Ich muss dich heiraten!
Patricia McLinn
1315 - 12/2 2002
Gescannt von Almut K.
1. KAPITEL
Den Plan, die Flying-W...
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Ich muss dich heiraten!
Patricia McLinn
1315 - 12/2 2002
Gescannt von Almut K.
1. KAPITEL
Den Plan, die Flying-W-Ranch zu retten, fasste Matty Brennan noch, bevor sie aus dem Büro ihrer Rechtsanwältin stürmte. Doch als ihre Nase Sekunden später mit Dave Curricks Schlüsselbein kollidierte, nahm er Gestalt an. Außerdem registrierten ihre abwehrend erhobenen Hände, dass Dave sich sogar noch besser anfühlte, als sie ihn in Erinnerung hatte. "Wo brennt's, Matty?" Ausgerechnet ihm zu begegnen muss eine Fügung des Schicksals sein, dachte sie, während sie sich die schmerzende Nase rieb. Taylor Anne Larsen, ihre Anwältin, hatte Matty gerade verkündet, dass sie nicht nur in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten steckte, sondern auch noch ein gewaltiges juristisches Problem hatte. Taylor hatte vorgeschlagen, einen Teil des Landes zu verkaufen - aber das würde Matty niemals tun. Sie war die letzte Brennan und hing an jedem Grashalm auf der Flying W. Die Anwältin war in irgendeiner Vorstadt in Ohio aufgewachsen und konnte das natürlich nicht verstehen. Doch selbst hier in Knighton, Wyoming, teilten nur wenige Mattys Gefühle. Es gab nur einen Menschen, von dem sie das erwarten konnte, und das war Dave. Ihr Großonkel Henry hatte ihr mit der Ranch auch die hohe Erbschaftssteuer hinterlassen - ganz zu schweigen von einer Hypothek, die in zwei Jahren fällig war. Dennoch hatte sie das Erbe angetreten und war jetzt die rechtmäßige Eigentümerin der Flying-W-Ranch. Taylor hatte ihr Unterlagen über staatliche Fördermittel mitgegeben. "Vielleicht finden Sie etwas, das Ihnen über das nächste Jahr hilft. Falls ... " Falls die Flying W mir dann überhaupt noch gehört. Der Gedanke hatte Matty nicht losgelassen, als sie auf dem Weg durch den Empfangsbereich die eng bedruckten Seiten überflog. Sie musste einen Ausweg finden. Und dann sah sie es - das einzige Schlupfloch, das ihr erlauben würde, die Ranch zu retten. Alles, was sie dazu brauchte, war...
Sie hatte die Tür aufgerissen, war auf den Gehweg getreten und mit David Currick zusammengestoßen. Dem Menschen, den sie jetzt brauchte. Kein Zweifel, ein Wink des Schicksals. Matty schüttelte die Hände ab, die er um ihre Schultern gelegt hatte, um sie zu stützen. "Ich wollte ... zu dir", stammelte sie. "Zu mir?" Seine tiefe Stimme klang erstaunt. Das tat sie sonst nie, sonst blieb sie stets gelassen und verriet höchstens einen Anflug von Belustigung. Und sie klang unglaublich sexy. "Ich muss mit dir reden." "Das freut mich, Matty. In den letzten Wochen bist du mir ja aus dem Weg gegangen." "Bin ich nicht." "Ich weiß noch genau, was du gesagt hast, als ich dich anrief, um dich zum Essen einzuladen. Ruf mich nie wieder an. Es sei denn, um mich über dein Ableben in Kenntnis zu setzen. Nicht ganz logisch, aber die Botschaft war klar." Matty erinnerte sich nur zu gut daran. Sechs Jahre, nachdem sie Knighton für immer verlassen hatte, war sie am Abend vor Großonkel Henrys Beerdigung zurückgekehrt. Und gleich nach der Trauerfeier hatte sie in den beiden untersten Schubladen seines Schreibtischs die Berge unbezahlter Rechnungen und letzter Mahnungen gefunden. Entsetzt starrte sie sie an, als das Telefon läutete. Es war Dave. Der Mann, den sie einmal geliebt hatte. Und er lud sie zum Essen ein, als hätte sich in all den Jahren nichts geändert. Keine Entschuldigung, keine Erklärung, keine Bitte um Verständnis oder gar Verzeihung. Nichts. Und sie ließ ihre Verzweiflung an ihm aus. Natürlich hatte er nie wieder angerufen. „Es geht um einen ... geschäftlichen Vorschlag, den ich dir machen möchte", sagte Matty jetzt hastig. "Gern. Aber im Moment bin ich verabredet", erwiderte er. "Mit Miss Larsen." Er trug Jeans, ein blütenweißes Hemd und einen schwarzen Cowboyhut auf dem braunen Haar. "Warum?" fragte Matty. Taylor Anne Larsen war attraktiv und intelligent. Und hatte als Anwältin den gleichen Beruf gewählt wie er. "Nicht, dass es mich etwas angeht", fügte Matty rasch hinzu. "Stimmt."
Sie runzelte die Stirn. Dave war drei Jahre Älter als sie - und früher ihr großes Vorbild gewesen. Als Kind wollte sie lesen können wie er. Reiten, mit dem Lasso umgehen und so gute Zensuren bekommen wie er. Sie hatte es nie geschafft. Und natürlich war Dave auch der Erste gewesen, der sie küsste. In den Armen hielt. Ihr zeigte, was Leidenschaft war. Mit ihr schlief. Und der Einzige, der ihr das Herz brach. Sie war damals auf dem College gewesen, er hatte Jura studiert. Nach dieser schweren Enttäuschung hatte sie Knighton verlassen und sich geschworen, es ihm heimzuzahlen. Er wiederum schloss sein Jurastudium ab, bewältigte die Anwaltsprüfung gleich im ersten Anlauf und eröffnete eine florierende Kanzlei. Und da seine Eltern vor einigen Jahren beschlossen hatten, um die Welt zu reisen und auf diese Weise ihr Leben zu genießen, war er mittlerweile nicht nur ein angesehener Anwalt, sondern auch ein erfolgreicher Rancher. Dave lebte so, wie er es sich immer gewünscht hatte - und so, wie Matty es sich mit ihm zusammen erträumt hatte. Auf der Ranch, die direkt neben der Flying W lag ... Und die würde man ihr wegnehmen, wenn ihr Plan nicht funktionierte. Nur darauf kam es an. . „Es ist wichtig", beteuerte sie. "Sehr wichtig." "Ich könnte dich morgen besuchen..." "Nein!" In vierundzwanzig Stunden? Niemals. Bis dahin würde sie den Mut verlieren. Oder ihren Stolz wieder finden. "Es ist wirklich wichtig, Dave!" Jetzt war er es, der die Stirn in Falten legte. "Stimmt etwas nicht, Matty?" "Nein. Ich meine, ja, aber nicht so, wie du denkst." Ein junges Paar kam auf sie zu, und Matty packte den aufgekrempelten Ärmel von Daves Hemd und zog ihn daran zur Seite. "Was ist los, Matty? Du machst mir Sorgen. Hat es etwas mit diesem Cal Ruskoff zu tun, der für dich arbeitet?" "Cal? Nein. Wie kommst du denn darauf? Er schuftet für fünf und beklagt sich nie." "Was ist es dann?" Sie zögerte nur kurz. Jetzt oder nie, dachte sie.
"Ich will dich heiraten." "Wie bitte?" Daves Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert, aber seine Stimme klang, als wäre er sicher, sich verhört zu haben. "Ich will dich heiraten. Genauer gesagt, ich muss dich heiraten." Es dauerte eine Weile, bis er reagierte. Schließlich schob er sich den Cowboyhut in den Nacken, lehnte sich gegen den Pfosten, der das Dach über dem Gehsteig trug, und schlug ein Bein über das andere, als wäre ein Heiratsantrag für ihn alltäglich. "Du musst? Bist du dir auch sicher, dass du mich meinst?" fragte er belustigt. Aber sein Blick wirkte alles andere als amüsiert. "Entweder ist mir in den letzten Wochen etwas entgangen, das ich nur ungern verpasst hätte, oder du bist ein medizinisches Wunder." "Sei nicht albern, Dave. Ich bin nicht schwanger." "Da bin ich aber erleichtert. Ich würde ungern in die Schlagzeilen geraten, weil ich sechs Jahre nach der Zeugung endlich Vater werde. Es sei denn, du hast in den letzten Monaten mit einem anderen..." "Halt den Mund, Dave." "Es geht also nicht um ... eine Herzensangelegenheit?" "Warum sollte es um so etwas gehen?" "Nun ja", erwiderte er lächelnd. "Bei einer Heirat ist das nie ganz auszuschließen, oder?" "Ich habe doch gesagt, es ist rein geschäftlich." "Tut mir Leid, ich kann dir nicht folgen. Vielleicht bin ich naiv, aber für mich hat eine Hochzeit mit Romantik, nicht mit Geschäft zu tun." "Du musst es ja wissen. Schließlich hattest du Romanzen ohne Ende, aber verheiratet bist du noch immer nicht." "Du hast mein Privatleben aufmerksam verfolgt, was?" "Dein Liebesleben ist wie der Wind in dieser Gegend - man nimmt ihn nur wahr, wenn er ausnahmsweise mal nicht weht", entgegnete sie trocken. "Matty, wenn das deine Art ist, einem Mann einen Heiratsantrag zu machen, verstehe ich, warum du noch ledig bist." Nur mit Mühe schluckte sie eine bissige Erwiderung herunter. "Das ist nicht der Punkt“, sagte sie so ruhig wie möglich. "Und was ist der Punkt, Matty?" Seine Mundwinkel zuckten.
"Der Punkt ist ..." Okay, jetzt klang sie ein wenig verbissen, aber das musste er verstehen. "Dass ich dich heiraten will. Sofort. Aber nur auf Zeit." "Auf Zeit?" "Natürlich. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich mich für immer an dich binden würde, oder?" "Ich bitte um Entschuldigung. Aber da mir bisher noch nie die Ehe angetragen wurde, jedenfalls nicht von dir..." Wütend funkelte sie ihn an. "... möchte ich wissen, was auf mich zukommt. Eine rein geschäftliche Angelegenheit, so sagtest du doch?" "Wir heiraten und lassen uns nach einer Weile wieder scheiden. Einvernehmlich. Ganz einfach und problemlos." Dave zog eine Augenbraue hoch. "Von einer problemlosen Scheidung habe ich noch nie gehört. Erst recht nicht von einer einfachen." "Weil du nur Leute kennst, die richtig miteinander verheiratet waren." "Sorry, ich kann dir nicht mehr folgen." "Hör auf, das Unschuldslamm zu spielen, Currick. Du weißt genau, was ich meine", fuhr Matty ihn verärgert an. "Wir würden natürlich nur so tun, als wären wir verheiratet. Ich meine, wir würden zwar die ganze Prozedur durchlaufen, aber wir wären nicht wirklich verheiratet. Wir würden nicht..." Sie unterstrich ihre Worte mit einem durchdringenden Blick. „… das tun, was verheiratete Paare normalerweise tun. Also wäre die Scheidung kein Problem." Dave rieb sich das Kinn. "Hm ... Also heiraten wir, ohne wirklich verheiratet zu sein, und lassen uns dann wieder scheiden. Habe ich das richtig verstanden?" "Ja.“ "Wie lange?" "Wie lange was?" "Bis wir uns scheiden lassen." Darüber hatte Matty noch gar nicht nachgedacht. Sie wusste nicht, ob sie schon in diesem Jahr Geld aus dem staatlichen Förderprogramm bekommen und wie lange es reichen würde. Besser, sie gab sich ein wenig Spielraum. "Fünf Jahre."
Dave stieß sich vom Pfosten ab, als hätte er einen Stromschlag bekommen. „Fünf Jahre!" Sie verschränkte die Arme. "Fünf Jahre sind nicht lebenslänglich. Wir müssen ja nicht die ganze Zeit zusammen sein. Es muss nur so aussehen, als wären wir verheiratet." Dave lehnte sich wieder an. "Also wäre es okay, wenn ich ab und zu fremdgehe?" "Nein! " entfuhr es ihr, und sie bereute die Antwort, als er lächelte. "Wir müssen den Schein wahren. Das ist Teil der Abmachung." "Matty, Honey, sei doch mal vernünftig. Wenn du deine Haltung zu den ehelichen Pflichten und Rechten ni cht überdenkst..." "Nein! " "... kommen fünf Jahre nicht infrage." Widerwillig gab sie nach. "Dann eben vier Jahre." "Sechs Monate." "Drei Jahre." "Ein Jahr", konterte er. "Zwei Jahre." "Achtzehn Monate." Hektisch rechnete Matty nach. Wenn sie den Zuschuss schon in diesem Jahr bekäme und dann noch mal im nächsten Jahr ... dann müsste es eigentlich reichen, um mit der Flying W schwarze Zahlen zu schreiben. Und eine Scheidung brauchte Zeit, also mit etwas Glück... "Zweiundzwanzig Monate, bis wir die Scheidung einreichen." "Abgemacht." Dave streckte die Hand aus. Matty legte ihre hinein. Er umschloss sie, und sie spürte seine Kraft und fühlte die Schwielen. Man sollte meinen, dass ein Anwalt seine Hände nur zum Unterschreiben von Schecks brauchte. "Also lassen wir uns in zweiundzwanzig Monaten scheiden. Und wann heiraten wir?" fragte er, ohne ihre Hand loszulassen. "So bald wie möglich." Die Antragsfrist für staatliche Fördergelder lief in dreieinhalb Wochen ab. Einen Moment lang starrte er sie an. "Okay", sagte er dann. Matty stieß den angehaltenen Atem aus - bis ihr aufging, dass sie sich zu früh gefreut hatte. "Und was bekomme ich dafür?" fragte er.
"Bitte?" "Du musst schon fair sein, Matty. Offenbar versprichst du dir etwas davon. Also sollte ich auch etwas bekommen." Er hatte Recht. Es wäre nur fair. Und äußerst unangenehm. "Ich kann es mir nicht leisten, dich zu bezahlen", gestand sie. "Ich will kein Geld." "Was dann? Du hast deine Kanzlei, die Slash-C-Ranch läuft gut, und du hast das Haus renovieren lassen. Was könntest du da von mir wollen?" Die Frage stand eine ganze Zeit lang zwischen ihnen. Plötzlich spürte Matty, wie ihre Wangen sich röteten. Einst hatte Dave nur eins von ihr gewollt. Ihr Herz. Zusammen mit ihrem Körper und ihrer Seele. Sie hatte ihm alles bereitwillig geschenkt. Und er hatte es ihr zurückgegeben. "Meinen Seelenfrieden und etwas, worauf ich mich freuen kann.“ "Was soll denn das heißen?" fragte sie. "Nun ja, Seelenfrieden heißt, dass ich wissen will, was du vorhast. Warum willst du mich auf einmal heiraten?" Sie wich seinem Blick aus. "Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Erst müssen wir verheiratet sein." Dave schloss die Augen. "Weil ich nicht gegen dich aussagen kann, wenn wir verheiratet sind?" "Daran habe ich noch gar nicht gedacht." "Matty, um Himmels willen, ich bin Anwalt, ein Organ der Rechtspflege. Ich..." „Genau deshalb erzähle ich es dir ja auch nicht. Ich will dein Gewissen nicht belasten." „Danke für deine Rücksichtnahme, aber…“ "Du brauchst nicht sarkastisch zu werden, Currick", unterbrach Matty ihn. "Es ist nichts Schlimmes. Ich will damit nur eine kleine bürokratische Hürde umgehen, mehr nicht. Ehrlich." Sein Misstrauen kränkte sie. "Ich würde dich nicht bitten, etwas wirklich Unrechtes zu tun." Dave schien ihr zu glauben, und fast hätte sie ihm die Wahrheit gesagt. "Du kannst mir also versprechen, dass ich es nicht irgendwann mit FBI, CIA oder der Staatspolizei von Wyoming zu tun bekomme?" fragte er.
"Natürlich." "Schon gut. Was meinen Seelenfrieden angeht, komme ich im Moment wohl nicht weiter. Aber dann gib mir wenigstens etwas, worauf ich mich freuen kann." "Zum Beispiel?" Matty kniff die Augen zusammen. Zu ihrer Verärgerung leuchteten seine Augen auf. "Lass mich überlegen..." Er starrte dorthin, wo die schneebedeckten Berggipfel in den blauen Himmel ragten. "Ich hab's. Wir lassen die Stute, die dein Onkel Henry mir vor der Nase weggekauft hat, von Brandeis decken. Die nächsten drei Jahre lang. Und ich bekomme die Fohlen." "Niemals. Wir lassen Juno einmal decken, und wenn sie fohlt, würfeln wir." "Wir züchten so lange, bis es ein Fohlen gibt, das mir gefällt." "Wir züchten so lange, bis es ein gesundes Fohlen gibt, und du bekommst es." "Abgemacht." Erneut streckte Dave die Hand aus, und nach kurzem Zögern ergriff Matty sie und ließ sie sofort wieder los. "Ich kümmere mich um die Heiratslizenz und ..." begann sie. "Das ist Sache des Mannes. Ich muss sowieso ins Gericht und kann dir die Fahrt nach Jefferson ersparen." "Okay, aber erledige es so schnell wie möglich." "Versprochen." "Ich höre also bald von dir?" "Hast du nicht etwas vergessen?" fragte er. "Was ist mit den anderen Hochzeitsvorbereitungen?" "Hoch..." Seltsam, irgendwie brachte sie das Wort nicht heraus. "Ich dachte ... wir heiraten vor irgendeinem Richter." "Das könnte Misstrauen wecken. Schließlich stammen wir beide aus alten Familien in Knighton. Und du willst doch sicher nicht, dass die Leute einen falschen Eindruck bekommen, oder? Ich wäre also für eine kirchliche Trauung." "Nein. Keine Kirche und keine Hochzeitsfeier. Ich habe keine Zeit mich um den ganzen Aufwand zu kümmern. " "Na gut. Ich möchte nur nicht, dass die Leute hier misstrauisch werden."
"Dann kümmere du dich eben um alles." Kaum hatte Matty die Worte ausgesprochen, stieg das mulmige Gefühl in ihr auf, dass er genau das wollte. „In Ordnung." Was soll's, ich habe Wichtigeres zu tun, als mir über Dave Curricks Absichten den Kopf zu zerbrechen, dachte sie. "Keine Kirche und nichts Aufwendiges, ist das klar?" "Nichts Aufwendiges", stimmte er zu. Verrückt. Das war Dave immer gewesen, wenn es um Mathilda Jeanette Brennan ging, und wie es aussah, würde er das wohl auch bleiben. Seit sie damals hinter ihm hergestolpert war und "Ich auch angeln!" gerufen hatte, in den Jahren ihrer kumpelhaften Freundschaft und in der viel zu kurzen Zeit, in der sie sich geliebt und Zukunftspläne geschmiedet hatten - immer hatte sie ihm fast den Verstand geraubt. Dave Currick saß auf seiner Veranda, ließ den Stuhl auf die Hinterbeine kippen und legte einen gestiefelten Fuß auf das Geländer. Was, um alles in der Welt hatte Matty jetzt wieder vor? Sie hatte ein Problem, das stand fest. Und er war froh, dass sie sich damit an ihn wandte. Dabei wurde ihm ganz warm ums Herz. So hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Seit sechs Jahren nicht mehr. Hätte man ihn vor vierundzwanzig Stunden gefragt, wen Matty um Hilfe bitten würde, hätte er "Cal Ruskoff " gesagt. Cal war der Mann den Henry Brennan vor zwei Jahren als Helfer auf seine Ranch geholt hatte. Und jedes Mal, wenn Dave Matty und Cal zusammen gesehen hatte, auf Henrys Beerdigung oder beim Einkaufen, war ihm aufgefallen, wie gut die beiden sich zu verstehen schienen. Trotzdem war sie zu ihm gekommen. Es hatte Zeiten gegeben, da hätte er Matty rundheraus fragen können wo ihr Problem lag. Oder er hätte es gewusst, ohne dass sie es ihm sagen musste. Jetzt konnte er nur raten. Vermutlich hatte es etwas mit der Flying W zu tun. Nachdem Mattys Großvater vor fast vier Jahren gestorben war, hatte unter seinem Bruder Henry der Niedergang der Ranch begonnen. Dave war zwei Mal dort vorbeigefahren, um seine Hilfe anzubieten, aber der alte Mann hatte ihn mit der Schrotflinte vom Hof gejagt.
Keine Frage, Henry hatte Matty ein juristisches Chaos hinterlassen. Dave hoffte, dass sie damit zu ihm kommen würde. Stattdessen jedoch wandte sie sich an Taylor Anne Larsen, die gerade erst ihre Kanzlei eröffnet hatte. Das hatte seiner Hoffnung auf eine Versöhnung einen schweren Dämpfer verpasst. Umso erstaunlicher war, dass Matty ihn vorhin angesprochen hatte. Selbst wenn sie morgen früh anrief und ihn bat, das Ganze zu vergessen, würde ihm das Hoffnung machen, einen Weg in ihr Leben zu finden. Nach all den Jahren, Monaten, Tagen - vor allem Nächten -, in denen er sich einzureden versucht hatte, dass es keine Hoffnung mehr gab.
2. KAPITEL Zwei Tage, nachdem sie Dave Currick einen Heiratsantrag gemacht hatte, verließ Matty eilig die Bank. Wer hätte gedacht, dass die Änderung ihres Wohnsitzes so viel Aufsehen erregen würde? Bei der Post war alles ganz schnell gegangen - sie hatte ein Formular ausgefüllt, es abgegeben und war wieder verschwunden. Doch in der Bank hatte Joyce Arbedick sie mit großen Augen angesehen, während ihr Mund sich zu einem perfekt gerundeten 0 formte. "Wir heiraten", erklärte Matty hastig. Und da ging es erst richtig los. Sämtliche Kunden drängten sich um den Schreibtisch der stellvertretenden Filialleiterin, um Matty zu gratulieren und ihr Glück und eine lange Ehe zu wünschen. Vermutlich hatte der Trubel sogar einige Passanten von draußen hereingelockt. Und während sie heute früh die vier abgemagerten Kühe auf der Hauskoppel fütterte, hatte ihre Anwältin aufs Band gesprochen und Matty gebeten, in die Kanzlei zu kommen. Nicht sehr verheißungsvoll. Je schneller sie mit der Ummeldung ihres Wohnsitzes fertig war, desto früher konnte sie den Zuschuss beantragen. Vielleicht sollte sie Taylor nachher fragen, ob... "Matty?" Matty zuckte zusammen. Sie war sich nicht sicher, ob es das Klopfen an der Seitenscheibe oder Daves Stimme war, die sie so erschreckt hatte. "Meine Güte! Musst du dich so anschleichen?" "Ich habe mich nicht angeschlichen", protestierte Dave und bedeutete ihr, das Fenster zu öffnen. "Du warst nur zu sehr damit beschäftigt, an deinem Daumennagel zu kauen." Natürlich musste er sie an diese Unart aus der Kindheit erinnern. "Was willst du?" "Dich."
Sie blinzelte, und ihr wurde warm. Unwillkürlich musste sie daran denken, wie es gewesen war, von Dave begehrt zu werden. „Warum?“ "Wir haben noch Zeit für die Bluttests, bevor du zu deinem Dreiuhrtermin bei Taylor musst.“ Stand er Taylor so nahe, dass er ihren kompletten Terminplan kannte? Der Gedanke daran gefiel Matty gar nicht. "Bluttests?" „Hast du etwa noch immer Angst vor Spritzen?" "Natürlich nicht“, log sie. "Aber du hast mir nichts von einem Arzttermin gesagt." „Es ist kein richtiger Termin. Als ich dem Doc erzählte, dass du heute Nachmittag hier bist, meinte er, er könnte uns dazwischen nehmen, wenn wir vor drei kommen." „Woher wusstest du ..." „Taylor hat auch mich angerufen." „Das wollte ich gar nicht wissen", sagte Matty so würdevoll möglich. "Woher wusstest du, dass ich jetzt schon in der Stadt sein würde?" „Ganz einfach." Dave öffnete die Tür des Trucks und winkte heraus. Die alten, ausgeblichenen Bluejeans brachten seine muskulösen Beine zur Geltung, und Matty zwang sich, nicht hinzusehen. "Ich habe auf der Flying W angerufen. Du warst nicht da, also habe ich gefolgert, dass du schon losgefahren bist." "Sehr gewagt, Sherlock", erwiderte sie, als sie die Arztpraxis ansteuerten. "Mag sein, aber die Bestätigung bekam ich vor fünfzehn Minuten, als drei Leute fast gleichzeitig bei mir im Büro anriefen und zwei andere persönlich vorbeikamen." "Wieso hat das bestätigt, dass ich in der Stadt bin?" „Alle fünf hatten davon gehört, dass du in der Bank unsere Verlobung verkündet hast." Er seufzte. "Schätze, der Bräutigam erfährt es immer zuletzt." Sie blieb stehen. "Tut mir Leid, Dave. Ich habe es nicht herumtratschen wollen. Aber als ich Joyce meine neue Adresse nannte und sie mich anstarrte, als hätte ich ihr von einem Sittenskandal erzählt, rutschte mir heraus, dass wir heiraten." Dave verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. "Kein Problem. Schließlich hast du mir gesagt, dass es bei unserer Abmachung auch um öffentliche Auftritte geht."
Matty wollte weitergehen, doch Dave legte ihr eine Hand auf den Arm. „Eines wundert mich allerdings, Matty." „Was?" „Du hast es sehr eilig, deinen Wohnsitz zu ändern. Du wartest nicht einmal, bis wir verheiratet sind." "Ich will, dass alles seine Ordnung hat", murmelte sie. "Komm schon, der Doc hat nicht den ganzen Tag Zeit." "Du brauchst mich nicht hereinzubringen", protestierte Matty zwanzig Minuten später, als Dave ihr die Tür zu Taylor Larsens Kanzlei öffnete. "Du siehst aber noch immer blass aus." Sie funkelte ihn an. "Ich bin nicht blass und wäre auch nicht ohnmächtig geworden. Alles war okay, bis du mir den Kopf zwischen die Knie gedrückt hast. Erst danach wurde mir schwindlig.“ Was natürlich nicht etwa als Reaktion darauf zu verstehen war, dass er ihr seine warme Hand in den Nacken gelegt und die Finger sowohl in ihr Haar als auch unter den Kragen ihres Pullovers geschoben hatte. "Klar", erwiderte er nur. "Hallo, Lisa." "Dave, Matty." Lisa Currick, Daves jüngere Schwester und Taylors Bürochefin, klang beleidigt. "Wie ich höre, sind Glückwünsche angebracht." Schlagartig meldete sich Mattys schlechtes Gewissen. "Dass ihr euch dauernd gestritten habt, war nur Tarnung, stimmt's?" fuhr Lisa fort. "Jedenfalls finden das alle, mit denen ich seit Mattys Auftritt in der Bank gesprochen habe." "Lisa, es tut mir so Leid", begann Matty. "Aber, ehrlich, es ist nicht so, wie du..." "Mir tut es auch Leid", unterbrach Dave sie und legte ihr den Arm so fest um die Taille, dass sie einen Aufschrei unterdrücken musste. "Du solltest es eigentlich als Erste erfahren, aber du kennst ja Knighton. Ich erkläre dir alles beim Essen in Jefferson. Was hältst du davon?" "Heute Abend nicht. Aber morgen. Taylor erwartet euch." "Uns?" fragte Matty verwundert nach. "Augenblick mal, was soll Dave denn..." "Lass uns hineingehen", sagte Dave und klopfte an die Tür. "Ich verstehe nicht, was du hier..."
"Hallo", begrüßte Taylor sie und stand auf. "Ich freue mich, dass ihr beide kommen konntet, um das hier zu besprechen." Sie zeigte auf einige Unterlagen mit Daves Briefkopf. "Um was zu besprechen?" fragte Matty. Die Anwältin winkte sie auf die beiden Stühle vor ihrem Schreibtisch. "Eigentlich gibt es nicht viel zu besprechen. Daves Entwurf ist ausgezeichnet." "Daves Entwurf wovon?" "Ich habe mir erlaubt, ihn gestern Taylor zuzuschicken, damit sie ihn durchsehen kann. Dachte mir, das ist besser, als dich heute damit zu überfallen, Taylor", erklärte Dave. "Ich weiß es zu schätzen, Dave." Matty hatte genug von diesen anwaltlichen Höflichkeiten. "Was ist das für ein Entwurf?“ Dave gab sich überrascht, aber seine Augen glitzerten. "Unser Ehevertrag, Liebling." "Unser ... Hast du etwa Angst, ich könnte dich ausplündern, Currick?" Taylor hob den Kopf. "Natürlich nicht." Dave ergriff Mattys Hand. Sie wollte sie ihm entreißen, aber er ließ sie nicht los. "Du bist ja verdammt schnell. Du hattest den Ehevertrag gestern Nachmittag schon fertig, obwohl ich dir erst vor zwei Tagen ...“ "Ich weiß", unterbrach er sie mit warnendem Blick. "Wir haben den Hochzeitstermin erst vorgestern festgelegt. Aber da wir schon so lange davon geredet haben, war ich natürlich vorbereitet. Wir haben beide eine Ranch, da ist es besser, alles vorher zu regeln." "Das stimmt, Matty", meinte Taylor ernst. "Dieser Vertrag sichert die Existenz der Flying-W-Ranch und der Slash C. Im Fall einer Scheidung erhält jeder von euch sein Eigentum in den alten Grenzen zurück. Die in der Ehe erwirtschafteten Gewinne werden ebenso wie eventuell gekaufte Rinder oder Maschinen hälftig geteilt." "Oh." Dave nickte, obwohl der Vertrag alles andere als gerecht war. Die Slash C würde wesentlich mehr Gewinn abwerfen als die marode Flying W. Und davon sollte sie die Hälfte, bekommen? "Es ist ein sehr fairer Vertrag", betonte die Anwältin. "Aber da ist noch..."
"Was?" fragte Matty misstrauisch. "Diese etwas ... eigenartige Bestimmung, nach der ihr beide einverstanden seid, die Stute Juno von Brandeis decken zu lassen. Wobei Dave das erste lebende Fohlen erhält." "Ach, das. Das ist okay." Taylors Stirnrunzeln vertiefte sich. "Außerdem ist vorgesehen, dass ... Juno in Daves Eigentum übergeht, wenn Sie erst nach Ablauf von zwei Jahren die Scheidung einreichen." "Was!“ "Also, Matty", begann Dave übertrieben besänftigend. "Das ist doch nur fair. Ich habe lange darüber nachgedacht und finde, dass eine Ehe, die weniger als zwei Jahre hält, ein deutliches Zeichen dafür ist, dass Mann und Frau einen Fehler gemacht haben - einen Fehler, den jeder begehen kann. Aber nach einer solchen Zeit wäre es leichtsinnig, die Ehe vorschnell aufzulösen." Matty öffnete den Mund, aber Dave ließ sie nicht zu Wort kommen. "Wenn ich irgendwann nach zwei Jahren die Scheidung einreiche, gehe ich natürlich leer aus. Außerdem gilt es doch nicht lebenslang. Juno wird noch fünfzehn, höchstens zwanzig Jahre leben. Danach kannst du dich scheiden lassen, ohne dass es dich irgendetwas kostet." Oh, er war so schlau, der Rechtsanwalt Dave Currick. Er wollte sicherstellen, dass sie ihn nicht zwingen konnte, länger als die vereinbarten zweiundzwanzig Monate mit ihr verheiratet zu bleiben. Die beiden zusätzlichen Monate waren nicht mehr als ein Trostpflaster. "Okay, Taylor. Ich bin einverstanden. Schließlich wird diese Bestimmung nie in Kraft treten, nicht wahr, Liebling?" sagte Matty zuckersüß und lächelte ihn an, bis sein Blick misstrauisch wurde. "Natürlich sind wir alle zuversichtlich, dass der ganze Vertrag im Grunde überflüssig ist", meinte Taylor. Ziemlich romantisch für eine Anwältin, dachte Matty und hob einen Finger, als wäre ihr gerade eine Idee gekommen. „Trotzdem sollten wir eine Bestimmung einfügen, nach der ich Brandeis bekomme, wenn Dave sich nach Ablauf von zwei Jahren scheiden lässt. Das wäre nur gerecht." Dave hustete, und sie war sicher, dass er damit nur ein Lachen unterdrückte. "Nicht schlecht", murmelte er so leise, dass nur sie es hören konnte. Dann sprach er laut weiter. "Matty hat Recht, Taylor.
Nimm einen entsprechenden Passus auf, ich zeichne ihn ab, und dann können wir den Vertrag unterschreiben." "So, das wäre geschafft", sagte Matty, während sie das Ende ihres Zopfs aus dem Kragen zog. Dave wusste, wie sehr sie in der High School unter ihrem glatten Haar gelitten hatte. Wie oft hatte er mit ihrer Großmutter in der Küche der Flying-W-Ranch gesessen und gewartet, bis Matty aus dem Bad kam ... mit Locken, die den ersten Windstoß nicht überstehen würden. Jetzt schien es ihr nichts mehr auszumachen. Ihm hatte ihr Haar immer so gefallen, wie es nun einmal war. Glatt und seidig und durchzogen von Strähnen in tausend Schattierungen, wenn die Sonne auf den hellbraunen Grundton schien. "Ja, es ist geschafft", stimmte Dave ihr zu. "Was jetzt?" "Wie wäre es mit Eiscreme?" "Ich meinte, was müssen wir noch alles erledigen, bevor wir heiraten?" "Oh, nicht viel", sagte er und unterdrückte ein Lächeln. Eigentlich hätten sie sofort heiraten können, ohne Bluttest und Wartefrist. Sie hätten das Formular ausfüllen, sich einen Richter suchen und die Ehe registrieren lassen können. Aber das wusste Matty noch nicht. Auf diese Weise bestand immerhin die Chance, dass Matty sich die Sache mit der Eheschließung doch noch anders überlegen würde. Andererseits hätten sie beide aber bis dahin Gelegenheit, ihr gestörtes Verhältnis zueinander zumindest so weit in Ordnung zu bringen, dass sie wieder miteinander reden konnten, nachdem sie sich sechs Jahre lang aus dem Weg gingen. "Mal sehen ... heute ist Freitag. Der Doc hat mir versprochen, sich mit den Ergebnissen zu beeilen. Der Ehevertrag ist unterschrieben, also ... könnten wir am Dienstag heiraten." "Am Dienstag?" "Passt dir Mittwoch besser?" Das Glitzern in Daves Augen entging ihr nicht. "Dienstag ist okay", gab sie schnell zurück. "Also am Dienstag. Ich komme dann Montagmorgen vorbei, um deine Sachen zu holen." "Meine Sachen?"
