aus: Isaac Asimov: Robotervisionen; Bastei-Lübbe '92
Isaac Asimov: Zu schade Die drei Robotergesetze 1. Ein Robot darf ...
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aus: Isaac Asimov: Robotervisionen; Bastei-Lübbe '92
Isaac Asimov: Zu schade Die drei Robotergesetze 1. Ein Robot darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen. 2. Ein Robot muß den Befehlen eines Menschen gehorchen, es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum Ersten Gesetz. 3. Ein Robot muß seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht dem Ersten oder Zweiten Gesetz widerspricht. Gregory Arnfeld lag zwar noch nicht im Sterben, aber er hatte gewiß nicht mehr lange zu leben. Er litt an inoperablem Krebs und verweigerte hartnäckig jede Form von Chemo- oder Strahlentherapie. Gegen die Kissen gestützt, lächelte er seiner Frau zu und sagte: "Ich bin der ideale Fall. Tertia und Mike werden es schaffen." Tertia lächelte nicht. Sie sah sehr besorgt aus. "Man kann so vieles tun, Gregory. Mike ist die letzte Hoffnung. Vielleicht brauchst du es gar nicht." "O nein. Wenn ich erst mal mit Chemikalien vollgestopft und durch Strahlen benebelt bin, wäre ich so weit hinüber, daß der Test wertlos wäre... Und nenne Mike bitte nicht 'es'." "Wir leben im 22. Jahrhundert, Greg. Es gibt so viele Möglichkeiten, Krebs zu bekämpfen." "Ja, aber eine davon ist Mike, und, wie ich finde, die beste. Wir leben im 22. Jahrhundert, und wir wissen, wozu Roboter imstande sind. Ich weiß es jedenfalls. Ich hatte mehr mit Mike zu tun als jeder andere. Das weißt du." "Aber du kannst ihn nicht nur deshalb benutzen, weil du stolz darauf bist, ihn konstruiert zu haben. Und außerdem - wie sicher bist du, daß die Miniaturisierung funktioniert? Diese Technik ist noch neuer als der Bau von Robotern." Arnfeld nickte. "Stimmt, Tertia. Aber die Jungs, die sich mit der Miniaturisierung befassen, sind zuversichtlich. Sie sagen, sie können die Plancksche Konstante in einer angeblich idiotensicheren Weise reduzieren oder wiederherstellen, und die Kontrollmechanismen, die das ermöglichen, sind in Mike eingebaut. Er kann sich selbst vergrößern oder verkleinern, ohne eine Wirkung auf seine Umgebung auszuüben." "Angeblich idiotensicher", wiederholte Tertia mit bitterer Betonung. "Mehr kann man nicht verlangen. Überlege doch mal, Tertia. Ich erhalte das Privileg, an dem Experiment teilzunehmen. Ich werde als Mikes Hauptkonstrukteur in die Geschichte eingehen, doch das ist nebensächlich. Mein größter Beitrag zur Wissenschaft wird darin bestehen, daß ich von einem Miniroboter geheilt worden bin - weil ich es so wollte und weil ich es möglich machte." "Du weißt, daß es gefährlich ist." "Nichts ist ohne Risiko. Chemikalien und Bestrahlungen haben Nebenwirkungen. Sie können das Wachstum des Krebses verlangsamen, aber nicht stoppen. Ich würde dahinvegetieren, aber nicht leben. Und wenn ich überhaupt nichts unternehme, muß ich sterben. Wenn Mike seine Sache gut macht, dann bin ich vollkommen geheilt, und falls der Krebs wieder ausbricht" - Arnfeld lächelte fröhlich - "dann schicken wir Mike eben noch mal los." Er nahm ihre Hand. "Tertia, wir beide wußten doch, daß es eines Tages dazu kommen würde.
