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ISBN10: 3448061956 ISBN13: 9783448061956
BestellNr. 014210001
© 2006, Rudolf Haufe Verlag GmbH & Co. KG Niederlassung München Redaktionsanschrift: Postfach, 82142 Planegg Hausanschrift: Fraunhoferstraße 5, 82152 Planegg Telefon: (089) 895 170 Telefax: (089) 895 17290 www.haufe.de
[email protected] Lektorat: Dipl.Kffr. Kathrin MenzelSalpietro Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie die Auswertung durch Datenbanken, vorbehalten.
Redaktion und DTP: Peter Böke, 10961 Berlin Umschlag: HERMANNKIENLE, 70199 Stuttgart Druck: BoschDruck GmbH, 84030 Ergolding Zur Herstellung dieses Buches wurde alterungsbeständiges Papier verwendet.
Finanz und Liquiditätsplanung in kleinen und mittleren Unternehmen
von Monika Haunerdinger und HansJürgen Probst
Haufe Mediengruppe Freiburg · München · Berlin · Würzburg
Inhaltsverzeichnis So arbeiten Sie mit diesem Buch
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Die 10 häufigsten Fehler bei der Finanzierung
8
1
Grundlagen der Finanz und Liquiditätsplanung
1.1 1.2 1.3
Strategische und operative Unternehmensplanung Aufgaben der Finanz und Liquiditätsplanung Die Bilanz: Spiegel der Finanzstruktur eines Unternehmens
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2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
24
2.1
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen 2.1.1 Beteiligungsfinanzierung 2.1.2 Kreditfinanzierung 2.1.3 Weitere Möglichkeiten langfristiger Fremdfinanzierung 2.1.4 Subventionsfinanzierung 2.1.5 Sonderformen der Finanzierung: Leasing und Factoring Klassische Innenfinanzierung: Nutzung interner Mittel Innovative Finanzierungsinstrumente: Alternativen zum Bankkredit 2.3.1 MezzanineKapital 2.3.2 Private Equity 2.3.3 Forfaitierung 2.3.4 Asset Backed Securities (ABS)
2.2 2.3
4
3
Werkzeuge der Finanz und Liquiditätsplanung
3.1 3.2
Kurz und mittelfristige Planung: Cashmanagement Langfristige Planung: Die strategische Sicht 3.2.1 Risikoanalyse 3.2.2 Portfolioanalyse 3.2.3 Frühwarnung
18 19 21
27 28 40 57 61 64 72 83 83 94 97 99 103 104 114 115 121 126
Inhaltsverzeichnis
4
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern
4.1
Investitionsplanung: Über Investitionen sicher entscheiden Investitionsrechnung: Werkzeuge zur Entscheidungsfindung
4.2
130 131 136
5
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung
5.1 5.2
Datenquelle: Externes Rechnungswesen Finanzierungsregeln: Optimale Strukturen 5.2.1 Vertikale Finanzierungsregel 5.2.2 Horizontale Finanzierungsregel 5.2.3 Kritik an den Finanzierungsregeln Finanzkennzahlen: Mit wenigen Zahlen alles im Griff 5.3.1 Kennzahlen der Finanzanalyse 5.3.2 Erfolgsanalyse
162 163 166 166 168 170 171 173 183
Finanzberichtswesen – Der schnelle Überblick
194
7
Rating: Tipps für den Umgang mit der Bank
7.1 7.2 7.3
Was ist Rating? Der Ratingprozess Erfolgreich im Ratinggespräch
199 200 204 204
5.3
6
8
Sanierung des Unternehmens: Wege aus der Krise
8.1 8.2 8.3
Sanierungsstrategien und instrumente Sonderfall: Buchtechnische Sanierung So könnte eine Sanierung ablaufen
Anhang Finanzmathematische Tabellen Weiterführende Hinweise Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Verzeichnis der Checklisten Stichwortverzeichnis
212 212 216 219 222 223 231 234 235 236 237
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So arbeiten Sie mit diesem Buch Betrachten Sie dieses Buch mit der CD-ROM als eine Art Werkzeugkasten. Sie finden die gängigsten und wichtigsten Werkzeuge zu dem Problem, wie Sie ein Unternehmen finanzieren. Wie es im Handwerk kein Universalwerkzeug für alle Probleme gibt, gibt es auch bei der Finanzierung keine allgemein gültigen Lösungen, die für alle passen. So ist dieses Buch ein sorgfältig gepacktes Paket aus verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten, Methoden, Rechnern, Checklisten, Praxisbeispielen und Tipps für die optimale Finanzierung. Finanzierungsmodelle Alles, was Sie zur Finanzierung wissen müssen, wird in diesem Praxisratgeber behandelt. Angefangen mit der Planung und Kapitalbedarfsermittlung, des Weiteren klassische und neue Finanzierungsformen. Denn heutzutage dürfen Sie innovative Instrumente des Finanzmarktes nicht vergessen. Natürlich werden auch unverzichtbare Tools zur Liquiditätssteuerung vorgestellt. Ferner werden wichtige Praxisthemen angesprochen, wie Kennzahlen, Rating, Sanierung usw. Rechner Auf der CD-ROM finden Sie eine Fülle von Excel-Anwendungen als konkrete Arbeitshilfen bei der Finanzierung. Diese Rechner stehen in direktem Zusammenhang mit den Inhalten bzw. Methoden im Buch. Sie sind bewusst einfach gehalten und können ohne hohen Aufwand sofort eingesetzt werden. Alle Excel-Anwendungen sind schon einmal in der Praxis eingesetzt worden und haben sich dort bewährt. Checklisten Die Checklisten unterstützen Sie in Ihrer praktischen Arbeit: Man vergisst nichts Wesentliches, kann systematisch vorgehen und sozu-
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So arbeiten Sie mit diesem Buch
sagen nach und nach die Dinge „abhaken“. Natürlich finden Sie diese Checklisten auch auf der CD-ROM. Mit einem Mausklick können Sie sie in Ihre Textverarbeitung übernehmen. Praxisbeispiele und Tipps Sicherlich wollen Sie wissen, ob und wie sich die verschiedenen Finanzierungsinstrumente auch in der Praxis bewährt haben: Was ist gut gelaufen und wo kann man aus Fehlern lernen. Deswegen finden Sie im Buch eine Reihe von Praxisbeispielen. Und natürlich gibt es eine Vielzahl von Tipps zur Finanzierung. Um die Inhalte dieses Buches zu verstehen, müssen Sie kein betriebswirtschaftlicher Experte sein. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich und betriebswirtschaftliches Grundwissen wird dort vermittelt, wo es für das Verständnis notwendig ist. Zum Abschluss möchten wir darauf hinweisen, dass wir aus Gründen der guten Lesbarkeit auf unterschiedliche Geschlechtsformen verzichtet haben. Selbstverständlich sind auch immer Kolleginnen oder Mitarbeiterinnen gemeint. Und jetzt geht es los. Der Verlag und die Autoren wünschen Ihnen viel Erfolg. München, Sommer 2006 Monika Haunerdinger und Hans-Jürgen Probst
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Die 10 häufigsten Fehler bei der Finanzierung
Leider ist häufig festzustellen, dass Finanzierungsvorhaben scheitern. Dies kann vielerlei Gründe haben: Die Finanzierung ist zu teuer. Es wird die falsche Finanzierungsform gewählt. Finanzmittel werden falsch einge setzt. Letztlich muss man sagen, dass Finanzierungsfehler meist Manage mentfehler sind! Hier erfahren Sie, welche allgemeinen Fehler und Fallen bei der Finanzierung schon im Vorfeld vermieden werden können.
Die folgenden 10 Fehler bei der Planung und Durchführung von Finanzierungsvorhaben werden von Beratern, Banken, Beteiligungsgesellschaften, Ratingagenturen usw. immer wieder beklagt.
Fehler 1: Die Finanzierung ist schlecht vorbereitet
Oft fehlen wesentliche Unterlagen
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Auch wenn das Tagesgeschäft sämtliche zeitlichen Kapazitäten in Anspruch nimmt, sollte immer Zeit bleiben, sich um das anstehende Finanzierungsvorhaben zu kümmern. Aber die Praxis, insbesondere die Erfahrung der Banken mit kleinen und mittelständischen Unternehmen spricht häufig eine andere Sprache. Da trifft man schon mal den Unternehmer, der unvorbereitet die Filiale betritt und außer dem Kreditwunsch nichts weiter vorweisen kann. Häufig fehlen z. B. folgende Unterlagen: • Businessplan: Wo will das Unternehmen überhaupt hin? • Finanzplanungen: Wie entwickelt sich die Liquidität? • Einbindung der Finanzierung in die Planung: Mit welchen Kosten ist zu rechnen? Können die Kosten in den Preisen verkraftet werden? • Fehlende Investitionsrechnungen: Amortisiert sich das Finanzierungsvorhaben?
Die 10 häufigsten Fehler bei der Finanzierung
Auch erlebt man, dass die Notwendigkeit der Finanzierung nicht plausibel erklärt werden kann. Die Planung ist unklar, der Kapitalbedarf „unscharf“.
Das Finanzie rungsvorhaben ist nicht transparent
Tipp: Arbeiten Sie mit Checklisten! Erstellen Sie sich doch einfach eine Checkliste zur Finanzierungspla nung und nutzen Sie auch die Checkliste aus Kapitel 7 „Unterlagen für ein Ratinggespräch“. In diesem Buch finden Sie noch viele weitere Checklisten, die Sie in Ihrem Finanzierungsvorhaben unterstützen.
Fehler 2: Die Finanzierung erfolgt überstürzt Viele meinen, bei der Finanzierung müsse schnell gehandelt werden. In der Eile wird dann vieles übersehen: • Konditionen: Man prüft nur oberflächlich. • Alternativen werden nicht geprüft. • Man kümmert sich nicht um Investitionsrechnungen. • Eckdaten wie Marktentwicklung, Konjunktur usw. werden vergessen.
Schnell handeln ist gut, aber aufpassen ...
Beispiel: Eine Bäckereikette will expandieren Eine Bäckereikette in einer süddeutschen Großstadt will der Konkurrenz zuvorkommen und weitere Filialen eröffnen. „Wir müssen schnell han deln“, sagt der Besitzer und drückt auf den Knopf: Ein schneller Bank kredit, es werden überhastet Standorte gesucht, bauliche Maßnahmen angestoßen, Personal angestellt usw. Auf halber Strecke werden die Mittel knapp, es muss nachfinanziert werden. Die Bank wird skeptisch: Finanzierungsalternativen waren nicht geplant. Erste eröffnete Filialen laufen zunächst zäh an. So hatte man sich die Expansion nicht vorge stellt, auch wenn sie später erfolgreich war.
Ein weiteres ernst zu nehmendes Problem: Erst in der Krise – und dann natürlich unter Zeitdruck – wird über Finanzierung nachgedacht.
Problem: Die Krise finanzieren
Beispiel: Eine Brillenhersteller braucht frisches Geld Ein mittelständischer Brillenhersteller finanzierte sich in der Vergan genheit weitestgehend über eigene Mittel (aus dem laufenden Geschäft und aus den Gewinnen). Jetzt gab es aber Schwierigkeiten mit der neu en Kollektion: Sie wurde zu spät fertig und kam darüber hinaus bei den
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Die 10 häufigsten Fehler bei der Finanzierung
Kunden wenig an. Die Rückmeldungen von den Fachmessen waren ka tastrophal. Nun mussten schnell Liquiditätsengpässe überwunden werden. Man wählte einen (überteuerten) Kredit der Hausbank. Dann sollten Forderungen verkauft werden, was nicht klappte. Eine stille oder andere Beteiligung war auf die Schnelle nicht zu realisieren. Am Ende stand die Insolvenz! Tipp: Denken Sie auch an einen NotfallFinanzierungsplan.
Fehler 3: Die Finanzierung ist zu eng geplant Es fehlt schlicht Geld
Diese unangenehme Erkenntnis müssen leider viele machen: Man braucht mehr Geld als zunächst geplant. Beispiel: Die Galvanik GmbH braucht mehr Geld Ein bestehendes Galvanikunternehmen (Galvanik = eine Methode der Oberflächenbearbeitung, z. B. Goldüberzug) übernahm eine Galvanik anlage aus der Konkursmasse eines Unternehmens. Oberflächlich gese hen schien die Anlage recht billig, so dass sich das Finanzierungsvolu men in Grenzen hielt. Aber dann: Die Anlaufkosten fielen höher aus, es gab zusätzlich teure Umweltauflagen. Erste Umsätze aus der Investition flossen später usw. Finanzpuffer waren nicht eingeplant! Es wurde eng.
Was behindert die Realisierung Ihrer Planung?
„Schönrechnen“
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Denken Sie also immer daran, dass sich Ihre Planungen möglicherweise nicht realisieren lassen. In den folgenden Bereichen kann es zu unvorhergesehene Behinderungen Ihrer Finanzplanung kommen: • Im Bereich Folgekosten, z. B. Betriebskosten einer Investition • Zinsen und Tilgung müssen auch getragen werden, wenn noch keine Umsätze erwirtschaftet wurden. • Es gibt unvorhergesehene Auflagen, z. B. durch Gewerbeaufsicht, Berufsgenossenschaft usw. Weiterführende Informationen finden Sie in Kapitel 2. Und was auch schon vorgekommen ist: Falscher Ehrgeiz gegenüber übergeordneten Stellen. Man „rechnet sich schön“ und verkündet stolz: „Chef, wir brauchen nicht soviel Geld.“ Und dann braucht man es doch!
Die 10 häufigsten Fehler bei der Finanzierung
Fehler 4: Die Finanzplanung ist zu optimistisch Dies ist ein „ewiges Problem“ bei der Finanzierung: Man ist begeistert von den Zukunftsaussichten des Unternehmens und sieht nicht die graue Realität. In der Folge gehen völlig falsche Eckdaten in die Finanzierung ein: • Falsche Planung bezüglich Umsätze, Kosten, Zinsen, Konjunktur, Marktrisiken usw. • Keinen oder nur geringen Rückfluss aus der Finanzierung; eine Investition amortisiert sich z. B. nicht oder viel später als geplant. • Grundsätzlich wird immer nur an den Best Case (besten Fall) gedacht und kein Worst-Case-Szenario eingeplant. (Was tun, wenn der schlechteste Fall eintritt?) Siehe hierzu Kapitel 3.2.3 Frühwarnung. Ein weiteres Problem in diesen Zusammenhang ist, dass man meint, die Finanzierung wäre leichter als gedacht. • So denkt man: „Einen Kredit zu bekommen, ist kein Problem für uns.“ Die Bank sieht dies möglicherweise ganz anders! • Man meint, jeder müsste doch interessiert an einer Unternehmensbeteiligung sein und später findet man niemanden, der sich beteiligen will. • Man denkt: „Im Notfall kann ich immer noch meine Forderungen verkaufen.“ Und dann lehnen alle Factoringgesellschaften ab.
Manchmal gibt es mehr Probleme als gedacht
Diese Beispiele ließen sich fortführen. Tipp: Bleiben Sie realistisch. Manche Vorstellungen lassen sich deutlich schwerer realisieren als zunächst gedacht!
Fehler 5: Unrealistische Finanzierungsvorstellungen Finanzierung ist häufig ein Sonderfall, z. B. bei größeren Investitionen, Erweiterungen usw. Deswegen fehlt häufig auch einer professionellen Geschäftsführung die Erfahrung mit aufwändigeren Finan-
Es fehlt Erfahrung
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Die 10 häufigsten Fehler bei der Finanzierung
Die Wirklichkeit ist oft hart!
zierungsvorhaben. Schnell schleichen sich jetzt unrealistische Finanzierungsvorstellungen ein: • Falsche Vorstellungen über Bedingungen. Man meint, die Finanzierung wird billiger als gedacht (weil man sich z. B. an der Werbung für billige Verbraucherkredite orientiert hat). • Aber auch unrealistische Vorstellungen über mögliche Konsequenzen aus der Finanzierung sind verbreitet: z. B. Unterschätzung des Mitspracherechts eines Kapitelgebers bei Private Equity (vgl. Kapitel 2.3.2). • Allzu oft herrschen unrealistische Vorstellungen über vorhandene Sicherheiten. So wundert sich mancher, wenn das Aktienpaket nur mit 30 % des aktuellen Kurswertes zum Ansatz kommt und selbst das Grundstück von der Bank nicht zum vollen (angeblichen) Verkehrswert bewertet wird. • Auch der Aufwand für größere Finanzierungsvorhaben wird unterschätzt. Man sollte nicht ohne eingehende Vorbereitung zur Bank gehen und einen Kredit aufnehmen. Ein Rating z. B. nimmt viel Zeit in Anspruch. Insbesondere die Finanzierung über Beteiligungen ist mit hohem administrativen und zeitlichen Aufwand verbunden (vertragliche Vereinbarungen, notarielle Beurkundungen usw.). Und vom ersten Kontakt mit einer Factoringgesellschaft bis zum Fließen des ersten Geldes können Monate vergehen. Achtung: Beachten Sie immer auch den Zeitfaktor bei Finanzierungen. Monate können vergehen, bis das Finanzierungsvorhaben abgeschlossen ist.
Fehler 6: Die Konditionen der Finanzierung wurden nur mangelhaft geprüft
Informieren Sie sich ausgiebig!
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Finanzierungskonditionen über ein und dieselbe Summe können sehr unterschiedlich ausfallen. Prüfen Sie deswegen immer die Konditionen sehr sorgfältig. • Seien Sie skeptisch, wenn Ihre Hausbank oder andere behaupten, dass die Konditionen „optimal“ seien. Prüfen und vergleichen Sie stattdessen unterschiedliche Angebote.
Die 10 häufigsten Fehler bei der Finanzierung • •
Beachten Sie das Kleingedruckte, z. B. Kosten bei Sondertilgungen, Nebenkosten usw. Prüfen Sie die Konditionen bei Beteiligungen sorgfältig: Was bedeutet es z. B., wenn ein Externer sich am Unternehmen beteiligt? Welches Mitspracherecht haben die Venture-Kapitalgeber? Wie weit geht die Abhängigkeit von einem Factoringgeber, wenn man seine Forderungen verkauft hat? Beispiel: Vergleichen lohnt sich Ein Bauunternehmen benötigte neue Anlagen. Sogar in einer Stadt von nur 15.000 Einwohnern, wo das Unternehmen seinen Standort hatte, gab es Zinsdifferenzen bei den Banken von bis zu 1,5 % zwischen dem billigsten und teuersten Angebot. Dies waren bei einem Finanzierungs volumen von rund 120.000 € ca. 1.800 € im Jahr, über die Finanzie rungszeit würden sich diese Differenzen dann auf über 10.000 € summieren.
Auch als kleines oder mittleres Unternehmen lohnt sich der Blick über die Grenzen Ihrer Region. Prüfen Sie z. B. die Konditionen ausländischer Banken! Heute sind räumliche Entfernungen kaum noch ein Problem.
Denken Sie z. B. an ausländische Banken!
Fehler 7: Es wurde nicht nach Alternativen gesucht Häufig ist es so: Man benötigt eine Finanzierung, denkt sofort an einen Kredit und macht sich gleich auf den Weg zum Berater der Hausbank. • Wussten Sie, dass es hunderte (!) von Förderungsprogrammen gibt, die möglicherweise günstige Finanzierungen anbieten? • Haben Sie wirklich ernsthaft alternative Finanzierungsinstrumente, z. B. Mezzanine-Kapital, geprüft? (siehe Kapitel 2.3) • Haben Sie ernsthaft Alternativen zur Finanzierung geprüft, z. B. den Verzicht auf Investitionen durch externen Zukauf? • Oder denken Sie doch mal an folgende Alternative: Kostensenkung statt teurer Fremdfinanzierung!
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Die 10 häufigsten Fehler bei der Finanzierung
Beispiel: Ein Unternehmen steigert seine Liquidität Bei einem hessischen Werkzeugbauer mussten immer wieder Überbrü ckungskredite aufgenommen werden, immer wieder signalisierte die Finanzplanung Engpässe. Fazit: Man brauchte Geld. Vielleicht ein „Pols ter“ durch eine stille Beteiligung? Oder Verkauf des ungenutzten Grundstückes? Oder aber Kostensenkung! Infolge wurde ein Kostensen kungsprogramm aufgelegt: Man realisierte unter anderem folgende Maßnahmen: 1. Zunächst als „Feuerwehrmaßnahme“ eine Deckelung der Kosten. Niemand durfte mehr ausgeben als im Vorjahr. 2. Dann einige Wertanalysen: Welche Prozesse (z. B. interner Trans port) können billiger werden. Und auf was kann man gar ganz ver zichten (z. B. den Pförtnerdienst). 3. Potenziale im Einkaufsbereich wurden geprüft. Muss es immer „vom Feinsten“ sein? 4. Der Personalbereich wurde kritisch durchleuchtet. Ergebnis war z. B. eine flexible Arbeitszeitregelung. Wenn es nichts zu tun gab, blieben einige Mitarbeiter zu Hause. Im Ergebnis kam es zu einer Kostenersparnis von über 5 % und dadurch wurde die Finanzsituation deutlich entlastet. Unabhängig von hilfreichen Kosteneinsparungen wird mit derartigen Maßnahmen auch der Bank signalisiert: Wir tun was! Dieser Eindruck kann sich auf die nächste Finanzierung sehr positiv auswirken.
Fehler 8: Das Knowhow zu Finanzierungsfragen fehlt
Als Fachmann auftreten
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Nicht jeder kann ein Finanzierungsspezialist sein. Trotzdem ist es problematisch, wenn jegliches Handwerkszeug zur Finanzierung fehlt. Fehlendes Know-how kann sich wie folgt zeigen: • Man ist nicht in der Lage, auch nur einigermaßen qualifiziert mit der Bank oder Investoren zu reden. Man beherrscht z. B. keinerlei Terminologie über Finanzierungsfragen, z. B. Disagio, Zinsbindung, Venture Kapital usw. • Das Know-how über Instrumente, die die Finanzierung begleiten, fehlt: Man weiß z. B. nicht, wie man eine plausible Investitionsrechnung oder einen aussagekräftigen Finanzplan erstellt. • Im Finanzierungsgespräch merken die Gesprächspartner schnell, dass jegliches betriebswirtschaftliche Grundwissen fehlt.
Die 10 häufigsten Fehler bei der Finanzierung
Es liegt auf der Hand, dass das Vertrauen der Geldgeber nicht gefördert wird, wenn gravierende Know-how-Defizite vorliegen.
Vertrauen ist wichtig
Tipp: Sie müssen gegenüber der Bank nicht als Finanzierungsprofi oder als begnadeter Betriebswirt auftreten. Aber versuchen Sie, sich zumindest ein Basiswissen anzueignen, wenn Sie in Finanzierungsgespräche ein treten.
Fehler 9: Unseriöse Beratung bzw. Finanzierung Jeder kennt es, zumindest bei Privatkrediten: Es gibt „Kredithaie“ und unseriöse Kreditvermittlungen usw. Aber auch im Geschäftsbereich muss man in dieser Beziehung vorsichtig sein. Auch hier gibt es schwarze Schafe.
Schwarze Schafe
Achtung: Haben Sie immer den Hintergedanken: Warum machen es bei diesen vermeintlich günstigen Konditionen nicht alle so und wählen genau dieses „KreditSchnäppchen“? Fragen Sie sich immer: Wo ist der Haken?
Wo müssen Sie vorsichtig sein? •
• •
Beim Kredit: Zunächst müssen die Konditionen transparent sein. Seien Sie vorsichtig, wenn nicht ausgiebig beraten wird, z. B. über − die Optimierung der Bankkredite: Ist z. B. der langfristige Kredit günstiger als der mittelfristige? Lohnt sich das Disagio? − die Nebenkosten: Wundern Sie sich nicht, wenn beim vermeintlich günstigen Kredit auf einmal eine Bearbeitungsgebühr anfällt. Auch die Bank will verdienen und zeigt Ihnen nicht immer die für Sie günstigste Finanzierungsmöglichkeit auf. Beteiligung: Was bedeutet Beteiligung für die Führung des Unternehmens? Wer Geld gibt, will in der Regel mitreden! Ist dies deutlich gesagt worden? Ausnahme: Man vereinbart die stille Beteiligung. Dort hat der stille Gesellschafter vertraglich kaum Mitspracherechte. Ansonsten Vorsicht!
Wer redet später mit?
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Die 10 häufigsten Fehler bei der Finanzierung Ein gesundes Misstrauen schadet nie!
•
Innovative Finanzierungsinstrumente können teuer werden: Man wundert sich vielleicht, wenn Private Equity deutlich teurer als jeder Bankkredit wird. Natürlich hört sich das Versprechen gut an: „Sie sind unabhängig von Ihrer Bank“. Aber was kostet diese Unabhängigkeit? Und in welche anderen Abhängigkeiten begeben Sie sich?
Fehler 10: Andere betriebswirtschaftliche Instrumente werden nicht eingesetzt Gute Finanzierung ist nicht alles! Auch sonst muss die Welt im Unternehmen in Ordnung sein. Auch das sonstige betriebswirt schaftliche Knowhow muss stimmen
Effektive betriebs wirtschaftliche Instrumente
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Beispiel: Gut finanziert und trotzdem pleite! Durch eine gute Finanzierung ist es einer Kommanditgesellschaft (ein Lebensmittelunternehmen in Niedersachsen) gelungen, eine akzeptable Eigenkapitalquote zu erreichen (größer 30 %). Die Kommanditisten ha ben viel Eigenkapital gegeben, Kredite sind durchgängig zu günstigen Bedingungen gelaufen. Fazit: Die Finanzierung war o. k. Und trotzdem kam dieses Unternehmen in eine Krise: • Es gab wenig Transparenz im Unternehmen. Das Controlling war kaum ausgebaut. Konkret: Man wusste nicht, mit welchen Produk ten man Geld verdiente oder verlor. • Marktforschung war kein Thema in diesem Unternehmen. Mit der Begründung „Wir sind seit Jahrzehnten erfolgreich“ kümmerte man sich nicht um die wachsende Konkurrenz. • Die Kosten liefen aus dem Ruder. Die Preise mussten steigen, nur – der Markt ließ diese Kosten nicht mehr zu. In der Folge kam es zu Umsatzeinbrüchen. All dies führte letztlich zur Krise, die auch durch Eigenmittel nicht mehr aufgefangen werden konnte. Erst kam die Insolvenz, dann wurde das Unternehmen von einem Konkurrenten übernommen. Und all dies, obwohl die Finanzierung doch so in Ordnung war!
Gute Finanzierung ist nur ein Baustein neben anderen, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Wichtig ist das übergreifende Knowhow. Und genau aus diesem Grund werden im Rahmen eines Ratingprozesses alle relevanten Faktoren des Unternehmens geprüft, auch z. B. die Qualität des Managements oder die Qualität der eingesetzten betriebswirtschaftlichen Instrumente (im Bereich Marketing/Vertrieb, Personal, Logistik, Controlling, EDV usw.).
Die 10 häufigsten Fehler bei der Finanzierung
Checkliste: Fehler und Fallen bei der Finanzierung Prüfen Sie einmal grundsätzlich, wie kritisch Ihre Finanzierung ist. Gibt es große Risiken? Beurteilen Sie Ihre Finanzierung auf einer Skala von 1 bis 5. 1 = sehr kritisch, prüfen! 2 = hohes Risikopotenzial 3 = verbesserungswürdig 4 = weitestgehend o. k. 5 = optimal! Checkliste: Fehler und Fallen bei der Finanzierung 1. Wie gut sind Sie vorbereitet auf die Finanzierungsge spräche mit der Bank, Beteiligungsgebern usw.? 2.
Muss bzw. musste Ihre Finanzierung überstürzt durch geführt werden?
3.
Ist Ihre Finanzierung eng geplant?
4.
Haben Sie eine realistische Geschäftsentwicklung bei den Finanzierungsfragen unterstellt?
5.
Meinen Sie, dass Ihre Finanzierungsvorstellungen im Kern realistisch sind?
6.
Haben Sie alle Konditionen der Finanzierung kritisch überprüft?
7.
Haben Sie ausreichend nach Alternativen für Ihre Finanzierung gesucht?
8.
Sind Ihnen alle Bedingungen der Finanzierung bekannt und reicht Ihr Knowhow für die Beurteilung?
9.
Sind Sie sicher, dass alle Beteiligten an Ihrer Finanzie rung (Berater, Kreditvermittler usw.) seriös sind?
10.
Auch wenn vielleicht die Finanzierung stimmt: Haben Sie auch die anderen betriebswirtschaftlichen Instru mente im Griff?
Siehe CDROM
Checkliste 1: Fehler und Fallen bei der Finanzierung
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1
Grundlagen der Finanz und Liquiditätsplanung
Von Banken und Unternehmensberatern hört man immer wieder Klagen, dass Unternehmen sich zu wenig Gedanken um ihre Finanzierung und Liquidität machen. Gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen wird dieses Thema oft sträflich vernachlässigt. Viele Unternehmer kümmern sich nur um das Tagesgeschäft und die Finanzierung überlassen sie der Hausbank. Erkennt man schließlich, dass die Liquidität zu Ende geht, ist es oft schon zu spät. Ziele eines Unternehmens Finanz und Liquiditäts planung als Basis der Exis tenzsicherung
Die Finanz- und Liquiditätsplanung stellt eine unabdingbare Voraussetzung für die Existenzsicherung eines Unternehmens dar. So zählt eine ausreichende Liquidität zu den wesentlichen drei Unternehmenszielen: 1. Liquidität: Ist ein Unternehmen nicht liquide (nicht zahlungsfähig) und kann daher seinen laufenden Verpflichtungen nicht mehr nachkommen (Gehaltszahlungen, Lieferantenrechnungen etc.), droht ein Insolvenzverfahren (frühere Bezeichnung: Konkurs). 2. Rentabilität: Ein Unternehmen muss rentabel arbeiten, d. h. das eingesetzte Kapital muss sich verzinsen. 3. Wachstum: In einer auf Wachstum ausgerichteten Gesamtwirtschaft muss ein einzelnes Unternehmen in der Regel mitwachsen, sonst gehen Marktanteile verloren. Auf lange Sicht besteht die Gefahr, dass ein Unternehmen ohne Wachstum vom Markt verdrängt wird. Fazit: Die Planung und Steuerung der finanziellen Balance eines Unterneh mens ist eine der Hauptaufgaben der Unternehmensführung.
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Strategische und operative Unternehmensplanung
1.1
1
Strategische und operative Unternehmensplanung
Ein Geschäftsführer eines Unternehmens sagte einmal: „Die Erkennt nisse, die während des Planungsprozesses gewonnen werden, sind mir sogar wichtiger als die Ergebnisse der Planung selbst, denn im Rahmen der Planung werden alle Bereiche unseres Unternehmens lückenlos durchleuchtet.“ Dies ist ein wichtiger Aspekt der Planung. Das vorrangige Ziel jeder Planung ist aber, zukünftiges Handeln gedanklich vorwegzu nehmen, Handlungsalternativen zu bewerten und zielgerichtete Ent scheidungen bestmöglich vorzubereiten. Die Sicherung der Liquidität ist im Zusammenhang mit der Finanzplanung dabei ein wesentlicher Aspekt.
Unterhält man sich in den Unternehmen über Planung, wird strategisch oft mit langfristig, operativ mit kurzfristig gleichgesetzt. Das ist so nicht richtig bzw. nicht ausreichend. Strategische Planung („Die richtigen Dinge tun“) fragt: • Was ist meine Kernkompetenz? • Habe ich die richtigen Produkte? • Wo stehe ich im Markt? • Wo soll es hingehen? • Und nicht zuletzt: Sind Finanzen und Liquidität gesichert? Operative Planung bedeutet dagegen: „Die Dinge richtig tun“. Abgeleitet aus der Strategie wird gefragt, was die nächsten Schritte sind. Die Strategie wird in „Maßnahmen übersetzt“, das bedeutet die Umsetzung der Strategie durch kurzfristige, aber auch langfristige Maßnahmen, z. B. die Realisierung von Materialkostensenkung durch eine aktive Einkaufspolitik oder die Erreichung einer gesicherten Finanzierung durch günstige Kredite. Die konkrete Finanz- und Liquiditätsplanung ist abhängig von der strategischen Planung eines Unternehmens, u. a. Betriebsgröße des Unternehmens, Rechtsform, Anzahl der Mitarbeiter, Produktpolitik, Produktionskapazität usw. Die Finanz- und Liquiditätsplanung legt nun als Ergebnis dieser strategischen Rahmenbedingungen die Finanzierungswege für das Unternehmen fest.
„Strategisch“ heißt nicht immer langfristig
„Operativ“ heißt nicht immer kurzfristig
Die strategische Planung gibt den Rahmen für die Finanzpla nung vor
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1
Grundlagen der Finanz und Liquiditätsplanung
Strategische Planung des Unternehmens • Marktanteile
• Investitionen
• Standorte
• Technischer Fortschritt
• Vertriebswege
• Produktpolitik
• Mitarbeiteraufbau
• Konkurrenzverhalten
• Umsatzsteigerungen
• Konjunktureinschätzung
Produktions planung
Personal planung
Finanz und Liquiditäts planung
Absatz planung
Investitions planung
Abb. 1: Finanz und Liquiditätsplanung als Ergebnis der strategischen Planung „Die richtigen Dinge richtig tun“
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Beispiel: Strategische und operative Planung eines Unter nehmens für Gebäudemanagement Ein Unternehmen für Gebäudemanagement stellt sich im Rahmen der Strategiediskussion die folgenden Fragen: • Wo liegt die Kernkompetenz unseres Unternehmens? • Haben wir die richtigen Produkte? • Wo stehen wir im Markt und in welche Richtung möchten wir uns entwickeln? • Wie erreichen wir eine sichere Finanzierung unseres geplanten Wachstums? Im Rahmen der strategischen Unternehmensplanung wird festgehalten: „Unsere Kernkompetenz ist das Gebäudemanagement. Wir sind All roundanbieter aller Dienstleistungen im Zusammenhang mit Gebäude verwaltung, reinigung und –technik. Unser Ziel ist es in drei Jahren regionaler Marktführer zu werden.“ In der operativen Planung für das nächste Geschäftsjahr wird entschie den: „Im nächsten Geschäftsjahr planen wir die Betreuung von vier neuen Gebäudeobjekten. Wir erhöhen damit den Umsatz um 8 % mit lediglich 3 % Kostenerhöhung. Im Rahmen des geplanten Wachstums wird geprüft, ob es sinnvoll ist, neue Gesellschafter aufzunehmen oder eine Fremdfinanzierung durch Banken vornehmen zu lassen.“
Aufgaben der Finanz und Liquiditätsplanung
1.2
1
Aufgaben der Finanz und Liquiditätsplanung
Der betriebliche Leistungsprozess löst eine Reihe Zahlungsströme aus. Gehälter und Waren müssen bezahlt werden, Umsatzerlöse gehen demgegenüber als Zahlungseingänge wieder ein. Ein Unternehmen muss die finanzielle Balance finden: Es müssen immer genügend liquide Mittel für Zahlungsverpflichtungen zur Verfügung stehen. Zu viele liquide Mittel sind aber auch nicht vorteilhaft, da sie z. B. als Geld in der Kasse oder Sichteinlagen (Guthaben auf Bankkonten mit täglicher Verfügbarkeit, z. B. Girokonto) keine bzw. nur eine sehr niedrige Ver zinsung erbringen.
Sicherung der finanziellen Balance
Die Aufgabe der Finanz- und Liquiditätsplanung ist die Beschaffung und Bereitstellung finanzieller Mittel. Konkret bedeutet dies, • die Zahlungsbereitschaft eines Unternehmens kurz-, mittel- und langfristig zu erhalten, • die günstigste Finanzierungsalternative zu wählen und • das Risiko der Insolvenz (Zahlungsunfähigkeit) zu minimieren. Das finanzielle Gleichgewicht ist gewahrt, wenn in einer Planperiode die Auszahlungen durch Einzahlungen gedeckt sind. Zu Deckungslücken kommt es dann, wenn die tatsächlichen Einzahlungen geringer ausfallen als die geplanten Einzahlungen, oder die Auszahlungen höher sind als geplant. Deswegen muss schon in der Finanz- und Liquiditätsplanung dafür gesorgt werden, dass eine Deckungslücke in der Realität gar nicht erst auftritt. Im Zweifel sorgt ein Liquiditätspolster dafür, das Risiko der Illiquidität zu vermeiden.
Ziel: Einzahlungen > Auszahlungen
Beispiel: Anpassungsmaßnahmen, wenn das finanzielle Gleichgewicht schwankt In einem Unternehmen der Metallindustrie wurden neue Maschinen durch Aufnahme neuer Bankkredite gekauft. Die Planung sah vor, dass die Zinsen und Tilgung für die neuen Maschinen durch den gesteigerten Absatz der Produkte, also durch höhere Umsatzeinnahmen, bezahlt wer den könnten. Diese Einnahmen fielen jedoch deutlich niedriger aus als erwartet. Das Unternehmen drohte in Zahlungsschwierigkeiten zu gera ten. Man musste handeln. Das Unternehmen verkaufte seine Forderungen (Factoring), um schnell wieder finanziellen Spielraum zu bekommen.
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1
Grundlagen der Finanz und Liquiditätsplanung
1.3
Die Bilanz: Spiegel der Finanzstruktur eines Unternehmens
Letztlich ist die Bilanz eine Gegenüberstellung von Vermögen und Schulden. Sie zeigt, wo die Mittel herkommen, nämlich entweder aus eigenen Quellen (Eigenkapital) oder von Fremden, z. B. der Bank (Fremdkapital). Diese Gelder fließen in das Vermögen, also in Maschinen (Anlagevermögen), Vorräte oder auf das Bankkonto (Umlaufvermögen). Das Geld wandert also von der Mittelherkunftsseite (Passiva) hinüber auf die Mittelverwendungsseite (Aktiva). Somit ist die Bilanz ein Spie gel der Finanzstruktur in einem Unternehmen. Nicht zuletzt deshalb ist die Bilanzanalyse ein wichtiges Analyseinstrument für die Beurteilung der Finanzkraft eines Unternehmens. Bilanz Aktiva
Passiva
Mittelverwendung
Mittelherkunft
Anlagevermögen:
Eigenkapital:
• Sachanlagen
• Gezeichnetes Kapital
• Immaterielles Anlagevermögen
• Gewinnrücklagen
• Finanzanlagen
• Gewinn bzw. Verlustvortrag • Jahresüberschuss bzw. fehlbetrag
Umlaufvermögen:
Fremdkapital:
• Vorräte
• Rückstellungen
• Forderungen
• Verbindlichkeiten
• Wertpapiere • Flüssige Mittel Abb. 2: Grundstruktur der Bilanz
Die Aktivseite der Bilanz Aktiva = Mittel verwendung
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Die Aktivseite der Bilanz zeigt das Vermögen, aufgeteilt nach der Schnelligkeit, mit der es verfügbar gemacht werden kann, man sagt auch: Nach dem Grad der Liquidität. Es gibt Vermögenswerte, die zunächst überhaupt nicht flüssig gemacht werden können, z. B.
Die Bilanz: Spiegel der Finanzstruktur eines Unternehmens
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ausstehende Einlagen eines Gesellschafters oder immaterielle Vermögensgegenstände, wie z. B. einen zugekauften Firmenwert. Dann kommen Vermögenswerte, die grundsätzlich liquide gemacht werden können, z. B. Gebäude oder Maschinen, das Anlagevermögen. Dies ist aber erstens in der Regel nicht ratsam, da damit ja gewirtschaftet wird, zum anderen ist die Veräußerung schwierig. Dann kommen die Vermögensgegenstände, die sich schon etwas leichter verflüssigen lassen, das Umlaufvermögen. Dazu gehören z. B. die Vorräte, also fertige Waren oder Rohstoffe. Und schließlich gehören zum Umlaufvermögen auch die wirklich flüssigen Mittel, wie Bargeld, Bankguthaben usw. Die Passivseite der Bilanz Die Passivseite zeigt die verfügbaren Kapitalien und deren Herkunft. Es wird transparent, mit welchen Mitteln die Werte auf der Aktivseite angeschafft wurden. Die Passivseite ist also die Finanzierungsseite der Bilanz. Im Wesentlichen wird unterschieden zwischen Eigen- und Fremdkapital. Ein bedeutender Unterschied, denn Eigenkapital steht dem Unternehmen in der Regel dauerhaft zur Verfügung, während Fremdkapital irgendwann zurückgezahlt werden muss.
Passiva = Mittelherkunft
Fazit: Gerade für Kapitalgeber ist die Bilanz ein wichtiges Mittel, um sich einen Überblick über die finanzielle Situation eines Unternehmens zu ver schaffen. Deswegen spielt die Bilanzanalyse auch eine wichtige Rolle im Rahmen des Ratings. Mehr dazu in Kapitel 7.
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Das Thema Finanzierung ist immer aktuell
Auch die Zukunft muss finanziert werden
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Das Thema Finanzierung ist ein Dauerbrenner in allen Unternehmen. • Es beginnt mit der Gründung des Unternehmens: Steht Eigenkapital zur Verfügung? Gibt es Sicherheiten für Bankkredite? Sollen finanzstarke Partner aufgenommen werden? usw. • Es geht weiter mit dem Tagesgeschäft, das aus der laufenden Geschäftstätigkeit finanziert werden muss: Löhne, Material usw. Wehe, wenn jetzt ein wichtiger Kunde nicht zahlt. Häufig hat das Unternehmen alles vorfinanziert. • Auch schlechte Zeiten müssen finanziert werden. Nicht immer läuft das Geschäft glatt. Leerläufe, in denen nichts verdient wird, müssen überbrückt werden. • Investitionen müssen finanziert werden. Zum einen Ersatzinvestitionen, zum anderen aber auch Zukunftsinvestitionen. Auch das Wachstum eines Unternehmens will finanziert sein. • Außergewöhnliche Ereignisse müssen finanziert werden, z. B. das Ausscheiden von Geschäftspartnern oder die Sanierung des Unternehmens. Die Finanzierung von Unternehmen findet also permanent statt. Beispiel: Ein Bauunternehmen benötigt Geld Ein Bauunternehmen in Hessen kam in Finanzschwierigkeiten. Einige Bauherren konnten ihre angefangenen Häuser nicht mehr bezahlen. Selbst der öffentliche Dienst bezahlte schleppend und die gewohnten Aufträge der öffentlichen Hand blieben aus. Löhne, Sozialversicherung usw. wurden fällig. Neues Baumaterial musste vorfinanziert werden. Kurz: Es war fünf vor zwölf. Im Gegensatz zu den Großunternehmen springt bei mittelständischen Unternehmen die Politik nicht ein und hilft. Kleine und mittlere Unternehmen gehen im Notfall sang und klanglos unter! Eigenes Geld war keines mehr vorhanden, die Bank wollte ohne Sicherheiten keine Kredite mehr geben. Man benötigte eine Finanzierungslösung, und die sah wie folgt aus:
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Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
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•
Aus dem Familienkreis der Eigentümer kam frisches Geld, die Geld geber wurden „stille“ Teilhaber. • Auf das firmeneigene Grundstück wurde eine Hypothek aufgenom men. Das Unternehmen musste nun zwar Zinsen zahlen, war aber wieder liquide. • Der dringend notwendige Lkw und andere Anlagen wurde geleast statt gekauft. Das „frische“ Geld blieb zunächst im Unternehmen. Aufgrund dieser Finanzierungsmaßnahmen überlebte das Unternehmen.
Übersicht über die Finanzierungsmöglichkeiten Die Finanzierungsmöglichkeiten von Unternehmen lassen sich grob in Außen- und Innenfinanzierung einteilen: Außenfinanzierung Beteiligungs finanzierung
Kreditfinanzierung langfristige kurzfristige Kredit Kredit finanzierung finanzierung
Zuführung von haftendem Kapital durch Aufnahme neuer Gesellschaf ter, durch Aktien emission usw.
z. B. langfristige Bankkredite, Schuldschein darlehen, Anleihen usw.
Subventions finanzierung
z. B. z. B. Kontokorrentkredit, Investitionszulagen, Förderkredite usw. Lieferantenkredit, Lombardkredit, Kundenanzahlungen
Sonderformen: Leasing, Factoring
Innenfinanzierung Überschussfinanzierung Selbst finanzierung
Finanzierung aus Abschreibungen und Rückstellungen
Einbehaltung von erwirtschafteten Gewinnen
Zurückbehaltung von erwirtschafte ten Abschreibungen und Rückstellungs gegenwerten
Finanzierung aus Vermögensumschichtung
Veräußerung von Vermögen des Unter nehmens z. B. Grundstücke, Anlagen usw.
Abb. 3: Außen und Innenfinanzierung
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2 Wichtig: Die Finanzierungs strategie
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Es ist zu entscheiden, welche Finanzierungsstrategie man verfolgen will. Will man z. B. mehr Anteilseigner oder z. B. unabhängig bleiben? Lässt man Gewinne im Unternehmen oder finanziert man fremd über Kredite?
Was muss eine gute Finanzierung leisten? Bei der Finanzierung sucht man – wie überall – ein Optimum. Eine gute Finanzierung muss vor allem Folgendes leisten: • Schnelligkeit: In vielen Fällen braucht das Unternehmen schnell finanzielle Mittel. So ist ein Kredit sicherlich schneller zu realisieren als eine Beteiligung von Fremden. • Flexibilität: Bei vielen Finanzierungsformen bindet sich das Unternehmen recht lange, z. B. bei langfristigen Krediten oder durch die Aufnahme neuer Gesellschafter. Kurzfristige Kredite sind z. B. leichter zu disponieren. • Wenig Sicherheiten: Schwierig! Denken Sie immer daran, dass Sicherheiten kostbar sind. • Eigene Mittel schonen: Eigene Mittel sind immer eine gute Reserve und dienen der Sicherheit. Also Vorsicht, ehe Sie das „Tafelsilber“ (z. B. das wertvolle Innenstadtgrundstück) zur Finanzierung heranziehen. • Niedriger Kapitaldienst: Hier geht es um niedrige Zinsen und akzeptable Tilgungsbedingungen. • Geringe persönliche Haftung: Was passiert im Ernstfall. Versuchen Sie, Ihr Privatvermögen außen vor zu halten! Welche Ziele hat eine gute Finanzierung? • • • • • •
Schnelle Bearbeitungszeit Geringe persönliche Haftung Geringer Einsatz eigener Mittel Niedriger Kapitaldienst Geringer Sicherheitsbedarf Flexible Handhabung
Freilich wird es nie gelingen, alle Ziele in der Finanzierung zu 100 % zu erreichen, aber die obigen Eckdaten sollten immer bedacht werden. Auf den folgenden Seiten werden neben den klassischen Instrumente der Außen- und Innenfinanzierung auch neue und innovati-
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Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
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ve Finanzierungsformen vorgestellt. Diese Finanzierungsformen gehören zwar zum Komplex Außenfinanzierung, aber da es sich um aktuelle Diskussionen handelt, werden sie in einem separaten Abschnitt behandelt.
2.1
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
Bei der Außenfinanzierung geht es um Mittel, um Kapital, das von außen in das Unternehmen fließt. Hierbei kann es sich um fremdes Kapital handeln, z. B. Kredite, oder die Beteiligung von Unternehmens externen. Bedenken Sie aber, dass es sich auch bei der Zuführung von Eigenkapital, z. B. durch die Eigentümer des Unternehmens, um eine Außenfinanzierung handelt.
Abgrenzung zur Innenfinanzierung Bei der Innenfinanzierung finanziert sich das Unternehmen aus internen Finanzmitteln, z. B. aus dem Umsatzprozess oder dem Verkauf von Vermögen. Kapital von außen will dagegen „bedient“ werden. Das heißt, letztlich fallen neben möglichen Mitspracherechten, z. B. bei Beteiligungen, diverse Kosten in Form von Zinsen oder Gebühren an. Möglicherweise müssen Gewinne an Anteilseigner ausgeschüttet werden oder eine ursprüngliche Beteiligung wird verzinst zurückgezahlt. Die „Klassiker“ der Außenfinanzierung sind: • Beteiligungsfinanzierung: z. B. Aufnahme neuer Gesellschafter • Kreditfinanzierung: z. B. kurz- und langfristige Darlehen von der Bank • Subventionsfinanzierung: Fördermittel z. B. durch die öffentliche Hand. Es liegt im unternehmerischen Entscheidungsbereich, welche Art der Außenfinanzierung gewählt wird. Dabei kann es sich auch um einen „Finanzierungsmix“ handeln; die Finanzierungsformen schließen sich nicht aus. Sie können z. B. staatliche Fördermittel und einen normalen Bankkredit in Anspruch nehmen.
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Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
2.1.1
Beteiligungsfinanzierung
Unter Beteiligungskapital versteht man die langfristige Eigenkapitalbeteiligung an einem Unternehmen. Dabei kann das Kapital von den Altgesellschaftern kommen, oder das Unternehmen bekommt eine Finanzspritze durch die Aufnahme neuer Gesellschafter. Bei Beteiligungen geht es immer um „frisches Geld“. Achtung: Beteiligungskapital ist ganz maßgeblich am unternehmerischen Risiko beteiligt. Während Kredite durch Banken regelmäßig durch Sicherheiten gedeckt sind, haften Eigenkapitalgeber im Notfall mit ihrer Einlage. Und das bedeutet schlicht, dass diese z. B. im Insolvenzfall verloren ist. Gewinn beteiligung
Verlust beteiligung
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Für die Beteiligung am unternehmerischen Risiko will ein Kapitalgeber eine Entschädigung, z. B. in Form einer Gewinnbeteiligung: • Gewinnbeteiligung Der Beteiligungsgeber wird am Gewinn beteiligt. Erwirtschaftet das Unternehmen z. B. 10 % Gewinn, bekommt ein Kapitalgeber 10 % auf seine Einlage. Derartige Vereinbarungen sind aber immer abhängig von den vertraglichen Regelungen. So kann z. B. auch vereinbart werden, dass ein Kapitalgeber einen gewissen Prozentsatz des Gesamtgewinns bekommt, z. B. 20 % des Jahresgewinns vor Steuern. Hier sind vielfältige Vertragsgestaltungen möglich. Auch kann ein Kapitalgeber am Verlust beteiligt werden. Das bedeutet unter Umständen „Nachschusspflicht“ bei Verlusten. Dies ist eine problematische Regelung, denn jetzt muss über die Beteiligung hinaus frisches Geld „nachgeschossen“ werden. • Späterer Verkauf der Anteile am Unternehmen Der Kapitalgeber geht davon aus, dass das Unternehmen (nicht zuletzt durch seine Beteiligung) an Wert gewinnt. So hat nach einiger Zeit erfolgreichen Wirtschaftens der Wert der Beteiligungsanteile zugenommen und die Anteile können Gewinn bringend verkauft werden.
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
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Beispiel: Jemand beteiligt sich an einer Kommanditgesellschaft mit einer Kom manditeinlage in Höhe von 100.000 €. Da das Unternehmen erfolgreich war, kann diese Einlage nach fünf Jahren für 140.000 € verkauft wer den. Natürlich kann der Wert einer Beteiligung auch sinken. Beteiligun gen bedeuten auch immer ein Risiko!
Vor und Nachteile der Finanzierung durch Beteiligungskapital Durch Beteiligungskapital kommt frisches Geld ins Unternehmen. Dafür will der Kapitalgeber einen Gewinnanteil oder einen Anteil an der Wertsteigerung. Für den Beteiligungsgeber bedeutet die Beteiligung ein Risiko bis hin zum Verlust der Einlage. Vorteil: Beteiligungskapital verbessert die Kapitalstruktur Da Beteiligungskapital als Eigenkapital zu sehen ist und auch so in der Bilanz erscheint, verbessert es die Kapitalstruktur. Jetzt erscheint z. B. die Kennzahl Eigenkapitalquote in einem besseren Licht: Eigenkapitalquote =
Die Optik verbessert sich
Eigenkapital × 100 Bilanzsumme
Und es gilt: Je höher das Eigenkapital, desto besser die Bonität (Zahlungsfähigkeit, Kreditwürdigkeit). All dies führt zu einer besseren Einstufung im Rahmen des Ratings (siehe Kapitel 7). Infolge ist es dann leichter, einen günstigen oder überhaupt einen Kredit zu bekommen. Nachteil: Beteiligung bedeutet häufig Mitspracherecht Beteiligungskapital wird insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen kritisch gesehen: Je nach vertraglicher Gestaltung hat der Kapitalgeber nämlich Mitspracherechte. Diese können • sehr gering sein, z. B. bei einer so genannten stillen Gesellschaft (siehe Kapitel 2.3), • oder aber sehr stark ausgeprägt sein, z. B. bei Private Equity (siehe Kapitel 2.3.2), • und es kann sogar so weit gehen, dass die Kapitalgeber aktiv im Unternehmen mitarbeiten und entscheiden, z. B. Business Angels (siehe Kapitel 2.3).