"Kleidung und so. Wenn du ein paar Möbel mit auf Slash C mitnehmen willst, kümmern wir uns später darum." Er sah Matty an, dass sie noch gar nicht daran gedacht hatte, was eine Heirat alles bedeutete. Aber sie fing sich schnell. "Gut.“ "Gegen neun?" "Gut." "Gut, wiederholte er. "Möchtest du Eis, bevor du auf die Ranch zurückfährst?" "Nein. Nein, danke. Ich ... Es gibt da noch etwas, worüber ich mit Taylor reden muss. " Matty drehte sich um, verschwand wieder in der Kanzlei, und Dave starrte auf die geschlossene Eingangstür. Stimmte das, oder war ihr gerade aufgegangen, was sie da eigentlich unterschrieben hatte? Nach einem Wochenende wie diesem sollte der Montag eigentlich besser verlaufen. Aber Matty hatte kein Glück. Am Samstag hatte der alte Pick-up mal wieder den Geist aufgegeben und musste in die Werkstatt. Dann bekamen zwei spät kalbende Kühe Probleme. Matty und Cal taten, was sie konnten, bis die erste schließlich ein kränkliches Kalb zur Welt brachte. Sie wollten gerade einen Kaffee trinken, da begann die zweite zu kalben. Zum Dank für ihre Hilfe trat das Tier Matty gegen die Hüfte. Wenigstens überlebte das Kalb. Das erste starb, als der Mond aufging. Nach nur wenigen Stunden Schlaf regnete es am Sonntagmittag in Strömen, als Matty und Cal zur Westweide hinaus ritten. Dort stellten sie fest, dass ein Teilstück des Zauns umgestürzt war und ihre Herde sich mit der von Bert Watsons Diamond-DRanch vermischt hatte. Als sie die beiden getrennt und den Zaun repariert hatten, wurde es bereits wieder dunkel. Was für ein Wochenende! Am schlimmsten war der Sonntagabend gewesen, an dem sie Cal Ruskoff von ihren Heiratsplänen erzählt hatte. Sie hatte tief Luft geholt. "Cal, ich muss dir etwas sagen ... Ich werde am Dienstag heiraten. Dave Currick. " Zunächst schwieg er. Dann erzählte er, dass Henry ihm befohlen hatte, Dave Currick unter keinen Umständen auf die Flying W zu lassen.
"Ach, das. Großonkel Henry hat Dave gehasst, weil er damals mit mir Schluss machte. Du weißt ja, wie Henry war." "Dave hat dich damals verlassen. Dann warst du jahrelang fort. Seit du zurück bist, arbeitest du viel zu schwer, um mit einem Mann auszugehen. Und jetzt heiratest du plötzlich, was ist los, Matt?" Sie fing an, es ihm zu erklären. Genauer gesagt, sie versuchte Cal zu erklären, warum sie es ihm nicht erklären konnte. Jedenfalls nicht alles. Noch nicht. Wenn sie es irgendwann tat, würde er schon einsehen, dass es das Beste für die Ranch war. Und niemandem wehtat. Als Matty fertig war, schlug Cal mit der Faust auf den Küchentisch, warf ihr vor, ein Dummkopf zu sein, und marschierte wütend hinaus. Am Montagmorgen war Cal nirgends zu sehen. Erst als Dave in seinem blauen Pick-up an der Hintertür hielt, kam ihr Ranchhelfer aus der Scheune geschlendert. Dave stieg aus. Abgetragene Jeans und ein verblichenes Shirt verrieten, dass er heute nicht Anwalt, sondern Rancher war. Und plötzlich war Matty froh über das misslungene Wochenende. Es hatte ihr geholfen, in Dave nicht mehr als das Mittel zum Zweck zu sehen. "Morgen, Matty", begrüßte Dave sie. "Hast du deine Sachen gepackt?" Als sie nicht sofort antwortete, drehte er sich zu Cal um. "Morgen, Cal. Ich nehme an, Sie wissen es bereits." "Ja. Lieben Sie sie?" " Cal! " rief sie empört aus. "Sie kennen mich nicht gut genug, um mich das zu fragen", wies Dave ihn gelassen zurecht und zog sich den Hut tiefer in die Stirn. "Warum fragen Sie nicht Matty?" "Okay." Cal trat auf sie zu. "Wie ist es mit dir, Matty? Liebst du ihn?" Ihr Blick zuckte zu Dave hinüber, dann wieder fort. Ob sie ihn liebte? Die Worte hallten in ihrem Kopf und in ihrem Herzen wider, bis sie die Stimme ihrer Großmutter zu hören glaubte. Liebst du ihn, Mädchen? Liebst du ihn wirklich? Oder bildest du dir das nur ein, weil du es von dir erwartest? Denk darüber nach, Matty. "Heiratest du Dave Currick, weil du ihn liebst?" drängte Cal. "Cal, ich habe dir schon gestern Abend gesagt, dass ich meine Gründe habe. Und welche das sind, geht nur Dave und mich etwas an."
"Sehr richtig", murmelte Dave. Cal achtete nicht auf ihn. "Das kannst du nicht tun, Matty.“ "Cal, mach keine Tragödie daraus. Dave und ich sind uns einig. Es wird alles gut, warte es nur ab. Ich hole jetzt meine Sachen." Sie drehte sich um und ging ins Haus. Als die Tür hinter ihr zufiel, hörte sie Daves Stimme und blieb stehen. "Offenbar kennen Sie Ihre Arbeitgeberin nicht sehr gut, Cal.“ Sie sah, wie Cal herumfuhr. "Finden Sie es etwa richtig, dass sie Sie heiratet, um die Ranch zu retten?" "Also hat sie Ihnen erzählt, worum es geht?" "Nicht ausführlich", knurrte Cal. "Trotzdem denken Sie, dass sie hinter meinem Geld her ist?" fragte Dave und klang, als würde es ihn gar nicht besonders interessieren. "Nein, Matty ist nicht so ... Außerdem hat sie mir von dem Ehevertrag erzählt." "Ich würde ihr Geld geben, wenn sie das will. Und das weiß sie.“ "Das ist hier nicht die Frage", entgegnete Cal aufgebracht. "Die Frage ist, ob Sie finden, dass sie diese verrückte Sache wirklich durchziehen soll." "Ihr davon abzuraten ist die sicherste Methode, aus Mathilda Brennan Mathilda Brennan Currick zu machen", erwiderte Dave lächelnd. Als Matty das Fliegengitter vor der Hintertür öffnete, wirkten die beiden Männer auf sie wie zwei Boxer im Ring, die auf den Gong zur ersten Runde warteten. Hastig drehten sie sich zu ihr um. Es war zwar schmeichelhaft, dass sie so besorgt um ihr Wohl waren, aber so etwas konnte leicht außer Kontrolle geraten. Zufrieden beobachtete sie, wie Dave und Cal gesenkten Hauptes ins Haus trotteten. "Currick! Nur fürs Protokoll", sagte sie, als die beiden an ihr vorbeigingen. "Ich will dein Geld nicht und würde es nicht annehmen, wenn du es mir anbietest." Dave blieb stehen und stützte sich mit einer Hand an der Wand ab, direkt über ihrer Schulter. Sie spürte seine Wärme und nahm seinen Duft nach Sommer und Sonne wahr. Er starrte sie an, und sie musste das Kinn heben, um seinen herausfordernden Blick zu erwidern. Er brauchte nur den Arm zu beugen, und sein Mund würde ihren
berühren. Würde er so schmecken wie früher? Würde er sich so anfühlen? Würde ... Nein! Das alles war Vergangenheit. Sie bewegte sich nicht. "Willst du mir nun helfen oder den ganzen Tag hier herumstehen, Currick?" Dave lächelte. "Wir haben nur deshalb so über dich geredet, als wärst du nicht da, weil du nicht da warst." Schließlich stieß er sich von der Wand ab und folgte Cal. "Du warst im Haus und hast uns durch die Tür belauscht." "Habe ich nicht! Ich..." Nun ja, eigentlich hatte sie genau das getan. Kurz bevor er um die Ecke zur Treppe bog, warf Dave einen belustigten Blick über die Schulter zurück zu Matty. "Ich hatte jedes Recht, euch zuzuhören", protestierte Matty. "Ihr habt über mich gesprochen, auf meinem Grund und Boden." Als Antwort kam nur ein Lachen. Später an diesem Nachmittag kam Dave pfeifend aus dem Gerichtsgebäude in Jefferson und ging zu seinem Wagen. Er hatte getan, was er konnte. Jetzt war nur noch die Frage, wann Matty Angst vor ihrer eigenen Courage bekommen und wie sie sich aus der Affäre ziehen würde. Vorsichtshalber hatte er einen Richter besorgt - nur für den Fall, dass sie bis dahin durchhalten würde. Richter Halloran war ein alter Freund der Familie, und Dave hatte ihn so weit wie möglich eingeweiht. Da Halloran aber ein sehr direkter Mensch war, befürchtete Dave, der Richter würde Matty morgen früh mit den Worten "Dave hatte schon Angst, du würdest kneifen" begrüßen. Nein, sie sollte ihm nichts vorwerfen können. Denn auch nachdem sie die Trennung einleitete, wollte er sie wieder sehen. Und sei es auch nur, wenn sie kam, um ihre Sachen von der Slash C zu holen. Plötzlich fiel ihm ein Geschäft auf, das er bisher noch nie bemerkt hatte. Eine Floristin, die auch Blumenschmuck für Hochzeiten anfertigte. Warum nicht? dachte er. Eine Braut braucht einen Strauß, selbst wenn sie wahrscheinlich gar nicht Ja sagt. Außerdem würde es Matty vielleicht ein wenig gnädiger stimmen, so dass sie den Kontakt zu ihm nicht völlig abbrach. „Ich hätte gern einen ganz normalen Brautstrauß", sagte Dave also zu der jungen Verkäuferin mit der Aufschrift True Flower Power, auf
dem T-Shirt. Damit konnte die Frau allerdings wenig anfangen. Außerdem war sie entsetzt darüber, dass Dave keine Ahnung hatte, was die Braut tragen würde. "Hören Sie", unterbrach er sie, als sie ihm eine verwirrende Vielfalt von Kombinationen aufzählte. "Stellen Sie einfach etwas Schönes zusammen, okay?" "Aber Sie wollen doch sicher etwas ganz Besonderes? Etwas, das Ihre Beziehung zu Ihrer zukünftigen Frau symbolisiert?" Ein Feigenkaktus vielleicht? Dave bezweifelte, dass die Floristin einen solchen Wunsch verstehen würde. "Ganz normale Blumen reichen ... Nein, warten Sie. Ich weiß etwas. Es gibt da eine Wildblume mit leuchtend roten Blüten. Indianischer Malerpinsel oder so ähnlich ..." Irgendwie hatte ihn ihre Ausstrahlung immer an Matty erinnert. "Die Blüten selbst sind klein und grünlich", verbesserte die junge Frau ihn. "Nur die Deckblätter sind rot." "Wenn Sie keine besorgen können ..." "Meine Lieferanten führen sie nicht, aber in meinem Garten wachsen welche. Es ist ... perfekt, einfach perfekt. Ich bin so gerührt." Sie blinzelte mit feuchten Augen. "Auf die wundervolle Idee, sie in einem Brautstrauß zu verwenden, ist bisher noch niemand gekommen. Dabei sind diese Blumen wie geschaffen dafür ... Woher wissen Sie, dass die Essenz ihrer Blüten Träume wahr werden lässt?" "Tatsächlich? Hören Sie, ich muss jetzt leider gehen. Könnten Sie den Strauß morgen früh ins Gerichtsgebäude bringen lassen?" "Natürlich", versprach sie. "Ich werde Ihre Lieblingsblume als Grundlage nehmen und durch andere Elemente ergänzen, die ihre harmonische Wirkung noch betonen. Diese Blume verkörpert sozusagen die Harmonie der Gegensätze, sicher ist Ihnen die Lehre von Yin und Yang ein Begriff? Wobei bei dieser Gebirgsblume natürlich das weibliche, empfangende Element Yin stärker vertreten ist, allerdings ..." Dave schloss die Ladentür hinter sich und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Die Braut sah wütend aus. Das war Dave immer noch lieber als das verkniffene, blasse Gesicht, mit dem Matty auf der Fahrt zum Gerichtsgebäude neben ihm
gesessen hatte. Als er sie nämlich vor eineinhalb Stunden auf der Flying W abgeholt hatte, sah sie aus wie ein Rodeoreiter, der vom Stier abgeworfen worden war und sich ein paar Knochen gebrochen hatte. Jetzt sah sie eher aus wie der Stier selbst - kurz vor dem Angriff. Sie trug ein Kostüm, aber nicht so eines, wie er es schon von anderen Frauen kannte, die sich hier im Gerichtsgebäude trauen ließen. Auch Matty selbst hatte er noch nie so etwas tragen sehen. Es war sehr hell, fast weiß, die Farbe lag irgendwo zwischen Pink und Pfirsich. Es endete kurz oberhalb der Knie und lenkte den Blick erst auf die reizvollen Waden, dann auf die schwarzen Schuhe, deren Absätze ein wenig höher waren als die der Cowboystiefel, die sie sonst immer trug. Die Jacke war gut geschnitten und umschmiegte sanft ihre Kurven. Irgendwie hatte er das erregende Gefühl, dass Matty nichts darunter trug. Er bräuchte bloß ein paar Knöpfe zu öffnen und... Schnell riss er sich von dem Bild los und sah ihr wieder ins Gesicht. Das Haar hatte sie nach hinten gekämmt, zu einem lockeren Strang geschlungen und am Hinterkopf hochgesteckt. Nur im Nacken hatten sich ein paar Strähnen die Freiheit bewahrt. An den Ohren baumelten die tropfenförmigen Perlen, die sie zum achtzehnten Geburtstag von ihren Eltern bekommen hatte. Er konnte sich gar nicht an ihr satt sehen. "Jetzt weiß ich, wie das Vieh sich fühlt, wenn es versteigert wird", murmelte sie mit erstickter Stimme und räusperte sich. Dave musste sich ebenfalls räuspern. "Du siehst wunderschön aus, Matty." Sie errötete, dann wurde sie blass. Und blass war sie auf der ganzen Fahrt zum Gerichtsgebäude geblieben. Er war versucht, sie zu berühren. Sie an sich zu ziehen und ihre glänzenden Lippen mit der Zungenspitze zu streicheln, bis sie sie öffnete ... Verzweifelt zügelte er seine ungehorsame Fantasie. Im Gerichtsgebäude schlug Mattys Nervosität in Wut um. Es geschah, als sie das Antragsformular ausgefüllt und es der mütterlich wirkenden Angestellten gegeben hatten. "Was ist eigentlich mit den Bluttests?" fragte Matty plötzlich. "Was soll damit sein?" entgegnete Dave. "Musst du ihr denn gar nicht die Ergebnisse zeigen?"
Er wollte schon antworten, doch die Gerichtsangestellte kam ihm lächelnd zuvor. "Die brauchen Sie hier nicht, Honey. Nicht für die Heiratslizenz." Matty wirbelte herum. "Du hast gesagt, wir brauchen Bluttests!" "Das habe ich nie behauptet." Insgeheim war er froh, wieder mit ihr diskutieren zu können. "Ich bin nur mit dir zum Doc gegangen. Da hast du wohl angenommen, dass die Bluttests vorgeschrieben sind." "Du blöder..." Nur mühsam unterdrückte er ein Lachen. "Der Doc hat mir erzählt, dass du seit Jahren nicht mehr bei ihm warst. Er meinte, du siehst ein wenig erschöpft aus, und da er wusste, dass du aus Angst vor der Blutentnahme niemals freiwillig kommen würdest ..." "Soll das heißen, du hast mich unter einem dummen Vorwand dazu gebracht, mir Blut abnehmen zu lassen, du verlogener..." "Ich finde, das war eine gute Idee", unterbrach die Frau hinter dem Schreibtisch Mattys zornigen Wortschwall. Offenbar hatte sie derartige Szenen zwischen Brautleuten schon häufiger erlebt. "Man kann heutzutage nicht sicher genug sein. Der Start in die Ehe ist schwierig genug, da sollte man froh sein, wenigstens eine Sorge los zu sein. Und wenn dann die Kinder kommen ... ist es gut, zu wissen, dass keiner von beiden etwas in die Ehe einbringt, was nicht hineingehört." "Dazu brauchen wir keinen Test“, sagte Matty scharf. "Wir werden nicht miteinander…" Dave packte ihren Ellbogen, um sie zum Schweigen zu bringen, bevor sie zu viel verraten konnte. Die Angestellte reichte Dave ein weiteres Formular. "Bringen Sie mir das hier vorbei, sobald Sie mit dem Geistlichen gesprochen haben. Dann sieht Ihrer Eheschließung nichts mehr entgegen.“ Matty blinzelte. "Das geht einfach so?" Die Frau strahlte sie an. "Einfach so." "Ohne Wartefrist?" "Nein, nicht hier in Clark County. Füllen Sie dieses Formular aus, zahlen Sie die Gebühr, suchen Sie sich einen Geistlichen öder Richter und Sie können in einer halben Stunde heiraten." "Danke", erwiderte Matty grimmig und funkelte Dave an. "Gehen wir."
"Herzlichen Glückwunsch Ihnen beiden! Ich hoffe, es wird eine schöne Hochzeit." Auf dem Flur nickte Dave zur Treppe hinüber. "Das Amtszimmer von Richter Halloran ist oben." Offenbar hatte seine Stimme nicht ernst genug geklungen. "Wage es nicht, mich auszulachen, David Edward Currick", zischte Matty. "Sonst binde ich dich an einen Baum, streiche dich mit Honig ein und überlasse dich den Ameisen." "Nun ja, gegen den Honig hätte ich nichts, aber der Rest klingt nicht gerade verlockend." Obwohl sie schon auf der Treppe waren und zwei erstaunt dreinblickende Männer sich an ihnen vorbeidrängen mussten, drehte Matty sich zu ihm um. "Du wusstest ganz genau, dass ich sofort heiraten wollte. Trotzdem hast du es eine Woche lang hinausgezögert! Wenn du zu feige bist, warum hast du es mir nicht gesagt?" "Ich wollte dir Zeit geben, es dir anders zu überlegen." Ihr Zorn wich Verwunderung. "Ich werde es mir nicht anders überlegen, Dave. Aber wenn du nicht mehr willst, verstehe ich das. Es ist nur..." Sie schluckte. Es musste einen gewichtigen Grund dafür geben, dass sie ihn so urplötzlich heiraten wollte. Dave dagegen hatte sie schon immer heiraten wollen. Er hatte nur versucht, es sich aus dem Kopf zu schlagen und eine andere Frau zu finden, die Matty aus seinem Herzen vertreiben konnte. Ohne Erfolg. Er hatte sich schon damit abgefunden, allein zu bleiben. Und jetzt stand Matty vor ihm und erklärte, dass sie gar nicht daran dachte, von ihrem verrückten Plan abzurücken. Aus welchem Grund auch immer - nur nicht aus Liebe, da war er sicher. Ein vernünftiger Mann würde spätestens jetzt die Flucht ergreifen. Aber Mathilda Jeanette Brennan hatte noch nie an seine Vernunft appelliert. "Ich mache keinen Rückzieher." Er ergriff ihren Arm und führte sie die Treppe hinauf. "Richter Halloran erwartet uns." Genau wie Taylor Anne Larsen und Cal Ruskoff. Matty erstarrte. "Was, zum..." "Wir brauchen Trauzeugen", erklärte Dave. Dass die beiden notfalls bezeugen würden, dass sie es war, die gekniffen hatte, sagte er nicht.
Schweigend nahm Matty den Blumenstrauß, den Taylor ihr reichte. Irgendwann werde ich ihr erzählen, wie ich vor der esoterischen Floristin geflohen bin, dachte er. Vielleicht wird Matty dann sogar mit mir darüber lachen können. Nachdem Dave dem Richter Matty und Cal vorgestellt hatte, kam Halloran sofort zur Sache. Die Trauungszeremonie ging ganz schnell. Jedenfalls kam es Dave so vor. Nur an zwei Stellen wurde es brenzlig. Das erste Mal, als Richter Halloran fragte, ob jemand einen Grund kannte, der gegen die Heirat sprach. Stiefelleder knarrte, als hätte Cal Ruskoff sein Gewicht auf den anderen Fuß verlagert. Die zweite Verzögerung erfolgte, als alle darauf warteten, dass Matty „ja, ich will" sagte. Anstatt sofort zu antworten, räusperte sie sich geräuschvoll, und Dave hielt den Atem an. Würde sie kneifen? Noch konnte sie es. Wollte er, dass sie es tat? „Ja, ich will." Ihre Stimme klang klar, kräftig und entschlossen. Danach sah er die Panik in ihren Augen, als der Richter nach den Ringen fragte. Die Erleichterung, als er den Ring für ihre Hand herausholte. Und die Verblüffung, als Taylor ihr den Ring gab, den sie ihm auf den Finger schieben sollte. Er hatte die Ringe gekauft, damit Matty ihm nicht vorwerfen konnte, er würde sie nicht ernst nehmen. Und dann war es so weit. "Sie dürfen die Braut jetzt küssen." Dave zögerte einige Sekunden, bevor er ihr Gesicht zwischen die Hände nahm und sie küsste. Leidenschaftlich. Sie umklammerte seine Arme, als würde sie Halt suchen. Matty öffnete die Lippen, und seine Zunge fand ihre. Es war so, wie er es sich ausgemalt hatte - sogar noch schöner. Der Kuss endete nur, weil sie beide nach Luft schnappen mussten. "Hiermit sind Sie vor dem Gesetz Mann und Frau", verkündete der Richter. "Offenbar gerade noch rechtzeitig", fügte er lachend hinzu.
3. KAPITEL
"Ich habe Ervin versprochen, ihm etwas vorbeizubringen", erklärte Dave, als er auf der Rückfahrt zur Ranch an der Kirche der Methodisten hielt. Matty stöhnte auf. "Aber beeil dich. Ich kann es kaum abwarten, diese Sachen auszuziehen." Sie sah, wie seine Augen aufblitzten, und hätte sich treten können. Musste sie jetzt ausgerechnet vom Ausziehen reden? Seit dem Kuss hatte sie versucht, die Stimmung so unbeschwert wie möglich zu halten und so zu tun, als wäre dies nicht der bizarrste Vormittag ihres Lebens. "Warum hast du eigentlich darauf bestanden, bei Trents zu essen? Du weißt doch, dass ich den Steaks dort nicht widerstehen kann." "Hätte ich unsere Trauzeugen etwa zu McDonalds einladen sollen?" "Das hätte nichts geändert. Big Macs kann ich auch nicht widerstehen", seufzte Matty. Aber in Wahrheit hatte sie nur so viel gegessen, weil sie so nervös war. Warum hatte Dave sie so geküsst? Und warum hatte sie diesen Kuss auch noch erwidert? Gewohnheit? Instinkt? Verlangen? Hoffentlich dachte Dave jetzt nicht, sie hätte ihn geheiratet, weil sie ihn noch immer begehrte. Sie musste ihm klarmachen, dass diese Heirat eine rein geschäftliche Angelegenheit war. Und vor der Schlafzimmertür Halt machte. Als Dave aus dem Wagen stieg, schloss Matty die Augen und überlegte, ob sie den Knopf ihres Rocks öffnen sollte. "Ich hätte mir den Rest einpacken lassen sollen, anstatt alles aufzuessen", murmelte sie. "Dazu bist du nicht der Typ, Matty." Lächelnd stand er vor der Beifahrertür. "Du bist eher der Ich-kann-nicht-fassen-dass-ich-das alles-gegessen-habe-Typ.“ „Ich dachte, du wolltest Ervin noch etwas geben." "Will ich auch. Komm mit." "Ich kann mich kaum bewegen. Ich will mich nur ..." Sie schaffte es gerade noch das Wort ausziehen herunterzuschlucken. "Ich trage dich."
Sein Angebot weckte Erinnerungen, die sie vor langer Zeit in einen tiefen Winterschlaf versetzt hatten. Dave hatte die Arme um sie geschlungen, als er sie aus dem Badeteich hob und zur Wolldecke im Schatten trug. Er schob ihr die Träger des nassen Badeanzugs über die Schultern... "Was? Warum solltest du... He! Hör auf!" Matty stemmte sich gegen Daves Schultern, als er einen Arm unter ihre Knie schob und den anderen um ihren Rücken legte. "Lass mich sofort los!" Wer hätte ahnen können, dass ein Jackettärmel, der sich an Nylonstrümpfen rieb, etwas Erregendes an sich haben könnte? Und jede abwehrende Bewegung, die sie machte, brachte ihre Gesichter nur noch näher zusammen... "Hör auf zu zappeln, sonst lasse ich dich fallen. Halt dich fest, Matty. Ich muss die Tür öffnen." Während Dave nach dem Riegel des Kirchentors tastete, drückte er sie fest an seine Brust, bis sich in ihrem Bauch ein eigenartiges Gefühl ausbreitete. "Es wäre wesentlich einfacher, wenn du mich absetzen würdest." Mattys Stimme klang ungewohnt leise und atemlos. "Du weißt ja, was man ... Geschafft!" Triumphierend schob er die Tür auf und trug Matty hinein. „…was man über Schwellen und frisch verheiratete Paare sagt." "Aber nicht über die Schwelle einer Kirchentür, Currick. Das ist ... 0 nein, nicht auch noch die Treppe hinunter!" "Hast du etwa Angst, Matty?" "Wenn du stolperst, falle ich zuerst, und du landest auf mir. Ich wäre platt wie ein Pfannkuchen." Dave stellte sie auf die Füße, und sie ging die Stufen hinunter. "Das ist doch albern. Hier unten ist es dunkel und verlassen. Ervin ist bestimmt nicht hier. Warum hast du..." "Ich dachte mir, etwas Bewegung würde dir gut tun. Schließlich hattest du ein ziemlich großes Steak ..." "Bewegung? Indem ich mich von dir tragen lasse? Currick, du ...“ "Überraschung!" riefen einige Stimmen, und dann ging das Licht an. Erstaunt wich Matty zurück und stieß gegen Dave. Er legte die Arme um sie und stützte sein Kinn auf ihr Haar. "Überraschung, Matty", sagte er leise, als mehrere Leute auf sie zueilten. Taylor und Lisa, der Pfarrer Ervin Foley, Doc Johnson, Ruth
und Hugh Moski, Joyce aus der Bank, Brandy aus dem Postamt ... Neben anderen vertrauten Gesichtern bemerkte sie auch das von Cal, der ein wenig abseits stand. "Was ist denn hier los?" "Das ist dein Hochzeitsempfang", verkündete Joyce mit einem zufriedenen Lächeln. "Wir wissen, dass du keine große Feier willst, also wollten wir Dave und dir mit dieser kleinen Überraschung zeigen, wie sehr wir uns für euch freuen!" Zu der "kleinen Überraschung" gehörten Luftballons und Papierschlangen im Saal der Methodistengemeinde, mit roten Herzen verzierte Tischdecken, eine Tanzfläche, Hugh Moskis tragbarer CDPlayer, ein Tisch mit Geschenken und einer, auf dem eine vierstöckige Hochzeitstorte stand. "Oh, nein. Das hättet ihr nicht tun dürfen", flüsterte Matty ergriffen und war sicher, dass man ihr das schlechte Gewissen anhörte. Taylor strahlte. "Wir wollten es aber." Matty sah Dave an. "Du hättest es nicht zulassen dürfen. Es ist doch..." Er drückte sie an sich. "Es war doch sicher in deinem Sinne, sie nicht misstrauisch zu machen", unterbrach er sie leise. "Aber du dachtest doch, ich würde..." Er schüttelte den Kopf. "Auch damit wäre ich fertig geworden." Sein Blick verriet, was er nicht aussprach. Hätte sie vor Richter Halloran Nein gesagt, so wäre Dave allein hergekommen und hätte sich den neugierigen Fragen und dem unausweichlichen Gerede gestellt. "Seht euch das an", jubelte Joyce. "Wie ein altes Ehepaar, das keine Worte braucht, um Geheimnisse auszutauschen. Jetzt kommt schon, ihr zwei, wir wollen feiern. Aber erst müsst ihr die Torte anschneiden und euch gegenseitig füttern, damit wir Fotos machen können. Danach wird getanzt." "Torte? Ich kriege keinen Bissen mehr herunter", seufzte Matty. "Natürlich schaffst du das. Was dein Magen braucht, ist ein Schluck Champagner. Hugh! Mach die Flasche auf, damit wir auf das glückliche Paar trinken können." Sie küssten Matty auf die Wange, schüttelten ihr die Hand, reichten ihr ein Glas Champagner und befahlen ihr, Dave anzulächeln. Dann drückte man ihr ein Messer in die Hand, schob sie hinter die Torte und
ließ sie das Prachtstück anschneiden. Schließlich bat man sie, den Mund zu öffnen, damit Dave sie füttern konnte, bevor sich die beiden küssen sollten. "Nur noch ein Foto!" Alles ging so schnell, dass ihr schwindlig wurde. "Okay, Dave, füttere sie noch einmal. Mein Film war gerade zu Ende", rief eine Stimme aus dem Publikum. "Oh, nein", murmelte Matty. "Schmeckt' s noch, Matty?" Da ein zorniges Gesicht sich auf den Fotos nicht so gut ausmachen würde, begnügte sie sich damit, Dave zuzuzischen: "Sehr komisch, Currick. Ich schwöre, wenn du mir auch nur noch ein einziges..." Er schob ihr nicht nur ein Stück Torte in den Mund, sondern auch die Spitze seines Zeigefingers. Matty hielt sie mit den Zähnen fest und wollte zubeißen. Doch als er seine Braut mit der anderen Hand an sich zog und ihr tief in die Augen schaute, brachte sie es nicht fertig, ihm wehzutun. Immerhin verschwand der belustigte Ausdruck aus seinem Blick, als sie die Sahne und Krümel von seinem Finger leckte. "Großartig! Einfach großartig!" lobte der Fotograf. "Und jetzt bitte noch einen Kuss! Aber kein Küsschen wie beim letzten Mal, sondern einen richtigen." "Gern", sagte Dave, und beim Klang seiner tiefen Stimme erschauerte sie. Bestimmt würde er sie nicht wieder so küssen wie im Gerichtsgebäude. Dort hatte er ihr etwas beweisen wollen. Etwas, das mit männlichem Stolz zu tun hatte. Jedenfalls hatte sie es sich auf der Fahrt zum Restaurant so erklärt. Und ihre Reaktion auf den Kuss ... Na ja, sie hatte sich eben nicht wehren können, weil sie mit so etwas nicht gerechnet hatte. Außerdem war sie müde. Sie hatte einfach zu viele Sorgen und bekam zu wenig Schlaf. Dieses Mal würde es anders sein. Das war es auch. Und ebenso unerwartet. Als Dave den Kopf senkte, schloss Matty die Augen. Aber er bedrängte sie nicht, sondern ging so behutsam vor, dass es sie unwillkürlich an eine längst vergessen geglaubte Leidenschaft erinnerte. Zärtlich ließ er seine Lippen über ihre gleiten, um erst einen Mundwinkel, dann die Oberlippe und schließlich die Unterlippe zu küssen. Sie schmeckte Torte und Champagner und wollte mehr. Wie
von selbst öffnete ihr Mund sich einen winzigen Spaltbreit, und Dave erkundete ihn. Bevor jemand daran Anstoß nehmen konnte - schließlich befanden sie sich in einer Kirche -, beendete Dave den Kuss, strich mit den Lippen über ihre Nasenspitze und die Stirn und drückte ihren Kopf sanft unter sein Kinn, damit sie die begeistert applaudierenden Freunde und Nachbarn nicht ansehen musste. "Alles okay?" fragte er leise. Ihre Knie wurden weich. Vor Erleichterung wahrscheinlich. Anders konnte sie sich dieses Gefühl nicht erklären. Sie rang sich ein Lächeln ab. "Es geht mir gut." Und dann mussten sie tanzen. Wenigstens war es auf der Tanzfläche ziemlich ruhig, und in Daves starken Armen fiel es ihr nicht mehr so schwer, aufrecht zu stehen. "Ich glaube, das hier ist ein Härtetest, bei dem man beweisen muss, dass man stark genug für die Ehe ist", flüsterte sie. "Beschwer dich nicht. Sieh dir lieber all die Geschenke an", erwiderte er. "Dave ..." Sie hielt sich an seinen Schultern fest und sah ihn an. "Die können wir nicht annehmen. Es wäre nicht richtig." "Uns bleibt keine andere Wahl." "Aber ... " "Wir behalten sie erst einmal, und wenn ... Na ja, wir können sie immer noch wohltätigen Organisationen spenden. Im Namen derjenigen, die sie uns geschenkt haben." "Ich schätze, das ist fair." Matty schmiegte sich wieder an ihn, und sie drehten sich zur Musik aus Hughs CD-Player. "Dave? Der Song kommt mir bekannt vor." "Das sollte er auch. Ich habe Hugh gesagt, dass es unser Lied ist." Leise summte er die Melodie mit. "Unser Lied? Wir hatten nie ein Lied." „Jetzt haben wir eins. Mom hat es immer gesungen.“ Matty lächelte. Sie erinnerte sich an die Regentage, an denen sie beide mit Donna Currick vor dem Fernseher gesessen und sich Musicals angesehen hatten. Der Song endete, und sie löste sich von Dave. "Du singst nicht halb so gut wie deine Mutter." Er lachte so herzlich, dass alle Anwesenden einstimmten.
"Gut, dass ich den Tanz auf meinem Camcorder habe", verkündete Joyce. "So werdet ihr noch lange etwas davon haben." Ihre Blicke trafen sich, und Matty fragte sich, ob Dave dasselbe dachte wie sie - dass dieses Video ihre Ehe um ein Vielfaches überdauern würde. "Hey, Dave", drang die Stimme eines benachbarten Ranchers an ihr Ohr. "Ich wollte mit dir über den Stier reden, den Terry Gatehell verkauft. Du hast ihn doch im letzten Frühjahr gesehen, oder? Ich denke daran, ihn zu kaufen, und möchte von dir wissen, ob..." Während Fred Montress unaufhörlich weitersprach, warf Dave Matty einen resignierten Blick zu. Wenn Fred erst einmal angefangen hatte, war er nicht zu bremsen. „Tut mir Leid, Matty", murmelte Dave, als Fred ihm einen Arm um die Schultern legte und ihn mit sich zog. „Schon gut", erwiderte sie und verstand nicht, warum sie sich plötzlich so verlassen fühlte. Als sie in einer Ecke Daves Schwester Lisa entdeckte, eilte sie zu ihr. "Lisa, ich schwöre, wenn mir jemand noch ein Stück Torte gibt ..." begann sie und ließ sich auf den Stuhl neben ihr sinken. "Oder auch nur ein Glas Champagner, werde ich..." Sie brach ab als ein Tropfen auf Lisas blauem Shirt landete. Eine Träne? „... explodieren. Lisa, geht es dir nicht gut?" "Hast du noch nie jemanden auf einer Hochzeit weinen sehen?" entgegnete ihre neue Schwägerin, heftig blinzelnd. "Als ihr beide getanzt habt, musste ich an unsere Kindheit denken", fuhr sie fort und begann zu erzählen, wie unzertrennlich Matty und Dave gewesen waren. „Es ist, als hättest du schon damals gewusst, dass er der Richtige für dich ist." Lisas Worte trafen Matty mitten ins Herz. Das hier war eine Farce, ein Spektakel, ein Täuschungsmanöver. Hilfe, was habe ich bloß getan? „Da kommt er", sagte Lisa. Matty drehte sich um und erblickte Dave. "Du hast einen wirklich guten Ehemann bekommen, Matty." Ehemann. Mein Ehemann! Immer wieder sprach sie das Wort im Geiste nach. Dave war jetzt tatsächlich ihr Ehemann. Bei dem Gedanken wurde ihr ganz schwindlig. David Edward Currick, wollen Sie diese Frau ... Ja, ich will.
