennflache keine Normalspannung, so fallt die Scherfestigkeit auf 0 abo Die gebrauchliche Annahme eines Ersatzreibungswinkels von qJ = 35°, der
haufig der Gebirgsscherfestigkeit nahe kommt, beriicksichtigt nicht eine ungiinstige Ausbildung und den Spannungszustand auf solchen steil stehenden Fliichen und ist deshalb in vielen Fallen zu hoch angenommen. In mylonitischen Scherzonen und Kluftfiillungen, besonders von metamorph beanspruchten Gesteinen, konnen quellfahige Tonminerale auftreten, die schon in geringen Mengen (~5%) eine wesentliche Herabsetzung der Scherfestigkeitseigenschaften bewirken (s. a. CZECH & HUBER 1990).
2.8 Durchlassigkeit Die Durchlassigkeit oder hydraulische Leitfahigkeit wird ausgedriickt durch den Durchlassigkeitsbeiwert k (in m/s). Der Durchlassigkeitsbeiwert wird aus der Durchflussmenge Q pro Flacheneinheit des durchstromten Querschnitts A bei einem hydraulischen Gefalle von i = 1 ermittelt (s. unten). Die Durchlassigkeitsbeiwerte gelten fUr FlieBvorgange von Wasser in der gesattigten Zone, nicht aber fUr andere Fluide und Suspensionen. Der Durchlassigkeitsbeiwert der ungesattigten Zone wird vereinfacht mit ku = 0,5· k angenommen (REITMEIER 1995). Die FlieBgeschwindigkeit und damit der k- Wert sind auBerdem von der Zahigkeit des Wassers und damit von der Wassertemperatur abhangig. Bei der Angabe von Durchlassigkeitsbeiwerten wird gelegentlich zur besseren Unterschei-
2.8 Durchlassigkeit
dung zwischen Laborwerten als k- Wert und Gebirgs- bzw. Feldversuchswerten als kr Wert differenziert.
2.8.1 Durch lassigkeit von Lockergesteinen
81
ermittelt worden ist und das einen linearen Zusammenhang zwischen dem hydraulischen Gefalle i und der dazugehorigen Filtergeschwindigkeit v bei laminarer Durchstromung ausdriickt. Als Proportionalitatsfaktor fUhrte DARCY den Durchliissigkeitsbeiwert k ein und formulierte das Darcy-Gesetz wie folgt:
vii v = QIA; Q = k . A . hll; i = hll
k=
Die Durchlassigkeit eines Lockergesteins hangt ab von der KorngroBe, der Kornform und der Kornanordnung, dem Porenanteil, der PorengroBe und den Verbindungen zwischen den Poren. Die Porengro6enklassen sind: weite Grobporen > 50 11m Sickerwasserbewegung enge Grobporen 50-10 11m nutzbare Feldkapazitat Mittelporen 1O-0,2!lill Haftwasser, von Pflanzen noch nutzbar (s. Abschn. 6.2.2) Feinporen < 0,2 !lill Adsorptions- oder Totwasser (s. Abschn. 2.3.1). Der durchflussnutzbare Porenanteil nr oder no ist beschrankt auf die Grobporen ab etwa > 20 11m. Ein wassererfUllter Kiessand mit etwa 30 % Porenvolumen (n = 0,25-0,35) verliert deshalb bei Entwasserung ungefahr nur die Halfte seines Wasservolumens. Bei fein- und gemischtkornigen Lockergesteinen wird die Durchlassigkeit durch die Engstellen der Poren bestimmt und wird zusatzlich durch die gebundene Wasserhiille bzw. das schwer bewegliche Adsorptionswasser, das in der engeren Umgebung der Mineraloberflachen sowie in den engen Zwickeln angrenzender Korner (Porenwinkelwasser) stark gebunden ist, behindert (s. Abschn. 2.3.1). Die Dicke der chemisch und adsorptiv gebundenen Wasserhiille an der Oberflache und in den Porenwinkeln ist von der Tonmineralart abhangig. Dies bedeutet, dass bei einem feinkornigen Lockergestein nur etwa 4 bis max. 8 % des wassererfUliten Porenvolumens gravitativ entwassert werden konnen, wobei der Sattigungsgrad von 1 auf etwa 0,7 sinkt (s. Abschn. 2.3.1). Grundlage der Berechnung der Wasserstromung im Untergrund ist das Filtergesetz von DARCY (1856), das bei Durchstromungsversuchen mit Mittel- bis Grobsanden experimentell
= hydraulisches Gefalle h = hydraulische DruckhOhe (in m) 1 = FlieBiange (in m) v = Filtergeschwindigkeit (in m/s) Q = Durchflussrate (in m 3/s) A = FlieBquerschnitt (in m 2).
Das hydraulische Gefalle i ist dimensionslos, wodurch der Durchlassigkeitsbeiwert k nach der Formel die Einheit m/s erhalt, obwohl er streng genommen keine Geschwindigkeit darstellt. Die Filtergeschwindigkeit v oder Durchflussgeschwindigkeit ist eine fiktive Geschwindigkeit, die ermittelt wird aus dem Quotienten der Durchflussrate Q und dem durchflossenen Querschnitt A, rechtwinklig zur FlieBrichtung (Abb. 2.66). Der Durchfluss wird dabei auf die volle Flache bezogen und nicht auf den durchflossenen Porenraum (deshalb Filtergeschwindigkeit v). Die Abstandsgeschwindigkeit va ist ein Rechenwert, der aus dem Abstand 1 zweier in FlieBrichtung gelegener Messpunkte pro Zeiteinheit M ermittelt wird: va = liM in m/s
Die Abstandsgeschwindigkeit wird durch Markierungsversuche mit nicht sorptiven Salz- oder Farbstofftracern bestimmt (s. Abschn. 2.8.6). Haufig wird die Abstandsgeschwindigkeit auch durch die Beziehung va = vlnr bzw.
Va
=
(k . i)lnr
ausgedriickt, die streng genommen fiir die wahre Flie6geschwindigkeit Vw gilt, die bei gIeich bleibender Wassermenge bei kleinerem nutzbaren Porenanteil nr groBer werden muss. Die wahre FlieBgeschwindigkeit Vw ist groBer als die Abstandsgeschwindigkeit va' da die Was-
82
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
2
Abb. 2.66 Definition des Filtergesetzes von DARCY und Geschwindigkeitsbegriffe beim Grundwasser.
serteilchen auf Umwegen um die Korner des Lockergesteins herumflieGen mussen, wodurch sich die zuruckgelegte WegHinge wesentlich vergroGert (s. Abb. 2.66). Die wahre FlieGgeschwindigkeit entspricht der tatsachlichen Geschwindigkeit des stromenden Grundwassers, wie sie z. B. fUr die Abschatzung der Erosionsgefahr benotigt wird (s. Abschn. 18.2.4). Die dargestellten Zusammenhange setzen Laminaritat des FlieGvorgangs voraus. 1m nicht mehr laminaren Bereich sind die FlieGwiderstande groGer und die Durchflussmenge und damit die FlieGgeschwindigkeit geringer. Fur Sande und Kiese kann angenommen werden, dass sie noch vorwiegend im Bereich der laminaren Stromung liegen. Das Gesetz von DARCY ist nur gultig bei laminarem FlieGen und wenn der durchstromte Porenraum gleichmaGig ist und sich wahrend der
Durchstromung nicht verandert. Dies gilt auch noch annahernd fUr Quarzmehl. Bei Erdstoffen mit Tonmineralen bewirken die Molekularkrafte zwischen den Bodenteilchen und dem Wasser, dass zumindest fur kleine hydraulische Gradienten eine verminderte Wasserbewegung anzunehmen ist. Diese Abhangigkeit der Durchlassigkeit yom hydraulischen Gradienten und damit verbunden die Frage nach der Existenz eines stromungslosen Bereichs bei niedrigen Gradienten ist besonders in den 1980er Jahren ausfuhrlich diskutiert worden (Lit. s. PRINZ 1997). Nach den Arbeiten von GODECKE (1980) und GABENER (1987) kann davon ausgegangen werden, dass das FlieGgesetz von DARCY nur fUr den mittleren, linearen Stromungsbereich gilt (Abb. 2.67). Die Auswertungen sorgfaltig durchgefuhrter Durchlassigkeitsversuche an Tonen ergaben einen geometrischen Schnittpunkt der DARCY'schen Geraden mit der x-Achse (i) im Bereich des sog. Anfangsgradienten io' Die Grenze zwischen dem linearen und dem pralinearen Stromungsbereich ist durch den Dbergangsgradienten ie gekennzeichnet. Dieser liegt fur Schluffe zwischen i = 1 bis 10 und fur Tone zwischen i = 5 bis 20 (s. a. DIN 18 130-1). Allgemein wird heute angenommen, dass kein stromungsloser Bereich auftritt, dass aber die FlieGgeschwindigkeit mit kleiner werdendem hydraulischem Gefalle uberproportional abnimmt. Der Durchlassigkeitsbeiwert k eines feinkornigen Bodens erreicht nur im linearen Bereich einen einigermaGen konstanten und gleichzeitig maximalen Wert (Abb. 2.67). Bei der Ermittlung des Durchlassigkeitsbeiwertes im Labor muss daher das hydraulische Gefalle moglichst im linearen Bereich liegen und den Anwendungsbedingungen moglichst angepasst sein. AuBerdem muss bei Ansatz des erweiterten DARCy'schen Gesetzes v = k . (i - io) die GroGe des Anfangsgradienten versuchstechnisch ermittelt werden.
2.8.2 Durchlassigkeit von Fels In Festgesteinen muss zwischen Gesteinsdurchliissigkeit (Porendurchlassigkeit oder Permeabilitat, S. Abschn. 3.4.1) und Trennfugendurchlassigkeit unterschieden werden. Beide zusammen ergeben die Gebirgsdurchlassigkeit. Das hydrau-
83
2.8 Durchli:issigkeit ,
, , strOmungsloser' prahnearer , Bereich ' Bereich
IInearer
pcSlhnea rer
lurbuienler
Bereich
Bereich
Bereich
2
/
/ I
Abb. 2.67 Giiltigkeit des DARCYGesetzes zur Beschreibung der Stromungsvorgi:inge in feinkornigen Boden.
lisehe Verhalten von Fels ist wesentlieh komplizierter als das eines Porengrundwasserleiters und weist groGe Untersehiede auf, die u. a. von der Gesteinsabfolge, der erdgesehichtliehen Entwicklung (Tektonik) und der Lage zum Vorfluter (hangnahe Entlastung) abhangig sind. Die Gesteinsdurchliissigkeit kG ist bis auf wenige Ausnahmen (z. B. grobporige Sandsteine) vernaehlassigbar gering (s. Absehn. 3.4.1). Wahrend der Durehlassigkeitsbeiwert kG (m/s) definitionsgemaG aueh von den FlieGeigensehaften abhangig ist, besehrankt sieh die Permeabilitat K (m 2 ) allein auf die Gesteinseigensehaften. Sie steht mit dem Durehlassigkeitsbeiwert in folgender Beziehung: k =K· P ·g G
J1
p = Dichte des Wassers fl = Viskositat g = Erdbesehleunigung
Die Gebirgsdurchliissigkeit wird fast aussehlieGlieh von der Wasserbewegung in Kliiften und GroGporen bestimmt und ist in der Regel nieht nur inhomogen, sondern aueh hoehgradig anisotrop. Experimente bei Kluftgrundwasserleitern zeigen sehr komplexe Ausbreitungsvorgange. In Abb. 2.68 sind die Durehlassigkeitsbeiwerte eines idealisierten, homogenen Felsmodells im Vergleich zur Durehlassigkeit von Loekergesteinen zusammengestellt. Die Zahlenreihen zeigen, dass die Durehlassigkeit in Riehtung einer Kluftsehar
von der 3. Potenz der mittleren Kluftweite abhangt (s. d. a. WUSTENHAGEN et al. 1990). Dies bedeutet, dass einzelne Kluftseharen mit groGerer Kluftweite oder engeren Kluftabstanden (z. B. Kluft- oder Storungszonen) die Durehlassigkeit und damit die Wasserbewegung im Fels ganz entseheidend beeinflussen konnen. Die Wasserbewegung ist auGerdem hoehgradig von der Geometrie der Kliifte und ihrer Erstreekung abhangig. Gesteinskliifte haben in der Regel nieht nur unebene Wandungen, aueh
20
k, [ m/s I : 1k lBoden l
0,6. 10. 6 o,lmm+ O.2mm:~~~ 0,4 mm
~
'7'1'J'7'77m
0.3 ' 10~ 0.5 ·10s 0.2 ·10~ 0,4 ·10'
0.2 .10" .J
0,7mm
1,0 mm
'V~~
7lJ77m77. ~
~
0,2 ·10
.J
0.1 ·10
0.6 .1(jJ 0,3 ,lO'J
I
Schlulf
~
T
I 1 T
Abb. 2.68 Durchli:issigkeit von Fels mit einer Trennfli:ichenschar mit definierter Kluftweite und einem mittleren Kluftabstand von 1 m im Vergleich mit der mittleren Durchli:issigkeit von Lockergesteinen (nach WITTKE
1984).
84
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
die Kluftweite andert sich haufig aufkurze Erstreckung. Selbst vermeintlich geschlossene Kliifte oder Schichtflachen konnen entlang von Harnischlineationen (s. Abschn. 3.4.3.2) und FlieBkanalen infolge ehemaliger Wasserstromung noch eine betrachtliche Durchlassigkeit aufweisen (WUSTENHAGEN et a1. 1990). Bei Wechselfolgen von durchlassigen und sehr gering durchlassigen Gesteinen ist auBer der kliiftungsbedingten Anisotropie in horizontaler Richtung auch eine sedimentations- bzw. schichtungsbedingte Anisotropie in vertikaler Richtung zu beachten. Da die meisten Kliifte in Tonsteinbanken absetzen, ist die direkte Verbindung der Wasserwege behindert oder sogar unterbunden. 1m Gegensatz zu den Porengrundwasserleitern der Lockergesteine, in denen zwar auch nicht von einer volligen Homogenitat und Isotropie der Durchlassigkeit ausgegangen werden kann, wohl aber haufig von einer Quasihomogenitat und -isotropie, miissen in Kluftgrundwasserleitern mit sehr unterschiedlichen Kluftabstanden und -Offnungen immer anisotrope StromungsverhaItnisse und turbulentes FlieBen angenommen werden. Die Giiltigkeit des DARCy'schen Gesetzes kann aber nur vorausgesetzt werden, wenn die Durchlassigkeit von einer Vielzahl statistisch regelmaBig verteilter Kliifte mit laminarer Durchstromung bestimmt wird. Dies wird mangels anderer, in der Praxis brauchbarer Methoden allgemein angenommen. Die VergleichsgroGen fiir die Gebirgsdurchlassigkeit von Kluftgrundwasserleitern (durchschnittliche k- Werte) werden daher in der Regel ebenfalls iiber hydraulische Bohrlochversuche (Pumpversuche, Wasserdruckversuche, u. a. m.) ermittelt. Die hydraulische Gewichtung von Kliiften oder Kluftscharen fiir Rechenmodelle erfordert eine starke Vereinfachung auf ein gleichmaBig verteiltes, feinmaschiges Kluftnetz oder auf dominante Einzelkliifte und Kluftscharen bzw. eine Kombination davon (s. Abschn. 17.2.5.2). Auch die Wasserfiihrung von tektonischen Storungszonen kann sehr unterschiedlich sein. Eklatanten Fallen erheblicher Kluftdurchlassigkeit stehen zahlreiche Beispiele fiir die relative Dichtheit von Storungszonen gegeniiber (PRINZ & HOLTZ 1989; WERNER 1990 und Abb. 17.10). Das durchflusswirksame Kluftvolumen erreicht in der oberflachennahen Auflockerungszone haufig 3 bis 4 %, bei Spaltenbildung z. T.
5 bis 10 %, gelegentlich auch mehr (s. Abschn. 3.4.3.2). Unterhalb dieser Auflockerungsszone betragt das wirksame Kluftvolumen in kompetenten Gesteinen meist 0,5 bis 1,5 %, max. 2 %, in tonigen Gesteinen und diinnbankigen Wechselfolgen meist nur 0,1 bis 0,5% (TENSCHERT 1980; PRINZ & HOLTZ 1989; HOLTING & COLDEWEY 2009: 19 und Abschn. 17.2.5.2). In Bereichen mit tektonischer und auch atektonischer Gebirgsauflockerung (s. Abschn. 3.4.3.2) ist auch in groBerer Tiefe noch mit merkbaren KluftOffnungen und entsprechend durchflusswirksamen Kluftvolumen zu rechnen. Auch im Kalksteinkarst betragt das durchflusswirksame Hohlraumvolumen der zahlreichen aufgeweiteten Kliifte, kleinen Spalten und Karstschlauche meist nur 1-2 % und nur in stark verkarsteten Bereichen mit groBervolumigen Abflussbahnen 5-10 %, selten mehr. Bei der seit 1951 in Betrieb befindlichen Staustufe Hessigheim im Mittleren Muschelkalk (mit Sulfateinlagerungen, s. Abschn. 19.4.2) hat bei Sanierungsarbeiten in den 1980er-Jahren das injizierte Hohlraumvolumen etwa 15 % der betreffenden Gebirgskubatur betragen (FRANZIUS 1988). Das durchflusswirksame Hohlraumvolumen wird dabei mit etwa 50 % des Gesamthohlraumvolumens angenommen.
2.8.3 Laborversuche zur Ermittlung des k-Wertes Der Durchlassigkeitsbeiwert k wird in direkten Durchstromungsversuchen nach DIN 18130-1, bzw. kiinftig DIN ISO TS 17 892-11 bestimmt (s. a. DIN EN 1997-2, Anhang S). In der aktuellen Ausgabe der DIN 18 130-1 sind hinsichtlich der Versuchsdurchfiihrung drei Klassen definiert, die sich im Grad der Wassersattigung der Probe und der Art der Durchstromung unterscheiden. Bei direkten Durchstromungsversuchen wird der Durchlassigkeitsbeiwert k aus der Wassermenge ermittelt, die in der Zeiteinheit mit einem bestimmten hydraulischen Gefalle durch eine Erdstoffprobe flieGt. Bei der hOchsten Versuchsklasse werden strenge Anforderungen an die Wassersattigung der Probe und die stationare Durchstromung mit entliiftetem Wasser gestellt, die beide groBen Einfluss auf das Ergebnis haben
85
2.8 Durchliissigkeit
(SCHOLZ et al. 2003). Zu beachten ist, dass der Durchfluss und das hydraulische Gefalle zuverlassig gemessen werden mussen, wobei letzteres innerhalb des linearen Bereiches (i = 10 bis 200) nach praktischen Gesichtspunkten gewahlt werden kann. Durchstromung von unten nach oben hat den Vorteil, dass Lufteinschlusse im Boden entweichen konnen. RandstOrungen an Probekorpern sind mit Kunstharz oder Quellzement abzudichten. Bei geologisch vorbelasteten Boden ist auBerdem der Spannungszustand zu berucksichtigen. 1m Laborversuch ermittelte k- Werte sind in der Regel mit erheblichen Fehlern behaftet, was einerseits auf mogliche Fehlerquellen bei der Probennahme und beim Versuch, andererseits aber auch auf immer vorhandene UnregelmaBigkeiten im Untergrund zuruckzufuhren ist. Ausfuhrliche Studien dazu bringt ENTENMANN (1998). Die Untersuchung grobkorniger Boden (Sande und Kiese, k> 10-3 m/s) erfolgt meist an, mit einer bestimmten Dichte (z. B. Proctordichte) eingebauten Proben in einer Versuchsanordnung mit konstantem hydraulischem Gefalle (Abb. 2.69):
Gerat, s. Abschn. 2.6.4.1), in einer Triaxialzelle oder einer einfachen Prufzelle (z. B. Entnahmezylinder) mit einem Standrohr fur veranderliches (Abb. 2.70) oder konstantes hydraulisches Gefaile. Hierbei kann der Oberwasserdruck notigenfalls durch Druckerzeuger erhoht werden. Bei kleinen Durchlassigkeiten sind bei niedrigen hydraulischen Gradienten (i < 10) die zu erwartenden Durchflussmengen sehr gering. Hier haben Versuche mit konstantem hydraulischen Gefalle Vorteile, da die Versuchsbedingungen beliebig lange unverandert aufrecht erhalten werden konnen. Nach dem heutigen Stand der Technik werden die Anforderungen an eine realitatsnahe Durchlassigkeitsbestimmung an feinkornigen Boden (k < 10-5 m/s) am besten in der Triaxialzelle erreicht (s. DIN ISO TS 17892-9). Durch Variation des Seitendruckes (a3 ) kann eine Anpassung an den in situ-Spannungszustand vorgenommen werden und die Volumenanderungen beim Sattigungsvorgang und bei der Durchstromung werden am wenigsten behindert. Dabei soli der Sei-
k=(Q·l)IA·h,
wobei Q = V)t; k = (Vw' l)IA . h . t
STANDROHR 1M QUERSCHNITT
Q
Vw = Wasservolumen
Die Untersuchung feinkorniger Boden erfolgt im Kompressions-Durchlassigkeits-Gerat (KD-
-
VERSUCHSlYUNOER
WASSEREWl
MESSZYLlNO€R
Abb. 2.69 Durchliissigkeitsversuch an einem grobkiirnigen Boden mit kostantem hydraulischen Gefiille taus SCHWERTER & KUNZE 1994).
a.I hi' m/s k=--ln-m A· t hl
I
Abb.2.70 Durchliissigkeitsversuch mit veriinderlichem hydraulischen Gefiille taus SCHWERTER & KUNZE 1994).
86
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
tendruck 0,3 bar uber dem Innendruck liegen, urn eine Umlaufigkeit an der Probenwand zu verhindern. Bei feinkornigen Boden besteht augerdem die Moglichkeit, den k- Wert unter Anwendung der Konsolidationstheorie direkt aus den Ergebnissen eines Kompressions-Durchlassigkeits-Versuchs abzuleiten. Da bei der Konsolidation die Belastung zunachst yom Porenwasser aufgenommen wird und die Umlagerung auf das Korngerust davon abhangt, wie schnell das Porenwasser abfliegen kann, besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Volumenanderung beim KDVersuch und der Wasserdurchlassigkeit. Diese Bestimmungsmethode hat bei weichen bindigen Boden Vorteile gegenuber der VersuchsdurchfUhrung nach DIN 18130 und kann auch bei Boden mit hoheren organischen Beimengungen angewendet werden. VersuchsdurchfUhrung und -auswertung s. RIZKALLAH & RICHWIEN (1998). Der k- Wert ist temperaturabhangig und wird auf eine Vergleichs-Temperatur von 10 °C umgerechnet. Aus der Erkenntnis, dass die Durchlassigkeit eines nichtbindigen Bodens proportional dem Quadrat des hydraulisch wirksamen Korndurchmessers (d lO ) ist und urn die zeitaufwandigen Durchlassigkeitsversuche einzuschranken, ist wiederholt versucht worden, die Durchllissigkeit aus der Kornungslinie zu ermitteln. ENTENMANN (1992, 1998) hat verschiedene Methoden vergliehen. Am gebrauchliehsten ist die Ableitung von HAZEN (1893):
k = 0,0116 . dlO 2 (dlO in mm, k in m/s) gultig fUr Sande mit eu = 3-5. Fur ungleiehformige Kornungslinien mit geringen Schluffgehalten werden haufig die USBRFormel bzw. eine Tabelle von MALLET IPAQUANDT (1954) verwendet, die von der Korngroge d20 ausgehen. JORDAN & WEDER (1995: 26), ENTENMANN (1998: l30) und HOLTING & COLDEWEY (2009: 252) bringen noch weitere Ableitungen zur Ermittlung des k- Wertes aus der Kornungslinie. Bei bindigen Boden kann die Durchlassigkeit auch aus der Porenzahl und der Plastizitatszahl abgeleitet werden (ENGEL 2002).
2.8.4 Feldversuche zur Ermittlung des k-Wertes Ais erster Anhaltswert fUr das Abschatzen der Durchlassigkeit kann das Grundwassergefalle bzw. der Anstieg der Grundwasseroberflache im Berg dienen. Die Neigung der Grundwasseroberflache ist urn so flacher und ausgegli<;:hener je groger die Durchlassigkeit ist. SCHRAFT & RAMBOW (1984: 246) berichten tiber solche Auswertungen im Buntsandsteingebirge Osthessens. Eine Neigung der Grundwasseroberflache von 1 : 25 weist danach auf k- Werte < 10-6 m/s hin, ein Neigungsverhaltnis bis 1:250 spricht fUr k- Werte von etwa 5 . 10-5 m/s. Flachere Neigungsverhaltnisse deuten auf k- Werte > 5· 10-5 m/s hin. Diese Werte gelten zunachst nur fur das Buntsandsteingebirge und entsprechen wegen der absoluten Langzeitwirkung nieht der SICHARDT-Formel fUr die Reiehweite (s. Abschn. 11.6).
Weitere Hinweise liefern die taglichen Messungen der Bohrlochwasserstiinde (s. Abschn. 4.6) und die Wasserspiegelschwankungen in Grundwassermessstellen im Vergleich zu den Niederschlagswerten. Starke Schwankungen von mehreren Metern zeigen in der Regel sehr gering durchHissiges Gebirge sowie stark wechselnde Grundwasserneubildung an. Geringe Schwankungen bzw. eine ausgegliehene Grundwasseroberflache bedeuten dagegen ein verhaltnismaBig groges Kluftvolumen und gut durchlassige Gebirgsbereiche (PRINZ & HOLTZ 1989). Die Standardversuche zur Ermittlung der Durchlassigkeit in situ sind geohydraulische Bohrlochversuche, bei denen das Fliegsystem durch eine gezielte Wasserentnahme oder -zufuhr bzw. durch einen Druckimpuls angeregt wird und seine Reaktionen registriert werden. Feldversuche liefern in der Regel zuverlassigere Angaben tiber die Durchlassigkeit des Untergrundes als Laborversuche. Die einfachste Methode zur tiberschlagigen Ermittlung der Durchlassigkeit ist das Ausblasen des (nieht ausgebauten) Bohrlochs und Auswertung des Wiederanstiegs als Einlochpumpversuch nach Abschn 2.8.4.1. Fur die eigentlichen Feldversuche zur Bestimmung der hydraulischen Eigenschaften des Baugrunds gilt kunftig die Normenreihe DIN EN ISO 22282 "geohydraulische Versuche" mit
87
2.8 Durchlassigkeit
Teil1 Allgemeine Regeln (E 2008) Teil 2 WasserdurchHissigkeitsversuche im Bohrloch ohne Packer (E 2008) Teil3 Wasserdruckversuch im Fels (E 2008) Teil4 Pumpversuche (E 2008) Teil 5 Infiltrometerversuche (E 2008) Teil 6 Wasserdurchlassigkeitsversuche im Bohrloch unter Anwendung geschlossener Systeme (E 2008). Auf die allgemeinen Hinweise der EN ISO 22 282leD) iiber Planung, Ausriistung und Durchfiihrung von geohydraulischen Feldversuchen wird verwiesen.
2.8.4.1 Pumpversuche 2.84 Pu Die haufigste Methode zur Ermittlung der hydraulischen Parameter eines Grundwasserleiters ist ein Pumpversuch unter vergleichbaren Verhaltnissen, am besten unmittelbar im interessierenden Gebirgsbereich. Ein kompletter Pumpversuch ist verhaltnisma6ig aufwandig und kommt daher meist nur bei groBeren Bauvorhaben in Betracht. Er bedarf einer behordlichen Erlaubnis (s. Abschn. 4.4.1) und muss sorgfaltig vorbereitet und protokolliert werden. Die behordliche Erlaubnis muss auch die Entsorgung des geforderten Wassers einbeziehen, entweder in einen Vorfluter, in das Abwassernetz oder in einen Schluckbrunnen in ausreichender Entfernung yom Versuchsfeld. 1m Hinblick auf die Wasserbilanz soH abgeschopftes Wasser nach Moglichkeit wieder dem Grundwasser zugefUhrt werden. Eine Verunreinigung des Grundwassers darf damit nicht verbunden sein. Zur Vorbereitung eines Pumpversuchs gehoren neben ausreichenden Informationen iiber den Untergrundaufbau (Tiefenlage des Grundwasserleiters) und das Bauprojekt zunachst das Abschatzen der zu erwartenden Forderrate (in m3/s) und der Absenktiefe. Diese Schatzwerte werden benotigt, urn einen entsprechenden Ausbau der Bohrung und eine Pumpe mit angemessener Leistung auszuwahlen. Eine DN 50-Grundwassermessstelle gemaB Abschn. 4.6 kann z. B. nur mit kleinen Tauchpumpen 0 < 45 mm mit einer Leistung von 0,2 bis 0,3 lis (= 0,8-1,2 m 3 /h) bei Forderhohen von 20 bis 40 m bepumpt werden. Eine mittlere Tauchpumpe (0 < 100 mm)
erfordert mindestens einen Ausbau DN 125 (Bohrlochdurchmesser min. 176 mm, besser Aufweitung auf 220 bis 300 mm) und bringt bei rd. 50 m ForderhOhe eine Leistung von etwa 0,8l!s (3 m 3/h). Bei groBerer erwarteter Leistung ist ein DN 150-Ausbau fUr eine 133/145er Tauchpumpe o ohne bzw. mit Kabel) vorzusehen. Fiir tiefere Brunnen bzw. bei einer erwarteten Leistung bis 25l!s ist ein DN 300- bis DN 400-Ausbau erforderlich (Bohrlochaufweitung auf 800-900 mm). Der Versuchsbrunnen ist so tief zu bohren, dass die gleichen Schichten wie bei der spateren Projektabsenkung erfasst werden. Urn den Entnahmebrunnen miissen nach hydro geologischen und auswertungstechnischen Gesichtspunkten zwei oder drei Reihen von Grundwassermessstellen, gewohnlich 2" -Kunststoff-Filter mit Aufsatzrohren, eingerichtet werden (Abb. 2.71). Damit sollen die unterschiedlichen Durchlassigkeitsverhaltnisse und die dadurch bedingte Asymmetrie des Entnahmetrichters erfasst werden. Eine dieser GrundwassermesssteHen wird nahe dem Entnahmebrunnen (± 2 m) angeordnet, urn die Steilheit des Absenktrichters zu erfassen. AuBerdem muss die Absenkung im Brunnen selbst iiber eine Messstelle im verkiesten Ringraum gemessen werden. Der Brunnenausbau erfolgt nach den Grundsatzen der Abschn. 4.6 und 11.3. Das Filterrohr und das Filtermatrial (Abschn. 2.1.7) sind auf den Grundwasserleiter abzustimmen, urn eine Mitforderung von Sand und eine dadurch bedingte etwaige Gelandesenkung zu vermeiden. Nach E DIN EN ISO 22282-4 soH bei sandig-kiesigem Untergrund die KorngroBe des Filters der Ungleichung 5d15(Bod) < d 15 (Filt) < d 15 (Bod)
entsprechen. Der Versuchsbrunnen muss vor dem Pumpversuch klargespiilt (regeneriert) werden. Die Zeitdauer eines Pumpversuches ist mit mindestens 100 Stunden, besser mit mehreren Wochen anzusetzen. Kiirzere Pumpversuche von 1 bis 3 Tagen werden als Kurzpumpversuche bezeichnet. Ein Pumpversuch kann mit variabler oder konstanter Forderrate gefahren werden. In der Regel wird anHinglich mit variabler, stufenweise zu steigernder Fordermenge gepumpt (Abb.
88
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
2
Pei I rohre
a
b
Abb. 2.71 Darstellung der Parameter fUr die Auswertung von Pumpversuchen im gespanntem und ungespanntem Grundwasser (aus
.
Aqlli fer
HOLTING 1996).
2.72). Die geforderte Wassermenge wird mittels einer Wasseruhr oder eines Messwehres gemessen, das aus mindestens 2 Kammern mit der Funktion von Absetzbecken zur Kontrolle mitgeforderter Feinteile bestehen sol1 (s. Abschn. 11.3). Die Messung erfolgt gewohnlich in lis, die flir die Auswertung in m 3 /s umgerechnet werden. Nach Erreichen der geplanten Absenktiefe wird auf konstante Forderrate umgeste11t.
1m Brunnen und in den Grundwassermessste11en muss gleichlaufend in anfangs kurzen, dann langeren Abstanden (etwa 30",1',2',3',4',5', 10', 15',20',25',30',45',60',240' ... ) die Messung der Wasserstande erfolgen. Nach Ende der Pumpzeit wird in den gleichen, dem logarithmischen AuswertungsmaBstab entsprechenden Zeitabstanden der Wiederanstieg des Wasserspiegels im Brunnen gemessen.
2.0 2.0 1,0[==============~========f1 ,O
a [Vs)
40
50
Abb. 2.72 Doppeldiagramm mit Darstellung der Entnahmemenge Q (I/s oder m3 /h) und der Absenkung im Brunnen bzw. des Wiederanstiegs uber die Zeit.
60
70
12-00
2400
1200
70
2.8 Durchlassigkeit
Ein Pumpversuch sollte immer bis zum stationaren Beharrungszustand gefahren werden. Bei Gebirgsdurchlassigkeiten < 10-6 m/s ist es oft schwierig, eine uber langere Zeit konstante Forderrate einzuhalten. Eine Auswertung bei transienten (instationaren) hydraulischen Randbedingungen liefert jedoch nur Naherungswerte. Mit stufenlos regelbaren Tauchpumpen konnen auch uber langere Zeit konstante Fordermengen von < l1/min (= 0,0161/s) entnommen werden. Die Protokollierung der Messwerte kann nach Formblattern der E DIN EN ISO 22282-4, Anhang A, oder nach Vorgaben des DVGW-Arbeitsblattes WIll vorgenommen werden. Die Auswertung erfolgt nach Anhang C der Norm unter der Annahme, dass ein homogener und isotroper Grundwasserleiter in gleichmaBiger Machtigkeit und praktisch unendlicher Ausdehnung sowie ein vollkommener Brunnen vorliegen und der naturliche Grundwasserspiegel horizontal liegt. Die Auswertung kann in Anlehnung an die Norm graphisch oder rechnerisch uber Brunnenformeln erfolgen. Die Auswertung beginnt gewohnlich mit einem Doppeldiagramm als Wasserstands-Zeit -Diagramm und EntnahmeZeit-Diagramm. Aus der Wasserstands-ZeitKurve ist zu erkennen, ob ein quasistationarer Zustand (Beharrungszustand) vorgelegen hat. Ein solcher kann fur jede Zwischenfordermenge erreieht werden, so dass die Absenkung uber die Steigerung der Fordermenge auf jeden Fall bis in die maEgebliche Tiefe betrieben werden muss. Die rechnerische Auswertung fur ungespanntes und auch gespanntes Grundwasser kann bei Porengrundwasserleitern nach den Einzelbrunnenformeln von DUPUIT (1983) und THIEM (1906) vorgenommen werden (s. Abb. 2.71). Gespanntes Grundwasser:
Freies Grundwasser: k-
-
Q.(lnr -lnfj)
2 --'-;--=-----c""'-
7r'(h~-hn
89
k
= Durchlassigkeitsbeiwert Q = Entnahme (in m 3 /s) h/h2 = Standrohrspiegelhohen in den Messstellen 1 und 2 (in m) r/r2 = zugehorige Entfernung yom Brunnen (in m) = Machtigkeit des Grundwasserleiters. M
Die DUPUIT- THIEM'sche Brunnenformel ist nur eine NaherungslOsung, u. a., weil die angenommene Grundwassersohle meist nieht vorhanden ist (s. Abschn. 11.6). Eine getrennte Auswertung von Bohrlochversuchen mit hoher bzw. geringer Durchlassigkeit unterhalb des Versuchsraums bringt SCHNEIDER (2000). Bei Kurzpumpversuchen ist festzustellen, dass die beobachtete Absenkung bzw. der Wiederanstieg in der ersten Forderphase sehr stark yom Ausbau des Brunnens bestimmt werden und insgesamt nur der Nahbereich des Brunnens erfasst wird. Urn die hydraulischen Eigenschaften besonders von Kluftgrundwasserleitern zu erfassen, muss ein solcher Pumpversuch eine gewisse Mindestforderdauer haben. Die durch den Brunnenausbau bedingten Anfangsreaktionen der Absenkkurve konnen an der Geradlinigkeit der halblogarithmischen Auftragung des Wasserstand-Zeit-Diagrammes erkannt werden. Die Messergebnisse von Pumpversuchen bleiben aber immer mehrdeutig. Wenn bei Pumpversuchen das notige Messstellennetz fehlt, muss die Auswertung allein nach dem Wasserspiegelgang im Brunnen erfolgen. Sie werden als Einlochpumpversuche oder Pumptests bezeiehnet. Fur die Auswertung von stationaren Einlochpumpversuchen ohne zugehorige Grundwassermessstellen muss bei Anwendung der ublichen Formeln jeweils die Reiehweite geschatzt werden. Die Schatzwerte liegen je nach Absenktiefe zwischen R = 10 m und R = 100 m, meist 50 bzw. 100 m (s. unten). Fur die rechnerische Ermittlung des k- Wertes konnen in solchen Fallen nachstehende abgewandelte Formeln von THIEM (1906) verwendet werden:
2
90
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
2
60~-------''--------.---------r--------'
70
Abb. 2.73 Halblogarithmische Darstellung des Wiederanstiegs zur Ermittlung des k-Wertes uber die Transmissivitat nach THEIS.
10
100
1000
10000
Zeit (5)
Ftir R", 100 m ergibt sich In R =6,91 , ein Wert, r
der in vielen vereinfachten Formeln erscheint:
Aus dem Wiederanstieg lasst sich der k- Wert tiber die Transmissivitat T nach dem Verfahren von THEISS ermitteln (Abb. 2.73):
k=~·T=Q·0,183 (inm2/s) M'
Allgemein ergeben Absenkversuche in Grundwassermessstellen (meist Kurzpumpversuche) im Vergleich zu echten Pumpversuchen zu kleine Durchlassigkeiten. Ftir allgemeine Oberschlagsrechnungen ergibt sich fUr R '" 100 m eine weitere Vereinfachung der o. g. Formeln: Gespanntes Grundwasser k=--.SL. (in mls) M ·h5
Ungespanntes Grundwasser (freie Oberflache) Q . h k=--- 'wobelh =h'+...2...
hm ·h5 '
k M Q hs h'
= = = = =
m
2
Durchlassigkeitsbeiwert (m/s) Machtigkeit des genutzten Grundwassers (m) Entnahmemenge (m 3/s) Absenktiefe im Brunnen (H-h') Wassersaule tiber Brunnensohle, (m)
Sobald bei einem Pumpversuch die Forderung eingestellt wird, beginnt die Wiederanstiegsphase, in der sich der Absenktrichter wieder auffUllt (Abb. 2.72).
~s
fur instationare VerhaItnisse und T = Q·0,3665 (.lnm 2 I s ) ~s
fur stationare VerhaItnisse Transmissivitat (in m 2/s) Q = Forderrate ftir den quasistationaren Zustand (in m3/s) ~s = Steigung der Kurve ftir einen logarithmischen Zyklus nach Abb. 2.73 M = Machtigkeit des Grundwasserraumes bis Brunnensohle im Ruhezustand (in m) T
=
Da bei normalen Pumpversuchen kaum ein stationarer Beharrungszustand erreicht wird, geht man in der Regel von einem transienten (instationaren) bzw. quasitransienten Stromungszustand aus. Die Transmissivitat T ist ein hydrologischer Hilfswert, der von THEIS 1935 eingefUhrt worden ist. Er beschreibt ftir ein homogenes und isotropes Lockergestein die Wassermenge, die bei einem hydraulischen Gradienten von i = 1, einen 1 m breiten und tiber die wassererfUllte Machtigkeit des Aquifers hohen Querschnitt des Gebirges durchstromt. 1st ein Aquifer schichtig aufgebaut,
2.8 Durchlassigkeit so ergibt sich die Transmissivitat aus der Summe der Einzeltransmissivitaten der Schichten:
T=~>(i)·M. Die Auswertung uber die Wiederanstiegskurve im Brunnen bringt besonders bei Kluftgrundwasserleitern die besten Ergebnisse. Aus dem Anstieg der Kurve konnen auch qualitative Schlusse uber die Durchlassigkeitsverhaltnisse gezogen werden. 1m Prinzip zeigt ein steiler Anstieg die Reaktion einer gut durchlassigen Zone an und umgekehrt, jedoch kann man diese Einflusse nicht ohne weiteres auf das jeweilige Anstiegsniveau ubertragen. Bei Wechselfolgen von durchlassigen und praktisch nicht wasserwegsamen Schichten (Tonsteinen) kann man au£erdem anstelle der gesamten Machtigkeit des Grundwasserraumes nur einen Teil davon (z. B. M/2) in Rechnung setzen. Bei unvollkommenen Brunnen ist dagegen M urn bis zu 1/3 tiefer als die Bohrlochsohle anzunehmen.
2.8 4.2 Vel sicl<erun sversuche Versickerungsversuche an der Oberflache oder in geringer Tiefe werden nach DIN EN ISO 22 282- 5 (E 2008) als Inftltrometerversuche bezeichnet. Die Versuche konnen sowohl im ungesattigten als auch im gesattigten Bereich vorgenommen werden. Unterschieden werden sog. offene Systeme fur den Durchlassigkeitsbereich von 10-5 bis 10-8 m/s und geschlossene Systeme fur geringere Durchlassigkeiten. Die Versuchszelle fur das offene System besteht aus einem zylindrischen Ring von d, > 200 mm (sog. Ringinfiltrometer) bzw. zwei zylindrischen koaxialen Ringen (sog. Doppelring-Infiltrometer), die jeweils mindestens 5 em in die sorgfaltig vorbereitete Bodenoberflache eingedruckt werden. Als Messgro6en werden der Wasserspiegel im Messrohr bzw. die hydraulische Druckhohe und das versickerte Wasservolumen als Funktion der Zeit ermittelt. Zu Beginn des Versuchs muss uber die Auftragung der Versickerungsgeschwindigkeit die Sattigung des Versuchsbereichs (Boden) abgewartet werden. Die Sattigungsphase betragt je nach Bodenart 0,5 bis 10 Stunden. Ab einem geraden Verlauf der Kurve der Versickerungsge-
91
schwindigkeit beginnt die eigentliche Messphase, deren Mindestdauer mehrere Minuten bis einige Stunden betragt. Ober die Versuchsdurchfuhrung ist ein normengema£es Feldprotokoll zu fuhren. Das Versuchsergebnis ist die Durchflussrate bzw. die Versickerungsgeschwindigkeit v fur die jeweilige hydraulische Druckhohe (h), die nach dem DARCy'schen Gesetz v = k . i und unter Berucksichtigung der Dicke der gesattigten Zone zw' durch die der Durchfluss erfolgt, mit
den Durchlassigkeitsbeiwert k ergibt:
k = vii. Die Dicke der gesattigten Zone wird am Ende des Versuchs durch Probennahme und Bestimmung des gegenuber dem Ausgangszustand erhOhten Wassergehalts ermittelt. Einzelheiten fur die Versuchsdurchfuhrung und Auswertung sind der genannten Norm zu entnehmen (s. a. Abschn. 9.4). ? .8.4.3
AuffUlI- und Schlucl
Fur Wasserdurchlassigkeitsversuche in einem Bohrloch bei offenem System unter und auch oberhalb des Grundwasserspiegels gilt E DIN EN ISO 22282-2. Der Versuch ergibt den durchschnittlichen k-Wert des untersuchten Bereichs. Der Priifabschnitt (Lange L, Durchmesser D) kann aus einem perforierten (Innen)rohr mit perforierter oder geschlossener Bodenscheibe, einem Bohrlochabschnitt mit Filterpackung oder aus einem Standrohr mit offener Sohle bestehen. In stabilen Bohrlochern (Fels) wird der freie Prufabschnitt durch einen Packer abgeschlossen. Wahrend des Versuchs bildet sich urn den Prufabschnitt ein weitgehend gesattigter Stromungsbereich. Bei geringer Durchlassigkeit (Schluffboden) ist dieser etwa kugelformig. Bei hOheren Durchlassigkeiten (Sand und Kies) und gesattigten Bedingungen ist der Stromungsbereich ebenfalls kugel- oder ellipsenformig, bei ungesattigten Ausgangsbedingungen nimmt er dagegen unter der Wirkung der Schwerkraft die Form einer Versickerungsglocke an.
92
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
Die Versuche konnen mit konstanter bzw. veranderlicher Druckhohe (k-Werte 10-4 _10-9 ) bzw. mit konstanter Durchflussrate (k- Werte > 10-6) gefahren werden. Die veranderliche Druckhohe wird durch eine momentane Anderung des hydraulischen Drucks im Bohrloch erzeugt und das Einpendeln des Wasserspiegels im Bohrloch in kurzen Zeitintervallen (30",1',1,5',2',3',4',5',10', 15' usw.) gemessen. Bei konstanter Druckhohe wird die Durchflussrate in den entsprechenden Zeitabschnitten gemessen. Fur die Protokollierung der Versuchswerte kann auf Formblatter der DIN, Anhang A, zuruckgegriffen werden. Die Auswertung erfolgt nach E DIN EN ISO 22282-2. Bei der ublichen Form des Prufabschnitts (L = 100 em, D = 10 cm) entspricht ein Wechsel der Druckhohe von H = 10 cm und einer Zuflussrate von 100l/min einem k- Wert von etwa 10-3 m/s. Bei einer Durchflussrate von etwa II/min ergibt sich ein Wert von k< 10-6 m/s. Bei einem Standrohr mit offener Sohle, konstanter Druckhohe und annahernd kreisformigem Stromungsbereich kann die Auswertung als Open-End-Test erfolgen (Abb. 2.74): k=
Q (in mls) 5,5·r·H
Q = Zufluss
r = Radius der Rohrtour H = hydraulische Druckhohe beim Versuch
2.8.4.4 Wassel drucl
Fur die vor 80 Jahren von LUGEON eingefuhrten Wasserdruckversuche (WD-Tests) zur Bestimmung der Durchlassigkeit von Fels liegt seit 1984 die Empfehlung Nr. 9 "Versuchstechnik Fels" vor. Dazu kommt kunftig Teil 3 der DIN EN ISO 22282, Wasserdruckversuch im Fels (E 2008). Der Wasserdruckversuch dient zur Bestimmung der Gebirgsdurchlassigkeit (bzw. der Dichtheit des Gebirges), seiner Verpressbarkeit und des Verformungsverhaltens des Gebirges. Der Versuch kann sowohl unterhalb als auch oberhalb des Grundwasserspiegels vorgenommen werden. Dabei wird in eine nach oben (Einfachpacker) bzw. auch nach unten (Doppel-
___ :7_ H
Abb. 2.74 Versuchsschema fur einen Open-End-Test.
packer) abgeschlossene Bohrlochstrecke unter einem bestimmten Druck Wasser eingepresst (Abb. 2.75). Urn eine Umlaufigkeit des Packers zu vermeiden, muss fur die Packerstellung ein nach der Beschaffenheit der Bohrkerne glatter Abschnitt der Bohrlochwand mit konstantem Bohrlochdurchmesser ausgewahlt werden. Bei nachbruchigem Gebirge werden z. T. uberlange Gummipacker (> 1 m) verwendet. Eine Packerumlaufigkeit tauscht immer eine zu groBe Durchlassigkeit vor. Die Langen der Abpressstrecken richten sich nach den geologischen Verhaltnissen. Sie sollten 5 m nicht ubersteigen, doch werden neuerdings kurzere Abpressstrecken von jeweils 1 bis 2 m bevorzugt. Die Einsatztiefe ist derzeit auf etwa 100 m (max. 150) begrenzt. Der WD-Test ist nach dem Wasserhaushaltsgesetz (s. Abschn. 4.4.1) kein genehmigungspflichtiges Verfahren. Bei einem WD-Test (oder WPT, water pressure test) werden, zumindest wenn es gleichzeitig urn das Verformungs- bzw. AufreiBverhalten des Gebirges geht, mindestens 5 Druckstufen gefahren, 3 aufsteigende und 2 absteigende (A-B-C-BA oder DIN-gemaB PO, PI, P2, P3, P2, PI, PO).
93
2.8 Durchliissigkeit
2
Luhdl\lckllll,eh,
ode,
KOfnpr.ssor
Abb. 2.75 Prinzipskizze des Doppelpacker- und Einfachpacker-Wasserdruckversuchs (aus EBADY & KOWALEWSKI 1984).
Fiir eine einwandfreie Auswertung der WDTests ist eine moglichst exakte Messung der durchflie6enden Wassermenge und des Druckes in der Versuchsstrecke notig. Der iibliche Messbereich fUr die Registrierung der Wassermengen liegt bei 0-lSI! min bzw. 0-150 I! min. Die minimal registrierbare Wassermenge betragt dabei II! min, was die Anwendbarkeit der Versuchstechnik auf Durchlassigkeiten von mehr als 10-7 m/s beschrankt. Durch den Einsatz genauerer Durchflussmengenmesser < O,lI!min konnen Durchlassigkeiten bis 10-9 m/s ermittelt werden. Dabei muss bei jedem Druckschritt sowohl fUr den Einpressdruck pals auch dem Wasserdurchfluss Q der Gleichgewichtszustand (Konstanz der Werte) abgewartet werden. Die einfachste Auswertung eines WD-Versuchs ist die Angabe der Wasseraufnahme W in V(min' m), bezogen auf einen bestimmten Druck (s. Abschn. 18.2.1). Die iibliche Auswertung hinsichtlich der Gebirgsdurchlassigkeit erfolgt iiber ein Verpressdruck-Durchfluss-Diagrarnm (Abb. 2.76), das auch Riickschliisse auf das belastungsabhangige Durchlassigkeitsverhalten und iiber das Verformungsverhalten des Gebirges ermog-
licht. Bei dem iiblichen Mehrstufenversuch ergibt sich in den unteren Druckstufen (Stufe A, B und C) haufig ein lineares Druck-Mengen-Verhaltnis (a). Bei hoheren Driicken wird das Stromungsregime in den Kliiften turbulent, wodurch sich die Wasseraufnahme verringert (b). Das Aufweiten oder Aufrei6en von Trennflachen (Kliifte oder Schichtflachen) macht sich in einer iiberproportionalen Zunahme der Wassermenge in Abhangigkeit vom Verpressdruck bemerkbar (c). Bleibt der Durchfluss Q bei Druckrninderung gro6er als im aufsteigenden Ast (d), so haben sich die Flie6wege irreversibel erweitert bzw. es besteht Erosionsverdacht. In der Praxis treten haufig Mischformen auf, die von den StandardDiagrammen abweichen und entsprechend interpretiert werden miissen (EWERT 2004 und E DIN EN ISO 22282-3). Das Aufweitungs- bzw. Aufrei6verhalten von Trennflachen der verschiedenen Gebirgstypen wird von EWERT (2005) ausfUhrlich behandelt. Das Aufweiten vorhandener Wasserwege wird auch als Hydrojacking bezeichnet und findet vorzugsweise auf Kliiften statt. Das Aufrei6en latenter Trennflachen, auch Hydrofracturing
94
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
2
Q II/min)
Q II/min)
Abb. 2.76 Typische Verpressdruck-Mengendiagramme bei WD-Tests.
Plo,,)
genannt, erfolgt vorrangig an Schicht- bzw. Schieferungsflachen und ist besonders in der oberflachennahen Auflockerungszone vom Oberlagerungsdruck abhangig. Darunter sind die AufreiBvorgange der Trennflachen festigkeitsbedingt, d. h., sie sind von der Zugfestigkeit quer zu den Trennflachen abhangig. Der kritische Druck fur das Aufweiten bzw. AufreiBen von Trennflachen liegt haufig nur bei wenigen bar (<15 bar). Fur die Protokollierung der Versuchsergebnisse steht ein Formblatt (Norm) zur Verfugung. Die Auswertung kann direkt oder in Anlehnung an die Norm nach theoretischen Ansatzen von RISSLER (1984) erfolgen. Die Formeln gehen von der Annahme eines homogenen Kontinuums mit radialsymmetrischem und konstantem Durchfluss und einem stationaren Regime aus:
Q
I
Q
Q .In R 2·/ ·H ·,. ro
k
Q = Wasserdurchfluss (in m 3 /s) bzw.l!(m· min) = Lange des PrufabschniUs (in m) H = hydraulische Druckh6he in der Teststrecke zu Beginn des Versuchs (in m) R = Einflussradius des Versuchs (10 bis 100 m). ro = Bohrlochradius (in m)
I
Trotz einiger nicht zutreffender Annahmen sind bei Durchlassigkeiten von k = 10- 5 bis 10-8 m/s die Auswertungen nach den oben zitierten Formeln recht brauchbar. In Abb. 2.77 sind drei auf verschiedenen Wegen ermittelte Auswertungen der QwD-k- Beziehung gegenubergestellt. Dabei zeigt sich, dass die aus Pumpversuchen gewonnene Kurve von SCHRAFT & RAMBOW (1984) und die empirische Auswertungskurve von HEITFELD (1965) recht gut ubereinstimmen. Allgemein streuen WD-Versuchergebnisse starker als die von Pumpversuchen, was auf die unterschiedlich groBen Prutbereiche und die dadurch bedingte Abhangigkeit von der Kluftverteilung
/.
k = - - - ·In- bzw.0,3665 ·- -·lg- (Ill mls) 2rc-/ ·H r /·hm r bzw. nach DIN 22282-3 Anhang C
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I
SCHRAFT , RAMBOW I'"
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I
Abb. 2.77 Nach verschiedenen Methoden ermittelte Qwo-k-Beziehungen (aus HEITFELD & HEITFELD 1989).
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I
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110 4
c-
2.B Durchlassigkeit im Gebirge zuriickzufUhren ist. Zu ahnlichen Ergebnissen kommen auch FRITZ & ROTTGEN (1995) fUr gering durchlassige Kreidetonsteine Norddeutschlands. Die Abb. 2.77 zeigt ferner, dass die im Rheinischen Schiefergebirge ermittelten Werte von HEITFELD auf andere Gebirgsarten iibertragbar sind. Die Durchlassigkeitswerte von SCHRAFT & RAMBOW (1984) haben sich bei den Tunnelbauten der DB AG in den Buntsandstein-Wechselfolgen weitgehend bestatigt (PRINZ & HOLTZ 1989) und sind zwischenzeitig auch in anderen Formationen belegt worden (SCHETELIG 1991).
95
2 ~~~:rft1'FF=z~u;r~Datenerfassung ~~~~r111lF==~z~u~r~Datenenassung
itt-+-- Verdrangungskorper
Druckaufnehmer
2.8.4.5 Wasserdurchlassigkeitsversuche im Bohrloch mit geschlossenen Systemen
Abb. 2.78 Versuchseinrichtung eines Slug- und BailTest mittels Verdrangungsk6rper.
In einem schwach durchlassigen Gebirge mit k- Werten < 10-8 konnen sowohl die Gebirgsdurchlassigkeit als auch die Transmissivitat T und der Speicherkoeffizient S mittels spezieller impulsgebender Packerversuche gemaG DIN EN ISO 22282-6 (E 2008) ermittelt werden. In dem durch einen oder zwei Packer abgeschlossenen Bohrlochabschnitt wird auf der Basis einer anfanglich zu messenden hydraulischen Druckhohe kurzzeitig ein Druckimpuls aufgebracht und die Schwankung des Volumens Vo und des Druckes Po des Fluids im Priifabschnitt aufgezeichnet. Die Versuchsdurchfiihrung, Protokollierung und Auswertung erfolgt nach der genannten Norm. Bisher, so auch noch im Normenentwurf2004, sind diese Art Versuche als Slug- und Bailtest bzw. als Pulse-Test bezeichnet worden. Insgesamt werden sie auch Ventiltests genannt. Beim Slugbzw. Bail-Test wird die Erhohung des Wasserspiegels im Brunnen mit einem Verdrangungskorper (035 mm bzw. 80 mm) erreicht. Der Ruhewasserspiegel muss oberhalb der Filterstrecke liegen. Beim Slug-Test wird die zeitliche Entwicklung der infolge der DruckerhOhung abflieGenden Wassermenge iiber einen Druckwertaufnehmer im Priifabschnitt gemessen. Wenn sich im Brunnen der Ruhewasserspiegel eingestellt hat, entsteht durch Entfernen des Verdrangungskorpers ein Absinken des Wasserspiegels, des sen Druckdifferenz durch nachstromendes Wasser ausgeglichen wird. Diese Ver-
suchsphase wird als Bail-Test bezeichnet. Die Versuchseinrichtung zeigt Abb. 2.78. Das Eintauchen bzw. Entfernen des Verdrangungskorpers soll moglichst schnell erfolgen, ohne starke Schwingungen des Wasserspiegels zu erzeugen. Der Slug-Versuch wird heute auch unter AbschluG der Versuchsstrecke mit einem Packer angeboten, wobei die kurzzeitige Anderung der hydraulischen Druckhohe mit einer iiber dem Packer hangenden Pumpe erzeugt wird. Die Auswertung erfolgt nach verschiedenen Verfahren, die im Tunnelbautaschenbuch 1994 und bei ROSENFELD (1998) zusammengestellt sind. Beim Pulse-Test wird ein unverrohrter Bohrlochabschnitt unterhalb des Grundwasserspiegels durch einen Doppelpacker abgesperrt und mit einer bestimmten Wassermenge beaufschlagt (kurzzeitiger Druckimpuls). Aus dem Druckabbau kann bei gering durchlassigem Gebirge (k < 10-7 m/s) die Durchlassigkeit abgeleitet werden (Auswerteverfahren s. ParER 1998). Bei dem einstufigen Packer- bzw. Pumptests konnen in einem durch Doppelpacker abgeschlossenen Bohrlochabschnitt mittels einer stufenlos regelbaren Pumpe konstante kleine Fordermengen abgepumpt werden. Aus dem anschlieGenden Druckaufbau wird die Durchlassigkeit des abgepackerten Gebirgsabschnitts ermittelt (SCHLUMBERGER-Verfahren). Diese Art Packertests haben in schwach bis sehr schwach
96
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
durchlassigem Gebirge Vorteile gegeniiber dem WD-Test. Beim Fluid-Logging-Verfahren wird das Bohrlochfluid gegen ein Wasser niedrigerer (oder hOherer) elektrischer Leitfahigkeit ausgetauscht. Durch Absenken des Ruhewasserspiegels angeregte Zufliisse im Bohrloch zeigen sich im Log der elektrischen Leitfahigkeit an. Die Auswertung erfolgt mittels analytischer und numerischer Verfahren (ROSENFELD 1998). Der Einsatz des Verfahrens wird fiir Gebirgsdurchlassigkeiten k = 5.10-4 bis 10-9 m/s empfohlen.
flowmelermesswef1 Umdr IS
100
1"."',.:._""';:-.';";,l"lv,.H 1"."',.:._""';:-.';";,l"lv,.H ~
~
--- ___ J _________ _ ----------
25.,.,
2.8.4.5 Einschwing- und Flowmeterverfahren Mit dem sog. Einschwingverfahren kann die Transmissivitat und daraus die Durchlassigkeit ermittelt werden. In einer Grundwassermessstelle wird der Wasserspiegel mit Hilfe von Pressluft abgedriickt. Durch p16tzliches Losen der Druckauflast schwingt der Wasserspiegel zuriick. Aus der Schwingungshohe, der Wellenlange der Schwingung und deren Diimpfung kann auf die Durchlassigkeit des umgebenden Bodens geschlossen werden. Mittels Einschwingversuchen konnen die kostenaufwandigen Pumpversuche eingeschrankt werden. Das Einschwingverfahren ist patentrechtlich geschiitzt. Liegen im Untergrund Schichten verschiedener Durchlassigkeiten vor, so beeinflussen die tieferen Schichten den gemessenen k- Wert starker als flach liegende GW-Stockwerke. Eine Moglichkeit zur Feststellung der unterschiedlichen Durchlassigkeiten bei k > 10-6 m/s (Q > 21/s) sind Flowmetermessungen. Eine Messung bei ruhendem Wasserspiegel dient zunachst der Dberpriifung der Filterdurchlassigkeit. Eine Messung mit hochhangender Pumpe und teilabgesenkten Wasserspiegel gibt aus dem Vergleich der Umdrehungszahlen Hinweise auf die Zustromverhaltnisse in den Filterstrecken (Abb. 2.79). Die Messung wird stufenweise von unten nach oben vorgenommen.
T8llfe
Abb. 2.79 Prinzip einer Flowmetermessung (Firmenprospekt).
2.8.5 Durchlassigkeitsbeiwerte Sowohl Laborversuche als auch Feldversuche unterliegen Anwendungsgrenzen, die nicht nur yom Gestein und der Priifkorpergroge, sondern auch von der Auswertungsmethode abhangig sind. Besonders Laborwerte sind haufig nicht reprasentativ. Wenn moglich sollten immer Feldversuche vorgenommen werden (Abb. 2.80). Aufgrund von im Untergrund haufig vorhandener Inhomogenitaten ist die Angabe des k-Wertes auch dann noch mit gewissen Unsicherheiten behaftet. Voraussetzung fiir eine einigermagen zutreffende Angabe der Durchlassigkeitsverhaltnisse im Untergrund, d. h. der Durchlassigkeiten, Durchlassigkeitsunterschiede und der richtungsabhangigen Durchlassigkeiten sowie des hydraulisch nutzbaren Poren- bzw. Kluftvolumens im Gebirge ist daher eine entsprechende Untergrundbeschreibung und ein gezielter Einsatz der verschiedenen Untersuchungsmethoden sowie ein kritischer Vergleich der Ergebnisse im Hinblick auf ihre Qualitat und den Untersuchungsmagstab (s. a. ENTENMANN 1998; KLEIN & DURRWANG 1994; ROSENFELD & RONSCH 1995: WAHRMUND et a1. 2006; MUHLENKAMP et a1. 2010). Die Durchlassigkeitsbeiwerte k der Lockergesteine variieren erheblich und zwar nicht nur
97
2.8 Durchlassigkeit
2
Durchlilssigkeitsbeiwert kf [m/S] 10· '0 10.9 10.8 10.7 10-6 10.5 1Q-4 10.3 10-2 10"
Pumpversuche Markierungsversuche
,
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Einschwingverfahren
CD~ CD -roc> Drill-Stern-Test "'..c: CD CD " .~"'~ CD C CD Slug-Test ..>
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WD-Test Pulse-Test Fluid-Logging Pumpversuche Markierungsversuche
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Einschwingverfahren WD-Test Slug-Test Fluid-Logging Drill-Stern-Test
•
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I-
•
Abb. 2.80 Anwendungsbereiche der Bohrlochtests fUr verschiedene Durchlassigkeitsbereiche (nach DENZEL et al. 1997).
•
zwischen den verschiedenen Bodenarten (Abb. 2.81), sondern auch innerhalb vermeintlich vergleichbarer Korngemische. Selbst in einer einigermaBen einheitlich erscheinenden Kies-SandAbfolge ist immer mit einer gewissen Anderung der Kornverteilung infolge schichtiger Ablagerung und mit schichtweise wechselnden Feinanteilen zu rechnen. Dies gilt nicht nur in vertikaler, sondern auch in horizontaler Richtung, in der die
Kornzusammensetzung auf eine Entfernung von einigen Metern bis wenigen Zehnermetern ebenfalls ganz erheblich wechseln kann. Besonders ausgepragt sind diese Erscheinungen bei fluviatilen Ablagerungen. In einer solchen Kies-SandWechsellagerung kann der k- Wert zwischen 10-2 und 10-5 m/s differieren. Bei einer Grundwasserabsenkung wirken sich einzelne besser durchlassige Schichten sehr stark aus und zwar sowohl auf
Korngrof\enklossen und Ourchliisslgkeiten der Lockernesteine Kies
Steine
Abb. 2.81 Abhangigkeit des Durchlassigkeitsbeiwerts von der Korngr6Benverteilung von Lockergesteinen (aus KRAPP 1983).
98
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
die zu fordernde Wassermenge als auch auf die Absenkkurve und die Reichweite. Derartige Lagen hoher Durchlassigkeit treten in Flusstalern oft in den unteren Teilen und besonders an der Basis der Kies-Sand-Abfolgen auf. Talrandnahe Kies- und Sandablagerungen weisen dagegen infolge bindiger Einspulmassen haufig deutlich niedrigere Durchlassigkeiten auf (s. d. Abschn. 11.6). Insgesamt werden im Bauwesen folgende Grundwasserleiter unterschieden (MARTAK (2005): Freier Grundwasserleiter, in dem sich der Grundwasserspiegel bei Eingriffen zeitverschoben frei ausbilden kann Halbgespannter Grundwasserleiter, der sich druckmaBig und zeitlich deutlich verzogert dem freien Grundwasserspiegel angleicht Gespannter Grundwasserleiter, der ein eigenes Druckniveau zeigt, das von weiter entfernten Grundwassereinspeisungen abhangt (s. a. Abschn. 4.5). Die Durchlassigkeiten von Lockergesteinen und die zugehorigen hydrogeologischen Begriffe sind in Tab. 2.15 zusammengestellt. Die Angaben gelten fUr mindestens mitteldichte Lagerung. Bei lockerer Lagerung nichtbindiger oder leicht bindiger Boden konnen wesentlich hohere Werte auftreten. So weisen z. B. die relativ locker gelagerten Losse in Rheinhessen statt k = 10-6 ml s Werte von k = 10-4 mls auf. Organische Boden wei sen insgesamt geringe Durchlassigkeit auf (k = 10-8 bis 10-9 mls). Die Durchlassigkeit von Torfen kann aufgrund der Struktur, der unterschiedlichen Schluffgehalte und dem unterschiedlichen Zersetzungsgrad sehr inhomogen und auch anisotrop sein. ENTENMANN (1992) gibt fiir stark bis maBig zersetzen Torf Werte von 2,4· 10-8 (vertikal) und 1,0.10-7 (horizontal) an (s. a. ENTENMANN 1998: 149). Anisotropie der DurchHissigkeit ist bei allen geschichteten Boden- und Felsarten zu beachten. In einem Sediment wird die vertikale Durchlassigkeit von den am geringsten durchlassigen Schichten bestimmt, wahrend die horizontale Durchlassigkeit in erster Linie von einzelnen starker durchlassigen Lagen abhangig ist, selbst wenn diese nur geringmachtig sind. Diese ablagerungsbedingten Abweichungen der k-Werte
bewirken, dass die vertikale Durchlassigkeit fast immer geringer ist als die Durchlassigkeit in horizontaler Richtung (s. Abschn. 4.4.3). Die Literaturangaben differieren zwischen 1/ 1 und 1/2 bei Sanden und bis > 11100 bei bindigen Boden (Einzelwerte s. ENTENMANN 1998: 149). Auch in kiesig-sandigen Flussablagerungen gelten noch Erfahrungswerte von kh = 5 . kv bis 15· kv' Besonders ausgepragt sind diese Unterschiede bei Sedimentgesteinen, auch Tonsteinfolgen mit untergeordnet Kalk- oder Sandsteinlagen. In Festgesteinen konnen qualitative Angaben iiber die Gebirgsdurchlassigkeit genau genommen nur relativ gro6raumig gemacht werden. In Kluftgrundwasserleitern ergeben sich haufig Durchlassigkeiten, die einerseits eine deutliche Tiefenabhangigkeit zeigen (PRINZ & HOLTZ 1989; KLEIN & DURRWANG 1994) und andererseits mit k- Werten von 10-5 bis 10-7 mls an der Grenze zu schwach durchlassigem Gebirge liegen bzw. Grundwasserhemmer darstellen. So bedeutet z. B. ein Kluftvolumen von 1 % theoretisch eine Gebirgsdurchlassigkeit in der Gro6enordnung von 5 . 10-6 mls (s. Abschn. 2.8.2). Die geohydraulischen Erfahrungen bei den Tunnelbauten fur die Neubaustrecke der Deutschen Bahn AG im Buntsandsteingebirge Osthessens haben diese Werte im Wesentlichen bestatigt. Sie konnen auch auf andere Gebirge mit derartigen Wechselfolgen iibertragen werden (HANKE et al. 2001; WITTKE & ZUCHNER 2008; MUHLENKAMP et al. 2010). Fiir Residualtone von ausgelaugten Rottonsteinen geben WITTKE et al. (2010) Durchlassigkeitsbeiwerte von 5 . 10-5 bis 10-8 mls an, bei einem Rechenwert von 10-7 mls. Von Tonsteingebirgen, wie dem siiddeutschen Knollenmergel, werden k-Werte von 10-8 beschrieben und fiir den unausgelaugten Gipskeuper mit z. T. fasergipsverheilten Kliiften 10-9 mls (WITTKE & ZUCHNER 2008). Die Grundwasserbewegung findet im Festgestein in der Regel in einigen starker durchlassigen Schichtpaketen oder Kluftzonen statt, in denen besonders die horizontalen Gebirgsdurchlassigkeiten wahrscheinlich 1 bis 3 Potenzexponenten hoher liegen als die mittlere Gebirgsdurchlassigkeit (s. PRINZ & HOLTZ 1989 sowie Abschn. 17.2.5.2). Sowohl schluffig-tonige Zwischenschichten in Lockergesteinen als auch machtigere Tonsteinpakete und auch tonsteinreiche Abschnitte in Fest-
99
2.8 Durchlassigkeit
Tabelle 2.15 Definition der Durchlassigkeiten von Lockergesteinen in Anlehnung an DIN 18 130, T 1, im Vergleich mit den hydrogeologischen Begriffen fUr Grundwasserleiter. Geotechnische Begriffe
k [m/s)
Hydrogeologische Begriffe
k, [m / s]
sehr stark durchlassig
> 10
stark durchlassig
10.'- 10
Porengrundwasserleiter oder KIuftgru ndwasse rlei ter
> 10 '
durchlassig
10·'- 10 •
wie oben
> 10 '
schwach durchlassig
10 '- 10 '
Grundwasserhemmer bzw. Grundwassergeringleiter
< 10 •
sehr schwach durchlassig
< 10 ·'
Quasi-Nichtleiter oder Stauer
< 10 '
2 1
gesteins-Wechselfolgen wirken als sog. Grundwasserhemmer (DIN 4049), liber denen sich sowohl im GroBen schwebende Grundwasserstockwerke, als auch im Kleinen wasserleitende Lagen und Wasseraustritte liber Tonsteinbanken ausbilden. Diese grundwasserleitenden Systeme haben zwar haufig liber faziell bedingte Fehlstellen oder groBere Kliifte in den dann halbdurchlassigen Grundwasserstauern untereinander Verbindung, die Wasserwegsamkeit dieser Kluftzonen ist aber vielfach so gering, dass die Stockwerksgliederung erhalten bleibt und nur bei groBeren Druckunterschieden, wie z. B. bei einer Grundwasserabsenkung verloren geht. Andererseits konnen besser wasserwegsame Schiehtglieder liber weite Erstreckung dranend wirken. Auch tektonische Storungs- und Zerrlittungszonen wirken oft regelrecht dranend und sind dann die Ursache fUr stark unterschiedliche Wasserstande im Gebirge. Andererseits kann das Gebirge in StOrungszonen zu Feinkorn mylonitisiert oder tiefgrlindig vertont sein. Soiche Storungszonen sind dann weniger durchlassig als das angrenzende Gebirge, so dass sieh an oder in ihnen hohere Wasserstande aufbauen konnen (s. Abb. 17.10). Besonders schwierig abzuschatzen ist die DurchHissigkeit von Karstgebirge. Flir Kalksteingebirge werden als groBraumige mittlere Gebirgsdurchlassigkeit ein Wert von k = 10-4 bis 10- 3 m/s genannt, mit Einzelwerten je nach Grad der Verkarstung von 10-2 bis 10-8 m/s. In diesen Streuwerten kommt auch die unterschiedliche Anfalligkeit der Karbonatgesteine gegenliber der Verkarstung bzw. ihre Ausriehtung nach den
Hauptkluftrichtungen zum Ausdruck. Auch in einem Kalkstein -Karstgrundwasserleiter liegen meist starker verkarstete Horizonte oder Kluftzonen zwischen oder neben gering verkarsteten Bereiehen vor. Soiche besonders verkarstungsanfalligen Horizonte sind z. T. der zuckerkornige Dolomit im Oberjura, aber auch der Grenzdolomit an der Basis des Unteren Muschelkalk und der Basisdolomit des Mittleren Muschelkalk (SCHMIDT et al. 1999).
2.8.6 GrundwasserflieBparameter Die Grundwasserbewegung ist ein sehr komplexes hydraulisches System, das sehr stark von der Morphologie und der Struktur des Grundwasserleiters abhangig ist. Dabei herrscht in Grundwasserleitern normalerweise eine mehr oder weniger horizontal verlaufende Grundwasserstromung, die allerdings nieht in allen Tiefen gleieh sein wird. Bei unterschiedlieher Struktur der Grundwasserleiter konnen stark abweichende FlieBverhaltnisse und dadurch bedingt auch abweichende Wasserstande in Messstellen auftreten. Die wesentlichen GrundwasserflieBparameter sind die FlieBgeschwindigkeit und die FlieBriehtung. Die natiirlichen Flie6geschwindigkeiten des Grundwassers (Abstandsgeschwindigkeit va) sind abhangig von der Durchlassigkeit und dem Grundwassergefalle, die ihrerseits wieder in Abhangigkeit vom durchflusswirksamen Porenanteil nf stehen (s. Abschn. 2.3.4). Laminares
100
2 Boden- und felsmechanische Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
FlieBen vorausgesetzt, wird haufig folgende Beziehung angenommen (s. Abschn. 2.8.1): Va =
(k· l)ln f •
Die Abstandsgeschwindigkeit des Grundwassers wird durch Markierungsversuche ermittelt. Die Auswahl des Markierungsstoffes hangt ab von der Aufgabenstellung, den Standortbedingungen und der erforderlichen Nachweisempfindlichkeit. In Betracht kommen losliche Salze (Chromid, Bromid, Nitrat), Fluoreszenzfarbstoffe (Uranin, Eosin, Pyranin), Triftstoffe (z. B. Barlappsporen) oder stabile Isotope. Mit Markierungsversuchen konnen die FlieBbewegung des Grundwassers, die FlieBwege sowie die Vorgange beim Stofftransport (Dispersion, Sorptionsvorgange) untersucht werden. Die maximale Abstandsgeschwindigkeit ergibt sich als Quotient der Entfernung und dem Zeitpunkt des ersten Nachweises, die mittlere Abstandsgeschwindigkeit entspricht dem Hochstwert der Durchgangskurve. Versuchsanordnung und -durchfiihrung bediirfen einer sorgfaltigen Vorbereitung (s. MAIER 1998; HOLTING & COLDEWEY 2009:275). Fiir gut abgestufte fluvioglaziale Kiese Oberbayerns nennt SEILER (1979) bei einem Porenanteil von 0,2-0,25, einem nutzbaren Porenanteil von 0,02-0,14 und Durchlassigkeitsbeiwerten von k = 2 . 10-2 bis 4,5· 10-3 m/s gemessene Abstandsgeschwindigkeiten von 15 bis 20 mid. In sandig-kiesigen Flussablagerungen mit k = 10-4 m/s betragt z. B. das Grundwasserspiegelgefalle in der Regel < 1 % und die Abstandsgeschwindigkeit 0,5 bis 1,0 mid (s. FEISTMANTL et al. 2005). Fiir kiesig-sandige Innschotter mit Durchlassigkeiten zwischen 10-2 und 10-4 m/s geben PALLA & LEITNER (2009) eine mittlere FlieBgeschwindigkeit von 1,4 mid an. In Kluftgrundwasserleitern ist, wie schon die Gebirgsdurchlassigkeit, auch die Abstandsgeschwindigkeit des Grundwassers sehr stark anisotrop (s. Abschn. 18.2.4). Nach der oben genannten Beziehung ergibt ein Kluftabstand von 0,1 m und eine Offnungsweite von 0,1 mm bei einem Grundwassergefalle von i =0,1 eine Abstandsgeschwindigkeit von etwa 5 . 10-4 m/s oder 43 mid. Tatsachlich wurden in Kluftgrundwasserleitern des nordhessischen Buntsandsteingebirges bei einem k- Wert von 10-4 bis 10-5 m/s und einem Grundwassergefalle von j = 0,1 Abstands-
geschwindigkeiten von 173 bis 605 mid beobachtet. Die in Bohrungen gemessene ortliche GrundwasserflieBrichtung entsprach dabei nicht unbedingt dem allgemeinen Grundwassergefalle (PRINZ & HOLTZ 1989). Fiir die Karstgrundwasserleiter des Schwabischen Jura werden in der Literatur (s. PRINZ 1997) als groBraumiger Mittelwert bei i = 0,01 etwa 10 mid und als Mittelwerte der maximalen Abstandsgeschwindigkeiten 85 bis 190 m/h genannt. Allgemein werden in Karstgrundwasserleitern Abstandsgeschwindigkeiten von 10 bis 500 m/h angenommen. Die Flie6richtung des Grundwassers kann aus der Hohenlage des Grundwasserspiegels (hydrologisches Dreieck) bzw. mittels Grundwassergleichenplanen ermittelt werden. GroBflachige Grundwassergleichenplane geben jedoch nur ein generelles Bild des Grundwassergefalles und beriicksichtigen nicht das durch lithologischen Wechsel bzw. das Trennflachengefiige und die Morphologie des Grundwasserleiters bedingte differenzierte FlieBverhalten des Grundwassers. Ein neues Verfahren zur Erfassung des FlieBverhaltens des Grundwassers ist das sog. Grundwasserfluss-Visualisierungs-Messsystem (GFV) von SCHOTTLER (2004). Dabei wird der Grundwasserfluss in Bohrungen oder Grundwassermessstellen (DN 50-l75) iiber die Drift immer vorhandener Feinschwebstoffe erfasst, wobei gleichzeitig die FlieBrichtung und die Stromungsgeschwindigkeit registriert werden. Die Abschatzung der Flie6zeiten kann nach der angenaherten Beziehung erfolgen (s. a. Los EN & POMMERENING 1989): Va
~
Vw
lit", (k . i)ln f t = (1. nf)/(k . i)
k j,
nf
in m/s in s dimensionslos.
101
2.8 Durchlassigkeit
2
Tabelle 2.16 Sickerspenden in verschiedenen Boden (a us MUTH 1997). k-Wert
Sickerspende
m/s
lj(s.m 2 )
Ij(s·ha)
Sand
5· 10 \
0,05
500
lehmiger Sand
2 . 10 \
0,Q2
200
sandiger Lehm
8· 10"
0,008
80
Lehm
4· 10-·
0,004
40
toniger Lehm
2 · 10 '
0,002
20
Bodenart
2.8.7 Sickerwasser, Grundwasserneubildung, kapillare Steighohe (h k ) Als Grundwasser wird nach DIN 4049, T3, Wasser bezeichnet, das sich unter dem Einfluss der Schwerkraft frei bewegen kann und eine geschlossene Wasseroberflache bildet. Das in dem Raum darliber, der wasserungesattigten Bodenzone, enthaltene Wasser, das sich unter der Einwirkung der Schwerkraft abwarts bewegt, wird als Sickerwasser bezeichnet. Wasser, das in der ungesattigten Bodenzone entgegen der Schwerkraft zurlickgehalten wird, nennt man insgesamt Haftwasser. Dazu gehoren das Adsorptionswasser und das Kapillarwasser (s. Abschn. 2.3.1). Das Kapillarwasser wird liberwiegend durch Kapillarkrafte gehalten und gehoben. Das in den Boden einsickernde Wasser (Tabelle 2.16) flillt zunachst die Porenraume bzw. das Kluftvolumen aus. Nur der Teil des Sickerwassers, der nicht als Haftwasser zurlick-
~ --~-
I'
•
--
I ' h.
-icken" a \ er (eonschl Schlchtco\'a5ser und Stau\\a. scrl
gehalten wird bzw. durch die Vegetation (Evapotranspiration S. Abschn. 6.2.2) verbraucht wird, kann dem Grundwasser zusickern. Die Sickergeschwindigkeit ist sehr stark von der Bodenart und der Bodenstruktur (GroBporen) abhangig und kann zwischen < 1 em und > 100 cmld liegen. GroBraumig werden in der Literatur flir Lehmboden mittlere Gesamtsickerwerte von 100 cm/a angegeben. GroBe Unterschiede in den Mengen der jahrlichen und saisonalen Verteilung der Niederschlage flihren vor allem wahrend der Vegetationsruhe zu starkerer Versickerung, wahrend in den Sommermonaten, je nach Vegetation, vielfach keine Grundwasserneubildung stattfindet. Angaben liber die Grundwasserneubildung erfolgen als Grundwasserneubildungsspende in 1/(s . kro 2) oder als GrundwasserneubildungshOhe (in mm). Die Grundwasserneubildungsspende betragt je nach Niederschlagshohe und Untergrundaufbau im Durchschnitt 2 bis 7 1/(s· kro2) bzw. 60 bis 220 mm/a (s. d. HOLTING & COL DEWEY 2009: 232). Flir Flachen mit geringer
crdlcuchtc B"dcn/onc
t.;ap illa m ", , .. ~.arlll ..re
Stch!hohe
"~pllI.,
um
\\asscrgcsalllgtc Bodcl\Jonc
Abb. 2.82 Erscheinungsformen des Wassers im Boden (nach SCHWERTER, Zittau) S, ~ Sattigungsgrad h, ~ kapillare Steighohe.
102
2 Boden- und felsmeehanisehe Kennwerte, ihre Ermittlung und Bedeutung
Versiegelung und giinstigen Versickerungsbedingungen werden auch 8 bis 1Ol/(s·km 2 ) angegeben. Beim Kapillarwasser wird ein offener und geschlossener Kapillarwasserbereich unterschieden (Abb. 2.82). 1m geschlossenen Kapillarraum ist die Wassersattigung S, = 1,0. 1m offenen Kapillarraum treten nach oben zunehmend Lufteinschliisse auf. Die kapillare SteighOhe (h k ) gibt an, wie hoch Wasser im Boden infolge der Oberflachenspannung und der Adhasion zwischen Bodenkorn und Wasser nach oben aufsteigt bzw. an den Wandungen des Korngefiiges festgehalten wird. Die kapillare SteighOhe hangt ab von der Korngro6e, dem KorngefUge und der Porengeometrie des Bodens sowie der Wassersattigung (steigende oder fallende Grundwasseroberflache, Durchsickerung) . Die Angabe der kapillaren Steighohe erfolgt am einfachsten durch Beobachtung der Bodenverfarbung, wobei keine Trennung des offenen und geschlossenen Kapillarraums moglich ist, oder durch Wassergehaltsbestimmungen in kurzen vertikalen Abstanden. Die kapillaren Sattigungsanteile sind neb en der Korngro6enverteilung auch von der Porengeometrie abhangig. SCHICK (2002) bringt eine Darstellung der kapillaren Steighohe in Abhangigkeit vom Korndurch-
messer und den Porengro6en. 1m Labor wird die kapillare Steighohe durch den Versuch nach BESKOW ermittelt, was jedoch in der Praxis sehr selten geschieht. Die kapillaren Steighohen betragen bei Kies
bis 10 em
Sand und Kies
20 bis 100 em
Fein-, Mitteisand
100 bis 150 em
Lehm, Loss
bis 350 em
Die kapillaren Oberflachenkrafte verleihen dem Boden einen Zusammenhalt, die sog scheinbare Kohasion (s. Abschn. 2.7.1), die unter der Grundwasseroberflache bzw. durch Austrocknung verloren geht. Die kapillare SteighOhe ist im Stra6enbau hinsichtlich der Frostempfindlichkeit, im Grundbau wegen der Abdichtungsforderungen, ferner fUr die Beurteilung von Schrumpfsetzungen sowie von Vegetationsschaden bei Grundwasserabsenkung von Bedeutung (s. Abschn. 6.2.2). Die Priifung der kapillaren Wasseraufnahme (Saugfahigkeit) von Natursteinen erfolgt nach DIN EN 13765 in Abhangigkeit von der Zeit.
3
Beschreebung n und assifikat eon vo Bo en und Fels I fur bau bautechnische Zwecke e
Bei der Beschreibung und Klassifikation von Boden ist zu unterscheiden zwischen der Benennung einer Bodenart und der Klassifikation.
3.1 Benennung, Beschreibung und Klassifizierung von Boden und Fels
zung und der genetischen Herkunft sowie nach maGgebenden Eigenschaften (Verwitterung, Festigkeit u. a.) - s. Abschn. 3.4.
3.2 Gruppeneinteilung der Boden nach DIN 18 196
Fur das Benennen und Beschreiben von Boden und Fels sind folgende Normen zu beachten: EN ISO 14688-1: 2003, Benennung und Beschreibung von Boden EN ISO 14688-2: 2004, Grundlagen der Bodenklassifizierung EN ISO 14689-1: 2004. Benennung und Be-
Die nachstehende Bodenklassifizierung fur bautechnische Zwecke ist eine Zusammenfassung von Bodenarten zu Bodengruppen mit annahernd gleicher stofflicher Zusammensetzung und ahnlichen bodenphysikalischen Eigenschaften. Die Grundlage dafur bieten neben den EN ISO 14688-1 und -2 die DIN 18 196 (2006), die auGer der auf der stofflichen Zusammensetzung auf-
schreibung von Fels und
bauenden Einteilung nach
DIN EN ISO 14689-1: 2004, Benennung und Beschreibung von Fels (NA) mit Anderung A 100. Die Benennung und Beschreibung von Boden erfolgt anhand der KorngroGenanteile, der Konsistenz (wv Ip) oder organischer Anteile, nach visuellen und manuellen Techniken sowie den Ergebnissen von Feldversuchen (s. Abschn. 3.2 und 4.4.6). Die EN ISO 14688-1 enthait auch eine Benennung vulkanischer Ablagerungen. In EN ISO 14688-2 werden die Grundlagen fUr die Klassifizierung von Boden in Gruppen mit annahernd gleichem stofflichen Aufbau und ahnlichen geotechnischen Eigenschaften im Hinblick auf ihre geotechnische Eignung als Baugrund oder als Baustoff zusammengefasst. Die Benennung und Beschreibung von Fels erfolgt nach der mineralogischen ZusammensetH. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
KorngroGenbereichen und -verteilung plastischen Eigenschaften organischen Bestandteilen auch noch weitere Erkennungsmerkmale angibt sowie eine qualitative Bewertung der bautechnischen Eigenschaften und ihre Eignung als Baustoff. Letztere Angaben sind auf Tabelle 3.1 aus Platzgrunden nicht wiedergegeben. Nach DIN 18196 (2006) sollen fur die Klassifizierung einer Bodenprobe streng genommen Versuchsergebnisse herangezogen werden, nur in der geotechnischen Kategorie GK 1 (s. Abschn. 4.1) kann mit visuellen und manuellen Methoden gearbeitet werden. Diese Regelung ist allerdings in der Praxis nicht realisierbar. Die Norm gilt auGerdem nicht fur Fels und fur Boden mit > 40 % Steinen und Blacken.
104
3 Beschreibung und Klassifikation von Boden und Fels fUr bautechnische Zwecke
Tabelle 3.1 Obersicht Ober die Bodenklassifikation fUr bautechnische Zwecke nach DIN 18 196. Bodengruppe
Definition Kornung, Plastizitat, Stoffwerte
GE
Kies enggestuft
C. ~ 6, Co < 1
GW
Kies weitgestuft
Cu > 6, C, - 1-3
GI
Kies intermittierend
Fehlkornung vorh.
SE
Sand enggestuft
Cu < 6, C. < 1
SW
Sand weitgestuft
Cu> 6, Co - 1-3
SI
Sand intermittierend
Fehlkornung vorh.
GU
Kies schluffig
5- 15% < 0,063 mm
>
SU
Sand schluffig
Feinkorn schluffig
~
GT
Kies tonig
5- 15% < 0,063 mm
>
ST
Sand tonig
Feinkorn tonig
~
GU*
Kies stark schluffig
15- 40% < 0,063 mm
>
SUO
Sand stark schluffig
Feinkorn schluffig
~
GT'
Kies stark tonig
15-40% < 0,063 mm
>
ST*
Sand stark tonig
Feinkorn tonig
~
UL
Schluff leicht plastisch
wl < 35%
UM
Schluff mittel plastisch
wl
'. < 4 % oder unter A-Linie
TL
Ton leicht plastisch
wl < 35%
TM
Ton mittel plastisch
wl
TA
Ton ausgepragt plastisch
wl < 50%
OU
organischer Schlutt
w, · 35- 50%
OT
organischer Ton
wl < 50%
OH
humoser Boden
Vat
~
-
35 - 50%
35 - 50%
< 20% pflanzt.
>40%>2mm < 5% < 0,063 mm
40%> 2 mm
nichtbindig (rollig)
gemischtkornig
40%> 2 mm bindig 40%>2mm
40%> 2 mm
feinkornig
'. < 7 % und Ober A-Linie
'. < 7 % und unter A-Linie
organogen
Kornung 40% ~ 0,063 mm
~
kalkig-kieseliger Boden
Vc.
HN
Torf nicht zersetzt
v < 30% faserig
HZ
Torf zersetzt
Vat
F
Mudde (Faulschlamm)
v < 30% federnd
schwammig
1-1
Auffullung
aus natUrlichen Boden
[G, S, U, T, H, F)
A
AuffUliung
aus Fremdstoffen
Mull, Schutt
< 30% schmierig
grobkornig
> 40% < 2 mm < 5% < 0,063 mm
OK
< 10 % poros
Hauptgruppen
braunlich
organisch
schwiirzlich
AuffUliung
organisch
105
3.2 Gruppeneinteilung der Boden nach DIN 18 196
Fur die Bezeichnung der Bodenarten werden Kurzzeichen oder Gruppensymbole benutzt, bestehend aus zwei GroBbuchstaben (DIN 18196, s. Tab. 3.1) bzw. GroBbuchstaben fUr den Hauptantei! und Kleinbuchstaben fur die Nebenantei!e bzw. die kennzeichnende Eigenschaft (DIN EN ISO 14688-2). Kurzzeichen fur die wichtigsten Hauptbodenarten nach DIN 18196/DIN EN ISO 14688-1: IBo = Blocke ("block") ICo =Steine ("cobble") G/Gr = Kies ("grant") S/Sa = Sand UlSi = Schluff ("silt") T/CI = Ton ("clay") OIOr = organische Boden ("organic") A/Mg = AuffUllung ("made ground") HI =Torf FI = Mudde KI = Kalk Die DIN 18 196 enthalt auch Kennbuchstaben fUr kennzeichnende Eigenschaften (s. Tab. 3.1), fur die Art der KorngroBenverteilung = weit gestufte KorngroBenverteilung W = eng gestufte KorngroBenverteilung, E = intermittierend gestufte KorngroBenverteilung, oder nach den plastischen Eigenschaften = leicht plastisch L M = mittel plastisch = ausgepragt plastisch, A bzw. nach dem Zersetzungsgrad von Torfen N = nicht bis kaum zersetzter Torf = zersetzter Torf. Z Die geologische Bezeichnung wird nach DIN EN ISO 14688-1 den oben genannten Bodenarten in Klammer nachgestellt. International wird haufig auch die USCSKlassifikation (Unified Soil Classification System, USA 1953) benutzt: G
gravel
Kies
S
sand
Sand
M
silt
Schluff
C
clay
Ton
0
organic
org. Boden
PI
peat
Torf
W
well graded
gut abgestuft
p
poorly graded
schlecht abgestuft
L
low graded
leicht plastisch
M
medium graded
mittel plastisch
H
high graded
ausgepragt plastisch
z. B.
GP-GM = schlecht abgestufter Kies mit Schluff SC-SM = toniger bis schluffiger Sand.
3.2.1 Grobkornige Boden Die Benennung erfolgt nach Gewichtsanteilen. Reine grobkornige Bodenarten konnen bis 5 % Schluff und Ton enthalten. Fur die Benennung entscheidend ist der Kornanteil > 40 %. Bodenarten wie Kies, sandig bzw. Sand, kiesig enthalten jeweils mehr als 40 % Sand- bzw. Kiesanteile. Die Grenze enggestufte-weitgestufte KorngroBenverteilung ist bei Cu = 6 festgelegt (s. Abschn. 2.1.3). Wahrend die Bodenklassifizierung nach DIN 18196 nur Korngro6en bis 63 mm berucksichtigt, werden in EN ISO 14688-2 auch "sehr grobkornige Boden" ausgehalten mit Steinen (63200 mm), Blacken (200-630 mm) und sog. groBen BlOcken (> 630 mm), sowie eine Unterteilung in geringen « 5 % bzw. < 10 %), mittleren (> 5 % bzw. 10-20 %) und hohen Block- bzw. Steinanteil (> 20%).
3.2.2 Gemischtkornige Boden Hierbei handelt es sich urn grobkornige Boden mit 5 % bis 40 % Schluff und Ton. Die weitere Unterteilung erfolgt in % der Trockenmasse: 5-15 % Schluff und Ton = gering bzw. schwach schluffig/tonig (u/T). 15-40% Schluff und Ton = hoch bzw. stark schluffig/tonig (VIT) bzw. U*/T*.
3
106
3 Beschreibung und Klassifikation von Boden und Fels fUr bautechnische Zwecke
Zu den gemischtkornigen Bodenarten im weiteren Sinne gehoren auch die sog. Block-in-Matrix-Gesteine, auch Bimrocks genannt. Dabei handelt es sich urn ein Gemisch von Kiesen, Steinen und Blacken in feinkorniger Grundmasse, die sich bei nicht verfestigtem Feinkornanteil wie Lockergesteine verhalten. Zu dieser Gruppe gehoren auger entfestigten StOrungsgesteinen (s. Abschn. 3.4.4) auch Rutsch- und Bergsturzmassen.
3.2.3 Feinkornige Boden Die feinkornigen Boden enthalten iiber 40 % Schluff und Ton. Sie werden nach der Plastizitat bzw. nach der Lage zur A-Linie im Plastizitatsdiagramm von CASAGRANDE eingeteilt (Abb. 2.18). Schluffe liegen zusammen mit den organischen bzw. organogenen Boden (OT, OU) unterhalb der A-Linie: < 35%
(UL)
leicht plastische Schluffe
WL
mittel plastische Schluffe
wL - 35- 50%
(UM)
ausgepragt plastische Schluffe
wL > 50%
(UA)
Tone haben Plastizitatszahlen > 7, sie liegen oberhalb der A- Linie: (TL)
leicht plastische Tone mittel plastische Tone ausgepragt plastische Tone
WL
-
35- 50%
(TM) (TA)
Die Einstufung der feinkornigen Boden nach der Lage zur A-Linie im Plastizitatsdiagramm von CASAGRANDE fiihrt zu einer Oberbewertung der Tonboden (TL bis TA) und zu einer gewissen Vernachlassigung der weit verbreiteten Schluffbaden mit typischen geotechnischen Eigenschaften, wie relativ hohe Reibungswinkel bei kleiner Kohasion, schnell ablaufende, aber meist relativ geringe Zusammendriickbarkeit und starke Wasserempfindlichkeit (HEISE 2001, s. Abschn. 2.5 und 4.5.2).
3.2.4 Organische und organogene Boden Diese Bodengruppe wird zunachst unterteilt in organische Boden und organogene Boden bzw. Boden mit organischen Beimengungen. Organische Boden werden weiter unterteilt in Torfe (H) und Faulschlamm bzw. Mudde (F). Ais organogene Boden werden nichtbindige Boden mit mehr als 3 % und bindige Boden mit mehr als 5 % organischer Beimengungen (pfianzliche und tierische Reste) bezeichnet sowie Boden mit humosen (OH, z. B. Oberboden) bzw. kalkigen Beimengungen (OK, z. B. Wiesenkalk). Bei den Torfen werden nicht bis maBig zersetzte Torfe (HN) und zersetzte Torfe (HZ) unterschieden und weiter nach EN ISO 14688-1 faseriger Torf, schwach faseriger Torf und amorpher Torf. Die Bestimmung des Zersetzungsgrades erfolgt mittels Ausquetschversuch. Dazu wird eine nasse Torfprobe in der Faust kraftig gequetscht. Die Probe zeigt bei nicht bis maBig zersetztem Torf gut erhaltene und erkennbare Pfianzenreste und es tritt klares bis triibes Wasser aus. Bei stark bis vollig zersetztem Torf (auch amorpher Torf genannt) sind keine Pfianzenreste erkennbar und es wird wassriger Brei ausgequetscht (s. DIN 19682-12, Bestimmung des Zersetzungsgrades der Torfe). Boden mit iiber 40 % Schluff und Ton und einem Anteil an organischer Substanz bis 20 % werden als Klei oder Schlick bezeichnet. Mittlere Kennwerte dafiir s. SCHULZ (2002), HETTLER et al. (2002) und ENGEL (2002a, darin Lit.). Unterschieden werden schluff- oder tonreiche Schlicke (OU, OT) und starker sandige Schlicke. Mudden sind organische Boden mit iiber 20 % organischen Bestandteilen (s. Tab. 3.1).
3.2.5 Aufgeschuttete Bodenarten Bei den Auffiillungen werden solche aus natiirlichen Boden unterschieden, deren Gruppensymbol in eckige Klammern gesetzt wird und Auffiillungen aus Fremdstoffen (Miill, Schlacke, Bauschutt, Industrieabfalle), die das Gruppensymbol A/Mg erhalten.
3.3 Beschreibung und Einstufung von Boden und Fels nach den ATV der VOB
Bei den geschutteten Boden sind unverdichtete Schuttungen und durch Fahrverkehr oder mittels Verdichtungsgeraten verdichtete Schuttungen zu unterscheiden (s. Abschn. 14.2).
3.3 Beschreibung und Einstufung von Boden und Fels nach den ATV der VOB 3.3.1 Boden- und Felsklassen nach ATV DIN 18300, Erdarbeiten Die Bodenklassen der ATV DIN 18300 beschreiben die Losungsfestigkeit bei Erdarbeiten fiir die Ausschreibung und Abrechnung. Daruber hinaus ist im Sinne der VOB/A § 9 dem Bieter zum besseren Verstandnis zusatzlich eine Beschreibung der Bodenarten gemaB EN ISO 14688-1 und DIN 18 196 an die Hand zu geben, die ihm die tatsachliche Losbarkeit eindeutig erkennen lasst und eine entsprechende Kalkulation ermoglicht. Die ZTVE-StB 09 enthalt fur Zwecke des StraBenbaus erganzende Erlauterungen zu den Bodenklassen der DIN 18 300 und gibt die zu den einzelnen Bodenklassen gehorenden Bodengruppen der DIN 18 196 an. Die Einteilung in Boden- und Felsklassen erfolgt unabhangig von den maschinentechnischen Daten allein nach boden- und felstypischen Merkmalen, wobei fur die Einstufung der Zustand beim Losen maBgebend ist: Klasse 1: Oberboden Oberboden ist die oberste Schicht des Bodens, die neben anorganischen Stoffen, z. B. Kies-, Sand-, Schluff- und Tongemischen, auch Humus und Bodenlebewesen enthalt. Klasse 2: Flie6ende Bodenarten Bodenarten, die von flussiger bis breiiger Beschaffenheit sind und die das Wasser schwer abgeben. Hierzu gehoren nach ZTVE-StB 09: organische Boden der Gruppen HN, HZ und F feinkornige Boden der Gruppen UL, UM, TL, TM, TA sowie organogene Boden und solche
107
mit organischen Beimengungen der Gruppen OU, OT, OH und OK, wenn sie breiige oder flussige Konsistenz haben gemischtkornige Boden der Gruppen SU*, ST*, GU* und GT*, wenn sie breiige oder fliissige Konsistenz haben. Klasse 3: Leicht losbare Bodenarten Nichtbindige bis schwachbindige Sande, Kiese und Sand-Kies-Gemische mit bis zu 15 Gew.-% Beimengungen von Schluff und Ton (KorngroBe < 0,06 mm) und mit hOchstens 30 Gew.-% Steinen von uber 63 mm KorngroBe bis zu 0,01 m 3 Rauminhalt (entspricht einem Kugeldurchmesser von rd. 0,3 m). Organische Bodenarten mit einem geringen Wassergehalt (z. B. feste Torfe). Zu Klasse 3 gehoren nach ZTVE-StB 09: grobkornige Boden der Gruppen Sw, SI, SE, GW, GI,GE gemischtkornige Boden der Gruppen SU, ST, GU, undGT Torfe der Gruppen HN mit geringem Wassergehalt, soweit sie beim Ausheben standfest bleiben. Klasse 4: Mittelschwer losbare Bodenarten Gemische von Sand, Kies, Schluff und Ton mit einem Anteil von mehr als 15 Gew.-% KorngroBe < 0,06 mm. Bindige Bodenarten von leichter bis mittlerer Plastizitat, die je nach Wassergehalt weich bis fest sind und die hochstens 30 Gew.-% Steine von uber 63 mm KorngroBe bis zu 0,01 m 3 Rauminhalt enthalten. Zu Klasse 4 gehOren nach ZTVE-StB 09: feinkornige Boden der Gruppen UL, UM, TL undTM gemischtkornige Boden der Gruppen SU*, ST*, GU* und GT* organogene Boden und Boden mit organ is chen Beimengungen der Gruppen OU, OH, OK. Klasse 5: Schwer lOsbare Bodenarten Bodenarten nach den Klassen 3 und 4, jedoch mit mehr als 30 Gew.-% Steinen von uber 63 mm KorngroBe bis zu 0,1 m 3 Rauminhalt. Nichtbindige und bindige Bodenarten mit hochstens 30 Gew.-% Steinen von iiber 0,1 m 3 bis 0,1 m 3 Rauminhalt (entspricht einer Kugeldurchmesser von rd. 0,6 m).
108
3 Beschreibung und Klassifikation von Boden und Fels fUr bautechnische Zwecke
Ausgepragt plastische und organische Tone, die je nach Wassergehalt weich bis halbfest sind. Klasse 6: Leicht losbarer Fels und vergleichbare Bodenarten Felsarten, die einen inneren, mineralisch gebundenen Zusammenhalt haben, jedoch stark kluftig bruchig, brocklig, schiefrig, weich oder verwittert sind, sowie vergleichbare verfestigte, nichtbindige und bindige Bodenarten mit fester Konsistenz, z. B. durch Austrocknung, Gefrieren oder Verfestigung. Nichtbindige und bindige Bodenarten mit mehr als 30 Gew.-% Steinen von uber 0,01 m 3 bis 0,1 m 3 Rauminhalt. Klasse 7: Schwer lOsbarer Fels Felsarten, die einen inneren, mineralisch gebundenen Zusammenhalt und hohe Gefugefestigkeit haben und die nur wenig kluftig oder verwittert sind. Steine von uber 0,1 m 3 Rauminhalt. Sonstige Stoffe, z. B. Recyclingmaterial, industrielle Nebenprodukte, Abfalle usw. werden nach ingenieurgeologisch -erdbautechnischen Gesichtspunkten beschrieben und in die o. g. Klassen eingestuft (s. Abschn. 12.2 und 16.6.1) Der Schwachpunkt dieser Normung liegt in der unklaren Unterscheidung der Klassen 6 und 7. Nach DIN 18300 erfolgt die Unterteilung allein nach Kluftigkeit und Verwitterungszustand. Die Einstufung sollte aber auf einer moglichst umfassenden Gebirgsbeschreibung aufbauen, bei der folgende Parameter berucksichtigt werden: Gesteinsart und -festigkeit, Abrasivitat, Verwitterungsgrad, Schichtung, Kluftung (KluftkorpergroBe) sowie die Verbandsfestigkeit (s. Abschn.3.4.3.2). 1m Erkundungsstadium konnen als zusatzliches Hilfsmittel refraktionsseismische Messungen gemaB Abschn. 4.3.2 eingesetzt werden. Die Grenze zwischen Klasse 6 und 7 wird allgemein bei Wellengeschwindigkeiten von 1600-1800 m/s angenommen (s. Abschn. 12.1). Als brauchbares Hilfskriterium hat sich auch der beim Losen anfallende Anteil von Blocken von uber 0,1 m 3 Rauminhalt erwiesen, was Kluftkorpern von rd. 0,5 . 0,5 . 0,4 m entspricht. Allgemein gelten Gesteine ab Druckfestigkeiten von 50-60 MN/m 2 und Bankdicken ab etwa 0,5 m als Sprengfels.
Bei Wechsellagerungen von Gesteinen der Klassen 6 und 7 konnen Mischfelsklassen nach prozentualer Aufteilung oder als einheitlicher Mischpreis gebildet werden (s. Abschn. 12.1 und Abb. 12.3). Wird Fels der Klasse 6 zur Erleichterung der Gewinnung durch Bohr- oder Sprengarbeit gelockert, so andert sich die Einstufung ebenso wenig, als wenn Fels der Klasse 7 noch durch ReiBgerate gelost werden kann. Die Abrechnung der Bodenpositionen von Erdarbeiten erfolgt fast immer nach festen Massen, im Gegensatz zu anzulieferndem und abzuladendem Material, das als Lieferposition in der Regel als lose Masse abgerechnet wird, d. h. in aufgelockertem Zustand, wie es auf dem Lastwagen liegt (s. Abschn. 12).
3.3.2 Boden- und Felsklassen fur Bohrarbeiten Bohrarbeiten fUr Baugrundaufschlusse und auch fur die Bohrpfahlherstellung, fur Einpressarbeiten und fUr Anker sollen nach ATV DIN 18301 (2010), Boden- und Felsklassen fUr Bohrarbeiten, ausgeschrieben und abgerechnet werden: Lockergesteins-Klasse BN: Nichtbindige Lockergesteine BN = Sand und Kies BN 1 = mit Feinkornanteil bis 15% BN 2 = mit Feinkornanteil uber 15%. Lockergesteins-Klasse BB: Bindige Lockergesteine (Hauptbestandteile Schluff, Ton bzw. Sand, Kies, mit starkem Einfluss der bindigen Anteile) BB 1 = flussig - breiig ell < 20 kN/m 2 BB 2 = weich, steif ell = 20 - 200 kN/m 2 BB 3 = halbfest ell = 200 - 600 kN/m 2 BB 4 = fest, sehr fest ell> 600 kN/m 2 • Lockergesteins-Klasse BO: Organische Boden BO 1 = zersetzte Torfe, Mudde, Humus BO 2 = unzersetzte Torfe. Festgesteins-Klasse F: Festgesteine werden weiter unterteilt nach der Verwitterung und dem Trennflachenabstand
3.3 Beschreibung und Einstufung von Boden und Fels nach den ATV der VOB Verwitterungsgrad
LN fUr nichtbindige Lockergesteine
Trennflachenabstand bis 10cm
entfestigt
FV 1
angewittert
FV2
unverwittert
FV4
10 bis 30cm
109
Lagerung
eng gestuft
weit oder intermittierend gestuft
locker
LNE 1
LNW 1
mitteldicht
LNE 2
LNW2
dicht
LNE 3
LNW3
Ober 30 em
FV3 FV6
FV 5
sowie nach der einaxialen Druckfestigkeit qu FD 1 < 20 MN/m2 FD 2 20-80 MN/m2 FD 3 80-200 MN/m2 FD 4 200-300 MN/m 2 FD 5 > 300 MN/m 2. Ais gut bohrbar gelten Festgesteine mit einer Druckfestigkeit qu < 20 MN/m 2. Daruber hinaus ist es zweckmaBig, auch auf den Abrasivitatsgrad der Gesteine gem. Abschn. 17.2.9 hinzuweisen. Kommen in Lockergesteinen Bli:icke oder Steine (KorngroBe > 63 mm) vor, so werden sie in Abhangigkeit von der GroBe und dem Volumenanteil in die Zusatzklasse BS eingestuft:
LB fUr bindige Lockergesteine Konslstenz
mlneralisch
organogen
breiig - weich
LBM 1
LBO 1
steif - halbfest
LBM 2
LBO 2
fest
LBM 3
LBO 3
S als Zusatzklasse fUr Steine Volumenantell
5teingriiBe bis 200 mm
200-630 mm
bis 30%
S1
S3
Gber 30%
52
S4
LO fUr organische Boden (allgemein). KorngroBe
Volumenanteil bis 30%
Ober 30%
63-200mm
BS 1
BS 2
200-600mm
BS 3
B54
GroBe Blocke uber 600 mm werden gesondert beschrieben und angegeben. Auffullungen werden, so weit moglich, in die o. g. Klassen eingestuft und im Hinblick auf ihre Eigenschaften fUr Bohrarbeiten beschrieben.
3.3.3 Boden- und Felsklassen
F fUr Festgesteine und zwar hach dem Tennflachenabstand und der einaxialen Druckfestigkeit Druckfestigkeit [MN/mJ
Trenn flachenabstand Dezlmeterbereich
Trennfliichen abstand Zentlmeterbereich
<5
FO 1
FZ 1
5-50
FD 2
FZ 2
50-100
FO 3
FZ 3
100
FO 4
FZ 4
>
fur Rohrvortriebsarbeiten Fur Rohrvortriebsarbeiten (s. Abschn. 17.6.5) gelten die Boden- und Felsklassen der ATV DIN 18319 (2010) und zwar:
3.3.4 Sonstige Klassifizierungen nach ATV DIN Fur Nassbaggerarbeiten nach ATV DIN 18311 gilt sowohl eine eigensHindige Beschreibung von
3
110
3 Beschreibung und Klassifikation von Boden und Fels fOr bautechnische Zwecke
Boden und Fels als auch eine gesonderte Einstufung in Boden- und Felsklassen (Klasse A bis E). Fur Untertagebauarbeiten gilt ATV DIN 18312 (Abschn. 17.3). Fur einige Gewerke, wie z. B. Rammarbeiten (ATV DIN 18304), gibt es nach wie vor keine spezifische Einstufung von Boden und Fels (s. Abschn. 10.3.2).
3.4 Beschreibung von Gestein und Gebirge (Fels) Die Beschreibung von Fels erfolgt in der Geotechnik nach EN ISO 14689-1: 2003 mit einem Nationalen Anhang, der DIN EN ISO 14689-1: 2004 (NA). Die Beschreibung erfolgt auf der Grundlage der geologischen Benennung und der mineralogischen Zusammensetzung sowie der Gesteinsharte bzw. Festigkeit. Das Gebirge wird zusatzlich auch nach der geologischen Struktur, d. h. der raumlichen Anordnung der Trennflachen (Schichtung, Schieferung) und des Verwitterungsprofils beschrieben. Das Gestein in der GroGenordnung einzelner Kluftkorper oder Probestucke weist ganz andere Eigenschaften auf als der Fels im Gebirgsverband, der von Trennflachen verschiedenster Art durchzogen ist und dessen Eigenschaften deshalb in hohem MaGe richtungsabhangig sind. Gebirgseigenschaften konnen daher immer nur fUr einen bestimmten Gultigkeitsbereich angegeben werden, den sog. Homogenbereich. Seine Abgrenzung ist yom Untersuchungszweck abhangig und ist gegebenenfalls fUr verschiedene Eigenschaften unterschiedlich vorzunehmen und auf diese zu beziehen. Ais solche Homogenbereiche kommen z. B. Gesteinsserien mit ahnlichen Eigenschaften oder Bereiche mit vergleichbarer Kluftung in Betracht: gleiche lithologische Abfolge gleicher Verwitterungszustand gleiches RichtungsgefUge der Trennflachen gleiche Gebirgszerlegung und Gebirgseigenschaften (Kennwerte). Relativ aufwandige, auf geostatistischen Methoden beruhende Verfahren zur Abgrenzung von Homogenbereichen in Lockergesteinen beschreiben GAU & TIEDEMANN (2004).
3.4.1 Gesteinsbeschreibung fur bautechnische Zwecke Die Beschreibung eines Festgesteins erfolgt am zweckma6igsten auf der Grundlage seiner geologischen Benennung (Mineralogie und Genese) und der Gesteinsfestigkeit. Die Kenntnis der geologischen Bezeichnung gestattet in den meisten Fallen, sich eine Vorstellung uber das Gestein, seine Lagerungsverhaltnisse und sein Verhalten bei Beanspruchung zu machen. Das gebrauchlichste petrographische Einteilungssystem gliedert die Festgesteine in Erstarrungsgesteine (Magmatite), Ablagerungsgesteine (Sedimentite) und Umwandlungsgesteine (Metamorphite), s. Tab. 3.2. Kristalline Gesteine sind ein Sammelbegriff fur magmatische und metamorphe Gesteine. Weiterhin werden monomineralische Gesteine unterschieden, z. B. reiner Sandstein bzw. Quarzit (metamorpher Sandstein) oder reiner Kalkstein sowie polymineralische Gesteine, wie kalkig- tonig gebundene Sandsteine, tonige oder kieselige Karbonatgesteine und nahezu aIle Magmatite sowie auch die meisten Metamorphite.
3.4.1.1 Petrographische Eigenschaften Die Eigenschaften eines Gesteins werden im Wesentlichen durch drei Elemente bestimmt, dem Mineralbestand und dem KristallgefUge, dem KorngefUge sowie der Porositat. Die wichtigsten gesteinsbildenden Minerale sind Quarz (12 %), Calcit (1,5 %), Dolomit (0,5 %), Feldspate (50%), Glimmer (5%). Augite, Hornblenden, OliYin (zus. 18%) und Tonminerale (4,5%). Die Zahlen in Klammern geben den durchschnittlichen Massenanteil der Minerale in der oberen Erdkruste an (MIRWALD 1997). AuGer Calcit und Dolomit gehoren aIle anderen genannten Minerale zur Gruppe der Silikate. Die Harte der Minerale wird in der Regel nach der Ritzharte, d. h. nach der zehnstufigen relativen Harteskala von MOHS (1822) angegeben bzw. nach der so genannten Schleifharte nach ROSIVAL (1896), die von der Schleifharte des Quarz als Referenzwert (= 100) ausgeht (Tab. 3.3). Die DIN EN ISO 14689-1 (NA) beschreibt die Mineralkornharte eines Gesteins mittels sechs
111
3.4 Beschreibung von Gestein und Gebirge (Fels)
3
Tabelle 3.2 Gesteinsarten in Abhiingigkeit ihrer Genese. Magmatische Gesteine (Tiefen- und Ergussgesteine bzw. Plutonite und Vulkanite)
Sedimentgesteine
Metamorphe Gesteine (mechanisch und thermisch umgewandel te Gesteine mit Verformungsgefiigen)
Konglomerat
Gneis
Granit
Quarzporphyr
Syenit
Keratophyr
Brekzie
Sericitgneis
Trachyt
Sandstein
Tonschiefer
Porphyrit
Tonstein
Phyllit
Phonolith
Mergelstein
Glimmerschiefer
Andesit
Kalkstein
Quarzit
Diabas
Dolomitstein
Ouarzitschiefer
Melaphyr
Tuffstein
Marmor
Basalt
Kalktuff (Travertin, Quellsinter)
Kalkglimmerschiefer
Diorit
Gabbro
Anhydrit Gips Salz Steinkohle, Braunkohle
Tabelle 3.3 Mineralhiirten nach MOHS (ergiinzt) und Umrechnungsfaktoren auf Ouarz. Ritzharte
MOHSSCHE Harteskala
Umrechnungsfaktor auf Quarz nach der ROSSlvAL-Skala
Steinsalz
2
0,002
Kalkspat
3
0,03
Flussspat
4
004
Apatit
5
0,05
Magnetit
5,5
0,16
Orthoklas, Plagioklas Augit, Hornblende, Pyrit, Hamatit
6
0,31
Ollvin, Granat
6,5
0,55
Ouarz
7
1,0
Topas
8
Korund
9
Wolframcarbid (Widia-Stahl)
9,5
Diamant
10
Bezeichnung
Talk Mit Fingemagel ritzbar
Mit Stahl ritzbar
Fensterglas wird geritzt
112
Geste,nsart
3 Beschreibung und Klassifikation von Boden und Fels fur bautechnische Zwecke
1
2
MOHssche Hlirteskala 3 4 5 6 7
Granot. Gna's Basalt Tonsts,n Sandsts,n Kalkste,n Dolom't
8
9
.- -
.~~
-.. ~~
Tonschoefer
I-
Quarz,t
'1-
Abb. 3.1 Gesteinshiirten auf der Grundlage der Hiirteskala von MOHS (nach MIRWAlD 1997).
Hartegraden, von Hartegrad 1 und 2, mit dem Fingernagel leicht ritzbar, bis Hartegrad 6, ritzt Fensterglas. Eine Vergleichstabelle mit der in der Werkstoffkunde ublichen Hartezahl nach BRINELL bringen BAYER & HABER (2006). Der Begriff der Gesteinshiirte ist wegen der sehr variablen Zusammensetzung der Gesteine und der Anisotropieeffekte der gesteinsbildenden Minerale nur sehr eingeschrankt verwendbar. Ais Hartgesteine gelten allgemein die meisten magmatischen Gesteine und Sedimentgesteine mit kieseligem Bindemittel, wahrend die iibrigen Gesteine oft als Weiehgesteine bezeiehnet werden (s. Tab. 2.10). Die Abb. 3.1 zeigt einen Versuch, die Gesteinsharte mit der MOHs'schen Mineralharteskala zu vergleichen. Bei den monomineralischen Gesteinen wie reinen Karbonatgesteinen und Quarziten ist dies recht gut moglich, nieht hingegen bei Sandsteinen mit unterschiedlichen Bindemitteln und bei tonigen Karbonatgesteinen. Die Harte bzw. Festigkeit eines Gesteins, auch als Kornbindung bezeichnet (s. Tab. 3.5), wird in der Baupraxis durch Handprufverfahren ermittelt bzw. durch die Gesteinsdruckfestigkeit und seine Abrasivitat ausgedriickt (s. Abschn. 4.5.3 und 17.2.9). Die Kenntnis der Gesteinsfestigkeit ist fur zahlreiche Fragestellungen des Tiefbaus von Bedeutung (Losearbeiten, Bohrarbeiten, Herstellen von GroBbohrpfahlen im Fels und grobkornigen Lockergesteinen (BECKHAUS & THURO 2008). Ais Kornbindung von voll- oder teilkornigen Gesteinen kommen in Betracht toniges bzw. tonig-ferritisches,
karbonatisches, quarzitisches bzw. kieseliges Bindemittel. Entscheidend fur die Gesteinsfestigkeit ist nieht nur die Art des Bindemittels, sondern auch seine Raumausfullung. Bezuglich ihrer Festigkeitseigenschaften werden Gesteine unterteilt in kompetente Gesteine, die unelastisch mit Sprodbruch reagieren und in inkompetente Gesteine, die mehr oder weniger plastisch (duktil) reagieren (s. Abschn. 2.6.10). Unter Gefiige versteht man allgemein die Ausbildung, raumliche Anordnung sowie die £1achenhafte und/oder lineare Orientierung aller Einzelbestandteile geologischer Korper, angefangen von den Mineralen uber das Gestein bis zum Gebirge (Trenn£1achengefuge). Das Korngefiige eines Gesteins wird von den Mineralkornern und dem Porenraum bestimmt und ist oft nur mit mikroskopischen Methoden zu erfassen. Die maBgebenden Merkmale sind die Mineralart, die KorngroBe und die Kornform (Struktur), die KorngroBenverteilung bzw. Korneinregelung sowie die Verwachsungsverhaltnisse, die als texturelle Aspekte bezeiehnet werden. Letztere bestimmen die Kornbindung. Die DIN EN ISO 14689-1: 2004 (NA) verwendet fur die Kornigkeit die Begriffe vollkornig = ein Gestein, das nur aus erkennbaren Einzelkornern besteht teilkornig auch als porphyrisch bezeichnet, ein Gestein mit Einzelkornern in einer nieht kornigen Grundmasse (z. B. Bindemittel) niehtkornig oder dieht, ein Gestein, bei dem visuell keine Korner unterscheidbar sind. Hinsiehtlich des Korngefiiges werden folgende Einregelungen unterscheiden: riehtungslos-kornig = keine bevorzugte Regelung (z. B. Granit) geschichtet = regelmaBiger oder unregelmaBiger Wechsel der KorngroBe, z. T. mit plattchenformigen Einlagerungen (z. B. Glimmer) geschiefert = parallele Einregelung = Kleinstfaltenbildung, auch Rungefaltelt zelung.
3.4 Beschreibung von Gestein und Gebirge (Fels)
Die Porositat (vgl. Abschn. 2.3.4) ist ein relatives MaB fUr die Dichte (RaumausfiiIlung) und die Gesteinsfestigkeit. Unter Gesamtporositat werden sowohl die verbindenden als auch die geschlossenen Poren zusammengefasst. Erstere bestimmen im Wesentlichen die Gesteinsdurchlassigkeit oder Permeabilitat. Gesteine mit einer Porositat < 1 % gelten als kompakt bzw. dicht. Dazu gehoren fast aIle Tiefengesteine und viele Metamorphite (s. Tab. 3.2). Die Gesteine zeigen aber im Verlauf der Verwitterung eine deutliche Zunahme des nutzbaren Porenraums (Granit z. B. auf 14-20%, SCHULZ 2009). Allgemein weisen Sandsteine eine Porositat von 10 bis 20 %, z. T. bis 30 % auf, Kalksteine eine solche von 1 bis 20%, selten mehr, und Vulkanite im Mittel 20 bis 30%, mit Extremwerten von 1 bis 45 %. Bei Porositaten iiber 20 % spricht man von stark porig. Fiir visuell erkennbare Poren gelten folgende Definitionen: = keine Poren erkennbar dicht poros = sandkorngroBe Poren sind gleichmaBig verteilt locherig = iiber sandkorngroBe Poren sind unregelmaBig verteilt kavernos = kleine und groBere Hohlraume sind unregelmaBig verteilt. Die Gesteinspermeabilitat Kist definiert als K = 1 Darcy, wenn eine Fliissigkeit mit der dynamischen Viskositat 1 cP (Zentipoise) bei einer Druckdifferenz von 1,013 . 105 Pa einen Gesteinskubus von 1 cm Lange und einer Querschnittsflache von 1 cm 2 in 1 s durchflieBt (s. HOLTING & COLDEWEY 2009: 23 und 28). Die Permeabilitat hat die Einheiten Darcy (D, mD) oder m 2 : K
= 1 Darcy = 0,98697· 1012 m 2 •
Die Gesteinspermeabilitaten liegen nach der Literatur haufig in der GroBenordnung von K = 10-- 1 bis 10-4 mD bzw. 10-13 bis 10- 16 m 2 (s. Abschn. 2.8.2). Diese Permeabilitaten entsprechen GesteinsdurchHissigkeitsbeiwerten von k = 10-9 bis 10-66 m/s.
113
3.4.1.2 Fest1!estein/Halbfestgestemn Ein Festgestein weist eine mineralische Bindung auf, d. h. die Mineralkomponenten sind mehr oder weniger fest untereinander verbunden bzw. verwachsen. Das Gestein darf bei 24-stiindiger Wasserlagerung keine Veranderung zeigen. Die Probe darf weder zerfallen noch an der Oberflache aufweichen. EN ISO 14689-1: 2003 unterscheidet drei bzw. weiter unterteilt fiinf Veranderlichkeitsgrade: nicht veranderlich (Grad 1) veranderlich (Grad 2 und 3) stark veranderlich (Grad 4 und 5). Gesteine, die beim Wasserlagerungsversuch Veranderungen zeigen, werden als veranderlichfeste Gesteine bzw. Halbfestgesteine bezeichnet. Sie haben im urspriinglichen Zustand weitestgehend Festgesteinscharakter, sind aber deutlich verwitterungs- bzw. wasserempfindlich und zerfallen bei Austrocknung und Wiederbefeuchtung. Ihre Abgrenzung gegeniiber den Lockerbzw. Festgesteinen erfolgt nach dem Wasserlagerungsversuch oder der Druckfestigkeit. Dabei wird die Abgrenzung der Halbfestgesteine zu den Lockergesteinen bei qu = 0,2-1,0 MN/m 2, haufig 0,6 MN/m 22 angenommen, wahrend die Grenze zu den Festgesteinen allgemein bei qu = 50-60 MN/m 22 liegt (s. Tab. 2.10). Uber diese Grenze hinaus treten zahlreiche "gering veranderliche Gesteine" auf, die in abgeschwachter Form ahnliche Reaktionen zeigen, wie die ausgewiesen veranderlichfesten Gesteine (PLINNINGER et al. 2008). Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass sowohl der Wasserlagerungsversuch als auch die Gesteinsdruckfestigkeit nicht in vollem Umfang geeignet sind, das unterschiedliche Verhalten der Gesteine bei langerfristigem Einfluss der Atmospharilien zutreffend zu erfassen. NICKMANN et al. (2005) verwenden deshalb neben einem modifizierten Wasserlagerungsversuch mit drei Trocknungs- und Befeuchtungswechseln auch noch den sog. Kristallisationsversuch sowie das Porenvolumen und unterscheiden fUnf Veranderlichkeitsklassen (Tab. 3.4). Die Porositat ist dabei ein zusatzlicher Indikator fiir schnelle Reaktionen bei Wasserzutritt, wahrend der Kristallisationsversuch besser als die Gesteinsdruckfestigkeit die Abgrenzung zu den dauerhaft festen Gesteinen
3
114
3 Beschreibung und Klassifikation von Boden und Fels fUr bautechnische Zwecke
Tabelle 3.4 Veranderlichkeitsklassen von Halbfestgesteinen auf Grund des modifizierten Wasserlagerungsversuchs nach NICKMANN et al. (2005) und als Vergleich die derzeitige Einteilung nach DIN EN ISO 14 689-1 .
VK
Bezeichnung
Beschrei bung
DIN EN 14689- 1
VKO
nicht veranderlich
Bis zum 3. Wechsel keine Veranderung feststellbar, keine Reaktlon im Kristallisationsversuch.
nicht veranderlich (Grad 1)
VK 1
gering veranderlich
Bis zum 3. Wechsel keine Veranderung feststellbar, lediglich leichtes Absanden moglicherweise durch bei der Bearbeitung aufgelockerte Bestandteile (max. 5 %).
VK 2
langsam veranderlich
Bei einmaliger Wasserlagerung keine Reaktion, aber bis zum 3. Wechsel Rissbildung und/oder beginnender Zerfall bis zu 50 %.
VK3
maBig schnell veranderlich
Bei einmaliger Wasserlagerung Rissbildung bzw. Abbrechen von kleineren Bruchkorpern oder Aggregaten (bis max. 10%), Gestein bleibt aber erhalten. Bis zum 3. Wechsel Zerfall in Aggregate < 2,5 %.
VK4
schnell und stark veranderlich
Bei einmaliger Wasserlagerung deutliche Desintegration (10-75 %), bis zum 3. Wechsel Zerfall in Aggregate < 2,5%.
VK 5
unmittelbar und sehr stark veriinderlich
Unmittelbarer Zerfall bei einmaliger Wasserlagerung in Aggregate < 25 %, bis zum 3. Wechsel < 1 %.
LG
Lockergestein
markiert. Nach ZTVE-StB 09 bzw. TP BF-StB, Teil C, wird fur die Einstufung veranderlichfester Gesteine auch der Siebtrommelversuch herangezogen (Abschn. 3.4.2). Halbfestgesteine sind weit verbreitet. Wechsellagerungen mit Festgesteinen und angewitterten Festgesteinen, die ihre mineralische Kornbindung teilweise verloren haben, sind ebenso zu den Halbfestgesteinen zu rechnen wie teilverfestigte Lockergesteine (z. B. Tonsteine, Mergelsteine und tonig gebundene oder bindemittelarme Sandsteine). Mit dem Begriff Tonstein hzw. Schluffstein werden allgemein feinkornige Sedimentgesteine mit einer vorherrschenden KorngroBe im Tonbzw. Schluffbereich charakterisiert. Die Unterscheidung, ob letztlich ein Tonstein oder ein Schluffstein vorliegt, ist schwierig. EN ISO
veranderlich (Grad 2 und 3)
stark veranderlich (Grad 4 und 5)
14689-1: 2003 sprieht von Schlufftonstein bzw. bei erkennbar mehr als 50 % feinkornigen Partikeln von Schluffstein und bei mehr als 50 % sehr feinkornigen Partikeln von Tonstein (s. Abschn. 2.1.2). Klassifikationskriterien vergleichbarer Lockergesteine werden dazu in der Regel nieht angewendet (s. Abschn. 2.5).
3.4.2 Beschreibung von Gebirge (Fels), Verwitterung Die Beschreibung von Fels erfordert Angaben liber die Gesteinsart (genetischer Ursprung), die mineralogische Zusammensetzung, das Korngefiige (Struktur und Textur) das Trennflachengefiige, die Festigkeit, den Verwitterungsgrad und
115
3.4 Beschreibung von Gestein und Gebirge (Fels)
gegebenenfalls andere besondere Eigenschaften (s. Abschn. 4.5.3). Die Beschreibung erfolgt in der Regel nach folgenden Merkmalen: Gesteinsart (petrographische Zusammensetzung, KorngroBe, -anordnung, -bindung) Farbe Verwitterungszustand Harte, Festigkeit Bestandigkeit gegen Atmospharilien (Erweichbarkeit, Loslichkeit, Quellbarkeit und andere Mineralumwandlungen). Die petrographische Beschreibung soll auf die ingenieurgeologische Aufgabenstellung ausgerichtet und allgemein verstandlich sein. Die Beschreibung erfolgt entweder in kurz gefasster Textform oder nach dem im Abschn. 4.5.3 beschriebenen Schema der Schichtenverzeichnisse. Eine Hilfestellung fur die Benennung der Gesteinsart auf genetischer Grundlage geben Tab. 3.2 und EN ISO 14689-1, Tab. Al. Auch das FGSV-Merkblatt zur Felsbeschreibung (1992) enthalt ein Schema fur die Felsbeschreibung, allerdings mit sehr stark vereinfachenden Kurzbezeichnungen. Noch starker vereinfacht ist die Klassifikation der DIN EN 1997-1, Anhang G, die vier Felsgruppen von Kalkstein und karbonatisch gebundenem Sandsteinen (Felsgruppe 1) bis ungebundene Ton- und Schluffsteine (Felsgruppe 4) unterscheidet (s. Abschn. 7.3). Bei den Erscheinungsformen der Verwitterung ist zwischen verwitterungsbestandigen und verwitterungsempfindlichen Gesteinen zu unterscheiden. Allgemein wird die Grenze zwischen den verwitterungsempfindlichen und den verwitterungsbestandigen Festgesteinen bei einer Gesteinsdruckfestigkeit von 50 bis 60 MN/m 2 gezogen, was etwa der o. g. Grenze der Halbfestgesteine zu den Festgesteinen entspricht. Die Grenze zu den "dauerhaft festen Gesteinen" i. S. von NICKMANN et al. (2005) ist damit allerdings nicht erfasst (s. Abschn. 3.4.1). Je nach den klimatischen Bedingungen herrscht physikalische oder chemische Verwitterung vor. Die physikalische Verwitterung infolge Temperaturwechsel und Anderung des Wasserhalts verursacht einen Zerfall des Gesteins, ohne dessen Zusammensetzung zu verandern. Bei der chemischen Verwitterung erfolgt unter der Wirkung von Wasser, Sauerstoff und warmeren
Klimabedingungen eine chemisch -mineralogische Veranderung der Gesteine, einschlieBlich der Tonminerale (s. SCHOLZ & ESSLINGER 2005). Eine Sonderstellung nehmen Pyritoxidation (s. Abschn. 2.2.3) und die hydrothermale Gesteinszersetzung ein. Letztere ist daran zu erkennen, dass sie gegenuber der von der Oberflache ausgehenden Verwitterung, die auch in tektonischen Storungszonen mit der Tiefe abnimmt, nach unten deutlich zunehmen kann. Die hydrothermale Verwitterung kann bis in groBe Tiefen zu einem vollig tonig-lehmigen Zersatz des Gesteins fuhren, der von Substanzverlusten begleitet sein kann. Die Beschreibung des Verwitterungszustandes erfolgt im Vergleich zum unverwitterten Gestein nach visuellen geologischen oder halbquantitativen versuchstechnischen Merkmalen. Die chemische Verwitterung setzt fast immer an Trennflachen an und erfasst von da ausgehend das Gestein durch Verfarbung und Entfestigung. Die Gesteinsarten sind verschieden verwitterungsanfallig (Abb. 3.2) und verwittern unter-
GESTEIH ..,_.U.rW'lgsfl's,sIHtt
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w.c., ..
Abb.3.2 Schematische Profile typischer Verwitterungszonen (WO = unverwittert, W 1 = angewittert, W2 = maBig verwittert, W3 = stark verwittert W4 = vollstandig verwittert, W5 = Bodenbildung) aus EINSELE et al.
1985.
116
3 Beschreibung und Klassifikation von Boden und Fels fUr bautechnische Zwecke
schiedlich. Allgemein sind dunkle, graue und griinliche Sedimentgesteine, die unter reduzierenden Ablagerungsbedingungen entstanden sind, weitaus anfalliger als helle, rote oder violettrote Sedimentgesteine. Besonders anfallig sind schwarzgraue Gesteinsfarben, die meist auf fein verteilten Pyrit (FeS z) zuriickzufiihren sind. Unter dem Einfluss von sauerstoffreichem Kluftoder Sickerwasser erfolgt sehr rasch eine Aufhellung und Braunfarbung. Die chemische Verwitterung wird oberflachennah von einer physikalischen Gesteinszerlegung infolge Trocknung und Befeuchtung sowie Temperaturwechsel iiberpragt. In der Praxis hat sich nachfolgende Einteilung in Homogenbereiche gleicher Verwitterungsintensitaten bewahrt: unverwittert bzw. frisch
Das Gestein zeigt keine Verwitterungserscheinungen bis h6chstens Verfiirbung an den Trennfliichen
angewittert bzw. verfiirbt
Das Gestein ist weitgehend verfiirbt und zelgt an Trennfliichen leichte Entfestigung
verwittert bzw. entfestigt
Das Gestein ist weitgehend zerbrochen und entfestigt, der urspriingliche Gesteinsverband ist aber noch erhalten
zersetzt
Die mineralische Bindung ist veri oren, so dass die Eigenschaften eines lockergesteins vorliegen.
Das Merkblatt iiber Felsbeschreibung fiir den StraBenbau (FGSV 1992) verwendet fUr diese vier Verwitterungsgrade die Kennbuchstaben VU (unverwittert), VA (angewittert), VE (entfestigt) und VZ (zersetzt) und enthalt sowohl eine erweiterte Klassifikation mit Angabe von Druckfestigkeiten und Riickprallhammerwerten (s. Tab. 3.5) als auch eine spezielle Klassifikation fUr Ton- und Schluffsteine. Die ISRM -Empfehlung (1978), die IAEG (1981) und auch die DIN EN ISO 14689-1: 2004 (NA) unterscheiden 6 Verwitterungsstufen, wobei aber die Differenzierung der Stufen 1 und 2 sowie 3 und 4 in der Praxis oft schwer auszumachen ist. Das oben genannte FGSV-Merkblatt enthalt Hinweise auf Laborversuche zur Quantifizie-
rung der Verwitterungsgrade. Ublich sind die KomgroBenverteilung bei schonender Nasssiebung, der Wassergehalt, besonders in Kombination mit der Konsistenzzahl (s. Abb. 2.10), das Wasseraufnahmevermogen (BONSCH & LEMPP 2004), teilweise in Korrelation mit der Dichte und die Gesteindruckfestigkeit bzw. die Dichte und die Porositat (SCHOLZ et al. 2005; SCHOLZ 2009). Die DGGT- Empfehlung Nr. 20 "Versuchstechnik Fels" empfiehlt zur Ermittlung der Bestandigkeit gegen mechanischen Abrieb sowie Temperaturund Wassergehaltsanderung den Siebtrommelversuch und als Ergebnis den Zerfallsbestandigkeitsindex Id (s. HERZEL 2002, ZTVE-StB 09 bzw. TP-StB, Teil C und Abschn. 17.2.9). AuBerdem werden in diesem Zusammenhang immer wieder Naturstein-Priifmethoden genannt. Fiir die Beurteilung der Verwitterungsbestandigkeit gilt DIN 52008 (2006). Fiir die Bestimmung des Widerstandes gegen Frost-Tau-Wechsel wird auf DIN EN 1367-1 verwiesen (s. Abschn. 12.4.1). Die Tiefenwirkung der Verwitterung ist nicht nur yom Ausgangsgestein und den Dranagebedingungen (WasserfUhrung) abhangig, sondem auch von der tektonischen Gebirgszerlegung und -auflockerung (s. Abschn. 3.4.4). In tektonischen Storungszonen ist die Verwitterung gewohnlich viel intensiver und reicht wesentlich tiefer als in tektonisch wenig oder ungestorten Bereichen, in denen meist eine deutliche vertikale Zonalitiit zu erkennen ist (Abb. 3.2). Unabhangig von diesen vertikalen Verwitterungsprofilen ki:innen auch in gri:iBeren Tiefen einzelne, entweder besonders verwitterungsanfallige oder besonders beanspruchte Tonsteinlagen eine deutliche Plastifizierung, d. h. Verwitterung zeigen (s. Abb. 2.10 und Abschn. 2.7.6). Eine praxisrelevante Frage der Verwitterungstiefe ist haufig die nach dem sog. Verlauf der FelsoberfHiche, der in der Regel zwischen den Verwitterungsstufen WI und W2 angenommen wird. Diese bautechnisch relevante Felsoberflache muss nicht identisch sein mit der "geologischen Felsoberflache". Die Festigkeit bzw. Kornbindung eines Gesteins hangt mit dem Verwitterungsgrad eng zusammen. In Anlehnung an DIN EN ISO 14689-1 (NA) und dem FGSV-Merkblatt (1992) ki:innen die in Tab. 3.5 zusarnmengestellten Abstufungen und Abhangigkeiten verwendet werden. Die genaue Spezifikation der Gesteinsfestigkeit
117
3.4 Beschreibung von Gestein und Gebirge (Fels)
erfo1gt iiber die einaxiale Druckfestigkeit nach Abschn. 2.6.10. Die Tabelle 3.5 gibt Anhaltswerte sowoh1 fur die einaxia1e Druckfestigkeit a1s auch fiir Riickprallwerte mit dem Priifhammer. Unabhangig von der im bergfrischen Zustand hohen Gesteinsdruckfestigkeit konnen auch bei einigen Tiefen- und Ergussgesteinen in einem Zeitraum von einigen Tagen bis wenigen Monaten drastische Festigkeitsverluste auftreten, die ursachlich meist auf Spurenantei1e von Smektit oder Zeolith zuriickzufiihren sind. Bekannt geworden sind solche Zerfallserscheinungen an Hartgesteinen bei Graniten (z. B. Odenwa1d), bei nephelinreichen Basalten (sog. Sonnenbrenner),
aber auch bei Andesiten und Trachyten. RIEMER (2005) beschreibt verschiedene Untersuchungsmethoden, urn derartiges Gesteinsverhalten bereits im Erkundungsstadium zu erfassen. Auf die Verwitterungsanfalligkeit von Gesteinen mit su1fidischen Feinantei1en gemaB Abschn. 2.2.3 sei noch einma1 verwiesen. Sonnenbrennerbasalte zeigen im Friihstadium weiBe bis graue F1eckung (GroBe 0,1-20 mm). Mit zunehmendem Zerfall entwicke1n sich Haarrisse und spater deutliche Risse zwischen den Flecken, bis das Gestein schlieBlich zu einem Basaltgrus zerfal1t. WEIHER et al. (2007, darin Lit.) beschreiben verschiedene Testverfahren zur
Tabelle 3.5 Gesteinsfestigkeiten in Abhiingigkeit des Verwitterungsgrades und der ublichen Feldversuche (in Anlehnung an FGSV-Merkblatt und DIN EN ISO 14 689-1). Gesteinsverwitterungsgrade
Beschreibung, Erscheinungsbild
Kornbindung, Festigkeit, einaxiale Druckfestigkeit
Feldversuche: Hammerschlag/ Riickprallhammer (Rm)
unverwittert
keine sichtbare Verwitterung, schwache Verfarbung an Trennflachen
gute Kornbindung sehr hart, hart, sehr fest bzw. hoch q. - 50- 250 MPa
heller Klang bei Hammerschlag, hinterliisst keinen Eindruck, mehrere Hammerschliige erforderlich,
Rm- 30 ±10 angewittert
Gestein fest - gering entfestigt, Verfarbung der Kluftwandungen und der angrenzenden Gesteinsbereiche. Variante: Gestein verfarbt, aber fest
maBige Kornbindung, maBig hart-fest q. - 25-50 MPa
wenig heller Klang evtl. leichte Einkerbung mit wenigen Schliigen brechbar, nicht bis schwach ritzbar Rm- 20 ±10
maBig entfestigt
Gestein ist entfestigt (spiirbar verandert), aber noch nicht miirbe. Verfarbung der Kluftwandungen und des Gesteins
geringe Kornbindung, miiBig fest, schwach absandend qu - 5- 25 MPa
dumpfer Klang, Einkerbung bei festem Schlag mit Hammer, leicht zu zerschlagen, mit Hand nicht zerbrechbar, schwer ritzbar, Rm< 10- 15
stark entfestigt
Gestein ist deutlich bis stark entfestigt. Starke Verfarbung der Kluftwandungen und des Gesteins
Gestein ist briichig miirbe, absandend halbfest qu ~ 1- 5 MPa
briichig bei Hammerschlag mit Hand zerbrechbar; gut ritzbar
Gestein ist vollig entfestigt oder zersetzt, Gesteinsgefiige jedoch erkennbar
steif- halbfest qu < 1 MPa
von Hand zerdrGckbar; in Wasser zu plastifizieren
zersetzt
Rm- 0
Erlauterungen: qu = einaxiale Druckfestigkeit des Gesteins, Rm = Werte der Prufung mit dem Ruckprallhammer DIN 1048, Teil 2, Mittel aus 10 Einzelwerten. Der Begriff "hart" bezieht sich genau genom men auf die (Mineral-)Harte eines Gesteins (s. Abschn. 3.2.1), wird aber ublicherweise auch als Festigkeitsangabe verwendet.
118
3 Beschreibung und Klassifikation von Boden und Fels fUr bautechnische Zwecke
Bewertung von Sonnenbrennerbasalten (s. a. DIN 52106 bzw. DIN EN 1367-3).
3.4.3 Trennflachen L und ihre Bedeutung Fels ist praktisch immer ein Vielkorpersystem. Er ist zerbrochen und von TrennfHichen durchzogen, weIche die Entstehungsbedingungen, die Art und das AusmaB der Vorbeanspruchung (Tektonik) und auch die Gesteinseigenschaften widerspiegeln und weitgehend das Verhalten des Gebirges bei Beanspruchung und beim Losen bestimmen. Die Gesamtheit der Trennflachen (Schichtflachen, Schieferungsflachen, Kliifte) wird als Trennflachengefiige bezeichnet. Tektonische Verwerfungen oder Storungszonen werden in der Regel als Einzelelemente gewertet. Unter Trennflachen versteht man aIle (nicht immer makroskopisch sichtbaren) Unstetigkeitsflachen bzw. Diskontinuitaten, an denen die Festigkeit der Gesteine herabgesetzt ist. Sie konnen durch mechanische oder hydraulische Beanspruchung oder durch Einregelung formanisotroper Minerale entstanden sein, wie die sedimentare Anisotropie der Schichtung. Kliifte sind ± ebene Diskontinuitaten als Folge unterschiedlicher Beanspruchungen ohne ersichtliche Verschiebung endang von Bruchflachen. Sie treten in der Regel nicht einzeln, sondern in Scharen ± paralleler Kluftflachen auf. Die verschiedenen Kluftrichtungen stehen normalerweise in bestimmten Winkelbeziehungen zueinander, wobei haufig angenahert rechte Winkel auftreten. In ungefalteten Schichtgesteinen stehen die Kliifte auBerdem meist senkrecht zu den Schichtflachen. Die Brucharten und -winkel konnen sich mit dem Material- und/oder dem Spannungszustand andern. Entgegen der weit verbreiteten Meinung konnen auch in Boden neben den Schichtflachen mehr oder weniger steil stehende, mechanisch bedingte kluft- oder scherflachenartige Trennflachen auftreten, die, ebenso wie in Festgesteinen, das bautechnische Verhalten maBgeblich beeinflussen. Diese mechanisch bedingten Bruchflachen im Boden konnen eine Folge von tektonischen oder atektonischen Spannungen sein, sie konnen durch Eislast oder friihere Rutschungen
bedingt sein oder sind auf Schrumpfvorgange zuriickzufiihren. In iiberkonsolidierten Tonboden sind soIche Trennflachen relativ haufig anzutreffen, die in Bohrungen nur mit viel Erfahrung und bei griindlicher Bohrkernaufnahme erkannt bzw. nicht selten auch iibersehen werden (s. Abschn. 3.4.3.1,13.1.2 und 15.2.4). Die Schichtflachen nehmen eine gewisse Sonderstellung ein. Auf ihnen hat normalerweise kein vollstandiger Kohasionsverlust stattgefunden. Trotzdem ist an ihnen aufgrund ihrer weiten Erstreckung und haufig zu beobachtenden glatten Ausbildung oder flachenparallelen Glimmereinregelung und -anreicherung die Reibungsund Verbandfestigkeit meist stark abgemindert. AuBer dieser primaren Schwachung der Verbandsfestigkeit an Schichtflachen sind auch immer sekundare Veranderungen durch Verwitterung (Anwitterung, Quellung, Plastifizierung s. Abschn. 2.7.4) oder besonders durch mechanische oder hydraulische Beanspruchung (Harnische und andere Bewegungsanzeichen oder hydraulisches AufreiBen) zu beachten. Diese sekundaren Veranderungen konnen die Folge sehr verschiedenartiger Beanspruchungen des Gebirges sein, wie z. B. tektonische oder atektonische Schichtverstellungen, Endastungsvorgange, Hangbewegungsmechanismen u. a. m. (s. Abb. 3.3). Die als einfache Scherung bezeichnete Gleitung auf Schichtflachen setzt schon in einem sehr friihen Stadium der Beanspruchung ein und ist u. a. als Folge der plattentektonischen Schubbeanspruchung weit verbreitet. Sie bewirkt aufgrund der damit verbundenen Dilatation und Zerscherung bei Hartgesteinen oft eine Offnung der Schichtflachen und bei tonigen Gesteinen eine Wasseranreicherung und Plastifizierung von Tonsteinlagen (s. Abb. 2.10). Durch soIche Vorgange konnen Schichtflachen in ihrer mechanischen Funktion leicht zu Gleitflachen werden. Schieferungsflachen sind durch sekundare Mineraleinregelung und -plattung bzw. paralleles Wachsen von Phyllosilikaten (Glimmer, Chlorit) im Zuge der Metamorphose entstanden, wodurch eine diinnplattige Spaltbarkeit des Gesteins hervorgerufen wird. Schiefer weisen eine ausgepragte Gefiigeanisotropie auf. Die Schichtung, die Schieferung und andere metamorphe Texturerscheinungen werden nach EN ISO 14689-1: 2003 als geologische Strukturen bezeichnet.
3.4 Beschreibung von Gestein und Gebirge (Fels)
119
3
Abb. 3.3 Modellvorstellung fOr das Offnen von Schichtflachen infolge Schichtverschiebungen (aus BIEWALD et al.
1997).
3.4.3.1 Entstehung nts ehung und Einteilung E nte tun 343 d
1'1"
Eine allseits zufriedenstellende Klassifikation fiir Kliifte liegt bis heute nicht vor. In der Literatur findet man verschiedene deskriptive und genetische Klassifikationsversuche. In der ingenieurgeologischen Praxis hat sich das genetische Einteilungsprinzip in Absonderungskliifte und Bewegungskliifte durchgesetzt, wobei letztere mechanisch weiter unterteilt werden in Trennungskliifte, Verschiebungskliifte und Gleitungskliifte. Soweit diese Unterscheidung nicht moglich ist, werden gewohnlich Klein-, Mittel- und GroBkliifte unterschieden, wobei die ersteren in ihrer Streichrichtung starker streuen und an Banken und Bankabfolgen stark unterschiedlicher Sprodigkeit meist absetzen (sog. bankinterne Kliifte) und z. T. andere Richtungen annehmen, wahrend Mittelkliifte bankiibergreifend sind und auch unterschiedlich sprode Banke durchschlagen. GroBkliifte sind meist nach den tektonischen Bruchrichtungen orientiert und streichen iiber mehrere Meter bis Zehnermeter durch. Aufgrund geometrischer Beziehungen zu den tektonischen Hauptstrukturen werden auBerdem Normal-, Langs-, Quer- oder Diagonalkliifte unterschieden. Kliifte Die Frage iiber die Entstehung der KlUfte wird in der international en Fachliteratur unterschiedlich diskutiert, obwohl Kliifte zu den wichtigsten geologischen Hilfsmitteln fiir die Interpretation tektonischer Strukturen und ihrer Entstehungsgeschichte gehoren. Trotz gleicher genetischer Vorstellung werden in der englisch-
sprachigen Literatur Kliifte entsprechend der urspriinglichen Definition als verschiebungsfreies Strukturelement allein als rein Offnende Bruchart streng von Verwerfungen mit verschiebender Bruchart unterschieden (s. d. MICHAEL 1994). In der deutschsprachigen Literatur geht man dagegen von der Vorstellung aus, dass die Bildung von Trenn- und Scherkliiften einen zusammengehorigen Prozess darstellt, wobei wegen der geringen Zugfestigkeit der Gesteine zuerst Zug- bzw. Trennbriiche aufreiBen, die sich bei weiterer Beanspruchung zu Scherbriichen entwickeln konnen. Bei der Entstehung von Zugbzw. Trennbriichen konnen der Porenwasserdruck und andere Randbedingungen (s. BAUCH 2005) eine erhebliche Rolle spielen. Neubriiche von Trennflachen sind z. B. bei dem scheibenformigen Zerfall von Bohrkernen oder bei Abschalungen an Tunnelwanden zu beobachten, die jeweils eine Reaktion auf den veranderten Spannungszustand sind. 1m Einzelnen ist es auBerst schwierig zu entscheiden, ob Kliifte primar als Trenn- oder Scherbriiche entstanden sind. Der hochkomplizierte Versagensmechanismus des Scherbruchphanomens wird meist anhand der stark idealisierten Vorstellung des triaxialen Druckversuches dargestellt (Abb. 3.4). Bereits GRIFFITH (1924) hat daraufhingewiesen, dass bei der Entwicklung von Rissen zunachst feine Mikrorisse, sog. GRIFFITH-Cracks, entstehen. Heute ist man nicht mehr auf solche allgemeinen Annahmen angewiesen. THERMANN et al. (2007) zeigen mit Hilfe von Computer-Tomogrammen wie sich bei einaxialer Belastung zunachst feine Zugrisse bilden, die bevorzugt an
120
3 Beschreibung und Klassifikation von Boden und Fels fUr bautechnische Zwecke
3 I I I
I I ~I ,
I ' II
o
~ ~
Abb. 3.4 Brucherscheinungen an einer Gesteinsprobe im dreiaxialen Druckversuch.
Kornrandern oder zwischen Kornern auftreten. Ausgehend von den Rissspitzen verbinden sich danach nahe beieinander liegende Mikrorisse zu groBeren Rissen, die sich bei beginnender Scherung entlang der Hauptrissrichtung ausbreiten und zu einem Versagen der Probe fiihren. Diese Makrorisse orientieren sich entweder nach mikrostrukturellen Vorschadigungen der Probe oder nahezu spiegelbildlich zur Hauptspannungsrichtung und es entwickeln sich Scherbruche. Die Kluftflachen sind im Anfangszustand meist eben und kornig-rau bis zackig-rau und z. T. treppenartig versetzt oder in Verzweigungen auslaufend. Scherbriiche zeigen anfangs nie Bewegungsspuren, wohl aber haufig sog. Besen- oder Ringstrukturen, aus deren Geometrie die Ausbreitungsrichtung des Bruches und die Orientierung der Hauptdruckspannung abgelesen werden konnen (KULANTER & DEAN 1985). Gelegentlich, d. h. in bestimmten Positionen, konnen auch spaltenartig geOffnete Schubbriiche (Zerrungskliifte) auftreten. Die meisten Gleitungsklufte diirften durch weitergehende oder wiederholte Beanspruchung aus einfachen Scherbriichen hervorgegangen sein. Gemeinsames Merkmal der Gleitungskliifte ist im Endzustand ihre ebene und glatte Oberflache oder das Vorliegen von Bewegungsspuren (Harnische, Striemungen). Sie durchtrennen das Gebirge iiber groBere Erstreckung. Unter Beriicksichtigung dieser genetischen Deutung kann in der Baupraxis folgendes gemischtes Einteilungsprinzip angewandt werden:
Kleinklufte
TrennungsklUfte und bankinteme Schubbruche; FliichengroBe meist < 1 m1 sellen mehr
MittelklUfte
mittlere Schubbruche bzw. einfache Scherklufte; FliichengroBe bis zu etwa 100 m1, bei groBen Bankdicken auch mehr; noch verspringende Ecken und Kanlen
GroBklufte
Gleitungsklufte; FliichengroBe in der Regel> 100 m2 Bewegungsspuren verhiiltnismiiBig selten erkennbar
Diese Einteilung hat zwar den Nachteil, dass im kleinen Aufschluss Kleinkliifte und kleine Mittelkliifte sowie auch groBere Mittelkliifte und GroBkliifte ohne erkennbare Bewegungsspuren schwer zu unterscheiden sind, es wird aber versucht, definierte Begriffe einzufiihren. Ais entscheidendes genetisches Merkmal kann in vielen Fallen die Erstreckung und die Flachenausbildung herangezogen werden. Dariiber hinaus ist es in den meisten Fallen aussichtslos, entscheiden zu wollen, ob Kliifte als Zug- oder Scherbriiche entstanden sind. AuBer diesen, im Wesentlichen bankrechten Kliiften, treten gelegentlich bankschrage oder xbzw. Y-formige Mittel- oder GroBkliifte auf, die sich haufig mit den bankrechten Kluftsystemen verschneiden bzw. diese durchtrennen. AuBer diesen weitgehend tektonisch bedingten Kluftsystemen treten in einigen Tonen und Tonsteinen haufig schichtgebundene, richtungslose Harnischgefiige auf, die auf Scherbewegungen bei der Konsolidation bzw. bei Schrumpf- oder Quellvorgangen, z. B. an Erosionsdiskordanzen wahrend der Ablagerung zuriickgefiihrt werden (s, Abschn. 3.4.3). Die betreffenden Tone weisen meist sehr hohe Plastizitat und hohe Anteile quellfahiger Tonminerale auf. Teilweise sind in diesen Schichten auch mit Feinsand gefiillte Trockenrisse anzutreffen (HOLLMANN & WEH 2009). Bei diesen Harnischgefiigen handelt es sich urn cm- bis dm-groBe richtungslose, glatte Flachen, die beim Anschneiden ein blockiges bis brockeliges Gefiige ergeben. Bekannt sind derartige Harnischgefiige von tertiaren Tonen und Tonsteinen (Miinchener Brockeltone), aber auch yom Brockelschiefer des Zechstein und auch yom Knollenmergel des Oberen Keuper. Die richtungslosen
121
3.4 Beschreibung von Gestein und Gebirge (Fels)
HarnischgefUge miissen in den Bohrkernen erkannt und beschrieben werden. Sie bewirken eine stark reduzierte Gebirgsfestigkeit und eine deutliche Nachbriichigkeit des Gebirges.
3.4.3.2 Aufnahme und Beschreibung von Trennflachen Das wesentliche Ziel einer Trennflachenanalyse aus ingenieurgeologischer Sicht ist, anhand einer fUr die Praxis brauchbaren Systematik die geometrischen und mechanischen Eigenschaften der Trennflachen zu erfassen und in Gefiigemodellen zu verarbeiten. Unter Kliiftigkeit oder Klufthaufigkeit wird der Abstand der Kliifte einer Kluftschar verstanden. Das AufmaS der Kliifte sollte deshalb fUr die einzelnen Kluftscharen getrennt erfolgen. In einem flachigen Aufschluss wird das AufmaB von Kliiften entweder als Einzelkluftmessung vorgenommen, bei der nur einzelne GroBkliifte oder Kliifte besonderer Bedeutung, evtl. auch einzelne Kluftscharen kartiert und direkt in die mechanische Betrachtung einbezogen werden, oder konventionell als statistische Kluftauswertung, bei der fiir einen groBeren Bereich aIle erkennbaren Kliifte aufgemessen und im SCHMIDT'schen Netz ausgewertet werden. Hierbei ist auf raumliche Unterschiede zu achten, die getrennt analysiert, d. h. fiir unterschiedliche Homogenbereiche dargestellt werden miissen. ZweckmaBig sind systematische Messungen entlang moglichst gerader Linien (sog. "scan lines") in verschiedenen Richtungen. Auch Bohrungen stellen soIche "scan lines" dar. Fiir viele Bauaufgaben ist eine Einzelkluftmessung, ggf. in Kombination mit statistischer Kluftauswertung aussagekraftiger als eine rein statistische Darstellung (z. B. ingenieurgeologische Tunnelkartierung, Abschn. 17.4.1). Nicht sehen sind ungiinstig orientierte Einzelkliifte, die nicht einmal einem Maximum im Kluftdiagramm zuzuordnen sind, Ursache fiir einen Wandabbruch. An freien Steilwanden kann die Kluftkartierung auch mittels fotogrammetrischer Verfahren, 3 D-Laserscanner und anderen Methoden erfolgen. Derartige Messverfahren bilden zunehmend eine Alternative fUr die Gefiigeaufnahme an steilen Wanden (POTSCH et al. 2007 und Abschn. 15.2.5).
Vertikale Kernbohrungen geben bei steil stehenden Kliiften nur einen unzureichenden Aufschluss iiber das Kluftinventar. Giinstiger ist in soIchen Fallen die Aufnahme der Bohrlochwandung mit einem optischen Bohrlochwand-Scanner (s. Abschn. 4.8.3) oder mit einer Bohrlochfernsehsonde (Abschn. 4.8.1), womit besonders auch die Offnungsweiten der Kliifte erfasst werden konnen. Auch Schragbohrungen geben in gut kernfahigem Gebirge im Allgemeinen eine recht brauchbare Aussage iiber Kluftrichtungen quer bzw. schrag zur Bohrlochachse. Das AufmaB der Kliifte erfolgt am besten in bohrrichtungsgetreu ausgerichteten Holzgestellen direkt am Kern, wozu orientiert gebohrte Kernabschnitte (s. Abschn. 4.4.5.1) oder eine Orientierung der Kernstiicke iiber die Schichtung o. A. erforderlich sind. Die Darstellung der Kluftmessungen an Schragbohrungen kann mittels Lagenkugel oder nach Abb. 4.23 erfolgen. Die Bewertung von Kliiften an Bohrkernen ist relativ schwierig. Ein Hilfsmittel fiir die Bewertung der Gebirgszerbrechung ist der sog. RQD-Wert von DEERE (1963), s. Abschn. 4.5.3. Kluftrichtungen aus Bohrungen sind bei der Konstruktion tektonischer Strukturen zu beachten und sind oft aussagekraftiger als andere Kartierhilfsmittel. Fiir eine einheitliche Kennzeichnung der Trennflachen werden folgende Kennbuchstaben empfohlen: Schichtflache ss Schieferungsflache sf Kleinkluft k Kleinkluftschar kk GroBkluft K GroBkluftschar KK Storung St. In der Regel treten mehrere Kluftscharen auf, die dann mit numerischen Indizes k\, k2, k3 usw. bezeichnet werden konnen. Die Beschreibung der Trennflachen enthah je nach Aufgabenstellung folgende Angaben: Lage
nur bei GroBklGften, sonst Angabe des Homogenbereiches (5. Abschn. 3.2)
Art der Trennflachen
Schichtflachen (ss oder S~, Schieferungsflache (sf oder Sf A, GroBkluft (GK oder K ~, Mittel-/ Kleinkluft (K oder k ,(, Storung (St # )
122
3
3 Besehreibung und Klassifikation von Boden und Fels fUr bauteehnisehe Zweeke
Raumstellung
Streiehen und Fallen (z. B. N 30· E, 70· SE) bzw. Fallriehtung und Fallwinkel (z .B. 120·/70·)
Abstand
senkreehter Abstand, getrennt naeh den einzelnen Kluftseharen; Angaben in m oder em
Erstreekung
Angabe in m oder m' (bezogen auf AufsehlussgroBe)
Besehaffenheit der Flaehen
eben, uneben, wellig, abgesetzt; Oberflaehe rau, glatt, spiegelglatt, gestriemt (Harnisehflaehen)
Belage, Verwitterungserseheinungen
Bellige (Mn, Fe, Kristallrasen), Verfarbung, Entfestigung (Tiefe in em), Losungserseheinungen
Offnungsweite
Angabe der mittleren, der groBten und der kleinsten Weite (in mm oder em)
Fullung
Quarzit, Caleit, Brekzie, Ton, Lehm usw.
Durehtrennungsgrad
Haufigkeit des Durehsetzens einer Kluft zur naehsten
Diehtigkeit
stellenweise Vernassung, Tropfwasser u. a. m. (s. d. Absehn. 17.2.5.2).
Die felsbaulich relevanten Informationen aus der Trennflachenaufnahme konnen in zwei Komplexe gegliedert werden: quantitative Angaben zu Raumlage, Abstand und GroBe (Erstreckung) qualitative Angaben zur Gesteinsausbildung, zur Oberflachenbeschaffenheit der Trennflachenwandungen und zur bffnungsweite bzw. der Fiillung sowie etwaiger Wasseraustritte. Die mechanische Wirksamkeit von Trennflachen wird auBer den genannten quantitativen Angaben und dem Grad der Durchtrennung besonders von der Ausbildung der Trennflachenwandungen und einer etwaigen Wasserfiihrung bestimmt. Die Beschreibung der Oberfliichenbeschaffenheit der Trennflachen erfolgt meist nur visuell. Dabei werden ebenflachige, stufige und wellige Oberflachenformen unterschieden, die jeweils wieder rau, glatt oder harnischartig ausgebildet sein konnen. In Anlehnung an EN ISO 14689-1: 2003 werden dabei drei GroBenbereiche unterschieden: Unebenheitsgrad im m 2-Bereich mit Unebenheiten von mehreren em Hohe
Makrorauigkeitsgrad im dm 2- Bereich mit Rauigkeiten von mehreren mm Hohe Mikrorauigkeitsgrad im cm 2 -Bereich mit Rauigkeiten bis zu 1 mm Hohe. Genaue Profilaufnahmen mit Gelande- oder Laborprofilographen bzw. die recht komplizierte Ermitdung von Rauigkeitskoeffizienten JRe nach BARTON & CHOUBY (1977) werden selten vorgenommen (Lit. s. HESSE & TIEDEMANN 1989, BROSCH et a1. 1990). Harnische sind Striemungen an der Oberflache einer Trennflache (Schicht- oder Kluftflache) infolge Bewegung und Druck. In Verwerfungsoder Storungszonen mit Paralleltextur konnen Lamellen von Harnischen auftreten, die von Lamelle zu Lamelle verschieden lang sein konnen. Wo Harnischlineationen auftreten, kann die relative Bewegungsrichtung aus der Orientierung der Lineationen und den senkrecht zur Bewegungsrichtung verlaufenden Abrissstufen, sog. Escarpments, erkannt werden (Abb. 3.5), deren Steilkanten immer gegen die Bewegungsrichtung angeordnet sind (WUSTENHAGEN et a1. 1990). Trennflachen konnen geschlossen oder geOffnet sein und zwar mit oder ohne Bestege bzw. sie konnen gefiillt sein. In der oberflachennahen Auflockerungszone sind die Kliifte haufig etwas geOffnet. Die Bestimmung der Offnungsweite von Trennfliichen ist in den meisten Fallen problematischer als dies zunachst erscheint. Die bffnungsweite ist abhangig von der Sprodigkeit und Bankigkeit des Gesteins, den Lagerungsverhaltnissen, dem tektonischen Beanspruchungsgrad,
Abb.3.5 Abrissstufen auf Harnisehfliiehen senkreeht zur Bewegungsrichtung.
3.4 Beschreibung von Gestein und Gebirge (Fels)
der Exposition (Tal, Hang, Hochflache) und der Verwitterung. Die Ermittlung der Offnungsweite der Klufte ermoglicht Angaben uber die Gebirgsauflockerung und damit Ruckschlusse auf die Gebirgseinspannung (Scherfestigkeit, s. Abschn. 2.7.6), die Verformbarkeit sowie die Wasserwegigkeit. Durch Horizontalverformungen auf Schichtflachen kann es gemaB Abb. 3.3 auch zu einer partiellen Offnung der Schichtflachen und zur Ausbildung von sog. Bankungsfugen kommen. Die Offnungsweite kann wie folgt klassifiziert werden: weite oder klaffende Trennflachen 1,0-100cm offene Trennflachen 0,5-lOmm enge oder geschlossene Trennflachen < 0,5mm. Die EN ISO 14689-1: 2003 enthalt sehr detaillierte Bezeichnungen fUr die Offnungsweite mit acht Abstufungen von sehr eng « 0,1 mm) uber offen (0,5-2,5 mm) bis extrem weit (> 1 m). Klaffende Trennflachen (Spalten) sind i. d. R. nur in sproden, dicken Banken zu beobachten. In Wechselfolgen wird die Gebirgsauflockerung meist von zahlreichen kleineren Kluften ohne groBe Offnungsweiten gebildet, wobei verstarkt Ausgleichsbewegungen auf Schichtflachen anzunehmen sind. Die Tatsache, dass in Oberflachennahe die meisten Kliifte etwas offen sind, lasst hier eine etwas groBere Kluftdichte vermuten. Das Kluftschema ist aber meist das Gleiche wie in groBerer Tiefe. Auch die sog. HangzerreiBungskliifte werden selten neu gebildet, sondern folgen meist dem tektonisch angelegten Kluftsystem, wobei sich umgekehrt die Talrichtung oft nach den tektonischen Kluftsystemen ausgebildet hat. Die Ursache dieser oberflachennahen Gebirgsauflockerung sind Entspannungsvorgange im Gebirge. Bei einseitiger Entlastung sich einstellende Spannungsumlagerungen und erhohte Horizontalspannungen (s. Abschn. 2.6.9) bewirken sowohl Gleit- und Kriechvorgange als auch eine zunehmende Offnung von Kluften und eine Gebirgsauflockerung. Die Auflockerungstiefen reichen im Rheinischen Schiefergebirge durchschnittlich 30 bis 40 m hinab, wobei in einer 10 bis 15 m machtigen Oberzone haufig Lehmfiillungen zu beobachten sind. Fur die Wechselfolgen des Buntsandsteins in Osthessen werden
123
Auflockerungstiefen von 20 bis 30 m genannt, fur das dickbankige Buntsandsteingebirge bis zu 50 m, wobei zusatzlich die horizontale Reichweite der HangzerreiBung mit 100 bis 200 m angegeben wird (s. PRINZ 1997, darin Lit.). AuBer der oberflachenahen Gebirgsauflockerung tritt nach den Erfahrungen bei Tunnelbauten im Buntsandsteingebirge Osthessens an bestimmten tektonischen Strukturen auch eine tiefreichende tektonische Gebirgsauflockerung auf, mit teilweise extrem niedrigen Verformungsmoduln des Gebirges (s. Abschn. 2.6.8). Ais Ursache fUr diese erhohte Verformungsanfalligkeit des Gebirges werden ausgepragte Kluftung mit Kluftweiten bis uber 1 mm, die geringe inn ere Verspannung des Gebirges aufgrund offener Zerrungsklufte sowie die groBe Mobilitat tonsteinreicher Wechselfolgen, besonders an Trennflachen mit Bewegungsspuren, angesehen. Nach den vorliegenden Erfahrungen ist dabei zwischen kompetenten Abfolgen und inkompetenten Wechselfolgen zu unterscheiden, die eine wesentlich groBere Kluftkorperbeweglichkeit und Verformbarkeit aufweisen. Diese erhOhte Verformungsanfalligkeit trifft auch fUr den oben angesprochenen Bereich der verstarkten HangzerreiBung zu und ist besonders bei groBflachigen Bauten oder Linienbauwerken in der Nahe bzw. bei Annaherung an groBere Taleinschnitte zu beachten. Bei Angaben uber das Kluftvolumen ist zwischen dem Gesamtkluftvolumen, dem durchflusswirksamen Kluftvolumen und letztlich auch einem noch schwerer abschatzbaren verformungswirksamen Kluftvolumen zu unterscheiden. Das durchflusswirksame Kluftvolumen wird nach der WasserfUhrung ermittelt (s. Abschn. 2.8.2). Das Gesamtkluftvolumen kann bei entsprechenden Aufschlussverhaltnissen durch Aufmessen der KluftOffnungsweiten in zwei senkrecht aufeinander stehenden Aufschlussebenen abgeschatzt werden. Die Aussagekraft solcher Messungen ist jedoch begrenzt. Im Bereich der HangzerreiBung kann das Gesamtkluftvolumen 5-10 % erreichen, in ungunstiger tektonischer Situation auch mehr als 15% (Abb. 3.6). Bei den Kluftfiillungen muss grundsatzlich zwischen an Ort und Stelle entstandenen, autochthonen Zwischenmitteln sowie Fullungen aus Fremdmaterial, sog. allochthonen Zwischenmitteln unterschieden werden. Zu der erstgenannten
124
3 Besehreibung und Klassifikation von Boden und Fels fUr bauteehnisehe Zweeke
3
Abb. 3.6 Sehematisehe Darstellung der Gebirgsaufloekerung an einem Talhang in tektoniseh ungunstiger Situation mit Spaltenoffnungen von 5 bis 8 em (aus GEISSLER & MOKER 1993)
Gruppe gehoren z. B. Verschiebungsbrekzien oder feinkornige Kataklasite, eingequetschtes Material und Verwitterungsruckstande. Zu der zweiten Gruppe von Kluftfullungen gehoren von der Oberflache eingespultes Material oder umgelagerte Residualbildungen. Hinweise auf die Genese der Kluftfiillungen ki:innen tonmineralogische oder gegebenenfalls auch mikropalaontologische Untersuchungen bringen. Der Kluftabstand ist nicht nur von der mechanischen (tektonischen) Beanspruchung des Gebirges abhangig, sondern sehr stark vom Gestein und der Bankdicke. Zahlreiche Autoren geben sogar formelmaBige Beziehungen zwischen Bankdicke und der Kliiftigkeit an (BROSCH 1983). Die Verteilung der Kluftabstande ist jedoch nicht stetig, sondern kann zonenweise zwischen eng- bis mittelstandig und weitstandig wechseln. Die MaBangaben fur den Trennflachenabstand (Kluftabstand und Bankdicke) sind nicht einheitlich. Am gebrauchlichsten ist heute die 2er- bis 6er-Einteilung der IAEG (MATULA 1981) und der EN ISO 14689-1: 2003: auBerordentlich engstiindig, laminiert bzw. geschiefert
< 20mm
sehr engstandig bzw. sehr dGnnbankig
20- 60 mm
engstiindig bzw. dGnnbankig
60 - 200 mm
mittelstandig bzw. mittelbankig
200- 600 mm
weitstandig bzw. dickbankig
600-2000 mm
sehr weitstiindig bzw. sehr dickbankig
> 2000 mm
Das FGSV-Merkblatt verwendet eine etwas andere Einteilung des Trennflachenabstandes und enthalt auch Definitionen fUr die Neigung von Flachen sowie fur den Schnittwinkel mit der Trassenachse. Als Kliiftigkeitsziffer nach STINI wird die Anzahl der Klufte pro Meter Gebirgsaufschluss bezeichnet. Die Kluftigkeitsziffer stellt somit einen reziproken Wert der Kluftabstande dar, ohne Berucksichtigung der verschiedenen Kluftscharen und der wahren Kluftabstande senkrecht zu den einzelnen Kluftflachen. Unter Zerlegungsgrad des Gebirges wird in der Praxis die Anzahl der Trennflachenausbisse auf 1 m Aufschlusslange, auch verschiedener Kluftscharen, verstanden: <0,2
schwach, gering
0,2 - 1,0
maBig
1-5
stark
3-20
sehr stark
> 20
v6liig zerlegt
125
3.4 Besehreibung von Gestein und Gebirge (Fels)
Hinzu kommen dann Begriffe wie brekzios, zerschert, zermahlen bzw. verheilt. Der ebene KluftfHichenanteil bzw. Durchtrennungsgrad gibt an, in welchem MaBe das Gebirge in einer Kluftebene durchtrennt ist bzw. noch Materialbrucken vorliegen. Er ermoglicht damit eine quantitative Aussage uber die Wertigkeit der einzelnen Kliifte bzw. Kluftscharen in Bezug auf die Teilkorperbeweglichkeit, insbesondere die Scherfestigkeit des Gebirges. Der ebene Durchtrennungsgrad kann in einer Aufschlussebene, z. B. durch Angabe der Erstreckungslange ermittelt werden. Er betragt bei Schichtflachen nahe 1,0 (100%), bei GroBkluften 0,5-1,0 und bei Klein- und Mittelkluften in Wechselfolgen 0,2 bis 0,8. Der raumliche Durchtrennungsgrad, auch als Trennflachendichte bezeichnet, ergibt sich als Produkt aus dem mittleren Kluftabstand und dem ebenen Durchtrennungsgrad und wird meist in m 2 /m3 angegeben (KLEIN & DURRWANG
kompakt
keine erkennbar offenen Trennfiachen, gute Verzahnung
maBig aufgelockert
geringer Reibungsschluss innerhalb der Trennflachenschar
aufgelockert
mehrere offene Trennflachenscharen mit geringem Reibungsschluss
lose
Kluftkorper ohne Reibungssehluss, nahezu loses Haufwerk.
Die einzelnen Kluftkorper sind im Gebirge mehr oder weniger nachgiebig eingespannt. 1m Hohlraumbau gilt als maBgebend, ob es sich dabei urn kinematisch freie oder nicht freie Kluftkorper handelt (BLUMEL et al. 2002). Mit der Blocktheorie von GOODMAN & SHI (1987) ist es moglich, kinematisch freie Kluftkorper, sog. "keyblocks", zu erfassen, die allseits abgetrennt sind und deren Herausgleiten geometrisch moglich ist.
1994).
Die Klufikorpergro6e und -form ist das Produkt aus dem Kluftabstand der verschiedenen Kluftscharen und ihrem Durchtrennungsgrad und wird am besten bereits im Aufschluss ermittelt. Fur die Beschreibung der Form der Kluftkorper kann die Klassifikation nach MULLER (1990) oder die GroBeneinteilung nach EN ISO 146891, Tab. 9, mit einer Kantenlange von klein
6-20 em,
mittel
20-60 em,
groB
60-200 em und
sehr groB
> 200 em
verwendet werden. Die GroBe und Form der Kluftkorper hat z. B. Bedeutung bei der Unterscheidung der Felsklassen 6 und 7 nach DIN 18300 (s. Abschn. 3.3.1) sowie fUr die Beurteilung der Sprengbarkeit (s. Abschn. 12.1). Unter Verbandsfestigkeit wird die Einspannung der Kluftkorper, der Reibungsschluss und die Losbarkeit in einer bevorzugten Richtung verstanden. Sie ist abhangig von der Kluftigkeit, dem Durchtrennungsgrad und der Offnungsweite der Trennflachen:
.4.3.3 Darstellung es Trennflachengefuges Fur die Darstellung des TrennflachengefUges wird allgemein die Lagenkugel nach SCHMIDT verwendet. Die Darstellung der Kluftrose gibt hingegen nur die Richtungshaufigkeiten des Streichens an und berucksichtigt nicht das Einfallen und die geometrischen Beziehungen zwischen den einzelnen Flachen. In der flachentreuen Polarprojektion der unteren Halbkugel (Abb. 3.7) erscheinen geologische
W
Abb. 3.7 Sehematisehe Darstellung einer Flaehe (150/60 NE) in der Lagenkugel.
3
126
3 Beschreibung und Klassifikation von Boden und Fels fUr bautechnische Zwecke
3
Abb. 3.8 Abgleiten eines von Schichtung (SS) und KIOftung (KL) begrenzten Gleitkeils in GroBkreisdarsteilung und im Blockbild (aus HEITFELD 1982).
Flachen oder Schnitte entweder als durch den Mittelpunkt gehende GroBkreise (S) oder als DurchstoBpunkte (P) der Flachennormalen im Mittelpunkt. Randnahe Flachenpole (DurchstoBpunkte) bedeuten steilstehende, mittelpunktnahe Flachenpole flachliegende Flachen. SolI dartiber hinaus die Wertigkeit einzelner Trennflachen (-scharen) dargestellt werden, so konnen den Polpunkten Symbole zugeordnet werden. Die statistische Auswertung erfolgt iiblicherweise mit Hilfe von EDV-Programmen. Die Darstellung der Raumlage von Flachen erleiehtert es, den Einfluss des Trennflachengefiiges auf gekliiftete Felsbereiehe abzuschatzen (JOHN & DEUTSCH 1978). 1m Felsbau wird haufig die Darstellung in GroBkreisen gewahlt, weil so auf relativ einfache Weise raumliche Standsieherheitsbetrachtungen durchgefiihrt werden konnen (Abb.3.8). Fiir die Streichrichtungen von Kliiften und Storungszonen werden auBer direkten Winkelangaben (besser) in Anlehnung an tektonische GroBstrukturen Mitteleuropas folgende Begriffe verwendet: rheinisch
erzgebirgisch
0°-30° 30°-60.
Schwerpunkt
± 15° Schwerpunkt
± 45° schwabisch
60°-90.
Schwerpunkt
75°
flachherzynisch
steilherzynisch
eggisch
90°_ 120·
Schwerpunkt
120·ISO·
Schwerpunkt
150 0 180·
Schwerpunkt
± lOS· ± 135· f
165 0
3.4.4 Ausbildung und bruchmechanische Deutung von tektonischen Storungszonen Grundlage der heutigen Vorstellungen tiber die tektonischen Krustenbewegungen ist, dass die kontinentalen Krustenblocke in gewisser Tiefe horizontal abgetrennt sind und sich iiber dies en Horizonten bewegen. Dabei ist es in der geologischen Vergangenheit zu betrachtlichen horizontalen Verschiebungen sowie zu Verdrehungen (Rotation) und zu einem Zerbrechen von Krustenblocken zwischen etwa parallel verlaufenden Scherbruchzonen gekommen. Die tektonische Beanspruchung wird haufig idealisiert auf eine Kombination von ebenen und nieht ebenen Schubdeformationen zuriickgefiihrt, wie dies ROSSMANITH (1989) am Beispiel der Abb. 3.9 verdeutlieht. Der Deformationsherd befindet sieh dabei meist in gri)Berer Tiefe (s. Abschn. 4.2.3.1). Nahe der Erdoberflache sind
127
3.4 Beschreibung von Gestein und Gebirge (Fels)
3
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Deckschlchlen
Abb. 3.10 Entwicklung von Scherstrukturen in den Deckschichten. Oben Blockbilddarstellung, unten Grundriss und Querschnitt (nach MANDL 1989).
Abb. 3.9 Bruchmechanische Deutung einer Erdbebenbzw. Verwerfungszone in SLidkalifornien (nach RossMANITH 1989): a) Erkennbare Bruchzonen. b) Deutung als mode-Ill-Bruch mir gr6Berer Verschiebung (Verwerfung). c) Dreidimensionale Geometrie der Verschiebungsflache.
nur die Spuren des Bruchsystems zu erkennen. Die von MANDL (1989) aufgezeigten Bruchstrukturen (Abb. 3.10) zeichnen sich im Gebirge bei entsprechend graBen Aufschlussen oft recht gut ab (s. Abschn. 17.4.1). Als Ausli:iser der Bruchvorgange im Gebirge werden Spannungskonzentrationen und plotzliche Entspannungsvorgange angenommen, die von Erdbeben begleitet sind. Da die einzelnen Erdbebenereignisse meist nur geringe Verschiebungsbetrage aufweisen (s. Abschn. 4.2.3.1), ist davon auszugehen, dass das heute vorliegende Verwerfungs- bzw. Storungs- und Kluftmuster die komplizierte Uberlagerung von einer graBen Zahl von bruchauslosenden und rissausbreitenden Ereignissen darstellt.
Die Entstehung und Ausbildung tektonischer StOrungszonen kann man sich vereinfacht wie folgt vorstellen: Geht die in Abschn. 3.4.3.1 beschriebene bruchmechanische Beanspruchung des Gebirges (zu GraBkluften) weiter, so bilden sich tektonische Scherzonen (Verwerfungen) mit vertikalen und/oder horizontalen Relativverschiebungen sehr unterschiedlicher Betrage aus. Gemeinsames Merkmal ist zunachst ihre lineare Erstreckung und die zunachst schmale Scherzone, in der sich die Gleitverschiebung der Gebirgsschollen vollzogen hat. Das tektonische Regime wird dabei von der GroBe der 3 Hauptnormalspannungen (Sv Vertikalspannung, SH groBte horizontale Hauptspannung, Sh kleinste horizontale Hauptspannung) bestimmt (Abb. 3.11). Unterschieden werden je nach dem Verhaltnis der 3 Hauptspannungen ein Abschiebungsregime, ein Aufschiebungsregime oder ein Horizontalbzw. sog. Blattverschiebungsregime. Je nach Bewegungsablauf zeigt sich im Endergebnis oft eine abwechselnde Konzentration des Schervorganges auf einzelne Scherflachen oder auf unter-
128
3 Beschreibung und Klassifikation von Boden und Fels fUr bautechnische Zwecke
3
GroBklOfle
Verwerfung
Storungszone
Abb.3.12 Schematische Darstellung von GroBklOften, einer Verwerfung und einer Storungszone, deren Bruchformen eine Horizontalverschiebung andeuten.
Blattverschiebungsregime SH SH>Sv>Sh
Abb. 3.11 Darstellung des tektonischen Regimes in Abhiingigkeit von der GroBe der drei Hauptspannungen (nach REINECKER & WENZEL 2006).
schiedlich breite Scherstrukturen. Bei der ingenieurgeologischen Ansprache kommt es in erster Linie auf die Ausbildung der Verwerfungs- bzw. StOrungszonen an, d. h. auf den Grad der Gebirgszerlegung und Bewegungsspuren auf den TrennfHichen, die bei Beanspruchung das Deformationspotential verstarken (PCITTLER et al. 2006). Eine Verwerfung ist eine mehr oder weniger ebene Verschiebungsflache, wahrend eine tektonische StOrungszone zusatzlich von einer unterschiedlich breiten Zone verstarkter Gebirgszerlegung begleitet ist (Abb. 3.12). Entscheidend ist dabei weniger das vertikale VersatzmaB als die Breite und Ausbildung der Storungszone, eine etwaige Gebirgsauflockerung (bes. unter hydrothermalen Einwirkungen) sowie die Art der einzelnen Deformationsbahnen. Storungszonen zeigen oft einen zonaren Aufbau (Abb. 3.l3). Neben cler Hauptbewegungsflache treten dann mehr oder weniger stark zerscherte oder gekliiftete Ubergangszonen zum intakten Nebengestein auf. BROSCH et al. (2006) beschreiben einen solchen inneren Aufbau einer groBeren Storungszone und bringen eine Klassifikation der unverfestigten Storungsgesteine mit chaotischer Textur, auch
Block-in -Matrix-Gesteine oder Bimrocks genannt (s. Abschn. 3.2.2). Ihr Verhalten hangt ab yom Anteil harter Gesteinsblocke aller GroBen in der feinkornigen, geringfesten Grundmasse (s. RIEDMULLER et al. 2001). Bei einem Steinanteil < 25 % und nicht verfestigter oder entfestigter Matrix liegt in der Regel Lockergesteinsverhalten VOf. Verfestigte Block-in-Matrix-Gesteine werden auch als tektonische Brekzien bezeichnet. Besonders verformungsanfallig sind Storungsgesteine mit sehr hohem, haufig hydrothermal bedingten Tonanteil, die infolge Mineralumwandlung bzw. -neubildung quellfahige Tonminerale (Montmorillonit) enthalten konnen und dann oft nur sehr geringe Scherfestigkeiten auf-
Tektonische Slorungszone starker zerkluftele Zone
Ubergangs. Kernzone
zone
slarker zerklUflele Zone
Hauplbewegungsllache
Abb. 3.13 Schematischer Aufbau einer tektonischen Storungszone mit vollig zerschertem Kern und entsprechenden Obergangsbereichen (nach BROSCH 2006).
129
3.4 Beschreibung von Gestein und Gebirge (Fels)
Defonnabonsbedingungen:
Temperaturl drucl<:
Defonnationsrate :
Stlirungstyp:
~~ Ii V !1 hoch
oberflachennah
Kakiril
Kalak/as;1
hoch
niedng
My/onil
weisen (s. Abschn. 17.5.2.2 und RIEDMULLER & SCHWAIGHOFER 1977). Fiir die einzelnen Storungszonentypen werden nach der internationalen strukturgeologischen Nomenklatur (HEITZMANN 1985; EISBACHER 1997; SCHNEIDER 1997) die in Abb. 3.14 zusammengestellten Begriffe verwendet. Je nach den mechanischen Eigenschaften des Gebirges und den Deformationsbedingungen wird zwischen sproden (bruchhaften) und duktilen Scherzonen sowie sprod-duktilen Scherzonen als Obergangsformen unterschieden. Sprode Deformationen entstehen normalerweise unter oberflachennahen Bedingungen (niedrige Temperaturen und Driicke, meist groBe Deformationsraten) wahrend duktile Deformationen in groBer Tiefe, d. h. unter hohen Temperatur- und Druckverhaltnissen und mit kleinen Deformationsraten (Geschwindigkeit der Verformung) entstanden sind. Bei mehrphasiger Tektonik konnen sich in einer Storungszone auch verschiedene Deformationsmechanismen iiberlagern, wie z. B. sprod iiberpragte (reaktivierte) duktile Strukturen (s. Abb. 3.15). Duktile Scherzonen zeigen meist keine erhohte Wasserwegsamkeit.
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3
art der Entstehung:
tief
Abb. 3.14 Schematische Beziehung zwischen den Deformationsbedingungen und der Bezeichnung von Stiirungszonen (aus SCHNEIDER 1997).
1m Einzelnen werden folgende Storungszonentypen unterschieden: Mylonite sind nach dieser Definition stark deformierte Scherzonen mit rekristallisierten Streckungslinearen oder FlieBtexturen, beides Ausdruck eines starken Verformungsprozesses im duktilen Bereich, wie Scherzonen und Oberschiebungsstrukturen in Faltengebirgen (Abb. 3.16). Kataklasite sind intensiv zerbrochene Bewegungszonen mit richtungsloser, oft chaotischer Textur, ohne dass die Kohasion verloren gegangen ist (Kataklase = Zerbrechen des Gesteins). Bei einem hohen Anteil feinkornigen Materials konnen auch plastische Deformationen mit Paralleltextur auftreten. Die Verformung erfolgt mehrphasig oder im Obergangsbereich sprodduktil. Kakirite sind stark zerriittete und brekziierte Bruchzonen, teilweise mit Bandern vollig zermahlenen Gesteins. Sie stellen ein kohasionsloses his schwach kohasives Lockergestein dar. Das Nebengestein zeigt wenig Einfluss der Beanspruchung. Kakirite sind typische Anzeiger einer Verformung im sproden Bereich.
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Abb.3.15 Bohrkern aus einer kataklastischen Scherzone, bestehend aus einer alteren duktilen Struktur mit nachtraglicher spriider Oberpragung in Form einer Stiirungsbrekzie mit Auflockerungscharakter (aus Nagra-informiert Nr. 32).
130
3 Beschreibung und Klassifikation von Boden und Fels fOr bautechnische Zwecke
3
Abb. 3.16 Mylonitische St6rungszone in einem Tonschiefer des Taunus.
Die Probleme bei der geotechnischen Beschreibung und Bewertung tektonischer Storungszonen liegen in der enormen Heterogenitat ihrer inneren Struktur und dem raschen Wechsel von lockergesteinsahnlichen Bereichen geringer Festigkeit und Hartgesteinseinlagerungen. Hinzu kommt die unterschiedliche Wasserwegsamkeit, die auf kurze Entfernung wechseln kann. Der Wassereinfluss ist meist entscheidend fur die bautechnischen Auswirkungen einer Storungszone. GroBere tektonische StOrungszonen mussen daher nicht nur hinsichtlich ihres Versatzes und ihrer Orientierung, sondern besonders im Hinblick auf ihre geomechanischen Eigenschaften von Gestein und Gebirge einschlieBlich der Trennflachen(beHige) sowie einer moglichen Gebirgsauflockerung gem. Abschn. 3.4.3.2 und ihrer Grundwasserfuhrung erkundet werden (s. Abschn.17.2.3).
3.4.5 Obersicht uber die tektonischen GroBstrukturen ~ n Deutschland Die Sudwestdeutsche GroBscholle wird im Westen begrenzt vom sinistral scherenden Rheintalgraben und im Osten von der dextral scherenden Frankischen Linie und den angrenzenden Strukturen. Die Saxonische Bruchschollentektonik dieser GroBscholle und den nordlich angrenzenden Gebieten, wie z. B. dem Thuringer Becken, ist im Wesentlichen charakterisiert durch anfanglich flachwellige Schichtverbiegungen mit sehr unterschiedlicher Spannweite. Mit fortschreitender Beanspruchung sind diese weitspannigen
Schichtverbiegungen teilweise in kurzwellige Formen und in angebrochene faltenartige Flexuren bzw. in flache Dberschiebungen ubergegangen (s. PRINZ & MICHAEL 1998). 1m Zuge der weiteren Beanspruchung wurden die Schichttafeln dann durch vielgestaltige Bruchflachen in ein Mosaik unterschiedlich groBer Schollen zerlegt (s. Abschn. 4.2.4). Allgemein sind diese Verwerfungen mit Versatzen im Dezimeter- bis Dekameterbereich als mehr oder weniger steile Bewegungsflachen mit dunnen tonigen oder tonig-sandigen Belagen ausgebildet. Durch die selbstverstarkende Wirkung entwickeln sich mit zunehmenden vertikalen und/oder horizontalen Verschiebungswegen groBere StOrungszonen von einigen Dezimetern bis mehrere Meter Breite in Form von Kataklasiten bzw. Kakiriten. Sie bestehen aus verschiedenkornigen Gesteinsfragmenten der angrenzenden Gesteine und sind entweder richtungslos oder texturiert. Die Ausbildung der Storungszonen kann auf kurze Entfernung wechseln bzw. die StOrungszonen spalten sich in mehrere Bewegungsbahnen mit zwischengeschalteten verkippten und zerbrochenen Schollen auf. Das angrenzende Gebirge ist unterschiedlich stark zerbrochen und durch begleitende GroBklufte und Riedelflachen zerschert, die z. T. Bewegungsspuren aufweisen. AuBer dies en mehr oder weniger steil stehenden Storungszonen treten auch flach liegende, meist schichtparallele Bewegungsbahnen von wenigen Zentimeter bis einigen Dezimeter Dicke auf, die haufig Bewegungsspuren aufweisen. Bemerkenswert ist, dass haufig keine Abhangigkeit der Dicke der Storungszonen von dem vertikalen Versatzbetrag festzustellen ist. Eine in solchen Fallen anzunehmende gro6ere Horizon-
131
3.4 Beschreibung von Gestein und Gebirge (Fels)
talkomponente ist schwierig nachzuweisen. Zu beachten ist, dass in verkippten Schichtpaketen auch reine Abschiebungen einen scheinbaren Horizontalversatz vorHiuschen kannen (Abb. 3.17). Als groBtektonische Elemente sind vor allem die RandstOrungen der tektonischen Gro6schollen zu nennen. Ihre Ausbildung ist heute teilweise recht gut bekannt. Die Rheintalgrabenrandverwerfung ist urn 1920 in Heidelberg und dann wieder Ende der 1980er Jahre im Wattkopftunnel bei Ettlingen (NESSLER et al. 1993, darin Lit.) durchfahren worden. Sie ist hier etwa 130 m breit und besteht aus einer Vielzahl triassischer und jurassischer, verstellter Einzelschollen mit bis zu 1 m breiten brekziierten bzw. zu einem Kakirit zerriebenen Starungsbahnen. In den Jahren 1997198 ist dann von der Neubaustrecke Kaln-Frankfurt der DB-AG die Taunussudrandstarung durchfahren worden. AuBerdem ist 1998 im Tunnel "Bock" der BAB A 71 die Sudrandstarung des Thuringer Waldes aufgeschlossen gewesen. Diese Starungszone war hier etwa 100 m breit. KONNINGS & LEIPZIGER (1997) berichten von Bohraufschlussen an der SudrandstOrung des Thuringer Schiefergebirges. Die Starungszone ist
hier etwa 80 m breit und besteht aus mehreren bis 25 m breiten Kakiriten bzw. Kataklasiten. Als weitere groBtektonische Elemente treten besonders auf der Sudwestdeutschen GroBscholle und z. T. auch in den nordastlich angrenzenden Gebieten in auffallend streng systematischer Anordnung schmale tektonische Grabenbruche auf, in welche die einstmals uberlagernden Schichten der Trias und z. T. des Jura in das Niveau des Mittleren Buntsandstein eingesunken und so erhalten geblieben sind. Die Hauptrichtungen dieser groBtektonischen Bruchformen sind, mit regional wechselnder Dominanz, rheinisch (N-S bis NNO-SSW) und herzynisch (NW-SO), s. d. Abschn. 4.2.5. Sehr fruh erkannten bereits STILLE und einige seiner SchUler (Lit. s. RICHTER-BERNBURG 1968, 1977), dass in dies en sog. saxonischen Grabenbriichen tektonische Zerrungs- und Einengungsformen nebeneinander vertreten sind und dass diese Strukturen letztlich nur mit einer ± horizontal wirkenden Schubbeanspruchung des mesozoischen Sedimentstapels erklart werden kannen. Das offensichtlich konjugierte Muster der vorwiegend rheinisch und herzynisch streichen den Bruchzonen wird auf die schiefe Kollision der Afrikanischen und Eurasischen Platte zuruckgefUhrt, die in der Vorphase der Auffaltung des Alpenorogens offensichtlich zu einer tief reichenden Schubbeanspruchung der nardlich gelegenen GroBschollen mit einem entsprechenden Spannungsfeld und der bis heute wirksamen Spannungsrichtung von etwa 150 (s. Abschn. 2.6.9.2) gefUhrt hat. In diesem Spannungsfeld haben sich die konjugierenden Scherbruchgrabenzonen entwickelt. (Literatur hierzu S. EISBACHER 1997; PRINZ & MICHAEL 1998; PRINZ 1999; MOBUS 2004 und Abschn. 3.4.3.1). Derartige Scherbruchstrukturen sind nicht auf Gebirge mit saxonischer Bruchtektonik beschrankt, sondern durchziehen in Fortsetzung groBtektonischer Strukturen, Z. B. yom Oberrheingraben ausgehend, auch das variszische Gebirge des Taunus (PRINZ 2001). Als besonders verformungsanfallig haben sich hier hydrothermal vertonte Starungsgesteine im Nahbereich groBtektonischer Strukturen erwiesen. Die tektonischen Strukturen Mitteldeutschlands werden gepragt von den meist herzynisch (NW-SE) streichenden sog. Mitteldeutschen Hauptabbruchen, einem System von zahlreichen 0
Abb. 3.17 Scheinbarer Horizontalversatz an einer Abschiebung, hervorgerufen durch eine primiire Neigung versetzter Schichten (aus EISBACHER 1997).
132
3 Beschreibung und Klassifikation von Boden und Fels fOr bautechnische Zwecke
groBen Einzelstorungen, die teilweise Versatzbetrage von mehreren 100 m aufweisen. Sie wirken als Scharnier zwischen den groBen Senkungsfeldern im Norden und den siidlich angrenzenden Mittelgebirgen. Auch in Norddeutschland sind einige vorwiegend N -S streichende Grabenstrukturen bekannt. Dazu kommt das Elbe-Storungssystem, das sich aus mehreren NW-SE orientierten Strukturen zusammensetzt (LEHNE & SIROCKO 2007). Plastische Gesteins- und Gebirgsdeformationen, wie sie in den alten Schiefergebirgskomplexen der deutschen Mittelgebirge verbreitet sind, laufen in geologischen Zeitraumen unter erhohten Druck- und Temperaturbedingungen abo Die Formanderungen vollziehen sich dabei als FlieBvorgange unter Beibehaltung des festen
Aggregatzustandes. Sie werden begiinstigt durch formanisotrope Minerale, insbesondere Phyllosilikate, welche die Entstehung geschlossener Translationsflachen erleichtern. Die Ergebnisse solcher plastischer Deformationsvorgange sind weit verbreitet, z. B. im Rhenoherzynikum als Falten- oder Schuppenstrukturen. Die Deformation erfolgt iiber einfache Scherung bis zu schichtparallelem FlieBen, das unter weitgehendem Kohasionserhalt ablauft und zu einer engstandigen Schieferung des Gesteins fiihrt. Die Deformationen haben in allen GroBenordnungen stattgefunden. 1m Einzelnen kann der Gebirgsbau derartiger Faltengebirge recht kompliziert und von jiingeren Beanspruchungen iiberpragt und zerblockt sein (Lit. s. EISBACHER 1997).
4
Er
n ungsmet oden
4.1 Grundlagen und Erkundungsumfang Art und Umfang einer Baugrunderkundung richten sich nach der Art des Bauwerks, den in Betracht kommenden Bauverfahren und den Baugrundverhaltnissen. Die bisherige DIN 4020 (2003) "Geotechnische Untersuchungen fur bautechnische Zwecke" (mit Beiblatt 1) enthalt Anforderungen fur die Planung, Ausfuhrung und Auswertung von projektbezogenen geotechnischen Untersuchungen als Voraussetzung fur die Sicherheitsnachweise nach DIN 1054. Ende 2010 ist eine inhaltlich und formal an die DIN EN 1997-2 angepasste DIN 4020 erschienen. In der DIN EN 1997-2 sind auBer Begriffbestimmungen besonders Angaben uber Art und Umfang der geotechnischen Untersuchungen und uber die Berichtsfassung in Abhangigkeit von den Baugrundverhaltnissen, der Konstruktion und den geotechnischen Schwierigkeiten der drei geotechnischen Kategorien festgelegt. Das zukunftige Normenwerk zur Erkundung und Untersuchung des Baugrunds wird dann aus drei Normen bestehen, DIN EN 1997-2, dem nationalen Anhang mit national festgelegten Parametern (DIN EN 1997-2/NA) und der neuen DIN 4020 "Erganzende Regelungen zur DIN EN 1997-2" (s. Abschn. 4.4.2). Die drei geotechnischen Kategorien (GK) gemaB DIN EN 1997-2 sind: Kategorie 1 umfasst einfache Bauobjekte bei einfachen und uberschaubaren Baugrundverhaltnissen ohne Grundwassereinfluss, so dass die Standsicherheit aufgrund ortlicher Erfahrungen beurteilt werden kann. Kategorie 2 umfasst Bauobjekte und Baugrundverhaltnisse mittleren Schwierigkeitsgrades, bei denen die Sicherheit zahlenmaBig nachH. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
gewiesen werden muss und deren Wasserhaltung mit den ublichen MaBnahmen beherrschbar ist. Kategorie 3 umfasst Bauobjekte mit schwieriger Konstruktion und/oder schwierigen Baugrund- und Grundwasserverhaltnissen (z. B. gespanntes Grundwasser), die vertiefte geotechnische Kenntnisse und Erfahrungen verlangen. Eine BaumaBnahme ist zu Beginn der Planung in eine geotechnische Kategorie einzuordnen. Anhang A der DIN 4020, die DIN EN 1997-1 und auch die DIN 1054-101 (E 2009) enthalten zahlreiche Zuordnungskriterien fur die Einstufung, nicht nur von Flach- und Pfahlgrundungen, sondern auch hinsichtlich der Standsicherheit von Boschungen und Dammen. Die Einstufung von BaumaBnahmen des StraBenbaus sind dem FGSV-Merkblatt M GUB 04 zu entnehmen. Wenn spatere Ergebnisse es erfordern, ist eine Anderung der Einstufung vorzunehmen. Auch einzelne Bauabschnitte oder Bauphasen konnen in eine andere Kategorie eingestuft werden. Bei erheblichen dynamischen Einwirkungen sind ggf. besondere Untersuchungen zu veranlassen. Nach DIN 4020: 2003 ware auch fur Bauvorhaben der Geotechnischen Kategorie 1 eine Baugrunduntersuchung (geotechnischer Bericht) obligatorisch. GemaB EN 1997-2 kann dies allerdings an Hand einfacher Erkundungen und ortlicher Erfahrung erfolgen (v. Soos 2004). Fur Bauwerke der Kategorien GK 2 und GK 3 werden direkte Aufschlusse, die Ermittlung von Bodenkennwerten und ein zahlenmaBiger Nachweis der Sicherheiten nach DIN 1054 gefordert. Kleinbohrungen sind in den Kategorien GK 2 und GK 3 nur als Erganzung zu direkten Aufschlussen zugelassen. Baugrunduntersuchungen im nearshore- nnd offshore-Bereich gehoren in die Geotechnische Kategorie GK 3. Sie unterliegen den Anforderungen des Standards Baugrunderkundung des Bundesamtes fur Seeschifffahrt und Hydrographie
134
(BSH) in der jeweils giiltigen Fassung (s. LESNY 2008; LESNY et al. 2009). Bei Baugrunderkundungen fUr groBere Projekte werden drei Untersuchungsphasen unterschieden (s. Tab. 17.2): Voruntersuchung Hauptuntersuchung baubegleitende Untersuchungen. Der Untersuchungsumfang und der Aufbau der geotechnischen Berichte (Gutachten) sind in DIN EN 1997-1, Abs. 3.4 und 2.8 beschrieben. Die DIN EN 1997-1 unterscheidet einen geotechnischen Untersuchungsbericht mit den Ergebnissen der Baugrunderkundung und den Feld- und Laborversuchen mit abgeleiteten Werten der geotechnischen KenngroBen sowie den endgiiltigen geotechnischen Entwurfsbericht (Inhalt dazu s. DIN EN 1997-1, Abs. 2.8). Eine Voruntersuchung dient der Entscheidung, ob das geplante Objekt bei den zu erwartenden Baugrundverhaltnissen ohne besondere Probleme errichtet werden kann. Dazu gehort auch bereits eine Abwagung der moglichen Griindungsarten und ggf. ein Vergleich mit Alternativstandorten. DafUr sind im Bedarfsfall bereits erste Aufschliisse vorzunehmen (z. B. Kleinbohrungen) und die Baugrundeigenschaften sowie die Grundwassersituation stichprobenartig zu ermitteln. Der Umfang der Hauptuutersuchung richtet sich nach den ortlichen Gegebenheiten und soll sicherstellen, dass Aufbau und Eigenschaften des Baugrundes bzw. eines als Baustoff vorgesehenen Bodens oder Festgesteins fiir die Entwurfsbearbeitung des Objektes bekannt sind und soll die Beurteilung voraussehbarer Varianten der Griindung und der Baudurchfiihrung ermoglichen. Bei den Erkundungsmethoden fUr die Hauptuntersuchung werden indirekte Aufschliisse, direkte Aufschliisse sowie Feld- und Laborversuche unterschieden, die erganzend eingesetzt werden. Fiir den Fall, dass sich im Zuge der Hauptuntersuchung noch offene Problemstellungen ergeben, hat es sich als zweckmaBig erwiesen, in der Ausschreibung zusatzliche Bohrungen bzw. Bohrmeter in Reserve zu halten, damit diese Stellen noch im Rahmen der Hauptuntersuchung abgebohrt werden konnen. Durch die baubegleitenden Untersuchungen sind die angetroffenen Baugrundverhaltnisse auf Dbereinstimmung mit der Vorhersage zu iiber-
4 Erkundungsmethoden
priifen und zu dokumentieren. 1m Bedarfsfall sind baubegleitende Messungen zur Kontrolle der rechnerischen Nachweise vorzunehmen (s. DIN EN 1997-1, Abs. 4 und FGSV-Merkblatt MGUB04). In bsterreich gilt fiir BaumaBnahmen des StraBenbaus der sog. Geologenerlass, in dem festgelegt ist, dass die einzelnen Untersuchungs- und Planungsphasen von einem unabhangigen Priifgeologen beurteilt werden miissen (SCHWINGHAMMER 1997, s. Abschn. 17.4.1).
4.2 Spezielle Arbeiten im Rahmen der Voruntersuchung Zu einer Voruntersuchung gehort zunachst das Beschaffen von Karten und anderer lnformationen von den in Frage kommenden Behorden, wie Geologische Landesamter, Bauamter, Wasserwirtschaftsverwaltung oder Bergbehorden, einschlieBlich einer intensiven Ortsbegehung. 1m Bedarfsfall sind ggf. auch indirekte Aufschlussmethoden (Luftbildauswertung, Geophysik) einzusetzen und erste Aufschlussbohrungen mit stichprobenartiger Feststellung von BaugrundkenngroBen vorzunehmen. 1m Rahmen der Vorerkundung sind auch Angaben iiber etwaige Altlasten oder Altbergbau, iiber eine Erdbebengefahrdung sowie iiber geologische Besonderheiten (Rutschungen, Karstprobleme) und, bei groBeren Projekten, auch iiber die tektonische Gesamtsituation eines Gebietes zu machen.
4.2.1 Geologische und ingenieurgeologische Karten Bei Fehlen natiirlicher Aufschliisse, die einen Einblick in den Untergrundaufbau ermoglichen, kommt der Auswertung geologischer Karten besondere Bedeutung zu. Als solche kommen in Betracht, Geologische Dbersichtskarten (M. 1: 1000000 bis 1: 100 000), insbesondere die neue Dbersichtskarte1:200 000, sowie geologische Umgebungskarten (meist 1: 50 000) und vor allen
135
4.2 Spezielle Arbeiten im Rahmen der Voruntersuchung
Dingen die Geologischen Spezialkarten 1: 25 000 mit ErHiuterungen, die allerdings einen sehr unterschiedlichen Bearbeitungsstand aufweisen und z. T. keine oder inhaltlich sehr unterschiedliche ingenieurgeologische Beitrage enthalten. Hier ware z. B. wichtig, dass erkannte Hangbewegungen oder Karsterscheinungen in den Karten dokumentiert und in den Erlauterungen beschrieben werden. Ein weiterer wesentlieher Faktor der Interpretation der geologischen Karten ist das Erfassen der tektonischen Gesamtsituation und der tektonischen Strukturen im Untersuchungsgebiet. Fur die Herstellung ingenieurgeologischer Karten liegt eine Empfehlung der Arbeitsgruppe "Ingenieurgeologische Kartierungen" von 1985 vor (s. OTTO 2004). Zu unterscheiden sind ingenieurgeologische Karten 1 :25 000, wie sie besonders von einigen Ballungsgebieten Nordrhein-Westfalens zur VerfUgung stehen (KALTERHERBERG 1985, darin Lit.) und die fur zahlreiche Stadte vorliegenden Baugrundkarten 1:25 000 bis 1: 2000. Vom Stadtgebiet von Gottingen liegt z. B. eine raumliche Modellierung des Untergrundes anhand von etwa 3000 Bohrungen zwischen 2 m und 255 m Tiefe sowie zahlreichen anderen Baugrundaufschlussen vor, die uber 2D-Schnittdarstellungen eine gute Datenbasis sowohl uber den Baugrund als z. T. auch uber den tieferen Untergrund des Stadtgebiets bietet (WAGNER et a1. 2007). Baugrundkarten soHen zwar die fur eine BaumaBnahme relevanten Eigenschaften des oberflachennahen Untergrundes wiedergeben, konnen aber eine objektbezogene Baugrunderkundung nieht ersetzen. Sie bestehen meist aus einer Hauptkarte mit DarsteHung der auftretenden Gesteinsarten und ihrer wiehtigsten Baugrundeigenschaften sowie punktweisen Angaben uber Grundwasserstande. Als Nebenkarten werden haufig Kartendarstellungen der Grundwassergleiehen, Bohrpunkt- und Aufschlusskarten und andere spezielle Anwendungskarten geliefert. Das Erarbeiten von Baugrundkarten ist relativ aufwendig. Die einzelnen Daten sind meist nicht leicht zuganglich und nicht homogen aufbereitet. Sie sind von unterschiedlichen Institutionen und z. T. fUr andere Zwecke erhoben, so dass sie z. T. nieht direkt verwendbar sind oder zumindest ihre Aussagekraft in Frage zu stellen ist. Eine gute Kenntnis der geologischen Grundlagen
und eigene Untersuchungen zur Korrelation der KenngroGen sind in der Regel unumganglich. Die Erstellung von groGflachigen 3D-Gebirgsmodellen, die neben dem geologischen Untergrundaufbau auch geotechnische Eigenschaften der anstehenden Gesteine enthalten (WAGNER et a1. 2007; NIX et a1. 2009) und die eine Interpretation dieser Eigenschaften ermoglichen, werden hinsichtlich ihres Nutzens kontrovers diskutiert. Sie verleiten moglicherweise dazu, im Einzelfall auf eine weitergehende Beratung zu verzichten, was weitreichende negative Folgen haben kann.
4.2.2 Gefahrenhinweisund Risikokarten Zur Eindammung der Naturgefahren werden auf Anregung der Europaischen Kommission derzeit auch in Deutschland durch die Staatlichen Geologischen Dienste nach einheitlichen Kriterien sog. Gefahrenhinweiskarten erstellt. Ihre Bearbeitung ist im Grunde eine langfristige Aufgabe, deren erster Schritt die Gefahrenerkennung und Dokumentation ist. In Deutschland bestehen die Gefahrenhinweiskarten im Wesentlichen aus einem Ereignis- und Flachenkataster uber Hanginstabilitaten (Rutschungen, Felssturze, Steinschlag), Erdfalle und andere Karsterscheinungen, besonders ungunstige Baugrundverhaltnisse (Tab. 4.1) sowie auch Erdbeben und Hochwassergefahren. 1m Bedarfsfall k6nnen Bergbaufolgen, Grundwasserversalzung und Bodengasaustritte (Methan, CO 2, Radon; s. Abschn. 16.7.6 und 17.2.6) hinzukommen (STRAUSS 2009). Wiehtig sind dabei eine einheitliehe Definition und Dokumentation der einzelnen Gefahrdungen und einheitliche Kriterien fur die Gefahrenbewertung sowie Moglichkeiten einer Weiterentwicklung. Informationsgrundlage der Gefahrenhinweiskarten sind in der Regel topographische und geologische Karten, einschlieGlich entsprechender Themenkarten, Archivunterlagen, Literatur sowie geographische Raumdaten und moderne Fernerkundungsmethoden, wie Luftbilder und mit Laserscantechnik gewonnene hochauflosende digitale Gelandemodelle (DGM). Von den archivierten Einzelereignissen sind die geographischen Koordinaten, Alter, Abmessungen, Ursa-
136
4 Erkundungsmethoden
Tabelle 4.1 Zusammenstellung ungiinstiger Baugrundverhiiltnisse mit Gefahr fUr ungew6hnliche Setzungen/ Hebungen Organische Sedimente Setzungsgefahr auf Grund organischer Einlagerungen (marine, brackische, fluviatile Sedimente wie Mudde, Klei Schlick oder Torf) Anthropogene Aufullung Gefahr von uneinheitlichem Setzungsverhalten auf Grund groBerer anthropogener Auffiillung Tonig-schluffige Gesteine Gefahr von Setzung und Hebung auf Grund jahreszeitlicher Volumenanderungen infolge von Schrumpfungen bei Austrocknung und von Quellen bei Wiederbefeuchtung (5. Abschn. 6.2.1 und 6.2.2) Bituminose, pyritfiihrende Tongesteine Gefahr von Baugrundhebung bei Austrocknung pyritfiihrender, bituminoser Tonsteine infolge Kristallisationsdruck von Sulfatmineralen auf Schichtflachen (s. Abschn. 2.2.3) Gesteine mit Anhydrit und quellfiihigen Tonmineralen Gefahr der Volumenzunahme bei Wasserzutritt durch Umwandlung von Anhydrit in Gips und Quellung von Tonmineralen (s. Abschn. 2.6.9 und 17.5.2.2)
chen, verursachte Schaden u. a. m. nach einem einheitlichen Schema abgespeichert. Aufgrund der zunachst weitgehend automatisierten Bearbeitung ist eine manuelle Nachbearbeitung und Plausibilitatskontrolle unerlasslich, urn die Aussagekraft der Kartenunterlage abzusichem. Die Ergebnisse der Gelandebearbeitung werden in einer Datenbank abgespeichert. Die Datenbankstruktur muss von vomherein auf die moglichen Abfragen ausgerichtet sein. Durch Zusammenfuhren und Verschneiden der Fachdaten mit raumbezogenen Informationen konnen komplexe Abfragen und Analysen vorgenommen und auf thematischen Karten beliebigen MaBstabs visualisiert werden (s. SCHMIDT 2004, 2008; MAYER 2008; MOBUS et a1. 2009; STRAUSS 2009). Der ProjektmaBstab betrag1 in der Regel 1 : 50 000. Die Gefahrenhinweiskarten sind auf die Belange der Raumplanung ausgerichtet und enthalten in der Regel noch keine Angaben tiber Intensitat und Eintrittswahrscheinlichkeit der Ereignisse. Dieser Hinweis auf mogliche Gefahren ohne konkrete Aussage kann in der Praxis zu Missverstandnissen fuhren und ist der Hauptgrund fur die oft anzutreffende Ablehnung solcher Karten seitens der Verwaltung. Nahere Angaben zu den jeweiligen Ereignissen sind der nachsten Entwicklungsstufe, den Gefahren- oder Risikokarten vorbehalten. In diese Kategorie gehoren auch die verschiedenen
Hangstabilitatskarten und Erdfallkarten, wie sie in den Abschn. 15.2.2 und 19.3.1 behandelt werden. Die Gefahren- oder Risikokarten, in einigen alpinen Landem auch Gefahrenzonenplane (GZP) genannt, sind in der Regel Planungsgrundlagen. Ihre Bearbeitung erfolg1 hauptsachlich nach den Vorgaben der sog. "Schweizer Methode" (HEINl MANN et a1. 1998). In den Gefahrenkarten sind verschiedene Gefahrenzonen ausgehalten, aus denen sich die damit verb un denen Nutzungseinschrankungen ergeben. Die Art der Gefahrdung und ihr AusmaB mussen moglichst zutreffend, objektiv und nachvollziehbar aufgezeig1 werden, wobei man sich bewusst sein muss, dass eine grundstiicksbezogene Abgrenzung vielfach auBerst schwierig ist (s. Abschn. 15.2.2). Dabei hat eine solche Festlegung von Gefahrenzonen ganz erhebliche Auswirkungen auf den Verkehrswert eines Grundstucks. Eine korrekte Gefahrenbeurteilung erfordert daher eine moglichst gute Datengrundlage mit konkretern ortlichem Bezug, was in der Regel eine Dberarbeitung im Gelande erfordert. Wegen dieses Aufwands und der erwahnten Auswirkungen werden die Gefahren- und Risikokarten in Deutschland sehr restriktiv behandelt. Als Ergebnis umfangreicher Datensammhingen k6nnen auch die web-basierten Geoinformationssysteme einzelner Bundeslander genannt werden, wie "Gefahrdungspotenziale des Unter-
137
4.2 Spezielle Arbeiten im Rahmen der Voruntersuchung
grunds in NRW" (STRAUSS 2007, 2008) und "Georisiko Thuringen" (SCHMIDT 2008). In Kartendarstellungen verschiedener MaBstabe stehen Informationen uber die Verbreitung der jeweiligen Gefahrdungen zu VerfUgung. Falls weiterer Informationsbedarf besteht, k6nnen fur bestimmte Grundstucke kostenpflichtig die einzelnen Gefahrdungspotenziale und weiterfuhrende Hinweise abgefragt werden (STRAUSS 2008).
4.2.3 Erdbebengefiihrdung In Deutschland gilt fUr die Erdbebenproblematik die DIN EN 1998:1 "Eurocode 8: Auslegung von Bauwerken gegen Erdbeben - Teil1 Grundlagen, Erdbebeneinwirkungen und Regeln fur Hochbauten" (2006). Die Norm wird durch einen Nationalen Anhang (NA) erganzt, in dem landesspezifische Belange und Parameter festgelegt sind (s. Abschn. 1.2). Bis dahin gilt dafur die nationale Norm DIN 4149 (2005), die schon weitgehend auf den EC 8 (2004) ausgelegt ist. Sie solI 2010 zuruckgezogen werden. Die DIN EN 1998, Teil I, gilt fur die Auslegung von Bauwerken des Hoch- und Ingenieurbaus in Erdbebengebieten. Weitere Teile der Norm gelten fur Brucken (Teil 2), fur bestehende Hochbauten (Teil3), fUr Silos und Tankbauwerke (Teil 4), fur Grundungen und Stiitzbauwerke (TeilS) und fur Tiirme, Masten und Schornsteine (Teil 6). Sicherheitsrelevante Anlagen, wie Kernkraftwerke und Talsperren fallen nicht in den Anwendungsbereich dieser Normenreihe. Fur Bauwerke dieser Art werden genaue Standortanalysen verlangt (LEYDECKER et al. 2006) und es liegen z. T. spezielle Richtlinien vor (s. Abschn. 18.2.6). Die Erdbebeneinwirkungen werden allgemein nach zwei grundverschiedenen Einteilungen beschrieben, namlich den Intensitatsskalen und der Magnitudenskala: Die seit Jahrzehnten verwendeten 12-teiligen Intensitatsskalen sind mehrfach aktualisiert worden und weitgehend kompatibel. Die Intensitat beschreibt allein die Wirkung auf Menschen und Bauwerke und gibt das SchadensausmaB fUr einen bestimmten Standort an (Abb. 4.1). Die neueste Weiterentwicklung der MERCALLI- bzw. MSK-64-Skala stellt die
4
Ep1zentrallntensltat Intensltat (standortabhangog)
Standortmtensltal
Eplzentralentfemung
Erdbebenherd
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Hypozentrum
Hypozen!'<'lentfemung I
I
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I
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I
Abb. 4.1 Schematische Darstellung der Intensitiitsverteilung eines Erdbebens mit den wichtigsten Begriffen der Makroseismik (nach MESKOURtS et al. 2007).
Europaische Makroseismische Skala (EMS98) dar (Tab. 4.2). Ahnlich ist auch die in den USA gebrauchliche MM-Skala (Modified Mercalli Scale). Die von RICHTER 1935 eingefUhrte logarithmische Magnitudenskala (RICHTER-Skala) basiert auf der Magnitude M, einem deminsionslosen Wert fUr die maximalen Erschutterungsamplituden am Epizentrum (Abb. 4.1). Eine urn eins erh6hte Magnitude bedeutet eine 30-fach h6here Energiefreisetzung. Fur viele Verwendungen haben die Intensitaten Vorteile, da die historischen Erdbeben (vor etwa 1950) aus dem Erdbebenkatalog rur Deutschland von LEYDECKER (1986, 2005), in dem die Erdbeben seit etwa 800 n. Chr. erfasst sind, primar nur mit Intensitatsangaben vorliegen. Die Umrechnung zwischen Intensitaten und Magnituden ist problematisch und weist groBe Streubreiten auf (Tab. 4.2). AuBerdem gelten die Angaben immer nur fUr das Epizentrum. Die Erschutterungswirkung fur einen bestimmten Standort muss dann unter Berucksichtigung der Entfernung und der Herdtiefe ermittelt werden (Abb.4.1)
138
4 Erkundungsmethoden
Tabelle 4.2 Erdbebenwirkung nach der EMS-Skala und der RICHTER-Skala sowie die zugeh6rigen Erdbebenzonen nach DIN 4149 (2005). MSK/ EM5-Skala Intensitiit
RICHTERSkala Magnitude (M)
Beschreibung
Erdbebenzonen
Nicht fUhlbar
Nur instrumentell zu beobachten
1-2
II
Kaum fUhlbar
Nur vereinzelt von ruhenden Personen in hoheren Stockwerken von Gebauden wahrgenommen (Spiirbarkeitsschwelle > 2,5)
1,4-2,6
III
Schwach fUhlbar
Unter gunstigen Umstanden vereinzelt gefUhlt, wie vorbeifahrender Lastwagen
1,9-3,1
IV
Weitgehend gefiihlt
Von vielen Personen in geschlossenen Raumen gefUhlt, wie vorbeifahrender schwerer Lastwagen
2,5-3,7
V
Aufweckend
In Hausern allgemein gefUhlt, im Freien vereinzel!. Viele Schlafende erwachen, Gebaude vibrieren, hangende Gegenstande schwingen. Leichte Schaden bei strukturell schwachen Gebauden moglich
3,1-4,3
VI
Erschreckend
In Hausern und im Freien allgemein gefUhl!. Personen erschrecken und rennen ins Freie. Leichtere Gebiiudeschaden, manchmal Hangrutschungen, Brunnenspiegelschwankungen
3,6-4,9
0
VII
Gebaudeschaden
Die meisten Personen erschrecken, viele haben Schwierigkeiten zu stehen. Die Schwingungen werden in fahrenden Autos verspiirt. Gute Gebaude konnen leichte Schaden wie Risse erleiden, schlechte Gebaude (z. B. Lehmwande) konnen einstiirzen. Wassertrubungen, Anderung von Quellschiittungen und Uferrutschungen treten auf
4,2-5,5
2
3
VIII
Gebaudezerstorungen
Furcht und Panik, gute Gebaude erleiden maBige Schaden, Leitungsverbindungen konnen brechen. Rutschungen und Spalten im Boden, Veranderungen von Grundwasserspiegel und -str6mung
4,8-6,1
IX
Allgemeine Gebaudeschaden
Allgemeine Panik, viele gute Gebaude erleiden schwere Schaden, Denkmaler und Saulen stOrzen um, viele schlechte Gebaude stiirzen ein, unterirdische Leitungen brechen teilweise. Auf flachem Land treten Wasser, Sand und Schlamm aus dem Boden, Erdrutsche, 8odenspalten, Felsstiirze und Grundwasserveranderungen treten auf
5,4-6,7
139
4.2 Spezielle Arbeiten im Rahmen der Voruntersuchung
4
Tabelle 4.2 (Fortsetzung) RICHTERSkala Magnitude (M)
MSK/ EMS-Skala Intensitat
Beschreibung
X
Allgemeine Gebaudezerstorungen
Einstiirzen von guten Gebauden, Totalschaden an fast allen schlechten Gebauden, schwere Schaden an Briicken und Staudammen. GroBe Bergrulsche, Wasser tritt aus Seen und Fliissen
6,0-7,3
XI
Katastrophe
Schwere Schaden auch an widerstandsfahigen Gebauden, Briicken, Staudammen und Eisenbahnschienen, StraBen sind nicht mehr zu benutzen, unterirdische Leitungen sind zerstort
6,6-8,0
XII
Landschaftsveranderungen
Praktisch aile iiber- und unterirdische Bauwerke sind zerstort. Die Erdoberflache ist total verandert, Bodenspallen, horizonlale und vertikale Verschiebungen werden beoDachlel
7,3- 8.6
4.2.3.1 Ursachen von Erdbeben Unsere Erdkruste ist keine feste Schale, sondern besteht aus zahlreichen Platten, die in mehr oder weniger standiger Bewegung sind. Hauptsachlich an den Plattengrenzen bauen sich dabei Spannungen auf, die durch Verschiebung von Gesteinsblocken schlagartig abgebaut werden. Je gro6er die aufgestaute Energie, desto heftiger ist die Erschiitterung bei der Entspannung. Gro6ere Erdbeben bestehen aus einem oder wenigen Hauptst06en und zahlreichen, teils noch heftigen Nachbeben, die iiber Monate anhalten konnen. Au6er diesen tektonischen Beben konnen regional weitere Ursachen auftreten: vulkanische Erdbeben natiirliche Einsturzbeben (Karsthohlraume) durch Eingriffe von Menschen verursachte oder ausgeloste Beben (man made seismicity). Bei den Letzteren unterscheidet man durch menschliche Eingriffe direkt verursachte (truely induced) oder nur vorzeitig ausgeloste Beben (triggered), die ohnehin aufgetreten waren. Die Ursachen lassen sich wie folgt einteilen: Tiefreichende Spannungsanderungen
Erdbebenzonen
Anderungen des Porenwasserdrucks im Kluftwasser Volumen bzw. Masseanderungen. 1m Einzelnen gehoren dazu: Bergbau (Tiefbau, Tagebau, Abraumhalden) Tunnelbau in gro6en Tiefen Bau und Betrieb von Stauanlagen Einpressen bzw. Entnahme von Fluiden (gro6e Grundwasserentnahmen, Erdol- oder Erdgasgewinnung sowie tiefe geothermische Systeme und kiinftig auch CO 2- Verpressung). 1m Mittelmeerraum ist die Ursache der natiirlichen Seismizitat in den Vorgangen an den dortigen Plattengrenzen und Subduktionszonen zu sehen (BECKER 1995). Die 1ntraplattenerdbeben Mitteleuropas sind dagegen gekennzeichnet durch ihr bevorzugtes Auftreten an praexistenten Schwachezonen (sog. tektonische Beben), die langen Rekurrenzzeiten fiir Starkbeben und die fehlenden Deformationen an der Erdoberflache. Tektonische Beben treten bevorzugt an gro6en Bruchstrukturen auf. Ais "aktiv" gelten diese, wenn seit Ende der Tertiarzeit (etwa 2 Mill. Jahre) Bewegungen zu verzeichnen sind. Schwachere Erdbeben (I < 5 MSK) sind nicht zwangslaufig an
140
groBe Storungszonen gebunden (LEYDECKER et aI. 2006). Als Verschiebungsma6e geben SCHNEIDER (1988) und LEYDECKER (1980: 548) fUr mittlere Erdbeben einige Millimeter bis wenige Zentimeter und fur schwere Erdbeben Dezimeter- bis Meterbetrage an, z. T. begleitet von Spaltenbildung mit Hebungen oder Senkungen an der Erdoberflache. Bei dem schweren AndamanenSeebeben 2004 im Indischen Ozean sollen Verschiebungen der Teilplatten von 6 bis 8 m uber eine Entfernung von rund 1000 km aufgetreten sein. Die Bewegungen schlagen nur bei schweren Ereignissen bis zur Erdoberflache durch. In mobilen Bereichen kontinentaler Platten sind auch standige minimale Scherbewegungen nicht auszuschlieBen (s. Abschn. 4.2.4). An den meisten tektonischen Storungszonen Mitteleuropas treten jedoch weder Erdbeben noch messbare Relativverschiebungen auf. Die Erdbebengefahrung wird in den sog. D-ACH Staaten, d. S. Deutschland (D), Osterreich (A) und die Schweiz (CH), einheitlich behandelt. GroBere Schadenbeben sind bisher in jedem Land meist nur einmal je Generation aufgetreten.
4.2.3.2 Erdbebenzonen in Deutschland Fur die Abschatzung der Erdbebeneinwirkung werden von den einzelnen Staaten je nach ortlicher seismischer Gefahrdung Erdbebenzonen festgelegt, in denen die Gefahrdung jeweils als konstant angenommen wird. Grundlage der Erdbebenzonen nach DIN 4149 (Zone 0 bis 3; Tabelle 4.1 und Abb. 4.2) sind aktualisierte Erschutterungsintensitaten mit einer Referenz-Wiederkehrperiode von 475 Jahren (EC 8) und einer Eintritts- bzw. Uberschreitungswahrscheinlichkeit von 10 % in 50 Jahren fur die Intensitaten der EMS-Skala (GRUNT HAL et aI. 1998). Die neuen Zonen der DIN 4149 (2005) unterscheiden sich damit gegenuber der alten Norm bei quasi gleicher Nummerierung sowohl qualitativ hinsichtlich der GefahrdungsgroBe als auch quantitativ bezuglich der ingenieurseismischen KenngroBen. AuBer diesen Erdbebenzonen der DIN 4149 kann im Bedarfsfall auch auf die mehr als 50
4 Erkundungsmethoden seismotektonischen Regionen von LEYDECKER & AICHELE (1998) zuruckgegriffen werden. Diese Regionen sind nach gleichartiger geologischer Entwicklung, Tektonik und Seismizitat ausgewiesen und konnen ebenfalls als Grundlage fur die Festlegung eines Bemessungserdbebens verwendet werden. Die bedeutendsten seismotoktonischen Regionen Deutschlands sind der Schwabische Jura, die Niederrheinische Bucht, die Mittelrheinregion, der sudliche und nordliche Oberrheingraben, das Gebiet vom Vogtland bis hinauf nach Gera und zentrale Teile von Sachsen (Abb. 4.2). Fur die einzelnen Regionen werden bei LEYDECKER & AICHELE (1998) auch seismogene Herdtiefen angegeben. Sie liegen meist bei 9 bis 14km. AuBer dies en bundesweiten Darstellungen der Erdbebenzonen liegen fur einzelne Regionen bzw. Bundeslander auch detailliertere Katendarstellungen vor, wie Z. B. die Erdbebenzonenkarte mit geologischen Untergrundklassen von NRW 1: 350000 (STRAUSS 2008), die auch Anlage zur DIN 4149 ist oder die AusfUhrungen von KRENTZ in "Geologie von Sachsen" (2009). Deutschland zahlt international zu den Schwacherdbebengebieten. Die starksten tektonischen Ereignisse hatten eine Intensitat von VIII. Jahrlich treten einige maBig starke Erdbeben auf, die von der Bevolkerung wahrgenommen werden (wie zuletzt das Beben im Sudschwarzwald vom Mai 2009 mit I = 4,5). 1m Durchschnitt ist etwa einmal in zehn Jahren mit einem starkeren Beben zu rechnen. In den letzten hundert Jahren haben sich folgende Schadenbeben ereignet: 16. November 1911 Schwabische Alb, Albstadt (Ebingen- Leutlingen) Intensitat VIII, Magnitude ca. 6,1 27. Juni 1935 Saulgau (Oberschwaben) Intensitat VII -VIII, Magnitude ca. 5,6 1943 Onstmettingen (Schwabische Alb) Intensitat VIII, Magnitude ca. 6,1 26. Februar 1969 Schwabische Alb Intensitat VIII, Magnitude ca. 6,0 3. September 1978 Schwabische Alb, Albstadt (Onstmettingen-Tailfingen) Intensitat VIIVIII, Magnitude 5,7 13. April 1992 RoermondlHeinsberg (Niederrhein) Intensitat VII, Magnitude 5,8 5. Dezember 2004 Waldkirch (Siidbaden) Intensitat VII, Magnitude 5,4.
141
4.2 Spezielle Arbeiten im Rahmen der Voruntersuchung
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Damit zeichnen sich in Deutschland nur einige wenige tektonische Bruchzonen als besonders erdbebengefahrdet ab, wie der Hohenzollerngraben, die Randbereiche des Oberrheingrabens, die Niederrheinische Bucht und auch das Vogtiand und Gera, wo 1872 das groBte mitteldeutsche Erdbeben mit I = VII-VIII aufgetreten ist (KRENTZ 2009). Das Beben von Roermond/Heinsberg war das energiereichste seismische Ereignis im Niederrheingebiet seit mehr als 200 Jahren (AHORNER 1993). Allein in Heinsberg wurden mehr als 150 Hauser beschadigt und fiber 30 Personen verletzt. Das Vogtiand (Westsachsen) ist bekannt fUr seine Schwarmbeben, d. s. bis zu 10 000 Einzelereignisse innerhalb weniger Monate mit meist nur geringen Bebenstarken (I < 3), vereinzelt bis I> 4.
Abb.4.2 Erdbebenzonen Deutschlands mit den geologischen Untergrundklassen (a us MESKOURIS et al. 2004).
Die letzten Schwarmbeben haben sich zum Jahreswechsel1985/86 (max. I = 4,7), in der zweiten Jahreshalfte 2000 (max. I = 3,7) und im Herbst 2008 (max. I = 4,2) ereignet. Wiederholtes Auftreten von Mikroerdbeben, sog. Mikroseismizitat, ist regional weit verbreitet und gilt als Hinweis auf einen mehr oder weniger aktiven tektonischen Spannungszustand. Regional treten auch Einsturzbeben auf, und zwar sowohl solche natiirlichen Ursprungs (Norddeutschland, Alpenregion) als auch durch menschliche Tatigkeiten ausgeloste Erdbeben (z. B. Kalibergbau). Uber Salzstocken des Norddeutschen Beckens werden immer wieder Einsturzbeben registriert. Vom Stadtgebiet Hamburg sind Z. B. aus den letzten hundert Jahren insge-
142
samt 20 solcher Ereignisse bekannt, teilweise mit Gebaudeschaden (REUTHER et al. 2007). Einige Ereignisse der letzten Jahre geben Veranlassung, etwas naher auf die durch Eingriffe des Menschen verursachte Erdbeben einzugehen. Diese Ereignisse sind in der Gefahrdungskarte der DIN 4149 nieht berucksichtigt. 1m Kalibergbaurevier an der Werra haben sich in den 1940er bis 1980er Jahren mehrfach Einsturzbeben bis M = 5,6 ereignet, teilweise mit erheblichen Schiiden im Zentralbereich (AHORNER 1989; LEHNHARDT 1998). Auch in Steinkohlebergbaugebieten, wie dem Ruhrgebiet und dem Saarland, treten nieht selten sog. Mikroerdbeben (Frequenzbereieh 100 Hz-1kHz) auf, die meist nur Erdbebenstarken von M = 1 bis 3 erreiehen. Ereignisse ab M = 1,5-2,0 werden von Menschen wahrgenommen. Ein schadenverursachendes Beben der Starke M = 4 bei Ensdorf im Februar 2008 war Veranlassung, den Steinkohlebergbau im Saarland einzuschranken. Nach KAHLEN (2007) sind es vor allem machtige Sandsteinbanke im Hangenden und Liegenden der Strecken, die im Verdacht stehen, die seismischen Ereignisse zu verursachen (s. Abschn. 17.5.2 und BISCHOFF et al. 2007; BIVOUR 2007). 1m Sudabschnitt des Gotthard Basistunnels wurden im Bereich einer groBeren tektonischen Storungszone zwischen sproden und duktilen Gneisen bei einer Uberlagerung von 15001800 m wahrend der Vortriebsarbeiten zahlreiche mikroseismische Ereignisse mit Magnituden urn 1,5, max. M = 2,4, ausgelost. Verschiedene dieser Mikrobeben konnten Bergschlagereignissen im Tunnelvortrieb zugeordnet werden (s. Abschn. 17.5.1). Als Ursachen fur die mikroseismischen Ereignisse werden die durch die Vortriebsarbeiten ausgelosten Spannungsumlagerungen und -konzentrationen im Gebirge genannt. Seit Ende der Vortriebsarbeiten wurden keine Ereignisse M > 1,0 mehr registriert (STADELMANN & REHBOCK-SANDER 2010). Besser bekannt sind durch Stauanlagen oder Flussigkeitsinjektionen verursachte oder ausgelOste Erdbeben. Haufigste Ursache ist die ErhOhung des Wasserdrucks, wodurch sieh im Untergrund Gebirgsspannungen aufbauen, wobei durch das Einbringen von zusatzliehem Wasser gleichzeitig die Reibung auf Kluftflachen herabgesetzt wird (s. Abschn. 18.2.6). Starkere Beben sind dabei relativ selten. Gelegentlieh ist eine
4 Erkundungsmethoden Aufreihung von schwacheren Ereignissen an teilweise vorher nieht bekannten Storungszonen zu verzeichnen (STEINWACHS 1988). Zwei Erdbebenereignisse in Norddeutschland und zwar im Oktober 2004 bei Rotenburg mit M = 4,5 und im Juli 2005 bei Syke mit M = 3,8 werden auf die dortige Erdgasforderung zuruckgefiihrt. Bei derartigen Anlagen ist es weltweit bereits zu weitaus starkeren Beben gekommen. Von Usbekistan sind aus den Jahren 1976 und 1984 Erdbebenstarken bis M = 7 bekannt. Die groBte Gefahr bedeutet dabei das Einpressen von Flussigkeiten in das Gebirge bei Sekundargewinnungsverfahren (EISBACHER 1997). Auch tiefe Geothermiepeojekte konnen Erdbebenerschutterungen auslosen. Als Ursache kommen hier moglicherweise noch Spannungsanderungen im Gebirge infolge Abkuhlung hinzu (s. Abschn. 20.2). Bei Basel ist im Dezember 2006 durch Wassereinpressung mit 150 bar (s. Abschn. 20.2.2.3) in einer 5000 m tiefen Geothermiebohrung im Granit ein Erdbeben der Starke M = 3,4 ausgelost worden. Auch bei Landau in der Pfalz haben sich im August und September 2009 in unmittelbarer Nahe eines Geothermiekraftwerks (s. Abschn. 20.2.2.2) zwei Beben der Starke M = 2,7 bzw. 2,4 ereignet. Mehr oder weniger induzierte Mikroerdbeben dieser Art (mit Bebenstarken bis etwa M = 3) sind bis jetzt nur in seismisch aktiven Zonen aufgetreten und sind auch aus Frankreieh und den USA bekannt. Starkere seismische Ereignisse dieser Art gelten als auBerst unwahrscheinlieh. Die Bedeutung von zusatzlichern Wasser( druck) in "quasiaktiven" Storungszonen ist jedoch wieder verstarkt in der Diskussion.
4.2.3.3 Untergrundaufbau und Erdbebeneinwirkungen Die wichtigsten Begriffe der Erdbebenseismik und eine Darstellung der Intensitatsverteilung eines Bebens sind aus Abb. 4.1 ersichtlich. Die Auswirkungen eines Erdbebens sind Erschutterungen, die sieh yom Herd aus in Form verschiedener Arten elastischer Wellen sehr hoher Geschwindigkeit zur Erdoberflache fortpflanzen. Ihre Erschutterungsintensitat an einem Standort hangt ab von der freigesetzten Energie im Erdbe-
143
4.2 Spezielle Arbeiten im Rahmen der Voruntersuchung
benherd (Magnitude), der Herdtiefe, der Entfernung vom Herd, der Erdbebendauer und dem Untergrundaufbau. Die Gefahrdung menschlicher Einrichtungen besteht entweder darin, dass diese uber definierten Bruchlinien stehen und direkte Verschiebungen erleiden oder dass die von der Bruchflache ausgehenden seismischen Wellen vorwiegend horizontal schwingende Oberflachenwellen auslasen, die das Bauwerk in Schwingungen versetzen und zu einer Dberbeanspruchung von Bauteilen fuhren (s. Abschn. 6.2.5). AuGer dies en direkten Schadenswirkungen kannen auch indirekte Schaden durch Bergsturze oder Rutschungen bzw. durch Aktivierung von Setzungen auftreten. Auf eine Erdbebengefahrdung muss bereits in einem sehr fruhzeitigen Planungsstadium eines Projekts hingewiesen werden. In solchen Regionen ist es zweckmamg, bereits bei der Grundkonzeption bestimmte Entwurfsgrundsatze zu beachten, wie z. B.: Einfacher und regelmamger Grund- und Aufriss Nur eine Grundungsart (bevorzugt Bodenplatte) Maglichst nicht in verschiedenartigen Baugrund grunden, auf keinen Fall uber graGeren Unregelmamgkeiten im Baugrund. Weitere Einzelheiten s. DIN 4149. Die ma6gebenden Faktoren fUr die Bemessung von Erdbebeneinwirkungen sind die Art und die Bedeutung des Bauwerks (Bedeutungskategorie), der Untergrundaufbau (Baugrundklassen) und die Frage mit welchen Bodenerschutterungen wahrend der Lebensdauer eines Bauwerks zu rechnen ist, ausgedruckt durch seine Intensitat fur den jeweiligen Standort bzw. das sog. Bemessungserdbeben. Dieses wird in einer Gefahrdungsanalyse ermittelt. Grundlage sind die jeweiligen nationalen Erdbebenzonen mit Angabe der bis jetzt beobachteten maximalen Intensitaten. Dabei wird davon ausgegangen, dass ein derartiges Ereignis uberall in der jeweiligen Zone auftreten kann. Einsturzbeben und andere Beben anthropogenen Ursprungs sind bei den Erdbebenzonen nach DIN 4149 nieht erfasst. Sie weisen wegen der geringen Herdtiefe eine hohe Epizentralintensitat mit groGer Schadenswirkung auf, die
aber nach wenigen Kilometern Entfernung unter die Schadensgrenze absinkt (AHORNER 1989). Diese Zusammenhange wurden bei den bergbaubedingten Erdbeben im Saarland wieder bestatigt, die zwar nur Bebenstarken von M = 3 bis 4 aufgewiesen haben, aber insgesamt zahlreiehe Schadensmeldungen zur Folge hatten. Der Einfluss der Baugrundbeschaffenheit auf die Erdbebeneinwirkung wird nach DIN EN 1998:1 durch Baugrundklassen (A bis E sowie SI und S2 ) ausgedruckt, definiert nach bestimmten Bodenkennwerten (N30 bzw. Cu in kN/m2 ) und der Scherwellengeschwindigkeit (V ,30 in m/ s) fUr die oberen 30 m des Untergrundaufbaus: S
Klasse
v
A
felsiger Untergrund mit max. 5m Deckschichl
>800
B
Dichl gelagerter Sand und Kies oder sehr steifer Tonboden (> 10 m Dicke)
360800
>50
>250
C
Mitteldichter Sand und Kies oder sleifer Ton (> 10m Dicke)
180360
1550
250
D
Milteldicht bis lockerer Sand und Kies bzw. weich steifer Ton
<180
<15
<70
E
5 bis 20m Deckschichten wie C und D tiber sleifem Untergrund (v, > 800 m/s) > 10 mweiche Tone und Schluffe
<100
N
70-
10-20
verfltissigbare Boden oder empfindliche Tone
Fur die Baugrundklassen SI und S2 muss en besondere Untersuchungen zur Festlegung der Erdbebeneinwirkung vorgenommen werden.
4 Erkundungsmethoden
144
In Deutschland werden die ortlichen Untergrundverhaltnisse gemaB DIN 4149 anstelle der obigen 5 Baugrundklassen durch drei geologische Untergrundklassen (R, S, T) und drei Baugrundklassen (A, B, C) ausgedruckt. Die geologischen Untergrundklassen sind auf Abb. 4.2 flachenhaft dargestellt: Klasse R: Felsuntergrund, dominierende Scherwellengeschwindigkeit > 800 m/S Klasse T: Flache Sedimentbecken und Obergangszonen zwischen R und S Klasse S: Tiefe Sedimentbecken (> 100 m Lockergesteine) . Die Baugrundklassen sind wie folgt definiert: Klasse A: Festgesteine, dominierende Scherwellengeschwindigkeit> 800 m/s Klasse B: maBig verwitterte Festgesteine oder grob- bis feinkornige Lockergesteine von dichter bzw. fester Konsistenz. Scherwellengeschwindigkeit 350-800 m/s Klasse C: verwitterter Fels oder gemischt- und feinkornige Lockergesteine von mindestens steifer Konsistenz. Scherwellengeschwindigkeit 150-350 m/s. Ohne genauere Kenntnis uber den Untergrundaufbau muss allgemein Baugrundklasse C angenommen werden. Standorte, die ab Grundungssohle (3 m) lockere Lagerung oder weiche Konsistenz aufweisen (Scherwellengeschwindigkeiten < 150 m/s) gelten als Problemstandorte und mussen gesondert betrachtet werden. Dasselbe gilt fUr besondere Baugrundrisiken, wie Verlust der Lagesicherheit und groBe Verformungen (Bemessungssituation BS-E, s. Abschn. 5.2), z. B. infolge instabiler Hanglage oder Bodenverflussigung. Als Kombinationen von Baugrund- und geologischen Untergrundklassen konnen die Untergrundverhaltnisse A-R, B-R, C-R, B-T, C-T und C-S vorkommen. Hochbauten, sowie den verschiedenen Teilnormen entsprechend auch andere Bauwerkstypen, werden nach DIN EN 1998:1 und DIN 4149 vier Bedeutungskategorien zugeordnet, je nach ihrer Bedeutung fur die offentliche Sicherheit: Kategorie I Bauwerke geringer Bedeutung Kategorie II Gewohnliche Bauwerke Kategorie III Schulen, Versammlungsraume
Kategorie IV
Krankenhauser, Kraftwerke, Feuerwachen.
Die Bedeutungskategorien I und II sind hinsichtlich des Erkundungsaufwands (s. Abschn. 4.1) in die Geotechnische Kategorie GK 2 einzustufen, die Bedeutungskategorien III und IV in GK 3. Bei Untertagebauwerken (Stollen, Tunnel, Kavernen mit Ausbau) wirken keine Oberflachenwellen und ihre Einbettung in den Untergrund bietet Schutz gegen mogliche freie Schwingungen, weshalb sie durch Erdbeben weniger gefahrdet sind. Unterirdische Bauwerke schwingen praktisch mit ihrer Umgebung mit, wobei allerdings dynamische Wechselwirkungen von vertikalen Schwingungen hoher Frequenz gewisse Schaden auslosen konnen (UENISHI & SAKURAI 2008). Kleinere Schaden konnen vor allem in den Portalbereichen auftreten. Hier sind Risse im Gebirge und im Tunnelausbau oder Abplatzungen moglich. Totaleinsturze von Tunneln sind bisher nur bei Bodenversagen durch Verflussigung oder im unmittelbaren Bereich von groBeren Storungszonen bekannt geworden (UNTERBERGER & BRANDL 2000; GOLSER & BURGER 2001; WANNICK 2007; VRETTOS 2009). Die Erdbebeneinwirkung auf ein Bauwerk wird in der Regel durch ein elastisches Bodenbeschleunigungs-Antwortspektrum, auch elastisches Antwortspektrum genannt, ausgedruckt. Einzelparameter dieses Antwortspektrums sind u. a.:
ag Bemessungswert der Bodenbeschleunigung YI Bedeutungsbeiwert S Untergrundparameter Der Bemessungswert der Bodenbeschleunigung ag,k ist der Wert der Bodenbeschleunigung in m/s 2 fur die Ermittlung der anzusetzenden Erdbebeneinwirkungen. Fur die einzelnen Erdbebenzonen werden in DIN 4149 folgende Werte angegeben (s. Tab. 4.1): IntensitiH I
a in m/sl
6,5- 7
0,4
Z
7 - ~5
0,6
3
>7,5
0,8
Erdbebenzone
4.2 Spezielle Arbeiten im Rahmen der Voruntersuchung
AuBerhalb der Erdbebenzonen 1 bis 3 sind nach bisherigen Erfahrungen die Beschleunigungswerte so gering einzuschatzen, dass kein Erdbebennachweis gefordert wird (DIN 4149). Diese Erfahrung entspricht den Vorgaben der DIN EN 1998-1, wonach bei sehr geringer Seismizitat (a g < 0,39 m/s2) die Normvorschriften nicht beachtet werden miissen. In Fallen geringer Seismizitat (a g > 0,78 m/s2) diirfen reduzierte oder vereinfachte Erdbebenauslegungsverfahren verwendet werden. So kann nach DIN 4149 in Erdbebenzone 1 und 2 bei einfachen Mauerwerksbauten der Bedeutungskategorie I und II und max. 3 Vollgeschossen iiber Gelandeniveau, wenn die grundlegenden Anforderungen erfUllt sind, auf seismische Standsicherheitsnachweise verzichtet werden. Ais weitere Festigkeitsparameter fiir die Bewertung der Erdbebeneinwirkung werden ggf. benotigt: fiir kohasive Boden die undrainierte Scherfestigkeit Cu fiir kohasionslose Boden die zyklische undrainierte Scherfestigkeit "cy,u fiir Fels die einaxiale Druckfestigkeit qu' Ais Steifigkeitsparameter fiir den Baugrund wird der Schubmodul verwendet:
G=p· v/ p = Dichte des Bodens Vs
=
Scherwellengeschwindigkeit.
Ein besonderes Problem stellt die sog. Bodenverfliissigung (Liquefaction) bei Erdbebenbeanspruchung dar, die zu Gebaudesetzungen oder Verkippungen bzw. zu Boschungsrutschungen fiihren kann. Die Bodenverfliissigung beruht auf einer Reduzierung der Steifigkeit bzw. des Scherwiderstandes eines wassergesattigten, kohasionslosen oder kohasionsarmen Bodes infolge Porenwasseriiberdruck und Verlust der effektiven Korn-zu-Korn-Spannungen. Die Neigung eines Bodens zur Verfliissigung, das sog, Verfliissigungspotenzial, hangt in erster Linie ab von der Bodenart, der Lagerungsdichte und dem Grundwasserstand. Je hoher das Grundwasser ansteht, desto groBer ist das Verfliissigungsrisiko. Als hochgradig verfliissigungsgefahrdete KorngroBenbereiche gelten gleichkornige, mehr oder
145
weniger schluffige Fein- und Mittelsande. Gleichkornige Mittel- und Grobschluffe sowie ebensolche Mittel- und Grobsande bis Z. T. Feinkiese werden als maBig verfliissigungsfahig eingestuft. Weitere verfliissigungsbegiinstigende Materialeigenschaften sind runde Kornformen und glatte Kornoberflachen. Dariiber hinaus sind auch die Kennziffern fiir die Zustandsgrenzen bzw. die Lagerungsdichte, die Scherfestigkeitsparameter und der Steifemodul anzugeben, Die Lagerungsdichte wird mittels SPT-Schlagzahlen N30 (s. Abschn, 4.4.6.1) oder Drucksondierungen (s. Abschn. 4.4.6.2) ermittelt (WUNSCH 2002; Hu & HacH 2003). Die haufigste Methode zur Bewertung der Gefahr einer Bodenverfliissigung beruht auf dem empirischen Vergleich der SPTSchlagzahlen mit beobachteten bzw, eingetretenen Fallen von Bodenverfliissigung (LAUE & STUDER 2003). Die DIN EN 1998:5 enthalt auf Anlage B Diagramme zwischen dem Spannungsverhaltnis potentieller Verfliissigung und den SPT-Schlagzahlen Nj(60), d. h. bezogen auf die Uberlagerung (s. Abschn. 4.4.6.1), Der Nj-Wert ist die SPT-Schlagzahl fUr 1 kg/cm2, Eine gangige MaBnahme gegen Bodenverfliissigung ist die Anordnung von Kies- oder Schottersaulen gem. Abschn. 14.3.2 zur Verbesserung der Dranmoglichkeit bei gleichzeitiger Verdichtung und ErhOhung der Scherfestigkeit. AuBer der Bodenverfliissigung ist auch die Empfindlichkeit der Boden gegen iibermli6ige Setzungen und Verdichtung bei erdbebeninduzierter zyklischer Beanspruchung zu beriicksichtigen. Ais empfindlich gelten locker gelagerte Sande (auch Kippen oder Halden) sowie sehr weiche Tonboden.
4.2.4 Rezente tektonische Spannungen und Deformationen Tektonische Spannungen haben ihren Ursprung in den groBraumigen plattentektonischen Prozessen, welche die Deformationen unserer Erdkruste bewirken. Das Spannungsfeld Mitteleuropas wird seit dem jiingeren Mesozoikum gepragt durch die Spreizung am Mittelatlantischen Riicken, die eine Druckwirkung der Islandischen Platte von NW-NNW bewirkt, wahrend gleichzeitig die Afrikanische Platte von SE-SSE nach
146
4 Erkundungsmethoden
Norden schiebt. Die Folge davon war die Auffaltung der Westkarpaten und der Alpen in der Tertiarzeit und lange davor bereits der Aufbau eines Spannungsfeldes mit einer NW-SE gerichteten horizontalen Primarspannung. In diesem Spannungsfeld haben sich entlang konjugierter Kraftlinien maximaler Scherspannung Scherverschiebungssysteme mit dem zugehorigen Inventar an Beulungen, kleinen und gro6eren Dberschiebungen und Schubbruchen aller Art ausgebildet (s. Abschn. 3.4.5). Das Spannungsfeld innerhalb der einzelnen Lithospharenplatten (-100 km dick) wird bestimmt von den Bewegungen an den Plattenrandern und Inhomogenitaten im geologischen Aufbau der Erdkruste (30-60 km dick). Je komplexer der Aufbau der ist, desto heterogener ist das gro6raumige Spannungsfeld, das von lokalen Spannungsfeldern zweiter (10er km) und dritter Ordnung uberlagert wird (REINECKER & WENZEL 2006). Erste Hinweise auf den Primarspannungszustand eines Gebiets (s. Abschn. 2.6.9) ergeben sich aus der gro6tektonischen bzw. regionaltektonischen Situation anhand Geologischer Karten. Aktuelle Folge der Intraplattentektonik sind rezente Spannungen im Gebirge, die sich z. T. in kleinen kontinuierlichen oder diskontinuierlichen Deformationen bemerkbar machen. Aus Herdflachenlosungen bei Erdbeben kann ein Spannungsfeld mit einer 140 ± 26 gerichteten Horizontalkomponente maximaler Kompressionsspannung ermittelt werden (Abb. 2.34). Dieses Spannungsbild wird fUr Norddeutschland anhand zahlreicher Erdol- und Erdgasbohrungen bestatigt (GROTHE 1998; ROCKEL & LEMPP 2003). In der Nahe von gro6eren tektonischen Storungen weicht die Hauptspannungsrichtung haufig vom gro6raumigen Trend ab und verlauft etwa parallel zur Streichrichtung der Storung. JOHN & POCHER (2004) berichten au6erdem von horizontalen Spannungen, die in einer schmalen tektonischen Grabenzone urn den Faktor 2 hoher waren als au6erhalb der Struktur. Weitere Angaben daruber kann man der "World Stress Map" entnehmen, einer Datenbank mit Angaben uber gemessene und z. T. anzunehmende tektonische Spannungen in der Erdkruste (s. Abb. 2.34 und www.world-stress-map.org). Neotektonische Bruchstrukturen mit jungtertiaren (Neogen) und quartaren, bis heute an0
0
dauernden Bewegungen sind allerdings selten. Einigerma6en belegt sind diese fUr den Alpenraum, fUr die Niederrheinische Bucht, fUr Teile des Oberrheingrabens sowie fUr den Eger- und Elbtalgraben. Fur die anderen gro6tektonischen Strukturen Mitteleuropas, wie z. B. den mitteldeutschen Storungssystemen werden jungere neotektonische Bewegungen eher vermutet als sie belegt sind (BECKER 1995; STACKEBRANDT 2008, darin Lit.). Trotzdem sind an dies en gro6tektonischen Strukturen au6er den in Abschn. 2.6.9 beschriebenen residuellen Spannungsanteilen auch rezente, d. h. anhaltende tektonische Spannungen nicht vollig auszuschlie6en. Bei tief greifenden Eingriffen in das Gebirge beeinflusst dieser Primarspannungszustand, egal ob residueller oder rezenter Natur, die geotechnische Sicherheitsaussage. Auch fUr die Abschatzung der Gebirgsdurchlassigkeit im Umfeld von tektonischen Storungszonen ist die Richtung der horizontalen Hauptspannung eine wichtige Information. Die Ermittlung der Richtung und die Bewertung der Gro6enordnung der im Gebirge wirkenden Spannungen erfordert u. a. eine moglichst genaue Kenntnis der geologisch-tektonischen Strukturen sowie des Festigkeits- und Verformungsverhaltens des Gebirges (JOHN & POCHER 2004). Spannungsindizien fur die Entstehungsgeschichte eines Gebirges sind zunachst einmal das TrennflachengefUge und die tektonischen Strukturen, wobei erkennbaren Scherzonen, z. T. mit Harnischen, und dem Phanomen der tektonischen Gebirgsauflockerung besondere Bedeutung zukommen (s. Abschn. 3.4.4). Wichtige Hinweise auf das jeweilige regionale Spannungsfeld ergeben sich auch aus bei Tiefbohrungen auftretenden Bohrloch- bzw. Bohrkerninstabilitaten (s, Abschn. 2.6.9). Weitere Anzeichen fUr das geologische Spannungsfeld sind richtungsorientierte horizontale Drucklosungserscheinungen in Gesteinen, sog. Stylolithen (Abb. 4.3 sowie SCHETELIG 1990). Dabei handelt es sich urn Z. T. mit Tonhautchen belegte verzahnte Kontaktflachen, die vor allem in Karbonatgesteinen durch lokale Spannungskonzentration entstanden sind. Weitere Spannungsanzeichen sind die Streichrichtungen von Basalt- oder Quarzgangen u. a. Strukturen. Hinweise fUr rezente tektonische Spannungen geben auch in situ-Spannungsmessungen, auffallende
4.2 Spezielle Arbeiten im Rahmen der Voruntersuchung
Abb. 4.3 Horizontalstylolithen in einem Faserkalkstein aus dem Unteren Muschelkalk (Dunnschliff, ca. 3-fach vergraBert, Durchlichtaufnahme MaBus, Marburg).
oberflachenahe Horizontalkliifte, richtungsorientierte Schichtversatze oder Abplatzungen von Felsplatten (BOCK 1989), Bohrlochwandausbriiche (REIK 1985), Erdbeben und auch gro6raumige geodatische Messungen. Weitere in der Literatur angefiihrte Spannungsindikatoren konnen dagegen im Einzelfall durchaus andere Ursachen haben. Dazu gehoren Auffaltungen im Taltiefsten (Abb. 2.33 und 15.20) oder offene Spalten (REIK 1985) bzw. Talzuschub (KOHLER 1985) und auch Schubrisse in der Spritzbetonschale von Tunneln (FECKER & REIK 1996: 139). Der weltweit zu beobachtende Horizontalspannungsiiberschuss (Abschn. 2.6.9.1) erreicht im Alpenraum z. T. erhebliche Ausma6e, ist aber auch im Alpenvorland, im Bereich der Siidwestdeutschen Scholle und ihren Randmassiven (insbes. Thiiringer Schiefergebirge) und auch im westlichen Thiiringer Becken sowie im Norddeutschen Tiefland festgestellt worden (Lit. s. KOHLBECK 1991; KONNINGS & LEIPZIGER 1997 und JOHN & POCHER 2004). Die Richtungsbestandigkeit der bisher in Mitteleuropa gemessenen erhohten Horizontalspannungen von etwa N 150 0 E (± 20 0 ) muss zunachst als Wirkung tektonischer Schubspannungen ge-
147
deutet werden. Der Abbau des Spannungsiiberschusses nach der Tiefe zeigt aber, dass es sich hierbei nicht nur urn rezente Spannungsanteile handeln kann, sondern urn elastische Nachwirkungen ehemaliger tektonischer Schubspannungen, die gro6er waren als der Dberlagerungsdruck und so als messbare Restspannungen erhalten geblieben sind. Anhaltende plattentektonische Spannungen machen sich offensichtlich nur im subsalinaren Sockel bemerkbar und werden aufgrund der plastischen Eigenschaften des Salinars mechanisch nicht auf das Deckgebirge iibertragen. In den Salinarschichten selbst wurden auch stets nur isotrope Spannungszustande in der Gro6enordnung der Dberlagerungslast ermittelt (GROSS et a1. 1986). Hinweise auf aktive tektonische Spannungen werden aus der Seismotektonik abgeleitet (LEYDECKER 1980; BAUMANN 1986; OCHMANN 1988). Die Frage, ob oberflachenah mit gewissen rezenten tektonischen Deformationen zu rechnen ist, wird fiir einige tektonische Gr06strukturen, wie den Alpen, dem Faltenjura (BECKER 1986), dem Schwarzwald, dem Oberrheingraben (FECKER & REIK 1996: 139), dem Rheinischen Schild, der Eifel und den Ardennen, der Kraichgau-Mulde (SCHNEIDER 1988), der Niederrheinischen Bucht sowie auch der Elbtalzone und den Randstrukturen des Thiiringer Waldes (ELLENBERG 1993) immer wieder bejaht. Die in der Literatur mitgeteilten Verschiebungsma6e von 1 bis 1,5 mm/a scheinen fUr die alpinen Hebungen gesichert zu sein, diirften aber sonst von anthropogenen Faktoren beeinflusst sein. Zu unterscheiden sind dabei gro6flachige Beulungen und die weitaus schwieriger messbaren Horizontalbewegungen. 1m Hohenzollerngraben, welcher derzeit die starkste seismische Aktivitat nordlich der Alpen aufweist, sind z. B. solche rezenten Bewegungen weder fiir den kartierenden Geologen erkennbar noch durch geodatische Prazisionsmessungen zu belegen. Dies bedeutet, dass sich die im Abschn. 4.2.3.1 genannten Dislokationen entlang der Herdflache entweder nicht bis an die Erdoberflache durchpausen oder dass die Verschiebungen hier zu klein und damit nicht nachweisbar sind (BAUMANN 1986; MALZER & ZIPPELT 1986; SCHNEIDER 1988). Andererseits konnen an duktil reagierenden Strukturen rezente Krustenbewegungen wahrscheinlich auch
148
ohne seismische Reaktionen ablaufen. Nach FECKER et al. (1999) wurden in der 200 m breiten Scherzone des Randbruchs des Oberrheingrabens bei Ettlingen Horizontalverformungen von 0,05-0,13 mm in vier Jahren gemessen. Auch ftir weite Gebiete Ost- und Norddeutschlands liegen konkrete Hinweise auf geodynamisch bedingte rezente vertikale Krustenbewegungen vor. Es handelt sich dabei meist urn eine postglaziale Rtickfederung als Folge des statischen Drucks der hier teilweise tiber 1000 m dicken Eisauflast im Pleistzan, die u. a. eine tiefreichende Kompression und Bruchverformung des Sedimentstapels bewirkt hat, wobei tektonische Flachen teilweise als Gleitbahnen gedient haben. Seit dem Abschmelzen des Eiskorpers kehrt sich dieser Prozess urn und kann, besonders im Zusammenhang mit Salzstrukturen im Untergrund, rezente Hebungsprozesse auslosen (LEHNE & SIROCKO 2007, darin Lit.). An einigen Salzstrukturen, wie dem Salzstock von Bad Segeberg, werden auch halokinetische Hebungen von etwa 1 mm/a beobachtet.
4.2.5 Erkundung tektonischer Storungszonen Die Erkundung tektonischer Storungszonen ist ein mehrstufiger Vorgang, der mit theoretischen Dberlegungen tiber die Tektonik eines Gebietes gem. Abschn. 3.4.5 beginnt, an die sieh eine geo10gische Spezia1kartierung sowie teilweise indirekte Erkundungsmethoden und schlieBlich die direkten Aufschlussarbeiten anschlieBen. Besonderes Augenmerk ist auf Scherbruchzonen von regionaler Bedeutung sowie besonders auf bajonettartig abgesetzte Scherbruchzonen, ihren Schersinn und die zugehorigen Dbertritts- und Bruchstrukturen zu richten (s. Abschn. 17.2.3 und PRINZ & MICHAEL 1998). Erstere halten haufig tiber mehrere km durch. Es handelt sich dabei urn tektonische Scherbruchzonen mit frtiheren Scherbewegungen in Dekameterbereich und mehr. Tei1weise 1iegen auch nur versetzte Scharen von GroBkltiften vor, wobei die Scherbewegungen z. T. abwechse1nd an verschiedenen Flachen stattgefunden haben. Zunachst kann der Verdacht fUr das Auftreten solcher Scherbruchzonen aus der tektonischen
4 Erkundungsmethoden
Gesamtsituation abgeleitet werden. In der Stidwestdeutschen GroBscholle stellen bevorzugt die N -S-Strukturen solche Scherbruchrichtungen dar, wahrend es am Ost- und Nordrand der GroBscholle vorwiegend die parallel zur Frankischen Linie verlaufenden NW-so streichenden Bruchformen sind. Als Verbindungsstrukturen zwischen solchen Scherbruchzonen konnen auch O-W bzw. SW-NO streichende Kluftscharen Gebirgsauflockerung zeigen (Abb. 3.9). Derartige Scherbruchzonen sind nicht auf Gebiete mit saxonischer Bruchtektonik beschrankt, sondern durchziehen in Fortsetzung solcher Strukturen auch die variszischen Randgebirge, wie z. B. den Taunus (PRINZ 1998, 2001). Ftir Nordwestdeutschland kann auf den Geotektonischen Atlas von BALDSCHUHN et al. (2001) zurtickgegriffen werden. Die Salzstrukturen und tektonischen Linien in diesem Gebiet zeigen eine bevorzugte Orientierung in SSW-NNE-Richtung (LEHNE & SIROCKO 2007). Bei den bekannten Schwierigkeiten, tektonische Bruchformen zu erfassen (PRINZ 1998, 2001), kommt den indirekten Erkundungsmethoden der Geophysik und der Luftbildauswertung besondere Bedeutung zu. Die im Hinblick auf das Gebirgsverhalten meist besonders kritischen flachliegenden und teilweise welligen Storungsflachen sind auch damit nieht oder nur mit groBer regionaler Erfahrung zu erfassen. Die nachsten Erkundungsschritte sind gegebenenfalls eine Projektkartierung (s. Abschn. 4.3.1) und besonders geophysikalische Feldmessungen, u. a. Seismik und Geoe1ektrik (s. Abschn. 4.3.2) sowie auch Boden1uftmessungen (s. Abschn. 4.3.3). Haufig zeichnen sich die Lineationen im Satelliten- bzw. Luftbild ab (s. Abschn. 4.3.1), bzw. sie bestimmen aufgrund ihrer verstarkten Gebirgsauflockerung zumindest abschnittsweise die Richtung von Talern und von nattirlichen FlieBgewassern. Dabei ergeben sich haufig bajonettartig verspringende Strukturen. Eine dabei nur abschnittsweise auftretende Auswirkung solcher Storungszonen auf die erosive Ausbildung von Ta1ern ist darauf zurtickzufUhren, dass derartige tektonische Scherbruchzonen abwechselnd als Bruchzone mit Gebirgsauflockerung und dazwischen aus Abschnitten mit Druckbeanspruchung bestehen konnen. Besondere Aufmerksamkeit verdient auch ein rechtwinklig abkni-
4.3 Indirekte Aufschlussmethoden
ckender Fluss- bzw. Talverlauf, der entweder den Beginn von Teilstrecken ehemals eigenstandiger Fliisse markiert, die sich der Hauptfluss im Laufe vieler Jahrtausende einverleibt hat, oder er kann ein Hinweis auf Horizontalverschiebungen in der jiingeren Erdgeschichte sein. Bei der Aufnahme von Bohrungen ist auf die Beschaffenheit des Kernmaterials zu achten (s. Abschn. 4.5.3) sowie auf Bewegungsanzeichen (Harnische) auf Schicht- und Kluftflachen (s. Abschn. 3.4.2). Die Kluftrichtungen aus orientiert gebohrten Kernabschnitten ergeben haufig eine zuverlassigere Aussage iiber tektonische Richtungen als die Kartierung. Auch ausgepragte StOrungszonen mit nur geringen Versatzbetragen sind moglicherweise ein Hinweis auf horizontale Scherbruchstrukturen (s. Abschn. 17.2.3). Bei Verdacht auf tektonische Gebirgsauflockerung sind je nach Aufgabenstellung auch Bohrlochmessungen (Bohrlochfernsehsonde, Seitendrucksonden, WD-Tests) zweckmaBig. Weitere Anzeichen auf tiefreichende Storungszonen mit Verdacht auf Gebirgsauflockerung sind hydrothermal bedingte Wei6verwitterung bzw. vollige Vertonung der Storungsgesteine, ungewohnliche Mineralisation (z. B. erhOhte Arsengehalte) oder erhohte CO 2-Gehalte im Grundwasser. 1m Gro6aufschluss sind die Auflockerungsstrukturen haufig an typischen Scharungen von Gro6kliiften oder kleinen Verwerfungen mit geringen und oft gegensinnigen Vertikalversatzen (sog. Blumenstrukturen, Abb. 17.25), verstellten Zwischenschollen, Harnischflachen oder an sattelartigen Kleinflexuren (sog. drag-folds) schrag zu den Scherbriichen zu erkennen (Lit. s. PRINZ 1997).
4.3 Indirekte Aufsch Iussmethoden 4.3.1 Projektkartierungen, Luftb iI da u swertu ng Wo keine modernen geologischen Karten zur Verfiigung stehen, kann bei Gro6projekten, insbesondere bei Linienbauwerken (Verkehrswegen), zu Beginn der Aufschlussarbeiten eine Pro-
149
jekt- oder Streifenkartierung im Ma6stab 1: 10 000 oder 1: 5000 zweckmaBig sein, die nach Moglichkeit von Geologen mit Regionalkenntnissen durchgefiihrt werden sollte (s. Abschn. 17.2.3). Bei der Kartierung tektonischer Storungszonen werden auch in unseren mitteleuropaischen Klimazonen zunehmend Satelliten- und Luftbildauswertung eingesetzt. Je nach Relief und Bewuchs werden bei der strukturgeologischen Luftbildauswertung flachenhafte Bildelemente und/oder Fotolineationen ausgewertet. Sie sind an Farbtonanderungen, durch Unterschiede in der Vegetation oder an Gelandebruchstufen erkennbar (s. Abschn. 15.2.3). 1nterpretiert werden diese Lineationen als mehr oder weniger steil stehende Kluft- oder Storungszonen mit erhOhter hydraulischer Wegsamkeit. Durch Abgleichen mit topografischen Karten wird sichergestellt, dass keine Verwechslungen mit Verkehrswegen u. a. menschlichen Einrichtungen auftreten. Neben den Streichrichtungen ist auch ihre Dichteverteilung von Bedeutung, die Hinweise auf starker beanspruchte Gebirgsbereiche liefert. Durch flachenhafte Bildelemente lassen sich regionale bis iiberregionale Bruchstrukturen erkennen, die sich, z. T. staffel- oder bajonettartig versetzt, iiber viele hundert Meter bis mehrere Kilometer verfolgen lassen und teilweise von den Talrichtungen nachgezeichnet werden (Abschn. 4.2.5). Auger der strukturgeologischen Auswertung sind an Luftbildern auch rutschungs- oder erdfallverdachtige Oberflachenformen, alte Abgrabungen bzw. Auffiillungen (auch Altlasten) oder auch verlandete Altarme o. A. zu erkennen. In grogflachigen Waldgebieten, wo eine stereoskopische Luftbildbearbeitung kaum moglich ist, kann diese erganzt bzw. ersetzt werden durch Laserscannerdaten aus Befliegungen der Landesvermessung, deren Strahlen das Biatterdach durchdringen. Mit diesen LIDAR-Daten konnen hochgenaue digitale Gelandemodelle (DGM) oder Schummerungskarten erstellt werden, welche die Gelandeoberflache ohne Bewuchs in bisher nicht gekannter Qualitat darstellen (s. Abschn. 15.2.3 und Abb. 19.16). Je nach Aufgabenstellung konnen auch hydrogeologische Quellkartierungen und Beweissicherungen und z. T. okologische Kartierungen erforderlich sein (s. Abschn. 17.2.5.1).
150
4
4 Erkundungsmethoden
4.3.2 Oberflachengeophysikalische Feldmethoden Die in der Ingenieurgeologie ublichen geophysikalischen Untersuchungsmethoden beruhen auf dem Verfolgen von Grenzflachen bestimmter physikalischer Eigenschaften des Untergrundes, wie der Fortpflanzungsgeschwindigkeit seismischer oder elektromagnetischer Wellen bzw. dem spezifischen elektrischen Widerstand. Voraussetzung ist, dass der Untergrundaufbau nicht zu komplex ist und dass sich die Schichten in ihren geophysikalischen Parametern deutlich voneinander unterscheiden. Daruber hinaus konnen mittels bestimmter Messmethoden auch kleinraumige strukturelle Objekte im Untergrund dedektiert werden. Bei den Einsatzmoglichkeiten der Geophysik ist zwischen oberflachengeophysikalischen Verfahren und den Methoden der Bohrlochgeophysik (Abschn. 4.8.3) zu unterscheiden. Bei den Ersteren konnen durch linien- oder rasterformige Messanordnung mit geringem Aufwand rasch groBe Flachen erkundet werden. Dabei haben sich zur Erkundung oberflachennaher Strukturen in den letzten Jahren besonders die sog. komplex-geophysikalischen Methoden bewahrt, d. h. die kombinierte Anwendung seismischer, geoelektrischer und Z. T. elektromagnetischer Verfahren (s. RADLINGER et al. 2003). Eine Ubersieht uber die verschiedenen geophysikalischen
Abb.4.4 Seismische Messverfahren; oben Verlauf der seismischen Welle bei Reflexionsseismik, unten Laufwege reflektierter seismischer Wellen.
Verfahren bringt auch DIN 4020, Beiblatt 1, Tab. 5 und 6. Bei den refraktionsseismischen Verfahren wird die Laufzeit von seismischen Wellen gemessen, die an Grenzflachen von Schichten mit zunehmender seismischer Geschwindigkeit gebrochen werden, dort entlang laufen und teilweise zur Gelandeoberflache abstrahlen, d. h. mit anderen Worten, die Wellen werden reflektiert, transmittiert und refraktiert (Abb. 4.4). Die Geschwindigkeit der Longitudinalwellen (P-Wellen S. Abschn. 6.2.5) wird dureh den Kompressionsmodul, den Sehermodul und die Dichte bestimmt. Sie weisen die gro6ere Ausbreitungsgesehwindigkeit auf und erseheinen in den Seismogrammen als Ersteinsatz. Die Gesehwindigkeit der Transversalwelle (S-Welle) hangt nur vom Sehermodul und der Diehte abo Der wiehtigste petrophyskalische Parameter ist damit die Diehte, die in erster Linie von der Kluftigkeit des Gebirges bzw. einer eventuellen Gebirgsauflockerung beeinflusst wird. Voraussetzung fur den Einsatz von Refraktionsseismik ist, dass die seismisehe Gesehwindigkeit des Refraktors hOher ist als die der uberlagernden Sehiehten. Die Laufzeiten der Wellen bzw. die daraus ermittelte P-Wellengesehwindigkeit Vs in m/ s liefern bei ausreiehender Differenzierung Angaben tiber Geschwindigkeitsverteilung, Grenzflachenstruktur und Grenzflachentiefe eines gesehiehteten Untergrundes (Abb. 4.5). In niehtbindigen Loekersedimenten zeiehnet sieh
Schusspunkl
Geophonauslage
Schusspunkl
Geophonauslage
Erdoberfliiche
151
4.3 Indirekte Aufschlussmethoden Hohe
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70
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Abb. 4.5 Refraktionsseismische Erkundung der Machtigkeit der Deckschichten im Bereich eines Tunnelportals taus STOTZNER 1990).
auch die Grundwasseroberflache meist als markante seismische Grenzflache abo Die refraktionsseismischen Verfahren finden Anwendung zur Erkundung der Lockergesteinsmachtigkeit bzw. der Tiefenlage der Felsoberflache, der Abgrenzung von Storungs- oder Auflockerungszonen im Fels und zur Einstufung, ob ein Fels noch reiBbar ist oder nicht (s. Abschn. 12.1). Sofern allerdings der Ubergang z. B. von Hangschutt uber mehr oder weniger aufgelockertes Gebirge zum kompakten Fels kontinuierlich und ohne scharfe Grenzen verlauft, sind refraktionsseismische Messungen schwer zu interpretieren. Die Erkundung von Schiehtgrenzen in groBeren Tiefen (> 150 m) erfolgt durch Reflexionsseismik in Form von Spreng- oder Vibroseismik. An Grenzflachen im Untergrund, an denen sieh die sog. seismische Impedanz (Schallharte) andert (d. i. das Produkt aus Kompressionswellengeschwindigkeit und Diehte des Mediums) wird ein Teil der ankommenden Welle reflektiert. Tonstein uber hartem Kalkstein weist beispielsweise einen groBen positiven Reflexionskoeffizienten und damit eine deutliche Reflexion auf, wahrend der gleiche Tonstein uber einer wenig harteren Sandsteinschicht nur eine kleineren positiven Reflexionskoeffizienten und damit eine schwache seismische Reflexion erzeugt. Aus der Laufzeit kann unter Annahme der spezifischen Ausbreitungsgeschwindigkeit auf die Tiefe der reflektierenden Grenzschicht geschlos-
sen werden. Auch Schichtgrenzen mit negativen Reflexionskoeffizienten, wie Schiehten geringerer Festigkeit unter festeren Abfolgen, konnen nachgewiesen werden. Steil stehende Grenzflachen werden allerdings nieht als Reflektoren erkannt, jedoch versetzen steil stehende Storungen in der Regel die Schichtgrenzen und damit auch die erkennbaren Reflektoren. Fur komplexe Fragestellungen kann auBer den zweidimensionalen Profilaufnahmen (2D-Seismik), bei denen infolge der groBeren Abstande zwischen den einzelnen Profillinien bei der Auswertung immer Unsicherheiten verbleiben, eine flachendeckende 3D-Seismik eingesetzt werden. Das physikalische Messprinzip ist das gleiehe, jedoch wird nieht nur entlang einzelner Profillinien gemessen, sondern das Messfeld wird durch Aufteilen und systematisches Verschieben der einzelnen Messstreifen mit den ausgelegten Geophonlinien flachendeckend erfasst, wodurch der Untergrundaufbau luckenlos abgebildet wird. Zur Erkundung der Zusammensetzung der Lockergesteinsschichten und deren Abgrenzung sind dem Stand der Technik entsprechende geoelektrische Widerstandsmessungen in der Regel besser geeignet als Flachseismik. Bei den geoelektrischen Verfahren wird dem Untergrund mit Hilfe von Elektroden ein elektrisches Feld aufgepragt und die Ausbreitung des elektrischen Stroms im Untergrund an zwischenliegenden Empfangerelektroden gemessen. Die Starke des
152
4 Erkundungsmethoden
4
Abb. 4.6 Prinzip einer geoelektrischen Widerstandsmessung nach WENNER.
o
W
w
00
t--
--+ m
l25f--~~::==~~iiiD~~~~~~~~!i~~~::~~II~~~~~~~;;;;~
E 625 113 Q) 163
Q? 21 3 263 313 Irwafse Model ReSlslMty Section
500 250 _.50 0 6500 _8500 0105_ _125 ReSI'StMt y In ohm m
145_
Unit electrode .paclng 5 00 m
W}
N
--+ m
120
K21
Inver'58 Model ReStstMty Seellon
500 250 450D O650D _850D O105 Re'S's tfYlty
In
ohm m
Uno! _I_tlrode spatlng 5
00
m
Erlauterungen : A Verwltterungsdeckschlcht
K22
C S B
c::J
Anstehendes Felsgestein oder FelsblOcke (Kalksteln StOrungszone? Subruslonsstruktur Fundamentberelch der Windkraftanlage
K21 Abb.4.7 Geoelektrische Sondierungskartierung im Kalksteinkarst (a us SCHUBERT 2005).
153
4.3 Indirekte Aufschlussmethoden
eingespeisten Stroms und die an den EmpHingerelektroden gemessene Spannung erlaubt die Berechnung eines elektrischen Widerstandes, der dem Untergrundbereich zugeordnet werden kann (Abb. 4.6). Durch VergroBerung des Abstands der Einspeiseelektroden erhalt man Aussagen tiber den Tiefenaufbau des Untergrundes. Die GroBe des ermittelten elektrischen Widerstandes hangt vor allem vom Tongehalt, der Porositat und dem Wassergehalt ab sowie von der elektrischen Leitfahigkeit des Porenwassers. Je nach Aufgabenstellung werden die geometrischen Messanordnungen variiert. Solche Messanordnungen sind z. B. die WENNER- oder SCHLUMBERGER-Anordnung bzw. Dipol-Dipol. Bei der Verwendung von mehr als vier Elektroden spricht man von einer Multielektrodenmessung. Die groBe Zahl der erhaltenen Messwerte liefert Bilder tiber die Leitfahigkeitsverteilung (Tiefensondierung), den Verlauf von Schichtgrenzen (Profilkartierung), die Grundwasseroberflache und tiber Storkorper bzw. Storungsoder Auflockerungszonen im oberflachennahen Untergrund und teilweise auch von Karsthohlraumen. Aus diesem Grund eignen sich geoelektrische Kartierungen recht gut zur Erkundung auch kleiner Projektstandorte (Abb. 4.7). Aufgrund der hOheren elektrischen Leitfahigkeit von Storungszonen mit verstarkter Wasser-
fuhrung, Verwitterungs- und Zersatzzonen, eignen sich flachenhafte geoelektrische Widerstandskartierungen auch gut zur Erkundung tektonischer Strukturen. Oberflachenkartierungen konnen durch geoelektrische Tiefensondierungen (Widerstandssondierungen) erganzt werden. Dabei wird der Elektrodenabstand allmahlich vergroBert, wodurch der Einfluss der tieferen Schichten zunimmt. Beim Georadar (Radio Detektion and Ranging) werden hochfrequente elektromagnetische Wellen in den Untergrund gesendet, die an Grenzen unterschiedlicher Materialien teilweise reflektiert und teilweise transmittiert werden (Abb. 4.8). Die Messfrequenz muss auf die interessierende Messtiefe abgestimmt werden. Als Messwert erhalt man die weg- bzw. tiefenabhangige Laufzeit und die Intensitat der reflektierten Welle. Die Intensitat ist umso starker, je groBer die Kontraste der physikalischen KenngroBen der Materialien sind. Besonders starke Reflexionen erzeugen die Grundwasseroberflache, Schichten mit deutlich hoheren Wassergehalten, die Grenzflachen von luft - oder wassererfullten Hohlraumen und auch metallische Gegenstande. 1m Feldeinsatz werden Sende- und Empfangsantenne auf einer Art Schlitten tiber die zu messende Strecke gezogen, wobei die entstehenden Radargramme auf dem m
Bewegungsrichtung
1310 I
Felsblock 1 m
2m Felsblock
3m Zeit
t
[nsl
Abstrahlcharakl erishk der Anlenne bewlrkt hyperbolische Figuren fOr punktfOrmige KOrper
Flachenhafte Strukturen ergeben schichtarllge Darstellungen 1m Radargramm
Abb. 4.8 Schematische Darstellung, Messergebnisse und Auswertung einer Georadarmessung (SCHUBERT, Hofgeismar).
154
Bildschirm erscheinen und eine relativ genaue Ansprache der Struktur des Untergrundaufbaus (Schichtgrenzen, Felsoberflache) und von Storkorpern (Leitungen, Findlinge, Hohlraume) ermoglichen. Die Eindringtiefen liegen je nach Bodenaufbau im Bereich von einigen Metern bis Zehnermetern. Das Verfahren kann auch in urbanen Gebieten eingesetzt werden, in denen die geophysikalischen Standardmethoden nicht oder nur sehr eingeschrankt moglich sind. REUTHER et al. (2007) berichten von guten Erfolgen bei verdeckten Strukturen im flachen Untergrund. Die iibrigen geophysikalischen Feldmessverfahren, wie hoch empfindliche gravimetrische, geomagnetische, radiometrische, geothermische Untersuchungen oder seismische bzw. elektromagnetische Tomografie (s. Abschn. 19.3.2) werden in der Ingenieurgeologie nur fur spezielle Fragestellungen eingesetzt. Eine Dbersicht uber die geophysikalischen Messverfahren mit Anwendungsbeispielen bringen ALTHAUS & RAKERS (1998) sowie RADLINGER et al. (2003). Der zweckmaSige Einsatz geophysikalischer Feldmessungen erfordert eine gewisse Erfahrung. Fur Ma6nahmen des Stra6enbaus lieget ein Merkblatt "Hinweise zur Anwendung geophysikalischer Messverfahren im Stra6enbau" vor (s. Anhang). Allgemein sollten die Einsatzmoglichkeiten vorab mit dem Geophysiker abgesprochen werden, urn die Grenzen der einzelnen Methoden zu erkennen und Misserfolge durch falsche Erwartungen zu vermeiden. In stadtischen Bereichen konnen z. B. einige der geophysikalischen Standardmethoden nicht oder nur sehr eingeschrankt eingesetzt werden. REUTHER et al. (2007) berichten von speziellen geophysikalischen Verfahren zum Erfassen des verdeckten flacheren und tieferen Untergrundes in starker bebauten Gebieten. In vielen Fallen hat es sich als zweckmaBig erwiesen, zwei (oder mehr) verschiedene geophysikalische Verfahren einzusetzen. Auch die ingenieurgeologische Auswertung der oft mehrdeutigen geophysikalischen Messergebnisse muss unter Berucksichtigung aller geologischen Grundlagen erfolgen. Auf den Einsatz von Untersuchungsbohrungen kann dabei nicht verzichtet werden, da die Zuordnung der geophysikalischen Grenzflachen zu geologischen Schichtgrenzen sonst au6erst problematisch ist. Mit Hilfe der Geophysik konnen jedoch Bohrungen gezielt angesetzt werden und deren Ergeb-
4
Erkundungsmethoden
nisse auf die Flache ubertragen und damit die Bohrkosten wesentlich eingeschrankt werden, ohne dass die geologische Prognose an Zuverlassigkeit verliert (s. Abschn. 17.2.4).
4.3.3 Gasgeochemisches Monitoring Geogene Bodengase wie co 2, CH 4 , N 2, H 2S aber auch die Edelgase Helium und Radon sind im Untergrund weit verbreitet. Sie konnen unter bestimmten Bedingungen in stark erhohten Konzentrationen auftreten und sind dann ein Indikator fur geologische Strukturen im Untergrund bzw. konnen eine gewisse Gesundheitsgefahrdung darstellen. Auf die Eigenschaften der Gase und auf die spezifischen Gefahrensituationen wird bei den jeweiligen Einzelabschnitten hingewiesen (Abschn. 16.7.6 und 17.2.6).