Beteiligungen verbessern die Rating einstufung
Achtung: Fremde wollen mitentscheiden
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Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Fazit: Man sollte die Nebenbedingungen einer Beteiligung sehr genau prüfen. Wer Herr im Haus bleiben will, wird eher skeptisch gegenüber Beteili gungskapital sein. Aber es ist auch zu bedenken: Bei einem Kredit hat formal die Bank kein Mitspracherecht, also keinen Einfluss auf die Ge schäftsführung. Aber hier sieht die Wirklichkeit oft anders aus. Bei vie len Kreditverhandlungen gibt die Bank Vorgaben, die letztlich auch auf eine Art Mitsprache hinauslaufen. Prüfen Sie also immer die tatsächli chen Abhängigkeiten.
Beteiligungsmöglichkeiten und Rechtsformen OHG, KG, GmbH?
Die Beteiligungsmöglichkeiten an Unternehmen sind stark abhängig von der gewählten Rechtsform. Manche Rechtsformen machen es dem Unternehmen leicht, Beteiligungsgeber zu finden. Ebenso erleichtern es bestimmte Rechtsformen dem Kapitalgeber, sich zu beteiligen. Tipp: Schon bei der Gründung des Unternehmens ist zu bedenken, ob eine Rechtsform gewählt werden sollte, die Beteiligungsmöglichkeiten be günstigt.
Die Abbildung 4 auf der folgenden Seite gibt einen allgemeinen Überblick über die Rechtsformen mit Hinweisen zu den Finanzierungsmöglichkeiten.
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Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
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Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Im Folgenden werden die 5 wichtigsten Rechtsformen kurz vorgestellt. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, welche Beteiligungen die jeweilige Rechtsform zulässt und welche Möglichkeiten sie bietet, Kapitalgeber aufzunehmen: 1. Einzelunternehmen 2. Offene Handelsgesellschaft (OHG) 3. Kommanditgesellschaft (KG) 4. Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) 5. Aktiengesellschaft (AG) Neben diesen 5 Rechtsformen gibt es Mischformen, z. B. die Kommanditgesellschaft auf Aktien oder eine GmbH & Co. KG. Ferner weitere Gesellschaftsformen (z. B. die BGB-Gesellschaft), die aber im Geschäftsleben eine eher nachgeordnete Rolle spielen.
1. Einzelunternehmen Beteiligungen nur einge schränkt möglich
Beim Einzelunternehmen gibt es einen Inhaber, der nach außen hin als einzig vertretungsberechtigte Person auftritt. Möglich ist z. B. die Aufnahme eines stillen Gesellschafters (siehe Kapitel 2.3). Dieser beteiligt sich mit Kapital, tritt nach außen nicht in Erscheinung und hat nur sehr geringe Mitspracherechte. Er erhält für seine Beteiligung in der Regel einen Anteil am Gewinn. Achtung: Achten Sie darauf, dass die Aufnahme eines Gesellschafters eventuell zu einer „automatischen“ Änderung der Rechtsform führt. Diese so ge nannte offene Beteiligung führt dann z. B. zur Rechtsform der OHG.
2. Offene Handelsgesellschaft (OHG) Die neuen Gesellschafter haften mit
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In der OHG besteht die Möglichkeit, weitere Gesellschafter aufzunehmen, die dann wie die Altgesellschafter voll mit dem Privatvermögen haften. Zwar sind grundsätzlich alle Gesellschafter zur Geschäftsführung berechtigt, dies kann allerdings vertraglich individuell gestaltet werden.
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
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Achtung: Die Beteiligung an einer OHG kann nicht frei gehandelt werden, eine Beteiligung an einer OHG ist also schwer an andere zu verkaufen. De tails regelt regelmäßig ein frei aushandelbarer Gesellschaftsvertrag der Gesellschafter.
3. Kommanditgesellschaft (KG) Diese Rechtsform erleichtert die Aufnahme von Beteiligungskapital der Gesellschafter. Auf der einen Seite stehen die Komplementäre, die mit ihrem Privatvermögen haften und in der Regel die Gesellschaft leiten. Oft sind sie die Hauptgesellschafter mit der größten Beteiligung. Daneben stehen die Kommanditisten, die – und das ist die erleichterte Möglichkeit der Aufnahme von Beteiligungskapital – nur mit ihrem Kommanditanteil, also nicht mit dem Privatvermögen, haften. Es besteht keine Nachschusspflicht bei Verlusten. Dies macht die KG für Beteiligungen attraktiv. Allerdings ist der Einfluss der Kommanditisten auf die Geschäftsführung des Unternehmens gering. Der Gewinn, also die „Prämie“ für die Beteiligung an der Gesellschaft, wird im Gesellschaftsvertrag vereinbart. Daneben bestehen gesetzliche Regelungen. Die Aufnahme und das Ausscheiden von Kommanditisten können flexibel gehandhabt werden. Entscheidend sind jeweils die Regelungen des Gesellschaftsvertrages. Also aufpassen, wie eng sich Gesellschaft und Kommanditisten binden.
Beteiligungen relativ leicht realisierbar
Wichtig ist der Gesellschafts vertrag
4. Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) ist die am weitesten verbreitete Rechtsform. Tipp: Die englische Limited, abgekürzt Ltd., ist der deutschen GmbH ähnlich, formal aber einfacher zu gründen. Eine Ltd. ist auch in Deutschland möglich.
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2 Positiv: Niemand haftet mit dem Privatvermögen
Anteile nur schwer handelbar
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Im Gegensatz zur OHG oder KG (Personengesellschaften) ist für die GmbH (Kapitalgesellschaft) ein Mindestkapital, das Stammkapital, von 25.000 € notwendig. Großer Vorteil dieser Rechtsform ist die Haftungsbeschränkung für alle Gesellschafter. Alle Gesellschafter haften nur mit ihrer Kapitaleinlage. Es gibt keine Nachschusspflicht. Die Beteiligung ist durch die Aufnahme eines neuen GmbH-Gesellschafters möglich. Dies führt dann zu einer Kapitalerhöhung. Auch hier werden Details, z. B. über die Gewinnverteilung, im Gesellschaftsvertrag geregelt. GmbHs haben völlig unterschiedliche Größenordnungen – von der Ein-Mann-GmbH bis hin zu Unternehmen mit mehreren tausend Mitarbeitern. So gibt es abhängig von der Größe unterschiedliche Organe bei der GmbH: Die Geschäftsführung, einen Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung. GmbH-Anteile auch bei großen GmbHs mit vielen Gesellschaftern können nicht frei gehandelt werden. Die so genannte Fungibilität, also die Marktgängigkeit der GmbH-Anteile, hängt von den Regelungen im Gesellschaftsvertrag ab.
5. Aktiengesellschaft (AG)
Kapital kann gut „gesam melt“ werden
AG einfacher als man denkt
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Die AG ist die ideale Gesellschaftsform, um Kapital zu sammeln. Jeder Aktionär geht eine Beteiligung ein. An der Börse notierte Aktiengesellschaften haben die Möglichkeit, Aktien zu „emittieren“ (auszugeben) und sich damit aus einem großen Kreis potenzieller Anleger mit Finanzmitteln zu versorgen. Es gibt vor allem zwei Anreize, sich an einer AG zu beteiligen: • Die Dividende: Das ist die Gewinnbeteiligung für den Aktionär. • Und natürlich die Spekulation: Der Aktionär hofft, dass der Kurs steigt und man die Aktie mit Gewinn verkaufen kann. Der Anleger haftet nur mit seiner Aktienanlage, es besteht keine Nachschusspflicht. Es gibt zwei weit verbreitete – allerdings falsche – Meinungen zur Aktiengesellschaft: 1. „Die Rechtsform AG eignet sich nur für Großunternehmen.“ Falsch! Heutzutage ist die Aktiengesellschaft nicht mehr eine Rechtsform ausschließlich für große Unternehmen. Es gibt die so
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
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genannte kleine Aktiengesellschaft, bei der die an sich aufwändigen Gründungsformalitäten erleichtert wurden. Sogar ein Gründer reicht aus. Damit wird die AG auch für den Mittelstand interessant. 2. „Eine AG muss an der Börse notiert sein.“ Falsch! Die Anteile (Aktien) müssen nicht zwingend an der Börse gehandelt werden. Trotzdem können Anteile in Aktien verbrieft und gestreut werden. So ist die Aufnahme von Aktionären und damit von Kapital möglich. Wie funktioniert die Aktie als Finanzierungsinstrument? Da das Grundkapital (notwendig sind 50.000 €) einer Aktiengesellschaft in viele kleine Teilbeträge aufgeteilt wird, ist eine Beteiligung bereits mit geringem Kapital möglich. Kapital kann weit gestreut werden.
Die Schritte der Aktienfinanzierung über die Börse: Ein Unternehmen benötigt Finanzmittel, z. B. um zu expandieren. 1. Schritt: Kapitalerhöhung Man entschließt sich, dieses Geld an der Börse zu holen. Das Grundkapital soll erhöht werden. Diese Kapitalerhöhung von beispielsweise 5.000.000 € wird z. B. in 1.000.000 Aktien à 5 € Nennwert aufgeteilt. Diese 1.000.000 Aktien sollen nun an der Börse an Einzelanleger und institutionelle Anleger (Banken, Fondsgesellschaften) verkauft werden. Im zweiten Schritt kommt der zusätzliche Finanzeffekt!
So funktioniert die Finanzie rung über Aktien
2. Schritt: Verkauf der Aktien über dem Nennwert Man möchte mehr Geld als die 5.000.000 € Kapitalerhöhung bekommen, indem man versucht, die Aktien über dem Nennwert zu verkaufen. Nun wird argumentiert: • Das Unternehmen hat hervorragende Zukunftschancen, die Aktien werden steigen. • Das Unternehmen ist im Markt gut aufgestellt und wird zukünftig gute Renditen erwirtschaften und damit hohe Dividenden auswerfen.
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2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln • •
Der geschätzte Wert des Unternehmens ist entscheidend
Das Image des Unternehmens ist gut, und die Aktien werden sich gut wieder verkaufen lassen. … und einiges mehr.
Der Wert des Unternehmens wird in komplizierten Verfahren ermittelt, und man argumentiert nun, dass die Aktie mit einem Nennwert von 5 € zum Beispiel 15 € Unternehmenswert repräsentiert. Nun versucht man mit diesem Emissionspreis (Ausgabepreis der Aktien) die Aktien zu verkaufen. Gelingt dies, kommt mehr Geld in die Kasse der Gesellschaft als die Kapitalerhöhung ausmacht, nämlich im Beispielfall 15.000.000 €. Nun ist das Kapital um 5.000.000 € erhöht worden, 10.000.000 € wandern in eine so genannte Kapitalrücklage, stehen aber voll für Finanzierungszwecke zur Verfügung. Effekte der Aktienausgabe Das folgende Rechenbeispiel ist aus Übersichtsgründen stark vereinfacht: Eine Gesellschaft verkauft an der Börse Aktien im Wert von 300 € (= 20 Aktien zum Nennwert von 5 € für 15 € pro Aktie): Bilanz vor Ausgabe von Aktien Aktivseite der Bilanz
Passivseite der Bilanz
Gebäude/ Maschinen
200
Vorräte
100
Kundenforderungen
200
Liquide Mittel
100
Bilanzsumme
600
Grundkapital
200
Verbindlichkeiten
400
Bilanzsumme
600
Abb. 5: Effekte der Aktienausgabe 1
Bilanz nach Ausgabe von Aktien Aktivseite der Bilanz
Passivseite der Bilanz
Gebäude/ Maschinen
200
Grundkapital
Vorräte
100
Kapitalrücklage
200
Kundenforderungen
200
Verbindlichkeiten
400
Bilanzsumme
900
Liquide Mittel
400
Bilanzsumme
900
300
Abb. 6: Effekte der Aktienausgabe 2
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Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
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Der Gesellschaft sind auf diese Weise liquide Mittel von 300 € zugeflossen, während sich das Grundkapital lediglich um 100 € erhöht hat: Kapitalerhöhung und Kapitalherabsetzung Unter Kapitalmaßnahmen versteht man in diesem Zusammenhang alle Formen der Kapitalerhöhung, aber auch die Möglichkeit der Kapitalherabsetzungen. Kapitalmaßnahmen
Kapitalerhöhung Reguläre Geneh Kapital migtes erhöhung Kapital
Kapitalherabsetzung Bedingte Kapital Kapital erhöhung erhöhung aus Gesell schafts mitteln
Ordentliche Kapital herab setzung
Verein fachte Kapital herab setzung
Kapital herab setzung durch Einziehung
Abb. 7: Kapitalmaßnahmen
Was gibt es für Aktien? Aktie ist nicht gleich Aktie. Je nach Aktienform gibt es Differenzen hinsichtlich der Veräußerbarkeit der Aktie oder des Stimmrechts. Aktienformen
Nach Stimmrecht
Nach Veräußerbarkeit
Nach Wert
Stamm aktien
Inhaber aktien
Nenn betrags aktien
Vorzugs aktien
Namens aktien
Stück aktien
Abb. 8: Einteilung von Aktien
Stammaktien: Die Mehrzahl der Aktien sind Stammaktien. Diese Aktiengattung ist sozusagen die „normale“ Aktie mit allen Rechten, insbesondere dem Stimmrecht. Vorzugsaktien: Inhaber dieser Aktien erhalten eine höhere Dividende als z. B. Stammaktionäre. In der Praxis ist diese höhere Dividende allerdings regelmäßig recht gering und bewegt sich im Cent-
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2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Bereich, z. B. 2 Cent pro Aktie. Der Nachteil ist, dass in der Regel mit dieser leicht höheren Dividende auf das Stimmrecht verzichtet werden muss. Inhaberaktien: Inhaberaktien können jederzeit vom Aktieneigentümer ohne Rücksprache mit der Gesellschaft oder anderen Einschränkungen verkauft werden. Sie sind somit frei handelbar. Namensaktien: Im Gegensatz zur Inhaberaktie lauten Namensaktien auf den Namen des Aktionärs. Dieser wird im Aktienbuch bzw. neuerdings im Aktienregister der Gesellschaft registriert (Name, Geburtsdatum, Adresse). Die Übertragung bzw. der Verkauf einer Namensaktie ist komplizierter als bei der Inhaberaktie. Nennbetragsaktien: Hier lautet die Aktie auf einen festen, in Euro auszudrückenden Nennbetrag, z. B. 5 € oder 10 €. Dies ist der Anteil der einzelnen Aktie am Grundkapital. Stückaktien: Alternativ zur Nennbetragsaktie können Stückaktien ausgegeben werden. Diese lauten auf keinen Nennbetrag. Sie repräsentieren jeweils einen gleichen Anteil am Grundkapital. So repräsentiert eine Stückaktie z. B. 1/5.000.000 des Grundkapitals. Stückaktien wie auch Nennbetragsaktien sind sowohl als Inhaberwie auch als Namensaktien möglich. Darüber hinaus gibt es noch einige Sonderformen von Papieren, die allerdings keine Aktien sind, wie z. B. Wandelschuldverschreibungen. Willensbildung in der Aktiengesellschaft Es entscheiden letztlich die Aktionäre
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Durch diese Form der Finanzierung lässt das Aktienunternehmen maßgeblichen Einfluss auf seine Willensbildung von außen zu. Denn letztlich entscheidet das Gremium der Aktionäre, die Hauptversammlung, über die Geschäftspolitik des Unternehmens. Die Abbildung auf der folgenden Seite gibt eine Übersicht über die einzelnen Organe der Aktiengesellschaft mit ihren Aufgaben und zeigt den Prozess der Willensbildung.
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
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Vorstand führt die Geschäfte der Gesellschaft Vorsitz
Vertrieb
Finanzen
…
…
Vorstandsressorts
Aufsichtsrat kontrolliert die Gesellschaft und bestellt den Vorstand (Je nach Größe der AG wird der Aufsichtsrat teilweise auch von den Arbeitnehmern gewählt) Vorsitz
Hauptversammlung wählt den Aufsichtsrat stimmt über wesentliche Vorgänge der Gesellschaft ab, z. B. über Kapitalerhöhung Somit wird der Vorstand indirekt durch die Hauptversammlung bestimmt!
Aktienbesitzer
Abb. 9: Willensbildung in der Aktiengesellschaft
Wenn der ursprüngliche Inhaber des Aktienunternehmens maßgeblich die Willensbildung mitbestimmen will, muss er im Besitz der Mehrheit der Aktien bleiben. Der Vorteil einer an der Börse notierten Aktiengesellschaft ist die hohe Fungibilität der Beteiligung (Aktien). Schnell kann man sich an einer AG beteiligen und ebenso schnell kann man sich auch wieder
Fungibilität der Beteiligung
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Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
von dieser Beteiligung trennen. Diese Flexibilität fördert die Beteiligung von Interessierten am Unternehmen. Fazit: Beteiligungsfinanzierung ist naturgemäß eine Finanzierung unter Scho nung der Eigenmittel und ohne Zinsbelastung durch Kredite. So weit positiv. Andererseits verlieren Altgesellschafter Stimm und Einfluss rechte am Unternehmen. Und nicht zuletzt wird sich niemand umsonst beteiligen wollen. Beteiligungen sind eventuell teurer als ein Bankkredit.
2.1.2
Kreditfinanzierung
Die Kreditfinanzierung ist die am stärksten verbreitete Finanzierungsform. Sie gehört zur Fremdfinanzierung (im Gegensatz z. B. zur Beteiligungserhöhung durch den Eigentümer, die eine typische Eigenfinanzierung ist). Der Unterschied zwischen Kredit und Darlehen Was ist ein Darlehen?
In der Praxis werden die Begriffe Kredit und Darlehen meist nicht unterschieden. Streng genommen ist der Begriff Kredit aber weiter gefasst, denn er bezieht auch Formen der Kreditleihe mit ein, so z. B. den Avalkredit (siehe Seite 61). Ein Darlehen ist dagegen eine reine Geldleihe. Der typische Bankkredit ist also letztlich ein Darlehen. Kurz und langfristige Kredite Die Meinungen, was als kurz-, mittel- oder langfristig einzustufen ist, divergieren stark. Manchmal beginnt laut Literatur ein mittelfristiger Kredit schon ab 90 Tagen und ein langfristiger Kredit beginnt erst ab dem 5. Jahr. Ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit hier grobe Werte:
Kurz, mittel und langfristige Kredite
Kurzfristig:
bis ca. ein Jahr
Mittelfristig:
ca. ein bis drei Jahre
Langfristig:
ab ca. drei Jahre
Diese Einteilung orientiert sich in etwa an der Fristeneinteilung der Finanzplanung. Denn es ist sinnvoll, im Unternehmen mit einheitlichen Definitionen zu arbeiten.
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Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
2
Nutzen Sie die Hebelwirkung der Kreditfinanzierung! Kredite bedeuten eine Kostenbelastung durch Zinsen. Auf der anderen Seite muss auch eine mögliche „Hebelwirkung“ der Kreditfinanzierung gesehen werden. Dabei soll über den Hebel Kredit eine Gewinnsteigerung erzielt werden. Populär geworden ist diese Strategie über den Begriff Leverage-Effekt (Leverage = Hebelkraft): Hebelwirkung = mehr Gewinne durch mehr Kredite. Es ist zumindest in Deutschland immer noch etwas anrüchig, Kredite aufzunehmen, gerade in kleinen Unternehmen. Auf der anderen Seite kann aber gerade das Schuldenmachen ein Unternehmen erfolgreich werden lassen. Liegt nämlich z. B. die Rendite einer Investition über den Kreditzinsen, hat es sich gelohnt, diesen Kredit aufzunehmen. Und wenn abzusehen ist, dass dies bei neuen Projekten ebenfalls so sein wird, kann eine weitere Verschuldung durchaus sinnvoll sein. Doch die Gefahr besteht, dass Prognosen nicht eintreffen. Die Abbildung auf der folgenden Seite zeigt die Auswirkung einer kreditfinanzierten Investition auf die Eigenkapitalrentabilität.
Wenn Schulden sinnvoll sind
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Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Abb. 10: Der LeverageEffekt
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Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
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Kreditformen Kredite lassen sich in kurz- und langfristige Kredite unterteilen: Langfristige Kredite
Kurzfristige Kredite
• langfristige Bankkredite
Handels und Warenkredite
• Industrieschuldverschreibung
• Kundenanzahlung
• Gewinnschuldverschreibung
• Lieferantenkredite
• Wandelschuldverschreibung
Geldkredite (Darlehen)
• Zerobonds
• Kontokorrentkredit
• Schuldscheindarlehen
• Lombardkredit • Diskontkredit Kreditleihe • Akzeptkredit • Umkehrwechsel • Avalkredit Tab. 1: Kreditformen
Langfristige Kreditfinanzierung Bei allen langfristigen Kreditfinanzierungen ist zu bedenken, dass sie das Unternehmen auch in wirtschaftlich schlechten Jahren belasten. Während z. B. eine Beteiligung bei Verlusten nicht bedient werden muss, sind die Zinsen für Kredite immer fällig (Ausnahme: Zinsstundung). Achtung: Kreditfinanzierung ist immer ein Kostenfaktor. Und langfristige Kredit finanzierung bedeutet: Man hat lange Kosten zu tragen.
Wie hoch muss das Darlehen sein? Banken kennen das: Unternehmen müssen sich einen „Nachschlag“ holen, weil der ursprüngliche Kredit nicht reicht. Dies bringt mindestens zwei Probleme: • Es macht einen schlechten Eindruck. Offensichtlich war das Unternehmen nicht in der Lage, seinen Kreditbedarf vernünftig durchzurechnen. Die Bank wird misstrauisch. „Kommen die morgen wieder und holen sich noch einen Nachschlag?“ • Ein möglicher Kreditrahmen ist bereits ausgeschöpft. Sämtliche Sicherheiten sind bereits verbraucht. Nichts geht mehr!
Vermeiden Sie Kredit nachschläge
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Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Berechnung des Kreditbedarfs Kreditbedarf oft höher als man denkt
Bei der Berechnung des Kreditbedarfs machen viele den Fehler und setzen lediglich z. B. den Preis eines Investitionsobjektes an. Dabei können vor- oder nachlaufende Kosten einen erheblichen Anteil eines Projektes in Anspruch nehmen. Auch diese wollen finanziert sein. Fragen Sie sich also immer, ob Sie auch die vor- und nachlaufenden Kosten kalkuliert haben. Beispiel: Die Werbeagentur verrechnet sich Eine größere Werbeagentur benötigte neue Hard und Software für Grafikprogramme, Design usw. Die Investition war mit rund 60.000 € geplant, die über einen Kredit finanziert wurden. Bei der Planung dieser Investition wurden zwei Dinge vergessen: Wie oft bei der Einführung neuer EDVSysteme kam es zu Schwierigkeiten. Man hatte Probleme mit der Einführung/Installation, was teure Beratungsleistungen durch das Softwarehaus erforderte. Dann mussten die Mitarbeiter für den Umgang mit der neuen Software geschult werden. Alles in allem „vergessene Kosten“ von nochmals rund 25.000 €. Man benötigte einen Kreditnach schlag, was bei der Bank einen schlechten Eindruck hinterließ.
Das muss in den Kreditbedarf eingehen: •
• • • •
•
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Anschaffungskosten: Dies sind die Nettopreise des Finanzierungsobjektes, z. B. laut Preisliste abzüglich Rabatte und gegebenenfalls Skonto. Anschaffungsnebenkosten: Dies können Frachten, Zölle u. Ä. sein. Bauliche Maßnahmen: Sind bauliche Veränderungen im Unternehmen notwendig? Was kosten diese? Anpassungskosten: Kann man das gekaufte Objekt 1 : 1 übernehmen oder muss es mit finanziellem Aufwand angepasst werden? Anlaufkosten: Eine Investition läuft nicht vom ersten Tag an. Zu den möglichen Anlaufkosten zählen Kosten der Personalrekrutierung, wenn neues Personal eingestellt werden muß. Ferner Kosten für den Test der Anlage, Ausschuss, Nacharbeit usw. Reserve: Wenn Sie unsicher sind, ob Sie alles berücksichtigt haben, oder sich die Kosten der Investition schwer abschätzen lassen, kann hier noch eine Reserve gebildet werden. Der Daumenwert beträgt in der Praxis häufig 10 %.
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Die Spannbreite des Kreditbedarfs ausloten! Im Vorfeld ist nicht immer eindeutig, in welchen Größenordnungen sich die Aufwendungen belaufen. So kann es zum Realisierungszeitpunkt eines Projektes zu Überraschungen kommen. Das Geld reicht nicht. Aber auch der andere Punkt ist denkbar: Man war etwas zu pessimistisch. Vielleicht liegt die Wahrheit in der Mitte. Auf jeden Fall kann es wichtig sein, dass man nicht mit einer fixen Summe rechnet, sondern sich Spielräume erarbeitet. Denn es kann ja passieren, dass die Bank lediglich 80 % der Investitionssumme zu finanzieren bereit ist. Die folgende Tabelle zeigt anhand eines Beispiels, wie Sie die Spannbreite des Kreditbedarfs berechnen. Projekt:
Geschätzter
Geschäftserweiterung
normaler
Anschaffungsnebenkosten Entwicklungskosten Beratungskosten Bauliche Maßnahmen Anpassungskosten Schulungskosten Anlaufkosten Markteinführungskosten
Siehe CDROM
Spannbreite des Bedarfs Minimumbedarf Maximumbedarf
Bedarf Anschaffungskosten
80.000
50.000
100.000
4.000
2.000
5.000
0
0
0
6.000
0
10.000
30.000
20.000
35.000
6.000
3.000
7.500
4.000
0
6.000
15.000
10.000
18.000
9.000
5.000
10.000
Sonstiges
10.000
4.000
12.000
Reserve
10.000
0
15.000
174.000
94.000
218.500
Darlehensbedarf
Ober und Untergrenzen des Bedarfs feststellen
Tab. 2: Berechnung des Kreditbedarfs
45
2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Wichtige Begriffe im Kreditgeschäft Sie sollten mit den wichtigsten Begriffen im Kreditgeschäft vertraut sein, nicht zuletzt damit Sie im Bankgespräch qualifiziert Ihre Interessen vertreten können. Im Folgenden werden Begriffe behandelt, die bei der Darlehensberechnung eine wichtige Rolle spielen: • Auszahlungsbetrag • Disagio • Effektivzins • Tilgung Auszahlungsbetrag Disagio
Nicht immer ist die Darlehenssumme der Auszahlungsbetrag des Darlehens. Es können Abschläge vereinbart werden, die meist unter dem Begriff Disagio laufen. Dieser Abschlag ist quasi eine erste Zinszahlung bei Auszahlung, denn zurückgezahlt wird das Darlehen zu 100 %. Beispiel: Darlehenssumme:
100.000 €
– 5 % Disagio
5.000 €
Auszahlungsbetrag
95.000 €
Möglicherweise möchte man aber trotz Disagio die gesamte Darlehenssumme ausbezahlt bekommen. Dann rechnet man:
100.000 € 100 – 5
Die Darlehenssumme beträgt jetzt: Achtung: Auszahlung geringer
46
105.263 €
Bei der Rechnung mit einem Disagio wird der Zinssatz in der Regel niedriger sein als ohne Disagio. Hier sollten Sie als Bankkunde aber immer aufpassen. Wichtig ist immer der Effektivzinssatz (siehe unten). Auf jeden Fall sollten Sie prüfen, ob mit Disagio gearbeitet wird. Anhand der folgenden Tabelle können Sie ablesen, wie sich der Disagio auf die Darlehenskosten auswirkt.
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
Ohne Disagio
2
Mit Disagio
Darlehenssumme
100.000
100.000
Laufzeit
5 Jahre
5 Jahre
Zinssatz %
7%
6%
Auszahlung
100 %
95 %
0
0
Disagio 5.000
1
7.000
6.000
2
7.000
6.000
3
7.000
6.000
4
7.000
6.000
5
7.000
6.000
Summe
35.000
35.000
Jahr
Tab. 3: Disagio
Effektivzins Beim Effektivzinssatz werden alle Kosten des Kredites berücksichtigt, also Disagio, Nominalzins, Gebühren, Provisionen usw.
Was kostet der Kredit wirklich?
Einflüsse auf die Kosten Ihres Darlehens
Nominalzins
Laufzeit
Disagio
Sonstiges
Der Nominalzins ist ein zentraler Konditions bestandteil!
Lange Laufzeiten bei Zinsbindung sind risikoreich. Auch gilt: „Wer später tilgt, zahlt mehr.“
Dies ist ein Abschlag auf die Darlehenssum me. Rückzuzah len ist der volle Darlehensbetrag
Nebenentgelte
Er bestimmt ganz wesentlich die Höhe des Darlehens
Wertstellungen Vor/nach schüssige Zahlungsweise Zusatzkosten
Abb. 11: Darlehenskosten
Tipp: Fragen Sie immer nach dem Effektivzins und vergleichen Sie diesen. Das ist der Maßstab für die Kosten des Kredites!
47
2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Tilgung Ganz unter schiedliche Tilgungen sind möglich
Eine Zeitlang gar nicht tilgen?
Darlehen werden je nach Vereinbarung bzw. Konditionen unterschiedlich getilgt. Möglich ist • monatliche, • vierteljährliche, • halbjährliche oder • jährliche Tilgung. Auch die Tilgung in einer Summe am Ende der vereinbarten Laufzeit eines Darlehens ist möglich. Dies ist meist der Fall, wenn das Darlehen mit einer Lebensversicherung abgesichert ist. Ist diese fällig, steht dann das Geld für die Tilgung zur Verfügung. Oft werden auch tilgungsfreie Jahre vereinbart, z. B. bei Förderdarlehen für Existenzgründer. Dies hat den Vorteil, dass dem Unternehmen in der ersten Zeit nicht gleich durch die Tilgung wieder Liquidität entzogen wird. Annuitätentilgung Eine Variante bzw. Möglichkeit der Darlehenstilgung ist die Annuitätentilgung. Die Annuität ist ein gleicher Jahresbetrag. Der Annuitätensatz setzt sich zusammen aus dem Zinssatz für das Darlehen und dem Prozentsatz für die Tilgung, z. B.: Zinssatz: 7% Tilgungssatz: 4% Annuitätensatz: 11 %
Der Kapital dienst bleibt gleich
Der zu zahlende Jahresbetrag für das Darlehen ist immer gleich. Dies gibt Planungssicherheit, wie Sie in den nachfolgenden Tabellen zur Darlehensberechnung (Tab. 4 und 5) sehen können. Zinsbindung
Planungssicher heit schaffen
48
Normalerweise schwanken Zinsen, z. B. in Abhängigkeit von nationalen oder internationalen Leitzinssätzen, an denen sich Kreditinstitute bei ihrer Zinsfestlegung orientieren. Bei langfristigen Darlehen ist man an Planungssicherheit interessiert und will auch keine negativen Überraschungen erleben. Deswegen wird hier meist eine Zinsbindung für die Gesamtlaufzeit des Darlehens oder zumindest für eine gewisse Zeit vereinbart. Dabei
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
2
gilt in der Regel: Je länger die Zinsbindung, umso höher der Zinssatz. Bestandteile eines Kreditvertrags Ein Kredit erfordert einen Kreditvertrag. Eine seriöse Bank erkennen Sie daran, dass alle wichtigen Bestandteile zum ausdrücklichen Gegenstand des Vertrages gemacht werden. Aber vielleicht suchen Sie einen Privatkredit oder andere Kreditquellen. Auf folgende Punkte sollten Sie auf jeden Fall achten: Checkliste: Was gehört in den Kreditvertrag? 1.
Zinssatz
2.
Verzinsungsbeginn und Fälligkeit
3.
Tilgung
4.
Bearbeitungsgebühr und Provision
5.
Bereitstellungszeitraum
6.
Verwendungszweck
7. 8.
Sicherheiten Auszahlungsverfahren
9.
Sonstige Absprachen
10.
Zahlungsmodalitäten
Siehe CDROM
Checkliste 2: Bestandteile eines Kreditvertrags
Darlehensberechnung In den folgenden Tabellen (und auf CD-ROM) finden Sie nun die Darlehensberechnungen. Der konkrete Fall, die Details, sind immer mit der Bank durchzuspielen, da Konditionen sehr individuell gestaltet werden können, man denke nur an Nebenentgelte, tilgungsfreie Jahre, Zinsbindungsfristen usw. Die Berechnung eines Darlehens wird hier anhand von drei Darlehenstypen behandelt: 1. Das Abzahlungsdarlehen 2. Die Annuitätentilgung 3. Das endfällige Darlehen
So werden die Darlehen kon kret berechnet
49
2 Schnell mal einen Kredit berechnen
Sinkende Kosten des Darlehens
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Bei den folgenden Beispielen wird von einem festen Zinssatz über die Laufzeit des Darlehens ausgegangen, ferner wird eine Jahresbetrachtung angestellt. Bei monatlicher Zinszahlung und Tilgung sind die Ergebnisse natürlich leicht anders. Aber hier geht es um Größenordnungen, die zunächst auch ohne konkrete Bankkontakte in die Planung oder in die Kalkulation eingestellt werden können. 1. Das Abzahlungsdarlehen Das Abzahlungsdarlehen wird auch Tilgungsdarlehen genannt. Hier sind die jährlichen Tilgungsraten konstant, während die Zinsen aufgrund der Tilgung jährlich sinken. Das bedeutet, die Kostenbelastung durch das Darlehen sinkt im Laufe der Darlehenszeit. Gesamtbelastung Zinsen und Tilgung
Siehe CDROM
Darlehenssumme
75.000
Laufzeit/Jahre Auszahlung
8
Anfangs
Tilgung p. a.
7,50 9.375
75.000
Disagio % Laufzeit
Zins %
0,00 Zinsen
Tilgung
Annuität
bestand
Endbestand Darlehen
Darlehen 1
75.000,00
5.625,00
9.375,00
15.000,00
65.625,00
2
65.625,00
4.921,88
9.375,00
14.296,88
56.250,00
3
56.250,00
4.218,75
9.375,00
13.593,75
46.875,00
4
46.875,00
3.515,63
9.375,00
12.890,63
37.500,00
5
37.500,00
2.812,50
9.375,00
12.187,50
28.125,00
6
28.125,00
2.109,38
9.375,00
11.484,38
18.750,00
7
18.750,00
1.406,25
9.375,00
10.781,25
9.375,00
8
9.375,00
703,13
9.375,00
10.078,13
0,00
25.312,50 75.000,00
100.312,50
Summen
Tab. 4: Abzahlungsdarlehen
50
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
2
2. Die Annuitätentilgung – konstante Kosten des Darlehens Bei der Annuitätentilgung bleibt der jährliche Kapitaldienst aus Zins und Tilgung konstant. Während der Laufzeit sinkt der Zinsanteil und der Tilgungsanteil steigt.
Darlehens
75.000
Zins %
Siehe CDROM
7,50
summe Laufzeit/Jahre Auszahlung
8 75.000
Disagio % Laufzeit
Anfangs
0,00 Zinsen
Tilgung
Annuität
bestand
Endbestand Darlehen
Darlehen 1
75.000,00
5.625,00
7.179,53
12.804,53
67.820,47
2
67.820,47
5.086,54
7.717,99
12.804,53
60.102,48
3
60.102,48
4.507,69
8.296,84
12.804,53
51.805,64
4
51.805,64
3.885,42
8.919,10
12.804,53
42.886,54
5
42.886,54
3.216,49
9.588,04
12.804,53
33.298,50
6
33.298,50
2.497,39
10.307,14
12.804,53
22.991,36
7
22.991,36
1.724,35
11.080,17
12.804,53
11.911,19
8
11.911,19
0,00
Summen
893,34
11.911,19
12.804,53
27.436,21
75.000,00
102.436,21 Tab. 5: Annuitätentilgung
3. Endfälliges Darlehen Während der Laufzeit des Kredites werden nur Zinsen gezahlt und die Tilgung des Darlehens erfolgt am Ende der Laufzeit des Darlehens in einer Summe. Wenn alle Details mit der Bank geklärt sind, sollten Sie nochmals alle Eckpunkte prüfen, die für die Gesamtkosten des Darlehens eine Rolle spielen. Dabei unterstützt Sie die folgende Checkliste:
Rückzahlung am Ende
51
2 Siehe CDROM
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Checkliste Darlehenskosten
Ja
1.
Haben Sie sich den Effektivzins von der Bank er rechnen lassen? (Dann kennen Sie also nicht nur den so genannten Nominalzins, sondern in die Kostenberechnung des Darlehens sind andere Kom ponenten mit eingeflossen.)
2.
Haben Sie berücksichtigt, welchen Einfluss die Darlehensart auf die Kosten des Darlehens hat, also wie hoch z. B. die Unterschiede zwischen einem Abzahlungs und einem Annuitätendarlehen sind?
3.
Haben Sie sich erkundigt, welchen Einfluss kürzere oder längere Laufzeiten auf die Kreditkonditionen haben? Haben Sie die optimale Laufzeit gewählt?
4.
Haben Sie ein Disagio berücksichtigt? (Sie wissen also, dass Sie eventuell einen Abschlag auf die Darlehenssumme hinnehmen, aber 100 % zurück zahlen müssen)
5.
Haben Sie Nebenentgelte (z. B. Bearbeitungsge bühren) berücksichtigt?
6.
Haben Sie günstige Wertstellungsvereinbarungen vereinbart? (Wann werden Gutschriften oder Belas tungen auf bzw. von Ihrem Konto gebucht?)
7.
Wird eine unterjährige Tilgung auch unterjährig berücksichtigt (und nicht erst am Jahresende, was einen Zinsnachteil für Sie hätte)?
8.
Ist nachschüssige Zahlungsweise der Raten vereinbart? (Vorschüssige Zahlung führt zu einem Zinsnachteil)
9.
Kennen Sie die Zusatzkosten des Darlehens, z. B.
Nein
• Ist evtl. ein Bereitstellungszins günstig für Sie? • Sind günstige Vorfälligkeitsentschädigungen für zu frühe Rückzahlung des Darlehens ver einbart? 10. Und grundsätzlich: Haben Sie die Kosten des Darlehens mit Zinsbindung mit den Kosten eines Darlehens ohne Zinsbindung verglichen? Checkliste 3: Darlehenskosten
52
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
2
Sicherheiten Sicherheiten dienen der Absicherung des Kredites. Natürlich prüft die Bank insbesondere im Rahmen des Ratings (siehe Kapitel 7) viele Voraussetzungen. Sicherheiten sind für die Frage der Kreditgewährung jedoch von zentraler Bedeutung.
Kein Kredit ohne Sicherheiten
Darauf achtet die Bank beim Kredit
Jahres abschlüsse der letzten Jahre
aktuelle Buch haltungsdaten
Finanzpläne
wichtige wirtschaftliche Informationen
• mittelfristig
• kurzfristig • langfristig
Finanzdaten aus dem Privatbereich des Unterneh mers
Stellung des Unternehmens am Markt
Abb. 12: Faktoren der Kreditbeurteilung
Welche Sicherheiten gibt es? Bei Zahlungsunfähigkeit des Kreditnehmers wird auf die Sicherheiten zurückgegriffen. Konkret: Ein Bürge wird in Anspruch genommen oder das als Sicherheit eingebrachte Grundstück verkauft. In der folgenden Übersicht sind die wichtigsten Kreditsicherheiten zusammengefasst:
Auf der Suche nach Sicherheiten
Kreditsicherheiten
Personal sicherheiten
Verpflichtungs erklärungen
• Vertrauens würdigkeit des Kreditnehmers • Individuelle Vermögens und Einkom mensverhält nisse
• • • •
Bürgschaft Wechsel Garantie Sicherungs klausel
Bewegliche Sachen, Forderungen, Rechte • Verpfändung von Wertge genständen • Sicherungs übereignung • Abtretung von Forderungen und Rechten • Eigentums vorbehalt
Grund und Boden
• Hypothek • Grundschuld • Rentenschuld
Abb. 13: Kreditsicherheiten
53
2 Im Notfall muss ein anderer zahlen
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Bürgschaften Die Bürgschaft ist ein Vertrag. Der Bürge verpflichtet sich, für die Verbindlichkeiten anderer einzustehen, wenn dieser zahlungsunfähig ist. Die Regel beim Bankkredit ist die so genannte Selbstschuldnerische Bürgschaft: Dabei muss die Bank nicht erst das gesamte Mahnverfahren gegen den Kreditnehmer durchführen, sondern kann bei Zahlungsverzug sofort den Bürgen in Anspruch nehmen. Bürgschaften
Selbstschuldnerische Bürgschaft Das ist die Regel! Der Bürge kann bei Zah lungsrückstand sofort in Anspruch genommen werden. Er verzichtet auf die so genannte „Ein rede der Vorausklage“
Ausfallbürgschaft Der Bürge kann erst in Anspruch genommen werden, nachdem eine Zwangsvollstreckung gegen den Haupt schuldner durchgeführt wurde.
Modifizierte Ausfallbürgschaft Es wird vertraglich festgelegt, wann der Ausfall als festgestellt gilt (z. B. bei Eröffnung eines Vergleichs verfahrens)
Abb. 14: Bürgschaften
Das „liebste Kind“ der Banken sind natürlich die öffentlichen Bürgschaften. Diese sind besonders sicher, weil „der Staat“ bzw. die öffentliche Hand haftet, also z. B. eine Landesbürgschaft. Dies ist z. B. häufig bei Förderprogrammen bei Existenzgründern der Fall. Eine Bank als Bürge ist freilich auch eine gute Sicherheit, die bis zu 100 % bewertet wird. Sachsicherheiten
Suche nach wertvollen Pfänden
54
Bei Sachsicherheiten erfolgt eine so genannte „dingliche Sicherung“. Es ist also eine Sache, die bei Zahlungsschwierigkeiten herangezogen wird, z. B.: • Ein Pfandrecht an beweglichen Sachen: Idealerweise wird jetzt das Pfand dem Kreditinstitut übergeben, z. B. Wertpapiere, Schmuck usw. Ist eine direkte Übergabe nicht möglich, kann eine Sicherheitsübereignung erfolgen. So kann z. B. das Unternehmen mit den Maschinen oder dem Lkw weiterhin arbeiten.
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen • • •
2
Abtretungen: Hier werden z. B. Forderungen, die der Kreditnehmer selber hat, an die Bank abgetreten. Grund und Boden: Grundstücke sind immer eine gute Sicherheit. Grundschuld und Hypothek: Es werden Grundstücke und Gebäude bei Zahlungsverzug herangezogen. Der Unterschied zwischen Grundschuld und Hypothek besteht darin, dass eine Grundschuld nicht an eine bestimmte Schuld oder Forderung gebunden ist, während die Hypothek konkret an eine bestimmte Schuld gebunden ist. So kann eine Grundschuld für beliebige Schulden als Sicherheit dienen, die Hypothek ist aber mit dem konkreten Kredit verbunden. Grundschuld und Hypothek werden im Grundbuch eingetragen. Für die Eintragung und notarielle Beurkundung entstehen erhebliche Kosten.
Wie werden Sicherheiten bewertet? Sicherheiten sind häufig weniger wert als gedacht. Mancher Bankkunde ist enttäuscht von dem Bankgespräch: Die vermeintlich guten Sicherheiten sind vielleicht nur zu 50 % bewertet worden. Das heißt, im Zweifel gibt es jetzt auch nur 50 % der erhofften Kreditsumme. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick, welche Sicherheiten wie hoch bewertet werden. Grundsätzlich gilt: Banken, Beteiligungsgeber usw. beurteilen Sicherheiten unterschiedlich. Deshalb stellen die folgenden Zahlen nur grobe Orientierungswerte dar: Sicherheit
Bewertungsbasis Bewertung in %
Grundstücke Bankguthaben Lebensversicherungen Kundenforderungen • gegen die öffentliche Hand • gegen sonstige Kunden • gegen das Finanzamt Wertpapiere • Bundesschatzbriefe • öffentliche Schuldverschreibungen • sonstige Schuldverschreibungen • Aktien • Aktienfonds • Rentenfonds • offene Immobilienfonds
Verkehrswert Nennwert Rückkaufwert
30 bis 80 % 100 % 100 %
Forderungsbetrag Forderungsbetrag Erstattungsanspruch
90 % 30 bis 50 % 100 %
Nennwert Kurswert Kurswert Kurswert Kurswert Kurswert Kurswert
90 % 80 bis 90 % 60 bis 80 % 30 bis 50 % 50 % 75 % 40 bis 70 %
Wie schätzt die Bank Ihre Sicherheiten ein?
55
2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Sicherheit
Bewertungsbasis Bewertung in %
Bürgschaften • einer Bank
Bürgschaftsvertrag
• vom Ehepartner
100 %
individuell je nach Bonität und Person des Bürgen
• von Dritten Sonstiges • Warenlager
Einstandspreis
30 bis 50 %
• Ladeneinrichtungen
Zeitwert
40 %
• Maschinen/Geschäftsausstattung
Zeitwert
30 bis 50 %
• Kraftfahrzeuge
Zeitwert
30 bis 50 %
• Edelmetalle
Metallwert (Kurs)
70 % 1
Tab. 6: Bewertung von Sicherheiten
Achtung: Grundsätzlich gilt: Kreditgewährung und Kreditkosten sind stark abhän gig von der Leistungsfähigkeit des Kreditnehmers. Je unsicherer Sie als Kreditnehmer sind, desto teurer wird Ihre Finanzierung.
Welcher Kreditnehmertyp sind Sie? Schätzen Sie sich selber ein, die Bank wird es sowieso tun! 1
2
3
Der Kreditnehmer ist „klamm“ und wenig leistungsfähig.
4
5
6
Wechselnde Leistungsfähigkeit des Kreditnehmers
7
8
9
10
Kreditnehmer mit starker Liquidität
Abb. 15: Kreditnehmertypen
1
56
Quelle: In Anlehnung an die Industrie- und Handelskammer Hannover.
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
2.1.3
2
Weitere Möglichkeiten langfristiger Fremdfinanzierung
Neben dem klassischen Bankkredit gibt es eine Reihe von Kreditfinanzierungsmöglichkeiten. Allerdings stehen einige Möglichkeiten nur Unternehmen zur Verfügung, die auf dem Kapitalmarkt agieren können. Und dies sind meist nicht mehr kleine und mittelständische Unternehmen, sondern die großen. Trotzdem sollen an dieser Stelle einige dieser Finanzierungsmöglichkeiten genannt werden. • Industrieschuldverschreibung: Auch Anleihe oder Obligationen genannt. Hier handelt es sich um ein langfristiges Darlehen, welches ein großes Unternehmen an der Börse aufnimmt. Zu diesem Zweck erfolgt eine Aufteilung in Teilschuldverschreibungen. So können private und institutionelle Kapitalgeber „gesammelt“ werden. Wer eine Schuldverschreibung kauft, erhält dafür einen Zins. • Gewinnschuldverschreibung: Neben dem Zins erhält hier der Schuldner noch eine Beteiligung am Gewinn des Unternehmens. • Wandelschuldverschreibung: Hier wird neben den Rechten aus der „normalen“ Schuldverschreibung verbrieft, dass der Inhaber ein Umtauschrecht in Aktien hat (Wandelanleihe) oder Bezugsrechte für Aktien erhält (Optionsanleihe). • Zero-Bonds: Hier erfolgt während der Laufzeit keine Zinszahlung sondern die Zero-Bonds werden mit einem Disagio (Abschlag) ausgegeben, aber dann zum Nennwert, also zum vollen Wert getilgt. Die Differenz zwischen Ausgabe- und Rückgabewert ist der Ertrag für den Anleger. • Schuldscheindarlehen: Dies ist eine Kreditform, die ohne Zwischenschaltung der Börse durch einen individuellen Vertrag zustande kommt. So legen z. B. Versicherungsunternehmen ihr Kapital in dieser Form bei einem großen Unternehmen an.
Aufwändige Finanzierungs formen
Neben diesen Kreditfinanzierungsmöglichkeiten gibt es noch einige Mischformen bzw. Erweiterungen und Differenzierungen hinsichtlich Zins, Tilgung usw.
57
2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Kurzfristige Kreditfinanzierung Neben langfristigen Krediten können insbesondere die kleineren und mittelgroßen Unternehmen Handels- bzw. Warenkredite, Geldkredite und die Kreditleihe in Anspruch nehmen: Kurzfristige Kredite Handels bzw. Waren kredite
Geldkredite (Darlehen)
Kreditleihe
• Kundenanzahlung
• Kontokorrentkredit
• Akzeptkredit
• Lieferantenkredite
• Lombardkredit
• Umkehrwechsel
• Diskontkredit
• Kontokorrentkredit Tab. 7: Kurzfristige Kredite
Alternativen zum klassischen Bankkredit Wie sagte einmal ein Berater für KMUs (kleine und mittlere Unternehmen): „Ich verstehe nicht, dass die Leute immer sofort zur Bank rennen und um Darlehen betteln, wenn sie Geld brauchen. Man sollte doch erst einmal alternative Möglichkeiten untersuchen.“ Diese Alternativen zum Bankkredit können sein: • Kundenanzahlung • Lieferantenkredit • Wechselkredit Kundenanzahlung Der Kunde finanziert vor
58
Insbesondere bei Auftragsfertigung kann eine Anzahlung durch den Kunden plausibel begründet werden. Schließlich muss man z. B. Material vorfinanzieren, Mitarbeiter bezahlen usw. Ferner bringt die Kundenanzahlung ein ganzes Stück Sicherheit: Denn wenn der Kunde schon mal etwas bezahlt hat, wird er die Leistung auch abnehmen. Versucht man nun, im größeren Rahmen mit Kundenanzahlungen zu arbeiten, kann dies so manchen Bankkredit ersetzen, insbesondere aber den teuren Kontokorrentkredit. Ob sich eine Anzahlung durchsetzen lässt, ist abhängig von den Marktregeln bzw. vom Konkurrenzverhalten. Aber es kann sogar sinnvoll sein, den Endpreis der Leistung zu ermäßigen und dafür eine Anzahlung zu verlangen.
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
Lieferantenkredit Die empfangene Leistung wird erst später gezahlt. Man nutzt entweder Zahlungsziele (z. B. 2 % Skonto innerhalb von 10 Tagen oder 30 Tage netto) oder bezahlt mit einem Wechsel. Was manchmal so verlockend klingt, z. B. Zahlung erst nach 30 Tagen, ist bei Lichte betrachtet ein teurer Kredit. Denn man verzichtet auf den Skontoabzug. Man erkauft sich bei der Zahlungsbedingung „2 % Skonto innerhalb von 10 Tagen oder 30 Tage netto“ einen Kredit von lediglich 20 Tagen mit 2 % der Rechnungssumme. Das sind z. B. bei 50.000 € Rechnungsbetrag 1.000 € Skontoverlust! Eine Finanzierung bei Skontozahlung für die verbleibenden 49.000 € wäre selbst mit einem teuren Kontokorrentkredit billiger. Denn die Finanzierung von 49.000 € über einen Zinssatz von z. B. 13 % für 20 Tage, würde nur ca. 350 € kosten. Letztlich kostet dieser Lieferantenkredit aufs Jahr bezogen 36 % Zinsen. Der Zinssatz für die Beanspruchung eines Lieferantenkredits berechnet sich nach folgender Formel (Beispiel mit 2 % Skonto innerhalb von 10 Tagen oder 30 Tage netto): Skontosatz × 360 Zahlungsfrist – Skontofrist
=
2 × 360 30 –10
2 Nutzen Sie besser immer Skonto aus!
= 36 %
Wechselkredit Der Wechselkredit erlaubt ebenfalls eine spätere Zahlung. Drei Monate und länger sind nicht selten. Allerdings muss man auch hier aufpassen, wie die Wechselkonditionen sind. Der Vorteil bei Wechselzahlung liegt für den Lieferanten darin, dass Wechsel sichere Papiere sind. Denn: Wird ein Wechsel nicht bezahlt, kommt es schnell zum Wechselprotest und im nächsten Schritt zur Forderungseintreibung. Für den Kreditnehmer ist der Vorteil, dass Wechselkredite aus den oben genannten Gründen relativ leicht und schnell gewährt werden.
Relativ einfache Möglichkeit, wenn man später zahlen will
Achtung: Der Wechsel stellt eine so genannte abstrakte Zahlungsverpflichtung dar: Einmal ausgestellt, wird er losgelöst von der wirtschaftlichen Transaktion betrachtet. Wenn es dann zum Wechselprotest kommt, wird lediglich auf die formale Richtigkeit des Wechsels geachtet und nicht mehr auf die dahinterstehenden Geschäftsvorfälle. So muss der Wechsel auch bei mangelhafter Ware auf jeden Fall eingelöst werden.