0 nein! dachte sie. Ich bin verheiratet. Ich habe Dave geheiratet, Dave Currick! Er stand vor ihr und streckte lächelnd die Hand aus. "Kommen Sie, Mrs. Currick." Ihr Herz schlug schneller. Er strahlte etwas aus, das sie noch nie an ihm wahrgenommen hatte. Etwas, das ihr sagte, dass er kein Junge mehr war. Sie hatte diesen Mann geheiratet. Nicht den Jungen, den sie wie keinen zweiten gekannt hatte, sondern einen Mann, der ihr ein Rätsel war. Vielleicht war es ja normal, dass eine Braut blass wurde und riesige, ängstliche Augen bekam, wenn sie zum ersten Mal als Mrs. angeredet wurde. Oder auch nicht, dachte Dave grimmig, als sie durch die Dunkelheit zu seiner Ranch fuhren. Vielleicht war Matty erst dadurch bewusst geworden, dass die Slash C jetzt ihr Zuhause war. Sie hatte die Trauung, das Essen und selbst den stundenlangen Empfang tapfer durchgestanden. Wovor konnte sie jetzt noch Angst haben? Doch wohl nicht vor ihm? Vor der ... Hochzeitsnacht? Eine richtige Hochzeitsnacht würde es gar nicht geben. Matty musste doch wissen, dass er sich an die Abmachung halten würde. Aber selbst wenn nicht ... Matty, ich könnte dir wehtun. Du würdest mir nie wehtun, Dave. Nicht, dass ich es will, Liebling. Aber nach dem, was ich über das erste Mal für ein Mädchen gelesen habe ... Ich weiß. Ich habe es auch gelesen. Aber ich weiß etwas, das in keinem Buch steht. Ich weiß, dass du mir nie wehtun könntest. Ich werde versuchen, es nicht zu tun ... Ich werde ganz vor sichtig sein ... Matty, hör auf! Wenn du das machst... Ich will es, Dave. Ich will dich ... Du wirst mir nicht wehtun. Aber das hatte er, damals beim ersten Mal für sie beide. Mit Tränen in den Augen hatte sie ihn angelächelt, und ihm war unendlich warm ums Herz geworden. Und später hatte er ihr wieder wehgetan. Als er ihr sagte, dass sie sich trennen sollten. Als sie das hörte, lächelte sie nicht, sie konnte
auch nicht weinen. Sie konnte ihn bloß anschauen, und ihr Blick war voller Entsetzen und Verzweiflung. Danach hatte er sie sechs Jahre lang nur kurz gesehen, wenn sie ihre Großmutter besuchte. Und dann, an Grandmas Grab, hatte sie reglos dagestanden. Er hatte seine Matty kaum wieder erkannt. Später hörte er hin und wieder, dass sie auf der Flying W war, aber offenbar ging sie ihm aus dem Weg. Bis ihr Onkel Henry Brennan plötzlich starb und Matty nach Wyoming zurückkehrte. Und nun saß sie neben ihm und war seine Frau. Dave sah sie an. Schweigend saß sie auf dem Beifahrersitz, als sie auf den Weg zur Slash C einbogen. Du würdest mir nie wehtun, Dave. Dieses Mal sagte sie es nicht, weder mit Worten noch mit einem Lächeln. Sie hatte kein Vertrauen mehr zu ihm. Trotzdem war sie zu ihm gekommen. Er wusste noch immer nicht, bei welchem Problem sie seine Unterstützung brauchte. Aber egal, was es war, er würde alles tun, um ihr zu helfen. Ich werde mir die größte Mühe geben, dir nicht wehzutun, Matty. Aber inzwischen wissen wir beide, dass kein Mensch unfehlbar ist.
4. KAPITEL
Als sie auf der erleuchteten Veranda der Slash-C-Ranch stand und Dave die Haustür aufschloss, hatte Matty ihre Panik im Griff. Sie dachte nicht mehr jede Sekunde daran, dass sie jetzt Dave Curricks rechtmäßig angetraute Ehefrau war. Jetzt wollte sie sich nur noch diesen schrecklich engen Rock ausziehen, sich das Gesicht waschen, die Zähne putzen und in einen ungefähr hundertjährigen Schlaf fallen. Die Tür ging auf, und Dave drehte sich lächelnd zu ihr um. "Schätze, wir sollten auf Nummer sicher gehen und uns an die Tradition halten." Bevor ihr klar wurde, was er meinte, streckte er beide Arme nach ihr aus. Sie wich so hastig zurück, dass sie sich am Geländer festhalten musste, um nicht von der Veranda zu fallen. "Was soll das?" fragte sie entgeistert. "Du meine Güte, Matty, ich wollte dich nicht angreifen. Ich, wollte dich nur über die Schwelle tragen." Ihr Magen machte einen Satz - wie vor der Kirche, als er sie einfach aufgehoben hatte -, und die Panik meldete sich zurück. Unter keinen Umständen würde Dave noch einmal di e Arme um sie legen und sie an seine Brust drücken, so dass ihre Hände sich wie von selbst in seinen Nacken legten und ihr Gesicht seinem so nah war, dass sein Mund... "Sei nicht dumm!" sagte Matty scharf. Zu ihm oder zu sich selbst? Für heute haben wir genug vorgespielt. Jetzt sind wir allein, da brauchen wir das nicht mehr zu tun." Dave stieß die Tür auf und ließ ihr mit ausladender Armbewegung den Vortritt. "Okay. Keine Angst, Matty, ich bin mir durchaus bewusst, dass dies keine richtige Heirat ist - und erst recht keine aus Liebe." Sie ging an ihm vorbei. "Ich bin froh, dass du das einsiehst. Es ist ein rein geschäftliches Arrangement." "Ja, rein geschäftlich", erwiderte er mit jener kühlen Belustigung, die sie immer wieder rot sehen ließ vor Wut. Dann schloss er die Haustür so laut, dass Matty zusammenzuckte. "Würdest du mir jetzt
endlich erklären, um was für ein Geschäft es sich handelt? Und was der wahre Grund dafür ist, dass du mich unbedingt heiraten wolltest?" Plötzlich zitterten ihre Beine so, als hätte sie zu lange im Sattel gesessen. Schnell ging sie ins Wohnzimmer. Dort musste sie sich an der Couch vor dem Natursteinkamin festhalten. Dave schien es nicht zu bemerken. Er blieb im Durchgang stehen und verschränkte die Arme. Lag es an dieser Pose, dass er ihr noch nie so einschüchternd vorgekommen war? "Nun?" sagte er. Einen Moment lang nahm sie in seinem Blick Schmerz wahr und etwas, das ihr wie Verlangen erschien. Als dieser Ausdruck aus seinen Augen verschwand, wünschte sie, sie könnte ihn zurückholen. Doch bestimmt hatte sie es sich nur eingebildet. Außerdem wollte sie nur ihre Ranch retten. Sie holte tief Luft. "Ich brauchte einen Wohnsitz in Clark County. Auf legale Weise und schnell, denn nur damit bekomme ich einen Zuschuss aus dem landwirtschaftlichen Förderprogramm. Da der größte Teil der Flying W in Lewis County liegt ... nur zwei Prozent des Landes liegen in Clark County ... bin ich nicht anspruchsberechtigt. Und ohne das Geld für die neue Bewässerungsanlage wird die Flying W ... " Sie brachte es nicht fertig, die Worte auszusprechen. "Wir brauchen das Geld. Selbst wenn ich die Ranch verkaufe, würde ich nicht genug dafür bekommen, um die Schulden zu bezahlen." Mit ausdruckslosem Blick starrte Dave sie an, als sie ihm erzählte, was Taylor ihr erklärt hatte. Und dass es ihr wie ein Wink des Schicksals erschienen war, als sie ihm vor der Bürotür ihrer Anwältin begegnete. "Du hast mich also wegen meiner Anschrift geheiratet", unterbrach er Matty schließlich. Er klang ruhig, wenn auch ein wenig schärfer als sonst. "Ich weiß, du findest mein Verhalten impulsiv, aber..." "Impulsiv? Matty Brennan, das hier ist wirklich die dämlichste Nummer, die du dir je geleistet hast!" Er machte einen Schritt auf sie zu, zögerte und wandte sich zum Fenster um. "Du brauchst gar nicht ausfallend zu werden, Currick. Wenn diese Heirat nicht die einzige Hoffnung für die Flying W wäre, hätte ich dich nie ..."
"Die einzige Hoffnung?" gab er entsetzt zurück. "Ich hätte dir das Geld auch so gegeben, Matty." "Ich habe dir doch gesagt, dass ich dein Geld nicht will." "Meine Güte, dann hätte ich dir eben so viel Land gegeben, dass du für den Zuschuss infrage kommst. Wozu musstest du…“ Mit zwei Schritten war er bei ihr, ergriff ihre Hand, an der der Ehering steckte, und hielt sie ihr zusammen mit seiner vor das Gesicht. „…all das hier durchziehen?" Sie starrte auf die beiden glänzenden Ringe. "Ich wollte kein Almosen von dir, Currick. Alles, was ich brauchte, war eine Adresse in Clark County, aber ich konnte nicht warten, also musste ich einen Bewohner von Clark County heiraten. Es hätte so einfach sein können." "So einfach", wiederholte Dave. "Du bist der, der die ganze Sache so ... aufgeblasen hat. Ich dachte, wir könnten es still und leise tun, nur wir beide. Ich dachte ..." "Nein, das hast du nicht. Du hast gar nicht gedacht!" "Natürlich! Ich wollte dich nicht zum Mitwisser machen. Du solltest bestreiten können, dass du davon wusstest. Taylor meinte, auf die Weise..." Er hörte ihr gar nicht mehr zu. "Du hast dir einfach genommen, was du wolltest. Ohne Rücksicht auf andere. So, wie du es immer getan hast." Nur mühsam wahrte Matty ihre Ruhe. "Es tut mir Leid, Dave. Ich bedauere, dich in diese Geschichte hineingezogen zu haben. Ich dachte nur ... wo wir doch alte Freunde sind. Wenn du mich jetzt zur Flying W fahren könntest ... Oder ich nehme den Truck und bringe ihn morgen früh zurück." "Das wirst du nicht! Dies ist unsere Hochzeitsnacht! Und zurück zur Flying W kommst du nur über meine Leiche. Es fehlt mir gerade noch, dass die ganze Stadt über uns redet." Er fluchte in eisigem Ton. "Ich stecke jetzt mitten in dieser Farce. Wir müssen sie durchziehen, sonst weiß bald jeder, dass es Betrug ist." "Betrug?" Betrüger konnten im Gefängnis landen. Aber sie hatte die Unterlagen, die Taylor ihr gegeben hatte, genau gelesen. Darin war nur von einer Geldstrafe die Rede. Niemals hätte sie Dave etwas zugemutet, das ihn hinter Gitter bringen konnte. Aber vielleicht war es
gar nicht das Wort Betrug, das sie so tief traf. Vielleicht war es eher der Ausdruck Farce. "Du kannst das Westzimmer nehmen", sagte er. "Ich werde mich morgen früh um alles Weitere kümmern." "Du wirst dich ..." Er wirbelte zu ihr herum. Automatisch richtete sie sich auf, bis ihre Nase seine fast berührte. "Ja, verdammt", knurrte er. "Ich kümmere mich darum ... morgen früh." "Ich bleibe auf keinen Fall hier. Ich..." Dave packte ihre Hand und zerrte Matty auf den Flur, der zu den Schlafzimmern führte. "Du gehst nirgendwohin. Du kannst doch kaum noch auf den Beinen stehen. Geh jetzt ins Westzimmer und leg dich dort ins Bett. Das werde ich nämlich auch tun - in mein eigenes." An der Tür zum Gästezimmer, in dem sie als junges Mädchen viele Nächte verbracht hatte, ließ er ihre Hand los. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verschwand er in seinem Zimmer. Aber er ging nicht zu Bett. Von ihrem Bett aus hörte Matty ihn rastlos auf und ab gehen. Erst als der Himmel sich grau zu färben begann, schlief sie ein. Noch schlimmer als die endlosen Stunden, in denen er sich durch die Nacht gequält hatte, war es für Dave, am nächsten Morgen bei Sonnenschein aufzuwachen und zu wissen, dass Matty fort war. Er hielt den Atem an, bis er nicht mehr konnte, und hoffte, dass er alles nur geträumt hatte. Aber kein Traum konnte so verrückt und gleichzeitig so wunderbar sein wie die Realität mit Matty Brennan. Er wusste sofort, dass sie nicht mehr da war. Vermutlich weil es so still war. Trotzdem stand er auf und sah überall nach. Im Gästezimmer, im Bad, in der Küche. Sie hatte im Bett gelegen, und auch die beiden anderen Räume verrieten, dass sie dort gewesen war. Wütend ging er unter die Dusche. Von Anfang an hatte er gewusst, dass sie ihn nur deshalb heiratete, weil sie sich in einer Zwangslage befand. Und man musste kein Genie sein, um zu erraten, dass es um die Flying W ging. Trotzdem war er so naiv gewesen, sich einzubilden, dass es ihr dabei auch um ihn ging - und nicht nur um seine Postanschrift.
Vielleicht hatte Dave es auch nur nicht wahrhaben wollen. Immerhin hatte er gewusst, dass die Flying W in Schwierigkeiten steckte. Wir brauchen das Geld. Die Ranch war ihr Erbe. Ihr einziges Erbe. Selbst wenn ich sie verkaufe, würde ich dafür nicht genug bekommen, um die Schulden zu bezahlen. Sie verkaufen. Und verschwinden. Zurück in das Leben, das sie sich weit weg von Wyoming, weit weg von ihm eingerichtet hatte. Aber um das zu tun, musste sie hier alles in Ordnung bringen. Ihre Schulden bezahlen. Dazu brauchte sie den Zuschuss. Und um den zu bekommen, benötigte sie eine Adresse in Clark County. Und an dieser Stelle kam David Edward Currick ins Spiel. Nicht als Freund aus Kindertagen. Nicht als der Junge, der sie umworben hatte. Nicht als der Mann, mit dem sie geschlafen hatte und den sie hatte heiraten wollen. Nicht als der Mann, der mehr als bereit war, in ihr Leben zurückzukehren. Sondern als jemand, der den richtigen Wohnsitz hatte - und dumm genug war, eine Scheinehe einzugehen. Der sie heiratete, damit sie schließlich für immer aus seinem Leben verschwinden konnte. Aber er hatte sich freiwillig darauf eingelassen. "Da kommt ein Reiter", sagte Cal von der Tür des kleinen Lagerraums her, in dem sie die Medikamente und Impfstoffe für die Rinder aufbewahrten. "Wer ist es?" fragte Matty und nahm den Blick von den Sachen, die sie am Nachmittag mit zu den Weideflächen im Süden nehmen wollte. „Er ist noch zu weit entfernt." Sie ging zu ihm und schaute hinaus. Obwohl die Sonne sie blendete, erkannte sie den Reiter sofort. Es war Dave Currick. Offenbar sah Cal ihr an, wer der Besucher war. "Ich kann ihn wegschicken", bot er an. Wortlos drehte Matty sich um. Sie könnte durch die Scheune verschwinden, doch sie tat es nicht. Stattdessen blieb sie im Lagerraum und beobachtete von dort, was sich draußen abspielte. Als Dave wenig später auf Brandeis auf den Hof ritt, stand Cal vor der Tür.
"Currick", sagte er kühl. "Ruskoff. Wo ist Matty?" "Matty? Glauben Sie, dass sie hier ist?" "Könnte man so sagen", erwiderte Dave und stieg vom Pferd. Die meisten Männer, die Matty kannte, wären im Sattel geblieben, um von oben herab sprechen zu können. "Was ist eigentlich mit euch beiden los, Currick?" fragte Cal. "Das geht Sie nichts an." Cal blieb ruhiger, als Matty erwartet hatte. "Doch, es geht mich etwas an. Schließlich habe ich gestern mit meiner Unterschrift bezeugt, dass ihr geheiratet habt. Ich hatte meine Bedenken, aber als der Richter sagte, dass ihr euch küssen ..." Matty trat ins Freie. "Ich wünschte, ihr zwei würdet aufhören, hinter meinem Rücken über mich zu reden." Dave sah sie an. "Ich würde lieber mit dir als über dich reden, Matty", entgegnete er gelassen. Cal warf ihr einen forschenden Blick zu, bevor er etwas Unverständliches brummte und davonging. Sie zeigte auf eine Bank an der Außenwand des Verschlags. Schweigend setzten sie sich, nebeneinander, aber mit reichlich Abstand. „Es tut mir Leid, Matty", begann Dave nach einer Weile. "Ich hätte dich gestern Abend nicht so behandeln dürfen." Damit hatte sie nicht gerechnet. "Okay. Du hattest deine Gründe. Und..." "Und was?" Sie warf ihm einen Blick zu. "Es ist ... irgendwie interessant, dass selbst der coole Dave Currick mal die Beherrschung verliert." Seine Mundwinkel zuckten. "So hast du das gesehen, was?" "Ja, so habe ich es gesehen." Ihr Lächeln verblasste, und sie atmete tief durch. "Ich hätte heute Morgen nicht verschwinden sollen, ohne dir Bescheid zu sagen. Aber ich musste nachdenken, und das kann ich am besten bei der Arbeit." Sie spürte seine Anspannung. "Dave, ich wollte dir keinesfalls schaden. Falls diese Sache wirklich ein Betrug ist, bin ich sicher, dass man ihn nur mir und nicht dir zur Last legen wird. Aber ich schwöre, ich habe die Unterlagen genau durchgelesen, und ich hatte nicht den Eindruck, dass wir etwas Illegales tun. Ich weiß, ich bin keine
Anwältin, aber ... Na ja, ich würde es verstehen, wenn du jetzt aussteigst. Ich hoffe, du tust es nicht, aber falls es Ärger gibt ..." "Unsere Abmachung gilt immer noch, Matty. Wenn einer von uns Ärger bekommt, haben wir beide Ärger. Erinnerst du dich?" Sie musste lachen. "Als wir das beschlossen, waren wir ungefähr sechs Jahre alt! Und es galt für den Fall, dass wir bei deiner Großmutter oder deinen Eltern für Kinderstreiche geradestehen mussten. Das hier ist viel ernster, auch wenn ich nicht glaube, dass es etwas mit Betrug zu tun hat." "Steht es wirklich so schlimm um die Ranch, Matty?" fragte er ernst." Sie hielt seinem Blick stand. "Ja, es steht wirklich so schlimm." Langsam schaute Dave sich um. Bestimmt registrierte er die Lücke im Koppelzaun, die Cal mit alten Brettern repariert hatte. Die Schlaglöcher in der Zufahrt, die dringend mit Kies aufgefüllt werden mussten. Die abblätternde Farbe an der Scheune. Und wenn er aufgestanden und ein paar Schritte gegangen wäre, hätte er auch gesehen, dass sie im letzten Winter den ganzen Heuvorrat verbraucht hatten. "Du könntest die Ranch den Gläubigern überlassen, Matty. Für dich würde zwar nichts übrig bleiben, aber du würdest dir viel Arbeit ersparen", sagte Dave leise. Erstaunt und enttäuscht sah sie ihn an. "Habe ich mich jemals vor harter Arbeit gedrückt?" „In sechs Jahren kann sich viel ändern." "Vielleicht, aber das wird sich nie ändern. Außerdem bin ich es Grandma und Grandpa schuldig, die Flying W zu retten.“ Matty schluckte. "Und wenn es das Letzte ist, was ich tue." Dave steckte sich einen Strohhalm in den Mund und kaute darauf herum. "Wenn du das willst, hast du allen Grund, mit mir verheiratet zu bleiben." Er wollte wirklich zu ihr halten? Obwohl er die Wahrheit kannte? Ungläubig starrte sie ihn an. "Du machst weiter mit?" "Wenn der Zuschuss der Flying W hilft." "Das wird er, Dave. Mit dem Geld können wir einen Brunnen bohren lassen und die Weiden um den Dry Creek bewässern. Das würde bedeuten, dass wir die Herde vergrößern und vielleicht gezielter züchten können. Natürlich vorausgesetzt, ich habe das
Kapital dafür. Und ich könnte auf der Ebene hinter den ThreeWidowsHügeln Heu ernten, was meine Futterrechung für den Winter um bis zu zwanzig Prozent verringern würde. Zwanzig Prozent!" Sie hatte zaghaft begonnen und dann immer begeisterter geklungen. "Ich habe wirklich alles versucht, was Taylor und mir eingefallen ist“, fuhr sie fort. "Und ich nehme niemandem etwas weg. Es stehen nämlich viel mehr Fördergelder zur Verfügung, als jemals beantragt werden. Dich zu heiraten war für mich die einzige Möglichkeit, an den Zuschuss zu kommen. Hätte ich eine andere gesehen, hätte ich sie ergriffen, das kannst du mir glauben." Dave lachte. "Warum lachst du?" fragte Matty empört. "Ich versuche gerade, in dir die arme Heldin dieses Melodramas zu sehen, die sich opfert, um Haus und Hof zu retten." "Ich bin keine arme Heldin", protestierte sie. "Nein? Du wirst aber mit mir unter einem Dach leben müssen. Was könnte es Schlimmeres geben?" "Weißt du, genau darüber habe ich nachgedacht." "So?" "Ich muss doch gar nicht zu dir auf die Slash C ziehen. Ich könnte hier bleiben und nur hin und wieder auf deine Ranch kommen. Das wäre für dich nicht so störend." "Meinst du nicht, die Leute würden sich fragen, warum meine Frau nicht mit mir zusammenlebt?" wandte er ein. "Ich könnte über das Land zu meiner Ranch reiten, anstatt zu fahren. Niemand würde mich sehen, schon gar nicht abends." "Abends kann es aber sehr gefährlich sein." Sie schnaubte. "Den Weg zwischen den beiden Ranches reite ich doch im Schlaf!" "Okay, lassen wir das vorerst. Aber wie soll mein Ego es verkraften, wenn herauskommt, dass meine Ehefrau jeden Abend in ihr altes Bett zurückkehrt, anstatt mit mir…“ "Wie sollte es herauskommen?" "Durch unsere Cowboys. " " Cal würde uns nicht verraten." "Beeindruckend. So einen zuverlässigen Arbeiter findet man sicher selten.“ Daves gute Laune erlitt einen Rückschlag, als er darüber nachdachte, warum Cal sich Matty gegenüber so loyal verhielt. "Aber
selbst wenn Ruskoff den Mund hält, bezweifle ich, dass meine eigenen Leute so nobel sind. Und auch Pamela Dobson, die zwei Mal in der Woche das Haus sauber macht, wird merken, ob du dort wohnst oder nicht." An Pamela hatte Matty nicht gedacht. Die Reinigungskraft tratschte zwar nicht, aber ihr Ruf als bestinformierte Frau der beiden Countys war ihr wichtig. Und wenn die anderen erst Wind davon bekamen, dass Pamela Zweifel an der Echtheit ihrer Ehe hatte, würde die Gerüchteküche zu brodeln beginnen. "Wenn das hier funktionieren soll, kommt es auf die Außenwirkung an, Matty." Jetzt klang Dave wieder ganz wie der angesehene Anwalt, der er auch war. "Wir dürfen niemandem einen Grund liefern, misstrauisch zu werden." Wir. Ein kleines Wort, aber herzerwärmend. Selbst wenn es so sachlich ausgesprochen wurde. Viele Jahre lang waren Dave und sie immer nur wir gewesen. Und das Ende dieser Gemeinsamkeit hatte in Mattys Herz eine schmerzhafte Lücke hinterlassen. "Kann schon sein", sagte sie widerwillig. "Du magst Recht haben, dass ich ab und zu eine Nacht auf der Slash C verbringen sollte, aber es gibt keinen Grund …“ "Jede Nacht." Jede Nacht. Aber vielleicht existierte doch noch ein Hauch von dem, was es einst zwischen ihnen gegeben hatte. Schließlich waren alte Gewohnheiten schwer abzulegen, selbst wenn es inzwischen keine vernünftige Basis mehr dafür gab. "Ich muss jeden Tag auf der Flying W sein, und das manchmal so früh, dass es einfach praktischer wäre, hier zu übernachten", argumentierte sie. "Wie du selbst sagtest, es ist kein weiter Ritt …“ "Wenn ich es für nötig halte, auf der Slash C zu übernachten, werde ich es tun, Currick. Aber ich verspreche nicht, dass ich jede Nacht dort schlafen werde." "Die meisten Nächte", schlug er vor. "Okay, meistens", gab sie nach. "Und du ziehst ins große Schlafzimmer." "Hey! " Beschwichtigend hob er die Hände. "Ich meine natürlich nur, dass du deine Sachen dort unterbringst. Denk an Pamela."
"Dann wirst du mir Platz machen müssen." „Im Schrank? So viel wie möglich ... " Sie kniff die Augen zusammen. Okay, Currick, du willst feilschen? Dann werde ich für mich das meiste herausholen. "Kleiderschrank, Kommode und Schubladen im Badezimmer - und wenn du noch immer dieses verfilzte Bärenfell in deinem Schlafzimmer hast, wirst du es loswerden müssen." „Verfilzt? Hey, Matty den Bären habe ich erlegt, als ich elf war, und …“ "Mach mich nicht wütend, Currick. Ich glaube immer noch, dass der Bär schon tot war, als du auf ihn geschossen hast." Sie atmete einmal tief durch. "Wie auch immer, niemand würde glauben, dass ich in dem Zimmer schlafe, wenn das Ding noch an der Wand hängt." "Na gut, na gut. Ich hänge es ins Ranchbüro. Jack gefällt es." "Sehr schön. Und noch eins, du verlässt den Raum, wenn ich mich umziehe oder dusche und so." "Du bist hart, Matty, aber einverstanden." "Und ich schlafe im Gästezimmer." "Das liegt bei dir." "Ich schlafe im Gästezimmer", wiederholte sie. "Du wirst darauf achten müssen, dass du das Bett exakt so machst wie Pamela, sonst merkt sie es sofort", warnte er. "Okay. War's das?" "Noch nicht. Wir sollten noch für Juno einen Platz im Slash-CStall finden. Du willst sie sicher nicht im Freien lassen." Matty musterte Dave. Seine aufgesetzt arglose Miene besänftigte ihr Misstrauen nicht. "Freu dich nicht zu früh, Currick." Er zuckte mit den Schultern. "Ich denke einfach nur praktisch, das ist alles." "Ich suche die Box aus." "Aber nicht die von Brandeis", sagte er. Woher wusste er, dass ihr genau das durch den Kopf geschossen war? "Okay, jede Box außer der von Brandeis. Abgemacht." Matty streckte die Hand aus, doch er ergriff sie nicht. "Mit Handschuh gilt es nicht", sagte er, als würde das so im Gesetz stehen. Aber vermutlich bluffte er nur. Wortlos zog sie den Arbeitshandschuh von der rechten Hand. Dave legte seine Hand um ihre, schüttelte sie drei Mal, und die Wärme und
Reibung waren ebenso beruhigend wie erregend. Einige Herzschläge lang starrte sie auf die beiden Hände. Als sie ihre zurückzog, ließ er sie sofort los. "Also, wäre heute ein guter Abend, um in mein Schlafzimmer zu ziehen?" Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. "Nur mit deinen Sachen, meine ich?" "Ich habe einen langen Tag vor mir..." "Meiner ist auch ziemlich voll. Wenn ich zurückkomme, muss ich mit Jack die Weiden abreiten, danach habe ich in der Stadt Termine bis sieben. Ich dachte mir, ich hole mir im Chicken Little etwas zu essen. Ich könnte eine doppelte Portion mitnehmen. Dann braucht keiner von uns zu kochen." Matty zögerte nur kurz. "Okay. Klingt gut. Bis heute Abend dann." Dave nickte und stand auf. "Bis heute Abend." Er kam etwa zwei Meter weit. "Hey, Currick.“ "Ja?" "Wenn ich mich als arme Heldin aufopfere, um die alte Familienranch vor dem Auktionator zu retten, weißt du, was du dann in dem Melodrama bist?" "Edel, hilfreich und gut?" erwiderte er hoffnungsvoll. Sie schüttelte den Kopf. "Ein notwendiges Übel." Mehrmals während des langen Arbeitstages ertappte Matty sich dabei, wie sie lächeln musste, wenn sie an sein halb empörtes, halb belustigtes Gesicht dachte.
5. KAPITEL Matty saß bereits seit Stunden über der Buchhaltung ihres Großonkels Henry. Plötzlich ließ sie den Bleistift fallen, raufte sich die Haare und stieß eine Art Urschrei aus. Der Stift landete auf dem Ende mit dem Radiergummi, prallte von der Tischplatte ab, machte einen Salto und rollte über die Kante. "Das ist genau das Geräusch, das Charlie Brown von sich gegeben haben muss, als Lucy den Football wegzog, während er gerade zutrat, und er auf dem Rasen landete." Dave saß auf der Couch, und sein gelassener Kommentar hatte absolut nichts Beruhigendes. Im Gegenteil. Dabei sollte man meinen, dass sie sich nach zwei Wochen an seine Gegenwart gewöhnt hatte. Das hatte sie nicht obwohl sich die Lage zwischen ihnen durchaus entspannt hatte, alles lief viel glatter, als Matty zunächst gedacht hatte. Oder nach den ersten zwei Nächten erwarten konnte. Am ersten Abend half Dave ihr, ihre Sachen in sein Schlafzimmer zu bringen. Und genau das war das Problem. Irgendwie störte es sie, dass Dave ihre Kleidung anfasste. Er hatte ihr angeboten zu helfen, und sie hatte keinen Grund gesehen, es abzulehnen. Wenigstens verhinderte sie, dass er ihre Sachen in der Kommode verstaute. Schließlich befanden sich darunter auch Unterwäsche und Nachthemden. Früher in Wyoming hatte sie nichts als weiße Baumwolle getragen. Aber ihre Zimmergenossin auf dem College in Tulane hatte sie in die Zauberwelt der Dessous eingeführt. Jetzt besaß sie beides. Und sie wollte nicht Daves Hände spüren, wenn sie das nächste Mal etwas davon anzog. Eigentlich hätte das Einräumen ihrer Sachen eine völlig harmlose Sache sein sollen. Aber irgendwie war es das nicht. Es fing an, als er das Seidenkostüm, das sie zur Trauung getragen hatte, neben einen dunklen Anzug hängte, der dem glich, den er an besagtem Dienstag angehabt hatte. Er hatte seine breiten Schultern betont und perfekt gepasst.
Dave stand jetzt halb im Wandschrank, um die Haken für ihre Gürtel und Tücher einzudrehen. Sein Po streifte ihr Kostüm, und es begann zu schwingen, bis der Rock sich um die Hose wickelte - als würde sie das Kostüm und er den Anzug tragen, während sie... In genau diesem Moment drehte Dave sich um und griff nach dem Kostüm. Matty ließ die Socken in ihrer Hand einfach fallen und streckte den Arm aus, um ihm zuvorzukommen. "Ich nehme es", sagte sie und riss den Bügel von der Stange. Dave zog die Augenbrauen hoch. "Ich wollte es nur zur Seite hängen.“ "Nicht nötig." Sie nahm es vom Bügel. "Es muss sowieso in die Reinigung." "Das kann ich übernehmen. Ich muss morgen nach Jeffer ...“ "Nein! " "Okay." Er lächelte. "Trotzdem danke." "Schon gut." Danach spürte sie hin und wieder seinen Blick, während sie versuchte, Dave nicht zu beobachten. Als sie fertig waren, gab es nichts, was sie ihm hätte vorwerfen können. Nicht einmal das Bärenfell war ein Problem gewesen. Anstandslos hatte er es ins Büro verfrachtet, als sie sich ins Wohnzimmer setzte, um sich über die Bücher der Flying W zu beugen. Dem Chaos der Zahlen war nur zu entnehmen, dass die meisten rot waren. Und die ganze Zeit saß Dave hinter ihr auf der Couch und las. Er bewegte sich nicht, sagte kein Wort, und genau das machte sie immer nervöser. "Dürfte ich zwei Vorschläge machen, ohne dass du mir ins Gesicht springst?" fragte er nach einer Weile. Matty drehte sich zu ihm um. "Kommt darauf an." Er lächelte. "Erstens, komm her und iss ein paar Cashewkerne. Sie sind noch kalt." Seine Großmutter hatte die Nüsse immer im Kühlschrank vor ihm versteckt. Seitdem mochte Matty sie nur so. Automatisch stand sie auf, beugte sich über die alte Truhe, die als Couchtisch diente, aß eine Handvoll Nüsse und nahm einen Schluck von Daves Gingerale. Erst, als sie das Glas wieder hinstellte, wurde ihr bewusst, was sie getan hatte. "Entschuldigung", murmelte sie.
"Ist okay. Alte Gewohnheit." "Es wird nicht wieder passieren", versprach sie. "Okay, das war jetzt dein erster Vorschlag. Wie lautet der zweite?" "Warum gibst du Henrys Zahlen nicht in den Computer ein? Das würde die Buchführung vereinfachen." "Klar. Als könnte ich mir einen PC leisten." "Du könntest meinen nehmen. Und danach ... später könntest du einen für die Flying W anschaffen. Die Dinger sind unheimlich praktisch." "Das glaube ich." "Ich könnte es dir zeigen. So schwierig ist es gar nicht." "O ja, dir fällt alles leicht." Sie hatte bereits festgestellt, dass die Arbeit an den Büchern der Flying W bei ihr schlechte Laune hervorrief. "Nicht alles.“ "Nein? Nenn mir auch nur eine Sache, die dir Schwierigkeiten bereitet. " "Das könnte ich ohne weiteres." "Klar. Schule? Familie? Freunde? Du wurdest mit dem Wissen geboren, wohin du willst und wie du dorthin gelangst. Auf jeden Schritt folgte zielsicher der nächste, mit so gut wie keinem Fehltritt. Ich dagegen bin von Job zu Job und Stadt zu Stadt getaumelt wie die Kugel im Flipperautomaten." "Würdest du sagen, dass Flipperkugeln taumeln?" Sie lachte. "Ach, halt den Mund, Currick. Du weißt schon, was ich meine." "Eigentlich nicht. Du hast mir nie von deiner Zeit in der Fremde erzählt. Meinst du, taumeln ist da das richtige Wort?" Unwillkürlich musste sie lachen. "Ein oder zwei Mal vielleicht. Na ja, an den warmen Frühlingsabenden in New Orleans konnten einen allein die Luft und der Blütenduft betrunken machen. Aber damit waren wir selten zufrieden. Beim Mardi Gras ging es richtig wild zu. Ich habe im Springbrunnen getanzt, und ein Mann hat fünfhundert Dollar für meinen Schuh bezahlt, um daraus Champagner zu trinken." Sie seufzte. "Ich liebe New Orleans." "Aber du bist nicht dort geblieben."