Laß uns jetzt etwas daraus machen - ein herrliches Experiment. Sogar wenn es fehlschlagen sollte - was bestimmt nicht passiert-, wird es immer noch ein herrliches Experiment sein." Louis Secundo von der Miniaturisierungsgruppe sagte: "Nein, Mrs. Arnfeld. Für den Erfolg können wir nicht garantieren. Die Miniaturisierung hängt eng mit der Quantenmechanik zusammen, und die beinhaltet einen starken Unsicherheitsfaktor. Wenn MIK-27 seine Größe verringert, besteht die Möglichkeit, daß eine plötzliche unvorhergesehene Re-Expansion stattfindet, was den Patienten natürlich töten würde. Je drastischer die Größe reduziert wird, je kleiner der Roboter wird, um so höher liegen die Chancen einer spontanen Re-Expansion. Und hat er erst einmal begonnen, größer zu werden, besteht die Möglichkeit einer akuten Akzeleration. Die Re-Expansion ist das größte Risiko bei diesem Vorgang." Tertia schüttelte den Kopf. "Glauben Sie, das könnte passieren?" "Die Wahrscheinlichkeit ist gering, Mrs. Arnfeld. Aber ein Restrisiko kann man niemals ausschließen. Das müssen Sie verstehen." "Weiß Dr. Arnfeld darüber Bescheid?" "Selbstverständlich. Wir haben darüber in allen Einzelheiten diskutiert. Er findet, daß die Umstände den Versuch rechtfertigen." Er zögerte. "Wir schließen uns dieser Meinung an. Bedenken Sie bitte, daß einige von uns das Risiko teilen, trotzdem halten wir das Experiment für wichtig. Und was die Hauptsache ist, Dr. Arnfeld denkt ebenso." "Was passiert, wenn Mike einen Fehler macht oder sich aufgrund eines technischen Defekts zu stark reduziert? Dann tritt die Re-Expansion mit Sicherheit ein, oder?" "Das kann man nicht wissen. Mit Sicherheit läßt sich in diesem Fall überhaupt nichts vorhersagen. Wir berufen uns nur auf statistische Werte. Wenn er zu klein wird, vergrößert sich die Chance einer Re-Expansion. Aber je kleiner er ist, um so geringer wird seine Masse; und an einem kritischen Punkt wird seine Masse so bedeutungslos, daß er bei der geringsten Anstrengung mit annähernd Lichtgeschwindigkeit davonfliegt." "Und das würde Dr. Arnfeld nicht töten?" "Nein. Denn dann ist Mike so winzig, daß er zwischen den Atomen des Körpers hindurchfliegt, ohne einen Schaden anzurichten." "Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß er re-expandiert, wenn er so klein geworden ist?" "Wenn MIK-27 sich der Größe eines Neutrinos nähert, liegt seine halbe Lebensspanne sozusagen im Bereich von Sekunden. Das heißt, die Chancen, daß er innerhalb von wenigen Sekunden re expandiert, stehen fünfzig zu fünfzig. Zu dem Zeitpunkt jedoch, wenn die Re-Expansion eintritt, befände er sich bereits hunderttausend Meilen weit weg im Weltall, und die Explosion machte sich nur in einem kleinen Ausbruch von Gammastrahlung bemerkbar, über den sich die Astronomen dann wundern würden. Aber nichts dergleichen wird geschehen. MIK-27 bekommt seine Instruktionen, und er wird sich nur bis zu der Größe reduzieren, die erforderlich ist, um seine Mission auszuführen." Mrs. Arnfeld wußte, daß sie sich so oder so der Presse stellen mußte. Sie hatte sich hartnäckig geweigert, in der Holovision zu erscheinen, und das Recht auf Privatsphäre, das in der WeltCharta verankert war, schützte sie. Andererseits durfte sie sich nicht sträuben, Fragen auf einer Voice-over-Basis zu beantworten. Das Recht auf Information erlaubte kein totales Stillschweigen. In steifer Haltung saß sie da, als die junge Frau ihr gegenüber sie fragte: "Einmal abgesehen von allem anderen, Mrs. Arnfeld, ist es nicht ein ziemlich sonderbarer Zufall, daß Ihr Gatte, der Hauptkonstrukteur von Mike dem Mikroroboter, auch sein erster Patient wird?" "Keineswegs, Miss Roth", antwortete Mrs. Arnfeld müde. "Dr. Arnfelds Zustand beruht auf einer Anfälligkeit für diese Krankheit. In seiner Familie gab es mehrere solcher Fälle. Bevor wir heirateten, sagte er es mir, ich wurde also in keiner Weise getäuscht, und aus diesem Grund haben wir auch keine Kinder. Es ist gleichzeitig der Grund dafür, daß mein Mann seine
