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Kurzbiographie Richard Preston wurde 1954 in Cambridge (Massachusetts) geboren und promovierte nach einem Studium de...
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Kurzbiographie Richard Preston wurde 1954 in Cambridge (Massachusetts) geboren und promovierte nach einem Studium der Naturwissenschaften an der Princeton University. Als Wissenschaftsjournalist wurde er mehrfach ausgezeichnet. Seine Bücher »Hot Zone« und »Cobra« waren internationale Bestseller. Mit »Das erste Licht« gewann er den Preis des American Institute of Physics. Außerdem erhielt zu Ehren dieses Buches ein Asteroid von der halben Größe Manhattans die Bezeichnung »Preston«.
Links Homepage des Autors: http://www.richardpreston.net/
Thema Biologische Sicherheit, Bioterrorismus, Pocken: http://www.rki.de/GESUND/GESUND-BT.HTM?/INFEKT/ BIOTERROR/GES_SEL-BT.HTM&0 http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/lis/14356/1.html http://www.wissenschaft-online.de/page/fe_seiten&article_id=617040 http://www.wissenschaft-online.de/page/fe_seiten&article_id=575350 http://www.zeit.de/wissen/bioterror_forum http://de.wikipedia.org/wiki/Pocken http://www.m-ww.de/krankheiten/infektionskrankheiten/pocken.html
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Rezension von Prof. Dr. med. Hermann Feldmeier Arzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie und Professor für Tropenmedizin an der Freien Universität Berlin
Superpox - Tödliche Viren aus den Geheimlabors »Die Probe aus dem Postfach erwies sich als voll mit
Milzbrandsporen. Man strich sie über eine Petrischale mit Blutagar und am späten Nachmittag wucherten auf dem Nährboden ganze Kolonien von Milzbranderregern. Die Flecken waren von blassem Blau und funkelten wie pulverisiertes Glas: der klassische, glitzernde Anblick von Anthrax.« So sachlich kühl leitet Richard Preston sein neues Buch ein, einen Thriller der besonderen Art, der alle Voraussetzungen für eine weitere Hollywood-Verfilmung à la »Hot Zone« bietet. Was nüchtern mit der Beschreibung des ersten Milzbrand-Anschlags in den USA im Herbst 2001 beginnt, wird schnell zu einem Wissenschaftskrimi, der den Leser von der ersten Zeile an in den Bann schlägt. Von Anthrax geht es über die Pocken zu den geheimen Biowaffenprogrammen der Sowjetunion und der USA und zurück zu den mysteriösen, bis heute nicht aufgeklärten Anthrax-Briefen im Herbst vor zwei Jahren. Preston schildert Unfälle in Hochsicherheitslabors und Divergenzen zwischen dem FBI, 3
der CIA und militärischen Institutionen so detailliert, als wäre er selbst dabei gewesen. En passant lässt der Autor noch einmal die letzte Pockenepidemie in Europa im Jahr 1969 vor den Augen des Lesers ablaufen. Im sauerländischen Meschede erkrankten damals zwanzig Menschen, von denen vier starben, und die Einwohner des kleinen Städtchens wurden zu Parias der Nation: Wer ein Auto mit dem Kennzeichen MES fuhr, wurde an Tankstellen nicht mehr bedient. Mit der ihm eigenen Detailversessenheit beschreibt der Wissenschaftsjournalist alles über Pocken, Pest, Anthrax und so weiter, was heutige Infektionsmediziner hofften vergessen zu können. Von Variola minor, major, discreta und confluens ist zu lesen, von Affen-, Stinktier- und Insektenpocken, vom »Zytokinsturm«, der den charakteristischen Pockengeruch verursacht, und von dem zwanghaft panischen Gesichtsausdruck der Pockenkranken, der durch die fortschreitende Zerstörung der Gesichtshaut verursacht wird. Noch einmal erlebt der Leser jene höchst dramatischen Momente des internationalen Programms, mit dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Ausrottung der Pocken vorantrieb. So stand 1975 der Erfolg auf Messers Schneide, weil in Bangladesch fast gleichzeitig 1200 Ausbrüche in unterschiedlichen Landesteilen bekämpft werden mussten.