59
2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Kurz und mittelfristige Geldkredite Kontokorrentkredit Der Kontokorrentkredit ist jedem auch aus dem Privatbereich bekannt. Hier kann ohne Formalitäten eine von der Bank eingeräumte Kreditlinie ausgeschöpft werden. Vorsicht: Kontokorrentkredite sind meist die teuersten Kredite überhaupt. Lombardkredit Hier handelt es sich um einen Beleihungskredit, die Bank wird quasi zum Pfandhaus. Bewegliche, marktgängige Vermögensgegenstände, z. B. Schmuck, werden verpfändet. Gängig ist auch der Warenlombard, die Überlassung gekaufter Waren. Diskontkredit Hier erfolgt der Verkauf von Wechseln vor Fälligkeit an eine Bank. Man kann so z. B. eine Forderung vor Fälligkeit „zu Geld machen“. Die Zinsen orientieren sich an dem berühmten Diskontsatz. Jede Bank wird allerdings die Wechsel zunächst prüfen: Stehen echte wirtschaftliche Vorgänge hinter dem Wechselgeschäft oder wurde mit „faulen“ Wechseln gehandelt, die lediglich zu dem Zweck ausgestellt wurden, sich einen Diskontkredit zu beschaffen? Kreditleihe bedeutet, dass nicht ein direkter Geldkredit gegeben wird, sondern die Bank ermöglicht z. B. dem Bankkunden, an anderer Stelle Kredite in Anspruch zu nehmen. Siehe untenstehende Beispiele.
Akzeptkredit Sicherheit durch die Bank
Man macht das Wechselgeschäft mit seiner Bank, d. h. man zieht einen Wechsel auf seine Bank, die ihn akzeptiert. Hinter dem Wechsel steht letztlich die Bank, was den Wechsel in hohem Maße marktfähig, praktisch zum Zahlungsmittel macht. Umkehrwechsel
So können Sie Skonto nutzen
60
Dies ist ein Scheck-Wechsel-Tauschverfahren. Es wird mit Scheck unter Ausnutzung von Skonto gezahlt. Gleichzeitig wird ein Wechsel vom Lieferanten ausgestellt, mit dem über die Bank die Ausnutzung des Skontos vom Kunden finanziert wird. Dies rechnet sich, da der
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
2
Ertrag aus der Skontonutzung höher ist als die Zinsen für den Wechsel. Dieses Geschäft ist mit Risiken für den Lieferanten verbunden Avalkredit Die Bank gibt eine Bürgschaft für eine Verpflichtung des Bankkunden gegenüber Dritten und erhält dafür eine Avalprovision.
Die Bank bürgt
Fazit: Die gängigste Finanzierungsform bleibt das Mittel bis langfristige Dar lehen. Es spielt eine große Rolle in der Kostenstruktur des Unterneh mens. Im Schnitt liegen die Zinsen bei 1,5 % des Umsatzes. Bei jungen Unternehmen, Unternehmen in Krisensituationen oder expandierenden Unternehmen kann dieser Prozentsatz noch um einiges höher sein. Beispiel: Ein Unternehmen mit z. B. 10 Mio. € Umsatz im Jahr muss bei 1,5 % Zinsen vom Umsatz durchschnittlich 150.000 € im Jahr an Zinsen er wirtschaften. Tilgung noch gar nicht berücksichtigt. Da lohnt es sich, bei der Inanspruchnahme eines Kredites genau zu rechnen.
2.1.4
Subventionsfinanzierung
Es gibt über 900 Förderrichtlinien in Deutschland. Grund genug, einmal zu prüfen, ob man nicht die eine oder andere Förderung beanspruchen kann, z. B. bei Gründung oder Erweiterung des Unternehmens, für bestimmte Investitionen, bei Einstellung von Mitarbeitern, wenn man Beratung in Anspruch nimmt usw. Effekte der Förderung • • •
Sie sparen Zinsen und damit Kosten (indem z. B. zinsgünstige Darlehen genutzt werden). Das Eigenkapital – und damit die „Optik“ – wird verbessert (z. B. Beteiligungskapital der öffentlichen Hand). Der Unternehmenswert kann gesteigert werden. (Investitionen machen das Unternehmen wertvoller, Gewinne können steigen usw.)
61
2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln • •
Förderung wird oft nicht genutzt!
Die persönliche Haftung kann beschränkt werden (z. B. Bürgschaften der öffentlichen Hand). Es werden Sicherheiten für das Unternehmen geschaffen (z. B. Ausfallbürgschaft eines Bundeslandes).
Trotz dieser positiven Effekte haben Studien ergeben, dass viele Unternehmen zögern, Fördermittel abzurufen. Nur etwa 5 % der Unternehmen beantragen Fördermittel. Vorbehaltlich der Prüfung sind aber rund 90 % der Unternehmen förderungswürdig.2 Achtung: Die Möglichkeit der Nutzung von Fördermitteln ist den Unternehmen häufig gar nicht bekannt. Dabei gibt es eine Vielzahl von Förderansät zen.
Was wird gefördert? Häufig begegnet man der Auffassung, dass nur Unternehmensgründungen gefördert werden. Dies ist eindeutig falsch! Was alles gefördert werden kann, zeigt die Abbildung 16.
2
62
Quelle: Studie der Zeitschrift IMPULSE und der Dresdner Bank.
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
2
Diese Bereiche werden gefördert
Gebiets förderung
Mittelstands förderung
Sach förderung
Personen förderung
Projekt förderung
Zuwendungen für bestimmte Regionen, z. B. neue Bundesländer
Zuwendungen für bestimmte Unternehmen
Zuwendungen für bestimmte Investitionen oder andere Ausgaben
Zuwendungen für bestimmte Personen, z. B. Existenz gründer
Zuwendungen für bestimmte als förderungs würdig einge stufte Projekte
... und so wird gefördert Zuschuss
z. B. Kostenbeteiligungen, Investitions zuschüsse
Zinsgünstige Darlehen
Finanzierungskonditionen unter Marktkonditionen
Bürgschaft
z. B. von Banken oder vom Staat
Öffentliche Beteiligung
z. B. stille Beteiligung am Eigenkapital
Kombinationsförderung
Mix verschiedener Förderarten
Zielfragen: Wie komme ich an Fördergelder? • Welche Förderung könnte infrage kommen (z. B. zinsgünstige Darlehen)? • In welchen Förderbereich könnte ich fallen (z. B. Mittelstandsförderung)? Abb. 16: Überblick Fördermittel
63
2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Förderprogramme Hunderte von Förderungs möglichkeiten
Bund und Länder bieten eine Vielzahl von Förderprogrammen an: • Der Bund bietet Förderprogramme vom Einstellungszuschuss bei Neugründungen über Eigenkapitalhilfeprogramme und Beteiligungen bis hin zu Förderdarlehen an. • Einzelne Bundesländer bieten diverse Entwicklungsprogramme (z. B. ländlicher Raum usw.), Existenzgründungsbeteiligungen, Förderdarlehen, Bürgschaften usw. an. Die Fördersummen beginnen mit ein paar hundert Euro und gehen bis in Millionenhöhe. Ebenso schwanken die Laufzeiten der Förderung von einem Jahr bis zu zwanzig Jahren. Förderkombinationen sind möglich. Tipp: Informationen über Förderprogramme Ansprechpartner ist idealerweise die zuständige Industrie und Han delskammer. Auch die Branchenverbände kennen sich aus. • Detaillierte Informationen durch das Bundesministerium für Wirt schaft und Technologie (www.bmwi.de) • Sehr interessant die Informationen durch die KfW Mitttelstandsbank (kfwmittelstandsbank.de) Verlassen Sie sich nicht auf Ihre (Haus)Bank wenn es um Informatio nen über Fördermittel geht. Die Bank hat möglicherweise gar kein In teresse daran, dass Sie mit Fördermitteln arbeiten. Sie möchte ihre ei genen Produkte verkaufen. Weiterführende Hinweise zu den einzelnen Förderprogrammen finden Sie im Anhang zu diesem Buch unter den Linktipps.
2.1.5
Sonderformen der Finanzierung: Leasing und Factoring
Unter Sonderformen der Finanzierung werden hier Finanzierungsinstrumente vorgestellt, die keiner anderen Finanzierungsart zugeordnet werden können. Bei diesen Finanzierungsformen wird Liquidität gewahrt (Leasing) bzw. geschaffen (Factoring).
64
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
2
Leasing Begriffe zum Thema Leasing to lease = vermieten Leasinggeber = derjenige, der die Gegenstände vermietet (Vermieter) Leasingnehmer = derjenige, der die Gegenstände mietet (Kunde, Mieter)
Unter Leasing versteht man das langfristige Mieten von Gegenständen des Anlagevermögens. Beim Leasing überträgt der Leasinggeber dem Leasingnehmer die Nutzung an einer Sache auf eine bestimmte Zeit gegen Entgelt. Der Vorteil dieser alternativen Finanzierungsform ist, dass ein eventuell hoher Finanzierungsbedarf in regelmäßige Leasingraten umgewandelt wird. Es müssen keine Sicherheiten gestellt werden, wie sonst bei der Kreditfinanzierung gefordert, da der geleaste Gegenstand selbst die Sicherheit darstellt. Zudem werden Eigenmittel geschont, die wiederum für andere Zwecke des Unternehmens verwendet werden können. Unter Umständen kann Leasing auch steuerliche Vorteile für das Unternehmen haben.
Leasing schont Eigenmittel
Kauf oder Leasing? Für die Frage, ob Kauf oder Leasing die günstigere Finanzierungsform ist, vergleicht man z. B. die Kosten des Bankkredites mit den Kosten der Leasingraten
Formen des Leasing Man unterscheidet zwei Leasingformen: 1. Das so genannte Operate-Leasing: Dies entspricht normalen Mietverträgen und ist eigentlich kein echtes Leasing. Die Mietzeit ist eher kurzfristig und dient der Gebrauchsüberlassung, nicht der Finanzierung. Wartung und Instandhaltung trägt der Leasinggeber (Vermieter) und letztlich liegt das Risiko der Investition ebenfalls beim Leasinggeber, denn Operate-Leasingverträge (Mietverträge) sind meist jederzeit kündbar. 2. Das so genannte Finance-Leasing: Hier gibt es eine längere Grundmietzeit, in der die Kündigung nicht möglich ist. Das Investitionsrisiko trägt somit der Leasingnehmer. Auch ist er für Wartung und Instandhaltung verantwortlich. Das FinanceLeasing ist das eigentliche Leasing.
Operate Leasing = normale Miete
65
2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Beispiel: Wenn ein Pkw für zwei Monate angemietet wird, spricht man von OperateLeasing. Geht es um eine längere Leasingdauer von vielleicht 5 Jahren, wobei der Leasingnehmer die Wartungs und Reparaturkosten zahlt, kann von FinanzeLeasing gesprochen werden. Leasing auch bei Spezial anfertigungen
Erst verkaufen, dann mieten
Kauf nach Ende der Mietzeit?
66
Darüber hinaus kennt man noch das Spezial-Leasing, das nicht marktgängige Güter betrifft: Hier ist das Leasinggut nach den Wünschen des Leasingnehmers gestaltet (z. B. eine Sondermaschine). Auf diese Weise lassen sich auch unternehmensindividuelle Anlagen finanzieren. Zunehmende Verbreitung findet das so genannte Sale-and-leaseback: Einfach gesagt geht es „um verkaufen und zurückmieten“. Das Leasingobjekt, z. B. ein Gebäude, wird an eine Leasinggesellschaft verkauft, und gleichzeitig wird ein Leasingvertrag über die weitere Nutzung des Gebäudes geschlossen (und eventuell ein Rückkaufrecht vereinbart). So kommt kurzfristig Geld in die Kasse, erkauft allerdings mit langfristigen Belastungen durch Leasingraten. Je nach Vertragsgestaltung wird nach Ablauf der Mietzeit entschieden, ob das Leasingobjekt vom Leasingnehmer gekauft wird (Kaufoption) oder der Vertrag verlängert werden kann (Verlängerungsoptionsrecht). Die folgende Tabelle hilft Ihnen bei Ihrer Entscheidung für oder gegen das Leasing. Was sind die Vor- und Nachteile beim Leasing? Was ist besonders wichtig, günstig oder ungünstig für Sie? Vorteile
Nachteile
• Kapazitätserweiterung ist ohne Eigenmittel möglich
• Feste Bindung an das Leasingobjekt (und damit an die Kosten) während der Grundmietzeit
• Anpassung an den technischen Fort schritt ist durch flexible Gestaltung der Verträge besser möglich
• Fehlende Flexibilität (feste Bindung) an das Objekt während der Grundmietzeit
• Die Leasingraten können aus den frei gesetzten Erträgen getragen werden. So finanziert sich Leasing unter Umständen von selber.
• Hohe Kostenbelastung (häufig teurer als Kreditfinanzierung)
• Die Kreditlinien des Unternehmens werden geschont
• Gefahr des Diebstahls (Kfz) oder Untergang des Leasingobjektes (Brand). Derartige Risiken sind (teu er) zu versichern.
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
Vorteile
Nachteile
• Häufig keine Sicherheiten notwen dig, da das Leasingobjekt als Sicher heit ausreicht (Leasinggeber bleibt Eigentümer)
• Gefahr der weiteren Kostenbelastung trotz Aufgabe des Geschäftes
2
• Die Liquiditätsbelastung ist gut kalkulierbar (Leasingraten sind im mer bekannt) • Die Bilanz „schaut gut aus". Dadurch wird die weitere Fremdkapital beschaffung erleichtert. Tab. 8: Vor und Nachteile Leasing
Factoring Das Finanzierungsinstrument Factoring gewinnt zunehmend an Bedeutung. Es handelt sich dabei um ein Finanzierungsgeschäft, bei dem ein Finanzinstitut (der Factor), oft eine Bank, von seinem Kunden die entstandenen Forderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen laufend bevorschusst oder ankauft und die Rechnungsbeträge unter Abzug einer Factoringgebühr sofort an den Klienten auszahlt. Factoring ist also etwas ganz anderes als bloßes Inkasso. Der Factor kauft und bezahlt die Forderung x Tage vor Fälligkeit und berechnet dafür einen Zinssatz. Verkürzt gesagt: Man „verkauft“ seine Forderungen, die erst später fällig sind, und kommt sofort zu seinem Geld. Factoring hat also eine Finanzierungsfunktion. Forderungsumsatz
6.500.000 €
Konditionen
in %
Kreditgebühr
1,25
Schnell kommt Geld ins Unter nehmen Siehe CDROM
81.250 €
Dienstleistungsgebühr
1,15
74.750 €
Delkrederegebühr
1,10
71.500 €
Sonstige Kosten des Factors
0,00
0€
Summe
3,50
227.500 €
Barauszahlung durch den Factor
Forderungen des Unterneh mens werden verkauft
6.272.500 € Tab. 9: Factoring Barauszahlung
67
2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Vorteile des Factorings Finanzierung wird planbar
Skontonutzung möglich Besseres Kredit management
Das Forderungs risiko geht auf den Factor über
Service leistungen durch den Factor
68
Warum entscheiden sich Unternehmen für das Factoring? • Insgesamt wird die Finanzierung des Unternehmens besser abgesichert und vor allem planbar. So kann man durch den vorzeitigen Forderungserhalt schon mit dem aktuellen Umsatz arbeiten, der u. U. erst Monate später cash eingehen würde. • Es können Lieferantenskonti ausgenutzt werden. Bekanntlich ist das Nichtausnutzen von Skonti der teuerste Kredit überhaupt. • Kredite können schneller abgebaut werden bzw. man muss erst gar keine Kredite aufnehmen. Damit können Bilanzrelationen verbessert werden. Letztlich bekommt man nun sogar schneller Kredite. • Der Factor übernimmt das Risiko der Uneinbringlichkeit der Forderung (Delkrederefunktion). Hier erbringt der Factor eine Versicherungsleistung, die er sich natürlich bezahlen lässt. Diese so genannte Delkrederegebühr kann je nach Bonität zwischen 0,2 und 1,2 % der Rechnungssumme liegen. Damit hat der Factor letztlich nicht nur die Forderungen bevorschusst, sondern sie erworben. Natürlich wird der Factor darauf achten, dass er keine dubiosen Forderungen „angedreht“ bekommt. Gelegentlich wird er auch nur bis zu einem bestimmten Limit das Ausfallrisiko übernehmen. • Neben der vorzeitigen Auszahlung der Forderungen – der Grundgedanke des Factoring – übernimmt der Factor, wenn vereinbart, noch andere Leistungen, z. B. − die Debitorenbuchhaltung (Kundenbuchhaltung), − das Mahnwesen, − den Inkassodienst. Die Übernahme dieser Leistungen kann u. U. das Debitorenmanagement im Unternehmen sicherstellen. Denn es kommt schon mal vor, dass wegen Krankheit oder Kündigung wochenlang keine vernünftige Rechnungsstellung oder kein Mahnwesen möglich ist. Ferner kann das Mahnwesen professionell mit allen juristischen Möglichkeiten abgewickelt werden.
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
2
Kosten des Factorings Für derartige Dienstleistungen wird eine Factoringgebühr von ca. 0,5 bis 3 % des Forderungsumsatzes erhoben. Auf der anderen Seite werden dem Kunden Kosten erspart, z. B. die Kosten für die Debitorenbuchhaltung. So sind bei den Factoringkosten auch immer die eingesparten Kosten zu berücksichtigen, die durch das Auslagern von Dienstleistungen (Outsourcing) eingespart werden. Forderungsumsatz
6.500.00 €
Barauszahlung durch den Factor
6.272.500 €
Zinsverlust aus Lieferantenkrediten
Kosten, aber auch Ein sparungen
Siehe CDROM
12.000 €
Sonstige negative Effekte durch Factoring
0€
Aufwand für Factoring
239.500 €
Einsparungen bzw. Erträge durch Factoring Einsparungen Debitorenmanagement – Personalkosten
33.000 €
– sonstige Kosten
15.000 €
Verringerung Forderungsausfälle in % des Forderungsumsatzes = absolut
1,0 % 65.000 €
Sonstige Effekte – Verbesserte Skontoausnutzung
25.000 €
– Anlage der Forderungen (z. B. Festgeld)
10.000 €
– Verzicht auf Bankkredite
18.000 €
– Sonstiges
0
Summe Einsparungen/Erträge durch Factoring Tatsächliche Factoringkosten
166.000 € 73.500 €
Tab. 10: Factoring Gesamtbetrachtung
Formen des Factorings Wie überall gibt es auch beim Factoring diverse Ausprägungen. Hier die wichtigsten Formen des Factoring:
69
2 Factoring ist ganz unter schiedlich ausgeprägt
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln •
•
•
Soll Factoring sichtbar werden?
•
Nur Finanzie rung und Risiko übernahme
•
Factoring auch im Auslands geschäft
•
70
Inkassofactoring: Hier hat das Factoring keine Finanzierungs-, sondern nur eine Dienstleistungsfunktion. Der Klient erhält den Forderungsgegenwert erst dann, wenn die Zahlung beim Factor eingetroffen ist. Echtes Factoring: Der Factor leistet neben Dienstleistungsfunktionen auch eine Bevorschussung. Er hat also eine Finanzierungsfunktion und übernimmt das Forderungsausfallrisiko (Delkrederefunktion). Unechtes Factoring: Hier übernimmt der Factor nicht alle Factoringfunktionen, insbesondere bleibt das Forderungsrisiko beim Forderungsverkäufer, also beim Factoringkunden. Offenes und stilles Factoring: Beim offenen Factoring erfährt der Kunde des Klienten, dass sein Lieferant mit einem Factor zusammenarbeitet. Der Kunde hat die Zahlungen direkt an den Factor zu leisten. Dieses offene Verfahren wird – zumindest in Deutschland – immer noch kritisch gesehen. Viele Kunden des Factors könnten denken: „Dieser Lieferant ist nicht liquide genug. Er ist finanziell ‚schwach auf der Brust’ und muss deshalb seine Forderungen verkaufen …“ Beim stillen Factoring erfolgt der Geschäftsverkehr weiterhin mit Briefbögen des Factoringkunden, dessen Kunden leisten weiterhin ihre Zahlung an den Factorkunden. Factoring mit Eigenservice: Hier übernimmt der Factor lediglich die Bevorschussung der Forderungen, also die Finanzierungsfunktion und das Forderungsrisiko, also die Delkrederefunktion. Die Debitorenbuchhaltung bleibt beim Factoringkunden. Dies kann z. B. sinnvoll sein, wenn der Klient eine gut funktionierende Debitorenbuchhaltung hat und lediglich noch die Finanzierungs- und Delkrederefunktion benötigt. Export- und Importfactoring: Im Prinzip funktioniert das Export- und Importfactoring genauso wie das normale Inlandsfactoring. Allerdings sind jetzt zwei Factoringinstitute beteiligt (Export- und Importfactor). Ferner sind die Zahlungsziele beim Auslandsgeschäft in der Regel länger, was dann zu erhöhten Factoringgebühren führt. Und nicht zuletzt muss die Bonität der Auslandskunden besonders sorgfältig geprüft werden.
Klassische Außenfinanzierung: Finanzmittel aus externen Quellen
2
Randbedingungen beim Factoring Auf diese Einschränkungen beim Factoring sollten Sie achten: • Der Factor erwirbt Forderungen aus Warenlieferungen oder Dienstleistungen. Andere Forderungen, z. B. aus einer Darlehensgewährung sind ausgeschlossen. • Der Klient ist in der Regel vertraglich verpflichtet, dem Factor alle Forderungen anzubieten. Seitens des Factors können allerdings dubiose Forderungen ausgeschlossen werden. • Je nach Vereinbarung behält der Factor 10 bis 20 % der angekauften Forderungssumme ein, um sie für gewisse Zeit einem Sperrkonto gutzuschreiben. Dies ist eine Reserve für mögliche Mängelrügen, Rechnungskürzungen usw.
Einschränkun gen beim Factoring
Achtung: Factoring ist langfristig angelegt. Factoring zu betreiben, um eine kurz fristige Finanzierungslücke zu schließen, funktioniert nicht.
Die folgende Checkliste beschließt das Gesamtthema Außenfinanzierung. Wurde an alles gedacht? Jede mit Nein beantwortete Frage sollte dazu führen, dass Sie diesen Punkt kritisch prüfen! Checkliste: Außenfinanzierung Ja 1. Grundsätzlich gilt: Kennen Sie die Möglichkeiten einer Außenfinanzierung (z. B. Beteiligungen, Kredite usw.)? 2.
Kennen Sie neben der „klassischen" Außenfinan zierung auch die neueren Finanzierungsinstru mente, wie z. B. MezzanineKapital oder Private Equity?
3.
Ist geprüft worden, ob als Alternative zur Außen finanzierung alternativ oder zusätzlich eine Innenfinanzierung infrage kommt (z. B. aus Ge winnen)?
4.
Auch wenn Sie hauptsächlich mit Instrumenten der Außenfinanzierung arbeiten: Können Sie exakt begründen, warum diese und keine anderen In strumente bei Ihnen zur Anwendung kommen?
Nein
Siehe CDROM
71
2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
5.
Ist Ihnen z. B. die Finanzierung aus Gewinnthe saurierung oder gebildeten Rückstellungen be kannt?
6.
Ist die Außenfinanzierung mit den Kapitalgebern, Anteilseignern, Banken usw. abgestimmt?
7.
Ist die Außenfinanzierung Bestandteil eines Finanz und Liquiditätsplanes?
8.
Sind Ihre Finanzierungsinstrumente vor dem Hin tergrund eines möglichen Ratings geprüft worden? Checkliste 4: Außenfinanzierung
2.2
Die wichtigsten Instrumente der Innen finanzierung
Klassische Innenfinanzierung: Nutzung interner Mittel
Bei der klassischen Innenfinanzierung nutzt das Unternehmen interne Finanzmittel, die sich aus der Geschäftstätigkeit ergeben. Hier ein Überblick über die wichtigsten Instrumente der Innenfinanzierung: • Finanzierung aus dem laufenden Tagesgeschäft: Aus Gewinnen bzw. dem Cashflow fließen flüssige Mittel ins Unternehmen. • Aus „verdienten“ Abschreibungen: In die Preise kalkulierte Abschreibungen fließen über den Umsatz zurück. • Aus Rückstellungen: In die Preise einkalkulierte Rückstellungen stehen bis zur Auflösung der Rückstellung für Finanzierungszwecke zur Verfügung. • Verkauf betrieblichen Vermögens: Vermögensgegenstände, z. B. Grundstücke werden verkauft. Details zu den Instrumenten der Innenfinanzierung finden Sie auf den folgenden Seiten.
Selbstfinanzierung Finanzierung aus dem Cashflow
72
Zunächst gibt es Mittelzuflüsse, die meist gar nicht als Finanzierung bezeichnet werden: Nämlich Finanzmittel auf dem laufenden Umsatzprozess: Durch die Umsätze fließen flüssige Mittel ins Unternehmen und dadurch werden laufende Kosten finanziert, Material-
Klassische Innenfinanzierung: Nutzung interner Mittel
2
kosten, Löhne und Gehälter, Zinsen usw. Finanzierung findet also nicht nur über Gewinne statt. Auch wenn ein Verlust entstanden ist, bedeutet dies nicht gleich eine Finanzlücke. Denn die Finanzierung aus der Umsatztätigkeit ist eine Finanzierung aus dem so genannten Cashflow. In Kapital 5.3.2 erfahren Sie Details zum Cashflow. Der Cashflow kennzeichnet die Beträge, die in die Kasse fließen, berücksichtigt also z. B. nicht Kosten, bei denen kein „Cash“ fließt. Verkürzt lässt sich der Cashflow wie folgt berechnen: Gewinn
250
+
Abschreibungen
30
+/–
Rückstellungen
10
=
Cashflow
290
Die folgende Tabelle stellt die Finanzierung aus dem Cashflow in einer Modellrechnung dar: Modellrechnung: Finanzierung aus dem Cashflow Gewinn rechnung Umsätze
Cashflowrechnung
500.000
500.000
400.000
Materialkosten
150.000
150.000
120.000
Personalkosten
160.000
160.000
160.000
Abschreibungen
35.000
Verwaltungskosten
75.000
75.000
75.000
Rückstellungen
30.000
Sonstige Kosten
90.000
90.000
90.000
540.000
475.000
445.000
– 40.000
25.000
– 45.000
Summe Kosten Gewinn bzw. Cashflow
Beurteilung:
Auch wenn der Gewinn negativ ist, wird noch ein positiver Cashflow erwirtschaftet. Das Unternehmen finanziert sich (kurz bis mittelfristig) noch aus dem laufenden Geschäftsprozess.
Hier ist jetzt auch der Cashflow negativ. Die Finanz situation ist kritisch!
Abb. 17: Finanzierung aus dem Cashflow
73
2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Gewinnthesaurierung Gewinne werden zur Finanzierung herangezogen
Die Finanzierung aus dem Gewinn (bzw. dem Cashflow) wird klassischerweise als Gewinnthesaurierung bezeichnet (thesaurieren = ansammeln, zurückhalten). Man benutzt also die nicht ausgeschütteten (!) Gewinne zur Finanzierung. Denn es gibt zwei Möglichkeiten, wie man Gewinne behandelt: Man kann sie an den Eigentümer bzw. die Gesellschafter ausschütten oder sie bleiben im Unternehmen. Entweder als Risikovorsorge oder eben als Finanzmittel, z. B. für Investitionen.
Offene und stille Selbstfinanzierung
Wie viel Gewinn bleibt im Unternehmen?
Gewinnaus schüttung wird verhindert
74
Bei dieser Art der Finanzierung aus Gewinnen unterscheidet man zwei Arten: • Offene Selbstfinanzierung: Der Teil, der vom erwirtschafteten Gewinn nach Ausschüttung an die Eigentümer/Gesellschafter zur Verfügung steht, wird zur Finanzierung eingesetzt. Der Gewinn laut Bilanz kann ausgeschüttet werden und steht dann nicht mehr als Finanzierungspotenzial zur Verfügung. • Stille Selbstfinanzierung: Es wurden stille Reserven gebildet, die den ausschüttungsfähigen Gewinn reduzieren. Der tatsächlich vorhandene, aber nicht ausgeschüttete Gewinn steht zur Finanzierung zur Verfügung. Anders ausgedrückt: Das Unternehmen hat letztlich mehr Gewinn erwirtschaftet, als in der Bilanz ausgewiesen wird. Was nicht ausgewiesen wird, kann auch nicht ausgeschüttet werden und bleibt im Unternehmen. So bleibt durch den „Trick“ der stillen Reserven mehr Gewinn im Unternehmen und dient der Finanzierung.
Klassische Innenfinanzierung: Nutzung interner Mittel
2
Offene und stille Selbstfinanzierung (Modellrechnung) Offene Selbstfinanzierung Tatsächlicher Gewinn
1000 €
50 % Gewinnausschüttung
500 €
Verbleib offene Selbstfinanzierung
500 €
Stille Selbstfinanzierung Tatsächlicher Gewinn
1000 €
Gebildete stille Reserve
400 €
Ausgewiesener Gewinn
600 €
50 % Gewinnausschüttung
300 €
Verbleib stille Selbstfinanzierung
300 € Tab. 11: Offene und stille Selbstfinanzierung
Was sind in diesem Zusammenhang stille Reserven? Stille Reserven sind Posten in der Bilanz, die mehr wert sind als ausgewiesen. In der Bilanz sind sie im ersten Ansatz unsichtbar, „still“. Sie erscheinen nicht. Sie entstehen bzw. können gebildet werden, indem man Bewertungsspielräume im Rahmen der Bilanzierung nutzt, z. B. indem selbst erstellte Waren nur zu Teilkosten, also niedriger, bewertet werden. Ebenso ist es möglich, Rückstellungen sehr pessimistisch einzuschätzen, z. B. die Gewährleistungsrückstellung für Mängelrügen der Kunden usw. Oder man schreibt schneller ab, z. B. durch die so genannte degressive Abschreibungsmethode (in den ersten Jahren wird schneller abgeschrieben als in den darauf folgenden Jahren).
Vermögens werte, die nicht gezeigt werden
Vorteile der Selbstfinanzierung •
•
•
Durch diese Art der Finanzierung fallen keine Zins- und Tilgungszahlungen an. Somit wird die zukünftige Liquiditätslage nicht beeinflusst. Durch die Einbehaltung von Gewinnen wird das Eigenkapital gestärkt. Nicht zuletzt führt dies zu einer positiven Außenwirkung, wodurch man wieder leichter bzw. billiger Kredite bekommt. Es gibt keine Zweckbindung bei der Selbstfinanzierung, wie dies z. B. häufig bei Krediten der Fall ist. So können auch risikoreiche Investitionen realisiert werden.
Gute Gründe für die Selbst finanzierung
75
2 Es gibt aber auch Nachteile der Selbst finanzierung
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Im ersten Ansatz ist die Selbstfinanzierung also eine verlockende Finanzierungsform, denn im Gegensatz z. B. zum Kredit wird sie als kostenlose Finanzierung angesehen. Dabei darf man nicht übersehen, dass im Vergleich zur Kreditfinanzierung bei der Selbstfinanzierung auch der entgangene Alternativertrag des Gewinns berücksichtigt werden muss. Wenn etwa der Kapitalmarkt die Möglichkeit bietet, einen Gewinn mit 8 % anzulegen, während die Kreditzinsen bei nur 6 % liegen, ist es sinnvoll, die Kreditfinanzierung vorzuziehen. Hier würde sich die vermeintlich kostenlose Finanzierung aus Gewinnen nachteilig auswirken. Tipp: Selbstfinanzierung setzt Gewinne voraus. Bei Ihrer Entscheidung für oder gegen die Selbstfinanzierung sollten Sie immer auch mit den Fremdfinanzierungsmöglichkeiten (z. B. Kredit) vergleichen. Selbstfinan zierung ist nicht automatisch die beste Finanzierungsform!
Finanzierung aus Abschreibungen und Rückstellungen Bei der Finanzierung aus Abschreibungen und Rückstellungen werden ganz spezielle Finanzierungseffekte erzielt, die im ersten Ansatz nicht immer transparent sind. Die Finanzierungseffekte treten entweder automatisch ein – will man sie jedoch bewusst gestalten, lassen sie sich nur schwer konkret berechnen. Finanzierung aus Abschreibungen Abschreibungen fließen als Finanzmittel zurück
In die Preise werden in der Regel die Abschreibungen als Kosten einkalkuliert. Wenn diese einkalkulierten Abschreibungen durch den Verkaufspreis eingelöst werden, fließt Geld in das Unternehmen, dem keine Ausgaben (im Gegensatz z. B. zu Materialkosten oder Löhnen) gegenüberstehen, nämlich das Geld aus den einkalkulierten Abschreibungen. Die so „verdienten“ Abschreibungen stehen dann als Finanzierungspotenzial zur Verfügung. Ersatzinvestitionen durch zurückgeflossene Abschreibungen
Abschreibungen werden angesammelt
76
Dieser Effekt ergibt sich, wenn die (Ersatz-)Investition nicht sofort getätigt werden muss, sondern erst am Ende der Abschreibungsdauer einer Anlage. (Man nennt dies auch Kapazitätsfreisetzungseffekt.)
Klassische Innenfinanzierung: Nutzung interner Mittel
2
Im Laufe der Jahre der Nutzung einer Anlage kommt es zu Einzahlungen aus den Abschreibungen über die Preise (siehe oben) und am Ende steht ein Finanzierungspotenzial für den Ersatz der Anlage zur Verfügung. Die Finanzierung findet also über die Abschreibungen der Vergangenheit statt. Dieser Kapitalfreisetzungseffekt ist in der folgenden Abbildung dargestellt: Jahr (31.12.)
2007
Investitionen
2008
2009
2010
1.000
2011 1.000
Abschreibungen pro Jahr
200
200
200
200
200
Abschreibung kumuliert
200
400
600
800
1000
Nach 5 Jahren ist die neue Investition finanziert (verdient). Abb. 18: Finanzierung aus Abschreibungen – Kapitalfreisetzungseffekt
In der Praxis werden derartige Effekte allerdings selten konkret berechnet. Sie sind aber durchaus vorhanden. Kapazitätserweiterungseffekt durch Abschreibungen Der Kapazitätserweiterungseffekt durch Abschreibungen wird in der Literatur auch Lohmann-Ruchti-Effekt genannt. Dieser Effekt tritt ein, wenn die freigesetzten Mittel sofort wieder investiert werden. Dadurch ergibt sich der Kapazitätserweiterungseffekt, denn jedes Jahr kommen durch verdiente und sofort investierte Abschreibungen zusätzliche Kapazitäten hinzu. Die Kapazität steigt auf über das Doppelte und nimmt dann wieder ab. Die Tabelle auf der folgenden Seite veranschaulicht diesen Kapazitätserweiterungseffekt anhand einer Modellrechnung. Dabei liegen folgende Zahlen zu Grunde: Erstinvestition: Nutzungsdauer: Anfangskapazität:
Abschreibungen werden sofort wieder investiert
1.000 € 5 Jahre 2.500 Stück
77
78 4.157 4.268 4.258
9
10
5.184
5
8
4.320
4
3.964
3.600
3
7
3.000
2
3.720
2.500
1
6
Perioden kapazität
Jahr
57,6 69,1
57,6
288,0 57,6 345,6 69,1
66,5 68,3
66,5
332,5 66,5
341,4 68,3 340,6
63,4 63,4 63,4
59,5 317,1 63,4
59,5
11
59,5
82,9
10
59,5
82,9
69,1
9
297,6 59,5
69,1
57,6
8
82,9
69,1
57,6
48,0
7
82,9
414,7 82,9
48,0
48,0
48,0
240,0 48,0
40,0
40,0
6
40,0
200,0
5
40,0
200,0
4
200,0 40,0
3 200,0
2 200,0
200,0
1
Abschreibungen = Investition am Ende des Jahres
68,3
66,5
63,4
12
68,3
66,5
13
68,3
14
2 Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Tab. 12: Kapazitätserweiterungsseffekt
Klassische Innenfinanzierung: Nutzung interner Mittel
2
Allerdings gibt es bei dem Kapazitätserweiterungseffekt einige Einschränkungen: • Es muss sich bei der Investition um identische Anlagen handeln. • Die Anlagen sind so weit teilbar, dass mit Abschreibungsgegenwerten tatsächlich Investitionen möglich sind. • Die Abschreibungen stehen am Ende der Periode in liquider Form zur Verfügung und werden sofort wieder investiert. • Die Abschreibungen entsprechen ziemlich genau der Minderung der Nutzungsfähigkeit. • Und ein Marktaspekt: Der Kapazitätserweiterung muss eine entsprechende Nachfrage gegenüber stehen. Fazit: Wegen der zahlreichen Nebenbedingungen hat der Kapazitätserweite rungseffekt eher theoretischen Charakter und erlaubt keine exakte Be rechnung. Trotz allem: Der Effekt ist vorhanden.
Finanzierung aus Rückstellungen Durch die Finanzierung aus Rückstellungen wird folgender Effekt erzielt: Die in die Preise einkalkulierten Rückstellungen stehen bis zur Auflösung bzw. Zahlung der Rückstellung als Finanzpotenzial zur Verfügung. Dieser Effekt wird insbesondere bei der Pensionsrückstellung wirksam. Zum einen gibt es gesetzliche Vorgaben zur Rückstellungsbildung. Aber es gibt auch Gestaltungsspielräume. So kann man Rückstellungen höher bewerten und erhöht somit das Finanzierungspotenzial. Ebenso wie bei den Abschreibungen gilt allerdings auch hier die Voraussetzung, dass die gebildeten Rückstellungen über die Preise „verdient“ werden. Die folgende Tabelle macht die Effekte einer Finanzierung aus Rückstellungen deutlich:
Geld bleibt zunächst im Unternehmen
79
2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln Rechnung vor Rückstellung
Rechnung nach Rückstellung
Abweichung
Erträge
750.000
750.000
0
Materialkosten
150.000
150.000
0
Personalkosten
250.000
250.000
0
Abschreibungen
50.000
50.000
0
Sonstige Kosten
200.000
200.000
0
Rückstellungen
0
50.000
50.000
650.000
700.000
50.000 –50.000
Summe Aufwendungen Gewinn
100.000
50.000
– Ertragssteuern 30 %
30.000
15.000
–15.000
= Potenzielle Gewinn ausschüttung
70.000
35.000
–35.000
Finanzierungseffekte:
1. Es ergibt sich eine (zeitlich befristete) Steuerersparnis von 15.000 2. Der ausschüttbare Gewinn verringert sich um 35.000 Tab. 13: Finanzierung aus Rückstellungen
Was sind Rückstellungen?
Drehen Sie an der Rückstel lungsschraube
80
Zuerst das Wichtigste: Rückstellungen verkleinern den Gewinn und mindern die Steuerlast. Sie sind letztlich Verbindlichkeiten, die schon verursacht sind. Nur – man weiß entweder noch nicht genau, in welcher Höhe genau eine Verbindlichkeit auf das Unternehmen zukommt oder wann genau die Verbindlichkeit kommt. Man weiß nur: Es kommt irgendwann irgendeine Zahlung. Die Bildung von Rückstellung ist z. B. zwingend bei drohenden Verlusten (z. B. ein Kunde zahlt nicht) oder absehbaren Gewährleistungen (Kunden beanspruchen Garantie). Einige Rückstellungen sind frei gestaltbar, z. B. Rückstellungen für unterlassene Instandhaltungen. Hier gibt es ein breites Spektrum. Aber für alle Rückstellungen gilt: Die Höhe steht meist nicht fest. Dadurch eröffnet sich ein großer Gestaltungsspielraum. Lässt man z. B. die Rückstellung absichtlich etwas höher ausfallen, fällt der Gewinn. Doch Vorsicht: Rückstellungen werden von Wirtschaftsprüfern besonders intensiv geprüft. Aus der Rückstellung ergeben sich zwei Effekte:
Klassische Innenfinanzierung: Nutzung interner Mittel
2
•
Es muss weniger Gewinn ausgeschüttet werden. • Die Steuerlast sinkt (zunächst). Natürlich müssen Rückstellungen irgendwann aufgelöst werden, z. B. wenn Garantieleistungen fällig werden. Aber bis dahin bleibt das Geld im Unternehmen. Natürlich ist später mit einer erhöhten Steuerzahlung zu rechnen, denn der Aufwand ist durch die Rückstellung nur vorgezogen. Aber faktisch bedeutet die Rückstellung eine zinslose Steuerstundung. Achtung: Auch wenn man die Effekte aus der Finanzierung durch Abschreibung und Rückstellung nur schwer quantifizieren kann: Sie sind da, und man sollte sie nutzen.
Vermögensumschichtung Bei dieser Finanzierungsart wird ein Teil des Unternehmensvermögens verkauft, z. B. Anlagevermögen. Es handelt sich z. B. um nicht mehr benötigte Maschinen. In Notfällen oder dringenden Finanzierungsfällen wird man auch über das „Tafelsilber“ reden müssen, also über Grundstücke oder Anlagen, die nicht direkt für die Leistungserstellung benötigt werden, z. B. Vermögensanlagen (Aktien, Immobilien). In besonderen Fällen wird man auch Umlaufvermögen verkaufen, z. B. Vorräte. Eine Besonderheit sind in diesem Zusammenhang Rationalisierungsmaßnahmen. Der Finanzierungseffekt besteht darin, dass nach erfolgreicher Rationalisierung eine Leistung mit geringerem • Arbeitsaufwand, • Zeitaufwand, • Materialaufwand oder • Kapitalaufwand erbracht werden kann.
Nicht benötigte Werte werden verkauft
Finanzierung durch Rationa lisierung
Beispiel: „Justintime“ bringt Finanzpotenzial Ein Unternehmen führte ein aufwändiges Lager. Es war viel Kapital in gelagerten Rohstoffen gebunden. Durch die fertigungssynchrone An lieferung trifft das Material erst dann ein, wenn es benötigt wird, und wird sofort an den Ort der Verarbeitung geliefert. Durch die Einführung dieser JustintimeAnlieferung konnte das Lager fast aufgelöst wer den. Man sparte Personal und vor allem liquide Mittel, die jetzt zur Fi nanzierung anderer Vorhaben benutzt wurden.
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2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Vermögensumschichtung
Veräußerung von Vermögensgegenständen
Veräußerung von Umlaufvermögen
Rationalisierungs maßnahmen
Veräußerung von Anlagevermögen Abb. 19: Vermögensumschichtung
Abschließend zum Gesamtthema Innenfinanzierung finden Sie hier eine Checkliste. Wurde an alles gedacht? Jede mit Nein beantwortete Frage sollte dazu führen, dass Sie diesen Punkt kritisch prüfen! Siehe CDROM
Checkliste: Innenfinanzierung 1.
2.
3.
4. 5.
Ja
Nein
Grundsätzlich gilt: Kennen Sie die Möglichkeiten einer Innenfinanzierung (z. B. aus Gewinnen, Ab schreibungen, Vermögensumschichtungen usw.)? Ist geprüft worden, ob als Alternative zur Innen finanzierung alternativ oder zusätzlich eine Außenfinanzierung infrage kommt? Auch wenn Sie hauptsächlich mit Instrumenten der Innenfinanzierung arbeiten: Können Sie exakt begründen, warum Sie diese und keine anderen Instrumente einsetzen? Ist Ihnen z. B. die Hebelwirkung einer Kreditfi nanzierung bekannt? Ist die Innenfinanzierung mit den Kapitalgebern, Anteilseignern usw. abgestimmt? (Problem: Möglicherweise geringere Gewinnaus schüttung für die Anteilseigner) Checkliste 5: Innenfinanzierung
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Innovative Finanzierungsinstrumente: Alternativen zum Bankkredit
2.3
2
Innovative Finanzierungsinstrumente: Alternativen zum Bankkredit
Die Außenfinanzierung (z. B. durch Kredite) und Innenfinanzierung (z. B. durch Gewinnthesaurierung) werden auch weiterhin die klassi schen Finanzierungsinstrumente der Unternehmen sein. Aber durch Basel II und die neuen Kriterien für das Rating findet ein Wandel in der Unternehmensfinanzierung gerade mittelständischer Unternehmen statt. Das Problem des deutschen Mittelstands ist die im internationalen Vergleich geringe Eigenkapitalquote. Diese wirkt sich negativ auf die Bonitätsbeurteilung, das Rating, aus und kann den Kreditzugang ver teuern. Innovative Finanzierungsinstrumente zeigen Alternativen zum Bankkredit auf und werden zunehmend auch von mittelständischen Unternehmen genutzt.
Im Folgenden erhalten Sie Informationen zu den innovativen Finanzierungsinstrumenten • Mezzanine-Kapital, • Private Equity, • Forfaitierung und • Asset Backed Securities (ABS).
2.3.1
MezzanineKapital
Relativ neu ist das so genannte „Mezzanine-Kapital“, eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapital. MezzanineKapital MezzanineKapital bezeichnet eine Finanzierungsform, die sowohl Eigenkapital als auch Fremdkapitalcharakter hat.
Mezzanine Kapital: Eigen kapital und Fremdkapital zugleich
Das Wort „mezzo/mezza“ ist italienisch und bedeutet „mittlere/r“ oder „halb“. Mezzosopran ist z. B. die mittlere Stimmlage einer Frau (dunk ler Sopran), „Mezzanino“ bezeichnet das Zwischengeschoss in einem Gebäude.
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2 Mezzanine Kapital, aktuell durch Rating diskussion
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Aber ganz so neu ist der Ansatz des Mezzanine doch nicht. Es gibt schon lange Finanzierungsformen; wie z. B. die stille Beteiligung oder Genussscheine, die Mezzanine-Kapital, also teils Eigen-, teils Fremdkapital, sind. Aktuell wurde die Diskussion um MezzanineKapital vor allem vor dem Hintergrund von Basel II, Rating und den damit verbundenen neuen Kriterien für die Kreditvergabe durch Banken. Ein wesentliches Kriterium für die Bonitätseinstufung eines Unternehmens und die damit verbundene Ratingeinstufung ist die Eigenkapitalquote eines Unternehmens. Und genau hier ist der Ansatz des Mezzanine-Kapitals: Unter bestimmten Voraussetzungen wird „Geld von außen“, also eigentlich Fremdkapital wie Eigenkapital behandelt und damit die Eigenkapitalquote erhöht. Damit verbessern sich die Chancen eines Unternehmens auf einen günstigen Bankkredit. Equity Mezzanine und Debt Mezzanine
Equity Mezzanine = eigenkapital ähnlich
Debt Mezzanine = fremdkapital ähnlich
Mezzanine-Kapital ist eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapital, mal überwiegt der Eigenkapitalcharakter, mal der Fremdkapitalcharakter. Meist ist mit Mezzanine-Kapital jedoch das eigenkapitalähnliche Mezzanine-Kapital gemeint, auch Equity Mezzanine genannt (equity = Eigenkapital). Das fremdkapitalähnliche Mezzanine-Kapital, auch Debt Mezzanine genannt („debt“ = Fremdkapital), wird eher vernachlässigt. Vorrangiges Ziel der Finanzierung durch Mezzanine-Kapital ist die Erhöhung des Eigenkapitals eines Unternehmens. Eigenkapital Equity Mezzanine = QuasiEigenkapital/Eigenkapitalersatz z. B. stille Beteiligungen, Genussscheine, Genussrechte
Bei der Diskussion um MezzanineKapital liegt der Schwerpunkt meist auf Equity Mezzanine.
Debt Mezzanine = QuasiFremdkapital, Fremdkapital mit Eigenkapitalcharakter z. B. Nachrangdarlehen
Fremdkapital Abb. 20: Equity und Debt Mezzanine
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Innovative Finanzierungsinstrumente: Alternativen zum Bankkredit
Mezzanine-Kapital wird in der Bilanz in der Regel als Eigenkapital ausgewiesen. Zumindest gilt Mezzanine-Kapital meist als so genanntes „wirtschaftliches“ Eigenkapital. Das bedeutet: auch wenn es in der Bilanz als Fremdkapital ausgewiesen wird, wird es im Rahmen des Ratingprozesses ganz oder zu Teilen wie Eigenkapital bewertet und verbessert so die Ratingeinstufung. Der Eigenkapitalcharakter ergibt sich daraus, dass das Mezzanine-Kapital am unternehmerischen Erfolg wie Eigenkapital teilnimmt, also dem Unternehmen längerfristig zur Verfügung gestellt wird und am Gewinn und Verlust teilhat. Zudem wird es im Insolvenzfall nachrangig zum „echten Fremdkapital“ bedient. Die Gewinnausschüttungen auf das Mezzanine-Kapital besitzen steuerlich gesehen Aufwandscharakter. Die Ausgestaltungsmöglichkeiten von Mezzanine-Kapital sind gesetzlich nicht oder nur wenig geregelt, so dass es flexible Möglichkeiten gibt, z. B. was Laufzeiten, Kündigungsmöglichkeiten, Gewinn- und Verzinsungsregelungen oder Rückzahlungsmodalitäten betrifft. In der Regel muss das Mezzanine-Kapital nach fünf bis zehn Jahren zurückgezahlt werden. Der Mezzanine-Kapitalnehmer leistet laufende Zinszahlungen an den Kapitalgeber eventuell zuzüglich einer gewinnabhängigen Komponente. Die Zinsen sind als Kosten steuerlich abzugsfähig. Für den Mezzanine-Kapitalgeber steht in der Regel die Teilnahme an der erhofften Wertsteigerung des Unternehmens im Vordergrund. Daher eignet sich Mezzanine-Kapital vor allem für die Finanzierung der Wachstumsschübe von innovativen Unternehmen. Gerade diese Unternehmen benötigen zur Gründung oder Expansion zusätzliches Kapital, wenn nur in geringem Umfang Sicherheiten zur Verfügung stehen und damit die Chancen auf einen Bankkredit gering sind. Hier bietet Mezzanine-Kapital eine attraktive Finanzierungsalternative.
2
Mezzanine Kapital: ein flexibles Finanzierungs instrument
Besonders geeignet für wachsende innovative Unternehmen
Vorteile von MezzanineKapital • •
•
Unmittelbare Verbesserung der Liquiditätssituation. Das Mezzanine-Kapital wird im Rating behandelt wie Eigenkapital, was die Ratingeinstufung und damit den Spielraum für weitere Kredite verbessert. Die Zinsen sind steuerlich abzugsfähig.
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2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln •
• •
Die Konditionen des Mezzanine-Kapital sind vielseitig ausgestaltbar und können sowohl die Interessen des Unternehmens als auch die Interessen des Kapitalgebers ausgewogen berücksichtigen. Meist werden keine oder nur geringe Sicherheiten vom Kapitalgeber verlangt. Der Unternehmer bleibt frei in der Unternehmensführung. Die Bank hat keinen Einfluss auf die Entscheidungen des Unternehmers.
Nachteile von MezzanineKapital • Mezzanine-Kapital ist Eigenkapital „auf Zeit“ und verbessert daher nur für bestimmte Zeit die Ratingeinstufung des Unternehmens. • Die Mittel müssen genau wie beim klassischen Fremdkapital zu festen Terminen zurückgezahlt werden. • Die Kosten für die Finanzierung durch Mezzanine-Kapital sind meistens höher als die Kosten der Kreditfinanzierung. Es gibt verschiedene Varianten des Mezzanine Kapitals
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Verschiedene Ausprägungen des MezzanineKapitals Entsprechend der individuellen Rahmenbedingungen eines Unternehmens, will man z. B. ein Mitspracherecht von Kapitalgebern zulassen oder nicht, kommen verschiedene Ausprägungen des Mezzanine-Kapitals zum Einsatz. Die Aufzählung der verschiedenen Varianten des Mezzanine-Kapitals kann nicht abschließend sein, denn abhängig von der vertraglichen Regelung sind viele Ausgestaltungen vorstellbar. Die folgende Übersicht zeigt die gängigsten Formen von Mezzanine-Kapital. Mezzanine Kapital
Stille Beteiligung
Vergütung für den Kapitalgeber
Zinsen plus erfolgs Flexibel abhängige Prämie gestaltbar
Informations und Mitbestimmungs rechte des Kapitalgebers
Abhängig vom Gesellschaftsver trag, in der Regel sehr gering
Gering,
Gering,
Gläubigerstellung
Gläubigerstellung
Gewinn beteiligung
Ja
Ja
Nein
Verlust beteiligung
Ja, kann aber begrenzt werden (z. B. 50 %)
Üblicherweise ja, abhängig von der Vertragsgestaltung
Üblicherweise nein
Genussschein
Nachrang darlehen Fixe Verzinsung
Innovative Finanzierungsinstrumente: Alternativen zum Bankkredit
Mezzanine Kapital
Stille Beteiligung
Genussschein
Nachrang darlehen
Haftung des Kapitalgebers im Insolvenzfall
Haftet nicht persönlich, aber Nachrangabrede
Nein
Nein, aber Rang rücktrittserklärung
Wird das Kapital als Eigenkapital in der Bilanz ausge wiesen?