Dave war sich nicht sicher, ob das eine Frage oder eine Feststellung war. Wie viel wusste er eigentlich über ihr Leben nach Knighton? Nach ihm? "Nein. Ich bin aus beruflichen Gründen nach San Antonio gegangen…“ "Was war das für ein Beruf?" „In meinem letzten Sommer auf dem College arbeitete ich in einem Laden, der alles vermietet, was man für eine Party braucht. Nach kurzer Zeit war es dann meine Aufgabe, die Partys zu organisieren. Einer Firma mit einer Filiale in San Antonio gefiel meine Arbeit, also ging ich dorthin." "Und seitdem organisierst du Partys?" Sie musterte Dave, fand aber kein Anzeichen dafür, dass er sich über sie lustig machte. "Nein. Nach ein paar Monaten in San Antonio übernahm ich die Öffentlichkeitsarbeit der Firma. Zunächst ging es bloß um Informationen über die Partys und Empfänge, aber dann weitete es sich aus. Nach etwa einem Jahr wurde daraus ein Vollzeitjob." "Aber du bist nicht in San Antonio geblieben." "Nein, ich bin dann für eine Weile nach Atlanta gezogen." "Warum?" Sie zögerte. "Ich bin einem Mann dorthin gefolgt." Das entsprach der Wahrheit. Als ihr Chef befördert und nach Atlanta versetzt wurde, hatte er Matty mitgenommen. Wenn Dave nun aus einer rein beruflichen Beziehung ohne nachzufragen eine romantische machte, war das sein Problem. "Es hat nicht gehalten?" "Ich bin schließlich wieder umgezogen." Als ihr klar wurde, dass ihr Chef nicht daran dachte, sie beruflich zu fördern, kündigte sie und suchte sich eine neue Stelle. "Wohin?" "Chicago. Erst erledigte ich die Öffentlichkeitsarbeit für einen anderen Konzern, dann wechselte ich an eine große Universitätsklinik. Dort ging es dann nicht mehr um das Image einer Firma, sondern um medizinische Forschung. Mein Job war es, Spender anzuwerben, damit sie auch weiterhin so großartige Arbeit für kranke Menschen leisten konnten." "Kein Wunder, dass du nicht hierher zurückwolltest.“
In seinen Augen nahm sie eine Verletzlichkeit wahr, die sie dort nicht erwartet hatte. Es erschien ihr nur fair, ehrlich zu sein. "Du irrst dich, Dave. Ich wollte zurück. Ich konnte es nur nicht. Die Arbeit war kein Zuckerschlecken. " "Nein, das war es wohl nicht", erwiderte er so neutral wie möglich. "Du warst in verantwortungsvollen Positionen tätig. Sicher gab es viel Stress und ... Moment mal! Wie konntest du überhaupt so viel Geld verwalten, wenn du dich nicht mit Buchhaltung und Computern auskennst?" "Ich habe nie gesagt, dass ich mich nicht damit auskenne. Ich habe nur gesagt, dass Henrys Buchhaltung undurchschaubar ist. Und was den Computer betrifft, habe ich nur gesagt, dass ich mir keinen leisten kann." Dave betrachtete sein leeres Glas, als wäre es ungeheuer interessant. "Entschuldigung." "Kein Problem." Matty wischte sich die letzten Krümel von den Fingern und stand auf. "Ich gehe jetzt lieber zu Bett, sonst bin ich morgen früh zu nichts zu gebrauchen." „Ja, für mich ist es auch Zeit." Doch nachdem Matty ihre Unterlagen eingesammelt hatte und gegangen war, blieb Dave im Wohnzimmer und starrte vor sich hin. Nicht in sein Buch, auf gar nichts. Er blieb auch dann noch sitzen, als die Zeitschaltuhr das Licht löschte. Durch die Dunkelheit drangen Geräusche. Er hörte, wie Matty eine Schublade aufzog und wieder schloss. Bestimmt saß sie jetzt auf der Bettkante und schlug die Decke zurück. Was sie wohl trug? Ein schwarzes Neglige? Er hatte einige der sexy Dessous gesehen, die sie hastig in die Schubladen gestopft hatte. Hatten die Männer, die sie so beiläufig erwähnte, sie in schwarzer Spitze gesehen? Hatten sie sie geliebt? Hatte sie einige von ihnen mit gebrochenem Herzen zurückgelassen? War es schmerzhaft für Matty gewesen? Du irrst dich, Dave. Ich wollte zurück. Ich konnte es nur nicht. Das hatte sie heute zu ihm gesagt. Warum konnte sie nicht? Und warum hatte sie in der Vergangenheit gesprochen? "Ich wollte zurück", hatte sie gesagt - als würde sie jetzt anders empfinden... Als ihre Schlafzimmertür sich öffnete, blinzelte er in den Lichtstrahl, der über den Flur und durchs Wohnzimmer auf die Couch fiel.
"Hey, Currick, du hast mir noch immer nicht gesagt, was dir schwer fällt. Komm schon, nenn mir etwas", forderte Matty ihn auf. Eine Hand in die Seite gestemmt, stand sie vor ihm. Nicht in schwarzer Spitze, sondern in etwas, das nach grünem Flanell aussah. "Komm schon, Currick. Du hast gesagt, es gibt Dinge, die sogar dir schwer fallen." "Du." "Ich? Was ist mit mir?" fragte sie verwirrt. "Du bist mir nicht leicht gefallen, Matty." Er hatte sie verblüfft. Ihre Augen waren groß, der Mund stand leicht offen, und vor allem hatte sie keine Antwort parat. "Nie", fuhr Dave leise fort. "Nicht einmal, als wir Kinder waren. Ich habe nie verstanden, warum du immer so rastlos, so voll unbändiger Energie warst. Mittlerweile hatte ich viel Zeit, darüber nachzudenken, und ich glaube, wir haben in verschiedenen Welten gelebt." Sie starrte ihn an. "Während du die Welt erkundet und dich selbst gefunden hast, wie jeder normale Mensch es in dem Alter tut, bin ich zu Hause geblieben und habe mich gefragt, warum ich kein Bedürfnis danach verspürte." Er lächelte. "Irgendwie fehlte mir die emotionale Intelligenz, die man braucht, um in eine Identitätskrise zu geraten." "Du? Du warst doch immer so unheimlich perfekt..." "Nein, versuch nicht, mich zu trösten, Matty", unterbrach Dave sie. "Ich habe mich schon damals damit abgefunden, dass ich so bin. Langweilig, farblos und etabliert. Ich wusste immer, wohin ich will, und jetzt bin ich dort angekommen. Es ging mir noch nie so, dass ich ratlos vor verschiedenen Auswahlmöglichkeiten gestanden habe. Aber du..." "Augenblick mal, Currick. Das geht zu weit. Ich würde sagen, du hattest sogar eine ganz schön große Auswahl. Wie ich höre, hattest du jede Menge Freundinnen." Dave seufzte tief. "Das ist kein sehr angenehmes Thema für mich, Matty. Du hast schon Recht, meine Beziehungen haben wirklich nie lange gehalten... ich wollte einfach nicht, dass eine dieser Frauen mehr von mir erwartete, als ich ihr geben konnte. Vielleicht hatte ich das Gefühl, dass ich mein Bestes schon weggegeben hatte und es nicht wiederbekommen konnte. Ein Fehler vielleicht, aber so ist es nun einmal."
Selbst im Halbdunkel sah er Matty an, was sie dachte. Sie fragte sich, ob er sie damit meinte. Aber die Frage kam nicht. Stattdessen trat ein wütendes Funkeln in ihre Augen. "Oh, natürlich, der ritterliche Dave Currick denkt nur an das Wohl der Frauen, nie an seins. Ich hätte es wissen müssen." Sie drehte sich auf dem Absatz um und marschierte zurück in ihr Zimmer. Sie knallte die Tür nicht zu, dennoch hallte das leise Geräusch des Schlosses in seinem Kopf wider, während er sich frustriert mit beiden Händen durchs Haar fuhr. Matty stand fast neben dem Telefon, als es läutete, also nahm sie automatisch ab. "Slash C." "Matty! O Matty, Liebes, hier ist Donna Currick." Beim ersten Klang der warmen Stimme wurden Erinnerungen in Matty wach. Nachdem ihre Eltern bei einem Autounfall umgekommen waren, war sie von ihrer Großmutter aufgezogen worden. Matty hatte überlebt und war schon als Kind, das gerade laufen gelernt hatte, zur Vollwaise geworden. Von da an hatte Donna Currick ihr geholfen, erst ein junges Mädchen, dann eine Frau zu werden - vom ersten BH, den ersten hohen Absätzen, über sämtliche Frisurmoden und Hormonschwankungen hinweg. Mattys Augen wurden feucht, wie früher, als sie bei Daves Mutter Verständnis und Geborgenheit gefunden hatte. Daves Mutter, jetzt ihre Schwiegermutter ... "Mrs. Currick", sagte sie und warf Dave einen Blick zu. Offenbar glich er einem SOS-Signal, denn Dave eilte durch die Küche an ihre Seite. "Meine Mutter?" Matty nickte. "Wo sind Sie und Mr. Currick jetzt gerade?" fragte sie in den Hörer. Dave formte mit den Lippen das Wort "Büro", klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter und eilte davon. "In Bangkok", erwiderte Donna Currick. "Wir sind gerade von einer tollen Expedition ins Hinterland zurück. Ich bin sogar auf einem Elefanten geritten! Und ... Wie bitte? O ja. Ed sagt gerade, ich soll nicht abschweifen und dich..."
Es klickte in der Leitung, und Matty hörte Daves Stimme. "Mom? Hier ist Dave. Ich bin im Büro. Matty? Warum legst du nicht auf und kommst her? Dann können wir zusammen über die Freisprechanlage mit meinen Eltern reden." Er betonte das Wort "zusammen", und sie verstand. So konnten sie einander notfalls Zeichen geben. Dave Currick war schlau. "Gute Idee", sagte sie und legte auf. Auf dem Flur ertappte sie sich dabei, aus Feigheit langsamer zu gehen, und zwang sich zur Eile. Als sie das Büro betrat, winkte Dave sie zu sich an den Schreibtisch. Ed Currick sprach gerade. "Als wir ins Hotel kamen, rief Lisa an. Aber die Verbindung war miserabel." Matty schob einen Papierstapel zur Seite, um sich auf die Tischkante zu setzen. Aber Dave griff nach ihrem Arm und zog sie zu seinem Ledersessel. Eine Sekunde lang glaubte sie, er würde sie auf seinen Schoß ziehen, doch dann klopfte er auf die gepolsterte Armlehne. Sie begriff. Über die Freisprechanlage würden seine Eltern hören, wie nahe sie beieinander saßen. Vor allem seine Mutter würde darauf achten. Sie setzte sich zu ihm. "Alles, was wir verstanden haben", fuhr Ed fort, "war etwas über dich und einen Richter. Ohne die E-Mail von Herm Halloran hätten wir nicht gewusst, was los ist. Ich kann es noch immer kaum glauben." "Tut mir Leid, wenn wir euch damit überrascht haben, Dad." Mr. Currick lachte. "O nein. Das mit euch beiden war keine Überraschung. Ich meinte damit, dass Herm überhaupt weiß, wie man eine E-Mail verschickt. Und was eure Hochzeit angeht, so wären wir beide gern dabei gewesen." Das Bärenfell an der Wand verschwamm vor Mattys Augen, als ihr die Tränen kamen. Sie schwankte auf der schmalen Sitzfläche hin und her, und Dave legte den Arm um sie. "Daran habe ich nicht gedacht", gestand sie leise und mit schlechtem Gewissen. "Daran haben wir nicht gedacht", verbesserte Dave sie. Ein herzliches Lachen drang aus dem kleinen Lautsprecher. "Ich schätze, ihr hattet einfach keine Zeit, auch noch an so etwas zu
denken, und wolltet so schnell wie möglich heiraten. Schließlich habt ihr lange genug gewartet." Dann kam Donna Currick wieder an den Apparat. "Ich wünschte, wir hätten es miterleben können! Wir hätten euch so gern eine schöne Hochzeit ausgerichtet. O Dave, in einem Gerichtsgebäude - wie konntest du nur?" Belustigt verdrehte Dave die Augen, aber Matty fühlte sich verpflichtet, ihn in Schutz zu nehmen. "Das war meine Idee, Mrs. Currick. Ich dachte..." "O Matty, Liebes, Mrs. klingt so förmlich. Ich finde, ab jetzt solltest du mich Mom Currick nennen. Oder Donna, wenn dir das lieber ist." Matty brachte kein Wort heraus. Offenbar teilte Dave ihr Schuldgefühl nicht. Mit einem amüsierten Lächeln auf dem Gesicht wechselte er das Thema. "Wir hatten einen sehr schönen Empfang." "Das freut mich", entgegnete seine Mutter. Dann begann sie zu schluchzen. "Ich habe immer von dem Tag geträumt, an dem ich euch beide vor dem Altar sehe." Verblüfft starrte Matty Dave an. Lange bevor Dave sich damals von ihr getrennt hatte, hatte Donna Currick keinen Zweifel daran gelassen, wie ungern sie ihre Beziehung sah. "Was du nicht sagst", erwiderte Dave trocken. „Werd jetzt nicht frech, David. Damals dachte ich, ihr wärt noch viel zu jung, aber jetzt ... Ach, es ist einfach so wunderschön! Wir werden euch einen richtigen Empfang geben, wenn wir wieder zu Hause sind. Wir können in einer Woche..." "Nein!" Matty und Dave riefen es gleichzeitig. Endlich waren sie einmal einer Meinung. Lachend überließ er es ihr zu antworten. "Das ist nett von Ihnen, Mrs. ... Donna. Aber bitte brechen Sie Ihre Reise nicht unseretwegen ab. Ich meine, ich weiß ... wir wissen, wie lange Sie beide davon geträumt haben. Deshalb haben wir auch vorher nichts von der Hochzeit erzählt", fügte sie geistesgegenwärtig hinzu. "Wir wollten nicht warten, aber wir wollten auch nicht, dass Sie den Urlaub abbrechen, also haben wir heimlich vor dem Richter geheiratet."
"Das stimmt", sagte Dave, und Matty dankte ihm mit einem Lächeln. "Matty wollte ursprünglich gar keinen Empfang. Ein zweiter wäre schrecklich für sie." Ihr Lächeln wurde zu einem Stirnrunzeln. Sie schlug ihm sanft auf den Arm. "Autsch!" rief er mit übertriebener Dramatik und kauerte sich belustigt im Sessel zusammen. "Dave, hör auf", sagte Donna. "Ich? Ich habe doch gar nichts gemacht", protestierte er. Seine Mutter ignorierte ihn. "Matty, Liebes, du darfst dir all die schönen Dinge, die zu einer Heirat gehören, nicht entgehen lassen. Ich weiß, jetzt siehst du das nicht so, aber später wirst du es bereuen." "Aber wir hatten doch schon einen Empfang", antwortete Matty. "Und er war wirklich schön. Der Raum war geschmückt, es gab Musik, wir haben getanzt und hatten sogar eine Torte..." "Wir haben sie angeschnitten und uns gefüttert", warf Dave ein. Sein Gesicht schien zwar ausdruckslos, aber seine Augen glühten. Plötzlich erinnerte Matty sich daran, wie sie seine Finger an ihrer Zunge gefühlt hatte, und ihr wurde am ganzen Körper heiß. "Das freut mich", sagte Donna. "Ich hoffe, es gibt auch ein paar Fotos davon." "Hunderte", bestätigte Matty. "Na, dann können wir uns ja wenigstens die anschauen. Und wahrscheinlich wäre es wirklich unsinnig, so kurz nach dem ersten Empfang einen zweiten zu geben", lenkte Daves Mutter ein. "Richtig", meldete Dave sich endlich wieder zu Wort. "Außerdem haben wir im Moment viel zu ... wir sind schrecklich beschäftigt." "Das kann ich mir vorstellen", schmunzelte Donna und wurde wieder leiser. "Sie sagen, sie sind schrecklich beschäftigt, Ed. Offenbar würden wir die beiden nur stören." "Mutter", sagte Dave mit gespielter Empörung. Erst jetzt ging Matty auf, was Donna gemeint hatte. "Auf den Ranches", platzte sie heraus. "Ihr wisst ja, was im Frühjahr alles anfällt." "Natürlich, Liebes", erwiderte Donna besänftigend. "Und ich weiß auch, wie schwer die ersten Tage einer Ehe sein können. Habt Geduld miteinander. Und denkt nicht, dass ihr alles übereinander wisst, nur weil ihr euch so lange kennt. In sechs Jahren hat sich viel geändert,
und jeder Tag wird etwas Neues bringen - wenn ihr Glück habt Matty?" „Ja, ich bin noch hier." Dave zwinkerte ihr zu. "Eins noch, und ich meine es ernst“, begann ihre Schwiegermutter. "Lass dich von Dave nicht herumkommandieren, hörst du? Er hat sich daran gewöhnt, dass alle nach seiner Pfeife tanzen." "Hey!" protestierte er und sah gar nicht mehr so belustigt aus. Matty lächelte spöttisch. "Ich doch nicht, Donna." "Ich weiß. Du bist eine sehr starke Frau geworden. Deshalb passt ihr beide ja so gut zusammen. Wie bitte? Dave, dein Vater meint, wir sollen euch jetzt in Ruhe lassen, damit ihr euer Tagwerk beginnen könnt." Es folgten noch viele gute Wünsche und ein herzlicher Abschied, bevor Dave sich vorbeugte und die Verbindung unterbrach. "Hm, ich finde, das lief ganz gut“, meinte er. "So?" Matty erhob sich von der Lehne, verschränkte die Arme und ging zu der alten Ledercouch vor dem Fenster. Sie ließ sich darauf sinken und starrte auf ihre Füße. Dave beobachtete sie. Er kannte sich mit Körpersprache zwar nicht besonders aus, aber ihre Botschaft war unmissverständlich. "Findest du nicht?" fragte er. Ihre Antwort bestand aus einem knappen Kopfschütteln und einem angedeuteten Achselzucken. "Ich glaube nicht, dass sie etwas gemerkt haben", sagte er. "Warum machst du dir Sorgen, Matty?" Sie sah ihn an, und in ihrem Blick lag Schmerz. "Vielleicht gerade weil sie nichts gemerkt haben. Sie haben sich so sehr gefreut. Was passiert, wenn wir ... wenn es vorbei ist? Werden sie nicht traurig sein?" Dave kam um den Schreibtisch herum, setzte sich zu ihr und legte einen Fuß auf den zerkratzten Tisch. "Sie werden es verkraften. Wir sorgen dafür, dass es eine friedliche Scheidung wird, und geben ihnen ein Besuchsrecht bei ihrer Exschwiegertochter." Er lächelte. "Und du bekommst ein Besuchsrecht bei Junos Fohlen." "Das sagst du so einfach, Dave." "Sie werden es verkraften, Matty", wiederholte er. "Die Menschen überleben so manches. Sogar tiefe Verletzungen."
Sie schwieg einen Moment. "Du hattest Recht." "Womit?" "Ich habe dies alles nicht gründlich durchdacht. Ich wollte nur das Beste für die Flying W, ohne Rücksicht darauf, was ich vielleicht anderen Menschen antue. Nicht nur denen, die uns etwas geschenkt haben, sondern auch denen, die emotional beteiligt sind. Deine Eltern und Lisa, zum Beispiel. Dein Vater und deine Mutter waren immer so gut zu mir ... Ich hätte ihnen das hier nicht antun dürfen." David starrte sie an. Und denkt nicht, dass ihr alles übereinander wisst, nur weil ihr euch so lange kennt. Manchmal war ihm seine Mutter richtig unheimlich. "Vielleicht sollte ich die Ehe jetzt schon beenden", fuhr Matty fort und kaute an ihrem Daumennagel. "Bevor ich noch mehr Schaden anrichte." Sie war wirklich bereit, die Sache abzublasen - auch wenn es sie die geliebte Ranch kostete. Spontan griff Dave nach ihrer Hand. "Du steckst nicht allein in dieser Sache drin, Matty. Wir schaffen das schon. Gemeinsam." "Dave ..." Sie schüttelte den Kopf. "Wir sind keine Kinder mehr. Das hier war allein meine Idee, und..." "Und ich habe mitgemacht. Wir haben vor Richter Halloran denselben Schwur abgelegt, erinnerst du dich? Und dieselbe Urkunde unterschrieben." Sie zog die Hand aus seiner, aber er sprach trotzdem weiter. "Ich will ganz ehrlich sein, Matty. Ich habe auch keinen Gedanken daran verschwendet, wie meine Eltern reagieren würden", gab er zu. Nun sah sie ihm wieder ins Gesicht. "Hör zu, Matty. Es ist nun einmal passiert. Ihnen jetzt die Wahrheit zu sagen wäre vielleicht härter, als weiterzumachen und sie irgendwann glauben zu lassen, unsere Ehe hätte nicht funktioniert." "Das stimmt, aber..." "Wenn wir es ihnen jetzt sagen, werden sie nur ein paar Tage glücklich gewesen sein. Wenn wir weitermachen, stehen ihnen zwei gute Jahre bevor, die sie sonst nicht gehabt hätten." Sie kicherte.
Das war nicht die Reaktion, die er erwartet hatte. Matty machte es einem Mann nicht leicht. Er nahm Rücksicht auf seine Eltern, und sie fand das offenbar lustig. "Was ist denn?" fragte er. "Was habe ich gesagt?" Das klingt, als wären deine Eltern ein altes Paar, dem du den Lebensabend nicht verderben willst." Er lachte. "Wenn du es so siehst ..." "Sei froh, dass sie dich nicht hören können." „Das bin ich auch", antwortete er und freute sich am meisten darüber, dass es ihm gelungen war, Matty etwas aufzuheitern.
6. KAPITEL "Morgen", drang Daves tiefe Stimme an Mattys Ohr. Sie blieb auf dem schmalen Flur zwischen dem Gästezimmer und der geschlossenen Tür seines Schlafzimmers stehen und entging einer weiteren Nase-Schlüsselbein-Kollision um wenige Zentimeter. Aber dieses Mal war das Schlüsselbein nackt. Heute war sie früher als sonst aufgestanden, denn sie waren sich einig, dass sie nicht im Haus sein wollten, wenn Pamela Dobson zu ihrem ersten Reinigungseinsatz seit der Hochzeit eintraf. Aber Matty hatte nicht einkalkuliert, wie lange sie brauchen würde, um das Bett im Gästezimmer so ordentlich zu machen, dass es Pamelas kritischem Auge standhielt. So kam es, dass sie es doch nicht wie geplant schaffte, ins Bad zu huschen, während Dave noch schlief. Stattdessen stand sie ihm jetzt im engen Hausflur gegenüber. Sein Haar war zerzaust, dunkle Bartstoppeln bedeckten sein Kinn, und er trug nichts außer blauen Boxershorts. Wenigstens hatte sie einen Schlafanzug aus garantiert undurchsichtigem Jerseystoff an, der vom hohen V-Ausschnitt am Hals bis zu den bloßen Füßen reichte. "Morgen." Jedenfalls hatte Matty das erwidern wollen. Sie räusperte sich und probierte es noch einmal. Es hörte sich halbwegs passabel an. "Du willst ins Bad?" fragte er. "Ja, das will ich." Sie machte sich so schmal wie möglich, um jeden Körperkontakt zu vermeiden. Aber er stand nur da und sah aus, als würde er gleich wieder einschlafen. Wie schaffte er es nur, sie zugleich an einen gefährlichen Banditen und ein zu groß geratenes verschlafenes Kleinkind denken zu lassen? "Ach, Dave?" "Könntest du mich vorbeilassen, damit ich ins Bad kann? Und vielleicht solltest du Kaffee kochen. Starken Kaffee." "Wie? Oh ... ja, Kaffee." Er lächelte schläfrig und drehte sich zur Seite, um ihr Platz zu machen.
Doch als sie sich an ihm vorbeidrückte, rieb sich seine nackte Brust an ihrem rechten Arm, von der Schulter bis zum Ellbogen und das Haut an Haut. Matty bekam eine Gänsehaut und beeilte sich, ins Badezimmer zu kommen. Dort warf sie die Tür hinter sich zu und die Sachen, die sie in den Armen hielt, auf den Waschtisch. Im Spiegel sah sie den Beweis dessen, was sie längst fühlte: Unter der Jacke des Schlafanzugs zeichneten sich die festen Knospen deutlich ab. In Daves Gegenwart reagierten ihre Brüste immer so. Und noch bevor sie zum ersten Mal miteinander schliefen, hatte er sie genau dort liebkost. Sie schloss die Tür ab. Nicht vor ihm - Dave würde ihr nie von sich aus ins Bad folgen. Vielleicht wollte sie vielmehr ihrer eigenen verantwortungslosen Fantasie den Riegel vorschieben. Schließlich setzte sich Matty auf den Rand der Badewanne, vermied es, in den Spiegel zu schauen, rieb über die noch Immer prickelnde Haut ihres Oberarms und holte tief Luft. Leider schien sie damit auch Daves würzigen Duft einzuatmen. So würde er duften, wenn eine Frau mit dem Kopf an seiner nackten Brust erwachte. Unter dem zerzausten Haar wäre sein Blick sanft und verschlafen, wenn er den Kopf hob und "Morgen" brummte. Leider hatte sie das nie erlebt. Vor sechs Jahren hatten sie beide noch zu Hause gewohnt, und nur das weite Land der beiden Ranches hatte ihnen die ersehnte Intimität gestattet. Nie hatten sie eine ganze Nacht zusammen verbracht. Als er dann aufs College ging, hatte Grandma nicht zugelassen, dass sie ihn dort besuchte. Und als sie selbst aufs College ging, Hunderte von Meilen entfernt, studierte er schon Jura, und ihr Geld reichte nicht für die lange Fahrt. Oft träumte sie davon, in seinen Armen aufzuwachen und in seine verschlafenen haselnussbraunen Augen zu schauen. Und dann gemeinsam den Tag zu beginnen. Vielleicht zu beobachten, wie er sich rasierte. Ganz gewiss zusammen zu duschen. Ins Bett zurückzukehren. "Matty?" Seine Stimme ließ sie zusammenfahren. "Was?"
"Wie lange brauchst du denn noch? Pamela wird in zwanzig Minuten hier sein." Matty sah auf die Uhr und fluchte leise. Wo war die letzte halbe Stunde geblieben? "Vielleicht solltest du lieber das Gästebad nehmen?" rief sie. "Du meine Güte, was hast du denn die ganze Zeit gemacht?" Bei dem Gedanken, er könnte vermuten, wie es ihr hinter der geschlossenen Tür ergangen war, stieg Panik in ihr auf. Sie wusste, dass das Unsinn war, aber es änderte nichts. "Das geht dich nichts an", fauchte sie. "Wir haben abgemacht, dass ich als Erste ins Bad darf. Ohne Zeitbegrenzung. Du warst einverstanden, also..." "Schon gut, schon gut. Ich nehme das andere Bad. Hört sich an, als wärst du mit dem falschen Fuß aufgestanden." Ich wäre besser gar nicht aufgestanden, dachte sie. „Hey, Matty!“ Sie musste in Rekordzeit gefrühstückt haben, denn jetzt, als er aus dem Haus kam, führte sie Juno schon zur Sattelkammer. Gleich würde sie aufsteigen und davonreiten. "Warte", rief Dave. "Ich muss mit dir reden." Er glaubte, sie übertrieben seufzen zu hören, aber wenigstens blieb sie stehen. "Was willst du?" fragte sie. "Vielleicht könntest du ein weniger finsteres Gesicht machen." "Wozu?" "Nur so ... aus Nächstenliebe vielleicht?" "Dave, ich habe heute sehr viel vor." "Möchtest du mir davon erzählen?" "Nein." Sie biss sich auf die Lippe. "Jedenfalls im Moment noch nicht. Falls der Zuschuss bewilligt wird und ein paar andere Sachen klappen ... aber das wird nicht passieren, wenn ich hier herumstehe und meine Zeit mit diesem Blödsinn verschwende." "Nächstenliebe ist Blödsinn? Nein, warte ..." Er hielt sie am Arm fest. "Okay. Dann bleib jetzt stehen, weil wir Zuschauer haben. Sieh nicht hin. Pamela beobachtet uns gerade von der Küche aus, und sie hat Augen wie ein Luchs." "Na und?"
"Sie könnte misstrauisch werden." Dave stellte sich zwischen Mattys erbostes Gesicht und das Küchenfenster, bevor er seinen Griff lockerte und über ihren Arm strich. "Dave, auf mich wartet jede Menge Arbeit. Wenn du dich also beeilen könntest, wäre ich …“ Als sie weitergehen wollte, hielt er sie wieder fest und hoffte inständig, dass es zärtlich aussah und nicht wie ein Griff beim Ringen. "Pamela ist heute früher gekommen ... womit wir wahrscheinlich hätten rechnen müssen ... und hat mich mit meinem Rasierzeug aus dem Gästebad kommen sehen. Sie hat mich gefragt, warum ich das Gästebad benutze, und ich habe geantwortet, dass du morgens gern ungestört bist. Sie hat gegrunzt und gefragt, warum du geheiratet hast, wenn du ungestört sein willst. Und dann hat sie mir einen ihrer misstrauischen Blicke zugeworfen." "Soll das heißen, dass Pamela Dobson aus der Tatsache, dass du aus dem Gästebad kommst, folgert ..." Matty brach ab, aber ihre eben noch belustigte Miene wurde besorgt. "Vielleicht sollten wir ins Haus gehen und... ein bisschen miteinander reden. Na ja, du weißt schon, uns Liebling nennen und so." Aus ihrem Mund hörte es sich an, als wäre es das Absurdeste auf der Welt. Dave lächelte. "Meinst du, deine schauspielerischen Fähigkeiten reichen dafür aus, Matty?" "Wenn es sein muss, schaffe ich es." "Wie wäre es mit ein wenig Pantomime?" Sie legte den Kopf schräg. "Was schwebt dir da vor?" "Wir liefern Pamela eine plausible Erklärung - ohne ein Wort zu sagen. "Offenbar hast du eine Idee, Currick. Heraus damit." "Wenn sie denkt, dass wir uns gestritten haben, wird sie verstehen, warum du morgens allein sein willst und warum ich das andere Bad benutzt habe. Vielleicht sogar, warum du das Bett im Gästezimmer nicht so perfekt gemacht hast." "Großartige Idee!" "Aber glücklicherweise hast du mir gerade ein Tausendwattlächeln geschenkt." Eins, bei dem ihm fast der Atem gestockt hatte. "Es sieht also ganz danach aus, als hätten wir uns schon wieder halb versöhnt. Und du weißt ja, was jetzt noch fehlt."
"Keine Ahnung." "Du hast selbst gesagt, dass wir nach außen wie ein ganz normales Ehepaar wirken müssen." "Sicher, aber..." "Nun ja, auf diese Weise könnten wir dafür sorgen, dass Pamela Dobson allen erzählt, was für eine ganz normale Ehe wir führen. Wir streiten uns und vertragen uns wieder. Natürlich nur zum Anschein. Es sei denn..." Dave machte eine Kunstpause. "Du hast Angst vor einem Kuss.“ „Angst? Das ist doch lächerlich. Ich habe keinen Grund, mich davor zu fürchten. Auf dem Empfang war es kein Problem und jetzt auch nicht. Was ist schon dabei? Wenn es nötig ist?" Nötig? Ein Kuss war für sie nichts als eine Notwendigkeit? Okay, Matty liebte ihn nicht mehr, aber das ging entschieden zu weit. "Wenn du es so siehst", murmelte er und legte eine Hand um ihren Hinterkopf. Dave wollte in ihren Augen ablesen, was sie dabei empfand, aber sie senkte die Lider. Er rechnete mit Widerstand oder wenigstens Zögern, als seine Lippen ihre streiften ... aber Matty reagierte ganz anders. Sie legte ihre Hand auf seine, ließ Juno los und schmiegte sich an ihn. Ihr Mund flirtete mit seinen Lippen, scheinbar ohne Ziel und Absicht. Doch dann neigte sie den Kopf, und ihre Liebkosungen wurden entschlossener, stürmischer. Sofort zog Dave sie an sich, damit er ihr noch näher war. Fordernd drängte er seine Zunge zwischen ihre Lippen. Matty zögerte nur kurz, bevor sie sich öffneten. Oh, wie herrlich sie schmeckte. Dave stöhnte genüsslich auf, und dann war ihm alles egal. Alles, nur Matty nicht. Es war ganz anders als der Sie-dürfen-jetzt-die-Braut-küssen-Kuss. Dieses Mal wollte er Matty küssen, und sie wusste es. Und Matty selbst? Sie konnte nicht mehr so tun, als wäre das hier nur gespielt. Das Verlangen, das sie durchströmte, war echt und nicht zu unterdrücken. Dave unterbrach den Kuss nur kurz, um Luft zu holen, dann ließ er seiner Leidenschaft wieder freien Lauf. Nein, das stimmte nicht ganz, denn am liebsten hätte er sich mit ihr mitten auf den Hof gelegt und ihre neugierige Zuschauerin vergessen. Aber er beherrschte sich und begnügte sich damit, den Kuss zu vertiefen. Ihr Haar löste sich aus dem Zopf und glitt seidig durch seine Finger.
