KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR- UND
KULT URKUNDLICHE
HEFTE
VITALIS PANTENBURG
URWILD DER ARK...
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KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR- UND
KULT URKUNDLICHE
HEFTE
VITALIS PANTENBURG
URWILD DER ARKTIS ÜBERLEBENDE DER EISZEIT
VERLAG
SEBASTIAN
LUX
MURNAU•MÜNCHEN•INNSBRUCK•BASEL
Reste eines alten Geschlechts In der Eiszeit, als in Europa nördlich der Alpen und im Westen bis hinunter in die Pyrenäen, ja noch weiter südlich, wollhaariges Nashorn, Mammut und Rentier lebten, war auch der Moschusochse, das Polarrind, hier heimisch. Man weiß es heute sehr genau aus den Fehzeichnungen der Höhlen und von Ausgrabungen her. Noch vor wenigen Jahren stieß man bei Erdarbeiten am Niederrhein auf Schädel und Gehörn eines Moschusochsen. Während Mammut und wollhaariges Nashorn die Eiszeit niclot überlebt haben, konnten Moschusochse und das Ren sich in die Gegenwart hinüberretten. Sie wichen mit dem schmelzenden Eise nach Norden aus. Der Moschusochse, dieses einzigartige Wild, halb Bock, halb Rind, findet sich heute vornehmlich in Nordost- und Nordgrönland, auf den kanadischen Eismeerinseln und — in nur wenigen Rudeln — im nördlichen Kanada. Was heute noch lebt, sind letzte Reste eines einst zahlreichen und weit verbreiteten Geschlechts. In Alaska, auf Spitzbergen und sogar in Norwegen hat man neuerdings Versuche mit der Wiedereinbürgerung von Moschusochsen gemacht. Sie sind erfolgreich ausgefallen. Es ist erstaunlich, wie dieses Tier sich unter anscheinend so ungemein schwierigen Bedingungen zu halten, und es ist bewundernswert, wie es sich gegenüber seinen Feinden im Tierreich zu behaupten versteht. Sein gefährlichster Feind ist der Mensch mit seinen weittragenden Schußwaffen, mit seiner Unvernunft und seiner Erwerbsgier. Mit den reißgierigsten Wölfen und den viel größeren Eisbären wird das furchtlose, stämmige Wild seit Jahrzehntausenden fertig, doch schwer ist sein Stand gegen die zweibeinigen Geschöpfe ...
Turnier der Eiszeitrecken I V l i t halber Fahrt durchpflügt der „Polarbär", der eisbewährte, große Kutter unserer Ostgrönland-Expedition, die spiegelblanke Fläche des Young-Sundes. Hier in der Bucht treiben nur noch vereinzelt Eisschollen als gezackte weiße Tupfen mit dem bereits abnehmenden Ebbestrom seewärts. Der Skipper ist bester Laune; er hat den fast zweihundert Kilometer breiten Eisgürtel vor der fjordreichen Küste ungewöhnlich schnell hinter sich bringen können. Durch diese Sperre in die Meeresbuchten Grönlands einzudringen, ist immer ein Wagnis, selbst für einen so erfahrenen Eismeerfahrer wie unseren Kapitän. Nordwärts, an Steuerbord, haben wir jetzt das Wollaston-Vorland. Ein breites Tal liegt eingebettet in die weite, sanft gewellte Ebene. Grüne, saftige Weideflächen überziehen sie gleich Teppichen. Jetzt ist Hochsommer in der Arktis, in den nächsten Wochen wird es keine Nacht geben. Durch die Aue strömt quicklebendig ein Flüßchen. Der ungeheure Gletscherschild Grönlands speist es aus seinen unerschöpflichen Quellen. Am Fuß des schroffen Berges, unter dem die glashellen eisigen Wasser sich mit dem kristallklaren grünen Wasser der See vereinen, geht der Anker in den Grund. Scharf, fremdartig zerreißt das Klirren und Rasseln der schweren Kette das Schweigen dieses weltfernen Erdenwinkels. Wir gehen an Land. Gibt es denn hier gar kein Leben; läßt der lange, scharfe Polarwinter alles im schneidenden Frost erstarren?
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Manni Hesse
Digital unterschrieben von Manni Hesse DN: cn=Manni Hesse, c=DE Datum: 2006.12.23 10:52:41 +01'00'
Leif, der norwegische Polarjäger, begleitet mich. Er hat die Hunde vor den Schlitten gespannt. Leicht gleiten die Kufen über die grüngelben Matten aus Flechten, Moosen und Gräsern landein. Kriechweiden und Zwergbirken bilden niedrige Kulissen. Hellsilbern blinken die Spiegel der kleinen Seen, die verstreut in der Landschaft liegen; sie werden ihre letzte Eishülle erst in ein paar Wochen abgeschüttelt haben. Nach Westen hin, wo die Sonne auf ihrem Bogen dem Pol und der Mitternacht entgegenzieht, ragen Berge auf; sie tragen um ihre spitzen, schroffen Häupter leuchtende Kappen aus ewigem Firnschnee. Ihre Sägezacken schließen das Auf und Ab des hügeligen Graslandes gegen den Eispanzer des Innern hin ab. Vom Moorsee fliegt plötzlich eine Kette grauer Kurzscbnabelgänse auf und streicht mit warnenden Rufen der Sonne entgegen. Ihre Tage in diesem Paradies sind gezählt; schon können die Jungen fliegen. Sobald der fast übergangslos einsetzende Winter die Gewässer wieder mit dem ersten dünnen Eis zu überziehen beginnt, geht es auf den weiten Flug in wärmere, südliche Breiten. Der Gletscherbach weist uns den Weg in die Weidegründe der Moschusochsen; quirlend rauscht der Bach über den Grund aus glatten Steinen dem Fjord zu. Wir schreiten über dunkelgrünes Moos und violett blühende Heide. Unter dem leise fächelnden kühlen Wind neigen sich die Halme der langen, harten Gräser, unter seinem Anhauch zittern die seidenzarten, gelbweißen Puschellichter des Wollgrases. Bunte Blumen sind in die weichen Teppiche gewebt. Da sind der weiße und der gelbe Polarmohn und die nadelgespickte Vierkantheide mit ihren niedlichen weißen Blütenglöckchen, da sind Steinbrech, Anemone und Löwenzahn. Goldgelb öffnet sich der Stern der arktischen Margerite dem Lichte zu. Ein langbeiniges Insekt setzt sich eben darauf. Es wird den Samen übertragen, hierhin und dorthin, damit aus dem vergehenden neues Leben entstehe. Dabei hilft freilich nicht wenig auch der Wind. Endlich als erste Spur des urigen Wildes, das hier noch so zahlreich vorkommt: die Losung. Und noch ein anderes, nur dem Moschusochsen eigenes Kennzeichen: An den Zweigen der Polarweide und Kriechbirke hängen ganze Büschel hellbrauner, gelblicher Tierwolle. Sonne und Schnee haben sie gebleicht. Ich nehme ein Haar4