Ja, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind, z. B. Nachrangabrede
Nein, Bilanzierung als Fremdkapital, im Rahmen des Rating als wirt schaftliches Eigen kapital gewertet
Nein, aber im Rahmen des Rating gelten mind. 50 % als wirtschaftliches Eigenkapital
Rechtsgrundlagen
§§ 230 bis 237 HGB
keine Regelungen
§§ 705 bis 740 BGB
2
§§ 607 bis 610 BGB § 488 BGB
Tab. 14: Formen des MezzanineKapitals
Stille Beteiligung Eine Beteiligung, die nach außen nicht in Erscheinung tritt, nennt man stille Beteiligung. Die stille Beteiligung stellt die Beteiligung einer natürlichen oder juristischen Person an dem Handelsgewerbe eines Anderen mittels einer stillen Gesellschaft (§§ 230 ff. HGB) dar. Die Einlage des stillen Gesellschafters geht in das Vermögen des Unternehmens über, daher wird die Einlage wirtschaftlich als Eigenkapital gewertet. Der stille Gesellschafter fungiert nur als Kapitalgeber und tritt nach außen nicht in Erscheinung, d. h. er wird nicht in das Handelsregister eingetragen und er hat in der Regel kein Mitspracherecht bei unternehmerischen Entscheidungen.
Still = nicht nach außen erkennbar
Gesellschaftsvertrag (im Rahmen der stillen Beteiligung) Die Konditionen einer stillen Beteiligung werden in einem Gesellschaftsvertrag zwischen den Beteiligten festgehalten. Das Gesetz bietet hierbei einen großen Gestaltungsspielraum. Stille Beteiligungen haben in der Regel lange Laufzeiten (bis zu 30 Jahren). Eine vorherige Kündigung ist vertraglich meist ausgeschlossen. Da es sich um eine Beteiligung handelt, genießen stille Gesellschafter keinen Gläubigerschutz. Das Kapital wird daher in der Insolvenzmasse nur nachrangig bedient. Stille Beteiligungen zählen in der Regel zu dem haftenden Eigenkapital eines Unternehmens. Der stille
Großer Gestaltungs spielraum
Stille Beteili gung zählt in der Regel als Eigenkapital
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2 Vergütung: Zinsen + Risikoprämie
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Gesellschafter hat jedoch keinen Einfluss auf die unternehmerischen Entscheidungen. Der Kapitalgeber erhält eine feste Vergütung für seine stille Beteiligung am Unternehmen, der Zins ist ähnlich wie bei einem Bankkredit. Zusätzlich erhält der stille Gesellschafter jährlich eine erfolgsabhängige Prämie, sozusagen als Risikoprämie für den Einsatz seines Kapitals. Die Höhe der Vergütung für eine stille Beteiligung hängt meist direkt zusammen mit dem damit verbunden Risiko für den Kapitalgeber. Hohes Risiko = Zinsen plus hohe erfolgsabhängige Vergütung, geringes Risiko = Zinsen plus geringere erfolgsabhängige Vergütung. Unproblematisch ist die stille Beteiligung nur, solange das Unternehmen keine finanziellen Probleme hat. Gestaltung der stillen Gesellschaft als Equity Mezzanine Um die stille Beteiligung wirtschaftlich bzw. bilanziell als Eigenkapital zu gestalten, müssen folgende Konditionen gelten, die im Gesellschaftsvertrag nicht anders geregelt werden dürfen: • Im Fall der Insolvenz tritt der Kapitalgeber mit einer Einlagenrückforderung hinter die Forderungen anderer Gläubiger zurück (so genannte Nachrangabrede). • Erfolgsabhängigkeit der Vergütung • Teilnahme am Verlust bis zur vollen Höhe • Mindestvertragsdauer 5 Jahre, d. h. die Einlage des stillen Gesellschafters muss mindestens 5 Jahre an das Unternehmen gebunden sein. Atypische stille Beteiligung
Atypische stille Beteiligung: Kapitalgeber gilt als Mit unternehmer
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Die atypische stille Beteiligung ist eine Sonderform der typischen stillen Beteiligung. Hauptmerkmal ist hier, dass der Kapitalgeber im steuerlichen Sinne als Mitunternehmer gilt. Der Kapitalgeber geht ein höheres Risiko ein, vertraglich kann er auch für Verluste über die Höhe seiner Einlage verantwortlich gemacht werden. Im Gegenzug erhält der Kapitalgeber mehr Kontrollrechte, d. h. mindestens Bucheinsichtsrechte und gewisse Mitbestimmungsrechte. Der Kapitalgeber hat z. B. Vetorechte für Maßnahmen, die über den gewöhnlichen Geschäftsbetrieb hinausgehen. Dies kann z. B. die Veräußerung des Unternehmens sein oder die Änderung des Unternehmensgegenstandes.
Innovative Finanzierungsinstrumente: Alternativen zum Bankkredit
2
Achtung: Die atypische stille Beteiligung ist immer Equity Mezzanine, die Einlage wird also bilanziell stets als Eigenkapital ausgewiesen. Kriterien
Stille Beteiligung
Atypische stille Beteiligung
Beteiligung an Gewinn und Beteiligung am Gewinn. Beteiligung an Gewinn und Verlust des Unternehmens Die Verlustbeteiligung kann Verlust. Vertraglich kann er eingeschränkt werden. auch für Verluste über die Höhe seiner Einlage verantwortlich gemacht werden. Beteiligung am Vermögen des Unternehmens
Nein
Ja, Beteiligung an den stillen Reserven, bzw. am Unternehmenswert.
Mitspracherecht bei unternehmerischen Entscheidungen
Nein
Ja, bei bestimmten Entscheidungen, wenn vertraglich so geregelt.
Steuerliche Betrachtung
Gewinne sind Einkünfte aus Gilt steuerlich als Mit Kapitalvermögen. unternehmer und erzielt Gewinne und Verluste aus dem Gewerbebetrieb.
Wird das Kapital als Eigenkapital in der Bilanz ausgewiesen?
Ja, immer, da Kapitalgeber Ja, wenn bestimmte als Mitunternehmer gilt. Kriterien erfüllt sind, z. B. Nachrangabrede, volle Verlustbeteiligung, Mindestvertragsdauer, erfolgsabhängige Vergütung. Abb. 21: Typische und atypische stille Beteiligung
Vorteile einer stillen Beteiligung: • • • • • •
Diskrete und anonyme Beteiligungsform Keine Eintragung im Handelsregister Langfristige Bindung des Kapitals im Unternehmen Gewinn- und Verlustbeteiligung möglich Keine Beschränkung des Volumens Der Kapitalgeber hat keinen Einfluss auf die unternehmerischen Entscheidungen.
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2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Nachteile einer stillen Beteiligung: • •
Risiko des Kapitalverlustes für den stillen Gesellschafter durch die Nachrangabrede Die stille Beteiligung ist nur an einem so genannten Handelsgeschäft zulässig. Bei einem so genannten freien Beruf, z. B. Arzt, Anwalt, Berater oder Architekt, ist also die Beteiligung als stiller Gesellschafter nicht möglich. Dort gibt es die Möglichkeit einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts.
Genussschein Genussrechte sind Vermögens rechte
Der Genussschein ist die verbriefte Form eines Genussrechts. Genussrechte gewähren allgemein Ansprüche auf Vermögensrechte. Dies sind z. B.: • Zinsen • Gewinnbeteiligung • Beteiligung am Liquidationserlös eines Unternehmens • Sonstige Vermögensrechte, z. B. Erträge aus vergebenen Lizenzen
Keine gesetzlichen Regelungen
Diese Ansprüche auf Vermögensrechte (Genussrechte) kann ein Unternehmen auf einen Nichtgesellschafter übertragen, indem es Genussscheine ausgibt. Meistens handelt es sich dabei um Ansprüche auf Beteiligung am Reingewinn und/oder Liquidationserlös des Unternehmens. Genussscheine sind gesetzlich nicht geregelte Wertpapiere und können daher sehr flexibel von den Unternehmen gestaltet werden. Genussscheine können von Unternehmen jeder Rechtsform ausgegeben werden. Abgrenzung zur stillen Beteiligung
Genussrechte sind keine Gesellschafts rechte
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Bei der stillen Beteiligung erwirbt der Kapitalgeber einen Anteil am Unternehmen und wird damit Gesellschafter. Der Käufer eines Genussscheins wird nicht Gesellschafter und erwirbt keinen Anteil am Unternehmen, sondern den Anspruch auf ein Vermögensrecht, z. B. eine Gewinnbeteiligung. Das Rechtsverhältnis zwischen Genussrechtinhaber und Unternehmen ist, anders als bei der stillen Beteiligung, nicht gesellschaftsrechtlicher Natur. Der Kapitalgeber stellt sein Kapital für eine bestimmte Zeit zur Verfügung und wird so zum Gläubiger. Als Gegenleistung erhält er meist eine Beteiligung am
Innovative Finanzierungsinstrumente: Alternativen zum Bankkredit
2
Gewinn des Unternehmens, z. B. in Form einer jährlichen Gewinnausschüttung. Genussscheine sind MezzanineKapital Genussscheine sind Eigenkapital und Fremdkapital zugleich. Genussscheine haben Eigenkapitalcharakter, da der Kapitalgeber neben der Gewinnbeteiligung meist auch am Verlust des Unternehmens beteiligt wird. Der Genussscheininhaber stellt sein Kapital langfristig oder sogar unbefristet zur Verfügung. Im Gegenzug erwartet der Genussscheininhaber eine höhere Rendite als z. B. ein Kreditgeber. Genussscheine haben Fremdkapitalcharakter, da der Kapitalgeber nicht Gesellschafter ist. Der Genussscheininhaber ist Gläubiger des Unternehmens. Er hat zudem keinen Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen.
Bilanz: Genussscheine sind Fremd kapital
Achtung: Unabhängig vom Kapitalcharakter sind Genussscheine immer als Fremd kapital zu bilanzieren.
Banken, Geschäftspartner und Ratingagenturen bewerten Genussscheine als wirtschaftliches Eigenkapital, während diese steuerlich wie Fremdkapital behandelt werden, und Ausschüttungen damit als Betriebsausgaben gelten.
Rating: Genussscheine sind wirtschaft liches Eigen kapital
Tipp: Genussscheine eignen sich gut für Familienunternehmen Genussscheine sind ein interessantes Finanzierungsinstrument für Fa milienunternehmen. Diese möchten meist keinen neuen Gesellschafter aufnehmen, weil sie weiterhin das Unternehmen eigenständig leiten wollen, benötigen aber für ihr Wachstum zusätzliches Kapital. Da die Eigenkapitalquote meist sehr gering ist, sind die Chancen für einen Bankkredit nicht optimal. Die Ausgabe von Genussscheinen bringt neu en finanziellen Spielraum, verbessert die Ratingeinstufung und damit die zukünftigen Chancen auf Kreditfinanzierung. Viele Banken bieten inzwischen Genussrechtsprogramme gerade für mittelständische Unter nehmen an.
91
2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Vorteile der Genussscheinfinanzierung • • • • •
Freie Ausgestaltung des Genussrechts möglich Keine Einflussnahme des Kapitalgebers auf unternehmerische Entscheidungen Mögliche Verlustbeteiligung des Genussrechts Ratingagenturen bewerten Genussscheine zumindest zum Teil als Eigenkapital. Steuerlich werden Genussscheine wie Fremdkapital behandelt und Ausschüttungen gelten damit als Betriebsausgaben.
Nachteile der Genussscheinfinanzierung • •
Höhere Zinssätze als ein Bankkredit (z. B. 7,5 bis 11 %, Stand Mitte 2006) Zusätzliche Kosten für die Ausgabe von Genussscheinen, z. B. für die Durchführung eines Rating.
Nachrangdarlehen Nachrangig gegenüber anderen Forderungen
Bilanz: Nachrang darlehen sind immer Fremdkapital
Rating: Nachrang darlehen sind zu mind. 50 % wirtschaftliches Eigenkapital
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Nachrangdarlehen sind alle Verbindlichkeiten, die im Falle der Liquidation oder Insolvenz im Rang hinter andere Forderungen an das Unternehmen zurücktreten. Bei Insolvenz wird der Darlehensgeber erst nach allen anderen Gläubigern befriedigt. Das Darlehen hat damit auch Eigenkapitalcharakter und zählt zu den MezzanineKapitalformen. In der Bilanz wird das Nachrangdarlehen als Fremdkapital, als langfristige Verbindlichkeit, ausgewiesen. Ein Kapitalgeber stellt sein Kapital gegen eine fixe Verzinsung für einen bestimmten, meist längeren Zeitraum zur Verfügung. Der Kapitalgeber haftet nicht und ist auch nicht an Managemententscheidungen beteiligt. Damit hat das Nachrangdarlehen eindeutig Fremdkapitalcharakter. Der Eigenkapitalcharakter ergibt sich aus der Rücktrittsklausel im Darlehensvertrag, d. h. der Darlehensgeber tritt hinter die Ansprüche anderer Gläubiger zurück. Damit wird ein Nachrangdarlehen im Rahmen eines Rating mindestens zu 50 % dem wirtschaftlichen Eigenkapital zugerechnet. Wirtschaftliches Eigenkapital heißt, dass es zwar kein bilanzielles Eigenkapital ist, der Unternehmer aber mit
Innovative Finanzierungsinstrumente: Alternativen zum Bankkredit
2
dem zur Verfügung gestellten Kapital wie mit Eigenkapital wirtschaften kann. Abgrenzung zur stillen Beteiligung Die Unterscheidung zwischen der stillen Beteiligung und dem Nachrangdarlehen ist nicht immer eindeutig zu treffen. Grundsätzlicher Unterschied beider Finanzierungsformen ist die Motivation des Kapitalgebers: • Bei der stillen Beteiligung möchte der Kapitalgeber eine bestimmt Geschäftsidee unterstützen, die er für innovativ und Gewinn bringend hält. Der Kapitalgeber ist z. B. von einer neuen Technologie überzeugt oder möchte ein bestimmtes Projekt zusammen mit dem Unternehmen fördern. • Bei dem Nachrangdarlehen steht allein die Verzinsung des Kapitals im Vordergrund.
Die Abgrenzung ist in der Praxis oft schwierig
Nach gängiger Rechtsauffassung orientiert man sich bei der Unterscheidung zwischen der stillen Beteiligung und dem Nachrangdarlehen an folgenden Kriterien: • Mitspracherecht: Wird dem Kapitalgeber ein Mitspracherecht bei unternehmerischen Entscheidungen eingeräumt, so spricht dies gegen ein Nachrangdarlehen. Es liegt vielmehr eine atypische stille Beteiligung vor. • Verlustbeteiligung: Ist der Kapitalgeber am Verlust beteiligt, so liegt eher eine stille Beteiligung vor und kein Nachrangdarlehen. • Erfolgsabhängige Vergütung: Orientiert sich die Vergütung für den Kapitalgeber am Gewinn, liegt eine stille Beteiligung vor. Ein Nachrangdarlehen wird mit einem fixen Zinssatz vergütet. Wichtig wird diese Unterscheidung im Insolvenzfall des Unternehmens. Bei einer stillen Beteiligung hat der Kapitalgeber eine so genannte „gesellschaftsrechtliche Treuepflicht“. Er muss die Belange der Gesellschaft beachten und muss unter Umständen auf seine Ansprüche verzichten. Eine solche gesellschaftsrechtliche Treuepflicht hat der Geber eines Nachrangdarlehens nicht. Er kann sein Kapital zurückfordern, wenn auch nachrangig zu anderen Gläubigern.
Die Abgrenzung ist besonders in Krisenzeiten von Bedeutung
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2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Achtung: Auch wenn „Nachrangdarlehen“ über dem Vertrag steht, wird im Insol venzfall des Unternehmens geprüft, ob nicht doch eine stille Beteiligung vorliegt.
Abgrenzung zu Genussschein Bei einem Nachrangdarlehen erfolgt üblicherweise keine Beteiligung an Gewinn und Verlust des Unternehmens. Die Beteiligung am Gewinn und eventuell auch am Verlust des Unternehmens ist das zentrale Merkmal des Genussscheins: die Gewinnbeteiligung als verbrieftes Genussrecht. Vorteile des Nachrangdarlehens • • • •
Erhöhung der Liquidität Erhöhung des wirtschaftlichen Eigenkapitals Verbesserung der Ratingeinstufung Kein Einfluss des Kapitalgebers auf unternehmerische Entscheidungen
Nachteil des Nachrangdarlehens •
Höhere Finanzierungskosten als bei der Kreditfinanzierung
2.3.2 Private Equity ist außerbörsli ches Beteili gungskapital
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Private Equity
Für den Begriff Private Equity gibt es keine einheitliche Definition. Der Begriff kommt aus dem englischen Sprachraum. „Equity“ bedeutet Eigenkapital und „Private“ bedeutet, dass die Bereitstellung des Kapitals außerhalb von Institutionen, wie z. B. der Börse, erfolgt. Private Equity bezeichnet also die Beschaffung von außerbörslichem Eigenkapital für Unternehmen. Der Kapitalgeber ist kein Gesellschafter sondern ein externer Dritter. „Public Equity“ bedeutet im Gegensatz hierzu die Beschaffung von Eigenkapital über die Börse.
Innovative Finanzierungsinstrumente: Alternativen zum Bankkredit
2
Private-Equity-Geber gehen mit ihrer Beteiligung an einem Unternehmen ein hohes Risiko ein, bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals. Im Gegensatz z. B. zu Banken bekommen die Private-Equity-Gesellschaften keine Zinsen und verzichten auf Sicherheiten. Der Private-Equity-Geber investiert in die Erfolgsaussichten einer Geschäftsidee. Dafür verlangen viele Private-Equity-Geber ein Mitspracherecht bei wichtigen Unternehmensentscheidungen. Den Ertrag für seine Einlage erhält der Private-Equity-Geber meist erst am Ende der Beteiligungszeit, wenn er seinen Anteil am Unternehmen mit hohem Gewinn verkaufen kann.
Der Private EquityGeber geht ein hohes Risiko ein …
Private Equity kann auch Mezzanine-Kapital sein, z. B. in Form einer stillen Beteiligung oder eines Nachrangdarlehens. Private Equity kann aber auch in Form einer offenen Beteiligung (Eigenkapital) erfolgen und wäre damit nicht Mezzanine-Kapital. Die vertraglichen Regelungen sind hier frei gestaltbar.
Private Equity ist auch als Mezzanine Kapital möglich
… und verlangt hierfür ein Mitsprache recht
Unterscheidung Venture Capital und Private Equity Die Begriffe Venture Capital (= Risikokapital, Wagniskapital) und Private Equity werden oft synonym gebraucht. Tatsächlich ist Venture Capital eine spezielle Form von Private Equity. Venture Capital bezeichnet die risikoreiche Finanzierung einer sehr frühen Phase eines Unternehmens, z. B. gibt es Venture-Capital-Gesellschaften, die gezielt in junge, innovative Unternehmen der Hightech-Branche investieren. Private Equity bezeichnet generell das Bereitstellen von außerbörslichem Eigenkapital, unabhängig davon, ob es sich um eine Existenzgründung oder ein etabliertes Unternehmen handelt. Finanzierung in der Gründungsphase eines Unternehmens (die ersten 2 bis 5 Jahre) und ...
... in späteren Unternehmens phasen, z. B. bei Umstruktu rierungen, Sanierungen
Private EquityGesell schaften
Venture Capital
sonstiges Private Equity
Private Investoren
Business Angels
Venture Capital bezeichnet eine spezielle Form des Private Equity
Tab. 15: Formen des Private Equity
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2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Business Angels Private Investoren, die Geld und Erfahrung bieten
Business Angels sind branchenerfahrene vermögende Privatinvestoren. Im Gegensatz zu anderen Finanzinvestoren stellen sie nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch ihre Erfahrung und ihre Branchenkontakte zur Verfügung. Sie möchten viel versprechenden Unternehmen in der Gründungsphase als Partner zur Seite stehen und zum Erfolg verhelfen. Basis dieser Partnerschaft ist ein fairer und offener Umgang miteinander. Dem Existenzgründer muss klar sein, dass er einen starken Partner an seiner Seite hat, der aber auch wesentlich an unternehmerischen Entscheidungen mitwirken wird. Soft Venture Capital
Soft Venture Capital ähnelt einem Bankkredit
Es gibt eine Variante des Private Equity, die auch als Soft Venture Capital bezeichnet wird. Bei dieser Variante bekommt die PrivateEquity-Gesellschaft eine laufende Verzinsung des eingesetzten Kapitals und ähnelt damit einem Bankkredit. Im Unterschied dazu sind die Zinsen jedoch mitunter sehr hoch und können z. B. bei 15 % liegen. Zudem ist das Mitspracherecht des Kapitalgebers bei Managemententscheidungen geringer als bei der gängigen Form des Private Equity.
Gefahr bei Ausstieg des PrivateEquity Gebers
Achtung: Ein Risiko kann für das Unternehmen entstehen, wenn der Private EquityGeber sein Kapital nach vereinbarter Zeit zurückfordert und sei nen Anteil am Wertzuwachs des Unternehmens einfordert. Das Unter nehmen muss die Mittel hierzu aufbringen. Findet sich kein neuer Ka pitalgeber, der die Beteiligung übernehmen möchte, so kann dies eine deutliche Schwächung der Finanzkraft des Unternehmens bedeuten.
Vorteile von Private Equity •
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Private Equity ist oft die einzig mögliche Finanzierungsform, wenn Sicherheiten für einen Bankkredit oder für andere Finanzierungsformen fehlen. Gerade Unternehmensneugründungen nehmen Venture Capital in Anspruch, da geringe oder keine Sicherheiten vorliegen, und die unsicheren Erfolgsaussichten des neuen Unternehmens nur risikowillige Anleger reizen.
Innovative Finanzierungsinstrumente: Alternativen zum Bankkredit •
2
Neben der Bereitstellung von Finanzmitteln erfolgt auch eine Unterstützung bei der Unternehmensführung. Dies ist besonders vorteilhaft für unerfahrene Existenzgründer.
Nachteile von Private Equity • •
•
•
Starkes Mitspracherecht des Kapitalgebers bei unternehmerischen Entscheidungen. Der Kapitalgeber erhält einen tiefen Einblick in das Unternehmen. Vertraglich sollte geregelt werden, dass diese vertraulichen Informationen nach Ablauf der Beteiligungszeit nicht an Dritte weitergegeben werden dürfen. Die Rückzahlung des Private-Equity-Kapitals zuzüglich des Anteils am Wertzuwachs des Unternehmens kann ein Unternehmen in finanzielle Bedrängnis führen. Erfolgt eine Vergütung des Private-Equity-Gebers durch Verzinsung seiner Einalge (z. B. Soft Venture Capital), so liegen diese Zinssätze wesentlich höher als z. B. bei Bankkrediten. Die Zinssätze für Private Equity können z. B. 15 % betragen.
2.3.3
Forfaitierung
Forfaitierung Der französische Ausdruck „à forfait“ bedeutet „gänzlich“, „in Bausch und Bogen“, frei übersetzt: „ohne Regress“. Forfaitierung bedeutet den regresslosen Verkauf von Forderungen speziell aus dem Auslands geschäft an spezielle Finanzierungsinstitute (Forfaiteure). Regresslos bedeutet, dass Rückgriffe auf den Verkäufer der Forderung (Forfaitist) ausgeschlossen sind.
Bei der Forfaitierung werden dem i. d. R. deutschen Lieferanten die Forderungen (überwiegend in Wechselform) so abgenommen, dass er nur noch für den rechtlichen Bestand haftet, er aber nicht mehr das wirtschaftliche und politische Risiko trägt. Um das Risiko für sich gering zu halten, achten die Forfaitierungsinstitute darauf, dass die Forderungen durch Verpflichtungserklärungen von Kreditinstituten gesichert sind. Forfaitierung bedeutet in der Bilanz einen Aktivtausch: eine langfristige Forderung wird in Liquidität umgewandelt.
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2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Tipp: Forfaitierung ist ein geeignetes Finanzierungsinstrument für export orientierte Unternehmen.
Forfaitierung und Factoring Forfaitierung betrifft vor allem das Auslands geschäft
Forfaitierung ist dem Factoring ähnlich, bei dem es auch um den Verkauf von Forderungen geht. Beim Factoring werden häufig ganze Forderungsbestände verkauft, während bei der Forfaitierung einzelne Auslandsforderungen verkauft werden, die aber eine hohe Forderungssumme darstellen. Die Laufzeit der verkauften Auslandsforderung liegt bei ca. 6 Monaten bis 5 Jahren. Anders als beim Factoring werden keine Serviceleistungen (z. B. Mahnwesen etc.) übernommen. Die folgende Tabelle fasst die Unterschiede zwischen den Finanzierungsformen Forfaitierung und Factoring noch einmal zusammen: Forfaitierung
Factoring
Anzahl und Höhe der Forderungen
Meistens sehr hohe Einzel forderungen, meist Wechsel forderungen aus dem Auslandsgeschäft
Meist ein kompletter Forderungsbestand von kleinen und mittleren Rechnungshöhen
Forderungen über welche Güter oder Leistungen
Investitionsgüter
Konsumgüter Dienstleistungen
Zahlungsziel der Forderungen
Vorwiegend mittel bis langfristige Forderungen
Meist kurzfristige Forderungen
Anforderungen an den Verkäufer
Hohe Anforderungen, Absicherung der Forderung zwingend
Geringe Anforderungen
Übernimmt der Käufer Serviceleistungen, z. B. Debitorenbuchhaltung, Mahnwesen etc.?
Nein, nicht eingeschlossen
Abhängig vom Vertrag, Mahnwesen meist eingeschlossen
Für welche Unternehmen geeignet?
Unternehmen mit hoher Bonität, meist große international tätige Unternehmen
Grundsätzlich alle Unternehmen
Übernimmt der Käufer das Risiko der Nichtzahlung des Kunden
Ja
Meist ja, aber abhängig von der Vertragsgestaltung
Tab. 16: Unterschiede Forfaitierung und Factoring
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Innovative Finanzierungsinstrumente: Alternativen zum Bankkredit
2
Beispiel: Anwendung findet diese Finanzierungsform vor allem bei Exporteuren von teuren Investitionsgütern. Diese suchen vor Abschluss des Kaufver trags bereits eine forfaitierungswillige Bank im Ausland. So kann man mit dem Geschäftspartner im Ausland bereits bei Vertragsschluss ver einbaren, dass dieser die Kosten für die Forfaitierung ganz oder teil weise übernimmt.
Vorteile der Forfaitierung • • • • •
Schneller Zufluss von Liquidität Verbesserung der Bilanzstruktur, Umwandlung einer langfristigen Forderung in Liquidität Zahlungsrisiko geht auf den Käufer, den Forfaiteur, über Länder- und Währungsrisiko gehen auf den Käufer über Einzelne hohe Forderungen können verkauft werden.
Nachteile der Forfaitierung •
•
Die Käufer der Forderungen, die Forfaitierungsgesellschaften, stellen hohe Anforderungen an die Unternehmen. Die Absicherung des wirtschaftlichen Risikos, Zahlungs-, Währungs- und Länderrisiko, muss durch die Garantie einer erstklassigen Auslandsbank erfolgen. Kosten für die Forfaitierung
2.3.4
Asset Backed Securities (ABS)
Asset Backed Securities sind mit Vermögensgegenständen („Assets“) unterlegte („Backed“) Wertpapiere („Securities“) – kurz ABS. Es handelt sich um den Verkauf einer Vielzahl möglichst gleichartiger Forderungen, eines Forderungspools, zum Zwecke der Liquiditätsbeschaffung. Verkäufer können Unternehmen oder Kreditinstitute sein. Käufer einer ABS ist eine eigens dafür gegründete, rechtlich selbstständige Gesellschaft. Die Aufgabe dieser so genannten Zweckgesellschaft besteht ausschließlich im Ankauf der Forderungsbestände und in deren Refinanzierung durch die Emission von Wertpapieren („Securities“), die durch den Forderungsbestand („Assets“) gesichert sind („Backed“).
Forderungs besichertes Wertpapier
99
2
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
Praxisbeispiele für Asset Backed Securities (ABS) ABS findet in der Praxis Anwendung, z. B. bei dem • Verkauf der Kreditkartenforderungen eines Kreditinstituts • Verkauf der Leasingforderungen eines Automobilherstellers • Verkauf der Bankkredite eines Bankinstituts • Verkauf der Mieterträge einer großen Facility Management Gesell schaft (GebäudemanagementGesellschaft) Es geht regelmäßig um sehr hohe Forderungsbestände ab ca. 25 Mio. €. Die Anforderungen an die Bonität des zu verkaufenden Forderungsbe stands sind sehr hoch. Meist wird dieser von einer Rating agentur eigens hierzu bewertet.
Regressloser Verkauf der Forderungen
Verkauf des Ausfallrisikos
100
Es gibt verschiedene Varianten vom Asset Backed Securities (ABS): Je nach Ausgestaltung werden die Forderungen im Stillen regresslos verkauft oder es wird nur das Ausfallrisiko als solches verkauft: 1. True-Sale-Transaktion Der Verkauf erfolgt wie bei der Forfaitierung regresslos, das heißt, das Ausfallrisiko geht auf die ankaufende Zweckgesellschaft über. Konsequenz daraus ist, dass die verkauften Forderungen bei dem Unternehmen, das diese Forderungen verkauft, in der Bilanz nicht mehr als Forderungen erscheinen, sondern sich die liquiden Mittel erhöhen (Aktivtausch in der Bilanz). Der Verkauf der Forderungen wird nach außen nicht sichtbar: Der Forderungseinzug verbleibt beim verkaufenden Unternehmen. 2. Synthetische Transaktion Nur die Ausfallrisiken der Forderungen werden am Kapitalmarkt verkauft, während die eigentlichen Forderungen bestehen bleiben und das ursprüngliche Vertragsverhältnis zwischen Kunde/Schuldner und Unternehmen unberührt bleibt. Bei der synthetischen Transaktion werden also nicht die Forderungen gehandelt, sondern die Einschätzung des Ausfallrisikos des Forderungsbestands. Kursgewinne bzw. -verluste werden erzielt, wenn das Ausfallrisiko von den Marktteilnehmern unterschiedlich eingeschätzt wird. Die Forderungen verbleiben in der Bilanz des Forderungsverkäufers. Eine Verbesserung der Bilanzstruktur durch einen Aktivtausch findet nicht statt.
Innovative Finanzierungsinstrumente: Alternativen zum Bankkredit
2
Achtung: Für die Unternehmensfinanzierung ist die TrueSaleTransaktion die wichtigere Variante der Asset Backed Securities (ABS). Tipp: MultisellerProgramme Asset Backed Securities werden aufgrund der hohen Anforderungen von mittelständischen Unternehmen zurzeit noch wenig genutzt. Es gibt jedoch so genannte MultisellerProgramme deutscher Banken, die die Forderungen einer Vielzahl von mittelständischen Unternehmen bün deln, um diese als Paket am Kapitalmarkt anzubieten.
Vorteile von Asset Backed Securities (ABS) • •
•
•
Unternehmen mit einem regelmäßig hohen Forderungsstand können schnell Kapital erhalten. Werden die zusätzlichen liquiden Mittel zur Rückzahlung von Verbindlichkeiten genutzt, erfolgt eine Bilanzverkürzung und eine Verbesserung der Eigenkapitalquote des Unternehmens. Der Käufer der ABS gibt Wertpapiere am Kapitalmarkt aus. Diese Wertpapiere werden gestreut. Das Unternehmen ist damit unabhängiger vom Kapitalgeber, als dies z. B. beim Factoring der Fall ist. Wird der Forderungsbestand regresslos verkauft, so geht das Forderungsausfallrisiko auf die Zweckgesellschaft und damit auf die Kapitalgeber über. Zahlungsverzögerungen der Kunden sind somit für das Unternehmen nicht mehr relevant.
Nachteile von Asset Backed Securities •
•
Die Käufer von Asset Backed Securities (ABS) stellen hohe Anforderungen an die Unternehmen und den Forderungspool. Somit können bisher nur umsatz- und ertragsstarke Unternehmen diese Finanzierungsform wählen. Asset Backed Securities (ABS) ist aufgrund der hohen Anforderungen für mittelständische Unternehmen noch wenig geeignet. Lediglich die so genannten Multiseller-Programme bieten auch kleineren und mittleren Unternehmen einen Einstieg in diese Finanzierungsform.
101
2 Siehe CDROM
Finanzierung: Beschaffung und Disposition von Finanzmitteln
In der folgenden Übersicht sind alle behandelten innovativen Finanzierungsformen noch einmal zusammengefasst. Welche Finanzierungsinstrumente sind für Sie interessant?
Finanzierungsinstrument
Dieses Finanzierungs instrument ist für uns …
Kurzbeschreibung
uninteressant … sehr interessant 1
MezzanineKapital
Mischform aus Eigen und Fremd kapital
Stille Beteiligung
Aufnahme eines stillen Gesell schafters, der nach außen nicht sichtbar wird
2
3
4
5
Wenig Mitspracherecht des stillen Gesellschafters
Genussscheine
Gewährung von Vermögens rechten an Dritte, z. B. Gewinn beteiligung Wenig Mitspracherecht des Kapitalgebers
Nachrangdarlehen
Aufnahme eines Darlehens, bei dem der Kapitalgeber mit seiner Forderung hinter die Forderungen anderer Gläubiger zurücktritt Kein Mitspracherecht
Private Equity
Aufnahme von außerbörslichem Eigenkapital Starkes Mitspracherecht des Kapitalgebers
Forfaitierung
Regressloser Verkauf einer oder mehrerer Auslandsforderungen, hohe Rechnungssumme, meist langfristiges Zahlungsziel
Asset Backed Securities (ABS)
Regressloser Verkauf eines kompletten Forderungsbestands an eine Zweckgesellschaft, die Wertpapiere gesichert durch diesen Forderungsbestand ausgibt. Tab. 17: Innovative Finanzierungsinstrumente
102
3
Werkzeuge der Finanz und Liquiditätsplanung
Was ist der Grund für die meisten Insolvenzen? Mangelnde Zahlungsfähigkeit des Unternehmens. Deswegen gibt es einen alten Grundsatz: Liquidität geht vor Rentabilität. Was bedeutet das? Es kann passieren, dass ein Unternehmen zwar Gewinne erzielt, aber trotzdem den finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen kann. Wie kann es dazu kommen, dass man Gewinne macht und trotzdem nicht liquide ist? Hier einige Beispiele: • Die Gewinne sind in vermeintlich profitable Investitionsobjekte geflossen, die sich aber entweder als Flop erwiesen haben, oder häufig kommt es auch vor, dass die Erträge zunächst zäher fließen als erwartet. • Die Zahlungsmoral der Kunden ist schlecht. Der Umsatz ist eingebucht und hat so zum Gewinn beigetragen, nur die Kunden zahlen nicht oder sehr spät. • Damit keine liquiden Mittel ungenutzt bleiben, werden freie Mittel Gewinn bringend langfristig angelegt. Das Kapital ist rentabel angelegt, aber gefährlich wird es, wenn das Unternehmen jetzt kurzfristig Geld benötigt! • Man hat versäumt, die Termine zu beobachten und abzustimmen, an denen Geld in das Unternehmen hineinfließt und abfließt. Beispiel: Hohe Verbindlichkeiten sind fällig, aber der Großkunde zahlt erst in drei Monaten.
Bei Zahlungs unfähigkeit droht die Insolvenz
Liquidität ist eines der wichtigsten Unternehmens ziele
Die Finanz und Liquiditätsplanung stellt sicher, dass • • •
die richtige Menge finanzieller Mittel zum richtigen Zeitpunkt zu den richtigen (optimalen) Kosten vorhanden ist.
103
3
Werkzeuge der Finanz und Liquiditätsplanung
3.1
Kurz und mittelfristige Planung: Cashmanagement
Ziel: Stets eine ausreichende Zahlungsfähig keit garantieren
Man kann es nicht oft genug sagen: Gewinn ist nicht dasselbe wie liquide Mittel. Viele unterliegen einem Irrglauben: Sie schauen auf den Gewinn eines Unternehmens und meinen, dies sei das Geld, das als freie liquide Mittel, z. B. für Investitionen oder Ausschüttungen an die Gesellschafter, zur Verfügung steht. Ausgangsfrage sollte aber sein: Was ist unter dem Strich wirklich in der Kasse und steht dem Unter nehmen als „Cash“, d. h. als liquide Mittel, zur Verfügung? In der Fi nanzplanung zählt nur „Cash“.
Zusammen hang: Jahres planung und Finanzplanung
Wie ermittelt man die liquiden Mittel, die einem Unternehmen zur Verfügung stehen? Grundlage hierfür ist die Jahresplanung eines Unternehmens. Die herkömmliche Jahresplanung ermittelt differenziert Umsätze und Kosten. Die Finanzplanung übernimmt diese Daten und modifiziert sie, um die liquiden Mittel zu berechnen. Den Zusammenhang zwischen Jahresplanung und Finanzplanung veranschaulicht die folgende Abbildung: Jahresplanung
Jahresfinanzplan Übernahme
Umsätze + Sonstige Leistungen = Leistung – Kosten = Betriebsergebnis +/– neutrales Ergebnis = GuVErgebnis
nur Cash! Es werden nur einnahme wirksame und ausgabe wirksame Positionen übernommen. Beispiel: Es werden keine Kosten, die nicht ausgabe wirkam sind, übernom men, z. B. Abschreibun gen, Rückstellungen.
Einnahmen – Ausgaben – Investitionen +/– Kreditaufnahme/ Kredittilgung +/– Sonstiges
= Liquiditätsüberschuss bzw. Lücke
Abb. 22: Zusammenhang zwischen Finanzplanung und Jahresplanung Übernahme nur einnahme und ausgabe wirksamer Positionen
104
Warum müssen Sie für die Finanzplanung die herkömmliche Jahresplanung modifizieren? Wie schon erwähnt zählt bei der Finanzplanung nur „Cash“. Das bedeutet, dass einige Positionen nicht übernommen werden, die sich zwar erheblich im Ergebnis/Gewinn niederschlagen, aber keine Geldströme verursachen, z. B.:
Kurz und mittelfristige Planung: Cashmanagement •
•
3
Abschreibungen: Dies sind zwar Kosten, aber diese Kosten wurden gar nicht ausgegeben. Die Abschreibungen vermindern zwar den Gewinn, aber nicht den Inhalt der Kasse (bzw. des Bankkontos). Zwar sind Abschreibungen ergebniswirksame Kosten, es fließt aber kein „Cash“. Somit dürfen sie nicht in der Finanzplanung berücksichtigt werden. Rückstellungen: Auch hier ist kein Geld geflossen: Rückstellungen beeinflussen als Aufwand das Ergebnis negativ, der Gewinn sinkt. Da aber für Rückstellungen kein Geld geflossen ist und diese zunächst nur eine rechnerische Größe sind, bleibt das Geld dafür in der Kasse. Zwar gehört der Aufwand in die aktuelle Periode, die Zahlung erfolgt aber später.
Die Umsätze und Kosten der Jahresplanung werden hinsichtlich ihrer Cashwirksamkeit geprüft, gegebenenfalls modifiziert und gehen so in die Finanzplanung ein. Darüber hinaus wird die Finanzplanung ergänzt, z. B. um: • Investitionen: Die finanziellen Mittel für Investitionen sind ausgabewirksam und werden daher von den Umsätzen abgezogen, um den Finanzierungsbedarf zu ermitteln. • Aufnahme oder Tilgung von Krediten: Diese Mittel werden addiert, wenn frisches Geld ins Unternehmen kommt, oder abgezogen, wenn Ausgaben anfallen. • Sonstige zu berücksichtigende Positionen, z. B. Verkauf von Anlagevermögen, Maschinen, Grundstücken usw. Der Geldmittelzufluss wird addiert.
Ergänzung um zusätzliche cashwirksame Positionen
Zu berücksichtigen sind auch Zahlungen, die zwar im alten Jahr entstanden sind, aber erst im neuen Jahr ausgabewirksam und damit cashwirksam werden. So wurden z. B. in einem Unternehmen die Jahresendprämien für den Außendienst erst im Februar des nächsten Jahres gezahlt. Für eine bessere Übersicht werden die Positionen im folgenden Grundschema eines Finanzplans nach Cash-Abflüssen und CashZuflüssen geordnet:
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3
Werkzeuge der Finanz und Liquiditätsplanung
Grundschema Finanzplan CashZuflüsse: • aus Umsatztätigkeit • aus Verkauf von Anlagevermögen • aus sonstigen Einnahmen = Summe Zuflüsse CashAbflüsse: • für Materialkosten • für Personalkosten • für Sachkosten • für Steuern • für sonstige betriebliche Ausgaben • für Investitionen • für Kredittilgungen • für Privatentnahmen = Summe Abflüsse Liquiditätsüberschuss bzw. lücke Abb. 23: Grundschema Finanzplan
Ergebnis des Finanzplans ist die Ermittlung des Liquiditätsüberschusses bzw. der Liquiditätslücke. Liquiditätslücke = Finanzbedarf = Kapitalbedarf
Die Begriffe Liquiditätslücke, Finanzbedarf bzw. Kapitalbedarf können weitestgehend synonym verwendet werden (auch wenn man in der Literatur je nach Autor leicht unterschiedliche Definitionen findet). Zusammenfassung: Von der Jahresplanung zur Finanzplanung 1. Die cashwirksamen Positionen der Jahresplanung werden in die Jahresfinanzplanung übernommen. 2. Zusätzlich berücksichtigt werden sonstige cashwirksame Positionen, wie z. B. Investitionen, Kreditaufnahme, -tilgung etc. 3. Ergebnis des Finanzplans ist die Ermittlung des Liquiditätsüberschusses bzw. der Liquiditätslücke für eine Planperiode.
106
Kurz und mittelfristige Planung: Cashmanagement
3
Von der mittel zur kurzfristigen Finanzplanung: Jahresübersicht und Monatsübersichten Der aus der Jahresplanung abgeleitete Finanzplan wird üblicherweise für ein Jahr erstellt (mittelfristige Planung). Dies ist jedoch nicht ausreichend. Das Planjahr wird weiter unterteilt in die einzelnen Monate (kurzfristige Planung). Es kann durchaus sein, dass die Liquidität auf Jahressicht gesichert ist, aber die einzelnen Monate von den Einzahlungs- und Auszahlungsströmen ganz unterschiedlich ausfallen. So ergeben sich möglicherweise Liquiditätsengpässe während des Jahresablaufs, auf die in der Planung bereits reagiert werden muss.
Finanzplanung: auf die einzelnen Monate herun terbrechen
Beispiel: Unterjährige Liquiditätsschwankungen beachten Der Inhaber eines mittelständischen Unternehmens freute sich über das positive Ergebnis seiner Finanzplanung: Finanzieller Überschuss am Jahresende. Die Finanzplanung wurde für das ganze Jahr erstellt. Auf eine Unterteilung in die einzelnen Kalendermonate wurde verzichtet. Nun kam die große Panne: Im August drohte das Unternehmen zah lungsunfähig zu werden, und es musste schnellstens mit der Hausbank über kurzfristige Kredite verhandelt werden. Wo lag der Planungsfeh ler? Es wurde übersehen, dass im Juli größere Zahlungen fällig waren. Hierbei handelte es sich um die Urlaubsgelder für die Mitarbeiter und auch die Zahlung für eine größere Investition. Demgegenüber waren die Einnahmen in den Sommermonaten, Juli und August, sehr gering. Auch wenn man übers Jahr gesehen hinkam, gab es unterjährig erhebliche Liquiditätsschwankungen.
Stolperstein bei den Monatsübersichten: Abgrenzungen Teilt man den Jahresfinanzplan auf die einzelnen Kalendermonate auf, so verdienen einige Positionen besondere Aufmerksamkeit: die Abgrenzungen. In der Buchhaltung bzw. in der Kostenrechnung werden oft Abgrenzungen vorgenommen. So wird z. B. die Zahlung des Weihnachtsgeldes bereits auf die einzelnen Monate ab Januar verteilt, damit alle Monate gleichmäßig belastet sind. Abgrenzungen macht man also, um Kosten gerecht zu verteilen, die einmalig anfallen, aber alle Monate betreffen. Trotzdem fallen die Ausgaben na-
Vorsicht bei der Übernahme von Abgrenzungen!
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3
Werkzeuge der Finanz und Liquiditätsplanung
türlich in den betroffenen Monaten an, z. B. im November die Weihnachtsgelder. Achtung: Wenn Sie für die Finanzplanung abgegrenzte Daten aus der Buchhal tung oder der Kostenrechnung übernehmen, sollten Sie darauf achten, dass exakt der Zahlungsanfall berücksichtigt wird und nicht der abge grenzte Monatswert. Tipp: Machen Sie eine Aufstellung über die üblichen Abgrenzungen Damit Sie im Rahmen der Finanzplanung keine Abgrenzung übersehen, empfiehlt es sich, eine Aufstellung der gängigen Abgrenzungen im Un ternehmen anzulegen. Bei der Aufteilung des Finanzplans auf die ein zelnen Kalendermonate gehen Sie diese Aufstellung dann Punkt für Punkt durch. Dabei überprüfen Sie, ob Sie den tatsächlichen Ausgabe wert im jeweiligen Monat berücksichtigt haben.
Aufstellung der Abgrenzungen (Beispiel) Die folgende Tabelle zeigt, wie die Aufstellung der im Unternehmen üblichen Abgrenzungen aussehen könnte: Siehe CDROM
Abgrenzungen der Buchhaltung/Kostenrechnung/Lohnabrechnung Betrag
Zahlungs termin
Monatliche Abgrenzung
Weihnachtsgeld (einschließl. Sozialabgaben)
42.500
November
3.542
Urlaubsgeld (einschließl. Sozialabgaben)
8.500
Juli
708
Versicherungen
4.250
2.125 jeweils Juni/Dez.
354
10.000
2.500 jeweils März/Juni/ Sept./Dez.
833
4.800
Juli
auf Umsatzbasis
51.000
Februar Folge jahr
4.250
Zinsen
Lizenzzahlungen Jahresendprämien Vertrieb
Tab. 18: Aufstellung der Abgrenzungen
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Kurz und mittelfristige Planung: Cashmanagement
3
Realistische Einschätzung von Zahlungsterminen Für die Finanzplanung ist Erfahrung erforderlich. So bedeutet z. B. ein geplanter Umsatz im Mai nicht, dass im Mai auch das Geld eintrifft. Der Finanzplan muss sich danach richten, wann Forderungen und Verbindlichkeiten bezahlt werden, und nicht etwa danach, wann sie entstehen. So bedeutet z. B. eine durchschnittliche Debitorendauer (Zeitpunkt von der Rechnungsstellung an den Kunden bis zum Eingang der Zahlung) von 35 Tagen nicht immer, dass der monatlich geplante Umsatz dann auch nach 35 Tagen auf dem Konto ist. Vielleicht ist in diesem Monat ein wesentlicher Umsatz mit Kunden gemacht worden, die nur einmal im Quartal bezahlen. Das muss man im Zweifel wissen und berücksichtigen!
Lassen Sie Ihre Erfahrungen in die Finanz planung einfließen!
Tipp: Planen Sie Sicherheiten und Reserven ein In der Finanzplanung gibt es wie überall auch Planungsunsicherheit. Viele Pläne beinhalten eine gewisse Anspannung, sie sollen herausfor dernd sein. Vielleicht haben Sie die Umsätze optimistisch geplant, die Kosten dagegen etwas niedrig angesetzt, um Kosteneinsparungen ein zuplanen. Bei der Finanzplanung sollten Sie sich besser auf der sicheren Seite bewegen und Sicherheiten bzw. Reserven einbauen.
Erstellen eines Finanzplans Aus den bisherigen Daten wird jetzt der erste Entwurf eines Finanzplanes erstellt. Einnahmen und Ausgaben werden je Monat aufgelistet. Nach diesem ersten Schritt folgt meistens ein zweiter: Man wird den Finanzplan „kneten“. Was bedeutet „kneten“ des Finanzplans? Es gibt vielleicht Monate mit einem Liquiditätsüberschuss, in anderen Monaten stellen Sie planerisch eine Liquiditätslücke fest. Jetzt müssen Sie den Finanzplan „kneten“, das heißt Sie müssen Gegensteuerungsmaßnahmen planen, um die Liquiditätsüberschüsse oder -lücken gar nicht erst entstehen zu lassen. Ziel der Planung ist ein ausgeglichenes Verhältnis von Einzahlungen und Auszahlungen während einer Planperiode, also ein ausgeglichener Finanzplan.
Planen Sie Maßnahmen zur Gegen steuerung!
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3
Werkzeuge der Finanz und Liquiditätsplanung
Beispiel: Die Verschiebung von Personalkosten ist kaum möglich. Aber es können z. B. Investitionen verschoben werden. Kredite können früher aufgenom men werden oder man verschiebt in Absprache mit der Bank eine Tilgung. Wechsel werden eingelöst oder Privatentnahmen verschoben usw.
Maßnahmen für einen ausgeglichenen Finanzplan Fall 1: Der Finanzplan zeigt einen Liquiditätsüberschuss für die Planperiode. Mögliche Maßnahmen sind: • Außerordentliche Tilgung von Krediten • Investitionen vorziehen, die erst später geplant waren • Kurzfristige Überschüsse anlegen Fall 2: Der Finanzplan zeigt eine Liquiditätslücke für die Planperiode. Mögliche Maßnahmen sind: • Kreditaufnahme; die Zinsen hierfür belasten jedoch wiederum die Liquidität. • Sonstige Maßnahmen der Kapitalbeschaffung • Kostensenkungsmaßnahmen • Verschieben von Ausgaben, z. B. von Investitionen • Lieferantenkredite in Anspruch nehmen Fall 3: Der Finanzplan zeigt eine ausgeglichene Liquidität für die Planperiode: Auch wenn die Einzahlungen und Auszahlungen sich in der Planperiode ausgleichen, kann es durch unterschiedliche Zeitpunkte von Einzahlungen und Auszahlungen zu kurzfristigen Liquiditätsschwankungen kommen. Ein sorgfältiges Cashmanagement versucht dies zu verhindern. Bewährt hat sich in der Praxis ein kleines Liquiditätspolster, um nicht kurzfristige Zahlungen durch einen teuren Kontokorrentkredit finanzieren zu müssen. Dieses Beispiel bezieht sich auf den Finanzplan, der auf den folgenden Seiten (und auch auf der CD-ROM) abgebildet ist. Beispiel: Kneten eines Finanzplans (vgl. Abb. 24 und 25) Ein erster Finanzplan zeigt Liquiditätslücken in den Monaten 4, 5, 7 und 8. Jetzt können Sie die Investition von 60 im Monat 4 in den Mo nat 9 verschieben und bekommen so schon mal einen geglätteten Fi nanzplan. Darüber hinaus könnten Sie überlegen, ob die Kreditaufnah me im Monat 9 nicht halbiert werden kann und dafür die andere Hälfte im Monat 11 aufgenommen wird. So sparen Sie Zinsen.
110
Kurz und mittelfristige Planung: Cashmanagement
3
Abb. 24: Finanzplan
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3
Werkzeuge der Finanz und Liquiditätsplanung
Abb. 25: Finanzplan geknetet
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Kurz und mittelfristige Planung: Cashmanagement
3
Vergleich des Finanzplans mit den IstZahlen Nachdem Sie einen Finanzplan erstellt und gegebenenfalls „geknetet“ haben, liegt nun ein ausgeglichener Finanzplan vor. Diese Finanzplanung sollten Sie idealerweise mit den jeweiligen Ist-Zahlen vergleichen, um festzustellen, ob die Planung eintreffen wird oder ob sich Lücken abzeichnen. Analog zur Jahresplanung werden auch im Cashmanagement Abweichungen monatlich ermittelt, um bei Fehlentwicklungen gezielt gegenzusteuern. Die folgende Checkliste unterstützt Sie bei Ihrer kurz- und mittelfristigen Finanzplanung. Jede mit Nein beantwortete Frage sollte dazu führen, dass Sie diesen Punkt kritisch prüfen! Checkliste: Kurz und mittelfristige Planung Ja 1. Kennen Sie den Zusammenhang von Jahrespla nung und Jahresfinanzplanung? 2.
Sind Ihnen die cashwirksamen Positionen aus der Jahresplanung bekannt?
3.