Ihre Zunge spielte mit seiner, und in ihm breitete sich eine solche Hitze aus, dass er zu verbrennen glaubte. Und dann spürte er noch etwas, aber es dauerte eine Weile bis sein Bewusstsein es durch den Nebel seines Verlangens hindurch registrierte. Mattys Berührung hatte sich verändert. Ihre Hände lagen nicht mehr auf seinen, sondern umklammerten jetzt seine Handgelenke und übten Druck aus, um sich von ihm zu lösen. Dave küsste sie noch einmal, bevor er ihrem Drängen nachgab und seinen Griff lockerte. Aber er versuchte nicht, seine Hand aus ihrem Haar zu ziehen. Langsam wich sie zurück, als würde es ihr schwer fallen, und strich ihm das Haar aus dem Gesicht. Danach glitt ihre Hand an seinem Hals hinab, über die Schulter und seine Brust, die sich noch immer schnell hob und senkte. Matty lächelte. "Damit dürfte Pamela ja wohl zufrieden sein", sagte sie. Dann drehte sie sich um und ging zur Koppel. Dave blieb, wo er war. Es konnte nicht schaden, wenn Pamela sah, wie er auf Mattys Po starrte, als sie Junos Zügel nahm und die Stute zur Scheune führte. Er würde wie ein frisch gebackener Ehemann wirken, der seiner jungen Frau noch einmal zuwinken wollte - und nicht wie jemand, dessen Zustand es nicht zuließ, seiner Reinmachefrau gegenüberzutreten. Er hatte Matty beweisen wollen, dass sie nicht so viel Distanz hatte, wie sie glaubte. Aber Matty hatte den Spieß umgedreht. Und dann war sie einfach weggegangen, als wäre alles nur gespielt gewesen. War er etwa der Einzige, der dabei etwas empfand? Wenn ja, so hatte er sich auf zwei Jahre Hölle auf Erden eingelassen. Matty spürte Daves Blick auf ihrem Rücken - nein, am ganzen Körper - und zwang sich, normal weiterzugehen, bis sie tief im Innern der Scheune war. Dort eilte sie in die Box, in der sie ihr Sattelzeug untergebracht hatte, und lehnte sich gegen die raue Trennwand. Zur Beruhigung legte sie sich beide Hände auf den Bauch, als würde das die Schmetterlinge darin zur Landung bewegen. Oder das Feuer in ihr löschen. Genau damit hatte sie nämlich gespielt. Mit dem Feuer.
Hätte sie den Kuss nicht rechtzeitig beendet, hätte Pamela viel zu berichten gehabt - das meiste davon wäre nicht jugendfrei gewesen. Dave hatte sie herausgefordert, und sie hatte ihm zeigen wollen, dass sie keine Angst vor ihm hatte. Sie war nun kein junges Mädchen mehr, sie hatte sechs Jahre in der Welt verbracht und ihre Erfahrungen gemacht. Nicht so viele wie er, aber immerhin. Ganz bestimmt nicht so viele wie er, denn er hatte Dinge gelernt, die er früher nicht gekannt hatte - und die sie noch immer nicht kannte. So zu küssen, zum Beispiel. Sie hatte ihm eine Lektion erteilen wollen, aber bei der Prüfung war sie durchgefallen. Die alte Anziehungskraft war immer noch da und so stark wie immer. Aber eines hatte sich in den vergangenen sechs Jahren geändert: Sie war kein romantischer Teenager mehr. Mittlerweile begannen die Tage reibungslos. Dave stand als Erster auf, machte Kaffee, las Zeitung und überließ Matty das Badezimmer. Da sie meistens abends duschte, nach der Arbeit auf der Flying W, brauchte sie morgens nicht viel Zeit. Sobald sie aus dem Bad kam, ging er hinein. Küsse hatte es nicht mehr gegeben, und das war vermutlich besser so. Matty war zwar nicht unfreundlich, benahm sich jedoch, als hätte sie Wichtigeres im Kopf. Sie arbeitete lange Stunden auf der Flying W, und das war gut für seinen Seelenfrieden. Mit ihr zusammenzuleben und zu wissen, dass er mehr wollte als sie, war schlimm. Noch schlimmer wäre nur, sie überhaupt nicht mehr zu sehen. Also hatte er sich damit abgefunden. Es gab nur einen Nachteil. Wenn er ins Bad ging, hing Mattys Duft noch in der Luft. Und obwohl der Verstand es ihm befahl, konnte sein Körper es nicht ignorieren. Irgendwie schien er morgens immer länger zu brauchen. Außerdem duschte er von Mal zu Mal kälter. Beides zusammen kostete ihn wertvolle Zeit und machte ihn reizbar. Vielleicht hatte Matty Mitleid mit ihm. Oder es stimmte, was sie sagte - dass ein Frühstück für eine Person ebenso leicht zuzubereiten war wie für zwei. Also machte sie morgens ein richtiges Ranchfrühstück mit Eiern, Schinken, Würstchen, Toast und verschiedenen Marmeladen.
Dave ließ es sich schmecken und räumte danach die Küche auf, während Matty zur Flying W ritt. Doch an diesem Tag ging Matty nicht sofort zu ihrem Pferd, sondern inspizierte sämtliche Schränke und machte sich Notizen. Er war gerade dabei, den Geschirrspüler zu beladen, und drehte sich zu ihr um. "Machst du Inventur, Matty?" "So ähnlich. Unsere Bestände gehen zur Neige. Ich mache eine Liste. Vielleicht könntest du heute Abend auf dem Rückweg beim Supermarkt vorbeifahren." Sie schaute in den Schrank neben der Hintertür und stieß einen leisen Pfiff aus. "Treibt die Ehe dich in den Alkohol, Currick?" Dave trocknete sich die Hände ab, ging zu Matty und beugte sich vor. "Du meinst das Bier? Das war im Sonderangebot, und ich dachte mir, ich lege einen kleinen Vorrat an." "Einen kompletten Jahresvorrat? Oder planst du eine Party?" "Eine Party würde ich es nicht nennen. Demnächst setzen wir uns hier mit ein paar anderen Anwälten zusammen, um über berufliche Dinge zu reden." "Und du lieferst das Bier?" "Genau. Wir treffen uns immer hier, weil ich ungebunden bin ... war. Die anderen haben fast alle Familien. Der Termin für dieses Jahr stand schon fest, und da du fast jeden Tag auf deiner Ranch bist, habe ich ihn nicht abgesagt." "Ihr trefft euch einen ganzen Tag lang? Habt ihr so viel zu besprechen?" "Na ja, wir haben da auch ein Projekt." Sie hatte die Arme sinken lassen und wirkte wieder entspannt. "Ein Projekt? Etwas Juristisches? An dem ihr alle arbeitet?" ,Ja.“ "Und wer kommt alles?" fragte sie, und plötzlich verstand er ihr Interesse. Lächelnd nannte er ein Dutzend Namen, von denen sie die meisten kannte. "Weißt du, Dave..." begann Matty, und ihr Gesicht wurde ernst. "Das wäre doch eine tolle Gelegenheit. Für mich, meine ich. Ich könnte die Gastgeberin spielen. Mach mir eine Liste der Teilnehmer. Ich lade sie dann ein und kümmere mich um alles andere."
"Das brauchst du nicht. Wie gesagt, es ist keine richtige Party", wehrte er ab. "Dave, wenn die Leute uns das hier abnehmen sollen, müssen wir auch so tun, als wäre es eine richtige Ehe. Würde nicht jeder erwarten, dass eine frisch gebackene Ehefrau etwas Besonderes machen will, wenn sie das erste Mal Gäste hat?" "Nicht die Leute, die dich seit der Kindheit kennen ..." Nur knapp wich er dem nicht ganz spielerischen Schlag aus, den sie auf seine Magengrube zielte. Aber im Grunde hatte sie Recht. Und was konnte es schaden? "Okay, okay", gab er nach. "Wenn du das übernehmen willst ... Das erspart mir die Mühe, all dieses Bier kalt zu stellen." Dave kam gerade aus dem Keller der Bank, wo er seine und Mattys Heiratsurkunde ins Schließfach gelegt hatte, als Joyce Arbedick auf ihn zueilte. "O Dave. Endlich sehe ich dich mal. Wie schön! Ich habe immer nach dir Ausschau gehalten, aber ich schätze, du bist in letzter Zeit lieber zu Hause geblieben." Bei dem Gedanken an das, was Joyce damit meinte, rieselte ihm ein wohliger Schauer durch den Körper. Das war ihm offenbar anzusehen, denn Joyce klopfte ihm mit einem dicken Umschlag auf den Arm. "Ich wollte dich nicht aus dem Konzept bringen, Dave." Sie lachte laut und herzhaft. Dave rang sich ein Lächeln ab. "Wolltest du mich sprechen, Joyce?" "Ach ja! Ich wollte dir diese Abzüge geben ... von den Fotos, die ich auf dem Empfang gemacht habe. Es sind nur ein paar, aber wenigstens, habt ihr dann eine Erinnerung daran." Sie streckte ihm den Umschlag entgegen. Eigentlich hatte er schon genug Bilder von Matty im Kopf, aber Joyce meinte es schließlich gut. Dave nahm den Umschlag und dankte ihr auch in Mattys Namen. "Hier ist noch etwas, worüber Matty sich bestimmt freuen wird", meinte Joyce und gab ihm einen zweiten Umschlag. "Was ist das?" "Die Bestätigung darüber, dass sie ihre Sparbücher aufgelöst hat und das Geld auf das Konto der Ranch überwiesen wurde. Augenblick!" rief sie einer Kollegin zu, die ihr zuwinkte. "Ich wünschte, sie hätte wenigstens eins behalten, aber du kennst ja Matty
wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, bringt sie keiner davon ab." Joyce lachte fröhlich und ging zu ihrer Kollegin. Dave murmelte etwas zum Abschied und verließ nachdenklich die Bank, um in seine Kanzlei zurückzukehren. Was wäre, wenn Matty den Zuschuss nicht bekam? Und wenn sie ihn erhielt und er nicht ausreichte, die Flying W zu retten? Sie würde nicht nur ihr Erbe verlieren, sondern auch jeden Cent, den sie gespart hatte. Dann würde sie mit ihm verheiratet bleiben müssen. Bei dem Gedanken blieb er wie angewurzelt auf der zweiten Stufe der schmalen Treppe stehen, die zu seiner Kanzlei über der Apotheke führte. Allein die Idee, Mattys Notlage auszunutzen, um sie an sich zu binden, war widerwärtig. Außerdem würde es nicht funktionieren. Dazu war sie viel zu stolz. Langsam ging er weiter bis zu der altmodischen Holztür, auf deren Scheibe David E. Currick. Rechtsanwalt stand. Nein, Matty durfte die Flying W nicht verlieren. Denn wenn das geschah, würde er sie verlieren. Er musste also etwas unternehmen. Als er hineinging und an Ruth Moskis Schreibtisch vorbeikam, sagte er automatisch, was er um diese Zeit immer sagte: "Ruth, würdest du mir aus dem Cafe einen Burger und Pommes frites holen?" "Nein. " Erst zwei Schritte weiter wurde ihm bewusst, was seine langjährige Sekretärin geantwortet hatte. Er drehte sich zu der weißhaarigen Frau um, die in jedem Werbespot eine Großmutter hätte spielen können, wenn sie nicht immer Ohrringe mit Federn, kleinen Steinen, lackierten Blättern oder anderen Schätzen der Natur tragen würde. "Nein?" "Du hast dich lange genug in deinem Büro versteckt." Das war der Nachteil, wenn man eine Sekretärin beschäftigte, die ihren Chef schon als Baby gekannt hatte. "Ich verstecke mich nicht, Ruth", widersprach er. "Ich habe viel zu tun und..." "Blödsinn. Du hast nur Angst vor den Leuten im Cafe und ihren Sprüchen. Sicher, es ist kindisch, aber das ist eben ihre Art, dir zu zeigen, dass du zu ihnen gehörst."
Er schloss die Augen und wünschte, Lisa hätte Ruth nicht dazu überredet, mit ihr zusammen diesen Psychologiekurs an der Abendschule zu belegen. "Ich bin dir..." "Genauso ist es, und du weißt es", unterbrach sie ihn. "Es ist höchste Zeit, dass du aus deinem Versteck kommst. Früher oder später wirst du dich ihnen stellen müssen. Je länger du wartest, desto schlimmer wird es." „Ruth, ich bin dir für deinen Rat wirklich dankbar", setzte er ein zweites Mal an. "Aber ich glaube nicht, dass die Sprüche der Tresenbesatzung schlimmer werden können, als sie heute schon wären.“ "Ich meinte deinen Magen. Ich werde dir nichts mehr aus dem Cafe holen. Und soweit ich weiß, liefern sie nicht außer Haus, also wird dein Hunger immer schlimmer werden, je länger du dich drückst."
7. KAPITEL Dave hatte bereits ein breites Grinsen parat, als er das Knighton Cafe betrat, und zauberte es aufs Gesicht, als der erste Zuruf kam. "Und? Wie bekommt dir das Eheleben, Dave?" "Gut." "Freu dich nicht zu früh", kam es vom Tresen. "Genau, die Flitterwochen zählen nicht", meldete sich ein Dritter mit mildem Spott zu Wort. "Wundert mich, dass du es überhaupt in die Stadt geschafft hast", meinte Hugh, der Wirt und Ruths Mann. "Schließlich hast du jetzt auf der Slash C jede Menge zu tun." "Dave! Hier drüben. Setz dich zu mir." Es war Lisa. Wie immer saß sie in der ruhigsten Ecke und hatte ihre Bücher vor sich ausgebreitet. Vermutlich sollte er sich geehrt fühlen, denn normalerweise gestattete sie niemandem, sie bei ihrer mittäglichen Studienlektüre zu stören. Aber Dave war auf der Hut. Von all den Menschen in Knighton war Lisa diejenige, die seine Scheinehe mit Matty am schnellsten durchschauen konnte. Abgesehen von seinen Eltern kannte sie ihn und Matty besser als jeder andere. Ihr entging so schnell nichts, und seit sie vom College in New York zurück war, ließ sie sich von niemandem etwas vormachen. Hinzu kam ihre Neigung, ohne Scheu alles auszusprechen, was sie dachte. Ja, seine Schwester konnte durchaus zum Problem werden. "Wie geht's Matty?'' erkundigte sie sich. "Ach, du kennst sie ja. Sie ist wie immer und wird sich wohl nie ändern", antwortete Dave vorsichtig. "Sei doch nicht so blöd. Natürlich hat sie sich geändert", entgegnete Lisa. "Typisch Mann!" "Du hältst nicht viel von Männern, was? Warum? Hast du in New York schlechte Erfahrungen gemacht?" Er fragte sie das nicht zum ersten Mal, hatte jedoch noch nie eine richtige Antwort bekommen. "Beweis mir, dass du eine Ausnahme bist! " forderte sie ihn heraus.
Lächelnd hob er die Hände. "Nicht schießen, Lisa. Ich bin unbewaffnet. " "Ha! Das funktioniert vielleicht bei Richter Halloran, aber nicht bei mir, großer Bruder." "Warum bist du so streitlustig?" "Ich habe dich nach Matty gefragt, und du bist ausgewichen. Das macht mich neugierig. Mir ist nicht entgangen, wie du sie bei Henry Brennans Beerdigung angesehen hast. Und wie sie dich nicht angesehen hat. Und einen Monat später heiratet ihr plötzlich heimlich, vor einem Richter und ohne richtige Hochzeit." Lisas Blick durchbohrte ihn, und es kostete ihn seine ganze Selbstbeherrschung, ihm standzuhalten. "Wenn ich euch beide nicht auf dem Empfang erlebt hätte, wäre ich jetzt nicht nur neugierig, sondern wirklich misstrauisch. Aber was mich jetzt echt interessiert", fuhr seine Schwester fort, "ist, warum Matty euer alljährliches Anwaltstreffen organisiert." "Sie will eben gern mal Gastgeberin spielen." Lisa schnaubte. "Gastgeberin? Bei Leuten, die sich unter einem festlichen Abendessen eine aufgerissene Tüte Chips auf dem Tisch vorstellen? Hast du sie etwa dazu überredet, Dave?" Er lachte. "Lisa, glaubst du allen Ernstes, dass ich Matty zu irgendwas überreden könnte?" "Natürlich. Du hast es nur immer auf äußerst raffinierten Umwegen getan." "Soll das ein Witz sein?" Sie schüttelte den Kopf. "Als Kind warst du immer der Anführer und sie dein treuer Anhang. Du hattest dich so sehr daran gewöhnt, dass du es offenbar noch immer nicht verkraftet hast, dass sie dir jetzt ebenbürtig ist." "Ich merke schon, dein Psychologiekurs zahlt sich aus", bemerkte er. Dann entschied er sich, das Thema zu wechseln. "Du machst jetzt also deinen nächsten Abschluss, ja?" Lisa wartete, während er Pommes frites von ihrem Teller aß, dann starrte sie auf ihre Bücher, als hätte sie sie vollkommen vergessen. "Betriebswirtschaft. Im nächsten Juni." Bewundernd schüttelte er den Kopf. "Das ist großartig, Lisa. Und was hast du danach vor? Willst du für Taylor arbeiten?"
"Vielleicht." Sie hob den Kopf. "Oder ich studiere Jura und werde Anwältin. Dann bin ich auch auf deinem Level." Er lächelte. "Das wäre für dich ein Rückschritt, Lisa. Ein gewaltiger Rückschritt." Es war schon dunkel, als Dave Matty auf den Hof reiten hörte, und er ging nach draußen, um sie zu begrüßen. Fast zwei Stunden hatte er auf sie gewartet und den Brief angestarrt, den er aus dem Kasten geholt und auf den Kaminsims gestellt hatte. Jetzt steckte er in seiner Hemdtasche und fühlte sich an, als wäre er so schwer wie ein Stein. "Hallo, Matty." Dave tätschelte Junos Hals. "Oh." Sie riss die Augen auf. "Hi. Ich habe dich gar nicht gesehen. " "Wie denn auch? Mit geschlossenen Augen?" "Ich habe ihnen nur etwas Ruhe gegönnt." "Harter Tag." Es war keine Frage. "Ja.“ "Möchtest du mir davon erzählen?" "Nicht unbedingt." Dave zögerte. Sie war erschöpft, und sie jetzt mit einer schlechten Nachricht zu überfallen... Als Kind warst du immer der Anführer und sie dein treuer Anhang. Du hattest dich so sehr daran gewöhnt, dass du es offenbar noch immer nicht verkraftet hast, dass sie dir jetzt ebenbürtig ist. Lisas Worte hallten in seinem Kopf wider. Seine Schwester hatte Recht, Matty war jetzt erwachsen und für sich selbst verantwortlich. Er musste sie nicht schonen. Andererseits sah Matty so müde aus ... War es denn falsch, sie beschützen und es ihr einfach machen zu wollen? Er schüttelte den Kopf. "Warum schüttelst du den Kopf?" fragte sie. "Du solltest nicht im Dunkeln reiten, Matty. Das kann gefährlich sein." Sie schnaubte. "Ich kann mit geschlossenen Augen reiten. Als Kind habe ich das tausend Mal getan. Nie ist etwas passiert." ,Ja, aber auf Pferden, die den Weg kannten. Juno kennt ihn nicht. " "Das braucht sie nicht." Ihre Stimme klang gepresst. "Weil ich ihn kenne." "Matty, ist alles in Ordnung?"
Sie gähnte. Dann rutschte sie im Sattel zur Seite, und er machte einen Schritt auf sie zu. Automatisch richtete sie sich wieder auf. Schon als Kind hatte sie auf einem Pferd einschlafen können. "Ich habe hier etwas für dich. Ist heute gekommen." Dave gab ihr den Umschlag. Sie las zuerst den Absender. "Der Brief kommt von der Kommission, die die Zuschüsse vergibt!" "Ja.“ "Schätze, ich sollte ihn öffnen.“ "Schätze ich auch." Aber sie tat es nicht. "Soll ich das tun?" fragte Dave. "Nein." Matty zog die Handschuhe aus und ließ sie vor sich auf den Sattel fallen. Dann riss sie den Umschlag auf, zog den Brief heraus und überflog ihn. Er sah, wie ihr Blick wieder nach oben wanderte und sie ihn noch einmal las. Danach holte sie tief Luft. Ich werde ihr helfen, dachte Dave. Matty darf die Flying W nicht verlieren. Als sie ein drittes Mal zu lesen begann, klopfte er ihr auf den Oberschenkel. "Matty, wenn du mir nicht endlich sagst, was drinsteht..." "Wir haben ihn! Wir haben ihn! Die Flying W hat den Zuschuss bekommen!" Schwungvoller als gewöhnlich stieg Matty vom Pferd. Leider war Juno nicht daran gewöhnt und machte einen kleinen Satz zur Seite. Ihre Flanke traf den Rücken der Reiterin. Matty taumelte nach vorn. Direkt in Daves Arme. Sie um sie zu legen war für ihn so selbstverständlich wie das Atmen. Lachend schnappte sie nach Luft, und er versuchte, den Aufprall zu mildern, indem er zwei Schritte zurück machte und mit dem Rücken gegen etwas Festes stieß. Matty schlang die Arme um seinen Hals. "Die Flying W hat einen Zuschuss bekommen!" rief sie strahlend. Sie war so nah, so warm, so lebendig, so vertraut, so ... wie er sie von früher kannte, seine Matty. Ohne zu überlegen, was er tat, küsste er sie. Und sie küsste ihn zurück. Wie vor dem Richter. Und vor Pamela Dobson. Als wären die Jahre der Trennung verflogen. Aber dieses Mal
war es keine Show, weil sie kein Publikum hatten. Dieses Mal waren sie allein, wie früher. "Ich bin so aufgeregt, Dave!" Matty schmiegte sich an ihn, und er senkte den Kopf, um seine Lippen wieder auf ihre zu legen. "Ich auch", murmelte er. Er küsste ihren Mundwinkel, nahm ihre Unterlippe zwischen seine und zog zärtlich daran. Ihre Lippen öffneten sich, und sie gab einen leisen Laut von sich, der in seinem Mund vibrierte. Er schluckte ihn herunter wie milden Whiskey, heiß und süß, und er ging ihm ins Blut. Seine Zunge tastete nach ihrer, und die Hitze strömte durch seinen ganzen Körper. Mattys Zunge kam seiner entgegen. Zaghaft erst, dann mutiger. Leidenschaftlicher. O Matty! Wie herrlich es war, sie zu schmecken und zu fühlen. Dave ließ eine Hand über ihren Rücken gleiten und drückte sie noch fester an sich, bis ihr rechtes Bein sich zwischen seine schob. Dann drehte er sich mit ihr, so dass ihr Rücken an der Wand war. Aber irgendwie klappte das Manöver nicht so, wie er geplant hatte. Seine linke Schulter stieß gegen eine unverschlossene Tür der Scheune. Die Tür gab nach, er geriet ins Taumeln und zog Matty mit sich. Im Fallen drehte er sich, und Matty landete halb auf ihm. Der Schwung war so groß, dass sie nicht liegen blieben, sondern weiterrollten, bis die Wand sie bremste. Der Duft frischen Heus hüllte sie ein wie ein Laken aus Seide. "Ist dir etwas passiert?" fragte Dave verlegen. "Nein. " Matty wich seinem Blick nicht aus. Seine Arme begannen zu zittern, als er versuchte, sich nicht auf sie sinken zu lassen. Nicht seine Muskeln drohten zu versagen, sondern seine Willenskraft. "Matty?" Sie protestierte nicht. Er beugte die Arme und fühlte ihre Brüste an seinem Oberkörper, als sein Mund ihren fand. Ihr Schenkel befand sich noch immer zwischen seinen, so hoch, dass der Druck ihn an den Rand seiner Beherrschung brachte. Irgendwie war auch sein Bein zwischen ihre geraten, und er zog es an, bis sie leise aufstöhnte und ihm ihre Hüften entgegendrängte.
Dave schob eine Hand dorthin, wo ihr Shirt sich aus den Jeans befreit hatte. Ihre nackte Haut fühlte sich glatt und zart an. Leise stöhnte Matty auf. Er tastete nach dem seidigen Saum ihres BHs, der zarten Spitze, und dort, wo Seide und Spitze sich trafen, fand er, was er suchte. Die feste Erhebung ihrer Knospe. Er umkreiste sie, bevor er sie behutsam berührte. Unwillkürlich hob Matty die Hüften vom staubigen Scheunenboden, reckte sich ihm entgegen, bis ihre Körper sich berührten wo sie es am intensivsten spürten. Dave nahm ein heftiges, schnelles Pochen in den Ohren wahr. Es musste sein Puls, sein Herzschlag sein. Wenn er jetzt seine Lippen auf ihre senkte, würde er nicht mehr aufhören können. "Dave?" Die Luft, die er einsog, schmeckte nach Matty. Das Pochen wurde lauter. "Ist alles in Ordnung?" fragte er und meinte, ob es in Ordnung war, dass er weitermachte. Sie verstand es anders. "Ja, schon, aber..." "Aber?" wiederholte er heiser. "Aber ich glaube nicht ... Brandeis findet das sicher nicht ... in Ordnung." Schlagartig begriff Dave, woher das Klopfen kam. Nicht von seinem Herzen, sondern von Brandeis Hufen. Sein Hengst hämmerte mit den Hinterläufen gegen die Wand, an der sie lagen. "Hört sich aufgebracht an." "Er ist eifersüchtig", brachte Dave mit einem Lächeln heraus. Und bereute es sofort, denn Mattys Miene verfinsterte sich augenblicklich. "Aber das muss er nicht sein", sagte sie. "Denn er gehört noch immer ganz dir." Sie rollte sich zur Seite. Dave sprang auf und streckte die Hand aus, um ihr zu helfen. Sie achtete nicht darauf. "Weißt du was?" sagte er so gelassen wie möglich. "Du gehst duschen, ich mache das Abendessen, dann feiern wir den Zuschuss, und du erzählst mir, was du mit der Flying W vorhast." Matty wusste genau, warum Dave mit ihr über die Flying W reden wollte. Seit sie in frischen Jeans und einem Sweatshirt aus ihrem Zimmer gekommen war, während er den Tisch deckte, sprach er über nichts anderes als Brunnenbohrtechniken und Landbewässerung.
Er wollte so tun, als wäre das, was sich auf dem Hof und in der Scheune abgespielt hatte, nicht geschehen. Sie ließ ihn gewähren. Wenigstens für eine Weile. Aber wie lange konnten sie den Zwischenfall ignorieren? Sie aßen gegrillte Steaks, gebackene Kartoffeln aus der Mikrowelle und Salat, bevor Matty sich räusperte. "Dave, wir sollten da etwas klären." "Was denn?" "Das, was vorhin passiert ist." Er kam ihr nicht entgegen, sondern trug die leer gegessenen Teller zur Spüle. „In der Scheune. " "Was gibt es da noch zu klären?" Er nahm ihre leeren Wassergläser vom Tisch. Matty zögerte. "Ich hätte es nicht zulassen dürfen." Inzwischen stand er vor dem offenen Kühlschrank und drehte sich zu ihr um. "Also siehst du mich als armen Mann, der seine primitiven Begierden nicht zügeln kann?" "Natürlich nicht." "Warum hättest du es dann nicht zulassen dürfen?" Er schloss die Kühlschranktür mit mehr Wucht als nötig. "Weil das hier meine Idee war." „Stimmt.“ "Ich habe dich zwar nicht zuerst geküsst", sagte sie. Nein, sie hatte seinen Kuss nur erwidert. Leidenschaftlich. "Aber darum geht es auch nicht. Es geht um…“ "Um unsere Betrügerei?" "Um unsere Ehe auf Zeit. Ich bin dafür verantwortlich, dass sie nicht aus dem Ruder läuft, dass es keine ... Komplikationen gibt. Deshalb hätte ich das vorhin verhindern sollen. Schließlich habe ich von vornherein darauf bestanden, dass unsere Abmachung keine körperlichen ... keine intimen Formen annimmt." Dave zog die Augenbrauen hoch und sah Matty an. Sie presste die Lippen zusammen. "Und warum hast du es dann nicht?" "Warum habe ich was nicht?" "Warum hast du es dann nicht verhindert?" "Ich habe mich gehen lassen. Das hat nichts zu bedeuten. So etwas passiert eben." "Okay." Er drehte sich um und steuerte das Wohnzimmer an.
"Okay?" wiederholte sie und folgte ihm „Ja, okay. Alles in Ordnung. Du wolltest den Zuschuss feiern, und ich war zufällig in der Nähe. Schön. Hauptsache, du lässt dich nicht bei einem anderen so gehen, solange wir verheiratet sind. Ich glaube, das würde mein Ruf nicht verkraften." „Du bist ein unglaublicher Macho, Currick", fauchte Matty. "Du würdest es nicht ertragen, wenn die Leute glauben, dass du deine Ehefrau nicht im Griff hast." "Nein", sagte er und setzte sich auf die Couch. "Ich könnte das Mitleid nicht ertragen." "Mitleid? Du meinst, weil du mich geheiratet hast?" „Nein, ich meine, dass alle glauben, ich hätte mir zum zweiten Mal von Matty Brennan das Herz brechen lassen." Entgeistert starrte sie ihn an, während ihr Herz immer schneller schlug. "Natürlich würden sie sich irren", fuhr er fort. "Woher sollten sie denn auch wissen, dass sie dieses Mal falsch liegen." "Dieses Mal? Beide Male!" "Dieses Mal." "Willst du etwa behaupten, dass du vor sechs Jahren ein gebrochenes Herz hattest?" Glaubst du mir etwa nicht? Willst du mir etwa absprechen, dass ich ein Herz habe?" "Du hast immerhin mich sitzen lassen!" "Das habe ich nicht, ich..." "Von wegen! Du hast Schluss gemacht." "Habe ich nicht. Ich habe nur gesagt...“ „Du hast gesagt, wir sollten ..." „... auch andere Leute kennen lernen", ergänzte Dave. "Mehr nicht. Aber du warst diejenige, die die Stadt Hals über Kopf verließ, als sei eine Seuche ausgebrochen." "Du hast mich doch praktisch weggeschickt!“ "Glaubst du das wirklich?" fragte er. "Ich war zwanzig. Dank meiner Großeltern und deiner Eltern war ich sehr behütet aufgewachsen. Und ich war verliebt. Ich fühlte mich, als hätte man mir das Herz aus der Brust gerissen." Matty nahm den Blick von seinem Gesicht und starrte stattdessen die Wand an. "Ich hatte nicht nur dich verloren, sondern auch deine Familie. Und
irgendwie sogar mein eigenes Zuhause. Und meine Zukunft. Ich hatte bis dahin immer gewusst, was ich wollte - deine Frau werden und dir helfen, die Slash C zu betreiben. Plötzlich war alles weg, und ich fiel in ein tiefes Loch." Dave nickte. „Ja, ich weiß. Genau das haben meine Eltern gesagt. Auch Grandma." "Grandma?" Matty sah ihn wieder an. "Sie haben sich alle Sorgen um dich gemacht, weil du nur für meine Träume lebtest und keine eigenen hattest", erklärte er. Verblüfft starrte sie ihn an. "Deshalb hast du mich weggeschickt?" "Ich habe dich nicht ..." Er verstummte und setzte neu an. "Ich wollte dir die Zeit geben, flügge zu werden. Selbstständig. Ich konnte nicht ahnen, dass du nicht richtig fliegen lernen, sondern wie eine Rakete abgehen würdest." "Ich bin zurückgekommen." "Hin und wieder. Zu Besuch." Bildete sie es sich nur ein, oder hörte sie wirklich einen Anflug von Schmerz in seiner Stimme? "Jetzt bin ich jedenfalls wieder hier." "Nach sechs Jahren." „Ja, nach sechs Jahren", wiederholte Matty leise und ging davon. In dieser Nacht fand Dave keinen Schlaf. Immer wieder musste er daran denken, wie sehr Matty sich über den Zuschuss freute. Aber würde er reichen? Und was würde passieren, wenn die Vergabekommission herausfand, dass sie ihn nur wegen des Wohnsitzes geheiratet hatte? Sie hatte alles in die Flying W gesteckt. Es gab so viele Dinge, die auf einer Ranch schief gehen konnten, und ohne ein finanzielles Polster konnte jeder Rückschlag das Ende bedeuten. Doch Matty ließ sich nur von ihrer Liebe zur Flying W leiten. Sie war so impulsiv wie früher, aber dieses Mal riskierte sie einfach zu viel. Dave stand auf und ging in die Küche. Auf dem Tresen stand sein Aktenkoffer. Wenn er schon nicht schlafen konnte, würde er die Zeit nutzen, um ein wenig zu arbeiten. Auf dem Weg durchs Wohnzimmer fiel sein Blick auf den Stapel Unterlagen über die Flying W, durch den Matty sich jeden Abend wühlte. Obenauf lag der amtlich aussehende Umschlag von der
Kommission. Dave blieb stehen und starrte ihn an, bevor er weiterging. Dann blieb er erneut stehen, drehte um und griff nach dem Umschlag. Es war nicht hell genug, um den Brief zu lesen, also nahm er ihn mit in die Küche. Hastig überflog er die Bewilligung. Bei den beigefügten Seiten mit Anweisungen, Vorschriften, Warnungen, Verboten und Erlaubnissen ließ er sich mehr Zeit. Nachdem er sie zwei Mal durchgelesen hatte, legte er sie zur Seite und goss sich einen Orangensaft ein. Während er am Glas nippte, starrte Dave aus dem Fenster über der Spüle. Eigentlich hätte er dort nur sein eigenes Spiegelbild in der Scheibe sehen sollen. Aber sein Blick war in die Zukunft gerichtet. Und die war so finster wie die Nacht. Finster für Matty. Er leerte das Glas, stellte es ins Spülbecken und holte seinen Laptop-Computer aus dem Aktenkoffer. Er legte ihn auf die Arbeitsplatte, klappte ihn auf und begann zu schreiben - barfuss und nur mit Boxershorts bekleidet. Zehn Minuten später war der Brief fertig. Weitere zwei Minuten später war der Laptop wieder im Aktenkoffer und der Umschlag dort, wo Dave ihn gefunden hatte. Im Büro würde er noch ein wenig an dem Schreiben feilen und es mit der Morgenpost abschicken. Danach brauchte er nur noch nach Jefferson zu fahren, aber das konnte bis morgen warten. Und Matty würde nie erfahren, dass er sie so beschützte, wie er es immer getan hatte.
8. KAPITEL Matty lag auf der Couch und sah sich einen von Donna Curricks vielen Filmen mit Fred Astaire und Ginger Rogers an, als sie hörte, wie die Hintertür geöffnet wurde. Es war das dritte Mal in dieser Woche, dass Dave nach zweiundzwanzig Uhr heimkam. "Ist das für mich?" Mit dem Teller, den sie ihm hingestellt hatte, kam er aus der Küche. Da er schon kaltes Roastbeef kaute, kannte er die Antwort offenbar bereits. "Du hättest es ruhig aufwärmen können." "So schmeckt es auch. Und es geht schneller." Dave winkte mit der Gabel, und sie zog die Beine an, um ihm Platz auf der Couch zu machen. Er ließ sich darauf sinken. Sie musterte ihn unauffällig, während er aß und auf den Bildschirm schaute. Sein Hemd war zerknittert, statt der üblichen zwei Knöpfe waren drei offen, und sein Haar sah aus, als wäre er immer wieder mit den Händen hindurchgefahren. Die unrasierten Wangen waren dunkler als sonst, die Falten um die Mundwinkel tiefer, die Schatten unter den Augen neu. "Ich hoffe, du bist von der Arbeit so erschöpft und nicht davon, dass du dich irgendwo amüsiert hast", sagte Matty. "Sonst müsste ich von dir als Entschädigung Brandeis fordern." Daves Lippen zuckten. "Du bekommst den Hengst nicht. Jedenfalls nicht deswegen. Der Abend war alles andere als amüsant, glaub mir." "Owen Marshall?" Er warf ihr einen kurzen Blick zu. "Ja." Mehr würde er nicht erzählen, denn Owen war sein Klient. Aber sie hatte gehört, dass der Rancher an Krebs erkrankt war und nun verhindern wollte, dass sein großer Besitz an Erbschaftssteuern oder Familienstreitigkeiten zu Grunde ging. Matty wechselte das Thema. "Ich habe deine Kollegen zu eurem Treffen eingeladen. Sie wollen alle kommen."