Sommer im Land der Moschusochsen. 5
büschel auf und lasse es durch die Finger gleiten. Eine wundervoll weiche, fast seidige Wolle. Die Moschusochsen verlieren sie im Laufe des Sommers aus ihrem langwallenden zottigen Pelz, der ihnen dann zu warm wird. Die Wolle hat zumindest die gleichen Qualitäten wie die beste Kaschmir- oder Angora-Wolle. Von Zeit zu Zeit halten wir auf einem Geröllrücken inne, um den Blick ins weite Rund schweifen zu lassen. Sorgsam taste ich mit dem Feldstecher Stück für Stück des vor uns liegenden Landes ab. Puck, der kräftige und intelligente Leithund im Schlittengespann meines Gefährten, wird mit einem Male unruhig, gebärdet sich wie von Sinnen und reißt wild am Riemen. „Puck ist ein vorzüglicher ,Moskus'-Hund", sagt Leif, der es wissen muß. Leif hat als Pelzjäger schon zweimal in diesem Gebiet überwintert und kennt seinen vierbeinigen Gehilfen gut. Der bärenstarke Rüde wittert Wild in der Nähe. Gut, daß er nicht frei herumspringen darf. Er wäre durch keinen Zuruf mehr zu halten und würde uns das Wild rasch vergrämen. Mein gutes Glas bekommt in der Ferne vier, sieben, nein neun braunschwarze Punkte in den Blick. Sie bewegen sich, wenn auch sehr langsam, eine geräumige Senke entlang. „Da — schau!" sage ich und reiche Leif den Feldstecher. Aber Leif lächelt nur, er hat diese Punkte schon längst ausgemacht. „Ja — vel — hm", räuspert sich der lange Nordmann, „neun Moskus!" Ein Rudel Moschusochsen also! Diese Überlebenden aus der fernen Eiszeit sind das stärkste Landwild der Arktis. Vorerst sind die Tiere noch über einen Kilometer von uns entfernt. Die Entfernung kann aber auch größer sein, in dieser klaren Luft täuscht man sich sehr leicht. Leif blickt scharfäugig hinüber, um zu sehen, was die Kühe tun werden. Die weiblichen Stücke, und zwar solche, die Kälber führen, bestimmen meist Richtung und Weg beim Ziehen, nicht der Leitstier, obwohl er der Stärkste im Rudel ist. Wir pirschen uns, gedeckt durch einen Geröllrücken in der Nähe des Flüßchens, näher heran. Das Rudel ist jetzt nur noch ein paar hundert Meter von uns entfernt. Der äsende Trupp zählt außer 6
dem kapitalen Stier vier starke Kühe. Zwei haben je ein Kalb bei sich, dann sind noch zwei kräftige junge Stiere da. Nach ihrer Art äsen sie ziemlich weit auseinandergezogen. Während die anderen nach Nahrung suchen, wacht über die Sicherheit seiner Familie argwöhnisch der Leitstier. Inzwischen sind die zottigen Tiere bis an den Wasserlauf herangekommen. Am andern Ufer dehnt sich eine weite saftige Aue, die hinüberlockt. Die Kühe und der jüngere Anhang verharren unschlüssig vor dem quirlenden Gewässer. „Jetzt wird der Stier die Führung übernehmen", sagt Leif. „Es ist seine Pflicht, in schwierigen Lagen stets vorneweg zu sein, sonst aber bildet er die Nachhut." Tatsächlich! Der Stier setzt sich an die Spitze des Rudels und watet unverzüglich ins Wasser. Es ist nicht seine Art, lange nach einer seichteren Stelle, einer günstigeren Furt zu suchen. Das ginge gegen die Gradlinigkeit seines unbeugsamen Wesens. Gemächlich setzt der dickbepelzte Bulle Lauf vor Lauf, nachdem er sicheren Boden ertastet hat. So rückt er durch das sprudelnde, eiskalte Wasser. Es reicht ihm bis fast unter den Bauch und benetzt seinen zottigen Fellmantel, der bis auf die weißen Hufe herunterhängt. Langsam folgen ihrem Pfadsucher die Gefährten. Die noch unsicheren Kälber schmiegen sich eng an ihre Mütter, die hier die Rolle der Wellenbrecher übernehmen. Am jenseitigen Ufer zerstreuen sich die Tiere wieder und beginnen erneut zu äsen. Wieder hat der unbestrittene Herr des Rudels die Seinen unter Aufsicht genommen. Bei seinem Wächteramt hilft ihm vor allem sein vorzügliches „Gesicht", weniger sein Witterungsvermögen. Wirklich gefährliche Feinde hat der Moschusochse im Reich der nordpolaren Tiere kaum. Hier gibt es nur einen ernstzunehmenden tierischen Feind, den Polarwolf. Doch dieser Räuber reißt nur schwache, alleinziehende Stücke oder Jungwild. Der weiße König der Arktis, der Eisbär, pflegt auf seinen Landgängen dem Moschusochsen aus dem Wege zu gehen. Doch manchmal kann einer aus der Gattung des Polarrindes selber kommen, um dem Leitstier die Herrschaft streitig zu machen, ein ebenbürtiger oder gar stärkerer Moschusochse, der ihn zum Zweikampf herausfordert. Das ge7
schieht in der hochsommerlichen Kampfzeit im August oder September. Wir haben Mitte August, die kritische Zeit hat also bereits begonnen.