.3.3.1 Erl
155
4.3 Indirekte Aufschlussmethoden
gionen, Mineralwasser und Gase mit hohen CO 2Gehalten. Im benachbarten Erzgebirge herrschen dagegen N 2-reiche Gase vor, z. T. mit Methangehalten bis 30 %. Die stickstoffreichen Gase sind offensichtlich an die regionalen Tiefstorungen des Erzgebirges gebunden. N2 wird dabei immer von Helium begleitet (WEINLICH 2009). Kohlendioxid (C0 2) entsteht sowohl bei Abbau und der Zersetzung von organischem Material im Boden als auch bei vulkanischen und plutonischen Prozessen. Es akkumuliert in sog. tektonischen Fallen unter abdichtend wirkenden Gesteinen und kann an tiefreichenden Bruchsystemen an die Oberflache migrieren. Geogene Kohlenwasserstoffe aus gasabspaltenden Muttergesteinen im tieferen Untergrund (uberwiegend Methan, CH4 ) sind in Deutschland besonders in abgesunkenen Sedimenttrogen oder -senken zu erwarten, wie dem Norddeutschen und Niedersachsischen Becken, der Lausitz, den Steinkohlenrevieren des Ruhrgebiets und der Saar-Nahe-Senke (s, Abschn. 16.7.6), aber auch im Oberrheingraben und im Molassebecken (WYSS 1999,2000; WILDBERGER 2000; MAY 2003; NOTACKER et al. 2005; STRAUSS 2008). In geringen Konzentrationen kommen in der Bodenluft auch radiogene Gase vor, die im tieferen Untergrund durch naturlichen Zerfall von radioaktiven Zerfallsprodukten des Urans entstehen. Dazu gehoren im Wesentlichen die chemisch inerten Edelgase Radon (222Rn) und Helium (4He). Hinzu kommen im oberflachennahen Boden bakteriell gebildete Gase wie Kohlendioxid (C0 2), Methan (CH 4), Schwefelwasserstoff(H2S), Wasserstoff (H 2), Ammoniak (NH 3 ) und Stickstoff (N 2). Diese oberflachenbedingten, weit verbreiteten Hintergrundwerte muss en beim Dedektieren von Anomalien beriicksichtigt werden. Bei manchen Standorten konnen nicht nur Dberschneidungen mit den oben genannten geogenen Gasen auftreten, sondern auch mit Gasen aus Deponien und Altablagerungen. Hinweise auf die Herkunft der Gase (thermisch oder bakteriell) ergeben sich notigenfalls durch isotopenchemische Untersuchung der Gasgemische (s. MAY et al. 2003). Die Gaskonzentrationen in der Bodenluft sind augerdem abhangig von der Tiefe, dem Bodentyp und der Vegetation und unterliegen aufgrund meteorologischer Einflusse deutlichen Schwan-
kungen (MULLER et al. 1998; MAY 2006). Bodenluftmessungen sollten deshalb nur in niederschlagsarmen Zeiten vorgenommen werden. Storungszonen lassen sich in ihrem streichenden Verlauf selten liickenlos nachweisen. Sie konnen verspringen oder abschnittsweise wenig wegsam sein. Deshalb muss en die Ergebnisse immer durch andere Erkundungsmethoden (geologische Kartierung, Luftbildauswertung, Geophysik) erganzt werden.
ntion 4.3.3.2 Radonpravention 3 Das Edelgas Radon entsteht aus dem Zerfall von Radium, das wiederum ein Zerfallsprodukt von Uran ist. Radon, meist Radon 222(222Rn), ist unsichtbar, geruch - und geschmacklos und ist weder brennbar noch giftig, aber in Wasser gut loslich. Die Halbwertzeit von Radon betragt 3,8 Tage, danach zerfallt es in radioaktive Folgeprodukte. Radon ist in geringen Konzentrationen im Gestein (Bodenluft) und im Grundwasser weit verbreitet und stellt in alten Grundgebirgen oder in Gebieten mit Uranerzvorkommen aufgrund erhohter Konzentrationen von teilweise mehreren tausend Bq/m3 eine gewisse Gefahr dar. Diese Gebiete werden als Radongebiete bezeichnet (z. B. Sudschwarzwald, Teile des Thuringer Waldes, des Erzgebirges, des Franken- und Bayernwaldes sowie auch einige Regionen der Alpen). Bei Neubauten gehort es heute praktisch zur Sorgfaltspflicht des Planers bzw. des beratenden Ingenieurgeologen abzuklaren, ob ein Grundstuck in einem Radongebiet liegt. Radon und seine Zerfallsprodukte werden mit der Atemluft aufgenommen. Wahrend das Edelgas Radon zum grogten Teil wieder ausgeatmet wird, bewirken seine Zerfallsprodukte ein gewisses Lungenkrebsrisiko. Nach Angaben der deutschen Strahlenschutzkommission besteht ab 250 Bq/m3eine signifikante Risikoerhohung. Der Richt- oder Referenzwert fur Wohnhauser betragt bei Altbauten 400 Bq/m3 und bei Neubauten 200 Bq/m3. Die Messung der Radonkonzentration in der Raumluft erfolgt mittels handelsublicher Detektoren (DIN 25706-1: 1994). Die Nachweisgrenze liegt bei 50 Bq/m3. Bei der Bewertung erhohter Radonkonzentrationen in Gebauden sind zu beriicksichtigen:
156
4
Klarung der Ausgangslage (Radongebiet) und der Untergrundsituation (Tonschichten sind weitestgehend dicht) Eintrittswege des Radon in das Gebaude Ausbreitungswege innerhalb der Gebaude. Ais Schutz gegen erhohte Radonkonzentrationen werden abgestufte MaBnahmen zur Abdichtung und Beluftung empfohlen. Einzelheiten dazu s. Radon-Handbuch Deutschland bzw. Schweiz.
4.4 Direkte Aufsch Iussmethoden 4.4.1 Zu beachtende gesetzliche Vorschriften Alle durch mechanische Kraft angetriebenen Bohrungen mussen nach dem Lagerstattengesetz von 1934 mit Anderung von 1974 zwei Wochen vor Beginn der Arbeiten von der Bohrfirma dem zustandigen Geologischen Landesdienst angezeigt und die Bohrergebnisse nachher in Form von Schichtenverzeichnissen zur Verfugung gestellt werden. Bohrungen von uber 100 m Tiefe stehen daruber hinaus nach dem Bundesberggesetz von 1980, zuletzt geandert 2009, unter Bergaufsicht und sind vorab der zustandigen Bergbehorde anzuzeigen. Hierbei sind von Seiten der Bohrfirma Angaben uber die Lage der Bohrpunkte, den Zweck der Bohrungen und auch verschiedene bohrtechnische Daten (Bohrverfahren, Durchmesser, Tiefe) zu machen. Die EU Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) von 2006 verlangt von den Mitgliedsstaaten einen verstarkten Schutz des Grundwassers. Nach dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG von 1957, in der Fassung von 2010) und den entsprechenden Landergesetzen (LWG) gelten sowohl Eingriffe in das Grundwasser als auch die Entnahme von Bohrwasser aus oberirdischen Gewassern bzw. seine Einleitung als Benutzung und bedurfen einer behordlichen Zulassung. Fur eine solche Zulassung liegen verschiedene Rechtsformen vor. Die einfachste, eine Erlaubnis, ist in einem vereinfachten Verfahren bei der Zulassungsbehorde (Untere oder Obere Wasserbehorde) zu beantragen. In einigen Bundeslandern gilt bereits das
4 Erkundungsmethoden
Anbohren des Grundwassers, besonders bei verschiedenen Grundwasserstockwerken, als Benutzung und ist, wie auch die Einrichtung von Grundwassermessstellen oder die Durchfuhrung von Pumpversuchen, erlaubnispflichtig. Hierbei ist das Verrieseln oder das Wiedereinleiten des beim Klarspulen von Bohrungen oder bei mehrstundigen Pumpversuchen anfallenden Wassers mit zu beantragen. 1st das abgepumpte Wasser schadstoffbelastet, so ist im Einzelfall zu entscheiden, ob aufgrund der ortlichen Vorbelastung des Grundwassers eine schadliche Verunreinigung vorliegt oder nicht. SolI aus dem Bohrloch abgepumptes Wasser in die Kanalisation eingeleitet werden, so ist auch dafur eine Genehmigung einzuholen. Kontaminiertes Wasser muss gegebenenfalls mit Tankwagen entsorgt werden (s. Abschn. ll.l). Bei Aufschlussarbeiten in Wasserschutzgebieten sind sowohl die Richtlinien fur Trinkwasserschutzgebiete bzw. Heilquellenschutzgebiete zu beachten als auch im Bedarfsfall die Richtlinien fur bautechnische MaBnahmen an StraBen in Wasserschutzgebieten (RiStWag 2002; BeStWag 1993, s. Abschn. 12) bzw. die Richtlinien fur die Anwendung von Wasserrecht auf Betriebsanlagen der Deutschen Bahn AG (1992). Die ublichen Auflagen bzw. SchutzmaBnahmen fur Arbeiten in Trinkwasserschutzgebieten, deren Anwendung im Einzelnen von der Untergrundbeschaffenheit abhangt, sind nachstehend zusammengefasst: Zone
I
Zone
II
Fassungsbereich im Allgemeinen $ 10-50 m
Aufschlussarbeiten in der Regel nicht zulassig.
Engere Schutzzone
Aufschlussarbeiten nur ausnahmsweise und im Einvernehmen mit der Wasserbehorde und den betr. Wasserversorgungsunternehmen. Schiirfe und Bohrungen sind, abgestimmt auf die urspriinglichen Verhaltnlsse, sorgfaltig und kurzfristig zu verfiillen. Die eingesetzten Gerate sind gegen 01- und Treibstoffverluste zu sichern (Olauffangwannen).
4.4 Direkte Aufschlussmethoden
Zone III
Weitere Schutzzone bis 2 km '" A
Schiirfe und Bohrungen sind, abgestimmt auf die urspriinglichen Verhaltnisse, sorgfaltig zu verfullen. Grundwassermessstelien sind in den oberen Metern notigenfalls zu zementieren. Versickerung von Wasser gefahrdenden Fliissigkeiten (Treibstoffe, Hydraulikol, Schmiermittel) ist durch Folien o. A. zu verhindern. liegen Bohrpunkte naher als etwa 500 m zu den Gewinnungsanlagen, so konnen zusatzliche MaBnahmen notig werden.
uber 2 km III B
Gewisse Erleichterungen gegenuber III A moglich.
In den Heilquellenschutzgebieten (HQSG) sind auBer den qualitativen Schutzzonen I-III (fruher I-IV) besonders die Zonen A und B (fruher A bis D) gegen quantitative Beeintrachtigung maBgebend (Zone A = engerer Zustrombereich, Zone B = weiterer Zustrombereieh). Fur den qualitativen Schutz wird auch auf das DVGW-Arbeitsblatt W 101 (1995) verwiesen (s. a. HOLTING & COLDEWEY 2009:304). Wasserschutzgebiete alleine gewahrleisten keinen flachendeckenden Grundwasserschutz. Hierzu mussten der geologische Untergrundaufbau und die komplizierten Vorgange im Boden starker in den Grundwasserschutz einbezogen werden. Oberstrom von Gewinnungsanlagen sollte deshalb nur mit sauberem Wasser gebohrt werden und z. B. nieht etwa mit Wasser aus verunreinigten Bachen. In Grabungsschutzgebieten ist nach den Denkmalschutzgesetzen (DSchG) der Bundeslander fur Grabungen und auch Bohrungen, welche verborgene Kulturdenkmaler gefahrden konnen, eine Genehmigung der Unteren Denkmalschutzbehorde einzuholen. Die Denkmalschutzbehorden konnen in den meisten Fallen vorab sagen, ob in einem bestimmten Gebiet Bodendenkmaler zu erwarten sind und ob eine etwaige Bergung einzukalkulieren ist (s. Abschn. 10.1). In Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebieten ist gemaB BNatSchG auBerdem ein Antrag
157
auf Genehmigung zur Durchfiihrung der Aufschlussarbeiten bei der Unteren NaturschutzbehOrde zu stellen. Hierbei wird Wert darauf gelegt, dass Tiere zur Brutzeit nicht gestOrt werden, der Vegetationsbestand geschont und die Bohrstellen rekultiviert werden. Wichtig ist bei allen Aufschlussarbeiten auch die Beachtung von Ver- und Entsorgungsleitungen (Starkstrom, Strom, Telefon, Gas, Wasser, Abwasser, Fernheizung, Flugsicherungsleitungen, Pipelines u. a. m.) sowie eine Befragung, ob auf dem Gelande Kampfmittel liegen konnen. In ehemaligen Bombenabwurfgebieten ist erfahrungsgemaB mit einer Blindgangerrate von lO15 % aller abgeworfenen Bomben zu rechnen. Als Grundlage fur die Suche konnen unmittelbar nach dem Angriff aufgenommene Luftaufnahmen der Alliierten herangezogen werden, in denen die Einschlage von Blindgangern als kleine Punkte erkennbar sind. Werden auf einer Baustelle Blindganger, Munition o. A. angetroffen, so ist die Fundstelle abzusperren und die nachste Polizeidienststelle sowie der Kampfmittelraumdienst zu benachrichtigen.
4.4.2 Art und Umfang der Baugrunderkundung In DIN EN ISO 22475 sind die Voraussetzungen und die technischen Grundlagen fUr eine Baugrunderkundung im Einzelnen festgelegt (s. Abschn. 4.1). DIN EN ISO 22 475-1 behandelt die Aufschlussarbeiten durch Bohrungen, Schurfe und Kleinbohrungen sowie die Entnahme von Proben und auch Grundwassermessungen. GemaB DIN ISO/TS 22475-2 mussen die Bohrunternehmen und das eingesetzte Personal ein Sachkunde- bzw. Konformitatszertifikat nachweisen (s. Merkblatt Fortbildung und Qualifikationsnachweis, 2007). Die DIN EN ISO 22475-1 enthalt auch Angaben uber die zahlreichen Protokolle, die im Rahmen von Aufschlussarbeiten zu fiihren sind, angefangen von einem Formblatt mit Vorabinformationen uber die auszufuhrenden Arbeiten mit Angaben uber Altlasten und sonstige Gefahrdungen bis hin zu einem Verfullprotokoll der BohrlOcher. Weitere zugehOrige Einzelnormeri sind die DIN EN ISO 14 688 und 14 689 (Klassifizierung von Boden und Fels), die Nor-
4 Erkundungsmethoden
158
menreihe DIN EN ISO 22476 (Felduntersuchungen) und die Normenreihe DIN EN ISO 22282 (geohydraulische Bohrlochversuche). Auf die DVGW-Arbeitsblatter wird ebenfalls verwiesen. Der Umfang der Untersuchung, d. h. der Abstand und die Tiefe der Aufschliisse ist abhangig von den geologischen Gegebenheiten, den Bauwerksabmessungen und den bautechnischen Fragestellungen. Die Normen enthalten detaillierte Angaben dariiber. Die endgiiltige Festlegung der Bohransatzpunkte erfolgt dann nach Erhebungen vor Ort bzw. statistisch verteilt. Bei Hoch- und Industriebauten betragt der Abstand der Aufschliisse iiblicherweise 20 bis 40 m, bei grof5flachigen oder lang gestreckten Bauwerken auch bis 60 m. Die Bohrungen sind so tief zu fiihren, dass alle Schichten, welche Einfluss auf die Standfestigkeit und die Setzungen des Bauwerks sowie auf die Wasserfiihrung des Baugrundes haben, erfasst werden. Die Aufschlusstiefe (z.) betragt mindestens 6 m ab Fundamentsohle bzw. Aushubsohle, bei Pfahlgriindungen ab Pfahlfuf5ebene. Dariiber hinaus geben die Normen weitere Angaben fiir z. in Abhangigkeit yom Bauwerk (auch Erdbauwerke und Hohlraumbauten) sowie der Art und den Abmessungen der Griindungskorper bzw. der Baugrubentiefen und der Grundwasserstande. 1m Felsuntergrund darf die Bohrtiefe auf 2 bis 5 m unter Bauwerkssohle reduziert werden. Bei Trassenuntersuchungen betragen die durchschnittlichen Bohrabstande je nach Vorkenntnissen sowie den Gelande- und Untergrundverhaltnissen 20 bis 200 m, im Mittel etwa 100 m (ZTVE-StB 09), bei tiefer liegenden Tunneln auch mehr (s. Abschn. 17.2.3). In Hanglage miissen im Bedarfsfall Querprofile mit 2 oder 3 Bohrungen abgebohrt werden. Bei Briickenbauwerken soilen grundsatzlich alle Fundamentstandorte mit je 2 bis 4 Aufschliissen untersucht werden. Letztendlich hat sich aber der Untersuchungsaufwand nicht nur nach dem Bauwerk zu richten, sondern in erster Linie nach der Variabilitat des zu erwartenden Untergrundes. Je nach zu erwartenden Untergrundverhaltnissen und der Art des geplanten Bauvorhabens konnen Schiirfe, Bohrungen und/oder Sondierungen die zweckmaf5igste und wirtschaftlichste Aufschlussmethode sein. 1m Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens ist heute in der Regel der Nachweis fehlender
Schadstoffbelastung des Baugrubenaushubs zu erbringen (s. Abschn.16.6). Angaben iiber etwaige Altlasten und sonstige Gefahrdungen sind im Vorabinformationsprotokoll zu vermerken. Bei den Aufschlussarbeiten ist zusatzlich immer auf Anzeichen von Bodenkontaminationen zu achten (s. Abschn. 16.4.2.1). Sofern bei den Aufschlussarbeiten Anzeichen auf Bodengase auftreten, sind umgehend die zustandigen Behorden zu informieren (DIN 4020; s. a. Abschn. 16.7.6 und 17.2.6).
4.4.3 Einteilung der Bodenund Gesteinsproben, Probenentnahmeverfahren Nach DIN EN ISO 22475-1 werden bei der Entnahme von Bodenproben folgende Verfahren unterschieden: Durchgehende Gewinnung von Proben mittels Bohrverfahren Probenentnahme mittels Entnahmegeraten Entnahme von Blockproben. Dariiber hinaus werden drei Kategorien der Probenentnahme definiert, bezogen auf die Giiteklassen von Bodenproben fiir Laborversuche, je nachdem , welche Eigenschaften daran ermittelt werden soilen (Tab. 4.3): Kategorie A fUr Proben der Giiteklasse 1-3 (SA) Kategorie B fUr Proben der Giiteklasse 3-5 (SB) Kategorie C nur fiir Proben der Giiteklasse 5 (SC).
Die notwendige Anzahl der zu untersuchenden Bodenproben muss anhand des Schichtaufbaus, der Homogenitat des Untergrundes, der geotechnischen Fragestellung bzw. Kategorie des Projektes und letztlich nach der regionalen Erfahrung festgelegt werden. Die DIN EN 1997-2 gibt fUr einige Versuchsarten konkrete Mindestzahlen an (s. Abschn. 2.6-2.8). Nach der Norm werden auf5erdem folgende Arten von Bodenproben bzw. Probekorper unterschieden: Natiirliche Proben, gestort oder ungestort Aufgearbeitete, durchwalkte Proben
159
4.4 Direkte Aufschlussmethoden Tabelle 4.3 GOteklassen von Bodenproben fOr Laborversuche (nach DIN EN 1997-2). Guteklasse
Feststellbar sind im Wesentlichen
Bodenproben unverandert in
l, w,
r. E.. r
Feinschichtgrenzen Kornzusammensetzung Konsistenzgrenzen Grenzen der Lagerungsdichte Kornwichte organische Bestandteile
Wassergehalt Wichte des feuchten Bodens Wasserdurchlassigkeit Steifemodul Scherfestigkeit
2
l,w,
r
Feinschichtgrenzen Kornzusammensetzung Konsistenzgrenzen Grenzen der Lagerungsdichte Kornwichte
organische Bestandteile Wassergehalt Wichte des feuchten Bodens Porenanteil Wasserdurchlassigkeit
3
l,w
Schichtgrenzen Kornzusammensetzung Konsistenzgrenzen Grenzen der Lagerungsdichte
Kornwichte organische Bestandteile Wassergehalt
4
l
Schichtgrenzen Kornzusammensetzung Konsistenzgrenzen
Kornwichte organische Bestandteile
Schichtenfolge
5 (auch l verandert, unvollstandige Bodenprobe)
Anmerkung: GOteklasse 1 zeichnet sich gegenOber GOteklasse 2 dadurch aus, dass auch das KorngefOge unverandert bleibt. Hierin bedeuten: Z
w
~
Kornzusammensetzung Wassergehalt
~
y
~
Wichte des feuchten Bodens
E,
~
r
~
Steifemodul Scherfestigkeit
Wiederhergestellte Proben Schlamm, Auffullung)
(Sand,
Kies,
Gestorte und auch wiederhergestellte Proben sollten moglichst die gleiche Zusammensetzung, Dichte und Wassergehalt haben, wie der anstehende Boden. Besonders bei der Entnahme von Bodenproben aus kiesig-sandig-schluffigen Wechsellagerungen ist darauf zu achten, dass ein nicht erkannter Sand- oder Schluffanteil, auch einzelner Lagen, zu gravierenden Fehlbeurteilungen der GebirgsdurchHissigkeit sowohl in horizontaler als auch besonders in vertikaler Richtung fiihren kann (s. Abschn. 2.8.5). Wenn keine Bohrproben ausreichender Qualitat gewonnen werden konnen, sind mittels beson-
derer Entnahmegerate ungestorte Bodenproben (ehem. Sonderproben) zu entnehmen. Die verschiedenen Entnahmegerate und die Probenbehandlung sind in DIN EN ISO 22475-1 beschrieben. Ublich sind sog. offene Gerate (OS), d. S. dunn - oder dickwandige Stahlzylinder o 120 mm, die in den Boden eingedruckt oder eingerammt werden. Die Anforderungen an die Entnahmezylinder und bei der Entnahme sind in der Norm geregelt. Die Entnahmezylinder sind sofort mittels Klebeband, Kunststoff- oder Gummikappe bzw. Ceresinverguss gegen Austrocknung zu versiegeln und unverzuglich der Untersuchungsstelle zuzuleiten. Absolut ungestorte Bodenproben aus Bohrungen gibt es nicht. Die Proben sind auch bei vor-
4
160
sichtiger Entnahme haufig etwas gestaucht, so dass die Ergebnisse der Laborversuche vielfach zu giinstig ausfallen (s. Abschn. 2.3.3). Die Verdichtung bzw. auch partielle Auflockerung der Proben bei der Entnahme haben GALLMEISTER et al. (2007) mittels Rontgen-Computertomographie analysiert und bewertet. Aus Schiirfen und anderen GroBaufschliissen ki:innen Ausstechzylinder-Proben entsprechend vorsichtig entnommen oder auch GroBproben 0 400 mm bzw. sog. Blockproben genommen werden. Die Verfahren zur Entnahme von Festgesteinsproben sind in zahlreichen internationalen und nationalen Empfehlungen und Normen angesprochen (PLINNINGER et al. 2008). Die Anzahl und die Art der Proben richtet sich einerseits nach den technischen Anforderungen der Entnahme, der Bearbeitung und der Versuchstechnik sowie andererseits nach den geotechnischen Anforderungen und der Reprasentativitat der Ergebnisse (s. Abschn. 17.2.8). Nach DIN EN ISO 22475-1 werden folgende Moglichkeiten unterschieden: durchgehende Gewinnung aus guten Kernstrecken Entnahme von Blockproben aus GroBaufschliissen ganzheitliche Probenentnahme (Integral Sampling; S. Abschn. 4.4.5.1). In der Norm sind auch fur Fels drei Kategorien der Probenentnahme definiert: Kategorie A - keine oder nur leichte Storung der Felsstruktur Kategorie B - nieht oder leicht gestorte Felsstucke in ansonsten gestortem (angewitterten) Gebirge Kategorie C - vollig entfestigte Felsstruktur (z. B. Bohrklein). Fiir Festigkeitsbestimmungen an Gesteinsproben miissen die Kategorien A oder B vorliegen, Kategorie B gibt dabei nur harte Einzelproben in einem ansonsten entfestigten Gebirge an. Die Kategorie A erfordert zumindest den Einsatz von Doppelkernrohren und sofortige Entnahme und Verpackung in Kunststoff- oder Alufolie sowie umgehenden Transport zur Priifstelle. Bei veranderlichfesten Gesteinen (Abschn. 3.4.1) ist der Einsatz von PVC-Linern von Vorteil. Bereits leicht veranderlichfeste Gesteine durfen
4 Erkundungsmethoden in der Regel keiner anfanglichen Trocknung ausgesetzt werden, von der bereits eine Gefiigelockerung ausgehen kann. Andererseits kann bei diesen Gesteinen eine Veranderung des natiirlichen Wassergehalts auch zu hoheren Festigkeitswerten fiihren (s. Abschn. 2.6.10.2 und PLINNINGER & BRUELHEIDE 2007; PLINNINGER et al. 2008). Die Beprobung anisotroper Gesteine erfordert Probekorper mit einer definierten Orientierung der Strukturelemente. Notigenfalls ist die maBgebende Gefiigeriehtung auf der Probe zu kennzeiehnen. Die entnommenen Proben miissen fiir die jeweilige Gesteins- bzw. Gebirgsart reprasentativ sein (Homogenbereich). Die ProbengroBe ist auf das Gestein und die Versuchsart abzustimmen (PLINNINGER et al. 2008). Bei Blockproben wird eine MindestgroBe von 30 x 20 x 20 cm empfohlen (DIN 52101). Die Anzahl der Proben muss auBerdem eine statistisch untermauerte Abdeckung der Kennwerte ermoglichen (s. Abb. 2.43 und Abschn. 17.2.8).
4.4.4 Schurfe, Untersuchungsschachte und -stollen Die Grabtiefe von Baggern mit Tiefli:iffel betragt 4 bis 5 m. Zur besseren Begehbarkeit und zur Erleichterung von Probenentnahmen sollte eine Seite abgetreppt oder abgeschragt werden. Bei Schurfarbeiten sind die geltenden BG-Unfallverhutungsvorschriften "Bauarbeiten" zu beachten. Schurfe sind ab einer Tiefe von 1,25 m bzw. 1,75 m zu verbauen. Urn Schiehtenprofile an den Wanden aufnehmen zu konnen, ist bei Schiirfen (als voriibergehenden Grabarbeiten) ein vertikaler Behelfsverbau mit einem Bohlenabstand von 0,3 m, in standfestem Gebirge von 0,5 m, zulassig. Auch Verbaukorbe konnen verwendet werden. Es ist zweckmaBig, die Verbauvorschriften in die Ausschreibung aufzunehmen und Schiirfe immer erst kurz vor der Aufnahme anlegen zu lassen. Bei der Aufnahme muss nach den Sicherheitsvorschriften immer eine zweite Person zugegen sein. Schiirfe (TP = "trial pit") bieten den besten Einblick in den Untergrundaufbau und die Schiehtlagerung. Sie sind uberall da zu empfehlen, wo in den oberen 3-5 m ein unregelmaBiger
Direkte Aufschlussmethoden
161
4
GOF -1,00
l.t'hm
SoliOukliol1sschutt -3.20 ang willt'rtt'. rotbrai.ll1e TonstelllC -G,lO L Crungraut'
-8.30 Rotbraunc
ZOI1(>
...
..::
7.\ ischel1schicht .'.
-11.90
a
)C
.....
l. Gningrauc ~0.11~
•
...
-14.70 ntere rolbm~l~e' .: chichtl'll ••
Abb.4.9 Beispiel eines Erkundungsschachtes mit Angabe der einzelnen GroB- bzw. in situ.Versuche (a us STRAUSS 1996)_
Wechsel in Schichtaufbau und -lagerung sowie schwer voneinander zu unterscheidende Bodenarten vorliegen, wie z. B. Auffiillung oder wenig umgelagerter Verwitterungsschutt iiber entfestigtern Felsuntergrund, der in Bohrungen leicht zerbohrt wird und yom Verwitterungsschutt schwer zu unterscheiden ist. Auch die Raumlage und Ausbildung von Trennflachen ist am besten durch Schiirfe oder Schurfgraben zu erfassen. 1m Grundwasserbereich oder bei starkem Schiehtwasserzutritt sind Schiirfe nieht zu empfehlen. Entsprechend verbaute Erkundungsschachte mit Durchmessern ab 4 bis 6 m haben in schwie-
rigen Untergrundverhaltnissen den Vorteil eines direkten Einblicks in den tieferen Untergrund und es konnen sowohl Proben fur GroBversuche entnommen als auch in situ-Versuche durchgefiihrt werden (Abb. 4.9). Erkundungsstollen werden im Talsperrenbau und bei Untertagebauvorhaben ausgefiihrt. In schwierigen Gebirgsverhaltnissen ist ein Erkundungsstollen allen anderen Untersuchungsmethoden iiberlegen und ist der verlasslichste Gebirgsaufschluss (s. Abschn. 17.2.3).
162
4.4.5 Bohrungen Die Ausschreibung von Bohrarbeiten nach ATV DIN 18301 erfolgt nach einer eigenstandigen Klassifikation von Boden und Fels (s. Abschn. 3.3.2) unter besonderer Berucksichtigung der SteingroBe und des Massenanteils von Steinen bzw. bei Fels von der einaxialen Druckfestigkeit und dem Trennflachenabstand. Bohrarbeiten sind so auszufuhren, dass eine Verunreinigung des Grundwassers durch Oberflachenwasser oder durch Spulwasser aus Bachen vermieden wird. In DIN EN ISO 22475-1 und in dem DVGWArbeitsblatt W 115 sind die verschiedenen Bohrverfahren zur Baugrunderkundung und zur Gewinnung von Grundwasser (hier Wasserhaltungsarbeiten) beschrieben (s. Abschn. 4.4.5.4). Unterschieden werden: Trockenbohrungen, drehend oder schlagend Rotarybohrungen mit Druckspulung (Kernbohrungen) Spulbohrungen, drehend oder schlagend (Imlochhammerbohren mit Druckluftspulung). Fur die Baugrunderkundung sind alle Bohrverfahren zulassig, die einen fur den jeweiligen Untersuchungsfall hinreichenden Aufschluss sowie die notigen Bodenproben liefern. Bohrverfahren und Bohrdurchmesser richten sich also nach der Art der verlangten Bodenproben und Bohrlochversuche (s. Abschn. 4.8). Grundsatzlich sind Bohrverfahren mit unmittelbarer Probengewinnung vorzuziehen, bei denen das Bohrgut wenig gestort gewonnen wird. In Lockergesteinen und der lockergesteinsahnlichen Anwitterungs zone des Felsuntergrundes sind Trockenbohrverfahren anzuwenden. Wenn Bodeneintrieb zu erwarten ist, muss Wasser bzw. Spulung zugegeben werden und das Bohrwerkzeug so langsam gezogen werden, dass keine Kolbenwirkung auftritt, die eine Storung des Untergrundes bewirken konnte. Auf das DVGW-Arbeitsblatt W 116 (1998) wird verwiesen. Die Bohrlocher sind mit dem Bohrfortschritt zu verrohren. 1m Fels brauchen Bohrlocher nur bei Gefahr von Nachfall ganz oder teilweise verrohrt werden. Urn Nachsackungen zu vermeiden, die eine Gefahr fur die Nutzung des Grundstucks darstellen konnen, sind Bohrlocher, die nicht mehr genutzt werden, mit dem Ziehen der Verrohrung sach- und schichtengerecht sowie set-
4 Erkundungsmethoden
zungsfrei zu verfullen. Bei Grundwasserstockwerken oder gespanntem Grundwasser muss durch Verfullung mit Stuckton bzw. Quellton (Quellon bzw. Compaktonit-Pellets), notigenfalls mit Zementbrucken, die Wirkung der ursprunglichen Sperrschichten wieder hergestellt werden, da sonst Gelandesenkungen durch Entspannung von Grundwasserstockwerken auftreten konnen. Die Bohrverfahren und Gerate fur Baugrundbohrungen werden hinsichtlich ihrer Eignung fUr die verschiedenen Boden und den dabei erreichbaren Guteklassen der Bodenproben wie folgt eingeteilt: Verfahren 1 mit durchgehender Gewinnung von gekernten Bodenproben (Kernbohrungen, Rammbohrungen) Verfahren 2 mit durchgehender Gewinnung nicht gekernter Bodenproben (Drehbohrungen, Greiferbohrungen) Verfahren 3 mit Gewinnung unvollstandiger Bodenproben (Schlagbohrungen, Spiilbohrungen). Daruber hinaus werden Kleinbohrverfahren mit Durchmessern von 30 bis 80 mm zur Gewinnung geringer Probenmengen unterschieden Durchgehend gewonnene Bodenproben werden zweckmaBigerweise bis zur Aufnahme durch den Bearbeiter in Kernkisten ausgelegt, wobei bindiges Kernmaterial in Plastikbahnen einzuschlagen ist, damit der naturliche Wassergehalt einigermaBen erhalten bleibt. 1m Bedarfsfall sind Einzelproben sofort in luftdicht abschlieBbare Behalter zu fullen. Dem Bearbeiter steht dann zur Aufnahme der Bohrungen das vollstandige Bodenprofil zur Verfugung. Kernverluststrecken sind zu markieren. Bei nicht durchgehend gekernten Bohrungen (Verfahren 2) ist bei jedem Schichtwechsel, mindestens aber alle Meter, eine Probe zu entnehmen und in luftdicht verschlieBbaren Behaltern aufzubewahren. Das Bohrgut (Bodenproben, Bohrkerne) bleibt nach VOB DIN 18301 Eigentum des Auftraggebers. Bei groBeren Bauvorhaben ist es ublich, die Bohrkerne oder Bodenproben, bzw. eine charakteristische Auswahl davon, bis nach Baufertigstellung aufzubewahren. Bei langeren Lagerzeiten hat sich dies als wenig zweckmaBig erwiesen, da die Proben nach einigen Jahren nur noch sehr eingeschrankt brauchbar sind. In Streitfallen muss letzten Endes meistens doch
163
4.4 Direkte Aufschlussmethoden
nachgebohrt werden. Eine Aufbewahrung von Bodenproben ist daher nur bei gutem Kernmaterial und trockenen Lagerraumen zu empfehlen und wenn eine weitere Bearbeitung im Zuge der Planung und Bauausfiihrung wirklich in Betracht kommt.
4.4.5.1 Rotationsket nbohrungen Bei Kernbohrungen ist ein moglichst vollstandiger Kerngewinn anzustreben, wozu ein Bohrgerat mit ruhigem, schlagfreiem Lauf und der Moglichkeit einer Drehzahl- und Bohrandruckregelung sowie eine druckdosierbare Spiileinrichtung notig sind. Moderne Gerate sind mit einem elektronischen Bohrdatenschreiber ausgestattet, der alle relevanten Daten, wie Anpressdruck, Drehmoment, Bohrfortschritt, Spiilungsmenge und Spiildruck in Abhiingigkeit von der Zeit und der Bohrtiefe registriert (sog. instrumentiertes Bohren). Bei Kernbohrungen im Fels wird meist mit Wasserspiilung gebohrt. Bei instabilen Bohrlochwanden werden auch Spiilungszusatze verwendet, die eine ErhOhung der Austragsfahigkeit und eine Stabilisierung des Bohrloches bewirken. Die Verwendung von Spiilungszusatzen ist erlaubnisptlichtig (s. Abschn. 4.4.1) und ist im Bedarfsfall gesondert mit zu beantragen. Auf das DVGWMerkblatt W 116 "Verwendung von Spiilungszusatzen in Bohrspiilungen bei Bohrarbeiten im Grundwasser" von 1998 wird verwiesen.
Bestimmend fiir die Qualitat der Bohrkerne, auf die es dem Ingenieurgeologen in erster Linie ankommt, sind neben dem Gerat und dem Konnen des Geratefiihrers vor allen Dingen das eingesetzte Kernrohr und die Bohrkrone, die ihrerseits wieder vom zu durchbohrenden Gebirge abhangig sind. Bei den Kernrohren werden verschiedene Reihen (metrische Reihe, W-Reihe; s. DIN EN ISO 22475-1) und darin jeweils folgende Typen unterschieden: Einfachkernrohre mit einer einfachen Schneidkrone am unteren Ende, werden fUr Trockenbohrungen zum Durchbohren der Deckschichten und der entfestigten Oberzone des Gebirges verwendet. Dabei sollten die Kernmarsche auf < 0,5 m begrenzt werden. Bei Einfachkernrohren mit Spiilung lauft diese im Kernrohr an dem abgebohrten Kern entlang, so dass dieser in der Regel stark ausgespiilt wird. Doppelkernrohre (Abb. 4.10) sind so konstruiert, dass die Spiilung zwischen AuBen- und Innenrohr geleitet wird und erst zwischen Kernfanghiilse und Kronenlippe mit dem Kern in Kontakt kommt. Der Kern ist damit nur einer geringen Ausspiilung ausgesetzt. Das Doppelkernrohr kann wahlweise zusatzlich mit einem Kunststoffinnenrohr (sog. Liner) ausgestattet werden, das aufklappbar ist bzw. aufgeschnitten werden kann (Abb. 4.11). Es wird fiir schwer zu bohrende, wasserempfindliche oder quellfahige Gebirgsarten eingesetzt, bzw. wenn kurzzeitiges Entweichen leicht fliichtiger Kontaminationen zu
"'rrnrohrkopf, Doppell} p~
"'frllrohrkopf, rinfachc T) pc Aus!-enrohr
Au .nroht _ Inncnrohr
Kaliherriroll K.lib .. rin~ Po"tilion rinG
K.rnf.n~hiil;e
- Jt::+ :J1
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-
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Kernfan~hiil .. Ktrnfangrin~
--''--.l.J
Krrnhohrkronr
<:t '
b
Abb.4.10 Aufbau eines Einfachkernrohres (a) und eines Doppelkernrohres (b) (Firmenprospekt).
164
erwarten ist. Ahnlich ist auch das Prinzip des Schlauchkernrohres, bei dem der Kern von einer schlauchartigen Plastikhiille aufgenommen und umhiillt wird. Beim sog. Dreifachkernrohr wird der Kern zusatzlich von einem dritten, diinnwandigen und geschlitzten Innenrohr aufgenommen. Das Innenrohr kann auch ein Kunststoffrohr (Liner) sein. Die Durchmesser der Kernrohre sind je nach Fabrikat unterschiedlich groB (Tab. 4.4). Der Enddurchmesser, der in der Ausschreibung anzugeben ist, richtet sich nach dem Zweck der Bohrung. Grundsatzlich sollten die Kerndurchmesser nicht zu klein gewahlt werden, da die Kernqualitat ab einem Durchmesser < 101 mm oft stark beeintrachtigt ist. Bei einem Kerndurchmesser von 10 1 mm betragt der Bohrlochdurchmesser 131 mm, so dass im Bedarfsfall noch Probenentnahmegerate eingesetzt werden ki:innen. Die Tabelle 4.4 erhebt keinen Anspruch auf Vollstandigkeit (genauere Angaben s. DIN EN ISO 22475-1, Anhang C). Das Verhaltnis Bohr10chdurchmesser/Kerndurchmesser ist auch vom Kernrohrtyp abhangig. Die Bohrkronen des Typs K3 weisen im Gegensatz zu den Typen T6 und D eine sehr groBe Lippenbreite (Schneidflache) auf. Sie werden deshalb fUr groBe Bohrlochdurchmesser eingesetzt. Normalwandige Kernrohre eignen sich fUr briichiges Gebirge. Diinnwandige Kernrohre haben in mittelharten und harten Gebirge den Vorteil einer kleineren Schneidflache. Dick-
Abb.4.11 Rammkerne in PVC-Linern (Firmenprospekt).
4 Erkundungsmethoden
wandige Kernrohre liefern haufig schlechte Kerne. Bei Bohrungen ab etwa 20 m Tiefe wird bevorzugt das Seilkernrohr eingesetzt. Das Bohrverfahren unterscheidet sich vom konventionellen Bohren dadurch, dass zum Entleeren des Kernrohres nur das Innenkernrohr mittels eines Seiles und Fangers nach oben gebracht (Abb. 4.12), ent-
Abb.4.12 Prinzip des Seilkernrohres (Firmenprospekt). 1 = Seilwinde 5 = Kernrohrfiinger 6 = Innenkernrohr 2 = Spulkopf 7 = AuBenkernrohr 3 = rotierender Bohrstrang 4 = Seil
165
4.4 Direkte Aufschlussmethoden
leert und wieder in das Bohrloch eingefuhrt wird. Der rotierende Bohrstrang bleibt als Verrohrung im Bohrloch. Der hierbei erzielte Zeitgewinn kommt besonders ab Tiefen von 30 bis 40 m zum Tragen. Die Seilkernbohrtechnik wird bis in Tiefen von uber 1000 m eingesetzt, z. B. zur Erkundung von tiefliegenden Tunneln oder Tiefenlagern (FRIEG & PINGEL 2006). Bei normalen Doppelkernrohren betragen die ublichen Kernmarschlangen in gutem Gebirge 1 bis 3 m, in schlecht kernfahigem Gebirge 0,5 bis 1,0 m. Bei Seilkernrohren werden haufig 2 bis 3 m abgebohrt. Die Bohrkronen muss en dem jeweiligen Gebirge angepasst sein. Die ublichen Bohrkronen sind Hartmetallbohrkronen und Diamantbohr-
kronen. Bei den Hartmetallbohrkronen werden Zahnkronen mit Widia-Besatz oder Hartstiftkronen mit z. T. schrag gestellten Widia-Stiften und Karbidbesatz unterschieden. Hartmetallbohrkronen sind verhaltnismaBig grob und nur fur weiche und mittelharte Gesteine geeignet. Bei den Diamantbohrkronen werden oberflachenbesetzte Kronen und mit Diamantsplittern impragnierte Kronen unterschieden. Oberflachenbesetzte Diamantbohrkronen sind die Universalkronen fUr mittelhartes, homogenes Gebirge. Der Bohrfortschritt ist sehr vom Kronenzustand abhangig. Impragnierte Diamantbohrkronen eignen sich fur harte bis sehr harte, zerkluftete Gesteine. Sie gewahrleisten einen gleichmaBigen Bohrfort schritt wahrend ihrer gesamten Lebensdauer.
TabeUe 4.4 Obliche Bohrloch- und Kerndurchmesser in Abhiingigkeit vom Kernrohrtyp (metrisches System in mm). B = dOnnwandiges, Z = dickwandiges Einfachkernrohr, T = dOnnwandiges, K3 = dickwandiges Doppelkernrohr. Bohrlochdurchmes-
Einfachkernrohr
Doppelkernrohr
GWMAusbau
set (iibliche Futterrohre AuBen-/ Innendurchmesser)
Kern
219,216,213 (203/187)
0
0
Typ
Kern
186
Z
190
SF
150
199, 196 (178/164)
166
Z
170
SF
125
179,176 (172/150)
146
Z
150 140
SF K3
132
N-SK
100-125
146 (143/134)
132 120
B
123/122 116
T6, D T6S, K3
102/101
SK6 L N-SK
102
Z
131 (129/119)
116 105
Z
110 108 101
D T6 T6S,K3
B
Typ
123, 120
50
85 79
B
116 (113/104)
101 90
Z
101 (98/89)
86 75
Z
B
96 93 86 84 81 79
72
CP
50
N-SK
0
50
T6 T6S, K3 T2 D T6 T62,K3
63,5
HR
50
166
4 Erkundungsmethoden
Die richtige Auswahl der Kronen ist Erfahrungssache. Die DIN EN ISO 22475-1 enthalt mehrere Tabellen fUr die Kronenauswahl. In wasser- oder ausspulungsempfindlichem Gebirge, das auch mit einem Doppelkernrohr schlechte Kerne ergibt, kann der Kerngewinn durch den Einsatz von speziellen Bohrkronen wesentlich verbessert werden. Mit einer Verlangerung des Innenrohres am Doppelkernrohr konnen bindige Boden vor der Erosionswirkung der Spiilung geschutzt werden. Bei der Stufenkrone sitzen die Spulkanale aufSen an der Kronenlippe, so dass der Kern mit der Spulung nicht in Beruhrung kommt. Fur die Gewinnung orientierter Bohrkerne zur Erfassung der Raumstellung von Trennflachen im Gebirge sind spezielle Kernrohre notig. Insgesamt stehen mehrere Verfahren zur VerfUgung: Bohrkernmarkierung wahrend des Bohrens Pilotloch-Orientierung und Dberbohrverfahren Integral Sampling Methode Orientierter Abdruck der Bohrlochsohle (selten) Bohrlochscanner, auch TV oder ABF, s. Abschn. 4.8.3. Bei dem erstgenannten Verfahren wird der Kern beim Eintritt in das feststehende Innenrohr meist an drei Stellen angeritzt. Die Richtung der (Einzel-)Kerbe wird beim Einbau durch ein feststehendes Doppelgestange auf N ausgerichtet. Das Verfahren bringt allerdings immer wieder unzureichende Ergebnisse, die grofStenteils auf Einbaufehler zuruckgefuhrt werden. Bei der Pilotloch-Orientierung wird mit einer ebenfalls auf N ausgerichtet eingebauten Ablenkrohrtour eine kleinkalibrige Pilotbohrung vorgebohrt und der Kernmarsch anschliefSend nachgebohrt (Abb. 4.13). Die Einsatztiefe beider Verfahren betragt bis 100 m. Zu beachten ist, dass sich die doppelte Beanspruchung durch das Vorbohren und das anschliefSende Dberbohren besonders bei dunnbankigen Gesteinen stark auf die Kernqualitat (Kernzerbrechung) auswirkt. In Zweifelsfallen ist eine Kontrolle der Orientierung durch optische Bohrlochsondierungen zu empfehlen. Eine Moglichkeit zur Entnahme ganzheitlicher Felsproben bietet die sog. Integral Sampling Methode, bei der in eine koaxiale Vorbohrung
Abb. 4.13 Buntsandstein-Bohrkern mit Pilotbohrung zur Kernorientierung.
ein Bewehrungsstab in das Gebirge eingefUhrt und Zementleim oder Kunststoffkleber als Bindemittel in das Gebirge eingepresst wird. An dem so vergiiteten, iiberbohrten Bohrkern bleiben alle Kliifte, Kluftabstande, Art der Fiillung bzw. der Grad der Gebirgszerlegung vollstandig erhalten. Das Verfahren ist verhaltnismafSig aufwandig.
167
4.4 Direkte Aufschlussmethoden
4.4.5.2 Rammkernbohrungen In Boden ohne steinige Einlagerungen werden hiiufig Druckluft -Rammbohrgedite eingesetzt, die ebenfalls zur 1. Gruppe der Bohrverfahren zahlen. An den druckluftbetriebenen Rammbohrhammer konnen verschiedene Schappen aufgesteckt werden, die durchgehend gekernte Bodenproben von hoher Qualitat liefern und auch zum Anbohren der starker angewitterten Felsoberflache geeignet sind. Von Vorteil sind Gerate, die nach dem Anbohren der Felsoberflache auf Kernbohrungen umgeriistet werden konnen. In machtigen quartaren Lockergesteinen werden auch Rammkernbohrungen mit Kunststoffinnenrohren (Liner) eingesetzt.
4.4.5.3 Drehbohrungen In die Gruppe 2 mit durchgehender Gewinnung nicht gekernter Bodenproben fallen die Drehbohrungen mit Schappe oder Schnecke. Drehbohrwerkzeuge werden auch an Kernbohrmaschinen zum Durchbohren der Lockergesteinsschichten eingesetzt. Eine Weiterentwicklung der Drehbohrungen ist das Hohlschneckenbohrverfahren, bei dem das Bohrgut mittels einer Endlosschneckenwendel gefordert bzw. teilweise verdrangt wird.
4.4.5.4 Selten eingesetzte Bohrverfahren Die bei der Baugrunderkundung selten eingesetzten Greiferbohrverfahren, Spiilbohrverfahren, Lufthebebohrverfahren und auch das Imlochhammerverfahren sollen hier nur kurz erwahnt werden (s. DIN EN ISO 22475-1). Direkte Spiilbohrungen mit Bohrgutaustrag mit dem Spiilstrom im Ringraum zeichnen sich durch guten Bohrfortschritt aus und ermoglichen die mittelbare Entnahme von (unvollstandigen) Bohrproben aus dem Spiilstrom. Je nach Gebirge kommen FliigelmeiBel oder RollenmeiBel zum Einsatz. Das Imlochhammerverfahren ist ein drehend-schlagendes Bohren. Der Schlagerzeuger befindet sich im Bohrloch direkt hinter dem BohrmeiBel. Das Antriebsmedium ist Druckluft, mit der auch das Bohrklein abgefordert wird. Der Schlagimpuls muss groBer sein als die Druckfes-
tigkeit des Gesteins. Beim Lufthebebohrverfahren wird Druckluft in das Gestange gedriickt und das geloste Bohrgut mit dem aufsteigenden Spiilungs-Bohrgut -Luftgemisch abgefordert.
!l..4.5.5 1(1 inbohrungen Zu den Kleinbohrungen zahlen aIle Arten von Dreh- und Rammbohrungen mit einem Durchmesser von 30-80 mm. Bei den haufigsten Kleinbohrungen (nach DIN 4020 auch Rammkernsondierungen genannt) wird ein Gestange, in dessen untersten Meter eine Nut eingefrast ist, mit einem Motorhammer jeweils 1 m eingetrieben und wieder gezogen. Der Eindringwiderstand ermoglicht eine Aussage iiber die Festigkeit des Bodens. Kleinbohrungen dienen einer allgemeinen Ubersicht (Vorgutachten) und zur Erganzung anderer Aufschliisse, werden aber bei Objekten der geotechnischen Kategorie 1 (s. Abschn. 4.1) auch ohne zusatzliche Bohrungen eingesetzt. Etwas problematisch ist bei Sanden und organischen Boden das Einmessen der Grundwasseroberflache. Voraussetzung fiir eine sinnvolle Anwendung sind Erfahrung mit dem Bohrverfahren und entsprechende geologische Kenntnisse. Kleinbohrungen miissen immer direkt aufgenommen werden. Die Bohrtiefen hangen yom Eindringwiderstand des Baugrundes abo Sie betragen in der Regel 6 bis 10m.
4.4.6 Felduntersuchungen Feldversuche mit Ramm- und Drucksondierungen zahlen zu den indirekten Aufschlussverfahren. reno Fiir sie gelten die DIN EN 1997-2 sowie die Gerate- und Ausfiihrungsnorm fiir Feldversuche, die DIN EN ISO 22476, in der die Normen der DIN 4094 weitestgehend aufgehen werden. Erschienen sind bis jetzt die Normenentwiirfe bzw. Normen (s. Anhang): 22476-1, Drucksondierungen (ersetzt DIN 4094-1) 22476-2, Rammsondierungen (ersetzt DIN 4094-3) 22476-3, Standard Penetration Test 22476-4, Pressiometerversuch nach MENARD
168
4
22 476-5, Versuch mit dem flexiblen Dilatometer (entspricht Seitendrucksonde, soIl DIN 4094-5 ersetzen) 22 476-6, Versuch mit dem selbstbohrenden Pressiometer 22 476-8, Versuch mit dem Verdrangungspressiometer 22476-9, Fliigelscherversuch (soll DIN 4094-4 ersetzen) 22476-12, Drucksondierungen mit mechanischen Messwertaufnehmern 22 476-13, Belastungsversuch mit Flachgriindungen
Diese Feldversuche werden vorwiegend in nichtbindigen Bodenarten eingesetzt, in denen keine ungestorten Bodenproben zur Bestimmung der Festigkeits- und Verformungseigenschaften entnommen werden konnen. Nachstehend werden nur die in Deutschland iiblichen Versuche behandelt. Dariiber hinaus wird auf DIN EN 1997-2 und auf die Einzelnormen verwiesen. Die Sondierergebnisse geben nicht nur einen durch Kennzahlen belegten Aufschluss iiber die Lagerungsdichte D bzw. 10 , sondern ermoglichen z. T. auch direkte Festigkeitsangaben liber den Baugrund, ausgedruckt durch den Steifemodul E, und den Reibungswinkel q/. Fur einige Versuchsarten werden in EN 1997-2 (Anhang) auch Beispiele flir eine empirische Berechnung von Flachund Pfahlgrundungen gegeben.
4.4.6.1 Rammsondiet ungen lOP) Die in Deutschland verwendeten Gerate fiir Rammsondierungen (Dynamic Probing, DP) und ihre Anwendung sind nach DIN EN ISO 22476-2 (2005) genormt. Bei allen Rammsonden DPL 10 (Dynamic Probing Light) - Schlagzahl NIOL DPM 10 (Dynamic Probing Medium) Schlagzahl NIOM DPH 15 (Dynamic Probing Heavy) - SchlagzahlNIOH werden die Schlage je 10 cm Eindringung gezahlt und als NIO aufgetragen. Die obigen Zahlenangaben 10 bis 15 geben die Querschnittsflache der Sondenspitze (in cm 2) an. Dariiber hinaus gibt es noch die sog. Uberschwere Rammsondierung
4 Erkundungsmethoden
(DPSH-A und -B), bei denen die Schlagzahlen teilweise auf 20 cm angegeben werden Die Rammsonden sind handliche, weit verbrei tete Gerate. Auger den handbetriebenen Geraten sind sowohl mechanisch als auch pneumatisch selbsttatig arbeitende Gerate auf dem Markt. Sie werden iiblicherweise yom Gelande oder der Baugrubensohle aus fortlaufend eingerammt. Die Untersuchungstiefen betragen je nach Untergrundaufbau flir die leichte Rammsonde bis 10 m, fiir die mittelschwere und schwere Rammsonde 20 bis 25 m und fiir die iiberschwere Rammsonde DPSH bis 40 m. Auf der Grundlage von Erfahrungswerten und den verschiedenen Normen ergeben sich bei der leichten Rammsonde fiir die Lagerungsdichte D eines Sandbodens mit Cu < 3 folgende Schlagzahlen N IOL : Lagerungsdichte
iiberGW
unter GW unler
lockere Lagerung (D < 0,3)
< 10
<5
mitteldichte Lagerung milleldichle
10-50
5-30
dichte Lagerung
> 50
>30
(0) (D> 0,5)
Fur die Beziehung zwischen den verschiedenen Rammsonden gilt nach DIN EN 1997-2 (Anhang D): NIOL =3 NIOH (gilt bis NIOH <20) NIOH = 0,34 N]OL (gilt bis NIOL <50). Sondierungen mit der leichten oder schweren Rammsonde durfen nie allein ohne weitere Aufschliisse ausgeflihrt werden, da die Schlagzahlen in Unkenntnis der jeweiligen Bodenarten ein falsches Bild ergeben konnen. Von den zahlreichen Beispielen in den Normen seien hier als Storeinflusse auf die Sondierergebnisse nur die besonders bei weichen, bindigen Boden auftretende Mantelreibung erwahnt, die mit zunehmender Tiefe einen Anstieg des Spitzenwiderstandes vortauscht sowie die teilweise sehr hohen Schlagzahlen in faserigen Torfen. Unabhiingig davon stellen Sondierungen insbesondere mit der schweren Rammsonde eine wertvoIle Erganzung der Bohraufschliisse dar. Sie liefern nicht nur in rolligen Boden Angaben iiber die Lagerungsdichte, sondern auch in Verwitterungsboden wertvolle Hin-
169
4.4 Direkte Aufschlussmethoden
4
DPH 1 o
36567m fIN
F=
-
-
1-
Lehm, tonig
3
r~
Tonstein, vertont. steif
1-
j
5
I "'~
6
e
<E
Tonstein, blaltrig, halbfest
~
nOlO 20 30 ~O SO 60
DPH 2 o
StiJloggewichf (GJ,5 kg)
ROM TZ'
36339m NN ":c::III
Lehm,lonig, sleifplastisch
1
Residualton, steif km 1
5
r.
~ ~-
-
8 9 10 II
--
.......
~ ~
nOlO 20 30
~O
Tonstein, blaltrig , Grenzdolomit ku
SO 60
Abb 4.14 Rammdiagramme in einem Verwitterungsboden (DPH 1) und in einem Residualton infolge Gipsauslaugung (DPH 2).
weise auf die Verwitterungs- bzw. Aufloekerungstiefe des Untergrundes. Mit der sehweren Rammsonde kann z. B. aueh der Konsolidationsgrad oberflaehennaher Residualbildungen infolge von Auslaugungserseheinungen erkundet werden (s. Abb. 4.14 und Absehn. 19.3.3). Der Einfluss von mit der Tiefe zunehmender Mantelreibung wird bei Rammsondierungen im Bohrloeh ausgesehaltet, wozu am haufigsten die Standard-Sonde der American Society for Testing and Materials (ASTM) eingesetzt wird (Standard-Penetration-Test, SPT). Der Versueh wird naeh DIN EN ISO 22 476, Teil3 (E 2005) genormt. Der Rammbar der Standard-Sonde von 63,5 kg und einer Fallhohe von 76 em wird in einem was-
Abb 4.15 Aufbau der Standard-Sonde (SPT).
serdiehten Gehause gefiihrt und kann aueh unter Wasser eingesetzt werden (Abb. 4.15). Die Sonde selbst hat einen Durehmesser von 50,5 mm und wird mit offener oder gesehlossener Spitze verwendet. Die offene Spitze zahlt als BodenprobenEntnahmegerat. Beim Einrammen wird die Anzahl der Sehlage gemessen, die fUr das Eindringen der ersten 15 em und der darauf folgenden 30 em der Sonde notig sind. Gewertet werden die letzten 30 em (= N 30 ). Die Auftragung erfolgt meist in Balkendarstellung in der jeweiligen Tiefe. Allge-
170
4 Erkundungsmethoden
mein gelten fur nichtbindige Boden folgende Erfahrungswerte:
o mitteldicht (N.IOl
Tabelle 4.6 Umrechnungsfaktoren zwischen dem Sondierspitzendruck q, in MN/m2 und der Schlagzahl N30 beim Standard-Penetration-Test Bodenart
Sand C, < 3 ohne Grundwasser
5-17/15
Fein- bis Mittelsand oder leicht schluffiger Sand
0,3 bis 0,4
Sand C, < 3 im Grundwasser
3-11
Sand oder Sand mit etwas Kies
0,5 bis 0,6
Kiessand C. > 6 ohne Grundwasser
7-20
Weitgestufter Sand
0,5 bis 1,0
Sandiger Kies oder Kies
0,8 bis 1,0
Angaben uber die Abhangigkeit der Lagerungsdichte D bzw. der bezogenen Lagerungsdichte ID von der Schlagzahl N30 bezogen auf die Bodenart, die Ungleichkornigkeit sowie den Grundwasserstand enthalten DIN EN ISO 14688-2 und DIN EN 1997 -1, Anhang F. In bindigen Boden wird der Rammwiderstand durch den Porenwasserdruck beeinflusst. Als Richtwerte fur die Konsistenz bindiger Boden konnen die Schlagzahlen von Tab. 4.5 genom men werden. Die Tab. 4.6 enthalt Umrechnungsfaktoren zwischen den Schlagzahlen N30 und den Ergebnissen von Drucksondierungen. Die DIN EN 1997-2, Anhang F, bringt auch ein empirisches Verfahren zur Berechnung der Setzungen von Flachgrundungen.
44 h?
r r:
sondierungtl ((":PT) n
Fur die Ermittlung der Bodeneigenschaften und fur die Bemessungstabellen einiger Normen werden bevorzugt Drucksondierungen (Static Cone Penetration Test, CPT) verwendet. Bei dem Stan-
Tabelle 4.5 Richtwerte fUr SPT Sondierergebnisse in bindigen Bodenarten Schlagzahl SPT
Konsistenz
Einaxiale Druckfestigkeit [kN/m2)
Obis 2
breiig
< 25
2 bis 4
weich
25-50
4 bis 8
weich-steif
50-100
8 bis 15
steif
100-200
15 bis 30
halbfest
200-400
> 30
fest
> 400
N 30
dardgerat nach DIN EN 22476-12 (2009) mit mechanischen Messwertaufnehmern (CPTM) wird ein Druckgestange mit genormter Spitze (0 35,3 mm) und zwar je nach der Art des Gerats M 1 mit Mantelkegel (Spitze) zu Messung des Spitzenwiderstandes M 2 mit Mantelkegel und Reibungshiilse zur Messung auch der lokalen Mantelreibung mit gleich bleibender Geschwindigkeit (20 ± 5 mmls) in den Boden gedruckt und der Sondierwiderstand, der Gesamteindringwiderstand undl oder die Mantelreibung aufgezeichnet. Drucksondierungen mit elektrischen Messwertaufnehmern und Messeinrichtung fur den Porenwasserdruck (CPTU) werden kiinftig in der Norm 22 476-1 behandelt, Drucksondierungen sind fur Ton-, Schluffund Sandboden geeignet. Die Auftragung erfolgt uber den Spitzenwiderstand qc (in MNlm 2 ) und die gemessene lokale Mantelreibung Is und ggf. dem Reibungsverhaltnis uber die jeweiligen Tiefen (Abb. 4.16). Aus dem Reibungsverhaltnis Rf kann naherungsweise auf die Bodenart geschlossen werden (Abb. 4.17), wodurch man aus den Sondierergebnissen schon die durchfahrenen Bodenarten ansprechen kann. Die Ergebnisse von Drucksondierungen ergeben in der Regel recht brauchbare Beziehungen nicht nur hinsichtlich Lagerungsdichte bzw. Konsistenz bindiger Boden, sondern auch fur direkte Festigkeitseigenschaften (DIN EN 1997-1, Anhang D). Fur die Ermittlung der Steifeziffer Es kann folgende Beziehung verwendet werden: Es = f3. qc Es und qc in kN/m 2
171
4.4 Direkte Aufschlussmethoden
Manlelre1bung '5 Spltzendruck qs *-
MN/m2
o
Relbungsverhiiltms
Rr"' •.t!,·100
BodenprOr~
to
20
30
•
J
4
40 Re,bungsverhallnis
R,= l.kI.·lOO
MN/m2_ 0 •
A
mS+gS
30
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Abb. 4.16 Elektrische Drucksondierung mit Auftragung des Spitzendrucks, der anteiligen Mantelreibung und dem Reibungsverhaltnis (aus AMANN et al. 1983).
f3 == Faktor, fUr bindige Boden 2 - 4; fur nichtbindige Boden 1-3 Fur bindige Boden Norddeutschlands wird die Drucksonde auch fur die indirekte Ermittlung der undriinierten Scherfestigkeit Cu genutzt (JORSS 1998). Bei quantitativen Auswertungen werden jedoch projektbezogene Vergleichsuntersuchungen angeraten. Ein Einfluss des Grundwassers ist bei Drucksondierungen praktisch nicht feststellbar. Verschiedene Autoren stellen auch Tabellen fur empirisch gefundene Abhiingigkeiten zwischen den Ergebnissen von Drucksondierungen und verschiedenen Rammsondierungen sowohl fUr rollige als auch fur bindige Boden vor (Tab. 4.7). Die Ergebnisse von Drucksondierungen werden wegen des Modellcharakters hiiufig zur Berechnung der Tragfahigkeit von pfahlgrundungen verwendet.
4.3 6.3 Flu2elsondierungen (FVT) Die Flugelsonde besteht aus einem Stab, an dessen unterem Ende vier Flugel mit einer Flugel-
o
0,05 0.10 0,15 0,20 0.25 0,30 0,35 0,40 Ortliche Manleire,bung f. [MNlm2)
Abb. 4.17 Naherungsweise Bestimmung der Bodenarten aus dem Reibungsverhaltnis R, (nach Prospekt Fa. Fugro).
breite von 50 bzw. 75 mm (FVT 50 bzw. FVT 75) angeordnet sind. Die Abmessungen und die Arbeitsweise werden nach DIN EN ISO 22476-9 (E 2005) genormt. Fur die Versuchsdurchfuhrung wird die Flugelsonde abschnittsweise in den Boden eingedruckt und langsam (O,l-OS/s) bis zum Bruch des Bodens entlang einer zylindrischen Gleitfliiche gedreht. Das beim Bruch auftretende Drehmoment wird gemessen. Der sich daraus ergebende max. Scherwiderstand Cfv ist die Gesamtscherfestigkeit unter undriinierten Bedingungen. Sie entspricht damit der Scherfestigkeit Cu des undriinierten Bodens im Bruchzustand:
Hierin bedeuten: Mmax == maximales Drehmoment (in kNm) D == Flugelbreite (in m)
4 Erkundungsmethoden
172
Tabelle 4.7 Empirische Abhangigkeit zwischen dem Spitzendruck q, in MN/m2 und den Schlagzahlen NlO der leichten (DPL), mittelschweren (DPM) und schweren Rammsonde (DPH). Von-bis-Werte je nach Bodenart und uber dem Grundwasser (5. a. DIN EN ISO 14688-2 und DIN EN 1997-2). Lagerung
Spitzendruck q< [MN/m' ]
DPH
DPM
DPL
SPT
N,oH
N ,o..
N,ol
N30
locker
< 5/7,5
1- 4
4-11
6-10
3- 8
mitteldicht
5/7,5- 10/15
4- 13
11-26
10- 50
8- 25
dicht
10/15- 20/25
13-24
26- 44
50- 64
25- 42
sehr dicht
> 20/25
> 24
> 44
> 64
42 - 58
Spitzendruck q. [MN/m l ]
DPH
DPM
DPL
SPT
N ,.
N ,.
N ,.
N3D
weich
1,0- 1,5
2- 5 (4)
3-8
3- 10
2- 8
steif
1,5- 2,5
(4) 5- 9 (8)
8-14
10-17
8- 15
halbfest
2,5- 5,0
(8) 9- 17
14- 28
17- 37
15-30
fest
> 5,0
> 17
> 28
> 37
>30
Konsistenz
Durch mehrmaliges Drehen wird der Rest-Scherwiderstand (Gleitfestigkeit) ermittelt (cRJ. Aus dem Verhiiltnis Cfv/CRy kann auf die Sensitivitiit (StJ eines Bodens geschlossen werden (s. Abschn. 2.7.2). Die Flugelsonde ist nur flir weiche und weiche bis steife Boden mit einer Obergrenze der undranierten Scherfestigkeit Cu von etwa 0,15 MN/m2 geeignet. Es lassen sich damit ganze Profile aufnehmen und Schwachezonen mit geringer Scherfestigkeit erkennen. Die undranierte Scherfestigkeit Cu nimmt in einem normal konsolidierten Boden mit der Tiefe zu. 1m Allgemeinen streuen jedoch die Ergebnisse von Flugelsondierungen recht stark und korrelieren haufig schlecht mit an vergleichbaren Proben durchgefuhrten Zylinderdruckversuchen. Fur die praktische Anwendung werden daher Korrekturfaktoren (fJ-) angesetzt (s. DIN EN 1997-2, Anhang I). Die undranierte Flugelscherfestigkeit ist dann cfu = fJ- . Cfv. Der Korrekturfaktor ist abhangig von der Flie6grenze und liegt zwischen 0,7 (fur W L = 100), 1,0 (flir wL =40) und 1,2 (fur W L =30). Weitere Korrelationen s. DIN EN 1997 -1. Anhang I.
4.4 6.4 Seltendrucl<sonde Die europaweit ublichen Seitendrucksonden werden in der Teilnormen der DIN EN ISO 22476-4
bis 8 behandelt. Die in Deutschland gangigen Sonden (s. Abschn. 2.6.7) entsprechen dem Teil2: Versuch mit dem flexiblen Dilatometer. Diese sind hauptsachlich die Stuttgarter Seitendrucksonde II oder III (0143 mm) bzw. die langere Interfels-Sonde IF 146 (0 144,5mm). Der Einsatzbereich der Sonden (max. Verschiebungsweg 50 mm) erstreckt sich auf Lockergesteine, wechselnd feste Gesteine und Gesteine geringer Festigkeit. Ais Kennwerte werden auf der Grundlage der Elastizitatstheorie der Seitendruckmodul EB bzw. der Dilatometermodul ED = V bzw. E !, der Wiederbelastungsmodul Ev2 und der Entlastungsmodul EE flir den mittleren Druckbereich von 30-70 % ermittelt. Letzterer kommt dem Elastizitatsmodul E sehr nahe (s. Abschn. 2.6.7). y
4.5 Aufnahme von Aufschlussen (Schichtenverzeichnisse) 4.5.1 Aufnahme von Schurfen Die Aufnahme von Bohrungen und Schurfen erfolgt gewohnlich nach genormten Schichten-
173
4.5 Aufnahme von AufschlUssen (Schichtenverzeichnisse)
4
15
.
L
S20m
.
2
Om
I
Om
= leinsond.ger Schl ull d = Tst . voll'g enll .... tigt
... Tsl.stark bls sehr stork enllest.gt I = Tonsteln.SI-S' · dunkelgrou - grunlich
1(,
51
S20m
2S/IIO NW
Kl UI'IONW
0= Mullerboden. humos b = Is Su . Klo C
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Om
.. ~'~/ k]
2
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3 L
bd oo . bOl
Abb 4.18 Darstellung einer ingenieurgeologischen Schurfaufnahme (aus HEITFELD & HESSE 1982).
verzeichnissen, die aber nur eine stichwortartige Beschreibung der einzelnen Schichten ermoglichen. Flir die Aufnahme von Schlirfen, in denen mehr Einzelheiten uber den Schichtaufbau erkennbar sind als an Bohrproben, empfiehlt sich deshalb, die Aufschlussaufnahme in Abweichung von DIN EN ISO 22475-1 in beschreibender Form vorzunehmen. Bewahrt hat sich folgende Beschreibung: Petrographische Bezeichnung, Mineralbestand, KorngroBenangabe Farbe, Kalkgehalt Verwitterungsgrad, Festigkeit (Kornbindung) Bodengruppe nach DIN 18 196. Besondere Merkmale: Schichtung, Schieferung, Klufte, besondere Strukturen Wasserfuhrung Verwitterungsbestandigkeit, Frostempfindlichkeit, ggf. Loslichkeit Boden- und Felsklasse nach DIN 18300 Geologische Einstufung. Besonders in Festgesteinen ist daruber hinaus eine zeichnerische Darstellung der Schurfwande und notigenfalls der Sohle zur Dokumentation der Lagerungsverhaltnisse und des Trennflachengefuges ublich (Abb. 4.18). In vielen Fallen ist auch eine Fotodokumentation zweckmaBig.
4.5.2 Aufnahme von Bohrungen im Lockergestein Die Ergebnisse von Bohrungen in Lockergesteinen sind in die genormten Formblatter fur Schichtenverzeichnisse (DIN EN ISO 22475-1, Anhang B) einzutragen, die aus einem Kopfblatt (B1), dem Bohrprotokoll (B2) und dem eigentlichen Schichtenverzeichnis (B4) sowie verschiedenen weiteren Protokollen bestehen: B3 - Probenentnahmeprotokoll B5 - Verfullprotokoll B6 - Protokoll uber den Ausbau von Grundwassermessstellen (Piezometer) B7 - Grundwassermessprotokoll. Fur die Beschreibung des Bohrguts gelten die Grundsatze der DIN 4020, der DIN EN ISO 14688-1 und -2 sowie EN ISO 14689-1 und erganzend dazu auch die DIN 18196. Von den Einzelangaben dieser Normen werden nachstehend nur die gebrauchlichen Bestimmungsmethoden wiedergegeben. Die DIN EN ISO 14688-1 verlangt fur die Beschreibung der Boden nur allgemeine Angaben der Korngr6Be (Haupt- und Nebenanteile), der Plastizitat und des organischen Anteils sowie
174
4 Erkundungsmethoden
Schichtenverzeichnis in Anlehnung an DIN 4022-1 Anhang B Aufschluss:
Projektbezeichnung: a) Bis
a,) Benennung und Beschreibung der Schicht m ----- -- . ----------- ...... _--_ .... _-- ......... ._---_ ..... . . _ unter a,) Erganzende Bemerkung Ansatzp.
b) b) Miichtig-
keit in m
f)
Beschaffenheit gemiiB Bohrgut
c)
Ortsiibliche Bezeichnung
g)
1 a)
Seite:
Beschaffenheit gemiiB Bohrvorgang
d)
Geologische Bezeichnung
h)
... - ._--
Farbe
e) ~
'"
~
m
'"
Gruppe
2
Datum:
Bodenklassen DIN 18300 WasserfOhrung; Feststellungen beim Bohren; Bohrwerkzeuge; Werkzeugwechsel; Sonstiges 3
Entnommene Probe
Art und Nr.
Tiefe inm (Unterkante)
4+5
6
a,) a,) b) +
b)
I
c)
d)
f)
h)
g)
e)
Name des Unternehmens:
Seite:
Schichtenverzeichnis in Anlehnung an DIN EN ISO 22475-1
Name des Auftraggebers:
Bohrverfahren:
Datum:
Durchmesser:
Neigung:
Aufschluss: Projektnr. :
Name und Unterschrift des BohrgeratefOhrers:
Projektbezeichnung:
1
2
3
4
5
6
7
Tiefe bis m
Bezeichnung der Boden- bzw. Felsart Erganzende Bemerkungen
Farbe
Beschreibung der Probe
Beschreibung des Bohrfortschritls
Proben
Bemerkungen
Kalkgehalt Geo!. Benennung (Stratigraphie)
- Konsistenz, Plastizitat, Harte einaxiale Festigkeit - Kornform, Matrix - Verwitlerung, Trennfliichen -usw.
Versuche
- Bohrbarkeit I Kernform - Typ - MeiBeleinsatz -Nr. - Tiefe - Beobachtungen etc.
- wasserfiihrung - Bohrwerkzeuge - Kernverlust - Kernliinge
Abb 4.19 Von der alten DIN 4022-1 etwas abweichendes Schichtenverzeichnis fOr die Aufnahme von Bohrungen im Vergleich mit dem Schichtenverzeichnis nach der aktuellen DIN EN ISO 22475-1.
erganzende Angaben iiber Zustandsform, sonstige Merkmale, Farbe, Geruch und die ortsiibliche Benennung einschlieBlich der geologischen Zuordnung. Auf dieser Grundlage erfolgt die Bohrkernaufnahme und das Ausfiillen der genormten Schichtenverzeichnisse (Abb. 4.19). Die Kurzbeschreibung des Bodens wird in Spalte 2 eingetragen. Eine der wichtigsten Angaben fUr die spatere bautechnische Beurteilung ist die Beschreibung der Probe in Spalte 4, namlich die Zustandsform bindiger Boden, die Lagerungsdichte rolliger Boden bzw. bei Fels die Festigkeit. Die Zustandsform eines bindigen Bodens kann im Feldversuch wie folgt ermittelt werden: breiig ist ein Boden, der in der geballten Faust gepresst, zwischen den Fingern durchquillt weich ist ein Boden, der sich leicht kneten lasst
steif ist ein Boden, der nur schwer knetbar ist, sich aber in der Hand zu 3 mm dicken Walzen ausrollen lasst, ohne zu brechen (Ausrollversuch) halbfest ist ein Boden, der beim Ausrollen zerbrockelt fest ist ein Boden, der sich nicht kneten Hi.sst, sondern zerbricht. Die Lagerungsdichte rolliger Boden kann bei den wenigsten Bohrverfahren nach dem Bohrwiderstand angegeben werden. Hierzu miissen Sondierungen im Bohrloch (Standard-Sondierung) oder zusatzliche Ramm- oder Drucksondierungen vorgesehen werden (s. Abschn. 4.4.6). Hinsichtlich der weniger gebrauchlichen Feldversuche zur Bestimmung der Bodenart, wie Trockenfestigkeit, Schiittelversuch, Reibe- und
175
4.5 Aufnahme von AufschlOssen (Schichtenverzeichnisse)
B1
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schici.i~ ~z
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Plelstozliner Hang
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+
Schlcht 7
B1 Plelstozline Flusstonasse
B2 Z Z 0 ~
2
~)
Z ZZ
au
Holozline Aue
Z
0+ 2
83
Schlcht 7
Schlcht 7
Schicht Nr.
Geologische Benennung
bodenmechanische
1 2
Auelehm FluBkies Terrassenlehm Terrassenkies L6Blehm Hochterrassenkies Granitgrus
Benennung Ton [TM] Kies, sandig [GW] Ton [TM] Kies, sandig [GW] Ton, schluffig [TL] Kies, sandig [GW] Kies,sandig, schluffig [Grus]
3 4 5 6 7
Schneidversuch sowie Riechversuch als Hinweis auf organische Beimengungen wird auf DIN EN ISO 14688-1 verwiesen. Die Farbansprache (SpaJte 3) erfolgt nach dem visuellen Eindruck bzw. nach Farbtafeln. Farbanderungen unter der Einwirkung von Luftsauerstoff sind zu vermerken. Bei der Aufnahme von Baugrundbohrungen ist immer auch auf Anzeichen von Kontaminationen durch Umweltschadstoffe sowie auf Bodengasaustritte (s. Abschn. 16.7.6 und 17.2.6) zu achten. Anzeichen dafiir sind in den Schichtenverzeichnissen zu vermerken und zu melden. Auf die Problematik der bevorzugten Anwendung der A-Linie nach Casagrande fiir die Einstufung der Boden als Tone oder Schluffe ist
+
Z
Z
z
Abb. 4.20 Schichtansprache eines Hangprofils nach rein bodenmechanischer (oben) und nach geologischer Bennenung (unten) - aus FI-Rundbrief 56 nach HEISE, Leipzig.
bereits in den Abschnitten 2.5 und 3.2.3 verwiesen. Eine Benennung allein nach diesen rein bodenmechanischen Gesichtspunkten fiihrt zu einer Dominanz von TL-, TM-, TA- sowie z. T. UL- und UM-Boden. Urn Fehleinstufungen zu vermeiden, ist es unerlasslich, die (regional)geologisch-genetische Bezeichnung mit anzugeben und auch zeichnerisch darzustellen, wie z. B. Loss, Losslehm, Hanglehm, Auelehm, Geschiebelehm und -mergel sowie die verschiedenen Verwitterungsboden. Welche Foigen eine rein bodenmechanische Ansprache von Bohrproben nach TM - bzw. TL-Boden und eine geradlinige Verbindung von Schichtgrenzen haben konnen, zeigt Abb. 4.20.
176
4
4.5.3 Aufnahme von Bohrungen im Fels Fiir das Ausfiillen der Schichtenverzeichnisse von Bohrungen im Fels gilt ebenfalls DIN EN ISO 22475-1. Die Formblatter bestehen aus dem Kopfblatt, dem Bohrprotokoll mit bohrtechnischen Angaben (Bohrfortschritt, Kronenwechsel, Verrohrung, Spiilung) und dem eigentlichen Schichtenverzeichnis, in dem die Beschreibung des Kernmaterials auch wieder zu kurz kommt. Bei schwer unterscheidbaren Gesteinsarten ist ggf. ein erfahrener Regionalgeologe zuzuziehen oder es sind petrologische Untersuchungen, notigenfalls mittels Diinnschliffanalyse, vorzunehmen, urn Fehlinterpretationen bei der Kernaufnahme zu vermeiden (DEUTSCH 2001). Insgesamt gehort zu einer routinemaEigen Bohrkernbearbeitung eine geologisch -petrografische Bohrkernbeschreibung Angabe der Beschaffenheit des Kernmaterials Aufnahme der Trennflachenstrukturen fotografische Dokumentation Darstellung eines vorHiufigen geologischen Profils Beprobung fiir die verschiedenen Zwecke etwaige Bohrkernarchivierung. Die Beschreibung der Qualitlit des Kernmaterials erfolgt in Anlehnung an EN ISO 14689-1 (mit NAD, s. Abschn. 3.1) und nach DIN EN ISO
4 Erkundungsmethoden
22475-1. Darin werden folgende Begriffe verwendet: Felsgiitebezeichnung RQD (s. u.) Vollstandiger Kerngewinn SCR (in % der Kernlange) Gesamter Kerngewinn TCR (in % der Kernmarschlange) . Dariiber hinaus sind folgende Angaben iiber die Qualitat des Kernmaterials zweckmaEig: Kernstiicke mit vollstandig erhaltener Mantelflache Kernstiicke mit nur teilweise erhaltener Mantelflache Kernstiicke, die nicht mehr zu einem Zylinder zusammengefiigt werden konnen Bohrklein, wie z. B. grusig, sandig oder feinkornig « 0,6 mm) zerriebenes Gestein. Die Beschreibung der Kernstiicke kann weiter unterteilt werden in: groBstiickig > 10 cm stiickig 10-6 cm 6- 2 cm. kleinstiickig Die Angaben iiber die Qualitat des Kernmaterials sind maBgebend fiir die Abschatzung des Zerkliiftungsgrades des Gebirges und fUr das Erkennen von Storungszonen. Diese werden haufig von Kliiften in Abstanden von wenigen Zentimetern begleitet, die den Bohrkern stiickig bis kleinstiickig zerfallen lassen. Hier ist bei der Kernaufnahme zu entscheiden, ob engstandig zerkliifte-
Abb.4.21 Bohrkerne einer Wechselfolge des Mittleren Buntsandsteins. Oben im Bild St6rungszone mit Kakirit (s. Abschn. 3.4.4); nach unten Obergang zu tektonisch wenig zerbrochenem und kompaktem Gebirge.
177
4.5 Aufnahme von AufschlGssen (Schichtenverzeichnisse)
tes oder "zerbohrtes" Gebirge vorliegt (Abb. 4.21). Diese Faktoren, die an Bohrkernen zweifelsohne nur unzureichend erfasst werden konnen, sind aber unverzichtbare Merkmale fur das Abschatzen der tektonischen Beanspruchung des Gebirges, besonders wenn keine optischen Bohrlochsondierungen vorgenommen werden (s. Abschn.4.8.1). Bei umfangreichem Kernmaterial vergleichbarer Gesteine wird haufig versucht, die Felsgute, d. h. den Zerbrechungsgrad der Kerne zahlenmaBig zu klassifizieren. Die bekanntesten dieser Indexzahlen sind die Kliiftigkeitsziffer von STINI (Anzahl der Trennflachen je Meter Kernstrecke) und die RQD-Zahl (Rock-Quality-DesignationZahl). Mit dem RQD-Index nach DEERE (1963) wird die Felsqualitat anhand der Stuckigkeit der Bohrkerne quantitativ beurteilt. Er ist ein indirektes Ma13 fUr den Grad der Kluftigkeit und fur die Auflockerung des Gebirges und druckt den prozentualen Anteil der Kernstucklangen > 10 em, bezogen auf die Lange der Kernstrecke, aus (Abb. 4.22). Nachteilig ist dabei die Vernachlassigung der Kernstucke < 10 em, besonders da die Lange der Kernstucke sehr stark yom Bohrvorgang, dem Bohr- bzw. Kerndurchmesser und von der Bohrrichtung in Bezug auf die Ausrichtung der Trennflachen abhangig ist. Bei stark dunnbankigen oder plattigen Gesteinen werden sich die Kerne, durch den Bohrvorgang bedingt, entlang der Schichtflachen auflosen und niedrige RQD-Werte vortauschen. Das RQD-System ist au13erdem sehr stark yom Bohrverfahren (z. B. DoppelkernrohrlSeilkernrohr) und dem Verwitterungsgrad abhangig. Bei hoheren Verwitterungsgraden sollte das Verfahren nicht mehr verwendet werden. Der RQD-Index war seinerzeit ein erster Vorschlag fur eine Klassifizierung des Gebirges gema13 Abschn. 17.3.2, wobei DEERE (1963) folgende Einteilung vorgeschlagen hat, die heute noch verwendet wird: RQD (%) Gebirgsqualitat 0-25 sehr schlecht 25-50 schlecht 50-75 maBig/mittel 75-90 gut 90-100 sehr gut Bei tieferen Bohrungen ist besonders in massigen Gesteinen (z. B. Granit) auf plattigen oder auch
grusigen Zerfall der Bohrkerne zu achten, was moglicherweise auch auf das Vorhandensein gro13er Primarspannungen hindeutet (s. Abschn. 3.4.2). Die Festigkeit der Gesteine wird bei der Profil- bzw. Bohrkernaufnahme zunachst durch sog. Handprufverfahren ermittelt, wie der Zerbrechbarkeit von Hand bzw. der Hammerschlagprobe (Klang beim Anschlagen mit dem Hammer und Zerschlagbarkeit einer min 5· 5 . 2 em gro13en Gesteinsprobe auf harter Unterlage) und der Ritzbarkeit (DIN EN 14 689-l/NA), ggf. auch mit dem Betonprufhammer (Abschn. 2.6.10.2). In Anlehnung an DIN EN 1997-1, Anhang G, kann folgende Einteilung verwendet werden:
-------l L = 38 em
L
~<::J ~
=17 em
------1
L = 0 cm KernslUcke < 10 em
E
o a a
N
II Q)
L
= 20 em
--j
CI
c
,tU
:co ~
tU
E c Q;
:.:: L = 43 em
/
--j
Sehiehtflaehen, Brueh infolge Bohrbeanspruchung
L = 0 em Kemverlust
• _______J Abb 4.22 Ermittlung der RQD-Zahl an einem Bohrkern (Firmenprospekt).
178
4
4 Erkundungsmethoden
Beschreibungsmerkmal
Druckfestigkeit q. (MN/m')
sehr murb
von Hand zerbrechbar
<1,25 MN/m2
murb
Abreiben von Kornern moglich
1,25- 5,0 MN/m'
maBig murb, gering fest
mit Stahlnagel leicht ritzbar
5,0- 12,5 MN/m 2
maBig hart, fest
leicht zerschlagbar, dumpfer Klang, mit Stahlnagel schwer ritzbar
12,5- 50 MN/m'
hart, sehr fest
mittelschwer zerschlagbar, heller Klang, mit Stahlnagel nicht mehr ritzbar
50-150 MN/m2
sehr hart
schwer zerschlagbar, hell bis hoch klingend
150-250 MN/m'
AuBerdem sind ggf. Angaben uber eine mogliche Wasserempfindlichkeit der Gesteine (s. Abschn. 3.4.1) und uber mogliche Zerfallstendenzen (s. Abschn. 3.4.2) zu machen. Bei einer strukturellen Bohrkernaufnahme werden alle Trennflachen erfasst und im Winkel zur Kernachse eingemessen (Schichtung, Schieferung, Kluftung). Bei linearen Elementen, wie z. B. Harnischen, wird nach Moglichkeit die Bewegungsrichtung dokumentiert (s. Abschn. 3.4.3). Fur die detaillierte Aufnahme des Trennflachengefiiges kann man bei gutem Kernmaterial auch die einzelnen Strukturen im MaBstab 1: 100 nachzeichnen oder am Bohrkern mit farbigen Filzstiften auf durchsichtige Folien durchzeichnen und anschlieBend mit speziellen Schablonen auswerten. Mit einem Bohrkern-Scanner konnen die Bohrkerne mit einer Videokamera abgescannt, die Daten zu einem Graustufen- bzw. Echtfarbenbild auf einen Bildschirm ubertragen bzw. abgespeichert und mit Grafikprogrammen weiter bearbeitet werden (WEBER 1994). Durch Loggen des Bohrlochs konnen mittels spezieller Videokameras Bohrlochscannerauf-
nahmen erstellt werden, die eine komplette 360o -Aufnahme der Bohrlochwandung ergeben und zusatzlich eine raumliche Auswertung des Trennflachengefuges ermoglichen. Auch Wassereintrittsstellen konnen erkannt und lokalisiert werden. Letztere fallen haufig mit stark zerbrochenen Kernstrecken zusammen und konnen deshalb am Kern schlecht oder gar nicht beurteilt werden (s. Abschn. 4.8.3). Dieselbe Bedeutung wie die Kernzerbrechung haben auch andere Schwach- und Fehlstellen der Kernstrecken, wie murbe oder entfestigte Zonen, dunne plastische Ton(stein)lagen, glatte Schichtflachen oder Harnischflachen, Glimmerlagen, Anlosungen oder andere Anzeichen fur Karsterscheinungen sowie auch Kernverluststrecken bzw. ein Durchsacken des Kernrohres. Bei solchen Bohrkernmerkmalen sind allgemeine Angaben, wie "ortlich stark bis vollig entfestigt" unzureichend. Sie mussen in den Schichtenverzeichnissen moglichst genau angegeben und in den Berichten entsprechend erlautert werden. Bei Kernverlusten sind die moglichen Ursachen mit dem Bohrmeister anzusprechen und ebenfalls in den Schichtenverzeichnissen anzugeben. Wegen des knappen Textes bei der listenmaBigen Bohrkernaufnahme nach DIN EN ISO 22475-1 wurden fruher haufig auf das einzelne Projekt abgestimmte, gebirgsspezifische Schichtenverzeichnisse verwendet, in der mehr gebirgsund objektrelevanten Bohrkernmerkmale einschliemich der Schichtung (s. Abb. 4.18 und 4.21) enthalten waren. Bei der heute EDV-bedingten Schematisierung und Rationalisierung wird davon kaum noch Gebrauch gemacht. Ein besonderes Problem ist die detaillierte Aufnahme von Schragbohrungen. Sie erfolgt am zweckmaBigsten durch direkte Einmessung der Kerne in nach Neigung und Richtung orientiert aufgestellten Holzgestellen. Die Orientierung der Kernstucke selbst erfolgt entweder nach bekannten Trennflachen (z. B. Schichtung) oder mittels orientiert gebohrter Kernstrecken. Die Schichtenfolge von Schragbohrungen kann mit den ublichen Schichtenverzeichnissen nur unzureichend erfasst werden. Die beste Losung durfte hier die direkte zeichnerische Darstellung der Schichtenfolge mit darunter aufgetragener Horizontalprojektion der Kliifte sein (Abb. 4.23). Eine solche Flachendarstellung ermoglicht in ungefalteten Gesteinen einen Vergleich der Schichtenfol-
179
4.6 Erfassen der Grundwasserverhaltnisse KB
KB
LSO
nicht nur der Aufschlussdaten und der Gebirgskennwerte aus Labor- und Feldversuchen, sondern auch die Verschneidung mit geometrischen Daten des Projektes und der Projektumgebung zu kombinierten Baugrundmodellen, die dann weiter interpretiert werden kannen. Problematisch ist derzeit noch der Datenaustausch zwischen verschiedenen Programmsystemen. Es ist zu hoffen, dass sich das in den DIN EN ISO 14688-3 und 14689-2 festgelegte XML-Datenaustauschformat (extendable markup language) durchsetzen wird, damit der plattformubergreifende Datenaustausch vereinfacht wird.
u.o
4.6 Erfassen der Gru ndwasserverha Itn isse
Abb. 4.23 Schichtenabfolge in Vertikal- und Schragbohrung mit Darstellung der gemessenen Kluftrichtungen in der horizontalen Projektionsebene. Erkennbare GroBkliifte sind durch dickere Striche dargestellt.
gen und eine Aussage uber die line are Verteilung der Klufte und erlaubt besser als jede Lagenkugelprojektion eine Abschatzung der Kluftverteilung. Auger der Kernbeschreibung im Schichtenverzeichnis ist es ublich, Bohrkerne zu fotografieren und die Bohrkernfotos als Gutachtenanlage mitzugeben. Mit guten Kernfotos kann meist besser gearbeitet werden als mit jeder anderen Darstellung. Sie k6nnen allerdings ein Schichtenverzeichnis nicht ersetzen. Wichtig ist, dass die Kernkisten ausreichend beschriftet sind und maglichst verzerrungsfrei fotografiert werden. Zur Darstellung und Weiterverarbeitung von Aufschlussergebnissen werden zunehmend GeoInformationssysteme und CAD-Anwendungen eingesetzt. Zu diesem Zweck mussen die einzelnen Merkmale und ihre Intensitat durch Kurzzeichen oder Symbole festgelegt werden. CADAnwendungen erlauben eine digitale Erfassung, Verarbeitung sowie eine schnelle Verfiigbarkeit
Fur die Erfassung der Grundwasserverhaltnisse und von Veranderungen der Grundwasseroberflache gelten die DIN 4020: 2003 und die DIN EN 1997-1. In Bezug auf die verschiedenen Arten des Auftretens von Grundwasser und die zu verwenden den Begriffe sei auf DIN 4049, T 1 bis T 3 sowie DIN EN ISO 22475-1 verwiesen. Eine Zusammenstellung zahlreicher Begriffe enthalt Abb.4.24. Bei der Aufnahme der Untergrundprofile ist auger den jeweiligen Wasserstanden auch auf Merkmale fur langzeitige Hoch- und Niedrigstande, d. h. auf den Schwankungsbereich des Grundwassers zu achten (Verteilung der Bodenverfarbung, Oxidationsflecken und -streifen sowie Konkretionen im Grundwasserschwankungsbereich, reine Reduktionsfarben im permanenten Grundwasserbereich) - s. a. Abschn. 9 und 11. Unterschiedliche Grundwasserstockwerke sollten in nebeneinander liegenden getrennten Messstellen (Messstellengruppen) erfasst werden, nicht in sog. Mehrfachmessstellen (s. DVWKMerkblatt 245). Unter Grundwasserhemmschichten oder sogar Grundwassernichtleitern kann Grundwasser, das von einem haher gelegenen Einzugsgebiet gespeist wird, unter einem haheren hydrostatischen Druck stehen, d. h. es liegt gespanntes Grundwasser vor, das eine nach oben gerichtete Stramungskomponente aufweist. Solche Erscheinungen sind im Vorland von Mittelgebirgen weit verbreitet. Liegt die Grundwasserdruckflache
180
4 Erkundungsmethoden
4
Quelle
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. . .. 1 .. . .. : .
.. . .
u·
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. . (Grund",asserl .. ter) . . .
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--=---- - - - - r;;. --~ -==- ~ ( Grundwasserhemmer)
• ... II·
... u·
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Abb.4.24 Begriffe und Beispiele fUr das Auftreten von Grundwasser in mehreren Stockwerken (a us DIN 4021).
unterhalb der Erdoberflache so spricht man von subartesisch gespanntem Grundwasser. Artesisch gespanntes tritt dagegen, z. T. fontanenartig, aus dem Bohrloch aus (s. a. Abschn. 20.3.2). In Gebieten, in denen verschiedene Grundwasserstockwerke oder hohere Wasserdriicke nicht auszuschlieBen sind, ist diesen durch Teleskopierung der Verrohrung und notigenfalls den Einbau einer Sperrverrohrung zu begegnen und ggf. der Einsatz eines Bohrlochpreventers zur sicheren Absperrung eines plotzlich auftretenden Wasserdrucks und zum kontrollierten Abbau desselben vorzusehen. Zu unterscheiden sind sog. Bohrlochabschlusspreventer und Drehpreventer, bei denen die Bohrarbeiten auch gegen driickendes Wasser weitergefiihrt werden konnen. Die Wirkungsweise der Preventer ist bei KOGLER (2008) beschrieben.
Bei Bohrungen ist jedes Auftreten von Wasser, auch von Wasserzulauf oberhalb der Grundwasseroberflache, im Schichtenverzeichnis anzugeben. Auch jede merkbare Veranderung des Wasserstandes im Bohrloch ist festzuhalten. Bei Einsatz von Spiilhilfe (Wasserzusatz) sind aIle wesentlichen Veranderungen der Splilung, die Spiilwasserstande zu Beginn eines jeden Bohrtages und vor allen Dingen Spiilverluste in den Tagesberichten bzw. Schichtenverzeichnissen anzugeben. Die Auswertung der tiiglichen Bohrwasserstiinde zu Beginn der Arbeitszeit (Abb. 4.25) ergibt wertvolle Hinweise auf die Hohenlage der Grundwasseroberflache sowie auf verschiedene Grundwasserstockwerke und auch auf die Durchlassigkeit des Gebirges. Bei Einsatz von Seilkernrohren ist allerdings zu beachten, dass die Bohrlocher jeweils bis zur Endtiefe verrohrt
181
4.6 Erfassen der Grundwasserverhaltnisse
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Abb.4.25 Auswertung der taglichen Bohrwasserstande (tot. = totaler Spiilungsverlust, 0 = kein Wasser im Bohrloch) und Verlauf der Ganglinien vor und wahrend eines Tunnelvortriebs (s. d. PRINZ & HOLTZ 1989)
sind. Eine genaue Aussage iiber die Hohenlage der Grundwasseroberflache erlauben die Bohrwasserstande nicht. Deshalb ist der Wasserstand nach Beendigung der Bohrung zunachst taglich zu mess en und der Ausgleich des Wasserspiegels abzuwarten. Dies kann bei wenig durchlassigem Gebirge mehrere Tage bis Wochen dauern. In diesen Fallen empfiehlt sich die Einrichtung von Grundwassermessstellen. Die Methode des Ausbias ens cler Bohrlocher mit Druckluft oder des einmaligen Auspumpens ist nicht unproblematisch, manchmal bildet sich durch den Spiilungsverlust urn das Bohrloch eine Art Wasserberg, der erst versickern muss (PRINZ & HOLTZ 1989). Der Ausbau von Bohrungen zu Grundwassermessstellen ist in DIN EN ISO 22475-1 und in dem DVGW-Arbeitsblatt W 121 (2003) beschrieben. Allgemein werden sog. offene Systeme in gut durchlassigem Untergrund eingesetzt und geschlossene Systeme zur Porenwasserdruckmessung bei geringer Durchlassigkeit. Ober den Ausbau einer Grundwassermessstelle bzw. eines Piezometers ist ein Protokoll zu fiihren. Au6erdem ist eine zeichnerische Darstellung zu fertigen. Die Norm enthalt dariiber hinaus weitere Vorgaben iiber die Durchfiihrung von Grundwassermessungen. Auch beim Riickbau von Grundwassermessstellen sind DIN EN ISO 22475-1 und das DVGW-Merkblatt W 135 zu beachten.
Ein offenes System besteht aus einem Standrohr, in dem der Wasserstand im Niveau des abgefilterten Bohrlochabschnitts gemessen wird. In einfachen Fallen konnen auch 2"-Spiilfilter oder Rammfilterbrunnen verwendet werden. Eine Grundwassermessstelle nach den oben genannten Richtlinien besteht aus einem Stahlrohr mit Abschlusskopf (ggf. Stra6enkappe), dem Vollwandrohr, dem Filterrohr und einem Bodenstiick bzw. dem Sumpfrohr (Abb. 4.26). Die Durchmesser von Grundwassermessstellen betragen DN 50 bis DN 150 (DN = Durchmesser Normal). Ein Durchmesser von DN 50 reicht zwar zur Grundwasserbeobachtung aus, kann aber nur mit kleinkalibrigen Schopfhiilsen, Saugpumpen (bis 7 m Tiefe) oder mit leistungsschwachen Kleinstpumpen 0 35-45 mm beprobt werden. Sind haufigere Probennahmen oder ein Pumpversuch vorgesehen, so miissen Grundwassermessstellen von vornherein mit ~ DN 125 ausgebaut werden (Abschn. 2.8.4.1 und Tab. 4.8). Grundwassermessstellen miissen auf ihre Funktionsfahigkeit gepriift werden. Dazu werden sie nach dem Ausbau kiargespiilt, damit die Triibe des Bohrwassers nicht den Filterkies und die Filterstrecke zusetzt. Dies geschieht am besten mit einer sog. Druckiuftpumpe, bei der iiber das Gestange Druckluft in die Messstelle eingeleitet und das Bohrwasser ausgeblasen wird. Unabhan-
182
4
4 Erkundungsmethoden
Oberflur
Wert, die elektrische Leitfahigkeit, das Redoxpotenzial und die Temperatur. Die normalen Grundwassertemperaturen liegen bei 8 bis 12°C. Bei einigen Grad hoheren Temperaturen liegt (wahrscheinlich an tektonischen Storungszonen) aufsteigendes niedrigthermales Wasser vor (s. Abschn. 20.1.1), das meist auch erhohte pHWerte und Leitfahigkeitswerte aufweist. Die elektrische Leitfahigkeit zeigt summarisch den Anteil an gelosten Ionen im Wasser. Durch Multiplikation mit dem Faktor 0,725 erhalt man angenahert den Abdampfruckstand in mg/I. Grundwasser weist im Allgemeinen Werte von 100 bis 5000 flS/cm auf. Das Redoxpotenzial bzw. die Redoxspannung (in m V) liefert Anhaltspunkte uber das ReduktiQns- oder Oxidationsvermogen des Grundwassers. Positive Werte zeigen einen Sauerstoffuberschuss an, ein negatives Redoxpotenzial (z. B. -200 m V) ist ein Anzeichen fur sauerstoffarmes, reduzierendes Grundwasser (s. Abschn. 9.2). Ein Kurzpumpversuch ist auch der geeignete Zeitpunkt fur die Entnahme von Wasserproben (s. Abschn. 9.5.1). Bei Pumpversuchen sind die wasserrechtlichen Auflagen (Erlaubnis) gemaB Abschn. 4.4.1 zu beachten. Der Bohrlochdurchmesser ist von vornherein auf den beabsichtigten Ausbau der Grundwassermessstellen abzustimmen, wobei der notige Ringraum flir den Filterkies von min. 30 mm, besser 50-80 mm, zu berucksichtigen ist. Sind tiefere Abdichtungen mit Quellton o. A. vorgesehen, sollte der Bohrdurchmesser 400600 mm betragen. Die AuBendurchmesser der Filterrohre sind in Tab. 4.8 angegeben. In druckendem Gebirge (z. B. in Rutschgebieten) und in rolligen Bodenarten mussen ab Tiefen von etwa 50 m ggf. starkwandige Filterrohre (DN 125-DN 300) vorgesehen werden.
Unterflur
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Abb. 4.26 Ausbauschema einer Grundwassermessstelle, Ober- und Unterflurausfiihrung (aus SCHWERTER
& KUNZE 1994).
gig davon kann spater in den Grundwassermessstellen ein Kurzpumpversuch mit Wasserprobennahme vorgesehen werden. Dafur ist in der Ausschreibung eine Pumpzeit von 2 bis 6 Stunden (Leistung je nach Durchmesser und Forderhohe) vorzusehen, zusatzlich 1 bis 3 Stunden flir das Messen des Wiederanstiegs. Wah rend des Klarpumpens sind die Wassermenge, die Absenkung und nachher der vollstandige Wiederanstieg in kurzen Zeitabstanden (s. Abschn. 2.8.4.1) zu mess en, damit eine Auswertung wie bei einem Kurzpumpversuch moglich ist. Auch bei Kurzpumpversuchen sind die Feldparameter fur die Grundwasserbeschaffenheit zu mess en und anzugeben. Diese sind der pH-
Tabelle 4.8 Au Ben- und Innendurchmesser der handelsublichen PVC-Vollrohre und -Filterrohre (quergeschlitzt, normalwandig). Nennweite
Zoll
11/4
11/2
2
3
4
5
6
8
10
12
DN
mm
35
40
50
80
100
125
150
200
250
300
Innendurchmesser
35
41
52
79
103
128
152
205
255
297
AuBendurchmesser
42
48
60
88
113
140
165
225
280
325
AuBendurchmesser uber Muffe
46
52
64
94
119
149
176
240
297
345
4.6 Erfassen der Grundwasserverhiiltnisse Die Schlitzweiten der Filterrohre betragen bei normalwandigen PVC-Filterrohren 0,2/0,3/0,5/ 1,0/1,5 mm. Die Schlitzweite ist dem Kornaufbau des Grundwasserleiters anzupassen (s. Abschn. 2.1.6). Die iibliche Schlitzweite von 0,5 mm ist fiir Mittelsand (0,2-0,6 mm) bereits zu groG. Bei Fein-/Mittelsanden ist die kleinste Schlitzweite von 0,2 mm zu nehmen, damit der Mittelsand eine natiirliche Filterschicht aufbauen kann, die ein Zuschlammen mit Feinsand verhindert. Der Nachteil der kleinen Schlitzweiten ist aber, dass sie leicht verockern (s. Abschn. 9.2). Deshalb werden meist Filterrohre mit ;;:: 0,5 mm Schlitzweite verwendet und mit Baustellenvlies oder Gaze ummantelt. Der Ausbau der Grundwassermessstellen ist zeichnerisch darzustellen. Die Filtersande bzw. -kiese sind im Abschnitt 2.1.7 beschrieben (s. DIN 4924). Liegen mehrere Grundwasserstockwerke oder vertikale hydraulische Gradienten (s. oben) vor, so miissen die einzelnen Stockwerke getrennt verfiltert werden. Dabei ist wegen der Schwierigkeiten beim Abdichten der einzelnen Stockwerke gegeneinander zu empfehlen, fiir jede Messstelle eine besondere Bohrung niederzubringen. Die Abdichtung der einzelnen Grundwasserstockwerke erfolgt mit Abdichtungsstrecken von min. 8 m Lange aus hochquellfahigen Compaktonitbzw. Quellon-Betonitpellets (besser als Tonkugeln oder wenig quellfahiges Tongranulat), bzw. heute auch mit sog. Brunnendammer, der unter Verwendung eines Kalkmergels mit erhohter Tonkomponente hergestellt wird. Notigenfalls erfolgt die Bohrlochabdichtung mit Zement-Bentonit -Suspension bzw. bei Auftreten von artesisch gespanntem Grundwasser mit Bentonit-Schwerspat-Abdichtung. Will man die Abdichtungsstrecken durch y-Strahlenmessung kontrollieren (s. Abschn. 4.8.3), so muss strahlungsaktives Abdichtungsmaterial, Z. B. entsprechende Bentonitpellets, verwendet werden. Geschlossene Systeme sind nur punktuell in einer bestimmten Tiefe verfilterte, sonst abgedichtete Messstellen des Porenwasserdrucks (s. Abschn. 2.6.2 und Abb. 4.27). Sie werden bevorzugt zur Bestimmung des Porendrucks in Untergrundsituationen sehr geringer DurchHissigkeit sowie zur Messung von Porendruckanderungen unter artesischen Bedingungen eingesetzt. Die Messung erfolgt mittels hydraulischer, pneumatischer oder elektrischer Systeme. Einzel-
183 TerralnOberflache SChutzschlcht _ Messrohrchen () 8 mm
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_
Bohrlochabd,chtung
. Piezometer. mit Ouarzhlter } Filter · . Sandi liter strecke -
-
-
-
-
Seebodenlehm - (tomger Silt)
Abb. 4.27 Prinzip eines Piezometers in einem wenig durchliissigen Untergrund (aus SCHAR 1992).
heiten dazu S. DIN EN ISO 22 475-1. Der gemessene Porenwasserdruck ist bezogen auf den atmospharischen Druck in Gelandeniveau anzugeben. Mit modernen Geraten k6nnen die Messwerte automatisch zu einem Datensammler (Daten-Logger) in einer Zentrale iibermittelt werden. Die erforderliche Messgenauigkeit muss vorab festgelegt und eine entsprechende Messeinrichtung gewahlt werden Fiir verschiedene geotechnische Zwecke kann die Entnahme von Grundwasserproben erforderlich werden: Untersuchung auf den Angriffsgrad gegeniiber Beton und andere korrosive Eigenschaften (s. Abschn. 9.5.1) Untersuchung auf Verockerungsgefahr und andere Ausfallungen (s. Abschn. 9.2 und 17.2.5.3) Untersuchung der Grundwasserbeschaffenheit als Folge von BaumaGnahmen oder Umweltfaktoren (s. Abschn. 7.4.4). Die Gerate und das Vorgehen bei der Entnahme von Wasserproben sind in den Abschn. 9.5.1 beschrieben. Allgemeine Hinweise enthalt auch DIN EN ISO 22475-1. Das Messen der Wasserstande erfolgt in der Regel mittels Kabellichtlot (0 14-20 mm) auf
4
184
4 Erkundungsmethoden
LOCKERGESTEIN KurzBcnennung zeicben Bodenart 1Bcimengung
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Tonstein
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Kalkslein
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Mergelstein
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Grundwasser, eingestellt (Ruhewasserstand)
Sickerwasscn:ulauf Bohrkern, untersuchl
Abb. 4.28 Zeichnerische Darstellung, Kurzzeichen und Zusatzzeichen fUr Boden und Fels in Anlehnung an DIN 4023 (nach SCHWERTER, Zittau).
185
4.7 Darstellen der Boden- und Felsarten
± 1 cm genau. Die Messung von artesischem Grundwasser kann entweder durch entsprechende Rohruberstande oder durch aufgesetzte Druckmesswertaufnehmer (Manometer) vorgenommen werden. Hierbei ist auf Frostsicherheit der Messstellen zu achten. Fur Messungen uber einen langeren Zeitraum konnen die einzelnen Grundwassermessstellen mit Schreibpegeln ausgestattet werden. Die Abfrage der gespeicherten Messdaten kann in gewissen Zeitabstanden mit einer Mobilstation erfolgen. Bei Grundwasserleitern mit machtigen, relativ undurchlassigen Deckschichten konnen Luftdruckanderungen Standrohrspiegeldifferenzen von einigen Dezimetern bewirken. Dieser barometrische Effekt wird im Allgemeinen nicht berucksichtigt (s. d. HOLTING & COLDEWEY 2009:44). Bei der Bewertung von Grundwassermessungen mussen die Lokalitat, der Untergrundaufbau, die Jahreszeit und das Niederschlagsgeschehen sowie die Dauer der Messperiode berucksichtigt werden (s. Abschn. 9.1 und DIN EN 1997-2, Anhang C). Wenn keine Referenzmessstellen zur Verfugung stehen, muss rechtzeitig auf die Notwendigkeit von Langzeitmessungen hingewiesen werden.
4.7 Darstellen der Bodenund Felsarten Die Ergebnisse von Bohrungen, Schurfen und anderen Aufschlussen werden zeichnerisch nach DIN 4023:2006 dargestellt. Die Norm ist den internationalen Vorgaben weitgehend angepasst. Bohrungen werden darin vereinfacht mit den Kurzzeichen B (bore hole), Schurfe mit TP (trial pit) bezeichnet. Die Schichtenfolge von Bohrungen und Schurfen sollen in Saulenform von 1 cm bzw. 2 cm Breite dargestellt werden, bei Schurfen auch in flachiger Darstellung. Die Boden- und Felsarten einschlieBlich der wichtigsten ortsublichen bzw. geologischen Bezeichnungen werden durch die in Abb. 4.28 bzw. den in DIN 4023 angegebenen Zeichen, Kurzformen und Farben (DIN 4023, Tab. A.I) wiedergegeben und zwar entweder nach typischen Bodenarten (ortsubliche Bezeichnung) oder nach Haupt- und Nebenanteilen (Abb. 4.29).
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Abb. 4.29 Beispiel fOr die Darstellung eines Untergrundprofils gemaB DIN 4023:2006.
Bei den Bodenarten werden die Hauptanteile uber die gesamte Saulenbreite dargestellt, die Nebenanteile nur in der rechten Saulenhalfte. Die Konsistenz feinkorniger Boden und die Lagerungsdichte grobkorniger Boden werden rechts neben der Bodensaule angegeben. Die Zeichen fur Felsarten erfuhren eine vollstandige Dberarbeitung mit jetzt 18 Einzelzeichen und Kurzformen. Die Kurzformen und die Verwitterungsstufen werden rechts neben der Saule gekennzeichnet. Bei vollstandiger Verwitterung wird die Gesteinsart und das Kurzzeichen verwendet, erganzt durch das Verwitterungszeichen.
186
4 Erkundungsmethoden
Tab. 4.9 Gegenuberstellung der Kurzbezeichnungen nach DIN EN ISO 14688-1 und DIN 4023 Kurzzeichen nach DIN EN ISO 14688- 1
DIN 4023
Blocke
Bo
Y
Steine
Co
X
Kies Grobkies Mittelkies Feinkies
Gr CGr MGr FGr
G
Sand Grobsand Mittelsand Feinsand
Sa CSa MSa FSa
S
Schluff Grobschluff Mittelsand Feinsand
Si GSi MSi FSi
U
Ton
CI
T
Angaben iiber das Grundwasser und iiber entnommene Proben mit der Entnahmekategorie (A, B, C) werden durch zusatzliche Zeichen auf der linken Saulenseite dargestellt (Abb. 4.29). Bei den Kurzzeichen der Boden- und Felsarten sind die Gruppensymbole der DIN 18196 (s. Tab. 3.1), die Kurzzeichen fiir Bodenarten nach DIN EN ISO 14688-1 und die Kurzformen der DIN 4023 zu unterscheiden (Tab. 4.9). Die Gruppensymbole der DIN 18196 konnen zur besonderen Kennzeichnung in einen Kreis gesetzt werden (Abb. 4.29). Die Dokumentation und die zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen und von Ausbauplanen der Grundwassermessstellen erfolgen heute in der Regel aufEDV-Basis. Die grafischen Gestaltungsmoglichkeiten reichen von der automatischen Zeichnung einzelner Bohrprofile bis hin zu Schnittdarstellungen mehrerer Bohrungen bei frei wahlbarem MaBstab und heute auch der Einbindung von Aufschlussergebnissen in bestehende Plane in 2D oder 3D.
4.8 Bohrlochmessungen Geophysikalische und geotechnische Bohrlochmessverfahren gewinnen besonders in Festge-
Kurzform nach
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gG mG
fG gS mS
fS
steins bohrungen immer mehr an Bedeutung. Der Einsatz der einzelnen Verfahren richtet sich nach der ingenieurgeologischen Fragestellung bzw. der Aussagekraft des einzelnen Verfahrens und den gebirgsspezifischen Moglichkeiten. Wenn solche Messungen beabsichtigt sind, ist der notige Bohrlochdurchmesser bzw. Ausbau zu beachten.
4.8.1 Bohrlochsondierungen In nicht zu stark gekliiftetem Gebirge (Nachfallgefahr) kann die Aufnahme bzw. Uberpriifung des Trennflachengefiiges mittels Videokamerabefahrung erfolgen. Die Aufnahmen sind in axialer (nach unten) und in radialer (seitlicher) Richtung moglich. Bohrloch(farb)fernsehsonden liefern iiber der Grundwasseroberflache ein direktes Bild der Bohrlochwandung (Standfotos, Videofilme), der Raumstellung der Trennflachen, ihrer Offnungsweite und auch iiber den Wasserzulauf aus Kliiften. Durch Abpumpen und Befahren mit einer Kamera konnen Wasserzutritte in das Bohrloch lokalisiert werden. Die erforderlichen Bohrlochdurchmesser sind gerateabhangig und betragen z. B. fiir Schwarz-WeiB-Gerate 113 mm und fiir Farbfernsehsonden 146 mm. Die Einsatztiefe be-
187
4.8 Bohrlochmessungen
tragt bei den meisten Anbietern bis 100 m. Bei leicht triibem Wasser im Bohrloch ist der Einsatz bereits fraglich. Die Auswertung sollte im Vergleich mit dem Bohrkern bzw. den Kernfotos erfolgen und erlaubt eine wesentlich zutreffendere Deutung der Kernzerbrechung (auch von Kernverluststrecken) und von zerbohrtem Kernmaterial als allein die Kernansprache (s. Abschn. 4.5.3). Die Auswertung von Strukturelementen erfolgt gemag Abb. 4.31. Ein weiteres Einsatzgebiet fiir Bohrlochkameras ist die Kontrolle defekter Grundwassermessstellen.
4.8.2 Bohrlochabweichungsmessungen Wechselnde Gesteinsharte und/oder ein Einfallen der Schichten sowie gerate- und arbeitsbedingte Einflussfaktoren, bei geneigten Bohrungen oder Horizontalbohrungen dazu noch die Schwerkraft, bewirken immer eine gewisse Richtungsabweichung von Bohrungen. Bei flach einfallenden Schichten wechselnder Harte und bei geschieferten Gesteinen treten haufig Abweichungen gegen die Einfallsrichtung auf, wahrend bei steilem Schichtfallen die Bohrung in der Regel in Richtung der Schichtneigung abweicht. Die Richtungsabweichung von Bohrungen betragt bei sorgfaltig ausgefiihrten vertikalen Kernbohrungen bis 100 m Tiefe 3 %, bei tieferen Bohrungen bis zu 5 %. Bei ungiinstigen Gebirgsverhaltnissen ist mit Abweichungen bis zu 10 % zu rechnen, bei Horizontalbohrungen bis 15 %. Wenn eine Genauigkeit von mehr als 5 % erforderlich ist, wie etwa bei der Festlegung der Raumstellung von Trennflachen und der genauen Schichtmachtigkeiten, sind Bohrungen mit Stabilisatoren im Bohrstrang oder gleich Bohrlochneigungsmessungen vorzusehen. Gesteuerte Zielbohrsysteme fiir vertikale, geneigte oder horizontale Bohrungen ermoglichen eine Zielgenauigkeit von < 0,5% (NIESE 2003). Der Aufwand ist aber fiir Erkundungsbohrungen in der Regel nicht vertretbar. Die herkommlichen Bohrlochabweichungsmessungen (BA) basieren auf Single- oder Multishot-Messungen. Dabei wird das Bild eines Neigungsmessers und eines Kompasses in regel-
magjgen Zeit- bzw. Tiefenabstanden fotografiert und so die Lage und Richtung der Messsonde im Bohrloch festgehalten. Die genannten Verfahren werden fiir Vertikalbohrungen noch haufig eingesetzt. Fiir geneigte und horizontale Bohrungen werden teilweise schon Inertialmesssysteme verwendet (NIESE 2003).
4.8.3 Geophysikalische Bohrloch messungen Bei den geophysikalischen Bohrlochmessungen werden einerseits die Bohrlochspezialverfahren zur Ortung von Storungs- und Verkarstungshorizonten unterschieden (s. Abschn. 17.2.4 und 19.3.2) sowie andererseits die konventionellen Logging-Verfahren zur Erkundung der im Bohrloch unmittelbar aufgeschlossenen Gesteine. Das Loggen des Bohrlochs mittels optischer oder geophysikalischer Verfahren hat sich als rationelle Methode zur Beschaffung zusatzlicher Informationen iiber das Aufschlussergebnis und zur Ausbaukontrolle von Grundwassermessstellen erwiesen. Dabei werden verschiedene physikalische Messverfahren angewendet, die einzeln oder in Kombination eine durchgehende und objektive Bestimmung gesteinsspezifischer petrophysikalischer Parameter entlang der Bohrlochwandung ermoglichen. Die Messverfahren sind in Lockerund Festgesteinen unterschiedlich. Wahrend im Lockergestein vorwiegend Tongehalt, Lagerungsdichte, Wassergehalt und Porositat bestimmt werden, sind im Festgestein Lithologie, Entfestigung, Kliiftigkeit, Wasserfiihrung und ggf. elastische Kenngr6gen gefragt. In verrohrten Bohrungen konnen nur Ultraschall- oder radiometrische Messverfahren eingesetzt werden. Je nach Aufnahmetechnik und Auswertesoftware konnen die Bohrlochwandbilder in unterschiedlichen Darstellungen visualisiert werden. Bei den Gamma-Ray-Logs wird die natiirliche y-Eigenstrahlung der Gesteine (GR S Gamma integral) gemessen, deren Intensitat von dem Gehalt der natiirlichen radioaktiven Nuklide (in ppm) von Kalium (GR. K), Uran (GR. U) und Thorium (GR. Th) abhangt, die sich in Tonen und am Feinkorn der Gesteinsmatrix von Sedimentgesteinen anreichern. Die Gamma-Strahlung eines Sedimentgesteins ist somit ein Mag fiir
188
4 Erkundungsmethoden
dessen Tongehalt. Die Gammasonden konnen tiber und unter der Grundwasserobertlache in verrohrten oder unverrohrten Bohrungen eingesetzt werden. Auch die Kontrolle von Tondichtungen in Grundwassermessstellen oder Bohrbrunnen kann damit vorgenommen werden (s. Abschn. 4.6). Die Strahlungsintensitat von Gamma-Ray wird in API -Einheiten (standardisierte Einheit nach American Petroleum Institute) gem essen und ist abhangig yom Salzgehalt des Formationswassers (Umrechnung auf frtiher verwendete Einheiten s. BENDER 1985, S. 629). Die Gamma-Dichte-Messung ist eine aktive Dichtemessung auf der Grundlage der yom Gestein zuriickgestreuten Gammastrahlung. Die Riickstreurate ist umgekehrt proportional der Gesteinsdichte (in g/cm 3). Die Dichtemessung zeigt sowohl die lithologische Abfolge als auch Autlockerungs- bzw. Storungszonen an. Die Messung kann ebenfalls in verrohrten und unverrohrten Bohrungen iiber und unter der Grundwasserobertlache ausgeftihrt werden. Die
Messung wird meist mit Gamma-Ray-Logs sowie einer Kalibermessung und der Messung des elektrischen Widerstandes kombiniert (Abb. 4.30). Eine Kontrolle mit Gamma-Ray-Logs ist zweckmaBig, da bei einer hohen natiirlichen Gammastrahlung generell zu niedrige Dichtewerte gemessen werden. AuBerdem ist zu beachten, dass eine Dichtebestimmung nach GammaGamma-Log immer Gebirgswerte ergibt, die niedriger sind als an Bohrproben ermittelte Dichtewerte. Zur Darstellung der Bohrlochwand stehen auBer den direkten Fernsehaufnahmen (s. Abschn. 4.8.1) zwei weitere bildgebende Messsysteme zur Verfiigung, namlich optische und akustische Scanner. Bei den optischen Bohrlochscannern (ETIBS; Ettlinger Total Image Borehole System) wird die Bohrlochwand, oft im Schutze der mitgefiihrten Seilkernbohrverrohrung, mit einer Bohrlochkamera abgescannt und richtungsorientiert auf einem Monitor als echtfarbige Darstellung der Bohrlochwand wiedergegeben. Die Gefiigeelemente wie Kliiftung, Schichtung,
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Abb 4.30 Darstellung geophysikalischer Messergebnisse Ober die Bohrlochtiefe.
80 1m)
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189
4.8 Bohrlochmessungen
Schieferung u. a. werden als Verschnittlinie mit der zylindrischen Bohrlochwand dargestellt. Das Verfahren ist nur oberhalb des Grundwasserspiegels oder bei hinreichend klarem Wasser einsetzbar (FECKER & Lux 2001). Der Sondenteil mit der Optik reicht nur wenige Zentimeter aus der Verrohrung, so dass in nicht standfesten Bohrlochern kein Verlust der Sonde zu befiirchten ist. Beim Akustischen Bohrlochfernsehen (ABF, Acoustic Borehole Televiever) wird die Bohrlochwand mit einem Ultraschallimpuls nach dem Prinzip des Impuls-Echo-Verfahrens abgetastet
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und in Graustufen oder Falschfarben als Abwicklung iiber dem Bohrlochumfang, nach Norden orientiert dargestellt. Strukturelle Informationen, wie Schichtflachen, Schieferung, Kliifte und andere Schwachezonen (tektonische StOrungen, Gleitflachen) werden im Televiewerbild sinusformig wiedergegeben und konnen orientiert werden (Abb. 4.31 und HATSCH 1994). Akustische Messungen konnen in unverrohrten oder mit Kunststoffverrohrung (nicht mit Kiesfilter) ausgestatteten, mit Wasser oder Spiilung gefiillten Bohrungen eingesetzt werden. Die Bohrlochbilder eignen sich auch gut zur Korrelation bzw. Orientierung der Bohrkerne (SCHEPERS & TouMANI 1997; ALTHAUS & RAKERS 1998; FRICKE & SCHON 1999). Die bildgebenden Messverfahren werden in der Regel mit Messungen des Bohrlochkalibers (CAL) und Schallwellenmessungen (sonic) kombiniert. Bei der Kalibermessung (CAL) wird die Bohrlochwand mit federnd angedriickten Armen abgetastet. Sie dient der Korrektur anderer Bohrlochmessungen. Bohrlochwandausbriiche sind ein Anzeichen abgeminderter Gebirgsfestigkeit (Abb. 4.32). Bei der Bohrloch-Ultraschallseismik (Full Wave Sonic, FWS) werden mit einer Sonde dis-
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Abb.4.31 Aufnahme und Auswertungsschema einer ABF-Messung (Firmenprospekt).
Abb. 4.32 Bohrloch-Intervallseismik in einer Granitbohrung: bis 7,5 m vergruster Granit (Vp < 2000 m/s), bis 16 m fester Granit bis 23 m harter, klOftiger Granit (Vp = 3000-5000 m/s) bei 24 m Storungszone
190
kontinuierlich oder kontinuierlieh die Laufzeiten eines Ultraschallimpulses entlang der Bohrlochwand gemessen (Abb. 4.32). Die Kompressionswellengeschwindigkeit Vp ist ein empfindlicher Indikator fiir die Lithologie (Gesteinsdichte) und die Gebirgsfestigkeit (Kliiftigkeit, Storungszonen). Sonicsonden konnen in fliissigkeitsgefiillten offenen oder verrohrten Bohrungen ausgefiihrt werden. AuBer den hier aufgefiihrten Standardmessungen stehen noch eine Anzahl weiterer Bohrlochmessverfahren zur Verfiigung, die je nach Aufgabenstellung einzeln oder kombiniert eingesetzt werden konnen. Ein weiteres Tatigkeitsfeld ist die Kontrolle von Tonsperren im Ringraum von Grundwassermessstellen oder Absenkbrunnen sowie der Kompaktheit und Homogenitat der eingebrachten Kiesschiittung (s. Abschn. 4.6 und DVGW-Arbeitsblatt W 110 "Geophysikalische Untersuchungen in Bohrlochern und Brunnen - Zusammenstellung der Methoden". Das Messprogramm sollte im Hinblick auf die Untersuchungsziele, die Bohrlochbedingungen und die verschiedenen Moglichkeiten im Dialog mit dem Geophysiker festgelegt werden. Einzelheiten, auch iiber spezielle Messmethoden und ihre Auswertung, bringen SCHEPERS & TOUMANI (1997), ALTHAUS & RAKERS (1998), FELFER (2006) und SCHON (2006). AuBer dies en konventionellen Logging-Verfahren, die in der Regel nur eine seitliehe Erkundungstiefe von wenigen Dezimetern haben, stehen auch eine Reihe bohrlochgeophysikalischer Messverfahren zwischen zwei oder mehreren Bohrlochern zur Verfiigung. Bei dies en tomografischen Verfahren werden seismische oder geoelektrische Geber und Empfanger in zwei, nieht mehr als 50 m voneinander entfernten Bohrungen eingesetzt, die unverrohrt oder mit Kunststoffrohren verrohrt sein konnen. Das Verfahren funktioniert iiber und unter der Grundwasseroberflache und extrapoliert die Informationen in Bohrlochlangsachse auf die Flache zwischen den Bohrungen. Auch Storkorper konnen erfasst werden (LEHMANN et al. 1997; ALTHAUS & RAKERS 1998 und Abschn. 19.3.2).
4 Erkundungsmethoden
4.8.4 Verschiebungsmessungen in Bohrlochern Zur Dberwachung der Standsicherheit und der Verformungen von Hangen und von Erd- und Felsbauwerken wahrend und nach dem Bau werden zunehmend Verschiebungsmessungen langs und quer zur Bohrlochachse vorgenommen. Fiir Verschiebungsmessungen langs der Bohrlochachse werden sog. Extensometer (DGGTEmpfehlung N r. 15 und DIN 4107-2) benutzt, mit denen, wie der Name besagt, die Extension in Langsachse einer Bohrung gemessen wird. Bei Stangenextensometern erfolgt die Verschiebungsmessung mit Hilfe von im Bohrloch bzw. Gebirge verankerten Festpunkten, in denen frei bewegliche Gestange verankert sind, die einzeln in den Extensometerkopf hochgefiihrt werden (Abb. 17.34). Die Ablesung erfolgt iiber Messuhren am Extensometerkopf und muss durch Nivellements an absolute Hohenmessungen angeschloss en werden. Die hohe Messgenauigkeit von 0,01 mm ermoglicht die Erfassung selbst kleinster Verformungen, bringt aber auch eine starke Abhangigkeit von auBeren Einfliissen, wie Z. B. Schwindverformungen der Gelandeoberflache (s. Abschn. 6.2.2), die jedoch durch fachgerechten Einbau und rechtzeitig vor den Aushubarbeiten beginnende Messreihen eliminiert werden konnen. Ein weiteres Gerat zur Ermittlung der relatiyen axialen Verschiebung entlang einer Messlinie (Bohrloch) ist das Sondenextensometer oder Gleitmikrometer (Abb. 4.33). Es handelt sieh urn ein Dehnungsmessgerat, bei welchem die axialen Abstandsanderungen zwischen jeweils zwei benachbarten Messmarken (Abstand 1 m) gegeniiber einer Basislange angezeigt und in einem Zeit -Verformungs-Diagramm dargestellt werden. Hauptanwendungsgebiete beider Messverfahren sind Bewegungen infolge Ausbruch- oder Aushubarbeiten (s. Abschn. 17.5.3und 5.5.3.3) und das Verfolgen von Tiefensetzungen. Einzelheiten sind bei PAUL & GARTUNG (1991) nachzulesen. Inklinometermessungen sind Verschiebungsmessungen quer zur Bohrlochachse. Dabei wird mit einer Neigungssonde in einem in eine Bohrung eingebauten Messrohr mit Fiihrungsnuten in Abstanden von 1,0 bzw. 0,5 min zwei zuei-
191
4.8 Bohrlochmessungen
4 HPVC ROHR
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Abb. 4.33 Arbeitsweise eines Gleitmikrometers in einer entsprechend ausgebauten Bohrung (Firmenprospekt).
nander senkrechten Richtungen der Neigungswinkel bestimmt und die sich daraus ergebenden Horizontalabweichungen polygonzugartig summiert (Abb. 4.34). Als Messrohre werden diinnwandige (3,5 mm Wandstarke) und ab 50 m Messtiefe dickwandige (5 mm) Kunststoffmessrohre (ABS) empfohlen. Als Ringraumverfiillung sollten hydraulisch abbindende, suspensionsstabile Materialien mit geringer Endfestigkeit verwendet werden, welche durch ihren geringen Dampfungsfaktor die Messergebnisse am wenigsten verfalschen (DULLMANN et al. 2009, 2010, DGGT-Empfehlung Nr. 21 und DIN 4107-3). Die Auswertung erfolgt meist reiativ, d. h. unter der Annahme, dass sich der unterste Punkt des Messrohres nicht verschoben hat (Abb. 15.10). Bewegungen an konkreten Scherflachen werden wegen der Dampfung durch das Messrohr in ihrer genauen Lage "verschmiert" wiedergegeben. Durch geodatische Einmessung des Bohrlochkopfes konnen absolute Deformationen ermittelt werden. Bei Gesamtbewegungen von 30 bis 80 mm wird die Kriimmung des Rohres zu stark, so dass die 1,0 bzw. 0,5 m lange Messsonde nicht mehr weiter eingefahren werden kann. Dieser Nachteil tritt bei festinstallierten Neigungsgebern, wie dem sog. TDR-System (Time Domain Reflectometry) nicht auf, das mit einem im Bohrloch installierten Koaxialkabel arbeitet (SINGER & THURO 2007; THURO et al. 2009). Inklinometermessungen zeigen die Verteilung der Horizontalverschiebungen entlang der vertikalen Messlinie des Bohrlochs und lokalisieren
den Bewegungshorizont. Das Hauptanwendungsgebiet sind Kontroll- bzw. Bewegungsmessungen an rutschverdachtigen Boschungen oder Hangen sowie Vertikalitatspriifungen von Bohrlochern bei Felsbauwerken.
x
=I sinQ
Abb. 4.34 Messprinzip einer Neigungsmessung mit Inklinometer (aus SIMEONOVA 1984).
192
Zur Vermessung horizontaler und starker geneigter Bohrungen werden seit Jahrzehnten Kompasssonden (Single- und Multi-Shot), Knickwinkelsonden oder mobile bzw. stationare Deflektometersonden eingesetzt (BOCK et al. 1997).
4 Erkundungsmethoden
Bei den Deflektometern handelt es sich urn gelenkig verbundene Stangen, deren Winkelabweichungen zueinander gemessen werden (s. a. DIN 4107-3).
55
• ru glin Einfuhrung die Berechn ngsverfahren Berechnungsverfahren fur Flachgrundungen und Ge andebruch Gelandebruch
5.1 Grundlagen Der erste Schritt bei der Auswertung der Ergebnisse einer Baugrunduntersuchung ist die Festlegung eines Baugrundmodells anhand der zur Verfiigung stehenden Schichtenprofile und Sondierdiagramme in Form von Langs- und Querschnitten. Das Baugrundmodell muss folgende Angaben enthalten: Aufbau des Baugrunds mit Schichtenfolge und -lagerung, Homogenitatsbereiche Grundwasserverhaltnisse mit Angabe der Wechselstande, Grundwasserleiter und -nichtleiter, Durchlassigkeiten, Angriffsgrad gegeniiber Beton, Versickerungsmoglichkeiten Baugrundkennwerte der einzelnen Schichtglieder bzw. Homogenbereiche Beschreibung von besonderen Inhomogenitaten, wie gro6ere Kliifte oder mogliche Gleitflachen, tektonische Storungszonen, Hohlraume und sonstige Storkorper. Die Hohenlage und Neigung des Gelandes, die Schichtgrenzen und Wasserspiegelhohen gelten dabei im Sinne der DIN EN 1997-1 als geometrische Vorgaben. Angaben iiber die Bereiche zwischen den Aufschliissen werden linear interpoliert oder (besser) nach geologischer Erfahrung subjektiv festgelegt (Abb. 4.20). Trennflachen bzw. Storungszonen sind moglichst winkelgetreu darzustellen. Mit Hilfe geostatistischer und stochastischer Methoden konnen solche Baugrundmodelle prazisiert und in ihrer Zuverlassigkeit verbessert werden. Trotzdem stellen diese Baugrundmodelle immer eine mehr oder weniger deutliche Vereinfachung der realen Untergrundsituation dar. Noch vorhandene Unsicherheiten miissen aufgezeigt werden und das Modell dem H. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
jeweiligen Untersuchungsstand angepasst und seine Richtigkeit beim Aushub der Baugrube kontrolliert werden. Der Baugrund erleidet unter der Lasteinwirkung eines Bauwerks Verformungen, wobei zunachst eine Verdichtung eintritt, durch die seine Festigkeitseigenschaften verbessert und seine Tragfahigkeit erhOht werden. Dies gilt aber nur bis zu einer gewissen Grenze. Wird diese iiberschritten, so treten gro6e Deformationen auf, die im Endstadium auch ohne weitere Belastung weitergehen und zu einem Versagen (z. B. Grundbruch) fiihren (Abb. 5.1). Folgende Verformungen des Baugrundes konnen unterschieden werden: Setzung = mehr oder weniger kontinuierlich verlaufende lotrechte Verformung (in Richtung der Schwerkraft) infolge einer Spannungszunahme oder von Erschiitterungen Fundament
Fundamentbelaslung
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betrag
selZungsemp ,ndhcher ,ndllelle. Untergrund
wenig tragfahiger Untergrund
Abb.5.1 Baugrundverhalten unter Lasteinwirkung (nach SCHAR 1992).
194
5 EinfUhrung in die Berechnungsverfahren fUr Flachgriindungen und Geliindebruch
Hebung = lotrechte Lageanderung infolge einer Spannungsabnahme und Schwellen bzw. Quellen des Bodens Senkung = groBflachige Lageanderung infolge Materialentzug durch Hohlraumbildung (Verkarstung, Bergbau) oder der Entnahme von Fluiden Sackung = mehr oder weniger spontan auftretende Sattigungssetzung eines teilgesattigten Bodens bei starker Durchnassung infolge Umlagerung im Korngerust, ohne Anderung des Spannungszustandes Verschiebung = Lageanderung infolge einer Spannungsanderung oder eines Gleitvorgangs. Anstelle der Begriffe statisches System und Berechnung werden seit Vorliegen der EN 1990 die Ausdrucke Tragwerk und Tragwerksplanung verwendet. Unter Tragwerk versteht man die planmaBige Anordnung miteinander verbundener Bauteile, die so angeordnet sind, dass sie ein bestimmtes MaB an Tragfahigkeit und Steifigkeit aufweisen. Das Tragwerksmodell sind dann die tragenden und nicht tragenden Teile eines Bauwerks und die Art und Weise, wie sie zusammenwirken.
5.2 Sicherheitsnachweise fur Bauwerke Die Sicherheitsnachweise erfolgen an Hand von Baugrund- und BerechnungsmodeUen. Ein Modell ist immer eine vereinfachte Darstellung der Realitat. Vereinfachungen vermindern zwar den Bearbeitungsaufwand, bedingen aber gleichzeitig eine gewisse Unsicherheit der Resultate. Diese Unscharfe, bestehend aus fehlerbehafteten Eingabedaten und der Modellunsicherheit muss in gewissen Grenzen gehalten werden. Fur geotechnische Berechnungen im Erd- und Grundbau kommen als Rechenmodelle gemaB DIN EN 1997-1 analytische Verfahren halbempirische Verfahren numerische Verfahren in Betracht. Unabhangig von der Modellunsicherheit konnen auch die einzelnen Rechenpro-
gramme aufgrund unterschiedlicher Vereinfachungen abweichende Ergebnisse liefern. Am besten geeignet fur die Analyse von Verformungsund Stabilitatsproblemen sind numerische Verfahren wie die Finite Element Methode (FEM), s. a. Abschn. 17.5.5.2. In der Baupraxis werden auch dabei fUr die Ermittlung von Grenzzustanden meist einfache linear-elastische/ideal-plastische oder linear-viskoplastische Stoffmodelle auf der Basis des klassischen MOHR-COULOMB'schen Bruchkriteriums verwendet, mit den ublichen Bodenkennwerten cp und c. Viskoplastisches Verformungsverhalten schlieBt Festigkeitsuberschreitungen und zeitabhangige irreversible Deformationen ein (s. Abschn. 2.6.1). Derartige hoherwertige Stoffmodelle erfordern allerdings zusatzliche Eingangskennwerte fUr die Beschreibung der zeit- oder spannungsabhangigen Parameter (PELZ et al. 2009). Bei Berechnungen im Fels werden je nach Bedeutung der Trennflachen als Berechnungsmodelle ein Kontinuum (Festkorpermodell mit gleichartigen mechanischen Eigenschaften) oder ein Diskontinuum (Festkorper mit Trennflachen) unterschieden. In einem Diskontinuumsmodell liegen Kluftelemente vor, die eine Trennung und freie Beweglichkeit einzelner Teilkorper im Verband ermoglichen (Abb. 5.2). Fur Standsicherheitsnachweise werden bevorzugt Diskontinuumsmodelle verwendet, wahrend fUr Berechnungsansatze mit Spannungen und Verformungen haufig Kontinuums- bzw. Quasikontinuumsmodelle angenommen werden. Der Nachweis der Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit von Bauwerken erfolgte zuletzt auf der Basis der DIN EN 1997-1 (EC 7-1) und der bauaufsichtlich eingefuhrten DIN 1054:2005, die Ende 2010 in ihrer jetzigen Form zuruckgezogen werden solI (s. Abschn. l.2). In den zwischenzeitig als Entwurf vorliegenden nationalen Zusatzregeln zur DIN EN 1997-1 ist festgelegt, welche der drei im EC 7-1 zur Wahl gestellten geotechnischen Nachweisverfahren anzuwenden und welche Zahlenwerte bei den Teilsicherheitsbeiwerten in Deutschland anzusetzen sind. Die deutschen Erganzungsnormen sollen Ende 2010 erscheinen. Die DIN EN 1997 -1 :2009 muss dann gemeinsam mit dem Nationalen Anhang DIN EN 1997-l/NA (E 2009) und der Erganzungsnorm DIN 1054-neu (derzeit noch Entwurf DIN 1054-101:2009) bauaufsicht-
195
5.2 Sicherheitsnachweise fUr Bauwerke
c l---..J]
5
Diskontinuum
Kontinuum
c
00
lich eingefUhrt werden. Die neue DIN 1054 gilt kiinftig nur in Verbindung mit den beiden erstgenannten Normen. Urn die Anwendung der Normen zu vereinfachen, werden in einem "Normenhandbuch EC 7-1 und DIN 1054" alle drei Dokumente zusammengefasst und drucktechnisch gekennzeichnet, welche Regel aus welcher Norm stammt. Die Grundsiitze und Anforderungen fUr Sicherheit und Gebrauchstauglichkeit von Bauwerken sind in EN 1990:2002 festgelegt. Bei jeder Sicherheitsbetrachtung miissen zwei voneinander unabhiingige Grenzzustande beachtet werden, der Grenzzustand der Tragfahigkeit (ULS, Ultimate limit state) und der Gebrauchstauglichkeit (SLS, Servicebility limit state). Der Grenzzustand der Tragfahigkeit betrifft die Sicherheit des Tragwerks (Bauwerks) und/oder von Personen. Der Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit betrifft im Regelfall die einzuhaltenden Verformungen im Hinblick auf die Funktionen (Nutzung) und das Erscheinungsbild des Bauwerks. Die nachstehenden Grenzzustiinde der Tragfahigkeit treten an Stelle der bisherigen Bezeichnungen GZ lA, GZ 1B und GZ 1C: EQU (equilibrium) beschreibt den Gleichgewichtsverlust infolge Kippen oder Gleiten STR (structure failure) beschreibt das Versagen oder groBe Verformungen von Bauwerken oder Bauwerksteilen (z. B. einzelner Funda-
Abb. 5.2 Verhalten eines Kontinuum- und Diskontinuumsmodells bei Beanspruchung (Translation, Rotation).
mente, prahle oder Anker), wobei die Festigkeit der Baustoffe entscheidend ist GEO (geotechnic failure) beschreibt das Versagen oder sehr gro6e Verformungen des Bauwerks oder des Baugrunds, wobei die Festigkeit des Baugrunds entscheidend ist UPL (uplift) beschreibt den Gleichgewichtsverlust infolge Auftrieb und Wasserdruck HYD (hydraulic failure) beschreibt der hydraulischen Grundbruch sowie die innere Erosion und andere Versagensformen infolge Stromungsdruck (s. Abschn. 5.7.7). Von den in der DIN EN 1997-1 vorgegebenen drei Nachweisverfahren werden in DIN 1054-101 zwei Verfahren verwendet, die mit GEO 2 und 3 bezeichnet werden. Das Nachweisverfahren Geo 2 dient fiir die Ermittlung der Grundbruchsicherheit, fUr die Sicherheit gegen Gleiten, fiir Erddruckberechnungen, die Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge, fUr die Tragfahigkeit von Pfahlen und Ankern sowie fiir die Ermittlung der einzuhaltenden Verformungen. Das Nachweisverfahren GEO 3 wird fUr den Nachweis der Gesamtstandsicherheit, d. h. der Sicherheit gegen Boschungsbruch und Geliindebruch sowie fUr konstruktive Boschungssicherungen verwendet. Anstelle der bisherigen Lastfalle (LF 1, LF 2, LF 3) treten nach DIN EN 1990:2002 vier verschiedene Bemessungssituationen (BS): stan-
196
5 EinfUhrung in die Berechnungsverfahren fUr FlachgrOndungen und Gelandebruch
dige (Persistent), voriibergehende (Transient), auBergewohnliche (Accidential situations) und Erdbeben: die Bemessungssituation BS-P sind die iiblichen, regelmaBig auftretenden und veranderlichen Nutzungseinwirkungen die Bemessungssituation BS-T sind voriibergehende, zeitlich begrenzte Bauzustande wahrend der Bauzeit (z. B. auch Baugrube) oder besondere nachherige Situationen die Bemessungssituation BS-A beschreibt zusatzliche auBergewohnliche Einwirkungen Die Bemessungssituation BS-E betrifft die Auslegung von Bauwerken auf Erdbeben gemaB DIN EN 1998-1 (EC 8). Bei einer geotechnischen Bemessung muss sichergestellt werden, dass kein maBgeblicher Grenzzustand iiberschritten wird. Die einzelnen Grenzzustande sind rechnerisch nachzuweisen, wobei sowohl die langfristigen als auch kurzfristige Bemessungssituationen zu beriicksichtigen sind. In schwierigen Fallen (GK 3) konnen anspruchsvollere Bemessungsverfahren erforderlich werden und es kann die Anwendung der Beobachtungsmethode zweckmaBig sein (s. unten). In einfachen RegeWillen (GK 1) und wenn vergleichbare Erfahrungen vorliegen, darf, ohne den Nachweis der Grundbruchsicherheit und der Verformungen, der Bemessungswert des Sohlwiderstandes von Flachengriindungen sowie fUr die Anlage von Boschungen und beim Verbau von Baugruben auf anerkannte Tabellenwerte zuriickgegriffen werden. Nach DIN EN 1900:2002 werden Lastansatze als Einwirkungen und die Widerstande im Untergrund als WiderstandsgroBen bezeichnet: Zu den Geotechnische Einwirkungen (F) zahlen auBer den iiblichen Lastansatzen (z. B. Eigenlast einschlieBlich externer Lasten, Aushubentlastung, Erddruck, Wasserdruck, Stromungskrafte, Erdbeben und andere dynamische Einwirkungen) auch Verformungen des Baugrunds durch Bewegungen im Untergrund, verursacht durch Wasserhaltungen oder Bergbau, Quellen und Schrumpfen toniger Boden (s. Abschn. 6.2), Hangkriechen oder Rutschbewegungen (s. Abschn. 15.5.5), MaterialwegfUhrung (s. Abschn. 18.2.4 und 19.4) und Frosthebung (s. Abschn. 7.2). Zu den geotechnischen Widerstandsgro6en (R) werden die Bodenwiderstande gegeniiber
Verformungen oder Bruch des Baugrunds gerechnet, wie Gleitwiderstand, Erdwiderstand, Grundbruchwiderstand, Pfahlwiderstand oder Herausziehwiderstand von Ankern sowie die zugehorigen BodenkenngroBen. Die Ermittlung der charakteristischen Widerstande des Baugrunds konnen durch Berechnung, Probebelastung oder aufgrund von Erfahrungswerten ermittelt werden. Der charakteristische Wert geotechnischer Kenngro6en wird durch den Index "k" gekennzeichnet (z. B. fiir den Reibungswinkel C(Jk' anstatt friiher C(Jcal)' Die Grundlage fUr die Auswahl charakteristischer Werte sind Versuchsergebnisse und sogenannte abgeleitete Werte (DIN EN 19971), die durch Theorie, Korrelation und vergleichbare regionale Erfahrung aus Versuchswerten gewonnen werden. Bei weichen bindigen Boden sind die Scherfestigkeitswerte moglichst iiber Triaxialversuche zu ermitteln. In den Untersuchungsberichten miissen die Beziehungen fUr die Ableitung solcher Kennwerte und auch ihre Anwendbarkeit dargelegt bzw. die Werte miissen mit dem Tragwerksplaner abgestimmt werden. Charakteristische Werte sind so zu benennen, dass die Ergebnisse der damit durchgefUhrten Berechnungen auf der sicheren Seite liegen. 1m Einzelnen ist der charakteristische Wert fur Boden- und FelskenngroBen als bereichsbezogener (Homogenbereich) Mittelwert festzulegen (s. v. Soos 2004; KISS et al. 2008). Bei statistischer Auswertung sind der Streuungsfaktor von der Art der Versuche (Laborversuche, Probebelastungen) und der Anzahl der Ergebnisse abhangig. Insgesamt ist der charakteristische Wert ein Wert, von dem angenommen werden kann, dass er mit einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit im Bezugszeitraum nicht unter- oder iiberschritten wird. Das Problem liegt dabei meist darin, dass keine statistisch auswertbaren Datenmengen zur VerfUgung stehen (s. SCHUPPENER 1999). Bei vergleichbaren Verhaltnissen und ortlicher Erfahrung diirfen Kennwerte von friiheren Bodenuntersuchungen iibernommen werden. Tabellenwerte von BaugrundkenngroBen diirfen nur mit groBer Vorsicht verwendet werden. Korrelationen aus einfacher bestimmbaren Kennziffern konnen herangezogen werden, wenn sie allgemein anerkannt und fiir die Bodenart nachvollziehbar sind. Derart "abgeleitete" Werte miissen immer mit regionalen Erfahrungswerten ab-
197
5.3 Sohldruckverteilung in Fundamentsohle
geglichen und gewichtet werden. Wenn keine statistisch auswertbaren Einzelergebnisse vorliegen oder die Problemstellung es erfordert, sind obere und untere Grenzwerte festzulegen, so dass Parameterstudien moglich sind. In dunnschichtigen Wechsellagerungen unterschiedlicher Bodenarten sind die ungunstigeren Werte zugrundezulegen. Die Normen sowie KISS et al. (2008) enthalten weitere Hinweise fUr die Festlegung von charakteristischen Bodenkennwerten in besonderen Fallen. Die geotechnischen Grundlagen dazu werden in Abschn. 2 diskutiert. Die Bemessungswerte fUr geotechnische Kenngrofien (Xd ) werden durch Multiplikation oder Division aus charakteristischen Werten ermittelt oder direkt festgelegt:
Die verschiedenen Bemessungswerte (d) und die zugehOrigen Oberbegriffe der Teilsicherheitsbeiwerte ywerden wie folgt bezeichnet: Xd Fd Ed Rd
MaterialkenngroBe Einwirkungen Beanspruchungen Widerstand gegen Einwirkung
YM YF YE YR
Mit Einfuhrung des neuen Sicherheitskonzepts der DIN EN 1997-1 und DIN 1054-neu (s. Abschn. 1.2) mussen auch die begleitenden Berechnungsnormen (DIN 4017:2006, DIN 4019: 1996/2009, DIN 4084:2009 und die DIN 4085: 2007) daran angepasst werden. Die Sicherheitsbeiwerte fUr das Teilsicherheitskonzept sind danach nicht mehr in den Einzelnormen festgelegt, sondern generell in der DIN 1054. Die Teilsicherheitsbeiwerte fur die Nachweisverfahren GEO 2 sind dabei weniger auf die Scherparameter Reibung und Kohasion ausgelegt, sondern indirekt auf die mit dies en Parametern ermittelten Krafte wie Grundbruchsicherheit, Gleitwiderstand oder Erddruck. Nur fur den Nachweis der Gelandebruchsicherheit (GEO 3) werden weiterhin die direkten Teilsicherheitsbeiwerte angesetzt (s. Abschn. 5.7.1, Tab. 5.3). Eine Verringerung der Scherparameter bewirkt dabei sowohl vergr6Berte Einwirkungen als auch verringerte Widerstande.
Die wichtigsten nationalen Teilsicherheitsbeiwerte sowie deren spezielle Symbole (z. B. fur Anker Ya oder die Widerstande bei Pfahlgrundungen Y" Yb' y.) werden in den jeweiligen Einzelabschnitten behandelt. Daruber hinaus sind immer die einschlagigen Normenwerke, besonders die DIN 1054-neu beizuziehen. Hinsichtlich der Bemessungswerte von Grundwasserstanden s. Abschn. 9.1. Bei komplexen Wechselwirkungen zwischen Baugrund, Bauwerk und Bauverfahren, in denen eine Vorhersage des Baugrundverhaltens und ein rechnerischer Nachweis nicht mit ausreichender Zuverlassigkeit moglich sind, wird in DIN EN 1997-1, Abs. 2.7 und DIN 1054, Abs. 2.7, die Beobachtungsmethode empfohlen. Sie besteht aus einer Kombination der ublichen rechnerischen Nachweise mit einer laufenden messtechnischen Kontrolle des Bauwerks wahrend und nach der Herstellung und kann als Nachweis der Standsicherheit herangezogen werden. Gegebenenfalls erforderliche Korrektur- oder GegenmaBnahmen sind in die AusfUhrungsplanung aufzunehmen. Ein solches Messprogramm muss notigenfalls uber die gesamte Lebensdauer des Bauwerkes fortgefUhrt werden, urn zu gewahrleisten, dass die konstruktive Anfangssicherheit erhalten bleibt. Bauwerke, bei denen die Beobachtungsmethode angewendet werden soil, sind in der Regel in die geotechnische Kategorie GK 3 einzustufen.
5.3 Sohldruckverteilung in Fundamentsohle Zum Nachweis der Tragfahigkeit und der Gebrauchstauglichkeit von Flachengrundungen ist die resultierende Beanspruchung in der Sohlflache eines Fundaments zu ermitteln. Spannungen sind eine auf eine Flacheneinheit (A) bezogene Vertikallast (N): N
CT=-
A
GemaB DIN 1054 werden auf nationaler Ebene fUr Spannungen und Krafte die Einheiten kN/m 2 und MN/m 2 verwendet (s. Tab. 1.1).
198
5 EinfUhrung in die Berechnungsverfahren fUr FlachgrOndungen und Gelandebruch
5 starra Last
A
~
c
a)
b) b)
Abb.5.3 Unterschied im Setzungsverhalten einer schlaffen Last (DammschOttung) und einer starren Last mit Darstellung der Setzungsmulde (a) und der Sohldruckverteilung (b). Bei der starren Last sind unten die theoretische Verteilung (q) nach BOUSSINESQ (1885) und die vereinfachte geradlinige Sohldruckverteilung (qm) dargestellt (nach LANG & HUDER 1994)
Die Verteilung des Sohldrucks in der Sohlflache eines Fundaments hangt ab von der Biegesteifigkeit des Fundaments, ausgedriickt durch die Grenzfalle "starr" und "schlaff" bzw. "weich" Art und GroBe der Belastung und vom Baugrund. Unter Steifigkeit eines Bauwerks wird der Widerstand des Tragwerks gegen Verformung verstanden. Ein schlaffes Bauwerk passt sich den Verformungen des Baugrundes gleichmaBig an (Abb. 5.3). Bei starren Bauwerken sind die Setzungen einigermaBen gleichmaBig, aber nicht immer gleich groK Es konnen Verkippungen auftreten (Abb.5.22). Die Ermittlung der Verteilung des Sohldrucks bei starren Fundamenten ist eine hochgradig statisch unbestimmte Aufgabe, die aber fiir den Nachweis der Grenzzustande der Tragfahigkeit und der Gebrauchstauglichkeit von Einzel- und Streifenfundamenten als geradlinig angenommen werden darf (Abb. 5.3).
5.3.1 Mittige und ausmittige Beanspruchung von starren Einzelfundamenten Wird ein starres Einzelfundament von einer Normalkraft (Vertikalkraft) mittig belastet, liegt der Fall einer gleichmaBigen, rechteckigen Verteilung des Sohldrucks vor (Abb. 5.4): N
6=-
A
N == Vertikallast A == a . b == Fundamentflache a == Fundamentlange b == Fundamentbreite. Wird eine Stiitze zusatzlich noch durch ein Moment M beansprucht (Abb. 5.5), so gilt: 6
N
1,2
M
=-+A-W
W == Widerstandsmoment (in m 3 )
5.3 Sohldruckverteilung in Fundamentsohle
199
N
~e~
~ >--- b
<>1
1111111
-------1
~""O
cr
Abb. 5.4 GleichmiiBige Sohldruckverteilung.
Das Widerstandsmoment W ergibt sich flir den einfachen Fall eines rechteckigen Fundaments aus dessen Geometrie: Abb. 5.6 Dreieckformige
b2·a (. 3) W =--. mm 6
b = Fundamentbreite (in m) a = Fundamentlange (in m). Die Sohldruckverteilung eines solchen, durch Normalkraft und Moment belasteten Fundaments ist trapezformig, mit einer groBeren Randspannung a 1 (Abb. 5.5) und kleineren Randspan-
nungaz: (J
I
N A
M W
N
M
A
W
=-+-
(J=---
z
Eine trapezformige Sohldruckverteilung ergibt sich auch bei ausmittiger Belastung (Abb. 5.6).
Sohldruckverteilung bzw. klaffende Sohlfuge bei exzentrischer Belastung.
Die Normalkraft greift nicht im Mittelpunkt des Fundamentes an, sondern exzentrisch (Exzentrizitat e); wobei das Moment M = N· e ist. M NWIr · d a = 0, was eme . dreIecKlor' LCoo Bel· w;'A z mige Verteilung des charakteristischen Sohldru.~ks ergibt. M N Ubersteigt der Wert die GroBe von 'A so ergibt sich eine negative Randspannung -az, was eine Zugspannung zwischen Fundament und Boden bedeuten wiirde. Da der Boden keine Zugspannungen aufnehmen kann, entsteht eine klaffende Sohlfuge (Abb. 5.6). Die Sohldruckverteilung wird hierbei nach der Gleichgewichtsbedingung
w
2·N
(J = - 1 3'a
b
a=--e
2
N
b
ermittelt. Da der Boden keine Zugspannungen aufnehmen kann, muss die resultierende charakteristische bzw. reprasentative Beanspruchung infolge der unglinstigsten Kombination standiger und veranderlicher Einwirkungen die Sohlflache innerhalb eines bestimmten Kernbereichs schneiden, so dass keine klaffende Sohlfuge auftritt (s. DIN1054).
Abb. 5.5 Trapezformige Sohldruckverteilung bei Bean-
spruchung durch Normalkraft (n) und Moment (M).
200
5
5 EinfUhrung in die Berechnungsverfahren fUr Flachgrundungen und Gelandebruch
5.3.2 Linien- und Einzellasten auf Streifenfundamenten Bei einem Streifenfundament, das durch eine Linienlast (q) belastet wird (Abb. 5.7), erfolgt die Ermittlung der Sohldruckverteilung in Querrichtung fiir einen a = 1 m langen und b breiten Fundamentabschnitt:
In Langsrichtung konnen Einzellasten gleicher GroBe und gleichen Abstands bei einem einigermaBen starren Fundament vereinfacht noch als Linienlast betrachtet werden (Abb. 5.8):
Bei einem nicht als starr anzunehmenden Streifenfundament konzentrieren sich die charakteristischen Sohldrucke unter den Lastpunkten. Bei der Ermittlung der Sohldruckverteilung sollte die Wechselwirkung von Griindung und Bauwerk beriicksichtigt werden (naheres s. Empfehlung Wechselwirkung Baugrund/Bauwerk bei Flachgriindung, 2004).
5.3.3 Grundlagen des Bettungsmodul- und Steifemodulverfahrens Das Bettungsmodulverfahren beruht auf der Annahme, dass die Setzung in jedem Punkt der Sohlflache proportional der dort vorhandenen Sohlspannungen und von der Belastung und Setzung der Nachbarpunkte unabhangig ist. Vom Baugrundgutachter ist der Bettungsmodul k, anzugeben. Er driickt das Verhaltnis zwischen der Belastung und cler Einsenkung nach folgender Beziehung aus: k, = 0"0. (inMN/m 3)
Abb. 5.7 Linienlast auf einem Streifenfundament.
Der Bettungsmodul ist keine Konstante, sondern hangt ab von der Belastung bzw. dem ebenso lastabhangigen Steifemodul, der Bodenart, der Griindungsbreite und der Griindungstiefe. Gebrauchliche Formeln zur Ermittlung des Bettungsmoduls fiir Streifenfundamente in Abhangigkeit vom Steifemodul E" der Fundamentbreite b und der Machtigkeit der zusammengedriickten Schicht t sind: JAKI:
2·E k=--'
KOGLER:
k
,
,
3b
=
2·E
'
b.ln b+2t b N
(J
N
(J
s
(To = Sohlspannung (in MN/m 3 ) s = Setzung (in m).
Abb. 5.8 Sohldruckverteilung von Einzellasten auf
einem starren und einem nicht als starr anzunehmenden Streifenfundament.
5.4 Nachweis der Tragfiihigkeit von FliichengrGndungen
Versuchstechnisch kann der Bettungsmodul durch den Plattendruckversuch ermittelt werden (s. Abschn. 2.6.5). Genauer ist die Berechnung des Bettungsmoduls durch eine Setzungsberechnung im kennzeichnenden Punkt (s. Abschn. 5.5.2) fUr die mittlere Bodenpressung und Einsetzen in die oben genannte Beziehung. Bettungsmoduln werden hiiufig als untere oder obere Grenzwerte angegeben. SOMMER (1978: 208) vergleicht Bettungsmoduln, die aus dem Verhiiltniswert von Bodenpressung zu Setzung riickgerechnet worden sind, mit den iiblichen Rechenwerten von auf tertiaren Tonen gegriindeten Hochhausern in Frankfurt am Main. Die genannten Bettungsmoduln liegen zwischen 2,0 und 5,0, meist bei 2,5 bis 3,0 MN/m 3. Bei der Anwendung von Tabellenwerten fiir bestimmte Bodenarten oder bei nach Formeln berechneten Bettungsmoduln ist Vorsieht geboten, da dabei in der Regel die Lastabhangigkeit des Bettungsmoduls nieht beriicksiehtigt ist. Die genauere Methode der Bemessung von Plattengriindungen ist das Steifemodulverfahreno Hierbei werden die Verformungen nieht nur unter dem Lastpunkt, sondern auch seitlich daneben als die eines homogenen elastischen Halbraumes betrachtet. Das Verfahren verwendet als Bodenkennziffer den Steifemodul Es. Als RechengroBen sind die iiblichen Mittelwerte oder vonbis-Werte wenig brauchbar, da dabei die Lastabhangigkeit unberiicksichtigt bleibt. Besser ist die Bestimmung des Steifemoduls unmittelbar aus dem Druck-Setzungs-Diagramm fiir den zu erwartenden Spannungszustand bzw. entsprechend relativierte Erfahrungswerte.
5.4 Nachweis der Tragfahigkeit von Flachengru nd ungen Zu den Flachengriindungen zahlen Einzelfundamente, Streifenfundamente und Sohlplatten. Die maBgebenden Grenzzustande der TragHihigkeit sind (s. Abschn. 5.2): Versagen infolge sehr groBer Verformungen des Baugrunds oder Verlust der Standsieherheit ( Grundbruch, Gleiten, Kippen)
201
Hydraulisches Versagen infolge Aufschwimmen, hydraulischen Grundbruch oder inn ere Erosion. Auf die Nachweise der Grenzzustande Gleiten und Grundbruch kann nach DIN 1054, A 6.10, verziehtet werden: bei waagerechter Fundamentsohle und Gelandeoberflache, bei Ansatz des aufnehmbaren Sohldrucks bzw. Sohlwiderstandes nach Tab. 7.1 und entsprechender Baugrundfestigkeit wenn kein nennenwerter Porenwasserdruck auftritt.
5.4.1 Gleitsicherheit (EQU) Der Standsieherheitsnachweis fUr Gleiten ist zu fiihren, wenn auf ein Fundament Horizontalkrafte oder schrage Krafte wirken. Der Standsicherheitsnachweis gegen Gleiten erfolgt iiblieherweise nach den mechanischen Gesetzen der Gleitreibung bzw. nach DIN EN 1997-1, Abschn. 6.5.3. Der Gleitwiderstand ist dann Rd = Nk . tan Ok I YR,h Nk = charakteristischer Wert der vertikalen Bean-
spruchung YR,h = Teilsieherheitsbeiwert fUr Gleitwiderstand, YR,h = 1,1 (DIN 1054-101). Der charakteristische Wert des Sohlreibungswinkels 8k kann wie folgt angesetzt werden: fiir Ortheton bzw. Mortelbett/Boden Ok = CP'k' max CP'k = 35° fiir Fertigbeton/Boden Ok = 2/3 CP'k ohne Ansatz einer eventuellen Kohasion.
5.4.2 Kippsicherheit (EQU) Die Gefahr des Kippens ist zu priifen, wenn Krafte ausmittig angreifen oder unterschiedlich machtige setzungsfahige Schiehten im Untergrund vorliegen. Beides hewirkt zunachst ungleiche Setzungen, die zu einer Schiefstellung und Verkantung fiihren k6nnen. Eine Schiefstellung hewirkt eine Schwerpunktverlagerung, wodurch
202
5 EinfUhrung in die Berechnungsverfahren fUr Flachgrundungen und Gelandebruch
5
5.4.3 Sicherheit gegen Aufschwimmen (UPL)
I
.,!o1
lot recht
zufaUige An fangsauslenkung liefert Ml=G 'e,
~
11
Ml ~ e2 =-
M2 -=
e3
USW.
Abb. 5.9 Schema einer zunehmenden Schiefstellung infolge Schwerpunktverlagerung.
eine stark exzentrische Belastung eintritt (Abb. 5.9). Auch bei starken seitlichen Wechselbelastungen kann es zu einer schrittweise zunehmenden Verkantung kommen. Fiir den Nachweis der Sicherheit gegen Kippen sind die Teilsicherheitsbeiwerte der DIN EN 1990:2002, Tab. 1,2(A) ma6gebend, d. h. fUr ungiinstige veranderliche charakteristische Einwirkungen YQ = 1,5. Ein besonderer Nachweis der Kippsicherheit ist nicht erforderlich, wenn die Bedingungen fUr die Ausmittigkeit der Resultierenden eingehalten werden (s. Abschn. 5.3.1). Die zuIassige Schiefstellung turmartiger Bauwerke betragt 1: 250 (Abschn. 6.1). Das bekannteste Beispiel fUr eine Schiefstellung turmartiger Bauwerke ist der 58 m hohe Schiefe Turm von Pisa, der Ende der 1980er Jahre eine Schiefstellung von 5,7 m (d. s. 5,6° und fast 1: 10) erreicht hatte. Nach einigen anderen Sanierungsversuchen (Bleibarren als Gegengewicht, Mortelinjektionen, tiefe Zuganker) wurde der Turm Ende der 1990er Jahre durch Herausbohren von Boden unter der Nordseite urn 40 cm aufgerichtet. Seit Herbst 2001 ist der schiefe Turm von Pis a mit einer Neigung von 4,95° wieder fUr den Besucherverkehr geOffnet. Auch in Deutschland sind einige schiefstehende Turmbauwerke bekannt, so der schiefe Kirchturm von Suurhusen in Ostfriesland, der bei einer Hohe von 27,4 m eine Neigung von 5,07° aufweist sowie der 56 m hohe Kirchturm von Bad Frankenhausen in Thiiringen (s. Abschn. 19.4.1).
Die Porenwasserdriicke im ruhenden Grundwasser sind hydrostatisch verteilt und sind unabhangig von der Durchlassigkeit des Untergrundes. Die daraus resultierende Auftriebskraft ist eine Volumenkraft, die entgegen der Schwerkraft wirkt. Fur den Nachweis gegen Aufschwimmen (ehem. Auftrieb) gilt DIN EN 1997-1, Abschn. 10.2. Aufschwimmen tritt ein, wenn der (Poren-) wasserdruck unter einem Bauwerk oder einer wenig durchlassigen Schicht gro6er wird als die Auflast (Abb. 5.10). Die charakteristischen Werte der Bodenwichte sind entweder als Mittelwerte oder als obere und untere Grenzwerte anzugeben. Wirken auf das Bauwerk seitliche Scherkrafte ein, die der hydraulischen Auftriebskraft entgegengerichtet sind, so sind zusatzlich der Wandreibungswinkel () (s. Abschn. 5.6.3) bzw. bei einer Scherkraft in einer lotrechten Bodenfuge auch die Scherfestigkeit der Bodensaule (q/, c') anzugeben. Die einwirkende Scherkraft wird dabei als Vertikalkomponente des einwirkenden aktiven Erdruckes ermittelt (s. Abschn. 5.6). Als Bemessungswasserstand sind der ungunstigste (hochste) und der niedrigste Wasserstand anzugeben, die unter extremen Umstanden eintreten konnen (s. Abschn. 9.1). Dazu gehort auch, dass Bohrungen ausreichend tief gefuhrt werden, urn mogliche subartesisch gespannte Grundwasserstockwerke zu erfassen (Abb. 5.11).
Bauwerl<
GS1b•d GOF
Abb. 5.10 Auftriebswirkung auf ein trogformiges Bauwerk im ruhenden Grundwasser.
203
5.4 Nachweis der Tragfahigkeit von FlachengrOndungen
NN+m .52
' "' ' -'+-"'' ' ' '1S.' 180
. GW
...... to .•
440 ~ .~: Bellplel ••• • AUlhublohle •••. ~~60 _ _ ::: 620 446
442
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II:
....• ~~~
G
..
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448
800
a:. .,.:.. . u
230
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444
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030
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450
5.4.4 Hydraulischer Grundbruch
8
A
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510
T
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1
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« ::I
0
·:o .. ~ . ..
640
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T
-
910
Der hydraulische Grundbruch stellt einen Sonderfall der Grundwasserstromung dar, bei dem die Gewichtskraft des Bodens durch gegenwirkende Stromungskrafte abgemindert wird. 1st die dabei auftretende Stromungskraft S gleich der Gewichtskraft unter Auftrieb G', so wird die vertikal wirksame Spannung null, d. h. der Boden wird gewichtslos. Dieser hydraulische Grenzzustand wird "kritisches GeHille krit j" genannt und bedeutet den Beginn des hydraulischen Grundbruchs. Dieser tritt ein, wenn die nach oben gerichtete Stromungskraft oder der destabilisierende Porenwasserdruck gro6er werden als die Gewichtskraft des Bodens (Abb. 5.12). Besonders geHihrdet sind locker gelagerte und gleichkornige Sande sowie Kiessandboden mit bereichsweisen Fehlkornungen oder Einkornlagen. In diesen Fallen kann ein hydraulischer Grundbruch bereits bei wesentlich geringeren Stromungsdriicken eintreten als bei gut abgestuften Korngemengen. Die Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch fiir verschiedene Untergrundsituationen wird bei SMOLTCZYK (1982) diskutiert. Der Nachweis der Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch erfolgt nach DIN EN 1997-1, Abschn. 10.3. Die Teilsicherheitsbeiwerte s. Tabelle 5.1. Die iiblichen Ma6nahmen gegen hydraulischen Grundbruch sind: Verringerung der Hohe des Wasserdrucks Erhohung der stabilisierenden Auflast.
~
i" f/)
Q. II:
.. s ;:a: ... UI >
...
440
438 1500 : -:.'.
Abb.5.11 Beispiel einer nicht ausreichenden Bohrtiefe (Bhg. A) um ein subartesisch gespanntes Grundwasserstockwerk zu erfassen.
Fiir den Nachweis des Aufschwimmens und des hydraulischen Grundbruchs wird in der Regel mit Teilsicherheitsbeiwerten gearbeitet und nicht mit additiven ZuschHigen (Tab. 5.1). Die Scherfestigkeiten werden im Bedarfsfall mit Y~/c = 1.0 angesetzt.
Unabhangig davon ist jeweils zu begriinden, dass innere Erosion ausgeschlossen werden kann. Bei
GW S d= YG;dSI" YW"V G 'd =YG;stb" Y' "V I
I
G 'stb;d
~
Bodenelement Volumen V
I\
\ I
,
'"
I I
I I
'"- " " "
..
Abb.5.12 Schematische Darstellung eines hydraulischen Grundbruchs im kritischen Zustand.
5
204
5 EinfOhrung in die Berechnungsverfahren fOr Flachgrundungen und Gelandebruch
Tabelle 5.1 Teilsicherheitsbeiwerte fOr Einwirkungen im Grenzzustand UPL und HYD nach DIN 1054 (Tab. A 2.1) Einwirkung
Symbol
BS-P
BS-T
BS-A
destabilisierende sUindige Einwirkung, einschlieBlich des (veranderlichen) Wasserdrucks
YG.dst
1,05
1,05
1,00
stabilisierende standige Einwlrkung
YG.llb
0,95
0,95
0,95
destabilisierende veranderliche Einwirkung
YOod"
1,50
1,30
1,00
Stabilisierende veranderliche Einwirkung
YCUtb
0
0
0
Stromungskrafl bei gunsligem Untergrund
Y..
1,35
1,30
1,20
Stromungskraft bei ungunstigem Untergrund
Y..
1,80
1,60
1,35
einem im Verhaltnis zum Stromungsdruck gering durchlassigen Boden (z. B. Feinsand) konnen namlich schon bei der Durchstromung Bodenkorner aufgelockert und mitgerissen werden. Es tritt innere Erosion auf (s. Abschn. 2.l.6), durch welche die Durchlassigkeit erhoht wird. In Baugrubensohlen zeigen sich typische kleine kraterartige Bildungen, die meist einen hydraulischen Grundbruch ankundigen. Derartige Erscheinungen mussen im Anfangsstadium sofort durch Vliesabdeckung und Ballastschuttung gegen weiteren Materialaustritt gesichert werden. In gleichkornigen Fein-/Mittelsanden kann der hydraulische Grundbruch auch schlagartig auftreten, besonders wenn er durch Erschutterungen ausgelost wird. Zur Abschatzung der Erosionsgefahr kann die kritische Sickerstromung i k , herangezogen werden, die kleiner sein muss als das zulassige Gefalle izul. gemaB Tab. 18.2.
5.4.5 Grundbruchsicherheit Unter Grundbruchwiderstand wird die Bodenreaktion verstanden, wenn die Scherfestigkeit des Bodens bis zum Bruchzustand ausgenutzt ist. Bei Erreichen dieses Zustands bildet sich unter dem Fundament ein Keil verdichteten Bodens. Gleichzeitig entstehen Scherflachen (Gleitbereiche), in denen der Scherwiderstand des Bodens uberschritten wird und der Boden seitlich aufbricht. Hierbei konnen drei verschiedene Bruchtypen auftreten (Abb. 5.13):
der allgemeine Scherbruch mit ausgepragter (oft einseitiger) Gleitflachenbildung (entspricht Berechnung nach DIN 4017). der lokale Scherbruch mit nur teilweise ausgebildeter Gleitflache und mit, bei zunehmender Belastung uberproportionalen Setzungen. TERZAGHI (1943) empfiehlt, beim lokalen Setzungsbruch eine reduzierte Scherfestigkeit von 2/3 der Scherparameter anzusetzen. Der Verformungsbruch, bei dem sich keine eigentliche Bruchflache ausbildet, sondern nur eine zunehmende Verdichtung eintritt. Ein Grundbruch kann auch eintreten, wenn bei gleichbleibender Last die seitliche Auflast entfernt wird (z. B. durch eine benachbarte Baugrube). Der Nachweis der Grundbruchsicherheit von Einzel- und Streifenfundamenten ist fUr jedes Fundament einzeln zu fUhren. Der charakteristi-
~ I
Typ A: ollgemelner Sellerbruch - BAlKHl,AS'
Typ S · lokal .. r Stherbruch - GlIfMILMfBlAftc:H
Typ C: Verlormungs· bruch -GAlHZlUT
Abb. 5.13 Verschiedene Grundbruchtypen (nach RILLING 1995).
5.5 Sohldruckverteilung und Setzungen von Flachgrundungen
sche Grundbruchwiderstand ist nach DIN EN 1997-1, Abs. 6.5.2 und DIN 4017:2006 unter Beriicksiehtigung der Neigung und Ausmittigkeit der resultierenden Beanspruchung zu ermitteln (s. Abschn. 5.3.1). Fiir die praktische Anwendung stehen verschiedene Rechenprogramme zur Verfiigung. Der Bemessungswert Rd des Grundbruchwiderstandes ergibt sich aus dem ermittelten charakteristischen Grundbruchwiderstand Rn,k durch den Teilsieherheitsbeiwert YR,v nach DIN 1054-101, Tab. 2.3.
Fiir die Bemessungssituation BS-P betragt YR,v= 1,4.
Bei der Grundbruchberechnung nach DIN 4017 werden annahernd richtungsunabhangige Scherparameter vorausgesetzt. Fiir die Berechnung sind die ungiinstigsten Scherparameter zugrundezulegen. Dies sind die wirksamen Scherparameter (q/, c'), wobei fiir die Anfangsstandsicherheit in bindigen Boden zusatzlieh mit der undranierten Scherfestigkeit (cu ) zu rechnen ist (s. Abschn. 2.7.6). 1m FaIle von geschichtetem Baugrund unter dem Fundament ist eine Mittelung der Werte verschiedener Bodenschiehten nur zulassig, wenn die Reibungswinkel der einzelnen Schichten nieht mehr als 5° yom Mittelwert abweiehen (DIN 4017). Die Tiefenwirkung des Grundbruchs kann nach Abb. 5.14 abgeschatzt werden. Urn den Einfluss der einzelnen Schiehtdieken zu erfassen, wird das gewogene Mittel fiir die anteiligen Langen (cp, c) bzw. Fl1khen (Y) der Grundbruchfigur in den einzelnen Bodenschiehten verwendet.
r--
t-
6.Jb
45b
(6b
25b - -o -lSb ~b"1
Abb.5.14 Ausdehnung der Gleitlinien beim Grundbruch unter einem mittig belasteten, starren Fundament.
205
5.5 Sohldruckverteilung und Setzungen von Flachgrundungen Die Ermittlung der Setzung eines Fundaments erfolgt in der Regel nach den Spannungs-Verformungs-Verfahren auf der Grundlage der Elastizitatstheorie in mehreren Schritten (DIN EN 19971, Anhang F): Kenntnis der tiefenabhangigen Spannungsverteilung in der Sohlflache des Fundaments (s. Abschn. 5.3) Ermittlung der Spannungsverteilung im Baugrund (s. Abschn. 5.5.2) Berechnung der Verformungen (Setzungen) mit Hilfe von Steifemoduln oder anderen Spannungs-Verformungs-Beziehungen. Die Ermittlung der Druckverteilung im Baugrund und die darauf aufbauende rechnerische Setzungsabschatzung erfolgen in der Regel mit Rechenprogrammen. Zum besseren Verstandnis dieser Rechenprozesse werden nachstehend die theoretischen Grundlagen und die zugrunde liegenden Diagramme sowie die grundsatzliehen Rechenschritte einer Setzungsabschatzung behandelt.
5.5.1 Theorie der Soh Idruckverteilung Die yom Bauwerk auf den Untergrund abgetragene Last breitet sich von der Sohlfuge des Fundaments nach der Tiefe hin aus, wobei der Sohldruck mit zunehmender Tiefe unter der Lastflache abnimmt. Die Theorie geht davon aus, dass der Baugrund elastisch isotrop ist, d. h. dass zwischen den Spannungen und den Verformungen eine lineare Beziehung besteht. Der Boden folgt jedoch nur naherungsweise dem HOoK'schen Gesetz (Abschn. 2.6.3). Durch lotrechte Lasten erzeugte Sohldriicke an der waagerechten Oberflache des Halbraumes breiten sieh deshalb nieht geradlinig aus, sondern die lsobaren nehmen eine mehr oder weniger gestreckte Form an, die sog. Druckzwiebel. Die sieh dabei ergebende Druckverteilung im Baugrund ist in
5
206
5 EinfUhrung in die Berechnungsverfahren fUr Flachgrlindungen und Geliindebruch
5
Spannungen 1m Schnifl A- B
O%-_-1I'ie'.I~_ ~---I
0%
Abb.5.15 Druckverteilung im Baugrund unter einem breiten und schmalen Fundament (aus SCHULZE & SIMMER 1974).
Abb. 5.15 dargestellt. Die Driicke sind unter der Mitte der belasteten Flache am groBten und klingen mit zunehmender Tiefe abo Die Darstellung zeigt auch die Abhangigkeit des durch die Bauwerkslasten beeinflussten Bereiches von der Griindungsbreite. Fiir grob vereinfachende Ubedegungen geniigt gegebenenfalls die Annahme einer gleichmaBigen Druckausbreitung unter 45°. Uber diese einfachen Darstellungen hinausgehend liegt eine DGGTEmpfehlung "Wechselwirkungen Baugrund/Bauwerk bei Flachgriindungen" (2004) vor, die starker als die alte DIN 4018 auf die Interaktion von Bauwerk und Baugrund eingeht.
5.5.2 Sohldruckverteilung im Baugrund Die an sich komplizierten Berechnungsverfahren fUr die Sohldruckverteilung im Baugrund sind durch die Ausarbeitung von Diagrammen und Tafeln fUr bestimmte Einflusswerte (i) sehr vereinfacht worden (Abb. 5.16 und 5.17). Eine iibersichtliche Darstellung der Ermittlung der Druckverteilung im Baugrund enthalten die Empfehlungen "Verformungen des Baugrundes bei baulichen Anlagen" (SCHMIDT 1993). Die Ermittlung der Sohldruckverteilung unter dem Eckpunkt einer schlaffen Rechtecklast erfolgt nach der Tafel von STEINBRENNER (Abb. 5.16). Die Spannung (Jz in der Tiefe z ist abhangig yom Seitenverhaltnis des Fundamentes alb und dem Wert zlb und ist (Jz = i . P (p bzw. (Jo = Sohldruck in Fundamentsohle). Beliebige Punkte einer Rechtecklast konnen durch eine entsprechende Aufteilung der Flache
in zwei oder vier Teilflachen und Superposition der Spannungen berechnet werden. Bei starren Fundamenten wird die Setzung fUr einen sog. kennzeichnenden Punkt C bzw. K (GRASSHOFF 1955) einer rechteckigen Lastflache nach Tafeln von KANY berechnet (Abb. 5.17). Der kennzeichnende Punkt ist ein Punkt der Grundrissflache, bei dem die Setzung eines Griindungskorpers gleich ist mit der einer schlaffen, gleichmaBig verteilten Ersatzlast (s. Abb. 5.22).
5.5.3 Ermittlung der Setzungen von Streifen- und Einzelfundamenten Unter Setzung versteht man die vertikale Bewegung eines Bauwerks infolge Zusammendriickung und Verformung der Baugrundschichten. Folgende Setzungsanteile werden unterschieden (s. Abschn.2.6.4.3): Sofortsetzungen So infolge volumentreuer Anfangsschubverformung bzw. der Sofortverdichtung Konsolidationssetzungen s1 Sekundarsetzungen S2 (Kriechsetzungen).
Grund elch ng fur e ne gsbe ech ung Fiir den Belastungsfall wird die Grundgleichung fUr eine Setzungsberechnung aus der linearen Elastizitatstheorie abgeleitet:
5.5 Sohldruckverteilung und Setzungen von Flachgrundungen 207 ---.J _______ =---__ ----'=---__ ----'=---_--=--_____________
~
.....•..•...~~~~ ...
Abb.5.16 Einflusswerte von STEINBRENNER zur Berechnung der Spannungen unter dem Eckpunkt einer schlaffen Rechtecklast.
s=--
Es
~
cO
a = Sohldruck im Boden in kN/m2 h = Schichtdicke in m s = Setzung in m Es = Steifemodul in kN/m 2• Die Anwendung dieser an sich einfachen Formel ist letzten Endes doch verhaitnismaBig kompliziert, da zwei Faktoren (a, E,) mit der Sohldruckverteilung veranderlich und in gewissem MaBe unbestimmt sind. In DIN EN 1997-1, Anhang F, wird diese Komplikation durch den Setzungsbeiwert f ausgedruckt, der abhangig ist von der Form und GroBe der Sohlflache, der Veranderung der Steifigkeit mit der Tiefe, der Dicke der zusammendruckbaren Schicht, der Querdehnungszahl, der Sohldruckverteilung und dem Berechnungspunkt. 1m Odometerversuch (E,) werden auBerdem nur die Konsolidationssetzungen erfasst und dies bei verhinderter Seitenausdehnung gegenuber der nur behinderten Seitenausdehnung im Baugrund (s. Abschn. 2.6.4.1). Die rechnerische Setzungsabschatzung ist deshalb immer nur eine Annaherung. Fur eine Setzungsberechnung im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit (SLS) und GEO
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Abb. 5.17 Einflusswerte fUr die lotrechten Spannungen unter dem kennzeichnenden Punkt C einer starren Rechtecklast nach KANY.
208
5 EinfUhrung in die Berechnungsverfahren fUr FlachgrOndungen und Geliindebruch
Der Baugrund wird gemaB Abb. 5.18 bis zu einer nur noch wenig setzungsf
2 werden charakteristische Werte der Steife- oder Verformungsmoduln verwendet und zwar in Form vorsiehtiger Schatzwerte der Mittelwerte oder als untere und obere Grenzwerte. Die Grundgleichung fUr die Setzungsberechnung kann auBerdem nur angewandt werden, wenn die Druckverteilung uber eine bestimmte Schiehtmachtigkeit einigermaBen gleieh ist. Dazu wird die zu berucksiehtigende Baugrundtiefe in Teilschichten unterteilt und der Setzungsanteil einer jeden Schieht ermittelt. Die Grenztiefe der Setzungsberechnung wird da angenommen, wo die lotrechte Spannung infolge Bodeneigenlast nur noch 20 % der Spannung infolge Bauwerkslast betragt. Bei Einzel- und Streifenfundamenten ist dies gewohnlich eine Tiefe von z = b bis z = 2b.
5 5 3 2 Rechenschntte emer Setzung b rechnung Fur eine Setzungsberechnung gelten derzeit DIN EN 1997-1, Abschn. 6.6 bzw. die DIN V 4019-100 (1996/2009). AuBerdem liegt eine Empfehlung "Verformungen des Baugrundes bei baulichen Anlagen" (SCHMIDT 1993) vor. Die Setzungsberechnung wird in Tabellenform durchgefUhrt. Die in Tabelle 5.2 dargestellte Form gilt fur einfache Hille mit gleiehmiiBiger Sohldruckverteilung, wobei die Setzungsanteile einer jeden Schieht zur besseren Dberschaubarkeit direkt ermittelt werden und nieht uber den Flacheninhalt der wirksamen Sohldrucke bzw. den Setzungsbeiwert f gemaB DIN EN 1997-l.
03 1
au' Uberl.ge rung5spannung Go . mlttler. Sohlspannung a"w irksame Sohlsp.nnung
OK Ge~~e tll,a... _ ~
lehm , sand Ig - kles lg, stel f,
/ ...........:..._- Go -----'
a..t- - ()', - - i·a.
: 2';' ...
,. , 20 kN/ml
Abb.5.18 Schema der Setzungsberechnung fOr ein quadratisches Einzelfundament (a = b = 2,5 m) gemiiB Tabelle 5.2 (Sohldruck 0'0 = 300 kN/m2, wirksame Sohlspannung
5,9 '0 . K le5 , sondlg,
O'o-y·d)·
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Bodensp. nnungen
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z
5.5 Sohldruckverteilung und Setzungen von Flachgrundungen
209
Tabelle 5.2 Schema einer tabellarischen Setzungsberechnung mit Berucksichtigung der wirksamen Sohldrucke in den einzelnen Teilschichten.
Teilschicht
Tiefe d unter Gelande
Tiefe z unter Fundamen!
Dickeh der Teilschicht
(2)
(3)
wirksamer Sohldruck unter dem Bauwerk (J i ~ Einflusswert gem. Abb. 5.16 oder 5.17
Uberlagerungsspannung(ohne Bauwerk)
zlb
G.
i · (Jo
y. (d + z)
Gesamtspannung
E,
anteilige Setzung
j . 0'1 + O'y
(J · h
s= - -
Es
0
2
kN/m '
kN/m'
m
67 ·
197
12000
0,0184
100 ·
158,7
12000
0,0078
kN/m'
kN/m'
1,00
250
50
0,34
0,52
130+
1,00
0,235
58,7 +
m
m
m
- 2,50
0
0
0
-4,20
0,85
1,70
- 5,80
2,50
1,60
Rechnerische Gesamtsetzung cal s ~ 0,0262
fache Falle genugt es, die Setzungen an den beiden Randpunkten fUr die Spannungen ITI und IT2 zu berechnen. Einzelheiten uber die verschiedenen Moglichkeiten einer Setzungsberechnung mit Beispielen und den erforderlichen Tafeln s. SCHMIDT (1993). Fur die praktische Anwendung stehen verschiedene Rechenprogramme zur Verfugung. Bei dynamischen Einwirkungen ist zu beachten, dass durch Schwingungen oder Erschutterungen zusatzlich Setzungen ausgelost werden konnen (s. Abschn. 6.2.5).
5.5 3 3 Ermittlung von Baugrund hebungen infol e Aushubentlastung
rechnung erfasst werden konnen. Fur die Mitte der Baugrube ist eine Aufteilung des Grundrisses in 4 Teilflachen erforderlich und eine Addition der Spannungen aus dem Lastausbreitungsbeiwert nach STEINBRENNER (s. Abschn. 5.5.3.2). Die Aushubentlastung ist lTv = r· h, bzw. fUr die Schichtmitte z dann ITvz = 4 . i . lTv. Der Anteil der Hebung einer Teilschicht ist dann
Hebunglcm!
~\ ~i
1....-Ao.-"rOllO
Bei flachiger Entlastung infolge Baugrubenaushub treten nicht nur bei bindigen Boden Hebungen auf (Abb. 5.19), die uber die eingetretenen Spannungsanderungen wie bei einer Setzungsbe-
_poiCXJ
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2OO . p \
1.1 "
.
5
81 p·lkNlm2 j
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Setzung[cm)
Aushub - - HochhG.LSbelasturg
- - -1------------------1 - - - - Abb.5.19 Typische Hebung infolge Baugrubenaushub.
Abb. 5.20 Entlastungshebung und Lastsetzungsdiagramm eines Hochhauses in Frankfurt a. M. Baugrubentiefe 12,5 m. Gesamtsetzung des Gebiiudes 20 bis 25 cm (aus SOMMER 1978).
210
5
5 EinfUhrung in die Berechnungsverfahren fUr FlachgrOndungen und Gelandebruch
--- - --
--T- -----b. 36 m
---
1_ _=-=______
T= 26m
Is- 2,7cm
~..:::::::::::::::===== I
T=31m
~========
EXTENSOMETER
s= 2,5 em
I s= 1,5 em
85+-1986 -+---1987-+ 88-
T=41m
ZEITHEBUNGSLINIEN
T=l.6m Abb.5.21 Untergrundhebungen in einem Einschnitt in einer Sandstein-Tonstein-Wechselfolge des Mittleren Buntsandstein (nach TRISCHLER & DURRWANG 1989).
Anstelle des Steifemoduls Es wird der Schwellmodul aus dem Entlastungsast der Kurven des Kompressionsversuches verwendet (s. Abschn. 2.6.4.1). Die Ermittlung der Baugrundhebung infolge Aushubentlastung erfolgt heute ebenfalls meist mittels EDV-Rechenprogrammen. Der Vorgang der Hebung ist nicht nur lastabhangig sondern vor allem zeitabhangig. Die Hebungen sind deshalb vielfach noch nicht abgeschlossen, wenn die Vorbelastung des Baugrunds durch die Bauwerkslasten wieder erreicht oder iiberschritten wird (Abb. 5.20). Eine Berechnung der Hebung infolge Entlastung ist daher nur bei lang andauernder oder bleibender Entlastung des Untergrundes zweckmaBig. In solchen Fallen konnen merkbare Hebungen auftreten (Abb. 5.21 und SCHULZ 1999), die iiber einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren anhalten. Bei tonigen Gesteinen konnen dabei auch Quellhebungen maBgeblich beteiligt sein (v. WOLFERSDORF et al. 2004).
5 4 S tzung
n u k It em ch u g
Die beschriebenen Verfahren und auch V DIN 4019-100 gelten zur Berechnung der lotrechten Zusammendriickung des Baugrundes fUr die GrenzfaIle schlaffe oder starre Last£lachen.
Schlaffe Last£lachen konnen jedoch genau genommen nur fiir Erdbauwerke (Dammschiittungen, Entlastung der Griindungssohle durch Erdaushub), evtl. noch bei £lachigen Stapelgiitern angenommen werden. Bauwerke haben immer eine gewisse Eigensteifigkeit, wodurch sich die rechnerischen Setzungen und auch die Setzungsunterschiede verringern. Die Berechnung von starren Griindungskorpern nach KANY gilt andererseits nur fiir den kennzeichnenden Punkt. Beliebige Punkte eines Griindungskorpers und Eckpunkte von Last£lachen fUr die Dberlagerung von Spannungen miissen nach STEINBRENNER (1934) berechnet werden. Nach VRETTOS (2008) betragt die Setzung eines starren Fundaments auBerdem etwa 75 % der Setzung des Mittelpunktes eines vergleichbaren schlaffen Fundaments (Abb. 5.22). Bei Rechteckfundamneten kann hierzu auch die 1,5-fache Setzung des Eckpunktes angesetzt werden. Bei der Ermittlung der Setzungen und Setzungsunterschiede eines Gebaudes ist der Ein£luss der Nachbarfundamente zu beriicksichtigen. Die Druckiiberlagerung fUhrt fast immer zu groBeren Setzungen in der Bauwerksmitte und zur Ausbildung einer sogenannten Setzungsmulde. Eine Setzungsberechnung stellt zunachst immer nur eine Annaherung dar, was in der Beriicksichtigung der Eigensteifigkeit des Bau-
5.5 Sohldruckverteilung und Setzungen von FlachgrOndungen
schlotter Grundungskorper OK Gelonde
slorrer Grundungskorper
lusommen druckbore Sell/chi
Abb. 5.22 Unterschiedliches Setzungsverhalten einer starren und einer schlaffen Last bei veriinderlicher Dicke der zusammendrOckbaren Schicht (a us SCHMIDT 1993).
werks, der Ungenauigkeit der Steifemodulermittlung, der Erfassung der tatsachlich wirkenden Lasten und der Druckverteilung sowie in nicht erfassbaren UnregelmaBigkeiten des Baugrundes begriindet ist. Bei Flachengriindungen wird sich deshalb immer ein gewisser Setzungsunterschied einstellen, auch wenn die Rechnung eine einigermaBen gleichmaBige Setzung ergeben hat. 1m Vergleich zu Setzungsmessungen liegen die rechnerischen Setzungen oft 40 bis 60 % iiber den tatsachlich auftretenden Setzungen. Gelegentlich findet man daher Setzungsangaben mit Einschrankungen von ± 30 %. Besser ist dann eine Trennung in wahrscheinliche und mogliche Setzungen bzw. Setzungsunterschiede. Zu groBe rechnerische Setzungsangaben ergeben sich besonders bei nichtbindigen Boden, bei manchen Schluffboden (z. B. Loss), bei iiberverdichteten Tonen (z. B. Tertiartonen, Geschiebemergel) und auch bei Residualgesteinen (WITTKE & ZUCHNER 2008). Hierbei hilft man sich seit Langem mit der Anpassung der Kennwerte an Hand von Setzungsbeobachtungen. Die DIN 4019 beriicksichtigt diese Erfahrung durch einen Korrekturbeiwert X. Bei jungen, nicht iiberverdichteten Boden (z. B. Auelehm) hingegen stimmen Setzungsberechnungen meist recht gut. Bei weichen Tonen und organischen Boden kann zusatzlich eine in der Rechnung nicht erfasste Kriechsetzung auftreten, die sehr lange anhalten kann. Bei Schuttungen ist die Eigenverdichtung zu beriicksichtigen sowie eine mogliche Nachverdichtung durch Erschiitterungen. Zu den stark setzungsf
211
mente (Beckenton, Banderton) von Schmelzwasserzufliissen in eisrandferneren Bereichen (s. Abschn. 10.2). Die Zusammensetzung und die Eigenschaften dieser Ablagerungen andern sich oft auf kurze Entfernung. Dazu kommt in der Regel hochstehendes Grundwasser. Setzungsmessungen zeigen oftmals nicht nur relativ groBe Gesamtsetzungen, sondern, trotz einheitlich erscheinendem Untergrundaufbau, auch recht groBe Setzungsunterschiede (Fallbeispiele aus Siiddeutschland s. WAGENPLAST 2005, darin Lit.). Wenn moglich, sind fur Setzungsermittlungen Steifemoduln aus Setzungsbeobachtungen von vergleichbaren Fallen zu verwenden. Derartige Auswertungen haben nicht nur die Tiefenabhangigkeit (Spannungsniveau) bestatigt, sondern auch gezeigt, dass z. B. der Steifemodul mit wachsender Grundflache zunimmt (SCHMIDT 1993). Eine Besonderheit im Setzungsverhalten feinkorniger nichtbindiger Boden stellt die Sackungsempfindlichkeit bes. osteuropaischer und asiatischer Losse dar (s. Abschn. 2.6.4.2). Bei groBen Lastflachen bzw. Lasten und bei tiefen Baugruben, bei denen mit merkbaren Entlastungsverformungen zu rechnen ist, stellen die Riickverformungen bei Wiederbelastung einen erheblichen Anteil der Gesamtsetzungen dar, was bei der Setzungsberechnung beriicksichtigt werden muss (s. Abb. 5.18). AuBerdem miissen bei groBen Lastflachen Seichtsetzungen und Tiefsetzungen unterschieden werden, die unterschiedliche Reaktionen zeigen. In den griindungsnahen Schichten konnen 30 bis 50 % und aus dem tieferen Untergrund (Tiefsetzungen) 20 bis 30 % der mittleren Gesamtsetzung als Setzungsunterschiede auftreten.
.5.3.5 5 3 5 Zeitlicher elt c r Verlauf V I uf derr Setzungen etlun n Bei normal konsolidierten bindigen Boden kann der Setzungsablauf iiberschlagig aus den Zeitsetzungslinien des KD-Versuchs abgeleitet werden, wozu die Zeitsetzung der fiir die Schichtmitte geltenden Laststufe ausgewertet werden muss. Bei gleichen Entwasserungsbedingungen (d. h. Abfluss des Porenwassers nach oben und unten) und nicht zu groBen Schichtmachtigkeiten ist dann
212
5 EinfUhrung in die Berechnungsverfahren fUr FlachgrOndungen und Gelandebruch
tj = Setzungszeit im KD-Versuch tz = Setzungsdauer h j = Probenhohe im KD-Versuch hz = Machtigkeit der zusammendriickbaren Baugrundschicht
Kann das Porenwasser nur nach einer Seite entweichen, so ist fiir hz die doppelte Machtigkeit einzusetzen. Die Erfahrungen mit dieser Forme! sind jedoch sehr unterschiedlich und vielfach schlecht (SMOLTCZYK & GUSSMANN 1980). Die Entwasserungsmoglichkeiten im Boden scheinen aufgrund feinster Wasserwegsamkeiten in vielen Fallen weitaus giinstiger zu sein als im Laborversuch. AuBerdem schein en Aushubendastung und Riickverformung unter Belastung schneller abzulaufen als echte Konsolidationssetzungen. Angaben iiber Zeitsetzungen sollten daher besser anhand von Durchlassigkeitsbeiwerten (Asch. 2.8.3) oder mit Erfahrungswerten aus Setzungsbeobachtungen bei vergleichbarem Untergrund gemacht werden. Bei nichtbindigen Boden treten in der Regel 85 % der Gesamtsetzung bis zur Baufertigstellung auf. Bei iiberkonsolidierten steifen bis halbfesten, bindigen Boden sind dies 70 bis 85 %.
sb r. tungen 5.5.3.6 Setzungsbeobachtungen Setzungsbeobachtungen sind eine wichtige Kontrolle bei der gesamten Griindungsberatung. Die Vorbereitung und Durchfiihrung der Messungen sowie die erforderliche Genauigkeit sind bei SCHMIDT (1993) ausfUhrlich beschrieben. Bei gro6eren Projekten und langerer Beobachtungszeit konnen Setzungsmessungen als automatisierte MonitormaBnahme ausgefiihrt werden (s. Abschn. 15.2.5 und RERMSMEYER et al. 2008). Durch die Setzungsmessung sollen GroBe und zeitlicher Verlauf der Setzungen von Gebauden und ggf. deren Umgebung in mehreren Messungen ermittelt werden. Wichtig ist die Erfassung der Anfangssetzungen. Die Nullmessung muss daher moglichst friihzeitig, bereits an den Fundamen ten, zumindest aber am Kellergeschoss vor-
genommen werden. Wiederholungsmessungen miissen nach jeder groBeren Laststeigerung, mindestens aber bei etwa 25 %, 50 %, 75 % und 100 % der Bauwerkslasten erfolgen. Die Fortfiihrung der Messungen iiber 1 bis 3 Jahre nach Inbetriebnahme des Gebaudes ist in vielen Fallen zu empfehlen. Bei jeder Messung ist die zugehorige Be!astung festzuhalten. Die Auswertung erfolgt gewohnlich als Doppe!diagramm und zwar durch Auftragung von Zeit -Setzungs- und Zeit -Belastungs-Linien der einzelnen Messpunkte. Dazu gehort immer ein Lageplan mit den Messpunkten. Eine andere Art der Darstellung sind Linien gleicher Setzung fUr den gesamten Gebaudegrundriss. Fiir eine kontinuierliche Setzungsiiberwachung ist eine Schlauchwaage das am besten geeignete System, besonders wenn zwischen den einzelnen Messstellen keine Sichtverbindung besteht (s. Abschn. 17.5.3).
5.6 Grundlagen fiir die Ermittlung des Erddrucks Als Erddruck auf Stiitzbauwerke und auf im Boden eingebettete Bauwerke (z. B. Tiefkeller) bezeichnet man die seitliche Druckwirkung des Erdreichs infolge seiner Eigenlast und moglicher Auflasten auf ± vertikal stehende Grenzflachen BauwerkiBoden (Abb. 5.23). Die auf die gesamte Wand mit der Rohe h wirkende Erddruckkraft wird als E bezeichnet, die Neigung der Erddruckrichtung mit o. GroBe und Richtung des Erddrucks hangen ab von den BodenkenngroBen, der Geometrie, der Rauheit und der Nachgiebigkeit der Wand bzw. einer Verankerung sowie von der Neigung der Gelandeoberflache. Die Behandlung des Erddrucks und seiner Verteilung erfolgen immer noch nach Regelwerken auf der Grundlage der Erddrucktheorie von
h
Abb. 5.23 Annahmen fUr den einfachen Erddruckfall.
213
5.6 Grundlagen fUr die Ermittlung des Erddrucks COULOMB (I873). Dies sind die DIN EN 1997-1, Abschn. 9.5, und DIN 4085, Berechnung des Erddrucks (2007) mit Beiblatt sowie die EAB und EAU, in der jeweils neuesten Ausgabe (s. Anhang).
5.6.1 Erddruckarten Bewegt sich eine Wand yom Erdreich weg (Abb. 5.24) und bildet sich hinter der Wand eine Bruchflache aus, so verringert sich der Druck auf die Wand und erreicht bei einem bestimmten BewegungsmaB ein Minimum, den Grenzzustand des aktiven Erddrucks (EJ. Wird die Wand gegen das Erdreich bewegt, so steigert sich der Druck bis zu einem Hochstwert, den Grenzzustand des passiven Erddrucks (Ep) oder Erdwiderstand. Der Erddruck auf die nicht bewegte, starre Wand wird als Erdruhedruck (Eo) bezeichnet. Der Ansatz des aktiven Erddrucks erfordert je nach Lagerungsdichte bzw. Konsistenz des Bodens und je nach der Art der Wandbewegung (Abb. 5.25) ein BewegungsmaB in der GroBenordnung von 0,05 bis 1,0% der Wandhohe h (DIN EN 1997-1, Anhang C). Die zum Auslosen des Erdwiderstandes erforderlichen Wandbewegungen sind wesentlich groBer. Sie betragen fur 50 %der Bruchlast 0,5-2,5 % der Wandhohe h.
Wandbewegung zum Erdrelch hin
Die GroSe des Erddrucks hangt entscheidend von den moglichen Wandbewegungen bzw. den Verformungen im Boden abo Bei Stutzbauwerken darf in der Regel der aktive Erddruck angesetzt werden. Reichen bei verformungsarmen Stutzbauwerken die zu erwartenden Bewegungen einer Wand voraussichtlich nicht aus, urn den Grenzzustand des aktiven Erddrucks auszulosen, oder sollen die Verformungen einer Wand mit
a)
b)
hOSa
DO.5h h~ ~-a §::IOA
h
Wandbewegung Yom Erdreich weg Erddrucklast E
d)
-S
-~~--!:o---------
Abb. 5.24 Zusammenhang zwischen Erddruck Ep), Erddrucklast und Wandbewegung.
+S
(EA> Eo.
5
5.6.2 Wahl des Erddruckansatzes
hDSa
b
0,5 h
Abb. 5.25 Gundarten der Wandbewegung (sa) und einfache Lastfiguren fUr die Verteilung des Erddruckes aus Bodeneigenlast a} Drehung um den FuBpunkt (FuBpunktdrehung) b} Parallelverschiebung c) Drehung um den Kopfpunkt (Kopfdrehung) d) Durchbiegung
214
5 EinfOhrung in die Berechnungsverfahren fOr FlachgrOndungen und Geliindebruch
Riicksicht auf ein benachbartes Bauwerk starker beschrankt werden, so ist zur Bemessung der Wand ein erhohter aktiver Erddruck (E') anzusetzen. Bei annahernd unnachgiebiger Stiitzung (s. Abschn. 10.3) gelten nach DIN 4085: in einfachen Fallen E'ah = 0,75 Eah + 0,25 Eoh im Normalfall E'ah = 0,5 Eah + 0,5 Eoh in Ausnahmefallen E'ah = 0,25 Eah + 0,75 Eoh . Bei hinterfiillten Stiitzkonstruktionen ist gegebenenfalls der Verdichtungsdruck (Ev) anzusetzen. Bei sehr intensiver Verdichtung kann der Verdichtungsdruck sogar den Erdruhedruck iibersteigen. Erfolgt die Verfiillung in einem schmalen Baugrubenschlitz in standsicherem Boden, der schmaler ist als der rechnerische Erddruckkeil, kann sich der Erddruck nicht voll ausbilden und es kann mit dem sog. Silodruck (EJ gerechnet werden, der ab einer gewissen Tiefe geringer ist als der aktive Erddruck. Die Verteilung des Erddrucks iiber die Wandhohe ist im Idealfall dreieckformig. Dies gilt aber streng genommen nur fiir eine Drehung der Wand urn den FuBpunkt. In allen anderen Fallen von Wandbewegung (Abb. 5.25) liegt keine geradlinige Verteilung mehr vor, sondern es treten Erddruckumlagerungen auf. Die Verteilung des Erddrucks sowie die Lage des Angriffspunktes der Erddruckkraft sind unter Anderem von der Hohenlage und von der Nachgiebigkeit der Aussteifung bzw. Verankerung der Wand abhangig.
5.6.3 Bodenkennwerte fur Erddruckberechnungen Yom Baugrundgutachter sind die Bodenkennwerte festzulegen sowie Hinweise auf mogliche Wandbewegungen zu geben. Den Erddruck beeinflussen: Gelandeverlauf, Auflasten Art und Abmessungen der Konstruktion, Wandbeschaffenheit Wichte iiber bzw. unter Wasser (in kN/m 3 ) Scherparameter (cp in 0, e in kN/m2) Wandreibungswinkel 8 (in 0) Wasserstande und Stromungsverhaltnisse vor und hinter dem Bauwerk
Bei der Festlegung der Bodenkennwerte sind folgende Zusammenhange zu beachten: Eine hohere Wichte r vergroBert den aktiven und den passiven Erddruck. Bei der Scherfestigkeit sind im Normalfall cP' und e' fiir den dranierten Zustand anzusetzen. Ein groBerer Reibungswinkel und eine groBere Kohasion vermindern den aktiven und vergroBern den passiven Erddruck.. Fiir die Bemessungswerte der Scherfestigkeit miissen deshalb obere und untere Grenzwerte angegeben werden. Bei Boden mit unterschiedlichen Scherfestigkeiten sind die ungiinstigeren Werte anzusetzen. Desgleichen sind Schicht- und sonstige Trennflachen, die als Bewegungsflachen wirken konnen, durch eine Herabsetzung der Scherfestigkeitswerte zu beriicksichtigen. Bei der Moglichkeit des Auftretens von Porenwasseriiberdruck ist die Berechnung sowohl mit der Anfangsfestigkeit im unkonsolidierten Zustand (CPu' eu) als auch mit der Endfestigkeit im konsolidierten Zustand (cp', c') durchzufiihren. Kohasionswerte diirfen nur angesetzt werden, wenn der Boden mindestens steife Konsistenz hat. Bei Ansatz des passiven Erddrucks ist zu beachten, dass die Bruchfigur tiefer im Boden verlaufen kann als die betrachtete Wand und damit auch die Kennwerte des Bodens unter dem WandfuB anzugeben sind (Abb. 5.25). Der Wandreibungswinkel 8 ist abhangig von der Rauigkeit der Wand, dem Hinterfiillungsmaterial und moglichen Bewegungen (Setzungen) zwischen Wand und Boden. Er betragt nach DIN 4085 bei Betonieren gegen die Wand q/k (max. 35°) rauer, unbehandelter Wand 2/3 CP'k weniger rauer Wandabdeckung 1/2 CP'k glatter Wand bzw. schmierigem Belag 0 Der Neigungswinkel des Erddrucks 8 beziiglich der Wandnormalen ergibt sich aus den Wechselwirkungen und Relativbewegungen zwischen Boden und Bauwerk. In der Regel ist: 8. > 0 und 8p < 0 Der Gleitflachenwinkel S(und zwar Sa' fiir Ea, Sp fiir Ep) ist abhangig von der Scherfestigkeit des Bodens sowie der Geometrie der Wandflachen und des Gelandes. Fiir den einfachen Fall gemaB Abb. 5.23 gilt Sa = 45 + cp/2 Sp = 45 - cp/2
5.7 Standsicherheitsnachweise fUr Gelande-bruch
Der GleitfHichenwinkel ,ist bei HinterfUlIungen entscheidend fUr den Ansatz der maBgebenden Scherparameter (anstehender Baugrund oder VerfUlImaterial) . Die Erddruckbeiwerte K werden Tabellen oder Diagrammen entnommen (s. DIN EN 19971, Anlage C). Entscheidend fUr die Erddruckwirkung in einem bestimmten Punkt der Wand ist die Horizontalkomponente (e), weshalb in den meisten Tabellen der Erddruckbeiwert fUr die Horizontalkomponente des aktiven bzw. passiven Erddrucks angegeben ist. Der sog. Mindesterddruckbeiwert fUr Fels von Ka = 0,15 entspricht einem Reibungswinkel von > 40° und stellt somit einen echten Mindestwert dar. Der Teilsicherheitsbeiwert fUr den Erdwiderstand betragt fUr die Bemessungssituation BS-P YR,e = 1.4 und fur standige Einwirkungen aus Erdruhedruck YEO,G= 1,2 (DIN 1054-101).
5.7 Standsicherheitsnachweise fur Gelandebruch Fur die Standsicherheitsnachweise bei Boschungen gelten die DIN EN 1997-1, Abschn. 11, sowie auch DIN 4084, Gelande- und Boschungsbruchberechnungen (2009). Ein Beiblatt mit erHiuternden Beispielen soli 2011 erscheinen. Der Nachweis der Gesamtstandsicherheit bezieht sich dabei auf einen Boschungsbruch, ausgelost durch das Eigengewichts des Erdkorpers, gegebenenfalls unter dem zusatzlichen Einfluss von Verkehrslasten und eines moglichen Wasserdrucks (Stromungsdruck, Porenwasserdruck). Der Gleitkorper wird dabei in der Regel als starrer Korper oder in Form mehrerer starrer Teilkorper behandelt. Der Nachweis der Standsicherheit schlieBt in der Regel den Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit ein, wenn die dabei auftretenden Verformungen (z. B. Kriechen) in einem vertretbaren Rahmen bleiben. Bei Gelandesprungen neben Gebauden oder Verkehrsflachen ist zusatzlich eine Begrenzung der mobilisierten Scherfestigkeit vorzunehmen oder es ist die Beobachtungsbauweise anzuwenden (DIN EN 1997-1, Abschn. 2.7).
215
Die Standsicherheit von Hangen und Boschungen wird der geotechnischen Kategorie GK 2 zugeordnet (s, Abschn. 4.1), wenn nicht besondere Verhaitnisse eine Einstufung in GK 3 erfordern. Dazu gehoren Kriechhange, das Auftreten von Porenwasserdruck, keine ebenen Bruchfiguren und dicht angrenzende Bebauung. Die Standsicherheitsnachweise erfolgen nach den Nachweisverfahren GEO 3 und beziehen sich auf Boschungs- und Gelandebruch sowie auf konstruktive Boschungssicherungen aller Art. Die Normen geiten nicht fUr die Beurteilung der Standsicherheit von Boschungen von Braunkohletagebauen.
5.7.1 Berechn ungsmodelle und Sicherheiten Fur die Beurteilung der Sicherheiten gegen Gelandebruch stehen insgesamt vier unterschiedliche Berechnungsmethoden zur VerfUgung: einfache Formeln beziehungsweise deren grafische Losungen sowie Ableitungen aus Diagrammen Lamellenverfahren fUr gekrummte Gleitflachen Starrkorpermethode bzw. Blockgleit-Verfahren Finite-Element-Methode (FEM). Fur Nachweise der Standsicherheit von Boschungen und Baugruben mit numerischen Methoden liegt eine Empfehlung der DGGT von 2004 vor. Die Wahl des Berechnungsverfahrens hangt abvon: Bruchmechanismus Untergrundaufbau (Schichtung und andere Trennflachen) Grundwassersituation (auch Sickerwasser, Porenwasserdruck) etwaigen Kriechverformungen. Die nachstehend beschriebenen einfachen Berechnungsverfahren gehen von der sog. Bruchtheorie aus, d. h. es werden immer Bruchflachen im Grenzgleichgewicht angenommen, in dem die einwirkenden mit den widerstehenden Kraften im Gleichgewicht stehen. Sofern auf StraBen in Hanglage oder auf Dammen Verkehrslasten
216
5 EinfOhrung in die Berechnungsverfahren fOr FlachgrGndungen und Geliindebruch
berucksichtigt werden mussen, werden diese mit 33,3 kN/m2 Verkehrsfliiche angesetzt. Der erste Schritt einer Standsicherheitsbetrachtung ist immer eine Vorstellung uber das bruchmechanische Modell sowie die Lage und Ausbildung der Gleitfliichen. Diese erste Vorstellung hat insofern entscheidende Bedeutung, als bei allen Berechnungsverfahren (konventionell und mittels Rechenprograrnmen) immer gewisse Vorgaben hinsichtlich des Verlaufs der Gleitflache gemacht werden mussen. Ihre Form kann je nach Untergrundaufbau ebenflachig oder kreisfOrmig sein, einsinnig gekrummt, gekrummtlanggestreckt sowie zusammengesetzt bzw. gebrochen (s. Abb. 5.26). 1m Allgemeinen treten in homogenen, bindigen Boden starker gekrummte, kreisfOrmige Gleitflachen auf, wahrend in Verwitterungsboden, die zur Tiefe hin fester werden, abgeflachte Gleitflachen die Regel sind. Ein Hilfsmittel fur die Konstruktion kreisformiger Gleitflachen ist die Annahme eines Abrisswinkels von 45° +
Dabei ist Ed der Bemessungswert der resultierenden Beanspruchung parallel zur Gleitfliiche bzw. des Moments der Einwirkungen im Gleitkreis-
Kreisformige Gleitflache
Gebrochene Gleitflache
Mit Durchgangspunkten vorgebene Gleitflache
Starrk6rpermethode
Abb. 5.26 Form der Gleitfliiche je nach Untergrundaufbau bzw. Berechnungsmethode.
mittelpunkt und Rd der Bemessungswert des entsprechenden Widerstandes. Die Bemessungswerte (d) ergeben sich durch Abminderung der charakteristischen Werte der Scherparameter mit den entsprechenden Teilsicherheitswerten:
Tabelle 5.3 Teilsicherheitsbeiwerte fOr Standsicherheitsberechnungen nach GEO 3 (nach DIN 1054-101) Kennwert bzw. Einwirkung
Symbol
B8-P
B8-T
BS-A
Y.. , Y..
1,25
1,15
1.10
Kohiision c' (driiniert) und Co (undriiniert)
ro. Yev
1,25
1,15
1,10
stiindige Einwirkungen, einschl. Wasserdruck
Yo
1,00
1,00
1,00
ungGnstige veranderliche Einwirkungen
Yo
1,30
1,20
1,00
Reibungsbeiwert tan
ql (driiniert) und tan flJo (undriiniert)
217
5.7 Standsicherheitsnachweise fUr Gelande-bruch Kreismittelpunkt
Gleilnlche
AusbiB dec Gleitfllche
Abb. 5.27 Konstruktion einer kreisformigen Gleitflache mit Hilfe des Abriss- und des Ausbisswinkels.
Die Teilsicherheitsbeiwerte fUr die Nachweisverfahren GEO 3 und die verschiedenen Bemessungssituationen (BS) sind auf Tab. 5.3 zusammengestellt. Ais ungiinstige veranderliche Einwirkungen gelten Verkehrslasten oder Stromungskrafte. Bei der Beurteilung der Standsicherheit natiirlicher Hange kann es zweckmaBig sein, zwischen wahrscheinlichen und moglichen Versagensmechanismen zu unterscheiden und diese mit unterschiedlichen Teilsicherheitsbeiwerten entsprechend der jeweiligen Situation (wahrscheinliche Bemessungssituation bzw. seltene Bemessungssituation oder auch auBergewohnliche Bemessungssituation) zu beaufschlagen (s. Abschn. 15.5.5). Die Abminderung des Sicherheitsniveaus sollte jedoch nicht zu nahe an den Grenzwert herangehen, weil sich bei Annaherung an den Grenzzustand bereits erhebliche kriechende Schubverformungen einstellen konnen. Die charakteristischen Werte von flachenbezogenen Boden- und FelskenngroBen, insbesondere die Scherfestigkeit, sind gemaB Abschn. 5.2 festzulegen. Voraussetzung fiir die oben genannte Festlegung charakteristischer KenngroBen ist, dass die angesetzte Scherfestigkeit auf den Flachen voll mobilisiert wird und duktiles Verhalten vorliegt, d. h. dass sich ein Bruch durch erkennbare Verformungen ankiindigt. Wenn die Problemstellung es erfordert, sind untere und obere Grenzwerte anzunehmen. Die iiber die Teilsicherheitsbeiwerte ermittelten Bemessungswerte (C{Jd' Cd) stellen reine RechengroBen dar. Das tatsachliche Sicherheits-
niveau hangt sehr stark davon ab, wieweit die zugrunde gelegten Versagensmechanismen der Wirklichkeit entsprechen. In Fallen mit bekanntern bruchmechanischen Modell (Gleitflache) und Scherfestigkeitsdaten hOherer Zuverlassigkeit (aus zutreffenden Riickrechnungen, speziellen Laborversuchen mit Material aus der Scherflache bzw. dem Ansatz von Restscherfestigkeit, die sich auch bei Riickrechnungen haufig ergibt), konnen die Bemessungswerte auch unmittelbar festgelegt werden. Dieses Vorgehen ist allerdings durch die neuen Normen nicht mehr gedeckt. Das Gleiche gilt auch fUr gezielt angesetzte SanierungsmaBnahmen. 1m Entwurf der ONorm B 4040 ist z. B. die Abminderung der Sicherheitsbeiwerte an Sicherheitsklassen gebunden, die von den moglichen Folgen bzw. der Gefahrdung von Menschenleben abhangig sind (s. Abschn. 15.5.6 und VOGLER 1990). Das verbleibende Risiko kann durch Messungen eingeengt werden. In den Abschnitten 5.7.2 bis 5.7.6 werden zunachst einfache grafische und rechnerische Losungen der gangigen konventionellen Berechnungsverfahren fiir ebene, gebrochene, kreisfOrmige, polygonale und aus vorgegebenen starren Bruchkorpern bestehende Gleitflachen behandelt, urn die Wirkung der einzelnen Faktoren im Hinblick auf die Sicherheitsdefinition zu verdeutlichen. Diese Berechnungsansatze sind auch Grundlage fiir die iiblichen EDV-Anwenderprogramme, die im Wesentlichen auf den Berechnungsmethoden von FELLENIUS, BISHOP oder JANBU bzw. dem Blockgleit-Verfahren (ehem. Starrkorpermethode) basieren. Voraussetzung fiir ihre Anwendung ist jeweils eine Vorstellung iiber das bruchmechanische Modell und den Verlauf der Gleitflache (Abb. 5.26). Die in der neuen Norm (DIN 4084:2009) angebotenen Berechnungsverfahren weichen teilweise von dies en einfiihrenden Brechnungsbeispielen abo
5.7.2 Standsicherheit bei ebener Gleitflache Der einfachste Mechanismus eines Boschungsbruches ist Gleiten auf ebener (vorgegebener) Flache. Dieser Bruchmechanismus kann sowohl grafisch als auch rechnerisch behandelt werden (WITTKE et al. 1988: 126; ZIEGLER 1988).
218
5
5 EinfUhrung in die Berechnungsverfahren fUr Flachgrundungen und Gelandebruch
B
A
Abb. 5.28 Krafteansatz und Krafteck fUr eine graphische Standsicherheitsberechnung bei ebener Gleitflache (u = Porenwasserdruck).
Die grafische Losung mit Hilfe eines Kraftecks ist in Abb. 5.28 dargestellt. Auf den Erdkorper iiber der Gleitschicht AB wirken als rutschungsausli:isende Krafte die Eigengewichtskraft G und die Auflast P. Hierbei ist angenommen, dass die Last P schnell aufgebracht wird, so dass sich ein Porenwasserdruck u aufbaut, der die Auflasten auf die Gleitflache vermindert. Das Krafteck wird in einem bestimmten KraftemaBstab aufgetragen, wobei N als Resultierende der Normalspannungen infolge G und P senkrecht auf die Gleitflache gerichtet ist. In Richtung der Gleitflache konnen die erforderliche Reibungskraft Re = N . tan
setzte Gleitflache kann ebenfalls noch grafisch behandelt werden (s. Abb. 5.29). Die Grenzzustandsbedingung ist erfiillt, wenn die abschiebende Erddruckkraft Ea aus dem Erdkeil BDF kleiner ist als die riickhaltende Erdwiderstandskraft Ep des Erdkorpers ABD. Beide greifen im Drittelpunkt von BD an (vgl. Abschn. 5.6.2), wobei vereinfachend eine horizontale Erddruckrichtung angenommen wird. Ea ergibt sich aus der Eigenlast G, des Erdkorpers BDF und der Reibung entlang der Strecke BF: Annahme von BD und Kreismittelpunkt M mit Radius r fUr Kreisabschnitt BF (Teil der Bruchflache) Hilfskreis r . sin
(
G·cosj3·tan
---'-----'-----> 1
G'sinj3
G, Q,
5.7.3 Standsicherheit bei gebrochener Gleitflache Eine aus einem ebenen und einem geraden oder gekriimmten (kreisfOrmigen) Teil zusammenge-
Abb. 5.29 Kriifteansatz fUr eine graphische Ermittlung der Standsicherheit bei gebrochener Gleitflache mit je einem Krafteck fUr Ea und Ep.
219
5.7 Standsicherheitsnachweise fOr Gelande-bruch
5
wobei der Mindesterddruckbeiwert fur Fels Ka = 0,15 betragt:
h2 E =y·_·K a
2
a
Ep ist mit der wirksamen Normalkraft N 2 in der
Gleitflache AB und den Scherparametern f{J2 und c2 in der Gleitflache bestimmt und wird ebenfalls uber ein Krafteck ermittelt: Richtung von N2 ist senkrecht auf AB Richtung von Q2 ist urn £P2 von N z abweichend Kohasionskraft C2 = c . AB Ermittlung von Gz aus Dreieck ABD und y Ermittlung von Ep im Krafteck, mit G2 nach GroBe und Richtung, C2 nach GroBe und Richtung sowie Q2 nach Richtung bekannt; von Ep Richtung bekannt, GroBe ergibt sich aus dem KraftemaBstab. Fur die Teilsicherheitsbeiwerte gelten die Angaben in Abschn. 5.7.1. Die Untersuchung muss gegebenenfalls fUr verschiedene Lagen von BD wiederholt werden.
5.7.4 Standsicherheitsnachweis nach den Lamellenverfahren Bei gekrummten Gleitflachen werden die Gleitkorper in der Regel in eine Anzahl moglichst gleich breiter senkrechter Lamellen aufgeteilt, urn sowohl die Lasten als auch die Lastschwerpunkte leichter ermitteln zu konnen. Die Breite der Lamellen wird entweder nach b = 1110 r (r = Radius des mutmaBlichen Gleitkreises) oder nach den Schnittpunkten der Schichtgrenzen mit dem Gleitkreis festgelegt (Abb. 5.30). Bei im Profilschnitt kreisformigen Gleitflachen, wie sie besonders bei einigermaBen homogenen bindigen Boden auftreten, stehen eine ganze Anzahl verschiedener Berechnungsverfahren zur Verfiigung (FELLENIUS 1948; BISHOP 1955). Zur Ermittlung des Grenzzustandes wird das Moment der ruckhaltenden Scherkrafte in der Gleitflache zerlegt in die Reibungskraft T und die Kohasionskraft C und wird den abschiebenden Momenten G· x, summiert uber aile Lamellen und bezogen auf den Gleitkreismittelpunkt gegenubergestellt (Abb. 5.30):
A
Abb. 5.30 Schema fOr die Ermittlung der Standsicherheit nach dem Gleitkreisverfahren (Lamellenverfahren).
L(T+C)-r
--'-----'--
LG ·X
~
1
Beim konventionellen Gleitkreisverfahren nach KREY (1926) werden fur die einzelnen Lamellen (Abb. 5.31) neben den Momenten G · x in dem Schnittpunkt der Schwerelinie der einzelnen Lamellen mit dem Gleitkreis
,,
,
,,
I
\ \
,,
I-'-, b
,
,, , \
----1
, .-
,,
ti E Abb. 5.31 Ansatz der Krafte an einem einzelnen Streifen und Krafteck zur Ermittlung von Q.
220
5 EinfUhrung in die Berechnungsverfahren fUr Flachgrundungen und Gelandebruch
5 ~I
s
~i
4
".- II,. it brs ", ". 20
107
116
100
lO,O
kN/~l, !J". '1-, ,'.6 kNfml 96
89
Abb. 5.32 Untersuchung der Standsicherheit eines natGrlichen Hanges mit gestreckter Gleitflache nach ]ANBU (nach DIN 4084, Beibl. 2).
die Normalkraft N (durch Kreismittelpunkt) und die Reibungskraft Q als Tangente an den Hilfskreis r . sin
Hierbei ist I,~=V.sinlJ+H'costJ, so dass der Radius des Gleitkreises aus der Gleichung entfallt. Der Tangentenwinkel S, der beim Kreis gleich der Polarkoordinate ist, lasst sich fUr die einzelnen Lamellen an jeder beliebigen Kurve ablesen. Ti sind die fUr die einzelnen Lamellen anzusetzenden riickhaltenden Krafte in der Gleitflache. Die Berechnung kann nach DIN 4084, Beiblatt 2, tabellarisch bzw. mittels iiblicher Rechenprogramme erfolgen (Abb. 5.32).
5.7.5 Starrkorpermethode bzw. Blockgleit-Verfahren Das Verfahren der zusammengesetzten, gegeneinander beweglichen starren Erdkorper nach GUDEHUS (1970) und GOLDSCHEIDER & GUDEHUS (1974) erlaubt ebenfalls fast beliebige geometrische Figuren und damit eine gute Anpassung an geschichteten und gekliifteten Untergrund, sowie an die haufig zu beobachtenden Bewegungsbilder von partiellen Parallelverschiebungen (Abb. 5.33). Der kinematische Standsicherheitsnachweis mit beweglichen Bruchmechanismen aus mehreren starren Korpern langs ebener Gleitflachen wird in der Regel mittels Rechenprogrammen durchgefiihrt (GUDEHUS et al. 1985: 329).
5.7 Standsicherheitsnachweise fur Gelande-bruch
221
5
bl verton'othler B
Abb. 5.33 Anpassung des Bruchmechanismus an Bewegungsindizien im Gelande (a) und Aufteilung in gegeneinander bewegliche Starrk6rper (nach GUDEHUS 1970).
5.7.6 Standsicherheit von Felsboschungen Standsicherheitsbetrachtungen von Felsboschungen sind zunachst weniger ein Problem des Berechnungsansatzes als der Ermittlung der ortlichen Gebirgsstrukturen. Die rechnerische Behandlung von Felsboschungen setzt eine moglichst zuverlassige Kenntnis des TrennflachengefUges (Schichtung, Kluftscharen, Schieferung) als Grundlage fiir den Ansatz von Bewegungsmodellen voraus. Urn das Kluftinventar im Boschungsbereich zu erfassen und bewerten zu konnen, sind entsprechende Aufschlussverhaltnisse erforderlich, die in der Erkundungsphase meist nicht zur Verfiigung stehen, sondern bestenfalls wahrend der BauausfUhrung. Die fur die Erstellung eines ingenieurgeologisch-felsmechanischen Berechnungsmodells erforderlichen Eingangsparameter sind in Tabelle 5.4 zusammengestellt. Bewegungen von Fels- und Kluftkorpern werden nahezu ausschlieBlich vom TrennflachengefUge bestimmt. Die haufigsten kinematisch moglichen Bewegungsformen sind Gleiten (Translation) und Kippen (Rotation). Je nach Raumstellung des Trennflachengefiiges ergeben sich dabei eine Vielzahl geometrisch-kinematischer Modelle fiir Gleitvorgange auf ebenen, abgetreppten oder keilformigen Bruchflachen bzw. fUr Kippen von einzelnen oder mehreren Bruchkorpern sowie ggf. kombiniert Gleiten und Kippen (MULLER et al. 2010). Die Bewegungen
konnen zunachst als bruchlose, kriechende Verformungen stattfinden, die zu Ausbauchungen von Teilen der Boschungsflache oder zu geringen Anfangsbewegungen von Kluftkorpern fiihren. Sie sind haufig temperatur- oder niederschlagsabhangig und konnen mit der Zeit einen Abfall der Scherfestigkeit bewirken. Bei zunehmenden oder wiederholten Kriechverformungen kann die Bewegung in die Bruchphase iibergehen. Fiir Gleitvorgange kommen gemaB Abschn. 13.2.1 folgende Berechnungsansatze in Betracht: Kreisformige Gleitflachen wie bei einem quasihomogenen und isotropen Lockergestein Bruch an zur Boschungsflache einfallenden Trennflachen Bruch an Trennflachenverschneidungen. Ein Bruch auf nahezu kreisfOrmigen oder abgeflachten Gleitflachen kann ersatzweise nur angenommen werden, wenn ein mehr oder weniger gleichmaBiges Trennflachenmuster ohne bruchauslosende Mittel- und GroBkliifte anzunehmen ist. Dabei muss versucht werden, die Scherfestigkeit in der Bruchflache den tatsachlichen Gegebenheiten anzupassen (Abb. 5.34), da die Ergebnisse sonst mehr oder weniger deutlich auf der unsicheren Seite liegen konnen. In steilen, infolge von Entlastungsverformungen gem. Abschn. 12 haufig offenen Kluftabschnitten (a) kann die Scherfestigkeit mehr oder weniger ausfallen. In Abschnitten mit bankigen Kluftabtreppungen (b) kann eine relativ hohe Gebirgsscherfestigkeit angesetzt werden, bestehend aus vorhandenen kur-
222
5 EinfUhrung in die Berechnungsverfahren fUr FlachgrOndungen und Gelandebruch
Tabelle 5.4 Eingangsparameter fUr Standsicherheitsuntersuchungen von Felsb6schungen (in Anlehnung an MULLER et al. 2010) Eingangsparameter
Erfassung oder Messung durch
Boschungs- oder Hanggeometrie
Direkte Vermessung
Neigungswinkel, Hohe
Fotogammetrie
Boschungs- oder Hangoberflache Standzeit der Boschung Gesteinsbeschreibung
Direkte Aufnahme, BohraufschlUsse
Raumstellung der Trennflachen in Form von markanten EinzelklOften oder statistischer Auswertung
Klufteinmessung und Auswertung Fotogammetrie
Kluftabsti:inde der Hauptkluftscharen Erstreckung und Durchtrennungsgrad Kluftoffnung, -bel age oder -fUliung WasserfUhrung, Wasseraustritte
Bohrungen, direkte Beobachtung,
Niederschlagsmengen und Verteilung
thermographische Aufnahmen
Haufigkeit von Starkniederschlagen Anzahl der Frosttage Dichte bzw. Wichte von Gestein und Gebirge
Laborversuche, Berechnung
Einaxiale Gesteinsdruckfestigkeit Kluftreibungswinkel aller Trennfliichenscharen Gesteins- und Gebirgsscherfestigkeit Kippwinkel Kinematisch mogliche Bewegungsmodelle Erfassen von Bewegungsanzeichen
zen Kluftabschnitten und neuen Scherbriichen entlang kurzer Schichtflachenabschnitte bzw. durch die Gesteinsbanke. In anderen Teilabschnitten konnen auch flachliegende Kluftflachen (c) oder Schichtflachen mit teilweisen Materialbriicken die Gleitflache bilden. In allen anderen Fallen muss versucht werden, auf der Basis der Raumstellung der Kliifte und cler Kluftverschneiclungen ein kinematisch mog-
Abb. 5.34 B6schungsbruch infolge abschnittsweise stark reduzierter Scherfestigkeiten entlang der Bruchflache (Erlauterung von a, b und c im Text).
Direktbeobachtung. Flachenpoldarstellung
223
5.7 Standsicherheitsnachweise fUr Geliinde-bruch
liches Bewegungsmodell zu erstellen, aus dem sich eine Boschungsbruchgefahrdung erkennen lasst. Das Erfassen der Raumstellung von Kluftverschneidungen als Lineare sollte nach Moglichkeit bereits im Aufschluss erfolgen. Das Ausbrechen solcher Gleitkeile ist sehr stark von der Verbandsfestigkeit abhangig. Die Wahl des Berechnungsverfahrens hangt sehr stark von der Realitatsnahe des Berechnungsmodells abo In der Praxis kommen meist einfache, zweidimensionale Verfahren zur Anwendung: (1) Gleiten eines Felskeils auf mehreren Ebenen gemaB Abb. 15.35:
y
f3
= Sicherheitsfaktor = Gleitflachenwinkel = Kluftreibungswinkel
5
Abb. 5.36 Gleiten eines Felskeils auf abgetreppter Ebene mit Scherbruch (nach MOLLER et. al. 2010).
y
n
n
bzw. nach NIEDZWIEDZ aus MULLER et al. (2009):
G
G ·cos· tanqJk
G'sin-(FN ·tanqJk +'l"s - A,) = Gewichtskraft (kN) = Kluftreibungswinkel (0) = Normalkraftkomponente infolge G auf
die Bruchflache (kN) 'l"s
As FqJl/2 = Widerstandskraft infolge Kluftreibung
auf den beiden Kluftflachen (kN) Fel/2 = Widerstandskraft infolge Kohasion eines bindigen Kluftbelags W. O. (kN) G* = Abtreibende Kraft auf dem Gleitkeil (kN). (2) Gleiten eines Gebirgskorpers auf einer abgetreppten Ebene mit Scherbruch gemaB Abb. 5.36:
= Gesteinsscherfestigkeit (MPa) = Scherflache der Kluftneubruche (m 2 )
Als Parameter fur Kippvorgange von einseitig mehr oder weniger freistehenden platten- oder turmartigen bzw. auch keilformigen Felskorpern (s. MULLER et al. 2010) wird der aus den Hauptkluftscharen und der Kluftkorperform abgeleitete Kippwinkel1{l herangezogen. Der Kippwinkel ergibt sich aus der Beziehung Kluftabstand der flachsten Hauptkluftschar
lj/= 90 - a r c t a n - - - - - - - - - - " - - - -
Kluftabstand der steileren Hauptkluftscharen
Als Kluftabstande konnen auch die geometrisch gleichen Kantenlangen von bewegungsgefahrdeten Gebirgskorpern herangezogen werden. Die Gefahr des Kippens wird haufig ausgelost bzw. verstarkt durch Auswitterung oder Plastifizierung von Liegend- oder Zwischenschichten oder durch langjahrigen Kluftwasser- bzw. Frostschub.
Abb. 5.35 Gleiten eines Felskeils auf mehreren zueinander geneigten Ebenen mit Scherbruch.
224
5
5 EinfUhrung in die Berechnungsverfahren fUr Flachgrundungen und Gelandebruch
5.7.7 Mechanische Wirkung des Wassers Die Grundwasserstromung im Gebirge wird vereinfachend als Potenzialstromung angenommen. Die Grundbegriffe einer solchen wirbelfreien Stromung einer idealen Flussigkeit sind in Abb. 5.37 zusammengestellt. Die Linien gleicher StandrohrspiegelhOhen bzw. gleichen hydraulischen Potenzials werden als Potenziallinien oder Aquipotenziallinien bezeichnet. Das Grundwasser flieBt entlang der Stromlinien. Die oberste Stromlinie entspricht der Sickerlinie. Die Stromlinien schneiden die Potenziallinien und auch die Grundwassergleichen senkrecht. Aus dem Potenzialnetz kann fur jeden Punkt des durchstromenden Bereiches das DruckgeHille nach Richtung und GroBe der Stromung ermittelt werden. Besteht zwischen zwei Punkten einer Potenzialstromung ein Potenzialunterschied, so kommt es zu einer Wasserbewegung. Der Hohenunterschied /::"h, bezogen auf den FlieBweg /::,.[, stellt das hydraulische GefaIle i dar: . /::"h
moglichen Bewegungsflache angesetzt (Abb. 5.38):
Yw = Wichte des Wassers in kN/m 3 h und h2 = Hohen des Grundwasserspiegels in m nach Abb. 5.38. j
Bei einer Standsicherheitsberechnung nach 5.7.1 kann die Sickerstromung im Boschungsbereich auch als Wasserdruck W unter Berucksichtigung der Auftriebswirkung in Ansatz gebracht werden: G( y, Y')·cos{3. tanqJ+c,/ __----------<1 G(y,Y')·sin{3+W
~~~
Die Wirkung des hydrostatischen Drucks in Spalten oder offenen Kluften ist schematisch in Abb. 5.39 dargestellt. Bei kleinen KluftOffnungen konnen bereits geringe Wassermengen einen hohen Kluftwasserdruck erzeugen: 1 W=_·y ·h 2 2 w w
1=-
/::,.[
Das hydraulische Gef;ille wirkt in FlieBrichtung. Bei dem FlieBvorgang erhohen sich die wirksamen Spannungen urn den Wert
/::,.h
t;j·Yw ' Diese
W = hydrostatischer Wasserdruck in kN/m 2 Yw = Wichte des Wassers in kN/m 3 hw = Standrohrspiegelhohe in m.
Zunahme wird als Stromungsdruck bezeichnet. Grundwasser hinter einer Boschungsfiache wird vereinfacht als Differenzdruck W bis zur Sic enin."
fE.
Abb. 5.37 Grundbegriffe der Potenzialstromung.
Abb. 5.38 Einfluss des Kluftwasserdrucks auf die Standsicherheit einer Boschung mit GroBkluften (aus MULLER 1963).
225
5.7 Standsicherheitsnachweise fOr Geliinde-bruch
5
T "w
t=~~~3;h l
Abb. 5.39 Wirkung des hydrostatischen Drucks in KIGften und Spalten.
Der Stromungsdruck in einem Rutschkorper kann vereinfacht auch als ein die ruckhaltenden Krafte in der Gleitflache abmindernder Porenwasserdruck u = h . Yw angesetzt werden (Abb. 5.40).
Fur uberschlagige Ermittlungen kann auch mit einem stromungsdruckbeeinflussten, abgeminderten Reibungswinkel cp*
gerechnet werden, was auch einer raschen Wasserspiegelabsenkung entspricht (genauere Verfahren s. SCHULTZE 1982: 265). Bei Ansatz von kurzfristigem Kluftwasserdruck in Kliiften ist zwischen hydrostatischem Kluftwasseraufstau, d. h. einem entsprechenden Kluftwasserdruck und der Wirkung des Stromungsdruckes von absickerndem Kluftwasser zu unterscheiden. Teilsicherheitsbeiwerte s. Tabelle 5.1. Die Bemessungswasserstande in Boschun-
Abb. 5.40 Ansatz des Porenwasserdrucks u bei einer Gleitkreisberechnung.
gen sind im Einzelnen au6erst schwer anzugeben, da Schwankungen der Grundwasserstande im Boschungsbereich sowie die Durchlassigkeiten der ma6gebenden Klufte meist schwer abzuschatzen sind. Von entscheidendem Einfluss kann sein, wenn in einzelnen Kluftabschnitten mehr Sickerwasser zulauft als absickern kann und sich somit ein Kluftwasserdruck aufbauen kann. Mit dem Ansatz von Wasserdruck konnen Standsicherheitsberechnungen ganz wesentlich beeinflusst werden. Die Wirkung des Wassers soUte dann aber durch gesicherte Beobachtungen belegt sein, da sonst andere Ursachen leicht verkannt werden (KRAUTER & KOSTER 1991). Sofern Entwasserungsbohrungen vorgesehen werden, sind diese bis hinter die Systemgrenze (Gleitflachen, Krafteintragungsstrecke von Ankern) zu fiihren. Bei Stutzkonstruktionen darf eine Beschrankung des Wasserdrucks durch Dranma6nahmen nur in Ansatz gebracht werden, wenn die Wartung und Kontrolle tiber die Nutzungsdauer des Bauwerks gewahrleistet ist.
66
Ursac en von Ursachen • e z ngen, zula Setzungen, zulassige g Se z ng u nterschiede, Setzungs terschiede, • I se chad n Risseschaden
Die haufigsten Verformungen des Baugrundes gemaB Abschn. 5 sind Setzungen, bzw. teilweise die umgekehrte Form der Lageanderung, Hebungen. Beide konnen folgende Ursachen haben: Belastung durch ein Bauwerk oder eine Schuttung Anderungen des Grundwasserspiegels oder des Wassergehalts Baugrubenaushub, Bodenabtrag, Bergbau oder Hohlraumeinbruch Gefrieren und Auftauen des Bodens Erosion oder Suffosion infolge Grundwasserstromung. Bei den Setzungen eines Bauwerks kommt es weniger auf die Gesamtsetzungen an, als auf die zu erwartenden Setzungsunterschiede. Fur die Festlegung der zulassigen Sohldruckverteilung (Abschn. 7.3) sind deshalb die vertraglichen Setzungsunterschiede maBgebend.
6.1 Setzungen und Setzungsunterschiede Die GroSe und Verteilung der Setzungen hangt ab von den Eigenschaften des Bauwerks, der
Grundungsart (Einzel-, Streifen- oder Plattenfundamentgrundungen) und vom Baugrund. Bei einheitlichem Baugrund und gleichmaBiger Sohldruckverteilung wird die Setzung sehr stark von der FundamentgroBe beeinflusst. Schwieriger zu berucksichtigen sind die Aushubentlastung, die Steifigkeit des Bauwerks, unterschiedliche Belastungen bzw. ungleichmaBige Sohldruckverteilung, die Ausbildung der Setzungsmulde und die Wechselwirkung mit Nachbarfundamenten, auch in Form von Mitnahmesetzungen (Abb. 6.1). Hinzu kommen immer vorhandene UnregelmaBigkeiten in der Zusammensetzung und der Beschaffenheit des Baugrundes, die durch Bohrungen und Laboruntersuchungen nie ganz geklart werden konnen. Insgesamt sind bei normalen Gebauden Gesamtsetzungen von 20 bis 50 mm hinnehmbar, wobei mit Setzungsunterschieden bis zu 50 % der maximalen Setzung zu rechnen ist. Fur Plattengrundungen auf uberkonsolidierten bindigen Boden werden Werte von 113 bis 116 der Gesamtsetzungen angegeben (Zusammenstellung in FRANKE 1980). AuBerdem wird bei der Abschatzung der Setzungsunterschiede noch zwischen starker zusammendruckbarem Untergrund direkt unter dem Bauwerk (Seichtsetzungen) und Setzungsherden in groBerer Tiefe (Tiefsetzungen) unterschieden.
,.----'---::"-=--'---'----\
H. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
Abb.6.1 Typische Risseschaden infolge von Mitnahmesetzungen durch einen benachbarten Neubau und infolge eines zu nachgiebigen Baugrubenverbaus.
228
6 Ursachen von Setzungen, zulassige Setzungsunterschiede, Risseschaden
Bei nichtbindigen Boden treten die Setzungen nahezu in voller GroBe kurze Zeit nach Lastaufbringung, also bereits wahrend der Rohbauzeit auf. Diese Setzungen beanspruchen das Bauwerk weniger als langer anhaltende Setzungen. Der Zeitsetzungsverlauf bindiger Boden weist dagegen nach verhaltnismaBig groBen Anfangssetzungen nur langsam ausklingende Langzeitsetzungen auf (s. Abschn. 2.6.4.3 und 5.5.3.5). Da Mauerwerk mit Kalkmortel oder Betonbauteile in den ersten Monaten Setzungen durch Kriechverformungen weitgehend schadensfrei aufnehmen konnen, sind bei zu erwartenden groBeren Setzungen bindiger Boden die Anfangssetzungen bis Rohbauende getrennt anzugeben (Abb. 6.2). Bei Ansatz der wirksamen Lasten ist auBerdem zu berucksichtigen, dass auf bindigen Boden nur langfristig wirkende Verkehrslasten Setzungen erzeugen. Literaturangaben uber langerfristige Zeitsetzungsbeobachtungen liegen von einigen Hochhausern aus Frankfurt a. M. vor. Sie zeigen, dass hier bis Rohbauende etwa 70% der Gesamtsetzungen eingetreten waren. Die restliehen 30 % verteilen sieh uber 5 bis 7 Jahre. Setzungsunterschiede stellen sich dabei meist schon sehr fruh ein. Die Setzungsernpfindlichkeit eines Bauwerks ist in erster Linie abhangig von der Steifigkeit des Baumaterials bzw. der Konstruktion. Ein schlaffes, statisch bestimmtes Bauwerk schmiegt sieh der Setzungsmulde mehr oder weniger an. Ein statisch unbestimmtes Bauwerk mit einer gewis-
BtlQstung
sen Steifigkeit von Dberbau und Grundung ist bestrebt, die Setzungsmulde und ortliche Setzungsunterschiede zu uberbrucken und die Setzungen durch Verlagerung der Spannungen auszugleichen (s. Abschn. 5.5.3.4). 1st ein Bauwerk nieht steif genug, die Biegebeanspruchung aufzunehmen, so treten Risse auf. Unter zuliissigen Setzungen bzw. Verformungen versteht man die unter gewissen Randbedingungen bauwerksvertraglichen Verformungen, die jedoch keine Rissefreiheit garantieren. Allgemein wird in der Baupraxis angenommen, dass bei unbewehrten Betonfundamenten und gemauerten Kellerwanden eine Setzungsdifferenz bis 1 em noch keine Schaden verursacht und dass bei konstruktiv bewehrten Streifenfundamenten und gemauerten Kellerwanden oder solchen aus unbewehrtem Beton bis 2 em Setzungsdifferenz aufgenommen werden konnen. Auch ein absolut starres Bauwerk erzwingt nicht unbedingt gleichmaBige Setzungen, sondern es konnen SchiefsteUungen auftreten, die den Nutzwert beeintrachtigen. Bei Wohnbauten wird eine Schieflage der FuBbOden von 1: 500 (2mm/m) als storend empfunden. Ab 15 mm/m wird von einem ungewohnlichen SchadensmaB gesprochen. Eine Schieflage eines Gebaudes von 1:20 (50mm/m) bedeutet Totalschaden (s. auch SCHMIDT 1993). Setzungsunterschiede durfen jedoch nieht fUr sieh allein, sondern mussen immer in Abhangigkeit von der Entfernung der betrachteten Punkte beurteilt werden. Setzungsunterschiede zwischen zwei Punkten werden allgemein als Winkelverdrehung w angegeben, solche zwischen drei Punkten als Biegungsverhaltnis. Letzteres ist
Dou.rlast
_ _.......n!m,t.WJfW',LUJJ.w.u.w.ww.u.4-=-SO=-~.;.::1p....:r•.:.; ..=-u....:ng=---_
Zell relah.e WlnI<elverdrehung
bII
---i'+'r>------..----x------- z." Gfso m tStUU"9
relatIVe Ourchbtegung Biegungs.erhallnlS all
S.llung
Abb. 6.2 Entwicklung der Lasten und der Hebung der Baugrubensohle bzw. der Setzungen in Abhangigkeit von der Zeit (aus RYBICKI 1985).
Abb. 6.3 Verformungen eines Bauwerkes als Winkelverdrehung w und als Biegeverformung (nach SOMMER 1978).
229
6.2 Ursachen von Rissen und Bauwerksschaden
6
Tabelle 6.1 Bauwerksbezogene zulassige Setzungsunterschiede. Grenzwerte
SeUungsschiiden
s/I 1/1000
keine Schaden
1/750
empfindliche Maschinen
1/600
Rahmen mit Ausfachung
1/500
Sicherheitsgrenze bei geforderter Rissefreiheit (kleinere Schiiden nicht auszuschlieBen)
1/300
Risse in tragenden Wanden, Grenze fUr Kranbauten
1/250
sichtbare Schiefstellung turmartiger Bauwerke
1/150
erhebliche Risse in Wanden, allgemein konstruktive Sch5den
das Stichma6 der Setzungsmulde durch die zugehorige Sehnenlange (Abb. 6.3). Die Biegung kann auch durch den Krummungsradius R ausgedruckt werden. Als empirisches Kriterium und als Vergleichsma6 fur das Auftreten von Risseschaden wird auch heute noch gerne die statistisch ermittelte Schadensgrenze fur Winkelverdrehungen von 1: 300 angegeben. Mit einer 1,5-fachen Sicherheit erhalt man dann die in der Literatur oft anzutreffende Schadensgrenze von 1: 500 (Tab. 6.1), bei der aber noch mit kleineren sichtbaren Risseschaden gerechnet werden muss. Echte Rissefreiheit scheint erst bei einer Winkelverdrehung von unter 1:1000 vorzuliegen. Diese Werte gelten nur fur Muldenlage. Bei Sattellage reagieren Gebaude empfindlicher und die oben genannten Werte sollten halbiert werden (s. DIN EN 1997-1, Anhang H). Auch bei Altbauten und Mitnahme-
a
setzungen von Nachbargebauden sind strengere Kriterien anzusetzen.
6.2 Ursachen von Rissen und Bauwerksschaden Werden die genannten Grenzwerte der zulassigen Setzungsunterschiede und damit die Beanspruchungsgrenze des Materials, das ist meist die kritische Zugdehnung, uberschritten, so konnen Risse auftreten. Bei der Ansprache von Rissen geht man allgemein von clem Rissebild eines Balkens auf zwei Stutzen aus (Abb. 6.4). Zu clieser Beanspruchungsart gehoren auch die meisten Risse infolge unterschiedlicher Setzung. Bei Gebauden kann man im Prinzip von drei Grund-
Abb. 6.4 Beanspruchung und Rissbild bei Sattel- und Muldenlage bzw. auBere Freilage (a) (aus RYBICKI 1985).
230
6 Ursachen von Setzungen, zuliissige Setzungsunterschiede, Risseschiiden
typen von Rissebildern infolge Baugrundverformungen ausgehen: starkere Setzungen unter einer Gebaudeseite oder -ecke (auBere Freilage) Muldenlage durch starkere Setzungen in Gebaudemitte (Setzungsmulde) Sattellage durch geringere Setzungen in Gebaudemitte.
Risse treten immer an der schwachsten Stelle der Konstruktion auf, das ist im Allgemeinen zwischen MauerOffnungen, also von Fenster zu Fenster oder iiber Tiiren. Bei diesen Schubversagensformen ist dann zu unterscheiden zwischen Fugenversagen oder dem auf massivere Beanspruchung hinweisenden Steinversagen (s. Abb. 6.7). AuBer den direkten Setzungsrissen konnen als weitere Folge Zugrisse auftreten, so dass die Deutung des Rissebildes oft schwierig ist. AuBerdem konnen Risse durch konstruktive Mangel, Dberbeanspruchung von Bauteilen, schiebende Decken oder Dachkonstruktionen, unterschiedliches Verhalten verschiedener Baumaterialien u. a. m. vorliegen. Bei einer sorgfaltigen Analyse der Risse lassen sich die Ursachen meist klaren, seltener allerdings schliissig beweisen. Leichte Risseschaden irgendwelcher Art treten bei vielen Gebauden auf und werden in der Regel hingenommen. Eine Rissbeschrankung ist bei sog. "weiBen Wannen" erforderlich (s. Abschn. 9.3). Vollstandige Rissefreiheit wird verlangt bei Fliissigkeitsbehaltern, Wasserbecken usw., wo schon feine Risse, die fUr die Standfestigkeit vollig unbedeutend sind, den Verwendungszweck des Bauwerks beeintrachtigen. Fiir die Schadensbeurteilung an historischen Bauwerken liegen drei Empfehlungen des Arbeitskreises der DGGT "Geotechnik historischer Bauwerke und Naturdenkmaler" vor : Nr.l, DurchfUhrung einfacher Verformungsmessungen an historischen Bauwerken (Geotechnik 74, 1997) Nr. 2, Baugrundbedingte Risse und Verformungen an historischen Bauwerken (Geotechnik 81, 2004) Nr. 3, Geotechnische Schadensfeststellung und -behandlung an historischen Bauwerken (Geotechnik 81, 2004). Bei der Behandlung der Setzungsschiiden und ihrer Ursachen muss auch an solche Beanspru-
chungen gedacht werden, die in einer Setzungsberechnung nicht erfasst und normalerweise auch in einer Baugrundberatung nicht unbedingt angesprochen werden. Von der Vielfalt solcher Ursachen sollen nachfolgend nur ingenieurgeologisch bedingte Zusammenhange behandelt werden. Eine umfangreiche Zusammenstellung von Griindungsschiiden bringt HILLMER (1991).
6.2.1 Erhohung des Wassergehaltes, Wasserdurchstromung Durch eine ErhOhung des Wassergehaltes bindiger Boden werden sowohl seine Tragfahigkeit als auch die Standfestigkeit abgemindert. Setzungen konnen aktiviert werden und es konnen Schaden auftreten. Besonders schadenstrachtig ist Wasser, das aus undichten Leitungen austritt und in konzentrierter Form auf den Baugrund einwirkt. Schluffboden mit niedriger Plastizitatszahl sind hierfUr besonders anfallig. In feinsandigen Schluffboden und in nicht oder leicht bindigen, sandig-steinigen Boden kann es bei Wasserdurchstromung zu Setzungen durch Feinkornumlagerungen kommen, wobei das Feinkorn in GroBporen zwischen Grobkornanteilen wieder abgelagert oder aber weggespiilt wird (s. Abschn. 2.1.6). Derartige Erscheinungen konnen auch schon durch eine Versteilung des Grundwassergefalles bei Grundwasserentnahmen (Sandgewinnung) oder bei Stauhaltungen (s. Abschn. 18.2.4) ausgelost werden.
6.2.2 Grundwasserabsenkung und Wasserentzug durch Baume Durch die zunehmende Nutzung der Grundwasservorrate aber auch durch groBere Wasserhaltungen bei Bauvorhaben bzw. Tunnelvortrieben oder Tagebauprojekten kommt es in unserem dicht besiedelten Gebiet immer haufiger zu unerwiinschten Begleiterscheinungen bei der Absenkung der Grundwasseroberflliche. Auch untertagiger Bergbau kann zu einem Versinken von Grundwasser fiihren (s. Abschn. 16.7.4).
6.2 Ursachen von Rissen und Bauwerksschaden
Das Absenkma6 muss dabei nicht immer viele Meter betragen. Auch relativ geringe Absenkungen der freien Grundwasseroberflache von oft nur 1 bis 2m konnen zu merkbaren Gelandesenkungen und zu Schaden an Bauwerken fiihren. Senkungen bzw. Setzungen durch Absenkung der Grundwasseroberflache reagieren bei nichtbindigen und leicht- bis mittelplastischen bindigen Schichten (z. B. junge Talablagerungen) sehr rasch auf Spiegelsenkungen und Beharrungszustande. Die rucklaufigen Hebungen bei einem Wiederanstieg der Grundwasseroberflache sind dagegen gering. Sie betragen meist nur bis 10 % der vorausgegangenen Setzungen, bei stark tonigem Untergrund z. T. auch einige Zehnerprozente. Unabhangig von diesem praktisch reziproken Vorgang der Grundwasserabsenkung konnen, besonders in Schluff- und SandbOden, bei einem Wiederanstieg des Grundwassers durch direkten Einfluss des Wassers auf die Bodenstruktur auch erneut Setzungen (Sackungen, Abschn. 2.6.4.2) und Gebaudeschaden ausgelost werden (s. Abschn. 16.7.5). Bei Setzungen infolge Absenkung der Grundwasseroberflache ist einerseits ein Setzungsanteil als Foige der Zusatzbelastung des Korngerustes durch Wegfall des Auftriebs zu berucksichtigen, andererseits treten in bindigen Boden bei einer Abnahme des Wassergehaltes sog. Schrumpfsetzungen auf, welche die Ersteren im Ausma6 weit ubertreffen konnen. Der Wegfall des Auftriebs bewirkt in den betroffenen Schichten eine Erhohung der effektiven Spannungen, die entsprechende Setzungen auslosen. Diese sind abhangig von der Machtigkeit und dem Steifemodul der setzungsfahigen Schicht sowie dem Absenkma6 der Grundwasseroberflache. Die zusatzliche Belastung betragt etwa 10 kN/m2 je Meter Absenkung. Diese Zusatzbelastung in den entwasserten Schichten wird allerdings uberlagert von einer gewissen Entlastung der darunter liegenden Schichten durch die verringerte Wasserlast infoige Grundwasserabsenkung (s. MARTAK 2005). Diese Setzungsanteile sind rechnerisch einigerma6en erfassbar (HERTH & ARNDTS 1994; KATZENBACH & QUICK 1996; ZIEGLER et a1. 2007; 2009). Wahrend in den nichtbindigen Schichten die Setzungen sehr rasch auftreten, wird in starker bindigen Schichten die Zusatzbelastung zunachst vom Porenwasser aufgenommen und die Setzun-
231
gen treten infolge der Konsolidierung zeitverzogert auf. Ein wieder ansteigender Grundwasserspiegel bringt den Auftrieb zuruck, so dass die effektiven Spannungen umgekehrt wieder vermindert werden, was entsprechende Hebungen zur Foige hat. Infolge der durch den Konsolidierungsvorgang stark bindiger Schichten bedingten Verzogerung kann es vorkommen, dass die Setzungen zum Zeitpunkt des beginnenden Wiederanstiegs des Grundwassers noch nicht abgeschlossen sind, sondern noch einige Zeit weiterlaufen und sich mit den beginnenden Hebungen uberlagern (ZIEGLER et a1. 2007; 2009). In bindigen Boden treten bei Abnahme des Wassergehaltes zusatzlich Kapillarspannungen auf, die mit zunehmender Feinporigkeit erhohte Volumenverminderungen zur Foige haben. Das Ausma6 dieser Schrumpfsetzungen ist abhangig von der Wassergehaltsabnahme sowie der Machtigkeit und Feinporigkeit der entwasserten Bodenschicht. Ihre Gro6enordnung kann nach dem Anfangsast der Kurve des linearen Schrumpfens (s. Abschn. 2.5) und der jeweiligen Wassergehaltsabnahme abgeschatzt werden und betragt haufig mehrere Zentimeter. Schrumpfsetzungen treten besonders bei tonigen Boden (> 20 % Tonanteile) oder solchen mit organischen Beimengungen auf, wobei ein Anteil an organischen Substanzen von 5 bis 10 % die Feinporigkeit eines Schluffbodens und sein plastisches Verhalten schon sehr stark beeinflussen. Auch von Bandertonen mit hoheren Smektitgehalten werden Schrumpf- und Quellvorgange beschrieben (HEYM 2005). Ais Gegenma6nahme wird in der Regel eine Durchgrundung der setzungsaktiven Zone in Form von Tieferfiihrung der Grundung oder Bodenaustausch (s. Abschn. 7.4.3) empfohlen, Der kritische Wechselbereich des naturlichen Wassergehalts betragt in unseren Klimabereichen bis etwa 2 m, in subtropischen Klimazonen auch mehr. Neuerdings wird ais Ma6nahme gegen Schrumpfen und Quellen des Baugrunds auch eine Grundung auf Kalkpfahlen empfohlen (SARHAN 2009). Nach PLACZEK (1982) gilt die aus dem Schrumpfversuch abzuleitende Abhangigkeit zwischen Wassergehaltsanderung und Bodenverformung nur fur direktes Schrumpfen infolge Niederschlagsarmut und Sonneneinstrahlung, wenn die schwindfahige Schicht oberflachig ansteht und nicht von Deckschichten uberlagert
232
6 Ursachen von Setzungen, zulassige Setzungsunterschiede, Risseschaden
wird. Nichtbindige Deckschichten mit geringer Kapillaritat und Restwassergehalten > 5 % verzogern oder verhindern den Schwindvorgang der Liegendschicht. Schrumpfsetzungen konnen auch auftreten bei einer Entwasserung oberflachennaher Tonschichten infolge Dranung oder durch Kanalgraben. Auch gro6flachige Bodenversiegelungen konnen Schrumpfsetzungen bewirken (z. B. an Innenfundamenten gro6flachiger Hallenbauten). In starker organischen Boden treten bei Luftzutritt auch biochemische Abbauvorgange auf, die zu einem langsamen Substanzverlust (sog. Humusverzehr) fiihren. Von Torfboden ist au6erdem bekannt, dass nicht nur bei Grundwasserabsenkung erhebliche Setzungen und Spalten im Gelande auftreten, sondern dass es auch bei einem Wiederanstieg des Grundwassers erneut zu erheblichen Setzungen kommen kann. Gebaudeschaden durch Schrumpfen sind besonders da zu erwarten, wo sich mehrere Einflussfaktoren iiberlagern, die dann in ihren Auswirkungen auch meist nicht zu trennen sind. Dazu gehort, wenn die Grundwasseroberflache unter die Untergrenze bindiger Deckschichten absinkt oder der kapillare Aufstieg nicht mehr ausreicht, die Wassergehaltsabnahme im Boden einigerma6en auszugleichen. Schrumpfsetzungen treten besonders bei iibermaBiger Oberflachenverdunstung und verstarktem Wasserverbrauch von Bitumen auf, insbesondere von Laub abwerfenden Baumarten in niederschlagsarmen Perioden und konnen 3 bis 5 cm und mehr erreichen. Der Einflussbereich von gro6eren Baumen ist je nach Baumart und Wurzelsystem unterschiedlich. Ein Pfahlwurzelsystem reicht je nach den ortlichen Bodenluft- und Bodenwasserverhaltnissen 4 bis 6 m tief. Dazu gehoren z. B. Trauben- und Stieleichen. Ein aus mehreren gleich starken Wurzeln bestehendes Herzwurzelsystem von Platane, Buche, Schwarzerle, Birke, Hainbuche reicht 2 m bis z. T. ebenfalls 6 m Tiefe. Beim Senkerwurzelsystem gehen von vorherrschend horizontal wachsenden Wurzeln flache Senkerwurzeln in den Boden, die meist nur eine Tiefe von 1 bis 2 m erreichen. Unabhangig von diesen Standardtypen der Wurzelausbildung treten in Abhangigkeit von den Bodenverhaltnissen zahlreiche Dbergangstypen auf. Besonders bei Gro6baumen ist immer mit untypischen Starkwurzelverlaufen zu rechnen. Der horizontale Ein-
flussbereich der Wurzeln gro6erer Baume kann bei man chen Baumarten 10 bis 20 m erreichen. Die gro6te Schadenswirkung ist dabei in einem 3 bis 6 m breiten Kranz au6erhalb der Kronentraufe zu erwarten, was bedeutet, dass die iibliche Faustregel Wurzelraum = Kronentraufe plus 2 m nicht ausreichend ist. Bei einer Gruppenwirkung von mehreren eng stehenden Baumen kann sich sowohl die Reichweite vergro6ern, als auch die Wirkungstiefe (PRINZ 1990). Der Wasserverbrauch von Laub abwerfenden Baumarten ist nur wahrend der Vegetationsperiode (April bis Mitte Oktober) von Bedeutung. Er hangt ab von der Transpirationsrate der Blattorgane und der Verfiigbarkeit des Bodenwassers. In der Literatur wird der mittlere tagliche Wasserverbrauch eines etwa 12m hohen Baumes mit 30-70l/d angegeben. Der maximale Wasserverbrauch an Strahlungstagen ohne Einschrankung in der Bodenwasserversorgung kann den doppelten Wert erreichen. Diesen Verbrauchsmengen steht in Schluff- und Tonboden eine nutzbare Feldkapazitat nFK (Porenraum 50-0,2 flm, s. Abschn. 2.8.1) von 30-20 Vol.-% gegeniiber, d. s. 300 bis 200l/m3 • Der Totwasseranteil (Feinporenanteil < 0,2 flm) betragt 30-10 Vol.-%. Der jahrliche Gesamtverbrauch von Laubbaumen wird mit 500 bis 800 mm Wassersaule angegeben. Die Feldkapazitlit FK ist das Wasservolumen, das ein Boden gegen die Schwerkraft maximal zuriickhalten kann (in Vol.-% oder mm WS). Die im Boden dabei auftretende Wasserspannung ist eine Funktion der Wassersattigung der Poren und wird durch den pF-Wert ausgedriickt. 1m Boden konnen pF-Werte zwischen 1 und 7 auftreten. Eine Wasserspannung von pF = 1,8 entspricht der Feldkapazitat (HOLTING & COLDEWEY 2009:35). Die Saugspannung der Wurzeln wird allgemein mit pF 2,5 bis pF 4,2 angenommen. Der hohere Wert entspricht einer Saugspannung von etwa 15 bar bzw. 1,5 MPa (Abb. 6.5 und Abschn. 16.3.2) und greift damit bereits die gebundene Wasserhiille (Adsorptionswassser, s. Abschn. 2.3.1) an, was die beobachteten Schrumpfma6e erklart. Typisch fiir die lastunabhangigen Schrumpfsetzungen ist der hohe Anteil an Horizontalrissen in Wanden und eine Verkippung der Wande nach au6en. Schrumpfsetzungen verlaufen in analoger Abhangigkeit von der Wassergehaltsabnahme sowie der Feinporigkeit und Machtigkeit des
233
6.2 Ursachen von Rissen und Bauwerksschaden
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Abb. 6.5 Saugspannungskurven schluffig-toniger Lockergesteine mit Angabe der Gblichen Feldkapazitat (FK) im Vergleich mit der Saugspannung (pF-Wert) der gebundenen WasserhGlie (nach DIN 4049-3). Der Markierungskreis entspricht der Saugspannung der Pflanzenwurzeln bei eingeschriinkter Bodenwasserversorgung.
Bodens. Setzungsunterschiede und dadurch bedingte Schaden an der Bebauung sind auf UnregelmaBigkeiten im Untergrundaufbau (organische Einlagerungen, rinnenformige Lagerung) oder auf unterschiedliche Griindung bzw. Lasten zuriickzufiihren. So sind z. B. Schrumpfsetzungen unter Fundamenten meist groEer als unter KellerfuEboden, was zu der vielfach beobachteten Aufwolbung letzterer fiihrt. Grofiere Grundwasserabsenkungen konnen ausgepragte Setzungsmulden bewirken, in denen Vorgange wie iiber bergbaulichen Senkungsmulden auftreten, mit deutlichen Zerrungs- und Pressungserscheinungen. In Zerrungszonen konnen Langenanderungen im Boden von 0,5-1,0% vorkommen. Ab 0,8 %, d. s. 8 mm je Meter, ist mit
Rissen im Gelande zu rechnen. ORLOWSKY & LEHMANN (2007) berichten iiber eine solche durch Steinkohlenabbau ausgeloste aktive Zerrungszone mit Rissbreiten bis 3 cm. Die Ergebnisse tomographischer Durchschallungsverfahren zeigten eine tiefreichende Festigkeitsminderung an dieser Zone, die wegen teilweiser Uberbauung mittels Dammerverpressung saniert werden musste. Die SetzmaEe sind yom AbsenkungsmaE und besonders yom Untergrundaufbau abhangig. In einem der wohl groEten kontrollierten Grundwasser -Absenkungsgebiete, dem Rheinischen Braunkohlerevier, wurden die oberflachennahen Grundwasserstockwerke seit den 1950er Jahren auf anfangs 50-100 m, seit den 1980er Jahren auf z. T. iiber 400 m Tiefe abgesenkt und die Liegendstockwerke entspannt. Die aufgetretenen Setzungen resultieren hauptsachlich aus den bindigen Schichtanteilen (Tonlagen) der hier vorwiegend feinsandig ausgebildeten Tertiarsedimente. Insgesamt hat sich groEraumig eine flache Senkungsmulde mit einem Maximum von etwa 4 m eingestellt. ZIEGLER et a1. (2007; 2009) haben fiir diese durch Grundwasserabsenkung und -wiederanstieg bedingten Bodenverformungen ein analytisches Rechenmodell entwickelt, dessen Ergebnisse mit den Setzungsmessungen recht gut iibereinstimmen. Mit groEeren Setzungsunterschieden und Schaden ist vor allen Dingen an geologischen Grenzflachen (Verwerfungen) zu rechnen, an denen auf kurze Entfernung Setzungsdifferenzen von einigen Dezimetern beobachtet wurden. Auch bei einer spateren Flutung von stillgelegten Grubenbauen und einem Wiederanstieg des Gruben- und Grundwassers konnen vieWiltige Probleme auftreten (s. Abschn. 16.7.5). Das mittlere relative SetzmaE betragt in den vorwiegend feinsandigen Tertiarsedimenten je nach Schichtausbildung insgesamt 1-5 mm auf 1 m Grundwasserabsenkung. In den vorwiegend tonig ausgebildeten Tertiarsedimenten des Mainzer Beckens wurden bei mittelfristigen Grundwasserabsenkungen relative SetzmaEe von 1-3mm/m und bei langfristigen AbsenkmaEnahmen solche von 5-10 mm/m beobachtet (PRINZ 1990). Die riicklaufigen Hebungen bei Wiederanstieg des Grundwassers betrugen 2 bis 4 mm/m. Auch hierbei sprechen nichtbindige Schichten mehr oder weniger unmittelbar an,
234
6 Ursa chen von Setzungen, zuliissige Setzungsunterschiede, Risseschiiden
wiihrend bindige Schichten wegen der nachwirken den Konsolidation zeitverzogert und mit deutlich verringerter Geschwindigkeit reagieren (s.o.). Auch bei Absenkung des flurnahen Grundwassers in Talniederungen mit ortlich weichen oder organischen Einlagerungen konnen erhebliche Setzungsunterschiede auf kurze Entfernung auftreten. Diese Erfahrungen sind besonders bei der Grundwasserabsenkung im Hessischen Ried gemacht worden, wo die Grundwasseroberflache in den Jahren 1964 bis 1982 und verstarkt durch die niederschlagsarmen Jahre 1971 bis 1976 urn 1 bis 5 m abgesenkt worden ist. Die in verschiedenen Ortschaften aufgetretenen Gebaudeschaden waren fast ausschlie6lich auf Dberbauung von alten Flussschlingen mit weichen und organischen Sedimenten zuruckzufiihren (PRINZ 1990). Die seitdem stark rucklaufigen Grundwasserentnahmen und die seitdem wieder starkere Grundwasserneubildung haben einen deutlichen Wiederanstieg der Grundwasseroberflache bewirkt, was Vernassungsschaden und auch weitere, z. T. ungleichmamge Sackungen zur Folge hatte (PAPE 2003).
6.2.3 Entnahme von Erdgas und Erdal Bei der Forderung von Erdgas und Erdol fiihrt die Abminderung des Lagerstattendrucks bei unvollkommen wirksamen Randwassertrieb zu Zusatzspannungen in der uber dem jeweiligen Forderhorizont liegenden Schichtenfolge, die ebenfalls Konsolidationssetzungen zur Folge haben, die Dezimeter- bis Meterbetrage erreichen konnen. Auch im Oberrheingraben sind in den 1960er und 1970er Jahren an einigen Stellen derartige Erscheinungen beobachtet (Lit. s. PRINZ 1997). Derartige Ereignisse werden auch vom Gasfeld Groningen und von der Po-Ebene berichtet (s. Geotechnik 1996: 4, S. 317). Die Radarsatelliten- Interferometrie erleichtert heute die Kontrolle derartiger gro6flachiger Bodenbewegungen (RIEDMANN 2007; BENECKE et al. 2007).
6.2.4 Baugrundhebungen infolge Quellerscheinungen oder Kristallisationsdruck Baugrundhebungen an niedrig belasteten Zwischenwanden bzw. von Fu6b6den infolge Quellhebung sind schon bei vielen Tonsteinen und Tonen beobachtet worden (s. Abschn. 2.6.11). Dies beruht darauf, dass bei leichten Bauwerksteilen der Quelldruck den Sohldruck ubersteigen kann, was die Hebungen auslost. Bei ausgepragt plastischen Tonen kann das Schwellen bzw. Quellen bis zu 10 % der Schichtdicke betragen. Baugrundhebungen infolge Kristallisationsdruck werden besonders von der Posidonienschiefer-Formation Baden-Wurttembergs beschrieben. Die dunnschichtigen, bituminosen Posidonienschiefer des Unterjura enthalten z. T. 5-8 % Pyrit, der bei Kontakt mit sauerstoffreichen Grundwasser oxidiert (s. Abschn. 2.2.3) und in Gips ubergeht. Ober der Grundwasseroberflache (bes. bei Grundwasserabsenkung, Dranung oder Abhalten von Niederschlagswasser infolge gro6flachiger Dberbauung, verstarkt bei Warmeabstrahlung) scheiden sich auf den Schichtflachen der dunnschichtigen Posidonienschiefer feinste Sulfatminerale (Gips CaS0 4 • 2H 20 und untergeordnet Melanterit FeS04 • 7H 20) ab, deren Kristallisationsdruck zeitverzogert nach etwa 3 bis 5 Jahren zu Baugrundhebungen von z. T. mehr als 10 cm pro Meter betroffener Gesteinsmachtigkeit fiihren kann. Unter hoher belasteten Fundamenten (a> 300kN/m2) sind Baugrundhebungen dieser Art noch nicht beobachtet worden. Bei Fundamenten werden diese Sohlpressungen oft erreicht, nicht jedoch unter erdaufliegenden Fu6boden (Lit. s. PRINZ 1997). Eine Volumenzunahme infolge Kristallisationsdrucks von Gipskristallen kann auch in anderen feinschichtigen, gipshaltigen Boden (z. B. des Unter- und Mitteljura, s. WAGENPLAST 2005) oder auch in gipshaltigen Auffullmaterialien (Schlacken) auftreten. Weitaus die meisten Schadensfalle sind jedoch aus dem Posidonienschiefer Baden -Wurttembergs bekannt geworden. HECKOTTER & SCHWALD (1994) beschreiben Hebungen eines Hallenbodens, fur dessen Unterbau ein nicht raumbestandiges Huttenmineralgemisch verwendet wurde, das ungebundenes Magnesiumoxid enthielt. Bei Feuchtigkeitszunahme
6.2 Ursachen
235
von Rissen und Bauwerksschaden
wird dieses in Mg(OH)2 umgewandelt, wobei nachtraglich im Laborversuch eine VolumenvergroBerung bis zu 40 % gemessen wurde. Volumenzunahme und Baugrundhebungen treten besonders beim Hydratationsprozess von Anhydrit zu Gips auf (s. Abschn. 2.6.11 und 17.5.2.2). Bei Griindungen im Anhydrit bzw. bei Anschneiden des Anhydritspiegels in Einschnitten oder Tunneln und gleichzeitigem Wasserzutritt ist mit einer Aktivierung der Hydratation und Hebungserscheinungen von Dezimetern bis Metern zu rechnen. An der BAB A 81 sind in Einschnitten Hebungen von an fangs 10 bis 15cml Monat gemessen worden, die nach einem Jahr auf etwa 6cm/Monat zuruckgegangen sind (KLEINERT & EINSELE 1978). Die Bewegungen sind auch nach 25 Jahren noch nicht ganz zur Ruhe gekommen. 1m Jahr 2008 ist in Staufen, Sudbaden, beim Abteufen von Geothermiebohrungen Wasser eines tieferen Stockwerks in ein bisher wasserfreies Anhydritlager aufgestiegen und hat Hebungen in DezimetergroBenordnung ausgelost, mit entsprechenden Gebaudeschaden im Stadtbereich (s. Abschn. 19.2.2.1).
breiten. Zu den Raumwellen gehOren die Longitudinalwellen, auch Kompressionswellen oder Primarwellen (P-Wellen) genannt, und die Transversalwellen bzw. Scherwellen oder Sekundarwellen (S-Wellen). Bei der Fortpflanzung der P-Wellen wird das Medium abwechselnd gepresst oder gezerrt. Bei der S-Welle tritt keine Volumenanderung ein, sondern eine reine Scherverformung mit Biegung und Schub. Die P-Wellen bewirken eine Erhohung des Porenwasserdrucks, wahrend die langsameren S-Wellen durch die Scherbeanspruchung eine Umlagerung des Korngefuges verursachen (Abb. 6.6). An freien Oberflachen werden die P- und S-Wellen reflektiert und es entsteht als Obermichenwelle die so genannte Rayleighwelle (R-Welle), die sowohl longitudinale als auch transversale Verschiebungskomponenten aufweist. Fur oberflachennahe Erschutterungsprobleme sind die R-Wellen oft von ausschlaggebender Bedeutung. An Grenzflachen von zwei Schichten treten Wellenreflexionen auf. Erschiitterungen konnen von einer Vielzahl von Erregern verursacht werden. Unterschieden werden sog. transiente (kurzzeitige), intermittente (zeitweise auftretende) oder stationare (anhaltende) Schwingungen: Stationare Erschutterungen durch Rammgerate, Verdichter, Hammer- und Brecheranlagen, Schrottscheren, Sagegatter, Stanzen u. a. Kurzzeitige Erschutterungen durch Fallimpulse, Z. B. bei Abbrucharbeiten, Sprengerschutterungen, Erdbeben (s. Abschn. 4.2.3).
6.2.5 Einfluss von L ErschllUerungen Erschutterungen sind niederfrequente (10 bis 50 Hz) Vibrationen, die sich im Boden in Form von Raumwellen oder Oberflachenwellen aus-
a) KompreutOOswel •
.. Ton. lOll Ton. wa .... rgesaUIgl Sand. KlM Sand, wa .... rgesalllgi MorAnen Motanon. wassergesAlIIgl Sendslern. $ctIaarer GraM, GfMu8
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4000
5000 mi.
Abb. 6.6 Schematisches Augenblicksbild der Wellenarten und Wellengeschwindigkeiten fOr verschieden Bodenarten.
236
6 Ursachen von Setzungen, zulassige Setzungsunterschiede, Risseschaden
Tabelle 6.2 Frequenzabhangige Anhaltswerte der Schwinggeschwindigkeit zur Beurteilung der Wirkung von kurzzeitigen Erschutterungen auf Gebaude (nach ERICHSEN et al. 2004). Zeile
Gebaudeart
Anhaltswerte fUr die Schwinggeschwindigkeit Fundament
Frequenz
Gewerblich genulzte Bauten, Industriebauten und ahnlich strukturierte Bauten
v" in mmjs
oberste Deckenebene, horizontal 10 bis 50 Hz
50 bis 100 *) Hz
aile Frequenzen
< 10 Hz 20
20 bis 40
40 bis 50
40
2
Wohngebaude und in ihrer Konstruktion und/oder ihrer Nulzung gleichartige Bauten
5
5 bis 15
15 bis 20
15
3
Bauten, die wegen ihrer besonderen Erschutterungsempfindlichkeit nicht denen nach Zeile 1 und 2 entsprechen und besonders erhaltenswert (z. B. unter Denkmalschulz stehend) sind
3
3 bis 8
8 bis 10
8
*) Bei Frequenzen iiber 100 Hz diirfen mindestens die Anhaltswerte fUr 100 Hz angesetzt werden.
Verkehrserschutterungen nehmen eine Mittelstellung zwischen den kurzzeitigen Einzelereignissen und den anhaltenden Erschiitterungsanregungen ein. Zu beachten ist besonders Verkehr iiber unebene Fahrwege. MASSARSCH & CORTEN (1988: Tab. 3) geben eine Obersicht iiber die typischen Erschutterungsquellen, die zu erwartenden Schwingungsintensitaten und auch deren Frequenzbereiche (s. MASSARSCH 2002 und SCHALK et al. 2004). Ein weiterer Effekt, der durch in Schwingungen versetzte Gegenstande ausgestrahlt wird, ist der sog. Sekundar-Luftschall. Diese horbaren Schallimmissionen konnen Z. B. bei U - Bahnen storender sein als Erschutterungsimmissionen. Bodenerschutterungen fuhren zu Belastigungen der Anlieger und konnen Schaden an baulichen Anlagen bewirken. Da es im Bundesimmissionsschutzgesetz (BimSchG) keine Richtwerte fur die Beurteilung von Erschiitterungen gibt, werden in der Praxis die Anhaltswerte der DIN 4150-1 bis 3 herangezogen: Teil 1 Vorermittlung von SchwingungsgroBen (2001)
Teil2 Teil3
Einwirkungen auf Menschen in Gebauden (1999) Einwirkungen auf bauliche Anlagen (1999).