Kennen Sie darüber hinaus die cashwirksamen Positionen, die Sie zusätzlich in der Finanzpla nung beachten müssen?
4.
Erstellen Sie bei der Finanzplanung auch Monats übersichten?
5.
Haben Sie eine Übersicht über die üblichen Ab grenzungen, die Buchhaltung oder Kostenrech nung in Ihrem Unternehmen vornehmen?
6.
Kennen Sie die durchschnittliche Debitorendauer bzw. die Zahlungsmoral der Kunden des Unter nehmens?
7.
Berücksichtigen Sie bei Ihrem Cashmanagement ein kleines Liquiditätspolster für unvorhergesehene Ausgaben?
8.
Vergleichen Sie regelmäßig die IstZahlen mit der Finanzplanung und erstellen Sie eine Abwei chungsanalyse?
Nein
PlanIst Vergleich und Abweichungs analyse
Siehe CDROM
Checkliste 6: Kurz und mittelfristige Planung
113
3
Werkzeuge der Finanz und Liquiditätsplanung
3.2
Langfristige Planung: Die strategische Sicht
Die langfristige Finanz und Liquiditätsplanung ist abhängig von der strategischen Planung eines Unternehmens. Im Rahmen der strate gischen Planung werden u. a. Entscheidungen über die Betriebsgröße des Unternehmens (Anzahl der Mitarbeiter, Produktionskapazität usw.) und die langfristige Produktpolitik getroffen. Die langfristige Finanz planung ist der Spiegel dieser strategischen Entscheidungen, denn letztendlich müssen alle Entscheidungen finanziell realisierbar sein.
Die strategische Planung legt die groben Rahmenbedingungen für die Geschäftstätigkeit fest: • Wo liegt die Kernkompetenz des Unternehmens? • Haben wir die richtigen Produkte? • Wo stehen wir im Markt und welche Marktentwicklung streben wir an? Die langfristige Planung sichert die Finanzierung der strategischen Entscheidungen
Die langfristige Finanzplanung fragt in diesem Zusammenhang: Wie wird die Geschäftstätigkeit des Unternehmens in den nächsten Jahren finanziert? Sind Finanzen und Liquidität langfristig gesichert? Strategische Finanzplanung bedeutet nicht die Fortschreibung der Vergangenheit, vielmehr sollen neue Finanzierungsmöglichkeiten für die Geschäftstätigkeit aufgezeigt werden. Instrumente der Innenund Außenfinanzierung werden gegeneinander abgewogen und innovative Finanzierungsinstrumente hinsichtlich der Anwendbarkeit auf das eigene Unternehmen geprüft. Ziel ist die langfristige Sicherung der Zahlungsfähigkeit des Unternehmens bei optimalen Kapitalkosten. Der Prozess der strategischen Finanzplanung wird unternehmensindividuell gestaltet. Zu den wichtigsten Instrumenten, die die Finanzplanung unterstützen, zählen: 1. Risikoanalyse 2. Portfolioanalyse 3. Frühwarnung Diese Instrumente werden im Folgenden näher beschrieben.
114
Langfristige Planung: Die strategische Sicht
3.2.1
3
Risikoanalyse
Im Rahmen der strategischen Planung geht es auch um die Analyse der Risiken, die mit der Geschäftstätigkeit verbunden sind. Unter anderem geht es um mögliche Risiken, die mit der Finanzierung des Unternehmens verbunden sind, z. B. das Risiko nur von einem Kapitalgeber abhängig zu sein. Die Risikoanalyse beschäftigt sich konkret mit folgenden Fragen: • Was kann passieren? • Warum kann es passieren? • Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für einen Schadenseintritt? • Was ist zu tun? Welche Gegenmaßnahmen sind nun zu ergreifen?
Mögliche Risikoquellen aufdecken
Dabei kommt es darauf an, mögliche Risiken systematisch und kontinuierlich zu erfassen. Meist gibt es Mitarbeiter im Unternehmen, die ein „Gespür“ für mögliche Risiken haben. Der Sinn einer Risikoanalyse ist aber die Einführung eines standardisierten, für alle nachvollziehbaren Vorgehens zur Aufdeckung und Behebung von Risiken.
Einführung einer nachvoll ziehbaren Vorgehensweise
RisikoCheckliste Eine Risiko-Checkliste hilft Ihnen, damit Sie rechtzeitig mögliche Risiken für das Unternehmen erkennen. Um Gegenmaßnahmen zur Abwehr der Risiken einleiten zu können, muss erst die Risikoquelle erkannt werden. Zudem ist es für die Einschätzung des Risikos wichtig zu klären, wie hoch die Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos und der damit verbundene mögliche Schaden für das Unternehmen ist. Das Ziel der Risikoanalyse ist es, sowohl das Risiko qualitativ zu beschreiben, als auch konkrete Gegenmaßnahmen festzulegen. Gewisse Risiken kann man versichern, z. B. Währungsrisiken, aber alle Risiken wird man nicht ausschließen können. Daher ist die laufende Überwachung der Risiken wichtig. Die folgende Risiko-Checkliste unterstützt Sie bei der Identifizierung möglicher Risikoquellen in Ihrem Unternehmen.
Risiken mini mieren oder abwenden
Siehe CDROM
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3
Werkzeuge der Finanz und Liquiditätsplanung
RisikoCheckliste Beschreibung einer möglichen Risikoquelle, die zu einem Schaden für das Unternehmen führen könnte
Wahrscheinlichkeit eines Schadenseintritts gering
hoch
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Eigenkapital Ist die Eigenkapitalquote o. k. (Branchenschnitt)? Kapitalbedarf Ist genügend Kapital für die Zukunft vorhanden? Besteht eine regelmäßige Kapitalbedarfsanalyse und planung? Finanzierung Ist die Finanzierung (vor allem zukünftiger Investitio nen) gesichert? Ist die Finan zierung bezahlbar? Liquidität Ist die Liquidität gesichert? Verlust Können mögliche Verluste verkraftet werden? In welcher Höhe und für wie lange? Unternehmenswert Wie entwickelt sich der Gesamtwert des Unternehmens? Ist der Unternehmenswert überhaupt bekannt?
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Beschreibung von Gegenmaßnahmen
Langfristige Planung: Die strategische Sicht
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Kredit Sind Kreditlinien ausreichend bzw. bereits ausgeschöpft? Müssen Kredite „überteuert" finanziert werden?
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Rückstellung Sind Rückstellungen risiko behaftet? Außenstände Sind die Forderungen sicher? Drohen Forderungsausfälle? Planung Wird überhaupt geplant? Wenn ja, wie realistisch ist die Planung? Optimierung Wird regelmäßig an Kosten senkung und Leistungs optimierung gearbeitet? Investition Wird insgesamt genügend investiert? Wird der Unternehmenswert erhalten? Investitionsabhängigkeit Hat das allgemeine Investiti onsverhalten der Wirtschaft insgesamt oder der Kunden Auswirkungen auf das Un ternehmen?
Checkliste 7: RisikoCheckliste
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3
Werkzeuge der Finanz und Liquiditätsplanung
Zinsänderungsrisiko Langfristige Kredite sind heute günstiger als 1990
Trägt der Kapitalgeber das Zins änderungsrisiko, verteuert sich der Kredit
Ratingagenturen veröffentlichen Länderratings
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Das Zinsniveau für z. B. langfristige Kredite ist seit 1990 gesunken, von ca. 9 % auf ein Niveau von um die 4,5 %. Die Zinsentwicklung verlief dabei nicht stetig nach unten, sondern Niedrig- und Hochzinsphasen wechselten sich regelmäßig ab. Die Zinsforderungen hängen dabei u. a. von der Inflationserwartung der Kapitalgeber ab. Das Zinsänderungsrisiko kann nun vom Kapitalgeber, z. B. der Bank, getragen werden. Damit verteuern sich aber die Finanzierungskosten. Trägt die Bank das Zinsänderungsrisiko, indem sie z. B. einen Kredit mit einem festen Zinssatz über die Laufzeit von 10 Jahren gewährt, so wird sie generell einen eher höheren Zinssatz als den aktuellen ansetzen. Trägt das Unternehmen das Zinsänderungsrisiko, so kann z. B. ein langfristiger Kredit von 10 Jahren jeweils mit kurzfristiger Zinsbindung (jeweils gültig ist der aktuelle Zins) vereinbart werden. Mehr dazu in Kapitel 2.1 Außenfinanzierung. Zinsänderungsrisiken werden laufend überwacht und wenn möglich, werden hohe Zinsbelastungen auf günstigere Zinsangebote umgeschichtet. Länder und Währungsrisiko Im Auslandsgeschäft sind bei der Risikoanalyse zusätzlich die Länderund Währungsrisiken abzuschätzen. Einschätzung des Länderrisikos Hier geht es um die Einschätzung des Landes, in dem das Unternehmen Geschäfte betreibt, bzw. um die Einschätzung der Länder, mit denen das Unternehmen Geschäftsbeziehungen unterhält. Von den großen Ratingagenturen werden hierzu auch spezielle Länderratings erstellt und veröffentlicht. Für die Bewertung der spezifischen Chancen und Risiken eines Landes werden folgende Kriterien herangezogen: • Staatsform, politische Rahmenbedingungen und Stabilität • Gesetzliche Rahmenbedingungen • Wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen • Währungspolitische Stabilität • Steuerliche Rahmenbedingungen • Soziale Rahmenbedingungen
Langfristige Planung: Die strategische Sicht
Es ist klar, dass Wirtschaftsbeziehungen zu einem Land mit politischen und sozialen Unruhen ein größeres Risiko bergen als Beziehungen zu einem politisch und wirtschaftlich stabilen Staat. Berechnung des Währungsrisikos Über einen hohen Dollarkurs freut sich der Exporteur, wenn er z. B. in die USA verkauft. Über einen niedrigen Dollarkurs freut sich der Einkäufer, der im Dollarraum einkauft. Immer aber ist es für das Unternehmen mit einem Risiko verbunden, wenn in Fremdwährung eingekauft oder verkauft wird. Achtung: Problematisch ist es, wenn z. B. ein Exporteur im Rahmen der Planung einen hohen Dollarkurs angesetzt hat und auf dieser Basis die Kosten geplant hat. Sinkt der Dollarkurs, bricht der Umsatz ein, die Kosten (in Euro) aber bleiben.
3 Währungs schwankungen können zum Vorteil oder Nachteil für das Unternehmen ausfallen
Deswegen sollte man einmal quantifizieren, was passieren kann, wenn sich Kurse ändern. Dies betrifft insbesondere Unternehmen, die einen Teil der Einkäufe oder Umsätze im Fremdwährungsraum tätigen oder z. B. in Dollar fakturieren, weil dies marktüblich ist. Was bedeutet 1 Cent Kursänderung? Interessant ist es auch, auszurechnen, was 1 Cent Kursänderung z. B. im Jahr bedeutet. Diese „1-Cent-Rechnung“ ist in Unternehmen weit verbreitet, insbesondere in großen Unternehmen. So bedeutet 1 Cent Kursänderung nach unten bei 25 Mio. USD Umsatz schon eine Umsatzeinbuße von ca. 178.000 EUR (bei einem Dollarkurs von 1,19). Achtung: Währungsrisiken in wirtschaftlich instabilen Ländern können 100 % und mehr betragen.
Berechnung des Währungsrisikos Die folgenden Tabellen zeigen Ihnen, wie Sie das Währungsrisiko berechnen können. In dem Beispiel wird von einem Basiswert von 300.000 USD ausgegangen. In der Tabelle sehen Sie, wie sich Kursschwankungen von 1 % bis 90 % finanziell auswirken.
119
3 Siehe CDROM
Werkzeuge der Finanz und Liquiditätsplanung
Fremdwährung Kurs zum EUR Stand/Basis Basiswert in Fremdwährung Basiswert in EUR
USD 1,1900 Plan 2007 300.000 252.101
Welchen Effekt hat eine 1-Cent-Kursänderung auf das Jahr gesehen? 1 Cent weniger 1 Cent mehr Schwankungs breiten
– 2.136 EUR + 2.101 EUR Untere Grenze in EUR
Obere Grenze in EUR
Differenz +/– in EUR
1% 2% 3% 4% 5% 6% 7% 8% 9% 10 %
249.580 247.059 244.538 242.017 239.496 236.975 234.454 231.933 229.412 226.891
254.622 257.143 259.664 262.185 264.706 267.227 269.748 272.269 274.790 277.311
2.521 5.042 7.563 10.084 12.605 15.126 17.647 20.168 22.689 25.210
12 % 14 % 16 % 18 % 20 %
221.849 216.807 211.765 206.723 201.681
282.353 287.395 292.437 297.479 302.521
30.252 35.294 40.336 45.378 50.420
25 % 30 % 35 % 40 % 45 % 50 %
189.076 176.471 163.866 151.261 138.655 126.050
315.126 327.731 340.336 352.941 365.546 378.151
63.025 75.630 88.235 100.840 113.445 126.050
60 % 70 % 80 % 90 %
100.840 75.630 50.420 25.210
403.361 428.571 453.782 478.992
151.261 176.471 201.681 226.891
Tab. 19: Berechnung des Währungsrisikos
120
Langfristige Planung: Die strategische Sicht
3
Forfaitierung Zur Absicherung des Länder- und Währungsrisikos von Auslandsforderungen kommt für exportorientierte Unternehmen z. B. die Forfaitierung infrage (siehe hierzu auch Kapitel 2.3.3). Tipp: Grundsätzlich gilt: Gehen Sie bei der Risikoeinschätzung auf Nummer sicher. Schätzen Sie Ihr Risiko eher ein wenig zu hoch ein, als blauäugig eine zu gute Einschätzung abzugeben, die Sie später bereuen könnten.
3.2.2
Portfolioanalyse
Der Begriff Portfolio kommt aus dem Bankenbereich. Dort spricht man z. B. von einem Wertpapier-Portfolio, d. h. ein Anleger hat verschiedene Wertpapiere in seinem Anlagedepot. Manche Wertpapiere sind sichere Anlagen, andere haben ein hohes Risiko.
Exkurs: Der Klassiker der Portfolioanalyse Zum Klassiker unter den strategischen Planungswerkzeugen wurde die Portfolioanalyse durch die Darstellung der strategischen Eckwerte (Marktanteil und Marktwachstum) bei der Beurteilung der Produktpalette eines Unternehmens. Durch die unterschiedliche Ausprägung der Eckwerte Marktanteil und Marktwachstum ergeben sich vier mögliche Konstellationen für ein Produkt (Idealposition ist meist die Ausprägung in der Darstellung rechts oben, siehe Abb. 26: Portfolioanalyse-Klassiker): • Star Befindet sich das Produkt in einem wachsenden Markt und hat gleichzeitig einen hohen Anteil an diesem Markt, so ist es ein „Star”-Produkt. Dies ist die Idealsituation für ein Produkt. • Question Mark Das „Question Mark” (Fragezeichen) ist ein Produkt, das sich in einem wachsenden Markt befindet, aber (noch) keinen hohen Marktanteil hat. Es könnte sich um ein neues Produkt handeln, von dem man noch nicht weiß, ob es sich am Markt behauptet oder ein Flop wird.
Idealposition: Star
Produkte, deren Entwicklung noch ungewiss ist
121
3
Werkzeuge der Finanz und Liquiditätsplanung •
Kein Markt wachstum aber gute Rendite •
Poor Dogs sind „out“
Cash Cow Als „Cash Cow” („Melkkuh” oder „Goldesel”) werden Produkte bezeichnet, die sich in einem Markt befinden, der nur noch wenig wächst, die aber an diesem Markt einen hohen Marktanteil haben und damit in großen Mengen abgesetzt werden können. Poor Dog Ein „Poor Dog” („Armer Hund”) ist schließlich ein Produkt, das es nie in den Markt geschafft hat, oder ein Produkt, das „out” ist. Das Marktwachstum ist gering und ebenso der Marktanteil.
Marktwachstum
„Question Marks“
„Stars“
• beobachten • fördern
• stark fördern • investieren
„Poor Dogs“
„Cash Cows“
• vom Markt nehmen
• Position halten • „ernten“
Niedrig
Idealposition
Hoch
Marktanteil Abb. 26: PortfolioanalyseKlassiker
Übertragung der Portfolioanalyse auf die Finanz und Liquiditätsplanung Strategische Beurteilung der Finanzierungs instrumente mittels Portfo lioanalyse
122
Übertragen auf die strategische Finanz- und Liquiditätsplanung eines Unternehmens bedeutet die Portfolioanalyse die Analyse der Finanzierungsinstrumente hinsichtlich unterschiedlicher Beurteilungskriterien. Dabei wird ein Portfolio der bestehenden Finanzierungsinstrumente dargestellt sowie deren gewünschte zukünftige Entwicklung.
Langfristige Planung: Die strategische Sicht
3
Beurteilungskriterium 1: Mitspracherecht des Kapitalgebers und der Finanzierungskosten Beispiel: Ein Unternehmen beurteilt seine bestehenden Finanzierungsinstrumente in einer PortfolioDarstellung hinsichtlich des Mitspracherechts der Ka pitalgeber sowie der Finanzierungskosten. Das Ziel dieser Beurteilung ist die Stärkung der Finanzierungsinstrumente, die dem Kapitalgeber wenig Mitspracherecht einräumen, bei geringen Finanzierungskosten. Ergebnis der Portfolioanalyse: Durch die PortfolioDarstellung wurde transparent, dass die Mitspra cherechte des PrivateEquity Kapitalgebers sehr hoch sind. Es wurde vereinbart, mittelfristig mehr auf MezzanineKapital umzusteigen, also z. B. verstärkt einen stillen Gesellschafter für das Unternehmen zu su chen. Vorteil wäre, dass der stille Gesellschafter nur geringe Mitspra cherechte hat. Niedrig Leasing
Mitsprache recht des Kapital gebers
Factoring Forfaitierung MezzanineKapital
Bankkredit
Private Equity
Hoch
Finanzierungskosten
Niedrig
Abb. 27: Portfolioanalyse: Mitspracherecht des Kapitalgebers
Der Pfeil in der Mitte der Grafik gibt die gewünschte Entwicklungsrichtung für die Finanzierungsinstrumente an.
123
3
Werkzeuge der Finanz und Liquiditätsplanung
Beurteilungskriterium 2: Risiko und Finanzierungskosten Beispiel: Ein Unternehmen beurteilt seine bestehenden Finanzierungsinstru mente in einer PortfolioDarstellung hinsichtlich des Risiko des Finan zierungsinstruments sowie der Finanzierungskosten. Ziel dieser Dar stellung ist es, diejenigen Finanzierungsinstrumente zu verstärken, die wenig Risiko beinhalten und zudem geringe Finanzierungskosten auf weisen. Ergebnis der Portfolioanalyse: Die Darstellung macht transparent, dass die Finanzierungsinstrumente des Unternehmens bereits jetzt vorwiegend im wenig risikoreichen Be reich angesiedelt sind. Um dies zu verstärken, soll das Mezzanine Kapital langfristig abgelöst werden, z. B. durch verstärkte Nutzung der Innenfinanzierung. Generell sollen die Finanzierungsinstrumente Facto ring und Leasing ausgebaut werden. Gerade durch eine stärkere Orien tierung auf Leasingverträge im Bereich Maschinen und Fuhrpark des Unternehmens erhofft man sich einen Rückgang des Finanzbedarfs ins gesamt.
Niedrig Leasing Private Equity
Risiko
Instrumente der Innenfinanzierung Factoring
Bankkredit
MezzanineKapital
Hoch
Finanzierungskosten
Niedrig
Abb. 28: Portfolioanalyse: Risiko und Finanzierungskosten
Die Pfeile in der Mitte der Grafik geben die gewünschte Entwicklungsrichtung für die Finanzierungsinstrumente an.
124
Langfristige Planung: Die strategische Sicht
3
Beurteilungskriterium 3: Kapitalbindung und Finanzierungskosten Beispiel: Ein Unternehmen beurteilt seine bestehenden Finanzierungsinstru mente in einer PortfolioDarstellung hinsichtlich der Kapitalbindungs dauer und der Finanzierungskosten. Ziel dieser Darstellung ist, die Finanzierungsinstrumente zu verstärken, die das Kapital lange an das Unternehmen binden und zudem geringe Finanzierungskosten aufweisen. Ergebnis der Portfolioanalyse: Die Darstellung macht transparent, dass kurzfristige Bankkredite in hoher Zahl genutzt werden. Offensichtlich werden Liquiditätsengpässe immer wieder mit teuren kurzfristigen Krediten überbrückt. Das Unternehmen beschließt, auf langfristigere Bankkredite umzuschichten und sich zu sätzlich mittelfristig um die Nutzung von MezzanineKapital, z. B. Nachrangdarlehen oder Genussscheine, zu bemühen.
Lange Instrumente der Innenfinanzierung MezzanineKapital
Private Equity
langfristige Bankkredite
Kapital bindung
kurzfristige Bankkredite Kurz Hoch
Finanzierungskosten
Niedrig
Abb. 29: Portfolioanalyse: Kapitalbindung und Finanzierungskosten
Die Pfeile in der Mitte der Grafik geben die gewünschte Entwicklungsrichtung für die Finanzierungsinstrumente an.
125
3
Werkzeuge der Finanz und Liquiditätsplanung
3.2.3 Vorbereitung auf zukünftige Entwicklungen
Frühwarnung
Frühwarnung ist ein weiteres Instrument im Rahmen der strategischen Planung. Ziel ist es, zukünftige mögliche Entwicklungen gedanklich durchzuspielen, um schon in der Planung Maßnahmen zur Gegensteuerung festzulegen. Szenariotechnik
Was wäre, wenn …?
Bei der Szenariotechnik geht es um die spannende Frage „Was wäre, wenn ...?“ Sich ein Szenario vorzustellen oder zu berechnen heißt, dass man sich Gedanken um die zukünftige Entwicklung der Finanzierung des Unternehmens macht. Beispiele: Was wäre, wenn ... • ein Gesellschafter das Unternehmen verlässt? • der Euro um 20 % an Wert gegenüber dem Dollar verliert? • die Bank die nächste Kreditaufnahme von einer Ratingeinstufung abhängig macht? • die Zahlungsmoral der Kunden zurückgeht?
Wie wird die Finanzsituation in drei oder fünf Jahren sein?
126
Dabei muss ein Unternehmen nicht immer nur die Extremszenarien bedenken, wie z. B.: „Welche Auswirkungen hat es, wenn wir für unser Wachstum eine Kapitalaufstockung von 25 % benötigen?“ Es geht auch darum, sich auszumalen, wie die Finanzsituation in drei oder fünf Jahren sein könnte. Ein Unternehmen sollte sich regelmäßig Gedanken um die Entwicklung von Zukunftsbildern, also Szenarien machen. Wie werden sich die Kapitalmärkte entwickeln? Welche finanziellen Risiken könnten von politischen Entscheidungen (Streichung von Subventionen, Steuererhöhungen etc.) ausgehen? Je besser man zukünftige Entwicklungen schon mal in Gedanken und vielleicht auch in harten Zahlen in der Finanzplanung durchgespielt hat, desto leichter fällt die Reaktion auf Veränderungen. Im besten Fall hat man sich auf die Änderung vorbereitet und rechtzeitig Maßnahmen ergriffen.
Langfristige Planung: Die strategische Sicht
In der Praxis werden häufig zwei Extremszenarios erstellt: 1. Worst-Case-Szenario: Was tritt im schlimmsten Fall ein? 2. Best-Case-Szenario: Was passiert im günstigsten Fall?
3 WorstCase und BestCase Szenarien
Die zukünftige Finanzsituation des Unternehmens wird sich wahrscheinlich irgendwo zwischen diesen beiden Extremszenarios abspielen. Die folgende Abbildung zeigt die mögliche Entwicklung des Finanzbedarfs über einen Zeitraum von 5 Jahren.
Finanzierungsbedarf
1. Jahr
Gegenwart
2. Jahr
3. Jahr
4. Jahr
5. Jahr WorstCaseSzenario: Anstieg des Finanzbedarfs
wahrscheinliche Entwicklung des Finanzbedarfs BestCaseSzenario: Rückgang des Finanzbedarfs
Zeit
Zukunft
Abb. 30: SzenarioDenkmodell
GapAnalyse Die Gap-Analyse (englisch: „gap“ = Lücke) will eine mögliche strategische Lücke aufzeigen. Als strategische Lücke wird dabei das Auseinanderklaffen von gewünschter Erreichung eines strategischen Zieles und tatsächlicher aktueller Prognose dieser Zielerreichung bezeichnet. Die strategische Lücke lässt sich auch grafisch anschaulich darstellen, wie die folgende Abbildung zeigt:
Gap = die strategische Lücke
127
3
Werkzeuge der Finanz und Liquiditätsplanung
Zielwert: z. B. Eigenkapitalquote
25 %
15 %
Gegenwart
Hier wollen Sie hin … Strategisches Ziel Strategische Lücke (Gap): Vergleich strategisches Ziel mit aktueller Prognose
Aktuelle Prognose … und hier werden Sie wohl ankommen
Zukunft
Abb. 31: GapAnalyse
Beispiel: Erhöhung der Eigenkapitalquote von 15 % auf 25 % Die Abbildung zur GapAnalyse zeigt: Das strategische Ziel des Unter nehmens ist die Erhöhung der Eigenkapitalquote um 10 %. Dieses Ziel will man durch neues Beteiligungskapital und/oder MezzanineKapital erreichen. Bisher hat das Unternehmen aber noch keinen stillen Ge sellschafter gefunden und hat noch Vorbehalte, was Private Equity be trifft. Lediglich ein Nachrangdarlehen konnte aufgenommen werden, was allerdings nur als wirtschaftliches Eigenkapital gilt und als Fremd kapital in die Bilanz eingeht. Aber das Nachrangdarlehen verbessert zumindest die Ratingeinstufung. Die aktuelle Prognose spricht nicht dafür, dass das strategische Ziel von + 10 % erreicht wird. Also ist die GapAnalyse Anlass dafür, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um doch noch das Ziel zu erreichen, z. B. verstärkt Informationen über Private EquityGesellschaften einholen. Strategische Ziele sind oft hoch gesteckt
128
Strategische Ziele sind häufig recht ehrgeizig aufgestellt, so dass sich in der Betrachtung der strategischen Ziele eines Unternehmens oft große Lücken bei der Zielerreichung ergeben. Von Zeit zu Zeit sollten Sie eine Gap-Analyse durchführen und überprüfen, ob Sie sich in Ihrer strategischen Zielsetzung nicht überschätzen.
Langfristige Planung: Die strategische Sicht
3
Die folgende Checkliste unterstützt Sie bei Ihrer langfristigen Unternehmensplanung. Jede mit Nein beantwortete Frage sollte dazu führen, dass Sie diesen Punkt kritisch prüfen! Checkliste: Langfristige Unternehmensplanung 1.
Wird in Ihrem Unternehmen eine langfristige stra tegische Planung durchgeführt?
2.
Wird in Ihrem Unternehmen regelmäßig eine Risi koanalyse durchgeführt?
3.
Kennen Sie die Zins, Länder und Währungsrisiken Ihrer Finanzierungsinstrumente?
4.
Kennen Sie das strategische Hilfsmittel der Portfo lioanalyse? Wird es in Ihrem Unternehmen auch zur Beurteilung der Finanzierungsinstrumente an gewendet?
5.
Denken Sie im Rahmen der langfristigen Planung auch an Maßnahmen zur Frühwarnung?
6.
Werden hinsichtlich der möglichen Entwicklung der finanziellen Situation des Unternehmens auch WorstCase und BestCaseSzenarien durchge spielt?
7.
Wurde in Ihrem Unternehmen schon einmal eine GapAnalyse zur Beurteilung des Zielerreichungs grades der strategischen Ziele durchgeführt?
Ja
Nein
Siehe CDROM
Checkliste 8: Langfristige Unternehmensplanung
129
4
Investitionen planen und rechnen!
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern
Einer der wesentlichen Finanzierungsanlässe ist die Realisierung von Investitionen. Deswegen sind die Themen Investition und Finanzierung eng verknüpft. (Aus diesem Grund werden diese Themen gemeinsam als Spezialisierungsfach in Hochschulen angeboten.) Grundsätzlich gilt: Investitionen entscheiden über die Zukunft des Unternehmens. Daher ist die sorgfältige Planung und Kalkulation von Investitionen so wichtig. Man fragt sich, warum dies in der Praxis insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen so vernachlässigt wird. Beispiel: Fehlinvestition wegen mangelnder Rechnung Ein Werkzeugbauer legte sich eine hochmoderne Fräsmaschine zu. Sie war rund dreimal so schnell wie die alte Maschine. Was übersehen wurde: Die alte Maschine war bereits abgeschrieben und verursachte keine Kosten mehr. Die neue Anlage musste teuer mittels Kredit finan ziert werden und verursachte hohe Kosten. Zudem lag die Auslastung der Anlage nur bei ca. 40 %. Fazit: Diese Hochtechnologie begeisterte zwar die Techniker des Betriebes, aber nicht den kaufmännischen Geschäftsführer. Die Amortisation der Fräsmaschine gelang nicht, die Kosten konnten über die Preise nicht eingefahren werden. Alles in allem war es eine Fehlinvestition, die teuer finanziert wurde.
Es gelten drei Grundregeln für das Investitionsmanagement: 1. Die Investition muss sich in die Gesamtplanung des Unternehmens einfügen, sie muss notwendig sein. 2. Die Investition muss betriebswirtschaftlich sinnvoll sein, sie muss sich rechnen. Dafür gibt es die Investitionsrechnungen. 3. Die Investition muss möglichst günstig finanziert werden, entweder durch die Außen- oder Innenfinanzierung.
130
Investitionsplanung: Über Investitionen sicher entscheiden
4.1
4
Investitionsplanung: Über Investitionen sicher entscheiden
Die Investitionsplanung schafft erste Voraussetzungen für die Investitionsentscheidung. Sie bringt Transparenz in die diversen Investitionsvorhaben des Unternehmens und beschafft Basisinformationen für die Entscheidungen über die richtige bzw. wirtschaftlich sinnvollste Investition. Was ist eine Investition? Oft ist zu hören: „Wir investieren in den Markt“. Damit will man sagen, dass vielleicht Werbemaßnahmen oder Kundenbetreuung gefördert werden. Oder: „Wir müssen mehr in Forschung und Entwicklung investieren“. Damit soll nicht etwa nur gesagt werden, dass Maschinen zur Forschung und Entwicklung angeschafft werden sollen, sondern es sind alle Kosten dieses Bereiches, z. B. auch Personalkosten, gemeint. Diese Definitionen sind, wenn auch gängig in der Praxis, falsch. Eine Investition ist die Beschaffung eines Betriebsmittels, das zum An lagevermögen des Betriebes zählt.
Definieren Sie richtig, was eine Investition ist
Eng betrachtet ist alles, was nicht Anlagevermögen wird, keine Investition. Auf der anderen Seite kann man aber auch die „Investitionen“ in den Markt oder in Forschung und Entwicklung wie die klassischen Investitionen in das Anlagevermögen behandeln. Genau so machen es nämlich Projektrechnungen. Auch „Investitionen“ z. B. in den Markt wollen finanziert sein. Desinvestition Eine Desinvestition ist das Gegenteil einer Investition, nämlich das Ausscheiden eines Anlagegutes aus dem Anlagevermögen, z. B. durch Verkauf, Verschrottung usw. Wenn ein Anlagegut verkauft wird, kann die Desinvestition zur Finanzierung (Innenfinanzierung) dienen. Dadurch werden dem Unternehmen liquide Mittel zugeführt.
Desinvestition als Teil der Finanzierung
131
4
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern
Investitionsarten
Definieren Sie die Investition im Vorfeld
132
Die Differenzierung von Investitionen ist nicht nur eine definitorische Spielerei. So lassen sich bestimmte Investitionen innerhalb des Unternehmens organisatorisch unterschiedlich behandeln (z. B. Erstinvestition anders als Ersatzinvestition). Manchmal erkennt man bereits durch die Organisationsart, dass der Entscheidungsspielraum dieser Investition gering ist (z. B. Investition auf Grund behördlicher Auflage). Es gibt sehr differenzierte Vorschläge zur Gliederung der Investitionsarten. Die folgende Unterteilung in fünf verschiedene Investitionsarten hat sich in der Praxis weitestgehend durchgesetzt: • Erst- oder Neuinvestition Diese Investitionsart spielt z. B. bei Gründung des Unternehmens eine Rolle: Aus der Vergangenheit gibt es keine Vergleichsobjekte. Dadurch ergibt sich ein erhöhtes Risiko bei der Investitionsrechnung. • Ersatzinvestition Ein Betriebsmittel wird ersetzt, weil es entweder kaputt oder zu wartungsanfällig war. Problematisch ist diese Definition, da im Zuge der immer schnelleren technischen Entwicklung kaum noch ein Anlagegut 1 : 1 ersetzt wird. Der Kauf einer neuen Anlage hat in der Regel ein besseres Leistungsvermögen zur Folge, auch wenn dies nicht einmal beabsichtigt war. So ergeben sich hier Überschneidungen zu den Rationalisierungsinvestitionen. • Rationalisierungsinvestition Ein Betriebsmittel wird durch ein anderes, wirtschaftlicheres ersetzt. Entweder ist das Leistungsvermögen der Neuinvestition besser, oder durch die Investition werden Kosten gespart. • Erweiterungsinvestition Bei dieser Investitionsart geht es um die Erweiterung des Betriebsmittelbestandes. In der Regel wird eine Absatzerhöhung erwartet oder sie ist bereits eingetroffen. Engpässe sollen beseitigt oder neue Produkte hergestellt werden. • Investition auf Grund behördlicher Auflagen Diese Investitionsart wird manchmal auch „obligate Investition“ genannt. Dazu zählen: Umweltschutzauflagen, Auflagen von Berufsgenossenschaft oder Gewerbeaufsicht (z. B. Sicherheitsaufla-
Investitionsplanung: Über Investitionen sicher entscheiden
4
gen). Hier stellt sich meist nicht die Frage, ob die Investition rentabel ist, sondern es geht im Wesentlichen um die Art und Weise der möglichst wirtschaftlichen Durchführung. In der folgenden Abbildung sind die Investitionsarten noch einmal zusammengefasst: Einteilung von Investitionen
Erst oder Neuinvestition
Ersatz investition
Rationalisie rungs investition
Erweiterungs investition
Behördliche Auflagen
Übergänge fließend
Abb. 32 Einteilung von Investitionen
Bewertungskriterien von Investitionen Die Frage ist nun, ob investiert werden soll bzw. welche Investition realisiert wird. Für diese Entscheidung steht Ihnen eine Reihe von Kriterien zur Verfügung: Entscheidungskriterien für Investitionen
Wirtschaft lichkeit Beurteilung nach den Folgekosten oder danach, welchen Gewinn die Investition bringt
Rentabilität Beurteilung nach dem eingesetzten Kapital Wie verzinst sich die Investition?
Risiko
Qualitative Kriterien
Amortisations zeit der Investition
Soziale und technische Kriterien
Sind die Gewinne oder Renditen realistisch?
Berücksichti gung der so genannten Soft Facts
Liquidität Möglichkeiten der Finanzie rung der Investition Ist überhaupt das Geld vorhanden?
Alter nativ e: Nic ht inv estier en ? Abb. 33: Entscheidungskriterien für Investitionen
133
4 Nicht immer entscheidet ein Rechenvorgang
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern
In erster Linie wird es ein Rechenvorgang sein, der zur Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Investition führt. Aber auch die so genannten qualitativen bzw. nicht quantifizierbaren Faktoren dürfen nicht unterschätzt werden. Beispiel: Eine Anlage zur Wiedergewinnung von Rohstoffen macht wirtschaftlich im ersten Ansatz vielleicht keinen Sinn. Nach außen aber kann die Aussage: „Dieses Unternehmen arbeitet umweltbewusst!“ positive Ef fekte haben.
Nichtinvestition?
Oft geht es auch ohne Investitionen
Häufig wird vergessen, dass auch die Alternative „Nichtinvestition“ in die Vergleichsbetrachtung einbezogen werden sollte. So werden häufig Investitionsalternativen geprüft, und dabei vergessen, welche positiven Auswirkung es haben kann, wenn nicht investiert wird: • Kann z. B. durch vermehrten Zukauf das Absatzziel trotzdem erreicht werden? • Können Teile des Produktionsprozesses fremdvergeben werden? • Und nicht zuletzt: Wie dringend ist eigentlich die Investition? Es ist schon vorgekommen, dass investiert wurde, einfach weil es etwas Neues auf dem Markt gab. Ferner ist vorgekommen, dass der Auslöser der Investition nur das Technikinteresse einiger Mitarbeiter war. Tipp: Warten Sie auf fallende Preise Prüfen Sie immer, ob ein späterer Investitionszeitpunkt möglich ist. So werden z. B. Computer, zugespitzt formuliert, täglich billiger. Aber auch andere Anlagegüter fallen eher im Preis. Auch werden Anlagegüter bei den heutigen kurzen Produktzyklen immer leistungsfähiger. Also: Etwas warten und Sie bekommen mehr fürs Geld.
Die Checkliste auf der folgenden Seite unterstützt Sie bei Ihrer Investitionsplanung. Jede mit Nein beantwortete Frage sollte dazu führen, dass Sie diesen Punkt kritisch prüfen!
134
Investitionsplanung: Über Investitionen sicher entscheiden
Checkliste: Investitionsplanung
Ja
1.
Haben Sie eine mit den Eckdaten der Unterneh mensplanung abgestimmte Investitionsplanung?
2.
Haben Sie ein internes Investitionsprocedere, das zielgerichtet Investitionen im Unternehmen plant, rechnet, Alternativen sucht usw.?
3.
Sind alle für Investitionen im Unternehmen ver antwortlichen Mitarbeiter über die Grundzüge der Investitionsplanung und rechnung infor miert?
4.
Haben Sie Bewertungskriterien für die verschie denen Investitionsarten, z. B. Wirtschaftlichkeit, Risiko, Umweltschutzgesichtspunkte usw.?
5.
Nicht immer können alle Investitionen realisiert werden. Gibt es interne Kriterien, um die wich tigsten bzw. notwendigsten Investitionen zu erkennen?
6.
Gibt es jemanden im Unternehmen, der verant wortlich ist für die betriebswirtschaftliche Be treuung von Investitionsentscheidungen?
7.
Haben Sie Alternativen zur Investition geprüft, z. B. nicht investieren, Fremdzukauf usw.?
8.
Gibt es Verantwortliche für die Durchführung der Investition, wenn einmal über die Investition entschieden wurde?
Nein
4 Siehe CDROM
Checkliste 9: Investitionsplanung
135
4
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern
4.2
Investitionsrechnung: Werkzeuge zur Entscheidungsfindung
Investitionsrechnungen sind das Kernstück des Investitionsmanage ments. Ziel ist es, zu ermitteln, • ob sich das geplante Investitionsprojekt grundsätzlich lohnt, und • welche Investitionsalternative die (wirtschaftlich) vorteilhafteste ist. Orientieren Sie sich an dem Grundsatz: Keine Investition ohne aussage kräftige vorherige Investitionsrechnung! Eine grobe Investitionsrech nung ist immer noch besser als gar keine Rechnung.
Die Praxis geht pragmatisch vor
Das Thema Investitionsrechnung gehört zu den etwas komplizierteren Kapiteln der Betriebswirtschaftslehre. (Dies gilt insbesondere für die finanzmathematischen Methoden.) Es gibt eine kaum noch zu überblickende Fülle an Literatur zu diesem Thema. Besonders im finanzmathematischen Bereich hat es in den letzten Jahren sehr viele Veröffentlichungen gegeben. Hier diskutieren die Spezialisten untereinander. Für den Praktiker sind viele Diskussionen kaum noch nachvollziehbar. Und in der Tat haben diese Diskussionen kaum Auswirkung auf die betriebliche Praxis. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen mit begrenztem Investitionsvolumen neigen eher zu den einfacheren Modellen. Merke: Eine grobe Investitionsrechnung ist immer noch besser als gar keine Rechnung. In der folgenden Abbildung sind die Methoden der Investitionsrechnung zusammengefasst: Methoden der Investitionsrechnung
Statische Methoden
Dynamische Methoden
• Kostenvergleichsrechnung
• Kapitalwertmethode
• Gewinnvergleichsrechnung
• Annuitätenmethode
• Rentabilitätsrechnung
• Interne Zinsfußmethode
• Amortisationsrechnung Abb. 34: Methoden der Investitionsrechnung
136
Investitionsrechnung: Werkzeuge zur Entscheidungsfindung
Statische Methoden In der Praxis werden sehr oft statische Methoden angewandt. Sie sind einfacher als die dynamischen Methoden. Nachteil: Ihre Aussagen haben nicht die Qualität dynamischer Methoden, weil sie nicht die Ausgaben und Einnahmen über die gesamte Lebensdauer der Investition berücksichtigen. Mit anderen Worten: Es wird nicht berücksichtigt, was künftige Einnahmen und Ausgaben aus der Investition zum Zeitpunkt der Investitionsentscheidung – nämlich heute – wert sind.
4 Einfach und schnell
Dynamische Methoden Mit dynamischen Methoden werden die Probleme der statischen Methoden vermieden. Die dynamischen Methoden berücksichtigen Ausgaben- und Einnahmeströme während der gesamten voraussichtlichen Nutzungsdauer. Der Zeitbezug wird durch finanzmathematische Methoden berücksichtigt.
Komplizierter, aber genauer
Die Checkliste auf der folgenden Seite unterstützt Sie bei der Durchführung einer Investitionsrechnung. Beantworten Sie mit Ja oder Nein! Jede mit Nein beantwortete Frage sollte dazu führen, dass Sie diesen Punkt kritisch prüfen!
137
4 Siehe CDROM
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern
Checkliste: Investitionsrechnung
Ja
1.
Basisfrage: Arbeiten Sie überhaupt mit Investitions rechenmethoden?
2.
Sind die wichtigsten Investitionsrechenmethoden im Unternehmen bekannt und auf ihre Anwendung hin überprüft?
3.
Werden von Zeit zu Zeit die benutzten Investitions methoden im Hinblick auf ihre Tauglichkeit ge prüft?
4.
Ändern Sie, bzw. überprüfen Sie zumindest von Zeit zu Zeit die Eckdaten Ihrer Investitionsrechnungen, z. B. den Zinsfuß usw.
5.
Steht der zeitliche Aufwand für die Investitionsre chenmethoden in vernünftiger Relation zum be triebswirtschaftlichen Ergebnis?
6.
Sind die Mängel und Ungenauigkeiten der einzel nen Rechenmethoden (auch der dynamischen!) be kannt und werden bei Entscheidungen berücksich tigt?
7.
Gehen die Ergebnisse der Investitionsrechnungen in Ihre Finanz und Liquiditätsplanung mit ein, d. h. werden Sie Bestandteil Ihrer Planung?
8.
Kontrollieren Sie regelmäßig die Ergebnisse Ihrer getätigten Investitionen und vergleichen Sie diese mit den geplanten Ergebnissen der Investitionsrech nungen?
Nein
Checkliste 10: Investitionsrechnung
Auf den folgenden Seiten wird auf die Methoden der Investitionsrechnung im Einzelnen eingegangen.
Statische Methoden Statische Methoden sind einfach und praktikabel. Sie lassen sich schnell durchführen und sind auch für betriebswirtschaftlich nicht geschulte Mitarbeiter gut nachvollziehbar. Letztlich reichen drei Eckdaten für diese Investitionsrechnung:
138
Investitionsrechnung: Werkzeuge zur Entscheidungsfindung
1. Investitionshöhe bzw. investiertes Kapital für diese Investition 2. Die Kosten der Investition (jährlich oder über die Laufzeit der Investition) 3. Umsatz mit der Investition (Diese Umsatzdaten sind häufig nicht ermittelbar. Allerdings sind sie auch nicht für alle Rechnungen notwendig.)
4 Mit wenigen Daten schnell erste Ergebnisse
Aus diesen Daten können die statischen Investitionsrechenmethoden abgeleitet werden. Ermittlung der Investitionshöhe Die einmaligen Ausgaben für die Investition sind die Basis jeder Investitionsrechnung. Diese sind meist höher als man denkt. Denn schnell werden Posten vergessen, die über die reinen Anschaffungskosten hinausgehen. Wie Sie die Investitionshöhe berechnen, zeigt die folgende Beispielrechnung: Projektbezeichnung: Nutzungsdauer:
Fräsmaschine SK 400 Fa. Kleinert 8 Jahre
Einmalige Ausgaben
Gesamtbetrag
Anschaffungskosten Anschaffungsnebenkosten Entwicklungskosten Bauliche Maßnahmen Sonstiges Summe
Berücksichtigen Sie alle Ausgaben!
Siehe CDROM
Abschreibung
Zinsen
(jährlich)
(jährlich)
25.000
3.125
1.300
2.000
250
0
0
0
0
1.350
169
0
0
0
0
28.350
3.544
1.300
Tab. 20: Ermittlung der Investitionshöhe
Ermittlung der laufenden Kosten für die Investition Jetzt werden die Kosten entweder für ein repräsentatives Jahr oder über die Laufzeit der Investition ermittelt, im nachfolgenden Beispiel über die Laufzeit der Investition (vgl. Tabelle auf der folgenden Seite):
Wichtiger Eckpunkt der Investitions rechnung
139
4
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern
Tab. 21: Kostenermittlung statische Methoden
140
Investitionsrechnung: Werkzeuge zur Entscheidungsfindung
4
Wie werden Zinsen bei der Kostenrechnung angesetzt? Zinsen können z. B. als Schuldzinsen für aufgenommenes Fremdkapital angesetzt werden: Zinsen, die an die Bank zu zahlen sind. Alternativ können aber auch so genannte kalkulatorische Zinsen zum Ansatz kommen. Dies sind Zinsen für das eingesetzte (Eigen-) Kapital. Denn man hätte das Geld für die Investition auch alternativ anlegen können, z. B. in Aktien oder festverzinslichen Papieren. Die dadurch entgangenen Zinsen wären nun als kalkulatorische Zinsen anzusetzen, denn sie müssen ja mit der Investition „verdient“ werden.
Kalkulatorische Zinsen statt Schuldzinsen?
Kostenvergleichsrechnung Bei der Kostenvergleichsrechnung werden die Kosten verschiedener Investitionsalternativen verglichen. Diese Methode kommt vor allem bei Ersatzinvestitionen oder bei behördlichen Auflagen infrage. Ferner wird sie bei allen Investitionen angewandt, bei denen ein Gewinn nicht direkt der Investition zurechenbar ist. (Dies ist in der Praxis sehr häufig der Fall, denn meist kann man die Gewinne des Unternehmens nicht auf einzelne Investitionen bzw. Anlagen verteilen.) Suche nach der Entscheidungskriterium Kostenvergleichsmethode: billigsten Diejenige Investitionsalternative bekommt den Zuschlag, die jährlich Investition oder über die Laufzeit der Investition die niedrigsten Kosten aufweist. Siehe CDROM
Projektbezeichnung: Fräsmaschine SK 400 Fa. Kleinert Alternative Kostenart
A
B
C
Abschreibungen
28.352
23.650
41.260
Zinsen
10.400
9.300
12.300
Betriebskosten
57.200
52.500
47.500
0
0
0
11.100
9.300
10.100
Mieten Wartung Instandhaltung
8.900
7.700
7.700
Raumkosten
0
0
0
Versicherung
0
0
0
2.000
2.000
2.000
266.800
266.800
266.800
7.700
7.700
8.000
392.452
378.950
395.660
Administrationsmaterial Personalkosten Sonstige Kosten Summe
141
4
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern
Kostenvergleich 400.000 395.000
In Euro
390.000 385.000 380.000 375.000 370.000 A
B
C Abb. 35: Kostenvergleichsmethode
Vergleichen Sie auch die Leistung! Sie sollten aber nicht nur die Gesamtkosten vergleichen, sondern auch die Kosten pro Leistungseinheit: Kosten pro Leistungseinheit Leistung Kosten pro Leistungseinheit
142
Alternative A
B
C
22.000
22.000
28.000
17,84
17,23
14,13
Investitionsrechnung: Werkzeuge zur Entscheidungsfindung
4
Kosten pro Leistungseinheit 20,00 18,00 16,00 In Euro
14,00 12,00 10,00 8,00 6,00 4,00 2,00 0,00 A
B
C
Abb. 36: Kosten pro Leistungseinheit
Tipp: Falls sich die Investitionen im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit un terscheiden, werden zusätzlich die Kosten pro Leistungseinheit (z. B. Stück) ermittelt. Allerdings ist regelmäßig zu fragen, ob die höhere Ka pazität einer Anlage tatsächlich (vom Markt) benötigt wird.
Gewinnvergleichsmethode Diese Methode berücksichtigt, dass alternative Investitionen unterschiedliche Erträge haben können. Jetzt werden die Erträge bzw. Umsätze den Kosten einer Investitionsalternative gegenüber gestellt. Voraussetzung ist allerdings, dass einer Investition z. B. Umsätze eindeutig zurechenbar sind. Erlöse bzw. Umsätze aus der Investition –
Kosten der Investition
=
Gewinn
143
4
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern
Entscheidungskriterium Gewinnvergleichsmethode: Diejenige Investitionsalternative mit der höchsten Gewinnerwartung bekommt den Zuschlag.
So sieht eine Gewinnvergleichsrechnung aus (Jahresbetrachtung): Siehe CDROM
Projektbezeichnung: Einrichtung von Zweigstellen Alternative Umsatz/Kosten
A
Umsatz
400.000
B
C
415.000
490.000
Abschreibungen
50.000
50.000
Zinsen
30.000
30.000
50.000 33.000
Betriebskosten
60.000
60.000
60.000
Mieten
8.000
8.000
8.000
Wartung
5.000
5.000
5.000
Instandhaltung
5.000
5.000
5.000
Raumkosten
6.500
6.500
6.500
Versicherung
35.000
35.000
35.000
Administrationsmaterial Personalkosten
3.000
3.000
3.000
65.000
85.000
105.000
Sonstige Kosten
43.000
43.000
65.000
Summe Kosten
310.500
330.500
386.400
89.500
84.500
103.600
Gewinn
In Euro
Gewinnvergleich 120.000 100.000 80.000 60.000 40.000 20.000 0 A
B
C Abb. 37: Gewinnvergleichsmethode
144
Investitionsrechnung: Werkzeuge zur Entscheidungsfindung
4
Tipp: Rechnen Sie realistisch! Bei der Gewinnvergleichsrechnung ist die Abstimmung mit dem Marke ting bzw. dem Vertrieb unbedingt notwendig, damit realistische Umsät ze (und nicht etwa die technischen Kapazitäten) in die Rechnung ein bezogen werden. So sieht eine Gewinnvergleichsrechnung aus:
Rentabilitätsrechnung Bei der Rentabilitätsrechnung wird zusätzlich noch das investierte Kapital für die Investitionsalternativen berücksichtigt. Danach ist eine Investition dann vorteilhaft, wenn • sich eine Verzinsung des investierten Kapitals in der Höhe ergibt, die vom Investor erwünscht ist, • die Rentabilität der Investition besser ist als bei alternativen Kapitalanlagen, z. B. Aktien.
Der Kapital einsatz wird geprüft
Jahresgewinn × 100
Man rechnet:
investiertes Kapital
Entscheidungskriterium Rentabilitätsrechnung: Diejenige Investitionsalternative mit der höchsten Rentabilität bekommt den Zuschlag.
So sieht eine Rentabilitätsrechnung aus (Jahresbetrachtung): Siehe CDROM
Projektbezeichnung: Einrichtung von Zweigstellen Alternative Kapital/Umsatz/Kosten
A
B
C
Investiertes Kapital
500.000
525.000
600.000
Umsatz
400.000
415.000
490.000
Abschreibungen
50.000
50.000
50.000
Zinsen
30.000
30.000
33.000
Betriebskosten
60.000
60.000
60.000
Mieten
8.000
8.000
8.000
Wartung
5.000
5.000
5.000
Instandhaltung
5.000
5.000
5.000
Raumkosten
6.500
6.500
6.500
Versicherung
35.000
35.000
35.000
3.000
3.000
3.000
Administrationsmaterial
145
4
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern Personalkosten
65.000
85.000
105.000
Sonstige Kosten
43.000
43.000
65.000
Summe Kosten
310.500
330.500
386.400
Gewinn
89.500
84.500
103.600
Rentabilität
17,9 %
16,1 %
17,3 %
Rentabilitätsvergleich 18,5% 18,0%
In Prozent
17,5% 17,0% 16,5% 16,0% 15,5% 15,0% A
B
C Abb. 38: Rentabilitätsrechnung
Natürlich muss sich auch hier, ebenso wie bei der Gewinnvergleichsmethode, ein konkreter Gewinn der Investition zurechnen lassen.