Eben wollen wir uns aus der Deckung erheben und auf das Rudel lossteuern, da packt mich Leif am Arm. „Ein Nebenbuhler!" flüstert er und seine Augen glänzen. „Warte nur, jetzt gibt es bestimmt etwas zu sehen." Ein einzelner Stier, ein großer starker Kerl, ist unversehens hinter einer Anhöhe aufgetaucht. Ein zweiter, geringerer, folgt nach einiger Zeit seiner Fährte. Langsam, zwischendurch Äsung aufnehmend, halten die beiden Einzelgänger genau auf das Rudel zu. Ob sie wohl Anschluß suchen, fragt sich Leif. Ob sie aus ihren Gemeinschaften ausscheiden mußten, weil stärkere Rivalen sie nach hartem Ringen aus dem Felde geschlagen haben. Vielleicht sind sie auch Überlebende eines Trupps, aus dem Jäger etliche Stücke herausgeschossen haben. Die hierzulande auf den wissenschaftlichen Stationen oder als Pelzjäger überwinternden Männer haben das Recht, einige Tiere im Jahr zu erlegen, damit sie sich mit Frischfleisch und Futter für ihre Hunde versorgen können. Wer kann wissen, was die beiden ortsfremden Tiere zusammengeführt hat? Man sieht öfters solche Wandergesellen zu zweit durch das weite Land trollen, von Süd nach Nord, von Ost nach West, soweit der Eispanzer Grönlands ihnen Weiden läßt. Zwei können sich besser gegen die weißen Wölfe wehren als einer allein; das „wissen" sie seit undenklichen Zeiten. Ein Einzelgänger würde schon bald einer streunenden Rotte der wölfischen Wegelagerer zur leichten Beute werden.
Der Leitstier hat von seinem erhöhten Posten, den er zur Überwachung des Rudels bezogen hat, den herankommenden Nebenbuhler erspäht, jetzt gilt es, sich zu bewähren. Jetzt heißt es, kämpfen und siegen oder dem anderen das Rudel überlassen. Grimmig steigt der Stier von seinem Wachtplatz hinunter auf den grünen 8
Wie ein Urwelttier stellt der Leitstier, stets der Stärkste und Erfahrenste im Rudel, angriffsbereit vor der Front der Seinen. Nachdem er die Lage geprüft hat, kehrt er als Eckpfeiler wieder in die Front seines Rudels zurück. 9
Plan. Der größere der Eindringlinge hat sich inzwischen ein gutes Stück genähert. Wie Recken aus der fernen Vorzeit stehen sie nun einander gegenüber. Ein Bild urwüchsiger Kraft. Vierzig, dreißig Schritt mögen jetzt noch zwischen ihnen liegen. Gelbbraun, fleckig wölben sich über den kurzen Buckeln der gedrungenen Tiere die dichten Mähnen. Beide tun, als wäre der andere einfach nicht da, rupfen hier und dort ein Maul voll Gräser auf, um gleich darauf wieder zum Gegner hin zu sichern und zu schauen, was er wohl vorhat. Doch sofort ändert sich das Bild, als der Fremdling heranspringt. Unvermittelt senken sich die mächtigen Häupter mit dem zwiefach gebogenen, gefährlich spitzen Horngewaff. Zwei gepanzerte Ritter haben die Lanzen eingelegt. Herausfordernd ertönt ihr Kampfruf, ein tiefes grollendes Schnauben, das in ein bedrohliches Knarren übergeht. Das ist die übliche Aufforderung, die Kräfte zu messen. Wild fegen die Kämpen mit den harten zweihufigen Vorderläufen Erde, Gras und Steine hinter sich. Die Brocken fliegen, Staub wirbelt auf. Tiefer noch neigen sie die Schädel. Hell leuchten in der Sonne die schweren Hornplatten über den Stirnen, starr sind die Doppelhörner nach vorn gerichtet. Aber das alles ist noch Vorgeplänkel. Plötzlich bäumen sich die Stiere gleichzeitig auf, als habe jemand mit einer Startpistole das Zeichen gegeben. In eigenartig bockenden Sprüngen stampfen sie kurz auf der Stelle. Der dichte Pelzbehang umflattert sie wie ein langwallender Turniermantel. Wütend halten sie die Stirnen gesenkt gleich Pferden, denen der Reiter die Zügel kurzhält. Noch gedrungener, kraftstrotzender wirken sie nun, urwüchsigen Kämpen gleich, die um die Gunst adliger Damen kämpfen. Los! Wer gab eigentlich den Befehl? Genau gegeneinander rasen sie an. Überraschend schnell sind sie. Nie hätte ich diesen sonst plump und gelassen wirkenden Tieren solch ein Temperament zugetraut. Unter den harten Hufen dröhnt die Erde. Noch rascher wird im Endspurt das Tempo. Dumpfes Krachen rollt über den grünen Anger. Genau mit den Hornpanzern ihrer Schädel prallen sie aufein10
ander. Ein Wunder fast, daß sie nicht in Stücke splittern. Aber die Stirnplatte des Moskus ist stahlhart und elastisch zugleich. Wieder stehen beide fest auf den vier Säulen ihrer sehnigen starken Läufe. Keiner verlor unter dem gewaltigen Anprall nur eine Hufbreite Boden. Keiner wankte nur den Bruchteil einer Sekunde. Doch keiner stieß mit der Hornwehr zu, um dem anderen die Flanke aufzureißen. „Nej", sagt Leif, „das gibt es nicht im Kampf der Nebenbuhler. Keiner wird seinen Gegner mit den Hörnern fetzen. Nur den wirklichen Feind nehmen sie an und blasen ihm das Lebenslicht aus, paßt er nicht auf. Nej — nej — untereinander wahren sie die ritterlichen Regeln." Kampfpause! Unter leisem Schnauben und Knarren verharren die Kämpen, halten ihre Köpfe gesenkt, stehen Stirn an Stirn, so als ob sie sich jetzt freundschaftlich die Nasen aneinanderrieben, um sich gegenseitig anerkennender Gefühle zu versichern, wie Sportler, die sich nach hartem Kampf die Hände reichen. Die erste Runde hat offensichtlich mit einem „Unentschieden" geendet. Die Turnierpartner sind anscheinend nahezu gleichstark. Doch das scheint durch eine einzige Runde für sie noch nicht erwiesen. Also trennen sie sich, machen auf der Hinterhand kehrt und traben gelassen auf ihre Ausgangsplätze zurück. Von neuem beginnt das einzigartige Spiel dieses Turniers nach den uralten Gesetzen, die im Reich der Tiere gelten. Auch dieses^ Mal geht es den Recken lediglich darum, einander ins Wanken zu bringen oder den Gegner umzuwerfen. Das allein, nicht Verletzen oder Töten, ist entscheidend für den Sieg. Der Überlegene wird sofort die unumschränkte Herrschaft über das kleine Rudel antreten — oder sie eben behalten. Die übrigen Tiere schauen völlig teilnahmslos dem Kampf zu oder äsen, als geschähe nichts. In der zweiten Runde jagen die Bullen noch sdmeller als in der ersten gegeneinander los; noch kampfestoller rasseln sie zusammen, krachen die unglaublich harten Hornschilde ihrer Stirnen aufeinander. Auch diesmal erweist sich keiner als der Überlegene, der den anderen umzuwerfen vermöchte. Zu einem dritten Gang setzen die Stiere an. Doch auch diese dritte Runde endet, ohne daß einer wankt oder gar „in die Knie 11
geht". Beide Gegner stehen nach dem gewaltigen Anprall unverrückbar fest. Das Turnier ist aus, endgültig „unentschieden". Das bisherige Leittier bleibt also in seinen Rechten und Pflichten, behält das Rudel, um dessen Führung es einmal selbst ebenso hart gekämpft hat wie der Gegner, der sie ihm am heutigen Tage streitig machen wollte. Friedlich, als wäre nichts geschehen, beginnen alle wieder zu äsen. Der Herangekommene und sein Trabant, der sich klugerweise nicht auf einen Zweikampf mit dem mächtigen Herrn des Rudels eingelassen hat, entfernen sich, gemächlich futternd und Pausen einlegend, in Richtung der Randberge. Vielleicht hat der unverdrossene Turnierkämpfer dort ein anderes Rudel gewittert, gegen dessen Anführer es sich mit mehr Erfolg zu kämpfen lohnt. Noch spürt er Kräfte genug, noch ist das Ende der Kampfzeit nicht da. Sein Sinn steht nur danach, wieder einmal Führer eines Rudels zu sein, dessen Angehörige zu schützen und sie von Weideplatz zu Weideplatz zu führen.