Ma6gebende Schwingungsgro6e fur die Beurteilung der Erschutterungswirkung ist die Schwinggeschwindigkeit Vi (mm/s) der an Fundamenten (Kellermauern) oder Decken ankommenden Bodenerschutterung (Tab. 6.2). Bei den Tabellenwerten ist zu beachten, dass es sich urn Anhaltswerte handelt und nicht urn Grenzwerte. Bei Gebaudeerschiitterungen werden dabei die Spitzenwerte der Maximalamplitude der Schwinggeschwingigkeit Vrnax herangezogen und nicht die effektive Schwinggeschwindigkeit (KBWert) wie bei Einwirkungen auf Menschen (s. DIN 4150-2 und MULLER-BoROTTAU 2000). Durch Erschutterungen werden, von den Fundamenten ausgehend, einzelne Teile eines Gebaudes in unterschiedlicher Weise angeregt und dadurch Spannungen in den Bauteilen erzeugt. Die groBten Schwingungsamplituden sind in Deckenmitte des obersten Vollgeschosses zu erwarten. Gemessen wird an der dem Erreger
6.2 Ursachen von Rissen und Bauwerksschiiden
zugewandten Gebaudeseite. Deckenschwingungen werden im obersten Vollgeschoss gemessen und zwar der vertikale Schwingungsanteil in Deckenmitte und der horizon tale nahe einer durchgehenden Mauer. Wichtig ist eine feste Ankopplung der Messgerate an das Bauwerk (Fundament, Decke, Wand). Die Messung erfolgt mitteis 3-Komponenten-Schwinggeschwindigkeitsaufnehmern in den drei Hauptschwingungsrichtungen V z (lotrecht), V x' und Vy (waagrecht, langs bzw. quer zum Erreger). Der Beurteilung wird der gro6te Einzelwert der Schwinggeschwindigkeitskomponenten zugrunde gelegt. LEDWON (1987: 23) hat verschiedene nationale und internationale Richtlinien fUr die zuIassigen Schwinggeschwindigkeiten verglichen. In DIN 4150-2: 1999 sind auch Anhaltswerte V; fur Ingenieurbauwerke in massiver Bauweise (Blockfundamente, Widerlager) sowie fur erdverlegte Leitungen enthalten (ARNOLD 1997). In der Schweizer Norm SN 640 312a (1992) sind auch Empfindlichkeitsklassen fur Ingenieurbauwerke (Brucken, Stutzmauern), Masten, Rohrleitungen und Untertagebauten (Tunnel, Stollen) angegeben (STEIGER 1993). Fur eine zuverlassige Beurteilung von Erschutterungsproblemen ist es notwendig, die dynamischen Eigenschaften der Erschutterungsquelle, die Wellenausbreitung im Boden sowie den Einfluss der Erschutterung auf das betroffene Objekt zu beachten. In konkreten Fallen ist es notwendig, auBer der Schwinggeschwindigkeit auch die Frequenz sowie die Einwirkungsdauer bzw. die Haufigkeit der Einwirkungen uber einen Iangeren Zeitraum zu beobachten. Zur Beschreibung der Dampfung der Maximalamplituden bei Sprengerschutterungen wird in DIN 4150-1 die Abstands-Lademengen-Beziehung verwendet. Danach sind die Maximalamplituden der Schwinggeschwindigkeit (max. v) in erster Linie yom Abstand der Sprengstelle und von der Lademenge abhangig (s. Abschn. 17.7.1). Der in der Formel ebenfalls enthaltene Dampfungsexponent setzt sich aus der sog. geometrischen Dampfung und der Materialdampfung zusammen. Daruber hinaus werden die Wellenausbreitung im Boden und die Ubertragung von Erschutterungen auf Gebaude und auf darin befindliche Personen und Einrichtungen von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Dazu gehoren:
237 der Abstand zwischen der Storquelle und dem betroffenem Objekt die dynamischen Eigenschaften der Erschutterungsquelle, u. a. m. das Frequenzspektrum der Untergrundaufbau (Bodenart, Wassergehalt, Lagerungsdichte, Tennflachen, Grundwasseroberflache) Wellenuberlagerungen und Resonanzerscheinungen Dampfung infolge Energieabsorption und dadurch Abnahme der Amplitude die Grundung, die Konstruktion und der Zustand des Bauwerks und die Einleitung der Erschutterung uber das Fundament in das Bauwerk. Die Wellengeschwindigkeit im Boden ist keine Materialkonstante, sondern ist ebenso wie der Dampfungsgrad stark von den Untergrundfaktoren und der Wellenfrequenz abhiingig. Der Dampfungskoeffizient ist bei harten magmatischen Gesteinen gering, streut bei den Sedimentgesteinen je nach Festigkeit sehr stark und ist bei Lockergesteinen relativ hoch. Au6erdem werden nicht alle Frequenzen gleich stark gedampft. Die tieffrequenten Anteile der Schwingungen zwischen 1 und 10 Hz breiten sich in gut Korperschall leitendem Untergrund teilweise nahezu ungedampft uber gro6ere Entfernungen aus (REHBOCK 1995). Bodenerschutterungen konnen durch Resonanzeffekte erheblich verstarkt werden, wenn die dominierende Frequenz der sich ausbreitenden Welle mit der Eigenfrequenz der Bodenschicht zusammenfallt. Gleiches gilt fur die Bauwerksresonanz. Die Eigenfrequenzen von Wohnhausern liegen oft zwischen 10 und 20 Hz, wodurch es bei langerer Einwirkung tiefrequenter Schwingungsanteile schon bei geringer Energiezufuhr zu Resonanzerscheinungen (hohen Amplitudenausschlagen) und Schaden kommen kann (s. ARNOLD 1995). Die Wahrnehmung von Erschiitterungen durch Personen hangt nicht nur von den verschiedenen Erschutterungskenngro6en ab, sondern ist auch stark subjektiven Ma6staben unterworfen. Die menschliche Spurbarkeitsschwelle liegt etwa bei V; = 0,1 mm/s. Bei der Einwirkung auf Menschen ist au6erdem zu unterscheiden zwischen der eigentlichen Erschutterungseinwirkung (K s-Wert) und dem sekundaren Luftschall,
238
6 Ursachen von Setzungen, zulassige Setzungsunterschiede, Risseschaden
der in dBA gem essen wird. Die Erfahrung zeigt auBerdem, dass die Bewohner zeitlich begrenzte und nur tagsiiber auftretende Erschiitterungen oft tolerieren, wenn durch Erschiitterungsiiberwachung und Beweissicherung sichergestellt ist, dass die Bausubstanz schadensfrei bleibt (s. DIN 4150-2). Schaden an Bauwerken konnen sowohl durch direkte Erschiitterungseinwirkung als auch indirekt durch Setzungen, ausgelost durch Erschiitterungen, auftreten. Das AusmaB von Setzungen infolge Erschiitterungen ist schwer vorherzusagen. Ansatzpunkte dafiir liefert KLEIN (1990). Die direkte Erschutterungseinwirkung kann sowohl ein Bauwerk in seiner Gesamtheit als auch einzelne Bauteile, bei Hausern z. B. die Geschossdecken, zu Schwingungen anregen. Fur Bauwerksschaden sind haufig die horizontalen Schwingungskomponenten maBgebend, da Gebaude in horizontaler Richtung geringere Steifigkeit aufweisen. Gebaudeecken werden dagegen hauptsachlich durch vertikale Schwingungen angeregt. Bauwerksschaden sind im Allgemeinen nur im Nahbereich von Erschiitterungsquellen zu erwarten. Aus der Erregerstarke und der Entfernung kann man jedoch keine zuverlassigen Ruckschliisse auf das Schadensrisiko ableiten. Besonders die Grundwasseroberflache oder andere gut Korperschall leitende Flachen (Felsoberflache) wirken als ausgesprochener Reflexionshorizont. Fiir die Beurteilung von Schaden an Bauwerken durch kurzzeitige Erschutterungen enthalt die DIN 4150, Teil 3, Anhaltswerte, die jedoch keine Schadensgrenzen darstellen (Tab. 6.2). Fur Wohngebaude sind danach in Abhangigkeit von der Frequenz Schwinggeschwindigkeiten von v = 5 bis 20 mm zulassig. Fur anhaltende oder sich Ofter wiederholende Erschutterungen sind bedeutend niedrigere Richtwerte in der Diskussion, wobei jedoch die Angaben in der Literatur streuen. Nach ARNOLD (1986, 1988) konnen bei kurzzeitigen Sprengerschiitterungen die Anhaltswerte der Tab. 6.2 bis zu 50 % uberschritten werden, ohne dass ein erhohtes Schadensrisiko auftritt. Diese Uberschreitungen liegen aber nach Ansicht anderer Sachverstandiger bereits im Niveau der Sicherheitsmarge, auf die nicht verzichtet werden sollte. 1st das primare Schutzziel die Funktionstiichtigkeit empfindlicher Gerate, so sind die entspre-
chenden Erschiitterungsempfindlichkeiten zu beachten, die bei 1110 bis 1/100 der Spurbarkeitsschwelle liegen konnen. SCHALK et al. (1999) geben einen Uberblick iiber die Systematik des Vorgehens bei der Ermittlung der Erschiitterungsvertraglichkeit und der Beweissicherung derartiger Objekte. Bodenerschiitterungen bewirken oftmals charakteristische Schadensbilder, deren Beurteilung und Bewertung viel Erfahrung verlangt. Bei Wechselbeanspruchung entstehen an Mauerwerkswanden die sonst schwer deutbaren Kreuzrisse, eine Kombination von Fugenrissen und Steinzugversagen (Abb. 6.7 und Abschn. 6.1). Besonders im Anfangsstadium werden Gebaudeschaden durch Erschiitterungseinwirkung haufig verkannt. Hier hat sich die Methode der vergleichenden Beobachtung der Schadensentwicklung in bestimmten Zeitabstanden bei gleichzeitiger Erfassung der wesentlichen iibrigen EinflussgroBen bewahrt. Vorschaden sowie RissvergroBerungen (an Gipsmarken) und Neurissbildungen werden dabei genau dokumentiert, wobei die Uberpriifung von Gipsmarken unmittelbar nach der Erschiitterungseinwirkung erfolgen muss. Dabei ist nicht nur das DurchreiBen einer Gipsplombe maBgebend, sondern auch die Rissuferverschiebungen. Besonders zu beachten sind erschutterungsempfindliche Einrichtungen (Deckenfresken, Stuckdecken) und Gegenstande, die herabfallen konnen. Sofern auch andere Ursachen in Betracht kommen, muss versucht werden zu beurteilen, ob und gegebenenfalls in welchem Verhaltnis die verschiedenen Schadensquellen die Schaden verursacht haben. Das Ziel von Ma6nahmen gegen Bodenerschiitterungen ist, Erschutterungsimmissionen soweit abzumindern, dass die vorgegebenen Anhaltswerte eingehalten werden. Insgesamt kon-
" Abb. 6.7 Typische Schadensbilder an Mauerwerkswanden durch Wechselbeanspruchung infolge ErschGtterungseinwirkung.
6.2 Ursachen von Rissen und Bauwerksschaden
nen drei verschiedene MaBnahmen in Betracht gezogen werden: aktive Abschirmung an der QueUe passive Abschirmung am betroffenen Objekt Abschirmung im Bereich der WeUenausbreitung. Mit MaBnahmen an der QueUe lassen sich meist die besten Ergebnisse erzielen. Als wirksame IsoliermaBnahme sowohl an der Quelle als auch am Empfangsort dienen je nach Frequenzbereich verschiedene elastische Puffermaterialien. Auch zur Minderung von Erschutterungen durch den Schienenverkehr kommen spezielle Schienenlagerungssysteme zum Einsatz. Da sich die fur Bauschaden maBgebende Schwingenergie hauptsachlich in oberflachen-
239 nahen Schichten bis etwa 15 m Tiefe ausbreitet, kann durch Bodenschlitze oder steife Wande theoretisch eine Abschirmung erreicht werden. Offene oder mit Bentonitsuspension gefullte Schlitze geben zwar einen echten Abschirmeffekt, sind aber in ihrer Tiefe und besonders auch in ihrer praktischen Anwendung begrenzt. Teilweise werden auch steife Abschirmwande (z. B. Stahlspundwande) eingesetzt. Als weiteres Verfahren wird seit Mitte der 1980er Jahre der Einbau von gasgefullten Matten in vertikale Bodenschlitze empfohlen (MASSARSCH & CORTEN 1988; MASSARSCH 2002) oder Abschirminjektionen mit Schaum (Chr. Veder-Koll. 2008).
7
I··chengrundung, Baugr dverbesserung
Die Baugrundnormen fur Flach - und Pfahlgrundungen und die zugehorigen Sicherheitsnachweise (s. Abschn. 5.1 bis 5.6) sind die DIN EN 1997-1:2009 (EC 7) und die DIN 1054 (s. Abschn. 1.2). Bei Grundungsarbeiten fur Verkehrsbauwerke sind auBerdem die "Zusatzlichen Technischen Vertragsbedingungen fur lngenieurbauten" der StraBenbauverwaltung (ZTV-lNG, 2003), Teil 2 Grundbau, mit den Abschnitten Baugruben, Grundungen und Wasserhaltung zu beachten bzw. die entsprechenden Abschnitte der Richtlinie (RiL) 853 (2007) der Deutschen BahnAG.
7.1 Prinzip der Flachengrundung, Fundamentarten Bei einer Flachengrundung werden die Bauwerkslasten uber ± horizontale Sohlflachen auf oberflachennahe Baugrundschichten abgetragen. Die Grundungstiefe wird bestimmt von der Frostfreiheit, der Standsicherheit und der Konstruktion (z. B. Kellertiefe, Kocherfundamente). Folgende Fundamentarten werden unterschieden: Streifenfundamente unter durchlaufenden Konstruktionen Einzelfundamente unter Einzellasten Streifenrostgrundung, ein Raster sich kreuzender Streifenfundamente Plattengrundung, eine unter dem gesamten Bauwerk durchgehende Lastubertragungsplatte, die je nach KonstruktionshOhe verhaltnismaBig biegsam ist. Durch statische Bewehrung des Fundaments konnen Biegespannungen aufgenommen und die Fundamenthohe wesentlich reduziert werden. Urn ein nicht statisch bewehrtes StreifenfundaH. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
ment in Langsrichtung steifer auszubilden, wird konstruktive Langsbewehrung eingelegt, die zur Aufnahme der bei einer Biegebeanspruchung immer auftretenden Schubverformung verbugelt werden muss (z. B. 4 Fe 0 14mm, oben und unten, verbugelt).
7.2 Festlegung der Grlindungstiefe Die Grundungssohle muss eine fur die Lastabtragung geeignete Schicht erreichen und sie muss frostfrei liegen, d. h. mindestens 0,8 m unter Gelande. Die frostfreie Griindungstiefe hangt ab von den klimatischen Verhaltnissen, der Frostempfindlichkeit des Bodens (s. Abschn. 12.4.1) und dem Vorhandensein von Wasser. Die allgemeine Regel, dass im Flachland 0,8 m, in hoheren Lagen 1,2 m frostfrei sind, gilt nur fur normale Winter. Untersuchungen in strengen Wintern haben gezeigt, dass auch im Flachland haufig Frosteindringtiefen von 1,0 m und mehr auftreten. Ais frostfreie Grundungstiefe sollten daher generell1,0 bis 1,2 m angenommen werden. Eine frostfreie Grundung darf nicht nur fi.ir die Zeit nach Baufertigstellung ausgelegt sein, wobei auch mogliche Abgrabungen zu beachten sind, sondern sie muss fur jeden Bauzustand gewahrleistet sein, angefangen von den Fundamenten bis zum Rohbau. Der Frost kann sonst z. B. uber ungesicherte KellerOffnungen vom KellerfuBboden aus einseitig unter die Fundamente wirken, was zu einseitigem Hochfrieren, zu Verkippungen der Wande und damit zu typischen Risseschaden fuhrt. Die oben genannte frostfreie Grundungstiefe gewahrleistet auch, dass die Zone der jahreszeitlichen Volumenanderungen durch Auffrieren und Austrocknung durchgrundet wird. Das Glei-
242 che gilt auch fUr die Zone der groBeren Wurzellocher und Hohlraume durch wuhlende Tiere. Verbleibende Locher mussen so verfullt werden, dass die Steifigkeit des Baugrunds wiederhergestellt wird. In Gebieten mit tonigen Boden hat sich in niederschlagsarmen Sommern wiederholt gezeigt, dass das durch Niederschlagsarmut bedingte Schrumpfen solcher Boden bis 2 m Tiefe reicht und in 1 m Grundungstiefe noch Schrumpfsetzungen bis 1 em auftreten konnen (PRINZ 1990 und Abschn. 6.2.2).
7.3 ZuUissiger Sohldruck in einfachen Fallen Die zulassigen Sohldruckspannungen sind derjenige Sohldruck, der bei einem Bauwerk auf dem vorhandenen Untergrund zugelassen werden kann, ohne dass Schaden am Bauwerk zu befurchten sind. Er hangt nicht allein vom Baugrund ab, sondern es ist immer die Wechselwirkung BauwerkJBaugrund zu beachten. In DIN 1054-101 (E 2009) sind neue Bemessungswerte des Sohlwiderstandes ( (TRod) fUr verschiedene Bodenarten in Tabellenform angegeben (Tab. 7.1). Der Bemessungswert des Sohlwiderstandes ergibt sich aus der ungunstigsten Einwirkungskombination der charakteristischen bzw. reprasentativen Vertikalspannungen. Bei den Tabellenwerten handelt es sich urn Bemessungswerte des Sohlwiderstandes, nicht urn zulassige Sohldruckspannungen, wie in der bisherigen Norm. Die neuen Werte unterscheiden sich gegenuber den bisherigen urn den Faktor 1,4, d. i. der gewichtete Mittelwert der unten genannten Teilsicherheitsbeiwerte. Der Bemessungswert der zulassigen Sohldruekspannungen «(TE.d) fur den Grenzzustand STR (GEO 2) und die Bemessungssituation BS-P ergibt sich aus den bisherigen Sohlwiderstanden durch Division mit den Teilsicherheitsbeiwerten YGbzw. Yo YG = 1,35 fur Beanspruchungen aus standigen Einwirkungen einschl. Wasserdruck Yo = 1,50 fur Beanspruchungen aus ungunstigen veranderlichen Einwirkungen.
7 Flachengrundung, Baugrundverbesserung
Ausreichende Sicherheit gegen Grundbrueh und Gleiten ist bei dies en Werten gewahrleistet, wenn: die Fundamentsohle und die Gelandeoberflache sind waagereeht der Baugrund bis in 2-fache Fundamentbreite, mindestens aber 2 m unter Grundungssohle ausreiehende Festigkeit hat (s. Tab. 7.1) und kein nennenswerter Porenwasserdruck auftritt die Sohldruckbeanspruchung ist senkrecht und ohne klaffende Sohlfuge (s. Abschn. 5.3.1) der Nachweis gegen Kippen erfUllt ist weitere Einzelheiten s. DIN 1054-101, Abs. A.6.10. Die Eignung des Baugrunds fur diese Art der Bemessung sollte durch eine Abnahme der Baugrubensohle sichergestellt werden (DIN EN 1997-1, Abs. 2.5 und 4.3). In den Fallen, in denen diese Randbedingungen nicht erfUllt sind, mussen in jedem Fall die einzelnen Grenzzustande gem. Abschn. 5.2 nachgewiesen werden (z. B. fUr Einzelfundamente oder fur Fundamentbreiten > 2m). Bei Ansatz der Tabellenwerte (Tab. 7.1) ist bei nichtbindigen Boden und bei Fundamentbreiten bis 1,5 m mit Setzungen von 1-2 em zu rechnen, bei breiteren Fundamenten ggf. mehr. Bei bindigem Baugrund ist nach Vorliegen eines Lastenund Fundamentplans zu prufen, ob die Setzungen und Setzungsuntersehiede in ertragliehen Grenzen liegen. Bei nichtbindigem Baugrund muss mindestens mitteldichte Lagerung gegeben sein (s. Tab. 2.7 und 4.7). Bei dichter Lagerung des nichtbindigen Baugrundes ist eine Erhohung der Bemessungswerte bis zu 50 % zulassig. Bei Rechteck- und Kreisfundamenten und Einbindetiefen > 0,6b durfen die Bemessungswerte urn bis zu 20 % erhoht werden. Die Bemessungswerte fUr den Sohlwiderstand «(TRod) von Streifenfundamenten auf bindigem Baugrund bei Fundamentbreiten von b = 0,5 bis 2,0 m sind differenziert nach reinem Schluff (UL), tonig-schluffigem Boden (UM, TL, TM) oder ausgepragt plastisehem Ton (TA) . Die Tabellenwerte sind dabei abhangig von der Konsistenz des Grundungsbodens bzw. der einaxialen Druckfestigkeit naeh Abschn. 2.6.10.1. Dabei sind die von der DIN 1054: 2005 vorgegebenen Druckfestigkeitswerte fur Tonboden im Vergleich zu anderen Tabellenwerten relativ hoch
243
7.3 Zulassiger Sohldruck in einfachen Fallen
Tabelle 7.1 Zusammenstellung der Bemessungswerte des Sohlwiderstandes nach DIN 1054-101 in kN/m' Niehtbindiger Baugrund
Einbindetiefe
Streifenfundamente mit Breiten von 0,5 m
1m
1,5 m
2m
3m
Seuungsempfindliehe Bauwerke (Begrenzung der SeUungen) Kies und Sand dieht GE, GW, GI SE, SW, SI GU, SU, GT (DIN 1054-101 Tab. A 6.1 und A 6.2)
0,5 m
280
420
460
390
310
1,0 m
380
520
500
430
340
1,5m
480
620
550
480
360
2,Om
560
700
590
500
390
Setzungsunempfindliche Bauwerke (auf Basis Grundbruchsicherheit)
Bindiger Baugrund
0,5 m
280
420
560
700
700
l,Om
380
520
660
800
800
1,5 m
480
620
760
900
900
2,Om
560
700
840
980
980
Einbindetiefe
Streifenfundamente mit Breiten von::;; 2 m steif - halbfest
Schluff UL (DIN 1054-10 1 Tab. A 6.5)
O,5m
180
1,0m
250
1,5 m
310
2,Om
350
Embindetiefe
steif
q... - 120-
fest
halbfest qu - 300-700 kN/ml
q.., > 700 kN/ml
300 kN/m2 Kies und Sand schluffig-tonig GU', SU', ST, GT', SP (DIN 1054-101, Tab. A 6.6) Schluff + Ton UM, TL, TM (DIN 1054-101 Tab. A 6.7)
Ton TA (DIN 1054- 101 Tab. A 6.8)
O,5m
210
310
460
1,0 m
250
390
530
1,5 m
310
460
620
2,Om
350
520
700
0,5 m
170
240
390
1,0m
290
290
450
1,5 m
220
350
500
2,0m
250
390
560
0,5m
130
200
280
1,0m
150
250
340
1,5m
180
290
380
2,Om
210
320
420
7
244
7 FlachengrGndung, Baugrundverbesserung
angesetzt. Fur weiche und weiche bis steife Boden sind keine Tabellenwerte vorgegeben. Hier mussen jeweils eigene Erfahrungswerte angesetzt und die Grenzzustande nachgewiesen werden. Bei einem Abstand des maBgebenden Grundwasserspiegels < b ist eine Abminderung der Tabellenwerte vorzunehmen und zwar urn bis zu 40 % bei einem Grundwasserstand in Grundungssohle oder daruber (Einzelheiten s. DIN 1054-101, A 6.10.2.3) Fur Griindungen auf Fels geht die DIN 1054101 (E 2009) nicht von den vier Felsgruppen und den entsprechenden Bemessungsdiagrammen der DIN EN 1997-1 (Abs. 6.7 undAnhang G) aus, sondern von einem einheitlichen Bemessungsdiagramm fUr den Sohldruckwiderstand auf der Basis von acht Qualitatsstufen. Darauf aufbauend konnen der Abb. 7.1 fur Einzelfundamente auf nieht veranderlichem Fels die Bemessungswerte des Sohlwiderstandes (nieht zulassiger Sohldruck) anhand von fUnf Festigkeitsstufen sehr murb murb maBigmurb maBighart hart
2
3
4
5
sowie der einaxialen Druckfestigkeit qu und dem Tennflachenabstand (Kluftung, Schichtung) entnommen werden. Die Setzungen konnen dabei eine GroBenordnung von 0,5 % der kleineren Fundamentbreite erreichen, d. s. 0,5 cm pro Meter. Bei offenen oder mit Kluftletten gefullten Kluften und moglichen Erscheinungen von oberflachennaher oder tektonischer Gebirgsauflockerung (s. Abschn. 3.4.3.2) konnen die Setzungen entsprechend hoher ausfallen.
7.4 Konstruktive und baugrundverbessernde MaBnahmen Die Festlegung des aufnehmbaren Sohldrucks erfolgt unter der Bedingung ausreichender Grundbruchsicherheit und unter Annahme einer fUr das Bauwerk unschadlichen Setzung bzw. entsprechender Setzungsunterschiede. Besteht Gefahr, dass die SetzmaBe uberschritten werden, so mussen dagegen MaBnahmen vorgesehen werden. Diese sind abhangig von Baugrund und Bauwerk sowie der GroBenordnung der zu erwartenden Setzungen.
7.4.1 Konstruktive MaBnahmen 100
E
~ "0
c: <11
1ii
.0 <11
c:
60
Q)
.c u
:<11 <;::
C C
...
Q)
r~~r-~~~~~~ 20 L-L-~~~~~~ 6
qu [MN/m2]
1,25
5 12,5
50 100
Abb. 7.1 Bemessungswerte des Sohlwiderstandes fUr Fels in MN/m2 nach DIN 1054-101: E 2009 (keine zulassigen Sohldruckspannungen).
Ausgehend von den in Abschn. 6.1 genannten zulassigen Setzungen und Setzungsunterschieden kann die Setzungsempfindlichkeit eines Bauwerks durch konstruktive MaBnahmen verringert werden. Erste MaBnahme zur Erhohung der Steifigkeit eines Gebaudes ist eine konstruktive Llingsbewehrung der Streifenfundamente (s. Abschn. 7.1). Damit konnen bei normalen Wandabstanden von Wohngebauden fast doppelt so groBe Setzungsunterschiede aufgenommen werden, wie im FaIle unbewehrter Streifenfundamente. Einzelfundamente konnen zur Abminderung von Setzungsunterschieden durch Stahlbetonbalken (Zerrbalken) verbunden werden. Der nachste Schritt zur Aussteifung eines Gebaudes ist gewohnlich die Ausfuhrung von monolithischen Decken (Stahlbetondecken, Fi-
245
7.4 Konstruktive und baugrundverbessernde MaBnahmen
ligrandecken) anstelle von Fertigteildecken (Trager- oder Rippendecken oder sogar Holzdecken). Stahlbetondecken, zumindest als Kellerdecke, geben einem Gebaude besonders bei sattelartigen Setzungen eine wesentlich hahere Steifigkeit. SoIl ein Gebaude noch weiter ausgesteift werden, so konnen die Fundamente durch einen daruber angeordneten Stahlbetonbalken verstarkt oder die Keller(auBen)wande in Stahlbeton hergestellt werden. Die entgegengesetzte Losung besteht darin, Bauwerk und Grundung so biegeweich bzw. statisch bestimmt auszubilden, dass die durch Setzungsunterschiede hervorgerufenen Durchbiegungen und Verformungen ohne Spannungsuberschreitungen aufgenommen werden konnen. Diese Methode wird besonders im konstruktiven Ingenieurbau angewandt. 1m Bruckenbau konnen auch die Lager nachstellbar ausgebildet werden, wobei die Nachstellarbeiten aber meist einen erheblichen Aufwand bedeuten. Langere Bauwerke werden durch meist 2 cm breite Dehnungsfugen in Abschnitte unterteilt. Der normale Fugenabstand zur Aufnahme der Temperatur-, Schwind- und Kriechspannungen betragt je nach Baumaterial 8 bis 30 m. In den meisten Fallen reicht dieser Fugenabstand auch fUr Setzungsfugen. Diese mussen aber vertikal frei beweglich ausgebildet sein und eine leichte Verkippung zur Setzungsmulde hin erlauben. Wenn wilde Risse in den Fundamenten un schadlich sind, sollten Setzungsfugen zur besseren Aussteifung nicht durch die Fundamente gefuhrt werden. Bei verschieden hohen oder verschieden tief gegrundeten Bauteilen werden die Setzfugen an diese Versprunge gelegt. 1m Grundwasser muss en Fugen (auch Arbeitsfugen) durch Fugenbiinder u. a. gedichtet werden. Normale Fugenbander konnen Setzungen bis zu 2 cm aufnehmen. Sind an den Fugen groBere Setzungsunterschiede zu erwarten, so mussen die Fugenbander darauf abgestimmt werden. Wiederholte Fugenbewegungen erfordern dauerelastische Fugenbander.
7.4.2 Abminderung des Sohldrucks Bezuglich der Abminderung des Sohldrucks muss einerseits zwischen einer echten Abminderung der effektiven Lasten durch Anderung der Konstruktion (selten moglich) bzw. Tieferlegung der Grundung (groBerer Erdaushub) und andererseits einer Abminderung des spezifischen Sohldrucks durch VergroBerung der Fundamentflache unterschieden werden. Bei homogenem Baugrund werden durch VergroBerung der Fundamentflache die Setzungen nur geringfUgig abgemindert, da breitere Fundamente eine hohere Eigenlast und eine groBere Tiefenwirkung haben. Die Wirkung dieser MaBnahme ist also weitgehend von der Baugrundschichtung abhangig.
7.4.3 Mechanische Baugrundve rbesseru ngsve rfa hren Das einfachste Verfahren zur Verbesserung von verdichtungsfahigen Boden ist eine mechanische Verdichtung der Grundungssohle mit einem der FundamentgroBe angepassten Verdichtungsgerat (s. Abschn. 12.2.2). Die Wirkungstiefe der ublichen Gerate betragt 0,2 bis 0,8 m. 1st der Boden nicht verdichtungsfahig, so muss er ausgekoffert und durch gut verdichtbares, tragfahiges Bodenaustauschmaterial (z. B. Kiessand 0-30, Schottergemisch 0-56, gebrochenes Steinmaterial 0-200, Unterbeton) ersetzt werden (s. Abschn. 2.1.5, Abb. 12.5 und DIN EN 1997-1, Abschn. 5.3 und 5.5). Dieser Bodenaustausch muss im Druckausbreitungsbereich des Fundaments eingebracht werden (Unterbeton 50°, Kiessand 45°). Unterschieden wird zwischen vollstandigem und teilweisem Bodenaustausch. Ein vollstandiger Bodenaustausch wird bis auf die volle Tiefe des schlechten Baugrunds bzw. im Gesamtbereich der Spannungsausbreitung vorgenommen. Die Setzungen werden dadurch auf die Setzungen des Bodenaustauschmaterials selbst abgemindert, die je nach Material und Verdichtung allerdings immer noch 0,2 bis 1,0% der Machtigkeit des Bodenaustausches betragen konnen.
7
246
7 FlachengrOndung, Baugrundverbesserung
Da die obersten Meter unter Griindungssohle die meisten Setzungen erbringen, geniigt zur Abminderung der Setzungen auf ein zulassiges Maf3 haufig ein teilweiser Bodenaustausch von, je nach Fundamentbreite, 1 bis 2 m Tiefe. Mit einer solchen "Poistergriindung" kann auch eine Abstimmung auf vertragliche Setzungen vorgenommen werden. Kann sich im Austauschboden Wasser ansammeln oder steht der Austauschboden zeitweise unter Grundwasser, so ist zu priifen, ob der Boden darunter durch Wasser negativ beeinflusst werden kann. In solchen Fallen wird zweckmaBigerweise ein Unterbetonaustausch vorgenommen. Der Bodenaustausch muss gut verdichtet werden, wobei Abschn. 12.2.1 bis 12.2.4 und DIN EN 1997 -1, Abs. 5.3.3 und 5.3.4 zu beachten sind. Bei lagenweiser Verdichtung muss das Grundwasser mindestens 0,5 m unter die tiefste Aushubsohle abgesenkt sein. Die Grenzen der Wirtschaftlichkeit des Bodenaustausches liegen haufig in der Notwendigkeit bzw. dem Aufwand der Wasserhaltung. Bei weichen Boden ist als erste Lage eine filterstabile Schicht einzubringen bzw. ein Baustellenvlies einzulegen, damit feinkorniger Boden nicht in die Grobporen des Bodenaustauschmaterials einwandern kann, was zu zusatzlichen und langer anhaltenden Setzungen fiihren kann. Zur Erhohung der Tragfahigkeit konnen in das Bodenaustauschmaterial Bewehrungselemente aus Geokunststoffen eingebaut werden (s. Abschn. 12.3.3), wodurch ein bewehrtes Griindungspolster entsteht. Durch die Bewehrung wird die Tragfahigkeit verbessert und die Setzungen werden reduziert, zumindest aber vergleichmaBigt. Fiir Konstruktionshinweise und Bemessung einer solchen mehrlagigen Geogitter-
Abb. 7. 2 Schema einer ROttelstopfverdichtung (Firmenprospekt).
bewehrung wird auf EBGEO, Abschn. 5, verwiesen. Bei grof3eren Austauschmachtigkeiten und der Verwendung von Kiessand als Austauschmaterial bzw. bei anstehenden, nicht ausreichend dicht gelagerten Sanden, deren Schluffanteil 15 bis 25 % nicht iibersteigt, kann die Verdichtung auch unter Wasser nach dem Riitteldruckverfahren erfolgen. Der torpedoahnliche Tiefenriittler wird in Abstanden von 1,5 bis 2,0 m vertikal in die Schiittung eingefahren. Die Verdichtung erfolgt durch horizontale Schwingungen des Riittlers, die ungedampft auf den zu verdichtenden Boden einwirken. Hierdurch wird eine deutliche ErhOhung der Lagerungsdichte sowie des Reibungswinkels und des Steifemoduls erreicht. In feinkornigen Sanden wird teilweise Grobkorn zugegeben, was die Entwasserungseigenschaften verbessert und den Boden auch gegen dynamische Beanspruchung, z. B. bei Erdbeben, unempfindlicher macht. Die obersten 1,5 bis 3 m sind bei diesem Verfahren schlecht verdichtbar und miissen nachverdichtet werden. Die iiblichen Riitteltiefen betragen 10 bis 25 m, bei sehr lockerer Lagerung auch mehr. Weiterentwicklungen der Tiefenriittler werden in sehr weichen bis steifen bindigen Boden (konservativ Cu > 15 kN/m 2 , heute bis Cu > 5 kN/m 2 s. d. PRIEBE 2003), weniger in stark organischen Boden, (s. Abschn. 14.1.4) auch fUr die sog. Riittelstopfverdichtung (Abb. 7.2) eingesetzt. Der Tiefenriittler wird in den weichen Boden eingefahren und nach dem Ziehen wiederholt grober Kies oder Schotter der Kornung 2-32, und zwar etwa 0,8 bis 1,5 t pro laufendem Meter, zugegeben und durch Einfahren des Riittlers verdichtet, wodurch in dem weichen Boden tragfahige
Der ROttler wlrd versenkl und erzeugl einen zyhndnschen Hohlraum
Des Zugabemalenal w"d c:hargenweise
e,ngelOlii und durch den ROilier verdrllngl und verd,chlel
7.4 Konstruktive und baugrundverbessernde MaBnahmen
Schottersaulen von 0,8 bis 1,1 m Durchmesser entstehen. Diese groBkalibrigen Riittelstopfsaulen aus grobkornigem Zugabematerial verbessern sowohl die Scherfestigkeit als auch das Setzungsverhalten des Baugrundes. Ihre Wirkung ist streng genommen nur mit aufwandigen Belastungsversuchen nachweisbar. Bei einem rasterformigen Stopfpunktabstand von 1,5 bis 2,5 mist nach den Berechnungsansatzen von PRIEBE (1995) eine Verbesserung des Steifemoduls urn den Faktor 2 bis 5 moglich. Die Tragfahigkeit von einzelnen Stopfsaulen selbst wird meist nach Erfahrungswerten festgelegt, wobei in schluffigen Sanden und Schluffen Lastzuordnungen von 150-300 kN iiblich sind (JEBE & BARTELS 1983: 7). Untersuchungen (WEHR 1999; KIRSCH et al. 2004) zeigen jedoch, dass die Stopfsaulen mehr als Baugrundverbesserung wirken und nicht als einzelne Stiitzelemente. Bei organischen Zwischenschichten oder in sehr weichen bis breiigen Boden, die keine seitliche Stiitzung der Stopfsaule erwarten lassen, kann diese Wirkung durch Zugabe einer Zementsuspension bzw. bei Einsatz von Schleusenriittlern durch Verwendung eines vorgefertigten Mortels erreicht werden. Diese vermortelten Stopfsaulen wirken wie unbewehrte pfahlartige Tragelemente. Die zulassigen vertikalen Einzellasten liegen bei 400 bis 600 kN. Ihre Anwendung ist durch eine bauaufsichtliche Zulassung des Instituts fiir Bautechnik (1995) geregelt (SONDERMANN 1996). Urn eine punktformige Auflagerung und die damit verbundenen Verformungsunterschiede zu vermeiden, werden auch teilvermortelte Stopfsaulen eingesetzt, d. s. in den oberen grobkornigen oder standfesten Boden reine Riittelstopfsaulen und darunter im Tiefenbereich der Weichschichten vermortelte Stopfsaulen (SONDERMANN 1996, s. Abschn. 14.2). Eine Weiterentwicklung der Riittelstopfverdichtung sind die Betonriittelsaulen, bei denen
247
iiber den SchleuBenriittler Beton eingepumpt wird. Es handelt sich damit praktisch urn unbewehrte Ortbetonpfahle. Ihre Tragfahigkeit wird mit 350 bis 400 kN angegeben (HILMER & HUTTL 1998). Sowohl vermortelte Stopfsaulen als auch Betonriittelsaulen werden besonders bei groBen Flachenlasten auf schlechtem Baugrund eingesetzt (JEBE & BARTELS 1983, PRIEBE 1995 und Abschn.14.3.2). Eine andere Moglichkeit fiir eine seitliche Stiitzung der Saule sind mit Geokunststoff ummantelte Sand- oder Mineralstopfsaulen, die entweder im Bohrverfahren oder nach dem Verdrangungsprinzip hergestellt werden. Sie werden bevorzugt zur Griindung von Dammen auf weichern Untergrund eingesetzt (s. Abschn. 14.3.2, HEERTEN et al. 2004 und EBGEO, Abschn. 10). In leicht bindigen Boden konnen mit Schneckenbohrgeraten auch sog. Stabilisierungssaulen hergestellt werden (CSV-Verfahren, System Bauer), bei denen das trocken eingebrachte Granulat-Bindemittel-Gemisch unter Reaktion mit dem Porenwasser des umgebenden Bodens aushartet (NEIDHART & EL-MoSSALAMY 2000, darin Lit.). Beim Mixed-in-place-Verfahren (MIP-Verfahren, System Bauer) wird der nicht tragfahige Boden durch Bohrschnecken gelost und mit einer Zementsuspension vermischt, so dass ein Erdbetonkorper definierter Festigkeit entsteht. Ein anderes, bei groBflachig schlechtem Baugrund mogliches Verfahren der mechanischen Baugrundverbesserung ist die dynamische Intensivverdichtung (Abb. 7.3). Oberschwere Fallplatten von 15 bis 30 t werden in freiem Fall aus 10 bis 40 m Hohe auf die Oberflache des zu verdichtenden Bodens fallen gelassen. Gewicht, Fallhohe, Anzahl der Schlage pro Verdichtungspunkt und der gegenseitige Abstand der Schlagstellen werden durch die Eigenschaften des Untergrundes und die gewiinschte Verdichtungswirkung
Abb. 7.3 Dynamische Intensivverdichtung (Firmenprospekt) .
248
bestimmt. Durch die schockartig aufeinander folgenden Impulse wird cine Umstrukturierung und Verdichtung von schluffig-sandig-kiesigen Boden lockerer Lagerung sowie von AuffUllungen und auch von Mull erzielt. In die dabei entstehenden Trichter wird Kies- und Steinmaterial zugegeben. Die oberen 2 bis 3 m mussen nachverdichtet werden. Durch wiederholte Obergange mit dem Fallgewicht an gleicher Stelle und weiterem Verfullen der Trichter werden ggf. Saulen aus Fullmaterial bis in groBere Tiefen getrieben. Diese bilden im Verbund mit dem Untergrund belastbare Tragkorper. Die Tiefenwirkung dieser Methode wird mit 10 bis 12 m angegeben. Nach Firmenangaben kann cine Erhohung der Tragfahigkeit urn 200 bis 400 % und der Steifemoduln urn das 3- bis 8-fache erreicht werden. Eine direkte Kontrolle der Verdichtungswirkung ist mittels Drucksondierungen (GROSSER et al. 2009) bzw. uber geophysikalische Bohrlochmessungen zur Dichtebestimmung moglich, wozu allerdings stichprobenartig auch einige Bohrungen vor der VerdichtungsmaBnahme vermessen werden mussen (BAUMANN & WILLWACHER 2007). Dynamische Intensivverdichtung hat ihre geotechnische Einsatzgrenze in bebauten Gebieten bzw. wenn die Durchlassigkeit des Bodens < 10-7 m/s betragt und die Machtigkeit zu groB wird sowie bei sehr hohen Wassergehalten bzw. in organischen Boden. Die dynamische Intensivverdichtung kann auch bei Verkehrsprojekten uber durch Tagesbruche gefahrdeten ehemaligen Abbaufeldern, besonders des oberfHichennahen Braunkohletiefbaus eingesetzt werden. Damit soIlen oberflachennahe (aufbrechende) Hohlraume, die zu Tagesbruchen fuhren konnen, zum Einsturz gebracht und der z. T. lockere Untergrund bis in groBere Tiefe verdichtet werden (HECHT & WITTKE 2004; BAUMANN & WILLWACHER 2007).
7.4.4 8augru ndverfestigung durch Einpressen von Suspensionen oder Losungen Durch Einpressen von hydraulischen Bindemitteln (sog. Feststoffsuspensionen) oder von che-
7 FliichengrGndung, Baugrundverbesserung
mischen Losungen in die Poren oder Klufte kann die Festigkeit des Untergrundes erhoht und die Wasserwegsamkeit verringert werden. Einzelheiten zur Bohr- und Einpresstechnik siehe DIN 18309, die DIN 4093 (1987), die europaische Spezialtiefbau-Norm DIN EN 12715 (2000) sowie die DVWK-Materialien 3/1999. Wahrend sich die DIN 4093 im Wesentlichen auf Einpressungen mit chemischen Mitteln bezieht, werden in einem "Merkblatt fur Einpressarbeiten mit Feinstbindemitteln in Lockergesteinen" (2002) anwendungsspezifische Besonderheiten mit Feinstbindemitteln behandelt (s. ABERLE & MACHON 2000 und SCHULZE 2002). Das Ziel von InjektionsmaBnahmen ist in der Regel cine Verbesserung der Eigenschaften des Untergrundes durch Verfestigungsinjektionen oder Abdichtungsinjektionen. Nach DIN EN 12715 werden weiter unterschieden Injektionen ohne Bodenverdrangung, wie Poreninjektionen (ohne Lagerungs- oder Strukturstorung) Kluft- oder Kontaktinjektionen (ohne Neurissbildung) Hohlraumverfullung (s. Abschn. 17.2.4) und Injektionen mit Bodenverdrangung, wie Verdichtungsinjektionen Hydraulische Rissbildung Hebungsinjektionen (s. Abschn. 17.8.4). Das alteste Verfahren ist die Zementinjektion (WIDMANN 1991): Die Einsatzmoglichkeiten einer Zementsuspension hangen ab von der Feinkornigkeit des Bindemittels, dem Poren- bzw. KluftgefUge des Gebirges und der Qualitat der Aufbereitung der Suspension. Voraussetzung fUr den Verfestigungs- und Abdichtungserfolg ist, dass die feinkornige Suspension in die Poren und Risse eindringen kann. Wahrend Standardbindemittel (Normalzemente) einen Grenzwert-Korndurchmesser d95 von etwa 0,06 mm aufweisen, haben sog. Feinbindemittel einen d95 -Wert von etwa 0,01 mm und Feinstbindemittel einen Wert von d95 = 0,006 mm (SCHULZE 2002). Das feinere Injektionsmittel enthalt nur geringe Mengen von Sperrkorn, d. s.
7.4 Konstruktive und baugrundverbessernde MaBnahmen
grobe Zementkorner, welche die Porenkanale und Risse zusetzen und das weitere Eindringen von Injektionsgut bremsen oder verhindern. Andererseits darf naturlich das Einpressgut nicht in groberen Lagen oder uber groBere Kluftweiten unkontrolliert abflieBen. Die Erkundungsarbeiten sind den Erfordernissen der Injektionsarbeiten anzupassen (s. d. SCHULZE 2002). Bei ungleichkornigen Boden kommt es sehr auf die Bodenschichtung an und mit welchen Porenanteilen bzw. FlieBkanalen in den einzelnen Schichten gerechnet werden kann. Den besten Einblick in die Feinschichtung eines Bodens ermoglichen Schurfe oder Kernbohrungen mit PVC-Kernhulsen (sog. Liner, s. Abschn. 4.4.5.1). Wegen der raschen Anderung der Kornverteilung in fluviatilen Kies-Sand-Abfolgen (s. Abschn. 2.8.5) und des haufigen Auftretens bevorzugter Wegigkeiten sind in solchen Boden zur Beurteilung der Verpressbarkeit sehr engmaschige Aufschlusse erforderlich. Zur Ermittlung etwaiger chemischer Einflusse sind auch Grundwasserproben zu untersuchen (DIN 4030), wobei besonders auch auf Humusstoffe und organische Beimengungen im Boden zu achten ist (s. KATZENBACH et a1. 1998). An Feldversuchen zur Abschatzung der Verpressbarkeit kommen zunachst verschiedene hydraulische Bohrlochtests in Betracht (s. Abschn. 2.8.4), die aber auch nur die Durchlassigkeit eines Mehrschichtsystems ergeben. Durchlassigkeitsversuche mit Wasser ermoglichen auBerdem immer nur sehr begrenzte Aussagen hinsichtlich der Auswahl des Injektionsgutes und der zu erwartenden Injektionsgutaufnahme. Wenn keine einschlagigen Erfahrungen vorliegen, sind Einpressversuche im Fe1d mit dem fur die Ausfuhrung vorgesehenen Injektionsgut zu empfehlen, wobei neben dem Bohrverfahren und der Bohrlochabweichung vor allem die Eignung des Einpressmittels, d. h. die Rezeptur (W fBWert) und die Injektionsparameter (Raster, Verpressdruck und -zeit, Injektionsaufnahme, Abfolge) zu ermitteln sind (s. SCHULZE 2002). Die wichtigsten Verpressmethoden sind Packer-Injektionen im Festgestein (s. Abschn. 18.4.3), Manschettenrohr-Injektionen in Lockerund Halbfestgesteinen und Lanzeninjektionen in nicht standfestem Untergrund. Der Abstand der Injektionsbohrlocher richtet sich nach der Durchlassigkeit des Untergrundes, dem Injekti-
249
onsmittel und dem zulassigen Einpressdruck (s. Abschn. 18.4.3 und o. g. Merkblatt). Die wichtigsten Injektionsparameter zur Steuerung des Injektionsvorgangs sind die Zeit, der Injektions (pumpen)druck und die Injektionsgutaufnahme bzw. die Durchflussrate. Die Reichweite betragt normalerweise 3 bis 15 m. Die Verpressdriicke betragen bei Niederdruckinjektionen allgemein 4 bis 8 bar, teilweise bis 15 bar. Zur Vermeidung von AufreiBen des Gebirges muss der Verpressdruck an der Austrittstelle kleiner sein als die effektive Vertikalspannung, wobei zu berucksichtigen ist, dass von dem abgelesenen Wert an der Injektionspumpe nicht direkt auf den maBgeblichen Druck im Boden geschlossen werden kann (s. Abschn. 18.4.3). Fur die Einpressrate kann als Faustformel gelten: Die zulassige Einpressrate q (in lImin) ist gleich der Tiefe z der Austrittsstelle des Injektionsgutes unter Gelande (in m), s. SCHULZE (1996). Zementinjektionen werden meist mit einem Wasser-Bindemittelwert von W/B = 0,5 bis 3,0 unter Zugabe von Injektionshilfen verwendet: WfB 1,0 = 1001 HP + 100 kg PZ 35 L + 2 kg Bentonit ergibt l36 1Mischung WfB 0,8 = 80 1 H 20 + 100 kg PZ 35 L + 2 kg Bentonit ergibt 1161 Mischung WfB 0,6 = 60 1 Hp + 100 kg PZ 35 L + 2 kg Bentonit ergibt 96 1 Mischung. Nach Bedarf werden zur Stabilisierung des Injektionsguts Ton und Zusatzmittel beigegeben, bzw. bei hohen Aufnahmen auch Sand. Fur Verpressarbeiten sind Druck-fMengenschreiber einzusetzen, mit denen eine genaue Kontrolle der einzelnen Injektionsschritte in Bezug auf Menge, Injektionsrate und Druckverlauf moglich ist. Der AufreiBdruck der Mantelverfullung einer Manschettenrohrinjektion (meist Dammer, s. u.) liegt in der Regel bei 30 bis 50 bar, die Haltezeiten der einzelnen Druckstufen liegen bei 1 bis 3 Minuten, die Gesamtzeiten pro Manschette bei 5 bis 8 Minuten. Als Abbruchkriterium gelten auBer der Zeit auch die Injektionsgutaufnahme (kg/m bzw. pro Stufe) oder die Durchflussrate (lfmin). Der Gesamtsuspensionsverbrauch sollte in sandigkiesigen Boden 1/3 des Porenvolumens nicht uberschreiten. Bei der Bewertung der Injizierbarkeit von Fels sind u. a. folgende Faktoren zu untersuchen (KUHLING & WIDMANN 1996):
250
7
7 Flachengrundung, Baugrundverbesserung
Abmessungen der maGgebenden FlieGwege (Porenkanale, Klufte) Sind die FlieGwege ganz oder teilweise gefullt Sind die FlieGwege wassergefUllt, wenn ja unter welchem Druck FlieGgeschwindigkeit des Wassers in den FlieGwegen 1st mit Aufweitung der FlieGwege wahrend der Injektion zu rechnen Bei welchem Druck ist mit einem AufreiGen der Kliifte zu rechnen Spannungszustand im zu injizierenden Gebirge vor und nach dem Bau.
zu erreichen. Eine Aufweitung von Kluften wirkt sich hingegen bei der Einpressung positiv aus, da sich die Einflussweite vergroGert und damit die Suspension tiefer in das Gebirge eindringen kann (s. EWERT 2005). MaGgebende Kennwerte fUr die Injizierbarkeit eines Lockergesteins sind die Kornverteilung, der Ungleichkornigkeitsgrad, die Lagerungsdichte, der Durchlassigkeitsbeiwert sowie der Porenanteil und der Porendurchmesser, bes. der Porenengstellen (s. TONDERA & KLAPPERICH 2007). Ais Injektionskriterium werden meist Grenzkornverteilungen herangezogen (Abb. 7.4), wobei der feinkornigste noch injizierbare Erdstoff als Grenze der Injizierbarkeit definiert ist. Daruber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe empirisch ermittelter Injektionskriterien (Lit. s. SCHULER & BRAUNS 2000). Ein fUr einigermaGen gleichkornige Boden auf dem Filterkriterium aufbauendes Verfahren geht von dem Verhaltnis des Korndurchmessers DIS des zu injizierenden Bodens zu dem Korndurchmesser dss des Injektionsgutes aus (HEITFELD & KRAPP 1986: 18; SCHULZE & BRAUNS 1990: 33):
Bei Festgesteinen gilt die Regel, dass fUr eine erfolgreiche Injektion die Kluftweite groGer sein muss als der 5-fache maGgebliche Korndurchmesser (dss ) des Injektionsgutes. Dies bedeutet, dass Suspensionen aus herkommlichen Injektionszementen noch in Kluftweiten > 0,2 mm eindringen und fein gemahlene Spezialzemente (sog. Feinstbindemittel, s. 0.) mit eng abgestufter groGerer Kornfeinheit noch Injektionen bis etwa 0,1 mm Kluftweite ermoglichen (HUTH & KUHLING 1991; KUHLING & WIDMANN 1996). Bei groGen Kluftweiten oder Hohlraumen werden wasserarme, sedimentations- und erosions stabile Zementpasten (W/Z "" 0,45) oder Dammer eingesetzt (s. Tabelle 7.2). Bei den oben genannten Injektionsdrucken werden in den meisten Fallen bereits geschlossene Trennflachen aufgerissen und offene Trennflachen (Klufte) geweitet (s. Abschn. 2.8.4). Das AufreiGen betrifft vorwiegend Schichtflachen und bewirkt in der Regel einen zu groGen Feststoffverbrauch, ohne damit eine bessere Wirkung
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100
~
80
D -:-:?: 24 Injektion moglich 85
DIS
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Der Korndurchmesser dssliegt bei Normalzementen etwa bei 0,04 mm und bei Feinstbindemitteln bei 0,004 mm (PERBIX & TEICHERT 1995, mit Anwendungsbeispiel; s. a. SCHULZE 2002).
Schluff
Sand
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CiS Abb. 7.4 Anwendungsbereiche von konventionellen Injektionsmitteln.
Kies
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KunststoffiOsungen!
I / I f I:1WasserglaslOsungen I I I HJoosten l / / II I ' IJ I , -1uItrafeinzement I I .1- -I Zementsuspension'
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251
7.4 Konstruktive und baugrundverbessernde MaBnahmen
Allgemein wird davon ausgegangen, dass mit wasserreichen Zementinjektionen (W /Z bzw. W/B;::: 0,8-1,2) sandiger Kies (Flusskies) noch injektionsfahig ist. HUTH & KUHLING (1991) und das o. g. Merkblatt gehen davon aus, dass mit Feinstbindemitteln (W/B-Wert 0,5-0,8) auch Sande mit mehr als 50 % Feinsandanteilen noch injiziert werden konnen (PERBIX & TEICHERT 1995). Zementinjektionen sind in bewegtem oder aggressivem Grundwasser nur bedingt anwendbar. Bei Sulfataggressivitat werden hochgeschlackte Hochofenzemente verwendet. Fur eine volumenbestandige Verfullung gro6erer Hohlraume kann Dammersuspension verwendet werden. Dammer besteht aus speziellen Gesteinsmehlen und einem hydraulisch erhartendem Bindemittel. Er wird mit Wasser zu einer flie6fahigen Suspension angemischt (W /B-Faktor 0,7-0,8; <JD28 '" 1-2 N/mm 2). Die Mischung ist uber weite Distanz pumpbar, ohne sich zu entmischen. Die Flie6fahigkeit ist uber das Mischungsverhaltnis einstellbar. Durch Verringerung des Wasseranteils bis zur Grenze der Pumpfahigkeit (W /B '" 0,45) konnen Druckfestigkeiten bis <JD28 = 5 N/mm2 erreicht werden.
In kiesigen Sanden und Sandboden (Grobund Mittelsande, teilweise auch in Feinsanden) werden Silikatlosungen (Wasserglaslosungen, meist Monosol) oder niedrigviskose Harze eingesetzt (Abb. 7.4). Durch Zugabe von Reaktiven zu den Silikatlosungen bilden sich Gele, deren Festigkeit und Erhartungszeiten (die sog. Topfzeit) gesteuert werden konnen (sog. Hart- oderWeichgele). Silikatgele sind gegenuber aggressivem Wasser unempfindlich und infolge der schnellen Reaktion auch bei bewegtem Grundwasser einsetzbar. Hartgele erreichen in sandigen Flusskiesen mit dlO = 1,5 mm Druckfestigkeiten von 6-8 N/mm2 und in Feinsanden (dlO = 0,1) etwa 3-4 N/mm2 • Bezuglich der Dauerfestigkeit scheint ohne nachteilige Veranderung eine Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren gewahrleistet zu sein (BAUMANN 1982: 52). Fur reine Abdichtungsinjektionen werden sog. Weichgele verwendet. Diese besitzen die Fahigkeit zu gelieren, was zur Ausfullung und zum Verschlie6en des nutzbaren Porenraumes fuhrt und damit eine deutliche Verminderung der Durchlassigkeit bewirkt. Die Druckfestigkeit liegt infolge ihres geringen Kieselsauregehaltes nur bei etwa 0,3-0,5 N/mm 2•
Tabelle 7.2 Arten und Anwendungsmoglichkeiten des Einpressgutes in Lockergestein und Fels (aus DVWK Mat.
3/1999) Abdichtung
Verfestigung
Kies
Tonzementsuspension Tonzementsuspension und Silikatgel
Zementsuspension Tonzementsuspension Tonzementsuspension und Silikatgel
Sand
Silikatgel und Tonsuspension
Silikatgel
schluffiger Sand
Silikatgel Kunststofflosung (wassriges oder nichtwassriges System)
Silikatgel (nichtwassriges System)
Hohlraume (Karst, groBe Kliifte)
Zementpaste Zementmortel Zementsuspension Tonzementsuspension Schaumstoff
Zementpaste Zementmortel Zementsuspension Tonzementsuspension
Kliifte
Zementsuspension Tonzementsuspension Tonzementsuspension und Silikatgel
Zementsuspension TonzementsuspenSton Tonzementsuspension und Silikatgel
Silikatgel
Silikatgel u. Kunststofflosung (nichtwassriges System)
Hohlraume in Lockergestein
Fels
(> 0,1 mm)
Kliifte
(:>:0,1 mm)
252 In Feinsanden mit Schluffanteilen bis 30 % sowie bei Kluftweiten von < 1 mm konnen Verpressfliissigkeiten aus Kunstharzen verwendet werden. Die Reaktionszeiten konnen nach Bedarf eingestellt werden. Dabei bildet sich ein tragfahiger Verbundkorper, der sowohl fiir Nachgriindungen als auch fiir kleinfliichige Anhebungen verwendbar ist (HUURNE & SORETZ 2008; BERNHARD & BERG FORTH 2010). PUR-Harze schiiumen bei Kontakt mit Wasser auf und dichten abo Die Durchlassigkeitswerte konnen um bis zu zwei Potenzexponenten verbessert werden. Wahrend bei Zementinjektionen (auch von Feinstbindemitteln) nur kurzzeitige Veranderungen des den frischen Injektionskorper umstromenden Grundwassers beobachtet wurden und diese daher beziiglich der Grundwasserbelastung als unbedenklich gelten, ist bei SilikatlOsungen und den Zweikomponenten-Kunstharzen die Umweltvertraglichkeit zu beachten. Bei Silikatlosungen tritt im vorbeiflieBenden Grundwasser eine deutliche Erhohung des pH-Wertes und der Na-Ionenkonzentration auf, die jedoch nach einigen Tagen auf nur noch gering erhohte Werte absinkt (KIRSCH 1994; BRAUNS et a1. 2001). Die heute verwendeten Zweikomponenten-Polyurethanharze sind FCKW-frei und bewirken keine Beeintrachtigung von Boden und Grundwasser, so dass sie selbst in Wasserschutzgebieten eingesetzt werden (HUURNE & SORETZ 2008). Insgesamt liegen iiber die Umweltvertraglichkeit dieser Stoffe noch keine abschlieBenden Erfahrungen vor, auch nicht hinsichtlich behordlicher Einschrankungen nach dem Wasserhaushaltsgesetz (s. Abschn. 4.4.1), dem zu Folge eine Erlaubnis oder eine Bewilligung fiir das Einleiten von Stoffen in das Grundwasser nur erteilt werden darf, wenn eine schadliche Verunreinigung des Grundwassers oder eine sonstige nachteilige Veranderung seiner Eigenschaften nicht zu besorgen sind bzw. bestimmte Konzentrationswerte (Geringfiigigkeitsschwellenwerte) nicht iiberschritten werden (s. Abschn. 16.1). Eine Neuentwicklung sind einphasige Injektionen mit erhitztem, fliissigem Polyamid, das nach der Literatur absolute Umweltvertraglichkeit aufweist und sowohl zu Verfestigungs- als auch Abdichtungsinjektionen gegen stromendes Wasser in Locker- und Festgesteinen eingesetzt werden kann (WEBER 2002).
7 Fliichengriindung, Baugrundverbesserung
Zu den Niederdruckinjektionen mit hydraulischen Bindemitteln, den sog. Hydraulic-Fracturing-Verfahren, zahlen sowohl das Soil-Fracturing- als auch das Rock-Fracturing-Verfahren. Mit den Soil-Fracturing-Verfahren kann eine Stabilisierung von im herkommlichen Sinn nicht injizierbaren feinkornigen und z. T. gemischtkornigen Boden sowie auch von organischen Boden erreicht werden (STEIN & GERDES 1988; MULLER-KIRCHENBAUER et a1. 1996). Dabei werden nicht nur vorhandene groBere Porenraume verfiillt, sondern der Boden wird durch angepasste Mehrfachverpressungen ortlich aufgesprengt, so dass ein Feststoffskelett aus Einzellamellen oder Zementplatten entsteht, ohne dass die Konsistenz des Bodens selbst merkbar verbessert wird. Anfanglich bilden sich bevorzugt vertikale feine Zementlamellen aus, die zunachst eine horizontale Verspannung und Verdichtung im Boden bewirken (Abb. 7.5). Bei weiterer Verpressung kommt es zu einem Anwachsen der Vertikalspannungen und mit weiterer Verdichtung zu Hebungstendenzen, die auch Hebungsinjektionen bei Gebaudeschiefstellungen ermoglichen (s. Abschn. 17.8.4 und RAABE & ESTERS 1986; RAABE et al. 1990; KRAMER 2000). Ais Hebungsinjektionen werden auch schnell hartende Zweikomponenten-Kunstharze eingesetzt und zwar sowohl unmittelbar in der Bauwerkssohle als auch gestaffelt bis in groBere Tiefe. Die Verpressdriicke werden, beginnend beim Oberlagerungsdruck, langsam gesteigert, bei gleichzeitiger Kontrolle der Hebungen. Der Verpressdruck wird in der Regel an der Injektionspumpe im Injektionscontainer gemessen und ist nicht dem maBgeblichen Druck an der Austrittsstelle in das Gebirge gleichzusetzen. Infolge der Druckverluste in den Leitungen und im Packer sowie des AufreiBwiderstandes der Mantelmischung und des Druckverlustes bis zum Eintritt in das Gebirge betragt der wirksame Druck im Gebirge meist weniger als 50 % des Pumpendruekes. Ober die Moglichkeit einer Druckmessung am Packer, wie sie bei WD-Tests iiblich ist, liegen mit feststoffreichen Injektionsmitteln noch kaum Erfahrungen vor. Eine Weiterentwicklung zur Verfestigung nicht injizierbarer, wenig tragfahiger, aber sehr steifer bis halbfester Verwitterungsboden und Halbfestgesteine ist das Rock-Fracturing- Verfahren. Durch ausreichend hohe Verpressdriicke
253
7.4 Konstruktive und baugrundverbessernde MaBnahmen
7
2
3
5
Ersrverpressung
Mehrfochverpressung
Abb. 7.5 a) Wirkungsweise einer Manschettenrohr-Verpressung und b) des Soil-Fracturing-Verfahrens (1) Bohrrohr, (2) Mantelmischung, (3) Gummimanschette, (4) fnjektionsgut, (5) Packer (Firmenprospekt).
werden vorhandene Schichtflachen, Kliifte und andere Schwachstellen im Gebirge aufgerissen und Zementsuspension eingepresst. Durch die Verspannung des Untergrundes werden die Steifigkeit und die Scherparameter verbessert. Zur Anwendung kommt meist das Manschettenrohrverfahren (0112-1" Kunststoffrohre). Der mit Mantelmischung verfiillte Ringraum ('" 25 mm) wird mit Verpressgut oder vorher mit Wasser gecrackt und eine feststoffreiche Zementsuspension unter moglichst hohen Driicken injiziert. Die Injektion erfolgt iiber Doppelpacker meist zweiphasig, wobei bei den Vorlauferinjektionen offene Kliifte verfiillt und das Gebirge mit Injektionsgut gesattigt und bei den nachfolgenden SchlieBerinjektionen die eigentliche Verspannung des Untergrundes bezweckt wird. Dementsprechend ist bei den SchlieBerinjektionen die Verpressmenge geringer, das Druckniveau aber hoher und der Druckverlauf unruhiger als bei den Vorlauferinjektionen. Urn einen Injektionserfolg zu erreichen, miissen vorab das Injektionsraster anhand der Vorstellung iiber das Gebirge (a = 1,0-1,5 m), die Rezeptur des Injektionsgutes (W/B = 0,70,9), die Injektionstechnik (Packertyp, Abfolge der Injektionsarbeiten, Injektionsdriicke sowie die Injektionsraten mit < 10 I/min) und die Abbruchkriterien (max. Pump end ruck, max. Verpressmenge etwa 100 bzw. 50 I, etwaige Austritte von Injektionsgut und Anzeichen beginnender Hebung)
festgelegt werden. Die Injektionsvorgange werden im Injektionscontainer auf Druckmengenschreibern dokumentiert und ausgewertet.
7.4.5 Dusenstrahlverfahren Ende der 1970er Jahre kam aus Japan das sog. Hochdruck-Diisenstrahlverfahren (Jet -Grouting oder Soilcrete-Verfahren, HDI-/DSV-Verfahren), bei dem mit einem Hochdruck -Diisenstrahl aus Zementsuspension, dem auch Druckluft hinzugefiigt werden kann, der Boden aufgefrast (Abb. 7.6) und mit Injektionssuspension vermischt wird, so dass je nach Dreh- und Ziehgeschwindigkeit des eingespiilten Diisentragers unterschiedlich dicke saulen- oder wandartige bzw. auch ebenflachige Boden-Zementsteinkorper hergestellt werden konnen (s. Ausfiihrungsnorm fiir den Spezialtietbau DIN EN 12716 und ATV DIN 18 321). In Vorversuchen miissen ggf. die Diisparameter fiir einen bestimmten Saulendurchmesser (bzw. Mindestwanddicke und Dberschnitt der Saulen, meist 10 em) sowie die erforderliche Mindestdruckfestigkeit (4-5 MN/m2) ermittelt werden. In nichtbindigen Boden betragen die erreichbaren Zylinderdruckfestigkeiten 5-12 MN/m 2. In starker bindigen Boden mit quellfahigen Tonmineralen werden hiiufig nur Druckfestigkeiten < 5 MN/m 2 erreicht (WOLFF 1989: 529; BORCHERT et al. 2006). Das Diisenstrahlverfahren dient zur Ausfiihrung von Unterfangungskorpern, zur Voraussicherung des Gebirges im Tunnelbau (Abschn. 17.8.3) sowie, bei sich iiberlappenden Verfesti-
254
7
Bohren
7 FlachengrOndung, Baugrundverbesserung
Sollcretleren beginnt
~
Soilcretesaule
Wiederholung mit Uberschneidung
Abb. 7.6 Prinzip des Hochdruck-DOsenstrahlverfahrens (Firmenprospekt).
gungskorpern, auch zu Abdichtungszwecken von Wanden und Baugrubensohlen (s. Abschn. 10.4.3 und WOLFF 1989; STOCKER & LOCH MANN 1990; KWCKERT 1996 und ABERLE & MACH ON 2000; SCHOLZ & PALLA 2007; QUAST & ZANDER 2006; FEISTMANTL et al. 2009; PALLA & LEITNER 2009). Bei der Anwendung dieses Verfahrens ist besonders auf Inhomogenitaten bzw. Hindernisse verschiedener Art (Findlinge, bank- oder
linsenartige harte Einschaltungen, fossile Holzer, sonstige Storkorper) hinzuweisen, in deren Spritzschatten es zu Fehlstellen des Diisenstrahlkorpers und zu Wasserwegsamkeiten kommen kann. Hinsichtlich der Durchfiihrung von Festigkeitspriifungen bei Bodenverfestigungen s. IRNGARTINGER et al. (2007).
8
••
n ung Pfah g grundung
Sind bei einer Flachengrundung zu gro6e und (oder) ungleiche Setzungen zu erwarten, die auch durch eine Baugrundverbesserung nicht mit wirtschaftlichen Mitteln auf ein ertragliches Ma6 abzumindern sind, so muss eine Tiefgrundung vorgesehen werden. Hierbei werden die Lasten mittels lastubertragender Stutzelemente auf tiefer liegende, tragfahige Schichten ubertragen. Die alteste und haufigste Art der Tiefgrundung ist die Pfahlgrundung.
8.1 Einteilung und Tragverhalten der Pfiihle Die Pfahle werden durch nicht oder wenig tragfahige Schichten in tiefere, besser tragfahige Schichten niedergebracht, in denen die Pfahlkrafte uber die Pfahlfu6flache, meist unter Einbeziehung des tiber eine gewisse Einbindelange wirkenden Pfahlmantelwiderstandes (Mantelreibung) abgetragen werden. pfahlgrundungen werden im Normalfall in die Geotechnische Kategorie GK 2 eingestuft (s. Abschn. 4.1), bei hoch ausgelasteten Pfahlen setzungsempfindlicher Bauwerke bzw. bei Mantelund/oder Fu6verpressung, bei Seitendruck auf die Pfahle sowie geneigten Zugpfahlen in GK 3. Die Ermittlung der Pfahlwiderstande erfolgt nach dem Nachweisverfahren GEO 2. Die allgemeinen Grundsatze flir Pfahlgriindungen sind in DIN EN 1997-1 und DIN 1054 -101 (E 2009) sowie der EA prahle (2007) zusammengestellt. Letztere wird derzeit auf der Grundlage der DIN EN 1997-1 uberarbeitet. In die DIN EN 1997 -1 sind teilweise auch die Bemessung von Bohrpfahlen (ehem. DIN 4014: 1990), von Verdrangungs- bzw. Rammpfahlen (ehem. DIN 4026: 1975) und von Pfahlen mit kleinen DurchH. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
mess ern (ehem. DIN 4128: 1983) aufgenommen. Dazu kommen die deutschen Fassungen der Europaischen Spezialtiefbau-Normen bzw. Normen-Entwurfe (Ausfuhrungsnormen) fur Bohrpfahle DIN EN 1536: 1999 und DINFachbericht Nr. 129 Verdrangungspfahle DIN EN 12699: 2001 (Fachbericht in Vorbereitung) Betonfertigpfahle DIN EN 14794 (Entwurf) Pfahle mit kleinen Durchmessern EN 14 199: 2005 (Fachbericht in Vorbereitung) Einen umfassenden Oberblick uber die Pfahlsysteme und ihre Anwendungen bieten auch die DGGT-Empfehlung "Pfahle" - EA Pfahle (2007).
8.1.1 Tragverhalten der Pfahle Bei Spitzendruckpfahlen uberwiegt die Krafteinleitung uber den Pfahlfu6widerstand Rb (base resistance) und den Pfahlmantelwiderstand Rs (shaft resistance) nahe dem Pfahlfu6 (Abb. 8.1). Durch Vergro6erung der Querschnittsflachen am Pfahlfu6 kann ihre Tragfahigkeit erhoht werden. Solche Moglichkeiten sind gestampfte Fu6aufweitungen bei Ortbetonrammpfahlen, angeschnittene Fu6aufweitungen bei Bohrpfahlen und angeschwei6te Flugel bei Stahlpfahlen. Bei Pfahlgrundungen in mitteldichten rolligen Boden und in steifen bis halbfesten bindigen Boden (z. B. tertiare Tone) werden jedoch bis 80% der Lasten uber Mantelreibung abgetragen. Bei Reibungspfahlen erfolgt die Krafteinleitung uberwiegend uber den Pfahlmantelwiderstand Rs (sog. schwebende Pfahlgrundung). Hierbei sind gro6e und moglichst raue Mantelflachen von Vorteil, wie sie besonders OrtbetonpHihle aufweisen.
256
8 Pfahlgrundung
8
I I
Rsl
Abb. 8.2 Aufnahme von horizontalen Einwirkungen durch Pfiihle a) Pfahlbock, b) eingespannter, elastisch gelagerter Pfahl.
I I
a)
b)
Abb.8.1 Tragverhalten eines Einzelpfahles a) Druckpfahl, b) Zugpfahl
Zugpfahle tragen ihre Krafte ausschlieBlich uber den Mantelwiderstand ab (Abb. 8.1). Pfahle sollen in der Regel nur axial auf Druck oder Zug beansprucht werden. Da Pfahle in der Praxis sehen genau in vertikaler Richtung hergestellt werden, sind in den verschiedenen Regelwerken geometrische Herstellungstoleranzen fur diese ungewollte Schiefstellung angegeben. DIN EN 1536 erlaubt fur vertikale Bohrpfahle 2% und die DIN EN 12699 fUr Verdrangungspfahle 4%. Eine Schiefstellung verursacht eine Horizontalkraft, die, wie planmaBige horizontale Einwirkungen, als Querkraft uber die Bewehrung oder uber Schragpfahle bzw. Pfahlbockkonstruktionen aufgenommen werden mussen. Bei Letzteren werden die Pfahle Druck- und Zugbeanspruchungen ausgesetzt (Abb. 8.2). Bohrpfahle mit Vollquerschnitten D > 0,3 m konnen horizontale Einwirkungen durch die Bewehrung aufnehmen, was zu einer Biegebeanspruchung der Pfahle fuhrt. Zur Setzungsreduzierung von Hochhausgrundungen werden seit den 1980er Jahren auch sogenannte kombinierte Pfahl-Plattengriindungen (KPP) ausgefuhrt (s. KPP-Richtlinie 2010 bzw. DIN-Fachbericht 130). Die Bauwerkslasten werden sowohl unmittelbar uber den Sohldruckwiderstand der Fundamentplatte als auch uber die Summe der Pfahlwiderstande in den Baugrund abgetragen. Ziel einer Pfahl-Plattengrun-
dung ist eine Verformungsbeschrankung sowohl beim Baugrubenaushub als auch des Bauwerks selbst und der Nachbarbebauung.
8.1.2 Pfahlarten und Baustoffe Bei den Pfahlen werden Bohrpfahle, Verdrangungspfahle (Rammpfahle) und Pfahle mit kleinem Durchmesser unterschieden (sog. Mikrooder Minipfahle). Nach denHersteIlungsverfahren werden weiterhin unterschieden: Fertigpfahle werden meist fabrikmiiBig vorgefertigt und auf die Baustelle transportiert. Dazu gehoren aIle Holz- und Stahlpfahle sowie Fertigbetonrammpfahle. Ortbetonpfahle werden auf der Baustelle im Boden hergestellt. Zu den Rammpfahlen gehOren neben der Gruppe der Fertigpfahle auch die Ortbetonrammpfahle. Bohrpfahle werden in Deutschland nur als Ortbetonpfahle hergestellt. Nach den verwendeten Baustoffen werden schlieBlich Holzpfahle, Stahlpfahle, Beton-, Stahlbeton- und Spannbetonpfahle unterschieden. Durch den Einbau von Warmetauscherrohren (sog. Absorbern) in die Grundungspfahle konnen diese als sog. Energiepfahle zu Energiegewinnung fur Heizen und Kuhlen verwendet werden (Abschn. 20.2.1.1).
8.2 Grundlagen der Pfahlbemessung
8.2 Grundlagen der Pfahlbemessung Die Einwirkungen F setzen sieh zusammen aus den Einwirkungen des Bauwerks (Griindungslasten) und den Einwirkungen aus dem Baugrunds. Letztere konnen auftreten infolge negativer Mantelreibung (s. Abschn. 8.2.6), Biegebeanspruchung durch Horizontallasten, durch Seitendriicke infolge waagrechter Verformungen des Baugrundes oder auch durch Baugrundbewegungen, d. h. Setzungen infolge benachbarter Lasten oder Baugrundhebungen, z. B. durch Wiederanstieg des Grundwassers oder benachbarte Aushubentlastung. Der Widerstand eines Einzelpfahles in axialer Richtung wird mit R (resistance) bezeichnet (Abb. 8.1) und enthaIt die Anteile Pfahlfu6widerstand Rb (b =base) und Pfahlmantelwiderstand Rs (s = shaft). Fiir die Bemessung einer Pfahlgriindung, d. h. die Festlegung der Anzahl, des Abstandes und der Anordnung der Pfahle muss zunachst der Pfahlwiderstand eines Einzelpfahles bekannt sein. Seine Bemessung kann nach einem der nachstehenden Verfahren erfolgen: Analytische oder empirische Berechnungsverfahren anhand von Baugrundkennwerten Statische Probebelastung Dynamische Probebelastung Erfahrungen aus unmittelbar benachbarten Probebelastungen. Nach Mogliehkeit soli der axiale Pfahlwiderstand eines Einzelpfahls durch Probebelastungen festgelegt werden oder anhand vergleichbarer Probebelastungsergebnisse. Soweit beide nieht vorliegen, konnen die Werte fiir den charakteristischen Pfahlspitzendruck qb.k und der Pfahlmantelreibung qs.k auf der Grundlage von schichtbezogenen Erfahrungswerten ermittelt werden. Die entsprechenden Bodenkenngro6en sind: bei niehtbindigen Boden der mittlere Spitzenwiderstand der Drucksonde qc.k oder ersatzweise eines anderen Sondierverfahrens bei bindigen Boden die undranierte Scherfestigkeit cu•k bei Fels die einaxiale Druckfestigkeit qu.k'
257
Fiir Zugpfahle und fur Mikro- bzw. Minipfahle sind in der Regel Probebelastungen vorzunehmen. Da die Mehrzahl der auf dem Markt befindlichen Pfahlsysteme, und zwar sowohl Rammpfahle als auch die meisten Bohrpfahle und besonders die Mikropfahle, nach den geltenden Herstellungsnormen Spezialpfahle sind, ist deren Tragfahigkeit im Einzelfall seitens der Hersteller anzugeben bzw. nachzuweisen. Der charakteristische Widerstand im Baugrund Rc•k bei Druckpfahlen ist RC•k = Rb•k + RS•k Rb•k = charakteristischer Spitzendruck Rs.k = charakteristische Mantelreibung.
Der Bemessungswert des Pfahlwiderstands R ergibt sich dann aus
C•d
Die Zahlenwerte der Teilsicherheitsbeiwerte sind in Tabelle 8.1 zusammengestellt Eine angemessene Sicherheit (Gebrauchstauglichkeit) ist gegeben, wenn Fc•d = Bemessungswert der axialen Druckbelastung Bei den Sicherheitsnachweisen von axial belasteten Einzelpfahlen ist zwischen der Tragfahigkeit, d. h. der Grenzverformung eines Pfahles durch Versagen des Baugruncls in cler Pfahlumgebung und cler Gebrauchstaugliehkeit, also der Setzungsbegrenzung zu unterscheiden. Abgesehen von der Mindestpfahllange von 5 m (Bohrpfahle) miissen Pfahle immer ausreichend tief im tragfahigen Boden stehen. In ausreichend diehten Sanden und Kiesen sind dies 2,5 m. In sehr dichtem oder festem Untergrund geniigen 0,5 bis 1,0 m. Die Machtigkeit der tragfahigen Schicht unter Pfahlsohle muss drei Pfahlfu6durchmesser, mindestens aber 1,5 m betragen. Unterhalb der Tragschicht diirfen keine starker setzungsfahigen Schiehten mehr vorliegen. Das Tragverhalten von Pfahlen hangt wesentlich yom Herstellungsverfahren ab, wobei Wandrauigkeit, Verdichtung des pfahlbetons, mogliche Entspannung des Bodens bei der Pfahlherstellung, Sauberkeit von Bohrlochwand und -sohle und die tatsachlichen Pfahldurchmesser von Be-
8 PfahlgrOndung
258 Tabelle 8.1 Teilsicherheitsbeiwerte fOr Pfahlwiderstande (nach DIN 1054-101, Tab. A 2.3) Widerstand nach Probebelastung
Symbol
B5-P
FuBwiderstand
rb
1,10
1,10
1,10
Mantelwiderstand (Druck)
r.
1,10
1,10
1,10
Gesamtwiderstand (Druck)
Yo
1,10
1,10
1,10
Mantelwiderstand (Zug)
r~,
1,15
1,15
1,15
Druckpfiihle
rb' r., Yo
1,40
1,40
1,40
Zugpfiihle (im Ausnahmefalll
Y•.•
1,50
1,50
1,50
Auf Grundlage von Erfahrungswerten
deutung sind (HILLMER 1991). Bei ungleichen pfahllangen sind auBerdem die langeren Pfahle immer zuerst herzustellen, damit der Untergrund benachbarter Pfahle nicht durch den Bohrvorgang beeintrachtigt wird. Ein Rammpfahl, der beim Einrammen den Boden seitlich und unter dem PfahlfuB verdrangt, hat i. d. R. eine hOhere Tragfahigkeit als ein Bohrpfahl gleicher Abmessung (Abb. 8.3). Zur Oberprufung der Qualitat von pfahlen, besonders bei solchen, bei denen bei der Herstellung Auffalligkeiten aufgetreten sind, konnen sog. dynamische Integritatsprufungen (Hammerschlagmethode) vorgenommen werden (KIRSCH & KLINGMULLER 2003). Fur Bohrpfahle, die mit schwach bis stark CO 2-aggressivem Grundwasser nach DIN 4030-1 oder mit schadlichen Chemikalien im Untergrund in Beruhrung kommen, ist Beton mit hohem Widerstand gegen chemischen
Angriff zu verwenden (s. Abschn. 9.5). Bei sehr starkem Angriff muss en SondermaBnahmen gemaB DIN 1045-2 vorgesehen werden. Nach MANNS (1997) muss davon ausgegangen werden, dass bei starker bzw. sehr starker CO 2-Aggressivitat des Grundwassers der Zementstein am Kontakt Pfahl/Boden angegriffen und damit die Mantelreibung abgemindert wird (s. Abschn. 10.5.2). Diesen ungunstigen Annahmen steht zuniichst entgegen, dass bisher keine Nachsetzungen von in CO 2 -aggressiven Grundwasser auf Pfahlen gegrundeten Bauwerken bekannt geworden sind. Weitere gunstige Faktoren sind: geringe Durchlassigkeit des Bodens und damit entsprechend geringer Austausch des Grundwassers, wulstig-profilierte Pfahlmantelflachen und besonders eine Mantelverpressung, welche eine raue Mantelflache begunstigt und hohere Gesamtsicherheiten bewirkt.
Mantelreibung im Ton Rs 50
Spitzendruck im Ton Rb
100 150 200 250 [kNlm')
500 '000 ' 500 2000 2500
5 U)
10+- .........:\-'\7"-
'\
\ Abb.8.3 Vergleich der Tragfiihigkeit verschiedener Pfahlarten in tertiaren Tonen (aus SOMMER et al. 1984).
(1
Ortbetonrammpfahle
0+®
~ I 30 [mm)
Fertigbetonrammpfahl
35 [mm)
,
3
Bohrpfahle
Fertigbetonrammpfahl
259
8.2 Grundlagen der Pfahlbemessung
8.2.1 Ermittlung der Pfahltragfahigkeit durch Probebelastungen Nach DIN EN 1997-1, Abschn. 7.5 und DIN 1054-10 1 ist, wenn keine vergleichbaren Erfahrungen vorliegen, der charakteristische Wert des axialen Pfahlwiderstands im Baugrund R k anhand von statischen Probebelastungen zu ermitteln. Nur wenn die Bauart der Pfahle, die Abmessungen und die Baugrundverhaltnisse vergleichbar sind, diirfen Ergebnisse von benachbarten Probebelastungen iibertragen werden. Eine solche Probebelastung ist nach den Vorgaben der DIN EN 1997-1, der DIN 1054 sowie der DIN EN ISO 22 477 -1, Pfahlprobebelastungen durch statische axiale Belastungen, vorzunehmen. Fiir eine Probebelastung konnen entweder eigens dafiir hergestellte Versuchspfahle oder Bauwerkspfahle verwendet werden. 1m ersten Fall miissen die Versuchsbedingungen den tatsachlichen Verhaltnissen am Bauwerk moglichst entsprechen. Bauwerkspfahle diirfen bei einer Probebelastung hinsichtlich ihrer spateren Verwendbarkeit nicht beeintrachtigt werden. Probebelastungen bedeuten immer einen erheblichen Aufwand, da die aufgebrachte Versuchslast mindestens das 2-fache der spateren Gebrauchslast betragen solI. Dies sind bei einem Pfahl mit 1,2 m Durchmesser, wie er wegen der Instrumentierung haufig gewahlt wird, 10 bis 20 MN. Bei sehr groBen Durchmessern diirfen C•
nach DIN EN 1997-1 Belastungsversuche auch an Versuchspfahlen mit kleineren Durchmessern vorgenommen werden. Bei stark wechselnden Baugrundverhaltnissen sind ggf. mehrere Probebelastungen durchzufiihren. Als Belastungsvorrichtung werden im Regelfall hydraulische Pressen eingesetzt, die sich gegen eine sog. Pilzkonstruktion abstiitzen, die iiber Anker oder Zugpfahle im Untergrund verankert ist (Abb. 8.4). Bei kleineren pfahllasten werden auch Totlasten als Widerlager verwendet. Die Versuchslast wird mit einer fernablesbaren Kraftmessdose gemessen. Die Vertikalverschiebungen des Pfahlkopfes werden an mindestens drei Punkten mit elektrischen Wegaufnehmern registriert und durch ein Feinnivellement kontrolliert. Zur Kontrolle, ob die Last zentrisch eingebracht wird, werden auBerdem die Horizontalverschiebungen des Pfahlkopfes gem essen. Urn den PfahlfuBwiderstand Rb (Spitzendruck) und den Pfahlmantelwiderstand Rs (Mantelreibung) getrennt zu ermitteln, wird in verschiedenen Tiefen des Pfahles seine Stauchung bzw. Dehnung mittels Dehnungsmessaufnehmern gemessen. Die PfahlfuBkraft wird in der Regel mit einer vollflachigen Kraftmessdose registriert. Die Last wird langsam und in der Setzung anzupassenden Stufen aufgebracht, wobei nach jeder Laststufe die Last so lange zu halten ist, bis die Pfahlsetzungen annahernd zur Ruhe gekommen sind. AuBerdem sind bei der beabsichtigten Gebrauchslast und mit Annaherung an die
c Abb. 8.4 Versuchsaufbau zur DurchfOhrung einer vertikalen Probebelastung mit a) Totlast, b) Zugpfahlen, c) gespreizte Verpressanker (Firmenprospekt).
260
8 PfahlgrOndung
Grenzlast bzw. bei der 2-fachen Gebrauchslast Zwischenentlastungen vorzunehmen. Das Ergebnis wird in einer Zeit-Setzungs- und Widerstands-Setzungs-Linie dargestellt und ausgewertet (Abb. 8.5). Ma6gebend fur den Grenzwiderstand der Tragfahigkeit ist der Versagenszustand in der Widerstands-Setzungs-Linie, bei dem sich der Pfahl weiter setzt, ohne dass der Widerstand nennenswert zunimmt, bzw., wenn dieser Zustand nicht erreicht wird, eine Pfahlkopfsetzung von 10% des Pfahlfu6durchmessers. Fur den Grenzwiderstand der Gebrauchstauglichkeit ist die Grenzsetzung Sg heranzuziehen. Probebelastungen von auf Zug beanspruchten Pfahlen sind sinngema6 vorzunehmen und aufzutragen Die bauwerksvertraglichen Setzungen bzw. die vorgegebene charakteristische Setzung werden haufig auf 1 cm begrenzt. Die Teilsicherheitsbeiwerte der Tabelle 8.1 sind entsprechend gering. Bisher wurde die bei einer Pfahlprobebelastung ermittelte Widerstands-Setzungs-Linie in der Regel ohne zusatzliche Abschlage angesetzt. Bei dem neuen Osterberg-Verfahren konnen verschiedene mantelverpresste und nicht mantelverpresste Pfahlabschnitte uber zwischengeschaltete Osterbergzellen einzeln gegeneinander belas-
R c -
(f)
CD If)
1 Abb. 8.5 Widerstands-Setzungs-Linie einer Probebelastung. Rc = Pfahlwiderstand, RC;k = Grenzlast, Sg = Setzung bei RC;k' S. = elastischer Setzungsanteil
tet und so die Mantelreibung der einzelnen Pfahlsegmente getrennt ermittelt werden (KATZEN BACH & VOGLER 2004; KLEFFNER et al. 2006). Gut instrumentierte Probebelastungen (DURRWANG 1984, 1997; KLEFFNER et aI. 2006) sind kostenaufwandig. Sie bringen jedoch wertvolle Aufschlusse uber das Tragverhalten der Pfahle. Der Pfahlmantelwiderstand wird bereits bei Setzungen von 5 bis 10 mm aktiviert. Dies hat zur Folge, dass der obere flache Bereich der Widerstands-Setzungs-Linie (s. Abb. 8.5) durch den Mantelwiderstand bestimmt wird, wahrend fur den steileren Kurvenabschnitt mit zunehmender Setzung der Pfahlfu6widerstand ma6gebend ist. Der Anteil des Mantelwiderstandes betragt in tonigen Boden bis etwa 10 mm Setzung 80 bis 90% der Gesamttragfahigkeit und erreicht bei der Grenzsetzung immer noch 60 bis 70%. Die Grenzmantelreibung wird normalerweise mit Werten zwischen qs,k =60 bis 80 kN/m 2 angenommen. In Sand- und Kiesboden liegt die Obergrenze der Pfahlmantelreibung nach Erfahrungswerten bei 200 bis 300 kN/m 2• KOPPELBERG (2004) hat bei Probebelastungen in kiesigen Sanden einen Bruchwert der Mantelreibung von 270 kN/m 2 ermittelt und eine Gesamttragfahigkeit, die urn ein Vielfaches hoher war als der rechnerische Wert nach Abschn. 8.2.2. Fur felsahnlichen Baugrund ergaben Probebelastungen im angewitterten Buntsandsteinuntergrund bei 2 cm Setzung des Einzelpfahles Bemessungswerte von i. M. qs,k = 100 kN/m 2 und qb.k = 1,0 MN/m 2 (DURRWANG 1984). Von gipsfUhrenden, wenig auslaugungsbeeinflussten Tonsteinen der Rotbasis melden KLEFFNER et al. (2006) qs,k-Werte von 0,05-1,0 MN/m 2 und von festen Sollingsandsteinen (qu = 3-41, i. M. 11,5 MN/m 2) Werte von qs.k= 1 MN/m 2 und qb.k = 10 MN/m 2• Ahnliche Werte wie fur die Rottonsteine konnen auch fur den Gipskeuper genannt werden, namlich qs.k = 0,12 MN/m 2 fUr steif- bis halbfesten Tonstein und qs.k = 0,24 MN/m 2 fUr halbfesten bis festen Tonstein, bei einer Mantelreibung von qb,k = 2,0 MN/m 2• 1m Einzelfall sind die Tragfahigkeitsbeiwerte in felsahnlichen Baugrund sehr von der Gebirgsfestigkeit abhangig.
111111111111
_8._2__ G_ru_n_d_la~g~e_n_d_e_r_Pf_a_h_lb_e_m_e_ss_u_n~g___________________________________________2_6_1___
8.2.2 Bemessungsverfahren fur Bohrpfahle aus Erfahrungsbzw. Tabellenwerten
Plahlwiderstand Re.k
S$,g
,
sS.rr 0,02 . 0 1---'<'~,-""""'--l:t------"""""'"1
,
Die Ermittlung der charakteristischen axialen Pfahlwiderstande aus Erfahrungswerten erfolgt in Deutschland in Ermangelung neuer Normenvorgaben weiterhin nach den bisherigen Regeln der DIN 1054 (2005) anhand der charakteristischen Widerstands-Setzungs-Linie gemaB Abb. 8.6. Der setzungsabhangige charakteristische axiale Pfahlwiderstand ist dann: Rc.k(s)
=
Rb.k(s)
+ Rs.k(s) bzw.
qb,k' Ab
s..g= 0,03 . D I-- -.q,--!- - - Q - - - - - - ;
Hierbei sind: setzungsabhangiger charakteristischer PfahlfuBwiderstand Rs.k(s) setzungsabhangiger charakteristischer Pfahlmantelwiderstand (= -reibung) Ab PfahlfuBflache, qb,k charakteristischer Wert des Pfahlspitzenwiderstands (= PfahlfuBwiderstand = Pfahlspitzendruck) As,i Pfahlmantelflache in Schicht i qs,i;k pfahlmantelreibung in Schicht i nach Tab. 8,2 bis 8.5. Rb,k(s)
Die maBgebenden Kennwerte sind bei nichtbindigen Boden die Lagerungsdichte, vorzugsweise iiber Drucksondierungen zu ermitteln
, \
,. " 1,
R,...(S) ....; \ .... Rbk(S)
I '., ,,
1 rr s..
+ qs,i;k' As,i
-
,,
,, ,
\
0.1 · 0
Abb. 8.6 Elemente und Ermittlung einer charakteristischen Widerstands-Setzungs-Linie unter Verwendung der charakteristischen Kennwerte der Tabellen 8.2 bis 8.4 (aus DIN 1054).
(qc ~ 10 MN/m 2 , S. a. FRUHAUF & STOIBERER 2005), wobei fur die Anwendung von Rammsondierungen Umrechnungstabellen verwendet werden konnen (Tab. 4.6; Abschn. 4.4.6.2). Fur Sondierergebnisse mit der schweren Rammsonde nach DIN EN ISO 22 478-2 darf naherungsweise die Beziehung q, "" NIO angenommen werden. Fur die Umrechnung von Sondierungen nach dem Standard-Penetration-Test gilt Tab. 4.5. Fur bindige Boden wird die Kohasion im undranierten
Tabelle 8.2 Bruchwerte des PfahlfuBwiderstandes qb;k fUr nichtbindige und bindige Boden in Abhangigkeit von der bezogenen Pfahlkopfsetzung und dem Sondierwiderstand qc bzw. der undranierten Scherfestigkeit cu;' (nach DIN 1054, Tab. B 1 und B 2). bezogene Pfahlkopfsetzung s/D bzw. s/D.
Pfahlspitzendruck
qb,k
in MN/m' 0)
fur nichtbindige Boden
fur blndige Boden
bei einem mittleren Sondierwiderstand q .... in MN/m'
bel einer Scherfestigkeit im undranierten Zustand c. k in MN/m'
10
15
20
25
0,1
0,2
0,02
0,7
1,05
1,4
1,75
0,35
0,9
0,03
0,9
1,35
1,8
2,25
0,45
1,1
0,10 - s,
2,0
3,0
3,5
4,0
0,8
1,5
*j Zwischenwerte dOrfen geradlinig interpoliert werden. Bei Bohrpfiihlen mit FuBverbreiterung sind die Werte auf 75 % abzumin= Grenzsetzung
dern. Sg
262
8 PfahlgrOndung
Tabelle 8.3 Bruchwerte der Pfahlmantelreibung qs.• fUr nichtbindige und bindige Boden in Abhangigkeit des Sondierwiderstandes qc bzw. der undranierten Scherfestigkeit cu;' (nach DIN 1054, Tab. B 3 und B 4) . Festigkeit des nichtbindi· gen Bodens bei einem mittleren Sondierwiderstand q.
Bruchwert qo,' der Mantelreibung *)
MN/m'
MN/m'
5
0,04
10
0,08
~
15
Tabelle 8.4 Bruchwerte fUr den PfahlfuBwiderstand qb.• und die Pfahlmantelreibung qs.• in Fels in Abhangigkeit von der einaxialen Druckfestigkeit qu,. (nach DIN 1054, Tab. D 5) .
qu.'
q•.•
q ...
MN/m'
MN/m2
MN/m'
0,5
1,5
0,08
5,0
5,0
0,5
20
10
0,5
Zwischenwerte durfen geradlinig interpoliert werden.
0,12
Festigkeit des bindigen Bodens bei einer Scherfestigkeit im undranierten Zustand Sondierspitzenwiderstand c..... MN/m'
0,Q25
0,025
0,1
0,04
~O,2
0,06
*) Zwischenwerte durfen geradlinig interpoliert werden.
Zustand Cu verwendet (s. Tab. 8.2 und 8.3). Werden Flugelsondierungen eingesetzt, so sind deren Cu - Werte mit einem Abminderungsfaktor zu beaufschlagen (s. Abschn. 4.4.6.3). In Fels und felsartigem Untergrund werden die Bruchwerte fUr den Pfahlspitzenwiderstand (qb.k) und fur die pfahlmantelreibung (qs.k) in Abhangigkeit der einaxialen Druckfestigkeit nach Tab. 8.3 ermittelt, wobei fUr qu.k;::: 5 MN/m 2 eine Einbindung von 0,5 m und fUr qu.k::; 5 MN/m 2 eine solche von 2,5 m gefordert wird. Die bisherige DIN 1054 unterschied dabei nicht zwischen der Gesteinsdruckfestigkeit und der einaxialen Gebirgsdruckfestigkeit des mehr oder weniger geklufteten Gebirges gemaB Abschn. 2.6.10. Nach den relativ niedrigen Druckfestigkeitswerten der Tab. 8.4 ist hier offensichtlich die Gebirgsdruckfestigkeit angesprochen. Auf die Problematik der Pfahldimensionierung in entfestigten bis angewitterten Halbfestgesteinen (z. B. Tonstein/Sandstein/Kalkstein-Wechsel-
folgen), die im Grenzbereich Lockergestein/felsahnlicher Untergrund liegen, weist besonders DURRWANG (1997) hin. Das Problem beginnt schon mit der in der oberflachennahen Anwitterungszone ublicherweise schlechten Kernqualitat, die eine besonders sorgfaltige Kernbeschreibung erfordert und haufig auch keine Proben fur aussagekraftige Laborversuche ergibt. Die Gesteinsdruckfestigkeiten von solchen Halbfestgesteinen streuen meist sehr stark und liegen bei hohem Tonsteinanteil haufig < 1 MN/m 2, was einem Lockergestein entspricht (Tab. 2.10). Ergebnisse von Drucksondierungen oder Rammsondierungen (DPH), welche die Tiefe der Auflockerungszone recht gut anzeigen, liegen selten vor. Die Bemessung erfolgt in der Regel mit mehr oder weniger abgeschatzten Mantelreibungswerten, die haufig auf der sicheren und damit unwirtschaftlichen Seite liegen. Nach Probebelastungsergebnissen erfolgt der Aufbau der Mantelreibung in dies en Verwitterungsprofilen kontinuierlich mit der Setzung und erreicht bei einer charakteristischen Setzung von 1 bis 2 cm z. T. schon Werte uber 100 kN/m 2• Die Aufnahme der PfahlfuBkraft erfolgt dagegen nahezu linear mit der Setzung ohne eigentlichen Grenzwert und liegt fUr eine Setzung von 1 bis 2 cm haufig nur bei 1 bis 2 MN/m 2 (s. SCHMIDT et al. 1999 fUr Tonsteine des Keuper und KATZENBACH & VOGLER 2004 fur Kalksteine des TertHir). Die Gesamtsetzungen einer Pfahlgruppe sind bei solchen Verwitterungsprofilen auBerst schwer abzuschatzen. Die Ermittlung der Bemessungswerte Fd erfolgt gemaB Abb. 8.6 in Abhangigkeit von der
263
8.2 Grundlagen der Pfahlbemessung
Mantelreibung
Spitzendruck
qs;k
qb;k
Bemessungswert des Pfahlwiderstandes Rd
fur
sk =
1 em
Abb. 8.7 Darstellung der eharakteristisehen Kennwerte fur die Bemessung einer Pfahlgrundung in Abhangigkeit des Untergrundprofils mit Angabe der Bemessungswerte des axialen Pfahlwiderstandes eines Einzelpfahles (in Klammer) fUr untersehiedliehe Pfahldurehmesser und fUr eine eharakteristisehe Setzung von s, ,., 1 em.
zuHissigen Pfahlkopfsetzung s dureh Auftragung der Widerstand-Setzungs-Linie unter Beaehtung der Einzelnaehweise ftir Tragfahigkeit und Gebrauehstaugliehkeit gemaB Absehn. 8.2. Ais zulassige Pfahlkopfsetzung wird in der Regel ein Wert von 1 bis 2 em angenommen. In der Praxis erfolgt die reehnerisehe Ermittlung der Tragfahigkeit eines Einzelpfahles meist mittels Reehenprogrammen und kann in Abhangigkeit yom Baugrundaufbau und der Einbindetiefe (Pfahllange) fur gangige pfahldurehmesser, wie in Abb. 8.7 dargestellt, ermittelt werden. Eine Gruppenwirkung der Pfahle ist dabei nieht berueksichtigt. In den angelsaehsisehen Landern werden die Pfahlwiderstande (Mantel- und FuBwiderstand) naeh erdstatisehen Bereehnungen auf der Grundlage der undranierten Seherfestigkeit Cu bzw. der Seherfestigkeit q/, c' und speziellen Erfahrungswerten ermittelt (s. SCHMIDT & KLUCKERT 1998).
8.2.3 Tragfahigkeit von Reibungspfahlen Bei Reibungspfahlen erfolgt die Krafteinleitung vorwiegend tiber den Pfahlmantelwiderstand Rs' Die reehnerisehe Ermittlung erfolgt tiber die Krafteintragungslange 1 dem Durehmesser des Verpresskorpers D (ergibt die Pfahlmantelflache As)' der Grenzmantelreibung qs.k und dem Sicherheitsfaktor y, gemaB Tabelle 8.1. Der Spitzenwiderstand ist bei Pfahlen kleinen Durehmessers vernaehlassigbar. Sofern nieht Erfahrungswerte aus vergleiehbaren Probebelastungen vorliegen, kann die Grenzmantelreibung qs,k in Aniehnung an die ehem. DIN 1054, Tab. Dl, wie foIgt angenommen werden: Mittel- und Grobkies, mitteidieht qs,k = 0,20 MN/m 2 Sand und Kiessand, mitteidicht qs,k = 0,15 MN/m 2 0,
264
8
8 PfahlgrGndung
Bindiger Boden, steif - halbfest qs,k = 0,10 MN/m 2 Bei Vorliegen von Schlagzahlen (N3Q) der Standardsonde (Tab. 4.5) konnen fUr bindige Boden auch folgende Erfahrungswerte aus der Literatur angesetzt werden: Fur N30 < 5 (weich) qs,k = 0 Fur N = 5-10 (weich - steif) qs,k = 7,2 . N + 6 kN/m 2 Fur N > 10 (steif) qs,k = 4,1 . N + 37 kN/m 2 • Damit ergibt sich der charakteristische Herausziehwiderstand (R"k) eines Reibungspfahles zu
R"k = 1t . D . 1 qs,k bzw. 0 ,
Asi . qsi,k
und die erforderliche Lange der Krafteintragungsstrecke zu
Der Bemessungswert des Herausziehwiderstandes ist
R"d = R"k Iys"
Ys"
= Teilsicherheitsbeiwert fUr
Zugpfahle gem. Tab. 8.1
Die Tragfahigkeit von Reibungspfahlen als Zugpfable ist, wenn nicht spezielle Erfahrungen vorliegen, grundsatzlich durch Probebelastungen nachzuweisen, wobei die Pfahle bis zum Versagen belastet werden mussen. Die in Probebelastungen ermittelte Widerstands-Hebungs-Linie ist in der Regel als charakteristische Linie ohne Zuoder Abschlage anzusetzen. Verdrangungspfahle konnen sowohl in bindigen als auch in nichtbindigen Boden mit zunehmender Standzeit erhebliche Traglaststeigerungen aufweisen (GRABE & KONIG 2006). Die Hauptursache dafur ist eine Erhohung der Mantelreibung infolge Verkrustungen am Pfahlmantel und dem Abbau von Porenwasserdrucken. Die Traglaststeigerung kann bis zu 50% der Anfangstraglast erreichen.
8.2.4 Horizontale Einwirkung auf Pfahle Seitendruck auf Pfahle als Folge von Bodenbewegungen kann auftreten durch: Unterschiedliche seitliche Auflasten oder entsprechende Aushubentlastung Kriechende Bodenbewegungen Schragpfahle in weichen Boden. Pfahlwiderstande quer zur Pfahlachse durfen nur bei Pfahlen Db > 0,3 m angesetzt werden. Die Berechnung der Querwiderstande erfolgt in der Regel nach dem Bettungsmodulverfahren, das darauf beruht, dass der Boden vor und seitlich der Pfahle der Pfahlverschiebung entgegenwirkt. Die GroBe dieses Bodenwiderstandes wird durch den horizontalen Bettungsmodul ks (in kN/m 3 oder MN/m 3 ) bestimmt. Der Bettungsmodul ks ist keine Bodenkonstante, sondern ist von der Lastflache (Pfahldurchmesser) und der Last abhangig. Die Angabe des Bettungsmoduls ks erfolgt in einfachen Fallen, wenn es nur auf eine hinreichend genaue Ermittlung der Biegemomente ankommt, nach Erfahrungswerten (Tab. 8.5) oder nach horizontalen statischen Probebelastungen. Die DIN 1054 empfiehlt nachstehende Formel
Tabelle 8.5 Erfahrungswerte kS,k fUr Pfahldurchmesser von rd. 1 m. Boden
MN/m'
Tort und weiche Schluffe
0
steifer lehm
10
steinig-kiesiger lehm
20-40
lehmiger Kies
60- 80
Sand und Kies
40- 150
Halbfestgesteine
10- 100
Festgesteine
> 100
265
8.2 Grundlagen der Pfahlbemessung
Hierin bedeuten: k,.k charakteristischer Wert des Bettungsmoduls E,.k charakteristischer Wert des Steifemoduls D, Pfahlschaftdurchmesser D, :-:; 1,0 m; bei D, > 1,0 m darf mit D, = 1,0 m gerechnet werden.
Belastungen durch Hangschub oder ahnliche Krafte konnen damit in der Regel nicht aufgenommen werden (s. a. Abschn. 15.5.5).
Der Anwendungsbereich dieser vereinfachten Annahmen ist auf eine rechnerische Horizontalverschiebung von max. 2 cm oder 0,03 D, begrenzt. Wenn die Verformungen der Pfahlgrundung fur das Tragverhalten des Bauwerks von Bedeutung sind und keine speziellen Erfahrungen vorliegen, mussen GroBe und Verteilung des charakteristischen Bettungsmoduls k,.k langs des Pfahles durch Probebelastungen ermittelt werden (s. d. Empfehlung "Statische Probebelastungen quer zur Pfahlachse" - Geotechnik 1994, S. 104112).
Die GroBe des Bettungsmoduls andert sich mit der Uberiagerungshohe stetig oder sprunghaft. In Lockergesteinen wird allgemein eine parabolische oder dreieckformige Verteilung des Bettungsmoduls in pfahllangsachse angenommen. Bei halbfesten und festen Gesteinen kann mit konstantem Bettungsmodul gerechnet werden (Abb. 8.8). Erhalten Pfahlgruppen eine horizontale Belastung, so muss nach der bisherigen Normung mit abgeminderten k, -Werten gerechnet werden. B
8.2.5 Negative Mantelreibung und Seitendruck auf Pfahle in weichen Boden Ein Problem besonderer Art tritt bei Pfahlgrundungen in starker setzungsfahigen oder gar weichen Boden bei gleichzeitigen seitlichen Belastungen auf (s. DIN EN 1997-1, Abschn. 7.3.2). Derartige Verschiebungen bewirken in den starker setzungsfahigen Schichten Spannungsumlagerungen, die entsprechende Einwirkungen auslosen. Schichten mit derartigen Verformungen, bei denen die Relativbewegungen Baugrund - Pfahl die lastbedingten Pfahlsetzungen ubersteigen, konnen von den Pfahlen nicht nur keine Last ubernehmen, sondern hangen sich im Gegenteil noch an den Pfahlen auf, wodurch die Pfahle uber diese "negative Mantelreibung" Tn zusatzlich belastet werden. Der charakteristische Wert der negativen Mantelreibung muss als Maximalwert angesetzt werden. Er kann nach der bisherigen Normung naherungsweise wie folgt ermittelt werden:
Mantelreibung qs:k
Om
Bettungsmodul kS:k
60
120
180
kN.tn 2
0.06
0.12
0.18
~.tn2
50
100 ~3
Lehm, steif
6,1 m • 0
'"0
Lehm, sand .-kiesig
9,5m Kies, sandig 12,3 m _ Ton, schluffig
16,4 m 18,5 m
Kalkmergelstein
Abb. 8.8 Beispiel einer Bettungsmodulverteilung und Verteilung der zulassigen Mantelreibung zur Dimensionierung von GroBbohrpfahlen (0 1,0 m).
8 Pfahlgrundung
266
Bindiger Boden
ro,k
=
Nichtbindiger Boden
ro,k
= (J~, Ko' tan qJ'k
cu,k
Dabei ist: charakteristischer Wert der Scherfestigkeit des undranierten Bodens (J'v effektive Vertikalspannung Ko Ruhedruckbeiwert (s. Abschn. 2.6.9) CP'k charakteristischer Wert des Reibungswinkels der nichtbindigen Schichten.
Bei Bohrpfahlen in weichen Boden, deren Kohas ion im undranierten Zustand Cu,k:":: 10 kN/m2 betragt, ist nach DIN EN 1997-1, Abs. 7.8, auBerdem der Knicksicherheitsnachweis zu fUhren.
cu,k
Die Mantelreibungswerte von breiigen bzw. weichen Boden konnen mit qs,k =0,01-0,03 MN/m2 angesetzt werden. Die negative Mantelreibung wird bereits bei Setzungen von wenigen Millimetern « 5 mm) aktiviert. Auch eine Grundwasserabsenkung oder Schrumpfungserscheinungen im Boden (s. Abschn. 6.2.2) konnen negative Mantelreibung bewirken (s. FRUHAUF & STOIBERER 2005). Zu beachten ist, dass die negative Mantelreibung auch nach Abklingen der Bodenbewegungen noch wirksam bleibt (DIN 1054-101, Abs.7.3.2.2) . Die moglichen GegenmaBnahmen sind, abgesehen von einem vorzeitigen und nach Moglichkeit uberhohten Aufbringen der benachbarten Flachenlasten (meist Damme), in ihrer Wirkung begrenzt. Gunstig sind Pfahle mit moglichst glatter Mantelflache, Pfahle mit groBem Durchmesser oder auch dicht stehende Pfahlgruppen. Schrag nach auBen gerichtete Pfahle werden durch Setzungen zusatzlich auf Biegung beansprucht. In weichen, bindigen Boden mit nur geringen Scherfestigkeiten treten auBer den senkrechten Verformungen auch erhebliche horizontale Verschiebungen auf, die am Rande der Belastungsflache am groBten sind und 40 bis 60% der auftretenden Setzung erreichen konnen. Diese waagerechten Verschiebungen bewirken einen Seitendruck auf die Pfable, der uber die Bewehrung der Pfahle aufgenommen werden muss. Die erforderlichen Bodenkennwerte sind: Konsistenzzahl Ie unentwasserte Scherfestigkeit Cu (vgl. Tab. 2.12 und Tab. 14.1) Gluhverlust VgI' Wird die unentwasserte Scherfestigkeit Cu mit Flugelsondierungen ermittelt, so ist ein Abminderungsfaktor anzusetzen (s. Abschn. 4.4.6.3).
8.2.6 Tragfahigkeit von Pfahlgruppen Pfahlgrundungen bestehen selten aus Einzelpfahlen, sondern meist aus mehreren, nebeneinander angeordneten Pfahlreihen, den Pfahlgruppen. Wird ein bestimmter gegenseitiger Abstand unterschritten, so uberschneiden sich die Einflussbereiche der Spannungen, deren Ausdehnung vom Baugrund, von der pfahlart, dem Durchmesser und der pfahllange abhangig sind. Der Einflussbereich betragt allgemein 3 D bis 6 D, wobei die hOheren Werte fUr Rammpfahle gelten. Die Tragfahigkeit einer Pfahlgruppe ist daher, bezogen auf die Anzahl der Pfahle, immer kleiner als die eines Einzelpfahles. Wegen dieser gegenseitigen Beeinflussung ist ein bestimmter Achsabstand der Pfahle zu beachten. Setzungen von Pfahlgruppen setzen sich zusammen aus der Setzung, die das Bauwerk insgesamt i. S. einer tief gelegten Flachengrundung erfahrt und der Setzung der einzelnen Pfahle. Fur den erstgenannten Setzungsanteil wird eine Flache in PfahlfuBebene zugrunde gelegt, deren Umrisse 3 D, max. 2 m, auBerhalb der Achsen der Randpfahle verlauft (s. Abb. 8.9). Bei Reibungspfahlen wird das Setzungsverhalten von der Zusammendruckung des Bodens zwischen und neb en den Pfahlen mit bestimmt, deren Betrag zu den Setzungen unter der PfahlfuBebene zu addieren ist (Abb. 8.10). Die Setzungen einer Pfahlgruppe sind, ausgenommen reine Aufstandspfahle, im Vergleich zum Einzelpfahl immer groBer. Fur die rechnerische Ermittlung des LastSetzungsverhaltens von Pfahlgruppen liegen verschiedene Ansatze vor (s. RATHEL et al. 2006). Sichere Angaben sind nur aus Setzungsbeobachtungen von Grundungen auf Pfahlgruppen moglich. In der Literatur werden fur die Setzungen von kleinen Gruppen von GroBbohrpfahlen in tertiaren Tonen der 2- bis 4-fache Wert der Setzung eines vergleichbaren Einzelpfahles angegeben, gleichzeitig aber weniger als die Halfte der
267
8.3 Rammpfahle
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zu beurteilen als vergleichbare Flachgriindungen . Dies gilt nicht nur bei pfahlrosten mit durchgehender Pfahlkopfplatte, sondern auch fiir Griindungen auf Einzelpfahlen. Auch sie bewirken meist eine deutliche Verringerung der Setzungsunterschiede.
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8.3 Rammpfahle
Abb. 8.9 Gesamtspannung in der PfahlfuBebene von Pfahlgruppen.
Betrage aus einer Setzungsberechnung als tief liegende Flachgriindung. Die Setzungen von Pfahlgriindungen sind im Allgemeinen immer gleichmaBiger und giinstiger
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TT---rr---rr---rr
Fiir Rammpfahle gelten die Ausfiihrungsnormen DIN EN 12699 (gerammte Verdrangungspfahle) und DIN EN 12794 (Betonfertigpfahle), z. Zt. noch Entwurf. Rammpfahle werden in den Boden eingerammt oder eingeriittelt. Dem Rammprozess entgegen wirken der Spitzendruck und die Mantelreibung. Eine eigenstandige Klassifikation fUr die Rammbarkeit von Boden gibt es nicht (s. Abschn. 3.3.2). Allgemein sollen Rammpfahle bei ausreichend tragfahigen nichtbindigen Boden bzw. annahernd halbfesten bindigen Boden (Ie ~ 1,0) mindestens 3 m einbinden, sofern nicht aus besonderen Griinden eine andere Einbindetiefe erforderlich oder
Pfahlkopfplatte - - - - - . ~---rr--'nr--IT~
I f-_H-_-++-_-w-l1L 213L
Ansatz der sPannun9svertei,ung _ _ ...... fOr die SelZungsberechnung
.....
_...I.L.._...I.L.._*"~
_ ----;1--+- - Spannungsverteilung - - - - '
Abb. 8.10 Spannungsverteilung von Spitzendruckpfahlen in PfahlfuBebene und von Reibungspfahlen, bei denen die Zusammendruckung des Bodens zwischen den Pfahlen mit zu berucksichtigen ist.
268
ausreichend ist. Letzteres gilt besonders fur nichtbindige Boden dichter Lagerung bzw. bindige Boden von fester Beschaffenheit. StoBt ein Pfahl auf ein Hindernis, so ist das Rammen zu beenden. 1st er fast ausgerammt, kann er verwendet werden, andernfalls ist er zu ersetzen. Die Bemessung der verschiedenen Rammpfahlarten, insbesondere fiir gerammte Verdrangungspfahle, erfolgt in der Regel nach Herstellerangaben (s. a. BECKER & KEMPFERT 2008). Bei den Rammpfahlen wird zwischen der groBen Gruppe der Fertigpfahle aus Holz, Stahl oder Stahlbeton und den weit verbreiteten Ortbetonrammpfahlen unterschieden.
8 PfahlgrGndung
Stahlbetonpfahle mit quadratischem, rechteckigem oder auch rundem Querschnitt werden bei bekanntem Untergrundaufbau haufig verwendet. Auf mogliche Rammhindernisse ist deutlich hinzuweisen. Oberlangen konnen gekappt werden. Einige Systeme von Stahlbetonpfahlen konnen auch mit sog. Pfahlschuhen verlangert (aufgestandert) werden, was aber in der Regel aufwandiger ist als das Kappen. Die Angaben der Pfahllangen sollten daher mogliehst auf der sicheren Seite liegen. Stahlbetonpfahle sind umweltvertraglich und sind auch verhaltnismaBig unempfindlieh gegen betonaggressives Grundwasser.
8.3.2 Ortbetonrammpfahle 8.3.1 Fertigpfahle Fertigpfahle werden fabrikmaBig nach MaB hergestellt, wozu die Pfahllangen entweder aus Erfahrung oder nach vorherigen Proberammungen moglichst zutreffend angegeben werden miissen. Holzpfahle sind im Mittelalter und bis in das 17. Jahrhundert haufig fiir Griindungen von schweren Massivbauten wie Kirchen, Schlosser und Rathauser auf schlechtem Untergrund, kaum dagegen fiir Fachwerkbauten o. A. verwendet worden. Eiehenpfahle zeiehnen sieh dabei durch lange Lebensdauer aus, solange sie unter Wasser verbleiben und nieht zeitweise dem Luftsauerstoff ausgesetzt sind oder waren. Heute finden Holzpfahle fast nur fur provisorische Bauwerke (z. B. Lehrgeriiste) Anwendung. In schwer rammbaren Boden verlaufen Holzpfahle beim Rammen leicht, wobei dann die axiale Belastung nicht mehr gegeben ist. Stahlpfahle werden ebenfalls meist nur fiir provisorische oder kleinere Bauwerke bzw. fur Sonderzwecke verwendet. Sie zeichnen sieh durch leichte Handhabung und gute Rammeigenschaften aus und konnen beliebig verlangert werden. Ihre Nachteile sind die geringere Reibung im Boden und die Anfalligkeit gegen Korrosion, die durch groBere Wandstarken und z. T. kathodischen Oberflachenschutz abgemindert werden kann. Die haufigsten Profiltypen sind Stahlrohrprofile, Tragerprofile oder Kastenprofile, vielfach auch Spundwandprofile (s. BECKER & KEMPFERT 2008).
Bei den verschiedenen, teilweise patentierten Systemen von Ortbetonrammpfahlen wird zunachst ein Vortreibrohr in den Boden gerammt oder geriittelt und der pfahlbeton beim Herausziehen des Vortreibrohres eingefullt und verdiehtet, so dass ein inniger Kontakt zwischen Beton und Boden entsteht. Ortbetonrammpfahle konnen sehr gut den ortlichen Untergrundverhaltnissen angepasst werden und verbinden die bodenverdichtende Wirkung des Rammens mit der Moglichkeit einer FuBaufweitung sowie einer rauen Mantelflache und haben damit entscheidende Vorteile gegeniiber Bohrpfahlen gleichen Durchmessers. Dies gilt besonders in verdiehtbaren niehtbindigen Boden und auch bei sehr steifen bis halbfesten bindigen Boden sowie bei zur Tiefe hin fester werdenden Verwitterungsboden. Ein weiterer Vorteil der Ortbetonrammpfahle ist, dass bei der Pfahlherstellung keine Bodenforderung erforderlich wird. Die iiblichen Durchmesser von Ortbetonrammpfahlen betragen 30 bis 60 cm. Die durchschnittlichen Pfahllangen liegen zwischen 10 und 20 m. Pfahllangen bis 30 m sind moglich, doch treten dabei haufig Schwierigkeiten beim Ziehen des Vortreibrohres auf (s. Abschn. 8.4). Bei groBeren Rammhindernissen (z. B. Basisblocke an Quartarbasis) ist auch bei Ortbetonrammpfahlen Vorsieht geboten. Zur Aufnahme von Horizontallasten konnen Schragpfahle bis 4: 1 geneigt ausgefuhrt werden. Bei den meisten Ortbetonpfahlsystemen erfolgt die Rammung mittels Dieselrammen oben
269
8.4 Bohrpfiihle
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Abb. 8.11 Herstellungsprinzip eines Frankipfahles (Firmenprospekt).
am Vortreibrohr, ausgenommen der sog. Frankipfahl, bei dem ein Freifallbar im Vortreibrohr eingesetzt wird (sog. Innenrammung), mit dem aueh der Beton verdiehtet wird (Abb. S.ll). Ortbetonpfahle haben den Vorteil, dass die endgultige Pfahllange naeh dem Eindringwiderstand beim Rammen festgelegt und notigenfalls die Pfahlbelastung den ortliehen Baugrundverhaltnissen angepasst werden kann. Die Tragfahigkeiten betragen z. B. bei Frankipfahlen mit einem Pfahldurehmesser von 61 em bis zu 2600 kN und werden naeh den Rammsehlagen fur die letzten Meter im tragfahigen Boden festgelegt bzw. es muss gerammt werden, bis diese Sehlagzahlen erreieht werden. Fur andere Pfahlsysteme werden zulassige Gebrauehslasten bis zu 2000 kN fUr 50 em und bis zu 3000 kN bei 60 em Pfahldurehmesser angegeben.
8.4 Bohrpfahle Die Bohrarbeiten fUr Bohrpfahle werden naeh den in Absehn. 3.3.2 besehriebenen Boden- und
Felsklassen fur Bohrarbeiten naeh VOB DIN IS 301 ausgesehrieben und abgereehnet. Dies gilt insbesondere fUr die Festgesteinsklassen FD und FZ, die naeh dem Trennflaehenabstand (Sehiehtung, Kluftung) und der einaxialen Druekfestigkeit klassifiziert werden. Daruber hinaus ist eine eingehende ingenieurgeologisehe Besehreibung zu empfehlen, mit besonderer Berueksichtigung der Abrasivitat der Fest- und aueh Loekergesteine gem. Absehn. 17.2.9 (s. a. BECKHAUS & THURO 200S). Fur die Herstellung von Bohrpfahlen gilt die AusfUhrungs-Norm DIN EN 1536: 1999 und der DIN-Faehbericht Nr. 129. AusfUhrliche Hinweise fUr die Bauausfuhrung geben aueh SEITZ & SCHMIDT (2000, darin Lit.). 1m unmittelbaren Einflussbereieh einer benaehbarten Grundwasserhaltung mittels Tiefbrunnen ist z. B. darauf zu aehten, dass es dureh die erhohte Grundwasserstromung nieht zu einer oberflaehigen Erosion des Frisehbetons der Pfahle kommt (FRANKE & WOLDT 2004). Ortbetonbohrpfahle werden mit Durehmessern von 0,3 bis uber 2 m hergestellt. Unter den Verfahrensteehniken dominieren heute Dreh-
8
270
bohrverfahren mit Kellystange, die von einem maklergefiihrten Kraftdrehkopf angetrieben wird. Als Bohrwerkzeug dienen Schnecken oder Bohreimer, z. T. auch Spezialwerkzeuge. Die Bohrungen konnen verrohrt oder in standfesten Boden auch unverrohrt abgeteuft werden. Das Bohrrohr wird als Stiitz- bzw. Schutzrohr drehend oder oszillierend, d. h. durch alternierende Drehbewegung eingebracht und wieder gezogen. Ein weiteres Bohrverfahren sind seilgefiihrte Bohrgreifer und zum Beseitigen von Bohrhindernissen bzw. zum Bohren von Gesteinsbanken BohrmeiBel. Auf solche Erschwernisse ist bei der geologischen Ansprache des Untergrundes zu achten und im Gutachten bzw. in der Ausschreibung ebenso darauf hinzuweisen wie auf erhohte Mantelreibungskrafte in weichen bis steifen bindigen Lockergesteinen sowie auch auf erhohten Werkzeug- und MaterialverschleiB durch abrasive Gesteine (s. oben). Die Mantelreibung des Bohrrohres bzw. die tangentiale Adhasion erhohen sich proportional mit der Plastizitat des Bodens (s. Abschn. 2.7.1). Der Mantelreibungswert fiir die Gleitreibung variiert je nach Art und Konsistenz des Bodens und der Beschaffenheit der Stahloberfliiche zwischen 2 bis 50 kN/m 2• Fiir iiberschlagige Berechnungen wird- meist ein Durchschnittswert von 7,5kN/m 2 angenommen. Zu beachten ist, dass die Haftreibung im Ruhezustand groBer ist als die Gleitreibung bei Bewegung. In flieBfahigen Boden unter der Grundwasseroberflache muss die Verrohrung dem Bohrvorgang immer 1-2 m vorauseilen und im Bohrrohr ein Wasseriiberstand gehalten werden, auch beim Herausziehen des gefiillten Bohrwerkzeuges. Bei letzterem Arbeitsgang darf an der Bohrlochsohle kein Unterdruck auftreten. In sandigen Boden ist immer mit einer gewissen Auflockerung durch die Pfahlbohrung zu rechnen, die bei der Festlegung des Tragverhaltens durch einen Zuschlag von 1 cm bei den bezogenen Pfahlkopfsetzungen beriicksichtigt werden kann.
8 Pfahlgrlindung
Die iiblichen Durchmesser normalkalibriger Bohrpfahle betragen 30 bis 60 cm. Schragpfahle diirfen nur hergestellt werden, wenn sich die durchbohrten Schichten nicht nennenswert setzen. Die Neigung darf nicht flacher sein als 4: 1. Die zulassigen Belastungen werden nach Abschn. 8.2.2 ermittelt. Sie liegen im Allgemeinen bei 200 bis 400 kN. Dariiber hinaus sind Probebelastungen erforderlich. Die Vorteile von Bohrpfahlen sind die geringe Larmbelastigung und geringe Erschiitterungen. Die Kenntnis des durchfahrenen Bodenprofils ermoglicht eine Anpassung der pfahllangen an den Untergrundaufbau. Bohrhindernisse konnen durchmeiBelt werden. Diesen Vorteilen stehen einige Nachteile gegeniiber, namlich die Gefahr einer Auflockerung nichtbindiger Schichten, die wesentlich geringere Tragfahigkeit gegeniiber Ortbetonrammpfahlen und die Schwierigkeit des Betonierens unter Wasser bei kleinen Querschnitten. AuBer den konventionellen Bohrpfahlen sind seit Mitte der 1990er Jahre sog. Schneckenbohrpfahle (Abb. 8.12), auch Schnecken-OrtbetonPfahle (SOB-pfahle) genannt, auf dem Markt. Beide sind unverrohrt oder verrohrt hergestellte Bohrpfahle bei denen der Bodenaushub iiber die rotierenden Schneckenfliigel nach oben transportiert wird. Betoniert wird durch das Schne-
8.4.1 Normalkalibrige Bohrpfahle Der Pfahldurchmesser richtet sich nach der Belastung und der zu erwartenden Pfahllange.
Abb. 8.12 Herstellungsphasen eines SchneckenbohrPfahles (aus ARZ et al. 1994).
271
8.4 Bohrpfiihle
ckenrohr, bei gleichzeitigem Ziehen der Schnecke bzw. der Verrohrung. Der Bewehrungskorb wird in den frischen Pfahl eingedriickt. Gema6 der ehem. DIN 4014 sollen sie nicht in gleichformigen Sanden unter Grundwasser und nicht in weichen bindigen Boden mit eu < 15 kN/m 2 eingesetzt werden (s. KOPPELBERG 2004). Dariiber hinaus sind auch spezielle Verdrangungs-Bohrpfahle (00,4-0,6 m) im Einsatz, deren Vortreibrohr mit verlorener Spitze in den Boden eingedreht und der verdichtungsfahige Boden verdrangt wird. Die Bohrtiefen werden mit bis zu 22 m angegeben.
8.4.2 GroBbohrpfahle Als Gro6bohrpfahle zahlen Bohrpfahle mit einem Schaftdurchmesser > 0,6 m. Die iiblichen Durchmesser betragen 0,8 bis 1,2 m, z. T. 3 m. In der Bundesrepublik Deutschland gibt es eine ganze Anzahl von Gro6bohrpfahlsystemen, die sich in der Art und Gro6e des Geriites sowie im Bohr- und im Betoniervorgang mehr oder weniger unterscheiden (Drehbohrverfahren mit unterschiedlichen Bohrschnecken, Greiferbohrverfahren, Fallmei6el; s. Abb. 8.13). Die bekann-
a) Gre'fbohrer
no Hut)
Oretlor
3 Elnbau des Bewehrungskorbes
2 LOsen des Bodens mrt :
1 N,ed
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teren Gro6bohrpfahlsysteme sind ziemlich gleichwertig, doch haben einzelne bei bestimmten Boden Vor- bzw. Nachteile. Die Vorteile von Gro6bohrpfahlen, sowohl gegeniiber normalkalibrigen Bohrpfahlen als auch gegeniiber Ortbetonrammpfahlen, liegen in der wesentlich hOheren Tragfahigkeit des Einzelpfahles und in den erreichbaren gro6eren Pfahllangen von > 40 m sowie in der leichteren Beseitigung von Bohrhindernissen bzw. der Moglichkeit des Bohrens in felsahnlichem Untergrund. In tonigen Boden ist bei verrohrt hergestellten Gro6bohrpfahlen bei Bohrtiefen von 40-50 m die Grenze der Ausfiihrbarkeit erreicht. Bei gro6eren Pfahllangen wachst das Risiko, dass die Verrohrung nicht mehr gezogen werden kann oder abrei6t (s. Abschn. 8.4 und SCHUMACHER 2004). Die Pfahllangenbegrenzung kann mit suspensionsgestiitzt hergestellten Bohrpfahlen, wie sie in englischsprachigen Landern iiblich sind, besser beherrscht werden. Ein negativer Einfluss der Stiitzfliissigkeit auf die Tragfahigkeit von Bohrpfahlen wird zwar kontrovers diskutiert, hat sich aber bei vergleichenden Probebelastungen in Tertiartonen Frankfurts nicht bestatigt (VOIGT & HOHLER 2003). Die Ermittlung des Tragverhaltens von Gro6bohrpfahlen erfolgt nach Abschn. 8.2.
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4 8elonlervorgang
b) Drehbohrer
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... . Abb. 8.13 Arbeitsvorgiinge bei der Herstellung eines GroBbohrpfahles (Firmenprospekt).
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272
8 PfahlgrGndung
Ein wesentlicher Faktor fUr das SetzmaB einer GroBbohrpfahlgrundung ist die Sauberung der Bohrlochsohle von Lockermaterial und Bohrschlamm. Durch Verwendung geeigneter Bohrwerkzeuge sind Auflockerungen an der Bohrlochsohle zu vermeiden und diese nach Erreichen der Solltiefe abzugleichen. Fu6aufweitungen mittels spreizbaren Schneidflugeln o. A. wurden in den 1960er und 70er Jahren, solange auf Sohlpressung dimensioniert worden ist, haufiger ausgefuhrt. Seit sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass Pfahle ihre Last vorwiegend uber pfahlmantelreibung in den Baugrund abtragen, werden nur noch selten solche FuBaufweitungen ausgefUhrt. Durch eine Mantel- und/oder Fu6verpressung von Bohrpfahlen konnen die Tragfahigkeit sowie das Setzungsverhalten deutlich verbessert werden, wobei eine Abflachung der Anfangssetzungen erreicht wird. Die Reaktionskrafte der PfahlfuBverpressung bewirken eine Vorbelastung der Pfahlsohle, wahrend durch die Mantelverpressung besonders die Kontaktpressung zwischen Pfahlmantel und dem umgebenden Baugrund und damit insgesamt die Mantelreibung deutlich verbessert werden (SCHMIDT 1996). Die Mantelverpressung erfolgt in der Regel mit dunnen, gestaffelten Einzelverpressrohrchen, die am Bewehrungskorb befestigt werden. Durch einen erhohten Anfangsdruck wird die Betonoberflache des Pfahles schalenformig aufgesprengt und das Verpressgut anschlieBend unter Driicken von 15 bis 25 bar in den Baugrund gepresst. Wahrend der Injektionsarbeiten sind sowohl der
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6
Pfahlkopf als auch die unmittelbare Umgebung auf Hebungen zu kontrollieren. Ausgrabungen haben gezeigt, dass die beim Auspressen im Beton erzeugten Risse restIos und dicht mit Zementstein geschlossen waren. Mit Hilfe einer Mantelverpressung bzw. einer Mantel- und FuBverpressung konnen die Pfahltragfahigkeit urn bis zu 50 bzw. 100% erhoht bzw. die Setzungen verringert werden (Abb. 8.14). In nichtbindigen Boden betragt die Erhohung 30% (iiblicher Rechenansatz). Genaue Angaben sind nur mittels Probelastungen moglich (SCHMIDT 1996; NENDZA & PLACZEK 1998).
8.4.3 pf§hle mit kleinen Durchmessern Unter den kleinkalibrigen Pfahlen werden Verpresspfahle mit einem Durchmesser von 100 bis 300 mm bzw. bei Rammpfahlen bis 150 mm verstanden. Fiir ihre Herstellung gilt die AusfUhrungs-Norm DIN EN 14 199. Die zulassige Belastung von solchen Pfahlen ist in der Regel durch Probebelastungen festzulegen. Nach DIN 1054101, Abs. 7.6.2.2 ist der Teilsicherheitsbeiwert y, fur den Pfahlwiderstand von Mikropfahlen aus Probebelastungen urn einen Modellfaktor von 1,25 zu erhohen. Eine Ubersicht iiber das Tragverhalten verschiedener Pfahlsysteme mit kleinem Durchmesser bringen PLACZEK et al. (1996). Die Pfahle mit kleinem Durchmesser, auch Mikro- oder Minipfahle genannt, bestehen in der
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Abb.8.14 Vergleichende Probebelastung eines Bohrpfahles ohne und mit FuB- und Mantelverpressung (aus ARZ et al. 1994).
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8.4 Bohrpfahle Regel aus Stahl, Beton oder Verpressmaterial, bzw. aus einer Kombination dieser Werkstoffe. Ihre Tragfahigkeit wird meist durch Verpressen erreicht. Einige Systeme konnen nachinjiziert werden. Diese Pfahle werden bevorzugt fur Unterfangungsarbeiten und Nachgrundungen eingesetzt. Einige Systeme werden auch fur Neugrundungen kleinerer Objekte auf schlechtem Baugrund verwendet. Eines der bekanntesten Systeme, der sog. GEWI-Pfahl, wird als Einstabpfahl (GEWI-Stahl o 32 bis 50 mm) oder als Mehrstabpfahl (2 bzw. 3 x 32 bis 50 mm) in unverrohrte oder verrohrte Bohrlocher eingestellt und mit Zement-Verpressmortel umhullt. Der Pfahldurchmesser betragt 100 bis 150 mm. Die Tragfahigkeit wird mit 360 bis 570 kN angegeben. Die sog. Wurzelpfahle werden bewehrt (oder auch unbewehrt) unter Druckluft betoniert, wobei der dunnflussige Beton in weicheren Bo-
273 den ausgepragte Wulste bildet, bzw. in GroGporen des umgebenden Bodens gedruckt wird. Dadurch erreichen derartige Injektionspfahle eine verhaltnismaGig hohe Tragfahigkeit von 300 bis 500kN. Ein anderes System ist der TITAN-Pfahl, bei dem als verlorene Einweg-Bohrstange ein geripptes Stahlrohr verwendet wird, das als Injektionsrohr und als Bewehrung im Boden verbleibt und bei dem das Pfahlloch yom Bohrlochtiefsten aus verpresst wird. Zum Unterfangen von Gebauden werden haufig hydraulische Pressrohrpfahle verwendet. Von einem Arbeitsraum (Keller) mit mindestens 1,5 m Hohe werden mittels hydraulischer Pressen Stahlrohre in den Boden eingedruckt, mit Bewehrung bestuckt und ausbetoniert. Der Vorgang wird so lange wiederholt, bis das Pressenmanometer einen Druck anzeigt, welcher der angesetzten Pfahllast einschlieGlich der erforderlichen Sicherheit entspricht.
9
chutz der a wer e vor Gru dwa er
Allgemein ist die tiefste Bauwerkssohle so anzuordnen, dass diese auch bei hoch stehendem Grundwasser trocken bleibt und die Grundungsarbeiten ohne Behinderung durch das Grundwasser durchgefuhrt werden konnen. Voraussetzung dafur ist die Kenntnis des hOchstmoglichen Grundwasserstandes, woraufbei den Aufschlussarbeiten, aber auch bei der spateren Baugrubenabnahme besonders zu achten ist. Nicht beachtete Bodenverfarbungen, die zeitweilig hohere Grundwasserstande oder Grundwasserbewegungen in einzelnen, in der Baugrube ausstreichenden Schichten anzeigen, haben schon manchmal zu nassen oder zeitweilig unter Wasser stehenden Kellerraumen geflihrt. Nach der Statistik sind 15% aller Bauschaden Feuchtigkeit im Keller u. a. Schaden.
9.1 GrundwassersUinde, Bemessungswassersta nd Direkte langjahrige Beobachtungen mittels Grundwassermessstellen liegen fur einzelne Bauwerke selten vor. In den Bundeslandern werden Verzeichnisse von Grundwassermessstellen des Landesgrundwasserdienstes und deren Messdaten geflihrt, die bei den zustandigen Amtern abgerufen werden konnen Oahreslisten mit den Mittel- und Hauptwerten, Ganglinien in lO-Jahresabschnitten). Die Darstellung erfolgt in der Regel nach "hydrologischen Jahren", einer nach Gesichtspunkten der Wasserwirtschaft festgelegten Zeitspanne, die in Deutschland yom 1. November bis 31.0ktober reicht, in Osterreich und in der Schweiz yom 1. Oktober bis 30. September. Weitere Hinweise auf mogliche Grundwasserhochstande geben auch Kellertiefen benachbarter Altbauten, wobei aber in Zweifelsfallen eine einH. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
dringliche Befragung anzuraten ist und auch ortliche, das Grundwasser absenkende MaBnahmen zu bedenken sind, wie Kanaltiefen oder Hausbrunnen. Nach einem Merkblatt "Wasserhaltung" der DGGT (s. Abschn. 11) gelten fur die verschiedenen Grundwasserstande folgende Bezeichnungen: HHGW hochstmoglicher Grundwasserstand HGW fur die Bauzeit anzunehmender Hochststand MGW mittlerer Grundwasserstand NGW niedriger Grundwasserstand NNGW niedrigster Grundwasserstand. Die Bezeichnungen HHGW und NNGW werden in der Baupraxis kaum verwendet. Der Bemessungswasserstand (BWS) ist nach allgemeiner Definition der hochste innerhalb der Nutzungsdauer zu erwartende Grundwasserstand unter Berucksichtigung moglichst langfristiger Beobachtung und unter Einbeziehung zu erwartender Gegebenheiten. Der Bemessungswasserstand ist nach DIN EN 1997-1 eine sog. geometrische Vorgabe, die nach folgenden Gesichtspunkten festzulegen ist: der augenblickliche Grundwasserstand, bekannte Schwankungsbreiten, die hydrogeologischen Randbedingungen und langjahrige Beobachtungsergebnisse aus der Umgebung Auswirkungen einer naturlichen oder kunstlichen Grundwasserabsenkung und deren kunftige Entwicklung Zuverlassigkeit des Entwasserungssystems. Unkenntnis solcher Daten schutzt nicht vor Haftungsanspruchen (HEIERMANN 1996). Bemessungswerte (ad) flir den Grundwasserstand sind nach DIN EN 1997-1, Abs. 2.4.6.1, entweder mit Teilsicherheitsbeiwerten (fur die destabilisierende Wirkung des veranderlichen
276
Grundwasserdrucks) zu beaufschlagen oder mit einem Sicherheitszuschlag festzulegen, dem sog. additiven Zuschlag (s. Abschn. 5.4.3 und Tab. 5.1). Der Teilsicherheitsbeiwert YG,dst der DIN 1054-101 betragt nur 1,05. Dies setzt sehr zuverlassige Angaben voraus. 1st dies nicht der Fall, so muss sich die Hohe des Zuschlags nach der Baugrundsituation und den bekannten Wasserstanden rich ten. Wenn mit Vergleichsdaten aus Messperioden mit allgemein niedrigen Grundwasserstanden gearbeitet wird, muss der Zuschlag entsprechend hoch gewahlt werden. Die ZuschHige sind auBerdem umso hoher anzusetzen, je groBer die Differenz zwischen dem niedrigsten und hochsten gemessenen Grundwasserstand ist. AIle Bauwerksteile unterhalb des Bemessungswasserstandes muss en wasserdicht ausgebildet und auf Wasserdruck bemessen werden. AuBerdem ist der Bemessungswasserstand maBgebend flir die Sicherheit gegen Aufschwimmen. Fur solche Grenzzustande mit schweren Konsequenzen ist der Bemessungswasserstand auf die ungunstigsten Werte abzustimmen, die bei auBergewohnlichen UmsHinden eintreten konnen. Bei sog, "in den Boden eingebetteten Bauwerken" sind sowohl der hochste als auch der niedrigste Wasserstand anzugeben. Bei groBflachigen Bauwerken und starkerem Grundwassergefalle konnen berg- und talseitig verschiedene Bemessungswasserstande angegeben werden. Bei der Diskussion der Grundwasserverhaltnisse sind auch mogliche Veranderungen durch die BaumaBnahme abzuschatzen (s. Abschn. 11.6) und auch Angaben uber die Notwendigkeit einer Grundwasserabsenkung (s. Abschn. 11) sowie uber die Moglichkeit einer Wiederversickerung (s. Abschn. 9.4) zu machen. In Gebieten mit oberflachennahem Grundwasser kommt es bei mehrjahrigen Niederschlagsdefiziten, oftmals verstarkt durch gleichzeitige Uberbeanspruchung der Grundwasserleiter, zu groBflachigen Grundwasserabsenkungen von Z. T. mehreren Metern. Bei Bauvorhaben, die in dieser Zeit errichtet werden, wird haufig ein kunftiger Wiederanstieg des Grundwassers nicht berucksichtigt. Gleiches gilt fur weit- und tiefreichen de Grundwasserabsenkungen durch GroBbausteIlen, bergbauliche Gewinnungsanlagen oder auch Wasserwerke (s. Abschn. 6.2.2). Auch durch gestreckte Grundbauwerke kann es sowohl oberstrom als auch Unterstrom zu Veranderun-
9 Schutz der Bauwerke vor Grundwasser
gen der naturlichen Grundwasserverhaltnisse kommen (s. Abschn. 11.6). In Bach- und Flussniederungen sind Angaben uber die langjahrigen Bach- bzw. Flusswasserstande einzuholen und zwar je nach Situation das mogliche Hochsthochwasser (HHW), das hundertjahrliche Hochwasser (HW lOo), Hochwasserstande der letzten Jahre (z. B. HW 1993 ), Mittelwasser (MW) und Niedrigwasser (NW). Das Grundwasser in Flussnahe kommuniziert mit den Pegelstanden des Flusses. Bei Hochwasserfuhrung kommt es zu einer Umkehrung des normalerweise flusswarts gerichteten GrundwassergefaIles, verbunden mit einem Grundwasserruckstau. Das derzeitige Zonierungssystem zu Einschatzung der Uberschwemmungsgefahrdung (ZURS) basiert auf vier Klassen mit abgestufter statistischer Wiederkehrperiode (0-10, 10-50, 50-200, > 200 Jahre). Je nach Nutzung des Gelandes ist gemaB DIN 19700-12 (2004) ein unterschiedlicher Hochwasserschutz (sog. Bemessungshochwasser BHW) vorgesehen: Stadtische Bereiche HW IOO Sonstige bebaute Gebiete und Verkehrsanlagen HW 50_ 100 Einzelne Gebaude HW 25 _S0 Landwirtschaftliche Flachen HW 10- 25 In der Hochwasserstatistik von FlieBgewassern ist genau genommen nur der Abfluss (m3/s) relevant, wahrend in der Baupraxis die Pegelstande maBgebend sind. Ein 100-jahrliches Hochwasser ereignet sich Z. B. mit einer theoretischen Wahrscheinlichkeit von 1% im Jahr und von 63,4% in den nachsten 100 Jahren. Am Mittelrhein hat allerdings seit der Rheinregulierung Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur die Haufigkeit der sog. Jahrhunderthochwasser insgesamt zugenommen, sondern seit dem HHW 1845 sind 13 der 24 hochsten Wasserstande in 25 Jahren aufgetreten. Seit 1993 gab es in Deutschland mehrere groBe Hochwasserereignisse, darunter die Oderhochwasser 1997 und 2010, die Donauhochwasser 1999, 2002 und 2005, das Elbehochwasser 2002 und 2010 (jeweils einschlieBlich der Nebenflusse) sowie die Hochwasserereignisse im Nordalpengebiet 1999 und 2005, so dass an manchen Flussabschnitten das Bemessungshochwasser (BHW) neu definiert werden muss (JENNRICH et al. 2004). Am Rhein ist allerdings seit 1995 kein
9.2 Dranung von Bauwerken
echtes Hochwasserereignis mehr zu verzeichnen gewesen. Neben den wasserwirtschaftlichen Angaben uberliefern vielerorts Marken an Brucken oder an Gebauden in Ufernahe alte Hochststande. Bei Flussen mit Stauanlagen sind auch der jeweilige hydrostatische Stau (bezogen auf Flusskm) sowie nahe von Stauanlagen auch die Umlaufigkeit yom Oberstrom- zum Unterstromwasserstand zu berucksichtigen. Fragen des Schutzes des Grundwassers vor den Auswirkungen der Bautatigkeit werden bei den einzelnen Grundungs- bzw. Bauverfahren behandelt.
9.2 Dranung von Bauwerken In fein- und gemischtkornigen Boden mit einer Durchlassigkeit k < 10-4 ist fUr aile in das Gelande einbindenden Gebaudeteile eine Dranung vorzusehen, auch wenn die Grundwasseroberflache tiefer steht. In solchen, wenig durchlassigen Boden kann sich sonst das in den Arbeitsraumen der Baugruben versickernde Oberflachenwasser und Sickerwasser aus den oberen Bodenschichten stauen und in die Kellerraume eindringen. Dies gilt auch fUr vermeintlich durchlassige, leicht bindige Boden wie Loss und schluffige Feinsande. Fur die Dranung von Bauwerken gilt DIN 4095 (1990). AuBerdem sind bei allen Gebauden die ubliehen Abdichtungsarbeiten gegen Bodenfeuchte und nieht stauendes Siekerwasser nach DIN 18 195, Teil 4 und 6 (2000) auszufuhren, d. h. eine Horizontalsperre und Abdiehtung von AuBenwanden. Altbauten weisen haufig keine Horizontalisolierung auf oder sie ist unwirksam. Als nachtragliche Einbaumoglichkeit eignet sieh das sog. Mauersageverfahren oder Injektionen in eng gesetzten Bohrlochern, Als Dranung kommen Ringdrane, in Hanglage auch U-fOrmige Drane zur Anwendung. Als Dranleitungen werden meist geschlitzte Kunststoffdranrohre mit Kies- oder Splittumhullung verwendet. Flexible Kunststoffdranrohre sollten fur Hausdranagen moglichst nieht verwendet werden, da sie seIten lagegenau verlegt werden konnen.
277 Das Gefalle einer Dranleitung soli mindestens 0,5% betragen. Der hOchste Punkt einer Dranung muss dabei tiefer liegen als das zu schutzende Objekt, in der Regel OK-KellerfuBboden. Dabei darf die Standsicherheit der Fundamente nicht durch zu tiefliegende Dranstrange beeintrachtigt werden. Notigenfalls sind die Fundamente zu vertiefen. Die Dranrohre werden mit Filterkies ummantelt. Als vertikale Dranelemente werden Dranplatten bzw. geotextile Dranelemente verwendet (s. MUTH 2001). In feinsandig-schluffigen Boden ist ein zusatzlicher Schutz durch ein Filtervlies vorzusehen (s. Abschn. 12.3.3). 1st mit Wasserandrang auch unter dem KellerfuBboden zu rechnen, so ist ein Flachendran vorzusehen. Hierzu sind an der Sohle einer 0,15 bis 0,2 m starken Kieslage (4/32,4/16 oder 8/16) Sauger in Abstanden von 3 bis 6 m zu verlegen. In bindigen Boden ist die Sickerschicht durch ein Filtervlies yom anstehenden Boden zu trennen. Fur die hydraulische Bemessung eines Dransystems enthalt die DIN 4095 quantitative Angaben fur die Abschatzung des Wasseranfalls. Danach wird die Abflussspende auf die Lange der Wand bezogen und in l/(s · m) angegeben, fUr Bodenplatten in l/(s . m 2). Der Wasseranfall kann uber die Niederschlagsmengen abgeschatzt werden (NiederschlagshOhe, Flache und Bewuchs des Einzugsgebietes, Gelandeneigung, Aufbau und Schiehtung des Bodens) oder uber Grundwasserberechnungen (MUTH 1997; 2003). Dabei ergeben sieh im Allgemeinen Dranabflusse von 0,01 bis 0,151/(s· m), die von einer Dranleitung DN 100 und einem Gefalle von 0,5% problemlos abgeleitet werden konnen. Die Abflussspenden eines Flachendrans liegen allgemein bei 0,001 bis O,QlI/(s . m 2). Voraussetzung fur eine wirksame Dranung ist eine ausreichende Vorflut. Wasser aus Dranleitungen darf in der Regel nur in Regenwasserkanale oder in ein Gewasser eingeleitet, bzw. muss direkt versickert werden (s. Abschn. 9.4). Fur derartige MaBnahmen ist entweder eine Erlaubnis fur das Ableiten von Grundwasser nach dem Wasserhaushaltsgesetz oder eine Anschlusserlaubnis an die stadtische Kanalisation einzuholen. Bei dem geringen Gefalle einer Gebaudedranung kann es zu einem Versanden oder Einschlammen von Feinkorn kommen. Hauptursachen dafUr sind meist eine unzureichende Filterstabilitat der Dranelemente und das Fehlen
278
eines Filtervlieses sowie die geringe Wasserfiihrung. Fur den Entwurf einer Dranung ist auch die chemische Beschaffenheit des Wassers zu beachten. Kalkaggressives Grundwasser kann aus durchsickerten Betonteilen Kalk losen, der sich im Dranrohr infolge Druckabfall und Beliiftung abscheiden und dieses zusetzen kann (s. Abschn. 9.5.2 und 17.2.5.3). Ein ahnlicher Vorgang kann auch bei stark sulfathaltigem Grundwasser auftreten. Bei kalkaggressivem Grundwasser diirfen auch keine kalkhaltigen Filter- bzw. Schiittmaterialien verwendet werden. Auch hohere Kalkund Eisengehalte im Grundwasser fiihren gerne zu Versinterungen bzw. Verockerungen und zwar besonders mechanischer Teile (Riickstauklappen, Pumpen). Versinterungen entstehen durch Ausfallung von Karbonaten (Abschn. 17.2.5.3). Verockerungen treten in sauerstoffarmen, reduzierendem Grundwasser auf. Bei Sauerstoffzutritt wird das zweiwertige, wasserlosliche Fen zu dreiwertigem FeIII oxidiert, das als Eisen-III-Hydrat ausgeschieden wird (s. Abschn. 11.6). Eine Verockerung kann augerdem durch Eisenbakterien ausgelost werden. Vertragliche Grenzwerte sind schwer anzugeben. Ab einer Hydrogenkarbonatharte von 10, d. h. 100 mg/l CaO (s. Abschn. 9.5.3) oder einem Fe 2+- und Mn 2 + -Gehalt von 0,2 mg/l, nach anderer Literatur 10 mg/I, ist mit der Gefahr von Versinterung oder Verockerung zu rechnen, Diese Werte konnen in vielen Boden erreicht werden (GLITSCH & SPANG 2009). Ein erster Hinweis auf erhOhte Eisen- und Mangangehalte kann ein niedriges Redoxpotenzial sein (s. Abschn. 4.6). Als Gegenmagnahmen werden Luftabschluss bzw. Magnahmen zur Behinderung der Beliiftung der Dranleitungen empfohlen. Daruber hinaus muss eine haufigere Dberwachung mittels einer Fernsehsonde vorgenommen werden, damit Versinterungen fruhzeitig erkannt und noch im frischen Zustand mit Hochdruckspiilungen beseitigt werden konnen (s. Abschn. 17.2.5.3). Vorraussetzung dafiir ist eine entsprechende Zuganglichkeit des Dransystems. Nicht selten sind auch Schaden an Dranleitungen durch Wurzeleinwuchs zu verzeichnen. Dagegen kann ein Wurzelbarriere-Vlies verlegt und an der Baugrubenboschung hochgezogen und fixiert werden. Das wasserdurchlassige Vlies blockiert das Wurzelwachstum.
9 Schutz der Bauwerke vor Grundwasser
Bei einschneidenden DranmaBnahmen in bindigen Boden ist mit Schrumpfsetzungen zu rechnen. In sulfid- bzw. sulfathaltigen Gesteinen konnen Baugrundhebungen auftreten (s. Abschn. 6.2.4).
9.3 Druckwasserhaltende Abdichtung von Bauwerken Steigt die Grundwasseroberflache Ofters und hoher als 0,5 bis 1,0 m iiber die Kellersohle an, oder besteht keine ausreichende Vorflut, so muss eine Abdichtung gegen von augen driickendes Wasser vorgesehen werden. Druckwasserdicht deshalb, weil das Wasser einen der Hohe des Wasserstandes entsprechenden allseitigen Druck auf die Sohle und die Wande eines Bauwerks ausubt (DIN 18195, T 6 und Abschn. 5.4.3). Anstelle von bituminosen Dichtungsbahnen (sog. "schwarze Wannen") werden heute meist Kunststoffdichtungsbahnen in verschiedenen Ausfiihrungen verwendet (s. HETTLER & DEUCHLER 2000). Die Nahte werden verschweigt. Aufgrund der meist einlagigen Ausfiihrung sind sie verhaltnismamg empfindlich gegen Beschadigungen (s. Abschn. 17.2.5.4). Wannen aus wasserundurchHissigem Beton (WU-Beton), sog. "wei6e Wannen", sind Bauwerke, bei denen die Betonkonstruktion nicht nur mittragende und raumumschliegende Funktion hat, sondern zusiitzlich die Abdichtung gegenuber druckendem Wasser ubernimmt. Unter einem wasserundurchlassigen Beton versteht man einen Beton, der normalerweise von einer so geringen Wassermenge durchdrungen wird, dass diese an der Luftseite verdunsten kann. Dieser Verdunstungsvorgang darf nicht behindert werden. Der Grad der gewiinschten Dichtigkeit und mit welchen Mitteln dieser zu erreichen ist, muss deshalb vorab geklart werden. Bauteile aus WU -Beton sind so zu bemessen, dass keine schadlichen Risse im Beton auftreten. Die moglichen Setzungen und Setzungsunterschiede miissen sorgf
9.4 Dezentrale Regenwasserversickerung
setzung fUr das rechtzeitige Auffinden solcher Fehlstellen ist jedoch, dass die Wanne moglichst noch wahrend der Bauzeit unter Wasserdruck steht.
9.4 Dezentrale Regenwasserversickeru ng Nach der Neufassung des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG s. Abschn. 4.4.1) solI die Oberflachenentwasserung von Baugrundstucken kunftig nicht mehr als 10% von der naturlichen Entwasserungssituation, wie sie vor der Bebauung war, abweichen. Dranwasser und Niederschlagswasser, das auf uberbauten und versiegelten Flachen anfa11t, solI direkt wieder dem natiirlichen Wasserkreislauf zugefUhrt werden. Damit erhalt die dezentrale Versickerung von Dran- und Niederschlagswasser neue Bedeutung und wird zunehmend Gegenstand der ingenieurgeologischen Beratung. Der Boden bildet bei VersickerungsmaGnahmen das Medium fur die Aufnahme, Zwischenspeicherung und Weiterleitung des Regenwassers in den Untergrund (BBodSchG, s. Abschn. 16.1). Eine Versickerung von Niederschlagswasser in besonderen Anlagen gilt als Einleitung und bedarf einer wasserrechtlichen Erlaubnis gem. Abschn. 4.4.1. Die Bewertung der Versickerungsmoglichkeiten bedarf einer sorgfaltigen fachtechnischen Erkundung: geologische bzw. bodenkundliche Situation Schichtautbau (KorngroGenverteilung, ggf. auch nutzbares Porenvolumen, Anteil der Grobporen < 10 flm, die ausschlaggebend sind fur die Infiltration, s. Abschn. 2.8.1 und 2.8.5) Wasserdurchlassigkeit bzw. Wasseraufnahmefahigkeit (Sickerspende in lI(s· m 2) Flurabstandes des Grundwassers FlieGrichtung des Grundwassers. Zu Gebauden muss ein ausreichender Abstand eingehalten werden, urn eine Vernassung von Kellern zu vermeiden. Besonders zu beachten sind Wasserschutzgebiete, rutschungsanfallige Gebiete und solche mit Karsterscheinungen (auch Altbergbau) sowie subrosionsanfallige Boden. Daruber hinaus sind die Belastung des zu
279 versickernden Regenwassers mit Schadstoffen zu berucksichtigen sowie die Eigenschaften der Boden, Schadstoffe aus dem infiltrierenden Regenwasser zu filtern, physiko-chemisch abzupuffern und/oder chemisch-biologisch abzubauen. Notigenfalls muss das anfa11ende Regenwasser einer Vorbehandlung unterzogen werden (Sammel- und Reinigungsschacht, s. HETTLER et al. 2002). In der Diskussion sind auch Sickerschichten aus bestimmten Substraten zur besseren Adsorption von Schwermeta11en (tis 11/2008). Eine wichtige KenngroGe zur Bemessung von Anlagen zur dezentralen Regenversickerung ist der Wasserdurchliissigkeitsbeiwert. Er sol1te nicht indirekt aus den Kornungslinien abgeleitet (s. Abschn. 2.8.3), sondern nach Moglichkeit durch in situ Versickerungsversuche ermittelt werden (s. Abschn. 2.8.4.2). Ais Grenzdurchlassigkeit werden ein unterer Schwe11enwert von 5· 10-6 mls und ein oberer Schwellenwert von 5.10- 3 mls angegeben, Letzterer urn eine Mindestverweildauer des Niederschlagswassers in der Sickerstrecke zu gewahrleisten. Fur die Abschatzung der Versickerungsleistung in der ungesattigten Zone wird a11gemein kunges = 0,5 k angenommen (s. Abschn. 11.6). Die Versickerungskapazitat kann durch VergroGerung der Retensionsriiume oder durch Bodenaustausch bzw. Beimischen von Kiesmaterial verbessert werden. Auch technische Versickerungssysteme aus Kunststoff-Fullkorpern weisen gegenuber den ublichen Rigolen hohere Speicherkapazitaten auf. Folgende Versickerungsarten werden unterschieden: Flachenversickerung, Muldenversickerung, Versickerungsbecken Rigolenversickerung (Graben- oder Muldenrigolen bzw. Rohrrigolen) Schachtversickerung oder Sickerblock-Versickerung. Zur Sicherung der hydraulischen Funktionstiichtigkeit von Versickerungsanlagen ist allgemein ein Sohlabstand zur hOchstmoglichen Grundwasseroberflache von 1,0 m, bei Schachtversickerungen von 1,5 m erforderlich. Fur die Bemessung von Versickerungsanlagen liegen zwei ATV/DVWK-Arbeitsblatter vor, A 138 "Bau und Bemessung von Anlagen zur dezentralen Versickerung von nicht schadlich verunreinigtem Niederschlagswasser" (2005),
280
nach dem bei Versickerungsversuchen der Mindestabstand zur Grundwasseroberflache 1 m, in Ausnahmefallen 0,5 m betragen muss und A 121 "Niederschlags- und Starkregenauswertung nach Wiederkehrzeit und Dauer" (1985). Allgemein wird bei einem Starkregen von 15 Minuten Dauer pro 100 m 2 ein Wasseranfall von 0,9 m 3 angenommen. Weitere Angaben enthalten GRAU (1988), REITMEIER (1995) und MOHS (1997) sowie die Entwasserungsrichtlinien fur die Anlage von StraGen (FGSV 1987), die ZTVEw-StB 91 und Bd. 2 der BVB-Materialien "Regenwasserversickerung und Bodenschutz" (2000).
9.5 Betonangreifende Wasser und Boden Bauwerke und Bauteile aus Beton muss en gegen chemische oder chemisch-physikalische Angriffe von Schadstoffen im Wasser und Boden geschutzt werden. Die Untersuchung auf mogliche Schadstoffe erfolgt zweckmaBigerweise bereits bei der Baugrunduntersuchung. Richtlinien hierfur enthalt DIN 4030, Beurteilung betonangreifender Wasser, Boden und Gase (Teil 1 und 2, 2008). Die Entnahme von Grundwasserproben ist gemaG WHG streng genommen erlaubnispflichtig (s. Abschn. 4.3. 1). Sind Wasserhaltungsarbeiten vorgesehen (s. Abschn. 11), so ist das Grundwasser auGerdem auf mogliche organische Schadstoffe zu untersuchen, wobei in der Regel auch Untersuchungen auf die organischen Summenparameter CSB (chemischer Sauerstoffbedarf) und AOX (an Aktivkohle adsorbierte Halogenverbindungen) sowie auf Kohlenwasserstoffe verlangt werden.
9.5.1 Entnahme und Untersuchung von GrundwasserL und Bodenproben Richtlinien fUr die Entnahme von Wasserproben enthalten DIN EN ISO 22475-1 und DIN 4030-2 sowie das DVGW-Merkblatt ll2 (2001). Die An-
9 Schutz der Bauwerke vor Grundwasser
zahl und Tiefe der zu entnehmenden Proben sind von der geologischen und hydrogeologischen Situation sowie dem Umfeld (Nahe von Industrie, Deponien oder Altlasten) abhangig. Nach Moglichkeit sind auch Angaben uber die Hohe des Grundwasserspiegels, die FlieGrichtung und die FlieGgeschwindigkeit, den Durchlassigkeitsbeiwert und die Temperatur des Wassers zu machen (s. DIN 4030-2, Anhang; Vordrucke fur Prufbericht). Bei den Aufschlussarbeiten ist eine erste Probennahme vorzunehmen, sobald sich in den Bohrungen bzw. Schurfen die erforderliche Wassermenge angesammelt hat. Wenn sich in bindigen Boden kein freies Grundwasser einstellt, kann die Entnahme von Wasserproben mittels sog. Vakuumflaschen erfolgen. Die Filterspitze der Flasche wird in der vorgesehenen Tiefe in den Boden eingedruckt. Aufgrund des Vakuums in der Flasche wird Grundwasser angesaugt. Die Fullzeiten dauern je nach Durchlassigkeit des Bodens wenige Minuten bis 30 Minuten (s. DIN EN ISO 22475-1). In Kernbohrungen mit Wasserspiilung sollte bei einem einigermaGen durchlassigen Gebirge die Entnahme von Wasserproben fruhestens einen Tag nach dem grundlichen Klarspulen der Bohrung erfolgen. Die Herkunft des Spiilwassers (Bachwasser) sowie Spiilungszusatze sind anzugeben. In wenig durchlassigem Gebirge mussen fur die Probennahme Grundwassermessstellen nach Abschn. 4.6 eingerichtet werden. Eine Grundwasserprobe ist immer aus frisch zulaufendem Grundwasser zu entnehmen. Bohrlocher mussen zu diesem Zweck abgepumpt und die Probe aus dem frischen Zulauf entnommen werden. Die Schopfhiilse ist dabei langsam in die gewunschte Tiefe abzulassen. Schurfgruben sind ebenfalls abzupumpen. Die Probenflasche wird dann in den frisch en Zulauf waagerecht nur soweit eingetaucht, dass das Wasser langsam hineinflieGen kann, ohne mit Luft vermischt zu werden. Grundwassermessstellen DN 50 konnen nur mit leistungsschwachen Kleinstpumpen 0 42 oder 43 mm bepurnpt werden. (Forderleistung max. 1 m 3/h). Fur eine ordnungsgemaBe Entnahme von Wasserproben mit Abpumpen der Messstelle bis zu einer konstanten Grundwasserbeschaffenheit (pH-Wert, Leitfahigkeit; S. DVGW-Merkblatt W 121 und Abschn. 4.6) und einer Probennahme 1 m unter der Wasseroberflache ist daher meist
9.5 Betonangreifende Wasser und Boden
ein Messstellenausbau ~ DN 125 erforderlich. Die iiblichen Elektro-Tauch-Pumpen mit 95mm Durchmesser bringen allerdings auch nur Leistungen von max. l1/s (3 m 3/h = 0,81/s; s. Abschn. 4.4.4). Am einfachsten ist die Probennahme am Ende des Klarspiilens der Messstelle bzw. wahrend eigens dafur vorgesehener Kurzpumpversuche (s. Abschn. 2.8.4 und 4.4.4). Wird Grundwasser in voneinander getrennten Stockwerken angetroffen, so ist aus jedem dieser Stockwerke gesondert eine Wasserprobe zu entnehmen. Solche schichtspezifischen Wasserproben konnen aus nicht verrohrten, durch Packer abgeschotteten Bohrlochabschnitten mittels einstufiger Pumptests (s. Abschn. 2.8.4) oder aus getrennt ausgebauten Grundwassermessstellen gewonnen werden (s. DVGW-Merkblatt 245, 1997). Aus einer durchgehend verfilterten Grundwassermessstelle kann auch mit einer Tauchpumpe mit Doppelpacker keine schichtspezifische Wasserprobe entnommen werden, da in der Kiesschiittung Umlaufigkeit gegeben ist. Bei Vorhandensein von gasformigen Inhaltsstoffen, wie z. B. CO 2, darf das Wasser nicht entspannt und moglichst wenig mit der Atmosphare in Beriihrung gekommen sein (PRINZ 1986). Auf keinen Fall diirfen Wasserproben offen stehen gelassen werden. Auch die Entnahme von Schopfproben und freies Eingie6en in die Probenflasche ist unzulassig. Fiir die Praxis sind folgende Entnahmemethoden zu empfehlen: langsames Eintauchen der gut gereinigten Probenflaschen (s. oben) Schopfproben mit Ruttner-Schopfer (0 85 mm) oder anderen Schopfgeraten 0 40 bis 90 mm (Abb. 9.1) und Befullen der Probenflaschen mittels Zapfhahn und Schlauch Abpumpen des Wassers und Befullen der Probenflasche mittels Schlauch nach DIN 38404, T 10, wobei das Schlauchende sich stets in Hohe der Wasseroberflache befinden solI, urn das Wasser moglichst wenig aufzuriihren. Man lasst das Wasser einige Zeit iiberlaufen, urn anfanglich mit der Luft in Beriihrung gekommenes Wasser zu verdrangen bei Pumpversuchen Befullen der Probenflaschen mittels Zapfhahn und Schlauch. Unmittelbar nach der Entnahme wird eine sensorische Priifung des Wassers auf Farbe (nach Absetzen) und Geruch vorgenommen.
281
Abb.9.1 Funktionsskizze fOr einen mechanischen Proben heber (Ruttner-Schopfer).
Eine Grundwasserprobe besteht aus zwei bzw. drei Einzelproben: 2,01 Wasser als neutrale Hauptprobe (2 Flaschen) 0,51 Wasser mit 5 g Marmorpulverzusatz (Calciumcarbonatpulver) 0,51 Wasser mit 3 g kristallisiertem Zinkacetat. Das an Hydrogenkarbonat freie Marmorpulver (CaC0 3 ) wird vorab in die Wasserflasche gegeben und diese nach dem Fiillen geschiittelt, damit das Marmorpulver mit der freien Kohlensaure im Wasser reagieren und diese binden kann. Die Flasche darf keine Luftblasen enthalten. Falls das Wasser einen leichten Geruch nach Schwefelwasserstoff (faule Eier) aufweist, ist auch eine dritte Wasserprobe unter Zugabe von 5 g kristallisiertem Zinkacetat zu entnehmen. In Wassern mit hoheren CO 2-Gehalten (> 50 mg/l) treten z. T. Fe-Gehalte bis zu 10 mg/l (und mehr) auf, die bei Luftzutritt zu Ausscheidung von Eisenoxidhydrat und zu Verockerun-
282
9 Schutz der Bauwerke vor Grundwasser
gen von Leitungen und Aggregaten fiihren konnen (s. Abschn. 9.2 und 11.6): 4Fe(HC0 3 )2 + 10H 20 8H 2C0 3
H
4FeO(OH) . Hp +
9.5.2 Untersuchungsmethoden Nach DIN 4030-2:2008 besteht eine Untersuchung von Wasserproben aus mehreren Schritten (sensorische Prtifung bei der Entnahme, Schnellprtifung an der Entnahmestelle und der sog. Referenzanalyse im Labor), von denen aber die Schnellprtifung in der Regel unterbleibt. Auf die Probenvorbereitung und die speziellen Untersuchungsmethoden kann hier nicht im Einzelnen eingegangen werden, sondern es wird auf die DIN 4030-1 verwiesen. Die Ergebnisse des Referenzverfahrens sind mit den Angaben tiber die Probennahme und tiber die Grundwassersituation in einem Bericht zu dokumentieren (Vordrucke s. Anhang zu DIN 4030-1). Bei der Untersuchung von Bodenproben wird die luftgetrocknete Bodenprobe homogenisiert, einer Probenteilung unterzogen und die Teilmengen durch ein Prtifsieb zerkleinert. An einer Teilmenge wird der Gehalt an Sulfat (SO/-), Sulfid (S2-) und Chlorid (Cl-) festgestellt. An einer zweiten Teilprobe wird der Sauregrad nach BAUMANN-GULLY ermittelt.
In diesen Hillen sind vorsichtshalber zusatzliche Wasserproben zur Bestimmung des Gesamteisengehaltes und notigenfalls des Gehaltes an Fe 2+ und Mn2+ zu nehmen. Die Entnahmemethode ist vorher mit dem Labor abzustimmen. Die Wasserflaschen aus Glas oder Polyethylen sind abriebfest zu beschriften (Probennummer, Entnahmeort, Datum und Uhrzeit) und die einzelnen Proben (z. B. Marmorprobe) zu kennzeichnen. Die Marmorproben mtissen wegen der Temperaturabhiingigkeit des Kalk-KohlensaureGleichgewichtes im Wasser in isolierten Transportboxen transportiert und bei einer Temperatur untersucht werden, die hochstens ± 5 °C von der Temperatur des Grundwassers bei der Probenentnahme (meist 8-10 °C; bei Thermalwasser auch hoher) abweicht. Die Proben sind unmittelbar zur Untersuchungsstelle zu transportieren. Die Analysenergebnisse von gasformigen 9.5.3 Betonaggressive Stoffe Bestandteilen liegen bei unsachgemaB entnomund ihre Wirkung menen Proben in der Regel zu niedrig, da ein Entweichen von CO 2beim Schopf- und GieBvorgang nachteiliger ist, als die Aufnahme von CO 2 Die Angaben tiber Stoffmengenkonzentrationen aus der Luft (auch Atemluft). Die Entnahmeme- im Wasser erfolgen in der Masseneinheit mg/I, da thode sollte deshalb bei der Untersuchung von sowohl die DIN 4030 (2008) als auch die einWasserproben immer angegeben werden. schlagige Fachliteratur noch darauf aufbauen. Bei Verdacht auf Sufat- oder Sulfidgehalte im Die Umrechnung in die internationalen SI-EinBoden (vor allem Gips, CaS0 4 • 2 Hp bzw. Pyrit, heiten mmolll bzw. mmollm 3 (StoffmengeneinFeS 2) oder bei stark gebleichten bzw. organischen heit) ergibt sich aus der Umrechnung tiber einen Boden, die mit dem Bauwerk in Kontakt kom- stoffabhangigen Faktor (s. DIN 4030-2). men sind unmittelbar nach dem Freilegen (bzw. Weiche Wasser mit einer Harte unter 30 mg/l aus den frischen Bohrproben) reprasentative CaO sind an Calciumcarbonat untersattigt und Bodenproben zu entnehmen. Die Probenmenge konnen Calciumhydroxid aus dem Zementstein betragt 1 bis 1,5 kg je Bodenschicht. Die Proben lOsen. Einen Anhaltspunkt tiber die Menge der sind sofort in luftdicht verschlieBbare GefciBe im Wasser gelosten Inhaltsstoffe gibt der Harteeinzuftillen, wie oben beschrieben zu beschriften grad, angegeben in mg/l CaO. Die Karbonathiirte und unmittelbar der Untersuchungsstelle zuzu- oder vortibergehende Harte wird in erster Linie yom Calcium- und Magnesium-Hydrogenkarboleiten. nat, dem Ca(HC0 3 )2' verursacht, wahrend die Sulfate und die Erdalkalien die dauernde oder bleibende Harte bestimmen. Beide addiert ergeben die Gesamtharte:
9.5 Betonangreifende Wasser und Boden
< 4°d Gesamtharte
283
4o_sod Gesamtharte
weich
SO-12°d Gesamtharte 12°-1s od GesamtMrte
mittelhart
13 Starle baslsch
sehr hart
Definitionsgema6 entspricht: l°dH (1 ° deutscher Harte) = 10 mg/l CaO bzw. 17,20 mg/l CaSO 4 oder 7,14mg/1 Ca oder 17,90 mg/l Ca(HC03)2 oder 7,19 mg/l MgO 1° fH (1 ° franzosischer Harte) = 0,56°dH 1° eH (l" englischer Harte) = 0,80 o dH Die Weichwasserkorrosion besteht im Wesentlichen in der Auflosung und nachfolgenden Auswas chung des freien Ca(OH)l aus relativ frischen Beton. Diese Auslaugung des Calciumhydroxids bedeutet eine Verminderung des CaO-Gehaltes und fUhrt zur Zersetzung auch der ubrigen Betonkomponenten. An der Betonoberflache scheidet sich unter der Einwirkung von CO 2 aus der Luft kristallines und porenreiches Calciumkarbonat ab
mit geringen Mengen anderer Zementbestandteile (SiO l, AlP3' NP, KlO, FeP3)' Dieser Vorgang ist z. B. in den weichen bis sehr weichen Buntsandsteinwassern auch ohne nennenswerte Mengen kalkaggressiver Kohlensaure haufig zu beobachten (s. Abschn. 17.2.5.3). Ausgeharteter und dichter Beton wird von weichen Wassern praktisch nicht angegriffen (DIN 4030-1). Das Losungsvermogen gegenuber Kalkverbindungen wird noch verstarkt, wenn gleichzeitig der pH-Wert < 7 liegt, was anzeigt, dass uberschussige Wasserstoffionen mit Saurewirkung vorliegen. Die Abkurzung pH steht fUr den lateinischen Begriff "potentia hydrogenii". Der pHWert des Grundwassers liegt in der Regel zwischen 4,5 und 8. 1m Oberboden von Waldgebieten kann er auf < 4 abfallen. Werte uber 8 deuten auf Beeinflussung durch Spulungszusatze, Zement oder Abwasser hin (Abb. 9.2). Saure Wasser sind
10 %.Ige Nalronlauge
12 11
etwas (oder ziemlich hart)
lSo-30 od Gesamtharte hart > 30 0 d Gesamtharte
9
14
sehr weich
Slarlea Waschlauge
10 Schwach basisch
9
Schmierselle Waschselfe
B Neutral
7 6
Schwach sauer
Starle sauer
5
Blul Kuhmilch Schwach belonangre,lend nach DIN 4030 Starle belonangre,fend nach DIN 4030
4
Saule Mlch Apfelsaft. Wain. BlBr
3
Speiseessog
2
Zitronensaft Kalkl<'lser (Haushaltsre,mgurogsm,ttel) In 0 bhcher VerdO nnung
0
1 %-lge Salzsaure
Abb. 9.2: Obersicht Gber die pH-Werte verschiedener Flussigkeiten, die im Abwasser auftreten k6nnen (a us MAIDL
1984).
an einem pH -Wert < 7 erkennbar. Ab einem pHWert < 6.5 gelten sie als betonangreifend. Die neben dem COl vorkommenden Saurebildner sind Mineralsauren, Schwefelwasserstoff und Schwefeldioxid. Die Letzteren wirken nur angreifend, wenn sie gasformig in trockenen Beton eindringen oder wenn sich an feuchtem Beton bei Luftzutritt Schwefelsaure bildet (s. unten und DIN 4030-1). Kohlendioxid COl bildet im Grundwasser Kohlensaure (H l C0 3 ), die in zwei Stufen dissoziiert und dadurch eine Erniedrigung des pH-Wertes bewirkt. Kohlensaure und ihre Dissoziationsprodukte
greifen kalkhaltige Baustoffe an. Der primare Reaktionsablauf ist
An diesen Primarvorgang schlie6en sich eine ganze Reihe von Reaktionen an, welche den Vorgang der Kalklosung begunstigen.
284
Kohlensaure tritt in unterschiedlichen Wirkungsweisen auf: Gebundene bzw. halb gebundene Kohlensaure, die abhangig vom Calciumgehalt in Hydrogenkarbonaten (Ca[HC0 3l 2) gebunden ist Freie zugehorige Kohlensaure zur Aufrechterhaltung des Hydrogenkarbonatgleichgewichts Ca(HC0 3)2 H CaC03 + Hp + CO 2 Freie kalklosende oder aggressive Kohlensaure, die aus schwer lOslichem CaC0 3 leicht lOsliches Ca(HC0 3 )2 entstehen lasst, das aus dem Beton ausgewaschen werden kann. Das Mag fur die Kalklosekapazitiit ist die kalklosende (aggressive) Kohlensaure nach HEYER, die einen empirischen Wert fUr die Kalklosungsgeschwindigkeit darstellt, ohne dass das Losungsgleichgewicht erreicht wird. Der Marmorlosungsversuch nach HEYER ergibt die Kalklosekapazitat in mg/l CaO. Durch Multiplizieren mit dem Faktor 1,5696 erhalt man die Konzentration der kalklosenden Kohlensiiure in mg/l CO 2. Der Versuch ergibt haufig etwas zu niedrige Werte, was in erster Linie auf die Probennahme und -behandlung zuruckzufuhren sein durfte. Temperaturkonstante Feldbestimmungen von CO 2 ergeben haufig Gehalte an freier aggressiver CO 2 die urn 10 bis 30 mg/l hoher liegen als die Laborwerte nach HEYER von denselben Wasserproben (PRINZ 1986). Der Kohlensiiuregehalt des Grundwassers betragt im Allgemeinen 15 bis 40 mg CO/I, doch konnen Werte von 100 mg/l und mehr auftreten. Die Kohlendioxidaufnahme des Regenwassers aus der Luft ist dabei im Allgemeinen unwesentlich, obwohl der CO 2-Gehalt in der Atmosphare in den letzten 200 Jahren urn 50% auf im Mittel 372 ppm zugenommen hat und weiter ansteigen wird. Ein GroBteil der Kohlensaureanreicherung des Grundwassers erfolgt bei der Durchsickerung der oberen Bodenzone durch biochemische und mikrobiologische Vorgange. Der dabei aufgenommene CO 2-Gehalt des oberflachennahen Grundwassers ist aber in der Regel < 20 mg/l und nimmt mit der Tiefe abo Bei hoheren CO 2-Gehalten ist im Allgemeinen ascendente Herkunft (postvulkanische Tatigkeit), besonders der Aufstieg an tektonischen Storungszonen u. a. anzunehmen (s. Abschn. 4.3.3). Daruber hinaus treten, zumindest im oberflachennahen Grundwasser, auch
9 Schutz der Bauwerke vor Grundwasser
gewisse jahreszeitliche Schwankungen des CO 2Gehaltes auf, mit Maximalwerten im Fruhjahr und Herbst und Minimalwerten in den Sommermonaten. Sulfate und auch Sulfide gehoren zu den betonschadlichsten Inhaltsstoffen, die in Wassern vorhanden sein konnen. Sulfate (SO/-) setzen sich mit einigen Kalk- und Tonerdeverbindungen des Zementsteins unter erheblicher VolumenvergroBerung zu wasserreichen Calciumaluminatsulfaten urn, die als Ettringit oder Zementbazillus bezeichnet werden und zu einem Zertreiben des Betons fuhren (s. KUROPKA et al. 2007). Aus Sulfiden entsteht Schwefelwasserstoff, der in wassriger Losung als schwache Saure wirkt
und mit Sauerstoff weiter zu Schwefelsaure und zu Sulfaten reagiert:
Der Sulfatgehalt im Grundwasser kann, wenn der Boden Sulfide oder Sulfite enthalt, bei Luftzutritt (Baugruben, Einschnitte, Bohrungen) vorubergehend erheblich zunehmen (s. WISOTZKY & EISENBERG 2008). Sulfide (Pyrit und Markasit) im Baugrund sind relativ weit verbreitet (s. Abschn. 2.2.3 und DIN 4030-1, Anhang A). Magnesium ist meist an Sulfate oder Chloride gebunden. Magnesiumchlorid (MgCI 2) reagiert mit dem Calciumhydrat des Betons unter Bildung einer gallertartigen Masse, dem Magnesiumhydroxid, wah rend Calciumchlorid ausgewaschen wird: Ca(OH)2 + MgCl2 -7 Mg(OH)2 + CaCl2 Ammoniumsalze wirken als Kationen austauschende Verbindungen, die schwer losliche Verbindungen zu leicht loslichen umsetzen, die dann ausgewaschen werden konnen . .Ahnliches gilt fur Nitrate, die zusatzlich zu den bekannten Salpeterausbluhungen fUhren. Ein erhohter Kaliumpermanganat-Verbrauch (KMn0 4 ) ist ein relatives MaB fUr den Gehalt an organischen Stoffen und Sulfiden im Wasser. Grundwasser hat normalerweise einen KMn0 4 -
285
9.5 Betonangreifende Wasser und Boden
Verbrauch von 10 bis 50 mg/l. Weist das Wasser einen KMn0 4-Verbrauch von uber 50mg/1 auf, so ist eine spezielle Untersuchung auf organische Substanzen anzuraten. Chloride (CI-) bewirken in erster Linie eine Korrosion der Bewehrung. Voraussetzung ist gleichzeitiges Vorhandensein von Sauerstoff und Feuchte. Die Wirkung ist abhangig von der Diehte des Betons. Besondere Korrosionsgefahr besteht bei Rissen im Beton (DIN 4030-1). MineralOle und -fette, einschlie13lich Motortreibstoffe greifen Beton nicht an, es sei denn, sie enthalten Sauren bzw. pflanzliche oder tierische Fette bzw. Ole (DIN 4030-1). Boden konnen als betonangreifende Stoffe vor allem Sulfide und Huminsauren enthalten: Wasserlosliche Sulfide konnen bei Zutritt von Luftsauerstoff und Feuchte zu Schwefelsaure und Sulfaten oxidieren. Bei Sulfidgehalten > 1000 mg/kg S2- ,bzw. bei intensiver Beluftung bereits an 100 mg/kg, sind Sonderuntersuchungen anzuraten (s. Abschn. 2.2.3 und DIN 4030-1). Auf die Problematik des Sulfat-Saureangriffs pyrithaltiger Boden auf Beton verweisen besonders WISOTZKY & EISENBERG (2008). Huminsliuren im Wasser konnen zwar den Erstarrungsvorgang des Frischbetons beeintrachtigen, sind aber fur erbarteten Beton wenig gefahrlich. Der Sliuregrad nach BAUMANN-GULLY ist ein Mag fur den Gehalt an austauschbaren Wasserstoffionen, die von Humusbestandteilen des Bodens abgegeben werden konnen.
9.5.4 Beurteilung der Aggressivitiit Wasser, die freie Sauren, kalklosende Kohlensaure, Ammonium- und Magnesiumionen enthalten, sowie weiche Wasser bewirken Losungsund Auslaugungserscheinungen. Wasser, die insbesondere Sulfate enthalten, konnen Treiberscheinungen verursachen. Bei der Beurteilung der Betonschadlichkeit eines Wassers sind auger dem Untersuchungsergebnis der Wasseranalyse noch eine Reihe weiterer Faktoren zu berucksiehtigen, wie die DurchHissigkeit bzw. Durchfeuchtung des Bodens
die Flieggeschwindigkeit des Wassers die Zeitdauer des Einwirkens des Wassers ein haufiger Wechsel des Wasserstandes erhohte Temperatur erhohter Wasserdruck. Die DIN unterscheidet drei Angriffsgrade, nach denen die Betonscbadlichkeit von Wassern vorwiegend naturlicher Zusammensetzung beurteilt werden kann. Die Grenzwerte der DIN 4030-1 fUr die Expositionsklassen XA1 (schwacher), XA2 (maBiger) und XA3 (starker chemischer Angriff), s. Tab. 9.1, gelten fUr stehendes bis schwach fliegendes Wasser. Maggebend fur die Einstufung ist der hOchste Angriffsgrad. Liegen zwei Werte im ungunstigen Viertel, so erhOht sich der Angriffsgrad urn eine Stufe. Bei niedriger Wassertemperatur und in wenig durchlassigen Boden (k < 10-5 m/s), in denen sich die angreifenden Bestandteile nur wenig erneuern konnen, nimmt der Angriffsgrad ab (DIN 4030-1). Bei Wasser mit Gehalten an kalklosender Kohlensaure muss auch die Verwendung von Kalkstein als Betonzuschlag gepruft werden. Die zunachst unterschiedlich erscheinenden Meinungen in der Literatur gehen darauf hinaus, dass Kalkstein als Zuschlagstoff die Anfalligkeit eines Betons erhoht, wenn sich die kalklosende Kohlensaure in schwach fliegendem Wasser standig erneuern kann (Lit. s. PRINZ 1997). Nur wenn sich die verbrauchte kalklosende Kohlensaure nieht erneuern kann, wird die Widerstandsfahigkeit des Betons durch Pufferwirkung verbessert. Von Bedeutung ist auch die Diehtigkeit und damit die Losbarkeit des Kalksteins.
9.5.5 Bauliche SchutzmaBnahmen Bezuglich baulicher Schutzmagnahmen lassen sich die von augen wirkenden chemisch-physikalischen Angriffe auf Beton in zwei Gruppen gliedern: kalklosende Wirkung, die den Zementstein auslaugt und von der Betonoberflache her angreift treibende Wirkung, vorwiegend durch Ettringitbildung, wodurch der Beton von innen zerstort wird.
9
286
9 Schutz der Bauwerke vor Grundwasser
Tabelle 9.1 Grenzwerte fUr die Expositionsklassen bei chemischem Angriff durch naturliche Boden und Grundwasser in Anlehnung an DIN 4030-1 (2008). Chemisches Merkmal
Expositionsklasse
XA2
XAI schwacher
ma6iger
XA3 starker
chemise her Angriff Wasser pH-Wert
6,5 ... 5,5
< 5,5 ... 4,5
< 4,5 und ~ 4,0
kalklosende Kohlensaure (C0 2) [mg/I]
15 ... 40
> 40 ... 100
> 100 bis zur Sattigung
Ammonium (NH. ')[mg/I]
15 ... 30
> 30 ... 60
> 60 ... 100
Magnesium (Mg")[mg/IJ
300 ... 1000
> 1000 ... 3000
> 3000 bis zur Sattigung
Sulfat (SO/ ) (mg/kg]
200 ... 600
> 600 ... 3000
> 3000 und S
Boden Sulfat (SO/ ) [mg/kg] Insgesamt Sauregrad
~
2000 ...
> 3000
> 12000 und
s 3000
s 12000
> 200 Baumann-Gully
in der Praxis nicht anzutreffen
Die SchutzmaBnahmen konzentrieren sich auf die Auswahl und einem bestimmten Mindestgehalt des Zements sowie die Herstellung eines hochwertigen, dichten Betons mit begrenzter
s 24000
Wassereindringtiefe. 1m Einzelnen sind die Anforderungen an Bauten aus Beton und Stahlbeton der DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 zu entnehmen.
110
Baugr 8augrubenn
In den Stadten werden zunehmend Tiefgeschosse von Gebauden oder auch Verkehrseinrichtungen tief unter die Erde gelegt. Solche sog. "in den Baugrund eingebettete Bauwerke" erfordern entsprechend tiefe und Z. T. lange Baugruben, in denen mit erheblichen Verschiebungen und plastischen Deformationen zu rechnen ist. Offensichtlich werden vom Untergrund gro~e Entlastungen schlechter vertragen als Belastungen. Durch die Entlastung hebt sich nicht nur die Baugrubensohle urn Zentimeterbetrage, sondern die vertikale Entlastung hat auch einen horizontalen Entspannungseffekt zur Folge. Solche Verformungen von tiefen und langen Baugruben werden nicht nur von tertiaren Tonen beschrieben, sondern auch von rolligen Boden (GOLLUB & KLOBE 1995) und auch von halbfesten bis festen, geschichteten Tonsteinen (MORGENSTERN 1990, darin Lit. und Abschn. 10.5.4). Der horizontale Entspannungseffekt wird hauptsachlich als Folge der im Abschnitt 2.6.9 diskutierten Restspannungen bzw. des horizontalen Spannungsiiberschusses angesehen. Da sowohl die Restspannungen als auch das Dehnungsverhalten von den mechanischen Gesteinsparametern abhangig sind, kommt es besonders auf Schichtflachen zu Differenzbewegungen, denen im freien Anschnitt nur der durch die Entlastungswirkung teilweise abgeminderte Scherwiderstand auf diesen Flachen entgegenwirkt (s. Abschn. 13). Reicht dieser aus, den Schichtstapel im Verband zu halten, so stellen sich an der entlasteten Wand mehr oder weniger bruchlose Schubverformungen ein. Bei niedrigen Scherfestigkeiten auf Schichtflachen (s. Abschn. 2.7.6) kann es zu Gleitbewegungen und progressivem Versagen kommen (MORGENSTERN 1990). Diese Erscheinungen mussen bei der Planung und Ausfuhrung sowohl von Baugruben als auch von tiefen Einschnitten berucksichtigt werden. Eine rechnerische Abschatzung der Hebungen infolge Entlastung kann mit Hilfe der EntlasH. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
tungsmoduls aus dem Kompressionsversuch vorgenommen werden (s. Abschn. 2.6.4 und 5.5.3.3 sowie SCHMIDT 1993). Je nach Untergrundaufbau konnen solche Hebungen in wenigen Wochen oder einigen Jahren ablaufen (s. Abb. 5.20).
10.1 Baugrubenaushub Die Erdarbeiten flir die Herstellung von Baugruben werden nach DIN 18300, "Erdarbeiten", in VOB Teil C, ausgeschrieben und abgerechnet (s. Abschn. 3.3.1). Wasser- und erschutterungsempfindliche Bodenarten (organische Boden, sandiger Lehm, Loss, Feinsand) durfen nahe der Grundwasseroberflache oder nach starken Niederschlagen nicht befahren werden. Die Fundamentsohlen muss en von Hand, bei Baugruben im Fels ggf. mit Druckluft von Lockermaterial gesaubert und anschlie~end mit Unterbeton versiegelt werden. Bei Baugruben- und Grabarbeiten sind auch die Denkmalschutzgesetze (DSchG) der Bundeslander zu beachten (s. Abschn. 4.4.1). Bodendenkmaler sind im Boden befindliche Dberreste oder Spuren menschlichen, tierischen oder pflanzlichen Lebens aus vergangenen Epochen und Kulturen. Wer Bodendenkmaler antrifft, hat diese der Denkmalfachbehorde oder der Unteren Denkmalschutzbehorde (Kreisverwaltung) anzuzeigen. Anzeigepflichtig ist der Finder, der Eigentumer des Grundstucks oder der Bauleiter. Fund und Fundstelle sind eine Woche in unverandertem Zustand zu halten und der Fund zu schutzen. Der Denkmalschutz ist daruber hinaus auch in zahlreichen Bundesgesetzen (ROG, BauGB, BBergG u. a. m.) verankert.
288
10
10.2 Geboschte 8augruben Baugrubenwande miissen nach DIN 4124 (2002) ab einer Tiefe von 1,25 m geboscht oder abgestiitzt werden. Die Boschungsneigung ist abhangig von den Baugrund- und Grundwasserverhaltnissen, der Zeit, iiber welche die Baugrube offen zu halten ist, und von moglichen Belastungen und Erschiitterungen in oder am Rande der Baugrube. Nach DIN 4124, 4.2.2, konnen bei Baugrubentiefen bis 5 m ohne rechnerischen Nachweis folgende Boschungsneigungen f3 vorgesehen werden: bei nichtbindigen oder weichen bindigen Boden f3 = 45°, bei steifen und halbfesten bindigen Boden bei Fels Diese Werte gelten nicht fiir aufgefUllte Boden und bei Wasserzutritt. Die fUr Fels angegebene Boschungsneigung von 80° ist sehr steil, da Baugrubenboschungen im Fels sehr stark von der Raumstellung der Trennflachen abhangig sind (s. Abschn. 13.2). Muss damit gerechnet werden, dass sich die Boschungsflachen im Laufe der Zeit nachteilig verandern (Wasseraustritte, Quellvorgange, Austrocknung, Frostwirkung), so sind diese durch Abdecken mit Folien oder Spritzbeton zu schiitzen. Die Standsicherheit einer Baugrubenboschung ist rechnerisch nachzuweisen, wenn die oben angegebenen Boschungswinkel iiberschritten werden, die Boschungshohe mehr als 5 m betragt, das Gelande mehr als 1: 10 geneigt ist oder vorhandene Anlagen gefahrdet werden bzw. auBere Einfliisse die Standsicherheit der Boschung beeintrachtigen (DIN 4124 sowie der Empfehlungen des AK Baugruben, EAB). Eine Besonderheit bilden Baugruben in weichen Boden (EAB 2006 und WEISSENBACH 2002). Zu den weich en Boden im Sinne der Empfehlung zahlen junge marine Tone, Seetone im Bereich von Binnengewassern, eiszeitliche Beckenschluffe oder Bandertone, Klei und sonstige schluffige Tone oder tonige Schluffe mit einer Zustandszahl Ie < 0,50 und einer undranierten Scherfestigkeit von eu < 30 kN/m2 • Die Empfehlung fiihrt aus, welche Scherfestigkeiten bei dra-
10 Baugruben
nierten oder undranierten Randbedingungen anzusetzen sind (s. Abschn. 2.7.6) und welche Bauverfahren jeweils angewendet werden konnen (s. Abschn. 5.5.3.4 und HETTLER et al. 2002; KRIEG et al. 2004, darin Lit.).
10.3 8augrubenverbau Als Baugrubenverbau (s. DIN 18313) dienen Wande aus Stahl, Holz oder Stahlbeton, die den Untergrund stiitzen und damit eine steilere Boschungsneigung ermoglichen als im Abschn. 10.2 genannt ist. Die Standsicherheit eines Baugrubenverbaus hangtab von Tiefe und Abmessung der Baugrube Beschaffenheit und Kennwerten des Baugrunds Grundwasserstanden. Die Wahl der Verbaumethode erfolgt dann unter Beriicksichtigung von: Tiefe und Abmessungen der Baugrube Baugrundverhalten und Grundwassersituation Einheitskosten fiir den Verbau und den Erdaushub Grundstiicksgrenzen, Abstand angrenzender Bauwerke, Leitungen u. dgl. Belastungen und Erschiitterungen innerhalb und auBerhalb der Baugrube. Je nach zulassiger Verformung werden nach EAB (1994) folgende Begriffe fUr die Stiitzung des Baugrubenverbaus verwendet (s. Abschn. 5.6.2): Als nachgiebig gestiitzt gelten Baugrubenwande mit sog. einfachen Baugrubenverbau und ggf. gering vorgespannten Ankern. Wenig nachgiebig gestiitzt sind Baugrubenwande bei kraftschliissig verkeilten Steifen oder auf mindestens 80 % vorgespannten Ankern. Als annahernd unnachgiebig gestiitzt bezeichnet man Baugrubenwande, wenn sie auf erhohten aktiven Erddruck bemessen (s. Abschn. 5.6.2) und die Steifen bzw. Anker ansprechend vorgespannt sind. Als unnachgiebig gestiitzt werden Baugrubenwande nur dann bezeichnet, wenn sie fiir
289
10.3 Baugrubenverbau
10 / 1
1
4-
/
1__.;..I_I__ 'zweng"ll\ftlCh. I/ I I / ..i ver Erd
/ 1 I. /1 I 1 / ...I_
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Abb. 10.1 Baugrubenwand mit potentiellen Versagensmechanismen (aus PERAU & HAUBRICHS 2006).
'HydrlllJllSCher
7-
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GrvndbNcll"
'Verugen dOl
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einen abgeminderten oder den vollen Erdruhedruck bemessen sind. Fur den Nachweis der Standsicherheit des Verbaus sind die in Abb. 10.1 dargestellten Versagensmechanismen zu berucksichtigen. Bei Baugruben in weichen Boden ist auch die Sicherheit gegen Autbruch der Baugrubensohle zu untersuchen (s. WEISSENBACH 2002; WEISSENBACH & HETTLER 2003; WUNSCH 2003).
L 10.3.1
."V."agen In Clef
j
Tragerbohlwandverbau
Fur Baugruben oberhalb des Grundwassers und solche, deren Wande abschnittsweise fur kurze Zeit frei stehen und die mit der Tieferfiihrung der Baugrube fortlaufend verbaut werden mussen, kann ein Tragerbohlwandverbau vorgesehen werden. Hierbei werden vor dem Baugrubenaushub in Abstanden von 1,5 bis 3,0 m Stahltrager in den Boden gerammt oder in vorgebohrte Locher eingesetzt, und der verbleibende Hohlraum unten mit Beton, von der Baugrubensohle an aufwarts mit leicht bindigem Boden oder Sand verfiillt. Mit fortschreitendem Baugrubenaushub wird der Boden zwischen den Tragern abgestochen, Holzbohlen, in Ausnahmefallen auch Stahlbetonfertigteile, hinter die Tragerflansche eingesetzt und verkeilt (Abb. 10.2). In bindigen, uber 1,0 bis 1,3 m Hohe standfesten Boden kann
die Ausfachung auch mit Beton erfolgen, was z. B. eine Austrocknung des Bodens hinter der Verbauwand verhindert. Die Aussteifung der Bohltrager erfolgte fruher durch Holz- oder Stahlsteifen, die zur Verkurzung der Knickiangen notigenfalls an Mitteltragerwanden gesto6en wurden (sog. Berliner Verbau). Heute wird ein Tragerbohlwandverbau meist ruckverankert. Die Einbindetiefe der Bohltrager unter Baugrubensohle richtet sich nach den statischen Erfordernissen. Sie betragt im AlIgemeinen 1,5 bis 3,0 m. Beim spateren Verfullen der Baugrube wird Bohle urn Bohle ausgebaut und der Arbeitsraum
Holzbohlen waagrecht von oben nach unlen 1m Zuge des Aushubes elngebaut
Beton als Fertlgteilplatten oder Ort, belon <....
•
: : :/: : .Z . : : J....:
M'
....~
A
_
-+-1_ _ _ _....:I.:.:.50::.~ 6" "-~~3-"'DD'-- _ _--"-
Abb. 10.2 Prinzip des Tragerbohlwandverbaus (Grundriss).
290
1
gleichlaufend verfullt und verdichtet, wobei sich allerdings gewisse Nachsetzungen meist nicht vermeiden lassen. Die Bohltrager werden anschlieBend gezogen. Soli der Verbau, urn Setzungen zu verhindern, im Boden verbleiben, so ist eine Betonausfachung zu wahlen.
10.3.2 Spundwandverbau Lose Boden oder Boden im Grundwasser, die nicht uber eine gewisse Hohe (min. 0,5 m) frei stehen, muss en vor dem Ausschachten gesichert werden. Dazu werden in einfachen Fallen Stahlspundwande verwendet. Die Schlosser der ublichen Spundwandprofile sind im Allgemeinen recht dicht. Undichtigkeiten konnen nachgedichtet werden. 1m Grundwasser durfen dafur nur toxisch einwandfreie Materialien eingesetzt werden. Die Einbringverfahren fur Stahlspundbohlen sind Rammen, Rutteln oder Einpressen. Heute werden bevorzugt Hochfrequenzruttler eingesetzt, mit deutlich geringerer Liirmemission und Untergrunderschutterung (s. DIN 18304, DIN EN 12036: 1999 und IFB-Bericht 20, 2005). Eine Klassifikation der Boden hinsichtlich ihrer Rammbarkeit gibt es nicht (s. Abschn. 3.3.2). In der Regel lassen sich nichtbindige Boden leichter rammen als bindige. Auf mogliche Rammhindernisse (alte Mauerreste, Gerolle, groBe Konkretionen, wie z. B. Septarien) muss hingewiesen werden. Auch Fein-/Mittelsand uber dem Grundwasser lasst sich z. B. schwer rammen, ebenso durch die Saugwirkung von Wurzeln groBer Baume ausgetrocknete Schluff- und Tonboden (z. B. Loss). Trifft eine Spundbohle auf Widerstand, so darf nicht mit Gewalt weiter gerammt werden, da diese sonst leicht aus dem Schloss springt oder sich sogar aufrollen kann bzw. das Hindernis mit in die Tiefe zieht. Bei halbfesten bindigen und felsartigen Boden mussen gegebenenfalls Einbringhilfen in Form von eng gesetzten Vorbohrungen oder auch Vorspaltsprengen eingesetzt werden. Beim Einbringen von Spundbohlen in der Nahe von erschutterungsempfindlichen technischen Anlagen oder auch unmittelbar neben Bebauung ist Vorsicht geboten, da zwar weniger durch die direkten Erschutterungen, als durch die Verdichtungs-
10
Baugruben
wirkung im Boden Setzungen und Schaden an Gebauden auftreten konnen (s. Abschn. 6.2.5). Frei stehende, eingespannte Spundwande, bei denen das beanspruchende Moment durch die Einspannung im Boden aufgenommen wird, konnen uber dem Grundwasser bis zu Baugrubentiefen von 3 bis 4 m vorgesehen werden. Die Einspanntiefe betragt allerdings 1,0 bis 1,3 h. Bei ausgesteiften oder verankerten Spundwanden betragt die Einspanntiefe 0,1 bis 0,3 h. Die notige Rammtiefe richtet sich auch nach der Standfestigkeit der Baugrubensohle gegen hydraulischen Grundbruch (s. Abschn. 5.4.4). Als SicherungsmaBnahmen gegen hydraulischen Grundbruch konnen genannt werden: VergroBerung der Einbindetiefe t, Grundwasserentlastung an der Spundwandinnenseite durch Filterbrunnen Belastung der Sohle durch eine Filterschicht.
10.3.3 Bohrpfahlwande Bohrpfahlwande und bis zu einem gewissen Grade auch die im niichsten Abschnitt behandelten Schlitzwande zahlen zu den massiven, verformungsarmen Verbauarten, die bevorzugt zur Sicherung von Baugruben neben bestehender Bebauung und zum Verbau tiefer Baugruben eingesetzt werden. Sie konnen gleichzeitig auch als konstruktiver Teil des Bauwerks (z. B. von Stutzbauwerken oder Untergeschossen) verwendet werden. Eine Bohrpfahlwand besteht aus nebeneinander stehenden GroBbohrpfahlen (s. Abschn. 8.4.2) mit Durchmessern von 0,6 bis 1,5 m, je nach statisch en Erfordernissen. Bohrpfahlwande sind damit zwar verhaltnismaBig aufwandig, sind aber in vielen Fallen das sicherste und oft auch einzige Verfahren zur Herstellung tiefer Baugruben, besonders neb en empfindlicher Bebauung oder wenn Bohrhindernisse zu erwarten sind. Die erreichbaren Wandtiefen werden mit etwa 30 m angegeben. Dber der Grundwasseroberflache konnen die Pfahle tangierend oder aufgelost, d. h. mit Abstanden bis 1,0 m angeordnet und der Zwischenraum je nach Bodenart freigelassen (z. B. bei Fels) oder mit Spritzbeton gesichert werden. 1st eine zusatzliche Dranung notig, so kann ein Kunststoffdranrohr eingebaut werden.
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10.3 Baugrubenverbau
Bei grundwasserdichten Pfahlwanden werden die Pfahle gewohnlich im Taktverfahren (1 - 3 5 .. .12 - 4 ... sog. Pilgerschritt) mit einer Oberschneidung von 5 bis 10 cm hergestellt, wobei dem pfahlbeton im ersten Takt ein Abbindehemmer zugesetzt wird, damit er nach 1 bis 2 Tagen beim zweiten Takt noch angebohrt werden kann. Eine Bohrpfahlwand kann unmittelbar an einer Nachbarwand oder schrag unter benachbarte Fundamente ausgefiihrt werden, da bei sorgfaltiger Herstellung kaum eine Bodenauflockerung zu befiirchten ist. Vorsicht ist allerdings bei Sandboden geboten, besonders Fein-/ Mittelsanden unter Wasser (GOLLUB & KLOBE 1995). Allein die Erschiitterungen beim Bohrvorgang konnen bei locker bis mitteldicht gelagerten Sanden zu Setzungen fiihren. Bohrpfahlwande konnen wie alle anderen Verbauarten riickverankert werden, wovon besonders bei tiefen Baugruben und an Hangen oder bei HangsicherungsmaBnahmen Gebrauch gemacht wird (s. Abschn. 15.5.5).
10.3.4 Schlitzwande Fiir Schlitzwande gelten die DIN 18 3l3, die Vornorm DIN V 4126-100 (1996) bzw. der Normenentwurf DIN 4126 (2004) sowie die europaische Spezialtiefbaunorm DIN EN 1538 (2000). Mit dem Erscheinen eines Fachberichts als Anwendungsdokument zu DIN 1538 soll die DIN 4126 neu gefasst werden .
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Bewehrte Betonschlitzwande als Baugrubenverb au werden meist nach dem konventionellen Zweiphasenverfahren hergestellt (s. Abschn. 1004.1). Dabei wird zwischen Leitwanden mit speziellen, meist 2,0 bis 4,0 m breiten Greifern oder mit Frasen im Saugbohrverfahren in Abschnitten von 3 bis 6 m Lange ein 0,6 bis 1,2 m breiter Schlitz ausgehoben. Der Aushub und die Herstellung der Schlitzwand erfolgen im sog. Pilgerschrittverfahren, wobei zuerst die Primarund anschlieBend die Sekundarelemente hergestellt werden (Abb. 10.3). Probleme bereitet dabei bis heute noch der Aushub von groBen B16cken und felsartigen Bodenarten. 1st eine Zerkleinerung mit MeiBel nicht moglich, so kann der Einsatz einer Schlitzwandfrase in Erwagung gezogen werden, wie sie auch bei sehr tiefen Baugruben eingesetzt wird (TESCHEMACHER et al. 1990). Die Stiitzung des Schlitzes erfolgt in nicht frei standfesten Boden meist mit einer Bentonit-Zement-Suspension, die den Einsturz und Nachfall aus den Wanden verhindert. Hauptbestandteil des Bentonits ist das Tonmineral Montmorillonit (75 bis 90%), das sich durch seine innerkristalline Quellfahigkeit (s. Abschn. 2.1.8) und die kartenhausahnliche Lagerungsstruktur der Na-Montmorillonitkristalle auszeichnet, die der Bentonitsuspension die erforderlichen Eigenschaften, wie hohe Viskositat und Gelstarke sowie geringe Filterwasserabgabe verleihen. Die Stiitzwirkung (sog. auBere Standsicherheit) beruht auf der Gelstarke bzw. der thixotropen Erstarrung. Diese Stiitzwirkung kann allerdings in der Regel nicht verhindern, dass wahrend der Wandher-
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Abb. 10.3 Herstellung einer Schlitzwand im Zweiphasenverfahren (Firmenprospekt).
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292 stellung seitliche Bodenverformungen gemaB Abschn. 10.5.4 auftreten, die horizontal und vertikal 20-40 mm und mehr erreichen konnen (MAYER & GUDEHUS 2001). In feinkornigen Boden kommt es auch zur Ausbildung eines Filterkuchens, bei grobkornigem Untergrund zu einem seitlichen Eindringen der Suspension in den Porenraum (sog. innere Standsicherheit). Das Bauverfahren ist larm- und erschiitterungsarm. Die Bentonitsuspension und der vollkommen mit Suspension durchsetzte, in breiiger Form anfallende Aushub sind zwar verschmutzungsintensiv, gegeniiber dem Grundwasser aber umweltvertraglich. Die Suspension kann allerdings durch chemische Verunreinigung im Grundwasser oder im Boden instabil werden und ausflocken. Betonschlitzwande dienen sowohl als wasserdichte BaugrubenumschlieBung als auch als konstruktiver Teil des Bauwerks. Die iiblichen Tiefen solcher Schlitzwande betragen heute 30 bis 40 m, als maximale Tiefe werden 100 m angegeben.
10 Baugruben nagel hinter der moglichen Gleitflache. Die Bohrlocher sind mit einer Mindestneigung von 10° herzustellen. Bodennagel werden in der Regel in zwei Arten ausgefiihrt. Der sog. GEWI-Nagel wird mit Abstandhaltern in das Bohrloch eingestellt und iiber Schlauche verpresst. Bei einem Injektionsbohrnagel wird das Bohrloch nach dem Abbohren iiber den Spiilkanal der Bohrstange mit Zementmortel verpresst (AUER 2009). Bodennagel sind ein schlaff eingebautes Sicherungssystem, bei dem mit gewissen Verformungen des Boschungskorpers zu rechnen ist. Ihre Mindestlange ergibt sich aus dem Standsicherheitsnachweis mit den maBgebenden Bruchmechanismen im Grenzfall GEO 3 (s. Abschn. 5.7). Der charakteristische Herausziehwiderstand eines Bodennagels ist notigenfalls durch Probebelastungen zu ermitteln (s. Abschn. 1O.5.3). Der Teilsicherheitsbeiwert fiir den Herausziehwiderstand von Bodennageln betragt nach DIN 1054 Tab. A 2.3, r. = 1,4 (BS-P) bzw. 1,3 (BS-T). Der Nagelabstand betragt in der Regel 1,0 bis 1,5 min horizontaler und vertikaler Richtung (HETTLER 1989; WICHTER & MEINIGER 2004; AUER 2009) .
10.3.5Sonderbauweisen Bei Boden, die iiber eine bestimmte Hohe standfest sind, konnen die mit 60° bis 75° geneigten Baugrubenwande mit fortschreitendem Aushub durch Spritzbeton versiegelt und darauf Wandelemente aus Stahlbeton zur Aufnahme des Erddruckes riickverankert werden. Diese Methode verankerter Elementwande findet sowohl bei Baugrubensicherungen als auch als Boschungssicherung Anwendung. Dabei ist besonders auf die Frostempfindlichkeit des Bodens bzw. auf Frostfreiheit seitlich hinter den Ankerplatten zu achten (NOLL & HECKOTTER 2003). Ein weiteres Verfahren zur Baugrubensicherung ist das Konzept der Bodenvernagelung. Die 70° bis 80° steile Boschungsflache wird durch eine bewehrte Spritzbetonschale vor Witterungseinfliissen geschiitzt. Die Spritzbetonschale wird mit engstehenden schlaffen Boden- oder Felsnageln riickverhangt. Die Sicherungsarbeiten erfolgen im Zuge des Aushubs von oben nach unten. Die Wirkung der Bodenvernagelung beruht darauf, dass die Zug- und Scherfestigkeit erhoht wird und ein bewehrter Verbundkorper entsteht, mit einer entsprechend langen Verbundstrecke der Boden-
10.4 Dichtwande Ihre Aufgabe ist eine moglichst dichte UmschlieBung von Baugruben, urn eine weitreichende Grundwasserabsenkung zu vermeiden oder die zu fordernde Wassermenge gering zu halten. AuBerdem werden Dichtwande zur UmschlieBung von Deponien, Altlasten oder Altstandorten mit Grundwasser gefahrdenden Stoffen verwendet sowie fUr die Abdichtung des Untergrundes von Talsperren. Das Prinzip besteht darin, dass vertikale Dichtwande bis in einen Grundwasserstauer oder in eine kiinstlich hergestellte Dichtungssohle einbinden. Fiir LangzeitmaBnahmen werden bevorzugt Dichtwande nach dem Schlitzwandverfahren eingesetzt. Die verschiedenen Verfahren sind in der Herstellungsnorm fiir Schlitzwande (DIN EN 1538:2000) beschrieben.
10.4 Dichtwande
10.4.1 Dichtwande im Schlitzwandverfahren Fur die in der Regel 0,4 bis 1,0 m breiten Dichtwande nach dem Schlitzwandverfahren wird als Baustoff ein plastisches Dichtungsmaterial aus Ton (Bentonit), Sand, Steinmehl, Flugasche, Zement und Wasser bzw. eine Fertigmischung mit hydraulischen Spezialbindemitteln und ohne Zusatz von chemischen Additiven verwendet, dessen Rezeptur den jeweiligen Anforderungen angepasst werden muss. AuBer dem fUr statische Zwecke ublichen Zweiphasenverfahren, bei dem die Stutzflussigkeit fur den Aushub des Schlitzes im Kontraktorverfahren durch das Dichtungsmaterial ersetzt wird, werden Dichtwande bevorzugt im Einphasenverfahren hergestellt. Dabei erfolgt der Bodenaushub im Schutz einer Bentonit-Zement-Suspension, die im Schlitz verbleibt, langsam abbindet und die Dichtfunktion ubernimmt. Die ublichen Tiefen solcher Dichtwande liegen bei 20-40 m, z. T. auch tiefer. Beim Einphasenverfahren wird ebenfalls alternierend gearbeitet, wobei der Greifer beim Aushub der Zwischenlamellen mit seinem Zahnprofil 30 em tief in die noch relativ weiche Masse der Lamellen der ersten Phase einschneidet. Dadurch entsteht eine durchgehende, fugenlose Wand. Die Einbindung in den dichten Untergrund kann anhand der Aushubmassen kontrolliert werden. Fur die Dichtwandmasse werden je nach Probenalter (8-28 Tage) und Zementgehalt Druckfestigkeiten von 300-1200 kN/m 2 und eine Wasserdurchlassigkeit von k = 10-8 bis 10-9 m/s angegeben. Wahrend der Aushubarbeiten muss die Zusammensetzung der Suspension und die Anreicherung mit Sand- und Schluffmaterial kontrolliert werden. Die Kontrolle der Durchlassigkeit erfolgt sowohl an Ruckstellproben der frischen Bentonit-Zement-Suspension (s. SCHOLZ et al. 2003, 2004) als auch an aus der Dichtwand gewonnenen Bohrkernen und auch durch Wasserschluckversuche in Bohrlochern. Das Dichtungsmaterial sowohl von zweiphasig als auch von einphasig hergestellten Dichtwanden muss erosionssicher sein und dauerhaft plastisch bleiben, urn sich bei eventuellen Schubbeanspruchungen moglichst rissefrei verformen zu konnen. Zu diesem Zweck
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wird die einaxiale Druckfestigkeit (28 Tage) auf Werte von etwa 300-600 kN/m 2 begrenzt. GroBere Festigkeiten bzw. Festigkeitsunterschiede konnen sich nachteilig auf das Verformungsverhalten auswirken. Unabhangig davon sollten Dichtwande moglichst auBerhalb von zu erwartenden Untergrundverformungen angeordnet werden. Da Dichtwande meist in einem Untergrund mit wesentlich hoherer Durchlassigkeit stehen, muss ausreichende Erosionssicherheit sowohl an der Grenzflache Wand/Boden als auch an moglichen Fehlstellen in der Wand gewahrleistet sein. In Abhangigkeit von der Kornung des Untergrundes und der GroBe des hydraulischen Gradienten erfordert dies eine Mindestfestigkeit von 300-400 kN/m2 (Lit. s. PRINZ 1997). AuBer der mechanischen Erosion muss die Dichtwandrezeptur auch auf die chemische Resistenz gegen aggressives Grundwasser (s. Abschn. 9.5) und gegen aggressive Schadstoffe abgestimmt werden. Die Anforderungen an die Wasserdichtigkeit von Schlitzwanden werden entweder uber die Festlegung eines Durchlassigkeitsbeiwerts definiert (z. B. k = 10-8 bis 10- 10 m/s) bzw. uber die Angabe einer Leckrate (bis zu 10 l/(m 2 • d», bzw. eines Restwasserzuflusses (z. B. 1,5 .1O-4 1/(s· m 2». Gelegentlich werden auch die Anforderungen fur WU -Betonwannen angewendet, wonach die Zuflussrate geringer sein muss als die Verdunstungsrate auf der Luftseite. In Osterreich sind auf dieser Basis vier Dichtigkeitsklassen definiert worden (KAUTZ 1994). Gelegentlich wird die Dichtigkeit der Wand auch durch eingestellte HDPE-Dichtungsbahnen oder eingestellte Spundwande verbessert (sog. Kombinationsdichtwand). Der Nachweis der Dichtheit von Schlitzwanden ist ein komplexes Unterfangen. Die Systemdurchlassigkeit einer Wand ist in der Regel groBer als die Durchlassigkeit einzelner Proben oder Lamellenabschnitte, da die Wandfugen und der Sohlanschluss Fehlstellen aufweisen konnen. Bei Kontrollbohrungen in der ausgefuhrten Wand zerfallen die Bohrkerne haufig scheibig bis polyedrisch, was weitgehend auf die Beanspruchung beim Bohren zuruckzufUhren ist und besonders bei Druckfestigkeiten < 500 kN/m 2 auftritt. In Zweifelsfallen muss die Dichtwand freigegraben oder eine Bohrloch -Fernsehsondierung vorgenommen werden.
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10.4.2 Schmalwande Bei den Schmalwanden werden zwei Arbeitsweisen unterschieden. Bei der einen werden spezieUe Spundbohlen oder Stahltrager (Abb. 10.4) bis rd. 1 m in den dichten Untergrund eingeriittelt oder eingerammt und beim Ziehen der Bohlen der entstehende Hohlraum sofort mit einer Abdiehtungssuspension verfiiUt. Durch die Aneinanderreihung solcher Schlitze entsteht im Untergrund eine diinne, membranartige Dichtwand von 5 bis 10 em Nenndicke. Bei den anderen Verfahren wird ein spezieUer Schmalwandtiefenriittler mit seitlichen Fliigeln durch die zu dichtende Schicht auf die geforderte Tiefe abgesenkt. Beim Ziehen wird ebenfaUs eine Zementsuspension unter Druck injiziert. Durch Aneinanderreihen von Riittelvorgangen bei gleiehzeitiger Dberschneidung entsteht eine geschlossene Dichtwand von 3 bis 30 em Nenndicke. Die Zusammensetzung des Materials und die Anforderungen an die Diehtigkeit und die Erosionsbestandigkeit sind ahnlich wie bei den Dichtwanden, doch sind die Schmalwande anfalliger gegeniiber Rammhindernissen und das Einbinden in den diehten Untergrund ist schwieriger bzw. kaum zu kontrollieren. Bei hohen Anforderungen an die Diehtheit der Wande wird deshalb in der Regel den Dichtwanden nach der Schlitz-
Abb. 10.4 Herstellung einer Schmalwand im Ruttelbohlenverfahren (aus BRANDL 1989).
10 Baugruben
wandbauweise der Vorzug gegeben. Der besondere Vorteil von Schmalwanden ist, dass der Boden verdrangt und nieht ausgehoben wird, was sich besonders im kontaminierten Altlastbereich auswirkt.
10.4.3 Sohldichtung von Baugruben Liegt die undurchlassige Schieht so tief unter Baugrubensohle, dass Dichtwande nicht darin einbinden konnen, so muss, wenn eine Grundwasserabsenkung technisch nicht moglich oder wirtschaftlich nicht tragbar ist, bzw. dazu keine Erlaubnis gegeben wird, auch die Baugrubensohle abgedichtet werden. Solche abdichtend wirkenden Baugrubensohlen werden entweder in Unterwasserbeton oder mittels Zementsuspension- oder Weiehgelinjektionen bzw. als Hochdruckinjektionen nach dem Diisenstrahlwand-Verfahren (DSV) ausgefiihrt (s. Abschn. 7.4.5). Bei den beiden letzteren Verfahren unterscheidet man zwischen tiefliegenden und hoch liegenden Sohlen. Bei den tief liegenden Sohlen (sog. Trogbauweise) wird die Auftriebssieherheit durch eine hinreiehend dicke Bodeniiberdeckung erreieht. Hoher liegende Dichtungssohlen miissen verankert werden, urn die Auftriebssicherung zu gewahrleisten (Abb. ILl). Dafiir werden Anker oder Verpresspfahle verwendet, die entweder vorab eingebohrt (aufwandiger) oder eingeriittelt werden. Der Einriittel- oder Vibriervorgang kann in locker gelagerten oder wassergesattigten Boden zu Setzungen und auch zu horizontalen Verformungen an und hinter dem Baugrubenverbau fiihren (TRIFANTAFYLLIDIS 2000). Bei der Herstellung von Dichtungssohlen von Trogbaugruben mit dem Diisenstrahlwand-Verfahren ist das Raster der Diisenstrahlkorper ist so auszulegen, dass die prognostizierten Durchmesser aUer Saulen sich iiberschneiden. Die Probleme mit der Reichweite des Diisenstrahles infolge unterschiedlicher Untergrundverhaltnisse und Hindernisse im Baugrund fiihrten immer wieder zu Fehlstellen und Restwasserzufliissen, die Nachdichtungen erforderlich machen. AuBerdem wurde bei tiefliegenden Dichtungssohlen festgestellt, dass durch den Bohrvorgang und den
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10.4 Dichtwiinde
Riicklauf der Suspension bzw. der eingebrachten Luft eine gewisse Auflockerung des Bodens oberhalb der DS-Sohle auftritt, deren AusmaB abhangig ist von der Auswahl und Dauer der Diisungen sowie dem Einsatz von Druckluft (BORCHERT et al. 2006; QUAST & ZANDER 2006). Bei der Herstellung einer Dichtungssohle mittels Uuterwasserbeton werden Schwebstoffe vom Unterwasseraushub, die auf die Aushubsohle absinken, abgesaugt bzw. sie miissen von den Poren einer grobkornigen Ausgleichsschicht setzungsfrei aufgenommen werden. Zur Verankerung der UW-Sohle konnen in die Umfassungswande Schlitze eingefrast werden. Unterwasserbetonsohlen werden nach Moglichkeit in einem Zug betoniert. Neben den unvermeidbaren Schwindrissen treten haufig auch Undichtigkeiten in der Fuge Umfassungswand/Sohlbeton auf. Bei Herstellung einer Dichtungssohle durch Injektionen wird die Baugrube zunachst bis wenig iiber die Grundwasseroberflache ausgehoben. In Rasterabstanden von 1,0 bis 2,0 m werden Injektionslanzen oder -schlauche in den Untergrund eingeriittelt oder eingespiilt und diese anschlieBend unter Uberwachung durch Druck- und Mengenschreiber injiziert (Abb. 10.5). Fiir Abdichtungszwecke werden Weichgelsohlen auf Wasserglasbasis oder BentonitZement-Suspensionen verwendet (s. Abschn. 7.4.4). Die Dicke der Dichtungssohle betragt in der Regell bis 3 m. Sie richtet sich nach der BaugrubengroBe und dem Sohlwasserdruck und ist auch vom Abstand der Injektionspunkte abhangig (bzw. umgekehrt). Die Durchlassigkeit von Sandboden kann damit urn drei bis vier Potenzexponenten verringert werden (von k = 10-3 bis 10-4 auf 10-6 bis 10-8 m/s). Die Erosionssicherheit ist bei den iiblicherweise auftretenden hydraulischen Gradienten (i = 10-20) i. d. R. gegeben (KIRSCH 1994). Weichgele, deren Hauptbestandteile eine Wasserglaslosung (Na2+, Si0 4 und OH-) und Reaktive (meist Natriumaluminat) sind, besitzen die Fahigkeit zu gelieren, was zum Ausfiillen und dem Verschluss der verfiigbaren Poren und damit zur Verminderung der Durchlassigkeit fiihrt. Weichgelsohlen sind seit Mitte der 1990er Jahre nur noch eingeschrankt genehmigungsfahig, da im Kontaktbereich mit dem Grundwasser in den ersten Stunden insbesondere Natronlauge
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Abb. 10.5 Herstellung einer Dichtungssohle durch Injektionen (Firmenprospekt).
(NaOH) freigesetzt wird, was zu einem kurzfristigen und raumlich begrenzten Anstieg des pH-Werts fiihrt. Diese und andere Grenzwertiiberschreitungen machen sich besonders im Forderwasser der Restwasserhaltung bemerkbar (BRAUNS et al. 2001). Trogbaugruben bestehen aus zwei Dichtungselementen, den Schlitzwanden und einer Sohldichtung bzw. Unterwasserbetonsohle. Bei beiden Elementen konnen Undichtigkeiten sehr verschiedener Ursachen auftreten. Ublich ist eine vertragliche Begrenzung der Zuflussraten bzw. Restwassermengen auf 1,5 lis je 1000 m 2 benetzter Baugrubenflache. Bei groBeren Undichtigkeiten sind rechtzeitig Nachdichtungsarbeiten erforderlich, da sonst beim Lenzen der Baugrube iiber die Fehlstellen Boden eingespiilt werden kann. Urn solche Undichtigkeiten rechtzeitig zu erkennen, ist vorab eine Probeabsenkung von etwa 5 m zweckmaBig, bei der nach Absetzen der Feinstteile im Wasser (Triibung) Zustromungen erkannt werden konnen, notigenfalls mit Hilfe von Tauchern oder Videokameras,
10 Baugruben
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10.5 Ankersicherung Bei tiefen oder breiten Baugruben erfordert die Baugrubenaussteifung einen erheblichen Aufwand und behindert die Arbeiten in der Baugrube. Ende der 1950er Jahre wurden erstmalig Ruckverankerungen von Baugrubenwanden ohne Aussteifung ausgefiihrt, eine Verbaumethode, die heute nicht mehr wegzudenken ist. Darauf aufbauend wurden seitdem verschiedene Verankerungssysteme bzw. Ankertypen entwickelt oder vom Tunnelbau ubernommen. Lockergesteins- und Felsanker erhalten in der Regel eine Vorspannung. Ihre Einteilung erfolgt nach der Lange, der Krafteintragung und der Nutzungsdauer. Bei Verbundankern ist das Bohrloch ganz mit Mortel verfullt. Es besteht volle Verbundwirkung und keine Teilbeweglichkeit des Zugelements. Freispielanker sind nur im Bohrlochtiefsten und am Ankerkopf mit dem Gebirge verbunden. Die Spannstrecke wird nicht verpresst und dient als Federstrecke fur unvermeidliche Verschiebungen des Systems Baugrund/Bauwerk. Folgende Ankerarten werden unterschieden: Kurzanker mit Ankerlangen von 4 bis 12 m (s. Abschn. 17.8.2.1) Tiefenanker aus Rippenstahlen oder Litzenbzw. Bundelanker mit Langen bei Einstabankern bis 30 m, bei Bundelankern bis uber 80m Kurzzeitanker Daueranker. AuBerden wird differnziert nach Vorgespannte Anker (Verpressanker) und nieht vorgespannte Zugglieder (Zugpfahle, Bodennagel) Selbstspannende und nicht selbstspannende Zugglieder. Ein Zugglied gilt als selbstspannend, wenn sich ein starrer Gleitkorper auf einer Gleitflache bewegt. Aus dem Winkel zwischen Gleitflache und Ankerrichtung ergibt sich, je nach Bodenart, welche Bemessungszugkraft anzunehmen ist (DIN 4084,7.2). Kurzzeitanker oder Temporaranker dienen zur Sieherung von kurzzeitigen BaumaBnahmen (max. 2 Jahre) . Sie haben nur einfachen Korrosi-
onsschutz, der im Bereich der freien Stahllange durch ein Kunststoffhullrohr, in der Krafteintragungsstrecke durch die Zementsteinuberdeckung von mindestens 2 em gewahrleistet wird. Fur Anker mit verbessertem Korrosionsschutz und einer verlangerten Einsatzdauer bis zu 5 Jahren wird der Begriff "Semipermanentanker" verwendet. Daueranker erfordern eine entsprechende bauaufsichtliche Zulassung. Sie weisen einen doppelten Korrosionsschutz auf und sind allgemein auf eine Nutzungsdauer von 80 bis 100 Jahren ausgelegt. In der Regel wird der Korrosionsschutz bereits vom Hersteller vollstandig aufgebracht. Eine Studie an Dauerankern mit Standzeiten von 15 bis 40 Jahren hat ergeben, dass zwar keine Anzeiehen eines Verlustes der Tragkraft der Stahlzugglieder aufgetreten waren, wohl aber z. T. Korrosionsschaden an den Ankerkopfen (WICHTER & MEININGER 2006). Kurzzeitanker erfordern in der Regel eine Zuordnung zur Geotechnischen Kategorie GK 2, Daueranker sind in GK 3 zu stellen. AuBer den ubliche Tiefenankern zur Sicherung von Verbau- oder Felswanden konnen in besonderen Situationen, wie beidseitig zu sichernde Felssporne, groBflachige Felsboschungen mit tiefreichenden Ablosungsflachen oder auch Bruckenfundamente an steilen Hangen, Anker mit Langen von uber 100 m erforderlich werden. Derart lange Ankerungen konnen mit verlaufsgesteuerter Horizontalbohrtechnik (HDD, s. Abschn. 17.6.5) zielgenau ausgefuhrt und so eine exakte Lage der Verankerungsstellen erreicht werden.
10.5.1 Herstellung von Verpressankern Fur Verpressanker gilt in Bezug auf Standsicherheitsnachweise die DIN EN 1997 -1, Abschn. 8, in Verbindung mit der DIN 1054, sowie fur die sachgemaBe Herstellung und Priifung die europaische Spezialtiefbau-Norm DIN EN 1537: 2001, mit Anwendungsdokument DIN 18537: 2010. Verpressanker bestehen aus einem Tragglied (z. B. Stahlstab, 0 18-63,5 mm), das in ein Bohrloch eingebaut und im Bohrlochtiefsten in einem durch Einpressen von Zementsuspension herge-
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10.5 Ankersicherung
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AnSHich ad., Btsch icf\lU'ng
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2cm
stellten Verpresskorper verankert wird (s. Abb. 10.6). Die Verpresskorper bilden einen kraftschlussigen Verbund mit dem Gebirge. Ais Ankerbohrungen sind aIle drehenden und schlagenden Bohrverfahren geeignet. Die ublichen Durchmesser betragen 72 bis 165 mm. In nicht standfesten Bodenarten oder wechselfestern Fels wird mit dem sog. Uberlagerungsbohren gearbeitet. Bei dies em Bohrverfahren schutzt die Verrohrung das Bohrloch und die Materialforderung erfolgt entweder uber eine innen liegende Endlosschnecke oder das Gebirge wird durch eine exzentrische Drehschlag -Bohrkrone zerkleinert und mit Luftspulung ausgetragen. Wird gegen druckendes Wasser gebohrt, so sind entsprechende Bohrverfahren und konstruktive MaBnahmen gegen Ausspiilen von Bodenmaterial bzw. den Verpressmortel zu treffen (KLEINA & SCHWARZ 1994). Die Wahl der Bohrtechnik sollte nach Moglichkeit dem ausfuhrenden Unternehmen iiberlassen bleiben. Dazu gehort aber eine moglichst genaue und zutreffende Beschreibung der Untergrundverhaltnisse. In bindigen Boden muss en Einschrankungen in Bezug auf die Spiilung gemacht werden. Wasserspiilung kann hier auch bei Verrohrung zu einem Aufweichen des Bodens und zu einer Verminderung der Ankertragkraft fiihren. In das gesauberte Bohrloch (z. B. durch Ausblasen) wird das Ankerzuglied eingebracht und unter abschnittsweisem Zuruckziehen der Verrohrung die Krafteintragungsstrecke mit Zementsuspension (WIZ = 0,35-0,7) drucklos verfiiIlt oder verpresst. In bindigen Boden und Fels sollte der W/Z-Faktor moglichst niedrig gewahlt wer-
Abb. 10.6 Schema eines Verpressankers fUr vorObergehende Zwecke (aus OSTERMAYER 1991).
den. In stark durchlassigen Boden kann wegen des hohen Suspensionsverbrauchs Sand als Zuschlagstoff beigemischt werden. Durch Begrenzung der Krafteintragungsstrecke wird erreicht, dass die Kraft nur in der beabsichtigten Tiefe in den Boden eingeleitet wird. Die Krafteintragungsstrecke wird entweder vor der Injektion durch eine Ankerblase abgeschlossen oder der Bereich der freien Ankerlange wird nach der Injektion wieder frei gespiilt. Bei sandig-kiesigen Boden und kluftigem Fels kann ein Injektionsdruck bis zu 30 bis 40 bar aufgebracht werden, je nach Uberlagerungshohe. In bindigen Boden und kompaktem Fels wird besser drucklos bzw. mit einem Verpressdruck von etwa lObar gearbeitet, da diese Boden unter hohem Injektionsdruck nachgeben, sich aber bei Wegnahme des Druckes wieder entspannen, was zu einem Austreten von Injektionsgut aus dem Bohrloch und zu Ab16sungen urn den Injektionskorper fiihren kann. In solchen Boden werden nach dem Ausharten der drucklosen Primarinjektion (etwa 24 h) iiber ein Nachverpress-System der erhartete Verpresskorper aufgesprengt (Aufsprengdruck bis iiber 40 bar) und Zementsuspension nachverpresst, wodurch eine groBere Verspannung und Verzahnung im Boden erreicht wird. Die optimale Nachverpresstechnik hangt von den ortlichen Gegebenheiten abo Bei geschichtetem und gekliiftetem Untergrund kann es schon bei Verpressdriicken im Gebirge von 5 bis 6 bar zu einem Aufsprengen an den Trennflachen und zu Gebirgsverformungen kommen. Die Erhohung der Tragfahigkeit durch Nachverpressen kann nach den Angaben von OSTERMAYER (1991)
10 Baugruben
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oder HETTLER & MEININGER (1990) abgeschatzt werden. Durch die Nachinjektionstechnik wurden bindige Boden und wechselfester Fels, die friiher als verankerungstechnisch schwierig galten, verankerungsfahig. Eine weitere Moglichkeit zur Verbesserung der Ankertragfahigkeit ist ggf. auch die Verwendung von quellfahigen Zementsuspensionen, welche eine Nachverpressung unnotig machen solI (DEHN & RICHTER 2002). In stark gekliiftetem Gebirge ist notigenfalls eine Vorvergiitung der Krafteinleitungsstrecke mittels Zementinjektionen erforderlich. Bei diesen Vergiitungsinjektionen konnen je nach KIMtigkeit erhebliche Verpressmengen anfallen. Die Wirkung der Gebirgsvergiitung kann durch WDTests iiberpriift werden (s. Abschn. 2.8.4.3). In Gebirgsbereichen mit offenen Kliiften und Spalten bzw. in locherigen, hohlraumdurchsetzten Karstgesteinen, mit einem nicht mehr kalkulierbaren Verbrauch an Verpressgut, kann die Ankertragfahigkeit durch den Einbau von Verpressstriimpfen in die Bohrlocher verbessert werden.
10.5.2 Ankersysteme von Verpressankern Nach der Art der Krafteinleitung in den Boden werden allgemein Einstabanker, Wellrohranker, Druckrohranker und Litzenanker unterschieden (Abb. 10.7).
St 52-Anker
Abb. 10.7 Ankersysteme (Firmenprospekt).
Beim Druckrohranker wird die Ankerzugkraft iiber das Zugglied in die Bodenplatte des Druckrohres und von diesem als Druckkraft iiber den umgebenden Zementstein in den Boden geleitet. Bei den iibrigen Ankerarten wird die Ankerzugkraft iiber den gesamten Verpresskorper auf das Gebirge iibertragen. Der Verpresskorper wird dabei auf Zug beansprucht, wobei davon ausgegangen wird, dass die Kraftiibertragung yom Zugglied in das Gebirge bevorzugt in den ersten 2 m der Krafteintragungslange auftritt. Dort ist dann auch verstarkt mit Rissbildungen im Verpresskorper zu rechnen. Beim TITAN°-Injektionsanker besteht das selbstbohrende Ankerzugglied aus einem gerippten Ankerrohr, das zusammen mit der Bohrkrone im Boden verbleibt. Die Injektion der Krafteintragungsstrecke erfolgt iiber das Ankerrohr. Bei den meisten Ankersystemen miissen im Bereich der Verankerungslange iiber den Korrosionsschutz Krafte in den Verpresskorper iibertragen werden. Als kraftiibertragender Korrosionsschutz wird das Zugglied von einem gerippten HiilIrohr (Wellrohr) umgeben und der Zwischenraum von min. 5 mm Dicke mit Zementmortel verpresst. Nach dem Erharten wird der Anker eingebaut und au6erhalb des Wellrohres der eigentliche Verpresskorper hergestellt. Die freie Stahllange wird meist durch Auspressen des Kunststoffhiillrohres mit einer Korrosionsschutzpaste zusatzlich geschiitzt (Abb. 10.8). Ein besonderes Problem sind Verpressanker in betonaggressivem Grundwasser (s. Abschn.
10.5 Ankersicherung
9.5.2). Je nach Konstruktion ist dabei zwischen Betonaggressivitat und Stahlaggressivitat zu unterscheiden (s. DIN EN 1537 und NA: 2010). Nach dem bisherigen Stand der Technik (ehem. DIN 4125) wurden ohne ZusatzmaBnahmen Kurzzeitanker bis "stark angreifend" (nach DIN 4030) und Daueranker bis "schwach angreifend" (s. Abschn. 9.5.3) hergestellt. Nach den Untersuchungen von MANNS (1997) nimmt die Tragfahigkeit von Verpressankern je nach der Geschwindigkeit der Umstromung jedoch schon bei schwachem CO 2-Angriff merkbar ab und kann bei starkem Angriff (100 mg/l) versagen. Dabei
mu
299 treten an der benetzten Grenzschicht Boden/ Zementkorper zwei Effekte auf. Einerseits tritt durch den losenden Angriff an der Oberflache des Zementkorpers ein, wenn auch zunachst nur geringfugiger Massenverlust auf, der die Verspannung zwischen Verpresskorper und Boden herabsetzt und andererseits bildet sich dabei eine amorphe Silikatschicht, welche den Reibungswiderstand in der Kontaktflache beeinflusst (HOF et al. 2002, 2003 und 2004). GegenmaBnahmen von Seiten der Zementtechnologie stehen fur den Angriff kalklosender Kohlensaure nicht zur Verfugung. Bei Felsankern ist es moglich, durch entsprechende Vorabinjektionen das Grundwasser vom Zementkorper des Ankers weitestgehend fernzuhalten. Bei Lockergesteinsankern ist diese Moglichkeit begrenzt. Aus dies en Grunden muss auch bei Kurzzeitankern die Einsatzmoglichkeit in betonaggressivern Grundwasser durch eine gutachterliche Stellungnahme eines speziellen Sachverstandigen nachgewiesen werden. Zur Begrenzung des Restrisikos werden eine hOhere Dichte des Zementsteinkorpers durch Verwendung von modifizierten Bindemitteln angestrebt, ein mehrmaliges Nachverpressen der Anker vorgenommen sowie eine Beobachtung des Ankerkopfverhaltens und Prufmoglichkeiten der Anker vorgesehen.
L 10.5.3 Prufung der Anker
Abb. 10.8 Korrosionsschutz fOr Temporar- und Dauerankern (Firmenprospekt).
Verpressanker unterliegen einer sorgfaltigen Prufung nach DIN EN 1997-1, Abschn. 8.7, der DIN 1054 und der DIN EN 1537 mit dem NA (E DIN 18537:2010). Voraussetzung fUr die bauaufsichtliche Zulassung eines Ankersystems ist eine Grundsatzpriifung hzw. Systempriifung. Die Zulassung wird yom Deutschen Institut fur Bautechnik, Berlin, getrennt fUr die Anwendung in nichtbindigen Boden, in bindigen Boden oder fUr die AusfUhrung als Felsanker erteilt. Zu Beginn einer jeden Baustelle wird dann das vorgesehene Ankersystem auf seine Eignung bei den vorliegenden Verhaltnissen gepruft. Diese Eignungs- hzw. Untersuchnngspriifung besteht aus Zugversuchen an mindestens drei Ankern. Urn Unregelmamgkeiten im Untergrundaufbau und bei der Ankerherstellung zu erkennen, wird auBerdem jeder Anker einer Abnahmeprii-
o
300
1
10 Baugruben
fung unterzogen. Die Abnahmeprufung gilt als Nachweis der Gebrauchstauglichkeit. AuBer dies en Baustellenprufungen ist auch noch eine Nachpriifung von Ankern am fertigen Bauwerk vorzusehen, wenn die Standsicherheit eines Bauwerks ohne die Ankerwirkung bestimmte Mindestwerte unterschreitet. Bei Kurzzeitankern ist eine Nachprufung nur erforderlich, wenn die Anker unvorhergesehenerweise Hinger als zwei Jahre unter Last stehen sollen. Die Nachprufungen konnen in der Regel auf stichprobenartige Kontrollen der vorhandenen Ankerkrafte oder auf die Beobachtung von Verformungen beschrankt werden. Samtliche Ankerprufungen muss en durch ein sachverstandiges Institut ausgefuhrt bzw. uberwacht werden.
A = idealisierte Mantelflache des Verpress-
korpers Radialspannung yom Verpressen qJ = ReibungswinkeL
0', =
In der Praxis wird der charakteristische Herausziehwiderstand Ra,k durch die Eignungsprufung ermittelt. Fur eine vorlaufige iiberschlagige Ermittlung des charakteristischen Herausziehwiderstandes (Ra,k) eines Ankers kann dieser fur nichtbindige Boden direkt aus Diagrammen entnommen (Abb. 10.9) und fur bindige Boden und Fels uber die Mantelreibung der zylindrischen Verpresskorper ermittelt werden:
=
Durchmesser (100-150 mm)
10
= Lange des Verpresskorpers (in m)
'l'M
=
Mantelreibung (in kN/m 2)
do
10.5.4 Bemessung der Anker Die Ankerkraft P wird bei der Bemessung als ungunstige Einwirkung angesetzt. Sie kann anhand der Ergebnisse von Ankerzugversuchen oder durch Berechnung ermittelt werden (DIN EN 1537):
P d = Bemessungswert der Ankerkraft Ra•d = Bemessungswert des Herausziehwiderstandes Ra r. = Teilsicherheitsbeiwert fur den Herausziehwiderstand nach DIN EN 1997-1 bzw. DIN 1054. Die Sicherheitswerte betragen nach DIN 1054, Tab. A 2.3: Boden- und Felsnagel r. = 1,4 (BS-P) bzw. 1.3 (BD-T) Verpressanker r. = 1,l. Der charakteristische Herausziehwiderstand Ra,k eines Ankers ist bestimmt durch den Widerstand des Stahlzuggliedes (Materialwiderstand Rt ) und durch den Herausziehwiderstand (Ra) des Verpresskorpers im Boden. Letzterer kann auch rechnerisch abgeschatzt werden:
Ra,k=A·
0','
tan qJ
Die mittleren Mantelreibungswerte bindiger Boden bei Grenzlast konnen Diagrammen bei OSTERMAYER (1991 bzw, WICHTER & MEININGER 2009) entnommen werden. Sie liegen bei 'l'M = 50-100kN/m2 fur steifplastische und bei 'l'M = 100- 250 kN/m 2 fur halbfeste Konsistenz, Durch Nachverpressen kann die Mante!reibung maBgeblich erhoht werden. Fur den Obergangsbereich zu verwitterten Fels werden folgende Erfahrungswerte der Grenzmantelreibung angegeben: 'l'M = 0,45 . Cu bis 'l'M = 0,60 . Cu (Merge! und feste Tone)
Die Lange der Krafteintragungsstrecke betragt bei Lockergesteinsankern in der Regel 4 bis 8 m. In bindigen Boden muss im Bereich der Krafteintragungsstrecke zumindest sehr steife bis halbfeste Konsistenz (Ie ~ 0,9) vorliegen, Diese Forderung ist auf der Baustelle gegebenenfalls durch laufende Wassergehaltsbestimmungen zu uberprufen. Notigenfalls sind die Ankerbohrungen zu vertiefen, Anker werden in der Regel mit einer Neigung von 10° bis 30° angeordnet bzw. nach ortlichen oder statischen Erfordernissen, Dnter Nachbargrundstucken durfen Anker nur mit Zustimmung des Eigentumers eingebaut werden. Der Mindestabstand zu Fundamenten sollte dabei
10.5 Ankersicherung
301
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Kraftelntragungslange lolml
Abb. 10.9 Herausziehwiderstand (Grenzlast) und Krafteintragungslange von Ankern in rolligen Boden nach OSTERMAYER (Firmenprospekt). Verpresskorper-Durchmesser 100-150 mm; Oberlagerung > 4 m.
3 m betragen, zu Verkehrsflachen mit dynamischen Einwirkungen 4 m. Bei der Anordnung der Anker ist darauf zu achten, dass die Krafteintragungsstrecke nicht in verschiedenen Bodenarten liegt, sondern die Verpresskorper sich immer ganz im nichtbindigen oder ganz im bindigen Boden befinden. An der Grenzschicht von Dberlagerungsschichten, auch fluvialer Sande und Kiese (unter Wasser) gegen altere Tone, ist auBerdem meist mit gewissen Verwitterungseinflussen und abgeminderten Scherfestigkeiten zu rechnen. Die uberschlagige Ermittlung der Ankerlange erfolgt nach oben genannten Gesichtspunkten und nach der Sicherheit des Gesamtsystems in der tiefen Gleitfuge (Abb. 10.10) bzw. in Fels nach vorgegebenen Gleitfliichen rechnerisch oder am Kraftepolygon. Entwasserungsbohrungen mussen bis hinter die Systemgrenze gefiihrt werden. Sie werden in der Regel mit einer Neigung von 10 nach oben gebohrt (s. Abschn. 15.5.3). Als innovatives System sind Drainageanker in der Diskussion, deren Ankermortel wasserdurchlassig ist (l0-4m/s) und das einsickernde Wasser drucklos anleitet.
Bei Felsankern sind die geologischen Gegebenheiten noch starker zu beachten als bei Lockergesteinsankern (s. Abschn. 5.7.6). Wenn vorgegebene Trennflachen das Abrutschen von Wandpartien begunstigen, muss der Standsicherheitsnachweis fur diese Flachen gefiihrt werden und zwar unter Annahme der Scherfestigkeit auf den verschiedenen Trennflachen (notigenfalls CPr' C = 0). Die Anker sollen die maBgeblichen Trennflachen moglichst steil schneiden. Die Berucksichtigung eines moglichen Kluftwasserdrucks ist
0
Abb. 10.10 Statisches System und Krafteplan bei der Verankerung einer Verbauwand (Firmenprospekt).
302
oft problematisch, da ein solcher haufig zu uberdimensionierten Abmessungen fuhrt. Hier ist im Einzelfall zu prufen, welche Annahmen realistisch sind und berucksichtigt werden muss en. Die Krafteintragungsstrecken, deren Langen je nach Gebirge zwischen 1,5 und 6 m betragen, mussen grundsatzlich auBerhalb der moglichen Gleitbereiche liegen. Die Gebrauchslast kann je nach Ausbildung des Gebirges (Verwitterungsgrad, mineralische Bindung, Trennflachenabstande) einer Tabelle bei OSTERMAYER (1991 bzw. WICHTER & MEININGER 2009) entnommen werden. Die Mantelreibungswerte liegen bei 'fM = 0,3-0,5 MN/m 2 fur starker verwitterte und bis 'fM = 1,0 MN/m 2 fur angewitterte Festgesteine. Fur unverwitterten Fels werden 1,0 bis 1,5 MN/m 2 genannt. Bei hoch belasteten Ankern muss das Gebirge entweder anhand der Bohrkerne, mit Bohrlochsonden oder durch Wasserdruckversuche (s. Abschn. 2.8.4) auf seine Tragfahigkeit uberprUft werden. Hierbei werden oft eine maximale Anzahl von Kluften oder bestimmte Hochstwerte bei den Wasserdruckversuchen (WD-Tests) vorgegeben, die nicht uberschritten werden durfen. Andernfalls muss die Krafteintragungsstrecke vergutet werden. Offene, oft spaltenartige Querklufte, wie sie besonders in der HangzerreiBungszone auftreten, konnen zu einem AbflieBen des Verpressbindemittels und zu Problemen beim Anspannen der Felsanker fuhren. Urn ein solches AbflieBen des Verpressmortels zu verhindern, konnen die Tragglieder mit einem Filtergewebeschlauch (sog. Verpressstrumpf) umhullt werden.
10 Baugruben
Bei langen und tiefen Baugruben sind mehrfach erhebliche Wandverschiebungen aufgetreten, die zu Setzungen der Gelandeoberflache und zu Schaden an der angrenzenden Bebauung gefuhrt haben. Diese Entspannungsverformungen beim Aushub betreffen auch die Sohle (Sohlhebungen) und reichen teilweise bis weit hinter die Aushubgrenze zuruck. Ihr AusmaB ist abhangig von der Scherfestigkeit, insbesondere auf Schicht- und Kluftflachen. Bei ruckverankerten Baugruben sind auch die Verformungen des Verankerungsblocks unter der Ankerlast zu berucksichtigen. Derartige Erscheinungen sind besonders in uberkonsolidierten Tonen aufgetreten (SOMMER et ai. 1988; KEMPFERT & RAITEL 1998), in den letzten Jahren aber auch bei tiefen und langen Baugruben in den Fein-/Mittelsandboden Berlins. Besonders im Bereich der Ankerenden ist es wiederholt zu Schaden an benachbarten Altbauten gekommen. In solchen Fallen ist eine Verlangerung der Anker uber das angrenzende Gebaude hinaus zu empfehlen (GOLLUB & KLOBE 1995). Das BewegungsmaB ist nicht nur von der Tiefe sondern auch von der Lange und der Breite der Baugrube abhangig. Die seitliche Reichweite der Verformungen kann 100 bis 150 m betragen. 1m Verformungsbild der Wand zeichnen sich teilweise geologische Unstetigkeiten (Schichtung, Kluftung) ab (VARDAR & ERIS 1995). Beim Anlegen tiefer Baugruben in stadtischen Gebieten ist daher eine messtechnische Kontrolle der ausgelosten Verformungen und ihrer Auswirkungen aufbenachbarte Bauwerke Stand der Technik.
1
a e haltu g Wasserhaltung
In Baugruben und Graben, in denen die Grundwasseroberflache aufdeckt wird, muss in der Regel der Wasserspiegel durch Abpumpen des Wassers soweit abgesenkt werden, dass die Aushubsohle trocken fallt und die Fundamentgraben ausgehoben werden konnen. Je nachdem, ob das Abpumpen des Wassers in der Baugrube ausreicht, oder ob eine voreilende Grundwasserabsenkung vorgenommen werden muss, wird zwischen offener oder geschlossener Wasserhaltung (Grundwasserabsenkung) unterschieden.
11.1 Rechtliche Grundlagen Bauen im Grundwasser gilt nach dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG, s. Abschn. 4.4.1) und den erganzenden Landesgesetzen als Gewasserbenutzung, die einer wasserbehordlichen Aufsicht unterliegt. Zum Tatbestand gehoren das Absenken durch Dran- oder Wasserhaltungsmagnahmen bzw. das Aufstauen oder Umleiten des Grundwassers durch Bauwerke. Diese Eingriffe bedurfen einer behordlichen Zulassung, welche die Rechtsform einer widerruflichen Erlaubnis, einer gehobenen Erlaubnis oder einer Bewilligung haben kann. In den Antragsunterlagen sind die Baumagnahme zu beschreiben und Angaben uber die geschatzte Entnahmemenge (m 3/h), die Dauer der Magnahme (in Tagen) und die erwarteten Maximalmengen (m 3 ; alles ggf. in Grenzwerten) sowie Angaben uber die Art der Ableitung zu machen. Die Erlaubnis wird in der Regel in m 3 /Bauzeit (Tage) erteilt. Es ist zweckmamg, wenn der Antragsteller rechtzeitig Basisinformationen uber die benotigten Antragsunterlagen einholt. In einigen Bundeslandern liegt dafUr ein Leitfaden fur den Verfahrensablauf vor. Bei den Zulassungsverfahren wird darauf geachtet, dass nahe gelegene Grundwassergewinnungen nicht H. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
beeintrachtigt werden, keine Schaden an Gebauden oder anderen Einrichtungen auftreten konnen (notigenfalls Beweissicherung) und dass kein bleibender Eingriff in das Grundwasser erfolgt. Zur Dberwachung ist an geeigneter Stelle ein Wassermengenmesser einzurichten und ein Betriebsbuch zu fuhren. 1m Hinblick auf die Wasserbilanz solI abgeschopftes Wasser nach Moglichkeit wieder nahe des Entnahmebereichs dem Grundwasser zugefuhrt werden. Liegt die Grundwasserentnahme in einem Wasser- oder Heilquellenschutzgebiet, ist zusatzlich eine Ausnahmegenehmigung hinsichtlich der Schutzgebietsverordnung einzuholen (s. Abschn. 4.4.1). Fur Grundwasserentnahmen, die zu einer nachhaltigen Beeintrachtigung der Vegetation fUhren konnen, ist auch ein naturschutzrechtliches Zulassungsverfahren erforderlich. Eine Wiedereinspeisung des geforderten Wassers in nahe, aber ausreichend entfernte Grundwasserstockwerke ist ebenfalls eine entwasserungstechnische Magnahme, die von den hydrogeologischen Gegebenheiten abhangig ist und einer behordlichen Erlaubnis bedarf. Eine gezielte Infiltration kann dazu beitragen, die Auswirkungen einer Grundwasserhaltung zu minimieren (s. Abschn. 9.4 und nachstehend genanntes Merkblatt). Bei hOheren Eisengehalten im Grundwasser konnen in den Reinfiltrationsbrunnen Eisenoxidversinterungen auftreten, die haufige (z. T. tagliche) Spulungen mit Duckluft oder Wasser erfordern bzw. eine Aufbereitung uber eine Oxidations anlage erforderlich machen, in der das 2-wertige Eisen zu 3-wertigem Eisen aufoxidiert wird. Fur die Einleitung des anfallenden Wassers in einen Kanal oder ein Gewasser ist, wie auch fUr die Wiedereinspeisung in das Grundwasser, der Nachweis zu erbringen, dass das anfallende Grundwasser nicht kontaminiert ist. Dem Erlaubnisantrag sind daher auger Angaben uber
304
11 Wasserhaltung
den Sedimentanteil im Wasser (s. Abschn. 11.3), je nach Uindervorschrift, eine Analyse tiber die Beschaffenheit des Grundwassers beizuftigen, wobei im Allgemeinen folgende Parameter verlangt werden: Elektrische Leitfahigkeit pH-Wert Eisengehalte (Fez+, Fe 3+) CSB-Wert (Gesamtbelastung mit organischen Stoffen) Kohlenwasserstoffe nach H 18 Leichtfltichtige chlorierte Kohlenwasserstoffe (LCKW mit bis zu acht Einzelstoffen). Kontaminiertes Wasser muss notigenfalls in Tankwagen gesammelt und entsprechend entsorgt oder tiber eine Wasseraufbereitungsanlage gereinigt werden. Bei belastetem Wasser ist eine mogliche Verockerung bzw. Versinterung (auch Algenbildung) sowohl der Pumpen als auch der gesamten Anlage zu beachten (s. Abschn. 17.2.5.3). Ftir die Planung und Ausftihrung von Wasserhaltungen bei Baugruben gilt DIN EN 1997 -1, Abs. 5.4. AuBerdem liegt ein Merkblatt "Wasserhaltungen" der DGGT von 1993 vor (s. Bautechnik 70:5), in dem sowohl die Begriffe definiert sind als auch Angaben zu den Verfahren und
tiber die erforderlichen Antragsunterlagen gemacht werden. Die Wasserhaltung sollte langstens fUr die Bauzeit vorgesehen werden. In vielen Fallen kann die Wasserhaltung auch mit Erreichen der Auftriebssicherheit bzw. nach Durchfahrt des Tunnelvortriebs beendet werden. Eine lang andauernde Wasserhaltung mit Ableitung des Grundwassers widerspricht den heutigen wasserwirtschaftlichen und okologischen Zielen und wird kaum noch genehmigt. Durch einen angepassten Bauablauf bzw. einen entsprechenden Verbau der Baugrube mit einer innenliegenden Grundwasserabsenkung kann die Wasserhaltung meist deutlich minimiert werden (Abb. ll.l). Bei groBeren Wasserhaltungen sind auch immer deren Auswirkungen auf die Umwelt zu untersuchen. Notigenfalls muss eine Wasserhaltung auBerhalb der Vegetationszeit, also in der Zeit von September bis Februar erfolgen. Mogliche Schaden sind abhangig von der Reichweite und dem AbsenkmaK Entscheidend fUr okologische Schaden sind die ursprtingliche Tiefenlage der Grundwasseroberflache in Bezug zur Wurzeltiefe, das AusmaB der Absenkung, die Baumart und das Alter der Baume sowie die Bodenart und die Zeit( dauer) der Absenkung (s. RAS-LP
--~---
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- wa.... rdicht. V.rbauwUnde und Au.nullung geologi.cher Gegebenheiten.
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- oullrlebuleh... UW-Betonoohlen.
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Abb. 11.1 Moglichkeiten zur Verminderung bzw. Vermeidung von Wasserhaltung bei tiefen Baugruben im Grundwasser.
- varonlcert. UW-B.lon-oder Soilcrelesohlen
- ouflrieb ..iehere Oichlsohlen
305
11.2 Offene Wasserhaltung
4,1999). Gegen eine Hinger dauernde Grundwasserabsenkung hilft praktisch nur eine entsprechende Bewasserung. GemaB den Verbrauchsangaben von laubabwerfenden Baumarten von i. M. 650 mm/a betragt der tagliche Wasserbedarf groBerer Baume etwa 311m2 und Tag, der iiber kiesgefiillte Sickerlocher oder -graben in einem Kranz auBerhalb der Kronentraufe dem Wurzelraum zugefiihrt werden muss (s. Abschn. 6.2.2). Bei Beregnungsanlagen ist die relativ hohe Verdunstungsrate zu beriicksichtigen. Eine Grundwasserabsenkung bewirkt immer eine Versteilung des Grundwassergefalles und eine Erhohung der Grundwasserstromung. GroBere, lang andauernde Wasserhaltungen konnen besonders in den Randbereichen zu verstarkter Verkarstung oder zu hydraulischen Instabilitaten (s. Abschn. 2.1.6), und auch zu Erosion von Kluftfiillungen und zerriitteten Storungsgesteinen (Abschn. 3.4.4) fiihren. In Karstgebirgen oder in groBeren Storungszonen konnen dabei erhebliche Massen bewegt werden, was Auswirkungen an der Gelandeoberflache haben kann.
11.2 Offene Wasserhaltung Das der Baugrube zuflieBende Grund- und Oberflachenwasser wird in offenen Graben oder in Drangraben gesammelt, einem Pumpensumpf zugeleitet und abgepumpt (Abb. 11.2). Graben und Pumpensumpf miissen wahrend des Baugrubenaushubs jeweils voreilend tiefer gelegt werden. Der Pumpensumpf wird gewohnlich auBerhalb des Bauwerksgrundrisses in einer seitlichen Erweiterung der Baugrube angelegt. Er besteht in
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Abb. 11.2 Prinzip einer offenen Wasserhaltung, R = Reichweite, s = Absenktiefe (Absenkziel).
der Regel aus gelochten, unten geschlossenen Schachtringen. Nach Fertigstellung der Bauwerksdranung, die auch als Flachendranung ausgebildet sein kann (s. Abschn. 9.2), wird die Wasserhaltung in der Regel von dieser iibernommen. Baudrane miissen, wenn sie weiterverwendet werden sollen, varher griindlich iiberpriift und gespiilt werden. Muss die Wasserhaltung beim spateren Verfiillen der Baugrube noch in Betrieb sein, so miissen die Graben als Dranleitungen ausgebaut und der Pumpensumpf bis iiber die Grundwasseroberflache hochgefiihrt werden. Baudrane diirfen dabei nicht unter Fundamenten liegen. In felsigen Boden, die nicht zu Abbriichen oder Erosion als Folge zu groBer FlieBgeschwindigkeit neigen, kann offene Wasserhaltung auch bei groBeren Absenktiefen angewandt werden. Standfeste stark bindige Boden (Ton, toniger Lehm) und gemischtkornige, grobe Flusskiese mit nicht zu groBer Durchlassigkeit konnen bis zu 4 bis 6 m Tiefe offen entwassert werden. Voraussetzung ist, dass die Sohle nicht zu sehr aufweicht und keine Sohlaufbriiche zu befiirchten sind. In kiesigen Boden kann offene Wasserhaltung nur noch bei geringer Absenkung von 1 bis 2 m angewendet werden. In varwiegend sandigen Boden ist offene Wasserhaltung nur noch sehr begrenzt anwendbar (Absenktiefe max. 0,5 bis 1,0 m). Die Grenze der Anwendung offener Wasserhaltung ist erreicht, wenn zu starke Ausspiilungen an den Boschungen auftreten oder der Wasserandrang zu einer Auflockerung der Sohle fiihrt. In vielen Fallen ist dann nicht einmal mehr die Anlage eines Pumpensumpfes moglich. Die Grenze einer offenen Wasserhaltung ist auch erreicht, wenn der hydraulische Druck von unten auf eine wenig durchlassige Schicht zu groB wird und die Gefahr eines hydraulischen Grundbruchs besteht (s. Abschn. 5.4.4), dem mit Entspannungsbrunnen begegnet werden muss. Ais Flie6sand wirken aIle kornigen Boden, wenn der Stromungsdruck bzw. die Schleppkraft ausreichen, die Korner in Schwebe zu halten. Besonders anfallig sind feinkornige und gleichkornige Sande lockerer Lagerung. Der Aufwand einer offenen Wasserhaltung ist wesentlich geringer als der einer Grundwasserabsenkung. Der Wasserzufluss betragt in der Regel nur 20 bis 40% des Zuflusses einer Grundwasserabsenkung mittels Brunnen. In vielen Fallen wird
1
306
1
11 Wasserhaltung
daher versucht, offene Wasserhaltung so lange als moglich zu betreiben und diese notigenfalls durch einzelne Brunnen zu unterstutzen.
11.3 Grundwasserabsenkung mit Brunnen Fur eine Grundwasserabsenkung mittels Brunnen eignen sich aIle nichtbindigen Boden oder Gebirgsarten, in denen sich das Wasser unter dem Einfluss der Schwerkraft bewegt (Abb. 11.3). Dies sind meist Kiese und Sande mit Durchlassigkeitsbeiwerten > 10-5 m/s. Mit zunehmendem Feinsandanteil folgt das Wasser im Boden der Schwerkraft immer weniger und die Absenkkuryen bilden sich uberaus langsam und sehr steil aus. Bohrbrunnen werden gewohnlich auBerhalb der Baugrube in Abstanden von 8 bis 20 m gebohrt. Ihr Durchmesser betragt in der Regel 300 bis 900 mm (meist 600 mm). Ais Filterrohre kommen bei kurzfristigem Einsatz (1 bis 2 Jahre) entweder sog. rohschwarze Stahlfilterrohre mit 0,8 bis 1,5 mm Schlitzbruckenlochung oder PVCRohrtouren mit 0,75 bis 1,5 mm Schlitzweite zur Anwendung. Der Ringraum muss mit Filterkies nach Abschn. 2.1.7 (meist 2-8 mm) verfullt wer-
den. Dieser solI eine Mindeststarke von 100 mm haben. Da feinere Filter als 0,75 mm Schlitzweite, wie sie fur Feinsande notig waren, leicht verockern, erhalten die Filter zusatzlich eine Gewebeummantelung (0,5-0,7 mm Filtergaze) und es wird Filterkies der Kornung 0,7 bis 2 mm verwendet. Beim Betrieb der Absenkbrunnen ist zu beachten, dass kein Sand mitgefordert wird, was zu Bodensenkungen und Bauschaden fiihren kann. Durch geeignete Messverfahren ist zu uberwachen, dass der Sandgehalt im Forderstrom 0,31,0 g/m3 nicht ubersteigt (Sandfangbehalter). Wegen dieser Gefahren erscheint es sicherer, bei Durchlassigkeitswerten von 10-4 bis 10-5 schon eine Vakuumentwasserung vorzusehen. Ein Brunnenfilter besteht im Prinzip aus zwei Teilen. Erstens aus dem eingebrachten Filterkies und zweitens entsteht in selbst filterfahigen Korngemengen beim Entsandungsvorgang nach dem Brunnenausbau durch die Auf- und Abwartsbewegung des Entsandungskolbens in der Filterstrecke ein Sog, durch den Feinteile aus dem Filter und dem angrenzenden Boden ausgespult werden und sich auBen ein sandfreier zusatzlicher Filter aufbaut. Die Sandablagerungen im Pumpensumpf werden anschlieBend klar gespult. Dieser Vorgang kann als Kurzpumpversuch ausgewertet werden. Fur die Einleitung in einen Kanal O. A. muss das geforderte Wasser Sand
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Abb. 11.3 Anwendungsbereiche
26
der Wasserhaltungsverfahren (Firmenprospekt).
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307
11.3 Grundwasserabsenkung mit Brunnen
sandfrei sein, das bedeutet < 1 g/m3 Sand im Forderstrom. Bei einer Grundwasserabsenkung durch Bohrbrunnen werden Flach- und Tiefbrunnen unterschieden sowie unvollkommene und vollkommene Brunnen. Letztere stehen mit der Brunnensohle auf einer undurchlassigen Schicht (s. Abb. 11.5), wahrend unvollkommene Brunnen ganz im Grundwasserleiter stehen. Liegt die Grundwassersohlschicht eines vollkommenen Brunnens nur 1 bis 2 m unter vorgesehener Aushubsohle, miissen die Brunnen enger gesetzt und mit moglichst groBem Durchmesser in die undurchlassige Schicht eingebunden werden. Durch diesen erhohten Aufwand und eine langere Vorlaufzeit gelingt es meist, das Grundwasser bis auf eine Restwassermenge abzusenken. Diese kann durch eine Kombination mit offener Wasserhaltung beherrscht werden. Die Reichweite einer Grundwasserabsenkung hangt vom Bodenaufbau und den maBgebenden Durchlassigkeitsbeiwerten abo Die Abb. 11.4 zeigt den etwaigen Verlauf von Absenkkur-
ven. Anhaltswerte fiir die zu erwartenden Wassermengen konnen Tab. 11.1 entnommen werden (s. a. Abschn. 17.2.5.2). Bei Flachbrunnen erfolgt die WasserfOrderung mittels Saugpumpen, deren SaughOhe auf etwa 7 m begrenzt ist. Damit kann gemaB Abb. ll.S eine Absenktiefe (s) von 3-4 m erreicht werden. Der iibliche Abstand von Flachbrunnen betragt 8-10 m. Zur Einsparung an SaughOhe werden Flachbrunnenanlagen moglichst tief, erst wenig oberhalb des Grundwasserspiegels installiert. Bei groBerer Absenktiefe konnen Flachbrunnen gestaffelt angeordnet werden. Bei Wellpoint- oder Spiilfilteranlagen (Abb. 11.6) werden 2- bis 4-Zo11-Filter mit einem entsprechenden Aufsatzrohr durch eine Spiilpumpe mittels Druckwasser in den Boden eingespiilt. Das Verfahren ist fUr Sand- und Kiesboden mit einem bis zu 10%-igen Anteil von 0,05 bis 2 mm KorngroBe geeignet. Die Einsatzgrenze wird bestimmt von der Einspiilmoglichkeit (min. 30% KorngroBenanteil > 3 mm) und der Filterleistung. Der Abstand der Filter betragt 2 bis 4 m.
Tabelle 11.1 Anhaltswerte fUr die Wassermengen in Abhangigkeit von der Bodenart, dem d lO-Wert der Kornungslinie (KorngroBe) und dem Durchlassigkeitsbeiwert (aus MERTZENICH 1994). Ton
Bodenarten
KorngroBe inmm
von
< 0,002
bis
Kies
Sand
Schluff fein
mittel
grob
fein
mittel
grob
fein
mittel
grob
0,002
0,005
0,Q2
0,05
0,2
0,5
2
6
20
0,005
0,Q2
0,05
0,2
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FlieBgeschwindigkeit
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0,00001
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0,001
0,01
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Wasseranfall in m' jh je Ifd. m Filtergalerie bei Absenkung von ... m
1m 2 3 4 5 6 7 8 9
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0,3 0,3 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4
0,4 0,45 0,5 0,6 0,6 0,6 0,6 0,6 0,6
0,9 1,1 1,3 1,5 1,7 1,9 2,1 2,3 2,5
2,2 2,5 2,8 3,2 3,7 4,3 5 5,8 6,7
Durchlassigkeitsziffer k
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11
308
11 Wasserhaltung
11
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Grund wasser vor der Absenk ung 'V
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10 m
Abb. 11.4 Absenkkurven nach dem Schwerkraftverfahren und dem Vakuumverfahren in Abhiingigkeit von den Durchliissigkeitswerten (nach MERTZENICH 1994).
Die max. Absenktiefe etwa 7 m. In Feinboden (k> 10-4 m/s) werden Spiilfilteranlagen nach dem Vakuumverfahren eingesetzt. Bei den am haufigsten anzutreffenden Tiefbrunnenanlagen (Abb. 11.7) wird in jeden Brunnen eine Unterwasserpumpe eingebaut, die das Wasser iiber eine Brunnenleitung in die Sammelleitung driickt. Tietbrunnen eignen sich fiir gro6e Absenktiefen. Die Bohrverfahren fiir die Herstellung der Brunnen miissen einen schichten- und tiefengerechten Aufschluss gewahrleisten, der eine Anpassung des Ausbauplans an das jeweilige Bohrprofil ermoglicht. Nach Fertigstellung der Brunnenbohrung ist die Bohrlochsohle nach Erfordernis gegen Bodeneintrieb zu sichern (Betonplombe) und das Bohrloch zu spiilen. Dber den Brunnenausbau ist ein Bohrbericht (Formblatt)
zu fertigen. Der Abstand von Tietbrunnen betragt in der Regel 15-25 m. Wenn sich zu Beginn der Wasserhaltung zeigt, dass der gewahlte Brunenabstand zu groB oder unnotigerweise zu gering geplant worden ist, so ist dieser zu modifizieren (s. Abschn. 11.6). Liegen mehrere Grundwasserstockwerke vor, so werden mehrstockige Brunnen als sog. Kombinationsbrunnen gebaut. 1m Gravitationsbetrieb wird jedes Stockwerk mit einem angepassten Filterrohr und entsprechenden Kies- oder Sandfilter ausgebaut und der Brunnen ohne Sperrschicht mit nur einer Tauchpumpe betrieben (s. LEITNER et al. 2003). Erfordert dagegen eines der Stockwerke eine Vakuumbeaufschlagung, so ist eine Zwischenabdichtung einzubringen, so dass jedes Stockwerk getrennt abgesenkt
~~K«~~~""o/,~jo'/..~~A~"'~
Abb. 11.5 Prinzip einer einstaffeligen Flachbrunnenabsenkung (vollkommender Brunnen). R = Reichweite, s = Absenktiefe, a =Sicherheits· abstand, H = Eintauchtiefe, h'= benetzte Filterfliiche, 2 r = Brunnendurchmesser.
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309
11.4 Grundwasserabsenkung mittels Vakuumverfahren
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Baugruben bose hung
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SauglellUng
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H i-----:--- AufsatzrOhr
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SpUlspl\ze
Abb. 11.6 Welipoint- oder SpGlfilterlanze aus Kunststoff oder Stahl; SpGlfilterrohrlange 1-2 m; Schlitzweite 0,3-0,5 mm (Firmenprospekt).
werden kann (s. Abb. 17.14). Die Trennung der einzelnen Grundwasserstockwerke muss auch bei einem spateren Riickbau der Brunnen beriicksichtigt werden, damit keine hydraulischen Kurzschliisse auftreten.
2··-Me rohr
teigrohr Tonabdiehlung
Vollrohr
Kie filler
Abstandhaltcr
Die Absenkung in den einzelnen Brunnen wird iiber ein Messrohr im Ringraum des Kiesfilters kontrolliert. Nach Erreichen des Absenkziels konnen ggf. einzelne Brunnen versuchsweise abgeschaltet werden, urn die durch die Gesamtanlage erreichte Absenkung im Beharrungszustand zu halten. Wenn der Ausfall eines oder mehrerer Brunnen einen kurzfristigen Grundwasseranstieg und damit eine Gefahrdung des Bauvorhabens bewirken kann, muss sowohl die Absenkwirkung als auch die Wassermenge taglich kontrolliert werden (s. Abschn. 17.2.5.5).
Fi llerrohr ehwimm chalter Tauchpumpc
umpfrohr Abb. 11.7 Ausbauschema eines Tiefbrunnens zur Grundwasserabsenkung, Bohrdurchmesser 600 mm, Ausbau 12" (Firmenprospekt).
11.4 Grundwasserabsenkung mittels Vakuumverfahren In mittel- und feinkornigen Sanden mit leichten Schluffanteilen folgt das Wasser der Schwerkraft nur noch unzureichend. In solchen Boden mit einem Durchlassigkeitsbeiwert von 10-4 bis lO-s m/s wird daher eine Schwerkraftabsenkung nicht nur unwirtschaftlich, sondern es lasst sich oft keine nennenswerte Absenkwirkung erzielen. In diesen Fallen muss das Vakuumverfahren eingesetzt werden, urn das Wasser in die Spiilbrunnen zu ziehen. Beim Vakuumverfahren (Abb. 11.8) wird das Wasser im Boden durch einen Unterdruck von 0,3 bis 0,5 bar in den Vakuumlanzen angezogen. Da die Entwasserungslanzen in der Regel ohne einen Filterkies eingebracht werden, muss die Schlitzbreite auf den maBgebenden Korndurchmesser (je nach Fachmeinung dID' dl2' d,s) ausgelegt werden. Trotzdem bleiben viele Lanzen nur begrenzt funktionsfahig, sie versanden und miissen ausgetauscht werden. Der Unterdruck wirkt nur in einem Umkreis von 1 bis 1,5 m, weshalb die Lanzen in Abstanden von etwa 2 m eingespiilt oder in Bohrlocher eingestellt werden. Der Unterdruck bewirkt gleichzeitig eine Stabilisierung der Baugrubenwande, so dass selbst Feinsand auf 2 bis 3 m Hohe noch unter steiler Boschung steht. Damit sich der Unterdruck voll ausbilden kann, darf keine Falschluft in den Boden gelangen (Tonabdichtung des Brunnens und notigenfalls Folienabdeckung der Baugrubenwand). Die erreichbare Absenktiefe betragt 4
1
310
11 Wasserhaltung
11
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Abb. 11.9 Wirkungsweise einer osmotischen Entwasserung.
11.5 Elektroosmotische Entwasserung Vokuuml/ocflbrunnen Abb. 11.8 Wirkungsweise nens.
eines
Vakuum-Flachbrun-
bis 6 m. Bei groBeren Absenktiefen ist eine Staffelabsenkung erforderlich. Da in Vakuumanlagen nicht standig und oft nur wenig Wasser gefOrdert wird, mussen sie in Frostperioden vor Kalteeinwirkung geschutzt werden. Bei groBeren Absenktiefen kann die Vakuumentwasserung von feinkornigen Sand- und Schluffboden mittels Vakuum- Tiefbrunnen erfolgen. Sie unterscheiden sich von normalen Bohrbrunnen durch luftdichten Abschluss sowohl des Kiesfilters als auch der gesamten Brunnenanlage. Das zuflieBende Wasser wird durch eine gesteuerte Unterwasserpumpe gefordert. Die Brunnen konnen je nach Bedarf ohne oder mit Vakuum betrieben werden. AuBerdem werden auch sog. Kombinationsbrunnen (Kombibrunnen) mit einem Gravitationsbrunnen im oberen Grundwasserstockwerk und einem VakuumTiefbrunnen im unteren Grundwasserstockwerk gebaut (s. Abschn. 17.2.5.5).
Urn das Wasser in schluffig-tonigen Boden zum FlieBen zu bringen, wird beim Elektroosmoseverfahren (Abb. 11.9) als zusatzliche Kraft das elektrische Potenzialgefalle zwischen zwei Elektroden genutzt. Unter der Wirkung eines elektrischen Gleichstromfeldes flieBt das Wasser der als kleinkalibrigen Brunnen ausgebildeten Kathode zu und wird hier abgeschopft. Das Verfahren funktioniert nur in tonmineralhaltigen homogenen Schluff- oder Tonboden ohne wasserfuhrende Zwischenschichten. Die Wirkung lasst mit abnehmendem Wassergehalt rasch nacho Ais Anoden werden gewohnlich Rundstahle, als Kathoden Stahlfilterrohre (0 1/2 ") in Bohrungen verwendet. Der Elektrodenabstand betragt 3 bis 5 m. Das Verfahren ist verhaltnismaBig aufwandig und hat fur Baugrubenentwasserung praktisch keine Bedeutung. Diese Boden konnen in der Regel in offener Wasserhaltung entwassert werden. Der Einsatz des Verfahrens beschrankt sich praktisch auf die Entwasserung von tonigen Rutschmassen.
311
11.6 Berechnung einer Grundwasserabsenkung
11.6 Berechnung einer Grundwasserabsenkung Die Berechnung einer Grundwasserabsenkung und auch Berechnungsbeispiele sind bei HERTH & ARNDTS (1994) und dem Grundbautaschenbuch, Teill (200S) nachzulesen. Eine Baugrube mit gedrungenem Grundriss wird zunachst als groBer flachengleicher Brunnen aufgefasst mit einem Radius A, der wie folgt ermittelt wird:
ff
A= -
·b
1t
lagern sie sich mit den aushubbedingten Sohlhebungen - s. Abschn. 5.5.3.3) als auch auf den Nahbereich der Baugrube. Die groBten Setzungsunterschiede sind dabei im steilen Bereich der Absenkkurve von etwa RI4 bis RI3 zu erwarten. In bebauten oder von Verkehrseinrichtungen durchzogenen Gebieten sind besonders in diesen Bereichen immer BeweissicherungsmaBnahmen zu veranlassen. Bei Erreichen stationarer Bedingungen lasst sich die Absenkung s in einem Abstand R' zum Brunnen nach einer Formel von DUPUIT & THIEM berechnen:
Q
R
2·1t-T
R'
s=--·ln-
a, b = LangenmaBe der Baugrube, zzgl. Abstand der Brunnen vom Baugrubenrand. Fur lang gestreckte Baugruben (alb> 3) gilt: A = 0,2 a + 0,37 b Danach werden die zu fordernde Absenktiefe s (Abb. 1l.5) und die benetzte Filterhohe h' ermittelt und zwar in der Regel nach dem Gefalle der Absenklinie, fUr das man in vielen Fallen anfanglich 1: 10, im Endzustand bis 1: 100 zugrunde legen kann. Die Reichweite R der Absenkung betragt nach der empirischen Formel von SICHARDT: R=3OOJ·s'·!k
bzw. nach KUSSAKIN:
R=575·s'·~k·H
s = Absenkung im Abstand R' (in m) Q = Entnahmemenge (in m 3 /s) T = Transmissivitat des Grundwasserleiters (in m 3 /s), s. Abschn. 2.S.4 R = Reichweite des Absenktrichters (in m) R'= radialer Abstand zum Brunnen (in m).
Die Berechnung des Grundwasserzuflusses in die Baugrube erfolgt fur vollkommene Brunnen nach der Formel fUr Einzelbrunnen von DUPUIT & THIEM (s. Abschn. 2.S.4)
Q = Fordermenge (sonstige Bezeichnungen s. Abb.l1.5)
Brunnenwasserspiegels (s' =H- h') H = Machtigkeit des Aquifer, s. Abb. 11.5 R unds' in m kin m/s.
Diese Wassermenge muss nun uber eine festzulegende Anzahl Brunnen (n) in, den Baugrubenabmessungen angepassten Abstanden abgefUhrt werden. Die Berechnung des Fassungsvermogens q' eines Einzelbrunnens erfolgt nach der Gleichung von SICHARDT
Diese empirisch entwickelte Formel hat sich in der Praxis recht gut bewahrt. Eine Grundwasserabsenkung bewirkt immer gewisse Setzungen infolge Auftriebwegfall bzw. die dadurch bedingte Lasterhohung (s. Abschn. 6.2.2). Die Setzungen wirken sich mittelfristig sowohl auf den Baugrubenbereich aus (hier uber-
r = Brunnenradius, Filtermantel (in m) h' = benetzte Filterhohe im Brunnen (in m) 2 1t . r· h' = benetzte Filterflache (in m) q' = Entnahmemenge (in m 3 /s),
s' = Absenkung des
11
11 Wasserhaltung
312
Das Produkt n· q' solI mindestens gleich groB, aber nur wenig groBer als Q sein. Ais rechnerischer Brunnenradius r wird bei Ummantelung des Brunnens mit genormtem Filterkies (z. B. 2-8 mm) der Radius der Bohrung, bei anderem Material haufig der Abstand Brunnenmittelpunkt/Mitte Filterschicht angenommen. Uber die Mehrbrunnenformel von FORCHENHEIMER ist dann noch zu priifen, ob die gewahlte Brunnenzahl und Brunnenanordnung ausreichen, den Grundwasserspiegel in Baugrubenmitte auf die notige Absenktiefe s abzusenken. Die Planung und Dimensionierung einer WasserhaltungsmaBnahme fur langgestreckte Baugruben eines Linienbauwerks s. Abschn. 17.2.5.5. Die Naherungsformel von DUPUIT & THIEM gilt nur fiir volIkommene Brunnen. Flir unvollkommene Brunnen wird in der Literatur auf die so errechneten Wassermengen ein Zuschlag von 10 bis 30% gegeben. Bei Vorhandensein starker durchlassiger Schichten unterhalb der Brunnensohle ist ein solcher Zuschlag zu gering. NENDZA & GABENER (1979: 23) empfehlen, anstelIe eines Zuschlags die theoretische Berechnungshohe H nicht nur bis Brunnensohle sondern bis zur Grundwassersohlschicht, maximal jedoch 1,6· H anzusetzen. Die bei einer Splilfilter- bzw. Vakuumabsenkung anfallenden Wassermengen liegen insgesamt wesentlich niedriger. MERTZENICH (1994) bringt eine Auswertung nach welcher der Wasseranfall einer Vakuumanlage liberschlagig ermittelt werden kann. Die Berechnung der bei einer Grundwasserhaltung anfallenden Wassermengen und auch der Reichweite sind mit groBen Unsicherheiten behaftet. Dies liegt zunachst schon in dem liblichen Berechnungsansatz homogen-isotroper Gebirgsverhaltnisse. Dazu kommt dann die ungenaue Kenntnis des Durchlassigkeitsbeiwertes k. 1m Laborversuch ermittelte k- Werte konnen immer nur einen groben Anhalt geben und solI ten nicht pauschal der Dimensionierung einer Grundwasserabsenkung zugrunde gelegt werden. Wirklichkeitsnahe Ergebnisse liber die Durchlassigkeitsverteilung eines Bodens konnen in der Regel nur mit Hilfe von Probeabsenkungen an Ort und Stelle gewonnen werden (s. a. MUHLENKAMP et al. 2010). Wurde keine Probeabsenkung vorgenommen, so kann in dem zuerst fertiggestellten Brunnen
einer Grundwasserabsenkungsanlage sofort ein Pumpversuch durchgeflihrt werden, urn die getroffenen Annahmen zu liberprlifen und etwaige Anderungen rechtzeitig veranlassen zu konnen. Die Auswertung kann in einfachen Fallen liber die o. g. Formel des Fassungsvermogens q' (Brunnenergiebigkeit) erfolgen, aufgelost nach k: k
lS'q inm/s 2·n·r ·h'
Weitere Naherungsformeln s. Abschn. 2.8.4. Auch bei Ermittlung der k- Werte durch eine Probeabsenkung stecken in den Berechnungsergebnissen einer Grundwasserhaltung immer noch zahlreiche Fehlerquellen, welche die maBgebenden GroBen wesentlich beeinflussen konnen. Die in vielen Gebirgsarten anzutreffenden wechselhaften hydraulischen Eigenschaften lassen sich manchmal auch nicht liber eine Probeabsenkung mit Einzelbrunnen ermitteln, sondern erfordern einen anfanglich stufenweisen Probebetrieb und einen flexiblen Betriebsablauf (M UHLENKAMP et al. 2010). Erhebliche Wassermengen sind vor allem in Baugruben zu erwarten, deren Absenkbrunnen im tieferen Tei! deutlich starker wasserwegsame Schichten angeschnitten haben. Eine Talflillung ist fast immer mit starker und weniger stark durchlassigen Zwischenschichten und anderen Storfaktoren durchsetzt. Reicht z. B. ein Brunnen in eine sandarme, starker durchlassige Kiesschicht, so kann seine Fordermenge urn mehrere hundert Prozent von den ermittelten Durchschnittswerten abweichen. Ein solches Vorhandensein starker durchlassiger Schichten im Basisbereich wird auch den Verlauf der Absenkkurve maBgeblich verandern (Abb. 11.10). Die Genauigkeit der Berechnung von WasserhaltungsmaBnahmen darf daher nicht liberschatzt werden. In vielen Fallen scheinen Grenzwert-Vergleichsrechnungen noch die sicherste Methode zu sein, wobei eine Angabe 10-3 oder 10-2 m/s eine VergroBerung der Wassermenge urn den Faktor 10 bedeutet. Der Absenktrichter, der anfanglich eng begrenzt ist, wird mit zunehmender Dauer immer flacher, wobei gleichzeitig die Wassermenge zurlickgeht. Dieser instationare Fall geht schlieBlich in einen stationaren Zustand liber, bei dem der Absenktrichter die Reichweite R erreicht hat und bei dem dann auch eine gleichbleibende Wasser-
11.7 Grundwasserkommunikationsanlagen
313
unbettnflulltfr (jrundwosurspl.fgel_
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IhfOrtl!schc
Ab5CnkU!l9~
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Abb. 11.10 Beeinflussung der Grundwasserabsenkung dureh eine starker durehlassige Sieht im Basisbereieh (aus NENDZA
& GABENER
1997).
menge anfallt (s. Abb. 17.14). Die Zeitdauer dieser Anlaufphase einer Grundwasserabsenkung ist sehr unterschiedlich und hangt von der anfanglichen Fordermenge abo Die Anzahl der Brunnen und die Pumpenleistung werden zuniichst auf den stationaren Zustand bernessen, zuzuglich einer entsprechenden Sicherheit fur Unwagbarkeiten im Baugrund und fUr die Mehrbelastung in der Anlaufphase. Dieser Sicherheitszuschlag liegt allgemein bei 50 bis z. T. uber 100%. Der tatsachliche Aufwand einer Wasserhaltung lasst sich auch damit von vornherein sehr schwer festlegen. Dadurch tritt zwangslaufig das Problem der Massenmehrung bzw. -minderung gegenuber der Ausschreibung auf, das im Bauvertrag geregelt werden muss. Dieselben Unsicherheiten treten auch bei Versickerungsbrunnen auf. Erfahrungen haben gezeigt, dass die nach THIEM-DUPUIT berechnete Anzahl benotigter Sickerbrunnen meist nicht ausreichend ist. Dies liegt einerseits auch daran, dass Sickerbrunnen eine geringere Leistungsfahigkeit aufweisen als Entnahmebrunnen und andererseits daran, dass sich urn die Sickerbrunnen herum ein kunstlicher Grundwasserberg aufbaut, der die Versickerungsleistung deutlich vermindert. Bei groBeren MaBnahmen bildet sich im Bereich des Wassereintrags eine unterirdische kunstliche Wasserscheide aus, welche die Richtung und die Menge des Grundwasserabstroms maBgeblich beeinflusst. In sauerstoffarmen, reduzierten Grundwassern kann es durch die Einleitung von sauerstoffreichem Wasser zu einer Oxidation von Pyrit (FeS 2) bzw. Markasit (FeS 2) kommen wodurch gelOstes zweiwertiges Eisen oxidiert und als
Eisen-II1-Hydrat (Ocker; FeO(OH)} ausfallt (s. Abschn. 2.2.3 und 9.2). Dadurch kann es zu einer Verockerung der Filterkiesschuttung und auch zu einer Verringerung des Ablaufquerschnittes des GrundwasserIeiters kommen.
11.7 Grundwasserkom m unikationsan lagen Lang gestreckte unterirdische Bauwerke, die in die Grundwasseroberflache eintauchen und quer oder schrag zur Stromungsrichtung verIaufen, stellen eine Barriere fUr die naturliche Grundwasserstromung dar. In der Regel staut der Grundwasserspiegel anstromseitig auf und sinkt abstromseitig ab (Abb. 11.11). Die Spiegeldifferenz t.h betragt im Regelfall etwa 2i· B (i = Grundwassergefalle, B = Baugrubenbreite), die Reichweite oberstrom bis zu R""I000·s·Jk (BREYMANN 1997). Bei schwierigen Verhaltnissen sind genauere Aussagen nur uber numerische Grundwassermodelle zu erhalten (GLITSCH & SPANG 2009). Als Sperre im Grundwasserstrom kann sowohl das Bauwerk selbst als auch der Baugrubenverbau wirken. Ein solcher Aufstau an Bauwerken sowie auch die Umleitung eines Grundwasserstromes sind genehmigungspflichtig. Als zulassiges Bewertungskriterium wird haufig eine Aufstauhohe am Bauwerk von max. 0,1 m angenommen. Daruber hinaus sind AusgleichsmaBnahmen zur Grundwasserkommunikation (Duker) vorzusehen. Urn den Grundwasserquerstrom so wenig wie moglich zu behindern muss en nach Moglichkeit
11
314
1
Abb. 11.11 Verhalten des Grundwasserspiegels bei langen Bauwerken quer zur Grundwasserstromung und Prinzip einer GrundwasserdOkerung (a us HAILER
11 Wasserhaltung
NolOberlauf h
& HOFMANN 1995).