Amortisationsrechnung Bei der Amortisationsrechnung geht es um die Frage: Wann wird sich die Investition amortisieren? Es wird die Zeitdauer ermittelt, in der der Kapitaleinsatz durch Gewinne und verdiente Abschreibungen wieder zurückfließt.
146
Investitionsrechnung: Werkzeuge zur Entscheidungsfindung
Der Rückfluss, die Einnahmen (Cash) aus der Investition sind höher als nur die Gewinne, da im Gewinn Abschreibungen als Kosten negativ berücksichtigt sind. Deswegen ermittelt man die Amortisationsdauer mittels Gewinn + Abschreibungen. Es wird also eine „CashBetrachtung“ angestellt. Plakativ gesagt: Man hat einmal Geld ausgegeben und achtet jetzt darauf, wie schnell es zurückfließt. Je schneller nun das Geld zurückfließt, desto risikoloser ist die Investition. Je schneller das Geld wieder eingespielt ist, desto geringer das Risiko, dass noch etwas passiert und die Investition fehlschlägt. Es gilt: Kurze Amortisationszeit = geringes Risiko der Investition. Formel:
Kapitaleinsatz Gewinn + Abschreibungen pro Jahr
4 Wann fließt das Geld wieder zurück?
Gute Methode zur Risiko beurteilung
Entscheidungskriterium Amortisationsrechnung: Diejenige Investitionsalternative mit der schnellsten Amortisationszeit bekommt den Zuschlag.
So sieht eine Amortisationsrechnung aus: Siehe CDROM
Projektbezeichnung: Einrichtung von Zweigstellen Alternative Kapital/Absatz/Umsatz/Kosten Investiertes Kapital Umsatz Abschreibungen Zinsen Betriebskosten Mieten Wartung Instandhaltung Raumkosten Versicherung Administrationsmaterial Personalkosten Sonstige Kosten Summe Kosten Gewinn Gewinn + Abschreibungen Amortisationszeit in Jahren
A 500.000 400.000 50.000 30.000 60.000 8.000 5.000 5.000 6.500 35.000 3.000 65.000 43.000 310.500 89.500 139.500 3,6
B 525.000 415.000 50.000 30.000 60.000 8.000 5.000 5.000 6.500 35.000 3.000 85.000 43.000 330.500 84.500 134.500 3,9
C 600.000 490.000 50.000 33.000 60.000 8.000 5.000 5.000 6.500 35.000 3.000 105.000 65.000 386.400 103.600 153.600 3,9
147
4
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern
Amortisationsvergleich 4,0
In Jahren
3,9 3,8 3,7 3,6 3,5 3,4 A
B
C
Abb. 39: Amortisationsrechnung
Tipp: Sind die Gewinne nicht ermittelbar, können Sie die Amortisationsrech nung stattdessen auch mit dem Wert „Kosteneinsparungen durch die Investition“ durchführen.
Dynamische Methoden
Ziel ist der „Return“: Mehr einnehmen als ausgeben
148
Dynamische Methoden kommen sicherlich nicht zur Anwendung, wenn Sie mal eben eine kleine Ersatzinvestition von vielleicht 5.000 € tätigen. Diese Methoden sind eher für größere und langfristige Investitionen gedacht, z. B. eine Investition in ein neues Produkt, Gründung einer Zweigstelle oder Ähnliches. Wie auch bei einigen statischen Methoden gilt das gleiche Prinzip: Eine Investition muss einen „Return“ erwirtschaften. Entsprechend soll mit den dynamischen Methoden entschieden werden, • ob überhaupt investiert werden soll und • welche Investitionsalternative die richtige ist.
Investitionsrechnung: Werkzeuge zur Entscheidungsfindung
4
Die Voraussetzung für die Anwendung der dynamischen Methoden ist – ebenso wie für einige statische Methoden –, dass einer Investition bzw. einem Projekt Einnahmen direkt zugerechnet werden können. Denn die dynamischen Methoden vergleichen letztlich, wenn auch finanzmathematisch etwas komplizierter, die Ausgaben einer Investition mit den Einnahmen: Sind die Einnahmen letztlich höher als die Ausgaben, kann investiert werden bzw. die Investition mit dem höchsten Einnahmenüberschuss bekommt den Zuschlag.
Grundidee dynamischer Investitionsrechenmethoden In der Praxis besteht häufig eine Hemmschwelle bei der Anwendung dynamischer Methoden. Das liegt an ihrer vermeintlichen Kompliziertheit bzw. an Schwierigkeiten bei der Anwendung finanzmathematischer Rechnungen. Deswegen sollen hier zunächst die finanzmathematischen Grundlagen kurz erklärt werden. Die Grundidee dynamischer Investitionsrechenmethoden ist im Prinzip einfach: • Angenommen, ich muss in 5 Jahren einen Betrag von 20.000 € bezahlen bzw. ausgeben. Dann muss ich diese 20.000 € ja nicht schon heute voll aufbringen, sondern heute weniger, denn ich kann in der Zeit bis zur Fälligkeit mit dem Geld arbeiten, mit Zins und Zinseszins. Diese 20.000 € sind also heute weniger wert, nämlich um den abgezinsten Wert. Denn lege ich heute Geld für z. B. 6 % an, dann muss ich für diese 20.000 €, die in 5 Jahren fällig sind, heute lediglich 14.945 € anlegen. Muss ich erst in 8 Jahren zahlen, dann müsste ich heute nur 12.548 € anlegen, denn ich habe jetzt länger Gelegenheit, mit diesem Wert zu arbeiten. • Denken wir umgekehrt: Wenn ich in fünf Jahren eine Zahlung von 20.000 € erwarte, dann darf ich heute nicht rechnen, als ob mir schon die 20.000 € zur Verfügung stünden. Auch hier muss ich den zu erwartenden Betrag „auf heute“ abzinsen. Somit sind die in 5 Jahren erwarteten 20.000 € ebenfalls heute lediglich 14.945 € wert. Erwarte ich den Betrag z. B. erst in 8 Jahren, dann wären 20.000 € heute nur 12.548 € wert.
Basiswissen dynamischer Methoden
149
4
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern
Fazit: Wichtig ist immer der Zeitbezug Ein heute verfügbarer Betrag ist mehr wert als einer, der erst in fünf Jahren zu zahlen ist. Und eine heutige Ausgabe ist im Ergebnis schlechter für mich, als dieselbe Ausgabe erst in fünf Jahren zu tätigen (denn ich könnte ja noch fünf Jahre mit dem Geld arbeiten). Das bedeutet: In dynamischen Investitionsrechenmethoden wird nicht mit den späteren Werten gerechnet und zwischen Investitionsalternativen verglichen. Man rechnet mit dem Wert, der mit Zins und Zinseszins gerechnet, genau diesem Betrag heute entspricht.
Die zentrale Frage bei den dynamischen Methoden lautet also: Was sind spätere Ein- und Auszahlungen aus der Investition heute wert? Das ist letztlich eine finanzmathematische Frage, die eine Rechnung mit Bar- und Kapitalwerten erfordert. Was bedeuten Bar und Kapitalwert für dynamische Methoden? Barwert: Rechnung mit Zins und Zinseszins
Für die Berechnung des Barwertes zinst man den späteren Wert (Ein- oder Auszahlungen) auf den aktuellen Wert (heute) ab. Der Barwert ist also die auf den aktuellen Zeitpunkt abgezinste Zahlung mit Zins- und Zinseszins. Dabei kommt folgende Formel zur Anwendung: Barwertformel:
1 (1 + i)
i = Zinssatz t
t = Zeit (z. B. Jahre)
Üblich ist in diesem Zusammenhang auch das Arbeiten mit Tabellen. So finden Sie im Anhang Tabellen zur Auf- und Abzinsung, in denen Sie die entsprechenden Faktoren ablesen können. Auf der CD-ROM sind diese Tabellen in den Rechnern hinterlegt und die Werte werden automatisch ermittelt. Was ist der Kapitalwert? Kapitalwert: Grundlage vieler Rechnungen
Nun werden für die Laufzeit der Investitionszeit Einnahmen und Ausgaben geplant. Es ergeben sich pro Jahr Überschüsse oder Fehlbeträge. Diese Werte werden nun pro Jahr abgezinst und die Summe aller abgezinsten Werte ist der Kapitalwert. Der Kapitalwert ist die Summe der Barwerte.
150
Investitionsrechnung: Werkzeuge zur Entscheidungsfindung
4
Kalkulationszinsatz: 7,50 % Jahre
Einnahmen
Ausgaben
Überschüsse Abzinsungs Barwerte faktoren
1
120.000
100.000
20.000
0,930233
2
130.000
110.000
20.000
0,865333
17.306,7
3
110.000
120.000
–10.000
0,804961
–8.049,6
4
125.000
120.000
5.000
0,748801
3.744,0
5
140.000
120.000
20.000
0,696559
13.931,2
625.000
570.000
55.000
Summe
18.604,7
Kapitalwert = 45.537 Tab. 22: Kapitalwerttabelle
Alle Überschüsse im Laufe der Jahre von in Summe 55.000 € sind zum heutigen Zeitpunkt 45.537 € wert. Stellt man jetzt z. B. den Investitionsbetrag gegenüber, den man heute für die Investition für diesen Kapitalwert ausgeben müsste, dann ist dieser Wert mit dem Kapitalwert zu vergleichen. Ist diese heutige Ausgabe niedriger, z. B. 35.000 €, hat man einen Überschuss von 10.537 € und die Investition lohnt sich. Der Kapitalwert liegt über der heutigen Ausgabe. Welcher Zins ist anzusetzen? Es führt regelmäßig zu Diskussionen, welcher Zinssatz angesetzt werden soll. • Man orientiert sich am Kapitalmarkt plus Risikoaufschlag. Denn wenn eine sichere Anlage z. B. 5 % bringt, wird man einen Aufschlag wollen, wenn man das Geld im Unternehmen anlegt. Denn dies birgt immerhin ein Risiko, die Investition könnte scheitern bzw. das ganze Unternehmen kann in eine Krise geraten. • Orientierung an der Durchschnittsrentabilität vergleichbarer Anlagen oder Produkte im Unternehmen • Branchenüblichkeit: Manche Verbände geben hier Richtzahlen für ihre Mitglieder • Maßstab sind die Ziele des Unternehmens, z. B. das ROI-Ziel (Return-on-Investment, die Rendite des eingesetzten Kapitals. Siehe Kapitel 2.1). Hat man ein ROI-Ziel von z. B. 12 %, wird man diese 12 % auch mit neuen Investitionen verdienen wollen.
Der Zins ist schwierig zu finden
151
4
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern
Der heranzuziehende Zinsfuß muss von der Unternehmensleitung vorgegeben werden! Vorsicht: Prognoseunsicherheiten Vorsicht vor Prognose unsicherheiten!
Wie rechnen sich z. B. Investitionen in Gentechnologie?
152
Was nützen die ausgefeiltesten finanzmathematischen Methoden, wenn sich Zukunftsprognosen schwer treffen lassen? Hand aufs Herz: Mit welcher Prognosegenauigkeit schätzen Sie Ihre Einnahmen in z. B. 5 Jahren ein? Hier gibt es eine ganze Reihe von Unsicherheiten. Viele Faktoren können die Prognose unvorhergesehen beeinflussen, z. B.: • Markt- und Konjunktur- und Technologieentwicklungen: Was kann passieren? Der Markt entwickelt sich in eine andere Richtung. Das Kaufverhalten ändert sich oder lässt konjunkturell bedingt nach. Oder es entwickeln sich Technologien, die mit der aktuellen Investition nicht abgedeckt sind. Es muss nachinvestiert werden. Beispiel Gentechnologie: Wer heute in diesen Bereich investiert, weiß nicht, ob − die aktuelle Gentechnologie nicht morgen schon überholt ist, − der Verbraucher die gentechnischen Produkte möglicherweise nicht akzeptieren wird, − es nicht gesetzliche Einschränkungen geben wird. Letztlich weiß man also oft nur unzureichend, wie sich eine Investition entwickeln wird. Vor diesem Hintergrund lassen sich Einnahmen im 5. Jahr einer Investition nicht präzise berechnen. Bedenken Sie, wie unsicher derartige Rechnungen sein können! • Konkurrenzentwicklungen: Schaut man sich die Entwicklungen in bestimmten Märkten an, wird deutlich, dass der Vorsprung vor der Konkurrenz nur einige Monate beträgt. • Kostenentwicklungen: Hier geht es um die Ausgabenseite. Wie haben sich Kosten in 5 Jahren entwickelt? Stichwort Energiekosten bzw. Benzinpreise. Für eine Spedition, die in den Fuhrpark investiert wäre dies ein wichtiges Eckdatum. Aber wer kennt die Entwicklung von Rohölpreisen, Ökosteuern usw.? • Zinssatz: Bei dynamischen Methoden müssen regelmäßig Annahmen über zukünftige Zinsentwicklungen gemacht werden. Die Entscheidungsgenauigkeit dieser Methoden steht und fällt mit den Zinsannahmen. Investitionen haben aber oft lange Lauf-
Investitionsrechnung: Werkzeuge zur Entscheidungsfindung
4
zeiten. Wie sicher bin ich, dass der für die aktuelle Investitionsrechnung angesetzte Zinssatz auch in 5 Jahren noch Bestand hat? Beispiel: Nehme ich als internen Zinssatz den Zinssatz für langfristige Kapitalanlagen auf dem Kapitalmarkt von z. B. 5 %, dann kann es passieren, dass dieser Zinssatz in 5 Jahren bei 3 % oder auch bei 8 % liegt. Tipp: Vorsicht vor Scheingenauigkeiten Lassen Sie sich bei Investitionsrechnungen nicht durch Scheingenauig keiten blenden. Viele Faktoren beeinflussen die Prognose. Diese Faktoren sollten Sie immer im Hinterkopf haben, wenn Sie sich die Ergebnisse und Zahlen Ihrer Investitionsrechnung anschauen und sie zur Grundlage von Entscheidungen machen.
Welche Informationen benötigen Sie für eine dynamische Investitionsrechenmethode? Grundlage der dynamischen Rechnungen sind: • Feststellung der Investitionshöhe (vgl. Abb.: Ermittlung der Investitionshöhe in Kapitel 4.1) • Feststellung aller Ausgaben und Einnahmen über die Laufzeit der Investition. Wichtig: Zu den Ausgaben zählen nicht die Abschreibungen! Diese Rechenmethoden sind eine reine CashBetrachtung. • Und man braucht einen Zinsfuß (zur Ermittlung: siehe oben).
153
4
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern
Tab. 23: Einnahmen – Ausgaben einer Investition
154
Investitionsrechnung: Werkzeuge zur Entscheidungsfindung
4
Auf den folgenden Seiten nun zu den einzelnen Methoden.
Kapitalwertmethode Die Kapitalwertmethode ist das Grundmodell aller dynamischen Investitionsrechnungen. Alle laufenden Ein- und Ausgaben über die Laufzeit der Investition oder des Projektes werden abgezinst. Praktischerweise stellt man dazu die Ein- und Ausgaben gegenüber und ermittelt die Überschüsse. So muss dann nur noch der jeweilige Überschuss abgezinst werden. Zinssatz kann z. B. der Zins sein, der bei alternativer Anlage auf dem Kapitalmarkt zu erzielen ist. Das Ergebnis der abgezinsten Überschüsse ist dann mit der Investitionshöhe zu vergleichen, die sofort fällig ist und somit nicht abgezinst werden muss. So entscheiden Sie anhand der Kapitalwertmethode: Investitions höhe
Barwerte der Kapitalwert Überschüsse
100.000
100.000
100.000
130.000
100.000
80.000
Entscheidung
Das sagt der Kapitalwert aus
Siehe CDROM
0 Die abgezinsten Überschüsse entspre chen der heutigen Investitionshöhe. Vielleicht ist das Geld besser woanders angelegt. 30.000 Investieren. Die abgezinsten Überschüsse liegen über der Investitionshöhe –20.000 Nicht investieren. Die abgezinsten Überschüsse liegen unter der Investitionshöhe. Tab. 24: Entscheidungsfindung Kapitalwertmethode
Wenn der Kapitalwert einer Investition gleich 0 ist, wird gerade noch die gewünschte Mindestverzinsung erreicht. Berücksichtigung eines Liquidationserlöses: Nicht selten fällt nach der Nutzungszeit der Investition ein Liquidationserlös an. Dieser ist ebenfalls abgezinst zu berücksichtigen. Umgekehrt können aber auch Entsorgungskosten anfallen. Liquidationserlöse und Entsorgungskosten sind in dem Jahr als Ein- bzw. Ausgaben zu berücksichtigen, in dem sie anfallen.
Auch das kann in die Entschei dung einfließen
155
4
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern
Entscheidungskriterium Kapitalwertmethode: Maßstab ist der Kapitalwert einer Investition. Je höher der Kapitalwert bei gegebenen Zinsfuß (z. B. die gewünschte Mindestverzinsung der Investition), desto höher die Verzinsung des eingesetzten Kapitals und damit die Rentabilität der Investition.
Das Grundmodell der Kapitalwertmethode Siehe CDROM
150.000 5.000 8 10,00 %
Kalkulationszinssatz: Liquidationserlös: Nutzungsdauer/Jahre: Kalkulationszinssatz Jahr
Einnahmen
0
Ausgaben
Kapital wert: 27.896 Überschüsse
0 Anschaffungs
Barwerte
Abzinsungs faktoren
–150.000
–150.000
1,000000
wert:
150.000 1
125.350
99.000
26.350
23.954,5
0,909091
2
149.615
120.100
29.515
24.392,6
0,826446
3
152.950
123.100
29.950
22.501,9
0,751315
4
157.550
127.000
30.550
19.667,7
0,683013
5
166.175
134.500
31.675
17.464,8
0,620921
6
160.540
129.600
30.940
17.464,8
0,564474
7
161.805
130.700
31.105
15.961,8
0,513158
8
137.425
71.500
65.925
30.754,5
0,466507
9
0
0
0
0,0
0,424098
10
0
0
0
0,0
0,385543
5.000
2.332,5
0,466507
131.010
27.896
8 Summe
Liquidations erlös: 5.000
1.216.410
1.085.400
Tab. 25: Kapitalwertmethode Beachten Sie auch die Rand bedingungen
156
Man entscheidet sich also für die Investition, wenn der Kapitalwert gleich 0 oder größer ist. Das ist die Theorie. In der Praxis gibt es aber Fälle, wo eben nicht nach Lehrbuch entschieden werden kann. So kann z. B. eine Investition einen miserablen Kapitalwert haben, aber trotzdem wird sie getätigt. Dies könnte z. B. sinnvoll sein, wenn die Investition zur Abrundung oder Aufrechterhaltung des gesamten
Investitionsrechnung: Werkzeuge zur Entscheidungsfindung
4
Leistungsprogramms des Unternehmens notwendig ist und andere Produkte stützt. Im Zweifel sollten Sie also jede Investition im Unternehmenszusammenhang beurteilen.
Annuitätenmethode Die Annuitätenmethode übernimmt zunächst die Vorgehensweise der Kapitalwertmethode und führt letztlich auch zum gleichen Ergebnis, wenn auch mit größerer Aussagekraft. Auch hier werden alle Überschüsse über die Laufzeit der Investition oder des Projektes abgezinst und es wird analog der Kapitalwertmethode ein Kapitalwert ermittelt. Die Behandlung der Investitionshöhe, der Liquidationserlöse usw. erfolgt wie bei der Kapitalwertmethode. Der Unterschied zur Kapitalwertmethode wird deutlich, wenn wir auf die jährlichen Zahlungen schauen: Es wird der aus der Kapitalwertmethode bekannte Kapitalwert in gleich große jährliche Zahlungen umgerechnet, der Kapitalwert wird also periodisiert, d. h. unter Verrechnung von Zinseszinsen gleichmäßig auf die gesamte Investitionsperiode verteilt.
Verwandtschaft mit Kapital wertmethode
Unterschied zur Kapitalwert methode
Unter Annuität wird der durchschnittliche jährliche Einzahlungsüber schuss verstanden.
Auf letzte finanzmathematische Details wird hier verzichtet. Nur soviel: Die Berechnung erfolgt mit so genannten Wiedergewinnungsfaktoren, die sich als reziproker Wert der Rentenbarwertfaktoren ergeben. Somit kann man auf die Rentenbarwerttabelle zurückgreifen. Man arbeitet mit folgender Formel, die in der Exceltabelle 3 hinterlegt ist: t
Rentenbarwertfaktor:
(1 + i) –1 1 × (1 + i)
t
Im Anhang finden Sie Rentenbar werttabellen
i = Zinssatz t = Zeit (z. B. Jahre)
Entscheidungskriterium Annuitätenmethode: Man entscheidet sich für die Investition mit der höchsten jährlichen Annuität.
3
Dies ist eine Variante, es gibt noch andere Berechnungsmöglichkeiten.
157
4
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern
Das Grundmodell der Annuitätenmethode Siehe CDROM
150.000 5.000 8 10,00 %
Anschaffungswert: Liquidationserlös: Nutzungsdauer/Jahre: Kalkulationszinssatz: Jahr
Einnahmen
0
Ausgaben 0 Anschaffungs
Kapital wert: 27.896
Durchschnittliche Annuität: 5.229
Überschüsse
Barwerte
Abzinsungs faktoren
–150.000
–150.000
1,000000
wert:
150.000 1
125.350
99.000
26.350
23.954,5
0,909091
2
149.615
120.100
29.515
24.392,6
0,826446
3
152.950
123.100
29.950
22.501,9
0,751315
4
157.550
127.000
30.550
19.667,7
0,683013
5
166.175
134.500
31.675
17.464,8
0,620921
6
160.540
129.600
30.940
17.464,8
0,564474
7
161.805
130.700
31.105
15.961,8
0,513158
8
137.425
71.500
65.925
30.754,5
0,466507
9
0
0
0
0,0
0,424098
10
0
0
0
0,0
0,385543
5.000
2..332,5
0,466507
131.010
27.896
Wiederge winnungs faktor:
8 Summe
Liquidations erlös: 5.000
1.216.410
1.085.400
5,33493 Tab. 26: Annuitätenmethode Ergänzende Erklärung
158
Um es ein wenig plausibler zu machen: Wenn man jetzt die jährlichen durchschnittlichen Annuitäten wiederum abzinst, kommt man auf den ursprünglichen Kapitalwert (der ja gleichmäßig verteilt wurde). Dies zeigt die folgende Tabelle:
Investitionsrechnung: Werkzeuge zur Entscheidungsfindung
Durchschnittliche Annuität in € Zinssatz Jahr
4
5.229 10,0 %
Abzinsungsfaktoren
Kapitalwerte
1
0,909091
4.753,6
2
0,826446
4.321,5
3
0,751315
3.928,6
4
0,683013
3.571,5
5
0,620921
3.246,8
6
0,564474
2.951,6
7
0,513158
2.683,3
8
0,466507
2.439,4
Summe
27.896 Tab. 27: Abzinsung der Annuitäten
Der Vorteil dieser Methode besteht in der Möglichkeit, eine Investition in der Jahresbetrachtung zu beurteilen. Der jährliche Einzahlungsüberschuss ist eine greifbare und verständliche Größe.
Interne Zinsfußmethode Basis ist auch hier die Herangehensweise der Kapitalwertmethode. Jetzt wird aber auf Basis abgezinster Ein- und Ausgaben zunächst der Zinsfuß gesucht, der zu einem Kapitalwert von 0 führt: Der Interne Zinsfuß.
Das ist der Interne Zinsfuß
Entscheidungskriterium Interne Zinsfußmethode: Stehen mehrere Alternativen zur Auswahl, entscheidet man sich für die Investition mit dem höchsten Internen Zinsfuß.
159
4
Investitionen: Die Zukunft des Unternehmens steuern
Das Grundmodell der Internen Zinsfußmethode Siehe CDROM
Anschaffungswert: Liquidationserlös: Nutzungsdauer/Jahre: Kalkulationszinssatz: Jahr
0
Ein nahmen
150.000 Kapital 5.000 wert: 0 8 14,35 % Ausgaben
Interner Zinsfuß: 14,35 %
Über schüsse
0 Anschaffungs
Rechen feld
–150.000 –150.000
Barwerte
Abzin sungs faktoren
–150.000
1,000000
wert:
150.000 1
125.350
99.000
26.350
26.350
23.044,0
0,874534
2
149.615
120.100
29.515
29.515
22.573,4
0,764810
3
152.950
123.100
29.950
29.950
20.032,1
0,668852
4
157.550
127.000
30.550
30.550
17,869,7
0,584934
5
166.175
134.500
31.675
31.675
16.203,2
0,511545
6
160.540
129.600
30.940
30.940
13.841,4
0,447363
7
161.805
130.700
31.105
31.105
12.169,4
0,391235
8
137.425
71.500
65.925
70.925
22.556,1
0,342148
9
0
0
0
0
0,0
0,299220
0
0
0
0
10 8
Liquidations erlös: 5.000
Summe 1.216.410 1.085.400
0,0
0,261678
5.000
1.710,7
0,342148
131.010
0 Tab. 28: Interne Zinsfußmethode
Anwendungsfälle für die Interne Zinsfußmethode Werden die Vorgaben erreicht?
160
Wenn z. B. von der Geschäftsleitung eine Mindestverzinsung für eine Investition vorgegeben ist, kann man mittels der Internen Zinsfußmethode sehen, ob diese Mindestverzinsung erreicht wird.
Investitionsrechnung: Werkzeuge zur Entscheidungsfindung
4
Simulieren Sie, Beispiel: Die Mindestverzinsung wird mit 17 % angesetzt. Wird der Kapitalwert um die Vorgaben auf 0 gesetzt, ergibt sich allerdings im Beispiel (vgl. Tab. 28: Interne zu erreichen! Zinsfußmethode) lediglich eine Verzinsung von 14,35 %. Das Ziel wird nicht erreicht. In der Folge können Sie versuchen, die Vorgaben durch Simulation zu erreichen: Stimmen die Einnahmen? Geht nicht doch ein bisschen mehr? Kann man im Bereich der Ausgaben sparen? usw. Vielleicht ist es auch möglich, die Anschaffungskosten zu senken: Billigere Anschaf fungskosten erhöhen schnell den Internen Zinsfuß.
Auf der CD-ROM finden Sie neben der Basisrechnung eine zweite Tabelle, die Ihnen die Simulation, wie sie im Beispiel angesprochen wurde, erleichtert.
Siehe CDROM
161
5 Ansätze zur Optimierung der Planung siehe Kapitel 3
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung
Optimierungsmöglichkeiten der Planung haben Sie bereits in Kapitel 3 kennen gelernt, z. B. Glätten von Liquiditätsschwankungen durch „Kneten“ des Finanzplans. Ebenso konnten Sie dort erfahren, wie Sie Risiken im Rahmen der strategischen Planung vermeiden bzw. vermindern. Finanzierungsregeln
Beurteilungs kriterien für eine optimale Finanzierung
Neben den Optimierungsmöglichkeiten in der Planung haben sich Finanzierungsregeln herausgebildet, mit deren Hilfe die Beurteilung und Überwachung einer optimalen Finanzierung erleichtert wird. Ansatzpunkte der Finanzierungsregeln sind: • Das Verhältnis zwischen Eigenkapital und Fremdkapital (Kapitalstruktur): Hier gilt als optimale Kapitalstruktur ein Verhältnis von 1 : 1 zwischen Eigen- und Fremdkapital. • Das Verhältnis Mittelherkunft (Passivseite der Bilanz) zu Mittelverwendung (Aktivseite der Bilanz). Hier geht es um so genannte Deckungsrelationen, also z. B. um die Frage, wie das Anlagevermögen eines Unternehmens finanziert ist. Finanzkennzahlen
Finanz kennzahlen: Beurteilung der Effizienz der Finanzierung
Auch mithilfe von Finanzkennzahlen wird die Effizienz der Finanzierung überprüft und überwacht. Speziell geht es um die Beurteilung von • Liquidität, • Rentabilität und • Kapitalbindung (Umschlagshäufigkeiten). Diese Kennzahlen machen die Finanzierung des Unternehmens transparent und bieten damit Ansatzpunkte für Optimierungsmöglichkeiten.
162
Datenquelle: Externes Rechnungswesen
5.1
5
Datenquelle: Externes Rechnungswesen
Finanzierungsregeln und Finanzkennzahlen stützen sich auf die Daten des externen Rechnungswesens, speziell auf die Daten des Jahresabschlusses: Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung (GuV). Zur Erläuterung der Datenherkunft wird hier ein kurzer Einblick in das Rechnungswesen gegeben.
Exkurs: Externes und internes Rechnungswesen Das externe Rechnungswesen dokumentiert die Geschäftsvorgänge nach gesetzlichen Regelungen, z. B. gemäß Handelsgesetzbuch (HGB). Ergebnisse sind die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV), der Jahresabschluss. Dieser ist insbesondere für externe Partner des Unternehmens, z. B. die Bank, interessant. Daher auch der Name externes Rechnungswesen. Das interne Rechnungswesen ist nicht gesetzlich geregelt. Hier ist das Unternehmen in der Gestaltung frei. Meist baut das interne Rechnungswesen auf dem externen auf und ergänzt dies. Das interne Rechnungswesen beinhaltet die Kostenrechnung und das Controlling.
Externes Rech nungswesen: Bilanz und GuV
Internes Rech nungswesen: Daten für die interne Steuerung
Rechnungswesen
Externes Rechnungswesen
Internes Rechnungswesen
• Bilanz (Vermögenslage)
• Kostenartenrechnung (Welche Kosten sind entstanden?)
• Gewinn und Verlustrechnung (Ertragslage)
• Kostenstellenrechnung (Wo sind die Kosten entstanden?)
• Anhang (Erläuterungen)
• Kostenträgerrechnung (Wofür sind die Kosten entstanden?)
• Lagebericht (Kommentierung)
• Erfolgsrechnung • Kalkulation Abb. 40: Externes und internes Rechnungswesen
163
5
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung
Überblick: Externes Rechnungswesen Dokumentation der Geschäfts vorfälle
Externes Rechnungs wesen: Infor mationsquelle für externe Interessenten
Die Quelle für das externe Rechnungswesen ist die Buchführung, speziell die Finanzbuchhaltung. Sie wird in den Unternehmen umgangssprachlich kurz Fibu genannt. Die Fibu sammelt alles, was es an relevanten Geschäftsvorfällen gibt, und erfüllt damit die gesetzliche Dokumentationspflicht. Aus der Fibu wird der Jahreserfolg ermittelt, die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV). Ferner die Aufstellung über Vermögen und Schulden, die Bilanz. Extern heißt das externe Rechnungswesen deswegen, weil es in erster Linie nach außen (extern) gerichtet ist, nämlich an diejenigen Gruppen, die Interesse an dem Unternehmen haben: • Eigentümer/Gesellschafter: Welcher Gewinn ist zu erwarten? Wie wird mein eingesetztes Kapital verzinst? • Aktionäre: Gibt es eine Dividende? Wie wird sich der zukünftige Aktienkurs entwickeln? Sind zukünftig positive Entwicklungen zu erwarten? • Sonstige Kapitalgeber: Wie wird das Kapital verzinst? Hat sich das finanzielle Engagement in diesem Unternehmen gelohnt? Soll ich mein Kapital wieder abziehen oder das Engagement verstärken? • Banken: Wie sicher sind die Kredite? Ist es zu verantworten, dem Unternehmen weitere Kredite zu geben? Welche Reserven (Sicherheiten) hat das Unternehmen? Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen Liquiditätskennzahlen und Kennzahlen, die die Stabilität und Solidität des Unternehmens messen. • Fiskus: Wie viele Steuern muss das Unternehmen zahlen? • Mitarbeiter: Wie sicher sind die Arbeitsplätze? Wie ist die wirtschaftliche Situation, z. B. im Rahmen von Lohn- und Gehaltsfragen? Alle für die Optimierung der Finanzierung relevanten Daten können aus dem externen Rechnungswesen gewonnen werden.
164
Datenquelle: Externes Rechnungswesen
5
Personalbuchhaltung – Lohn u. Gehaltskosten Sozialabgaben
Materialbuchhaltung Ermittlung von – Materialbeständen Materialverbräuchen
Finanzbuchhaltung
Sonst. Erträge, Aufwände – Umsätze – Sachkosten wie Mieten, Zinsen
Anlagenbuchhaltung Anlagenbestand Ermittlung von Abschreibungen
Gesetzlicher Jahresabschluss Bilanz Anlagevermögen
Gewinn und Verlustrechnung Umsatzerlöse
Eigenkapital
• Immaterielles AV
• gezeichnetes Kapital
Bestandsveränderungen
• Sachanlagen
• Gewinnrücklagen • Gewinn und Ver lustvortrag
Sonstige betriebliche Erträge
• Finanzanlagen Umlaufvermögen • Vorräte • Forderungen • Wertpapiere • Flüssige Mittel
Materialaufwand
• Jahresüberschuss/ Jahresfehlbetrag
Personalaufwand Abschreibungen (Anlage u. Um laufvermögen)
Fremdkapital
Sonst. betriebliche Aufwendungen
• Rückstellungen
Erträge aus Beteiligungen
• Verbindlichkeiten
Erträge aus Wertpapieren Zinserträge Abschreibungen (Finanzanlagen u. Wertpapiere) Zinsaufwendungen
Rechnungs abgrenzungsposten Bilanzsumme
Rechnungs abgrenzungsposten Bilanzsumme
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit Außerordentliche Erträge Außerordentliche Aufwendungen Außerordentliches Ergebnis Steuern v. Einkommen u. Ertrag Sonstige Steuern Jahresüberschuss/ Jahresfehlbetrag
Abb. 41: Übersicht externes Rechnungswesen
165
5
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung
5.2
Finanzierungsregeln: Optimale Strukturen
Im Rahmen der Finanzierungsregeln wird die Frage gestellt, welche Struktur die Finanzierung aufweisen sollte. Als optimal gilt z. B. ein bestimmtes Verhältnis von Eigen zu Fremdkapital. Auch die Bezie hungen zwischen Mittelherkunft (Passivseite der Bilanz) und Mittel verwendung (Aktivseite der Bilanz) werden untersucht. In diesem Zusammenhang wurden bestimmte Strukturregeln bzw. Finanzie rungsempfehlungen aufgestellt.
Vertikale und horizontale Bilanzanalyse Vertikale und horizontale Sicht auf die Bilanz
Die Finanzierungsregeln lassen sich in vertikale und horizontale Finanzierungsregeln unterteilen, d. h. es werden verschiedene Bilanzpositionen vertikal und horizontal verglichen. Bilanz Aktiva
Passiva
Mittelverwendung
Mittelherkunft
• Anlagevermögen
• Eigenkapital
• Umlaufvermögen
• Fremdkapital
Vertikale Finanzierungs regel
Horizontale Finanzierungsregel Abb. 42: Finanzierungsregeln
5.2.1
Kapitalstruktur: Eigenkapital zu Fremdkapital
166
Vertikale Finanzierungsregel
Die Vertikale Finanzierungsregel betrachtet die Kapitalstruktur eines Unternehmens (Verhältnis von Eigenkapital zu Fremdkapital). Es wird also die Passivseite der Bilanz näher untersucht. Die Kapitalstruktur sagt aus, welches Kapital dem Unternehmen zur Verfügung steht und vor allem, wie langfristig dieses Kapital dem Unternehmen zur Verfügung steht. Eigenkapital steht dem Unternehmen sozusagen „für immer“ zur Verfügung – im Gegensatz zum Fremdkapital, das irgendwann (kurz-, mittel- oder langfristig) zurückbezahlt werden muss.
Finanzierungsregeln: Optimale Strukturen
Im Zusammenhang mit der vertikalen Finanzierungsregel wird auch häufig die Eigenkapitalquote eines Unternehmens genannt. Sie bezeichnet das Verhältnis von Eigenkapital zum Gesamtkapital des Unternehmens. Mehr zur Kennzahl Eigenkapital finden Sie in Kapitel 5.3.
5 Eigenkapital quote
Bilanz Aktiva
Passiva 1:1 1:2
1:4
Eigen kapital
1.500
1.000
600
Umlaufvermögen Fremd kapital
1.500
2.000
2.400
Bilanzsumme
3.000
3.000
3.000
Eigenkapitalquote
50 %
33 %
20 %
Anlagevermögen
Kapital struktur
Abb. 43: Kapitalstruktur
Die vertikale Finanzierungsregel lautet: Je höher der Anteil des Eigenkapitals ist, desto besser die Kapitalstruk tur. In ihrer strengsten Form hält die vertikale Kapitalstrukturregel ein 1 : 1Verhältnis von Eigen und Fremdkapital für erstrebenswert.
Die strenge Forderung nach einem 1 : 1-Verhältnis von Eigenkapital zu Fremdkapital wird in der Praxis nur sehr selten eingehalten. Abhängig von Branche und Rechtsform findet man in der Praxis häufig einen Faktor von 1 : 4.
In der Praxis ist ein 1 : 1 Verhältnis selten
Richtwerte zur Beurteilung der Kapitalstruktur Als Richtwerte für die vertikale Finanzierungsregel gelten: • 1 : 1-Verhältnis: Das Eigenkapital ist genau so hoch wie das Fremdkapital. Diese Kapitalstruktur gilt als erstrebenswert. Eigenkapitalquote 50 %. • 1 : 2-Verhältnis: Das Eigenkapital beträgt die Hälfte des Fremdkapitals. Dies gilt als solide Kapitalstruktur. Eigenkapitalquote 33 %.
167
5
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung •
•
•
Hohes Eigen kapital = Risikopuffer
1 : 3-Verhältnis: Das Eigenkapital beträgt ein Drittel des Fremdkapitals. Diese Kapitalstruktur gilt als noch o. k. Sie ist in der Praxis häufig anzutreffen. Eigenkapitalquote 25 %. 1 : 4-Verhältnis: Das Eigenkapital beträgt nur noch ein Viertel des Fremdkapitals. Die Kapitalstruktur gilt bereits als leicht bedenklich. Eigenkapitalquote 20 %. 1 : 9-Verhältnis: Das Eigenkapital ist wesentlich geringer als das Fremdkapital (ein Neuntel). Bezogen auf das Gesamtkapital beträgt die Eigenkapitalquote nur noch 10 %. Diese Kapitalstruktur ist kritisch!
Warum ist eine Kapitalstruktur mit einem möglichst hohen Eigenkapitalanteil optimal für das Unternehmen? Eigenkapital steht dem Unternehmen lange zur Verfügung und dient als „Verlustpuffer“ bzw. „Risikopuffer“. Je höher das Eigenkapital, desto größere Verluste kann sich das Unternehmen leisten, ohne gleich insolvent zu werden. Denn Verluste werden zunächst „intern“ durch die Eigenkapitalgeber getragen bzw. diese verzichten auf ihre Gewinnbeteiligung oder ganz auf ihr Eigenkapital. Im Gegensatz dazu ziehen Fremdkapitalgeber ihr Geld irgendwann wieder ab bzw. Kredite müssen getilgt werden. Fazit: Hohes Eigenkapital dient dem Unternehmen als Rückhalt für „schlechte Zeiten“.
5.2.2 Horizontale Sicht auf die Bilanz
Horizontale Finanzierungsregel
Die horizontale Finanzierungsregel betrachtet das Verhältnis zwischen Aktiv- und Passivseite der Bilanz, also zwischen Mittelverwendung und Mittelherkunft. Die horizontale Finanzierungsregel fordert, dass langfristig gebundenes Vermögen (z. B. das Anlagevermögen) auch langfristig zu finanzieren ist. Fristenkongruenz
Beachten Sie die Fristen kongruenz!
168
In diesem Zusammenhang wird häufig die Fristenkongruenz genannt: Anschaffungen sollten immer über den Zeitraum finanziert werden, in dem sie auch genutzt werden. Wenn also die neue Tele-
Finanzierungsregeln: Optimale Strukturen
5
kommunikationsanlage oder der Firmenwagen mit einem kurzfristigen Kredit, etwa einem Kontokorrentkredit, bezahlt wird, dann stimmt die Fristigkeit nicht. Wenn Fristenkongruenz nicht beachtet wird, ist damit oft ein teurer Finanzierungsweg verbunden. Langfristiges Anlage- oder Umlaufvermögen sollte durch das „günstigere“ Eigenkapital oder einen langfristigen Kredit (langfristiges Fremdkapital) finanziert werden. Beispiel: Fristigkeit von Ausgaben und Einnahmen muss bei einer Investition stimmen Ein Unternehmen beschafft sich neue Maschinen. Wenn es für dieses neue Anlagevermögen eine kurzfristige Finanzierung wählt, so kann es passieren, dass kurzfristige Kredite fällig sind, bevor ein entsprechender Zahlungsfluss durch die Anlagen erwirtschaftet werden konnte. Dies kann zu gravierenden Liquiditätsengpässen führen. Langfristiges Anlage vermögen sollte also auch immer langfristig finanziert werden!
Populär ist in diesem Zusammenhang die so genannte „Goldene Bilanzregel“. Goldene Bilanzregel (strenge Auslegung): Das Anlagevermögen soll vollständig durch Eigenkapital finanziert sein.
Die Goldene Bilanzregel fordert in ihrer strengen Auslegung, dass das Anlagevermögen durch Eigenkapital finanziert wird, also 100 % Anlagendeckung. Im allgemeinen wird aber schon ein Deckungsgrad in Deutschland und Österreich von 50 % bis 60 % als ausreichend bezeichnet. (Dies ist stark abhängig von Branche und Rechtsform.) Die Regel wurde also ein wenig der Praxis angepasst: In der weiten Fassung der Goldenen Bilanzregel wird neben dem Anlagevermögen noch das langfristige Umlaufvermögen und auf der Passivseite das langfristige Fremdkapital betrachtet. Dies zeigt die folgende Abbildung:
Die „Goldene Bilanzregel“ in der Praxis
169
5
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung
Bilanz Aktiva
Passiva
Mittelverwendung
Mittelherkunft
Anlagevermögen
Eigenkapital
Umlaufvermögen langfristig
Fremdkapital langfristig
Umlaufvermögen kurzfristig
Fremdkapital kurzfristig Abb. 44: Goldene Bilanzregel (weite Fassung)
5.2.3 Die Finanzie rungsregeln sind oft praxisfern
170
Kritik an den Finanzierungsregeln
Theorie und Praxis üben heftige Kritik an den Finanzierungsregeln: • Die Finanzierungsregeln sind zu allgemein, es werden keine spezifischen Branchengegebenheiten berücksichtigt: Bei den starren Regeln werden Branchenzugehörigkeit und Vermögensstruktur vernachlässigt. Ein anlageintensiver Produktionsbetrieb bedarf einer anderen Finanzierungsstruktur als ein vorratsintensiver Handelsbetrieb. • Die Finanzierungsregeln sind praxisfremd: Die Regeln werden in ihrer strengen Auslegung schon lange nicht mehr von den Unternehmen eingehalten. So finden die Regeln nur in abgeschwächter und auf die jeweilige Branche zugeschnittener Form Anwendung (z. B. bei der Ratingbeurteilung des Unternehmens). • Keine Garantie einer optimalen Finanzierung: Die Einhaltung der Regeln garantiert nicht die Sicherung der Zahlungsfähigkeit. Andere Finanzierungsprobleme bleiben bei den Regeln unberücksichtigt (z. B. wenn Kunden nicht rechtzeitig bezahlen oder Investitionsprojekte scheitern). • Die Missachtung der Regeln hat möglicherweise keinen Einfluss auf die Zahlungsfähigkeit: Es gibt erfolgreiche Unternehmen mit einem geringen Eigenkapitalanteil und auch die Missachtung der Fristenkongruenz muss nicht sofort in die Insolvenz führen.
Finanzkennzahlen: Mit wenigen Zahlen alles im Griff •
5
Die Missachtung der Regeln kann auch einen positiven Effekt haben: Liegt die Rendite einer Investition über den Kreditzinsen, hat es sich gelohnt, diesen Kredit aufzunehmen. So kann eine weitere Verschuldung, also eine Erhöhung des Fremdkapitalanteils durchaus sinnvoll sein. Die Missachtung der vertikalen Finanzierungsregel durch Erhöhung des Fremdkapitals kann also durchaus auch einen positiven Effekt haben, den so genannten „Leverage-Effekt“. Details zum Leverage-Effekt finden Sie in Kapitel 2.1.
5.3
Finanzkennzahlen: Mit wenigen Zahlen alles im Griff
Kennzahlen sind für jeden Bereich im Unternehmen hervorragende Analyseinstrumente. Allerdings sollten Sie sie gezielt und in Maßen einsetzen. Manche Controller produzieren die so genannten „Zahlen friedhöfe“, eine Unmenge von Kennzahlen, die dann niemand mehr liest. Die Kunst liegt also in der Auswahl und Begrenzung. Im Folgen den werden die für den Finanzbereich wichtigsten Kennzahlen vorge stellt und kommentiert. Sie machen die Effizienz der Finanzierung transparent.
Anwendungs beispiele für Finanzkennzah len finden Sie auf CDROM
Kennzahlen Kennzahlen setzen zwei oder mehrere Zahlen in Beziehung, um aus sagekräftige Informationen zu bekommen. Kennzahlen sind meist kei ne absoluten Zahlen. Neben dem Begriff Kennzahlen findet man in Literatur und Praxis auch die Begriffe Messzahlen, Ratios, Kennziffern usw.
Lassen Sie Kennzahlen nie isoliert stehen. Denn ihre volle Aussagekraft erhalten Kennzahlen erst im Vergleich. Man kann Kennzahlen im • Periodenvergleich, • Plan/Ist-Vergleich und im • Betriebsvergleich analysieren.
Mit Kennzahlen Vergleiche durchführen
171
5
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung
Beispiel: Liquidität 1. Grades im Vergleich Die Kennzahl „Liquidität 1. Grades“ gibt Auskunft über die sofort zur Verfügung stehenden Zahlungsmittel, die zur Deckung der kurzfristigen Verbindlichkeiten herangezogen werden können. Die Liquidität 1. Grades liegt in einem Unternehmen bei 13,7 %. Ist das nun gut oder schlecht? Im letzten Jahr lag die Kennzahl bei 8,6 %, also eine Verbesserung? Der Plan lag bei 15 %, also nicht erreicht! Und in anderen Unternehmen der Branche liegt diese Kennzahl bei 17 %. Der Wert ist also nicht optimal. Es deutet sich ein Liquiditätsengpass an. Toleranzbereich für eine Kenn zahl festlegen
Zusätzlich bietet sich an, so genannte Eingreifpunkte festzulegen. Man definiert einen Punkt bzw. Toleranzbereiche: Bis hierher und nicht weiter – dann muss etwas passieren! Beispiel: Eingreifpunkt bei Debitorendauer Ein mittelständisches Unternehmen beobachtete die Zahlungsmoral seiner Kunden. Immer wieder schwankten die Zahlungseingänge ein wenig. Aber als ein bestimmter Punkt, in diesem Fall 6 Wochen, über schritten war, wurde die Debitorendauer zur Chefsache. Man erwog, das leidige Thema durch einen Forderungsverkauf, also Factoring, zu lösen. Die folgende Grafik veranschaulicht den Eingreifpunkt: Debitorendauer
Entwicklung der Kennzahl im Zeitablauf 6 Wochen Toleranzbereich 2 Wochen
Eingreifpunkt! Jetzt muss das Management gegensteuern
Zeit Abb. 45: Toleranzbereich und Eingreifpunkt bei Kennzahlen
172
Finanzkennzahlen: Mit wenigen Zahlen alles im Griff
5.3.1
5
Kennzahlen der Finanzanalyse
Die Finanzanalyse betrachtet die Finanzlage eines Unternehmens. Dabei lassen sich 4 Bereiche unterscheiden: 1. Wie hoch ist der Anteil des Anlagevermögens am Gesamtvermögen (Vermögensstrukturanalyse)? 2. In welchem Verhältnis steht Eigenkapital zu Fremdkapital (Kapitalstrukturanalyse)? 3. Wie ist das Anlagevermögen finanziert, durch Eigenkapital oder Fremdkapital (Deckungsrelationen)? 4. Ist das Unternehmen ausreichend zahlungsfähig (Liquiditätsanalyse)?
Die Finanz situation auf dem Prüfstand
Im Rahmen der Finanzanalyse werden also die Vermögens- und Kapitalpositionen des Jahresabschlusses dahingehend untersucht, ob das Unternehmen finanziell gesund ist. Es geht neben der aktuellen Gesundheitssituation („Können in diesem Monat die Gehälter bezahlt werden?“) auch um die mittel- und langfristige Finanzperspektive für das Unternehmen.
Finanzanalyse: Gesundheits check des Unternehmens
Finanzanalyse
Vermögens struktur analyse
Kapital struktur analyse
Deckungs relationen
Liquiditäts analyse
Verhältnis von Anlagevermö gen und Um laufvermögen am Gesamt vermögen
Verhältnis von Eigenkapital und Fremdka pital
Verhältnis von Vermögens und Kapitalpo sitionen der Bilanz
Frage nach der Zahlungsfähig keit eines Unternehmens
Kennzahl: z. B. Anlagen intensität
Kennzahl: z. B. Eigenka pitalquote
Kennzahl: z. B. Anlagen deckung
Kennzahl: z. B. Liquidität 1. Grades Abb. 46: Finanzanalyse
173
5
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung
Vermögensstrukturanalyse Analyse der Aktivseite der Bilanz
Mittels der Vermögensstrukturanalyse wird die Aktivseite der Bilanz analysiert. Es geht also um die Analyse der Mittelverwendung. Man unterscheidet zwischen Anlagevermögen und Umlaufvermögen: Anlagevermögen Anlagevermögen ist dazu bestimmt, dauernd dem Geschäftsbetrieb zu dienen: • Sachanlagen (Grundstücke, Gebäude, Maschinen, Werkzeuge etc.) • Immaterielles Anlagevermögen (Patente, Konzessionen, Lizenzen etc.) • Finanzanlagen (Beteiligungen, Wertpapiere, langfristige Darlehens- und Hypothekenforderungen etc.) Umlaufvermögen Umlaufvermögen ist im Gegensatz zu Anlagevermögen dazu bestimmt, durch den Geschäftsbetrieb verbraucht zu werden: • Vorräte (Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Halb- und Fertigfabrikate etc.) • Forderungen (z. B. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen) • Wertpapiere (kurzfristiger Art) • Flüssige Mittel (Kassenbestand und Bankguthaben)
Vermögens struktur = Verhältnis von Anlagevermö gen zu Umlauf vermögen
Das Verhältnis von Anlagevermögen und Umlaufvermögen am Gesamtvermögen gibt Aufschluss über die Vermögensstruktur eines Unternehmens. Die Unterschiede können von Branche zu Branche sehr groß sein. So hat z. B. ein Unternehmen der Bauindustrie ein sehr großes Anlagevermögen, während Unternehmen der Dienstleistungsbranche ein vergleichsweise geringes Anlagevermögen besitzen. Anlagenintensität Den Anteil des Anlagevermögens am Gesamtvermögen in Prozent nennt man Anlagenintensität: Anlagenintensität =
174
Anlagevermögen Gesamtvermögen
× 100
Finanzkennzahlen: Mit wenigen Zahlen alles im Griff
Eine hohe Anlagenintensität zeigt, dass das Unternehmen einen hohen Anteil an Anlagevermögen besitzt. Doch welches? Ein hoher Bestand an Finanzanlagen ist sicher nicht schädlich und kann im Krisenfall auch verkauft werden. Anders sieht es mit einem hohen Anteil an Sachanlagen aus, z. B. Gebäude, Maschinen, Werkzeuge. Diese Sachanlagen verursachen hohe Wartungs- und Instandhaltungskosten. Und hier handelt es sich um Fixkosten, die anfallen, gleichgültig ob ein Stück produziert wird oder nicht. Eine hohe Anlagenintensität spricht auch für eine geringe Flexibilität des Unternehmens, schnell auf Marktveränderungen eingehen zu können. Oft kann der Maschinenpark eines Unternehmens nicht so schnell auf neue Produktionserfordernisse umgestellt werden. Schließlich ist das Stichwort Kapazitätsauslastung zu nennen: Ein großer Maschinenpark oder aufwändige Werkzeuge müssen auch gut ausgelastet sein, sonst wäre die Investition eine Fehlinvestition. Eine hohe Anlagenintensität ist im Branchenvergleich zu betrachten und spricht im schlechtesten Fall für • hohe Fixkosten, • geringe Flexibilität, um auf Veränderungen zu reagieren, • Probleme in der Kapazitätsauslastung.