" Danke." Er stellte den leeren Teller auf die Truhe. "Wie ich. höre, hast du sie nicht bloß eingeladen. Ruth hat mir erzählt, dass du sämtliche Sekretärinnen nach den kulinarischen Vorlieben ihrer Chefs gefragt hast." Jetzt schaute Matty angestrengt auf den Bildschirm, während Dave sie musterte. "Ich wollte nur wissen, was ich einkaufen muss.“ "Chips und Bier", schlug er vor. "Um das Bier hast du dich ja schon gekümmert." Erneut wechselte sie das Thema. "Ich sollte dich wissen lassen, dass ich morgen Vormittag Besuch erwarte. So gegen zehn." "Dann bin ich aus dem Haus, also werde ich dich nicht stören." "So habe ich das nicht gemeint. Es ist schließlich dein Haus." "Die meisten Leute würden sagen, es ist unser Haus - schließlich sind wir verheiratet." " Ich wollte es dir nur sagen. Außerdem habe ich dir einen Hefter mit einigen Unterlagen auf den Schreibtisch gelegt. Vielleicht kannst du sie dir irgendwann mal ansehen." "Was für Unterlagen?" fragte Dave. "Material, das ich gesammelt habe. Eigentlich für die Flying W, aber ohne Kapital ... Vielleicht kannst du es ja für Slash C gebrauchen - wo doch der Bach auf deinem Anwesen ein recht steiles Gefälle hat." "Langsam, Matty. Tu einfach so, als wäre ich schwer von Begriff, und mach es ganz einfach, ja?" Sie lächelte. "Wenn du den Bach auf deinem Land durch ein Rohr leitest und damit eine Turbine antreibst, könntest du deinen eigenen Strom erzeugen. Natürlich würde es eine Weile dauern, bis die Investition sich auszahlt. Du weißt, dass du den Strom nicht direkt verwenden darfst?" „Ja, das weiß ich. Die Stromgesellschaft kauft ihn mir ab." "Genau. Aber wenn sie den Strompreis erhöht, muss sie dir auch mehr zahlen." "Wie bist du auf die Idee gekommen?" Ich habe vor einigen Jahren etwas darüber gelesen. Ich würde so etwas gern auf der Flying W installieren, aber wir haben nicht das nötige Kapital. Jedenfalls jetzt noch nicht. Und jetzt, da ich jeden Tag über dein Land reite, finde ich, dass dein Bach ideal dafür ist. Dort, wo er durch die Hügel fließt, ist die Strömung stark genug."
Dave dachte kurz nach. "Das ist eine ziemlich kluge Idee, Matty", sagte er. "Vielleicht wäre das tatsächlich etwas für die Slash C." Dave rollte sich auf die Seite und griff stöhnend nach dem Hörer. Er hatte die ganze Nacht bei einem Pferd verbracht, das unter einer Kolik litt. Am Morgen hatte er einen Termin bei Gericht gehabt, der länger als erwartet dauerte, gefolgt vom Mittagessen mit einem Klienten. Danach zurück ins Gerichtsgebäude, um die Anträge für die Marshalls einzureichen, und dann ab ins Büro, um eine Lösung für die Probleme des Klienten vom Mittagessen zu finden. Als er weit nach Mitternacht heimkam, wollte er nur noch schlafen. Trotzdem sollte er erst noch nach dem kranken Hengstfohlen sehen. Also zog er die Slacks, das weiße Hemd und das Jackett aus, um sie gegen Jeans und ein T-Shirt einzutauschen. Er hatte sich gerade auf die Bettkante gesetzt, um die dicken Stiefelsocken über die Füße zu streifen, als das Telefon läutete. "O Dave. Habe ich dich etwa geweckt? Ich war mir sicher, dass ich das mit dem Zeitunterschied ..." "Mom? Wo bist du?" Seit seine Eltern immer öfter auf Reisen gingen, hatte er sich angewöhnt, das als Erstes zu fragen. Manchmal kam als Antwort Iowa, manchmal aber auch... "Bangkok. Aber morgen sind wir wahrscheinlich schon in Hongkong. Deshalb rufe ich an. Ich wollte es schon heute Nachmittag tun um dich und Matty nicht zu stören, falls ihr…“ Seine Mine wurde grimmig. "Falls was, Mutter?" "Ich will nicht um den heißen Brei herum reden, Dave. Ich wünsche mir Enkelkinder. Sie sind die Belohnung dafür, dass man seine eigenen Kinder großgezogen hat. Und da Lisa offenbar keinerlei Absichten hat, mich zur Großmutter zu machen, setze ich meine ganze Hoffnung in dich." "Mist." Seine Sachen lagen nicht auf dem Stuhl, auf den er sie geworfen hatte. Auch die Stiefel waren nirgends zu sehen. "Wie bitte?" "Schon gut ... Das galt nicht dir." "Dave, hast du gehört, was ich gesagt habe?" "Kann ich Dad kurz sprechen?" "Er macht einen Spaziergang."
Die Tür zum Bad stand offen, und Dave sah, dass der Spiegel an den Rändern beschlagen war. Als hätte jemand dort geduscht. Während er schlief. "Der ideale Zeitpunkt, um dich in das Leben deines Sohnes einzumischen", sagte er trocken. In Anwesenheit seines Vaters hätte sich Donna Currick mit solchen Bemerkungen nämlich zurückgehalten. "Ganz genau, mein Junge." Er lächelte. Seine Mutter und er waren immer offen zueinander gewesen ... nur vor sechs Jahren nicht, als es um Matty und ihn ging. "Mom, nachdem du Dad geheiratet hattest ... hast du es jemals bereut?" "Bereut? Nein. Das Leben, das ich mit deinem Vater und euch Kindern auf der Slash C geführt habe, würde ich gegen nichts auf der Welt eintauschen. Als ich ihn damals in der Hotelhalle in Denver sah..." Dave hatte die Geschichte schon mindestens tausend Mal gehört. Wie Edward Currick, der zu einer Viehzüchter-Tagung in der Stadt war, sämtliche Vorstellungen von "Sweet Charity" besucht und Donna Roberts jede freie Minute mit ihm verbracht hatte. Die Tournee hatte sie nach San Francisco geführt, und Ed war ihr dorthin gefolgt. Zehn Tage später hatte er am Bühneneingang auf die junge Sängerin gewartet. Wortlos stand er im strömenden Regen, und sie warf sich in seine Arme. Am Tag darauf flogen sie nach Wyoming, während Donnas Mutter in Indianapolis bereits die Hochzeit arrangierte. "Natürlich hätte ich gern am Broadway gesungen und getanzt", sagte Daves Mutter jetzt. "Aber ich hatte mich nun mal für deinen Vater entschieden und habe es seitdem nie bereut." Sie seufzte. ."Hast du Matty gefragt, warum sie zurückgekommen ist?" "Sie hat die Flying W geerbt und will sie retten." „Ja, aber warum will sie das?" "Vielleicht hatte sie das Luxusleben in der Stadt satt und sehnte sich nach achtzehn Stunden im Sattel und wenig Geld." Donna Currick ignorierte seinen Sarkasmus. "Oh, mein Junge.“ "Mom, du solltest besser auflegen. Sonst musst du noch eure Rückflugtickets versetzen und als Geisha arbeiten."
"Die gibt es nur in Japan", verbesserte sie ihn streng, aber so einfach war sie nicht abzulenken. "Du und Matty, ihr habt viel, das für euch spricht. Freundschaft, gemeinsame Erfahrungen, die Chemie. Aber ihr habt so schnell zueinander zurückgefunden ... nach all den Jahren ... dass ihr euch erst neu kennen lernen müsst. Dave, hörst du mir zu?" "Jaja ...“ "David Edward..." Wenn sie ihn bei beiden Vornamen nannte, wusste er, dass es ernst wurde. "Die erste Zeit ist gerade bei zwei Menschen wie dir und Matty sehr wichtig. Ihr seid so verschieden, und das ist gut so, denn auf lange Sicht ergänzt ihr euch. Aber auf kurze Sicht kann es zu Konflikten führen. Du weißt, was ich meine..." "Die Harmonie der Gegensätze." "Genau. Woher weißt du das?" Er lächelte. "Von einer Floristin in Jefferson. Sie hat Mattys Brautstrauß zusammengestellt.“ "Sie muss eine kluge Frau sein, Dave." "Wieso?" "Du wirst schon noch darauf kommen, mein Junge. Da bin ich ganz sicher." Dave fragte sich, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn seine Eltern auch vor acht Jahren schon dieser Meinung gewesen wären. Es war am Ende der Frühjahrsferien gewesen, und während seine Mutter das Samstagsfrühstück zubereitete, erzählte er, dass er im Sommer nach Denver gehen und in einer Anwaltskanzlei arbeiten wolle. Dann sprach er beiläufig aus, was für ihn ganz selbstverständlich war - dass er Matty heiraten würde, sobald er eine eigene Kanzlei besaß. Die Reaktion seiner Eltern traf ihn vollkommen unvorbereitet. Sein Vater musterte ihn stirnrunzelnd, bevor er seine Frau ansah. "Donna?" Sie legte den Pfannenwender hin und drehte sich zu ihrem Sohn um. "Wir sind nicht sicher, dass das eine gute Idee ist, Dave." "Keine gute Idee?" wiederholte er schockiert. "Warum nicht? Was habt ihr gegen Matty?" "Nichts, und das weißt du. Ich liebe das Mädchen, als wäre es meine eigene Tochter." "Und warum ist es dann keine gute Idee?"
"Ihr seid zu jung." „Ich weiß, dass Matty jung ist, aber wir wollen ja nicht morgen heiraten. Ich will erst eine gut laufende Kanzlei haben. Matty habe ich noch nichts davon gesagt, aber wenn..." "Dave", unterbrach seine Mutter ihn. "Wie sehr ich dich liebe, wirst du erst wissen, wenn du dein eigenes Baby in den Armen hältst. Und ich bin stolz auf dich. Du bist klug, charakterstark und einfühlsam. Aber eine kräftige Dosis Realitätssinn könnte dir nicht schaden, und dazu musst du in die Welt hinaus. Ihr beide müsst es, aber du noch mehr als Matty. Sie hat viel durchgemacht. Du dagegen bist immer so blauäugig." "Ihr habt mir doch beigebracht, immer zuversichtlich und selbstsicher zu sein", protestierte er. "Es geht nicht um Zuversicht. Es ..." Hilfe suchend sah Ed Currick seine Frau an. "Wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast, bist du nicht davon abzubringen, Dave", sprang sie ihm bei. "Matty liebt dich, mein Junge, das wissen wir. Seit ihre Eltern tot sind, bist du für sie der wichtigste Mensch auf der Welt. Und genau das ist das Problem. Wie hätte Matty jemals herausfinden können, ob sie dich wirklich heiraten will oder nicht?" Wie hätte Matty jemals ... Entgeistert starrte Dave seine Mutter an, bevor er hinausrannte, sich ein Pferd nahm und zur Flying W ritt. Matty war nicht daheim, also schüttete er Grandma Brennan sein Herz aus. Schweigend hörte sie zu, dann sah sie ihm in die Augen. "Ich bin schon sehr lange auf dieser Welt, mein Junge, und weiß, dass es drei Dinge gibt, die einen Menschen glücklich oder unglücklich machen“, begann Mattys Großmutter. "Und das sind nicht, Geld oder Gesundheit oder all das andere, worüber die Leute reden. Es geht darum, seinen Platz in der Welt zu finden, seine Träume zu verwirklichen und jemanden zu lieben. Du und Matty, ihr behauptet, dass ihr euch liebt. Nun, ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln. Aber was ist mit den beiden anderen Dingen?" Grandma Brennan lächelte wehmütig. "Du hast deine Träume, Dave. Du hast das Glück, sie in die Wiege gelegt bekommen zu haben. Deine Träume und das Wissen, wohin du in dieser Welt
gehörst. Aber bei Matty ist das ganz anders. Nach dem Tod ihrer Eltern hat sie sich auf diese Ranch geflüchtet wie auf eine rettende Insel. Sie kennt nichts anderes. Und was ihre Träume betrifft... Nun ja, warum sollte sie eigene Träume haben, wenn deine für euch beide zu reichen scheinen?" Dave verbrachte den ganzen Nachmittag auf einer Anhöhe, starrte ins Nichts und dachte viel zu viel nach. Am Abend ging er mit Matty ins Kino, ohne den Film wahrzunehmen. Sie fragte ihn, was los sei. Er antwortete, dass er wohl eine Grippe bekäme. Am nächsten Tag traf er seine Entscheidung, und Matty und er machten ihren letzten gemeinsamen Ausritt. In der Woche darauf rief sein Vater ihn in der Schule an und erzählte ihm, dass Matty die Universität gewechselt hatte und ab sofort in New Orleans studieren würde. In einer anderen Welt. "Es ist besser so", sagte sein Vater. "Und du wirst sehen, es wird alles gut werden." Dave widersprach nicht. Wie konnte er auch? Offenbar hatten all die vernünftigen Erwachsenen Recht gehabt. Warum wäre Matty sonst nach New Orleans gegangen, als hätte sie nur darauf gewartet, endlich aus Wyoming wegzukommen? Fast das ganze erste Jahr hindurch war er wütend und enttäuscht gewesen. Irgendwann hatte die Wut sich gelegt, und später auch die Enttäuschung. Und übrig geblieben war das Wissen, dass er Matty noch immer liebte.
9. KAPITEL Es war der Dienstagabend vor Daves Treffen mit seinen Anwaltskollegen am Samstag. Matty hatte genug Vorräte angelegt, um die Jahresversammlung der Viehzüchter zu beköstigen. Und morgen würde Pamela Dobson eine Zusatzschicht einlegen. Matty selbst hatte die letzten Abende damit verbracht, Fußböden zu schrubben, Platzteller auf Hochglanz zu bringen und die Messinglampen zu polieren. Tim Balder vom Supermarkt hatte ihn auf der Straße abgefangen, um begeistert zu verkünden, dass der spezielle Schinken, den Matty bestellt hatte, eingetroffen war. Von Ruth Moski hatte Dave erfahren, dass Matty ein zweites Mal in sämtlichen Kanzleien angerufen hatte - und die Sekretärinnen inzwischen eine Art Matty-Brennan-Fanclub bildeten. Matty hätte ihm nichts erzählt. Aber Dave wusste auch so, dass sie all das zusätzlich zu ihrer Arbeit auf der Ranch erledigte. Tagsüber schuftete sie auf der Flying W und dann bis spätabends im Haus der Slash C. Gestern war sie beim Essen eingenickt, und er war versucht gewesen, sie in ihr Zimmer zu tragen und sie dort einzuschließen, damit sie sich endlich ausruhen konnte. Sie war aufgewacht, bevor er den Gedanken in die Tat umsetzen konnte. Dave hatte sich geschworen, dass sie an diesem Abend keinen Finger krumm machen würde. Deshalb war er früher aus der Kanzlei heimgekommen und hatte alles vorbereitet. Als Matty kurz darauf das Haus betrat, sah sie aus wie eine wandelnde Bodenprobe. Eine feine Staubschicht verlieh ihrem Haar, dem Gesicht und den Schultern einen rötlichen Schimmer. Ihre Jeans waren von den Knien bis zu den Stiefeln voller Schlamm, und an ihrer rechten Hüfte klebte getrockneter Lehm. "Was, zum..." Dave ging auf sie zu. Abwehrend hob sie eine Hand. "Wenn du jetzt lachst, Currick, werde ich noch vor Mitternacht Witwe sein", warnte sie. Und das beruhigte ihn. Sie war nicht verletzt, sondern fuchsteufelswild. „Juno
hatte einen Stein im Huf, also habe ich den grauen Hengst genommen, den Henry angeblich zugeritten hat. Das verdammte Tier war lammfromm, bis wir so weit draußen waren, dass ich ihm ausgeliefert war. Von da an hat er alles getan, um mir die Hölle auf Erden zu bereiten." "Weißt du was?" begann Dave. "Du isst erst mal ein paar Appetithäppchen, um wieder zu Kräften zu kommen. Dann duschst du, während ich das Essen mache, und nachher sehen wir uns ein Video an. Wie klingt das?" Matty schaute sich in der Küche um, die noch genauso sauber und aufgeräumt war, wie sie sie am Morgen verlassen hatte. "Appetithäppchen?" Er öffnete den Kühlschrank und holte eine Dose heraus. "Voila! Gekühlt, wie Sie sie am liebsten haben, Madame." "Cashewnüsse? Vor dem Essen?" "Wenn du lieber eine Karotte möchtest…“ Er wollte die Dose zurückstellen, aber Matty riss sie ihm aus der Hand. "Erst hältst du mir Cashews unter die Nase, und dann willst du mich mit Karotten abspeisen?" Er zuckte mit den Schultern. "Wie du willst, Matty. Jetzt mach dich sauber und überlass den Rest mir." Zwanzig Minuten später kehrte Matty in die Küche zurück. Ihr Haar war noch feucht. Sie trug eine weite Hose, ein T-Shirt und eine Strickjacke. Offenbar hielt sie das für ein unerotisches Outfit, und wenn sie stillstand, war es das auch, aber wenn sie sich bewegte... Dave war versucht, ihr zu sagen, wie erregend das weiche Material ihre Kurven umspielte. Die Schenkel, die Brüste, die Hüf ten. Doch ihm war klar, dass sie schon beim ersten Wort die Strickjacke zuknöpfen würde - bis zum Kragen. Trotzdem, selbst in einem Wintermantel hätte er sie hinreißend gefunden. Er brauchte nur daran zu denken, wie ihr Fuß beim Fernsehen seine Hüfte gestreichelt hatte, und schon spürte er, wie sein Atem schneller ging. Jetzt schnupperte Matty lächelnd. "Das riecht ja himmlisch." Genau wie du, dachte er und sog den Duft ein, der ihm jedes Mal unter die Haut ging, wenn er nach ihr im Badezimmer war. Der Timer summte, und wenige Minuten später saßen sie auf der Couch im Wohnzimmer.
"Hm", schwärmte Matty nach dem ersten Bissen. "Niemand kann so gut Tiefkühlpizza machen wie du, Currick." "Ja, das ist eine echte Begabung", erwiderte er kauend. Sie ließen es sich schmecken, während vor ihnen auf dem Bildschirm Fred und Ginger tanzten. Jedes Mal, wenn Matty sich vorbeugte, um ein Stück Pizza zu nehmen, streifte ihre Hüfte seine, und irgendwann sah er, wie ihre Knospen sich unter dem T-Shirt abzeichneten. Er begann davon zu träumen, dass er mit ihr so tanzte wie das Liebespaar im Musical. Dreißig Sekunden später war der Film zu Ende, und der Bildschirm wurde dunkel. Matty sprang auf. "Es ist spät. Ich gehe jetzt besser schlafen. Morgen wird ein langer Tag." Sie bückte sich, um ihren Teller von der Truhe zu nehmen. "Lass nur", sagte Dave. "Ich mach das schon." Er sah ihr nach. Im Durchgang blieb sie stehen, um das Licht auf dem Flur einzuschalten. Als es aufflammte, schimmerte es durch ihre Kleidung, so dass sich ihr Körper darunter abzeichnete. Dave wünschte ihr eine ruhigere Nacht als die, die ihm bevorstand. Am Samstagmittag kam Dave aus dem Bad und sah, wie Matty ein Kissen aus der Wäschetruhe in der Ecke des Schlafzimmers holte. "Was willst du denn damit?" "Randys Rücken. Er soll es so bequem wie möglich haben." Seit seine Anwaltskollegen eingetroffen waren, schenkte sie Kaffee, Tee und Säfte aus und verteilte Doughnuts, Kuchen und Obst wie die Heilsarmee nach einer Flutkatastrophe. Wann immer einer von ihnen auch nur so aussah, als hätte er einen Wunsch, sprang sie auf und war ihm behilflich. Außerdem hatte sie zusammen mit Taylor das Gespräch der Juristenrunde auf die komplizierten Vorschriften für die Vergabe landwirtschaftlicher Zuschüsse gebracht. Matty hatte das Interesse jedes Einzelnen geweckt, spannende Fragen aufgeworfen und nach und nach alle überzeugt. Vor der Mittagspause - zu der sie Sandwichs mit Schinken und Roastbeef, Kartoffelsalat und frisches Gemüse servierte - hatten sie abgestimmt und mit zehn zu eins beschlossen, die
Vergaberichtlinien zu ihrem diesjährigen Projekt zu machen. Die Gegenstimme war von Bob Brathenwaite gekommen. "Noch bequemer hätte Randy es nur, wenn du ihm wie die Sklavin eines Paschas mit einem Palmwedel Frischluft zufächerst", knurrte Dave. Aber Matty war schon im Bad verschwunden. "Was? Ich habe dich nicht gehört, Dave." "Ich sagte..." begann er, doch dann kam sie mit einer Schachtel Kosmetiktücher zurück - zweifellos für Phils Schnupfen. "Schon gut." „Oh, ich habe etwas vergessen." Sie schnippte mit den Fingern und eilte wieder ins Bad. "Dave, findest du nicht ..." Die knarrende Tür des Medizinschranks übertönte ihre Stimme. "Ich kann dich nicht verstehen, Matty." "Ich sagte ... " Sie streckte den Kopf heraus. „Findest du nicht auch, dass es toll läuft?" „Toll läuft? Wenn du damit..." Aber es war zwecklos, sie war schon wieder im Bad verschwunden. Er schlenderte hinterher. Sie wühlte erneut im Medizinschrank. "Wo, um alles in der Welt, kann das Aspirin sein?" „Für wen brauchst du es?" "Kyle hat Kopfschmerzen." "Du meinst einen Kater. Er trinkt zu viel, seit seine Frau ihn verlassen hat. Wie ich höre, hatte sie auch allen Grund dazu." Matty drehte sich zu ihm um. "Wirklich? Warum hat er mir das nicht gesagt? Bei einem Kater braucht er etwas ganz anderes.“ Und schon kehrte sie Dave wieder den Rücken zu, offenbar ohne auch nur einziges Wort seiner kaum verhüllten Warnung vor Kyle zu registrieren. War ihr etwa entgangen, wie heftig Kyle mit ihr flirtete? "Ich finde wirklich, dass es toll läuft", griff Matty das Thema wieder auf. "Ich verstehe zwar nicht alles, aber es klingt, als hättet ihr eine gute Chance, die Vorschriften geändert zu bekommen." "Mach dir nicht zu viele Hoffnungen, Matty. Der neue Entwurf müsste mehrere Ausschüsse durchlaufen, und man kann nie sagen, wie so etwas ausgeht", warnte er sie. "Ich weiß." Sie hörte sich ein wenig verärgert an, als sie sich umdrehte, um sich die Hände abzutrocknen. "Trotzdem bin ich euch allen dankbar. Vor allem dir."
"Warum das?" "Weil du mich nicht verraten hast. Taylor hat vielleicht einen Verdacht, aber du bist der Einzige, der weiß, warum ich das hier aufgezogen habe. Danke, Dave. Ich bin dir wirklich dankbar." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um an ihm vorbei den Medizinschrank zu schließen. "Kein Problem, Matty." Plötzlich kamen sie einander so nah, dass Mattys Lippen seine streiften. Scheinbar spontan, fast unabsichtlich. Dave war klar, dass dies das erste Mal war, dass sie ihn von sich aus küsste. Das erste Mal nach sechs langen Jahren. Eigentlich war es gar kein Kuss, sondern nur eine kurze, flüchtige Berührung. Und dennoch ... Matty verharrte in der Rückwärtsbewegung, ihr Gesicht kaum eine Handbreit von seinem entfernt. Er bewegte sich nicht, wagte kaum zu atmen, spürte jedoch, wie wild sein Herz schlug. Ihr Blick war zunächst auf Daves Mund gerichtet, dann hob sie die Lider, und er versank in der blauen Tiefe ihrer Augen. Seine Muskeln zuckten, so sehr musste er sich beherrschen, um Matty nicht einfach an sich zu ziehen. Sein Kiefer schmerzte, so fest biss er die Zähne zusammen. Und dann bewegte sie sich. Auf ihn zu. Immer näher. Aber langsam. So quälend langsam. Sie hob die Arme und legte die Hände in seinen Nacken. Und als ihr Mund dieses Mal seinen berührte, war daran nichts Zufälliges, nichts Zaghaftes. Matty küsste ihn so, wie sie ihn immer geküsst hatte - als würde ihrer beider Seelenheil davon abhängen. Als sie den Mund öffnete und ihre Zunge seine Unterlippe berührte, stöhnte er auf, zog Matty mit beiden Armen an sich und spreizte die Beine. Nichts sollte sie nun mehr trennen. Keine Fragen. Keine Zweifel. Keine sechs Jahre, Weder Zeit noch Raum. Dave drehte sich so, dass er die Hand von ihrer Wange nach unten gleiten lassen konnte. Ungeduldig zerrte er am Ausschnitt ihres Shirts. Gut, dass Westernshirts Druckknöpfe hatten. Bald schon spürte er ihre kühle Haut an der Handfläche. Nun öffnete Matty auch sein Shirt und streichelte ihn unglaublich sanft und verführerisch.
Es war herrlich, aber Dave genügte es nicht. Er wollte mehr. Mit einer Hand streifte er ihr das Shirt und den Träger ihres BHs von der Schulter. Dann berührte er die entblößte Knospe mit den Fingerspitzen, umkreiste sie und beobachtete fasziniert, wie sie sich aufrichtete. Mit der Zunge strich er über die feste Knospe und nahm sie sanft zwischen die Lippen. Matty stöhnte auf und rieb sich an ihm, während sie die Hände über seine Schultern und den Rücken gleiten ließ. Damit weckte sie in ihm das brennende Verlangen nach einer anderen, intimeren Berührung. Dave tastete nach dem Verschluss ihres BHs und brauchte viel zu lange, um ihn aufzuhaken. Endlich hatte er es geschafft, und auf dem Weg zur anderen Knospe bedeckte er ihre Schulter mit Küssen. "Oh! " Der leise Aufruf hätte von Matty stammen können, aber irgendwie glaubte Dave das nicht, denn er ging ihm nicht so unter die Haut wie sonst. Zunächst wollte er ihn einfach ignorieren. Er wollte alles um sich herum vergessen - bis auf die Frau in seinen Armen. Dann jedoch besann er sich eines Besseren. Widerwillig hob er den Kopf und schaute über Mattys nackte Schulter zur Tür. Dort stand Taylor Larsen, die Hand noch am Knauf, die Wangen gerötet. Sie glich einem Reh, das im Scheinwerferlicht erstarrt war. "Es tut mir Leid! Ich wollte nicht ... Ich wusste nicht, dass jemand hier ist." Matty wich zurück, aber Dave legte beide Arme um sie und zog sie an sich. "Hallo, Taylor", sagte Dave. "Vor dem anderen Bad stehen sie Schlange, und diese Tür war offen ... beide Türen. Ich ... Es tut mir so Leid." "Kein Problem." Das war eine glatte Lüge. "Ich ... gehe schon." Taylor flüchtete. Dave lockerte den Griff um Matty, und sie wich ein wenig zurück, ohne sich ganz von ihm zu lösen. Ihr Kopf war gesenkt, die Stirn hatte sie an seine Schulter gelegt, und er spürte ihren Atem auf der Haut. "O nein." Matty sagte es noch zwei Mal. „Ich bin froh, dass es bloß Taylor war", meinte er. Ihr Kopf fuhr hoch. "So? Warum?"
"Stell dir vor, es wäre einer der Jungs gewesen Er seufzte. "Ich habe ja versucht, mich zu beherrschen, aber mit all den Spiegeln ... Du siehst ganz schön aufregend aus, Matty." Sie schüttelte seine Hände ab und sah an seiner Schulter vorbei in den Spiegel. "Hilfe!" Hastig brachte sie ihre Garderobe in Ordnung und murmelte etwas. "Was hast du gesagt?" fragte Dave. "Das war..." Er fluchte innerlich. Was war es für sie gewesen? Ein Fehler? Oder Dankbarkeit ihm gegenüber? Ein Ausflug in die Vergangenheit? Ein Anflug von Nostalgie vielleicht? Was immer sie sagte, es war eine Lüge, denn es war nichts von alldem. Es war das Feuer, das in ihnen brannte, seit es vor vielen Jahren erstmals aufgelodert war. Dave verschränkte die Arme und wartete. Matty schloss den letzten Knopf ihres Shirts. „Es war ... Ach, ich weiß nicht, was es war." Bevor er sie an sich ziehen konnte, holte sie tief Luft, straffte die Schultern und sah ihm in die Augen. "Es tut mir Leid." "Ist schon okay, Matty." "Nein, wirklich, Dave ... Ich habe die Regeln aufgestellt und dann…“ „Es ist okay", wiederholte er. "Dies ist das zweite Mal, dass ich mich für mein Verhalten entschuldigen muss. Ich verspreche, es wird kein drittes Mal..." "Sei jetzt still, Matty. Ich sagte doch, es ist okay." Sie schluckte. "Gut. Dann sollte ich jetzt wohl wieder hinausgehen." "Solltest du wohl." An der Tür drehte sie sich noch einmal um. "Du weißt, dass das, was eben passiert ist, nicht bedeutet, dass wir..." "Ich weiß, Matty." Er musste grimmig geklungen haben, denn sie runzelte die Stirn. "Ist wirklich alles in Ordnung? Du hörst dich an, als ..." "Ich höre mich an wie ein Mann, der ein paar Minuten warten muss, bevor er sich wieder ganz locker bewegen kann. Das ist alles." Sie sah an ihm hinab - und Matty Brennan Currick errötete. "Oh, ich wusste nicht, dass du... Ich meine, ich wusste es natürlich, schließlich ... habe ich es gefühlt. Ich konnte nicht anders, weil du ... Ach,
verflixt!" Sie eilte aus dem Bad und warf die Schlafzimmertür hinter sich zu. Aber ihr letzter Blick sorgte dafür, dass Dave noch länger warten musste, bevor er sich wieder zu seinen Kollegen traute.
10. KAPITEL
Matty bog um die Ecke des Durchgangs und blieb stehen, um das Gespräch der Männer im Wohnzimmer zu belauschen. Nach dem, was zwischen Dave und ihr im Bad geschehen war, zitterten ihre Hände noch immer, und sie presste die Gläser an den Bauch, damit sie nicht klirren konnten. Sie wollte ihn. Sicher, sie hatte ihren Stolz überwunden und ihn gebeten, ihr bei der Rettung der Flying W zu helfen. Aber sie hatte sich geschworen, dass diese Ehe platonisch sein würde. Er scheint das aber ganz anders zu sehen, widersprach eine innere Stimme. Du warst nicht gerade eine neutrale Beobachterin, entgegnete eine andere. "Matty?" Sie zuckte zusammen und wirbelte zu Taylor herum, die die ganze Zeit in der Küche gewesen sein musste. „Tut mir Leid. Ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich dachte, Sie hätten mich gesehen. Ich möchte Ihnen nur noch einmal sagen, wie Leid es mir tut, dass ich vorhin..." "Nein, Taylor", unterbrach Matty ihre Anwältin. "Ich muss mich entschuldigen. Wir hätten das nicht ..." "Ich fand es schön. Zumal Sie und Dave am Anfang..." Taylor brauchte den Satz nicht zu beenden. Matty wusste auch so, was sie meinte: Dass Dave und sie am Anfang nicht gerade wie ein Liebespaar gewirkt hatten. "Es gab noch eine Menge Sachen von früher, die Dave und ich erst klären mussten, nachdem wir verheiratet waren." "Nun ja, ich freue mich jedenfalls, dass Sie sie so gründlich geklärt haben", meinte Taylor lächelnd. "Ich gebe zu, dass Sie so kurz nach der Ablehnung Ihres Antrags auf Fördermittel geheiratet haben, hat mich ein wenig beunruhigt. Aber jetzt sehe ich Ihnen beiden sofort an, dass es keine Zweckehe ist." Sie lachte verlegen. "Auch ohne Sie im Schlafzimmer zu überraschen."