Verbauarten eingesetzt werden, die nach Beendigung der MaBnahme wieder entfernt werden konnen. Bohrpfahlwande mussen notigenfalls einzelne Pfahle nachtraglich aufgebohrt werden. Bauzeitlich kann auf der Anstromseite Grundwasser uber Vertikalbrunnen abgepumpt und auf der Abstromseite wieder versickert werden. Als aktive MaBnahme konnen verschiedene Typen von Grundwasserkommunikationsanlagen (GWK-Anlagen) vorgesehen werden (GLITsCH & SPANG 2009). Sofern ein Arbeitsraum zur Verfiigung steht, kann als einfache Grundwasserdukerung der seitliche Arbeitsraum mit Kiessand verfullt und das anfallende Wasser im Sohlbereich uber Quersammler zum unterstromigen Bauwerksrand geleitet werden, wo es wieder an den Grundwasserleiter abgegeben wird. Andernfalls sind technisch ausgereiftere Losungen zur Grundwasserdukerung erforderlich, wie z. B. seitliche Brunnenschachte mit sternformig angeordneten Horizontalfilterstrangen. Fur die Bemessung einer Diikeranlage sind die Ausbildung und Machtigkeit des Grundwas-
DOker
Filtermaterial=I.!~~~~!J
serleiters, die Durchlassigkeitsbeiwerte, der Wasserchemismus, das Gefalle der Grundwasseroberflache und die GrundwasserflieBrichtung sowie die Eintauchtiefe des Bauwerks (Verbauungsverhaltnis) anzugeben. Dazu sind ein flachiges Aufschluss- bzw. Messstellennetz und eine vorab ausreichend lange Grundwasserbeobachtung erforderlich. Problematisch ist dabei immer die Angabe des fur die Grundwasserversickerung maBgebenden vertikalen Durchlassigkeitsbeiwerts kv der im Allgemeinen mit ~ = 0,25 k angenommen wird (RUCKERT 1994). Das Messstellennetz zur Erkundung dient nach dem Bau gleichzeitig zur Kontrolle der Wiederherstellung der groBraumigen Grundwasserstromungsverhaltnisse. 1m Nahbereich der Tiefbauwerke sind dabei gewisse systembedingte Veranderungen der Grundwasserstromung mehr oder weniger unvermeidbar. Ein weiteres Problem ist die Gefahr von Verockerung, Verschleimung oder Versinterung einer GWK-Anlage infolge des Wasserchemismus (s. Abschn. 9.2 und GLITSCH & SPANG 2009).
12 2
Er arbeiten
Fur Erdarbeiten und den Bau von Verkehrswegen gelten in der Bundesrepublik Deutschland zahlreiche MerkbHitter und Richtlinien, die bei der ingenieurgeologischen Beratung zu beachten sind (s. Anhang). Dies beginnt schon mit der Terminologie fUr den Stra6enbau (Abb. 12.1). Der Oberbau umfasst die Fahrbahndecke und die Tragschichten (s. Abschn. 12.4.2). Das Planum ist die Oberflache des Unterbaus (Dammkorper) bzw. des Untergrundes. Der Untergrund ist der anstehende Boden im Einschnittsplanum oder an der Dammaufstandsflache. Ahnliche Begriffe gibt es auch bei der Deutschen Bahn AG mit der Richtlinie fur Erdbauwerke RiL 836 (1999/2002), s. Abb. 12.6. Bei BaumaBnahmen in Wasserschutzgebieten sind au6er dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG, s. Abschn. 4.3.1) auch die "Richtlinien fur bautechnische Ma6nahmen an Stra6en in Wasserschutzgebieten", RiStWag 2002, sowie die "Hinweise fur Ma6nahmen an bestehenden StraBen in Wasserschutzgebieten", BeStWag 1993, zu beachten (s. a. Floss 2006) bzw. die "Richtlinien fUr die Anwendung von Wasserrecht aufBetriebsanlagen der DB AG" von 1992. Diese Richtlinien legen neb en den technischen Vorgaben fur Bau-
stoffe und Bauweisen sowie der konstruktiven Gestaltung (Abb. 12.2) besonderes Augenmerk auf die Zuverlassigkeit und Sicherheit der Abdichtungsma6nahmen, auch unter Einsatz von Kunststoffdichtungsbahnen oder geosynthetischen Tondichtungsbahnen (Bentonitmatten) - s. a. DGGT-Empfehlung fUr die Anwendung von geosynthetischen Tondichtungsbahnen (EAG-GTD 2002 und ZTVE-StB 09 sowie Abschn. 12.3.3). Dranagesysteme aus Geokunststoffen ersetzen zunehmend Dranschichen aus mineralischen Baustoffen. Bei gro6eren Erdarbeiten fUr Verkehrswege ist man immer bemuht, einen Massenausgleich zu erreichen, d. h. bei einer wirtschaftlich vertretbaren Forderweglange alle in den Einschnitten anfallenden brauchbaren Massen in die Dammabschnitte wieder einzubauen. 1st dies nicht der Fall, muss en neben unbrauchbaren Boden auch brauchbare Uberschussmassen deponiert werden oder es muss Material aus Seitenentnahmen zugefahren werden, um Fehlmassen auszugleichen. Hinsichtlich der Erkundung von moglichen Seitenentnahmen s. DIN 4020, Anhang D. Seitenentnahmen und Deponiegelande mussen bereits bei den Planfeststellungsverfahren ausge-
Anlchnltt I Elnschnltt
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AspllaJttragschlcl Tragschlcht (z.B Verf..togung) L....-_ _ _ Trag.ducht (LB Frostschutnchichl) L -_ _ _ _ UnI_u bzw Unlergnmd (evil. beNndeIt)
Abb.12.1 Begriffe fOr den Aufbau einer StraBe in Betonbauweise (aus ZTVT-StB 09).
H. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
--
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316
12
12 Erdarbeiten
fahrbahn. Siondslrrliffl adrr Hrhnwrckslrrilrn
Muldr
C''''~" { Planum __ DlchlungSbahn
Abb.12.2 AbdichtungsmaBnahmen in einer Wasserschutzzone III nach RiStWag (aus HEYER & FLOSS 1994).
wiesen werden. Das Aufsuchen von moglichen Seitenentnahmen hangt sehr von der geologischen Situation abo Benotigt wird bei moglichst kurzen Transportwegen leicht gewinn- und gut verdichtbares, moglichst wasserbestandiges Material, das auch als Bodenaustauschmaterial unter der Grundwasseroberflache verwendet werden kann (s. a. FGSV-Merkblatt M GUB 04). Verwendungsfahiger unbelasteter Erdaushub solI immer einer erdbautechnischen Verwendung
zugefUhrt werden (s. Abschn. 16.6.1). Soweit dies nicht unmittelbar moglich ist, muss er auf sog. Zwischendeponien fur eine spatere Verwendung zwischengelagert werden. Beim Massenausgleich muss der Auflockerungsfaktor der Boden- und Felsarten berucksichtigt werden, wobei die Auflockerung nach dem Losen fUr das Fordern, die bleibende Auflockerung nach dem Einbau dagegen fUr den Massenausgleich gilt (Tab. 12.1). Zu beachten ist, dass
Tabelle 12.1 Anhaltswerte fOr die Auflockerung und Oberverdichtung von Boden- und Felsarten. Auflockerung in % nach dem Losen
Bleibende Auflockerung (+) Uberverdichtung H in % nach dem Einbau
Bodenarten 5 bis 20
-5 bis -25
Lehm
15 bis 25
- 5 bis - 15
Ton
20 bis 30
+2 bis - 10
Sand
15 bis 25
-5 bis -15
Kies
25 bis 30
+8 bis 0
Kies-Sand-Gemische
20 bis 25
- 5 bis - 15
Steinige Boden mit Feinkorn < 0,06 mm
20 bis 25
Obis - 15
Schluffstein, Tonstein, Mergelstein
25 bis 30
+2bis+15
Kalkstein, Sandstein, Granit
35 bis 60
+10 bis +35
Grobschluff
Felsarten
317
12.1 Gewinnung und Forderung
bei den heutigen Verdichtungsanforderungen haufig ein negativer Auflockerungsfaktor (- ) auftritt, und zwar z. T. auch bei leichten Felsarten, wie Mergelstein oder Tonstein. Bei den Mengenangaben fur Erdarbeiten sind auBerdem sowohl mogliche Setzungen des Untergrundes unter der Dammlast und Eigensetzungen des Erdbauwerks zu berucksichtigen, als auch die mit fortschreitendem Aushub tieferer Einschnitte auftretenden Entlastungshebungen, die in tonigen Boden von Quellhebungen begleitet sind. Diese Hebungen konnen einige Zentimeter betragen und uber einen Zeitraum von mehreren Monaten bis einigen Jahren anhalten (s. Abschn. 5.5.3.3).
Fur Erdarbeiten gilt DIN 18300 der VOB, Teil C, und, sofern sie Bestandteil des Bauvertrages sind, die Zusatzlichen Technischen Vorschriften und Richtlinien fur Erdarbeiten im StraBenbau (ZTVE-StB 09) bzw. die RiL 836. Die ZTVE-StB regeln die Ausfuhrung und die Qualitatsanforderungen fUr den Untergrund und den Unterbau von Verkehrsflachen und fur sonstige Erdbauwerke. Sie enthalten auch Regelungen fur die fiinf klassischen Arbeitsvorgange im Erdbau, namlich Losen, Laden, Fordern, Einbauen und Verdichten von Boden und Fels sowie von sonstigen erdbautechnisch geeigneten Baustoffen. Die Wahl des Bauverfahrens sowie der Einsatz der Baugerate gehOrt nach DIN 18300, wenn in der Leistungsbeschreibung nichts anderes vorgeschrieben ist, zur Verantwortung des Auftragnehmers. Allerdings durfen die Eigenschaften des Baugrundes durch die Arbeitsvorgange nieht nachteilig verandert werden.
12.1 Gewinnung und Forderung Bodengewinnung und -transport sind in erster Linie eine Frage des rationellen Baumaschineneinsatzes, wobei die Gelande- und Grundwasserverhaltnisse, die Boden - und Felseigenschaften sowie die Witterungsverhaltnisse wahrend der Bauzeit (Befahrbarkeit) zu berucksichtigen sind (s. FLOSS 2006 und EYMER et al. 2005). Das Losen von Boden und Fels wird in der Regel nach DIN 18300 ausgeschrieben und abgerechnet. Beide sind so zu lOsen und fordern, dass ihre Einbaufahigkeit erhalten bleibt. Die Massenberechnung der Boden- und Felsklassen erfolgt nach AufmaB im Einschnitt und geometrischer Ermittlung der Aushubflachen bzw. -massen (Abb. 12.3). Wenn die Boden- und Felsarten nicht getrennt aufgemessen werden konnen, so ist nach ZTVE-StB 09 auch eine Zusammenfassung in Mischklassen moglich. In der Ausschreibung sollte auBer einer Einteilung der Boden- und Felsklassen nach DIN 18300 auch eine moglichst genaue Beschreibung der Felsarten vorgenommen werden und zwar nach: Gesteinsart, Quarzgehalt, Bindemittel, Gesteinsfestigkeit, Abrasivitat, Verwitterungsgrad, Wasserempfindlichkeit Bankdicke und Raumstellung der Schichtung bzw. Schieferung und des ubrigen Trennflachengefuges sowie die KluftkorpergroBen. Zur Gewinnung von Schuttmaterial ist Fels so zu losen, dass ein gut verdiehtbares, weit gestuftes Korngemisch mit gunstig geformten Steinen an-
Gclande
Abb. 12.3 Systemskizze zur Massenberechnung des Anteils von Fels der Bodenklasse 7. Prozentangaben fUr die Ost- und Westboschung entsprechend den AufmaBen.
12
318
Grsl.in
12 Erdarbeiten
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Abb. 12.4 ReiBbarkeit verschiedener Felsarten mit einer schweren Raupe mit ReiBzahn (Cat. D 9) in Abhangigkeit von der Wellengeschwindigkeit bei Refraktionsseismik (aus FLOSS 1997).
fallt, deren GroBtkorn 2/3 der zuHissigen SchutthOhe nieht ubersteigen darf. Haufig wird das GroBtkorn auch auf 200-300 mm begrenzt (s. Abschn. 12.2.3). Ein Hilfsmittel zur Einstufung von Fels hinsichtlich des Losens sind refraktionsseismische Messungen, welche den durch Verwitterung und Zerkluftung bedingten Auflockerungsgrad des Gebirges recht gut anzeigen (s. Abschn. 4.3.2). Die obere Grenze der Wellengeschwindigkeit fUr Felsklasse 6 liegt bei 1600-1800 mis, die Obergrenze der ReiBbarkeit bei 2000-2500 m/s (Abb. 12.4).
Die Einstufung in die Felsklassen der DIN 18300 ist unabhangig davon, ob das Losen noch
mittels Bagger bzw. durch ReiBen moglich ist oder ob Sprengen vorzusehen ist. ReiSen erfolgt mittels Raupen mit ReiBzahn. Fur die optimale Richtung des ReiBens und die Tiefenwirkung des ReiBzahns sind Erfahrung oder Vorversuche notwendig. ReiBen und Sprengen sollte in der Ausschreibung alternativ enthalten sein. Fur einzelne Gebirgsarten liegen systematische Untersuchungen uber den Aufwand beim Losen vor, so z. B. fUr mesozoische Ton- und Mergelsteine (GRUHN 1985) oder fUr verfestigte Schluff- und Sandsteine des Tertiars (BECKER 1993).
Das Sprengen von Fels erfordert entsprechende Erfahrung oder Vorversuche, urn die Vorgabe und den seitlichen Bohrlochabstand (1,5-3,0 m)
sowie die Lademenge pro Bohrloch und die Zundfolge riehtig anzusetzen (MULLER 1990). Urn eine Optimierung von Sprengstoffmenge und Stuckigkeit des Haufwerks zu erreichen, mussen folgende Gebirgsparameter berucksiehtigt werden: TrennflachengefUge (Raumstellung und mittlere Abstande der Kluftscharen, Offnungsweite bzw. Trennflachenfullungen, Kluftkorperform, -groBe und -groBenverteilung) sowie die Gesteinsfestigkeit. Fur Sprengarbeiten ist yom Auftragnehmer ein Sprengplan vorzulegen und es ist auf die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen zu achten (ZTVE-StB 09; Unfallverhutungsvorschrift Sprengarbeiten - BGV C 24). In der Sprengtechnologie fUr Abtragssprengungen werden Losesprengungen und Sprengungen zur gebirgsschonenden Boschungsherstellung (Vorspaltsprengungen) unterschieden. Losesprengungen haben bevorzugt rissbildende und zertrummernde Wirkung zwecks Schaffung eines Haufwerks bestimmter Kornzusammensetzung ohne DbergroBen. Sie erfordern verhaltnismamg enge Bohrlochabstande, wobei das Verhaltnis BohrlochabstandlVorgabe 1,0 bis 1,3 betragen solI. Bei groBeren Bohrlochabstanden spricht man von Lockerungssprengungen, die in dickbankigen Gesteinsarten haufig groBe Blocke ergeben. Der Grund, warum vielfach mit zu groBen Bohrlochabstanden und zu starken Ladungen gesprengt wird, ist, dass das Bohren bei Sprengarbeiten den uberwiegenden Zeitaufwand ausmacht (s. Abschn. 17.7.1). Der spezifische Sprengstoffverbrauch wird in kg/m 3 bzw. g/m3 angegeben. Vorspaltsprengungen als Einreihensprengung haben zum Ziel, auf schonende Weise konturengerechte, maBhaltige Boschungsflachen herzustellen. Dieses sog. boschungsschonende Sprengen wird im Abschn. 13.2.3 naher beschrieben. Bei der Detonationswirkung einer Sprengladung sind zwei aufeinander folgende Kraftwirkungen zu unterscheiden, die dynamisch wirkende Druckwelle des DetonationsstoBes und der quasistatische Druck der sich ausbreitenden Detonationsgase. Unter dem kurzzeitigen « 1 ms) DetonationsstoB wird die Detonationsgeschwindigkeit einer Ladung verstanden, die aufgrund der in der Reaktionszone herrschenden hohen Temperatur- und Druckverhaltnisse symmetrisch urn das Bohrloch eine Druckwelle mit zertrummernder Wirkung erzeugt, an die sich
319
12.2 Einbau und Verdichtung
noch gewisse Radialrisse anschlieBen. Dem DetonationsstoB folgt der Druck der sich ausbreitenden Gasschwaden, der eine Rissaufweitung (z. T. auch Rissverlangerung) urn das Bohrloch bringt (weniger eine Rissneubildung) und ein Auswerfen der Vorgabe. Das Verhaltnis DetonationsstoB/Druck der Gasschwaden bestimmt die Eigenschaften eines Sprengstoffes. Bei einem hochbrisanten Sprengstoff mit hoher Detonationsgeschwindigkeit (NG-Sprengstoffe, z. B. Dynamit), uberwiegt die Detonationswirkung. Bei Sprengstoffen mittlerer Brisanz (Ammonsalpetersprengstoffe, EMS-Emulsionssprengstoffe, ANFO- bzw. ANC-Sprengstoffe) ist das Verhaltnis von Detonationsdruck und Gasdruck ausgewogen. Niedrigbrisante Sprengstoffe brennen nur ab, sie haben nur schiebende Wirkung. Der zweite wichtige Faktor der modernen Sprengtechnik ist die VerzogerungszUndung (Millisekundenzundung in Zeitstufen von 2030ms; s.Abschn. 17.7.1). Wird die zweite Bohrlochreihe erst gezundet, wenn sich der Gasdruck der ersten gerade aufgebaut hat und ihre Vorgabe, d. i. die Felsmasse zwischen den Bohrlochreihen, abhebt, hat die zweite Reihe nur eine geringe Vorgabe und wirkt auf ein noch erschuttertes Gebirge. Das Haufwerk wird kleinstuckiger und die Sprengstoffersparnis betragt bis zu 30%. Die Erschuuerung des Gebirges halt zwar insgesamt langer an, ist aber im Ganzen nicht so stark wie bei cler friiheren Momentziinclung. Bei der Festlegung der Bohrlochabstande ist auch der Einfluss des Trennflachengefiiges auf die Sprengwirkung zu beachten. Die zertrummernde Wirkung der Druckwelle reicht nicht weit « 1 m) und endet fast immer an der nachsten Mittel- oder GroBkluft. Auch die Rissbildung von Bohrloch zu Bohrloch wird durch quer verlaufende Klufte stark behindert. Senkrecht zur freien Oberflache verlaufende Klufte fuhren daher zu engen, tiefen Ausbruchen, was einen kleineren Bohrlochabstand erfordert. Kliifte parallel zur freien Oberflache haben dagegen breite und flache Auswiirfe zur Folge, so dass der Bohrlochabstand etwas groBer gewahlt werden kann. Bei starker Kliiftigkeit muss auBerdem mit einem Ausblasen des Gasdruckes uber Klufte gerechnet werden. Die HaufwerkstUckigkeit wird entweder nur visuell bewertet oder es muss eine relativ zeitauf-
wandige Haufwerksanalyse auf der Grundlage einer flachenbezogenen und fotogestutzten Auswertung vorgenommen werden (MULLER et al. 2008). Eine auf saug- und spulbare Boden beschrankte Gewinnungsart ist das Spiilverfahren. Es wird sowohl fur den Aushub und das Fordern unbrauchbarer Torf- und Kleiboden als auch fUr die Gewinnung und dem Einbau von relativ gleichfOrmigen Sanden angewendet. Die Transportentfernungen konnen dabei mehrere Kilometer betragen. Voraussetzung sind gewisse Schichtdicken fUr den Austauschboden (min. 5 m, max. Aushubtiefe etwa 15 m) sowie geeigneter Sand, der das Wasser nach dem Einspulen leicht abgibt und nur einen geringen Kies- und Steinanteil aufweist, der zu erhohtem Energiebedarf, zu MaterialverschleiB und zu Arbeitsunterbrechungen fUhrt. AuBerdem muss eine ausreichende Ablaufmoglichkeit fur das Rucklaufwasser gegeben sein. Das Losen und Fordern erfolgt mit Saugbaggern mit Cuttersaugern (Schneidkopf fUr Torfe und bindige Boden) oder Grundsaugern. Weitere AusfUhrungen uber die Spiilarbeiten und Anwendungsrichtlinien dazu siehe FLOSS (2006).
12.2 Einbau und Verdichtung 1m Erdbau kommen als Dammbaustoffe aIle Boden- und Felsarten sowie industrielle Nebenprodukte (Reststoffe) in Betracht, soweit sie keine loslichen Schadstoffe enthalten, wasser- und raumbestandig sind und sich bei entsprechendem Wassergehalt standfest verdichten lassen. Recycling-Material von geeignetem Bauschutt und StraBenaufbruch soIl bei Offentlichen BaumaBnahmen bevorzugt eingesetzt werden, wenn gewahrleistet ist, dass das Grundwasser deutlich tiefer steht, so dass weder eine nennenswerte Aufhartung des Grundwassers durch Mobilisierung von Calciumionen noch eine anderweitige Kontamination zu erwarten sind (s. d. Vorlaufige Lieferbedingungen fUr im StraBenoberbau wieder zu verwendende Baustoffe, VLSwB 1989 sowie die LAGA-Mitteilungen M 20, Anforderungen an die stoffliche Verwertung von mineralischen Reststoffen - Technische Regeln; s. Abschn. 16.6).
2
320
12 Erdarbeiten
Das Arbeitsverfahren (Einbaugerate, Verdichtungsgerate, Schutthohe, Anzahl der Dbergange und Arbeitsgeschwindigkeit) richtet sich nach dem einzubauenden Material und der geforderten Verdichtung. Eine ordnungsgemaB durchgefuhrte Verdichtung der einzelnen Schuttlagen sowie der Tragschichten hat sowohl im Erdbau als auch bei Bodenaustauscharbeiten und dem Unterbau von HallenfuBboden einen wesentlichen Einfluss auf die Qualitat und die Lebensdauer des Bauwerks.
12.2.1 Verdichtbarkeit L der Boden- und Felsarten Bei der Verdichtung werden die Bodenteilchen in eine dichtere Lagerung gebracht, wobei ein Teil der Luft oder des Wassers aus den Poren des Bodens ausgepresst wird. Bei den relativ groBen Poren der nichtbindigen Boden ist dies verhaltnismaBig leicht zu erreichen. Bei den bindigen Erdstoffen lasst sich die Luft aus den GroBporen einer Schuttung ebenfalls noch gut verdrangen, die Luft in den Feinporen und das Porenwasser dagegen nur sehr schwer oder uberhaupt nicht. Fur die Bodenverdichtung liegt ein Merkblatt der FGSV (1974) vor. In der ZTVA-StB 97106 werden fUr die verschiedenen Bodenarten Verdichtbarkeitsklassen (V) ausgewiesen, die zwar fUr die VerfUllung von Leitungsgraben gedacht sind, aber auch fur sonstige Verdichtungsarbeiten im Erdbau herangezogen werden:
Ton
VI Nichtbindige und schwach bindige Boden V2 bindige, gemischtkornige Boden V3 bindige Boden (UL,TM). Nichtbindige Boden lassen sich nicht allein durch statische Kompression verdichten, sondern besser durch Rutteln unter statischer Last oder durch impulsartige Beanspruchung. Sie sollen eine moglichst hohe UngleichfOrmigkeitszahl (Cu 2:: 6) haben und nur geringe Anteile bindiger Beimengungen « 8%; s. Abb. 12.5). Reine Sande mit steiler Kornverteilungskurve (Dunensande und auch viele Flusssande) sind zwar verhaltnismaBig unabhangig yom Wassergehalt, lassen sich aber (auch mit modernen Verdichtungsgeraten) nur schwer verdichten und sind wenig standfest. Die verbleibende oberflachennahe Auflockerung kann statisch nachverdichtet werden. Die sog. grobkornigen, bindigen Mischboden (s. Abschn. 2.1.4) mit Ton- und Schluffgehalten von 5-15% bzw. 15-40% (s. Tab. 3.1) lassen sich zwar bei gunstigen Wassergehalten gut verdichten und erreichen eine hohe Trockendichte, sind aber zunehmend wassergehaltsempfindlich. Bindige Bodenarten sind bezuglich ihrer Verdichtbarkeit stark yom Wassergehalt, der Plastizitat (bes. FlieBgrenze) und der KorngroBenverteilung abhangig. Die gunstigen Wassergehalte liegen fur leichtplastische Boden 2 bis 4%, fUr hochplastische Boden 3 bis 6% unter dem Wassergehalt der Ausrollgrenze (wp). Boden mit organischen Beimengungen der Gruppen OU, OT und OH sind im Gegensatz zu den organischen Boden (HN, HZ und F) als
Schluff mittel grob
Sand mittel
fein
grob
fein
Kies mittel
grob Abb. 12.5 Kiirnungsbereiche fur 100 / gute Verdichtbarkeit nichtbindiger ' £' I 80 Boden mit Beispielen. (!) !ft' Q) , 'f.y J.'i. 1 = Flugsand (Darmstadt), C, = 1,4 ~ h ,"~ / 3 2 = Flusssand (Rhein), C, = 2,6 60 ' / / ...... liL@ -/ ~ - I 3 = Sand, kiesig, Nassbaggerung , ~<' 40 (Rhein), Cu = 5,5 .//' ./ 4 = Kiessand (Rhein), Cu = 21,6 ",/, 20 ~_/.' ,/ 5 = Steinerde (Basalt) Cu = 12,4 . --6 = Pleistoziine Hochterrassen-- - - ~'~ /' Ii"" kiese (Lahn b. Lollar), Cu = 777 0,001 0,002 0.006 0.02 0.06 0,2 0.6 2.0 6.0 20 60 7 = Granitgrus (.. Bessunger Kies" Korngrosse [mm) b. Darmstadt), Cu = 222 1 bis 3 = nicht gut zu verdichten; 4 bis 7 = gut verdichtbar; 5 bis 7 = stark wassergehaltsabhiingig. fein
~
,
-
-,
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12.2 Einbau und Verdichtung
Dammbaustoffbedingt geeignet, wenn die organischen Anteile unter 5% liegen (Abschn. 2.2.2 und FLOSS 2006). Bindige Boden zahlen zusammen mit den gemischtkornigen Boden (15-40% Ton- und Schluffanteile), den grobkornigen, bindigen Mischboden und auch den gleichformigen Sanden (ell < 3) zu den schwierig zu verdichtenden Boden. Dazu gehOren auBer den TA- und TMBoden auch viele Hangschuttmassen und die sog. Steinerden, die gebietsweise von Steinbruchen angeboten werden, deren ausreichende Verdichtung aber ebenfalls sehr wassergehaltsabhangig ist (Abb. 12.5). Die gunstigsten Wassergehalte liegen im Bereich von wopt und dem trockenen Ast der Proctorkurve. Ab etwa 2% uber dem Optimum muss mit Schwierigkeiten gerechnet werden. Wassergesattigte Boden lassen sich aufgrund der Inkompressibilitat des Wassers nicht verdichten, sie mussen ausgesetzt oder verbessert werden (s. Abschn. 12.3.1). Auch zu niedrige Wassergehalte sollten moglichst vermieden werden, da der verdichtete Boden sonst nachtraglich Wasser aufnehmen kann, wodurch seine Trageigenschaften abgemindert werden. Eine besondere Aufgabenstellung ist die Verdichtung plastischer Tone (TM,TA). Allgemein fallen stark tonige Erdstoffe schollig an und sind schwer verdichtbar. Eine hohlraumarme Verdichtung, wie sie z. B. fUr Dichtungszwecke erforderlich ist, wird am besten mit vorzerkleinertem Material, bei geringen Schutthohen « 0,3 m) und durch knetende Verdichtung mit StampffuBVibrationswalzen in Langs- und Querrichtung sowie in mindestens 4 kontrollierten Obergangen erreicht. Abschlie6end mussen die Flachen mit Glattradwalzen versiegelt werden. Die gunstigsten Durchlassigkeitsbeiwerte werden auf dem nassen Ast der Proctorkurve erzielt (s. Abschn. 2.4.2). Durch ErhOhung der Verdichtungsarbeit lasst sich in der Regel immer eine Vermin de rung der Durchlassigkeit erreichen. Die Einbaufahigkeit von Fels hangt sehr stark von der Gesteinsart und der Gewinnung ab (s. Abschn. 12.1). Es besteht die Forderung, dass die SteingroBe 200 mm, max. aber 2/3 der Schiitthohe, nicht uberschreiten solI. Diese Forderung ist in der Praxis selten einzuhalten. Bei Felsgestein, das beim Losen zu grob anfallt, mussen entsprechende Verdichtungsgerate eingesetzt werden. Kleinere Mengen an Blocken uber 0,1 m 3
321
(= 0 600 mm) sind ggf. auszusortieren und eventuell im Bereich der DammfUBe einzubauen. Falls der Anteil der Felsblocke zu groB wird, sind diese mittels FelsmeiBel oder mobiler Brecheranlagen zu zerkleinern. Grobes Felsmaterial und eng gestufte, grobkornige Boden, die sich aus Mangel an Feinkorn nur hohlraumreich verdichten lassen, durfen nur bis 1 m unter Planum eingebaut werden. Aus den Schuttmassen daruber durfen sich keine Korner nach unten verlagern konnen. Auch die Sandwichbauweise mit wechselweisem Einbau von groben Felsmassen mit Ausgleichschichten aus feinkornigem Material hat sich nicht bewahrt. Schichtwasser aus den groben Lagen fUhrt haufig zu Erosionserscheinungen im Dammkorper und an den Boschungen. Verwitterungsanfallige Halbfestgesteine (Schluffstein, Tonstein, Tonschiefer, Schalstein u. a.), in geringerem Umfang auch weniger anfallige Gesteine, wie manche Granite, zerfallen bei nachtraglicher Durchfeuchtung haufig in Grus- und Feinmaterial bis zur Schluff- bzw. Ton-KorngroBe mit entsprechenden Setzungserscheinungen der Erdbauwerke. Diese als Sattigungssetzung bezeichnete Erscheinung ist abhangig yom Gestein und seinem Verwitterungszustand sowie der Kornigkeit und der zuvor erreichten Verdichtung (s. Abschn. 14.2).
12.2.2 Verdichtungsgerate Die Verdichtungswirkung hangt ab von der Bodenart, dem Wassergehalt, aber auch von der Arbeitsweise, dem Gewicht, den Abmessungen und der aufgewandten Energie des eingesetzten Gerates. Letztere bestimmen die Tiefenwirkung der Verdichtung von 0,2 bis uber 1 m, bezogen auf die unverdichtete Schuttlage. AuBerdem sind die Arbeitsgeschwindigkeit (1,5-2,0, max. 4km/h) und die Anzahl der Arbeitsgange (4-6) von Bedeutung. Gute Verdichtung bewirkt eine Reduktion der Ausgangsschutthohe urn 17 bis 23%. Bei den Verdichtungsgeraten werden unterschieden: Vibrationsstampfer Vibrationsplatten HandgefUhrte Duplex-Walzen (meist < 1 t)
12
12 Erdarbeiten
322
Leichte Vibrationswalzen (1 bis 4 t) Mittelschwere Vibrationswalzen Schwere Vibrationswalzen bzw. Walzenzuge. Bei den Letzteren werden weiter unterschieden: Glattradwalzen Gummiradwalzen SchaffuB- und StampffuBwalzen. Vibrationsstampfer und Fallplatten funktionieren durch impulsartige Belastung. Vibrationsstampfer haben zwar nur eine kleine Flachenleistung, aber eine recht gute Verdichtungswirkung. Vibrationswalzen und -platten arbeiten nach dem Prinzip des Ruttelns unter Auflast. Vibrationswalzen sind dabei so dimensioniert, dass sie zeitweilig den Kontakt zum Boden veri iereno Moderne Vibrationsplatten sind wie viele Walzengerate mit permanenter, flachendeckender Verdichtungskontrolle ausgestattet (Abschn. 12.2.4). Fur das Verdichten von Fels kommen Walzenzuge mit vibrierendem Glattmantel oder (besser) StampffuBbandagen in den gangigen Gewichtsklassen von 4,5-25 t Einsatzgewicht in Betracht. Volle Verdichtungswirkung wird dabei nur bis 0,6 m, max. 0,8 m Tiefe erzielt. Bei uber dem zulassigen GroBtkorn hinausgehenden Felsbrocken (s. oben) kann mittels spezieller Felsbandagen meist eine entsprechende Kornzertrummerung und damit eine ausreichende Verdichtung erreicht werden. Auch viele der leichten Mehrzweck- und Grabenwalzen haben heute StampffuBbandagen. Besonderer Anweisungen bedarf die Verdichtung von Schichten auf nachgiebiger Unterlage. Allgemein werden dabei statische und dynamische Obergange kombiniert, wobei nach FLOSS (2006) bei den ersten Obergangen mit Vibration und danach ohne gearbeitet wird. Haufig werden in der Praxis auch nur statische Obergange gefahren, dann muss en jedoch die Einbauhohen der einzelnen Lagen entsprechend gering sein. Wenn keine einschlagigen Erfahrungen vorliegen, ist die Art der Verdichtung zu Beginn der Arbeiten mittels einer Probeverdichtung festzulegen, die nach der TP BF-StB Prufung der Verdichtung durch Probeverdichtung (1994) durchzufuhren ist (s. a. FLOSS 2006). Vibrationswalzen, aber auch Ruttelplatten konnen trotz der Einstellmoglichkeiten von
Amplitude und Frequenz merkbare Erschutterungsimissionen auf naheliegende Gebaude auslosen. Anhand von Erschutterungsmessungen konnen die Arbeitsbereiche der Gerate so eingestellt werden, dass in der Regel keine Schaden auftreten (s. Abschn. 6.2.5 und IFB-Bericht 20: 2005).
12.2.3 Verdichtungsanforderungen nach ZTVE und RiL 836 Der standardisierte StraBenoberbau gemaB RStO 2001 setzt eine bestimmte Qualitat des Planums voraus, die durch die Verdichtungsanforderungen der ZTVE-StB 09 in Abhangigkeit von der Verkehrsbelastung festgeschrieben ist (s. a. ZTVT-StB 95 und ZTVA-StB 97/06). Die Verdichtungsanforderungen sind als Verdichtungsgrad definiert D
Pr
=.BL· AT 100
in %.
des sen BezugsgroBe die Proctordichte PPr ist (s. Abschn. 2.4.2). Der erforderliche Verdichtungsgrad der ZTVE-StB 09 ist nach der Tiefe unter Planum gestaffelt und auf die Bodengruppen der DIN 18196 abgestimmt. Wechseln innerhalb eines Bauabschnitts Boden mit unterschiedlichen Verdichtungsanforderungen, so ist der jeweils niedrigere Tabellenwert anzusetzen. Die Werte der Tabelle 12.2 sind Mindestanforderungen, die nicht unterschritten werden durfen. Die MaBgabe des lO%-Mindestquantil gilt nur dann, wenn nach einem statistischen Prufplan gearbeitet wird. Als Hilfskriterium fur die erreichte Verdichtung wird der E.2-Modul des statischen Plattendruckversuchs verwendet. Bei feinkornigen Boden steht jedoch der Verformungsmodul in keinem direkten Zusammenhang zum Verdichtungsgrad Dpr , weil er nicht nur von der Trockendichte Pd' sondern zusatzlich vom Wassergehalt beeinflusst wird (s. d. FLOSS 1997: 231). Plattendruckversuche sollen daher nur bei grob- und gemischkornigen Boden eingesetzt werden. Die Verdichtungsanforderungen der Tabelle 12.2 fUr grobkornige Boden gelten auch fur Korngemische aus gebrochenem Festgestein mit bis zu 35 M.-% von 63 bis 200 mm. Daruber hinaus sind
323
12.2 Einbau und Verdichtung Tabelle 12.2 Anforderungen an das 10 %-Mindestquantil') fUr den Verdichtungsgrad quantil fUr den Luftporenanteil (aus ZTVE-5tB 09).
'I
Bereich
Bodengruppen
0 ,., in %
Planum bis 1,0 m Tiefe bei Dammen und bis 0,5 m Tiefe bei Einschnitten
GW, GI, GE SW, SI, 5E GU, GT, SU, ST
100
2
1,0 m unter Planum bis Dammsohle
GW, GI, GE 5W, 51, 5E GU, GT, SU, ST
98
3
Planum bis Dammsohle und bis 0,5 m Tiefe bei Einschnitten
GU', GP, SU", ST* U, T, OU, OT
97
Dpr
bzw. an das 10 %-H6chst-
n. in Vol.-%
12
Das Mindestquantil ist das kleinste zugelassene Quantil, unter dem nicht mehr als der vorgegebene Anteil von Merkmalswerten
(z. B. fUr den Verdichtungsgrad) der Verteilung zugelassen is!. Das H6chstquantil ist das entsprechende gr6Bte zugelassene Quantil (z. B. fUr den Luftporenanteil).
nach ZTVE-StB 09, 4.3.2, besondere Festlegungen zu treffen. Das Planum ist profilgerecht, eben und tragfahig herzustellen. Vor dem Einbau der Oberbauschichten (s. Abschn. 12.4.2) miissen bei frostsicherem Untergrund bzw. Unterbau auf dem Planum folgende Verdichtungswerte (Verformungsmodul) erfiillt sein: Bauklasse I bis IV EV2 120 (100) MN/m 2 bzw. EVd 65 (50) MN/m 2 Bauklasse V bis VI Ev2 100 (80) MN/m 2 bzw. EVd 50 (40) MN/m 2 (Bauklasse s. Abschn. 12.4.2). Der Verformungsmodul Ev2 wird mit dem statischen, der EVd mit dem dynamischen Plattendruckversuch ermittelt. Die Klammerwerte gelten fiir den Fall, dass die erstgenannten Anforderungen nur durch das Verdichten der dariiber einzubauenden untersten Tragschicht erreicht werden konnen (ZTVE-StB 09, 4.5.2). Bei frostempfindlichem Untergrund bzw. Unterbau ist auf dem Planum ein Verformungsmodul von min.
erforderlich. Lasst sich dieser Verformungsmodul nicht erreichen, so ist der Untergrund bzw. Unterbau zu verbessern (auch Bodenaustausch) oder zu verfestigen bzw. die Dicke der ungebundenen Tragschichten zu vergroBern. Die Dicke eines erforderlichen Bodenaustausches betragt je nach
Tragfahigkeit des Erdplanums und der Qualitat des eingesetzten Materials 0,4 bis 0,9 m (KOHLER et a1. 1998). Die Wirkung eines Bodenaustausches kann durch Verlegen eines Geokunststoff-Vlieses an der Basis verbessert werden (s. Abschn. 12.3.3). Nach Durchfiihrung einer qualifizierten Bodenverbesserung (Abschn. 12.3.1) ist bei frostempfindlichem Untergrund bzw. Unterbau ein Verformungsmodul von
nachzuweisen. Vergleichbare Anforderungen an die Verdichtung enthalten auch die Erdbaurichtlinien der DB AG, die RiL 836 (2002), Erdbauwerke planen, bauen und instand halten (s. Abb. 12.6). 1m Rahmen der Vorerkundung kann die Angabe der Tragfahigkeit des Erdplanums nicht auf der Grundlage von Plattendruckversuchen vorgenommen werden, sondern nur iiber einem Vergleich der aus Schurf- oder Bohrproben ermittelten Trockendichten des anstehenden Bodens mit den entsprechenden Proctorwerten. KOHLER et a1. (1998) bieten fiir die iiblichen Lehmboden (Auelehm, Losslehm, Hanglehm) Diagramme flir die Abhangigkeit von Plastizitat und Wassergehalt zum Verformungsmodul EV2 sowie Formeln fiir die rechnerische Ermittlung des Ev2 -Moduls aus dem Steifemodul Es (s. Tab 2.8). Als Erfahrungswert gilt: Ev2 "" 0,9-1,0 . Es
12
324
12 Erdarbeiten
12
"c,
r
~
Abb. 12.6 Mindestanforderungen an die Verdichtung gemischt- und feinkorniger Bodenarten nach RiL 836.
FLOSS (2006) gibt fiir feinkornige Boden auBerdem folgende naherungsweise Zuordnung: E [MN/m J > 15
---->0,8
>20
>0,9
>30
> 1,0
>45
> 1,2
1m Einflussbereich der Witte rung bzw. des Grundwassers ist bei bindigen Boden eine Konsistenz > 1.0 selten gegeben. Ev2 -Moduln von > 45 MN/m 2 lassen sich daher meist nur mittels Bodenverbesserung erreichen (s. Abschn. 12.3). Besondere Vorsicht ist auch bei starker angewitterten veranderlich-festen Tonsteinen im Erdplanum gegeben (z. B. Keuper- und Jura-Tonsteine). Durch die Entspannung und die geanderten Wasserwegigkeiten kann es zu einem Abfall der Festigkeit kommen. Zur Gewahrleistung der Tragfahigkeit kann in solchen Fallen ebenfalls eine Verbesserung oder Verfestigung mit hydraulischen Bindemitteln gemiiB Abschn. 12.3.1 und erforderlich werden.
L 12.2.4 Verdichtungskontrollen Die Verdichtungsanforderungen sind auf der Baustelle zu kontrollieren. Der Umfang der Kontrollen ist in der ZTVE-StB 09 festgelegt. Als
Priifarten werden Eignungspriifungen. Eigeniiberwachungspriifungen des Auftragnehmers. Kontrollpriifungen des Auftraggebers sowie notigenfalls Schiedsuntersuchungen unterschieden. Bei den Priifmethoden (M) werden nach ZTVEStB 09. 14.2. weiterhin genannt M 1: Priifplan mit statistisch verteilten Stichproben M 2: Flachendeckende. an der Walze installierter Messverfahren M 3: Uberwachung des Arbeitsverfahrens. Zur Methode M3 gehoren u. a. eine Uberwachung hinsichtlich der geeigneten Verdichtungsgerate der maximalen Schiitthohen der zulassigen Einbauwassergehalte der erforderlichen Ubergange und der Arbeitsgeschwindigkeit. Grundlage der versuchstechnischen Verdichtungskontrolle ist die erreichte Trockendichte Pd in Bezug auf die erreichbare Proctordichte PPf' Die wichtigsten Dichtemessungen sind im Abschn. 2.3.3 beschrieben: Ausstechzylinder, Sandersatzverfahren. Ballonverfahren. Gipsersatzverfahren. Lasst sich die Proctordichte nicht zuverlassig ermitteln. konnen als Ersatz die Trockendichte Pd oder der Porenanteil n bzw. der Luftporenanteil na verwendet werden. Bei grob- und gemischtkornigen Boden mit einem Feinanteil < 15 M.-% konnen als Ersatz auch der Ev2 - hzw. der EVd-Modul aus dem Plattendruckversuch (Abschn. 2.6.5) verwendet wer-
325
12.2 Einbau und Verdichtung
Tabelle 12.3 Zuordnungswerte DpJE" nach ZTVE-StB 09 und aus Erfahrungswerten hergeleitete Zuordnungswerte fUr den E,d-Modul Bodengruppe nach DIN 18 196
GW,GI
Verdichtungsgrad D..
Verformungsmodul Ed
dynamisches Verformungsmodul E..,
%
MN/m'
MN/m'
~
100
~
100
~55
~
98
~
80
~45
GE,SE SW,SI
~
100
~
80
~
35
~
70
~
30
gemischt- und feinkornige BOden
~
100
~45
~
25
~
97
~
30
~
20
~
95-
~
20'
~
15·
~98
* Werte gelten fOr Schutzwiille
den. Richtwerte fur die Zuordnung der VerformungsmoduliEv2 bzw. EVd zu dem Verdiehtungsgrad Dp, enthalt Tab. 12.3. Zur Beurteilung der Verdichtungswirkung ist gemiill ZTV-StB zusatzlich das Verhaltnis EvlEvl heranzuziehen. Dieses darf bei einem Verdiehtungsgrad von 103% nieht groger sein als 2,2 und bei einem Verdiehtungsgrad > 103% nieht groger als 2,5. Diese Verhaltniszahlen haben nur Richtliniencharakter und gelten nach FLOSS (2006) nur fur grobkornige und nieht fur gemischt - und feinkornige Boden. Auger dem normalen Plattendruckversuch (s. Abschn. 2.6.5 und DIN 18 134) wird auch der dynamische Plattendruckversuch mit Hilfe des "Leiehten Fallgewiehtsgerates" eingesetzt (s. Abb. 12.7). Das Prufverfahren eignet sieh fur grobund gemischtkornige Boden sowie auf steifen oder halbfesten feinkornigen Boden mit geringen Kornanteil > 63 mm. Beim dynamischen Plattendruckversuch wird der Boden uber eine kreisformige Platte durch ein Fallgewicht stogartig belastet, wobei die maximale Normalspannung a unter der Lastplatte 0,1 MN/m2 betragt. Der dynamische Verformungsmodul EVd wird nach der Gleichung
ermittelt (s. d. TP BF-StB, Teil B, Dynamischer Plattendruckversuch mit Leiehtem Fallplattengerat, 2003). Tabelle 12.3 enthalt aus Erfahrungswerten hergeleitete Zuordnungswerte gegenuber dem Ev2 -Modul.
(I) w'pl."e (Dun:hmeuer • JOO mm)
(2) T"B'vitro (3) Se1lUnllftlt.6einridnun. (4) Fon,ewkbl (10 _. :!; 0.' k.)
IS) r...s.relemetu (6) R1lwna""'" bzw. R1h"'n.....,,'e (7) Au khnkYOITich,unS (8)
Ki""",hulLvonichlu".
(3) (I)
EVd
= 1,5 . r . (J Is bzw.
EVd
= 22,5/ s
s = Mittelwert der gemessenen Setzungen in mm
Abb. 12.7 Geriit fUr den dynamischen Plattendruckversuch (a us TPBF-StB, B B.3, geiindert).
12
326
12 Erdarbeiten
12
11---
Besch leu nlg ungskennwe r t
- --I
Be schleumgung s oufnehmer
schlecht verdichtet
':T:"'_:" '-';'. .-
....... ....:_.-'<""":,:,_0::;.....-:.::-0""' . - .- V~rdllc .~'tur\Q~-
,
.
~....,/
~-:--
--;-"
.
lIefe
Meotlele
,
.
~
.- - - . .
. . . ' . . ., .
Weichstelle im Unlergrund
Abb. 12.8 Prinzip der flachendeckenden Verdichtungskontrolle.
Die bisher genannten Verdichtungskontrollen behindern nicht nur den Baubetrieb, sondern sind nachlaufend und nur punktuell, d. h. stichprobenartig. Mit der sog. fHichendeckenden dynamischen Verdichtungskontrolle steht seit Anfang der 1980er Jahre eine Prufmethode zur VerfUgung, die flachendeckend und schon wahrend der Verdichtungsarbeiten die Qualitat und Gleichmamgkeit der Verdichtung sowie eventuelle Schwachstellen anzeigt. Die Gleichmamgkeit der Verdichtung ist von wesentlicher Bedeutung fur spiitere Fahrbahnunebenheiten (GRABE 2000). Bei dem FDKW-Verfahren wird aus Beschleunigungsmessungen an der Bandage einer Vibrationswalze (schwingende Masse) auf die Eigenschaften (Verdichtung) des Bodens geschlossen (Abb. 12.8). Die Messdaten (Beschleunigungskennwerte) werden dem Walzenfahrer auf einem Monitor angezeigt und von einem Computer registriert. Zwischen den Walzenmesswerten und den Ergebnissen konventioneller Verdichtungskontrollen, insbesondere dem Verformungsmodul Ev2, konnten bei nichtbindigen Boden zufriedenstellende Korrelationen festgestellt werden (FLOSS 2006; GRABE 1994, darin Lit.). Die Wirkungstiefe reicht bis 2 m. Einzelheiten siehe FGSV-Merkblatt uber flachendeckende dynamische Verfahren zur Prufung der Verdich-
tung im Erdbau (1993), TP BF-StB, Teil E, Flachendeckende dynamische Prufung der Verdichtung (1994) und ZTVE-StB 09, 14.2.3. Bei grogflachigen Einsatzen konnen moderne Walzengerate mit FDKW-Anzeige und mit GPSgesteuerter Positionserfassung koordinatenbezogen gesteuert und die Verdichtungsarbeiten so uberwacht und dokumentiert werden. Auger dies en Prufverfahren werden besonders bei Grogbaustellen mit gleichartigen Erdstoffen gelegentlich auch radiometrische Messverfahren bzw. Isotopensonden eingesetzt (s. Abschn.2.3.3).
12.2.5 Vorbereiten der DammaufstandsfUiche und Verdichten der Boschungsbereiche Bei tragfahigem Untergrund und ebenem Gelande sind fUr die Vorbereitung der Dammaufstandsflache keine besonderen Ma6nahmen erforderlich. Der Bewuchs wird abgeraumt, der Oberboden abgeschoben und nichttragfahiger Boden abgetragen sowie die Dammaufstandsflache nachverdichtet. Der in der Dammsohle zu
12.2 Einbau und Verdichtung
fordernde Verdichtungsgrad ist der Tabelle 12.2 zu entnehmen, die entsprechenden Ev2 - Werte der Tab. 12.3. Bei hohem Grundwasserstand kann in der Dammsohle eine kapillarbrechende Schicht aus wasserbestandigem Gestein erforderlich werden. Bei gelegentlicher Dberflutungsgefahr ist diese ggf. bis uber dem Hochwasserbereich anzuordnen. MaBnahmen auf weichem Dammuntergrund s. Abschn. 14.1.4. 1st ein Gelande mehr als 1: 8 geneigt, so ist nach ZTVE-StB zu prufen, inwieweit fUr die Standsicherheit des Dammes eine stufenartige Abtreppung der Aufstandsflache, zumindest der talwartigen Halfte, erforderlich ist. In bindigen Boden sind solche Stufen mindestens 0,6 m hoch anzulegen und leicht nach auBen zu neigen, damit Sickerwasser abflieBen kann. An steileren Hangen muss en die Stufen in den gut tragfahigen Untergrund einbinden. Eine solche stufenartige Verzahnung ist auch bei Verbreiterungen von bestehenden Dammen vorzunehmen. Sickerwasser, Quellen und Rinnsale muss en vor dem Dberschutten mit Dammschuttmaterial gedrant bzw. gefasst und abgeleitet werden. Bergseitiges Oberflachenwasser ist am BoschungsfuB in Graben, notigenfalls mit dichter Sohle, abzuleiten. Bei Auftreten von oberflachennahem Hanggrundwasser ist dieses durch einen Sickerschlitz am bergseitigen BoschungsfuB zu fassen und abzuleiten. Eine solche MaBnahme verhindert auch einen Grundwasserruckstau oberhalb eines Dammes, wenn die Durchlassigkeit des Untergrundes durch die Dammsetzungen vermindert wird. Derartige Vernassungen waren schon Anlass fUr Beschwerden von Oberliegern. 1m Planumsniveau anstehender Fels mit verwitterungsempfindlichen oder Wasser stauenden Lagen ist aufzureiBen und so zu profilieren, dass sich kein Stauwasser einstellen kann. UnregelmaBige Felsoberflachen erfordern den Einbau von Dbergangsschichten. Ein besonderes Problem stellt oft die unzureichende Verdichtung der Boschungsbereiche und der Dammschultern dar, wodurch bei Wasserzutritt haufig Erosionsschaden und Oberflachenrutschungen ausge16st werden. Nach ZTVE-StB 09 ist in den Boschungsbereichen die Schutthohe zu verringern oder der Damm mit einem Dberprofil zu schutten, das nachtraglich abgeraumt wird, bzw. die Boschungsoberflache
327 ist mit geeignetem Arbeitsgerat nachzuverdichten. Auf keinen Fall durfen UnregelmaBigkeiten in der Boschungsflache durch unverdichtete Schuttmassen ausgeglichen werden. Daruber hinaus ist eine moglichst rasche Begrunung der Boschungsflachen anzustreben.
12.2.6 HinterfUlien und Uberschutten von Bauwerken 1m HinterfUliungsbereich von Bruckenwiderlagern treten haufig Unebenheiten der Fahrbahn infolge Setzungen des HinterfUlimaterials auf, die mit groBem Aufwand saniert werden mussen. Der Hinterfiillungsbereich eines Bauwerks wird im Regelfall von einer Linie ab 1 m hinter der Fundamenthinterkante mit 1: 1 nach oben verlaufend angesetzt. Er ist den Vorschriften entsprechend zu verdichten und zu entwassern (s. FGSV-Merkblatt fur die Hinterfullung von Bauwerken 1994 sowie FLOSS 2006). Bei Eisenbahnbrucken mit Fester Fahrbahn (s. Abschn. 12.4.3) ist gemaB RiL 836 (1999/2002) und AK FF (1995) ebenfalls ein verbesserter Dbergangsbereich vorzusehen. Da die bisherigen Regellosungen die Erwartungen nicht immer erfullt haben, sind als Alternative eine Stabilisierung der Erdbaustoffe mit Zement bzw. die Konstruktion eines umgekehrten verfestigten Erdkeils (JAUP & KEMPFERT 2000) und auch andere setzungsmindernde Bauweisen in der Diskussion (SZCZYRBA & KUDLA 2008) . Rahmenbauwerke muss en auf beiden Seiten gleichmaBig hinterfullt und uberschuttet werden. Die Einbauhohen aufbeiden Seiten des Rahmenbauwerkes durfen dabei nur urn eine Schutthohe differieren. Als Uberschiittungsbereich eines Bauwerks gilt eine 1 m hohe Zone unmittelbar uber dem Bauwerk. Hier gelten dieselben Vorschriften wie fUr den HinterfUliungsbereich. Daruber darf die Dammschuttung normal fortgesetzt werden. Die Erdauflast der Hinterfullung sowie mogliche Auflasten und der Verdichtungsdruck bei den Verdichtungsarbeiten verursachen einen zusatzlichen Erddruck auf die Widerlagerwande bzw. Flugelmauern, der je nach Bewegungsmoglichkeit der Wande in GroBe, Verteilung und Richtung unterschiedlich sein kann. Widerlager-
2
328
wande werden im Allgemeinen aufErdruhedruck, mindestens aber auf erhohten aktiven Erddruck bemessen (s. Abschn. 5.6.2). Bei unsachgemaBer Verdichtung, besonders bei Einsatz zu schwerer Verdichtungsgerate, kann der Verdichtungsdruck den Erdruhedruck ubersteigen, und es konnen nachteilige Wandbewegungen ausgelost werden. Der Verdichtungsdruck baut sich allerdings nach dem Verdichtungsvorgang bis auf einen verbleibenden Restdruck wieder abo Urn schadliche Setzungsmulden auf der Fahrbahn im Anschluss an die Bauwerke zu verhindern, werden gelegentlich Stahlbeton-Schleppplatten eingebaut. Weitere vorbeugende MaBnahmen gegen solche Schaden sind, besonders bei setzungsfahigem Untergrund, das keilformige Ausziehen des Bodenaustausches mit 1 : 10 oder baugrundverbessernde MaBnahmen im Anschluss an die Widerlager, wie Ruttelstopfverdichtung oder eine hOhere Dberschuttung, z. T. in Verbindung mit Vertikaldrans (s. Abschn. 14.3 und RiL 836).
12.3 Bodenverbesserung und Bodenverfestigung GemaB Abschn. 12.2.3 wird bei bindigen Boden auf dem Erdplanum eine Tragfahigkeit von Dp, > 97% bzw. ein Ey2 - Wert> 45 MN/m 2 gefordert. Diese Festlegung setzt praktisch eine gut halbfeste Konsistenz voraus, die haufig nicht gegeben ist. In diesen Fallen wird eine Verbesserung des Untergrundes in Form einer Bodenverbesserung durch Einarbeiten von Bindemitteln oder von Grobkorn bzw. eine Verbesserung der Tragfahigkeit durch Einlage von Geokunststoffen (s. Abschn. 12.3.3) oder ein Bodenaustausch nach Abschn. 14.3.3 erforderlich. Bei einer Verbesserung des Untergrundes durch Einarbeiten von Bindemitteln wird im Erdbau zwischen Bodenverbesserung und Bodenverfestigung unterschieden. Bodenverbesserung ist ein Verfahren zur Verbesserung der Einbaufahigkeit und Verdichtbarkeit und damit zur Verbesserung der Tragfahigkeit, besonders der obersten Zone des Untergrundes oder des Unterbaus. Bodenverbesserung wird auch als technische SicherungsmaBnahme fur den eingeschrank-
12
Erdarbeiten
ten Einbau von Boden der Einbauklasse LAGA Z2 verwendet (s. Abschn. 16.6.4.2). Hinzu kommt ggf. qualifizierte Bodenverbesserung zur Reduzierung der Dicke der Frostschutzschicht (Abschn. 12.4.2). Bei einer Bodenverfestigung wird dagegen der Boden durch Zugabe von Bindemitteln dauerhaft tragfahig und frostbestandig gemacht und kann dann teilweise auf die Dicke der Frostschutzschicht angerechnet werden (Abschn. 12.4.2). Ais Bindemittel werden verwendet: Zement (DIN 197-1) Baukalk (DIN EN 459-1) in Form von Feinkalk CaO oder Kalkhydrat Hydraulischer Boden- und Tragschichtbinder (DIN 18 506) Mischbindemittel (Kombination aus hydraulischen Bindemitteln und Baukalk). Das Bindemittel wird maschinell verteilt und eingemischt. Die Dicke der Lagen solI bei Untergrundverbesserung min. 20 cm, bei Bodenverfestigung min. 15 cm betragen. Auf das Merkblatt fUr Bodenverfestigung und Bodenverbesserung mit Bindemitteln (2004) sowie die verschiedenen Eignungsprufungen wird verwiesen.
12.3.1 Bodenverbesserung und Bodenverfestigung mit Kalk oder hydraulischen Bindemitteln Die Eignung der verschiedenen Bindemittel ist aus Abb. 12.9 ersichtlich. Die Handelsformen von Baukalken sind gebrannter Kalk (CaO) oder geloschter und gemahlener Kalk (Ca(OH)2) in Form von Feinkalk oder Kalkhydrat. Die Mischbindemittel (MB) werden durch Vermischen von gemahlenem gebranntem Kalk mit hydraulischen Stoffen (Zement) hergestellt. Die Bindemittel werden entweder an Ort und Stelle durch einen Geratezug eingemischt (Baumischverfahren) oder, besonders bei Elevator-Schurfzug-Einsatz, schon im Abtrag ausgestreut. Teilweise erfolgt das Mischen des Bodens mit den erforderlichen Bindemitteln auch in ortsfesten Mischanlagen (Zentralmischverfahren). Bei Grobkorn- und Steinanteilen sind die Bodenfrasen einem starken VerschleiB ausgesetzt. Die Grenzen fur Boden, in
12.3 Bodenverbesserung und Bodenverfestigung
329
12
% Ton ~~~S~c~h~ lu~ff,-~-+~__rS~a~n~d~~~-.~.-K7.ie~s~__~ fein mittel 9rob fein minel grob fein mittel I grob 100
."
"
/
, ,,
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80 t==t=~~;:"'~~~"~==~$g/~~~~~~==:t~~'~'t'==~I ."
, MlsChbindemitte~
"
"
M~l"' ~~'t=C~~~ / tD~/ E~~' ~==F~~/~ 1= ~"'~BKalk / ~~ Zement I I' " 40~+-~ " ~--~~/~-/ ~--,~ , L--r--~-/~--
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"
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,.
20~ _~ · ~--~--~ /~-+v ~,~,~--~----+---~/ ~~----;
/ / 0,001 0,002 0.006
0.02
,
V
0.06
0,2
0.6
2,0
6,0
20
KomgrOsse [mm] Abschnitt
B
C D E F
Bodenart [TA] [TM], [TL], rUM] [GU*], [SU*] [GU], [SU]
[GW], [GI]
Abb. 12.9 Eignung und Mischungsverhaltnis der Bindemittel fUr die verschiedenen Bodenarten (nach SCHADE 2010).
Bindemittel nur Kalk Kalk und Mischbindemittel 50: 50 Kalk und Mischbindemittel 50: 50 bis 30: 70 Kalk und Mischbindemittel 30: 70 und Zement nur Zement
die sich das Bindemittel noch einigermaBen einmischen lasst, liegen bei max. 30 bis 60% Grobkies und 5 bis 10% Steinen « 63 mm). Bei hoheren Steinanteilen miissen diese aussortiert werden. Fiir eine Bodenverbesserung ungeeignet sind Festgesteine, die sich nicht ausreichend zerkleinern lassen sowie organische Boden. GemaB den Eignungspriifungen nach TP BFStB, Teil B 11.3, sind fiir eine Bodenverbesserung die in Tabelle 12.4 zusammengestellten Bindemittelmengen erforderlich, urn die Festigkeitsanforderungen nach ZTVE-StB 09 bzw. TP BF-StB
zu erreichen. Die Reaktionszeiten der Bindemittel betragen zwischen 1 Stunde (flir Zement) und 6 Stunden (fiir Baukalk). Die Angaben iiber Art und Menge der Bindemittel sind Erfahrungswerte, die Einungspriifungen bzw. eine Probeverdichtung auf der Baustelle nicht ersetzen konnen. Die Wirkungsweise der Baukalke beruht auf einer Bindung von Wasser bei der Umwandlung von Calciumoxid (CaO) in Calciumhydroxid, wobei durch die Reaktionswarme dem Boden zusatzlich Wasser entzogen wird. Hierbei erfolgen auch chemische Reaktionen mit den Ton-
Tabelle 12.4 Erfahrungswerte fUr die mittiere Bindemittelmenge bei Bodenverbesserungen und qualifizierten Bodenverbesserungen (nach TP BF-StB, Teil B 11.3). Boden
Feinkalk nach DIN EN 459- 1
Kalkhydrat nach DIN EN 459-1
Zement nach DIN EN 197- 1, DIN 1164
Hydr. Boden- und Tragschichtbinder nach DIN 18506
Mischbindemittel
3- 6
3- 6
3- 6
3- 6
3- 6
2(3)-6
8indemittelmenge [M.-%) ' grobkornige Boden Feinkornige und gemischtkornige Boden 1
2(3)- 4
2(3) - 5
Massenprozent bezogen auf die Trockenmasse des Bodens; Klammerwerte sind Mindestwerte fUr qualifizierte Boden-
verbesserung
330
12 Erdarbeiten
mineralen, welche die Kriimelbildung und damit die Verdichtbarkeit begiinstigen. Die Wassergehaltsreduzierung wird beeinflusst durch die Menge des Kalkes, die Anzahl der Mischdurchgange und das Wetter (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind). Bei Bodenverbesserungen erfolgt die Kalkzugabe meist auf der Baustelle nach kg/m2, bezogen auf 20 cm Schiitthohe, und zwar etwa 2 kg/m 2
bei 1- 2% zu hohem Wassergehalt
3- 5 kg/m 2
bei 2- 3% zu hohem Wassergehalt
8-10 kg/m'
bei 4-5% zu hohem Wassergehalt.
Die Erfahrungen haben gezeigt, dass auch bei der iiblichen Bodenverbesserung mit Kalk als Langzeitwirkung eine merkbare Bodenverfestigung mit Druckfestigkeiten bis 6 MN/m2 auftritt, wie sie auch fiir Bodenverfestigungen mit hydraulischen Bindemitteln bzw. Zement erreicht wird. Diese Verfestigung bedeutet spater ggf. eine erhebliche Erschwernis beim Baggern sowie Rammen von Spundbohlen oder Pfahl en und auch bei Pfahlbohrungen. Bei leicht plastischen Schluffen sowie bindigen Sanden und Kiesen werden bevorzugt Mischbindemittel verwendet (Abb. 12.9). Sie liegen in ihrer Wirkungsweise zwischen Feinkalk und Zement. Die Richtwerte fUr die Zugabe liegen fUr eine Bodenverbesserung bei 2 bis 8% und fiir eine Bodenverfestigung bei 4 bis 12 M.-%. Bei der qualifizierten Bodenverbesserung des Planums ist die Bindemittelmenge (min. 3 M.-%) so zu bemessen, dass die einaxiale Druckfestigkeit nach 28 Tagen > 0.5 N/mm 2 betragt (ZTVE-StB 09, 12.4.3 und TP BF-StB, Teil B).
L
12.3.2 Bodenverfestigung
Bodenverfestigungen werden sowohl mit Mischbindemitteln bzw. Zement vorgenommen als auch mit Feinkalk oder Kalkhydrat. Die Bindemittelmenge betragt bei den Letzteren min. 4 M.-%, die erforderliche Zylinderdruckfestigkeit min. 0,2 MN/m 2. Zementverfestigung wird vorwiegend bei grobkornigen Boden eingesetzt (Abb. 12.9). Die Verfestigungswirkung durch Zementzugabe beruht auf der chemischen Abbindewirkung des
Zements, wobei durch das Einmischen des trockenen Zements auch der Wassergehalt verringert wird. Die Verwendung von Zement oder anderen Spezialbindemitteln aufZementbasis hat den Vorteil, dass diese Boden danach gegen hohe Luftfeuchtigkeit und Regen wenig empfindlich sind. Der erforderliche Zementanteil betragt bei gemischkornigen Kiesen und Sanden 4-7%, bei gleichkornigen Sanden 8-12% und bei gemischtkornigen Boden mit gewissen Schluffanteilen 6-12 M.% des getrockneten Bodens (105°CTrocknung). Ausfiihrung und Anforderungen s. ZTVT-StB 95/02 und TP BF-StB,Teil BILl, Eignungspriifung fiir Bodenverfestigung mit hydraulischen Bindemitteln (2005).
12.3.3 Verbesserung der Tragfahigkeit und der hydraulischen Stabilitat durch Geokunststoffe Geokunststoffe werden seit den 1960er Jahren im Erdbau zunehmend eingesetzt. Geokunststoffe sind Produkte aus synthetischen Rohstoffen, wie z. B. Polypropylen (PP), Polyethylen (PE, PEHD, PELD) oder Polyester (PET), die bei Anwendungen im Bauwesen in Kontakt mit Boden oder anderen Baustoffen stehen. Mit EinfUhrung der DIN EN ISO 10 318: 2005 "Geokunststoffe, Begriffe" sind sowohl die Begriffe international vereinheitlicht, als auch die Beschreibung der Eigenschaften und die Anwendung von Geokunststoffen. AuBerdem unterliegen die Geotextilien und geotextilverwandte Produkte der CE-Kennzeichnungspflicht nach dem Bauproduktengesetz (BauPG) und es liegen zwischenzeitig eine ganze Reihe Anwendungsnormen, Regelwerke, Merkblatter und Empfehlungen fiir den Gebrauch von Geokunststoffen in der Geotechnik und im Wasserbau vor, die in der "Empfehlung fUr den Entwurf und die Berechnung von Erdkorpern mit Bewehrungen aus Geokunststoffen" EBGEO (2010) zusammengestellt sind. Geokunststoffe werden nach ihrer Struktur eingeteilt in: Geotextilien (Vliesstoffe, Gewebe, Maschenware) Geotextilverwandte Produkte (Geogitter, Geomatten, Geozellen)
12.3 Bodenverbesserung und Bodenverfestigung
331
12
Geoverbundstoffe (Geogitter mit Vlies, Dranmatten) Undurchlassige Produkte (z. B. Dichtungsbahnen). Vliesstoffe bestehen aus flachig aufeinander liegenden und mechanisch oder thermisch verfestigten Endlosfaden oder kurzen Spinnfasern. Sie eignen sich zum Trennen und Filtern. Vliesstoffe haben hohe Dehnungseigenschaften und eine gute Anpassungsfahigkeit an unebene Oberflachen. Gewebe werden aus kreuzweise verwebten Garnfaden hergestellt. Sie sind zugfester als Vliesstoffe und werden auch als Bewehrungseinlagen verwendet. Geogitter sind Gewebe aus einem offenen Netzwerk mit festen Verbindungen. Sie werden fur Bewehrungsaufgaben eingesetzt, wobei es auf eine moglichst hohe Kraftaufnahme bei moglichst kleinen Verformungen des Geogitters ankommt. Diese Eigenschaften sind wesentlich yom Herstellungsprozess abhangig. Geogitter sind gewebt, geschweiBt oder extrudiert, d. h. im Produktionsprozess verstreckt (Abb. 12.10). Die beste Knotensteifigkeit weisen geschweiBte oder (besser) extrudierte Geogitter auf, die eine gleiche Zugfestigkeit in Langs- und Querrichtung (biaxiale Geogitter) aufweisen. Bei Bewehrungsaufgaben zur Gelande- und Boschungsbruchsicherung werden haufig uniaxiale Bewehrungsprodukte eingesetzt, als Tragschichtbewehrung biaxiale bzw. neuerdings sog. "TriAxGeogitter". Verbundstoffe bestehen aus miteinander verbundenen Geogittern, Geweben und Vliesstoffen oder anderen Flachengebilden, Z. B. Dranmatten. Geogitter mit einem Vliesstoff ermoglichen eine Trennungs- und Bewehrungsfunktion im Verbund. Geozellen bestehen aus miteinander verbundenen, wabenformigen Einzelzellen, die wegen ihrer dreidimensionalen Struktur mit Fullmaterial ein komplexes Verbundsystem bilden (Abb.
Abb. 12.10 Gewebtes und verstrecktes Geogitter.
Abb. 12.11 Geozellen mit Fullmaterial aus Kies (aus EIMERSLEBEN 2010).
12.11). Bei Belastung verhindern die Zellen ein seitliches Ausweichen des Fullmaterials, wodurch die Tragfahigkeit verbessert und die Vertikalspannungen auf den Untergrund reduziert werden (EMERSLEBEN 2010). Geozellen werden bisher vorwiegend als Erosionsschutz eingesetzt. Ihre Anwendung im Verkehrswegebau zur Tragfahigkeitserhohung uber wenig tragfahigem Untergrund steckt noch in den Anfangen Geokunststoffe sind gegen Rotteprozesse im Boden und gegen Mikroben ausreichend bestandig. Wegen ihrer Alkalienempfindlichkeit sollten aber Polyesterprodukte nicht in Boden bzw. Grundwasser mit pH-Werten > 9 eingesetzt werden und auch nicht mit Betonteilen oder mit zement- oder kalkbehandelten Boden in Kontakt kommen, es sei denn, ihre Unempfindlichkeit ist nachgewiesen. Geokunststoffe sind auf der Baustelle gegen Witterungseinflusse geschutzt zu lagern. Urn eine Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften durch UV-Strahlung (Restfestigkeit) zu vermeiden, betragt die zulassige Freiliegedauer einen Tag (niedrig wetterbestandig), zwei Wochen (mittel wetterbestandig) oder einen Monat (hoch wetterbestandig). Fur eine langere Freiliegedauer stehen UV-stabilisierte Produkte zur Verfiigung. Allgemein werden Vliesstoffe zum Trennen, Filtern, Dranen, Schutzen Geogitter, Gewebe und Geozellen zum Bewehren, Tragen und Sichern Dichtungsbahnen zum Abdichten verwendet. Bei den Einsatzmoglichkeiten werden folgende Funktionen unterschieden:
332
12
Trennfunktionen zur Verhinderung des Vermischens grob- und feinkorniger Boden Bewehrungsfunktion zur Verbesserung des Tragverhaltens und der Verringerung der Dicke von Tragschichten Filterfunktion zur Verhinderung von Korninstabilitat bei hydraulischer Beanspruchung zwischen nicht filterstabilen Boden Entwasserungsfunktion zur erosionsfreien Ableitung von Wasser. Die haufigsten Anwendungen im Erd- und Grundbau sind: TragfahigkeitserhOhung und Verlangerung der Nutzungsdauer von StraBen mit ungebundenem Oberbau Bewehren von Dammen und Boschungen gegen Boschungsoder Grundbruch (s. Abschn. 14.1.3 und 14.3.1) TragfahigkeitserhOhung von Griindungspolstern (s. Abschn. 7.4.3) TeilsicherungsmaBnahmen in Erdfall- und Bergschadensgebieten (s. Abschn. 19.4.3). Bei Entwasserungsma6nahmen hat das geotextile Dranelement die Aufgabe, den Wasserdurchfluss zu ermoglichen und dabei den Boden vor Erosionseinwirkungen zu schiitzen. Dransysteme werden als Einzelelemente oder als Verbundelemente verwendet. Verbundelemente bestehen aus einer Filterschicht und einer formstabilen Sickerschicht mit entsprechender Abflussleistung. Das Bodenriickhaltevermogen wird durch die sog. charakteristische Offnungsweite 0 90 der Filterschicht bestimmt (s. Abschn. 2.1.6). Dbliche Mittelwerte sind (ZTVE-StB 09, 3.3.3.3): Vliesstoffe 0,06mm < 0 90 < 0,20mm (entspricht dem Wert fiir bindigen Boden) Gewebe 0,06 mm < 0 90 < 0,40 mm. Fiir die Anwendung von Dichtungsbahnen im Erd- und Wasserbau gelten die Normen DIN EN 13 382 (Anwendung in Verkehrswegen) und DIN EN 13 361 (Anwendung bei Riickhaltebecken und Staudammen). In der erstgenannten Norm sind die RiStWag-Anwendungen inbegriffen (Abschn. 12). Die Eigenschaften von Geokunststoffprodukten werden nach ihren Komponenten und deren Anordnung sowie der Art der Verfesti-
12 Erdarbeiten Tabelle 12.5 Geotextilrobustheitsklassen fOr Vliesstoffe nach FGSV-Merkblatt 1994. Geotextilrobustheitsklasse (GRK)
Stempeldurchdriickkraft (x' -s) in kN
Masse pro Flacheneinhe it in gjm'
2
3
~
1,5
4
~
2,5
~
250
5
~
3,5
~
300
Fur Vliesstoffe wird der Mittelwert der Stempeldurchdruckkraft (x*) minus Standardabweichung (s) verwendet.
gung bzw. Bindung bestimmt. Die Zuordnung zu definierten Gruppen erfolgt in Deutschland nach Geotextilrobustheitsklassen (GRK) und zwar bei Vliesstoffen nach der Stempeldurchdriickkraft (in kN) gemaB EN ISO 12236 und nach der Masse pro Flacheneinheit (in g/m2; s. Tab. 12.5). Die flachenbezogene Masse reicht von 80 g/m2 bei einem leichten Vlies der GRK 1 bis zu 2000 g/m2 bei einem schweren Schutzvlies. Die entsprechenden Materialdicken betragen 1,5 bis 12,5 mm. Bei Geweben und Geogittern erfolgt die Einordnung in die GRK nach der Hochstzugkraft (in kN/m). Geotextilien diirfen beim Einbau nicht direkt befahren werden. Dehnfahige Vliesstoffe (auch Maschenware und Gewebe) werden zum Trennen, z. B. zwischen Schiittmaterial und Untergrund, eingesetzt. Sie bewirken damit eine tragfahigkeitserhaltende und in begrenzten Umfang auch eine tragfahigkeitsverbessernde Wirkung. Erstere wird durch Verhindern des Einwanderns von Feinkorn in das meist grobere Schiittmaterial erzielt (sog. Mechanische Filterwirksamkeit). Die tragHihigkeitserhOhende Wirkung ergibt sich aus der stabilisierenden Wirkung des Vliesstoffes an der Schichtgrenze zum weichen Untergrund. Diese Eigenschaften werden z. B. zur Verbesserung der Tragfahigkeit von Baustra6en genutzt, wo oft nur ein kraftiges Baustellenvlies auf dem weichen Erdplanum verlegt wird, urn eine Reduzierung der Verformungen zu erreichen. Reicht dies bei sehr weichem Untergrund nicht aus, so
333
12.3 Bodenverbesserung und Bodenverfestigung
12
Verankerungseffekt Zugkrafte im Geogltler
Abb. 12.12 Schematische Darstellung des Membraneffekts von Geogittern (a us EIMERSLEBEN 2010).
kann das Tragverhalten durch die zusatzliche Einlage einer oder mehrerer Lagen Geogitter verbessert werden (s. EBGEO, Abschn. 6). Fur den Einsatz als Trennlage ohne Bewehrungsfunktion wird auf das FGSV-Merkblatt M Geok E (2005) verwiesen. Die bewehrende Wirkung von Geogittern wird nach der Membrantheorie vorwiegend durch Reibung des Schuttmaterials mit dem hochzugfesten Geokunststoff und seiner Anfangsdeformation erreicht (Abb. 12.12). Das Reibungsverhalten Geokunststoff/Schuttmaterial wird dabei meist mit 0,5 tan
schichten mit gebundenem Oberbau. Nach Erfahrungen in der englischsprachigen Literatur (Lit. s. SCHUBERT 2005) wird durch den Einbau einer biaxialen Geogittereinlage an der Basis der Tragschicht eine Planungsstabilisierung und eine signifikante Verbesserung der Tragfahigkeit bzw. des Verformungsmoduls auf der Oberflache der ungebundenen, grobkornigen mineralischen Tragschicht erreicht. Dabei ist auBerdem eine merkbare Verlangerung der Gebrauchsdauer des StraBenoberbaus zu verzeichnen (HEERTEN et al. 2005). Die Versuchsergebnisse aus England fUhrten zu der sog. Ein-Drittel-Regel, wonach durch die Einlage einer formstabilen Geogitterbewehrung bis zu einem Drittel der Dicke der Tragschicht eingespart werden kann. Die bautechnischen Vorschriften fUr den StraBenbau in Deutschland sind in den ZTVEStB 09, dem FGSV-Merkblatt uber die Anwendung von Geokunststoffen im Erdbau des StraBenbaus (M Geok 2005) sowie in den TL Geok E-StB 05 zusammengestellt. Danach werden Geogittereinlagen in erster Linie zur Planungsstabilisierung und zur Reduzierung der Dicke eines Bodenaustausches oder einer Bodenverbesserung verwendet und weniger zur Verminderung der Dicke der Tragschichten, die in erster Linie von den Frostschutzbedingungen abhangig ist. Fur eine entsprechende Bemessung von Bodenaustauschschichten oder Tragschichten mit gewissen Veformungen liegen Diagramme der EBGEO, Abschn. 6, oder spezielle Drehscheiben (z. B. der Fa. Naue) zur Verfugung. Bei
334
12 Erdarbeiten
Letzteren kann je nach dem erforderlichen Ey2 Modul (EY2 = 80-100 kN/M2, s. Abschn. 12.2.3) und dem Tragschichtmaterial sowie dem Ey Modul des anstehenden Bodens (E = 10 bis 40 MN/m 2 ) die erforderliche Dicke der Tragschicht ermittelt werden. y
12.4 Frostwirkung Ober die Randbedingungen bei Frosteinwirkung im Untergrund und die Entwicklung der Frostempfindlichkeitsklassen im Stra6enbau berichteten zuletzt QUANDT (1998) und GOTZ & MEYER (1999). Voraussetzung flir Frostwirkung und die Entstehung von Schaden an Verkehrswegen ist frostempfindlicher Untergrund und das Vorhandense in von Wasser in der Gefrierzone bzw. in der kapillaren Ansaugzone. Als kritische Tiefenlage der Grundwasseroberflache wird bei Schluffen und schluffigen Feinsanden, die eine gro6e kapillare Steighohe haben, 2 m unter Planum angesehen (s. Abschn. 2.8.7).
12.4.1 Frostempfindlichkeit von Erdstoffen und Fels Als frostempfindlich gelten Boden, die beim Gefrieren des Porenwassers ihr Volumen vergro6ern, wobei sich zunehmend dicke Eislinsen bilden (Abb. 12.13). Die Volumenzunahme flihrt zu Hebungen, die beim Auftauen nicht immer voll zurlickgehen. Die Auswirkungen dieses Vorgangs sind sehr stark von der Mineralogie des Bodens und von der Geschwindigkeit der Frosteinwirkung abhangig sowie von dem Wasser, das in der Gefrierzone bewegt wird. Die Frostempfindlichkeit eines Bodens ist von verschiedenen physikalischen und mineralchemischen Faktoren abhangig, von denen aber in der Praxis meist nur die kritischen Korngro6enbereiche im Feinkornanteil berlicksichtigt werden. Neben der Schluff- und Tonfraktion muss aber zumindest auch der sog. Mehlsandkornbereich (00,02 bis 0,125 mm) Berlicksichtigung finden. Hinzu kommen als wichtige Faktoren die mittlere Porengro6e und die Durchlassigkeit bzw. Kapillaritat des Bodens. Eine aus-
Abb. 12.13 Profil eines Frostbodens mit Eislinsenbildung (A) und Verteilung des Wassergehaltes im Boden (B) vor und nach dem Gefrieren.
flihrliche Zusammenstellung der Frostempfindlichkeitskriterien bietet FLOSS (2006). In Deutschland erfolgt die Klassifikation der Frostempfindlichkeit seit dem Vorliegen der ZTVE-StB 76 bzw. des Merkblattes liber die Verhlitung von Frostschaden an Stra6en (FGSV, 1991) und der FGSV-Forschungsarbeit liber Entstehung und Verhlitung von Frostschaden an Stra6en (1994) nach drei Frostempfindlichkeitsklassen (Tab. 12.6). Die Frostempfindlichkeit eines Bodens der Empfindlichkeitsstufe F 3 kann durch eine qualifizierte Bodenverbesserung gem. Abschn. 12.3 in die Klasse F 2 angehoben werden. Die Frostempfindlichkeit eines Festgesteins hangt ab von den petrografischen Eigenschaften (Abschn. 3.4.1), insbesondere vom Bindemittel. Der Frostangriff zeigt dabei zwei Wirkungsarten, ein oberflachiges Abwittern, das visuell erkennbar ist, und eine innere Gefligestorung, die ma6geblich ist fUr die Abnahme der Festigkeitseigenschaften bis hin zum Zerfall des Gesteins. Anfanglich kann dieser Vorgang durch einen Abfall der einaxialen Druckfestigkeit erkannt werden. Allgemein gelten harte Gesteine mit Druckfestigkeiten qu> 60 MN/m 2 allgemein als frostsicher, solche von qu = 30-60 MN/m 2 als schwach frostempfindlich und bei Druckfestigkeit qu < 30 MN/m 2 als stark frostempfindlich. Bei veranderlichfesten Gesteinen ist die Frostempfindlichkeit des Verwitterungsproduktes ma6gebend. Bei der Beurteilung der Frostempfind-
335
12.4 Frostwirkung
12
Tabelle 12.6 Klassifikation der Frostempfindlichkeit von Bodengruppen (aus ZTVE-StB 09). Frostempfindlichkeitsklasse
Frostempfindlichkeit
F1
nicht frostempfindlich
Bodengruppen (DIN 18 196)
GW, GI, GE SW, SI, SE
F2
TA
gering bis mittel frostempfindlich
QT,
OH, OK
ST,GT'I SU ,GU '
F3
TL, TM UL, UM, UA
sehr frostempfindlich
OU
ST', GT' SU',GU' Anmerkung: 1) zu F1 gehiirig bei einem Anteil an Korn unter 0,063 mm von 5,0 Gew.-% bei Cc > 15,0 oder 15,0 Gew.-% bei Cc ~ 6,0.
lichkeit von Fels im Gebirgsverband ist auch das Trennflachengefuge zu beachten. 1m Erdbau erfolgt die Beurteilung der Frostempfindlichkeit eines Festgesteins gema6 TL Gestein-StB nach der Wasseraufnahme nach DIN 1097 -6 und nach dem Frost-Tau -Wechselversuch nach DIN EN 1367-1.
12.4.2 Tragschicht und Frostschutzschicht im StraBenbau Bei der Beurteilung des Frostgefahrdungsgrades sind au6er der Frostempfindlichkeit des Untergrundes auch die Verkehrsbedingungen (Bauklassen I bis VI), die Lage der Stra6e sowie das Frosteinwirkunsgebiet mit den unterschiedlichen Frosteindringtiefen sowie das Mikroklima und die hydrogeologischen Bedingungen entscheidend. Fur die Frostsicherheit einer Stra6e zahlt die Gesamtdicke der Oberbaus (Abb. 12.1), bestehend aus der Decke, ein oder mehreren Tragschichten (ungebunden oder gebunden) und der eigentlichen Frostschutzschicht. Diese bildet die erste Tragschicht uber dem Planum. Sie ist in der Regel ungebunden. Aufgrund ihrer Kornung solI sie verhindern, dass Wasser aus dem Untergrund kapillar aufsteigen kann und sie muss von oben eingedrungenes Wasser seitlich ableiten. Das verwendete Material muss frostsicher und verwitterungsbestandig sein. Verwendet werden sowohl
Kies-Sand-Gemische der Gruppen GE, GI, Gw, SE, SI und SW (DIN 18196) als auch BrechsandSchotter-Gemische der Lieferkornung 0/56 und auch industrielle Nebenprodukte (Schlacken) oder Recycling -Baustoffe, soweit sie den Richtlinien fur Tragschichten im Stra6enbau (ZTVTStB 95/02) entsprechen. Der Anteil an Feinkorn < 0,063 mm darf im eingebauten Zustand nicht mehr als 7 Gew.-% betragen. Die Bemessung der Frostschutzschicht (FSS) erfolgt nach der vorhandenen standardisierten Oberbaudicke, der Frostempfindlichkeitsklasse (FIIF3) und den vier verschiedenen frostsicheren Bauweisen nach ZTVT-StB 95/02 (Tragschichten) unter Berucksichtigung von Zu- bzw. Abschlagen nach RStO 01 je nach den ortlichen Frosteinwirkungsgebieten (Zone I-III). Die Gesamtdicke des frostsicheren Stra6enaufbaus betragt damit je nach Bauklasse (I bis VI) und der Frostempfindlichkeitsklasse (F2, F3) in cm: , -II
III IV
V VI
F2
55
50
40
F3
65
60
50
Eine Bodenverfestigung (Abschn. 12.3) der obersten Zone des Untergrundes oder des Unterbaus kann mit bis zu 20 cm auf die Dicke der Frostschutzschicht angerechnet werden (Abb. 12.14).
336
12 Erdarbeiten
12 Oberbau
45 MNlm'
bau
55 an
70 MNlm'
55cm
65 em
45 MNlm'
F2Boden
Oher-
Oherbau
F3Boden
F3Boden
Abb. 12.14 Erforderliche Dicke des frostsicheren Oberbaus bei Bauklasse I-II fOr die Frostempfindlichkeitsklasse F 2 und F 3 und Reduzierung durch eine qualifizierte Bodenverbesserung (nach RstO 01 und ZTV E StB 09; nach SCHADE 2010).
Auf der Frostschutzschicht muss ein Verdichtungsgrad von DPr = 103 bzw. 100% oder ein Verformungsmodul Ev2 = 120 bzw. 100 MN/m 2 erreicht werden (Einzelheiten s. ZTV SoB-StB 04/07).
12.4.3 Bettung, Frostschutzund Planumschutzschicht bei Gleisanlagen Die bei der Zugfahrt entstehenden StoBbelastungen und Schwinggeschwindigkeiten mussen von den Tragschichten des Bahnkorpers aufgenommen werden. Die Tragfahigkeitsanforderungen an das Erdplanum (Unterbaukrone) sind aus Abb. 12.6 ersichtlich. 1st die Tragfahigkeit auf dem Erdplanum nicht gewahrleistet, muss der Untergrund bzw. Unterbau ertuchtigt werden. Die Tragschichten des klassischen Oberbaus von Gleisanlagen sind die Schotterbettung und die Planumschutzschicht (Abb. 12.6). Die Anforderungen an den Gleisschotter sind in den Technischen Prufbestimmungen fUr die Prufung von Gleisschotter der DB und den Technischen Lieferbedingungen fur Gleisschotter geregelt. Die
Anforderungen an die Lieferkornung 25/65 sind im Abschn. 2.1.5 angesprochen. Die Planumschutzschicht (PSS) ist ein Teil der Frostschutzschicht bzw. Tragschicht. Sie hat die Aufgabe, die Gebrauchsfahigkeit der Erdbauwerke gegenuber Einwirkungen der Verkehrslasten und von Witterungseinflussen (Niederschlag, Frost) zu erhalten und das Schotterbett vor dem Eindringen feinkorniger Bodenteile aus dem Unterbau bzw. dem Untergrund zu schutzen. Als Material werden Mineralstoffgemische (Brechsand, Splitt oder Kiessand 0-56 bzw. 0-32 mit Cu > 15) verwendet. Das Mineralstoffgemisch muss den Technischen Lieferbedingungen der DB AG entsprechen, d. h. es muss gering wasserdurchlassig (k < 10-6 m/s) und filterstabil gegenuber dem Schotter und dem Unterbau bzw. Untergrund sein. Die Dicke der Planumschutzschicht betragt in der Regel 30 cm. Die Dicke der Frostschutzschicht einschlieBlich der Planumschutzschicht wird nach Frosteinwirkungsgebieten festgelegt und betragt z. B. fur durchgehende Hauptgleise 0,5-0,7 m. Die Verdichtungsanforderungen sind aus Abb. 12.6 ersichtlich. Bei weichem Untergrund kommt auch hier der Einsatz von Geokunststoffen in Betracht (s. Abschn. 12.3.3 und EBGEO, Abschn. 6.3). Mit zunehmenden Achslasten und Geschwindigkeiten unterliegt der Schotteroberbau einer verstarkten Verschmutzung und mechanischen Zerstorung, was einen deutlich erhohten Instandhaltungsaufwand erfordert. Fur Fahrgeschwindigkeiten uber 200 km/h wird deshalb weitgehend die sog. Feste Fahrbahn (FF) eingesetzt. Bei der Festen Fahrbahn wird die durch die Schotterbettung bedingte labile Auflage durch eine Tragschicht aus Beton (BTS) oder Asphalt (ATS) in eine dauerhaft stabile Lage gebracht. Mit dieser Ausbildung sollen der Fahrkomfort verbessert und die spateren Instandhaltungskosten minimiert werden. Die Anforderungen an die Tragschichten des Unterbaus und an den Untergrund sind in einem "Anforderungskatalog zum Bau der Festen Fahrbahn" (AK FF, Ausgabe 1995), in der RiL 836 (1999/2002) und bei DARR & FIEBIG (2006) zusammengestellt. Danach soll der Untergrund bis 4m Tiefe unter Schienenoberkante (SO) keine bindigen Boden mit Ie < 0,5 (sehr weich) aufweisen. Der Katalog definiert auBerdem einen
111111111111 zusehen. Immer Mufiger werden deshalb Damm12 schiittungen und Bauwerkshinterfullungen durch-
_12_._4_F_r_os_t_w_ir_ku_n~g_____________________________________________________3_3_7___ erhohten Erkundungs- und Untersuchungsaufwand. Der hochstmogliche Grundwasserstand darf nieht hoher als 1,5 m unter SO ansteigen, urn Walkerscheinungen durch dynamische Beanspruchung zu vermeiden. Bei der Festen Fahrbahn ist eine Gleislagekorrektur durch Unterstopfen der Gleise nicht mehr moglich. Erddamme sind deshalb so fruh zu schutten, dass die Setzungen des Untergrundes und die Eigensetzungen weitestgehend abgeklungen sind. Die zu erwartenden Restsetzungen durfen ab Beginn des Einbaus der Festen Fahrbahn 10-15 mm nicht uberschreiten. Sind in Dammabschnitten gro6ere Restsetzungen zu erwarten, so sind besondere Ma6nahmen vor-
gangig mit hydraulisehen Bindemitteln stabilisiert, urn die Eigensetzungen des Schiittkorpers zu minimieren (s. Abschn. 14.2). Auch bei Gelandegleichlage oder in Einschnitten konnen anteilige Entlastungshebungen oder Quellhebungen des Erdplanums auftreten, die eine stabilisierte Tragschicht (SCHULZ et al. 2004) bzw. einen Bodenaustausch und im Bedarfsfall zur Verhinderung von Wasserzutritten auf dem Planum des Bodenaustausehpolsters auch eine Dichtschicht erforderlieh machen. Auch die Ubergange von Briicken oder Tunneln zu Erdbauwerken erfordem besondere Ma6nahmen (s. Abschn. 12.2.6).
33
tandsicher •I Standsicherheit von Boschu Boschungen gen
In und hinter jeder Boschung treten infolge Eigenlast und moglicher auBerer Belastungen Schubspannungen auf, die bei An- oder Einschnitten von den in Kapitel 10 diskutierten Entlastungseffekten sowie den Auswirkungen horizontaler Restspannungen iiberlagert werden (Abb. 13.1). Diese Spannungen losen Deformationen aus, deren GroBenordnung yom Spannungszustand, dem Verformungsmodul und der Scherfestigkeit, besonders auf vorgegebenen Flachen, abhiingig ist und die bei einem entsprechenden Untersuchungsprogramm auch durch Bodenkennwerte belegt werden konnen (BURKLE & KUNTSCHE 2005). Diese Entlastungsverformungen konnen durch rechtzeitig eingebaute Extensometer (in vertikaler und horizontaler Richtung) bzw. Inklinometer (in horizontaler Richtung) in verschiedenen Ebenen gemessen werden (s. Abb. 5.20). Bei geringen rechnerischen Sicherheiten konnen solche Schubverformungen bzw. Kriechbewegungen (s. Abschn. 15.4) iiber Jahrzehnte anhalten. Wenn die Schubspannung die Scherfestigkeit auf ungiinstig liegenden Flachen iibersteigt oder diese infolge Entlastung und anhaltender Schubverformungen auf die Restfestigkeit abfallt (s. Abschn. 2.7.6), konnen Boschungsbriiche auftreten. Die Neigung und Standfestigkeit einer Boschung sind in erster Linie von der Gelandeform, dem geologischen Aufbau und den Wasserverhaltnissen abhangig. 1m Einzelnen sind folgende Faktoren zu beachten: Untergrundaufbau, Schichtung, Kliiftung (besonders GroBkliifte und Storungszonen), Spannungszustand, HangzerreiBung Scherfestigkeit (qJ, c), bes. auf Trennflachen zeitabhangige Entlastungs- und Spannungsanderungen, Alterung von Boschungen Sickerwasser in der Boschung Belastungen auf der Boschung Art der Boschungsbefestigung und des Bewuchses H. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
Einwirkung der Witterung auf die Boschungsoberflache (Erosion, Frost, Verwitterung). Dariiber hinaus spielen fiir die Festlegung der Boschungsneigung noch folgende Faktoren eine Rolle, die Grundinanspruchnahme, Zwangspunkte durch vorhandene Bebauung, Planfeststellungsgrenzen, die Eignung der Abtragmassen als Erdbaustoffe und der Massenausgleich, der Zeitpunkt und die Dauer des Boschungsabtrags, vorbeugende MaBnahmen nach Abschn. 13.3 sowie auch die Inkaufnahme eines kalkulierten Risikos im Hinblick auf mogliche Rutschungen. AuBerdem miissen die Alterung von Boschungen sowie Unterhaltungsarbeiten und spatere SanierungsmaBnahmen beriicksichtigt werden. Bei einem Einschnitt ist die Boschungshohe (h) die Hohendifferenz zwischen Planum bzw. BoschungsfuB und dem Schnittpunkt der nicht ausgerundeten Boschung mit dem Gelande. Lockergesteinsboschungen haben in der Regel streng geometrische Formen. Felsboschungen sind aus landschaftsplanerischen Griinden moglichst unregelmaBig auszubilden (s. Abschn. 13.2). Die Boschungsneigungen werden zunachst nach den iiblichen Regelboschungen bzw. nach Erfahrungswerten festgelegt (s. a. DIN 1054-101, Abs. 2.5). Bei Boschungsneigungen bis 45° (1 : 1) ..::/
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Abb. 13.1 Rechnerisch ermittelte Kriechverformungen einer B6schung (einfaches theoretisches Modell).
13 Standsicherheit von Boschungen
340
geschieht dies als Verhaltniszahl (1:1; 1:1,25 [= 40°], 1:1,5 [= 33°], 1:2 [= 26°)), bei steileren Boschungen in Gradangaben, seltener in Verhaltniszahlen (Abb. 13.3). Anhaltswerte uber Boschungsneigungen enthalten auch die Erdbaurichtlinien der Deutschen Bahn AG (1999/2002). Boschungen bis 10 m Hohe werden in der Regel nach der Geotechnischen Kategorie GK 2 behandelt, daruber hinaus nach GK 3 (s. Abschn. 5.2). Weitere Einstufungskriterien fur GK 3 sind eine Kriechtendenz oder die Gefahr von SetzungsflieBen sowie Erdbebeneinfluss. Fur Boschungen in GK 2 ist der Nachweis der Standsicherheit nach DIN 4084 mit den Nachweisverfahren GEO 3 zu erbringen. In bindigen Boden werden hiiufig ab 5 m BoschungshOhe Standsicherheitsberechnungen gefordert. Rechenverfahren und Teilsicherheitsbeiwerte s. Abschn.
13.1.1 Grobkorn ige Boden In grobkornigen Boden wird die Boschungsneigung (/1) in erster Linie vom Reibungswinkel (cp) bestimmt, der seinerseits wieder von der KorngroBenverteilung, der Kornform und von der Lagerungsdichte abhangig ist. Die Boschungshohe spielt eine untergeordnete Rolle. Allgemein gelten fur grobkornige Boden folgende Anhaltswerte fur die Boschungsneigung: Bodengruppe
Boschungs h6he
Boschungsneigung
GW, GI, SW, SI
< 10 m > 10m
1 : 1,5 1: 1,5-1 : 1,8
GE,SE
< 10m > 10m
1 : 1,8 1 : 1,8- 2,0
5.7.
Bei hOheren FelsbOschungen kann die Boschungsform auch bei sorgfaltiger Vorerkundung nicht immer exakt im Voraus angegeben werden. Deshalb ist wahrend der Bauausfuhrung eine standige Beratung zweckmaBig, wobei mit Anderungen von den angenommenen Gegebenheiten aufgrund ortlicher Abweichungen gerechnet werden muss. Hierbei sind besonders das Trennflachengefiige und die Wasserfuhrung in der Boschung zu beachten.
13.1 Boschungsneigungen in lockergesteinen Nach den Richtlinien fur die Anlage von StraBen (RAS) sollen Boschungen ab 2 m Hohe eine einheitliche Boschungsneigung von 1:1,5 erhalten, mit Ausrundung am Dbergang zwischen Boschung und Gelande. Wenn diese Regelneigung aus geologischen oder erdstatischen Grunden nicht ausgefuhrt werden kann, konnen in Abhiingigkeit von der Bodenart und der Boschungshohe abweichende Boschungsneigungen angegeben werden. Dies ist besonders bei als rutschungsanfallig bekannten Schichtpaketen zu beachten (s. Abschn. 13.4 und 15.6). Vorab unbedacht festgelegte Regelneigungen haben schon ofters zu erheblichen Mehraufwendungen gefuhrt (QUICK et a1. 2004).
Voraussetzung ist, dass die Boschungen einigermaBen frei von Sickerwasseraustritten sind und keine bindigen Zwischenlagen auftreten, die als Gleitflachen wirken konnen. Unterschiede in der Kornverteilung, besonders aber Zwischenlagen mit schluffig-tonigen Beimengungen, konnen wasserstauend wirken und zu Sickerwasseraustritten fuhren. Besonders Feinsande tertHiren Alters, aber auch anderer Formationen, weisen haufig schluffige Lagen oder oft nur Millimeter dicke Tonlagen auf, die schon bei geringer Schichtneigung zu Boschungsbruchen fuhren konnen. In solchen Fallen sind Abflachungen gegenuber den oben genannten Boschungsneigungen oder sonstige SicherungsmaBnahmen zu empfehlen.
13.1.2 Feinkornige Boden
L...--
Bei bindigen Boden, deren Bruchscherfestigkeit T entsprechend der MOHR-CouLoMB'schen Bruchbedingung T=
c' + cr· tan qf
vom Reibungswinkel cp, der Kohasion c und der Normalspannung (J (s. Abschn. 2.7) bestimmt wird, ist die zuHissige Boschungsneigung sehr stark von der BoschungshOhe abhangig. Allgemeingilt:
341
13.1 Biischungsneigungen in Lockergesteinen
Bodengruppe
8iischungsh6he
Boschungsneigung
UL, UM, TL
<6m
1: 1,5
>6 m.
1: 1,5 bis 1: 2
Diese Werte gelten fUr homogene, leicht- bis mittelplastische Boden von mindestens steifplastischer Konsistenz, ohne ungiinstig einfallende Schicht- oder Kluftflachen und ohne wasserfiihrende Schichten. Als soIche konnen z. B. schon starker feinsandig-schluffige Lagen iiber oder in starker tonigen Schichten wirken. Bei starker plastischen Boden (TM, TA) spielt die Kohasion eine entscheidende Rolle. Ihre Wirkung ist bei langzeitlichen Standsicherheitsbetrachtungen, insbesondere bei Vorhandensein von Schichtflachen oder quelWihigen Tonmineralen, mit Vorsicht anzusetzen. Die oben genannten Boschungsneigungen sind dann haufig sehr steil, zumal gerade in tonigen Boden gerne Oberboden- oder Flachrutschungen auftreten. Besonders in tektonisch oder durch Verwitterungsbzw. Umlagerungsvorgange gestorten Tonen konnen Trennflachen verschiedener Art auftreten, auf denen ein Abfall der Scherfestigkeit, besonders der Kohasion zu verzeichnen ist. Boschungsneigungen in soIchen Boden sollten daher nicht steiler als 1:2 angelegt werden.
13.1.3 Gemischtkornige Boden Bei gemischtkornigen Boden kiinnen folgende Boschungsneigungen angesetzt werden: 8iischungsneigung
80dengruppe GU,GT
GU·, GT", SU, ST, SU·, ST"
<10
1: 1,5
> 10
1: 1,5 bis 1: 1,B
<6
1 : 1,25 bis 1 : 1,5
6
1: 1,5 bis 1: l,B
9 < h < 15
1 : l,B bis 1 : 2
Das Auftreten von wasserfiihrenden Schichten und von ausgepragten Schichtflachen ist bei diesen Boden besonders zu beachten.
13.1.4 Heterogene (geschichtete) Boden Bindige Boden mit grobkornigen Einlagerungen ohne WasserfUhrung konnen wie feinkornige Boden nach Abschn. 13.1.2 geboscht werden. Die Kohasion ist dabei sehr stark vom Wassergehalt abhangig, was sich besonders bei Hangschuttmassen und Basaltblocklehmen bemerkbar macht (s. Abschn. 13.4.3). Bei einem mehrfachen Wechsel im Bodenaufbau ist die Boschungsneigung den ungiinstigeren Schichten anzupassen. Einzelne weichere oder wasserfUhrende Schichten konnen durch Rigolen oder Steinpackungen (s. Abschn. 13.3.3) gesichert werden. In geschichteten Boden bilden sich Gleitflachen in Anpassung an den geringsten Scherwiderstand aus, in der Regel nach den Schichtflachen. Bei geneigter Schichtung oder ungiinstig liegenden Kluftflachen sind notigenfalls gegeniiberliegende Boschungen mit unterschiedlichen Neigungen (asymmetrisch) auszubilden. Die Oberflache von Tonschichten, fossile Verwitterungszonen bzw. Auflagerungsflachen jiingerer Ablagerungen oder auch diinne Tonlagen, z. B. in Feinsanden, weisen ebenfalls oft abgeminderte Scherfestigkeiten auf, die haufig die Ursache von Rutschungen sind, auch wenn kaum Wasser auftritt. Bei groBeren Machtigkeiten unterschiedlicher Schichten konnen gebrochene Boschungsneigungen vorgesehen werden, besonders wenn die Schicht mit der hoheren Scherfestigkeit unten liegt. Bei Schichten mit niedrigen Scherfestigkeiten im unteren Teil der Boschung kann die Auflast der steileren Boschung dariiber leicht zu einem Boschungsbruch fiihren. Dies ist besonders bei Festgesteinsboschungen iiber Lockergesteinen zu beachten.
3
342
13
13 Standsicherheit von B6schungen
13.1.5 AufgespUlte Boden L und Kippenboschungen Angaben iiber Boschungen von aufgespiilten Dammen bringt FLOSS (2006). Besonderen Untersuchungsaufwand erfordert auch die Standsicherheit von Halden- und Kippenboschungen (s. Abschn. 16.7 und 14). Unter Halden versteht man Aufschiittungen auf gewachsenem oder wieder urbar gemachtem Gelande, wahrend eine Kippe eine Aufschiittung innerhalb eines Tagebaus ist. Hierbei miissen das Absetzverfahren, der Autbau, die Scherfestigkeit und die Wichte des Materials, das Liegende und die Wasserverhaltnisse in und unter der Halde bzw. Kippe beachtet werden. Die endgiiltigen Boschungsneigungen betragen z. B. bei Kippen im Rheinischen Braunkohlengebiet 1: 4 bis 1: 5 (und flacher), zumal es im Laufe von Jahren durch Autbau eines Grundwasserkorpers in der Kippe zu einer Abminderung der Standfestigkeit kommen kann. Eine Halde bzw. Kippe sollte an der Basis und in den Randbereiehen aus gut durchlassigem Material aufgebaut werden, damit eine Entwasserung moglich ist. Erfahrungsgemaf~ treten besonders in Mischboden aus feinkornigem Material ortlich Bereiche starkerer Wasserfiihrung auf, die aus geringem auBeren Anlass zu SetzungsflieBen und FlieBrutschungen (s. Abschn. 15.3.5) fiihren konnen. 1m FlieBzustand sinken bei einem Sand-Wasser-Gemisch die Reibungswinkel auf qJ = 5-8 ab (KUNTZE & WARMBOLD 1994). 0
13.2 Boschungen im Fels Boschungen in wenig gekliifteten Festgesteinen konnen bei gebirgsschonendem Abtrag mit relativ steilen Neigungen angelegt werden. In geschichteten und gekliifteten Felsgesteinen wird die Standsicherheit einer Boschung weitgehend vom Trennflachengefiige, der Gesteinsausbildung und der Wasserfiihrung des Gebirges bestimmt. Die Gestaltung der Felsboschungen ist so weit wie moglich dem Trennflachengefiige anzupassen.
13.2.1 Einfluss des Trennflachengefuges und der Frostbesta nd igke it Fiir die Standsicherheit einer Boschung ist entscheidend, ob die Trennflachen aufgrund ihrer Stellung zur Boschung mechanisch wirksam werden konnen oder nieht. Ungiinstig liegel). die Verhaltnisse, wenn besonders Schiehtflachen flacher als die Boschungsflache in den Einschnitt geneigt sind. 1m Buntsandsteingebirge hat sich fiir die sog. "kritische Schichtneigung" ein Erfahrungswert ergeben, der je nach Gesteinsausbildung zwischen 100 bei den tonsteinreichen Folgen des Unteren und Mittleren Buntsandstein mit teilweise glatten oder stark glimmerbelegten Schichtflachen und etwa 180 fiir diekere Sandsteinbanke mit nur untergeordneten Tonsteinzwischenlagem liegt. Werden diese Werte iiberschritten oder liegen auch in den Sandsteinabfolgen einzelne Schichtflachen mit ungiinstiger Scherfestigkeit vor (z. B. groBflachige Glimmerlagen), so ist besonders bei gleichzeitigem Auftreten von GroBkliiften in oder hinter der Boschung mit Boschungsausbriichen zu rechnen. Das Gleiche gilt auch bei flachwelligen Schichtverbiegungen mit ungiinstiger Versteilung der Schichtung in oder hinter der Boschung (TRISCHLER & DURRWANG 1989). Diese Werte konnen sinngemaB auch auf vergleiehbare Gebirgsarten iibertragen werden. Boschungsausbriiche treten auch auf, wenn verschiedene Flachen sieh so kreuzen, dass die Verschneidungsflachen flach aus der Boschung fallen (Abb. 13.2). Berechnungsansatze s. Abschn. 5.7.2,5.7.3 und 5.7.6. Das (entscheidende) Trennflachenmuster ist bei der Vorerkundung von Abtragungsarbeiten im Fels mittels Bohrungen oft schwer abzuschatzen, da die Ausdehnung und der Durchtrennungsgrad (Ausbisslange) sowie die geotechnische Wirksamkeit von Trennflachen sehr stark von ihrer Ausbildung sowie dem Verwitterungsgrad und der Verbandsfestigkeit des Gebirges abhangig sind. Eine einigermaBen zuverlassige Abschatzung ist praktisch nur im groBflachigen Aufschluss moglich, und zwar am besten durch Vergleich ahnlieher, altangelegter Boschungen in der Umgebung nach geologischpetrografischen und gefiigekundliehen Gesichtspunkten. Solche Erfahrungswerte sind meist
343
13.2 Biischungen im Fels
13
Kluftsleliung
/ ( S treiChen 330', Einfallen 60· nath E) ung
der Boschung
(Streichen 175', Einfallen 50' nath E. )
uflsteliung
(Streichen 130', Einfallen 70 0 nach SE) "''''''rl''~II''' lu ng
(Streichen 225', Einfallen 70' nath S )
'--_______ Kreuzlinie der Kluftverschneidungen, die flacherals der Hang einfallen. zuverlassiger als eine gefligekundliche Aufnahme von kleinflachigen frischen Aufschlussen. Auch in einem stark verwitterten Gebirge mit geringer Gesteinsfestigkeit muss das ursprunglich vorhandene Trennflachengefuge berucksichtigt werden, da es auch dann Schwachezonen darstellt, die mechanisch wirksam werden konnen. AuBer Gleiten auf ungunstig ausstreichenden Trennflachen sind bei hohen Boschungen auch ein Kippen oder Ausknicken steilstehender Flachen (s. Abschn. 15.3.2) und Bewegungen auf Bruchstaffeln zu beachten, d. h. das DurchreiBen des Gebirges von Flache zu Flache. Neben dem Trennflachengefuge und den auf den Trennflachen teilweise stark abgeminderten Scherfestigkeiten ist auch die Grundwasserfiihrung im Gebirge zu berucksichtigen (s. Abschn. 5.7.7). Der Kluftwasserdruck bzw. Stromungsdruck wirken selbst in feinsten Kluften. Von Bedeutung ist immer auch die Verwitterungsbestandigkeit der Gesteine gegenuber Frost, der Winderosion und dem Einfluss von Wasser (s. Abschn. 12.4.1). Bei Boschungen in Wechsellagerungen tonig-mergeliger Schichten mit harteren Banken wittern die frostempfindlichen Zwischenschichten leicht heraus, und die festen Gesteinsbanke brechen nacho Verwitterungsanfallige Zwischenschichten mussen deshalb entsprechend flach gebOscht oder anderweitig gesichert werden.
13.2.2 Boschungsneigungen und Boschungsformen Haufig werden Felsboschungen in StraBeneinschnitten aus optischen Grunden und auch wegen der Steinschlaggefahr nicht steiler als 1 : 1
Abb. 13.2 Beispiel einer GefUgedarstellung in der Lagenkugel mit GroBkreisen und Schnittgeraden.
geboscht, auch wenn dies aus ingenieurgeologischen Grunden moglich ware. Nur in Anschnitten, besonders an steilen Talhangen, wird die mogliche Boschungsneigung weitgehend ausgenutzt. Als Anhalt flir die Gestaltung von FelsbOschungen konnen die auf Abb. 13.3 dargestellten Boschungsneigungen und Boschungsformen herangezogen werden. Unter die Gruppe B fallen unverwitterte, wenig gekluftete Tiefen- und Ergussgesteine wie Granit, Diabas, Basalt sowie dickbankige harte Sedimentgesteine wie Kalkstein, Dolomit, Sandstein und Grauwacken ohne die Standfestigkeit abmindernde mergelig -tonige Zwischenlagen. Zur Gruppe C gehoren die Gesteine der Gruppe B mit leichter Anwitterung bzw. mittelstandiger Kluftung und einzelnen tonig-mergeligen Zwischenlagen sowie verwitterungsbestandige sandige Tonschiefer. In die Gruppe D sind starker angewitterte und gekluftete Gesteine der Gruppen B und C sowie Wechsellagerungen von festen, einigermaBen frostbestandigen Sedimentgesteinen zu stellen. Schmale Storungs- und Zerruttungszonen mussen notfalls besonders gesichert werden. Breitere Storungszonen bedurfen oft einer Abflachung und Ausrundung der Boschungen. In Gruppe E sind milde Tonschiefer, Wechsellagerungen von Sand- oder Kalksteinen mit frostempfindlichen Ton- und Mergelsteinen und ahnliche Gesteinsserien zu stellen. Dickere, harte und frostbestandige Banke konnen dabei als Klippen herausgearbeitet werden (Abb. 13.4). Boschungen in entfestigten, stark verwitterten Tonsteinen oder Tonschiefern neigen sehr stark zu Oberflachenrutschungen und sollten wie hochplastische Lockergesteine behandelt werden.
344
13
13 Standsicherheit von B6schungen
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FELSGRUPPE
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FELSGRUPPE
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FELSGRUPPE
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Abb. 13.3 Gestaltung von Felsb6schungen bei verschiedenen B6schungsh6hen und Felsarten (nach BRANDECKER 1971, ergiinzt).
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Abb. 13.4 B6schungsgestaltung in einer Sandstein-TonsteinWechselfolge mit harten, frostbestiindigen Biinken (aus TRISCHLER & DORRWANG 1989).
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13.3 SicherungsmaBnahmen
13.2.3 Herstellen von Felsboschungen Die SicherungsmaBnahmen flir eine Felsboschung setzen praktisch schon mit der Ausschreibung, insbesondere der Losearbeiten an der Boschungsflache ein. Nach ZTVE-StB 09 ist beim Herstellen von Felsboschungen der Abtrag eines 1 m-Bereiehes vor der Sollboschung durch schonende Sprengverfahren oder andere schonende Loseverfahren vorzunehmen (nieht ReiBen). Bei der Notwendigkeit von einzelnen Lockerungssprengungen nahe der Boschungsflache dUrfen in dieser keine Sprengtrichter entstehen. Bei der Herstellung von Felsboschungen mit schonender Sprengarbeit muss die Arbeitsmethode (Bohrlochanordnung, Sprengstoff, Ladung, ZUndung) auf die GebirgsverMltnisse abgestimmt werden. Die Abtragungssprengungen durfen mit ihrer Auflockerungswirkung nur bis hochstens 1,0 m an die Boschungssollflache heranreichen. Die letzte Bohrlochreihe des Hauptabschlags ist bereits parallel zur Boschungsoberflache zu bohreno Die Boschungsflache selbst muss durch eng gebohrte, boschungsparallele und leicht besetzte Sprengbohrlocher freigelegt werden. Bei dieser Methode des boschungsschonenden SchieBens wird zwischen Vorkerben, Vorspalten, Abspalten und Abkerben unterschieden (FGSV-Merkblatt fUr die gebirgsschonende Ausflihrung von Spreng- und Abtragsarbeiten an Felsboschungen, 1984). Bei der Herstellung von StraBenboschungen hat sieh das Vorspalten am besten bewahrt. Dazu werden in der Boschungsflache eine Bohrlochreihe fUr das Vorspalten mit Lochabstanden von 0,6 bis 0,8 m gebohrt, mit einer gestreckten Saule aus hochbrisantem Sprengstoff (Anbinden einzeIner Patronen an eine Sprengschnur) geladen und in MomentzUndung vor der Abtragssprengung bzw. als ZUndstufe 0 der Abtragssprengung gezUndet. Hierbei werden die Felsstege zwischen den Bohrlochern durch das Uberlagern mehrfach reflektierender Scherwellenfronten durchgeschlagen (s. Abschn. 12.1), ohne das Gebirge dahinter starker zu beanspruchen. Das Boschungsprofil Wlt nachher beim Abtrag einigermaBen glatt durchgerissen an. Auf diese Weise konnen Felsboschungen, die bislang bei Boschungsneigungen von 1: 1 noch besondere Si-
345 cherungsmaBnahmen erforderten, ohne diese MaBnahmen auf 50° bis 60° versteilt werden. Der in Abb. 13.3 dargestellte Abstand der Bermen ergibt sich aus der bei diesen Verfahren Ublichen maximalen Bohrlochtiefe der Vorspaltbohrungen von 10 bis 12 m. Das Profilieren von Felsboschungen mit einem Bagger oder einem Flachbaggergerat ist so vorsichtig vorzunehmen, dass keine GefUgelockerung auftritt. Dies gelingt in der Regel nur bei kleinklUftigen, mUrben Gesteinen. Sollen bei Wechsellagerungen mit harten, frostbestandigen Banken diese als Klippen oder Felsstufen erhalten bleiben, so sind die Boschungsflachen mit geeignetem Gerat und von Hand unter Ausnutzung der vorhandenen Trennflachen ohne Lockerung der Felsblocke herzustellen (Abb. 13.4).
13.3 SicherungsmaBnahmen Bei den SieherungsmaBnahmen zum Schutz von Boschungen ist zwischen MaBnahmen beim Boschungsbau und Vorkehrungen gegen Oberbodenabrisse sowie gegen Flach- und Tiefrutschungen zu unterscheiden. Flachere Boschungen und eine starkere Abrundung der Boschungskanten vermindern die Erosionsgefahr. Oberbodenabrisse und Flachrutschungen konnen meist durch EntwasserungsmaBnahmen, SteinstUtzkorper oder Lebendverbau stabilisiert werden. Ais langfristig wirkender Erosionsschutz werden heute Mufig grobe, gitterartige Kokos- oder Jutematten bzw. Wirrgelegestrukturen eingesetzt, die den Oberflachenabfluss deutlich verzogern. Flachige Erosionsschutzmatten mUss en ggf. durch Erdnagel (z. B. U-Krampen) gesiehert werden (s. FGSV-Merkblatt M Geok 2005). Auch wabenartige Kunststoffmatten, die eingeschUttet werden, oder auch Vliesstoffe und gesteppte Matten, in die bereits Saatgut eingearbeitet ist, finden Anwendung (s. Abschn. 13.3.2). Hohere Boschungen konnen auch mit Stahlgittermatten belegt werden, die mit Verankerungselementen befestigt und mit bewuchsHihigem Bodenmaterial gefUllt werden (Abb. 13.5). MaBnahmen zum Schutze gegen tiefer greifende Boschungsbewegungen sind in erster Linie
3
13 Standsieherheit von Bosehungen
346
1 - - - - - Einbindung in den Bestand ~....- -
Stahlgitter schrllg verlegt Steine und Mutterboden
Erdnagel - - - ----,/0< mit Verteilereisen
Einbindung am Fuss
Abb. 13.5 Mit Stahlgittermatten und Bodennageln gesieherte und mit Oberboden eingesehuttete BosehungsWiehe (Firmenprospekt).
Boschungsabflachungen und konstruktive Ma6nahmen, wie sie besonders im Abschn. 15.5 behandelt werden. Eine vollkommene Sicherung ist aus wirtschaftlichen Grunden oft nicht moglich. In solchen Hillen wird bewusst ein gewisses Risiko in Kauf genommen, das durch messtechnische Uberwachung der Boschung eingegrenzt werden kann (s. Abschn. 15.5.6).
13.3.1 MaBnahmen beimBoschungsbau Bei der Anlage von Boschungen sind zeitweilige Dbersteilungen oder Unterschneidungen der Boschungslinie sowie besonders das Ausheben von Graben am Boschungsfu6 moglichst zu vermeiden. Zur Stabilisierung der BoschungsfuBe, oder wenn zur optimalen FHichennutzung eine
a Abb. 13.6 SieherungsmaBnahmen beim Bosehungsbau a) Bosehungsbflaehung b) GabionenstUtzkonstruktion zur Sieherung des BosehungsfuBes.
steilere Boschung erforderlich wird, kann der versteilte Boschungsteil durch Gabionen gesichert werden (Abb. 13.6). Gabionen sind korrosionsgeschutzte (verzinkte) Drahtkorbe, die leer aufgestellt und dann mit Steinen gefullt werden. Bei Einsatz derartiger bewehrter Schuttkorper bzw. geotextilbewehrten Erdstutzkonstruktionen zur Stabilisierung von versteilten Boschungen sind die EBGEO, die DIN EN 14475 (2006) sowie Abschn. 14.3.1 zu berucksichtigen. Lockergesteinsboschungen konnen auch durch eine Bodenbewehrung mit vielfaserigem Endlosgarn stabilisiert werden. Der Boden an der Boschungsoberflache wird in einer Dicke von 0,5 bis 1,5 m mit Synthesegarn versetzt. Die Bodenbewehrung verleiht dem Boden eine erheblich groBere Kohasion (100-300 kN/m 2 ) Urn Lockergesteinsboschungen steiler als nach Abschn. 13.1 gestalten zu konnen, kann auch eine Bodenvernagelung eingesetzt werden (s. Abschn. 10.3.5). Dauerbodennagel werden auch mit werksseitig aufgebrachtem Korrosionsschutz angeboten (meist Kunststoffhiilsen). Eine andere Moglichkeit zur Verbesserung der Standfestigkeit von Boschungen sind Diibel gemaB Abschn. 15.5.4 (Abb. 13.7) bzw. auch kleinkalibrige prahle (Abschn. 8.4.3). Bei tiefen Einschnitten kann die Anlage von Bermen in der Endboschung zweckmaBig sein, wenn diese einen geregelten Wasserabfluss erhalten und, soweit erforderlich, fUr die Unterhaltung der Boschung befahrbar ausgebildet werden. Die Bermenbreite muss dann allerdings 2 bis 3 m betragen. Der Hohenabstand betragt in der Regel 8 bis 12 m und wird zweckmaBigerweise nach dem Schichtenaufbau bzw. nach Wasserhorizonten oder nach Neigungsanderungen der Boschungslinie festgelegt. Bermen bewirken zwar eine Abflachung der Gesamtboschungsneigung, tragen aber nicht immer zur Erhohung der Standsicherheit bei. Nicht richtig entwasserte Bermen konnen die Standsicherheit einer Bo-
b
13.3 SicherungsmaBnahmen
347
13
mllgUehe Trennl!.lcl!en
schung verschlechtern (Abb. 13.8). In Lockergesteinen und absandenden bzw. aufwitternden Festgesteinen tragen Bermen auch zur Begrenzung der Erosion bzw. Abwitterung bei, an Felsboschungen auch zur Verminderung der Steinschlaggefahr. Eine Empfehlung fur die Anlage und Ausbildung von Bermen bringen WrCHTER et al. (I989). Steinschlaggefahr liegt vor, wenn eine Felsboschung zwar standfest ist, aber die Gefahr des Ausbrechens und Absturzens einzelner Steine oder Felsbrocken aufgrund vorangegangener Hangentspannungs- und Verwitterungsprozesse besteht (s. Abschn. 15.3.1). Unterschieden werden dabei sog. primarer Steinschlag direkt aus einer Felswand und sekundarer Steinschlag aus Schuttmassen (KRAUTBLATTER & MOSER 2005). Ausloser von Steinschlag sind meist externe Fak-
GC/NSTIG
-
BERME
I.JNG\)ISTIG Abb. 13.8 Querschnittsausbildung von Bermen (aus WICHTER et al. 1989).
Abb. 13.7 BohrpfahldGbel zur Biischungssicherung bei unregelmaBigen und ungGnstig einfallenden Schichtflachen (a us QUICK et al. 2004).
toren, wie hohe Niederschlagsintensitaten oder Frostwechsel. Weitere Angaben dazu, sowie rechtliche Aspekte und allgemeine Sicherheitsbetrachtungen bringt HAFNER (1993). Ein Grundstuckseigentumer haftet nicht fur eine von einem Hanggrundstuck ausgehende Gefahr, wenn diese ausschlieBlich auf Naturkrafte zuruckzufuhren ist. Nach einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs von 1996 haftet der Grundstuckseigentumer als Zustandsstorer aber grundsatzlich, wenn diese Gefahr durch irgendwelche Arbeiten erhOht worden ist, es sei denn, die Gefahr geht eindeutig und ausschlie6lich auf natiirliche Ursachen zuruck. Ais erste Ma6nahme gegen Steinschlag mussen Felsboschungen von Hand beraumt werden. Ais einfache Steinschlagsicherung dienen Fangzaune, Fangmauern oder auch nur doppelte Stra6enleitplanken in Verbindung mit einem gewissen Fangraum. Buschwerkbepflanzung wirkt erst langfristig. Fangzaune bzw. Steinschlagbarrieren (z. B. Ringnetzbarrieren) am Hang mussen entsprechend den moglichen Fallparabeln der abfallenden Steine bzw. Blocke und deren Fallenergien dimensioniert werden (KRAUTBLATTER & MoSER 2005). Volle Steinschlagsicherung wird durch Bespannen mit Drahtseilnetzen mit hinterlegtem Maschendrahtnetz erreicht. Diese aufgelegten, doppelt feuerverzinkten Maschendrahtnetze werden bei Boschungsneigungen ab 50° haufig eingesetzt (s. SPANG & KARDEL 2002). Die Lebensdauer solcher flexibler Boschungsschutzvorrichtungen wird mit 20 bis 25 Jahren angenommen (KRAUTER & SCHOLZ 1996). Fur die primare Sicherung von Felsboschungen stehen verschiedene Moglichkeiten zur Verfiigung, die im Gegensatz zu den Steinschlagschutzma6nahmen das Ziel haben, die absturzgefahrdeten Felsbereiche an Ort und Stelle zu
348
13 Standsicherheit von B6schungen
13
Abb. 13.9 B6schungssicherung in einer mit etwa 20° einfallenden Wechselschichtung des Mittleren Buntsandstein mittels Ankerbl6cken und Ankerung (aus TRISCHLER
& DORRWANG 1989).
halten. Einzelne, durch Trennflachen abgetrennte, in sich feste Gesteinspartien konnen durch korrosionsgeschutzte Anker von 4 bis 6 m Liinge (Abschn. lO.5), groBere zerkluftete Felspartien durch Spritzbeton mit Baustahlgewebe und Ankern (QUIRIAM et al. 2008) oder durch hochfestes Stahldrahtgeflecht, das uber Felsnagel vorgespannt werden kann, gesiehert werden (FLUM et al. 20lO). Die aktive Verspannung verhindert Blockausbruche und wirkt auch Ausbauchungen entgegen. Ais weitere bautechnische MaBnahmen kommen auch Ankerbalken (STRAUSS 2009), geankerte Betonplomben, aufgeloste oder andere Stutzkonstruktionen, haufig mit Dauerankersicherung, in Betracht. Gelegentlich werden auch mit Dauerankern ruckverankerte, in die Boschungsflache eingebettete Stahlbetongitterroste oder in einem regelmaBigen Raster von 4-5 m angeordnete, verankerte Stahlbeton-Lastverteilungsb16cke zur Sieherung flacher, nieht standfester Boschungen eingesetzt (Abb. 13.9). Fur lange Ankerstrecken kann auch HDD- Bohrtechnik eingesetzt werden (s, Abschn. 17.6.5 und BAYER & POWELL 2008). Flache Ausbauchungen und Dellen in der Boschung konnen Anzeichen beginnender Rutschungen sein. Bei flachen Schalengleitungen reichen die oben genannten MaBnahmen zur Sanierung im Allgemeinen aus. Bei tiefer greifenden Bewegungen mussen weiterfuhrende Entwasserungs- und erdbautechnische MaBnahmen ergriffen werden, die im Abschn. 15.5 behandelt sind.
13.3.2 LebendverbaumaBnahmen Zum Schutz gegen Erosion sind Lockgesteinsboschungen unverzuglich zu begrunen oder durch geotextile Erosionsschutzmatten zu siehern. Am starksten gefahrdet sind Boden mit hoher Schluffdominanz sowie Feinsandboden, die beide nach Durchfeuchtung nur noch geringe Kohiision aufweisen. Weniger anfallig gegen Bodenerosion sind grobkornige sowie tonige und skelettartige Boden. Der Oberbodenauftrag auf Boschungen erfolgt in einer Dicke von 8 bis 12 em. Bei groBerer Dicke besteht nach starkeren Niederschlagen die Gefahr von flachen Oberbodenrutschungen. Die Einsaat mit standortgerechtem Saatgut sollte mogliehst zu Beginn der Vegetationsperiode erfolgen. Aufhumusarmen Flachen kann zusatzlieh eine Mulchschicht mit organischen Klebern aufgebracht werden. Bei Boschungsneigungen von 1:1,5 wird der Oberboden haufig durch Schragfurchen oder Faschinen gesichert. Ein rasch wirksames, schutzendes Geflecht gegen Erosion kann auch durch Einmischen von vielfaserigem Synthesegarn erreicht werden (s. oben). Bei starker tonigen Boden hat die Sicherung der Boschungsoberflache zu erfolgen, bevor Trockenrisse entstehen, die bei nachtraglicher Durchnassung hiiufig Ursache von Oberflachenrutschungen sind. Ab einer Boschungsneigung von 1:1,25 erfolgt die Begrunung der Boschungen meist durch Anspritzverfahren. Die Anspritzsaat besteht aus einer Mischung von Saatgut, Dunger, Bodenverbesserungsstoffen und einem Kleber.
13.4 Erfahrungswerte von B6schungsneigungen in den deutschen Mittelgebirgen
Durch Lebendverbau, d. h. den Einbau von Busch- oder Heckenlagen, auch "lebend bewehrte Erde" genannt, wird durch die Verbindung von Boden und den eingelegten Zweigen und Asten von wurzelbildenden Biischen (z. B. Weiden) nach der ersten Vegetationsperiode eine Verbundfestigkeit der Boschungsflache erreicht, die auch rechnerisch nachgewiesen werden kann (SCHUPPENER 2001). Der oberirdische Teil des Buschwerks treibt aus und bewirkt gleichzeitig einen Wasserentzug sowie einen Schutz vor Erosion und Austrocknen des Bodens durch Sonneneinstrahlung. Lebendverbau kann nur Boschungen und Erdbauwerke schiitzen, die in sich standfest sind. Er benotigt anfangs Pflege, spater erhalt er sich selbst.
13.3.3 EntwasserungsL maBnahmen Die MaBnahmen zur Entwasserung von StraBen bzw. Boschungen sind in den Richtlinien fiir die Anlage von StraBen, Teil Entwasserung (RAS-Ew, 1987), Abschn. 4.3, Sickeranlagen, beschrieben. Bei den Sickeranlagen werden Sickerstrange, Sickergraben, Sickerschichten, Sickerstiitzscheiben und Tiefensickerschichten unterschieden. Oberflachenwasser muss oberhalb der Boschung durch hangparallele Gerinne oder Graben, notigenfalls mit dichter Sohle, gesammelt und abgeleitet werden. Hanggrundwasser in den Deckschichten wird durch hangparallele Sickerschlitze (Hangsickerstrang) gefasst und abgeleitet. Die Schlitzbreite betragt in der Regel 0,8 bis 1,0 m, die Tiefe bis 5 m. Die Ummantelung des Sickerrohres erfolgt mit Filterkies und Schutzvlies gemaB Abschn. 9.2. Der Sickerschlitz muss nach Moglichkeit in die wasserundurchlassige Schicht einbinden. Urn die Rutschgefahr nicht zu verstarken, muss ausreichender Abstand vom oberen Boschungsrand gehalten werden. Tiefere Sickerschlitze konnen in Form von Tiefdranschlitzen als GroBbohrpfahlwande aus durchlassigem Einkornbeton hergestellt werden (Abb. 15.25). Bei flachen Boschungen werden Sickerschlitze am BoschungsfuB angeordnet, urn das Grundwasser in der Boschung abzusenken.
349
Bei Ausstreichen wasserfiihrender Schichten in der Boschung werden Langssickerschlitze in der Boschung, notigenfalls auf Bermen, angelegt. Sind die Wasseraustritte unregelmaBig, wird die Boschung durch eine Boschungssickerschicht entwassert, die gleichzeitig als Belastungsfilter wirkt. Ihre Dicke muss aus Griinden der Frostfreiheit mindestens 1 m betragen. Starkere Wasseraustritte in Boschungen werden durch Boschungsrigolen, Steinstiitzkorper oder Sickerstiitzscheiben aus Einkornbeton in den Boschungen gefasst und abgeleitet. Einzelheiten iiber die Ausfiihrung siehe FLOSS (2006). Die Tiefe des Gesamtaufbaus muss frostfrei sein. Die Boschungsrigolen werden oft in Aste aufgespalten und bieten in ihrem unmittelbaren Bereich auch Schutz gegen Oberflachenrutschungen. Mit den angefiihrten EntwasserungsmaBnahmen, die teilweise auch eine gewisse Stutzfunktion haben, kann Oberbodenabrissen und Flachrutschungen wirksam vorgebeugt werden, wenn mogliche Wasseraustritte in der Boschung wahrend der Bauarbeiten sorgfaltig beobachtet und die MaBnahmen richtig angesetzt werden. Eine absolute Sicherung vor solchen Boschungsschaden ist allerdings auch damit nicht moglich bzw. der Aufwand dazu ware unwirtschaftlich. Nach anhaltend starken Niederschlagen ist in den Anfangsjahren nach dem Bau immer mit gewissen Rutschungserscheinungen zu rechnen, deren Sanierung aber in der Regel wirtschaftlicher ist als zu umfangreiche VorbeugungsmaBnahmen. Fur Bahntrassen, bei denen eine spatere Sanierung ohne massive Storung des Verkehrs nicht moglich ist, mussen die Boschungen von vornherein entsprechend flacher, d. h. mit groBerer Sicherheit gestaltet werden.
13.4 Erfahrungswerte von Boschungsneigungen in den deutschen Mittelgebirgen Erfahrungen uber Boschungsneigungen und -ausbildung stehen den Autoren nur regional begrenzt zur Verfugung. Sie konnen aber sinngemaB auf andere geologische Formationen uber-
3
13 Standsicherheit von Boschungen
350
13 Diabas (m. Tenscluel",· unci ScIuoIsI""'''IflIagen) BOschungsne.gung 60" bts 70' T""ochlefef, B/lochungsnelgung 1 1
Abb. 13.10 Beispiel einer Boschungsgestaltung nach der Geologie gegenuber dem ersten Entwurf einer sehr aufwandigen StOtzmauer.
tragen werden und als Grundlage fur die eigene Erfahrungsbildung dienen.
L
13.4.1 Alte Gebirge
Harte, sandige Tonschiefer konnen bei gunstiger Ausbildung und Stellung der Trenn£lachen und bei schonendem Abtrag 60°, ggf. auch 70°, steil gestellt werden (Abb. 13.1O). Hierbei ist allerdings Steinschlagsicherung durch Netzbespannung notig. Bei ungunstiger Stellung der Haupttrenn£lachen oder in milden Schiefern mussen die Boschungsneigungen 45° (1:1) oder £lacher, z. B. bei groBeren Boschungshohen 1:1,25 bis 1:1,5 angelegt werden. Stark tonig verwitterte Tonschiefer sind auch mit 1:1,5 oft nicht standfest. Hier ist vor allen Dingen mit Flachrutschungen im Bereich der Austrocknungs- bzw. Frosteinwirkungstiefe zu rechnen. 1m Granit bzw. Diabas (und anderen harten Tiefen- und Ergussgesteinen) konnen Boschungen bei gunstiger Ausbildung der Trenn£lachen 50° bis 70° steil gestellt werden. Voraussetzung sind auch wieder schonende Sprengarbeit unter Ausnutzung der Kluft£lachen und notigenfalls Netzbespannung. Haufig werden solche Boschungen nur 1:1 geboscht unter Herausarbeiten von massiven Felskorpern als Klippen. Eine solche Boschungsneigung hat den Vorteil, dass nicht erkannte Storungs- und Zerruttungszonen leichter beherrscht werden konnen und ggf. keine Netzbespannung erforderlich wird.
Schalstein, eine lokale Bezeichnung fur Diabas tuff, besitzt eine gewisse Schieferung und neigt zu schalenformiger oder plattiger Absonderung. Aufgrund seines Kalkgehalts ist er verwitterungsanfallig und weist haufig lehmig-tonige Belage auf Schieferungs- oder Kluft£lachen auf. Storungszonen sind oft tiefgrundig und Zehnermeter breit lehmig verwittert. Die moglichen Boschungsneigungen sind auch im festen Schalstein sehr stark yom Trenn£lachengefuge abhangig, wobei die geringe Verbandsfestigkeit auflehmig angewitterten Flachen beachtet werden muss. Auf eine seltene, aber bautechnisch sehr unangenehme Besonderheit weisen FRIEDRICH, PRINZ & WILMERS (1976: 102) hin, namlich einen feinverteilten Pyritgehalt im Schalstein, der durch Sauerstoffzufuhr nach Freilegen der Boschung zu freier Schwefelsaure umgesetzt wurde, welche das Gestein tiefgrundig zersetzt hat (s. Abschn. 2.2.3). Quarzit und Grauwacke konnen bei gunstiger Lagerung bis 60° steil geboscht werden. Bei haufigeren Tonschiefereinlagerungen sind Ab£lachungen auf 1: 1 und £lacher notig.
13.4.2 Schichtgesteine Dickbankige, harte Sandsteine, z. B. des Buntsandstein (Solling, Main- und Neckargebiet, Bad Kreuznach-Trierer Raum), konnen bei Anwendung von Sprengarbeit kaum steiler als 45° bis 60° geboscht werden. 1m Ein£lussbereich der Hang-
13.4 Erfahrungswerte von B6schungsneigungen in den deutschen Mittelgebirgen
zerreiBung ist eine Abflachung auf eine generelle Boschungsneigung bis 1:1,5 zu empfehlen. Die Sandsteinfolgen des Unteren und Mittleren Buntsandstein (Sandsteine der BernburgFolge, Volpriehausener, Detfurther und Hardegsener Sandstein) konnen 1: 1 bis max. 50° geboscht werden. Die kritische Schichtneigung betragt rd. 18°. Nach neueren Erfahrungen treten jedoch auch in diesen Sandsteinabfolgen einzelne Schichtflachen mit abgeminderter Scherfestigkeit auf, was die kritische Schichtneigung auf 10° bis 12° abfallen lasst (Abschn. 13.2.1). Sandsteine mit tonig-ferritischem und dam it nicht frostbestandigem Bindemittel verwittern rasch und sollten nicht steiler als 1:1,25 bis 1:1,5 geboscht werden. Die Wechselfolgen des Unteren und Mittleren Buntsandstein werden gewohnlich 1:1,25 (40°) bis 1:1,5 geboscht, bei geringem Tonsteinanteil und gunstigem Schichtfallen auch bis 1: 1. Die kritische Schichtneigung betragt etwa 10° (s. Abschn. 13.2.1). Zwischengeschaltete machtigere Sandsteinbanke konnen, wenn sie frostbestandig sind, herausgearbeitet werden (s. Abb. 13.4). Die Wechsellagerungen von Ton- und Sandsteinen des Rotliegenden sind als rutschungsanfallig bekannt. Gleitungen auf Schichtflachen sind weit verbreitet (s. Abschn. 15.6.1). Die Boschungsneigungen muss en entsprechend flach 0: 1,5 und flacher) gehalten werden. Tonsteine des Rot werden allgemein 1:1,5 gebOscht, bei starker mergelig-dolomitischer Ausbildung auch 1:1 bis 50°. Hierbei ist aber mit Abwitterungserscheinungen zu rechnen. Die Rot-Muschelkalk-Grenze ist allgemein als rutschanfallig bekannt (vgl. Abschn. 15.6.3). Die Gesteine liegen in dies em Grenzbereich oft umgelagert und in vollig gestOrter Lagerung vor. Die Boschungsneigungen mussen dann meist mit 1:2 angelegt werden. Oft sind zusatzliche Entwasserungs- und StabilisierungsmaBnahmen notig. Diinnbankige Kalksteine des Unteren Muschelkalk werden bei horizontaler Schichtlagerung 1:1 (bis z. T. 50°) geboscht. Die kritische Schichtneigung betragt 10° bis 15°. Bankige Kalksteine des Oberen Muschelkalk werden bei horizontaler Schichtlagerung 50° bis 60°, z. T. 70° geboscht. Die kritische Schichtneigung betragt rund 15°. Die Ton- und Mergelsteine des Muschelkalk konnen allgemein 1:1,5, als Residualtone und in
351
Storungszonen mit 1:2 geboscht werden. Die kritische Schichtneigung betragt 10° bis 12°. Feinsandsteine des Keuper sind etwa den Wechselfolgen des Buntsandsteins gleichzusetzen 0:1,25 bis 1:1,5). Die Tonsteine des Keuper sind mit den Tonsteinen des Rot vergleichbar. In den Tonsteinen des Keuper treten in unregelmaBigen Abstanden Schichtflachen mit abgeminderter Scherfestigkeit auf, flir die eben falls eine kritische Schichtneigung von 10 bis 12° gilt. Besonders rutschgefahrdet sind Einschnittboschungen im Knollenmergel (s. Abschn. 15.6.4). In Suddeutschland zahlen besonders die vertonten Tonsteine des Jura (Opalinuston und Ornatenton) zu den Problemgebieten, in denen haufig mit Umlagerung und starker Rutschungsanfalligkeit gerechnet werden muss. In dies en Schichtpaketen treten haufig bereits bewegte, flach einfallende Schichtflachen auf, die in Bohrungen oft nicht als solche erkannt werden. (QUICK et al. 2004). Die Boschungsneigungen muss en dementsprechend flach 0:2 und flacher) gehalten werden (s. Abschn. 15.6.5). Kalkstein (Massenkalk oder Quaderkalk in horizontaler Lagerung) erlaubt Boschungsneigungen von 70° bis 80°. Bei tonigen Zwischenlagen ist eine Abflachung in Abhangigkeit von der Wechselschichtung und vom Schichtfallen erforderlich.
13.4.3 Tertii:ire und quartare Gesteine, Braunkohletagebaue und Tagebaurestlocher Tertilire Tone werden allgemein 1:1,5 geboscht. Dabei treten immer wieder flache Rutschungen auf, die aber auch bei 1:2 nicht auszuschlieBen sind. In Gebieten mit leichter Rutschmorphologie und in Tonen mit (wasserfiihrenden) Sandzwischenlagen bzw. quellfahigen Tonmineralen ist eine Abflachung auf 1:2 oder flacher angebracht. Andernfalls sind SondermaBnahmen erforderlich (s. Abschn. 15.5.1). Tertiiire Feinsande werden generell1:1,8 bis 1:2 geboscht. Eine geotechnische Aufgabe besonderer Art ist die Dimensionierung von tiefen Tagebauboschungen, wie sie sowohl in den sachsischen als auch in den rheinischen Braunkohlengebieten
13
352
13 Standsicherheit von B6schungen
1 :----~
~
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Abb. 13.11 Ausbildung einer Tagebaub6schung im Rheinischen Braunkohlerevier nach wahrschein lichen Gleitfugen und Standsicherheitsuntersuchungen (aus PIERSCHKE 1985).
mit BoschungshOhen bis uber 200 m anfallen. Die Gesamtboschungsneigungen, einschlieBlich Bermen, betragen bei horizontaler Lagerung der hier vorwiegend feinsandig ausgebildeten Tertiarfolge 1:2,5 bis 1:3 (Abb. 13.11). Neben der zu erwartenden Standzeit der Boschung (Endboschung, Tagebaurandboschung, Betriebsboschung) und besonderen Lastfallen (z. B. nahe Bebauung, Geratestandsicherheit) muss vor allen Dingen gepruft werden, welche Schwachezonen in der geplanten Boschung (GroBkluft- oder Verwerfungsflachen, Schichtflachen) als Bruchflachen in Betracht kommen und welche Scherfestigkeiten darauf angesetzt werden konnen (GOLDSCHEIDER
&
LIZCANO-PELAEZ
2003,
darin Lit.). Auf Schichtflachen in Tonen ist, wie Ruckrechnungen gezeigt haben, haufig nur noch eine Restscherfestigkeit von CPR = 8-12° wirksam, besonders wenn auf solchen Flachen bereits Horizontalbewegungen stattgefunden haben (s. Abschn. 15.4). Auch auf Kluftflachen in Tonen muss mit stark abgeminderter Restscherfestigkeit gerechnet werden. Basalt ist im unverwitterten bzw. wenig verwitterten Zustand und wenn keine tuffitischen Zwischenlagen vorliegen, ein gut standfestes Gestein, das Boschungsneigungen von f3 ~ 45° ermoglicht. Vorsicht geboten ist bei oft nur dunnen tuffitischen Zwischenlagen oder wenn nahe dem BoschungsfuB Tuffe oder andere tonige Liegendgesteine ausstreichen (s. Abschn. 15.6.1 und 15.6.7).
Zu den problematischen Aufgaben in unseren Klimaregionen gehort die Anlage von Boschun-
gen in vulkanischen Tuffen und Basaltblocklehmen. Vulkanische Tuffe sind ein sehr heterogenes, wechselfestes Gestein mit einer starken Streuung der KorngroBen. In niederschlagsarmen Klimazonen sind sie sehr standfest. 1m angewitterten (vertonten) Zustand weisen jedoch die feinkornigen, wechselnd tonigen Tuffe, wie auch die Tuffite (d. s. aquatisch ab- oder umgelagerte Tuffe) haufig hohe Anteile an quellfahigen Tonmineralen auf und sind dann sehr wasser- und verwitterungsempfindlich. AuBerdem ist in solchen Serien immer mit dunnen Lagen mit abgeminderter Scherfestigkeit zu rechnen. Regelboschungen von 1: 1,5 bis 1: 2 sind dann haufig zu steil. Das Gleiche gilt fur basaltischen Hangschutt und Basaltblocklehm, die bei hohen Wassergehalten und Sickerwassereinfluss als sehr rutschungsanfallig gelten (s. Abschn. 15.6.7) . Hangschutt- bzw. Solifluktionsschuttmassen sind gemischtkornige Boden nach Abschn. 2.1.4. Sie weisen je nach Ausgangsgestein unterschiedliche Schluff- und Tonanteile auf. Ihre Standsicherheit ist mit den Neigungsangaben des Abschnitts 13.1.3 im Wesentlichen abgedeckt. Wasserfuhrende Horizonte sind durch Rigolen oder Steinpackungen zu sichern. Eine gewisse Sonderstellung unter den Deckschichten nehmen Loss und Losslehm ein. Loss ist an sich gut standfest, ist aber empfindlich gegen ober- und unterirdische Erosion und ist bei mechanischer Beanspruchung auch wasserempfindlich. Die Boschungen werden allgemein 1: 1,5 bis 1: 1,8 gestellt, wobei schnelle Begrunung angebracht ist. In den Lossgebieten Osteuropas wer-
13.5 Standsicherheit von Boschungen in Steine- und Erdenbetrieben
den Lossboschungen moglichst steil gestellt, mit Bermen zur Wasserableitung.
13.5 Standsicherheit von Boschungen in Steineund Erdenbetrieben Die Neigung bzw. Standsicherheit von Abbauboschungen von Gruben, Steinbriichen und Kippen ist abhangig von der beabsichtigten Standdauer und weicht von den Angaben in Abschn. l3.1 deutlich abo In der Regel konnen gemaB den Landerrichtlinien der AufsichtsbehOrden in Lockergesteinen folgende Generalneigungen zugrunde gelegt werden: Bodenart
8oschungsh6he
Lockergestein
< 20 m
> 20 m
Kippenmaterial
8oschungsneigung
< 5 Jahre
1: 1
> 5 Jahre
1: 1,5
< 5 Jahre
1: 1,5
> 5 Jahre
1 :2,5
< 20 m
1: 2
>20 m
1: 4
Wenn rutschungsanfallige Schichten vorliegen, die Boschungen im Einflussbereich des Grundwassers stehen (besonders Grundwasserseen) oder zu schiitzende Objekte vorliegen, sind in jedem Einzelfall Standsicherheitsberechnungen nach Abschn. 5.7 vorzunehmen. Bei den Anforderungen fiir die Standsicherheit von Abbauboschungen im Festgestein ist grundsatzlich zu unterscheiden zwischen den in Betrieb befindlichen Boschungen und den Endboschungen nach dem Einstellen der Abbautatigkeit. Nach dem Einstellen der Abbautatigkeit ist vom Steinbruchbetreiber ein Zustand herzustellen, bei dem von den Boschungen keine Gefahrdung der bffentlichkeit ausgehen darf. Bei Festgesteinsboschungen ist im Allgemeinen bis zu einer Boschungshohe von 15 m eine Neigung bis zu 60° zulassig, wenn
353
die Lockergesteinsiiberdeckung standsicher ist, kein Grundwassereinfluss vorhanden ist und keine ungiinstig ausstreichenden Trennflachen bzw. deren Verschneidungen vorliegen. Andernfalls sind Standsicherheitseinschatzungen auf der Grundlage von Erfahrungen und Analogieschliissen vorzunehmen bzw., wenn die vorliegenden Rechenannahmen es ermoglichen, Standsicherheitsnachweise nach Abschn. 5.7.6 zu fiihren. Bei Unterwasserboschungen in Baggerseen entspricht die Boschungsneigung eines durch Baggerarbeiten oberflachig aufgelockerten rolligen Bodens anfangs seinem Reibungswinkel und kann fiir einen kiesigen Sand mit 1:1,5 (= 33,6°) angenommen werden. 1m Laufe der Zeit verflacht eine solche Boschung unter der Einwirkung der Grundwasserstromung sowie von Wasserbewegungen durch Baggerbetrieb und Wind auf 1:2 bzw. im Endzustand 1:3, was einer Endboschung unter Wasser von tan f3 = 0,5 tan cp entspricht. Allgemein gelten fiir UnterwasserbOschungen in Baggerseen folgende Erfahrungswerte (FLOSS 2006): Kies
1 : 1,5 bis 1 : 2
Grobsand
1: 3 bis 1: 4
Mittel- und Feinsand
1: 5 bis 1:8
Bei Fragen des zuliissigen Grenzabstandes der Abbauboschungen von der zu schiitzenden Grundstiicksgrenze ist dariiber hinaus ein Freistreifen vorzusehen, der eine ausreichende Gewahr fiir den Bestand der angrenzenden Grundstiicke bietet. Ein solcher Grenzabstand von 5 m ist auch in den einzelnen Lander-Bodenabbaugesetzen verankert. Fiir die Rekultivierung von Sand- und Kiesgruben sowie anderen Erd- und Gesteinsaufschliissen konnen die Richtlinien der Landesstellen fur Naturschutz und Landschaftspflege sowie die Richtlinie fUr die Gestaltung und Nutzung von Baggerseen des Deutschen Verbandes fiir Wasserwirtschaft und Kulturbau (DVWKRegel W108/1992) herangezogen werden.
3
14
Sta ta dsicherhe-t dsicherheet und n Ve formung von vo Dammen Verformung a-- m n
Damme und auch Halden bzw. Kippen als Relikte von Abbautatigkeiten (Abschn. 16.7) sind Erdbauwerke, die den Untergrund belasten und an deren Boschungsflachen Spreiz- und Schubspannungen auftreten. Dementsprechend miissen gewisse Standsicherheitsbedingungen erfiillt sein, urn schadliche Verformungen zu verhindern: Grundbruchsicherheit Gleitsicherheit Sicherheit gegen Boschungsbruch Dammsetzungen. Erddamme bis 3 m Hohe auf tragHihigem Untergrund sind nach DIN 1054-101 (E 2009) als Geotechnische Kategorie GK 1 zu behandeln, dariiber hinaus als GK 2 (s. Abschn. 5.2). Die entsprechenden Untersuchungsmethoden sind in Abschn. 5 beschrieben. Hier sollen nur davon abweichende Einflussfaktoren behandelt werden. Damme auf stark geneigtem Gelande oder auf wenig tragfahigem Untergrund erfordern in der Regel eine Zuordnung nach GK 3 mit entsprechend erhohtem Untersuchungsaufwand. Wie bei Einschnitten, sind auch bei Dammboschungen vom Schiittmaterial abhangige Regelboschungen iiblich, deren Boschungsneigungen den Angaben im Abschn. 13.1 entsprechen. Zu den Dammbaustoffen und ihrer Verdichtbarkeit siehe Abschn. 12.2.1.
sich in einem Einsinken eines Dammabschnitts und mit Hebung des Untergrundes vor dem Dammfu6 (Abb. 14.0. In der Praxis wird die Grundbruchuntersuchung fUr Damme meist als Gleitkreisuntersuchung nach Abschn. 5.7.3 ausgefiihrt. Infolge der meist breiten Dammaufstandsflache reicht die Grundbruchfigur verhaltnismamg tief. Bei begrenzter Tiefe der weichen Schicht verlauft die Grundbruchfigur entlang der Grenzschicht zum tragfahigeren Untergrund, so dass nur ein Teil des Dammkorpers von einem moglichen Grundbruch erfasst wird. Die Breite des betroffenen Dammabschnitts ergibt sich aus dem Reibungswinkel der weichen Schicht und ihrer Machtigkeit. Bei moglichen vorgegebenen Gleitflachen im Dammuntergrund sind deren Raumlage und die ggf. abgeminderten Scherfestigkeiten zu beachten. Die Anfangsstandsicherheit von Dammen ist au6erdem mit der undranierten Scherfestigkeit (cJ zu ermitteln (s. Abschn. 2.7.6 ). Zur Standsicherheit von Dammen auf wenig tragfahigem Untergrund siehe Abschn. 14.1.4.
14.1 Standsicherheit von Dammen L 14.1.1 Grundbruchsicherheit Grundbruch eines Dammes infolge zu geringer Tragfahigkeit des Dammuntergrundes au6ert H. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
Abb. 14.1 Grundbruchfigur und zerstorter Dammkorper nach einem Grundbruch eines 10 m hohen Dammes auf nicht tragfahigen Untergrund.
356
14
14.1.2 Gleit- bzw. Spreizsicherheit
14 Standsicherheit und Verformung von Dammen
L •
Die Schubkraft S in Dammsohle betragt
S=O,5·y·H 2 ·tan 2 ( 45°_ cp'/2) H = Dammhohe q/ = Reibungswinkel des Dammschiittmaterials y = Wichte des Schiittmaterials. Die in Dammsohle auftretenden Schubspannungen miissen von der Scherfestigkeit des Materials in der Sohlfuge aufgenommen werden (Abb. 14.2). Die Ermittlung der Gleit- und Spreizsicherheit von Dammen kann auf der Grundlage der Scherfestigkeit des Untergrundes und des Dammschiittmaterials an hand von Tabellen (BRAUNS 1980) oder mit Rechenprogrammen erfolgen.
14.1.3 Sicherheit gegen Boschungsbruch Boschungsbriiche ohne oder mit geringer Verformung des Untergrundes werden ausgelost durch Spannungsiiberschreitung bei zu steiler Boschungsneigung, durch zu geringe Scherfestigkeit im Untergrund oder durch Auftreten von Stromungsdruck bei eingestauten Dammen. Die Ermittlung der Sicherheit gegen Boschungsbruch erfolgt nach den Berechnungsmethoden des Abschn. 5.7. Bei Dammen aus nichtbindigem Material ohne ungiinstige au6ere Einfliisse ergibt sich die Boschungsneigung /3 vereinfacht aus tan /3= y . tan cp' q/ = Reibungswinkel des Schiittmaterials
y= 1,25 (Sicherheitsfaktor). Bei bindigem Schiittmaterial sind Gleitkreisuntersuchungen erforderlich, wobei bei Boden mit q/ > 5° davon ausgegangen werden kann, dass die ungiinstige Lage der Gleitflache durch den Boschungsfu6punkt geht. Fiir gemischtkomiges Dammschiittmaterial bringen GUSSMANN &
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Abb. 14.2 Schematische Darstellung der Schubspannungen unter einem Damm, hier mit ReibungsfuB.
SCHAD (1996) dafiir ein Standsicherheitsdiagramm. Liegt unter dem Damm eine weiche Schicht geringer Scherfestigkeit, so geht die Gleitlinie nicht mehr durch den Boschungsfu6punkt, sondem beriihrt die Sohlflache der weichen Schicht (s. Abschn. 14.1.1). Regelboschungen von 1: 1,5 erfordem bei Ansatz der Sicherheitsbeiwerte nach DIN 1054 (s. Tab. 5.3) mit Y'l" und Yc = 1,25 bereits Scherfestigkeitswerte q/ = 32,5°, c' =0, was entsprechend hochscherfestes Schiittmaterial und gute Verdichtung voraussetzt. Bei Schiittmaterialien, deren Scherfestigkeit nur wenig iiber den o. g. Werten liegt, treten sowohl in der Rechnung als auch in der Praxis flache Gleitkreise mit ungeniigenden Sicherheiten auf. Diese Gleitkreise haben eine Tiefenwirkung von 1 bis 3 m und zahlen zu den flachen Hautrutschungen, den en durch eine entsprechend gute Verdichtung der Boschungsbereiche entgegen gewirkt werden muss. Durch Zwischenschalten von 3 m breiten Bermen in Abstanden von etwa 8 m kann eine 1: 1,5 geneigte Boschung auf eine Gesamtneigung von 1: 1,8 abgeflacht werden. Die Standsicherheit von Boschungen kann durch die Einlage von Geogittern gem. Abschn. 12.3.3 wesentlich verbessert werden (Abb. 14.3). Die Geogitterbahnen werden je nach Bodenart in Abstanden von 50 bis 100 em, also etwa jede zweite Schiittlage, iiberlappend eingelegt und ermoglichen wesentlich steilere Boschungen bis hin zu geokunststoffbewehrten Stiitzkonstruktionen mit Frontelementen aus Fertigteilen. Die Bauweise wird auch als kunststoffbewehrte Erde (KBE) bezeichnet. Die Bemessung erfolgt nach EBGEO, Abschn 3 und 7. Geokunststoffbewehrte Konstruktionen weisen relativ geringe Verformungen auf, die au6erdem zu 70 bis 80% schon wahrend des Baus auftreten (HEROLD 2007). tiber den Einsatz solcher Systeme berichten VOLLMERT et a1. (2008) und ALEXIEN (2007).
357
14.1 Standsicherheit von Dammen
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= 16 kNlm2
Abb. 14.3 Verbesserung der Standsicherheit durch eine Geogitterlage in der Dammbasis (aus EBGEO E 2009).
14.1.4 Oamme auf wenig L tragfahigem Untergrund Unter wenig tragfahigen Schichten i. S. des FGSV-Merkblatts von 1988 werden quartare, sehr setzungsfahige Boden mit hohem Wassergehalt verstanden, die nie zuvor einer groBeren wirksamen Normalspannung ausgesetzt waren. Dazu gehoren vor allen Dingen organogene Schluffe und Tone (Schlick, Klei) oder organische Boden (Faulschlamm, Torf) und auch junge Seetone oder Beckenschluffe (s. Abschn. 3.2.4 und 10.2). Dazu kommen junge Auffullungen, auch Deponien und sonstige Kippen oder Spulflachen. Sofern solche Boden unter der Dammaufstandsflache aus wirtschaftlichen oder technischen Grunden nicht entfernt werden konnen, sind besondere MaBnahmen bei der Planung und Bauausfiihrung notwendig. Grundsatzlich ist zu beach ten, dass der weiche Untergrund nicht im unmittelbaren Einfluss der dynamischen Krafte und Schwingungen aus dem Verkehr liegen darf, da die hierdurch verursachten Untergrundverformungen in der Regel zu einer Zerstorung des Verkehrsweges fiihren, da sich ihre Masse in einem ungunstigen Verhaltnis zu dem mitschwingenden weichen Untergrund befindet. Deshalb muss sichergestellt sein, dass die dynarnischen Einwirkungen aus dem Verkehr in einem ausreichend dicken, yom Grundwasser unbeeinflussten Massekorper oberhalb des weichen Untergrundes kompensiert werden. Dies kann durch eine entsprechende Sandschuttung erfolgen. Ab 2 m Dicke der Gesamtkonstruktion
wirkt sich bei StraBen die Verkehrsbelastung nicht mehr wesentlich auf den Untergrund aus (ZTVE-StB 09). Der Verkehrsweg unterliegt nur den Eigenverformungen und den durch die Dammlasten erzeugten ungleichmaBigen Untergrundverformungen. Wenig tragfahiger, weicher Untergrund zeigt folgendes Verformungsverhalten: Unmittelbar mit der Lastautbringung entstehen ein Porenwasseruberdruck und dreidimensionale volumenkonstante Schubverformungen, die sich als Grundbruch mit seitlichem Ausweichen bemerkbar machen (Abb. 14.1). Da das Porenwasser keine Schubspannungen ubertragen kann, hangt die Anfangsstandsicherheit und die GroBe der Sofortsetzungen des Dammes maBgeblich von der Anfangsscherfestigkeit Cu des weichen Untergrundes abo Durch anfangliche Zusammendruckung nimmt Cu zu (s. FGSV-Merkblatt 1988). Die Tab. 14.1 gibt Anhaltswerte fur Cu im Vergleich zur Gesamtscherfestigkeit nach Abbau des Porenwasseruberdrucks (Endfestigkeit). Die Anfangsstandsicherheit fur eine groBtmogliche anfangliche Schiitthohe kann mit Hilfe von Diagrammen aus dem FGSV-Merkblatt (1988) oder einer Netztafel von SIEDEK & DIESLER (in FLOSS 1997:420) ermittelt werden. Aus der Netztafel ergibt sich Z. B., dass ein Damm mit 6 m Hohe und einer Boschungsneigung von 1: 1,5 bis 1: 2 erst standsicher ist, wenn die Anfangsfestigkeit der weichen Schicht Cu = 40 kN/m 2 betragt (vgl. dazu Tab 14.1). Bei ausreichender Standsicherheit ist immer noch mit erheblichen und Z. T. lang dauernden Setzungen zu rechnen, die sich aus der Sofortset-
14
358
14 Standsicherheit und Verformung von Dammen
Tabelle 14.1 Scherfestigkeitsparameter Cu und cp' fOr erstkonsolidierte, weiche Boden fOr Vorkalkulation (aus FLOSS
1997).
Bodenart
Cu [kN/m2)
cp' [a)
Torf
5 bis 25
5 bis 15
Mudde
5 bis 15
5 bis 15
Faulschlamm
5 bis 15
10 bis 20
Seekreide
10 bis 30
20 bis 25
Auelehm
20 bis 30
25 bis 30
Klei, stark sandig
25 bis 40
25 bis 30
Klei, stark organisch
10 bis 25
15 bis 25
zung so, der Primarsetzung SI und der Sekundarsetzung S2 zusammensetzen (s. Abschn. 5.5.3.5). Die Sofortsetzung tritt zum gro6ten Teil wahrend der Schiittung auf und entsteht durch Verdrangung des weichen Bodens und Kompression der Porenluft. In der Primarsetzungsphase baut sich anfanglich ein Porenwasseriiberdruck auf, der durch Konsolidation allmahlich abgebaut wird. Nach dieser Erstverdichtungsphase folgt die Sekundarsetzung. Berechnungsmoglichkeiten fiir die einzelnen Setzungsphasen enthalt das FGSVMerkblatt (1988). Die Horizontalverformungen in dem weichen Untergrund betragen je nach Dammauflast und Steifigkeit des Untergrundes etwa 10 bis 15% der primaren Dammsetzungen und konnen seitlich iiber 20 m weit reichen. Sie klingen in der Regel mit den Primarsetzungen abo Mit gro6eren Horizontalbewegungen ist nur in sehr weichen tonigen Boden und bei beginnenden Bruchzustanden zu rechnen, In solchen Fallen ist es erforderlich, die Verformungen und die Porenwasserdriicke im Untergrund wahrend und nach dem Schiittvorgang zu kontrollieren. Die hierzu notigen Messungen sind in dem FGSV-Merkblatt (1988) beschrieben. Die Standsicherheit von Dammen auf wenig tragfahigen Untergrund kann durch die Einlage einer Geokunststoffbewehrung in der Dammbasis deutlich erhoht werden. Die Setzungen werden dadurch zwar nicht verringert, wohl aber vergleichmaBigt (EBGEO, Abschn. 4 ).
14.2 Setzungen von Dammen auf tragfahigem Untergrund Bei gegebener Standsicherheit miissen die Setzungen abgeschatzt und die Setzungsdauer, die notig ist, urn den gro6ten Teil der Setzungen wahrend der Bauzeit abklingen zu lassen, angegeben werden. Dabei ist zu beach ten, dass die Sekundarsetzungen lange nachwirken und zu Fahrbahnunebenheiten fiihren konnen, Besonders daraufhinzuweisen ist auch, wenn nachtragliche Grundwasserabsenkungen nicht auszuschlie6en sind, durch welche die Setzungen erneut aktiviert werden konnen (s. Abschn. 6.2.2). Aufgrund der gro6en Belastungsflache von Dammen reichen die Spannungen bis in gro6e Tiefe. Die Erkundungstiefe unter Dammen muss daher mindestens 6 bis 10 m betragen, bei tief reichenden setzungsfahigen Schichten bis in eine Tiefe, die der vereinfachten Sohlbreite b entspricht (Abb. 14.4). Die vertikalen Spannungen in der Sohlfuge (0') betragen
O'=H·y y= Wichte des Dammschiittmaterials
b
Abb. 14.4 Spannungsverteilung in Dammsohle und im Dammuntergrund.
359
14.2 Setzungen von Dammen auf tragfahigem Untergrund
und nehmen unter den BoschungsfHichen entsprechend der Boschungshohe abo Die Ermittlung der Spannungsverteilung im Untergrund erfolgt fur die schlaffe Belastungsflache eines Dammkorpers nach den Tafeln von STEINBRENNER (s. Abschn. 5.5.2). Urn das Setzungsverhalten eines Dammes genau zu erfassen, muss die Setzungsberechnung fiir verschiedene Punkte des Dammquerschnitts (Dammmitte, Dammschulter, Dammfug) unter Beriicksichtigung der gegenseitigen Beeinflussung der verschiedenen Spannungen (s. Abschn. 5.5.3) erfolgen. Fiir einfachere Falle kann die mittlere Gesamtsetzung eines Dammes nach der Annahme fiir die vereinfachte Sohlbreite b und der vollen Sohlspannung a = y . H mit Hilfe der Tafeln von STEINBRENNER ermittelt werden. Setzungsberechnungen von Dammen unterliegen wegen der gragen Tiefenwirkung und den damit verbundenen Schwierigkeiten in der Einschatzung der Spannungsverteilung und des Steifemoduls den in Abschn. 5.5.3.4 diskutierten Unsicherheiten in verstarktem Mage. Leider liegen auch wenig Setzungsbeobachtungen mit Grundpegeln in der Dammaufstandsflache und Tiefenpegeln (Extensometer) in vorher abgeteuften Bohrungen vor. Dies gilt auch fiir das Zeitsetzungsverhalten des Dammuntergrundes. Allgemein kann davon ausgegangen werden, dass in nichtbindigen und normal konsolidierten bindigen Boden 60 bis 80% der Gesamtsetzung innerhalb von einigen Wochen bis Monaten auftreten. Die Setzungen von iiberkonsolidierten bindigen Boden konnen dagegen iiber viele Monate anhalten und Verformungen der fertigen Fahrbahn bewirken. Ein Dammkorper erleidet auger dies en Untergrundsetzungen immer eine gewisse Eigenkonsolidation, die yom Dammschiittmaterial, der Verdichtung und der Dammhohe abhangig ist. Sie betragt bei guter Verdichtung 0,2 bis 1,0% der Schiitthohe und klingt einige Monate nach der Dammherstellung aus. Rechnerisch konnen die Eigenverformungen eines ordnungsgemag verdichteten Dammkorpers nach der Formel
(y in MN/m 2, h in m, Es in MN/m2,
SE
in m)
oder vereinfacht nach der empirischen Funktion SE
=
0,025 . h2 (h in m; SE in em)
ermittelt werden (s. a. SCHULZ 1999). Infolge dieser doch erheblichen und auger bei gut abgestuftem Kiesmaterial praktisch nicht ganz vermeidbaren Eigensetzungen von hohen Dammen diirfen hochgesetzte Widerlager nur bei entsprechender Stabilisierung der Erdbaustoffe mit Zement O. a. flach in der Dammschiittung gegriindet werden (Abb. 14.5) Bei zu steilen Boschungen, ungiinstigem Schiittmaterial und besonders bei geneigtem Dammauflager oder weichem Dammuntergrund konnen die Konsolidationssetzungen auch von merkbaren Horizontalverformungen im Dammkorper und in der Oberzone des Dammuntergrundes begleitet sein. Schlecht verdichtete Damme konnen Eigensetzungen bis zu 5% der Schiitthohe erfahren, die iiber Jahre anhalten konnen. Der direkte Nachweis solcher mangelhafter Verdichtung ist manchmal schwierig. In verhaltnismaBig locker gelagerten Dammschiittungen aus gemischtkornigen Bodenarten (Tonstein-, Sandsteinmaterial) bringt die iibliche Entnahme von Sonderpraben eine Nachverdichtung und zu hohe Dichtewerte, so dass hier Sondierungen zuverlassigere Werte liefern.
mrn u Houzooiol "'e"rsduebungen Hoht dt' M.npuf\!oclt untfthalb dt-r Gflandt
-~...tr::::4;iQ~~ obIHkanl. 201--1'7'''~''''''''''''9 ---+---l 10
""----''-----'60,...----<90- -'420,...--+-- Z."
Abb. 14.5 Hochgesetztes Widerlager einer Talbrucke auf einer Dammschuttung aus Tonschiefermaterial, bei dem erhebliche vertikale und horizontale Verformungen aufgetreten sind. Unten Horizontalverschiebungen in einer Inklinometer-Messsteile.
14
360
Dammschiittungen aus veranderlich festen Gesteinen konnen dazu noch 0,5 bis 2,0% Eigensetzungen aus Zersetzungs- und Umlagerungserscheinungen im Dammschiittmaterial erleiden, die iiber Jahre anhalten und haufig zu Verformungen der Fahrbahn fiihren (sog. Sattigungssetzung; s. Abschn. 12.2.1). An etwa 10 m hohen Autobahndammen in Nordbayern, die aus Keuper- und Juratonsteinen geschiittet waren, sind in den ersten 5 bis 6 Jahren Eigensetzungen der Dammkorper von 10 bis 15 em sowie Setzungsunterschiede quer zur Fahrbahn von mehreren Zentimetern beobachtet worden. Bei hoch empfindlichen Fahrwegen (z. B. Eisenbahndammen mit Fester Fahrbahn) werden solche Dammschiittungen deshalb heute mit hydraulischen Bindemitteln verfestigt (s. Abschn. 12.3.2 sowie SCHULZ 1999).
14.3 MaBnahmen zur Erhohung der Standsicherheit und Abminderung der Setzungen Dammsetzungen aus tief reichenden setzungsfahigen Schichten sind mit wirtschaftlich vertretbaren Mitteln schwer zu verhindern und miissen im Prinzip in Kauf genommen werden. Bei oberflachennah liegenden weichen Schichten sind verschiedene MaBnahmen moglich, jedoch sollte immer der Grundsatz beachtet werden, Damme auf weichem Untergrund moglichst niedrig zu halten. Die MaBnahmen zur Verbesserung der Standsicherheit und Beschleunigung bzw. Begrenzung der Setzungen sind in dem FGSV-Merkblatt (1988) ausfiihrlich dargestellt. Die wichtigsten werden nachstehend beschrieben. Die Wahl der auszufiihrenden MaBnahmen richtet sich nach der Dammauflast und seiner Geometrie, dem Verformungsverhalten des Untergrundes, der Verkehrsbedeutung und anderen Randbedingungen, wie der Bauzeit und auch angrenzenden Bauwerken. MaBnahmen zur Reduzierung des Setzungssprunges zwischen den meist tief gegriindeten Bauwerken und den Anschlussdammen s. Abschn. 12.2.6.
14 Standsicherheit und Verformung von Dammen
14.3.1 MaBnahmen bei der Dammschuttung Zur Abminderung der Grundbruchgefahr kann die Dammschiittung so langsam vorgenommen werden, dass sich die auftretenden Porenwasserdriicke zwischenzeitig weitgehend wieder abbauen und die eindimensionale Konsolidation des Untergrundes schrittweise zunimmt. Eine solche kontrollierte Schiittnng bedeutet SchiitthOhen von etwa 0,6 m/Woche und notigenfalls zusatzliche Schiittpausen. Das Verhalten des Dammes und des Untergrundes sollte, wenn nicht einschlagige Erfahrungen vorliegen, wahrend und nach der Bauzeit durch ein gezieltes Messprogramm (FGSV-Merkblatt 1988) kontrolliert werden. Anhand der Messungen kann die jeweilige Schiittfreigabe gesteuert werden. Das Bauverfahren kann durch Vertikaldrans (Abb. 14.6) bzw. Sand- oder Kiessaulen und durch den Einbau einer Geokunststoffbewehrung in der Dammbasis unterstiitzt werden (Abschn. 14.1.4). Das Bauverfahren empfiehlt sich besonders bei schluffigen Boden, die ein giinstiges Zeitsetzungsverhalten erwarten lassen. Grasnarben sollten in solchen Fallen im Dammauflager belassen werden. Sofern die Standsicherheit es zulasst, konnen durch vorubergehendes Uberhohen des Dammes urn 20 bis 40% die Konsolidationssetzungen wesentlich beschleunigt und die Sekundarsetzungen fruher eingeieitet und ebenfalls teilweise vorweggenommen werden (Abb. 14.7). Bei diesem Konsolidierungsverfahren wird der Damm anfanglich in einer Dicke von 1 bis 3 m
Abb. 14.6 Schematische Darstellung einer kontrollierten Dammschuuung mit Sanddrans und Kontrolle des Porenwasserdrucks (Firmenprospekt).
14.3 MaBnahmen zur Erhiihung der Standsicherheit und Abminderung der Setzungen
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14.3.2 Punkt - und streifenformige Bodenstabilisierung
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(J)
Zeit I
Abb. 14.7 Prinzip des Oberschiitt- bzw. Vorbelastungsverfahren (BLUME & GLOTZL 2003).
aus Sand vorgeschuttet, urn den dynamischen Einfluss der Verkehrsbelastung durch die Baufahrzeuge vom Untergrund abzuhalten und urn den Wasserabfluss bei der Konsolidation zu erleichtern. Mit dies en MaBnahmen kann in 1 bis 2 Jahren, d. h. bis zum Aufbringen der Fahrbahndecke, ein Konsolidierungsgrad von 90% erreicht werden. Eine andere Moglichkeit die Standsicherheit und das Setzungsverhalten von Dammen zu verbessern, ist der Einbau von Leichtbaustoffen. Leichtbaustoffe sind naturliche oder kunstliche Baustoffe mit geringer Dichte (Bims, Blahton, EPS-Hartschaumstoffblocke) im Dammkern. EPS (expandiertes Polystyrol) ist ein geschlossenzelliger Hartschaumstoff mit einer Wiehte von 0,2 kN/m 3 • Er wiegt damit nur etwa 1/100 der herkommlichen Schuttmaterialien, so dass der Untergrund weniger belastet bzw. nach einer vorausgegangenen Vorbelastung sogar entlastet wird. Fur Einzelheiten wird auf die beiden FGSVMerkblatter fUr die Verwendung von EPS-Hartschaumstoff bzw. Blahton als Leiehtbaustoff im Unterbau von StraBen verwiesen (s. HEYM 2005). Der Einfluss der Boschungsneigung auf die Standsicherheit eines Dammes ist von der Machtigkeit der weichen Schicht abhangig. Er macht sich bei Schichtmachtigkeiten < 10 m deutlich bemerkbar. Durch Zwischenschalten von Bermen wird eine deutliehe Boschungsabflachung erreieht.
Die Grundung von Dammen und auch anderen Erdkorpern auf weiehen bindigen oder organischen Untergrund (Weichschiehten) erlangt immer groBere Bedeutung. Neben den herkommlichen Grundungsverfahren wie Bodenaustausch und MaBnahmen bei der Dammschuttung kommen zunachst Vertikaldrans in Betracht. Durch die Sanddrans oder mit Geotextil ummantelten Kiessaulen bzw. durch eingebohrte oder eingeruttelte Kunststoffdrans konnen die FlieBwege des Porenwassers verkurzt und dadurch die primaren Konsolidationssetzungen beschleunigt und die Sekundarsetzungen fruher eingeleitet werden. Heute stehen eine Vielzahl Vertikaldransysteme zur VerfUgung, die im Wesentlichen aus einem Kunststoffkern mit einer Vliesstoffumhullung bestehen. Die Konsolidationszeit riehtet sich nach dem Dranabstand (1,5 bis 3,0 m, mindestens aber weniger als die Dicke der zu entwassernden Schicht) und der wirksamen Kontaktflache des Drans. Die Vertikaldrans durfen auch nieht durch die Weichschicht bis in eine Wasser fuhrende Sand/Kiesschicht abgeteuft werden, damit sie nicht von dort Wasser anziehen. Die Vertikaldrans mussen auBerdem zur Abfuhrung des Wassers im Arbeitsplanum in eine etwa 0,5 m dicke flachige Filterschicht einmunden (FGSV-Merkblatt 1988 sowie FLOSS 2006 und DIN EN 15237,2007). Die Anwendung von Vertikaldrans erfordert ebenfalls eine langsame und notigenfalls stufenweise Schuttung. Sie kann mit einer Uberhohung des Dammes kombiniert werden. Durch die aufgebrachte Last entsteht im Untergrund ein Porenwasseruberdruck, was den Zufluss zu den Drans beschleunigt und die Konsolidationszeit auf einige Monate reduziert. Bei groBeren Setzungen kann es vorkommen, dass die Vertikaldrans knicken, was aber bei modernen Systemen die Dranwirkung nicht zu stark einschrankt (HEIBAUM 2007). Bei Boden mit ausgepragten Sekundarsetzungen, wie rein organischen Boden und auch gering durchlassigen weichen Tonen (TL bis TA), ist die Wirkung von Vertikaldrans allerdings gering (s. DIETRICH & GOLD 2006). In den letzten Jahren hat sich auch das Verfahren mit aufgestanderten Griindungspolstern
14
362
Mehrlagige Geogitterbewehrung der Damm ohle
Abb. 14.8 Schematische Darstellung einer Verbundkonstruktion aus Geokunststoff bewehrter Lastverteilungsschicht und RGttelstopfsaulen (Firmenprospekt).
weitgehend durchgesetzt. Die meist punktformigen Tragglieder durchstoBen die Weichschichten und binden in tiefere, tragfahige Schichten ein (ZTVE-StB 09, 13.3.5). Der Dammkorper wird durch eine ein - oder mehrlagige Geokunststoffbewehrung zu einem Verbundkorper verbessert (Abb. 14.8). Durch eine yom Untergrund (cu-Wert), der DammhOhe und dem Stopfpunktraster abhangige Dimensionierung der geogitterbewehrten Lastverteilungsschicht, die sowohl an der Dammbasis als auch teilweise im oberflachennahen Untergrund liegen kann, wird die zwischen den Traggliedern auftretende Belastung iiberwiegend von dieser aufgenommen, so dass sich kein Durchstanzeffekt einstellt, der zu Unebenheiten der Fahrbahn fiihrt. Grundbedingung ist, dass der Achsabstand der Tragglieder kleiner ist als die DberschiittungshOhe (KEMPFERT & STADEL 1995; TOST et a1. 2004; RAITHEL et a1. 2004; MULLER et a1. 2005). Durch im Verdrangungsverfahren eingebrachte Sand- oder Kiessaulen kann ebenfalls eine deutliche Verbesserung des Trag- und Verformungsverhaltens erreicht werden. Ein Anwendungsbeispiel mit Kontrolle der Lagerungsdichte der Sandsaulen und Porenwasserdruckmessung zwischen den Saulen sowie Setzungsmessungen der Dammschiittung mit DberhOhung bringen SCHUSSLER et a1. (2006).
14 Standsicherheit und Verformung von Dammen
Eine Weiterentwicklung der Sandsaulen sind rasterformig angeordnete Geokunststoff ummantelte Saulen aus grobkornigem Material (Sand- oder Kiessaulen) mit einem 0 von 0,61,5 m, die entweder im Aushubverfahren oder im Verdrangungsverfahren hergestellt werden (KEMPFERT & WALLIS 1997; RAITHEL et a1. 2005 und EBGEO, Abschn. 10). Die Geotextilummantelung bewirkt eine gute Filterstabilitat zwischen Weichschicht und dem Saulenmateria1. Durch die Ummantelung sind derartige Saulen auch in sehr weichen Boden mit Cu < 15 kN/m2 ausfiihrbar, wo andere Saulenverfahren an ihre Anwendbarkeitsgrenze stoBen. Fiir die Riittelstopfverdichtung zur Untergrundverbesserung von Verkehrswegen liegt ein FGSV-Merkblatt von 1979 vor. Das Verfahren ist im Abschn. 7.4.3 beschrieben. Ais Fiillmaterial wird Rundkorn oder Schotter verwendet. Die Stopfsaulen konnen durch Zugabe von Bindemitteln teilweise verfestigt werden. Durch die Riittelstopfsaulen wird eine Erhohung der Scherfestigkeit und eine Beschleunigung der Setzungen bewirkt. Zur besseren Entwasserung wird an der Dammbasis eine min. 0,5 m dicke Ausgleichsschicht aus grobkornigem Material aufgebracht. Die Riittelstopfverdichtung wird bis in halbe Breite der Dammboschung in einem Raster von 1,5· 1,5 m eingebracht. 1m seitlichen unteren Boschungsbereich kann das Raster ggf. auf etwa 2,0 . 2,0 m ausgediinnt werden. Das Verfahren kann in allen feinkornigen und leicht organischen Boden von weicher Konsistenz angewendet werden, die nach bisheriger Fachmeinung (0. g. Merkblatt 1979) eine unentwasserte Scherfestigkeit Cu = 15 bis 25 kN/m 2 aufweisen. Heute wird die unterste Grenze der Anwendbarkeit der Riittelstopfverdichtung etwa bei Cu = 5 kN/m2 angenommen (PRIEBE 2003). Die Obergrenze der Einsatzmoglichkeit liegt bei Cu = 70 kN/m 2• Die Grenzen der Anwendbarkeit sind in Boden von breiiger Konsistenz und bei allen organischen Boden (HN, HZ, F) erreicht. Dber den Einsatz verschiedener Methoden zur Baugrundverbesserung unter Dammen berichten SONDERMANN & JEBE (1996). Die Tragfahigkeit von weichem Untergrund kann auch durch sog. Stabilisierungssaulen ahnlich Abschn. 7.4.3 verbessert werden. Dber eine Endlosschneckenbohrung wird Stabilisierungsmaterial, bestehend aus einem Gemisch von Sand
14.3 MaBnahmen zur Erh6hung der Standsicherheit und Abminderung der Setzungen
und hydraulischen Bindemitteln eingebracht. Die Bodenverbesserung resultiert aus dem Wasserentzug, der Bodenverspannung infolge der Verdichtung und in der Vergleichmaf3igung der Lastabtragung. Fur die Herstellung der Stabilisierungssaulen liegt ein Merkblatt der DGGT (2002) vor. Ein Ausfiihrungsbeispiel mit Ergebnissen von Probebelastungen bringen HARDER & GERKEN (2006). Bei nicht zu groBen Machtigkeiten der weichen Schichten kann auch die sog. Intensivverdichtung mit schweren Fallgewichten aus groBen Hohen (s. Abschn. 7.4.3) eingesetzt werden (FGSV-Merkblatt 1988). Ein Verfahren zur in situ-Bodenverbesserung bestehender Damme (z. B. alter, unverdichteter Bahndamme) oder auch von Dammschuttungen auf setzungsempfindlichen Untergrund ist das Fras-Misch-Injektionsverfahren (FMI). Bei diesem Verfahren wird das (meist) lehmige Dammschuttmaterial mit einer speziellen Frasmaschine
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unter Zugabe von Zementsuspension streifenformig aufgefrast und vermischt. Das BodenZement-Gemisch weist wesentlich verbesserte Steifigkeits- und Scherparameter auf als der unbehandelte Boden (s. Abschn. 15.5.1 sowie FEUERBACH 1996 und SARHAN & PAMPEL 1999).
14.3.3 Teilweiser oder vollstandiger Bodenaustausch Durch einen flachenhaften oder schlitzartigen teilweisen Bodenaustausch von 2 bis 4 m Machtigkeit konnen die Setzungen verringert und die Grundbruchgefahr abgemindert werden (ZTVEStB 09, 13.3.3). Das Verfahren ist nur sinnvoll, wenn die obersten Schichten sehr weich sind und die Tragfahigkeit zur Tiefe zunimmt. Eine Vollauskofferung der weichen Schichten unter dem Dammkorper erfolgt heute kaum noch.
14
15
Rutsch ngen
Rutschungen sind bruchlose oder bruchhafte, schwerkraftbedingte Massenverlagerungen aus einer hoheren Lage eines Hanges oder einer Boschung in eine tiefere. 1m Allgemeinen werden Massenbewegungen i. w. S. unterschieden nach: der Art des bewegten Materials (Fels oder Bodenmassen) der Art des Bewegungsvorgangs (z. B. Steinschlag, Rutschung, Murgang) der Bewegungsgeschwindigkeit. Zu den schnellen Bewegungsablaufen zahlen Bergstiirze, Muren und Rutschungen in Steillagen oder bei Wasseriibersattigung. Zu den extrem langsamen Bewegungen sind besonders Talzuschub und Bodenkriechen zu rechnen. Das Erkennen von Rutschgebieten, die Ermittlung der Ursachen von Rutschungen und die Beurteilung des Gefahrdungsgrades sowie das Ausarbeiten von Sanierungsvorschlagen sind eine der wichtigsten Aufgaben der Ingenieurgeologie. Der Ingenieurgeologe ist beim Erkennen geologisch bedingter Rutschungsursachen und der morphologischen Entwicklung der Flussund Landschaftsgeschichte gegeniiber dem Ingenieur im Vorteil. Die auslosenden Faktoren einer Rutschung und die Sanierungsma6nahmen lassen sich dagegen oft nur mit Hilfe bodenmechanischer Arbeits- und Berechnungsmethoden richtig erfassen. Die Bearbeitung von gro6eren Rutschungen sollte daher am besten in Teamarbeit mit dem Ingenieur erfolgen. Dabei muss man sich im Klaren sein, dass ein rechnerischer Sicherheitsnachweis allenfalls kleinraumig zu erstellen ist und vollige Sicherheit auch bei hohem technischem und wirtschaftlichem Aufwand nicht immer gewahrleistet werden kann. 1m Einzelfall sollte dann eine einvernehmliche Abstimmung iiber ein vertretbares Sicherheitsniveau angestrebt werden (s. Abschn. 15.4), das gleichzeitig die Unwagbarkeiten der meist komH. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
plexen geologischen Verhaltnisse und der rutschungsfordernden Faktoren beriicksichtigt (RoGALL & SCHROEDER 2006). Rutschungen aller Art sind nach Uberschwemmungen und Stiirmen sowie auch den anderen "geologischen Katastrophen" wie Erdbeben und Vulkanausbriichen ein erst mit gro6em Abstand folgendes Schadensereignis. Weltweit fordern aber besonders durch Sturzfluten und Uberschwemmungen ausgeloste Rutschungen und auch Bergstiirze immer wieder zahlreiche Menschenleben. Auch in der Alpenregion treten immer wieder Naturkatastrophen auf. Der historische Bergsturz von 1248 am Mt. Granier (franz. Alpen ostlich Grenoble) forderte fast 5000 Todesopfer und der Bergsturz von Goldau 1806 in den Schweizer Alpen kostete 457 Menschen das Leben, zerstorte zwei Ortschaften und loste eine 20 m hohe Flutwelle aus, die weitere gro6e Zerstorungen anrichtete (THURO et al. 2005, 2006). In den letzten Jahrzehnten sind in den alpinen Regionen insgesamt zwar relativ wenig Todesopfer zu beklagen gewesen, die Sachschaden sind aber wegen der dichteren Besiedlung deutlich angestiegen. In Deutschland hat im Sommer 2009 ein 350 m breiter Boschungsbruch in einem in Flutung befindlichen Tagebaurestsee in Sachsen-Anhalt ein Doppelhaus und die Halfte eines Mehrfamilienhauses 100 m in die Tiefe gerissen, wobei drei Bewohner urns Leben gekommen sind. Die Siedlung, 8 Hauser, musste evakuiert und spater endgiiltig aufgegeben werden. 1m Januar 2010 hat in Stein a. d. Traun ein Felssturz ein Wohnhaus zerstort und zwei Menschenleben gefordert.
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15
15.1 Ursachen von Rutschungen Die Ursachen von Rutschungen sind stets Veranderungen des Hanggleichgewichts, die durch eine Kombination verschiedener Faktoren gesteuert werden. Man unterscheidet dabei langfristige geogene Prozesse (z. B. morphologische Auspragung, Verwitterung, tektonisch oder durch tiefe Gefrornis bedingte Gebirgsauflockerung und -entfestigung) und relativ kurzfristige geogene oder au6ere Einflusse (Niederschlage, Anderungen des Grundwasserstandes, Belastungsanderung, Unterspulung oder Untergrabung, Erschutterungen, wie z. B. Erdbeben). Meist liegt ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren vor. 1m Prinzip kann man au6er den geologischen Voraussetzungen, die fur das Auftreten einer Rutschung immer gegeben sein muss en, zwei Hauptursachen nennen, die fast bei allen Rutschungen mitwirken, namlich Veranderungen in der Neigung oder Hohe eines Hanges bzw. einer Boschung (morphologische Ursachen) und die Wirkung des Wassers. Daruber hinaus ist bei Rutschungen haufig noch eine ganze Reihe von Einflussen beteiligt, die teilweise auch unmittelbar auslosende Wirkung haben konnen. Ais auslosendes Moment genugt haufig eine kurzzeitige Anderung einer der Einflussgro6en.
15.1.1 Geologische Voraussetzungen Die geologischen Voraussetzungen fur das Auftreten einer Rutschung konnen sehr vielgestaltig sein. Besonders bei Gro6rutschungen spielen geologische Strukturen oder Grenzfliichen eine ausschlaggebende Rolle. In Gebieten, in denen die geologischen Voraussetzungen fur Rutschungen gegeben sind, ist besonders auf fossile, heute z. T. kaum noch erkennbare Rutschungen zu achten. Sie konnen unter morphologisch anderen Bedingungen eingetreten sein, als diese heute vorliegen. Besonders rutschungsanfallig sind wasserwegsame Gesteine (Basalte, Kalksteine, Sandsteine, aber auch Kiese und Sande) auf toniger oder tonig-mergeliger Unterlage bzw. in Wechsel-
15
Rutschungen
schichtung miteinander. Solche rutschungsanfalligen Gesteinsserien sind in vielen geologischen Einheiten anzutreffen (s. Abschn. 15.6). Von den Trennflachen sind besonders die Schicht- und Schieferungsflachen, aber auch Gro6klufte und Verwerfungen bzw. Storungszonen (Gebirgsauflockerung, Wasserfuhrung) und sonstige geologische Grenzflachen (Verwitterungshorizonte) bevorzugte Gleitbahnen bzw. Abrissflachen. Auch vermeintlich ungeschichtete Serien konnen feine, kaum sichtbare Unstetigkeitsflachen, wie latente Schichtflachen oder dunne Lagen mit quellfahigen Tonmineralen aufweisen, und auch in Lockersedimenten konnen Kluftflachen oder Harnische auftreten, die als Ablosungsflachen wirken. Sehr rutschungsanfallig sind aufgrund der verhaltnisma6ig niedrigen Scherparameter auch machtige tonig-schluffige Serien, wobei die Scherfestigkeiten sehr stark von der Tonmineralogie (Abb. 15.1) abhangig sind und durch fossile oder rezente Verwitterungs- bzw. Entlastungsvorgange noch weiter abgemindert sein konnen. Dies gilt z. B. auch fur Bandertone, die z. T. hohe Smektitgehalte aufweisen und entsprechend niedrige Scherfestigkeiten haben (HEYM 2005). Auch unterschiedlich wasserwegsame Gemenge von feinkornigen und steinig-blockigen Erdstoffen neigen bei teilweiser Wasserubersattigung zum Rutschen (z. B. Basaltblocklehm, Moranenablagerungen, Gerollstrome). Die Stabilitat von Hangen oder Boschungen kann auch durch tiefgriindige Verwitterung (z. B. alte Landoberflachen) oder Verkarstungsund Versturzmassen (z. B. tonige Fullungen fossiler Einbruchschlote, s. Abschn. 19.3.2.2) erheblich geschwacht sein. Hinzu kommt die Wirkung des tiefreichenden Bodenfrosts in den Eiszeiten (s. Abschn. 15.1.3). Dieser sowie der Einfluss kretazisch- oder tertiarzeitlicher und damit subtropischer bis tropischer Verwitterung auf das geomechanische Verhalten der betroffenen Gebirgsbereiche ist in Mitteleuropa bis heute nicht ausreichend untersucht. Die geologischen Voraussetzungen lie6en sich im Detail noch beliebig erweitern. In Abschn. 15.6 wird darauf noch im Einzelnen eingegangen. Auch Vulkanausbruche oder Erdbeben konnen die Ursache von z. T. gro6en Rutschungen sein. KOLEKOWA et al. (1996) und WIDMANN (1996) bringen eine Ubersicht uber das Auslosen von
15.1 Ursachen von Rutschungen
367
15
Abb. 15.1 Rutschungsanfalligkeit von Uferboschungen des Mittellandkanals in Abhangigkeit des Montmorillonitgehaltes der Unterkreidetone, bezogen auf die Tonfraktion (aus KEMPER 1982).
Tabelle 15.1 Zusammenhang zwischen Magnitude und der maximal moglichen Entfernung fUr die Auslosung von Felssturzen und Rutschungen (aus KOLEKowA 1996). Magnitude M
Oistanz (km)
4,6
5
5,7
50
6,5
100
7,5
250
9,2
500
Bergstiirzen und Rutschungen durch Erdbeben (Tab. 15.1). 1m Juli 2004 hat z. B. ein Erdbeben der Starke 4,9 in Slowenien mehrere groBere Felsabgange und zahlreiche Rutschungen ausgelost.
Menschliche Eingriffe, besonders beim Bau von Verkehrsanlagen (Abgraben des HangfuBes, Versteilung von Boschungen) Belastung eines Hanges (Damme, Gebaude) EntIastung des HangfuBes oder BoschungsfuBes durch Auftrieb bei Einstau. Abgrabungen bedeuten immer ein Anwachsen von Neigung und ggf. Hohe einer Boschung und gleichzeitig auch eine Entlastung der verbleibenden Schichten. Beides wirkt ungiinstig auf das Hanggleichgewicht. Durch die Versteilung nehmen die Schubspannungen zu, wahrend durch die Entlastungswirkung die Scherfestigkeit, besonders auf vorgegebenen Flachen, abnehmen kann. Der Bruch kann nach einigen Monaten oder auch erst nach Jahren eintreten.
15.1.3 Wirkung des Wassers
L
15.1.2 Veranderungen der Neigung oder Hohe eines Hanges bzw. einer Boschung
Ais solche, auch morphologische Ursachen genannte Veranderungen kommen in Betracht: Talvertiefung und Obersteilung der Hange bzw. Uferunterschneidung durch Erosion tektonische (gebirgsbildende) Hebungen
Wasser in Form von versickernden Niederschlagen oder Grundwasser ist haufig der auslosende Faktor von Rutschungen und steuert deren Geschwindigkeit. Zu den hydrologischen EinflussgroBen zahlen im Einzelnen die Grundwasserverhaltnisse, bes. auch gespannte Grundwasserstockwerke und Stromungsdruck Niederschlage, ihre regionale und zeitIiche Verteilung, bes. extreme, auch engraumige
15 Rutschungen
368
15
Niederschlagsereignisse, sowie die Einsickerungsrate (Schneeschmelze) Stauhorizonte, WasserfUhrung einzelner Horizonte oder Bereiche Nassstellen, Quellen Wasserverluste aus Leitungen (auch Dachentwasserungen), Behaltern oder Kanalen (STEIN 1988) und vereinzelt auch Spulwasserverluste beim Bohren Stauhaltungen oder Dberschwemmungen, beide verb un den mit Auftriebswirkung im HangfuBbereich. Zwischen Niederschlagen und Rutschungshaufigkeit lasst sich meist ein direkter zeitlicher Zusammenhang ableiten (s. ROHN & RUFF 2005), wobei in unseren Klimabereichen Niederschlage zur vegetationslosen Zeit, besonders rasche Schneeschmelze, mehr Wirkung zeigen als Sommerniederschlage, die wesentlich intensiver und anhaltender sein mussen, urn Rutschungen auszulosen. Eine Analyse der Niederschlagsanderungen von 1891-1990 ergibt fUr Mitteleuropa eine deutliche Zunahme der Winter- und z. T. Fruhjahrsniederschlage. Unabhangig davon treten in letzter Zeit gerade in den Sommermonaten verstarkt lokal oder regional extreme Wetterereignisse auf, mit z. T. uber 150 l/m 2 in kurzer Zeit, bei denen die kritische Niederschlagmenge deutlich uberschritten wird, die nicht nur groBflachige Abschwemmungen, sondern haufig auch Rutschungen und Bergsturze zur Folge haben. Die ubliche Ermittlung der kritischen AuslOserniederschlage anhand von historisch dokumentierten Ereignissen verliert in solchen Fallen an Bedeutung. Fur die kommenden Jahrzehnte sind seitens der Klimatologie zunehmend trockene Sommer mit einzelnen Starkregen sowie hohe Winterniederschlage prognostiziert. Bei der Beurteilung von Rutschungen muss en daher immer die Niederschlagsmengen der vorausgegangenen Monate, zumindest als Monatssummen, mit ausgewertet werden. Je nach der Wirkungsweise des Wassers kann die auslosende Wirkung urn Wochen bis Monate verzogert auftreten. Besonders kritisch sind extreme Starkregen nach niederschlagsreichen Monaten oder das Abschmelzen einer Schneedecke durch anhaltende RegenHille. In aufgelockerten Rutschmassen konnen Niederschlage leicht versickern, so dass es schnell zu ortlicher Aufhohung des
Grundwasserspiegels kommt (Grundwasserneubildungsrate und Infiltrationskapazitat s. Abschn. 2.8.5).
Einen besonderen Wassersammeleffekt weisen Mulldeponien und Halden aus ahnlichen Stoffen auf, die das Wasser kaum abflieBen lassen, sondern schwammartig aufnehmen und bei Wassersattigung verzogert, aber konzentriert an den Untergrund abgeben. Die Wirkung des Wassers im Boden kann sehr vielfaltig sein (s. Abschn. 15.4). Gemischtkorniger bindiger Hangschutt an ubersteilen Hangen (> 35°) kann allein durch den Lastzuwachs infolge Wassersattigung und durch den verstarkten Stromungsdruck des Sickerwassers ins Rutschen kommen. Ais besonders anfallig sind auch hier wieder wasserwegsame Schichtpakete uber stauender Unterlage zu nennen. Insgesamt sind besonders flache Rutschungen anfallig fur starkere Niederschlagsereignisse. 1m Jahr 2002 verursachten in der Ostschweiz Starkregenfalle eine ganze Serie solcher Rutschungen (THURO et al. 2006). Bei lokaler Entlastung infolge Anfangsbewegung und Durchnassung quellen Tone und Tonsteine mit quellfahigen Tonmineralen, wodurch eine Gefugelockerung und Plastifizierung eintritt. Mit zunehmender Wassersattigung wird die Konsistenz eines bindigen Bodens weicher, seine Scherfestigkeit, insbesondere die Kohasion nehmen abo In feinkornigen Boden kann ein erhohter Porenwasserdruck oder Stromungsdruck auftreten, wodurch die Scherfestigkeit abgemindert bzw. die abschiebenden Krafte verstarkt werden (s. Abschn. 2.7.6 und 5.7.7). Das Gleiche gilt fUr den Kluftwasserdruck bzw. Stromungsdruck in gekluftetem Festgestein (KRAUTER & KOSTER 1991). Auf vorgegebenen potenziellen Gleitflachen kann schon ein dunner Wasserfilm die Scherfestigkeit herabsetzen. Wassersattigung in den oberen Boschungs- bzw. Hangpartien bewirkt einen Lastzuwachs, wahrend Grundwasseranstieg am BoschungsfuB durch die Auftriebswirkung eine Verminderung der ruckhaltenden Krafte bedeutet. 1m Zusammenhang mit dem Wasser muss auch die Wirkung des Bodenfrostes erwahnt werden, die oft als sog. klimatischer Faktor eingestuft wird. Der jahreszeitliche und teilweise auch der tagliche Wechsel von Niederschlag, Erwarmung und Bodenfrost kann zu einem Kriechen
15.2 Erkennungsmerkmale und Untersuchungsmethoden
unterschiedlich tiefer Bereiche der Deckschichten (Solifluktion) bzw. der Felsoberflache fiihren (s. Abschn. 15.3.4). Durch Frostverschluss kann der Austritt von Wasser behindert sein und ein Anstieg des Kluftwasserdrucks auftreten. An Felswanden ist bei Frostriickgang verstarkt mit Steinschlag zu rechnen. Indirekt wirkt sich der tiefreichende Bodenfrost in der Eiszeit auch heute noch auf die Hangstabilitat aus. Wahrend der Kaltzeiten reichte die Gefrornis teilweise bis iiber 100 m tief, was eine intensive physikalische Verwitterung und Auflockerung des Gebirges zur Folge hatte. Die durch die Gefrornis bedingte tiefreichende Gebirgsauflockerung hat sich nicht vollstandig riickgebildet, sondern bewirkt auch heute noch eine merkbare Verformungsempfindlichkeit der betroffenen Gebirgsbereiche und eine Instabilitat der Hange. Die derzeitigen Klimaanderungen, die sich in unseren Hochgebirgen als Gletscher- und Permafrostschwund auswirken, haben in den vergangenen Jahren bereits zu einigen groBeren Felsstiirzen und Murgangen gefiihrt (s. Abschn. 15.3.1). Derartige Ereignisse werden in Zukunft wohl noch vermehrt auftreten (HUGBEL et al. 2008). Die oft zitierte Expositionsabhangigkeit von Rutschungen scheint vorwiegend auf im Pleistozan entstandene Rutschbewegungen beschrankt zu sein. Rutschungen aus historischer Zeit zeigen kaum noch eine Haufung an Siid- und Siidwesthangen. Auszunehmen sind hiervon nur stark tonige, unbewaldete Boden, in denen durch intensive Sonneneinstrahlung zentimeterbreite Trockenrisse von mehreren Meter Tiefe auftreten konnen. Durch die Risse wird der Zusammenhang der Deckschichten geschwacht, bei nachfolgenden Niederschlagen kann Wasser tief in den Boden eindringen, die Scherfestigkeit wird abgemindert und es kann Kluftwasserdruck bzw. bei vorheriger Teilverfiillung der Risse mit Bodenmaterial auch ein gewisser Quelldruck auftreten (EINSELE & GIERER 1976; HENNIG 2000).
15.1.4 Vegetation und menschliche Eingriffe Bei der Vegetation sind sowohl die Vegetationsarten als auch der Deckungsgrad zu beriicksich-
369 tigen. So wird der Wasserverbrauch laubabwerfender Baume in unseren Breiten mit 500 bis 800 mm/a angegeben, der von Griinland mit 300 bis 400 mm/a. Dabei ist zu beachten, dass der Wasserverbrauch dieser Pflanzenarten i. W auf die Vegetationsperiode von April bis Mitte Oktober beschrankt ist (s. Abschn. 6.2.2). Das Abholzen eines Hanges kann sowohl den Wasserhaushalt verandern als auch Bodenerosion auslosen, wodurch die Stabilitat eines Hanges insgesamt abgemindert werden kann. Auch durch den Bau von Skipisten ist schon manche Rutschung ausge16st worden (BUNZA 1993). Auch Dberweidung, verbunden mit Viehtritterosion, fiihrt haufig zu einer weitgehenden Zerstorung der Vegetation und setzt den Hang ungeschiitzt den Klimaeinfliissen aus. Menschliche Eingriffe durch Bauma6nahmen, die haufig zu einer schwerwiegenden Veranderung des Hanggleichgewichts fiihren, sollen hier nicht noch einmal ausgefiihrt werden (s. Abschn. 15.1.2). Erwahnt werden muss in diesem Zusammenhang allerdings der Aufstau von Oberflachen- und Grundwasser durch Riickhalte- oder Stauanlagen jeglicher Art und Wasserverluste aus defekten oder durch Anfangsbewegungen gebrochenen Kanalen und Leitungen. Erschiitterungen (s. Abschn. 6.2.5) werden zwar immer wieder als rutschungsauslosendes Moment angefiihrt, doch halten soIche Behauptungen selten einer genaueren Untersuchung stand. Vorsicht geboten ist allerdings bei Kriechvorgangen nach Abschn. 15.3.5, bei denen Anhaufungen von Erschiitterungen oder starkere Vibrationen durchaus bewegungsauslosende oder -beschleunigte Wirkung haben konnen.
15.2 Erkennungsmerkmale und U ntersuchu ngsmethoden Die jeweils beste Untersuchungsmethode zum Erkennen von Rutschungen sowie fiir die Beschreibung und Untersuchung von Rutschungen und der Mechanik des Bewegungsablaufes sind im Einzelnen sehr von der Art der Rutschung abhangig.
15
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15 Rutschungen
15.2.1 8eschreibung der wichtigsten 8egriffe einer Rutschung Erste Voraussetzung fur eine verstandliche Beschreibung einer Rutschung ist eine einheitliche Terminologie und Darstellungsform. Die bisher verwendeten Begriffe von KLENGEL & PASEK (1974: 130) sind weitgehend abgelost von der internationalen Nomenklatur einer UNESCO Working Party for World Landslide Inventory (1993). Danach werden die in Abb. 15.2 dargestellten Rutschungsdimensionen vorgeschlagen sowie die aus Abb. 15.3 ersichtlichen Rutschungsmerkmale. Bei den Rutschungsdimensionen werden folgende Begriffe verwendet (Abb. 15.2): Breite der Rutschmasse (Wd ) Breite der Gleitflache (WJ Gesamtlange (L) Lange der Rutschmasse (L d ) Gleitflachenlange (L,) Machtigkeit der Rutschmasse (Dd ) Tiefe der Gleitflache (DJ
Bei den Rutschungsmerkmalen (Abb. 15.3) konnen gegenuber der ursprunglichen Hangsituation (20) ein Abrissgebiet, eine mittlere Bewegungszone und der RutschungsfuB unterschieden werden. 1m Abrissgebiet werden folgende Bezeichnungen verwendet: Krone (1): Nicht oder gering verlagerter Bereich unmittelbar oberhalb des Hauptabrisses (2) Hauptabriss (2): Steil einfallende durch die Bewegung der Rutschmasse (13) entstandene hangabwarts gerichtete Flache auf dem nicht bewegten Boden oder Fels am oberen Rand der Rutschung. Er ist der deutlich sichtbare oberste Teil der Gleitflache (10) Top (3): Hochster Punkt des Kontaktes zwischen verlagertem Material (13) und Hauptabriss (2) Kopf (4): Oberer Rand der Rutschung entlang des Kontaktes zwischen verlagertem Material und Hauptabriss (2). In der mittleren Bewegungszone treten auf: Sekundarabriss (5): Durch unterschiedliche Bewegungen innerhalb des verlagerten Mate-
A
B
A
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Abb. 15.2 Dimensionen einer Rutschung (nach o. g. Glossary 1993, Erlauterungen s. Text).
Abb. 15.3 Merkmale zur Beschreibung einer Rutschung (nach o. g. Glossary 1993, Erlauterung der Zahlen s. Text).
15.2 Erkennungsmerkmale und Untersuchungsmethoden
rials der Rutschmasse entstandene steil einfallende Flache Hauptrutschkorper (6): Teil des verlagerten Materials der Rutschung uber der Gleitflache (10) zwischen Hauptabriss (2) und Gleitflachenfront (11) Gleitfliiche (10) Gleitflachenfront (11): Grenzlinie (meist verdeckt) zwischen dem unteren Teil der Gleitflache (10) und der ursprunglichen Gelandeoberflache (20) Flanke (19): Das in situ-liegende Material, das unmittelbar an die seitlichen Abrisse anschlieBt. Verlagertes Material (l3): Von der Rutschung erfasste und aus ihrer ursprunglichen Position verlagerte Masse Sackungszone (14): Bereich der Rutschung, in der das verlagerte Material tiefer liegt als die ursprungliche Gelandeoberflache (20) Sackungsraum (16): Volumen, das yom Hauptabriss (2), von der Sackungsmasse (17) und der ursprunglichen Gelandeoberflache (20) begrenzt wird Sackungsmasse (17): Teil des verlagerten Materials, das uber der Gleitflache (10) und unter der ursprunglichen Gelandeoberflache liegt Akkumulationszone (15): Bereich der Rutschung, in dem das verlagerte Material uber der ursprunglichen Gelandeoberflache liegt Akkumulation (18): Volumen des verlagerten Materials (l3), das tiber der ursprtinglichen Gelandeoberflache liegt. 1m FuBbereich einer Rutschung werden unterschieden: FuB (7): Unterer Teil der Rutschmasse, der tiber die Gleitflache hinausreicht (11), auch als Rutschungszunge bezeichnet Oberschiebungsflache (12): Teil der ursprunglichen Gelandeoberflache, die yom FuB der Rutschung uberlagert wird FuBspitze (8): Teil der Front (9), der am weitesten yom Top (3) der Rutschung entfernt ist Front (9): Vordere, meist gekrummte Begrenzung des verlagerten Materials der Rutschung. Diese Grundbegriffe finden bei den verschiedenen Arten von Rutschungen teilweise in abgewandelter Form Anwendung (bei Bergsturzen
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z. B. AblOsungsflache statt Abrissflache), reichen aber allgemein zur Beschreibung von Rutschungserscheinungen aus und dienen bei einheitlicher Anwendung dem gegenseitigen Verstandnis. Daruber hinaus konnen weiterhin die bei PRINZ (1991, Abb. 15.3) zusammengestellten Einzelbegriffe nach KLENGEL & PASEK (1974) verwendet werden.
15.2.2 Erkennen von Rutschungen und Rutschhangen im Gelande Der Schwerpunkt der Untersuchungsarbeiten liegt im Erkennen der geologischen Situation und bei den Gelandearbeiten, einschlieBlich der Erhebung von Daten uber fruhere Ereignisse, sowie in der Auswertung moderner Fernerkundungsmethoden. Erste Hinweise auf Rutschungen oder Rutschhange liefern meist schon topografische Karten (TK 25, TK 10). Ein unruhiger Verlauf oder Einschnurungen von Hohenlinien geben deutliche Hinweise auf Hangbewegungen (Abb. 15.4). Durch Vergleich von Karten verschiedenen Alters konnen Gelandeveranderungen der letzten Jahrzehnte erkannt werden. Eine wesentlich bessere Interpretation von typischer Rutschungsmorphologie ermoglichen im Laserscan-Verfahren (LIDAR) gewonnene hochauflosende digitale Gelandemodelle (DGM), die als geschummerte Reliefkarten (shaded relief map) herkommlichen Luft- und Satellitenaufnahmen uberlegen sind (s. Abschn. 4.3.1 und MOBUS & RUCH 2008). Weitere Hinweise auf Rutschungen oder rutschverdachtige Hange konnen geologischen Karten, besonders modernen geologischen Spezialkarten 1 : 25000, entnommen werden, obwohl Rutschungen in dies en auch heute noch oft nicht als solche auskartiert, sondern hochstens durch Zusatzsignaturen gekennzeichnet sind. Unabhangig davon kann man aus diesen Karten und den zugehorigen Erlauterungen auf jeden Fall Angaben uber den geologischen Autbau eines Gebietes insgesamt und besonders uber rutschungsanfallige Schichten erhalten. Weitere Hinweise konnen gelegentlich bei Behorden
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15 Rutschungen
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Abb. 15.4 Konkaver Verlauf der Hiihenlinien im Abrissbereich am Bornberg und deutlich unruhige Gelandeformen der vorgelagerten Rutschmassen (Kartengrundlage TK 10; aus SCHMIDT 1999).
(Geologische Landesamter, Kommunalbehorden, StraBenbauamter usw.) eingeholt bzw. bei der einheimischen Bevolkerung erfragt wenden. Bei den Gefahrenhinweiskarten (s. Abschn. 4.2.2) werden im Sinne einer nachvollziehbaren Deklaration und in Anlehnung an die Begriffe "erwiesen", "vermutet" und "potentiell" meist zwei Kategorien von Rutschgebieten ausgehalten: • nachgewiesene Rutschgebiete .. potentiell rutschungsanfallige Gebiete. Ais nachgewiesene Rutschgebiete gelten in den Geologischen Spezialkarten gekennzeichnete Flachen sowie Gebiete von den en Massenbewegungen bekannt sind oder sich durch Auswertung von sog. geschummerten Reliefkarten ergeben. Potentiell rutschungsanfallige Gebiete sind Flachen, auf denen nach der geologischen und morphologischen Situation Rutschungen moglich, aber bisher nicht bekannt sind (MaBUS & RUCH 2008; MaBus et al. 2009). "Vermutete" Ereignisse, die in einem bereffenden Gebiet nicht eindeutig identifiziert werden konnen, werden in der Regel nicht getrennt ausgewiesen. Spezielle Gefahrdungs- und Risikokarten liegen bisher nur vereinzelt vor. Die erste regionale Rutschungskartierung Deutschlands, die Hangstabilitatskarte des linksrheinischen Mainzer Beckens i. M. 1: 50000, stammt von KRAUTER & STEINGaTTER (1983). Darin sind zwei Kategorien von Rutschungen ausgehalten, namlich
Rutschgebiete nachgewiesen und nicht sicher nachgewiesen, mit Angabe uber die angenommene Altersstellung der Ersteren. Weitere Regionalkarten liegen vor von KRAUTER et al. (1985) vom Hunsruck, ROGALL (1997) fur den Westtaunus, SCHMIDT (1999) fur die osthessische Rhon sowie MaBUS & ROGALL (2005) fur das Mittelmoseltal. Fur die bayerischen Alpen gibt es bereits zahlreiche Felssturz- und Gefahrdungskarten, die im Rahmen der EU-Alpenkonvention erstellt worden sind (HAAS 1993; NEUMANN & BAUER 2005; MAYER 2008; WILLERICH et al. 2008 und Abschn. 4.2.2). Massenbewegungen bzw. Rutschungen sind komplexe Naturprozesse, die in ihrer Entstehung und ihren Ablauf vom geologischen Untergrundaufbau, den geotechnischen Randbedingungen und von auBen einwirkenden Umweltbedingungen abhangig sind. AuBerdem handelt es sich urn zeitabhangige periodische oder sporadische Prozesse. Die verschiedenen Einflusse werden in den folgenden Abschnitten im Einzelnen angesprochen. Zur Risikoanalyse selbst s. Abschn. 17.2.2. Eine Empfehlung zum Erkennen und Erfassen von Rutschungen des DGGT-Arbeitskreises 4.2 "Boschungen" ist in der Geotechnik 1997: 4, verOffentlicht. 1m Gelande selbst ist der Hang- bzw. Boschungsneigung und der Morphologie besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Auffallend flache Hangformen sind, auch wenn sie verhalt-
15.2 Erkennungsmerkmale und Untersuchungsmethoden
, .....
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Abb. 15.5 Grat- bzw. Doppelgratbildung in der Gipfelregion bzw. auf der RGckseite des Berges infolge tiefreichender Hangbewegungen.
nismaGig ebenflaehig sind, meist ein Hinweis auf einen wenig stabilen Untergrundaufbau. Aueh ungewohnlieh flaehe Bosehungen haben fast immer einen besonderen Grund, der meist in der Instabilitat der Bosehungen, seltener im Massenausgleieh (Absehn. 12.1) zu suehen ist. Unruhige Gellindeformen, die nieht auf untersehiedliehe Gesteinsharten oder Grabungen zuriickzufiihren sind, zeigen meist mehr oder weniger deutlieh Rutschungen an. Dazu gehoren, besonders in den oberen Hangpartien, oft iiber groBe Erstreckung anhaltende, z. T. unbewachsene Steilboschungen, spaltenartige Runsen oder andere morphologisehe Einkerbungen bzw. GeHindestufen, die bei tief reichenden GroBrutsehungen sogar auf der Riiekseite des Berges
373 liegen konnen (sog. Grat- oder aueh Doppelgratbildung, s. Abb. 15.5). Ferner gehOren dazu langsovale Dellen oder abflusslose Senken in allen Hangabsehnitten. Der konkave Abrissbereich zeichnet sich dabei meist deutlich von den konvexen Formen des unteren Hangbereiches ab (Abb. 15.4), wo besonders auf auffallende Buckel, lang gestreckte Aufwolbungen oder zungenartige Wiilste zu aehten ist. 1m Talgrund kann es infolge Rutsehungen zu einer Verdrangung von Baehlaufen an die andere Talseite (Abb. 15.16) bzw. zu verstarkter Ufererosion kommen. Bei rezenten oder jiingeren Rutschungen sind die Oberflaehenformen noeh frisch und unverkennbar. Altere Rutschungen sind dureh Erosion und Bewuehs oft so stark iiberpragt, dass sie haufig nur schwer als solche zu erkennen sind. Fossile Rutschungen sind oft nur mit groBer Erfahrung an einigen wenigen, manehmal nur undeutlichen Merkmalen zu erkennen. Aueh der Baumbestand kann Hinweise auf mogliehe Hangbewegungen geben, wobei aus der Kriimmung des Stammes oder der Stellung der Aste auf die Art und das Alter der Bewegung gesehlossen werden kann. Dabei darf man nieht immer so eindeutige Bilder erwarten wie in Abb. 15.6 und darf auch nieht jede Schiefstellung von Baumen als Folge von Rutseh - oder Kriechbewegungen deuten. An steileren Hangen kann der sog. Sabelwuchs eine reine Folge der Hangneigung sein. Aueh vollig fehlender Baumbestand kann ein Hinweis auf oberflachennahe kriechende Bodenbewegungen sein, die im Laufe von Jahren Baumwurzeln abgesehert haben und so keinen Baumbestand aufkommen lassen. Aueh Zerrungserscheinungen in der Grasdeeke, die mit der Zeit zu Kahlstellen fiihren, oder Zerrung von Baumwurzeln zeigen Bewegungen im Untergrundan.
Abb. 15.6 Aus der KrGmmung des Stammes und der Richtung der Jungtriebe kann das Alter der Bodenbewegung geschiitzt werden (a us ZARUBA & MENCL 1961).
15
374
Bei den Gelandebegehungen ist auch auf mogliche auslosende Faktoren zu achten, wie BaumaBnahmen, Wasserab- oder -umleitungen, Rodungen u. a. m. (s. Abschn. 15.1.2 bis 15.1.4). Wasser ist eine der haufigsten Rutschungsursachen. Deshalb ist auch immer auf Vernassungen, Nassvegetation, ungewohnliche Wasseraustritte, Quellen, Schluckstellen oder stehendes Wasser zu achten. Besonderes Augenmerk verdienen Quellen, die keinen geregelten Ablauf aufweisen und dadurch zumindest zeitweise groBere Hangbereiche durchnassen. DIN 18 915 enthalt eine Auflistung von Zeigerpflanzen fur Vernassung (Staunasse) und saure Boden und auch FECKER & REIK (1996) beschreiben zahlreiche kennzeichnende Pflanzen fur hochstehendes Grundwasser. Schiiden oder sanierte Stellen bzw. ungewohnliche Linienfuhrung von Verkehrswegen oder Zaunen geben Hinweise auf Bodenbewegungen in der jungeren Vergangenheit, die sonst im Gelande vielleicht nicht zu erkennen sind. Ein internationaler Arbeitskreis (s. Abschn. 15.2.1) und der DGGT-Arbeitskreis "BoschungenU haben in den 1990er Jahren mit der Multilingual Landslide Glossary (1993) nicht nur eine einheitliche Nomenklatur erarbeitet, sondern auch einen mehrseitigen Erfassungsbogen fUr die Dokumentation von Rutschungen erstellt, der eine EDV-gestutzte Bearbeitung ermoglicht (Geotechnik 1997: 4, s. d. a. RYBAR 1991). Der internationale Erfassungsbogen fUr Rutschungen ist teilweise sehr ausfUhrlich und fur die Rutschhange Mitteleuropas nur bedingt geeignet. ROGALL (1997) und SCHMIDT (1999) bringen auf die regionale Situation abgestimmte Kurzfassungen. Die nachstehende Auflistung zeigt eine Kurzcharakteristik fur die Beschreibung einer Rutschnung: Lage (Land, Kreis, Gemeindebezirk, Lokalitat) Koordinaten (TK 25 oder TK 10, Koordinaten fUr Abrissbereich) Breite und Hohe des Abrisses Gesamtlange der Rutschmasse GroBte Breite der Rutschmasse(n) Hangneigung (Abrissbereich, Hauptrutschkorper, Akkumulationszone) Geologische Untergrundsituation Versagensmechanismus Tiefenlage und Form der Gleitflache Zusammensetzung der Rutschmassen
15 Rutschungen
Ursache und auslosende Faktoren Zeitpunkt, Ablauf und Geschwindigkeit der Bewegung Gefahrdungen und Schadenspotential.
15.2.3 Lage- und hohenmaBige Aufnahme und Darstellung Eine wichtige Aufgabe der Ingenieurgeologie ist die kartenmamge Aufnahme und Darstellung von Rutschungen bzw. Rutschgebieten. Hierbei muss zwischen einer Rutschungskartierung im MaBstab 1 : 10000, 1: 5000 oder 1: 2000 und der Detailaufnahme einer Rutschung unterschieden werden. Als Kartiergrundlage sind Luftbildkarten oder vergroBerte Orthofotos (M 1: 5000) oft besser als die ublichen topografischen KartenvergroBerungen. Eine Rutschungskartierung erfolgt in der Regel nach den in Abschn. 15.2.1 und 15.2.2 beschriebenen Merkmalen mehr oder weniger schematisch, wobei die Genauigkeit der Aufnahme (SchrittmaB, BandmaB oder GPS) von der zur Verfugung stehenden Kartenunterlage und den messtechnischen Moglichkeiten abhangt. Vorschlage fUr eine einheitliche Darstellung einer solchen Rutschungskartierung wurden von verschiedenen Autoren gemacht. Eine Vereinheitlichung liegt bisher nicht vor (s. Abb. 15.7). Fur die Kartierung groBerer Rutschgebiete oder groBer Einzelrutschungen hat sich die Aus-
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RUT5CHMA5SEN OHNE BEORENZUNG
Abb. 15.7 Signaturen fur Rutschungskartierung im MaBstab 1 : 5000 bis 1 : 25 000 mit Beispiel.
_15_._2__ Er_k_en_n_u_n~g_sm __ e_rk_m_a_le__ un_d__ U_nt_e_rs_U_C_h_un~g~s_m_e_th_o_d_e_n_____________________________3_7_5____
wertung einfacher oder besonders stereoskopischer Luftbilder bewahrt. Durch den erhohten Beobachtungsabstand ermoglichen Luftbilder ein leichteres Erkennen und Abgrenzen der morphologischen Formen, wie Abrisskanten, Buckel und Aufwolbungen oder Wiilste, als es bei der Gelandearbeit moglich ist. Je nach verwendetem Bildmaterial betragt der ReliefUberhohungsfaktor 2 bis 3,5. Auch Veranderungen in der Wasserfiihrung eines Hanges infolge von Hangbewegungen machen sich in Form unterschiedlicher Grautone und z. T. auch am Bewuchs bemerkbar. So sind z. B. aufgelockerte und dadurch besser wasserwegsame Zonen im oberen Teil einer Rutschung an ihrer helleren Graufarbung erkennbar.
1111111111111
Bei systematischen Untersuchungen zeigte sich, dass bei einer Rutschungskartierung erfasste Einzelrutschungen im Luftbild als zusammenhangende gro6flachige Rutschungsareale erscheinen (Abb. 15.8). Wo Rutschungsareale einen dichten Strauchoder Baumbewuchs aufweisen, was eine stereoskopische Auswertung von Luftbildern stark behindert, konnen mittels Laserscannertechnik hochgenaue digitale Gelandemodelle (DGM) bzw. Schummerungskarten erstellt werden, welche die Gelandeoberflache in hoher Qualitat abbilden (s. Abschn. 4.3.1 und Abb. 19.16). Satellitenaufnahmen sind dagegen aufgrund ihrer meist nur geringen Auflosung fUr die Erfas-
Abb. 15.8 Ergebnis einer Rutschungskartierung, oben durch Gelandebegehung, unten mit Hilfe von Luftbildauswertung (Kartengrundlage TK 10; aus SCHMIDT1999).
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sung von Rutscharealen nur eingeschrankt verwendbar. Der Einsatz teil- oder vollautomatisierter geographischer Informationssysteme auf der Grundlage von geologischen und topographischen Basisdaten, also nach uberwiegend geomorphologischen Anhaltspunkten, wird kontrovers diskutiert (ROGALL & SCHREODER 2006). Dazu gehort auch die Verschneidung von aus DGMDaten ermittelten Hangneigungen mit Angaben aus geologischen Karten, was die Rutschungsanfalligkeit bestimmter geologischer Einheiten dokumentieren solI. Als solche Hangneigungsklassen sind folgende Hangneigungen gebrauchlich:
Derartige Auswertungen muss en auf jeden Fall im Gelande uberpruft werden, da die Hangneigung primar sehr stark vom geologischen Untergrundaufbau abhangig ist. Die Detailaufnahme einer Rutschung erfolgt in der Regel im MaBstab 1: 100 bis 1: 2000. Bei guter topografischer Kartenunterlage genugt eine ingenieurgeologische Aufnahme unter Verwendung eines BandmaBes und eines Hohenmessers bzw. mit Hilfe von GPS (s. Abschn. 15.2.5) und einer Genauigkeit von ± 1 m. Geodatische Vermessungen sollten immer ingenieurgeologisch nachgearbeitet werden, urn die rutschungsrelevanten Strukturen richtig zu erfassen. Bei groBeren Rutschungen ist eine fotogrammetrische Vermessung aus der Luft zur Herstellung eines topografischen Lageplanes mit Hohenlinien, der auch die Gelandegestalt einer Rutschung sehr gut wiedergibt, zweckmaBig. Mit diesem Verfahren konnen auch sehr genaue Gelandeprofile erstellt werden. Solche digitale Luftbildmessaufnahmen sind in der Regel wirtschaftlicher als eine groBflachige terrestrische Vermessung. AuBer der kartenmaBigen Darstellung mussen fUr die Beurteilung einer Rutschung auch immer ein oder mehrere typische Langsschnitte konstruiert bzw. geodatisch aufgenommen werden. Die Langsprofile muss en vom HangfuB uber den Ausbiss und uber den Hauptabriss hinaus ausreichend weit den Hang hinauf reichen, urn die gesamte Hangsituation zu erfassen (Abb. 15.31 und HEITFELD et al. 2005). Auch diese Langsund ggf. Querprofile muss en in der Regel ingenieurgeologisch nachgearbeitet werden, urn die
15 Rutschungen Rutschung moglichst naturgetreu mit allen charakteristischen Oberflachenformen darzustellen. Der ubliche MaBstab von solchen Langsprofilen ist 1: 100 bis 1: 500. Die Auftragung sollte moglichst ohne Oberhohung vorgenommen werden, damit die Langsprofile spater fUr Standsicherheitsberechnungen verwendet werden konnen. Als zweckmaBig hat sich erwiesen, vor der Luftbild- oder geodatischen Vermessung charakteristische Punkte zu verpflocken bzw. zu markieren, von denen aus spater Detail- oder Nachvermessungen vorgenommen werden konnen. Als Erganzung zu einer Rutschungskartierung ist bei eingetretenen Bewegungen eine Ereignisdokumentation zu erstellen. Sie enthalt auch Angaben zu den auslOsenden Faktoren und uber den zeitlichen Ablauf der Bewegungen, sowie die festgestellten Schaden und dem aktuellen Gefahrdungszustand und gibt Hinweise auf die weiteren moglichen Bewegungen sowie auf notige SofortmaBnahmen.
15.2.4 Aufschlussarbeiten Die lage- und hOhenmaBige Aufnahme einer Rutschung reicht in der Regel nicht aus, urn die Ursachen und den Gefahrdungsgrad zu erkennen sowie Sanierungsmoglichkeiten vorzuschlagen. Hierzu sind indirekte und besonders direkte Aufschlusse nach Abschn. 4 notwendig. Diese sind, sofern es die Gelandeverhaltnisse zulassen, in die Langsprofile zu legen. Geophysikalische Oberflachen- und Tiefenmessungen werden in Rutschgebieten wegen der z. T. schwierigen Gelandebedingungen wenig eingesetzt. Mit sich erganzenden, hochauflosenden Verfahren der Geoelektrik und der Refraktionsseismik konnen jedoch im Einzelfall Angaben uber die Ausdehnung und Machtigkeit der Rutschmass en die Morphologie der Gleitflache und des festen Untergrundes sowie die internen Strukturen der Rutschmassen erkundet und damit ein weitgehend flachendeckendes, raumliches Untergrundmodell entwickelt werden (s. Abschn. 4.3.2 und JAHNEL et al. 1999 sowie LORENZ & STOTZNER 2005). In man-
15.2 Erkennungsmerkmale und Untersuchungsmethoden
chen Hillen zeigen die Messungen, dass sich die Rutschungsbasis nicht als eine durchgehende, einheitliche Gleitflache darstellt, sondern unregelmaBig mit zahlreichen kleineren Rippen, Wiilsten und Vertiefungen ausgebildet ist. Diese Unebenheiten wirken sich auf den Bewegungsmechanismus aus und bewirken in der Regel eine Erhohung der Gesamtscherfestigkeit. Die ZweckmaBigkeit der einzelnen indirekten und direkten Erkundungsmethoden ist auger den geotechnischen Notwendigkeiten und der Befahrbarkeit des Gelandes letzten Endes auch eine Kostenfrage. Die Ausschreibung sollte flexibel gehalten werden, urn auf Anderungen gegeniiber den Anfangsvorstellungen reagieren zu konnen. Bei flach liegenden oder oberflachennah ausstreichenden Gleitflachen geben SchUrfe auch hier den besten Einblick in den Untergrundaufbau, doch kann es gefahrlich sein, in Rutschungen Grabarbeiten vorzunehmen. Bohrungen sollten grundsatzlich mit durchgehender Gewinnung von gekernten Bodenproben ausgefiihrt und sehr sorgfaltig aufgenommen werden, urn die Lage der Gleitfliiche(n) zu erkennen. In Schichtgesteinen muss augerdem die Moglichkeit bestehen, das Schichteinfallen zu erfassen (orientierte Bohrkerne gemag Abschn. 4.4.5.1). Bohrungen in Rutschungen miissen immer ausreichend tief gefiihrt werden, urn denkbare, tiefer liegende Gleitflachen zu erfassen. Diese liegen fast immer in z. T. nur diinnen Schichten niedriger Scherfestigkeit, wie tonige oder weiche Lagen, wasserstauende Schichten oder an geologischen Trenn- oder Grenzflachen verschiedenster Art. Auf die Konsistenz, den Feinaufbau und Entfarbungen ist dabei beson-
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ders zu achten. Bei der Bohrkernaufnahme sind auch gezielt Proben fiir bodenphysikalische Laboruntersuchungen zu nehmen, urn charakteristische Bodenkennwerte zu erhalten (s. a. BURKLE & KUNTSCHE 2005). Besonders der Wassergehalt ist ein deutliches Anzeichen fiir Bewegungszonen oder sonstige Schwachezonen im Gebirge, die als potenzielle Gleitflachen wirken (Abb. 2.10; SOMMER et al. 1989). Solche Bewegungsbahnen oder Harnische sind in Bohraufschliissen oft schwer zu erkennen. Bei Auftreten solcher Flachen sind auch mogliche Abscherwirkungen im Bohrkern beim Bohrvorgang zu bedenken. Bei flachen Rutschungen « 10 m) haben sich zur Vorerkundung auch Rammkernbohrungen bzw. Rammsondierungen bewahrt, welche die aufgelockerten Rutschmassen anhand der niedrigen Schlagzahlen erkennen lassen (SCHNEIDER 1997). In Sonderfallen konnen auch Erkundungsschiichte oder -stollen erforderlich werden. Ein Beispiel dafiir bringt ROGALL (1997). In Lockergesteinen diirfen nur Trockenbohrungen ausgefiihrt werden, urn die Wasserfiihrung des Gebirges erkennen zu konnen. Besonders zu beach ten sind Grundwasserleiter mit artesisch oder subartesisch gespanntem Grundwasser (Abb. 15.9). Falls erforderlich, sind eine ausreichende Anzahl von Bohrungen als Grundwassermessstellen nach Abschn. 4.6 auszubauen (notigenfalls als Doppelmessstellen) und die Wasserstande regeimaBig einzumessen. Die Grundwasserbeobachtung muss im Bedarfsfall langjahrig erfolgen. In Sonderfallen konnen auch Tracer-Versuche die Wasserbewegung in den Rutschmassen nachzeichnen.
Abb. 15.9 Einfluss einer gespannten Grundwasser fOhrenden Zwischenschicht auf die Standfestigkeit einer Dammschuttung in Hanglage: (1, 2) tertiiire Tone mit Sandzwischenlagen, (3) LoBlehm und LoB, (4) FlieBsanderscheinung wiihrend der Rutschung, (5) Dammschuttung (a us ZARUBA & MENCL 1976).
5
378
15
15 Rutschungen
15.2.5 Lagebestimmung der GleitWiche und 8ewegungsmessungen Die allgemeinen Grundlagen fUr die Lagebestimmung der Gleitflache sind je nach Untergrundaufbau und der angewendeten Berechnungsmethode im Abschn. 5.7 beschrieben. Die Gleitflachen konnen ebenflachig, flachgekrtimmt, kreisformig, langgestreckt bzw. gebrochen sein. In der Regel setzen Gleitflachen an der Krone steil an und laufen am RutschungsfuB flach aus. In Anlehnung an ZARUBA & MENCL (1961: 218) werden nach der Tiefenlage der Gleitflache unterschieden: bis 1,5 m Tiefe
Oberflachenrutschungen
5 bis 10 m Tiefe
flache Rutschungen
10 bis 20 m Tiefe
tiefe Rutschungen
> 20 m Tiefe
sehr tiefe Rutschungen.
Die Form und Tiefenlage der Gleitflache sind Grundlage jeder weiteren Bearbeitung. Erste Anhaltspunkte daftir erhiilt man aus den morphologischen Gegebenheiten. Mit der Aufnahme des oberen Hangabrisses und des Ausbisses einer Rutschung nach Abschn. 15.2.1 sind zwei Punkte der Gleitflache bekannt und es liegen auch erste Hinweise vor, wie steil oder flach sie einfallt bzw. ausstreicht. Innerhalb der Rutschung wird die Gleitflache dann nach den Ergebnissen der Aufschlussbohrungen festgelegt, die jedoch haufig keine eindeutige Aussage erlauben. Oft liegen auch mehrere Gleitflachen tibereinander, die sich in ihrer Wirkung erganzen oder ablosen konnen. Die einzelnen Gleitflachen mtissen nicht immer tiber die ganze Lange anhalten. Dies ist besonders bei sehr tief reichenden oder langsamen Bewegungen der Fall. Ftir die endgtiltige Festlegung der Tiefenlage der Gleitflache und des Versagensmechanismus sind Bewegungsmessungen erforderlich. Die von vornherein in Anpassung an den zu erwartenden Bewegungsmechanismus gezielt angesetzt werden mtissen (POISEL et al. 2007). Die an der Gelandeoberflache gemessenen zweidimensionalen und besonders die raumlichen Bewegungsvektoren geben nicht nur Aussagen tiber das Be-
wegungsmaB, sondern auch erste Angaben tiber Tiefenlage und Form der Gleitflache (Abb. 15.43). Widersprtichliche Einzelergebnisse der Bewegungsvektoren zeigen an, dass der Bewegungsablauf und -mechanismus einer Rutschung noch nicht richtig erfasst ist und der Bewegungsmechanismus neu durchdacht werden muss. Mit automatischen Messeinrichtungen konnen jeweils auch permanente Oberwachungseinrichtungen installiert werden (BAUMANN 1990 und Abschn. 15.5.6). Relative Bewegungsmessungen erfolgen in einfachen Fallen tiber Lattengestelle, die waagerecht angebracht, eine Messung der Vertikal- und Horizontalverschiebungen in bestimmten Zeitabstanden ermoglichen. In steilem Gelande (Abrissspalten) und bei Blockbewegungen konnen auch Messungen mit Felsspionen bzw. mit zwischen den Blocken fest installierten Drahtextensometern vorgenommen werden. Die Neigung von einzelnen groBeren Blocken kann mittels mobiler oder stationarer Neigungsmessgerate gemessen werden. Absolute geodatische oder fotogrammetrische Messungen ermoglichen ein Bild tiber die raumliche und zeitliche Verlagerung von Festpunkten auf der Oberflache der Rutschmassen. Die Anordnung der Festpunkte erfolgt auf der Grundlage des bisherigen Kenntnisstandes (Rutschungskartierung, zu erwartender Bewegungsmechanismus) und nach den ortlichen Gegebenheiten. Die Messgenauigkeit der einzelnen Messverfahren S. Tabelle 15.2. Eine Punktverschiebung gilt im Allgemeinen dann als real, wenn tiber mehrere Messungen hinweg eine Tendenz erkennbar ist oder wenn sie das 3-fache der Messgenauigkeit tiberschreitet. An steilen Felswanden kann zur Beobachtung der raumlichen und zeitlichen Veranderungen der Wandgeometrie auch ein terrestrischer Laserscanner (TLS) eingesetzt werden. Die Methode liefert detailgenaue Aufzeichnungen der Wandflache, die bei Wiederholungsmessungen alle Veranderungen an der Wand erkennen lassen (KUHN & PRUFER 2009). Mit Hilfe des Global Positioning System (GPS), dessen ziviler, Offentlich zuganglicher Teil seit 2000 freigegeben ist, konnen tiber mobile oder feste GPS-Empfanger Punkte im Gelande in ihrer Lage auf den Meter und in der Hohe auf wenige Millimeter genau ermittelt werden. Das
379
15.2 Erkennungsmerkmale und Untersuchungsmethoden Tabelle 15.2 Obersicht Qber verschiedene Messverfahren (nach HERMSMEYER et al. 2008) Messverfahren
Messgenauigkeit
Bemerkungen
Nahbereich bis 120 m
- 0,5 mm
Aufmessung und Absteckung, Prazisionsmessungen fUr Distanzen bis zu 1 km
Winkelmessung (horizontal, vertikal)
1 mmj200 m
stark von Refraktion abhangig
Prazisionsnivellement
0,3 mm/ 1 km Doppelnivellement
automatisierte Digitalnivelliere zum Bestimmen relativer und absoluter Hohenunterschiede
differntielles GPS/GNSS
5mm
Himmelsfreiheit notwendig
Nahbereichsphotogrammetrie
0,5 mm/abhangig vom
fOr die Erfassung von Flachenparametern
elektrooptische Distanzmessung
Biidmassstab
europaische System "Galileo" ist nicht vor 2014 zu erwarten. In den letzten Jahren wird in der Literatur auch die SAR-Interferometrie, eine satellitengestiitzte Fernerkundung mittels Synthetik Apertur Radar (SAR) als geeignetes, wenn auch kostenaufwendiges Instrument zur Fertigung digitaler Gelandemodelle sowie zur Dberwachung von groBflachigen Bodenbewegungen zwischen zwei oder mehreren Aufnahmezeitpunkten propagiert. Verwendet werden in der Regel SAR-Daten der europaischen Fernerkundungssatelliten ERS 1 oder ERS 2, die seit 1991 Daten liefern. Voraussetzung sind langzeitstabile Objektpunkte, sog. Persistent Scatterer (PS), wie sie an Gebauden oder anderen kiinstlichen Objekten, auch groBeren Felspartien, vorliegen. Wurde ein Gebiet aus nahezu identischer Position zu unterschiedlichen Zeiten aufgenommen, so konnen auch riickwirkend Veranderungen erfasst werden. Landwirtschaftliche Flachen und solche mit veranderbarer Vegetation ohne PS sind weniger geeignet. Bei giinstigen Bedingungen liegen die horizontalen Auflosungen im Sub-Meterbereich, die Hohenmessgenauigkeit angeblich im Millimeterbereich (BENECKE et al. 2007; RIEDMANN 2007; BAMLER et al. 2008 und Abschn. 19.4.4). Bei sehr geringen, geodatisch kaum erfassbaren BewegungsmaBen sind Inklinometermessungen (Abschn. 4.8.4) bzw. Messungen mit dem TDR-System (SINGER & THURO 2007; FESTL et al. 2009) die zuverlassigsten Methoden, nicht nur die Bewegungen zu erfassen, sondern auch die
Tiefenlage der Gleitflache bzw. von Differenzbewegungen zu erkennen. Die Auswertung erfolgt meist relativ, d. h. unter der Annahme, dass sich der unterste Punkt des Messrohres nicht verschoben hat (s. Abb. 15.lO). Der Aufwand von absoluten geodatischen Messungen ist betrachtlich, so dass sie meist nur in groBeren zeitlichen Abstanden durchgefiihrt werden konnen. Sie stellen damit nur Momentaufnahmen in gewissen Zeitabstanden dar, die keine Interpretation des Bewegungsablaufes dazwischen ermoglichen. Bewegungsmessungen werden entweder in regelmamgen Zeitabstanden (Monate oder Jahre) bzw. entsprechend den rutschungsfordernden Faktoren, wie z. B. nach jedem Friihjahr oder nach niederschlagsreichen Perioden, vorgenommen. Hangbewegungen verlaufen selten iiber langere Zeit konstant, sondern zeigen instationares, haufig zyklisches Verhalten, das meist von externen Faktoren abhangig ist. Die groBten Bewegungsraten treten gewohnlich im Friihjahr oder im Friihsommer auf bzw. sind auf niederschlagsreiche Jahre beschrankt. Aus einer detaillierten Auswertung der raumlichen Entwicklung der Verschiebungen der einzelnen Festpunkte konnen auch einzelne Homogenbereiche oder Aktivitatszonen mit unterschiedlicher Bewegungscharakteristik abgegrenzt werden (HE ITFELD et al. 2005; POISEL et al. 2005). Die Erfahrung lehrt, dass Gleitflachen in der Regel flacher verlaufen als vielfach angenommen wird, und sich fast immer nach geologisch vorge-
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380
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Abb.15.10 Integrierte Verschiebungen eines Inklinometermessrohres in zwei Achsrichtungen. Messreihenvergleich verschiedener Messungen.
gebenen FHichen richten, anstatt nach theoretischen Gleitkreisen. Nur Gro6rutschungen, die teilweise unter morphologisch anderen Bedingungen eingetreten sind, weisen oft sehr tief liegende Gleitflachen auf.
15.2.6 Altersdatierung und Bewegungsablauf Rutschungen sind, wenn die geologischen, morphologischen und klimatischen Voraussetzungen gegeben waren, zu allen Zeiten der Erdgeschichte aufgetreten. Eine genaue zeitliche Einordnung ist sehr schwierig, da echte Datierungshilfen in Form von Radiokarbondatierungen (an Fossilien, Holzresten, Pollen, Kalkausscheidungen u. a. m.) selten vorliegen oder auch zu wenig untersucht werden. Au6erdem ist die Anwendung der C4_ Methode auf ein Maximalalter von 40 000 bis 50000 Jahren begrenzt. In der Regel ist man letztlich auf palaoklimatische Betrachtungswei-
sen und geomorphologische Merkmale angewiesen. Mitte der 1990er Jahre wurden mehrfach geomorphologisch-chronologische Untersuchungen vorgenommen, die bessere Datierungsmoglichkeiten erwarten lassen. Abb. 15.11 zeigt eine solche Altersdatierung einer Gro6rutschung in der Schweiz, deren alte Gleithorizonte bis in eine Tiefe von 38 m erbohrt worden sind. Die Bewegungen von 1994 fanden auf solchen alten Gleithorizonten statt. Die "landschaftsgenetisch altesten" Rutschungen eines Gebietes k6nnen schon unmittelbar im Anschluss an die gebirgs- oder landschaftsbildenden Vorgange durch gravitatives Abgleiten ganzer Schollen aufgetreten sein. Sie werden aufgrund der Schichtverstellungen haufig als tektonische Schollen gedeutet (s. v. POSCH INGER 1998 und Abb. 15.12). In den europaischen Mittelgebirgen werden sehr alte Rutschungen, die unter anderen morphologischen Bedingungen aufgetreten und heute im Gelande kaum noch zu erkennen sind, allgemein in das Pleistozan datiert. Sie werden
15.2 Erkennungsmerkmale und Untersuchungsmethoden
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auch als fossile Rutschungen bezeichnet (KLENGEL & PASEK 1974: 129). Dazu gehOrt z. B. die FuBschollengeneration ACKERMANNS (1959). Wo soIche sehr alten Rutschungen im h6heren Teil die Hange noch erhalten sind, sind sie durch periglaziale Formungsvorgange sehr stark uberpragt und oft kaum noch erkennbar. Ein groBer Teil der noch mehr oder weniger deutlich erkennbaren alten Rutschungen ist wahrscheinlich jungeiszeitlich, beziehungsweise fallt in die fruhe Nacheiszeit, d. i. vor 8000-12000 Jahren. Dazu gehoren z. B. tiefreichende, talzuschubartige Entlastungsbruche durch die jiingste Talerosion, deren Erkennen an den meist nur schwach ausgepragten morphologischen Merkmalen oder in Bohrungen auBerst wichtig ist, da sie bei Eingriffen in das Hanggleichgewicht leicht wieder in Bewegung kommen konnen. In dieser Zeit sind sieher auch viele tiefreichende Massenbewegungen an alpinen Talflanken ausgelost worden, als mit dem Ruckzug der Gletscher die stiitzende Wirkung des Eises verloren gegangen ist (s. Abschn. 15.3.1). Neuerdings wird die Zunahme von Massenbewegungen an alpinen Talflanken mit dem Anstieg der Temperaturen in der Nacheiszeit differenzierter betrachtet, da nach heutigem Kenntnisstand die Anstiegskurve
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Abb. 15.11 Alte Gleithorizonte und ihre C-14 Datierung der GroBrutschung Falli Holli (Schweiz). Rechts die Ergebnisse neuerer Bewegungsmessungen (nach RAETZO-BRULHART (1997: 158).
der Temperaturen nach der letzten Vereisung wesentlich komplexer verlaufen ist, als bisher angenommen wurde. Bei der zeitlichen Einschiitzung der nacheiszeitlichen Rutschungen sind die einzelnen nie-
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Abb. 15.12 Schematische Darstellung des Anfangsstadiums einer Rotationsrutschung in einem Schichtgestein und Luftaufnahme einer solchen Rutschung im Grand Canyon, USA (Foto PRINZ).
382
derschlagsreichen Perioden zu beriicksichtigen. Danach ist vor allen Dingen das Atlantikum, also die Zeit vor etwa 8000 bis 5000 Jahren teilweise sehr niederschlagsreich gewesen. Besonders landesweit verbreitete, vergleiehbare grofSere Massenverlagerungen miissen mit solchen klimatischen Perioden im Zusammenhang gesehen werden. Die landschaftsformenden geomorphologischen Prozesse waren zu dieser Zeit weitgehend abgeschlossen, so dass die Rutschungsformen meist recht deutlich erkennbar sind. Seit diesem europaweit ausgepragten Klimawandel sind noch mehrfach niederschlagsreiche Perioden zu verzeichnen gewesen. Solche Jahre, die mit zahlreichen mittelalterlichen Rutschungsereignissen in Verbindung gebracht werden, sind 1096, 1342 sowie 1709 und 1720-1730 bzw. insgesamt in der sog. kleinen Eiszeit von 1400 bis 1850. Besonders in den Jahren 1783/84 und 1816 haben weltweit extreme Niederschlagsverhaltnisse geherrscht, ausge16st durch Vulkanausbriiche bzw. durch die infolge Aschenauswurfverringerte Sonneneinstrahlung. Auch in der Jetztzeit sind immer wieder niederschlagsreiche Jahre mit verstarkten Rutschungsaktivitaten aufgetreten (z. B. 1946, 1956, 1965, 1977, 1981, 1987 und 2002). KLENGEL & PASEK (1974) bezeichnen Rutschungen, die unter den gegenwartigen klimatischen und morphologischen Bedingungen entstanden sind, als rezente Rutschungen. Sie sind definitionsgemafS in den letzten Jahrhunderten « 1000 Jahre) aufgetreten. Beim zeitliehen Abschatzen jiingster morphologischer Rutschungsformen ist zu beriicksiehtigen, dass Rutschungen oft keine einmaligen Ereignisse sind, sondern iiber Jahrhunderte oder Jahrtausende hinweg immer wieder in Bewegung gewesen sein konnen. Aktive Rutschungen sind noch mehr oder weniger in Bewegung. Auch hierbei ist zu beriicksiehtigen, dass es sich meist nicht urn Erstrutschungen handelt, sondern urn alte Bewegungsmechanismen, die in Abhangigkeit von den Niederschlagen anhaltende oder periodische Bewegungen unterschiedlieher GroBe aufweisen konnen. Falls kiinftig merkbare Niederschlagsanderungen auftreten, muss mit erhohter Aktivitat solcher Rutschungen gerechnet werden. Fiir die Altersbestimmung jiingerer Rutschungen kann aufSer dem Zustand ihrer Oberfla-
15 Rutschungen
chenformen auch der Versatz quartarzeitlicher Zeitmarken, wie Terrassenablagerungen oder Bodenbildungen, herangezogen werden bzw. die Storung von menschlichen Einrichtungen, wie Wege, Feldraine, Baumreihen und auch das Alter und der Zustand ihres Baumbestandes (s. Abschn. 15.2.2). Die Frage nach der Gefahrdungssituation ist bei Rutschungen oft aufSerst schwer zu beantworten (s. Abschn. 15.5.6). Die meisten aktiven Rutschungen sind keine Erstereignisse, sondern sind seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden mehrfach aufgetreten. Alte GroBrutschungen zeigen haufig eine Wiederkehrperiode von mehreren hundert Jahren bis iiber tausend Jahre (Abb. 15.11). Die Wiederkehrperioden und die damit verbundene statistische Eintrittswahrscheinlichkeit (in %) konnen, ausgehend von einem menschlichen Beobachtungszeitraum von 50 Jahren wie folgt eingeteilt werden: sehr selten < 15 %
>300 Jahre
selten 15- 40%
100 bis 300 Jahre
mittel 40-80%
30 bis 100 Jahre
hiiufig > 80 %
<30 Jahre.
In dem in Abschn. 15.2.1 beschriebenen Glossary (1993) werden folgende Rutschungsaktivitliten unterschieden: Eine blockierte Rutschung hat sich innerhalb der letzten 12 Monate bewegt, ist aber derzeit nieht aktiv Eine inaktive Rutschung hat sich in den letzten 12 Monaten nieht bewegt Eine reaktive Rutschung ist eine wiederbelebte, vorher inaktiv gewesene Rutschung Eine latente Rutschung ist eine inaktive Rutschung, die durch ihre urspriinglichen Ursachen reaktiviert werden kann Eine stabilisierte Rutschung ist eine inaktive Rutschung, deren urspriingliche Ursachen infolge SanierungsmafSnahmen nicht mehr wirksam sind. Allgemein werden bei Rutschungen folgende Stadien unterschieden: Das Stadium der Kriechbewegungen mit Verformungsraten bis etwa 10 mm/Jahr kann sich bei Rutschungen iiber sehr lange Zeitraume
383
15.2 Erkennungsmerkmale und Untersuchungsmethoden
erstrecken und kann z. B. an Verkehrswegen zu einer Storung des Entwasserungssystems fiihren. Die Bewegungsrate ist dabei selten stetig, sondern meist instationar und von au6eren, bewegungsfordernden Faktoren abhangig (KEUSEN 2000). Die Bewegungen konnen sich (vielleicht auch nur anscheinend) beruhigen oder aber der Sicherheitsfaktor kann langsam abgebaut werden, so dass die Bewegung, zunachst unmerklich, in eine progressive Beschleunigung iibergehen kann. Ohne entsprechende Kontrollmessungen wird dieses Stadium haufig iibersehen. In der Bewegungsphase vor dem Bruch nimmt die Geschwindigkeit meist progressiv, d. h. beschleunigend zu, wobei die einzelnen Werte sehr unterschiedlich und sowohl vom Rutschungstyp als auch von den auslOsenden Faktoren (haufig die Niederschlagsmenge) abhangig sind. Regelwerte sind kaum anzugeben. In der Auftragung der Verschiebungskurve ergibt sich (nachher) gewohnlich ein mehr oder weniger deutlicher Knick im Kurvenverlauf, aus dem die weitere Entwicklung extrapoliert werden kann (Abb. 15.13 und v. POSCHINGER 1998). Ein Verfolgen der Bewegungen und das Erkennen der Bewegungsphase vor dem Bruch erOffnet die Moglichkeit einer Vorwarnung. Der Versagens- und Ablosemechanismus ist abhangig von der geologischen Situation, der Hanggeometrie, dem Rutschungstyp und der Ausbildung der Rutschmassen sowie dem mechanischen Verhalten des Gesteins bzw. Gebirges
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Abb. 15.13 Bewegungsmessungen der Verschiebung am B6schungsfuB der Rutschung am Weinberg bei Nittel/Mosel (a us FRANKE 1976).
(POISEL et al. 2007). Der eigentliche Bruchvorgang kiindigt sich in der Regel durch Rissebildung oder Vergro6erung von Rissen an. Felsrutschungen, besonders Bergstiirze, machen sich auch Tage vorher haufig durch Steinschlag oder leichte Erschiitterungen und kurz vor dem Bruch auch durch Knistergerausche bemerkbar (KOHLER 1985: 10; v. POSCHINGER 1998). Diese konnen gegebenenfalls mittels akustischer Messgerate (Mikrophone) registriert werden. Die Frage der Vorhersehbarkeit des Bruchvorganges hangt eng zusammen mit der Gefahrenbeurteilung und den Sicherheitsanforderungen (s. Abschn. 15.4). Die Bewegungen wah rend der Rutschung selbst werden selten gemessen. Sie hangen sehr stark von der Geometrie der Rutschung und dem jeweiligen Rutschungstyp abo Felsstiirze, Muren sowie Erd- und Schuttstrome zahlen zu den schnellen Massenbewegungen. Allgemein kann fiir die Bewegungsgeschwindigkeit folgende Einteilung vorgenommen werden: sehr langsam (substabil)
cm/a
langsam bzw. wenig aktiv
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aktiv bzw. langsam mit schnellen Phasen
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schnell
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sehr schnell
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iiuBerst schnell
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Ab Bewegungsma6en von elmgen Dezimetern im Jahr ist eine regelmaBige Dberwachung anzuraten. Rutschungsgeschwindigkeiten von Dezimetern pro Woche erfordern sofortige Gegenma6nahmen. Die Bewegungen nach dem Bruch sind sehr unterschiedlich, sind aber ein wichtiges Merkmal fiir die Beurteilung einer weiteren Gefahrdung. Bei vielen Rutschungen tritt iiber langere Zeit ein deutliches Nachkriechen auf (BRAUTIGAM et al. 1989), das bei bestimmten Rutschungstypen (z. B. an der Rot/Muschelkalkgrenze) iiber Jahrzehnte anhalten kann. Nachbriiche am oberen Abriss und auch in den Rutschmassen selbst sind als Sekundarrutschungen zu werten.
5
15
384
15
15.3 Arten von Rutschungen, Klassifi kation Rutschungen sind hangabwarts gerichtete Bewegungen von Hangteilen aus Fels- und/oder Lockergesteinsmassen entlang von Gleitflachen oder unterschiedlich dicken Zonen intensiver Scherverformung. Dabei kann man zunachst zwei Hauptarten unterscheiden, namlich (1) Boschungsrutschungen an Gelandespriingen und speziell an Boschungen und (2) Hangrutschungen. Die weiteren Begriffe fur die Rutschungstypen sind schon von zahlreichen Autoren diskutiert worden (Lit. s. PRINZ 1997). Aligemein werden Abbriiche (Fallen, Kippen), Gleiten (Translationsund Rotationsrutschungen) und Fliei~en unterschieden. Kriechvorgange werden als Sonderfall des FlieBens angesehen. Diese Standardgliederung der Massenbewegungen wird neuerdings haufiger ersetzt durch drei Hauptbegriffe, namlich Rutschungen, Sturzprozesse und FlieBen. Nach der im Abschn. 15.2.1 erwahnten internationalen Nomenklatur von 1993 werden heute folgende Rutschungstypen unterschieden: Fallen beginnt mit dem Losen von Bodenoder Felsmaterial in potentiellen Abbruchbereichen entlang einer Flache oder aus einer Schuttmasse, wobei nur geringe oder keine Scherbewegungen stattfinden. Das Material stiirzt dann groBtenteils frei fallend, springend oder rollend abo Kippen ist eine Rotationsbewegung in Abhangigkeit des Trennflachengefiiges bzw. von Blocken aus Fels- oder kohasivem Bodenmaterial urn einen Punkt oder eine Achse unterhalb ihres Schwerpunktes. Gleiten ist eine hangabwarts gerichtete Bewegung von Boden- oder Felsmassen auf Gleitflachen oder auf verhaltnismaBig diinnen Zonen intensiver Scherverformung. Driften bedeutet eine Bewegung von Felsoder kohasiven Bodenmassen bei gleichzeitigem Einsinken in die liegenden, weniger kompetenten Schichten. Eine intensive Scherung auf Gleitflachen findet nicht statt. Driften kann durch Liquefaktion (s. Abschn. 4.2.3.3) oder Ausquet-
Rutschungen
schen des liegenden, weniger kompetenten Materials entstehen. Flie6en ist eine raumliche mehr oder weniger kontinuierliche Bewegung, bei der Scherflachen nur kurzzeitig vorhanden, dicht angeordnet und gewohnlich nicht erhalten sind. Die Geschwindigkeitsverteilung der bewegten Masse gleicht der einer viskosen Fliissigkeit.
15.3.1 Fallen Ais Sturzprozess (Fallen) bezeichnet man das plotzliche Ablosen von Gestein aus Steillagen. Die Erscheinungen treten an Steilboschungen (Abb. 15.29), Steinbruchwanden, tiefen Baugruben, Erosionsufern oder steilen Felswanden auf. Der Abriss erfolgt meist an vorgegebenen Trennflachen. Hauptursachen sind die Hangentspannung und Verwitterungsprozesse. Die Gefahr von Abbriichen ist besonders gegeben, wenn Felskorper iiber weichen erosionsempfindlichen Gesteinen ausstreichen und/oder von talwarts einfallenden Flachen bzw. von Querkliiften abgetrennt sind und wenn zusatzlich Kluftwasserdruck bzw. Gefrierdruck auftritt (KRAUTER & KOSTER 1991). Dem Abbruch gehen haufig eine langfristige Offnung von Kliiften oder BergzerreiBungsspalten sowie Kipp- oder Knickvorgange voraus, die jeweils Anteile aus Translation und Rotation aufweisen konnen. Entgegen der weit verbreiteten Meinung zeigen auch mehr oder weniger instabile Felsformationen haufig eine gewisse plastische Verformbarkeit und konnen iiber langere Zeit Kriechverformungen aufweisen, ohne abzustiirzen. Derartige Felswande miissen unter Kontrolle gehalten werden (s. Abschn. 15.5.6). Dem Absturz geht dann haufig ein sich beschleunigendes Bruchkriechen voraus (KEUSEN 2002), begleitet von zunehmender Steinschlagaktivitat (LADNER 2004). Beim Absturz verlieren die Felsmassen ihren Zusammenhalt und zumindest zeitweise den Kontakt mit der Unterlage. Der Absturz selbst erfolgt teilweise als Gleiten, vielfach aber als Fallen, Rollen, Springen oder z. T. FlieBen. Bei Felsstiirzen treten Massenbewegungen von Blocken und Steinmaterial in den Vordergrund. Nach den auBeren Formen unterscheidet man zwischen Abrissgebiet, Sturzbahn und Ablagerungsgebiet.
15.3 Arten von Rutschungen, Klassifikation
Das Ablagerungsgebiet besteht aus grobblockigen Schuttmassen, unregelmaBig geformten Hiigeln oder einem Schuttstrom. Gelegentlich kommt es auch zu einem Aufstau eines Bergsturzsees. Ais Steinschlag bezeichnet man das Ablosen und Fallen, Springen oder Rollen von einzelnen Steinen und Blocken (0 > 2 m) mit einer Gesamtsturzmasse von < 5 m 3 (HAFNER 1993; KRAUTER 1996: KRAUTBLATTER & MOSER 2005 und Abschn. 13.3.1). Berg- und Felsstiirze werden definiert als das Ablosen eines Gesteinspakets aus dem Gebirgsverband, das wahrend des Sturzes und beim Aufprall in Blocke und Steine zerfallt, die mit hoher Geschwindigkeit (Sekunden oder wenige Minuten) aus Bergflanken niedergehen und eine gewisse Flache einnehmen. Unterschieden werden Felsstiirze mit meist 100 bis mehrere 100000 m 3 Absturzmassen und die groBeren Bergstiirze ab etwa 1 Mio. m 3• Urn eine Felssturzgefahrdung zu bewerten, miissen folgende Daten erhoben werden (NEUMANN & BAUER 2005): Geologie und Morphologie des Abbruch- und des Ablagerungsgebietes historische Daten friiherer Ereignisse Geomechanik der Ablose- und Sturzprozesse externe Einfliisse als Ausloser. Bei der Abschatzung des Sturzvorganges und seiner Reichweite sind die Diimpfung des Untergrundes, die Rauhigkeit der Gelandeoberflache und der Bewuchs (Waldbestockung) zu beriicksichtigen. Sturzprozesse konnen sich zu jeder Jahreszeit ereignen, besonders aber in den jahreszeitlichen Frost-Tau-Zyklen. Ais externe Einfliisse kommen auBerdem Starkregenereignisse, und Erdbeben in Betracht. Entscheidend ist immer die Situation direkt im Abbruchgebiet. Der mit hoher Geschwindigkeit ablaufende Verlagerungsprozess bewirkt eine starke Zerbrechung des Materials. Die Transportdistanzen konnen auch bei geringem Gefalle mehrere km betragen. In den bayerischen Alpenregionen hat man versucht, Richtlinien zur Ermittlung von potenziellen Gefahrdungsbereichen durch Felssturzereignisse zu erarbeiten (NEUMANN & BAUER 2005). Bei den Gelandeaufnahmen ist besonders auf sog. stumme Zeugen zu achten, d. S. reliktische Blocke, noch frische Abloseflachen oder Bewegungsspuren als Hinweise auf vorausgegangene Ereignisse.
385 1m Hinblick auf die derzeitige Bergsturzgefahr ist in den vergangenen Jahren durch den rasanten Gletscherschwund in den alpinen Regionen eine deutliche Zunahme derartiger Ereignisse festzustellen. Mit dem Riickzug der Gletscher entfallt der Druck auf die seitlichen Felswande. Durch die dadurch ausgeloste Hangentspannung bilden sich zunehmend Risse im Fels, bis sich dann ein Felssturz entwickelt. Ein Beispiel dafiir sind die Felssturzereignisse am Eiger im Berner Oberland in den Jahren 200512006, wo der Grindelwaldgletscher seit etwa 25 Jahren urn 25 m an Hohe verloren hat. Bergstiirze werden unterteilt in kleine Bergsrurze (bis 10 Mio. m 3 ), groBe Bergstiirze (1050 Mio m 3 ) und sehr groBe Bergsrurze (> 50 Mio. m 3 ). In Hochgebirgen und in Mittelgebirgen mit steiler Morphologie treten immer wieder Bergsrurze auf. Sie konnen eine Landschaft nachhaltig verandern. AuBer den unmittelbaren Folgen durch den Bergsturz selbst konnen dabei eine Talverdammungen und Wasserriickstau auftreten und, wenn die inhomogen aufgebauten Sturzmassen instabil werden, talabwarts auch Oberflutungen oder Schuttstrome bzw. Murgange. Zu den zuganglichen Bergstiirzen in den Alpen, die teilweise soIche Talverdammungen bewirkt haben, zahlen u. a. die Ereignisse vom Eibsee bei Grainau (Zugspitze), von Flims im Vorderrheintal, vom Tschirgant, vom KOfel im Otztal und von Mallnitz. Diese groBen Bergstiirze, die bisher als spatglazial bis friihpostglazial datiert waren, werden heute als wesentlich jiinger eingestuft (v. POSCHINGER & HAAS 1997). Die bekanntesten alpinen Bergstiirze der letzten Jahrzehnte sind der Bergsturz in den VajontStausee bei Longarone von 1963 (s. Abschn. 18.2.8) und der Felssturz im Veltlintal von 1987 (BECKER & LITSCHER 1988). Nach tagelangen Regenfallen stiirzten Ende Juli 1987 etwa 50 Mio. m 3 Gesteinsmassen von den Hangen des Pizzo Copetto ab und begruben zwei Ortschaften unter sich, die zum Gliick evakuiert waren, so dass nur 20 Todesopfer zu beklagen waren. Der Bergsturz war so gewaltig, dass die abgerutschten Massen am Gegenhang 400 m hochbrandeten und sich im Tal ein 40 m hoher Damm aufgebaut hat. Die dahinter gestauten Wassermassen mussten mit groBem Aufwand abgeleitet werden. Weltweit treten Fels- bzw. Bergstiirze besonders im Zusammenhang mit Erdbeben auf. Einer
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386
der folgenschwersten Felsstiirze der letzten Jahrzehnte mit 20 Toten ereignete sich im Februar 1996 auf der japanischen Insel Hokkaido, als ein Felsblock von 50 000 t auf den Einfahrtsbereich eines Tunnels stiirzte. Ein ahnlicher Felssturz ereignete sich 2006 in der Schweiz an der Zufahrt zum Gotthard -Tunnel. Mehrere zimmergroBe Felsblocke stiirzten aus groBer Hohe auf die Autobahn und eine KantonstraBe. Ein Pkw wurde getroffen, die beiden Insassen waren tot. Die gefahrdete Felswand wurde abgesprengt. Weitere Fachaufsatze und Literaturhinweise iiber Bergstiirze s. HEINIMANN et al. 1998 und Felsbau 2004: 2. Von den deutschen Mittelgebirgen beschreiben KRAUTER (1973,1996) sowie KRAUTER et al. (1979, 1993) einige felssturzahnliche Rutschungen aus dem Rheinischen Schiefergebirge, besonders in aufgelassenen Steinbriichen (s. Abschn. 15.6.1).
15.3.2 Kippen Kippbewegungen mit Vorwartsrotation aus dem Hang treten vor allen Dingen an Steilwanden kompetenter Gesteinskomplexe auf. Besonders gefahrdet sind Hartgesteine auf plastifizierbarer tonig-mergeliger Unterlage. Dieses Versagensprinzip "hart auf weich" ist als Anfangsbewegung zahlreicher GroBrutschungen weit verbreitet. Beispiele werden im Abschn. 15.6 beschrieben. Auch die Erscheinungen der HangzerreiBung sind gelegentlich mit einem groBraumigen Kippversagen verbunden.
Abb. 15.14 Typ einer Translationsrutschung in einem Schichtgestein (a us ZARUBA & MENCL
1969).
15 Rutschungen
15.3.3 Gleiten Die Grundtypen von Gleitungen sind Block- oder Schollenbewegungen auf vorgegebenen Trennflachen. Die Rutschungsoberflache bleibt oft relativ ungestort. Bei den Gleitungen werden dann verschiedene Untertypen unterschieden, deren gemeinsames Merkmal Bewegung auf einer Gleitflache unterschiedlicher Konfiguration ist. Die Form der Gleitflache wird dadurch vorgegeben, wo gerade die Scherfestigkeit entsprechend niedrig oder der Einfluss des Grundwassers besonders ungiinstig sind. Ebene Gleitfliichen (sog. Translationsrutschungen) sind Bewegungen auf vorgegebenen Trennflachen (haufig Schicht- oder Schieferungsflachen) oder sonstigen Schwachezonen, und zwar bevorzugt an der Grenze von kompetenten zu inkompetenten Gesteinen (Ton stein zwischenlagen). Am haufigsten treten Gleitungen in veranderlichfesten Schichtgesteinen und in metamorphen Schiefern auf (Abb. 15.14). Translatiosrutschungen konnen groBe Flachen einnehmen und z. T. auch erhebliche Machtigkeit erreichen. Die Bewegung kann auf einer oder mehreren Flachen stattfinden, die sich gegenseitig ablosen oder erganzen konnen (BRAUTIGAM et al. 1989). Besonders in diinnbankigen oder geschieferten Gesteinen sind stufenartig absetzende Gleitflachen oder -zonen weit verbreitet und wirken haufig im Sinne eines progressiven Bruchs (s. Abb. 15.29). Bei groBeren Gleitungen kann sich hinter der Rutschungskrone ein keilformiger Block grabenartig einsenken, der dann einen zusatzlichen Schub auf den Rutschkorper ausiibt.
387
15.3 Arten von Rutschungen, Klassifikation
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Abb. 15.16 Aus einer anfanglichen Gleitung hat sich eine Schuttstromrutschung (a) und ein Schuttkegel (b) entwickelt (nach ZARUBA & MENCL 1969). Abb. 15.15 Grundtypen von kreisfiirmigen und abgeflachten Rotationsrutschungen.
sehr komplexe Gerollstrom- oder Schuttstromrutschungen entwickeln (Abb. 15.16). Kombinierte Rutschungen sind ebenfalls weit verbreitet, wobei besonders viele GroBrutschungen (auch fossile Rutschungen) zu diesem Typ gehoren. Die Gleitflache ist aus unterschiedlich gekriimmten und ebenen (meist vorgegebenen) Bruchflachen (Schichtung, Verwitterungszone, Kliiftung, Storungen) zusammengesetzt (s. Abb. 15.17). Hierbei tritt gewohnlich eine starkere Zerr- und Scherbeanspruchung der Rutschmassen auf. Bei groBerer Horizontalbewegung entsteht am oberen Abriss haufig eine typische Grabenbildung.
SchalenfOrmige Gleitflachen (sog. Rotationsrutschungen, Abb. 15.15) sind ebenfalls ein haufig anzutreffender Typ. In homogenem Material ist die Gleitflache haufig angenahert kreisformig. Bei ausgepragter Rotationsbewegung sind die bewegten Massen begrenzt und wenig durchbewegt. Bei Rutschungen in der Verwitterungszone und bei zur Tiefe hin fester werdendem Untergrund verlauft die Gleitflache meist flachschalig bzw. unter Ausnutzung vorhandener Trennflachen auch blockartig oder treppenfOrmig, was zu den kombinierten Rutschungen iiberleitet. Bei groBerer Horizontalbewegung tritt dabei eine starkere Beanspruchung der Rutschmasse auf. In Hanglage konnen sich bei entsprechendem Wasseranfall aus anfanglichen Gleitbewegungen
15.3.4 Driften Unter Driften versteht man die Bewegung von Felsmassen durch oder bei Einsinken in eine
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Abb. 15.17 Typ einer mehrfach ruckschreitenden Rutschung in einer Sandstein/Tonstein-Wechselfolge.
388
15 Rutschungen
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Abb. 15.18 Driften von Sandsteinb6cken (a = Labiatus-Sandstein) auf Lehmgrund-Mergel (b) im Elbsandsteingebirge (a us JOHNSEN 1984). c = liegende Sandsteine; d = plastifizierte Merge!.
plastifizierbare Unterlage nach dem Versagensprinzip "hart auf weich" (Abb. 15.18). Dem Driften gehen meist Kippbewegungen voraus. Die Gesteinsblocke losen sich an vorgegebenen Trennflachen und driften auf der tonigen Unterlage abo 1m Pleistozan sind derartige Hangbewegungen besonders in den Auftauperioden aufgetreten. Hangabwarts gehen die Bewegungen in Blockkriechen von Z. T. "schwimmenden" Einzelblocken in tonigen Schuttmassen iiber. Beispiele werden im Abschn. 15.6 beschrieben.
15.3.5 FlieBen Beim FlieBen handelt es sieh urn sehr unterschiedlieh schnelle Bewegungen von aufgeweichten Bodenmassen mit Gesteinsschutt bzw. Gerollen aller KorngroBen. Das FlieBverhalten ist nieht nur von der Bodenart und dem Wassergehalt abhangig, sondern auch yom GefUge und der Struktur (Beispiel Quicktone). FlieBvorgange ergeben lang gestreckte, gelappte oder murenartige Formen, innerhalb derer haufig Viskositatsbewegungen mit linearen Bewegungsflachen erkennbar sind. Der Vorgang des FlieBens wird allgemein mit hohen Wassergehalten (Wasser: Feststoffe = 1 : 1) in Zusammenhang gesehen, was auch fUr die meisten FlieBvorgange zutrifft. Es haben sieh jedoch auch FlieBereignisse zugetragen, bei denen der Wassergehalt der bewegten Massen sehr niedrig war. Das Verfliissigungsmedium sind in diesen Fallen Lufteinschliisse gewesen und der
meist sehr schnell ablaufende Bewegungsvorgang spielte sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf einem komprimierten Luftpolster ab (SHARP & GLAZNER 1993). Bei den FlieBvorgangen wird zwischen Schuttbzw. Gerollstromrutschungen und Erd- bzw. SchlammflieBen unterschieden. Gerollstromoder Schuttstromrutschungen enthalten einen relativ hohen Prozentanteil grobkornigen Materials (80%) wahrend Erd- oder Schlammstrome mindestens 50% Sand-, Schluff- und Tonmaterial enthalten. Ausloser alpiner Schuttstrome, die sich vorher iiber Jahrzehnte in kriechender Bewegung mit sehr unterschiedlichen Bewegungsraten befunden haben konnen, sind haufig Bergstiirze an instabilen Talflanken, Erdbeben, Extremniederschlage oder menschliche Eingriffe. In Gebieten mit rezenter Tektonik mit jungen Hebungen und Z. T. 1000 m hohen iibersteilten Hangen sind solche Schuttstromrutschungen weit verbreitet und stellen eine permanente Gefahr dar. y. POSCH INGER (1992, 1993) beschreibt den Mechanismus eines Schuttstromes bei Inzell im Jahre 1991. Am Rande solcher Schuttstrome kommt es infolge unterschiedlicher Bewegungsgeschwindigkeit innerhalb des Stromes vielfach zu wallartigen Aufpressungen. In Mittelgebirgen konnen sich solche Gerollstrome auch aus Wandabbriichen in aufgelassenen Steinbriichen mit Wasserfiillung entwickeln (KRAUTER et al. 1979). Auch Halden- und Kippenrutschungen entwickeln sieh haufig zu Stromrutschungen (s. Abschn. 13.1.5). In den Bergen wirken Starkniederschlage (von Z. T. iiber 200 mm in 24 Stunden) an Abhangen
15.3 Arten von Rutschungen, Klassifikation
und in Gerinnen erodierend und es werden haufig zahlreiche, oft nur kleine Rutschungen ausgelost, die sich zu Murgangen entwickeln konnen. Diese bestehen aus einem heterogenen Gemisch von Wasser und 30 bis 60% Feststoffanteil unterschiedlicher KorngroBen und auch Wurzelstocken oder Baumstammen. An der Front eines Murganges befinden sich in der Regel vermehrt groBe Blocke. AuBer diesen "Gerinne-Murgangen" konnen sich an steilen Hangen bei hohen Wasseranfall flachgriindige Hangmure entwickeln. Ihre Auslosung erfolgt meist anlasslich von Starkniederschlagen oder bei intensiver Schneeschmelze. Die Bewegungsmechanismen in Muren sind noch nicht vollig geklart. Obwohl sie einen vom Wasser ausgelosten Abflussvorgang darstellen, sind ihre Fronten oft relativ trocken. Auch kommen die trotz hoher FlieBgeschwindigkeiten teilweise nach wenigen Zehnermetern zum Stehen. In Gerinnen konnen sich auch groBere Murgange entwickeln, z. T. mit sehr groBen Reichweiten bis hinunter auf die Schwemmkegel vorangegangener Ereignisse. Das bekannte Phlinomen der Solifluktion ist ein ± langsames FlieBen oberflachennaher Bodenschichten bei Wasseriibersattigung, wobei im Pleistozan Hangneigungen von 2° bis 4° ausgereicht haben, die Bewegungen auszulOsen. Quicktonrutschungen sind eine Sonderform in den marinen Quicktonen des Spat- und Postglazials in Norwegen, England und Kanada. Die Ursachen sind eine erhohte Empfindlichkeit soIcher schwach konsolidierter mariner Tone gegeniiber hydrostatischen Wechselbelastungen oder Erschiitterungen, die zu einem thixotropen Gefiigezusammenbruch und quasiviskosen FlieBbewegungen fiihren (s. Abschn. 2.7.4). Kriechen wird als Sonderform des FlieBens angesehen. Es ist eine iiber langere Zeitraume anhaltende, langsame meist unstete, zeitabhangige Verformung bei ± gleich bleibender Spannung bzw. ohne Lastanderung, die sowohl in Locker- als auch in Festgesteinen auftreten kann. Bei entsprechenden Kontrollmessungen kann man in vielen Fallen ein Grundkriechen und kurzzeitige Bewegungsschiibe aufgrund von Starkniederschlagsereignissen unterscheiden. Die BewegungsmaBe betragen mm- bis cmBetrage pro Jahr und hinterlassen im Gegensatz zu anderen Rutschungstypen kaum merkbare
389 Formveranderungen in der Landschaft (Lit. s. PRINZ 1997). In der Praxis sind zu unterscheiden das Tiefkriechen von Festgesteinen instabiler Talflanken (Talzuschub, BergzerreiBung) und Kriechbewegungen von Schuttmassen und der obersten Auflockerungszone. Kriechbewegungen von Schuttmassen, die auch die oberste Auflockerungs- bzw. Anwitterungs zone mit erfassen konnen, treten besonders in tonigen Gesteinen auf. Beim Oberflachenkriechen werden zunachst witterungsbedingte Volumenanderungen, d. h. Quell- und Schrumpfvorgange infolge Temperatur- und Wassergehaltsanderungen, von einer horizontalen Bewegungskomponente iiberlagert. In der Auflockerungs- und Anwitterungszone findet dariiber hinaus unter der standigen Einwirkung von Schubspannungen entweder eine bruchlose kontinuierliche Verformung oder ein diskontinuierliches Kriechen mit Gleitvorgangen auf zahlreichen kleinen Trennflachen statt. Kriechbewegungen der oberflachennahen Schichten sind nicht nur eine fossile Erscheinung, sondern auch rezent weiter verbreitet als allgemein angenommen wird (KRAUTER 1973). Unter Schuttstromkriechen versteht man unmerklich langsame Bewegungen von Gesteinsschuttmassen in Hangdepressionen als Vorlaufer oder Zwischenstadium von FlieBbewegungen. Bei langsamer Bewegungsgeschwindigkeit « 1 m/a) bleibt die in der Regel baumlose Vegetationsdecke erhalten. Das Tiefkriechen von Festgesteinen instabiler Talflanken bzw. die Talzuschuberscheinungen sind seit den Arbeiten von STINI (1941) bekannt. Es handelt sich urn z. T. tiefreichende (> 100 m) Kriech- bzw. Scherbewegungen in Gleitzonen oder an Trennflachen verschiedenster Art mit und ohne Zwischenmittel, wobei besonders bindige Storungs- und Kluftfiillungen oder Schichtbzw. Schieferungsflachen mit niedriger Scherfestigkeit die Kriechbewegungen begiinstigen (s. Abb. 15.19). Die sehr differenzierten Bewegungsablaufe und der Mechanismus sind im Einzelnen noch unzureichend bekannt. 1m Wesentlichen handelt es sich urn von auBeren Faktoren beeinflusste, schwerkraftbedingte Bewegungen auf geologisch vorgegebenen Flachen. In der osterreichischen Literatur wird fiir soIche Bewegungen, die nach der Tiefe ausklingen und keine deutliche basale Gleitflache aufweisen, der
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390
Abb. 15.19 BergzerreiBung (1) und Talzuschub (2) eines alpinen Talhanges (aus KRAUTER 1996).
yom englischen "Sagging" abgeleitete Begriff Sackungen verwendet (KOHLER 1985; MOSER 1993). Nach neuer Definition (s. Abschn. 15.2.1) wird der Begriff der Sackung auch auf andere vergleichbare Rutschungsarten verwendet. Diese Begriffsanwendung entspricht aber in beiden Fallen nicht der Definition gemaB Abschn. 5. Folge solcher tiefreichender Kriechbewegungen sind die Phanomene der Bergzerrei6ung, wie Zerrspalten und HangzerreiBungskliifte, Doppelgrate in den hoheren Hangbereichen oder hangparallel verlaufende Nackentalchen (SCHOBER 1991), die nieht nur bis in die Gipfelregionen reichen konnen, sondern teilweise am Gegenhang ausstreichen (Abb. 15.4). Dariiber hinaus sind die Erscheinungen des Talzuschubs haufig auch an der Hangmorphologie erkennbar mit konkaven, von Rissen und Spalten durchsetzten Formen (Dilatanz, Massenverlust) im hoheren Teil der Hange und konvexen, vorgewolbten Formen des Massenzuwachses im unteren Teil, wobei die einzelnen Abschnitte in Teilschollen mit sehr unterschiedlicher Auspragung zerlegt sein konnen. 1m Obergangsbereich liegen oft talbodenartige Verebnungen vor, die z. T. bevorzugte Siedlungsflachen darstellen (Abb. 15.19). Die charakteristischen Besonderheiten dieser Form von Massenbewegungen sind die ausgepragte Zeitabhangigkeit der Bewegung bzw. von Bewegungsanderungen. Eine anhaltende Beschleunigung kann die Annaherung an den Versagenspunkt bedeuten. Derartige instabile Talflanken mit langsamen Kriech- und Gleitbewegungen (Bewegungsraten von einigen Zentimetern bis mehrere Meter pro
15 Rutschungen
Jahr, meist 5-10 cm/a) ohne Gefahr plotzlicher Kollapsmechanismen, sind in alpinen Gebieten weit verbreitet. Besonders betroffen sind metamorphe Gesteine (Phyllite, Gneise, Schiefer) und z. T. auch Sedimentgesteine (MOSER 1993). Einige dieser Talzuschiibe stellen eine direkte Gefahr fiir Siedlungen (z. B. Gradenbach/Karnten), Talsperren (Gepatschspeicher/Tirol) oder FernstraBen (Reppwand-Gleitung/Karnten) dar. Derartige Gro6hangbewegungen treten nicht nur an alpinen Hangen auf, sondern sind als mehr oder weniger fossile Bewegungsformen auch in vielen Mittelgebirgshangen verborgen. Die geologischen Voraussetzungen fiir solche groBraumigen Massenbewegungen sind starke tektonische Gebirgszerlegung, ungiinstig einfallende Schicht- oder Schieferungsflachen mit partiell abgeminderter Scherfestigkeit sowie tief greifende Entspannung durch Talbildung oder auch Auslaugungsvorgange in den unteren Hangbereichen. GroBhangbewegungen zeigen in der Regel ein sehr komplexes Bewegungsbild mit einer Uberlagerung von rotationsfOrmigen und translationsformigen Bewegungen, teilweise verbunden mit Kriechbewegungen. Der rezente Bewegungsablauf wird weitgehend von auBeren Faktoren bestimmt, vor allen Dingen den Niederschlagssummen und der Hohe des Grundwasserspiegels. Hange von Stauraumen bediirfen einer besonders kritischen Untersuchung und Kontrolle (WEISS 1964; MULLER 1967; NEUHAUSER & SCHOBER 1970 - s. a. Abschn. 18.2.8). Bekannt geworden sind solche Talzuschubbewegungen in den 60er Jahren am Gepatschspeicher im Kaunertal. Beim ersten Aufstau 1964/65 sind hier Gesamthorizontalbewegungen bis zu 10,8 em gemessen worden. Danach haben sich die Bewegungen deutlich verlangsamt und betrugen in den Jahren danach etwa 3,5 cm/a. 1m Zusammenhang mit dem Tiefkriechen und dem Talzuschub ist auch auf die AufwOlbung plastischer Schichten in Talsohlen als Folge der Entspannung im Tal und unter Auflast der angrenzenden Hange hinzuweisen (Abb. 15.20). Der Grenzdruck, ab dem Tone plastisch ausgequetscht werden konnen, liegt haufig nur bei 400 bis 600 kN/m 2 , was einer Steilboschung von 20 bis 30 m Hohe entspricht. Hinzu kommen Schubverformungen durch den Horizontalspannungsanteil, besonders bei niedriger Schichtfla-
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15.4 Berechnungsansatze und Diskussion der Scherparameter
15
Abb. 15.20 Aufw61bung plastischer Ton(steine) in der Talsohle (aus
chenreibung. Plastische Verformungen von Tonsteinen in der Talsohle und die hangwartigen leichten Verkippungen sind bei gunstigen Aufschlussverhaltnissen nicht selten nachweisbar (ZARUBA & MENcL 1961: 271; REIK 1985: 104). Zu beach ten sind die abgeminderten Festigkeiten derart beanspruchter bzw. verformter, meist toniger Gesteine (s. a. Abb. 15.38).
