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Geschichten aus dem Fantastik Magazin WARP-online
Das Science Fiction Spezial
Visionen 6
'Visionen' ist eine kost...
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Geschichten aus dem Fantastik Magazin WARP-online
Das Science Fiction Spezial
Visionen 6
'Visionen' ist eine kostenlose Science Fiction Anthologie von www.WARP-online.de, dem Fantastik Magazin. Alle Rechte der Geschichten und Bilder verbleiben bei den jeweiligen Autoren und Künstlern.
Visionen 6 Copyright 2003 WARP-online Herausgeber: www.WARP-online.de Satz und Layout: Bernd Timm Alle Texte und Bilder sind bereits jeweils einzeln bei www.WARP-online.de erschienen und zur Veröffentlichung durch WARP-online freigegeben. Die Magazin-Reihe ist eine Sammlung von Beiträgen, die zusätzlichen Kreis interessierter Leser anspricht und die Namen der Autoren und Künstler bekannter macht. Weder das Fehlen noch das Vorhandensein von Warenzeichenkennzeichnungen berührt die Rechtslage eingetragener Warenzeichnungen.
1000 Seiten Fantastik www.WARP-online.de bringt das ganze Spektrum der Fantastik: Bilder, Geschichten, Artikel, Projekte, Reportagen, Interviews, Wissenschaft, Comic, Kostüme, SF-Kabarett, Lyrik, Film-& TV-Projekte, Modelle und mehr!
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Inhalt Cover von Marco Vernaglione Survival of the fittest
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von Sebastian W. Winkler Der Proklamator Siegfried landet auf einem Planeten um dort Gebiete zu finden, die er an Siedler verkaufen könnte. Doch es stellen sich bald Schwierigkeiten ein, mit welchen er zuvor niemals zu tun hatte.
Illusion des Lebens
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von Matthias Kahlow Was ist Leben und wo fängt es an? Womöglich dort, wo man es nicht erwartet...
Dartha´s Welt
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von Annika Ruf Einblicke in das wundersame Leben der Sith-Lady. Da stockt einem der Atem...
Ein ganz normaler Arbeitstag
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von Annika Ruf Dartha Vader hat Tag ein Tag aus gewisse Pflichten. Aber auch ab und an Spass auf ihre ´ungewöhnliche` Art...
Hochzeit und Überraschungen
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von Annika Ruf Luke erfährt Beunruhigendes über Mara Jade. Und es wird immer schlimmer...
Sonderangebot: Planet Erde
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von Alfred Bekker Eine ´Eierlegerin´ hat einen etwas ungewöhnlichen Wunsch, der uns Menschen doch ein wenig gefährlich wird...
Ein gelungener Abend
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von Roland Triankowski Sie treffen sich alle im Restaurant am Ende des Universums. Ein feiner Crossover-Spaß...
John Witter, Folge 8
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von "if" und Stefan Dieterle Da haben wir den Salat: Das Landeteam ist verschwunden!
John Witter, Folge 9
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von "if" und Stefan Dieterle Trotz guter Ernährung stellt sich kein Geistesblitz ein...
Der blinde Passagier von Patrizia Pfister 3
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Beim Start eines Shuttles kann man so einiges erleben…
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Survival of the fittest von Sebastian W. Winkler
Der Proklamator Siegfried landet auf einem Planeten um dort Gebiete zu finden, die er an Siedler verkaufen könnte. Doch es stellen sich bald Schwierigkeiten ein, mit welchen er zuvor niemals zu tun hatte.
Siegfried Katischik trat an die Felskante. Das Meer, lila leuchtend, breitete sich unter ihm bis zum Horizont aus. Er stützte sich auf seinen Wanderstab und warf einen kurzen Blick auf die Karte. So stand er da, seine Haut silbrig, einen schwarzen Rucksack, der sich flach an seinen Rücken presste und einen Wanderstab aus reinem Karbon. Den Blick auf seinen Arm werfend, versuchte er dort, wo seinen Unterarm ein Bildschirm umgab, einen Sinn zu erkennen. Denn der Bildschirm zeigte eine Karte und darauf seine ungefähre Position. Es war zum heulen. Die Karte zeigte nur einen flachen Bogen, den die Küste hier zum oberen Pol hin zog. Aber er suchte nach Möglichkeit einen Strand mit Flussmündung, welche von ein oder zwei Bergen umgeben war. Die Karte zeigte eine vielversprechende Stelle gute dreißig Kilometer nördlich von seiner Position. Katischik hatte die Erfahrung gemacht, dass solche Stellen gewöhnlich die höchsten Gebote brachten und, was er immer bedachte, auch am besten zu verteidigen waren. Eigentlich hätte er direkt dort landen können, aber es hatte sich schon immer ausgezahlt, etwas über die direkte Umgebung in Erfahrung zu bringen, bevor man seine 1000 qkm deklarierte. Man wusste woher der Fluss kam, ob dort die Gefahr von Überschwemmungen droht, und ob die Küste vielleicht andere, besser Plätze bot und was für Tiere in dieser Region lebten. Er kannte andere Proklamator, die diese Maßnahmen ein paar mal außer Acht gelassen hatten. Die meisten konnten nur noch Dumpingpreise für Ihre Gebiete verlangen und zwei waren unter mysteriösen Umständen umgekommen. Katischik hatte einen guten Ruf und seine Ausbildung beim Militär brachte ihm den Bonus, dass seine taktischen Analysen glaubhaft waren. Für gewöhnlich steigerten Siedlergruppen um die proklamierten Siedlungsgebiete. Eigentlich steigerten sie nur um die Koordinaten dieser Stelle, denn bei der Menge von Planeten war es unwahrscheinlich, dass der Proklamator jemals erfahren würde, wenn sie unerlaubt sein Gebiet in Anspruch nahmen. Erfuhr er oder jemand anderes aber gegen alle Wahrscheinlichkeit davon, musste man mit heftigen Schwierigkeiten rechnen. Die Allianz schützte das Recht auf Land immer zuerst mit Waffengewalt und dann mit Verhandlungen. Die Siedler würden einfach von dem Gebiet, wenn es jemand anderem gehörte, gebombt, ohne zuvor die Möglichkeit zur friedlichen Räumung bekommen zu haben. Abgesehen von diesem Risiko ersparten sie sich durch das Ersteigern des Gebietes die gefahrvolle Suche, die Mühen und auch eine Menge Geld, da sie über Ladungsplatz und Klimazone bereits detaillierte Informationen besaßen. Aber daran dachte Katischik im Moment nicht. Denn er konzentrierte sich auf seine Instinkte und seine Fähigkeit des Überlebens, die er hier, in der Wildnis mehr benötigte, als sein Geld. Zum unteren Pol knickte die Küste gegen die Drehrichtung ab und zog sich über eine Ewigkeit hin. Er meinte weiße Flecken dort zu erkennen, also kam diese Region nicht in Frage. Eis oder Schnee waren niemals gut. Eis bedeutet Gefahr für Ernte und damit den Menschen. Später, in vierzig oder fünfzig Jahren vielleicht könnte man einen Skiort dort gründen und die Grundstückspreise würden ins Unermessliche steigen, wenn es dort gute Pisten gab. Aber bis dahin würde die Natur dort unberührt und einsam bleiben. Aus diesem Grunde wandte er sich nach links, dem oberen Pol zu. Er wollte nicht länger als drei Monate hier verbringen, denn seine Frau war schwanger. Er wollte bei ihr sein und das Geld einer erfolgreichen Mission mitbringen. Vielleicht hatte seine Frau recht gehabt, als sie vor seiner Abreise feststellte, dass sie genügend Geld hätten und er nicht mehr auf solche Reisen gehen bräuchte. Aber Katischik wollte gehen, denn es war sein Leben. Die Einsamkeit und die Herausforderung ließen in ihm 5
die Lebensgeister erst erwachen. Er war für sein Alter ungewöhnlich erfahren und erfolgreich, wenn man ihn mit andere Proklamatoren verglich. Und er hatte einige Regeln aufgestellt. Niemals ohne Waffe einen Planeten betreten. Niemals einen Partner haben. Sicherheit immer zuerst und dazu zählte Katischik auch, dass er niemals auf unbekanntem Gelände seine Handschuhe abstreifte. Man wusste niemals was einen dort erwartete. Und immer bis zum Ende durchhalten, niemals nachgeben. Denn Katischik Senior hatte seinem Sohn gelehrt, dass es in jeder Auseinadersetzung nur einen Sieger geben konnte. Und dieser Sieger, würde sich durch Durchhaltevermögen auszeichnen. Sein Vater war ein Pionier gewesen und die Familie hatten auf einer Gelarplantage auf Gelar II, einem System um eine kleine, rote Sonne gesiedelt. Gelar II war so dicht am Zentralgestirn, dass regelmäßig Landstriche von Sonnenwinden verwüstet wurden. Die Menschen dort hatten als einzigen Schutz ihre Gelarhaut. Ihre Lebensgrundlage war einzig das Gelar. Ein Gewächs, mache sagten auch, es sei ein Tier, von ungewöhnlichen Ausmaßen und Form. Es war etwa 10 Meter lang und 2 Meter hoch, hatte die Form eine Halbkugel und saugte seine Nährstoffe aus dem Boden und den Sonnenwinden. Um sich aber gegen die Strahlung zu schützen, produzierten sie eine ölige Flüssigkeit, die langsam ihre Oberfläche überfloss um dann am Boden zu erstarren. Bald nach der Ankunft bemerkten die ersten Siedler, dass diese Flüssigkeit elastischer und wiederstandsfähiger war, als Latex oder jede andere Form des Kautschuks. Sie begannen diesen Stoff zu exportieren und beschäftigten sich mit der Züchtung der Gelar. Doch Gelar II drohte bald die Evakuierung, denn Krankheiten wie Hautkrebs nahmen zu und drohten die Bevölkerung auszurotten. Bald schon sank die Siedlerzahl von fast vierzigtausend auf zweitausendfünfhundert. Aber ein echter Pionier verlässt keinen Planeten, auf dem er sein erstes Haus gebaut hat, schon gar nicht Katischik Senior. Er kaufte preiswert die benachbarten Parzellen auf und gehörte bald zu den fünf größten Gelar Herstellern überhaupt. Damals konnte man damit kaum reich werden, da Gelar nur zur Herstellung von Verhütungsmitteln gebraucht wurde. Aber als ein anderer Siedler bei der Gelarernte ausrutschte und in ein Fass Gelar fiel, veränderte sich die Situation sofort. Die dunkle, braune Flüssigkeit reagierte mit dem Schweiß des Mannes, verfärbte sich silbern und legte sich vollständig auf die Haut. Der Mann lag fast einen Tag bewusstlos im Sonnenwind und überlebte dank der Schutzschicht. Sofort badeten alle Bewohner von Gelar II im Gelaröl. Zwar mussten die Körperöffnungen öffnen, aber dann hatte man eine zweite, fast unverwundbare Haut. Auch Siegfried Katischik trug diese silberne Haut. Er hatte sogar Teile seines Gaumens mit Gelaröl bestrichen, um so einen Schutz vor verschluckten Insekten zu haben. Aber weil eine echte Gelarhaut ein Leben lang hält und Siegfried auf seinen Tastsinn nicht verzichten wollte, hatte er die Gelarhaut an seinen Handgelenken zerschnitten und konnte so die Haut dort wie Handschuhe an und abziehen, wie er es benötigte. Abgesehen von der Unverwüstlichkeit des getrockneten Gelars, hielt es durch seine silberne Färbung den Träger kühl, und durch mikroskopische Kapillaren auch trocken. Katischik hatte seine Haut mit 20 bekommen, einen Tag bevor er zum Militär wechselte und die einzige Hautpartie, die nicht geschützt war, waren seine Lippen. Alle seine Freundinnen hatten darauf bestanden und auch seine Frau legte darauf viel wert. Die zentrale Sternenarmee hatte das Potential der Gelarhaut sofort erkannt, und es gab Gerüchte, nach denen es Test gegeben hatte, in denen Gelarhaut sogar Raumanzüge ersetzten konnte. Das hielt Katischik zwar für einen Scherz, aber er vertraute schon sehr lange sein Leben diesem zweiten Überzug. an. Nun wandte er sich zum oberen Pol und folgte dem Küstenverlauf. Von Zeit zu Zeit maß er die Tiefe des Wassers. Sie sollte mindestens 250 Meter betragen, da sonst die Schiffe nicht landen konnten. Und Siegfried lächelte beim Gedanken, was ihm bei seiner ersten Wasserung passiert war. Denn wenn ein Schiff aus dem Orbit sich einfach in den Ozean fallen lässt, dann wird Besatzung und Passagier gleichermaßen in die Knie gedrückt. Der Aufschlag war so hart, dass Katischik zwei Rippen gebrochen waren, da er zu diesem Zeitpunkt gerade unfreiwillig sein Frühstück der bordeigenen Wiederverwertung zur Verarbeitung übergab. Der Auf6
schlag schleuderte ihn heftig mit dem Brustkorb zu Boden und die Keramikkante brach ihm die Rippen. Als er wieder zu sich kam, lag er in seinem Bett und seine zukünftigen Frau stellte sich ihm als Krankenschwester vor. Heute war er mit einem landgestützten Shuttle gelandet, da eine Wasserung nur dann zu empfehlen ist, wenn man sicher sein kann, dass keine 200 Meter durchmessende Meeresfrucht mit Hornpanzer unter der Oberfläche dümpelt. Solche Unfälle waren nicht so selten wie es vielleicht anmutet. Aber wenn man berücksichtigt, dass dieses Meer im Licht der kleinen Sonne blau flurseziert und im Licht der roten Sonne lila glänzt, dann ist auch eine Schildkröte in den Ausmaßen einer Kleinstadt nicht unvorstellbar. Und weil es zu jeder Beute auch immer einen Jäger gibt, nahm man vernünftigerweise von solche Manövern Abstand. Soweit sein Auge reichte wurde die Küstenlinie von Klippen gebildet. Immer wieder stiegen sie an, bis sie sich auf einige hundert Meter über das Meer erhoben, um dann wieder ab zufallen, um sich oft auf einige Meter der Wasseroberfläche zu nähern. An diesen Stellen mündeten oft kleine Bäche in kleinen Fällen ins Meer. Dort sprudelte und leuchtete das Wasser oft in einem etwas helleren lila und winzige Fische spielten um die Luftblasen herum. Und als er gegen Mittag an eine solche Stelle kam, unterzog er das Wasser einer genaueren Untersuchung. Zuerst steckte er ein kleines Stück Holz hinein, welches er zu diesem Zweck immer bei sich führte. Es zerfiel nicht sofort. Dann nahm er ein winziges Stück Trockenfleisch und warf es in das Wasser. Als auch dieses keine Reaktion hervorrief, fasste er mit den Gelar bewehrten Fingern hinein. Er spürte die angenehme Kühle und die Geschwindigkeit des Wassers. Er roch noch einmal daran, dann nahm er eine Handvoll langsam in den Mund. Es schmeckte etwas nach Eisen und Kupfer, aber sehr angenehm. Er schluckte ein paar Tropfen und wartete auf die Reaktion seines Magens. In dieser Zeit betrachtete er die Fische, die im Meer um den Wasserfall spielten. Sie leuchteten auch, aber in einem hellen, fast sonnenfarbenen Gelb. Als einige Minuten vergangen waren, und er immer noch lebendig war, beschloss er seinen Wasserschlauch zu füllen. Er hielt ihn in den Wasserfall und unterbrach so den Fluss ins Meer. Es dauerte nur einen Moment, dann war der Schlauch gefüllt und das Bach ergoss sich wieder über den Rand. Als Katischik aber wieder nach den Fischen schaute, schwammen sie nur noch matt leuchtend, tot im Meer und wurden schon fortgespült. Er schüttelte den Kopf und wunderte sich: Das kann doch eigentlich nicht sein, dachte er laut und setzte seine Wanderung fort. Die Zustimmung zu seiner Feststellung blieb stumm. Er folgte den Klippen den ganzen restlichen Tag. Der Wald, der einige Meter von der Bruchkante entfernt endete, veränderte sich kaum. Nur wenn die Klippen sehr hoch wurden, schien es, als zöge sich der Waldrand weiter zurück und gab von dort einen Blick ins Landesinnere frei. Katischik machte einige Aufnahmen von dem leicht gewölbten Land und machte sich Notizen über die Lage und die Ausmaße der Täler und der Hügel. Aber alles war vom Wald bedeckt, nur einige Hügelspitzen waren mit einem blaugrünen Kraut bewachsen, dass an Spargelpflanzen erinnerte. Doch der Küstenstreifen war entweder steinig oder von völlig unbewachsener Erde bedeckt. Als Katischik bemerkte, dass die hellere Sonne zu sinken begann, hielt er Ausschau nach einem geeigneten Lagerplatz. Die Klippe flachte im weiteren Küstenverlauf langsam ab, bis nur noch 14 Meter zwischen Landsteg und Wasseroberfläche lagen. Aber in Richtung Landesinnere stieg langsam ein anderer Hügel an. Katischik hatte die Gezeiten beobachtet und da er auf trockener Erde stand, hielt er diesen Ort für geeignet, ein Lager zu errichten. Er wählte gerne solche Orte. Zum einen konnte man vor dem Meer auf den Hügel flüchten und aus dem Meer selbst drohte selten Gefahr. Zum anderen konnte man jeder Landgefahr ins Meer entkommen, auch wenn hier die Brandung schon sehr hart gegen die Mauer aus Naturstein krachte. Einige Meter weiter schien die Brandung aber weniger stark und ein kleiner Bach ergoss sich dort ins Meer. Er schaute über den Rand hinweg und erkannte wieder die gelben Fische, die sich unter seinen Füssen in der Gischt tummelten.