Hornstarrende „Mauern" und „Igel" Ungestüm zerrt Puck, der Schlittenhund, am kurz gehaltenen Riemen, Leif muß sich energisch gegenstemmen, um ihn zu bändigen. Aber der Hund setzt von neuem an, um freizukommen. Jagdeifer hat ihn gepackt. So jetzt — sein Herr hakt ihn los! Leif will mir mit Pucks Hilfe einige Verhaltensweisen des Rudels vorführen. Mit langen federnden Sätzen jagt der starke Rüde auf die äsenden Tiere zu. Etwas Unerwartetes geschieht: Die Moschusochsen, die ziemlich auseinandergezogen und unbekümmert Mahlzeit gemacht haben, werden plötzlich recht munter. Wie auf Befehl eilen sie auf ihren Leitstier zu und schließen dichtauf. Beinahe vorbildlich ausgerichtet stehen sie da, in Reih und Glied, der Leitstier am rechten Flügel, ein zweites starkes Tier als linker Flügelmann, die Kälber und Jüngeren zwischen den Großen. Ein imponierendes Bild des Zusammenhaltens innerhalb der Rudelgemeinschaft gegen die scheinbar drohende äußere Gefahr. Leif 12
weiß, daß das Gegeneinander Puck-Moschusochsen keine Folgen haben wird; es ist nur eine Schaustellung des gegenseitigen taktischen Verhaltens. Knurrend, zuweilen wie ein Wolf heulend, umstreicht Puck die festgefügte Schildmauer der Tiere. Anscheinend völlig gelassen verhalten sich die Polarrinder gegenüber dem immer wieder aufs neue sich nähernden Hund. Puck hält sich vorsorglich in gewisser Entfernung, stets auf dem Sprung, auszureißen. Er spürt, wohl aus früheren unangenehmen Erfahrungen, daß bald etwas von der Gegenseite her erfolgen wird. Jäh kommt Leben in den Leitstier. Ein leichtes Schüttern geht durch seinen wuchtigen Körper. Gefährlich blitzen die tiefdunkelbraunen Lichter aus dem dichten Gefilz der Wolle an dem klotzigen Schädel. Nun senkt er das mächtige Haupt noch um zwei, drei Handbreiten tiefer auf die Vorderläufe. Rechts und links reibt er sein Geäse an ihnen. Wilde Wut sammelt sich, bricht drohend aus — zornig wirft das Tier mit seinen stahlharten Hufen Erde und Steine auf, daß es nur so sprüht. Dem Puck ist es nicht ganz geheuer bei diesem Gebaren. Aufmerksam sichernd, läßt er den Gegner keine Sekunde aus den Augen. Er zieht es sogar vor, die sonst so stolz aufgerichtete Rute einzuklemmen und sich langsam nach hinten abzusetzen. Er weiß, da steht Leif, sein Herr, als Beschützer. Er wird Puck, seinen tüchtigsten Hund, niemals preisgeben. Urplötzlich schießt der kapitale Stier aus der Phalanx heraus auf den Hund zu — so behende und schnell, wie man es diesem derart plump und träge aussehenden Geschöpf nicht zutrauen würde. Ein gewandter Satz zur Seite bringt Puck aus der Schußlinie. Der Moschusochse ist nicht so wendig wie ein Hund, und darin liegt dessen Chance. Nach diesem ersten mißlungenen Ausfall macht der Stier in knappem Bogen kehrt und bezieht wieder seinen Posten am rechten Flügel. Puck ist noch vorsichtiger, er legt einige Meter Abstand zu. Um so lauter knurrt und heult er die Front der in stoischer Ruhe verharrenden Tiere an. Nur der Leitstier zeigt sich auch weiterhin gereizt. Zornig wühlen die Vorderhufe im Erdreich, heftig wetzt 13
er den Äser an den kurzen weißen Läufen, ärgerlich blitzen die Lichter. Ich erfasse, was Leif mit Puck vorführen wollte: Die Moschusochsen sahen in ihm offenbar den Wolf, ihren ärgsten und einzigen Feind im Tierreich, und — formierten die Abwehrfront. Das wollte Leif mir zeigen; ich sollte in einer gestellten Szene ihre Verteidigungsweise kennenlernen. Merkwürdig — von uns Zweibeinern haben die wehrhaften Moschusochsen während der ganzen Zeit keinerlei Notiz genommen. Wir sind ihnen auf etwa vierzig Schritte nahe; ob man es wagen kann, den Abstand noch weiter zu verringern? Für alle Fälle: Wir haben jeder die entsicherte Waffe in halbem Anschlag. Moschusochsen sind unberechenbar, sie könnten angreifen, obwohl das sehr selten vorkommt. Aber wer sie näher kennt, rät doch zu einiger Vorsicht. Doch wir bleiben unbehelligt. Die Angriffe des Leitstiers haben sich ausschließlich gegen den Hund gerichtet. Das ganze übrige Rudel hat sich nicht gerührt. Dieses Wild weiß offenbar noch nicht, wie es sich dem Menschen gegenüber verhalten soll. Seinen weittragenden Repetierfeuerwaffen könnte es nur durch schnelle Flucht entkommen. Aber das tut es nicht. So ist das Verharren in Reih und Glied, so großartig es gegenüber Wolfsrotten wirkt, angesichts eines waffentragenden Menschen reiner Selbstmord. Der weiße Wolf, der als höchst intelligent gilt, greift den Moschusochsen nur in Rotten zu mindestens zwei, drei Tieren an, indem er seine Einkreisungstaktik anwendet. Auch dann sucht er sich stets nur einzelne, weitab äsende schwächere oder jüngere Opfer aus. Gegen die geschlossene Mauer oder den Ring eines Rudels sind auch für den Wolf die Chancen auf leichte Beute gleich Null. Wölfe hängen sich auch gerne an Alttiere, die außerhalb der Rudel durch das weite Land streifen. Einen solchen Einzelgänger zu reißen, sind die Aussichten nicht einmal so schlecht. An der Nordostküste Grönlands sind die weißen Wölfe jedoch selten. Selbst der weiße König der arktisdien Tierwelt, der Eisbär, läßt den Moschusochsen in Frieden. Die beiden — das stärkste See- und das größte Landsäugetier der Nordpolarwelt — begegnen sich zuweilen auf dem festen Lande, wenn der Herr des treibenden Eises 14
einen seiner Streifzüge über den Küstensauni macht. Ein ausgewachsener Polarstier wäre für den Weißbären gewiß ein nicht zu unterschätzender Gegner, der seine starken spitzen Hörner mit großer Wucht führen kann. Aber nur ein einziger Fall ist bisher bekannt geworden, bei dem Eisbär und Moschusochse miteinander kämpften. Ein norwegischer Fangmann fand den arg mitgenommenen Stier auf dem blutig gefärbten Kampfplatz im Schnee. Die Trittsiegel zeigten deutlich, daß ein Bär der Gegner gewesen sein mußte. Da der Stier nur geschwächt, aber nicht verletzt worden war, schloß der Jäger, daß er dem Bären sehr zugesetzt hatte, so daß Meister Petz die Lust am Fressen vergangen sein mußte.