15.3.6 Komplexe Rutschungstypen Viele Rutschungen weisen nicht nur einen Bewegungstyp auf, sondern bestehen aus mehreren der beschriebenen Rutschungstypen (Fallen, Kippen, Gleiten, Driften, FlieBen). Diese Rutschungen werden nach der internationalen Nomenklatur als komplexe Rutschungen bezeichnet: Treten zwei oder mehr Bewegungstypen gleichzeitig in verschiedenen Teilen einer Rutschung auf, so wird diese als zusammengesetzte Rutschung angesprochen Zwei unmittelbar benachbarte Rutschungen gleichen Typs, die nacheinander aufgetreten sind, werden als sukzessive Rutschung bezeichnet Eine Mehrfachrutschung weist eine wiederholte Entwicklung des gleichen Bewegungstyps auf (Abb. 15.17}. Daruber hinaus werden in der im Abschn. 15.2.1 genannten internationalen Nomenklatur verschiedene Rutschungsaktivitaten unterschieden: In einer fortschreitenden Rutschung breitet sich die Gleitflache entgegen der Bewegungsrichtung hangaufwarts aus
ZARUBA
& MENCL 1961).
In einer sich vergroBernden Rutschung breitet sich die Gleitflache in zwei oder mehr Richtungen aus In einer sich verkleinernden Rutschung verringert sich das Volumen des verlagerten Materials. In einer beschrankt ausgebildeten Rutschung tritt zwar ein Abriss auf, am RutschungsfuB ist jedoch keine Gleitflache ausgebildet In einer sich fortsetzenden Rutschung bewegt sich die Rutschmasse ohne sichtbare Veranderung oder Gleitflache und des Volumens des verlagerten Materials In einer sich ausweitenden Rutschung breitet sich die Gleitflache in einer oder in beiden Flanken aus.
15.4 Berechnungsansatze und Diskussion der Scherparameter Die Berechnung von Rutschungen setzt die Kenntnis des Bruchmechanismus und des mechanischen Verhaltens der bewegten Masse unter dem Einfluss der abschiebenden und ruckhaltenden Krafte voraus. Fur eine umfassende Berechnung sind folgende Vorarbeiten erforderlich: Digitalisierung eines Hohenmodells mit Langsschnitt Festlegung der Geometrie der Rutschung und des Bewegungsmechanismus Geologisches Untergrundmodell und Festlegung der Eingangsparameter sowie ihre flachige Verbreitung
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Auswahl des Berechnungsmodells Parameterstudien und Variation des Einflusses des Grundwassers (Ausloseschwellenwert) Vergleich verschiedener Modelle und deren Resultate Vergleich der Berechnungsergebnisse mit der Gelandebeobachtung (Verschiebungsvektoren). Grundvoraussetzungen fur die ublichen Berechnungsverfahren sind die Annahme einer Gleitflache und des Bruchzustandes. Diese Idealisierungen sind fur eine rechnerische Behandlung nach den Rechenansatzen des Abschnitts 5.7 unerlasslich. Die Rechenansatze werden femer als ebenes Problem behandelt, d. h., es wird allein ein Gelandeschnitt senkrecht zu den Hohenlinien und in der Ebene der Bewegung betrachtet. Diese Vereinfachung ist bei den geometrisch ebenen Boschungsrutschungen gut hinnehmbar, bei groBeren Gelandebruchen oder Hangrutschungen stellt sie dagegen eine stark vereinfachende Annahme der Umgebungsbedingungen dar. Raumliche Standsicherheitsberechnungen stecken noch in den Anfangen (GOLDSCHEIDER & LIZCANOPELAEZ 2003), genauso wie sog. mechanisch-hydrologische Modelle, bei denen die versickemde Niederschlagsmenge einbezogen wird, die notig ist, den Sicherheitsfaktor zu unterschreiten. Die Ausbildung bzw. der Verlauf der Gleitflache mussen mit Hilfe der beschriebenen Untersuchungsmethoden sowie notigenfalls mit Naherungsberechnungen ermittelt werden. Dabei kommt dem wirklichkeitsnahen Erfassen des geologischen und mechanisch-kinematischen Modells einer Rutschung groBere Bedeutung zu als der Genauigkeit technischer Berechnungen. Auf keinen Fall konnen fehlende ingenieurgeologische Informationen durch komplizierte und scheinbar genaue mathematische Methoden ersetzt werden. Treffen die ingenieurgeologischen Faktoren einer Rutschung zu, liefem oft auch einfache Berechnungsmethoden brauchbare Ergebnisse. Andererseits entziehen sich die im Abschn. 15.1 angefiihrten, oft minimalen auslosenden Faktoren jeder Berechenbarkeit, so dass die Berechnungsansatze fur Rutschungen immer Naherungsverfahren bleiben. Hinzu kommt, dass Rutschungsvorgange der niehtlinearen Dynamik zuzuordnen sind, bei welcher die Wirkungen nieht gradlinig von den Ursachen abhangen, son-
15 Rutschungen dem sie konnen sogar ruckwirkend diese selbst wieder beeinflussen. Nach Lage und Form der Gleitflachen konnen drei GrundfaIle unterschieden werden, die sich mit den ublichen Berechnungsmethoden erfassen lassen: Gerade oder ebene Gleitflache gekrummte Gleitflache (kreisformig oder polygonal) gebrochene Gleitflache (aus geraden oder gekrummten Teilabschnitten), auch Starrkorper bzw. Blockgleitungen. Bei vielen, auch flacheren Rutschungen konnen die wahrscheinlichen Gleitflachen noch durch Kreisausschnitte mit groBerem Radius einigermaBen erfasst und rechnerisch behandelt werden. In vielen anderen Fallen lassen sich die Abriss- und Gleitflachen auch durch gebrochene, aus kreisformigen und geraden Teilabschnitten zusammengesetzte Gleitflachen ersetzen. Mit dem Verfahren nach JANBU (1955) kann man praktisch jede beliebige Gleitflachenform berechnen (s. Abschn. 5.6.3). GOLDSCHEIDER & GUDEHUS (1974) und BICZOK (1997) arbeiten mit Bruchmechanismen aus gegeneinander beweglichen starren Bruchkorpem mit zusammengesetzt ebenen Gleitflachen. Damit konnen Teilschollenbewegungen innerhalb einer Rutschung erfasst werden. Bewegungen des FlieBens und Kriechens ohne definierte Gleitflachen sowie Entlastungsbruche nach Abschn. 15.2.6 und progressive Bruche lassen sich mit den konventionellen Rechenverfahren nicht erfassen, wohl aber z. T. mit numerischen Rechenmethoden (FE-Methode). Bei kompliziertem Untergrundaufbau oder starker angewitterten kluftigen Fels werden Standsieherheitsberechnungen oft weniger durch die Wahl des Berechnungsverfahrens beeinflusst als vielmehr durch die Annahmen uber die Boden- und Felskennwerte und uber eine mogliche Sickerwasserstromung. Der Einfluss dieser Parameter kann durch eine Sensibilitatsanalyse eingegrenzt werden, bei welcher aIle fur die Standsicherheit maBgebenden Faktoren entsprechend variiert werden: Scherfestigkeitsparameter, notigenfalls von einzelnen Abschnitten Ansatz dranierter bzw. undranierter Scherfestigkeiten
15.4 Berechnungsansiitze und Diskussion der Scherparameter
Einfluss von Hang- oder Sickerwasserstromung auf die Rutschmassen Verschiedene Modelle des Versagensmechanismus Verschiedene Sieherungs- und Stabilisierungsma6nahmen. Der Berechnungsgang (Abschn. 5.7) besteht in der Regel aus mehreren Schritten: Bei einer bereits eingetretenen Rutschung wird die Berechnung zunachst mit der angenommenen Gleitflache und den ermittelten Kennwerten sowie den iibrigen stabilitatsbestimmenden Parametern durchgefiihrt. Liegen dabei die Sicherheiten > 1 und sind alle rutschungsfordernden Gegebenheiten beriicksiehtigt, so sind einzelne Parameter zu giinstig angenommen worden und miissen modifiziert werden. Dies gilt auch fUr die Lage und Form der Gleitflache, falls sie nieht geologisch vorgegeben bzw. bekannt ist. Bei einer Sicherheit YIP' y, = 1 (s. Tab. 5.3) ist die Rutschung fiir den jeweiligen Versagensmechanismus (Rechenmodell) rechnerisch erfasst und im Grenzgleichgewicht. 1m nachsten Schritt werden die Auswirkungen der beabsichtigten Sanierungsma6nahmen rechnerisch abgeschatzt. Vielfach reicht eine Erhohung der Sieherheit auf 1,1 bis 1,15 aus, urn Hangbewegungen weitgehend zum Stillstand zu bringen (SOMMER 1978; GODECKE et al. 2003) bzw. die Bewegungen auf ein unschadliches Ma6 zu bremsen (s. Abschn. 5.7.1). Ein solcher verhaltnismamg niedriger Sieherheitsfaktor erscheint vertretbar, wenn langer anhaltende Nachbewegungen (Nachkriechen s. Abschn. 15.2.6) hingenommen werden konnen, Kontrollmessungen durchgefiihrt werden (JAHNEL & KOSTER 1993) und eine spatere Verstarkung der Sicherheitsmafinahmen moglich ist (GODECKE et al. 2003). Bei Rutschungen, bei denen das Wasser eine entscheidende Rolle spielt, sollten nach Moglichkeit entsprechend hohere Sieherheiten angestrebt werden. Bei der rechnerischen Abschiitzung der Stabilitiit eines (noch nieht gerutschten) Hanges bzw. Boschung muss durch Variation der Gleitflache und der ma6gebenden Parameter die ungiinstigste Gleitflache bzw. der ungiinstigste Bruchkorper gesucht werden. Bei natiirlichen Hangen liegt die rechnerische Sicherheit haufig nur wenig iiber 1, so dass im Bebauungsfall die nach DIN 4084 bzw. DIN 1054 erforderliehen
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Sicherheiten (s. Tab. 5.3) ohne zusatzliche Ma6nahmen nicht zu erreichen sind. In solchen Fallen konnen die Gesamtstandsicherheit des Hanges sowie die Tiefenlage der Gleitflache und die moglichen bzw. wahrscheinlichen Rutschkorper nach ingenieurgeologischen Gesichtspunkten abgeschatzt und die verschiedenen Bruchkorper notigenfalls mit unterschiedlichen Sieherheiten beaufschlagt werden. Wahrscheinlichen Bruchkorpern muss mit Sicherheiten von 1,25 begegnet werden, wahrend mogliche, aber nach der ingenieurgeologischen Erfahrung wenig wahrscheinliche Bruchkorper gegebenenfalls nur mit einer rechnerischen Sicherheit von 1,15 oder 1,2 beriicksichtigt werden konnen (s. WINKLER & VOGT 2005 und Abschn. 5.7.1). Die Kontrolle des Verformungsverhaltens kann iiber die Beobachtungsmethode erfolgen, d. h. einem Vergleich der nach den Berechnungen zu erwartenden und den mehr oder weniger unvermeidlichen gemessenen Hangverschiebungen. Vorsicht ist in allen Fallen geboten, wo infolge geringer Anfangsbewegungen mit einem Abfall der Scherfestigkeit oder mit der Entwicklung eines progressiven Bruchvorganges zu rechnen ist. Die Entwicklung einer solchen langzeitigen Abminderung der Scherfestigkeit kann mehrere Jahre dauern (4 bis 12 Jahre). Sie ist meistens von einer Zunahme von Kriechbewegungen begleitet. Die Wirkung des Wassers kann in den Berechnungsansatzen au6er der Auflastanderung infolge Auftriebswirkung auch als hydrostatischer Kluftwasserdruck, als Porenwasserdruck oder als Stromungsdruck bzw. durch einen von Stromungsdruck beeinflussten, abgeminderten Reibungswinkel beriicksiehtigt werden (s. Abschn. 5.7.7). Besonders schwierig zu beherrschen sind gro6flachige, flachgriindige Massenverlagerungen deren Bewegungsmechnaismus sehr stark yom Niederschlagsgeschehen abhangig ist. Bei tiefen Rutschungen geniigt oft eine dauerhafte Grundwasserabsenkung, urn einen standsicheren Zustand zu erreichen (HAFNER & KRIECHBAUM 1997). Zunehmend werden auch computergestiitzte geotechnische Modellrechnungen von Steinschlaggefahrdungen, Felssturzereignissen und auch oberflachennahen Rutschungen vorgenommen. Von den im Abschn. 2.7 behandelten Scherfestigkeitsparametern wird fiir den Lastfall "ex-
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treme Niederschlage" wegen des dabei auftretenden moglichen Porenwasserdruckes, wie bei einem schnellen Belastungsfall (Abschn. 2.7.4), als unterer Grenzfall die unentwasserte Scherfestigkeit Cu angesetzt (FRANKE 1976: 103). Fur einfache Entlastungsfalle und fur die Endfestigkeit von Belastungsfallen werden die effektiyen oder wirksamen Scherparameter q/ und c' aus dem CAD- oder CAU-Versuch verwendet. Hierbei ist zu beachten, dass bei langsam ablaufenden Bewegungen bereits rheologischer Effekte auftreten konnen, durch welche die Scherparameter urn 10 bis 15 % unter die sonst ublichen Werte absinken konnen. Bei flachgrundigen Rutschungen ist dagegen, besonders in Waldgebieten, die sog. Wurzelkohasion zu berucksichtigen. Bei Tonen kann die Scherfestigkeit mit zunehmender Verschiebung und Ausbildung einer Gleitflache auf die sog. Restscherfestigkeit CfJR abfallen (s. Abschn. 2.7.6). Diese betragt in der Regell/3 bis 2/3 CfJ', wobei cR meist 0 ist. Die Restscherfestigkeit wird auch auf allen vorgegebenen Gleitflachen mit tonigen Belagen angesetzt, besonders bei Tonen mit quellfahigen Tonmineralen. AuBer der Tonmineralogie sind dabei auch rasterelektronenoptische Untersuchungen der Gleitflachenbelage auf Einregelung und Auswalzung der Tonminerale von Bedeutung (BROSCH & RIEDMULLER 1988). Fur die Abschatzung der Langzeitstabilitat sind auch Anderungen der Kationenbelegung quellfahiger Tonminerale, Z. B. durch CaS0 4 - oder NaCI-haltige Wasser und eine damit verbundene mogliche Verringerung der Scherfestigkeit zu beachten. Nach LAGALY (1988) kann die Gegenwart von Montmorillonit und Natriumionen die FlieBgrenze eines Tons betrachtlich erhohen, was sich besonders auf die Restscherfestigkeit auswirkt. Kriechen als langzeitige Erscheinung oder als die einen Bruch vorausgehende Anfangsbewegung, ist nicht nur messtechnisch schwer zu erfassen, sondern auch rechnerisch nur uber Grenzwertbetrachtungen einzugrenzen (DENZER & LXCHLER 1988: 51). Kriechen kann infolge langsam zunehmender Schubspannung bereits bei weniger als 50% der Bruchscherfestigkeit einsetzen. Diese sog. kritische Schubspannung oder Kriechgrenze liegt damit im Vergleich teilweise noch unter der Restscherfestigkeit. Hindernisse (z. B. Grundungen), die der Kriechbewegung im Wege stehen, werden durch Kriechdruck bean-
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Rutschungen
sprucht. Sein GroBtwert kann ein Mehrfaches des aktiven Erdruckes betragen, erreicht aber nur selten den passiven Erddruck. Die Risiken oberflachennahen Kriechens sind im Einzelfall sehr schwer abzuschatzen. An den beruchtigten Mitteljura-Hangen (ehem. Dogger) des Aichelbergaufstiegs der A 8 mit buckeligen Oberflachenformen und krummen Baumen konnten Z. B. in zwei Jahre vorauslaufenden Inklinometermessungen keine signifikanten Kriechverformungen gemessen werden (DENZER & LACHLER 1988: 50). Die rechnerische Erfassung von tiefreichenden, kriechend-gleitenden GroBhangbewegungen ist auBerst schwierig, da weder die Tiefenlage und Form der Gleitzone(n) noch die festigkeitsmechanischen Kennziffern bekannt sind. Morphologische Studien und der Bewegungsablauf lassen darauf schlieBen, dass in groBen Teilen der Gleitzonen nur noch die Restreibungswinkel wirken (MOSER 1993, darin Lit.). 1m Zusammenhang mit Kriecherscheinungen kann es in der Natur zu einem allmahlichen Abbau der Scherfestigkeit kommen, der als progressiver Bruch bezeichnet wird. Durch ortliche Dberschreitungen der Scherfestigkeit und dabei auftretende geringe Gleitbewegungen konnen zunachst eng begrenzte Bewegungszonen entstehen. Infolge der dabei auftretenden Dberlastung der Nachbarbereiche dehnen sich diese Schwachezonen aus und es entstehen immer groBere Flachen, in denen die Scherfestigkeit auf die Restscherfestigkeit abfallt. Sobald diese Flachen ein kritisches AusmaB erreicht haben, kommt es zum Bruch. Die Erscheinung dieses progressiv entstehenden Bruches ist mehr oder weniger auf Boden mit ausgepragter Restscherfestigkeit oder auf vorgegebene Flachen, insbesondere tonig belegte Schichtflachen, beschrankt. Sie ist in solchen Boden aber eine verhiiltnismaBig haufige Erscheinung. In vorbelasteten Tonen unter Grundwassereinfluss hangt der Effekt des zeitverzogerten progressiven Bruchs wesentlich von der Entwicklung des Porenwasserdrucks abo Bei schneller Aushubentlastung fallt der Porenwasserdruck zunachst auf negative Werte ab, was den Ausdehnungsvorgang behindert und die Boschung standfest halt (Blcz6K 1997). Erst bei allmahlichem Ausgleich des Porenwasserdrucks setzt der Quellvorgang und die Entfestigung des Bodens, besonders auf
15.5 Vorbeugende MaBnahmen und Sanierung von Rutschungen
vorgegebenen Flachen ein. Die Scherfestigkeit, insbesondere die Kohasion nehmen ab und auf vorgegebenen Fliichen kann sich die Restscherfestigkeit einstellen. Erste Anzeichen solcher progressiver Brucherscheinungen sind haufig die Offnung von Zugrissen in oder oberhalb der Boschung und Ausbauchung der Boschungsflache. Bei Festgesteinen ist gemaG Abschn. 2.7.6 immer zwischen der Gebirgsscherfestigkeit und der Scherfestigkeit auf Trennflachen zu unterscheiden. Von der Letzteren ist die Scherfestigkeit auf Schichtflachen noch einigermaGen abzuschatzen bzw. aus GroGversuchen oder der Ruckrechnung von Felsgleitungen bekannt. Je nach Ausbildung der Flachen bzw. vorhandenen Belagen (Glimmer, schuppige Mylonite, dunne schmierige Tonlagen) sind Abminderungen zu treffen, wobei jeweils auch die FlachengroGe, fur welche diese Abminderungen gelten sollen, abzuschatzen ist. Die Scherfestigkeit von Kluftflachen ist sehr stark yom Einspannungszustand, der Flachenausbildung, der Kluftweite bzw. der Kluftfullung abhangig und ist wesentlich schwieriger anzugeben.
15.5 Vorbeugende MaBnahmen und Sanierung von Rutschungen Fur die Festlegung von vorbeugenden MaGnahmen oder SanierungsmaGnahmen ist es unerlasslich, die ursachlichen Faktoren fUr die Rutschgefahr oder fUr eine aufgetretene Rutschung richtig zu erkennen. Die vorzuschlagenden MaGnahmen muss en dann die einzelnen Faktoren so weit wie moglich ausschalten, das Gleichgewicht wieder herstellen oder die Rutschmassen stabilisieren. Solche vorkehrenden oder SanierungsmaGnahmen sind in der Regel kostenaufwandig, so dass diesem Aufwand immer die Notwendigkeit und auch der zu erwartende Erfolg der MaGnahme gegenubergestellt werden mussen. In vielen Fallen ist eine Plannngsiinderung wirtschaft licher als eine Sanierung, vor allen Dingen, wenn die Gefahrensituation rechtzeitig erkannt und die Umplanung fruhzeitig vorgenommen wird.
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Bei Bauvorhaben an rutschgefahrdeten Hangen ist nach dem "Prinzip der kleinsten Massenbewegnngen" vorzugehen, d. h. die Eingriffe in das Gelande mussen minimiert werden und es durfen jeweils nur so wenig Massen wie moglich ab- bzw. aufgetragen werden. Abb. 15.21 zeigt ein Beispiel fUr eine rechtzeitige Umplanung der Trassenfuhrung eines Autobahnprojekts auf der Grundlage einer Rutschungskartierung, von Aufschlussbohrungen und Standsicherheitsberechnungen. Das Prinzip des kleinsten Massenabtrages gilt auch bei Steinschlag- nnd Felssturzgefahr. Hierbei handelt es sich haufig nur urn einige m 3 Gestein, die an ubersteilten Boschungen abzustiirzen drohen. Das Problem ist in der Regel, die Absturz gefahrdeten Partien zu erreichen und abzutragen, ohne Schaden anzurichten. Oft ist es kostengunstiger, den GroGteil der Absturz gefahrdeten Massen in der Wand zu sichern. Urn diese Arbeiten ausfuhren zu konnen, muss notigenfalls bergsteigerisch am Seil gearbeitet werden oder es sind extrem hohe Hubbuhnen, gelegentlich auch Einrustungen erforderlich (s. Abschn. 13.3.1, SPANG & KARDEL 2002 sowie KEUSEN 2002). Erwahnt werden sollen hier auch die Felssicherungsarbeiten am Drachenfels, der 1970/71 mit massiven Stahlbetonholmen und insgesamt 89 Felsankern von 15-42 m Lange gesichert worden ist. An schwer zu sichernden Steilwanden konnen auch Schutzbauten vorgesehen werden. Instabile Felspartien, die abzusturzen drohen, mussen notigenfalls gezielt zum Absturz gebracht werden. Ein solcher Abtrag ist sorgfaltig vorzubereiten, wobei nach Bedarf Auffangwande fur die Absturzmassen vorgesehen werden muss en (BRASSER & GRUNER 2002 und KRAUTER et al. 1993). Bei der Sanierung aufgetretener Rutschungen genugt es auch oft, die Bewegungen so weit zu verlangsamen bzw. das Risiko weiterer Bewegungen soweit einzuschranken, dass man damit auf absehbare Zeit bestehen kann. Eine vollstandige Ausschaltung jeglicher Gefahr ist in vielen Fallen zu aufwandig. Gegen Murenabgange und ihre Folgen konnen Ablenkungsdamme, z. T. in Form von Winkelstutzmauern oder sonstige Murfangsperren errichtet werden (HOFMANN et al. 2002).
15
396
15 Rutschungen
1
B Gleitkreise fur BAB-Einschnitt Gleitkreise fUr BAB in Dammlage
mNN A 420 400
I Dammlage
380 360 340 Verwerfung
Abb. 15.21 Rutschungskartierung fUr ein Autobahnprojekt im Bereich der Riit/Muschelkalk-Grenze (so4/mu1). Die Trasse musste wegen unzureichender Sicherheiten fOr den tiefen Einschnitt in mittlerer Hanglage talwiirts verlegt werden. (s. d. MEYER & PRINZ 1997 und Abschn. 15.6.2).
15.5.1 Verbesserung bzw. Wiederherstellung des Boschungsgleichgewichtes Zur Verbesserung bzw. Wiederherstellung des Boschungs- oder Hanggleichgewichts stehen eine ganze Reihe von MaBnahmen zur Verfiigung, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden konnen (s. SCHUMACHER & LIPPOMANN 2005).
Flache Boschungsrutschungen konnen mit etwa 1 m dicken Steinschiittungen, sog. Steinmatratzen, saniert werden. Tiefer reichende, kleinere Rutschmassen werden vielfach bis auf die Gleitflache abgetragen und zwar entweder unter Boschungsabflachung (Abb. 15.22a) bzw. ganz oder teilweiser Wiederherstellung der Boschungsflache mit standfestem Material als sog. Steinplomben (Abb. 15.22b). Der Abtrag der Rutschmassen bis unter die Gleitflache soH zur besseren Verzahnung moglichst treppenartig erfolgen. Die
397
15.5 Vorbeugende MaBnahmen und Sanierung von Rutschungen
_' GLEITFLACHE "
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STEINPlOHBE SICKE RSCHICHT AEIBUNGSFUSS
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SICURSTR.t.NGE
Abb. 15.22 MaBnahmen zur Wiederherstellung des Gleichgewichts einer 86schung a. B6schungsabflachung b. Wiederherstellung der 86schungsfliiche nach Einbau einer Steinplombe bzw. eines ReibungsfuBes.
Sohlschichten sind notigenfalls durch Sickerschichten mit Sickerstrangen zu entwassern. Die Verbesserung des Gleichgewichts kann durch Einbau eines ReibungsfuBes aus hochscherfestern, gebrochenem Gesteinsmaterial oder durch Aufbau eines Gegengewichtes bzw. Ausziehen des BoschungsfuBes verstarkt werden. Ein solcher Massenabtrag und Bodenaustausch kann bei unvertraglichem Risiko und eindeutiger Gefahrensituation auch schon vorab bei der Boschungsherstellung erfolgen. Bei Mehrfachrutschungen oder fortschreitenden Rutschungen geniigt vielfach auch eine Teilauskofferung, ggf. im Schutze oder mit Unterstiitzung
eines massiven Verbaus und dem Aufbau eines ausreichenden ReibungsfuBes (Abb. 15.23). Bei Gefahr von Entlastungsbriichen konnen eine flachig verteilte Ankerung (TRISCHLER & DURRWANG 1989; JAHNEL & KOSTER 1993 und Abb. 13.8), Bodenvernagelung (LIPPOMANN & SCHWING 1997) oder auch ein Belastungsfilter in Form von 2 bis 3 m Kiessand oder Schotterabdeckung dieser entgegenwirken und eine Abminderung der Scherfestigkeit verhindern. Beim Hydro-Zementations-Verfahren werden in Abstanden von 5 bis 10 m meist 2 m breite Erdbetonstutzscheiben hergestellt, indem mittels gelandegangiger Schreitbagger oder spezieller Kletterbagger der anstehende Boden streifenweise in 4 bis 6 m tiefen Schlitzen aufgearbeitet und mit Additiva auf Zement- und Silikatbasis verfestigt wird. Die so erstellten Zement-BodenStiitzkorper konnen mit EntwasserungsmaBnahmen kombiniert werden (GXSSLER et al. 1989; KRAUTER & KNoCHE 1992). FEUER BACH (1996) gibt als Festigkeitswerte der HZV-Erdbetonkorper eine einaxiale Druckfestigkeit qu = 5-10 MNI m 2 cp = 40°-50°, c' = bis 500 kN/m 2 an. Die Tiefe der Stiitzscheiben richtet sich nach den maBgebenden Gleitflachen (Abb. 15.24). Der Abstand der Scheib en wird so festgelegt, dass sich dazwischen keine Teilrutschungen entwickeln k6nnen. Eine ahnliche Entwicklung ist das sog. FrasMisch-In;ektionsverfahren, bei dem 0,5-1,0 m breite und 4 bis 6 m (max. 9 m) tiefe Stiitzkorper mittels eines Frasarms auf Raupenfahrwerk hergestellt werden (FEUER BACH 1996, s. Abschn. 14.3.2).
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Abb. 15.23 Stabilisierung einer Mehrfachrutschung durch Teilauskofferung und Aufbau eines ReibungsfuBes (Zeichn. KRAUTER) .
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398
15 Rutschungen
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Abb. 15.24 Dimensionierung von ErdbetonstOtzscheiben nach der kritischen Gleitflache (nach REINHOLD & KUDLA 2008).
Eine sehr wirkungsvolle MaBnahme ist auch eine Vorschiittung als Gegengewicht, die, wenn entsprechende Massen rasch verfiigbar sind, auch als SofortmaBnahme zweckmaBig sein kann, urn die Bewegungen rasch zum Stillstand zu bringen (s. HEITFELD et a1. 2005).
15.5.20berWichendranung Oberflachenwasser muss durch offene Graben, meist Hanggraben, von der Rutschung abgehalten und abgefiihrt werden. Notigenfalls sind diese mit dichter Sohle (Betonhalbschalen) zu versehen. Urn das Einsickern von Oberflachenwasser zu verhindern, sind freigelegte Flachen mit bindigem Boden, voriibergehend auch mit Folien abzudecken. Risse im Boden sind mit bindigem Material oder Zementsuspension zu verschlieBen. Durch rasche Begriinung mit wasserverbrauchendem Bewuchs kann die Versickerungsrate und auch das Auftreten von Trockenrissen abgeschwacht werden. Die Versickerungsrate kann auch durch ein System von flachen Sickerstrangen oder Sickerschlitzen in Abstanden von 6 bis 8 m abgemindert werden (s. d. Abschn. 13.3.3). Abflusslose Senken sind gesondert zu entwassern. Aufgeweichte tonige Rutschmassen konnen notigenfalls durch elektroosmotische Entwasserung stabilisiert und befahrbar gemacht werden (s. Abschn. 11.5). Eine Dauerwirkung ist dam it allein allerdings nicht zu erzielen, es sei denn, es wird auch eine elektrochemische Verfestigung vorgenommen.
kritische Gleitlinie in Scheibenebene
15.5.3 Tiefdranung Tiefere wasserfiihrende Schichten oberhalb und in Rutschungen konnen durch 3 bis 5 m tiefe Sickerschlitze bzw. Hangsickerstrange mit einem Sickerrohr an der Sohle und einem Misch- oder Stufenfilter, notigenfalls mit Vliesummantelung, entwassert werden. Diese sollten moglichst im Hangefalle oder Y-fOrmig angelegt werden. Sickeranlagen oberhalb von Rutschungen miissen in einem sicheren Abstand zur Boschungskrone verlaufen. In Boschungen konnen Sickerstiitzscheiben aus Schotter, Gabionen oder Einkornbeton vorgesehen werden. Flache Sickerstiitzscheiben werden gewohnlich als Rigolen bezeichnet (s. Abschn. 13.3.3). Bei groBerer Tiefe der wasserfiihrenden Schicht kann die Entwasserung durch Tiefdranschlitze nach der GroBbohrpfahlmethode aus durchlassigem Einkornbeton (Abb. 15.25) oder auch Schotterpfahlen erfolgen. Bei groBeren Langen sind in der Sohle Sickerrohre zu verlegen, deren Wasser notigenfalls iiber Querschlitze oder Horizontalbohrungen abgefiihrt werden muss. Die Langzeitwirkung einer solchen MaBnahme hangt allerdings stark von der Qualitat der Ausfiihrung ab, wobei bei allen TiefdranmaBnahmen die Moglichkeit des Zusinterns die Dranrohre durch kalkhaltiges Wasser oder durch Kalkauswaschung aus dem Beton (s. Abschn. 17.2.5.3) zu beachten ist. Mit Horizontaldranung kann weniger eine direkte Entwasserung, wohl aber eine Umlenkung des Stromungsdruckes erreicht werden (Abb. 15.26). Die Entwasserungsbohrungen miis-
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15.5 Vorbeugende MaBnahmen und Sanierung von Rutschungen
15
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sen zu diesem Zweck bis hinter die wahrscheinlichen Gleit- bzw. Abrissflachen gefiihrt werden. Ihre Anwendung empfiehlt sich besonders an steilen Hangen mit tief greifenden Rutschungen. Meist ist es allerdings sehr schwierig, die wasserfiihrenden Schichten oder Kluftzonen eines Hanges gezielt anzubohren. Wenn im Einzelfall ein Drittel der ausgefuhrten Horizontal-Entwasserungs bohrungen Wasser bringen, kann die MaBnahme als Erfolg angesehen werden. Als Dranrohre werden gewohnlich 2"-Kunststoffrohre mit ummantelter Filterstrecke oder mit Kunstharzfilter verwendet. Fur langere Bohrstrecken konnen HDD-Bohranlagen eingesetzt werden (s. Abschn. 17.6.5 und BAYER & POWELL 2008). HAFNER & KRIECHBAUM (1997) beschreiben die Sicherung einer Rutschung mittels eines
Abb. 15.25 Schema eines Tiefdranschlitzes (a us BLEY 1976).
Brunnens (Schachtbauwerk) im Zentrum der Rutschung, von dem aus fclcherartig bis 50 m lange Dranbohrungen ausgefuhrt wurden. Der Wasseranfall betrug 0,5 bis 7,2 m 3/h. Entwasserungsstollen werden bei groBflachigen, tief reichenden Rutschungen gelegentlich und meist mit gutem Erfolg ausgefuhrt. Sie konnen mit Vertikal- oder Horizontalbrunnen kombiniert werden.
15.5.4 Stabilisierung von Hangrutschungen Die bautechnische Sicherung von Hangrutschungen erfolgt bei weniger tief reichenden Gleitfla-
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\ Abb. 15.26 Umlenkung der Aquipotentiallinien und der Sickerlinie in einer Boschung durch eine Horizontaldranung.
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15 Rutsehungen
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Abb. 15.27 Dureh Anfangsbewegungen beanspruehte Kleindubel (a), Normaldubel (b) und GroBdubel (e) - Firmenprospekt.
chen haufig mit StUtz- oder Dranagescheiben (z. B. Hydro-Zementations-Verfahren), durch Teilauskofferung und Autbau eines ReibungsfuBes (Abb. 15.22) oder mittels Kleindlibeln bzw. Bodenvernagelung. Bei tiefer reichenden Gleitflachen kommt dagegen entweder eine Tiefdranung oder meist eine Verdlibelung mit Pfahlsystemen zum Einsatz. Unterschieden werden dabei Kleindlibel, Normaldlibel und GroBdlibel (Abb. 15.27).
Ais Kleindiibel wurden frliher NiederdruckInjektionslanzen in raster- oder scheibenformiger Anordnung (a = 1,5-2,5 m) in Bohrungen (0 < 100 mm) eingesetzt und injiziert, wodurch ein etwas verfestigter Bodenkorper mit erhohter Kohasion entstand (Erhohung der Kohasion urn 10-50 kN/m 2 ). Heute werden bevorzugt gerippte Rundstahle (028-50 mm) in vermortelte Bohrlocher (0150-180 mm) eingetrieben oder in Stahlrohrquerschnitte eingestellt, die mit Mortel verflillt oder injiziert werden. Das Tragverhalten von Kleindiibeln kann rechnerisch iiber die Abscherkraft der Konstruktionsmaterialien (Mortel/Stahl) abgeschatzt werden (etwa 1,0-1,5 kN je Diibel; s. a. ERICHSEN & KEDDI 1991). Die stabilisierende Wirkung besteht darin, dass die Rutschmassen bzw. die Teilschollen einer Rutschung unter sich und mit dem nicht bewegten Untergrund vernagelt werden. Bei anhaltenden Bewegungen werden solche Kleindlibel haufig mitgezogen und versagen. In solchen Fallen werden bevorzugt kleinkalibrige Injektionszugpfahle eingesetzt, die unter einem Winkel von ± 45° bis in Tiefen von liber 50 m gebohrt werden konnen (GODECKE et al. 2003). Kleindlibel haben den Vorteil, dass sie mit relativ leichtem, gelandegangigem Bohrgerat hergestellt werden konnen, wahrend flir groBere Dlibeldurchmesser entsprechend schweres Gerat ben6tigt wird.
Wahrend des Einbaus der Kleindlibelfelder kann z. B. mittels Inklinometermessungen die Abnahme der Rutsehbewegung verfolgt werden, bis eine Beruhigung zu verzeiehnen ist (GODECKE et al. 2003). 1m Bedarfsfall kann die Verdiibelung verstarkt werden. Die Wirkung der Dlibel kann dureh EntwasserungsmaBnahmen unterstUtzt werden. Injektionsdlibel eignen sieh vor aHem flir injizierbare Hangsehuttmassen und aueh flir aufgeloekerten Fels, aber aueh flir steife, tonigsehluffige Tertiarsedimente. Wenn die absehiebenden Krafte zu groB sind oder Wasser eine maBgebende Rutsehungsursaehe darsteHt, sind Kleindlibel nieht zu empfehlen, zumindest nieht ohne wirkungsvolle DranmaBnahmen. Normaldiibel sind Bohrpfahle aus Stahlbeton von 20 bis 60 em, haufig 40 em Durehmesser. Ihnen kann eine reehnerisehe Sehubkraft in der Gleitfliiche zugeordnet werden. Als FuBsieherung rutsehgefahrdeter Hange hat sieh aueh eine biegesteife Verbindung der Pfahlk6pfe dureh Druekriegel bewahrt. Gro6diibel mit Durehmessern > 60 em werden als GroBbohrpfahle bzw. groBkalibrige Pfeiler oder aueh als Sehlitzwandelemente bzw. GroBbohrpfahlgruppen oder sog. KreiszeHendlibel hergestellt und weisen eine hohe Biegesteifigkeit auf, die besonders bei tief reiehenden Rutsehmassen (> 10 m) vorteilhaft ist (DURRWANG & OTTO 1986; LIPPOMANN & SCHWING 1997; SCHUMACHER & LIPPOMANN 2005; EL MOSSALLAMY & DURRWANG 2006). Die Diibel verbinden die Rutsehmassen mit den stabilen Untergrund, wodureh ein Bruch auf der Gleitflaehe unterbunden wird und zusatzliehe Krafte gegen den Hangsehub aufgebaut werden (Abb. 15.28).
Die horizontale Tragkraft der Dlibel, besonders von GroBdlibeln, kann dureh Rliekverankerung (s. Absehn. 10.5) in nieht bewegte, ankerfahige Sehiehten verbessert werden. Diese Methode wird besonders aueh bei der vorbeugenden Sieherung noeh nieht gerutsehter Hange angewandt (s. Absehn. 15.5.5).
15.5 Vorbeugende MaBnahmen und Sanierung von Rutschungen
401
Abschirmung des Grundungskorpers gegen den Hangschub.
instalherte StandslCherhertszahi: F 1= (Haltende Kral\e + Q'IJOt>el. -.ung) I Hangschub ~ F l .or! QOObel. ae-ssung
Bemessungskral\ jedes DUbels
Q' OObel. -...ng . Bemessungskral\ des Dubels je Meter
Fl . erl erforderliche instalherte Standslcherheitszahl
Abb. 15.28 Wirkungsweise einer VerdObelung (nach EL MOSSALLAMY & DORRWANG 2006).
15.5.5 Grundung von Bauwerken an rutschungsgefahrdeten Hangen Die einfachste Losung, Probleme mit der Standfestigkeit von Bauwerken an instabilen Hangen zu vermeiden, ist eine rechtzeitige Verlegung des Bauwerks oder der Trasse (s. Abschn. 15.5). Wo eine Grundung von Bauwerken an rutschgefahrdeten Hangen unvermeidbar ist (s. BECKER 1985), muss sie mit den vollen rechnerischen Sicherheiten nach DIN 4084 und DIN 1054 (s. Tab. 5.3) abgedeckt sein. Dies bedeutet, dass die Griindungskorper bzw. die Sicherungselemente in der Regel bis unter die theoretische Gleitflliche hinuntergefUhrt werden mussen. Die Bruchmechanismen und die Scherfestigkeitsparameter sind dabei moglichst wirklichkeitsgetreu abzuschatzen, urn gefahrliche oder aufwandige Fehlbeurteilungen zu vermeiden. Bei der Standsicherheitsbeurteilung muss man sich in solchen Fallen vielfach auf ortliche Sicherungen beschranken, welche das Bauwerk weitgehend gegen den Hangschub absichern. Grundsatzlich kommen als bauliche MaBnahmen in Betracht (EL MOSSALLAMY & DURRWANG 2006): Stabilisierung des Hanges durch eine Hangsicherung, wie Verdubelung oder Ankerung, damit keine Schubkrafte auf die Grundung wirken, Bemessung des Bauwerks auf den zu erwartenden Hangschub,
Bei den Standsicherheitsberechnungen kann es notig sein, mit unterschiedlichen Sicherheitsbeiwerten zu arbeiten. LAEMMLEN & KATZENBACH (1986) unterscheiden bei auf Hangschub dimensionierten Grundungen an einem Buntsandsteinhang mit talwarts einfallender Schichtung unterschiedlich groBe, wahrscheinliche und mogliche Gleitkorper, die mit unterschiedlichen Sicherheitsbeiwerten abgedeckt wurden. DENZER & LXCHLER (1988) differenzierten die durch Grenzwertbetrachtungen abgeschatzten Krafte aus Hangkriechen in wahrscheinliche und mogliche Bemessungssituationen und berucksichtigen sie dementsprechend nach DIN EN 1990:2002 als regelmaBige Einwirkungen (BS-P) bzw. als auBergewohnliche Einwirkungen (BS-A), s. d. Abschn. 5.2. EL MosSALLAMY & DURRWANG (2006) berichten uber Ausfuhrungsbeispiele zu den einzelnen oben genannten SicherungsmaBnahmen, wie einer groBflachigen Verdubelung des Hanges oberhalb sowie einer Bemessung eines Bauwerks auf den zu erwartenden Hangschub. Wo mit echten Kriechverformungen zu rechnen ist, werden auch freistehende Schachtgrundungen ausgefUhrt, deren einzelne Segmente sich z. T. gegeneinander bewegen konnen (DENZER & LXCHLER 1988: 48). STRAUSS (2009) beschreibt ein Galeriebauwerk, mit dem eine beim Bau reaktivierte Hangbewegung gesichert und das Hanggrundwasser gefahrlos abgeleitet wird,
15.5.6 Risikobewertung, Oberwachungs-und Warnanlagen Das tatsachliche Sicherheitsniveau fUr die Gefahrenbeurteilung von Rutschungen oder rutschverdachtigen Hangen hangt weniger von der Einhaltung der Sicherheitsbeiwerte ab als yom richtigen Erkennen der geologischen und hydrogeologischen Situation sowie des bruchmechanischen Modells (s. Abschn. 5.7 und POISEL et a1. 2007). Welche Methode auch angewendet wird, das Ergebnis enthalt immer unsichere und nicht kal-
5
402
15 Rutschungen
Tabelle 15.3 Definition von Schadensfolgenklassen (in Anlehnung an EN 1990:2002) Schadensfolgenklasse
Mogliche Gefiihrdungen
Keine Gefahrdung von Menschenleben, geringe wirtschaftliche Foigen 2
Gefahrdung von Menschenleben und/oder beachtliche wirtschaftliche Foigen
3
Gefahrdung mehrerer Menschenleben und/oder schwerwiegende wirtschaftliche Folgen
kulierbare Elemente. Der Grad der Unsicherheit, der als gerade noch hinnehmbar gelten kann, hangt von den Umgebungsbedingungen abo Diese sind einerseits die moglichen Folgen, insbesondere die Gefahrdung von Menschenleben (Tabelle 15.3), sowie andererseits die Sanierungsmoglichkeiten und eine Kosten-Nutzen-Betrachtung. Unter Gefahrdung versteht man in Anlehnung an EN 1990 ein auBergewohnliches und schwer wiegendes Ereignis, das aufgrund ungewohnlicher Einwirkungen (auch Umwelteinflusse) oder ungenugender Festigkeit, in Abweichung vom bisherigen oder dem vorgesehenen Zustand eintritt. Fur eine Gefahrenbeurteilung sind im EinzeInen von Bedeutung (s. KRAUTER 1996): Morphologische und geologische Situation Hinweise auf fruhere Ereignisse zu erwartendes Niederschlagsgeschehen, insbesondere kritische Auslosungsniederschlage Ursachenanalyse GroBe der bewegten Masse Tiefe der Gleitflache(n) Geschwindigkeit sowie die Bewegung beeinflussende Faktoren was kann passieren, welche Risiken bestehen was darf passieren, Risikoakzeptanz Gefahrdung von Menschenleben befinden sich Sachwerte auf der Rutschmasse oder unterhalb Aufstau von Vorflutern mit der Gefahr der Entstehung von Flutwellen was ist dagegen zu tun, wirksame Schutz- oder SanierungsmaBnahmen muss en SofortmaBnahmen getroffen werden. Das Risikopotential wird als Produkt der Eintrittswahrscheinlichkeit und dem Schadensumfang gesehen (Abschn. 17.2.2). Dabei spielt die Eintritts- oder Versagenswahrscheinlichkeit
meist die dominierende Rolle. Sie ist nicht nur im Grundsatz sondern auch im AusmaB sehr schwer abzuschatzen. Brauchbare historische Daten oder Vergleichsfalle stehen meist nicht zur Verfugung. Auch Berechnungsergebnisse bzw. rechnerische Sicherheitsgrade bieten keine zuverlassige Hilfe. Erganzend kann eine Sensitivitatsanalyse vorgenommen werden, bei der die maBgebenden Parameter soweit variiert werden, dass alle denkbaren Beanspruchungszustande berucksichtigt sind. Aber selbst dann bleiben die Ergebnisse begrenzt aussagekraftig, da sich die oft minimalen auslosenden Faktoren einer Berechenbarkeit entziehen (s. Abschn. 15.4). Die Versagenswahrscheinlichkeit ist auBerdem zeitabhangig. Sofern Zeit besteht, sollte bei der Gefahrenbeurteilung von Rutschbewegungen haufiger von der Moglichkeit einer messtechnischen Dberwachung uber einen langeren Zeitraum Gebrauch gemacht werden, urn zu einer moglichst realistischen Einschatzung der Standsicherheit unter dem Einfluss auBerer Faktoren zu kommen. Mit Warnanlagen kann bei Erreichen von kritischen BewegungsmaBen Alarm ausgelost werden. Eine ausfuhrliche Darstellung der Monitoringsysteme fUr Hang- und Boschungsbewegungen bringt KUNTSCHE (1996). Die erste MaBnahme zur Dberwachung von Boschungs- oder Hangbewegungen ist die Naturbeobachtung, d. h. eine haufige Begehung und visuelle Kontrolle der betreffenden Steilwand oder des Hangbereichs und auch oberhalb davon auf Auffalligkeiten, wie Rissebildung und Schiefstellen von FelsblOcken oder Baumen. Der nachste Schritt sind dann Bewegungsmessungen, die relativ zuverlassige, direkte Messwerte liefern. Zum Einsatz kommen sowohl eine manuelle Rissuberwachung mittels Konvergenzmessband bzw. mittels Felsspionen als auch Oberflachenextensometern bzw. Neigungsgebern zur Erfassung von Kippbewegun-
15.6 Rutschungsanfaliige Schichten gen (s. Abschn. 15.2.6). In Sonderfallen kommen auch Bohrlochmessungen in Betracht (Inklinometer bzw. TDR-System, Deflektometer, Extensometer, Gleitmikrometer; s. Abschn. 4.8.4). In schwer zuganglichen Gebieten kommt automatischen Messsystemen mit Fernabfrage entscheidende Bedeutung zu. Dazu gehoren geodatische Messeinrichtungen mit automatischer Zielverfolgung yom Tal oder yom Gegenhang aus, welche absolute Bewegungsbetrage und -vektoren liefern und die Relativmessungen der Riss- und Neigungsmessgeber erganzen (s. d. SCHEIKL et al. 2000 und LADNER 2004). Mithilfe des Satelliten gestutzten hochgenauen GOCA-Systems (GPS-based Control and Alarm System) konnen bei klarem Wetter die Verschiebungen von fast beliebig vielen Festpunkten im Gelande auf eine Genauigkeit von 1 m in der Lage und 2-3 mm in der Hohe ermittelt werden. Bei Erreichen von festgelegten Grenzwerten der Verschiebung kann automatisch Alarm ausgelOst werden (s. Abschn. 15.5.2 und LAUTERBACH et al. 2002). Sofern die Grundwasserstande eine Rolle spielen, sind auch diese regelmamg zu messen und mit dem Niederschlagsgeschehen und den Bewegungsmessungen zu korrelieren. Seltener werden auch akustische oder z. T. auch seismische Methoden angewendet, deren Signale vor Rutschungsereignissen meist einen deutlichen Anstieg in der Haufigkeit und z. T. auch in der Intensitat zeigen und so unmittelbar bevorstehende Bruchereignisse ankundigen. Nachteil des akustischen Monitoring ist, dass die Messgerate sehr empfindlich sind und auch andere Gerausche erfassen. Der zeitliche Abstand der Messungen muss der jeweiligen Situation angepasst und notigenfalls variiert werden. Selbstschreibende Messeinrichtungen bzw. solche mit automatischer Datenerfassung und Fernubertragung ermoglichen eine quasi kontinuierliche Dberwachung der Bewegungen. Die Tendenz geht zu kombinierten, kontinuierlich arbeitenden Fruhwarnsystemen mit Dberwachung von Oberflachenbewegungen und gleichzeitiger Erfassung von Bewegungen im Untergrund, ggf. mit Kontrolle der Niederschlage bzw. der Grundwasserstande (s. THURO et al. 2009). Bei Alarmeinrichtungen sollten die jeweiligen Grenzwerte zwar so gewahlt werden, dass die
403
Warnung noch rechtzeitig vor dem Eintreten des Schadensereignisses erfolgt, sie sollten aber nicht zu empfindlich eingestellt werden, urn haufige Fehlalarme zu vermeiden.
15.6 Rutschungsanfallige Schichten Die nachstehend aufgefUhrten rutschungsanfalligen Schichtglieder in den verschiedenen geologischen Formationen und Landschaften in Deutschland sollen noch einmal die Abhangigkeit von Rutschungen von der geologischen Situation aufzeigen und die verschiedenen regionalen Typen von Rutschungen deutlich machen. Eine gewisse regional begrenzte Einseitigkeit ist unvermeidbar, was auch fUr die Literaturhinweise und die zitierten Erlauterungsbeitrage gilt. Wegen der Bedeutung der alteren Literatur bei Rutschungen bleiben die Literaturzitate in diesem Abschnitt ungekurzt. Die Alpenregion als typische Gebirgslandschaft ist in besonderem MaBe von Risiken wie GroBrutschungen, Bergsturzen und Muren betroffen und zwar nicht nur wegen der starken Reliefunterschiede, sondern auch wegen der besonderen klimatischen Bedingungen. Die Zunahme solcher Ereignisse steht einerseits sicher mit den klimatischen Veranderungen in Verbindung, andererseits aber auch mit der Landschaftsplanung und Siedlungspolitik in den letzten Jahrzehnten. In den Alpengebieten sind besondere Strategien und Methoden zur Erkennung und Beherrschung dieser Massenverlagerungen erforderlich, die sich von Region zu Region unterscheiden. Hinsichtlich der alpinen Rutschungen und Bergsturze wird auf SCHWENK (1992) und auf die in den Abschnitten 15.3.1 und 15.3.4 genannte Literatur verwiesen. Dber die Bergsturz- und Rutschungsereignisse der letzten 20 Jahre in der Schweiz liegt ein Sonderdruck des Bull. Angew. Geol. Bd. 3/1 (1998) vor. Eine landerubergreifende Bearbeitung groBflachiger Rutschgebiete sowie uber Bergsturzprozesse und Murgange liegt mit dem Catch-Risk Report des EU-Programms Intereg IIIB-Alpine Space (2005) vor.
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404
15
15.6.1 Grundgebirge An den Flanken der steil eingeschnittenen Taler des Grundgebirges im Schwarzwald und Odenwald treten gelegentlich Felsstiirze auf. 1m Jahr 2002 ereignete sich im Wehratal (Siidschwarzwald) an Gneis- und Dioritwanden ein Felssturz, der eine LandesstraBe und das Bachtal mit etwa 1000 m 3 Gestein verschiittet hat (WAGENPLAST 2005). Nach starkeren Niederschlagen konnen auch flache Schuttrutschungen auftreten. Die meisten aktiven Rutschungen im Rheinischen und im Thiiringer Schiefergebirge sowie den sachsischen Mittelgebirgen (Vogtland, Erzgebirge, Zittauer Gebirge; DOMMASCHK 2009) und auch in den Perm-Gebieten der Saarsenke und der Pfalz werden durch menschliche Eingriffe ausgelost, welche das Hanggleichgewicht storen. Die groBe Empfindlichkeit der Schiefergebirgshange basiert im Wesentlichen darauf, dass sich der Rhein und die Mosel mit ihren Seitentalern in den letzten 700 000 Jahren tief in die devonischen Tonschiefer des Taunus und Hunsriick eingeschnitten haben. Die bis zu 350 m tiefen Kerbtaler zeigen Hangneigungen bis zu 40° sowie tiefreichende Gebirgsauflockerung infolge tektonischer und eiszeitlicher Prozesse. Nicht selten werden die Hange von groBflachigen fossilen Rutschmassen gebildet, deren Gleitflachen in Tiefen von 50 bis 80 m verlaufen (ROGALL & SCHROEDER 2006). Viele Hange befinden sich dadurch in einem nahezu labilen Gleichgewicht, bei dem geringfiigige Storungen ausreichen, urn Bewegungen auszulosen. Bei den Rutschungen im Schiefergebirge ist zwischen Felsabbriichen und Felsstiirzen bzw. felssturzartigen GroBrutschungen sowie Gleitungen auf vorgegebenen Flachen zu unterscheiden. Bei den Felsstiirzen handelt es sich oftmals nur urn wenige m 3 Gestein, das an iibersteilten Boschungen oder von Klippen abzulosen droht (s. ROGALL & SCHROEDER 2006). Felssturzartige Gro6rutschungen wie bei Kaub 1830, am Nollig bei Lorch/Rh. 1919120 und am Rittersturz bei Koblenz (KRAUTER 1973: 230 und 1996) sind verhaltnismaBig selten. Sie sind fast immer auf geologisch-tektonische Strukturen zuriickzufiihren, wobei die letztlich auslosenden Faktoren haufig vom Menschen beeinflusst wurden. Am Felshang Rittersturz wurden von 1951 bis 1971 die Felsbewegungen gemessen. In die-
15 Rutschungen sem Zeitraum sind auch mehrfach Felsstiirze von jeweils 200-300 m 3 Gestein aufgetreten. Die Felsabbriiche kiindigten sich meist durch verstarkte Felsbewegungen an. Nach mehreren Zwischensanierungen wurde das Rittersturz-Hotel 1973 abgerissen und die gefahrdeten oberen Felsmass en abgetragen. Von besonderen GroBrutschungsereignissen an der Mosel mit der Gefahr von Schwallwellen berichten KRAUTER et al. (1993) und ROSSBACH & ZENTGRAF (1993). Am Nollig bei Lorch/Rhein ist in den Jahren 1919120 eine groBflachige Felsgleitung aufgetreten, deren Blockmassen mehrere Hauser stark beschadigt haben. Ursache war eine ehemalige Seitenentnahme beim Bahnbau sowie weitere Eingriffe in den HangfuB durch die Bebauung. Die Rutschmassen sind Anfang der 1930er Jahre abgetragen bzw. eingeebnet worden (s. ROGALL 1997). 1m Januar 1994 ereignete sich in Martinstein bei Kirn ein fUr Mittelgebirgsverhaltnisse typischer Felssturz mit 30 bis 50 m 3 Gestein, der einen alteren Fangzaun teilweise durchschlagen und ein Nebengebaude schwer beschadigt hat (Abb. 15.29). Auch an den Bahnstrecken im Mittelrheintal ereignen sich in Abstanden von einigen Jahren immer wieder Felsstiirze. 1m Friihjahr 2009 haben sich in Bad Ems 15 bis 20 m 3 Fels an einer bis 180 m hohen Wand gelost. Ein Teil der Sturzmassen ist in Fangnetzen aufgefangen worden, einige groBe Felsbrocken stiirzten jedoch in die HinterhOfe von drei Mehrfamilienhausern ab und haben diese stark beschadigt. Die meisten Rutschungen in den Schiefergebirgen sind Gleitungen auf vorgegebenen Trennflachen, meist Schicht- oder Schieferungsflachen, gelegentlich aber auch Storungszonen, die im Zusammenwirken mit anderen Trennflachen die Bewegungsbahnen bilden. KRAUTER (1973), HEITFELD (1978) und JAHNEL & KosTER (1993) beschreiben einige groBere Felsgleitungen im Rheinischen Schiefergebirge, die durch Storung des Hanggleichgewichts bei StraBenbaumaBnahmen ausgelost worden sind. In allen Fallen sind es auch wieder vorgegebene geologische Strukturen und Trennflachen mit abgeminderten Scherfestigkeiten, welche durch die Storung des Hanggleichgewichts aktiviert worden sind. Haufig treten dabei mehrere iibereinander liegende Gleitflachen auf, die abwechselnd das Bewegungsbild der Rutschung bestimmen (Abb. 15.30). Solche Rutschungen sind
405
15.6 Rutschungsanfiillige Schichten
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provisorischer neuer Zaun o
o Abb. 15.29 Felssturz von Martinstein in bankig abgesonderten, stark klUftigen magmatischen Rotliegend-Gesteinen (nach JAHNEL & SCHROEDER 1996).
besonders schwer zu beurteilen, da die einzelnen Teilbewegungen oft ein widersprechendes Bewegungsbild ergeben, das erst nach genauer Bewegungsanalyse und Erkennen der verschiedenen Gleitflachen ein allseits iibereinstimmendes Gesamtbild ergibt (s. a. STAHLMANN & TRISCHLER 1997). Bei vielen solchen Rutschungen in den Schiefergebirgen reichen auch natiirliche auslosende Faktoren, wie ungewohnlich starke Niederschliige aus, urn latente Rutschungen wieder zu aktivieren (LUSZNAT & WIEGEL 1968; KRAUTER 1973; HEITFELD 1978; MOBUS & ROGALL 2005 und HEITFELD et al. 2005). Untersuchungen an solchen Gleitungen im Rheinischen Schiefergebirge haben ergeben, dass die Ersatzreibungswinkel im Bruchzustand vielfach bei cP = 22° bis 30° liegen (KRAUTER 1973; HEITFELD 1978), was auf Unebenheiten auf diesen Flachen sowie auf treppenartige Verspriinge und dadurch bedingte Verzahnungen zuriickgefiihrt wird. Auf starker toni-
gen Flachen und besonders in Gesteinen mit tuffitischen Lagen liegen die Ersatzreibungswinkel beim Bruch dagegen vielfach bei cP = 18° bis 20°, mit Minimalwerten von cP = 8° bis 12° (HEITFELD 1978: 366) und sind damit als echte Restscherfestigkeiten (CPR' CR = 0) anzusehen. Tonmineralogische Untersuchungen von Tonen aus solchen Gleitflachen weisen vielfach erhebliche Gehalte an quellfahigen Tonmineralen auf. Bei menschlichen Eingriffen, insbesondere StraBenbauarbeiten, sind auch in den Karbonnnd Perm-Gebieten des Saarlandes und der Pfalz mehrfach Gleitungen auf Schichtfliichen aufgetreten. Die Wechselfolgen von Sandsteinen und Tonsteinen bzw. Schiefertonen sowie die tektonischen Schichtverstellungen bieten dafiir giinstige Voraussetzungen. Die Tonsteine sind allgemein wasserempfindlich. Haufig waren auch diinne plastifizierte Ton(stein)lagen die Ursache der Gleitungen (DEGRO 1978 und JAHNEL et al. 1999).
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15
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15 Rutschungen
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Abb. 15.30 Mehrere Obereinander liegende Gleitflachen mit primaren (1) und sekundaren Bewegungen (2-5) aus KRAUTER (1996).
AuBer diesen rezenten und mehr oder weniger bekannten Rutschungen liegen besonders an den Hangen der ehemals offensichtlich iibersteilt eingetieften Taler im Einzugsgebiet des Rheins aber auch in anderen Schiefergebirgsgebieten zahlreiche fossile Rutschungen vor, die heute morphologisch kaum oder erst durch genauere Studien erkannt werden, aber durch menschliche Eingriffe jederzeit wieder in Bewegung kommen k6nnen (DITTRICH & LUTHKE 1982; ROGALL 1997 und LAUTERBACH et a1. 2002). Die Vulkanite des Rheinischen Schiefergebirges und der Permgebiete sind selbst wenig rutschungsanfallig. In tuffitischen Zwischenlagen und besonders im Kontaktbereich zwischen Eruptivgestein und Sedimentgestein kommt es durch menschliche Eingriffe jedoch immer wieder zu Rutschungen. An dieser Stelle sind auch einige, z. T. ebenfalls felssturzartige GroBrutschungen in aufgelassenen oder noch in Abbau befindlichen Basaltsteinbriichen im Rheinischen Schiefergebirge zu nennen, die ebenfalls fast immer an geologisch vorgegebenen Flachen, vielfach an der Grenze Basalt bzw. Basalttuff/Schiefergebirge aufgetreten sind, deren Scherfestigkeitseigenschaften durch tertiare Verwitterung oder Wassereinwirkung abgemindert sein k6nnen. Ais Beispiele solcher groBen Felsstiirze bzw. GroBrutschungen seien angefiihrt, die Felssicherungsarbeiten am Drachenfels 1971, von wo mehrfach groBe Felsstiirze iiberliefert sind (1773,
1808, 1828, 1967), der Bergschlupf bei K6nigswinter von 1846 (NOGGENRATH 1847), der Felssturz bei Linz/Rhein von 1978 (KRAUTER et a1. 1979) und die GroBrutschung an der BAB A 45 im Landkreis GieBen (BEURER 1981). Bei dem Felssturz bei Linz/Rh. sind durch die Flutwelle aus dem Grundwassersee im Steinbruch zwei Personen urns Leben gekommen. Solche Grundwasserseen stellen ein besonderes Gefahrdungspotenzial dar.
15.6.2 Buntsandsteingebiete In den Verbreitungsgebieten des Unteren und Mittleren Buntsandstein sind Rutschungen verhaltnismaBig selten. An Hangen mit talwartigem Schichtfallen kommt es jedoch bei Unterschneidung der Schichtflachen durch Talerosion oder menschliche Eingriffe verhaltnismaBig leicht zu Gleitungen. Die noch mehr oder weniger deutlich erkennbaren Ausbruchnischen und die als flache Buckel im Gelande erkennbaren abgerutschten Massen sind an jungen, iibersteilten Talhangen immer wieder anzutreffen (BECKER, LINDSTEDT & PRINZ 1989; BRAUTIGAM et a1. 1989). Besonders rutschungsanfallig sind tonsteinreiche Wechselfolgen mit plastifizierten oder glimmerbelegten Tonsteinlagen (s. Abschn. 13.2.1).
15.6 Rutschungsantallige Schichten
In den dickbankigen machtigen Sandsteinabfolgen der Solling-Folge und am oberen Neckar sowie der unteren Mosel treten gelegentlich Felsstiirze auf. ROGALL & SCHROEDER (2006) beschreiben einen Wandabbruch einer 45 m hohen Sandsteinwand bei Trier, der durch Einknicken einer Tonsteinbank am WandfuG ausgelOst worden ist. Auch flache Rutschungen in den Deckschichten und z. T. auch in der Anwitterungszone treten im Verbreitungsgebiet des Buntsandstein gelegentlich auf. Sie sind meist auf Wassereinwirkung und gegebenenfalls plastifizierte Ton(stein)lagen in der oberflachennahen Verwitterungs zone zuriickzufiihren und konnen teilweise Flachen von mehreren Hektar einnehmen. Haufiger als sonst im Buntsandstein sind Rutschungen im Bereich der saxonischen Grabenbriiche zu finden, an deren Randern die Schichten vielfach starker verstellt sind und in denen tektonisch gestorte und damit besonders rutschungsanfallige Schichten des Rot und des Keuper in das Niveau des Buntsandsteins eingesunken sind und entsprechend flache Hange mit z. T. machtigen Schutt- und Rutschmassen bilden. Die teilweise muldenformigen Grabenstrukturen bieten sich geradezu als Gleitflachen an (LAEMMLEN & PRINZ 1979; LAEMMLEN & KATZEN BACH 1986: 30). Auch an den Randern von Subrosionskesseln oder -senken iiber Zechsteinsalinar im tiefen Untergrund (s. Abschn. 19.2.3.2) treten haufiger als sonst Schichtverstellungen, verstarkte HangzerreiGung und auch Rutschungen auf. Eine der bekanntesten dieser Art diirfte die Rutschung beim Aufschlitzen des Braunhauser-Tunnels an der DB-Strecke Bebra-Gottingen im Jahre 1961 gewesen sein (FINKENWIRTH 1968). Besonders rutschungsanfallig sind auch die tonigen Fiillungen von fossilen Einbruchsschloten des tiefen Salinarkarstes (PRINZ 1980: 33). Wo solche verdeckten Schlotfiillungen mit Dammen o. A. belastet wenden, konnen vollig unerwartet Rutschungen auftreten. Eine Sonderstellung in der Schichtenfolge des Buntsandstein nehmen die bis iiber 100 m machtigen Tonsteine des Oberen Buntsandstein (Rot-Folge) ein. Hier sind Rutschungen seltener als in den Sandstein/Tonstein-Wechselfolgen des Mittleren und Unteren Buntsandsteins. An steileren Boschungen und Hangen sind es meist nur
407
abgeflachte kleinflachige Schalengleitungen. In unterschiedlich wasserwegsamen Schuttmassen an Rothangen, wie z. B. Basaltblocklehm, konnen jedoch auch groGflachige Rutschungen auftreten. In der thiiringischen und oberfrankischen Rotfazies mit zahlreichen Kalkstein- und Sandsteineinschaltungen treten Rutschungen dagegen wieder haufiger auf (KANY & HAMMER 1985: 261; MEYER & PRINZ 1997).
15.6.3 Grenze Rot/Muschelkalk und Mittlerer/Oberer Muschelkalk Ais besonders rutschungsanfallig gilt die RotMuschelkalk-Grenze, an der kliiftige, gut wasserwegsame Kalk- und Mergelsteine den wasserstauenden Rottonsteinen auflagern. Die gleiche Situation ist gegeben, wo harte, kliiftige Basalte unmittelbar auf Rottonsteinen oder mit nur geringmachtigem Unteren Muschelkalk dazwischen liegen, wie dies z. B. in der Rhon haufig der Fall ist (SCHMIDT 2004). Die Rutschungen an der Rot-MuschelkalkGrenze sind besonders durch die Arbeiten von ACKERMANN in den 1950er Jahren bekannt geworden. Die wasserstauende Rot/Muschelkalkgrenze wirkt als groGflachiger Quellhorizont. Es kommt zu einer starken Vernassung der wasseranfalligen Rottonsteine sowohl an der Schichtgrenze als auch der Tonsteine unterhalb der Ausstrichlinie (Abb. 15.31). Diese bewirkt Quellerscheinungen und eine Plastifizierung der offensichtlich regional und sektoral recht unterschiedliche Anteile an Smektit und Corrensit enthaltenden Tonsteine (s. d. WENZEL 1994) und damit eine Abnahme der Scherfestigkeit (vgl. auch Abschn. 15.6.7). Die Hange unterhalb der Ausstrichlinie verflachen; es kommt zu einer Obersteilung der oberen Hangbereiche, zu einer Verstarkung der HangzerreiGung und zu einer ortlichen Dberlastung der Rottone, wobei abgeloste Muschelkalkschollen in die Tonsteine einsinken und sich schalenformige Schubbriiche ausbilden, die sich zu Gleitflachen entwickeln konnen. An diesen Rot!Muschelkalkhangen verlieren die abgetrennten Muschelkalkschollen gewohn-
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15 Rutschungen NE
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Rutschmasse Oberwiegend aus Vulkanilen des Teniars
RUlschmasse llberwiegend aus TonSleinen de ROI
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Abgentl chler Basallblock
Abgerutsc hIe Muschelkalkschollen
Abb. 15.31 Rutschung Habelsberg (hess. Rhon); wasserwegsame Basalte und Kalksteine des mu 1 auf wasserstauenden Tonsteinen des Rot (a us SCHMIDT 1999).
lich ihren Halt und driften auf mehr oder weniger tief in die R6ttonsteine hinunter greifenden Gleitflachen ab (MORTENSEN 1960; JOHNSEN & KLENGEL 1973; JOHNSEN 1981; MEYER & PRINZ 1997; SCHMIDT 1999,2004). Bei diesem Driften zerscheren und zerbrechen die anfanglich grogblockigen Muschelkalkschollen immer starker. Der im oberen Teil des Hanges grobblockige Kalksteinschutt wird nach unten immer kleinstlickiger und ist ab der Rotgrenze zunehmend mit Ton- (-stein)material vermengt. 1m unteren Teil des Hanges liegt ein tonig-mergeliger Gesteinsschutt vor, der sich wulstartig in fliegender oder kriechender Bewegung befindet. Die einzelnen Phasen einer solchen Rutschung sind auch heute noch an dervon ACKERMANN (1959a) beschriebenen Rutschung am Schickeberg slidlich Eschwege zu studieren. Bei den an der Rot-Muschelkalk-Grenze vorliegenden Verhaltnissen und auch sonst bei ahnlichen geologischen Situationen, haben sich solche Rutschungen sicher zu allen geologischen Zeiten ereignet. Rezente Rutschungen, die ohne menschliche Eingriffe in Bewegung kommen, sind auch an der Rot/Muschelkalkgrenze verhaltnismamg selten und sind immer mit extremen Niederschlagen in Verbindung zu bringen. Die meisten Rutschungen dieser Art sind sicher an der Wende Pleistozan/Holozan bzw. im Atlantikum aufgetreten (s. Abschn.15.2.6), doch zeigen
viele dieser grogen Massenverlagerungen auch heute noch niederschlagsabhangige Kriechbewegungen und zwar sowohl oben bei den Blockbewegungen als auch im Bereich der Rutschungszunge (MORTENSEN 1960). Zeitlich vor dies en nacheiszeitlichen Rutschungsvorgangen ist noch die sog. "Fugschollengeneration" ACKERMANNS (1959) einzuordnen, d. S. grogere Muschelkalkreste, die weit unterhalb im flacheren Gelande liegen und "Zeugenberge" des ehemaligen Muschelkalkrandes sind. Eine ingenieurgeologische Studie hierzu hat BERNHARD (1968) vorgelegt (Abb. 15.32). Rutschungen und Rutschschollen dieser Art, aber auch kleinere Rutschungen sind an der Rot/ Muschelkalkgrenze weit verbreitet und an den zahlreichen Abrisswanden oder -nischen und der unruhigen Morphologie bzw. den typischen Fugschollen erkennbar. Sie begleiten Z. B. im nordlichen Hessen (PRINZ & LINDSTEDT 1987; SCHMIDT 1999,2004), in Slid-Niedersachsen und in Thliringen kilometerweit den Schichtstufenrand, wobei nach Norden zunehmend auch Auslaugungserscheinungen im Rotgips mit zur Rutschungsanfalligkeit dieser Schichten beitragen (JOHNSEN & KLENGEL 1973; KRUMMLING et al. 1975). Die hier ausflihrlich beschriebenen Erscheinungen treten aber nicht nur an der RotiMuschelkalk-Schichtgrenze auf, sondern liberall, wo
15.6 Rutschungsanfallige Schichten
409
15
Abb. 15.32 Rutschungskartierung an einem R6tjMuschelkalk-Schichtstufenhang mit Rutschungen am heutigen Muschelkalkausstrich und mit vorgelagerten Rutschschollen der FuBscholiengeneration ACKERMANNS. Teilweise k6nnen die Abrissnischen und Gleitbahnen noch rekonstruiert werden (Bearb. BERNHARD).
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15 Rutschungen
15
Abb. 15.33 Zerruttung von Muschelkalkhangen infolge Gipsauslaugung und fossile Rutschscholle am oberen Neckar (a us EISSELE & KOBLER 1973).
machtigere, feste und wasserdurchlassige Gesteine auf wasserstauender Unterlage am Hang ausstreichen. 1m Muschelkalk ist dies z. B. auch an der Grenze Mittlerer/Oberer Muschelkalk der Fall. Wo diese Schichtgrenze gro6flachig am Hang ausstreicht, wie z. B. im Gebiet der oberen Mosel, am Neckar und auch andernorts (PRINZ & LINDSTEDT 1987), treten ebenfalls zahlreiche, ahnlich Gro6rutschungen auf (RYBAR et al. 1998). Verstarkend kommt hier hinzu, dass durch die talrandnahe Gipsauslaugung im Mittleren Muschelkalk (Abb. 15.33) die iiberlagernden Kalksteine verstellt und durch Spaltenbildung aufgelockert waren. Gro6rutschungen dieser Art sind offensichtlich vor allen Dingen in der niederschlagsreichen Zeit des Atlantikums aufgetreten. Gro6e Hauptmuschelkalkschollen glitten talwarts und liegen heute in den unteren Hangabschnitten. Bei Eingriffen besteht die Gefahr, dass die Rutschungen wieder aktiviert werden. WAGENPLAST (2005) bringt zahlreiche Beispiele solcher alter und Z. T. auch rezenter Gro6schollenrutschungen. Auch der "wandernde Weinberg" bei Nittel an der Obermosel, der beim Moselausbau Mitte der 1960er Jahre wieder in Bewegung gekommen ist (HEYL 1971; SIMON et al. 2007) gehOrt in diese Kategorie. Morphologisch ausgepragter sind die gro6scholligen Felsablosungen im Oberen Muschelkalk von Wiirttemberg, allen voran die bekannten Felsengarten bei Hessigheim, wo 1924 ein Felssturz viele Weinberge zerstort und die Talstra6e verschiittet hat (WAGNER 1929; WAGEN-
PLAST 2005). KRAUSE (1966: 309 ff) beschreibt einige solcher Schollenablosungen an Talhangen des Oberen Muschelkalks, verstarkt durch Gipskarst im Mittleren Muschelkalk, bei dessen randlicher Auslaugung ein zerbrochenes und z. T. verstiirztes Residualgebirge entsteht, mit einer entsprechend dem Gipshang talwarts geneigten Grenzflache Mittlerer/Oberer Muschelkalk (Abb. 15.33). 1m Gebiet des oberen Neckars wurde das Ausma6 der hier meist fossilen Massenverlagerungen an den Hangen des Neckartales erst beim Bau der Autobahn A 23 im vollen Umfang erkannt (EISSELE & KOBLER 1973). Ahnliche Massenverlagerungen werden auch yom Hochrheintal beschrieben (KRAUTER 1996). Derartige Erscheinungen des Abgleitens harter, sproder und wasserfiihrender Gesteine auf tonig-mergeliger Unterlage sind sehr weit verbreitet. Weitere Literaturhinweise finden sich bei KRAUSE (1966: 316 f).
15.6.4 Keuper Auch im Gipskeuper hat die eiszeitliche Taleintiefung und die Gipsauslaugung haufig zu Gro6schollenrutschungen des Schilfsandsteins iiber den Bunten Mergeln gefiihrt (Abb. 15.34). Wo diese Schichtenfolge am Hang ausstreicht, liegen oft gro6flachige, z. T. fossile Rutschungen vor (KRAUSE 1966:316). Auch an der BAB A 81 am Wildenberg nordlich des BAB-Kreuzes Weins-
15.6 Rutschungsanfiillige Schichten
Abb. 15.34 Schollengleitungen an den Stufenhiingen des Mittleren Keupers in Baden-Wurttemberg (aus EISENBRAUN & ROMMEL 1986).
berg ist beim Autobahnbau eine soiche, nicht erkannte GroBrutschung wieder in Bewegung gekommen (s. WAGENPLAST 2005). 1m Nordosten von Baden-Wiittemberg ist zwischen die Tonsteine der Unteren und Oberen Bunten Mergel der bis zu 20 m machtige Kieselsandstein eingeschaltet. WALLRAUCH (2001) be-
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schreibt eine 200 m breite Rutschung bei Urbach (Remstal) mit einer 17 m hohen Abrisswand im Kieselsandstein. Auch vom Austrich des Stubensandsteins beschreiben EISENBRAUN & ROMMEL (1986) sowie BLUME & REMMELE (1989) umfangreiche Rutschungen, besonders an den nord- und nordostexponierten Hangen des Strombergs siidwestlich von Heilbronn (Abb. 15.35). In der Trierer Bucht stellt auch der Luxemburger Sandstein iiber Keupertonsteinen eine rutschungsanfallige Konstellation dar. Einer der bekanntesten Rutschhorizonte Deutschlands diirfte wohl der wiirttembergische Knollenmergel sein. Dieses hochste Schichtglied des Keuper ist im Gebiet Stuttgart - Tiibingen 25 bis 30 m machtig und besteht im unverwitterten Zustand aus fast schichtungslosen Ton- und Mergelsteinen von halbfester bis fester Beschaffenheit, die von unregelmaBig orientierten, im Mittel mit 30° einfallenden Harnischflachen durchsetzt sind. Diese Harnische weisen eine deutlich abgeminderte Scherfestigkeit auf und sind die Hauptursache fiir die Festigkeitsiiberschreitungen bzw. RutschungsanHilligkeit des Knollenmergels (LIP-
Abb. 15.35 Hiiufung von Rutschungen an den nord- und nordostexponierten Keuperhiingen der Stromberg-Mulde (aus
EISENBRAUN
& ROMMEL 1986).
412
15 Rutschungen
POMANN & ZIMMERMANN 1983: WITTKE & BAUR 1998). WITTKE (2009) gibt fUr die Harnischflachen des Knollenmergel eine Scherfestigkeit von cp '" 17,so und c'" 10 kNtm 2 an. Mit zunehmender Verwitterung geht das Gestein in einen schluffigen Ton mit bis zu 45% Feinanteil uber, der sehr wasserempfindlich ist und ein hohes Schrumpf- und QuellmaB aufweist. Die, soweit sie nicht bewaldet sind, meist verhaltnismaBig flachen Hange im Knollenmergel zeigen typische Rutschmorphologie und reagieren empfindlich auf rutschungsauslosende Faktoren, wie anhaltend starke Niederschlage und Eingriffe in das Hanggleichgewicht. Bei den Knollenmergelrutschungen handelt es sich je nach Machtigkeit des Verwitterungsprofils urn mehr oder weniger abgeflachte Rotationsrutschungen (EINSELE & GIERER 1976), die fast nie in den festen Knollenmergel hinuntergreifen. Mit zunehmender Durchnassung weicht der Boden auf und geht aus einer anfanglichen Schalengleitung in ErdflieBen uber, wodurch gleichzeitig wieder Raum fur mehrfach ruckschreitende, abgeflachte Rotationsrutschungen geschaffen wird. Hauptursache besonders der groBeren Knollenmergelrutschungen ist fast immer Wasser, das aus den uberlagernden Rhatsandsteinen und Arietenkalksteinen des Unterjura (ehem. Lias) oder tiber offene Gruben oder Graben, aber auch durch tiefe Schrumpfrisse in den Boden eindringen kann. Auf die letztgenannte Ursache weist eine auffallende Zunahme der Haufigkeit von Knollenmergelrutschungen an unbewaldeten Stid- und Stidwesthangen hin, wo in niederschlagsarmen Sommermonaten Trockenrisse bis
zu 20 cm Breite und 3 bis 6 m Tiefe auftreten. Die rutschungshemmende Wirkung des Waldes ist offensichtlich in erster Linie darauf zuruckzufUhren, dass im schattigen Waldboden solche Rissebildung kaum auftritt. 1m Frankenland sind die Schichten des Feuerletten entsprechend rutschungsanfallig, dem stratigrafischen Aquivalent des Knollenmergels (KANY & HAMMER 1985). Die Feuerletten sind engstandig gekluftete Tonsteine, die zu einen ausgepragt plastischen Ton verwittern und ein ausgepragtes Quell- und Schrumpfverhalten aufweisen. Als rutschungsfOrdernd gilt auch die CO 2 -Aggressivitat des Grundwassers aus den tiberlagernden Rhatsandsteinen (SCHNEIDER 1997).
15.6.5 Jura 1m Jura Suddeutschlands sind mehr oder weniger aile machtigen Tonsteinhorizonte, besonders aber die machtigen Tonsteine des Mitteljura, der Opalinuston (ehem. Dogger a) und der Ornatenton (ehem. Dogger 0 als rutschungsanfallig bekannt (Abb. 15.36). In beiden Fallen liegen tiber den Tonsteinhorizonten gut wasserwegsame Sandsteine oder Kalksteine, die zu starker Durchfeuchtung der Oberzone der Tonsteine beitragen. Der in Wtirttemberg 90 bis l30 m machtige Opalinuston weist im unteren Teil meist flache, unruhige Gelandeformen auf. Nach oben schalten sich Sandsteinbanke ein, die den Dbergang zum Personatensandstein (ehem. Dogger at f3)
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Abb. 15.36 Schematischer geologischer Schnitt durch das Schichtstufenland der Trias und des Juras Sudwestdeutschlands mit den besonders rutschungsanfaliigen Zonen, abgestuft nach Intensitat x, xx, xxx (aus Backhaus
1970).
413
15.6 Rutschungsanfiillige Schichten
bilden. Diese Grenze ist ebenfalls wieder ein ausgepragter Quellhorizont mit kalkaggressivem Grundwasser, das rutschungsfordernd wirkt. Die Rutschungen treten bevorzugt an der Grenze Hangschutt/verwitterte Tonsteinoberflache oder im Grenzbereich zum wenig angewitterten Tonstein auf, die haufig auch Grundwasser fiihrend ist (RENTSCHLER & MOSER 1999, darin Lit.). An steilen Hangen liegen auch tiefe und sehr tief (> 20 m) reichende GroBrutschungen vor (TANGERMANN 1971: 556-558). 1m mittleren und siidlichen Wiirttemberg ist es vor allen Dingen der Ausstrich des bis zu 30 m machtigen Ornatentons, der zu zahlreichen Rutschungen gefiihrt hat und die unruhige Morphologie der Hange am Albtrauf entscheidend pragt (SCHADEL & STOBER 1988). Bekannt geworden sind vor allen Dingen die Schwierigkeiten beim Bau der BAB A 8 am Aichelberg bei Kirchheiml Teck. Die RutschungsgeHihrdung ist hier auch wieder in der Verwitterungs- und Anwitterungszone der Tonsteine gegeben, die an den Hangen 15 m tief reichen kann. Auch in den unverwitterten Tonsteinen darunter muss noch mit mehrere Zentimeter dicken plastifizierten Tonsteinlagen gerechnet werden (DENZER & LACHLER 1988: 46). GroBe Rutschungen dieser Art sind auch in Siidwiirttemberg, im Hohenzollerngebiet und im Wutachgebiet verbreitet (Abb. 15.37 und TANGERMANN 1971; GEYER & GWINNER 1986: 357). Die Tonhorizonte des Mitteljura bereiteten Mitte des 19. Jahrhunderts beim Bau des alten Donau-Main-Kanals (Ludwigskanal) siidostlich von Niirnberg einige Schwierigkeiten. BIRZER (1976) beschreibt nicht nur Rutschungen in Dammstrecken, sondern auch die Entwicklung eines 20 m tiefen Einschnittsprofils im Opalinuston bei Olsbach, das 1846 bei der damaligen schonenden Abtragsarbeit mit 1: 1,5 angelegt worden ist, in dem aber nach einigen Jahren immer wieder Kriechbewegungen und flache Rutschungen aufgetreten sind, die bis 1938 zu einer generellen Boschungsverflachung auf 1: 1,8 und bis 1956 auf 1:2 gefiihrt haben. Seitdem scheint die Boschung standfest zu sein. Auch beim Bau des Main-Donau-Kanals in den 1990er Jahren sind im Sulztal und im Ottmaringer Tal (Frankische Alb) auflange Erstreckung typische Rutschhange angeschnitten worden. Die Talhange werden hier yom Opalinuston bis zu den Bankkalken des Oberjura (ehem. MaIm [3)
15
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Abb. 15.37 GroBrutschung bei M6ssingen im April 1983 (Aufnahme SCHADEL, Freiburg).
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15 Rutschungen
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Abb. 15.38 Profil durch das Ottmaringer Tal bei Beilngries mit Ausbildung der Mehrfachrutschkorper sowie Aufwolbung des Opalinustons in Talmitte (nach BAUMANN 1995).
aufgebaut. Sichtbare Zeugen der zahlreichen Rutschungen sind morphologisch unruhige, leicht konvex geformte Erdkorper im unteren Teil der Talhange (Abb. 15.38). RADEKE & BAUMANN (1993) beschreiben die Untersuchungsergebnisse, die Ausbildung der grolMiumigen, tief greifenden und komplex aufgebauten Rutschkorper mit auffallend horizontal verlaufenden Hauptbewegungsbahnen sowie die konstruktiven Ma6nahmen als Ausgleich fur die Entlastung durch den Kanaleinschnitt. An einigen Stellen waren Boschungsbruche wahrend des Baus nicht zu vermeiden. STIEGELER et al. (1998) nennen fur den Opalinuston in Franken oberflachennah sehr niedrige, mit zunehmender Tiefe unter Gelande ansteigende Scherfestigkeiten von cp' = 11 in 1,6 m Tiefe bis cp = 28 in 5,3 m Tiefe. Auch aus dem Raum Regensburg sind zahlreiche Hangbewegungen im Opalinuston bekannt (HOLZHAUSER & THURO 2009). Rutschungen im Ornatenton treten aber nicht nur in Suddeutschland auf. HABETHA (1963) beschreibt eine Rutschung in diesen Schichten beim Autobahnbau in Niedersachsen. Am Albtrauf treten auch in den bankigen Kalksteinen des Oberjura vielerorts umfangreiche Schollenverkippungen und Massenverlagerungen auf, die von SCHADEL & STOBER (1988) beschrieben werden. Mit die bekanntesten sind die HOllen0
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locher bei Urach, wo nicht nur gewaltige Felsablosungen vorliegen, sondern unten am Hang auch umfangreiche fossile Rutschmassen lagern. Diese vorwiegend aus mergeligem Kalksteinschutt bestehenden Rutschmassen sind heute meist recht stabil, anders als die starker tonigen Schuttmassen stratigrafisch tieferer Jura -Horizonte. 1m Donautal bei Beuron ereignete sich 1960 eine Schollenrutschung, die drei Todesopfer gefordert hat. Nach starken Regenfallen sind gro6e Schollen von Kalk- und Mergelsteinen des Oberjura abgerutscht. Die Abrissflache war durch eine Hangzerrei6ungskluft vorgezeichnet (WAGENPLAST 2005, darin Lit.).
15.6.6 Kreide In Norddeutschland sind einige Tonsteine der Unterkreide als sehr rutschungsanfallig bekannt. Beim Bau des Mittellandkanals sind an einigen Stellen erhebliche Probleme und auch Rutschungen gro6eren Ausma6es aufgetreten. Nach KEMPER (1982) sind einzelne Abschnitte der Unterkreide-Tonsteine, z. B. die Schichten des Clansayes, regional aber auch andere Schichtglieder des Apt und Alb besonders rutschungsanfallig (s. Abb. 15.1)
15.6 Rutschungsanfaliige Schichten
Die Unterkreidetonsteine zeigen meist ein ausgepragtes Verwitterungsprofil. Der Ton ist bis in eine Tiefe von 4-12 m stark angewittert (s. Abb. 16.2) und weist nur steife Konsistenz sowie eine deutlich abgeminderte Kohasion auf. Darunter ist der Ton halbfest und tiefer fast fest, mit entsprechend hoheren Kohasionswerten. Die Standfestigkeit von Boschungen hangt wesentlich von der Entwicklung des Porenwasserdrucks ab (s. progressiver Bruch und BICZOK 1997). An der Kreidekuste der Insel Rugen sind seit 2005, als allein 50000 m 3 Gestein in die Tiefe gesturzt sind, mehrfach (2007, 2008, 2010) Abbruche von 500 bis 5000 m 3 zu verzeichnen gewesen. ZARUBA & MENCL (1961: 264) beschreiben zahlreiche Gro6rutschungen aus der Kreideformation an der Kuste Sudenglands und aus Tschechien. Hier waren es meist machtige Kreidekalksteine oder -sandsteine, die auf plastifizierten Tonsteinen in Bewegung gekommen sind. Im Elbsandsteingebirge sudlich Dresden treten verbreitet Kippbewegungen, Felssturze und z. T. auch Gro6rutschungen mit Driften von FelsblOcken auf tonigen Liegendschichten auf (Abb. 15.39). Die hier anstehenden Sandsteine der
415
Kreideformation bilden steile Felswande, wahrend die Zwischenschichten und besonders einige tonige Grenzhorizonte starker verwitterungsanfallig und plastifizierbar sind. KLENGEL & RICHTER (1992) erwahnen seit Beginn des 20. Jahrhunderts 21 Felssturze an naturlichen Steilboschungen und 13 an Steinbruchwanden. Auslosende Ursachen sind nach POHLENZ (1979) Oberlastung und Ausbrechen von tonigen Zwischenschichten, verstarkt durch Wasseraustritte, Kluftwasserschub nach anhaltenden Starkregen und z. T. Wurzeldruck. Abstandsmessungen zwischen Felsturmen oder gro6en Felsblocken zur Einschatzung der Absturzgefahrdung haben au6er warmebedingten elastischen Bewegungen bleibende Verformungen von jahrlich bis zu 1 cm ergeben (POHLENZ 1984). DOMMASCHK (2009) berichtet uber zwei gro6ere Ereignisse seit der Jahrtausendwende, 2001 eine murenartige Rutschung bei Pima und 2007 einen Felssturz bei Hohnstein. Im Sachsischen Landesamt fur Umwelt und Geologie wird seit 2004 eine Felssturz- und Steinschlag-Datenbank erarbeitet.
Abb. 15.39 Driften und Blockkriechen im Elbsandsteingebirge bei BerggieBhubel (Labiatus-Sandstein auf Lohngrund-Mergel, Oberkreide, nach JOHNSEN 1984).
15
416
15 Rutschungen
15.6.7 Tertiar Von den sehr unterschiedlich ausgebildeten Schichtgliedern des Tertiar sind einige, namlich besonders Wechsellagerungen von Tonen und Feinsanden, aber auch Mergeltone mit Kalkrnergelbanken als sehr rutschungsanfallig bekannt. Auch hier wirkt wieder das Wechselspiel wasserfiihrender Lagen auf toniger Unterlage, wobei die Lockergesteine des Tertiars im Gegensatz zu den bisher behandelten Festgesteinen auch, oder besonders bei dunnbankiger, z. T. bandertonartiger Wechsellagerung entsprechend reagieren. AuBerdem enthalten zahlreiche dieser Tone recht hohe Anteile quelWihiger Tonminerale. Auch bei den Tertiarrutschungen muss zwischen flachen Rutschungen bis etwa 5 m Tiefe und tiefen bis sehr tiefen Rutschungen unterschieden werden. Die flachen Tertiarrutschungen verlaufen groBtenteils in den Deckschichten und in der Umlagerungs- bzw. Verwitterungszone und greifen, wenn uberhaupt, nur flach in die anstehenden Schichten hinunter (Abb. 15.40). Es handelt sich meist urn abgeflachte Rotationsrutschungen oder kombinierte Rutschungen, z. T. auch Gleitungen, die haufig zu mehrfach ruckschreitenden Rutschungen zusammengewachsen sind. Die Abflachung der Gleitflache ist entweder darauf zuriickzufiihren, dass die Scherfestigkeiten in der Umlagerungszone wesentlich niedriger sind als in den tieferen Schichten oder die Gleitflachen folgen den obersten sich anbietenden Schichtflachen im Tertiar.
e
Solche flachen Rutschungen an Tertiarhangen sind in den verschiedensten GroBenordnungen und Erscheinungsformen weit verbreitet und meist auch keine Erstrutschungen, sondern die Hange sind uberdeckt mit einer Vielzahl alterer Rutschungen, die aufgrund der insgesamt flachen Hangformen haufig nur von einem geubten Auge erkannt werden. Die Hangneigungen solcher Hange betragen oft nur 6° bis 10°. Meist genugen kleine Eingriffe in das Hanggleichgewicht und (oder) starkere Niederschlage, urn wieder Bewegungen auszulosen. Besonders rutschungsanfallig sind auch hier machtige wasserwegsame Kalksteine auf toniger Unterlage, wie die miozanen Kalksteine des Rheinhessischen Plateaus uber oligozanen Tonen (Abb. 15.41 und KRAUTER & STEINGOTTER 1980; KRAUTER 1996; BURKLE & KUNTSCHE 2005). In den tonigen Umlagerungsmassen dieser flachen Tertiarhange finden sich oft mehrere hundert Meter unterhalb noch abgeglittene Kalksteinblocke und -schollen. Die beschriebenen Rutschungstypen sind aus fast allen Tertiargebieten bekannt, wobei hier, nur urn einige aufzuzahlen, das Mainzer Becken (LAUBER 1941; WAGNER 1941; KUMMERLE 1986, darin Lit.), die Niederhessische Senke, aber auch der Ausstrich des Tertiars zwischen Albsudrand und Donau (GWINNER et al. 1974) sowie die Rander des Westerwaldes und des Siebengebirges (HEITFELD et al. 1977) erwahnt werden soIlen. AuBer diesen weit verbreiteten Flachrutschungen treten im Tertiar auch immer wieder uberra-
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Abb. 15.40 Schichtaufbau und Ausbildung flacher Tertiar-Rutschungen, hier am WiBberg, Rheinhessen taus KRAUTER 1996).
15.6 Rutschungsanfiillige Schichten
417
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Abb. 15.41 Anhiiufung von Rutschungen am WiBberg, Rheinhessisches Kalksteinplateau (aus KRAUTER & STEINGOnER 1983).
schend tiefreichende Rutschungen auf. BEURER & PRINZ (1977) berichten von tiefen Entlastungsbruchen auf Trenn- bzw. Schichtflachen im Tertiar des Vogelsbergvorlandes, die beim Bau der BAB A 45 aufgetreten sind. Auger solchen Erstrutschungen infolge tief reichender menschlicher Eingriffe sind an Tertiarhangen haufig auch tiefreichende alte Rutschungen verborgen, die z. T. noch rezent in Bewegung sind (KRAUTER et al. 1979) oder aber durch junge Erosion (Abb. 15.42 und BAUMANN 1985; SCHAAK & WAGENPLAST 1985) oder menschliche Eingriffe (KOERNER 1985) wieder ausgelost werden. SOMMER (1978) berichtet auch von einem Belastungsfall, bei dem durch Schuttung eines 12 m
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hohen Autobahndammes an einem flachen Tertiarhang eine 15 bis 20 m tief reichende Rutschung ausgelost worden ist (Abb. 15.43). Besonders erwahnt werden mussen hier auch die teilweise sehr tiefereichenden Rutschungen in Braunkohletagebauen (s. Abschn. 13.4.3). Eine Sonderstellung in der Tertiarformation nehmen die vulkanischen Gesteine in Form von Basaltkuppen und -decken sowie Basalttuffen ein. Letztere treten als Umrandung von Basaltschloten und als teilweise mehrfache Zwischenlagen in Basaltdecken auf. Wo die harten, wasserdurchlassigen Basalte auf toniger Unterlage am Hang ausstreichen, ist ebenfalls wieder die beruchtigte, schon mehrfach angesprochene geolo-
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Mergel sandhaltige und wenig plaslische M"grl (Itil".is. hohe Festigke,t I
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hochplaslischt un(( me;s! stark mlegle Tone
Abb. 15.42 Kinematik der GroBrutschungen an den Isarhiingen bei MGnchen (nach BAUMANN & GALLEMANN 1996).
418
15 Rutschungen
i
180 m
Aulobohndamm
Vorschuttung
Abb. 15.43 Bewegungsmechanismus und Tiefenwirkung einer durch eine DammschGttung ausgelosten Rutschung. Sanierung durch VorschGttung und GroBdGbel (a us SOMMER
1978).
10
20 Tiefe 1m)
--0 Verschiebungsvektor in ~10 3/75 - 11176
gische Voraussetzung fUr Hangrutschungen aller GroBenordnungen gegeben. Ais tonige Unterlage von Basalten kommen sowohl devonische Tonschiefer des Rheinischen Schiefergebirges (s. Abschn. 15.6.1) als auch triassische (s. Abschn. 15.6.3) und tertiare Sedimente sowie Tuffite und Tuffe in Betracht. Feinkornige, vertonte vulkanische Tuffe und Tuffite (s. Abschn. 13.4.3) sind im Allgemeinen sehr wasser- und verwitterungsempfindlich, verlieren dann ihre Festigkeit und zerfallen bei mechanischer Beanspruchung. Diese Empfindlichkeit beruht in erster Linie auf den z. T. hohen Tongehalten (30-60%) und den vielfach recht hohen Anteilen an quellfahigen Tonmineralen (60-90%). Die Bruchscherfestigkeiten von sehr steifen bis halbfesten Tuffen und Tuffiten liegen im Allgemeinen zwischen
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in groBeren zusammenhangenden Basaltgebieten wie dem Westerwald, dem Vogelsberg und der Hohen Rhon (SCHMIDT 1999, 2004). Die Rutschungen zeigen haufig groBe Ahnlichkeit mit den eingehend beschriebenen Massenverlagerungen an der Rot-Muschelkalk-Grenze und sind weitaus haufiger als angenommen wird. Viele der bisher als selbststandige Vorkommen auskartierten Basalte in der Rhon sind z. B. solche alten Rutschkorper. Die Rutschungen haben z. T. AusmaBe von mehreren 100 m und konnen in Einzelfallen sehr tief reichen (BEURER & HOLTZ 1988). Es handelt sich meist urn kombinierte Rutschungstypen mit steilen Abrissen im Basalt und oft lang gestreckten ebenen Gleitbahnen auf toniger Unterlage. Die Gleitbewegung fuhrt zusarnmen mit gegenlaufiger Rotation am oberen Abriss oft zu typischen grabenartigen Einsenkungen im oberen Teil der Rutschungen, in denen sich durch Einschlammen von Feinmaterial gelegentlich sogar flache intermittierende Seen ausgebildet haben (Abb. 15.31 und SCHMIDT 1999, 2004). Das flach geneigte Vorland von solchen Basaltvorkommen ist haufig mit machtigen BasaltgeroUmassen und Basaltblocklehmen bedeckt. Diese Schuttmassen sind ein sehr heterogen zusammengesetztes, grobkorniges Kies-Ton-Gemisch mit unterschiedlichen Geroll- und Blockanteilen und einem Ton- und Schluffgehalt von durchschnittlich 10 bis 30%. Ab etwa 15% Feinkornanteil besteht bei grobkornigen Mischboden kein Korn-auf-Korn Stutzgerust der Grobfraktion mehr und die Boden verhalten sich bei Beanspruchung wie bindige (tonige) Bodenarten. Bei Basaltblocklehmen kommt hinzu, dass der Fein-
15.6 Rutschungsanfaliige Schichten
419
15
W,dtrlogt,
Lindau
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550 540 530 520 510 500 '90m
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kornanteil aus tonigem Basaltverwitterungslehm und tuffitischem Material besteht, das haufig hohe Anteile an quelif
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15.6.8 Quartar
Wo sich im Voralpengebiet nacheiszeitliche Flusssysteme in eiszeitliche Schmelzwassersedimente (Beckentone) eingeschnitten haben, treten, besonders bei Uberlagerung mit grundwasser-
Abb.1S.44 Instabile Talflanke an der TalbrGcke der A 96 Gber die Obere Argen (nach WAGENPLAST 2006) .
fiihrenden Moranenablagerungen, haufig schaufelfOrmige Abbriiche bzw. machtige alte Rutschmass en auf, die bei Starkregenereignissen nicht selten wieder Bewegung zeigen (Abb. 15.44). Die Beckentone weisen oft tiefgriindig weiche Konsistenz und entsprechend niedrige Scherfestigkeit auf (s. Abschn. 10.2). Besonders zu nennen sind hier auch die Rutschungen in Bandertonen beim Bau des Eisenbahneinschnitts Rosengarten bei Frankfurt/Oder in den Jahren 1910 bis 1925, dessen B6schungen auch heute noch Probleme bereiten (s . a. HEYM 2005). Rezente, flache Rutschungen in den quartaren Deckschichten treten in fast allen geologischen Einheiten auf und sind bei den einzelnen Abschnitten angesprochen. ROHN & RUF (2005) beschreiben eine ganze Reihe von Rutschungen in den Deckschichten des Schwarzwaldes. 1m Juni 1994 sind im Renchtal nach Extremniederschlagen (177 mml90 min) zahlreiche solcher Flachrutschungen und Boschungsabbriiche zu verzeichnen gewesen. Bei einer derartigen Haufung solcher Ereignisse kann es in den Bachlaufen zu Murgangen kommen.
16
G undlagen fiir die Bewert g von eponl• und Alt aste st n orten, Flachenrecycling, Bodenaushub sowie Bergbaufo gen
Die umweltpolitische Diskussion verlagert sich zunehmend von den klassischen Fragen der Deponietechnik und Altlastensanierung hin zu Untertagedeponien, Bodenschutz sowie auf die Wiedernutzbarmachung von Brachflachen und kontaminierten Flachen ehemaliger IndustrieGewerbe- und auch Militarstandorte. Daher wird in dieser Auflage auf Ausfiihrungen iiber Deponietechnik und die Sanierung von Altlasten verzichtet, zumal keine neuen Deponien mehr gebaut werden und mit Einfiihrung der neuen Deponieverordnung 2009 eine einheitliche Rechtsnorm fiir den Betrieb und die Stilllegung von Abfalldeponien vorliegt. Fiir die Altlastenbewertung und Sanierung fehlt allerdings durch das Scheitern eines Bundesumweltgesetzbuchs im Jahr 2009 weiterhin eine einheitliche Regelung. Hier gelten die einzelnen Bundesfachgesetze sowie die zahlreichen Gesetze und Einzelbestimmungen der Bundeslander weiter. Die Aufgabenstellungen konzentrieren sich aber zunehmend auf die Analytik und auf technische Losungen bei den Sicherungs- und Sanierungsmoglichkeiten, die nicht zu den engeren Aufgaben der Ingenieurgeologie gehoren. Die nachfolgenden Abschnitte beschranken sich daher auf eine Behandlung der abfallrechtlichen Grundlagen, auf die geologisch-mineralogischen Zusammenhange fiir die Erkundung und Bewertung der geologischen Barriere bei Uberund Untertagedeponien sowie auf Flachenrecycling, auf die Verwendung von Bodenaushub und Bauschutt sowie auf Bergbaufolgen. H. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
16.1 Abfa II rechtliche Grundlagen Mit dem Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) 1998 und als untergesetzlichem Regelwerk der Bundesbodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSch V) 1999 hat die Bundesregierung den Vorsorgegedanken im Bodenschutz vertieft und bundesweit einheitliche Vorgaben fUr die Altlastenbewertung und -sanierung definiert. Neben dem Grundwasser und der Luft ist damit auch der Boden als drittes Umweltmedium durch ein Gesetz des Bundes geschiitzt. Das BBodSchG (von 1998, zuletzt geandert 2004) regelt die grundsatzliche Verpflichtung zur Untersuchung, Bewertung und Sanierung von Altlastverdachtsflachen bzw. Altlasten und zur Vorsorge gegen kiinftige Bodenbelastungen. Zentrale Elemente der Bodenschutzverordnung sind die in Anhang 2 festgeschriebenen Priif- und Ma6nahmenwerte. Damit gelten fUr die Untersuchungsmethoden und fiir die Bewertung der Ergebnisse bundeseinheitliche Regelungen. Das BBodSchG bildet allerdings nur den bundeseinheitlichen Rahmen, der in einem untergesetzlichen Regelwerk durch entsprechende Rechtsverordnungen und Landergesetze aufgefUlit worden ist. Die Reinhaltung der Luft und der Schutz der Gewasser einschlieBlich des Grundwassers werden durch andere Gesetze des Bundes und der Lander sichergestellt (Wasserhaushaltsgesetzes,
422
16 Grundlagen fUr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Flachenrecycling
WHGvon 1957, i. d. F. von 2010, Bundesimmissionsschutzgesetz, BlmSchG von 1990/1994). Diese Beschrankungen des Bundes-Bodenschutzgesetzes bewirken, dass z. B. bei schadlichen Bodenverunreinigungen durch Emissionen iiber den Luftpfad primar immissionsschutzrechtliche Vorschriften heranzuziehen sind. Bei durch Bodenverunreinigungen verursachten Grundwasserschaden bestimmt das BBodSchG zwar iiber das Vorliegen einer Gefahr und die Notwendigkeit einer Sanierung, das Sanierungsziel wird jedoch nach den Anforderungen des Wasserrechtes festgesetzt. 1m Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz von 1994/2009 ist der Abfallbegriff auf der Grundlage der EU-Abfallrahmenrichtlinie von 1975 definiert. Entscheidendes Abgrenzungskriterium zwischen Verwertungs- und Beseitigungsabfall ist gemaB § 4 Abs. 3 Krw-/AbfG, ob der Hauptzweck der MaBnahme nach objektiver Verkehrsanschauung in der Nutzung des Abfalls oder in der Beseitigung des Schadstoffpotenzials liegt. Ais Entscheidungshilfe dienen die darin im Anhang aufgelisteten, in der Praxis gelaufigen Verwertungs- bzw. Beseitigungsverfahren. Nach den Grundsatzen der Kreislaufwirtschaft miissen Abfalle ordnungsgemaB und schadlos verwertet werden. OrdnungsgemaB bedeutet, dass die Verwertung nach den einschlagigen Offentlich -rechtlichen Vorschriften, einschlieBlich des BBodSchG und des WHG erfolgt. Die Verwendung erfolgt schadlos, wenn nach der Beschaffenheit der Abfalle und der Art der Verwertung Beeintrachtigungen des Wohls der AIlgemeinheit nicht zu erwarten sind, insbesondere keine Schadstoffanreicherung in den relevanten Schutzgiitern erfolgt. Die Forderung nach einer schadlosen Verwertung kollidierte bei den mineralischen Abfallen haufig mit dem Besorgnisgrundsatz des WHG, wonach es keine noch so geringe Beeintrachtigung der Eigenschaften des Grundwassers geben darf. Dieser Besorgnisgrundsatz widerspricht dem Vorsorgegedanken des BBodSchG und den danach definierten Priifwerten der BBodSchV. Urn diese unterschiedlichen BeurteilungsmaBstabe zu vermeiden, sind im WHG (2010) so genannte Geringfiigigkeitsschwellenwerte vorgesehen. Stoffeintrage in das Grundwasser, die iiber dies en Schwellenwerten liegen, sind danach wasserrechtlich nicht mehr zulassig. Die Konzentra-
tionswerte und ihre Anwendung sind derzeit noch in der Diskussion. Auch bei der Verwertung der mineralischen Abfalle gem. Abschn. 16.6 hat das BBodSchG (1998) und die BBodSchV (1999) neue Voraussetzungen geschaffen. Die Technischen Regeln der LAGA M 20 von 2004 sind an die Bestimmungen des BBodSchG und der BBodSchV angepasst. Angestrebt wird eine bundeseinheitliche Regelung in Form einer Novellierung der BBodSch V. Bis dahin wird die Verwertung mineralischer Abfalle in einigen Bundeslandern durch eigene Verwaltungsvorschriften geregelt. Die bisherige Vielzahl von Verordnungen und Verwaltungsvorschriften fiir die Einrichtung, den Betrieb und die Stilllegung von Abfalldeponien hat ihre Handhabung im Einzelfall sehr erschwert. 1m Einzelnen handelte es sich urn: Erste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Abfallgesetz (AVwV, 1990) Zweite Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Abfallgesetz (TA Abfall, 1991: TASo), fiir den Bereich des Sonderabfalls bzw. des "besonders iiberwachungsbediirftigen Abfalls" (TAA) Dritte Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Abfallgesetz (TA Siedlungsabfall 1993: TASi), fiir Hausmiill, hausmiillahnliche GewerbeabfaIle, Bauabfalle und Klarschlamm EG-Deponierichtlinie (1999) mit der Festlegung strenger Anforderungen fUr Abfalldeponien Bundes-Ablagerungsverordnung (AbfAbIV, 2001) fiir die umweltvertragliche Ablagerung von Siedlungsabfallen und iiber biologische Abfallbehandlungsanlagen Verordnung iiber Deponien und Langzeitlager (Deponieverordnung, DepV, 2002) zur Umsetzen der EG-Deponierichtlinie mit detaillierten Anforderungen an die Einrichtung, den Betrieb, die Stilllegung und die Nachsorge von Deponien und Langzeitlagern Deponieverwertungsverordnung (Dep VerwV, 2005) Deponievereinfachungsverordnung (DepVereinfV,2009) Die neue Deponieverordnung setzt die bisherigen Vorschriften auBer Kraft und fasst die Deponieregelungen zusammen. Sie basiert weiter auf dem Multibarrierenprinzip, erhebt aber strengere
423
16.2 Klassifikation der Abfallarten und Deponiekonzepte
Anforderungen an den geologischen Untergrund, bei gleichzeitig abgeschwachten Anforderungen an die Basisabdichtungssysteme. Statt der bisherigen strengen Vorgaben werden allgemeine Anforderungen an die Abdichtungskomponenten vorgegeben. Die einzelnen Systemkomponenten bedurfen allerdings einer Zulassung oder Eignungsfeststellung der Lander. Diese konnen dabei auf vorhandene Eignungsbeurteilungen anerkannter Gremien zuruckgreifen. Mit der EinfUhrung der neuen Deponieverordnung erhalten auch die GDA-Empfehlungen "Geotechnik der Deponien und Altlasten" (4. Aufl. 2003) groBere Bedeutung. Derzeit werden die gesamten Empfehlungen, vor allem im Hinblick auf die europaische Harmonisierung der technischen Regelwerke, uberarbeitet und gestrafft. Die aktualisierten Empfehlungen erscheinen jeweils im Septemberheft der Zeitschrift BAUTECHNIK. Die bisher bearbeiteten Themen lassen sich in funf Gruppen einteilen: E 1, Empfehlungen zur geotechnischen Erkundung des Untergrundes und des Abfallkorpers (E 1-1 bis E 1-11) mit - E 1-1, Geotechnische Standorterkundung - E 1-2, Probennahme - E 1-3, Geophysikalische Standorterkundung - E 1-4, Bestimmung der Gebirgsdurchlassigkeit E 2, Empfehlungen zu den Entwurfsgrundsatzen (E 2-1 bis E 2-38) E 3, Empfehlungen zu den geotechnischen Eignungsprufungen (E 3-1 bis E 3-13) E 4, Empfehlungen zu den Herstellungsverfahren (E 4-1 bis E 4-4) E 5, Empfehlungen zum Qualitatsmanagement (E 5-1 bis E 5-10). Die Geotechnik von Deponiebauwerken ist darin umfassend behandelt. Ein weiterer Grund fur die textlichen Beschrankungen in dieser Auflage ist die erweiterte Auswahl standortspezifisch geeigneter Abdichtungssysteme sowie die zahlreichen Qualitatsstandards und Eignungsnachweise verschiedener Gremien bzw. die Eignungsbeurteilungen der Linder. 1m Hinblick auf die Qualitatsstandards der Systemkomponenten und auf den technischen Vollzug beim Deponiebau, der sich kunftig ohnehin aufOberflachenabdichtungen beschran-
ken durfte, wird auf die zustandigen Umweltbehorden der Lander verwiesen.
16.2 Klassifikation der Abfallarten und Oepon iekonzepte 16.2.1 Abfallarten und Ubertagedeponien Die EU -Deponierichtlinie definiert verschiedene Arten von Abfallen (Inertabfalle, Siedlungsabfalle, gefahrliche und nicht gefahrliche Abfalle) und ordnet die Deponien in entsprechende Hauptklassen (Deponien fur Inertabfalle, fUr nicht gefahrliche und fur gefahrliche Abfalle). Der Deponiebegriff umfasst dabei jede Ablagerung von Abfallen oberhalb und unterhalb der Erdoberflache, ausgenommen zeitlich begrenzte Zwischenlager, sowie die Verwendung von Inertabfallen fUr Rekultivierung und bautechnische Zwecke und auch das Aufbringen von bestimmten Schlammen (z. B. Klarschlamm). In der Deponieverordnung werden danach fiinfDeponieklassen (DK) unterschieden: Klasse 0 Bodendeponie (im Wesentlichen mineralische Inertabfalle) Klasse I Mineralstoffdeponie (Bauschutt) Klasse II Reststoffdeponie (Hausmull) Klasse III Sonderabfalldeponie Klasse IV Untertagedeponie Die Ablagerung unbehandelter Abfalle auf Deponien ist seit 2005 nicht mehr zulassig CObergangsfristen bis 2009, bei bestimmten Bedingungen auch daruber hinaus). Die Abfalle zur Ablagerung sind vorzubehandeln und zu inertisieren. Fur die Ablagerung der verschiedenen Abfallarten auf den einzelnen Deponieklassen sind bestimmte Zuordnungswerte einzuhalten. Das Deponiekonzept hangt ab von der Abfallart und den ortlichen bzw. geologischen Gegebenheiten. Fur oberirdische Haus- und auch Sondermiilldeponien wurden in der Vergangenheit Grubendeponien mit Aufhaldung auf tonigem Untergrund bevorzugt. Seit Ende der 1980er
16
424
16 Grundlagen fOr die Bewertung von Oeponie- und Altlastenstandorten, Flachenrecycling
16
OberflachenabdlChtungssystem
BaslSabd'chtungssystem
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Abfall
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Geofoglsche Barnera
Abb. 16.1 Begriffe im Oeponiebau (nach OELTZSCHNER 1994).
lasstgke,tsbe,wert < 10 1 mls
Grundwasser·
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Jahre wurden zunehmend Haldendeponien mit Freispiegelgef
L 16.2.2 Untertagedeponien AuGer der Einrichtung von Untertagedeponien ist auch die Untertageverbringung von mehr oder weniger immissionsneutralen Reststoffen (z. B. Kraftwerk- oder MVA-Reststoffe) als Versatz von Bergbauhohlraumen in der Diskussion (JAGER et al. 1991). Die Empfehlung von 1994 "Felshohlraume zur Verbringung von Rest- und Abfallstoffen" der DGGT (s. Bautechnik - 71:5) wird derzeit als Grundsatzpapier "Ruckstandsspeicher" neu bearbeitet. Bei der Beurteilung der Eignung von Untertagedeponien werden zwei geologische Bereiche unterschieden, das Wirtsgestein und das Barrieregestein. Das Wirtsgestein kann zugleich Barrieregestein sein. Unterschieden wird ferner zwischen einer Verbringung in bestehende Bergwerke bzw. in neu aufzufahrende Hohlraume. Letztere haben den Vorteil, dass der Standort direkt nach Eignung ausgesucht werden kann. Untertageverbringung von Schadstoffen hat gegenuber oberirdischen Deponien den Vortei!, dass die Stoffkreislaufe in der Tiefe erheblich langsamer ablaufen als an der Erdoberflache und somit der Wiedereintritt der Schadstoffe in die Biosphiire Jahrtausende dauern kann oder ganz verhindert wird.
16_2_2.1 Tiefenlager 16 2.2.1 Geologische Geologisch Ti f nlager f fur radioa tiv bfalle Geologische Tiefenlager werden weltweit mit groGem Aufwand als Endlagerkonzepte fur radioaktive Abfalle untersucht (Lit. s. ALHEID 2005). International werden dafUr zwei bzw. drei Abfalltypen unterschieden: (1) schwach- und mittelaktive Abf
16.2 Klassifikation der Abfaliarten und Deponiekonzepte
wachung (Monitoring) und moglicher Riickholbarkeit der Abfalle. Die technischen Barrieren sollen die Freisetzung bzw. den Transport von radioaktiven Stoffen in das angrenzende Gebirge verhindern bzw. urn Jahrhunderte verzogern. Die weitere Isolation, d. h. dass keine Radioaktivitat in die menschlich zugangliche Umwelt gelangen kann, muss die geologische Barriere und damit das Wirtsgestein gewahrleisten. Dazu sind fundierte geowissenschaftliche Kenntnisse iiber die chern ischen und physikalischen Eigenschaften des Untergrundes und iiber die erdgeschichtlichen Ablaufe der weiteren Lagerzone notwendig, auch im Hinblick auf etwaige Erdbeben, Vulkanausbriiche oder neotektonische Bewegungen (s. Abschn. 4.2.3 und 4.2.4). Urn Vertrauen in die Langzeitsicherheit von geologischen Tiefenlagern aufzubauen, werden als Naturanaloga auch geologische Einschlussphanomene in der Natur herangezogen. Salzlager sind seit Jahrmillionen der natiirlichen randlichen Auslaugung ausgesetzt, sind aber in ihren Kernbereichen absolut unversehrt (s. Abschn. 19.2.3.3). Tone und Tongesteine konnen Fossilien und auch Holz iiber Jahrmillionen vor Zerfall schiitzen. Tiefliegende Uranerzlager, die keine erhOhte RadioaktivWit an der Erdoberflache erkennen lassen, belegen, dass mehrere hundert Meter dicke Gesteinshiillen den Einschluss von radioaktiven Stoffen gewahrleisten konnen (s. a. Nagra informiert 22/2006). Bevorzugte Wirtsgesteine sind Salzformationen (Deutschland, Niederlande), Tongesteine (Schweiz, Frankreich, Deutschland, Belgien), Granite (Skandinavische Lander, Schweiz, Deutschland, Tschechien, Ungarn, Kanada, China) und vulkanische Tuffgesteine (USA, GroGbritannien). In Deutschland ware nach dem Atomgesetz der Bund verpflichtet, bis 2030 ein nation ales Endlager fiir radioaktive Abfalle zu schaffen. Fiir die Genehmigung von Standorten sind die Bundeslander zustandig, der Bund fUr deren Betrieb. Fiir die untertagige Endlagerung von radioaktiyen Abfallen kommen in Deutschland zunachst Salzgesteine in Betracht. Ais bisher einziges deutsches Endlager wurde 1970 von der DDR in einem Salzbergwerk in Sachsen-Anhalt das Lager Morsleben fiir schwach- und mittelaktive Nuklearabfalle eingerichtet. Dieses Endlager wurde von der DDR bis 1990 beschickt und dann von der
425
Bundesrepublik Deutschland von 1994 bis 1998 weiter betrieben. Das randlich in einem Salzstock gelegene ehemalige Salzbergwerk war aufgrund der GroGe der Abbaukammern und wegen Salzlaugezutritten immer umstritten. 1m Jahr 1998 stoppte das Oberverwaltungsgericht Magdeburg die weitere Einlagerung. In der Bundesrepublik Deutschland selbst wurden seit Ende der 1960er Jahre schwach- und mittelaktive Nuklearabfalle (SMA-Lager) zu "Forschungszwecken" in dem ehemaligen Salzbergwerk Asse II bei Braunschweig eingelagert. Die in dem dortigen Salzstock relativ randlich gelegenen Abbaukammern zeigen allerdings ebenfalls Undichtigkeiten, so dass dieses "Forschungsendlager" ebenfalls aufgegeben werden muss. Ais endgiiltiges SMALager ist die ehemalige Eisenerzgrube Konrad bei Salzgitter vorgesehen. Hier sollen ab 2019 in etwa 800 m Tiefe in absolut trockenen Lagerkammern GroGcontainer mit schwach und mittelaktiven Abfallen eingelagert werden. Ais Endlager fUr hochradioaktive Abfalle sind in Deutschland vor allem Salzgesteine im Zentrum eines Salzstocks in der Diskussion, das frei von Wasserzufliissen ist. Durch das in fast schon geologischen Zeitraumen ablaufende FlieGen von Steinsalz soll dieses spater die Abfallbehalter auf natiirliche Weise einkapseln und hermetisch umschlieGen. Fiir das Erkundungsbergwerk Gorleben in dem dortigen Salzstock ist allerdings im Jahr 2000 ein Erkundungsstopp ausgesprochen worden, der im Herbst 2010 aufgehoben worden ist. Der Standort ist inzwischen nicht nur politisch umstritten. Neuerdings sollen auch wieder das granitische Grundgebirge sowie besonders Tonsteine der Kreide und des Jura in die Untersuchungen einbezogen werden. Vergleichbare Tonsteine werden in der Schweiz und in Frankreich in aufwendigen Felslabors unter deutscher Beteiligung auf ihre Eignung als Wirtsgestein untersucht. Bei dem jetzt ausgewahlten Granit-Endlager in Schweden ist das Gebirge in 500 m Tiefe trocken und weist nur wenige Bruchflachen auf.
16.2.2.2 Spelcherung von CO 2 n tlefen geologischen Formationen Die Abtrennung von Kohlendioxid aus der Verbrennung fossiler Energietrager, seine Verfliissigung und der Transport sowie die nachhaltige
16
426
16 Grundlagen fUr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Flachenrecycling
Speicherung von CO 2 in geologischen Formationen wird heute unter dem Begriff Carbon Capture and Storage (CCS) zusammengefasst. Als Speichergesteine kommen erschopfte 01- oder Erdgasfelder bzw. salzwasserfuhrende Aquifere in Tiefen ab 800-1000 m in Betracht. Ab diesen Tiefen, d. h. den dortigen Druck- und Temperaturbedingungen bleibt das CO 2 fltissig and andert seine Dichte nur noch gering (MAY et al. 2003). Hinzuweisen ist auch auf die Entwicklung von insitu Kohlevergasung in nicht abbauwiirdigen Flozen in Tiefen von 900 bis 1500 m mit einer anschlieBenden CO 2-Speicherung in den bereits umgewandelten Lagerstattenteilen bei gleichzeitiger Migration in das umgebende Gestein (KEMPKA et al. 2009). Geeignete CCS-Standorte mtissen nicht nur eine ausreichende Porositat und Permeabilitat zur Speicherung und eine entsprechende Kapazitat fUr eine langfristige Aufnahme aufweisen, sondern deren Abdeckschichten mtissen in der Lage sein, das unter Druck stehende CO 2 langzeitlich zurtickzuhalten. Genaue Kenntnisse tiber den geologischen Aufbau des Speichergebiets und seiner Umgebung sind daher unerlasslich. Insbesondere ist zu prtifen, ob tektonische Strukturen oder andere undichte Strukturstorungen (Altbohrungen, Bergsenkung) vorliegen, die '.lIs Gasaufstiegswege dienen konnen (MAY 2006). Bisher liegen keine einheitlichen Kriterien zur Standorterkundung von untertagigen CO 2 -Speichern vor, wie z. B. eine Mindestanforderung an die Speicherkapazitat sowie an die Machtigkeit und an eine Durchlassigkeitsbegrenzung der Deckschichten. Auf die Randbedingungen der DIN EN 1918-1 fUr Untertagespeicherung von Erdgas wird verwiesen. AuBerdem mtissen andere konkurrierende Nutzungen des Untergrundes bedacht werden, wie z. B. die verbreitete Versenkung und Speicherung von Salzlauge aus der Kaliindustrie, Bergbaufelder oder tiefe Geothermiebohrungen. Die Offentliche Diskussion konzentriert sich derzeit besonders auf mogliche negative Auswirkungen auf Umwelt und Bevolkerung, eine langfristig ausreichende Kapazitat der Speicher sowie den abgeminderten Wirkungsgrad von CCS-Kraftwerken (KOTT & KRACHT 2009). Die CO 2-Abscheidung stellt nach allgemeiner Fachmeinung nur eine Brtickentechnologie dar, bis erneuerbare Energien ausreichend zur VerfUgung stehen.
Weltweit werden derzeit die Voraussetzungen ftir die Abscheidung und eine untertagige Speicherung von CO 2 in zahlreichen Forschungsprojekten und teilweise auch schon im industriellen MaBstab untersucht (MAY 2006). So werden CCS-Techniken bei der 01- und GasfOrderung seit Jahren angewendet, indem abgetrenntes CO 2 wieder in die Lagerstatten zurtick engespeist wird, urn die Forderquote zu erhohen. Auf der norwegischen Gasforderplattform "Sleipner" werden z. B. seit Mitte der 1990er Jahre jahrlich etwa 1 000000 t CO 2 tiber 1000 m tief unter dem Meeresboden eingepresst. Die bisherigen Erfahrungen stirn men optimistisch, dass das eingespeiste CO 2 ftir Jahrtausende der Atmosphare entzogen bleibt. In Deutschland liegt ein EU -Forschungsstandort im nordwestlichen Brandenburg bei Ketzin, westlich Berlin, wo in porosen Sandsteinen einer Aufwolbungsstruktur, die ehemals als Gasspeicher gedient hat, die Grundlagen fUr eine untertagige CO 2-Speicherung und die im Untergrund ablaufenden Prozesse erforscht werden sollen. Seit 2008 sind hier fast 50000 t CO 2 in etwa 650 m Tiefe erfolgreich verpresst worden. Die Planungen fUr erste groBere Pilotanlagen (u. a. in Ostbrandenburg) stoBen aber auf erheblichen Widerstand seitens der Bevolkerung.
16.3 Deponieuntergrund Zahlreiche Falle von Grundwasserkontamination aus Altdeponien unterschiedlicher Altersklassen, Standort - und Betriebsbedingungen haben dazu gefUhrt, dass die Anforderungen an die Sicherheit eines Standorts in den letzten Jahrzehnten deutlich angehoben worden sind. Die Schadensfalle waren in erster Linie darauf zurtickzufUhren, dass aus heutiger Sicht ungeeignete Standorte gewahlt worden sind und dass das Selbstreinigungsvermogen des Untergrundes begrenzt ist. Dazu kommen ein Wandel im Umweltbewusstsein sowie neue wissenschaftliche Erkenntnisse tiber das Verhalten und tiber das Gefahrdungspotenzial von Schadstoffen sowie eine verbesserte Umweltanalytik. Die heutigen Sicherheitsstandards ftir Deponien basieren in vielen Landern Europas und auch in Deutschland auf dem aus den USA kommenden "Multi Barrier Concept" mit einem
427
16.3 Deponieuntergrund
dickenmaBig begrenzten, kontrollierbaren und ggf. reparierbaren Dichtungssystem unter Einbeziehung der naturlichen Untergrundverhaltnisse als zusatzlicher geologischer Barriere. Die Barrieren mussen so beschaffen sein, dass sie uber ausreichend lange Zeitraume den Austritt von Schadstoffen verhindern oder zumindest so verzogern, dass die Schutzziele eingehalten werden. Unter dem sog. Multi- oder Mehrbarrierenkonzept versteht man im Prinzip folgende Systeme: 1. Barriere, die Auswahl des Deponiegutes (stoffliche Barriere) 2. Barriere, das technische Dichtungs- und Kontrollsystem (technische Barriere) 3. Barriere, ein moglichst dichter Untergrund (geologische Barriere). Dieses Multibarrierenkonzept war auch Grundlage aller Deponieverordnungen, wonach Deponien so zu planen und zu errichten sind, dass durch geologische und hydrogeologisch geeignete Standorte, geeignete Deponieabdichtungssysteme, geeignete Einbautechnik der Abfalle und Einhaltung der Zuordnungswerte mehrere, voneinander unabhangige Barrieren geschaffen werden, die eine Freisetzung und Ausbreitung von Schadstoffen nach dem Stand der Technik verhindern. Der Untergrund einer Deponie solI so beschaffen sein, dass er aufgrund seiner geringen Durchlassigkeit, seiner Dicke und Homogenitat sowie seines Schadstoffruckhaltevermogens als geotechnische Barriere wirken kann. Die Mindestanforderung an die geologische Barriere sind nach der Deponieverordnung (2009) fUr: Deponieklasse
Miichigkeit
Durchlassigkeit
0
> 1 m,
k .. 1 . lO "lm/s
>1 m,
k " 1 . 10 9m/ s
II
> 1 m,
k " 1 . 10 9 m/ s
III
>Sm,
k " 1.
1O "9 m/
MaGnahmen verbessert oder vervollstandigt werden. Dies gilt im Ausnahmefall auch fUr Standorte, an denen keine naturliche geologische Barriere vorhanden ist. Die technischen ErsatzmaGnahmen mussen die genannten Bedingungen erfUllen. Die Anforderungen an die geologische Barriere sind ein Kompromiss an ungunstige Standorte und entsprechen nicht den Vorstellungen und Moglichkeiten der Geologie. Zielvorstellung fUr einen gunstigen Deponiestandort musste sein, dass die geologische Barriere langzeitlich die Ruckhaltung bzw. Minderung des Schadstoffaustrags ubernehmen kann. An einem geeigneten Standort mussen deshalb hohe Anforderungen bezuglich Machtigkeit, Dichtigkeit und Mineralogie des Barrieregesteins gestellt werden, wobei man sich daruber im Klaren sein muss, dass es keinen absolut "dichten" Standort gibt. Dies zeigen letztlich zahlreiche Beispiele in der Natur, die belegen, dass uber lange Zeitraume auch Tone in der oberflachennahen Auflockerungszone (s. Abschn. 15.1.1 und Abb. 16.2) fur Ionenwanderung durchlassig sein konnen, wie die Bildung von Kalkkonkretionen oder Gipsrosetten in der Anwitterungszone von kalkhaltigen 1m u Gel. I
Palaorellef
Entlastung5 lone
Festgesteln
s.
Wenn die geologische Barriere diese Anforderungen nicht erfUllt, kann sie durch technische
Abb. 16.2 Zonen der Gebirgsdurchliissigkeit in einem Tonsteinuntergrund, festgestellt im Bereich der SAD MOnchehagen (aus DORHOFER & FRITZ 1991).
6
428
16 Grundlagen fUr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Flachenrecycling
Tonen bzw. solchen mit fein verteiltem Pyrit, sowie auch tief reichende Entfarbung und Verwitterung oder eine kalk- und sulfatfreie Oberzone zeigen (SCHERMANN 1991). Andererseits sind aus der Geologie auch Beispiele fUr eine fast uneingeschrankte Isolationskapazitat von Tonen bekannt, wie die gut erhaltene organische Holzsubstanz von 2 Millionen Jahren alten Baumstammen in einer Tongrube in der italienischen Provinz Umbrien belegt. Die Anforderungen fUr Deponiestandorte werden in erster Linie von tonig-schluffigen Gesteinsserien erfUllt, die nicht nur Grundwasserhemmer bzw. Grundwasserstauer darstellen, sondern aufgrund ihres Tonmineralanteils auch erhebliche Schadstoffriickhalteeigenschaften aufweisen. Ais solche Barrieregesteine kommen in der Bundesrepublik Deutschland in Betracht: machtige tonige Verwitterungsbildungen oder Verwitterungslehme tonig-schluffiger Geschiebemergel Beckentone tonig-schluffige Serien des Tertiars (z. B. Rupelton, Reuver-Ton) Tonsteine der Unterkreide Tonsteine des Unter- und Mitteljura (z. B. Amaltheenton, Opalinuston) Tonsteine der Trias (z. B. Keuper- und z. T. Rottonsteine) Tonschiefer des Palaozoikums (z. B. Hunsriickschiefer) . Die einzelnen Barrieregesteine sind selten homogen, vielmehr treten haufig petrographische Inhomogenitaten in Form von sandigen Lagen, Sandstein - oder Kalksteinzwischenschichten, Geodenlagen und anderen Einlagerungen auf, die eine erhohte Wasserwegsamkeit bewirken. Gleiches gilt fUr Kluft- oder Storungszonen, die z. T. sogar von tektonischer Gebirgsauflockerung begleitet sein konnen, wie die tief greifenden Entfestigungs- und Verwitterungserscheinungen in tektonischen Storungszonen zeigen (s. Abschn. 3.4.4). Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass auch relativ undurchlassige Gesteinsserien fast immer deutliche Inhomogenitaten mit teilweise recht hohen Gebirgsdurchlassigkeiten aufweisen. Diese Unsicherheiten hinsichtlich der Homogenitat miissen durch eine moglichst gro6e Machtigkeit der Barrieregesteine ausgeglichen werden (DORRHOFER 1988).
Ein weiterer Faktor bei der Standortwahl ist die Lage der GrundwasseroberfHiche. Reicht die Deponie bereichsweise in das Grundwasserniveau, so erfolgt der Schadstoffaustrag nicht zuerst iiber die ungesattigte Zone, sondern aus der Deponie direkt ins Grundwasser. Eine Deponierung oberhalb des Grundwassers ist zweifellos giinstiger zu bewerten, da hier die chemischen Prozesse schneller ablaufen als in der gesattigten Bodenzone. Die Schadstoffriickhaltekapazitiit der ungesattigten Zone wird jedoch haufig iiberschatzt (DORRHOFER 1987). Bei durchlassigem Untergrund mit geringer kapillarer Aufstiegshohe sollte der Abstand zur Grundwasseroberflache sogar nicht mehr als 1 bis 2 m betragen, da sonst mit einer allmahlichen Austrocknung der mineralischen Dichtungsschicht einer Kombinationsdichtung an der Deponiebasis zu rechnen ist.
16.3.1 Standorterkundung Die Anforderungen an den Untergrund aIs geologische Barriere sind abhangig von der Deponieklasse und den geologischen bzw. hydrogeologischen Gegebenheiten. Die Eignung eines Standorts kann jedoch nur aus der Gesamtbeurteilung aller relevanten Einflussfaktoren im Multibarrierensystem beurteilt werden, wobei der Machtigkeit und Ausbildung des Barrieregesteins im Untergrund langfristig eine wesentliche Rolle bei der Verminderung des Schadstoffaustrags in das Grundwasser zukommt. Ais Ausschlusskriterien fiir Deponiestandorte gelten Karstgebiete, stark kliiftige und besonders wasserwegsame Festgesteine sowie Steinbriiche und Gruben, aus denen eine Ableitung von Sickerwasser in freiem Gefalle nicht moglich ist. Weitere Ausschlussgebiete sind Naturschutzgebiete, Wasserschutz- und -vorranggebiete, Uberschwemmungsgebiete, Erdbebengebiete, tektonisch aktive Storungszonen, Bergsenkungsgebiete sowie Rutsch- und Erdfallgebiete (s. AUST et al. 1997). Fiir die Standortbeurteilung sind nachfolgende Faktoren ma6gebend.
16.3 Deponieuntergrund
Untergrundverhaltnisse: Untergrundaufbau, Schichtenfolge und deren stratigraphische Zuordnung, Machtigkeiten, Unregelmamgkeiten Verwitterungszustand und -bestandigkeit, oberflachennahe Auflockerungszone, Loslichkeit Lagerungsverhaltnisse, tektonische Storungen, Trennflachengeflige, Kluftbelage, Oxidationssaume, tektonische Gebirgsauflockerung (s. Abschn. 3.4.4) Geologische Besonderheiten, wie Verbreitung und Zustand verkarstungsfahiger Gesteine sowie Erdfalle und Bodensenkungen, HangzerreiBung, Rutschungen, Erdbeben, Bergbau und oberirdischer Abbau, Lagerstatten, Bodendenkmale. Grundwassersituation: Vorflutverhaltnisse, Hochwasser (auch Tideeinfluss), Quellen, Vernassungen Grundwasserschutz- oder Vorranggebiete, Heilquellen-Schutzgebiete, Wassergewinnungsanlagen, Wasserrechte Ober- und unterirdische Grundwassereinzugs- und -abstromgebiete Besondere unterirdische Abflusswege Niederschlagsdaten und Grundwasserneubildung Grundwasserstande und -stockwerke, jahreszeitliche Wechselstande Raumlage, Verbreitung und Machtigkeit von Grundwasserleitern und Hemmschichten GrundwasserflieBrichtung und -flieBgeschwindigkeit Geochemische Charakterisierung des Grundwassers (auch einzelner Stockwerke) unter Berucksichtigung geogener oder anthropogener Belastungen. Ausgehend von einer moglichst umfassenden Ermittlung dieser Faktoren und Daten sollten fur eine geologische Barriere folgende Kriterien erflillt sein: Tone oder Tonsteine in entsprechender Dicke und mit gunstiger Tonmineralogie Schwaches oder latent ausgebildetes Trennflachengefuge
429
Keine oder nur geringe fazielle und tektonische Anisotropien Geringe Gebirgsdurchlassigkeit Geringe Grundwasserneubildungsrate Moglichkeiten des Nachdichtens bzw. UmschlieBens bei einem Storfall. Nach den heute vorliegenden Erfahrungen sind Tone des Tertiars, mit in der Regel nur untergeordnet wasserwegsamen Trennflachen, Tonsteinen der Trias oder der Kreide vorzuziehen, die fast immer ein ausgepragtes Trennflachensystem aufweisen. Dies gilt besonders, wenn in Grubendeponien die vertonte und plastifizierte oberflachennahe Anwitterungszone ausgeraumt worden ist. In den machtigen Tonsteinserien (z. B. Opalinuston, Unterkreide-Tonsteine) werden gemaB den Verwitterungsintensitaten (s. Abschn. 3.4.2) drei Zonen der Gebirgsdurchlassigkeit unterschieden (Abb. 16.2): Eine oberflachennahe Verwitterungszone mit Durchlassigkeiten von 10-8 bis 10- 10 mis, die bis durchschnittlich 5 bis 15 m unter Gelande reicht. Darunter kann eine Zone entlastungs- und kluftungsbedingter Gebirgsdurchlassigkeit ausgehalten werden, mit k- Werten von 10-5 bis 10-6 ml s, die etwa 10 bis 30 m unter Gelande reicht. Ab dies en Tiefen nimmt die Durchlassigkeit wieder auf Werte von 10-7 bis 10-9 m/s ab (HENKEL 1990, SCHETELIG 1991). Die tatsachlichen Machtigkeiten der einzelnen Zonen sind von der jeweiligen Exposition, d. h. von der Hang- oder Tallage abhangig. Besonders beachtet werden mussen von tektonischer Gebirgsauflockerung begleitete Kluftund StOrungszonen. Sie sind bei der Erkundung sehr schwer zu erfassen, da sie nicht immer durch Bewegungsspuren, Eisenhyroxidbelage oder Oxidationssaume erkennbar sind. In solchen Zonen werden jedoch teilweise deutlich erhohte Gebirgsdurchlassigkeiten beschrieben. HElL et al. (1989) sowie DUMMER & MULLER (1990) berichten von durch Feldversuche ermittelten Gebirgsdurchlassigkeiten von 2· 10-5 ml s in mit steil stehenden Kleinstorungen durchzogenen Liastonsteinen am Rand der Herforder Liasmulde, nahe den Scherbruchzonen der Osning-Storungszone. Auch vom Opalinuston der Schwabischen Alb werden von HENKEL (1990) erhOhte Durchlassigkeitswerte in Kluft- bzw. Storungszonen von k = 10-5 m/s in 25 m Tiefe und von
16
430
16 Grundlagen fur die Bewertung von Oeponie- und Altlastenstandorten, Fliichenrecycling
Tabelle 16.1 Ourch Feldversuche ermittelte Zonen der Gebirgsdurchliissigkeit und erhohte Ourchliissigkeiten an einzelnen Storungszonen (Lit. siehe Text). Tonsteine Unterkreide Niedersachsen
Opalinuston Nord-Bayern
Opalinuston Baden-Wurttemberg
< 5-10 m 5-10 -9 m/s
10 9- 10
< 5- 15 m 10 8 m/s
8 · 10 '-8 . 10 · m/s
10
~- 10
12
m/s
Lias-Tonstein Herford
m/s
> 30 m 1 · 10 m/s
> 20 m
in Storungszonen
25 m: 10 -~ m/s 51 m: 10 ' m/s
k = 10-7 m/s in 51 m Tiefe beschrieben. Nach den bisherigen Erfahrungen ist damit zu rechnen, dass die Durchlassigkeit derartiger Zonen etwa einen Potenzexponenten hOher ist als die groBflachig ermittelten Durchschnittswerte (Tab. 16.1)
16.3.2 Wasserbewegung und Schadstofftransport Der Transport von Schadstoffen aus einer Deponie erfolgt hauptsachlich mit dem Wasser (Abb. 16.3). Allgemein lassen sich bei der Stoffmigration ein advektiv-dispersiver, yom Druckgradienten abhangiger und ein diffusiver, yom Konzentrationsgradienten abhangiger Stofftransport unterscheiden. Das Migrationsverhalten wird auBerdem durch Sorptionsprozesse beeinflusst. 1m Einzelnen konnen folgende Prozesse unterschieden werden: Advektion (Grundwassertransport) - haufig auch als Konvektion bezeichnet Dispersion (Verteilung durch Vermischung) Diffusion (Konzentrationsausgleich aufgrund des Konzentrationsgefalles) Sorption (Summe aus Filtration, Ausfallungl Losung, chemischer Bindung, Isotopenaustausch, Oberflachensorption, elektrostatische Bindung) Abbau (biochemischer Abbau oder Umbau). Das Porenwasser in den mehr oder weniger vernetzten Porenkanalen einer tonigen Matrix be-
10 '_ 10.9 m/s 1O ~
m/s
steht aus beweglichen (mobilen) und unbeweglichen (immobilen) Anteilen (s. Abb. 2.9). Der mobile Wasseranteil reagiert auf das hydraulische Druckfeld, wahrend das immobile Wasser davon unbeeinflusst bleibt. Aufgrund von Diffusion findet jedoch auch zwischen dem immobilen und dem mobilen Wasser Stoffaustausch statt. In Abb. 16.3 sind die Teilprozesse des Schadstofftransports schematisch zusammengestellt. In der ungesattigten Zone erfolgt die Sickerwasserausbreitung hauptsachlich der Schwerkraft folgend (vertikaler Transport) und zwar periodisch, je nach Sickerwasseranfall. Die Sickerwassermenge kann durch die mittlere jahrliche klimatische Wasserbilanz abgeschiitzt werden. Bei Wechsellagerungen und in gekliifteten Gesteinen kann die Sickerwasserstromung in Abhiingigkeit von der Raumlage der wasserwegsamen Schichten oder Kliifte auch deutlich von der vertikalen Ausbreitungsrichtung abweichen. Die Schadstoffmigration durch die Deckschichten ist abhangig von der Vegetation, der Durchwurzelung, der Anzahl der Wurmrohren, von Rissen im Boden, der Bodenauflage (Humusoder Streuauflage), der Niederschlagsmenge und -verteilung, der Morphologie und Exposition, der Bodenstruktur, der Verweilzeit des Sickerwassers in der ungesattigten Zone (Grundwasserflurabstand, Durchlassigkeit, Speicherfahigkeit) sowie der Mobilitat und der Persistenz der Schadstoffe, d. h. deren Bestandigkeit gegeniiber chemischen oder biologischen Um- und Abbauvorgangen. In der ungesattigten Bodenzone liegt fast immer eine yom Sattigungsgrad abhiingige Mehr-
431
16.3 Deponieuntergrund
16
Verunrelnigung
.. .. .g c
.!3
MehrphasenlluO
1
~H20
F
::I
Advekllon
!
Konveklion
z
Oiffusion
..
~
j
Dispersion
= =
~
==
--=-<>
=
....
Grundwassernichlleiler
Abb.16.3 Schematische Darstellung der Reaktionen und Transportvorgange im Untergrund (aus
phasenstromung mit Luft- und Wasseranteilen vor, die bewirkt, dass der DurchHissigkeitsbeiwert der ungesattigten Zone urn einen halben bis ganzen Potenzexponenten niedriger anzusetzen ist, ais bei Wassersattigung (s. Abschn. 2.8.1). Durch AusHillung von Eisen- und Manganhydroxiden stellt sich im Laufe der Zeit eine weitere Verminderung der Durchsickerung ein. Dieses sog. Selbstreinigungsvermogen der ungesattigten Bodenzone durch Sorptionsprozesse darf jedoch aus den verschiedensten Grunden nicht uberschatzt werden. In der gesiitligten Zone erfolgt standig eine Schadstoffausbreitung in Richtung des Grundwassergefalies durch Advektion und in geringem Ma6e auch quer dazu durch Dispersion. Beim Stofftransport in der gesattigten Bodenzone muss au6erdem zwischen mit Wasser mischbaren bzw. lOslichen und mit Wasser nicht mischbaren bzw. unioslichen Stoffen unterschieden werden. Unter Advektion versteht man die passive Bewegung der Inhaltsstoffe mit der Grundwasserstromung. Die Flie6bewegung des Grundwassers ist abhangig von der Porengro6e und der Porenverteilung (Durchgangigkeit). Grobporen (010-50 flm und gro6er) sind schon bei gerin-
GOLWER
1991).
gen hydrostatischen Gradienten flie6fahig. Mittelporen mit Durchmessem von 0,2-10 flm erfordem fur eine Wasserbewegung hydrostatische Drucke bis zu 15 bar. In Feinporen mit < 0,2 flm Durchmesser fmdet nur noch bei hoheren Druckgradienten (Saugspannungen, S. Abschn. 6.2.2) Flie6bewegung statt. Hinzu kommen weitere Faktoren, wie die chemische Beschaffenheit und Temperatur der durchstromenden Flussigkeit sowie mobilitatsverandemde Mechanismen. Die in Abschn. 2.8 behandelte Durchliissigkeit, ausgedruckt durch den Durchiassigkeitsbeiwert k, bezieht sich definitionsgema6 auf Wasser ohne EIektroIytgehalt und mit einer Temperatur von 10 0c. Diese Bedingungen treffen fUr Deponiesickerwasser nicht zu. Bei einer Temperatur von 40°C ist aber die Viskositat des Wassers nur noch halb so gro6 wie bei 10°C, was eine Verdoppelung der Durchiassigkeit zur Folge hat. Fur eine rechnerische Abschiitzung genugt es auch nicht, eine mittlere Gebirgsdurchiassigkeit auf der Basis von Laborversuchen oder einzeiner FeIdversuche (s. Abschn. 2.8.4) anzugeben, sondem es muss versucht werden, die fUr die Gelandebedingungen gultigen Durchiassigkeitsbeiwerte und ihre Verteilungsfunktion zu erfassen
432
16 Grundlagen fUr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Flachenrecycling
und zwar unter Berucksichtigung der im Abschn. 16.3.1 beschriebenen Zonen besonderer Wasserwegsamkeit. Vergleichsmessungen ergaben in Feldversuchen lO-mal bis 1000-mal hohere Durchhissigkeitsbeiwerte als an ungestorten Tonproben des gleichen Materials in Laborversuchen, was u. a. auf hiiufig auftretende feine Risse in den anstehenden Tonen zuriickzufUhren ist (ADAMcaVA 2005). Hinzu kommt, dass fUr die verschiedenen chemischen Stoffgruppen unterschiedliche Durchlassigkeiten bekannt sind. Der hydraulische Gradient i fUr die Deponiebasisabdichtung ist von der Hohe des Sickerwasseruberstaus uber der Deponiesohle und der Dicke der Dichtungssohle abhangig (Abb. 16.4). Bei funktionierender Sohldranage bildet sich kein Sickerwasseraufstau, so dass der hydraulische Gradient mit i = 1 anzusetzen ist. Die aus Gleichenplanen konstruierten hydraulischen Gradienten im Deponieuntergrund sind haufig noch wesentlich kleiner (1: 10 bis 1:100. z. T. 1:1000). Welcher Wert den Modellrechnungen zugrunde zu legen ist, hangt yom Gesamtsicherheitskonzept ab und muss mit dem Entwurfsbearbeiter abgestimmt werden (GDAEmpfehlung E 6-2). Der im Abschnitt 2.8.1 diskutierte "stromungslose Bereich" bei kleinen Gradienten wird bei Deponiefragen nicht in Rechnung gesetzt, auch wenn in tonigen Sedimen ten bei kleinen Druckgradienten nichtlineare FlieBbedingungen anzunehmen sind. Die haufig verwendete Formel
(s. Abschn. 2.8) ergibt streng genommen nur die wahre FlieBgeschwindigkeit Vw und nicht die Abstandsgeschwindigkeit va' fUr deren Ermittlung Feldversuche notig sind. SCHNEIDER & GOTTNER (1991) haben bei Feldversuchen in Kreidetonen mit k = 2 .10-9 m/s Porenwassergeschwindigkeiten Va von 0,027 bis 0,043 cm/d ermittelt. Unter Dispersion versteht man die Vermischung gelOster Stoffe im bewegten Grundwasser infolge unterschiedlicher Durchlassigkeiten und FlieBbedingungen (longitudinale und transversale Dispersion, s. Abb. 16.5). Die Dispersion ist abhangig von der FlieBgeschwindigkeit und der Dispersivitat (ein Parameter der Porenraumgeometrie und der Kornung). Die Dispersionslange a betragt in Sanden und Kiesen Zentimeter bis z. T. Meter. Sie kann experimentell nur mittels Stofftransportversuchen ermittelt werden. Die Querdispersivitat betragt etwa 1/10 bis 1/5 davon (ENTENMANN 1998: 172). Nach bisherigen Erfahrungen ist die Dispersionslange von gering durchlassigen tonigen Boden (k:5, 10-9 m/s; va :5, 0,02 em/d) im Vergleich zur Diffusion relativ unbedeutend (SCHNEIDER & GOTTNER 1991). Mit abnehmender Durchlassigkeit und bei niedrigen Gradienten treten Stromungsvorgange zuruck. Als Migrationsform von gelosten Stoffen im Porenwasser uberwiegt bei kleinen Filterge-
k·i
va/ w = nf
EntwauerungsrOl'lr
-
l'IaI1um
Abb. 16.4 Definition des hydraulischen Gradienten fUr Deponiebasisabdichtungen (aus DRESCHER 1988).
Abb. 16.5 Auswirkungen der Dispersion auf den Stofftransport im Grundwasser (nach PFAFF 1995, geiindert).
16.3 Deponieuntergrund
schwindigkeiten die Diffusion infolge Konzentrationsunterschieden. Die Diffusion ist ein Transport von Atomen, Molekiilen und lonen in fliissiger oder gasformiger Phase zwischen kommunizierenden Poren und im Schichtgitterraum der Tone. Die treibende Kraft sind der Konzentrationsgradient oder das Temperaturgefalle. Die Stoffe wandern von Bereichen hoher Konzentration in Bereiche niedriger Konzentration, bis im Porenwasser ein Konzentrationsgleichgewicht entstanden ist. Der Diffusionskoeffizient im Porenraum eines Bodens wird fUr die freie Losung mit Do und als Summe aller behindernden Wechselwirkungen mit Deff (in mlls) bezeichnet. Der Diffusionskoeffizient wird durch Diffusionsversuche an wassergesattigten Tonscheiben ohne advektive Wasserbewegung ermittelt. Nach einer gewissen Diffusionszeit wird die Probe ausgebaut und die Konzentrationsverteilung gemessen. Ein einheitliches Verfahren zur Ermittlung des Diffusionskoeffizienten besteht bis jetzt nicht. Fiir nahezu ideale Tracer, wie z. B. Chlorid, werden in der Literatur abfangliche Diffusionskoeffizienten von Do = 10- 10 mlls angegeben. Dieser Wert zeigt gleichzeitig die GroBenordnung fiir die meisten gelosten Stoffe in Tonen (10- 9 bis 10- 11 mlls). Schwermetalllosungen weisen im AIIgemeinen einen geringeren Diffusionskoeffizienten auf (Einzelwerte s. WIENBERG 1998 und ENTENMANN 1998: 179). Diffusionsvorgange organischer Molekiile (KW, CKW) finden auch durch handelsiibliche Kunststoffdichtungsbahnen statt (RADLINGER 1997: 82). Bei mineralischen Basisabdichtungen, an deren Oberflache langfristig mit hohen Losungskonzentrationen gerechnet werden muss, kann die Diffusion die stromungsabhangige Komponente des Stofftransports des mobilen Porenwassers deutlich iiberwiegen bzw. dieser vorauseilen. Untersuchungen von Verschmutzungsfronten im Untergrund verschiedener Deponien haben gezeigt, dass ein diffusionsbedingter Durchbruch einzelner Chemikalien durch eine Tonbarriere schon in wenigen Jahren erfolgen kann. QUIGLEY et al. (1984) beschreiben die Eindringtiefe diffusiver Stoffwanderung in einem jungeiszeitlichen Geschiebemergel (k = 1,5· 10-10 m/s) unter einer 15-jahrigen Hausmiilldeponie mit
433
0,7 -1,0 m fUr Na+ -, Cal +- und Cl--lonen, 0,2 m fUr Schwermetalle (Cu, Zn, Fe, Pb) und 0,9 m fiir organisch gebundenen Kohlenstoff. Ahnliche Angaben iiber die Mobilitat von Clund Schwermetallionen bringt auch ADAMCOVA (2005). Eine Verminderung der Diffusion ware nur durch eine drastische Verringerung der GroBe der Porenraume in der mineralischen Dichtung moglich oder durch den Einbau von Diffusionssperrren. 1m Laufe der Zeit verringert sich die diffusive Schadstoffmigration durch allmahlichen Abbau des Konzentrationsgradienten (sog. instationare Diffusion) und durch Sorptionsvorgange. Die Permeationsrate bzw. Emissionsrate (in mg/ml. s bzw. g/ml. a) gibt die Stoffmenge an, die pro Zeiteinheit durch eine Einheitsflache einer Tonschicht transportiert wird. Bei geringen Durchlassigkeiten « 10-9 ml s) sind die Permeationsrate und die Zeitspanne, die ein nichtreaktiver Stoff benotigt, um durch eine Tonschicht zu gelangen, abhangig yom Konzentrationsgradienten, yom Diffusionskoeffizienten Do und von der Schichtdicke. Eine Erhohung der Verweilzeit ist in dies en Fallen nur durch die Reduzierung des Diffusionskoefizienten und durch die ErhOhung der Schichtdicke zu erreichen und weniger durch Verringerung des Durchlassigkeitsbeiwertes. Fiir eine Deponiebasisabdichtung ist die ErhOhung der Verweilzeit mit zunehmender Dicke von Vorteil, da einerseits der Schadstoffaustrag verzogert wird und andererseits die Reaktionen der Schadstoffriickhaltung zeitabhangig sind.
16.3.3 Schadstoffruckhaltung (Sorption) Geloste Stoffe werden im Grundwasser grundsatzlich langsamer transportiert als die FlieBgeschwindigkeit des Wassers selbst. Dieser Effekt beruht darauf, dass die Inhaltsstoffe in den Gesteinsporen oder an Kluftwanden zuriickgehalten werden, wodurch der Transport von lnhaltsstoffen vermindert wird. Die Schadstofftransportprognose im Grundwasser erfordert auBer den genannten hydraulischen Parametern auch Angaben tiber die Schadstoffriickhaltung (Sorption), wobei zwi-
16
434
16 Grundlagen fOr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Fliichenrecycling
schen Transportverzi:igerung (Retardation) und dem Riickhaltevermogen (Retention) zu unterscheiden ist. Die wichtigsten Sorptionsfaktoren sind Adsorption und Fallung (auch Mitfallung). Hinzu kommen Pufferung sowie Zerfalls- bzw. Abbauprozesse durch chemische und mikrobielle Vorgange. Diese Reaktionen finden bevorzugt in der ungesattigten Zone, in abgeschwachter Form auch in der gesattigten Zone statt. SCHNEIDER & GOTTNER (1991: 100) haben die Mobilitat verringemden Vorgange fiir verschiedene Schadstoffgruppen wie folgt zusammengestellt: Schwermetalle: Fiillung » Mitfiillung > Adsorption pol are Organika: Abbau > Adsorption> Wasserloslichkeit unpolare Organika: Wasserloslichkeit » Adsorption> Abbau
Die Schadstoffruckhaltekapazitat hangt ab yom Tonmineralanteil (Komgri:igeneffekt, Porenanteil, Porenraumstruktur) und der Art der Tonminerale, dem Kalkgehalt, dem Anteil an organischen Bestandteilen sowie dem pH-Wert des Gesteins und des Sickerwassers, femer dem Schwermetallangebot, der Kontaktzeit und den chemischen Wechselwirkungen (SCHNEIDER & BAERMANN 1991; AZZAM et al. 1997). Ein Kalkgehalt bewirkt eine Pufferungvon sauren Losungen, was ein ausgepragtes Schwermetall-Fallungsvermi:igen zur Folge hat. In der Oxidationszone kommt es zur AusfaIlung von Eisen- und Manganhydroxiden, unter Mitfallung zahlreicher Schwermetalle. 1m sauerstofffreien Bereich bilden sich vorwiegend Eisensulfide und andere Schwermetallsulfide. Bei zahlreichen Oxidations- und Reduktionsvorgangen sind Mikroorganismen wesentlich beteiligt. Fallungsprodukte konnen zu einer Verringerung des durchfluss-nutzbaren Porenraumes fiihren. Die mikrobiologische Aktivitat im Boden hangt ab von der Persistenz des Schadstoffes gegeniiber biologischen Prozessen sowie dem Nahrstoffangebot und den Milieubedingungen (pH-Wert, Eh-Wert, Feuchte u. a. m.). Der maggebende Faktor fiir die Schadstoffriickhaltung ist jedoch die Adsorption von Fremdatomen oder Molekiilen im geli:isten Zustand an den grogen Oberflachen und im Zwi-
schengitterraum der Tonminerale sowie an sedimenteigenen organischen Substanzen und an Oxiden. Tonbarrieren weisen in Abhangigkeit von ihrem strukturellen Aufbau und ihrer materiellen Zusammensetzung unterschiedlich hohe Adsorptionskapazitaten auf (RADLINGER 1997). Es handelt sich dabei urn einen begrenzten und reversibien Vorgang (Desorption), der bei quellfahigen Dreischichtmineralen erheblich gri:iger ist als bei nicht aufweitbaren Dreischicht- oder den Zweischichtmineralen (s. Abschn. 2.1.8). Bei der selektiven Anlagerung von kationischen Metallen werden hi:iherwertige Kationen gegeniiber niedrig wertigen bevorzugt. Bei den organischen Beimengungen ist der wichtigste sorptionsbestimmende Faktor der Humusstoffgehalt. Huminstoffe weisen nicht nur eine groge Oberflache auf, sondem auch eine hohe Kationenaustauschkapazitat. Bei den Untersuchungen iiber das Sorptionsverhalten werden bekannte Feststoffmengen mit wasserigen Li:isungen ins Gleichgewicht gebracht und anschliegend die Konzentrationen in der wassrigen Phase und im Feststoff ermittelt (Schiittelversuche, Saulen-Perkulationsversuche, s. WIENBERG 1998). Durch Adsorption und Fallung kann auch eine weniger hochwertige Tonbarriere eine erstaunliche Sorptionsleistung aufweisen, die auch als "Geochemische Barriere" bezeichnet wird (RADLINGER 1997). Voraussetzung ist eine entsprechend hohe Verweilzeit der Schadstoffe in der Barriere. Die Kationenaustauschkapazitat (KAK) bzw. das Kationenadsorptionsvermogen der am meisten verbreiteten Tonminerale ist in Tab. 16.2 zusammengestellt. Die KAK wird in (mmollz)/kg (ehemals Milliaquivalent mval/ 100 g) angegeben (s. a. GDA-Empfehlung E 1-11). Die Hohe der KAK ist abhangig yom Anteil der Tonfraktion, dem Tonmineralbestand, der Zuganglichkeit der Zwischenschichten (innere Oberflache) und dem Gehalt an organischer Substanz. Die Bestimmung der Kationennaustauschkapazitat (KAK) erfolgt entweder nach DIN 11 260 mit Bariumsalzli:isung oder mit Ammoniumacetatlosung (Bestimmungsmethoden und KAKWerte s. RADLINGER 1997 und GDA-Empfehlung E 3-3-3). Hi:iherwertige Kationen werden starker sorbiert als niederwertige. Danach lasst sich etwa folgende Rangfolge der Sorption aufstellen:
16.3 Deponieuntergrund
435
Tabelle 16.2 Kationenaustauschkapazitiit (KAK) von Tonmineralen und organischer Substanz in (mmol/z)/ kg = mmol,q/ 100 g TS). Tonmineral
KAK
Kaolinit
3- 15
Smeklit
SO- 120
Illit
20- 50
Vermiculit
150- 200
Chlorit
10- 40
Org. Substanz
lS0- 300
Cl < Na < NH4 < K < Mg < Zn < Pb/Hg Die Rangfolge zeigt die geringe Sorption von Chlorid und die relativ starke Sorption von Schwermetallen (s. a. ADAMCOVA 2005). Die Adsorption von Anionen und von organischen Schadstoffen an Tonen ist dagegen gering. Besonders mobil und kaum wirksamen Minderungsmechanismen unterworfen sind die niehtreaktiven Anionen Chlorid, Nitrat und Sulfat. Die Riickhaltung organischer Verbindungen ist vor allem vom Gehalt an organischen Beimen-
Abbau, Sorption
.... t;
c
o
gungen im Ton abhangig, die auch sonst eine recht hohe Adsorptionskapazitat aufweisen (GDA-Empfehlung E 1-11). Ihre Wirkung als Hauptabsorbent tritt allerdings erst ab einem Anteil von etwa 2% auf (s. Abschn. 2.2.2). Der Abbau von organischen Schadstoffen bzw. ihre Umwandlung zu sog. Metaboliten im Untergrund ist ein sehr komplexer Vorgang, bei dem besonders die Aktivitat von Mikroorganismen und das Nahrstoffangebot eine Rolle spielen. Davon wird heute bei den biologischen Bodenreinigungsverfahren in groBem Umfang Gebrauch gemacht. Bei Tonsteinen wird die Wasserwegsamkeit weitestgehend durch hydraulisch wirksame Kliifte bestimmt (s. Abschn. 16.3.1). Bei den bekannten GroBenordnungen der Kluft- und Matrixdurchlassigkeiten wird allgemein angenommen, dass ein advektiver Transport in der Matrix vernachlassigbar ist und daher das Riickhaltepotenzial der Tonsteinmatrix nieht voll genutzt werden kann. Die Tonsteinmatrix wird nieht durchsiekert, sondern nur in diffusionszuganglichen Bereiehen durch Randdiffusion von den groBen Kluftflachen aus benetzt (Abb. 16.6). Hinzu kommt eine erheblich geringere Adsorptionsfahigkeit der Tonsteine, da ein Teil der Tonmineraloberflachen durch das Bindemittel bzw. durch die diagenetische Verfestigung blockiert ist. Auch
steinsmatrix
Gesteinsmatrix (porOs)
.... p n n n )} )} )}
~
C Q) N C
o
~
U5 2c
19 I/) c
o
~
1 1
Matnxdlffuslon
Sorption I Gestemsoberfli:lche Konvektlon, DisperSion
----------I~~
.... :~
Diffusion Sorption I Gestelnsoberfli:lche
Abbau, Sorption I
111
Abbau
Kluft
steinsmatrix
Gestemsmatrix (porOs)
------~------------------------------------~
Abb. 16.6 Schematische Darstellung des Transports wasserl6slicher Stoffe in einem geklufteten Tongestein (ROSENFELD
& RONSCH 1995).
6
436
16 Grundlagen fUr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Flachenrecycling
auf den Kluftflachen selbst ist die Adsorptionskapazitat geringer als in der Gesteinsmatrix, wobei allerdings dunne Kluftflachenbelage von Eisen- und Manganhydroxiden die Sorption von Schwermetallen in Form von EisenhydroxidKomplexen begunstigen. Die Schadstoffadsorption und die Ausfallreaktionen bewirken, dass die Schadstoffmigration in der flussigen Phase in der Regel erheblich niedriger ist als die Abstandsgeschwindigkeit des mobilen Porenwassers (Abb. 16.7). Diese Transportverzogerung (Retardation) wird durch den Retardationsfaktor Rd ausgedruckt:
keitsbeiwert, hydraulischer Gradient, effektive und Gesamtporositat, Konzentrationsgradient, Diffusionsgradient, die Dispersivitat sowie die entsprechenden Koeffizienten der Sorptionsprozesse quantifiziert werden. Hierbei miissen haufig viele Prozesse, die das Verhalten von Stoffen im Untergrund mitbestimmen, vernachlassigt oder zumindest stark vereinfacht werden (GDAEmpfehlung E 1-10). Hinsichtlich der Langzeitwirkung toniger Barrieren ist immer wieder in der Diskussion, anstelle des k-Wertes und der chemischen Bestandigkeit der Tone entweder das Sorptionspotenzial, also das Riickhaltevermogen fUr Schadstoffe oder die Verweilzeit sowie die Permeationsraten (in mg/m2. s) zum Bemessungsund Beurteilungskriterium fiir tonige Barrieren zu machen (SCHNEIDER & GOTTNER 1991; DEMMERT et a1. 1995). Hierbei stellt die Verweilzeit nur ein Anfangskriterium dar, wahrend die Permeationsrate fUr die Langzeitwirkung maBgebend ist. Fiir nicht abbaubare Stoffe erfolgt dabei zwar eine Reduzierung der Schadstoffmengen, bei Oberschreiten der Riickhaltekapazitaten wird jedoch der Austrag nicht verhindert, sondern nur zeitlich verzogert, denn die Sorption ist eine reversible Reaktion. Durch Veranderungen von pH-Wert, Temperatur oder Redoxpotenzial sowie durch andere Losungsvermittler kann es zu Desorption bzw. einer Remobilisierung von Schadstoffen kommen. Durch das Auftreten von meist organischen Komplexbildnern kann z. B. die Schwermetallbindung praktisch vollkommen aufgehoben werden. Solange der Komplex stabil bleibt, findet keine Riickhaltung von Schwermetallen statt. Ihre Mobilitat kann dann derjenigen eines nichtreaktiven Stoffes entsprechen (SCHNEIDER & GOTTNER 1991). Urn das Sorptionsvermogen von Tongesteinen moglichst langfristig zu erhalten, ist darauf zu
mittlere Abstandsgeschwindigkeit des Wassers V, = mittlere Transportgeschwindigkeit des Schadstoffes (s. d. KLOTZ 1990, der weitere hydraulische KenngroBen beschreibt). Va
=
Die mittlere Transport- bzw. Migrationsgeschwindigkeit eines Schadstoffes v, ist dann: va_= __ k·i =__
v t
no . Rd
no . Rd
(s. a. Abschn. 2.8.1 und 2.8.6 sowie WIENBERG 1998).
Die Schadstoffrlickhaltung oder Sorption bewirkt eine wesentliche Verminderung der Permeationsrate bzw. eine Erhohung der Verweilzeit urn den Faktor 10 bis 1000. Urn eine numerische Simulation der Schadstoffausbreitung in Deponieabdichtungen durchfUhren zu konnen, miissen die Transportmechanismen Advektion, Dispersion, Diffusion und Sorption sowie ihre Parameter, d. h. Durchlassig-
Transpotl rnt dem Grundwa_r
---..
RlChtung • Geschwlndlllkert
nur KonvektlOn Abb. 16.7 Schadstofftransportmechanismen im Grundwasser und die entsprechende Konzentrationsverteilung.
16.3 Deponieuntergrund
achten, dass Stoffe ferngehalten werden, die das Reaktionssystem negativ beeinflussen. Verhindern lasst sieh die Remobilisierung von Schadstoffen nieht, da in Hausmiilldeponien langfristig Garungsprozesse und andere biologisch-chemische Reaktionen ablaufen, welche sowohl den pH -Wert als auch die Siekerwasserkonzentration mit der Zeit verandern (SCHNEIDER & GOTTNER 1991: 117).
16.3 4 Chemische Bestandigkeit der Tonmmel ale Die Wirksamkeit von Tonmineralen in natiirlichen und technischen Schadstoftbarrieren wurde u. a. von KOHLER &, USTRICH (1988) beschrieben. Wahrend die Zusammensetzung und das Gefiige von Tonen, die speziellen physiko-chemischen Eigenschaften sowie die Transportvorgange innerhalb der Tone in ihren qualitativen Beziehungen relativ gut bekannt sind, besteht bis heute Forschungsbedarfhinsiehtlieh des komplexen Zusammenwirkens der unterschiedlichen Einflussfaktoren und der chemischen Bestandigkeit der Tonminerale. Fiir die Langzeitbetrachtung des Schadstofftransportes ist die chemische Bestandigkeit toniger Barrieregesteine bei langfristigem Kontakt mit den verschiedenen Abfallarten bzw. kontaminierten Siekerwassern zu beachten. Nach der GDA-Empfehlung E 3-1 und anderen Autoren hangt die Langzeitbestandigkeit toniger Barrieregesteine von folgenden Prozessen ab: Anderung der Durchlassigkeit Anderung der Tonmineralanteile (Mineralbestand) Anderung des Bindemittels Anderung der Kornverteilung Anderung des Quellverhaltens Anderung der Plastizitat Anderung der Wasseraufnahme. Die Untersuchung solcher Alterationsprozesse von Tonen ist die Grundlage fiir die Bewertung und Prognostizierung ihrer Langzeitbestandigkeit (s. d. a. TADJERPISHEH & KOHLER 1998). REUTER (1987, 1988) beriehtet iiber Langzeituntersuchungen an drei verschiedenen Kreidetonen aus Niedersachsen, die mit anorganischen und organischen Sauren sowie SchwermetallsalzlO-
437
sung und organischem, synthetischem Siekerwasser durchstromt worden sind. Dabei zeigte sieh bei allen Priiffliissigkeiten anfanglieh eine mehr oder weniger deutliehe Erhohung der Durchlassigkeit, die sieh aber mit langerer Versuchsdauer stabilisiert hat, allerdings auf einem hoheren Niveau als zu Versuchsbeginn. WAGNER (1988) und KOHLER (1989) beschreiben auch Veranderungen des Mineralbestandes von Tonen und ihrer plastischen Eigenschaften (Quellvermogen) beim Kontakt mit schwermetallsalzhaltigen bzw. elektrolytreichen oder organischen Losungen. Die bisherigen Ergebnisse solcher LangzeitPerkulationsversuche sind eine: Auflosung des Kalzits, Reduzierung der Quellfahigkeit der Smektite, Abnahme der Plastizitat und eine Kornvergroberung durch Aggregatbildung. SMYKATZ-KLOSS & BURCKHARDT (1986. darin Lit.) sowie ECHLE et a!. (1988) und DULLMANN et a!. (1989) berichten ebenfalls iiber Wechselwirkungen zwischen Tonen und sauren Deponiesickerwassern, die zu Veranderungen der Tone gefiihrt haben. Nach 8-jahriger Einwirkung von Deponiesickerwasser auf eine mineralische Basisabdiehtung aus Reuver-Ton war eine tiefenabhangige Veranderung im Mineralbestand und in den geotechnischen Eigenschaften der oberen 15 bis 45 cm der Diehtungsschieht festzustellen. Unter Sickerwassereinfluss erfolgte eine Reduzierung des Smektitanteils infolge Umwandlung der Tonminerale in Mixed-Layers und schlieBlich in Illit sowie eine teilweise Auflosung des karbonatischen Bindemittels und Neubildung von Schwermetallkarbonaten. Damit verbunden war eine Abnahme der Plastizitat, der Sorptionskapazitat sowie der Quellfahigkeit der Tone. USTRICH (1991) hat bei drei nord- und siiddeutschen Tonen keine derartigen Veranderungen des k- Wertes festgestellt und auch PIERSCHKE & WINTER (1994) beriehten, dass die Beaufschlagung von verschiedenen Tonen des Rheinischen Braunkohlereviers mit Deponiesickerwassern die abdiehtende Wirkung der Tone nieht gemindert hat. Fliissige Kohlenwasserstoffe, die in Wasser loslich (Alkohole) oder mischbar sind, verandern die GroBe der Doppelschichten urn die Tonpartike!. HASENPATT et a!. (1988) zeigten, dass bei
16
438
16 Grundlagen fUr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Flachenrecycling
montmorillonithaltigen Tonen durch Einlagerungen von organischen Schadstoffionen sowohl die Bruch- und Scherfestigkeit signifikant erhoht als auch die Quelldriicke deutlich emiedrigt wurden. Allgemein ist danach von einer deutlichen Veranderung der bodenmechanischen Kennwerte, auch der Durchlassigkeit, auszugehen, wenn fliissige Kohlenwasserstoffe auf Tone, insbesondere Smektite, einwirken (Lit. s. WIENBERG 1990; BEHRENS (1995) und HOFMANN (1997). Die Ergebnisse zeigen, dass Tone nicht ohne genauere Untersuchung der wichtigsten tonmineralogischen und bodenphysikalischen Parameter und der Wechselwirkungen mit Sickerwassem als Barrieregestein eingesetzt werden sollten. Insgesamt ist festzustellen, dass in den 1980er Jahren bei der Eignungspriifung von Tonen die Bedeutung zu sehr auf QuelWihigkeit, geringe (Anfangs- )Durchlassigkeit und hohem Kationenaustauschvermogen der Tonminerale gelegt worden ist, was zwangslaufig zu einer Bevorzugung quelWihiger Dreischichtsilikate der Smektitgruppe gefUhrt hat. Diese und besonders die kiinstlich aktivierten Na-Bentonite sind aber gegeniiber physiko-chemischen Wechselwirkungen mit den Sickerwasserinhaltsstoffen verhaltnismaBig instabil und konnen strukturelle Veranderungen in Form von Rissebildung, Erhohung der Durchlassigkeit und der Diffusionseigenschaften erleiden (RADLINGER 1997). Die nicht quelWihigen Illite und besonders die ZweischichtSilikate der Kaolinitgruppe sind chemisch weitaus stabiler, weisen allerdings nur eine geringe Kationenaustauschfahigkeit auf. Als Konsequenz fUr die Langzeitbestandigkeit von mineralischen Dichtungsschichten bietet sich an, die zwei Gruppen der Tonmineraltypen einer Basisabdichtung zu kombinieren, d. h. in unterschiedlichen Schichten einzubauen. Die GDA-Empfehlung E 2-38 unterscheidet dafiir drei unterschiedliche Dichtungssysteme: verschiedene bentonitische Adsorptionsschichten iibereinander kaolinitische bzw. illitische Dichtschicht iiber bentonitischer Adsorptionsschicht (ehem. Hannover Modell) bentonitische Adsorptionsschicht iiber kaolinitischer bzw. illitischer Dichtschicht (ehem. Karlsruher Modell).
Die GDA-Empfehlung gibt ausfUhrliche Hinweise zur Materialauswahl und zum Einbau dieser und weiterer Dichtungssysteme dieser Art.
16.4 Untersuchung und Bewertung von Verdachtsflachen 16.4.1 Grundlagen Die Untersuchung und Bewertung von Verdachtsflachen und Altlasten ist seit EinfUhrung des Bundesbodenschutzgesetzes (BBodSchG) und des untergesetzlichen Regelwerks der Bundesbodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV) im Jahre 1999 (s. Abschn. 16.1) bundeseinheitlich geregelt. Dazu gehoren auch nachfolgende Begriffsbestimmungen: Boden im Sinne des Bodenschutzgesetzes ist die oberste Schicht der Erdkruste, soweit sie Trager der im Gesetz genannten natiirlichen Bodenfunktionen ist. Dazu gehoren auch der Sickerwasserbereich und der wassergesattigte Boden, nicht aber das Grundwasser selbst, das unter den Regelungsbereich des Wasserrechts Wit. Schadliche Bodenveranderungen i. S. des BBodSchG sind Beeintrachtigungen der Bodenfunktionen, die geeignet sind, Gefahren bzw. erhebliche Nachteile oder erhebliche Belastigungen fUr den Einzelnen oder die Allgemeinheit herbeizufiihren. Altlastverdachtige Flachen sind Altablagerungen und Altstandorte, bei denen der Verdacht auf derartige schadliche Bodenveranderungen besteht. AItablagerungen sind stillgelegte Abfallbeseitigungsanlagen sowie sonstige Grundstiicke, auf denen Abfalle behandelt, gelagert oder abgelagert worden sind. Altstandorte sind Grundstiicke stillgelegter Anlagen und sonstige Grundstiicke, auf denen mit umweltgefahrdenden Stoffen umgegangen worden ist. Altlasten im Sinne des BBodSchG sind Altablagerungen und Altstandorte, durch die schadliche Bodenveranderungen oder sonstige Gefah-
439
16.4 Untersuchung und Bewertung von Verdachtsfliichen
ren fiir den Einzelnen oder die Allgemeinheit hervorgerufen werden. Ziel des BBodSchG ist eine einheitliche und verbindliche Vorgehensweise fUr die Erfassung, Bewertung und Sanierung von schadlichen Bodenveranderungen und auch von Grundwasserverunreinigungen. Eine gewisse Besonderheit stellen, auch i. S. des BBodSchG (§ 3, Abs. 2 und § 23), militarisch genutzte Liegenschaften bzw. Konversionsliegenschaften und Kriegsaltlasten dar. Fiir solche Riistungsaltstandorte ist die Handlungsanweisung "Erkundung von Altstandorten der Militarproduktion und des Militarbetriebs (Riistungsaltstandorte) - Entmunitionierung" (1999) zu beachten. Grundsatzlich weisen militarische Liegenschaften, auch auslandischer Streitkrafte, ahnliche Kontaminationsprofile auf wie industrielle oder gewerbliche Altstandorte, doch sind je nach Flachennutzung spezielle Kontaminationen zu erwarten und der Untersuchungsumfang dar-
auf abzustellen (KLOCKOW & GOLLMER 1998 und WaBoLu-Liste fiir sprengstofftypische Verbindungen 1994). Die Untersuchung und Bewertung von Verdachtsflachen erfolgt auf der Grundlage des BBodSchG in abgestuften Schritten (Tab. 16.3) nach standardisierten Untersuchungsmethoden gemaB Anhang 1 BBodSchV. Die Untersuchungen erfolgen getrennt fUr die Wirkungspfade Boden-Mensch, Boden-Nutzpflanze und BodenGrundwasser unter Einbeziehung der Bodenluft. Bei den Untersuchungen zum Wirkungspfad Boden-Mensch sind als Nutzungen Kinderspielflachen, Wohngebiete, Park- und Freizeitanlagen sowie Industrie- und Gewerbegrundstiicke und beim Wirkungspfad Boden-Nutzpflanze Ackerbau und Nutzgarten sowie Griinland zu unterscheiden. Weitere Schutzgiiter sind Gewasser einschlieBlich Grundwasser (Wasserhaushaltsrecht) und auch die Luft (Immissionsschutzrecht).
TabeUe 16.3 Ablaufschema fUr die Untersuchung und Bewertung von Verdachtsfliichen. 1 Erfassung- und Gefiihrdungsabschiitzung Erfassung beprobungslose Bewertung Sammlung und Auswertung relevanter Daten GefahrdungsabschiHzung Erstbewertung erste Risikoeinschatzung Prioritatensetzung zur weiteren Vorgehensweise Orientierende Untersuchung Fragestellung nach der Gefahr fur die 6ffentliche Ordnung Verifizierung und Qualifizierung auf der Grundlage harter Daten Detaillierte Untersuchung Umfassende Ermittlung von Art und AusmaB der festgestellten Gefahrdung Darstellung und Charakterisierung der Gefiihrdung sowie Quantifizierung. 2 Sanierungsuntersuchung Ermittlung der zweckmaBigen und verhaltnismaBigen MaBnahmen, nutzungsbezogen. Vorschlag des Gutachters fUr Art und Umfang der Sanierung, Konkretisierung und Festlegung der Schutz- u. Sanierungsziele, auf den Einzelfall bezogene Grundlagenermittlung und Vorplanung. Vorauswahl geeigneter Sicherungs- oder Dekontaminationsverfahren. Priifung der Verfahren mittels vorgegebener Beurteilungskriterien. ----------------------------~
3 Sanierungsplanung 4 SanierungssausfUhrung 5 Oberwachung 6 Nachsorge
6
440
16 Grundlagen fUr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Flachenrecycling
Die Bewertung erfolgt anhand von Tabellenwerten der BBodSchV, Anhang 2. Diese beschranken sich auf Pruf- und z. T. MaBnahmenwerte fUr Boden, Prufwerte fur Sickerwasser im Obergangsbereich zur Grundwasseroberflache sowie Vorsorgewerte fUr Boden. Andere, in der Praxis haufig gefragte Angaben, wie Bodenluftwerte, Sanierungszielwerte, Einleit- oder Einbauwerte sind in der BBodSchV nicht definiert, sind aber in zahlreichen Verwaltungsvorschriften der Bundeslander enthalten (s. d. 4. Auflage). Nach dem Grundgedanken, dass es im Wasser- und Bodenschutzrecht keine unterschiedlichen BeurteilungsmaBstabe hinsichtlich der Gefahrdungseinschatzung geben sol1te, werden entsprechend den Prufwerten der BBodSchV fur den Wirkungspfad Boden - Grundwasser fUr Letzteres sog. GeringfUgigkeitsschwellenwerte diskutiert (s. Abschn. 16.1). Nach dem BBodSchG kann von den zustandigen Behorden verlangt werden, dass bestimmte Aufgaben von Sachverstandigen oder Untersuchungsstellen nach § 18 durchgefUhrt werden, welche die fUr diese Aufgaben erforderliche Sachkunde und Zuverlassigkeit aufweisen sowie uber die erforderliche geratetechnische Ausstattung verfUgen. Die Bestellung der Sachverstandigen erfolgt durch den Deutschen Akkreditierungsrat (DAR) und zwar fur verschiedene, z. T. recht enge Sachgebiete (z. B. Probenahme, Analytik usw.). Zulassungsstelle ist dann die regionale IHK. Der DAR fUhrt eine Liste der akkreditierten Ingenieurburos und Pruflaboratorien.
16.4.2 Untersuchung und Gefahrdungsabschatzung Liegen Anhaltspunkte fUr das Vorliegen einer schadlichen Bodenveranderung oder einer Altlast vor (s. BBodSchV § 3, Abs. 1 und 2), so wird die betreffende Flache nach der Erfassung zunachst einer orientierenden Untersuchung unterzogen (Tab. 16.3). Hierbei werden bereits erste Aufschlusse und Parameteruntersuchungen von Bodenmaterial, Bodenluft und Sickerwasser gemaB Anhang 1 der BBodSchV vorgenommen. Die Ergebnisse der orientierenden Untersuchung sind unter Beachtung der Standortbestimmung und Nutzung anhand der Prufwerte der BBo-
dSchV, Anhang 2 (s. Tab. 16.4) zu bewerten. Liegen die Schadstoffgehalte unter den jeweiligen Prufwerten, ist der Verdacht einer schadlichen Bodenveranderung oder Altlast ausgeraumt. Auch bei geogen bedingten Schadstoffgehalten (s. Abschn. 16.4.2.3) liegt keine schadliche Bodenveranderung vor, es sei denn, sie konnen in erheblichen Umfang freigesetzt werden. Liegen konkrete Anhaltspunkte vor, die einen hinreichenden Verdacht einer schadlichen Bodenveranderung oder Altlast begrunden, solI eine Detailuntersuchung durchgefUhrt werden, bei der auch eine Abgrenzung der Flache vorgenommen wird. Derartige konkrete Anhaltspunkte sind gegeben, wenn eine Oberschreitung der Prufwerte der BBodSchV, Anhang 2 zu erwarten ist oder vorliegt. Die Ergebnisse der Detailuntersuchung sind unter Beachtung der ortlichen Gegebenheiten (Standort, Nutzung) anhand der MaBnahmewerte in Anlage 2 der BBodSchV zu bewerten. Pruf- und Ma6nahmewerte liegen nur fur eine begrenzte Anzahl von Stoffen fUr unterschiedliche Nutzungen und Wirkungspfade vor. Soweit in der BBodSchV fUr einzelne Stoffe kein Prufoder MaBnahmenwert festgesetzt ist, sind zunachst die Situation zu beschreiben und die relevanten Gefahren, etwa aufgrund der Mobilitat der Schadstoffe, aufzuzeigen. Bei Sanierungsuntersuchungen ist zu prufen, mit welchen MaBnahmen eine Sanierung erreicht werden kann. Dabei sind auch SicherungsmaBnahmen in Betracht zu ziehen, wenn sichergestellt ist, dass danach dauerhaft keine Gefahr fUr die Allgemeinheit besteht. Auf land- und forstwirtschaftlich genutzten Flachen konnen auch Nutzungsbeschrankungen vorgesehen werden. Liegt eine akute Gefahrensituation vor, so sind unabhangig yom Phasenkonzept umgehend MaBnahmen zur Gefahrenabwehr zu veranlassen.
16.4.2.1 Erkundungsarbeiten Die Untersuchungen muss en sich auBer dem Bodenmaterial auch auf die leichtfluchtigen Schadstoffe in der Bodenluft, auf das Sickerwasser und den Dbergang in das Grundwasser erstrecken. Bei Detailuntersuchungen sind dabei die maBgeblichen Emissionswege der einzelnen Wir-
16.4 Untersuchung und Bewertung von Verdachtsflachen
kungspfade zu erfassen. Art und Auswahl der Aufschluss- und Probenahmeverfahren richten sich nach der Zielsetzung, dem Untergrund und dem zu erwartenden Schadstoffinventar. Die Anordnung der Bohrpunkte richtet sieh nach der Aufgabenstellung und der Mogliehkeit, das Bohrpunktraster bei Bedarf in mehreren Schritten zu verdiehten. Die Aufnahme des Bohrgutes erfolgt bevorzugt nach bodenkundliehen Gesiehtspunkten (s. Kartieranleitung AG Bodenkunde der Geologischen Dienste von 2006). Die Schiehtenverzeiehnisse nach oder in Anlehnung an DIN ISO EN 22475-1 (s. Abschn. 4.5) sind dafur unzureiehend. Bei der Bodenansprache muss verstarkt auf die Bodenverfarbung geachtet werden, die Auswaschungs- bzw. Anreieherungshorizonte erkennen lasst (z. B. Oxidations- oder Reduktionsflecken). Auch der Humus-, Kalkoder Tongehalt sind wiehtige Indikatoren, ebenso die Intensitat von Wurzelrohren oder anderen GroBporen. AuBerdem ist auf bodenfremde Bestandteile zu achten, wie RuB, Holz, kohlige Substanzen, Schlacken, Aschen, Metallteile, Scherben, Plastik, Beton- und Ziegelbrocken u. a. m. (s. SCHULZ & WIENBERG 1994; BLUME 1994). Die organoleptische bzw. sensorische Ansprache der Bohrproben hat sofort nach der Entnahme aus dem Bohrwerkzeug zu erfolgen oder es mussen Schlauchkernrohre eingesetzt werden, bei denen das Bohrgut in einem Folienschlauch oder einer Kunststoffhulse, einem sog. Liner, gewonnen wird (s. Abschn. 4.4.5.1). Eine wirksame Ruckhaltung fluchtiger Schadstoffe erfolgt nur durch Liner. Folienschlauche verlangsamen die Ausgasung lediglich. Auch die Probennahme fur chemische Untersuchungen hat sofort nach der Gewinnung der Proben zu erfolgen. Fur die Entnahme und Untersuchung von Boden- und Wasserproben liegt eine Vielzahl von Normen, Regeln, Richtlinien, Merkblattern (DVWK) und Handlungsempfehlungen vor. Eine reprasentative Probe solI eine moglichst zutreffende Aussage uber die Schadstoffkonzentration eines bestimmten Entnahmebereichs ermoglichen. Die Anzahl der Proben hangt ab von der Heterogenitat des Bodens und der Schadstoffkonzentration sowie der benotigten Aussagesieherheit. Bei allen Aufschlussarbeiten und Probenahmen in kontaminierten Bereiehen sind die berufsgenossenschaftlichen Regeln fur Sicherheit
441
und Gesundheitsschutz fur Arbeiten in kontaminierten Boden (BGR 128) zu beachten (Sicherheitsstiefel, Schutzhandschuhe, Schutzanzuge, Atemschutzgerate). Das von Rustungsaltlastverdachtsflachen ausgehende Gefahrdungspotenzial ist insgesamt deutlieh hoher einzustufen als das von herkommlichen kontaminierten Flachen. Bei allen Aufschlussarbeiten ist ferner zu beachten, dass keine schadliehen Verlagerungen im oder in das Grundwasser entstehen (sog. Verlagerungsverbot), was allerdings in der Praxis kaum zu gewahrleisten ist.
16.42.2 Analysenergebnisse nd Bewertung Die Gefahrdungsabschatzung basiert auf chemischen Analysenergebnissen gemaB Anhang 1 der BBodSchV, in der sowohl die Probenvorbehandlung als auch die Extraktions- und die Analysenverfahren festgelegt sind. Obwohl an die Qualitat der Labore hohe Anforderungen gestellt werden (ausgewahlte Untersuchungsstellen gemaB § 18 BBodSchG) und die Analysenverfahren genormt sind, ist jedes Analysenergebnis nieht nur mit einem meist nieht exakt bestimmbaren systematischen Analysenfehler behaftet, sondern es liegen daruber hinaus eine Reihe weiterer Fehlermoglichkeiten mit erheblich groBeren Prozentanteilen vor, wie Z. B. Probennahme und -behandlung (s. BREDER 1994). Dazu kommt die Heterogenitat der Schadstoffverteilung in Boden, so dass Abweiehungen mit einem Ungenauigkeitsfaktor 2 nieht selten sind. Aus diesen Grunden sollten Messergebnisse aus dem Labor immer Angaben zur Analysengenauigkeit enthalten und die Werte durfen nieht nur in Tabellen aufgelistet sein, sondern muss en aufbereitet und zu verstandliehen Informationen verdiehtet werden. Ungewohnlich hohe Messwerte muss en nach den Bedingungen des Einzelfalls kommentiert werden. Ein reiner Wertevergleieh ist nieht sachgerecht. Auch yom weiteren Bearbeiter ist jeweils eine Plausibilitatsprufung vorzunehmen. In Zweifelsfallen und bei Ergebnissen in der Nahe eines vorgegebenen Grenzwertes sind, falls Ruckstellproben vorhanden sind, Kontrollanalysen vorzunehmen, die in entscheidenden Fallen von einem anderen Labor durchgefiihrt werden sollten. Sofern eine Neube-
16
442
16 Grundlagen fUr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Flachenrecycling
probung erforderlich wird, ist auf eine reprasentative Probennahme sowie auf vergleichbare Mengen, Lagerung und Behandlung der Proben zu achten.
16423 Geogene Grundbelastung und ublquita e Hmtergrundgehalte Besondere Bedeutung in der i:ikologischen Diskussion haben die Begriffe geogene Grundbelastung und ubiquitare Hintergrundgehalte. Die geogene Grundbelastung wird bestimmt durch die lithogenen Gehalte des Ausgangsgesteins, aus denen im Zuge der Bodenbildung die geogerte Grundbelastung entsteht (BAUER et al. 1992). Der Hintergrundgehalt eines Bodens setzt sich zusammen aus der geogenen Grundbelastung und der ubiquitaren Stoffverteilung als Folge diffuser, z. B. durch die Bewirtschaftung bedingter Eintrage. In Anlehnung an diese Definitionen der LABO (1995) werden auch beim Grundwasser sinngemaBe Zustandsbeschreibungen hinsichtlich natiirlicher Inhaltsstoffe verwendet. Erster Anhaltspunkt fiir eine natiirliche geochemische Grundbelastung geben die sog. Boden -Clarke-Werte, d. s. Durchschnittswerte der Bi:iden der gesamten Erde (s. VOLAND et al. 1994). Ie nach geochemischer Provinz kann die geogene Grundbelastung jedoch sehr unterschiedlich sein. Einige Boden-Clarke-Werte sind z. B.: Pb - 12 ppm
As
5ppm
Cd - 0,5 ppm Zu
- 50ppm
Cu - 20ppm
Sn - 10 ppm
Die regionale geogene Grundbelastung weist besonders bei Eisen, Mangan, Nickel, Chrom, Kupfer, Blei, Zink und z. T. auch Arsen sowie bei Sulfat und Chlorid oft Werte auf, die z. T. weit oberhalb aller Richtwerte liegen (Tab. 16.4 und HARRES et al. 1985; GOLWER 1989; HINDEL & FLEIGE 1990; METZNER et al. 1994; VOLAND et al. 1994).
Regional treten besonders bei Chrom (variszische Tonschiefer, Grundgebirge), Nickel (Vulkangebiete) oder Arsen (Erzgebirge, Vogtland - s. METZNER et al. 1994) Tabellenwertiiberschreitungen auf, ebenso wie bei zahlreichen Erzbegleitmineralen (Chrom, Kupfer, Cadmium, Nickel, Arsen, Blei, Zink) in den Austrichgebieten des Kupferschiefers (Zechstein), des Unter- und Mitteljura und auch spezieller erzhaltiger Banke des Keuper (Vitriolschiefer des kul), im Muschelkalk (Bleiglanzbank, mul/2) oder auch Tertiar (Fischschiefer - s. HAID & HAMMER 2009). Arsen kann auch in Ausscheidungen von Mineralwassern auftreten (s. ROSENBERG & MITTELBACH 1996). Ober spezielle Untersuchungen geogener Schwermetallgehalte von Li:issbi:iden berichten BAUER et al. (1992) und BECK (1993). Einen bundesweiten Uberblick iiber charakteristische Elementgehalte in Abhangigkeit von den verschiedenen Gesteinstypen und auch aus verschiedenen Bodenhorizonten bringt das BGR-Methoden Handbuch Deponieuntergrund, Bd. 6: 46 ff, darin Lit.). Auch in den Erlauterungen moderner geologischer Karten 1: 25000 sind oft Analysenergebnisse regionaler Boden- und Gesteinsarten zu finden. Bei der Bewertung geogener Schwermetallgehalte ist zu beriicksichtigen, dass geogene Verbindungen im Allgemeinen wesentlich stabilere Bindungsformen aufweisen als anthropogene Anreicherungen von potentiellen Schadstoffen. In Gebieten mit oberflachennah ausstreichenden vererzten Gesteinen und in Bergbaugebieten mit z. T. alten erzhaltigen Halden treten haufig auch Schwermetallgehalte im Grundwasser und in den i:irtlichen Vorflutern auf, welche die zulassigen Grenzwerte iiberschreiten ki:innen (REINHARDT 1987). Abgesehen von einer verbreiteten Belastung mit Schwermetallen (s. Tab. 16.5) ist eine ubiquitare Hintergrundbelastung mit chlorierten Kohlenwasserstoffen, die entgegen friiherer Annahmen teilweise auch natiirlichen Ursprungs (Synthese durch Makroalgen) sein ki:innen (WENDLAND & LEBSCHER 1990) zum iiberwiegenden Tei! aber diffuse Verunreinigungen durch Auswaschung aus der Atmosphare darstellen, keine Seltenheit. Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) werden z. B. nicht nur bei industriellen Prozessen freigesetzt, sondern treten auch als Abbauprodukte bei natiirlichen Ver-
443
16.4 Untersuchung und Bewertung von Verdachtsflachen
Tabelle 16.4 PrOfwerte der BBodSchV fOr die direkte Aufnahme von Schadstoffen bei verschiedenen Nutzungen. Prutwerte [mg/kg Tg] Stoff
Klndersplelflachen
Wohngebiete
Park- u. Freizeitanlagen
Industrie- und Gewerbegrundstucke
Arsen
25
50
125
140
Blei
200
400
1000
2000
Cadmium
10')
20')
50
60
Cyanide
50
50
50
100
Chrom
200
400
1000
1000
Nickel
70
140
350
900
Quecksilber
10
20
50
80
Aldrin
2
4
10
Benzo(a)pyren
2
4
10
DDT
40
80
200
Hexachlorbenzol
4
8
20
200
Hexachlorcyclohexan (HCHGemisch oder fj-HCH)
5
10
25
400
Pentachlorphenol
50
100
250
250
Polychlorierte Biphenyle (PCB.)~)
0,4
0,8
2
40
12
1) In Haus- und Kleingarten, die sowohl als Aufenthaftsbereich fOr Kinder als auch fOr den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden, ist fOr Cadmium der Wert von 2,0 mgjkg und fOr B(a)p vom 1 mgjkg TM als PrOfwert anzuwenden. 2) Soweit PCB-Gesamtgehalte bestimmt werden, sind die ermittelten MeBwerte durch den Faktor 5 zu divdieren.
brennungsvorgangen auf. AuBer den ubiquitaren Eintragen treten auch lokale Kontaminationen auf, z. B. durch Autoabgase, Reifenabrieb von AsphaltstraBen und aus Miill- und Klarschlammkomposten. Durch ihre geringe Wasserloslichkeit reichern sie sieh in der feinkornigen Bodenmatrix an. Dber PAK- und PCB-Gehalte (Polychlorierte Biphenyle, seit 2004 verboten) landwirtschaftlieh genutzter Oberboden beriehten JONEK & PRINZ (1994). Auch Dioxine und Furane werden landesweit immer wieder festgestellt. Dioxine natiirliehen Ursprungs sind Ende der 1990er Jahre in Tonrohstoffen des Westerwaldes (s. Abschn. 2.1.8) gefunden worden. Dariiber hinaus wird das Auftreten von Dioxinen und Furanen meist auf diffusen
Luftschadstoffeintrag (sog. Schwebstaub) aus atmospharischem Ferntransport oder lokalen Emissionen zuriickgefiihrt. Auch sie entstehen in Spuren nieht nur durch industrielle Tatigkeiten (z. B. Stahlwerke oder Miillverbrennungsanlagen), sondern auch durch Waldbrande oder sonstige Feuerstatten, wo behandelte Holzreste (Spanplatten, Mobelstiicke) oder Verpackungsabfalle und besonders PCB-haltige Diehtungsmassen verbrannt werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass schon in vor einhundert Jahren abgelagerten Sedimenten des Bodensees Dioxine und Furane auftreten, deren Konzentration im Zeitraum 1940 bis 1950 stark ansteigt, aber ab 1975 wieder deutlich abnimmt (MULLER & NEGENDANK 1991). Der AusstoB dieser Giftstoffe wurde
6
Tone bis karbonatische Tone
66-'49
9-22
19'7 -6349
< 3-7
54-141
28-92
114-276
< 0,05
34' -591
10-11
155-183
11- 14
2636-3235
< 3-5
70-98
50-70
106-185
Cd
Cr
Ga
Ni
Pb
Ti
U
V
Zn
Zr
Mergelsteine
3
5
61-100
29-71
29-102
< 3-6
1018-2935
16-20
26-84
6-37
8-25
< 8-32
< 3-5
'20-1078
5-9
5-27
11-39
72-106
4792" nn 56-95 39-69 463-562
< 3-4 178-425 33-36 320-323
18-75
347-456
30-49
46-63
nn
15-60
'0-22
7-19 13-38
16-24
9-22 18569-19827
18-48 32-42 29-49
1-6
nn nn
1-7
39-46
29-32
9
: n=34
,
56-78
10-14
2-6
16-51
104-124
406-452
< 8-26
29-144 6-14
nn
nn
3-9
8
n'" 15
,I
n = 36
nn
~
7
< 0,05
nn-14
n=5
"
II
II
< 0,05-0,11
-~I
Losslehm
6
0,06-0,'4
3-11
n=2
11
nn-18
II I'
I
~
i~ Basaltzersatz
I.
4-21
6-'9
n=4
Karbonate bis tonige Karbonate
4
14-113
30-226
5-35
:. n = 3
I
II
~
Hinweis: Werte der Spalten 1-6 und 8 wurden rontgenspektrometrisch bestimmt (Ausnahme Cd). die Spalten 7 und 9 nach Konigswasseraufschluss gem. DIN 38414, s. Text (Unterbefunde bei Cr); nn = nicht nachweisbar « Nacheisgrenze); * nur ein Wert (Hess. LA Bodenbodenforschung)
15-26
22-91
< 0,05-0,12
10-220
11-235
B
9-69
3-8
" n=7
I
As
n=3
Glimmersand
2
Tabelle 16.5 Geogene Grundbelastung einiger Elemente in tertiaren und quartaren Lockergesteinen des Rhein-Main-Gebietes in mg/kg TS (nach Hess. LA Bodenforschung, Spalten 6 bis 9 erganzt).
......
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1£
16.5 Flachenrecycling
zwar seit Anfang der 1990er Jahre infolge technischer Fortschritte deutlich gesenkt, doch sind Dioxine im Boden extrem bestandig, wie die Diskussion von erhohten Dioxinwerten nach Einfiihrung eines EU-Grenzwertes im Jahr 2005 u. a. in Freilandeiern gezeigt hat. AuBer dieser geogenen Grundbelastung kann gebietsweise eine nutzungsbedingte Hintergrundbelastung vorliegen. In Ballungsgebieten konnen verbreitet typische Bodenbelastungen auftreten, wobei z. B. Blei, aber auch andere Schwermetalle haufig schon die Priifwerte iiberschreiten. In Kleingartenanlagen finden sich haufig Riickstande friiherer Diingungsmethoden, wie Kohlenasche oder Klarschlamm (Cd) bzw. Reste heute verbotener Pflanzenschutzmittel auf der Basis chlorierter Kohlenwasserstoffe hoher Persistenz. Auch in ehemaligen Kampfgebieten oder Bombenabwurfsgebieten ist verbreitet mit einer erhohten Schwermetallbelastung (Pb, Cd, Cu, Ni) in den oberen Bodenschichten zu rechnen.
16.5 Flachenrecycling Nach der Bodenschutzklausel sowohl im Raumordnungsgesetz (ROG) als auch der Novellierung des BauGB (1998) ist mit Grund und Boden sparsam und schonend umzugehen und Bodenversiegelungen auf das notwendige MaB zu begrenzen. Die Notwendigkeit einer konsequenten Fliichenkreislaufwirtschaft ergibt sich aus der Gegeniiberstellung des jahrlichen Verbrauchs an Siedlungs- und Verkehrsflache in Deutschland von iiber 400 km2, wobei allein der Bedarf an Gewerbeflachen etwa 100 km 2 ausmacht. Demgegeniiber wird der Bestand an Brachflachen auf 1300 bis 1400 km2 geschatzt (GENSKE et al. 2007). Ziel einer ausgewogenen Strukturpolitik ist, die Flacheninanspruchnahme insgesamt zu reduzieren und vestarkt vorgenutzte Brachflachen wieder einer Folgenutzung zuzufiihren, wobei sowohl der Brachflachenbestand als auch der Bedarf an Bauland regional sehr unterschiedlich sind. In einigen Bundeslandern und Regionen erfolgte deshalb in den letzten Jahren eine weitgehende Erfassung sowohl der Brachflachen als auch des zu erwartenden Flachenbedarfs. Brachfliichen sind ehemals anthropogen genutzte Flachen, die derzeit ungenutzt sind bzw.
445
nur zeitlich begrenzt zwischengenutzt werden. Es handelt sich meist urn industriell-gewerblich oder militarisch genutzte Flachen bzw. auch ehemalige Verkehrsflachen (z. B. RangierbahnhOfe), die eine unterschiedlich lange Produktions- oder Nutzungsvergangenheit haben, im zweiten Weltkrieg z. T. intensiv bombardiert worden sind und auch daher zum groBen Teil zumindest unter AltIastenverdacht stehen. Dieser kann folgende Ursachen haben: Belastete Altanlagen und Bodenveranderungen infolge der Altnutzung Ehemals bergbauliche Einfliisse Auffiillungen mit Aschen, Schlacken, Haldenmaterial oder Bauschutt Militarische Kampfmittel oder Kriegsaltlasten. Zu unterscheiden sind Brachflachen, die keine Produktionsvergangenheit und keine Kriegsschaden aufweisen und daher auch meist keine Altlastenproblematik haben diirften und Flachen, die je nach Zeit und Art der Vornutzung z. T. tiefreichende, branchentypische Verunreinigungen von Boden, Grundwasser oder der Bausubstanz aufweisen konnen. Je langer die Dauer der Vornutzung war, umso groBer ist die Wahrscheinlichkeit von Immissionen in den Untergrund oder der Betriebsanlagen. Dies gilt besonders fiir den Zeitraum vor 1970, bevor zunehmend umweltrechtliche Standards eingefiihrt worden sind. Derartige Umweltdefizite auf den Liegenschaften sind ein wesentlicher Faktor im Rahmen der Verkehrswertermittlung. Sobald Anhaltspunkte fiir okologische Belastungen in wertbeeinflussender GroBenordnung vorliegen, sind entsprechende Ermittlungen zu veranlassen. Die Untersuchung und Bewertung erfolgt gemaB Abschn. 16.4 in mehreren Teilschritten mit dem Ziel einer ErmittIung der Ma6nahmekosten fiir die Wiedernutzbarmachung bzw. Rekultivierung brachliegender und unterschiedlich belasteter Flachen sowie das Erstellen entsprechender Nutzungskonzepte. Nicht selten konnen die Sanierungskosten den eigentlichen Grundstiickswert iibersteigen. AuBer den Beurteilungshilfen der BBodSchV kann dabei auf die ITVA-Arbeitshilfe Flachenrecycling (s. altlasten spektrum 5/97) zuriickgegriffen werden.
6
446
16
16 Grundlagen fUr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Flachenrecycling
16.6 Verwertung von Bodenaushub und Bauschutt Den rechtlichen Rahmen fUr die Entsorgung von Abfallen bildet das KrW-IAbfG von 1994/09 (s. Abschn. 16.1) sowie die "Verordnung zur Umsetzung des Europaischen Abfallverzeichnisses" (AVV 200112006). Darin ist geregelt, wie Abfalle zu bezeichnen und nach ihrer Dberwachungsbediirftigkeit einzustufen sind. Die gesetzlichen Regelungen des Bundes werden erganzt durch Gesetze und Verordnungen und Verwaltungsvorschriften der Bundeslander. Dazu kommen die "Anforderungen an die stoffliche Verwertung von mineralischen Abfallen" der Landerarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA-Mitteilung 20), deren Neufassung (2003/04) allerdings nicht in allen Bundeslandern eingefuhrt ist. Die Anforderungen an die stoffliche Verwertung von mineralischen Abf
16.6.1 Verwertungsgebot, Abfallarten Nach den Grundsatzen der Kreislaufwirtschaft (s. Abschn. 16.1) sind Abf
Gewinnung von Energie zu nutzen. Die Verwertung von Abf
447
16.6 Verwertung von Bodenaushub und Bauschutt
bestandteilen. Bauschutt darf hochstens 5 Vol.-% nichtmineralische Bestandteile enthalten. Nicht dazu gehoren asbesthaltige Abf
nungswerte der Tab. 16.9. Bei den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) gelten z. T. niedrigere Werte (s. Abschn. 2.1.5). Weitere mineralische AbfaIle i. S. der Technischen Regeln der LAGA-M 20 sind: Schlacken und Aschen aus technischer Abfallbehandlung (HMW) Abf
16.6.2 Klassifikation der Abfallarten GemaB der Abfallverzeichnis-Verordnung (AVV) von 2001 sind die Abfallarten nach der Beschaf-
Tabelle 16.6 Abfallarten mit Abfallschlussel nach AVV (Auszug). Abfallart
Abfallschliissel
Abfallbezeichnung (z. T. erganzt)
Bodenmaterial
170504
Boden und Steine, nicht oder gering bela stet
170503
Boden und Steine, die gefiihrliche Stoffe enthalten
200202
Boden und Steine aus privaten MaBnahmen
170506
Baggergut aus Gewiissern mit < 10 % Feinmaterial
010408
Abfiille von Kies und Gesteinsbruch
010409
Abfiille von Sand und Ton
17 01 01
Betonabbruch
1701 02
Ziegelschutt, Keramikmaterial
170107
Gemische aus Beton, Ziegel- und Keramikmaterial
10 13 14
Betonabfiille (auBer Betonschliimme)
Bauschutt
6
448
16 Grundlagen fOr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Fliichenrecycling
fenheit und stoftlichen Zusammensetzung durch einen 6-stelligen Abfallschliissel (AS) gekennzeichnet (Tab. 16.6). Der Abfallschliissel ist in den AnHeferungs- bzw. Stammdatenblattern iiber die Abfallherkunft anzugeben. Bodenaushub wird in drei Klassen eingeteilt: Nicht iiberwachungsbediirftig = Boden und Bauabfalle zur Verwertung, ohne gefahrliehe Stoffe Dberwachungsbediirftig = Boden und Bauabfalle zur Beseitigung, ohne gefahrliehe Stoffe Besonders iiberwachungsbediirftig = aile Abfalle (somit auch Boden und Steine) mit gefahrlichen Stoffen. Diese Einstufung gilt auch fur geogen vorbelastete Boden, sobald sie aufgrund ihrer Schadstoffgehalte einer der Zuordnungsklassen entsprechen.
Tabelle 16.7 Mindestuntersuchungsprogramm fOr Boden bei unspezifischem Verdacht nach LAGA TR Boden (2004). Parameter
Feststoff
Kohlenwasserstoffe
x
EOX
x
Arsen
x
Eluat
Xi i
x')
Blei Cadmium
x
x')
Chrom (ges.)
x
Xii
Kupfer
x
Nickel
x
Quecksilber
x
Zink
x
Xii
x
x')
Xii
Chlorid
16.6.3 Untersuchungsumfang, ~robennahme
Sulfat pH-Wert
x
el. Leitfahigkeit
Die Dberpriifung, ob ein Baugelande kontaminiert sein kann oder nieht, ist bereits im Friihstadium der Kaufabsichten bzw. der Entwurfsbearbeitung anzugehen. Bei gewerblich-industriell vorgenutzten Baugrundstiicken ist in der Regel ein unspezifischer (oder spezifischer) Verdacht anzunehmen und entsprechende Untersuchungen nach dem Mindestuntersuchungsprogramm der LAGA-M 20 (2003) zu veranlassen (Tab. 16.7). Bei Verdacht auf spezifische Belastungen ist die Analytik darauf auszuriehten. Fiir die Untersuchung von Schadstoffbelastungen an StraBen wird auBerdem auf die jeweiligen Landerriehtlinien verwiesen. Eine organoleptische Ansprache der Bodenproben reicht in dies en Fallen fiir eine Bewertung nieht aus. Es sind Bodenproben zu entnehmen und analytische Untersuchungen zu veranlassen. Eindeutig erkennbar sind in der Regel nur einige organische Verunreinigungen (MKW am Geruch, PAK und Schwermetalle an Schlacke- oder Asphaltresten, Sulfatanteile im Bauschutt; s. IHLE 1997). Normalerweise reieht fiir eine solche orientierende Untersuchung das Aufschlussraster der Baugrunderkundung nach Abschn. 4.3.2 aus (etwa je 200 bis 250 m 2 Flache ein Aufschluss).
Organoleptische PrOfung
x
HCI-Test(10 %)
x
1) Nicht erforderlich, wenn die Feststoffgehalte bei eindeutig zugeordneten Bodenart < Z 0 sind.
Bei besonderen Verdachtsmomenten sind zusatzHche Aufschliisse vorzunehmen. Ergeben die Voruntersuchungen keinen Kontaminationsverdacht bzw. -nachweis und treten bei den Aushubarbeiten wider Erwarten Schadstoffe auf, so sind die Arbeiten im kontaminierten Bereich einzustellen, der Bereich abzusichern und die weitere Vorgehensweise mit der zustandigen Behorde abzusprechen. Die Probennahme muss darauf abgestimmt sein, in welcher Schieht bzw. Kornfraktion und an welchen Stellen welche Schadstoffe vorkommen k6nnen. Hierbei kann eine zweistufige Vorgehensweise zweckmaBig sein, eine orientierende Untersuchung im Zuge der Baugrunderkundung und notigenfalls eine Deklarationsuntersuchung
449
16.6 Verwertung von Bodenaushub und Bauschutt
zu Beginn oder wahrend der Aushubarbeiten. Die Probennahme erfolgt gemaB der LAGA-M 20, Teil III (2004) bzw. der LAGA-Probennahmerichtlinie PN 98 "Grundregeln fUr die Entnahme von Proben aus festen und stichfesten Abfallen sowie abgelagerten Materialien" von 200 l. Ergeben sich keine organoleptischen Auffalligkeiten, so ist bei Bohraufschlussen eine Mischprobe pro Aufschlussmeter ausreichend. Sonst ist die Probennahme in Tiefenintervallen von max. 1 m bzw. schichtweise vorzunehmen und auf organoleptisch auffallige Horizonte zu konzentrieren, wobei Auffullungen und gewachsener Boden immer getrennt zu beproben sind. 1m anstehenden Untergrund sind anthropogene Kontaminationen vorwiegend an wasserwegsame Lagen und Kliifte gebunden, wahrend in dickeren Tonpaketen Anhaltspunkte fur geogene Grundgehalte gewonnen werden konnen. Unterhalb der Grundwasseroberflache liefern Wasseranalysen ggf. erste Hinweise auf mogliche Kontaminationen. Bei Auffullungen sind moglichst reprasentative Mischproben zu nehmen, wobei Haufwerksbeprobung mit einer entsprechend groBen Anzahl von Einzelproben (8-12) zu empfehlen ist. Die Proben sind bei der Entnahme zu beschreiben. Bei organischen Verunreinigungen und besonders bei leichtfluchtigen Komponenten (KW, LCKW usw.) ist der AuBenluftkontakt zu minimieren und die Probennahme und eine etwaige Probenbehandlung vor Ort mit dem Analyselabor abzustimmen. Die qualitatssichernden MaBnahmen bei der Beprobung und Probenbehandlung nehmen einen hohen Stellenwert bei der Diskussion der Fehlergrenzen der spateren Ergebnisse ein. Deshalb ist ein Probennahmeprotokoll zu fUhren, aus dem alle relevanten Angaben iiber die Probennahme zu ersehen sind. Die Anzahl der Proben ist in den einzelnen Landervorschriften geregelt. Haufig werden bei homogenem Material eine reprasentative Probe je 50 m 3 und bei heterogenem Material eine Probe je angefangene 10 m 3 verlangt. Bei groBeren Aushubmengen und Einschatzung einer einheitlichen Belastung kann der Untersuchungsumfang deutlich abgemindert werden (z. B. je 200 m 3 zehn Einzelproben zu einer Mischprobe von 11). Von der oft groBen Anzahl entnommener Proben sind dem Kenntnisstand und der Frage-
stellung entsprechend gezielt Proben fUr die Analytik auszuwahlen. Die iibrigen Proben sind bis zum AbschluB der MaBnahme zuriickzustellen und sachgemaB aufzubewahren. Die Analytik erfolgt auf der Grundlage der LAGA-M 20, Teil III, Probenahme und Analytik (2004), bzw. der Anlage 1 der BBodSchV (s. Abschn. 16.1). Bei Boden wird in der Regel die Kornfraktion < 2mm untersucht. Die Analysenergebnisse diirfen die jeweiligen Zuordnungswerte im Feststoff und Eluat nicht iiberschreiten. Eine systematische Dberschreitung liegt vor, wenn bei Dberwachungsuntersuchungen ein Zuordnungswert bei zwei aufeinander folgenden Priifungen urn mehr als den zulassigen Toleranzwert der LAGATabelle iiberschritten wird.
16.6.4 Anforderungen an die Verwertung Fiir eine schadlose Verwertung von mineralischen Abfallen im Sinne des BBodSchG sind die Zuordnungswerte der LAGA-M 20, Teil II, von 2003 (TR Boden) den Vorsorgewerten der BBodSchV angepasst worden. Die Eluatwerte beruhen auf dem wasserrechtlichen Besorgnisgrundsatz des WHG (§ 34, Abs. 2). Die LAGA-M 20 unterscheidet Einbauklassen, deren Einteilung auf der Einbauart und Zuordnungswerten basiert. In Tab. 16.8 sind die einzelnen Einbauklassen mit den zugehorigen Zuordnungswerten (Z-Werten) zusammengestellt. Die zulassigen Feststoffgehalte bzw. Eluatkonzentrationen sind aus Tab. 16.9 ersichtlich. Die Zuordnungswerte basieren auf zulassigen Schadstoffkonzentrationen im Eluat (Jlg/l) bzw. zulassigen Schadstoffgehalten im Feststoff (mg/kg TS). Die Zuordnungswerte ZO, ZO*, Z1, Z1.1, ZI,2 und Z2 stellen jeweils die Obergrenze fUr eine bestimmte Einbauklasse dar, sind aber, unter Berucksichtigung von Nutzungsbeschrankungen, kein Ausschlusskriterium. Fiir bestimmte Bodenarten (Ton, Lehm/Schluff, Sand) gelten bei den Feststoffgehalten in Anlehnung an die BBodSchV spezifische Zuordnungswerte ZO (Tab. 16.9). Die Klasse ZO* gilt fUr die VerfUllung von Abgrabungen unterhalb einer aufzubringenden Deckschicht. Bei geogen oder siedlungsbedingt erhOhten Einzelwerten (s. Abschn. 16.4.2.3)
16
450
16 Grundlagen fUr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Fliichenrecycling
Tabelle 16.8 Einbauklassen und Zuordnungswerte nach LAGA-TR Boden. Beschreibung
Zuordnungswert
uneingeschrankter Einbau
!':lO
eingeschriinkter offener Einbau (.wasserdurchlassige Bauweise")
>lOundZ 1.1 bzwZ 1.2
2
eingeschrankter offener Einbau mit definierten technischen SicherungsmaBnahmen (.nicht oder nur gering wasserdurchlassige Bauweise")
> Z 1.1 bzw. Z 1.2 und !':Z2
3-5
Einbau/ Ablagerung in Deponien
>Z2
o
Tabelle 16.9 Zuordnungswerte fUr Bodenmaterial im Feststoff und Eluat fUr bodeniihnliche Anwendungen (Z O-Z 2), zusammengestellt nach LAGA-TR Boden (2003). Parmeter
Dimension
Z O·
ZO
ZO
ZO
Sand
lehm/ Schluff
Ton
pH-Wert '
Z1 Z 1.1
Z2 Z 1.2
6,5 - 9,5
6- 12
5,5- 12 2000
Leitfahigkeit '
IlS/cm
250
1500
Chlorid
mg/I
30
50
100
Sulfat'
mg/I
20
50
200
Arsen
mg/kg TS
10
15
20
15 14
Ilg/I Blei
mg/kg TS
40
70
100
140
mg/kg TS
0,4
1,0
1,5
mg/kg TS
30
60
100
mg/kg TS
20
40
60
80
mg/kg TS
15
50
70
mg/kg TS
60 400
60 150
15
6 600
25 120
100
IJg/1 Thallium
3
20
200 10
180 12,5
Ilg/I Nickel
80 3,0
120
60 700
1,5
Ilg/l Kupfer
210
1,0
Ilg/I Chrom (gesamt)
150 20
40
Ilg/I Cadmium
45
20
100 500 70
0,4
0,7
1,0
0,7
2,1
7
0,1
0,5
1,0
1,0
1,5
5
Ilg/i Quecksilber
mg/kg TS
0,5
Ilg/i link
mg/kg TS Ilg/I
60
150
200
300
2 450
150
200
1500 600
451
16.6 Verwertung von Bodenaushub und Bauschutt
16
Tabelle 16.9 (Fortsetzung) Parmeter
Cyanide, gesamt
Dimension
ZO
ZO
ZO
Sand
Lehmj Schluff
Ton
Z O'
EOX
mg/kg TS
Kohlenwasserstoffe
mg/kg TS
BTX
mg/kgTS
lHKW
mg/kg TS
PCB 6
10
5 0,5 (I,OP
100
100
100
200 (400)'
mg/kg TS
0,05
0,05
0,05
0,1
PCB ,.
mg/kg TS
3
3
3
3
Benzo(a)pyren
mg/kg TS
0,3
0,3
0,3
0,6
Phenolindex
10
3
I-Ig/I Masse-%
Z 1.2
Z 1.1
mg/kg TS
TOC
Z2
Z1
5
3
10 1000 (2000)
0,15
0,5
9
30 3
0,9 20
~g/I
1,5
300 (600)
3
20
40
100
1 Eine Uberschreitung dieser Parameter allein ist kein Auschlusskriterium 2 Auf die Offnungsklausel in Nr. 6.3 wird besonders hingewiesen. 3 Bei einem C:N-Verhaltnis > 25 betragt der Zuordnungswert 1 Masse-%. 4 Die angegebenen Zuordnungswerte ohne Klammer gelten fUr Kohlenwasserstoffverbindungen mit einer Kettenlange von C 10 bis C22, diejenigen in Klammer fUr Kohlenwasserstofverbindungen mit einer Kettenlange von C 10 bis C40.
konnen Ausnahmen zugelassen werden, soweit keine nachteiligen Auswirkungen auf die Bodenfunktionen zu erwarten sind. Gleiehes gilt auch fUr Eluatwerte bei regional erhohten Grundwasserwerten.
16.6.41 Unemgeschrankter Embau m bodenahnhchen Anw ndungen Ein uneingeschrankter Einbau von humusarmen Bodenmaterial oder Baggergut in bodeniihnlichen Anwendungen, d. h. im Landschaftsbau und zur VerfUllung von Abgrabungen ist moglich bei unbelasteten Bodenaushub gem. Abschn. 16.6.2 und Einbauklasse ZOo Bei Einbauklasse ZO ist keine Eluatuntersuchung erforderlich. Bei Bodenmaterial, das nieht bodenspezifisch zugeordnet werden kann (z. B. Wechselfolgen), gelten die Zuordnungswerte ZO fUr Lehm/Schluff (Feststoffgehalte) sowie die ZO* -Werte der Eluatkonzentrationen. Fur Bodenmaterial aus einer Bodenbehandlung gelten die bodenspezifischen
Zuordnungswerte und ebenfalls die Eluatkonzentrationen nach ZO*. Fur die VerfUllung von Abgrabungen von Gewinnungsstatten der Steine und Erden sowie auch bestimmter Tagebaue darf Bodenmaterial bis ZO* eingesetzt werden, wenn Die Zuordnungswerte ZO* im Eluat eingehalten werden Eine Abdeckung mit einer durchwurzelten Bodenschieht >2m erfolgt Die Verfullung auBerhalb einer Wasserschutzzone I-III liegt Wenn der oberflachennahe Untergrund nieht verkarstet bzw. stark zerkluftet und wasserwegsam ist (z. B. ausgepragte tektonische StOrungszone). Eine Verfullung mit anderem Bodenmaterial oder anderen Abfallen ist auch bei gunstigen hydrogeologischen Bedingungen nieht zulassig. Mineralische Fremdbestandteile (Bauschutt, Ziegelbruch) darf in einigen Bundeslandern bis zu 10 Vol.-% enthalten sein, in anderen Landern
452
16 Grundlagen fUr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Fliichenrecycling
darf geeigneter, aufbereiteter Bauschutt (max. Z 1) nur fUr betriebstechnische Zwecke (Wegebau) verwendet werden. Auch Boden, dessen pH -Wert < 5,5 ist, darf nicht ohne Kalkung eingebaut werden. Fur die Herste11ung der abdeckenden durchwurzelten Bodenschicht (DB) von in der Regel 2m Dicke darf nur unbelastetes Bodenmaterial verwendet werden, bzw. solches, das die Zuordnungswerte der Tab. 16.9 nicht uberschreitet und das die naturlichen Bodenfunktionen erfu11t. Der Anteil an mineralischen Fremdbestandteilen darf 1 Vol.-% nicht ubersteigen. Die Dicke der humusreichen Oberbodenschicht richtet sich nach der Folgenutzung (0,2 bis 0,5 m). Die Verfiillung von Abbaustiitten des iibertiigigen Bergbaus ist nach dem sog. Tongrubenurteil des BVerwG von 2005 ein Verwertungsvorgang, bei dem der Grundsatz der Vorsorge des BBodSchG zu beachten ist. Da die LAGA TR Boden (2003) diese Vorgaben berucksichtigt, ist sie derzeit eine geeignete Grundlage fUr die Bewertung einer solchen VerfU11maBnahme. Das BBerG und nachgeordnete Vorschriften haben keinen Vorrang gegenuber dem Bodenschutzrecht.
16.6.4.2 Eingeschrankter Einbau techni chen Bauwerken
In
Unter eingeschriinkten offenen Einbau (Einbauklasse 1) wird der Einbau von Bodenmaterial der Qualitatsstufen ZO bis Z 1 im Feststoff und bis Z 1.1 bzw. Z 1.2 im £luat (Tab. 16.9) in technischen Bauwerken in wasserdurchlassiger Bauweise (keine Dichtschichten) verstanden. 1m Eluat gelten grundsatzlich die Z 1.1-Werte. Soweit entsprechende Landerbestimmungen vorliegen, kann in hydrogeologisch gunstigen Gebieten Z 1.2 zugelassen werden. Wenn als VerfUllmaterial Bauschutt verwendet werden sol1, ist auBerden LAGA TR Bauschutt zu beachten. In einigen BundesIandern wird bei Z 1.1 ein Mindestabstand zum hochsten Grundwasserstand von 1m gefordert. Ais hydrogeologisch gunstig gelten Z. B. Flachen, bei denen der Grundwasserleiter durch flachig verbreitete gering durchlassige Bodenschichten mit hohem Ruckhaltevermogen von mindestens 2m Dicke geschutzt ist.
Ein eingeschriinkter Einbau mit definierten technischen Sicherungsmcillnahmen (Einbauklasse 2 bzw. Z 2; S. a. Abschn. 12.3) umfasst einerseits die Nivellierung von Flachen und andererseits die Herstellung von Erdbauwerken mit bestimmter Geometrie, wie Verkehrsdamme, Larm- oder Sichtschutzwa11e. Die Oberflache dieser Bauwerke muss mit einer Dichtschicht versehen werden, die das Eindringen von Niederschlagswasser verhindert (wasserundurchlassige Bauweise, Einzelheiten S. LAGA-M 20, 2003 oder Landerrichtlinien) . Nicht zulassig ist der Einbau von Z 2-Bodenmaterial in Wasserschutzzone I und II sowie in Uberschwemmungs- und Karstgebieten.
16.642 Behandlung von Boden >Z 2 Boden mit einem Feststoffzuordnungswert >Z 2 sind geHi.hrliche Abfalle, die in der Regel auf Deponien verwertet (z. B. als Fahrspuren) oder entsorgt bzw. einer Bodenbehandlung zugefiihrt werden muss en, damit durch Umlagerung von gefahrlichen Abfa11en keine weiteren Altlasten entstehen. Schlacken und Aschen aus mit Steinkohle befeuerten Kraftwerken, Heizkraftwerken und auch Anlagen der Eisen - und Stahlindustrie sind aufgrund ihrer Herkunft und ihres Z. T. besonderen Schadstoffinhalts in vielen Fallen Sonderabfa11e. Die bekanntesten Falle von als Baustoff verwendeten kontaminierten Schlacken sind die unter dem Produktnamen "Kieselrot" als Sportund Spielplatzbelag verwendeten Marsberger Kupferschlacken sowie die zu Pflastersteinen verarbeiteten Mansfelder Kupferschlacken.
16.7 8ergbaufolgen In den traditionellen Lagerstattenrevieren mit Z. T. Jahrhunderte langen Bergbauaktivitaten zur Gewinnung von Bodenschatzen, insbesondere Erze und Kohle, ist noch lange nach Einstellen der Gewinnung mit Auswirkungen auf die Tagesoberflache zu rechnen. Neben Kohle- und Erzbergbau kommen auch Kali- und Steinsalzbergbau, Gips- und Dachschiefergruben sowie
16.7 Bergbaufolgen
untertagiger Abbau von Steinen und Erden in Betracht. Fiir die Erkundung von Altbergbaufolgen liegt eine Empfehlung der DGGT "Geotechnischmarkscheiderische Untersuchung und Bewertung von Altbergbau" von 2004 vor (Anlage zum 4. Altbergbau-Kolloquium). Zu den unerwiinschten Bergbaufolgen gehoren im Einzelnen: Tagesbriiche, Bohrloch-, Schacht- und Mundlochverbriiche Senkungen oder Hebungen der Tagesoberflache, z. T. mit Differenzbewegungen auf engstern Raum oder Spaltenbildungen Unkontrollierte Austritte von Grubenwasser oder Grubengas (Methan, Kohlensaure). Zu den Objekten bergmannischer Tiitigkeiten sind noch weitere Gefahrdungspotentiale zu nennen. Die davon ausgehenden Gefahren sind Gegenstand einer weiteren DGGT-Empfehlung "Geotechnisch-markscheiderische Untersuchung und Bewertung von Tagebaurestlochern, Halden und Kippen des Altbergbaus" (Anlage zum 9. Altbergbau-Kolloquium, 2009). Sie sind in den Abschnitten 13.1.5, l3.4.3 und 15.3.5 behandelt.
16.7.1 ZusUindigkeit und Unterlagen der Bergbehorde Die Uberwachung der Auswirkungen des unter-
tagigen Bergbaus, auch nach Stilllegung und bis hin zur Wiedernutzbarmachung der in Anspruch genommenen Flachen bzw. der Entlassung aus der Bergaufsicht, gehort neb en der Kontrolle aller bergbaulichen Tatigkeiten zu den Kernaufgaben der LandesbergbehOrden. Bei den BergbehOrden stehen aIle dokumentierten Daten iiber den behordlich zugelassenen Bergbau zur VerfUgung. Ais Objekte des AItbergbaus gelten Anlagen von bergbaulichen Gewinnungsbetrieben, die nicht der Bergaufsicht nach dem Bundesberggesetz (BBergG von 1980, zuletzt geandert 2009) unterliegen und fUr die kein Bergbauberechtigter oder Rechtsnachfolger feststellbar ist. Die Grubenfelder sind aber, soweit bekannt, bei den BergbehOrden dokumentiert. In Nordrhein-Westfalen, mit vielen solchen alten Bergbaustandorten, liegt z. B. ein EDV-gestiitztes Informationssystem iiber diesen Altbergbau vor (NORTHEN 2006).
453
Etwas anders ist es bei Anlagen des sog. Uraltbergbaus. Der Abbau von Erz und Kohle hat schon im Altertum an zu Tage ausstreichenden Flozen, bzw. als Pingenbergbau und spater als Stollenbergbau begonnen. Erst mit der Technik des Wasserhebens konnte zu tieferem Schachtbergbau iibergegangen werden. Aus dies en Zeiten, d. h. vor der Verpflichtung zum Anfertigen von Grubenbildern, und auch von dem sog. wilden Bergbau in Notzeiten, liegen keine oder nur sehr unvollstandige Fachdaten iiber die Abbautatigleiten vor. Eine Entlassung aus der Bergaufsicht nach DurchfUhrung eines AbschluBbetriebsplans kann normalerweise nur erfolgen, wenn nicht mehr damit zu rechnen ist, dass kiinftig noch Gefahren fUr Leben und Gesundheit Dritter oder gemeinschadliche Einwirkungen auftreten. Nicht der Bergaufsicht unterliegen Betriebe, die vor Inkrafttreten des BBergG 1982 bereits endgiiltig eingestellt waren. Fiir die neuen Bundeslander gilt hier das Jahr 1990. Die von unterirdischen Abbauhohlraumen ausgehenden Gefahrdungen solcher Betriebe, die nicht dem Geltungsbereich des BBergG unterliegen, konnen auf Grund von Landergesetzen wieder in die Zustandigkeit der Bergamter zuriickfallen oder sie erfiillen die Merkmale von schadlichen Bodenveranderungen im Sinne des Bundesbodenschutzgesetzes (BBodSchG, S. Abschn. 16.1). In bestimmten Fallen ist deshalb auch das Bodenschutzrecht anzuwenden (MUGGENBORG 2006). Die bei den Bergbehorden dokumentierten Unterlagen stehen im Bedarfsfall den Grundeigentiimern oder deren Beauftragten fiir grundstiickbezogene Auskiinfte hinsichtlich der Baugrundstabilitat und des Risikos kiinftiger Bergschaden zur VerfUgung und sind eine unverzichtbare Unterlage fUr eine Gefahrdungsabschatzung und Risikobewertung (KAISER 2002; ACHTZEHN et a1. 2002). Dariiber hinaus sind die Bergbehorden bei regionalen PlanungsmaBnahmen als Trager offentlicher Belange eingeschaltet und geben vorab eine Bewertung hinsichtlich Bergschadensgefahrdung abo Fiir die Untersuchung und Bewertung von Bergbaufolgen sind auBerdem verschiedene landerspezifische Rechtsvorschriften und Richtlinien des Baurechts, des Wasserrechts und ordnungsrechtliche Vorschriften zu beachten (s. DGGT-Empfehlung 2004). Beziiglich der berg-
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16 Grundlagen fOr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Fliichenrecycling
rechtlichen Situation in Osterreich wird auf RANDJBAR & SCHUSCHA (2005) und BAUMGARTNER et al. (2009) verwiesen.
16.7.2 Gefahrdungsabschatzung und Risikobewertung Die bergbaulichen Auswirkungen auf die Gelandeoberflache werden bestimmt von der relativen Tiefenlage der Abbaue und den Festigkeitseigenschaften des umgebenden und iiberlagernden Gebirges, dem Abbauverfahren sowie der Art, GroBe und Form der Lagerstatte und der aufgefahrenen Hohlraume, einschliemieh deren Verbau. Bei den Abbauverfahren wird nach der Bauweise (stoBartig, frontartig, pfeilerartig, kammerartig, blockartig) und nach der Langzeitstandfestigkeit (Bruchbau, Versatzbau, Pfeileroder Festenbau) unterschieden.
1672.1 Erkundung me hoden Die Methoden zur Erkundung der Auswirkungen von Bergbauaktivitaten in bruchauslosenden Tiefenlagen hangen sehr von den zur VerfUgung stehenden Ausgangsdaten abo In erster Linie sind die Datenbanken der zustandigen Bergbehorde auszuwerten, insbesondere die Abbaukartenwerke (Grubenrisse) und Daten iiber die Abbauverfahren und den Zustand der aufgefahrenen Grubenraume, den Ausbau einzelner Strecken (abschnitte) sowie etwaige Versatz- oder VerwahrungsmaBnahmen. Hinzu kommen ggf. historische Recherchen in Archiven. Weitere Informationsquellen sind Luftbilder, historische Karten und Stadtplane, Firmenchroniken, Heimatliteratur und die Befragung von Zeitzeugen. Bei der Auswertung der Bergbauunterlagen ist die Kenntnis der Normen und Symbole fUr das bergmannische Risswerk (DIN 21 901 bis 21 921) zweckmaBig. Bei einem eingetretenen Ereignis stellt sich zunachst die Frage nach einer moglichen Zuordnung zu einem Bergbaugeschehen. 1st dies grundsatzlich gegeben, so ist der nachste Schritt ein Abgleieh des vorhandenen Datenmaterials iiber den Abbau auf seine Richtigkeit und eine Einpassung in die topografischen Karten bzw. Plane. Erschwerend wirkt sieh hier meist aus,
dass gerade der alte Bergbau auf Kohle iiberwiegend siedlungsnah stattgefunden hat, also in Gegenden, die seit vielen Jahren bebaut sind und das zur Orientierung dienende urspriingliche Wegenetz nieht mehr bekannt ist. AuBerdem miissen bisher aufgetretene Schadensereignisse sowie durchgefiihrte Sieherungs- und SanierungsmaBnahmen erfasst und eingemessen werden. Die weiteren Erkundungsschritte sind geophysikalische Feldmethoden gemaB Abschn. 4.3.2, Suchbohrungen, ggf. mit geophysikalischen Bohrlochmessungen (Lux & SCHEFFEL 2005 und Abschn. 4.8.3) bzw. bei Antreffen von Hohlraumen auch eine Befahrung mit Kamera- oder Messsonden (s. Abschn. 19.3.2) sowie Sondierungen zur Erkundung von Gebirgsauflockerung (Abschn. 4.4.6). Uber die Erkundung risslich nicht ausreichend dokumentierter Schachtstandorte mittels Geophysik (Geoelektrik, Geomagnetik, Georadar, Geothermie) berichten NESTLER & PREUSS (2009). Werden bei den Erkundungsarbeiten bisher nicht bekannte Grubenbaue oder sonstige Hohlraume erfasst, so sind diese der zustandigen Bergbehorde zu melden.
16.7.2.2 6 72 G Geotechnische 0 ech I che Absch Abschatzung t un sb chg fahrdun der Tagesbruchgefahrdung Bergbauaktivitaten konnen in Anlehnung an MEIER (2009, darin Lit.) und GRIGO et al. (2007) entsprechend der Tiefenlage der Abbaue und ihrer Auswirkungen auf die Tagesoberflache unterteilt werden in Tagesnaher Bergbau 0 - 20 m, im Steinkohlenbergbau des Ruhrgebiets 0-100 m und < 30 m Festgesteinsiiberlagerung - anhaltende Senkungs- und Tagesbruchgefahrdung Oberflachennaher Bergbau 20-60 m, bzw. wie oben bis 100 m und > 30 m Festgesteinsiiberlagerung - Senkungen hiiufig, geringere, aber ebenfalls anhaltende Tagesbruchwahrscheinlichkeit Tiefer Bergbau > 60 m, bzw. wie oben ab 100 m - nach Ende der Absenkungsphase nur geringe Einwirkungen auf die Tagesoberflache. AuBerdem sind die Auswirkungen auf die Tagesoberflache abhangig von der Art der Lagerstatte: Steilstehender Gangabbau (> 45°), Z. B. Erzund Spatbergbau
16.7 Bergbaufolgen
Steilstehender Floz- und Lagerabbau (> 45°), z. B. Steinkohle, Kupferschiefer Flachliegender Abbau (< 45°), z. B. Steinkohle, Braunkohle, Eisenerz, Natursteine. Durch die bergbaulichen Hohlraume wird der primare Spannungszustand im Gebirge verandert. Es bildet sich ein sekundarer Spannungszustand aus, mit einer spannungslosen Auflockerungszone iiber der Firste (s. Abschn. 17.5.2). Das AusmaG dieser Auflockerungszone ist abhangig von der Hohlraumbreite, der Standfestigkeit bzw. Nachbriichigkeit des Gebirges, dem Ausbau und der Zeit. Ein Grubenausbau hat nur die Funktion, die Sicherheit der Baue wahrend der Betriebsphase zu gewahrleisten. Dariiber hinaus kommt es infolge der Reduzierung der Tragwirkung im Laufe der Zeit zu einem schwerkraftbedingten Versagen der Hangendschichten und zu allmahlichen Deformationen bis plotzlichen Bruchvorgangen. Je nach der GroGe der bergbaulichen Hohlraume sowie der Machtigkeit, dem Trennflachengefiige und der Verbandsfestigkeit der Deckschichten bildet sich ein neues Traggewolbe aus oder die Deformationen bzw. der Bruchvorgang setzen sich zunachst bis zur Obergrenze Festgestein fort. Die weitere Entwicklung hangt ab von der Ausbildung und Machtigkeit der Deckschichten und dem Grundwassereinfluss. In halbfesten bis festen bindigen Deckschichten entwickelt sich haufig ein enger Verbruchschlot mit nahezu senkrechten Wandungen. In nichtbindigen Terrassensedimenten kommt es dagegen zu einer trichterfOrmigen Ausweitung des Verbruchhohlraums, der entweder relativ schnell zu Tage durchbricht oder von der oft lOssartigen obersten Deckschicht zunachst iiberbriickt wird, bis es dann zu einem Einbrechen auch dieser Deckschicht kommt (MAINZ et al. 2007). Die komplexen Vorgange im Gebirge machen eine Risikoabschatzung derartiger Deformationen bzw. Verbriiche auGerst schwer. 1m Allgemeinen fallen Tagesbriiche punktuell oder reihen sich entsprechend dem Grubenbild perlschnurartig auf. Haufig gehen dem Verbruchvorgang an der Tagesoberflache auch Vorabsenkungen und Eindellungen mit konzentrischen Rissbildungen voraus. Urn die Gefahr von Verbruchereignissen abschiitzen zu konnen, miissen folgende Angaben vorliegen:
455
Bisher eingetretene Bergschaden und ihr zeitlicher Ablauf, bzw. wann Messungen eingestellt worden sind Gebirgsbau, Art und Tiefenlage der Lagerstatte Festigkeitseigenschaften und Verbandsfestigkeit der umgebenden und iiberlagernden Schichten Raumstellung tektonischer Flachen und des Trennflachengefiiges, bes. von GroGkliiften Friihere und derzeitige Grundwasserverhaltnisse, Wasserhaltung und Wiederanstieg des Grundwassers. Die seitliche Abgrenzung des Gefahrdungsbereichs an der Gelandeoberflache, bei Schachten Schachtschutzzone genannt (GILLES & HOLLMANN 2005), hangt ab von der Tiefenlage der Grubenbaue, den Lagerungsverhaltnissen, der GroGe der Abbauhohlraume, dem Gebirgsbau bzw. dem Gebirgsverhalten und den Wasserverhaltnissen. Die Bemessung des Einwirkungsbereichs erfolgt im Allgemeinen nach dem in der Einwirkungsbereich-Bergverordnung von 1982 vorgegebenen Einflusswinkel von 50 gon (45°). Als Alternative zu dies em auf der sicheren Seite liegenden Wert werden in der Literatur auch Winkel von 75 gon (67,5°) bis 90 gon (81°), haufig 75°, diskutiert. 1m Tunnelbau wird fiir mitteltief liegende Tunnel ein Grenzwinkel von 45 + cp/2 angenommen, d. h. 60-65° (s. Abschn. 17.5.3). HEITFELD et al. (2005, 2006) und MAINZ et al. (2007) bringen bodenmechanische Bemessungsverfahren, deren Ergebnisse meist zwischen den oben genannten Werten liegen. Ein besonderes Problem bei der Bergschadensbewertung stellen Schiichte dar, die nicht nach der bergamtlichen "Richtlinie fiir das Verfiillen und Abdecken von Tagesschachten" verfiillt worden sind, sondern zu Zeiten, als eine Teil- oder Vollverfiillung mit Lockermassen als ausreichend erachtet worden ist (NEUMANN 2009). Solche Schachte konnen Einbriiche am Schachtausbau, an den Holzeinbauten oder auch Fehlstellen in der Fiillsaule aufweisen, bzw. sind nur oberhalb einer nicht auf Dauer standfesten Plombierung verfiillt und konnen nachsacken oder nachbrechen. An Fehlstellen in der Fiillsaule konnen sich auch seitliche Nachbriiche entwickeln. Hinzu kommt, dass das Gebirge in der unmittelbaren Schachtumgebung als Folge des
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16 Grundlagen fUr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Flachenrecycling
Schachtabteufens und der langen Standzeit mit teilweise unzureichender Sicherung immer eine gewisse Gebirgsauflockerung zeigt und damit in diesem Bereich eine abgeminderte Standfestigkeit und Tragfahigkeit aufweist. Diese Betrachtungen zeigen, dass bei Schachten, ja nach Versagensart, mit sehr unterschiedlichen Einflussbereichen gerechnet werden muss. Der Einsatz von Versatz verhindert nicht nur Verbruche, sondern reduziert je nach Lagerungsdichte und Anfangsfestigkeit auch ein Nachsacken des Deckgebirges und stabilisiert die Pfeiler. Eine solche Sicherung oder Verwahrung der Abbauhohlraume ist allerdings nur im Erzbergbau haufiger vorgenommen worden. VerwahrungsmaBnahmen mit Holzverbau weisen in lufterfiillten Grubenbauen und in der Luft-Wasser-Wechselzone keine Langzeitfestigkeit auf (MEIER 2006). Die Abschatzung der Tagesbruchgefahrdung erfolgt empirisch oder mit Hilfe von Modellrechnungen. Die empirischen Verfahren beruhen auf der statistischen Auswertung bereits eingetretener Tagesbruche unter Berucksichtigung der geologischen und tektonischen Situation. Die rechnerische Abschatzung erfolgt nach folgenden Modellen: Maximalwertverfahren (Hullkurvenverfahren) Hohlraum-Bruchmassen-Bilanz (HBB-Methode) Numerische Verfahren. Bei Vorliegen von Grubenrissen und sonstigen Abbaudaten, aber keinen Angaben uber den Zustand der Grubenbaue wird haufig das mehr oder weniger empirische Maximalwertverfahren angewendet (HOLLMANN & MUHLENBECK 2004). Die damit ermittelten Grenztiefen und Durchmesser der Bruchverformungen ergeben Anhaltspunkte uber die ortliche Gefahrdungssituation. Das Hohlraum-Bruchmassen-Modell basiert auf einer Bewertung der Hohlraum/Deckgebirgsverhaltnisse (MEIER 1978; MEIER & MEIER 2007). Bei dem Verbruch eines Hohlraums kommt es zu einer deutlichen Volumenzunahme der mehr oder weniger losen Bruchmassen gegenuber der ursprunglichen Gebirgskubatur. Der Auflockerungsfaktor betragt je nach Gestein 30 bis 50% (Tab. 12.1). Wenn die Bruchmassen nicht in tiefere Abbaubereiche abwandern kon-
nen oder durch flieBendes Wasser abtransportiert werden, fiillen sie zunachst unter einem bestimmten Schuttwinkel den verbrochenen Hohlraum und danach den sich entwickelnden Nachbruchhohlraum daruber weitgehend auf. Bei geringer Deckgebirgsmachtigkeit kann sich dabei ein Hohlraum in Abhangigkeit yom Trennflachengefiige schlotartig bis zur Gelandeoberflache hocharbeiten und es entsteht ein Tagesbruch. Ab einer bestimmten Grenzmiichtigkeit des Deckgebirges wird sich der aufsteigende Nachbruchhohlraum aufgrund des Auflockerungsfaktors der Bruchmassen totlaufen. Ais maBgebende Deckgebirgsmachtigkeit wird dabei meist nur der Bereich des Festgesteins gewertet, nicht die Verwitterungszone und die Deckschichten. Bei den numerischen Berechnungsmethoden werden der Hohlraum und der betroffene Deckgebirgsbereich in kleine Volumeneinheiten unterteilt, denen entsprechende Eigenschaften (Kennwerte) zugeordnet werden. Diese Materialeigenschaften hangen ab yom Modelltyp, dem wiederum ein Stoffgesetz zugrunde liegt, das ausdruckt, wie das Gebirge auf Belastungen reagiert. Die gegenseitigen Wechselwirkungen werden nach der Finite-Differenz-Methode ermittelt und ergeben durch Variation der Kennwerte eine Annaherung an den Versagensfall (s. Abschn. 17.5.5.2). AuBer den geometrischen Daten uber die Abbausituation und die Gebirgsverhaltnisse sind in der Regel folgende Parameter anzugeben: Wichte des Gebirges Elastizitatsmodul Gebirgsscherfestigkeit (cp, c) Poissonzahl oder Querdehnzahl Druck- und Zugfestigkeit. Die Ergebnisse derartiger Berechnungen werden maBgeblich von der primaren Hohlraumgeometrie, den Gebirgseigenschaften und seiner Machtigkeit sowie auch der Grundwassersituation bestimmt. Damit sind die Eingangsdaten weitgehend unbestimmt und mussen in den meisten Fallen uber Schatzwerte abgedeckt werden, weshalb es sich bei derartigen Berechnungsergebnissen immer nur urn naherungsweise Abschatzungen handeln kann, die mit groBeren Unsicherheiten behaftet sind.
457
16.7 Bergba ufolgen
16.7.2.3 Risikoanalyse und Bewertung e: 1m Rahmen der geotechnischen Bewertung eines Gebietes werden zunachst die moglichen Einflussbereiche von Bergbauaktivitaten festgelegt. Die nachsten Schritte fiir eine Risikoanalyse sind: Spezifizierung moglicher Schadensereignisse Abschatzen der Eintrittswahrscheinlichkeit Ermittlung des moglichen SchadensausmaBes. Die Festlegung und Bewertung dieser Einflussfaktoren kann nur sehr allgemein ausgedriickt werden. Fiir die Eintrittswahrscheinlichkeit werden Begriffe wie praktisch nicht moglich, wenig wahrscheinlich, wahrscheinlich und sehr wahrscheinlich verwendet. Das SchadensausmaB wird nach den moglichen Auswirkungen (Tagesbruch, Senkungen, Schiefstellung) und der Flachennutzung bzw. der Bedeutung und Empfindlichkeit der Bebauung sowie der Gefahrdung von Personen festgelegt. In der ersten Risikobewertung geht das mogliche SchadensausmaB zunachst auch nur mit Begriffen wie unbedeutend, klein, hoch oder sehr hoch ein. Die Wertung der einzelnen Einflussfaktoren muss dabei nachvollziehbar sein. Ein Risiko ist definiert als Produkt von Eintrittswahrscheinlichkeit und dem moglichen SchadensausmaB (s. Abschn. 17.2.2). Die Festlegung der Risikoklasse erfolgt dann nach Abb. 16.8. Die Felder unterhalb der Linie "Grenzrisiko" bedeuten Risikoklasse IV, kein Handlungsbedarf. Es verbleibt nur das nicht ausschaltbare Restrisiko. Die Felder oberhalb dieser Linie zeigen die Risikoklassen III bis I der DGGT-Empfehlung (2004). Die abschlieBende Bewertung
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dieser Klassen erfolgt danach, wo und wann (mittel- oder langfristig) mit einem Schadensereignis zu rechnen ist und welche MaBnahmen ggf. ergriffen werden konnen, urn die Eintrittswahrscheinlichkeit oder das SchadensausmaB soweit abzusenken, dass die Klasse IV erreicht wird (s. a. Abschn. 19.3.1). Die einzelnen Faktoren einer solchen Risikoanalyse sind weitgehend zeitabhangig und konnen sich im Laufe der Jahre andern. Diese Tatsache kommt bei der Ermittlung der Eintrittswahrscheinlichkeit und auch im SchadensausmaB meist nicht geniigend zum Ausdruck. In solchen Fallen muss auf die Notwendigkeit einer standigen Beobachtung bzw. auf entsprechende Folgeuntersuchungen hingewiesen werden.
16.7.3 Tagesnaher und oberflachennaher Bergbau Tagesnaher und oberflachennaher Bergbau stellen praktisch immer eine latente Gefahrdung dar. Durch den Abbau wird der Spannungszustand im Gebirge verandert (Abschn. 17.5.2). Aufgrund der Topographie und der durch die Trennflachen bedingten Anisotrophie des Gebirges treten im tagesnahen Bergbau haufig Spannungszustande mit einem Horizontalspannungsiiberschuss auf (s. Abschn. 2.6.9), die zusammen mit den abgeminderten Festigkeitseigenschaften des den Hohlraum umgebenden Gebirges Absenkungen und Bruchvorgange begiinstigen (s. WAGNER WAGNER 2006). Bei relativer Nahe der Tagesoberflache und entsprechend geringer Gebirgsfestigkeit rei-
sehr wahrscheinlich
IV
III
II
I
wahrscheinlich
IV
IV
III
II
wenig wahrscheinlich
IV
IV
IV
III
praktisch unmoglich
IV
IV
IV
IV
unbedeutend
klein
hoch
sehr hoch
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SchadensausmaB Abb. 16.8 Matrix fOr die Festlegung des Risikos (nach MEIER et al. 2004). RG = Grenzrisiko
RG
16
458
16 Grundlagen fUr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Fliichenrecycling
chen die raumliche Entwicklung der Gebirgsentspannung und ihre Auswirkungen bis an die Gelandeoberflache und es ist zeitnah mit einem Tagesbruch zu rechnen. Die Senkungs- und Verbruchanfalligkeit des oberflachennahen Bergbaus ergibt sich aus dem Verhaltnis der Gr06e bzw. der Spannweite der Abbaue zur Tiefe und der Gebirgsfestigkeit. Hohe Gebirgsfestigkeiten weisen in der Regel dickbankige Schichtgesteine und fast aile magmatischen Gesteine auf. Relativ stabil sind demnach Abbauhohlraume von Erzlagerstatten sowie Untertageabbauhohlraume von Kalkstein, Gips und Schiefer. Zu den Gebirgsarten geringer Festigkeit zahlen wenig verfestigte Lockergesteine, diinnbankige Gesteine sowie insgesamt stark gekliiftete oder starker angewitterte Gesteinsarten. Das Standardbeispiel tages- oder oberflachennahen Bergbaus mit Deckgebirge geringer Festigkeit ist der ehemalige Braunkohlentietbau. Der Abbau erfolgte meist im Pfeilerbruchbau unter Wasserhaltung. Zur Stiitzung des Hangenden lie6 man zunachst Kohlepfeiler stehen, die aber nachtraglich meist gewonnen wurden. Das Deckgebirge verstiirzte dabei, was zu einer Auflockerung der in der Regel aus Tonen, Feinsanden und den quartaren, oft lOssartigen Ablagerungen bestehenden Deckschichten fiihrte. Die tonigen Schichtglieder reagieren weitgehend plastisch, d. h. mit Kriechverformungen unter Beteiligung von vorgegebenen Trenn- und Gleitflachen. Die typischen Auswirkungen sind Bruchverformungen im abbaunahen Bereich und dariiber flachige Senkungen. Die Hohlraume kriechen mehr oder weniger kontinuierlich zu. Die Verformungen im Gelande setzen je nach Tiefe und Abmessungen der Abbaue in der Regel bereits nach wenigen Monaten ein und sind nach einigen Jahren weitgehend abgeschlossen. Der Absenkfaktor liegt meist bei etwa 90%. 1m Laufe der Jahre erfolgt eine gewisse Konsolidierung des Bruchgebirges. Mit spaten Tagesbriichen ist bevorzugt in Bereichen verbauter Streckenabschnitte und in der Umgebung von Schachten zu rechnen. Eine Sonderform von Tagesbriichen iiber derartigen Bruch- und Senkungsfeldern des oberflachennahen Bergbaus sind Erdfalle durch Losssubrosion (Abschn. 19.2.4), ausgelost durch neu entstandene wasserwegsame Bruchflachen im Deckgebirge als Folge der abbaubedingten Verformungen.
Zu den Bergbauaktivitaten in Gebirgen mit geringer Festigkeit zahlen auch fast aile tagesund oberfliichennahen Kohlelagerstiitten des Altbergbaus. Dieser konzentrierte sich auf die ausstrichnahen Bereiche von Kohleflozen und auf oberflachennahe Sattelstrukturen. In Oberflachennahe ist zwar der Gebirgsdruck gering, es ist aber immer mit einer gewissen Entfestigung des Gebirges zu rechnen. In Sattelstrukturen kommt dazu noch eine mechanisch bedingte Gebirgsauflockerung, die Verbriiche begiinstigt (s. Abschn. 17.5.1). Die gr06te Verbreitung von tages- und oberflachennahen Altbergbau findet sich im siidostlichen Randbereich des Ruhrreviers, im Bereich der Stadte Miihlheim, Essen, Bochum, Dortmund, Hattingen und Witten. Die Einwirkungen auf die Tagesoberflache sind unterschiedlich. Bei geringer Machtigkeit der iiberlagernden Schichten oder ungiinstigen Ausstrich der Floze bzw. Lager konnen sich die Abbauhohlraume auch mehr oder weniger direkt bis zu Tage durchpausen. Au6er flachen Senkungsmulden im Dezimeterbereich ist, ohne zeitliche Begrenzung, mit Tagesbriichen zu rechnen. Eine besondere Tagesbruchgefahr geht auch von nicht vorschriftsmamg gesicherten Schachten und anderen TagesOffnungen aus. Ein vollig anderes Gebirgs- und Verformungsverhalten zeigt oberflachennaher Bergbau in Festgesteinen hoher Gebirgsfestigkeit. Bei besserer Standfestigkeit des Deckgebirges treten weniger flachige Ansenkungen auf, sondern bevorzugt Tagesbriiche unterschiedlicher Gr06enordnung, deren Gefahrdungspotential iiber einen fast unbegrenzten Zeitraum anhalt. 1m oberflachennahen Erzbergbau handelt es sich meist urn mehr oder weniger steilstehende Gangsysteme, die als unregelmamge Vererzungszonen das Gebirge durchziehen und an Querstorungen zerblockt sind. Sowohl die Gangfiillungen als auch das Nebengestein sind in der Regel recht standfest. Bei Verbruch der in den Anfangen tagesnahen Abbaue entstehen Pingen, deren Pingenziige den Gangausbiss verfolgen lassen. Mit den Wasserhaltungsma6nahmen (z. T. Wasserlosestoilen, ROSSEL & DRESSLER 2005) war eine Erschlie6ung der Lagerstatten in groBeren Tiefen moglich und man ist hinsichtlich des Verlaufs der Gangsysteme auf Grubenbilder bzw. auf eine lagerstattenkundliche Einschatzung abgewiesen. Die Streckenabbaue wurden
16.7 Bergbaufolgen
zur Sicherung des laufenden Betriebs teilweise versetzt. Grubenbaue mit lagestabilem Versatz gelten als tagesbruchsicher. Sand, Bergemassen und Recyclingmaterial sind dies nur, wenn ein Abwandern in angrenzende offene Grubenbaue auszuschlie6en ist. Resthohlraume konnen, ausgehend von vorhandenen Schwachezonen des Gebirges und verstarkt durch au6ere Einfliisse, im Laufe der Zeit zu Bruch gehen. Die Tagesbriiche stehen bei tagesnahem Abbau haufig in Zusammenhang mit den alten Pingen(ziigen). Mit zunehmender Tiefe der Abbaue nimmt die Tagesbruchgefahr ab und ist ab etwa 50 m nur noch sehr gering. Bei ± sohliger Lagerung und flachigem Abbau werden haufig pfeiler- oder kammerartige Abbauverfahren ohne oder mit Versatz angewendet. Derartige Baufelder stehen je nach Bemessung der Pfeiler haufig iiber viele Jahre offen (WAGNER et a1. 2006). Kritische Situationen entstehen, wenn sich iiber den Abbauen mittelfristig kein standsicheres Traggewolbe ausbilden kann bzw. wenn die Festigkeit einzelner Pfeiler mit der Zeit iiberschritten wird. Die weitere Entwicklung der Verbruchvorgange hangt vom Systemverhalten des Deckgebirges abo Tagesnahe Abbaufelder neigen zu einem plotzlichen Versagen und der friihzeitigen Entwicklung von Tagesbruchen. Bei Oberlastung einzelner Pfeiler kann es auch zu progressiven Versagen und zu gro6flachigen Verbruchen kommen. Entscheidende Kriterien sind in beiden Fallen die Lagerungsverhaltnisse, das Abbauverfahren, d. h. die Dimensionierung der pfeiler, und das Gebirgsverhalten. Derartige Verbruchereignisse sind z. B. von (meist aufgelassenen) Kalkstein- und Gipsgruben bekannt. FRIEDRICH et a1. (2006) berichten von einem ehemaligen Kammer-Pfeiler-Gipsabbau, iiber dem nach Stilllegung der Grube in wenigen Jahren sechs Einbriiche mit Abmessungen bis 10 m und ein gro6flachiger Tagesbruch von 50 x 34 x 5 m aufgetreten sind. Die kleineren, schlotartigen Einbriiche korrelieren gut mit den aufgefahrenen Kammern mit 7 m Spannweite, uber denen die stark zerkliifteten und teilweise entfestigten Kalkmergelsteine kein sicheres Traggewolbe ausbilden konnten. Unter dem gro6flachigen Einbruch ist es offenbar zu einem Versagen unzureichend dimensionierter Pfeiler gekommen. Die Tiefe dieses Tagesbruchs von 5 m entspricht etwa der AbbauhOhe, d. h. der Absenk-
459
faktor betragt auch hier 90 bis 95%. Bei Gipsgrub en kommen als zusatzlicher Faktor fur eine Schwachung des Deckgebirges Auslaugungserscheinungen gema6 Abschn. 19.2.2 hinzu. ROGALL & BROMEN (2009) berichten auch iiber die Tagesbruchgefahrdung und Sicherungsma6nahmen iiber gro6flachigen unterirdischen Basaltabbaukammern in der Eifel und MEIER et a1. (2005) iiber die Erkundung und Verwahrung von tagesnahen Kalksteinabbaufeldern unter Wohnbebauung.
16.7.4 Tiefer 8ergbau Bei Bergbauaktivitaten in gro6eren Tiefen und hOherer Systemsteifigkeit des Hangendgebirges sollten an der Erdoberflache keine Tagesbriiche auftreten. Generell geht man davon aus, dass ab Abbautiefen von 80-100 m keine unsteten Reaktionen bis zur Tagesoberflache durchschlagen. Bei flachigen Bruchbaufeldern ist allerdings mit entsprechenden Senkungsmulden mit z. T. erheblichen Absenkbetragen und Zerrungszonen bzw. Schiefstellungen in den Flankenbereichen oder an Abbaugrenzen bzw. tektonischen Grenzflachen zu rechnen. Die Zusammenhange, welche diese Senkungen bewirken, lassen sich nach der Literatur wie folgt zusammenfassen: Ober den Abbauhohlraumen bildet sich eine Bruchzone zerriitteten Gebirges. Ihre Hohe (B) ist abhangig von den Abmessungen des Abbauhohlraumes, vor allem der Hohe (M) und den Festigkeitseigenschaften des Gebirges, die nach SROKA & PREUSSE (2009) durch den empirischen Faktor A = 2 bis 4 beriicksichtigt werden (B = A . M). Die aufgelockerte Bruchzone, die in der Regel einen Auflockerungsfaktor von 10% des abgebauten Volumens aufweist, wird durch die Last des Deckgebirges wieder kompaktiert, wodurch sich eine Absenkung der Hangendschichten entwickelt, die sich bis zur Tagesoberflache durchpaust. Die Auswirkungen tie fer Abbaue laufen ebenfalls relativ zeitnah abo Sie gelten allgemein nach einem Zeitraum von etwa 5 Jahren nach Ende der Abbautatigkeit als abgeschlossen. Diese abbauinduzierten Bodenbewegungen werden in den meisten Fallen iiberlagert von einem durch die Grundwasserabsenkung bedingten Anteil der Gelandesenkungen (s. Abschn. 6.2.2). Fur einen sicheren Betrieb der bis > 1000 m
16
460
16 Grundlagen fUr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten, Flachenrecycling
tief liegenden Forderstrecken war eine betriebsinterne Grubenwasserhaltung iiber die Forderschachte notwendig, die im Ruhrrevier ab 2000 durch eine zentrale Wasserhaltung auch der Bereiche, in denen der Abbau bereits eingestellt war, erganzt wurde. Damit wurde ein Uberlaufen von Wasser in die aktiven Bergbaubetriebe verhindert. Nur der Altbergbaubereich im Siidteil des Reviers liegt teilweise auBerhalb des Einflussbereiches der zentralen Wasserhaltung (GRIGO et a1. 2007). Als Folge dieser groBflachigen Wasserhaltung ist der Grundwasserspiegel in weiten Gebieten stetig abgesunken, wobei trotz ortlicher Differenzen im Zehnermeterbereich von einer insgesamt groBflachigen Absenkwirkung auszugehen ist. Die Folgen dieser beiden auslosenden Faktoren, namlich groBflachige Bruchbaufelder und Grundwasserabsenkung, waren entsprechende Gelandesenkungen von mehreren Metern, die haufig zu Schaden an der 1nfrastruktur und der Bebauung gefiihrt haben. Die natiirlichen Vorflutverhaltnisse wurden massiv gestort. 1m Emschergebiet musste das Gewassersystem umstrukturiert und am Niederrhein die Damme erhoht werden, urn den Hochwasserschutz zu gewahrleisten. Derzeit und auch kiinftig sind umfassende EntwasserungsmaBnahmen erforderlich, urn auf Flachen, die tiefer ais die Vorfluter liegen, Vernassungen und Dberflutungen zu verhindern.
16.7.5 Auswirkungen des Grubenwasseranstiegs Die Bergbautatigkeiten bewirken nachhaltige Veranderungen der Grundwasserverhaltnisse im Gebirge. Durch das Auffahren der Hohlraume und den entsprechenden Reaktionen des Gebirges wird die Gebirgsdurchlassigkeit massiv verandert. Ehemals geschlossene KIiifte werden hydraulisch wirksam und es kann zu hydraulischen Verbindungen zwischen verschiedenen Grundwasserstockwerken kommen. Wenn mit Stilllegung des Bergbaubetriebs die Wasserhaltung eingestellt wird, kommt es zu einem langfristigen Wiederanstieg des Grundwassers, der, wie auch die vorangegangene betriebsbedingte Grundwasserabsenkung, Bereiche erfassen kann, die selbst nicht direkt yom Bergbau in Anspruch genommen worden sind. Der
Wiederanstieg des Gruben- bzw. Grundwassers hangtabvon dem flutbaren Resthohlraumvolumen und dessen Verteilung, dem Wasserleitvermogen bzw. dem Grubenwasserstrom in den Strecken und Abbauen, dem Poren- bzw. Kluftvolumen und def Gebirgsdurchlassigkeit des liegenden, umgebenden und iiberlagernden Gebirges, unter Beachtung der Auflockerungsbereiche bzw. von Stauhorizonten und Stockwerksbildung, Zufliissen iiber tektonischen Storungssystemen, sowohl aus dem Liegenden als auch dem Hangenden. Die Anstiegsgeschwindigkeit des Grundwassers wahrend def Flutung hangt ab von den jeweiligen Zuflussraten, die einige Zehnerkubikmeter pro Minute bis wenige m 3/min betragen konnen. Die AnstiegsmaBe betragen im Festgestein haufig viele Zehnermeter im Jahr und gehen im Bereich der Deckschichten z. T. auf wenige Meter im Jahr zuriick. Bei einem Zufluss aus tieferen Schichten baut sich mit ansteigendem Wasserspiegel ein Gegendruck auf, der allein einen Riickgang der Zulaufmenge bewirkt. Die mit dem Ende der Wasserhaltung und der Flutung der Grubengebaude auftretenden ProbIerne konnen sehr vielgestaltig sein. Zunachst ist eine veranderte chemische Beschaffenheit des Flutungswassers zu beachten. Tiefenwasser aus tektonischen Storungszonen kann aufgesaizen sein oder Kohiensaure enthalten. Ein Tiefenzulauf kann auBerdem zu einer Durchspiilung der Grubenbaue fiihren, unter Mitnahme von Schadstoffen aus dem Grubengebaude. Durch die vorausgegangene Absenkung des Grundwassers und die Beliiftung ist das Gestein auBerdem einem sauerstoffhaltigen Milieu ausgesetzt gewesen, mit entsprechenden geochemischen Prozessen, wie z. B. Pyritoxidation. Das Flutungswasser weist deshalb haufig erhOhte Werte an CaS0 4• MgS04 und FeS0 4 oder auch veranderte pH-Werte auf (ECKART et a1. 2006; HEITFELD et a1. 2007). Bei starkerem Wasserzulauf aus dem Hangenden kann es auch zu einer Schichtung des Flutungswassers kommen. Gellindehebungen als Folge von flutungsbedingten Gruben- bzw. Grundwasserwiederanstieg sind seit langem bekannt (Lit. s. SROKA 2005 und SROKA & PREUSSE 2006). Die Ursache sind
461
16.7 8ergbaufolgen
die mit dem Wiederanstieg des Grundwassers wieder einsetzenden Auftriebskrafte und die damit verbundene Verringerung der Normalspannungen (Abschn. 6.2.2). Die riickiaufigen Hebungen sind im Vergleich zu den vorangegangenen Senkungen sehr gering. Sie liegen in der GroBenordnung von < 10% der vorherigen Senkungen, haufig sogar bei < 5%. Schaden an der Infrastruktur und an Gebauden sind bei diesen GroBenordnungen nicht zu erwarten, ausgenommen die im Jahr 2000 im Erkelenzer Revier erstmals beobachteten Schadensfalle. Die hier aufgetretenen schadensverursachenden Differenzbewegungen auf engstem Raum (Abb. 16.9) sind an Unstetigkeiten im Verlauf tektonischer Storungszonen gebunden, hier dem sog. Rurrand-Sprung und einigen Begleitstorungen (HEITFELD et al. 2004; BAGLIKOW 2006; SROKA & PREUSSE 2009). Kartendarstellungen von den weitflachigen Hebungen der Jahre 1997-2003 zeigen ein differenziertes Zeit -Hebungs-Verhalten mit abnehmender Tendenz, dessen Schwerpunkte aber nicht mit den in den Jahren 1953-1997 vorausgegangenen Senkungen iibereinstimmen. Die Hebungen gehen auch randlich iiber die friiheren Abbauflachen hinaus. Ein erhOhtes Tagesbruchrisiko ist nur bei Einstau nicht dauerstandsicher verfullter Schachte und im Bereich oberflachennahen Altbergbaus gegeben. Uber eine Schadensersatzpflicht bei
3 T
4
5
\
Verwerfung
8
Mai 01
Nov 01
Mai 01
Jun 02
Mai 01
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Nov 01 h [mm)
Jun 02 h [mm)
Jun 02 r h [mm)
Nov 02 h [mm]
Nov 02 r h [mm)
1 2 3 4 5 6 7 8 9
0 - 1 +16 +18 +17 +17 +17 +17 +16
0 + 1 +18 +18 +18 +19 +19 +19 +17 (-1 )
0 0 +34 +36 +36 +36 +36 +36 +33 neu
0 0 +8 +9 +9 +9 +9 +8 +8
0 0 +42 +45 +45 +45 +45 +44 +41 fortgef.
Pkt.
6
•
Bergschaden infolge Wiederanstieg des Grundwassers berichten FRENZ (2006), LENZ (2006), REINHARDT (2006) und TERWIESCHE (2005, 2006). Infolge der vorangegangenen Gelandesenkungen urn Meterbetrage kann ein Wiederanstieg des Grundwassers bis in das Vorflutniveau zu einer Vernassung gro6erer Flachen, zu Wassereintritten in Kellerraume und ggf. zu einer Flutung von Deponien oder Altlasten fuhren. Die Wasserspiegel im Flutungsbereich mussen so niedrig gehalten werden, dass keine Gefahr fur betroffene Flachen und Anlagen besteht. Eine andere Gefahr ist das Eindringen von Flutungswasser in benachbarte Trinkwasseraquifere oder Mineralwasserbrunnen bzw. verstarkte Methangasaustritte (Abschn. 16.7.6). Fur die rechnerische Behandlung von Grubenflutungen stehen heute eine Reihe analytischer und numerischer Modelle zur Verfiigung (FISCHER & WILD HAGEN 2006; ECKART et al. 2005, 2006, darin Lit.). Zum Grnndwassermanagement von Grubenflutungen gehort auch immer ein Beweissicherungsprogramm zur Beherrschung und Uberwachung der moglichen Auswirkungen des Gruben- und Grundwasseranstiegs auf den Grundwasserchemismus, auf genutzte Grundwasserleiter, auf die Tagesoberflache sowie ggf. auch auf benachbarte aktive Baufelder (HEITFELD et al. 2007).
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7
Abb. 16.9 Extrem engriiumige Differenzbewegungen uber einer tektonischen Struktur infolge Grundwasser-Wiederanstieg ( aus 8AGLIKOW 2006).
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462
16 Grundlagen fUr die Bewertung von Deponie- und Altlastenstandorten. Flachenrecycling
16.7.6 Methangasaustritte AuBer der landesweit nur geringen Gefahr von Methangasaustritten aus gasabspaltenden Muttergesteinen (s. Abschn. 4.3.3) kommt es in den Steinkohlenregionen haufig zu mehr oder weniger starken Methangasaustritten. Ftir NordrheinWestfalen liegt eine Methangasverbreitungskarte vor (STRAUSS 2008). Das Methan stammt zum groBten Teil aus den Steinkohleflozen. Es ist wahrend der Inkohlung in groBen Mengen abgespaltet worden. Das meiste Gas ist aber im Laufe der Erdgeschichte bereits tiber das Deckgebirge in die Atmosphare entwichen. Von den Restmengen findet in den unverritzten Kohleflozen fast keine weitere Freisetzung statt. Erst durch die Gebirgsentspannung infolge der Abbauaktivitaten wird das in der Kohle und auch im umgebenden Gestein gespeicherte restliche Methan freigesetzt und entweicht tiber das gestorte Gebirge zur Tagesoberflache. Die Art der Methangasemmissionen (flachig. punktuell. linienhaft) wird von der Ausbildung der Deckschichten. dem Grundwasserstand und den tektonischen Strukturen bestimmt (OPAHLE 2005; HEITFELD et a1. 2007). Die Austritte sind teilweise auch an Vegetationsschaden erkennbar. Methan (CH 4 ) ist ein geruch- und farbloses, ungiftiges Gas, das mit einer Dichte von 0,717 kg/m3 leichter ist als Luft. Methan und auch andere Kohlenwasserstoffe sind in bestimmten Mischungsverhaltnissen mit Luft explosiv. Bei Methan liegt die untere Explosionsgrenze (UEG) je nach Literaturzitat bei 4,4 bis 5 Vo1.-% und die obere Explosionsgrenze (OEG) bei 14 bis 16,5 Vo1.-%. Bei hoheren Methananteilen ist das Methan -Luft -Gemisch brennbar. Methangasaustritte stellen ein Gefahrenpotenzial fUr die Bebauung dar und erfordern ggf. SicherungsmaBnahmen in Form von Gasdransystemen an Gebauden und Gasbarrieren in Leitungstrassen (NOTACKER et a1. 2005; STRAUSS 2007). Methan kann sich unter Deckschichten in besser durchlassigen Bereichen sammeln und bei
engraumigen Ausschachtungen zu Gefahrensituationen fUhren (Verpuffungsgefahr). Methangas kann auch in handelstibliche Kunststoffrohre diffundieren und sich mit dem Leitungsinhalt vermischen, was gewisse Gefahrensituationen herbeifUhren kann. Beim Abbau von Steinkohle werden in den umgebenden Flozbereichen groBe Mengen Methan frei, die sich nach Einstellen der Bewetterung in den Grubenbauen ansammeln. Dieser Prozess halt je nach GroBe des Restgasinhalts tiber Jahre bis Jahrzehnte an. Bei Wiederanstieg des Grubenwassers ist deshalb mit verstarktem Methanzustrom im Deckgebirge zu rechnen (Abschn. 16.7.5). Durch den Anstieg des Wassers wird das in den abgeworfenen Abbauhohlraumen angesammelte Methangas verdrangt. Der Gasdruck steigt an, was sich auch auf den Gasanstieg bis zur Tagesoberflache auswirkt. Sobald der Wasserdruck hoher wird als der Restgasdruck im Gebirge, geht die Entgasung deutlich zurtick. Urn das Risiko von Methangasaustritten im Gelande zu verringern und den hohen Energiegehalt von Methan zu nutzen. werden heute groBe Mengen Grubengas mit Methangehalten bis zu 90% aus aktiven oder stillgelegten Bergwerken tiber alte Schachte oder Bohrungen abgesaugt und energetisch genutzt (OPAHLE 2005; PREUSSE et a1. 2006; OPAHLE & HEGEMANN 2006). Methan ist auch Hauptbestandteil geogener Bodengase (Abschn. 4.3.3) und von Deponiegasen. Deponiegas und auch Ausgasungen anderer Kontaminationen konnen nicht nur unmittelbar am Standort auftreten. sondern tiber nattirliche Pfade (abgedeckte durchlassige Schichten. Kluftzonen) oder Leitungsgraben mehrere hundert Meter entfernt austreten oder in Gebaude eindringen. Diese GeHihrdung wird allgemein unterschatzt. So wanderte 1995 in Belgien das Gas aus einer Deponie mehr als einen Kilometer weit durch den sandigen Untergrund in die Keller einer Siedlung. In England zustorte 1985 eine Deponiegasexplosion ein Wohnhaus in der Nahe einer Deponie.
17
un elbau
Der Tunnelbau ist ein komplexes Aufgabengebiet, in dem nicht nur in der Erkundungsphase, sondern auch wahrend der Vortriebsarbeiten zahlreiche spezielle ingenieurgeologische Fragestellungen auftreten. Ihre Bearbeitung setzt gewisse Kenntnisse in den Verfahrenstechniken voraus, urn die Wechselwirkungen zwischen dem Bauverfahren und dem Verhalten des Gebirges vorab abschatzen bzw. wahrend des Vortriebs bewerten zu konnen.
17.1 Grundbergriffe des Tunnelbaus Das Gebirge ist beim Tunnelbau nicht nur Baugrund, sondern zugleich Baustoff, mittragendes Element (Widerstand) und gleichzeitig Belastung (Einwirkung). Diese "Mehrfachfunktion" birgt zwangslaufig ein hoheres technisches und wirtschaftliches Risikopotenzial, als wir es sonst kennen. Dabei ist der "Baustoff Gebirge" in der Regel zunachst unveranderbar vorgegeben und liegt nie ungestort vor, sondern ist bereits immer mehr oder weniger stark bis iiber die Bruchgrenze hinaus tektonisch und z. T. auch anderweitig beansprucht worden. Deshalb miissen schon in der Erkundungsphase die moglichen Gefahrdungen durch geologisch bedingte Schwachstellen (Tektonik, hydrothermale oder verwitterungsbedingte Entfestigungen, Verkarstung, Hangbewegungen) und ungiinstige Wasserverhaltnisse so genau wie moglich erfasst werden. Die Entwurfsbearbeitung eines Tunnelbauwerks besteht heute aus einer griindlichen ingenieurgelogisch-geotechnischen Erkundung mit entsprechender Bewertung der Gebirgs- und Grundwasserverhaltnisse sowie einem realitatsH. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
nahen felsmechanischen Modell und darauf aufbauenden Standsicherheitsnachweisen. Bei der Bauausfiihrung erfolgt dann eine baubegleitende Kontrolle der Annahmen aus der Erkundung und eine Dberpriifung der Berechnungsergebnisse (Standsicherheit und Verformungsverhalten). Nachfolgend werden im Wesentlichen Aufgabenstellungen des Tunnelbaus in Halbfest- und Festgesteinen der Mittelgebirge behandelt. Der innerstadtische Tunnelbau in Lockergesteinen und der Hochgebirgstunnelbau, der sich in vielen Dimensionen deutlich unterscheidet (s. Tab. 17.1), konnen nur kurz angesprochen werden. Die wichtigsten Begriffe fUr den Tunnelvortrieb sind aus Abb. 17.1 ersichtlich. Bei maschinellen Vortrieben werden Kreisquerschnitte aufgefahren, bei konventionellen (bergmannischen) Vortrieben sog. Maulprofile und bei offener Bauweise Stahlbetonrahmen und z. T. auch Gewolbequerschnitte. Kreisquerschnittahnliche Formen werden bei konventionellen Vortrieben nur geplant, wenn diese statisch erforderlich sind, wie z. B. bei hohem Wasserdruck oder in quellfahigem Gebirge zur Aufnahme des Quelldrucks. Die Querschnittsabmessungen sind aus Abb. 17.2
Tabelle 17.1 Einteilung der Hohlraumbauten nach der Oberlagerungshohe hinsichtlich ingenieurgeologischer Prognose und Gebirgsverhalten. Hochgebirgsverhiiltnisse
Mittelgebirgsverhaltnisse
Seicht liegende Tunnel Oberlagerung bis 300 m
Seicht liegende Tunnel Oberlagerung < 30 m
(2D) Mitteltief liegende Tunnel Oberlagerung 300 bis 1000 m
Mitteltief liegende Tunnel Oberlagerung 30 bis 60 m (40)
Tief liegende Tunnel Oberlagerung> 1000 m
Tief liegende Tunnel Oberlagerung > 60 m
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17 Tunnelbau
17
FIRSTE
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:'''-AUS8AU
STROSSE
besonderem MaBe ein kontinuierlicher interaktiver Prozess, bei dem standig Anpassungen und Optimierungen an die dazugewonnenen Erkenntnisse tiber den Gebirgsbau und die Wasserfiihrung des Gebirges vorzunehmen sind. Dies erfordert nicht nur eine interdisziplinare, reibungslos tibergreifende Zusammenarbeit, sondem auch Kompetenz und Kontinuitat in der Zusammensetzung des Planungsteams (s. BRUGGER & SACHS 2009).
SOHLGEwOLBE
17.2.1 Erkundungsinhalte, Richtlinien
Abb. 17.1 Begriffe im Tunnelbau.
ersichtlich. Lange Verkehrstunnel (> 1 km) werden aus Sicherheitsgrtinden meist als zwei eingleisige (Richtungs-)Tunnelrohren mit Seitenabstanden von 20 bis 40 m und Querschlagen in Abstanden von 300 bis 1000 m ausgefiihrt. Die tibliche Nutzungsdauer von Verkehrstunneln wird allgemein mit 100 bis 150 Jahren angegeben. Einige alte Eisenbahntunnel haben inzwischen eine Nutzungsdauer von 150 Jahren erreicht.
17. 2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risi komanagement Die ingenieurgeologisch-geotechnische Beratung, die Planung und der Bau eines Tunnels sind in
2-spurige Richtungsfahrbahn mit Standstreifen
Aufgabe der ingenieurgeologischen Erkundung ist die tunnelbautechnische Beschreibung und Beurteilung des Gebirges. Dazu gehort nicht nur die Beschreibung der Gesteine und des Trennflachengefiiges sowie die Erkundung der Grundwasserverhaltnisse, sondem vor allen Dingen eine Darstellung der Lagerungsverhaltnisse und eine Beschreibung der tektonischen Beanspruchung des Gebirges sowie moglicher anderer geologischer Besonderheiten. AuBerdem sind die Eigenschaften und Kennwerte der Gesteine und des Gebirges, die Raumstellung der maBgeblichen Trennflachen, insbesondere der tektonischen Storungszonen, sowie ihre Ausbildung, einschlieBlich einer moglichen Festigkeitsabminderung des Gebirges relevant. Auch auf die Mineralogie einiger Gesteinsarten ist frtihzeitig hinzuweisen. Liegen quarzitisch gebundene Gesteinsarten vor, besteht GeHihrdung durch silikogenen Staub. Bei Grundgebirgs-
2-gleisiger Eisenbahntunnel
2-spuriger StraBentunnel
Abb. 17.2 Regelquerschnitte fUr Verkehrstunnel bei bergmannischer Bauweise (nach
EDLMAIR
&
PACHER
2009).
17.2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
und Schiefergebirgstunneln ist je nach Geologie besonders auf die Moglichkeit des Auftretens asbestfaserartiger Minerale (meist in Kluftfullungen) zu achten (AESCHBACH 2004). In der DAUB-Empfehlung fUr Tunnelvortriebe in asbestbelasteten Gesteinen (2007) sind verschiedene Dbersichtskarten mit Angabe derartiger Gebiete enthalten (s. a. Tunnelbautaschenbuch 2008, S. 141-160). Eine mogliche Asbestgefahrdung ist zu beschreiben, wobei der Tunnel in asbestfreie und asbestgefahrdete Abschnitte zu unterteilen ist. Notigenfalls ist ein sachkundiger Kristallinmineraloge beizuziehen (s. Abschn. 17.2.7). Besonderes Augenmerk ist auch auf sulfidhaltige Gesteine gemaiS Abschn. 2.2.3 zu rich ten, deren primare Sulfide in sekundare Sulfide oder Sulfate umgesetzt werden, wobei freie Schwefelsaure entstehen kann. Diese Vorgange fuhren nicht nur zu einer Zersetzung des Gesteins (s. Abschn. 13.4.1} sondern bedeuten aufgrund des starken Abfalls des pH-Werts und der hohen Sufatgehalte eine Gefahrdung fUr Oberflachenund Sickerwasser (s. Abschn. 17.2.7 und KEMPFERT et al. 2008). Auch auf die Zerfallserscheinungen einiger anderer Festgesteine gemaiS Abschn. 3.4.2 sei hier noch einmal verwiesen. Die tunnelbautechnische Beschreibung und Beurteilung des Gebirges dient einerseits fur die Ermittlung der Gebirgs- bzw. Ausbruchsklassen, fUr das Tragverhalten des Gebirges und fur die Losbarkeit beim Ausbruch und andererseits als Grundlage fur ein geotechnisches Gebirgsmodell fUr numerische Berechnungen. Weiterhin mussen Ruckschlusse auf die Wahl des Bauverfahrens einschlieglich der Einsatzmoglichkeit von Tunnelbohrmaschinen gezogen werden konnen. Die geotechnische Prognose ist Grundlage fUr die Planung und Ausschreibung, angefangen yom Vortriebskonzept mit der Auswahl der Vortriebsmethode und der Stutzmittel bis hin zu den im Bedarfsfall erforderlichen Bauhilfsmagnahmen im Zuge des Vortriebs und sie muss den anbietenden Firmen eine moglichst einwandfreie Preiskalkulation ermoglichen. Die zunehmende Mechanisierung des Tunnelbaus und der Einsatz von Tunnelbohrmaschinen mit ihrer nur bedingten Anpassungsfahigkeit an wechselnde Gebirgsverhaltnisse, steigert die Bedeutung der ingenieurgeologisch-geotechnischen Erkundung. Der Einsatz von Tunnelbohrmaschinen erfordert haufig umfangreichere Vor-
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arbeiten als ein herkommlicher Sprengvortrieb (s. Abschn. 17.6.4.4). Auger den Normen sind bei Tunnelprojekten besonders die einschlagigen Richtlinien und Merkbliitter zu beach ten. Bei Eisenbahntunneln sind dies die Richtlinie (RiL) 853 (2007) der Deutschen Bahn AG. Fur den Stragentunnelbau steht mit der ZTV-ING von 2007 (BRUMMERMANN 2008), Teil 5, Tunnelbau, ein umfassendes Regelwerk, bestehend aus 5 Abschnitten zur VerfUgung: 1. Geschlossene Bauweise 2. Offene Bauweise 3. Maschinelle Schildvortriebsverfahren 4. Betriebstechnische Ausstattung 5. Abdichtung. Fur maschinelle Vortriebsverfahren wird augerdem auf die DAUB-Empfehlungen verwiesen (s. Anlage). Daruber hinaus kann es zweckmalSig sein, auch die einschlagigen osterreichischen und schweizerischen Normen und Richtlinien zu kennen. Die osterreichischen Regelwerke sind in den Zeitschriften Felsbau 2003: 4 und Tunnel 2006:4 zusammengestellt, die aktuellen Schweizer SIA-Tunnelnormen in der Zeitschrift Tunnel 2005: 4.