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Katischik wollte etwas ausprobieren. Da der Bach nur sehr klein war, aber schon ein kleines Flussbett hatte, war es für Katischik ein Leichtes den Lauf zu unterbrechen indem er einfach ins Wasser trat. Sofort staute sich das Wasser und begann auch bald über seinen Stiefel zu laufen. Aber die kurze Unterbrechung hatte bereits gereicht um die Fische zu töten. Interessant, resümierte Katischik und begann sein Lager aufzuschlagen. Das führte dazu, das er auch die Zustimmung zu seiner Analyse nicht bemerkte. Sein Zelt bestand aus einem Aluminiumgeflecht, welches mit Gelar beschichtet war. Man hatte es schwarz und braun eingefärbt, um eine gewisse Tarnung zu gewährleisten. Es war ein flacher Bogen, der in seiner gedrückten Form kaum vom Untergrund unterscheidbar war. Doch es hielt trocken und es bot genügend Platz für einen Mann und das nötigste Gerät. Katischik überprüfte seine kleine Waffe und legte seinen Wanderstock neben sich. Im Ernstfall war das wohl die ernstzunehmernste Waffe, da das Material so gut wie unzerstörbar war und sowohl spitz, als auch ausnehmend dünn war. Er hatte einmal beobachtet, wie ein Proklamator in einer Kneipe in einer Schlägerei mit einem Siedler geraten war. Während sein Gegner mit einem Viehtreiber zuschlug, hatte der Proklamator nur einen Karbonwanderstab. Siegfried erinnerte sich nur ungern an das Bild, was der Siedler nach dem Kampf abgegeben hatte. Krankenhausreif war eine optimistische Beschreibung. Zusätzlich befand sich im Griff ein Kompass und eine Signalpistole mit fünf Schuss. Katischik schaute zu den beiden Sonnen auf. Die größere, hellere war dabei unter zu gehen. Er holte sein Strahlungsmessgerät heraus und beobachtete, wie sich das Spektrum veränderte. Die Intensität des sichtbaren Lichtes nahm deutlich ab, während die Röntgenstrahlung fasst unvermindert blieb. Die dunklere Sonne lieferte nun also die Energie für die Flurosenz des Ozeans. Siegfried beschaute sich seine silberne Haut und lächelte: „Da kannst du so viel scheinen wie du willst, mich kriegst du nicht tot.“ Eine Herausforderung mit Folgen. Dann nahm er seine getönte Schutzbrille und setzte sie auf. Er schaute wieder auf das Wasser, weil er eine Bewegung bemerkt hatte. Zwei vogelähnliche Wesen flogen übers Wasser. Er hatte sie nicht kommen sehen, aber da sie unglaublich schnell waren, war das auch nicht verwunderlich. Sie jagten in einigen hundert Metern Entfernung kaum einen Fuß über dem Wasser hintereinander her. Von einem Moment zum anderen begann der vordere auf dem Wasser zu laufen. Sofort schossen Fontänen in die Höhe. Siegfried, der das Schauspiel staunend verfolgte, schätzte, dass sie wohl mindestes ein Meter hoch waren. Seine Geschwindigkeit wurde dadurch natürlich langsamer, aber der Verfolger geriet in ganz andere Probleme. Die Wasserfontänen nahmen ihm die Sicht, so das auch er sein Tempo drosselte. Aber er kam trotzdem immer näher an den Gejagten heran, so das Siegfried schon auf den Jäger tippen wollte. Dann aber setzte der vordere Vogel einen Schritt aus und die nächste Fontäne schoss um so kräftiger in die Höhe. Sie traf den Verfolger am Kopf. Der stieg unkontrolliert auf und überschlug sich. Doch seine Geschwindigkeit war immer noch gewaltig als er daraufhin auf die Wasseroberfläche schlug. Und während der Gejagte nun an Höhe gewann und davon flog, ging der Jäger jämmerlich in den Fluten unter. „Survival of the fittest“ was der einzige Gedanke, den Siegfried noch fasste. Dieser Gedanke wurde begierig aufgenommen, aber nicht von Siegfried, denn er machte sich etwas beruhigt über seine Ration her. Vögel deuteten auf einen reichen Schatz an natürlichen Nahrungsressourcen hin. Er hatte schon auf einem Planeten gesessen, wo das einzig Essbare eine bittere Wurzel gewesen war, die Blähungen verursachte. Und er erinnerte sich mit Schrecken daran, dass sein Verdauungsapparat nach zwölf Monaten Wurzeldiät, scheinbar aus Gewohnheit, weitere drei Monate Gase produzierte, die jedem Normalsterblichen die Sinne nahmen. Das war keinen Monat vor seiner Hochzeit gewesen. Nun saß er eine halbe Ewigkeit von seiner schwangeren Frau entfernt auf einer Klippe und schaute in den Wald, der seicht anstieg. Der schmale Grat, der unbewaldet war, zog sich an der Bruchkante über Kilometer auf der Klippe hin. Siegfried konnte sich vorstellen, dass dies einmal ein Hang eines Berges gewesen war, bevor er langsam von dem Meer und den anderen Naturkräften abgetragen worden war. Und 8
der Wald, auf dessen Rand er nun blicke, erschien ihm undurchdringlich und schwarz. Er hatte auf vielen Planente viele solcher Wände aus Pflanzen und Gestrüpp gesehen. Und mehr als einmal hatten ihn Augen in den verrücktesten Farben angeblickt. Doch dieser Wald erschien merkwürdig leblos. Nichts schien darin zu leben, abgesehen von den Pflanzen und doch fühlte er sich beobachtet. Siegfried hatte schon in früher Jugend diesen Instinkt bis zur Vollendung entwickelt. Und seine Erfahrung lehrte ihn, dass überall und immer mit Dingen zu rechnen war, die etwas anderes waren, als er sie kannte. Trotzdem lächelte er, denn er erinnerte sich daran, wie er seine Frau einmal auf einen Campingausflug mitgenommen hatte. Es war nichts Spektakuläres gewesen. Sie waren nur eine Stunde von der Strasse entfernt gewesen und mit dem Vierradjeep auch weniger als zwei von der nächsten Stadt. Trotzdem hatte sie furchtbare Angst gehabt. Vor Schlagen und Eulen, vor Mäusen und Spinnen. Zuerst hatte Siegfried gedacht, es würde nach ein oder zwei Stunden aufhören. Aber nachdem ein Eichhörnchen seine geliebte Frau in Panik versetzt hatte, brach er dieses Experiment ab und brachte sie zurück in die Zivilisation. Dort fand sie sich auch sofort mit traumwandlerischer Sicherheit zurecht und zeigte ihm seine Mängel in dieser Umgebung auf. Denn er geriet in einem Nobelrestaurant sehr schnell in eine ganz ähnliche Panik. Überall wurde man beobachtet und umschwänzelt. Das schien sie aber zu genießen, wie er den Duft jeder neuen Welt einsog und genoss. Auch wenn er in diesem Moment der Erinnerung bemerkte, wie sich der Geruch der Luft schlagartig veränderte. Es roch nicht mehr wie in dem Kleiderschrank seiner Mutter, sondern süßlicher, sinnraubend. Er spürte wie sein Geist anfing ziellos zu werden und sein Wille begann zu schwinden. Benommen tastete er nach seinem Rucksack. Sein Gleichgewichtssinn versagte seinen Dienst und er kippte aus dem Sitzen zur Seite. Zu seinem Glück lag er direkt neben seinem Gepäck. Nur einen Handgriff später drückte er sich eine Maske aufs Gesicht, die ihm gefilterte Luft zur Verfügung stellte. Sein Wille kehrte zurück und er konnte seine Aufmerksamkeit mühelos auf das Ding richten, was sich langsam aus dem Wald schob. Die kleine Sonne ließ es fast schwarz erscheinen und seine Form fand keine Entsprechung unter den Katischik bekannten Tieren. Es stand auf drei Füssen, wobei der eine, hintere, Lauf ungewöhnlich dick und stark anmutete. Dieser stand aus dem Leib des Tieres fast horizontal heraus und schien den Körper vor sich her zu schieben. Die beiden vorderen Beine waren kleiner und stützten den Leib ab. Sie schienen aus mehr Gelenken zu bestehen als Katischik in seinem ganzen Körper unterbrachte. Direkt über diesen Beinen begann ein lanzenartiger Auswuchs der nur sichtbar wurde, wenn das Monster den Körper etwas zur Seite drehte. Augen aber konnte Katischik nicht erkennen. Während er sein Gegenüber musterte, versuchte er möglichst ruhig zu liegen und unauffällig nach seinen Waffen zu tasten. Leider lag er auf seinem Wanderstock und die kleine Schusswaffe war zu weit entfernt. Katischik überdachte seine Situation: Offensichtlich wurde er angegriffen. Wenn es zum Kampf kam, war er die ersten Sekunden unbewaffnet. Der Angreifer schien, trotz seiner langsamen Bewegungen, zu großer Schnelligkeit fähig. Zumindest zu einem großen Sprung. Kaum zwei Meter hinter Katischiks Rücken fielen Klippen zehn Meter steil ins Meer. Kaum war er bei diesem Punkt angelangt, veränderte sich die Situation rapide. Keine fünf Meter entfernt, die lanzenartige Nase auf Katischiks Kopfs gerichtet, spannte das Tier seine Muskeln. Im nächsten Moment zog sich der hintere Lauf zusammen, der Leib glitt zurück und dann stießen die Vorderläufe den Leib etwas in die Höhe. Katischik sah den Rest der Bewegung nicht, denn er riss die Arme unter seinen eigenen Körper, stieß sich vom Boden ab und sprang in Richtung Zelt. Ein schwerer Körper stieß nur einen Sekundenbruchteil später gegen seine Schulter und schleuderte ihn in Richtung Klippe. Katischik spürte durch das Gelar, dass die Haut des Tieres rau und ledrig war. Zu seinem Glück war das Gelar aber stabiler als die lebendige Haut des Angreifers, und so riss diese mit einem Geräusch von trockenem Papier. Sowohl mit der schnellen Bewegung als auch mit dem anschließenden Schmerz schien der Jäger nicht gerechnet zu haben. Er rollte, völlig den Halt verloren, auf die Klippe zu und Katischik sah nur noch, wie die Lanze hinter der Kante verschwand. Er hörte noch drei dumpfe 9
Schläge und ein Klatschen. Dann erfüllte wieder das Rauschen der Wellen die Luft und Katischik war sich sicher, dass das Meer sich dieser Angelegenheit vertrauensvoll annehmen würde. Denn die Brandung war ungewöhnlich stark an diesen Klippen. Siegfried konnte sich auch keine Gedanken mehr darüber machen, denn der süßliche Geruch lag immer noch über seinem Rastplatz wie ein Fluch. Doch durch den Sprung seiner Atemmaske beraubt und nun völlig überrascht von der Betäubung, hatte Katischik keine Möglichkeit des Widerstandes mehr. Er fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf, keine dreißig Zentimeter vom Fall in die tödliche Brandung entfernt. Als er erwachte stand nur noch die große, leuchtende Sonne am Horizont und brannte auf ihn herab. Der Luft roch wieder nach dem Kleiderschrank seiner Mutter und sein Kopf fühlte sich an wie ein Daunenkissen. Er drehte sich langsam, in Erinnerung an die Kante, um. Er konnte fast senkrecht zum Wasser schauen, was seine Kopfschmerzen noch viel schlimmer machte. Dann aber raffte er sich auf und begann seine Ausrüstung zu untersuchen. Scheinbar war alles vollständig und intakt. Er bemerkte auch die tiefen Spuren des Angreifers. Scheinbar waren seine Füße mit einer Art von Huf ausgestattet, der nagelartige Auswüchse trug. Damit wurde dieses Tier noch viel gefährlicher, als Katischik angenommen hatte. Doch diese Betäubung passte so gar nicht zu dieser Art der Jagd. Ein Tier mit solchen Fähigkeiten rechnete nicht mit einem wehrlosen Opfer. Katischik konnte sich aber keinen Reim darauf machen, also packte er seine Sachen zusammen und machte sich mit mehr Vorsicht auf den weiteren Weg. Zuerst blieb der Weg flach und gut begehbar. Bald erreichte er wieder einen dieser kleinen Wasserfälle. Doch als er ins Wasser schaute waren dort keine Fische, die in der Gischt spielten. Er zuckte mit den Schultern und begann das Bachwasser zu untersuchen. Wieder in der Reihenfolge Holz, Fleisch, Finger testete er die Reaktion und wieder blieb sie aus. Doch als er den ersten Schluck im Mund hatte, brannte es wie Feuer. Er spuckte es aus und brüllte vor Schmerz. Seine Zunge quoll etwas an und er nahm einen Schluck aus seinem Wasserschlauch. Der kühlte etwas und die Schwellung hielt inne. Er steckte seinen Zeigefinger in den Mund und betastete die Zunge. Der Gaumen war unversehrt, weil er mit Gelar versiegelt war. Katischik schüttelte den Kopf und traf eine Entscheidung, mit der er schon lange kämpfte. Aus seinem Gepäck kramte er eine kleine Dose hervor und öffnete sie. Auf dem Deckel befand sich ein kleiner Pinsel und das Innere war mit schwarzem, unbehandeltem Gelar gefüllt. Er betrachtete es nachdenklich, dann hob er es zum Mund und streckte unter Schmerzen seine geschwollene Zunge aus. Langsam fuhr er in die Dose und das Gelar überdeckte bald die ganze Wunde. Er merkte wie es sich verfestigte und einen Schutzmantel über dem rohe Fleisch bildete. Die Schmerzen ließen nach und die Schwellung nahm ab. Bald war das Gelar getrocknet und die Zunge wieder auf fast normale Größe geschrumpft. Aber von dem Schmerz und dem Schreck erschöpfte ließ sich Katischik zu einer weiteren Pause nieder. Er spürte wie das Gelar begann, seinen Schweiß nach außen zu transportieren. Die dünnen Kapillaren saugten die salzige Flüssigkeit von der Haut und ließen sie an der Luft verdunsten, das Gefühl war erfrischend und gab ihm einen Teil seiner Kraft zurück. Sein Blick schweifte über das Meer und endete bei seinen Füssen, die auf dem Boden lagen. Doch was seine Aufmerksamkeit dort erregte, war ein kleiner, silberner Stein. Er nahm ihn in die Hand und drehte ihn langsam. Es schien als ob, dachte Katischik, aber es konnte kaum sein. Kurzes Wühlen in seinem Rucksack förderte einen Ein Dollarstück großen Apparat zu tage. Den legte er flach auf seine Handinnenfläche und legte darauf diesen Stein. Doch nichts geschah. Er beobachtete noch kurz seine Erfolglosigkeit und warf dann den Stein ins Meer. Wäre auch zu schön gewesen, überlegte Katischik. Dann räumte er wieder alles in seinen Rucksack und machte sich wieder auf den Weg. Als die große Sonne den höchsten Stand überschritten hatte, stand Katischik gerade auf einem Berg und betrachtete den weiteren Küstenverlauf. Er hatte eine geeignete Stelle gefunden. Eine Bucht, welche an ihrer Mündung ins Meer kaum vierzig Meter breit war. Das war zwar etwas wenig, aber Katischik schätzte, dass eine gute Sprengung den Durchgang auf die erfor10