Matty bekam ein flaues Gefühl im Magen. Taylor hatte es nicht verdient, angelogen zu werden. "Wissen Sie, Ihr Vorbild macht uns anderen Frauen Hoffnung. Seit ich hierher gezogen bin, hatte ich kein echtes Date mehr ... ganz zu schweigen von anderen Aktivitäten." „Ja, mir ging es genauso, wenn ich hier zu Besuch kam", sagte Matty. "Ich meine, bevor Dave und ich..." "Aber ich dachte, Sie und Cal Ruskoff ... Oh, es tut mir Leid. Das geht mich nichts an." "Das haben offenbar alle gedacht", erwiderte Matty versöhnlich. "Aber nein, Cal und ich waren nie ein Paar." "Das ist ..." Taylor zuckte mit den Schultern. "Schade?" fragte Matty. Taylor lächelte. "Ziemlich schade." "Cal ist ein gut aussehender Mann." Die Anwältin hob ihr Glas. "Auf gut aussehende Männer." "Auf gut aussehende Männer", wiederholte Matty, während sie die benutzten Gläser abstellte und sich einen Softdrink nahm. "Vor allem auf die, deren Herz so gut ist wie ihr Aussehen." "Und auf die Frauen, die sie bekommen." Taylor stieß mit ihrem Glas gegen die Dose. In diesem Moment kam Dave aus dem Wohnzimmer. "Geheimnisse?" "Genau", antwortete Taylor und zwinkerte Matty zu. Ein gut aussehender Mann, dessen Herz so gut ist wie sein Aussehen ... Ja, dachte Matty, das ist Dave wirklich. Das wusste sie schon lange. Und jetzt war sie mit ihm verheiratet. Aber trotzdem gehörte er nicht zu ihr. Nicht für immer. Die Schlusslichter des letzten Wagens verschwanden in der Dunkelheit, und Dave und Matty standen noch immer in der Haustür, von wo aus sie allen Anwälten nachgewinkt hatten. Matty brach das Schweigen. "Ich räume jetzt besser auf, sonst bekommt Pamela einen Anfall." "Wir könnten bis morgen früh warten." Hatte er etwa andere Pläne für die kommende Nacht? Unsinn. "Nein, ich will morgen mit Cal die Bewässerungsanlage zu Ende bringen. Heute habe ich mir frei genommen. Ich werde aufräumen,
möglichst früh zu Bett gehen und schlafen." Es klang schärfer, als sie beabsichtigt hatte. "Dann helfe ich dir beim Aufräumen." "Nein, ich habe dich doch gebeten, alles mir zu überlassen, und dazu gehört auch das Aufräumen." "Weißt du was, ich ordne die Papiere, stelle die Bücher zurück, und dann sehen wir weiter", schlug Dave vor. "Einverstanden." Schließlich wusste er am besten, welche Unterlagen sie für den neuen Entwurf der Vergaberichtlinien benötigten. Ein paar Minuten später kam er mit schmutzigem Geschirr in die Küche. "Du hast das heute sehr gut gemacht." Matty schloss die Kühlschranktür. "Das ist auch dir zu verdanken." "Ich habe doch nur das Bier gekauft." "Du hast mir ermöglicht, all das zu lernen, was eine Gastgeberin braucht. Wenn du vor sechs Jahren nicht fortgegangen wärst, hätte ich nicht ins kalte Wasser springen müssen. Ich gebe es nur ungern zu, aber offenbar war deine Entscheidung richtig." "Freut mich, dass ich zu deinem Glück beitragen konnte", erwiderte Dave trocken. Sie nahm ein Tuch, um einige Teller abzutrocknen, die sie mit der Hand abgewaschen hatte. "Du bist also überrascht, dass ich euer Anwaltstreffen bewältigt habe?" "Beeindruckt. Und nicht nur ich. Randy Duff meinte, du würdest eine gute Politikergattin abgeben." "Bist du sicher, dass das ein Kompliment ist?" Dave schien diese Bemerkung zu amüsieren. Er band den Müllbeutel zu und tat einen neuen in den Eimer, während Matty den Geschirrspüler belud. "Hast du je daran gedacht, in die Politik zu gehen, Dave?" "Ich? Nein. Warum?" "Du wärst sehr gut." "Bist du sicher, dass das ein Kompliment ist?" wiederholte er lächelnd ihre Worte. Sie lachte. "Du wolltest nie für ein öffentliches Amt kandidieren?“ "Nie. Wieso fragst du?"
"Ich dachte nur..." Sie klappte den Spüler zu und begann die Arbeitsflächen abzuwischen. "Es würde erklären, warum Bob Brathenwaite heute so seltsam war." "Brathenwaite? Der hat doch kaum ein Wort gesagt. Oder meinst du Kyle?" "Ich glaube, vor Brathenwaite solltest du dich in Acht nehmen." Dave starrte auf die zerknüllten Papierservietten, die er gerade in den Abfalleimer werfen wollte, und murmelte einen leisen Fluch. "Du weißt, warum er so ist, nicht wahr? Was ist der Grund, Dave?" "Dass er immer noch..." Er warf die Servietten fort und drehte sich zu Matty um. "Vor etwa drei Jahren haben seine Parteioberen mich gefragt, ob ich nicht bei den Vorwahlen gegen ihn antreten will." "Und was hast du gesagt?" "Nein, danke." "Aber warum sollte Brathenwaite dann..." "Weil es wenig später im Jefferson Observer zu lesen war." "Oh ... Kein Wunder, dass er da sauer auf dich ist." "Hey, was kann ich denn dafür?" "Es muss hart für ihn sein ... zu wissen, dass du seinen Job übernehmen könntest, wenn du nur wolltest - und ihn noch dazu besser machen würdest." Dave verzog das Gesicht. "Reizt es dich denn gar nicht?" "Nein. Ich weiß, was ich will." Er sah sie an und senkte die Stimme. "Und das meiste davon habe ich auch schon bekommen." Sechs Tage später klopfte Matty an Daves Bürotür und trat ein. "Hi." Er stand am Regal und hielt ein aufgeschlagenes Buch in der Hand. Als er sie hörte, hob er den Kopf, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Matty wurde warm ums Herz. Genau deshalb war sie hergekommen. "Hi. Das ist ja eine nette Überraschung", begrüßte er sie. "Ich ... hatte in der Stadt ein paar Sachen zu erledigen. Jack hat mich mitgenommen, und ich dachte, ich könnte mit dir zurückfahren." "Gern. Ich bin gleich fertig. Lass mich nur noch das hier notieren, dann können wir aufbrechen." "Ich dachte, wir fahren erst ... später nach Hause."
"Später?" "Ja. Es ist Freitagabend, weißt du?" Ein nervöser Unterton schlich sich in ihre Stimme. "Ich könnte dich zum Essen einladen. Und danach ins Kino. Du darfst das Restaurant und den Film aussuchen." Dave musterte sie. "Das ist einfach. Chinesisch. Dann haben wir noch Platz für Popcorn. Und der Film ... na ja, der hängt wohl davon ab, wie ich zu dieser unerwarteten Einladung komme. "Wir haben schon so viele Abende vor dem Fernseher verbracht und uns alte Filme angeschaut, da dachte ich mir ... wir gehen mal aus." "Gute Idee." Er nickte nachdrücklich. "Die Leute in der Stadt sollten uns häufiger zusammen sehen." Es war wirklich eine gute Idee, aber Matty ging es in erster Linie darum, einen weiteren gemütlichen oder gar intimen Abend zu Hause zu vermeiden. Nach dem Erlebnis im Badezimmer war sie abends so lange wie möglich fortgeblieben. Trotzdem war es anstrengend gewesen, Dave nicht zufällig zu berühren, nicht nebeneinander zu sitzen, nicht einmal ihm gegenüber. Am Mittwochabend hatte sie Kopfschmerzen vorgeschützt und war früh, zu Bett gegangen - um stundenlang wach zu liegen und jedem seiner Schritte zu lauschen. Also hatte sie die letzte Nacht lieber auf der Flying W verbracht. Und auch nicht geschlafen. Genau deshalb wollte sie es heute anders versuchen. Sie beide würden so lange in der Stadt bleiben, dass sie daheim sofort zu Bett gehen würden. "Mein Vorschlag hat eigentlich nichts mit den Leuten in der Stadt zu tun", erwiderte Matty und gab sich gekränkt. "Nein?" "Nein." Sie sagte es zu laut. Und zu scharf. "Außerdem gibt es etwas zu feiern. Ich habe heute eine gute Nachricht erhalten." Dave sah auf. "Wie lautet sie?" "Erinnerst du dich an den Biologen, der neulich auf die Flying W gekommen ist? Er arbeitet in der Pflanzenforschung und will eine Alfalfasorte züchten, die gegen Rüsselkäferbefall resistent ist. Und jetzt wird er auf der Ranch ein paar Versuchsfelder anlegen. Natürlich zahlt er dafür. Sehr gut sogar - jedenfalls nach meinen Maßstäben." Sie lächelte. "Genug, dass die Flying W auch ohne den staatlichen Zuschuss noch eine ganze Weile überleben kann."
Dave klappte sein Buch zu und kam um den Schreibtisch herum. "Das ist eine tolle Neuigkeit. Ich wusste gar nicht, dass du dich mit so etwas auskennst." "Erst, seit ich an der Uni gearbeitet habe. Ich las über das Forschungsprojekt und bat einen gemeinsamen Freund, uns bekannt zu machen. Jetzt habe ich den Vertrag in der Tasche", freute Matty sich. Dave streckte die Arme nach ihr aus, und sie erstarrte. Aber er nahm ihr nur die Jacke aus den Händen und half ihr sie anzuziehen. "Siehst du, Currick", sagte Matty. "Du kennst mich doch nicht so gut, wie du glaubst." "Du hast Recht." Er schlug ihren Kragen hoch und ging um sie herum. "Ich dachte mir, wir gehen ins Kino. Wie früher…“ Als er das Revers richtete, streifte Daves Handrücken ihre Brust. Er hörte, wie Matty den Atem anhielt, und nach kurzem Zögern strich er mit den Fingerknöcheln über den Stoff, der die empfindliche Haut bedeckte. "Wie früher?" wiederholte er und weckte in ihr die Erinnerung daran, wie sie genau das hier getan hatten. Das hier und mehr. Die Tür ging auf, und Ruth Moski stand schon vor ihnen, bevor sie wie ertappt auseinander sprangen. "Ihr beide braucht gar nicht so schuldbewusst dreinzublicken", sagte die Sekretärin lächelnd. "Ihr seid verheiratet und praktisch noch in den Flitterwochen, da erwartet man so etwas von euch. Genießt es, solange es anhält." Ruth legte einige Akten auf Daves Schreibtisch. "Außerdem ist es nicht das erste Mal, dass ich so etwas sehe. Wir haben jetzt eine Satellitenschüssel, und Hugh kann schließlich nicht rund um die Uhr Sport gucken." Die Tür schloss sich hinter ihr. "Langsam wird es zur Gewohnheit, dass wir uns in kompromittierenden Situationen erwischen lassen", sagte Dave. "Dann sollten wir uns eben nie wieder in eine solche begeben." "Das wäre eine Lösung", stimmte er zu. "Andererseits wirken wir damit natürlich ungemein überzeugend auf die Außenwelt." Matty sah sich im Kino um. Es war die Spätvorstellung, und der Film, der gezeigt wurde, war bereits im Fernsehen gelaufen. Aber das störte niemanden, denn die vielen Pärchen im HighSchool-Alter
waren schließlich nicht hier, um auf die Leinwand zu starren. David und sie waren früher oft hergekommen, um sich den Film nicht anzusehen. Vielleicht hatte sie deshalb die Karten, das Popcorn und den Softdrink gekauft, ohne darauf zu achten, welcher Film lief - aus alter Gewohnheit. Das war ein schwerer Fehler gewesen, denn als sie den Kinosaal betraten, sah sie die Ankündigung. O nein. So hatte sie sich diesen Abend nicht vorgestellt. "Dave, es ist spät“, sagte sie hastig. "Vielleicht sollten wir das hier einfach vergessen." "Auf keinen Fall. Wir haben die Karten. Wir haben Popcorn. Und jetzt ..." Strahlend führte er sie zu einer fast leeren Reihe. "... haben wir auch noch die idealen Plätze. Außerdem freue ich mich darauf, Body Heat auf der großen Leinwand zu sehen." Körperhitze. Na, das war ja genau der richtige Titel für ihre Situation! Widerwillig setzte sie sich und nahm sich eine Hand voll Popcorn. "Die Handlung ist so spannend", fügte Dave mit Unschuldsmiene hinzu. "Hey, du isst gerade mein Popcorn." Verlegen leckte sie sich Butter vom Daumen. Dave aß sein Popcorn immer mit extra viel Butter. "Sorry, ich ..." Sie verstummte, als sie den Kopf hob und sah, dass er auf ihren Mund starrte. Und dann wurde es dunkel. Schon nach ein paar Minuten war das Pärchen, das inzwischen links neben Matty Platz genommen hatte, mehr mit sich selbst als mit dem Film beschäftigt. So sehr, dass sie wenig Rücksicht auf ihre Sitznachbarin nahmen. Zwei Mal bekam Matty einen Tritt gegen das Bein und einen Ellbogen gegen den Arm. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich nach rechts zu orientieren dorthin, wo Dave saß. Wo sie seine Körperhitze spürte. Die Hitze, die sie vorhin gefühlt hatte, als seine Hand ihre Brust streifte. Die auch jetzt in ihr pulsierte. Und die sich in letzter Zeit nie ganz zu legen schien ... Die Handlung ist so spannend. Das hatte Dave gesagt. Dieser Sadist. Okay. Dann würde sie sich eben ganz auf die Handlung konzentrieren und alles andere ignorieren. Und wenn sie daran zu Grunde ginge.
11. KAPITEL
Spannende Handlung? Wie, um alles in der Welt, war Dave denn darauf gekommen? Hatte er sich jemals so gehen lassen wie der Junge vor ihm? Aber hallo, ganz sicher hatte er das. Dave hob den Blick und starrte auf die Leinwand. Konzentrier dich, sagte er sich. Der Junge vor ihm gähnte laut, streckte sich genussvoll und ließ den Arm auf die Schultern seiner Begleiterin sinken. Der Knabe war unmöglich. Er versuchte verzweifelt, die Brüste seiner Freundin zu berühren, ohne dass jemand es merkte sie eingeschlossen. Und er versuchte es so, dass jeder im Kino wusste, was er vorhatte. Entspann dich, Junge. Du hast Zeit. Bei einem Date geht es darum, sie zu streifen, zu berühren und hin und wieder sogar zu reden. Und wenn es dann irgendwann ganz von selbst passierte, völlig ungeplant, dann war es der reinste Zauber. Wie vorhin in seinem Büro. Die erste Berührung war ganz zufällig passiert. Das musste hin und wieder geschehen, wenn man zusammen in einem Haus lebte und sich so oft sah. Wenn Matty zurückgewichen wäre, wäre es dabei geblieben. Doch das war sie nicht. Außerdem hatte er von ihrem Gesicht ablesen können, was die Berührung in ihr auslöste. Spannende Handlung. Nun konzentrier dich doch endlich auf die Handlung, Currick. William Hurt verstrickte sich immer mehr in Kathleen Turners Netz ... und ihr Rollenname war Maddy. Erstaunlich. Natürlich hatte seine Matty ihre Reize nie so zur Schau gestellt. Das hatte sie gar nicht nötig. Eine zufällige Berührung, und er war ihr verfallen. Selbst durch Shirt und BH hindurch war es ihm vorgekommen, als würde er Mattys nackte Haut an den Fingerspitzen spüren. Die Haut und die Knospe, genau wie am Samstag … Dave bewegte sich auf dem Kinositz, um das plötzliche Gefühl der Enge zu lindern. Matty berührte seinen Arm. Unwillkürlich zuckte er zusammen, und sie wollte die Hand zurückziehen. Da streckte er schnell eine Hand aus und legte sie auf ihre.
"Entschuldige, dass ich zusammengezuckt bin, Matty", flüsterte er, ohne den Kopf zu drehen. Denn wenn er sie ansah und ihren Lippen näher als einen Atemhauch kam, würden die Kids im Kino etwas geboten bekommen, das Kathleen Turner und William Hurt weit in den Schatten stellte. "Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich dachte…“ "Was?" "Wir müssen nicht bleiben. Es wird spät. Und wenn du müde bist ... " "Nein, mir geht es gut. Ich möchte das Ende sehen." Dann musste er also auch das Ende sehen und miterleben, wie selbst dem Bösewicht klar wurde, dass die Frau, die er sich in seinen Träumen erschaffen hatte, gar nicht existierte. Ebenso wenig wie ihre Gefühle für ihn. Mit jeder Meile, die sie sich der Slash C näherten, wurde das Schweigen im Truck drückender. Schließlich ertrug Matty es nicht mehr. "Waren wir jemals so jung?" Sie versuchte zu lächeln. "Wird wohl so gewesen sein", erwiderte Dave so sachlich wie möglich. "Und wir dachten, wir wüssten alles, was?" "Hm ...“ "Aber jetzt sind wir älter. Wenn ich daran denke, wie naiv ich damals war, wie blauäugig und optimistisch. Das Leben erteilt uns allen eine Lektion, nicht wahr?" "Vermutlich." "Ich weiß jedenfalls, dass es mich eine Menge gelehrt hat. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, was für ein Mensch ich vor sechs Jahren war - im Grunde noch ein Kind. Es kommt mir vor, als wäre das alles einer anderen passiert." "Und jetzt, da deine Ranch langsam wieder läuft, wirst du in dein Leben als neuer Mensch zurückkehren können, richtig?" Matty warf ihm einen wütenden Blick zu, aber sein Profil war kaum zu erkennen. "Ich bin deine dauernden Anspielungen leid, Dave. Ich kann kaum glauben, dass du mir vorgeschlagen hast, die Flying W zu verkaufen und wieder fortzugehen." "Ich habe dir nicht ..."
"Doch! Am Morgen nach der Hochzeit, als wir auf der Bank an der Scheune saßen." "Ich habe es nicht vorgeschlagen. Ich wollte es nur aussprechen, damit wir wissen, wo wir stehen. Du könntest die Flying W wieder auf die Beine bringen, sie verkaufen und zu deinem PR-Job in Chicago zurückkehren." "Das kann nicht dein Ernst sein!" entrüstete Matty sich. "Als ob ich die Flying W verkaufen würde! Du hast immer gewusst, dass ich Rancherin werden will, dass die Flying W meine Ranch ist. Damit das klar ist - ich werde sie nicht verkaufen. Keinen Hektar davon! Sonst hätte ich mir die Bewässerungsanlage selbst kaufen können, ohne den Zuschuss. Und wir hätten uns ..." Sie suchte nach dem richtigen Wort. "... das hier ersparen können." Dave packte ihr Handgelenk und lenkte den Truck mit seiner Linken über den Highway. "Willst du damit sagen, dass du schon immer davon geträumt hast, Rancherin zu werden?" "Natürlich. Was glaubst du denn, warum ich in den letzten Jahren alles über Landwirtschaft gelesen habe? Warum, ich mich mit den neuesten Methoden der Bewässerung auskenne? Mit Versuchsanbau und Stromerzeugung durch Turbinen?" Dave schloss kurz die Augen. "Was war ich doch für ein Idiot. Ich hätte auf meine Mutter hören sollen.“ "Was redest du da?" Lächelnd ließ er ihre Hand los und gab wieder Gas. "Die Harmonie der Gegensätze." "Ich verstehe dich nicht", sagte Matty verwirrt. „Du hast noch nie davon gehört, dass die Blume in deinem Brautstrauß, der Indianische Malerpinsel, die Harmonie der Gegensätze symbolisiert?" Unbeirrt sprach er weiter, und Matty hätte nie geglaubt, so etwas aus Dave Curricks Mund zu hören. Verblüfft und fasziniert lauschte sie ihm, bis der Truck hielt und Dave den Motor abstellte. Er starrte noch einen Moment nach vorn, dann drehte er sich zu ihr. Die Scheinwerfer waren aus und die Mondsichel hinter den Wolken verborgen, wieso also sah sie in seinen Augen, was er dachte? Vielleicht weil sie es sehen wollte? „Es ... ist schon spät." Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, tastete sie nach dem Griff. Die Tür schwang auf, und fast wäre sie aus
dem Wagen gefallen. Hastig stieg sie aus und eilte durch die Küche ins Haus. Doch als sie den Durchgang zum Wohnzimmer erreichte, blieb sie abrupt stehen. Der Bewegungsmelder hatte das Licht eingeschaltet, und alles sah so aus wie an dem Abend, an dem sie erstmals zusammen auf die Slash C gekommen waren. Am Abend ihrer Hochzeitsnacht. Dave trat hinter sie, berührte sie jedoch nicht. "Es war ein schöner Abend, Matty. Danke." Er klang so förmlich, als hätte er sie nach einem Date nach Hause gebracht. Aber er bedankte sich bei ihr, nicht umgekehrt, und er würde auch nicht in seinen Truck steigen und davonfahren. Nein, er würde den Flur entlanggehen und sich in sein großes Bett legen, keine fünfzehn Meter von ihrem entfernt. Matty drehte sich zu ihm um und machte zugleich einen Schritt nach hinten, bis sie mit dem Po gegen die Couch stieß, genau wie am ersten Abend. Sie schluckte. "Das freut mich, Dave. Ich fand ihn auch schön." Er folgte ihr. "Es ist üblich, einen so schönen Abend mit einem Kuss zu beschließen." "Ja", hauchte sie. "Das ist wohl so üblich, meine ich", fügte sie hastig hinzu, damit er es nicht missverstand ... oder richtig verstand. "Traditionen sollte man bewahren. Sonst riskiert man den Niedergang der Zivilisation." Nun ja, wenn er es so formulierte, war es geradezu eine patriotische Pflicht. "Das dürfen wir auf keinen Fall riskieren." "Nein. Also? Was willst du dagegen tun?" "Ich?" "Du hast mich schließlich ins Kino eingeladen." „Ich würde nicht sagen, dass ich dich eingeladen habe. Es war kein..." Er unterbrach sie mit einem tiefen Seufzer. "Matty, das Überleben unserer Zivilisation steht auf dem Spiel, und da willst du diskutieren? Schätze, ich muss das selbst übernehmen." Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, dann senkte Dave den Mund auf ihren. Sie öffnete sich seinem Kuss und ließ sich gegen die Couchlehne sinken. Aber er hielt Matty fest und zog sie an sich, während er ihr die Zunge zwischen die Lippen schob. Als Mattys Knie
nachzugeben drohten, zog er die Zunge zurück, strich damit über ihre Lippen und knabberte an ihnen, bevor er den Kuss wieder vertiefte. Erst als sie beide nach Luft schnappten, gönnte er ihnen eine Pause und beugte sich vor, um seine Stirn an ihre zu legen. "Ich will dich", sagte er, und sie spürte seinen Atem auf der Haut. "Das solltest du wissen. Und auch, wie sehr ich dich will." Seine Worte gingen ihr ans Herz, doch sie ließ es sich nicht anmerken. "Wenn du jetzt noch sagst, dass du mich so sehr willst, wie du noch keine Frau gewollt hast, werde ich dich ..." "Nein, das sage ich nicht. Denn es wäre gelogen. Ich habe schon einmal eine Frau so sehr gewollt." "Oh." Ihr wurde übel. "Das wundert mich nicht. Wie gesagt, in sechs Jahren kann viel..." " Matty. " Er schob ihr die Jacke von den Schultern, und sie ertappte sich dabei, wie sie ihm dabei half. Er fing die Jacke auf, bevor sie zu Boden fallen konnte, und warf sie auf die Couch. "Natürlich haben wir beide andere ... Erfahrungen gemacht und ..." " Matty.“ "Einige davon waren ziemlich gut. Ich meine, es wäre traurig, wenn nicht, oder?" "Matty." Noch immer hielt Dave sie fest in den Armen. Aber wann hatte er eigentlich sein Jackett ausgezogen? "Schließlich waren wir beide noch Kinder, als wir zusammen waren. Was wussten wir schon über..." Er schob eine Hand in ihr Haar und küsste sie so wild, wie sie es von Dave Currick nie erwartet hätte. "Dich, Matty." Sein Kuss wurde leidenschaftlich. "Dich", flüsterte er an ihren Lippen. Sie küsste erst sein Kinn, dann den Hals, schließlich strich sie mit der Zungenspitze über seinen Adamsapfel. Dave schluckte hektisch und legte den Kopf in den Nacken, um sich ihren Liebkosungen hinzugeben. Sie knöpfte sein Hemd auf und konzentrierte sich auf die Stelle zwischen Schulter und Halsansatz. Dort war er immer besonders empfänglich gewesen. Mit der Zunge streichelte sie ihn dort und sog die Haut zwischen die Lippen. Wenn er leise aufstöhnte, spürte sie die Vibration am ganzen Körper. Langsam legte Dave beide Hände um ihren Po und schmiegte sich an sie, um sie fühlen zu lassen, wie erregt er war. "Du bist diese Frau,
die ich genauso sehr begehrt habe wie dich jetzt, Matty. In jeder Nacht, die du unter diesem Dach verbracht hast." Ihre Knospen berührten seinen Oberkörper, und das Verlangen pulsierte in ihr. Sie sah ihm in die Augen und versuchte gar nicht erst, es vor ihm zu verbergen. "Matty. " Seine Stimme klang noch tiefer, noch rauer als sonst. "Schlaf mit mir." Er las die Antwort in ihren Augen und würde ihr keine Zeit lassen, es sich anders zu überlegen. Sie hatten sich schon zu viel Zeit gelassen. Viel zu viel Zeit. Dave drehte sich, ohne sie loszulassen, und zog sie mit sich auf die Couch. Aber irgendetwas glitt unter ihnen hinweg, und sie landeten auf dem Teppich, gefangen zwischen der Couch und der alten Truhe. Matty fiel auf ihn und musste lachen, während sie die Hände in sein offenes Hemd schob, als wolle sie ihn abwehren. Das durfte er nicht zulassen. Mit einer Hand schob Dave die Truhe von sich, um ihnen mehr Platz zu verschaffen. Den anderen Arm schlang er um Matty und rollte sich herum, bis sie unter ihm lag. Dann drängte er sich zwischen ihre gespreizten Schenkel, und ihr wurde klar, wie sehr er sie begehrte. Hastig beseitigte er, was sie noch trennte. Dabei ging er nicht sehr elegant vor, eher ungeschickt und wenig behutsam, doch das war ihm egal. Er wollte sie, und die störende Kleidung, die sie noch trug, durfte ihnen nicht im Weg sein. Matty zögerte, das spürte er, das merkte er ihr an, aber auch das war ihm gleichgültig. Er würde ihre Bedenken ausräumen. So, wie er es immer getan hatte. So, wie er es immer tun würde. Dave stützte sich auf einen Ellbogen, um seine Jeans von einer Ecke der Truhe zu zerren. Ungeduldig wühlte er in der Tasche nach dem kleinen Päckchen und riss es auf. " Dave, ich kann helfen..." "Nein." Es wäre keine Hilfe, ganz im Gegenteil, also tat er es selbst. Dann rollte er sich wieder zu Matty herum und zog ein Knie an, um es behutsam zwischen ihre Schenkel zu schieben. " Matty. " Sie erhörte seine atemlose Bitte und öffnete sich ihm. Keuchend glitt er über sie und nahm sich fest vor, sich und ihr Zeit zu lassen.
Es war sein letzter klarer Gedanke. Matty schlang die Beine um seine Taille und nahm ihn in sich auf. Ganz tief. Und so verharrten sie für einen Moment, der ihnen wie die Ewigkeit erschien. Dann zog Dave sich fast ganz aus ihr zurück und glitt wieder in sie. Sie gab einen Laut von sich, der ihn erschauern ließ, und danach gab es keine Behutsamkeit, keine Beherrschung mehr. Matty strich über seinen Körper und presste ihn an sich. Er hörte, wie sie immer schneller atmete, und fühlte den heißen Rhythmus auf der Haut. Und dort, wo sie ihn umschloss, spürte er, wie das Beben begann und sich in ihr ausbreitete. Das lustvolle Pulsieren übertrug sich auf ihn, und er wusste, dass er noch zu langsam war. Immer schneller, immer wilder, keine Zeit, Luft zu holen, auf dem immer steileren Weg zum Ziel. Matty rief seinen Namen, und Dave folgte ihr auf den Gipfel. Danach bewegte er sich eine ganze Weile gar nicht. Irgendwann rollte er sich auf den Rücken, seine Hüfte an ihrer. Aus den Augenwinkeln sah er die im Raum verstreuten Kleidungsstücke. Neben ihm holte Matty tief Luft. "Du liebe Güte..." Dave drehte den Kopf. "Ist das alles", er schnappte nach Luft, "was du dazu sagst? Du liebe Güte?" "Ich ..." Sie atmete noch einmal tief ein. "Dave, mir fehlen einfach die Worte..." "Schon besser." Erleichtert lächelte er. Für ihn war es noch nie so gewesen, auch nicht mit ihr. Und er wollte nicht, dass es ihm allein so ging. Er tastete nach ihrem auf dem Teppich ausgebreiteten Haar und strich darüber. "Ich habe nicht erwartet ..." Matty beendete den Satz nicht. "Was?" "Dass es so sein würde." "Wie?" "Ich habe nicht gedacht, dass es so wie früher sein würde, aber es war sogar noch besser." Sie legte ihre Stirn an seine. „Ja, das war es." Dave strich ihr das Haar aus dem Gesicht. "Warum hast du gedacht, dass es nicht so sein würde wie früher?"
"Wir waren Kinder. Ich dachte ... na ja, außer Rand und Band geratene Hormone und das alles. Du weißt ja, was man sagt ... dass das erste Mal unvergleichlich ist, weil alles so neu und aufregend ist." "Sagt man das?" „Ich bin sicher, dass ich es irgendwo gelesen habe." "Andererseits ..." begann Dave mit einer Stimme, die ihr unter die Haut ging. An den Innenseiten ihrer Ellbogen pulsierte eine Hitze und Dave griff nach ihrem Arm, legte ihn quer über sie beide, hob den Kopf und küsste exakt die Stelle, die sich nach seiner Liebkosung sehnte. "Andererseits was?" keuchte sie. "Wie? Ach ja ... andererseits sind wir heute älter und weiser, erfahrener und vor allem nicht mehr so nervös. Man könnte sogar sagen, dass wir ... unsere Technik verbessert haben." Matty schüttelte den Kopf. "Aber das wiegt doch die Mischung aus Angst und Erregung nicht auf." "Dann habe ich eine andere Theorie. Vielleicht liegt es einfach an uns. An dir und mir." Er beugte sich wieder über ihren Arm, und sie starrte auf sein zerzaustes Haar, während seine Zunge ihren Ellbogen verwöhnte. "Ich glaube eher, dass es ein Nachhall unserer Jugend ist, beharrte sie. "Und die Tatsache, dass wir so urplötzlich wieder ein Paar sind." "Also Nostalgie, Nähe und erzwungene Abstinenz, ja? Eins davon oder alles zusammen?" "Ich weiß es nicht", erwiderte Matty verärgert. Warum benahm er sich, als wären sie in einem Versuchslabor und er ein Wissenschaftler, der ein Experiment auswertete? "Such dir deinen Lieblingsgrund aus. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass wir es noch nie wie ganz normale Leute im Bett getan haben. Es könnte einfach nur der Reiz des Ungewöhnlichen sein." "Schätze, es gibt nur einen Weg, das herauszufinden", sagte Dave lächelnd. Dann küsste er sie, hob sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer. "Es war ganz offensichtlich nicht der Reiz des Ungewöhnlichen", sagte Matty, als sie wieder ruhig atmen konnte. "Nein. Wir müssen uns wohl damit abfinden, Matty. Es liegt an uns." Dave rollte sich auf den Rücken und zog sie mit sich.
Sie küsste seinen Hals, schmeckte das Salz auf seiner Haut und hörte zufrieden, wie er leise aufstöhnte. Er strich über ihren Rücken, ihre Hüfte und dann hinauf zum Nacken und unter ihr Haar. "Ehrlich, Dave, hiermit habe ich wirklich nicht gerechnet, als ich dich bat, mich für zwei Jahre zu heiraten. Es macht alles noch komplizierter." "Hm ..." erwiderte er schläfrig. "Nein. Es macht alles ganz einfach. Wir bleiben zusammen."
12. KAPITEL Matty war fort. Das spürte Dave sofort, als er aufwachte. Mit dem Arm strich er über das leere Laken, das noch ihre Wärme in sich barg. Fluchend setzte Dave sich auf. Matty war davongelaufen. Als wären sie noch Kinder. Wie in ihrer Hochzeitsnacht. Aber dieses Mal würde er nicht den Verständnisvollen spielen. Dieses Mal würde sie es ihm erklären müssen. Hastig zog er sich an und ging hinaus, um Brandeis zu satteln. Tränen verschleierten Mattys Blick, aber das machte nichts, denn Juno fand den Weg allein. Sie musste nachdenken. Es macht alles ganz einfach. Wir bleiben zusammen. Sie war eingeschlafen, ohne über Daves Worte nachzudenken. Das musste sie jetzt nachholen, denn für sie war es keineswegs so einfach. Als sie im Hintergrund ein fremdes Geräusch wahrnahm, hob Matty den Kopf und hörte weit hinter sich Hufgetrappel. Dave. Er musste es sein. Niemand sonst würde bei Tagesanbruch über diesen schmalen Pfad reiten. Schon gar nicht im Galopp. Matty zügelte Juno, drehte sich im Sattel um und wartete. Plötzlich ertönte ein verängstigtes Wiehern, dann klang es, als würde sich Metall an Fels reiben, schließlich gab es einen dumpfen Aufprall. Sie wendete ihr Pferd und wollte es gerade antraben lassen, als Brandeis aus dem Schatten geprescht kam - reiterlos. Matty war schlau genug, dem Hengst nicht den Weg zu versperren. Das hätte das Tier nur noch panischer gemacht. Stattdessen postierte sie sich mit Juno so, dass Brandeis langsamer werden musste, um an ihnen vorbeizukommen. Als er nahe genug bei ihnen war, griff Matty nach seinem Zügel, ritt neben ihm her und schaffte es, den Hengst langsam abzubremsen. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, bis sie mit beiden Pferden kehrtmachen und in die kleine Schlucht reiten konnte, aus der Brandeis mit leerem Sattel gekommen war. "Dave?" rief sie. Keine Antwort. "Dave?" Nichts.
Ihr Herz schlug schneller, als sie um einen Felsvorsprung bog und vor ihr etwas Rotes auftauchte. "Bitte nicht", flüsterte sie. "Bitte nicht." Beim Näherkommen sah sie, dass es kein Blut, sondern Daves Hemd war. "Dave!" Noch immer keine Antwort. Sie stieg aus dem Sattel und schlang die Zügel beider Pferde um den Stamm einer Pinie. Dann rannte sie zu ihrem leblos im Staub liegenden Mann. Nicht nur das Hemd war rot, auch das Haar an einer Seite des Kopfes und die Schläfe darunter. Blut. "O Dave." Er stöhnte, und ihr fiel ein Felsbrocken vom Herzen. Sie kniete sich vor ihm nieder, als seine Augenlider zuckten. Sein Mund bewegte sich, aber er brachte kein Wort heraus. Er versuchte es noch einmal. "Matty. Ist alles in Ordnung?" "Ob bei mir alles in Ordnung ist? Du bist verletzt! Was ist passiert? Sag mir, wo es wehtut.“ Er blinzelte. "Brandeis ..." "Dem geht es gut. Jetzt sag mir endlich, wo es wehtut.“ "Mir geht es gut." Als Dave sich aufsetzen wollte, drückte sie ihn sanft zu Boden. Stöhnend gab er nach und schloss die Augen. "Klar. Dir geht es gut", sagte sie und tastete vorsichtig nach der Wunde an seinem Kopf. Sie fand eine Schramme, die zwar blutete, aber nicht sehr tief aussah. Mit klopfendem Herzen fühlte sie seinen Puls. Er war kräftig. Aufatmend wischte sie sich die blutigen Finger im Gras ab und strich mit beiden Händen über Daves Körper, um nach einem Bruch zu suchen. Als sie die Stiefel erreichte, war sie ziemlich sicher, dass er sich nichts gebrochen hatte. Trotzdem musste sie ihn so schnell wie möglich zu einem Arzt bringen, und dazu brauchte sie Hilfe. "Dave?" Er antwortete nicht sofort, und sie fürchtete schon, dass er ohnmächtig geworden war. "Hm?" "Schlaf nicht ein. Du hast vielleicht eine Gehirnerschütterung." Er stöhnte. Sie durfte ihn nicht allein lassen und nach Hause reiten, um Hilfe zu holen.