Lebensaufgabe darin sah, einen Roboter zu konstruieren, der sich miniaturisieren läßt. Er ahnte schon immer, daß er eines Tages sein Patient würde." Mrs. Arnfeld bestand darauf, mit Mike zu sprechen, und unter den gegebenen Umständen konnten man ihr diesen Wunsch nicht abschlagen. Ben Johannes, der seit fünf Jahren mit ihrem Mann zusammenarbeitete und den sie so gut kannte, daß sie einander duzten, ging mit ihr in das Quartier des Roboters. Mrs. Arnfeld hatte Mike gleich nach seiner Fertigstellung gesehen, als man die ersten Test mit ihm machte, und er erinnerte sich an sie. Mit seiner seltsam neutralen Stimme, die zu unmarkant klang, um menschlich zu sein, sagte er: "Ich bin erfreut, Sie wiederzusehen, Mrs. Arnfeld." Er hatte keine ansprechende Form. Er sah dumm und dickbäuchig aus, wie ein mit der Spitze nach oben gekehrter Kegel. Mrs. Arnfeld wußte, woran das lag. Der Miniaturisierungsmechanismus war groß und mußte in der Bauchgegend untergebracht werden. Auch das Gehirn mußte im Bauch liegen, um die Reaktionsschnelligkeit zu erhöhen. Ihr Mann hatte ihr erklärt, es sei ein unnötiger Anthropomorphismus, darauf zu bestehen, ein Gehirn müsse sich immer hinter einer hohen Stirn verbergen, fast schon eine schwachsinnige Forderung. Doch nun fand Mrs. Arnfeld, dieser Anthropomorphismus habe seine psychologischen Vorzüge. "Weißt du ganz genau, was du tun mußt, Mike?" fragte sie. "Natürlich, Mrs. Arnfeld", antwortete Mike. "Ich sorge dafür, daß der Krebs bis auf den letzten Rest zerstört wird." Johannes sagte: "Ich weiß nicht, ob Gregory es dir erklärt hat, aber wenn Mike die richtige Größe erreicht hat, kann er unschwer eine Krebszelle erkennen. Die Kriterien sind eindeutig, und er wird schnell den Kern jeder abnormalen Zelle zerstören." "Ich bin mit Laser ausgerüstet, Mrs. Arnfeld", sagte Mike in neutralem Ton. "Sicher, aber es gibt Millionen von Krebszellen. Wie lange wird es dauern, sie eine nach der anderen zu zerstören?" "Nicht unbedingt eine nach der anderen, Tertia", sagte Johannes. "Auch wenn der Krebs sich ausgebreitet hat, so klumpen sich die einzelnen Zellen doch zusammen. Mike ist dafür ausgerüstet, die Kapillaren, die zu diesen Klumpen führen, abzubrennen und zu schließen. Auf diese Weise vernichtet er Millionen von Zellen mit einem Schlag. Nur gelegentlich wird er es mit vereinzelt auftretenden Zellen zu tun haben." "Trotzdem, wie lange wird es dauern?" Johannes zog eine Grimasse, wie wenn es ihm schwerfiele, sich für eine Antwort zu entscheiden. "Wenn Mike gründlich vorgehen soll, kann es Stunden dauern, Tertia. Das gebe ich zu." "Und mit jedem Augenblick vergrößert sich die Chance einer Re-Expansion." "Mrs. Arnfeld", mischte sich Mike ein, "ich werde mich bemühen, nicht zu re-expandieren." Mrs. Arnfeld wandte sich an den Roboter und fragte ernst: "Ja, geht das denn, Mike? Ich meine, kannst du es verhindern?" "Nicht mit absoluter Sicherheit, Mrs. Arnfeld. Indem ich meine Größe beobachte und mich anstrenge, sie konstant zu halten, kann ich die Faktoren verringern, die zu einer Re-Expansion führen könnten. Das ist allerdings nicht möglich, sobald ich anfange, kontrolliert zu re expandieren." "Ja, ich weiß. Mein Mann sagte mir schon, daß die Re-Expansion der gefährlichste Augenblick ist. Aber du wirst dich bemühen, Mike? Bitte." "Die Robotergesetze zwingen mich dazu, Mrs. Arnfeld", entgegnete Mike in feierlichem Ernst. Als sie gingen, versuchte Johannes Mrs. Arnfeld zu beruhigen. "Du kannst es mir glauben, Tertia, wir haben ein Holo-Sonogramm und einen detaillierten Scanning-Plan. Mike kennt die Lage jedes signifikanten Krebstumors. Die meiste Zeit wird er dafür verwenden, nach kleinen Geschwulsten zu suchen, die von den Instrumenten nicht erfaßt werden können, aber daran läßt sich nichts ändern. Nach Möglichkeit müssen wir alle Krebszellen vernichten, weißt du, und das