derlichen 60 Meter erweitern konnte. Die Bucht hatte einen etwas breiteren Landstreifen der das Wasser umgab, und daran schlossen sich Hügel an, die Platz für den Anbau von Pflanzen bieten würden. Er war zufrieden und begann von einem der Berge die Vermessung. Da aber die Bucht langgestreckt ins Landesinnere reichte, wurde sie von einem anderen Hügel halb verdeckt. Wenn es nicht mit einem großen Schritt geht, dann muss man viele kleine machen, sagte Katischik, der sich auf die Wanderung ins Landesinnere freute. Den Karbonstock in der einen Hand und das Fernrohr in der anderen machte er sich auf, um auf den anderen Hügel zu kommen. Aber er merkte sich eine Stelle, wo ein großer Baum genau am Wasser stand. Sollte der Pegel steigen oder fallen, so würde Katischik es bemerken. Drei Stunden später saß er auf der nächsten Hügelkuppe und untersuchte die Hügelhänge, nach Anzeichen für weitere Seen oder Flüsse, die sich wertsteigernd auswirken würden. Da wandelte sich der Tag plötzlich in Nacht wandelte. Durch die Linsen des Fernrohrs deutete es sich kurz als Nebel an um dann in totale Verdunkelung zu kippen. Sofort nahm Katischik die Sehhilfe herunter und sah mit eigenen Augen wie sich eine riesige Wolke aus dem Wald erhob und sich in seine Richtung bewegte. Fern und dunkel drohte ein tiefes Geräusch mit der Ankunft einer Plage. Katischik hatte von solchen Phänomenen von anderen Proklamatoren gehört, war aber nicht vorbereitet. Schnell suchte er seine Schutzbrille und setzte sie auf. Dann nahm er seine Atemmaske, die den Rest seines Gesichtes verdecken sollte. Gerade als er das Gummi festgezurrt hatte, so das die Maske nicht mehr rutschte, trafen die ersten Ausläufer der Wolke an seinem Standort ein. Winzige Tiere setzten sich auf den Boden, die Bäume und auf Katischik. Zuerst nur wenige, dann immer mehr und zum Schluss saßen so viele allein auf seiner Brille, dass Katischik nichts mehr sah. Zwar wischte er immer wieder die Plagegeister vom Glas, aber hinter dieser ersten Schicht sah er nur diesen Nebel aus Milliarden winzigen Körper und Schatten, die das Licht fast völlig verdeckten. Er hörte auch ein Kratzen und Schaben, dass von seinen Schultern kam. Diese Viecher begannen seine Gelarhaut zu verfressen. Er erinnerte sich an einen kleinen Bach, der kaum fünfhundert Meter entfernt verlief. Vielleicht, wenn er Glück hatte, war dieser so giftig und ätzend wie der Bach am Morgen. Katischik begann behutsam in die Richtung zu gehen, in der er den Bach vermutete. Durch die künstliche Dunkelheit konnte er nicht einmal seinen Kompass auf dem Unterarm erkennen. Trotzdem, nach einigen Minuten stolpern und taumeln fand er diesen Bach. Er legte sich in den Bachlauf, die Tatsache ignorierend, dass wieder Fische sterben würden, und rollte sich in dem Wasser. Tatsächlich schienen die kleinen Tiere weniger zu werden, auch wenn Katischik eigentlich nicht mit einem echten Erfolg gerechnet hatte. Nun erkannte er die Ausmaße der Wolke. Kein Lichtstrahl fand den Weg zu ihm, und wenn er sich bewegte, stellte er fest, dass es war, als wolle er durch Sirup schwimmen. Trotzdem wollte er nicht aufgeben. Er wusste, wenn diese Plagegeister nicht innerhalb von zwei Tagen verschwinden würden, müsste er jämmerlich verdursten, wenn bis dahin seine Gelarhaut hielt. Wenn nicht, da war er sich sicher, würde man ihn bei lebendigem Leibe auffressen. Er hatte aber schon die Orientierung verloren und war sich ebenso sicher, dass er auch den Weg zum See nicht finden würde. Also lag er einfach im ätzenden Bach und hoffte, dass diese Maßnahme seiner zweiten Haut weniger schadete, als die Angriffe der Wolke. Tatsächlich kam ein leichter Wind auf und trieb die Tiere aufs Meer hinaus, so das er bald wieder die Sonnen sah. Doch die Große drohte bereits mit ihrem Untergang. Katischik schauderte bei dem Gedanken, diese Phänomen den Siedlern erklären zu müssen. Ganz abgesehen davon, dass er wohl dieses Raubtier nicht unerwähnt lassen sollte. Er sah schon seinen Gewinn bei dieser Mission schmelzen. Dann, als er nur noch wenig dieser Tiere in der Luft sah, es lagen viele Millionen auf der Erde, stand er auf und nahm kurz die Atemmaske ab. Die Luft war sauber und schmeckte nach Wald. Sofort spürte er ein Kribbeln auf den Lippen, wo sich einige der Tiere schnell niedergelassen hatten, das bald unangenehm wurde. Praktisch im gleichen Moment quoll schon Blut aus Tausenden winzigen Wunden. Er schlug sich hart auf den Mund und versuchte die Tiere abzuschütteln. Die meisten fielen auch wirklich ab, aber einige wenige hatten sich schon tief 11
in das Fleisch gefressen und waren nicht mehr zu entfernen. Katischik entschied sich schnell und legte sein Gesicht in den Bach. Die Augen waren noch durch die Brille geschützt, aber in seinen Lippen und Nasenlöchern fraßen sich die kleinen Biester tiefer in ihn hinein. Ihr werdet schon eine Schwachstelle haben, die wir ausnutzen können, drohte er den winzigen Angreifern. Als die Säure in seine offenen Wunden floss, schrie er sofort vor Schmerzen. Aber er war sich auch sicher, dass er so die Tiere aus seinem Körper tilgen würde. Einige Sekunde später zog er sein Gesicht zurück und behandelte unter Qualen die offenen Stellen mit dem verbliebenen Gelar. Er hatte mit seinen Befürchtungen also recht gehabt. Wenn er, während er in der Wolke gewesen war, auch nur eine ungeschützte Stelle an seinem Körper gehabt hätte, würde nun eine leere Gelarhülle diesen Planeten zieren. Katischik kniete sich auf die Erde und bemerkte dabei ein leises Knacken, als sein Knie den Boden berührte. Er sammelte einige der Tiere ein und legte sie in ein Schälchen. Sie alle schienen noch zu leben. Er fühlte sich schrecklich. Sein Gesicht brannte unter der zweiten Haut, und auch wenn das frische Gelar die Wundheilung beschleunigte, war sein Mund taub und seine Zunge geschwollen. Er fühlte sich schrecklich, als er langsam den Berg herab zum See stieg. Damit werde ich wohl nicht reich, stellte er fest, als er über die Bucht schaute. Seine Kosten würde er reinholen, aber mit Gewinn war nicht mehr zu rechnen. Die Siedler würden eine Menge mehr Arbeit und Ausrüstung benötigen, um hier zu siedeln, als Katischik eigentlich gedacht hatte. Zu viele Überraschungen. In diesem Moment ging die große Sonne unter. Der Tag war kurz hier und auch das dürfte den Preis drücken. Am besten waren Planten mit zwei Sonnen, die einen langen Tag ermöglichten. Denn die kleine Sonne würde in nur wenigen Stunden ihrer großen Schwester hinter den Horizont folgen. Katischik dachte bitter daran, wie er die nächsten Tage damit verbringen musste, um diese Bucht überhaupt für sich zu deklarieren. Denn die 1000 qm gehörten kartographiert, mit Landmarken versehen und ordentlich photographiert. Alles in allem würde er mindestens zehn Tage damit verbringen. Katischik hatte noch Glück. Auf anderen Planenten war er nach 40 Tagen noch nicht auf eine so gute Stelle in solcher Lage gestoßen. Aber er hätte lieber länger auf einem freundlichern Planenten gesucht, als auf diesem Hinterlistigen. Er konnte es sich nicht mehr aussuchen. Er hatte das Geld investiert und Katischik war entschlossen, es wieder herein zu holen. Und diese Stelle eignete sich hervorragend für die erste Siedlungsversuch, wenn man von der Fauna absah, die nicht sehr einladend auf ihn wirkte. Vielleicht, überlegte er, sind diese winzigen Tiere ja irgendwie wertvoll. Er schüttelte den Kopf, wohl kaum. Er setzte sich an das Wasser der Bucht und betrachtete das Bild. Er hatte sich vor einiger Zeit an das Bild gewöhnt, dass zwei oder mehr Sonnen im Wasser verursachen. Da gab es die schönsten Farben und die filigransten Formen. In diesen Momenten aber gab es nur die kleinen Röntgensonne, die ihr kaltes, blaues Licht auf den Planeten schickte. Er nahm die Atemmaske ab und gerade als er einen tiefen Zug Meerluft nehmen wollte, bemerkte er den süßlichen Geruch wieder. Sofort setzte er die Maske auf und wandte sich um. Den Wanderstock zum Schlag erhoben beobachtete er den Waldrand. Er war nicht so dunkel und dicht wie auf den Klippen. Vielmehr schien es als würde der sich Wald hier langsam zum Wasser tasten, und oben auf den Klippen von der Bruchkante zurückweichen. Katischik aber erkannte keine Bewegung, auch wenn das Gefühl beobachtet zu werden, stärker war als zuvor. Er ging in die Knie und fixierte den Waldrand. Dann nahm er seinen Wanderstock und richtete ihn auf die Bäume. Mit einem Schnalzen kippte der Kompass nach oben weg und gab einen Kaliber 55 Lauf frei. Katischik dreht noch an einem Rädchen, dann feuerte er eine rot leuchtende Kugel in den Wald. Selbst durch seine selbstverdunkelnde Brille erschien sie grell und von beißender Helligkeit. Aber als sie auf ihrem Weg den Wald stückweise erhellte, konnte Katischik nichts lebendiges erkennen. Dann, mit einem Schlag, explodierte die Kugel an einem Baum. Dieser fing sofort Feuer. Der Proklamator überlegte was nun zu tun sei. Er richtete sich wie12
der auf um besser zu sehen was dort nun vorging. Natürlich war es nicht in seinem Interesse wenn dieser Wald abbrannte, oder? Die Frage war berechtigt. Ohne Wald kein Versteck, ohne Versteck kein Jäger, ohne Jäger keine Gefahr. Und Gefahr musste er bezahlen. Das Feuer erlosch langsam wieder. Mit gelinder Enttäuschung nahm Katischik zur Kenntnis, dass sich seine Probleme wohl nicht so einfach aus der Welt schaffen ließen. Ganz in der Nähe empfand etwas ganz ähnlich. Aber als Vorschlag kann man das Brandroden den Siedlern ja unterbreiten, sagte Katischik. Er ging auf den Wald zu. Und als er zwischen ein paar Bäumen stand, bückte er sich nach der Erde. Sie war warm und weich. Er wühlte etwas, fand aber keinen Sand oder Stein. Lächelnd kehrte er ans Wasser zurück. Es war mehr als eine dünne Humusschicht. Das erlaubte die Brandroddung, da dieser Boden auch noch nach langer Zeit bebaubar war. Er ließ sich direkt am Wasser nieder. Es war kein Sandstrand. Nur einige kleine, runde Steine markierten den nur zwei Meter breiten Strandabschnitt, wo Meer und Land aufeinander trafen. Das Meer hatte er noch nicht untersuchen können. Zwar sprach das Planetenfreigabepapier von einem Ozean mit ungewöhnlich hohem Salzgehalt und zum Teil, aufgrund von organischen Verbindungen, fester Konsistenz, aber Katischik hatte noch nicht die Möglichkeit gehabt, ihn selbst in Augenschein zu nehmen. Vorsichtig näherte er sich den Wellen, bis sie seicht seine Stiefel umspülten. Etwas, so schien es Katischik, wartete. Er beugte sich zum Wasser und füllte ein kleines Glas mit der trüben Flüssigkeit. Sie leuchtete lila und als Katischik sie in die Sonne hielt, konnte er hindurchschauen. Dabei bemerkte nicht das Rauschen, das langsam anschwoll. Er stand auf dem Trockenen und als er bemerkte, dass vor ihm bereits zehn Meter Strand lagen, war es schon fast zu spät. Das Wasser wich immer schneller in die Bucht zurück. Katischik versuchte aufs Meer zu schauen, doch die Hänge versperrten die Sicht. Das Rauschen wurde nun auch von einem Donnern übertönt. Katischik überlegte nicht lang. Er steckte das Glasröhrchen ein und begann zu laufen. Er musste den Hügel erreichen, den er abgestiegen war. Er glaubte, dass die meerabgewandte Seite zwar steiler aber sicherer sein würde, wenn der Tsunami auf die Küste träfe. Doch er hatte noch nicht den Waldrand erreicht, da stieg die Welle schon so hoch, dass er sie über die Felsen sehen konnte. Er rannte schneller, erreichte den Wald und wurde nicht langsamer. Er kontrollierte mit einem Griff den Sitz seiner Atemmaske. Denn er war sich sicher, dass er wohl einige Zeit unter Wasser verbringen würde. Die Maske war zwar ursprünglich gebaut worden, um Luft zu filtern, doch der Produzent versprach auch unter Wasser über 30 Minuten eine gesicherte Luftversorgung. Mit einem ohrenbetäubenden Schlag prallte die riesige Welle gegen das Land. Aber der Eingang zur Bucht, bei Normalpegel kaum 40 Meter breit, wurde in der Höhe schnell breiter und so rannte die Welle nun ins Landesinnere. Katischik suchte sich einen großen Baum. Und der Größte, den er fand, war witzigerweise an der Vorderseite etwas verbrannt. Um so besser, beschloss Katischik. Er umfasste mit seinem Wanderstock den Stamm und presste sich so eng wie möglich an die Rinde. Sie war erstaunlich weich. Doch bevor er sich darüber wundern konnte, traf ihn das Wasser. Es kam nicht langsam, stieg nicht. Es war eine Wand, gespickt mit Bäumen und Erde trieb eine Wolke aus Dampf vor sich her. Der Sturm allein erschütterte den alten Baum noch nicht. Katischik aber hatte schon Mühe, nicht fortgerissen zu werden. Dann traf die Wand den Baum, praktisch im gleichen Moment entwurzelte sie ihn und riss ihn mitsamt Katischik fort. Siegfried verlor die Orientierung und klammerte sich verzweifelt an den Baum. Doch bald reichte seine Kraft nicht mehr, er löste den Griff und wurde zum Spielball der Fluten. Aber auch die Macht des Wassers verlor an Kraft und als Katischik spürte, wie er auf den Boden aufschlug, nahm er seinen Stock und rammte ihn tief in den Boden. Das Wasser versuchte noch eine Weile ihn mit sich zu ziehen, doch war es schon zu schwach. Als es ablief lag Siegfried auf dem Bauch im Schlamm und umklammerte den Wanderstab, den er in seiner Verzweifelung bis zur Hälfte in die Erde getrieben hatte. Als er sicher war, dass die Gefahr gebannt war, richtete er sich auf und überschaute die Katastrophe. Die meerseitigen Hänge wa13
ren gerodet und die Bäume lagen verstreut auf dem kahlen Fels oder schwammen in der Bucht. Hat auch was Gutes, beschloss Katischik, jetzt muss ich das nicht mehr machen. Etwas ganz in seiner Nähe dachte, dass sich nicht alle Probleme auf einen Schlag lösen lassen, aber vielleicht mit einem zweiten. Siegfried erkannte am Ufer etwas Leuchtendes. Er bewegte sich langsam und vorsichtig wieder zum Wasser hin. Er schaute ob vielleicht irgendwo Tiere lagen oder noch besser sein Rucksack. Aber nichts außer Bäume und Äste war zu sehen. Er schüttelte betrübt den Kopf. Nun musste er zu seinem Gleiter zurück und die Ersatzausrüstung holen. Aber als er am Ufer stand, erkannte er viele tausend Perlen die dort verstreut lagen. Sofort beugte er sich zu ihnen und nahm eine in die Hand. Sie war fest und groß. Er hatte seinen Analysator verloren, so dass er nur sein Wissen gebrauchen konnte. Um die Oberfläche der Perle zu untersuchen, zog er langsam den Gelarhandschuh aus. Er nahm sie zwischen zwei Finger und rollte sie langsam. Dabei geschah etwas merkwürdiges. Sie zerfiel in viele winzige Splitter, die sich in seine Haut bohrten. Das Meer veränderte im gleichen Augenblick die Farbe. Es wurde gelb und leuchtete taghell. Und während sie die Perlensplitter in seinem Blutkreislauf auflösten, erkannte Katischik, wer ihn da die ganze Zeit beobachtet hatte. Und als seine Beine den Dienst versagte und er krachend auf den Steinstrand fiel, kristallisierte sich ein letzter Gedanke heraus, den zu fassen Siegfried alle Mühe hatte: Survival of the fittest. Er lächelte, als auch sein Herz aufhörte zu schlagen: Er hatte die Handschuhe ausgezogen, das war sein letzter Fehler gewesen, aber nicht sein einziger. Epilog: Hinweise auf Katischik selber wurden bei späteren Proklamierungs- oder Siedlungsversuchen nicht gefunden. Wohl aber fand man deutliche Spuren seiner Anwesenheit auf diesem Planeten, der später Katischiks Rache genannt wurde. Die Wasserfläche wurde zwei Jahre später mit einer meterdicken Gelarschicht überzogen vorgefunden. Alle 342 später registrierten Siedlungsversuche scheiterten vollständig. Insgesamt gelang es nur 23 Personen den Planenten wieder lebendig zu verlassen. Sie waren der Versuch der australischen Ureinwohner, den Planeten zu besiedeln. Die Allianz hatte ihnen den Besitz an Katischiks Rache zugesprochen, in der Hoffnung, ihnen würde eine dauerhafte Besiedlung und damit eine Erschließung der riesigen Gelarvorkommen gelingen. Die 23 Mitglieder der Expedition antworteten auf die Frage, warum sie nicht geblieben seien, dass der Planet sich selbst gehöre und er nicht zu teilen gedenke. Damit wurde der Planet Katischiks Rache interplanetarisches Schutzgebiet und nicht wieder betreten. Sieg für den Planeten.