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Mit dem letzten Pockenfall in Somalia im Jahr 1977 ist die Geschichte der »Mutter aller Seuchen« noch lange nicht am Ende. Noch bis in die Tage von Gorbatschow stellte die Sowjetunion in ihrem geheimen »Biopreparat«-Programm Pockenviren nicht nur kilo-, sondern tonnenweise her. Man versuchte, die Erreger »heiß zu machen«, das heißt genetisch so zu verändern, dass eine Pockenimpfung wirkungslos blieb. Gleichzeitig war das sowjetische Gesundheitsministerium der größte Gönner der WHOKampagne und stiftete mehr Impfstoff als alle anderen Länder zusammen. Preston weiß auch zu berichten, vermutlich durch Aussagen von Überläufern wie dem Mikrobiologen Kanatjan Alibekow, wie die sowjetischen Kampfstoffproduzenten amerikanische Inspekteure im riesigen Komplex ihrer Labors an der Nase herumführten - und in den Wirren der Auflösung der Sowjetunion selbst die Kontrolle über die ungeheuren Mengen biologischer Kampfstoffe verloren. Der letzte Teil des Buches führt dann wieder in das aktuelle Zeitgeschehen. Die Ereignisse vom 11. September, die Vermutung der US-Regierung, bestimmte »Schurkenstaaten« seien die illegalen Erben des sowjetischen B-Waffenprogramms, sowie der in letzter Konsequenz daraus legitimierte Irak-Krieg machen klar, warum sich die USA nicht den mehrfachen Aufforderungen der Weltgesundheitsorganisation beugten, die letzten noch in Labors (einem amerikanischen und einem russischen) vorhandenen 5
Pockenvorräte müssten ein für alle Mal vernichtet werden. Stattdessen wurden in militärischen Einrichtungen wie auch in den Centers for Disease Control die Forschungen am Variola-Virus auf ein nie gekanntes Maß hochgefahren und eine beispiellose Impfkampagne in Gang gesetzt. Der Kreis schließt sich mit einer Analyse der Gefährlichkeit von mit Anthrax-Sporen beladenen »Briefbomben«. So heißt es über die Folgen des Briefes, der am 15. Oktober 2001 an den Senator Daschle geschickt wurde: »Geruchlos und unsichtbar in der Luft schwebend, wurden die Partikel aus dem Brief von der Hochleistungsklimaanlage des Gebäudes angesaugt. Vierzig Minuten lang verteilten Ventilatoren die Luft im gesamten Hart Senate Office Building, bis endlich jemand daran dachte, sie abzuschalten. Zu guter Letzt wurde das Gebäude für sechs Monate evakuiert, die Reinigung kostete 26 Millionen Dollar.« Spannender kann man medizinische Mikrobiologie, Politik und Zeitgeschehen nicht miteinander verknüpfen. Große Klasse, Herr Preston! Quelle: Spektrum der Wissenschaft 7/2003
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Die Angst vor Pocken aspekte am 21. Februar 2003, 22.35 Uhr
Die Pocken und der Virus Angst – Wie ein Buch Panik schürt von Michael Sommer
Panikmache oder Warnung vor einer realen Gefahr? Der amerikanische Wissenschaftsjournalist Richard Preston schildert in seinem neuen Buch Superpox die Gefahren viraler Biowaffen wie Milzbrand und Pokken. Pocken sind die gefährlichste Seuche, die die Menschheit je befallen hat. Noch in den Sechziger Jahren starben jährlich zwei Millionen Menschen an der Krankheit; das AIDS-Virus ist im Vergleich zu Pocken schwerfällig und leicht in den Griff zu bekommen. Im Jahre 1980 verkündete die Weltgesundheitsorganisation stolz, dass das Programm zur Ausrottung von Pocken abgeschlossen sei: Man glaubte die Seuche besiegt. Der US-Autor Richard Preston zeichnet jetzt aber eine düstere Zukunftsvision - die Viren kehren zurück. Die Symptome sind furchtbar, und entsprechend drastisch fällt Prestons Schilderung von Fällen aus, in denen Milzbrand und vor allem Pocken zuletzt die Menschheit heimsuchten. Er beginnt seine Erkundung der Welt der tödlichen Mikroorganismen 7
bei den Milzbrand-Anschlägen, die im Herbst 2001 die amerikanische Öffentlichkeit in Panik versetzten. Unauffällige Briefe mit einem weißen Pulver trafen damals beim Fernsehsender NBC und der Poststelle des Washingtoner Kapitols ein; bevor irgend jemandem dämmerte, dass es sich bei der Substanz um Erreger handeln könnte, starben mehrere Menschen an Lungen-Milzbrand.