Uns liegt daran, das immer noch in unerschütterlicher Ruhe verharrende Rudel zum „Stellungswechsel" und — das ist unser geheimer Wunsch — vielleicht zum Formieren ihrer zweiten, noch wirkungsvolleren Abwehrformation zu bewegen. Wir schreien also, gestikulieren wild, feuern unsere Gewehre ab. Endlich bricht, wohl nervös geworden, der Leitstier aus. Nun ist kein Halten mehr, die starre Front löst sich auf, alle neun stürmen los. Doch, welches Pflichtbewußtsein! — der Leitstier macht, wie es sich gehört, den Schlußmann. Er deckt den Rückzug der Seinen. Hochauf wirbelt der Staub und zieht in dichten Wolken hinterher. Unmöglich, dem Rudel so schnell zu folgen. Aber Puck ist ihnen dicht auf den Fersen. Vielleicht kommt er sich jetzt wie ein stolzer Sieger vor, obwohl er gar nichts zu ihrer Flucht beigetragen hat. Leif weiß, daß solch ein Siegesrausch für Puck schlimm enden kann. Aber der Hund hört auf keinen Ruf, auf kein Pfeifen mehr. Seitsarn, wie die Tiere in kurzem Springgalopp davonflüchten. Unser Plan gelingt. Nach einigen hundert Metern wilder Flucht machen die Tiere halt und formieren sich erneut, jetzt zu einem regelrechten Ring, zur „Rundumverteidigung". Diese Stellung nehmen sie ein, wenn die Gefahr besonders groß ist. Auf einem frei sich erhebenden Hügel stehen sie und bieten ein Bild fester Geschlossenheit. 15
Der noch wirksamere „Igel" gewährt den Polarrindern nicht nur guten Schutz gegen ihre Todfeinde im Tierreich, sondern auch gegen die rasenden Schneestürme und Orkane während des klirrendkalten, langen Winters. Dieses urige Wild ist dann das einzige Tier, das ihnen im offenen Gelände Trotz bietet. Was das Verbleiben im Freien an Zähigkeit, Durchstehvermögen und Gemeinschaftssinn erfordert, läßt sich am besten daran ermessen, daß selbst der unbestrittene König der polaren Eiswüsten, der weiße Bär, vor solchen Stürmen Deckung in den Spalten und Aufwerfungen des Packeises sucht. Noch vor Beginn der eigentlichen Dunkelheit und der größeren Schneefälle äsen sich die Moschusochsen langsam in das mehr Schutz und immer noch etwas Äsung bietende Inland hinein. Hier sammeln sich an bestimmten Plätzen von Mitte Oktober an immer mehrere Rudel zu geschlossenen Herden von einem halben hundert Tieren, zuweilen sind es noch mehr. Sie suchen sich dabei ziemlich ebene, freie Stellen aus, die gegen die Umgebung etwas erhöht liegen. Der Schnee wird hier von den stetigen Winden weggeweht und häuft sich nicht zu unpassierbarer Höhe an. Im Dunkel der langen Polarnacht verharren sie, je nach Kälte und Windstärke mehr oder weniger eng zusammengeballt, als eine einzige Masse tiefdunkelbrauner Tierleiber. Während der scharfen Stürme stehen die starken Stiere, die auch hier den Außenring bilden, nicht mit ihrer scharfen Wehr gegen das Wetter, sondern mit ihrer besonders gut gepolsterten Kehrseite. Die Natur tat noch ein weiteres, damit sie die Wetterunbilden aushalten können: Der Pelzmantel verdichtet sich im Herbst. Zwischen den pferdehaarähnlichen langen Strähnen bildet sich dann eine Art „Unterzeug"; es ist die wunderbar warme seidige Wolle, die im Sommer ausgeschieden wird. Da bei den jungen Tieren auch diese Hülle noch nicht genügend Schutz bietet, werden sie von den Alttieren im Winter besonders liebevoll umsorgt und in die Ringmitte genommen. Die natürliche, die Jungtiere beträchtlich überragende zottige Ringmauer der Alten ist dann der wirksamste Schutz für den Nachwuchs. Bei besonders heftigen Stürmen wird aus dem Rund eine regelrechte Keilform. Auch im Keil bilden wieder die Stärksten 18
die Spitze, wobei sie sich von Zeit zu Zeit ablösen, damit niemand dem Frost zu lange ausgesetzt bleibt. Es ist ein überaus kluges, ja das einzig wirksame Verfahren, um in freier Wildbahn den harten Bedingungen der Polarwelt trotzen zu können.