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Illusion des Lebens von Matthias Kahlow
Was ist Leben und wo fängt es an? Womöglich dort, wo man es nicht erwartet...
Es war ungeheuer faszinierend. Diese vielen, kleinen Punkte auf dem Monitor, die aufblinkten, sich hin und her bewegten und über kurz oder lang wieder verschwanden. Die Lebensspanne dieser kleinen Punkte wurde zudem noch nicht einmal vom Zufallsgenerator beeinflusst, sondern von bestimmten Gegebenheiten. Also je nachdem, ob dieser kleine Punkt genügend Raum hatte, um sich ›entwickeln‹ zu können oder nicht. Und auch andere Umwelteinflüsse spielten da eine Rolle. Aber auf eine Art und Weise war es doch auch langweilig. Zwar war es die Aufgabe, eine solche Lebenssimulation zu schreiben, aber irgendwie hatte Dave das Gefühl, es würde etwas fehlen. Die Entfaltungsmöglichkeiten für die kleinen Lebewesen waren einfach nicht genug. Dave hatte es wesentlich lieber, von Lebewesen als von Punkten auf dem Monitor zu sprechen. Na, er hatte ja schon mit Chris darüber gesprochen. Der war auch der Meinung, dass Daves Idee den Professor doch ein wenig beeindrucken könnte. Zumindest würde er die Initiative zu schätzen wissen. Das zweite Computerterminal meldete sich mit einem Signalton. Offenbar hatte Chris den Feinschliff an der Programmerweiterung beendet. Auf ihn war eben wirklich Verlass. Zum Glück, denn so ließ sich die Simulation noch ausgiebig testen, da der Termin zur Abgabe erst nächsten Mittwoch sein würde. Mit zwei knappen Anweisungen ließ Dave den Computer die Erweiterung in das laufende Programm einspeisen. Zunächst schien sich nichts zu ändern. Aber nach fünf Minuten gebannten Starrens auf den Bildschirm sah Dave deutlich, dass sich etwas geändert hatte. Die Lebewesen schienen eine Art ›Struktur‹ zu erschaffen. Also eine Art primitiven Bauwerkes. Interessant. Sehr viel interessanter, als das bloße Existieren der Wesen, auch wenn sie weiterhin nur ein paar Bytes im Speicher eines Computers waren. Die Minuten zogen also dahin und Dave starrte immer noch gebannt auf den Monitor. Das war spannender als jeder Actionfilm, spannender als jeder Science-Fiction-Roman. Noch ein Detail ließ sich jetzt bemerken. Die Lebensspanne einzelner Wesen war deutlich angewachsen; andere schienen ihre ›Lebensenergie‹ auf sie zu übertragen. Wow. Chris hatte ganze Arbeit geleistet. Dave war mehr als beeindruckt. Er wendete sich wieder dem zweiten Terminal zu und lud den Quellcode des Programms in den Editor. Das interessierte ihn nun doch brennend, wie Chris das wieder hinbekommen hatte. Und auf dem anderen Bildschirm wuchs das ›Bauwerk‹ der Lebewesen zu immer größeren Dimensionen heran. Bis sie auf einmal genauso plötzlich mit dem Bau aufhörten, wie sie damit begonnen hatten. Dann wurde der Bildschirm dunkel. Dave, der immer noch konzentriert den Quellcode las, registrierte aus den Augenwinkeln zwar, dass der zweite Monitor erlosch, aber bewusst zur Kenntnis nahm er es nicht, zu begeistert war er von der schlichten Eleganz des Programms. Aus der Begeisterung wurde von einem Augenblick zum nächsten Verwunderung. Der Bildschirm zeigte die laufende Simulation statt des Programmtextes. Erst jetzt wurde Dave bewusst, dass der andere Bildschirm dunkel war. Mit einem Kommando an den Computer wollte er die Simulation beenden lassen. Doch statt des erwarteten Programmendes erschien am unteren Rand der Anzeige eine Reihe von Nullen und Einsen. Dave runzelte die Stirn. Was sollte das denn? Offenbar hatte das System ein paar Probleme. Vielleicht liefen die Rechner einfach schon eine zu lange Zeit? Dave beugte sich nach unten zur zentralen Recheneinheit und lauschte. Nein, der Kühler arbeitete noch. Sehr seltsam. Er setzte sich wieder auf - und glaubte, dass sein Verstand ihm einen Streich gespielt hatte. Der 15
Bildschirm zeigte wieder den Editor mitsamt dem Programmcode. Und der zweite Monitor zeigte die Lebenssimulation, als würde es nie anders gewesen sein. Offenbar sollte Dave mal eine Mütze voll Schlaf mehr mitnehmen. Auf Dauer waren vier Stunden pro Nacht wohl doch nicht so gesund. Also schaltete er sein Arbeitsterminal ab; ließ die Simulation auf dem anderen Terminal aber laufen. Er legte sich in sein Bett und versuchte, einzuschlafen. Aber der Vorfall von eben ließ ihm keine Ruhe. Hatte er sich das tatsächlich nur eingebildet? Natürlich, es konnte ja gar nicht anders sein, denn obwohl beide Terminals an die selbe Recheneinheit gekoppelt waren, verwendete jedes seinen eigenen Speicherbereich. Also konnte ein Datenaustausch zwischen beiden nur stattfinden, wenn man es dem Computer ausdrücklich befahl. Dave wischte diese Gedanken beiseite und drehte sich zur Wand. Er schloss die Augen und saß senkrecht im Bett, als das charakteristische Piepen eines hochfahrenden Systems ertönte. Also ging hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu. Jetzt zeigten beide Monitore die Simulation an. Das war doch unmöglich! Wenn er es nicht besser wüsste, hätte Dave gemeint, die Lebewesen hätten ihre kleine Welt einfach vergrößert. Er versuchte, den Computer dazu zu bewegen, das zweite Terminal wieder abzuschalten. Die Antwort bestand wieder aus einer Kombination von Nullen und Einsen. Was sollte das nur? Doch nicht... Nein. Unmöglich. Das war doch nicht Bestandteil von Chris' Programmergänzung. Diese Lebewesen dürften nicht imstande sein, eine Form der Sprache zu entwickeln. Und doch hatte es den Anschein, als wäre genau das der Fall. Dave gab erneut die Anweisung zum Herunterfahren. Wieder füllten sich die unteren zwei Zeilen des Bildschirms mit Nullen und Einsen. Jetzt wurde es Dave unheimlich. Irgendwie schien sich diese Simulation verselbständigt zu haben. Er schnappte sich seine Schlüsselkarte, rannte aus der Tür und hinunter in den Keller. Als ginge es um Leben und Tod flog Dave förmlich mit seinem Fahrrad auf dem Arm die Treppe zum Hauseingang wieder hinauf. In nicht mal ganz vier Minuten legte er die Strecke zum anderen Ende der Stadt zurück und stand völlig aus der Puste vor dem Eingang des Hauses, in dem Chris wohnte. Nach einer halben Minute Sturmklingelns öffnete Chris endlich. Dave kam es wie eine Ewigkeit vor. Hastig erklärte er schon im Treppenhaus, was passiert war. »Mal ganz langsam«, bremste Chris den Redeschwall seines Freundes. »Erstens weckst du das ganze Haus auf und zweitens verstehe ich kein Wort von dem, was du mir eigentlich sagen willst.« Dave trat durch die Tür in Chris' kleines Apartment. »Ich weiß nicht wie, aber die Simulation hat sich selbständig gemacht.« Er holte tief Luft und ließ sich auf einen Stuhl an Chris' Computertisch fallen. »Wie meinst du das?« Dave schnappte noch mal nach Luft. »Erst dachte ich, ich würde schon halluzinieren. Ich hab' im Quellcode geschmökert und von einem Augenblick zum nächsten hat der Schirm mir die Simulation gezeigt.« »Heißt das, du hast die Ergänzung ins laufende Programm eingespeist?« »Ja, wieso?« »Dann haben wir ein Problem«, seufzte Chris und legte die Stirn in Falten. »Hä? Wovon redest du?« Im selben Augenblick, in dem er die Frage stellte, fiel Dave ein, dass Chris noch eine Notiz in die E-Mail geschrieben hatte. Demnach würde... »Oh weh!« »Das kannst du laut sagen«, erwiderte Chris, während er sich seine Jacke schnappte und schon wieder auf dem Weg zur Tür war. »Jetzt komm' schon, wir müssen zusehen, dass wir das Programm noch rechtzeitig beendet kriegen!« Dave rannte hinterher, schon zum zweiten Mal innerhalb von zehn Minuten raste er mit einem Affenzahn die Treppen hinab. Seine Gedanken rasten ebenso. Jetzt erinnerte er sich haargenau an den Wortlaut von Chris' E-Mail: ›Wenn du die Erweiterung in das laufende Programm einspielst, wird das System instabil, weil einige Variablen nicht zurückgesetzt werden und das 16
Programm dann auch auf Speicher zugreift, der ihm nicht zugewiesen ist.‹ Hoffentlich war das alles. Das dürfte ja noch wieder in den Griff zu bekommen sein. Vor der Haustür angekommen sprang Dave von seinem Rad und ließ es vor der Tür fallen. Er öffnete die Tür und stand fast augenblicklich zwei Stockwerke höher vor seiner Wohnung. In der Hast schob er die Schlüsselkarte falsch herum ins Schloss. Jetzt aber. Doch statt der grünen Leuchtdiode blinkte wieder die rote. Und das, obwohl er diesmal die Schlüsselkarte richtig herum ins Schloss geschoben hatte. Stirnrunzelnd gab er den Überbrückungscode ein. Wieder blinkte die rote Diode. In der Hektik hatte er sich wohl vertippt. Erneut gab Dave den Zahlencode ein - und wieder blinkte die rote Leuchtdiode. Das war allerdings nicht alles; diesmal präsentierte das kleine Display über der Zahlentastatur eine Folge von Nullen und Einsen. Hinter Dave gab Chris einen entsetzten Laut von sich. »Sie haben bereits Zugriff auf das hausinterne Netzwerk.« So langsam dämmerte es Dave, dass sich diese kleine Simulation von einer reinen Illusion des Lebens zu wirklichem Leben entwickelt hatte. Und um sein Überleben zu sichern, suchte sich dieses Leben immer neue Lebensräume und schützte sie vor Eindringlingen. Dave schüttelte mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Entsetzen den Kopf. Nein, das konnte doch nicht sein. Schließlich kann doch das Leben nicht aus seinem Lebensraum herauswachsen. Immerhin war auch die erste bemannte Marsmission gescheitert, weil die Bedingungen dort einfach nicht für irdisches Leben geeignet waren. Also konnte doch eine solche Simulation nicht so aus dem Ruder laufen. Und außerdem war es doch kein Leben in dem Sinne, wie man Leben definieren würde. Nur ein paar Bytes im Speicher eines Rechners, die die Illusion einer Welt und die Illusion von Leben produzierten. Solches ›Leben‹ konnte doch nicht über sich selbst hinauswachsen. Oder doch?
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Dartha´s Welt von Annika Ruf
Einblicke in das wundersame Leben der Sith-Lady. Da stockt einem der Atem...
Das Interview Dartha Vader verließ den zerstörten Kontrollraum. Hinter ihr lagen drei mit dem Lichtsäbel hingerichtete Senatoren, zwei waren mit der Macht erdrosselt worden, einer hatte ein gebrochenes Genick. Die Tische und Stühle waren umgeworfen und größtenteils Kleinholz. Einige Reporter näherten sich vorsichtig der Dunklen Dame. "Mylady, Sie haben diese Leute getötet?" "Naja, sie waren in einigen Punkten einfach uneinsichtig." "Aber Mylady, Sie sollten doch deshalb mit Ihnen verhandeln." "Nun ja", Dartha blickte sich noch einmal um, "ein paar Tage im Monat bin ich eben etwas zickig." "Etwas zickig? Aber Sie haben sechs Leute getötet. Nur weil Sie etwas zickig waren?" "Hey - girls just wanna have fun!"
Konkurrenz "Stellt euch vor, diese Tussi will meinen JOB!!" Frustriert schleuderte Leia mit der Macht ein Kissen durchs Zimmer. "Det kennen wa", ließ sich Mara vernehmen, "damals hat der Olle ooch eene andere vor unsere Nasen setzen wollen." "Admiral Daala", nickte Marlou, ehemals Dartha, "ehrgeizig, gerissen und skrupellos - ein perfektes Gegenstück zu Tarkin!" "Und was ist aus ihr geworden?" Leia schwante, dass sich Mara und Dartha zusammengetan hatten, um die Rivalin aus dem Feld zu schlagen. "Naja, sie war bis zum Schluss im Hause", Marlou ließ sich auf einer Couch nieder. "Wir hamse im Keller einzementiert", verdeutlichte Mara. Leia runzelte die Stirn, dann fiel ihr ein, dass ihre Mutter ihre Ehemänner im Garten zu "entsorgen" pflegte. "Auch gut."
Eine Frage .. Die Dunkle Dame setzte sich an den Tisch, ließ sich von Mara den Tee rüberschieben und erstattete dem Imperator Bericht. "Der Regent war von mir tatsächlich sehr angetan und hat mich in seine Suite eingeladen. Es verlief alles nach Plan, ich enthüllte ihm mein Gesicht und er fand es jammerschade, so ein hübsches, geradezu engelhaftes Antlitz hinter Stahl zu verstecken. Zitat Ende. Für das Abendessen schmiss ich mich dann in das Kleid mit dem tiefen Ausschnitt, das ich nach dem Essen langsam zu Boden gleiten ließ. Er bemerkte mit sichtlicher Aufregung, dass ich nichts drunter trug. Und dann stellte er mir die Frage." "Wirst du ihn heiraten?" fragte der Imperator nur. Dartha zog eine zornige Grimasse. "Er hat mich nicht gefragt, ob ich ihn heirate. Er hat ge18
fragt, ob er das Kleid mal anprobieren dürfte."
Überraschung! Oder: Wer hätte das gedacht? Imperator Palpatine marschierte durch den abgedunkelten Korridor. Neben ihm gingen zwei rotgewandete Imperiale Wachen, ihm treu ergeben und aufs Wort gehorchend. Alles war totenstill. Ein bisschen ZU still, wie Palpatine fand, aber das hätte er nie zugegeben. Beunruhigt sah er sich hin und wieder unauffällig um und seine Wachen prüften die Umgebung genau. Als sie den Thornsaal betraten, war der dunkler als sonst und Palpatine ahnte, dass da etwas in den Schatten lauerte. Plötzlich flammte das Licht auf und Palpatine konnte alle erkennen. Dartha Vader, Tarkin, Mara Jade, Daala, Jerjrrod und wie sie alle hießen. Alle strahlten (vielleicht auch Dartha, aber die trug ja ihre Maske) und riefen: "Überraschung!!" Mara hielt mit Daala den Geburtstagskuchen Tarkin hatte gerade die Kerzen angezündet. In Palpatine wirbelte alles durcheinander, er griff sich ans Herz. Japste. Röchelte. Und fiel um. Erstaunt blickten seine Wachen auf ihn herunter. "Herzkasper", murmelte Jerjerrod leise. "Wer das gedacht?" raunte Daala Tarkin zu. "Was, dass er nicht damit gerechnet hätte, dass wir rausfinden, wann er Geburtstag hat?" "Nee", erwiderte Mara trocken, "Ick hätte nie jedacht, dat der Olle überhoopt een Herz hat!"
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Ein ganz normaler Arbeitstag von Annika Ruf
Dartha Vader hat Tag ein Tag aus gewisse Pflichten. Aber auch ab und an Spass auf ihre ´ungewöhnliche` Art...