braucht Zeit. Mike hat jedoch strikte Anweisungen, wie klein er werden darf, und kleiner wird er nicht, darauf kannst du dich verlassen. Ein Roboter muß Befehlen gehorchen." "Und die Re-Expansion, Ben?" "Die hängt mit dem Quantensprung zusammen, Tertia. Eine Vorhersage ist nicht möglich, aber die Chancen sind groß, daß er problemlos wieder herauskommt. Solange er sich noch in Gregorys Körper befindet, lassen wir ihn möglichst klein - wir vergrößern ihn nur so weit, daß wir ihn finden und herausholen können. Dann bringen wir ihn schnell in den Sicherheitsraum, wo die restliche Re-Expansion stattfindet. Ich bitte dich, Tertia, selbst herkömmliche medizinische Eingriffe sind nicht vollkommen risikolos." Mrs. Arnfeld befand sich im Beobachterzimmer, als man Mike miniaturisierte. Im Raum waren auch die Holovision-Kameras und ausgewählte Vertreter der Medien. Die Wichtigkeit des medizinischen Experiments ließ es nicht anders zu; aber Mrs. Arnfeld saß nur mit Johannes als Begleiter in einer Nische. Es war ausgemacht, daß man keinen Kommentar von ihr verlangte, besonders dann nicht, wenn eine Unregelmäßigkeit eintreten sollte. Eine Unregelmäßigkeit! Eine völlige und plötzliche Re-Expansion würde den gesamten Operationssaal in die Luft fliegen lassen und jeden, der sich darin aufhielt, töten. Nicht umsonst lag das Beobachterzimmer unter der Erde und eine halbe Meile weit vom Ort des Geschehens entfernt. Es gab Mrs. Arnfeld ein irgendwie makaberes Gefühl der Sicherheit zu wissen, daß die drei Miniaturisten, die den Vorgang leiteten (allem Anschein nach ganz seelenruhig) genauso zum Tode verurteilt waren wie ihr Mann, falls eine - Unregelmäßigkeit einträte. Da sie davon ausgehen konnte, daß sie ihr eigenes Leben so gut wie möglich schützen würden, war ihr Mann bei ihnen sicherlich gut aufgehoben. Wenn das Experiment glückte, würde man daran arbeiten, den Vorgang zu automatisieren, und dann wäre nur der Patient gefährdet. Es war nicht auszuschießen, daß dann durch Leichtsinn schon eher ein Fehler passierte - aber jetzt noch nicht. Gespannt beobachtete Mrs. Arnfeld die drei Wissenschaftler, die unter Lebensgefahr operierten, und versuchte, Anzeichen von Streß zu entdecken. Es war nicht das erste Mal, daß sie eine Miniaturisierung beobachtete, und sie sah, wie Mike immer kleiner wurde und verschwand. Sie verfolgte den komplizierten Prozeß, wie man ihn an der richtigen Stelle in den Körper ihres Mannes injizierte. (Man hatte ihr erklärt, daß es unvertretbar teuer wäre, statt eines Roboters Menschen in einem U-Boot in den Körper zu plazieren. Mike brauchte wenigstens kein Lebenserhaltungssystem). Die Beobachtung ging auf dem Bildschirm weiter, wo der entsprechende Körperteil in einem Holosonogramm erschien. Es war eine dreidimensionale Darstellung, fleckig und verschwommen, denn die Schwingungen der Schallwellen im Verein mit der Brownschen Bewegung verhinderten eine präzise Scharfeinstellung. Sie sah die undeutlichen Umrisse von Mike, der sich lautlos im Blutstrom von Gregory fortbewegte. Was er tat, war kaum zu erkennen, aber Johannes erklärte ihr mit leiser, zufriedener Stimme die Einzelheiten, bis sie es nicht mehr hören mochte und ihn bat, sie fortzubringen. Man hatte ihr ein mildes Beruhigungsmittel gegeben, und sie hatte bis zum Abend geschlafen, als Johannes zu ihr kam. Sie war gerade erste wach geworden, und es dauerte eine Weile, bis sie ihre Sinne beisammen hatte. Dann fragte sie in einer plötzlichen Anwandlung von Angst: "Was ist passiert?" Hastig antwortete Johannes: "Erfolg, Tertia. Es war ein voller Erfolg. Dein Mann ist geheilt. Wir können es nicht verhindern, daß der Krebs vielleicht wieder ausbricht, aber vorerst ist er geheilt." Erleichtert sank sie zurück. "Oh, das ist ja wunderbar." "Trotzdem ist etwas Unvorhergesehenes eingetreten, und das werden wir Gregory erklären müssen. Wir finden, es wäre das beste, wenn du es ihm sagst." "Ich?" Und mit einem neuerlichen Anflug von Angst fragte sie: "Was ist es denn?" Johannes erklärte es ihr.