"Dave, ich gehe kurz zu den Pferden. Ich möchte, dass du wach bleibst, verstanden?" Er knurrte nur. "Antworte mir, Dave." "Verstanden." "Gut." Matty stand auf und ging zu den Pferden. Dort nahm sie alles, was sie vielleicht brauchen würde, aus ihrer Satteltasche und band ihr rotes Halstuch um Junos Sattelknauf. Dann machte sie die Stute los, drehte sie in Richtung der Flying W und klopfte ihr kräftig auf den Rumpf. Juno trabte los. Matty konnte nur hoffen, dass Cal noch auf der Ranch sein würde, wenn das Tier dort eintraf, und dass er die Botschaft richtig verstehen würde. Wenn Cal nach einer Stunde noch nicht hier war, würde sie oben auf dem Felsvorsprung ein Signalfeuer anzünden. In Brandeis' Satteltasche fand sie ein Verbandspäckchen. Sie riss es auf, kehrte zu Dave zurück und versorgte die Kopfwunde so gut sie konnte. "Dave, willst du Wasser?" "Ja.“ Der Himmel hellte sich immer mehr auf, während Matty vorsichtig Daves Kopf anhob, damit er trinken konnte. "Ich kann mich aufsetzen", sagte er mühsam. "Bleib liegen. Ich glaube, du hast eine Rippenprellung, und die tut höllisch weh." Er wollte protestieren, aber sie hielt ihm die Flasche an den Mund und er hielt still, um zu trinken. Selbst angeschlagen war Dave zu vernünftig, um wertvolles Wasser zu verschütten. Matty erzählte ihm, dass sie Juno zur Ranch geschickt hatte. "Ich werde jetzt Holz für ein Signalfeuer sammeln", erklärte sie ihm und machte sich auf die Suche. Als sie Minuten später wiederkam, versuchte Dave gerade erneut, sich aufzusetzen. Sie ließ das Holz fallen. "Bleib liegen!" Mit schmerzverzerrtem Gesicht stützte er sich auf einen Arm. „Ist es das Fußgelenk?" "Nein." Seine Lippen waren schmal. "Glaube ich jedenfalls nicht."
Sie ging in die Hocke, zog seine Jeans so hoch wie möglich und strich mit der flachen Hand über das Bein. "Scheint okay zu sein", verkündete sie und tastete das Bein bis hoch zum Knie ab, bevor sie ihn ansah. "Vielleicht ist es ... Was ist?" Er hatte die Augen geschlossen. "Tut das weh?" „Es ist wohl doch nicht das Bein." "Aber du hast doch..." "Höher, Matty. " "Höher? Aber..." Ihr Blick folgte ihrer Hand über den Oberschenkel, bis sie sah, was er meinte. Der betreffende Körperteil war tatsächlich angeschwollen. "Matty, falls du bereust, mit mir geschlafen zu haben..." "Nein." Es entfuhr ihr. "Nein, ich bereue es nicht, Dave." "Gut, denn ich lebe noch, Matty." "Um Himmels willen." Wütend auf sich selbst und zutiefst besorgt um ihn, zerrte sie sein Hosenbein wieder nach unten - und erschrak, als er einen Schmerzensschrei ausstieß. „Oh, es tut mir Leid, Dave. Ich wollte dir nicht wehtun." „Mein Fuß", keuchte er. Sie starrte auf seine Stiefel und verglich. "Es scheint mir eher das Gelenk zu sein, Dave. Ich will dir den Stiefel nicht ausziehen, bis ein Arzt dich untersuchen kann." "Ich brauche keinen Arzt." "Natürlich." Sie hätte mehr darauf erwidern können, doch in diesem Moment hörte sie Hufschläge auf den harten Boden hämmern. "Das muss Cal sein. Ich bin gleich zurück." Sie ging zu Brandeis und nahm seine Zügel, damit er ruhig blieb. Cal saß auf Reve, ein Gewehr im Arm, Junos Zügel in der freien Hand. "Alles in Ordnung?" fragte er. "Ja, Cal. Aber Dave ist abgeworfen worden." „Ist er..." „Beule und Schnittwunde am Kopf. Fußgelenk geschwollen, könnte gebrochen sein. Sein Puls ist kräftig. Er ist benommen, aber bei Bewusstsein." "Ich habe noch nie gehört, dass Currick von einem Vierbeiner abgeworfen wurde", erwiderte Cal. "Nicht einmal im Morgengrauen." Sie auch nicht.
"Du bist mir keine Erklärung schuldig, Matty." Cal band die Pferde an der Pinie fest und schob das Gewehr in die Halterung. "Er wollte mich einholen. Wir hatten ... einen Streit", erzählte Matty. "Wo ist er?" "Hier entlang." Dave hatte sich gegen den Felsvorsprung gelehnt. Sein Gesicht war aschfahl. "Willst du bei ihm bleiben, während ich einen Arzt hole?" fragte Cal. "Nein, wir bringen ihn zur Flying W. Dann rufen wir..." "Slash C." Sie starrten Dave an. "Es ist kürzer zur…“ "Nach Hause", beharrte er. "Die Flying W ist näher", unterstützte Cal Matty. "Nach Hause." Cal sah Matty an. "Okay, bringen wir ihn zur Slash C', sagte sie. "Und wie bekommen wir ihn dorthin?" "Ich kann reiten", meinte Dave. "Du wirst nicht reiten", widersprach ihm Matty. "Ich kann reiten", wiederholte er trotzig. "Möglich", entgegnete Cal gelassen. "Aber wie wollen Sie mit dem Fußgelenk in den Sattel steigen?" "Er kann hinter mir sitzen", entschied Matty. "Auf Brandeis." Cal runzelte die Stirn. "Wenn Currick ohnmächtig wird und aus dem..." "Ich kann allein reiten." Sie ignorierte Dave. "Du reitest neben uns, Cal. Und du musst mir helfen, ihn aufs Pferd zu bekommen." " Okay. " Sie führten erst die Pferde, dann Dave aus der engen Schlucht. Jeder Schritt bereitete ihm Schmerzen, und jeder Laut, den er von sich gab, traf Matty wie ein Stich ins Herz. Ihn auf Brandeis zu setzen war noch schwieriger, denn sie musste dabei im Sattel bleiben und den Hengst ruhig halten. "Stütz dich auf mich, Dave", befahl sie, als er endlich hinter ihr saß.
„Alles kein Problem." Aber sie hörte ihm an, wie viel Kraft es ihn gekostet hatte. "Du bist störrisch wie ein Maultier." "Natürlich, Matty. Wie hätte ich sonst all diese Jahre hindurch in dich verliebt bleiben können?"
13. KAPITEL Es war ein höllischer Ritt. Sie mussten sich Zeit lassen, obwohl Dave dadurch länger Schmerzen aushalten musste. Und wenn Matty sich täuschte? Wenn seine Verletzungen ernster waren, als sie vermutete? Vielleicht hätten sie doch lieber einen Arzt holen sollen, anstatt Dave zur Slash C zu bringen. Dave schwieg, bis sie die Ebene erreichten, wo Wildblumen in der aufgehenden Sonne leuchteten. "Indianische Malerpinsel", sagte er. Ihr strahlendes Rot war nicht zu übersehen, aber warum erwähnte er sie? Hatte er Fieber? "Was ist damit, Dave?" fragte Matty besorgt. "Sie erinnern mich an dich." Als das Dach der Scheune in der Ferne auftauchte, sah sie Cal an. "Reite vor und sieh nach, ob Jack oder ein anderer Cowboy uns helfen kann." "Kommst du allein klar?" "Ich falle schon nicht aus dem Sattel, verdammt", knurrte Dave. "Wenn du jemanden findest, schick ihn her. Dann ruf Doc Johnson an." Cal gab Reve die Sporen. Zehn Minuten später kamen zwei Reiter auf sie zu und begleiteten sie zur Ranch. Als sie dort eintrafen, ließ Dave Matty los. Sie drehte sich um, doch bevor sie ihn daran hindern konnte, stieg er vom Pferd. "David Currick, du bist wirklich..." Als er den verletzten Knöchel belastete, knickte der um, und Dave taumelte. "Cal!" rief Matty. Cal sprang von der Veranda, rannte zu Dave und hielt ihn fest. "Hast du den Doc angerufen?" ,Ja. Er kommt so schnell er kann.“
"Okay. Du und Jack, ihr helft Dave hinein. Ich mache solange sein Bett." Sie eilte ins Schlafzimmer und starrte einen Moment auf das zerwühlte Laken und die Kissen, auf denen ihre Köpfe Abdrücke hinterlassen hatten. Hastig strich sie alles glatt, bevor die Männer kamen. Als sie mit Dave allein war und er im Bett lag, stieß er einen leisen Fluch aus. "Was ist?" "Ich glaube, du hast Recht. Ich habe mir wirklich ein paar Rippen geprellt oder sogar gebrochen." "Ich will dir nichts geben, bevor der Arzt dich untersucht hat." "Mein Fuß tut auch weh." "Es ist das Gelenk, Liebling." "Mir tut aber der Fuß weh." "Okay, Dave." "Hast du mich eigentlich gerade Liebling genannt?" „Ja.“ Dave lehnte sich zurück und schloss die Augen. "Ich dachte schon, die Gehirnerschütterung hätte mich halluzinieren lassen." Erst nachdem Doc Johnson Dave untersucht und keine inneren Verletzungen gefunden hatte, entspannte Matty sich ein wenig. Dave musste zwar nicht ins Krankenhaus, aber eine leichte Gehirnerschütterung, einige Rippenbrüche, ein verstauchter Knöchel und mehrere Prellungen zwangen ihn zur Bettruhe. "Matty, hör auf, auf Zehenspitzen um mich herumzuschleichen", bat Dave sie vier Tage später. "Ich schleiche nicht. Ich versuche lediglich, leise zu sein, damit du dich ausruhen kannst", erklärte sie ihrem nörgelnden Patienten. "Soll ich dich etwa festbinden?" "Mich ans Bett fesseln? Klingt aufregend." Verärgert schüttelte sie den Kopf. Mehr über sich selbst und das, was seine Antwort in ihr auslöste, als über ihn. "Ich habe vier Tage lang geschlafen", beteuerte er. "Es geht mir gut." "Es geht dir nicht gut, und geschlafen hast du auch kaum. Du hattest dauernd Besuch."
Deshalb hatte er auch noch nicht mit ihr über das gesprochen, was geschehen war - nicht über den Unfall, nicht über seine riskante Verfolgungsjagd, nicht über ihren heimlichen Aufbruch und erst recht nicht über ihre letzte gemeinsame Nacht. Vielleicht war er auch nur feige. Nun ja, da war er nicht der Einzige. Matty gab sich einen Ruck. "Currick, wir müssen reden." "Willst du etwa neu verhandeln, weil unsere Abmachung keine Krankenpflege vorsah? Hey, in guten und in schlechten Tagen, schon vergessen? Und das mindestens zwei Jahre lang." "Hör auf, Dave. Du versteckst dich hinter deinem Spott. Das tun wir beide - uns verstecken." Er setzte sich auf. "Okay, Matty. Hören wir auf damit. Ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt. Ich will mit dir verheiratet bleiben und eine richtige Ehe führen. Was am Freitag passiert ist, beweist, dass du das auch willst." "Was am Freitag passiert ist, war ... unglaublich." Er griff nach ihrer Hand, und sie ließ es zu. "Aber so einfach ist es nicht. Ich war lange wütend auf dich. Traurig und enttäuscht. Deshalb bin ich froh, dass wir diese Abmachung getroffen haben. Denn damit sind die alten Fragen und Streitpunkte und Verletzungen außen vor. Uns bleibt nur das Gute aus der Vergangenheit." "Wir haben sechs Jahre gewartet, Matty", erwiderte Dave beschwörend. "Ich will aus dieser Ehe eine richtige machen. Ich will dich in jeder Nacht in meinem Bett, nicht im Gästezimmer oder auf der Flying W oder in Chicago." Nur zu gern hätte sie seinem Drängen nachgegeben, aber derselbe Zweifel, der sie Freitagnacht aus seinem Bett getrieben hatte, beherrschte sie auch jetzt. Ihre Leidenschaft konnte diesen Zweifel zwar vorübergehend vertreiben, doch danach schob er sich immer wieder zwischen sie und Dave. "Hallo! Jemand zu Hause?" Doc Johnsons Stimme drang durch die Tür. Matty sprang auf. "Kommen Sie herein, Doc, " rief sie. "Wir sind hier hinten." "Hoffe, ich störe nicht. Ich war auf dem Rückweg aus Sheridan und dachte mir, ich schaue mal vorbei. Wie geht's dem Patienten? Rastlos,
was?" Der Arzt stellte seine Tasche ab. "Matty, wie wär's mit einem kühlen Drink für einen Verdurstenden?" "Natürlich. Eistee?" "Klingt gut. Sie auch, Dave?" „Ja, bitte", erwiderte Dave, ohne Matty aus den Augen zu lassen. Sie drehte sich um und eilte in die Küche. Schnell holte sie Gläser aus dem Schrank, stellte sie auf ein Tablett und erstarrte, als ihr ein erschreckender Gedanke kam. Sie liebte Dave, den Mann, von dem sie sich in zwanzig Monaten scheiden lassen würde. Hatte sie ihn etwa schon geliebt, als sie ihn bat, diese Scheinehe mit ihr einzugehen? Hatte sie insgeheim gehofft, dass er sich auch in sie verlieben würde? Hatte sie ihn und sich selbst angelogen? Durfte sie ihm nachgeben, auch im Herzen seine Frau werden und ihre Ehe auf eine Lüge gründen? "Matty?" rief Doc Johnson. "Arzt und Patient haben Durst." Sie füllte die Gläser und nahm das Tablett von der Arbeitsfläche. Noch zwanzig Monate. Ihr blieb also noch Zeit, eine Antwort auf alle Fragen zu finden. Vorläufig konnte sie das Beste aus dem machen, was sie hatte: Zwanzig Monate, in denen sie Dave lieben konnte, ohne eine Entscheidung zu treffen. "Dave! Was tust du da?" "Ich stehe auf." „Doc, Sie haben doch gesagt, er muss eine Woche im Bett bleiben!“ "Bin ich doch auch." Dave lächelte. „Eine kurze Arbeitswoche." "David Edward Currick ...“ Der Arzt tätschelte Mattys Arm. „Es ist okay. Die Bewegung tut ihm gut. Ich wette, er probiert es nicht zum ersten Mal." Soll ich dich etwa festbinden? - Klingt aufregend. Sie sah ihm in die Augen und wusste, dass auch er daran dachte. Aber der Doc sprach schon weiter. "Dave geht es schon viel besser. Wirklich, Matty. Obwohl er nicht gerade ausgeruht wirkt." Er sah sie an. "Sie übrigens auch nicht. Aber bei einem frisch verheirateten Paar ist das wohl auch nicht zu erwarten. Sie beide schlafen nachts sicher nicht sehr viel, und ..." "Doc", unterbrach Dave den Arzt, denn Matty sah aus, als würde sie am liebsten im Erdboden versinken.
"Noch dazu, wo Sie beide nach dem Unfall etwas einfallsreicher ... " „Doc!" Doc Johnson musterte erst Dave, dann Matty, bevor er betrübt den Kopf schüttelte. "Soll das etwa heißen, Sie beide haben ...Nein, sagen Sie es nicht. Das enttäuscht mich. Ich hätte nicht gedacht, dass ein paar schmerzende Rippen und ein geprellter Knöchel ein junges Paar davon abhalten..." "Dave hat eine Gehirnerschütterung", fiel Matty ihm ins Wort. Urplötzlich begriff Dave, was ihm längst hätte klar sein müssen. Ein einziges Mal hatte Matty ihre Zweifel vergessen, und das war gewesen, als sie in seinen Armen lag. Wenn das der Weg war, ihre Zweifel zu vertreiben, würde er ihn gehen. Je öfter, desto lieber. Und bald würde sie einsehen, dass ihre Zweifel unbegründet waren. Matty brachte den Doc zur Tür, und als sie danach ins Schlafzimmer kam, war das Bett leer. "Dave?" "Ich dusche", kam es aus dem Bad. "Jedenfalls werde ich das, wenn ich diese verdammte..." Der Rest ging in einem Fluch unter. " Dave, was..." Sie eilte zu ihm. Er stand in der Badewanne, hatte sich Hemd und Socken ausgezogen und versuchte gerade, sich auch noch der Sweatpants und Boxershorts zu entledigen, wobei er auf einem Fuß auf der glatten Fläche balancierte. "Sei vorsichtig! Du fällst sonst noch hin!" "Werde ich nicht, wenn du mir hilfst. Ich will heiß duschen!“ Matty stieg zu ihm in die Wanne. "Ich helfe dir, wenn du versprichst, dich am Hahn festzuhalten, während ... Dave!" Er hatte nicht nur die Dusche aufgedreht, sondern sich mit geschmeidigen Bewegungen ganz ausgezogen und den Vorhang geschlossen. "Ich habe doch gesagt, ich will eine heiße Dusche." Lächelnd zog er ihr das nasse T-Shirt aus, warf es über die Vorhangstange und machte sich an ihren Jeans zu schaffen. Sie wehrte sich nicht. Weil sie noch immer Angst hatte, er würde stürzen. Weil sie wollte, dass er sie auszog. "Erinnerst du dich an den Badeteich?" fragte sie atemlos. Sie streifte Jeans und Slip ab. Der klitschnasse BH bereitete ihm einige Mühe, aber er schaffte es.
"Ich will keine Erinnerungen. Ich will ... diesen Moment, Matty." Dieser Moment würde nicht sehr lange dauern, wenn Dave sie weiter so berührte. Sie bückte sich nach der Seife, und er stöhnte auf, als ihr Po ihn streifte. Matty rückte von ihm ab. "Du willst doch sauber werden, oder?" "Nicht unbedingt." Aber er ließ es zu, dass sie seine breiten Schultern einseifte. Den Rücken, die Beine. Das bläulich verfärbte Gelenk ließ sie aus und arbeitete sich wieder nach oben. Als sie die Oberschenkel erreichte, stöhnte Dave warnend auf, und sie machte an der Brust weiter, wo sie die Knospen umkreiste, bevor sie sich dem Bauch widmete. "Matty." Aber sie hatte genug von seinen Warnungen und nahm die Seife in eine Hand, um die andere frei zu haben. Für ihn. "Ich bin dran", sagte er mit zusammengebissenen Zähnen und zog ihre Hand fort. Er hob die Seife auf und strich damit über ihren Rücken, während er sie leidenschaftlich küsste und sie seine Erregung spüren ließ. Als Matty sich an ihn drängte, ließ er die Hände über ihren Po nach unten gleiten, bis zu den Rückseiten ihrer Schenkel und dann dazwischen, bis sie erbebte. Die Seife landete in der Wanne, und Dave ließ sich vor Matty auf ein Knie sinken. Seine Hände umfassten ihre Hüften, während sein Mund sie fand. Sie hielt sich an der Handtuchstange fest und schob die Finger in sein nasses Haar. "Dave ..." Ihre Beine drohten nachzugeben, und hätten seine Hände sie nicht gestützt, wäre sie zusammengesackt. "Matty." Er erhob sich, um mit der Zunge an ihrem Hals hinabzustreichen und eine Knospe zu umkreisen. "Ich will in dir sein", flüsterte er. "Komm mit ins Bett, Matty ..." Er hüllte sie in ein Badelaken, schlang sich selbst ein Handtuch um die Taille und führte sie ins Schlafzimmer. Sie sah, wie er das Gesicht verzog, als er sich mit ihr aufs Bett sinken ließ. "Dave ... lass mich dir helfen", flüsterte sie und drückte ihn behutsam aufs Laken. "Ich will nicht, dass du dir wehtust."
"Du könntest mir nie wehtun", entgegnete er, und es waren genau die Worte, die sie vor so vielen Jahren zu ihm gesagt hatte, bevor sie zum ersten Mal miteinander schliefen. Sie glitt auf ihn, und er bog sich ihr entgegen. "Matty, ich ... will in dir sein." Sie wollte es auch, stützte sich mit den Händen ab und nahm ihn in sich auf. Er umklammerte ihre Hüften, trieb sie jedoch nicht an, sondern sah ihr tief in die Augen. Matty fühlte ihn in sich, ihn und das Pulsieren, das von ihm ausging. Als wäre er ein Teil von ihr. Wie er es immer gewesen war. Ihre große Liebe. "Okay, Currick, was ist das hier?" fragte Matty am nächsten Morgen, als sie mit einem Stapel Akten das Schlafzimmer betrat. "Das musst du doch am besten wissen", erwiderte Dave lächelnd. "Du hast sie auf dem Arm." "Sehr witzig", entgegnete sie streng. "Ruth hat sie gerade vorbeigebracht, weil du gedroht hast, ihr zu kündigen, wenn sie es nicht tut." Er stand auf, nahm ihr den Aktenberg ab, legte ihn aufs Bett und schlug den ersten Hefter auf. Erst als Matty eine Weile nichts sagte, hob er den Kopf und sah, dass sie noch eine einzelne Akte in der Hand hielt. Ein Umschlag ragte weit genug heraus, so dass der Absender lesbar war. "Du hast einen Brief von der Kommission bekommen, Dave? Gibt es ein Problem? Hat es mit dem Zuschuss für die Flying W zu tun?" Er hatte es ihr nicht auf diese Weise sagen wollen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte sie es nie erfahren. Aber jetzt, da es zwischen ihnen so gut lief, würde sie es verstehen. "Es gibt keinen Zuschuss für die Flying W" Mattys Augen wurden groß. "Aber ich habe doch den offiziellen Bescheid bekommen." „Ja, das hast du. Sie haben den Zuschuss bewilligt, aber ich habe ihnen geschrieben und ihn in deinem Namen abgelehnt." Sie sank auf die Bettkante. "Was hast du?" "Ich habe den ersten Scheck, den du bekommen hast, zurückgezahlt. Das Geld, das du seitdem erhalten hast, stammt von mir. Ich habe
beschlossen, dass es einfach zu riskant wäre, den Zuschuss anzunehmen." "Du hast es also beschlossen." Mattys Stimme war ausdruckslos. "Ja." "Du traust mir nicht zu, dass ich die Flying W allein wieder auf die Beine bringe." "Es ist keine Frage des Vertrauens, Matty. Du hast all deine Ersparnisse in die Ranch gesteckt." "Woher weißt du das?" fragte sie kühl. "Joyce Arbedick hat es erwähnt." "Ich habe noch einige Rücklagen. Selbst wenn ich die Flying W verliere, bin ich nicht pleite." "Das wusste ich nicht", gestand er. "Nein. Und du hast mich auch nicht gefragt." "Wenn du wütend bist, Matty, wäre es mir lieber, wenn du mich anschreist." "Ich bin aber nicht wütend." Das beruhigte ihn nicht. "Was bist du dann?" "Ich bin ... gerührt, dass du dich um mich sorgst, aber ich bin auch ..." "Was?" "Enttäuscht. Darüber, dass du mich nicht meine eigenen Entscheidungen treffen lässt. Noch immer nicht." Matty zögerte. "Ich dachte, du hättest begriffen, wie sehr ich mich in den vergangenen sechs Jahren verändert habe. Ich bin keine zwanzig mehr, Dave. Ich bin nicht mehr das Mädchen, das du kanntest. Ich bin nicht mehr das Mädchen, das vor Liebe blind war." "Soll das heißen, du liebst mich nicht?" "Doch, Dave, ich liebe dich. Aber ich will meine eigenen Entscheidungen treffen, auch wenn sie falsch sind." "Matty..." "Du kannst mich nicht immer vor allem retten. Ich lasse es nicht zu. Du würdest es irgendwann leid sein, und ich ... Na ja, ich bin es jetzt schon leid. Ich will eine Partnerschaft, Dave. Und die haben wir nicht." Und dann war sie fort. Schon wieder.
Aber diesmal ging Matty nicht in Zorn und Schmerz wie vor sechs Jahren. Und auch nicht still und leise, wie sie es schon zwei Mal getan hatte, seit sie verheiratet waren. Dieses Mal war sie ruhig und entschlossen. Sie hörte Dave zu, als er es ihr auszureden versuchte. Dann schüttelte sie den Kopf. In ihren Augen glitzerten Tränen, aber ihre Stimme klang fest. "Es funktioniert nicht, Dave. So kann es einfach nicht funktionieren." Matty hatte einige Sachen gepackt und würde den Rest später holen. Sie hatte Pamela Dobson gebeten, nach Dave zu sehen, bis er wieder ganz gesund war. Dann stand sie in der Tür und verabschiedete sich. Er saß auf dem Bett, das sie geteilt hatten, als würden sie ein neues Leben beginnen, und sah ihr nach, als sie davonging. Matty hörte das Telefon läuten, als sie die Veranda betrat. Sie überließ den Anruf dem Anrufbeantworter - ihre Stiefel waren schlammig, und sie hatte keine Lust, mit jemandem zu reden. "Matty? Sind Sie da? Hier ist Taylor. Bitte nehmen Sie ab." Etwas in der Stimme der Anwältin ließ Matty an den Apparat eilen. „Taylor?" "Matty? Bin ich froh, dass ich Sie endlich erwische!“ "Was ist denn?" "Ich mache mir Sorgen um Dave." Matty stockte der Atem. "Ist er verletzt?" "Nein. Ihm ist nichts zugestoßen. Aber Richter Halloran hat einen anonymen Anruf bekommen, dass etwas mit dem Zuschuss für die Flying W nicht stimmt. Jetzt hat er Dave für dreizehn Uhr zu sich bestellt. Ich weiß es von Lisa. Matty, der Richter wollte deinen Antrag für den Zuschuss und eure Heiratslizenz sehen." Irgendwie hatte der Richter herausgefunden, dass sie nur wegen des Zuschusses geheiratet hatten. Das konnte Dave seine Zulassung als Anwalt kosten. "Wir müssen etwas tun, Taylor.“ "O Matty ... Was kann ich denn tun?" "Ich weiß jedenfalls, was ich tun werde", erwiderte Matty und legte auf. "Eigentlich würde ich diesen anonymen Anruf lieber ignorieren, aber in diesem Fall darf ich das nicht", sagte Richter Halloran gerade, als Matty durch die Tür trat.
"Dann sollten Sie mit mir reden", sagte sie. Dave fuhr herum. Sie wirkte blass, ihre Augen waren geschwollen und gerötet. Er fand sie hinreißend. "Matty…“ Doch sie sah nur den Richter an. "Euer Ehren, ich protestiere", rief der dritte Mann im Zimmer. Es war Bob Brathenwaite. Der Richter hob eine Hand. "Seien Sie still, und Sie setzen sich!" Die zweite Anweisung galt Dave, der aufgesprungen war. "Ich möchte diese junge Lady anhören. Aber erst muss ich Ihren Namen wissen." "Das ist Matty, Richter Halloran, Matty Brennan", sagte Dave. "Ich bin Matty Brennan Currick", antwortete Matty so, dass das Currick als Letztes allein im Raum hing. "Natürlich. Jetzt erinnere ich mich. Es geht hier um eine Anschuldigung gegen Dave, und ich weiß nicht, wie Sie..." "Verzeihung, Euer Ehren", unterbrach Matty ihn. "Es geht um den Antrag auf den Zuschuss für die Flying W, und den habe ich unterschrieben." "Matty, nicht ... " Dave griff nach ihrer Hand. Sie schob die Finger zwischen seine. "Wenn sich hier jemand schuldig gemacht hat, dann bin ich es. Nur ich." "Ich verstehe", erwiderte Richter Halloran. "Aber hier geht es um Daves Ruf als Anwalt, und ich denke, er sollte selbst entscheiden, ob Sie für ihn sprechen dürfen. Dave?" Matty sah ihn an. Hier ging es nicht nur um seinen Beruf, das wussten sie beide. Es ging um sein Leben. Sein Herz. Sie wollte eine Partnerschaft. In der jeder Partner dem anderen half, nicht nur einer. Würde er zulassen, dass sie ihm jetzt half? "Ja." Die Antwort fiel ihm leichter, als er erwartet hatte. Und sie kam von Herzen. "Matty spricht für mich." "Ich habe alles ganz allein geplant", begann sie. "Dave wusste nichts davon." "Zu keinem Zeitpunkt?" fragte der Richter. "Erst nachdem wir verheiratet waren." "Der Anrufer hat aber behauptet, dass Dave von, Anfang an Bescheid wusste." "Glauben Sie einem anonymen Denunzianten oder mir?" fragte Matty. "Sie können mich ins Gefängnis werfen, aber Dave hat damit
nichts zu tun." Warnend drückte sie seine Hand. "Ich habe ihm etwas vorgemacht, genau wie allen anderen. Dafür darf er nicht auch noch bestraft werden." Dave entging nicht, wie der Blick des Richters kurz zu der Akte wanderte, die bewies, dass er den Zuschuss zurückgezahlt hatte. Er hatte es fast geschafft, Matty herauszuhalten, bis sie hereingestürmt war. Jetzt wusste der Richter, dass sie beide darin verwickelt waren. Das konnte unangenehme Folgen haben. Aber es war ihm egal. Matty war gekommen, um ihn zu retten. "Euer Ehren, bitte ..." fuhr sie fort. "Ich hatte Angst, meine Ranch zu verlieren. Ich habe jahrelang davon geträumt, hierher zurückzukommen und sie zu übernehmen. Ich wollte immer Rancherin werden." "Das ist alles sehr rührend", mischte Brathenwaite sich verächtlich ein. "Aber hier geht es einzig und allein darum, ob die beiden nur geheiratet haben, um die Vergabekommission zu täuschen. Currick, wollen Sie wirklich behaupten, dass Sie nach sechs Jahren Trennung und Entfremdung einfach wieder dort angefangen haben, wo Sie aufgehört haben?" "Euer Ehren", begann Matty zu protestieren. Halloran winkte ab. "Ich möchte Daves Antwort hören." Dave sah Matty an. "Nein, ich bin mir nicht sicher." "Was ist das denn für eine Antwort?" erwiderte der Richter tadelnd. "Ich kann Ihnen nicht sagen, ob ich einfach weitergemacht oder mich zum zweiten Mal in sie verliebt habe." Dave drehte sich nun ganz zu Matty um. „In die Frau, die sie jetzt ist." "Euer Ehren!" Brathenwaites Stimme kletterte um eine ganze Oktave nach oben. "Ruhe." Richter Halloran legte die Fingerspitzen zusammen. "Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe. Soll das heißen, als Sie beide geheiratet und geschworen haben, einander zu lieben und zu ehren, da war das gelogen?" "Was?" Matty klang verwirrt. Dave konnte es ihr nicht verdenken. Worauf wollte der alte Fuchs Halloran jetzt nur hinaus? "Liebten Sie David Edward Currick, als Sie ihn heirateten?" fragte der Richter.
„Ja.“ "Und glauben Sie, dass er Sie auch liebte?" "Ich ... weiß nicht." "Natürlich weißt du das, Matty. Ich habe dich geliebt und ich liebe dich immer noch", beteuerte Dave. "Seien Sie still, Dave", rügte ihn der Richter. "Lieben Sie ihn jetzt?" „Ja ... aber das hat nichts mit…“ "Es hat sehr viel damit zu tun", unterbrach Halloran Matty und klappte die vor ihm liegende Akte zu. Matty sah vom Richter zu Dave und wieder zurück. "Ist das alles?" "Das ist alles." "Sie werden Dave nicht bestrafen?" "Ich finde, Dave und Sie haben sich selbst genug bestraft. Ich schlage vor, Sie beide nehmen Ihr Ehegelöbnis endlich ernst und vergessen all den anderen Unsinn." "Ich..." Matty schluckte. "Danke, Euer Ehren." Sie eilte hinaus. Dave sprang auf, um ihr zu folgen. "Augenblick!" hielt der Richter ihn zurück. Dave blieb an der Tür stehen. "Ich werde diese Angelegenheit nun zu den Akten legen." Halloran machte eine Kunstpause. "Wenn Sie mir versprechen, keine weiteren Dummheiten zu begehen und die Situation zwischen Ihnen und der jungen Lady zu bereinigen." Dave lächelte. "Versprochen, Euer Ehren." "Verschwinden Sie jetzt." Er rannte hinaus und die Treppe hinunter. Matty war schon auf der Hauptstraße, als er sie einholte. "Matty Brennan! Matty Brennan Currick! " Sie blieb stehen und drehte sich um. "Was willst du, Dave?" Er kam sich vor wie in einem Western. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es mitten in der Stadt passieren würde, aber wenn sie es nicht anders wollte... "Du bist feige, Matty", sagte er laut. „Ja, ich nenne dich feige. Hier vor allen Leuten." "Vor allen Leuten" war vielleicht übertrieben, denn es waren höchstens ein Dutzend. Aber ihre Zahl nahm stetig zu, und bald würde ganz Kingston davon erfahren. "Ich bin nicht feige", entgegnete sie. "Aber ich will jetzt nicht ...“
"Doch, hier und jetzt", unterbrach er sie. "Ich wollte nicht erkennen, dass du erwachsen bist, Matty. Ich wollte in dir immer nur das Mädchen sehen. Das Mädchen von damals, das mich liebte und mit mir hier leben wollte. Ich war feige. Ich hatte Angst, du würdest mich verlassen, weil du wieder in die große, weite Welt hinaus willst." "Du irrst dich, Dave. Es war das Mädchen, das in die Welt hinausgezogen ist. Aber es war die Frau, die hierher zurückgekehrt ist. Zu dir. Es war die Frau, die ihren Stolz überwunden und dich um Hilfe gebeten hat.“ "Willst du meine Frau werden, Matty? Willst du mich zu deinem Mann nehmen? In guten wie in schlechten Zeiten? Bis dass der Tod uns scheidet? Du hilfst mir, und ich helfe dir?" "Was soll das?" fragte Hugh Moski, der mit seiner Frau auf dem Bürgersteig stand und gebannt zuhörte. "Sei still!" befahl Ruth ihm. "Dave fragt Matty gerade, ob sie ihn heiraten will." "Was? Die beiden haben doch schon geheiratet! Im letzten Monat." "Das weiß ich, Hugh", antwortete Ruth. "Aber es ist ein Unterschied, ob man nur heiratet oder auch wirklich verheiratet ist.“ "Das stimmt. Warum hast du das nicht gleich gesagt?" Dave sah das Lächeln in Mattys Augen, bevor es sich auf ihrem Gesicht ausbreitete. "Ruth hat Recht, Matty", sagte er. "Wir haben geheiratet. Jetzt will ich eine Ehe. Ich liebe dich. Ich will mein Leben mit dir teilen. Wie immer es aussieht, wo immer es sein wird, ich will es mit dir verbringen." Er ging zu ihr. "Du hast mich schon geheiratet, Willst du jetzt auch mit mir verheiratet sein?" „Ja, Dave. Ich will mit dir verheiratet sein." Diesmal brauchte das Publikum sie nicht dazu aufzufordern. Diesmal küssten Braut und Bräutigam sich auch so. Und es war gut, dass sie es mitten auf der Hauptstraße taten, denn dieser Kuss passte nicht in eine Kirche. Überhaupt nicht. - ENDE –