Dartha Vader erhob sich aus dem Bett und ging ins Bad. Ein ganz normaler Arbeitstag stand an, das bedeutete nach imperialen Maßstäben normal. Erstmal die Brücke des Sternzerstörers betreten und eine schweigende Mahnung zum Gehorsam sein. Unterdessen fand Commander Yizzel, ein tüchtiger und strebsamer Offizier, neben seiner Kabinentür einen BH und fragte sofort unter den weiblichen Crewmitgliedern nach. Was sich natürlich herumsprach. "Na, hast du die Besitzerin gefunden?" fragte Captain Noran später seinen Freund. "Nein, aber ich habe ja auch noch nicht alle durch", erwiderte Yizzel, blickte hoch und sah eine Frau, die er bislang nicht gefragt hatte, "die da könnte es sein." Noran folgte seinem Blick und wurde bleich. Über gesamte Brücke senkte sich eine fürchterliche Ahnung. "Haben Sie den neben meiner Kabinentür verloren?" fragte Yizzel höflich und hielt das Teil etwas hoch. Lady Dartha Vader senkte den Blick und in diesem Moment wurden Wetten abgeschlossen, die das Schicksal Yizzels betrafen. Mehrere Möglichkeiten kamen auf, wurden diskutiert und bewettet. 1. Sie drischt ihn durch die geschlossene Tür. 2. Er fliegt aus der nächsten Luftschleuse - OHNE Raumanzug. 3. Sein Genick macht KNACK! 4. Der Lichtsäbel köpft ihn. 5. Der Lichtsäbel spaltet ihn säuberlich in der Mitte. 6. Sie verspeist ihn zum Frühstück. Yizzel flog im hohen Bogen über die Brücke und landete sehr unsanft auf einer inaktiven Konsole. "Heißt das Nein?" fragte er enttäuscht und rieb sich den Unterkiefer. Dartha Vader war noch beim Mittagessen etwas verstimmt. "Das Teil hatte Körbchen B", knurrte sie leise, "ich habe D - wenn ich überhaupt einen BH trage." Dann hatte sie aber ein gutes Mittagessen auf dem Tablett und überlegte, was für ein Dessert sie wählen sollte. Eiercreme? Vanilleeis? Fruchtsalat? Sie seufzte. Die Qual der Wahl. Dann sah sie einen jungen, gutgebauten Lieutenant neben sich stehen und wusste, was sie nehmen würde. Und so trug sie den Burschen einfach in ihr Quartier. Er wirkte doch etwas angespannt, als in ihrem Schlafzimmer das Licht ausging. Einige Stunden später tauchte er leicht erschöpft und völlig entspannt wieder auf und machte den Eindruck, etwas sehr angenehmes erlebt zu haben. Am frühen Nachmittag stand das Verhör eines Schmugglers auf dem Programm, der im Verdacht stand, mit den Rebellen zu arbeiten. Er war ausgesprochen zäh und Dartha hatte zu tun, aus ihm einige Informationen herauszuprügeln. Nach dem Einsatz einer E-Peitsche gab er schließlich zögernd und widerstrebend seinen Unterschlupf preis. Dartha steckte die Peitsche wieder an ihren Gürtel und verließ den Raum, um eine neue Taktik auszuarbeiten. Ein Offizier zupfte sie am Umhang. "Lady Vader?" "Ja, Captain?" "Wenn Sie mit dem da fertig sind - können Sie das auch mal mit mir machen?" 20
Sie erstarrte. "Wie bitte?" hakte sie dann nach und der Captain, ein drahtiger älterer Mann lächelte nervös. "Nun ja", er wand sich, "ich muss die Mädchen sonst immer bezahlen, wenn ich ins Studio gehe." Kopfschüttelnd ging die Dunkle Dame weiter. "Sie können mich natürlich auch ordentlich treten, wenn Sie das vorziehen", versuchte er noch einmal, aber dann warf sie ihn mit der Macht an die nächste Wand. "Danke, vielen Dank", hörte sie ihn noch röcheln. Der Schmuggler war mit Wasser und einer Standardration versorgt worden. In diese hatte Vader sechs blaue rhombenförmige Tabletten gemischt. Nach dem Mahl fesselte sie ihn mit den Händen auf dem Rücken an einen Stuhl. "Was soll das jetzt werden?" fragte er mürrisch. "Sie haben sechs Tabletten Gravia bekommen. Spüren Sie schon Ihre Durchblutung?" Er schluckte. Seine Hose wurde etwas eng. Dartha Vader aktivierte den Film. Basic Instinct. Er schluckte mehrere Male. Als Catherine Tramell gerade Nick Warren zum ersten Mal küsste, ächzte er auf. Es dauerte dann nicht mehr lange und er schrie: "Okay, ich sage Ihnen was Sie wollen!" "Wo sind deine Kumpels?" fragte sie ihn und er redete. Redete und redete. Dann war sie zufrieden und löste seine Fesseln. Rasch öffnete er die Hose und etwas später standen sie alle knöcheltief in Flüssigkeit. "Abgesehen von der Schweinerei jedes Mal", murmelte Vader, "die Methode ist gut."
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Hochzeit und Überraschungen von Annika Ruf
Luke erfährt Beunruhigendes über Mara Jade. Und es wird immer schlimmer...
Luke trat zu seiner Mutter. "Mama, ich habe eine Überraschung für dich!" Dartha seufzte tief. "Nur zu, Söhnchen." "Ich habe lange überlegt, ich weiß, dass der Zeitpunkt gekommen ist. Ich werde heiraten." "Glückwunsch", stöhnte sie, "wer ist die Glückliche?" "Mara Jade." Daraufhin lehnte sich die Sithlady nach vorne und ließ ihr Frühstück ins Klo fallen. "Passt dir das nicht?" fragte Luke pikiert. "Doch, Söhnchen, aber du hast ein Wahnsinnsgefühl fürs Timing. Urps .. ", die ehemalige Dunkle Dame deutete auf ihren Bauch, "Ich habe schließlich dein Geschwisterchen hier drin." Sie spülte rasch nach und Mutter und Sohn gingen ins Wohnzimmer. "Ich hoffe nur, es gefällt ihr .. mit mir. Ich meine .. sie war für mich die erste Frau und .. ich habe so wenig Übung." "Das hatte mein sechster Ehemann auch", beruhigte seine Mutter ihn, "das wird alles noch kommen. Aber wenn ich dir einen Tipp geben darf: Küss ein paar Male ganz zart die Brüste, darauf steht sie." "Mutter!" Luke schaute seine Mutter sehr verwirrt an. "He - Mädels untereinander können sich auch amüsieren." "Aha ..", Luke sah etwas verwirrt drein. Lando betrat den Raum. "Was ist mit dir los, Luke, du siehst so .. überfahren aus." "Nun ja .. meine Mutter hat mir gerade einen Rat gegeben, wie ich meine Braut sinnlich befriedigen kann." Lando nickte. "Deine Braut ist Mara Jade, rischtig?" "Ja." "Also, wenn du misch fragst .. küss ihren Bauch und nuckel am Nabel rum - sie liebt das!" Luke riß den Kopf hoch und starrte seinen Stiefvater an. "Isch atte auch mal mit ihr zu tun." "Verstehe ..", damit verließ Luke das Wohnzimmer. Er fand Han in der Falcon, bei Reparaturen. "Han .. kann ich dich mal was fragen?" "Sicher, Kleiner", sein Schwager tauchte auf und wischte sich die ölverschmierten Hände sauber. "Ich habe mich gefragt, ob du mir einen Rat geben kannst, du hast so viel Erfahrung mit Frauen. Ich möchte Mara eine gute Ehe bieten, bloß was den .. Aspekt betrifft .. du weißt schon .. kannst du mir was raten?" "Sicher, nach einem laaangen Kuß, verteile ganz zarte kleine Bissen auf den Schultern, da wird Mara heiß wie'n Triebwerk." Luke sah Han, zog seine Schlüsse und nickte. "Danke für den Rat - Schwager!" "Gern geschehen, Kleiner." Luke setzte sich zu 3PO und Chewie, die in der Kanzel saßen. "Okay, meine Mutter weiß, wie ich Mara befriedigen kann, mein Stiefvater und Schwager. Irgendwelche Tips von EUCH?" Chewie grollte. "Master Chewbacca empfiehlt, die Zunge einzusetzen. Mit langen Zügen und oben anfangen", übersetzte der Droide, "aber wenn Sie mich fragen, Master Luke .." Da der Mensch ihn nur völlig entgeistert anstarrte, fuhr er fort: "Sie sollten mit ganz kleinen Stromstößen arbeiten. Hat ihr sehr gefallen." R2D2 rollte heran und pfiff. "Das hast du gemacht?" fragte 3PO und als R2D2 trillerte, "es hat ihr so gut gefallen, dass sie ..? Das muss ich auch mal ausprobieren .. komm, mein Süßer 22
.." Luke seufzte und suchte Leia auf. Sie war gerade beim Teetrinken und er legte ihr das Problem dar. "Also, bei mir hat es ihr am besten gefallen, wenn sie mit Haar gekitzelt wurde, am besten so über die Oberschenkel." Luke sah Leia und flüsterte leise: "Auch du, meine Schwester?" Dann klopfte er an Maras Zimmertür. "Herein", klang es von drinnen und er steckte den Kopf zu ihr rein. "Mara, Liebes .. Gibt es etwas, was ich wissen sollte?" "Ick wüßt nich' wat." Luke spürte, dass sich seine Familie um ihn versammelte. "Söhnchen", begann sein Mutter sanft, "der wievielte ist heute?" "Der ..", Luke brach ab und seufzte tief, "der erste April!" Alles kicherte. Dann grinste auch Luke. "Also wirklich .. fast hätte ich geglaubt .." "Es ist schwer, sehr schwer, einen Jedi in den April zu schicken." Han zog seine schwangere Frau an sich und küsste sie.
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Sonderangebot: Planet Erde von Alfred Bekker
Eine ´Eierlegerin´ hat einen etwas ungewöhnlichen Wunsch, der uns Menschen doch ein wenig gefährlich wird...
Der Kauf ferner Welten war ein Gag, der in letzter Zeit sehr in Mode gekommen war. Das tentakelbewehrte Glibberschleimwesen mit dem Namen Srrll surrte vor Vergnügen und erklärte dann mit seiner zirpenden Stimme: "Ich möchte einen Planeten kaufen. Da bin ich doch hier richtig, oder ?" Sein Gegenüber hieß Grrsk und war Geschäftsmann - obwohl GeschäftsMANN vielleicht nicht ganz den Kern der Sache traf. Ihn allerdings als GeschäftsSCHLEIMER zu bezeichnen, wäre vermutlich irreführend. "Soso, einen Planeten wollen Sie kaufen", meinte Grrsk gedehnt. "Ja." "Haben Sie bestimmte Vorstellungen von der Welt Ihrer Wahl?" "Preiswert sollte er sein." "Ah, ja ..." "Ich halte diese neue Mode, Planeten und Sterne zu kaufen zwar für ziemlich bescheuert, aber ..." Grrsk verengte ein wenig seine Glubschaugen. "Aber was?" hakte er nach, während seine Tentakel nach den Listen der verfügbaren Welten suchten. Srrll zuckte mit dem oberen Tentakelpaar und stieß einen tiefen, nachdenklichen Zirplaut aus. "Es ist wegen der Eierlegerin, mit der ich zur Zeit zusammenlebe... Sie ist ganz verrückt darauf, dass ein Planet ihren Namen trägt ..." Grrsk verzog die Öffnung, die ihm zur Nahrungsaufnahme diente, zu einem langgezogenen Strich. Dann meinte er: "Sie erwerben nicht nur das Recht, der erworbenen Welt einen Namen zu geben, sondern auch Eigentumsrechte..." "Ja, ja, ich weiß..." "Sie können die Rohstoffe ausbeuten, wenn das technisch einmal möglich und profitabel wird..." "Ich hoffe nur, dass es nicht zu teuer wird!" "Zur Zeit habe ich ein Sonderangebot im Programm. Es handelt sich um den dritten Planeten einer kleineren Sonne am Rande der Milchstraße. Wegen des giftigen Sauerstoffs in der Atmosphäre ist er preiswerter. Außerdem ist er mit bloßem Auge von unserer Welt aus nicht zu sehen." "Das macht nichts. Meine Eierlegerin muss sich in ihren Ansprüchen halt nach unseren Geldmitteln richten." Grrsks Glubschaugen sahen den Kunden etwas erstaunt an. Wahrscheinlich lebte dieser schon länger mit seiner Eierlegerin zusammen. Dann wurden die Geschenke für gewöhnlich kleiner. "Wollen Sie Bilder dieser Welt sehen?" "Ich nehme sie." Als Srrll seine Eierlegerin mit dem Geschenk (das zunächst einmal nur aus einer Urkunde mit der genauen Position des gekauften Planeten und ein paar Bildern bestand) überraschte, war diese geradezu entzückt. "Mein Liebster!" zirpte sie. "So sehr liebst du mich, dass du mir eine ganze Welt vor die Tentakel legst!" "Ja, das ist wahr!" "Auf den Bildern schimmert sie so schön blau, diese Welt. Ist sie giftig?" 24
"Ein bisschen Sauerstoff, sonst nichts." "Bewohnt?" "Zweibeinige primitive Lebensformen, die sich mit Funkwellen verständigen. Da die seit Jahren abgehört werden, weiß man ein bisschen über das, was sie in falschem Stolz ihre Kultur nennen. Das witzige ist, dass sie immer noch unsicher darüber sind, ob sie vielleicht allein im Kosmos existieren..." "Ignoranten." "Du sagst es." "Was ist mit Bodenschätzen?" "Bodenschätze gibt es auch ein paar." "Kann man sie abbauen?" "Schatz, das ist doch Träumerei!" "Warum sollen wir nicht ein bisschen träumen? Diese Zweibeiner lassen sich doch sicher leicht ausrotten, meinst du nicht auch?" Srrll machte ein Geräusch, das vielleicht am ehesten mit einem Seufzer zu vergleichen war. Wenigstens wirft sie mir nicht vor, nur ein Sonderangebot genommen zu haben, ging es ihm durch den Kopf. Allerdings - angesichts der Tatsache, dass die Raumfahrt der tentakelbewehrten Glibberschleimwesen bislang kaum über die Methanatmosphäre ihrer Heimatwelt hinausging und es für die nächsten tausend Planetenumläufe sicher völlig utopisch sein würde, eine jener Welten zu erreichen, die ein cleverer GeschäftsSCHLEIMER jetzt zum Kauf anbot, war es schon ein stolzer Preis. "Auch wenn erst unsere UrUrUrEnkel etwas von diesem Besitztitel haben", sagte die Eierlegerin, "es ist doch irgendwie ein erhabenes Gefühl, seinen Namen auf einer Sternenkarte zu sehen..." ***
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Ein gelungener Abend von Roland Triankowski
Sie treffen sich alle im Restaurant am Ende des Universums. Ein feiner Crossover-Spaß...