Erst zwei Tage später durfte sie kurz ihren Mann sehen. Er saß aufrecht im Bett, war ein bißchen
blaß, aber er lächelte ihr zu.
"Wieder ein bißchen mehr Zeit geborgt, Tertia", sagte er überschwenglich. "Ehrlich, Greg, ich
hatte mich geirrt. Das Experiment ist geglückt, und man sagte mir, sie hätten in deinem Körper
keine Spur von Krebs mehr gefunden."
"Nun ja, das hat nichts zu sagen. Hier und da mag eine Krebszelle überlebt haben, aber damit
wird vielleicht mein Immunsystem fertig, wenn ich es noch mit der richtigen Medizin
unterstütze. Und wenn der Krebs wieder ausbricht, was noch Jahre dauern kann, dann wird Mike
eben wieder eingesetzt."
An der Stelle runzelte er die Stirn und sagte: "Weißt du was, ich habe Mike noch gar nicht
gesehen."
Mrs. Arnfeld schwieg diskret.
"Sie haben mich übergangen", meinte Arnfeld.
"Du warst geschwächt, Liebster, und standest unter Beruhigungsmitteln. Mike stöberte in deinem
Gewebe herum und hat hier und da Krebszellen vernichtet. Auch wenn die Operation geglückt
ist, brauchst du Zeit, um dich zu erholen."
"Wenn ich erholt genug bin, um dich zu sehen, dann bin ich wohl auch erholt genug, um Mike zu
sehen. Ich möchte mich wenigstens bei ihm bedanken."
"Einem Roboter braucht man nicht zu danken."
"Natürlich nicht, aber ich will es nun einmal. Du könntest mir einen Gefallen tun, Tertia. Geh
und sag ihnen, daß ich sofort mit Mike sprechen möchte."
Mrs. Arnfeld zögerte, dann faßte sie einen Entschluß. Noch länger zu warten, würde die
Angelegenheit für alle Beteiligten nur verschlimmern. Behutsam sagte sie: "Mike ist aber nicht
da, Liebster."
"Nicht da? Wie kommt das?"
"Er mußte eine Entscheidung treffen, weißt du? Er hat dein Gewebe hervorragend gesäubert; alle
sagen, er hätte erstklassige Arbeit geleistet; und dann mußte er re-expandieren. Das ist
gefährlich."
"Ja, aber ich bin doch hier. Was erzählst du da für Geschichten?"
"Mike beschloß, das Risiko möglichst gering zu halten."
"Ist doch klar. Was tat er?"
"Nun ja, Liebster, er machte sich noch kleiner."
"Was! Das geht doch gar nicht. Er hatte keine Anweisung, es zu tun."
"Nach dem Zweiten Gesetz, Greg. Aber das Erste Gesetz wurde vorrangig. Er wollte
sichergehen, daß dein Leben gerettet würde. Er konnte seine Größe selbst regulieren, deshalb
machte er sich kleiner, so schnell es ging, und sowie er weniger Masse besaß als ein Elektron,
aktivierte er seinen Laserstrahl; der war mittlerweile so winzig, daß er dir nicht hätte schaden
können, doch der Rückstoß ließ ihn mit nahezu Lichtgeschwindigkeit davonfliegen. Tief im
Weltall ist er dann explodiert. Die Gammastrahlen wurden aufgezeichnet."
Arnfeld starrte sie an. "Das darf doch nicht wahr sein. Ist das dein Ernst? Mike ist tot?"
"So ist es passiert. Mike mußte einfach eine Maßnahme ergreifen, um möglichen Schaden von
dir abzuwenden."
"Aber das habe ich nicht gewollt. Ich wollte weiter mit ihm arbeiten. Er wäre nicht
unkontrollierbar expandiert. Er wäre intakt aus meinem Körper herausgekommen."
"Er konnte nicht sicher sein. Um dein Leben nicht zu gefährden, opferte er sein eigenes."
"Aber mein Leben war weniger wichtig als seins."
"Nicht für mich, Liebster. Nicht für deine Mitarbeiter. Nicht für jeden. Nicht einmal für Mike."
Sie streckte ihre Hand nach ihm aus. "Komm, Greg, du bist am Leben. Es geht dir gut. Das ist
das einzige, was zählt."
Ungeduldig stieß er ihre Hand weg. "Es ist eben nicht das einzige, was zählt. Aber das verstehst
du nicht. Es ist zu schade. Es ist wirklich zu schade!" var
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