17.2.2 Risikomanagement und Gefahrdungsbilder 1m Tunnelbau ist immer eine gewisse latente Gefahrdung gegeben. Dieses erhohte Risikopotenzial ergibt sich schon aus der Mehrfachfunktion des Gebirges (s. Abschn. 17.1) und dem oft schwer vorhersehbaren, zeitabhangigen Verhalten des Gebirges bei Eingriffen. In keinem anderen Bereich des Bauwesens haben sich in den letzten Jahrzehnten derart viele Grogschaden ereignet, wie im Tunnelbau, wobei es sich meist urn Einsturzereignisse wahrend der Vortriebsarbeiten gehandelt hat (WANNICK 2007). Seit 2009 ist bei Tunnelbauprojekten ein wirksames Risikomanagementsystem (RMS) ublich, welches auch die operativen Projektrisiken der gesamten Leistungserstellung abdeckt (HOFBAUER 2009). Fur eine professionelle Risikominimierung wird auf die deutsche Fassung der ITIG-Richtlinie zum Risikomanagement von
7
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Tunnelprojekten verwiesen (REINER 2006; WANNICK 2007; WANNICK & BRETZ 2008). Hauptziele der Richtlinie sind Mindestanforderungen an ein Risikomanagement (u. a. ausreiehende Voruntersuchungen), eine klare Definition der Zustandigkeiten sowie ein MaBnahmenkatalog und eine baubegleitende Fachberatung. Risikoanalysen (RA) sind im Prinzip abstrakte Denkmodelle auf der Grundlage komplexer und haufig zueinander in Wechselwirkung stehender Einzelfaktoren. Sie dienen dazu, die mogliehen Risiken zu ermitteln, iiberschaubar zu machen sowie die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Schadenshohe abzuschatzen und durch geeignete MaBnahmen soweit zu reduzieren, dass ein akzeptables Restrisiko erreicht wird. Den Umgang mit einer bestehenden Risikosituation regelt dann das Risikomanagement. Das Konzept dazu besteht im Wesentlichen aus drei Schritten: Risikoanalyse (erkennen, zusammenstellen und bewerten) Risikosteuerung (vermeiden, vermindern, verlagern) Risikoiiberwachung (Steuerung und Kontrolle). Bei der iiblichen Aufschlussdichte kann bei Mittelgebirgstunneln im Allgemeinen erwartet werden, dass in der ingenieurgeologischen Prognose keine erheblichen Abweiehungen und keine unerkannten Risiken auftreten. Moglich sind Abweiehungen im Gebirgsverhalten. Bei tief liegenden Tunneln sind aufgrund der begrenzten Aufschlussmoglichkeiten gewisse Abweiehungen und auch unerkannte Risiken nieht ungewohnlich, insbesondere was das Gebirgs- bzw. Systemverhalten angeht. Die beste Methode, den Gebirgsbau und das Gebirgsverhalten moglichst zutreffend zu erfassen, liegt in beiden Fallen in der regionalen und tunnelbautechnischen Erfahrung des Ingenieurgeologen und in der Zusammenarbeit mit dem Planungsteam. Urn einen Tunnel sieher, kostengiinstig und termingerecht ausfiihren zu konnen, miissen die Problembereiehe erkannt und sog. Risikozonen und Gefahrdungsbilder zusammengestellt werden. Gefahrdungsbilder setzen eine sorgfaltige Problemanalyse voraus (was ist aufgrund der geotechnischen Gegebenheiten moglich und was zeigt die Erfahrung?) und sie bestehen aus einer bildhaften und beschreibenden Vorstellung iiber
17 Tunnelbau
gebirgsbedingte Schwachstellen, die zu Schadensereignissen fiihren konnen. Die Bedeutung dieses Vorgehens ergibt sich daraus, dass nur erkannte Risiken Eingang in das Risikomanagement finden konnen. Als geologische Risikofaktoren konnen auftreten: groBe und breite Storungszonen, insbesondere spitzwinklig oder schleifend, z. T. auch den Tunnel wellenformig, d. h. teilweise im Profil, teilweise tangierend begleitende Strukturen lithologische Schwachezonen, insbesondere starker beanspruchte Ton- und Schiefergesteine, wie Phyllite und glimmerhaltige Gesteine tiefwirkende Hangbewegungen tiefreichende Gebirgsentfestigung (alte Landoberflachen) oder verdeckte Lockergesteinsmulden (tektonische Storungszonen) starker Wasseranfall, insbesondere in wenig kohasiven Baugrund Auftreten von Gasen quellfahige Gesteine Karstgebirge (auch verdeckter Karst an alten Landoberflachen) Altbergbau Bodenkontaminationen (besonders asbestund sulfidhaltige Gesteine) ungewohnlieher Primarspannungszustand Gebirge mit Tendenz zu allmahlieher Entfestigung oder zu Kriechverformungen. Ein Risiko wird definiert als Schaden, mit dem in der Folge einer MaBnahme zu rechnen ist, und zwar SchadensausmaB multipliziert mit der Eintrittswahrscheinlichkeit (Abschn. 16.7.2.3). Wo es wegen mangelnder Vorhersehbarkeit nicht moglich ist, Auftretenswahrscheinliehkeit und AusmaB moglicher Ereignisse zu quantifizieren, begniigt man sieh haufig mit qualitativen Methoden der Risikobewertung. Sie stiitzen sich im Wesentliehen auf Erfahrungen bei vergleiehbaren Projekten. Bei der Abschatzung der Risiken sind zu unterscheiden, das eigentliehe Baugrundrisiko, d. h. Abweichungen gegeniiber den prognostizierten Gebirgs- und Grundwasserverhaltnissen und das sogenannte Systemrisiko, d. s. nieht vorhersehbare Reaktionen im Gebirgsverhalten beim Vortrieb. Die Auswirkungen beider Risiken konnen unzulassig groBe Setzungen der Tunnel-
17. 2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
schale sein (sog. Setzungsrisiko) oder ungiinstigenfalls auch ein Nachbruch bzw. Verbruch. Dazu kommen Wassererschwernisse, bis hin zu einem Wassereinbruch (s. Abschn. 17.2.5.2). Bei einer quantitativen analytischen Risikobewertung versucht man, die Eintrittswahrscheinlichkeit und das SchadensausmaB auf der Grundlage von Erfahrungswerten und Simulationen quantitativ zu ermitteln. Das Problem dabei ist, dass beide Eingangswerte in hohem MaBe unbestimmt sind. Unabhangig von der Schwierigkeit, das SchadensausmaB einigermaBen zutreffend anzugeben, kann die Eintrittswahrscheinlichkeit im Tunnelbau nicht oder nur sehr grob abgeschatzt werden, zumal sie sehr stark von den Vortriebsarbeiten, den WasserhaltungsmaBnahmen und moglichen Ausflihrungsmangeln abhangt. Die Bewertung des Risikos kann anhand einer Bewertungsmatrix nach dem zu erwartenden SchadensausmaB (sehr hoch ist z. B. ein Verbruch mit Gefahr flir Menschen und Sachen, auch Dbertage) und der Eintrittswahrscheinlichkeit erfolgen (Abb. 16.8). Darin bedeuten z. B.: Risikoklasse I, die Notwendigkeit einer Anderung der Ausfiihrungsplanung Risikoklasse II und III eine planerische Verstarkung der Sicherungsmittel oder Anderung der Vortriebsklasse Risikoklasse IV, vorsorgliche MaBnahmen wahrend des Vortriebs diirften ausreichend sein. Detaillierte Berechnungen werden im Allgemeinen erst bei hoher Eintrittswahrscheinlichkeit vorgenommen (s. OGG-Richtlinie 2005). Ein Beispiel flir eine solche Risikosimulationsrechnung bringen FRENZL et al. (2005; 2007). Aus den Ergebnissen der Risikoanalyse werden Entscheidungen iiber die Vorgehensweise und die bestmogliche Handhabung bei Eintritt eines Risikos getroffen. Ziel dieser Risikosteuerung ist die Entwicklung und Abstimmung sicherheitstechnischer MaBnahmen und Losungen flir aIle Eventualitaten in den verschiedenen Bauphasen der Projektabwicklung, mit dem Ziel, ein akzeptables MaB an Sicherheit gegeniiber den erkannten Risiken zu erreichen. Nur wenn mittels detaillierter Ablaufe vorab festgelegt wird, was in kritischen Situationen zu tun ist, kann auch iiberwacht bzw. gepriift werden, ob es zu
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einer entsprechenden Umsetzung der Vorgaben gekommen ist (s. a. Abschn. 17.4.2). Die Risikoiiberwachung wahrend der Bauausflihrung bedient sich dann der bekannten Beobachtungsmethoden (s. Abschn. 5.2 und 17.5.3), mit denen aber auch nur zeitlich verzogert eintretende Ereignisse beherrscht werden konnen, nicht dagegen Bruchereignisse ohne Vorankiindigung. Unter Restrisiko versteht man in der Regel ein Risiko aufgrund vorab nicht feststellbarer Inhomogenitaten und Kennwertabweichungen im Gebirge, das von den Verfahrensbeteiligten in Kauf genommen wird. Das Baugrundrisiko verbleibt auch dabei beim Bauherrn.
17.2.3 Spezielle Erkundungsmethoden Die Erkundung des Gebirges und der Grundwasserverhaltnisse erfolgt zweckmaBigerweise in mehreren, dem Planungsstand angepassten Untersuchungsstufen (Tab. 17.2). Wo keine modernen geologischen Karten zur Verfiigung stehen, ist zu Beginn der Untersuchungsarbeiten von einem mit der regionalen Geologie vertrauten Geologen eine Streifenkartierung i. M. 1: 10 000 oder 1: 5000 durchzuflihren. Dabei miissen besonders die Tektonik und geologische Besonderheiten beriicksichtigt werden. Die Bedeutung einer rechtzeitigen geologischen Gelandeerkundung wird vielfach unterschatzt. Die Folge davon ist, dass geologische Besonderheiten und Risiken nicht rechtzeitig erkannt und die aufwandigen Bohraufschliisse nicht von vornherein zielgerichtet angesetzt werden. Ein geologisch -tektonisches Modell allein auf der Basis linear angesetzter Aufschlussbohrungen kann die raumlichen Schichtlagerungsverhaltnisse nur unzureichend erfassen. Besonders schwer zu erkunden sind flachliegende, z. T. wellig verlaufende Storungszonen. Sofern in der Projektumgebung Bauten, Verkehrswege oder Versorgungseinrichtungen (z. B. Trinkwassergewinnungsanlagen) vorhanden sind, die durch die geplante BaumaBnahme beeintrachtigt werden konnen, sind die Untersuchungen daraufhin auszudehnen und BeweissicherungsmaBnahmen vorzusehen (z. B. Dokumentation der Schadensfreiheit bzw. der Risseentwicklung,
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1
17 Tunnelbau
Tabelle 17.2 Untersuchungsprogramm in Anpassung an den jeweiligen Planungsstand (in Anlehnung an DB AG). Untersuchungsabstand
Planungs-/ Genehmigungsphase
Planung
Untersuchungslnhalte
Untersuchungsstufe
Linienfindung
Variantenuntersuchungen
Auswertung vorhandener Unterlagen
Raumordnung
Vorplanung
Geologische, hydrologische und wasserwirtschaftliche Verhaltnisse
Planfeststellung
Entwurfsplanung
- Bauwerksspezifische Vortriebs- und Standsicherheitsbetrachtungen - Abgrenzung der Auswirkungen auf Grundwasser und Gewasser
,. Erkundungsprogramm - Bohrungen, Sondierungen, Schurfe - Grundwassermessstell en - Feld- und Laborversuche - Luftbildauswertung - Geophysik. - Hydrologische 8eweissicherung u. Kartierung
500- 1000 m
Ausschreibung
Ausschreibungsplanung
Tunnelbautechnisches Vorlriebs-, Sicherungsund Wasserhaltungskonzept
2. Erkundungsprogramm - Bohrungen, Sondierungen, Schurfe - Grundwassermessstellen - Feld- und Laborversuche - numerische Grundwassermodellierung - hydrologische Beweissicherung - BaugrundgroBaufschlusse (Erkundungsschachte/-stollen)
100- 500 m
Realisierung
AusfUhrungsplanung
Untersuchungen bezuglich spezieller, noch zu klarender bautechnischer Fragestellung zur Absicherung der AusfGhrungsplanung
3. Erkundungsprogramm Feinuntersuchungen zur AusfUhrungsplanung und BauausfUhrung
Vertiefende Voruntersuchungen,geol. Streifenkartierungen
17. 2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
Setzungsmessungen, Erschiitterungsmessungen). Ober die Rechtssituation bei der Unterfahrung bebauter Privatgrundstiicke und etwaige Entschadigungsanspriiche berichtet MARKUS (2008). In Bezug auf Erschiitterungen und Schallemissionen werden in der Regel drei Zonen unterschieden, weniger als 100 m Entfernung zum Tunnel, 100 bis 300 m und dariiber hinaus (s. d. Abschn. 6.2.5, ARNOLD 1995; CZOPAK & NEUMULLER 2009). Die Erkundung ist auch darauf auszudehnen, ob im Querschnitt des Tunnels von angrenzenden Bauprojekten ausgehende Baubehelfsmittel im Untergrund verblieben sein konnen, wie Teile eines Baugrubenverbaus, Anker oder ahnliche Bauteile. Die iiblichen ingenieurgeologischen Untersuchungsmethoden und ihre Auswertung sind im Abschn. 4 behandelt. Aufschlussbohrungen sind so anzusetzen, dass daraus keine nachteiligen Folgen fUr das Bauwerk entstehen (z. B. Bohrungen neben die Trasse legen oder notigenfalls mit Betonpfropfen abdichten). Besondere Aufmerksamkeit ist immer den Portalbereichen zu widmen sowie Tunnelabschnitten mit geringer Oberdeckung, besonders unter Seitentalern und Muldenformen am Hang. Die Bohrabstande entlang der Tunnelstrecke betragen je nach Oberlagerungshohe etwa 100 bis 500 m, bei tief liegenden Tunneln auch mehr. Die Tiefe der Bohrungen solI dabei mindestens bis in einfache Ausbruchbreite unter die Tunnelsohle reichen. Kluft- oder Storungszonen mussen notigenfalls durch gezielt angesetzte Schragbohrungen erkundet werden, die nicht nur eine Aussage iiber die Kluftdichte ermoglichen sondern auch iiber Breite und Ausbildung der tektonischen Strukturen (s. Abschn. 3.2.6 und KONNINGS & LEIPZIGER 1997). Fur die Portalbereiche sind moglichst genaue Informationen iiber die Grenzflache Lockergestein/Fels sowie iiber die Ausbildung und Standfestigkeit der Schichten und iiber die Lage des Grundwasserspiegels zu liefern. 1m Allgemeinen werden bei Mittelgebirgstunneln die Portalbereiche mit jeweils zwei bis drei Bohrungen erkundet, davon meist eine Schrag- oder Horizontalbohrung. Untersuchungsziel ist dabei weniger der eigentliche Portalstandort, sondern die bergmannische Anschlagwand. Sie wird in der Regel bei einer Firstiiberlagerung von 6 bis 10 m angesetzt (Mindestuberdeckung '" 1/2 D). Die An-
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Abb. 17.3 Portallangsschnitt mit Anschlagwand und Gelandegestaltung.
schlagwand (Abb. 17.3) wird bis etwa 3 m iiber Firstniveau moglichst steil angesetzt (4:1 bis 2:1), dariiber den Erfordernissen entsprechend abgeflacht. Die Standsicherheit ist nachzuweisen (Berechnungsansatze s. Abschn. 5.7). Entwasserungsbohrungen miissen bis hinter die Systemgrenze gefUhrt werden (s. Abschn. 10.5.4). Die bei steilen und hohen Boschungen unvermeidbaren Entlastungsverformungen, die mit einem Abfall der Scherfestigkeit auf sich Offnenden Kluftflachen verbunden sind, miissen in den Berechnungen beriicksichtigt und vermessungstechnisch kontrolliert werden. Bei tief liegenden Tunneln sind direkte Aufschliisse nur in sehr begrenzten Umfang moglich (Bohrtiefe, Zuganglichkeit). Hier gilt es in verstarktem Malk vorhandene Unterlagen und Detailkartierungen auszuwerten und anhand moglichst realistischer geologischer Langsprofile tektonische Storungszonen und andere geologische Schwachezonen herauszuarbeiten (SCHNEIDER 1997; POTTLER et al. 2006). Die weitere Erkundung wird bei tiefliegenden Tunneln in der Regel auf Untertage verlegt. Dabei kommen auBer Pilotstollen folgende Techniken in Betracht: Erkundungsbohrungen aus dem (stillstehenden) Vortrieb Erkundungsbohrungen aus Pilotstollen, Seitenstollen, Bohrnischen Preventerbohrungen bei zu erwartenden hohen Wasserdrucken (s. Abschn. 4.6). Erkundungsbohrungen yom Tunnel aus konnen als Vollbohrungen ohne Kerngewinn mit Vortriebsgeraten ausgefUhrt werden oder als Kernbohrungen mit Fremdgeraten. Bei Vollbohrungen beruht die Auswertung im Wesentlichen auf den Bohrparametern (Anpressdruck, Bohrfortschritt, Pumpendruck) und Farbanderungen des Spiilwassers. Damit konnen Wasserzutritte, klei-
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nere Storungszonen und Karsthohlraume erkundet werden, allerdings ohne genaue Lokalisierung und ohne qualitative Bewertung (ZIEGLER 2008). Hinsichtlich der zu erwartenden Bohrlochabweichungen von langen Kernbohrungen siehe Abschn. 4.8.2. Auch den hydrogeologischen Verhiiltnissen (hydrogeologische Kartierungen und Langzeitbeobachtungen von Quellen u. a.) sowie den Wassertemperaturen ist besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Allgemein steigen die Gebirgs- bzw. Wassertemperaturen mit zunehmender Oberlagerungshohe an (s. Abschn. 20.1.1), konnen aber in gut wasserwegsamen Storungszonen mit Kaltwasserzutritten von weiter oben im Gebirge auch deutlich niedriger ausfallen. Fur eine Temperaturprognose (geothermische Tiefenstufe) durfen die Temperaturprofile in Bohrungen nicht unmittelbar nach Abschluss der Bohrarbeiten gemessen werden, sondern erst Tage spater, nachdem sich stabile TemperaturverhaItnisse eingestellt haben. Auger den Arbeitstemperaturen beim Vortrieb (Grenzwert meist 28°C, bei Vortriebsmaschinen z. T. 30°, s. HOME 2009) und dem rascheren Erhartungsverhalten des Spritzbetons und des Ankermortels geht die Verteilung der Felstemperatur entlang des Tunnels auch in die Dimensionierung der Tunnelliiftung ein. Ungewohnlich niedrige Temperaturen konnen ebenfalls eine Arbeitserschwernis darstellen. Ein Erkundungsschacht oder Erkundungsstollen im Bereich des geplanten Projekts ist allen
Abb. 17.4 Anordnungsmoglichkeiten fOr einen Erkundungsstollen.
17 Tunnelbau
anderen Untersuchungsmethoden uberlegen. Zu unterscheiden sind hierbei Erkundungsstollen, die vorab die gesamte schwierige Strecke durchfahren und Pilotstollen, die erst im Rahmen des Hauptvortriebs ausgefUhrt werden. Die nachste Frage ist, wo im Profil der Stollen angesetzt werden soli, was von der jeweiligen Zweckbestimmung abhangig ist (Abb. 17.4). Vorab ausgefuhrte Erkundungsstollen sollten nicht als Fifststollen aufgefahren werden. Ein Erkundungsstollen seitlich parallel oder mittig zwischen den spateren Hauptvortrieben kann mehrere Funktionen erfiillen (Entwasserung, Gelegenheit zu vorlaufender Gebirgsverbesserung, Flucht- oder Dienststollen). Die ublichen Abmessungen sind 20-25m2 Ausbruchsquerschnitt bzw. 4 bis 6m Durchmesser. Bei langeren Tunneln stellt sich dann die Frage, ob der Erkundungsstollen konventionell oder maschinell aufgefahren werden soli. Fur einen konventionellen Ausbruch sind die ublichen Querschnitte etwas beengt und es stehen kaum geeignete Vortriebsgerate zur Verfiigung. Von Vorteil ist dabei aber die zugangliche Ortsbrust (ingenieurgeologische Information) und die flexiblere Bauweise in grogeren Storungszonen oder bei starkeren Wasserzutritten. Konventionell aufgefahrene Erkundungsstollen konnen augerdem leichter zu einem Probeausbruch aufgeweitet werden. Wenn dagegen der Haupttunnel mit einer Vortriebsmaschine aufgefahren werden soli, sprechen einige Faktoren dafiir, auch den
17.2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
Erkundungsstollen maschinell aufzufahren, urn die entsprechenden Techniken zu testen. Grundlage der Entscheidung bleiben aber auch dann geologisch-geotechnische und hydrogeologische Fragestellungen (s. Abschn. 17.6.4.3 und SCHNEIDER et al. 2007). Ein Erkundungsstollen ersetzt bei rechtzeitiger Planung einen Gro6teil der sonstigen Aufschlussarbeiten. Er ermoglicht einen direkten Einblick in den Gebirgsbau und gibt Hinweise auf das Gebirgsverhalten sowie auf den Grundwasseranfall (Menge, Druck, Chemismus). Er bietet daruber hinaus Gelegenheit zu vorgezogenen felsmechanischen Messungen und Versuchen am Objekt und hat Vorteile beim spateren Vortrieb. Bei der Bewertung der Auffahrergebnisse von Erkundungs- oder Pilotstollen ist immer zu bedenken, dass schwierige Gebirgsabschnitte oder Storungszonen sowie auch der Wasseranfall im kleinen Profil meist wesentlich leichter zu beherrschen sind, als im spiiteren Gro6profil (Abb. 17.26 und LORSCHEIDER & DIETZ 1996) und dass die Auflockerung urn den ausgebrochenen Erkundungsstollen eine Schwachung des Gebirges oft urn eine Gebirgsklasse bedeuten kann. Besondere Aufmerksamkeit ist auf die Erkundung tektonischer Storungszonen zu legen, die mehrfach Ursache fUr gr06ere Erschwernisse und auch von Verbruchereignissen gewesen sind. Bei einem moglichen Einsatz von Tunnelbohrmaschinen muss Storungszonen, insbesondere flach liegenden Storungszonen, erhohte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Au6er den in Abschn. 4.2.4 und 4.2.5 beschriebenen Erkundungsmetho den sind in den 1990er Jahren gute Erfahrungen mit gezielt eingesetzten geophysikalischen Untersuchungen gemacht worden (s. Abschn. 4.3.2 und 17.2.4 sowie KONNINGS & LEIPZIGER 1997; ALTHAUS & RAKERS 1998; QUICK et al. 2000 und DOLZLMULLER et al. 2000). 1m Zuge der Vorerkundung muss bereits versucht werden, aus der tektonischen Gesamtsituation die in Frage kommenden Richtungen gr06erer Storungszonen zu erfassen. Dabei ist zwischen bautechnisch weniger relevanten Storungszonen und solchen mit hoher bautechnischer Relevanz zu unterscheiden (WAGNER et al. 2009). Zu Letzteren gehoren Storungszonen mit gr06erem Wasserandrang, breite Storungszonen mit heterogenem Internaufbau, dickeren Kataklasiten und mit
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tonbelegten Scherbahnen (s. Abschn. 3.4.4) sowie Scherbruchzonen mit Verdacht auf tektonische Gebirgsauflockerung und hoher Verformbarkeit gem. Abschn. 3.4.3.2. Solche Strukturen konnen ggf. mit Bohrlochaufweitungsversuchen nach Abschn. 2.6.7 erfasst werden. Besonders verformungsanrallig sind hydrothermal vertonte Storungsgesteine in und als Begleitstrukturen gr06erer Storungszonen (PRINZ 2001). Beim Tunnelvortrieb in tektonisch starker gestorten Bereichen sind notigenfalls Vorauserkundungsma6nahmen vorzusehen, urn nicht unvorbereitet in eine, den Vortrieb zumindest stark behindernde Storungszone einzufahren. Dabei konnen geophysikalische Methoden, vor allem Seismik (s. a. Abschn. 17.6.4.2) und langere Vorausbohrungen nach Abschn. 17.2.4 kombiniert werden, urn Lage und Aufbau der Storungszone sowie deren WasserfUhrung zu erkunden. Bei konventionellen Vortrieben ist auch verstarkt auf tektonische Begleitstrukturen zu achten, die moglicherweise eine gr06ere Storungszone ankundigen, sowie auf die Anfangssetzungen der Tunnelschale. Ein weiteres Erkundungsziel ist die Wiederverwendbarkeit des Tunnelausbruchmaterials, sei es als Betonzuschlagstoff (s. Abschn. 2.1.5) oder sonstige Rohstoffe der Steine und Erden, als Frostschutzmaterial oder Erdbaustoff gema6 Abschnitt 12, bzw. als nicht weiter verwertbares, zur Endlagerung bestimmtes Ausbruchsmaterial. In der Regel ist im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens ein Massenverwertungs- bzw. Entsorgungskonzept zur ordnungsgema6en Verwertung oder Endlagerung des Tunnelausbruchsmaterials einzureichen. Ziel ist heute, eine wirtschaftliche und umweltschonende Wiederverwertung und moglichst geringe Restmassen zur Deponierung (s. RESCH et al. 2009). Das Problem dabei ist, dass das Ausbruchmaterial bis auf Ausnahmen als sehr heterogene Boden- und Felsmassen in stark wechselnder Qualitat und Korngr06e anrallt. Fur eine Sortierung und Bewertung der Brauchbarkeit waren auf der Baustelle gro6e Flachen fur Zwischenlager notig. Au6erdem mussten im Nahbereich der Baustelle Abnehmerbetriebe fUr die jeweiligen Fest- und Lockergesteine vorhanden sein, die bereit sind, das Material anzunehmen und zu verwerten. Hinzu kommt, dass das Tunnelausbruchsmaterial von TBM-Vortrieben zum gr06ten Teil aus Feinkorn
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besteht und selbst zur Deponierung oft erst einbaufahig gemacht werden muss. Sofern das Ausbruchsmaterial geogen oder vortriebsbedingt Verunreinigungen aufweist, ist jeweils zu prufen, ob eine Geflihrdung fUr Natur und Umwelt, insbesondere des Grundwassers, vorliegen kann (s. Abschn. 16.4.2.3 und 17.2.7). 1m Rahmen des Genehmigungsverfahrens sind dann eine Gefahrdungsabschiitzung und Vorschlage fUr Beweissicherungsmcillnahmen einzureichen (HAID & HAMMER 2009).
17.2.4 Tunnelplanung L in Karstgebieten 17.2.41 Erkundung und Gefahrdungsdefinltlon Tunnelprojekte in Karstgebirgen stellen eine besondere Herausforderung an alle am Bau Beteiligten dar. Die ublichen Erkundungsmethoden gemaB Abschn. 4 und Abschn. 19 liefern in der Regel keine verlasslichen Angaben uber das AusmaB der Verkarstung und uber die Art und Lage der Karsthohlraume in Bezug auf den Vortrieb. Eine Baugrunderkundung in Karstgebieten erfolgt zweckmaBigerweise immer mehrstufig. AuBer einer grundlichen Vorerkundung (Literaturstudium, Luftbildauswertung, breite Streifenkartierung nach karstmorphologischen Gesichtspunkten) ist es bei flach liegenden Tunnelbauwerken zweckmaBig, zunachst geophysikalische Messverfahren gemaB Abschn. 4.3.2 zur Erkundung der Tiefenlage der Felsoberflache, von tektonischen Schwachezonen, Erdfallstrukturen und Zonen starker Verkarstung einzusetzen (s. Abschn. 19.3.2). Anhand der Ergebnisse der Geophysik konnen die erforderlichen Bohraufschlusse gezielt angesetzt und geophysikalisch ermittelte Anomalien mit einem abgestuften Bohrprogramm untersucht werden (POTTLER et al. 2002). Insgesamt ist in Karstgebieten immer mit einem wesentlich hoheren Erkundungsaufwand und mit deutlich mehr Erkundungsbohrungen zu rechnen (s. Abschn. 19.3.3). Besonders anfallig fur groBere Karststrukturen sind maschinelle
17 Tunnelbau
Vortriebe (ROGOWSKI 2005). Bei Antreffen von offenen Hohlraumen in Bohrungen konnen zur Ermittlung der Geometrie der Karststrukturen auch Kamerabefahrungen oder Echolog-Messungen (Abschn. 19.3.2) vorgesehen werden. Auch bei groBem Untersuchungsaufwand besteht keine Gewahr, dass mit wirtschaftlich vertretbaren Mitteln die maBgebenden Karststrukturen zutreffend erfasst werden, so dass ggf. ein vorgezogener Erkundungsstollen in Erwagung zu ziehen ist. Bei tiefer liegenden Tunnelprojekten ist aufgrund der Tiefenbegrenzung der geophysikalischen Messverfahren vorab meist nur eine orientierende Karsterkundung moglich. Die weitere Erkundung der Karststrukturen im hohlraumnahen Bereich muss dann durch einen vorgezogenen Erkundungsstollen im spateren Tunnelquerschnitt erfolgen, von dem aus die Verkarstungsstrukturen mittels geophysikalischer Methoden und auch Bohrungen erkundet und falls notig vor Baubeginn saniert werden konnen (Abb. 17.5 und MARQUART et al. 2007). Alternativ konnen diese MaBnahmen auch aus dem Vortrieb heraus erfolgen, was jedoch zu Behinderungen fUr den Vortrieb und zu Bauzeitverzogerungen fUhrt. Ziel der ErkundungsmaBnahmen ist es, anhand der zu erwartenden Karststrukturen zunachst grundsatzliche Gefahrdungszonen auszuweisen (s. Abschn. 19.3.1 und MICHAEL et al. 2003), z. B.: Zone 0
kein verkarstungsanfiilliges Gebirge im Trassenbereich
Zone 1
Gebirge mit geringer Verkarstung
Zone 2
kompaktes Gebirge mit starker Verkarstung
Zone 3
zerriittetes Gebirge mit starker Verkarstung. Erdfallformen im Geliinde
und Gefahrdungsbilder zu definieren. Eine solche Definition ingenieurmaBig abgrenzbarer Gefahrdungen ist Grundlage fUr eine Risikoanalyse gemaB Abschn. 17.2.2. Fur einen Tunnelvortrieb sind die Karststrukturen im direkten Bauwerksbereich maBgebend, d. h. deren GroBe, ihre Lage zum Bauwerk sowie die Ausbildung des Gebirges in den Randbereichen (s. d. Abschn.
17. 2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
Abb. 17.5 Geophysikalische Erkundung von Karsthohlraumen von den Erkundungsstollen (aus WITTKE 2004).
19.2.1). Anzugeben ist nach Moglichkeit, weIehe Art von Karststrukturen oder Hohlraume beim Vortrieb in kritischer Entfernung zum Bauwerk (IO-lSm) auftreten konnen (Abb. 17.6 und MATTLE et al. 2003). 1m Kalksteinkarst ist z. B. mit folgenden Karststrukturen zu rechnen (JOHN & STRAPPLER 2003; MARQUART 2004): Kluftkarst in Form von korrosiv erweiterten Kliiften bis 10 em Breite Karstschlauche oder Karstlocher mit einer maximalen Offnungsweite bis 1 m Lochkarst mit sehr unregelmamgen Formen und Offnungsweiten Karsthohlen durch Auslaugung oder Versturz, horizontal oder vertikal.
Abb. 17.6 Kritische GroBe von Karsthohlraumen in Abhangigkeit von der Entfernung zum Tunnel (MAIDL & MAIDL 2006).
473
Die verschiedenen Karsthohlraume konnen frei sein bzw. teilweise oder ganz mit steinig-Iehmigem Lockermaterial verfiillt bzw. durch verstiirzte Blocke verschlossen sein (REICHL et al. 2009). An der NBS Ingolstadt-Niirnberg wurden mehrfach soIehe ausgedehnte und begehbare, z. T. mit Blockwerk verlegten Karsthohlraumsysteme angetroffen. Die groBte hier angetroffene Karsthohle hatte ein Volumen von etwa 1000 m 3 (Irslahiill-Tunnel im Baulos Mitte). Von auBergewohnlichen Karstphanomenen, die bei Eisenbahntunneln in Siidchina angetroffen worden sind, berichten KREUTZER & HOLZHAUSER (2008). Die Gefahrdung selbst besteht dann in erster Linie aus Instabilitiiten des Karstgebirges in Form von: Einsturz bzw. Nachbrechen von Hohlraumen einer Einsenkung iiber offenen, verzweigten Strukturen lang anhaltenden Setzungen iiber groBeren bindigen Karstfiillungen Erosion in Karststrukturen bei Veranderung der Grundwasserstromung Abrieseln von Material aus dem Gleisunterbau in offene Kliifte und Spalten Steifigkeitsdifferenzen, besonders iiber sog. Felstiirmen. Grundsatzlich zu unterscheiden sind Vortriebe unterhalb des Karstwasserspiegels mit der Gefahr von Wasser- und Schlammeinbriichen (TEUSCHER et al. 2002; KREUTZER & HOLZHAUSER 2008) und soIehe ohne Karstwassereinfiuss, die beide entsprechend unterschiedliche MaBnahmen erfordern. Dabei ist zu beachten, dass der Karstwasserspiegel niederschlagsbedingt kurzfristig Wechselstande im Dekameterbereich aufweisen kann. Bei Vortrieben im Bereich des Karstwasserspiegels sind folgende Gefahrdungen zu unterscheiden: Plotzlicher massiver Wasser- oder Schlammeinbruch (Abb. 17.7) Unterschiedlicher Wasserzulauf infolge von Grundwasserwechselstanden Versinterung von Dranleitungen gemaB Abschn. 17.2.5.3 Beeinflussung benachbarter Quellen und Gewinnungsanlagen. Karstquellen im moglichen Einflussbereich eines Projektes sind langfristig zu kontrollieren. Die
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17 Tunnelbau
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17
20
I----.!!!.....I
95m
--------
Bohrung Nr
JZ-tll5-04-L7
6 m Kalksle,n.slark velWllten 12 m Kalksleln. sehr stark velWlltert 9.5 m Kalksle,n. verkarslel I zerbrochen
VerbnJchmasse
(Schlamm mil GeslelnsslOcken)
26.3 m Kalksteln. klOftl\l 1 slark zerbrOChen
44 .2 m Kalksteln. unvelWlltert 4_----~---+----~----+---~~--_+----4_----~~~~--jt~ LA"'II8(ml
1060
1080
1100
Abb. 17.7 AusflieBen von ca. 2000 m3 lehmig-sandiger SchlottenfGllung und Verbruchkrater an einem Karstschlot (nach KREUTZER & HOLZHAUSER 2008).
Schiittungen einzelner Karstquellen konnen saisonal zwischen 0 1/ s und 1000 1/ s wechseln (s. Abschn. 2.8.5 sowie 17.2.5.2 und FLUDER & FORSTER 2005). Dariiber hinaus ist ein Karstgebirge ein stark durchlassiges System mit schwierig abschatzbaren Wasserwegen (s. Abschn. 2.8.5 und 17.2.5.1). Gutachterliche Aussagen und konkrete wasserrechtliche Auflagen wegen einer moglichen Beeintrachtigung des Grundwassers durch den Vortrieb sind nur sehr eingeschrankt moglich. Bewahrt hat sich in solchen Fallen die Auflage, bei Antreffen von Karstgerinnen oder Hohlen, die notwendigen Sicherungsma6nahmen mit der zustandigen Wasserbehorde abzustimmen (BOHLKE 2010).
17.2.4.2 MaBnahmen beim Vortraeb Bei den Vortriebsarbeiten ist eine systematische ingenieurgeologische Betreuung unerlasslich (PLINNINGER et al. 2005). Dabei ist zu beachten, dass sich Karststrukturen und Hohlraume in einem Kalksteingebirge meist nicht durch vorab erkennbare Veranderungen des Randgesteins ankiindigen. Au6er einer sorgfaltigen Ortsbrustaufnahme mit standiger Bewertung der Gebirgsverhaltnisse sind im Bedarfsfall zusatzliche geophysikalische Erkundungsma6nahmen vom
Tunnel aus bzw. Vorausbohrungen an der Ortsbrust und im Sohlbereich in Betracht zu ziehen. Der Einsatz vom Tunnel aus bietet eine bessere Eindringtiefe und Auflosung als Oberflachengeophysik (s. Abschn. 19.3.2). Einzelne Karstschlotten von weniger als 1 m 2 Querschnitt konnen allerdings auch damit nicht zuverlassig dedektiert werden. Au6erdem ist zu beachten, dass die metallischen Sicherungsmittel im Vortrieb (Anker, Ausbaubogen, Bewehrung) alle elektrischen Verfahren beeinflussen. Seismische Methoden konnen durch den Baubetrieb gestort werden (s. MAIDL & MAIDL 2006). Die geophysikalischen Messungen sollten deshalb immer durch direkte Aufschliisse (Bohrungen) erganzt werden (RADLINGER 2003; ZIEGLER 2008). Dariiber hinaus konnen sog. Bohrloch-Spezialverfahren eingesetzt werden, d. S. seismische oder elektromagnetische Messungen von Vorausbohrungen aus und zwar im Reflexionsmodus oder als tomographische Messung (Abschn. 19.3.2). Die aussagekraftigste Vorauserkundungsmethode vom Tunnel aus sind Vorausbohrungen. In den meisten Fallen reichen zerstorende Vollbohrungen mit den Vortriebsgeraten aus, die allerdings von einem Ingenieurgeologen iiberwacht und interpretiert werden miissen (z. B. hart/weich/hohl) sowie Farbung des Spiilwassers. Die Lange der Bohrungen betragt in der Regel
17. 2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
6-10 m, die der Sohlbohrungen 8-15 m. Falls Karststrukturen angetroffen werden, muss das Bohrraster notigenfalls verdichtet werden (JOHN & STRAPPLER 2003). Bei tiefer liegenden Tunneln unterhalb des Karstwasserspiegels werden zur Erkundung wasserfiihrender Strukturen ublicherweise Kernbohrungen von 50 bis z. T. uber 100 m Lange eingesetzt. Bei starkeren Wasserzutritten mussen Preventer vorgesehen werden (s. Abschn. 4.6). Die Lage der Bohrungen ist darauf auszurichten, die jeweilige Position sowie die Schuttmenge der spater durch den Tunnel aufzufahrenden wasserfiihrenden Strukturen zu erfassen (s. PESENDORFER & LOEW 2007; ZIEGLER 2008). Auf der Grundlage der ingenieurgeologischen Erkundung wird vorab ein moglichst zutreffendes Gebirgsmodell erstellt, Gef
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Zur Ertuchtigung des Gebirges mit kleineren, groBten Teils verfiillten Schlotten dienen in erster Linie InjektionsmaBnahmen mit dem Ziel, Hohlraume zu verfullen oder lose Schlottenfiillungen bzw. zerruttetes Gebirge im Nahbereich des Tunnels zu verfestigen (PLINNINGER et al. 2005; REICHL et al. 2009). Zum Einsatz kommen die ublichen Injektions- und Verfiillverfahren (Abschn. 7.4.4) mit Zementsuspensionen, Dammer oder Beton, die drucklos oder unter gewissem Druck in das Gebirge eingebracht werden. Das Injektionsgut ist der ortlichen Situation anzupassen, damit ein bestmoglicher Injektionserfolg erzielt werden kann. Zur Dokumentation der InjektionsmaBnahmen konnen folgende Parameter verwendet werden (REICHL et al. 2009): Bohrwiderstand bei den Injektionsbohrungen (hoch, mittel, klein, keiner) Injektionsdruck (0-5 bar, z. T. mehr) Injektionsgutaufnahme (hoch, mittel, gering) Injektionsgut (z. B. W/B-Faktor). Der Injektionserfolg ist mittels Kontrollbohrungen zu uberprufen, die einige Meter in das nicht vergutete Gebirge gefiihrt werden sollten. Passive Ma6nahmen muss en dazu beitragen, die aus der Spannungsumlagerung urn den Hohlraum resultierenden Spannungskonzentrationen in den verbleibenden Gebirgspfeilern bzw. die daraus sich ergebenden Zusatzlasten aufzunehmen und sie mussen ggf. auch Hohlraume iiberbriicken. Dazu zahlen Verstarkungen der Innenschale, Anderungen der Geometrie der Innenschale oder des Sohlgewolbes und andere konstruktive MaBnahmen (MATTLE et al. 2003; MAIDL & MAIDL 2006). Die Absicht, damit hochbrechende Erdfalle mit einem Durchmesser von 6-10 m zunachst schade nsfrei zu uberbrucken (DUDDECK et al. 1992; SCHREWE 1988), ist dabei nach heutigen Gesichtspunkten nicht mehr richtlinienkonform (MICHAEL et al. 2003).
17.2.5 Erkundung und Auswirkungen der Grundwassersituation Die Grundwasserstande (max/min) und die Art und Menge des Wasserzutritts im Tunnel beein-
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17 Tunnelbau
flussen nicht nur die Vortriebsarbeiten (Leistungsansatze) und die Konstruktion (Abdichtungssystem), sondern betreffen auch das Genehmigungsverfahren. Die Grundwasserverhaitnisse im Gebirge miissen daher rechtzeitig und moglichst zutreffend erfasst und iiberwacht werden. Wo Einfliisse auf Wassergewinnungsanlagen zu erwarten sind, miissen diese quantifiziert und rechtzeitig SicherungsmaBnahmen zum Schutz des Grundwassers (Abschn. 17.2.3.5) bzw. Ersatzbeschaffungen vorgeschlagen und mit den Wasserwirtschaftsbehorden im Vorfeid ab-
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gestimmt werden, urn Verzogerungen in den planrechtlichen Genehmigungsverfahren zu vermeiden.
17.2.5.1 Erkundun sarbeiten Bei der Erkundung der Grundwasserverhaltnisse sind neben friihzeitigen Kontakten mit den Wasserwirtschaftsbehorden notigenfalls auch hydrogeologische Quellkartierungen (Abb. 17.8) mit periodischen Schiittungsmessungen vorzusehen.
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Abb. 17.8 Quellkartierung fUr einen Tunnel im Mittleren Buntsandstein mit deutlicher Auspragung schwebender Grundwasserstockwerke.
17. 2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
Bei den Aufschlussbohrungen werden alle Angaben iiber die Grundwasserstande zunachst in Bohrwasserstandsdiagrammen ausgewertet (s. Abschn. 4.6). Diese geben Hinweise auf die Hohenlage der Grundwasseroberflache sowie auf verschiedene Grundwasserstockwerke und auch auf die Durchlassigkeit des Gebirges. Eine ausreichende Anzahl Bohrungen sind zu Grundwassermessstellen auszubauen, in denen das Verhalten der Grundwasseroberflache Jahre vor dem Eingriff, wahrend der Bauarbeiten und notigenfalls einige Zeit danach verfolgt wird (s. Abb. 4.22). Die langjahrigen Beobachtungen ermoglichen eine zuverlassige Festlegung der Bemessungswasserstande. Mit neben der Trasse eingerichteten Grundwassermessstellen ist auch eine ausreichende Grundlage fiir das wasserrechtliche Genehmigungsverfahren zur Absenkung des Grundwassers beim Vortrieb sowie eine liickenlose Beweissicherung fiir die Auswirkung auf den Wasserhaushalt gegeben. Bei den Aufschlussarbeiten sind im Einzelnen zu erfassen: Hohenlage der Grundwasseroberflache, Wechselstande Stromungsrichtung Auftreten von Grundwasserstockwerken Durchlassigkeit des Gebirges in Abhangigkeit vom Schichtenprofil bzw. dem TennflachengefUge (Homogenbereiche) oder von Storungszonen Beschaffenheit und Temperatur des Grundwassers (Feldparameter s. Abschn. 4.6). Festgesteinsgebirge ist in der Regel ein Kluftgrundwasserleiter oder auch Karstgrundwasserleiter. Die GebirgsdurcWassigkeit ist meist hochgradig inhomogen und anisotrop (s. Abschn. 2.8.2). Der Grad der Anisotropie wird sowohl vom KluftgefUge als auch von der Beschaffenheit von Einzelkliiften bestimmt. AuBer der kliiftungsbedingten Anisotropie in horizontaler Richtung ist nicht nur in tonsteinreichen Wechselfolgen auch eine schichtungsbedingte Anisotropie in vertikaler Richtung zu beachten (Stockwerksbildung). Auch in schichtungslosen Massengesteinen (z. B. Granit) kann sich durch unterschiedliche Intensitat der Kliiftung eine Art Stockwerksbildung mit Quellhorizonten ausbilden. Andererseits konnen in Schichtgesteinen tiefer liegende, besser wasserwegsame Gesteinsfolgen auf groBe Entfernung
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dranend wirken (Abb. 17.10 sowie PRINZ & HOLTZ 1989, darin Lit.). Die horizontale Gebirgsdurchlassigkeit solcher Schichtpakete kann bis zu mehr als einer Zehnerpotenz groBer sein als die vertikale Durchlassigkeit. In Karstgebieten ist auBerdem mit ganz erheblichen Wechselstanden des Grundwassers und nach starkeren Niederschlagen mit einem raschen Anstieg des Wasserspiegels urn mehrere Meter bis Zehnermeter zu rechnen. Tektonische Strukturen konnen iiber groBere Erstreckung dranend wirken, andererseits aber auch wasserstauend sein und sind dann die Ursache fUr unterschiedliche Wasserstande im Gebirge. Auch stark zerbrochene gangartige Strukturen (z. B. Quarzgange) konnen in sonst wenig wasserwegsamen Gebirge erhebliche Wassermengen liefern (haufig 1-21/s pro Einzelstruktur). Die Methoden zur Ermittlung der Gebirgsdurchlassigkeit sind im Abschn. 2.8.4 beschrieben. Bei der Bohrkernaufnahme ist immer auf Anzeichen von Grundwasserbewegung zu achten. Die Wassermengen und die Wasserdriicke sind mittels Absenkversuchen bzw. abschnittsweisen Packertests zu messen. Wo keine speziellen Erfahrungen vorliegen, ist eine Prognose des Wasseranfalls im Tunnel mit erheblichen Unsicherheiten behaftet (s. Abschn. 11.6 und SCHNEIDER et al. 1998). Urn die Auswirkungen von Tunnelbauwerken auf den Grundwasserhaushalt zu erfassen, werden zunehmend Grundwasserstromungsmodelle und Modellrechnungen eingesetzt. Dber ein Monitoring-Datenmanagement fUr die wasserwirtschaftliche Beweissicherung bei Tunnelbauprojekten berichten DOMBERGER & REICHL (2008) sowie SVOBODA (2008).
17.2 5 2 Wasseranfallim Tunnel Bei der Bewertung der Grundwassersituation fur den Vortrieb sind im Einzelnen folgende Angaben zu machen: ist mit groBerem Wasseranfall zu rechnen und wo anfanglicher Wasseranfall und seine Verteilung dauernder Wasseranfall und seine Verteilung wo und in welchem AusmaB ist mit Erschwernissen zu rechnen (Risikofaktoren s. Abschn. 17.2.2).
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1
Der anfangliche und dauernde Wasseranfall im Tunnel wurden von der Gebirgsdurchlassigkeit, der Lage zur Grundwasseroberflache, den Schichtlagerungsverhaltnissen, der Ausbildung der Klufte und der Stromungsriehtung; der dauernde Wasseranfall auch von der Grundwasserneubildungsrate und der Verteilung der Niederschlage bestimmt. Der Wasserzulauf erfolgt vorwiegend in Storungszonen und dem starker geklufteten Begleitgestein sowie in Kluftzonen und gangartigen Strukturen, wobei auch in murbfesten Sandsteinen nieht selten kleine Suffosionskanale zu beobachten sind. Die Menge des anfangliehen Wasserzulaufes kann je nach Lage des Grundwasserspiegels und dem Kluftvolumen (Kluftentleerung) nach einigen Tagen bis wenigen Wochen stark nachlassen oder gar aufhoren (ausbluten). Andererseits kann es bei anfanglieh geringem Wasserzulauf durch die Wirkung der neuen Vorflut zu einer Aktivierung der FlieBwege kommen, was eine Zunahme der Wassermenge zur Folge haben kann. Der dauernde Wasseranfall stellt sieh nach etwa zwei bis vier Monaten ein. Je nach Gebirgsdurchlassigkeit und Uberlagerungshohe ist dabei auch eine mehr oder weniger deutliche Abhangigkeit von den Niederschlagen zu verzeiehnen. Auch uber der eigentliehen Grundwasseroberflache ist immer mit einem gewissen Siekerwasserzulauf zu rechnen, der in besser durchlassigen Gebirgsabschnitten nach anhaltend starken Niederschlagen ganz erheblich sein kann (sog. Regeneffekt) . Beim Tunnelvortrieb konnen fUr den Wasseranfall zusammenfassend folgende Definitionen verwendet werden: Nasse Leibung, kleinflachige oder flachige Nassstellen Tropfwasser, schwach oder stark tropfend Rinnende Wasseraustritte oder Wasserstrahlen aus einzelnen Schichten oder Kluften bzw. aus Bohrlochern (bis O,SlIs) Stark rinnende Wasseraustritte (bis S1/s) Seihwasser, das besonders aus der Firste in zahlreiehen dunnen Strahlen ausflieBt (bis 20 lis vor Ort) Starkere Wasseraustritte aus KIuften, Gangen, Zerruttungszonen, FlieBkanalen oder Bohrlochern (moglichst mit Mengenangaben; Werte von S-20 lis vor Ort)
17 Tunnelbau
Starker Wasserandrang aus Spalten, Zerruttungszonen, Karsthohlraumen oder Entwasserungsbohrungen (mit Wassermengen > 20 lis). Als Wasseranfall vor Ort (in lis) gilt der Bereich der Ortsbrust bis 30 oder SO m zuruck. Nach DIN 18312 wird die Grenzwassermenge in einer Entfernung bis zu SO m hinter der Ortsbrust ermittelt. Neuerdings wird der Wasseranfall vor Ort in der Ausschreibung z. T. auch auf wenige Tunnelmeter begrenzt, mit dem Argument, dass das bei den vorangegangenen Abschlagen gefasste Wasser keine weitere Erschwernis bedeutet. Art und Ort der Wassermessung sind in der Ausschreibung festzulegen. Der weitere Wasseranfall wird in der von STINI eingefUhrten Ergiebigkeitsziffer in lis . 100 m Tunnellange angegeben, unterteilt in anfanglichen Wasseranfall in der Bauphase und dauernden Wasseranfall in der Betonier- bzw. Betriebsphase. Ais Grenzwassermenge, die als Erschwernis in die Ausbruchsarbeiten einzurechnen ist, gilt allgemein: in standfestem Gebirge SlIs je Vortriebsort in gebrachem Gebirge 2-3 lis je Vortriebsort in rolligem Gebirge O,SlIs je Vortriebsort. Die Grenzwassermenge ist sorgfaltig festzulegen. Auf keinen Fall sollte die Grenzwassermenge in der Ausschreibung ubervorsiehtig hoch angesetzt werden (z. B. :s; 20 lis). Uberschreiten die anfallenden Wassermengen die Grenzwassermenge, so konnen Ausbruchzulagen geltend gemacht werden, die entsprechend abgestuft sein sollten (z. B. S-ISlIs, IS-30 lis, 30-60 lis usw.). Die Hochstwassermenge ist die Wassermenge, bis zu der die Wassererschwernisse zu kalkulieren sind. Die Abschiitzung der Wassermengen erfolgt nach der Erfahrung, nach Literaturangaben oder Uberschlagsrechnungen. Fur sandig-tonige Gesteinsfolgen (z. B. Rheinisches Schiefergebirge, Buntsandsteingebirge) gelten in Berglage Durchschnittswerte von 0,2 bis 1,0 lis . 100 m (s. PRINZ & HOLTZ 1989) mit teilweise stark wechselnden Wasserzuflussen an Schicht- und Kluftflachen von ortlieh bis zu l1/s und mehr (GEISSLER 1994). Am HangfuB (Lehnentunnel) oder bei Talunterfahrungen ist mit einem anfanglichen Wasseranfall von bis zu 1O-S0 lis und mehr zu rech-
17.2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
nen (KLEIN & DURRWANG 1994; KONNINGS & LEIPZIGER 1997). Die rechnerische Abschatzung der beim Vortrieb anfallenden Wassermengen erfolgt entweder uber das Leerlaufverhalten oder uber die Anstromwassermenge. Die Anstromwassermenge errechnet sich bei zweiseitigem Zulauf aus H-h Q=2·k·--·F R
Bei zweiseitigem Leerlaufverhalten werden pro Tunnelmeter entsprechend der Reichweite R und der Absenkhohe so und so viel Kubikmeter Gestein entwassert (s. Abb. 17.9), was bei einem nutzbaren Kluftvolumen von 0,1 bis 1,0% (s. Abschn. 2.8.2) einer bestimmten Menge Grundwasser entspricht, die bei, angenommen 5 m Vortrieb pro Tag, in etwa 20 Tagen auslauft. MaBgebend fur das Ergebnis sind dabei das angenommene Grundwassergefalle (1:10 bis 1:20 bzw. 0,1-0,05) und das nutzbare Kluftvolumen (0,10,5%) bzw. die Gebirgsdurchlassigkeit. Eine weitere Berechnungsmoglichkeit ist, den Tunnel als unvollkommenen Horizontalbrunnen mit beidseitiger Anstromung zu betrachten, wofur eine Naherungsformel aus HERTH & ARNDTS (1994) zur VerfUgung steht:
Darin bedeuten (s. Abb. 17.9): Q = anfallende Wassermenge (in m3/s) k = Gebirgs-Durchlassigkeitsbeiwert (m/s) R = Reichweite der Absenkwirkung (in m) H = Machtigkeit des Aquifers im unbeeinflussten Zustand (in m), wobei bei Anwendung dieser Formel H::; R/3 sein solI h = Machtigkeit des Aquifers im abgesenkten Zustand (in m) L = Lange des Tunnelabschnitts (in m). Der dauernde Wasseranfall kann uber den von der Grundwasserabsenkung beeinflussten Gelandestreifen und die Grundwasserneubildungsrate abgeschatzt werden (s. Abschn. 2.8.5). Bei einer seitlichen Reichweite von 100 m ergibt sich z. B. bei einer Grundwasserneubildungsrate von 2-3 1/(s . km 2) ein dauernder Wasseranfall von < O,I1/(s . 100 m). Bei einigen Buntsandsteintun-
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1 Abb. 17.9 Schematische Darstellung der Absenkung des Grundwassers durch die Driinwirkung eines Tunnels. (nach WITTKE 1984, ergiinzt).
neln in Niedersachsen sind allerdings in Abhiingigkeit von der Jahreszeit Dauerabflussmengen bis 1,01/(s· 100 m) gemessen worden (GEISSLER 1994). Der prognostizierte Gesamtwasserabfluss eines Tunnels ergibt sich durch Summierung der fUr die einzelnen Abschnitte ermittelten Mengen des Wasseranfalls. Die Wassermenge ist einer strengen Plausibilitatsprufung zu unterziehen. Die Mengenangaben sind einmal fUr die Ausschreibung von Bedeutung (Arbeitserschwernis, Wasserhaltung), dann fUr die Dimensionierung cler Tunnelentwasserung und letztlich auch fur die Wasserwirtschaft. Die Wasserwirtschaftsbehorden erteilen ihre Zustimmung im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens haufig nur noch, wenn definierte Abflussmengen wahrend des Vortriebs und fUr den Endzustand eingehalten werden. Die Ergebnisse werden in einem hydrogeologischen Liingsschnitt dargestellt, mit Angabe der Wasserstande, der jeweiligen Gebirgsdurchlassigkeit, dem anfanglichen und dauernden Wasserzufluss und dem summierten Gesamtwasserabfluss.AuBerdem werden Trinkwasserschutzgebiete angegeben. Eine umfassende Darstellung eines hydrogeologischen Langsschnitts mit Angaben uber den Wasserchemismus bringt BRUX (1998). Der Bemessungswasserstand wird gemaB Kapitel 9.1 festgelegt. Dabei wird in der Regel davon ausgegangen, dass das Gebirge aufgrund seines TrennflachengefUges mehr oder weniger
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wasserdurchlassig ist. Der nach der vortriebsbedingten Grundwasserabsenkung sich mittelfristig wieder einstellende Wasserdruck auf den Tunnel und die hydrostatische Wirkung schwebender Grundwasserstockwerke sind allerdings relativ schwer einzuschatzen. In einem einigermaBen wasserwegsamen Gebirge ist der volle hydrostatisch wirksame Wasserdruck ohne Abstriche anzusetzen (Bemessungswasserstand). 1m Zweifelsfall kann der Wasserdruck in Tunnelnahe mittels Piezometern gemessen werden (s. Abschn. 4.6 und SCHUCK & FECKER 1998). Die Messungen der in der Bauphase anfallenden Wassermengen ist vielfach schwierig, da auch bei steigendem Vortrieb oft mit Pumpensumpfen und Uberpumpstellen gearbeitet wird. Hinzu kommt, dass die entsprechenden Messwehre oder messbaren freien Auslaufe meist sehr spat oder unzureichend installiert werden. Bei den haufig eingesetzten THOMsoN-Messwehren kann die Wassermenge aus den Abmessungen des Gerinnes und der UberfallhOhe (HU) ermittelt und aus Tabellen abgelesen werden. Kleine Messwehre konnen auch im Tunnel zur Messung des Wasseranfalls vor Ort eingesetzt werden. Die Messungen mussen taglich vorgenommen werden, wobei die Brauchwasserzufuhr uber einen Wasserzahler zu registrieren und gegebenenfalls zu einem Teil (z. B. 50%) abzuziehen ist. Die zuverlassigsten Abflusswerte erhalt man nach langeren Arbeitspausen. Die regelmaBige Messung des Wasseranfalls ist meist eine Auflage seitens der Wasserwirtschaft. Neben den Wassermengen aus dem Tunnel sind auch die im Einflussbereich des Tunnels gelegenen Grundwassermessstellen regelmaBig, in der entscheidenden Absenkphase notigenfalls taglich zu messen, urn die Reichweite der Absenkung zu erfassen. Die Reichweite der Grundwasserabsenkung durch den Tunnelvortrieb, betragt durchschnittlich 50 bis 300 m, teilweise auch wesentlich mehr (s. Abschn. 11.3). Sie ist von der Absenkhohe, der Raumlage und Ausbildung der Schichten, der Stromungsrichtung, und von der hydraulischen Wirkung von tektonischen oder gangartigen Strukturen abhangig. In tektonischen Storungszonen oder anderen wasserleitenden Strukturen kann die Absenkwirkung ~ 1 km weit reichen. Die Reaktion schwebender Stockwerke ist von der Gebirgsausbildung abhangig. In tonsteinreichen Schichtenfolgen (Tonsteinanteil
17 Tunnelbau
> 40%) bleiben schwebende Stockwerke oft lange erhalten (Abb. 17.10), wahrend in anderen Gebirgsarten tunnelnahe Grundwassermessstellen (> 50 m Seitenabstand) meist eine deutliche Reaktion zeigten (s. a. Abb. 4.25). Will man dies vermeiden, so sind Abdichtungsinjektionen (rohrschirmartige Vorausinjektionen o. a.) erforderlich (PRINZ & HOLTZ 1989). Beim Vortrieb findet der Abbau des Wasserdrucks, verbunden mit einem entsprechenden Wasserzufluss im weiteren Ortsbrustbereich statt. Dadurch wird der Wasserdruck am Ausbruchsrand auf null reduziert. Bei teilweise behindertem Wasserzufluss (z. B. abdichtende Schicht unmittelbar uber Firste) kann sich zeitweise ein Wasserdruck aufbauen, der zu hydraulisch bedingten Nachbruchen an der Ortsbrust fiihren kann und der durch Entwasserungsbohrungen schrag nach oben oder radial abgebaut werden muss. Die Arbeitsbehinderung durch den Wasserzulauf ist je nach Empfindlichkeit der Gesteine unterschiedlich und ist ab Wassermengen von Ills je Abschlag auch bei konventionellem Sprengvortrieb erheblich. Das anfallende Wasser ist vor Ort zu fassen und abzupumpen oder in Wassergraben abzuleiten. In erweichbaren Gesteinen muss das Wasser von den Fahrsohlen ferngehalten werden. Sohlaufweichungen konnen durch die Schiittung einer Sohldranschicht aus Grobschotter zur Ableitung des anfallenden Wassers (notigenfalls iiber zusatzliche Pumpensiimpfe) beherrscht werden. Ankerbohrlocher bringen vor allen Dingen dann Wasser, wenn diese einen nachsthoheren wasserfiihrenden Horizont (schwebende Kleinstockwerke) anbohreno Bei maschinellen Vortrieben kann eine Verschlammung des Frasgutes auftreten, wobei besonders die Klebrigkeit des Schlamms zu Erschwernissen beim Vortrieb und beim AbfOrdern fiihren kann (s. Abschn. 17.2.9). Der Grundwasseranfall ist nicht nur von der lithologischen Ausbildung des Gebirges abhangig, sondern besonders von dem Vorhandensein einzelner starker durchlassiger Strukturen bzw. entsprechender Gesteinspakete im Tunnelniveau und besonders im Sohlbereich. Auch die GrundwasserflieBrichtung hat entscheidenden Einfluss auf den Grundwasseranfall. Bei einem Tunnelvortrieb gegen die GrundwasserflieBrichtung tritt offensichtlich eine geringere vorauseilende Gebirgsentwasserung auf, wodurch sich
17. 2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
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mit jedem Abschlag das hydraulische Gefalle und damit die FlieBgeschwindigkeit erhohen. Dies bedingt einen deutlich hoheren Wasseranfall vor Ort, der tiber das steilere Grundwassergefalle (von 1: 5 und mehr) auch rechnerisch zu belegen ist. Unter dickeren Tonsteinlagen kann es durch den hydraulischen Druck der wenige Zehnermeter benachbart hoher stehenden Grundwasseroberflache zu gespannten Grundwasseraustritten kommen. Auch ein Aufbrechen der undranierten Spritzbetonsohle unter hydraulischem Druck ist beobachtet worden (PRINZ & HOLTZ 1989). Vorsieht ist auch bei schwebenden Grundwasserstockwerken tiber Tonsteinbanken wenig tiber Fristniveau geboten. In tonsteinreichen Wechselfolgen wirken tektonische Storungszonen haufig grundwasserhemmend. Beim Anfahren solcher Zonen kann fur Tage bis Wochen erhOhter Wasseranfall auftreten, der 5 bis 10 lis vor Ort erreichen und in Einzelfallen EntwasserungsmaBnahmen entweder von der Gelandeoberflache aus oder als Vorbohrung im Tunnel erforderlich machen kann (PRINZ & HOLTZ 1989). Die Wasserwegigkeit sol-
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51 •• (rn)
Abb. 17.10 Reaktionen tunnelnaher Grundwassermessstellen auf den Tunnelvortrieb in der tonsteinreichen Saimunster-Foige (Sa, ts), heute Bernburg-Foige. Das schwebende Grundwasserstockwerk im VolpriehausenSandstein (V, s) blieb selbst in St6rungsnahe erhalten.
cher Zonen kann im Bedarfsfall yom Vortrieb aus durch vorauseilende Erkundungsbohrungen ermittelt werden. Uber 10-20 lis hinausgehender starker Wasserandrang ist in seieht liegenden Tunnelbauten seltener zu erwarten, ausgenommen stark durchlassige Kluft - und Storungszonen und Karstgebirge. GEISSLER et al. (1987) und LEICHNITZ & SCHIFFER (1988) berichten tiber einen wochenlang anhaltenden Wasserandrang von 300 bis 450 lis aus der verkarsteten Gelbgrenzkalkzone des Unteren Muschelkalk tiber Rottonsteinen, der nur mit Hilfe eines Pilotstollens und zahlreicher Entwasserungsbohrungen beherrscht werden konnte. Bei tiefer liegenden Tunnelbauten sind hinsiehtlieh der Abschatzung des Wasserandrangs meist enge Grenzen gesetzt, auBer man kann auf Erfahrungen von Tunnelbauten in vergleichbaren Gebirgsformationen zurtickgreifen. Die entscheidenden Fragen sind, ist im Tunnelverlauf mit verkarsteten oder stark entfestigten Gebirgsarten (z. B. veraschtem Dolomit) zu rechnen und konnen in dem unter hoher Spannung stehenden Gebirge offene Kltifte auftreten. Uber alpine Tunnel liegen aber meist nur Berichte tiber
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Wassereinbriiche selbst vor und nicht iiber die im Normalfall angefallenen Wassermengen. WEISS (1988: 254) berichtet iiber die bekannten groBen Wassereinbriiche yom Bosruck-Eisenbahn-Tunnel mit 1100 lis, Simplontunnel mit 1300 lis auf 89 Tunnelmeter, Mont d'Or-Tunnel mit 10000 lis, den Tauernbahntunnel mit 4000 lis sowie einige andere starke Wassereinbriiche, die zeitweise zum Erliegen der Vortriebsarbeiten und z. T. zu Trassenanderungen gefiihrt haben. Auch beim Vortrieb des Erkundungstollens fiir den Semmering-Basistunnel sind im Oktober 1996 bei Station 2300 anfangs 62 bis 85 lis Wasser eingetreten, die sich nach wenigen Tagen auf eine Gesamtwassermenge von 350 lis erhoht haben (KAISER 1998). Gerade in Hochgebirgen sind die Erfahrungen mit der Abschatzung der zu erwartenden Wassermengen sehr unterschiedlich, wie die von WEISS (1994) zusammengestellten Beispiele zeigen (s. a. HERMANN & KNITTEL 1994; KNOLL et al. 1994; SCHNEIDER et al. 1998). Schwierig zu beherrschen sind starkere Wasserzutritte in wenig kohasiven Storungsgesteinen (s. Abschn. 3.4.4).
172.5.3 Wasserhaltung und Versmterungen Die Hilfsmittel zur Ableitung des Wassers beim Vortrieb sind Abschlauchungen, flexible Halbschalen oder Dranschlauche ohne oder mit Vliesumhiillung, die eingespritzt werden konnen, bzw. Noppenbahnen oder Dranmatten zur Fassung flachenhafter Wasserzutritte. Ortliche starkere Wasserzutritte sind moglichst im Gebirge zu fassen und abzuleiten. Driickendes Wasser im Sohlbereich ist iiber Drangraben bzw. -leitungen, notigenfalls auch mit einer Flachendranschicht, zu fassen und abzuleiten. Bei starkem Wasseranfall konnen auch Absenkbrunnen von der Kalottensohle aus vorgesehen werden. Dauernde Feuchtstellen in der Spritzbetonschale sind gegebenenfalls durch gezielt angesetzte radiale Dran- oder Entlastungsbohrungen zu beherrschen. Druckhafte Wasserzutritte konnen auch durch Kunstharzinjektionen abgedichtet werden (s. Abschn. 7.4.4). In wenig durchlassigen Lockergesteinen konnen wahrend des Vortriebes auch Vakuumlanzen
17 Tunnelbau erforderlich werden. Eine solche vortriebsbegleitende Entwasserung iiber ein System von schrag nach unten gebohrten Entwasserungslanzen ohne oder mit Vakuum ist nur fUr kurze Abschnitte, etwa vollig entfestigte Storungszonen zu empfehlen (ARNOLD & FUGENSCHUH 2000), nicht aber fUr Vortriebe in zum FlieBen neigenden, sandigen Gebirgsarten (z. B. Feinsande). Bei starkem Wasserandrang oder in wasserempfindlichen bzw. zum FlieBen neigenden Gebirgsarten ist voreilende Wasserhaltung vor dem Vortrieb angebracht. Sie kann durch Grundwasserabsenkung iiber Tage (s. Abschn. 17.2.5.5), durch Vorausentwasserungsbohrungen oder durch trassenparallele oder voreilende Entwasserungsstollen mit radialen Entwasserungsbohrungen erfolgen (Abb. 17.11). Vorausentwasserungsbohrungen yom Vortrieb aus sollten moglichst mit dem Standardbohrgerat (Tunnelbohrwagen) ausgefUhrt werden konnen (SELLNER et al. 2008). Die iiblichen Durchmesser betragen 76 bis 114 mm, die Bohrlangen bis etwa 30 m. Die Vorlaufzeit fUr die Entwasserungswirkung an der Ortsbrust betragt in der Regel mehrere Tage. Zusatzlich kann der Einsatz eines Rohrschirms zweckmaBig sein (Abschn. 17.8.3). In schwierig aufzufahrenden Gebirgsarten (z. B. ausgelaugter Gipskeuper oder entfestigte Tonschiefer), bewirkt eine rechtzeitige Absenkung des Grundwassers meist eine ganz erhebliche, allerdings versuchstechnisch vorab meist nicht belegbare Gebirgsverbesserung (KIRSCHKE & PROMMERSBERGER 1992). Die andere Moglichkeit, die besonders in wasserfiihrenden Storungszonen, bei der Unterfahrung wasserfiihrender Quertaler oder auch bei Unterwassertunneln Anwendung findet, sind Abdichtungsinjektionen (Zement -IBentonitsuspensionen, Polyurethan -IKunstharzinj ektionen, Schauminjektionen) von der Ortsbrust aus oder auch Rohrschirme gemaB Abschn. 17.8.3. Ais Schirminjektionen kommen entweder rohrschirmartige Vorausinjektionen in Betracht oder ± radiale Injektionsbohrlocher vom Vortrieb oder einem Vorstollen aus (s. THURO et al. 1997). Wenn Injektionen vorgesehen werden, sind Injektionsversuche zur Ermittlung der Injektionsparameter anzuraten (Injektionsmittel, Druck, Menge, Rasterabstand; s. Abschn. 7.4.4 und 17.8.4). Vorlaufende Injektionen im Sohlbereich konnen auch zum Schutz des Grundwassers in der
17.2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
17
Enlwasserungsbohrungen
Enlwasserungsbohrungen L = 12 m
Verpressung mit PZ35F WIZ = 0,8 %, 3 % Bentonil Injektionsdruck: Wirkung im Gebirge s 3 bar
483
Absenkbrunnen ,,250 mm
Bauzeit vorgesehen werden. Bei geringer Entfernung zum Fassungsbereieh eines Brunnens ist aber zu beachten, dass keine Zementmilch in diesen eingeschwemmt werden darf. Ais Alternative zur Sieherung des Grundwassers wahrend des Vortriebs kommt auch eine permanent mitgefiihrte Sohle aus WU-Beton o. a. in jedem Ausbruchstadium in Betracht. Von Natur aus kalkiibersattigte Wasser mit CaO-Gehalten >100 mg/l (s. Abschn. 9.2) oder weiehe Wasser mit niedrigem pH-Wert und besonders COz-haltige Wasser (s. Abschn. 9.5.2), die aus zementgebundenen Baustoffen Kalk losen, konnen zu Versinterungen im Dransystern des Tunnels fiihren. Die ma6gebenden Baustoffe, die zu einer Aufsattigung des Siekerwassers mit Kalk beitragen, sind Spritzbeton, Injektionszement, Ankermortel oder Ringspaltmortel sowie Einkornbeton fUr die Filterkorper. Das Ausma6 der Versinterungsneigung und die Versinterungsgeschwindigkeit sind sehr unterschiedlich und auch anhand der Gesteinsarten und des Chemismus des Grundwassers schwer prognostizierbar. Sieher ist, dass die Sinterproblematik seit der massiven Anwendung von Spritzbeton deutlich zugenommen hat. In der neuen BAST-Richtlinie fUr Bergwasserdranagesysteme von Stra6entunneln (Ri-BWD-TU, Entwurf
Abb. 17.11 Voreilender Zentralstollen mit Absenkbrunnen sowie radialen Entwasserungs- und Injektionsbohrungen.
2007) wird besonderer Wert auf die Darlegung der versinterungsrelevanten Messgro6en und Zusammenhange gelegt (s. ZTV-ING, Teil 5, Abschn.1). Die wirksamste Methode zur Verminderung der Versinterung ist, den Kontakt des Wassers mit dem Beton zu minimieren. Durch Entlastungsbohrungen und Abschlauchungen oder, bei flachenhaften Austritten, mit angehefteten Noppenfolien kann zumindest ein Teil des anfallenden Wassers direkt in das Dransystem abgeleitet werden, ohne vorher mit dem Spritzbeton in Beriihrung zu kommen. Ferner kann durch eine geeignete Wahl des Zements und eines alkaliarmen oder -freien Erstarrungsbeschleunigers ein diehteres Gefiige erreieht und die Eluierbarkeit des Spritzbetons erheblieh vermindert werden (BREITENBUCHER et a1. 1992; POSCHER 1993; KRAMER-WASSERKA 1999; GIRMSCHEID et a1. 2003 und OVBB-Tunnelentwasserungsrichtlinie 2003). Die chemischen Grundlagen fUr die Losung des Calciumhydroxids Ca(OH)z und seine Ausfanung bei Luftzutritt zu Calciumcarbonat CaC03 , sind: =
Ca(HC0 3 )z
= Ca(OH)z + 2C0 3
484
Ca(OH)2 + CO 2 = CaC0 3 + HzO Ca(HC0 3 )2 + Ca(OH)2 = 2CaC03 + 2HzO (BREITENBUCHER et a1. 1991; GAMISCH & GIRMSCHEID 2007; 2008 und Abschn. 9.5.2). Beim Eintritt in die Dranageleitung und dem Kontakt mit Luft wird das chemische Gleichgewieht des zuflieBenden Wassers nachhaltig gestort und es kommt zu einer AusHillung von Calciumkarbonat. Neben dem Calciumhydroxid spielen dabei besonders die leicht wasserloslichen Alkalihydroxide (KOH, NaOH) eine wesentliche Rolle, welche die in Losung gehaltene Menge an Calciumhydroxid erheblich herabsetzen und die Ausfallung von CaC03 verstarken. Durch Luftabschluss des Wassers im Dransystem mittels Aufstau oder durch siphonartige Auslaufe kann die Versinterung reduziert, aber in der Regel nieht verhindert werden. Wirkungsvolle MaBnahmen sind ferner das Bereithalten groBer Querschnittsreserven und glatte Rohrwandungen, ein Siekerkorper aus ungebundenem Rundkornmaterial ohne Kalksteinanteile und eine sorgfaltige BauausfUhrung. Durch eine getrennte Ableitung unterschiedlicher Wasser kann eine zusatzliche Ausfallung bei der Mischung zweier Wasser vermieden werden. Eine andere Moglichkeit zur Verminderung der Versinterung ist die dosierte Zugabe von sog. Hartestabilisatoren in tliissiger Form oder als Depotsteine in das Entwasserungssystem, wodurch die Kalzitmolekiile in ihrem Wachstum behindert werden, weniger Kalk ausfallt und die Versinterungen weniger hart sind (CHABOT 2002; MEINLSCHMIDT & ROSCHING 2002 und bes. GIRMSCHEID et a1. 2003). Vor einer Entscheidung fiir einen solchen Einsatz sind die Randbedingungen, wie Wassermengen, Chemismus, Umweltvertraglichkeit, Filterkies und Ausbildung des Entwasserungssystems zu untersuchen (GIRMSCHEID & GAMISCH 2005). Versinterungen des Dransystems treten bei sehr vielen gedranten Tunneln in Spritzbetonbauweise auf und verursachen hohe Instandhaltungskosten. Urn die dauerhafte Funktionsfahigkeit des Entwasserungssystems zu gewahrleisten, ist eine regelmaBige Entfernung der standig nachwachsenden Versinterungen erforderlich, DafUr stehen verschiedene mechanische oder hydraulische Methoden zur Verfiigung (Kratzund ReiBwerkzeuge, Hochdruckspiilung bis
17 Tunnelbau
150 bar, HDD-Horizontalbohrtechnik), die aber alle relativ aufwan dig sind und oft auch zu ScMden an den Dranleitungen fUhren (GIRMSCHEID et a1. 2003; BAYER 2005; GAMISCH & GIRMSCHEID 2008).
17.2.5.4 Gedrante bzw. asserdruckhaltende Systeme Die Aufgabe einer Tunnelabdichtung besteht darin, das Tunnelbauwerk vor Schaden infolge Durchfeuchtung und Wassereintritten sowie vor Gefahrdung durch aggressives Grundwasser (auch Thermalwasser) zu schiitzen. Fiir die Sicherung eines Tunnels gegen Grundwasser gibt es grundsatzlich zwei Moglichkeiten; das anfallende Wasser kann in Dranagen gefasst und abgeleitet werden (Entwasserungssysteme mit freier oder eingeschrankter Gebirgsdranage) oder der Tunnel wird rundum wasserundurchlassig und druckhaltend ausgefUhrt (ungedrante, wasserdruckhaltende Konstruktion). Bei einem gedranten System besteht die Tunnelentwasserung in der Regel aus zwei getrennten Systemen, dem Dranagesystem und einem System fUr die Ableitung des Fahrraumwassers (Schlepp- und Storfallwasser). Die Abdiehtung des Bauwerks erfolgt mittels Folien und/oder WU-Beton. Spritzbetonabdiehtungen geringer Dieke sind immer wieder in der Diskussion, konnten sieh aber bisher nieht durchsetzen (ALDRIAN & GIEFING 2009). Bis Ende der 1980er Jahre wurden Tunnel in der Regel als gedriinte Systeme geplant. Das Grundwasser wird dabei durch die Dranwirkung des Tunnels abgesenkt und es bildet sich ein mehr oder weniger breiter Streifen abgesenkten Grundwassers aus, so dass in den Standsieherheitsbetrachtungen des Tunnels kein hydrostatischer Druck beriicksiehtigt werden muss. Bei funktionierender Dranwirkung des Systems sind Restwasser im Kluftsystem oder hohere schwebende Grundwasserstockwerke fUr den Tunnel mehr oder weniger unerheblieh, da der Druck an der gedranten Tunnelwandung abgebaut wird. Gedrante Tunnelsysteme erhalten, mit Ausnahme in sehr stark betonangreifendem Grundwasser (s. Abschn. 9.5), nur eine Siekerwasser- oder Regenschirmabdiehtung gegen nieht driickendes Wasser. Sie besteht aus einem texti-
485
17. 2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
len, wasserableitenden Schutzvlies, der Dichtungsfolie und den beiden Dranleitungen in den Ulmen (Abb. 17.12). Zur Druckentlastung unterhalb der wasserdichten Sohle kann zusatzlich eine Sohldranage vorgesehen werden. Bei der Auswahl des Materials fiir Dran- und AbdichtungsmaBnahmen bei StraBentunneln sind die Richtlinien fiir Bergwasserdransysteme von StraBentunneln (Ri-BWD-TU) sowie die Technischen Lieferbedingungen und Technischen Priifvorschriften fiir Geokunststoffe als Tunnelabdichtungen (TLlTP KDB) sowie fiir Schutzund Dranschichten aus Geokunststoffen (TLlTP SD) zu beachten (s. ZTV-ING, Teil 5, Abschn. 5 und FRIEBEL et al. 2008). Dber das mechanische Verhalten einer 2 mm PVC-Dichtungsbahn nach 12 Jahren Liegezeit in einem StraBentunnel berichten MAHNER & LANGE (2008). Das Dranagematerial besteht in der Regel aus einer grob strukturierten Dranmatte einschlieBlich Vliesabdeckung oder einem Dranvliesstoff mit einem Flachengewicht von 800 bis 1000 g/m2, die das anfallende Wasser in die Langsdranage an beiden UlmenfiiBen ableiten. Die Dranmaterialien miissen auch bei einem Auflagedruck von 0,3 MPa (entspricht etwa dem doppelten Betonierdruck) noch eine ausreichende Dranleistung
Regenschirmabdichtung gegen Sickerwasser
Gebirge
Spritzbeton Driinagematerial
aufweisen. Zu Beginn der Arbeiten wird das Unterprofil der Spritzbetonschale beseitigt bzw. ein Dberprofil ausgeglichen und der Abdichtungstrager aufgebracht (s. Abschn. 17.7.2). Die Dranageschicht wird mit sog. Rondellen fIxiert, an welche die Dichtungsbahnen thermisch angeschweiBt werden. Als neue Methode ist auch eine Befestigung mit einem Klett-System in der Diskussion (MATSCH et al. 2005) sowie ein weiteres innovatives Verfahren, bei dem die KDB mit dem Schutzvlies streifenweise verschweiBt wird (Felsbau 24:3, 92 und Geomechanik und Tunnelbau 1:5, S. 519). Als Dranrohre werden stabile Teilsickerrohre aus Kunststoff (PVC-U, PP-R, PE, PEHD; 0 > DN 200-250, Schlitzweite 5-8 mm, Wassereintrittsflache etwa 100 cm2 pro Rohrmeter, vertraglicher Spiildruck bis 300 bar) und glatter Innenwandung verwendet sowie eine Z. T. mit verlorener Hilfsschalung eingebrachte kalkfreie Kiesschiittung anstelle eines Filterbetons (KIRSCHKE 2001). Die Anwendung eines gedranten Systems setzt voraus, dass die Dranung ausreichend dimensioniert ist und auf Dauer funktioniert. Bei starkeren Wasserzutritten miissen notigenfalls zusatzliche Entwasserungsleitungen vorgesehen werden (FLUDER & FORSTER 2005), die ggf. fiir die Was-
Rundum-Abdichlung gegen Druckwasser
Vorlaufige Sicherung ,...-...."..,~~;~~'.~'~.",~mil Ausgleichsschichl ~ Abdichtung
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" ' ..."
'<>'t'tt-- Innenschale
Dichlungsbahn
Langsentwiisserung
Innenentwasserung
1. Spritzbetonschale 2. Unterbeton (offene Sohle) 3. Noppenbahn. Dichtungsbahn und Schutzvlies 4. Winkelprofil (a Is verlorene Schalung) 5. Driinrohr ON 250, PE-HD 6. Grober Kies 7. Schutzvlies 8. Sohlplatte (Bankett) 9. Gewolbebeton (Innenschale)
Abb. 17.12 Druckhaltendes und gedrantes System (Regenschirmabdichtung) mit Detail fUr ein neuzeitliches Entwasserungssystem.
7
486
17 Tunnelbau
serversorgung genutzt werden konnen. Dranierte Tunnel sind zwar zunachst kostengunstiger, erfordern aber ggf. uber die gesamte Nutzungsdauer eine z. T. aufwandige Wartung des Dransystems. Wenn Tunneldranagen auf Dauer funktionieren soIlen, ist schon bei Planung und Ausschreibung auf hohe Ausfuhrungsqualitat zu achten und diese wahrend der Herstellung streng zu kontrollieren. Bei Gefahr von Versinterungen im Dransystem sind ggf. auch konstruktive Zusatzma:Bnahmen vorzusehen (Ri-BWD-TU). Fur eine druckwasserdichte Abdichtung ungedranter Tunnelsysteme sind eine wasserdruckhaltende Rundumabdichtung (WU-Beton und/ oder Kunststoffdichtungsbahnen) sowie ein Sohlgewolbe erforderlich (Abb. 17.9). Die Art des Dichtungssystems ist abhangig yom Wasserdruck und dem Angriffsgrad des Wassers nach DIN 4030. Uber Einzelheiten der Ausfuhrung liegt eine DGGT-Empfehlung zu Dichtungssystemen mit Kunststoffdichtungsbahnen im Tunnelbau EAG -EDT (2005) vor, die auch die Grundlage fur die ZTV-ING, Teil 5, Abschn. 5 sowie auch fur die RiL 853 bildet. Au:Berdem wird auf die Richtlinie des OVBB "Ausbildung von Tunnelentwasserungen" (2003) verwiesen. Cber die Rahmenbedingungen fur den Einsatz geosynthetischer Tondichtungsbahnen im Tunnelbau berichten SCHREYER & BERNHARD (2006).
Die Kunststoffbahnen (2-4 mm, meist 3 mm dick) werden tiber Doppelnahte thermisch verschwei:Bt und mittels Druckluft auf Dichtigkeit gepruft (Einzelheiten s. KOMMA 2004; HAACK 2005). Daruber hinaus ist die Abdichtungsfolie mit einer Signalschicht versehen, wodurch Beschadigungen beim Einbau leichter erkannt werden konnen. Au:Berdem werden in jedem Schottfeld in regelmaBigen Abstanden Verpressstutzen mit flexiblen Injektionsschlauchen an der KDB befestigt, die radial durch die Innenschale geftihrt werden und uber die bei Undichtigkeiten systematisch lokale Injektionen vorgenommen werden konnen (Abb. 17.13). Neuerdings wird z. T. auch eine systematische, planmaBige Verpres sung des Bereichs zwischen der Innenschale und der KDB vorgesehen. Fugenbander erhalten einen umlaufenden Injektionsschlauch, urn ggf. mehrfach nachverpresst zu werden. Besonders bei Firstspaltverpressungen besteht die Gefahr, dass tiber Kltifte im Gebirge Verpressmortel oder Zementmilch in die Seitendranage gelangen konnen. Bei hohem Wasserdruck bzw. hohen Anspruchen an die Dichtigkeit wird heute das Abdichtungssystem doppellagig ausgebildet, wobei die beiden Lagen als vakuumprufbare Kammern ausgebildet werden, die im Schadensfall ebenfalls injiziert werden konnen. Schutzvil8S
Detail
Innenschalo 8US WlJ·Beton d-40 em 1m Gewolbo
aussenilegendes. Albeltsfuge Sohlgowolbo mil 8ussenhegendem. nachl"lOZlOl'baren
nactlinlizlCrbares Blockfugenband
F"!I9nband
Abb 17.13 Schematischer Aufbau des Abdichtungssystems fUr eine Innenschale mit Nachinjektionsmoglichkeiten.
17. 2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
Da die Grundforderung nach voller Wirksamkeit der Abdichtung in vielen Fallen nicht oder nur mit erhohtem Aufwand erreicht werden kann, sind in einigen Vorschriften Dichtigkeitsklassen mit zulassigen taglichen Leckwassermengen definiert (HAACK 1998).
172 5 5 Wasserhaltung in lockergesteinsartlgen Geb
en
Bei Tunnelvortrieben in lockergesteinsartigen Gebirgen und auch in Festgesteinen mit Gebirgsdurchlassigkeiten > 10-6 m/s (s. Abschn. 2.8.5), die unter der Grundwasseroberflache liegen und bei den en der aufzufahrende Bereich frei zuganglich sein soIl, muss das Grundwasser durch WasserhaltungsmaBnahmen yom Vortrieb ferngehalten werden. Darunter werden im Tunnelbau nicht nur WasserhaltungsmaBnahmen im engeren Sinn verstanden, sondern auch MaBnahmen wie: SchirmgewOlbe (Abschn. 17.8.3) Injektionen (Abschn. 17.8.4) Bodenvereisung (Abschn. 17.8.5) Vortrieb unter Luftdruck. Die Eigenschaften der Grundwasserleiter sind in den Abschn. 2.8.1 und 2.8.4 bis 2.8.6 beschrieben. Allgemeine Abgaben uber die WasserhaltungsmaBnahmen siehe Abschn. 11.2-11.4. Die moglichen Auswirkungen einer Grundwasserabsenkung auf die Gelandeoberflache und eine etwaige Bebauung sind in Abschn. 6.2.2 angesprochen. Die Wirkung einer WasserhaltungsmaBnahme hangt zunachst ab yom Untergrundaufbau und den Eigenschaften der Grundwasserleiter. Dabei lassen sich das nutzbare hydraulische Hohlraumvolumen, die Inhomogenitaten und die Anisotropie eines Grundwasserleiters durch die ublichen VorerkundungsmaBnahmen selten wirklich zutreffend ermitteln, sondern konnen nur in einem Langzeitversuch einigermaBen erfasst werden (MUHLENKAMP et al. 2010). Oft liegen zwei oder mehrere Grundwasserstockwerke mit unterschiedlichen hydraulischen Eigenschaften vor, die durch grundwasserstauende Zwischenschichten getrennt sind. Wenn die wasserstauenden Schichten k- Werte von 10-5 bis 10-7 m/s aufweisen oder faziell bzw. tektonisch bedingte Lucken (z. B. groBere sanderfullte Klufte) haben,
487
so spricht man von halbdurchliissigen Grundwasserstauern, die einen Druckausgleich und langfristig auch einen Mengenausgleich zulassen (s. Abschn. 2.8.5). Ein solcher halbgespannter Grundwasserleiter gleicht sich verzogert dem freien Grundwasser an. Urn eine hydraulisch wirksame Trennung der Stockwerke zu gewahrleisten, muss die grundwasserstauende Zwischenschicht mindestens 2,5 m dick sein. In solchen Fallen kann bzw. muss das obere sandig-kiesige Quartarstockwerk mittels Schwerkraftabsenkung und das untere feinkornige Stockwerk uber Vakuumabsenkung entwassert werden. Bei den sog. Konbinationsbrunnen, d. S. Gravitationsbrunnen und Vakuumbrunnen in einer Rohrtour, ist fur beide Stockwerke nur eine Brunnenbohrung mit nur einer Filterrohrtour erforderlich (Abb. 17.14 und Abschn. 11.4). Die Wirksamkeit einer Wasserhaltungsma6nahme hangt weiterhin von der Anzahl der Brunnen, dem AbsenkmaB des Brunnenwasserspiegels, der Forderung der einzelnen Brunnen und der Vorlaufzeit ab (Abb. 17.15). Letztere betragt bei einer Schwerkraftabsenkung mehrere Wochen bis einige Monate. Das Abschatzen der Vorlaufszeit kann ggf. durch Auswertung des Entsandungsvorganges als Kurzpumpversuch erleichtert werden (MUHLENKAMP et al. 2010). Zur Entwasserung von Feinsandschichten mussen die Brunnen enger gesetzt und auf Vakuumbetrieb umgestellt werden konnen. Ein solcher bedarf einer wesentlich kurzeren Vorlaufzeit von nur einigen Wochen. Der Tunnelvortrieb sollte in dem Zeitfenster durchgefiihrt werden, das zwischen der Vorlaufs- bzw. Entwasserungszeit liegt und einem langerfristig zu starken Austrocknen des Gebirges. Letzteres fiihrt bei einem KiesSand-Boden zu einem voHigen Wegfall der scheinbaren Kohasion und der Boden wird roHig bzw. ein feinkorniger Boden neigt dann zu Schollenabbruchen an der arts brust, denen ggf. mit Ortsbrustankern und einem Teilflachenausbruch begegnet werden muss. Die Absenkwirkung einer Wasserhaltung muss sowohl in der Vorlaufzeit bis zum Erreichen des Absenkziels als auch wahrend der weiteren Betriebszeit der Anlage in engen Abstanden, in der Betriebszeit praktisch taglich, kontrolliert werden und die einzelnen Brunnen mussen ggf. mit einer Ausfall-Alarmeinrichtung ausgestattet werden. In der Winterzeit mussen die Brunnen-
7
488
17
17 Tunnelbau
Gravitationsbrunnen
+
=
Tiefvakuumbrunnen
Kombibrunnen
Kies
Ton
Sand Ton
Absenkung nur im 1. GrundwasserStockwerk Absenkung nur im 2. GrundwasserStockwerk
Absenkung in beiden Grundwasser-Stockwerken
Abb. 17.14 Schematische Darstellung und Arbeitsweise der verschiedenen Brunnenarten (Firmenprospekt).
kopfe und das Leitungssystem auBerdem vor Frost geschiitzt werden. Die Oberwachung der Brunnen und Messstellen erfolgt heute vielfach vollelektronisch. Dabei werden permanent die Wasserstande der Brunnen und Messstellen, die Forderleistung der einzelnen Brunnen und die Gesamtforderung registriert (HEISSENBERGER et al. 2008). Ein Ausfall eines oder mehrerer Brunnen kann binnen weniger Stun den zu einem Anstieg des Grundwassers urn einige Meter fiih-
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Stand vcr Beglnn der Wasserhallung
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Abb. 17.15 F6rderraten und Absenktrichter einer WasserhaltungsmaBnahme (nach FILLIBECK et al. 2005).
500
489
17. 2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
(s. Abschn. 11.6). Besonders fUr Vakuumbrunnen stehen kaum geeignete rechnerische Modelle zur VerfUgung. In der Regel konnen diese Unwagbarkeiten nur durch die planmaBige Moglichkeit des Zwischensetzens von weiteren Brunnen oder von vornherein durch ein bewusstes ObermaB an der Gesamtinstallation beherrscht werden. In manchen Fallen kann das Grundwasser aufgrund des Untergrundaufbaus oder wasserrechtlicher Auflagen (MUHLENKAMP et al. 2010) bzw. zu groBer Brunnenabstande nieht vollstandig bis in eine sohlaufbruchsiehere Tiefe unter Aushubsohle abgesenkt werden. Besonders anf
17
zur Entwasserung
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Abb. 17.16 Einsatzbereiche fUr (nach DISTELMEIER et al. 1986).
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Drucklufthaltungen
grund, wie tektonische oder atektonische Bruchflachen, alte Bohrungen oder Brunnen, tiefliegende Leitungen bzw. andere ehemalige Baubehelfe. Fiir die Ermittlung der notigen Druckhohe und des Druckluftbedarfs (m 3/min) sind Angaben iiber die Grundwasserstande und den Luftdurchlassigkeitsbeiwert der Boden erforderlich. GroBenordnungsmaBig kann der Luftdurchlassigkeitsbeiwert mit
kL = 70 . k
k = Wasserdurchlassigkeitsbeiwert
angenommen werden (SEMPRICH 1994; BEHRENS & FEISER 1995). Fiir Schluffbetragt z. B. die effektive Luftdurchlassigkeit 3-6 . 10-5 m/s. Ausblaser entstehen bevorzugt an natiirliehen oder sonstigen Verbindungen zwischen dem Druckraum und der atmospharischen Ober£lache oder wenn der auf die Tunnelfirste wirkende Oberdruck hoher ist als die entsprechende Auflast aus Boden und Wasser. Zur Begrenzung des Wasserdrucks konnen zusatzlich Absenkbrunnen vorgesehen werden. Wenn aus irgendwelchen Griinden der Luftdruck abf
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17 Tunnelbau
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Abb. 17.17 Prinzip eines Tunnelvortriebs unter Druckluft (LETTIN 1989).
Der erforderliche Dberdruck im Tunnel muss groBer sein als der Wasserdruck an der Basis der wasserfUhrenden Schieht (Abb. 17.17). Weiterhin muss durch den Uberdruck die Sohlauftriebssieherheit gewahrleistet sein (notigenfalls Entspannungsbrunnen). Bei groBen Uberdriicken (> 1,2 bar) werden gemaB Druckluftverordnung lange Schleusungszeiten fUr das Personal erforderlich (KOHLER 2008), was Druckluftvortriebe zunehmend unwirtschaftlich macht. AuBerdem ist zu beachten, dass Druckluft das Grundwasser nur dann von der Ortsbrust abhalten kann, wenn das Wasser Gelegenheit zum Abstromen hat. Andernfalls summieren sieh der vorhandene Wasserdruck und der Dberdruck und driicken auf das Gesamtsystem. Bei einem Druckluftvortrieb treten keine Vorabsetzungen infolge Grundwasserabsenkung auf. Dariiber hinaus hat sieh gezeigt, dass ein Vortrieb unter Druckluft in der Regel nur etwa 70% der Setzungswerte eines atmospharischen Vortriebs erreicht (DISTELMEIER et al. 1986).
17256 Wasserwlrtschaftllche und wasserrechtliche Belange Die AusfUhrung von Tunneln als gedrantes oder abgediehtetes System ist nieht nur eine Frage der Tunnelkonstruktion, sondern betrifft auch wasserwirtschaftliche und wasserrechtliche Fragen. Die Tendenz, auf gedrante Tunnelsysteme weitestgehend zu verziehten, kommt den Belangen der Wasserwirtschaft und des Umweltschutzes sehr entgegen. Trotzdem kann die iibliche landes-
planerische Auflage, eine quantitative und qualitative Beeintrachtigung des Grundwassers zu vermeiden, nie voll erfUllt werden, da bei konventionellen Vortrieben im Grundwasserbereich eine zumindest voriibergehende quantitative Beeinflussung praktisch nieht zu vermeiden ist. In solchen Fallen ist ein maschineller Vortrieb in Betracht zu ziehen (Abschn. 17.6.4). In sensiblen Bereichen sollte eine Grundwasserabsenkung auch moglichst kurz gehalten werden. Bei einem maschinellen Vortrieb mit Tiibbingausbau kann die Wasserhaltung notigenfalls auf die Zeit wahrend der Vorbeifahrt der TVM einschlieBlich des Vor- und Nachlaufs beschrankt bleiben (MUHLEMKAMP et al. 2010). Urn bei einem konventionellen Vortrieb die Auswirkungen des Tunnelbaus auf den Wasserhaushalt gering zu halten, kommen folgende MaBnahmen in Betracht (KONNINGS & JOHN 1997): Reduzierung des Wasseranfalls in stark gekliifteten oder gestorten Bereiehen durch vorauseilende Abdichtungsinjektionen Anwendung eines eluationsarmen Spritzbetons zur Verringerung der qualitativen Beeinflussung des Dranwassers bzw. Tunnelabwassers (s. Abschn. 17.2.7) Ausbildung einer wasserdiehten Sohle, urn ein Versiekern von Grundwasser gefahrdenden Fliissigkeiten auszuschlieBen (s. Abschn. 17.2.5.3). Grundsatzlich miissen alle Gerate und Maschinen, in denen wassergefahrdende Stoffe zum Einsatz kommen, so aufgestellt und betrieben werden, dass eine Verunreinigung des Grundwassers ausgeschlossen werden kann. So weit moglich, sind umweltvertragliche Schmierstoffe und Hydraulikole, d. h. Stoffe der Wassergefahrdungsklasse WGK I (im Allgemeinen nieht wassergefahrdend) einzusetzen (s. Allgemeine Verwaltungsvorschrift iiber die Einstufung wassergefahrdender Stoffe in Wassergefahrdungsklassen, VwVwS 1999). Voraussetzung fUr ein Riickgangigmachen der Absenkwirkung wahrend der Bauzeit ist allerdings nieht nur eine druckwasserhaltende Abdiehtung des Tunnels, sondern auch ein Verpressen der Baudrane und des Filterkorpers mit Zementsuspension und notigenfalls Kunstharz, sowie ein schirmartiges Injizieren der beim Vor-
17. 2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
trieb erfolgten Gebirgsauflockerung infolge der unvermeidlichen, mehr oder weniger stark ausgepragten, ausbruchsbedingten Entspannungskliifte im Gebirge (s. KOHLER 2009). Derartige Auflockerungszonen bilden sich nicht gleichmaBig urn den Ausbruch, sondern die Auflockerung reicht z. B. parallel zur Schichtung tiefer in das Gebirge als senkrecht dazu. Die vieldiskutierten Selbstheilungskrafte des Gebirges, welche diese erhohte hydraulische Durchlassigkeit der aufgelockerten Zone im Laufe der Zeit reduzieren, sind nur in Tonsteinen zu erwarten. Bei einem Schildvortrieb reicht in der Regel die durchgehende Verpressung des Ringraumes aus, urn eine Langslaufigkeit zu verhindern. Die Aufspiegelung des Grundwassers auf die nattirlichen Wasserstande ist allerdings ein langerfristiger Vorgang, der viele Monate bis einige Jahre dauern kann. Eingriffe in den Grundwasserhaushalt sind bei einem Tunnelbau naturgemaB nicht ganz zu vermeiden. Allerdings sind die Auswirkungen meist nicht so groB wie allgemein befUrchtet wird bzw. sie sind meist nur vortibergehender Natur. tIber die Bauzeit hinaus lang anhaltende Umweltauswirkungen sind deshalb auch bei gedranten Tunneln bisher nur selten bekannt geworden (s. a. MAIDL et al. 2000). Eine weitere Auswirkung gro6erer Grundwasserabsenkungen sind Spannungsumlagerungen im Gebirge, die entsprechende Verformungen und Setzungen an der Gelandeoberflache auslOsen konnen. Dies gilt auch bei maBigem Wasseranfall im Tunnel «10 lis) und bei Uberlagerungshohen von mehreren hundert Metern. Beim Gotthard -Basistunnel sind z.B. bei einer Uberlagerung von> 1000 m und einem Wasseranfall von max. 12 lis Verformungen im Gelande von mehreren Millimetern gemessen worden (s. Tunnel 3/2007, S. 55). Die hydrogeologische Prognose, d. h. die Beschreibung der Auswirkungen des Tunnelbaus auf den Grundwasserhaushalt, ist in hohem MaGe yom Zutreffen der erkundeten Lagerungsverhaltnisse des Gebirges abhangig. Abweichungen der geologischen Prognose, insbesondere der Richtung wasserfUhrender tektonischer Strukturen, ziehen naturgemaG auch Abweichungen der hydrogeologischen Auswirkungen nach sich. 1m Rahmen der Erstellung von Gutachten fUr Tunnelprojekte sind die qualitativen und quantitativen Auswirkungen des Tunnelbaus auf das
491
Grundwasser sowie auf nahe gelegene Quellen, Grundwassergewinnungsanlagen und Bachlaufe zu priifen und mit den Fachbehorden abzustimmen (s. d. REICHEL & ZOTER 1994; JACOBS & TENSCHERT 1994; GAMERITH 1996). Neben Quellkartierungen und Schtittungsmessungen kommen im Einzelfall auch hydrochemische und isotopenhydrologische Untersuchungen in Betracht. So konnen z. B. stark wechselnde Schtittung, wechselnde Temperaturen und niedrige Leitf
7
492
17
17.2.6 Auftreten von Gasen ~m Gebirge Bei Verdacht auf Gasaustritte im Gebirge (hier bes. CO 2, CH 4, N 2, H 2S aber auch Radon) sind die Untersuchungen darauf auszudehnen (s. Abschn. 4.3.3 und 16.7.6). Erste Anzeiehen sind aufsteigende Gasblasen in wassergefilllten Bohrlochem oder leiehte Ausblaser. Unterschieden werden Kohlenwasserstoffgase und Nieht -Kohlenwasserstoffgase. Methan (CH4 ), auch Grubengas genannt, ist ein farb- und geruchloses Gas, das in hoheren Konzentrationen betaubend bzw. todlich wirkt. Methan und andere Kohlenwasserstoffe sind in bestimmten Mischungsverhiiltnissen mit Luft explosiv (untere und obere Explosionsgrenze s. Abschn. 16.7.6). Je nach Methangaskonzentration kommt es zu einer Verpuffung oder einer Explosion (WYSS 1999). Mit dem Auftreten von Kohlendioxidgas (C0 2) ist besonders an tiefreiehenden bruchhaften Strukturen im Gebirge, in Heilquellenbezirken sowie in und am Rande von Vulkangebieten zu rechnen. Kohlendioxid (C0 2 ) ist ein geruchund geschmackloses, lebensfeindliches Gas, das mit einer Dichte von 1,977 kg/m3 schwerer ist als Luft (rd. 1,3 kg/m3). Die maximal zulassige Arbeitsplatzkonzentration (MAK-Wert) betragt fUr CO 2 0,5 Vo1.-%. Bei einer Konzentration ab 2 Vo1.-% konnen Kopfschmerzen auftreten. Ab 4 Vo1.-% besteht Lebensgefahr. Eine Kerze erlischt erst bei etwa 10 Vo1.-%. Schwefelwasserstoff (H 2S) riecht nach faulen Eiem. Bei hoheren Konzentrationen (150 ppm) wird der Geruchssinn beeintrachtigt, so dass die Gefahr nieht mehr wahrgenommen wird (tis 11, 2003: 64). Stickstoff (N2) ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas, das reaktionstrage und ungiftig ist. Das Auftreten von N 2-Gasen ist besonders aus dem Erzgebirge bekannt (s. Abschn. 4.3.3.1). Mit verstarkten Auftreten des geruchlosen, radioaktiven Gases Radon in der Bodenluft ist vor aHem in den Grundgebirgen und auch in einigen Regionen der Alpen zu rechnen (s. Abschn.4.3.3.2). Die Gefahren sind somit unterschiedlich: Explosionsgefahr bei KW-Gasen, Vergiftung bei Schwefelwasserstoff und Erstiekungsgefahr bei
17 Tunnelbau
Kohlendioxid. Radon kann bei Belastung von einigen 100 Bq/m3 Lungenkrebs auslosen. 1m Bedarfsfall miissen gemaG TBG-Richtlinie die Gaskonzentrationen bei den Vortriebsarbeiten stan dig kontrolliert werden, notigenfalls mittels Gasvorbohrungen und Messen der Gaskonzentration am Bohrlochmund. Weitere MaGnahmen sind verstarkte Beliiftung, tragbare Mess-/ Alarmgerate sowie, bei Methan, schlagwettergeschiitzte Notbeleuchtung und Schnellabschaltung der elektrischen Anlagen (GERSTNER et a1. 1999; WYSS 2002). Auch Tunnelbohrmaschinen konnen mit Gasdetektoren ausgeriistet und im Alarmfall automatisch abgeschaltet werden (WEBER 2004). Bentonitsuspensionen sind in der Lage, gewisse Mengen Methangas zu binden, so dass in der Regel keine Gefahrdung auftritt.
17.2.7 Umweltbelastung Hinsichtlich einer moglichen Umweltbelastung bei einem Tunnelvortrieb war es teilweise iiblich, das zu erwartende Ausbruchmaterial vorab auf etwaige Schadstoffgehalte gemaG der LAGA M 20-Liste zu untersuchen, auch wenn keine organoleptischen Auffalligkeiten vorlagen (s. Abschn. 16.6.3). Dabei wurden nieht selten Schwermetallgehalte einer geogenen Grundbelastung gem. Abschn. 16.4.2.3 gefunden. Die Untersuchung und Bewertung der einzelnen Schadstoffparameter erfolgt nach den Grundsatzen des BBodSchG (Abschn. 16.1) bzw. der LAGA (Abschn. 16.6). Einige der geogen bedingten 1nhaltsstoffe, wie Eisen, Mangan oder Sulfat bzw, Sulfid und Chlorid konnen die Einstufungsparameter der iiblicherweise verwendeten LAGA M 20-Richtlinie (Z-Werte) iiberschreiten (s. Abschn. 16.6.4). Bei der Bewertung der Analysenergebnisse ist zu priifen, ob eine Gefahrdung der Natur oder der Umwelt auftreten kann. GemiiG Bundesbodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSch V 1999, § 4, Abs. 8) besteht keine schadliehe Bodenveranderung, wenn die Schadstoffgehalte naturgegeben (geogen) sind und nieht in erhebliehem Umfang freigesetzt werden konnen (s. HAID & HAMMER 2009). Besonders zu achten ist auf primar umweltoder gesundheitsgefahrdende Minerale gem. Abschn. 17.2.1. Hier sind an erster Stelle asbest-
17.2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
haltige Gesteine zu nennen. Freie Asbestfasern in der Atemluft konnen Asbestose bzw. Lungentumore auslosen, wenn sie aus faserartigen Silikatmineralen der Amphibol- oder Hornblendegruppe bestehen, wie Aktinolith, Amosit, Anthrophy11it, Krokydolith oder Tremolith. Dazu kommt das Serpentinasbestmineral Chrysitil (s. a. BRUX 2007). Werden asbesthaltige Gesteine angefahren, so sind umfangreiehe SieherungsmaBnehmen sowohl fUr das im Tunnel arbeitende Personal als auch fUr die Anwohner zu veranlassen. Auch fur die Deponierung derartiger (z. B. asbest- oder sulfidhaltiger) Gesteine sind besondere MaBnahmen erforderlich. Bei Asbestverdacht ist jeder Abschlag spezie11 auf solche Mineralfasern zu untersuchen, wobei schon bei Auftreten geringster Mengen entsprechende Kontro11messungen der Tunne11uft und technische SchutzmaBnahmen zu treffen sind, a11em voran eine Minimierung der Staubentwieklung (DAUB-Empfehlung 2007 und BRUX 2007). DISSAUER et al (2009) beschreiben die umfangreichen SicherungsmaBnahmen bei Vortrieben in einen asbestfaserhaltigen Serpentinit. Nach bisherigen Erfahrungen (MARTI & DELB 2001) besteht eine mogliehe Umweltbelastung bei einem Tunnelvortrieb auf drei Wirkungspfaden, dem Ausbruchmaterial, dem Tunnelabwasser und dem Schlamm der Absetzbecken. Bei einem bergmannischen Vortrieb kann das Ausbruchmaterial sowohl durch Spritzbetonruckstande verunreinigt sein, als auch durch nieht umgesetzte Sprengstoffreste (meist Ammonsalpeter, NH 4 N0 3, woraus sieh Ammoniak NH3 bzw. Nitrit N0 2 oder Nitrat N0 3bilden konnen) und durch Absatze von Sprenggasen, in denen geringe Mengen von CO, NO, N0 2 und NH3 auftreten konnen. Durch Umwandlungsprozesse konnen daraus Spuren von N0 3 entstehen. Die Schadstoffgehalte sind abhangig yom eingesetzten Sprengstoff (s. Abschn. 17.7.1 und MARTI & DELB 2001). Eine Gefahrdung des Grundwassers ist daraus in der Regel nicht zu besorgen. Das Tunnelabwasser kann auBer der Aufhartung durch den Spritzbeton (insbesondere pHWert) auch durch Abgase oder durch blverluste von Maschinen und Fahrzeugen verunreinigt sein. Hohe pH -Werte, Nitrit und Ammoniak wirken als Fischgift. Die Schadstoffe aus dem Tunnelabwasser konzentrieren sieh im Schlamm der
493
Absetzbecken und uberschreiten hier oftmals die Richt - und Grenzwerte. Bei einem maschinellen Vortrieb kann das Ausbruchmaterial und das Tunnelabwasser durch die dem Boden-Wasser-Gemisch zugesetzten Konditionierungsstoffe (EPB- oder SlurryPrinzip) verunreinigt sein. Die fur die Schlamme verwendeten Tenside werden a11erdings aus umwelttechnischer Sieht als gunstig eingestuft (HAID & HAMMER 2009).
17.2.8 Ermittlung geotechnischer Kennwerte Die geotechnisch-felsmechanischen Untersuchungen sind von der ingenieurgeologischen Erkundung meist nieht streng zu trennen. Gemeinsames Ziel istdie Ermittlungvon Gebirgskennwerten als Grundlage fur tunnelbautechnische Berechnungen zur Festlegung des Vortriebsverfahrens, von Art und Umfang der Sicherungsmittel sowie der Abschatzung der zu erwartenden Verformungen. Bei der Planung des Versuchsprogramms sol1ten immer die Verwendbarkeit der Versuchsergebnisse in der Praxis und die zu erwartenden FehlergroBen kritisch betrachtet werden, wobei der GroBe der einzelnen Versuchskorper entscheidende Bedeutung zukommt. Hinzu kommt die Schwierigkeit, charakteristische Kennwerte auf statistischer Grundlage festzulegen, da Aufschlusse bei Linienbauwerken nur Stiehproben darste11en und die Anzahl der Versuche begrenzt ist. Hier sind in besonderem MaBe personliche Erfahrung und individuelle Beurteilungskriterien gefordert (s. Abschn. 5.1). Ein geotechnisches Versuchsprogramm kann je nach Erfordernis folgende Versuche umfassen: Versuche in Bohrlochern Laborversuche an Bohrkernen, an Bodenoder Gesteinsproben, an Trennflachen und an Material von Trennflachenbelagen Laborversuche an GroBproben (0 0,5-1,0 m) in situ-GroBversuche in charakteristischen Felsbereiehen Messungen in Schachten und Probesto11en, ggf. mit partie11er Aufweitung zum Vollprofil Messungen am Bauwerk selbst.
7
494
17 Tunnelbau
In den Aufschlussbohrungen werden in der Regel geotechnische Bohrlochversuche zur Erkundung des primaren Spannungszustandes des Gebirges (Abschn. 4.2.4) sowie Bohrlochaufweitungsversuche (Abschn. 2.6.7) zur Ermittlung des Verformungsverhaltens des Gebirges durchgefuhrt. Letztere Ergebnisse ki:innen durch Plattendruckversuche erganzt werden (Abschn. 2.6.5). Durch Laboruntersuchungen an Gesteinsproben konnen die Wichte und die Gesteinsfestigkeit (Druck-, Zug- und Scherfestigkeit) sowie die mineralogische Zusammensetzung, das Mikrogefiige und das Bindemittel, die Bestandigkeit gegen Wasser und die Anteile quellfahiger Tonminerale (Abschn. 2.1.8) ermittelt werden. Die Reprasentativitat von Blockproben wird in der Literatur unterschiedlich diskutiert. Bei rich tiger GroBe und Probenauswahl (s. Abschn. 4.4.3) haben PLINNINGER et a1. (2008) bei Festigkeitswerten keine merkbaren Unterschiede zwischen Haufwerksproben und Bohrproben festgestellt (Abb. 17.18). Da Laborversuche an Bohrproben immer nur Gesteinskennwerte ergeben, die meist eine andere GroBenordnung haben als fur das Gebirge angesetzt werden muss, werden auch Versuche an Gro6bohrkernen und anderen GroBproben sowie direkte GroBscherversuche (Abschn. 2.8.4) durchgefiihrt. In einem Probevortrieb, ggf. mit Aufweitung bis zur vollen ProfilgroBe, konnen nicht nur
BoIvp
30~1D18
(n.6) Mergelsteln, schwach sandlg HaufwerkSproben 2 (n r 24)
57
Bohrprcben
Oiabas
Haufw9r1<sprobeo (n 0 281
Haufwerllsproben (n e 7)
'I
33.
69.6
5
39.
(n o I3) Haufw9r1<sprabm (n a 8)
;0<1 I
o
I
I
12142
1
26.1
(n r 6)
178.8
I I 11
601
Bohrproben
Femfanglomerate
1
31'
(n=11)
Bohrpmbon
Buntsandstein
GroBproben entnommen werden, sondern mittels Nivellement - und Konvergenzmessungen, Extensometern und Druckmessdosen das tatsachliche Gebirgsverhalten mit den Ergebnissen der bisherigen geotechnischen Kennwerte und Berechnungen verglichen werden. Die Einzelnen Versuche zur Ermittlung der Gesteins- und Gebirgsfestigkeit sowie der Gebirgsverformbarkeit sind in den oben genannten Abschnitten beschrieben und die Ergebnisse diskutiert. Da Versagensfalle bei Mittelgebirgstunneln in der Regel von Scherbruchen auf vorgegebenen Trennflachen begleitet sind, ist die Gebirgsfestigkeit im raumlichen Spannungszustand im Allgemeinen durch die Gebirgsscherfestigkeit bestimmt. Sie ist in hohem MaBe vom Einspannungszustand und dem Auftreten sowie der Raumstellung von Schwachezonen (Kluftoder Storungszonen) abhangig. Je nach Oberlagerungshohe sind daher ggf. unterschiedliche Scherfestigkeitswerte anzusetzen. Bei tief liegenden Tunneln in Gebirgsarten von geringer Festigkeit sind dagegen vor allen Dingen die Festigkeits- und Verformungseigenschaften im triaxialen Spannungszustand maBgebend. Rechenwerte filr die Festigkeit und Verformbarkeit des Gebirges konnen entweder durch Abminderung aus den maBgebenden GesteinskenngroBen abgeleitet oder durch Versuche am Gebirge selbst ermittelt werden. Ublich ist eine Mischung beider Ansatze. 1m Allgemeinen sind
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•
I I I I I I I I 150 200 elneJoaie Dructdeslogkell (MN/m'J
Abb. 17.18 Vergleich einaxialer Gesteindsdruckfestigkeit von Haufwerks- und Bohrproben (nach 2008).
PUNNINGER
et al.
495
17. 2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
Gebirgskennziffern urn so zuverlassiger anzugeben, je besser das Gestein ist. Je schlechter der Fels ist, umso schwieriger ist nicht nur die Probennahme, sondern umso fragwiirdiger sind auch die Versuchsergebnisse. Kennwerte, die versuchstechnisch nicht oder nur schwer bestimmbar sind, miissen aufgrund von Literaturangaben oder Erfahrungen an vergleichbaren Objekten abgeschatzt werden. Dabei muss man sich dariiber im Klaren sein, dass gerade die ungiinstigeren Kennwerte fiir die Standsicherheit entscheidend sind. Charakteristische Gebirgskennwerte werden als Erwartungswerte mit den zu erwartenden Streuungen sowie als abgeminderte untere Grenzwerte angegeben (s. Abschn. 17.5.5), wobei auch der Einfluss des Grundwassers und einer etwaigen voreilenden Wasserhaltung anzusprechen sind. Dabei ist zu beachten, dass Porenwasserdriicke bei konventionellen Vortrieben im Nahbereich des Tunnels erfahrungsgemaB bereits vorauseilend weitgehend abgebaut werden.
17.2.9 Losbarkeit L
und Erweichbarkeit
1m Felsbau unter Tage ist es nicht iiblich, die Losbarkeit in Felsklassen nach DIN 18300 anzugeben, sondern die Faktoren, von denen das Verhalten des Gebirges beim Losen abhangt, werden durch eine moglichst genaue technologische Gesteins- und Gebirgsbeschreibung mitgeteilt, urn so dem Unternehmer die Kalkulation zu ermoglichen. Die Untersuchungsarbeiten sind nach Moglichkeit so zu spezifizieren, dass sowohl konventioneller als auch maschineller Vortrieb ausgefiihrt werden kann. Das Untersuchungsprogramm muss dabei sowohl die harten als auch die schluffig -tonigen, wasserempfindlichen Lagen erfassen und Versuche in ausreichender Zahl vorsehen, damit sowohl Minimal- und Maximalwerte angegeben werden konnen, als auch das zeit- und wassereinflussabhangige (veranderliche) Verhalten von tonig-schluffigen Gesteinen. AuBer der Losbarkeit und Erweichbarkeit ist dabei immer auch auf Anzeichen fiir mehr oder weniger kurzzeitige Zerfallserscheinungen an Hartgesteinen gem. Abschn. 3.4.2 zu achten, die
in wenigen Tagen bis Wochen zu Festigkeitsverlusten des Gesteins an den Hohlraumwandungen und zu Abplatzungen des Spritzbetons fiihren konnen.
17. 9 1 Mech ni
he
La
barkelt
Die mechanische Losbarkeit des Gebirges hangt einerseits ab yom Festigkeitsverhalten, d. h. von dem Widerstand, den das Gestein dem Herauslosen aus dem Gebirgsverband entgegensetzt (Leistungskriterium bzw. Bohr- oder Frasfortschritt), und andererseits von der Abrasivitat, die sich vor allen Dingen auf die Standzeiten der Bohr- und Schneidwerkzeuge auswirkt (MaterialverschleiBkriterium). Unter Bohrbarkeit versteht man die Auswirkungen der nachstehenden Faktoren auf den Bohrfortschritt und die Standzeit der Bohrwerkzeuge (s. THURO & PLINNINGER 2001): Gesteinsart, Mineralbestand, Verwitterungsgrad, Harte, Quarzgehalt bzw. dem Gehalt an verschleiBscharfen Mineralen (Harte> 5, s. Tab. 3.3) Struktur und Textur des Mikrogefiiges (Anisotropie), KorngroBe, Kornform, Kristallentwicklung, Verzahnung des Kornverbandes, Matrix Bindemittel (Kornbindung) und sein Raumausfiillungsgrad Gesteinsdruckfestigkeit und Elastizitatseigenschaften (Sprodigkeit, Zahigkeit) Gesteinswechsel (hart, weich) Trennflachengefiige, Kluftabstand und -ausbildung (Offnungsweite, Kluftfiillung) Primarspannungszustand Wasserempfindlichkeit und Anteil quelWihiger Tonminerale Erweichbarkeit, Verklebungspotenzial. Der Mineralbestand, das Mikrogefiige und das Bindemittel werden im Diinnschliff ermittelt und ihre VerschleiBscharfe nach der Mineralharte eingestuft. Ais hart und verschleiBscharf gelten Minerale, die harter sind als Stahl (Harte> 5). Dazu gehoren auBer Quarz, frische Feldspate (Plagioklas, Orthoklas, Mikroklin), Albit, Augit, Hornblende, Olivin, Granat, Epidot, Magnetit, Hamatit und Pyrit. Die Volumenprozente dieser als verschleiBscharf geltenden Minerale werden
17
496
17 Tunnelbau
mit einem Faktor analog ihrer Harte nach ROSSIVAL multipliziert (s. Tab. 3.3) und ergeben den sog. aquivalenten Quarzgehalt (AQu). Die Gesteinsdruckfestigkeit ist yom Mineralbestand, dem MikrogefUge und der Kornbindung abhangig. Eine Klassifikation der Gesteine nach der Druckfestigkeit ist zwar kein alleiniger MaBstab fiir die Schneidbarkeit von Gesteinen, doch gibt es verschiedene Korrelationen der Gesteinsdruckfestigkeit mit der Standzeit der Bohrkronen und der Bohrgeschwindigkeit sowie auch fUr den SchneidwerkzeugverschleiB bei mechanischen Gewinnungsverfahren. Die Bohrgeschwindigkeit und Standzeit sind auBerdem yom MikrogefUge (vernetzte GefUge mit hoher Verzahnung) und damit auch von den Elastizitatseigenschaften der Gesteine abhangig. Bei den Elastizitatseigenschaften wird hierbei meist das Verhaltnis qjqz gemaB Abschn. 2.6.8 verwendet. Bei mittleren und hohen Druckfestigkeiten fUhrt eine hohe Verformbarkeit (Zahigkeit) zu einem Abfall der Bohrgeschwindigkeit. Bei der Abschatzung der Bohrgeschwindigkeit und der Schneidleistung von Vortriebsmaschinen spielt die Abrasivitat der Gesteine eine wesentliehe Rolle. Sie bedingt nieht nur den WerkzeugverschleiB, sondern beeinflusst die gesamte Bohrleistung (abgestumpfte Schneidwerkzeuge, Werkzeugwechsel) und damit in hohem MaBe die Vortriebskosten. Die wesentli-
chen Einflussfaktoren fUr die Abrasivitat sind die mineralogisch -petrographische Zusammensetzung des Gesteins sowie einige geotechnische Kennwerte. Dies gilt nicht nur fUr Festgesteine, sondern auch fiir grobkornige Lockergesteine, die ebenfalls einen merkbaren Einfluss auf den VerschleiB der Abbauwerkzeuge haben konnen. Fiir Festgesteine sind seit den 1970er Jahren verschiedene Testverfahren mit Priifstiften entwiekelt worden (HOLTZRAUSER & NILSEN 2006; PLINNINGER 2008; PLINNINGER & REsTNER 2008; BECKRAUS & TRURO 2008; TRURO & KASLING 2009). Am haufigsten Anwendung findet in Mitteleuropa der CAI- bzw. Cerchar-Abrasivitats-Test. Bei diesem Test wird ein Priifstift bei konstanter Auflast iiber 10 mm einer bruchrauen Gesteinsoberflache bewegt und seine kegelstumpffOrmige Abnutzung ausgewertet (Abb. 17.19 und MAIDL et al. 2001; PLINNINGER et al. 2002,2005; KASLING et al. 2007).Vergleichswerte fUr die Abrasivitat sind auf Tab. 17.3 zusammengestellt. Ais weiteren Gesteinsversuch wird neuerdings auch der LCPC-Abrasivitatsversuch an gebrochenen Festgesteinsproben der Kornung 4 bis 6,3 mm vorgenommen. Der LAK-Wert gibt den VerschleiB in g/t an (s. Lockergesteinstest). TRURO & KASLING (2009) bringen Korrelationen CAI-Index/AQu sowie LAK-Wert/CAI-Index und eine entsprechende Klassifikationstabelle (Tab. 17.3).
Ritzspur des PrGfstiftes auf einem Quarzsandstein
Abb. 17.19 Prinzip des CercharGeriits, die entsprechenden Ritzspuren und Ablesen der Prufstiftabnutzung (nach Kii.SLlNG et al. 2007).
1, 3 Schraubstock 2 Handgriffl -kurbel 4 PrGfstift 5 PrGfstiftfGhrung 6 Gewicht
Ansicht
Aufsicht
Ablesung der PrGfstiftabnutzung
497
17. 2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
Tabelle 17.3 Klassifikation der CAI-Werte und der LCPC-Abrasivitatskoeffizienten LAK fOr verschiedene Gesteinsarten (nach BECKHAus & THURO 2008). AbrasivitiitsBezeichnung
Beispiele fUr Festgesteine
50-100
0,3-0,5
kaum abrasiv
Ton-Schluffstein, Mergel
100-250
0,5-1,0
schwach abrasiv
Tonschiefer, Sandstein (feink6rnig, schwach tonig gebunden), Kalkstein bzw. Oolomitstein (karbona tisch gebunden)
250-500
1,0-2,0
abrasiv
verkieselter Kalk- bzw. Oolomitstein, Sandstein, Phyllit
500-1250
2,0-4,0
stark abrasiv (sehr abrasiv)
Quarzsandstein, Porphyr, Andesi!, Basalt, Glimmerschiefer
1250-2000
4,0-6,0
extrem abrasiv
(Gang-)Quarz, Quarzit, Granit, Oiorit, Syenit, Gneis, Eklogit, Amphibolit
Daneben kommen aber nach wie vor geotechnisch-mineralogische Methoden mit den klassischen Parametern zum Einsatz, wie Gesteinsdruckfestigkeit, Spaltzugfestigkeit, MineralkorngroBe und dem aquivalenten Quarzgehalt (AQu). Der aquivalente Quarzgehalt ist der Anteil an verschleiBscharfen Hartmineralen (> Harte 5,5), bezogen auf Quarz nach der ROSSIvAL-Skala (Tab. 3.3). Am haufigsten anzutreffen ist hier der Abrasivitatsbeiwert nach SCHIMAZEK (Tab. 17.4). F SCHIM
d·v·q z = ___ 100
d [mm] = mittlerer Korndurchmesser des Quarzanteils v [%] = Vol.-% an Hartmineralen, bezogen auf Quarz (s. Tab. 3.3) qz [MPa] = Spaltzugfestigkeit (s. Abschn. 2.6.8) Eine einfache Beziehung ist auch der sog. Rock Abrasivity Index (RAI), der nur den prozentualen Anteil an Hartmineralen und die einaxiale Gesteinsdruckfestigkeit beriicksichtigt: RAI= v·qu 100
v = Vol.-% an Hartmineralen, bezogen auf Quarz (s. Tab. 3.3) qu = einaxiale Gesteinsdruckfestigkeit (MN/m 2).
Der 2002 eingefiihrte RAI -Wert findet besonders Verwendung als Kennwert fiir den VerschleiB von Bohrwerkzeugen bei Sprengvortrieben und auch bei GroBbohrpfahlen. AulSer der Einstufung nach Tabelle 17.4 bringt PLINNINGER (2010) Vergleichsdiagramme mit dem Cerchar-Abrasivitats-Index sowie mit der Standzeit von Stiftbohrkronen (m/Krone). Obwohl der Sprengvortrieb hinsichtlich der Bohrbarkeit recht anpassungsfahig ist, bedeuten diese Angaben einen maBgeblichen Beitrag zur Kalkulation, da die Vortriebsleistung wesentlich von der Bohrleistung und dem VerschleilS der Bohrgerate abhangt und damit auf die gesamten Tabelle 17.4 Einstufung der Abrasivitat nach dem Abrasivitatsbeiwert von SCHIMAZEK & KNATZ (1976) bzw. dem RAI-Index (a us PUNNINGER 2010). FSCH'M
RAI-Inde)(
Abrasivitatsbeurteilung
< 0,01
<10
nicht abrasiv
0,01-0,1
wenig abrasiv
0,1-0,5
10-30
durchschnittlich abrasiv
0,5-1,5
30-60
abrasiv
1,5-3,0
60-120
sehr abrasiv
> 3,0
> 120
hoch bis ext rem abrasiv
17
498
17 Tunnelbau
Ausbruchskosten durchschlagt. Bei harten Gesteinen mit hohen Quarzgehalten kommt es zu einer verstarkten Abnutzung der Hartmetallstifte von Stiftbohrkronen. Auch bei weniger harten Gesteinen wird durch den quarzhaltigen Bohrschmant der Kronendurchmesser abgeschliffen. In Konglomeraten konnen harte Gerolle zu Verklemmungen der Bohrkronen und damit zu Leistungsminderungen bis hin zu einem Gestangebruch fiihren (THURO 1993; THURO & PLINNINGER 1997). Bei einem moglichen Einsatz von Schildmaschinen ist auch die Abrasivitlit von Lockergesteinen zu bewerten. Fiir Lockergesteine lagen bis vor einigen Jahren nur wenig Ansatze zur Beschreibung des Abrasivitat vor, ausgehend von Angaben iiber die Lagerungsdichte, die KorngroBe und -form sowie dem Gehalt an abrasiven Mineralkomponenten. HOLTZHAUSER & NILSEN (2006) sowie THURO et al. (2006) und BECKHAUS & THURO (2008) beschreiben auch Testverfahren fUr Lockergesteine. Der LCPC-Abrasionskoeffizient entspricht dem Massenverlust eines rotierenden Metallfliigels in einem Behalter mit 500 g Material der Kornung 4-6,3 mm. Der entsprechende LAK -Wert kann zwischen 0 und 2000 g/t liegen (Abb. 17.20). Die Grenzen und verbalen
.' (emk Komgem,sehe I mil qU9rz,t Stem· Reme,Ou9fZ Komponent"n IfJfltJrochen)
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extrem abras,v
extrem hoch
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stark abraslv
sehr hoch
Ka/k./Oolom,'-re,ehe KKise
1 ·2
abraslv
hoch
grotJkom.ge Komgemlsch6 m,t hohem Ante" von Knstallmkomponenten . , ' ."
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4
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0,5 - 1 schwach abraslv normal
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6
VerschlelB
4-6
/
,Q~.~rzsende
Abraslvltat
Reme L rzk.ese (Rundkorn)
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Weitere abrasivitatsfordernde Faktoren sind die Lagerungsdichte und verfestigte Lagen. Zusatzlich gilt, die Abrasivitat nimmt mit der KorngroBe iiberproportional zu und weniger gerundete Komponenten weisen tendenziell einen hoheren VerschleiB auf. Als Normalwert, der keiner weitergehenden Tests bedarf, gilt allgemein ein CAl-Wert < 1 und ein LAK -Wert < 250 g/t (BECKHAUS & THURO 2008). Wasser wirkt sich im Allgemeinen giinstig auf den VerschleiB aus. International werden anstelle dieser iiberwiegend in Zentraleuropa eingesetzten Abrasionstests bei Hartgesteinen bevorzugt der DrillingRate-~(DRI) oder der Cutter-Life-Index~ (CLI) zur Vorhersage von der Vortriebsleistung und CAl
2000
.£!
Benennungen des CAl-Werts haben sich seit Jahren bewahrt. Bei den LAK-Werten sind zusatzliche Faktoren zu beriicksichtigen, wie der Mineralbestand, die KorngroBenverteilung und auch die Kornrundung. Allgemein gelten danach: Quarz- und kristallinreiche Kiese als sehr hoch bis extrem hoch abrasiv Karbonatreiche Kiese als kaum bis schwach abrasiv Sande, Schluffen und Tone als nicht bis kaum abrasiv.
8
10
m
12
Mlttterer Komdurchmesser (bel 0=50%) (mm) Abb. 17.20 Klassifikationsdiagramm fUr die Abrasivitiit von Lockergesteinen (nach THURO & KiisLiNG 2009).
17. 2 Aufgaben und Grenzen der ingenieurgeologischen Erkundung, Risikomanagement
dem DiskenverschleiB verwendet (JAKOBSEN et al. 2009).
172 9.2 Er e chba kelt und le falls b st nd gl t V kl bungspotenzi Bei der Beurteilung der Losbarkeit bzw. Gewinnbarkeit eines Gebirges sind auch seine Erweichbarkeit und seine Zerfallsbestlindigkeit bei Kontakt mit Wasser zu beriicksichtigen. Das AusmaG der Empfindlichkeit hangt ab von der KorngroBenverteilung, der mineralogischen Zusammensetzung (Anteil und Art der Tonminerale, Quarzgehalt), dem Anteil an feindisperser organischer Substanz, dem Verwitterungsgrad und vor allen Dingen der Kornbindung (kieselig, karbonatisch, tonig -ferritisch, tonig). Ais MaBstab werden auch heute noch der Wasserlagerungsversuch nach DIN 4022 herangezogen bzw. nach NICKMANN et al. (2005) der modifizierte Wasserlagerungsversuch, ferner der Kristallisationsversuch und auch die Porositat (s. Abschn. 3.4.2). Der Arbeitskreis ,,versuchstechnik Fels" empfiehlt zur Ermittlung der Zerfallsbestandigkeit in Anlehnung an den Slake-Durability-Test der ISRM den Siebtrommelversuch (HERZEL 2004). Dabei wird eine vorgetrocknete Gesteinsprobe bis zu 6-mal einer lO-minutigen Rotation in einer fast halb im Wasser liegenden Siebtrommel ausgesetzt und der Massenverlust ermittelt. AuBerdem wird visuell die Anderung der Gesteinsproben festgestellt. Aus dem Massenverlust nach dem 2. Zyklus wird der Zerfallsbestandigkeitsindex Id ermittelt. Verwitterungsempfindliche Sandsteine liegen haufig bei Id = 20-60 (%). Auch viele Tonmergelsteine sind wasserempfindlich und neigen bei mechanischer Beanspruchung zum Zerfall. In solchen wasserempfindlichen Gebirgsarten miissen freigelegte Flachen sofort mit Spritzbeton versiegelt werden. Wasser muss schon an den Austrittsstellen gefasst (Abschlauchen) und von befahrenen Flachen ferngehalten werden. Auch miirbe bis feste Sandsteine und Wechselfolgen von Sandsteinen und Tonsteinen fiihren bei Fahrverkehr und Wassereinfluss rasch zu einer Aufweichung der Sohle. Allgemein gelten Sandsteine mit Druckfestigkeiten qu < 30 MN/m2 als stark wasserempfindlich und solche mit qu = 30-60 MN/m2 als noch deutlich anf
499
Bei maschinellen Vortrieben neigen tonige Gesteine bei Wassereinfluss zum Verkleben und zu Schlammbildung. Verklebnngen entstehen zwischen der Ortsbrust und dem Schneidrad, am Schneidrad, in der Abbaukammer und beim Materialaustrag (s. WEH et al. 2009). Besonders ausgepragt ist die Verklebung an den Abbauwerkzeugen bei fliissigkeitsgestiitzten Schildvortrieben (s. Abschn. 17.6.4.2). Bei Verklebungen von Bodenteilchen untereinander handelt es sich urn Kohasion, beim Anhaften an Stahlflachen urn die Wirkung von Adhasionskraften (s. Abschn. 2.7.1). Die Adhasions- bzw. Verklebungsneigung toniger Boden, und zwar schon ab etwa 10% Tonanteil, ist abhangig von der Plastizitat eines Bodens und seiner Konsistenz sowie dem Auftreten von Wasser. Weitere Einzelfaktoren sind der Anteil und die Art der Tonminerale und der Verfestigungs- bzw. Verwitterungszustand. AuGer tonig-schluffigen Locker- und Festgesteinen zeigen auch Wechsellagerungen mit Sandstein- oder Kalksteinbanken, die selbst nicht zum Verkleben neigen, eine mehr oder weniger deutliche Verklebungstendenz. Das Verklebungsverhalten eines Tonbodens wird heute allgemein iiber die Adhasionsspannungen beschrieben (s. Abschn. 2.7.1). Das bisherige Klassifizierungsschema von THEWES (1999/2003) war verhaltnismaBig grob. Neuere Versuche von FEINENDEGEN et al. (2010), deren Ergebnisse gute Ubereinstimmung mit Betriebserfahrungen aufweisen, zeigen, dass das Verklebungspotenzial bei weicher Konsistenz relativ hoch ist, aber zur "nassen" und "trockenen" Seite deutlich abnimmt (Abb. 17.21). Der genannte Beitrag, der auch die Abhangigkeit von den Maschinendaten aufzeigt, bedeutet eine wesentliche Verbesserung hinsichtlich der Vorhersagemoglichkeit und Quantifizierung der Verklebungsneigung. Dabei ist allerdings zu beriicksichtigen, dass der "Erdbrei" von EPB-Schildmaschinen bevorzugt breiige bis weiche Konsistenz (Ie = 0,4-0,7) aufweist (s. Abschn. 17.6.4.2). Bei Erddruckschilden, bei denen die Stiitzung der Ortsbrust durch einen Erdbrei erfolgt (s. Abschn. 17.6.4.2) sind hingegen gute Zerfallseigenschaften und eine hohe Erweichbarkeit, welche die Verbreiung in der Abbaukammer begiinstigen, von Vorteil. Die Ermittlung der Verbreiungsanfalligkeit von Gesteinen bei Wassereinwirkung und mechanischer Beanspru-
7
500
17 Tunnelbau
17
5,0
c
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3,0
B
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2,0
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- - - Verklebung
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1200
- - VerklebungspoL I
4,5
1,0
Abb. 17.21 Vorliiufiges
0,5
Klassifikationsschema fur das Verklebungspotenzial (nach FEINDEGEN et al. 2010).
0,00
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Cl
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C
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0,2
chung erfolgt ebenfalls tiber den Siebtrommelversuch (s. oben). In der Literatur werden weitere spezielle Laborversuche zur Ermittlung der Zerfallseigenschaften von Tonsteinen diskutiert (WITTKE et al. 2004; GATTERMANN & KIEHL 2004). WITTKE &WITTKE-GATTERMANN (2006) und WITTKE-SCHMITT & SCHMITT (2010) beriehten von Untersuchungen der Verbreiungsfahigkeit von Keupertonsteinen mit Riihrwerken und Zugabe von Konditionierungsstoffen (Polymerschaume).
17.3 Gebirgsklassifizierung Die Gebirgsklassifizierung bildet im Hohlraumbau seit Jahrzehnten die Grundlage fiir die Ausschreibung, die Kalkulation und die Abrechnung der Ausbruchs- und der Sicherungsarbeiten (s. DIN 18312: 2010). Grundlage der Klassifizierungen in Europa waren und sind dabei weniger charakteristische Kennwerte als das Gebirgsverhalten wahrend und nach dem Ausbruch, das vereinfacht als Standfestigkeit bezeiehnet worden ist (s. JOHN 1994). LAUFFER (1958) hat danach eine Gebirgsklassifizierung fiir den Stollenbau aufgestellt, die neben den althergebrachten vier Gebirgsklassen (standfest, nachbriichig, stark nachbrtichig, rollig) viele Jahre lang mit gutem Erfolg verwendet worden ist. Diese Gebirgsklassen waren Vortriebsklassen und Klassen der Standfestigkeit. Ihr Nachteil war, dass der wichtigste Parameter, namlich die
0,3
600
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Konsistenzzahll c
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200 10
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Standzeit in Abhangigkeit von der wirksamen Stiitzweite, nur aus der Erfahrung beurteilt werden konnte. In den 1970er Jahren hat sich dann zunachst durchgesetzt, die Ausbruchsklassen mit den SttitzmaBnahmen zu koppeln und damit die Behinderung bei den Ausbruchsarbeiten in die Klassifikation einzubeziehen. PACHER, RABCEWICZ & GOLSER (1974) haben vier Hauptgruppen unterschieden: A
standfest (bis stark nachbruchig)
B
gebriich (bis sehr gebrach)
c
druckhaft (bis stark druckhaft)
o
Sonderklassen
und sechs Gebirgsgtiteklassen (I bis Va+b). International entwiekelten sich in den 1970er Jahren zwei Systeme, eine quantitative Gebirgsklassifizierung auf der Basis zahlreieher Gesteinsund Gebirgskennwerte (BIENAWSKI 197311976; BARTON et al. 1974/1994) und eine beschreibende (qualitative) Gebirgsklassifizierung, wie sie in Deutschland, Osterreich und der Schweiz angewendet wird. Auf der Grundlage dieser, anhand einiger weniger EinflussgroBen empirisch festgeleg1en Gebirgsklassen werden dann die Bauweise, die Ausbruchfolge und die SieherungsmaBnahmen fur den Tunnelausbruch ausgeschrieben und abgerechnet.
17.3 Gebirgsklassifizierung
17.3.1 Qualitative Gebirgsklassifizierung Bei der qualitativen Gebirgsklassifizierung werden die Vortriebs- oder Ausbruchsklassen vorab auf der Grundlage von ingenieurgeologischen und tunnelbautechnischen Bewertungen festge-
501
legt (Tab. 17.5). Merkmale der Ausbruchklassen sind dabei weniger gebirgsbedingte Einflussfaktoren, sondern die Querschnittsunterteilung, die Abschlagslange und die einzubauenden Sicherungsmittel, wie z. B. Spritzbetonschale Ausbaubogen Anker
Tabelle 17.5 Vortriebsklassen fUr konventionellen (universellen) Vortrieb gemaB Abschn. 17.5.2 (nach DIN 18312: 2010). Vortriebsklasse
Merkmale
Fur die Einteilung der Vortriebsklassen beim universe lien Vortrieb sind die Ausbruchart, Art und Umfang der Sicherung sowie der Einbauort (im Querschnitt in Tunnelliingsrichtung) und die Einbaufolge entscheidend. GroBe Ausbruchquerschnitte konnen aus baubetrieblichen Grunden unterteilt werden. Bei der Auffahrung in Teilquerschnitten werden diese als in sich abgeschlossen im Sinne eines Vollausbruchs definiert. Kalotte, Strosse, Sohle. auch Ulmenstollen. konnen demnach unterschiedlich klassifiziert werden. Ausbruch ohne Sicherung. 2
Ausbruch mit Sicherung, die in Abstimmung mit dem Bauverfahren so eingebaut werden kann, dass Losen und Laden nicht behindert werden.
3
Ausbruch mit in geringem Abstand zur Ortsbrust folgender Sicherung. fUr deren Einbau Losen und Laden unterbrochen werden mussen.
4
Ausbruch mit unmittelbar nach jedem Ausbruchvorgang folgender Sicherung.
4A
Ausbruch nach Vortriebsklasse 4 mit Unterteilung des Ausbruchquerschnitts aus Grunden der Standsicherheit.
5
Ausbruch mit unmittelbar jedem Ausbruchvorgang folgender Sicherung. einschlieBlich Sicherung der Ortsbrust.
SA
Ausbruch nach Vortriebsklasse S mit Unterteilung des Ausbruchquerschnitts aus Grunden der Standsicherheit.
6
Ausbruch mit unmittelbar jedem Ausbruchvorgang folgender Sicherung und zusatzlich voreilender Sicherung.
6A
Ausbruch nach Vortriebsklasse 6 mit Unterteilung des Ausbruchquerschnitts aus Grunden der Standsicherheit.
7
Ausbruch mit unmittelbar jedem Ausbruchvorgang folgender Sicherung der Ortsbrust und voreilender Sicherung.
7A
Ausbruch nach Vortriebsklasse 7 mit Unterteilung des Ausbruchquerschnitts aus Grunden der Standslcherheit.
7
502
17
17 Tunnelbau
SpieBe als vorauseilende Sicherung Ortsbruststiitzung (Ortsbrustkeil, Ortsbrustanker). Die Zuordnung der Sicherungsmittel basiert dabei auf statischen Vorberechnungen und der Erfahrung des Tunnelbausachverstandigen. Die Art der Gebirgslosung (s. Abschn. 17.7.1) ist nicht klassifizierungsrelevant. Jede Vortriebsklasse kann im Rahmen des technisch ZweckmaBigen ausgebrochen werden.
Die vorab formulierten Ausbruchsklassen werden im Rahmen der Ausfiihrungsplanung durch statische Berechnungen auf der Grundlage einer gewissen Bandbreite von Kennwerten verifiziert. Die konventionellen Berechnungen beschranken sich dabei auf die Spritzbetondicke und deren Bewehrung, die Standsicherheit der Ortsbrust und die voraussichtlichen Verformungen des Ausbaus. Numerische Berechnungsverfahren (s. Abschn. 17.5.5.1) ermoglichen dagegen auch die Wechselwirkungen Gebirge/Sicherungs-
Tabelle 17.6 Beispiel einer Gebirgsklassifizierung fOr einen Kalottenvortrieb mit StGtzmittelzuweisung (nach BAUDENDISTEL 1994). K - 5A
Vortriebsklasse
Ausbruchart
K- 6A
K7.2A
Sprengen
K - 7.4U
7.3U mechanisch
Querschnittsunterteilung Ortsbrustsicherung Spritzbeton
K-
3cm
3cm
3cm
ja
ja/StGtzkern
5cm
5cm
vermiirtelte SpieBe I - 3-4 cm
Vorauseilende Sicherung
InjektionsspieBe I - 3-4 cm Abschlagstiefe [m] ( Bogenabstand) Spritzbeton B25 Dicke [cm]
auBen
2-2,5
1,752,25
1,5-2
1,251,75
1-1,5
0,751,25
0,5-1
20 cm
20-25
20-25
25-30
25-30
30-35
30-35
25-30 n. E.
25-30 n. E.
25-30
25-30
2-lagig
2-lagig
2-lagig
2-lagig
2-lagig
2-lagig
2-lagig
2-lagig
Sohle
Bewehrung
auBen
2-lagig
2-lagig
2-lagig
Sohle Ausbaubiigen z. B.
TH 16/48
Anker
SN-Anker
Begrenzung der Vortriebsgeschwindigkeit Bemerkungen
TH 21/58
TH 29/58 Injektionsanker
je Ifm
8-10
10-12
10-12
10- 12
10-14
14-16
14-16
Lange [m)
4-6
4-6
4-6
4-6
4-6
6-8
6-8
$;
8m
1 AT
$;
6 m / AT
Einbau der 5icherung soweit wie miiglich bei jedem Abschlag
17.3 Gebirgsklassifizierung
mittel sowie den Bauablauf und die daraus resultierenden Verformungen bis zur Gelandeoberflache rechnerisch zu erfassen. Endgultig wird die Ausbruchsklasse dann meist in Form einer Ausbaufestlegung ermittelt, auf der Grundlage der Ergebnisse der Vorerkundung der Standsicherheitsnachweise (AusfUhrungsstatik) der ingenieurgeologischen Ortsbrustaufnahmen der Interpretation der geotechnischen Messungen und der Beobachtungen vor Ort, moglichst einvernehmlich zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber. In der Deutschland erfolgt die Einteilung des Gebirges in Ausbruchsklassen auf der Grundlage der VOB DIN 18312 - Untertagebauarbeiten (Tab. 17.5). Darin sind 7 Vortriebsklassen (Klasse 1 bis 7) mit teilweise weiteren Abstufungen definiert, z. B. Klasse 4A-7 A fur eine aus baubetrieblichen oder statischen Grunden erforderliche Unterteilung des Querschnitts in Kalottel Strosse/Sohle bzw. auch 7U fUr die Notwendigkeit eines UlmenstoIlenvortriebes. Weitere projektbezogene Kennbuchstaben sind K fUr eine Kalottensohle oder PF fUr Kalottenfu6pfahle (Tab. 17.6). Teilweise findet man auch eine Zahlenangabe fUr die vorgesehene Abschlagslange (z.B.7U-l). Die VOB DIN 18312 und die Empfehlung des AK Tunnelbau (ETB 1995) enthalten auch Ausbruchsklassen fUr maschinelle Tunnelvortriebe (s. Abschn. 17.6.4.4). In Osterreich gilt hierfUr die ONORM B 2003-2 (2003). Die Schweizer SIANorm 198, Untertagebau, Ausgabe 2004, behandelt aIle Vortriebsarten (Sprengvortrieb, Teilschnittmaschinen, Tunnelbohrmaschinen). Da diese Gebirgsklassifizierungen fast nur auf vortriebsbestimmenden Faktoren beruhen, letztlich aber doch von der Gebirgsbeschaffenheit abhangig sind, werden in den ingenieurgeologischen Gutachten haufig nicht direkt Gebirgsklassen ausgewiesen, sondern Gebirgstypen, anhand derer yom Tunnelbausachverstandigen die Gebirgsklassen benannt werden. Den Gebirgstypen mussen Gebirgskennwerte zugeordnet werden, wobei besonders die Verformungsempfindlichkeit des Gebirges zu beachten ist (s. Abschn. 17.5.3). Diese Vorgehensweise ist in der OGG-
503
Richtlinie 2008 weitestgehend perfektioniert worden (s. Abschn. 17.3.3). 1m Buntsandsteingebirge erfolgte z. B. die Festlegung der Gebirgstypen im Wesentlichen nach dem Sandstein-Tonstein-Verhaltnis unter Berucksichtigung festigkeitsabmindernder Faktoren. Diese Gebirgstypen und die daraus entwickelten Gebirgsklassen haben sich im beim Vortrieb zunachst als recht zutreffend erwiesen (BRAUTIGAM & HESSE 1987). Was trotzdem zu bereichsweise erheblichen Abweichungen von den prognostizierten Gebirgsklassen gefUhrt hat, war die starke Abhangigkeit der Vortriebsarbeiten und der notwendigen Stutzmittel von dem zeitabhangigen Verformungsverhalten des Gebirges (NAUMANN & PRINZ 1988). In anderen Gesteinen, wie z. B. Kalksteinen und Dolomiten wirkt sich besonders die Verkarstung auf das Gebirgsverhalten aus (SCHOLZ & ESSLINGER 2005). Tiefen- und Ergussgesteine (z. B. Granit) werden im Wesentlichen nach der Gesteinsfestigkeit (Verwitterung) und der Gesteinszerlegung (Kliiftigkeit) bewertet (SCHOLZ et al. 2005). Abmindernde Faktoren sind in erster Linie Storungszonen, die Kliiftigkeit (tonige Belage) und die Verwitterung (SCHOLZ 2009). Gelegentlich kann hier auch ein zeitabhangig-grusiger ZerfaIl des Gesteins auftreten. Metamorphe Gesteine (z.B. Phyllite, Gneis, Glimmerschiefer) werden nach der Gesteinsart, dem Mineralbestand (bes. Glimmer), dem Verwitterungsgrad, der Raumstellung der maGgebenden Trennflachen und der Ausbildung der Storungszonen bewertet. Ais Abweichungskriterium haben sich hier besonders ± horizontale Schieferung erwiesen. Auch starke Kluftigkeit erfordert bei steilstehender Schichtung fast durchweg eine Firstsicherung durch voreilende SpieGe nach Abschn. 17.8.3 und ist damit nach DIN 18312 automatisch in Ausbruchklasse 6 bzw. 7 einzustufen. Andere, den Gebirgstyp abmindernde Fakto- . ren sind wasserwegsame Strukturen im Gebirge (z. B. Quarzgange oder andere besonders wasserwegsame Strukturen oder Bankfolgen, wie steil stehende Quarzitbiinke) sowie eine mogliche Gebirgsauflockerung. Die tunnelbautechnischen Klassifikationskriterien bauen damit letzten Endes doch auf ingenieurgeologischen Einflussfaktoren auf, wie die qualitative Beschreibung des Gebirges und seines TrennflachengefUges einschlie6lich der tektoni-
7
504
schen Storungszonen und der Bergwasserverhaltnisse. AuBerdem werden felsmechanische Parameter, meist Gesteinskennwerte, berucksichtigt. Die aus dies en Gebirgstypen abgeleiteten Gebirgsklassen haben den Vorteil, dass sie eindeutige gebirgsbezogene Zuordnungskriterien mit guter Nachvollziehbarkeit aufweisen.
17.3.2 Quantitative Gebirgsklassifizierung Bei den international bevorzugten quantitativen Klassifizierungssystemen wird das Gebirge anhand vermeintlich einfach erfassbarer Gesteinsund Gebirgskennwerte wie Gesteinsfestigkeit, Kluftdichte, Kluftrauigkeit usw. eingestuft und nach Bewertungszahlen klassifiziert. Die beiden wichtigsten Klassifizierungen, das RMR-System und das Q-System sind in den 1970er Jahren entstanden und seitdem weiterentwickelt worden und werden international auch fUr die Beurteilung von Felsboschungen und Grundungen auf Fels angewendet. AusfUhrliche Hinweise fUr die Anwendung dieser Systeme bringen MAIDL et a1. (2001) und SOMMER (2009)
17.321 Das Rock Mass Ratio Svstem Bei der Klassifikation nach dem RMR-System (Rock Mass Ratio) von BIENAWSKI (197311976) werden folgende Gebirgsfaktoren berucksichtigt (Tab. 17.7): Gesteinsfestigkeit RQD-Index nach DEERE (1963) - s. Abschn. 4.5.3 Kluftabstand Kluftzustand (rau, glatt, gefullt) Gebirgswasser (Zufluss, Kluftwasserdruck) Kluftorientierung (Streich- und Fallrichtung zur Tunnelachse und Vortriebsrichtung). Der Einfluss der Raumstellung der Trennflachen wird gesondert bewertet (Tab. 17.8). Fur das RMR-System gelten dann folgende Wertungszahlen:
17 Tunnelbau
RMR
81 - 100
sehr gutes, standfestes Gebirge
RMR
61 - 80
gutes, leicht nachbriichiges Gebirge
RMR
41 - 60
mittleres, sNirker nachbriichiges Gebirge
RMR
21 - 40
schwaches, gebraches Gebirge
RMR
< 20
Verwitterungs- bzw. Stiirungszone, z. T. druckhaft
173 2 2 Das Rock Mass Quality y t m BARTON et a1. (1974) verwenden fUr die Ermittlung der Gebirgsqualitiit Q (Rock Mass Quality) ebenfalls sechs Parameter (s. d. BARTON & GRIMSTAD 1994): RQD-Index nach DEERE (1963) Zahl der Kluftscharen In Zahl fUr Kluftrauigkeit If Zahl fUr die Ausbildung der Kluftflachen bzw. Kluftfullung Ja Abminderungsfaktor fUr Gebirgswasser Iw Abminderungsfaktor fur Gebirgsspannung SRF. Aus diesen sechs Parametern werden drei Gebirgsfaktoren ermittelt: RQD Faktor fur die KluftkorpergroBe In
Faktor fUr die Gebirgsscherfestigkeit (zwischen den Kluftkorpern) Jw SRF
Faktor fUr den Gebirgsdruck
und daraus eine Wertungszahl fur die Gebirgsqualitat Q:
505
17.3 Gebirgsklassifizierung
Tabelle 17.7 Klassifizierungsparameter 1,-1 6 und ihre Bewertung fUr den RMR-Gebirgskennwert nach BIENAWSKI. Klassifikationsparameter und ihre Bewertung Wertebereich
Parameter Punkt-LastIndex ISRM (1972)
> 8 MN/m'
4-8 MN/m'
24 MN/m'
1-2 MN/m'
Fiir diesen niedrigen Bereich wlrd der einaxiale Druckversuch vorgezogen
Einaxiare Druckfestigkeit
> 200 MN/m'
100- 200 MN/m'
50- 100 MN/m'
25-50 MN/m
10- 25 MN/m'
I,
15
12
7
4
2
ROO-Wert (nach Deere, 1963)
90- 100%
75 - 90%
50- 75"
25 - 50"
< 25"
Gesteinsfestigkeil
2
3
4
5
1- 3 MN/m' 0
I,
20
17
13
8
3
Kluftabstand
>3m
I - 3m
0,3-1 m
5- 30 cm
<5cm
I,
30
25
20
10
5
Zustand der Kliifte
sehr raue Oberfla.. chen, nicht durchgehend, keine Kluft5ffnung, harte Kluflwandung
leicht raue Oberflachen, Klufloffnung < 1 mm, harte Kluftwandung
leicht raue Oberflachen, Kluft5ffnung < 1 mm, weiche Kluftwandung
GraUe Oberflachen oder Kluftfiillung < 5 mm dick oder Kluftoffnungen 1- 5mm durchgehende Kliifte
weiche Kluftfiillung > 5 mm dick oder Kluft5ffnung > 5 mm, durchgehende Kruftung
I.
25
20
12
6
0
Gebirgswasser
Zufluss auf 10 m Tunnellange
Verhiiltnis Kluftwasserdruck zur groSlen Hauptspannung
allg. Verhaltnisse
6
3 - 10 MN/m'
< 251/min
oder
oder
Oder
oder
0
0- 0,2
0,2-0,5
> 0,5
oder
oder
Oder
oder
vollstandig Irocken
feucht
Wasser unter niedrigem Druck
schwierige Gebirgswasserprobleme
10
7
4
0
25-1251/min
sehr gunstig
giinstig
maSig gul
ungiinstlg
sehr ungiinslig
Tunnel (s. Tab. 7.8)
0
-2
-5
- 10
-12
Griindungen
0
-2
-7
- 15
- 25
Boschungen
0
-5
-25
- 50
- 60
Streich- und Fallrichtung der KlOfte
I,
> 1251/min
kein Zufluss
17
17 Tunnelbau
506
1
Tabelle 17.7 (Fortsetzung) Bestimmung der Gebirgsklasse l:1 ~
81 - 100
- I, + ... + 16
Klasse sehr guter Fels
Beschreibung
61 - 80
41 - 60
21 - 40
< 20
II
III
IV
V
guter Fels
miiBig guter Fels
schlechter Fels
sehr schlechter Fels
Die Einzelnen Wertungszahlen fUr das Q-System bedeuten:
Verwitterungsgraden und ergibt zahlenmaGige GSI -Werte von 10-100. Die Einschatzung und Bewertung des TrennflachengefUges ist dabei sehr subjektiv (Abb. 17.22).
0< 1
sehr schlechtes Gebirge
0 - 4- 10
miiBig gules Gebirge
0 - 10- 100
gutes Gebirge
173.2.4 Der Rock Mas Index
0> 100
sehr gutes Gebirge.
Ein weiteres Klassifizierungssystem ist der RMIndex (Rock Mass Index) von PALMSTROM (1995). Als EingangsgroBen werden dafiir die (kleinste) einaxiale Gesteinsdruckfestigkeit, eine Kennziffer fUr die Eigenschaften der Trennflachen (Erstreckung und Durchtrennung, Oberflachenausbildung. Belage, Trennflachenfiillung) und die KluftkorpergroGe verwendet. Fiir den Bedarfsfall beschreibt SOMMER (2009) das System und seine Anwendungsmoglichkeiten.
Die nachstehende Korrelation bietet eine vereinfachende Methode zu Festlegung der Gebirgsqualitat Q anhand der Kompressionswellengeschwindigkeit vp von Schallwellensonden (Bohrlochseismik) gemaG Abschn. 4.8.2: v. (m/s) 1500 2500 3500 4500 5500 6500
o
0,01
0,1
10
100
1000
ngth 17.3.2.3 Der Geological1St Strength Index
17.3.2.5 173.2 5 Anw Anwendung ndung der de interna lOt n tlon Ilen tiona n Systeme Sy teme in 10 Deutschland Deutschl nd
Eine weitere Gebirgsklassifikation, der GSI-Faktor (Geological Strength Index) von HOECK (1999), basiert auf rein geologischen Faktoren wie Kliiftigkeit (Gebirgszerbrechung) und fiinf
Abgesehen von der Problematik, die einzelnen Parameter zahlenmaGig festzulegen, bestehen in Deutschland starke Einwendungen hinsichtlich derartiger Indexwerte anhand von Bohrauf-
Tabelle 17.8 Einfluss der Raumstellung der Trennflachen auf die RMR-Bewertungszahlen bei Tunneln (s. d. Tab. 17.7). Einfluss der Raumstellung (Streichen und Fallen) der KlUfte im Tunnelbau
----
Streichen parallel zur Tunnelachse
Streichen normal zur Tunnelachse Fallen in Vortriebsrichtung
Fallen gegen Vortriebsrichtung
sehr giinstig
rniiBig gut
giinstig
ungiinstig
Fallwinkel
0 0 _20 0
f3:
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507
17.3 Gebirgsklassifizierung
schlussen. Trotzdem sind das RMR-, das Q- und das GSI-System international weit verbreitet und der Anwender bewegt sich in anerkannten Bahnen bzw. Standards. Die Systeme werden heute auch fur die Abschatzung des Gebirgsdrucks und des Verformungsverhaltens verwendet. Die Ableitung von
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Verformungsmoduln aus den GSI-Werten gem. Abb. 17.22 ergibt allerdings im Vergleich zu den Erfahrungswerten nach Tabelle 2.9 in der Regel recht hohe Werte (s. JOHN & REITER 2007, darin Lit.). Noch umstrittener ist die direkte Festlegung von Ausbau- und Sicherungsmitteln aus Indexwerten (s. JUNG & MARENCE 2004; SOMMER
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Abb. 17.22 Klassifizierungsmerkmale fur den GSI-Faktor von mungsmoduln (nach JOHN & REITER 207).
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mit Diagramm zur Ermittlung der Verfor-
7
508
2010). Fur die Bemessung sollten immer tunnelstatische Berechnungen gemaB Abschn. 17.5.5 herangezogen werden (s. ERICHSEN 2002; SOMMER 2009,2010). Ein international einheitliehes Klassifizierungs system liegt nicht vor. 1m Zweifelsfall erleichtert eine parallele Anwendung verschiedener Klassifizierungssysteme die Festlegung der Gebirgsklassen. '
17.3.3 Gebirgsverhaltenstypen und Systemverhalten nach OGG-Richtlinie L und SIA-Norm Einen wesentlich perfektionierteren Weg gegenuber dem Abschn. 17.3.1 beschreibt die OGGRichtlinie fUr die geomechanische Planung von Untertagebauarbeiten mit zyklischem Vortrieb von 2008. In einem ersten Schritt wird zunachst die Gebirgsart bestimmt, einschlieBlich der tunnelbautechnischen Eigenschaften und der geomechanisch relevanten Parameter des Gebirges (s. Abschn. 17.2.8 und 17.2.9). Dazu gehoren im Einzelnen eine Gesteinsbeschreibung gemaB Abschn. 3.1 und 3.4.1, der Gesteins- bzw. Gebirgszustand (Abschn. 3.4.2), die Trennflachentypen und -eigenschaften (z. B. Scherfestigkeit) sowie die Festigkeitskennwerte und die hydraulischen Eigenschaften von Gestein und Gebirge. Bei Bedarfkonnen zur Festlegung der Gebirgsarten auch die quantitativen Gebirgswerte nach Abschn. 17.3.2 herangezogen werden (s. JOHN & REITER 2007). GroBere tektonische Storungszonen werden in der Regel nieht einer Gebirgsart zugeordnet, sondern als eigene Einheit ausgewiesen. MaBgebend sind die Art der Storungsgesteine (Kakirit, Kataklasit - s. Abschn. 3.4.4), etwaige Bewegungsspuren und Hinweise auf tektonische Gebirgsauflockerung (Abschn. 3.4.3.2). Die Anzahl der festzulegenden Gebirgsarten ist projektspezifisch und ist in erster Linie von der geologischen Situation abhangig. Dabei sollte die Anzahl der Gebirgsarten mogliehst begrenzt bleiben. 1m zweiten Schritt werden auf der Grundlage der Gebirgsarten unter Einbeziehung der Oberlagerung, der Grundwassersituation, der Raum-
17 Tunnelbau
stellung der Trennflachen in Bezug auf die Vortriebsriehtung sowie der ortlichen Gebirgsspannungen (Primarspannungszustand s. Abschn. 2.6.9) das Gebirgsverhalten beschrieben und Gebirgsverhaltenstypen festgelegt, die das Verhalten des Gebirges bei Ausbruch des endgultigen Querschnitts ohne Einfluss einer Querschnittsunterteilung und der Wirkung von StutzmaBnahmen beschreiben. Die o. g. Richtlinie unterscheidet elf Gebirgsverhaltenstypen (Tab. 17.9), die je nach den zu erwartenden Gefahrdungs- oder Versagensmechanismen einzeln oder in Kombination festgelegt werden konnen. MaBgebend sind dabei das Gebirgsverhalten beim Ausbruch (Ortsbruststabilitat, Firstnachbruche, mogliche Ausgleitungen von Kluftkorpern), eine ortliehe Oberbeanspruchung in Bezug auf die Gesteinsfestigkeiten, mogliehe Bruchmechanismen und das Verformungsverhalten unter Berucksichtigung des Faktors Zeit (s. Anhang zu o. g. Riehtlinie). Die Verteilung der Gebirgsverhaltenstypen entlang der Trasse ist darzustellen. Diskussionsbeitrage fur die Ermittlung der Gebirgsverhaltenstypen s. GOLLEGER & MARCHER (2004), EDER et al. (2004), JOHN (2004) und JOHN & REITER (2007). Auf der Grundlage der Gebirgsarten und der Gebirgsverhaltenstypen wird anschlieBend das tunnelbautechnische Konzept (Ausbruchmethode und Sieherung) festgelegt und das Systemverhalten ermittelt. Darunter versteht man das Verhalten des Systems Gebirge und den gewahlten BaumaBnahmen, wie Bauablauf (Vortrieb) und Ausbau (Sieherungs- bzw. Stutzma6nahmen und eventuelle gebirgsverbessernde MaBnahmen). Das Systemverhalten wird unterteilt in Ausbruchsbereieh (Standsicherheit der Ortsbrust, Anfangsverformungen) Gesieherter Bereich (Tragfahigkeit der Spritzbetonschale) Endzustand (vor Einbau der Innenschale). Dieses Systemverhalten gilt nieht nur fUr den zyklischen (konventionellen) Vortrieb, sondern auch fUr kontinuierliehen Vortrieb, d. h. der Interaktion zwischen Vortriebsmaschine und Gebirge (LAUFFER 2008). Uber das Systemverhalten werden damit die Standsicherheit der Ortsbrust Tragfahigkeit (Auslastung) der Spritzbetonschale
509
17.3 Gebirgsklassifizierung Tabelle 17.9 Gebirgsverhaltenstypen in Anlehnung an die OGG-Richtlinie 2008. Gebirgsverhaltenstypen
Beschreibung des Gebirgsverhaltens (ohne StutzmaBnahmen)
Standfestes Gebirge
Standfestes Gebirge mit dem Potenzial zum schwerkraftbedingten Herausfallen oder Herausgleiten von kleinvolumigen Kluftkiirpern
2
GefUgebedingte NachbrOche
Nachbriiche. vereinzelt lokales Oberschreiten der Scherfestigkeit an Trennflachen
3
Hohlraumnahe Oberbeanspruchung
Spannungsbedingte Entfestigung bzw. Plastifizierung des Gebirges in Hohlraumumgebung in Kombination mit gefUgebedingten Nachbriichen
4
Tiefreichende Oberbeanspruchung
Spannungsbedingte tiefreichende Entfestigung bzw. Plastifizierung im Gebirge mit groBen Deformationen
5
Bergschlag
Schlagartige Abliisungen von Gesteinsplatten infolge Spriidbruch; s. Abschn. 17.5.1
6
Schichtknicken
Knicken von schlanken Platten. haufig in Kombination mit Scherversagen
7
Firstniederbruch durch Scherversagen
GroBvolumige Ausbriiche iiberwiegend im Firstbereich mit progressivem Scherversagen
8
Rolliges Gebirge
Ausrieseln von kohasionsarmen, geringverzahntem. trockenem bis feuchtem Gebirge
9
FlieBendes Gebirge
AusflieBen von kohasionsarmen Gebirge mit hohem Wassergehalt oder Wasserzufluss
10
Ouellendes Gebirge
Zeitabhangige Volumenzunahme des Gebirges durch physikalischchemische Reaktion von Gebirge und Wasser in Kombination mit Entspannung
11
Gebirge mit kleinraumig wechselnden Verformungseigenschaften
Starke Variation von Spannungen und Deformationen bedingt durch Block-Matrix-Struktur (z. B. heterogene Stiirungszonen, tektonische Melange)
Standsicherheit und vertragliche Verformungen des Gesamtsystems Vermeidung von Gebirgsentfestigung und -auflockerung bewertet. Die Ableitung des Systemverhaltens, die Wahl der Baumethode und die Festlegung der Ausbruchs- und Stiitzma6nahmen ist Aufgabe des Tunnelplaners. Nach Festlegung der bautechnischen Ma6nahmen fUr die einzelnen Gebirgsverhaltenstypen erfolgt als letzter Planungsschritt die Ermittlung der Vortriebsklassen gema6 ONORM B 2203-1 (2001). Die darin enthaltene Vortriebsklassifizierung weist drei Gebirgstypen (A = standfest-nachbriichig, B = gebrach-rollig und
C = druckhaft -quellend) auf, mit je zwei bis fUnf Unterteilungen (Abb. 17.23), die mehr auf der Gebirgsqualitat und dem Deformationsverhalten aufbauen. Die Vortriebsklassen sind durch Leitparameter, wie Abschlagslange und Stiitzmittelaufwand definiert und dienen der Leistungsbeschreibung, der Kalkulation und der Vergiitung. Zur Mengenermittlung ist wieder eine Prognose fur die Verteilung der Vortriebsklassen entlang der Trasse vorzunehmen. Die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungsschritte und Festlegungen sind in einem Geomechanischen Bericht zusammenzufassen und zu erIautern. Der Geomechanische Bericht baut ggf. auf den Einzelbeitragen der verschiedenen Sachverstandigen auf. Der Ingenieurgeologe ist vor
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17 Tunnelbau
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Abb. 17.23 Die Gebirgsklassen nach ONORM im Vergleich zu den Bewertungszahlen des Q-Systems und des RMR-Systems (Erfahrungswerte nach Firmenprospekt).
allen Dingen an den beiden ersten Schritten (Gebirgsart, Gebirgsverhaltenstypen) beteiligt. Das Vorgehen nach der OGG-Richtlinie entspricht etwa auch dem generellen Ablauf der Untersuchungs- und Projektierungsarbeiten in der Schweiz nach dem SIA-Normenwerk (s. d. EHRBAR 2004): Definition des Baugrundmodells mittels geologischer Erkundung Beschreibung des Gebirges gemaB der Norm SIA 199 Beurteilung des Gebirges anhand projektspezifischer Gefahrdungsbilder und Definition der baulichen MaBnahmen in Form von: Festlegung der Profilgestaltung Vortriebsweise (Losen des Gebirges) Ausbruchsicherung, Katalog der BauhilfsmaBnahmen Bauablauf im Querschnitt und in Langsrichtung. Die endgiiltige Gebirgsklassifizierung erfolgt ebenfalls nach dem Aufwand fUr den Vortrieb, angefangen von der Ausbruchsart (Teilquerschnitte, Reihenfolge) iiber die Abbaubarkeit des Gebirges und die Sicherungsklasse (Behinderung des Vortriebs).
17.3.4 Darstellung und Wertung der Gebirgstypen bzw. -klassen Die hier diskutierten Gebirgsklassifizierungen beziehen sich in erster Linie auf den mechanischen Vortrieb und konventionellen Sprengvor-
trieb. Beim Schildvortrieb und dem Einsatz von Vollschnittmaschinen gelten andere Kriterien (LAUFFER 1995, darin Lit. und Abschn. 17.6.4.4). 1m Rahmen der Begutachtung eines Projektes werden die Gebirgstypen und ihre Verteilung zusammen mit den iibrigen ingenieurgeologischgeotechnischen Indikatoren in einem Llingsschnitt mit Matrix dargestellt und massenmaBig in die Ausschreibung iibernommen, wobei eine Differenzierung in wahrscheinlich und moglich zu erwartende Gebirgstypen bzw. in Haupt- und Nebentypen vorgenommen werden kann. Die Indikatoren der Matrix stellen eine Kurzbeschreibung des Gebirgszustandes und der Reaktionen beim Tunnelausbruch dar und dienen sowohl fiir tunnelbautechnische als auch fUr wasserwirtschaftlich-okologische Entscheidungen. Bei der BaudurchfUhrung erfolgt vor Ort gemeinsam eine Uberpriifung der Gebirgsklassifizierung und notigenfalls eine Umklassifizierung. Durch geotechnische Messungen wird kontrolliert, ob bei den, der Gebirgsklasse entsprechenden Stiitzmitteln eine Stabilisierung der Gebirgsdeformationen eintritt. Nach Abschluss der Arbeiten werden dann die prognostizierten und die angetroffenen Gebirgsklassen gegeniibergestellt, wobei nicht selten Differenzen auftreten. In der Fachwelt werden heute recht unterschiedliche Ansichten iiber die Anwendung der Gebirgsklassen bei der Entwurfsbearbeitung fUr Tunnelprojekte vertreten. Teilweise sind die Gebirgsklassen alleinige Planungsgrundlage und teilweise kommt die Gebirgsklassifizierung nur in den anfanglichen Projektphasen und fUr die Festlegung und Ausschreibung der Ausbruchsund Sicherungsarbeiten zur Anwendung. Besser ist es, die Gebirgsklassen werden in Kombination
17.4 Ingenieurgeologische Baubetreuung
mit modernen Vorgehensweisen fUr einen sicheren und wirtschaftlichen Entwurf eingesetzt, namlich der Erstellung eines moglichst realistischen Gebirgsmodells auf der Grundlage der Gebirgsklassifizierung und darauf aufbauenden numerischen Berechnungen mit einer baubegleitenden Dberpriifung der angenommenen Kennwerte und der Berechnungsergebnisse (s. Abschn. 17.3.1, 17.5.4 und 17.5.5). SOMMER (2009) bringt eine ausfUhrliche Wertung der verschiedenen internationalen Klassifizierungssysteme gegeniiber den modernen Entwurfsmethoden. Diese gehen mehr oder weniger allein von der Erstellung eines moglichst realitatsnahen Gebirgsmodells, der Ermittlung bzw. Abschatzung der notigen Kennziffern und von FE-Berechnungen fiir eine Optimierung des Vortriebs und der Sicherungsmittel aus.
17.4 I ngen ieu rgeologische Baubetreuung Wenn das halbempirische Sicherheitskonzept der konventionellen Tunnelbauweisen (s. Abschn. 17.5.4) auch bei schwierigen Gebirgsverhaltnissen funktionieren solI, darf es nicht allein auf geotechnischen Prognosen aufbauen, sondern die Richtigkeit der geologischen und geotechnischen Vorgaben aus der Erkundungsphase muss durch eine systematische ingenieurgeologische Tunnelkartierung kontrolliert, dokumentiert und fortgeschrieben werden (s. a. ONORM B 2203-1). Bei Abweichungen von der Prognose miissen das Gebirgsmodell einschlieBlich der Gebirgskennwerte sowie mogliche Bruchmechanismen iiberpriift und im Planungsteam diskutiert werden. Ein erfahrener Ingenieurgeologe muss dabei in der Lage sein, vor Ort oder anhand einer guten Ortsbrustaufnahme die maBgebenden Gebirgsparameter und die Risiken einzuschatzen. Die ingenieurgeologische Tunnelkartierung dient damit nicht nur dem Zweck, die angetroffenen geologischen Verhaltnisse zu dokumentieren, sondern auch kurzfristig Hinweise auf das zu erwartende Gebirgsverhalten zu geben sowie bei der Gebirgsklassifizierung unterstiitzend mitzuwirken. Die ingenieurgeologische Tunnelkartierung ist zusammen mit den geotechnischen Mes-
511
sungen nach Abschn. 17.5.3 ein wesentliches Kriterium zur Beurteilung der Standsicherheit und dem Friiherkennen von Gefahrensituationen sowie auch ein Dokument im Hinblick auf Nachtragsforderungen aufgrund geanderter Geologie bzw. geanderten Gebirgsverhaltens (s. Abschn. 17.4.2). In den Empfehlungen des Deutschen Ausschuss fiir Unterirdisches Bauen (DAUB) zur Planung von Tunnelbauwerken (2003) wird vorgeschlagen, die unabhangigen Gutachter wahrend der Planungs- und Ausfiihrungsphase durchgehend zu beteiligen, urn die Kontinuitat sicherzustellen (s. NAUMANN & BREM 2004). Nach dem osterreichischen Geologenerlass solI dagegen die laufende Dokumentation im Tunnelvortrieb wegen des Vier-Augen-Prinzips durch einen bisher mit dem Projekt nicht befassten Geologen durchgefUhrt werden (SCHWING HAMMER 1997).
17.4.1 Ingenieurgeologischgeotechnische Vortriebsdokumentation Eine Vortriebsdokumentation besteht aus zwei Teilen, der Tunnelkartierung und den taglichen Verformungsmessungen gemaB Abschn. 17.5.3. Der im Einzelfall vorzusehende Aufwand fiir die ingenieurgeologische Tunnelkartierung ist vom Gebirge abhangig, und zwar der Schichtenfolge, der Raumstellung der Schichten, dem Verwitterungsgrad, der tektonischen Beanspruchung des Gebirges und anderen geologischen Besonderheiten. In einem tektonisch durchschnittlich stark beanspruchten Gebirge ist eine Ortsbrustaufnahme je Tag, das heiBt bei drei bis vier Abschlagen etwa alle vier bis sechs Vortriebsmeter notig und angemessen. In tektonisch starker gestorten Abschnitten verkiirzt sich der Abstand der Ortsbrustaufnahmen dabei von selbst auf 2 bis 4 m und weniger. Dies bedeutet, dass von einem Ingenieurgeologen in der Tagschicht je nach Schwierigkeitsgrad zwei bis drei Vortriebe betreut werden konnen. Die aus vermeintlich wirtschaftlichen Griinden haufig zu groBen Abstande zwischen den einzelnen Ortsbrustaufnahmen haben schon oft teuere Auswirkungen gehabt.
7
17 Tunnelbau
512
Zu einer systematischen ingenieurgeologischen Tunnelkartierung und Vortriebsberatung gehoren folgende Punkte: Eine moglichst luckenlose Aufnahme der generellen Schichtenfolge, der Schichtausbildung und des TrennflachengefUges nach einem dem Gebirge angepassten Schema. Darstellung der LagerungsverhaItnisse und der Raumstellung der maBgeblichen Trennflachen (Mittel- und GroBklufte, Verwerfungs- und Storungszonen). Bei Bedarf, d. h. bei ungunstiger Raumstellung maBgeblicher Trennflachen, wird auch die seitliche Laibung des Abschlags mit aufgenommen und dargestellt. Schwachstellen des Gebirges infolge tektonischer Beanspruchung sowie andere festigkeitsmindernde Faktoren (z. B. tonige Kluftbelage bes. bei Verdacht auf quellfahige Tonminerale) oder geologische Besonderheiten mussen rechtzeitig erkannt und mitgeteilt werden, ebenso Hinweise auf verstarkte WasserfUhrung und andere Gefahrdungen vor Ort. International wird fUr die Ortsbrustaufnahme teilweise das RMR-System verwendet (s. Abschn.
17.3.2), indem die oben genannten Einzelangaben einer Ortsbrustaufnahme in das RMR-Wertesystem ubertragen werden (s. DAE GAP & SCHWARZBOECK 2004; GUSENBAUER 2009). Ein meist zu wenig beachtetes Problem bei der Einmessung der Trennflachen ist die magnetische Missweisung des Kompasses vor Ort infolge der Stahleinbauten (Bogen, Bewehrungsmatten, Anker). Die Messdaten muss en deshalb immer wieder mit der Achsrichtung uberpruft werden. Die Ortsbrustaufnahmen werden heute zunehmend durch Aufnahmen mit einer Digitalkamera bzw. mit Hilfe von digitalen stereoskopis chen Bilderfassungssystemen sowie durch interaktive Bildanalyseverfahren untersturzt bzw. ersetzt. Grundbedingung sollte sein, dass lithologische Grenzen, Bereiche unterschiedlicher Verwitterung und Trennflachenspuren in cm-Genauigkeit maBstablich erfasst werden (Abb. 17.24). Tunnel-Monitoring-Programme ermoglichen eine flexible Verknupfung, Analyse und projektspezifische Darstellung zahlreicher Daten, die bei einem Tunnelvortrieb anfallen. Die Bilder konnen auf dem Monitor sofort bewertet
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17.4 Ingenieurgeologische Baubetreuung
werden. In den darauf folgenden Bearbeitungsschritten lassen sich die Aufnahmen mittels gangiger Bildbearbeitungs- bzw. CAD-Programme beliebig bearbeiten und mit der zeichnerischen Darstellung der Ortsbrustaufnahme kombiniereno Die grafische Darstellung einschlieBlich der digitalen Fotodokumentation stehen kurzfristig zur Verfiigung und konnen in Datensystemen und -netzen zeitnah dupliziert und mittels Datenkommunikationsnetzen iibermittelt sowie in Datenbanken gespeichert werden (SCHUBERT et al. 2000; FASCHING et al. 2001; FURTMULLER et al. 2004; SCHOLZ et al. 2005). Eine gute fotogrammetrische Datenerfassung der Ortsbrust ist der iiblichen Aufnahmetechnik mit dem Kompass iiberlegen. Nicht fotografisch ermittelt werden kann in der Regel die Ausbildung von Langskluftflachen und die Art der Kluftfiillungen. Nachteil der digitalen Bildtechnik ist, dass das Ausgangsbild beliebigen Verwandlungen und Retuschen unterzogen werden kann und damit kein verbindliches Dokument mehr darstellt. Die Ergebnisse der Tunnelkartierung werden im Bedarfsfall zu einer umfassenden ingenieurgeologisch-geotechnischen Vortriebsdokumentation ausgebaut: Ortsbrustaufnahmen werden fortlaufend dokumentiert und iibersichtlich dargestellt, wobei besonders auf die tektonischen Strukturen zu achten ist, die nicht nur als Einzelelement gesehen werden diirfen, sondern zu einem tektonischen Modell zusammengeftigt werden miissen. Umfangreichere Einzelangaben konnen in sog. Abschlagsberichten zusammengefasst werden, mit einer verbalen Beschreibung der Beobachtungen beim Abschlag, einer eingehenden Gebirgsbeschreibung, Ortsbrustskizzen und Fotos. Eine standige Kontrolle und iibersichtliche Darstellung der Grundwasserstande und gegebenenfalls auch von Quellschiittungen und der Wasserfiihrung von Bachlaufen in der Umgebung des Tunnels. 1m Bedarfsfall muss die ingenieurgeologische Tunnelaufnahme und das Verformungsverhalten von Ausbau und Gebirge (auch Oberflachensetzungen, Extensometermessungen u. a.) regelmaBig zusammengestellt und interpretiert werden.
513
Die Modellvorstellung iiber den Gebirgsbau und tiber das Tragverhalten des Gebirges beim Vortrieb ist standig fortzuschreiben und auf Abweichungen von der Prognose zu iiberpriifen. Dabei muss besonders auf das Einstreichen von spitzwinklig zur Achse verlaufenden GroBkliiften oder Verwerfungen geachtet werden und auch auf Strukturen, die in der Folge den Tunnel in engen Abstanden begleiten. Solche Flachen konnen die Spannungsverteilung im Gebirge maBgeblich beeinflussen und zu Lastkonzentrationen am Ausbruchsrand und damit zu erhohten Verformungen fiihren (NAUMANN & PRINZ 1988). Bei unvorhergesehenen Ereignissen (groBe Verformungen, Nachbriiche) sollte unverziiglich eine griindliche Dokumentation der Gebirgsverhaltnisse und der Situation vor Ort, einschlieBlich einer Rissekartierung, erstellt werden. Die heutigen CAD-Programme ermoglichen eine dreidimensionale Darstellung nicht nur der Tunneldokumentation, sondern auch eine 3D-Modelldarstellung aller Erkundungsdaten, angefangen von den Bohrergebnissen bis zu den Messergebnissen im Tunnel und an der Gelandeoberflache (FURTMULLER & MARSCHALLINGER 2003; BERGLER 2009; GUSENBAUER 2009). Inhalte einer solchen Datenbank, die dann allen Beteiligten zur Verfiigung stehen, sind u. a. die Ortsbrustaufnahmen einschlieBlich Ortsbrustfotos und den klassifizierbaren Daten des Gebirges (Gesteinsfestigkeit, Verwitterungsgrad, Trennflachenbeschreibung, Storungszonen, Zerlegungsgrad, Verbandsfestigkeit), die Wasserzutrittsmengen sowie auch nichtklassifizierbare Daten, die in Textfeldern verbal beschrieben werden konnen. Dazu kommen dann die Vortriebsdaten (auch Ausbaufestlegungen) und die Ergebnisse der Deformationsmessungen. Eine solche Datenbank ermoglicht eine zeitnahe Auswertung und Interpretation der Daten im Hinblick auf die Sicherheit des Vortriebs (VERGREINER et al. 2007). Ohne eine systematische ingenieurgeologische Begleitung der Bauausfiihrung in Form von Tunnelkartierung und Interpretation der Ergebnisse in einem Soll-1st-Vergleich ist Tunnelbau in schwierigem Gebirge mit erheblichem Risiko verbunden. Das Erkennen der kausalen Zusam-
7
514
menhange zwischen Gebirgsbeschaffenheit und Verformungsverhalten beim Vortrieb schafft die Grundlage fUr eine dem jeweiligen Problem angemessene Reaktion. Die Tatsache abklingender oder abgeklungener Verformungen allein ermoglicht nicht immer eine Aussage iiber die tatsachliche Sicherheitsmarge, mit der ja trotz allem noch unerkannte und nicht vorhersehbare UnregelmaGigkeiten abgedeckt werden miissen. Die Erfahrung hat auch gezeigt, dass die geologischen bzw. geotechnischen und vortriebsbedingten Zusammenhange oft so vielgestaltig sind, dass aus einem einzelnen Ereignis nicht immer wirklichkeitsnahe, allgemeingiiltige kausale Zusammenhange iiber den Verformungs- bzw. Versagensmechanismus abgeleitet werden konnen. Haufig bedarf es des Dberblicks eines kompetenten Fachmannes, urn iiber vergleichbare Fallstudien von anderer Stelle die prinzipiellen Zusammenhange zu erkennen und Arbeitshypothesen aufzustellen. Notigenfalls miissen auch zusatzliche ErkundungsmaGnahmen bzw. Messungen vorgeschlagen werden.
17.4.2 Ingenieurgeologisches Nachtragsmanagement Die Bedeutung einer ingenieurgeologischen Vortriebsdokumentation wird nicht nur von den ausfiihrenden Firmen oft unterschatzt und ist nachtraglich meist nicht mehr beizubringen. Dabei werden gerade im Tunnelbau, in dem der Wettbewerb in der Regel sehr grog ist, von den Beteiligten haufig Risiken eingegangen, die im Nachhinein nur mit zusatzlichem Aufwand zu beherrschen sind und nicht selten zu Streitigkeiten fUhren. Eine Eingrenzung dieses Risikopotenzials und eine spatere Beweisfiihrung sind in der Regel nur anhand einer umfassenden Vortriebsdokumentation moglich, in der die vorgegebenen und die angetroffenen Gebirgsverhaltnisse verglichen und den gemessenen Verformungen sowie dem Sicherungsaufwand gegeniibergestellt werden. Das Gebirge als Baugrund und Baustoff ist grundsatzlich dem Risikobereich des Auftraggebers zuzurechnen. Wenn beim Tunnelvortrieb Verhaltnisse angetroffen werden, die aus den Ausschreibungsunterlagen nicht erkennbar waren
17 Tunnelbau
oder nicht vorhergesehen werden konnten und welche die Bauausfiihrung erschweren oder verteuern, so ist der Unternehmer berechtigt, yom Bauherrn eine Vergiitung seiner Mehraufwendungen zu verlangen. Dabei ist zu unterscheiden zwischen Abweichungen gegeniiber den prognostizierten Gebirgs- und Grundwasserverhaltnissen, dem so genannten Baugrundrisiko, und nicht vorhersehbaren Reaktionen des Gebirges beim Tunnelvortrieb, dem so genannten Systemrisiko oder ggf. auch Setzungsrisiko. Ausgangspunkt fiir etwaige Abweichungen sind die Ergebnisse der ingenieurgeologischen und geotechnischen Voruntersuchungen. Sie waren entweder den Ausschreibungsunterlagen beigegeben oder konnten von den Bietern eingesehen werden. Dariiber hinaus ist es Aufgabe des Planers, das erwartete tunnelbautechnische Verhalten des Gebirges in den technischen Entwurf und in die Leistungsbeschreibung einzuarbeiten. Nach Moglichkeit sollte es fiir den Bieter nachvollziehbar sein, wie der Planer die Ergebnisse der Voruntersuchungen in der Planung beriicksichtigt hat und welche Annahmen iiber das zu erwartete Gebirgsverhalten der Ausschreibung zugrunde liegen. Anderseits darf ein Bieter gemaG seinen Priifungs- und Bedenkenhinweisptlichten erkennbar fehler- oder liickenhafte bzw. widerspriichliche Ausschreibungsunterlagen nicht einfach hinnehmen, sondern muss daraus sich ergebende Zweifelsfragen vor Abgabe des Angebots klaren (sog. unechtes Baugrundrisiko). Auch nach Auftragsvergabe hat der Auftragnehmer (AN) alles zu tun, urn den Projekterfolg sicherzustellen. Dazu gehOren auch die iiblichen Priif-, Hinweis-, Informations- und Warnptlichten bzw. Behinderungsmitteilungen. Der AN muss auch jederzeit belegen konnen, wie er im Einzelfall gearbeitet hat bzw. wie er seinen Ptlichten nachgekommen ist. Dazu gehort u. a. eine entsprechende Dokumentation der aufgetretenen Probleme, der daraus resultierenden Umstellungen und Zusatzleistungen einschlieGlich der Auswirkungen auf die Bauzeit (s. Abschn. 17.2.2). Nach der geltenden Rechtsauffassung (VOB, Teil A, Allgemeine Bestimmungen fiir die Vergabe von Bauleistungen) hat der Auftraggeber bzw. sein Beauftragter aIle Untergrund- bzw. Gebirgsverhaltnisse, welche die Errichtung eines Untertagebauvorhabens maGgeblich beeintlussen konnen, soweit zu erkunden und zu beschreiben,
17.4 Ingenieurgeologische Baubetreuung
dass dies von allen Bietern im gleichen Sinne verstanden wird und die Erstellung von vergleichbaren Angeboten ermoglicht. Dem Auftragnehmer darf kein ungewohnliches Wagnis aufgeburdet werden fUr Umstande, auf die er keinen Einfluss hat und die er nicht im Voraus abschatzen kann (VOB, A § 9). Andererseits bilden Abweiehungen von den geologischen und hydrogeologischen Vorgaben allein noch keine Anspruchsgrundlage auf eine Mehrkostenvergutung, sondern nur, wenn belegt werden kann, dass die Abweichung auch bei Einsatz aller im Vertrag geregelten technischen Moglichkeiten zu einer Behinderung und im Weiteren zu unvermeidbaren Mehrkosten gefUhrt hat (HAID & MAIDL 2007). AuBer den Kosten fUr die direkte Bewaltigung des eingetretenen Schadens stehen dabei auch Kosten fUr die Umstellung der Vortriebsarbeiten und fUr eine Bauzeitverlangerung zur Diskussion. Wenn Schiiden am Ausbau oder sonst im Tunnel bzw. im Gelande auftreten, deren Ursachen strittig sind, so wird zunachst nach den allgemeinen Beweisregeln bzw. der sog. Selektionsmethode vorgegangen. Danach wird zunachst anhand aller verfUgbaren Unterlagen uberpruft, ob die erbrachte Leistung den allgemein anerkannten Regeln der Technik entspricht und in vollem vertraglichem Umfang erbracht worden ist oder ob irgendwelche Herstellungsfehler vorliegen (auch sog. 5-M-Methode nach ENGLERT genannt: Mensch, Material, Methode, Maschine und dem Medium Baugrund). Dabei gilt in der Regel der widerlegbare Grundsatz, namlich dass eine den Regeln der Technik entsprechende Dokumentation der einzelnen Arbeitsvorgange ein ausreiehender Beweis dafUr ist, dass auch die AusfUhrung entsprechend der Ausschreibung bzw. nach dem Stand und den Regeln der Technik erfolgte. Eine solche Dokumentation des Vortriebs und der Arbeitsablaufe ist daher immer auch im Interesse des Auftragnehmers. Liefert die Selektionsmethode keine Auffalligkeiten, so sind die Ursachen im Gebirge zu suchen. Hier ist der Ingenieurgeologe gefordert, wesentlich zur Losung der Problematik beizutragen. Eine sorgfaltige ingenieurgeologische Tunnelkartierung gemaB Abschn. 1704.1 ist dabei nieht nur Dokument fUr die Festlegung der Ausbruchsklassen und der SieherungsmaBnahmen, sondern sie liefert, ggf. zusammen mit einer entsprechenden Analyse der auftretenden Verfor-
515
mungen, hiiufig erst die Argumentationsgrundlage fUr ein schlussiges Konzept. In vielen Fallen ist dazu die ubliche Ortsbrustdokumentation nicht aussagekraftig genug, sondern es mussen rechtzeitig zusatzliche Eigenaufnahmen bzw. Auswertungen vorgenommen werden, urn die maBgebenden Strukturen im Gebirge zu erkennen und auch belegen zu konnen (PRINZ 2001). Bei der Begrundung von Nachforderungen ist zu unterscheiden zwischen unvorhergesehenen bzw. unvorhersehbaren geanderten Gebirgsverhaltnissen, sowie zwischen dem Baugrundrisiko und dem Systemrisiko. Haufig werden fUr die Begrundung von Nachforderungen unvorhersehbare Auswirkungen von geologischen Faktoren herangezogen, welche die Gesteins- und Gebirgsfestigkeit deutlich herabsetzen und das Verhalten des Gebirges ungunstig beeinflussen. Dies gilt vor allem fUr Auflockerungen des Gebirgsverbandes infolge tektonischer Beanspruchung, fruhere Hangbewegungen oder auch ungewohnliche Primarspannungsverhaltnisse, die bei den Voruntersuchungen nicht oder nieht ausreiehend berucksiehtigt und auch bei den Vortriebsarbeiten nicht in ihrer Tragweite erkannt worden sind. Weitere haufige Begrundungen sind vorab nieht erkannte Rinnenbildungen, besonders an alten Landoberflachen, ortlieh tiefreiehende Verwitterung, Fehlprognosen uber das Schichteinfallen, Karststrukturen oder alte bergbauliche Hohlraume, Wasserfiihrung des Gebirges, geanderte Kennwerte, bes. der Scherfestigkeit auf Trennflachen, sowie weitere im Abschn. 17.2.2 aufgefUhrte Risikofaktoren. Als unvorhergesehen gelten Ereignisse, die zwar in den Voruntersuchungen nieht erkannt wurden, die aber fUr einen Spezialisten auf dem betreffenden Fachgebiet vorhersehbar gewesen waren. Fur die am Bau Beteiligten war damit das Ereignis unvorhersehbar. Ahnlich liegt der Fall, wenn die Gebirgsverhaltnisse zwar im Wesentlichen zutreffend beschrieben waren, das Verhalten des Gebirges beim Ausbruch aber nicht richtig eingeschatzt worden ist. In diesen Fall ist zwar die geologische Prognose unverandert geblieben, es liegt aber ein geiindertes Gebirgsverhalten vor, das auch beim Vortrieb nicht rechtzeitig erkennbar war (sog. Systemrisiko). Die Folgen konnen groBe Deformationen, Nachbruche oder auch Verbruche sein.
17
516
17
17 Tunnelbau
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Sand,t.in
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Abb. 17.25 Vergleichende GegenGbersteliung der Aussagekraft einer Ortsbrustdarstellung mit der groBflachigen Aufnahme der Schachtaufwaltigung eines Verbruchs (Aufnahme Lahmeyer Int.).
Soncnt •• n I Tonst.in
STATION 129
Die Ursache von Schadensereignissen kann beim Baubetrieb liegen (z. B. unsachgema1Se Behandlung des Gebirges, unzureichende Sicherungsma1Snahmen, Gerateausfall, Fehlbedienung oder -behandlung der Sicherung) oder im Gebirge (unerwartete geologische oder hydrogeologische Verhaltnisse). Liegt die Ursache im Gebirge, tritt die Frage der Vorhersehbarkeit oder Erkennbarkeit fUr eine Spezial- oder Fachfirma in den Vordergrund. Haufig treten Verbriiche in Gebirgsverhaltnissen auf, die beim Vortrieb nicht als besonders schwierig erkannt und dementsprechend nicht zusatzlich gesichert worden sind (Abb. 17.25). Erst das Verbruchereignis zeigt dann, dass entscheidende geologische Faktoren nicht richtig erkannt oder beriicksichtigt worden waren. In diesen Fallen muss das Verformungsverhalten und der Schadensverlauf mit den bei der AufwaItigung des Verbruchs erkennbaren Strukturen im Gebirge verglichen und griindlich analysiert werden. Meist liegt auch nicht nur eine Ursache vor, sondern eine Verkettung mehrerer ungiinstiger Umstande. In diesem Zusammenhang ist besonders tektonisch bedingte Gebirgsauflockerung und dadurch bedingte mangelhafte Gebirgseinspannung zu nennen, die in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach zu Verbriichen oder verbruchahnlichen Ereignissen gefUhrt hat (PRINZ & MICHAEL 1998, darin Lit.; PRINZ 1998, 2001).
STATION 130
Schwieriger zu bewerten ist die Situation, wenn in den Gutachten und Berichten allgemeine Hinweise auf besondere Gebirgsverhaltnisse gegeben werden, ohne diese im Einzelnen zu quantifizieren oder zu lokalisieren oder wenn in den Gutachten und in der Ausschreibung iibergro1Se Bandbreiten der Gebirgskennwerte bzw. Rechenwerte gegeben werden. Ubergro1Se Streuungen von Gebirgsparametern oder soIche allgemeinen textlichen Hinweise sind fUr die Bieter nicht im gleichen Sinne kalkulierbar und konnen, wenn die Situation in gro1Seren Umfang eintritt, ebenfalls zu Nachforderungen fUhren, die aber schwerer durchzusetzen sind.
17.5 Standfestigkeit und Tragverhalten des Gebirges Die Standfestigkeit des Gebirges beim Ausbruch eines Felshohlraumes hangt ab von der Lage des Tunnelbauwerks im Berg und der Ausbruchsrichtung von den Abmessungen des Felshohlraumes yom Gebirge, besonders dem TrennflachengefUge und der tektonischen Beanspruchung
517
17.5 Standfestigkeit und Tragverhalten des Gebirges
vom Spannungszustand im Gebirge von der Vortriebsart und der Vortriebsfolge und von den Sicherungsarbeiten.
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17.5.1 Lage, Richtung und Querschnitt des Hohlraumes, Bergsch laggefahrd ung
...
----- -- -Verbruch· massen
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Abb. 17.26 Verbruch in einem Sattelkern trotz vorab ohne Probleme aufgefahrenem Sondierstollen (nach KUGELMANN
Bei der Lage des Tunnelbauwerks im Berg kann die Morphologie Hinweise auf geologische Schwachstellen liefern. Flache Hange sind meist ein Anzeichen fUr wenig standfestes Gebirge (Abschn. 15.6 sowie KREUZER & HINTEREGGER 2001). Der Ansatz von Seitentalern oder flachen Rinnen am Hang wird oft von tektonischen Storungszonen gepragt. In solchen Expositionen und bei allen Lehnentunneln ist besonders auf hangparallele Trennflachen, auf fossile Rutschungsformen (SPAUN 1985; SCHOBER 1991) und auf HangzerreiBung zu achten. 1m Bereich verstarkter HangzerreiBung ist mit erhohter Verformungsanfalligkeit des Gebirges zu rechnen. Von steileren Talhangen ausgehend, kann sich diese Gebirgsauflockerung iiber mehr als hundert Meter weit auf das angrenzende Gelande erstrecken. In Tunnelabschnitten mit geringer Dberlagerung « 2-facher Querschnitt) muss auch die mangelhafte Gebirgseinspannung in der oberflachennahen Auflockerungszone beachtet werden, die in tektonischen Storungszonen besonders ausgepragt sein kann und auch tiefer reicht als auBerhalb von Storungszonen (NAUMANN & PRINZ 1988). In Faltengebirgen ist besonders in Sattellage (Sattelkern, -scheitel) mit Gebirgsauflockerung zu rechnen, eine Vortriebssituation, die gelegentlich schon zu Verbriichen gefUhrt hat (Abb. 17.26). 1m Hohlraumbau stellt der geometrische Bezug zwischen der Raumstellung der Trennflachen und der Tunnelachse zwar eine wichtige Planungsgrundlage dar, die aber bei Verkehrstunneln mehr oder weniger unveranderbar vorgegeben ist. Die giinstigste Ausbruchsrichtung ist immer senkrecht zu den maBgebenden Trennflachen, was jedoch in der Praxis wegen der Zweckbestimmung des Bauwerks, Zwangspunkten bei der Trassierung und der Variationsbreite
17
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1989).
der Trennflachen selten beachtet werden kann. Anders ist es bei Kavernenbauten, die so angeordnet werden sollten, dass sie in moglichst guten Gebirgsbereichen und giinstigen Trennflachenstellungen zu liegen kommen (Beispiel s. NETZER & GERSTNER 2008). Allgemein gilt, bei flacher bis mittelsteiler Lagerung ist die tunnelbautechnisch giinstigere Vortriebsrichtung in Fallrichtung der maBgeblichen Trennflachen, meist Schichtung oder Schieferung. Ais besonders instabil haben sich gegen die Vortriebsrichtung einfallende Schicht- oder Schieferflachen von 40°70° erwiesen, insbesondere wenn diese Flachen Bewegungsspuren und tonige Belage aufweisen, die bei Wasserzutritt schmierig werden und dann mechanisch besonders wirksam sind (Abb. 17.27). Bei steiler Lagerung der ma6geblichen Trennflachen und geringer Gebirgsfestigkeit konnen bei spitzwinkligem oder achsparallelem Streichen strukturbedingt hohe asymmetrische Verformungen, Konvergenzen und z. T. Sohlhebun-
star'ol verwittert
f - - 324 m - - -4-- - - 506 m - - -----1 SudvQrtrieb
Nordvortrieb
2.36 mid
1,43 mid 9 NachbrUche
Abb. 17.27 Einfluss der Vortriebsrichtung auf die Standsicherheit der Ortsbrust und auf die Vortriebsgeschwindigkeit bei einem Tunnel im Rheinischen Schiefergebirge (KRAJEWSKI et al. 2000).
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gen auftreten (HUBER et al. 2005). Durch ungiinstiges achsparalleles Streichen von GroBkliiften und kleineren Verwerfungsflachen sind auch schon Verbriiche ausgelost worden (Abb. 17.25, System A). Auch bei der QuerschnittsgestaItung ist eine Beriicksichtigung der geologischen Gegebenheiten nur in seltenen Fallen moglich, doch ist darauf hinzuweisen, dass geologische Strukturen, Schieferung, Schichtung und die Hauptkluftrichtungen letzten Endes Einfluss auf die Ausbruchsform und die Standsicherheit eines Bauwerks haben. Aus der Gesamtheit des Trennflachengefiiges ergeben sich in Abhiingigkeit von der Achsrich tung und der Ausbruchsform Hinweise fiir eine Beeintrachtigung der Hohlraumgeometrie, wobei die GOODMAN-Auswertung zumindest Tendenzen zu Nachbriichen und potenziellen Versagensmechanismen aufzeigen kann (RIEDMULLER 1991). Fiir die Entstehung groBerer Kluftkorper ist die Raumstellung, die Ausdehnung und die Beschaffenheit der maBgeblichen Trennflachen bestimmend. Hinsichtlich des Versagens von kinematisch freien Kluftkorpern, sogenannten Keyblocks, unterscheidet man Gleiten auf Trennflachen bzw. Herausbrechen aus dem Gebirgsverband (s. Abschn. 3.4.3.2 und BLUMEL et al. 2002). Der Versagensmechanismus ist dabei ein komplexer Vorgang, bei dem die Nachgiebigkeit eines aufgelockerten Gebirges ein wesentlicher Faktor ist, durch den die Einspannung des Kluftkorpers und damit die Reibungskrafte abgemindert werden. Beim Einfluss des Trennflachengefiiges ist dann zwischen der MaBhaltigkeit des Ausbruchsquerschnitts (Mehrausbruch s. Abschn. 17.7.2) und Nachbriichen bei den Ausbrucharbeiten zu unterscheiden. Querschlagige Kliiftung, besonders engstandige Mittel- und GroBkliifte, beeinflussen die Standfestigkeit der Ortsbrust. Offene oder belegte Kliifte und ungiinstiges Schichteinfallen oder Wasserzulauf konnen diesen Effekt noch verstarken. In sandig verwittertem Gebirge neigen Spaltenfiillungen sowie Storungs- und Zerriittungszonen bei Wasserzutritt zum Auslaufen (FlieBsandeffekt). Querschlagige oder stumpfwinklig verlaufende Storungszonen beeinflussen den Tunnelvortrieb nur auf kurze Strecke, wahrend spitzwinklig verlaufende Langsstorungen dies en auf groBere Lange begleiten und besonders die Stabi-
17 Tunnelbau
litat der Ulmen schwachen. Auch Langskliifte konnen die Standsicherheit der Ulmen beeintrachtigen, besonders wenn sie knapp auBerhalb des Tunnelquerschnitts liegen (Abb. 17.25). Die Gefahr von Firstablosungen (sog. Sargdeckel) ist bei den heutigen Sicherungsmitteln (SpieBe s. Abschn. 17.8.3) nur noch gering. Ais besonders nachbruchgefahrdet, zeigten sich ± horizontal liegende Diinnbankigkeit oder Schieferung aber auch steil stehende diinnbankige bis bankige Schichten, deren Kluftkorper an bankrechten Kliiften ausbrechen konnen. Die Ursachen von Bergschlaggefahrdung sind einerseits hohe Dberlagerung bzw. ein Horizontalspannungsiiberschuss (s. Abschn. 2.6.9) oder mikroseismische Aktivitaten in der naheren Umgebung (s. Abschn. 4.2.3.2) und andererseits hohe Tangentialspannungen am Ausbruchsrand sowie massige oder dickbankige Gesteine mit geringer Durchtrennung oder auch Wechsellagerung von harten, sproden und duktilen Gesteinen (STADELMANN & EpPLER 2005; STADELMANN & REHBOCK-SANDER 2010). Dabei kommt es in den harten und sproden Gesteinen zu Spannungskonzentrationen und zu einer Dberbeanspruchung, die dann zu plotzlichen Entspannungsvorgangen und unkontrollierten Brucherscheinungen im Gebirge fiihrt, wodurch hohe Energien in Form elastischer Wellen freigesetzt werden. Diese dynamischen Ereignisse bewirken im Tunnel mehr oder weniger plOtzliche schalenformige Ablosungen im Bereich der Ortsbrust oder in der Firste. Bergschlage oder bergschlagahnliche Ereignisse treten meist in den ersten drei Stunden nach dem Abschlag auf, sind aber auch im gesicherten Bereich nicht vollig auszuschlieBen. Auch durch einen Parallelvortrieb konnen im gesicherten Bereich noch Bergschlage ausgelost werden (STADELMANN & REHBOCKSANDER 2010). Ais SicherheitsmaBnahme werden eine gewolbte Ortsbrust, Ortsbrustversiegelung mit stahlfaserbewehrtem Spritzbeton und intensive Ortsbrustankerung sowie keine handischen Arbeiten vor der Ortsbrust in den ersten Stunden genannt. Auch bei maschinellen Vortrieben kann es infolge lokal erhohter Gebirgsspannungen zu Abplatzungen an der Ortsbrust und im noch ungesicherten Firstbereich kommen.
519
17.5 Standfestigkeit und Tragverhalten des Gebirges
17.5.2 Spannungszustand, Spannungsumlagerung, Gebirgsdruck Die im Gebirge herrschenden Spannungen werden allgemein als Gebirgsspannungen bezeichnet. Unter Gebirgsdruck versteht man dagegen aIle vom Gebirge ausgehenden Einwirkungen auf den Beanspruchungszustand der Tunnelschale. Die GroBe und die Verteilung des Gebirgsdrucks werden von folgenden Faktoren beeinflusst: Primarer Spannungszustand (u. a. DberlagerungshOhe) Gebirgseigenschaften und Grundwasserverhaltnisse HohlraumgroBe und -form Bauweise und Bauablauf rechtzeitiges Einbringen der Stiitzmittel. Die Gebirgsdruckansatze dienen der vorlaufigen Festlegung von moglichst zutreffenden Lastannahmen fiir die statische Berechnung des Tunnelausbaus. Bei geringen Gebirgsverformungen, wie sie bei Mittelgebirgstunneln die Regel sind, oder bei deren rechtzeitiger Behinderung, tritt kein echter Gebirgsdruck auf. Anders ist die Situation bei Tunneln in Gebirgsarten geringer Festigkeit und besonders bei tiefliegenden Tunneln. In Gebirgsarten mit geologisch bedingter Entfestigung (z. B. Storungszonen) oder bei duktilem Gebirgsverhalten (z. B. Phylitte, Glimmergneise) konnen groBe und lang anhaltende Verformungen von mehr als 30 bis 50 cm und entsprechende Gebirgsdruckerscheinungen auftreten. Derartig reagierendes, ± druckhaftes Gebirge tritt nicht nur bei hohen Primarspannungen (in erster Linie hoher Dbedagerungsdruck) auf, sondern ist vor allen Dingen von den Gebirgseigenschaften abhangig (s. Abschn. 17.5.5.1 und KOVARI 1998; JOHN & MATTLE 2007). Insgesamt muss man bei den Druckerscheinungen des Gebirges auf den Ausbau zwischen Dberlagerungsdruck, Umlagerungsdruck, Auflockerungsdruck, Quelldruck und echtem Gebirgsdruck unterscheiden.
17.5.2.1 Sekundarer Spannungs SpannungsbJrg t nnel zustand bei Mittetgebirgstunnetn, ufl n 1m Tunnelbau werden verschiedene Spannungszustande unterschieden, namlich primarer, sekundarer und tertiarer Spannungszustand. Beim Auffahren eines unterirdischen Hohlraumes wird der vorhandene, primare Gleichgewichtszustand des Gebirges durch Spannungsumlagerungen und Zwischenzustande in einen neuen, sekundaren Gleichgewichtszustand iiberfUhrt. Der Primarspannungszustand. beeinflusst sowohl die Gebirgsfestigkeit als auch das Verformungsverhalten. Allerdings ist der Primarspannungszustand meist nicht bekannt. Er ist haufig nicht allein von den iiberlagernden Gebirgsmassen abhangig, sondern kann von tektonischen Spannungen oder Restspannungen im Gebirge beeinflusst sein. Die Ursachen fUr einen solchen abweichenden Primarspannungszustand und einen etwaigen Horizontalspannungsiiberschuss sind in den Abschn. 2.6.9 und 4.2.4 beschrieben. Von Bedeutung ist dabei das Verhaltnis der Vertikalspannung (az) zur gr6Bten Horizontalspannung (ax/y )' Das Verhaltnis des rechnerischen horizontalen Lastansatzes zur in Gradientenhohe anzunehmenden Vertikallast geht in der Regel iiber den Seiten- bzw. Ruhedruckbeiwert (s. Abschn. 2.6.8) in die Statik ein. Ruhedruckbeiwert Ko und Poissonzahl v sind vom Zustand des Gebirges abhangig und haben im Normalfall folgende GroBenordnung: Ruhedruckbeiwert Ko
Poissonzahl \'
Kohasionsloses, allseitig druckhaftes Gebirge
1,0
0,5
stark nachbriichiges Gebirge
0,5
0,35
nachbriichiges Gebirge
0,25
0,2
standfestes Gebirge
0,15
0,1
Ab einem Ruhedruckbeiwert von Ko = 0,5-0,6 ist mit Konvergenzen zu rechnen. Bei Ko -Werten von 0,6-0,9 konnen sich rechnerisch ausgedehnte Bruchzonen ausbilden und die Anker sind iiberlastet (s. JOHN & POSCHER 2004). Bei groBeren Ubedagerungen und dem Auftreten von tektoni-
17
520
17 Tunnelbau
schen (Rest -)Spannungen sowie in ausgepragten Storungszonen konnen Seiten- bzw. Ruhedruckbeiwerte von Ko > 1,0 auftreten. Die sekundare Spannungsverteilung im Gebirge ist das Ergebnis aller durch den Ausbruch des Hohlraums ausgelosten Spannungsumlagerungen, die urn den Ausbruchbereich he rum einen raumlich begrenzten, veranderten Spannungszustand auslOsen. Dazu gehoren zunachst die aus der Oberlagerung resultierenden Spannungen, die, wie in Abb. 17.28 dargestellt, sowohl in Langsrichtung iiber die Ortsbrust als auch quer zur Tunnelachse tangential urn den Hohlraum herum abgetragen werden. Diese ausbruchsbedingten Spannungsumlagerungen bewirken in der Umgebung des Tunnels ortsabhangig eine Be- bzw. Entlastung. Ober- und unterhalb des Ausbruchsquerschnitts treten stark entlastete Zonen auf, wahrend die Tunnelschale und das seitlich angrenzende Gebirge starker belastet werden. Besonders groBen Spannungskonzentrationen ist auch der Bereich vor der Ortsbrust ausgesetzt, was Ursache fiir die sog. Vorausverformung ist. Die Spannungsumlagerung bzw. die seitliche Spannungsausbreitung ist von der Gebirgsqualitat, vom Trennflachengefiige und dem Einspannungs- bzw. Auflockerungszustand des Gebirges abhangig. Wirkt auf steil stehenden Trennflachen keine Normalspannung, so ist nicht nur die Spannungsausbreitung stark eingeschrankt, auch die Scherfestigkeit f;illt bei ungeniigender Normalspannung sehr stark abo Ungiinstig streichende, vertikal durchgehende Trennflachen behindern die Spannungsumlagerung und fiihren zu einer erhohten Auflast auf den Spritzbetonausbau. Andererseits konnen auch seitlich ungiinstig einstreichende Trennflachen eine Spannungskon-
SpannungsI rajek lorien
JJ 1111111
Abb. 17.28 Spannungsumlagerungen und sekundare Spannungsverteilung beim Tunnelvortrieb.
zentrationen am bzw. nahe dem Ausbruchrand bewirken, die zusammen mit einem auflockerungsbedingt niedrigen V-Modul des Gebirges entsprechende Verformungen zur Folge haben und Bruchvorgange auslOsen konnen. Die von SCHUBERT & MARINKO (1989) beschriebene Entwicklung der Bruchmechanismen (Abb. 17.41) mit Schubrissen im Kampferbereich und grundbruchartigen Scherbriichen unter dem KalottenfuB konnten bei Tunneln im Buntsandsteingebirge in Osthessen in einigen Fallen beobachtet werden. Die Spannungsumlagerung bedarf auBerdem einer gewissen Entwicklungshohe. Reicht bei seicht liegenden Tunneln die OberlagerungshOhe wegen zu niedriger Gebirgsfestigkeit nicht aus, die Spannungstrajektorien seitlich weit genug in das Gebirge umzulenken oder behindern ungiinstig verlaufende GroBkliifte die seitliche Spannungsausbreitung, so konzentrieren sich die Zusatzspannungen nahe dem Ausbruchsrand, wahrend sie bei voll entwickelter Spannungsumlagerung weiter in das Gebirge hinein umgelenkt werden (NAUMANN & PRINZ 1988, darin Lit.). Diese Erkenntnis ist die theoretische Grundlage dafiir, dass ab einer OberlagerungshOhe > 1,5 D eine Abminderung der Uberlagerungslast auf eine der Gebirgsqualitat entsprechende begrenzte Auflockerungsglocke vorgenommen werden kann (s. Abschn. 15.5.5.1). Die grundlegenden Gedanken hinsichtlich der Reichweite und Verteilung der seitlichen Spannungsumlagerung gehen schon auf WIESMANN (1912) und RABCEWICZ (1944) zuriick (s. a. SCHUBERT 1994 und KOVARI 2002). Allgemein wird eine seitliche Spannungsausbreitung von 0,5 bis 1 D angenommen. Anhaltspunkte iiber die Spannungen und ihre Verteilung erhalt man aus den Verformungsmessungen beim Tunnelvortrieb (s. Abschn. 17.5.3). Auf der Tunnelschale selbst lastet auch noch ein gewisser Auflockerungsdruck aus der Last der spannungsfreien Zone iiber dem Hohlraum, der sich je nach Gebirgsfestigkeit als leichte bruchlose Deformation oder als einige Meter hohe Entfestigungs- bzw. Auflockerungszone bemerkbar macht (RABCEWICZ 1944). Die Hohe dieser Auflockerungszone ist von der Querschnittsbreite, dem Trennflachengefiige (Schichtung) und in hohem MaBe von den Vortriebsarbeiten abhangig.
17.5 Standfestigkeit und Tragverhalten des Gebirges
In Gebirgsarten mit geringen Gesteinsfestigkeiten (z. B. Tonsteine qu = 0,5-5,0 NM/m2 oder entsprechend entfestigte Tonschiefer) kann der Oberlagerungs- bzw. Umlagerungsdruck die einaxiale Gebirgsfestigkeit iiberschreiten (s. d. Abschn. 17.5.5.1). Es treten groBe Verformungen und duktil-plastisches Gebirgsverhalten auf, die Anzeichen fiir echten Gebirgsdruck sein konnen, der zu Stabilitatsproblemen fiihren kann (s. Abschn. 17.5.2). Die Deformationen laufen dabei nicht immer zeitnah zum Ausbruch ab, sondern konnen sich iiber Wochen und Monate hinziehen. Die GroBe und der Verlauf solcher Gebirgsverformumgen sind schwierig vorherzusagen. Das langzeitliche "Kriechen" ist bei Beanspruchungen in der Nahe des Bruchzustandes besonders ausgepragt.
17.5 2.2 Tertiarer Spannungszustan bel Mlttelgeblrgstunneln, Quelldruc Der "Baustoff Fels" zeigt sowohl an steilen Boschungen als auch im Felshohlraumbau mehr oder weniger deutlich ein zeitabhangiges (rheologisches) Verhalten. Die Spannungszustande, die sich erst im Laufe der Zeit aufbauen bzw. verandern, werden als tertiiirer Spannungszustand bezeichnet. Dazu gehoren in erster Linie die Folgen einer zeitabhangigen Gebirgsauflockerung sowie Gebirgsdruckerscheinungen durch Quellen und auch langzeitliche Kriechvorgange. 1m Prinzip treten Quellerscheinungen bevorzugt da auf, wo der Sekundarspannungszustand kleiner ist als der Primarspannungszustand und wo Wasser an das Gebirge herangefiihrt wird. Ersteres ist im Wesentlichen unter- und oberhalb eines Tunnels der Fall, wobei die Tatsache, dass bei flach lagernden Gesteinsschichten Quellverformungen fast nur in der Sohle beobachtet werden, in erster Linie auf die Wasserfiihrung zuriickgefiihrt wird. Quellverformungen und Quelldruck sind auBerdem anisotrop, d. h., sie treten immer senkrecht zur Sedimentationsebene auf, so dass bei horizontaler Schichtung in den Ulmenbereichen nie Quellverformungen beobachtet worden sind. Bei Quellvorgangen ist zwischen Tonquellen und dem Umwandlungsdruck bei der Hydratation von Anhydrit zu unterscheiden, auch bei feinverteiltem Anhydrit in Ton- und Mergelsteinen.
521
Beim Quellen von Ton und Tonstein ist zwischen innerkristallinem und osmotischem Quellen zu unterscheiden (s. Abschn. 2.6.11). Das innerkristalline Quellen ist in der Regel bereits in der Natur weitgehend eingetreten, nicht dagegen das spannungsabhangige osmotische Quellen. Quellerscheinungen von Tonen und Tonsteinen sind schon haufig beobachtet worden. Besonders bekannt geworden sind solche Erscheinungen im Opalinuston und Amaltheenton (Mittel- bzw. Oberjura) sowie in Keuper- und in Molassemergeln bzw. im Flysch, und zwar bereits ab Montmorillonitgehalten von 5 bis 10%, bezogen auf den Gesamtmineralbestand. Zu beachten ist, dass der Tonmineralgehalt und damit die Quellneigung in Zentimeterabstanden variieren konnen. Einen ersten Hinweis auf eine mogliche Quellneigung kann der Wasserlagerungsversuch gem. Abschn. 3.4.1 liefern. AuBerdem sind der Verwitterungsgrad und der Primarspannungszustand zu beriicksichtigen. PILSER et a1. (2009) beschreiben die erhohte Quellneigung bestimmter Tonmergel und Mergel der Oberen SiiBwassermolasse (OSM) beim Bau des alten pfandertunnels, die in den 1970er Jahren zu Sohlhebungen bis zu 30 cm gefiihrt hat. In den Mergeln der OSM kann auBerdem feinverteilter Anhydrit vorkommen, was die Quellneigung wesentlich verstarkt. Ahnliche Erfahrungen sind auch in den Molasse-Tonmergeln des Achraintunnels gemacht worden (BRAZA & KITZLER 2006; WESTERMAYER 2007). In den Ton- und Mergelsteinen des siidwestdeutschen Keuper tritt besonders das Illit -Montmorillonit -Wechsellagerungsmineral Corrensit auf, das zusammen mit feinverteiltem Anhydrit die Ursache zahlreicher Bauschaden ist. SCHETELIG (1994) berichtet von Baugruben aus dem Raum Stuttgart, in denen wenige Stunden nach dem Aushub Sohlhebungen bis zu 10 cm beobachtet worden sind. Bei den Erkundungsarbeiten fiir die DB-Neubaustrecken Ebensfeld-Erfurt und Niirnberg-Ingolstadt wurden auch bei Tonsteinen des Oberen Buntsandstein (Rot) und der Feuerletten des Mittleren Keuper merkbare Quellverformungen festgestellt (KONNINGS & LEIPZIGER 1997). Yom Opalinuston werden Quelldriicke bis 1,5 MN/m2 beschrieben (FRUHAUF & SCHOLZ 2005). Quellerscheinungen von Tonen und Tonsteinen treten bei Anderung des Spannungszustan-
17
522
17 Tunnelbau
des (Ausbruch) bereits kurzfristig auf. Dabei ist schwer zu unterscheiden, ob es sich anfangs urn entlastungsbedingte (plastische) Verformungen handelt und der osmotisch bedingte Quellvorgang erst als Folgeerscheinung auftritt. Beide Vorgange lassen sich praktisch nicht trennen (STEINER 2007). Das fruhzeitige Einsetzen der Verformungen bewirkt, dass ein groBer Teil davon bereits vor Einbau der Sohlsicherung eintritt und wahrend der Spritzbeton noch verformbar und kriechfahig ist. Bei der Abschatzung des dann noch moglichen Quelldrucks ist sowohl der Zeitablauf als auch die Beziehung zwischen Quellhebung und Quelldruck bei behinderter Quellhebung zu berucksichtigen. Die Belastung im Sohlbereich kann bei gebirgsschonenden Ausbrucharbeiten (kein Aufweichen und Auflockern der Sohle) in der Regel auf 0,3-0,5 MN/m 2 begrenzt werden (s. WESTERMAYER et a1. 2009). Der Quellvorgang reicht dabei bis zu einen halben Tunneldurchmesser unter die Sohle (PILSER et a1. 2009). Fur die Vortriebsarbeiten in quellfahigen Tongesteinen gilt deshalb Wasser yom Vortriebsbereich weitestgehend abzuhalten, die Ausbruchtliichen sofort zu versiegeln sowie einen raschen
Ringschluss und baldigen Einbau der Innenschale herbeizufiihren (BRAZE & KITZLER 2006; PILSER et a1. 2009). Den letzteren Anforderungen kommt ein TBM-Vortrieb mit Tiibbingausbau entgegen, bei dem der Sohlbereich sofort mit 0,25-0,5 MN/m 2 belastet wird (SCHMID 2006). Zusatzlich kann im Bereich des Nachlaufers umgehend eine Sohlauffiillung vorgenommen werden. Die Tubbinge im Sohlbereich muss en abgedichtet werden, urn ein Eindringen von Betriebswasser in das Gebirge zu verhindern (WESTERMAYER et a1. 2009). Durch Hydratation des Anhydrits (s. Abschn. 19.2.2) ausgeloste Sohlhebungen werden besonders aus den Schichten des Gipskeuper und den Sulfatgesteinen des Mittleren Muschelkalk Sudwestdeutschlands beschrieben (Abb. 17.29 und Abschn. 2.6.11). Die Sulfatgesteinsfolgen bestehen teilweise aus reinen Anhydrit-/Gipsbanken, die in cm- bis dm-Abstand von Dolomit- und Tonschlieren oder -lagen durchsetzt sind, teilweise aus Wechselfolgen von unreinen Anhydrit-/Gipsbanken mit Ton- oder Dolomitzwischenlagen bzw. AnhydritlGips-Ton -Mischgesteinen mit stark wechselnden Sulfatanteilen. Teilweise liegen auch Tonstein- und Dolomitab-
I S-Bahn Hasanbelll (1980-84)
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*) aile Eisenbahntunnel mh 0 Gnar Sohla
I S-Bahn-WandHchlalfe (1974-77) ----'I Wagenburgtunnel (1941-57)
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1 Engelberg.BasislUnnel (1995.99) NBS Sluttgert 21
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IGrundglp... chlchtan IIOunk.lreta MergelllMlttJarer Glpshorlzont ll Estheri.n-Schlchten Abb. 17.29 In Bagen-WGrttemberg im unausgelaugten Gipskeuper aufgefahrene Tunnel (a us WITTKE 2004).
17.5 Standfestigkeit und Tragverhalten des Gebirges
folgen mit untergeordnet Anhydriteinschaltungen vor. Gips und Anhydrit konnen auch nur in Form von Knollen oder Knauern bzw. als Fasergips in Kliiften auftreten Die Bedeutung der Sohlhebungen fiir den Tunnelbau in Sulfatgesteinen ist durch eine grofSere Anzahl von Schadensfallen belegt, bei denen die Tunnel meist im Sohlbereich aufgebrochen sind. Besonders anfallig sind Ton-AnhydritMischgesteine, wobei man davon ausgeht, dass zunachst Tonquellen einsetzt, wodurch feine Wasserwege geOffnet werden und dadurch die Hydratation in Gang gesetzt wird (s. Abschn. 2.6.4.2). Der Quelldruck selbst wird im Wesentlichen durch den Kristallisationsdruck von rekristallisierten Gips verursacht (s. Abschn. 19.2.2), wobei in Laborversuchen ein Druck von 710 MN/m 2 ermittelt worden ist (WAHLEN 2009; KATZENBACH et al. 2010). Diese Driicke werden im Gebirge nicht erreicht. Der Quellvorgang wird hier durch den im Untergrund herrschenden Spannungszustand und die VerfUgbarkeit von Wasser beeinflusst bzw. begrenzt. Angaben iiber langfristige Beobachtungen von Sohlhebungen liegen vom Belchen- und Adlertunnel in der Schweiz (STEINER 2007), vom Schanztunnel an der Bahnstrecke StuttgartNiirnberg bei Schwabisch-Hall (ERICHSEN & KURZ 1995) sowie vom Wagenburg-Tunnel in Stuttgart vor (s. a. BACHERACH 2007). Die Hebungen betragen 0,1 bis 1,6 cm/Jahr und halten tiber viele Jahrzehnte an. Am Schanztunnel sind von 1880 bis 1972 Hebungen von 1,5 m, d. s. 1,6 cm/Jahr aufgetreten. 1m Wagenburg-Tunnel wurden von 1942 bis 1970 im Sohlbereich Hebungen von 0,7 bis 1,1 m festgestellt, wobei sich die Firste 20 bis 30 em gehoben hat. 1m Sondierstollen fiir den Engelberg-Basistunnel wurde 1981 nach einem Wasserzutritt im Anhydrit in kiirzester Zeit die 20 em dicke Spritzbetonschale zerstort. Nachdem die 4 m langen Sohlanker abgerissen waren, ist innerhalb von 48 Stunden eine Sohlhebung von etwa 30 em aufgetreten (REHBOCK 1998). Beim Hauptvortrieb wurde in dies em Abschnitt eine 1,5 m dicke, mit SNAnkern riickverankerte Sohle eingebaut, urn die wahrend der Bauzeit auftretenden Sohldriicke aufzunehmen. In einem in den Jahren 1986 bis 1987 hergestellten Untersuchungsstollen fiir den Freudensteintunnel wurden verschiedene Ausbauarten getestet und die einzelnen Strecken teil-
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weise kiinstlich bewassert. Die Messergebnisse werden von WAHLEN (2009) beschrieben. Yom Wagenburg-Tunnel in Stuttgart liegen Beobachtungen vor, dass der Quelldruck hoher war als der Dberlagerungsdruck von etwa 50 m Gebirge und sich die Gelandeoberflache fast gleich gehoben hat, wie die Tunnelfirste (Abb. 17.30). Dieses Phanomen tritt nach den Erfahrungen vom Heslacher Tunnel noch bei 91 m DberlagerungshOhe auf (WITTKE 2004). 1m Bereich des Anhydritspiegels hob sich hier die Tunnelrohre urn 30 mm und die Gelandeoberflache dariiber urn 20 mm und kompensierte weitgehend die Setzungen aus dem Vortrieb (STEINER 2007). Nach derzeitiger Fachmeinung ist mit Gelandehebungen bis zu einer Dberlagerung von 11 0 m zu rechnen, was einem Quelldruck von etwa 2,5 MN/m2 entsprechen wiirde. Der Vorgang des Anhydritquellens ist immer von der Zufuhr von Wasser abhangig (s. Abschn. 2.6.1.1.2). Das unausgelaugte Sufatgebirge ist in der Regel nur sehr gering durchlassig. Fiir den unausgelaugten Gipskeuper geben WAHLEN & WITTKE (2009) einen Mittelwert fUr die horizontale Gebirgsdurchlassigkeit von 10-9 m/s an, bei haufigen Einzelwerten von 10-10 bzw. 10-7 m/s. Die Wasserbewegung findet nur auf Trennflachen statt, die bei einsetzender Hydratation aufSerdem durch den Quelldruck geschlossen werden. Der letztgenannte Wert diirfte daher fUr starker gekliiftete Bereiche gelten oder fiir Gebirgsabschnitte, in denen der Fasergips nachtraglich wieder gelost ist. 1m Bereich des Anhydritspiegels und der Auslaugungsfront weist das Gebirge dagegen infolge losungsbedingter Auflockerungen meist eine gute Wasserwegsamkeit auf. Ein Tunnel in quellf
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524
17
17 Tunnelbau
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Abb. 17.30 Wagenburg-Tunnel Stuttgart, geologischer Schnitt mit den Verformungen der Siidr6hre (unten) und an der Geliindeoberfliiche (oben) - nach PAUL & WICHTER (1995).
Tunnel in anhydrithaltigen Gebirgsformationen erstellt werden miissen, gilt daher als erste Forderung, Wasser soweit wie moglich fernzuhalten (schonender Ausbruch, Trockenbohrungen, moglichst keine Ankerbohrungen; s. a. BACHERACH 2007). 1m Bereich oder in der Nahe der Auslaugungsfront oder von tektonischen Storungs- und Zerriittungszonen, d. h. in einem bereits aufgelockerten Gebirge zeigen diese Magnahmen in der Regel wenig Wirkung. Diesem Umstand kann auch durch Abdichtungsinjektionen kaum abgeholfen werden (KIRSCHKE 1998; ROCK & SCHOMIG 1999; WITTKE 2004). Die Unkenntnis der tatsachlichen Wasserbewegungen im Gebirge bedingt wahrscheinlich die in der Praxis zu beobachtende Wechselhaftigkeit in der Intensitat des Quellvorgangs. Verlassliche Voraussagen iiber die Grogenordnung des zu erwartenden Quelldrucks bzw. der Quellhebungen und deren zeitliche Entwicklung sind deshalb in solchen Fallen augerst schwer zu machen.
Bei Behinderung der Quellhebungen konnen erhebliche Quelldriicke auftreten. Langzeitquellversuche an Proben von unausgelaugtem Gipskeuper haben die Giiltigkeit des Quellgesetzes aus den 1970er Jahren (s. Abschn. 2.6.11.2) bestatigt, wonach die Quelldruckbelastung deutlich geringer ausfallt, wenn die Quellung nicht verhindert, sondern eine gewisse Quellhebung zugelassen wird (WITTKE et al. 2004). Theoretische Ableitungen von WITTKE (2003) und zwischenzeitliche Beobachtungen geben augerdem Anlass zu der Annahme, dass die Quellvorgange im unausgelaugten Anhydritgebirge zu einer Abdichtung der Wasserwege im Gebirge fiihren und die zum Quellen benotigte Wasserzufuhr dadurch weitgehend unterbunden wird. Ein Tunnel muss dann nicht auf den vollen Quelldruck bemessen werden, der sich bei unbegrenzter Wasserzufuhr einstellen wiirde, sondern kann auf einen erheblich geringeren Quelldruck ausgelegt werden (WAHLEN 2009). Die bisher gemessenen radialen
17.5 Standfestigkeit und Tragverhalten des Gebirges
525
17
Knautschzone
Kontaktspannungen an der Tunnelsohle betrugen 0,8 bis 2,2 MN/m 2 (PAUL & WICHTER 1995) bzw. 2,4-3,0 MN/m 2 (FECKER 1995). Beim Engelberg-Basistunnel wurde anhand der Messergebnisse von zwei Probestrecken mit Quelldrucken bis zu 2,5 MN/m 2 gerechnet (ROCK & SCHOMIG 1999). Nach den Erfahrungen bei Tunnelbauten in anhydritfUhrendem Gebirge sind zwei Ausbauprinzipien in der Diskussion, das Widerstandsprinzip und das Ausweichprinzip. Beim klassischen Widerstandsprinzip wird die Stahlbetoninnenschale so bemessen, dass sie dem Quelldruck widerstehen kann. Beim Ausweichprinzip, auch Verfahren mit nachgiebiger Sohlstutzung genannt, wird dagegen unter der Tunnelsohle eine Knautschzone aus Dammstoffen angeordnet, die Verformungen zulasst, wodurch der Quelldruck reduziert wird (Abb. 17.31). Die Dicke der Knautschzone, d. h. der Knautschweg, ergibt sich aus der zu erwartenden Quellhebung und der Lebensdauer des Tunnels. In dem Versuchsstollen des Freudensteintunnels wurden nach WAHLEN (2009) unter bewasserten Bedingungen beim Widerstandsprinzip Kontaktspannungen in der Sohle bis zu 5,5 MN/m 2 gem essen und beim Ausweichprinzip in den seitlichen Betonschultern bis 1,8 MN/m 2 und im Bereich der Knautschzone mit Biahton etwa 0,6 MN/m 2• Als Entscheidungsgrundlage fUr das Ausbauprinzip dienen die GroGe und die Zeitabhangigkeit des zu erwartenden Quelldrucks sowie die Hohe und Ausbildung des iiberlagernden Gebirges. 1m Bereich des unausgelaugten, wenig wasserwegsamen Anhydritgebirges kommt in der Regel das Widerstandsprinzip zur Anwendung,
Abb. 17.31 Widerstandsprinzip und Ausweichprinzip fOr quellfahiges Gebirge (nach MARQUART 2004).
Bei Quellvorgangen, die technisch nicht mehr beherrscht werden konnen, ist das Ausweichprinzip vorzuziehen. Dies ist der Fall, wenn im Bereich der Auslaugungsfront geschwachtes Gebirge ansteht und keine ausreichende Uberdeckung (H,; > 90 m) vorliegt. Dann ist das Ausweichprinzip vorzuziehen, des sen Knautschzone einen Teil der Hebungen aufnehmen kann, so dass insgesamt geringere Hebungen der Tunnelrohre zu erwarten sind (s. BACHERACH 2007). Die kritische Bauphase beim Widerstandsprinzip liegt zwischen dem Ausbruch und den ersten Sicherungsarbeiten sowie dem spateren Einbringen einer entsprechend dicken Betoninnenschale. Wenn sich wahrend des Vortriebs bereits groGere quellbedingte Hebungen einstellen, mussen notigenfalls Sohlankerungen vorgenommen und es muss eine Umstellung auf das kostenaufwandigere Ausweichprinzip vorgesehen werden (z. B. Engelberg Basistunnel; BACHERACH 2007). Bei unsicheren Bedingungen hinsichtlich der Wasserwegigkeit im Gebirge ist deshalb ein nachgiebiger Ausbau vorzuziehen (ANAGNOSTOU 2007).
17.5.3 Geotechnische Messungen und Verformungsverhalten bei Mittelgebirgstunneln Die Sicherheit eines Tunnelvortriebs wird maGgeblich gepragt von der Qualitat der BauausfUhrung und den begleitenden Kontrollmessungen der ausbruchsbedingten Verformungen. Durch
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die beim Ausbruch eines Hohlraumes stattfindende Spannungsumlagerung wird das Gebirge gegeniiber dem primaren Spannungszustand in einigen Bereichen entlastet, in anderen zusatzlich belastet (s. Abb. 17.28). Diese Spannungsumlagerungen losen Verformungen im Gebirge und am Ausbau aus. Ihre GroGenordnung ist bei angepassten Vortriebsarbeiten und Stiitzmitteln in erster Linie von der Spannungsverteilung und dem Verformungsmodul des Gebirges abhangig. Dabei hat sich gezeigt, dass, wenn ein gewisses MaG an Deformationen zugelassen wird, der notige Ausbauwiderstand zur Stabilisierung des Hohlraums erheblich reduziert werden kann. Geotechnische Messungen, besonders der Setzungen am Ausbau durch First- und KalottenfuGnivellements, dienen der Kontrolle des Tragverhaltens und sind Standard moderner Tunnelbauweisen. Sie werden seit Beginn der 1990er Jahre iiber EDV-gestiitzte, trigonometrische Messdatenerfassungssysteme vorgenommen, bei denen mittels spezieller Reflex-Zielzeichen und Lasertheodoliten Absolutbewegungen registriert werden (Abb. 17.32). Die Bestimmung der dreidimensionalen Absolutlage der Messpunkte erfolgt mit einer Genauigkeit von ± Imm (Standardabweichung). Die 3D-Verformungsmessungen der Spritzbetonschale ermoglichen eine raumliche Verformungsanalyse, wodurch auch Horizontalverschiebungen der Tunnelschale erkannt und ihre Auswirkungen gedeutet werden konnen. Die absolute raumliche Verformungsanalyse ist heute ein unverzichtbares Element der Sicherheit im Tunnelbau, wenn nicht nur Messdaten produziert und gespeichert werden, sondern mit Problemverstandnis und Erfahrung interpretiert werden (s. a. NAUMANN & PRINZ 1988; VAVROVSKY 1994; STEINDORFER et al. 1995; SCHUBERT et al. 1997). AuGer den gebrauchlichen Weg-Zeit-Diagrammen des Verformungsverhaltens einzelner Messpunkte mit Darstellung des jeweiligen Vortriebsstandes (Abb. 17.33) konnen kurzfristig auch vortriebsorientierte Darstellungen oder Interpretationen in Tunnellangsrichtung sowie Querschnittdarstellungen und andere Auswertungen abgerufen werden (SCHUBERT et al. 1997; MORITZ & SCHUBERT 2009). Mit laufenden Langsauswertungen der Deformationen konnen Zonen unterschiedlicher Gebirgssteifigkeit ausgewiesen und kritische Spannungsumlagerungs-
17 Tunnelbau
prozesse im Vortriebsbereich rechtzeitig erkannt und entsprechende SicherungsmaGnahmen getroffen werden. Die Messprinzipien und Messgerate sind in der Empfehlung Nr. 18 "Versuchstechnik Fels" beschrieben (REIK & VOLTER 1996). Das kompIette Messprogramm besteht aus der Ermittlung der dreidimensionalen Absolutlage von Firstund Kalotten- bzw. StrossenfuGpunkten im Tunnel sowie bei oberflachennahen Tunneln auch Nivellements von GeIandepunkten und gegebenenfalls Extensometer- und Inklinometermessungen. Hinzu kommen in bestimmten Messquerschnitten Druckmessdosen zur Feststellung des Radialdruckes in der Fuge Spritzbeton/ Gebirge (Gebirgsdruck) bzw. fUr den Tangentialdruck im Spritzbeton (Betondruck). Besondere Problemstellungen konnen dariiber hinaus zusatzliche Messeinrichtungen erfordern, Z. B. zur Ermittlung des Wasserdrucks oder Rissbreitemessungen (s. d. SCHUCK & FECKER 1998). RegelmaGige Verformungsmessungen der Spritzbetonschale in Abstanden von 10 bis 20 m, gehoren zu den Standardmessungen im modernen Tunnelbau. Die First - und KalottenfuGMessbolzen miissen unmittelbar nach Einbringen der Stiitzmittel gesetzt werden, urn einen moglichst groGen Teil der Gesamtverformungen zu erfassen. Der Zeitpunkt der Nullmessung und der Abstand des Messpunktes zur Ortsbrust bei der Nullmessung sind zu protokollieren. Die Messungen werden bis zum Abklingen der Bewegungen taglich, spater wochentlich oder monatlich durchgefUhrt (Abb. 17.33). Unter Konvergenz wird die ausbruchsbedingte seitliche Profileinengung eines Hohlraumes (Stauchung) aufgrund von Lastumlagerungen im umgebenden Gebirge verstanden. Die Profilaufweitung eines Hohlraumes wird als Divergenz (Spreizung) bezeichnet. Messungen im Tunnel erfassen immer nur den Verformungsanteil nach Anbringen der Messbolzen und der Nullmessung. Die dem Ausbruch bis zu diesem Zeitpunkt vorauseilenden Verformungen konnen, soweit sie bis zur Oberflache durchschlagen, mittels Oberflachennivellement in Achsrichtung und in Querprofilen ermittelt werden (Abb. 17.34). Sofern menschliche Einrichtungen im Bereich der zu erwartenden Setzungsmulde liegen, sind diese in die (taglichen) Kontrollmessungen einzubeziehen. In
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17.5 Standfestigkeit und Tragverhalten des Gebirges
17
Zieltafel, Prisma oder Reflektor
Abb. 17.32 Prinzip geodatischer Winkelmessung mit spezieller Objektpunktvermarkung und Darstellung der absoluten Bewegungsvektoren im Messquerschnitt. lunten) (Firmenprospekt).
stadtischen Bereichen werden dazu haufig elektronische (Druck)schlauchwaagen eingesetzt, ein stationares Vielstellenmesssystem fiir eine kontinuierliche Erfassung relativer Hohenanderungen an Bauwerken (GABENER et al. 2010). Bei ungiinstiger Verformungsentwicklung (Messergebnisse), die ein Erreichen der vorgegebenen Grenzwerte erwarten lasst, sind entsprechende MaBnahmen zu veranlassen. Die Setzungsmulde an der Geliindeoberfliiche entspricht im Normalfall der Verteilung der
Spannungsumlagerung im Untergrund. KOSTER & SCHETELIG (1988) haben bei der Untersuchung von 157 EinzelHillen bei 68 % der FaIle Grenzwinkel zwischen 31 ° und 510, im Mittel 41° festgestellt und damit erhebliche Abweichungen von der Grenzwinkeltheorie (45 + q>/2, s. Abb. 17.34). In Kluftgesteinen hiing1 die Ausbildung der Setzungsmulde sehr stark vom Trennflachengefiige sowie auch von Auflockerungszonen im Gebirge ab und fiihrt zu asymmetrisch ausgebildeten Gelandesetzungen (Abb. 17.35) bzw.
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17 Tunnelbau m Berichtszeitraus
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Abb. 17.33 Zeitsetzungsverlauf der First- und KalottenfuBpunkte (Geotec).
zu entsprechenden Verformungsdifferenzen der First- und KalottenfuBpunkte. Mit Extensometer- bzw. Gleitmikrometermessungen (Abschn. 4.8.4) werden in einem Bohrloch Relativbewegungen zwischen dem Ansatzpunkt (haufig Gelandeoberflache) und bis zu 5 verschiedenen Verankerungspunkten im Gebirge gemessen (Abb. 17.35). Auf diese Weise konnen bei rechtzeitigem Einbau die Verteilung
der Verformungen in Bohrlochlangsachse tiber und neben einem Hohlraum vor, wahrend und nach dem Ausbruch erfasst werden (z. B. Hohe der Auflockerungszone). Mit Inklinometern (s. Abschn. 4.8.4 und 15.2.5) konnen HOrizontalverformungen quer zur Bohrlochachse gemessen und damit z. B. das raumliche Verformungsverhalten vor der Ortsbrust und neben dem Hohlraum erfasst werden.
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Abb. 17.34 Theoretischer Verlauf der Setzungsmulde im Querschnitt und in Vortriebsrichtung (nach JAGER).
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17.5 Standfestigkeit und Tragverhalten des Gebirges
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Abb. 17.35 Ergebnisse eines Extensometermessquerschnitts im Buntsandsteingebirge. Unten Ergebnisse der Tunnelkartierung mit GroBklOften und flexurartigen Schichtverbiegungen, die z. T. in St6rungszonen Obergehen. Die Zahlen bedeuten mm Setzung.
Mit Messquerschnitten einschliemieh Oberflachennivellement und Extensometermessungen, eventuell auch noch Inklinometermessungen, konnen die Entspannungsvorgange der einzelnen Bauphasen ermittelt und Angaben liber die Vorausverformungen vor der Ortsbrust und damit liber den Entspannungsfaktor gemacht werden. In einem setzungsempfindlichen Gebirge konnen (meist schnell ablaufende) Verformungen der Ortsbrust in den Hohlraum von mehreren Zentimetern auftreten, die im Tunnel nieht bzw. nur in besonderen Fallen gem essen werden. Die Ortsbrust ist damit der einzige vermessungstechnisch nieht kontrollierte Bereich eines Vortriebs. Das Verhalten der Ortsbrust nach dem Abschlag und bis zum Einbringen der Brustsicherung sowie meist auch danach bis zum nachsten Abschlag, wird immer nur visuell beobachtet bzw. nach dem gesamten Verformungsverhalten
eingeschatzt. EGGER & SCHUKOFF (2007) berichten liber erste systematische Ortsbrustdeformationsmessungen zum Erkennen von kritischen Zustanden an der Ortsbrust. Die dreidimensionale Spannungsumlagerung bewirkt einerseits eine Spannungskonzentration an den Ulmen, die zu erh6hten Setzungen und zu Festigkeitsliberschreitungen fiihren kann, und andererseits eine Spannungszunahme vor der Ortsbrust, einen Spannungsabfall im Vortriebsbereich und einen Spannungsanstieg in einem Abstand von 1,5 bis 2 D hinter der Ortsbrust (Abb. 17.36). Die sieh zunachst aufbauende Liingstragwirkung geht dabei mit zunehmendem Abstand zur Ortsbrust in eine Quertragwirkung liber, die sieh ab dem 1,5-fachen Durchmesser hinter der Ortsbrust einstellt und wodurch die Spritzbetonschale in diesem Bereich ihre volle Belastung erbalt. Daraus ergibt sich bei wenig tragfahigem Gebirge die Notwendigkeit des
17
530
17 Tunnelbau
17 SpannungsI raje k torien First-
setlungen
Abb. 17.37 Querst6rung im Ortbrustbereich behindert die Spannungsumlagerung und bewirkt erh6hte Firstsetzungen. Abb. 17.36 Schema der Spannungsumlagerungen im Vortriebsbereich.
rechtzeitigen Einbringens der Stiitzmittel und eines raschen Ringschlusses. Auch der Spritzbeton muss in dies em Abstand zur Ortsbrust eine gewisse Festigkeit erreicht haben, urn den voUen Ringdruck aufnehmen zu konnen. Die Spritzbetonschale weist bei einer Vortriebsgeschwindigkeit von etwa 3 m/ d in diesem Bereich ein Alter von 5 bis 6 Tagen auf. Gleichzeitig hat die Schale hier bereits einen Grogteil ihrer Verformungen erhalten. Die Spannungsausbreitung und damit das Verformungsbild sind sehr stark yom TrennflachengefUge abhangig. Steil stehende Schichtung oder den Vortrieb begleitende Grogkliifte behindem die Spannungsausbreitung und konnen die Firste oder den Ulmenbereich einseitig belasten und erhohte Setzungen verursachen. Querschlagige Grogkliifte im Bereich der Ortsbrust behindem die Spannungsumlagerung in Langsrichtung und bewirken damit eine Spannungskonzentration und erhohte Verformungen der Ortsbrust, bzw., wenn sie in den Tunnel einstreichen, Spannungskonzentrationen im Aushubbereich und damit erhohte Firstsetzungen (Abb. 17.37). Messungen haben gezeigt, dass sowohl die anfanglichen Spannungsumlagerungen als auch die damit verbundenen Verformungen dem Ausbruch urn ein bis zwei Tunneldurchmesser (D)
vorauseilen, aber etwa im selben Abstand hinter der Ortsbrust weitgehend zum Stillstand kommen (Abb. 17.38). Die voreilenden Gebirgsverformungen sind auf den Spannungsanstieg vor der Ortsbrust zuriickzufUhren. Sie konnen 30 bis 50 % der Gesamtverformungen erreichen und bilden die theoretische Grundlage fUr den rechnerischen Ansatz der Vorentlastung bei der Tunnelstatik (s. Abschn. 17.5.5). Entscheidend fUr die Grogenordnung der Vorausverformungen ist der Zeitpunkt des Einbaus der Spritzbetonschale und bei den konkreten Messwerten auch der Zeitpunkt der Nullmessungen des Firstpunktes. Die Vorausverformungen schlagen auch bei Dberlagerungshohen von 50 bis 100 m teilweise noch bis zur Gelandeoberflache durch. Die Grogenordnung dieser, durch vorlaufende OberflachenniveUements gemessenen Verformungen gibt vorab Hinweise auf die Gebirgsqualitat und auf ortliche Schwachezonen. Die Vorausverformungen und die anfangliche Verformungsgeschwindigkeit sowie die Grogenordnung der Verformungen sind Ausdruck des Tragverhaltens des Gebirges. Nach Abklingen der ausbruchsbedingten Spannungsumlagerungen bzw. Verformungen stellt sich ein sekundarer Spannungszustand ein, der zunachst ein Gleichgewicht zwischen dem Ausbauwiderstand und den Umlagerungsspannungen bedeutet. Ein anhaltendes Nachkriechen der Verformungen zeigt immer ein ungiinstiges Gebirgsverhalten an.
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17.5 Standfestigkeit und Tragverhalten des Gebirges
17
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Abb. 17.38 Anteil der Vorausverformungen und messtechnisch erfassbare Verformungen bei einem Kalottenvortrieb (nach
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Bei Mittelgebirgstunneln zeigen ausreichend tief reichende Extensometer- und auch Gleitmikrometermessungen seitlich der Tunnelrohre Vertikalverformungen bis unter das Aushubniveau, die belegen, dass es sich bei den gemessenen Verformungen tatsachlich urn Setzungen infolge Spannungszunahme handelt (s. Abb. 17.35). 1m Entlastungsbereich unterhalb der Tunnelrohre wurden entsprechend auch leichte Hebungen beobachtet. Gleitmikrometermessungen mit Darstellung der Verteilung der Verformungen in Bohrlochachse zeigen, dass uber dem Ausbruch eine Abnahme der spezifischen Verformungen nach oben stattfindet, was eine Zone vertikaler Dehnungen bedeutet, wahrend die Verformungen vor der Ortsbrust und seitlich neben dem Tunnel Stauchung, d. h. Kompression anzeigen. Die Vertikalverformungen infolge Spannungszunahme werden iiberlagert durch einen Horizontalverformungsanteil als Folge der freien Hohe des Tunnelausbruchs (s. Abschn. 10). Die GroBenordnung dieser Horizontalverformungen ist abhangig von der Spannungsumlagerung und der Gebirgsfestigkeit, insbesondere der Gebirgsscherfestigkeit auf Trennflachen. Eine Horizontalverformung macht sich besonders im Ortsbrustbereich bemerkbar. Bei flachliegenden Tunneln kann ein direkter Zusammenhang zwischen dem AusmaB der Oberflachensetzungen und den Ortsbrustverformungen festgestellt werden (MORITZ et al. 2008). Die horizontalen Konvergenzen bzw. Divergenzen sind vielfach recht gering (NAUMANN &
BERWANGER
& LINDNER
1989).
PRINZ 1988). In Gebirgsbereichen, in denen die Spannungskonzentrationen am Ausbruchrand in die GroBenordnung der Gebirgsfestigkeit (auch geringe Scherfestigkeit auf vorgegebenen Flachen) kommt, ist mit groBeren Verformungen der Spritzbetonschale und auch mit entsprechenden Konvergenzen zu rechnen, die besondere MaBnahmen verlangen (SCHUBERT & MARINKO 1989). Ein zu definierendes zuliissiges Verformungsma6 hangt wesentlich von der Tiefenlage des Tunnels und yom Sprodbruchverhalten bzw. einem mehr zahen (duktilen) Bruchverhalten des Gebirgsbereiches ab (s. Abschn. 2.6.10.3). Bei einem sprode reagierenden Gebirge konnen sich bereits ab 5 bis 10 em (gemessene) Verformungen unmittelbar Bruchvorgange anschlieBen, wahrend bei mehr duktilem Gebirgsverhalten Verformungen von 10 bis 15 em (und mehr) noch nicht zum Versagen fUhren miissen (s. a. RABCEWICZ 1944). Bei den Uberlegungen iiber das jeweils zulassige VerformungsmaB ist zu beachten, dass eine beim Kalottenausbruch in der Firste gemessene Setzung NF von 50 mm zusammen mit Setzungen aus dem Strossen- und Sohlvortrieb von etwa 30 bis 60% von Np sowie mit den nicht gemessenen voreilenden Setzungen (die i. Allg. bei 30-50% von NF liegen), bereits eine Gesamtsetzung des Gebirges von etwa 80-105 mm ergibt. Allgemein giiltige Kriterien fUr die Bewertung von Verformungskurven liegen nicht vor. Die theoretische Moglichkeit, die Standsicherheit
532 abzuschatzen, ware ein Vergleieh von gemessenen und berechneten Verformungen (Soll/IstVergleieh). Die Verformungen gelten dabei als zulassig und die Standsieherheit als nachgewiesen, solange die gemessenen Verformungen nieht groBer werden, als die im statischen Nachweis als zulassig erkannten Werte. Die statischen Berechnungen liefem jedoch, wie im Abschn. 17.5.5 dargelegt wird, keine derart zuverlassigen Aussagen (s. QUICK et al. 2000). Die Bewertung der Verformungen erfolgt deshalb praktisch nach dem Erfahrungswissen bzw. der Methode der vergleichenden Betrachtung. Aus der Ahnlichkeit der Kurvenverlaufe werden dabei Ruckschlusse auf das Gebirgsverhalten gezogen. Als abgestufte Alarmwerte gelten sowohl bestimmte Grenzwerte (in mm) als auch Auffalligkeiten im Setzungsverhalten der einzelnen Messpunkte. Entscheidendes Kriterium ist das Abklingen der Verformungen nach 3 bis 4 Tagen, wobei als kritischer Verformungszuwachs Anfangssetzungen von 0,1 % des Tunneldurchmessers pro Tag uber mehr als 3 Tage, auch wenn sie sieh durch Ausbauverstarkung beruhigen, als Anzeichen fUr ungenugende Tragreserven angesehen werden muss en. AuBerdem sollten die Verformungsdifferenzen der First - und Kalottenpunkte auf 20 bis 30 mm begrenzt werden (SCHUBERT et al. 1997). Besonders kritisch sind asymmetrisches Verformungsverhalten und Konvergenzen bzw. Divergenzen zu bewerten, fUr die nieht nur wesentlich niedrigere Alarmwerte gelten, sondem bei denen vor allen Dingen keine langer anhaltende Tendenz auftreten darf. Verformungsmessungen allein geben jedoch noch keine Aussage uber den letztlieh auf dem Tunnelausbau lastenden Gebirgsdruck. Hierzu werden in bestimmten Messquerschnitten Druckkiss en fUr Spannungsmessungen Beton/Gebirge und im Beton installiert (Abb. 17.39), die getrennt den Tangentialdruck im Spritzbeton sowie den Radialdruck am Kontakt Spritzbeton/Gebirge anzeigen. Bei dies en stationaren Druckkissen bzw. Druckmessdosen handelt es sieh urn direkte Spannungsmessverfahren (s. Empfehlung Nr. 19, Versuchstechnik Fels). Die Ergebnisse sind in hohem MaBe von der Einbauqualitat abhangig und sind haufig erst nach mehreren Messungen einigermaBen zu deuten. Einzelne Messquerschnitte geben damit keine ausreichende Aussage, welche Spannungen in der Spritzbeton-
17 Tunnelbau Gillerbogen Druckmestldo&e
DruckmeUdose
Abb. 17.39 Einbau von Druckmessdosen fOr Tangentiaid ruck (oben) und Radialdruck (unten) im Spritzbeton (Zeichn. SAUER, Salzburg).
schale vorliegen und welche Tragreserven bei welchen Verformungen noch vorhanden sind. Mit Hilfe von FE-Berechnungen wird daher versucht, eine nachvollziehbare Aussage uber den Auslastungsgrad der Spritzbetonschale und damit uber die noch vorhandenen Tragreserven zu erhalten (ROKAHR 2000). Der Auslastungsgrad ist definiert als das Verhaltnis zwischen vorhandener Spannung und aufzunehmender Spannung. Betragt der Auslastungsgrad 100%, ist die Bruchfestigkeit des Spritzbetons erreicht.
17.5.4 Verbundwirkung von Gebirge und Spritzbetonausbau Voraussetzung fUr einen erfolgreichen Tunnelvortrieb ist eine realitatsnahe Einschatzung des Gebirges sowie der Verbundwirkung von Gebirge und den eingesetzten Sieherungsmitteln, wobei das Gebirge die eigentliche Tragwirkung zu ubernehmen hat und den Sicherungsmitteln nur unterstutzende Funktion zukommt. Die konventionellen Tunnelbaumethoden nutzen diese Verbundwirkung aus. Sie basieren im Wesentlichen auf der Neuen Osterreichischen Tunnelbauweise (NOT, engl. NATM), die allgeme in als Spritzbetonbauweise bezeiehnet wird. Dabei handelt es sich urn eine Baumethode auf der Grundlage praktischer Erfahrungen und mo-
17.5 Standfestigkeit und Tragverhalten des Gebirges
derner geotechnischer Erkenntnisse unter Verwendung von Spritzbeton, Ankern und sonstigen Stiitzmitteln in Verbindung mit Messungen zur Kontrolle der Dimensionierung (ROKAHR 1995, darin Lit.). Die Spritzbetonbauweise setzt die Verbundwirkung Gebirge/Bauwerk voraus, die durch einen gebirgsschonenden Ausbruch und eine sofortige Versiegelung mit Spritzbeton erreicht wird (s. Abschn. 17.8.1). Der Spritzbeton passt sich den Unebenheiten der Ausbruchflache voll an, was entscheidend zur Lastabtragung beitragt. Diese erfolgt durch das Gebirge selbst, in Kombination mit der Spritzbetonschale. Dber die Kontaktflache Gebirge/Spritzbeton werden sowohl radiale als auch tangentiale Spannungen auf die Spritzbetonschale iibertragen. Die relativ diinne Spritzbetonschale, gegebenenfalls verstarkt durch Stahlbogen, Bewehrungsmatten und Anker, blockiert eine Initialbewegung
533
der Kluftkorper, wodurch die Gebirgsauflockerung im Wesentlichen auf eine pseudoelastische Entspannungsbewegung reduziert wird. Es tritt keine weitere Entfestigung und damit keine grogere Gebirgsauflockerung ein. Die diinne und schlaffe Spritzbetonschale hat damit nicht die Aufgabe, Gebirgsdruck aufzunehmen, sondern nur die Gebirgsauflockerung zu minimieren und verbessert damit die Eigentragfahigkeit des Gebirges. Andererseits kann die schlaffe Spritzbetonschale, im Gegensatz zum friiheren massiyen Holzverbau, die durch die Spannungsumlagerung bedingten Verformungen mitmachen, ohne gleich Schaden zu erleiden oder zu versagen (Abb. 17.40). Nach dem urspriinglichen Text des osterreichis chen Nationalkomitees wird das den Hohlraum umgebende Gebirge durch "Aktivierung eines Gebirgstragringes" zu einem tragenden Bauteil. Unter Gebirgstragring wird dabei der
Abb. 17.40 Gegeniiberstellung der alten Tunnelbauweisen mit Holzverbau und die zweischalige Neue Osterreichische Tunnelbauweise (Zeichn. KNITTEL, Hallein).
17
534
17 Tunnelbau
den Hohlraum umgebende Gebirgsbereich verstanden, in dem die wesentlichen Spannungsumlagerungen stattfinden. Urn diese Tragwirkung zu erhalten, ist es in einem nicht standfesten Gebirge erforderlich, den Hohlraumrand zu stiitzen bzw. zu stabilisieren (VAVROVSKY 1994; ROKAHR 1995). Fur die Dimensionierung der Spritzbetonschale und der Stutzmittel ist und bleibt das Tragverhalten des Gebirges selbst von ausschlaggebender Bedeutung. Die durch die Spannungsumlagerungen ausgelOsten Verformungen bewirken zunachst eine deutliche Abnahme der Belastung. Der Druck steigt jedoch bei fortschreitender Verformung wieder an. Dberschreiten die vertikalen Verformungen ein bestimmtes MaB, so kann es zunachst zu lokalen Festigkeitsuberschreitungen an groBeren und an ubereinander liegenden kurzeren Trennflachen kommen. Hierbei konnen sich Scherzonen ausbilden, die sich durch fortschreitende Uberlastung der Nachbarbereiche wie ein progressiver Bruch fortpflanzen (Abb. 17.41 und NAUMANN &PRINZ 1988; SCHUBERT 1994). Nach der Literatur (s. PREH & POISEL 2009) kann der Versagensablauf wie folgt unterteilt werden: In einer Anfangsphase bleiben die Bruchflachen auf den Nahbereich begrenzt. Bei zunehmenden Verformungen, insbesondere groBeren Horizontalverformungen, bilden sich tief in das Gebirge reichende Scherbruchflachen aus, die im Endstadium zu Scherbruchkorpern fiihren. Allgemein gehen Verbruchereignissen zunehmend groBere Setzungen voraus, welche die oben genannten Vorgange anzeigen. Werden diese ,
,
.,,
,,
,,
Abb. 17.41 Ausbildung von Scherzonen und Bruchmechanismen im Kalottenstadium (nach SCHUBERT & MARINKO
1988).
Verformungen durch Verstarkung oder rechtzeitige Stutzung des Ausbaus mit Stempeln o. A. gebremst, so kann der Verbruchvorgang trotz verhaltnismaBig groBer Setzungen meist noch verhindert werden. In sprode reagierenden Gebirgsarten (z. B. von GroBkluften durchzogene harte Kalkstein- oder Sandsteinbanke) konnen Brucherscheinungen auch ohne vorherige groBere Setzungen eintreten. Die GroBe der Niederbruche ist abhangig von der Gebirgsfestigkeit, den Trennflachenabstanden und ihrer Raumlage zum Tunnel, etwaigen Wasserzutritten sowie dem Tunnelquerschnitt. Kleinere Niederbruche fiihren zur Entstehung von sog. Kaminen. GroBere Niederbruche oder Verbruche konnen den gesamten Tunnelquerschnitt verschutten. Bei flachliegenden Vortrieben schlagen sie meistens bis zur Gelandeoberflache durch (sog. Tagesbruche). Weitere Anzeichen auf unzureichende Standsicherheit, auf die ein Tunnel standig beobachtet werden muss, sind Risse im Spritzbeton und die Verformung von Ankerplatten, die eine Uberbeanspruchung der Anker anzeigen. Aus dem Rissebild kann auf die Art der Beanspruchung geschlossen werden. Radialrisse an Bogen sind in der Regel Biegebruche aus unterschiedlichen Beanspruchungen (Verformungen) in Tunnellangsrichtung, wahrend Langsrisse im First- bzw. Kampferbereich meist eine Schubbeanspruchung der Schale anzeigen, die verschiedene Ursachen haben kann. Bei linear begrenzter Schubbeanspruchung, z. B. an tektonischen Flachen, konnen auch riedelartige Risse im Spritzbeton auftreten, welche das Durchstreichen der Flache nachzeichnen. Die Rissebilder sind zu kartieren (Abb. 17.42) und mit den raumlichen Verformungsmessungen, der ingenieurgeologischen Tunnelaufnahme sowie dem Zustand der Ankerkopfe zu vergleichen, was meist weitergehende Schlusse auf die Beanspruchungsart ermoglicht. Das weitere Verhalten der Risse ist durch Rissbreitenmessungen, zusatzliche Messbolzen, Gipsplomben und andere Zeitmarken zu kontrollieren. Das Rissebild und die weiteren VerformungsmaBe bzw. -geschwindigkeiten sind ein wichtiges Beurteilungskriterium fur den jeweiligen Gefahrdungsgrad. Die Frage nach den zuilissigen Verformungen (Setzungen, Konvergenzen bzw. Divergenzen), ohne dass es zu Rissbildungen an der Spritzbe-
535
17.5 Standfestigkeit und Tragverhalten des Gebirges
17 ®
AbpIolzungIn Sprilm.ton zo. t RiIlstOrl<e in 111m
Slot 710
Stol . 680 Abb. 17.42 Raumliche Darstellung einer Rissekartierung (Iinke Tunnelhalfte).
tonschale und zu einem Verlust der Tragfahigkeit kommt, kann nur unter Beriicksichtigung der Verformungsentwicklung auf der Grundlage moglichst raumlicher Absolutmessungen diskutiert werden (Alarmwerte s. Abschn. 17.5.3). Die Auswertung zahlreicher Schadensereignisse zeigt, dass sich Schwachstellen und kritische Bauzustande in der zeitlichen und raumlichen Verformungsentwicklung meist ankiindigen und dass durch eine den Vortrieb begleitende griindliehe Analyse der geotechnischen Messungen im Vergleich mit der ingenieurgeologischen Tunnelkartierung rechtzeitig GegenmaBnahmen ergriffen werden konnen (NAUMANN & PRINZ 1988; VAVROVSKY 1994; PURRER & JOHN 1994; SCHUBERT 1994). In einem Sicherheitsmanagementplan wird deshalb fUr ein solches vom Sollwert abweichendes Verformungsverhalten ein abgestuftes Alarmsystem festgelegt (MORITZ & SCHUBERT 2009). Nach allen Erfahrungen ist im Tunnelbau ein Zustand erst wirklich kritisch, wenn keine Zeit mehr gegeben ist, Verstarkungen der Sieherungsmittel zur Stabilisierung des Tragsystems einzubauen.
Diese Bauweise ist unter dem Begriff "Beobachtungsmethode" in der DIN EN 1997-1 verankert (s. Abschn. 5.2). 1m Tunnelbau, der zu den komplexen geotechnischen Aufgaben gehOrt, bedeutet dies, dass MaBnahmen, die im Rahmen der Ausfiihrungsplanung festgelegt worden sind, wahrend der Vortriebsarbeiten laufend kontrolliert werden. Die Prognosen iiber das Systemverhalten, d. h. den Wechselwirkungen zwischen Gebirge und Vortriebsverfahren sind wahrend der Bauausfiihrung zu iiberpriifen und ggf. die Kennwerte anzupassen, wenn sich das Verhalten von Bauwerk und Gebirge nicht wie erwartet einstellt. Bei sich abzeichnenden zu groBen Verformungen oder einer Gefahrdung der Standsicherheit sind entsprechende GegenmaBnahmen einzuleiten (SCHUBERT 201O). Aufgabe des Ingenieurgeologen ist dabei, das Tragverhalten des Gebirges mit einzuschatzen und durch verbale Beschreibung auf mogliche Gefahrdungssituationen hinzuweisen, wobei Erfahrungen aus vergleichbaren Gebirgsverhaltnissen bei der Risikobewertung durchaus von ahnlichem Gewicht sein sollten, wie Berech-
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nungsergebnisse (DUDDECK 1994; SCHUBERT 20lO). Eine solche geotechnische Interpretation hat umso mehr Bedeutung, als die Rahmenbedingungen (Geologie, Tektonik, Gebirgsverhalten, Einfluss des Grundwassers) stark variieren und sehr komplex sein ki:innen.
17.5.5 Bemessungsannahmen fur die Tunnelstatik Unter dem Begriff Tunnelstatik werden sowohl komplizierte Rechenmethoden als auch einfache statische Oberlegungen uber die Tragwirkung der Tunnelschale verstanden. Da Tunnel heute nicht nur im Festgestein, sondern auch in stark entfestigten Gebirgen bis hin zu einem Lockergestein aufgefahren werden, wachst mit abnehmender Gebirgsqualitat die Bedeutung statischer Berechnungen. Der Tunnelbau ist zwar im Eurocode 7 bzw, in der DIN EN 1997-1 (s. Abschn. 5.2) nicht explizit erwahnt, die darin definierte Beobachtungsmethode ist jedoch immer schon wichtiger Bestandteil der Bemessungspraxis von Tunneln gewesen. Unabhangig davon kommt mit den neuen Normvorschriften auch bei der Berechnung und Bemessung von Tunneln das Teilsicherheitskonzept zur Anwendung (STADING & KROCKER 20lO). 1m Tunnelbau sind die Wechselwirkungen zwischen Gebirge und Bauwerk komplexer als bei vielen anderen geotechnischen Aufgabenstellungen, da das Gebirge, wie Eingangs bereits erwahnt, nicht nur als Einwirkung, sondern auch als Widerstand wirkt. Die wesentlichen standigen Einwirkungen auf den Tunnel sind das Eigengewicht, der Erddruck aus der Uberlagerung, der Seitendruck und der Wasserdruck sowie ggf. echter Gebirgsdruck. Die Annahmen bzw. charakteristischen Kennwerte fur diese Lasten werden nachstehend behandelt (Abschn. 17.2.8). Hinzu kommen veranderliche Einwirkungen aus Temperatur und Verkehr sowie als auBergewi:ihnliche Einwirkungen noch der Lastfall Brand. 1m Tunnelbau sind heute statische Untersuchungen mit Hilfe numerischer Berechnungen allgemein ublich. Ziel dieser Untersuchungen sind moglichst realistische Voraussagen uber das Verformungsverhalten von Gebirge und Bauwerk sowie der gegenseitigen Wechselwirkungen. Die
17
Tunnelbau
Ergebnisse dienen in der Regel auch als Basis fur die Bemessung. 1m oberflachennahen Tunnelbau kommen seit einigen Jahren dazu noch die Forde rung nach Standsicherheitsnachweisen gegen Durchstanzen der Tunnelfirste im Bereich des noch nicht geschlossenen Tragrings sowie gegen einen mi:iglichen Verbruch der Ortsbrust oder einen Grundbruch des KalottenfuBauflagers. Mit der Verfeinerung der Berechnungsmethoden gewinnt auch die Ermittlung der maBgebenden Berechnungskennwerte zunehmend an Bedeutung.
1755 1 Annahmen fur d n pritzbetonausbau Die Standsicherheit im Tunnelbau wird im Wesentlichen durch das Verbundsystem Gebirge, Ausbau und Anker gewahrleistet. Die Belastungsseite und die Widerstandsseite konnen dabei nicht streng getrennt werden. Bei der Bemessung des Spritzbetonausbaus sind folgende FaIle zu unterscheiden: Der Spritzbeton dient lediglich als Versiegelung Der Spritzbeton verhindert das Herausfallen von Kluftkorpern und eine Gebirgsauflockerung Der Spritzbeton wird auf einen Stutzdruck (Ausbauwiderstand) bemessen. Die rechnerischen Nachweise der Standsicherheit von Tunnelbauwerken beruhen auf einer Anzahl von Parametern, die z. T. nur naherungsweise erfasst werden ki:innen. Die Berechnungen basieren deshalb zwangsIaufig auf stark idealisierten ModeIlvorsteIlungen. Die Standsicherheitsuntersuchungen im Tunnelbau haben damit einen anderen Stellenwert als sonst im konstruktiven Ingenieurbau. Die Sicherheit ist nach wie vor auf die Beobachtung und Messung wahrend der Vortriebsarbeiten angewiesen. Die angetroffenen geologischen Verhaltnisse muss en mit den der Bauausfuhrung zugrunde gelegten Bemessungsannahmen fur die statistischen Berechnungen verglichen und gegebenenfalls die Kennwerte bzw. die ursprunglich festgelegten Stutzmittel angepasst werden. Das Problem dabei ist, dass mit den Messwerten bzw. darauf aufbauenden Ruckrechnungen nur der integrale
17.5 Standfestigkeit und Tragverhalten des Gebirges
537
17
Einfluss samtlieher Parameter erfasst werden kann und nieht einzelne Einflussfaktoren (s. ROKAHR
1995).
Ausgehend yom ingenieurgeologischen Gutachten werden fUr die Tunnelstatik Homogenbereiche definiert, in welchen die Felseigenschaften soweit homogen angenommen werden, als sie innerhalb einer charakteristischen Bandbreite liegen. Nach DIN 1054 sind fUr die Dimensionierung charakteristische Kennwerte (s. Abschn. 5.2) maBgebend. Urn die Auswirkung der Streubreite der Gebirgskennwerte zu erfassen, sind nach RiL 853.0004 fiir untere Kennwertkombinationen Parameterstudien vorzunehmen. Diese haben aber nicht unbedingt Einfluss auf die Dimensionierung. Auf die Grundlagen der Tunnelstatik kann hier nur in groben Ziigen eingegangen werden, praktisch nur zu dem Zweck, urn die Notwendigkeit und die Verwendung der yom Ingenieurgeologen mitzuliefernden Bemessungsannahmen darzulegen. Fiir die in der Praxis iiblichen statischen Berechnungen sind im Wesentliehen zwei Verfahren gebrauchlich: Berechnung mit gebetteten Stabwerken (Stabwerks- oder Bettungsmodulverfahren) Berechnung mit Kontinuums- bzw. Diskontinuumsmodellen (Finite Element Methode, FEM). Beim Stabwerksmodell wird die Tunnelauskleidung als ein von auBen durch die Uberlagerungslast bzw. durch die Last der Auflockerungsglocke und gleiehzeitig durch einen gewissen Seitendruck belastetes System betrachtet, bei dem das umgebende Gebirge als Bettung fungiert (Abb. 17.43). Die Wechselwirkung zwischen Gebirge und Ausbau wird durch elastische Federn simuliert und der Gebirgsdruck (Auflockerungsdruck) geschatzt. Die Wirkung der elastischen Federn wird iiber den Bettungsmodul in die Rechnung eingefUhrt. Das Berechnungsverfahren liefert ausschlieBlich Verformungen und Beanspruchungen des Tunnelausbaues. Der Bettungsmodul ks wird naherungsweise aus dem Verformungsmodul ermittelt und wird gewohnlich als oberer und unterer Grenzwert angegeben: k = V-Modul s r
E Geb . bzw. (1 +v)·r
h
Abb. 17.43 Berechnungsmodell gebetteter Stabzug
(aus NAUMANN & PRINZ 1988). h = Oberlagerungsh6he bzw. H6he der Auflockerungsglocke Ko = Ruhedruckbeiwert (s. Abschn. 17.2.2)
ks =C· V - Modul (inkN/m 3 ) r
v = Poissonzahl,
r = Radius eines kreisformigen Tunnels, sonst H/2 bzw. D12, C = eine Konstante, deren Wert von verschiedenen Autoren zwischen 0,66 und 3,0 meist mit 0,8 bis 1,0 angegeben wird. Die rechnerisch anzunehmende Auflast auf den Tunnelausbau wird in der Regel iiber die Tunnelbreite als konstant angenommen. Bis zu einer Uberlagerungshohe H =D wird bei Lockergesteinen und bei stark angewitterten, nachbriichigem Gebirge die volle Uberlagerungslast als vertikale Auflast angesetzt (Abb. 17.44). Bei einer UberlagerungshOhe bis 1,5-2 D ist der untere Teil bis etwa 1 D mit der vollen Uberlagerungslast anzusetzen, dariiber mit einer ellipsenfOrmigen Ab-
538
17 Tunnelbau
17
Abb. 17.44 Annahmen fUr die Auflast auf den Tunnelausbau (nach DUDDECK 1990) H = Oberlagerungsh6he, h = H6he der Auflockerungsglocke, Ko = Ruhedruckbeiwert.
minderung der Druckflache auf maximal 50% der anteiligen Last. Der Seitendruck wird im Fels uber die Tunnelhohe mit konstantem Wert angesetzt, bei geringen Seitendrucken ggf. auch mit nach unten abnehmender Last. In Lockergesteinen ist bei flachliegenden Tunneln fallweise zu entscheiden, ob mit einer solchen Rechtecklast oder mit einer nach unten zunehmenden Trapezlast zu rechnen ist. Das Seitendruckverhiiltnis bezieht sich auf die in Firsthohe (bzw. z. T. auf Kalottenniveau) anzunehmende Auflast. Die Abminderung des Seitendrucks geht rechnerisch uber das Seitendruckverhiiltnis in die Tunnelstatik ein (s. Abschn.
Abb. 17.45 Schematische Darstellung einer den Klufttreppen folgenden Auflockerungs- bzw. Nachbruchglocke.
Gebirgsklasse entsprechenden Hohe der Auflockerungsglocke und Begrenzung der zulassigen Verformungen. Die Hohe der Auflockerungsgloeke ist auGer vom Gebirge und seinen Trennflachen (Gebirgsscherfestigkeit) vom Querschnitt des Hohlraumes und von den Vortriebsarbeiten abhiingig. Zur Abschatzung der Auflockerungshohe stehen verschiedene Verfahren zur Verfugung, die von unterschiedlichen Bruchmechanismen ausgehen. Nach RABCEWICZ (1944) betragt die Hohe der Lastglocke im spannungsfreien Raum fur lockergesteinsartiges Gebirge d 2·sin qJ
17.5.5.2).
d = halbe Ausbruchsbreite D
Bei oberflachennahen Tunneln mussen die Sicherungsmittel einen GroGteil der Lasten aufnehmen. Bei groGeren OberlagerungshOhen und groGen Tunnelquerschnitten von >10 m Breite wurde eine solche Berechnung eine Auflast von 600 bis 700 kN/m 2 bedeuten, was in der Praxis zu unrealistischen Spritzbetonstarken fiihren wiirde. Die Sicherungsmittel konnen dann nur eine unterstutzende Funktion ubernehmen. Die Dimensionierung erfolgt in dies en Fallen nach einer der
Diese empirische Ableitung liefert recht brauchbare Werte, die auch durch andere Oberlegungen erhartet werden (Abb. 17.45). 1m Endzustand wirkt zwar im Regelfall nicht die gesamte Last des aufgelockerten Bereichs, es stellen sich aber daruber hinaus Verformungen im Gebirge ein, die ebenfalls eine Belastung des Ausbaus bewirken, so dass die rechnerische Auflockerungsglocke nicht zu knapp bemessen sein darf. Durch unsach-
539
17.5 Standfestigkeit und Tragverhalten des Gebirges
gemaBes Arbeiten kann der Auflockerungsdruck unnotig groB werden. In Gebirgsbereichen, in denen die Spannungsumlagerung behindert ist, konnen iiber die Auflockerungsglocke hinausgehende, groBere Oberlagerungslasten auf den Ausbau einwirken (s. Abschn. 17.5.5.1). Bei standfesten bis gebrachen Gebirge und einer UberlagerungshDhe ab etwa dem 2-fachen Durchmesser wird fUr die verschiedenen Gebirgsklassen mit folgenden Ersatz-Belastungsannahmen gearbeitet (Abb. 17.46): Standfestes Gebirge, das praktisch keinerlei Sicherung des Hohlraumes bedarf, erfordert eine hohe Gebirgsfestigkeit, einschlie6lich Gebirgszugfestigkeit und eine Gebirgsscherfestigkeit von cp > 45° (Ko = 0,2 bis 0,3). Diese Anforderungen sind nur bei weitstandiger Kliiftung und geringem Durchtrennungsgrad gegeben. In mittelund diinnbankigen Sedimentgesteinen sind diese Voraussetzungen in der Regel nieht erfiillt. Der Spritzbeton dient bei standfestem Gebirge nur der Versiegelung und verhindert eine Gebirgsauflockerung. Bei ausreichender Gebirgsfestigkeit, aber nachbriichigem Gebirge erfolgt die Dimensionierung haufig nach einer empirisch geschatzten oder nach obigem Verfahren ermittelten Hohe der Auflockerungsglocke (cp = 35° bis 30°, Ko = 0,35 bis 0,5). Der Spritzbeton hat hier die Aufgabe, Nachbriiche zu verhindern und durch eine gewisse Stiitzwirkung die Eigentragfahigkeit
nahme wird durch die einfache Betrachtung des moglichen Bruchkorpers entlang sog. Klufttreppen gestiitzt (Abb. 17.45). Bei gebrachem Gebirge muss die Spritzbetonauskleidung nahezu die gesamten Umlagerungsspannungen aufnehmen. Dazu wird bei den heutigen Verkehrstunneln als Ersatzlast unabhangig von der Uberlagerung, ein elliptischer Gebirgskorper von etwa 10 m Hohe angenommen (cp '" 20°, Ko = 0,66), dessen rechnerische Grundflache seitlich unter einem Austellwinkel von 45 +cp/2 verbreitert ist (Abb. 17.46b). Bei stark gebrachem bis leicht druckhaftem Gebirge, bei dem die Druck- oder Scherfestigkeit des Gebirges in den Ulmen iiberschritten werden kann, wird in der Regel gepriift, ob die rechnerische lotrechte Spannung am Ausbruchrand die einaxiale Druckfestigkeit des Gebirges moglicherweise iibersteigt (Abb. 17.47). In solchen Gebirgsarten geringer Festigkeit (qu = 1-5 MN/ m 2) und entsprechender Uberlagerungshohe ist das Gebirge nach dieser Vorstellung im Bereich der Spannungsumlagerung bis an die Grenze seiner Tragfahigkeit beansprucht und es ist mit groBen Verformungen oder Brucherscheinungen zu rechnen (s. Abschn. 17.5.2). Bei derartigen Verformungen kann es bereits zur Ausbildung einer Zone plastischen Materialverhaltens kommen, in der das Gebirge den Ausbau allseitig belastet. Ein solches plastisches Gebirgsverhalten bedeutet eine Oberbeanspruchung des Gesteins bzw. des
des Gebirges zu erhalten. Fiir mittelbankige Sedi-
Gebirges auf den Trennfliichen.
mentgesteine entsprieht die Mindestbelastung etwa der halben Ausbruchbreite, d. s. bei zweispurigen Verkehrstunneln etwa 6 m. Diese An-
Bei der Abschatzung der Druckhaftigkeit des Gebirges werden zunachst zwei Eingangsparameter unterschiedlich diskutiert. Erstens kann dabei die einaxiale Gesteinsdruckfestigkeit herangezogen werden oder muss die niedrigere Gebirgsdruckfestigkeit angesetzt werden und zweitens reicht die Uberlagerungslast (Jv = r· Hti aus oder muss die hohere Spannungskonzentration am Ausbruchrand beriicksiehtigt werden:
o
Hti = UberlagerungshDhe (s. Abb. 17.47)
Abb. 17.46 Schematische Darstellung der Ersatz-Belastungsannahmen bei nachbruchigem (a) und gebrachem (b) Gebirge.
Diese Ansatze, die insgesamt zu iiberdimensionierten Ausbaustarken gefiihrt und in ihren Auswirkungen in der Praxis keine Bestatigung gefunden haben, werden schon seit Jahren kontrovers diskutiert. Verschiedene Studien (s. PREH &
7
540
17 Tunnelbau
17
Einaxiale Gesteinsfestigkeiten
Schichtenprofil
710
20
30 (MPaJ
Oberer Donzdorfer Sandstein
Abb. 17.47 Schichtenprofilausschnitt aus dem Braunen Jura mit Darstellung der einaxialen Gesteinsdruckfestigkeiten von Tonsteinlagen, die hier teilweise niedriger sind als die rechnerische Oberlagerungslast (MARQUART
Unterer Donzdorfer Sandsteln Ton.fT'onmergelsteine
2004).
POISEL 2009) haben gezeigt, dass Druckversuche an Gesteinen nur bedingt mit der Beanspruchung des Gebirges am Ausbruchrand vergleichbar sind und dass Brucherscheinungen bzw. eine Bruchausbreitung am ungestiitzten Hohlraumrand erst bei Tangentialspannungen von einem Mehrfachen der einaxialen Druckfestigkeit auftreten. Unter druckhaftem Gebirge versteht man Gesteine geringer Festigkeit und hoher Verformbarkeit, in denen bei groBeren Dberlagerungshohen die Tangentialspannungen am Ausbruchsrand die Gesteinsdruckfestigkeiten iiberschreiten und lang anhaltende groBe Deformationen auf den Ausbau einwirken. Dazu gehoren in erster Linie phyllitische Gesteine und tektonisch stark beanspruchte Schiefergesteine sowie Storungszonen, besonders wenn sie zusammen mit engstandigen Trennflachen (Schieferung oder engstandige Schichtung) achsparallel oder unter spitzen Winkel zur Tunnelachse verlaufen. Eine iiberschlagige Bewertung der Druckhaftigkeit kann ggf. durch Division der Gesteinsfestigkeit durch die vertikale Primarspannung erfolgen (JOHN & REITER 2007, darin Lit.): > 0,45
nachbrilchig
0,45 - 0,28
leicht druckhaft
< 0,28
stark druckhaft.
In sproden Gesteinen konnen auch schlagartig aUftretende Spannungsumlagerungen vorkommen.