Tisch 1961 Der junge Mann erschien von einem Moment auf den anderen an dem runden Tisch, der sich malerisch in eine kleine exotisch bepflanzte Nische schmiegte. Dadurch war der Platz ausreichend gegen den Lärm und die Weite des gewaltigen Kuppelsaals abgeschirmt. Der Mann warf einen kurzen Rundblick in die riesige Halle. Trotz ihrer unglaublichen Weite barst sie geradezu vor Leben. Überall standen Tische wie dieser, meist größer als der, an dem er saß. An jedem hockten, standen oder lagen die unterschiedlichsten Lebewesen, teils so fremdartig und bizarr, daß selbst er ein wenig erstaunt war. Dazwischen waren Pflanzen, Statuetten und Skulpturen plaziert, wobei es nicht immer leicht war, Lebewesen und Einrichtungsgegenstände auseinanderzuhalten. All das gruppierte sich um eine große Bühne im Zentrum, direkt unter der gewaltigen, goldschimmernden Kuppel, die alles überwölbte. Der Mann lächelte zufrieden und lehnte sich in seinen Sitz zurück. Nur kurz blickte er auf, als ein merkwürdiges Wesen an den Tisch trat, zwei Gläser mit einer grünen Flüssigkeit abstellte und schweigend wieder verschwand. Der Blick des Mannes richtete sich nun auf den zweiten Sitz an dem Tisch, der leer war. Geduldig saß er einfach nur da und lauschte mit halbem Ohr der leichten Musik, die von der Bühne kam. Es gelang ihr nur mit Mühe, das allumfassende Gemurmel, Gedröhne, Gezirpe und Geschmatze der zahllosen teils lautstarken Unterhaltungen zu übertönen. Der Mann wartete. Er erschrak nicht im mindesten, als mit einemmal ein weiterer Mann auf dem zweiten Platz erschien. Er schob dem blaugekleideten Neuankömmling einfach eines der Gläser zu. Der andere faßte sich instinktiv in den Nacken und verzog kurz das Gesicht, als durchfahre ihn ein stechender Schmerz. Doch dieser Eindruck der Hilflosigkeit verflog sofort wieder. Mit stahlgrauen Augen sah er sich um und nahm die Umgebung in sich auf. Allein seine Haltung drückte Selbstbewußtsein und Souveränität aus. Dieser Mann schien die Lage voll im Griff zu haben. Zumindest hatte er den unbedingten Willen, die Lage so bald als möglich in den Griff zu bekommen. Fest sah er seinem Gegenüber in die Augen. „Hallo Ernst“, sagte er mit einer Stimme, die sowohl freundlich als auch bestimmt klang. „Es ist schön, dich zu sehen.“ Nach nur kurzer Pause fügte er hinzu: „Was will ES von mir an diesem Ort?“ Der andere ergriff lächelnd sein Glas. Sofortumschalter, schoß es ihm durch den Kopf. Er trägt diesen Namen nicht umsonst. „Ich freue mich auch, dich zu sehen, Perry. Nimm erst mal einen Schluck. Sie servieren hier einen hervorragenden Vurguzz. Ich werde dir alles erklären.“ Während die beiden Männer sich zuprosteten und tranken, wurden die Lichter im ganzen Saal langsam dunkler, und die Band auf der Mittelbühne schlug ein flotteres Tempo an. Tisch 1964 Die Unterhaltungen in der riesigen Halle erstarben langsam. Als auch das letzte Gemurmel verstummt war, setzte die Musik mit einem kleinen Tusch aus. Für einen winzigen Moment, den Bruchteil einer Sekunde herrschte absolute Stille und Dunkelheit unter der gewaltigen Kuppel. Fast so, als halte das ganze Universum noch einmal den 26
Atem an. In eben diesem Moment erschien über einem anderen bis dahin unbesetzten Tisch ohne jede Begleiterscheinung ein eiförmiges Gebilde. Seine Hülle war durchscheinend und schimmerte leicht. Darin schwebte der Fötus eines Menschen, der sich neugierig mit wachen Augen umsah. Als einen Lidschlag später ein kräftiger Lichtstrahl die Mittelbühne erfaßte, war das Ei verschwunden. Statt dessen saß an dem Tisch nun ein Mann in einem roten Raumanzug ohne Helm. Auch er sah sich neugierig um und blickte schließlich gespannt auf die Bühne. Tisch 1965 Er ließ den Schmerz hinter sich und sah vor sich das Licht. Das Licht, das nur er durchschreiten konnte. Für jeden, der es bisher versucht hatte, bedeutete es den Tod. Er ging ohne zu zögern hindurch ... ... und trat an einen kleinen runden Tisch, an dem sich nur ein leerer Sitzplatz befand. Er blickte sich kurz in der im Halbdunkel liegenden Halle um und setzte sich kurzerhand. Vor ihm auf dem Tisch stand ein schlichtes Glas mit gelblich schimmernder Flüssigkeit, die einen intensiven Spicegeruch verströmte. Er trank und nahm nur am Rande wahr, wie ein ellenlanges spindeldürres Wesen über die Bühne hüpfte, sich als „Max Quordelplien“ vorstellte und den langanhaltenden Applaus genoß. Auch der Leuchterscheinung am Nachbartisch schenkte er kaum Beachtung. Tisch 1966 In einem kurzen Blitz erschienen die zwei Männer an dem eben noch leeren Tisch. Einer von ihnen blickte sich kurz verwirrt um, fixierte dann den anderen erbost. Er brachte nur einen Laut hervor, in dem aber soviel Verachtung, Resignation, Wut und sogar ein Hauch Neugier lagen, daß er mehr sprach als ein ganzer Satz: „Q“, stöhnte er nur. Der so angesprochene grinste unverschämt zurück. Er trug am Leib dieselbe Kleidung wie sein Gegenüber: eine schwarze Hose, einen blauen Pullover mit schwarzem Kragen und darüber eine rote Jacke mit ebenfalls schwarzem Kragen und Schulterstücken, worauf vier goldene Knöpfe prangten. „Schsch, mon Capitain“, flüsterte er. „Sie stören die Vorstellung.“ Max Quordelplien hatte indes irgendeine Ankündigung gemacht, worauf die Lichter noch dunkler wurden. Auf jedem Tisch entzündeten sich wie von Geisterhand Kerzen. Q quittierte dies mit gespielter Überraschung und einer unschuldigen Geste, die wohl soviel wie ich war‘s nicht bedeuten sollte. Sein Gegenüber verdrehte nur die Augen und wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als die gigantische Kuppel über ihnen ihren Goldschimmer verlor und langsam transparent wurde. Über dem weiten vollbesetzen Saal enthüllte sich ein Himmel der im Begriff schien zu zerbersten. Ein scheußliches, schauerliches Licht ergoß sich auf die unzähligen vor Entsetzen starren Wesen – ein entsetzliches Licht, ein brodelndes widerliches Licht. „Was ...“ konnte der kahlköpfige Mann nur sagen. „Das, Jean Luc Picard“, hauchte Q dem anderen ins Ohr, „ist das Ende von allem.“ Und damit übersetzte er nahezu exakt die Worte Max Quordelpliens, der nun die Bühne verließ, um von Tisch zu Tisch zu gehen, während die Musik wieder einsetzte. Picard riß sich von dem erschütternden Anblick los und wand sich dem anderen zu. „Hören Sie, Q ...“ „Un moment, s’il vous plaît“, wurde er gleich wieder unterbrochen. Langsam setzten in der ganzen Halle die Unterhaltungen wieder ein. 27
„Garcon!“ rief Q und schnippte mit den Fingern, worauf in einer Leuchterscheinung ein grünhäutiges Wesen an dem Tisch erschien. Das Wesen wirkte nur kurz verwirrt, setzte dann eine steinerne Miene der Würde auf und richtete eine Frage an die beiden Männer. Der Translator in Picards Kommunikator übersetzte die fremdartigen Worte: „Was darf ich Ihnen bringen, Messieurs?“ „Nun“, erwiderte Q, „ich denke nicht, daß Earl Grey angemessen wäre. Führen Sie auch romulanisches Ale?“ Das Wesen konnte einen Seufzer nur fast unterdrücken. In einem leicht entnervten Tonfall antwortete es routiniert: „Wir führen alle Speisen und Getränke, M’sieur.“ „Dann zweimal“, rief Q fröhlich. „Aber pronto, schließlich ist nicht mehr viel Zeit.“ Das Wesen hüstelte ein offensichtlich gequältes Höflichkeitslachen und entfernte sich, ehe Q es ‚wegschnippen‘ konnte. „Sie hassen diesen Witz“, wurde Picard ungefragt aufgeklärt. „Nahezu jeder reißt ihn hier und hält sich dabei für ungeheuer innovativ.“ Q grinste wieder unverschämt. „Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen.“ Tisch 1971 Unter lautem Getöse raste ein Mann auf einem merkwürdigen Gefährt gegen einen zum Glück unbesetzten Tisch. Er (der Mann) schien wie aus dem Nichts aufgetaucht zu sein und beendete seinen kurzen Flug in einem Haufen aus gesplittertem Holz. Fluchend und schimpfend richtete er sich auf, befreite sich von den Trümmern des Tisches und griff nach seinem Gefährt, das kaum mehr als eine Stange mit Griff und Sattel war. Wegen des Kegelförmigen Auspuffs am Ende hätte man es von Ferne für einen Reisigbesen halten können. Der Mann war etwas verdutzt, als ein paar wieselflinke Wesen herbeieilten, die Trümmer wegräumten, durch einen neuen Tisch ersetzten, zwei Gläser darauf abstellten und wieder verschwanden und das alles, ohne einen Ton von sich zu geben. Nachdem er sich nur kurz über seine Umgebung orientiert hatte, setzte er sich stöhnend auf den einzigen Stuhl und rieb sich dabei seine Hüfte. Seine Aufmerksamkeit galt nun den beiden Gläsern. Das eine war klein und enthielt etwa zwei bis drei Zentiliter einer wasserklaren Flüssigkeit, die nach starkem Alkohol roch. Der Mann beschloß, daß dies nun genau das richtige für ihn sei, und stürzte die Flüssigkeit hinunter. Als sich wohlige Wärme in ihm ausbreitete, stellte er fest, daß es sich um einen vorzüglichen Wodka gehandelt hatte. Das zweite Glas beziehungsweise sein Inhalt war ihm jedoch suspekt. Es war größer, faßte vielleicht einen Liter und enthielt ebenfalls eine wasserklare Flüssigkeit. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es sogar Wasser, denn in dem Glas schwamm ein winzigkleiner Fisch. Er beschloß, dieses Glas zunächst stehenzulassen. Das grandiose Schauspiel über seinem Kopf ignorierend kramte er umständlich einen Briefumschlag aus einer unzugänglichen Tasche seines Overalls, riß ihn auf und las: Lieber Herr Tichy, Ihnen an dieser Stelle alle Einzelheiten auseinandersetzen zu wollen, würde wahrlich den Rahmen und die Möglichkeiten dieser knappen Mitteilung sprengen. Ich verweise daher auf einen gemütlichen Abend bei einer Flache Wein, an dem wir all diese Dinge bis aufs Kleinste besprechen werden, bzw. besprochen haben werden ... Aber ich will die Sache nicht durch temporalgrammatikalische Genauigkeit verkomplizieren. Sie, Herr Tichy, befinden sich nun am Ende des Universums oder besser gesagt: am Ende eines Universums. Dieser Raum- und Zeitpunkt soll der Ausgangspunkt für Ihre eigentliche Expedition sein. 28
Wie Sie sich erinnern werden, haben wir im Vorfeld bereits darüber gesprochen, daß ich mit meinem neuen transtemporalen und transdimensionalen Radioempfänger Zugang zu Informationen habe, die unsere künftigen Möglichkeiten ins geradezu Phantastische erweitern. Einer dieser Informationen gilt es nachzugehen. In dem Universum, in dem sie sich nun befinden, soll eine Person, eine Entität oder eine Instanz eingetroffen sein, die über unglaubliches Wissen und unfaßbare Macht verfügen soll. Es ist mir gelungen, mittels eines transdimensionalen Senders einige Vorbereitungen zu arrangieren. Dadurch wird Ihnen Ihre Arbeit um einiges leichter fallen. Den Fisch, den Sie vor sich sehen, bugsieren Sie bitte in Ihr Ohr. Es handelt sich um einen sogenannten Babelfisch, der sich von Schallwellen ernährt, sie verarbeitet und in Form von Hirnwellen wieder ausscheidet. Der Nutzen dabei ist, daß er dadurch als Universalübersetzer einsetzbar ist. Als nächstes gilt es, einen Kontaktmann aufzusuchen, der Ihnen die Reise zu Ihrem endgültigen Ziel ermöglichen wird. Sie finden ihn in den Gewölben unter dem Saal, in dem Sie sich jetzt gerade befinden. Ich wünsche Ihnen alles gute und freue mich auf Ihren ausführlichen Bericht, den Sie mir von Ihrer zeitlichen Position aus natürlich längst gegeben haben werden ... Hochachtungsvoll, Prof. Tarantoga Der Mann faltete nachdenklich den Brief zusammen und blickte dann äußerst skeptisch auf das große Glas vor sich, in dem das Fischlein munter umherschwamm. Er nahm nur am Rande zur Kenntnis, daß Max Quordelplien wieder die Bühne betrat und in einem für ihn – noch – unverständlichen Idiom zu seinem Publikum sprach. Tisch 1977 Zwei sehr unterschiedliche Wesen erschienen an diesem Tisch. Sie waren zunächst durchscheinend und kaum zu erkennen. Erst nach und nach nahmen sie Gestalt an, bis sie sich endlich voll manifestiert hatten. Sie hatten beide ihre Augen geschlossen. Das kleinere Wesen öffnete sie zuerst. Zögerlich hob es die faltigen Lider, ließ die großen klugen Augen kurz kreisen und nickte dann zufrieden. „Wir da sind“, radebrechte es mit krächzender Stimme. Sein haarloser runzliger Kopf ragte gerade über die Tischplatte. Das andere Wesen war mehr als doppelt so groß. Der augenscheinlich junge Mann öffnete nun ebenfalls die Augen. Was er sah, ließ ihn auf seinem Stuhl zusammenzucken. Die weite Halle und vor allem das rasende Chaos über ihm verschlug ihm die Sprache. „Du konzentrieren dich mußt“, sagte das kleine Wesen und lenkte so die Aufmerksamkeit des anderen auf sich. „Konzentrieren auf die Macht.“ Wieder schloß der junge Mann die Augen und beruhigte sich. Nur einen Augenblick später riß er sie wieder auf. „Meister Yoda!“ hauchte er entsetzt. „Dies das Ende ist“, erklärte der Kleine lapidar. „Auch die Macht hier endet. Doch für dich es der Anfang ist, Luke, der Anfang einer neuen Prüfung. Du den Meister finden und befragen mußt. Wenn seine Worte du verstehst, der Weisheit näher du sein wirst.“ „Aber du bist doch mein Meister, Yoda“, begehrte der Junge auf. „Niemand übertrifft deine Weisheit.“ Yoda fuchtelte streng mit seinem Gehstock in des Jungen Richtung. „Verschiedene Arten von Weisheit es gibt. Vor allem aber du Weisheit beweisen mußt. Finde den Meister, befrage und verstehe ihn.“ Der junge Mann nickte ergeben, blickte sich erneut in der weiten Halle um, ließ das schaurige 29
Schauspiel am Himmel auf sich einwirken und lauschte schließlich dem langen dürren Wesen auf der Mittelbühne. Er mußte sich nur ein wenig konzentrieren, um die fremden Worte zu verstehen. Die Macht verlieh ihm diese Gabe. „Das hier“, sagte Max Quordelplien und deutete elegant nach oben, „ist wirklich das absolute Ende, die letzte eisige Trostlosigkeit, in der der ganze majestätische Schwung der Schöpfung versinkt. Dieses, meine Damen und Herren, ist das sprichwörtliche ‚Allerletzte‘.“ „Meister Yoda“, wandte sich der Junge wieder an das kleine Wesen. „Was ist das für ein Ort?“ Anstelle einer Antwort knurrte Yoda mürrisch und sagte schließlich: „Du jetzt gehen mußt, Luke. Bei den Schiffen unter dieser Halle du suchen mußt. Dort einen Droiden du finden wirst, der den Weg zum Meister dir weisen wird. Marvin sein Name lautet.“ Aufbruch Perry Rhodan, Dave Bowman, Paul Atreides genannt Muad’dib, Jean Luc Picard, Ijon Tichy und Luke Skywalker verließen das Restaurant kurz vor dem Höhepunkt der Show. Sie wußten oder ahnten nun zumindest, warum sie hier waren. Dieser merkwürdige Ort sollte nur der Ausgangspunkt einer Reise sein, deren Ziel große Erkenntnis versprach. Einigen hatte man es wenigstens andeutungsweise gesagt, die anderen ahnten es einfach. Alle sechs eilten sie ins Parkhaus und suchten nach dem geheimnisvollen Kontaktmann, der ihnen weiterhelfen sollte. Ernst Ellert, Q und Yoda schlenderten zu einer Bar in einem Seitenarm des Restaurants, begrüßten sich dezent und schütteten sich ebenso dezent für den Rest des Universums einen Pangalaktischen Donnergurgler nach dem anderen hinter die Binde. Eins und eins „Wer bist du“, fragte der Mann in dem blauen Raumanzug. „Ich ... war Dave Bowman“, antwortete der Mann in dem roten Raumanzug. Die beiden waren sich in dem gewaltigen Labyrinth des sogenannten Parkhauses begegnet. Außer ihnen schien kein lebendes Wesen hierzusein. Auf mehreren ineinander verschachtelten Ebenen lagen unzählige Raumschiffe in verschiedensten Größen und Formen dicht an dicht beieinander. „Ich bin Perry Rhodan“, sagte der Mann in dem blauen Raumanzug und streckte dem Mann in dem roten Raumanzug die Hand entgegen. Einen Lidschlag später hatte sich dieser in einen älteren Mann in einem schwarzen Freizeitanzug verwandelt. Dennoch ergriff er die dargereichte Hand und drückte sie fest. Perry Rhodan zögerte nur die Winzigkeit eines Augenblicks. Dann hatte er seine Überraschung überwunden. „Ich suche einen Roboter“, sagte er ruhig. „Ja“, lautete die schlichte Antwort. Plus zwei Das stählerne Labyrinth war dem jungen Mann unheimlich. Es weckte unangenehme Erinnerungen in ihm. Hinter jeder Ecke meinte er Obi Wan zu sehen, wie er von Vaders Hand starb. Dieser Anspannung war es wohl zu verdanken, daß er instinktiv sein Lichtschwert zog, als er unvermittelt einen Mann in einem grauen Kapuzenumhang vor sich stehen sah. „Laß die Waffe fallen!“ sagte dieser mit der Stimme. Der junge Mann war irritiert. Nur mit Mühe konnte er sich dagegen wehren, dem Befehl folge zu leisten. „Du bist stark“, sagte der andere und streifte die Kapuze von seinem Kopf. Auch er war ein 30