5 Hohes Anlage vermögen bedeutet meist hohe Fixkosten … … geringe Flexibilität …
... und proble matische Kapazitäts auslastung
Analyse des Umlaufvermögens Bei der Analyse des Umlaufvermögens gibt die Zusammensetzung des Umlaufvermögens interessante Aufschlüsse: Gibt es z. B. einen hohen Anteil an Halb- und Fertigfabrikaten? Was bedeutet das? Sind diese noch zu verkaufen oder entsprechen sie nicht mehr den Kundenwünschen? Oder hat das Unternehmen einen hohen Anteil an Forderungen? Das könnte für eine schlechte Zahlungsmoral der Kunden des Unternehmens sprechen. Hätten die Kunden schon bezahlt, so könnte mit dem Geld weiter gewirtschaftet werden. Und dann die flüssigen Mittel: ein hoher Anteil an Kassenbeständen und Bankguthaben ist eigentlich nicht schädlich. Es sind aber Zahlungsmittel, die keine hohen Zinsen einbringen und damit letztendlich schlecht genutztes Kapital.
Wie „flüssig“ ist das Umlauf vermögen?
175
5
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung
Fazit: Für Anlagevermögen und Umlaufvermögen gilt gleichermaßen: Es bindet Kapital. Nicht genutzte Maschinen und hohe Lagerbestände binden un nötig Kapital und belasten damit die Finanzsituation des Unternehmens.
Kapitalstrukturanalyse Analyse der Passivseite der Bilanz
Die Analyse der Kapitalstruktur eines Unternehmens haben Sie bereits im Zusammenhang mit der vertikalen Finanzierungsregel in Kapitel 5.2 kennen gelernt. Die Kapitalstrukturanalyse untersucht das Verhältnis von Eigenkapital zu Fremdkapital. Die entscheidende Kennzahl in diesem Zusammenhang heißt Eigenkapitalquote. Eigenkapitalquote
Eigenkapital = Risikopuffer
Das Eigenkapital erhöht sich durch nicht ausgeschüttete Gewinne und wird andererseits durch Verluste abgeschmolzen. Die Eigenkapitalquote kann damit auch kleiner als null bzw. negativ werden. In diesem Fall wurde das Eigenkapital des Unternehmens durch Verluste verbraucht. Das Unternehmen muss in der Konsequenz Insolvenz anmelden. Das Eigenkapital ist somit der Risikodeckungspuffer eines Unternehmens. Achtung: Je mehr Eigenkapital vorhanden ist, desto länger kann das Unternehmen auch Krisenzeiten überstehen.
So wird die Eigenkapitalquote berechnet: Eigenkapitalquote = Deutsche Unternehmen haben meist eine geringe Eigenkapital quote
176
Eigenkapital Gesamtkapital
× 100
Die Eigenkapitalquote ist von Branche zu Branche unterschiedlich. Trotzdem kann als Orientierungshilfe gelten, dass eine Eigenkapitalquote, die kleiner ist als 10 %, auf eine drohende Insolvenz hinweist. Ein überwiegend durch Fremdkapital finanziertes Unternehmen finanziert sich teuer. Neben der Rückzahlung des Fremdkapitals müssen auch Zinsen bezahlt werden. Trotzdem kann die Aufnahme von Fremdkapital lohnend sein, wenn die durch das Unternehmen
Finanzkennzahlen: Mit wenigen Zahlen alles im Griff
5
erwirtschaftete Rentabilität immer noch über den Fremdfinanzierungskosten (Zinsen) liegt. Verschuldungsgrad Die Kennzahl Verschuldungsgrad ist die „Schwester“ der Kennzahl Eigenkapitalquote und beleuchtet, in welcher Höhe das Unternehmen fremd finanziert ist. So wird der Verschuldungsgrad berechnet: Verschuldungsgrad =
Fremdkapital Gesamtkapital
Höhe der Fremd finanzierung
× 100
Je höher die Fremdfinanzierung, desto höher das Risiko für das Unternehmen, denn Fremdkapital muss zurückgezahlt werden. Es steigt auch das Insolvenzrisiko, denn wenn das Eigenkapital durch Verlust verbraucht ist, muss ein Unternehmen Insolvenz anmelden. Das bedeutet nun nichts anderes, als dass ein fremdfinanziertes Unternehmen insolvenzanfälliger ist. Auch steigt das Risiko der Kapitalbeschaffung: Je mehr Schulden man hat, umso schwieriger bekommt man neue Kredite. Ein weiteres Risiko ist bei hohem Fremdkapitalanteil, dass man auch in schlechten Zeiten, also in ertragsschwachen Jahren, Zinsen und Tilgung zahlen muss. Auf Ausschüttungen auf das eingebrachte Eigenkapital kann man in schlechten Jahren eher verzichten (die Eigenkapitalgeber bekommen dann gegebenenfalls keine Ausschüttung bzw. die Aktionäre keine Dividende).
Je höher der Verschuldungs grad desto höher das Risiko
Problem der weiteren Kapi talbeschaffung
Langfristiger Kapitalanteil Eine Erweiterung der Kennzahl der Eigenkapitalquote stellt die Kennzahl über den langfristigen Kapitalanteil dar: Langfristiger Kapitalanteil =
Langfristiges Kapital =
Langfristiges Kapital Gesamtkapital
Erweiterter Risikopuffer
× 100
Eigenkapital + 50 % Rückstellungen + langfristige Verbindlichkeiten
Das langfristige Kapital stellt sozusagen den erweiterten Risikopuffer eines Unternehmens dar. Hier gilt das Motto: „Bei dem Kapital, das langfristig finanziert ist, kann kurzfristig nichts anbrennen“, d. h. es
177
5
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung
steht langfristig zur Verfügung und ist somit eine krisensichernde Kapitaldecke.
Deckungsrelationen Wie ist das Vermögen des Unternehmens finanziert?
Hier geht es um die Gegenüberstellung von Vermögen und Kapital. Mittelherkunft und Mittelverwendung werden also in Relation gesetzt. Die horizontale Finanzierungsregel in diesem Zusammenhang lautet, dass langfristiges Vermögen auch langfristig finanziert sein sollte (siehe hierzu Kapitel 5.2). Dies drückt sich auch in mehreren Kennzahlen aus. Anlagendeckung I („Goldene Bilanzregel“)
Ist das Anlage vermögen durch Eigenkapital finanziert?
Die Anlagendeckung I fragt danach, ob das Anlagevermögen (langfristiges Vermögen) durch Eigenkapital finanziert ist. Die Goldene Bilanzregel haben Sie bereits kennen gelernt (siehe Kapitel 5.2) In der engsten Auslegung fordert die Goldene Bilanzregel in diesem Zusammenhang, dass das Anlagevermögen vollständig durch Eigenkapital zu finanzieren sei, also eine 1 : 1-Beziehung. Der Wert nach der Formelberechnung sollte also 100 % ergeben. So wird die Anlagendeckung I berechnet: Eigenkapital
Anlagendeckung I =
Anlagevermögen
× 100
Mittlerweile gelten aber auch Werte von 50 % bis 60 % als sehr gute Werte für die Anlagendeckung I. Anlagendeckung II Ist das Anlage vermögen langfristig finanziert?
In einer etwas weiter gefassten Auslegung der Goldenen Bilanzregel wird empfohlen, dass das Anlagevermögen langfristig zu finanzieren sei, also durch Eigenkapital und langfristiges Fremdkapital. Dies wird als Anlagendeckung II bezeichnet: Anlagendeckung II =
Langfristiges Kapital =
178
Langfristiges Kapital Anlagevermögen
× 100
Eigenkapital + 50% Rückstellungen + Langfristige Verbindlichkeiten
Finanzkennzahlen: Mit wenigen Zahlen alles im Griff
5
Die Anlagendeckung II zeigt die Relation, in der das Anlagevermögen nicht nur durch das Eigenkapital, sondern auch durch Fremdkapital langfristig finanziert ist. Achtung: Ein Wert für die Anlagendeckung II von über 100 % wird als genügend und über 120 % als gut bezeichnet. Kritisch wird es, wenn der Wert unter 100 % sinkt, denn das bedeutet, dass ein Teil des Anlagevermö gens kurzfristig finanziert ist.
Anlagendeckung III Die Forderung nach einer soliden Finanzierung des Anlagevermögens kann noch dahin erweitert werden, dass alles langfristig gebundene Vermögen auch langfristig zu finanzieren ist. Um dies zu analysieren werden zum Anlagevermögen noch die langfristig gebundenen Teile des Umlaufvermögens hinzugezählt. Dazu zählen Vorräte und Waren sowie ein eiserner Bestand an liquiden Mitteln, die zur Aufrechterhaltung des Betriebes immer vorgehalten werden müssen. Die Kennzahl der Anlagendeckung III sagt nun aus, ob dieses langfristig im Unternehmen gebundene Vermögen auch durch langfristiges Kapital finanziert ist. So wird die Anlagendeckung III berechnet: Anlagendeckung III =
Langfristiges Kapital =
Langfristiges Kapital Anlagevermögen + Vorräte
Ist alles lang fristige Vermö gen langfristig finanziert?
× 100
Eigenkapital + 50 % Rückstellungen + Langfristige Verbindlichkeiten
Positiv ist, wenn selbst noch die Vorräte langfristig gedeckt sind. Denn wenn die Vorräte aktuell nicht oder nur schwer verkauft werden können, gibt es noch gewisse Sicherheiten in der Finanzierung. Verbindlichkeiten werden nicht sofort fällig.
179
5
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung
Beachten Sie die Deckungsrelationen! Je langfristiger die Anlagen deckung, desto sicherer die Finanzierung
Deckungsrelationen sagen etwas über die finanzielle Stabilität eines Unternehmens aus. Bei Optimierungsfragen der Finanzierung ist auch die Wahrscheinlichkeit einzuschätzen, dass unvorhergesehene Umstände die Kapitaldecke aufzehren und dies zur Zahlungsunfähigkeit führen könnte. Je langfristiger die Anlagendeckung ist, also je langfristiger die für den Betriebszweck essenziell notwendigen Anlagen finanziert sind, desto gewappneter ist das Unternehmen gegen unvorhergesehene Ereignisse.
Liquiditätsanalyse Wie liquide = zahlungsfähig ist ein Unter nehmen?
Die Kennzahlen der Liquiditätsanalyse gehören zu den bekanntesten Finanzkennzahlen. Bei Unternehmen in der Krise herrscht oft bei den Mitarbeitern die bange Frage „Bekommen wir nächsten Monat noch unser Geld?“ Dies ist die Frage nach der unmittelbaren kurzfristigen Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens, der Liquidität 1. Grades. Liquidität 1. Grades
Mittel, die sofort zur Verfügung stehen
Diese Kennzahl gibt Auskunft über die sofort für die Liquidität zur Verfügung stehenden Zahlungsmittel, die zur Deckung der kurzfristigen Verbindlichkeiten herangezogen werden können. So wird die Liquidität 1. Grades berechnet: Liquidität 1. Grades =
flüssige Mittel kurzfristige Verbindlichkeiten
× 100
Kurzfristige Verbindlichkeiten sind: • Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen • Kurzfristige Kreditverbindlichkeiten • 50 % der Rückstellungen (Dies ist ein Standardwert, möglicherweise ist ein höherer oder geringerer Prozentsatz anzusetzen, je nach Eintrittswahrscheinlichkeit der Verbindlichkeit, für die die Rückstellung gebildet wurde.) • Bilanzgewinn (z. B. bei Dividendenzahlung) Wenige Unternehmen werden bei der Liquidität 1. Grades die 100 % erreichen. Es kommt auf die konkreten Fälligkeiten der kurzfristigen
180
Finanzkennzahlen: Mit wenigen Zahlen alles im Griff
5
Verbindlichkeiten an, aber ein Deckungsgrad durch die flüssigen Mittel von ca. 10 % entspricht durchaus schon einer geeigneten Zielgröße. Liquidität 2. Grades Bei dieser erweiterten Liquiditätskennzahl werden zur Deckung der kurzfristigen Verbindlichkeiten neben den flüssigen Mitteln auch die kurzfristigen Forderungen an Kunden gegenübergestellt. Hintergrund ist, dass diese Zahlungsverpflichtungen der Kunden gegenüber dem Unternehmen demnächst als flüssige Mittel eingehen werden, und damit in die Betrachtung einzubeziehen sind. So wird die Liquidität 2. Grades berechnet: Liquidität 2. Grades =
flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen kurzfristige Verbindlichkeiten
Mittel, die kurzfristig liquide gemacht werden können
× 100
Die flüssigen Mittel und die Zahlungsforderungen gegenüber den Kunden sollten zusammengenommen schon zu 100 % die kurzfristigen Verbindlichkeiten eines Unternehmens decken. Liquidität 3. Grades Nun kommen noch die Vorräte und Wertpapiere hinzu. Hintergrund ist, dass auch Vorräte demnächst, bei Verkauf, als flüssige Mittel zur Verfügung stehen werden, ebenso wie Wertpapiere, die verkauft werden können. Jetzt wird also das gesamte Umlaufvermögen daraufhin analysiert, ob es zur Deckung von kurzfristigen Verbindlichkeiten liquide gemacht werden kann. So wird die Liquidität 3. Grades berechnet: Liquidität 3. Grades =
Umlaufvermögen kurzfristige Verbindlichkeiten
Welche Mittel können noch liquide gemacht werden?
× 100
Der Wert für die Liquidität 3. Grades kann bei 120 % bis 150 % liegen. Eine Größenordnung von 150 % bis 200 % kann als gut bezeichnet werden. Aussagekraft der Liquidität 1. bis 3. Grades Besonders aussagekräftig ist die Liquidität 1. Grades: Was an flüssigen Mitteln da ist, dass weiß ein Unternehmen in der Regel ziemlich sicher. Schon bei der Liquidität 2. Grades kommen Unsicherheits-
181
5
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung
faktoren hinzu. Kurzfristige Forderungen bedeuten nicht, dass die Forderungen auch zügig von den Kunden bezahlt werden. Der eine oder andere Kunde gerät vielleicht in Zahlungsnot und manche Forderungen müssen ganz als uneinbringbare Forderungen abgeschrieben werden. Bei der Liquidität 3. Grades muss man ganz genau analysieren, was an Vorräten mit in die Formel eingeht. Zu den Vorräten zählen ja auch die Halb- und Fertigfabrikate, deren Bewertung ein Thema für sich darstellt. Gehören die Halb- und Fertigfabrikate nicht mehr zum aktuellen Produktionsprogramm und können kaum noch verkauft werden, dann lassen sich aus diesen Beständen sicher nicht die kurzfristigen Verbindlichkeiten decken. Working Capital Das Working Capital errechnet sich nach folgender Formel: Working Capital = Umlaufvermögen – kurzfristige Verbindlichkeiten Working Capital > 0, Sicher heitspolster
Working Capital < 0, Liquiditäts gefahr
Ist das Working Capital größer null, so übersteigt das Umlaufvermögen die kurzfristigen Verbindlichkeiten. Ein Teil des Umlaufvermögens wurde also langfristig finanziert. Dies ergibt für das Unternehmen ein gewisses „Sicherheitspolster“. Ein Teil des kurzfristigen Vermögens ist nicht zur Deckung der kurzfristigen Verbindlichkeiten notwendig. Ein negatives Bild zeichnet diese Kennzahl von einem Unternehmen, wenn das Working Capital kleiner null, also negativ ist. Das bedeutet, dass letztlich ein Teil des Anlagevermögens kurzfristig finanziert wurde – eine Liquiditätsgefahr. Es könnte passieren, dass das Anlagevermögen zur Rückzahlung kurzfristiger Verbindlichkeiten herangezogen werden und damit verkauft werden müsste. Anlagevermögen bezeichnet aber betriebsnotwendige Anlagen, z. B. Maschinen, Fahrzeuge, Werkzeuge, und ein Verkauf könnte damit zulasten der Geschäftstätigkeit gehen. Achtung: Je höher das Working Capital, umso solider die Finanzierung!
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Finanzkennzahlen: Mit wenigen Zahlen alles im Griff
5
Die abgewandelte Kennzahl Working-Capital-Ratio wird so berechnet: WorkingCapitalRatio =
Working Capital kurzfristiges Umlaufvermögen
× 100
Die Working-Capital-Ratio zeigt nun, wie viel Prozent des Umlaufvermögens langfristig und damit sicher finanziert sind. In gut finanzierten Unternehmen beträgt das Working-Capital-Ratio zwischen 30 % und 50 %.
5.3.2
Erfolgsanalyse
Im Gegensatz zur Finanzanalyse konzentriert sich die Erfolgsanalyse verstärkt auf die Auswertung der Ertragskraft eines Unternehmens. Hierzu wird in erster Linie die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) eines Unternehmens analysiert. Die Bilanz ist keine Erfolgsrechnung, sie stellt die Mittelherkunft und Mittelverwendung eines Unternehmens gegenüber. Die Differenz ist der Gewinn. Die Bilanz zeigt nicht, wie dieser Gewinn zustande gekommen ist, und durch welche Aufwände und Erträge Geld verdient oder verloren wurde. Diese Fragen beantwortet die GuV als Teil des Jahresabschlusses. Sie ist damit der Ansatzpunkt für die Erfolgsanalyse. Der Erfolg (Gewinn oder Verlust) eines Unternehmens ist entscheidend für seine Selbstfinanzierungsmöglichkeiten.
Wie hoch ist die Ertragskraft eines Unter nehmens?
Basis der Analyse: Die Gewinn und Verlust rechnung (GuV)
Die Erfolgsanalyse besteht aus einer Reihe von Teilanalysen. Dies zeigt die folgende Abbildung:
183
5
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung
Erfolgsanalyse
Gewinn analyse
Cashflow analyse
Rentabilitäts analyse
Umschlags häufigkeiten
Wie ist die Entwicklung von:
Wie stark ist die Finanzkraft eines Unter nehmens
Wie gut verzinst sich das in das Unternehmen eingesetzte Kapital?
Wie oft wird ein Euro innerhalb eines Jahres im Unternehmen umgeschlagen/ ausgegeben?
Kennzahl: z. B. Cashflow
Kennzahl: z. B. Eigenkapi talrentabilität
Kennzahl: z. B. Kapital umschlag
• Gewinn • Umsatz • diversen Kostenblöcken Kennzahl: z. B. Gewinn als absolute Zahl im Perioden vergleich
Abb. 47: Erfolgsanalyse
Gewinnanalyse Einflussfaktoren auf den Ge winn: Umsatz und Kosten
Die wesentlichen Einflussfaktoren auf die Höhe des Gewinns sind auf der einen Seite die Umsatzerlöse und auf der anderen Seite verschiedene Kostenblöcke. Bei der Gewinnanalyse wird also neben der Entwicklung des Gewinns auch die Entwicklung dieser wesentlichen Einflussfaktoren analysiert. Gewinnentwicklung
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäfts tätigkeit
Zuerst wird analysiert, ob überhaupt ein Gewinn vorliegt, oder die GuV möglicherweise einen Verlust ausweist. Die GuV unterscheidet bei der Ermittlung des Gewinns in: • Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit und • außerordentliches Ergebnis. Gern arbeitet man mit dem Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit, da dieses frei von außergewöhnlichen Einflüssen (z. B. Aufwendungen für einen einmaligen Brand) und somit repräsentativer für ein durchschnittliches Jahr ist. So bekommt die Analyse der Gewinnentwicklung mehr Transparenz.
184
Finanzkennzahlen: Mit wenigen Zahlen alles im Griff
5
Umsatzentwicklung Liegt die GuV für mehrere aufeinander folgende Jahre vor, so ist die Entwicklung der Umsatzerlöse ein wesentlicher Analysepunkt. Konnte der Umsatz im Zeitablauf gesteigert werden oder nicht? Umsatz = Absatz (verkaufte Stückmenge) × Preis
Entwicklung der verkauften Stückzahlen und Entwicklung der Verkaufspreise
Bei einem Preiskampf am Markt kann es durchaus sein, dass ein Unternehmen dieselben oder sogar mehr Produkte als im Vorjahr verkauft hat, aber aufgrund des gesunkenen Verkaufspreises die Umsatzerlöse rückläufig sind. Es sollte daher die Position Umsatzerlöse der GuV aufgeteilt werden in verkaufte Stückzahlen und Entwicklung der Verkaufpreise, um eine positive oder negative Entwicklung transparenter darzustellen. Kostenentwicklung Betrachtet man die aktuellen Schlagzeilen der Wirtschaftspresse so ist Kostensenkung bzw. die Ausschöpfung von Kostensenkungspotenzialen zurzeit ein Dauerbrenner. Zwingt der Markt bzw. die Konkurrenz zum Preiskampf, dann müssen auch die Kosten gesenkt werden. Insbesondere folgende Kostenbereiche werden in der Kostenentwicklung untersucht: • Personalkosten: Entwicklung des Personalstands und der Gehälter • Materialkosten: Preisentwicklung, Veränderung der verwendeten Materialien • Abschreibungen: Vergleich mit Neuinvestitionen; Abschreibungen spiegeln den Wertverlust des Unternehmens – Maschinen, Fahrzeuge etc. – wider und sollten in etwa in derselben Höhe durch Neuinvestitionen kompensiert werden. • Rückstellungen: Für welche Risiken? • Sonstige betriebliche Aufwendungen: Aufgrund welcher außergewöhnlichen Ereignisse? • Zinsaufwand: Entwicklung des Kreditvolumens • Steuern: Beeinflussung der Steuerlast durch Ausschüttungspolitik? Einbehaltene Gewinne werden anders besteuert als ausgeschüttete Gewinne.
Entwicklung der einzelnen Kostenarten
185
5
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung
Cashflowanalyse Cashflow Der englische Begriff „cash“ bedeutet Bargeld bzw. flüssige Mittel, „flow“ bedeutet Fluss. Cashflow bezeichnet den „Kassenzufluss“, der einem Unternehmen unter dem Strich zur Verfügung bleibt. Man würde zuerst vermuten, dass dies der Gewinn ist, der dem Unternehmen ver bleibt. Es gibt jedoch noch weitere Größen, die zu einem Kassenzufluss führen.
Die einfachste Definition für den Cashflow lautet: Cashflow = Gewinn + Abschreibungen Abschreibungen sind nicht auszahlungs wirksam
Abschreibungen sind zwar Aufwände, jedoch nicht auszahlungswirksam. Sie schmälern den Gewinn, verringern aber nicht den Kassenstand. Abschreibungen werden erst dann als flüssige Mittel ausgegeben, wenn z. B. eine Ersatzbeschaffung getätigt wird. So stehen die Abschreibungen mit dem Gewinn als finanzielle Manövriermasse dem Unternehmen für Investitionen, Schuldentilgung und Gewinnausschüttung zur Verfügung. Grundsätzlich gilt für die Berechnung des Cashflow: Gewinn/Jahresüberschuss
Nicht auszah lungswirksame Positionen werden addiert
186
+
alle nicht auszahlungswirksamen Aufwendungen
–
alle nicht einzahlungswirksamen Erträge
=
Cashflow
Zum Gewinn werden alle Aufwendungen addiert, die nicht „cash“ sind, die also nicht auszahlungswirksam sind. Dies können u. a. sein: • Erhöhung von Rücklagen • Verlustvortrag • Abschreibungen • Erhöhung der Rückstellungen • Periodenfremde und außerordentliche Aufwendungen
Finanzkennzahlen: Mit wenigen Zahlen alles im Griff
Vom Gewinn abgezogen werden alle Erträge, die nicht einzahlungswirksam sind. Dies können u. a. sein: • Auflösung von Rücklagen • Gewinnvortrag • Zuschreibungen • Auflösung von Rückstellungen • Aktivierte Eigenleistungen • Periodenfremde und außerordentliche Erträge • Gewinnausschüttungen
5 Nicht einzah lungswirksame Positionen werden abgezogen
Warum ist die Kennzahl „Cashflow“ so wichtig? Letztendlich ist die Kennzahl Cashflow wichtiger als die Gewinnhöhe, denn der Cashflow zeigt die Finanzkraft eines Unternehmens. Er bezeichnet die finanziellen Mittel, die dem Unternehmen für Investitionen, z. B. in neue Technologien, oder die Erschließung neuer Marktpotenziale zur Verfügung stehen. Somit sagt der Cashflow auch etwas über die Zukunftschancen eines Unternehmens aus. Ein Unternehmen, das einen hohen Gewinn aber nichts in der Kasse hat, wird es zwangsläufig bald nicht mehr geben. Daher ist ein wichtiges Unternehmensziel, einen möglichst hohen Cashflow zu erreichen.
Cashflow = Finanzkraft des Unternehmens
Schuldtilgungsdauer in Jahren Die Kennzahl „Schuldtilgungsdauer in Jahren“ wird aus dem Cashflow abgeleitet. Hier wird analysiert, in wie vielen Jahren das Unternehmen aus eigener Leistungskraft seine Schulden zurückzahlen kann. Wie oft (wie viele Jahre) muss der letzte Jahrescashflow erarbeitet werden, damit die Schulden zurückbezahlt sind? So wird die Schuldtilgungsdauer berechnet: Schuldtilgungsdauer in Jahren =
In wie vielen Jahren könnte das Unterneh men schulden frei sein?
Fremdkapital – flüssige Mittel Jahrescashflow
Bei erfolgreichen Unternehmen liegt der Wert für die Schuldtilgungsdauer bei unter 5 Jahren. Insgesamt ist ein Wert unter 10 Jahren jedoch akzeptabel. Ein Wert über 10 Jahren ist als kritisch anzusehen.
187
5
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung
Rentabilitätsanalyse Rentabilität ist eines der wichtigsten Unternehmens ziele
Rentabilität ist eine Kennzahl über den Unternehmenserfolg. Wenn wir umgangssprachlich sagen, etwas habe sich „rentiert“, meinen wir, dass wir in eine Angelegenheit Geld, Zeit oder Arbeitskraft „investiert“ haben und mit dem „Ergebnis“ aus diesen Bemühungen zufrieden sind. Insbesondere in großen Unternehmen ist die Rentabilität ein wichtiges Unternehmensziel. So wird z. B. angestrebt, dass sich das Eigenkapital mit 15 % verzinst. Basis ist immer der Gewinn. Eigenkapitalrentabilität
Eigenkapital geber könnten ihr Geld auch langfristig woanders anlegen
Die Eigenkapitalrentabilität sollte immer über dem marktüblichen Zins für langfristige Kapitalanlagen liegen, denn sonst hätte man sein Geld gleich woanders und möglicherweise sicherer anlegen können. Die Eigenkapitalrentabilität errechnet sich wie folgt: Eigenkapitalrentabilität =
Gewinn Eigenkapital
× 100
Gesamtkapitalrentabilität Verzinsung von Eigen und Fremdkapital
Diese Rentabilität ist aussagekräftiger als die Eigenkapitalrentabilität, da sie die Verzinsung des gesamten Kapitals beleuchtet. Gesamtkapitalrentabilität =
Gewinn + Fremdkapitalzinsen Gesamtkapital (Eigen und Fremdkapital)
× 100
Fremdkapitalzinsen müssen deswegen hinzugerechnet werden, da diese den Gewinn reduziert haben und bei der Gegenüberstellung nun berücksichtigt werden müssen. Gewinn und Fremdkapitalzinsen bezeichnet man auch als Kapitalgewinn. Umsatzrentabilität Wie viel Gewinn steckt im Umsatz?
188
Die Umsatzrentabilität bezeichnet die Verzinsung des Umsatzes. Diese Kennzahl beantwortet die Frage: Wie viel Gewinn wirft der Umsatz ab? Die Kennzahl gibt Auskunft über den Erfolg der betrieblichen Tätigkeit beim Verkauf der Produkte oder Dienstleistungen auf dem Markt. Sie ist deswegen eine wichtige Kennzahl.
Finanzkennzahlen: Mit wenigen Zahlen alles im Griff
5
So wird die Umsatzrentabilität berechnet: Umsatzrentabilität =
Gewinn + Fremdkapitalzinsen Umsatz
× 100
Manchmal findet man diese Kennzahl ohne Berücksichtigung der Fremdkapitalzinsen. Als Grund für den Ansatz auch der Fremdkapitalzinsen wird angeführt, dass der Umsatz auch mithilfe des Fremdkapitals erzielt wurde. ReturnonInvestment (ROI) Der Return-on-Investment (ROI) kommt zu demselben Ergebnis wie die Gesamtkapitalrentabilität. Der erhöhte Aussagewert dieser Kennzahl entsteht dadurch, dass sie sich aus mehreren Komponenten zusammensetzt, die zur Analyse ebenfalls interessant sind: Umsatzrentabilität (siehe oben) und Kapitalumschlagshäufigkeit.
ROI = Gesamt kapital rentabilität, aber höherer Aussagewert
So wird die Kapitalumschlagshäufigkeit berechnet: Kapitalumschlagshäufigkeit =
Umsatz Gesamtkapital
Die Kapitalumschlagshäufigkeit zeigt, wie intensiv das eingesetzte Kapital im Unternehmen genutzt wird und wie produktiv das Kapital ist. Die Rendite des gesamten Kapitaleinsatzes wird also auch durch die Umsatzrentabilität und die Umschlagshäufigkeit beschrieben:
Wie intensiv wird das Kapital eingesetzt?
ROI = Umsatzrentabilität × Kapitalumschlagshäufigkeit So bezeichnet auch im betriebswirtschaftlichen Sinn die Rentabilität bzw. der Return-on-Investment (ROI) das Verhältnis zwischen eingesetztem Kapital und Gewinn. Der englische Ausdruck „return on investment“ verdeutlicht diesen Zusammenhang besser als unser deutscher Begriff „Rentabilität“. Return-on-Investment könnte man frei übersetzen mit: „Was aus dem einsetzten Kapital wieder zurückkommt“ (to return = zurückkehren).
189
5
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung
Der ROIBaum Der ROIBaum zeigt die Ein flussgrößen auf die Rentabilität
Der Return-on-Investment (ROI) wird häufig als ROI-Baum dargestellt (vgl. die folgende Abbildung). Der ROI-Baum zeigt, aus welchen Größen die Rentabilität berechnet wird. Mit dem ROI-Baum hat man die Einflussgrößen auf die Rentabilität plastisch vor Augen. Die unterste Ebene des ROI-Baums bilden die Einflussgrößen auf die Rentabilität. Dreht man am Umsatz oder den variablen Kosten, so hat dies direkte Auswirkungen auf den Deckungsbeitrag und damit auf den Gewinn und somit auf die Rentabilität. Ebenso hat eine Senkung der Lagerbestände einen direkten Einfluss auf das Umlaufvermögen, das Kapital, der Kapitalumschlag erhöht sich und somit auch die Rentabilität. Der ROI-Baum zeigt, an welchen Hebeln und Schrauben man drehen muss, um die Rentabilität zu beeinflussen: ROI
Umsatz rentabilität
Gewinn
:
Deckungs beitrag
—
Umsatz
–
Variable Kosten
Kapital umschlag
× Umsatz
Fixe Kosten
Gebäude Grund stücke
:
Umsatz
Anlage vermögen
Maschinen Werkzeuge
Kapital
+
Lager bestände
Umlauf vermögen
Flüssige Mittel
Abb. 48: Der ROIBaum
190
Finanzkennzahlen: Mit wenigen Zahlen alles im Griff
5
Umschlagshäufigkeiten Kapitalumschlagshäufigkeit Die Kapitalumschlagshäufigkeit wurde schon im Rahmen des ROIBaumes genannt: Kapitalumschlagshäufigkeit = Umsatz : Kapital Beispiel: Berechnung der Kapitalumschlagshäufigkeit Mit 100 € werden Waren gekauft und zu 230 € wieder verkauft, diese 230 € können jetzt wieder für den Einkauf von Waren eingesetzt wer den. Der Kapitalumschlag wäre in diesem Beispiel 2,3.
Die Kapitalumschlagshäufigkeit wird auch in Tagen gemessen: 360 Tage : Kapitalumschlagshäufigkeit (z. B. 2,3) = 157 Tage
Kapitalum schlagshäufig keit in Tagen
Diese Kennzahl sagt also aus, nach wie vielen Tagen sich das Kapital einmal umgeschlagen hat. Tipp: Je häufiger sich das Kapital umschlägt, desto geringer ist der Kapitalbe darf: Das Geld kommt schneller wieder ins Unternehmen zurück. Die Erhöhung der Kapitalumschlagshäufigkeit bietet also eine Optimie rungsmöglichkeit für die Finanzierung.
Debitorenumschlag (Debitoren = Kunden) Der Debitorenumschlag wird zur Berechnung der Debitorendauer benötigt. Die Debitorendauer sagt aus, wie lange es dauert, bis die Kunden nach Rechnungsstellung zahlen. So wird der Debitorenumschlag berechnet: Debitorenumschlag =
Debitorendauer = Zahlungsmoral der Kunden
Umsatzerlöse + Mehrwertsteuer Durchschnittliche Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
Debitorendauer =
360 Debitorenumschlag
191
5
Optimierungsmöglichkeiten bei der Finanzierung
Beispiel: Berechnung der Debitorendauer Zuerst wird der Debitorenumschlag berechnet. Das Unternehmen hat im Jahr einen Umsatz inkl. MwSt. von 1,5 Mio. € und durchschnittliche Forderungen aus Lieferungen und Leistungen von 200.000 €. Der Debi torenumschlag beträgt 7,5. Bei 360 Tagen ist dies eine durchschnittli che Debitorendauer von 48 Tagen, d. h. die Kunden zahlen ihre Rech nung im Schnitt nach 48 Tagen. Das bedeutet auch, dass erst nach 48 Tagen der Umsatzerlös zu einer Einnahme an liquiden Mitteln führt. Steigende Debitorendauer belastet die Liquidität!
Verschlechtert sich die Debitorendauer, so zeigt dies eine Verschlechterung der Zahlungsmoral der Kunden. Es könnte auch an einem schlechten Management der Kundenbeziehungen oder mangelhaftem Mahnwesen liegen. Hier müssen Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, da eine hohe Debitorendauer die Liquidität des Unternehmens belastet. Kreditorenumschlag (Kreditoren = Lieferanten) So wird der Kreditorenumschlag berechnet: Kreditorenumschlag =
Materialaufwand + Mehrwertsteuer Durchschnittliche Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 360
Lieferantenziel =
Kreditorenumschlag Wie ist die Zahlungsmoral des Unter nehmens?
Beim Kreditorenumschlag wird der Spieß umgedreht: Wie verhält sich das Unternehmen, wenn es selbst Kunde ist? Wie ist seine Zahlungsmoral gegenüber seinen Lieferanten? Hierzu wird zuerst der Kreditorenumschlag errechnet und dann das durchschnittliche Lieferantenziel (Dauer in Tagen, bis eine Lieferantenrechnung vom Unternehmen bezahlt wird). Dies kann zu weiterführenden Detailfragen führen, z. B.: Warum werden Rechnungen so spät bezahlt? Wieso wird kein Skonto ausgenutzt? etc. Lagerumschlag So wird der Lagerumschlag berechnet: Lagerumschlag =
192
Materialaufwand Durchschnittlicher Bestand an Roh, Hilfs und Betriebsstoffen
Finanzkennzahlen: Mit wenigen Zahlen alles im Griff
Lagerdauer =
5
360 Lagerumschlag
Jeder Lagerbestand bindet Kapital. Zu hohe Lagerbestände lassen auf ein schlechtes Logistikmanagement schließen. Manche Unternehmen nutzen eine Just-in-time-Anlieferung der für die Produktion benötigten Materialien, um ganz auf die Lagerhaltung verzichten zu können. Je öfter sich das Lager für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe umschlägt, umso geringer die Kapitalbindung. Interessant ist diese Kennzahl im Zeitvergleich: Was sind die Ursachen für eine Zunahme oder Abnahme der durchschnittlichen Lagerbestände?
Zu hohe Lagerbestände binden unnötig Kapital
193
6 Das Berichts wesen schafft Transparenz
Finanzberichtswesen – Der schnelle Überblick
Gut geführte Unternehmen haben ein effektives internes Berichtswesen, das Transparenz schafft. Kennzahlen sind in diesem Zusammenhang ein hervorragendes Instrument, um alle Bereiche zu informieren. Dabei bietet es sich an, für jede Berichtshierarchie die geeigneten Kennzahlen auszuwählen: Was für die Unternehmensleitung wichtig ist, z. B. die Rentabilität des Gesamtunternehmens, wird für die Steuerung eines Vertriebsbereiches nicht benötigt. Am besten, man baut sich eine so genannte Berichtshierarchie auf und ordnet allen Bereichen die für sie wichtigen Finanzkennzahlen zu. Beispiele für Finanzkennzahlen:
Management Bereichsleitung
Eigenkapital/Fremdkapitalrendite Umsatzrenditen Bilanzrelationen Umsatzrentabilität des Bereiches Kostenentwicklung des Bereiches
Abteilungsleiter
Je nach Abteilung z. B. Lagerumschlag, Debitorendauer
Sachbearbeiter
Erfüllung von Zeitvorgaben z. B. bei der Zahlungsabwicklung
Abb. 49: Berichtshierarchie Siehe CDROM
Ein ausführliches Beispiel für ein Berichtswesen, das alle Finanzkennzahlen umfasst, finden Sie auf der CD-ROM. Im Folgenden erhalten Sie Empfehlungen, wie ein Finanzberichtswesen aussagekräftig und prägnant aufgebaut werden kann.
194
Finanzberichtswesen – Der schnelle Überblick
6
Verstehen Sie das Berichtswesen als Dienstleistung Das Berichtswesen ist eine Serviceaufgabe. Das bedeutet, dass beim Berichtswesen auch Dienstleistungstugenden entwickelt werden müssen. Gehen Sie auf die Bedürfnisse der „Kunden“ des Berichtswesen ein und geben Sie nicht unüberlegt die Informationen weiter, die Ihnen die Software liefert. Die drei wichtigsten Aspekte für eine Serviceorientierung des Berichtswesens sind: • Empfängerorientierung: Welche Daten benötigt der Empfänger des Berichtswesen wirklich? Wie muss der Bericht kommentiert werden, damit er auch verstanden wird? Verzichten Sie möglichst auf komplizierte Fachterminologie und kommentieren Sie ausreichend, damit dem Empfänger des Berichts klar wird, wo die Probleme liegen und wo möglicherweise Gegenmaßnahmen ergriffen werden müssen. • Präsentation des Berichtswesens: Es genügt nicht, einfach Berichte zu verschicken. Wenn man Glück hat, werden sie gelesen, wenn man Pech hat, einfach nur abgeheftet. Präsentieren Sie das Berichtswesen für einen Unternehmensbereich dem verantwortlichen Manager in einem persönlichen Gespräch. • Grafische Aufbereitung: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ – nach diesem Motto sollte das Berichtswesen Kennzahlen in Grafiken veranschaulichen. Entwicklungen und Zusammenhänge werden so klarer.
Denken Sie an die „Kunden“ des Berichts wesens!
OnePageManagement Wie überall gibt es auch im Berichtswesen Moden. Noch vor einigen Jahren war es chic, so viele Informationen wie möglich aus der Buchhaltung, Kostenrechnung und dem Controlling in ein Berichtswesen hineinzupacken. Zurzeit liegt die Forderung nach komprimierten Informationen voll im Trend. Von der Quantität zur Qualität.
Qualität vor Quantität
Beispiel: Mit OnePageManagement gegen die Informationsflut Entnervt sagte der Geschäftsführer eines mittelständischen Unterneh mens: „Ich nehme ab sofort nur noch Berichte entgegen, die den Um fang von einer Seite nicht überschreiten. Ich bin es leid, seitenlange überflüssige Informationen zu lesen.“
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6
Finanzberichtswesen – Der schnelle Überblick
Was war passiert? Jeder Mitarbeiter hatte alle vorhandenen Informa tionen, die die Geschäftsleitung irgendwie interessieren könnte, an diese weitergeleitet. Der Vertrieb brachte seitenlange Kundenauswer tungen, die Logistik viele Details über Beschaffung und Produktion, und nicht zuletzt hatte das Controlling die Geschäftsleitung geradezu mit Zahlen überschüttet. Allein die Finanzsituation des Unternehmens wur de auf mehreren Seiten ausgiebig beleuchtet. Aber es wurde einfach zuviel, und niemand hatte sich bisher Gedanken gemacht, wie man die Informationen sinnvoll komprimieren könnte. Also zog man die Not bremse und führte das OnePageManagement ein. Vorgabe: Jeder Bereich soll versuchen, seine Routineberichterstattung auf einer Seite zu präsentieren. Kommentierung der Zahlen wird immer mehr erwartet
Besonders effizient ist das One-Page-Management, wenn zusätzlich zu dem Bericht auch eine Kommentierung ausgewählter Zahlen erfolgt. Und falls sich bei der Kommentierung ein Problem ergibt, das vertieft werden muss, dann hat man die entsprechenden Zahlen bei dem Gespräch mit der Geschäftsleitung gleich zur Hand. Ampeltechnik
Schneller Überblick mit der Ampel technik
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Im Berichtswesen wird gerne die Ampeltechnik verwendet. Die betrieblichen Kennzahlen werden mit den Farben Grün, Gelb oder Rot unterlegt, je nachdem ob die Kennzahl im grünen Bereich ist oder schon bedenklich vom Planwert abweicht (= Farbe Gelb) oder gar im roten Bereich ist, also dringender Handlungsbedarf für das Management besteht (vgl. Abbildung auf der folgenden Seite).
Finanzberichtswesen – Der schnelle Überblick
6
Abb. 50: Ampeltechnik
197
6
Finanzberichtswesen – Der schnelle Überblick
CockpitDarstellungen Alle wichtigen Daten auf einen Blick
Siehe CDROM
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In Anlehnung an das Cockpit eines Flugzeugs oder Autos werden Kennzahlengrafiken im Überblick gezeigt. In der Mitte das große „Zentralinstrument“ mit den wesentlichen Informationen. Um dieses Zentrum herum werden weitere Informationen über den Betriebszustand des Unternehmens angeordnet. Ein Beispiel für die Cockpit-Darstellung finden Sie auf der CDROM.
7
Rating: Tipps für den Umgang mit der Bank
Das Thema Rating wird heftig diskutiert. Das Spektrum der Diskussion reicht von Horrorszenarien („Der Mittelstand stirbt“) bis hin zu Verharmlosungen („Es ändert sich eh nichts“). Letztlich geht es ums liebe Geld: Wer bekommt Kredite zu welchen Konditionen? Damit ist das Thema schon umrissen.
Wer bekommt Kredite zu welchen Konditionen?
Achtung: In Zukunft werden die Kreditkonditionen enger an der Bonität der Fir menkunden ausgerichtet: Wer sich bewerten lässt, hat künftig bessere Chancen, seine Finanzierungskosten zu senken.
Änderungen in der Kreditvergabepraxis Die Kreditvergabepraxis wird sich in folgenden Punkten ändern: • Die Banken werden zukünftig ein stärkeres Augenmerk auf Risiko, Ertrag und Cashflow richten. • Materielle Sicherheiten und vergangenheitsorientierte Zahlen werden nicht mehr der einzige Maßstab für die Bonitätsprüfung sein. Ein stärkeres Gewicht wird auf die Zukunftsprognose für das Unternehmen gelegt werden. • Für Unternehmen mit unzureichendem Eigenkapital oder schlechten Ertragsaussichten werden die Kreditvolumina verknappt bzw. die Kreditkonditionen drastisch verteuert. Es wird zu einer Ausweitung der so genannten Konditionenspreizung für „gute“ und „schlechte“ Unternehmen kommen. • Unternehmen mit schlechter Bonität müssen sich unter Umständen nach anderen Kreditgebern oder nach Alternativen zur Kreditfinanzierung umschauen. • Die Unternehmen müssen zukünftig mehr Offenheit und Transparenz an den Tag legen, um Ratingkriterien zu erfüllen. Kreditgeber werden verschärft auf ein aussagekräftiges Controlling achten.
199
7
Rating: Tipps für den Umgang mit der Bank •
Ratings verursachen in den Unternehmen, aber auch in den Kreditinstituten, einen zusätzlichen Zeit- und Kostenaufwand. Dies wird sich auch in den Kreditkonditionen niederschlagen.
7.1
Was ist Rating?
Rating ist aus dem Englischen „to rate“ (einschätzen, taxieren, rechnen, veranschlagen) abgeleitet. Rating im Sinne einer Leistungsbeurteilung gibt es schon seit langer Zeit. So gibt es die MichelinSterne oder Kochmützen für außergewöhnlich gute Restaurants oder die Unter teilung der Hotels nach verschiedenen Kategorien (Hotel mit einem Stern, 3SterneHotel, 5SterneHotel etc.). Hier handelt es sich auch um ein Rating im Sinne der Einstufung von Unternehmen in eine Art Reihenfolge, in unterschiedliche Qualitätsklassen. Rating beurteilt die Kredit würdigkeit von Unternehmen
Eine Einstufung in die Ratingklassen A, AA, AAA oder das Alphabet hinunter nach BB, B, C oder D ist nur eine andere Art der Einstufung. Alle Einstufungsformen zielen auf dasselbe: Unternehmen in eine Art Rangfolge, gemessen an einem bestimmten Kriterium, zu bringen. Und beim Rating geht es eben nicht um saubere Betten oder schmackhafte Menüs; das Kriterium zur Einstufung heißt vielmehr: Kreditwürdigkeit, Bonität eines Unternehmens. Grundsätzlicher Ansatz eines Rating
Ableitung des Gesamturteils aus vielen Einzelurteilen
200
Wie könnte nun ganz grundsätzlich so ein Rating aufgebaut werden? Man könnte sich als erstes an dem Schulnotensystem orientieren und verschiedene Bereiche/Aspekte eines Unternehmens benoten. Aus vielen Einzelfaktoren entsteht so ein Gesamtrating für die Bonität des Unternehmens. Modellhaft verkürzt wird hier ein Ratingbeispiel gezeigt, um zu verdeutlichen, wie Rating grundsätzlich funktioniert (vgl. Tab. 29).
Was ist Rating?
Eckdaten
Wert
Bisherige wirtschaftliche Entwicklung Eigenkapitalquote
Note 3,3
14,0 %
3
10 Jahre
4
Gesamtkapitalrentabilität
9,5
3
Cashflowleistungsrate
6,5
Liquidität (Schuldtilgungsdauer in Jahren)
Zukünftige Entwicklung (mittelfristig) Eigenkapitalquote Liquidität (Schuldtilgungsdauer in Jahren) Gesamtkapitalrentabilität Cashflowleistungsrate Qualitative Erfolgsfaktoren Unternehmensstrategie
3 2,6
15,0
3
9 Jahre
4
13,0
2
9,0 %
2 2,8 2
Managementqualität
2
Marktstellung
4
Produkte Ratinggesamtnote
7
3 2,9 Tab. 29: Modell für ein Rating
In diesem Ratingmodell gibt es mehrere Aspekte zur Beurteilung: • Quantitative und qualitative Beurteilungskriterien: Es können unterschiedliche Kriterien zum Ansatz kommen, quantitative Kriterien wie Eigenkapitalquote oder Gesamtkapitalrentabilität, aber auch qualitative Kriterien wie Unternehmensstrategie und Managementqualität. • Vergangenheitsorientierte und zukunftsorientierte Kriterien: Der Blick in die Vergangenheit ist bei der Beurteilung eines Unternehmens immer sehr beliebt, weil man sich hierbei auf sichere Zahlen, z. B. den Jahresabschluss beziehen kann. Der Blick in die Zukunft ist aber mindestens genau so wichtig, da ein Rating schließlich keine Momentaufnahme des Zustands eines Unternehmens ist, sondern auch eine gewisse Prognose über die Zukunft eines Unternehmens mit beinhalten soll. • Branchenabhängigkeit der Beurteilung: Dieses Kriterium erschwert die Beurteilung durch die Ratinganalysten. Was bedeutet z. B. eine Eigenkapitalquote von 14 % oder 15 %? Ist das gut oder schlecht? Diese Frage stellt sich bei jeder für das Rating ab-
Rating ist mehr als die klassi sche Prüfung der Kredit würdigkeit
201
7
Rating: Tipps für den Umgang mit der Bank
gefragten Kennzahl. Die Eigenkapitalquote sagt aus, wie hoch der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital ist. Sind 14 % passabel oder schon ein Warnsignal? In der einen Branche kann das ganz gut sein, in einer anderen ist diese Quote schon bedenklich. Rating wurde in Deutschland im Rahmen des „Börsenfiebers“ der 90er Jahre bekannt
Mitte der 90er Jahre wurden auch in Deutschland immer mehr Ratings durchgeführt und veröffentlicht, nur dass damals der Begriff „Rating“ vielleicht noch nicht so bekannt war. Im Börsenfieber dieser Zeit hatten aber viele schon von der Triple A bzw. AAAEinschätzung für manche Unternehmen gehört und wussten vage, dass sich dieser Ausdruck auf eine gute Einschätzung des Unternehmens durch eine externe Ratingagentur bezog. Auf alle Fälle vermittelte ein AAA die Zuversicht, dass man die Aktien dieses Unternehmens getrost kaufen konnte. Es schien sich um ein solides und gesundes Unternehmen zu handeln. Dieser Trend zu Unternehmensratings kommt aus den USA. Dort gibt es schon seit langem einen etablierten Markt für Ratings. Hier ein Beispiel wie bestimmte Kennzahlen zu bestimmten Ratingbeurteilungen führen: Freier Cashflow/ Gesamtverschuldung
Gesamtkapitalrendite
Umsatzrendite
AAA
40,5 %
30,6 %
30,9 %
AA
21,6 %
25,1 %
25,2 %
A
17,4 %
19,6 %
17,9 %
6,3 %
15,4 %
15,8 %
BB
1,0
12,6
14,4
B
–4,0
9,2
11,2
–25,4
–8,8
5,0
BBB
CCC
4
Tab. 30: Zusammenhang zwischen Kennzahlenwerten und Ratingbeurteilung
Ratingklassen Während in Deutschland nur wenige Unternehmen ein Rating haben, ist dieses Bewertungsinstrument im angloamerikanischen Wirtschaftsraum schon lange verbreitet. Dementsprechend haben sich auch die angloamerikanischen Schulnoten – von A wie „bestanden"
4
202
Quelle: IKB-Vortrag Unternehmensrating, S. 24 (kleiner Auszug).
Was ist Rating?