II
-110 m
1
o
o
In einem druckhaften Gebirge sind die auf den Tunnelausbau wirkenden Lasten so groB, dass eine wirtschaftliehe Bemessung eines steifen Spritzbetonausbaus in der Regel nieht mehr moglich ist. Der Ausbau wird deshalb nach dem Nachgiebigkeitsprinzip dimensioniert (s. Abschn. 17.8.1). Es kommt zu relativ groBen Verformungen, die eine duktile Stiitzung des Gebirges erforderlich machen. Durch die dabei erfolgten Verformungen werden die Gebirgsspannungen soweit reduziert, dass der Ausbau die verbleibenden Beanspruchungen aufnehmen kann und eine hinreiehende Stiitzung des Gebirges erreieht wird. Der Lastfall echter Gebirgsdruck wird in erster Linie durch groBe, langer anhaltende Verformungen angezeigt. Sie erreiehen bei flachliegenden Tunneln GroBenordnungen 30-50 cm und mehr, bei tiefliegenden Tunneln oft > 1 m. Derartige Verformungen sind haufig auch von Sohlhebungen begleitet, die anfangs oft nicht erkannt werden. In den letzten Jahren haben Projekte mit druckhaftem und z. T. stark druckhaftem Gebirge deutlieh zugenommen (JOHN & MATTLE 2007). In tektonischen Storungs- und Zerriittungszonen ist nach heutigem Kenntnisstand maBgebend, ob es sich urn Scherbruchzonen mit Gebirgsauflockerung i. S. von NAUMANN & PRINZ (1989) und PRINZ & MICHAEL (1998) mit mangelhafter Gebirgseinspannung handelt oder nieht (s. Abschn. 3.4.3.2 und 3.4.4). In solchen Fallen
17.5 Standfestigkeit und Tragverhalten des Gebirges
muss mit groBen Verformungen und gegebenenfalls mit mehr als 20 m hoch reichenden Auflockerungsglocken gerechnet werden. In nicht zu breiten Storungs- und Zerriittungszonen ohne solche Gebirgsauflockerung werden sich hingegen gewolbeartige Verspannungen einstellen, die den auf den Tunnel wirkenden Druck auf eine Bruchhohe von 10 bis 20 m begrenzen. In breiten Storungszonen kann ebenfalls echter Gebirgsdruck auftreten mit entsprechend groBen, allseitigen Verformungen, die schwer zu beherrschen sind. Der Einfluss von Kluftkorpern kann nur im Einzelfall beurteilt werden. Liegt die KluftkorpergroBe im Dezimeterbereich, so konnen im Vergleich zur Hohlraumabmessung in der Regel isotrope Verhaltnisse angenommen werden. Mit den abgeminderten Werten der Festigkeit und Steifigkeit wird der Einfluss der Trennflachen pauschal beriicksichtigt. Dariiber hinaus ist die Standsicherheit der Tunnellaibung gegen die Druckwirkung einzelner groBerer Kluftkorper aus dem Gebirgsverband (ausgenommen sog. Extremblocke) durch die Spritzbetonschale und die Systemankerung gegeben. Der horizontal wirkende Gebirgsdruckanteil wird bei rechnerischen Untersuchungen in der Regel iiber den Seiten- oder Ruhedruckbeiwert Ko beriicksichtigt. Er wird iiblicherweise als unterer und oberer Grenzwert angesetzt. Alternativ kann auch die Poissonzahl angegeben werden (s. Abschn. 17.5.2.1). 1st aufgrund eines erhohten Horizontalspannungsanteils (s. Abschn. 2.6.9.1) oder ungiinstig einstreichender Flachen eine stark asymmetrische Belastung zu erwarten, so ist ein entsprechender Lastfall zu untersuchen. Eine erhohte Horizontalspannung kann auf Schichtflachen seitlich iiber eine Querschnittsbreite hinausreichende Bewegungen auslosen (WITTKE 2009). In Gebirgen mit Horizontalspannungsiiberschuss konnen sich an groBeren Storungs- oder Verwerfungsflachen die rezenten Gebirgsspannungen konzentrieren und konnen bei ortlicher Entlastung durch den Tunnelausbruch zu erhohten Beanspruchungen bzw. Deformationen und auch zu einem Bruchversagen der Spritzbetonschale fiihren. Einen wesentlichen Beitrag zur Erhohung der Tragfahigkeit bewirkt in der Regel ein schneller Ringschlnss, sei es in Form einer temporaren Kalottensohle oder als Ringschluss im Gesamt-
541
system in Form eines Sohlgewolbes aus Spritzbeton oder Ortbeton. Ein Ringschluss iiberfiihrt den zunachst offenen und verformbaren Querschnitt in eine geschlossene und wesentlich steifere Form. Die Spritzbetonschale erhalt eine groBere Auflagerflache, was die Gesamtverformungen meist deutlich abmindert oder zum Stillstand bringt. AuBerdem wirkt ein Ringschluss bei erhohtem horizontalem Gebirgsdruck als Druckriegel. Bei oberflachennahen Tunneln und in gebrachern bis druckhaftem Gebirge bzw. bei Scharung ungiinstig einstreichender Trennflachen ist der Nachweis der Standsicherheit des KalottenfuBauflagers nach der Grundbruchtheorie sowie der Nachweis der Ortsbruststabilitiit zu fiihren (s. KATZENBACH & STRUBER 2004, darin Lit.). Die Standsicherheit der Ortsbrust ist ein wesentliches Kriterium fiir die Gesamtsicherheit eines Tunnelvortriebs. Mit den Bestrebungen, Tunnel kiinftig zunehmend im Vollausbruch aufzufahren, gewinnen dieser Nachweis, eine messtechnische Kontrolle der Ortsbrust (s. Abschn. 17.5.3) und die technischen MaBnahmen zur Stabilisierung der Ortsbrust (s. Abschn. 17.8.1) an Bedeutung. Der Spannungszustand bzw. die Spannungsumlagerungen an der Ortsbrust werden beeinflusst yom Entspannungsprozess des Gebirges vor der Ortsbrust, dem Trennflachengefuge, den Gebirgseigenschaften und dem Vortriebskonzept. Grundlage fiir die Nachweisverfahren an ebenen oder raumlichen Gleitkorpern sind Angaben iiber das Trennflachengefiige, iiber kinematisch mogliche Bruchkorper bzw. den Versagensmechanismen (Abb. 17.48) sowie iiber die Reibungswinkel und die Kohasion des Gebirges und an moglichen Gleitflachen. Die Praxis zeigt jedoch, dass Instabilitaten an der Ortsbrust kaum einmal nach derartigen Modellen auftreten, sondern meist auf Grund ungiinstig einstreichender Flachen abgeminderter Scherfestigkeit, was durch die Rechnung meist nicht abgedeckt ist. Haufig liegen die maBgebenden Flachen auBerhalb der bisherigen Ausbruchlaibung. Ortsbrustversagen kiindigt sich haufig (aber nicht immer) durch starkere Verformungen, wiederholten kleinen Ausbriichen bzw. nachbrechendem Gestein und Z. T. auch durch Gerausche an. GroBere Verschiebungsraten konnen besonders bei groBen Vortriebsgeschwindigkeiten auftreten.
17
542
17 Tunnelbau
17 ?
Abb. 17.48 Typische Versagensmodelie bei oberfliichennahen Tunnelvortrieben (nach EGGER & SCHUKOFF
2007).
I Gebrauchszustand IIVersagenszustand
17.5.5.2 Bemessungswerte fUr N merisrhe Berer:hnungeon Das Ziel der Standsicherheitsuntersuchungen fUr Tunnel, namlich die ausbruchsbedingten Spannungsumlagerungen im Gebirge und die daraus resultierenden Verformungen der Tunnelschale und an der Geliindeoberfliiche sowie die Belastung und die Bemessung der Spritzbetonschale und die Dimensionierung der Sicherungsmittel einschlieBlich einer vorauseilenden Sicherung moglichst realistisch zu erfassen, wird am besten mit numerischen Berechnungsmethoden erreicht. Dabei hat sich die Finite-ElementMethode (FEM) als Standardverfahren durchgesetzt (s. Abschn. 5.2). Grundlage dieser Rechentechnik ist eine systematische Unterteilung der Berechnungsfliiche in (kleine) Elemente endlicher GroBe (finite Elemente), die durch randliche Knotenpunkte miteinander verkniipft sind und deren Verhalten unter Belastung iiber die Knotenpunktverschiebungen ermittelt wird (Abb. 17.49). Fiir gekliifteten Fels haben sich elastischviskoplastische Stoffmodelle bewiihrt (s. Abschn. 5.2). In der Praxis werden meist noch zweidimensionale Berechnungsverfahren verwendet, bei denen durch vereinfachte Annahmen versucht wird, das riiumliche Tragverhalten niiherungsweise zu erfassen (z. B. Vorentlastung, s. u.). Sofern die Stiitzmittel in die Rechnung einbezogen werden, konnen die einzelnen Steifigkeiten bzw. Festigkeiten addiert werden, wobei allerdings der jeweilige Einbauzeitpunkt zu beachten ist. Fiir eine wirklichkeitsnahe Erfassung des Spannungsdehnungsverhaltens von kliiftigem Fels miissen neben der Gesteinsdruckfestigkeit, die gegeniiber dem Gestein deutlich groBere Verformbarkeit und geringere Festigkeit des Gebir-
II
IVersagenszustand III
ges auf den Trennfliichen beriicksichtigt werden. Dazu gehort zuniichst ein vereinfachter Gebirgsbau mit Angabe eines Modells des TrennfliichengefUges. Hinzu kommen dann im Bedarfsfall die Kenntnis des primiiren Spannungszustandes und Angaben zur Grundwasserstromung. Die verschiedenen Gebirgseigenschaften konnen beispielsweise wie folgt vereinfacht werden: Kleinkliiftigkeit (als "verschmierte" Steifigkeitsabminderung) TrennfliichengefUge (z. B. Schichtung und Hautkluftscharen) Einzelne GroBkluft- oder Storungszonen mit abgeminderten Kennwerten Wasserdruck und Wasserstromung und ggf. zeitabhiingige Kriech- oder Quellerscheinungen.
Abb. 17.49 Berechnungsmodell nach der Finite-Element-Methode (a us NAUMANN & PRINZ 1988).
543
17.5 Standfestigkeit und Tragverhalten des Gebirges
Die verwendeten Stoffmodelle (elastisch-plastisches oder elastisch-viskoplastisches Spannungsdehnungsverhalten) sollten moglichst wenige Eingangsparameter enthalten, die auch mit den geotechnischen Standardversuchen bestimmbar sind (s. Abschn. 5.2). Durch Variation einzelner Parameter kann deren Einfluss iiberpriift werden. 1m Allgemeinen sind folgende Kennwerte anzugeben (charakteristische Werte und untere Grenzwerte): Wichte des Gebirges rOn kN/m 2) Poissonzahl v (bzw. Querdehnungszahl) oder Ruhedruckbeiwert Ko Verformungsmodul V oder Bv (in MN/m 2) Bettungsmodul ks (in MN/m 3 ) Gesteins- bzw. Gebirgsfestigkeit qu (in MN/m 2) Gebirgsscherfestigkeit ((i, C (in 0, kN/m 2) Scherfestigkeit auf Trennflachen ((is' Cs bzw. ((ik' ck (in 0, kN/m 2) Vorentspannungsfaktor 0,3-0,5 (30-50 %)
interpretiert und angepasst werden (sog. back analysis). Ein weiterer Begriff fUr die Tunnelstatik ebener Systeme ist die Vorentlastung bzw. Vorentspannung. Darunter versteht man den Lastanteil, der als Folge der raumlichen Spannungsumlagerung im Bereich der Ortsbrust und der dadurch bedingten vorauseilenden Verformungen schon vor dem Einbringen des Spritzbetonausbaus seitlich des Querschnitts und in Langsrichtung abgetragen worden ist und somit den Ausbau nicht mehr belastet. Dieser Effekt der Vorentlastung wird bei zweidimensionalen Berechnungsverfahren durch eine Abminderung der Stiitzkrafte (Stiitzlastverfahren) bzw. durch eine E-Modulreduktion (Stiitzkernverfahren) in die Tunnelstatik eingebracht. Die Angabe der Vorentspannung erfolgt iiber den Abminderungsfaktor (auf etwa 0,5-0,8). Er hangt ab yom Gebirgsverhalten, von der Vortriebsart bzw. Abschlagslange (be ide bedingen Vorverformung; keine Vorverformung bedeutet einen Faktor ,,0" mit nur geringen Spannungsumlagerungen), der Dicke und dem Zeitpunkt des Einbaus der Spritzbetonschale. Durch eine hohere Vorentspannung ergeben sich geringere Ausbauwiderstande bzw. eine geringere Beanspruchung der Spritzbetonschale und somit nominell hOhere Sicherheiten, die aber nicht fUr das Gesamtsystem Ausbau/Gebirge gelten. Auch bei der Anwendung numerischer Berechnungsmethoden muss man sich dariiber im Klaren sein, dass trotz des rechnerischen Aufwandes keine absoluten Rechenergebnisse erwartet werden diirfen. Der Grund sind die mehr
Haufig werden allerdings nur die Gesteinsdruckfestigkeit qu (in MN/m 2 ) Gebirgsmodul (E-Modul) (in MN/m 2) Trennflachenscherfestigkeit ((is' cs; ((ik' ck (in ° bzw. kN/m2) angegeben (s. Tab. 17.10). 1m Bereich der Auflockerungszone urn den Tunnel ist ggf. ein abgeminderter E-Modul anzusetzen. Die Kennwerte sollten im Zuge der BauausfUhrung iiberpriift und auf der GrundIage von Riickrechnungen anhand der Verformungsdaten
Tabelle 17.10 Zusammenstellung einiger Kennwerte fOr FE-Berechnungen aus der Literatur.
1)
Unterer Muschelkalk
Oberer Muschelkalk
Unterer Keuper
Engstandige Wechselfolge
Oberwiegend Kalksteln
Wechselfolge 100- 300 11
E [MN/m 2]
50-100'1
100- 400 21
400- 1000
50- 100'1
Gestein q. [MN/ml ]
0,5- 10'1
5- 50 11
20-100
5 - 30
Trennflachen
Schichtung
Kliiftung
Schichtung
Kliiftung
Schichtung
KlUftung
rp [0]
15-20
25- 30
20- 25
30-35
15- 30
20- 25
c {kN/m2]
0
0-10
0
0-20
0
0- 30
Fels mGrbe, entfestigt 2) Fels gesteinshart, unverwittert
7
544
oder weniger unzureichend bekannten Stoffgesetze, die Streuung der Eingangsparameter sowie das Problem, das raumliche Tragverhalten und die einzelnen Ausbruchsfolgen rechnerisch zu erfassen. In die Berechnung gehen zunachst charakteristische Gebirgskennwerte ein. Legt man in Parameterstudien untere Kennwerte bzw. deren ungiinstigste Kombination zugrunde, so ist ein rechnerischer Nachweis oft nicht mehr moglich bzw. ergibt vollig unwirtschaftliche Abmessungen, die auBerhalb aller Erfahrungen liegen. Lokal begrenzte Schwachstellen im Gebirge, die haufig zu kritischen Bauzustanden fiihren, konnen mit statischen Berechnungen in der Regel nicht erfasst werden (KIRSCHKE 1991). Dementsprechend sollten Erfahrung und Messung sowie konstruktive MaBnahmen vor Ort neben den Berechnungen gleichrangig bewertet werden. Wasserdruck wird auf den Spritzbetonausbau in der Regel nicht angesetzt. Es sei denn, es ist infolge von Stauhorizonten mit Sohlwasserdruck (Auftrieb) zu rechnen. Bei ungedranten, undurchlassigen Tunnel(innen)schalen muss ein Wasserdruck beriicksichtigt werden, der sich aus der Hohe des Bemessungswasserstandes ergibt (Abschn. 17.2.5.2) und sich iiber den gesamten Umfang auswirkt. Das Gebirge unterhalb des Grundwasserspiegels steht unter Auftrieb. Bei tiefen Tunneln sind die wichtigsten Einflussfaktoren meist die Oberlagerungshohe und die Wasserverhaltnisse. Hinzu kommen in der Regel zusatzliche Erschwernisse durch die groBeren Unsicherheiten des geologisch-geotechnischen Gebirgsmodells und in der Bestimmung realistischer Kennwerte iiber das Gebirgsverhalten, das in dies en Tiefen haufig duktil ist. Die Prognose der zulassigen Verformungen muss unter Anwendung der Beobachtungsbauweise iiberwacht und das geotechnische Modell und die Kennwerte jeweils angepasst werden.
17.5 5.3 Annahmen fur die Innenschale Beim Tunnelbau unterscheidet man drei Phasen, den Vortrieb, die Ausbruchssicherung und die Herstellung der Innenschale. Die Herstellung der Innenschale erfolgt entweder durch einen einschaligen Ausbau in Spritzbeton (Kavern en, Stollen, seltener Verkehrstunnel) bzw. bei einem
17 Tunnelbau
maschinellen Vortrieb mit Tiibbingen, oder durch einen zweischaligen Ausbau mit einer gebirgssichernden temporaren AuBenschale (meist Spritzbeton, z. T. auch Tiibbinge) und einer tragenden Innenschale aus bewehrtem oder unbewehrtem Schalbeton. Bei bewehrten Innenschalen kann die Abdichtung sowohl durch wasserundurchlassigen Beton (WU-Beton) als auch durch eine auf die AuBenschale aufgebrachte Kunststoffdichtungsbahn (KDB) erreicht werden (s. Abschn. 17.2.5.4). Die einschalige Bauweise in Spritzbeton setzt sich zusammen aus dem primaren Sicherungsspritzbeton und ein oder zwei Lagen Ausbauspritzbeton als innere Verkleidung (WILLIAMS et al. 2004). An den Spritzbeton fUr die Innenschale werden erhohte Anforderungen gestellt, u. a. ein gutes Haftvermogen auf der Abdichtungsfolie. Bei der zweischaligen Bauweise ist fUr die Bemessung der Innenschale in der Regel davon auszugehen, dass zum Zeitpunkt ihres Einbaus die Verformungen im Gebirge zur Ruhe gekommen sind und der Grundwasserspiegel abgesenkt ist. Die Innenschale wird zunachst spannungsfrei in die Spritzbetonschale eingebaut. Sie bekommt erst Last, wenn das Grundwasser wieder ansteigt und wenn die AuBenschale durch Betonkriechen und Festigkeitsverluste (z. B. infolge aggressiven Grundwassers) mit der Zeit ihre Tragf
17.6 Bauweisen
kende Belastungskorper begrenzen oder in massiven Storungszonen ist ein besonderer Lastfall anzunehmen, dessen Lastbild auf die Innenschale auf der Basis der in Abschn. 17.5.5.2 genannten Parameter rechnerisch ermittelt werden muss. Zu den Einwirkungen aus dem Gebirge kommen noch die Lasten aus dem Eigengewicht, dem Betrieb und den Temperaturdifferenzen. Fiir den Wasserdruck ist das Dransystem (Abschn. 17.2.5.4) bzw. die hydrostatische Druckhohe maBgebend (Bemessungswasserstand, s. Abschn. 17.2.5.2). Die Frage, ob die Einwirkungen aus Gebirgsdruck und Wasserdruck bei der Bemessung addiert werden miissen, hangt yom Einzelfall ab (SCHUCK 2005). Tunnelauskleidungen in Schalbeton werden in der Regel. mit einem mechanisch und hydraulisch klapp- und verfahrbaren Schalwagen, getrennt fUr die Sohle und das Gewolbe, in Blocklangen von 8-12 m hergestellt, die durch Dehnfugen getrennt sind.
17.6 Bauweisen 1m modernen Tunnelbau werden einerseits die offenen und halb offenen Bauweisen, anderer-
545
seits die geschlossenen oder bergmannischen Bauweisen unterschieden, letztere mit konventionellem oder zyklischem bzw. maschinellem und kontinuierlichem Vortrieb mittels Tunnelbohrmaschinen.
17.6.1 Offene und halboffene Bauweisen Fiir die Herstellung von Tunneln in offener oder halboffener Bauweise gibt es vielfaltige Konstruktionsmoglichkeiten, die abhangig sind von den ortlichen Gegebenheiten, der Baugrundsituation und den Grundwasserverhaltnissen (Abb. 17.50 und auch ZTV-ING, Teil5, Abschn. 2). Tunnelabschnitte in offener oder halboffener Bauweise sind schon bei der Erkundung wie lang gestreckte Baugruben zu behandeln, mit entsprechenden Bohrpunktabstanden (25-50 m; DIN 4020: 2003) und einem, dem Untergrundautbau angepassten Untersuchungsprogramm (Kennwerte). An rutsch- oder kriechverdachtigen Hangen sind rechtzeitig Bewegungsmessungen in Bohrlochern vorzusehen (lnklinometer s. Abschn. 4.8.4). Tunnel in offener Bauweise bestehen aus einem Stahlbetongewolbe (oder einem Stahlbetonrahmen) und werden in geboschter Baugrube
Abb. 17.50 Schematische Darstellung der offenen und halboffenen Bauweise. a) Offene Bauweise in geb6schter Baugrube b) Offene Bauweise mit Baugrubenverbau c) Deckelbauweise d) Deckel auf Bohrpfiihlen
7
546
1
oder im Schutz von Verbauwanden hergestellt. Sie gelten nach DIN 1054 als "im Boden eingebettete Bauwerke". Der Baugrubenverbau erfolgt gema6 Abschn. 10.3. Bei eingeschiitteten Tunneln mit ungleieh hohen Einschnittsboschungen und besonders in Hanglage sind die asymmetrischen Beanspruchungen zu beachten. Die Stiitzung der Verbauwande erfolgt iiblicherweise mit Verpressankern (Abschn. 10.5), ggf. kombiniert mit Steifen. Letztere werden in der Regel oberhalb und als verstarkte Sauberkeitsschicht unterhalb der etwa 10 m hohen Tunnelblocke angeordnet. Die aussteifende Sauberkeitsschicht kann notigenfalls im Schutze von Wandersteifen eingebracht werden. Wenig nachgiebig gestiitzte Baugrubenwande (s. Abschn. 10.3) werden auf aktiven Erddruck bemessen und die Anker auf min. 80 % der rechnerischen Last vorgespannt. Baugrubenwande im Einflussbereich von Bauwerken werden zumindest als annahernd unnachgiebig gestiitzte Baugrubenwiinde ausgefuhrt, mit auf erhohten aktiven Erdruck bemessenen Bohrpfahlwanden. Bei Bauweisen mit Arbeitsraum ist als Lastfall "gro6ter Erddruck" der Verdichtungsdruck anzusetzen (Abschn. 5.6.2). Beim Bauen im Grundwasser wird eine Grundwasserabsenkung, auch nur fur die Bauzeit, immer seltener genehmigt, so dass die Arbeiten haufig im Schutze einer wasserdiehten Baugrube mit Unterwasserbetonsohle, Injektionssohle oder anderen Sonderverfahren vorzunehmen sind (s. Abschn. 10.4.3 und 11.3 sowie ggf. aVBB-Merkblatt Unterwasserbetonsohlen 2005). In der Regel werden Tunnel in offener Bauweise als wasserundurchlassige Betonkonstruktionen (WUB) ohne au6en liegende Abdiehtung hergestellt. Nur bei starker den Beton angreifendem Grundwasser wird eine Abdiehtung vorgesehen. Konstruktionen im Grundwasserniveau diirfen die natiirliehe Grundwasserstromung nieht beeintrachtigen (s. Abschn. 11.7). Wahrend der Bauausfiihrung sind der Untergrundaufbau und die Rechenansatze durch baubegleitende Untersuchungen zu iiberpriifen. Bei Bauma6nahmen im Grundwasserniveau sind eine Beobachtung der Grundwasserstande und begleitende Setzungsmessungen angrenzender Bauwerke vorzusehen. Bei der haIboffenen oder Deckelbauweise erfolgt der Aushub nur bis in das kiinftige Firstni-
17 Tunnelbau
veau (Abb. 17.50). Darauf wird die bewehrte Deckelkonstruktion betoniert und zwar entweder als aufgelegter Deckel, oder bei nieht ausreichend tragfahigem Untergrund, mit einer beidseitigen pfahlartigen Auflagerkonstruktion. Der Deckel wird teilweise oder ganz eingeschiittet und anschlie6end im Schutze des Deckels der bergmannische Vortrieb vorgenommen. 1m Grundwasserniveau kann die Deckelbauweise auch unter Druckluft ausgefiihrt werden (s. Abschn. 17.2.5.5 und FRUHAUF & SCHOLZ 2005). Wo in stadtischen Bereichen der Stra6enverkehr zumindest teilweise aufrechterhalten werden muss, kann die sog. HaIbdeckelbauweise zum Einsatz kommen. Der Voraushub und die Herstellung des Deckels werden in zwei Halften vorgenommen, damit jeweils eine Stra6enhalfte fur den Verkehr zur Verfugung steht (REICHLE & ROTERMUND 2006).
17.6.2 Konventioneller bergmannischer Vortrieb Beim konventionellen oder universellen Vortrieb erfolgen die einzelnen Arbeitsvorgange zeitlich nacheinander. Der Bauvorgang besteht im Wesentliehen aus einem schrittweisen sprengtechnisch- oder maschinenunterstiitzten Ausbruch und umgehender Sicherung der Ausbruchslaibung mit schnell hartendem Spritzbeton, dessen Tragwirkung durch Stahlbogen, Bewehrungsmatten und Anker verstarkt und notigenfalls durch weitere Bauhilfsma6nahmen unterstiitzt werden kann. Ein konventioneller Vortrieb in Spritzbetonbauweise zeiehnet sieh durch eine gro6e Anpassungsfahigkeit im Hinblick auf wechselnde Gebirgsverhaltnisse und auch auf unterschiedliche Querschnittsformen aus. Der Vortrieb erfolgt in gut standfestem Gebirge im Vollausbruch (z. B. Rennsteigtunnel, Ausbruchquerschnitt 90 m 2, h = 9 m), sonst meist durch Unterteilung des Ausbruchquerschnitts nach den ortliehen Gebirgsverhaltnissen, bzw. Z. T. auch aus geratespezifischen Griinden in Kalotte, Strosse und Sohle. Je nach Gebirgsverhaltnissen und der Hohe des Wasserdrucks kommen dabei unterschiedliche Sohlausbildungen zur Anwendung (Abb. 17.51):
547
17.6 Bauweisen
17
..
II"
N
1164
'1 ~1
Abb. 17.51 Regelquerschnitte mit flachem und tiefem Sohlgewolbe und mit Bankett.
offene oder geschlossene Sohle (Sohlplatte) flaches oder tiefes (meist ungenutztes) Sohlgewi:ilbe Kreisquerschnitt. Der Sohlstich eines Sohlgewi:ilbes wird als das Verhaltnis Sohlstich/Tunneibreite ausgedriickt, das zwischen 0,15 (flaches) bis 0,25 (tiefes Sohlgewolbe) liegt. In den Querschnittsunterteilungen lassen sich die Prinzipien der alten klassischen Tunnelbauweisen erkennen (Kalottenvortrieb = Belgische Unterfangungsbauweise, Ulmenstollen = Deutsche Kernbauweise). International geht die Tendenz zum Vollausbruch mit schnellem Ringschluss, bei dem die Gebirgsverformungen insgesamt geringer sind als bei einem Ausbruch in Teilquerschnitten (s. HENTSCHEL 1999 und Felsbau 2004: 4). Unter dem Begriff Spritzbetonbauweise (bzw. NOT) werden aile bergmannischen Tunnelbaumethoden verstanden, bei denen der Spritzbeton ein wesentliches Element der Hohlraumsicherung darstellt. Die Spritzbetonbauweise beruht auf einem halbempirischen Sicherheitskonzept (s. Abschn. 17.5.4). Die Dicke der Spritzbetonschale als voriaufiger Ausbau wird den angetroffenen Gebirgs- bzw. Ausbruchsklassen entsprechend vorab festgelegt. Die Beschreibung und die Einteilung der Gebirgs- bzw. Ausbruchsklassen sowie die Festlegung der systematischen StiitzmaBnahmen erfolgen auf der Grundlage von ingenieurgeologischen und geotechnischen Vor-
untersuchungen. Die Standsicherheit der Spritzbetonschale wird in einer Vorbemessung untersucht und beim Vortrieb durch geotechnische Messungen kontrolliert. Entscheidend fiir die Beurteilung der Standsicherheit ist der Nachweis begrenzter bzw. abklingender Verformungen. Reichen die Regelausbaumittel zur Gewahrleistung der erforderlichen Sicherheit nicht aus, ki:innen je nach Erfordernis zusatzliche gebirgsverbessernde MaBnahmen, wie z. B. Vorausentwasserung oder Injektionen, angeordnet werden. Nach einer gewissen Standzeit des Spritzbetonausbaus wird nach Aufbringen der Isolierung die Innenschale in Ortbeton eingebaut. Das Ausbruchsschema ist in Abb. 17.52 dargestellt. Der VorIauf des KaIottenausbruchs gegeniiber dem Strossen- und Sohlausbruch ist von der Standfestigkeit bzw. yom Verformungsverhalten abhangig. In gebrachem Gebirge wird der Nachlauf des Strossen- und Sohlausbruchs auf eine Lange von 150 bis 50 m begrenzt. In verformungsempfindlichem, wenig standfestem Gebirge tragt ein schneller Ringschluss wesentlich zur Reduzierung der Setzungen, insbesondere auch der Senkungen an der Gelandeoberflache beL Diese Bauweise wird auBer bei den kleineren Querschnitten der U -Bahn -Bauten, auch bei tiefliegenden Verkehrstunneln eingesetzt (KOVARI 1998). Entscheidend ist, dass die Ringschlusszeit in Anpassung an das Tragverhalten des Gebirges mi:iglichst kurz gehalten wird. Lassen der groBere Querschnitt und das Gebirgsverhalten keinen Kalottenausbruch zu, so
548
17 Tunnelbau
17 I"
~1
5-100 m
/ 3
I"
~I
~ 3
50-150 m
Abb. 17.52 Schematische Darstellung eines Vollausbruchs (oben) und einer Unterteilung des Ausbruchquerschnitts in Kalotte (1), Strosse (2) und Sohle (3), jeweils mit dem Vorlauf der Ortsbrust bzw. Kalotte vor dem Strossen- und Sohlausbruch.
muss auf kleinere Teilquerschnitte umgestellt werden. Bewahrt haben sich in solchen Fallen eine geteilte Kalotte, ein voreilender Firststollen oder ein Ulmenstollenvortrieb. Ein voreilender Ulmenstollenvortrieb dient auBerdem zur Vorausentwasserung des Gebirges fUr die restlichen Ausbrucharbeiten. Eine geteilte Kalotte oder ein Firststollenvortrieb (Abb. 17.53) sind sehr anpassungsfahige Bauverfahren, die bei wechselnden Gebirgsverhaitnissen relativ kurzfristig eine Umstellung von Kalotten - auf Firststollenvortrieb und umgekehrt ermoglichen (LIGART et a1. 1999; MAIDL & STEIN 2002). Ein Firststollen wird vollflachig oder mit abgestufter Ortsbrust aufgefahren und erhalt einen langsbewehrten Firstbalken aus Spritzbeton, der wesentlich zur Setzungsbegrenzung beitragt. Der Vortrieb kann der Auffahrung der Restkalotte urn 30 bis 40 m vorauseilen und dient dabei der Erkundung schwieriger Gebirgsverhaltnisse.
Abb. 17.53 Aufl6sung des Ausbruchquerschnitts in eine geteilte Kalotte (rechts) und durch einen voreilenden Firststollen.
Die verhiiltnismaBig kleinen (20-40 m 2) spitzbogenformigen Ulmenstollenvortriebe (Abb. 17.54) konnen in fast jedem Gebirge vorgetrieben werden und nachfolgend kann das Kalottengewolbe auf notigenfalls durch gebirgsverbessernde MaBnahmen gesicherte Kampfer abgesetzt werden. Auch ein Ulmenstollenvortrieb kann weiter unterteilt werden in Ulmenkalotte, -strosse und -sohle und es konnen im Bedarfsfall weitere stabilisierende und setzungsmindernde MaBnahmen getroffen werden, wie Ortsbrustsicherung oder ein Rohrschirm (HEISSENBERGER et a1. 2008). Beim Aushub des Kerns ist aus statischer Sicht ein moglichst rascher Ringschluss des Gesamtquerschnitts herzustellen, in der Regel spatestens 15 m hinter der Ortsbrust der Kernkalotte. Ein kritischer Bauzustand, die einer sorgfaltigen AusfUhrung und besonderen messtechnischen Kontrolle bedarf, ist der Sohlaushub des Gesamtquerschnitts, bei dem es zu einer Sohlhebung im Kern und zu einer Rotation der Ulmenstollen kommen kann. Auch der Abbruch der Innenulmen, insbesondere der unteren Ulmenstiele, sowie das spiitere Entfernen der SohleinfUllung stellen einen kritischen Bauzustand dar (GATTERMANN & HIRSCH 2001). Bei einem Ulmenstollenvortrieb wechseln in Abhangigkeit von den Bauzustanden die Be- und Entlastungsbereiche. Die Gesamtsetzungen konnen in der Regel auf ein vertragliches MaB reduziert werden, wobei erfahrungsgemaB etwa 2/3 der Gesamtsetzungen bereits wahrend der Ulmenstollenvortriebe eintreten (HEISSENBERGER et a1. 2008). Zeichnet sich ein solcher Ablauf der Setzungen nicht ab, so liegen meist besonders gestorte Gebirgsverhaltnisse vor, die bereits beim Auffahren der Ulmenstollen erkannt werden sollten, urn fur den nachfolgenden Kernausbruch ggf. zusatzliche SicherungsmaBnahmen vorsehen zu konnen (z. B. ein Rohrschirm und lange Ortsbrustanker).
17.6 Bauweisen
549
LANG(NSCHNln
OuERS HNITT
GRlINORISS
-(:) Abb. 17.54 Ulmenstollenvortrieb mit voreilenden Ulmenstollen.
Bei einem Ulmenstollenvortrieb ist die Umstellung von Kalottenausbruch auf Ulmenstollen und umgekehrt relativ aufwandig. Die Entscheidung fUr einen Ulmenstollenvortrieb erfordert deshalb eine moglichst gute Kenntnis des zu durchorternden Gebirges. Inhomogene Gebirgsverhaltnisse, die fUr Teilausbriiche in den Ulmenstollen Sprengarbeit erfordern, bedeuten eine erhebliche Storung des Arbeitsablaufs (LIGART et al. 1999).
17.6.3 Teilschnittmaschinen Teilschnittmaschinen (TSM) weisen einen nach allen Seiten schwenkbaren Arm mit Fraskopf auf, der mit unterschiedlichen Schneid- und Fraswerkzeugen bestiickt ist (Abb. 17.55). Das entscheidende Einsatzkriterium einer Teilschnittmas chine ist, auBer der MaschinengroBe, die
-
- - - - - - 10 - 12 m - - - - --
Abb. 17.55 Schematische Darstellung einer Teilschnittmaschine.
Leistung und Standdauer der Bohrkopfwerkzeuge. Die Frasbarkeit des Gebirges, und zwar sowohl die Frasleistung als auch der MeiBelverbrauch sind, auBer von der meist immer noch an erster Stelle genannten Gesteinsdruckfestigkeit, sehr stark von der Harte der Mineralkomponenten, vom Bindemittel, dem Trennflachengefiige und dem Gesteinswechsel, insbesondere dickeren Tonsteinlagen, sowie den Wasserzufliissen abhangig (s. Abschn. 17.2.5). Die technische Grenze der mit Teilschnittmaschinen noch wirtschaftlich beherrschbaren Gesteinsdruckfestigkeiten liegt je nach MaschinengroBe allgemein bei 100 N/mm 2 , nach LAMMER & GEHRING (1998) maximal bei 120 bis 140 N/mm 2• MaBgebend sind dabei die Maximalwerte der harteren Zwischenlagen (PLINNINGER et al. 2001). Hohe Gesteinsfestigkeit von z. T. iiber 200 N/mm 2 fUhren auch bei nichtsilikatischen Gesteinen, wie z. B. Kalkstein, zu sinkenden Vortriebsleistungen und hohen VerschleiBkosten und konnen zu einer Umstellung der Vortriebsmethode zwingen (THURO & PLINNINGER 1998). Weitere einschrankende Kriterien fiir einen Einsatz von Teilschnittmaschinen sind die beim Frasen auftretende Staubentwicklung, besonders bei quarzhaltigen Gesteinen (KIESER 2000), die dabei auftretenden Vibrationen (Erschiitterungen) sowie die Schlammbildung und Klebrigkeit beim Frasen toniger Gesteine und entsprechender Wechsellagerungen (s. Abschn. 17.2.9). Durch die Schlammbildung wird auch die Deponierbarkeit des Ausbruchmaterials beeintrachtigt. Diese einschrankenden Kriterien zeigen,
17
550
1
17 Tunnelbau
dass auch bei Einsatz einer Teilschnittmaschine die geomechanischen Eigenschaften des Gebirges umfassend und zielgerichtet erkundet werden mussen.
17.6.4 TunnelvortriebsL
maschinen
Ein Vortrieb mit Tunnelvortriebsmaschinen (TVM) bedingt einen kreisformigen Querschnitt. Der Vortrieb erfolgt kontinuierlich, d. h. die einzelnen Arbeitsvorgange des Losens, Ladens und des Stutzmitteleinbaus werden im Wesentlichen gleichzeitig ausgefuhrt. Der Ausbruch ist gebirgsschonend und profilgenau. Bei groBeren Tunnellangen und einer Anpassung des Maschinentyps an die Gebirgsverhaltnisse verkurzt ein maschineller Vortrieb die Bauzeit im Vergleich zur Spritzbetonbauweise ganz erheblich. Eine Tunnelvortriebsmaschine besteht aus dem Maschinenbereich (mit Bohrkopf und dem Arbeitsbereich der Maschine) und dem Nachlaufersystem, auf dem sich die wesentlichen Installationen zum Betrieb der Maschine befinden. Dazu gehoren u. a. die Motoren und Pumpen, die Steuerkabine, das AusbruchsfOrderband und der Montagebereich fur die Gebirgssicherung. Die Gesamtlange einer TVM betragt 100-400 m. Bezuglich des Einsatzes von Tunnelvortriebsmaschinen (TVM) wird auf die DAUB-Empfehlungen "Kriterien zur Auswahl und Bewertung
von Tunnelvortriebsmaschinen" (Tunnel 5/1997 (Neufassung in Vorbereitung), sowie fUr Konstruktion und Betrieb von Schildmaschinen (Tunnel 6/2000) und fUr statische Berechnungen von Schildvortriebsmaschinen (Tunnel 712005) sowie auf die ONORM B 2003-2 (2003) und auf die OGG-Richtlinie fUr die geomechanische Planung von Untertagebauarbeiten - kontinuierlicher Vortrieb (2003) sowie letztlich aufMAIDL et al. (2001; 2010) und auf die Arbeiten von GIRMSCHEID (2002) verwiesen. Die ursprungliche Unterscheidung in Tunnelbohrmaschinen (TBM) fur Festgesteine und Schildmaschinen (SM) fUr Lockergesteine hat durch die Entwicklung der letzten Jahre an Bedeutung verloren (Tab. 17.11).
17.6.4 1 Hart e tems-TBM Die klassischen Tunnelbohrmaschinen werden als offene TBM oder Gripper-TBM bezeichnet. Sie haben keinen oder nur einen kurzen Schutzschild (Bohrkopfschild). Offene TBM konnen nur in einigermaBen standfesten Gebirgsarten eingesetzt werden. Die Anpresskraft auf den Bohrkopf wird uber seitliche Verspannplatten, den sog. Grippern, aufgebracht, was eine Gebirgsfestigkeit von> 100 NM/m 2 erfordert. Der kritische Trennflachenabstand wird bei Gripper-TBM mit 0,5-0,6 m angegeben, was etwa einem RQDIndex von 50% entspricht, der in unseren tektonisch stark beanspruchten Mittelgebirgen meist erreicht ist. Bei einem hoheren Zerlegungsgrad
Tabelle 17.11 Obersicht uber die Tunnelvortriebsmaschinen nach der DAUB-Empfehlung 1997, gekurzt.
~:~ ohne Schild Tunnelbohrmaschinen TBM
TBM mit Schild TBM-S
Tunnelvortriebsmaschinen TVM
Schildmaschinen SM
{
{
Schildmaschinen mit Volischnittabbau SM-V Schildmaschinen mit teilflachigem Abbau SM-V
551
17.6 Bauweisen
kann der erforderliche Anpressdruck die Gebirgsfestigkeit uberschreiten. Der Vorteil offener TBM ist die Zuganglichkeit des Gebirges unmittelbar hinter dem Bohrkopf entweder fUr das Setzen der Stahlbetontubbinge oder einer sofortigen Spritzbetonsicherung, notigenfalls kombiniert mit weiteren Sicherungsmitteln (s. Abschn. 17.S). Eine mechanisierte Bogensetzeinrichtung, ein hydraulisches AnkerBohr- und -Setzgerat fur bis zu 4 m lange Anker sowie ein separates Sondier- und Kernbohrgerat fUr Durchmesser bis SO mm und fUr Bohrlangen von uber 30 m gehoren praktisch zur Standardausrustung einer groBeren TBM (Abb. 17.56). Mit dies em Gerat konnen auch vorauseilende Injektionen zur Gebirgsverbesserung oder zur Begrenzung von Wasserzufluss vorgenommen werden. Einen wesentlich groBeren Einsatzbereich haben Hartgesteins-TBM mit Schild (Einfachoder Doppelschild; TBM-S, TBM-DS), bei denen der Maschinenbereich durch einen Schildmantel vor Nachbruchen geschutzt ist. Allerdings behindert der Schildbereich die Durchfuhrung von GebirgsverbesserungsmaBnahmen unmittelbar nach dem Ausbruch. Bei einer EinfachschildTBM erfolgt die Auskleidung des aufgefahrenen Abschnitts bei zwischenzeitig ruhendem Vortrieb im hinteren Teil des Schildes. In bruchigen
123
4
5
Felsformationen stutzt sich die Maschine mittels hydraulischer Pressen am zuletzt eingebauten Tubbingring abo Die Vortriebsleistungen werden im Wesentlichen bestimmt durch die Zykluszeiten fUr den Ausbruch (Vortrieb) und fUr das Setzen der Tubbinge. Bei einer Doppelschild-TBM sind zwei Technologien in einer Maschine kombiniert, namlich eine Gripper-TBM und eine Schild-TBM. Bei einem Vortrieb in standfestem Gebirge verspannt sich die Maschine mit den Gripperplatten radial am aufgebohrten Gebirge, wahrend gleichzeitig zum Vortrieb im Schutz des ruckwartigen Schildes der Einbau der Tunnelsicherung erfolgen kann. Durch diesen kontinuierlichen Vortrieb konnen hohere Vortriebsleistungen erreicht werden. In Storungszonen und in starker nachbruchigen bis gebrachen Gebirgsabschnitten mit Gesteinsdruckfestigkeiten unter 100 MN/m2 und RQD-Werten unter 50% wird der Doppelschild aus Sicherheitsgrunden im Einfachschildmodus gefahren, d. h. der Front- und Gripperschild bilden eine starre Einheit, bei der es nicht mehr moglich ist, die Tunnelsicherung parallel zum Vortrieb einzubauen (BAPPLER 2004, 200S) . Eine Doppelschild-TBM kann damit in wechselhaften Gebirgsverhaltnissen sehr flexibel eingesetzt werden. Doppelschildmaschinen (TBM-DS) haben
7 36
8
Abb. 17.56 Tunnelbohrmaschine (ohne Nachlaufersystem) mit Einrichtung fOr FelssicherungsmaBnahmen. (1) Bohrkopf, (2) Mantel, hydraulisch verstellbar, (3) Ausbausetzvorrichtung und Transportsystem, (4) Ankerlochbohrgerat, (5) Spannschilde mit Verstellzylindern, (6) Vorschubzylinder, (7) Sondierbohrgerat, (8) hintere AbstOtzung
7
552
sich besonders bei Durchmessern bis 7 m durchgesetzt (LAUFFER 2008). Das Losen des Gebirges mittels Schneidrad wird allgemein als gebirgsschonend angesehen, obwohl dabei erhebliche Erschiitterungen auftreten. Der rotierende Bohrkopf ist systematisch mit Schneidwerkzeugen bestiickt (Einfach- und Doppel-Schneidrollen (Disken) und MeiBel). Das abgebaute Bohrklein, sog. Chips, fallt in die Tunnelsohle und wird durch am rotierenden Bohrkopf angeordnete Riiumer aufgenommen und im Zentrum des Bohrkopfes auf ein Forderband iibergeben. Insgesamt ist die Vortriebsleistung einer TBM von zahlreichen Parametern abhiingig, wie Maschinen- und Werkzeugeigenschaften, Penetrationsrate und Betriebszeiten (GEHRING 2009; TARKOY 2009). Die Vortriebsgeschwindigkeit (m/Schicht) ist dabei definiert als Nettobohrgeschwindigkeit (m/h) . Schichtdauer· Maschinenausnutzung (%). Unterschieden werden die Penetrations rate (mm/U) und die Nettobohrgeschwindigkeit (m/h). Die Penetration ist das EindringmaB des Bohrkopfs pro Umdrehung des Schneidrads (mm/U). Sie ist abhiingig von der Diskenart und -groBe, der Vorschubkraft und der gebirgsbedingten Bohrbarkeit. AuBer den in Abschnitt 17.2.9 genannten Faktoren der gesteinsbedingten Bohrbarkeit ist die Penetration von folgenden Gebirgsmerkmalen abhiingig: Scherfestigkeit des Gebirges Gefiigegeometrie (Raumstellung der Schichtung oder Schieferung zur Bohrachse) Zerlegungsgrad des Gebirges und Trennfliichenorientierung Ausbildung und Richtung tektonischer Storungszonen Wasserfiihrung des Gebirges (Wasseranfall) einer eventuellen Gasfiihrung und dem Primiirspannungszustand. Die in der Praxis maBgebenden Faktoren fiir die Abschatzung der Penetration sind die einaxiale Gesteinsdruckfestigkeit und ein Abnutzungstest, in Mitteleuropa meist der Cerchar-AbrasionsIndex CAl bzw. der LCPC-Abrasivitiitsversuch (s. Abschn. 17.2.9). Hiiufigste Grundlage fiir eine Prognose von Penetration und VerschleiB sind
17 Tunnelbau
dabei die Auswertungen von GEHRING (1995), die im Wesentlichen auf dies en Eingangswerten basieren (SCHNEIDER & THURO 2007; THURO & KXSLING 2009). Eine Dbersicht iiber die weltweit angewendeten Methoden zur Voraussage von TBM-Leistungen bringen ALBER (2008) und TARKOY (2009). Zur Reduzierung der Hartgesteins-Abrasion wird international der Einsatz von Anti-Abrasions-Additiven zur VerschleiBreduzierung und Staubbekiimpfung propagiert (JAKOBSEN et al. 2009). Die heutigen Hartgesteins-TBM decken bei nicht zu hoher Abrasivitiit einen Gesteinsfestigkeitsbereich von 100 bis 300 MN/m 2 abo Dabei stellen Druckfestigkeiten ab 150-200 MN/m 2 bereits hohe Anforderungen an das Material und die Leistungsfahigkeit einer TBM. Gesteinsfestigkeiten iiber 350 MN/m 2 , hohe Ziihigkeit des Gesteins und ein hoher Anteil abrasiv wirkender Minerale stellen praktisch eine wirtschaftliche Grenze dar. Die Penetrationsraten betragen bei abgestimmter Vorschubkraft und entsprechendem Zustand der MeiBel (GEHRING 2009) bei extrem harten, quarzreichen Gesteinen (Granite) 5-10 mm/U und bei leichter bohrbaren Gebirgsarten (qu ± 50 MN/m 2 ) 10-15 mm/U. Allgemein fiihrt ein hOherer Zerlegungsgrad zu einer Steigerung der Vortriebsleistung, wobei ein Trennfliichenwinkel von 40-60° die giinstigsten Werte ergibt (TENTSCHERT et al. 2005). Ab einem gewissen Zerlegungsgrad und in tektonisch gestortem und/oder tiefgriindig entfestigtem Gebirge sowie in tonigen, zu Verklebung neigenden Verwitterungszonen mindern jedoch die notigen SicherungsmaBnahmen und Vortriebsunterbrechungen die Leistung. Bei einer Hartgesteinmaschine mit Schild findet weder an der Ortsbrust noch im Schildbereich eine aktive Stiitzung des Gebirges statt. Nur bei Stillstand der Maschine kann von einer gewissen Stiitzung der Ortsbrust ausgegangen werden (LAUFFER 2008). Fiir die Beurteilung der Standsicherheit der Ortsbrust, d. h. urn die Gefahr des Ausbrechens oder Abplatzens von Blocken oder Platten an der Ortsbrust abschiitzen zu konnen, sind Angaben iiber den Primarspannungszustand (Dberlagerungshohe), die Gesteins(druck)festigkeit und den Kluftkorperverband bzw. iiber die Blockigkeit des Gebirges zumachen. Engstiindige, steilstehende Kliiftung oder Schichtung neigen infolge der Spannungsumlagerung zu einem Aus-
553
17.6 Bauweisen
knicken oder zu bergschlagartigem Abplatzen von Gesteinsplatten. Abgefallene Steine miissen yom Bohrkopf zerkleinert werden, wodurch zusatzlicher VerschleiB am Bohrkopf auftritt. Ais Folge solcher Mehrausbriiche kann bei der Ringspaltverpressung Mortel iiber Ausbriiche im Steuerspalt in den Bohrkopfbereich gelangen und bei schnellem Ausharten diesen behindern. Von wesentlicher Bedeutung fUr einen reibungslosen Vortrieb ist auBer der Standsicherheit der Ortsbrust der Steuerspalt im Schildbereich (Abb. 17.57). Bei standfestem Gebirge bleibt der Spalt zwischen Schild und Gebirge offen. Der Oberschnitt, d. i. die Differenz zwischen Bohrund Schildschneidendurchmesser, betragt bei groBen Hartgesteinsmaschinen 30 bis 60 mm. Die Konizitat, d. h. die Differenz zwischen Schildschneid- und Schildschwanzdurchmesser betragt ebenfalls 30 bis 60 mm. Damit ergibt sich fiir den in der Sohle aufliegenden Schild am Schildschwanz ein Spalt von 80 bis 150 mm. Bei nachbriichigem Gebirgsverhalten konnen sich iiber dem Schild gewolbeartige Auflockerungszonen, Abschalungen und Nachbriiche entwickeln. In derartigen Gebirgen muss durch einen Uberschnitt verhindert werden, dass es zu einem Verklemmen des Bohrkopfs kommt. Die Festlegung des Uberschnitts erfolgt in der Regel nach der Erfahrung. Einen analytischen Ansatz auf der Grundlage von GebirgskenngroBen bringt SCHMITT (20lO). Derartige Gefahrensituationen entwickeln sich meist bereits im Schneidradbereich. Die Situation muss moglichst rechtzeitig erkannt werden, urn ggf. MaBnahmen zur Verbesserung bzw. Ertiichtigung des Gebirges zu veranlassen. Als solche kommen nach LAUFFER (2008) in Betracht: AusfUllen von im Bohrkopfbereich entstandenen Hohlraumen mit Polyurethan- oder Silikatschaum
Gebirgsverbesserung durch Injektionen durch den Bohrkopf Voraussicherung durch den Einbau von Ortsbrustankern (nur Glasfaseranker), SpieBen oder einem Rohrschirm Injektionen zur Gebirgsverbesserung von iiber Tage (nur bei geringer Oberlagerung bis max. 3D). Der zwischen Schildmantel und Gebirge verbleibende Ringspalt muss im Schildschwanzbereich zum Erhalt der Gebirgsspannungen im Hangenden und zur Sicherstellung der Bettung rundum verfiillt werden. Bei Hartgesteinsmaschinen, bei denen ein Gegendruck im Ringspalt fehlt, wird meist nur der Sohlbereich (90 bis 120°) mit Mortel verpresst. Der obere Querschnittsbereich wird im Regelfall zunachst mit Perlkies teilverfiillt und nach 0,6 bis 0,8 D vollstandig verfiillt. In schwierigen Gebirgsbereichen und bei Schildmaschinen mit Ortsbruststiitzung (Stiitzfliissigkeit oder Erdbrei) kann der Ringspalt kontinuierlich mit Mortel druckverfiillt werden. Die Schildschwanzdichtung (Abb. 17.57) verhindert das Eindringen von Wasser oder Mortel. Mortelverluste durch AbflieBen des Mortels in den Abbaubereich (Schneidrad) sind nur bei groBeren Nachbriichen im Ortsbrustbereich zu erwarten. Ais Qualitatsnachweis fiir die Ringspaltverpressung wird der Mortelverbrauch kontrolliert. In schwierigen GebirgsverhaItnissen, die zu groBeren Nachbriichen neigen oder bei groBeren Gebirgsverformungen, z. B. in Storungszonen, kann es zu einem Verklemmen des Schneidrades oder des Schildmantels kommen. Als solche Gebirgsverhaltnisse gelten (s. HOME 2009): GroBere Storungszonen, besonders bei WasserfUhrung Druckhaftes oder quellendes Gebirge, hohe Primarspannungen
ReichweilC im SlcuCrs P31t\ Rcichwcite im Ringsp,1I1 1
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Abb. 17.57 Ringspaltverpressung mit teilweisem Eindringen von VerpreBmortel in den Steuerspalt (DOLLOWSKI & ERICHSEN
2009).
7
554
17
Blockiges Gebirge aufgrund ungiinstiger Irennflachenverschneidungen, auch Schichtung Starker Wasserzulauf. Die hauptsachlichen Gefahren fUr eine IBM sind: Einklemmen bzw. Blockieren der IBM einschliemich Nachlaufer Profilunterschreitung infolge groBer Deformationen Schaden am Ausbau. Wo groBere Storungszonen erwartet werden, sind rechtzeitig gezielt angesetzte VorauserkundungsmaBnahmen vorzusehen (s. Abschn. 17.2.3). Die Storungszone muss ggf. gegen Wassereinbriiche verpresst und durch Verfestigungsinjektionen auf einen Vortrieb vorbereitet werden. Das Einfahren in eine nieht erkundete Storungszone kann einen kostenintensiven Vortriebsstillstand zur Folge haben (s. Abschn. 17.6.4.3). Druckhaftem Gebirge kann durch einen groBeren Uberschnitt und einen abgestuftem Schilddurchmesser (GUTTLER 2007) und ggf. einen nachgiebigen Spritzbetonausbau (Abschn. 17.8.1) begegnet werden. Von auBerst schwierigen Vortrieben beriehten GSCHNITZER & GOLIASCH (2009) sowie GOLLEGGER et al. (2009).
1764 2 G schlos ene TBM mIt SchlldjSchlldma ch nen In Gebirge mit nieht standfester Ortsbrust und unter Grundwasser werden geschlossene TBM mit Schild eingesetzt. Geschlossene IBM haben hinter der Abbaukammer eine Druckwand, so dass zur temporaren Sieherung des Ausbruchsbereichs darin ein Uberdruck aufgebaut werden kann. Der Ausbau erfolgt in der Regel iiber sog. Iiibbinge, die im Schutze des Schildes eingebaut werden. Die Vortriebskraft wird iiber den bereits fertig gestellten Iiibbingausbau abgetragen. Der Ringspalt zwischen dem Iiibbingausbau und der Ausbruchlaibung wird wie oben beschrieben verpresst. Unter Grundwasser werden geschlossene Schildmaschinen mit fliissigkeits- oder erddruckgestiitzter Ortsbrust eingesetzt, wodurch die Ortsbrust vollflachig gestiitzt und das Grund-
17 Tunnelbau
wasser in das Gebirge zuriickgedrangt wird. Die beiden Stiitzmedien unterscheiden sich im Prinzip nur durch die Diehte. Der Stiitzdruck wird bei einer Slurry-IBM, System Hydroschild, iiber eine Bentonitsuspension und ein Druckluftpolster in der Abbau- bzw. Arbeitskammer geregelt. Die Druckluft dient zur Druckregelung urn auf wechselnde Untergrundverhaltnisse reagieren zu konnen. Bei einer EPB-IBM (Earth Pressure Balanced -IBM) wird das an der Ortsbrust gelOste Gestein in der Abbaukammer aufbereitet und in einen Erdbrei iiberfUhrt, der die Stiitzung der Ortsbrust bewirkt. Die Kontrolle des Stiitzdrucks erfolgt dabei iiber den Volumenstrom, der sich aus dem Volumen des abgebauten Bodens und der zugegebenen Konditionierungsstoffe ergibt, oder iiber Druckmessdosen an der Druckwand. Die in der Stiitzfliissigkeit rotierenden Schneidrader sind dem Abbauprinzip abgepasst und mit Schneidrollen bzw. Sticheln (fiir Grobmaterial) sowie Schalmessern und Raumern bestiickt. Mit Schneidrollen konnen auch Findlinge abgearbeitet werden, wenn sie fest im umgebenden Boden eingespannt bleiben (HERREN KNECHT & WEHRMEYER 2010). Der klassische Anwendungsbereieh von Slurry-Maschinen, System Hydroschild, bei denen die wenig viskose Stiitzfliissigkeit (Bentonitsuspension) durch Zusatz chemischer Additive (Polymere oder Ienside) dem Untergrundaufbau angepasst wird, sind sandig-kiesige Lockergesteine. Die iiber eine Speiseleitung zugefUhrte Stiitzfliissigkeit wird iiber eine Forderleitung zu Separieranlage gepumpt, wo das abgebaute Bodenmaterial, z. I. nach Fraktionen getrennt, aus der Suspension abgesiebt und abgelagert wird. Dabei ist zu beachten, dass die Separations anlage auf die Stiitzfliissigkeit und das abzubauende Bodenmaterial abgestimmt werden muss und, dass hinsichtlich KorngroBe und Feststoffaufnahme bzw. -konzentration in der Suspension Grenzen gesetzt sind (SEIDENFUSS 2007). Bei Einsatz eines Hydroschildes ist auf die Durchlassigkeit auch einzelner Schiehtglieder zu achten, urn den Verbrauch und die Zusammensetzung der Stiitzfliissigkeit abschatzen zu konnen (KOHLER & Rupp 2008). Die Abrasivitat des abzubauenden Materials (s. Abschn. 17.2.9) kann zu einem hohen VerschleiB auch an den Pump en und Forderleitungen fUhren. Ein weiteres Pro-
555
17.6 Bauweisen
%
Ton
100
EPB/Mixschild Bereich Sand lein mittel grob lein
Schluff lein mittel grob
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0.2
0.6
2.0
Korngrosse [mm]
blem fUr den Einsatz von Hydroschilden ist die Klebrigkeit von Tonboden (s. Abschn. 17.2.9). Bei hohem Verklebungspotenzial eines Tonbodens kann es vorkommen, dass der Freiraum zwischen den Speichen des Schneidrades fast vollstandig mit Ton verklebt, was eine stark reduzierte Vortriebsleistung zur Folge hat. Auf das Verklebungspotenzial ist hinzuweisen, damit die Konstruktion und der Betrieb einer Schildmaschine darauf abgestimmt werden konnen (THEWES 2004; WEH et al. 2009; HERREN KNECHT & WEHRMEYER 2009; LEHMANN & BAPPLER 2010). Bei Schildmaschinen mit erddruckgestutzter Ortsbrust wirkt der Stutzdruck im Erdbrei dem horizontalen Gebirgsdruck und dem Wasserdruck entgegen. EPB-Schilde werden bevorzugt in bindigen Boden (Feinkornanteil < 0,06 mm > 30%) bzw. in Tongesteinen mit guter Zerfalls- und Verbreiungsfahigkeit eingesetzt (s. Abb. 17.58 und Abschn. 17.2.9), die auf Grund der Verbreiung extrudierbar sind, d. h. mit einer Forderschnecke aus der Abbaukammer gefOrdert werden konnen. Der Erdbrei aus abgebautem Bodenmaterial muss dazu eine weiche bis breiige Konsistenz aufweisen (Ie = 0,4-0,75), ein hohes Wasserbindevermogen, eine geringe innere Reibung und eine geringe Wasserdurchlassigkeit. Der Autbereitungsprozess des anstehenden Bodens zu einem effizienten Stiitzmedium wird durch Zugabe von Konditionierungsstoffen unterstutzt. Bei feinkornigen Boden werden in der Regel Wasser, Polymeroder Bentonitsuspensionen zugesetzt. In grobund gemischtkornigen Boden werden ublicherweise Schiiume (Tenside und andere Zusatzmittel) verwendet. Diese verringern in Tonboden auch
6.0
20
60
Abb. 17.58 Typische Anwendungsbereiche von FIGssig- und ErddruckstGtzung.
die Verklebungserscheinungen (s. GATTERMANN & KIEHL 2004; LANG MAACK 2006 und bes. THEWES & BUDACH 2010). Bei der Auswahl der Bodenkonditionierungsmittel ist deren Auswirkung auf die Umwelt zu beachten (Abschn. 17.2.7). Ansatze fur toxikologische und okologische Untersuchungen und erste Ergebnisse bringen LANGMAACK (2006) und EGLI & LANGMAACK (2008). Durch eine dem Untergrundautbau angepasste Auswahl und Steuerung der Konditionierungsstoffe uberschneiden sich heute die Anwendungsbereiche der beiden Vortriebsverfahren weitgehend. Es sind inzwischen sowohl SlurryTBM als auch EPB-TBM in tonigen Boden und auch in stark durchlassigen Kiesboden eingesetzt worden (MAIDL 2001; BABENDERERDE 2003; THEWES 2004; GATTERMANN & KIEHL 2004). Mit den gangigen Schildmaschinen konnen Wasserdriicke bis zu 3-4 bar beherrscht werden. Bei hoheren Drucken muss en sowohl die Vortriebsmas chine als auch der Tubbingausbau auf diese Randbedingungen ausgelegt werden (HOLZHAUSER et al. 2007). Die technische Entwicklung der Schneidwerkzeuge (auch Disken am Schneidrad) zum Abbau von felsartigen Einlagerungen an der Ortsbrust oder von Findlingen sowie Steinbrecher in der Sohle des Schildes zum Zerkleinern von Steinen und sonstige MafSnahmen zur Hindernisbeseitigung haben die Einsatzmoglichkeiten und die Leistung von Schildmaschinen wesentlich verbessert. Dazu kommen Ausriistungen zur Vorauserkundung und zur Gebirgsverbesserung (KOGLER 2008). Wahrend fur die Durchfuhrung
556
von Erkundungsbohrungen das Schneidrad der TBM in der Regel stillstehen muss (s. a. MULLER et a1. 2010), sind die Messgerate fur das seismische Vorauserkundungssystems SSP (Seismic Softgound Probing) im Schneidrad der Schildmas chine integriert. Die Messung erfolgt ohne den Vortrieb zu unterbrechen. Die derzeitigen Verfahren sind aufVortriebe mit fliissigkeit- bzw. bentonitgestiitzter Ortsbrust beschrankt. 1m praktischen Einsatz werden zwar Erkundungsweiten bis 40 m erreicht, mit zunehmender Entfernung nimmt aber das Auflosungsvermogen abo ErfahrungsgemaB lassen sich bis 20 m vor der Ortsbrust Objekte von etwa 1 m GroBe erkennen, wie Gesteinsblocke, Karsthohlraume oder markante Grenzflachen (s. GEHRIG et a1. 2008, 2010). Ein Mixschild, auch Multi-Mode-Machine genannt, ist eine konvertierbare Schildmaschine mit aktiver Ortsbruststiitzung, bei der in heterogenem Baugrund der Betriebsmodus nach Bedarf umgestellt werden kann: Hydroschild mit fliissigkeitgestiitzter Ortsbrust Schild mit erddruckgestiitzter Ortsbrust Halboffene TBM mit Bandaustrag. Der Wechsel zwischen den verschiedenen Betriebsarten erfolgt im Tunnel. Die Notwendigkeit einer Umstellung der Vortriebsart muss aber vorab eingeplant sein (WEH et a1. 2009; LEHMANN & BAPPLER 2010). HERREN KNECHT et a1. (2009) beschreiben den Einsatz eines Mixschildes fiir den Abbau im offenen Hartgesteinsmodus mit hohen Druckfestigkeiten und blockigen Ortsbrustverhaltnissen sowie fUr einen Lockergesteinsvortrieb im geschlossenen Slurry-Modus bei hohem Wasserdruck. Die Maschinendurchmesser betragen heute sowohl bei Hartgesteins-TBM als auch bei Schildmaschinen 10-15 m. Die groBten Durchmesser der letzten Jahre waren: Zweite Rohre Elbtunnel Hamburg und StraBentunnel Moskau (Mixschild) = 14,2 m Eisenbahntunnel Rotterdam-Briissel (Hydroschild) = 14,87 m Autobahntunnel Madrid (EPB-Schild) 15,2 m (2005/06)
Niagra Wassertunnel (Hartgesteins-TBM) 14,44 m (2007/2008)
Unterquerung des Yangtze, Shanghai (Mixschild) = 14,93 m (2007/2009)
17 Tunnelbau
StraBentunnel Chongming/Shanghai (Mixschild) = 15,49 m Dreispuriger Autobahntunnel Bologna -Florenz (Erddruckschild) = 15,55 m (2011). Bei den statischen Berechnungen fUr einen Schildvortrieb ist zu unterscheiden zwischen der Berechnung der Tunnelrohre im Endausbau (meist Tiibbingausbau) und der statischen Berechnung der Vortriebsmaschine gemaB DAUB-Empfehlung 2005. In den statischen Berechnungen fiir den Tiibbingausbau wird von der Annahme ausgegangen, dass der Tiibbingring iiber den gesamten Umfang gebettet ist. 1m Wesentlichen sind folgende Einwirkungen zu beriicksichtigen: Oberlagerungshohe bzw. Auflockerungsdruck Eigengewicht Erddruck, Wasserdruck, Verpressdruck Stiitzdruck in der Abbaukammer ggf. Gebirgsdruck, Quelldruck. Die maBgebenden Gebirgskennwerte dafiir sind: Wichte y (in kN/m2) Scherparameter cp, c (in 0, kN/m 2) Steifemodul E, (in MN/m 2 ) Ruhedruckbeiwert Ko Einaxiale Druckfestigkeit qu (in MN/m 2 , MPa) ggf. Gebirgsdruck, Quelldruck. Die vertikale Auflast wird in der Regel vereinfacht als gleichformige Last auf die Schildmaschine angesetzt. Ab einer Uberdeckung von H > D darf eine Abminderung in Anlehnung an die Silotheorie beriicksichtigt werden (Teilsicherheitsbeiwerte s. o. Empfehlung). Die Tunnelauskleidung erfolgt im Schutze des Schildschwanzes in der Regel einschalig mit vorgefertigten wasserundurchlassigen Betontiibbingen mit oder ohne eingeklebten ElastomerDichtungsprofilen in den Langs- und Ringfugen. Bei zweischaligem Ausbau mit (diinneren) Stahlbeton-Tiibbingen und einer Ortbetoninnenschale kann zur Abdichtung auch eine Kunststoffdichtungsbahn dazwischen verlegt werden. Geschwei6te Stahltiibbinge oder Gusstiibbinge werden nur noch fiir Sonderkonstruktionen verwendet (Anschliisse zu Notausstiegen oder Zugangen). Die Vortriebsgeschwindigkeit von Schildmaschinen ist nicht nur von der Gebirgsqualitat
17.6 Bauweisen
abhangig sondern auch von weiteren Einfliissen, wie der (manuellen) Steuerung der Maschine bei weichen/harten Mischboden und Einschrankungen bei der Abforderung (s. a. TARKOY 2009; MAIDL & WINGMANN 2009). Von einem Hydroschildvortrieb in stark abrasiven Gebirge mit aufwendigen Werkzeugkontrollen und -wechseln unter Druckluft berichtet KOHLER (2009). Die durchschnittlichen Vortriebsleistungen liegen bei taglich 18 Stunden Betriebszeit bei 10-20 m/ AT, mit Spitzenleistungen bis 60 m/ AT und mehr. Schwierige, bzw. fUr den eingesetzten Maschinentyp ungiinstige geologische Verhaltnisse (auch Grundwasser), konnen die Vortriebsleistung auf weniger als 5 m/AT reduzieren (s. SCHMID 2006). Schildvortriebe gelten allgemein als setzungsarmes Bauverfahren, obwohl auch dabei aufgrund der unvermeidbaren Entspannung des Gebirges mit Verformungen gemaB Abschn. 17.5.3 zu rechnen ist, und zwar sowohl mit gewissen vorlaufenden Verformungen als auch einer mehr oder minder starken Verformung im Schildbereich unmittelbar nach dem Durchgang des Bohrkopfes sowie danach im Ringspaltbereich. Auf Abb. 17.59 sind der Ablauf der Setzungen und die moglichen Ursachen im Einzelnen zusammengestellt. Auch die Dberlagerungshohe und eventuelle Stillstandszeiten haben Einfluss auf das Setzungsverhalten. Die freie Standzeit des Gebirges bis zum Einbau des Tiibbingrings und der Ringspaltverfiillung lasst in begrenzten Umfang Deformationen zu (Ringspaltbreite s. Abschn. 17.6.4.1). Die moglichen Gesamtsetzungen eines Schildvortriebs werden je nach Untergrundverhaltnissen mit bis zu 2 Vol.-% des Ausbruchsquerschnitts angegeben. Bei einem Durchmesser von 10 m wiirde dies einer Setzungsmulde mit bis zu 10 em Setzung iiber der Tunnelfirste entsprechen. Durch setzungsmindernde MaBnahmen, wie die Verminderung der Bohrkopfdrehzahl und der Vortriebsgeschwindigkeit sowie die Erhohung des Vorschubdruckes, kann dieser Wert etwa halbiert und durch ZusatzmaBnahmen auf < 0,5 Vol.-% gedriickt werden (SCHUBERT & RIEKER 2004). Zu diesen MaBnahmen gehort nicht zuletzt auch die Erfahrung der Vortriebsmannschaft, die iiber die Justierung weiterer Maschinendaten wesentlich zur Verminderung der Verformungen beitragen kann (GABENER et al. 2010). Der Anteil der
557
vorauseilenden Verformungen (Abb. 17.59) liegt in der GroBenordnung von 5-40%. Sie werden maBgeblich yom Stiitzdruck an der Ortsbrust bestimmt, der allerdings nicht beliebig erhOht werden kann (Gefahr von Hebungen oder Bodenaufbriichen). Die Setzungen im Schildbereich sind verfahrensbedingt in erster Linie durch den Ringspalt beeinflusst und wenig kontrollierbar. Durch die Ringspaltverpressung konnen die nachlaufenden Setzungen reduziert werden. Insgesamt sind die Methoden zur Setzungsprognose nicht zufriedenstellend. FIKKIBECK & VOGT (2010) bringen ein empirisches Verfahren zur Ermittlung der Setzungsmulde oberflachennaher Tunnelvortriebe in Lockergesteinen anhand des Volumenverlusts infolge des Mehrausbruchs beim Vortrieb. Die bauwerksvertraglichen Setzungen fiir den Vortrieb zweier Rohren werden meist mit 20 bis 30 mm angenommen. Anhand der Beurteilung der unter verschiedenen Annahmen berechneten Setzungen bzw. Setzungsmulden und Setzungsdifferenzenzen sowie einer auf die Empfindlichkeit der Gebaude bezogenen Risikobetrachtung miissen die Entscheidungen iiber Zusatz- und SicherungsmaBnahmen, wie Fundamentsicherung durch Unterfangung (z. B. mittels Diisenstrahlverfahren), Verfestigungsinjektionen oder Kompensationsschirme (s. Abschn. 17.8.4) rechtzeitig vor der Schildfahrt in dem entsprechenden Bereich getroffen werden (s. MAYER et al. 2004; BUCKER et al. 2006; FILLIBECK &VOGT 2010).
176.43 Ems tzb dmgung n merTVM Die DAUB-Empfehlung 1997 beschreibt die Einsatzmoglichkeiten der TVM in Bezug auf die geologischen Verhaltnisse. Der Einsatz von Tunnelvortriebsmaschinen setzt mehr noch als konventionelle Vortriebsmethoden eine sorgf
7
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17
17 Tunnelbau
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NichfolgendD Setzungen
I I Drudduft
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vorauseilend • Verformungen und Instabilitaten, Mehrausbruch an der Ortsbrust • Anderung des primaren Spannungszustandes in Uingsrichlung • unzureichender Stiilzdruck in der Abbaukammer
Schild bereich und Ringspalt Schildbereich • Oberschnitl und Schildkonizilat • durch Steuerung und Kurvenfahrt verursachte Quetschungen und Vibralionen • Verformungen des Schildmanlels
nachlaufend • Selzungen aufgrund der gesteigerten Kompressibililat des durch den Tunnelvortrieb umgeformten Bodens • Verformungen der Tiibbingr6hre durch Langzeileinfliisse, z. B. Kriechen
• Absinken der Maschine Ringspalt • Eigenschaften des Verpressmaterials • Defizil in der Verpressmenge • Defizit beim Verpressdruck
Abb. 17.59 Ablauf der Setzungen eines Schildvortriebs mit TObbing-Ausbau und Zusammenstellung der miiglichen Setzungsursachen (aus MAIDL & NELLESEN 2003).
eigenschaften abzustimmen (s. Entwurfsrichtlinie OGG, 2002). Die Ergebnisse werden in einem Anforderungsproftl zusammengefasst, das mi:iglichst alle maschinen- und verfahrenstechnischen Erschwernisse und Sti:irfalle umfassen muss: Gebirgsbeschreibung, einschlieBlich der Notwendigkeit vorauseilender Gebirgserkundung Bohrbarkeit, Abrasivitat Ausbildung tektonischer Sti:irungszonen (Gebirgszerlegung, -entfestigung) sowie ihre Breite, Lage zum Bauwerk und Haufigkeit
Ortsbruststabilitat, Blockigkeit des Gebirges, nachbriichiges Gebirgsverhalten Wasserfuhrung, Wasserdruck, Durchlassigkeit auch einzelner Schichten oder Sti:irungszonen, Zutrittsmengen (Ort und Menge), Wasserchemismus etwaige Gasaustritte Vorkommen von Hindernissen aller Art, wie Hartgesteinseinlagerungen (Findlinge) oder ehemalige Griindungskorper bzw. Baubehelfe, alte Brunnen o. A.
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17.6 Bauweisen
Verklebungstendenz Setzungsempfindlichkeit von Gebirge und Bausubstanz Begrenzung der Setzungen (20 mm, max. 30 mm), Anforderungen an die Ringspaltverpressung, voreilende Gebirgsverbesserung, Kompensationsinjektionen. Ein tunnelbautechnisches Gutachten muss auBer der Gebirgsbeschreibung und den fUr den Vortrieb maBgebenden EinflussgroBen auch die Risikofaktoren (Risikodefinition mit Gefahrdungsbildem s. Tab. 17.12 und SCHMID 2006) sowie MaBnahmen zu deren Bewaltigung aufzeigen. Die Darstellung der Lagerungsverhaltnisse, insbesondere Wechsellagerung hart/weich, Durchlassigkeit und Lagerungsdichte kiesig-sandiger Ablagerungen, der Obergang von nichtbindigen zu bindigen Lockergesteinen, der Obergang Lockergestein/Fels, und das Einstreichen harter Schichtglieder oder von tektonischen Storungszonen sind in Langs- und Querschnitten darzustellen. Wechselnde Ortsbrustverhaltnisse aus Locker- und Festgesteinen, auch unterschiedliche Verwitterung oder Nachbruchigkeit des Gebirges, stell en sehr anspruchsvolle Einsatzbedingungen fUr Schildmaschinen dar (THEWES 2004; ROGOWSKI 2005). 1m Bedarfsall sind auch eine Bodenverbesserung und Homogenisierung des weiteren Querschnittbereichs moglich (PALLA & LEITNER 2009). Nachbruchiges Gebirge kann mit Vortriebsmaschinen mit Schild einigermaBen beherrscht werden (SCHNEIDER er a1. 2007). Ein kritischer Zustand ist dabei ein moglicher Stillstand der Maschine, wobei sich der Steuerspalt schlie Ben und es zur vollen Belastung des Schildmantels kommen kann (s. WITTKE &WITTKE-GATTERMANN 2006). Schildmaschinen haben daher in druckhaftem Gebirge Nachteile gegenuber offenen Maschinen, bei denen im Bedarfsfall zusatzliche Stutzmittel eingebracht werden konnen. Allgemein gilt, dass druckhafte Gebirgsverhaltnisse (s. Abschn. 17.5.5.1), bei denen Hohlraumverformungen von 50 cm und mehr erwartet werden, mit einer Schild-TBM nicht beherrscht werden konnen (JOHN & MATTLE 2007; GUTTER 2007). Ober einen Einsatz einer TBM in Gebirge mit erheblichen Deformationen und auch Sohlhebungen berichten FLURY & PRILLER (2008) sowie WAGNER et al (2009). 1st eine TBM endgUl-
Tabelle 17.12 Gefahrdungsbilder fUr TBM-Vortriebe. Geologische Gefahrdungsbilder Instabllitaten: Gebirgsentfestigung sog. plastische Zonen geringer Gebirgsfestigkeit machtige kakiritische Storungszonen hohe KlUftigkeit bzw. Gebirgszerlegung ausgleitgefahrdete Kluftkorper spannungsbedingte Abschalungen oder Sohlbebungen starke GebirswasserzuflOsse: Karsterscheinungen starker durchliissige Storungszonen oder Schichten Gasfiihrung Radioaktivitiit Gefahrdungen beim Vortrieb ----------------------~ Verspannprobleme hoher VerschleiB Verklemmen des Bohrkopfes verklemmte Blocke an der Ortsbrust Verkleben der Abbauwerkzeuge
tig festgefahren, so muss das Gebirge durch Injektionen verfestigt und der Bohrkopf durch Oberfirsten oder durch einen Seitenstollen und einen Gegenvortrieb freigelegt werden (MUFF et a1. 2006). Weltweit gab es bei TVM-Vortrieben eine Reihe von spektakuHiren Fehlschlagen, die in der Regel auf nicht erkannte geologische Schwierigkeiten und ungeeignete Vortriebskonzepte zuruckzufUhren waren (SCHNEIDER et a1. 2005; REINER 2006). Die geologischen Schwierigkeiten waren in den meisten Fallen ein nachbruchiges oder leicht druckhaftes (duktiles) Gebirge, groBe StOrungszonen sowie Bergschlagerscheinungen. Beim Einsatz von Tunnelvortriebsmaschinen ist die Ortsbrust nicht zuganglich, so dass keine ingenieurgeologische Dokumentation moglich ist. Auch die Auswertung der aufgezeichneten technischen Vortriebsdaten liefem in der Regel keine ausreichenden Informationen uber das Gebirge an der Ortsbrust. Erkundungsbohrungen von der TBM aus wurden den Vortrieb zu sehr
17
560
17 Tunnelbau
verzogern. 1m Einzelfall besteht die Moglichkeit, das Aushubmaterial zu bilanzieren (Volumen und Massenbilanz) bzw. das, z. B. bei einem Hydroschildvortrieb in der Separationsanlage abgesiebte und auf Halde abgeworfene Material zu bewerten. Das Aushubmaterial bzw. die einzelnen Kornungen geben Anhaltspunkte iiber das aufgefahrene Gebirge. Tonklumpen sind ein Hinweis auf Verklebungsgefahr. WENDL & SCHOLZ (2009) berichten iiber eine solche Dokumentation. Dariiber hinaus ist die Sicherheit eines TVMVortriebs weitestgehend auf die Dokumentation und eine den Vortrieb begleitende Auswertung der vortriebstechnischen Daten, wie Stiitzdruck an der Ortsbrust und im Ringspalt, Vibrationen, Suspensionseigenschaften, volumen- und massenmaBige Kontrolle der Ausbruchmassen in Abhangigkeit von der Bohrgeschwindigkeit (BAUER et al. 2007) und andere Maschinendaten angewiesen (s. d. MAIDL & NELLES EN 2003; PorSEL et al. 2005; MAIDL 2008; SCHRETTER et al. 2009). Besonders eine zu gro6e Bodenmehrentnahme an der Ortsbrust, gro6ere Stiitzdruckanderungen oder eine Zunahme der Reibungskrafte am Schildmantel sind Anzeichen fiir kritische Vortriebssituationen bis hin zu ungewohnlich gro6en Setzungen oder auch einem Verklemmen der Vortriebsmaschine (MAIDL et al. 2004).
1764.4 Au bruchl
Iflz e ung
Die derzeitigen Ausbruchsklassen, in Deutschland die VOB DIN 18312, basieren auf der Bewertung der Standfestigkeit und der erforderlichen Stiitzmittel einschlie6lich des Einbauorts. Damit sind die meist fUr Sprengvortriebe aufgestellten Ausbruchsklassifizierungen fiir TBMVortriebe wenig brauchbar. Bei TBM -Vortrieben wird die Bohrbarkeit zu einem ma6gebenden Faktor. Auch das bisherige RMR und das Q-Systern (s. Abschn. 17.3.2), die auf quantitativen Gebirgsparametern aufbauen, beriicksichtigen die Bohrbarkeit zu wenig. Das Q-System wurde allerdings 2000 auch fUr TBM-Vortriebe umgestellt (s. MAIDL et al. 2001). Die VOB DIN 18 312 enthalt sehr allgemein gehaltene Ausbruchsklassen fUr Tunnelbohrmaschinen (Klassen TBM I-TBM 5) und auch fUr
Schildmaschinen (Klassen SM I-SM 3). Die Klassen fiir Schildmaschinen sind allein nach der Ortsbruststiitzung eingeteilt (Tab. 17.13). Die Empfehlung des AK Tunnelbau (ETB 1995) erweitert die Klassen fiir Schildmaschinen mit Vollschnittabbau auf die Klassen SM -V I-SM -V 5. Erschwernisse und besondere Ma6nahmen werden bei allen diesen Klassifikationen durch erganzende Hinweise bzw. durch weitere Unterteilung (z. B. SM-V 1.2) beriicksichtigt. Ais Vereinfachung findet man auch folgende zwei Vortriebsklassen (VK): VK 1 =Offener Modus, Materialaustrag iiber Forderband, keine aktive Ortsbruststiitzung VK 2 = Geschlossener Modus, Materialaustrag iiber Forderschnecke oder Pumpe, aktive Ortsbruststiitzung bis zu x bar. Die Art der Ortsbruststiitzung bleibt dem Bieter iiberlassen. Auch die Ausbruchsklassen nach der Schweizer SIA-Norm 198 (2004) basieren auf der Behinderung des Vortriebs durch die Sicherungsarbeiten (AK I-AK V), zusatzlich ist jedoch eine AK T fUr einen sofort und durchgehend einzubringenden geschlossenen Tiibbingausbau aufgenommen. Fiir die Kalkulation und die Abrechnung auf Basis der AK kann zusatzlich die Bohrbarkeit herangezogen werden. Diese wird durch drei bzw. vier Bohrklassen beriicksichtigt, die nach einer Matrix mit den Ausbruchsklassen kombiniert werden konnen. Bei den Schweizer Alp Transit -Tunneln wurden anstelle der Bohrklassen Penetrationsklassen ausgewiesen, die in regelmaBigen Abstanden durch Penetrationstest festgelegt wurden, sowie z. T. auch Verschlei6klassen, wenn der Cerchar-Abrasions-Index iiber 4,0 lag (s. MAIDL et al. 2001).
17.6.5 Grabenloser Leitungsbau Eine grabenlose Vortriebstechnik fUr das Verlegen von unterirdischen Ver- und Entsorgungsleitungen (sog. Utility- oder Microtunnelling) kommt iiberall da zum Einsatz, wo diese AusfUhrungsart gegeniiber den offenen Bauweisen verkehrstechnische, bauliche oder wirtschaftliche Vorteile bietet. Sie stellt auBerdem eine umwelt-
561
17.6 Bauweisen
Tabelle 17.13 Vortriebsklassen fUr Tunnelbohrmaschinen und Schildmaschinen nach DIN 18312: 2010) . Vortriebsart
Vortriebsklasse
Merkmale
Fur die Einteilung der Vortriebsklassen bei Tunnelbohrmaschinen sind Art und Umfang der Sicherung und der Einbauort (im Querschnitt und in Tunnellangsrichtung) sowie die Einbaufolge und die daraus resultierende Behinderung des Losens im Vollschnitt entscheidend.
Tunnelbohrmaschinen (TBM)
TBM 1
Ausbruch ohne Sicherung
TBM 2
Ausbruch mit Sicherung, deren Einbau das Losen nicht behindert.
TBM 3
Ausbruch mit Sicherung unmittelbar hinter der Maschine oder bereits im Maschinenbereich, deren Einbau das Losen behindert.
TBM4
Ausbruch mit Sicherung im Maschinenbereich unmittelbar hinter dem Bohrkopf, fUr deren Einbau das Losen unterbrochen werden muss.
TBM 5
Ausbruch mit MaBnahmen besonderer Art, fUr deren DurchfUhrung das Losen unterbrochen werden muss (z. B. MaBnahmen zur Verspannung der Maschine, zur Beseitigung von Nachfall im Maschinenbereich, zur Erkundung des Baugrundes und/oder zur Baugrundverfestigung von der Maschine aus). Fur die Einteilung der Vortriebsklassen bei Schildmaschinen sind die Art der OrtsbruststUtzung und das nicht behinderte bzw. behinderte Losen entscheidend. Einbringen der vorlaufigen oder endgUitigen Sicherung als geschlossener Ring im Schutze des Schildes. Umstellen der Verfahrenstechnik ist generell nicht moglich.
Schildmaschinen (SM)
SM 1
Ausbruch ohne Stlitzung der Ortsbrust, bei dem das Losen nicht behindert wird.
SM2
Ausbruch mit teilgestutzter Ortsbrust
SM 3
Ausbruch mit vollgestlitzter Ortsbrust Ausbruch, der MaBnahmen besonderer Art mit behinderndem Einfluss auf das Losen erfordert, ist bei der projektbezogenen Klassifizierung durch eine weitere Unterteilung in Unterklassen zu erfassen (z. B. MaBnahmen zur Verspannung bei SM 1 --+ SM 1.1 oder z. B. MaBnahmen zur Baugrunderkundung von der Maschine aus der SM 1 --+ SM 1.2).
sehonende Bauweise dar, mit besonderer Beriieksiehtigung des Baumsehutzes. Rohrvortriebe sind eharakterisiert dureh den Vortrieb von Manteloder Produktenrohren bei gleiehzeitigem vollflaehigem Bodenabbau oder -verdrangung an der Ortsbrust dureh einen Bohr- oder Verdrangungskopf. Untersehieden werden Vortriebe fUr nieht begehbare und fiir begehbare Durchmesser, wobei Letztere nach den TBG-Bestimmungen je
naeh Vortriebslange ein MindestliehtmaB von 800 bis 1200 mm aufweisen miissen. AuBerden werden nieht steuerbare und steuerbare Verfahren untersehieden. Zu den Letzteren zahlt auch die verlaufsgesteuerte Horizontalbohrteehnik (HDD), die zu einer festen GroBe im Rohrleitungsbau geworden ist, mit der Verkehrswege, Fliisse und Bergkuppen unterbohrt werden konnen.
17
562
Rohrvortriebe werden in die geotechnische Kategorie 3 eingeordnet (s. Abschn. 4.1). Planung und Ausschreibung einer grabenlosen Leitungsbauma6nahme erfordern, wie aile untertagigen Bauma6nahmen, eine sorgfaltige und teilweise spezielle Baugrunderkundung nach Abschn. 4 und 17.2.3 (s. PLACZEK 2007). Fur die Klassifizierung werden die Boden- und Felsklassen fUr Rohrvortriebsarbeiten nach VOB DIN 18 319 verwendet (Abschn. 3.3.2). Die Beschaffenheit des Untergrundes und der Grundwasserstand sind entscheidend fUr die Einordnung der Schwierigkeitsklasse und fUr die Auswahl der riehtigen Vortriebstechnik. Daruber hinaus ist das Risikopotential von Storkorpern im Untergrund einzugrenzen, wobei besonders auch an geophysikalische Verfahren zu denken ist (s. ESTERMANN 1995; BAYER & HARER 2006). Au6erden ist abzuklaren,ob im Einflussbereieh des Vortriebs irgendwelche erdverlegten Leitungen oder sonstige Bauhilfsmittel vorhanden sein konnen. Auch auf Kontaminationen von Boden, Grundwasser und Bodenluft ist zu achten. Zu den geotechnischen Fragestellungen bei einem grabenlosen Leitungsbau, die sich aus der Baugrund- und der Grundwassersituation ergeben, gehoren: Vortriebswiderstande (Ortsbruststiitzung, Rohrmantelreibung) Belastungen auf den Vortrieb COberdeckung, Verkehr, Bebauung) Rohrbeanspruchung beim Bau und im Endzustand Beherrschen von Hindernissen Grundwassereinfluss (Wasserempfindlichkeit, Wasserhaltung) Verschlei6 oder Verkleben der Abbauwerkzeuge Einfluss auf die Gelandeoberflache (Setzungen, Verbruchgefahr). Die zur Dimensionierung erforderliehen Kennwerte sind: Wiehte y (in kNlm 2 ) Steife- oder Verformungsmodul (in MNlm2) Einaxiale Druckfestigkeit qu (in MN/m2, MPa) Scherfestigkeit cp, c (in 0, kN/m2), ggf. auch Adhasion gem. Abschn. 2.8 Bohrbarkeit, mechanische Losbarkeit (Abschn. 17.2.9) Erweiehbarkeit, Klebrigkeit (Abschn. 17.2.9).
17 Tunnelbau Die nieht begehbaren Verfahren arbeiten meist im Bodenverdrangungsverfahren mit einem statisch oder dynamisch arbeitenden Verdrangungskopf oder auch im Bodenentnahmeverfahren mittels Bohrpresskopfen bzw. Bohrforderschnecken. Die Bodenverdrangungsverfahren eignen sieh fur Durchpressungen in den Bodenklassen 3-5, die Entnahmeverfahren auch fiirwechselnde Bodenarten und fiir leichten Fels. Fiir einen Einsatz unter Grundwasser und im Fels muss auf Horizontalbohrtechnik oder auf entsprechende Vortriebsmaschinen zuriickgegriffen werden. Die Zielgenauigkeit der nieht steuerbaren Verfahren hangt sehr stark yom Baugrund (Einlagerungen, Schiehtung) und der Vortriebslange abo Wird aus betriebliehen Griinden eine bestimmte Lagegenauigkeit verlangt, so miissen steuerbare Techniken eingesetzt werden, mit denen die Lage des Vortriebs kontrolliert und ggf. korrigiert werden kann. Je nach Strecke und Vortriebslange werden verschiedene Navigationstechniken eingesetzt. Gema6 DVGW-Merkblatt GW 304 sind dabei, je nach Durchmesser, maximale Abweichungen von vertikal20 bis 50 mm und horizontal 25 bis 200 mm zulassig. Bei der verlaufsgesteuerten Horizontalbohrtechnik (HDD, Horizontal Directional Drilling), erfolgt der Vortrieb mittels spezieller, durch die Bohrspiilung angetriebener BohrlochsohlenMotoren (eng!. Mud-Motoren). Die Auswahl der HDD-Anlage, der optimalen Bohrwerkzeuge und der Bohrspiilung miissen auf die Verlegeaufgabe (Lange, Tiefe) und den Baugrund abgestimmt sein (BAYER & HARER 2006; BAYER 2008). Die Technik des Hartgesteinsbohrens hangt nieht nur von der Gesteinsharte (Gesteinsdruckfestigkeit) und dem Bindemittel ab, sondern besonders von Hart-Weieh-Wechseln und auch dem Trennflachengefiige. Offene Kliifte konnen Spiilungsverluste bewirken. Auch Flussgerolle und Blockin-Matrixgesteine (s. Abschn. 3.2.2) stellen hohe Anforderungen an die Bohrtechnik. Die iibliehen Durchmesser liegen bei 75 bis 140 mm. Gro6ere Querschnitte bis zu 1600 mm miissen in mehreren Arbeitsschritten aufgeweitet werden. Bei gro6eren Durchmessern werden sog. Rohrvortriebe (auch Pipe-Jacking genannt) eingesetzt (SCHAD et a!. 2008). Dabei wird von einem Pressschacht aus ein Rohrstrang mit Hilfe von hydraulischen Pressen vorgetrieben und der an der Ortsbrust anstehende Boden innerhalb
563
17.7 Ausbrucharbeiten
17 Pre6grube
1 2 3 4
5
6 7 8
V>Mer1ager Hauplpressen Oruckring FOhrungsrahmen Vortriebsrohr ZWlschenpressen Sleuerpressen Schneldschuh
Abb. 17.60 Schema eines Rohrvortriebs (Fimenprospekt).
des vorgetriebenen Rohrstrangs abgebaut und abgefordert. Der Abbau geschieht je nach Baugrund handisch, mit einem Bagger- oder Frasarm bzw. mit einem Schneidrad. Bei gro6eren Presslangen mussen Zwischenpressstationen (sog. Dehnerstationen) vorgesehen werden (Abb. 17.60). Ihr Abstand (80-150 m) ist abhangig von der Bodenbeschaffenheit (Mantelreibungswert 0,2 bis 0,6 t/m 2 Rohrmantelflache, s. Abschn. 8.4), der DberlagerungshOhe und dem Rohrdurchmesser. Zur Abminderung der Reibungskrafte zwischen Boden und Rohrstrang wird Bentonitsuspension eingesetzt. Bei Durchmessern ab 1200-1600 mm wird der Rohrvortrieb durch ferngesteuerte oder bemannte Microtunnelbohrmaschinen unterstutzt, die dem ersten Rohr vorgeschaltet sind. Je nach Untergrundautbau (bindige oder nicht bindige Bodenarten, Fels) und der Lage des Grundwasserspiegels werden offene Vortriebsmaschinen mit teilflachigem oder vollflachigem Abbau bzw. Schildmaschinen mit hydraulischer Forderung (Slurry-Prinzip) oder mit Erddruckstutzung (EPB-Modus) eingesetzt (s. Abschn. 17.6.4.2). Auch Druckluftvortriebe kommen zum Einsatz, die Vorteile bei der Beseitigung von etwaigen Hindernissen an der Ortsbrust haben. Uber die Randbedingungen fUr Arbeiten unter Druckluft berichtet KOHLER (2008). Ais Universalschilde, die nahezu aIle Moglichkeiten des Untergrundautbaus abdecken soIlen, gelten auch hier Mixschilde oder sog. Varioschilde (STEIN et al. 2006). Au6er den Vortrieben mit einem Rohrstrang kommt auch Tubbingausbau mittels Betonsegmenten zur Anwendung, die hinter der Vortriebsmaschine zu Ringen zusammengesetzt werden.
Rohrvortriebe sind nicht frei von Setzungen, die sich in Form von flachen Setzungsmulden in Langs- und Querrichtung zur Trasse entwickeln. Das Setzma6 ist abhangig yom Untergrundaufbau, der Dberlagerungshohe, dem Rohrdurchmesser und dem Vortriebsverfahren. Die zu erwartenden Setzungen sind meist nur gering.
17.7 Ausbrucharbeiten Das Gebirge wird je nach Festigkeit und Standfestigkeit mechanisch (Tunnelbagger, Tellschnittmaschinen) oder im Sprengvortrieb gelost, wobei das Gebirge so schonend wie moglich zu behandeln ist. Urn das festgelegte Ausbruchprofil trotz moglicher Setzungen einzuhalten und Stellen mit Unterprofil zu vermeiden, wird ein gewisses Uberprofil (Mehrausbruch) in Kauf genommen.
17.7.1 Bagger und Sprengvortrieb In rei6baren Gebirgsarten erfolgt der Vortrieb mittels spezieIler, fUr die Verhaltnisse im Tunnel angepasster Tunnelbagger. Dieser weitgehend erschutterungsfreie Vortrieb halt die Gebirgsauflockerung und den dadurch bedingten Verformungsanteil gering und ermoglicht in nicht standfesten und verformungsanfalligen Gebirgsarten erst einen wirtschaftlichen bergmannischen Vortrieb. Die Abschlagslangen werden der
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1
Gebirgsstandfestigkeit angepasst (0,6-1,2 m). In stark nachbruchigen Gebirgsarten werden auch kleinflachige Teilausbruche vorgenommen, die sofort mit Spritzbeton zugespritzt werden. Die Grenze zum Sprengvortrieb liegt da, wo der Aufwand des mechanischen Losens zu groB und unwirtschaftlich wird. In Obergangsbereiehen kann auch eine Kombination mit Sprengvortrieb vorgenommen werden. Bei einem Sprengvortrieb werden folgende, sich rhythmisch ablOsende Arbeitsphasen unterschieden: Bohren Laden und Sprengen Beraumen und erste Sicherungsarbeiten Schuttern und Fordern Einbringen der Sieherung (Spritzbetonausbau). Bei einem Sprengvortrieb tritt speziell beim Bohren, Sprengen, Schuttern, Nachprofilieren und besonders beim Spritzen (Spritzbeton) erhebliche Staubbelastung auf, haufig auch quarzhaltiger, silikogener Staub. Bei Uberschreiten von Grenzwerten sind Staubmasken zu tragen. Richtwerte s. Serwas (2000). Das Bohren von Spreng- und Ankerlochern ist der entscheidende Zeitfaktor fur einen Sprengvortrieb. Die gebirgsbedingte Bohrbarkeit ist in Abschn. 17.2.9 behandelt. Der VerschleiB der Bohrkronen besteht je nach Gebirgsbeschaffenheit in einem VerschleiB der Hartmetallstifte VerschleiB des Bohrstahls (KaliberverschleiB) Ausbrechen von Stiften aus den Bohrkronen. Die Bohrarbeit ist nicht nur von geologischen Faktoren abhangig, sondern auch von einer auf das Gestein abgestimmten Werkzeug/MeiBelKombination (Maschinenparameter) und der Bedienung der Bohrgerate (THURO & SPAUN 1997; PLINNINGER 2008). Die ublichen Langen der Bohrlocher betragen bei den axialen Sprengbohrlochern bis 4 m und bei den radialen Ankerbohrlochern 3 bis 12 m. Die Bohrdurchmesser sind yom Verwendungszweck abhangig und liegen zwischen 35 und 51 mm. Ankerbohrlocher weisen in der Regel Durchmesser von 38 mm (Swellexanker) bis 45-48 mm (SN-Anker) auf, Bohrungen fur Sprenglocher haben meist einen Durchmesser von 45-48 mm.
17 Tunnelbau Das Standardbohrverfahren fur einen Sprengvortrieb ist das hydraulische Drehschlagbohren. In Tonschiefern und Sandsteinen sind Bohrgeschwindigkeiten von 2 bis 4 m/min ublich. In harten granitischen Gesteinen werden Bohrleistungen von 1,0 bis 2,5 m/min erreicht. Die Tendenz geht dabei in Richtung computergesteuerter Bohrwagen, die ein genaues Bohrbild ermoglichen und die bei geologisch bedingten UnregelmaBigkeiten des Gebirges an der Ortsbrust auf manuellen oder halbautomatischen Betrieb umgestellt werden konnen (BREHM & GATTERMANN 2006). Ebenso wie das Bohrverfahren muss auch die Sprengtechnik auf die QuerschnittsgroBe und auf das Gebirge abgestimmt sein (Abschn. 12.1). 1m Tunnelbau werden teilweise noch patronierte, gelatinose NG-Sprengstoffe (NG = NitroGlycerin, z. B. Eurodyn) mit Patronendurchmessern von 20 bis 40 mm verwendet. Heute werden patronierte oder pumpbare Emulsionssprengstoffe (EMS, Nobelit) bevorzugt. Letztere haben zwar eine geringere Sprengkraft, weisen aber auch einen geringeren Anteil an NOx und CO in den Sprengschwaden auf. Die giftigen Schwadenbestandteile addieren sieh mit den Emissionen der Dieselmotoren zu einer nieht unerheblichen Gefahrstoffbelastung der Tunnelluft (KIESER 2000, SERVAS 2000) und bewirken auch eine gewisse Umweltbelastung des Ausbruchsmaterials (s. Abschn. 17.2.7). Der Erfolg einer Sprengung hangt wesentlieh yom eingesetzten Zundmittel und der Genauigkeit des Zundzeitpunktes abo Die Ziindintervalle bewirken, dass die einzelnen Sprengladungen eines Abschlags zeitlich verzogert nacheinander aktiviert werden und die Erschiitterung des Gebirges damit abgemindert wird. 1m Tunnelbau werden noch iiberwiegend elektrische Ziindsysteme mit Kurzzeitintervallen von 20 ms, 25 ms oder 30 ms sowie 20 Zeitstufen eingesetzt. Eine bessere Optimierung der Haufwerkseigenschaften (Stiickigkeit) und eine bessere Beherrschung der Sprengerschutterungen ermoglichen niehtelektrische oder elektronische Ziindsysteme mit 60 Zeitstufen und programmierbaren Ziindintervallen zwischen 0 und 100 ms. Urn die Verspannung des Gebirges zu uberwinden und freie Flachen fur die nachfolgenden Ladungen zu schaffen, sind verschiedene Einbruchsarten ublich und zwar Schrageinbruche (Kegeleinbruch, Keileinbruch, Facherein-
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17.7 Ausbrucharbeiten
bruch) oder die tunnelaxial gebohrten Paralleleinbriiche (Brennereinbruch), s. KONIG & LUDWIG (1996). Das Bohr-, Ziind- und Ladeschema sowie die Abschlagslange und die Lademenge sind den Verhaltnissen vor Ort anzupassen. Der Bohrlochaufwand, d. i. die Anzahl der Bohrlocher je m2 Ausbruchsquerschnitt (1/m 2) ist abhangig yom Tunnelquerschnitt, der Sprengbarkeit des Gebirges, der Sprengstoffart und dem Patronendurchmesser. Von denselben Faktoren hangt auch der Sprengstoffbedarf in kg/m3 Gestein ab (KONIG & LUDWIG 1996). Urn arbeitstechnisch bedingten Mehrausbruch zu vermeiden, werden beim profilgenauen Sprengen die AuBenkranzlocher an der Profillinie in engeren Abstanden gebohrt und erhalten eine geringere Vorgabe zum Innenkranz sowie eine schwachere Ladung (haufig nur Sprengschniire mit 80 oder 100 g Fiillgewieht je Meter). Die Profilbohrlocher werden als letzte Zeitstufe geziindet. Die Abschlagslangen sind abhangig von der QuerschnittsgroBe und dem Gebirge. Sie betragen bei groBen Querschnitten in standfestem Gebirge in der Regel 2 bis 4 m. Bei groBeren Abschlagstiefen nehmen der Sprengstoffverbrauch und die Gebirgszerriittung stark zu. In starker nachbriichigem und gebrachem Gebirge miissen die Abschlagslangen auf 1 bis 2 m, notfalls auf < 1 m verringert werden. Die Starke der Sprengerschiitterungen beim Tunnelvortrieb hangt ab von der Vortriebsmethode, der Entfernung und dem Gebirge. Beim Gebirge ist die Gebirgsqualitat (Harte, Kliiftigkeit) maBgebend flir die GroBe der ausgelosten Erschiitterungen und die Streichrichtung der geologischen Strukturen (Kliifte, Storungszonen) fiir die Ausbreitung der Erschiitterungsenergie (Abschn. 6.2.5). Wenn eine Reduktion der Erschiitterungen erforderlich wird, miissen das Abschlagsvolumen reduziert, moglichst pumpf
Nach dem Sprengen und der Bewetterungspause (Sicherheitsaspekte und Grenzwerte hinsichtlich der Tunnelluft s. KIESER 1996, darin Lit.) wird die Ortsbrust und die Hohlraumlaibung mit einem Tunnelbagger nachprofiliert und von lockeren Felsbrocken beraumt. Durch dieses maschinelle Beraumen wird die Arbeitssieherheit im zunachst ungesieherten Vortriebsbereich wesentlieh erhOht. Beim anschlieBenden Schuttern darf nach den Unfallverhiitungsvorschriften auBer der Bedienungsmannschaft kein weiteres Personal vor Ort sein.
17.7.2 Profilhaltung und Mehrausbruch Profilhaltung und Mehrausbruch hangen ab yom Ausbruchverfahren, von der Gesteinsausbildung und dem Trennflachengefiige sowie dem Winkel, unter dem die Haupttrennflachen geschnitten werden. Je gleichmaBiger und je miirber ein Gestein ist, umso maBhaltiger ist es. Gesteinsharte, Wechselschichtung und ungiinstige Trennflachen setzen die MaBhaltigkeit herab und verursachen Mehrausbruch. Die GroBe des Mehrausbruchs wird auBerdem durch die Art der Vortriebs- und Sieherungsarbeiten beeinflusst (s. Abschn. 17.8.3). Beim Mehrausbruch wird zwischen vermeidbaren (z. B. arbeitstechnisch bedingt und mit wirtschaftliehen Mitteln vermeidbar) und nieht vermeidbaren, geologisch bedingten Mehrausbruch unterschieden sowie zwischen vorhersehbaren und nieht vorhersehbaren Mehrausbruch. Geologisch bedingter Mehrausbruch wird durch geologische Faktoren verursacht, wie Wechselschiehtung, groBe oder wechselnde Gesteinsharte, ungiinstig verschneidende Trennfliichen und besonders GroBkliifte und Zerriittungszonen sowie Wassereinbriiche oder Karsthohlraume. Er ist, soweit er vorhersehbar ist, in die Ausbruchspreise einzurechnen. Vermeidbarer Mehrausbruch entsteht durch unsachgemaBes Arbeiten, wie nieht profilgerechtes Bohren, Uberladen von Bohrlochern, zu groBe Abschlagslangen, Vermessungsfehler u. a. m. Urn den vorhersehbaren Mehrausbruch abzudecken, wird in der Ausschreibung, iiber das Regelprofil hinaus, ein Uberprofil festgelegt (s.
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17 Tunnelbau
ner, mit dem nicht nur Abweichungen yom Sol1profil (Unter- bzw. Uberprofil), sondern auch die Unebenheiten der Spritzbetonoberflache flachenhaft ausgewertet und dargeste11t werden konnen. Allgemein werden unterschieden: ausbruchsbedingtes Oberprofil geologisch bedingtes Oberprofil nachzuarbeitendes Unterprofil. Abb. 17.61 Definition des Mehrausbruchs in Form von ObermaB (il) und ToleranzmaB (G).
Abb. 17.61). Das Uberma6 (0) ist der Mehrausbruch, der iiber das Regelausbruchsprofil hinaus auszubrechen ist, damit dieses nach der Gebirgsentspannung und den Gebirgsverformungen noch voll zur VerfUgung steht. Das Oberma6 betragt je nach den zu erwartenden Gebirgsverformungen 20 em bis z. T. 50 em. Dariiber hinaus kann fUr die einzelnen Gebirgsklassen ein Grenzprofil bzw. Toleranzma6 (G) von einigen Dezimetern festgelegt werden, innerhalb dem ein Ausbruch als machbar angesehen wird (s. ONORM B 2203). Innerhalb des Oberprofils (0) ist jeder Mehrausbruch einzukalkulieren und wird nicht gesondert vergiitet. Erst dariiber hinaus wird geologisch bedingter Mehrausbruch aufgemessen und vergiitet. Das Aufma6 wird unterschiedlich gehandhabt und ist in der Ausschreibung unmissverstandlich festzulegen. Vergiitung erfolgt in der Regel nur fUr den nicht vorhersehbaren und nicht vermeidbaren, geologisch bedingten Mehrausbruch, der iiber das Oberprofil hinausgeht. Der geologisch bedingte Mehrausbruch wird bei der ingenieurgeologischen Ortsbrustaufnahme bewertet und bestatigt. Bei Auftreten von nicht vermeidbarem Mehrausbruch, der die au6ere Toleranzgrenze iiberschreitet, ist in der Regel der Auftraggeber unverziiglich zu unterrichten. Mit einem hochauflosenden Laserscanner konnen nach jedem Abschlag eine Kontrolle der hergeste11ten Geometrie (Ausbruchflachen) und eine exakte Volumendokumentation des Mehrausbruchs erfolgen. Die endgiiltige Profilkontrolle des Spritzbetonausbaus vor Einbringen der Innenschale erfolgt mit einem Tunnel-Scan-
Unterprofil muss der Unternehmer durch Nachprofilieren beseitigen, damit die Ausbruchtoleranz, d. h. die maximal erlaubte Abweichung der Dicke des Innengewolbes (meist < 5 em) und die Mindest-Betondicke (meist 25-30 em) eingehalten werden. Oberprofil verursacht Mehrkosten durch erhohten Betonbedarf sowie Transportund Deponiekosten. Durch Abschrammen bzw. Aufspritzen muss ein sauberer, von zu gro6en Unebenheiten freier Abdichtungstrager fUr das Aufbringen der Abdichtungsbahnen hergeste11t werden. Dabei handelt es sich urn eine zusatzliche Lage Spritzbeton mit Rundkorn 0-8 mm, mit erhohter Anforderung an die Oberflache im Hinblick auf Rauhigkeit und Ebenflachigkeit. Die Unebenheiten diirfen dabei ein bestimmtes Ma6 nicht iiberschreiten (RiL 853), damit die Abdichtungsfolie moglichst faltenfrei eingebaut werden kann (s. Abschn. 17.2.5.4).
17.8 Sicherungsarbeiten, Gebirgsvergutung Ein sicherer und verformungsarmer Vortrieb hangt ab yom Ansatz der richtigen Gebirgsklasse und dem rechtzeitigen Einbringen der erforderlichen Stiitzmittel. Diese sind je nach Gebirgsklasse Spritzbeton, Baustahlgitter, Ausbaubogen und Anker. In nicht standfesten und/oder grundwasser-fUhrenden Bereichen kommen als voreilende Sicherung Spie6e bzw. Vorpffindbleche sowie notigenfalls gebohrte Rohrschirme, Injektionsma6nahmen oder Bodenvereisung zur Anwendung. In der Ausschreibung werden fUr jede Gebirgsklasse die Ausbruchsdaten (Abschlagtiefe, Begrenzung der Vortriebsgeschwindigkeit) und die
17.8 Sicherungsarbeiten, GebirgsvergUtung
erforderlichen Stiitzmittel ausgewiesen und sind in den Preis fUr die einzelnen Klassen einzukalkulieren (Tab. 17.6). Soweit erforderlich, werden vor Ort zusatzliche MaBnahmen angeordnet (sog. Ausbaufestlegung). Solche MaBnahmen, zur Ermoglichung eines Vortriebs in ungiinstigeren Gebirgsverhaltnissen als vorgesehen, werden auch als Baubehelfsma6nahmen bezeiehnet. Dazu gehoren u. a. Verstarkung der Ortsbrustsieherung, z. B. durch lange Anker, Gebirgsinjektionen und Injektionsschirme, Dranbohrungen, Nachprofilieren u. a. m. Bei den SieherungsmaBnahmen ist zu unterscheiden zwischen einer konstruktiven Sicherung des Vortriebs einschlieBlich einer Vortriebsoptimierung, z. B. durch den Einbau einer vorauseilenden Firstsicherung, sowie MaBnahmen zur Verminderung der Verformungen, insbesondere der Ober£lachensetzungen. Eine Minderung der Ober£lachensetzungen kann z. B. durch eine zusatzliche Stiitzung der Ortsbrust (Brustkeil) und eine Reduzierung der Abschlagslangen sowie durch einen Injektions(rohr)schirm erreieht werden.
L
17.8.1 Spritzbetonausbau
Spritzbeton stellt eines der wesentliehen Stiitzmittel im Rahmen der Neuen Osterreiehischen Tunnelbaumethode dar. Er kann rasch eingebracht und unabhangig oder in Kombination mit anderen Stiitzmitteln eingesetzt werden. Fiir das zuverlassige Erreiehen der erforderliehen Friihund Endfestigkeit (24 h, 28 d) ist das Einhalten bzw. die Kontrolle der Betonqualitat unerlasslieh. Anstelle des Trockenspritzbetons, bei dem die ofentrockenen Zuschlagstoffe mittels Luftstrom zur Diise gefOrdert und das Wasser samt Erhartungsbeschleuniger erst an der Spritzeinriehtung dosiert zugegeben werden, hat sieh im Tunnelbau der Nassspritzbeton durchgesetzt, der als sog. Ready-Mix-Beton angeliefert und mit mobilen Nassspritzgeraten aufgebracht wird. Spritzbeton hat die Aufgabe, nach der ersten Entspannung eine weitere Au£lockerung des Gebirges zu verhindern. Er muss baldmogliehst nach dem Ausbruch aufgebracht werden und den Formanderungen des Gebirges einen gewissen Ausbauwiderstand entgegensetzen, der allerdings
567 anfangs, solange der Spritzbeton noch nieht seine volle Druckfestigkeit erreieht hat, nur gering ist (/31 = 7-10 N/mm2, /328 = 20-35 N/mm2). Die wiehtigsten Eigenschaften eines solchen diinnschaligen und zunachst biegeschlaffen Ausbaus sind sattes und £lachiges Anliegen am Fels, bei gleiehzeitiger Dranmoglichkeit, rasches Aufbringen, Anpassungsf
7
568
17 Tunnelbau
17
Abb. 17.62 Durch Anker gesicherte Verformungsschlitze eines Kalottenvortriebs (links) und Sicherung von Spannungskonzentrationen bzw. Rissen mit Ankern (rechts) - aus LAUFFER (1994).
V.,'o,munDllcnll.,.
Fue Sp.lllbeton.Cha.e
ermoglichen (JOHN & BENEDIKT 1994; SCHUBERT et al. 1996; PClTTLER et al. 2006; GAULHOFER 2008; RADONCIC et al. 2009; PODJADTKE 2009). Die Deformationsschlitze werden durch zusatzliche Anker gesichert (Abb. 17.62). Es hat sich als zweckmaBig erwiesen, die Deformationsschlitze bereits im guten Gebirge einzubauen, urn die zunehmenden Verformungen mit Eintreten in die ungiinstigen Gebirgsbereiche ohne Rissbildung aufnehmen zu konnen. Bei instabiler Ortsbrust bzw. der Gefahr, dass einzelne Felskeile aus der Ortsbrust herausgleiten, kann diese durch Stehen lassen eines Brustkeils gestiitzt (Abb. 17.63) und/oder durch eine Versiegelung gesichert sowie in mehreren Teilflachen abgebaut werden. Notigenfalls kann die Ortsbruststabilitat auch durch eine vorauseilende Firstsicherung (SpieBe, Rohrschirm) oder durch gestaffelt angeordnete Ortsbrustanker (Lange 6-12 m) verbessert werden (s. Abschn. 17.8.2). Ortsbrustanker werden voll vermortelt und bei jedem Abschlag gekiirzt. Die Resthaftlange sollte mindestens die halbe Ankerlange betragen. Wenn eine Stiitzplatte oder ein Brustverzug erforderlich werden, kommen Ankerstabe mit durchgehendem Gewinde zur Anwendung. Anstelle der iiblichen Ortsbrustanker konnen auch Glasfaseranker (sog. GFK-Anker) oder, besonders bei Vollausbruch, auch bis 20 m lange Glasfaserrohrelemente verwendet werden (s. d. Felsbau 2004: 4). Der Abstand der Ortsbrustanker muss so gewahlt werden, dass der BaggeriOffel dazwischen passt. In einem stark nachbriichigen Gebirge werden gleich nach dem Schuttern in Abstanden von 1,5 bis 0,8 m Ausbaubogen (Walzprofile oder Gittertragerbogen; s. DIN 21531-1 und -2) gestellt.
Zwischen Gebirge und Bogen wird die erste Lage Baustahlgitter befestigt und mit einer ersten Lage Spritzbeton eingespritzt. Die zweite Lage Baustahlgitter und die zweite Spritzbetonlage werden in einem spateren Arbeitsgang nachgezogen. Die auBenliegende Baustahlmatte dient zunachst als Kopfschutz und Hilfe zum Aufbau der Spritzbetonschale. Der innenliegenden Matte wird dagegen haufig eine statische Funktion als Biegezugbewehrung zugeschrieben. Ein konkaves Ausbauchen der Spritzbetonschale zwischen den Stahlbogen ist gemaB RiL 853 nur bis zu einem StichmaB von 1:20 des Bogenabstands zulassig. Bei langsam ablaufenden groBeren Verformungen des Ausbaus konnen im Sinne der NOT auch deformierbare Stahlbogen vorgesehen werden, die sich bei einsetzenden Gebirgsdruck bis zum Erreichen des maximalen Tragwiderstandes langsam zusammenschieben und so das Verformungsverhalten giinstig beeinflussen. Die BogenfiiBe sollen auf ein festes Auflager (Hartholzkeile, Mauersteine, Lastverteilerschiene) gestellt werden. AuBerdem werden sie zur Aussteifung des Gesarntsystems haufig durch sog. Verbauschienen verbunden. Zur Verbesserung des Tragverhaltens wird gelegentlich eine Kalottenfu6verbreiterung von 0,6-1,0 m nach auBen vorgenommen. Ihre setzungsmindernde Wirkung ist aber umstritten. Anstelle einer KalottenfuBverbreiterung nach auBen kann auch ein kurzes KalottenfuBgewolbe nach innen ausgebildet werden, das eine ahnliche Wirkung erzielt (Abb. 17.63). Bei Einbau eines KalottensohlgewOlbes aus Spritzbeton wird durch den provisorischen Ringschluss eine Aussteifung des Hohlraumes erzielt und die Spannungskonzentration im Bereich der
569
17.8 Sicherungsarbeiten, GebirgsvergUtung
17 KoIollenfuB-
verbreilenJl9
KaloitenFuBgewolbe Abb. 17.63 Tunnelquerschnitt mit Brustkeil und KalottenfuBverbreiterung bzw. KalottenfuBgew6lbe.
KalottenfiiBe abgemindert. Eine solche temporare Kalottensohle kann zwar hohere Druckkrafte aufnehmen, fur eine wesentliche Verminderung der Biegemomente und Querkrafte miissen allerdings die Anschliisse an die Ulmen deutlich ausgerundet werden. Der Nachteil einer solchen Sohlsieherung mit Spritzbeton ist, dass sie praktisch nieht kontrolliert werden kann. Eine vortriebsbegleitend eingebaute Spritzbetonsohle wird aus betriebliehen Griinden umgehend iiberschiittet und befahren. Mogliche Risse im Sohlbereich bleiben daher unentdeckt und konnen ein Tragfahigkeitsversagen des Gesamtsystems auslosen (s. STARK & FUGENSCHUH 2004). Anzeiehen fur einen kritischen Zustand der Sohle sind groBere Verformungen (> 15-20 cm), insbesondere auch HOrizontalverformungen der KalottenfiiBe. Dabei konnen die KalottenfiiBe abscheren, was eine schlagartige Schwachung des Tragsystems bedeutet. SINGER et al. (2009) beschreiben erstmals ein Messsystem, das es ermoglicht, in der Spritzbetonsohle auftretende Briiche zu erkennen und zu lokalisieren. Das System ist allerdings relativ aufwandig. Eine Kalottensohle muss auBerdem beim nachfolgenden Strossenausbruch wieder entfernt werden, was in einem Gebirge mit geringer Scherfestigkeit einen fiir die Standsieherheit kritischen Bauzustand bedeutet. Die zulassige Lange des offenen Bereiehes (ohne Ringschluss) ist dementsprechend zu begrenzen. Ein Kalotten-Strossenvortrieb mit geschlitzter Fahrrampe ist in einem solchen Fall zu vermeiden (Abb. 17.64).
Anstelle des baubetrieblich hinderlichen Einbaus einer Kalottensohle werden auch sog. Kalottenfu6pfahle eingesetzt. Hierbei werden in einem Abstand von 0,5-1,0 m Selbstbohrinjektionsanker o. A. von etwa 4 m Lange schrag nach auBen durch einen verbreiterten GewolbefuB gebohrt. Durch die Zementverpressung solI ein mittragender Mikropfahl entstehen (Abb. 17.71).
17.8.2 Ankersicherung Die Ankersicherung ist, wie der Spritzbeton, eine unverzichtbare Ausbaumethode, die ebenfalls rasch eingebracht werden kann und ein wirkungsvolles und wirtschaftliches Stutzmittel darstellt. 1m Tunnelbau wird meist noch mit halbmechanisierter Ankertechnik gearbeitet, d. h. maschinelles Bohren und manuelles Anker-
Abb. 17.64 Vortriebsschema nach der NOT mit geschlitzter Fahrrampe.
570 setzen. Die vollmechanisierte Ankersetztechnik mit maschinellem Bohren und Ankersetzen steckt noch in den Anfangen. Sie erfordert auBerdem ein streng systematisches Anordnungsschema der Anker.
17.82.1 Emtellung und Wirkungsweise der Anker 1m Gegensatz zum Felsbau Obertage, wo iiberwiegend Tiefenanker Verwendung finden, werden im Tunnelbau fast ausschlieBlich Kurzanker eingesetzt. 1hre Einteilung erfolgt nach folgenden Gesichtspunkten: dem Verwendungszweck (Ausbauanker, Sicherungsanker, Anker zur Gebirgsverbesserung bzw. Systemanker oder Einzelanker) der Wirkungsweise (Verbundanker, Anker mit freier Dehnstrecke) der Art der Kraftiibertragung (mechanisch wirkende Anker, Mortelanker, Kunstharzklebeanker, 1njektionsanker, Reibungsanker) der Ankerkraft (vorgespannte, angespannte oder schlaffe Anker) dem Werkstoff des Ankerschaftes (Stahlanker, glasfaserverstarkte Kunststoffanker sog. GFKAnker der Einsatzdauer (Kurzzeitanker, Daueranker). Die iiblichen Langen von Kurzankern betragen 3 bis 12 m, meist 4 bis 8 m, der Schaftdurchmesser 16 bis 32 mm, meist 20 bis 24 mm, der Bohrlochdurchmesser entsprechend 32 bis 51 mm. Die Tragkraft betragt bei den Kurzankern 100150 bzw. 200-250 kN, bei Stabankern hoher Tragkraft bis 600 kN. Kurzanker werden in der Regel nur fiir voriibergehende Zwecke (bis zu zwei Jahren) eingesetzt. Sollen sie als Daueranker wirken, sind besondere Anforderungen an den Korrosionsschutz zu beriicksichtigen (s. Abschn. 10.5.1). Ais einfache MaBnahmen zur Verlangerung der Nutzungsdauer werden eine Epoxidharzbeschichtung (umstritten) bzw. ein Abrostungszuschlag von 2 mm diskutiert. Anker mit freier Dehnstrecke sind Ankerstabe, die nur im Bohrlochtiefsten befestigt werden und die nach dem Erhiirten vorgespannt werden. Die freie Dehnstrecke kann spater ver-
17
Tunnelbau
mortelt werden. Anker werden auf Zug- und Scherbelastung ausgelegt, damit auch bei groBen Gebirgsverformungen die Tragfahigkeit des Gebirges erhalten bleibt. Bei handfest angespannten Ankern ist eine gewisse Verformung des Gebirges erforderlich, urn den Anker zum Abtragen der Krafte zu mobilisieren. Sollen die Verformungen gering gehalten werden, so miissen die Anker nach dem Abbinden entsprechend vorgespannt werden, wobei Vorspannkrafte auf 2/3 der Tragkraft iiblich sind. Bei tief liegenden Tunnelbauten, wo mit groBeren und unvermeidbaren Verformungen zu rechnen ist, werden Anker nicht vorgespannt. Verbundanker sind Ankerstabe, die in vermortelten Bohrlochern versetzt und nach dem Erharten des Mortels handfest angezogen werden (SN-Anker, Rohrinjektionsanker, IBO-Anker). Bedingt durch den kraftschliissigen Verbund iiber die gesamte Ankerstrecke erfolgt die Verspannung durch die differentielle Gebirgsdeformation. 1hr Wirkungsprinzip beruht bevorzugt auf einer Verbesserung der mechanischen Gebirgseigenschaften, indem sie die Steifigkeit (Kohasion) des Gebirges verbessern. Die Wirkung von Kurzankern besteht darin, dass der Verbund Spritzbeton/Gebirge und damit die Tragfahigkeit und das Verformungsverhalten der Spritzbetonschale verbessert werden. Durch wirkungsvolle Behinderung der Kluftkorperbeweglichkeit wird die Gebirgsauflockerung reduziert und die Verbandsfestigkeit des Gebirges im postfailure-Bereich weitgehend erhalten. AuBerdem wird die Gebirgsscherfestigkeit verbessert, und zwar sowohl durch die Scherkraft der Ankerstabe (Bewehrungskohasion) als auch durch Mobilisierung der Normalkraft, so dass im giinstigen Fall die Spitzenscherfestigkeit auf Trennfliichen aktiviert wird. Eine friihzeitig eingebaute Systemankerung bewirkt, dass die Spannungsumlagerung im Gebirge ohne groBeren Festigkeitsverlust ablauft und sie verhindert, dass vorhandene Trennflachen aktiviert werden und sich die Verformungen auf diese Trennflachen konzentrieren. Die Ankerung verhindert auBerdem die Neubildung von Bruchflachen und unterdriickt die Rissausbreitung (LAUFFER 1994, 1995).
571
17.8 Sicherungsarbeiten, GebirgsvergOtung
17.8.2 2 Ankert Den Die Eignung der einzelnen Kurzankertypen (Abb. 17.65) ist fUr die verschiedenen Gebirgsarten unterschiedlich und auf der Baustelle durch vergleichende Versuche unter Beachtung der einschlagigen Normen und Vorschriften zu priifen. Mechanisch wirkende Spreizanker oder Expansionsanker verlangen ausreiehende Druck- und Scherfestigkeit des Gesteins, das gleichzeitig sprode genug sein muss, damit sieh die Spreizelemente im Gestein verbei6en konnen und dieses nieht unter der hohen Dauerbelastung zerbrieht. Engstandige Kliiftung oder offene Kliifte sind ungiinstig; Wasserzutritt schadet in niehterweichbaren Gesteinen nieht. Als selbstbohrender Expansionsanker ist der EDI-Anker auf dem Markt (Abb. 17.67), der nachtraglich auch injiziert werden kann. Mortelgebettete Verbundanker eignen sich in weniger festen und auch erweichbaren Gesteinen sowie bei engstandiger Kliiftung bzw. in ausgebrochenen Bohrlochern. Nasse Bohrlocher schaden nieht, doch darf keine Ausspiilung des Zementleims auftreten. Mortelanker haben eine bestimmte Abbindefrist, bis ihre Tragwirkung voll erreicht wird. Ublich sind Mi:irtelmischungen, bei denen die Anker nach spatestens 6 Stunden die volle Tragkraft erreiehen. Schnellhartende Ankermortel konnen nach etwa 1 Stunde teilweise angespannt werden. Einer der weit verbreitetsten Mortelanker ist der sog. SN -Anker (benannt nach dem Kraftwerk Store-Norfors in Nordschweden), bei dem ein 48 mm-Bohrloch pneumatisch mit Mortel gefUllt und danach der Anker eingetrieben wird. Klebeanker mit Kunstharzklebepatronen haben eine ahnliche Anwendungsbreite wie Mortelanker. Mit Klebepatronen fixierte Anker lassen sieh aber bereits nach wenigen Minuten belasten.
Zementm6rt....Ank.r
SprelzdObehfonke,
Kunstharzldebe-Anlutr
Abb. 17.65 1m Tunnelbau verwendete Kurzankertypen (Firmenprospekt).
Versuche mit Kunstharzankern haben besonders in feinkornigen und geschieferten Gesteinen (Tonschiefer) hohe Tragfestigkeiten ergeben, wahrend die Werte in gri:iberkornigen Gesteinen (Sandstein, Gimmerschiefer) deutlich niedriger lagen (SLATALLA & ALBER 2007). In nassen Bohrloch ern ist die Haftung oft unzureichend. Eine wesentliche Verbesserung der Ankertechnik brachten die Rohrreibanker mit sofort wirkendem mechanischem Kraftschluss. Sie ki:innen auch in milden Tonschiefern, Tonsteinen und absandenden Gesteinen eingesetzt werden. Zu den Rohrreibankern gehort in erster Linie der sog. Swellex-Anker. Er besteht aus einem tiber seine ganze Lange eingestiilpten Stahlrohr, das im Bohrloch mit 300 bar Wasserdruck ausgeformt und mit dem Gebirge in Kontakt gebracht wird. Auf diese Weise tragt der Swellex-Anker tiber seine ganze Lange Krafte ab (Abb. 17.66). Swellex-Anker werden fUr verschiedene Lochdurchmesser (32-52 mm) und Belastbarkeiten (100-
Abb. 17.66 Wirkungsweise eines Swellex-Ankers im Gebirge (Firmenprospekt)
17
17 Tunnelbau
572
17 Abb. 17.67 Darstellung eines IBO-Injektionsankers (oben) und eines EDI-Expansionsankers (unten) mit Wirkungsweise des Expansionselements: (1) Pfeilbohrkrone (2) Expansionselement (3) Ankerkomponente (4) Mutter (5) Zugglied
200 kN) in Standardlangen bis 8 m angeboten Au6erdem gibt es davon einen mit einem speziellen Korrosionsschutz beschichteten Langzeitanker. Einen wesentliehen Fortschritt stellten die sog. selbstbohrenden Injektionsanker oder Injektionsbohranker dar, die besonders in stark zerkliifteten, gebrachen Gebirgsarten, in denen die normalen Ankerbohrlocher nieht iiber gro6ere Langen stehen, Vorteile bringen. Bei dies en Ankern ist eine gelochte Einmal-Bohrstange mit einer verlorengehenden Bohrkrone bestiickt, deren Schneidenformen auf das Gebirge abgestimmt sind. Das Stahlzugglied ist iiber Muffen auf 8 m bzw. 12 m verlangerbar. Mit Selbstbohrankern steht ein Ankertyp zur Verfiigung, mit dem auch in den schlechten Gebirgsverhaltnissen ein tragfahiger Anker gesetzt werden kann. Die am haufigsten verwendeten Selbstbohrlnjektionsanker sind der TITAN-Anker sowie der lBO-Anker (Injektions-Bohr-Anker; Abb. 17.67) und seine Weiterentwicklungen (lBIAnker = Injektions-Bohr-Anker mit Innengewinde) und insbesondere der Rotations-Injektions-Anker (RIA), bei dem durch Drehen wahrend des lnjektionsvorganges der Anker nieht auf der Bohrlochsohle zum Aufliegen kommt und eine einwandfreie Mortelumhiillung des Zuggliedes erreieht wird. Die lBO-und lBIAnker ohne oder mit Rotationsinjektion konnen tiber spezielle Nachverpressmuffen mehrfach nachverpresst werden. Glasfaserverstarkte Kunststoffanker (G FKAnker) weisen eine hohe mechanische Festigkeit und ein giinstiges Langzeitverhalten (Korrosionsbestandigkeit) auf. GFK-Vollgewindeanker
-
3
werden als Vollstabanker (Fiillmortel- oder Klebeanker), als Hohlstabinjektionsanker und auch als Selbstbohranker angeboten. GFK-Anker sind leicht zerspanbar, so dass sie gerne als Ortsbrustanker eingesetzt werden.
17.8.2.3 Einzel- und Systemankerung Die Anordnung von Ankern ist auch heute noch weitgehend Ermessenssache. Richtung und Lange der Anker hangen ab von dem Zweck, den sie erfiillen sollen und yom Trennflachengefiige. Anker sollen nie allein auf Zugkraftmaximierung ausgeriehtet sein, sondern so, dass sie die Verbundkontakte und Reibungswiderstande erhohen. Der zu siehernde Bereieh soli mogliehst auf kiirzestem Wege durchfahren werden. Die Anker sollen dabei moglichst senkrecht auf den Trennflachen, besonders auf der zu siehernden AblOsungsflache stehen. Zur Verhinderung von Auflocke rung und ErhOhung der Gebirgstragfahigkeit sollen Anker gleichzeitig moglichst radial gesetzt werden. Au6erdem miissen die Ankerplatten rechtwinklig zur Kraftrichtung satt anliegen, was notfalls durch ein Mortelbett erreicht werden kann. 1m Tunnelbau werden Einzelanker und Systemankerung unterschieden. Einzelankerung zur Blockaufhangung erfordert eine strenge Anpassung an das ortliehe Trennflachengefiige, wobei es sehr schwierig ist, etwa nach der keyblock-Methode (s. Abschn. 17.5.1 und BLii-MEL et al. 2002) die Verschneidung signifikanter Flachen und die darauf wirkenden Reibungskrafte abzuschatzen. Au6er dem Aufhangen von Einzel-
17.8 Sicherungsarbeiten, Gebirgsvergiitung
Abb. 17.68 Sicherung spannungsloser Gebirgsbereiche durch Firstanker.
kluftkorpern kommt auch eine flachenhafte Sicherung lokaler Ablosungen (sog. Sargdeckel) oder spannungsloser Gebirgsbereiche in Betracht (Abb. 17.68). Die Sicherung einzelner Kluftkorper, auch der sog. Schliisselsteine, erfolgt dabei durch die Spritzbetonschale. Auch Spannungskonzentrationen durch Querschnittsanderungen oder an Rissen bzw. Langsschlitzen im Spritzbeton konnen durch Einzelanker abgedeckt werden (s. Abb. 17.63). Da es im Allgemeinen schwierig ist, vorab anzugeben, wo bruchhafte Ablosungen bzw. welche Art von Briichen zu erwarten sind und wie tief die Brucherscheinungen ins Gebirge reichen, wird in den meisten Fallen Systemankerung angewendet. Eine Systemankerung kann bei entsprechender Ankerdichte und -lange aIle Wirkungen gleichzeitig abdecken. Die entscheidende Wirkung einer friihzeitig eingebauten Systemankerung besteht in der Verhinderung einer Gebirgsauflockerung und in der Bewehrung des Gebirges, die einer Gebirgsvergiitung gleichkommt (LAUFFER 1994). Die Anordnung der Ankerdichte (Anker/m 2 ) oder Anzahl der Anker pro Abschlag (Bogenfeld bzw. Laufmeter Tunnel, mit Skizze fUr die Ankeraufteilung) sowie die Festlegung der Ankerlange erfolgen meist empirisch nach den Gebirgsklassen (s. Abschn. 17.3.1). Die Ankerlange ist dabei so ausreichend zu wahlen, dass sowohl mogliche Felskeile als auch nicht direkt erkennbare seitliche Gleitflachen groBerer Ausdehnung abgedeckt sind (Abschn. 17.5.4).
573 Anker sind auch ein schnell einzubringendes und wirksarnes Mittel zur Ausbauverstarkung, wenn groBe Anfangsverformungen auftreten. Durch rechtzeitige Nachankerung (ErhOhen der Ankerdichte, Einsatz langerer Anker) konnen die Verformungen meist deutlich gebremst werden. Fiir Nachankerungen werden haufig Fiillmortelanker mit sofort abbindenden Kunstharzpatronen im Bohrlochtiefsten verwendet. Obwohl es bis heute nicht moglich ist, die Ankerwirkung bzw. die Gebirgsverbesserung durch die Ankerung zu quantifizieren, werden Anker in FE-Berechnungen entweder als diskrete Stabelemente nachgebildet oder in der geankerten Zone urn die Tunnelschale wird vereinfacht eine Erhohung der Kohasion angesetzt. Bei seicht liegenden Tunneln in Mittelgebirgen und im stadtischen Verkehrswegebau kann man bei kleinen Querschnitten auf eine Ankerung verzichten, wenn die Oberlagerungslasten allein vom Spritzbetonausbau aufgenommen werden konnen. Bei groBen Querschnitten empfiehlt sich auf jeden Fall eine Ankerung der Kampferbereiche. Die ZweckrnaBigkeit und Wirkung von Firstankern ist nur bei sofortigem Einbau gegeben. Insgesamt hat sich in den letzten Jahren die Meinung durchgesetzt, dass eine verstarkte Ankerung einer KalottenfuBverbreiterung und vor allen Dingen dem Einbau eines Kalottensohlgewolbes vorzuziehen sind. Bei tief liegenden Hochgebirgstunneln wird allgemein mit intensiver Brustsicherung (lange Ortsbrustanker) und einer engstandigen Systemankerung mit Ankerlangen von 8-12 m (Abb. 17.69), notigenfalls auch im Sohlbereich, gearbeitet, urn das im Gebirge vorhandene Festigkeitsdefizit zu verbessern. Bei druckhaftem Gebirge mit anhaltend groBen Verformungen wird auBer einem raschen Ringschluss, mit einer nachgiebigen Ausbruchsicherung mit Stiitzmitteln mit hohem Deformationsvermogen gearbeitet (s. JENNI 2004; POTTLER et al. 2006; EHRBAR & HOFLE 2008) sowie einer intensiven Systemankerung mit bis zu 12 m langen Radialankern bei Abstanden < 1 m. Als zusatzliche MaBnahmen kommen Rock-Fracturing-Injektionen in Betracht.
7
574
17
17 Tunnelbau
Anker
r
Anker
Kunststoffmh",
Abb. 17.69 Lange Ortsbrustanker und Systemankerung bei einem tief liegenden Hochgebirgstunnel.
17.8.3 Firstsicherung durch SpieBe, Dielen oder Schirme In schlechteren Gebirgsabschnitten konnen zur Firstsicherung gegen Nachfall oder kleinere Nachbruche sowie zur Sicherung der Ortsbrust und Minimierung der Verformungen Voraussicherungen im Firstbereich vorgenommen werden. Dabei kommen folgende MaBnahmen in Betracht: SpieBe, InjektionsspieBe, Dielen, Schirme (Rohrschirme oder Injektionsschirme). In dunnbankigen, stark zerbrochenen und damit stark nachbruchigen bis gebrachen Gebirgsbereichen werden uber den Stahlbogen zur Firstsicherung haufig Spie:6e eingerammt oder in Bohrlocher eingetrieben bzw. als Selbstbohranker eingebohrt (Abb. 17.70), damit der Vortrieb im Schutze dieser vorauseilenden Sicherung erfolgen kann. SpieBe sind auch eine wirksame Sicherung gegen Mehrausbruch und bewirken eine Entlastung der Ortsbrust (s. Abschn. 17.5.5.1). Der Abstand der SpieBe betragt allgemein 0,20,4 m, ihre Lange meist 4-6 m, mindestens jedoch 3 Bogenabstande, wobei uber jeden zweiten Bogen gespieBt wird. Ohne Bogenauflager haben Spie:6e wenig Wirkung. Vermortelte Spie:6e haben eine bessere Wirkung als einfach in BohrWcher eingesteckte Ankerstabe. Selbstbohrende InjektionsspieBe werden bis 12 m Lange verwendet (sog. lBO-Schirm). Derartige SpieBschirme mit variabler Stuckzahl (25-50 Stuck) bei jedem
j_ 13·15m
_I
Mehrausbruch
Slahlbogen
zweiten Abschlag sind eine haufige SicherungsmaBnahme (s. HELMBERGER & LACKNER 2004; HOLZLEITNER et a1. 2004). In gebrachem bis druckhaftem Gebirge (Storungszonen) kommen zur Firstsicherung auch Injektionsspie:6e zum Einsatz. Bei diesem Verfahren wird das Gebirge durch Einpressen von Zementsuspension ortlich vergutet. In lockergesteinsartigen Gebirgsarten konnen auch Vorpfanddielen eingetrieben werden. Voraussetzung fUr den Einsatz von Dielen ist die Rammbarkeit des Gebirges (s. HELMBERGER & LACKNER 2004). Bei geringer Standzeit des Gebirges bzw. zur Setzungsbegrenzung konnen die einzelnen Ausbruchsquerschnitte (meist Kalottenvortrieb) im Schutze eines SchirmgewOlbes aufgefahren werden (Abb. 17.7l). Von Vorteil sind einfache Rohrschirme (Stahlrohre 0 ~ 10 cm, Wandstarke > 6 mm), die mit dem vor Ort vorhandenen Tunnelbohrwagen hergestellt werden konnen. Die Rohre werden durch Zementverpressung kraftschlussig im Gebirge eingebunden (s. HOLZLEITNER et a1. 2004). Mit diesem Bohrverfahren sind Schirmlangen von 15 bis 30 m beherrschbar, wobei die beim Bohren auftretenden Abweichungen, die sehr stark von den ortlichen Gebirgsverhaltnissen abhangig sind, begrenzt bleiben mussen (s. Abschn. 4.8.2). Der Abstand der Rohre untereinander liegt meist bei wenigen Dezimetern. 1m kohasionsarmen Gebirgsarten werden zur Stabilisierung des Ausbruchs und der Ortsbrust auch Injektionsrohrschirme oder DSV- bzw. HDI-Schirme von 15 bis 30 m Lange und einer langsseitigen Oberlappung von 3 bis 5 m hergestellt (Abb. 17.7l). 1m Festgestein werden in der
575
17.8 Sicherungsarbeiten, Gebirgsvergutung
17
Abb. 17.70 Einbau von InjektionsspieBen zur Firstsicherung und von First- und KalottenfuBinjektionen zur Gebirgsvergutung.
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Abb. 17.71 Voreilender Rohrschirm zur Firstsicherung eines Kalottenvortriebs und HDI-/DSV-Ulmenpfahle zur besseren Lastabtragungo
576
Regel Packerinjektionen eingesetzt, in Lockergesteinen Manschettenrohrinjektionen oder z. T. auch DSV-/HDI-Schirme (s. Abschn. 7.4.5 und MAIDL & STEIN 2002; SCHOLZ & PALLA 2007; FEISTMANTL et al. 2009). Rohrschirme werden auch zur Unterfahrung setzungssensibler Abschnitte, wie z. B. Gleisanlagen oder empfindlicher Bebauung eingesetzt (HORNICH & GEISLER 2008). Tiefer heruntergezogene DSV-Rohrschirme haben den Vorteil, dass sich urn den Tunnel eine gewisse Gewolbewirkung ausbilden kann (WITTKE 2009). Bei geringer Uberdeckung ist bei der Schirmherstellung eine Kontrolle etwaiger Hebungen erforderlich (SCHOLZ & PALLA 2007). 1m Untersinntal wurden DSV-SchirmumschlieBungen fur Vortriebe unter Druckluftbedingungen hergestellt (PALLA & LEITNER 2009). AuBer der Firstsicherung konnen mit dem Dusenstrahl-Verfahren auch DSV-Schurzen in der Strosse bzw. Ulmenpfahle zur besseren Lastabtragung hergestellt werden (Abb. 17.7l).
17.8.4 Gebirgsvergutung ~ urch Injektionen In wenig tragfahigem Gebirge reichen die bisher behandelten Stiitzmittel manchmal nicht aus, urn die Gebirgsverformungen wirksam zu begrenzen. In solchen Hillen wird als BaubehelfsmaBnahme eine Gebirgsvergutung mittels Injektionen vorgenommen. Durch die Injektionen wird versucht, eine Gebirgsverspannung und damit eine Verbesserung der mittragenden Wirkung des Gebirges sowie des Verformungsverhaltens zu erreichen. Die Injektionstechnik und die Injektionsmittel sind im Abschn. 7.4.4 beschrieben. InjektionsmaBnahmen mussen nach Moglichkeit den Herd der groBten Verformungen verbessern, d. s. haufig die Auflockerungszone uber der Firste oder der Ulmenbereich. Mit 30° bis 45° ansteigend gebohrte Injektionsanker konnen zur Verbesserung der Lastabtragung bzw. flach ansteigend gebohrte Injektionsanker zur Stabilisierung der Ortsbrust vorgesehen werden. Bei gleichzeitigen Einsatz von WasserhaltungsmaBnahmen und zementhaltigen Injektionen muss en Sicherheitsabstande gegenuber zu schutzenden Anlagen (Kanale, Brunnen) eingehalten werden, die je
17 Tunnelbau
nach den Eigenschaften des Grundwasserleiters bei Lockergesteinen mindestens 5-15 m betragen, im Fels entsprechend der Kluftgeometrie meist wesentlich mehr. Kernfrage ist zunachst immer die Injizierbarkeit des Gebirges und die Abschiitzung der Vergutungswirkung. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass in der oberflachennahen Auflockerungszone bei den ublichen Injektionsdrucken von 5 bis 10 bar haufig schon eine leichte AufreiBwirkung an Ablosungsflachen und damit eine gewisse Injektionswirkung auftritt. Der Injektionsmortelverbrauch kann uberschlagig mit 0,5 bis 1,0 m 3Jm Tunnel kalkuliert werden. Die einfachste Injektionstechnik ist die Verwendung von IBO- bzw. IBI -Ankern, bei denen das Gebirge auf Ablosungsflachen infolge Gebirgsauflockerung aufgerissen wird und sich Zementlamellen ausbilden (s. Abschn. 7.4.4). 1st damit keine Wirkung zu erzielen, so konnen in freistehenden Bohrlochern sog. Gebirgspacker (050 mm) eingesetzt werden, die aber ebenfalls nur sogenannte Einlochinjektionen darstellen, bei denen im Gebirge nur eine geringe Druckwirkung ankommt. EinigermaBen echte Injektionswirkung ist nur mit Manschettenrohren und stufenweiser Verpressung zu erreichen. Dabei sollen bei oberflachennahen Tunneln COberlagerung bis 20 m) und im Nahbereich des Tunnels (3 bis 4 m) nur Niederdruckinjektionen mit von 5 bis 10 bar angewendet werden. Erst im Schutze einer solchen Nahinjektion kann dann ein auBerer Injektionsring mit hoheren Drucken vorgesehen werden. In Schichtgesteinen reiBen dabei allerdings schon die Schichtflachen auf (s. Abschn. 18.4.3). In einem einigermaBen injektionsfahigen Gebirge wird mit Injektionen auBer einer Verbesserung der Gebirgsverformungen meist auch eine deutliche Verminderung der Wasserzutritte im Tunnel erreicht (PRINZ & HOLTZ 1989). Die verschiedenen Verpressmethoden und ihre Anwendungsgrenzen sind im Abschn. 7.4.4 beschrieben. In Storungszonen mit Gebirgsauflockerung kommen VerfUllinjektionen, Z. T. mit Mortelpasten und Nachinjektionen mit Zementsuspensionen in Betracht (Abb. 17.72). Der Verbrauch an Injektionsgut kann mehrere Prozente (bis 10%, im Ausnahmefall auch > 15 %; S. Abschn. 3.4.3.2) der behandelten Felskubatur erreichen. Bei tektonischer Gebirgsauflockerung und im Einflussbereich von HangzerreiBung mit Z. T. spaltenartigen Kluftweiten, sollten die Massenansatze fUr
577
17.8 Sicherungsarbeiten, GebirgsvergOtung
•
Bohrloch zur Verfullung
)( Bohrloch zur Nachinjektion
r
ET
g
E
11
-=='-'I::~
I---
ca. 45 m
----01
durchlaufende Starung
Draufsicht
Uingsschnitt
Abb. 17.72 Beispiel einer InjektionsmaBnahme zur Beherrschung einer tektonischen St6rungszone im Portalbereich eines Tunnels im Buntsandsteingebirge mit Kluftweiten > 10 cm.
die Verpressmengen entsprechend reichlich angesetzt werden (s. GEISSLER & MOKER 1993). In bedingt injektionsfahigem Gebirge wird haufig das Rock-Fracturing -Verfahren eingesetzt (s. Abschn. 7.4.4). Dabei wird kein homogen durchsetzter Injektionskorper angestrebt, sondern ein bewusstes Aufreifien vorhandener Trennflachen und eine Verspannung des Gebirges zur Erhohung der Scherfestigkeit und der Steifigkeit. Das Injektionsraster muss entsprechend eng gewahlt werden (1,0 bis 1,5 m). Ais Verpressgut werden meist feststoffreiche Zementsuspensionen mit geringer Bentonitzugabe gewahlt (s. Abschn. 7.4.4). Die Bewertung der Ergebnisse anhand des Injektionsvorganges und der Verpressgutaufnahme ist meist nicht quantifizierbar. In der Regel ist wenig Verpressgut auffindbar, wobei bevorzugt Schichtflachen aufgerissen werden. Zur sicheren Unterfahrung von Gebauden werden sog. aktive Gebaudesicherungsmafinah-
men in Form von Hebungsinjektionen (compensation Grouting) eingesetzt. Sie zahlen zu den Niederdruckinjektionen nach dem Prinzip des Hydraulic-Fracturing (Abschn. 7.4.4). Dazu werden von verschiedenen Ansatzpunkten aus (Abb. 17.73) Bohrungen facherartig bis unter die Griindung vorgetrieben und im Bereich der zu erwartenden Setzungsmulde iiber Manschettenrohre in einem ersten Schritt eine definierte Menge hydraulischen Bindemittels eingepresst (Verfiillund Kontaktinjektion). Durch die Verdichtungswirkung wird eine Gebirgsverbesserung erreicht. In der zweiten Injektionsphase kommt es dann zu einem weiteren Spannungsanstieg und schlieBlich zu steuerbaren Hebungen. Mit einer Vorhebungsinjektion wird notigenfalls das Gebaude leicht angehoben und die wahrend der Unterfahrung auftretenden Setzungen dann mit weiteren Ausgleichsinjektionen soweit reguliert, dass die zulassigen Schiefstellungen bzw. Winkelverdre-
SOilfrac.Sehandlungsbefeich 5. Serw::etunnel
Abb. 17.73 M6gliche Ansatzpunkte fOr Kompensationsinjektionen fOr Gebaudeunterfangungen (Firmenprospekt).
17
578
hungen (1: 300 bis 1: 500) nicht iiberschritten werden. Dazu miissen durch geeignete Messsysteme sowohl die Injektionsarbeiten (Druck, Menge; s. Abschn. 7.4.4) gesteuert als auch die Bewegungen des Gebaudes kontrolliert werden (DIN EN 12715 und BUCKER et al. 2006; FEWSON & SCHUMACHER 2006; ERICHSEN et al. 2007; KNITSCH 2008; MAIER & GLUCKERT 2009; WITTKE & WITTKE-SCHMITT 2009).
I
17.8.5 Gebirgsvergutung durch Bodenvereisung
In tonigen und feinsandigen Schluffen sowie feinsandig-kiesigen Boden kann zur Stabilisierung und Abdichtung des Bodens urn den geplanten Querschnitt oder auch nur in Teilbereichen (z. B. Firste) Bodenvereisung eingesetzt werden (s. BAYER 2002). Der geschlossene wasserdichte Frostkorper liefert neben einer Verbesserung der Tragfahigkeit zugleich eine zuverlassige MaBnahme zur Beherrschung des Grundwassers wahrend der Bauzeit. Grundsatzliche Voraussetzungen sind ein gewisser Wassergehalt des Bodens und eine geringe Stromungsgeschwindigkeit des Grundwassers. Durch den konvektiven Warmeentzug verzogert stromendes Grundwasser den Gefrierprozess und erhoht den Aufwand fUr den Erhalt des Frostkorpers. Die maBgebende EingangsgroBe ist die GrundwasserflieBgeschwindigkeit in Form der Filtergeschwindigkeit v (s. Abschn. 2.8.1). Diese kann bei bekannter Durchlassigkeit tiber ein System von Grundwassermessstellen ermittelt werden (ZIEGLER & BAIER 2008 und bes. 2009). Die DurchIassigkeit sollte dabei mittels Feldversuchen bestimmt werden (Abschn. 2.8.4), wobei unterschiedliche Durchlassigkeiten einzelner Schichten zu beachten sind. Die Filtergeschwindigkeiten liegen allgemein bei 0,25 bis 1,5 mid (s. Abschn. 2.8.6). In das Untersuchungsprogramm sind auBerdem Gefrier- und Auftauversuche an Bodenproben zur Abschatzung thermischer Kennwerte (Abschn. 20.l.2) aufzunehmen sowie Temperaturmessungen in Bohrlochern, urn den jahreszeitlichen Temperatur-
17 Tunnelbau
verlauf in den betreffenden Tiefenstufen zu erkunden. Ais Kiiltetrager fUr den Gefriervorgang werden fliissiger Stickstoff (-196°C), fliissige Luft (-193°C) oder Sole, z. B. 30%-ige Kalilauge (-40°C), verwendet. In den Baugrund werden Gefrierrohre eingebaut, in denen der Kaltetrager zirkuliert. Durch den kontinuierlichen Warmeentzug bilden sich urn die Gefrierrohre zylinderformige Eisblocke, die im Laufe der VereisungsmaBnahme zu einem dichten Eiskorper zusammenwachsen. Die Kappendicke solI mindestens 1,5 bis 2,5 m betragen. Die Kontrolle des Eiskorpers kann tiber Temperaturmesslanzen im Eiskorper selbst (Sollwert min -10 0c) und an der zu erwartenden auBeren Frostgrenze (Sollwert 0 DC) erfolgen. Ein Problem ergibt sich haufig dadurch, dass der Ausbruchquerschnitt innen teilweise zufriert, was die Vortriebsleistung mindert. Die I1l.l!ist ± horizontalen Vereisungsbohrungen mtissen ggf. richtungsgesteuert gebohrt werden. Beim Bohren gegen den Grundwasserdruck werden Preventer eingesetzt (s. Abschn. 4.6). Bei groBeren Langen kommen auch TVM-vorgetriebene Mikrotunnel in Betracht (SEEGERS et al. 2010). Ein Vortrieb mittels Bodenvereisung ist nicht frei von Verformungen. Beim Gefrieren des Bodens wird ein GroBteil des Porenwassers gefroren, was mit einer Volumenvergro6erung des Porenwassers urn 9% verbunden ist. Zusatzlich diffundiert bei frostempfindlichen Boden (s. Abschn. 12.4.1) durch den Unterdruck an der Gefrierfront Wasser in die Gefrierzone, wodurch sich an der Grenze yom gefrorenen zum ungefrorenen Boden Eislinsen bilden konnen. Beide Vorgange sind von der Dberlagerungslast abhangig, wobei sich auch bei Auflasten von 400 kN/m 2 noch Frosthebungen einstellen konnen (FILLIBECK et al. 2005). Beim Gefriervorgang konnen so zunachst Hebungen auftreten, die nach dem Vortriebsdurchgang in Setzungen umschlagen. MaBnahmen zur Begrenzung der Frosthebungen werden bei FILIBECK (2005) diskutiert. Bei bindigen Boden besteht au6erdem die Gefahr des spateren Aufweichens. Zur Kontrolle dieser Vorgange ist ein entsprechendes Messprogramm vorzusehen (s. LIEBICH 2006).
8
Talsperrengeologie
Stauanlagen sind Bauwerke, mit denen ein au6erordentliches Energiepotenzial aufgestaut wird, welches tiefreichende Veranderungen im hydraulischen und hydrostatischen System bewirkt. Hinzu kommt, dass die Wasserwege und die Bewegung des Wassers im Gebirge schwer einzuschatzen und sowohl versuchstechnisch als auch durch Modellrechnung schwierig zu erfassen sind. In der Bundesrepublik Deutschland gelten fUr Stauanlagen die DIN 19 700 (2004), Teile 10 bis 15: Teill0 Stauanlagen - Gemeinsame Festlegungen Teilll Talsperren Teil12 Hochwasserriickhaltebecken Teil13 Staustufen (Wehre) Teil 14 Pumpspeicherbecken TeillS Sedimentationsbecken. Dazu kommen neuerdings die Merkblatter eines gemeinsamen Ausschusses DAW, DGGT und DTK (s. Anhang). Dariiber hinaus sind ggf. die DIN EN 13361, Geosynthetische Dichtungsbahnen - Eigenschaften, fUr die Anwendung beim Bau von Riickhaltebecken und Staudammen sowie das BAW-MSD Merkblatt fiir die Standsicherheit von Dammen (2005) zu beriicksichtigen. Stauanlagen (d. h. Talsperren, Hochwasserriickhaltebecken oder Pumpspeicherbecken) werden nach Stauraum, Hohe des Absperrbauwerks und dem Gef
2
Gefiihrdungspotenzial
Stauhohe (m)
Stauraum (m)
groBe Anlage
> 15
> 1 000000 groB
mittlere Anlage
10-15
3000001000000
TSK
mittel
H. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
3
kleine Anlage
5- 10
4
sehr kleine Anlage
1- 5
100000300000 30000100000
mittel gering gering
Stauanlagen dienen fiir verschiedene Zwecke: Energiegewinnung, Brauch- oder Trinkwassergewinnung, Hochwasserriickhaltung und der Naherholung. Bei den Hochwasserriickhaltebecken sind solche mit und ohne Dauerstau zu unterscheiden, wobei bei den Letzteren nur mit einem kurzzeitigen Einstau (1 bis 7 Tage) in gro6eren Zeitabstanden zu rechnen ist. Wasserverluste sind solange unerheblich, wie der Riickhalteeffekt sowie Erosions- und Standsicherheit des Absperrbauwerks und der Talflanken gewahrleistet sind. Zu den ingenieurgeologisch relevanten Hauptdaten einer Talsperre gehoren: Einzugs- und Niederschlagsgebiet, das gegebenenfalls durch Beileitungen vergro6ert werden kann (in ha oder km 2 ) Gesamtstauraum bzw. nutzbarer Stauraum (in hm 3 ) Wasserflache (in ha oder km 2 ) Feststofffracht Gro6te Lange/gro6te Breite des Stauraums Damm- bzw. Mauerhohe (Querschnittsgestaltung) Kronenlange, Kronenbreite Boschungsneigungen (bei Dammen) Dichtungskonzept. Als Kostenvergleich dient in der Regel das Verhaltnis Gesamtkosten/nutzbarer Staurauminhalt oder der sog. Speicherkennwert, d. i. das Verhaltnis Staurauminhalt/Kubatur des Absperrbauwerks.
580
18
18.1 Ingenieurgeologische Arbeiten Stauanlagen sind individuelle Bauwerke mit jeweils eigenen typischen Merkmalen, die nach Art und Umfang angepasste Untersuchungen der hydrogeologischen und ingenieurgeologischen Situation erfordern. Die ingenieurgeologischen Untersuchungsarbeiten fUr ein Talsperrenprojekt werden in der Regel aufgeteilt in Voruntersuchungen fUr die Planung (Standortplanung, Vorplanung und Planung fUr wasserrechtliche Verfahren) Untersuchungen fUr die AusfUhrungsplanung Mitarbeit bei der Bauausfiihrung einschlieBlich Probestau Kontrolle wahrend des Staubetriebs und bei Unterhaltungsarbeiten.
18.1.1 Voruntersuchungen fUr die Planung 1m Rahmen der Voruntersuchung sind anhand vorhandener Unterlagen oder bereits mit Hilfe von ersten Aufschlussarbeiten die geologischen und hydrogeologischen Verhaltnisse nicht nur im Bereich der Sperrenstelle und des Stauraumes, sondern auch in tief liegenden Nebentalern zu erkunden. Dazu gehoren die Schichtenfolge und Gesteinsausbildung, insbesondere erosionsgefahrdete oder losliche Gesteine die Verwitterungserscheinungen und Gebirgsauflockerung der Gebirgsbau (Tektonik) und das Trennflachengefiige die Grundwasserverhaltnisse, insbesondere Wasseraustritte oder Schluckstellen Rutschungen, Karsterscheinungen, Altbergbau. Eingehende morphologische Studien, geophysikalische Oberflachenmessungen und eine Luftbildauswertung konnen wertvolle Hinweise auf Storungs- und Zerriittungszonen sowie auf Rutschungen und gegebenenfalls auf verdeckte Karstformen geben. Auch der Primarspannungs-
18 Talsperrengeologie
zustand (s. Abschn. 2.6.9 und 4.2.4) und die Erdbebensituation (Abschn. 18.2.6) sind im Rahmen der Voruntersuchungen anzusprechen und notigenfalls Sonderuntersuchungen zu veranlassen. Falls keine entsprechenden geologischen Karten zur Verfiigung stehen, wird in der Regel eine geologische Spezialkartierung durchgefUhrt, und zwar fUr den Stauraum und seine Flanken im MaBstab 1: 10 000 bis 1: 5000, fUr den Bereich der Sperrenstelle im MaBstab 1:5000 bis 1:500. Die Ergebnisse der Voruntersuchung sollen eine generelle Klarung der baugeologischen Verhaltnisse bringen, nach welchen zu entscheiden ist, ob das geplante Bauwerk unter Beachtung der technischen und wirtschaftlichen Moglichkeiten durchfUhrbar ist, sowie bejahendenfalls Kriterien fUr die Wahl des giinstigsten Standortes und der Konzeption fUr das Absperrbauwerk. Dazu gehoren Angaben iiber die Durchlassigkeit des Untergrundes an der Sperrenstelle (Unter- und Umlaufigkeit) und im Stauraum Abdichtungsmoglichkeiten Tragfahigkeit und Setzungsverhalten des Untergrundes an der Sperrenstelle Standfestigkeit der Flanken des Stauraumes (Rutschungen) Dammbaustoffe und Dichtungsmaterial bzw. Betonzuschlagstoffe. Weiterhin ist aufzuzeigen, welche geologischen Faktoren bzw. Boden- und Felseigenschaften entscheidende Bedeutung fiir das geplante Bauwerk haben. AuBerdem sind Vorschlage iiber Art und Umfang der weiteren Untersuchungsarbeiten zu geben.
18.1.2 Untersuchung fur die BauausfUhrung 1m Rahmen der Hauptuntersuchungsphase werden die bereits bei den Voruntersuchungen erkannten ingenieurgeologisch-geotechnischen Probleme weiter verfolgt. Ais wichtigste Eigenschaften seien hier nur die Durchlassigkeit, die Verformbarkeit und die Scherfestigkeit des Gebirges sowie notigenfalls die Ermittlung des Primarspannungszustandes genannt.
581
18.2 Spezielle Problemstellungen
18.1.3 Mitarbeit bei BauausflihL rung, Probestau und Betrieb Wahrend der Bauausfiihrung sind Baugruben und Fundamentsohlen abzunehmen sowie samtliche neuen Aufschliisse ingenieurgeologisch aufzunehmen und zeichnerisch und (oder) fotografisch festzuhalten, wobei im Fels besonderer Wert auf eine detaillierte Aufnahme des Trennflachengefiiges gelegt werden muss. Die Kontrollen der Grundwassermessstellen und Quellschiittungen sind fortzufiihren. Die Arbeiten zur Abdichtung und Vergiitung des Untergrundes und fiir DranmaBnahmen sind in Zusammenarbeit mit dem Boden- bzw. Felsmechaniker zu iiberwachen und die notigen Erganzungen festzulegen. In Zusammenarbeit mit dem Boden - und Felsmechaniker kann der Ingenieurgeologe nicht nur bei der Baukontrolle (Verdichtungspriifung, Setzungs- und Verformungsmessungen, Porenwasserdruckmessungen) mitwirken, sondern auch bei den unerlasslichen Kontrollmessungen wahrend des Betriebs einer Stauanlage. Dazu gehoren auBer den unverzichtbaren visuellen Kontrollen aller Anlagenbereiche vor allen Dingen die Wasserstande (Zufluss, Seewasserspiegel, Abfluss, Grundwassermessstellen), Quellschiittungen, Niederschlag und Temperatur Sickerwassermengen im Dransystem mit Feststellung von Triibungen Wasserdruckverlauf im Absperrbauwerk und im Untergrund Verformungsmessungen im Damm und im Untergrund und notigenfalls seismische Dberwachung. Der erste planmaBige Anstau einer Talsperre gilt als Probestau. Dieser ist gemaB DIN 19700 stufenweise mit Aufstau- und Beharrungsphasen vorzunehmen. Vor Beginn eines Probestaus ist eine Dberpriifung aller Mess- und Kontrolleinrichtungen vorzunehmen (Nullmessung). Die Kontroll- und Messeinrichtungen sind danach in kurzen Zeitabstanden zu beobachten, so dass jederzeit ein Dberblick iiber den Belastungszustand des Gesamtbauwerks und des Gebirges, besonders auch iiber die Grundwasser- und Stromungsverhaltnisse gegeben ist. Dem Ingenieurgeologen obliegt dabei besonders die Dber-
wachung der Grundwasser- und Stromungsverhaltnisse im Gebirge sowie die Beobachtung der Flanken des Stausees auf sich abzeichnende Rutschungen und auf Quellaustritte in Nebentalern. Als Abschluss des Probestaus und dann jeweils nach drei bis fiinfBetriebsjahren werden Stauanlagen bis auf den Totraum abgelassen. Hierbei wird, wenn Schlucklocher u. a. zu erwarten sind, der mit Schlammablagerungen bedeckte Seeboden nach solchen abgesucht. Schlucklocher sind am besten bei noch geringer Wasseriiberdeckung von 0,5 bis 1 m zu erkennen, da sie dann unter dem Wasserdruck noch offen stehen, wahrend der weiche Schlamm nach dem Trockenfallen zusammensackt. Stauanlagen unterliegen nach DIN 19700 einer Sicherheitsiiberwachung. Diese erfolgt als Eigeniiberwachung durch den Betreiber Fremdiiberwachung nach den Vorgaben des WHG und der DIN 19700 durch die AufsichtsbehOrde oder deren Beauftragte.
18.2 Spezielle Problemstell ungen Die iiblichen ingenieurgeologischen Untersuchungsmethoden, einschlieBlich Luftbildgeologie und Geophysik, sind in Abschnitt 4 ausfiihrlich behandelt. Bei der Ausschreibung und beim Ansetzen von Aufschlussarbeiten ist darauf zu achten, dass abdichtende Deckschichten oder dichtende Schichten im tieferen Untergrund nicht beschadigt werden. Die Beseitigung dieser Schaden muss in der Ausschreibung aufgenommen und deren Ausfiihrung iiberwacht werden. Bohrlocher sind durch Quellton und ZementBentonit-Pfropfen zu verschlieBen und notigenfalls zusatzlich zu injizieren. Die Anzahl und Tiefe von Bohraufschliissen richten sich nach der geologischen Situation, der Tragfahigkeit und Durchlassigkeit des Untergrundes sowie der Art und Hohe des Absperrbauwerks. Die Abstande der Bohrpunkte sollen nach DIN 4020 (2003) zwischen 25 und 75 m betragen. Fiir kleinere Objekte wird in der Regel 6 bis 10m tief in den festen Fels gebohrt. Bei groBeren Projekten gilt als Faustregel, so tief zu bohren, wie die Stauhohe ist und einige Bohrungen
18
582
1
bis in groBere Tiefen abzuteufen (doppelte Stauhohe oder bis in den tieferen Untergrund). 1m Grundungsbereich des Absperrbauwerks empfiehlt es sich, zunachst ein mehr oder weniger regelmaBiges Querprofil abzubohren, das nach Bedarf durch zwischengesetzte Bohrungen erganzt wird. An den Talrandern bzw. zur Erfassung steil stehender Trennflachen oder tektonischer Strukturen werden Schragbohrungen mit Neigungen von 70°, 60° oder 45° ausgefUhrt. 1m Bereich des Absperrbauwerks werden die Bohraufschlusse bei Bedarf durch Schurfe oder Schurfschlitze bis in Felsuntergrund erganzt, die einen besseren Einblick in die Gebirgsbeschaffenheit der Grundungssohle erlauben. Bei den Aushubarbeiten darf nicht gesprengt werden. Bei groBeren Sperrbauwerken, besonders Staumauern, kann auch ein rechtzeitig vorab ausgefUhrter Aushub der Baugrube bis 1 m uber Grundungsniveau in Betracht gezogen werden, der einen luckenlosen Untergrundaufschluss bietet. Bei groBeren Talsperren und (oder) schwierigen geologischen Verhaltnissen werden fast immer Erkundungsstollen vorgesehen. Sie solI ten nach Moglichkeit so geplant werden, dass sie spater als Verpress- oder Dranstollen verwendet werden konnen. Erkundungsstollen konnen fUr felsmechanische Messungen (Spannungsmessungen, Verformungsmessungen) und andere felsmechanische Feldversuche genutzt werden. Besonderer Wert ist auf die Erfassung der Grundwasserverhaltnisse zu legen. 1m Rahmen der Bohrarbeiten sind ausreichend Grundwassermessstellen einzurichten (s. Abschn. 4.6). Mit der Messung der Grundwasserstande sollte mindestens zwei Jahre vor Beginn der Bauarbeiten begonnen werden. Sie dienen nicht nur als Grundlage fUr die bautechnischen MaBnahmen, sondern vor allen Dingen auch fUr die Beurteilung der zu erwartenden Anderungen der Grundwasser- und Stromungsverhaltnisse beim Einstau und fur die spatere Kontrolle. Die Grundwassermessstellen sind so anzuordnen, dass Grundwassergleichenkarten fUr die Zeit vor, wahrend und nach dem Einstau erstellt werden konnen, und zwar fUr die gesamte betroffene Umgebung, einschlieBlich etwaiger Nebentaler. An Quellaustritten im Stauraum und in der naheren Umgebung, besonders in tief liegenden Nebentalern, sind Schuttungsmessungen vorzu-
18
Talsperrengeologie
nehmen, urn spater beim Einstau Vergleichswerte zur Beurteilung des Einflusses des Einstaus auf den Wasserhaushalt der naheren Umgebung zur VerfUgung zu haben. An moglicherweise betroffenen baulichen Anlagen sind Beweissicherungsverfahren zu veranlassen, urn spateren Schadensersatzanspruchen gerecht werden zu konnen. Zu den besonderen ProblemsteUungen im Talsperrenbau, die den Ingenieurgeologen betreffen bzw. in enger Zusammenarbeit mit ihm zu bearbeiten sind, gehoren: Durchlassigkeit des Untergrundes Sickerwasserverluste Raumstellung der wasserleitenden Elemente erosionsgefahrdetes Gebirge veranderlich -feste Gesteine Stabilitat der Flanken des Stauraumes verdeckte Talformen tieferes Vorflutniveau von Nebentalern groBflachiges Anheben der Grundwasseroberflache wasserlosliche Gesteine, Karsthohlraume, Altbergbau Erdbeben, besonders auch induzierte Seismizitat.
18.2.1 Durchlassigkeit des Untergrundes Die Durchlassigkeit des Untergrundes ist meist das entscheidende Kriterium fUr Dauerstauanlagen. Eine Durchstromung des Untergrundes bedeutet Wasserverluste, Erosions- und Losungsgefahr, Auftrieb bzw. Sohlwasserdruck. Dabei weist jeder dieser Gefahrenmomente eine etwas andere Abhangigkeit hinsichtlich der Gebirgsdurchlassigkeit auf. Fur die Ermittlung der Sickerwasserverluste wird ein gemittelter Beiwert der Gesamtdurchlassigkeit verwendet. Fur die Abschatzung der Erosionsgefahr und der Sohlwasserdrucke ist dagegen maBgebend, ob die Sickerwasserbewegung auf vielen feinen Kliiften stattfindet, auf denen gleichzeitig hohe FlieBwiderstande herrschen, die einen groBen Druckabbau bewirken, oder auf einzelnen, gut wasserwegsamen Kluftsystemen.
583
18.2 Spezielle Problemstellungen
Die Versuche zur Ermittlung der Durchlassigkeit des Gebirges und ihre Auswertung sind in Abschn. 2.8.4 behandelt. 1m Talsperrenbau werden seit 80 Jahren bevorzugt Wasserdruckversuche (WD-Test) eingesetzt (s. Abschn. 2.8.4.4). Sie liefern zunachst keine k- Werte, sondern Mengenwerte. Die Wasseraufnahme (W) ist dabei definiert als der Durchfluss (in m 3/s) bezogen auf die Lange der Abpressstrecke (in m) und dem Einpressdruck (in bar) und wird in 1!(min· m), bezogen auf einen bestimmten Druck (bar) angegeben. Die Darstellung der Ergebnisse von WDTests erfolgt in Saulenform fUr den verpressten Bohrlochabschnitt unter Angabe des Abpressdruckes (Abb. 18.1) und zwar in 1!(min' m) bei ... bar. Dariiber hinaus sind verschiedene Mittelwertbildungen zur Beurteilung von Teilbereichen des Untergrundes auf geologisch-morphologischer Grundlage oder nach Tiefenstufen iiblich. Die statistische Auswertung nach Tiefenstufen bei einheitlichem Druck (Abb. 18.2) gibt eine Aussage iiber die erforderliche Tiefe der DichtungsmaBnahmen. HEITFELD (1965) hat anhand detaillierter Auswertungen von WD-Tests erkannt, dass die Wasseraufnahmen nicht proportional dem Ab-
o
HittIet9WO·".,.U/rn·mir\ bet lObarl
20
40
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60
100
O+---~--~~--~--~--~
pressdruck sind und dass die Aufnahmemengen bei absteigendem Druck haufig nicht denen bei ansteigendem Druck entsprechen. Diese nichtlineare Abhangigkeit der Aufnahmemenge vom Druck wird in den meisten Fallen auf ein AufreiBen des Gebirges infolge von Crack-Vorgangen, die bei bestimmten lithologisch-tektonischen Voraussetzungen schon bei Driicken von 2 bis 5 bar einsetzen k6nnen, oder auf Erosionsvorgange von Kluftfiillungen im Gebirge zuriickgefiihrt (s. Abschn. 2.8.4.4 und 18.2.4). Die Vorgange sind im Detail sehr stark vom Trennflachengefiige und dem Versuchsverlauf abhangig, so dass hier nicht im Einzelnen darauf eingegangen werden kann, sondern auf die Diskussion in der Literatur verwiesen werden muss (s. PRINZ & STRAUSS 2006). Die Zusammenhange miissen aber bei der Festlegung der Abdichtungskriterien beachtet werden. Die Erscheinung des AufreiBens von Trennflachen im Gebirge hangt eng mit der Frage der Maximaldriicke beim WD-Test zusammen. Diese werden an der geplanten Stauh6he orientiert und haufig auf den 1,3- bis 1,5-fachen Wasserdruck begrenzt. Bei niedrigen Dammen kommt es dabei nur in empfindlichen Gebirgstypen zu AufreiBvorgangen. Bei h6heren Dammen und Staumauern befindet man sich dabei jedoch schon in Druckbereichen, in den en auch Gebirgstypen mit mittleren Festigkeitseigenschaften aufreiBen (s. Abschn. 18.4.3). EWERT (1979: 196) schlagt als kurzzeitigen Versuchsdruck mindestens
den
1,5-fachen Staudruck vor und empfiehlt dariiber
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50
25,1
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0/',' Abb. 18.1 Darstellung der Ergebnisse von WD-Tests in I/min· m (bei 2 oder 4 bar) im Rheinischen Schiefergebirge (Tonschiefer und Grauwackenbiinke). U = Umliiufigkeit (aus HEITFELD 1979).
Abb. 18.2 Abhiingigkeit der Wasseraufnahme von der Tiefe bei verschiedenen Talsperren (aus HEITFELD 1979).
18
584
1
18 Talsperrengeologie
Tabelle 18.1 Abdichtungskriterien verschiedener Autoren auf Grundlage von WD-Versuchen (H = Stauhohe) (aus EWERT 1979). Verfasser
Angabe des Verfassers WO-Wert [I/(min . m))
Umrechnung
Druck
Ii [bar)
WO-Wert " [(I/min . ml]
Druck [bar]
LUGEON (1933) a) H - 30 m
10
0,3
3
3
10
09
3
a) Einpressbohrung
0,1
3
0,1
3
b) Kontrollbohrung
D,S bis I,D
3
D,S bis I,D
3
TERZAGHI (1929)
0,05
0,1
1,5
3
Keil
0,2
3
0,2
3
Blatter
0,33
10
0,1
3
USA
3 bis 4
10
0,9 bis 1,2
3
10 m
0,05
0,1
1,5
3
b) H - 30 m
0,03
0,1
0,3
3
b)H
30m
JAHDE ( 1953)
ehem. UdSSR a)
H~
hinaus, die kurzzeitigen Versuchsdrucke moglichst hoch zu fahren und den Verlauf von AufreiBvorgangen moglichst genau zu erfassen, da diese eine Aussage hinsichtlich des Festigkeitsund Verformungsverhaltens des Gebirges ermoglichen. Die Angabe einer druckabhangigen Verpressmenge wird in der Regel direkt fur die Abschatzung der Notwendigkeit und des Umfanges von AbdichtungsmaBnahmen verwendet. Verschiedene Autoren haben schon versucht, danach Grenzwerte zu definieren. Grundlage ist dabei meist das Lugeon-Kriterium. 1 Lugeon (LU) entspricht dabei einer Wasseraufnahme von II/min in 1 m Messstrecke bei 10 bar: 1 Lugeon = ll/(min· m) bei lO bar. Das Lugeon-Kriterium wird auch heute noch fUr groBere Talsperren angewendet. Bei mittleren und kleineren Talsperren betragt jedoch der Wasserdruck keine 10 bar. Eine Umrechnung auf
einen niedrigeren Bezugsdruck ist nur bei linearem Verlauf der WD-Tests und auch dann nur mit Einschrankungen moglich. In Tabelle 18.1 sind die Abdichtungskriterien verschiedener Autoren mit einer Umrechnung auf einen einheitlichen Bezugsdruck von 3 bar zusammengestellt. Mit diesen Absolutwerten sollte jedoch heute nicht mehr gearbeitet werden. Abgesehen davon, dass die Werte der verschiedenen Autoren stark voneinander abweichen, wird uberhaupt nur von einigen hinsichtlich der Stauhohe unterschieden. HEITFELD (1965) hat diese Kriterien dann allgemein auf die Stauh6he bezogen und auch erstmals die geologischen Verhaltnisse (stark losliche Gesteine) berucksichtigt (Abb. 18.3). HOULSBY (1976) stellt bei seinen Kriterien die Belange der Wasserwirtschaft (Wasserverluste), die Erosionsgefahr sowie den Bauwerkstyp und die Breite des Dichtungsschleiers in den Vordergrund. Weitere Studien fur projektspezifische Abdichtungskriterien nach wasserwirtschaftlichen und gebirgsbedingten Faktoren bringt EWERT ( 1979 und 1985).
585
18.2 Spezielle Problemstellungen
1 ,
18 n. HEITFELD (1965)
.~--~
E
e :::: J - + - - - - - - - - -
..
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c i2
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j
r
1+---/
H>JOm
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Abb. 18.3 Zulassige Grenzwerte bei der WasserdruckprGfung (aus HEITFELD 1979).
Bei der Festlegung der Grenzwerte fur die WD-Ergebnisse sind folgende Faktoren zu beachten: Projektbedingungen (StauhOhe, Wasserverluste) Standsicherheit des Absperrbauwerks (einschlieBlich Sohlwasserdruck und Erosion)
~
Kalkstcm
ISil
Tonschlcfer mit Kalkemlagcn
~
verkarsteter Kalkslem
geologische Verhaltnisse Injizierbarkeit des Gebirges mogliche Auswirkungen auf Dritte, etwa durch weitflachige Anhebung der Grundwasseroberflache, auch in Nebentalern (Abb. 18.4).
l ..... Wasserverluste
Sc.l, lO.. tO-"'O=_.....O,;.O='"~IOO reel
!il:a massiger Kalkstem
Abb. 18.4 Wasserverluste aus dem Stauraum und Quellaustritte in benachbarten, tiefer gelegenen Talern (nach GOODMAN
1993).
586
1
Auf den Ergebnissen der WD-Tests aufbauend werden haufig Probeinjektionen vorgenommen, deren DurchfUhrung im Abschn. 18.4.3 behandelt ist.
18.2.2 Ermittlung der Sickerwasserverluste Die Sickerwasserverluste im Stauraum infolge Unterlaufigkeit und Umlaufigkeit sind abhangig von der iiberstauten Flache Stauhohe Grundwasserstand im Staubereich Machtigkeit der abdichtenden Schichten Durchlassigkeit des Untergrundes, ausgedriickt durch den Durchlassigkeitsbeiwert k. Untersuchungen fUr Talsperrenbauten in den verschiedensten Gebirgstypen haben gezeigt, dass in einer oberflachennahen Auflockerungszone das wirksame Kluftvolumen und damit die Wasserzirkulation durch zusatzliche und aufgeweitete Trennflachen wesentlich groBer ist als im tieferen Untergrund. Ihre Intensitat und Tiefenwirkung hangen ab von der Entwicklungsgeschichte des Landschaftsreliefs, der Exposition (Tal, Hang, Hochflache), der tektonischen Beanspruchung und den Lagerungsverhaltnissen sowie der Gesteinsausbildung und Verwitterung. Die Wasserverluste aus den Becken hangen zunachst davon ab, ob bei tiefliegendem Grundwasserstand eine Vertikalversickerung stattfinden und sich der Speicherraum zwischen Grundwasseroberflache und dem Stauniveau auffUllen kann, oder ob mit einem standigen Abfluss zu rechnen ist. Durch die Aufhohung des Grundwasserstandes treten auBerdem FlieBvorgange nach den Seiten, zum Unterwasser und in etwaige tiefer gelegene Nachbartaler auf (Abb. 18.4). Grundsatzlich ist dabei zu priifen, ob groBfliichige Versickerungen vorliegen, die mit einem mittleren Durchlassigkeitsbeiwert erfasst werden konnen, oder ob die Versickerung auf einigen wenigen Wasserwegen stattfindet, die gezielt gedichtet werden konnen. Langfristig kann hierbei auch eine gewisse Selbstdichtung des Beckens, vor allen Dingen des Stauraumbodens, angenommen werden.
18 Talsperrengeologie
GroBflachige Sickerwasserverluste konnen iiberschlagig nach folgender Formel berechnet werden (Rechenbeispiel s. HOLTZ & SCHOPPE 1978):
k·F-D Q=-d
k
=
Durchlassigkeitsbeiwert
Q = Versickerungsmenge (m3/s) F = Stauflache (m2 )
d = Dicke der abdichtend wirksamen Schicht (m) D = mittlere StauhOhe + d (m). Die auf dieser Basis ermittelten Versickerungsverluste sind jedoch nur grobe Anhaltswerte, die mit den spater gemessenen Versickerungsraten haufig keine Ubereinstimmung zeigen. Sie bilden jedoch zusammen mit der Frage des Druckabbaues und des Erosionsverhaltens die Entscheidungsgrundlage fUr die notigen DichtungsmaBnahmen an einer Stauanlage. LINORTNER et al. (2009) nennen als MaB fUr die maximal akzeptable Sickerwassermenge 1% der mittleren Zuflussmenge.
18.2.3 Raumstellung der Wasser leitenden Elemente Die Raumstellung wasserleitender oder wassersperrender Elemente zu dem erwarteten Sickerwassergefalle hat ganz entscheidenden Einfluss auf die Sickerwasserverluste und auch auf die Standsicherheit des Absperrbauwerks. Dazu gehoren: tektonische Storungs- und Zerriittungszonen, besonders auch Zonen mit tektonischer Gebirgsauflockerung (s. Abschn. 3.4.3.2 und 17.2.3).
HangzerreiBungskliifte, die zwar fast immer tektonisch vorgegebenen Trennfliichen folgen, in ihrer Offnungsweite aber sehr yom Gestein und der Hangneigung abhangig sind (s. Abschn. 3.4.3.2). Wechselschichtung von starker durchliissigen Gesteinen (Sandstein, Kalkstein) und tonigen Schichten. Die tonigen Schichten wirken normal zur Schichtung wassersperrend, und selbst Kliifte weisen eine erheblich geringere
18.2 Spezielle Problemstellungen
587
18
.. ~~. ~,--
Abb. 18.5 Abhangigkeit der Unterstr6mung von Stauanlagen von der geologischen Situation (a us
ZARUBA
&
MENCL 1961).
Wasserwegsamkeit auf als in sproden Gesteinsarten. Schichtparallel bietet dagegen eine solche Wechselfolge gute Sickerwege (Abb. 18.5 u. Abschn. 2.8.5) unregelmaBige Abfolgen von Sedimenten oder von feinkornigen Tuffen mit Basaltdecken und -stromen.
Ersosions- bzw. Suffosionsvorgange in Lockergesteinen und an Schichtgrenzen bzw. Bauwerksfugen Erosion von KluftfUliungen und Storungsmyloniten sowie Erosion an Trennflachen weniger verfestigter Gesteine
Bei den UberJegungen bezuglich wasserleitender Elemente ist besonders in palaogeographischen Schwellen - oder Rinnenbereichen, aber auch in weiten Schwemmebenen, an einen engraumigen Fazieswechsel in horizontaler Richtung zu denken. Als vertikale durchlassige Einlagerungen kommen z. B. auch Basalt - oder Quarzgange in Betracht.
und den hydraulischen Faktoren, wie dem hydraulischen Gef.me und der wahren FlieBgeschwindigkeit (s. Abschn. 2.8.6) des sich in den Poren bzw. in den Fugen und Kluften bewegenden Wassers.
18.2.4 Erosionsgefahrdung durch Sickerwasserstromung Erosionsvorgange im Untergrund sind ein maBgebendes Kriterium bei der Frage, welche Durchlassigkeiten bei einer Talsperre noch vertraglich sind. Beim Abschatzen des Erosionsverhaltens des Gebirges ist grundsatzlich zu unterscheiden zwischen gebirgsbedingten Faktoren, wie
Die Grundlagen fUr Suffosions- und Erosionsvorgange in Lockergesteinen, die heute insgesamt als hydrodynamische Instabilitat bezeichnet werden, sind im Abschn. 2.1.6 ausfUhrlich behandelt. Die Suffosions- und Erosionsanfalligkeit der Lockergesteine ist abhangig von der KorngroBe, der KorngroBenverteilung (Ungleichkonigkeit, Wechselschichtung), der Lagerungsdichte bzw. der Plastizitat und Kohasion sowie der GroBe der Porenkanale. Bei einem Einstau erhoht sich das hydraulische Gefalle und mit ihm die daraus resultierenden Stromungskrafte. Bei Uberschreiten des kritischen Gefalles (i kti ,) konnen Korner aus dem Korngerust gelost werden und es kommt zu
588
1
18 Talsperrengeologie
einem Transport von Bodenmaterial (sog. Piping; s.a. DIN EN 1997-1, Abs. 10.5). Besondere Gefahr besteht bei luftseitigen Austrittsstellen. Die Ausspiilungen fUhren zu einer Reduktion der Standfestigkeit eines Dammes und im Extremfall zu einem ortliehen, daun progressiv fortschreitenden Dammbruch. Fiir die Beurteilung der Filterstabilitiit eines Lockergesteins werden geometrische und hydraulische Kriterien herangezogen. Die iiblichen Filterregeln basieren im Wesentlichen auf geometrischen Kriterien. Sie gelten jeweils nur unter bestimmten Voraussetzungen (s. Abschn. 2.1.6). Fiir bindige Boden mit Ip = 0,15 (mittelplastisch) und Cu < 10 kN/m 2 (schwach bindig) wird im Filtermerkblatt BAW MAK (1989) ein Filter mit DIO < 0,016 mm und D60 < 2 mm empfohlen. PERTLMEIER & HASELSTEINER (2006) bringen zahlreiche weitere Filterkriterien fUr einsetzende bzw. fortschreitende Erosion. Gewisse Kornumlagerungen sind auch bei gegebener geometrischer Filterstabilitat unvermeidlieh. Ausgelost durch Schadenfalle, besonders im Grenzbereich zwischen zwei Bodenkorpern (Kontakterosion), werden im Dammbau verstarkt hydraulische Kriterien zur Einschatzung der Erosionsgefahr herangezogen, die im Wesentlichen auf dem Zusammenhang zwischen dem Durchmesser der erodierten Partikel und der Stromungsgeschwindigkeit basieren. Die hydraulische Belastung kann entweder durch mittlere Gradienten entlang des gesamten Siekerwegs oder durch lokale Gradienten am Austrittspunkt des Siekerwassers beschrieben werden. Letztere konnen von der Stromungsgeschwindigkeit urn eine Zehnerpotenz abweichen (PERZLMEIER & HASELSTEINER 2006). Bei der Abschatzung der kritischen Flie:6geschwindigkeit war man auf Versuche und Beobachtungen in offenen Gerinnen angewiesen (EWERT 1985). Danach setzt die Erosion von Fein- und Mittelsanden bei einer Flie:6geschwindigkeit von 10 bis 15 cm/s ein. Schluffkorngro6en werden schon ab etwa 11 cm/s mitgerissen. Heute
liegen umfangreiche Studien iiber die Vorgange bei der inneren Erosion vor, auch mit theoretischen Ableitungen fUr das Versagen durch hydrodynamische Bodendeformation (PERZLMEIER & HASELSTEINER 2006). Danach konnen die Anhaltswerte fUr das zulassige Gefalle der Tabelle 18.2 weiterhin als kritischer hydraulischer Gradient verwendet werden (s. a. ANGERER & HOFMANN 2006). Die Kluftfiillungen, Storungsmylonite und auch Ruschelzonen eines Festgesteins sind ebenfalls meist feinkornige Lockergesteine, deren ma6gebende Korngro6en haufig im Schluff- und Fein- bis Mittelsandbereieh liegen. Hinzu kommt, dass hier durchaus Sickerwege und damit vorgegebene Erosionskanale in Form von offenen Kluftabschnitten oder solchen mit groberkornigen, besser wasserwegsamen Fiillungen vorliegen konnen. In der Praxis ist es deshalb schwierig, die ortlieh sehr unterschiedliehen wahren Flie6geschwindigkeiten in den Kliiften und Fugen einigerma:6en abzuschatzen. Markierungsversuche ergeben nur mittlere Abstandsgeschwindigkeiten. Erfahrungswerte aus dem Rheinischen Schiefergebirge sind in Abb. 18.6 zusammengestellt. Sie scheinen nach Untersuchungen im nordhessischen Buntsandstein auch auf andere Formationen iibertragbar zu sein. PRINZ & HOLTZ (1989) geben fUr die oberflachennahen, tonsteinreiehen Wechselfolgen im Einstauzustand Abstandsgeschwindigkeiten von 0,2 bis 0,7 cm/s an. 1m Talsperrenbau werden Abstandsgeschwindigkeiten fiir das Abschatzen der Erosionsgefahr mit einem Umwegfaktor von 1,5 verwendet, der beriicksichtigt, dass das Wasser wegen des verlangerten Flie:6weges urn die Kluftkorper herum tatsachlich schneller flie:6t (s. Abschn. 2.8.6 und Abb. 2.66). Unabhangig davon miissen bei allen Stauanlagen die Veranderungen der Wasserdurchlassigkeit des Untergrundes sowie Triibungen u. A. wahrend des Probestaus und auch in der Betriebszeit standig verfolgt werden. Sobald ortlieh auffallige Anderungen auftreten, ist zu priifen,
Tabelle 18.2 Anhaltswerte fOr das zulassige Gefalle an Talsperren. Boden
dichter Ton
schluffiger Ton
Schluff/Feinsand
Mittelsand
Grobsand Kies
zul. I
0,25- 0,5
0,20- 0,26
0,05- 0,15
0,15-0,20
0,25-0,35
589
18.2 Spezielle Problemstellungen
• •
10-8 10.5
I
i
10-8 10.3
"".
i
~~ i
10-4 10. 1
-.-
.~
~-
i
i
10.2
101
Verkarsteter Kalkstein Devoniseher Massenkalk Oberdevonisehe Kalke Loekerungszonen (Hange, Storungsbereiehe) Devoniseher Sandstein Devoniseher Tonsehiefer
II_~
•• ~.
••
I
I
100
10 3
i
I
102 Va [em/s] 10SVa [mid]
inwieweit diese mit Erosionsvorgangen zusammenhangen konnen.
18.2.5 Veranderlich feste oder erweichbare Gesteine Veranderlich feste oder erweichbare Gesteine (s. Abschn. 3.4.1), deren Eigenschaften sich unter Wassereinwirkung negativ verandern konnen (z. B. Aufweichen von Tonsteinen oder Mergeln) sind fUr die Anlage einer Talsperre wenig geeignet. Bei miirben Sandsteinen besteht auBerdem erhohte Erosionsgefahr. Hinzu kommt, dass veranderlich feste Gesteine sowohl beim WD-Test anders reagieren (HEITFELD & KRAPP 1985) als auch nach dem Freilegen der Felsoberflache innerhalb von Tagen und Wochen zu einem Grus von cm- bis mm-groBen Brockchen zerfallen konnen.
18.2.6 Erdbebensicherheit und induzierte Seismizitat Fiir Talsperren der Klassen 1 und 2 ist gemaB DIN 19700 eine iiber die Vorgaben der DIN 4149 (2005) hinausgehende seismologische Bewertung eines Standorts notwendig (s. Abschn. 4.2.3). Dies gilt sowohl fUr die Standsicherheit des Absperrbauwerks als auch fiir die Stabilitat der Hange (SCHWARZ er al. 2004). In DIN 19700 wird dabei eine Wiederholungsperiode fiir das Bemessungserdbeben von 1000 bzw. 2500 Jahren gefordert, was eine Neubearbeitung der Gefahrdungszonen und im Einzelfall ein wesentlich starkeres Auslegungserdbeben bedeutet, als nach
18 Abb. 18.6 Abstandsgeschwindigkeit nach Untersuchungen im Rechtsrheinischen Schiefergebirge (nach HEITFELD 1966, aus KRAPP
1979).
der Erdbebenzonenkarte der DIN 4149. Bei den Auslegungserdbeben werden auBerdem Bemessungserdbeben und Betriebserdbeben unterschieden, die sich sowohl in der Intensitat als auch in der Eintrittswahrscheinlichkeit unterscheiden. Falls der Untergrund des Absperrbauwerks von groBeren tektonischen Briichen durchzogen wird, ist auch zu priifen, ob im Erdbebenfall mit unterschiedlichen Schollenbewegungen zu rechnen ist. Auf dynamisch weichen Talfiillungen iiber Fels kann es auBerdem zu einer Amplitudenerhohung kommen (s. KOLEKOWA et aI. 1996). Eine umfassende Studie iiber die wenigen Erdbebenschaden an Talsperren haben HUBER & LINSBAUER (1996) erarbeitet. Der Bruch des Lower San Fernando Dammes als Folge des Erdbebens vom 09.02.1971 mit M = 6,6 wird auf die Liquefaktion (Verfliissigung) eines Abschnitts der wasserseitigen Dammschiittung zuriickgefiihrt (5. Abschn. 4.2.3.3). AuBer den natiirlichen seismischen Ereignissen sind bei Stauanlagen auch immer durch diese ausgeloste seismische Aktivitliten zu beachten (Abschn. 4.2.3.1). Dabei handelt es sich meist urn kleinere Erdbeben der Magnitude M = 0 bis 3, gelegentlich aber auch urn starkere Ereignisse der Magnitude M = 5 bis 6, die Schaden auslosen konnen. Weltweit sind bisher an iiber 100 Projekten induzierte Beben aufgetreten (Lu & KRAPP 1990). Die Fragen fliissigkeitsinduzierter Seismizitat sind seit Mitte der 1960er Jahre in zahlreichen Fachaufsatzen und internationalen Kongressen behandelt worden. Ausgehend von den klassischen Beispielen in den USA, wo an dem 1935 aufgestauten Lake Mead (Hoover Staudamm) am Colorado-River eine auffallende lokale Erdbebentatigkeit beobachtet worden ist, sind inzwischen zahlreiche Beispiele von fliissigkeitsindu-
590
1
zierter Seismizitat bekannt geworden (Tab. 18.3), wobei unterschieden werden muss zwischen Ereignissen an Stauseen und solchen beim Einpressen von Fliissigkeiten in das Gebirge (s. Abschn. 4.2.3.2). Am bekanntesten diirften die stauseeinduzierten Beben mit katastrophalen Ausmagen von Kremasta (1966 in Griechenland) und Koyna (1967 in Indien) sein. Auch das Schadensbeben vom Mai 2008 in Wenchuan (Siidchina) wird als durch Stauseen bedingte induzierte Seismizitat angesehen. Als allgemein giiltige Kriterien fUr die Einschiitzung des Risikos fliissigkeitsinduzierter Seismizitat konnen genannt werden: Induzierte Seismizitat tritt bevorzugt in sproden, gekliifteten und wasserwegsamen Gesteinsformationen wie Kalksteinen, Graniten, Basalten usw. auf (Lu & KRAPP 1990). Induzierte Seismizitat tritt auch in Gebieten auf, die historisch aseismisch sind oder nur eine geringe Seismizitat hatten. Sie zeigt eine starke Abhangigkeit von der tektonischen Situation und dem regionalen Spannungsfeld (Primarspannungszustand) und auch von den hydrologischen Bedingungen (Wasserwegsamkeiten) und der morphologischen Situation. Die Ereignisse zeigen haufig eine deutliehe Korrelation nieht nur mit der Stau- bzw. Druckhohe, sondern vor allen Dingen mit deren Anderung, bzw. Anderungshaufigkeit und -geschwindigkeit. Stauseeinduzierte Seismizitat tritt nieht erst ab Stauhohen groger als 100 m auf, sondern kann bei ungiinstiger regionalgeologisch-tektonischer Situation schon bei Stauhohen von etwa 50 m einsetzen. Teilweise tritt die verstarkte seismische Aktivitat kurz nach der ersten Fiillung auf und korreliert deutlich mit den Spiegelschwankungen, besonders mit raschem Abstau; grogere Ereignisse konnen aber auch einen deutliehen zeitlichen Abstand und weiter entfernte Bebenherde aufweisen (z. B. Koyna). Als wahrscheinliche Ursachen, die zur Auslosung, oder Erhohung der seismischen Aktivitaten durch Stauanlagen fiihren konnen, werden heute diskutiert: Durch die Wasserauflast werden zusatzliche Spannungen in den Untergrund eingebracht.
18
Talsperrengeologie
Rasche Lastanderungen (Auf- und Abstau) bewirken elastische Deformationen mit entsprechendem Poren- und Kluftwasseriiberdruck bzw. -unterdruck, der die effektiven Normalspannungen verringert und zu einem kurzzeitigen Abfall der Scherfestigkeit fiihren kann. Bei Vorhandensein eines Primarspannungsiiberschusses (s. Abschn. 4.2.4) kann es an Schwachezonen zu einer Uberschreitung der Bruchspannungen und zu ruckartigen Ausgleichsbewegungen kommen. In Zonen besonderer Wasserwegsamkeit konnen sieh die hydraulischen Druckanderungen tief in das Gebirge und auch iiber grogere Entfernungen auswirken (z. B. Koyna). Obwohl nach den Empfehlungen der UNESCO von 1972 eine seismische Uberwachung erst ab Stauhohen von iiber 100 m vorzusehen war, empfiehlt sieh in tektonisch starker gestorten Regionen auch bei niedrigeren Anlagen die rechtzeitige Einriehtung hochempfindlicher seismischer Messstationen, urn durch die Erfassung und Auswertung von Mikroerdbeben zusatzliehe Informationen iiber die seismische Empfindlichkeit eines Talsperrenstandorts zu erhalten (STEINWACHS 1988). Augerdem liegen damit fiir den Bedarfsfall eindeutige Vergleichswerte tiber den natiirlichen Seismizitatspegel eines Gebietes vor.
18.2.7 Stauhaltungen in verkarstungsfiihigen Gesteinen Die Loslichkeit chemischer Sedimentgesteine, wie Salze, Gips, Anhydrit, Kalkstein und Dolomit, unter humiden Klimabedingungen (s. Abschn. 19), in tropischem Klima auch von silikatischen Gesteinen, ist bei der Planung von Talsperren strengstens zu beachten. In bzw. unmittelbar iiber Salzgesteinen sind bis jetzt keine Talsperrenprojekte zur Ausfiihrung gekommen. Dagegen sind schon eine Reihe von Talsperren in Gebieten mit untergeordneten Anhydrit- und Gipseinlagerungen und vor allen Dingen in Kalksteingebieten errichtet worden. Hier sind sehr sorgfaltige und umfangreiehe Untersuchungsarbeiten vorzunehmen und die
591
18.2 Spezielle Problemstellungen
Tabelle 18.3 Auflistung von Talsperren, bei denen induzierte Seismizitat aufgetreten ist {a us MULLER-SALZBURG & SCHNEIDER 1977}. Sperre
GraBte Magnitude
GraBte StauhOhe
1m) Monteynard
(Europa)
Vouglans
Seevolumen 1m' )
Seismische Aktivitat vor dem Sperrenbau
Korrelation mit Aufstau
5
130
275
x 10·
nein
sicher
4,5
110
605
x 10·
?
sicher
6
93
13
?
?
261
150 x 10·
ja
sicher
x 10·
Piastra
(E)
Vajont
(E)
Bajina Basta
IE)
4,5-5
89
340
x 10·
ja
moglich
Granbarevo
(E)
3fache Energiezunahme des Beben nach Aufstau
120
128 x 10·
ja
sicher
Grand Val
(E)
5
78
292
nein
sicher
PI ave d! Cadore
(E)
112
69
x
10·
ja
sicher
Kremasta
(E)
6,3
160
47
x 10'
ja
maglich
Marathon
(E)
1-3
63
41
x 10·
ja
unsicher
Kariba
(Afrika)
4,7-5,8
120
160
nein
sicher
Hendrik-Verwoerd Damm
(AF)
2
66
5 x 10·
nein
sicher
Nurek-Damm
[Asien)
4-4,5 bei 120 m Stauhohe
300 [geplant)
11
ja
sicher
Koyna-Damm
(AS)
6
103
28
ja
sicher
Hsinfengxiang
[AS)
6,2
105
11,5
x 10'
gering
sicher
TalbingcrStausee
(Australien)
3,5
170
888
x
gering
sicher
Benmore-See
(Neuseeland)
3-6
96
2,04
x 10·
Mead-See
(Amerika)
5
221
37,5
x 10·
moglichen Folgen bzw. die notigen AbdichtungsmaBnahmen rechtzeitig aufzuzeigen und auch die Langzeitwirkung, der Sperre zu bedenken. Seichter Oberflachenkarst ist noch einigermaBen beherrschbar. Wesentlich schwieriger sind die Probleme in tief reichendem Karstgebirge und
x 10·
x 10·
x 10·
x
10·
10·
sic her nein
sicher
bei fossilen, an der Oberflache teilweise kaum erkennbaren Karstformen, die oft zu spat erkannt werden. In Karstgebieten sind schon Talsperren gebaut worden, deren Stauraum nie gefiillt werden konnte. In zahlreichen anderen Fallen ist es nur mit sehr aufwendigen zusatzlichen MaBnah-
8
592 men gelungen, die Talsperren in Betrieb zu nehmen (Lit. s. PRINZ & STRAUSS 2006) . Der Bau von Talsperren in Karstgebieten erfordert einen erhohten und auf die speziellen Fragestellungen ausgerichteten Untersuchungsaufwand mit verstarktem Einsatz der Geophysik und einem weit erhohten Bohraufwand. Zu unterscheiden sind einerseits die Auswirkungen vorhandener Hohlraume im Karstgestein im Hinblick auf eine Gefahrdung der Absperrbauwerke und von Wasserverlusten bzw. Einbruchen im Stauraum sowie eine zunehmende Umlaufigkeit bei gleichzeitiger Anhebung des Grundwasserspiegels im Vorland oder in Nachbartalern. Die Erfahrung mit kleinen Anlagen, die in solchen Situationen errichtet worden sind, zeigen, dass sich im Laufe von Jahrzehnten die Wasserwegigkeit erhOht, sich Schlucklocher ausbilden und auch Erdfalle auftreten konnen (DEUTSCH 2007). Die Moglichkeiten einer Sanierung durch Injektions- und AbdichtungsmaBnahmen sind begrenzt und sehr kostenaufwendig. Trotz dieser Schwierigkeiten werden auch heute noch Talsperren in tiefreichenden Karstgebirgen geplant, wenn auch mit sehr aufwendigen DichtungsmaBnahmen (LINORTNER et al. 2009 und Abschn. 18.4.3). Ein Beispiel, das auch in Gesteinsserien mit untergeordneten Kalksteineinlagerungen erhebliche Schwierigkeiten und vor allen Dingen Langzeitprobleme auftreten konnen, zeigen die Erfahrungen bei der Henne-Talsperre im ostlichen Sauerland (HEITFELD 1965: 45 ff) sowie die Arbeiten fUr das Pumpspeicherwerk Ronkhausen im Sauerland. In der Bundesrepublik Deutschland sind einige Hochwasserruckhaltebecken ohne Dauerstau im Sulfatkarst (HEITFELD & KRAPP 1991) bzw. in Kalksteinen der Kreide Ostwestfalens (WEBER 1977) sowie die Oberbecken der Pumpspeicherwerke Glems (KRAUSE & WEIDENBACH 1966) und Happurg (BRETH 1958) in Kalksteinen des Oberjura errichtet worden, letztere allerdings mit totaler Flachenabdichtung,
18.2.8 Stabilitat der Hange Einige groBe Talsperrenkatastrophen der letzten Jahrzehnte hatten ihre Ursache in der Instabilitat der Hange. Hier sei nur an die Gro6rutschung
18 Talsperrengeologie vom Monte Toe in die Vajont-Talsperre erinnert, bei der 1963 mehr als 250 Mill. m 3 Felsmassen in den Stausee abrutschten und eine Flutwelle auslosten, welche die 260 m hohe Staumauer ubersprang und die Ortschaft Longarone im Piavetal zerstort hat. Die Beurteilung der Standsicherheit der Talhange bei wechselndem Stauspiegel erfordert haufig einen hohen Untersuchungsaufwand. Hierbei ist besonders auf alte Bewegungszonen an tektonischen Strukturen und Grenztlachen, auf fossile Rutschungen und auf Kriechhange zu achten (s. Abschn. 15.1.1 und 15.3.5). Die Anzeichen fur solche instabilen Hangbereiche und die Untersuchungsmethoden sind im Abschn. 15.2 beschrieben. Anhand charakteristischer Querprofile muss untersucht werden, mit welchen Hangbewegungen bei einem Aufstau zu rechnen ist, wobei fUr Talsperrenprojekte haufig auch Erkundungsstollen angelegt werden. Besondere Aufmerksamkeit ist auf den Wechselbereich des Stauspiegels zu legen. Der Untersuchungsaufwand geht dabei in der Regel weit uber die in der DIN 19 700-11 geforderten Nachweise hinaus. Die Hange von Stauanlagen weisen, wie aIle steileren Hangformen, immer naturliche reversible Bewegungen in der Gro6enordnung von einigen Millimetern auf, die in erster Linie durch die Wechselstande des Grundwasserspiegels bedingt sind (LOEW et al. 2007). Diese naturlichen Hangbewegungen werden durch die Reaktionen des Gebirges auf die Wechselstande des Seewasserspiegels in Form von elastischen Hebungen beim Aufstau und ausklingenden Setzungen beim Abstau uberlagert (NEUHAUSER & SCHOBER 1970). Die mehr oder weniger elastischen Deformationen konnen bei Vorhandensein alter Rutschschollen Gro6enordnungen erreichen, die beim Gepatschspeicher in den ersten Aufstauperioden 1964/65 insgesamt 7,4 m und 1965 bis zu 3,5 m, zusammen bis zu 11,15 m betragen haben. In SondierstoIlen, die durch die Gleittlache gehen, sind Bewegungen von mehreren Metern gemessen worden. Die Bewegungen haben sich in den Folgejahren zunehmend verlangsamt und zuletzt nur noch MillimetergroBenordnung erreicht (LAUFFER et al. 1971). Ais Ursache fur die groBen BewegungsmaBe in den Anfangsjahren wird bei den gut wasserwegsamen Rutschmassen Auftriebswirkung und weniger ein Stromungsdruck bei Spiegelabsenkung angenommen. Beim Ge-
18.3 Absperrbauwerke
patschspeicher sind die Bewegungen jeweils rasch abgeklungen. Sie miissen unter Kontrolle gehalten werden, urn Instabilitaten und ihr Ausma6 rechtzeitig zu erkennen. Zum Einsatz kommen sowohl geodatische Bewegungsmessungen als auch Inklinometermessungen in Bohrlochern (Abschn. 15.2.5). Solche Bohrlochmessungen sollten bereits im Zuge der ersten Erkundungsma6nahmen eingerichtet werden, urn geringe Instabilitaten und ihre Tiefenwirkung rechtzeitig zu erfassen. Die Bohrungen miissen bis in den einwandfrei stabilen Untergrund hinuntergefUhrt werden. Das Messprogramm muss so konzipiert werden, dass neben den von Au6en einwirkenden meteorologischen und hydrologischen Parametern (Stauspiegelanderungen) auch die davon abhangigen Einflussgro6en auf die Rutschmasse (Grundwasserstande, Sickerwasseraustritte, ggfs. Porenwasserdriicke) sowie die Bewegungen in der Flache und nach der Tiefe erfasst werden. Hinzu kommt die Abschatzung einer moglichen rutschungsinduzierten SchwaIlwelle (Wasserverdrangung) und ihrer Folgen fUr das Absperrbauwerk und die Unterlieger. Fiir den Mittelgebirgsraum ist hier die Talsperre SchOnbrunn im Thiiringer Wald zu nennen. Das Absperrbauwerk besteht aus einem 65 m hohen Steinschiittdamm mit Asphaltau6enhautdichtung. Bereits bei den Voruntersuchungen Mitte der 1960er Jahre sind alte Rutschungsareale festgestellt und in der Folgejahren eingehend untersucht worden. Die Hangbewegung "Gabel" wird seitdem mit einem umfangreichen Monitoringsystem iiberwacht. Die Messungen zeigen eine deutliche Abhangigkeit vom Niederschlagsgeschehen (Monatssummen, Starkregenereignisse, Schneeschmelze). Der Einfluss von Stauspiegeliinderungen kann kaum getrennt ermittelt werden, da ein schneller Anstieg der Stauhi:ihen immer mit entsprechenden Niederschlagen verbunden ist. Seit Beginn des Probestaus 1975 sind bis 1999 an Extensometermessstellen in Stollen Verschiebungen von 30 bis 45 em gemessen worden, so dass die Auswirkungen von Stauspielgelanderungen als gering eingeschatzt werden und sich kaum Einschrankungen fUr den Betrieb der Talsperre ergeben (s. a. WITTER & KONIETZKY 2004). Die Ma6nahmen, urn solche Hangbewegungen im Ansatz zu beherrschen, sind in erster Linie Vorschiittungen zur Stabilisierung der
593
unteren Hangbereiche sowie Entwasserungsma6nahmen alier Art, einschl. Dranagestollen.
18.3 Absperrbauwerke Die Aufgabe eines Absperrbauwerkes einer Stauhaltung ist einmal die Sperrung des Talquerschnitts zur Schaffung des Stauraumes, zum anderen den Staudruck des Wassers aufzunehmen und sicher auf den Untergrund zu iibertragen. Die Wahl des Absperrbauwerkes und seines giinstigsten Querschnitts hangen ab von den topografischen Verhaltnissen der geologischen Situation der Durchlassigkeit des Untergrundes bzw. den notigen Dichtungsma6nahmen der Stauhi:ihe den zur VerfUgung stehenden Dammbaustoffen und speicherwirtschaftlichen Bedingungen.
18.3.1 Staumauern Staumauern erfordern in der Regel eine Engstelle im Talquerschnitt und stellen hochste Anforderungen an die Tragfahigkeit und Dichtigkeit des Untergrundes und ki:innen daher grundsatzlich nur auf Fels errichtet werden. Sie sind deshalb in Mittelgebirgen verhaltnismamg selten anzutreffen, kommen aber iiberall da in Betracht, wo kein geeignetes Dammschiittmaterial zur VerfUgung steht und die Morphologie und Geologie einen Mauerbau zulassen. Nach der Formgebung und statischen Wirkung werden folgende Bauarten von Staumauern unterschieden, die auch in kombinierter Form errichtet werden ki:innen: Gewichtstaumauern leiten ihre resultierenden Krafte aus der Mauerlast und dem Wasserdruck unmittelbar in die Griindungssohle ein. Die Abtragung der Horizontalkrafte setzt eine ausreichende Scherfestigkeit in der Sohle voraus. Bogenstaumauern iibertragen den Druck der Wassermassen vor allem auf die Widerlager in den Talflanken, welche die Kiimpferkrafte unter Beriicksichtigung der Kluftsysteme und der Gebirgsfestigkeit aufnehmen miissen.
18
594
18
pfeilerstaumauern bestehen aus Pfeilern, gegen die sich eine Stauwand aus Platten oder Gewolben stiitzt. Die Griindung kann auf einer durchgehenden oder auf einzelne Felder beschrankten Grundplatte erfolgen. An das Gebirge in Griindungssohle, besonders seine Scherfestigkeit, werden sehr hohe Anforderungen gestellt. In breiteren Talquerschnitten wurden haufig pfeilerstaumauern errichtet. Die Griindung von Staumauern erfolgt in der Regel auf gesundem Fels, der beim Freilegen schonend zu behandeln und mit Druckwasser oder Druckluft zu saubern ist. Die Mauer bildet mit dem Felsuntergrund ein zusammenwirkendes System, dessen Aufstandsbereich sowohl durch die von der Sperre einwirkenden Krafte als auch vom anstehenden Wasserdruck beansprucht wird, einschlieBlich des Sohlwasserdrucks und des Wasserdrucks im Kluftsystem. Besondere Anforderungen werden an die Lagerungsverhaltnisse und die Scherfestigkeit des Untergrundes sowie auf das Verformungsverhalten und seine Durchlassigkeit gestellt. Ungiinstiges Schichtfallen oder Streichen von Kluftscharen bzw. Diskontinuitaten konnen die Gleitsicherheit entscheidend herabsetzen Zur Beherrschung der Sohlwasserdriicke sind Driinagen im Aufstandsbereich sowie Dranbohrungen im Untergrund vorzusehen. Dabei sind die konstruktive Ausbildung des Aufstandsbereichs, das Dransystem und der Dichtschirm Zur Reduzierung der Durchsickerung immer als Gesamtsystem zu sehen. OBERNHUBER & STAUBLE (2007) bringen einen Dberblick iiber die gegenseitigen Wechselwirkungen sowie Fallbeispiele groBer alpiner Sperrenanlagen. Ais besonderes Problem hat sich in den letzten Jahren die Standsicherheit alter Staumauern ergeben, die hiiufig auf sehr kompliziert aufgebautem Untergrund mit erosionsgef
18 Talsperrengeologie
18.3.2 Oamme Staudamme sind weltweit der haufigste Typ von Absperrbauwerken. Die Anforderungen an den Untergrund sind geringer. Es gibt heute zahlreiche auch iiber 100 m hohe Damme, die auf Lockergesteinen gegriindet sind. MaBgebend ist einerseits die Scherfestigkeit in der Griindungssohle, iiber welche die Spreizkrafte aus dem Dammkorper und der horizontale Wasserdruck aufgenommen werden miissen, sowie das Verformungsverhalten des Systems Untergrund-Dammkorper. Letzteres hangt entscheidend ab von: Aufbau und der Zusammendriickbarkeit des Untergrundes Talform und Talbreite Dammaufbau und Dichtungselement des Dammes Art der Untergrundabdichtung. Damme haben entweder einen homogenen Dammaufbau, oder sie bestehen aus einem dichtenden und einem stiitzenden Teil. Die Wahl des Dammaufbaues ist neben anderen Randbedingungen abhangig von dem zur Verfiigung stehenden Dammschiitt- bzw. Dichtungsmaterial sowie von den Moglichkeiten der Untergrunddichtung. Haufig wird bei kleineren Dammen einer wasserseitigen Oberflachendichtung der Vorzug gegeben, wahrend bei hohen Dammen meist Innendichtungen anzutreffen sind. Homogene Damme aus einheitlichen feinkornigen Erdstoffen, die zugleich dichten und stiitzen, werden in der Regel nur fiir geringe Stauhohen bis 30 m errichtet. Durch Verzahnung und gute Verdichtung der einzelnen Schiittlagen entsteht ein homogener Dammkorper mit in waagerechter und senkrechter Richtung annahernd gleichen, geringen Durchlassigkeiten (k.,; 10-7 m/s), der aber aufgrund der niedrigen Scherfestigkeitswerte flache Dammboschungen erfordert. Dieser Dammtyp ist nur wirtschaftlich, wenn geeignete Dammbaustoffe in ausreichender Menge nahe der Sperrenstelle gewonnen werden konnen. Bei einem gegliederten Dammautbau hat der Stiitzkorper die Aufgabe, den Wasserdruck ohne unzulassige Verformungen auf den Untergrund zu iibertragen. Das Stiitzkorpermaterial muss daher verwitterungsbestandig sein, eine geringe Zusammendriickbarkeit und hohe Scherfestig-
595
18.3 Absperrbauwerke
keit aufweisen sowie eine ausreichende Durchlassigkeit (k? 10-5 m/s) besitzen. Geeignet sind daftir gemischtkornige, nichtbindige Lockergesteine oder gebrochene Festgesteine. Die Dichtung wird bei unterteiltem Dammaufbau entweder im Damminneren oder auf der wasserseitigen Dammoberflache angeordnet. Bei hohen Dammen mit Innendichtung wird der Stiitzkorper sowohl wasser- als auch luftseitig in mehreren Zonen mit unterschiedlicher Kornung mit von innen nach auBen zunehmender KorngroBe aufgebaut (Mehrzonendamm). Innendichtungen aus natiirlichen Erdstoffen (Erdkern) werden im Dammquerschnitt senkrecht oder geneigt angeordnet (Abb. 18.7). Ais Baustoffe fUr den Dichtungskorper eignen sich bindige Erdstoffe, die sich auf das erforderliche MaB verdichten lassen und im verdichteten Zustand entsprechend gering durchlassig (k < 10-7 m/s), erosionsfest und verformbar sind. Die Kerndichtung ist an der Luft- und Wasserseite durch abgestufte Filter oder (besser) entsprechend zusammengesetzte Dbergangszonen vor Erosion zu schiitzen. Anstelle eines Erdkerns konnen auch sogenannte kiinstliche Innendichtungen aus Asphaltbeton, Tonbeton (Erdbeton), Zementbeton oder eine Dichtungswand zur Ausfiihrung kommen. Eine Dbersicht tiber die im Wasserbau iiblichen Dichtungselemente enthalt das DVWK-Merkblatt 215 (1990). Bei Dammen mit Oberflachendichtung auf der wasserseitigen Boschung wirkt der gesamte Dammquerschnitt als Stiitzkorper, so dass an das Schiittmaterial geringere Anforderungen zu stellen sind. Die Dammsetzungen miissen allerdings
bis zum Aufbringen der Oberflachendichtung, weitgehend abgeschlossen sein. Ais Baustoffe fiir die Dichtungshaut kommen hauptsachlich Asphaltbeton, natiirliche oder verbesserte Erdbaustoffe und bei niedrigen Dammen Kunststoffdichtungsbahnen in Betracht (s. Abschn. 12.3.3). Wahrend die Dammaufstandflache bei niedrigen und mittleren Dammen meist auf bzw. in den Deckschichten liegt und nur extrem weiche oder organische Schichten ausgeraumt werden, erfolgt die Griindung der Dammdichtung bzw. ihrer Anschlusselemente (Herdmauer) sowie der Filter- oder Dbergangszonen nach Moglichkeit auf anstehendem Fels oder in einem dichten Horizont. Bei einer Griindung auf Fels ist die freigelegte Felsoberflache von Hand zu beraumen und aIle Kliifte und Spalten mit Wasser oder Druckluft zu saubern. AnschlieBend werden aIle UnregelmaBigkeiten mit Beton, Zementbrei oder einem Zement -Bentonit -Gemisch verschlossen. Fiir die Dichtungselemente ist ein abdichtender Anschluss mit steinfreiem, plastischem Ton, einer plastischen Zement -Tonpaste oder mit bituminosem Material herzustellen. Austretende Quellen sind notigenfalls zu verpressen. Bei kliiftigem Fels kann eine mehrere Meter tief reichende Vergiitung durch Injektionen notig werden. Besondere Sorgfalt ist bei veranderlich festen oder erweichbaren Gesteinen erforderlich. Hier muss die geeignete Technik gegebenenfalls durch einen Gro6versuch an Ort und Stelle gefunden werden. Sofern die Dammdichtung nicht iiber eine Herdmauer unmittelbar aufFels oder einen dichten Horizont gegriindet werden kann, ist der
AUSSENDICHTUNGEN :
INNENDICHTUNGEN :
"KUNSTl " UNTERGRUNOOICHTUNG
Abb. 18.7 Art und Anordnung von Dammdichtungen (a us BRAUNS 1978).
8
596
18
18 Talsperrengeologie
Natiirhche Kerndichtung
Sickerwasserableitung: a In Drainagezonen b Zum Kontrollgang
b
a
Untergrundabdichtung
Oberflachendichtung
Abb. 18.8 Sickerwasserableitung bei Leckagen in der Dammdichtung (a us BLIND 1978).
Anschluss an diese mittels einer Dichtungswand oder eines Injektionsschleiers herzustellen. Unter der Last der Dammschiittung werden Setzungen des Untergrundes auftreten, die von der Eigenkonsolidation der Dammschiittung einschlieBlich der mehr oder weniger unvermeidbaren Sattigungssetzung beim Einstau (s. Abschn. 12.2.1) sowie den Deformationen des Dammes infolge Spreizkraften und der Wasserlast iiberlagert werden. Je nach Untergrundaufbau, Talform sowie Art und Lage der unterschiedlich steifen Dichtungselemente im Damm und- im Untergrund sind Setzungsunterschiede zu erwarten, die zu Zugbeanspruchungen und Rissen im Dammkorper und an den Dichtungselementen fiihren konnen (Abb. 18.8). Urn das Deformationsverhalten des Systems Dammkorper-Untergrund vorab zu erfassen, sind entsprechende Aufschliisse iiber den Untergrundaufbau und Kennwerte fUr das Setzungsverhalten erforderlich. Die Dichtungszonen im Dammbau sind immer nur "relativ dicht". Dies trifft sowohl fUr die natiirlichen, schwach durchlassigen Erdstoffdichtungen zu als auch fUr die zwar yom Material her praktisch dichten, kiinstlichen Dichtungsstoffe, die aber aufgrund ihrer diinnen Ausbildung leicht einmal geringfUgige Fehl- oder Schadstellen aufweisen konnen. Hinzu kommen die mogliche Unter- und/oder Umlaufigkeit des Dammes. In Dammen finclet daher in der Regel
immer eine gewisse Durchsickerung statt. Die Sickerstromung, oder das FlieBgeHille kommt in cler Spiegeldifferenz von Ober- und Unterwasser zum Ausdruck. Das Sickerwasser im Dammkorper und im Aufstandsbereich muss durch entsprechende Entspannungsma6nahmen schadlos abgefiihrt werden (Abb. 18.9). Dazu gehOrt in erster Linie, dass die Sickerlinie im Inneren des Dammkorpers gehalten wird, urn Ausspiilungen durch austretendes Sickerwasser zu vermeiden. AuBerdem muss das FlieBgefalle im Dammkorper und im Untergrund unter den als zulassig erachteten Grenzwerten gehalten werden, urn Erosionserscheinungen zu unterbinden (s. Abschn. 18.2.4). Zur Entspannung des Sickerwassers im Dammbzw. Stiitzkorper werden auBer den schon angesprochenen Filterschichten oder breiteren Ubergangszonen an cler Dammdichtung im luftseitigen Dammkorper, besonders aber an seiner Sohle streifen- oder flachenfOrmige Filter mit DranleiDlchlungselement
Abb. 18.9 Sickerlinie in einem Zonendamm mit Entspannungsfilter am luftseitigen DammfuB.
597
18.4 Untergrundabdichtung
tungen angeordnet. Als Filtermaterial kommen rollige Erdstoffe wie Sand, Kies, Splitt und Schotter in Verbindung mit Kunststoffvliesen in Betracht. Der Kornaufbau des Filters ist nach den Filterregeln (s. Abschn. 2.1.6) auf den Kornaufbau des zu schiitzenden Materials und auf den Kornaufbau des nachfolgenden Materials abzustimmen. Die Filterfestigkeit kann dabei durch den Einbau eines entsprechenden Vlieses wesentlich verbessert werden. BRETH (1980: 118) gibt einer breiten gemischtkornigen Ubergangszone bzw. einem stetigen Ubergang von der Dammdichtung, zur Luftseite, deren Dammbaustoffe gegeneinander filterfest sind, den Vorzug gegeniiber einem Stufenfilter aus engen Kornbereichen. Er weist auBerdem auf die Gefahr hin, die von zu weit zur Wasserseite vorgezogenen Flachenfiltern ausgeht. Sie werden bei Undichtheit zu stark angestromt, so dass es leicht zu Erosionsgangen kommen kann. Die Erosionsgefahr wird wesentlich gemildert, wenn der Sohlfilter etwa in Dammmitte endet. Unter dem Dammkorper bzw. dem Bereich der Dammdichtung findet auch im Untergrund ein Druckabbau yom Oberwasser zum Grundwasserniveau auf der Luftseite statt. Bei geringer Durchlassigkeit erfolgt dieser Abbau des Sohlwasserdruckes linear und die Sickerwassermengen sind gering. Bei hoher Durchlassigkeit des Untergrundes muss die bei Hochwasserdammen an Fliissen iibliche Unterstromung (Abb. 18.10) verhindert werden. Dies kann bei Stauhaltungen durch einen notigenfalls in den Stauraum vorgezogenen Dichtungsteppich oder durch ein vertikales Dichtungselement erfolgen. Bei tiefreichend durchlassigem Gebirge wird der Abbau des Sohlwasserdruckes dabei durch die Verlangerung, des FlieBweges erreicht. Das im Dammuntergrund unter dem luftseitigen Stiitzkorper austretende Wasser muss yom Flachenfilter, der auch gegen den Untergrund filterfest sein muss, abgeleitet werden. Zur Vermeidung von Wasserausritten am luftseitigen DammfuB und im Dammvorland und der damit verbundenen Gefahr riickschreitender Erosion kann am luftseitigen DammfuB ein Entspannungsgraben angeordnet werden, dessen Wirkung durch tiefreichende Entspannungsbrunnen verbessert werden kann. In man chen Fallen kann auch eine zusatzliche Druckbank mit Drangra-
18
Quellaufbruch
L Abb.18.10 Stromungsverhiiltnisse an einem Flussdeich bei Hochwasser und Ausbildung eines Erosionskanals (Firmenprospekt).
ben zweckrnaBig sein. In allen Fallen muss die Filterfestigkeit der Erd- und Baustoffe beachtet werden. Die Durchsickerungen im Dammkorper und im Untergrund miissen durch Kontrolleinrichtungen iiberwacht werden. Die Kontrolle der Dammdurchsickerung erfolgt iiber das luftseitige Dransystem. Durch Unterteilung in einzelne Abschnitte konnen etwaige Leckagen sofort nach dem Entstehen geortet und die Wirksamkeit der Sanierung kontrolliert werden. Der Druckabbau im Damm und im Untergrund wird durch Piezometer oder Grundwassermessstellen kontrolliert. Dabei darf erfahrungsgemaB in einer Bohrung nur ein Standrohr eingebaut werden, urn die Messstrecke einwandfrei abdichten zu konnen.
18.4 Untergrundabdichtung Sofern der Dammkern bzw. die Herdmauer nicht unmittelbar in einen dichten Horizont eingebunden werden kann, miissen die Talfiillung und notigenfalls der Felsuntergrund durch eine Dichtungswand und/oder einen Injektionsschleier abgeriegelt werden. Wo keine Vollabriegelung mog-
598
1
lich ist, kann auch eine Teilsieherung zur Verlangerung des FlieBweges vorgesehen werden, wenn damit die Wasserverluste und das FlieBgefane soweit abgemindert werden, dass die Standfestigkeit des Dammes weder durch einen hydraulischen Grundbruch noch durch Erosion oder Suffosion des Untergrundes gefahrdet ist (s. d. auch SOMMER 1980 und KARCHER et al. 1997).
18.4.1 Horizontale Dichtungselemente Bei den Oberlegungen iiber das AusmaB der Sickerwasserverluste und iiber das Stromungspotenzial des Sickerwassers ist zunachst die abdiehtende Wirkung der natiirlichen Lehmdecke im Stauraum zu priifen. Diese muss ausreichend dick sein (min. 10 cm pro Meter StauhOhe), eine entsprechend geringe Durchlassigkeit aufweisen (k < 10-7 m/s) und gegeniiber dem Untergrund erosionsfest sein. Die Erfahrungen haben jedoch gezeigt, dass die natiirliehe Lehmdecke in der Regel zu viele Fehlstellen aufweist und auch weder durch eine besondere Bearbeitung noch durch eine entsprechende Verstarkung auf die notwendige Giite verbessert werden kann, da hierzu meist das geeignete Material fehlt. In den meisten Fallen wird daher eine Verbesserung der natiirlichen Stauraumabdiehtung allein nieht zu dem gewiinschten Erfolg fiihren. Vereinzelt sind solche Wannendiehtungen (Abb. 18.11) jedoch mit Erfolg ausgefiihrt worden (z. B. Nidda-Talsperre bei SchottenlVogelsberg). Ein Hauptproblem bleiben dabei ortliche Fehlstellen und die oft fehlende Filterfestigkeit zwischen dem Decklehm und den
18 Talsperrengeologie
Bachkiesen bzw. dem kliiftigen Felsuntergrund, wodurch iiber lange Zeit Erosionsgefahr gegeben ist und Schlucklocher unterschiedlicher GroBe im Stauraum auftreten konnen. Der Potenzialabbau innerhalb der natiirliehen Stauraumabdichtung geht dadurch verloren, und der hydraulische Gradient im Untergrund wachst stark an. Die natiirliche Lehmdecke im Stauraum wird trotzdem immer Teil des gesamten D~chtungs konzeptes bleiben. Mit der Zeit wird sieh auch eine zunehmende Selbstabdiehtung der Stauraumsohle durch Schlammablagerung einstellen. Fiir den sperrennahen Bereich der eingestauten Hangpartien ist zur Verminderung der Umlaufigkeit ein zusiitzlich aufgebrachter Dichtungsteppich aus natiirlichen Baustoffen oft unerlasslich. Die Versuche, die natiirliehe Lehmdecke zumindest im vorderen Teil des Stauraumes durch Verlegen einer Kunststoff-Dichtungsbahn zu verbessern, haben in den 1970er Jahren, auch bei kleineren Dammen, einige Riickschlage gebracht. Der diehte Anschluss der Diehtungsbahn an andere Dichtungselemente und der Kontakt zwischen Dichtungsbahn und Lehm sind in dies en Fallen nieht zufriedenstellend gelungen (BRETH 1980: 119).
18.4.2 Vertikale Dichtungswande Vertikale Diehtungswande sind iiberall da, wo in geringerer Tiefe und auch zur Seite hin eine Einbindung in ausreiehend diehten Untergrund moglich ist, die technisch und wirtschaftlich giinstigste Diehtungsmogliehkeit.
/ Abb. 18.11 Schema einer Wannendichtung einer Stauanlage auf durchlassigem Untergrund. (1) StUtzk6rper, (2) Obergangsschicht (ausgesuchtes Felsmaterial), (3) Oberflachendichtung (Asphalt, Folie) mit Ausgleichs- und Filterschicht, (4) Dichtungsteppich (Folie oder Lehm), (5) Herdmauer), (6) Sohlfilter.
18.4 Untergrundabdichtung Dichtungswande sind aber auch bei tiefreichend durchlassigem Untergrund, sei es eine schlecht injizierbare Talfiillung oder hoch durchlassiger Felsuntergrund, einem Injektionsschleier meist wirtschaftlich uberlegen, da deren Anwendbarkeit yom Kluft- und Porenraum und damit von der Durchlassigkeit unabhangig ist. Das Wandmaterial muss soweit verformbar sein, urn Setzungen oder sonstige Bewegungen des Dammes ohne Schaden standzuhalten, und sie muss gegenuber den zu erwartenden hydraulischen Bedingungen erosionssicher sein. Zu den vertikalen Dichtungswanden zahlen auBer den meist als Anschlusselement zwischen Damm und Untergrund errichteten Herdmauern Lehmsporne Schlitzwande Hochdruck -Dusenstrahlwande Stahlspundwande Bohrpfahlwande. Die Herdmauern werden bei hoheren Dammen oder bei schwierigen Untergrundverhaltnissen meist mit einem Kontrollstollen ausgestattet, von dem aus zusatzliche AbdichtungsmaBnahmen (Injektionsschleier) ausgefiihrt werden konnen. Die Verfahren zur Herstellung der verschiedenen Arten von Dichtungswanden, die erreichbaren Durchlassigkeiten und die maximalen Ausfiihrungstiefen sind im Abschn. 10.4 und in dem DVWK-Merkblatt 215 "Dichtungselemente im Wasserbau" im Einzelnen beschrieben.
L
18.4.3 Injektionsschleier
Diehtungswanden sind sowohl von der erreichbaren Tiefe als auch yom Gebirge her Grenzen gesetzt. Eine tiefer reiehende vertikale Abdiehtung muss dann immer als Injektionsschleier ausgefiihrt werden. Bei der Herstellung tiefreiehender Injektionsschleier fiir Abdichtungszwecke im Fels spielen die ingenieurgeologischen Randbedingungen eine erhebliehe Rolle. Die Standardwerke fur Injektionsarbeiten sind "Rock Grouting" von EWERT (1985) sowie KUTZNER (1991). Besondere Schwierigkeiten bereitet die Ubertragung der Ergebnisse von Wasserabpressversuchen auf die FlieBvorgange beim Injizieren mit anderen
599
Flussigkeiten (WIDMANN 1991). Bei der Ausfiihrung von Injektionsarbeiten zu Dichtungszwecken ist eine standige ingenieurgeologische Auswertung der Einzelergebnisse und Beratung der GesamtmaBnahmen erforderlich. Injektionsarbeiten fur Abdichtungszwecke wurden schon in Abschn. 7.4.4. behandelt. In Fels mit k-Werten ~ 10- 5 m/s werden Zementsuspensionen verwendet, denen zur Stabilisierung der Suspension meist Bentonit beigegeben wird. Zement-Bentonit-Suspensionen weisen bis 50% Tonanteile auf. Reine Tonsuspensionen konnen nur dort angewendet werden, wo keine Siekerwasserstromung und damit keine Ausspiilung zu befiirchten ist. In aggressivem Grundwasser werden Zement-Bentonit-Suspensionen mit Spezialzementen eingesetzt. Bei hoheren Aufnahmen werden Fullstoffe wie Sand, Gesteinsmehl, Flugasche, Kalkmehl, Trass u. a. m. beigegeben, oder es werden Zementpasten verwendet bzw. neuerdings auch Zement-Bentonit-Gemische mit Zugabe von aufschiiumenden Kunststofflosungen, die besonders in verkarstetem Gebirge Vorteile bringen. Die Reichweite einer Zementinjektion ist abhangig von der verwendeten Suspension, dem angewandten Injektionsdruck und der -zeit sowie der Ausbildung der Klufte (Abb. 18.12) und ist ebenfalls hochgradig anisotrop. In gut durchlassigem Gebirge (k = 10-2 bis 10-4 m/s) werden allgemein Reichweiten von 1 bis 3 m angenommen, in den Hauptkluftrichtungen 5 bis 10 m und mehr (HEITFELD 1965, KRAUSE 1966: Abb. 33). Bei einer Vielzahl feiner Klufte, die insgesamt noch eine erhebliche Durchlassigkeit bringen, jedoch infolge ihrer geringen SpaJtweite « 0,1 mm) durch Zementinjektionen nieht mehr abgediehtet werden konnen, werden vor oder nach der Zementinjektion chemische Losungen auf der Basis von Natriumsilikat verpresst. Die verschiedenen Silikatlosungen sind im Abschn. 7.4.4 beschrieben. Hierbei ist jedoch auf die Umweltvertraglichkeit zu achten. Die Tiefe des Injektionsschleiers sollte nach den Ergebnissen der WD-Tests festgelegt werden (Abb. 18.2), nicht nach empirischen Formeln wie t=
2/3 . H (fur deutsche Talsperren) oder
t=
1/3 . H + C (Bureau of Reclamation),
18
600
1
wobei t die Tiefe des Dichtungsschleiers, H der maximale Wasserdruck bedeuten und C eine Konstante, die je nach Fels zwischen 8 und 25 liegt. Die Mindesttiefe eines Injektionsschleiers sollte bei kleineren Dammhohen 15 bis 20 m betragen. Nach den Seiten muss der Injektionsschleier soweit in die Talflanken eingebunden
18 Talsperrengeologie
werden, dass die starker durchlassige Oberzone bis in ausreichende Tiefe abgedichtet wird. In wenig durchlassigem Fels wird der Injektionsschleier meist einreihig, bei hoheren Durchlassigkeiten auch 2- oder 3-reihig ausgefiihrt. In Lockergesteinen werden grundsatzlich breite, bis zu 6-reihige Injektionsschleier und mehr ausgefiihrt. Die Wahl des Bohrverfahrens richtet sich nach dem Einsatzort, der Gesteinsart, der Tiefe und der erforderlichen Richtungsgenauigkeit sowie den Kosten. Soweit moglich werden Injektionsbohrungen als Vollbohrungen (Rotary- oder Drehschlagbohrungen) ausgefiihrt. Nur die Anfangsbohrungen und die Kontrollbohrungen sind Kernbohrungen. Der Durchmesser der Injektionsbohrungen betragt ublicherweise 46 bis 64 mm, meist rd. 50 mm. Die Richtung und Neigung der Bohrungen muss auf das Trennflachengefiige abgestimmt werden. Sie sollen moglichst alle Kluftsysteme aufschlieBen, am besten aber das Hauptkluftsystem mit der groBten mittleren Offnungsweite (HEITFELD 1965: 165 ff). Injektionsbohrungen werden daher haufig als Schragbohrungen angesetzt, auch wenn darunter die Richtungsgenauigkeit leidet. Bezuglich der Richtungsgenauigkeit von Injektionsbohrungen werden Abweichungen von 3% der Bohrtiefe zugelassen, das sind etwa 1,5 Bohrlochabweichung. Teilweise werden auch hohere Anforderungen gestellt, urn Lucken im tieferen Teil des Schleiers zu vermeiden. In solchen Fallen mussen aber die Bohrtiefen auf etwa 30 m begrenzt werden. Wie groB die Bohrlochabweichungen werden konnen, zeigt Abb. 18.13. Derartige MaBe von uber 20 % sind nur vertraglich, wenn die Bohrlochabweichungsmessungen (s. Abschn. 4.8.2) zeigen, dass diese nach Richtung und GroBe einigermaBen gleichmaBig sind und es dadurch nur zu einer Verkrummung des Injektionsschleiers kommt, nicht zu Lucken. Bei zu groBen Einzelabweichungen mussen zusatzliche Zwischenbohrungen gesetzt werden. Die Richtung der Bohrlochabweichung liegt haufig senkrecht zum Streichen, und zwar gegen das Schichtfallen (s Abschn. 4.8.2), Kernbohrungen sind wesentlich richtungstreuer als Vollkronenbohrungen, bei denen Abweichungen von 10% nicht selten sind. Aus diesem Grund sollten in einem Schleier moglichst nicht verschiedene Bohrverfahren eingesetzt werden. 0
Abb. 18.12 Unterschiedliche Ausbreitung des Injektionsgutes urn die Einpresssteile (E), je nach Ausbildung der KlUftung und dern Spannungszustand (nach EWERT 1985).
601
18.4 Untergrundabdichtung
18 - -
• o
250 -
-
-
2 50----- 250--"--2 .50-1
Bohransatzpunkt Bohrlochlage in 20 m Tiefe Bohrlochlage in 30 m Tiefe
Beim Injizieren muss grundsatzlich zwischen nicht verkarstungsfahigen und verkarstungsfahigen Gesteinen unterschieden werden. AuBerdem verlangen die oberflachennahe Auflockerungszone (s. Abschn. 3.4.3.2) und auch veranderlich feste Gesteine (Abschn. 3.4.1) notigenfalls eine besondere Behandlung. Die Einpressung mittels Packer erfolgt normalerweise in Stufen von 3 bis 10 m Lange entweder von unten nach oben oder von oben nach unten, wobei dann jeweils stufenweise von oben nach unten gebohrt und mit einem Packer im Standrohr verpresst wird. Bei stark kliiftigem Gebirge empfiehlt es sich, von oben nach unten zu arbeiten, da hierbei UmIaufigkeiten weitgehend verhindert werden. LINORTNER et ai, (2009) beschreiben einen extrem aufwandigen Dichtschirm in verkarsteten Kalksteinen mit einer Gesamth6he von 470 m, der von vier Injektionsstollen in Horizontalabstanden von jeweils 60 bis 70 m aus verpresst worden ist. Beim Injektionsvorgang werden der Verlauf des Druckaufbaus und die Aufnahmemenge des Injektionsgutes von Druck-Mengen-Schreibern registriert. Dabei konnen nach HEITFELD (1965) drei Phasen unterschieden werden: In der ersten Fiillphase erfolgt bei meist noch geringem Druck eine Auffiillung der groBeren Kliifte. Die Pumpenleistung muss grog genug sein, damit geniigend Suspension fiir eine moglichst weitreichende VerfUliung der Klufthohlraume zur VerfUgung steht und nach M6glichkeit ein Zusammenschluss der Einpressbereiche untereinander erreicht wird. Danach setzt ein Druckanstieg ein.
Abb. 18.13 Horizontalprojektion der Ergebnisse von Abweichungsmessungen in Einpressbohr16chern (nach SCHADE
1976).
In dieser Verpressphase soli der vorgesehene Maximaldruck erreicht werden, wobei die Aufnahmemenge auf einen vorgegebenen unteren Grenzwert oder auf Null zuriickgeht. Der Enddruck muss mindestens 10 Minuten gehalten werden, ohne dass noch Verpressgut aufgenommen wird. Das Verhaltnis VerpressdruckJ Aufnahmemenge kann durch Variation des Wasser-ZementWertes bzw. des Wasser-Bindemittel-Wertes gesteuert werden (s. Abschn. 7.4.4). 1m Normalfall wird mit einer diinnfliissigen Suspension begonnen. Baut sich dabei kein Druck auf, so wird eine dickfliissigere Konsistenz verpresst, die bei der Annaherung an den Maximaldruck wieder diinnfliissiger eingestellt werden kann. Der maximale Injektionsdruck wird in Abhangigkeit von der Art und Machtigkeit des iiberlagernden Gebirges festgesetzt. ZARUBA & MENcL (1961) und HEITFELD (1965) bringen eine ganze Reihe von Formeln und Tabellen fUr die Festlegung des Injektionsdruckes. In den USA werden im Durchschnitt Steigerungsraten von 0,25 bar pro 1 m DberlagerungshOhe angesetzt, gegebenenfalls mit einer Differenzierung von 0,5 bar/m fUr feste Gesteine und 0,1 bar/m fUr sogenannte "weiche Gesteine", wahrend in Europa Steigerungsraten bis zu 1 bar/m iiblich sind (Abb. 18.14). Bei der Festlegung des maximal zulassigen Injektionsdruckes ist zu beriicksichtigen, dass der wirksame Druck im Gebirge weniger als die Halfte des an der Pumpe gemessenen Druckes betragt (s. Abschn. 7.4.4). 1m Gebirge selbst
602
1
18 Talsperrengeologie
pflanzt sich der Fliissigkeitsdruck in leicht geOffneten Trennflachen recht gut fort. Leicht verformbare Schichtgesteine, wie z. B. Buntsandstein-Wechselfolgen, konnen schon bei Verpressdriicken von 1,5 bis 3 bar aufbrechen. Der kritische Druck wird fast allein durch die Masse des iiberlagernden Gebirges bestimmt. Solche Gebirgstypen lassen schon bei den WD-Versuchen ein auffallendes AufreiBverhalten erkennen und erscheinen durchlassiger, als sie tatsachlich sind (s. Abschn. 2.8.4.3). Steigerungsraten des Verpressdruckes ;::: 1 bar/m iibersteigen schnell einmal den Oberlagerungsdruck und setzen ein aufreiBunempfindliches, seitlich eingespanntes Gebirge voraus. In Abb. 18.14 sind die kritischen Verpressdriicke fiir die verschiedenen Gebirgstypen zusammengestellt. Die endgiiltigen Injektionsdriicke sollen nach Moglichkeit nach dem Druckverlauf der WDTests festgelegt werden, unter Beriicksichtigung der kritischen Verpressdriicke hinsichtlich des AufreiBens der Schichtfugen (EWERT 1987). Die Erfahrungen haben allerdings auch gezeigt, dass Injektionen mit niedrigeren Driicken als etwa 5 bar in vielen Fallen zu keinem zufrieden stellenden Ergebnis gefUhrt haben. Offensichtlich ist hierbei der sog. Ansprechdruck nicht erreicht worden, der notig ist, urn das Eindringen des Injektionsgutes aus dem Bohrloch in das Gebirge in Gang zu setzen (WIDMANN 1991). Deshalb sollen oberflachennahe Bereiche moglichst nur unter Dammauflast verpresst werden (HOLTZ & EWERT 1977). 10 :'.
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20
30
VerpreOdruck (bar) 40 50
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"EuropalscheSchule" ...........
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"Amerlkamsche Schule"
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Kn hsche Drucke
o~
. \ . ..
50 Abb. 18.14 Kritische Drucke bei verschiedenen Talsperren bzw. Gebirgstypen und empfohlene Verpressdrucke nach der amerikanischen bzw. europaischen Schule (nach EWERT 1987).
Die Anzahl und der Abstand der Injektionsbohrungen werden halbschematisch in Anpassung an die geologische Situation festgelegt. Bei einreihiger Anordnung wird die A-Serie zunachst in Abstanden von 4 bis 8 m gebohrt und verpre sst. Je nach Aufnahme bzw. dem Ergebnis von zwischengesetzten Kontrollbohrungen wird dann eine B-Serie und notigenfalls eine C- und D-Serie im jeweils halben Abstand zwischengesetzt (Abb. 18.15). Hierbei konnen die einzelnen Serien unterschiedliche Tiefen haben. Je nach Standfestigkeit des Bohrloches erfolgt die Injektion entweder durch Abbohren bis zur Endtiefe in Stufen von unten nach oben oder gebrachem Gebirge in Stufen von oben nach unten, wobei die verpresste Strecke jeweils wieder aufgebohrt werden muss. Die Lange der Einpressstufen betragt in der Regel 5 m, bei hohen Aufnahmen auch weniger. In massigen Gesteinen kann teilweise auch die sog. Einlochmethode, d. h. das einheitliche Verpressen eines Bohrloches ab einer bestimmten Tiefe, angewendet werden. Die Festlegung, welches Gebirge injiziert werden muss und wie hoch der Grenzwert der Aufnahme von Injektionsgut anzusetzen ist, richten sich nach den zulassigen Sickerwasserverlusten, den Ergebnissen der WD-Tests (Abschn. 18.2.1) und dem gesamten Abdichtungskonzept. Wenn z. B. ein betrachtlicher Teil des hydraulischen Druckes im natiirlichen oder verbesserten Dichtungsteppich des Stauraumes abgebaut wird, kann der Grenzwert fUr die Durchlassigkeit des
C
Haueda Mohne
T
Tavera (Damm)
o
Tavera (Tunnel)
e
Pueblo vieJo
603
18.4 Untergrundabdichtung
Injektionsschleiers betrachtlich hOher angesetzt werden (HOLTZ & EWERT 1977: 343). Insgesamt ist hierbei jedoch zu bedenken, dass bei geringen Wasseraufnahmen auch die Zementaufnahmen gering sein werden und praktisch kaum eine Veranderung der Durchlassigkeit erreicht wird (EWERT 1979: 275). Wo trotz geringer Wasseraufnahme groBere Zementaufnahmen eintreten, besteht der Verdacht, dass durch die groBeren Driicke bei der Zementverpressung das Gebirge aufgerissen ist. In Schichtgesteinen lasst sich dies oft nicht ganz vermeiden. Dber das Verhaltnis Wasseraufnahme/Zementaufnahme liegen ausfUhrliche Studien von HEITFELD (1965) und EWERT (1979) vor, auf die hier verwiesen wird.
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Die Zementaufnahmen betragen meist 50 bis 200 kg Zement/lfd. m. Bei Aufnahmen von iiber 500 kg/lfd. m sollten besondere MaBnahmen vorgesehen und in oberflachennahen Bereichen andere Abdichtungsmethoden in Erwagung gezogen werden. HERRMANN & SCHENK (1978) sowie SONDERMANN (1988) berichten von einem solchen Vergleich Schlitzwand/Injektionsschleier bzw. von einer Kombination Schlitzwand/Injektionsschleier mit Zementpasten und Zementsuspension im Buntsandsteingebirge. Injektionsversuche zum Zeitpunkt der Baureifplanung sind bei groBeren Talsperren durchaus angebracht. Sie dienen sowohl der Erkundung der Abdichtbarkeit des Untergrundes als auch der Feststellung des Aufwandes. In Lockergesteinen wird gewohnlich mit dreieckigen Versuchsfeldem nach DIN 4093 gearbeitet, im Fels dagegen meist mit Linienanordnung (Abb. 18.16). Der Abdichtungserfolg wird sowohl bei Injektionsversuchen als auch bei der AusfUhrung durch Kontrollbohrungen mit WD-Tests kontrolliert, indem die Wasseraufnahmen vor und nach der Injektion verglichen werden, wobei allerdings die unterschiedlichen Bohrlochdurchmesser beriicksichtigt werden miissen. HOLTZ & EWERT (1977) berichten iiber solche Kontrollarbeiten. Ein Injektionsschleier gilt als hydraulisch wirksam, wenn die Durchlassigkeit urn mindestens zwei Potenzexponenten verkleinert wurde. HOLTZ & EWERT (1977) berichten von einer Reduktion der Wasseraufnahmen bei den WDVersuchen urn 88% von durchschnittlich 12,2 1!(min . m) auf 1,61!(min . m) bei einem Injektionsdruck von nur 1,5 bar. Entscheidend fUr die Beurteilung des Abdichtungserfolges sind nicht die Mittelwerte der Gebirgsdurchlassigkeit, sondem die Notwendigkeit, Teilbereiche hoher Durchlassigkeit auf ein erforderliches MaE abzudichten.
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Abb. 18.15 Darstellung der Wasserdurchlassigkeit im Tiefenprofil nach verschiedenen Injektionsstadien (nach SCHADE 1976).
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Abb. 18.16 Reihen und Dreiecksanordnung der Bohrungen bei Injektionsversuchen (HEITFELD & KRAPP 1986).
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19
Ba en in Erdfallgebieten
In Erdfall- und Senkungsgebieten ist die allgemeine Flachennutzung, insbesondere die Errichtung von Bauwerken und Verkehrswegen, stets mit einem besonderen Gefahren- und Schadensrisiko verbunden. Voraussetzung flir eine Abschatzung der Senkungs- oder Erdfallgefahrdung bestimmter Flachen sind Kenntnisse iiber die Tiefenlage des verkarsteten Gesteins, die Ausbildung der Deckschichten und die Haufigkeit bzw. zeitliche Einstufung der bisherigen Ereignisse. Zur Beurteilung moglicher Ma6nahmen gehoren dann sowohl Erfahrung iiber die Zusammenhange und Vorgange, die zu diesen Ereignissen flihren konnen, als auch Kenntnis der speziellen ingenieurgeologischen Untersuchungsmethoden und der moglichen baulichen Gegenma6nahmen. Karsthohlen selbst sind in Deutschland rechtlich nicht geschiitzt (BOHLKE 2010). Das bedeutet, dass bei Bauvorhaben keine behOrdlichen Auflagen, etwa zur Vermeidung von Auswirkungen auf Karsterscheinungen zu erwarten sind, dass aber andererseits der Bauverantwortliche allein flir die erforderlichen Sicherungsma6nahmen bei Antreffen von Hohlformen zustandig ist. Losungsfahige Gesteine bzw. Hohlraumbildungen kommen fast in allen geologischen Einheiten vor. Hinsichtlich der losungsfahigen Gesteine erfolgt hier, den klimatischen Verhaltnissen in Europa entsprechend, eine Beschrankung auf Karsterscheinungen in Karbonat-, Sulfat - und Salzgesteinen, die auch bei gro6erer Uberdeckung durch nicht losliche Gesteine potenzielle Erdfallgebiete darstellen. Der unter tropisch-humidem Klima mitunter auftretende Silikatkarst solI hier ausgeklammert werden. Primare Ursache der Hohlraumbildungen, Erdfalle oder Senkungen ist die losende Wirkung des Wassers. Die wichtigsten, den Verkarstungsprozess bestimmenden Faktoren sind die Karstgunst des Gesteins, das Trennflachengefiige, die H. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
Qualitiit und Menge der Niederschlage sowie die hydrogeologischen VerhaItnisse, das Klima, das Relief, die Vegetation und die Zeit sowie Veranderungen durch menschliche Eingriffe. Die Verkarstung beginnt immer an Gesteinsflachen, vor allem an wasserwegsamen Trennflachen bzw. primaren Gro6kapillaren, besonders aber in Storungs- und Zerriittungszonen. Von auffallend linearer Aufreihung von Karstformen an tektonischen Storungszonen berichten BRUNNER & SIMON (1987), WOLF (1987), HECKNER et al. (1999) und NEUMANN et al. (2005). Auch in vertikaler Richtung zeichnen sich oft besonders verkarstungsanfallige Horizonte ab, wie dolomitische Lagen, Horizonte besonderer Sprodigkeit oder mit initialer Gesteinsporositat sowie Schichten mit diinnen Gipseinlagerungen, die als erstes gelOst werden, oder auch pyritfiihrende Gesteinshorizonte, die besonders verwitterungsanfallig sind, wobei schweflige Sauren entstehen konnen (s. Abschn. 2.2.3 und 13.4.1). Auch iiber wasserstauenden mergeligen Horizonten kann verstarkte Verkarstung auftreten (JEANNIN et al. 2006; JEANNIN 2007). Viele Karstphanomene weisen eine derartige Horizontierung auf. Die Verkarstung flihrt zunachst zu Kluftaufweitungen und Karstgangen, Schlotten und kleinen Hohlraumen, die das Gestein zwar unregelmaBig, meist aber in Anpassung an das Trennflachensystem durchsetzen (Abb. 19.1). Die Tiefenwirkung der Verkarstung ist abhangig von der Machtigkeit des Karstgesteins, den verschiedenen (auch friiheren) Karstwasserspiegeln, bzw. der jeweiligen Lage zur Vorflut sowie den StromungsverhaItnissen auch unterhalb der Grundwasseroberflache. Dabei ist zu beachten, dass der Karstwasserspiegel kurzfristige Wechselstande von weit mehr als lO m aufweisen kann. 1m Laufe der Erdgeschichte haben auch epirogenetische Hebungen oder tektonische Vorgange Einfluss auf die Grundwasserdynamik und damit auf die
606
1
19 Bauen in Erdfallgebieten
Intensitat der Verkarstung gehabt (REUTER et al. 1986; HaWING 2005). Allgemein werden vier Hauptphasen verstarkter Verkarstung unterschieden: Kreide- und Tertiarzeit, meist fossile Karstformen Pleistozan Altholozan, d. h. vor 15 000 bis 10 000 Jahren die Zeit des Atlantikum, also vor 8000 bis 5000 Jahren.
Entscheidende Bedeutung fur die Ausformung der Karsterscheinungen hat auch das Prinzip der Selbstverstarkung. Initiale Wasserwege im Fels ziehen das Wasser an, wodurch die Hohlformen standig vergroEert werden. Besonders im Wechselbereich des Grundwasserspiegels entstehen dadurch ausgedehnte Hohlensysteme, sowohl im Kalkstein als auch im Gips bzw. Anhydrit. Der groEte Losungshohlraum in Mitteleuropa nordlich der Alpen ist die im Zechstein-Anhydrit angelegte HimmeireichhOhle bei Walkenriedl Sudharz. Ihre Haupthalle ist 170 m lang, 85 m breit und 15 m hoch. Yom Kalksteinkarst der Schwabischen Alb sind besonders die fast 2,5 km lange Falkensteiner Hohle (eine SchichtfugenhOhle), die Laichinger Tiefenhohle (eine KluftfugenhOhle) und das uber 1250 m lange Hohlensystern von Blaubeuren (HUNDHAUSEN 2009) zu nennen. Die Atta-Hohle bei Attendorn, in den Devonkalksteinen des Sauerlandes, weist ein Hohlenlabyrinth von 5000 m Lange auf. Yom Gipskeuper Sudwestdeutschlands werden mehrfach groEere Hohlenbildungen beschrieben, die meist erst bei Steinbrucharbeiten entdeckt worden sind (RATHGEBER 2007). Die Standsicherheit von Besucherhohlen ist nach den geltenden Richtlinien vom Betreiber nachzuweisen. Dazu gehoren Sichtkontrollen und im Bedarfsfall weitergehende Untersuchungen bzw. Sicherungsarbeiten, urn Steinschlag oder Sargdeckelbildung auszuschlieEen. Die Zustandigkeit liegt bei den Landesbergbehorden. In einigen Bundeslandern bestehen dafiir Merkblatter oder Richtlinien (HUNDHAUSEN 2009; HARDTKE et al. 2009).
19.1 Karstterminologie
Abb. 19.1 Entwicklung des Kalksteinkarstes bis zur Erdfall- bzw. Dolinenbildung (a us
WATZLAW
1988).
Fur den Karbonatkarst werden hauptsachlich die Begriffe Verkarstung oder z. T. der Korrosion verwendet. Bei den starker loslichen Salzgesteinen wird dagegen meist von Auslaugung gesprochen. Bei den Sulfatgesteinen sind beide Begriffe ublich. Der BegriffSubrosion umfasst im Prinzip alle Vorgange unterirdischer Gesteinsabtragung, also sowohl Gesteinslosung als auch erosive Kornumlagerung gem. Abschn. 19.2.4. 1m Sprachgebrauch versteht man darunter haufig die
607
19.1 Karstterminologie
Erscheinungsformen des Chioridkarstes, gebietsweise auch des Sulfatkarstes, unter groGerer Oberdeckung. Der Begriff Karst wurde von den siowenischen Kaiksteiniandschaften auf aIle Gebiete der Erde ubertragen und bezeichnet eine Landschaft, die wegen der Verbreitung wasserloslicher Gesteine durch unterirdischen Abfluss gepragt wird. Unter Karst werden dabei die Gesamtheit aller aktiven und nicht mehr aktiven Losungserscheinungen und die sich daraus ergebenden oberund unterirdischen geomorphologischen Prozesse, sowie ober- und unterirdische Hohlformen verstanden, und zwar sowohl im Ioslichen Karstgestein selbst ais auch im Deckgebirge. Wo das verkarstete Gestein direkt ansteht, spricht man von nacktem Karst, den Gegensatz dazu bildet der bedeckte Karst. Der ubergeordnete Begriff fUr die Hohlformen an der Erdoberflache in Karstgebieten ist die Doline. Darunter versteht man eine in sich geschiossene, oberflachlich abflussiose Bodensenke, die entweder durch Losung von oben her oder durch Einbruch von Hohiraumen entstanden ist. Je nach Genese werden Losungsdolinen, Schwund- oder Einsturzdolinen zu unterschieden (Abb. 19.2). Losungs- und Schwunddolinen treten vorwiegend in Karbonatgesteinen, z. T. auch im flachen Gipskarst auf. Die Einsturzdoline entspricht dem Erdfall. Unter diesem, im Bauwesen ublichen Begriff, werden Einbruche an der Erdoberflache ais Folge von Hohlraumbil-
Losungsdoline
dungen im Untergrund verstanden, die schIeichend oder pIotzlich eintreten konnen. Ein Erdfall ist dam it genetisch betrachtet die Durchschiagsphase eines Hochbruchprozesses von einem durch Verkarstung entstandenen Hohlraum im Untergrund (MEIER & MEIER 2007). Die Entwicklungsphasen bis zum Erdfallstadium hangen sehr stark von der Beschaffenheit sowohl des Karstgesteins ais auch des Deckgebirges abo Hohiraume konnen durch wiederholtes Nachbrechen ihrer Decke in Form eines Verbruchschiotes allmahlich nach oben wandern und im Gelande Erdfalle verursachen. Die Entwicklung eines solchen hoch brechenden Bruchschiotes verlauft dabei keinesfalls gieichmamg, sondern kann in Abhangigkeit yom Deckgebirge und seines KIuftgefuges erhebliche Abweichungen in der ursprunglichen Form des Hohiraums und seiner Kubatur aufweisen. Fur die Erdfallform und den Anfangsdurchmesser sind dann haufig die Ausbildung der Deckschichten entscheidend. In bindigen Deckschichten ist bevorzugt mit zylinderformigen Durchbruchen zu rechnen, wahrend sich in nichtbindigen Schichten meist seitliche Aufweitungen ausbilden (Abb. 19.3 und Abschn. 16.7.2.2). Ais Senkungsmulden werden gieichmamg oder ungleichmamg verlaufende, flachenhafte bruchiose Senken bezeichnet (Abschn. 19.2.2.2). Subrosionssenken sind dagegen von Bruchen begieitete kesselfOrmige Senken der irregularen Salzauslaugung (s. Abschn. 19.2.3.2).
Schwunddoline
Abb. 19.2 Entstehung von Schwund- und L6sungsdolinen im Kabonatkarst (nach WAGENPLAST 2005).
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19 Bauen in Erdfallgebieten
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Abb. 19.3 Ausbildung der Erdfallformen in Abhangigkeit vom Aufbau der Deckschichten (D messer, s. Abschn. 19.4.3; aus EBGEO 2010).
19.2 Ursachen der Bodensenkungen und Erdfalle sowie ihre hauptsachliche Verbreitung L
19.2.1 Karbonatkarst
19.2 1.1 loslichkeit von Karbonat~esteinen Die Losung von Karbonatgesteinen (Kalkstein, Kalkrnergelstein, Dolomitstein) ist eine, durch zahlreiche Gleichgewichte gesteuerte chemische Reaktion, bei der dem freien Kohlendioxid (COJ im Wasser groBe Bedeutung zukommt: HP+C0 2 ~H2C03 ~H+ +HCO; ~ CaC0 3+H+ +HCO; ~Ca(HC03)2 ~ Ca 2++2HCO3
Das Kohlendioxid wird z. T. von Regenwasser aus der Luft aufgenommen und gelost, z. T. stammt es aus der Vegetationszone, und zwar biogenes CO 2 der Bodenluft oder aus dem Abbau organischer Substanz (Abschn. 4.3.3). Eine bisher unterschatzte Rolle scheint aus der Tiefe aufstei-
= Bemessungsdurch-
gendes Kohlendioxid postvulkanischer Herkunft zu spielen. Losungsgenossen, die den Vorgang der Losung beschleunigen, sind Sulfationen und Huminsauren. Mit steigendem CO 2- Partialdruck nimmt die Loslichkeit von Kalkstein zu, mit steigender Temperatur abo Sie betragt allgemein in CO 2 -freien Grundwasser bei 10 °C und Atmospharendruck 14 mg/l Regenwasser bis 50 mg!l Sickerwasser mit hohem bis 200 mg/l. CO 2 -Gehalt aus Bodenluft Die Loslichkeit von Dolomit (MgCa(C0 3 )J betragt im CO 2 -freien Grundwasser unter gleichen Bedingungen nur ca. 2,5 mg/l (HEITFELD & KRAPP 1991). Die Hauptmasse des Kalks wird in der Regel in der Infiltrationszone nahe der Oberflache gelost. Bei hoher Sattigung von mehr als 90% nimmt die Losungsfahigkeit und -geschwindigkeit nach der Tiefe deutlich ab, bleibt aber zu einem gewissen Grad erhalten. Die Losung von Karbonatgesteinen kann aber auch unter der Grundwasseroberflache stattfinden als sogenannte Mischungskorrosion. Beim Vermis chen zweier Wasser mit unterschiedlichen Kalkgehalten oder verschiedener Temperatur tritt freies CO 2 auf, das sofort wieder Kalkstein lost. Durch Mischungskorrosion konnen Karsthohlraume tief unter der Grundwasseroberflache entstehen, wo sie sonst nicht vermutet werden.
19.2 Ursachen der Bodensenkungen und Erdfalle sowie ihre hauptsachliche Verbreitung
19.2.1.2 Erscheinungsformen des Karbonatkarstes Entscheidend fUr die Beurteilung des Karbonatkarstes ist die geringe Losungsgeschwindigkeit und die relativ hohe Standfestigkeit fester Karbonatgesteine. Karsthohlraume sind im Kalkstein iiber geologische Zeitraume standfest und treten in allen GroBenordnungen auf, bis hin zu den bekannten groBen Schauhohlen. Erdfalle treten nur selten auf. Yom tiefliegenden Karbonatkarst sind kaum Erdfalle bekannt. In der Schichtfazies liegt haufig eine systematische Anordnung der Karsthohlraume vor, in Abhangigkeit von der Lage einzelner besonders anfalliger Schichten oder dem Kluftsystem bzw. der Hohenlage ehemaliger Grundwasser- oder Quellhorizonte (JEANNIN et al. 2006). In der massigen Rifffazies sind Karststrukturen dagegen meist unregelmaBig-schlauchfOrmig, sehr wechselhaft groB und starker unsymmetrisch verteilt, zeigen aber meist auch eine gewisse Abhangigkeit von Kluftzonen und ehemaligen Grundwasseroder Quellhorizonten. Eine starke Verkarstungsanfalligkeit ist besonders bei diagenetisch umkristallisierten, zuckerkornigen oder locherigen Kalk- und Dolomitsteinen zu beobachten, wie z. B. dem Grenzdolomit an der Basis des Unteren Muschelkalk (GEISSLER et al. 1987; LEICHNITZ & SCHIFFER 1988), der oberen Dolomit-Formation des Mittleren Muschelkalk (ROGOWSKI et al. 2009) oder in der dolomitisierten Rifffazies des Frankischen und Schwabischen Juras (MICHAEL et al. 2003; SCHOLZ & ESSLINGER 2005; H6wING 2005; HUNDHAUSEN 2009). Von den beiden letztgenannten Gebieten sind z. T. mehrere, von ehemaligen Grundwasserstanden abhangige, groBe Verkarstungsphasen mit zwischenliegenden Sedi"
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609
mentationsphasen und Plombierung besonders der oberflachennahen Karststrukturen bekannt (H6wING et al. 2003). Ais besonders anfallige Horizonte sind auBer dolomitischen oder pyritfUhrenden Lagen auch knollige und grusig-mergelige, miirbe Kalkmergelgesteine zu nennen. Sie neigen starker als dichte und feste Kalksteine zu Verwitterung und Erdfallbildung. GOLWER & PRINZ (1969) berichten von zeitweise ausstromendem, lebensfeindlichern Gas aus solchen oberflachennahen verkarsteten Grundwasserleitern bei Hochwasser und dem Brechen von Erdfallen zu Beginn des Hochwassers unter dem Druck der Bodenluft bei schnellem Anstieg des Grundwassers. Bei ablaufendem Hochwasser wirken die Erdfalle dann als Schwinden. Wenn der Tonanteil mergeliger Gesteine iiber 30% steigt, geht die Verkarstungsanfalligkeit sehr stark zuriick (WAGENPLAST 2005). Karbonatgesteine und die Erscheinungen des Karbonatkarstes treten, wie Tabelle 19.1 zeigt, in fast allen geologischen Formationen Deutschlands auf. In den palaozoischen Kalksteinziigen sind zwar Karsterscheinungen und alte Dolinen weit verbreitet, Erdfalle treten aber sehr selten auf. In den Zechsteinkarbonaten treten Erdfalle nur da haufiger auf, wo sie letzten Endes auf tiefer liegenden Sulfatkarst zuriickzufiihren sind (s. Abschn. 19.2.2.2). Ahnlich ist auch die Situation im Oberen Muschelkalk (Abb. 19.4). Teilweise paust sich der Salinar- oder Sulfatkarst direkt durch, zumindest bewirkt das verkarstungsbedingte Zerbrechen des Deckgebirges eine groBere Anfalligkeit fiir die Karbonatgesteine. 1m siiddeutschen Oberjura (ehem. Maim) sind Karsterscheinungen und Dolinen weit verbreitet; Erdfalle treten aber ebenfalls sehr selten my N
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Abb. 19.4 Verstarkte Erdfallbildung im Oberen Muschelkalk, ausgelost durch Sulfatkarst im Mittleren Muschelkalk, yom KOhler bei Bad Gandersheim (aus PRIESNITZ 1974).
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610
1
19 Bauen in Erdfallgebieten
Tabelle 19.1 Die wichtigsten Formationsglieder mit den zu Verkarstung neigenden Gesteinen und deren regionale Verbreitung Formationen Unterformationen Abtellungen Quartar
Holozan
Gesteine mit Karsterscheinungen
Regionale Verbreitung
Loss, Hangschutt
Mittelgebirgslander
Pleistozan Tertiar
Mainzer Becken
Pliozan Miozan
Kalkmergelstein
Untermaingebiet
Oligozan
Nagelfluh
Albsudrand (Donaugebiet) Allgau
Eozan u. Palaozan Oberkreide
Kalkstein
Westfalen, Aachen, Alpen, Hannaversches Bergland, Norddeutschland (Einzelvorkommen)
Unterkreide
Kalkstein
Alpen
Maim
Kalkstein, Dolomitstein, Gips, Steinsalz
Frank. u. Schwab. Alb, Weser-EmsGebiet, Alpen
Dogger
Kalkstein (Hauptrogenstein)
Oberrheingebiet
Lias
Kalkstein
Alpen
Keuper
Gips, Steinsalz, Kalkstein
SOd- u. Sudwestdeutschland, Franken, Thuringen, Alpen
Muschelkatk
Kalkstein, Dolomitstein, Gips, Steinsalz
Mittel-, Sud- u. Sudwestdeutschland, Alpen, Werra- und Wesergebiet
Buntsandstein
Gips und Steinsalz
Werra- und Weserbergland, Thuringen, Nord- und Osthessen, Alpen
Zechstein
Gips u. Steinsalz, Kalkstein, Dolomitstein
Harzrand, Futda-Werra-Gebiet, Nordwestdeutschland
Rotliegendes
Steinsalz
Nordwestdeutschland, Nordseebecken
Karbon
Unterkarbon (Kulm)
Kalkstein
Westdeutschland
Devon
Ober
Kalkstein
Harz, Rheinisches Schiefergebirge
Mittel
Kalkstein
Kreide
Jura
Trias
Perm
Unter
19.2 Ursachen der Bodensenkungen und Erdfalle sowie ihre hauptsachliche Verbreitung
auf. Umfangreiche Studien tiber die unterirdischen Karstformen der Frankenalb liegen yom Bau der NBS Niirnberg-Ingolstadt vor (s. Felsbau 2003: 1 und 2005: 1). Auch im norddeutschen Oberjura kommen Erdfalle relativ selten vor, ausgenommen der Ausstrichbereich der sog. Mtinder Mergel, mit ebenfalls wieder Chlorid- und Sulfatkarst im Untergrund (s. Abschn. 19.2.2.2). Die haufigsten Erdfallerscheinungen im Karbonatkarst treten wohl in den Kalksteinen und Mergelkalksteinen der Oberkreide auf. Das bekannteste Erdfallgebiet dieser Art ist die Paderborner Hochflache, aber auch anderorts sind Erdfalle im Ausstrich der Oberkreide weit verbreitet (KEESE 1985). Auf einige wenige Erdfallerscheinungen in tertiaren Kalkmergelsteinen ist schon hingewiesen worden. 1m Alpenvorland treten vereinzelt Erdfalle iiber altpleistozaner karbonatischer Nagelfluh auf. Auch in den Alpen ist Kalksteinkarst vorwiegend auf schacht- und spaltenartige Karstformen oder Dolinen begrenzt, ganz selten treten Erdfalle auf. Viele der bekannten Dolinenfelder sind auch wieder auf tieferliegenden Chlorid- oder Sulfatkarst zurtickzufiihren.
19.2.2 Sulfatkarst Calciumsulfat tritt in der Natur in zwei Modifikationen auf, wasserfrei als Anhydrit (CaS0 4 ) und hydratisiert als Gips (CaS0 4 • 2H 20). Die Unterscheidung von Anhydrit und Gips erfolgt nach der Wichte (Anhydrit > 2,8 g/cm\ Gips etwa 2,3 g/cm3 - mit Zwischenwerten je nach den Mengenverhaltnissen von Anhydrit und Gips), nach der Ritzharte (Anhydrit 3,0-3,6; Gips 1,52,0; d. i. mit dem Fingernagel ritzbar), nach der Farbe (Anhydrit meist dunkIer als Gips) sowie notigenfalls durch Anfarben mit Bleinitrat und Kaliumchromat. Eine sichere Unterscheidung von Anhydrit und Gips kann nur im Labor erfolgen (z. B. rontgendiffraktometrisch). Auf die Problematik der Sedimentation des Calciumsulfats und seiner Diagenese soll hier nicht naher eingegangen werden. Frtiher ist man davon ausgegangen, dass die chemische Ausscheidung der Sulfate iiberwiegend als Gips erfolgte und dieser durch den Druck der tiberlagernden Schichten und der Temperaturzunahme
611
sein Kristallwasser verloren hat und zu Anhydrit umgewandelt wurde. Nach neuerer Auffassung bildet sich Anhydrit bei Wassertemperaturen ab 42°C, darunter wird Gips ausgeschieden. Dadurch kann es primar zu Wechsellagerungen von Anhydrit und Gips im cm-Bereich kommen (SCHETELIG 1994).
19.2.2.1 Losl chkelt und Umwand ung von Anhydnt zu GlpS Die Umwandlung des wasserfreien Anhydrits in Gips erfolgt nicht direkt. Der Hydratationsprozess wird als ein Losungs-Fallungsprozess angesehen, bei dem letztlich in Verbindung mit Wasser Gips ausfallt und der mit einer theoretischen Volumenvergro6erung von insgesamt 61 % verbunden ist (s. Abschn. 2.6.11.2). Besonders anfallig sind dtinnschichtige Tonstein-AnhydritWechselfolgen mit feinverteiltem Anhydrit wenn zusatzlich quellfahige Tonminerale (Corrensit) auftreten. Auch bankige Zechsteinanhydrite mit Tonsteinzwischenlagen zeigen eine deutliche Anfalligkeit, nicht dagegen der massige Werra-Anhydrit des Zechstein 1. Folgeerscheinungen der Volumenvergro6erung findet man in der Regel nur in Oberflachennahe (Abb. 19.5), und zwar offensichtlich in Abhangigkeit von der Verfiigbarkeit von Wasser sowie dem allseitigen Druck (s. Abschn. 2.6.11). Bekannt sind z. B. die Fahrbahnhebungen in einem Autobahneinschnitt der A 8 westlich von Oberndorf. In der Natur sind allerdings nicht alle Verfaltungen von Gipsbanken durch Volumenvergro6erung entstanden. In gewissen Fallen konnen sie auch auf subaquatische Gleitungen zuriickzufiihren sein. Zu unerwarteten Volumenvergro6erungen und Gelandehebungen kann es auch kommen, wenn durch menschliche Eingriffe (Bohrungen, Bergsenkung) tiefer gelegenen Anhydritlagern Wasser zugefiihrt wird. In einem Anhydritgebirge sind deshalb spezielle Bohrspiilungen mit organischen Zusatzen (sog. inhibierte Bohrsptilung) zu verwenden. Ein unbeabsichtigter Gro6versuch dieser Art hat sich in der Stadt Staufen im Breisgau ereignet. Ende 2007 sind hier im Stadtzentrum mehrere Geothermiebohrungen bis 140 m abgeteuft worden, die u. a. den hier etwa 100 m machtigen Gipskeuper durchfahren
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612
19 Bauen in Erdfallgebieten
19
Abb. 19.5 Quellungshiihle durch Hydratisierung von Anhydrit zu Gips im SOdharz bei Walkenried.
haben (s. Abschn. 20.3.2). In einigen Bohrungen ist im Liegenden gespanntes Grundwasser angetroffen worden, das iiber die Ringraumverfiillung in den Grundgipshorizont aufsteigen konnte und in dem bis dahin wasserfreien Anhydritgebirge die Hydratation in Gang gesetzt hat. Die Hebungen haben nach wenigen Wochen eingesetzt. Die elliptische Hebungsfigur (Abb. 19.6) ist durch das
o Abb. 19.6 Hebungsgeschwindigkeiten im Stadtzentrum von Staufen i. Br. im Zeitraum von Oktober bis Dezember 2008 (nach SASS et al. 2009).
tektonische Schollenmosaik der Vorbergzone begrenzt. Die Hebungen im Ortszentrum betragen derzeit bis zu 30 cm. Sie dauern mit leicht abnehmender Tendenz an (s. LGBR-Seiten im Internet). Die Umwandlung von Anhydrit zu Gips geht entsprechend der Wasserwegigkeit vorwiegend schichtparallel bzw. von Kliiften aus. Die natiirliche Hydratation reicht in Abhiingigkeit von der Exposition des Sulfatlagers und der Wasserwegsamkeit des Gebirges einige Zehnermeter tief. In Gebieten mit junger Erosion, d. h. im unteren Teil der Talhange sind es meist nur etwa 10 m, unter alten Landoberflachen dagegen urn 50 m. In einigen Fallen liegen bis zu 60 m machtige Lager als Gips vor. Die Loslichkeit des Gipses betragt im Grundwasser bis 2,3 gil; meist liegt im Grundwasser allerdings nur eine Teilsattigung von 700 bis 800 mg/l SO /- vor. Durch Chloride als Losungsgenossen erhOht sich die Loslichkeit auf bis zu 5 gil. Beim Zusammentreffen zweier SO/--gesattigter Losungen und besonders mit unterschiedlichem NaCl-Gehalt tritt ebenfalls der Effekt der Mischungskorrosion auf. Die Losungsgeschwindigkeit ist in erster Linie vom Wasserdargebot und der FlieBgeschwindigkeit abhangig. Bei direktem Kontakt eines FlieBgewassers zum anstehenden Gips bei Bad Sachsal Siidharz ergab sich iiber einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren eine durchschnittliche Ablaugungsrate von
19.2 Ursachen der Bodensenkungen und Erdfalle sowie ihre hauptsachliche Verbreitung
10 cm/Jahr. Zeitweilig betrug die Ablaugung bis zu 30 cm/Jahr. Der Gips- und Anhydritspiegel zeigen jeweils die Obergrenze des Auftretens von Gips bzw. Anhydrit im Gebirge an. Die Begriffe sind von der Vorstellung des Salzspiegels (Abschnitt 19.2.3.2) abgeleitet. Wahrend ein Salzspiegel eine annahernd ebene Flache bildet, sind Gips- und Anhydritspiegel oft sehr unregelmaBig ausgebildet. Oberhalb des Gipsspiegels ist das Gestein weitgehend gipsfrei bzw. dieser liegt nur noch in geringen Resten vor. Zwischen Gips- und Anhydritspiegelliegt das Sulfat als Gips vor, unterhalb des Anhydritspiegels als Anhydrit und z. T. Gips, wenn der Umwandlungsprozess bereits eingesetzt hat.
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Die Tiefenlage des Gipsspiegels hangt ab von der Morphologie, der Ausbildung der Sulfatgesteine, den VorflutverhaItnissen sowie weiteren Faktoren und ist deshalb im Einzelfall schwierig vorherzusagen. An Gipskeuperhangen findet z. B. unter Dberdeckung mit tonigen Schichten meist nur relativ geringe Auslaugung von oben statt, teilweise dafiir von unten durch das Grundwasser im unterlagernden Grenzdolomit. In Talhangsituationen werden drei verschiedene Typen von Gipsaustrich unterschieden (Abb. 19.7). Anhydrit ist meist nur in den mittleren und oberen Hanglagen und unter Bergriicken erhalten. 1m weit verbreiteten Regeltyp A ist der Gips in den tieferen Hanglagen bereits meist stark ausgelaugt und von zahlreichen Schlotten durchsetzt. Zum Tal
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A . schmoler Gipsbereich zwischen Auslaugung und Anhydritkern
B. brl'lterer Glpsbereich mit onhydrttlschem Mi ttel
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C.breiter Glpsbereich, voll vergipst und tellousgelaugt
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Abb. 19.7 Schematische Schnitte von Talhangsituationen im Gipskeuper (HERRMANN 1976).
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614
hin dunn en die Gipslagen haufig aus und fehlen in Tallage teilweise ganz.
19.2 2.2 Formenentwicklung des Sulfatkarstes Die Formenentwicklung des seichten und mitteltiefen Sulfatkarstes hangt sehr stark von der Ausbildung des sulfatfUhrenden Schichtkomplexes abo Sulfatgesteine treten, unabhangig von den Modifikationen Anhydrit oder Gips, sowohl in Wechselfolgen von unterschiedlich dicken Sulfatlagen (wenige Millimeter bis einige Dezimeter) mit Ton- und Mergel- bzw. Kalkstein- oder Sandsteinbanken auf, als auch als massige, viele Meter machtige Sulfatlager von bis > 25 m Machtigkeit. Der Gips in massiger Ausbildung wird in erster Linie von der Oberflache sowie von Kluftund Storungszonen her gelost und zeigt ein ausgepragtes Relief von Karren, Schlotten und tief reichenden Orgeln, deren AusmaG vom geologischen Alter der Oberflache und vom Wasserdargebot abhangig ist (Abb. 19.8). In manchen Grubenbildern unterirdischer Gipsabbaue sind unterschiedlich breite, offene oder verlehmte Schlotten und unregelmaGig begrenzte Verlehmungsbereiche mit eingelagerten Gipsblocken (alte Erdfallschlote) verzeichnet. Haufig endet die Verkarstung am Anhydritspiegel. In AusnahmeHillen wurden auch innerhalb des Anhydrits Schlotten angetroffen. Bei bankiger Ausbildung des Gipses schreitet die Verkarstung bevorzugt in horizontaler Rich-
Abb. 19.8 Freigelegte Gipsoberfliiehe in einem aufgelassenen Gipssteinbrueh im SLidharz.
19 Bauen in Erdfaligebieten
tung fort und fuhrt zu einem Nachsacken und Nachbrechen der Hangendschichten. Dabei ist haufig auch ein Ansetzen der Auslaugung von (Druck-)Wasser fuhrenden Liegendschichten her festzustellen (Abb. 19.9). Entscheidend fUr den Auslaugungsvorgang und seine Folgeerscheinungen sind dabei die Dicke der Sulfatlagen und die Kompetenz der nichtloslichen Bankfolgen. In machtigen, mehr oder weniger reinen Sulfatgesteinen konnen sich als Ausgangsvolumen groGere, meist kuppelformige Hohlraume entwickeln, die mit der Zeit nachbrechen und zu einzelnen Erdfallen fuhren. SCHWEIKARDT (2007) beschreibt einen solchen sonarvermessenen Hohlraum in den bis zu 22 m machtigen Grundgipsschichten in Stuttgart-Bad Cannstatt (s. Abb. 19.18). In der naheren Umgebung sind schon mehrfach Erdfalle eingebrochen. Wechselfolgen von dunnen Sulfatlagen mit tonigen Gesteinen fuhren bei der Losung des Sulfats meist zu einem brucharmen, flachigen Nachsacken des Gebirges. Es kommt zur Ausbildung von sehr unterschiedlich dicken Auslaugungszonen, deren Rekonsolidierung wesentlich zum Senkungsvorgang beitragt. Teilweise geht das nachgesackte, z. T. gut konsolidierte Gebirge mehr oder weniger direkt in das Gips fUhrende Gebirge uber, teilweise liegt eine sehr unterschiedlich dicke (cm- bis m-Betrage) Auslaugungszone mit plastischen Residualtonen und -schluffen mit Gesteinsrelikten und z. T Gipsresten vor (WENNER & BRAUN 1998). Mit zunehmender Auslaugung entstehen nachgesackte und in sich zerbrochene Murbzonen im Gebirgsver-
615
19.2 Ursachen der Bodensenkungen und Erdfalle sowie ihre hauptsachliche Verbreitung
19
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band, die in der Anfangsphase deutliche Gebirgsauflockerung aufweisen, aber im Laufe der Jahrtausende wieder einigermaBen konsolidieren. Bei Wechsellagerung von dickeren Sulfatlagen und kompetenten Gesteinen entstehen primar stark verbrochene, nahezu regellose Gemenge von Gesteinsbrocken aller GroBen in einer tonigschluffigen Grundmasse, ohne groBere Hohlraume. SCHMIDT et al. (1999) beschreiben den Vortrieb eines Stollens (0 3,5 m) durch den Mittleren Muschelkalk. Die Residualbrekzie bestand aus nachgesackten und verstiirzten Kalk-, Merge!- und Dolomitsteinen in tonig-schluffiger Matrix. Die ursprlingliche Schichtung war meist nicht mehr erkennbar. In Bereichen alter Erdfallschlote lag vollig chaotische Lagerung vor mit liber kubikmetergroBen Kalksteinblocken aus dem Oberen Muschelkalk in tonig-schluffig-steiniger Matrix und mit Resthohlraumen zwischen den Kalksteinblocken. Der Konsolidierungsgrad der schluffig-tonigen Residualbildungen kann sehr unterschiedlich sein (s. Abschn. 19.3.3). Haufig weisen sie auch einen erheblichen Anteil quelWihiger Tonminerale auf, meist Corrensit (s. Abschn. 2.6.11 und 17.5.2.2). In der Regel entstehen bei seichtem und mitteltiefem Sulfatkarst im Gelande zunachst flache Senken, in denen sich das Wasser aus der Umgebung sam melt, was die Auslaugung weiter beschleunigt. Durch Ausweitung der Hohlraume werden die Materialbrlicken im Gips immer dlin-
Abb. 19.9 Gipsauslaugung im Hellebergtunnel (DB AG). Das Residualgebirge an Basis so, lasst vermuten, dass die Verkarstung hier vor der tektonischen Verstellung von den Liegendschichten her einsetzte (GEISSLER 1994).
ner und brechen schlieBlich zusammen, wobei es zu Erdfallen kommen kann. Ihr Anfangsdurchmesser ist auBer von der GroBe der unterirdischen Hohlraume auch von der Tiefenlage des Karstgesteins und von der Ausbildung der Deckschichten abhangig (s. Abschn. 19.1). Bei oberflachennahem Gips treten meist viele kieine Erdfalle auf. Bei tiefer liegendem Gipshorizont sind Erdfalle seltener. Ihr Anfangsdurchmesser liegt in den meisten Fallen zwischen 1,5 und 6 m, im Mittleren Muschelkalk teilweise auch bis 10 m. Die Abb. 19.10 gibt Anhaltspunkte liber die Entwicklung der Erdfallwande im Laufe der Zeit. Ausnahmen, wie der GroBerdfall im Kyffhausergebiet mit etwa 20 m Anfangsdurchmesser im November 2009, treten aber immer wieder auf. Altere GroBerdfalle zeigen haufig Durchmesser
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Abb. 19.10 Alterung von Erdfallen durch Abb6schen und SedimentauffGllung (a us REUTER et al. 1986).