relativ junge Mann, scheinbar nur wenig älter als sein Gegenüber. „Bist du Marvin?“ fragte er. Der junge Mann schaltete sein Lichtschwert ab und lockerte seine Haltung. „Ich heiße Luke Skywalker“, sagte er. „Ich bin ebenfalls auf der Suche nach dem Droiden.“ „Droiden?“ fragte der andere leise ohne jedoch eine Antwort zu erwarten. Er fuhr gleich zu sprechen fort: „Normalerweise steht mir die Zukunft offen. Doch dieser Ort ist anders. Er hat keine Zukunft.“ Nach einer weiteren Pause fügte er hinzu: „Nenne mich Muad’dib.“ Und noch zwei Der kahlköpfige Mann schritt langsam den Steg entlang, der eine weite Halle voll bizarrer Raumschiffe überspannte. Er blickte sich aufmerksam um, hielt dabei aber nur halbherzig nach dem Roboter Ausschau, von dem Q gesprochen hatte. Vielmehr erwartete er eine überfallartige Überraschung des anmaßenden und äußerst anstrengenden Überwesens. „Q“, rief er in die menschenleere Halle. „Ich habe keine Lust mehr auf Ihr Spiel. Es langweilt mich.“ Der Mann blieb stehen und wartete eine Reaktion ab. Als diese ausblieb setzte er sich kurzerhand auf den Boden. Er dachte nicht daran, erneut nach Qs Pfeife zu tanzen. Außerdem mußte er nachdenken. Seit seiner Ankunft an diesem merkwürdigen Ort hatte er noch keine Zeit dazu gefunden. „Entschuldigen Sie“, riß ihn eine Stimme aus seinen Gedanken. Ruckartig stand er auf und sah sich einem Mann gegenüber, der in der Linken eine merkwürdige besenartige Stange hielt. Die Sprache, die er sprach, schien ein irdischer Dialekt zu sein, den er nicht beherrschte. Es klang irgendwie slawisch. Sein Kommunikator hatte auf jeden Fall keine Probleme, die Worte zu übersetzen. „Entschuldigen Sie“, wiederholte der andere. „Mein Name ist Ijon Tichy. Sie sind nicht zufällig von Professor Tarantoga beauftragt worden, mir eine – nun – Reisepassage zu ermöglichen?“ Der kahlköpfige Mann blickte den anderen leicht entgeistert an. Er überlegte, wie er jetzt reagieren sollte. Dies war mit Sicherheit eine weitere Böswilligkeit von Q, weil er nicht auf sein Spiel einging. Sollte er toben? Ausrasten? Einfach sitzenbleiben und auf nichts mehr reagieren? Oder er führte Qs Spiel ad absurdum. Q hatte ihn an einen skurrilen Ort gebracht. Wenn er diesen nun an Skurrilität übertraf, konnte er Q vielleicht schlagen – mit den eigenen Waffen sozusagen. Ehe er jedoch seine Idee in die Tat umsetzen konnte, sprach Tichy weiter: „Sie müssen nochmals entschuldigen. Ich habe Sie offensichtlich verwechselt. Diese Raumschiffhallen sind aber auch zu unübersichtlich. Das kommt eben davon, wenn man zu ungenaue Hinweise bekommt. Sie kennen das sicher?“ Der kahlköpfige Mann stutzte. Das kannte er allerdings. Was, wenn Q mit seinen vagen Andeutungen doch recht hatte? Hatte er nicht behauptet, daß man in vielen Kontinua darauf erpicht sei, diesen ominösen Herrscher zu konsultieren? Seine Neugier begann nun doch die Oberhand zu gewinnen. Er beschloß, das Spiel einstweilen mitzumachen. „Was halten Sie davon, Mr. Tichy, wenn wir uns zusammentun?“ sagte er freundlich. „Ich habe mich ebenfalls verlaufen und suche einen Roboter, der mir meine Weiterreise ermöglichen soll. Mein Name ist übrigens Jean Luc Picard.“ Gibt sechs
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Marvin war unendlich deprimiert. Er, ein Geist von der Kapazität eines ganzen Universums, stand hier und schob Dienst in einem Parkhaus, stumpfsinnig und geistlos, tagein, tagaus, Jahr für Jahr, Jahrmillion für Jahrmillion, Weltalter für ... obwohl das in dieser Minute ein Ende haben würde. Allerdings konnte nicht einmal diese Option Marvin ein wenig aufheitern. Schließlich blieb sie ihm letztlich verwehrt. Das Milliways, das Restaurant am Ende des Universums, glitt, durch mächtige Zeitschirme geschützt, unbeschadet über den Punkt des universellen Endes von Raum und Zeit hinaus, um dann sanft wieder zurückzugleiten. Worauf es ein weiteres Mal auf das Ende zuging – ad infinitum. Dieses stumpfsinnige Wiederholen des ewig gleichen trug nicht unerheblich zu Marvins Depressionen bei. Auch die für andere Wesen bestimmt ungewöhnlich und aufregend erscheinenden Kontaktaufnahmen mit ihm, die kürzlich erst stattgefunden hatten, berührten ihn kaum. Für jemanden, der bereits das Alter des Universums übertraf, weil er auf einem todsterbensöden Planeten einfach vergessen worden war, gab es kaum mehr überraschendes oder aufregendes. All dies hatte man irgendwann schon mal so ähnlich erlebt oder gesehen. Letztlich lief es ohnehin nur darauf hinaus, daß er sechs langweilige Gestalten zu sechs langweiligen Raumschiffen führen sollte. Eine dermaßen öde Aufgabe, die so unendlich weit unter seinen kognitiven Möglichkeiten lag, daß es ihn so entsetzlich deprimierte, daß es kaum noch auszuhalten war. „Das wird er sein“, hörte Marvin eine Stimme. „Ja“, sagte eine andere schlicht. „Der Droide, da ist er!“ ertönte eine dritte Stimme. Die vierte Stimme hatte einen gefährlichen Unterton, was Marvin beinahe interessiert hätte, wäre es letztlich nicht auch so schrecklich ermüdend und deprimierend gewesen. „Soll das heißen, daß er eine Maschine ist? Eine denkende Maschine?“ Instinktive Verachtung, ja Haß gar schien in diesen Worten mitzuschwingen. „Wir sind anscheinend nicht die einzigen, Mr. Tichy.“ Die fünfte Stimme klang fast amüsiert. Die sechste und letzte Stimme richtete sich direkt an Marvin. Wenn es ihn interessiert hätte, hätte er sich überlegt, ob die fast schon naive Unbekümmertheit nicht reines Kalkül war, um den darunterliegenden Intellekt zu verbergen. „Entschuldigen Sie“, sagte die sechste Stimme. „Mein Name ist Ijon Tichy. Professor Tarantoga hat für mich eine Reisemöglichkeit arrangiert. Mir wurde gesagt, ich könne mich in der Sache an Sie wenden.“ Marvin seufzte tief und sagte: „Folgen Sie mir einfach alle.“ Dann setzte er seinen metallischen Leib betont schwerfällig in Bewegung. Mit jedem Schritt wies er leise – aber laut genug, damit es alle hören konnten – auf seine schmerzenden Dioden hin. Ihm folgten sechs teils ratlose, teils unwirsche aber allesamt neugierige Männer. Marvin führte sie zu sechs eleganten schwarzen Raumschiffen, die allein in einer Halle aneinandergereiht standen. So knapp wie möglich instruierte er die sechs, letztlich mußten sie nur einsteigen und abwarten. Ohne die sechs noch eines Blickes zu würdigen, schlurfte er aus der Halle. Er überlegte ernsthaft, ob er nicht doch mal im Restaurant oben anrufen sollte, ob Beeblebrox, Trillian, Ford Prefekt oder dieser Arthur Dent nicht dort wären. Ankunft Auf einem kleinen, unbedeutenden Stern irgendwo inmitten von nirgendwo Besonderem – nirgendwo, das heißt, nirgends, wohin man je gelangen könnte, da der Stern von einem gewaltigen Unwahrscheinlichkeitsfeld abgeschirmt ist – regnete es. 32
Der Regen prasselte und tanzte auf das Wellblechdach der kleinen Hütte, die mitten auf einem öden Stück Land stand. Drinnen war das Geräusch des Regens auf dem Dach der Hütte ohrenbetäubend laut, wurde aber von ihrem Bewohner so gut wie nicht beachtet, dessen Aufmerksamkeit auf andere Dinge gerichtet war ... Der Mann schaute sich interessiert in der Hütte um, als sähe er sie zum erstenmal. Er sah einen alten, abgewetzten Armsessel, einen alten, zerkratzten Tisch, eine alte Matratze, ein paar Kissen und einen Ofen, der klein, aber warm war. Wasser tropfte durch das Dach auf seine zerzausten Haare. An sich herabblickend bemerkte er eine leicht vom Wetter mitgenommene alte Katze, die schnurrend um seine Beine strich. Fast war es, als wolle sie den Mann begrüßen. Dieser hielt es für eine gute Idee, sich erst einmal zu setzen. Behutsam nahm er die Katze auf den Schoß und begann, sie versonnen zu streicheln. „Mein lieber Gott“, murmelte er. Nach einer Weile vernahm er ein Pochen, das sich irgendwie von dem Prasseln der Regentropfen auf dem Dach unterschied. Das Pochen wiederholte sich nach einer weiteren Weile – rhythmisch, fordernd. „Erwartest du noch andere außer mir?“ fragte der Mann die Katze. Diese maunzte etwas ungehalten, sprang von seinem Schoß und widmete sich in einer relativ trockenen Ecke der Hütte ihrer Körperpflege. Der Mann überlegte noch ein wenig und entschloß sich dann, die Tür zu öffnen. Schließlich würde er nie herausfinden, was sich dahinter verbarg, wenn er nicht nachschaute. Sechs Männer betraten zögernd die Hütte. Mit Blick aus der Tür konnte ihr Bewohner sechs schwarze Raumschiffe erkennen, die reglos in der Luft hingen. Die sechs sahen sich fragend und betreten an. Der Bewohner der Hütte setzte sich einfach wieder in seinen Sessel und betrachtete sie interessiert. Der vermutlich jüngste unter den sechs faßte sich schließlich ein Herz und sprach ihn an: „Ich ... Yoda schickt mich ... Bist du ... der Meister?“ Der Mann in dem Sessel lächelte den jungen Mann freundlich an. Amüsement schien in seinen Augen aufzuflackern, ein schelmisches Blitzen, das von geheimem Wissen zeugen mochte. Der Blick wurde jedoch nachdenklich, als verblasse dieses Wissen oder als schlichen sich Zweifel in seine Gedanken. „Ich weiß es nicht“, antwortete er schließlich. „Ich denke, es liegt bei dir zu entscheiden, wer ich für dich sein soll.“ Der Mann in dem blauen Raumanzug stöhnte daraufhin leicht resigniert auf. Anscheinend kannte er rätselhafte Antworten dieser Art zur Genüge. Auch der kahlköpfige Mann verdrehte die Augen. „Beantwortest du alle Fragen auf diese Weise?“ fragte er. „Ich sage, was mir in den Sinn kommt, wenn ich meine, jemanden reden zu hören.“ Der Mann in dem grauen Kapuzenumhang trat vor und musterte den Mann. „Was machst du hier an diesem Ort?“ hauchte er. „Ich habe den Eindruck, in einem Sessel zu sitzen und mich mit sechs Männern zu unterhalten. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.“ Der Mann kicherte auf einmal und sagte dann: „Aber vielleicht sind die sechs Männer auch hier, um meiner Katze etwas vorzusingen.“ „Ich meine“, sprach der Umhangträger leicht erbost, „was du sonst hier machst.“ „Das ist eine Frage nach Zukunft und Vergangenheit, nicht war?“ „Ja“, sagte der Umhangträger hoffnungsvoll. Wieder blitzte der Schalk in den Augen des sitzenden auf. „Woher soll ich wissen“, sagte er, „ob die Vergangenheit keine Fiktion ist, die nur erfunden ist, um den Zwiespalt zwischen meinen augenblicklichen Sinneswahrnehmungen und meiner Geistesverfassung zu erklären?“ Der Mann in dem Kapuzenumhang trat offensichtlich beeindruckt zurück und schien ernsthaft 33
über diesen Satz nachzudenken. Der Mann in dem Sessel verzog jedoch wieder seine Miene, als versuche er eine verblassende Erinnerung zu greifen. „Wenn ich aber so darüber nachdenke“, murmelte er kaum hörbar, „meine ich mich zu erinnern, erst vor kurzer Zeit hier eingetroffen zu sein.“ Der Mann in dem Overall hatte sich derweil mit der Katze beschäftigt. In seinen Taschen hatte er eine alte Dose Fisch entdeckt und sie damit gefüttert. Nun wandte er sich dem Mann in dem Sessel zu und fragte: „Wie ist eigentlich dein Name?“ Die Frage riß ihn aus seinen Grübeleien. Er hob den Kopf und sagte ohne groß nachzudenken: „Douglas A...“ Dann stockte er, und tiefe Furchen gruben sich in seine Stirn. „Es scheint mir sehr merkwürdig“, sagte er schließlich, „einem Bündel vager Sinneswahrnehmungen einen Namen zu geben.“ Der eben noch wie ein Mann in einem roten Raumanzug wirkende steinalte Mann in einem weißen Totenhemd trat an die Seite des Sessels und stützte sich an der Lehne ab. Er lächelte wissend als er seine papierüberzogene Knochenhand auf die Schulter des Mannes legte. „Singen wir deiner Katze einfach noch ein paar Lieder vor“, kam es krächzend aus seiner Kehle. Da Ijon Tichy daran gedacht hatte, ein paar Flaschen aus dem Restaurant am Ende des Universums mitzunehmen, wurde es noch ein sehr gelungener Abend ... Ende
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John Witter, Folge 8 von "if" und Stefan Dieterle
Da haben wir den Salat: Das Landeteam ist verschwunden!
Stimme: Teil: 8 Logbuch: Liebes Raumschiff, langsam verstehe ich es nicht mehr. Wir haben den Trabanten des Gasplaneten gescannt, doch dort befanden sich keine menschlichen Strukturen mehr. Ich beginne mir langsam richtig Sorgen um Jens zu machen. Schließlich können Menschen in diesen Weltraumanzügen nur ein paar Tage überleben. Jetzt wird es knapp. Wie können meine Leute hier so einfach von diesem komischen Mond verschwinden? Um ehrlich zu sein, ich verstehe es nicht. Ich bat Ariane. John: Scanne den Trabanten noch einmal! Ariane: Ja, das mache ich. Logbuch: Sie tat es, doch das Ergebnis war dasselbe. Ariane: Sie scheinen wirklich verschluckt zu sein. John: Das darf doch nicht wahr sein. Wo können sie nur sein? Ariane: Ich verstehe es auch nicht. John: Also, da gibt es keine hoch wissenschaftliche Erklärung, wie so etwas passieren kann? Ariane: Nicht, dass ich wüsste. Wenn sie mich fragen... John: Ja, ich höre. Ariane: Ich würde fast sagen, dass sie gekidnappt worden ist. John: Gekidnappt? Ariane: Das wäre durchaus logisch. Der erdähnliche Planet könnte durch eine intelligente Lebensform besiedelt sein. John: Ja, ja, das wäre durchaus möglich. Ich muss nachdenken. Logbuch: Ich musste nachdenken. Ich fragte mich, ob das Verschwinden meiner Crewmitgliedern mit der Begegnung der Außerirdischen vor ein paar Tagen in Zusammenhang stand. Es wäre ja durchaus möglich. Wenn ja, würde ich Nachricht erhalten? Und wieso sind meine Crewmitglieder denn da dort? Werden meine Leute untersucht, so als Versuchskarnickel? Im Falle von Jon Gon ist es ja ganz berechtigt, schließlich untersucht sie ja auch den ganzen Tag Lebewesen, aber um Jens würde es mir leid tun. Schließlich ist er ein ganz sympathischer Bursche. Ich mag ihn. Zum Teil ist er wie ein richtiger eigener Sohn geworden. Manchmal 35
muss ich mich bemühen, ihm das Leben nicht allzu sehr vorzuschreiben. Mach dies nicht, mach das nicht. Na, man will ihn ja vor allen Gefahren beschützen. Und er soll auch nicht die läppischen dummen Fehler machen, die ich gemacht haben. Na ja, manchmal reagiert er schon ganz wirsch auf mich. Nun gut, ich musste jetzt auch in Betracht ziehen, dass die beiden gekidnappt wurden. Ich berief für morgen eine große Crewsitzung ein. Solche Probleme sollten in großer Runde diskutiert werden. Mache ich immer, wenn ich nicht mehr weiter weiß. Und noch etwas Raumschiff, ich beginne zu ahnen, in wen sich Markus verliebt haben könnte.
Weiter in Folge 9!
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John Witter, Folge 9 von "if" und Stefan Dieterle
Trotz guter Ernährung stellt sich kein Geistesblitz ein...