Ovibos — halb Rind, halb Schaf Für uns war es ein großes Ereignis, daß wir hier in der Nordpolarwelt, insbesondere in Nordostgrönland, ein aus ferner Vorzeit unverändert überkommendes Geschöpf in seinem eigenartigen Verhalten gegenüber Mensch und Tier und in seinen Lebensgewohnheiten in der Wildmark so eingehend beobachten konnten. Das machte uns den Moschusochsen besonders interessant. Zur Eiszeit, also in vorhistorischen Zeiten, lebte er zusammen mit den letzten Menschen der „Neandertal"- und „Cromagnon"-Rassen. Im hohen Norden gibt es also noch ein Tier aus der Zeit, als das viel mächtigere Mammut, der nordische Elefant, den veränderten Umweltverhältnissen erlegen ist.
„So sehen also die Tiere aus, von denen das Moschus-Parfüm gewonnen wird!" Man kann diese Meinung öfters hören, wenn vom Moschusochsen die Rede ist. Aber sie ist falsch. Den sehr seltenen, sehr teuren, etwas strengen Duftstoff „Moschus" liefert nämlich aus einer Beuteldrüse das Moschustier, eine kleine innerasiatische Hirschart. Nein — unser dickköpfiges, tapferes Polarrind hat mit diesem Duft nichts zu tun. Niemand kann sagen, wie es überhaupt zu seinem Namen „Moschusochse" gekommen ist. Wahrscheinlich ist er ihm in der Zeit der ersten großen Polarfahrten im 17. und 18. Jahrhundert gegeben worden. Die Entdeckungsreisenden jener Zeit waren zumeist Abenteurer, die an den geheimnisumwobenen Schätzen der Arktis rasch reich werden wollten. Im polaren Kanada und auf der nordwärts vorgelagerten Inselwelt stießen sie erstmals auf diese seltsame, in Europa völlig unbekannte 19
Tierart; denn die Felszeichnungen in den Höhlen der Vorzeitmenschen, auf denen Moschusochsen abgebildet sind, waren noch nicht entdeckt. Da die Reisen stets im Hochsommer, in der Zeit der besten Zugänglichkeit, unternommen wurden, hatten die Tiere gerade ihre Brunft- und Kampfzeit und verbreiteten einen scharfen, weithintragenden Geruch, wie es in diesem Zustand auch bei anderen Tieren der Fall ist. Gewiß hielt einer, der wohl eine unzuverlässige Nase hatte, den herben Duft für Moschus, damals war Moschus bereits ein sehr begehrtes und recht kostspieliges Parfüm. Im guten Glauben an seine großartige Entdeckung suchte er dann, heimgekehrt, vielleicht einen reichen Geldgeber auf, der ihm eine neue Expedition ausrüstete, um schnell die großen Gewinne aus dem Duftstoff einzuheimsen. Vielleicht schwindelte der Heimgekehrte den Auftraggebern das Moschusmärchen auch nur vor, um ihnen die hohen Kosten einer weiteren Expedition schmackhafter zu machen.
Auch um das Fleisch des Moschusochsen ist oft herumgerätselt worden. Man hat sich um die Frage gestritten, ob es der Ernährung im hohen Norden dienen könne. Nach der Auffassung mancher Reisenden und Zoologen soll es ungenießbar sein. Die das behaupten, haben es entweder selbst nie gekostet oder — sie hatten Pech und kamen an einen kampfestollen Stier während der Brunftzeit. Der Schiffskoch der Ost-Grönlandexpedition, an der ich teilnahm, ein arktiserfahrener Mann übrigens, bereitete uns oft saftige Braten und Schnitzel aus dem Wildbret, das von einem älteren Einzelgänger stammte; wir hatten ihn — klugerweise — vor der Kampfzeit erlegt. Im Geschmack erinnert es etwas an Rotwild; manche sagen, es läge etwa zwischen Rind und Hammel. In zwei Punkten waren wir aber alle einig — wir schätzten es als köstliche Delikatesse und zogen es gutem Rindfleisch oder Schweinefleisch vor. Der Moschusochse ernährt sich ausschließlich von Pflanzen, im Winter meist von Gras. Sobald die Sonne aufs neue alles sprießen läßt, wählt er gern die frischen zarten Blätter und Sprosse der 20
Zwei Gefährten — ein Wille! Nicht anders als ein ganzes Rudel nehmen auch zwei Tiere dae typische Verteidigungsstellung ein, sobald sie Gefahr wittern. In der spitzen Hörnerwehr an der schwer horngepanzerten Stirn besitzen sie eine gefährliche Waffe. 21
Zwergweide oder des auf der Tundra nicht seltenen Steinbrechs. Im schönen warmen, wenn auch nur kurzen Polarsommer pflegt er vornehmlich in der Nacht (sie ist dann so hell wie der Tag), seltener abends und morgens, zu äsen; die besonders warmen Mittagsstunden benutzt er zum Ruhen und Wiederkäuen. Gegen Sommersende sind die Moschusochsen in bestem Ernährungszustand. Sie haben sich aus der noch erstaunlich reichen Äsung einen beachtlichen Feist zulegen können; er ist die unerläßliche Reserve für die nahrungsarme Zeit. Bei ausgewachsenen Tieren kann das Feist-Vorratspolster achtzig und mehr Pfund betragen, etwa ein Fünfzehntel des gesamten Körpergewichtes. Dieser Vorrat und die auch im Winter auf den höhergelegenen Standplätzen immer noch spärlich vorhandene zusätzliche Nahrung genügen, um die Moschusochsen während der Wintermonate nicht einmal abmagern zu lassen, zumal sie sich in dieser Zeit meist ruhig verhalten. Die Abmagerung beginnt erst nach Beendigung der Dunkelzeit, bis die neue Vegetation einsetzt. Am stärksten sind davon die Kühe betroffen, die inzwischen ein Kalb, zuweilen auch zwei Kälber gesetzt haben. Fast ist es ein Wunder, daß die Polarrinder überhaupt durch den harten Winter kommen. Der schwedische Botaniker Th. Wulff, der an einer dänischen Grönlandexpedition teilnahm, hat wohl die Lösung des Rätsels gefunden: „Es ist erstaunlich", so schreibt er in seinem Reisebuch, „daß die kurze Frist des Pflanzenwachstums genügt, ausreichende Körpervorräte zu produzieren, um die im Verhältnis zu der spärlichen Vegetation reiche Tierwelt der Polarzone — Moschusochse, Hase, Rentier, Lemming, Schneehuhn — am Leben erhalten zu können. Unter anderem macht sich gewiß die Tatsache geltend, daß der Winter ganz plötzlich mit scharfem Frost einsetzt, so daß alle Salze und alle organischen Stoffe sowohl in den noch grünen wie in den schon gewelkten Pflanzen aufgespeichert bleiben." Das also ist das Geheimnis: Sehr schnell, sehr tief gefriert alles, und auf diese Weise bleiben in den Pflanzen alle wichtigen Ernährungsgrundstoffe und die für das Tier ebenso wie für den Menschen unerläßlichen Vitamine erhalten. Obwohl die Pflanzen schon 22
bald verwelken, kann doch nicht von einem Verfaulen und völligem Absterben die Rede sein, da in ihnen alle ernährungswichtigen Substanzen noch vollwertig vorhanden sind.