Die letzten Pockenopfer in Deutschland Um die Brisanz der Biowaffe Pocken zu verdeutlichen, erzählt der Autor die Geschichte der letzten Epidemie, die 1970 im westfälischen Meschede grassierte. Ein einzelner Student hatte die Seuche aus Pakistan mitgebracht und infizierte Dutzende andere, bevor die Krankheit eingedämmt werden konnte. Auch hier gab es Todesopfer, die letzten in Mitteleuropa, bevor die Pocken 1980 von der Weltgesundheitsorganisation offiziell als ausgerottet erklärt wurden. Auch den »Eradikatoren«, den an der Ausrottung der Krankheit beteiligten Ärzten und Organisatoren, widmet Preston einige Kapitel. Das Werk der Eradikatoren war jedoch nicht perfekt: Sowohl die USA als auch die UdSSR behielten offiziell noch einige Stämme der Variola-Viren (Pocken) tiefgekühlt auf Lager. Außerdem, so vermutet der Autor, bewahrten auch andere Staaten in geheimen Labors Proben des tödlichen Virus auf. Gut ein halbes Dutzend Staaten forschen heute mutmaßlich in 8
geheimen Programmen am Einsatz der Seuche als Waffe. Schutz bietet nur ein zwanzig Jahre alter Impfstoff - neue Experimente sind nahezu unmöglich, weil es (offiziell) keine Pockenkranken mehr gibt.
Macht und Ohnmacht der Biologie Die Schwierigkeiten und Gefahren der Forscher, die heute in den USA versuchen, neue Impfstoffe zu entwickeln, ist der letzte Schwerpunkt eines Buches, das die massive Gefahr der biologischen Kampfstoffe auch als Waffe in der Hand von Terroristen verdeutlicht: Schon mit geringen Geldmitteln lassen sich Viren herstellen und verteilen; keine Atombombe könnte effizienter sein. Die Möglichkeiten der modernen Biotechnologie stellen eine perfekte Waffe bereit; geruchlos, geschmacklos und unsichtbar. Biowaffen sind der Fluch modernster Biologie und Genetik - und doch liegt eine makabre historische Ironie darin, dass der gewaltsame Tod der Zukunft derjenige des Mittelalters sein könnte: entsetzlich qualvolle Seuchen, denen die Ärzte hilflos gegenüberstehen. Die Meinungen der Experten über Superpox sind gespalten: Europäische Wissenschaftler wie der Molekularbiologe Dr. Jan van Aken halten Prestons »Tatsachen-Thriller« für übertrieben, die Gefährdung durch genetisch manipulierte Pocken-Viren für nicht real. Preston hingegen besteht darauf, die Wahrheit zu schreiben: »Früher oder später werden diese Vi9
ren beim Menschen auftreten, und Biologen, die leugnen, dass sie real sind, oder behaupten, sie wären kein Problem, verhalten sich unverantwortlich gegenüber der Menschheit und ihrem eigenen Berufsstand.«
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Die gewollte Seuche aspekte am 21. Febraur 2003, 22.35 Uhr
Interview mit Richard Preston von Christhard Läpple und Michael Sommer
Der amerikanische Wissenschafts-Journalist Richard Preston hat den Buchmarkt mit einem neuen Virus infiziert: nach seinem packenden Bericht über das Ebola-Virus »Hot Zone«, schreibt er nun über die neue Gefahr für die Menschheit: Superpocken. Christhard Läpple traf den Autor in New Jersey.
aspekte: Mr. Preston, wie kamen Sie auf die Pocken als Thema? Preston: Viren haben mich schon immer fasziniert, und in meinem ersten Buch, »Hot Zone«, geht es um einen natürlichen Ausbruch des Ebola-Virus, ein in der Natur vorkommendes, sehr interessantes Virus. Dann begann ich mich für Biowaffen zu interessieren, das heißt, die andere Seite der Medaille, also Viren, die aus Labors kommen. aspekte: Was ist das Besondere, Außergewöhnliche an den Pocken?