616
bis 50 m, in Ausnahmefallen bis iiber 100 m. Ihr Anfangsdurchmesser war aber meist deutlieh geringer. Einer der groBten Erdfalle Deutschlands aus dem Sulfatkarst des Mittleren Muschelkalks ist der Dillsgraben bei Bockenem mit einem heutigen Durchmesser von 160 m und einem Anfangsdurchmesser von 80 m (BUCHNER 2004). Andere GroBerdfalle im bedeckten Karst sind auch durch immer wieder zu beobachtende Nachbriiche entstanden. So ist z. B. ein Erdfall im Bahnhofsgelande von Seesen im Laufe von 100 Jahren IS-mal nachgebrochen.
19.2 2.3 Verbreitungsgebie e von Sufatkarst Die Verbreitungsgebiete von Sulfatkarst betreffen in Nord-, Mittel- und Westdeutschland iiberwiegend Sulfatgesteine des Zechstein, des Oberen Buntsandstein (Rot), des Muschelkalk und z. T. des Oberjura, wahrend es in Baden-Wiirttemberg, im nordwestlichen Bayern und z. T. auch im Thiiringer Becken bevorzugt die Grundgipsschichten des tiefsten Mittelkeupers sind. Die ausgepragtesten Erdfallgebiete im Zechstein liegen im Siidharz bei Nordhausen und zwischen Gittelde und Walkenried, wo der Zechstein auf rd. 40 km Lange ausstreieht. In einem durchschnittlich 3 km breiten Streifen sind hier mehr als 10 000 Erdfalle bekannt. Dieser Streifen setzt sieh nach Osten fort. BUCHNER (1996) hat in der "Erdfallkartei von Niedersachsen" u. a. den gesamten Siidharz erfasst. 1m nackten oder gering bedeckten Karst siidwestlieh Osterode treten bis zu 1000 Erdfalle je km 2 auf, mit lokalen Haufungen bis zu 100 Erdfallen je ha. Teilweise zeiehnen sieh die Hauptkluftriehtungen oder Storungen in Erdfallreihen nacho Die GroBe der Erdfalle wechselt in weiten Grenzen, die Mehrzahl hat nur wenige Meter Durchmesser. Mit zunehmender Oberlagerung treten kleinere Erdfalle immer mehr zuriick. Erdfalle mit Durchmesser von 50 m oder mehr sind oft bis in die Hangendschiehten des Unteren Buntsandsteins durchgebrochen. Ober das Sulfatkarst-Geschehen im SE-Harzvorland berichten auch HECKNER et al. (1999, darin Lit.). Weitere Zechstein-Erdfallgebiete liegen im siidliehen Niedersachsen, in Sachsen-Anhalt, sowie in Thiiringen, wo im Jahr bis 50 Erdfalle
19 Bauen in Erdfallgebieten
auftreten, und in NO-Hessen zwischen Rotenburg a. d. Fulda und Witzenhausen (ADERHOLD 2005). Die einzelnen Sulfatlager erreiehen hier ebenfalls Machtigkeiten von 20 bis 30 m, Z. T. bis iiber 100 m. Wo die Gipsvorkommen an den Talrandern und in Seitentalern intensiver Auslaugung ausgesetzt sind, treten gelegentlieh, ortlich auch haufiger, Erdfalle auf. Ober Erdfalle des letzten Jahrhunderts in Niedersachsen beriehten GEISSLER et al. (1982). Erdfalle in verkarsteten Zechsteinkarbonaten sind haufig auf tiefliegenden Sulfatkarst zuriickzufiihren. Die bekanntesten sind die Kripplocher bei Frankershausen am Ostabhang des MeiBner, Kreis Eschwege. Hier ist 1958 ein Kuhgespann in einen Erdfall eingebrochen (Anfangsdurchmesser 1,5 bis 2 m, Tiefe 30 m). Die Wande des Erdfalls standen iiber 50 m Hohe im Hauptdolomit, der von 50 bis 100 m machtigem Werra-Anhydrit unterlagert wird. Eine Besonderheit in Norddeutschland sind Erdfalle, die auf Auslaugung von Gipsgestein iiber Salzstocken zuriickzufiihren sind (s. Abschn. 19.2.3.3). Der Gipshut von Salzstocken ist meist stark verkarstet und Ursache zahlreicher Erdfalle (Abb. 19.11). Eine Obersicht iiber diese Erscheinungen findet sieh bei (ORTLAM & SCHNIER 1981). Die alteren Erdfalle treten morphologisch als kleine Senken, Z. T. mit Torfbildung, oder als kleine temporare Seen in Erscheinung. Allein im Stadtgebiet von Hamburg sind etwa 30 solcher Stellen bekannt (REUTHER et al. 2007). Sulfat- und gebietsweise auch Steinsalzeinschaltungen treten auch in der iiberwiegend tonig ausgebildeten Abfolge des Rot in Siidniedersachsen, Ostwestfalen, Nordhessen und Thiiringen in unterschiedlicher Machtigkeit auf (s. STRAUSS 1994; WUNDERLICH 2004; ADERHOLD 2005; KLEFFNER et al. 2006). 1m Ausstrich dieser gipsfiihrenden Schiehten sind gelegentlieh, ortlieh auch gehauft, Erdfalle anzutreffen. 1m siidlichen Niedersachsen ist die Ursprungstiefe dieser Erdfalle stets kleiner als 100 m. Uber einige Ausnahmen von dieser Regel beriehteten BUCHNER & VENZKE (1987). Beim Bau der Bundesbahnneubaustrecke Hannover-Wiirzburg wurden fossile (vermutlich tertiarzeitliche) Erdfallfiillungen auch aus erheblich groBerer Tiefe angetroffen. BUCHNER (1986) beriehtet, dass in einem Zechstein/Rot 1 Sulfatlager bei Salzderhel-
19.2 Ursachen der Bodensenkungen und Erdfalle sowie ihre hauptsachliche Verbreitung
617
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den bis in eine Tiefe von 150 m groBe Karsthohlraume erbohrt worden sind. 1m Mittleren Muschelkalk Siiddeutschlands treten Anhydrit und ortlich auch Steinsalzlager in einer urspriinglichen Machtigkeit von bis zu 100 m auf. 1m Ausstrich an den Talhangen sind Salz und Anhydrit haufig bereits ausgelaugt, was zu einem Nachsacken und Nachbrechen des harten Dolomit - und Kalksteindaches und schlieBlich zum Abgleiten ganzer Schollen auf den tonigen Residualbildungen gefiihrt hat (Abb. 15.33). In tektonisch geschiitzter Lage oder im Bereich junger Tiefenerosion sind Anhydrit und Gips auch in breiten, flachen Talem noch erhalten (s. Abb. 19.7). Hier ist die Auslaugung im Talbereich und besonders im unteren Teil der Hange meist noch aktiv und es treten verhaltnismamg haufig Erdfalle auf. Die Anfangsdurchmesser wechseln je nach Tiefenlage des Karstgesteins und Ausbildung der Deckschichten zwischen 1 und 6 m, z. T. auch mehr. Wo die Gipsauslaugung bereits zu Anfang des Quartars stattgefunden hat, sind je nach Ausbildung des sulfatfiihrenden Schichtkomplexes im Talgrund machtige Residualbildungen und z. T. auch groBere Torfmachtigkeiten verbreitet. 1m Wutachgebiet ist mit dem sog. Rosshagschacht 1954 im Verbreitungsgebiet es Oberen Muschelkalk ein Erdfall von 10 m Durchmesser aufgetreten, der eine Tiefe von etwa 70 m hatte und letztlich auf Gipsauslaugung im Mittleren Muschelkalk zuriickzufiihren war (RATHGEBER
Abb. 19.11 Schematischer Schnitt durch den Gipshut eines Salzstocks mit holozanen Erdtallen (ORTLAM & SCHNIER 1981).
2007). MAGAR (1993) berichtet von rezenten Senkungen (1990-1993 = 24 bis 60mm) an einem Gebaudekomplex im Niveau des Unteren Keuper infolge Gipsauslaugung im Mittleren Muschelkalk (Abb. 19.12). Ein derartiges Durchschlagen von Karsthohlraumen im Mittleren Muschelkalk bis in den oberen Teil des Oberen Muschelkalks bzw. in den Unteren Keuper ist relativ selten und in der Regel an tektonische Zerriittungs- oder Storungszonen gebunden. 1m siidlichen Niedersachsen sind zahlreiche Erdfalle aus dem Mittleren Muschelkalk bekannt, die zu erheblichen Problemen beim Bau der DB-Neubaustrecke Hannover-Wiirzburg gefUhrt haben (GEISSLER et a1.1982; GEISSLER 1986). 1m Thiiringer Becken und z. T. auch im siidwestthiiringischem Triasgebiet weist der Mittlere Muschelkalk mit das groBte Verkarstungspotential auf (BIEWALD 2004; WUNDERLICH 2004). 1m unteren Teil des Mittleren Keuper, dem in Wiirttemberg 90 bis llO m machtigen Gipskeuper, treten verbreitet Anhydrit und Gipslagen auf, die im sog. Grundgips eine Machtigkeit von 10 bis 25 m erreichen. Wo der Gipskeuper an der Keuperrandstufe in Wiirttemberg und in Nordwestbayem flachenhaft ausstreicht oder als Erosionsrest dem Lettenkeuper aufliegt, ist der Grundgips meist vollig weggelost (s. Abschn. 19.2.2.1). Letzteres gilt auch fUr breite Taler, z. B. fiir das Neckartal bei Stuttgart und den Stuttgarter Talkessel sowie auch fUr groBe Flachen im frankischen Keupergebiet (z. B. Schweinfurter Mulde
618
19 Bauen in Erdfaligebieten
19
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Abb. 19.12 Durchpausen der Auslaugungserscheinungen durch > 100 m Deckgebirge bis in das Niveau des Unteren Keuper (s. a. Abb . 19.20).
mit dem Werntal). An den Talriindern im Bereich des Gipshanges (Abb. 19.13) treten zahlreiche Hohlriiume auf, die immer wieder zu Erdfallen fiihren. Die Anfangsdurchmesser betragen meist 1 bis 3 m, selten mehr. Tiefer im Berg, wo weniger grundwasserfiihrende Kliifte vorliegen als im Hangbereich, sind die Sulfatgesteine wesentlich weniger oder nicht verkarstet (BRUDER 1977; KRAUSE 1988). Der Reisenberg bei Crailsheim ziihlt mit seinen zahlreichen rezenten und z. T. wassererfiillten oder bereits vermoorten Erdfallformen zu den eindrucksvollsten Karstlandschaften Siiddeutschlands. 1m benachbarten Stadtteil Rossfeld
von Crailsheim ist 1998 ein Miidchen in einen 2 m tiefen Erdfall mit eingebrochen (RATHGEBER 2007, darin Lit.). Beim Bau des Katharinenhospitals in Stuttgart ist eine ausgepriigte Verkarstung angetroffen worden. Nahezu 70% der etwa 200 zur Baugrundverbesserung niedergebrachten Verpressbohrungen haben Hohlriiume im Grundgips angetroffen (WAGENPLAST 2005). SCHWEIKARDT (2007) berichtet iiber ein Erdfallgebiet in Stuttgart-Bad Cannstatt, in dem im Jahr 2000 ein Erdfall gefallen ist. Eine benachbarte Kernbohrung ergab zwischen 35 und 40 m Tiefe einen Hohlraum mit einem kuppelfi:irmigen Volumen von etwa 6000 m 3 und einer freien Hi:ihe von 7 m (s. Abb. 19.18). Yom Thiiringer Becken beschreibt WUNDERLICH (2004) zahlreiche Erdfalle und z. T. gro6fliichige Senkungsmulden iiber verkarstetem Gipskeuper. 1m Oberjura Norddeutschlands treten in den sog. Miinder Mergeln unterschiedlich miichtige Sulfat- und Steinsalzeinschaltungen auf, die im niedersiichsischen Bergland und am Nordrand des Wiehengebirges zu einem, gelegentlich gehiiuftem Auftreten von Erdfallen fiihren. Die Erdfalle sind oft reihenfi:irmig im Ausstrich der Miinder Mergel angeordnet (BUCHNER 1986: 113). 1m Jahr 1969 ist bei Osnabriick ein solcher Erdfall mit einem Anfangsdurchmesser von rd. 50 m und einer Tiefe von 9 m eingebrochen (DECHEND & MERKT 1970). Auch im Gebiet des Teutoburger Waldes, des Weserberglandes und am NW-Rand des Ibbenbiirener Horstes in Ostwestfalen sind Erdfalle iiber Chlorid- und Sulfatkarst der Miinder Merge! weit verbreitet. LOTZE (1957) beschreibt zahlreiche Erdfalle in der Senkungszone des Heiligen Meeres, wo mehr als 60 Erdfalle zu verzeichnen sind, teilweise als Seen mit Moorbildung. Darunter ist auch der gri:i6te Erdfall, der im vergangenen Jahrhundert in Mitteleuropa aufgetreten ist. Er entstand im Jahre 1913 mit einem Anfangsdurchmesser von 100 m. Wiihrend LOTZE diese Erdfalle auf Salzauslaugung in Zechsteinschichten zuriickfiihrt, werden sie heute aufgrund von Bohrergebnissen dem Sulfat- und Salinarkarst des Miinder Merge! zugeordnet (THIERMANN 1975: 517).
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Abb. 19.13 Schematische Darstellung der Gipskorrosion und der Bebaubarkeit eines Gipskeuperhanges (aus SCHALICKE 1972).
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19.2.3 Chloridkarst
1923 2 Erschemung formen de tlefen Ch ondkarstes
19.2 3.1 Loshchkel der Chloride Die Loslichkeit der in der Natur vorkommenden Halogenide, vor aHem Natriumchlorid (Steinsalz, Halit) und untergeordnet Kaliumchlorid (Sylvin), ist weit h6her als die der Sulfate und Karbonate (Tab. 19.2). Sie ist ebenfaHs temperaturabhangig und betragt im Grundwasser (10 0c) bei NaC1 bis zu 358 gil (REUTER & TOLMACEV 1991). 1m bewegten Grundwasser liegt meist nur eine Teilsattigung von etwa 100 gil vor.
Die Salze werden wegen ihrer guten Loslichkeit immer als erstes gelost und sind unter geringer Dberdeckung meistens bereits voHkommen verschwunden. Aber auch unter mehreren 100 m Deckgebirge haben sie yom Ausstrich her oder durch tektonische Bruchbildung Verbindung mit dem Grundwasser erhalten und unterliegen seit geologischen Zeitraumen der Auslaugung bzw. Subrosion. Eine umfassende ModeHvorstellung tiber die Dynamik des Chloridkarstes bringen KNIESEL (1980) und ELLENBERG (1982). Von
Tabelle 19.2 Vergleiche der L6slichkeit und anderer Eigenschaften 16slicher, gesteinsbildender Minerale (nach MUGKE 2009). Mineral
Catcit
Anhydrit
Gips
Steinsalz
Chemische Formel
CaCO,
CaSO.
CaSO. · 2 H2O
NaCI
Loslichkeit im Wasser (g/I)
0,2
3
2,3
358
15
10
1790
> 2,8
2,3
2,2
Vielfaches bez. auf CaCO, Dichte (tj m3)
2,7
620
19 Bauen in Erdfailgebieten
einigen Salzverbreitungsgebieten (auch von Salzstocken) sind natiirliche Solquellen bekannt, die Anzeichen fUr die anhaltenden Losungsprozesse in der Tiefe sind. Durch Schiittungsmessungen und Analyse der Salzgehalte lasst sich die abgefUhrte Salzfracht ermitteln. Sie betragt oft viele tausend Tonnen pro Jahr. Trotzdem verlauft die Steinsalzsubrosion in der Natur in der Regel sehr verhalten, da sich im Niveau des Salzlagers eine Zone weitestgehend gesattigten Grundwassers hOherer Dichte einstellt. Erst bei Anderung der hydraulischen Situation und Zustrom frischen Grundwassers, sei es durch Solbetrieb oder bergbaubedingte Wasserhaltung, wird die Subrosion beschleunigt, mit entsprechenden Folgen an der Erdoberflache. Seit WEBER (1930, 1967) wird die vom Tagesausstrich fortschreitende Subrosion als "regulare Salzauslaugung" bezeichnet. Hierbei kommt es zur Ausbildung eines sog. Salzhanges, das ist der Ubergang von der unversehrten Salzfolge zu dem mehr oder weniger salzfreien Gebiet. Die "irregulare Salzauslaugung" erfasst dagegen die Lagerstatte innerhalb des geschlossenen Salzgebietes durch Eindringen von Wasser an Storungs- und Zerriittungszonen. Beide Typen zeigen grundsatzlich denselben Mechanismus und fUhren zu ahnlichen Auswirkungen an der Erdoberflache,
Irregul6te
Auslaugung
doch bilden sich bei der irregularen Salzauslaugung in der Regel ausgepragte trichter- und kesselformige Senken (Subrosionssenken), die von mehr oder weniger steilen lokalen Salzbangen umgeben sind, wahrend die Formen vor dem regularen Salzhangbereich meist flache Senkungsmulden sind, die in der Landschaft wenig auffallen. Die reguJare Salzauslaugung und die weitergehende Zonengliederung von WEBER (1967) ist modellhaft am Tagesausstrich der Zechsteinfolge am siidlichen Harzrand anzutreffen, wo die Anhydrit- und Salzlager unter wenigen hundert Metern Uberdeckung liegen (Abb. 19.14). Bei machtigerer Uberdeckung des Zechsteinsalinars, wie in Osthessen, zeichnen sich die oben genannten Auslaugungsbezirke WEBERS weniger deutlich abo 1m Westteil des Werra-Fulda-Beckens scheinen die Salzhange nach LAEMMLEN, PRINZ & ROTH (1979) und PRINZ (1980) mehr von der Palaogeographie des Zechsteinmeeres abhangig zu sein als von der fortschreitenden Subrosion. Die verschiedenen Randbecken des Zechsteinmeeres mit 100 bis 300 m machtigen Steinsalzablagerungen im Zechstein 1 werden hier von Schwellen mit Sulfatfazies begrenzt, die offensichtlich noch heute weitgehend den Salzhangbereich markieren. In dies en teilweise sehr breiten
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1 Stelnsatz
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Pal.Jozolkum
I%~
Grundgeblrge
Abb.19.14 Schema der reguliiren und irreguliiren Auslaugung nach WEBER (a us BOCHNER 1996).
19.2 Ursachen der Bodensenkungen und Erdfalle sowie ihre hauptsachliche Verbreitung
Dbergangsbereichen von der eigentliehen Beckenfazies zu der dort weit verbreiteten Sulfatfazies, verzahnen sich offensiehtlich die Chlorid- und Sulfatfazies schichtweise und es treten bevorzugt die seit Ende der 1960er Jahre durch die Arbeiten von HERMANN aus Siidniedersachsen und PRINZ aus Ost- und Nordhessen (Literatur s. PRINZ 1980) bekannt gewordenen Einbruchschlote auf. 1m Ostteil des Werra-Fulda-Beckens, dem WerraKaligebiet, ist der regulare Salzhang dagegen relativ breit und weist sowohl vorgelagerte Senken (Werratal siidlich Bad Salzungen, Moorgrund) als auch zahlreiehe spalten - und erdfallartige Subrosionsformen auf, deren bekannteste der Burgsee am Innenrand des Salzhanges in Bad Salzungen sein diirfte (BAURIEGEL 2004). Je nach palaogeographischer Position ist also bei mehr oder weniger horizon taler Lagerung des Zechsteins mit unterschiedlichen Folgeerscheinungen des tiefen Salinarkarstes in Form einer Kombination von Sulfat - und Chloridkarst zu rechnen: als Salzhang am AuBenrand der mehr oder weniger geschlossenen Steinsalzlagerstatte zum salzfreien Gebiet als Subrosionssenken und -kessel der irregularen Auslaugung i. S. WEBERS mit ihren lokalen Salzhangen in den Steinsalz-Becken und z. T. auch im Salzhangbereich als fossile Einbruchsschlote iiber Schwellenbereichen mit machtiger Sulfatfazies und teilweiser Verzahnung von Steinsalz- und Sulfatfazies (PRINZ 1980). Die zahlreichen bekannten groBeren Subrosionssenken sind in der Regel auf irregulare Auslaugung, z. T. auch auf Auslaugung kleinerer vorgelagerter Steinsalzbecken zurtickzuftihren (PRINZ 1980). Von den Modellvorstellungen LOHMANN'S (1962) iiber die Formenentwicklung bei der irregularen Salzauslaugung hat sich in der Praxis nur das Triehter- und Kesselstadium als brauchbar erwiesen. Irregulare Auslaugung entsteht durch ortlich verstarkte Subrosionsvorgange im Salinaruntergrund als Folge ausgepragter tektonischer Bruchstrukturen, moglicherweise urspriinglich verstarkt durch eine ebenfalls bruchtektonisch initiierte Salzaufpressung und Salzkissenbildung an der Salzoberflache. Diese aufgewolbten Salzkissen sind der Subrosion verstarkt ausgesetzt gewesen, wurden als erstes abge-
621
laugt und losten ortlich verstarkte Gebirgsreaktionen aus, mit ausgepragten Versturzbrekzien im Senkenzentrum und Ausbildung begrenzter Subrosionssenken mit relativ steilen umlaufenden Salzhangen. 1m Senkentiefsten liegen vielfach machtige jiingere Sedimente, z. T. mit Tortbildungen. In einigen jiingeren Senkungsformen scheinen die Bewegungen noch nieht abgeklungen zu sein (ADERHOLD 2005). Von einigen irregularen Subrosionssenken im Werra-Kaligebiet ist bekannt, dass hier zwar eine betrachtliehe Ablaugung des Werrasteinsalzes vorliegt, dieses aber noch in groBerer Restmachtigkeit erhalten ist. Nur bei den groBflachigen Subrosionssenken, wie Oberzella, hat man eine fast vollige Ablaugung des Werrasteinsalzes festgestellt (HAASE & OETTEL 1963). Von den lokalen Auslaugungssenken im Fulda-Becken liegen dariiber keine Angaben vor. Das geomechanische Modell der Gebirgsreaktionen am Salzhang unterscheidet sich deutlich von der Formenentwicklung von Erdfallen des Sulfat- und Karbonatkarstes und auch der fossilen GroBerdf
19
622
19 Bauen in Erdfallgebieten
19
Abb. 19.15 Schummerungskarte eines Salzhangbereiches in SOdwest-ThOringen mit Hangzerreissung und Spaltenbildung sowie Erdfallen auf der Grundlage von Laserscanner-Daten (Auswertung SCHMIDT, TLUG Weimar).
gungsfront neu entstandener Bruchflachen auf. Ihre rundlichen Formen bilden sich meist erst beim Durchbrechen der Deckschichten aus. Die gro6eren Durchmesser von teilweise weit iiber 10 m setzen entsprechend gro6e Ausgangshohlraume und auch gro6e Machtigkeiten der Deckschichten voraus. Fiir eine Bindung an Bruchflachen spricht auch die haufig zu beobachtende Lagekonstanz verschiedener aufeinander folgender Bruchphasen. Die starksten Subrosionsaktivitaten finden normalerweise in einer iiber 1 km breiten Zerrungszone vor der Salzhanginnengrenze statt. Die Einbruchswahrscheinlichkeit ist zwar in Einzelnen sehr gering, infolge des Zeitfaktors sind aber in dieser Zone des Salzhanges Abbruchformen und Einbruchstrukturen gebietsweise weit verbreitet und zeichnen haufig tektonische Strukturen nach (s. a. BAURIEGEL 2004). Die aufwendigen Gelandearbeiten bei der Kartierung solcher kleinraumiger oder regionaler Salzhange werden heute durch die Laserscannertechnik (Abschn. 4.3.1 und 15.2.3) wesentlich erleichtert, mit der hochgenaue digitale Gelandemo delle bzw. Schummerungskarten der Gelandeoberflache ohne Bewuchs erstellt werden konnen (Abb. 19.15 und Abschn. 19.3.1). Die gr06flachige Erkundung erfolgt auch durch Geophysik. Die Salzhanginnengrenze, d. h. die Grenze des mehr oder weniger intakten Werrasteinsalzes zur subrosionsbedingten Reduzierung des Salinars, zeichnet sich im seismischen Tiefenprofil dadurch ab, indem der obere Reflexionshorizont des Plattendolomits des Zechstein 3 in ein deutlich gestortes Reflexionsbild iibergeht,
Die bekanntesten Formen der irregularen Auslaugung im Bereich des Fulda-Beckens sind die Subrosionssenken von Gr06enmoor, Wehrda (Abb. 19.16) und Rothenkirchen, mit der aktiven Senkungszone und jiingsten Erdfallen in der "Wildkaute" bei Steinbach (Abb. 19.17). 1m Werra-Becken Siidwestthiiringens sind dies die meist nahe der Salzhanginnengrenze gelegenen Subrosionssenken von Frauensee, mit den jiingeren Spaltenbildungen und Erdfallen im Gewann "Hohle Berge", und von Tiefenort-Kiesselbach (BAURIEGEL 2004). Am Salzhang in Tiefenort ist 2002 ein Erdfall von fast 10 m Durchmesser eingebrochen. In den Folgejahren sind mehrfach kleinere Nachbriiche aufgetreten, so dass 5 Gebaude geraumt werden mussten. Bei Tiefenort werden in einem Umkreis von etwa 1,5 km insgesamt 15, heute im Gelande noch deutlich erkennbare Einbruchformen beschrieben. 1m heutigen Salzverbreitungsgebiet des Werra-Beckens sind au6erdem noch die gro6flachigen irregularen Subrosionssenken von Oberzella und Stadtlengsfeld zu verzeichnen. In den bekannten Subrosionssenken von Rollsdorf und von Volkstedt/Eisleben im siidostlichen Harzvorland wurde die natiirliche Subrosion und ihre Folgeerscheinungen zunachst durch die Wasserhaltung des Mansfelder Kupferschieferbergbaus und nach seiner Einstellung von den Auswirkungen des Wiederanstiegs des Grundwassers iiberlagert. Die Subrosion und ihre Folgeerscheinungen liefen deshalb hier iiber Jahrzehnte wie im Zeitraffertempo ab und boten giinstige Studienobjekte (REUTER, MOLEK &
19.2 Ursachen der Bodensenkungen und Erdfiille sowie ihre hauptsiichliche Verbreitung
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Abb. 19.16 Ostteil der Subrosionssenke von Wehrda mit aktivem Salzhang (5. d. PRINZ 1979).
KOCKERT 1977; HEROLD et al. 2004). Ober den Riickgang der Senkungen mit der Zeit berichten HEROLD & STROBEL (1999). Die seit Ende der 1960er Jahre bekannten fossiten Einbruchsschlote sind die Durchbruchsrohren von GroGerdfallen, die wahrend der jiingeren Tertiarzeit und im Pleistozan gebrochen sind und die das mehrere hundert Meter machtige Deckgebirge vom Buntsandstein bis teilweise zum Keuper steil durchschlagen haben. Ihre Entstehung fiihrt PRINZ (1979, 1980) auf das Einbrechen groGerer Hohlraume in der Sulfatfazies mit Steinsalzeinlagerungen zuriick. Der kaminartige Schlot entwickelt sich durch allmahliches Hochwandern von Nachbriichen infolge abgeminderter Kohasion auf den Schichtflachen, ohne dass es zur Ausbildung einer Gewolbewirkung oder zu einer Auffiillung der Hohlraume durch die Bruchmassen (Abschn. 16.7.2.2) kommt.
Grabenblldung mil altern Erdfall
Durch die Ausbildung eines Gewolberinges urn den Schlot sind die Schlotwande iiber groGere Hohe standfest und der Schlot nimmt nach oben hin rundliche Formen an. Die Schlotentwicklung ist auf diese Weise weitgehend unabhangig von der Oberlagerungshohe. Die Fiillung der Schlotrohren besteht aus Versturzmassen der zur Zeit ihrer Entstehung iiberlagernden Schichten. Ihre Durchmesser betragen meist 20 bis 50 m, z. T. iiber 100 m. Die Grundrissformen sind rund bis elliptisch, z. T. auch lang gestreckt, da die Schlote vielfach an Verwerfungen oder Kreuzungen von tektonischen Strukturen hochgebrochen sind. Die Schlotumgrenzung steht meist steil, in Anpassung an die Kliiftung. Das umgebende Gebirge ist im Allgemeinen wenig gestort, aber im Randbereich deutlich aufgelockert. Die Schlote sind vielfach in mehreren Bewegungsphasen eingebrochen.
Erweilerung sell 1995
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Begrenzung der Subrosionssenke
Subrosionssenke Rothenkirchen
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Zerrspalte mit neuen Erdlallen
Abb. 19.17 Subrosionssenken von Wehrda und Rothenkirchen a. d. Fulda mit aktiven Salzhiingen (nach ADERHOLD
2005).
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1
Uber fossile Einbruchsschlote im siidlichen Niedersachsen, in Ostwestfalen und in Nordhessen berichten GRIMM & LEPPER (1973) und KNAPP (1983) . Jung- und nacheiszeitliche Einbriiche mit heute noch erhaltener morphologischer Auspragung als GroBerdfalle sind nur gebietsweise anzutreffen. Die bekanntesten sind die sechs Erdfalle im Bendelebener Holz bei Sondershausen/Thiiringen, die in geschichtlicher Zeit entstanden sind (BRUST & KUPETZ 1993), die Wolkenbriiche bei Trendelburg in Nordhessen, die Meere bei Bad Pyrmont sowie zahlreiche Moortrichter in Ostwestfalen (Literatur s. PRINZ 1979: 96). Rezente Nachbriiche treten nur ganz vereinzelt auf. So ereignete sich der letzte Nachbruch in Bad Pyrmont am "Unter Meere" im Jahre 1929 (HERRMANN 1968: 272). Aus Nordhessen ist das "Seeloch von Kathus" bei Bad Hersfeld (FINKENWIRTH & HOLTZ 1974) bekannt. Bei einem Nachbruch der Erdfallquelle von Bad Vlotho-Seebruch in Ostwestfalen (DEUTLOFF, HAGELSKAMP & MICHEL 1974) kam es auch zu Gebaudeschaden. 1m Jahre 1970 ist hier in einem alten, vor mindestens 8000 Jahren entstandenen Erdfall von 50 m Durchmesser plOtzlich ein neuer, rd. 25 m tiefer Einbruch entstanden, dessen Durchmesser auf 80 m anwuchs. Einige Stunden nach dem Haupteinbruch drang aus der Tiefe mineralisiertes Grundwasser hoch, fiillte den Trichter auf und lief schlie6lich iiber den Trichterrand aus. Weltweit sind zahlreiche GroBerdfalle, z. T. auch mit Bauschaden, bekannt. Eine Zusammenstellung findet sich bei MOLEK (2004). Diese seltenen natiirlichen Ereignisse diirfen nicht verwechselt werden mit Einbriichen iiber abgesoffenen bergbaulichen Anlagen, wie sie von REUTER et al. (1977) beschrieben werden.
19 2 3 3 Ka st scheinungen ubet oberf achennahen Salzstocl<en 1m Gebiet des nordwestdeutschen Flachlandes ist es im Zechstein zur Ablagerung einer fast 1000 m machtigen Salinarfolge, vorwiegend aus Steinsalz, gekommen. Bei den groBen Deckgebirgsmachtigkeiten sind diese Salzmassen des Zechsteins und in den Doppelsalinaren im Gebiet der Unterelbe auch des Rotliegenden, ab dem Jura mobilisiert worden und als Salzstocke in das Deckgebirge aufgedrungen. Eine Zusammenstel-
19 Bauen in Erdfallgebieten
lung der umfangreichen Literatur bringt JARITZ (1973). In den Karpaten ist dieser Prozess an einigen Salzstocken, die heute noch etwas schneller aufsteigen als sie abgelaugt werden, zu studieren (MUCKE 2009). An den bis in die Nahe der Erdoberflache aufgestiegenen Salzstocken sind die oberen Partien teilweise ausgelaugt. Bei annahernd horizon taler Ausbildung der Grenzflache spricht man von einem Salzspiegel, obgleich innerhalb desselben noch erhebliche Niveauunterschiede auftreten konnen. Bei Losungsmetamorphosen im Salzspiegelbereich entstehen Gips- und Kainitbildungen, die als Gips- und Kainithut bezeichnet werden (Kainit = KMgCIS0 4 • 2,75 HP). Der Gipshut stellt ein wassererfiilltes, hohlraumreiches Gebirge dar, das unter besonderen hydrodynamischen Bedingungen Karstphanomene aufweist (s. Abschn. 19.2.2.3). Die natiirlichen Senkungsbetrage iiber Salzstocken erreichen bis zu 3 mm im Jahr, wobei die Senkungszentren sich im Laufe der Zeit verlagern konnen (SNIEHOTTA 1979). Durch die Forderung natiirlicher Sole aus dem Salzspiegelbereich konnen diese Senkungen beschleunigt werden und erreichen dann Werte bis zu einigen Zentimetern pro Jahr. Derartige Erscheinungen sind vom Salzstock Stade (HOFRICHTER 1967), von der ehemaligen Saline Schoningen (KOSMAHL 1972) und von Liineburg (NIEDERMEYER 1957) bekannt. Bei modernen Tiefsolverfahren sind solche Bodensenkungen kaum noch zu befiirchten. Ein Beispiel fUr diese Erscheinungen ist die Stadt Liineburg. Ein Teil ihrer Altstadt liegt iiber einem Salzstock, dessen Salzspiegel von rd. 1,2 km2 Flache nur 40 bis 70 m unter der Gelandeoberflache liegt und damit einer der hOchstgelegenen Salzspiegel Norddeutschlands ist. Seit iiber 1000 Jahren hat die Liineburger Saline aus dem Salzstock ihre Sole mit einem natiirlichen NaCI-Gehalt von 270 bis 300 gil gewonnen. 1961 ist auf Tiefensolung aus 500 m Tiefe umgestellt worden. Die Senkungen erreichten vor der Umstellung besonders in der ostlichen und nordlichen Randzone Betrage von 20 bis 30 em in 10 Jahren. In Zonen starkerer Senkungen traten auch immer wieder Erdfalle auf. Am Rande der starkeren Senkungsgebiete waren au6erdem erhebliche positive, im Muldentiefsten negative Langenanderungen zu verzeichnen. Ein typisches
19.2 Ursachen der Bodensenkungen und Erdfiille sowie ihre hauptsachliche Verbreitung
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19.2.4 Erdfalle durch ErosionsL und Suffosionserscheinungen
Abb. 19.18 Horizontalverschiebungen an dem unter Denkmalschutz stehenden Gartentor FrommestraBe 2 in Luneburg.
Beispiel solcher negativen tangenanderungen, die sich auf Gebaude als Pressungen auswirken, zeigte das Gartentor in der FrommestraGe 2 im nordostlichen Senkungsmaximum (Abb. 19.18). Von 1898 bis 1960 haben sich die Torfliigel urn 73 cm gegeneinander geschoben, bei einer gleichzeitigen Senkung von 195 cm. Die Hauptschaden in Liineburg kommen auch weniger durch Erdfalle als durch die Vertikal- und Horizontalbewegungen zustande. Von 1949 bis 1960 mussten mehr als 170 Gebaude abgebrochen werden. Die Liineburger Saline ist 1980 endgiiltig geschlossen worden. Auch von einigen Heilbadern in Nordwiirttemberg, die Jahrzehnte lang Solung aus den Steinsalzlagern des Mittleren Muschelkalk betrieben haben, werden ebenfalls Gelandesenkungen bis zu einem Meter gemeldet (WAGENPLAST 2005). FENK (2002) berichtet an einem Beispiel vom Senkungsverlauf bis zur und nach Einstellung der Solung.
Die Erscheinungen der Erosion und Suffosion von feinkornigem Substrat in Lockergesteinen sind bereits in den Abschn. 2.1.6 und 18.2.4 behandelt worden. Die wohl bekannteste Form der unterirdischen Erosion ist die sog. Losssubrosion (KARRENBERG & QUITZOW 1956; PRINZ 1969). Sobald im Loss, der aufgrund seiner ablagerungsbedingten porigen Struktur an sich schon wasserdurchlassig ist, eine bevorzugte lineare Wasserbewegung auftritt und die FlieGgeschwindigkeit so groG wird, dass die Schleppkraft ausreicht, das vorwiegend mittel- bis grobschluffige Losskorn mitzunehmen und in Schwebe zu halten, werden im Loss leicht Hohlraume ausgespiilt. Die Subrosion setzt an der Stelle der FlieBgeschwindigkeitserhOhung ein und fiihrt riickschreitend zu kubikmetergroBen Hohlraumen. Das weggefiihrte Lossmaterial wird meist in besser wasserwegsamen Untergrund eingespiilt. Die Subrosion wird haufig durch menschliche Eingriffe ausgelost oder beschleunigt (undichte Leitungen, Kanale, Quellfassungen, alter Bergbau u. a. m.). MAINZ et al. (2007) berichten von Erdfallen iiber Altbergbaugebieten, ausgelost durch verstarkten Sickerwasserabfluss in tagesnahe Abbauhohlraume und riickschreitende Erosion in den Deckschichten. Ahnliche Erscheinungen sind auch von oberflachennahen alten Braunkohlegruben in Nordhessen bekannt, wobei abbaubedingte Bruchflachen in den Deckschichten (Losslehm und Loss) als bevorzugte Wasserwege gewirkt haben und zahlreiche Erdfalle aufgetreten sind. Eine der Losssubrosion verwandte Erscheinung ist die Suffosion nichtbindiger Lockersedimente. In derartigen Boden, z. B. in den miinsterlandischen Kreidesanden, kann es bei Versteilung des Grundwassergefalles (s. Abschn. 11.1) oder durch konzentrierte Einleitung von Oberflachenwasser entlang bevorzugter Wasserwege (Storungszonen oder Kliifte) zu Ausspiilungen und zu riickschreitender Erosion kommen, mit z. T. groBeren Hohlraumen im Untergrund und erdfallartigen Erscheinungen (OTTO 2007). 1m Buntsandsteinhangschutt der Rhon und des Odenwaldes sind vereinzelt schon kleine Erdfalle infolge Ausspiilung von schluff- und feinsandhal-
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tigem Solifluktionsschutt aufgetreten, und zwar bevorzugt nahe von Grundwasserentnahmen mit Versteilung der Grundwasserstromung oder iiber gut wasserwegsamen Storungszonen. Von einem ahnlichen Fall der Suffosion feinklastischer Stauseesedimente iiber groberkornigen Bergsturzmassen in Nordtirol beriehten POSCHER & PATZELT (2000). Unabhiingig von den natiirliehen Hohlraumen im Loss sind in Gegenden mit groBeren Lossmachtigkeiten, wie in Sachsen und Franken, aber auch in Oppenheim am Rhein, meist schon im Mittelalter angelegte Losskeller anzutreffen, die damals als Lagerraume oder als Fluchtgange genutzt worden sind. Diese nicht verbauten Hohlraume im Loss verlieren im Laufe der Zeit ihre anfangs gute Standfestigkeit und stellen heute eine Gefahr dar (s. ENGEL & FRANKE 1998 und ENGEL & LAUER 2003).
19.3 Ingenieurgeologische Untersuch ungsmethoden Die Voraussage von Senkungen und Erdfallereignissen war immer auBerst schwierig. In den letzten Jahrzehnten zeiehnet sieh jedoch ab, dass sieh Karstsysteme nieht rein zufallig entwiekeln, sondern deutlicher als erwartet eine gewisse Abhiingigkeit von bestimmten geologischen Faktoren zeigen, wie einzelnen besonders anfalligen Schiehtgliedern, dem GroBkluft- und Storungssystemen und vor allen Dingen ehemaligen Grundwasser- und Quellhorizonten (s. Abschn. 19.2.1.2). Diese Erkenntnisse erleiehtern in vielen Fallen das Erstellen von Prognosemodellen (s. JEANNIN et a1. 2006). Die Verfahren zur Erkundung und Beurteilung des Baugrundes in Erdfall- und Senkungsgebieten sind von der Art der zu erwartenden Bewegungen sowie von der GroBe und Konstruktion der Bauwerke, insbesondere von ihrer Empfindliehkeit gegeniiber Verformungen und Einbriichen abhangig (Geotechnische Kategorie GK 3). In Erdfall- und Senkungsgebieten muss grundsatzlich mit einem erhohten Untersuchungsaufwand gerechnet werden, der aber noch in Relation zum Schadensfall bzw. dem Sieherungsaufwand stehen muss.
19 Bauen in Erdfaligebieten
Die Erkundung darf sich dabei nicht allein auf Erdfalle und Senkungen beschranken. Auch ohne solche Erscheinungen konnen je nach Ausbildung des Karstgesteins im Untergrund unterschiedlich alte und dementsprechend z. T. locker gelagerte oder weiche Residualbildungen oder Residualbrekzien bzw. Resthohlraume vorliegen (s. Abschn. 19.2.2.2), die bei Bauwerksgriindungen zu beachten sind. In auslaugungsbedingten nacheiszeitlichen Senkungsgebieten konnen auch machtige Torfe oder organogene Sedimente auftreten. Die ingenieurgologischen Baugrunduntersuchungen in Karstgebieten bedienen sieh geologisch-morphologischer, geophysikalischer und der iiblichen geotechnischen Verfahren.
19.3.1 Geologisch-morphologische Verfahren Die geologisch -morphologische Erkundung ist in erster Linie eine Bestandsaufnahme, wobei nach Moglichkeit altere Karten, Archivunterlagen und Luftbilder mit verwendet werden sollten. Bei der Luftbildauswertung ist eine Strukturanalyse auf Lineare von Vorteil (Abschn. 4.3.1), da haufig ein Zusammenhang zwischen den tektonischen Linien im Gebirge (StOrungen, GroBkliifte) und der Verkarstungsintensitat besteht. Dabei ist zu beachten, dass bei einer Luftbildauswertung in erster Linie Erdfallformen und Zonen oberflachennaher Verkarstung erfasst werden, die keine zuverlassige Information iiber tiefer liegende Gebirgsbereiehe liefern. Bei der Auswertung der Luftbilder kann zwischen "einigermaBen gesicherten" und "vermuteten" Erdfallformen sowie (auWilligen) Senkungsstrukturen unterschieden werden. Da Erdf
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19.3 Ingenieurgeologische Untersuchungsmethoden
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morphologische Auffalligkeiten und auch Schaden an Bauwerken erfasst. Die bautechnisch wichtigsten Kriterien von Erdfallen sind die Erdfallhaufigkeit, bezogen auf km 2 und eine Zeitangabe (Jahr, Jahrzehnt, Jahrhundert), sowie die Anfangsdurchmesser. Letzterer ist aus den abgeflachten Formen alterer Erdfalle oft schwer abzuschatzen (Abb. 19.10). Aus Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Hessen liegen statistische Auswertungen iiber die Anfangsdurchmesser von Erdfallen vor (BUCHNER 1996; HECKNER & HEROLD 1995; ADERHOLD 2005). Danach haben die meisten Erdfalle im Gipskarst Anfangsdurchmesser unter 3 bis 4 m. Erdfalle mit groBeren Anfangsdurchmessern als 6 bis 10 m sind selten. Das Alter von Erdfallen kann in der Statistik dadurch beriicksichtigt werden, dass lange zuriickliegenden Erdfallereignissen geringere Bedeutung beigemessen wird, als Erdfallen, die erst in den letzten Jahren bis Jahrzehnten aufgetreten sind. In den meisten Fallen ist allerdings das Alter der Erdfalle unbekannt und man ist auf Schatzungen aufgrund der Morphologie angewiesen. Die statistische Erfassung dieser Erdfalldaten gibt Hinweise fiir die Verteilung, die Haufigkeit, das Alter, die Fortdauer und Intensitat der Ereignisse und die Wahrscheinlichkeit weiterer Erdfalle. Dabei ist zu beachten, dass Erdfalle in der Nahe von Siedlungen und in der Feldflur meist bald verfiillt werden und nicht mehr ohne weiteres zu erkennen sind, wodurch oft eine groBere Erdfallhaufigkeit in Waldgebieten vorgetauscht wird. 1m Harzvorland sind von 1987 bis 1990 aIle bekannten Erdfalle auf Karten und in Dateien erfasst worden (BUCHNER 1991; HECKNER & HEROLD 1995). In Thiiringen werden seit 1990 in einem "Subrosionskataster" (SubKatThiir) alle subrosiv entstandenen oberflachigen Hohlformen dokumentiert und Hinweise auf vorzusehende SicherungsmaBnahmen gegeben (BIEWALD 2004; SCHMIDT 2004, 2008 und Abschn. 4.2.2). Von Nordosthessen liegt eine Karstgefahrdungskartel:200 000 vor, mit zwei Beikarten, einer Haufigkeitskartel: 100 000 und einer Dokumentationskartel :50 000 (ADERHOLD 2005). Auch von Nordrhein-Westfalen liegt eine, allerdings groBmaBstabliche ErdfaIlkarte vor (STRAUSS 2008). GroBmaBstabliche Karten von Gebieten mit ErdfaIl- und Senkungsgefahrdung gibt es auch von Sachsen-Anhalt und Thiiringen.
Fur die Erstellung eines Katasters von Karsterscheinungen kann folgendes Schema verwendetwerden: Geographische Angaben: Land, Kreis, Gemeindebezirk, Lokalitat (Flurstiick), TK 251 TK 10, Koordinaten, Gelandehohe Objektbeschreibung; Art, Dimension, Entstehungszeit, Gelandenutzung, Schaden Entstehungsursachen; Art und Tiefenlage des Karstgesteins, Ausbildung der Deckschichten, Angaben zum Grundwasser, Entstehungsmechanismus (auch anthropogene Einflusse) Ingenieurgeologische Bewertung; Gefahrenpotential bzw. Gefahrdungskategorie, Sofortbzw. SanierungsmaBnahmen, Kontrollmoglichkeiten. Der Gefahrdungsgrad eines Gebietes wird hauptsachlich bestimmt durch die geologische und tektonische Situation Art und Tiefenlage des Karstgesteins Grundwasserstand, Wechselstande, Durchlassigkeit und FlieBrichtung Anzahl und GroBe von Erdfallen im vergleichbaren Umfeld Alter und Ereignishaufigkeit Konstruktion, Zustand und Nutzungsbedeutung der Bauwerke. Fur eine, aIle Karstgesteine umfassende uberregionale Definition von Gefahrdungsklassen kann folgende Buchstaben-/Zahlenkombination herangezogen werden: Klasse
A
keine auslaugungsgefahrdeten Gesteine im Untergrund
Klasse
B
auslaugungsgefahrdete Gesteine im tiefen Untergrund
Klasse
C
auslaugungsgefahrdete Gesteine oberflachennah
BIC 1 Karbonatkarst BIC 2 Sulfatkarst BIC 3 Chloridkarst .a Erdfalie oder Senkungen sehr selten .b Erdfalie oder Senkungen in der weiteren Umgebung .c einzelne (1- 2) Erdfalie oder Senkungen in der naheren Umgebung (100 m)
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19
19 Bauen in Erdfallgebieten
.d mehrere (> 3) Erdfalle oder Senkungen in der naheren Umgebung.
ggf. mit weiterer Unlerteilung von c und d nach den Anfangsdurchmessern.
Der Subrosionskataster Thiiringen basiert auf einem ausfUhrlichen Erfassungsbogen, der danach in einem EDV-Eingabeformular umgesetzt wird. Die Gefahrdungsklassen werden ebenfalls nach einer Buchstaben/Zahlenkombination definiert. Andere, regional z. T. wesentlich detailliertere Gefahrdungszonen und -bilder wurden fiir den Bau der NBS Niirnberg-Ingolstadt durch die Frankenalb entwiekelt (s. Abschn. 17.2.4). Auch die Handlungsempfehlungen der StraBenbauverwaltungen der Lander Sachsen-Anhalt und Thiiringen enthalten auf den StraBenbau zugeschnittene Gefahrdungsklassen. Fiir eine allgemeingiiltige Risikobewertung haben sich folgende Definitionen bewahrt (s. a. Abschn. 16.7.2.3): Akute Gefahrdung liegt vor, wenn in absehbarer Zeit mit hinreiehender Wahrscheinlichkeit ein Ereignis zu erwarten ist, das eine ernste Bedrohung von Schutzgiitern bedeutet. Eine solche Situation erfordert in der Regel einen zeitnahen Handlungsbedarf bzw. die Einleitung von SofortmaBnahmen. Potentielle Gefahrdung ist gegeben, wenn ein Schadensereignis mittelfristig (einige Monate bis wenige Jahre) mit einiger Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist. Es besteht ein planmaBiger Handlungsbedarf fUr eine umfassende Erkundung und Bewertung der Situation und fUr ein intensives Monitoring. Latente Gefahr ist anzunehmen, bei geringer Eintrittswahrscheinlichkeit fUr ein Ereignis, das weder nach Zeit, Ort und AusmaB naher zu bemessen ist. Eine allgemeine Erkundung und Bewertung der Situation miisste ausreichend sein.
19.3.2 Geophysikalische Messverfahren Je nach Ausbildung und Tiefenlage der Karsthorizonte und der Erdfallhaufigkeit muss die Erkundung von Erdfall- und Senkungsgebieten
mogliehst flachendeckend erfolgen. Dazu sind in erster Linie geophysikalische Oberflachenmessungen geeignet. Die Methoden sind im Abschn. 4.3.2 im Einzelnen beschrieben. Bei der Erkundung von Karstphanomenen haben sieh in den letzten Jahren hochauflosende kombinierte Methoden der Reflexions- und Refraktionsseismik bewahrt, z. T. auch Radarmessungen, geoelektrische Widerstandssondierungen und ggf. Mikrogravimetrie. Die Geophysik gibt immer nur indirekte Hinweise (Anomalien) auf gestorte Bereiehe. Oberflachennahe Hohlraumbildungen konnen ggf. auch direkt dedektiert werden (PLINNINGER et al. 2005). Eine Lokalisierung von tieferen Karsthohlraumen ist mit den heutigen Standardmethoden der Geophysik nicht moglich, da das Auflosungsvermogen mit zunehmender Tiefe stark abnimmt. Beim Baumleite-Tunnel der DBStrecke Ebensfeld-Erfurt konnte ein in 5 bis 11 m Tiefe (spater) aufgefahrener Hohlraum mit einem Querschnitt von 3,5 auf 4,5 m mit vorher durchgefUhrter Reflexionsseismik nieht dedektiert werden (KIND & SCHULZ 2004). Die Eignung und Aussagekraft der angebotenen Methoden sollte daher aus vergleiehbaren Projekten bekannt sein oder vorab in Testmessungen iiber bekannten Karststrukturen iiberpriift werden. AuBer den Oberflachenmessungen konnen auch von zwei oder mehreren Bohrungen aus elektromagnetische oder seismische Durchschallungsverfahren eingesetzt werden. Die seismische Tomographie liefert ein flachenhaftes Abbild iiber die Verteilung der Kompressionswellengeschwindigkeit und der Amplitudenverteilung zwischen den Bohrungen und damit indirekt ein Abbild von der Verteilung gewisser Materialeigenschaften in dieser Schnittebene. Mit der wiehtigste Parameter ist dabei die Dichte, die von der Kliiftigkeit des Gebirges, einer eventuellen Gebirgsauflockerung oder gar Hohlraumen im Gebirge beeinflusst wird. Bei verfUllten Hohlraumen sind die Laufzeitanomalien allerdings weniger deutlich und die Erfahrungen mit der Methode unterschiedlich. In Bohrungen angetroffene Hohlraume konnen mittels Kamerabefahrung oder echometrisch durch Ultraschall- bzw. Sonarvermessung (HASSELKUS 2005) bzw. mit optischen Scannern (ETIBS) oder iiber lasergestiitzte 3D-Hohlraumvermessung (ROGOWSKI 2002; HELLMANN 2009) vermessen werden (Abb. 19.19).
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19.3 Ingenieurgeologische Untersuchungsmethoden
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Abb. 19.19 Mittels Sonarvermessung ermittelter Hohlraumquerschnitt (nach SCHWEIKARDT 2007).
19.3.3 Geotechnische Untersuch ungsverfah ren
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Fur Bauwerke in Erdfall- und Senkungsgebieten mussen die Baugrundaufschlussbohrungen mit groBerem Aufwand betrieben und in kleineren Abstanden angesetzt werden als sonst. ZweckmaBig ist eine Verbindung mit geophysikalischer Vorerkundung. Aufschlussbohrungen mussen immer als Kernbohrungen angesetzt werden. Die auslaugungsgeschadigten, unterschiedlich stark entfestigten und z. T. plastifizierten Ton- und Mergelsteine sowie besonders halbfeste oder plastische Residualbildungen sind oft schwer zu kernen. Der Konsolidationsgrad solcher entfestigter Tongesteine bzw. Residualbildungen ist je nach Alter des Verkarstungsprozesses sehr unterschiedlich (BEICHE et al. 1995). Er kann mittels Rammsondierungen dokumentiert werden. Oberflachennah kommen dafiir Sondierungen mit der schweren Rammsonde in Betracht (Abb. 4.14), in groBeren Tiefen Standard-Penetration-Tests (s. Abschn. 4.4.6.1). Urn die Steifigkeit versuchstechnisch belegen zu konnen, muss en auch in groBeren Bohrtiefen ausreichend Sonderproben entnommen und untersucht werden. Die allgemeine Regel, dass bei Halbfest- und Festgesteinen Laboruntersuchungen an Kleinproben hohere Festigkeitswerte liefern als Feldversuche und Ruckrechnungen aus Bauwerken, gilt fur Residualgesteine nicht oder nur sehr eingeschrankt. Fur den ausgelaugten Gipskeuper geben WITTKE & ZUCHNER (2008) Verformungsmoduln aus Laborversuchen mit 10-40 MN/m 2. aus Lastplattenversuchen mit 20-80 MN/m 2 und aus Ruck-
rechnung mit bis zu 150 MN/m2 an. Das Verformungsverhalten nachgesackter, murbfester Tongesteine ist daher nur mittels in situ-Versuchen zu ermitteln (STRAUSS 1994). Wahrend des Bohrens mussen der Andruck und der Bohrfortschritt genau verfolgt und moglichst durch Schreiber registriert werden, urn weiche Zonen oder Hohlraume zu erfassen. AuBerdem ist eine genaue Spulungskontrolle notwendig. Bei der ingenieurgeologischen Aufnahme der Bohrkerne ist besonders auf Lagerungsstorungen, Entfestigungen, nicht profilgerechte Einlagerungen u. a. m. zu achten. Auch der stratigraphischen Einstufung der Schichtenfolge ist mehr Bedeutung beizumessen als sonst ublich. Baugrundaufschlussbohrungen mussen grundsatzlich bis in den nachsttieferen, ungestorten und einwandfrei einzustufenden stratigraphischen Horizont niedergebracht werden. Zur flachendeckenden Erganzung der Aufschlussbohrungen konnen auch rasterformig angesetzte Sondierungen mit einer Rammsonde vorgesehen werden, die oberflachennahe Auflockerungszonen erkennen lassen (s. Abb. 4.12). In Gebieten, in denen mit einem Anhalten von Senkungen zu rechnen ist, kann deren Intensitat und Verteilung durch ein Beobachtungsnetz von Messpunkten mit Nivellements verfolgt werden (Abb. 19.20 und HECKNER et al. (1999). Senkungen der letzten 10 Jahre konnen ggf. auch mittels SAR-Interferometrie groBflachig erfasst werden (s. Abschn. 15.2.5).
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Setzungen in mm
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Abb. 19.20 Isolinien der Setzungsmessungen von April 1991 bis Marz 1992 des Beispiels von Abb. 19.9 (a us MAGAR 1993).
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19
19.4 Bautechnische MaBnahmen Die Forderung nach vollkommener Sicherheit in Erdfallgebieten ist auch bei sehr groBem Aufwand kaum erfUllbar. Wo Karstgebiete von Bebauung freigehalten werden konnen, sollte dies angestrebt werden. Die Schadensquote ist jedoch, von Sonderfallen abgesehen, meist nur gering, was vielerorts dazu fUhrt, dass ohne Riicksicht auch aufbekannte Erdfall- und Senkungserscheinungen gebaut wird. Obersteigerte Forderungen sind zwar wirtschaftlich nicht zu vertreten, doch sollte verhindert werden, dass heute noch Siedlungen und Verkehrswege in Karstgebieten entstehen, ohne dass entsprechende MaBnahmen vorgesehen werden. Eine Bauleitplanung kann zwar dem Bautriiger das Baugrundrisiko nicht abnehmen, Kenntnisse oder Anhaltspunkte iiber ein Gefahrenpotenzial miissen jedoch von den BehOrden mitgeteilt werden. Bauplanung in potenziellen Erdfallgebieten wird aber immer umstritten bleiben. Die Entstehung von Erdfallen natiirlichen Ursprungs (Verkarstung) und die moglichen bautechnischen MaBnahmen sind weitgehend vergleichbar mit der Behandlung von Senkungen oder Tagesbriichen iiber bergbaulichen Hohlriiumen in mittleren Tiefen. In beiden Fiillen handelt es sich urn den aktiven Senkungs- bzw. Verbruchsprozess eines Ausgangshohlraumes im Untergrund, der sich durch stetes Nachbrechen der spannungsfreien Zone im Firstbereich (Abschn. 17.5.2 und 17.5.5) unter Einwirkung der Schwerkraft und in Abhiingigkeit des Kluftgefiiges bzw. der Kluftkorpergeometrie mehr oder weniger senkrecht durch das Deckgebirge bis zur Erdoberfliiche hocharbeitet. Der Nachbruchprozess kann zeitweise zum Stillstand kommen, was auf die Hohlraum-Bruchmassen-Bilanz (Abschn. 16.7.2.2) oder auf die Ausbildung gewolbeartiger, labiler Gleichgewichtszustiinde im Hangenden zuriickzufUhren ist, die aber auf Dauer nicht stabil sind. Ober die verschiedenen Modelle zur numerischen Abschatzung von Erdfallereignissen im Lockergestein und die moglichen iiquivalenten Durchmesser von Erdfallen in Abhiingigkeit von den Deckschichten berichten zuletzt FENK & AST (2004), MEIER & MEIER (2007) und ROGALL &
19 Bauen in Erdfallgebieten
BROMEN (2008). In den letzten Jahren wurde mehrfach versucht, den Verbruchprozess und die Gebirgsstabilitiit iiber Hohlriiumen mit Hilfe numerischer Losungen zu ermitteln (SCHWEIKARDT 2007, darin Lit.). Der Verbruch eines Hohlraums ist abhiingig von seinen Abmessungen, der Miichtigkeit und Verbandsfestigkeit der Deckgebirges und etwaiger Schwiichezonen an Trennfliichen. Als Gebirgsparameter werden fUr die verschiedenen Schichten in der Regel folgende Kennwerte benotigt: Wichte Elastizitiitsmodul Poissonzahl v bzw. Querdehnzahl Reibungswinkel
19.4 Bautechnische MaBnahmen
Bei den bautechnischen Ma6nahmen werden zwei Arten unterschieden: Tei!sicherung und Vollsicherung. Das Prinzip der Vollsicherung sieht vor, dass an dem Bauwerk keine Nutzungseinschrankungen auftreten durfen. Das Tragwerk muss den definierten Erdfall uberbrucken, ohne unzulassige Verformungen zu erleiden. Fur die Dimensionierung ist dabei auch die Lage eines moglichen Erdfalls (mittig, randlich) entscheidend. Der Nachtei! einer Vollsicherung ist, dass ein moglicher Erdfall nicht erkannt wird und keine nachtraglichen VerfUlimaBnahmen vorgenommen werden konnen. Eine zeitverzogerte Ausweitung des Erdfalldurchmessers ist aber meist nicht eingerechnet. Eine solche vollkommene Sicherung ist in vielen Fallen aufgrund der naturlichen Gegebenheiten (ErdfaligroBe, Senkungsbetrag) nur mit sehr groBem Aufwand moglich. Bei den entsprechenden bautechnischen MaBnahmen muss en solche am Bauwerk und solche im Untergrund unterschieden werden. Als MaBnahmen fUr Grundungen in erdfallgef
631
bruchgefahrdeten Bereich als Obergang von einer Vollsicherung zu einer Tei!sicherung (KOHLER & MULLER 2010).
19.4.1 Schaden durch Senkungen und Erdfalle In der Bundesrepublik sind die meisten durch Karst verursachten Schadensfalle auf Schiefstellungen und Liingenanderungen zuruckzufUhreno GroBflachige Bodensenkungen sind immer mit einer gewissen Krummung verbunden, und zwar auBerhalb des Krummungswendepunktes sattelformig (Zerrungszone) und innerhalb muldenformig (Pressungszone). Ein Krummungsradius kann bei Subrosionssenken meist nicht angegeben werden. In der Muldenlage entstehen Druckkrafte, die von Bauwerken weit besser aufgenommen werden (vgl. Abschn. 6.1) als die Zugkrafte bei Sattellage, gegen die Decken und Fundamente zusatzlich bewehrt werden mussen. Ab Langenanderungen von rd. 0,8% machen sich im Erdboden Mufig schon erste Risse bemerkbar. Beim Lastfall Schiefstellung wird meist ein SchiefsteliungsmaB bis 5% toleriert, daruber ist ein Gebaude reif fur den Abbruch (s. Abschn. 6.1). In der Kyffhausergemeinde Bad Frankenhausen hat der auf Gipsuntergrund stehende 56 m hohe Kirchturm im Laufe der Jahrhunderte bereits eine kritische Auslenkung von 4,40 m erreicht, d. i. fast die gleiche Schieflage wie der Turm von Pisa (s. Abschn. 5.4.2). Ein flachiges Anheben von Gebauden mittels Injektionen ist zwar im Prinzip moglich, erfordert aber einen erheblichen Aufwand und eine gewisse Eigensteifigkeit des Gebaudes (s. Abschn. 7.4.4 und 17.8.4). Wenn die Senkungen weitergehen, sind solche MaBnahmen meist zwecklos. Auslosende Ursache fUr Schaden durch Erdfalle und auch Bodensenkungen ist haufig das Wasser, sei es durch Leitungsverluste oder durch sonstige Veranderungen der Stromungsverhaltnisse im Untergrund (s. Abschn. 11.1). Dber den Einfluss von Bruchtektonik im Salz und dadurch ausgeloste Schadensfalle (Absaufen von Gruben, Senkungen und Erdfalle) berichten SCHWANDT (2005) und STELZNER (2005).
632
19
19.4.2 Verbesserung des Untergrundes Ein Abschirmen des Karstgesteins yom Grundwasserstrom scheidet bis auf den Sonderfall von Wasserverlusten aus KanaIen oder Bachlaufen in der Regel aus. Auch eine Sanierung des Untergrundes ist nur in begrenztem Umfang moglich, z. B. im Karbonatkarst, wo VerfUllma6nahmen oder Betonplomben aufgrund der geringen Losungsgeschwindigkeit in den meisten FaIlen als Vollsieherungen betrachtet werden konnen. Die Verfiillung eines Erdfalls mit Kiesmaterial hat zwar den Vorteil, dass das VerfUllmaterial sieh weiteren Nachbewegungen anpassen kann, es stellt aber bevorzugte Wasserwege dar und kann damit die Subrosionsvorgange verstiirken. Bei Erdfillen, bei denen mit weiteren Bewegungen im Untergrund zu rechnen ist, sind aber andererseits auch Betonplomben nicht geeignet, da sieh bei weiteren Nachbruchen unter der Plombe, zunachst unbemerkt, gro6ere Hohlraume entwickeln konnen und die Plombe zuletzt wegsacken kann. Als untergrundverbessernde Ma6nahmen kommen insgesamt in Betracht: Ausraumen von (stabilen) Karsthohlraumen in Grundungssohle und VerfUllung mit Betonplomben. Notigenfalls konnen in die Betonplomben Plastikrohre eingestellt werden, die eine spatere Kontrolle der "Aufstandsflache" der Plombe und notigenfalls zusatzliche VerfUllungsma6nahmen ermoglichen. Bei den Tunnelbauten der NBS NurnbergIngolstadt wurden beim Vortrieb angefahrene Karbonatkarsthohlraume abgeschottet und mit Magerbeton hinterfUllt (s. Abschn. 17.2.4 und JOHN & STRAPPLER 2003). Karsthohlraume unmittelbar unter Grundungssohle konnen durch Abrammen der Aushubsohle mit einer Fallbirne oder durch Intensivverdiehtung (Abschn. 7.4.3) erkannt und dann ausgeraumt und verfilllt werden. Unter Verkehrswegen kommen der Einbau einer Stahlbetonplatte (sog. Erdfallschutzplatte) oder ein Bodenaustausch und Aufbau einer mehrlagigen Geogitter-Verbundkonstruktion in Betracht. Tiefgrundung, bis in einen tragfahigen, nieht verkarsteten Horizont (HILLER & RAUSERHARLE 2010).
19 Bauen in Erdfallgebieten
Verpressen von Hohlraumen und Auflockerungszonen mit Zementsuspension oder Diimmer (s. Abschn. 7.4.4). Derartige Untergrundinjektionen sind relativ aufwandig und kommen seltener zur Anwendung (Abb. 19.21 und FRANZIUS 1988; HECKNER et al. 1999; WAGENPLAST 2005). Bei gro6erer Tiefenlage des Auslaugungshorizonts (> 30 m) konnen auch kontrollierte Hebungsinjektionen in den grundungsnahen Deckschichten vorgenommen werden (KRAMER 2000). Haufig wird auch eine Kombination der verschiedenen Sieherungsma6nahmen angewendet. Wesentlich ist, besonders bei flach liegenden Karstgesteinen, dass nieht zusatzlich Wasser in den Untergrund eingeleitet, sondern im Gegentei! moglichst sieher abgehalten bzw. abgefUhrt wird. In einigen Fallen von haufigen Erdfallerscheinungen durch seiehten Sulfatkarst, hat sich eine sichere Neuverlegung der Kanalisation als zweckmaBigste Ma6nahme erwiesen (PRINZ & LINDSTEDT 1987). Bei Verkehrswegen muss notigenfalls die Seitenentwasserung auf einen Betonbalken verlegt werden.
19.4.3 Konstruktive MaBnahmen Bisher gibt es in der Bundesrepublik Deutschland kaum allgemein verbindliehe Regeln oder Vorschriften fur das Bauen in Erdfallgebieten. Da in Bergsenkungsgebieten z. T. ahnliche Bauwerksbeanspruchungen auftreten, werden haufig die Riehtlinien fur die Ausfuhrung von Bauten im Einflussbereieh des untertagigen Bergbaus herangezogen (REUTER & TOLMACEV 1991; NENDZA 1992). In Niedersachsen wurden 1987 in Erganzung der Bauordnung Grundsatze fUr die statisch-konstruktiven Anforderungen fUr freistehende Wohngebaude mit nieht mehr als zwei VOllgeschossen erlassen. Darin werden dem jeweiligen Gefahrdungsgrad (s. Abschn. 19.3.1) angemessene Sieherungsbauweisen vorgeschrieben. Die Grundung erfolgt auf einem bewehrten Balkenrost oder einer Platte. Decken werden durch Ringanker gesiehert. Bei AusfUhrung in Stahlbe-
633
19.4 Bautechnische MaBnahmen
19 Kraflhaus
v OW 182,2
UW176,0
Hanglehm und Resldualton
'1141.0 Abb. 19.21 Krafthaus Hessigheim am Neckar, Dichtungsschleier und HohlraumverfUliung zur Vermeidung der Unterstromung und weiterer Setzungen (Firmenprospekt).
ton werden die Decken in Langs- und Querriehtung bewehrt. Fiir die hoheren Gefahrdungskategorien wird das Kellergeschoss in Stahlbeton ausgefiihrt. Dber allen tragenden und aussteifenden Wanden werden Ringbalken angeordnet. Der Bemessungserdfall wird in Niedersachsen mit 5 m Anfangsdurchmesser angenommen. Damit sind 90 % aller zu erwartenden Erdfalle abgedeckt (BUCHNER 1996,2004). Bei industriellen Bauvorhaben sind diese Regeln meist nieht praktikabel. In solchen Fallen ist zu empfehlen, das Tragwerk so auszubilden, dass der Ausfall einer Stiitze kurzzeitig iiberbriickt werden kann. Gegen mogliche Erdfalle unter Verkehrswegen in Altbergbau- oder Karstgebieten sind seit Ende der 1980er Jahre mehrfach Geogitter-Ver-
bundkonstruktionen mit ein- oder zweilagiger Geogitterbewehrung im Basisbereieh des Oberbaus oder an der Dammbasis eingesetzt worden, z. T. auch mit Warnanlagen (Abb. 19.22). Mit Hilfe der Geogitterbewehrung sollen Einbriiche bis etwa 3 m Durchmesser iiberbriickt und die auftretenden Setzungen an der Fahrbahn iiber einen Zeitraum von 14 Tagen auf ein vertragliches VerformungsmaB von < 1:100 (maximal 5 cm) beschrankt bleiben (LUKE et al. 2002; REHFELD & MATTLE 2003; SCHWERDT 2003; SCHWEIKARDT 2007; ROGALL & BROMEN 2009). Bei groBeren Durchmessern (bis etwa 5 m) nimmt die Verformung zu. Die Bemessung kann nach EBGEO, Abschn. 11, erfolgen. Bei groBeren anzunehmenden Erdfalldurchmessern (hier 6 bzw. 9 m) kann auch die Ausfiihrung einer fugenlosen
634
19 Bauen in Erdfaligebieten
19
> 6,00 m
Fahrbahn
-
L L Abb. 19.22 StraBenaufbau mit zweifacher Geogitterbewehrung zur zeitweisen OberbrOckung eines Erdfalies (a us ROGALL & BROMER 2009).
-
q%
L
"-
""
I
Bauklasse IV nach RSIO'91
'--
• ern Deckschlchl 14 ern bit Tragschlcht 15 ern hydr geb. TragschiCh\ 27 ern FrostschutzschiCh\
Stahlbetonplatte (sog. Erdfallschutzplatte) notwendig werden (HELLMANN 2009; KOHLER & MULLER 2010).
19.4.4 Fruhwarneinrichtungen Der Einbruch von Erdfallen ist bisher nur in einigen wenigen Fallen genau beobachtet und z. T. auch vermessen worden. In allen diesen Fallen, in den en die Karstgesteine von unterschiedlichen machtigen Lockergesteinen iiberlagert waren, zeiehnete sieh ein Erdfall meistens schon Iangere Zeit vorher als zunachst geringfiigige Senkung abo Der Senkungsbetrag nimmt dann kurz vor dem Einbruch exponential beschleunigt zu. Die geringste zeitliehe Differenz zwischen diesen Voranzeiehen und dem Eintritt des Erdfalls betrug einige Stunden. Allerdings kann nieht ausgeschlossen werden, dass Erdfalle auch wesentlich schneller und ohne Vorankiindigung, z. B. innerhalb weniger Minuten eintreten. Eine Oberwachung von Bauwerken durch Friihwarneinrichtungen kann also durchaus sinnvoll sein. In der Praxis werden solche Verfahren meist angewandt, wenn andere SieherungsmaBnahmen nicht moglich sind oder zu aufwandig waren. Ein einfaches aber im Laufe der Zeit aufwandiges Verfahren zur Oberwachung von Flachen oder auch einzelnen Bauwerken sind Feinnivellements (Ingenieurvermessung oder Prazisionsnivellement), die bei entsprechender Punktdiehte, auch eine Aussage iiber die Verteilung der Bewegungen ermoglichen. Plotzliche Einbriiche
'- Basaltscholler 0132 GeoIelClJl 10 ern Scholler 0132 ' - - - Geotextil 10 ern Scholler 0/32
ohne Vorankiindigung werden damit nicht erfa sst. Wichtig ist die Festlegung der Wiederholungsmessungen in angemessenen Zeitabstanden, wobei auch kurzfristige Zwischenmessungen nach sonstigen Beobachtungen moglich sein sollten. Ais permanente Oberwachung einzelner Objekte kommt auch die Kontrolle tragender Bauwerksteile mittels Schlauchwaage (Abschn. 5.5.3.6) oder durch einen Laserstrahl in Betracht. Die Toleranzen, die zur Auslosung eines Alarms fUhren, sollten nieht zu klein gewahlt werden, weil es sonst haufig zu Fehlalarmen kommt. Die klassischen geodatischen Verfahren sind re1ativ aufwandig. AuBerdem sind flachenhafte Aussagen oft nur durch Interpolation zwischen den gemessenen Punkten moglich (Abb. 19.20). Eine Alternative stellen nach der Literatur flugzeug- oder satellitengestiitzte Fernerkundungsmethoden dar, wie das GPS-System oder die SAR-Radarinterferometrie (s. Abschn. 15.2.5). Eine andere Moglichkeit ist der Einbau von ErdfaUpegeln in Bohrlochern (Abb. 19.23). Ausgehend von der durch Beobachtungen gestiitzten Annahme, dass Hohlraume (kiinftige Erdfalle) im Festgestein meist nur mit einer Geschwindigkeit von wenigen Metern pro Jahr nach oben wandern, kann ein entsprechend tief gesetzter Erdfallpege1 das Hochbrechen eines Hohlraumes rechtzeitig anzeigen. Bei einer Einbindetiefe der Erdfallpege1 in das Festgestein von 20-50 m verbleibt geniigend Zeit fUr SicherungsmaBnahmen, wie z. B. Verpressen. Der Grundgedanke eines Erdfallpege1s geht auf KAMMERER und REUTER zuriick (KAMMERER 1962). Verschiedene Autoren verbesserten das Messprinzip. Anstelle der
635
19.4 Bautechnische MaBnahmen
OKGel. StraOenkap'p'
P 9t!.lli!.!!9L PV
uw.m....
zementtert oder verfUllt
Abb. 19.23 Erdfallpegel (System BOCHNER).
Betonplombe im Bohrlochtiefsten von BUCHNER (1986) verwendet VOLKER (2004) Gewichtskorper aus nichtrostendem Metall. Jede Abwartsbewegung wird iiber ein Gestange auf eine Messskala am Bohrlochkopf iibertragen und lost bei einer vorgegebenen Einstellung Alarm aus. Eine andere Moglichkeit ist, im Bohrloch in einer gewissen Tiefe Geophone, bzw. unter Grundwasser sog. Hydrophone zu installieren, urn die Gerausche bei Nachbriichen im Untergrund zu registrieren und bei deutlicher Zunahme der Haufigkeit und/oder Intensitat Alarm auszulosen. Neuerdings werden besonders unter Geogitter-Verbundkonstruktionen auch flachendeckende Warnsysteme in Form einer Vlies-SignaldrahtMatte eingebaut, die Widerstandsanderungen durch Dehnung oder Bruch anzeigt (FENNK & AST 2004).
9
20
e
Geotech ische Aspe der Geot er •Ie
20.1 Grundlagen der Geothermie Die Nutzung des Untergrundes als Warmequelle, Kaltequelle oder als thermischer Energiespeicher zur Heizung oder Kiihlung mit theoretisch unerschOpflichem geothermischem Potential gewinnt immer mehr an Bedeutung. Der relativ hohen Anfangsinvestition stehen die heute schon deutlich gestiegenen konventionellen Energiekosten gegeniiber, die sich bei Erdwarmenutzung dann auf die Stromkosten fUr das Betreiben der Anlage beschranken. Als Erdwlirme wird die unterhalb der Erdoberflache gespeicherte thermische Warmeenergie bezeichnet. Diese beruht in den oberflachennahen Schichten im Wesentlichen auf der von der Sonne eingestrahlten Warmeenergie. Unterhalb von 15-20 mist der aus dem Erdinneren zur Erdoberflache gerichtete terrestrische Warmestrom mit etwa 30 % beteiligt. Hauptursache fUr die Temperatur in der kontinentalen Lithosphare ist mit einem Anteil von etwa 70 % der Zerfall radioaktiver Isotope.
Tiefe hangt sehr stark von der mittleren Umgebungstemperatur und den Niederschlagen ab, bzw. davon, mit welchen Temperaturen das Sickerwasser die Grundwasseroberflache erreicht. Unterhalb des klimatischen Einflussbereichs nimmt die Erdtemperatur pro 100 m Tiefe im Mittel urn 3 °C zu. Dies bedeutet, dass bei einer Ausgangstemperatur von 10 °C in 20 m Tiefe diese bis in 120 m auf 13 °C, in 220 m auf 16°C, in 350 m auf 20°C und in 1000 m auf etwa 40°C ansteigt. Diese Temperaturzunahme mit der Tiefe wird als Temperaturgradient oder geothermischer Gradient bezeichnet und in K/m (OC/m) angegeben. Der geothermische Gradient von rd. 3 K pro 100 m Tiefe ist aber nicht einheitlich. Er variiert regional ganz erheblich und kann auch eine Tiefenstaffelung aufweisen. Die Verteilung der Temperatur in den oberen 2000 mist in den verschiedenen geologischen Regionen Deutschlands aus Temperaturmessungen in Tietbohrungen recht gut bekannt (HURTIG et al. 1991). So liegen die Temperaturen in 1000 m Tiefe im Ostteil des Norddeutschen Beckens bei etwa
14 12
20.1.1 Geothermischer Gradient
....
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In den oberen Metern der Erdkruste liegt die mittlere Boden- und Grundwassertemperatur zwischen 5 und 12°C. Der Tageseinfluss reicht bis etwa 1,5 m Tiefe. Der Jahresgang der Temperatur (Winter/Sommer) zeigt ab 6 m Tiefe etwa 8 bis 10°C (Abb. 20.1). Der Tiefenbereich, ab dem nur noch jahreszeitliche Temperaturanderungen von weniger als 0,1 K (0C) auftreten, wird neutrale Zone genannt. Sie liegt in Deutschland zwischen 15 und 20 m, z. T. bis in 40 m Tiefe. Das Abklingen der Temperaturschwankung nach der H. Prinz et al., Ingenieurgeologie © Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011
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Abb. 20.1 Jahresgang der Boden- und Grundwassertemperatur in verschiedenen Tiefen (aus KALTSCHMITT et al. 1999).
638 30°C, im Molassebecken (Oberschwaben) bei 70°C und in Teilen des Oberrheingrabens bei etwa 80°C. Damit betragt der Temperaturgradient z. B. in Berlin nur 2 KIlOO m (BRUHL & OTTO 1987), wahrend es in einigen Gebieten BadenWurttembergs und Bayerns (z. B. Landshut) z. T. mehr als 5 K/lOO m und im mittleren und nordlichen Oberrheingraben ortlich uber 6 KIlOO m sind (BERTLEFF et al. 1988). 1m Bereich der Warmeanomalie von Urach wurden in den oberen 200 m sogar 9,1 KIlOO m gemessen. Diese erhOhten Gradienten sind allerdings ortlich und in der Tiefe begrenzt. So wurde mehrfach beobachtet, dass auch in Gebieten mit bekannter erhohter Warmeanomalie in den oberen 200 bis 300 m darunter nur der normale geothermische Gradient von etwa 3 K auftritt. Die Tiefenverteilung der Erdwarme kann von sog. Warmeanomalien uberpragt werden, die ihren Ursprung in der tieferen Erdkruste haben. Ais Ursachen kommen in erster Linie der Aufstieg von warmen Tiefenwassern an tektonischen Storungssystemen (z. B. Thermalwasser von Aachen oder Wiesbaden) oder Vulkangebiete, sowie ortlich auch andere Warmequellen in Betracht (VILLINGER 1982). Dazu kommen Warmeanomalien im Bereich von Stadten und Industriegebieten. So betrugen die Boden- und Grundwassertemperaturen beim Bau des MainTower in Frankfurt am Main in 10 m Tiefe 19°C und in 20 bis 30 m etwa l7 °C (VON DER RUDE & KAPP 1998).
20.1.2 Geothermische L Erkundung Die Planung und AusfUhrung einer Erdwarmeanlage erfordert auger Angaben uber den Energiebedarf ausreichende Kenntnisse uber die geologischen und hydrogeologischen Verhaltnisse und die dem Untergrund entziehbare Warmemenge am Standort: Geologischer Untergrundaufbau, Schichtenfolge (Gestein), tektonische Strukturen, TrennflachengefUge, mechanische Gesteinseigenschaften (Bohrbarkeit) Hydrogeologische Verhaltnisse (Grundwasserstand, Grundwasserleiter und -geringleiter, Gebirgsdurchlassigkeit, Grundwasserflieg-
20 Geotechnische Aspekte der Geothermie
richtung und -flieggeschwindigkeit, Grundwasserchemismus, Wasserschutzgebiete,) Geothermischer Gradient bzw. Abschatzung der Temperatur moglicher Nutzhorizonte Thermische Gesteins- und Gebirgskennwerte Mogliche Auswirkungen auf das Grundwasser und auf die Umgebung (Umweltaspekte). Fur die Bemessung geothermischer Anlagen mangelt es noch vielfach an mit vertretbarem Aufwand zu ermittelnden Kennwerten der thermischen Eigenschaften von Gestein und Gebirge. Fur kleinere Anlagen werden allgemein Tabellenwerte verwendet. Bei grogeren Projekten sollten die notigen Kennwerte nach Moglichkeit direkt ermittelt und geothermische Berechnungen vorgenommen werden. Der geothermische Gradient wird durch den Warmestrom aus der Tiefe gespeist. Die oberflachennah verfUgbare terrestrische Warmestromdichte liegt in Deutschland bei 60 bis 70 m W1m2 und ist sehr stark von der geologischen Situation abhangig. In aktiven Vulkangebieten und in tektonischen Riftzonen liegt die Warmestromdichte mit 100-150 mW/m 2 wesentlich hOher als in den Kontinentalgebieten mit bis zu 50 m W1m2 (KALTSCHMITT et al. 1999). Jeder Warmeentzug im Untergrund bewirkt einen Warmestrom (Q in W), dessen Groge abhangig ist vom Temperaturgefalle und der Warmeleitfahigkeit. Der nutzhare Warmestrom des Untergrundes wird einerseits uber das Gestein gespeist (sog. konduktiver Anteil) und andererseits uber das im Gebirge zirkulierende Grundwasser (konvektiver Anteil). Wasser ist zwar selbst ein schlechter Warmeleiter (etwa 0,6 W/(m· K) bei 20°C), hat aber eine groge spezifische Warmekapazitat, d. h. das Vermogen Warme zu speichern. Stagnierendes Grundwasser zeigt daher nur geringe Auswirkungen auf den Warmefluss, fliegendes Grundwasser bewirkt dagegen einen standigen Warmetransport und ist je nach Gebirgsdurchlassigkeit ein gutes Medium fUr den Transport von geothermischer Energie. Die konvektiv transportierte Warmemenge ist dabei abhangig von der Temperatur und der FlieBgeschwindigkeit. Eine Grundwasserstromung mit einer Wassertemperatur von 13 °C, die mit einer durchaus ublichen Filtergeschwindigkeit von 1,0 mid fliegt (s. Abschn. 2.8.6), erzeugt z. B. eine Warmestromdichte von etwa 630 W/m 2• Fur die Speicherung
639
20.1 Grundlagen der Geothermie
thermischer Energie ist die volumenbezogene spezifische Warmekapazitat ma6gebend (in kJ/ m 3 • K). Gesteinsbezogene Werte dazu s. VDI 4640, Blatt 1, Tab. l. Die Warmeleitfahigkeit der Gesteine A (in W/(m·K) beschreibt das Vermi:igen Warme zu transportieren. Die Messung erfolgt entweder an Gesteinsproben oder direkt im Bohrloch. Sie ist eine materialspezifische, yom Wassergehalt, dem Druck und der Temperatur sowie der Anisotrophie der Gesteine abhangige Gri:i6e (Tab. 20.0. Der Wert steigt au6erdem mit der Korngri:i6e der Gesteine und ihrer Permeabilitat: Torf < Ton < Schluff (Lehm) < Sand < Kies < Festgesteine. Die Ermittlung der Warmeleitfahigkeit an Gesteinsproben erfolgt in der Regel mit dem Ther-
mal Conductivity Scanner. Dabei wird das Kernstiick bei Zimmertemperatur mit einer Warmequelle abgetastet und die Temperatur vor und hinter der Warmequelle mittels Thermosensoren gemessen. Die Messungen erfolgen an ofentrockenen oder wasserbenetzten Proben. Die Warmeleitfahigkeit wassergesattigter Gesteine kann allerdings erheblich h6her liegen (Abb. 20.2). Eine umfassendere Bestimmung der mittleren Warmeleitfahigkeit des Untergrundes als die kleinma6stablichen Laborversuche ermi:iglichen der Geothermal-Response-Test (GRT) bzw. eine Abwandlung, der Thermal- Response-Test (TRT). Letzterer ist ein Bohrlochversuch, bei dem als Tragerfliissigkeit erwarmtes Wasser durch eine Art Erdwarmesonde gepumpt und die Aufheizkurve des Untergrundes gemessen wird (HOFMANN & SCHMITT 2010). Der Versuch, der in der DIN 4107-Reihe genormt bzw. in eine Empfeh-
Tabelle 20.1 Wiirmeleitfiihigkeiten hiiufiger Gesteinsarten (in Anlehnung an VDI4640: 1, E 2008, darin auch weitere Gesteinsarten). Warmeleitfahigkeit [W/(m·Kll
Gesteinsart
Lockergesteine
Festgesteine
r
empfohlener Richtwert
Lehm (Schluff, Ton), wassergesattigt
1,1-3,1
1,8
Sand, erdfeucht
1,0-1,9
1,4
Sand, wassergesiittigt
2,0-3,0
2,4
Kies, wassergesiittigt
1,6-2,5
1,8
Geschiebemergel und -Iehm, erdfeucht
1,1-2,9
2,4
Sandstein
1,9-4,6
2,8
Ton-jSchluffstein
1,1-3,4
2,2
Mergelstein
1,8-2,9
2,3
Kalkstein
2,0-3,9
2,7
Dolomitstein
3,0-5,0
3,5
Tonschiefer
1,5-2,6
2,1
Quarzit
5,0-6,0
5,5
Granit
2,1-4,1
3,2
Gneis
1,9-4,0
2,9
Basalt
1,3-2,3
1,7
Vulkanischer Tuff
1,1
1,1
o
20 Geotechnische Aspekte der Geothermie
640
2
Tabelle 20.2 Allgemeine Richtwerte fUr die Warmeleitfahigkeit des Untergrundes und spezifische Entzugsleistungen fUr Erdwarmesonden (in Anlehnung an VDI 4640: 2, erganzt). Warmeleitfahigkeit .it
Untergrund
[W/(m·Kll
spezifische Entzugsleistung
[W/m) fUr 1800 h
fUr 2400 h
schlechter Untergrund (ungesattigte Zone)
< 1,5
ca. 25
ca. 20
Lockergesteine, feucht
1,0-2,0
ca. 40
ca. 30
Festgesteins-Untergrund (Sedimentgesteine)
1,5- 2,5
ca. 60
ca . 50
Festgestein mit hoher Warmeleitfahigkeit (kristallines Grundgebirge)
2,5- 3,0
ca. 84
ca. 70
lung des Arbeitskreises Geothermie (EAG) aufgenommen werden solI, ermoglicht allerdings nur die Bestimmung der Warmeleitfahigkeit des Gesamtsystems, ohne schichtbezogene Werte (SASS 2007; SASS & Buss 2008). Die oben genannten Autoren haben in einer 20 m langen Versuchsstrecke in Keupertonsteinen einen AGeb.Wert von 1,67 bzw. 1,73 W/(m·K) gemessen. SCHNEIDER & MOORMANN (2010) berichten von einer 10 m langen Horizontalbohrung in entfestigten Unterjura-Tonsteinen, die eine mittlere Warmeleitfahigkeit von AGeb. = 1,9 W/(m·K) ergeben hat. 6
5
Qfeucht Dtrocken
~
4
3-
~
2
1
o
~
('2)~'"
G)
~
(G)
W
~
M!I ~ (lS)
11V71
~
~
12Q (:\4)
Kalkstein Tonmergelstein parallel normal zur Schichtung
(C) (IT)
CS8)
(")
Sandstein parallel normal zur Schichtung
Abb. 20.2 Mittelwerte der Warmeleitfahigkeit von Gesteinsproben nach SCHNEIDER & MOORMANN (2010); Klammerwerte ~ Anzahl der Versuche.
Die spezifische Entzugsleistung wird angegeben in W/m nutzbares Untergrundprofil, bezogen auf die Jahresbetriebsstunden der Warmepumpe. In Tabelle 20.2 sind allgemeingultige Werte genannt.
20.2 Geothermische Verfahren Bei den geothermischen Verfahren der Erdwarmenutzung wird zunachst zwischen oberflachennahen Systemen und tiefen hydrothermischen bzw. petrothermischen Systemen unterschieden. Die Abgrenzung wird heute bei 400 m und einer Temperatur von> 20°C angenommen. Die Mehrzahl der flachen Erdwarmesonden liegt im Tiefenbereich bis 150 m. In der Praxis versteht man unter tiefer Geothermie allgemein Bohrtiefen von mehr als 1000 m und Temperaturen > 60°C, was der Definition von warmen Wasser entspricht. Fur die Stromerzeugung wird sog. heiBes Wasser mit Temperaturen > 100°C benotigt. Fur die Planung von Erdwarmesonden (EWS) stehen in einigen Bundeslandern (z. B. BadenWiirttemberg, Brandenburg, Hessen, RheinlandPfalz, Schleswig-Holstein) Leitf
20.2 Geothermische Verfahren den -Wiirttemberg, Nordrhein -Westfalen). Diese Unterlagen konnen teilweise im Internet eingesehen werden bzw. sind als CD-ROM kauflich zu erwerben (Nordrhein-Westfalen, Baden-Wiirttemberg). Dariiber hinaus ist seit 2009 das Geothermische Informationssystem fiir Deutschland (Geotis) im Internet verfiigbar. Es bietet Informationen iiber den Untergrundaufbau und die Temperaturverteilung sowie weitere Daten iiber die wichtigsten Nutzhorizonte im Norddeutschen Becken, dem Molassebecken und dem Oberrheingraben. AuBerdem konnen Angaben iiber bestehende und in Bau befindliche geothermische Anlagen abgerufen werden. Die dem Untergrund entziehbare Warmemenge ist abhangig von: Warmekapazitat des Untergrundes Warmeleitfahigkeit der Gesteine Untergrundtemperatur (Temperaturgradient) Durchlassigkeit und der Stromungsgeschwindigkeit des Grundwassers.
20.2.1 Obermichennahe geothermische Systeme Die Nutzung oberflachennaher geothermischer Energie ist relativ unabhangig von der regionalen geologischen Situation. Fiir die Planung, den Bau und den Betrieb von Erdwarmenutzungsanlagen liegt eine VDI-Richtlinie 4640 "Thermische Nutzung des Untergrundes" mit 4 Blattern vor: Blatt 1: Definitionen, Genehmigungen, Umweltaspekte (2000, E 2008) Blatt 2: Erdgekoppelte Warmepumpenanlagen (2001) Blatt 3: Unterirdische thermische Energiespeicher (2001) Blatt 4: Direkte Nutzungen. Fiir die Nutzung als oberflachennahe Warmequellen gilt, dass die gewonnene Energie auf einem relativ niedrigem Temperaturniveau anfallt (meist unter 20°C) und iiber eine Warmepumpe , die auf von auBen zugefiihrte Antriebsenergie (Strom) angewiesen ist, auf ein hoheres, nutzbares Temperaturniveau angehoben werden muss. Fiir die ErschlieBung der oberflachennahen Erdwarme werden geschlossene Systeme und
641 offene Systeme mit Grundwasserforderung unterschieden.
0.2.1.1 Geschlossene Svsteme Geschlossene Erdwarmesonden (EWS) werden in ± vertikalen Bohrungen mit Tiefen bis 150 m, teilweise auch mehr, eingebaut. Die Sonden bestehen aus dem SondenfuB (zur Umlenkung) und paarweise gebiindelten U-fOrmigen Kunststoffrohrschleifen (meist Polyethylen) mit Durchmessern von 25 bis 32 mm oder alternativ den sog. geschlossenen Koaxialsonden mit zwei Rohrschiissen (Abb. 20.3; S. SUMMA et al. 2005). 1m Sondenkreislauf zirkuliert eine Warmetragerfliissigkeit, meist Wasser mit einem chlorfreien Frostschutzmittel nach WGK 1 (s. VDI 4640, Blatt 1), welche die im grundwassererfiillten Untergrund gespeicherte Warme aufnimmt. Die so gewonnene Vorlauftemperatur des Primarkreislaufs zwischen 12 und 20°C wird durch eine im Haus installierte Warmepumpe mit Hilfe von Fremdenergie (Strom) auf ein Temperaturniveau von 35 bis 55°C gebracht, das dann im Sekundarkreislauf fiir Heizung und Warmwasserversorgung zur Verfiigung steht. Nach dem Warmeentzug (auch Entwarmung genannt), bei dem die zirkulierenden frostschutzhaltigen Fluide teilweise auf unter Null heruntergekiihlt werden, flieBt das Tragermedium zur erneuten Erwarmung in die Sonde zuriick. AuBer zum Heizen kann der Untergrund auch fiir eine geothermische Gebaudetemperierung genutzt werden. Der Untergrund dient dabei als saisonaler Thermospeicher, indem im Winter Energie entzogen und diese wahrend des Sommers wieder zuriickgefiihrt wird (KATZENBACH et al. 2008; VDI 4640, Blatt 1). Die Bohrarbeiten fur Erdwlirmesonden sollten von qualifizierten Bohr- und Brunnenbauunternehmen mit Bohrgeratefiihrern mit dem Erlaubnisschein fiir "Bohrungen fiir geothermale Zwecke und Einbau von geschlossenen Warmeiibertragungssystemen" (Erdwarmesonden) ausgefiihrt werden (s. d. DVGW-Arbeitsblatt W 120). Die angetroffene Schichtenfolge sowie die Wasserstande und Spiilungsverluste sind zu dokumentieren. Spiilungsverluste > 2 lis sind unverziiglich der Unteren Wasserbehorde mitzuteilen. In Lockergesteinen werden die Bohrungen meist im Hohlschneckenbohrverfahren oder im
642
20 Geotechnische Aspekte der Geothermie
20
Schnitt A - A' 25-32 mm
00 Warmepumpe Erdwarmesonde Schnitt A - -
- - A'
o~o
a
50-70 mm
70-80 mm
U-Sonde
Doppel-U-Sonde
© ca . 46 mm
Koaxialsonde
Abb.20.3 Ausfiihrungsvarianten von gebriiuchlichen Erdwiirmesonden (nach
Spiilbohrverfahren niedergebracht, im Festgestein wird das Imlochhammerverfahren oder das Rotary-Verfahren eingesetzt (s. Abschn. 4.3.5). Die Bohrdurchmesser betragen meist 150 bis 220 mm. Der verbleibende Hohlraum zwischen den Sondenbundeln wird mit einer gut warmeleitenden Bentonit-Zement-Suspension im Kontraktorverfahren von unten nach oben verfullt. Die Breite des Ringraumes soll mindestens 30 mm betragen (Bohrdurchmesser > Sondenbundel + 60 mm) bzw. die Bentonit-Zementmasse soll mindestens 65 % des Bohrlochquerschnitts einnehmen. Durch die Bohrlochverfullung soll ein schlussiger Kontakt zum umgebenden Gebirge gewahrleistet sein und es soll verhindert werden, dass sich Grundwasserstockwerke vermischen. Die VerfUllsuspension muss fUr die jeweilige Einsatztemperatur geeignet sein. Bei zyklischen Warmepumpenschaltungen fur Heiz- und Kuhlzwecke bedeutet dies, dass die eingesetzten Baustoffe Frost-Tau-bestandig sein mussen. Andernfalls konnen Schaden und Undichtigkeiten am System auftreten (MULLER 2007).
KALTSCHMITT
et al. 1999).
Alternativ dazu werden auch Erdwarmesonden mit durchlassiger RingraumverfUllung (Filterkies) gebaut, bei denen ein direkter Kontakt des flieBenden Grundwassers mit der Sonde besteht. Der Platzverbrauch ist bei vertikalen Erdwarmeson den gering. Eingesetzt werden ein oder zwei Sonden fUr Ein- und Zweifamilienhiiuser und Mehrsondensysteme zur Versorgung groBerer Gebaude oder Wohnanlagen. Der Abstand zwischen zwei benachbarten Sonden soll bei Sondentiefen bis 100 m mindestens 6 m betragen, der Abstand zur Grundstucksgrenze 5 m. Erdwarmesonden sollten moglichst nur im oberen, d. h. im ersten Grundwasserleiter eingerichtet werden. Tiefere Grundwasserleiter durfen nur genutzt werden, wenn durch sachgerechte Abdichtung des Bohrlochs hydraulische Kontakte und damit cine gegenseitige Beeintrachtigung der Grundwasserleiter ausgeschlossen werden konnen (s. Abschn. 20.3.2). Die Bemessung kleinerer Anlagen, d. h. Erdwarmesonden bis 150 m Tiefe, wie sic fUr her-
643
20.2 Geothermische Verfahren
kommliche Einfamilienhauser mit einem Energiekennwert von 200 kWh/m2 und einem Jahresverbrauch von 24000 kWh/a (Reihenhaus 120 m 2) bis 40000 kWh/a (Einfamilienhaus 200 m 2) ublich sind, erfolgt in der Regel nach den VDI -Richtlinien 4640. Die Anzahl und Lange der Sonden wird meist anhand von Erfahrungswerten in Abhangigkeit von der Schichtenfolge nach Tabelle 20.2 abgeschiitzt. Die Einzelwerte konnen je nach Gesteinsausbildung, Kluftung und Verwitterungszustand erheblich variieren. Ein ublicher Wert fUr die jahrliche spezifische Entzugsleistung sind 100 bis 150 kWh/em . a), bei erhohter geothermischer Tiefenstufe auch mehr. Fur einen reinen Heizbetrieb ist von 1800 jahrlichen Betriebsstunden auszugehen. Wird uber die Warmepumpe auch Brauchwasser erzeugt, erhOht sich die Betriebsstundenzahl auf 2400 im Jahr. Ein Gebaude benotigt z. B. eine Heizleistung von 14kW Die Anlage lauft 2400 Stunden und leistet damit 33 600 kWh/a. Bei einer spezifischen Entzugsleistung des Untergrundes von 180 kWh/(m· a) werden daher 186 Entzugsmeter benotigt, was zwei Bohrungen von jeweils etwa US m Bohrtiefe entspricht. Bei Anlagen mit einer Warmepumpen-Gesamtleistung von> 30 kW und bei Anlagen mit mehr als 2400 Jahresbetriebsstunden ist auf jeden Fall eine Berechnung zur Dimensionierung der Erdwarmesonden zu empfehlen. Vereinfachte Annahmen dazu s. VDI 4640: 2. Bei derart dimensionierten Anlagen stellt sich nach derzeitigem Kenntnisstand im Untergrund nach wenigen Jahren eine ausgeglichene Energiebilanz ein. Messungen an einer 105 m tiefen Erdwarmesonde in der Schweiz mit einer jahrlichen Entzugsleistung von 90 kWh/(m· a) haben gezeigt, dass sich in einem Umkreis von 0,51,0 m urn die Sonde in den ersten Jahren eine Abkuhlung von 1-2 K abzeichnet, sich aber dann ein quasi stationarer Zustand einstellt und keine weitere Temperaturabsenkung eintritt (EUGSTER & RYBACH 1997). Man geht davon aus, dass es infolge des Temperaturgradienten im Boden zu Warmetransportvorgangen in Richtung des niedrigeren Temperaturniveaus kommt. Das System Erdwarmesonde/Warmepumpe arbeitet umso wirtschaftlicher, je geringer die Temperaturdifferenz zwischen dem Primarkreislauf und der Nutzungsanlage ist. Am wirtschaftlichsten ist daher ein Niedrigtemperatur-Heiz-
system (Fu:Bbodenheizung). Die Wirtschaftlichkeit kann durch die sog. Jahresarbeitszahl (JAZ) ausgedruckt werden, d. i. das Verhaltnis aus Heizwarme und der, der Warmepumpe und den anderen Aggregaten zugefuhrten Fremdenergie. Mit einer gut ausgelegten Anlage konnen mit 1 kWh Strom (fUr die Warmepumpe) bis zu 4 kWh Warme erzeugt werden, was einer Jahresarbeitszahl von 4 entspricht. Einen Spezialfall der Erdwarmesonden stellen die sog. Energiepfahle dar, die mit innenliegenden Warmetauscherrohren (Absorberleitungen) ausgestattet sind (s. Abschn. 8.1.2). Auch andere erdberuhrte Betonbauteile, wie Schlitzwande oder Grundungsplatten konnen als Energiespeicher herangezogen werden (KATZENBACH et a1. 1998; VON DER HUDE & KAPP 1998; KALTSCHMITT et a1. 1999; WITTKE & SCHMITT 2005, 2007 und VDI 4640: 2). Zu den geschlossenen Systemen zahlen auch die meist nur bis 2,5 m unter Gelande verlegten Erdwarmekollektoren. Sie funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie die Erdwarmesonden und nutzen die von der Sonne eingestrahlte Warmeenergie. Die entziehbaren Warmeleistungen liegen je nach Bodenbeschaffenheit zwischen 10 und 35 W/m 2 (Tabelle 20.3 und VDI 4640: 2). Ihr Nachteil ist der relativ gro:Be Flachenbedarf, die niedrigen Bodentemperaturen sowie die schlechte Warmeleitfahigkeit und damit geringe entziehbare Warmeleistung in der ungesattigten Bodenzone. Bei den sog. Grabenkollektoren, bei denen die Warmeubertragerrohre an den abgeschragten Seitenwanden eines Grabens verlegt werden, ist der Flachenbedarf geringer. Ein War-
Tabelle 20.3 Mit Erdwarmekollektoren entziehbare Warmemengen (aus KALTSCHMITT et al. 1999: 64). Bodenart
entzogene Wiirmeleistung [W1m' )
trockener sandiger Boden
10- 15
feuchter sandiger Boden
15-20
trockener lehmiger Boden
20- 25
feuchter lehmiger Boden
5-30
wassergesattigter Sandi Kies
30- 40
o
644
meentzug durch derart oberflachennahe Systeme kann zu begrenzten Auswirkungen auf die Vegetation fiihren, d. h. zu einer Verkiirzung der Vegetationsperiode. Eine flachensparende Alternative sind die sog. Erdwlirmekorbe, spiralformige Rohrsysteme, die vertikal in Tiefen von 3 bis 6 m eingebaut werden und Temperaturen zwischen 6 und 10 °C liefern (SASS 2007; BITZER & STORZ 2008).
20
2 Off n Systeme
Grundwasser-Warmepumpen sind offene Systeme mit Grundwasserforderung (Brunnenanlagen), bei denen das Grundwasser direkt der Warmepumpe zugefiihrt wird, welche die Warmeenergie iiber den Warmetauscher auf den Sekundarkreislauf iibertragt. In der Regel werden dafiir sog. Brunnen-Dubletten gebaut, mit einer Entnahmebohrung und einer Versenkbohrung, in der nach dem Warmeentzug das Wasser wieder versickert wird. Voraussetzung ist ein geeigneter Grundwasserleiter. Die Ergiebigkeit beider Brunnen ist mittels Pumpversuchen nachzuweisen (s. Abschn. 2.8.4). Gefordert werden etwa 0,25 m 3 jh fiir jedes Kilowatt Verdampferleistung. Die Warmepumpe muss so gefahren werden, dass die Riicklauftemperatur nicht unter 3 °C absinkt. Der Entnahmebrunnen darf nicht in der Kaltefahne der Versenkbohrung stehen. Brunnensysteme dieser Art konnen bis in Tiefen von etwa 400 m vorgesehen werden. Sie bediirfen generell einer wasserrechtlichen Erlaubnis. Einzelheiten iiber den Brunnenausbau S. VDI 4640: 2.
20.2 1 3 on ti e Sv teme Als sonstige Systeme gelten Anlagen, in denen Z. B. Tunneldranwasser oder Wasser aus aufgelassenen Bergwerken bzw. das temperierte Abwasser von Kanalsystemen als Warmequelle genutzt werden (s. a. VDI 4640: 2). Ober die Nutzung des Warmwasserreservoirs stillgelegter Bergwerke liegen bereits einige Erfahrungen vor (ROSNER et al. 2006, 2009). Aufgelassene und geflutete Bergwerke in Tiefen von 300 bis 800 m bieten ein groBes Volumen an Gruben- bzw. Grundwasser mit Temperaturen von 20 bis 30°C, hohe Gebirgsdurchlassigkeit und
20 Geotechnische Aspekte der Geothermie
meist gute Zuganglichkeit iiber die ehemaligen Schachtanlagen. Ober die Nutzung der sog. Tunnelgeothermie liegt eine Studie aus der Schweiz vor (Tunnel 2009: 2, S. 44-47). Die Tunnelwasser weisen je nach Tiefenlage Temperaturen von 12 bis 25°C, teilweise 35°C auf(s. Abschn. 17.2.5.1}. Dariiber hinaus erschlieBen Tunnelbauwerke iiber ihre groBen Wandflachen erhebliche Energiemengen, die iiber Absorberleitungen zwischen der Spritzbetonschale und der Innenschale (WITTKE & SCHMITT 2007; HOFMANN & SCHMITT 2010) oder bei einschaliger Bauweise iiber sog. Energietiibbinge (GAMPER et al. 2009) gewonnen werden kann. Eine Dbersicht iiber den Stand der Forschung bringen SCHNEIDER & MOOR MANN (201O). Ein anderes innovatives System ist die CO 2 Erdwiirmesonde, bei der in einer Art Koaxialsonde als Warmetragermedium CO 2 zirkuliert. Unter hohen Druck stehendes fliissiges CO 2 nimmt auf dem Weg in die Tiefe Warme auf, bis es bei etwa 10 K verdampft und wieder aufsteigt. 1m Sondenkopf gibt das CO 2 -Gas seine Warme an einen Tauscher ab, kondensiert und rinnt fliissig wieder in die Tiefe, wo der Kreislauf erneut beginnt. Da das System keine Kaltemittel enthalt, kann es auch in Grundwasserschutzgebieten eingesetzt werden, wo herkommliche Erdwarmesonden nicht zum Einsatz kommen konnen (tis 2008:6).
20.2.2 Tiefe geothermische Systeme Bei der tiefen Geothermie wird iiber Tiefbohrungen die geothermische Energie in der Regel direkt genutzt, d. h. ohne Zwischenschaltung einer Warmepumpe. Dabei werden drei Systeme unterschieden: Tiefe Sondensysteme Hydrothermale Systeme Petrothermale Systeme
o2
lefe Erdwarmesonden
Tiefe Erdwarmesonden sind immer mit einem erheblichen ErschlieBungsrisiko und Aufwand
645
20.2 Geothermische Verfahren
20 Bohrung 26" (-660 mm) Standrohr 22" (-559 mm)
Bohrung 17 112" (-444 mm) An kerrohrtour AD 16" (-406 mm)
Bohrung 14 314· (-375mm) Schutzrohrtour AD 11 314" (-298 mm)
--496m
,•
, - - 1475m --1575m
Bohrung 10 5/8" (-270 mm) Sch utzrohrto ur AD 8 5/8" (-219 mm)
- - 2800m
verbunden (HERZOG et al. 2008). Da die Gebirgsdurchlassigkeit in Tiefen ab 1000 m haufig bei 10-8 bis 10-9 mls liegt, ist eine wirtschaftliche Nutzung der geothermischen Energie nur mittels Sondenanlagen mit geschlossenen Warmetauschersystemen moglich. Das Warmetragermedium wird iiber den aufieren Ringraum langsam in die Tiefe gepumpt, entzieht dabei durch die Rohrwandung und dem Verfiillmaterial dem Gebirge Energie und steigt in dem isolierten 1nnenrohr nach oben, wo es auf etwa 15°C abgekiihlt und wieder in den Kreislauf zuriickgefiihrt wird (Abb. 20.4). Durch den Warmeentzug kiihlt das umgebende Gebirge etwas ab, wodurch sich ein Temperaturgradient zur Sonde hin ausbildet und Warme aus der weiteren Umgebung nachfliefit. Die Leistung der Erdwarmesonde (in W/m) sollte die jahrliche geothermische Ergiebigkeit des Untergrundes (in kWh/(m· a) nicht iiberschreiten. Die nutzbare Energiemenge hangt ab von den thermischen Eigenschaften des Untergrundes,
Abb. 20.4 Schema einer Sondenanlage fUr tiefe Geothermie in gering durchlassigem Gebirge (nach DALDRUP & KLAPPERICH 2009).
d. h. dem Temperaturgradient (bei 2800 m etwa 85°C) und der Warmeleitfahigkeit, sowie dem Sondenausbau. Giinstig sind groBe Mantelflachen fiir den Warmeaustausch und eine langsames Abwartsfliefien des Mediums.
0.2.2.2 H drothermale S steme Fiir die direkte Nutzung warmer (> 60°) bzw. heifier (> 100°) Tiefenwasser ist dagegen auBer der Temperaturzunahme mit der Tiefe besonders die Leistungsfahigkeit des zur Verfiigung stehenden Aquifers entscheidend. Bevorzugte Gebiete fiir die Nutzung der hydrothermalen Erdwarme sind daher Teile des Norddeutschen Beckens, wo einige thermalwasserfiihrende, allerdings salzhaltige Porenspeicher bekannt sind (s. POPPEI & FISCHER 1997), das siiddeutsche Molassebecken, der Oberrheingraben und andere Regionen mit machtigen fluvioglazialen Ablagerungen. 1m Molassebecken gibt es z. B. drei salzarme, ther-
646
male Grundwasserstockwerke, die Obere Meeresmolasse, den Oberjura (ehem. MaIm) und den Oberen Muschelkalk. Bei den hydrothermalen Systemen handelt es sich in der Regel urn offene Systeme mit direkter Verwendung des warmen oder heigen Wassers. Die Leistung einer solchen Anlage ist in erster Linie von der Forderrate und der Temperatur des Formationswassers abhiingig. Allgemein wird bei einer vertraglichen Absenkung eine Mindestforderrate von 100 lis vorausgesetzt. Fiir Heizzwecke (meist Fernheizanlagen) werden Ausgangstemperaturen von 40 bis 100°C benotigt. Fiir Stromerzeugung und Prozesswarme soUte die Mindesttemperatur 100 bis 120°C betragen, was bei einem geothermischen Gradienten von 3 K/100 m eine Bohrtiefe von etwa 4000 m bedeutet. Angestrebt werden Ausgangstemperaturen von 150°C und mehr, so dass derartige Projekte bevorzugt in Gebieten erhohter geothermischer Tiefenstufe geplant werden. Zu beachten sind ferner der Wasserchemismus und eine etwaige Gasfiihrung, die eine thermische Nutzung erschweren. Bei den offenen Systemen sind jeweils mindestens zwei Bohrungen (sog. Dubletten) erforderlich, wobei in einer Bohrung das heige Wasser gefordert und in der anderen Bohrung das abgekiihlte Wasser wieder dem Kreislauf in der Tiefe zugefiihrt wird. Dabei miissen die Bohrlochenden einen ausreichend groBen Abstand voneinander haben, damit sich das riickgefiihrte Wasser geniigend aufheizen kann. Aus Platzgriinden und urn entsprechend durchlassige Gebirgsabschnitte zu erreichen, werden hydrothermale Geothermiebohrungen haufig abgelenkt und auf tektonisch gest6rte Zonen ausgerichtet (SCHULZ 2004). Dber die Wasserwegsamkeiten tektonischer Storungszonen s. Abschn. 17.2.5.2. 1m Verbreitungsgebiet der siiddeutschen Molasse, einer keilfOrmig nach Siiden bis auf 4000 m zunehmenden BeckenfiiUung nordlich der Alpen, sind zwischenzeitig einige Anlagen in Betrieb, wie z. B. das Geothermie-Heizwerk Erding mit zwei Bohrungen > 2000 m in Kalksteinen des Oberjura, das Warmeprojekt Garching mit zwei Bohrungen von 2165 und 2450 m Tiefe (DALDRUP & KLAPPERICH 2009) und auch das Geothermie-Kraftwerk Unterhaching mit einer Bohrtiefe von 3350 m, einer Wassertemperatur von 122°C und einer Ergiebigkeit von 150 lis. Der
20 Geotechnische Aspekte der Geothermie
Vorteil der Region Molassebecken ist, dass in den verkarsteten Jurakalksteinen das Formationswasser auch in iiber 2000 m Tiefe noch annahernd Trinkwasserqualitat hat und damit kaum ein Korrosionspotenzial gegeniiber Stahlrohren aufweist, im Gegensatz zu Gebieten wie dem Norddeutschen Becken und dem Oberrheingraben, wo aggressive Formationswasser und erhohte Gasgehalte (s. Abschn. 16.7.6) zu Verschleig an Bauteilen und zu Ablagerungen im Thermalkreislauf fiihren konnen. Der Oberrheingraben, der zunachst als giinstiger Standort fiir tiefe Geothermie angesehen worden ist, hat u. a. wegen seiner komplizierten tektonischen Strukturen, die einen sehr hohen Vorerkundungsaufwand erfordern, etwas an Attraktivitat verloren. Derzeit lauft jedoch das Forschungsprojekt "Geopotenziale des tiefen Untergrunds im Oberrheingraben" (GeORG), das weiterfiihrende Erkenntnisse erwarten lasst (www.geopotenziale.en).lm Oberrheingraben stehen zwei Formationen zur Nutzung, die mesozoischen Sedimentgesteine und das Grundgebirge. 1m ersteren Stockwerk werden meist hydrothermale Tiefenwasser genutzt. Das Grundgebirge gilt als Standort fiir die Nutzung heiBer trockener Gesteinsformationen. Bei Landau ist seit Ende 2007 ein hydrothermales Geothermiekraftwerk in Betrieb, das aus etwa 3000 m Tiefe 155° heiges Wasser mit einer Ergiebigkeit von 70 lis fordert. 1m August und September 2009 sind hier in unmittelbarer Nahe zum Kraftwerk zwei Erdbeben der Starke M = 2,7 und 2,4 aufgetreten (s. Abschn. 4.2.3.2), die Veranlassung waren, das Kraftwerk einige Monate stillzulegen und danach fiir den weiteren Probebetrieb der Anlage den Hochstdruck vorsorglich auf 45 bar zu begrenzen. Die vorbereitenden Arbeiten zur Umsetzung eines tiefen Geothermie-Projekts bis hin zum Abteufen der ErschlieBungsbohrung erfordern umfangreiche geowissenschaftliche Erkundungsarbeiten hinsichtlich der Standortverhaltnisse, dem Gebirgsbau und den tektonischen Strukturen (Geophysik), dem Temperaturfeld, der Warmeleitfahigkeit, der Gebirgsdurchlassigkeit und dem Chemismus des Formationswassers sowie dem lokalen Spannungsfeld, einschlieBlich der seismotektonischen Situation und der mechanischen Gesteinseigenschaften. Die Tiefbohranlagen miissen fiir die unterschiedlichen, oft
20.3 Bergrechtliche und wasserrechtliche Grundlagen
stark wechselnden Gesteinsformationen ausgelegt sein, angefangen von nichtbindigen Lockergesteinen bis zu ext rem harten und abrasiven kristallinen Gesteinen (s. Abschn. 17.2.8 und DALDRUP & KLAPPERICH 2009). Dabei ist auch die Stabilitat der Bohrlocher zu beachten. Unterschieden werden eine gefiigebedingte Bohrlochinstabilitat, die in erster Linie von der Orientierung der Trennflachen abhangig ist, sowie eine festigkeitsbedingte Bohrlochinstabilitat, die von den Tangentialspannungen am Bohrlochrand und der einaxsialen Gesteinsdruckfestigkeit abhangt (ALBER et a1. 2007; WITTHAUS & LEMPP 2009 und Abschn. 2.6.9.2).
20 2 2 3 Troc ene petrothe m I System Unter trockenen Systemen werden Gebirgsbereiche verstanden, in denen nicht geniigend Grundwasser zirkuliert, urn eine hydrothermische Nutzung iiber mehrere Jahre zu gewahrleisten. Bei tiefen Geothermiebohrungen in solchen Gebirgen mit unzureichendem Wasserdargebot wird in der Regel das Hot-Dry-Rock-Verfahren (HDR) oder das Enhanced Geothermal System (EGS) eingesetzt, bei dem im Zielhorizont unter hohem Druck Wasser in das Gebirge eingepresst wird (sog. Wasserfractechnik), wodurch vorhandene Kliifte hydraulisch aufgesprengt werden und sich neue Risse bilden. Damit die Risse iiber langere Zeit offen bleiben, werden z. T. Stiitzmittel (Feinkies) eingepresst. Das Verfahren wurde bis jetzt vorwiegend in kristallinem Gebirge gro6er Machtigkeit angewendet, das auch in dies en Tiefen noch eine natiirliche Kliiftung aufweist. Die aufgewerteten und aufgerissenen Kliifte sind in der Regel senkrecht zur kleinsten Gebirgsspannung orientiert (s. Abschn. 2.6.9), d. h. dass sich in diesen Tiefen bevorzugt ± vertikale Kliifte Mfnen bzw. ausbilden werden. Sie konnen eine Erstreckung von mehreren 100 m erreichen. Insgesamt muss das Risssystem eine gewisse Warmeaustauschflache bzw. Warmeaustauschkubatur aufweisen, was z. B. fiir ein Zwei-Bohrloch-System einen Bohrlochabstand von etwa 1 km und freie Bohrlochabschnitte von etwa 300 m erfordert. Zur Abschatzung der Fracbarkeit dienen Versuche zur Bestimmung der hydraulischen Zugfestigkeit. Dazu wird an zylindri-
647
schen Gesteinsproben iiber eine kleinkalibrige axiale Injektionsbohrung Wasser eingepresst, bis es zu einem Versagen am Bohrlochrand kommt (ALBER et a1. 2007). Granite zeigen allgemein ein sehr sprodes Bruchverhalten, wahrend Gneise und viele Sedimentgesteine sich mehr duktil verhalten (s. Abschn. 2.6.10.2). Insgesamt sind nach bisheriger Fachmeinung sowohl granitische und metamorphe Gesteine als auch Sedimentgesteine fUr HDR-Projekte geeignet. In Gebieten mit natiirlicher Seismizitat konnen durch tiefe Hochdruck-Injektionsma6nahmen Erschiitterungen ausgelost werden (sog. induzierte Seismizitat, s. Abschn. 4.2.3.1). In diesen Regionen sollte vorab der zustandige Erdbebendienst eingeschaltet werden. Notigenfalls miissen die Injektionsdrucke bzw. die Injektionsmengen beschrankt werden. In das hydraulisch induzierte Kluftsystem wird kaltes Wasser eingepumpt, das sich in dem hei6en Gestein bis auf 100-200°C erhitzt und iiber eine Forderbohrung als Hei6wasser oder Wasserdampf gewonnen wird (Einzelheiten s. KALTSCHMITT et a1. 1999). Dber die Ergebnisse der ersten Hot -Dry-Rock -Forschungsbohrung bei Urach in den Jahren 1977-1982/83 mit einer Tiefe von 3488 m berichten VILLINGER (1982) und SCHADEL & STOBER (1983). Ein anderes kurz vor der Realisierung stehendes Hot-DryRock Projekt ist Promotheus I in Bochum, eine 4000 m -Bohrung in die gefalteten Sedimentgesteine des Ruhrkarbons, wo ein Temperaturniveau von llS °C erwartet wird (ALBER et a1. 2007).
20.3 Bergrechtliche und wasserrechtliche Grundlagen Die wesentlichen Rechtsgrundlagen fUr den Bau und Betrieb von Erdwarmeanlagen bilden das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) in Verbindung mit den jeweiligen Landeswassergesetzen sowie das Bundesberggesetz (BBergG) und das Lagerstattengesetz (s. Abschn. 4.4.1). Die bergrechtlichen Anzeige- und Genehmigungspflichten gelten unabhangig von der wasserrechtlichen Anzeigepflicht bzw. dem Erlaubnisverfahren. Fiir die ent-
o
648
sprechenden Antrage ist der Grundstiickseigner verantwortlich, der diese Aufgabe delegieren kann.
20.3.1 Bergrecht Nach dem Bundesberggesetz (BBergG) wird die Erdwarme den bergfreien Bodenschatzen gleichgestellt. Bergfrei bedeutet, dass sieh das Eigentum an einem Grundstuck nieht auf eventuell im Untergrund dieses Grundstucks befindliche Bodenschatze erstreckt. Damit gehort Erdwarme nieht zum Eigentum des Grundbesitzers, sondem der Allgemeinheit (dem Staat) und unterliegt dem Bergrecht. Wer in einem bestimmten Gebiet einen bergfreien Bodenschatz erkunden will, benotigt dafUr eine bergrechtliche Erlaubnis und wer diesen Bodenschatz gewinnen will, braucht eine bergrechtliche Bewilligung oder das Bergwerkseigentum. Ausgenommen von dieser Rechtslage sind nach § 4 BBergG in den meisten Bundeslandem oberflachennahe Erdwarmeprojekte, wenn diese auf dem eigenen Grundstuck liegen, im Zusammenhang mit dessen baulieher Nutzung stehen und keine gewerbliehe Verwendung der Energie uber die Grundstticksgrenze hinaus erfolgt. Fur diese Vorhaben besteht nur eine Anzeigepflieht nach dem Lagerstattengesetz. Bei Erdwarmeprojekten mit Bohrungen von mehr als 100 m Tiefe und bei grundstuckstibergreifender ErdwarmeerschlieBung ist in jedem Fall ein bergrechtliehes Verfahren durchzufUhren. Auf die AusfUhrungen des Bund-LanderAusschuss Bergbau uber die Kriterien fUr die Bemessung von Bergbauberechtigungen zur Aufsuchung und Gewinnung von Erdwarme (2002) wird verwiesen.
20.3.2 Wasserrecht Da bei Erdwarmesonden (EWS) Grundwasser weder entnommen noch eingeleitet wird und der Warmeentzug in der Regel nur in einem begrenzten, unerheblichen AusmaB stattfindet, wird in diesem Zusammenhang die Frage nach einer Gewasserbenutzung nach dem Wasserhaushalts-
20 Geotechnische Aspekte der Geothermie
gesetz (WHG, S. Abschn. 4.4.1) in den Bundeslandem unterschiedlich gehandhabt (s. BITZER & STORZ 2008). Wo eine Gewasserbenutzung zugrunde gelegt wird, ist eine wasserrechtliche Erlaubnis zu beantragen (s. a. VDI 4640, Blatt 1). Das Abteufen einer Bohrung und das Anbohren der Grundwasseroberflache fUr Erdwarmesondenanlagen eines Ein- oder Zweifamilienhauses stellt in der Regel keinen Benutzungstatbestand dar und es genugt eine sowieso erforderliche Anzeige bei der Unteren Wasserbehorde der Kreisverwaltung. Bei einer solchen Anzeige sind in der Regel bereits Angaben uber das Projekt und uber die Bohrtechnik sowie tiber die zu erwartende Schiehtenfolge und die Grundwasserverhaltnisse zu machen. Letztere konnen den in Abschn. 20.1 genannten Unterlagen oder den geologischen oder hydrogeologischen Karten entnommen bzw. nach Erfahrungen aus benachbarten Bohrungen benannt werden. 1m Rahmen des Anzeigeverfahrens (oder einer Voranfrage) kann auch entschieden werden, ob etwa auf Grund der ortlichen hydrogeologischen Situation eine weitergehende Erlaubnispflieht besteht. Fur die Beurteilung, ob die Erriehtung einer geothermischen Anlage nach dem Wasserrecht zulassig und welches Genehmigungsverfahren durchzufuhren ist, sind in erster Linie hydrogeologische Kriterien maBgebend. In Trinkwasser- und HeilqueUenschutzgebieten sind sowohl die hydrogeologischen Verhaltnisse, als vor allen Dingen auch die Schutzgebietsbestimmungen zu beachten (s. Abschn. 4.4.1). In den Schutzzonen I und II sowie in den engeren Zustrombereiehen von Mineralwasserbrunnen ist der Bau von Erdwarmesonden grundsatzlich nieht zulassig. In den Schutzzonen III, IlIA und IllB und im weiteren Zustrombereich von Mineralwasserbrunnen konnen Erdwarmeanlagen im Einzelfall zugelassen werden, wenn die Erdwarmesonde in einem Geringleiter steht bzw. eine eindeutige hydraulische Trennung der verschiedenen Stockwerke gewahrleistet ist. Der Einsatz von Warmetragerflussigkeiten mit Glykol ist in dies en Schutzzonen nieht oder nur bedingt zulassig. Auch bei sonstigen Gewinnungsanlagen ohne Schutzgebiete (z. B. Hausbrunnen oder Quellen, aber auch nieht anerkannte Mineralwasserbrunnen) ist die hydrogeologische Situation entsprechend zu prufen und zu berucksiehtigen.
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20.3 Bergrechtliche und wasserrechtliche Grundlagen
Zu den hydrogeologisch giinstigen Gebieten, in denen in der Regel keine wasserrechtliche Erlaubnispflicht besteht, zahlen Gebiete mit schlechter bis mittlerer Gebirgsdurchlassigkeit ohne ausgepragte Stockwerksbildung. Solche Gebiete sind z. B. kristalline Grundgebirge und palaozoische Gesteine. Fur Verbreitungsgebiete mit Gesteinen des Buntsandsteins, des Unteren und Mittleren Muschelkalks, des Keupers, des Mittel- und Unterjuras, des Tertiars und gebietsweise auch machtiger fluvioglazialer Kiese und Sande gilt dies nur fUr Bohrungen bis zu einer bestimmten Tiefe. Bei moglicher Stockwerksbildung und besonders bei Verdacht auf gespannte Grundwasserleiter ist auch hier eine Einzelfallprufung erforderlich. Zu den eingeschrankt giinstigen bis problematischen Gebieten, in denen im Rahmen des wasserrechtlichen Verfahrens mit besonderen Auflagen zu rechnen ist, zahlen auch Kalksteinund dickbankige Sandsteinformationen, die in der Regel starkere Kluftung und entsprechende Wasserwegigkeit aufweisen. Ais hydrogeologisch sensible Gebiete, in denen die ortlichen Untergrundverhaltnisse im Einzelfall sorgfaltig zu prufen sind, gelten: Karstgrundwasserleiter und andere Aquifere mit sehr hoher Gebirgsdurchlassigkeit und hohen FlieBgeschwindigkeiten Gebiete mit weitraumig wirksamen, getrennten Grundwasserstockwerken Gebiete mit artesisch oder subartesisch gespannten Grundwasserleitern Gebiete mit quellfahigen Gesteinen (Anhydrit) im Untergrund Bergbaugebiete, auch Altbergbau Gebiete mit Verdacht auf Bodengasaustritte (bes. CO 2 oder Methan, s. Abschn. 4.3.3 und 16.7.6) Gebiete mit schadlichen Boden- und Grundwasserveranderungen sowie Altlasten Rutschungsgebiete Regionen naturlicher Seismizitat Tektonische Strukturen mit Verdacht auf Mikroseismizitat oder auf tektonische Gebirgsauflockerung. Bei den Bohrarbeiten und dem Betreiben der Erdwarmeanlage ist sicherzustellen, dass keine Veranderungen der Grundwasserbeschaffenheit auftreten (z. B. nicht erlaubte Spiilungszusatze
oder Verluste von Warmetragermittel) und hydraulische Verbindungen zwischen zwei oder mehreren Grundwasserstockwerken ausgeschlossen werden. Notigenfalls ist auch die Bohrlochabweichung zu kontrollieren. Weitere haufige Mangel bei Geothermiebohrungen sind unsachgem aBe Verrohrung oder unzureichende technische Ausrustung zum Beherrschen gespannter Grundwasserstockwerke (Abschn. 4.6), von groBeren Spiilungsverlusten in stark kluftigem oder verkarstetem Gebirge bzw. zum Verpressen des Ringraums, urn hydraulische Kurzschlusse und Ausspiilungen zu vermeiden. In Wiesbaden ist 2009 bei einer Geothermiebohrung in 110 m Tiefe ein mit etwa 7 bar artesisch gespanntes Grundwasserstockwerk angefahren worden, mit einem fontaneartigen Austritt von fast 6000 lImin. Die Bohrung stand wahrscheinlich in einem sog. Grundwasserzustrom-Gebiet, dessen tieferes Grundwasserstockwerk im Tertiar von einem hoher gelegenen Einzugsgebiet eingespeist wird (s. Abschn. 4.6).
20.3.3 Weitere umwelt~echtliche EinflUsse Tiefe Geothermiebohrungen k6nnen in bestimmten Situationen kleinere Erdbeben auslOsen (s. Abschn. 4.2.3.2). Bei derartigen Projekten muss deshalb die seismotektonische Situation friihzeitig entweder aus der geologischen Situation oder mittels Geophysik erkundet und in das Genehmigungsverfahren einbezogen werden. N6tigenfalls muss im Friihstadium der Planung eine Messstation zum Erfassen der natiirlichen Mikroseismizitat eingerichtet werden Besondere Vorsicht ist in anhydritfiihrenden Gebirgen geboten. Anhydrit darf nicht mit iiber das Bohrloch auf- oder absteigendem Wasser in Kontakt kommen, da sonst ein Hydratationsprozess in Gang gesetzt werden kann (s. Abschn. 19.2.2.1 und SASS 2009). Die Tendenz bei den Genehmigungsverfahren geht dahin, in derartigen Regionen (z. B. Verbreitungsgebiet des Oberen Buntsandstein (gebietsweise), des Gipskeuper und des Mittleren Muschelkalk aber auch anderer anhydritfiihrender Formationsglieder) Bohrungen nur bis in das Niveau des Gipsspiegels zu erlauben und eine entsprechende fachliche Be-
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treuung der Bohrarbeiten zu fordern. Anhydritfiihrendes Gebirge darf mit den iiblichen Bohrverfahren nicht angebohrt werden. In Gebieten mit nicht bekannten oder engriiumig wechselnden geologischen und hydro-
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geologischen Verhiiltnissen kann vorab eine Erkundungsbohrung erforderlich werden, urn die zuliissige Sondentiefe festzulegen.
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Anhang
Nachstehend sind die wichtigsten einschlagigen Normen einschlieBlich vorliegender Normenentwilrfe (E) sowie Vornormen (V) zusammengestellt. Einige Normen wurden zuriickgezogen (Z) Fiir die Vollstandigkeit der Angaben kann keine
Gewahr tibernommen werden, s. Abschn. l.2. Eine Mitteilung tiber die Uberarbeitung von Normen erfolgt in der Zeitschrift "geotechnik" (jeweils Ausgabe Nr. 2).
1 Deutsche Fassung europaischer Normen Norm
Titel
DIN EN 932-1
1996
PrGfverfahren fUr allgemeine Eigenschaften von Gesteinkornungen leil 1: Probenahmeverfahren
DIN EN 932-2
1999
leil 2: Verfahren zum Einengen von Laboratoriumsproben
DIN EN 932-3
2003
leil 3: DurchfUhrung und lerminologie einer vereinfachten petrographischen Beschreibung
DIN EN 933-1
1997
Prufverfahren fUr geometrische Eigenschaften von Gesteinskornungen leil 1: Bestimmung der KorngroBenverteilung; Siebverfahren
DIN EN 933-2
1996
Teil 2: Bestimmung der KorngroBenverteilung; Analysensiebe, NennmaBe der Sieboffnungen
DIN EN 933-3
2003
Teil 3: Bestimmung der Kornform; Plattigkeitskennzahl
DIN EN 933-4
1999
lei! 4: Bestimmung der Kornform; Kornformkennzahl
DIN EN 933-5
2005
Teil 5: Bestimmung des Anteils an gebrochenen Kornern in groben Gesteinskornungen
DIN EN 1097-1
2010
DIN EN 1097-2
2010
Teil 2: Verfahren zur Bestimmung des Widerstandes gegen Zertrummerung
DIN EN 1097-5
200B
Teil 5: Bestimmung des Wassergehaltes durch OfenIrocknung
E
Prufverfahren fUr mechanische und physikalische Eigenschaften von Gesteinsk.ornungen - Teil 1: Bestimmung des Widerstandes gegen VerschleiB (Micro-Devall
698
Anhang
Norm
Ausgabe
Status
litel
DIN EN 1097-6
2010
E
Teil 6: Bestimmung der Rohdichte und der Wasseraufnahme
DIN EN 1097-10
2002
Teil 10: Bestimmung der Wassersaughohe
DIN EN 1367-1
2000
Priifverfahren fUr thermische Eigenschaften und Verwitterungsbestandigkeit von Gesteinskornungen Teil 1: Bestimmung des Widerstandes gegen Frost-TauWechsel
DIN EN 1367-3
2001
Teil 3: Kochversuch fUr Sonnenbrand-Basalt; Berichtigung 1:2004
DIN EN 1536
1999
Ausfiihrung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) - Bohrpfahle
DIN EN 1537
2001
AusfUhrung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) - Verpressanker; dazu Anwendungsdokument DIN 18537, E 2010
DIN EN 1538
2000
AusfUhrung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) - Schlitzwande
DIN EN 1918-1
1998
Gasversorgungssysteme - Untertagespeicherung von Gas Teil 1: Funktionale Empfehlungen fUr die Speicherung in Aquiferen
DIN EN 1925
1999
Priifverfahren fUr Naturstein - Bestimmung des Wasseraufnahmekoeflizienten infolge Kapillarwirkung
DIN EN 1926
1999
Priifverfahren fUr Naturstein - Bestimmung der Druckfestigkeit
DIN EN 1936
1999
Priifverfahren fUr Naturstein - Bestimmung der Reindichte, der Rohdichte, der oflen en Porositat und der Gesamtporositat
EN 1990
2002
Eurocode; Grundlagen der Tragwerksplanung
DIN EN 1990/A 1
2006
Nationaler Anhang zU EN 1990
EN 1991
2002
Eurocode 1; Einwirkungen auf Tragwerke
DIN EN 1991-1-1
2010
Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen aufTragwerkeWichten, Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau; Deutsche Fassung EN 1991-1-1:2002 + AC:2009
DIN EN 1991-1-1/NA
2010
Nationaler Anhang - National festgelegter ParameterEurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen auf Tragwerke Wichten, Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau
DIN EN 1997-1
2008
Eurocode 7 - Entwurf, Berechnung und Bemessung in der Geotechnik Teil 1: Allgemeine Regeln
------
699
Anhang
Norm
Ausgabe
Status
Titel
DIN EN 1997-1/NA
2009
E
Nationaler Anhang zu EC 7,leil 1: Allgemeine Regeln
DIN EN 1997-2
2007
DIN EN 1997-2/NA
2010
DIN EN 1998-1
2006
Eurocode 8 - Auslegung von Bauwerken gegen Erdbeben - leil 1: Grundlagen; Erdbebeneinwirkungen und Regeln fUr Hochbauten (s. d. Abschn. 4.2.3)
DIN EN 1998-1 INA
2010
Nationaler Anhang National festgelegt Parameter Eurocode 8: Auslegung von Bauwerken gegen Erdbeben Teil 1: Grundlagen, Erdbebeneinwirkungen und Regeln fOr den Hochbau
DIN EN ISO 12056
2005
Geotextilien und geotextilverwandte Produkte - Bestimmung der charakteristischen Offnungsweite
DIN EN 12063
1999
DIN EN 12371
2002
PrOfverfahren fOr Naturstein - Bestimmung des Frostwiderstandes
DIN EN 12407
2000
PrOfverfahren fUr Naturstein - Petrografische PrOfung
DIN EN 12620
2003
Gesteinskornungen fUr Beton
DIN V EN V 12656
1999
V
Geoinformation - Datenbeschreibung - Qualitat
DIN V EN V 12657
1999
V
Geoinformation - Datenbeschreibung - Metadaten
DIN V EN V 12658
1999
V
Geoinformation - Datenbeschreibung - Ubertragung
DIN EN 12699
2001
AusfUhrung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) - Verdrangungspfahle
DIN EN 12699 Berichtigung 1
2010
AusfUhrung spezieller geotechnischer Arbeiten (Spezialtiefbau) - Verdrangungspfahle Deutsche Fassung EN 12699:2000, Berichtigung zu DIN EN 12699:2001-05
DIN EN 12715
2000
AusfUhrung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) - Injektionen
DIN EN 12716
2001
AusfUhrung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) - DOsenstrahlverfahren ; Hochdruckinjektion, Hochdruckbodenvermortelung, Jetting
DIN EN 12794
2009
AusfOhrung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) - Betonfertigpfahle
Eurocode 7 - Entwurf, Berechnung und Bemessung in der Geotechnik leil 2: Erkundung und Untersuchung des Baugrunds E
E
Nationaler Anhang - National festgelegte Parameter zu EC 7, Teil 2: Erkundung und Untersuchung des Baugrunds
AusfOhrung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) - Spundwandkonstruktionen
700
Anhang
Norm
Ausgabe
DIN EN 13249
2005
DIN EN 13251
2011
E
Geotextilien und geotextilverwandte Produkte - Geforderte Eigenschaften fUr die Anwendung im Erd- und Grundbau sowie in StUtzbauwerken
DIN EN 13252
2011
E
Geotextilien und geotextilverwandte Produkte - Geforderte Eigenschaften fiir die Anwendung in Driinanlagen
DIN EN 13254
2011
E
Geotextilien und geotextilverwandte Produkte - Geforderte Eigenschaften fUr die Anwendung beim Bau von Riickhaltebecken und Staudammen
DIN EN 13361
2006
Geosynthetische Dichtungsbahnen - Eigenschaften fUr die Anwendung beim Bau von Riickhaltebecken und Staudammen erforderlich sind
DIN EN 13362
2005
Geosynthetische Dichtungsbahnen - Eigenschaften, die fUr die Anwendung beim Bau von Kaniilen erforderlich sind
DIN EN 13450
2003
Gesteinskornungen fUr Gleisschotter
DIN EN 13755
2002
Priifverfahren fUr Naturstein - 6estimmung der Wasseraufnahme bei atmosphiirischem Druck
DIN EN 14199
2005
AusfUhrung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) - Pfiihle mit kleinen Durchmessern (Mikropfahle)
DIN EN 14475
2006
AusfUhrung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) - Bewehrte Schiittkorper
DIN EN 14490
2010
AusfUhrung von Arbeiten im Spezialtiefbau Bodenvernagelung Deutsche Fassung EN 14490:2010
DIN EN 14679
2005
AusfUhrung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) - Tiefreichende Bodenstabilisierung
EN ISO 14688- 1
2003
Geotechnische Erkundung und Untersuchung - Benennung, Beschreibung und Klassifizierung von Boden - Teil 1: Benennung und 6eschreibung (ISO 14688-1 :2002)
EN ISO 14688-2
2004
Teil 2: Grundlagen fUr Bodenklassifizierungen (ISO 14688-2:2004 )
DIN EN ISO 14689- 1
2004
Geotechnische Erkundung und Untersuchung - Benennung, Beschreibung und Klassifizierung von Fels - Teil 1: 6enennung und Beschreibung (ISO 14689- 1:2003)
2003
AusfUhrung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) - Baugrundverbesserung durch Tiefenriiltelverfahren
mit Anderung A 100 DIN EN 14731
Status
litel Geotextilien und geotextilverwandte Produkte - Geforderte Eigenschaften fUr die Anwendung beim Bau von StraBen und sonstigen Verkehrsfliichen
701
Anhang
Norm
Ausgabe
Status
Titel
DIN EN 14794
2003
E
Ausfuhrung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) - Betonfertigpfahle
DIN EN 15237
2005
CEN ISO/TS 17892-1
2010
V
Geotechnische Erkundung und Untersuchung - Laborversuche an Bodenproben Teil 1: Bestimmung des Wassergehalts
CEN ISO/TS 17892-2
2005
V
Tei! 2: Bestimmung der Dichte feinkorniger Boden
CEN ISO/TS 17892-3
2005
V
Teil 3: Bestimmung der Korndichte - Pyknometerverfahren
DIN ISO/TS 17892-4
2005
V
Teil 4: Bestimmung der KorngroBenverteilung
DIN ISO/TS 17892-5
2005
V
lei! 5: Oedometerversuch mit stufenweiser Belastung
DIN ISO/TS 17892-6
2005
V
leil 6: Fa"kege!versuch
CEN ISO/TS 17892-7
2005
V
Teil 7: Einaxialer Druckversuch an feinkornigen Boden
DIN ISO/lS 17892-8
2005
V
lei! B: Unkonsolidierter undriinierter Triaxialversuch
DIN ISO/lS 17892-9
2005
V
Teil 9: Konsolidierte triaxiale Kompressionsversuche an wassergesattigten Boden
DIN ISO/TS 17892-10
2005
V
Teil 10: Direkter Scherversuch
DIN ISO/TS 17892-11
2005
V
Teil 11: Bestimmung der Durchlassigkeit mit konstanter und fa"ender Druckhohe
DIN ISOjTS 17892-12
2005
V
Teil 12:Bestimmung der Zustandsgrenzen
EN ISO 22282- I
2005
E
Geotechnische Erkundung und Untersuchung - Geohydraulische Versuche Tei! 1: Allgemeine Regeln
EN ISO 22282-2
2008
E
Teil 2: Wasserdurchlassigkeitsversuche in einem Bohrloch unter Anwendung offener Systeme
DIN EN ISO 22282-3
2008
E
Teil 3: Wasserdruckversuch im Fels
DIN EN ISO 22282-4
2008
E
Tei! 4: Pumpversuche
DIN EN ISO 22282-5
2008
E
Teil 5: Infiltrometerversuche
DIN EN ISO 22282-6
2008
E
Teil 6: Durchlassigkeitsversuche im Bohrloch mittels geschlossener Systeme
DIN EN ISO 22475-1
2007
DIN ISO/TS 22475-2
2007
V
leil 2: Qualifikationskriterien fUr Unternehmen und Personal
ISO/TS 22475-3
2008
V
Teil 3: Konformitiitsbewertung von Unternehmen und Personal durch eine Zertifizierungsstelle
AusfUhrung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) - Vertikaldrans
Geotechnische Erkundung und Untersuchung - Probenentnahmeverfahren und Grundwassermessungen leil 1: Technische Grundlagen der AusfUhrung
Anhang
702
Norm
Ausgabe
Titel
DIN EN ISO 22476-1
2005
DIN EN ISO 22476-2
2005
leil 2: Rammsondierungen
DIN EN ISO 22476-3
2005
leil 3: Standard Penetration lest
DIN EN ISO 22476-4
2005
E
leil 4: Pressiometerversuch nach MENARO
DIN EN ISO 22476-5
2005
E
leil 5: Versuch mit dem flexiblen Dilatometer
DIN EN ISO 22476-6
2005
E
leil 6: Versuch mit dem selbstbohrenden Pressiometer
DIN EN ISO 22476-7
2005
E
leil:7: Seitendruckversuch
DIN EN ISO 22476-8
2005
E
leil 8: Versuch mit dem Verdrangungspressiometer
DIN EN ISO 22476-9
2005
E
leil 9 FIOgelscherversuch
DIN EN ISO 22476-10
2005
leil 10: Gewichtssondierung
DIN ISO/lS 22476-11
2005
leil 11: Flachdilatometerversuch
DIN EN ISO 22476-12
2009
leil 12: Drucksondierungen mit mechanischen Messwertaufnehmern
DIN EN ISO 22476-13
2009
E
leil 13: Belastungsversuch mit FlachgrOndungen
DIN EN ISO 22477-1
2006
E
Geotechnische Erkundung und Untersuchung - PrOfung von geotechnischen Bauwerken und Bauwerksteilen leil 1: Pfahlprobebelastungen durch statische axiale Belastungen
DIN EN ISO 22477-5
2005
E
leil 5: AnkerprOfungen
E
Geotechnische Erkundung und Untersuchung - Felduntersuchungen Teil 1: Drucksondierungen mit elektrischen Messwertaufnehmern und Messeinrichtungen fur den Porenwasserdruck
2 Deutsche nationale Normen Norm
Ausgabe
DIN 1054
2010
DIN 1055-2
2003 2007
Status
litel Baugrund - Sicherheitsnachweise im Erd und Grundbau - Erganzende Regelungen zu DIN EN 1997-1
E
Einwirkungen auf lragwerke - leil 2: BodenkenngroBen Anwendungsregeln zu ENV 1991-1
DIN 4017 mit Beiblatt 1
2006 2006
Baugrund - Berechnung des Grundbruchwiderstands von FlachgrOndungen
DIN 4018 mit Beiblatt 1
1974 1981
Baugrund - Berechnung der Sohldruckverteilung unter Flachengrundungen
703
Anhang
Status
litel
Norm
Ausgabe
DIN 4018 Beiblatt 1
1981
Baugrund - Berechnung der Sohldruckverteilung unter FlachengrOndungen; Erlauterungen und Berechnungsbeispiele
DIN V 4019-100
1996/ 2009
Baugrund - Setzungsberechnungen -leil 100: Berechnung nach dem Konzept mit Teilsicherheitsbeiwerten
DIN 4020 mit Beiblatt 1
2003 2003
Baugrund - Geotechnische Untersuchungen fOr bautechnische Zwecke
DIN 4020
2010
DIN 4023
2006
Geotechnische Erkundung und Untersuchung - Zeichnerische Darstellung der Ergebnisse von Bohrungen und sonstigen direkten AufschlOssen
DIN 4030-1
2008
Beurteilung betonangreifender Wasser, Boden und Gase - Teil 1: Grundlagen und Grenzwerte
DIN 4030-2
2008
Beurteilung betonangreifender Wasser, Boden und Gase - Teil 2: Entnahme und Analyse von Wasser- und Bodenproben
DIN 4049-1
1994
Hydrologie - Teil 1: Grundbegriffe
E
Geotechnische Untersuchungen fOr bautechnische Zwecke - Erganzende Regelungen zu DIN EN 1997-2
- Teil 2: Begriffe der Grundwasserbeschaffenheit
DIN 4049-2 DIN 4049-3
1994
- Teil 3: Begriffen der quantitativen Hydrologie
DIN 4084 mit Beiblatt
2009
Baugrund - Gelandebruchberechnungen
DIN 4085 mit Anderung Al
2007 2010
Baugrund - Berechnung des Erddrucks
DIN 4093
1987
Baugrund - Einpressen in den Untergrund; Planung, AusfUhrung, PrOfung
DIN 4094-4
2002
Baugrund: Felduntersuchungen, Teil 4: FIOgelscherversuche
DIN 4094-5
2001
Baugrund; Feldversuche, Teil 5: Bohrlochaufweitungsversuche
DIN 4095
1990
Baugrund - Dranung zum Schutz baulicher Anlagen; Planung, Bemessung und AusfUhrung
DIN 4107-1
2011
Geotechnische Messungen leil 1: Grundlagen -
DIN 4107-2
2011
Geotechnische Messungen Teil 2: Extensometer- und Konvergenzmessungen
DIN 4107-3
2011
Geotechnische Messungen Teil 3: Inklinometer- und Deflektometermessungen
704
Anhang
Norm
Ausgabe
Status
Titel
DIN 4107-4
in Bearbtg.
Geotechnische Messungen leil 4: Messung der Spannungsanderung im Fels und an Felsbauwerken mit Druckkissen
DIN 4123
2000
Ausschachtungen, Grundungen und Unterfangungen im Bereich bestehender Gebaude
DIN 4124
2010
E
Baugruben und Graben Boschungen, Verbau, Arbeitsraumbreiten
DIN 4126
2004
E
Nachweis der Standsicherheit von Schlilzwanden
DIN 4149
2005
Bauten in deutschen Erdbebengebieten - Lastannahmen, Bemessung und AusfUhrung ublicher Hochbauten
DIN 4150-1
2001
Erschutterungen im Bauwesen lei! 1: Vorermittlung der SchwingungsgroBen
DIN 4150-2
1999
lei! 2: Einwirkung auf Menschen in Gebauden
DIN 4150-3
1999
lei! 3: Einwirkung auf bauliche Anlagen
DIN 18121 - 1
1998
Baugrund -Untersuchung von Bodenproben; Wassergehalt - leil 1: Bestimmung durch Ofentrocknung
DIN 18121-2
2001
Baugrund - Untersuchungen von Bodenproben; Wassergehalt - leil 2: Bestimmung durch Schnellverfahren
DIN 18122- 1
1997
Baugrund - Untersuchung von Bodenproben; Zustandsgrenzen (Konsistenzgrenzen) - leil 1: Bestimmung der FlieB- und Ausrollgrenze
DIN 18122-2
2000
Baugrund - Untersuchung von Bodenproben; Zustandsgrenzen (Konsistenzgrenzen) - leil 2: Bestimmung der Schrumpfgrenze
DIN 18123
2011
Baugrund - UntersuChung von Bodenproben; Bestimmung der KorngroBenverteilung
DIN 18124
2011
Baugrund - Untersuchung von Bodenproben; Bestimmung der Korndichte - Kapillarpyknometer, Weithalspyknometer
DIN 18125- 1
1997
Baugrund - Untersuchung von Bodenproben Bestimmung der Dichte des Bodens - lei! 1: Laborversuche
DIN 18125-2
2011
Baugrund, Untersuchung von Bodenproben; - Bestimmung der Dichte des Bodens - leil 2: Feldversuche
DIN 18126
1996
Baugrund - Untersuchung von Bodenproben; Bestimmung der Dichte nichtbindiger Boden bei lockerster und dichtester Lagerung
DIN 18127
2008
Baugrund - Untersuchung von Bodenproben; Proctorversuch
DIN 18128
2002
Baugrund - Untersuchung von Bodenproben; Bestimmung des Gluhverlustes
705
Anhang
Norm
Ausgabe
Status
Titel
DIN 18129
2010
E
Baugrund - Untersuchung von Bodenproben; Kalkgehaltsbestimmung
DIN 18130-1
1998
Baugrund - Untersuchung von Bodenproben; Bestimmung des Wasserdurchlassigkeitsbeiwerts lei! 1: Laborversuche
DIN 18130-2
2003
Baugrund - Untersuchung von Bodenproben; Bestimmung des Wasserdurchlassigkeitsbeiwertes leil 2: Feldversuche
DIN 18132
2011
E
Baugrund - Versuche und Versuchsgerate; Bestimmung des Wasseraufnahmevermogens
DIN 18134
2010
E
Baugrund - Versuche und Versuchsgerate; Plattendruckversuch
DIN 18135
1999
E
Baugrund - Untersuchung von Bodenproben; Eindimensionaler Kompresslonsversuch
DIN 18136
2003
Baugrund - Untersuchung von Bodenproben; Einaxialer Druckversuch
DIN 18137-1
2010
Baugrund - Versuche und Versuchsgerate; Bestimmung der Scherfestigkeit; Teil 1: Begriffe und grundsatzliche Versuchsbedingungen
DIN 18137-2
2011
Teil 2: lriaxialversuch
DIN 18137-3
2002
lei! 3: Direkter Scherversuch
DIN 18195-4
2000
Bauwerksabdichtungen - leil 4: Abdichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser) und nicht stauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wanden; Bemessung und AusfUhrung
DIN 18195-5
2000
Teil 5: Abdichtungen gegen nicht druckendes Wasser auf Deckenflachen und in Nassraumen; Bemessung und AusfUhrung
DIN 18195-6
2000
leil 6: Abdichtungen gegen von auBen drOckendes Wasser und aufstauendes Sickerwasser; Bemessung und AusfUhrung
DIN 18196
2006
Erd- und Grundbau - Bodenklassifikation fUr bautechnische Zwecke
DIN 18299
2010
VOB Vergabe- und Vertragsbedingungen fOr Bauleistungen - Teil C: Allgemeine lechnische Vertragsbedingungen fur Bauleistungen (ATV) - Allgemeine Regeln fur Bauarbeiten jeder Art
DIN 18300
2010
- Erdarbeiten
DIN 18301
2010
- Bohrarbeiten
DIN 18302
2010
- Arbeiten zum Ausbau von Bohrungen
706
Anhang
Titel
Norm
Ausgabe
DIN 18303
2010
- Verbauarbeiten
DIN 18304
2010
- Ramm-, RiHtel- und Pressarbeiten
DIN 18305
2010
- Wasserhaltungsarbeiten
DIN 18308
2010
- Dran- und Versickerungsarbeiten
DIN 18309
2010
- Einpressarbeiten
DIN 18311
2010
- Nassbaggerarbeiten
DIN 18312
2010
- Untertagearbeilen
DIN 18313
2010
- Schlitzwandarbeiten mit stGtzenden Fliissigkeilen
DIN 18314
2010
- Spritzbetonarbeiten
DIN 18319
2010
- Rohrvortriebsarbeilen
DIN 18537
2010
E
Anwendungsdokumenl zu DIN EN 1537: 200 1; Verpressanker
DIN 18538
2010
E
Anwendungsdokument zu DIN EN 12699:2001-05, AusfUhrung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau) - Verdrangungspfahle
DIN 18539
2011
E
Anwendungsdokument zu DIN EN 14199:2005-05, AusfUhrung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialliefbau) - Pfahle mit kleinen Durchmessern (Mikropfahle)
DIN 19700-10
2004
Stauanlagen - Teil 10: Gemeinsame Festlegung
DIN 19700-11
2004
Teil 11: Talsperren
DIN 19700-12
2004
Teil 12: Hochwasserriickhaltebecken
DIN 19700- 13
2004
Teil 13: Staustufen
DIN 19700-14
2004
Teil 14: Pumpspeicherbecken
DIN 19700-15
2004
Teil 15: Sedimentalionsbecken
DIN 50929- 1
1985
Korrosion der Metalie - Korrosionswahrscheinlichkeit melaliischer Werkstoffe bei auBerer Korrosionsbelastung Teil 1: Aligemeines
DIN 50929-3
1985
Korrosion der Metalie - Korrosionswahrscheinlichkeil metallischer Werksloffe bei auBerer Korrosionsbelastung Tei! 2: Rohrleitungen und Bauteile im Boden
DIN 52098
2005
Priifverfahren fUr Gesteinsk6rnungen - Bestimmung der Korngr6Benverteilung durch Nasssiebung /Achtung: Vorgesehener Ersatz durch DIN EN 933- 1 und -2
DIN 52099
2005
Priifung von Gesteinskornungen; Priifung der Reinheil
Status
707
Anhang
Status
Titel
Norm
Ausgabe
DIN 52100-2
2007
PrGfung von Naturstein und Gesteinskornungen Aligemeines und Obersicht
DIN 52101
2005
Prufverfahren fUr Gesteinskornungen - Probennahme / Achtung: in Verbindung mit DIN EN 932-1 und -2
DIN 52102
2006
PrGfverfahren fUr Gesteinskornungen - Bestimmung der Trockenrohdichte mit dem Messzylinderverfahren und Berechnung des Dichtigkeitsgrades
DIN 52103
1988
PrGfung von Naturstein und Gesteinskornungen - Bestimmung von Wasseraufnahme und Siittigungswert / Achtung: Vorgesehener Ersatz durch DIN EN 1097-6
DIN 52104-3
1992
DIN 52 106
2004
V
PrGfung von Naturstein und Gesteinskornungen - FrostTau-Wechselversuch; PrGfung von Gesteinskornungen mit Taumitteln PrGfung von Gesteinskornungen - Untersuchungsverfahren zur Beurteilung der Verwitterungsbestandigkeit
3 Osterreichische nationale Normen
Norm
Ausgabe
ONORM B 1997-1-1
2010
Status
Titel Eurocode 7: Entwurf, Berechnung und Bemessung in der Geotechnik - Teil 1: Allgemeine Regeln - Nationale Festiegungen zu ONORM EN 1997-1 und nationale Erganzungen
ONORM B 1997-1-2
Eurocode 7: Entwurf, Berechnung und Bemessung in der Geotechnik - FlachengrGndungen
ONORM B 1997-1-3
Eurocode 7: Entwurf, Berechnung und Bemessung in der Geotechnik - Pfahlgrundungen
ONORM B 1997-1-4
Eurocode 7: Entwurf, Berechnung und Bemessung in der Geotechnik - Erddruckberechnung und StGtzbauwerke
Z
Untertagebauarbeiten - Richtlinien und Vertragsbestimmungen; Werkvertragsnorm
ONORM B 2203
1994
ONORM B 2203-1
2001
Untertagebauarbeiten - Richtiinien und Vertragsbestimmungen; Zyklischer Vortrieb
ONORM B 2203 - 2
2003
Untertagebauarbeiten - Richtiinien und Vertragsbestimmungen; Kontinuierlicher Vortrieb
708
Anhang
Norm
Ausgabe
ONORM B 4400-1
2010
Geotechnik Teil 1: Benennung, Beschreibung und Klassifizierung von Boden - Regeln zur Umsetzung der ONORMEN EN ISO 14688-1 und -2 sowie grundlegende Symbole und Einheiten
ONORM B 4400-2
2010
Geotechnik Teil 2: Benennungen und Definitionen, Beschreibung und Klassifizierung von Fels Regeln zur Umsetzung der ONORM EN ISO 14689-1
ONORM B 4401 - 1
1980
Z
Erd- und Grundbau - Erkundung durch Schurfe und Bohrungen sowie Entnahme von Proben; Aufschlusse im Lockergestein (ersetzt durch EN ISO 22475-1)
ONORM B 4401-2
1983
Z
Erd- und Grundbau - Erkundung durch Schurfe und Bohrungen sowie Entnahme von Proben; Aufschlusse im Festgestein (ersetzt durch EN ISO 22475-1)
ONORM B 4401 -3
1985
Z
Erd- und Grundbau - Erkundung durch Schurfe und Bohrungen sowie Entnahme von Proben; Protokollierung (ersetzt durch EN ISO 22475-1)
ONORM B 4401-4
1990
Z
Erd- und Grundbau - Erkundung durch Schurfe und Bohrungen sowie Entnahme von Proben; zeichnerische Darstellung der Ergebnisse (ersetzt durch EN ISO 22475- 1)
ONORM B 4402
2003
ONORM B 4405
1977
ONORM B4410
1974
Erd- und Grundbau - Untersuchung von Bodenproben; Bestimmung des Wassergehaltes durch Ofentrocknung
ONORM B 4411
2009
Geotechnik - Untersuchung von Bodenproben; Zustandsgrenzen (Konsistenzgrenzen), Bestimmung der FlieB- und Ausrollgrenze
ONORM B 4412
1974
Erd- und Grundbau - Untersuchung von Bodenproben; KorngroBenverteilung
ONORM B 4413
1975
Erd- und Grundbau - Untersuchung von Bodenproben; Bestimmung der Korndichte mit dem Kapillarpyknometer
ONORM B 4414-1
1976
Erd- und Grundbau - Untersuchung von Bodenproben; Bestimmung der Dichte des Bodens, Labormethoden
ONORM B 4414-2
1979
Erd- und Grundbau - Untersuchung von Bodenproben; Bestimmung der Dichte des Bodens, Feldverfahren
ONORM B 4415
2010
Geotechnik - Untersuchung von Bodenproben; Bestimmung der einaxialen Druckfestigkeit
ONORM B 4416
1978
Erd- und Grundbau - Untersuchung von Bodenproben; Grundsatze fUr die DurchfUhrung und Auswertung von Scherversuchen
Status
Titel
Erd- und Grundbau - Geotechmsche Untersuchungen fur bautechnische Zwecke Z
Erd- und Grundbau - Baugrunderkundung mit Kleingeraten; Sondierbohrgerat mit genuteter Sondiernadel (ersetzt durch B 4419)
709
Anhang
litel
Norm ONORM 8 4417
1979
Erd- und Grundbau - Untersuchung von 8Oden; Lastplattenversuch
ONORM 8 4418
2007
Geotechnik - DurchfUhrung von Proctorversuchen im Erdbau
ONORM 8 4419
2006
Geotechnik - 8esondere Rammsondierverfahren
ONORM 8 4419- 1
1985
ONORM 8 4420
1989
Erd- und Grundbau - Untersuchung von 8odenproben; Grundsatze fUr die DurchfUhrung und Auswertung von Kompressionsversuchen
ONORM 8 4422-1
1992
Erd- und Grundbau - Untersuchung von Bodenproben; Bestimmung der Wasserdurchlassigkeit. Laborprufungen
ONORM B 4422-2
2002
Erd- und Grundbau - Untersuchung von Boden; Bestimmung der Wasserdurchlassigkeit. Feldmethoden fur oberflachennahe Schichten
Z
Erd- und Grundbau - Untergrunderkundung durch Sondierungen; Rammsondierungen
Erd- und Grundbau - Zulassige Belastungen des Baugrundes; Flachengrundungen
ONORM B 4430-1
ONORM B 4430-2
1978
Erd- und Grundbau - Zulassige Belastungen des Baugrundes; Pfahlgriindungen
ONORM B 4431 - 1
1983
Erd- und Grundbau - Zulassige Belastungen des Baugrundes; Setzungsberechnungen fUr Flachengriindungen
ONORM B 4431-2
1986
Erd- und Grundbau - Zulassige Belastungen des Baugrundes; Setzungsbeobachtungen
ONORM B4432
1980
Erd- und Grundbau - Zulassige Belastungen des Baugrundes; Grundbruchberechnungen
ONORM B 4433
1987
Erd- und Grundbau - Boschungsbruchberechnung
ONORM B 4434
1993
Erd- und Grundbau - Erddruckberechnung
ONORM B 4435- 1
2003
Erd- und Grundbau - Flachengriindungen. Berechnung der Tragfahigkeit bei einfachen Verhaltnissen
ONORM B 4435-2
1999
Erd- und Grundbau - Flachengriindungen; EUROCODEnahe Berechnung der lragfahigkeit
ONORM 84440
2001
Erd- und Grundbau - GroBbohrpfahle; Tragfahigkeit
ONORM B 4450
1974
ONORM B 4452
1998
Erd- und Grundbau - Dichtwande im Untergrund
ONORM B 4454
2001
Erd- und Grundbau - Injektionen in Fest- und Lockergestein; Priifungen
ONORM B 4455
1992
Z
Z
Erd- und Grundbau - Schlitzwande
Erd- und Grundbau - Vorgespannte Anker fiir Lockergestein und Festgestein
710
Anhang
Status
Norm ONORM B 4490
1981
ONORM B 3305
1972
Titel Erd- und Grundbau - Begriffe, Symbole und Einheiten
z
Betonangreifende Wasser, Boden und Gase; Beurteilung und chemische Analyse
4 Schweizer nationale Normen Norm
Ausgabe
Status
Titel (deutschsprachige Ausgabe)
SIA 118/198
2007
E
Allgemeine Bedingungen fUr Untertagbau
SIA 118/267
2004
Allgemeine Bedingungen fiir geotechnische Arbeiten
SIA 197
2004
Projektierung Tunnel; Grundlagen
SIA 197/1
2004
Projektierung Tunnel; Bahntunnel
SIA 197/2
2004
Projektierung Tunnel; StraBentunnel
SIA 198
2004
Untertagbau; AusfUhrung
SIA 199
1998
Erfassen des Gebirges 1m Untertagbau
SIA 261
2003
Einwirkungen
SIA 267
2003
Geotechnik
SIA 267/1
2003
Geotechnik, erganzende Festlegungen
SN 640 034a
1997
Darstellung der Projekte; Geotechnische Signaturen mit Beilage: Darstellungsbeispiele fUr Geotechnische Signaturen
SN640311a
1969
Geotechnische Untersuchungen zum StraBenobjekt
SN 640 317b
1997
Dimensionierung; Untergrund und Unterbau
SN 640 585
1971
Verdichtung; Anforderungen Erdarbeiten
SN 670 005a
1997
Identifikation der Lockergesteine; Feldmethoden
SN 670 008a
1997
Identifikation der Lockergesteine; Labormethode mit Klassifikation nach uses
SN 670 009
1995
Geologische Terminologie der Lockergesteine
SN 670 010b
1998
Bodenkennziffern
SN 670 125a
1983
Filtermaterialien; Qualitatsvorschriften Boden, Versuche; Notwendige Parameter fUr die Darstellung der Resultate geotechnischer Versuche
SN 670 300 SN 670 312b
1998
Versuche an Boden; VSS-Gerat fUr den Plattendruckversuch Ev und Me-
711
Anhang
Norm
Ausgabe
Titel (deutschsprachige Ausgabe)
SN 670 316a
1994
Versuche an Boden; CBR- Penetrometer, Feldversuch,
SN 670 317b
1998
Versuche an Boden; Plattendruckversuch Ev und M(
SN 670 320b
1994
Versuche an BOden; CBR-Versuch im Laboratorium
SN 670 335a
1989
Versuche an BOden; Dichte des Bodens
SN 670 345a
1989
Versuche an Boden; Konsistenzgrenzen
SN 670350
1992
Versuche an Boden; Taschenpenetrometer, Taschen- und LaborflGgelsonde
SN 670 352
1992
Versuche an BOden; Einfache Druckfestigkeit
SN 670417
1996
Versuche an BOden; Rammsondierung .Von Moos",
SN 670 810c
1985
Mineralische Baustoffe und Lockergesteine; Siebanalyse.
SN 670 816a
1989
Mineralische Baustoffe und Lockergesteine; Schlammanalyse nach der Araometermethode.
5 Richtlinien, Merkblatter und Empfehlungen von Fachverbanden und -gesellschaften 5.1 Empfehlungen des Arbeitskreises "Versuchstechnik Fels" der DGGT (1979-2009) Titel
veroffentlicht in
Einaxiale Druckversuche an Gesteinsproben
Bautechnik
2004, Nr. 10
2
Dreiaxiale Druckversuche an Gesteinsproben
Bautechnik
1979, Nr. 7, in Uberarbeitung
3
Dreiaxiale Druckversuche an geklGfteten GroBbohrkernen im Labor
Bautechnik
1979, Nr. 7
4
Scherversuch in situ
Bautechnik
1980, Nr. 10
5
Punktlastversuche an Gesteinsproben
Bautechnik
2010, Nr. 6
6
Doppel-Lastplattenversuch
Bautechnik
1985, Nr. 3
7
Schlitzentlastungs- und Druckkissenversuche
Bautechnik
1984, Nr. 3
8
Dilatometerversuche in Felsbohrungen
Bautechnik
1984, Nr. 4
9
Wasserdruckversuch im Fels
Bautechnik
1984, Nr. 4
10
Indirekter Zugversuch an Gesteinsproben - Spaltzugversuch
Bautechnik
2009, Nr. 9, in Oberarbeitung
11
Quellversuche an Gesteinsproben
Bautechnik
1986, Nr. 3
712
Anhang
Titel
veroffentlicht in
12
Mehrstufentechnik bei dreiaxialen Druckversuchen und direkten Scherversuchen
Bautechnik
1987, Nr. 11
13
Laborscherversuch an Felstrennflachen
Bautechnik
1988, Nr. 9
14
Oberbohr-Entlastungsversuch zur Bestimmung von Gebirgsspannungen
Bautechnik
1990, Nr. 9 in Oberarbeitung
16
Ein- und dreiaxiale Kriechversuche an Gesteinsproben
Bautechnik
1994, Nr. 8
15
Verschiebungsmessungen llings der Bohrlochachse, Extensometermessungen
Bautechnik
1991, Nr. 2
17
Einaxiale Relaxationsversuche an Gesteinsproben
Bautechnik
1994, Nr. 8
18
Konvergenzmessungen und geodatische Lagelinderungsmessungen
Bautechnik
1996, Nr. 8
19
Spannungsanderungsmessungen mittels Druckkissen
Bautechnik
erscheint demnachst
20
Verwitterungsbestlindigkeit von Gesteinen - Siebtrommelversuch
Bautechnik
2002, Nr. 2
21
Verschiebungsmessungen quer zur Bohrlochachse Inklino meter- und Deflektometermessungen
Bautechnik
2002, Nr. 4
5.2 Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft fur Geotechnik - DGGT EVB ETB GDA KPP EAG-GTD EAK EAU
EAG-EDT EAB EAP
EBGEO
Empfehlungen "Verformungen des Baugrundes bei baulichen Anlagen" (1993) Empfehlungen des Arbeitskreises "Tunnelbau" (1995) Empfehlungen Geotechnik der Deponien und Altlasten (4. Auf}. 2003) Richtlinie fur den Entwurf, die Bemessung und den Bau von Kombinierten Pfahl-Plattengrundungen (2000) Empfehlungen zur Anwendung geosynthetischer Tondichtungsbahnen (2002) Empfehlungen fur die Ausfuhrung von Kustenschutzbauten Empfehlungen des Arbeitsausschusses "Ufereinfassungen, Hafen und Wasserstra6en" (10. Auf}. 2004/2009) Empfehlung "Geotechnisch-markscheiderische Untersuchung und Bewertung von Altbergbau" (2004) Empfehlung "Wechselwirkungen Baugrund/Bauwerk bei Flachgrundungen" (2004) Empfehlungen zu Dichtungssystemen im Tunnelbau Empfehlungen des Arbeitskreises "Baugruben" (4. korr. Auf}. 2007, 5. Auf}. in Arbeit) Empfehlungen des Arbeitkreises "Pfahle", EA-pfahle (2007) Empfehlung "Geotechnisch-markscheiderische Untersuchung und Bewertungvon Tagebaurestlochern, Halden und Kippen des Altbergbaus" (2009) Empfehlungen fur den Entwurf und die Berechnung von Erdkorpern mit Bewehrungen aus Geokunststoffen (2010) Empfehlung "Sicherung und Verwahrung im Altbergbau" (2010)
Anhang
713
5.3 Empfehlungen Deutscher Ausschuss fur unterirdisches Bauen C . V. (DAUB-Empfehlungen) _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ __ Empfehlung fUr Kriterien zur Auswahl und Bewertung von Tunnelvortriebsmaschinen (1997/2010) Empfehlung fur Konstruktion und Betrieb von Schildmaschinen (2000) Empfehlung fur statische Berechnungen von Schildvortriebsmaschinen (2005) Empfehlung zu Ausfuhrung und Einsatz unbewehrter Tunnelinnenschalen (2007) Empfehlungen zu SchutzmaBnahmen bei Tunnelvortrieben in asbestbelastetem Gestein (2007)
5.4 Merkblatter, Richtlinien und technische Vertrags- und Lieferbedingungen der Forschungsgesellschaft fur das StraBen- und Verkehrswesen (FGSV) betr. Erd- und Grundbau sowie Mineralstoffe im StraBenbau (auszugsweise) Zusatzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien fur Erdarbeiten im StraBenbau ZTVE-StB 09 Zusatzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien fur Ingenieurbauten (ZTV -lNG, 2007) Teil1: Allgemeines, Teil2: Grundbau, Teil5: Tunnelbau Zusatzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien fur Tragschichten im StraBenbau ZTVT-StB 95/Fassung 02 Zusatzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien fur den Bau von Entwasserungseinrichtungen im StraBenbau (ZTV Ew-StB 91) Zusatzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien fur Landschaftsbauarbeiten im StraBenbau (ZTV La-StB 99) Zusatzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien fur Aufgrabungen an Verkehrsflachen (ZTVA-StB 97/ Fassung 06) Zusatzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien fur Sicherungsarbeiten an Arbeitsstellen an StraBen (ZTV SA 97) Zusatzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien fur den Bau von Schichten ohne Bindemittel im StraBenbau (ZTV SoB-StB 04/Fassung 07) Merkblatt fur die Untergrundverbesserung durch Tiefenruttler (1979) Merkblatt uber Felsgruppenbeschreibung fUr bautechnische Zwecke im StraBenbau (1980) Merkblatt fUr die gebirgsschonende AusfUhrung von Spreng- und Abtragsarbeiten an Felsboschungen (1984) Merkblatt fUr den Entwurf und die Herstellung von Raumgitterwanden und -wallen (1985) Merkblatt uber StraBenbau auf wenig tragHihigem Untergrund (1988) Merkblatt uber Einsenkungsmessungen mit dem Benkelmann-Balken (1991) Merkblatt fUr hydraulisch gebundene Tragschichten aus sandreichen Mineralstoffgemischen (1991) Merkblatt fUr die Verhutung von Frostschaden an StraBen (1991) Merkblatt fUr die Felsbeschreibung fur den StraBenbau (1992) Merkblatt uber flachendeckende dynamische Verfahren zur Prufung der Verdichtung im Erdbau (1993) Merkblatt uber den Einfluss der HinterfUllung auf Bauwerke (1994) Merkblatt fur die Verwendung von EPS-Hartschaumstoffen beim Bau von StraBendammen (1995) Merkblatt uber die Wiederverwertung von mineralischen Baustoffen als Recycling-Baustoffe im StraBenbau (2002)
714
Anhang
Merkblatt fiir die Kontrolle und Wartung von Sickeranlagen (2002) Merkblatt fiir die Herstellung, Bemessung und Qualitatssicherung von Stabilisierungssaulen zur Untergrundverbesserung - Teil 1: CSV Verfahren (Combined Soil Stabilization with Vertical Columns) (2002) Merkblatt fiir die Verdichtung des Untergrundes und Unterbaus im StraBenbau (2003) Merkblatt iiber Stiitzkonstruktionen aus Betonelementen, Blockschichtungen und Gabionen (2003) Merkblatt iiber geotechnische Untersuchungen und Berechnungen im StraBenbau (M GUB 04) 2004 Merkblatt fUr Bodenverfestigungen und Bodenverbesserungen mit Bindemitteln (2004) Merkblatt iiber die Verwendung von Blahton als Leichtbaustoff im Unterbau und Untergrund von StraBen (2005) Merkblatt iiber die Anwendung von Geokunststoffen im Erdbau des StraBenbaus (M Geok E StB - 2005) Merkblatt iiber Bauweisen fiir technische SicherungsmaBnahmen beim Einsatz von Boden und Baustoffen mit umweltrelevanten Inhaltsstoffen im Erdbau (M TS E) Merkblatt iiber die Behandlung von Boden und Baustoffen mit Bindemitteln zur Reduzierung der Eluierbarkeit umweltrelevanter Inhaltsstoffe (2009) Merkblatt iiber Bauwesen fUr technische SicherungsmaBnahmen beim Einsatz von Boden und Baustoffen mit umweltrelevanten Inhaltsstoffen im Erdbau (MTSE) Richtlinie fiir die Anlage von Autobahnen (RAA) Richtlinien fiir die Anlage von StraBen (RAS) Teil: Querschnitt (RAS-Q - 1996) - Teil: Entwasserung (RAS-Ew - 2005) - Teil: Landschaftsgestaltung (RAS-LG) - Teil: Landschaftspflege (RAS-LP - 1996) Richtlinien fiir die Standardisierung des Oberbaus von Verkehrflachen (RStO - 2001) Richtlinie fiir die Sicherung von Arbeitsstellen an StraBen (RSA - 1995/2001) Richtlinie fiir bautechnische MaBnahmen an StraBen in Wasserschutzgebieten (RiStWag - 2001) Richtlinie fUr die umweltvertragliche Anwendung von industriellen Nebenprodukten und Recycling-Baustoffen im StraBenbau (RuA-StB - 2001) Richtlinien fUr die Giiteiiberwachungvon Mineralstoffen im StraBenbau (RG Min-StB - 1993/2000) Technische Lieferbedingungen fiir Gesteinskornungen im StraBenbau (TL Gestein-StB - 2004) Technische Lieferbedingungen fiir Mineralstoffe im StraBenbau (TL Min-StB - 2000) Technische Lieferbedingungen fUr Boden und Baustoffe im Erdbau des StraBenbaus (TL BuB E-StB - 2009) Technische Lieferbedingungen und Technische Priifvorschriften fiir Kunststoffdichtungsbahnen und zugehOrige ProfIlbander (TLlTP KDB - 2007) Technische Lieferbedingungen und Technische Priifvorschriften fiir Schutz- und Dranschichten aus Geokunststoffen (TLlTP SD - 2007) Technische Priifbedingungen fUr Mineralstoffe im StraBenbau (TP Min-StB - 1982/1990) Technische Priifvorschriften fiir Boden und Fels im StraBenbau (TP BF-StB - 2009) Technische Priifvorschriften fiir Tragschichten mit hydraulischen Bindemitteln (TP HGT-StB 1994) Technische Priifvorschriften fUr Tragschichten mit hydraulischen Bindemitteln und Fahrbahndecken aus Beton (TP Beton-StB - 2010) Eignungspriifungen bei Bodenverbesserung und Bodenverfestigung mit Feinkalk und Kalkhydrat (TP BF-StB - 1991) Eignungspriifungen bei Bodenverfestigungen mit hydraulischen Bindemitteln (TP BF-StB - 2005) Eignungspriifungen fiir Bodenverbesserung (TP BF-StB - 2010)
715
Anhang
Entwurfs- und Berechnungsgrundlagen fur Bohrpfahlgrundungen und Stahlpfosten von Uirmschutzwanden an StraBen (1997) Hinweise fUr MaBnahmen an bestehenden StraBen in Wasserschutzgebieten (BeStWag - 1993) Hinweise fur die Ausschreibung von Geotextilen und Geogittern bei Anwendungen im Erdbau des StraBenbaus (2001) Hinweise zur Anwendung geotechnischer und geophysikalischer Messverfahren im StraBenbau (2007) Umsetzung der Europaischen Normen zu Gesteinskornungen und Gesteinskornungsgemischen in FGSV-Regelwerken (ARS-BMVBW - 2005) Bauverfahren beim StraBenbau auf wenig tragfahigem Untergrund - Bodenersatzverfahren (2005)
5.5 Merkblatter, Regeln des DWA - Deutsche Vereinigung fU r Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (fruher ATV Abwassertechnische Vereinigung und DVWK Deutscher Verband fur Wasserwirtschaft und Kulturbau) Nummer
Jahr
Titel
138
2005
Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswasser
188
1992
Gestaltung und Nutzung von Baggerseen
1990
Hochwasserriickhaltebecken
209
1989
Wahl des Bemessungshochwassers
210
1986
Flussdeiche
215
1990
Dichtungselemente im Wasserbau
221
1992
Anwendung von Geotextilien im Wasserbau
222
1991
Mess- und Kontrolleinrichtungen zur UberprOfung der Standsicherheit von Staumauern und Staudammen
223
1992
Asphaltdichtungen fUr Talsperren und Speicherbecken
225
1992
Anwendung von Kunststoffdichtungsbahnen im Wasserbau und fUr den Gewasserschutz
231
1995
Sicherheitsbericht fUr Talsperren - Leitfaden
237
1996
Deponieabdichtungen in Asphaltbauweise
242
1996
Berechnungsverfahren fUr Gewichtsmauem - Wechselwirkung zwischen Bauwerk und Untergrund
245
1997
Tiefenorientierte Probenahme aus Grundwassermessstellen
246
1997
Freibordbemessung an Stauanlagen
202
E
716
Anhang
Nummer
Titel
ATV-DVWK-M 502
2002
Berechnungsverfahren fur Staudamme - Wechselwirkung zwischen Bauwerk und Untergrund
ATV-DVWK-M 503
2001
Grundlagen zur Oberpriifung und ErtOchtigung von Sedimentationsbecken
2004
Injektionen mit hydraulischen Bindemitteln in Wasserbauwerken aus Massenbeton
DWA-M 506
E
Einige dieser Merkblatter bzw. Teile davon sollen kunftig in die M-Reihe eines gemeinsamen DWA, DGGT und DTK-Ausschusses aufgenommen werden: M 507 Flussdeiche (201012011) M 512 Dichtungselemente (in Bearbeitung) M 514 Bauwerksuberwachung an Talsperren (E 2010) Kleine Stauanlagen (in Bearbeitung) M 522
5.6 Richtlinien und Merkblatter des DVGW L Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches W101 W 102 W107 W109 W110 WIll
W 112 W 113 W115 W116 W118 W 120 W 121 W 122 W 123 W124 W 127 W 135
Richtlinien fur Trinkwasserschutzgebiete; 1. Teil: Schutzgebiete fUr Grundwasser (2006) Richtlinien fur Trinkwasserschutzgebiete; II. Teil: Schutzgebiete fur Talsperren (2002) Autbau und Anwendung numerischer Grundwassermodelle in Wassergewinnungsgebieten (2004) Planung, Durchfuhrung und Auswertung von Markierungsversuchen bei der Wassergewinnung (Entwurf2002) Geophysikalische Untersuchungen in Bohrlochern und Brunnen zur ErschlieBung von Grundwasser - Zusammenstellung von Methoden (2005) Planung, Durchfuhrung und Auswertung von Pumpversuchen bei der WassererschlieBung (1997) Entnahme von Wasserproben bei der ErschlieBung, Gewinnung und Oberwachung von Grundwasser (2001) Bestimmung des Schuttkorndurchmessers und hydrogeologischer Parameter aus der KorngroBenverteilung fUr den Bau von Brunnen (2001) Bohrungen zur Erkundung, Gewinnung und Beobachtung von Grundwasser (2008) Verwendung von Spulungszusatzen in Bohrspulungen bei Bohrarbeiten im Grundwasser (1998) Bemessung von Vertikalfilterbrunnen (2005) Qualifikationsanforderungen fur die Bereiche Bohrtechnik, Brunnenbau und Brunnenregenerierung (2006) Bau und Ausbau von Grundwassermessstellen (2003) Abschlussbauwerke fUr Brunnen der Wassergewinnung (1995) Bau und Ausbau von Vertikalfilterbrunnen (2001) Kontrollen und Abnahmen beim Bau von Vertikalfilterbrunnen (1998) Quellwassergewinnungsanlagen - Planung, Bau, Betrieb, Sanierung und Ruckbau (Entwurf 2004) Sanierung und Ruckbau von Bohrungen, Grundwassermessstellen und Brunnen (1998)
Anhang
717
5.7 Richtlinien der OGG Osterreichische Gesellschaft fur Geomechanik OGG-Richtlinie fur die geomechanische Planung von Untertagebauarbeiten mit zyklischen Vortrieb (2001) OGG-Richtlinie fur die geomechanische Planung von Untertagebauarbeiten mit kontinuierlichen Vortrieb (2003/08) OGG-Richtlinie Kostenermittlung fur Projekte des Infrastruktur unter Berucksichtigung relevanter Projektrisiken (2005)
6 Verzeichnis der verwendeten Abkurzungen von Fachverbanden (z. T. mit Regelwerken oder Merkblattern) ATA ASTM ATV BAM BAW BGR BUWAL CBTR CEN D-A-CH DAUB DBV DEBRIV DEV DGG DGGT DIBt DMV DNV DTK DVGW DVWK DWA EAB EAU EBA EFNARC FGSV FGU FIGS
Austrian Tunnel Association, Wien American Society for Testing and Materials Abwassertechnische Vereinigung eoY., St. Augustin (Arbeitsblatter) Bundesanstalt fur Materialforschung und -prufung Bundesanstalt fur Wasserbau, Karlsruhe (Merkblatter) Bundesanstalt fur Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover Bundesamt fur Umwelt, Wald und Landschaft, Bern (CH) Centrum flir Deutsches und Internationales Baugrund- und Tiefbaurecht eoY., Schrobenhausen Europaisches Komitee fur Normung D-A-CH-Staaten Deutschland, Osterreich und Schweiz Deutscher Ausschuss fUr unterirdisches Bauen, Kaln (Empfehlungen) Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein eoY. Deutscher Braunkohlen-Industrie-Verein eo Vo, Kaln Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser-, Abwasser- und Schlammuntersuchung (DEV-Normen) Deutsche Gesellschaft fur Geowissenschaften, Hannover Deutsche Gesellschaft fUr Geotechnik, Essen (geotechnik) Deutsches Institut fur Bautechnik, Berlin Deutscher Markscheider-Verein eo Y. Deutscher Naturstein-Verband Deutsches Talsperren Komitee Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches eoY., Bonn (Arbeits- und Merkblatter) Deutscher Verband fur Wasserwirtschaft und Kulturbau eoY., Bonn (Regeln bzwo Merkblatter zur Wasserwirtschaft) Deutsche Vereinigung fur Wasserwirtschaft, Abwasser und AbfaH, Hennef (ATVIDVWK vereint) Empfehlungen des Arbeitskreises "Baugruben" der DGGT Empfehlungen des Arbeitskreises "Ufereinfassungen" der DGGT Eisenbahn-Bundesamt, Bonn European Federation for Spezialist Construction Chemicals Forschungsgesellschaft fUr StraBen- und Verkehrswesen eoY., Kaln (Merkblatter, Richtlinien) Fachgruppe Untertagebau des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins Federation ofInternational Geo-Ingineering Societies
718
FVS GFZ GtV IAEG IFB ITIG ISO ISRM ISSMGE ITA !TVA IZW LAB LABO LAGA LAWA NAGRA OGG OlAV ON OVBB SI SIA SNV STUVA SVG TGL TRGS UBA VDI VOB VOBU
Anhang Forschungsgesellschaft fUr StraBen und Verkehr, Wien (Richtlinien) GeoForschungszentrum, Potsdam Geothermische Vereinigung, Geeste International Association of Engeneering Geology and the Environment Institut fiir Bauforschung, Hannover (Berichte) International Tunnel Insurance Group International Organization for Standardization International Society for Rock Mechanics and Mining Scienses International Society for Soil Mechanics and Geotechnical Ingeneering (ISSMGE-News) International Tunneling Association Ingenieurtechnischer Verband Altlasten, e.Y., Berlin Informationszentrum Warmepumpen und Kaltetechnik, Hannover Uinderausschuss Bergbau Uinderarbeitsgemeinschaft Boden, Bonn Landerarbeitsgemeinschaft Abfall, Bonn (Merkblatter, Richtlinien) Landerarbeitsgemeinschaft Wasser, Stuttgart (Empfehlungen) Nationale Genossenschaft fiir die Lagerung, radioaktiver Abfalle, CH -Baden (Nagra -informiert) Osterreichische Gesellschaft fiir Geomechanik, Salzburg (Felsbau, Richtlinien) Osterreichischer Ingenieur- und Architekten-Verein, Wien Osterreichisches Normungsinstitut, Wien Osterreichische Vereinigung fiir Beton und Bautechnik, Wien Systeme International d'Unites, Paris Schweizer Ingenieur- und Architekten Verein, Ziirich Schweizer Normen-Vereinigung, Winterthur Studiengesellschaft fiir unterirdische Verkehrsanlagen e.Y., Koln Schweizerischer Verband fiir Geokunststoffe OhI. Produktkatalog) Technische Giite- und Lieferbestimmungen des Amtes fUr Standardisierung, Messwesen und Warenpriifung, Berlin (DDR-Normen, bis 1990) Technische Regeln fiir Gefahrenstoffe Umweltbundesamt, Berlin Verein Deutscher Ingenieure, Berlin (Richtlinien) Verdingungsordnung fiir Bauleistungen, Teile A,B und C Vereinigung Osterreichischer Bohr-, Brunnenbau- und Spezialtietbauunternehmen, Wien
Index d
Verwendete Abkiirzungen flir erHiuternde Hinweise:
Bg Ew R T
Bergbau Erdwarme Rutschung Tunnel
E Gw Tsp Geok
A-Linie 125 Abbau(verfahren) (Bg) 454,459 Abbruch (R) 384 Abdampfruckstand 182 Abdichtungsinjektion 248, 480, 482,524 Abdichtungskriterium (Tsp) 584 Abdichtungstrager (T) 566 Abfallart 423, 446f Abfallbegriff 422 Abfallbeseitigungsgesetz 42lf Abfallschlussel 447f Abfallverzeichnis-Verordnung 447 Abflussspende 277 Abminderung des Lagerstattendrucks 234 Abnahmeprufung (Anker) 299f Abrasivitat - von Lockergestein 498 - von Festgestein 108, 111, 269, 496,552,647 Abrasivitatsbeiwert nach Schimazek 497 Abrisswinkel (R) 216 Abschatzung der Wassermengen (T) 478 Abschlagslange (T) 501, 565 AbsenkmaB (Gw) 233,304 Absenktiefe (Gw) 87,309,311 Absenktrichter (Gw) 312 Absenkung der Grundwasseroberflache 230f Absonderungskluft 119 Absperrbauwerk (Tsp) 581,593 Abstandsgeschwindigkeit (Gw) 40, 81, 99f, 432, 481, 588
Erdbau Grundwasser Talsperre Geokunststoffe
Eb K Tm
Erdbeben Karst Tonmineralogie
Abstromseite (Gw) 314 Abtragssprengung (E) 318 Abtreppung der Aufstandsflache (E) 327 Acoustic Borehole Televiever 189 Additiver Zuschlag (Gw) 276 Adhasion(sversuch) 67, 270, 499 Adsorption (von Schadstoffen) 434f Adsorptionswasser 24f, 81, 101, 232 Advektion 431, 435 Aggressives Grundwasser 183, 278 Akustisches Bohrlochfernsehen 189 Aktivitatszahl 36 Aktivitatszone (R) 379 Akustische Impetanz 60 Alarmwert - fur Massenbewegung (R) 403 - fUr Verformungen (T) 531 Alkalihydroxid 484 Altablagerung 438 Altbergbau(folgen) 279, 453 Alterationsprozess (Tm) 437 Altersdatierung (R) 380 Alterung (Geok) 331 Altlast 292, 438 Altlastverdachtsflache 438, 444 Altschotter 15 Altstandort 292, 438 Ammonium 284 Ammonsalpetersprengstoff 319 Analysengenauigkeit 441 Anfangsdurchmesser (Erdfall) 615, 617f, 627. 630, 633
Anfangsscherfestigkeit 68, 357 Anfangssetzungen 45, 212 Anfangsstandsicherheit 68, 205, 357 Anforderung an Deponiestandort 426ff Anforderungsprofil (TVM) 558 Angriffsgrad des Wassers 285f Angstrom (A) (Tm) 19f Anheben von Gebauden 252, 577 Anhydrit 24,66, 136,235,521, 590, 611ff, 617, 694 Anhydritspiegel 66, 613 Anisotropie 7 - d. Gebirgsdurchlassigkeit 84, 98,477 - d. Quellens 64 Anker 269, 347, 569ff - anordnung(T) 572 - bemessung 300, 573 - in tiefliegenden Tunneln 573 - nachverpressung 297 - prufung 299ff Ankerbalken 347 Ankerdichte (T) 573 Ankerit 22 Ankersetztechnik (T) 569 Ankersicherung 296, 569 Ankertypen 571 Anstiegsgeschwindigkeit (Gw) 460 Anspritzverfahren (E) 348 Anstromseite (Gw) 314 Anstromwassermenge (T) 479 Anti-Abrasions-Additive (T) 552 Antwortspektrum (Eb) 144 Aquipotenziallinien (Gw) 224
720 Aquivalenter Quarzgehalt 497 Araometerverfahren 9 Arsen 149 Asbest(gefahrdung) (T) 465f, 492 Atlantikum (R) 382 Atterbergsche Konsistenzgrenze 33 Attraktivitatsabschnitt 70 Auffiillung 104, 106, 136 Auffiillversuch 91 Auflast (Tunnelausbau) 537 Auflockerungsdruck (T) 519f, 539,544 Auflockerungsfaktor 316,459 Auflockerungsglocke (T) 538f, 543 Auflockerungszone (s. Gebirgsauflockerung) Aufnahme von Injektionsgut (Tsp) 602 aufnehmbare Sohldruckspannung (s. Sohldruck) AufreiBen v. Trennflachen 93f AufreiBverhalten (Gebirge) (Tsp) 602f Aufschlussmethode 167 - direkte 156,469 - indirekte 149,167 Aufschlusstiefe 158,581 Aufschwimmen 202 Aufstau (Bergsturzsee) 385 Auftrieb (Gw) 202,369 Auftriebssicherheit 202f, 294, 304 Auftriebswegfall 231 Auftriebswirkung 202f, 393 Aufwolbung plastischer Schichten in Talsohle 390 Ausbau (T) 544 - einschalig 544 - zweischalig 544, 556 - m. Tiibbingen 544 Ausbauasphalt 447 Ausbaubogen (T) 568 Ausbaufestlegung (T) 503 Ausbauwiderstand (T) 536 Ausbisswinkel (R) 216 Ausblaser (T) 489 Ausbruchsklasse (T) - fiir konventionellen Vortrieb 500, 502f, 515 - fiir Schildmaschinen 560f - fiir Tunnelbohrmaschinen 560f Ausfallung 434, 484 ausgepragt plastischer Ton 35, 104 Aushubentlastung 208f, 227 Ausknicken (R) 343
Index Auslastungsgrad der Spritzbetonschale (T) 532 Auslaugung (K) 606 ausmittige Belastung 208 Ausquetschversuch 106 Ausrollgrenze 34f,174 Ausschlusskriterium (fiir Deponiestandort) 428 Ausweichprinzip (T) 525
B Baggersee (Boschung) 535 Bail-Test 95 Ballon-Verfahren 28 Banderton 211,231, 288,366,418 Bankdicke 124 Barrieregestein 424, 428 Basaltblocklehm 341,351,366, 407,418 Baubehelfsmittel (T) 469, 567 Baugrube - geboschte 287 - in weichem Boden 288 - wasserdichte 446 Baugrubenverbau 288ff, 446 Baugrund ~ 133,193 - ungiinstiger 136 Baugrundgutachten 4, 134 Baugrundhebung 24, 209, 234f, 278 Baugrundkarte 135 Baugrundklasse (Eb) 143f Baugrundmodell 193 Baugrundrisiko 4,463,466.514, 630 Baugrundverbesserung 244f, 475 (s. a. Bodenverbesserung) Baugrundverfestigung 248 (s. a. Bodenverbesserung) Baukalk (E) 328f Bauklasse (n. RStO) 335 Bauschutt 446f Baustahlgitter (T) 568 Baustellenvlies 246 Bauweise (T) 545 - einschalige 544 - geschlossene 545 - halboffene 545f - offene 545 - zweischalige 544 Bauwerk - schlaffes 198 - starres 198 - im Boden eingebettetes 212, 446 Bauwerkshinterfiillung 327. 337 Beckensediment 211,288,418 bedeckter Karst (s. Karst) Bedeutungskategorie (Eb) 144
Beharrungszustand 89 - instationar (transient) 89 - stationar 89 Belastung (Fundament) - ausmittig 198 - schrag 198 Belastungsfilter (E) 397 Belgische Unterfangungsbauweise (T) 547 Bemessung - Anker 300 - hydraulische 16,203 - Pfahlgriindung 257 - Sohldruckspannung 243 - Versickerungsanlagen 279 Bemessungshochwasser 276 Bemessungs(kenn)wert 197, 216,257 Bemessungssituation 144,195, 401 Bemessungswasserstand 202, 225, 275f, 477, 479 Bentonit 21, 438 Bentonit-Zement-Suspension 183,291,293,295,642 Bentonitmatte 315 Bentonitsuspension 291, 492 Beobachtungsmethode 197,467, 535 Berechnung(smodell) 194 - Boschungsbruch 221,342 - Gel1indebruch (R) 215ff, 392f - Grundbruch 204f - Grundwasserabsenkung 311f - Pfahltragfahigkeit 26lf - Setzung 208f Bergaufsicht 453 Bergbau(folgen) 452ff - oberflachennah 454, 457f - tagesnah 454, 457f - tiefer 454, 458 bergfreier Bodenschatz 648 bergmannische Anschlagwand (T) 469 bergmannischer Vortrieb (T) 493f Bergschlaggefahr (T) 52,142, 518, 553 Bergsenkungsgebiet (Bg) 428, 632 Bergsturz (R) 365, 367, 383, 385, 388,403 BergzerreiBung 384, 389f (s. a. HangzerreiBung) Berliner Verbau 289 Berme (E) 346, 356, 361 Beschaffenheit des Grundwassers 278, 281 f, 304
Index
Beseitigungsabfall 422 Besorgnisgrundsatz (WHG) 422,449 BeStWag 156 Besucherhohle (K) 606 Betonaggressivitat (Gw) 183, 258, 280, 282ff Betonplombe 347, 632 Betonpriifhammer 62,177 Betonriittelsaule 247 Betonzuschlagsmaterial 285 Betriebsmodus (TVM) 556 Bettungsmodul 38, 47, 200, 264, 537 Bettungsmodulverfahren 200, 264 Bewegungsgeschwindigkeit (R) 383 Bewegungskluft 119 Bewegungsmessung - im Bohrloch 191,402,545 - von Rutschung 378f, 402 Bewegungsphase vor/nach dem Bruch (R) 383 Bewegungsspuren 120 Bewegungsvektor (R) 378 Bewehrung konstruktive 241 - mit Geogittern 246, 333, 633 - statische 241 Beweissicherung 303 Bewilligung - bergrechtliche 648 - wasserrechtliche 303, 648 Biegesteifigkeit (Fundament) 198 Bilderfassungssystem (T) 512 Bildsamkeitszahl 35 Bimrock 106,128 Bindemittel 328, 459 - hydraulisches (Zement) (E) 328,337,360 - karbonatisches 10, III - toniges III - tonig-ferritisches III - quarzitisches (kieseliges) III Blahton 361 Block 105 Block-in-Matrix-Gestein lOS, 128 Blockgleit-Verfahren (R) 215, 220 Blockgleitung (R) 392 Blockprobe 160,494 Blocktheorie 125 Boden (Definition) 7, 483 - betonangreifender 282, 285 - bindiger (feinkorniger) 12,77, 85,104, 242f, 340
721
- filtertechnisch schwieriger 16, 18 - gemischtkorniger 12,78, 104f, 243,341 - grobkorniger 12, 85, 340 - heterogener 341 - im Sinne des Bodenschutzgesetzes 7 - nichtbindiger 76,104, 242f - mit organischen Beimengungen 231,249,434 - organischer 23,98, 104, 106, 232,282, 357,361f - organogener 23,104,106,357 - schwierig zu verdichtender (E) 13 - subrosionsanfalliger 279 - uberkonsolidierter 50 Boden-Clarke-Wert 442 Bodenart 7, 12, 105, 184f - feinkornige 12, 104, 106 - fliefiende 107 - gemischtkornige 12, 104f - grobkornige 12 104f - kohiisionslose 12 - leicht losbare (E) 107 - mittelschwer losbare (E) 107 - reine 12, 105 - rollige 104 - schwer losbare (E) 107 Bodenaushub 440,448 - belasteter, uberwachungsbedurftiger 448 - besonders uberwachungsbedurftiger 448 - nicht uberwachungsbedurftiger 448 Bodenaustausch 245f, 323, 328, 363,397 Bodenaustauschmaterial 245, 316 Bodenbeschleunigung (Eb) 144 Bodendenkmal 157, 287 Bodenerosion 309 Bodenentnahmeverfahren 562 Bodenfrost 368 Bodengase 154,158,649 - geogene 154 - radiogene 154 - stickstoffreiche 154 - thermische 154 Bodengruppe 27, 103f, 107 Boden- und Felsklasse 107 - fUr Bohrarbeiten 108 - nach DIN 18300 (E) 107,317 - fUr Nassbaggerarbeiten 109 - fUr Rohrvortriebsarbeiten 109, 562 - fur Untertagebauarbeiten IlO
Bodenklassifizierung Bodenkontamination
104f 158,175,
472
bodenkundliche Kartieranleitung 441 Bodenluft(messung) 148, 154 Bodennagel (s. Bodenvernagelung) Bodenprobe 7, 158f, 162 - betonaggressive 282 - gestorte 8, 156 - ungestorte 8, 158f Bodenverbesserung (E) 328 - mit Geokunststoffen 332f - mit hydraulischem Bindemittel (Zement) 328f - mit Kalk 329 - qualifizierte 323, 329, 335 Bodenverdrangungsverfahren 502 Bodenvereisung (T) 578 Bodenverfarbung 179,275,441 Bodenverfestigung (E) 328f, 335 - mit hydraulischem Bindemittel (Zement) 329 - mit Kalk 329 Bodenverflussigung (Eb) 145 Bodenvernagelung 292,346 Bodenzone - gesattigte 91,428,431 - ungesattigte 279, 428, 430 Bohrbarkeit 59, 459, 552, 683 - gesteinsbedingte 450, 552 - gebirgsbedingte 552, 564 Bohrgreifer 167, 271 Bohrkern-Scanner 178 Bohrkernaufnahme 176, 178, 377,629 Bohrkernfoto 176, 179 Bohrkopf (TBM) 552 Bohrkrone 163ff Bohrleistung (T) 496f Bohrtiefe (s. Aufschlusstiefe) Bohrlochinstabilitat 647 Bohrloch -Ultraschallseismik 189 Bohrlochabdichtung 183 Bohrlochabstand 158 - b. Erdwarmebohrungen 642, 646 - b. Sprengarbeiten 319,565 - v. Aufschlussen 158, 468f, 581 Bohrlochabweichung 187, 249, 649 Bohrlochaufweitungsversuch 48,50,471,494 Bohrlochdurchmesser 182, 185 Bohrlochentlastungsversuch 53
722 Bohrlochfernsehsonde 121, 149, 186,293 Bohrlochkamera 188, 628 Bohrlochpreventer 180, 469 Bohrlochscanner(aufnahme) 121,178,628 Bohrlochschlitzverfahren 53f Bohrlochsondierung 149, 186 Bohrlochversuch, hydraulischer 84, 86 Bohrlochwandausbruch 54, 56, 147 Bohrlochwasserstand 86,477 Bohrpfahl (s. a. GroBbohrpfahl) - kleinkalibriger 272f - normalkalibriger 269f Bohrpfahlwand 290, 599 Bohrspiilung 163, 167, 180 Bohrverfahren 162, 167, 564 Bohrwasserstandsdiagramm 180 Bombenabwurfgebiet 444 Biischung - von Baugruben 288 - im Erd- u. Verkehrswegebau 339ff - in Steine u. Erdenbetrieben 353 Biischungsbruch 215,339,355£ 365 Biischungshiihe 288, 339 Biischungsneigung 288, 339f, 349,353,355,361 Biischungsrigole 349 Biischungsrutschung 384 Brachfliiche 444 Braunkohlentiefbau 248, 458 Brazilian-Test 63 Brekzie, tektonische 128 Bruchbedingung von Coulomb 66 BruchflieBen 40 Bruchkiirper (R) - starrer 220 - wahrscheinlicher 393 - wenig wahrscheinlicher 393 Bruchscherfestigkeit 67, 340 Bruchstaffel (R) 343 Bruch(verhalten) 455 - duktiles (ziihes) 64,217,539, 544,647 - progressives 386, 392, 394 - spriides 64,111,647 Bruchzone(Bg) 459 Brunnen 306 - vollkommener 89,307.311 - unvollkommener 91,307, 312 Brunnenabstand 307f
Index
Brunnendiimmer 182 Brunnenergiebigkeit 311 Brunnenfilter 19 Brunnenformel 89 - n. Dupuit-Thiem 89,311 - n. Forchheimer 312 - n. Sichard 311 - n. Thiem 89 Brustkeil (T) 568 Bundesberggesetz (BBergG) 156,647 Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) 421,438,492 Bundesbodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV) 421, 438 Bundes-Immissionsschutzgesetz 236, 422 Cl4-Methode 380 CAD-Versuch 70 CAl-Test 495,497f CAU-Versuch 70 Calcium-Bentonit 21 Calciumkarbonatpulver 281 Carbon Capture and Storage (CCS) 426 Casagrande-Diagramm 72 Casagrande-Knick 43 CBR-Versuch 47 Cerchar-Abrasivitiitstest (CAl) 495,497f, 552, 560 Charakteristische Offnungsweite (0 90 ) 18 charakteristischer axialer Pfahlwiderstand 257, 261 charakteristischer Herausziehwiderstand (Anker) 300 charakteristischer Kennwert (s. Kennwert) chemische Bestiindigkeit der Tonminerale 437 CID-Versuch 70f CIU-Versuch 70 Chlorid 285 Chloridkarst 619,627 Chlorit 10, 19ff CO2 -aggressives Grundwasser 258 CO 2 -Erdwiirmesonde 644 CO 2-Gehalt (Gw) (s. Kohlensiiuregehalt) CO 2-Verpressung 139,426 Compaktonit-Pellet 162,182 Corrensit 21,407,521,611,615 Crack-Vorgang 93,583 CSB-Wert (Gw) 304 Cutter-Life-Index™ (T) 498
D-A-CH Staaten 140 3D-Gebirgsmodell 135 3D-Seismik 151 Dammaufstandsfliiche 326, 595 Dammbaustoff 319,593,595 Diimmersuspension 249,251, 475,632 Dammsetzung (E) 357f, 360 DAUB-Empfehlung (T) 465,493, 550 Dauerabflussmenge (T) 479 Daueranker 296, 570 Deckelbauweise (T) 546 Deflektometer 192,402 Deformationsschlitz (T) 567 Dehnungsfuge 245 Denkmalschutzgesetz (DSchG) 157,287 Deponiegas 154,462 Deponieklasse 423 Deponiekonzept 423 Deponiesickerwasser 437 Deponiestandort 428 Deponieuntergrund 426f Deponievereinfachungsverordnung (DepVereinfV) 422 Deponieverordnung (DepV) 422 Detailaufnahme (R) 376 Detailuntersuchung (Altlast) 440 Detonationswirkung einer Sprengladung 318 Deutsche Kernbauweise (T) 547 Dezentrale Regenwasserversickerung 279 Diagenetische Verfestigung 64 Diamantbohrkrone 165 Dichte 27 - bei Wassersiittigung 28 - feuchter Boden 28 - trockener Boden 28 - unter Auftrieb 28 Dichtigkeitsklasse (T) 487 Dichtung von Baugruben 292ff Dichtungselemente (Tsp) - horizontale 598 - vertikale 598f Dichtungsschleier (Tsp) 560 Dichtsohle (Baugrube) - d. Injektion 295 - d. Unterwasserbeton 294 - d. DS-Verfahren 294 Dichtwand 292, 598 - in Schlitzwandtechnik 293 - in Schmalwandtechnik 294 - kombinierte 293 Dichtwandmasse 293
723
Index
Diele (T) 574 Diffusion 64, 433 Diffusionskoeffizient 433 digitales Gelandemodell 370, 375 Dilatation 77 Dilatometer 48, 168 Dilatometermodul 192 Dioxin .443 direkter GroBscherversuch 68, 494 Disken (T) 552, 555 Diskontinuum 194 Dispersion 432 Divergenz 527,531 DN (Durchmesser Normal) 181 Dokumentation v. Rutschungen 324 Doline 607, 609 Dolomit 22, 608f Doorstoppper 53 Doppelgrat (R) 373 Doppelkernrohr 163, 165 Doppellastplattenversuch 47 Doppelschild (TBM) 551 Dranabfluss 277 Dranelemente 277, 332 Dranrohr 277, 485 Dranung - im Erdbau 327, 349 - von Bauwerken 277f - von Tunneln 483f Drehbohrverfahren 167, 270 Dreifachkernrohr 164 Dreischichtminerale (Tm) 20, 438 Driften (R) 384, 387, 408, 415 Drilling-Rate-Index™ (T) 498 Druck-Mengen-Schreiber 253, 601 Druckfestigkeit - des Gebirges 62, 539 - dreiaxiale 38, 60 - einaxiale 38,56,61,109, ll7, 144,170,222,242,244,261f,293 - frostbestandiger Gesteine 334 - veranderlich fester Gesteine 113, ll7 - von Boden 56f - von Gestein 57, 59ff, 178, 539f druckhaftes Gebirge (T) 539f, 553f, 559, 573 Druckluft-Rammbohrgerat 167 Druckluftvortrieb (T) 489f Druckmessdose (T) 494 Druckrohranker 298 Drucksetzungslinie 43 Drucksetzungsversuch 41 Drucksondierung 144, 167ff, 261f
Druckversuch - einaxialer 56, 71 - triaxialer 60, 70f Druckverteilung im Baugrund 205 druckwasserhaltende Abdichtung 278,486 Druckzwiebel 205 Diibel (R) 346 Diiker(anlage) (Gw) 314 Diisenstrahlverfahren 283, 294 Diisparameter 253 duktiles Bruchverhalten (s. Bruchverhalten) Durchlassigkeit 80 - von Boden 97f - des Gebirges 82,180 - von Gestein 82 - von Karstgebirge 64, 99 - von Storungszonen 99,480 - von Trennflachen 82 Durchlassigkeitsbeiwert 80ff,95f, 293, 309, 431 - horizontal 98,477,523 - von Luft 489 - vertikal 98,314 Durchschallungsverfahren (s. Tomographie) Durchsickerung (Tsp) 596 Durchtrennungsgrad 125, 342 DSV-Schirm (T) 575 dynamische Einwirkung (s. Einwirkung) dynamische Intensivverdichtung 247 dynamischer Plattendruckversuch 325 EYZ-Modul 322f Earth Pressure Balanced TBM (EPB) 554 Eigenkonsolidation 359, 596 Eigenkontrolle (E) 324 Eigenschaft eines Sprengstoffs 319,564 Eigentragfahigkeit des Gebirges (T) 533 Eignungspriifung (Anker) 299,571 Ein-Drittel-Regel (E) 333 Einbau (E) 319ff - eingeschrankter offener 452 - eingeschrankter mit definierten technischen SicherungsmaBnahmen 452 - uneingeschrankter 451 Einbaufahigkeit - von Boden 320f
- von Felsgestein 321 Einbauklasse (LAGA) 449f Einbringverfahren (Spundwand) 290 Einbruchsarten (T) 564 Einbruchsschlot, fossiler (K) 621,623f Einfachkernrohr 163,165 Einflusskreise v. Boussineq 208 Einflusswert (Sohldruckspannung) 206ff Einflusswinkel 455, 526f Einkornbeton 349 Einlochmethode 602 Einlochpumpversuch 89 Einphasenverfahren (Schlitzwand) 293 Einpressrate 294 einschaliger Ausbau (T) (s. Ausbau) Einschlammen von Feinkorn 277 Einschwingverfahren 96 Einstabanker 298 Einsturzbeben (Eb) 138, 141 143 Eintrittswahrscheinlichkeit 402 Einwirkung 196,216£,257,536, 556 - auf Pfahl 256 - auf Tunnel 536 - dynamische 44, 133, 357 - horizontale 256 Einwirkungsbereich (Bg) 455 Einzelankerung 572f Einzelfundament 241 Einzelkluftmessung 121 Eisengehalt (Gw) 281,304 elastisch -plastisches Verhalten 37,40 elastisch-viskoplastisches Verhalten 37,40,195 Elastizitatsgrenze 40 Elastizitatsmodul 38, 40, 172 - dynamischer 44 elektrische Leitfahigkeit 182, 304 Elektroosmotische Entwasserung 310,398 Elementwand, verankerte 292 Eluatwerte 449 Emissionsrate 433 Emulsionssprengstoff 319 Endlagerkonzept 425 Energiekennwert (Ew) 643 Energiepfahl (Ew) 256, 643 Enhanced Geothermal System (EGS) 647 Entlastungsbruch 366, 392, 397, 417
724 Entlastungshebung 287,317,337 EntIastungsmodul 42, 44, 48, 172,287 Entlastungsverformung 221, 339,469 Entnahme-Zeit-Diagramm 89 Entspannungsbrunnen 597 Entspannungseffekt (Erdaushub) 221,278,337 EntspannungsmaBnahme (Tsp) 596f Entwarmung (Ew) 641 Entwasserung - elektroosmotische 310 - gravitative 306f,487f - mit Vakuum 300,310,482 Entwasserungsbohrung 225 Entwasserungsstollen 399, 428 Entzugsleistung 640 EPB-Schild (T) 554ff, 562 Epizentrum (Eb) 157 EPS-Hartschaumstoff 361 Erdaushub (s. Bodenaushub) Erdbaurichtlinien (DB AG) 315, 323 Erdbeben 127, l37, l39, 142. 144, 196, 366f, 385, 388, 580, 646 - ausgeloste l39, 142 - induzierte l39, 142 - tektonische 139 - verursachte l39, 580, 646 - vulkanische l39 Erdbebeneinwirkung 137f,143ff Erdbebengebiet (s. Erdbebenzone) Erdbebenkatalog l37 Erdbebenzone l38, 140 144, 428,589 Erdbeschleunigung 29 Erdbetonstiitzscheibe 397 Erddruck 212,218,446 - aktiver 2l3, 218, 394 - -beiwert 215 - -berechnung 214 - erhiihter aktiver 214, 328 - passiver 2l3, 394 - verteilung 214 - aufWideriagerwand 327 Erddruckkraft 214 Erddruckschild (T) 555 Erddrucktheorie 213 Erdfall (K) 475,605.609, 615ff, 625,627 Erdfalldaten 626f Erdfallform 607 Erdfallgebiet 428, 605, 61Of, 616, 618,628,630 - im Jura 618 - im Keuper 617
Index
- im Muschelkalk 617 - in der Oberkreide 618 - im Rot 616 - im Zechstein 616 Erdfallgefahrdung 472, 610ff Erdfallhaufigkeit 627 Erdfallkarte 627 Erdfallpegel 634 Erdfallschutzplatte (K) 631,633 Erdfallsicherung 63lff Erdfallstadium 607 Erdgasfiirderung l39, 142 Erdplanum (E) (s. Planum) Erdruhedruck 213,328 Erdstrom (R) 388 Erdtemperatur (Ew) 637 Erdwarme 637ff Erdwarmekollektor 643 Erdwarmkorb 644 Erdwarmesonde 640ff,647f Erdwiderstand 213 Ereignisdokumentation (R) 376 Erfassung von Verdachtsflachen 439 Erkundungsschacht 161, 377, 470 Erkundungsstollen 161, 470ff, 582 Erlaubnis 156 - bergrechtliche 648 - wasserrechtliche 87, 156, 163, 303,648 Erosion 15f, 93, 293, 582, 587, 625 - auBere 16, 352 - innere 16,203,230,625 - unterirdische 352, 625 Erosionskanal 15, 588 Erosionsschutzmatte 345 Erosionssicherheit 82, 293, 345, 347 Ersatz-Belastungsannahme (T) 539f Ersatzreibungswinkel 78, 405 Erschiitterung(seinwirkung) 14 2, 235ff, 290, 322, 369 Erschiitterungsmessung 237, 322 Erstarrungsbeschleuniger (Spritzbeton) 483 Erstbelastungsmodul 40,48 Erstickungsgefahr bei Kohlendioxid 492 Erweichbarkeit (Gestein) 480,499,589 Erzbergbau (Bg) 458 Erzbegleitmineral 442 Ettringit 285 ED -Wasserrahmenrichtlinie 156
Eurocode 2 Euronorm 2 Europaische Makroseismische Skala l37 Evatranspiration 101 Expansionsanker 571 Explosionsgrenze (Methan) 461, 492 Expositionsabhangigkeit (R) 369 Expositionsklasse AX (Gw) 285f Extensometer 190,339,402, 494,526,528 Extremniederschlage 388
r
Fallen 122,384 Fallkegelversuch 34, 71f Fallplatte 247,322 Fallrichtung 122 Pallung (v. Schadstoffen) 434 Fallwinkel 122 Farbansprache 175 Faseroptisches Seismometer (K) 635 Fassungsbereich (Gw) 156 Fassungsvermogen (Brunnen) 311 FDKW-Verfahren (E) 326 (s. FiniteFE-Berechnung Element-Berechnung) Fe-Gehalt (Gw) (s. Eisengehalt) Feinbindemittel 248 Feinkalk 329 Feinnivellement 634 Feinporen 81 Feinstbindemittel 248, 250f Feldkapazitat 81, 232 Feldparameter (Gw) 182 Fels (E) 7, 262 - leicht los bar 108 - schwerlosbar 108 Felsanker 296,301 Felsarten 184f Felsbiischung 342f, 353 Felsoberflache 116, 151 Felsspion (R) 462 Felssturz (R) 365f, 384f, 395, 404,410,415 Felstemperatur 470 Fertigpfahl 256, 268 Feste Fahrbahn 327, 336 Festgestein 7, 113 Festgesteins-Klasse 108f, 269 Festigkeit 38, 56 Festigkeit von Gesteinen 111, 115 Feststoffgehalt 449 Feststoffsuspension 248 Feuchtdichte 29, 33
725
Index
Feuchtwichte 29 (s. a. Wichte) Feuerletten (R) 412 Filtergeschwindigkeit 16, 81, 578 Filtergesetz 81 Filterkies 15, 18f, 181, 183 Filterkriterium 250 Filtermaterial 16ff, 87 Filterregel 16ff Filterrohr 182, 306 Filtersand 19, 182 Filterstabilitat 16, 588, 597 Filterstrecke 18lf, 306 Finite-Element-Methode (FEM) 194,215,542 Firstablosung (T) 518 Firstsetzung (T) 53lf Firstsicherung (T) 568, 574 Firststollen (T) 548 Flachbrunnen 307 flache Rutschung 349f flachendeckende dynamische Verdichtungskontrolle (E) 326 Flachendran 277 Flachengriindung 241 Flachenkreislaufwirtschaft 444 Flachenrecyciing 444 Flie1~en (R) 384, 388, 392 FlieBgeschwindigkeit (Gw) 8lf, 99f. 432, 578 - kritische 587f - wahre 587 FlieBgrenze 34, 36 FlieBkanal 83 FlieBrichtung (Gw) 100 FlieBrutschung 342 FlieBsand 305 FlieBzeit (Gw) 100 Flowmetermessung (Gw) 96 Fliigelsondierung 72, 171,262 Fluid-Logging-Verfahren 96 Flusswasserstand 276 Flutungswasser 460 Flutwelle 356, 406 Forderhohe (Gw) 87 Forderleistung (Gw) 87,280 Forderrate (Gw) 87 fossile Rutschung (s. Rutschung) fossiler Einbruchsschlot (K) 366,407 fotogrammetrische Messung 376,378 Frankipfahl 269 Frasbarkeit (T) 549 Fras-Misch- Injektionsverfahren (FMI) 363, 397 Freiliegedauer (Geok) 331
Freispielanker 296, 570 Frequenz 236,238 Frost-Tau-Wechsel-Versuch (E) 116 Frostwirkung 334 Frostempfindlichkeit 334 - Boden 241, 334f, 578 - Festgestein 334 Frostempfindlichkeitsklasse 334f frostfreie Griindungstiefe 241 Frosthebung 518 Frostschutzmaterial 15, 335 Frostschutzschicht 335f Friihwarneinrichtung 401, 634 Fugenband 245,486 Fuller-Kurve 31 Fundamentarten 241 Furan (PCDF) 443 FuBaufweitung (Pfahl) 255, 268,272 FuBscholiengeneration (R) 380, 408 FuBverpressung (Pfahl) 272 Gabionen 346 Gamma-Dichte-Messung 188 Gamma-Ray-Log 187 Gamma-Strahlung 29, 183 Gasaustritt (Gebirge) 492 Gasmigration 462 GDA-Empfehlung 423 Gebirge 7, no, 118 - blockiges 554 - druckhaftes 540.559 - gebraches 539,547 - geringer Festigkeit 539 - nachbriichiges 539, 559 - standfestes 539 Gebirgsart 507 Gebirgsauflockerung - oberflachennahe 123,262, 369,455,517 - tektonische 123, 128, 148,428, 516,541 Gebirgsbelastungsverfahren 54 Gebirgsdruck 519,521,533,540, 544 Gebirgsdruckfestigkeit 95 Gebirgsdurchlassigkeit 82f, 98, 428ff, 477, 586, 599, 649 (s. a. Durchlassigkeit) Gebirgsentlastungsverfahren 53 Gebirgsfestigkeit 62, 494, 531 Gebirgsgiiteklasse (T) 500 Gebirgsklasse (T) 500, 503, 510, 547,566
Gebirgsklassifizierung (T) 500, 503,51Of - qualitative 500f - quantitative 500 - flir Vortriebsmaschinen 560f Gebirgsqualitat Q (T) 504, 506 Gebirgsscherfestigkeit 78, 22lf, 395,531 gebirgsschonende Boschungsherstellung (E) 318 Gebirgsspannung 52 Gebirgstragring (T) 534 Gebirgstyp (T) 503, 509f Gebirgsvergiitung - mittels Injektionen 551,555, 575 - durch Bodenvereisung 578 Gebirgsverhalten, geandertes (T) 515 Gebirgsverhaltenstyp (T) 507, 609 Gebirgszugfestigkeit (s. Zugfestigkeit) gebraches Gebirge (T) (s. Gebirge) Gebrauchstauglichkeit (s. Grenzzustand) gebundene Wasserhiille 25,33, 81,232 gedrantes System (T) 490 Gefahrdung 402 - akute 628 - latente 628 - potenzielle 628 Gefiihrdungsabschatzung 440f, 454 Gefiihrdungsbild 466, 472, 559 Gefahrdungsgrad 627 Gefahrdungskarte 372 Gefahrdungsklasse (Erdfalle) 627f,633 Gefahrdungszone (K) 472 Gefahrenbeurteilung 402 Gefahrenhinweiskarte l35f, 372 Gefriervorgang (T) 578 Geflige III Gelandebruch 215 Gelandebruchberechnung 215 ff Gelandehebung 460 (s. a. Baugrundhebung) Gelandesenkung 233f, 459 geochemische Barriere 434 geodatische Messung 212, 376ff, 403 geodatische Winkelmessung (T) 526 Geoelektrik 150,376 geogene Bodengase 154,462 geogene Grundbelastung (s. Grundbelastung)
726 Geogitter 331,333,356 Geogitter-Verbundkonstruktion 246, 633 Geoinformationssystem 136 Geokunststoff 246, 329ff geokunststoffbewehrte Boschung 356 geokunststoffbewehrte Konstruktion 246, 362, 396 Geokunststoff ummantelte Sand- oder Mineralstopfsaule 246,362 Geologenerlass 134 Geological Strength Index (GSI) 506 geologische Barriere 425, 427f geologische Spezialkarte 134, 370,376,442,580 geologische Vorbelastung 51 geologische Untergrundklasse (Eb) 144 geologischer Risikofaktor 466 geologisches Tiefenlager 424 geophysikalische Bohrlochmessung 187f geophysikalische Erkundung 150ff, 454, 471, 473, 580f,628 Georadar 152 geosynthetische Dichtungsbahn 579 geotechnische Kategorie 103, 133,215 geotechnische Messung (T) 526,547 Geotechnischer Bericht (Gutachten) 4, 134 Geotextilfilter 18, 332 Geotextilrobustheitsklasse (GRK) 332 Geothermal Response Test 639 Geothermie-Heizwerk 646 Geothermie-Kraftwerk 470,646 geothermische Kennwerte 638f geothermische Tiefenstufe 643 geothermischer Gradient 643 Geozelle 331 Geringfiigigkeitsschwelle(nwert) (Gw) 252,422,440 Geringleiter (Gw) 99, 179 Gerollstromrutschung 388 Gesamtharte (Gw) 282f gesattigte Bodenzone 91, 431 geschlossene TBM mit Schild 554 geschummerte Reliefkarte 370 gespanntes Grundwasser 89f, 179 - artesisch 179f, 185
Index
- subartesisch 179, 202 Gestein 114 - dauerhaft festes 115 - erweichbares 115 - losungsfahiges 115 - inkompetentes III - kompetentes III - quellfahiges 24, 64ff, 115, 521ff,611£ - verwitterungsanfalliges 115 - verwitterungsbestandiges 115 gesteinsbildende Minerale 110 Gesteinsdruckfestigkeit (s. Druckfestigkeit) Gesteinsdurchlassigkeit 82f Gesteinsfestigkeit 116£, 177 Gesteinsharte 111, 115 Gesteinspermeabilitat 113 Gesteinsporositat 213 Gesundheitsschutz 441 Gewasserbenutzung (WHG) 156, 303 Gewebe (Geok) 331 GEWI-pfahl 273 Gips 24, 66, 234f, 282, 590, 611ff,617 Gipsauslaugung 410, 590 Gipsersatzverfahren 28 Gipshang 410,618 Gipshut 616, 624 Gipskarst 410, 611ff Gipsspiegel 612 glasfaserverstarkte Kunststoffanker (GFK-Anker) 568,572 Gleichkornigkeit 11 Gleisschotter 15, 336, 447 Gleiten 221, 223, 242f, 384ff, 405,416 Gleitfestigkeit 67 Gleitflache (R) 216£f, 377ff - ebene 217,386,392,404 - gebrochene 218,392 - kreisfOrmige 219,392 - schalenfOrmige 219, 385 Gleitflachenwinkel (R) 214 Gleitkreisuntersuchung (R) 219, 355f Gleitmikrometer 190, 402, 528 Gleitsicherheit 201, 355f Gleitungskluft 119f Global Positioning System GPS 378,634 Gltihverlust 23 GOCA-System 403 Grabenbildung (R) 387 Grabenbruch, saxonischer 131 graben loser Leitungsbau 560 Gradient - geothermischer 637f,646
- hydraulischer 293 Gratbildung (R) 373 Greiferbohrverfahren 167 Grenzabstand 353, 642 Grenzdurchlassigkeit (Versickerung) 279 Grenzkornverteilung 250 Grenzmantelreibung 263 Grenzsetzung 260 Grenzwassermenge (T) 478 Grenzwert-Korndurchmesser 248 Grenzzustand 194,204 - der Gebrauchstauglichkeit 174, 194f, 207, 215 - der Tragfahigkeit 194f,201 Grenzwinkel 526 Gripper-TBM (T) 550 Grobporen 81,279 GroEbohrkern 74, 494 GroEbohrpfahl 27l, 290, 400 GroEdtibel(R) 400 GroEerdfall 615, 62lff, 630 GroEhangbewegung (R) 390 GroEkluft 119f, 125, 149,342 GroEkreis 126 GroEprobe 493 GroEscherversuch 73ff Grubengas 462 Griindungsart 241 Griindung 241 - auf Fels 243f - auf Lockergestein 241 ff Griindungspolster 246, 333, 361 Grundbelastung, geogene 442, 444,492 Grundbruch 193, 204f, 242, 355,360,520 - hydraulischer 202, 290 - des KalottenfuEauflagers (T) 541 Grundbruchsicherheit 204 Grundgleichung der Setzungsberechnung 206 Grundsatzpriifung (Anker) 299 Grundwasser 101, 156, 162, 179, 202,243,275,505 - artesisch gespanntes 180, 185, 377 - betonaggressives 298, 446 - gespanntes 89f, 179,481 - -schutz 476,479,482 - subartesisch gespanntes 180, 202,377 - ungespanntes (freies) 89f Grundwasserabfluss (T) 479
727
Index
Grundwasserabsenkung 233f, 175f, 303ff, 459f, 486, 490f, 446 - Berechnung 311,488 - Reichweite 307,480 - mit Brunnen 306ff, 488 - von uber Tage (T) 486f, 490 - voreilende (T) 482 Grundwasseranfall (T) 480f, 489 Grundwasserbeschaffenheit (chern.) 304 Grundwasserduker 314 GrundwasserflieGgeschwindigkeit (s. Abstandsgeschwindigkeit) GrundwasserflieGrichtung 100, 480 Grundwasserfluss-Visualisierungs-Messsystem 100 Grundwassergefalle 86, 100 Grundwassergeringleiter 99, 179 Grundwassergleichenkarte 100, 582 Grundwasserhaltung 139, 303ff Grundwasserhemmer 98f Grundwasserkommunikationsanlage 313f Grundwasserleiter 98 - freier 89f, 98 - gespannter 89f, 98, 649 - halbgespannter 98, 487 Grundwassermanagement 461 Grundwassermessstelle 19,87, 156, 185,275,280,37~480, 582 - Ausbau 181 - Durchmesser 181, 186 Grundwasserneubildung 101, 478f Grundwasserneubildungsspende 101 Grundwasserprobe 182, 280f - schichtspezifische 281 Grundwasserschutzgebiet 156 Grundwasserstauer 99, 487 Grundwasserstockwerk 99, 156, 162, 179, 182, 202f, 477f, 649 - gespanntes 162,202,481,648 - schwebendes 99, 480f Grundwasserstromung 224, 446,542 Grundwasserstromungsmodell 477 182, Grundwassertemperatur 477 Grundwasser-Warmepumpe (Ew) 644 Gruppeneinteilung (Boden) 103 grusiger Gesteinszerfall (s. Zerfallserscheinung)
GSI-System 506 Guteklasse (Bodenproben)
158f
Haftwasser 24f,81, 101 Halbfestgestein 113f, 262, 321ff (s. a. veranderlichfestes Gestein) Halbdeckelbauweise 546 halboffene Bauweise (T) 545f Halde(nboschung) 342, 453 Haldenrutschung 388 Halloysit (Tm) 20 Hammerschlagprobe 177 Handprufverfahren 111, 177 Hangmure 389 Hangneigungsklasse 376 Hangrutschung 384 Hangschub 401 Hangschutt 13,341,351 Hangsickerstrang 349, 398 Hangstabilitatskarte 371 HangzerreiGung 48,52, 123, 339,350,407,517 HangzerreiGungskluft 123, 586 Hannover Modell 438 Harnisch 83,118,120,149,178, 377 Harte - der Gesteine 111 - der Minerale 110,547 Hartegrad (Gw) 282f harter Einschluss 56 Harteskala von Mohs 110 Hartestabilisator (T) 484 Hartgele 251 Hartgestein 111 Hartgesteins-TBM (T) 550,552 Hartgesteins-TBM mit Schild 551 Hartmetallbohrkrone 165 Haufwerksstuckigkeit 319 Hauptdaten (Tsp) 579 Haupt(normal)spannung 37, 50, 54,127,146 HDD-Bohrtechnik 399,560, 562 HDI-Verfahren 253, 599 HDI-Schirm 575 Hebung (infolge Entlastung) 148,193,22~231,233 Hebungsinjektion 248, 252, 577, 631 Heilquellenschutzgebiet 156f, 303,648 Helium 154f Herausziehwiderstand 264, 292,300 Herdmauer (Tsp) 595
Herdtiefe (Eb) 137, 140, 143 Herstellen einer Felsboschung 345 Hinterfullungsbereich (E) 327 Hintergrundbelastung 444 - mit chlorierten Kohlenwasserstoffen 444 - nutzungsbedingte 444 - ubiquitare 444 Hochdruck- Dusenstrahlverfahren (HDI) 253, 599 Hochstquantil (E) 323 Hochstwassermenge (T) 478 Hochwasserruckhaltebecken 579,592 Hochwasserstand 276 Hochwasserstatistik 276 Hohlraum-Bruchmassen-Modell (Bg) 456 Hohlschneckenbohrverfahren 167,641 Holzpfahl 268 Homogenbereich 110, 121, 160, 196,379,537,544 Homogener Damm (Tsp) 594 Hook'sches Gesetz 40,205 horizontal wirkender Gebirgsdruckanteil (T) 541 Horizontalbohrtechnik 296, 560 Horizontalbrunnen 478 Horizontaldranung 398 horizon tale Einwirkung auf Pfahle 264 Horizontalisolierung 277 Horizontalspannung 50.51,54, 145f Horizontalspannungsuberschuss 52, 147,287,457 Horizontalsperre 277 Horizontalverformung 123,358 Hot-Dry-Rock-Verfahren (HDR) 647 Huminsaure 285 Humusgehalt 10,249, 434 Hydratation (von Anhydrit) 66, 521f, 611f, 649 Hydrationswasser 24 Hydraulic Fracturing 52,54f, 252 hydraulische Bemessung (Dr ansystem) 277 hydraulische Druckhohe 91 hydraulische Instabilitat 15f, 305,587 hydraulische Leitfahigkeit (Gw) 80 hydraulische Rissbildung 248, 647 hydraulische Sicherheit 18
728 hydraulische Zugfestigkeit 647 hydraulischer Gradient 16, 82, 85,432,587 hydraulischer Grundbruch 203, 305 hydraulisches Bindemittel 248, 337 hydraulisches Gefalle 81f,224, 481 Hydrofracturing 53 hydrogeologisch giinstiges Gebiet 649 hydrogeologisch sensibles Gebiet 649 hydrogeologische Quellkartierung 149,470,476,491 hydrogeologischer Langsschnitt 479 Hydrojacking 93 Hydrologisches Jahr 275 Hydroschild (T) 554ff hydrostatischer Druck 224, 545 hydrothermale Gesteinszersetzung 115 hydrothermales Stiirungsgestein 115,471 hydrothermales System (Ew) 645 Hydro-Zementations-Verfahren 397,400 Illit (Tm) 10, 19f, 437f Imlochhammerverfahren 167, 641 in situ-GroBversuche 73ff, 493 in situ-Spannungsmessung 146 indirekte Aufschlussverfahren 167 Indexversuch 8 Infiltrometerversuch 91 ingenieurgeologische Dokumentation 559 ingenieurgeologische Karte 135 ingenieurgeologische Tunnelkartierung 511,515,535 Inhomogenitat 7 Injektion 248, 576 Injektionsanker 298, 576 - selbstbohrend (T) 572 Injektionsbohranker (T) 572 Injektionsdruck 249f, 475, 601 Injektionsdiibel 400 Injektionsparameter 249 Injektionsrohrschirm (T) 574 Injektionsschleier (Tsp) 599 InjektionsspieB (T) 574f Injektionsversuche 253, 603 Injizierbarkeit eines Lockergesteins 250f
Index
Injizierbarkeit von Fels 249,251, 576 Inklinometer 190,339,394,400, 403,526,528,545 Innendichtung (Tsp) 594 Innenschale (T) 544 instabile Talflanke (Tsp) (s. Talflanke) instrumentiertes Bohren 163 Integral Sampling Methode 165 Integritatspriifung, dynamische 258 Intensivverdichtung (E) 363 Isotopensonde 28, 326 ISO-Norm 2 ISRM-Empfehlung 8
Jahresarbeitszahl (Ew) Jet-Grouting 253
643
Kabellichtlot 183 Kaltetrager (T) 578 Kakirit 129 Kalibermessung 189 Kaliumpermanganat-Verbrauch 284 Kalkgehalt 22f Kalkhydrat 329 Kalk-Kohlensaure-Gleichgewicht 282 Kalkliisekapazitiit 284 Kalksinterbildung 278. 483f Kalksteinkarst 84 (s. a. Karbonatkarst) Kalkzugabe (E) 328f Kalotte (T) 546ff Kalottenausbruch (T) 546f KalottenfuBgewiilbe (T) 568 KalottenfuBpfahl (T) 503, 569 KalottenfuBverbreiterung (T) 568 Kalottensohle (T) 569 Kalottensohlgewiilbe (T) 568 Kalottenvortrieb (T) 547 Kampfmittel 157 Kaolinit (Tm) 10, 19f, 438 kapillare Steighiihe 102,232,334 kapillare Wasseraufnahme (Gestein) 102 Kapillarkohasion 77 Kapillarpyknometer 27 Kapillarwasser IOIf Karbonatgehalt 10, 23 Karbonathiirte 282 Karbonatkarst 606ff, 627, 632 Karlsruher Modell 438 Karst 590, 607
- bedeckter 607,616 - nackter 607,616 Karstgebiet 279,428,473,592 Karstgefahrdungskarte 627 Karstgestein 605 Karstgrundwasserleiter 477,649 Karsthiihle 473, 605f, 618 Karsthohlraum 473, 628, 630 Karstquelle 473, 609 Karstwassereinfluss 473 Karstwasserspiegel 473f,605 Kataklasit 124, 129 Kationenadsorptionsvermiigen 434, 438 Kationenaustauschfahigkeit 434f Kationenaustauschkapazitat (KAK) 434f KB-Wert 238 KD-Versuch 43,64,85,211 Kennbuchstabe 105 Kennwert, charakteristischer 196,493,495,53~543, 556,630 Kennwertdatenbank 8 Kennzeichnender Punkt 206, 210 Kernbohrung 121,163,377 Kerndurchmesser 164f Kerngewinn 163 Kernmarschlange 165 Kernrohr 163,165 Kernverlust 178,187 Keyblock 125,518 Kiesverfiillung (Erdfall) 632 Kippen 221,223,384,395,453 Kippen(biischung) 342f Kippenrutschung 388 Kippsicherheit 201 Kippwinkel 222f klaffende Sohlfuge 199 Klarpumpen (Gw-Messstelle) 181 Klassifikation - Boden 103, 162 - Fels 103, 162 - fUr Kliifte 119f Klassifizierungssystem (T) - qualitatives 50 If, 507f - quantitatives 504ff Klebeanker (T) 57l Klebrigkeit (T) 480, 549, 555 Klei 106, 136, 288, 357 Kleinbohrverfahren 162, 167 Kleindiibel (R) 400 kleine Eiszeit 382 Kleinextensometer 47,55 Kleinkluft 119f, 125 Kleinstpumpe 280
729
Index
Klimaanderung 368f, 382, 403 Kluft 118, 505 Kluftabstand 83, 124, 223, 505 Kluftabtreppung 221 Kluftauswertung, statistische 121 Kluftfiillung 80,123 Kluftgrundwasserleiter 84, 98ff, 477 Kiiftigkeit 108, 121 Kliiftigkeitsziffer 124, 177 Kluftkarst 473 Kluftkiirpergrii6e 197,125,541 Kluftkiirperverband 552 Kluftreibungswinkel 80, 222f Kluftrose 125 Kluftschar 83 Kluftvolumen 123 - durchflu6wirksames 84, 586 Kluftwasserdruck 224f, 368 Kluftweite 80, 83, 250f Knollenmergelrutschung 411f Koagulation 9 Koaxialsonde (Ew) 641 Kiirnungslinie 11, 86 Kohasion 38,66,77,214,341 - im undranierten Zustand (cJ 57,68, nf, 145, 171£,205, 261f - scheinbare 44, 67, 77, 102 Kohlendioxid (C0 2 ) 154f,283, 492,607 Kohlensaure 283 - aggressive 283ff - freie zugehiirige 284 - gebundene 284 - kalkliisende 283ff, 299 Kohlensauregehalt des Grundwassers 284, 607 Kohlenwasserstoff 304,437 - chlorierter 304, 437 - geogener 442 Kolmation 16 Kombinationsbrunnen 308,310 Kombinationsdichtwand 293 Kombinierte pfahl-Plattengriindung (KPP) 256 kombinierte Rutschung 387 Kompensationsmessung 54 kompetentes Gestein III Kompetenz (Gestein) 63f komplexe Rutschung 391 Kompressionsbeiwert 42 Kompressions-DurchlassigkeitsVersuch 41,85 Kompressionswelle 235, 506 Konditionierungsstoff (T) 493, 555 Konizitat (T) 553 Konkretion 179
Konsistenz 35, 170,242 Konsistenzbalken 36 Konsistenzgrenze 33, 72 Konsistenzzahl 36 Konsolidation 41,44,68,70,86 Konsolidationssetzung 45, 206ff, 212, 234, 360f konstruktive Langsbewehrung 241,244 Kontakterosion 15 Kontaktscherfestigkeit 67 Kontinuum 194 Kontraktorverfahren 293, 642 kontrollierte Schiittung (E) 360 Konvergenz(messung) (T) 494, 519,526,531 Konversionsliegenschaft 439 Kornbindung Ill, 116f, 495 Korndichte 27 Kornform 12, 76 Korngefiige 110, 112, 114 Korngrii6enverteilung 9, llf, 30, 76,78, 105, 145 Kiirnigkeit 112 Kornkennziffer 11 Korrosion (vo Metallen) 285, 296,570 Korrosionsschutz 290, 570 Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (Krw-/AbfG) 422,446 Kreisringscherversuch 69 Kriechdruck 394, 544 Kriechen (R) 369, 382, 392, 394, 521,592 - der Felsoberflache 389, 408 - von Schuttmassen 408 Kriechsetzung 45, 206 Kriechverformung 221,384, 401 Kriegsaltlast 439 Kristallingestein llO Kristallisationsdruck 234, 499 Kristallisationsversuch ll3f kritische Schichtneigung (R) 342,351 kritische Sickerstriimung 204, 587 kritisches Gefalle 203, 587 Kriimmungsradius 229 Kriimmungszahl 12 Kunstharzinjektion 251£ Kunststoffbewehrte Erde (KBE) 356 Kunststoffdichtungsbahn (KDB) 278,315, 331f, 486, 544 Kurve von Talbot 31 Kurzanker 296, 570ff Kurzpumpversuch 89, 182,281, 306
Kurzzeichen (Boden- und Felsarten) 184, 186 Kurzzeitanker 296, 570
L LAGA-Mitteilung M 20 319, 422,446,492 Lagenkugel 121, 125 Lagerstattenart (Bg) 454 Lagerstattengesetz 156, 647 Lagerungsdichte 30ff, 76, 78, 145, 168, 170, 174 - bezogene 31 LAK-Wert 498 Lamellenverfahren 215 laminares Flie6en (Gw) 82,84 Landesgrundwasserdienst 275 Landschaftsschutzgebiet 157 Langsbewehrung, konstruktive 241 Langenanderung (i. Boden) 631 Liingsschnitt mit Matrix (T) 510 Langssickerschlitz 349 Langzeitbestandigkeit toniger Barrieregesteine 436f Langzeitsetzung 45 Lanzeninjektion 249 Laserscanner 121, 149,370,375, 378,622 Lastfall 195 Lastflache - schlaffe 206, 210, 359 - starre 206, 210 Lastglocke (T) 538 LCPC-Abrasionskoeffizient (T) 496,498,552 Lebendverbau(E) 345,349 Leckwassermenge 487 Leerlaufverhalten (T) 479 Lehmdecke (Tsp) 598 Lehmsporn (Tsp) 599 Lehnentunnel 478,517 Leichtbaustoff 361 leichte Rammsonde (DPL) 168, 172 Leitungstunnelbau 560ff Lieferkiirnung 14, 18 Linear-elastisches Verformungsverhalten 37, 194 Lineation 148f Liner 249,441 (so ao PVC-Liner) Linienlast 200 Liquefaktion (Eb) 145,589 Liquiditatszahl 36 Litzenanker 298 Lochkarst 473 Lockergesteinsanker 296, 301 Lockergesteinsklasse 108f Lockerungssprengung 318,345
730 LongitudinalweIIe 150, 235 Losbarkeit (Gebirge) 59,459 Losen von Boden und Fels (E) 317 Losesprengung (E) 318 Loslichkeit - von Chloriden 619 - von Dolomit 608 - von Gips 612 - von Kalkstein 607 Loss 15,44,98,211,352,442 Losssubrosion 458, 625 LosskeIIer 626 Luftbildauswertung 148f,370, 375,472, 580f, 626 Luftdurchlassigkeitswert 489 Lufthebebohrverfahren 167 Luftporenanteil 323 Luftpyknometer 27 Luftschall 237 Lugeon-Kriterium (Tsp) 584 5-M-Methode 515 magmatisches Gestein III Magnesium 284 magnetische Missweisung (Kompass) 512 Magnetkies 24 Magnitude (Eb) 143 Magnitudenskala (Eb) l37 Makrorauigkeitsgrad (Trennflache) 122 Man made seismicity (Eb) l39 Manschettenrohrinjektion 249, 253,576 Mantelreibung 170,255,266, 270 - negative 265 Mantelreibungswerte 300, 302 Mantelverpressung 272 Markasit 24 Markierungsversuch (Gw) 100 Marmorlosungsversuch nach Heyer 284 Marmorpulverzusatz 281f maschineIIer Vortrieb (T) 493ff Maschinendurchmesser (TBM) 556 MaBhaltigkeit des Ausbruchsquerschnitts (T) 518 MaBnahmen gegen Bodenerschiitterungen 238f MaBnahmewert (Bodenschutz) 421,440 Massenausgleich (E) 315,339 Massenbewegung (R) 365, 403 Maximalwertverfahren (Bg) 456
Index
Mehrausbruch (T) 553, 563, 565,574 Mehrbarrierenkonzept 427 MehrfachmesssteIIe (Gw) 183 Mehrstufentechnik 74 Mehrzonendamm (Tsp) 595 MeiBelverbrauch (T) 547 Mercalli-Skala (Eb) l37 metamorphes Gestein 111 Methan 154f, 462, 492 Methylenblausorption (Tm) 21 Microtunneling (T) 563 mikrobiologische Aktivitat im Boden 434 Mikroerdbeben 141f,590 Mikropfahl 272 Mikrorauigkeitsgrad (Trennflache) 122 Mikroseismizitat 141,649 Millisekundenziindung 319 Mindesterddruckbeiwert (Fels) 215,219 MindestpfahIIange 257 Mindestquantil (E) 323 Mineralbestand 110,495 Mineralharte 110f, 495, 547 Mineralische AbfaIIe 447 Mineralol 285 Mineralstoffe - gebrochene 14 - ungebrochene 14 Minipfahl 272 Mischbindemittel (E) 329 Mischboden (s. Boden) Mischungskorrosion (K) 608, 612 Mittelkluft 119f, 125 mittige Belastung 198 Mixed-in-place-Verfahren 247 Mixed-Layer-Minerale (Tm) 21, 25,437 Mixschild (T) 556, 563 Mobilitat der SchwermetaIIe 434 Mohr-Coulomb'sche Bruchbedingung 66,194,340 Moment 198 Momentziindung 319, 345 monolithische Decke 244 Monosol 251 Montmorillonit (Tm) 10, 19, 291,394,418,438,521 MSK-64-Skala (Eb) l37 Mudde 104ff, 136 Muldenlage 229, 230 Multibarrierenkonzept 422,427 Murfangsperre (R) 395 Murgang (R) 389, 395 Mutterboden (s. Oberboden) Mylonit 129
Nachankerung 573 nachbriichiges Gebirge 539, 553, 559 Nachgiebigkeitsprinzip (T) 540 Nachpriifung (Anker) 300 Nachweisverfahren (GEO) 195, 215 Nachtragsmanagement 514 Nachverpresstechnik (Anker) 297,300 nackter Karst (s. Karst) Nasssiebung 10 - schonende 10 Nassoxidation 23 Nassspritzbeton (T) 567 Nassvegetation 374 Nationaler Anhang (NA) 2 Natrium-Bentonit 21 Naturanaloga 425, 427 Naturschutzgebiet 157,428 negative Langenanderung 625 negative Mantelreibung 265f negative Randspannung 199 Neogen 146 neotektonische Bruchstruktur 146 Nettobohrgeschwindigkeit (T) 552 Netzbespannung 350 Neue Osterreichische Tunnelbauweise (NOT) 532,567 neutrale Zone (Ew) 637 Neutralisation alkalischer Tunnelabwasser 491 Newmark'sches Kreisringverfahren 208 Newton (N) 6 Niederdruckinjektion 249, 252, 576f Niederschlagsverteilung 368, 393,403,593 Nitrat 284 NiveIIement 494, 526, 629 Nomenklatur (R) 370, 384 Normaldiibel (R) 400 Normalspannung 61 numerische Berechnungsmethode 194,456,511,536,542f nutzbare Feldkapazitat 81 Oberboden 107, 446 Oberbodenauftrag 347 Oberflachenbeschaffenheit (Trennflache) 122 Oberflachendichtung 594f Oberflachendranung 398 Oberflachenkriechen 389
Index oberfachennahe Auflockerungszone 123 Oberflachennivellment (T) 526, 530 Oberflachenrutschung 347, 349,378 Oberflachensetzung 567 Oberfliichenwelle 143,235 bdometerversuch 41,207 offene Bauweise (T) 545f offene TBM 550 Offshore Bereich 133 bffnungsweite - Geotxtilfilter (0 90 ) 18 - Kluft 122f,586 Oktaederschicht (Tm) 19 Opalinuston 412 Open-End-Test 92 optimaler Wassergehalt 32 optischer Bohrlochscanner 188 organische Beimengung 23,434f organischer Summenparameter (CSB) 280 organoleptische Ansprache 441, 448f orientierende Untersuchung 439f,448 orientierter Bohrkern 166,377 Ornatenton (R) 412 Ortbetonbohrpfahl 269 Ortbetonpfahl 256, 269 Ortbetonrammpfahl 268 Ortsbrustanker (T) 518,568 Ortsbrustaufnahme (T) 511ff Ortbrustkeil (T) 568 Ortsbrustsicherung 567 Ortsbruststabilitat CT) 529,541, 568 Ortsbrustversiegelung (T) 518 osmotische Quellung 20 Osterberg-Verfahren 260 Oxidationsfarben 179,441 P-Welle 235 PAK (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) 442,447 Packerversuch (i. Bohrloch) 95 Pascal (Pa) 6 passiver Erddruck 212 PCB (Polychlorierte Biphenyle) 443 Pelit 12 Penetration (T) 552, 560 Petrometer 72 Permafrost 369 Permeabilitat (Gestein) 82, 113, 426 PermeationCsrate) 433, 436
731
pF-Wert 232 Pfahlfusswiderstand (Rb) 255, 257ff,261 Pfahlgriindung 241,255 Pfahlgruppe 265f Pfahlmantelwiderstand (Rs) 255, 257ff, 262 pH-Wert 182,283,295,304,465, 493 Piezometer 183 Pilgerschrittverfahren 291 Pilotstollen (T) 470 Planum 323, 327 Planumschutzschicht (PSS) 15, 336 Plastifizierung von Tonsteinlagen 118,405,415 plastische Zone 539 plastisches Verformungsverhalten 132,540 Plastizitatsdiagramm von Casagrande 35, 106 Plastizitatszahl 35, 80 Plattendruckversuch 45, 201, 322f,494 - dynamischer 325 Plattengriindung 241 Plattentektonik 139 Plausibilitatspriifung 441 Poissonzahl 38,46,51,519,537 Polstergriindung 246 Polymere 554 Polyurethanharz 252 polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) 442, 447 Porenanteil 30, 81, 100 - durchflusswirksamer 30, 81 - nutzbarer 30,100,279 Porendurchlassigkeit 82 PorengroBen(klasse) 81 Porengrundwasserleiter 84, 99 Poreninjektion 248 Porenvolumen (s. Porenanteil) Porenwasser 212,576 - immobiles 24, 430 - mobiles 24, 430 Porenwasserdruck 38f,67, 170, 183,202,360,368,393f Porenwasserdruckmessung 39 Porenwasseriiberdruck 39f, 50, 214,357 Porenwasserunterdruck 40, 45 Porenwinkelwasser 24, 81 Porenzahl 30,42,86 Porositat 31, 113,426 Portalbereich (T) 469 Post-failure Bereich 40 Potenziallinien 224
Potenzialstromung 224 Prazisionsnivellement 379 Pressiometer 167f Pressrohrpfahl, hydraulischer 273 Preventer 180, 475 Primarsetzung 206, 358 Primarspannung(szustand) 50ff, 146, 177, 580, 590 Primarwelle 235 Prinzip der kleinsten Massenbewegungen (R) 395 Prinzip der Selbstverstarkung (K) 523,605 Probebelastung 257ff, 264 Probennahme 158ff, 441, 447 Probestau (Tsp) 581,593 Probeverdichtung (E) 322 Proctordichte 32f, 322f - einfache 32 - modifizierte 32 Proctorkurve 32f Proctorversuch 32f profilgenaues Sprengen (T) 565 Profilhaltung (T) 565 Profilieren einer Felsboschung 345 Profilkontrolle (T) 566 progressiver Bruch (s. Bruchverhalten) Proportionalitatsgrenze 40 Priifmethode (E) 323 Priifwert der BbodSchV 421, 440,443 Psammit 12 Psephit 12 Pufferung 434 Pulse-Test 95 Pumpensumpf 305,312,480 Pumptest 95 Pumpversuch 87, 156,644 Punktlastfestigkeit 61 Punktlastindex 61,505 Punktlastversuch 60 PVC-Liner 160, 163 (s. a. Liner) Pyknometer 27 Pyrit 24, 136, 234, 282, 350 Pyritoxidation 24, 115,460 Q-System (T) 504 Qualitat d. Kernmaterials 176 Quelldruck(index) 64ff, 234, 519, 521ff, 544 Quelldruckversuch 64f Quellen 64 - toniger Gesteine 64f, 231, 309
732 - von Anhydrit 66ff quellHihige Tonminerale 64, 77ff,I28, 341, 350ff, 368, 394, 405,418,522 Quellgesetz 524 Quellhebung(sindex) 64ff, 234, 522,524 Quellkartierung (Gw) (s. hydrogeologische Quellkart.) Quellon 162, 183 QuellmaB 65 Quellton 162 Quellung - innerkristalline 20, 64 - osmotische 20, 64 Quellversuch 64 Querschnittsunterteilung (T) 501,518,547 Quickton 73, 389 Quicktonrutschung 389 R-Welle 235 Radartechnologie 153 Radialdruck 526, 532 radioaktive Abfalle 424 Radiokarbondatierung 380 radiometrische Verfahren 28, 326 Radon(konzentration) 154ff, 492 Radongebiete 155f Rahmenscherversuch 68 Rammfilterbrunnen 181 Rammhindernis 268, 290 Rammkernbohrung 167,377 Rammkernsondierung 167, 629 Rammpfahl 267 Rammsondierung 167f,I72, 261£, 377, 454 - leichte (DPL) 168, 172 - schwere (DPH) 168,172 Randwassertrieb 234 Rasterelektronenmikroskop 10 Rauigkeitskoeffizient (Trennflache) 122 Raumwelle 235 Rayleighwelle 235 Rechenprogramm - analytisches 194 - halbempirisches 194 - numerisches 194,392 Recyciingmaterial 14f, 107,319 182 Redoxpotenzial Reduktionsfarben 179,441 Referenzanalyse 282 Reflexionsseismik 151,628 Refraktionsseismik 108, 150, 318,376,628
Index
Regelboschung(sneigung) 339, 355f Regeneffekt (T) 478 Regenschirmabdichtung (T) 484 regulare Salzauslaugung (K) 620 Reibungspfahl 255, 263 Reibungswinkel 38,66,214 Reichweite der Grundwasserabsenkung 304, 311ff Reindichte 27 ReiBbarkeit (E) 318 Residualbildung (K) 169,614, 626,629 Residualbrekzie (K) 615, 626 Residualgestein (K) 410 Residualton (K) 79, 614 Resonanz(effekt) 237 Restrisiko 467 Restscherfestigkeit 67ff, 73f, 77, 217,352, 394f, 405, 418 Restspannung(santeil) - horizontale 52, 339 - tektonische 52,147 Restwassermenge 295 Retardation 434f Retention 434 rezente tektonische Spannung 52, 145ff RG-Produkte 446 rheologischer Effekt 37, 394 Richter-Skala (£b) 137f Richtlinie DB AG Erdbauwerke - RiL 836 315,323 Richtlinie DB AG TunnelRiL 853 465, 537, 568 Richtlinien fiir bauchtechnische MaBnahmen an StraBen in Wasserschutzgebieten - BeStWag 156,315 - RiStWag 156,315 Richtungsabweichung von Bohrungen 187 Richtungsgenauigkeit von Injektionsbohrungen 600 Rigole 341,349 Ringschluss (T) 541, 547f, 573 Ringspalt(verpressung) 553, 557 Risiko(analyse) 457,466 Risikobewertung 454, 467 - allgemein 455 - konkret (Erdfall) 627,630 Risikofaktor, geologischer 515, 559 Risikokarte 372 Risikoklasse 457, 467 Risikomanagement 465 Risikopotenzial 402
Risikozone (T) 466 Risse - an Bauwerk 229 - im Spritzbeton 567 Rissbreitemessung 526 Rissebild 229f, 238, 241 Rissefreiheit 229f RiStWag 156 Ritzbarkeit 177 Ritzharte Ill, 117, 611 Rock Abrasivity Index (RAI) 497 Rock-Fracturing-Verfahren 252, 577 Rock Mass Index (RM -Index) 506 Rock Mass Quality (Q-System) 504 Rock Mass Ratio (RMR-System) 504ff,512 Rot-Muschelkalk-Grenze 351, 407 Rohrreibanker (T) 571 Rohrschirm (T) 574 Rohrvortrieb 562 Rontgen -Pulverdiffraktometrie (Tm) 21 Rossival-Skala III Rotary-Verfahren 163,642 Rotationsrutschung 221, 387 RQD-Wert 121,177, 504f, 550f Riickgangigmachen der Absenkwirkung (Gw) 490 Riickhaltung organischer Verbindungen 435 Riickprallhammer 62 Riickprallwert 62, 116f Riickzug der Gletscher 381, 385 Riitteldruckverfahren 246 Riittelstopfverdichtung 246, 362 Riittelstopfsaulen 247 Ruhedruckbeiwert 50,52,519, 541 Rundumabdichtung (T) 486 Rundungsgrad 12 Rutner-Schopfer 281 Rutschgebiet 428, 593 Rutschung 365 - aktive 382, 404 - alte 381 - auslosende Faktoren 366ff - flache 345,378,407,416,418 - fossile 381, 387, 406, 592 - kombinierte 387 - komplexe 391 - tiefe 345,378,393,417 - rezente 382, 408 Rutschungsaktivitat 382, 391 Rutschungsanfalligkeit 366, 403ff
733
Index
Rutschungsdimension 370 Rutschungskartierung 374 Rutschungsmerkmal 370f Rutschungstyp 384
S
S-Welle 235 Sabelwuchs 373 Sachverstandiger 4, 440 Sackung 15,44,194,390 Sackungsempfindlichkeit 211 Sackungszone (R) 371 Salinarkarst 609, 618 Salzaufpressung 621 Salzgestein (K) 425 Salzhang (K) 620ff, 630 Salzkarst 590 Salzkissen 621 Salzspiegel (K) 612, 624 Salzstock (K) 148, 425, 616, 624 Sandersatzverfahren 28 Sandgehalt im Forderstrom (Gw) 88, 306 Sanierungsuntersuchung 439f SAR-Intergerometrie 379,629, 634 Sargdeckel(T) 518,572 Satellitenbild(auswertung) 149, 370 Sattellage 229f Sattigungsgrad 25, 81 Sattigungslinie 32 Sattigungssetzung 44, 321, 360, 596 Sattigungszahl 25, 32 Sauregrad n. Baumann-Gully 285 saxonische Bruchschollentektonik 130f saxonischer Graben(bruch) 131, 407 Schacht (Bg) 455 Schadenbeben (Eb) 140 Schadensfolgeklasse (R) 402 Schadensursache (T) - unvorhergesehen 515 - unvorhersehbar 515 schadliche Bodenveranderung 438 Schadstoffmigration 430ff Schadstoffriickhaltekapazitat 428,434 Schadstoffriickhaltung 433, 436 Schadstofftransport 430, 433 Schallharte 60, 151 Scherbruch 119f, 204, 494, 520 Scherbruchzone 126, 148 Scherfestigkeit 67, 75ff, 214
- abgeminderte 78ff, 34lf, 352, 414 - auf Kluftflachen 79 - auf Schichtflachen 75, 78f, 287,395 - aufTrennflachen 73,78,395, 531 - undraniert 57,68, 71f, 145, 17lf, 205, 26lf, 288, 358, 392f - von Boden 76ff - von Fels 78ff Scherfestigkeitsparameter 38, 77, 358, 392f Scherparameter 68,214 - effektive 68, 77 - scheinbare 44,67,77, 102 - wirksame 68, 76, 205, 394 Scherwelle(ngeschwindigkeit) 43,235 Scherzone (tektonische) 127ff - duktile 129 - mylonitische 80 - sprode 129 Schichtabstand (Tm) 20 Schichtenverzeichnis 173,176 Schichtflache 118, 125 Schichtgitter (Tm) 19 Schichtsilikat (Tm) 19 Schieferung(sflache) 118, 124, 132 Schiefstellung von Bauwerken 201, 228f, 577, 631 - zulassige 202 Schiefstellung von Baumen (R) 373 Schildmaschine (T) 554ff Schildschwanz(dichtung) (T) 553 Schildvortrieb (T) 557, 562 Schlacke 446f Schlammbildung 549 Schlammstrom (R) 388 Schlauchkernrohr 164,441 Schlauchwaage 212 Schleifharte nach Rosival 111 Schlick 106,357 Schlie6erinjektion 253 Schlitzentlastungsversuch 54 Schlitzwand 290ff, 599 Schlitzweite (Filterrohr) 183, 306 Schluckloch (Tsp) 581,592,598 Schluckversuch (in Bohrung) 91 Schluff 106 Schluffstein 114, 116 Schmalwand 294 Schmidt'scher Betonpriifhammer 62 Schmidt'sches Netz 121
Schneckenbohrpfahl 270 Schneidrollen (T) 552 Schneidwerkzeuge (T) 552, 555 Schnellverfahren (Wasserproben) 282 schonende Sprengarbeit (E) 318 Schragbohrung 178 Schrumpfen 34,231 Schrumpfgrenze 34 Schrumpfma6 34 Schrumpfrisse 412 Schrumpfsetzung 23lf, 278 Schrumpfversuch 34,231 Schubbeanspruchung 3~ 146 Schubmodul 38, 145 Schubspannung 38, 339, 356 Schubverformung 37 Schummerungskarte 149,375, 622 Schurf 160,172,377 Schiirfgrubenverfahren 28 Schiittelversuch 175 Schuttern (T) 565 Schiittmaterial - bindiges 356 - nichtbindiges 356 - steiniges (Fels) 317,321f Schuttstromkriechen (R) 389 Schuttstromrutschung 387f Schutzgebiet (Gw) 156 Schwallwelle (Tsp) 593 Schwarmbeben (Eb) 141 schwarze Wanne 178 Schwefelverbindung 24 Schwefelwasserstoff 154,281, 284,492 Schwellen 41 Schwellmodul 42,210 Schwellwert 42 schwere Rammsonde (DPH) 169,172 Schwermetalle 434 Schwinggeschwindigkeit 236ff Sedimentationsanalyse 9f Sedimentgestein 111 Seeton 211 Seichtsetzung 211 Seihwasser (T) 478 Seilkernrohr 164 Seismic Softgound Probing (T) 556 seismische Impetanz 151 Seismizitat (Eb) 139,647,649 - ausgeloste 139 - (fliissigkeits)induzierte 139, 647 - stauseeinduzierte 139, 589ff Seismotektonik 147 Seismotektonische Region 140
734 Seitendruck - auf Pf
Index
Sickerwasser 101, 327, 339, 368, 393430 Sickerwasserabdichtung (T) 484 Sickerwasserbewegung 81 Sickerwasserstriimung 224, 430, 596,599 Sickerwasserverlust (Tsp) 581, 586,602 Siderit 22 Siebanalyse 9f Siebtrommelversuch 114,116, 499f Silikatliisung 251f silikogener Staub (T) 464, 564 Silodruck 214 Slug-Test 95 Slurry-TBM 554,563 Smektit (Tm) 366,407,418, 437f SN-Anker (T) 571 SOB-Pfahl 270 Sofortsetzung 45, 206, 357 Sohlausbruch (T) 546f Sohldichtung (Baugrube) 294 Sohldruck 197,242 - charakteristischer 242 - aufnehmbarer 242ff Sohldruckverteilung 197f[, 205ff,227 Sohldruckwiderstand 242f Sohlfuge, klaffende 199 Sohlgewiilbe (T) 547 Sohlhebung 521, 523, 540, 559, 611f Sohlplatte (T) 547 Sohlreibungswinkel 201 Sohlstich (T) 547 Sohlwasserdruck (Tsp) 597 Soil-Fracturing-Verfahren 252 Soilcrete-Verfahren 253 Sole (Ew) 576, 624f Solifluktion (R) 369, 389 Sondenextensometer 190 Sonderprobe 159 Sonnenbrennerbasalt 117 Sorption 433f, 436 Sorptionsvermiigen 20, 344 Spaltzugfestigkeit 63 Spaltzugversuch 63 Spannung 37ff, 50ff, 197 - effektive 38 - neutrale 39 - rezente 52 - tektonische 52 - totale 39 - wirksame 38 Spannungsanteil - horizontal 50,52,54, 145f - vertikal 50, 55
Spannungsfeld, regionales 131,145f Spannungsindiz 146 Spannungsmessung - Beton/Gebirge (T) 532 - in situ 52 Spannungsrichtung 131 Spannungstrajektorie (T) 520 Spannungsiiberlagerung 208 Spannungsumlagerung 520, 526, 529ff, 539, 541f Spannungsverteilung - im Untergrund 206, 359 - primare 519 - sekundare 519f Spannungszustand 37,455,519 - primarer 455,494,519,521, 542,552 - sekundarer 455,457,519,521 - tertiarer 519ff Speicherkennwert (Tsp) 579 spezifische geothermische Entzugsleistung 640 SpieB (T) 574 SpieBschirm (T) 574 Spitzendruckpfahl 255 Spitzenwiderstand 170 Spreizanker (T) 571 Spreizsicherheit 356 Sprengen 318 - biischungsschonend 345, 350 - profilgenau (T) 565 Sprengerschiitterung 235, 237, 565 Sprengfels 108 Sprenggase 493 Sprengseismik 151 Sprengstoffe 564 Sprengtechnik 318, 564 Sprengvortrieb (T) 51O,563f Spritzbeton 347, 533, 564, 567f Spritzbetonausbau 484, 536, 554,567 Spritzbetonbauweise 532, 546f Spritzbetonschale 533f,541, 544,547 Spriidbruch 64, 111 Spriidigkeit (Gestein) 56,63,518 SPT-Schlagzahl 145 Spiilbohrverfahren 167 Spiilfilteranlage 181, 307 Spiilungsverlust 180, 649 Spiilungszusatz 163, 180, 280 Spiilverfahren (E) 319,342 Spiirbarkeitsschwelle (WHG) 237f Spundwand(verbau) 290, 599 Stabilisierungssaule 247,362 Stabwerksmodell 537
735
Index
Stadium der Kriechbewegung (R) 382 Stahlbetongitterrost (E) 347 Stahlbetonpfahl 268 Stahlfaserspritzbeton (T) 567 Stahlpfahl 268 StampffuBbandage (E) 322 Standard-Penetration-Test (SPT) 167ff, 261, 629 Standard-Sonde 169 standfestes Gebirge 539, 553 Standfestigkeit des Gebirges 516 Standorterkundung (Deponie) 428 Standsicherheitsnachweis 194ff - bei ebener Gleitflache 217, 392 - bei gebrochener Gleitflache 218,392 - bei kreisformiger Gleitflache 219,392 - der Ortsbrust 552 - des KalottenfuBauflagers 541 - nach dem Lamellenverfahren 219 - von Felsboschungen 221 Starrkorpermethode 215,220, 392 stationare Beharrung 89f statisch bestimmt 228 statisch unbestimmt 228 statische Bewehrung 241 Stauanlage 369, 579 Staubentwicklung (T) 549, 564 Staudamm 594 Stauhohe 579, 590 Staumauer 593 Stauraumabdichtung 598 Steife 446 Steifemodul 38, 40ff, 170, 200f, 210f Steifemodulverfahren 291 steifer Kellerkasten 245 Steifigkeit 38,41 Steine 105 Steinmatratze 395 Steinplombe 341,396 Steinsalz 617,621 Steinschlag(gefahr) 343, 346, 369,385,395,415 Steinschlagsicherung 346 Steinstiitzkorper 345, 349 Steuerspalt (T) 553 Stickstoff 492, 578 Stockwerksbildung (Gw) 183, 477,649 Stockwerksgliederung (Gw) 179 Stoffmengeneinheit 282 Stoffmodell 37, 194,543 - elastoplastisch 37,543
- (ideal)plastisch 37,194 - linear elastisch 37,194 - viskoplastisch 37,194,543 Stokesches Gesetz 8 Stopfsaule 247 - geokunststoffummantelt 247 - teilvermortelt 247 - vermortelt 247 Storungsgestein 129 StOrungsmylonit 129, 587f StOrungszone 126f, 130, 141, 146, 152,305, 428f, 461, 518, 540, 553f Storungszonentyp 129 - duktil 129 - sprod 129 StraBenaufbruch 447 Streichen 122 Streichrichtung 126 Streifenfundament 241 Streifenkartierung 149,467,472 Streifenrostgriindung 241 Streuungsfaktor 196 Stromlinien (Gw) 224 Stromungsdruck (Gw) 39,203f, 217, 224f, 356, 368, 393 stromungsloser Bereich 82, 432 Stromungszustand - instationar (transient) 89 - stationar 89 Strosse (T) 546 Strossenausbruch (T) 547 Strukturelle Bohrkernaufnahme 178 Stiitzmittel (T) 534, 566 Stylolith 146 Subrosion 606, 620 Subrosionskataster (K) 628 Subrosionskessel (K) 407 Subrosionssenke (K) 629ff Siidwestdeutsche GroBscholle 130f, 148 Suffosion 15f, 227, 625 Sulfat 284, 465 Sulfatkarst 592, 609, 611, 618, 627 - mitteltiefer 613,615 - seichter 613, 615 - tiefer 616 Sulfid 24, 284, 465, 466 Swellex-Anker (T) 571 Systemankerung (T) 573 Systempriifung (Anker) 299 Systemrisiko 466, 514 Systemverhalten 507 TA Abfall 422 TA Siedlungsabfall
422
Tagebauboschung 351 Tagebaurestloch 453 Tagebaurestsee 356 Tagesbruch(gefahrdung) (T) 454ff, 630 Talflanke, instabile 380, 389f, 582,593 Talsperrenklasse 579 Talverdammung 385 Talzuschub (R) 48, 147, 389f Tangentialdruck 526, 532 Tangentialspannung 540 Tauchpumpe 87, 281 Tauchwagung 10 TDR-System 191,379 Technical Spezification 3 technische Barriere 425, 427 Teilschnittmaschine (TSM) 549 Teilsicherheitsbeiwert 194, 197, 204, 216f, 258, 275, 292, 300 Teilsicherheitskonzept 197, 536 Teilsicherung (K) 631 tektonische Brekzie 128 tektonische Gebirgsauflockerung 123,128,471 tektonische Randstorung 131 tektonische Restspannung 52 tektonische Spannung 145f - aktive 145 - rezente 52, 146 tektonische Storungszone 116, 118, 126f, 130, 141f, 148, 154, 428,471,470480,510540,586 tektonische Strukturen (Deutschland) 130 Temperatur - Gebirge 470 - Grundwasser 282,470,477, 640,645 Temperaturgradient 637 Tensid 493, 554 Tensiometer 40 terrestrischer Warmest rom (Ew) 637 Tetraederschicht (Tm) 19f Thermal-Response-Test (TRT) 639 thermales Tiefenwasser (Ew) 645f Thermospeicher, saisonaler 641 Thomson-Messwehr (T) 480 Tiefbrunnen 308 Tiefdranschlitz 349,398 tiefe Erdwarmesonde 644 tiefe Geothermie 644 Tiefenanker 269 Tiefenlage der Gleitflache (R) 378f
736 tiefenorientierte Beprobung (Gw) 281 tiefer Salinarkarst 407 Tiefgriindung 255 Tiefkriechen von Festgestein 389 Tiefsetzung 211 Tiefsolung (K) 624 ToleranzmaG (T) 566 Tomografie 154, 190,628 Ton 106 - normal konsolidiert 43 - quellen 64,521 - iiberkonsolidiert 10, 35, 50, 72,118 Tondichtungsbahn 315 Tonmineral 19ff - chemisch aktives 10 - quellfahiges 2lf, 611, 615 Tonstein 10,43, 114, 116,435 Tonsuspension (Tsp) 599 topografische Karte 370, 376 Torf 104ff, 136, 357 Tracer-Versuch 377 Tragerbohlwandverbau 289 Tragfahigkeit - des Dammuntergrundes 395 - des Erdplanums 322, 328, 332 Tragfahigkeitserhohung durch Geogitter 333 Tragverhalten des Gebirges (T) 516,535 Tragwerksplanung 194 transienter (instationarer) Stromungszustand 90 Translationsrutschung 221,386 Transmissivitat 90, 95 Transportverzogerung (Schadstoffe) 436 Transversalwelle 150 Trennflache 118ff, 178 - Beschreibung 12l - in Lockergestein 118, 120 Trennflachenabstand 109, 124, 244 Trennflachenanalyse 121 Trennflachengefiige 114, 118, 125,178, 221f, 342, 530, 583 Trennflachenverschnei dung 221f Trennfugendurchlassigkeit 82 Trennungskluft 119 Triaxialer Kompressionsversuch 70ff Triaxialversuch 71, 119 Triaxialzelle 53f, 85 Trinkwasserschutzgebiet 156, 476,479,648 Trixial-GroGversuch 73
Index
Trockendichte 32f, 323 Trockenspritzbeton (T) 567 Trockenwichte 29 Trogbauweise 294f Tropfwasser (T) 478 Tiibbing(T) 522,554,556 Tuff 14,418 Tuffit 405,418 Tunnel - in Karstgebieten 472 - seicht liegender 403 - tiefliegender 403,469,519, 544 Tunnelabdichtung 484f Tunnelabwasser 493 Tunnelausbau (s. Ausbau) Tunnelausbruchmaterial 471 Tunnelbagger 563 Tunnelbohrmaschine (TBM) 492, 550ff - geschlossene 554 - im Hartgestein 550f - mit Schild 551,554 - offene 550 Tunneldransystem 485 Tunneldranwasser 644 Tunnelgeothermie (Ew) 644 Tunnelkartierung, ingenieurgeologische 511ff Tunnel-Monitoring-Programm 512 Tunnelquerschnitt 463f Tunnelvortrieb - bergmannischer (konventioneller) 510, 546ff - maschineller 503, 550ff Tunnelvortriebsmaschine (TVM) 550 Dberhohen des Dammes (E) 360f Dberlagerungsdruck (T) 519, 523 DberiagerungshOhe (T) 540, 544,552 Dberkonsolidierungsgrad (OCR) 50 DbermaG (T) 566 Dberprofil (T) 563, 566 Dberpumpstelle (T) 480 Dberschnitt (T) 553f Dberschiittungsbereich (E) 327 ubiquitarer Hintergrundgehalt 442 Ulme (T) 463 Ulmenpfahl (T) 575 Ulmenstollen(vortrieb) (T) 503, 547ff Ultraschall-Schwingstab 10
Umlagerungsdruck (T) 519 Umlaufigkeit (Tsp) 601 Umwandlung von Anhydrit in Gips 66,522,611 Umwandlungsdruck 66,522, 611 Umweltvertraglichkeit von Injektionsmitteln 252 Unebenheitsgrad (Trennflache) 122 unentwasserte Scherfestigkeit (s. Scherfestigkeit) UNESCO Working Party for World Landslide Inventory (R) 370 Unfallverhiitungsvorschrift 160 ungedrantes Tunnelsystem 486 ungesattigte Bodenzone 279, 430 Ungleichkornigkeit(szahl) 11 unruhige Gelandeformen (R) 373 Unterbeton(austausch) 246 Unterfahrung von Gebauden (T) 577 Untergrundklasse (Eb) 144 untergrundverbessernde MaGnahme 245,632 Unterprofil (T) 566 Untersuchung, chemische - von Bodenproben 282 - von Wasserproben 282ff Untersuchungspriifung (Anker) 299 Untertagedeponie 424 Untertageverbringung von Schadstoffen 424 Unterteilung des Ausbruchquerschnitts (T) 546 Unterwasserbeton 294,446 Unterwasserboschung 353 Uraltbergbau 453 USCS-Klassifikation (BOden) 105
I Vajont-Talsperre 592 Vakuum-Tiefbrunnen 310 Vakuumentwasserung 306, 308f, 482, 489 VDI-Richtlinie 4640 (Ew) 641, 643 veranderlich festes Gestein 58, 113, 160, 360, 589 Veranderlichkeitsgrad (Gestein) 113f Verbandsfestigkeit (Gebirge) 125,342,455 Verbau, verformungsarmer 290
737
Index
Verbreiungsanfalligkeit 499 Verbruch(ereignisse) (T) 455, 459,516 Verbundanker 296,570f Verbundsystem Gebirge, Ausbau und Anker 536 Verdachtsflache 438ff Verdichtbarkeitsklasse (E) 320 Verdichten 245,320 - bindiger Boden 320 - der Boschungsbereiche 327, 356 - grobkorniger Mischboden 320 - nichtbindiger Boden 320 - schwieriger Boden 320f - toniger Boden 321 - von Felsmaterial 317, 321 Verdichtungsanforderung (E) 322f Verdichtungsdruck 214,327, 446 Verdichtungsgerat 245,321 Verdichtungsgrad 33,322,327, 336 Verdichtungskontrolle 33,325f - flachendeckende dynamische 326 Verdrangungspfahl 264,267, 271 Vereisungsbohrungen (T) 578 Verfahren nach Janbu 210,392 Verfliissigungsmedium Luft (R) 388 Verformung(sbruch) 193,204 VerformungsmaB (zulassiges) (T) 531,534,557 Verformungsmodul 38,40,45, 48f, 323, 325, 543 Verformungsverhalten (Gebirge) 37ff, 194,357,494,503,540 - elastisch 37,40,54, 194 - elastoplastisch 37,40 - plastisch 37, 40, 194, 540 - viskoplastisch 37, 40, 194 Verkarstung 305,503, 605ff verkarstungsanfaUiger Horizont 605, 609f, 627 Verkehrserschiitterung 236 Verkehrslasten 215,217 Verklebungsgefahr (T) 555 Verklebungspotential (T) 499, 552,555 Verklemmen des Schildmantels (T) 553 Verlagerungsverbot (Gw) 441 Vermikulit (Tm) 20 Verockerung 183,278,281,304 Verpressanker 296,446 Verpressen des Ringspalts 553
Verpressdruck 249 Verpressdruck-Durchfluss-Diagramm 93 Verpressmethode 249 Verpressstrumpf 298,302 Versatzbetrag (Storungszone) 130 VersatzmaBnahme (Bg) 456, 459 Verschiebung (der Lage) 194 Verschiebungskluft 119 VerschiebungsmaB (Eb) 140, 147 Verschiebungsmessung (i. Bohrung) 190 Verschlammung des Frasgutes 480 VerschleiBscharfe 495 Versickern von Niederschlagswasser 278 Versickerungsart 279 Versickerungsgeschwindigkeit 91 Versickerungsversuch 40,91,278 Versinterung im Dransystem 278,304,483f Versorgungsleitungen 157 Vertikaldran 361 Verwaltungsvorschriften Abfall 422 Verweilzeit des Sickerwassers 433f, 436 Verwerfung (tektonische) ll8, 127 Verwertungsabfall 422 Verwertungsgebot 446 Verwitterung 114ff, 366, 369, 503 - chemische 115 - hydrothermale 115 - physikalische 115 Verwitterungsbestandigkeit 116, 343 Verwitterungsgrad 114,116£, 342,429,503 Verwitterungszustand 198, 115 Verzogerungsziindung 319 Vibrationsstampfer 322 Vibrationswalze 322 Vibroseismik 151 Vlies-Signaldraht-Matte 635 Vlies(stoff) 331£,345,485 Vollausbruch (T) 541,546f Vollsicherung (K) 631 VolumenvergroBerung - durch Hydratation von Anhydrit 611ff - durch Gefrieren 334, 578 Vorausbohrung (T) 555
Vorausverformung (T) 530 Vorbelastung, geologische 43 Vorentlastung (T) 543 Vorentspannung (T) 543 Vorlauferinjektion 253 Vorpfanddiele (T) 574 Vorsorgewert 440,449 Vorspaltsprengung 318,345 Vorspannkraft (Anker) 570 Vortrieb (T) - konventioneller 456, 495, 501 - maschineller 459, 503 Vortriebsdokumentation 511, 513f,559 Vortriebsgeschwindigkeit (TVM) 552, 556 Vortriebsklasse - flir konventionellen Vortrieb 500ff, 509 - fUr TBM/SM -Vortrieb 560f Vortriebsrichtung (T) 517 vulkanischer Boden 14
W/B-Wert 475,601 W/Z-Faktor 249 wahre FlieBgeschwindigkeit (Gw) 81 wahrscheinlicher Bruchkorper 393 Wandbewegung (Erddruck) 213 Wandreibungswinkel 202,214 Wandverschiebung (Baugrube) 302 Wanne - schwarze 278 - weiBe 278, 230 Wannendichtung (Tsp) 590 Warmeanomalie (Ew) 638 Warmeleitfahigkeit der Gesteine (Ew) 639f Warmemenge, entziehbare 643 Warmepumpe (Ew) 641, 643f Warmestrom - nutzbarer 638 - terrestrischer 637 Warmestromdichte (Ew) 638 Warmetragerfliissigkeit (Ew) 641,648 Wasser-Bindemittel-Wert (W/B) 249,445,601 Wasser-Zement-Wert (W/Z) 249,601 Wasseranfall (T) - anfanglicher 478 - dauernder 478ff - vor Ort 478 Wasseraufnahmevermogen 20, 26,116
738 Wasserbedarf von Biiumen 232, 305 Wasserbindevermogen 12,26£ Wasserdichtigkeit - von Schlitzwiinden 293 - von WU-Beton 293 Wasserdruck - auf Spritzbetonausbau 480, 544 - auf Tiibbingausbau 555 - auf Tunnel 480, 544f wasserdruckhaltende Bauwerksabdichtung 278 wasserdruckhaltende Rundumabdichtung (T) 486 Wasserdruckversuch 92,298, 302,583,603 Wasserdurchliissigkeitsbeiwert (s. Durchliissigkeitsbeiwert) Wassereinbruch (T) 482 Wasserfractechnik 647 wassergefiihrdende Stoffe 490 Wassergefiihrdungsklasse 490 Wassergehalt 25, 227, 230 - natiirlicher 25 - optimaler 32 - von Festgestein 25 Wasserglas 251,295 Wasserhaltung 246, 280, 303, 460,468 - geschlossene 303 - offene 303ff, 487 - vor dem Vortrieb 482 - zentrale (Bg) 460 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) 156,252,277,303, 315, 42l, 647f Wasserlagerungsversuch 113, 499 - modifizierter 113f, 499 Wassermengenabschiitzung 478f Wasserprobe (s. Grundwasserprobe) Wasserprobennahme 182, 280 Wasserrecht 490 Wasserschutzgebiet 156,303, 315,476 Wasserstands-Zeit-Diagramm 89 Wasser(temperatur) 182,470 (s. a. Grundwassertemperatur) - heiges 640, 645 - warmes 640, 645 wasserundurchliissiger Beton (WU-Beton) 278,446 Wasserverbrauch von Biiumen 232,369
Index
Wasserverlust (aus Leitung) 369 WD-Test 92, 149,298,583, 603 Wechsellagerungsmineral (Tm) 21 weiche Wiisser 282 Weichgel 251 Weichgelsohle 295 Weichgestein 111,601 Weichschicht 357,361f Weichwasserkorrosion 283 Wellenausbreitung im Boden 237 Wellengeschwindigkeit 237 Wellenreflexion 238 Wellpointanlage 307 Wellrohranker 298 Wichte 29,214,611 - bei Wassersiittigung 29 - des feuchten Bodens (Feuchtwichte) 29 - des trockenen Bodens (Trockenwichte) 29 - unter Auftrieb 29,214 Widerstand(sgrogen) 196, 257 Widerstandsmoment 198 Widerstandsprinzip (T) 525 Widerstands-Setzungs-Linie 260 Wiederanstieg (Gw) 90,231ff, 460ff, 491, 622 Wiederbelastungsmodul 41,48,
172 Wiedereinspeisung (von Wasser) 278.303 Wiederkehrperiode (R) 282 Wiederversickerung 279 Wiener Routinescherversuch 69 Winkelverdrehung 228 wirksame Scherparameter (s. Scherparameter) Wirkung von Ankern (T) 570, 573 Wirkungspfad 439 - Boden-Grundwasser 439 - Boden-Mensch 439 - Boden-Nutzpflanze 439 Wirkungstiefe (Verdichtung) 245,248 Wirtsgestein 424f World-Stress-Map 53f, 146 Wurzeleinwuchs 278 Wurzelpfahl 273 XML-Datenaustauschformat 179
Z2-Bodenmaterial 452 Ziihbruch 64 Zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen 184ff Zeitsetzungslinie 44, 211 Zeitsetzungsverlauf 44, 228 Zement 286, 328f Zement-Bentonit-Suspension 183,599 Zementinjektion 248,251,599, 632 Zementpaste 250f, 599 Zementsuspension 249ff, 294, 297,475,599,632 Zerfallsbestiindigkeit(sindex) 49 9
Zerfallserscheinung (Gestein) 11~350,465,495,503
Zerlegungsgrad (Gebirge) 124, 552 Zerrbalken 244 Zerrspalten (K) 621, 630 Zerriittungszone, tektonische 128 Zersetzungsgrad von Torf 105f Zeugenberg (R) 408 Zinkazetat 281 Zonen der Gebirgsdurchliissigkeit 429f Zone der jahreszeitlichen Volumeniinderungen 241 ZTV-ING, Teil5 Tunnelbau 465,483 ZTVE-StB 09 107,317,323 Zugfestigkeit 38, 56, 63, 71 - des Gebirges 63, 630 - hydraulische 647 - von Gestein 56, 63 Zuflussrate (Baugrube) 295 Zugpfahl 256, 264 Zuordnungswerte LAGA-M 20, 449ff Zusatzklasse (fiir Steine) 109 Zuschlag, additiver (Gw) 276 Zustandsband 36 Zustandsform 7,33, 36, 174 Zustandsgrenze 36 Zustandszahl 36 Zweiphasenverfahren 293 zweischaliger Ausbau (T) 544 Zweischichtmineral (Tm) 20, 438 Zylinderdruckfestigkeit (b. Bodenverbesserung) 253