Der „Moschusochse" hat also vor Jahrhunderten einen irreführenden Namen erhalten, und man ist dabei geblieben. Die Zoologen wissen natürlich, daß er nicht richtig ist; sie sind sich aber offenbar bisher noch nicht einig darüber, welcher Name auf dieses arktische Urwild am ehesten zutrifft. Vielleicht sollte man es „Arktis"- oder „Polarrind" nennen. Seine offizielle zoologische Bezeichnung, sein lateinischer Name, kommt seiner Besonderheit jedoch am nächsten: „Ovibos", das heißt Schafochse. Tatsächlich hat das Tier sowohl mit dem Schaf als auch mit dem Rind manches gemeinsam. Seine buckelartig vorstehende Schulterpartie erinnert stark an den Büffel, den Bison, Nordamerikas. Auf die Verwandtschaft mit der Familie des Rindes deutet auch das Gesäuge hin; doch nicht bei allen Polarrindern. Finden sich beim „Mackenzie-Moschusochsen" nur zwei Zitzen, so beim nordostgrönländischen vier. Dem Schaf ähnlich sind dagegen die etwas gedrungene, wuchtige Gestalt, der kurze Hals, das stark gebogene Hörn und die knappen, eigentümlich bockenden Bewegungen, vor allem bei schneller Gangart oder im Galopp. Auch Schafe pflegen ziemlich eng aufgeschlossen zu stehen wie die arktischen „Schafochsen" zur Winterzeit.
* Als ich das wehrhafte Neuner-Rudel auf der ringsum abfallenden Geröllkuppe so kraftvoll und festgefügt stehen sah, wirkten die Tiere größer, als es ihren wirklichen Maßen entspricht. Zu diesem imponierenden Aussehen verhilft ihnen der dick auftragende Haarund Wollpelzmantel, vor allem die hohe Wölbung der viel helleren Mähne. Die Farbe ist im allgemeinen dunkelbraun, unten fast schwarz. Füße, Schnauze und ein Sattel auf der Mitte des Rückens sind fast weiß. Der Leitstier überragt alle um eine gute Handspanne. „Unser" Leitstier mochte das Höchstmaß haben, das ein 23
Polarrind erreichen kann,-, etwa 130 Zentimeter, das'Mähnenhaar nicht mitgerechnet. Am kleineren Wuchs und der geringeren Hornwehr sind die Muttertiere gut zu unterscheiden. Auch ist ihre Mähne 'nicht so stattlich ausgebildet. Zudem hat die Hornbasis nicht die Stärke wie,bei den männlichen Tieren. Wie beim Ren, trägt also auch beim „Schafochsen" die Kuh „Waffen", um sich und das Junge mit verteidigen zu können. Ein ausgewachsenes Arktisrind hat ein Gewicht zwischen neunhundert und zuweilen über tausend Pfund; gemessen am Gesamtgewicht ist das Gewicht des nutzbaren Wildbrets einschließlich des leckeren Fettes verhältnismäßig gering, nur etwa ein Drittel; das schwere Knochengerüst, der klobige Schädel und der gewichtige Pelzbehang, den. der IVloschusochse nie wechselt, machen das übrige aus.
„Willst du einmal erleben, wie hart ein Hornschild vom Moskus ist?" Leif, mein Begleiter auf der Kamera-Pirschfahrt, will es mir handgreiflich beweisen. Er steuert auf einen noch gut erhaltenen Schädel zu, der zwischen den Felsblöcken liegt. Vermutlich haben Wölfe das alleingehende Tier gerissen. Leif postiert den Schädel als Zielscheibe auf einen Steinklotz und geht etwa vierzig Meter zurück. „Paß gut auf!" ruft er mir zu, zielt mitten auf-den breiten Hornwulst und zieht ab. Ich höre den Aufschlag der Kugel. Gleich nach dem Schuß besehen wir uns die Auftreffstelle. Ich denke, ein Stahlmantelgeschoß aus solch einer Büchse und aus solch kurzer Entfernung müßte die Schädeldecke glatt durchschlagen haben. Doch wer beschreibt mein Erstaunen! Der Hornpanzer ist nicht einmal nennenswert angeritzt. Das Geschoß ist völlig zerfasert. In der nur einige Millimeter aufgesplitterten Vertiefung erkenne ich deutlich Spuren von Stahlmantel und Bleikern. Der in der Mitte gefurchte Wulst aus dem stahlharten, zugleich elastischen Hörn ist an der stärksten Stelle mehr als faustdick; dagegen erweist sich selbst eine Feuerwaffe als wirkungslos. Die Zoologen unterscheiden drei Rassen in der Familie der Moschusochsen, die sie in die große Gruppe der Paarhufer eingliedern; 24
Fächerförmige Abwehrstellung. Im Winter bilden die Tiere, In Herden von 70 bis 100 Stück zusammengeschlossen, den „Igel" getgen die klirrende Kälte und rasende Stürme. 25
doch unterschieden sich diese Rassen nur in der Färbung des Haarkleides und in der nicht besonders stark abweichenden Größe. Die stärksten Exemplare unter allen Moschusochsen leben auf dem nördlichen kanadischen Festland. Die Kühe gehen etwa achteinhalb Monate mit ihren Kälbern, die in der Regel Ende April oder Anfang Mai zur Welt kommen. Nach zwei, drei Tagen schon folgen sie ihren Müttern. Bis zu einem Alter von etwa fünf Monaten haben sie am meisten Ähnlichkeit mit Lämmern. Ein Lebensalter von etwa zwanzig Jahren ist anscheinend bei diesem Wild nicht ungewöhnlich.