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Preston: Pocken sind heutzutage die wirkungsvollste biologische Waffe der Welt. Die Pocken sind das biologische Gegenstück der Atombombe. Hochanstekkend für Menschen, bringt dieser Virus einem Drittel der Infizierten den Tod, soweit sie nicht geimpft wurden. Und der Impfstoff lässt in der Wirkung nach, so dass die meisten Menschen, die geimpft worden sind, heute wohl kaum oder gar nicht geschützt sind. Schätzungen zufolge verfügen 80% oder mehr der Erdbevölkerung über einen geringen oder gar keinen Impfschutz gegen Pocken. aspekte: Was passiert, wenn sich jemand mit Pocken infiziert? Preston: Es fängt an wie eine Grippe. Während einer Inkubationszeit von zehn bis zwölf Tagen treten gar keine Symptome auf. Dann treten circa am 12. Tag Heiserkeit, Fieber und Rückenschmerzen auf. Drei Tage später bilden sich Pusteln, große Blasen auf der Haut, die sich über den ganzen Körper ausbreiten können. Jemand, der sich gerade erst angesteckt hat und noch keine Pusteln hat, kann dennoch, so wird jedenfalls angenommen, das Virus in hohem Maße übertragen. aspekte: Sie haben ein Buch über Pocken geschrieben. Ist »Superpox« nun ein Thriller, oder ist das die Realität? Preston: Das ist schon Realität, journalistische Realität, Berichterstattung. In diesem Sinne ist es genau 12
das gleiche wie mein Buch »The Hot Zone«, das ebenfalls eine wahre Geschichte beinhaltet. Alle Handelnden sind ebenso wie die Ereignisse real, und ich gebe die Äußerungen der Menschen genau wieder. aspekte: Ich habe in diesem Buch eine Schlüsselaussage gefunden: Der Geist ist aus der Flasche. Ist das wirklich wahr? Preston: Ja. Die moderne Biologie ist heute weltweit die mächtigste Wissenschaft. Sie macht rasante Fortschritte, und die Biologen von heute lassen sich sehr gut mit den Atomphysikern der dreißiger Jahre vergleichen, denn ihnen wird jetzt klar, dass sich im biologischen Labor heute sehr machtvolle Waffen erschaffen lassen. aspekte: Aber die Pocken sind seit doch circa 30 Jahren ausgerottet. Weshalb tauchen seit Monaten diese Meldungen auf? Was ist der ernsthafte Kern? Preston: Die Ausrottung der Pocken als Krankheit 1980 war eine der großen, ja der größten Errungenschaften in der Menschheitsgeschichte. In etlichen Ländern der Welt sind offenbar geheime Vorräte an Pockenviren aufrechterhalten worden. Dort ist das Virus nie zerstört worden, oder man beschaffte es sich mit Schwarzmarktmethoden, um Pocken zu einer biologischen Waffe weiterzuentwickeln. Zu den Ländern, die seit 30 Jahren an waffenfähigen Pocken arbeiten, gehören Russland, möglicherweise Israel, 13
weiterhin China, Indien, Pakistan, Irak und vielleicht noch weitere Länder. aspekte: Was ist mit dem Irak? Haben Sie irgendwelche Beweise dafür, dass dort Pockenviren für biologische Zwecke oder zum Einsatz in Biowaffen genutzt oder entwickelt werden? Preston: Nun, ich für meinen Teil bin überzeugt, dass der Irak über Pockenviren verfügt. Aber Sie hatten nach Beweisen gefragt. Für mich ist einer der wesentlichsten Beweise ein Indizienbeweis. Der umfangreichste Ausbruch der Pocken im Nahen Osten trat 1972 im Irak auf. Das Virus hatte sich über den gesamten Irak ausgebreitet, und viele irakische Krankenhäuser hatten 1972 pockeninfizierte Blutkonserven in Schläuchen und Glasgefäßen. Der Irak hat 1973, ein Jahr nach dem Pockenausbruch, gegenüber den Vereinten Nationen offiziell erklärt, dass er über ein recht weit entwickeltes Biowaffenprogramm verfügt. Es ist nicht vorstellbar, dass die irakische Regierung ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, da man dort ein Biowaffenprogramm entwickelte, all diese infizierten Blutproben gesammelt und vernichtet hat. aspekte: Geben Sie denn mit einer solchen Beschuldigung nicht zum Beispiel Herrn Bush freie Hand?