7
bis je nach Agentur C oder D für „nicht bestanden" – durchgesetzt. So werden für die Ratingbeurteilung international anerkannte Ratingsymbole mit Buchstaben von A bis D verwendet. Diese werden auch Ratingklassen genannt. Das System der Ratingklassen reicht vom AAA-Rating, der besten Einschätzung für ein Unternehmen, das als absolut solide angesehen wird, bis D, der schlechtesten Einschätzung für ein Unternehmen, das bereits zahlungsunfähig ist. In der Praxis haben sich die Ratingklassen der drei großen internationalen Ratingagenturen: Standard & Poor’s (auch S&P abgekürzt), Moody’s und Fitch durchgesetzt. Ratingagenturen
Erläuterung
Standard Moody’s & Poor’s AAA Aaa
Fitch
„Schul note“ 1+
AAA
AA+ AA AA– A+ A A–
Aa1 Aa2 Aa3 A1 A2 A3
AA+ AA AA– A+ A A–
1
BBB+ BBB BBB–
Baa1 Baa2 Baa3
BBB+ BBB BBB–
3
BB+ BB BB–
Ba1 Ba2 Ba3
BB+ BB BB–
3–4
B+ B B– CCC+ CCC CCC– CC
B1 B2 B3 Caa1 Caa2 Caa3 Ca
B+ B B– CCC+ CCC CCC– CC
4
C
C
C
5–
SD/D
–
DDD DD D
6
2
4–
5
außergewöhnlich gut: höchste Bonität, geringstes Ausfallrisiko exzellent: hohe Qualität, hohe Zahlungs wahrscheinlichkeit gut: angemessene Deckung von Zins und Tilgung, viele gute Investmentattribute; aber auch Elemente, die sich bei veränderter Wirtschaftsentwicklung negativ auswirken können befriedigend: angemessene Deckung von Zins und Tilgung, aber auch spekulative Elemente oder mangelnder Schutz gegen wirtschaftliche Veränderungen ausreichend, aber verbunden mit einem Fragezeichen: sehr mäßige Deckung von Zins und Tilgung, auch in guten wirtschaftlichen Umfeld; anfällig für Zahlungsverzug mangelhaft: geringe Sicherung von Zins und Tilgung; stark anfällig für Zahlungsverzug sehr mangelhaft: niedrigste Qualität, geringster Anlegerschutz, in akuter Gefahr eines Zahlungsverzuges, Insolvenz absehbar ungenügend: hochspekulativ, Vertrags verletzung vorprogrammiert extrem ungenügend: niedrigste Klasse, bereits im Zahlungsverzug zahlungsunfähig: in Zahlungsverzug
Tab. 31: Die Ratingklassen der drei großen internationalen Ratingagenturen
203
7
Rating: Tipps für den Umgang mit der Bank
7.2 Projektablauf eines Ratings
Der Ratingprozess
Der Ratingprozess beschreibt beispielhaft den Ablauf eines Ratings. Der Ratingprozess wird immer einem bestimmten Schema folgen, unabhängig davon, ob Sie das Rating mit der Hausbank, einer Ratingagentur oder mit einem externen Berater durchführen. Rating wird im Rahmen einer Projektorganisation durchgeführt, somit durchläuft der Ratingprozess alle Phasen, die auch ähnliche Projekte, z. B. Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen, durchlaufen: 1. Phase
2. Phase
3. Phase
4. Phase
5. Phase
Vorbereitung
Bestands aufnahme
Bewertung
Ergebnis präsentation
Pflege und Überwachung
• Entscheidung
• Sichtung der
• Einstufung in
• Ratingergebnis
• Kontinuierliche
eine Rating klasse
präsentieren
für ein Rating
• Erläuterung der Bewer tungskriterien
• Erforderliche Informationen festlegen
• Betroffene und Beteiligte identifizieren
• Terminplanung • Vertrags abschluss
Unternehmens informationen
• Erhebung der qualitativen und quantita tiven Bewer tungskriterien
• Klärung offener Fragen
• Maßnahmen
• Präsentation
empfehlen
vor einem unabhängigen Ratingkomitee
• Perspektiven für Verbesse rung der Bonität aufzeigen
• Rating doku mentieren
• Evtl. Veröf fentlichung des Ergebnis ses
• Abnahme des Ergebnisses oder Wider spruch
Betreuung des Unternehmens und Anzeige wesentlicher Veränderungen durch das Unternehmen
• Verbesse rungsbedarf kontinuierlich erheben/ analysieren
Tab. 32: Ablauf eines Ratingprozesses
7.3 Gute Vorberei tung ist wichtig
Der Jahres abschluss und vieles mehr
204
Erfolgreich im Ratinggespräch
Im Rahmen des Ratings ist es wichtig, seine Interessen gut zu vertreten. Auf den folgenden Seiten erfahren Sie, was alles zu einer professionelle Präsentation Ihres Unternehmens gehört und welche Unterlagen Sie für ein Ratinggespräch bereithalten sollten. Damit der zuständige Bankmitarbeiter bzw. der Ratinganalyst das Rating durchführen kann, benötigt er fundierte Informationen über das Unternehmen. Bislang wurden den Banken zumeist einmal
Erfolgreich im Ratinggespräch
7
jährlich Jahresabschlüsse und weitere Unterlagen eingereicht. Die Informationen hieraus sind wichtig, müssen aber um weitere Daten ergänzt werden. In der folgenden Checkliste sind die Unterlagen aufgeführt, die für ein Ratinggespräch notwendig sind. Wahrscheinlich werden Sie nicht alle der unten aufgeführten Unterlagen gleich im ersten Gespräch dem Kreditinstitut präsentieren, aber im Zweifel ist es immer besser, alles dabei zu haben.
Checkliste: Die Unterlagen für ein Ratinggespräch 1.
Grundlegende Informationen zum Unternehmen Informationen über grundlegende Unternehmenseckdaten: Rechtsform, Mitarbeiter, Kerngeschäft, aktuelle Um satzentwicklung
Siehe CDROM
Informationen zur Geschäftsführung und den Gesell schaftern: Name, Alter, Qualifikation und beruflicher Wer degang Übersicht der Unternehmensbeteiligungen 2.
Daten des externen Rechnungswesens
3.
Jahresabschlüsse der letzten drei Jahre sowie Prüfungsbe richte der Wirtschaftsprüfer Ergänzungen zum Jahresabschluss, z. B. Information über Bilanzgestaltungsmaßnahmen, stille Reserven etc. (Möglicherweise haben Sie sich in der Bilanz durch Aus nutzen der gesetzlichen Gestaltungsspielräume arm ge rechnet, um wenig Steuern zu zahlen. Die reale Unter nehmenssituation sieht jedoch besser aus; dies sollten Sie der Bank transparent machen.) Daten des internen Rechnungswesens Beschreibung der im Unternehmen benutzten Planungs und Steuerungssysteme, wie z. B. Controllingsystem, Risiko management, Frühwarnsystem, Balanced Scorecard etc. Zeitnahe betriebswirtschaftliche Auswertungen (z. B. Aktueller Stand der Forderungen und Verbindlich keiten, Aussagen zu unterjährigen Abschreibungen auf Sachanlagen, Bestandsveränderungen etc.)
205
7
Rating: Tipps für den Umgang mit der Bank
Erfolgskennzahlen wie Artikelergebnisse, Kundenergeb nisse, evtl. Ergebnisse aus dem Profit Center
4.
Umsatz, Finanz und Investitionsplanungen für die nächsten drei bis fünf Jahre Grundlegende Formalien Handelsregisterauszug sowie Kopie der Gesellschaftsver träge Kopien der wichtigsten Versicherungspolicen und langfris tiger Miet und Leasingverträge Unterlagen über Patente, Rechte, Lizenzen und Zertifizie rungen (z. B. DIN EN ISO 9001) Checkliste 11: Unterlagen für ein Ratinggespräch
Tipps für das Ratinggespräch Offene Kommunikation, bereitwillige Weitergabe von Unternehmens informationen
Für das Ratinggespräch ist ein Vertrauensverhältnis zwischen Bank und Unternehmen wichtig. Nur bei einer offenen Kommunikation zwischen beiden Seiten und der bereitwilligen Weitergabe von Unternehmensinformationen kann Transparenz über die Lage des Unternehmens für den Bankmitarbeiter bzw. Ratinganalysten erreicht werden. Gute Vorbereitung ist dabei schon der erste wichtige Schritt zu einem erfolgreichen Ratinggespräch. Stellen Sie alle benötigten Unterlagen gut aufbereitet zur Verfügung. Das Unternehmen sollte bei Nachfragen offen Auskunft geben und keine wesentlichen Informationen zurückhalten. Je genauer die Informationen sind, umso leichter wird der Bankmitarbeiter oder Ratinganalyst Zugang zu den Daten und dahinterstehenden Inhalten finden. Informationsdefizite tragen nicht zur Vertrauensbildung bei und beeinflussen das Rating-Ergebnis negativ. Terminvereinbarung und Agenda (Tagesordnung)
Eine konkrete Tagesordnung sollte im Vorfeld abgestimmt werden
206
Für das Ratinggespräch sollte ein ausreichender zeitlicher Rahmen mit einer konkreten Agenda (Tagesordnung) schriftlich festgelegt werden. Unter Zeitdruck wird keine vernünftige Unternehmensdarstellung möglich sein. Im Vorhinein sollte die Bank mitteilen,
Erfolgreich im Ratinggespräch
7
welche Informationen sie konkret für das Ratinggespräch benötigt. Klären Sie diesen Punkt in einem Vorgespräch mit der Bank, also vor dem eigentlichen Ratinggespräch. Personenkreis für das Ratinggespräch Das Unternehmen sollte abwägen, welche Mitarbeiter sinnvollerweise an dem Ratinggespräch teilnehmen sollten. Die Unternehmensführung selbst wird die allgemeine Unternehmenspräsentation (z. B. Vorstellung des Unternehmensportraits) übernehmen. Spezielle Themen, wie die Kunden- bzw. Marktanalyse oder die Finanzund Erfolgsanalyse des Unternehmens, können von dem jeweiligen Abteilungsleiter (Marketingleiter bzw. Kaufmännischer Leiter) vorgetragen werden. Ein Team von 3 bis 5 Teilnehmern aus dem Unternehmen erscheint angemessen. Auf der Seite des Kreditinstituts werden mindestens zwei Mitarbeiter teilnehmen, die konkret das Rating durchführen. Darüber hinaus werden je nach Größe und Komplexität des Unternehmens weitere Bankmitarbeiter am Gespräch teilnehmen.
Welche Fachleute des Unternehmens sollten dabei sein?
Die notwendigen Informationen für das Ratinggespräch Die für das Rating notwendigen Unternehmensdaten werden für das Gespräch zusammengestellt. Benutzen Sie hierzu die Checkliste 11: Unterlagen für ein Ratinggespräch. Das Unternehmen sollte überlegen, welche zusätzlichen Informationen zur Unternehmenssituation die Unternehmensdaten positiv unterstützen können. Welche qualitativen Aspekte, z. B. Mitarbeiterzufriedenheit, hohe Kundentreue, lassen sich zusätzlich herausstellen?
Alle Unterlagen vollständig vorlegen Welche zusätz lichen positiven Aspekte können herausgestellt werden?
Tipp: Überlegen Sie auch, auf welche Schwachstellen im Unternehmen aktiv hingewiesen wird. Wer dem Kreditinstitut nur seine Topergebnisse prä sentiert, muss damit rechnen, dass nach den Schwächen besonders in tensiv gesucht wird. Schwache Leistungen sollten nicht unter den Tisch gekehrt werden. Kein Unternehmen ist in jedem Teilaspekt überragend gut.
207
7
Rating: Tipps für den Umgang mit der Bank
Achtung: Eine der wesentlichen Aufgaben im Ratinggespräch ist es, dem Kredit institut Glaubwürdigkeit zu vermitteln!
Wie war die bisherige Kundenbeziehung zum Kreditinstitut? Wie zuverlässig waren die Beziehungen des Unterneh mens zur Bank?
Unabhängig von der konkreten Unternehmensdarstellung im Ratinggespräch wird die Bank auch die Zuverlässigkeit der bisherigen Kundenbeziehung beurteilen. Dazu gehören Auffälligkeiten im Zahlungsverhalten wie Überziehungen ohne Absprache, Häufungen von Inkassoverfahren, Mahnbescheide, Wechselproteste, Kontopfändungen, eidesstattliche Versicherungen, außergerichtliche Vergleiche und Insolvenzanträge. Negative Beurteilungen in diesem Bereich lassen sich nur schwer mit positiven Bewertungen in anderen Bereichen ausgleichen. Typische Fragen im Hinblick auf die Kontoführung betreffen vor allem die folgenden Punkte: • Überziehung der Kreditlinien • Verringerung der Zahlungseingänge • Bonitätsanfragen von anderen Banken • Eröffnung zusätzlicher Bankverbindungen • Negative Bonitätsauskünfte • Zins- und Tilgungsrückstände Das Unternehmen sollte sich in der Vorbereitungsphase auf das Ratinggespräch überlegen, welche kritischen Fragen von Seiten des Kreditinstituts zur bisherigen Kundenbeziehung kommen könnten. Für die genannten Punkte sollten plausible Erklärungen vorgetragen werden, die mögliche Zweifel an der Bonität des Unternehmens ausräumen können. Einsatz von Präsentationsmedien einplanen
Professionelle Präsentation des Unter nehmens
208
Neben dem gesprochenen Vortrag dient der Einsatz von Präsentationsmedien (z. B. Flipchart, Overheadprojektor, Pinwand oder PC-Präsentation mit Beamer) dazu, den Zuhörer zu unterstützen, damit er die Informationen besser aufnehmen, behalten und verarbeiten kann. Man erinnert sich an die gesprochenen Worte eben besser, wenn man damit ein Bild, eine Grafik oder auch ein geschriebenes Wort verbindet. Die meisten Menschen können sich
Erfolgreich im Ratinggespräch
7
Informationen besser merken, wenn sie diese nicht nur hören, sondern auch sehen. Der Einsatz von Präsentationsmedien ist grundsätzlich zu begrüßen. Allerdings sollte man den Ratinganalysten nicht mit einer Multimediashow überfahren. Dann lenken die auffälligen Illustrationen den Zuhörer vom Inhalt des Vortrags ab, anstatt ihn zu verdeutlichen.
10 Tipps für eine erfolgreiche Gesprächsführung: 1. Tipp: Bereiten Sie sich auf ein Gespräch immer gut vor Gab es zu dem Thema Rating bereits einen Schriftverkehr mit der Bank, so lesen Sie ihn vorher nochmals durch, um zu Gesprächsbeginn auf dem aktuellen Stand zu sein. Ihr Gegenüber merkt sehr genau, ob Sie sich auf das Gespräch gut vorbereitet haben. 2. Tipp: Alle Beteiligten auf den gleichen Informationsstand bringen Zu Gesprächsbeginn sollte abgeklärt werden, ob alle Beteiligten den gleichen Informationsstand haben und ob z. B. die Bank alle eingereichten Unterlagen auch erhalten hat. 3. Tipp: Vorstellung aller Gesprächsteilnehmer Sollten sich die Gesprächsteilnehmer noch nicht alle untereinander kennen, ist eine Vorstellung sinnvoll. Der Leiter des Gesprächs auf Seiten der Bank stellt sich und seine Mitarbeiter vor. Die Unternehmensleitung stellt sich und die Mitarbeiter des Unternehmens vor. 4. Tipp: Vorstellung der Agenda (Tagesordnung) Die vorher schriftlich vereinbarte Agenda (Tagesordnung) für das Ratinggespräch sollte zu Beginn noch einmal vorgestellt werden, damit alle Gesprächsbeteiligten wissen, welche Einzelthemen besprochen werden, und wie der konkrete Zeitrahmen für das Gespräch aussieht. 5. Tipp: Sinnvolle Zeiteinteilung Pausen sollten sinnvoll eingesetzt werden. Vermeiden Sie einen Gesprächsmarathon und tagen Sie nie mehr als 1½ Stunden am Stück.
209
7
Rating: Tipps für den Umgang mit der Bank
6. Tipp: Nehmen Sie Ihren Gesprächspartner ernst Behandeln Sie Ihren Gesprächspartner weder von oben herab noch ehrerbietig. Weder Arroganz noch Unterwürfigkeit sind gute Gesprächsbegleiter. Fordern Sie diese Einstellung aber auch von Ihrem Gegenüber ein. 7. Tipp: Wer fragt führt! Durch geschicktes Fragen leiten Sie das Gespräch. 8. Tipp: Bleiben Sie streng beim vereinbarten Thema Machen Sie keine Nebenschauplätze auf, sondern vereinbaren Sie gegebenenfalls einen gesonderten Besprechungstermin. 9. Tipp: Kommunizieren Sie offen mit allen Teilnehmern Lassen Sie jeden zu Wort kommen und lassen Sie immer alle Teilnehmer ausreden. 10. Tipp: Ergebnissicherung durch ein Protokoll Fertigen Sie ein Gesprächsprotokoll an, um die Ergebnisse festzuhalten, und vereinbaren Sie einen Nachfolgetermin.
Nachbereitung des Ratinggesprächs Was lief gut? Was kann man das nächste Mal besser machen?
Fragen zur Nachbereitung des Rating gesprächs
210
Nach dem Gespräch sollten Sie für sich selbst überlegen: Was lief gut? Was lief nicht so gut? Denken Sie daran: Misserfolg ist die Chance, es beim nächsten Mal besser zu machen. Beim Militär kennt man diesen Grundsatz schon lange, da gab es schon immer die „Manöverkritik“. Der folgende Fragenkatalog unterstützt Sie bei der Nachbereitung des Ratinggesprächs: • War das Gespräch ein Erfolg? Konnte der Ratinganalyst von der Finanzkraft und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens überzeugt werden? • Wie war die Gesprächsatmosphäre? • Gab es Probleme? (Verständnisprobleme, Konflikte, Informationsdefizite) • Was würde man in der Unternehmenspräsentation rückblickend anders machen?
Erfolgreich im Ratinggespräch • • •
7
Was haben wir durch das Ratinggespräch gelernt? Welche Bereiche müssen nachgearbeitet werden? Welche Steuerungs- und Informationssysteme müssen eventuell zusätzlich eingeführt werden, z. B. Risikomanagement, ausgefeilteres Controlling etc.
Durch die Vorbereitung und die Durchführung des Ratinggesprächs hat man eine Reihe von Erfahrungen gemacht: fachlich, fächerübergreifend, organisatorisch, methodisch und menschlich. Dieser Erfahrungsschatz kann für das nächste Ratinggespräch genutzt werden. Im Gespräch sind möglicherweise Schwachstellen des Unternehmens, des Präsentationsstils etc. ans Licht gekommen, die jetzt aktiv bearbeitet und verbessert werden müssen.
Lernen Sie aus Erfahrungen
Achtung: Es reicht nicht aus, ein gesundes Unternehmen zu haben, man muss die Bank auch davon überzeugen können!
211
8
Sanierung des Unternehmens: Wege aus der Krise
Mangelhafte oder fehlende Finanzplanung können ein Unternehmen in die Krise führen. Ein möglicher Ausweg heißt dann Sanierung. Sie ist spätestens immer dann notwendig, wenn das Unternehmen aktuell überschuldet oder gar zahlungsunfähig ist. In solchen Fällen muss es sehr schnell gehen! Aber auch wenn sich Probleme andeuten, z. B. im Finanz oder Liquiditätsbereich, kann eine Sanierung im Vorfeld Prob leme abwenden. Dabei bezieht sich Sanierung im Zweifel auf alle Be reiche des Unternehmens, von der Änderung der Rechtsform über den Wechsel des Managements bis hin zum Vergleich mit den Gläubigern.
8.1 Die Palette der Sanierungs möglichkeiten ist breit
Häufig muss „frisches Geld“ in das Unter nehmen
212
Sanierungsstrategien und instrumente
Je nachdem, was das Problem ist, werden die Mängel betriebswirtschaftlich untersucht. Recht gängig ist hierbei der Begriff Turnaround geworden. Dabei soll das Unternehmen „umgedreht“ werden, was meistens mit einem Austausch des Managements verbunden ist. Restrukturierung bedeutet ebenfalls grundlegende Änderungen im Unternehmen. Dies kann z. B. so aussehen, dass unwirtschaftliche Unternehmensteile verkauft werden oder eine Verkaufsorganisation umorganisiert wird. Produktpaletten können überarbeitet werden oder die Produktion wird rationalisiert. Dies alles sind Maßnahmen, die auf der betriebswirtschaftlichen Klaviatur gespielt werden können. In vielen Sanierungsfällen geht es darum, dem Unternehmen neue finanzielle Mittel zuzuführen. Entweder in Form von Krediten oder seitens der Gesellschafter. Klar ist dabei, dass die Motivation der Gesellschafter in der Regel nicht besonders groß sein wird, „frisches Geld“ in das Unternehmen zu stecken. Diese Motivation wird allerdings durch die Drohung gefördert, dass bei Verweigerung der Finanzspritze das bisher eingebrachte Geld akut gefährdet ist.
Sanierungsstrategien und instrumente
Sanierungsstrategien und instrumente im Bereich … 1.
8 Siehe CDROM
Rechts und Organisationsstruktur • Rechtsformänderung (u. U. wegen der Möglichkeit von Beteiligungen oder Aufnahme neuer Gesellschafter) • Änderung der Beteiligungsstruktur (z. B. Aufnahme eines neuen Gesellschafters) • Änderungen der Aufbauorganisation (z. B. Änderungen von Verantwort lichkeiten, Schaffung von Profit oder CostCenterStrukturen) • Straffung der Ablauforganisation (z. B. Verkürzung der Auftrags bearbeitung) • Zusammenlegungen von Unternehmenseinheiten • Rechtliche Verselbstständigung von Unternehmenseinheiten • Abschluss von Allianzen mit wichtigen Partnern, z. B. Zulieferern, Kunden oder der Konkurrenz • Verlagerung von Unternehmenseinheiten (z. B. Verlagerung der Zentrale zum größten Produktions oder Vertriebsstandort) • Verkauf/Kauf von Unternehmenseinheiten oder Beteiligungen • Joint Ventures • Straffung des internen Informationssystems, insbesondere Beschäftigung mit der Informationstechnologie
2.
Beschaffung/Logistik • Aufgabe/Schaffung von Zwischenlagern • Straffung der internen Logistikstrukturen, z. B. Bearbeitungsvorgaben u. Ä. • Bestandsabbau • Neue, billigere Lieferanten • Justintime • ABCAnalysen • Einführung effektiver Warenwirtschaftssysteme
213
8
Sanierung des Unternehmens: Wege aus der Krise
3.
Produktion • Veränderung/Verbesserung der Technologie • Verringerung/Vergrößerung der Fertigungstiefe • Schließung von Fertigungsstätten • Konzentration von Knowhow in den Fertigungsstätten • Überprüfung des Qualitätsniveaus • Verringerung der Durchlaufzeiten • Verbesserung der Termintreue • Abbau von Zwischenlagern • Kostensenkungsmaßnahmen, z. B. im Bereich Material, Energie usw. • Wertanalysen • Outsourcing • Zukauf statt Eigenfertigung • Leasing statt Kauf • Straffung des Produktionsablaufs, z. B. durch Produktions und Planungssysteme
4.
Management und Personal • Herausnahme von Hierachieebenen • Zusammenlegung von Ressorts • ManagementBuyout • Externe Beratung • Schaffung von Aufsichtsgremien (z. B. Aufsichtsrat) • Neugestaltung der Führungskräftevergütung • Einstellungsstopp • Kurzarbeit • Überstundenabbau • Veränderung der Entlohnung • Vorruhestandsregelungen
214
Sanierungsstrategien und instrumente
5.
8
Marketing/Absatz • Sortimentsbereinigung (z. B. nach Deckungsbeitragsgesichtspunkten) • Neue Produkte • Konzentration auf profitable Geschäftsfelder • Erschließung neuer Geschäftsfelder • Umstellung der Vertriebsstrukturen (z. B. von Vertriebsgesellschaften auf Importeure) • Preis und Rabattpolitk (Analyse der PreisAbsatzfunktion) • Umstellung der Vertreterprovisionierung (z. B. Provisionierung auf Basis der Deckungsbeiträge) • Werbung/Werbeerfolgskontrolle • Verbesserung der Transparenz (z. B. Artikelergebnisrechnungen, Kundenergebnis oder Gebietsergebnisrechnungen)
6.
Finanzwirtschaft • Auflösung von Rücklagen und Rückstellungen • Kapitalherabsetzung • Veräußerung von Anlagevermögen, insbesondere Finanzanlagen • Stützung durch Anteilseigner • Zahlungsaufschub durch die Gläubiger (z. B. Stillhalteabkommen) • Zinsreduktion, erlass • Vergleich (gerichtlich oder außergerichtlich) • Fremdkapitalzuführung • Factoring (Forderungsverkauf) • Erhöhung der Kreditlinien • Stundungen von Verbindlichkeiten • Absicherung von Währungsrisiken Tab. 33: Sanierungsmaßnahmen
215
8 Siehe CDROM
Sanierung des Unternehmens: Wege aus der Krise
Auf der CD-ROM finden Sie diese Aufstellung in Form einer Checkliste mit der Möglichkeit, die Effekte der Sanierungsmaßnahmen zu quantifizieren.
8.2
Sonderfall: Buchtechnische Sanierung
Verzicht auf eingebrachtes Kapital
Für eine buchtechnische Sanierung gibt es diverse Möglichkeiten. Das Grundprinzip sieht wie folgt aus: Es gibt einen Verlust, der ausgeglichen werden soll. Nun wird das Grundkapital buchtechnisch reduziert, die Gesellschafter haben jetzt weniger Eigenkapital. Sie verzichten oder müssen auf einen Teil ihrer Anteile am Unternehmen verzichten (was z. B. in Aktiengesellschaften natürlich nur mit einem Beschluss der Hauptversammlung passieren kann). Der Effekt zeigt sich wie folgt:
Siehe CDROM
Bilanz vor Sanierung Aktiva Vermögen
Bilanzsumme
Passiva 500 Grundkapital
800
Verlust
300
500 Bilanzsumme
500
Bilanz nach Sanierung Aktiva Vermögen
Passiva 500 Grundkapital Verlust Kapitalrücklage
Bilanzsumme
500
Bilanzsumme
400 0 100 500
Abb. 51: Buchtechnische Sanierung Es entsteht sogar ein Gewinn
216
Das Grundkapital hat sich reduziert, das Kapital ist herabgesetzt worden. Diese Herabsetzung ist in diesem Beispiel größer als der Verlust und somit entsteht ein Sanierungsgewinn, der in die Kapitalrücklage eingestellt wird. Auf diese Weise werden dem Unternehmen natürlich keinerlei neue Mittel zugeführt. Deswegen wird in der
Sonderfall: Buchtechnische Sanierung
8
Praxis diese Form der Sanierung immer mit Bemühungen einhergehen, dem Unternehmen gleichzeitig neue Mittel zuzuführen und die Ursachen der Krise zu beseitigen. Sonderfall: Zahlungsunfähigkeit bzw. Überschuldung Zunächst zu den Begriffen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung: Zahlungsunfähigkeit bedeutet, dass das Unternehmen seinen Zah lungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Es können keine Rechnungen oder Löhne bezahlt werden. Kredite können nicht getilgt werden usw. Überschuldung bedeutet, dass die Schulden einer Kapitalgesellschaft höher sind als das Vermögen.
Im Folgenden ein Beispiel, wie sich die Überschuldung in der Bilanz auswirkt. 1. Stufe: Es ist schon ein Verlust eingetreten. Das Eigenkapital ist aber noch positiv: Siehe CDROM
Bilanz Aktiva Vermögen
Bilanzsumme
Passiva 900 Grundkapital
800
Verlust
300
Eigenkapital
500
900 Bilanzsumme
900
2. Stufe: Jetzt wird es eng! Bilanz Aktiva Vermögen
Bilanzsumme
Passiva 900 Grundkapital
800
Verlust
700
Eigenkapital
100
Verbindlichk.
800
Bilanzsumme
900
900
217
8
Sanierung des Unternehmens: Wege aus der Krise
3. Stufe: Es ist aus! Bilanz Aktiva Vermögen
Bilanzsumme
Passiva 900 Grundkapital
800
Verlust
850
Eigenkapital
–50
Verbindlichk.
950
900 Bilanzsumme
900 Abb. 52: Überschuldung
Insolvenz verfahren als letzte Rettung?
Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung sind typische Sanierungsfälle und führen zum so genannten Insolvenzverfahren (früher: Konkursverfahren). Bei Überschuldung muss die Kapitalgesellschaft ein Insolvenzverfahren anmelden. Ansonsten kann sich die Geschäftsführung strafbar machen. Mit Insolvenzdelikten ist nicht zu spaßen. Sie liegen vor, • wenn trotz Wissens der Überschuldung nicht Konkurs angemeldet wurde, der „Konkurs wurde verschleppt“, • wenn Vermögensgegenstände trotz Wissens um die Insolvenz oder drohender Insolvenz beiseite geschafft wurden, • oder wenn Gläubiger bevorzugt wurden. („Ich bin zwar pleite, aber da Du ein guter Freund bist, bekommst Du zulasten anderer Gläubiger doch noch schnell Dein Geld.“) Bei besonders hoher krimineller Energie drohen entsprechend hohe Geld- oder Freiheitsstrafen.
218
So könnte eine Sanierung ablaufen
8.3
8
So könnte eine Sanierung ablaufen
Im folgenden Fallbeispiel wurden klassische Sanierungsmaßnahmen angewandt. Aus Platzgründen wurde die Darstellung auf wesentliche Aspekte komprimiert. Ein süddeutsches Unternehmen mit mehreren Produktionsstätten und einigen Vertriebsniederlassungen kam in eine Krise. • Vom ehemaligen Umsatz blieben nur noch knapp zwei Drittel übrig. • Das Unternehmen war hoch verschuldet, es drohte die Zahlungsunfähigkeit. • Eigentümer und Banken zeigten sich zurückhaltend und wollten kein Geld nachschießen. Grund für die Krise waren zu hohe Kosten, insbesondere beim Wareneinsatz. Die Konkurrenz hatte in den letzten Jahren dramatisch aufgeholt, und auf einige Marktentwicklungen wurde nicht reagiert. Die Geschäftsführung stand von Eigentümer-, Mitarbeiter- und Bankenseite unter starker Kritik. Ferner wusste das Unternehmen letztlich nicht, mit welchen Produkten Geld verdient wurde. Die Ertragsstruktur war wenig transparent. Vor dem Hintergrund aller genannten Krisenpunkte gab es nur einen Ausweg: Sanierung. Ziel war es, das Unternehmen wieder ertragsstark zu machen, damit es finanziell gesunden kann. Allen Beteiligten war klar, dass dies dramatische und vor allem für die Mitarbeiter unpopuläre Maßnahmen zur Folge hatte. Zunächst gab es Sanierungsschritte im finanzwirtschaftlichen Bereich.
Unternehmen in der Krise
Wesentliche Entwicklungen verschlafen
1. Sanierungsschritt: Neues Darlehen durch den Eigentümer Die Banken waren nicht mehr bereit, weitere Kredite zu geben. Um wenigstens die wichtigsten Verbindlichkeiten wie Materiallieferungen, Personalkosten, Lizenzen usw. bezahlen zu können, gab der Eigentümer einen Kredit in Höhe der aktuellen, vordringlichen Verbindlichkeiten.
Wichtige erste Sanierungs schritte
2. Sanierungsschritt: Forderungsverzicht durch Banken Nur ein Forderungsverzicht der Banken in erheblicher Höhe konnte den drohenden Konkurs verhindern. So verzichteten die Banken
219
8
Sanierung des Unternehmens: Wege aus der Krise
(nach zähen Verhandlungen) auf einen Teil ihrer Kreditforderungen. Aus Sicht der Banken wäre nach einem Konkurs der Kreditausfall noch höher gewesen. Es wird weiter saniert
Manche Maßnahmen sind unschön
Diese beiden finanzwirtschaftlichen Schritte allein konnten nicht ausreichen und waren an Bedingungen gebunden: Umfassende weitere Sanierung des Unternehmens. Auch in diesem Fall zeigt sich die im Bereich Sanierung bekannte Tatsache, dass die finanzwirtschaftliche Sanierung allein nicht ausreicht, sondern oft nur kurzfristig das weitere Überleben sichert. Die eigentliche Sanierung des Unternehmens im Sinne nachhaltiger Überlebenschancen musste durch andere Maßnahmen erfolgen. Diese geschahen denn auch: 3. Sanierungsschritt: Austausch der Geschäftsführung Die alte Führung des Unternehmens hatte das Vertrauen verloren. Es mussten neue Leute her. 4. Sanierungsschritt: Schließung diverser Produktionsanlagen Es ging darum, die Produktionskapazität und damit die Produktionskosten zu verkleinern. Das bedeutete leider auch den Verlust von einigen Arbeitsplätzen. 5. Sanierungsschritt: Verbesserung der Vertriebsprozesse Die Vertriebsmannschaft wurde neu organisiert. Durch ein transparentes Controlling wurden Produkte mit höheren Gewinnen verkauft. Fazit: Das Unternehmen kam durch betriebswirtschaftliche Mängel in eine Finanzkrise. Zunächst wurde die Finanzkrise behoben und anschließend die betriebswirtschaftlichen Mängel.
Die Checkliste auf der folgenden Seite hilft Ihnen, damit Sie bei der Vorbereitung der Sanierung nichts Wichtiges übersehen. Jede mit Nein beantwortete Frage sollte dazu führen, dass Sie diesen Punkt kritisch prüfen!
220
So könnte eine Sanierung ablaufen
Checkliste: So bereiten Sie eine Sanierung vor 1.
Ja
Nein
8 Siehe CDROM
Haben Sie sich einen Überblick über alle mögli chen Sanierungsmöglichkeiten verschafft (siehe obige Aufstellung)? (Verlassen Sie sich nicht nur auf Ihre Bank, Ihren Steuerberater oder andere lange bekannte Berater?)
2.
Haben Sie die Sanierung konkret durchgerechnet? (Und haben Sie auch einen „Worst Case" und ei nen „Best Case" bedacht, den schlechtesten und den besten Fall?)
3.
Sind die Chancen und Risiken konkret analysiert und am besten auch (schriftlich) formuliert?
4.
Haben Sie neben den Hard Facts (z. B. Vergleich, neue Kapitalgeber usw.) auch die Soft Facts (z. B. Reaktionen der Belegschaft, Kundenverhalten usw.) berücksichtigt?
5.
Haben Sie an Einbußen gedacht, an die man im ersten Ansatz wenig denkt, z. B. Abfindungen für Mitarbeiter, Kündigung von guten Mitarbeitern, Prozesskosten, Umsatzausfälle durch verunsi cherte Kunden, Verlust von Marktanteilen durch aktive Konkurrenz usw.?
6.
Haben Sie mögliche Unterstützungen, Förde rungsmöglichkeiten usw. ausgeschöpft? Checkliste 12: Sanierungsmaßnahmen
221
Anhang
Finanzmathematische Tabellen Im Anhang finden Sie drei finanzmathematische Tabellen: 1. Tabelle mit Endwerten (Aufzinsungsfaktoren) 2. Tabelle mit Barwerten (Abzinsungsfaktoren) 3. Rententabelle Anhand von Beispielen erfahren Sie, wie man mit diesen Tabellen rechnet:
1. Tabelle mit Endwerten (Aufzinsungsfaktoren) Hier handelt es sich um die klassische Zinseszinsrechnung: Wie hoch ist ein Endkapital nach einer gewissen Zeit und bei einem bestimmten Zinssatz? Beispiel: Sie haben 50.000 € zur Verfügung. Alternative 1: Sie legen das Geld für 12 Jahre mit einem Zinssatz von 7,5 % an. Alternative 2: Sie legen das Geld für nur 8 Jahre allerdings mit einem Zinssatz von 9,5 % an. Welche Alternative ist günstiger?
Rechnung Alternative 1: Gehen Sie in die Tabelle Endwerte in die Spalte 12 Jahre und 7,5 %. Dort finden Sie den Aufzinsungsfaktor 2,381780 und multiplizieren damit die 50.000 €. Ergebnis: 119.089 €. Rechnung Alternative 2: Multiplizieren Sie die 50.000 € mit 2,066869 laut Tabelle. Ergebnis: 103.344 €. Fazit: Die Alternative A ist also die günstigere Anlagealternative.
223
Finanzmathematische Tabellen
2. Tabelle mit Barwerten (Abzinsungsfaktoren) Beispiel: In 8 Jahren soll ein Kapital von 50.000 € zur Verfügung stehen. Wie viel müssen Sie heute einzahlen, wenn sich das Startkapital mit 7 % ver zinst?
Rechnung: Gehen Sie in die Tabelle Barwerte und dort in die Spalte 8 Jahre und 7 %. Dort finden Sie den Abzinsungsfaktor 0,582009, den Sie mit 50.000 € multiplizieren. Ergebnis: 29.100 €. Ergebnis: Wenn Sie heute 29.100 € mit 7 % anlegen, stehen Ihnen in 8 Jahren die gewünschten 50.000 € zur Verfügung.
3. Rententabelle Hier wird gefragt, wie hoch der Gegenwartswert von z. B. jährlichen Einnahmenüberschüssen ist. Beispiel: Sie haben durch eine Investition einen jährlichen Einnahmenüberschuss von 50.000 € und dies für die nächsten 6 Jahre. Statt zu investieren könnten Sie 8 % Rendite bei einer alternativen Anlage erzielen. Nun nehmen Sie die Rententabelle zur Hand: Gegenwartswert = jährlicher Einnahmenüberschuss × Tabellenfaktor bei 8 % und 6 Jahren. Ergebnis: 50.000 € × 4,622880 = 231.144 €.
224
Finanzmathematische Tabellen
225
Finanzmathematische Tabellen
226
Finanzmathematische Tabellen
227
Finanzmathematische Tabellen
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Finanzmathematische Tabellen
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Finanzmathematische Tabellen
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Weiterführende Hinweise 1. LiteraturTipps Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Günter Wöhe, Verlag Franz Vahlen. Fragen der Finanzierung haben auch immer mit betriebswirtschaftlichen Themen und Problemen zu tun: Daher ist ein einführendes Werk in die BWL immer hilfreich z. B. „Der Wöhe“. Der Klassiker unter den BWL-Lehrbüchern. Auf weit über 1.000 Seiten werden alle Bereiche der BWL beleuchtet. Ein verlässliches Grundlagenwerk. Gabler Wirtschaftslexikon, Gabler Verlag. Neben volkswirtschaftlichen und anderen wirtschaftlichen Themen wird in diesem Lexikon auch das Thema Finanzierung behandelt. Es ist kein Lehrbuch, aber ein ausführliches Nachschlagewerk. Zur Vertiefung einzelner Themen: Investitionen planen und bewerten, Prof. Dr. Kurt Zischg, Haufe Verlag. Buch und CD-ROM bieten Ihnen das „Handwerkszeug“ für Ihre betrieblichen Investitionsentscheidungen. Rating – Einfach und schnell zur erstklassigen Positionierung Ihres Unternehmens, Dr. Füser/Dr. Heidusch, Haufe Verlag. Das Buch bereitet Sie optimal auf ein Rating vor: Vorarbeiten für die Kreditverhandlungen, Rating-Verfahren und Formulare. Auf CDROM: Checklisten und Rating-Tool. Kosten senken, Haunerdinger/Probst, Haufe Verlag. Kostensenkung ist immer eine Alternative zur Finanzierung. Buch und CD-ROM unterstützen Sie dabei: Checklisten, Anleitungen und viele Fallbeispiele zur Kostensenkung.
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Weiterführende Hinweise
2. LinkTipps www.bmwi.de Auf der Homepage des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWI) finden Sie eine Vielzahl von Hilfestellungen und Informationen. Es gibt z. B. Hinweise für eine erfolgreiche Unternehmensführung oder Existenzgründung. Unter der Rubrik Mittelstand finden Sie die Förderdatenbank des Bundes. Hier gibt es viele Hinweise, um das passende Förderprogramm für ein Vorhaben zu finden. www.ifmbonn.de Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn hat die Aufgabe, Lage, Entwicklung und Probleme des Mittelstandes zu erforschen und die Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hierzu gibt es z. B. den „MittelstandsMonitor“, der aktuelle Entwicklungen aufzeigt. Zudem sind interessante Vorträge oder Artikel gespeichert, z. B. der Artikel „Mittelstandsfinanzierung in der Bundesrepublik Deutschland zwischen Bankkredit und öffentlichen Finanzierungshilfen“. Zudem gibt das IfM verschiedene Publikationen heraus, die insbesondere Anliegen des Mittelstands behandeln, z. B. Schriften zur Mittelstandsforschung. www.ihk.de Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) e.V. ist die Spitzenorganisation der 82 Industrie- und Handelskammern. Auf dieser Internetseite finden Sie z. B. die Rubrik „Starthilfe und Unternehmensförderung“, die viele Informationen zu Unternehmensgründung und Unternehmensführung bereithält. Es gibt Hinweise zu Initiativen und Veranstaltungen. Zudem bietet der DIHK eigene Publikationen zu vielfältigen Themen an, z. B. „Finanzierungsalternativen – Alternativen zum Bankkredit“ oder „EU-Förderprogramme und Finanzierungsinstrumente für Unternehmen“.
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Weiterführende Hinweise
3. Beteiligungskapital und Fördermittel www.bmwi.de Förderdatenbank des Bundes www.nrwbank.de Die NRW.Bank ist die wettbewerbsneutrale Förderbank für Nordrhein-Westfalen. Die Internetseite beinhaltet auch ein Mittelstandsund Existenzgründerportal, das Informationen zu Fördermitteln und Beteiligungskapital für den Mittelstand und Existenzgründer bereithält. In dem Portal gibt es einen Förderlotsen, der Unternehmen hilft, das passende Förderangebote zu finden. www.businessangels.de Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. (BAND) hat das Ziel, die Business-Angels-Kultur in Deutschland zu fördern und einen Beitrag zur Neuen Kultur der Selbstständigkeit zu leisten. BAND steht unter der Schirmherrschaft des Bundeswirtschaftsministers. www.bvkev.de Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften – German Private Equity and Venture Capital Association e.V. (BVK) ist die umfassende Organisation der deutschen und der in Deutschland tätigen Repräsentanten ausländischer Kapitalbeteiligungsgesellschaften. Es gibt eine Mitgliederdatenbank, die Unternehmen nutzen können, um die für sie passende Private-Equity-Gesellschaft zu finden. www.kfwmittelstandsbank.de Die KfW Mittelstandsbank bietet mittelständischen Unternehmen, Gründern, Freiberuflern und Start-ups Unterstützung mit Krediten, Nachrangdarlehen, Eigenkapital und mit Beratung. Die Internetseite bietet einen Förderberater, der hilft, das passende Kredit- und Beteiligungsprogramm zu finden. Unter der Rubrik „Gründerzentrum“ finden Sie Informationen, Tipps, Hinweise und Checklisten rund um das Thema Existenzgründung.
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Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Finanz u. Liquiditätsplanung als Ergebnis der strategischen Planung.....20 Abb. 2: Grundstruktur der Bilanz...........................................................................................22 Abb. 3: Außen und Innenfinanzierung...............................................................................25 Abb. 4: Übersicht Rechtsformen........................................................................................... 31 Abb. 5: Effekte der Aktienausgabe 1....................................................................................36 Abb. 6: Effekte der Aktienausgabe 2....................................................................................36 Abb. 7: Kapitalmaßnahmen.....................................................................................................37 Abb. 8: Einteilung von Aktien .................................................................................................37 Abb. 9: Willensbildung in der Aktiengesellschaft ............................................................39 Abb. 10: Der LeverageEffekt ....................................................................................................42 Abb. 11: Darlehenskosten...........................................................................................................47 Abb. 12: Faktoren der Kreditbeurteilung...............................................................................53 Abb. 13: Kreditsicherheiten........................................................................................................53 Abb. 14: Bürgschaften .................................................................................................................54 Abb. 15: Kreditnehmertypen......................................................................................................56 Abb. 16: Überblick Fördermittel................................................................................................63 Abb. 17: Finanzierung aus dem Cashflow.............................................................................73 Abb. 18: Finanzierung aus Abschreibungen – Kapitalfreisetzungseffekt...................77 Abb. 19: Vermögensumschichtung..........................................................................................82 Abb. 20: Equity und Debt Mezzanine.....................................................................................84 Abb. 21: Typische und atypische stille Beteiligung............................................................89 Abb. 22: Zusammenhang zwischen Finanzplanung und Jahresplanung.................104 Abb. 23: Grundschema Finanzplan.......................................................................................106 Abb. 24: Finanzplan ...................................................................................................................111 Abb. 25: Finanzplan geknetet.................................................................................................112 Abb. 26: PortfolioanalyseKlassiker......................................................................................122 Abb. 27: Portfolioanalyse: Mitspracherecht des Kapitalgebers..................................123 Abb. 28: Portfolioanalyse: Risiko und Finanzierungskosten.........................................124 Abb. 29: Portfolioanalyse: Kapitalbindung und Finanzierungskosten......................125 Abb. 30: SzenarioDenkmodell...............................................................................................127 Abb. 31: GapAnalyse ...............................................................................................................128 Abb. 32 Einteilung von Investitionen .................................................................................133 Abb. 33: Entscheidungskriterien für Investitionen..........................................................133 Abb. 34: Methoden der Investitionsrechnung..................................................................136 Abb. 35: Kostenvergleichsmethode......................................................................................142
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Tabellenverzeichnis Abb. 36: Kosten pro Leistungseinheit.................................................................................. 143 Abb. 37: Gewinnvergleichsmethode.................................................................................... 144 Abb. 38: Rentabilitätsrechnung............................................................................................. 146 Abb. 39: Amortisationsrechnung.......................................................................................... 148 Abb. 40: Externes und internes Rechnungswesen.......................................................... 163 Abb. 41: Übersicht externes Rechnungswesen................................................................ 165 Abb. 42: Finanzierungsregeln................................................................................................. 166 Abb. 43: Kapitalstruktur........................................................................................................... 167 Abb. 44: Goldene Bilanzregel (weite Fassung)................................................................. 170 Abb. 45: Toleranzbereich und Eingreifpunkt bei Kennzahlen ..................................... 172 Abb. 46: Finanzanalyse............................................................................................................. 173 Abb. 47: Erfolgsanalyse ............................................................................................................ 184 Abb. 48: Der ROIBaum............................................................................................................ 190 Abb. 49: Berichtshierarchie..................................................................................................... 194 Abb. 50: Ampeltechnik ............................................................................................................. 197 Abb. 51: Buchtechnische Sanierung.................................................................................... 216 Abb. 52: Überschuldung........................................................................................................... 218
Tabellenverzeichnis Tab. 1: Kreditformen..................................................................................................43 Tab. 2: Berechnung des Kreditbedarfs ...................................................................45 Tab. 3: Disagio ............................................................................................................47 Tab. 4: Abzahlungsdarlehen.....................................................................................50 Tab. 5: Annuitätentilgung ........................................................................................51 Tab. 6: Bewertung von Sicherheiten......................................................................56 Tab. 7: Kurzfristige Kredite ......................................................................................58 Tab. 8: Vor und Nachteile Leasing........................................................................67 Tab. 9: Factoring Barauszahlung ............................................................................67 Tab. 10: Factoring Gesamtbetrachtung...................................................................69 Tab. 11: Offene und stille Selbstfinanzierung........................................................75 Tab. 12: Kapazitätserweiterungseffekt ....................................................................78 Tab. 13: Finanzierung aus Rückstellungen..............................................................80 Tab. 14: Formen des MezzanineKapitals ...............................................................87 Tab. 15: Formen des Private Equity ..........................................................................95 Tab. 16: Unterschiede Forfaitierung und Factoring ..............................................98
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Verzeichnis der Checklisten Tab. 17: Innovative Finanzierungsinstrumente ................................................... 102 Tab. 18: Aufstellung der Abgrenzungen ............................................................... 108 Tab. 19: Berechnung des Währungsrisikos........................................................... 120 Tab. 20: Ermittlung der Investitionshöhe ............................................................. 139 Tab. 21: Kostenermittlung statische Methoden.................................................. 140 Tab. 22: Kapitalwerttabelle ..................................................................................... 151 Tab. 23: Einnahmen – Ausgaben einer Investition............................................. 154 Tab. 24: Entscheidungsfindung Kapitalwertmethode........................................ 155 Tab. 25: Kapitalwertmethode.................................................................................. 156 Tab. 26: Annuitätenmethode .................................................................................. 158 Tab. 27: Abzinsung der Annuitäten ....................................................................... 159 Tab. 28: Interne Zinsfußmethode........................................................................... 160 Tab. 29: Modell für ein Rating................................................................................ 201 Tab. 30: Zusammenhang zwischen Kennzahlenwerten und Ratingbeurteilung..202 Tab. 31: Die Ratingklassen der drei großen internationalen Ratingagenturen ........................................................................................ 203 Tab. 32: Ablauf eines Ratingprozesses.................................................................. 204 Tab. 33: Sanierungsmaßnahmen............................................................................ 215
Verzeichnis der Checklisten Checkliste 1: Checkliste 2: Checkliste 3: Checkliste 4: Checkliste 5: Checkliste 6: Checkliste 7: Checkliste 8: Checkliste 9: Checkliste 10: Checkliste 11: Checkliste 12:
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Fehler und Fallen bei der Finanzierung........................................17 Bestandteile eines Kreditvertrags .................................................49 Darlehenskosten ...............................................................................52 Außenfinanzierung...........................................................................72 Innenfinanzierung............................................................................82 Kurz und mittelfristige Planung. .............................................. 113 RisikoCheckliste ........................................................................... 117 Langfristige Unternehmensplanung.......................................... 129 Investitionsplanung ...................................................................... 135 Investitionsrechnung.................................................................... 138 Unterlagen für ein Ratinggespräch ........................................... 206 Sanierungsmaßnahmen ............................................................... 221
Stichwortverzeichnis A
D
Abgrenzungen 107 Abzahlungsdarlehen 50 Aktien 34 Aktienformen 37 Aktiengesellschaft (AG) 34 Akzeptkredit 60 Amortisationsrechnung 146 Ampeltechnik 196 Anlagendeckung 178 Anlagenintensität 174 Anlagevermögen 174 Annuitätenmethode 157 Annuitätentilgung 51 Asset Backed Securities (ABS) 99 Atypische stille Beteiligung 88 Außenfinanzierung 27 Auszahlungsbetrag 46 Avalkredit 61
Darlehen 40 Darlehensberechnung 49 Darlehenssumme 46 Debitorendauer 191 Deckungsrelationen 178 Dept Mezzanine 84 Desinvestition 131 Disagio 46 Diskontkredit 60 Dividende 34 Dynamische Methoden 137, 148
B Barwert 150 Beteiligungsanteile 28 Beteiligungsfinanzierung 28 Beteiligungskapital 28 Bilanz 22 Börse 35 Buchtechnische Sanierung 216 Bürgschaften 54 Business Angels 96
C Cash Management 104 Cashflow 73, 186
E Effektivzins 47 Eigenkapitalbeteiligung 28 Eigenkapitalquote 29, 176 Eigenkapitalrentabilität 188 Einzelunternehmen 32 Endfälliges Darlehen 51 Equity Mezzanine 84 Erfolgsanalyse 183 Externes Rechnungswesen 163
F Factoring 67, 98 FinanceLeasing 65 Finanzanalyse 173 Finanzberichtswesen 194 Finanzierung aus Abschreibungen 76 Finanzierung aus Rückstellungen 79 Finanzierungsregeln 166 Finanzkennzahlen 171 Finanzplan 105 Fördergelder 63
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Stichwortverzeichnis Förderung 61 Forfaitierung 97, 121 Fremdfinanzierung 40 Fristenkongruenz 168 Frühwarnung 126
Kapitalstrukturanalyse 176 Kapitalumschlagshäufigkeit 191 Kapitalwert 150 Kapitalwertmethode 155 Kennzahlen 171 Kommanditgesellschaft (KG) 33 G Kommanditisten 33 Komplementäre 33 GapAnalyse 127 Konkursverfahren 218 Genussschein 90 Kontokorrentkredit 60 Gesamtkapitalrentabilität 188 Gesellschaft mit beschränkter Haftung Kostenvergleichsrechnung 141 (GmbH) 33 Kredit 40 Kreditbedarf 44 Gewinnanalyse 184 Kreditfinanzierung 40 Gewinnbeteiligung 28 Kreditorenumschlag 192 Gewinnschuldverschreibung 57 Kreditvertrag 49 Gewinnthesaurierung 74 Kundenanzahlung 58 Gewinnvergleichsmethode 143 Goldene Bilanzregel 169 L Grundkapital 35 Lagerumschlag 192 H Länderrisiko 118 Horizontale Finanzierungsregel 168 Leasing 65 LeverageEffekt 41 I Lieferantenkredit 59 Limited 33 Industrieschuldverschreibung 57 Liquiditätsanalyse 180 Innenfinanzierung 72 LohmannRuchtiEffekt 77 Insolvenzverfahren 218 Lombardkredit 60 Interne Zinsfußmethode 159 Internes Rechnungswesen 163 M Investitionsarten 132 Investitionshöhe 139 MezzanineKapital 83 Investitionsplanung 131 N Investitionsrechnungen 136 Nachrangdarlehen 92 J Nachschusspflicht 28 Jahresplanung 104 Nennwert 35 Nominalzins 47
K
Kapazitätserweiterungseffekt 77 Kapitalerhöhung 35 Kapitalfreisetzungseffekt 77 Kapitalherabsetzung 37 Kapitalstruktur 29
238
O Offene Handelsgesellschaft (OHG) 32 OnePageManagement 195 OperateLeasing 65
Stichwortverzeichnis
P
T
PortfolioAnalyse 121 Private Equity 94
Tilgung 48 TrueSaleTransaktion 100 Turnaround 212
R Rating 199 Rechtsformen 30 Rentabilitätsanalyse 188 Rentabilitätsrechnung 145 Return on Investment (ROI) 189 Risikoanalyse 115 Rückstellungen 80
U
S
Venture Capital 95 Vermögensstrukturanalyse 174 Vermögensumschichtung 81 Verschuldungsgrad 177 Vertikale Finanzierungsregel 166
Sachsicherheiten 54 Sale and lease back 66 Sanierung 212 Schuldscheindarlehen 57 Schuldtilgungsdauer 187 Selbstfinanzierung 72, 74 Sicherheiten 53 Soft Venture Capital 96 SpezialLeasing 66 Stammkapital 34 Statische Methoden 137, 138 Stille Beteiligung 87 Stille Reserven 75 Subventionsfinanzierung 61 Synthetische Transaktion 100 Szenariotechnik 126
Überschuldung 217 Umkehrwechsel 60 Umlaufvermögen 174 Umsatzrentabilität 188 Unternehmensplanung 19
V
W Währungsrisiko 118 Wandelschuldverschreibung 57 Wechselkredit 59 Working Capital 182
Z Zahlungsunfähigkeit 217 ZeroBonds 57 Zinsbindung 48
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