Logbuch: Liebes Raumschiff, heute morgen war ich ganz deprimiert. John Witter: Ariane, noch immer befinden wir uns auf der Suche nach dem vermissten Einsatzteam. Doch scheint es, als seien Jon Gon und Jens Lager einfach vom Planeten verschluckt worden. Ich weiß natürlich, dass dies unmöglich ist--- zumindest kann ich mir dies kaum vorstellen. Obwohl man natürlich niemals genau weiß, welche Geheimnisse und Wunder der Weltraum für uns bereit hält. Doch der Gedanke die beiden seien vom Planten absorbiert worden ist ziemlich lächerlich. Schon immer trafen Menschen unnatürliche Annahmen, wenn es um etwas ging, dass sie nicht erklären konnten. Ich weigere mich auf das selbe Niveau zu sinken, auch wenn man als Captain natürlich selbst eine solch unwissenschaftliche Betrachtung in Erwägung ziehen muss. Was soll ich nur tun? Logbuch: klagte ich Ariane. Sie nickte und meinte. Ariane: Warum machst du nicht einfach eine Konferenz? John Witter: Die Idee mit der Konferenz hat was. Ja, klar. Wieso bin ich darauf nicht früher darauf gekommen? Logbuch: So berief ich die Konferenz für Nachmittag ein. Jeder sollte sich überlegen, was wir machen können. Natürlich nahm mein guter, alter Kuppel Markus neben mir Platz. Er war so sensationell gut gelaunt. Es kann nur daran liegen, dass er so verliebt ist. Ich begann mich mit die Frage zu beschäftigen, in wen sich Markus wohl verliebt hat. Natürlich habe ich schon eine Vermutung wer die Glückliche sein könnte. Schließlich schaut er ja immer in eine ganz bestimmte Richtung. Doch bin ich mir noch nicht hundertprozentig sicher. Ich kann mich ja auch irren. Eigentlich ist dieses Thema ja trivial und unbedeutend, aber wenn man älter wird, faszinieren ein solche Geschichte. Und außerdem... Ariane: Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten? Wir können hier verharren und gucken, was passiert. Oder wir können zu diesem anderen erdähnlichen Planeten weiterfahren? Wir haben stark den Verdacht, dass dort eine zivilisierte Art lebt. Vielleicht haben sie ja etwas mit diesem seltsamen Verschwinden zu tun. John Witter: Mmh, das klingt interessant. Weitere Beiträge. Logbuch: Jetzt gab es allerlei Wortbeiträge. Wir kennen es ja: Bei so etwas muss jeder seine eigene popelige Meinung vertreten, doch ich bin ein demokratischer Captain. Bei mir darf jeder seine Meinung äußern. Außerdem konnte ich dort in der Zwischenzeit in Ruhe mein Kuchen verputzen. Lecker, Eierschecke. Mmh, hach ja, das schmeckt gut. Und es sieht ja auch nicht diese Jon Gon. Dass sie weg ist, hat auch seine positiven Seiten. Sie kann sich nicht mehr in sein Leben einmischen und mir verschreiben, was ich, ihr Captain und Vorgesetzter, essen darf und was nicht. Jetzt akzeptiert jeder, wer hier der Boss ist. Und auch die Smutje macht wieder Kuchen für mich. Wahrscheinlich weiß sie es zu schätzen, dass jemand 37
ihre Arbeit zu würdigen weiß. Von mir bekommt sie ja nie etwas anderes als Lob für ihre großartige Arbeit. Bei solch viel Lob arbeitet man doch gerne für jemanden. Mein Freund Markus unterbrach mich am Ende der Sitzung, als gerade Junia, eine junge Frau, sprach. Ich weiß nicht, warum, aber er konnte den Blick mal von ihr abwenden. Er klang besorgt. Markus Das ist schon dein fünftes Stück Kuchen. Sag mal, John, guter Freund, hat dir Jon Gon nicht weniger Süßes verordnet? John Witter: Du gönnst mir wohl auch nicht diesen schönen, leckeren Kuchen. Ich kann ja verstehen, dass du keinen Kuchen magst, aber deswegen kann ich ja Kuchen und süße Schlemmereien mögen. Markus Könnte es nicht sein, dass Jon Gon dich nicht ärgern wollte, sondern um dein Wohlbefinden besorgt war? John Witter: Markus, bist du ja ein treuer Freund, aber ich bin mir sicher, diese Humaninsektin will mir nur das Leben schwer machen, wie die mich schon untersucht hat. War bei mir besonders gründlich vorgegangen, als wollte sie was finden. Nee, nee, die meint es nicht gut mit mir. Das kann mir keiner erzählen. Und nun sollte ich mal mal wieder lauschen, was hier so gesagt wird. Markus Ja, ja, schon okay. Ich habe ja nichts gesagt. Logbuch: Er atmete tief ein, zuckte mit der Schulter und wendete sich wieder in diese Richtung. Und dann hat er wieder gelächelt. Ich wandte mich wieder der Diskussion zu. Nachdem jeder seine Meinung gesagt hatte, schlug ich eine Abstimmung vor. Sollen wir hier bleiben oder zu diesem Planeten fliegen? Am Ende entschied eine knappe Mehrheit darüber, dass wir zu diesem erdähnlichen Planeten fliegen werden. Vielleicht liegt ja dort die Lösung für das unerklärliche Verschwinden der beiden. To be continued...
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Der blinde Passagier von Patrizia Pfister
Beim Start eines Shuttles kann man so einiges erleben…
"X minus zehn Minuten..." Würde man den Countdown noch stoppen oder nicht? Die Wettervorhersagen kündigten das Herannahen einer Sturmfront an, doch wenn man dieses Startfenster nicht benutzte, würde die nächste Möglichkeit zum Start des Space Shuttle´s sich erst wieder in einer Woche ergeben, und bis dahin konnte er sich die Beine gebrochen haben... tausend Pannen konnten passieren, die verhinderten, dass er, Thomas Fligge aus Deutschland, nie in den Weltraum gelangen würde. Der Countdown musste einfach weitergehen! "X minus drei Minuten..." Major Tom, wie ihn seine Kollegen nannten, wartete bangen Herzens, während die Minuten sich zu Tagen auszudehnen schienen. Die letzten Checks waren durchgeführt und Donald Pearson, der Commander dieser Mission, Tom und Susan Kreiczeck konnten nur noch warten, während Tom´s Finger über dem roten Knopf zitterten, der die Newton abheben lassen würde. Schließlich war es soweit: "Vier, drei, zwei, eins..." Tom zündete die Boosterraketen. Auf den Bildschirmen konnte die Besatzung der Newton die Flammen und den Qualm sehen, während im Innern das Shuttle heftig vibrierte als es abhob. Etwa dreißig Sekunden später hörten Tom und Donald einen unterdrückten Aufschrei von Susan, die auf einem der hinteren Plätze lag, doch sie ignorierten ihn, da sie mit ihren eigenen Gefühlen genug zu tun hatten. Würde alles glatt verlaufen? Obwohl es schon seit Jahren keine Pannen beim Start eines Shuttles mehr gegeben hatte, war jeder Lift-off ein Risiko, doch alles ging gut. Nach zwei Minuten hatte die Newton bereits 45 Kilometer Höhe erreicht und die Booster abgeworfen. Sie würden ins Meer fallen und könnten später dann wieder verwendet werden. Nach neun Minuten wurde auch der große Treibstofftank abgeworfen und Tom lenkte das Space Shuttle in die Umlaufbahn. Dort angekommen, konnte Tom die Erde durch das Cockpitfenster sehen, denn das Shuttle stand relativ zur Erde gesehen auf dem Kopf. Um einen besseren Blick erhaschen zu können, schnallte er sich ab. Während er noch mit der ungewohnten Schwerelosigkeit kämpfte, erhaschte er einen Blick auf Susan, die völlig regungslos den Sitz neben sich betrachtete und noch gar nicht bemerkt zu haben schien, dass sie sich im Weltraum befanden. Es war erst ihre zweite Mission, daher konnte sie kaum schon so abgebrüht sein, dass sie diesem besonderen Moment keine Beachtung schenkte. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet. Da Susan nicht zu den schreckhaften Menschen gehörte, sonst wäre sie auch keine Astronautin geworden, musste ihre Reaktion einen guten Grund haben. Tom wandte sich daher dem Sitz zu, den Susan anstarrte und blieb ebenfalls mitten in der Bewegung stecken, da er nicht glauben konnte, was er da sah. Tom hing kopfüber mit den Füßen an der Decke und rührte sich ebenfalls nicht mehr. Donald, der alle Checks und den Funkverkehr mit der Bodenstation abgeschlossen hatte, schnallte sich nun ebenfalls los, drehte sich gekonnt seitlich um 180 Grad, so dass er sich direkt vor dem Sitz befand, in dem sich etwas befand, dass beim Start noch nicht da gewesen war. Ein leuchtend gelber Ball von ungefähr einem halben Meter Durchmesser saß wie ein Passagier auf dem freien Sitz und schaute die drei Menschen frech an. Er schaute natürlich nicht wirklich, schließlich hatte er keine Augen, doch die kleinen rasch hüpfenden Bewegungen ließen diesen Eindruck entstehen. "Was ist das?" fragte er erstaunt. Susan hatte sich von ihrem Schrecken und ihrer Verwunderung inzwischen erholt und antwortete nun mit einem leichten Lächeln in der Stimme. "Er..." und sie betonte dieses Wort, als wäre sie ganz sicher, dass die Kugel ein er wäre, 39
"tauchte kurz vor den Abstoßen der Booster hier auf, und zwar direkt auf dem Sitz, als hätte er gewusst, dass dort ein Platz frei war. Er ist wohl das, was man einen Kugelblitz nennt, aber einer von der Sorte, die Neugier, also ein intelligentes Verhalten zeigen." "Intelligent, ein Blitz?" schnaubte Donald. "Der muss hier raus, ich will keine blinden Passagiere an Bord und schon gar keinen dieser...dieser Sorte. Er ist lediglich ein elektrisches Phänomen und sonst nichts. Los, verschwinde von hier." Donald machte scheuchende Bewegungen und kam dem "Blitz" dabei sehr nahe. Einem warnenden Aufblitzen folgte eine leichte elektrische Entladung, die Don zurückschrecken ließ. "Heh, er ist gar nicht heiß, er ist ... kalt." Maßlose Verwunderung schwang in seiner Stimme mit. Nun ergriff Tom das Wort: "Was immer es ist, es oder er muss warten. Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen, und dazu bleibt uns nicht viel Zeit, wie ihr wisst." "Du hast recht Tom, an die Arbeit." Die Mission der beiden war es, den Satelliten, der aus der Bahn geraten war, wieder einzufangen, bevor er in der Atmosphäre verglühen konnte. Da es sich um einen wichtigen Kommunikationssatelliten handelte, wollte man ihn retten, denn der Bau eines neuen würde viel Zeit und mehr Geld verschlingen, als der Einsatz des Space Shuttles. Damit sich das ganze Unternehmen noch mehr lohnte, sollte ein weiterer Satellit, dessen Sonnenpaneele sich nicht ganz entfaltet hatten, noch repariert werde. Es war ein kommerzielles Unternehmen, dass der NASA zum ersten Male einen Gewinn einbringen würde, und so war die Bedeutung der Mission entsprechend groß. Der erste Satellit sollte gleich am ersten Tag eingefangen werden und dann auf die richtige Umlaufbahn gebracht werden. Da der Satellit nicht mehr rotierte, gab es dabei keine Probleme. Und so wurde er mit Hilfe des Robotarmes in der Ladebucht verstaut und am nächsten Tag am richtigen Platz ausgesetzt und wieder in Rotation versetzt. Mission Control meldete, dass der Satellit wieder einwandfrei funktionierte und fragte nach, was unser Passagier so trieb. Er schien die Leute "unten" weit mehr zu interessieren, als die eigentliche Aufgabe der Besatzung. Der Kugelblitz hatte sich bei allem, was wir taten, völlig passiv verhalten. Er bemühte sich, uns so gut es ging in der engen Kabine aus dem Weg zu gehen um nicht zu stören. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit hing er seine "Nase", oder zumindest ein Stück seines runden Körpers, an die Scheibe des Shuttles. Tom antwortete auf die Anfrage der Bodenstation daher entsprechend, nämlich, dass das Wesen vom Anblick der Erde anscheinend nicht genug bekommen konnte, genau wie seine menschlichen Bordkollegen. Mit welchen Sinnen er seine Umwelt allerdings wahrnahm, war nicht ersichtlich. Eine richtige Kommunikation war aber leider anscheinend unmöglich. Auf Susans vorsichtige Frage, wer es sei und woher er komme, hüpfte er nur aufgeregt hin und her. Die Schwerelosigkeit schien ihm keinerlei Schwierigkeiten zu bereiten. Die Leute von der Bodenstation meinten, dass wir "ihn" wohl beim Start aufgelesen hätten, weil sich zu dieser Zeit ein Gewitter in der Nähe zusammenbraute. Susan war anderer Meinung. Nachdem sie ihn, wann immer sie konnte, beobachtet und studiert hatte, meinte sie am vierten Tag der Mission: "Jungs, ist euch schon aufgefallen, wie sehr Charly den Flug genießt?" "Charly?" Tom starrt sie an, doch sie zuckte nur mit den Achseln. "Irgendwie müssen wir ihn doch nennen. Doch was ich sagen wollte: Ich glaube er ist hier an Bord, weil er mitkommen wollte. Vielleicht wurde dieses Gewitter nur erzeugt, damit er sozusagen erscheinen und einsteigen konnte. Vielleicht können "sie", seine Leute, die Erde nicht verlassen. Klingt das verrückt?" "Schon, aber es macht auch Sinn. Andererseits, glaubst du wirklich es gibt noch mehr von seiner Sorte?" "Natürlich! Denk doch an die Berichte von Flugzeugpassagieren, die erzählten, dass ein Ku40
gelblitz im Flugzeug erschienen ist und den Gang entlang schwebte. Solche Geschichten gibt es mehr, als man denkt. Vielleicht teilen wir unseren Planeten mit Wesen aus Energie. Wäre das nicht eine aufregende Entdeckung?" fragte Tom. Donald unterbrach die Unterhaltung, weil der zu reparierende Satellit in Sichtweite war und sie mit der Arbeit weitermachen mussten. Susan und Tom stiegen in ihre Raumanzüge, überprüften sie und stiegen mit ihrem Werkzeug ausgerüstet aus und schwebten zu dem Satelliten. Doch bevor sie das Sonnenpaneel von Hand ausrichten konnten, stoppte Don sie aufgeregt: "Wartet einen Moment. Charly hüpft aufgeregt hin und her und schubst mich andauernd, als wolle er mir etwas sagen. Wenn ich nur wüsste was, was könnte es nur sein? Er leuchtet auf, fast wie bei einer Explosion, und wird wieder dunkler. Tom, hast du einen Stromprüfer bei dir?" "Ja, warum?" "Prüf' mal das Paneel und rühr vorher nichts an." "Hoppla, das leuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Danke Charly. Wenn du Donald nicht gewarnt hättest, wäre ich gegrillt worden. Wir müssen zuerst die Energiequelle abklemmen, aber ich finde keine Stelle, die nicht unter Strom steht. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Don, Commander, wir müssen abbrechen. Ich habe keinen Ansatzpunkt." "O.K. kommt erst einmal an Bord. Mission Control soll entscheiden, was wir tun sollen." Drei Stunden später waren die beiden wieder draußen und mit einem Spannungsmesser bewaffnet. "Commander, die Werte, die das Gerät angibt, können unmöglich stimmen. Kein Satellit hat soviel Saft. Wir kommen nicht heran. Wir können das Paneel nicht entfalten." "In Ordnung, wir brechen ab. Sollen die da unten sich für die nächste Crew, die hierher kommt, eine Lösung einfallen lassen, den Strom abzuleiten und dann zu unterbrechen. Mit unseren Mitteln wird das nichts." Als wieder alle an Bord waren, versammelten sie sich um Charly, und Susan fragte ihn eindringlich: "Woher wusstest du es? Wie konntest du es merken? Tom und ich verdanken dir wahrscheinlich unser Leben, danke." Charly wurde eine Spur dunkler und nahm dann wieder seine ursprüngliche Farbe an, das hieß wohl soviel wie: bitte schön, gern geschehen. Mission Control gab den Befehl zum Abbruch der Mission, und so bereiteten die drei ihren Abstieg vor. Durch die verfrühte Landung würden sie allerdings die Landebahn in White Sands benutzen müssen, da nur hierfür ein Fenster zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung stand. Alle begaben sich auf ihre Plätze. Nur Charly brauchte sich nicht anzuschnallen. Alles verlief planmäßig. Die Triebwerke wurden gedrosselt und das Shuttle stürzte der Erde entgegen. Durch die Reibung der immer dichter werdenden Luftschichten wurde das Shuttle immer heißer, bis es zum großen Teil rotglühend war. Der Funkverkehr riss ab, und erst nach drei Minuten hatten sie wieder Verbindung. Das erste, was Donald mitteilte, war, dass ihr blinder Passagier, Charly, sich nicht mehr an Bord befand. Die drei Menschen waren zu sehr mit der Landung beschäftigt gewesen, und so hatte niemand bemerkt, wie er verschwand. Seltsamerweise bildete sich beim Aufsetzen des Shuttles an der rechten Tragfläche ein Elmsfeuer, das Charly verblüffend ähnlich sah. Thomas, Donald und Susan lachten, als er auf der Tragfläche hüpfte wie ein Clown, und sie wussten, dass der sich auf seine Weise bedankte und auch verabschiedete. Obwohl ihre Mission nur zum Teil erfolgreich abgeschlossen worden war, brachten sie viele neue Erkenntnisse und noch mehr Rätsel auf die Erde zurück. Ende
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