Preston: Ich als Journalist kann nicht zum Krieg raten. Was ich als Schriftsteller und Journalist aber tun 14
kann, ist, die Fakten, die Geschichte und die biologischen Merkmale dieses Virus als Entscheidungshilfe für andere darzulegen. Ist sich die US-Regierung über das Potenzial der Pockenviren im Klaren? Ist sie sich über die Folgen für die Welt im Klaren, wenn es einen Krieg im Irak gibt? aspekte: Da ist noch eine andere Schlüsselaussage, so etwas wie eine Bauanleitung für eine Bio-Bombe. Ist es denn wirklich so einfach? Preston: Pocken funktionieren tatsächlich einfach. Pockenviren sind eine der wenigen biologischen Waffen, die wirklich einfach funktionieren. Das hat damit zu tun, dass sie sich selbst ausbreiten. Genauer gesagt: Das Pockenvirus als Biowaffe weiß, wie es sich im menschlichen Körper vervielfältigen kann. Bei einem Einsatz als Waffe bedient man sich lediglich der Naturkräfte, um beim Menschen eine tödliche Wirkung zu erzielen. aspekte: Mr Preston, warum sollte man eigentlich Pocken genmanipulieren? Pocken sind an sich sehr effektiv. Die Sterberate liegt bei 30-35%. Einen Schutz gibt es nicht. Warum also? Preston: Natürliche, nicht genetisch veränderte Pokkenviren können mit dem Impfstoff bekämpft werden, der ziemlich gut wirkt. Genmanipulierte Pokkenviren können jedoch den Impfstoff umgehen, ihn überwinden. Viren werden heute in Labors mit Hilfe so genannter Virustechnikbaukästen manipuliert, die 15
circa 200 Dollar kosten und über das Internet erhältlich sind. Wissenschaftler in der ganzen Welt wissen genau, wie man diese Virustechnikbaukästen einsetzt, um Viren Gene einzupflanzen; das ist eine relativ einfache Methode. Die Sorge, die ich in »Superpox« zur Sprache bringe, ist, dass dem Pockenvirus Gene aus dem menschlichen Immunsystem eingepflanzt und damit möglicherweise ein Stamm hervorgebracht werden könnte, der gegen den Impfstoff resistent ist. aspekte: Wer hat in der Geschichte der Menschheit bisher Pockenviren als Waffe eingesetzt? Preston: Bisher wurden Pockenviren in zwei Fällen auf eindrucksvolle Weise eingesetzt. 1763 wurden Pockenviren vorsätzlich als Biowaffe eingesetzt, und zwar in Nordamerika, als die Briten gegen die Franzosen kämpften. Ein britischer Befehlshaber infizierte mit Hilfe verseuchter Decken, die er als Geschenk übereichte, Indianer mit Pocken. Die Indianer waren mit den Franzosen verbündet. Die Pocken brachen infolgedessen unter der am Ohio lebenden indianischen Bevölkerung aus, so dass circa ein Drittel der dort lebenden Menschen starb. Das zweite Beispiel ist die unbeabsichtigte Infektion der indianischen Einwohner Mexikos mit Pocken, als die Conquistadores um die Eroberung des Aztekenreichs kämpften. In diesem Falle ist die Zahl der Toten nicht bekannt, es ist aber durchaus möglich, dass nicht weniger als die Hälfte der mexikanischen Bevölkerung umgekommen ist. Dann breiteten sich die 16
Pocken in südlicher Richtung in das Inkareich in Peru aus und vernichteten die Inkas. aspekte: Was ist zu tun, Mr. Preston, um die Menschen zu schützen und die Ausbreitung der Pocken zu verhindern? Preston: Zunächst müssen sich Regierungen und Experten bewusst machen, das dies ein Problem ist und es offen anerkennen. Das ist noch nicht geschehen. Viele Experten leugnen das, viele Wissenschaftler behaupten, dass Pockenviren nicht genmanipuliert werden können, und dass wir nicht mehr als den Impfstoff brauchen. Natürlich müssen für den Fall eines Biowaffenalarms wegen Pocken große Mengen des Impfstoffs bereitstehen. Die Menge Impfstoff ist nicht ausreichend. Insbesondere stehen nicht genug Impfstoffe zur Verfügung, um die Weltbevölkerung insgesamt zu schützen. Die Industrieländer - Deutschland, Japan, die USA, Frankreich - haben im Großen und Ganzen ausreichend Impfstoffe, um ihre Bevölkerung zu schützen. Würden jedoch Pocken in Bangladesh oder Afrika ausbrechen, wäre dies eine Katastrophe für die Menschen, die noch größere Ausmaße als die AIDSSeuche annehmen würde. Und es würde sehr schnell gehen. Das AIDS-Virus hat 20 Jahre für 50 Millionen Erkrankungen gebraucht. Das Pockenvirus würde 50 Millionen Erkrankungen weltweit in lediglich 20 Wochen schaffen. aspekte: Vielen Dank für das Interview, Mr. Preston. 17