Die Heimat der Polarrinder Immer noch werden diese liebenswerten Polarrinder durch Hunde gestellt, da man an ihr wohlschmeckendes Wildbret kommen will; der Tierfreund und Freund der arktischen Welt bedauert diese Eingriffe in den Wildbestand, die nichts mehr mit Jagd im waidgerechten Sinne zu tun haben; es ist ein völlig gefahrloses „Abschlachten". Die dort oben überwinternden Männer auf den Funkwetterwarten, den wissenschaftlichen Stationen und in den Fangstützpunkten geben das offen zu. Trotzdem versorgen sie sich alle mit dem köstlichen frischen Fleisch, das ihnen sozusagen vor ihrer Haustür geboten wird. Seit zwei Jahrzehnten bestehen Naturschutzbestimmungen, um zu verhindern, daß die Tierbestände völlig ausgerottet werden. Der Abschluß ist durch strenge Verordnungen gesetzlich begrenzt. Zum Glück sind dadurch die Befürchtungen, die man wegen der Erhaltung dieses Polarwildes hegte, zum größten Teil hinfällig geworden, zumal sich die Rudel in den von wenigen Menschen bewohnten Gebieten durch Zutreck von Polarrindern aus mehr nördlich gelegenen, sehr schwer zugänglichen Gebieten stets ergänzen. Für Nordostgrönland werden die Moschusochsen auf sieben- bis zehntausend Exemplare geschätzt. Weitaus gefährlicher für die Erhaltung dieses großartigen polaren Wildes ist der Fang von Kälbern für zoologische Gärten. Früher sind beträchtliche Summen dafür bezahlt worden. Man kommt an die Kälber jedoch nur nach dem Abschießen sämtlicher erwachsenen Tiere 26
eines Rudels heran. Zum Einfangen eines einzigen übriggebliebenen, erbarmungswürdig blökenden Kalbes muß man also mindestens drei oder vier Alttiere töten. Diesem Fang wurde zum Glück um die Mitte der dreißiger Jahre ein sehr wirksamer Riegel vorgeschoben. Fast alle großen Tiergärten der Welt kamen nämlich überein, keine Polarkälber mehr anzukaufen. Die dänische Regierung als Souverän über Grönland verbot überdies die Ausfuhr.
* Wenn man der Geschichte dieser „exportierten" Moschusochsenkälber nachgeht, so bietet sich einem ein einziges Trauerspiel. Es begann 1899 mit drei Stück, von denen eines in den Berliner Zoo kam. Wildtierhandel und Zoos überboten sich alsbald in den Preisen, die bis auf elftausend Mark je Kälbchen kletterten, und das war damals eine ungewöhnlich hohe Summe. Allein im Sommer 1908 schafften die gewinnsüchtigen Wal- und Robbenfänger dreißig Kälber nach Europa. Da sie völlig falsch ernährt und behandelt wurden, lebten am Ende des Jahres nur noch fünf. Amdrup, einer dieser geschäftstüchtigen Fänger, schoß einmal fünfzehn Alttiere nieder, nur um ein einziges Kälbchen zu fangen, das dann den nächsten Tag nicht überlebte. Eine andere Fanggruppe schoß, um an dreißig Kälber zu kommen, die zehnfache Anzahl Stiere und Kühe ab. Die Regierungen aller Staaten, in deren arktischen Gebieten Moschusochsen leben — Dänemark für Grönland, Kanada für seine Polarinselwelt und seine nördlichsten Festlandräume, die USA für Alaska, Norwegen für Spitzbergen und das skandinavische Festland — tun alles, was in ihren Kräften steht, um die vorhandenen Bestände wenigstens zu erhalten. Die zahlreichsten Rudel leben heute an Grönlands Nordostküste. Nach den bisherigen Forschungen sind sie hier kaum mehr als hundert Jahre heimisch. Sicher kamen sie nach Grönland über den schmalen Sund zwischen dem nördlichsten arktischen Kanada und Nordwest-Grönland. Über den während des Sommers im Norden eis- und schneefreien Streifen zogen sie dann südwärts entlang der Ostküste, die so viele große, vorzügliche Weideplätze für die Ark27
tisrinder bietet; jedoch findet man sie südlich des Scoresby-Sundes nicht mehr, da hier die klimatischen Verhältnisse zu ungünstig werden; viel Feuchtigkeit, Regen, Nebel, verträgt der Moschusochse nicht. Auch an der gesamten Süd- und Westküste Grönlands sind sie nicht mehr vertreten. Sehr große Bestände gab es einst auf dem arktischen kanadischen Festland, sie sind im Laufe der Zeit bis auf einige wenige völlig geschützte Rudel zusammengeschrumpft. Auch die früher zahlreichen Herden im Bereich der kanadischen arktischen Inselwelt sind stark zurückgegangen, seitdem die Eskimos Schußwaffen besitzen und sich ihrer oft hemmungs- und sinnlos bedienen. Völlig verschwunden waren die Moschusochsenherden eine Zeitlang in Alaska. Die Amerikaner entschlossen sich deshalb im Jahre 1930 für 72 000 Mark eine ganze Herde zu kaufen, und setzten sie in ihrem nördlichsten Territorium aus, das seit 1959 der 49. Bundesstaat der USA ist. Die großen Freigehege, die man ihnen einrichtete, behagen den Tieren anscheinend. Sie brauchen nur halb soviel Futter wie Hausrinder und vermehren sich ganz normal. Professor Adolf Hoel, der um den Norden sehr verdiente norwegische Polarforscher, ließ im Sommer 1929 zehn Kälber in Nordostgrönland einfangen und in der norwegischen Kolonie Spitzbergen aussetzen. Leider ist in den Kriegsjahren durch unkontrollierte Jagd der erfreulich angewachsene Bestand wieder stark vermindert worden. Heute vermehren sich auch die Spitzbergenrudel wieder befriedigend. Auch das kleine Rudel, das die Norweger im DovreFjell südlich Drontheim in den dreißiger Jahren aussetzten, hat anscheinend zusagende Lebensbedingungen angetroffen. Ein Versuch, Polarrinder in Island heimisch werden zu lassen, ist dagegen gescheitert. Ihnen bekommt der hohe Feuchtigkeitsgehalt der isländischen Luft schlecht. Saugt sich hier ihr unglaublich dickes Fell einmal richtig voll Wasser, so sind tödliche Lungenentzündungen die unausbleibliche Folge. Die nordostgrönländischen Rudel sind in den Jahren 1869 und 1870 auf der „Zweiten Deutschen Nordpolarexpedition" entdeckt worden, als sich die Expeditionsteilnehmer gezwungen sahen, auf einer Insel im Treibstrom vor der Küste zu überwintern. „Wir 28
hatten einen kleinen Berg auf der Shannon-Insel erklettert", so berichtet ein Expeditionsmitglied, „und waren eben dabei, eine, Steinmarkierung aufzuschichten. Plötzlich erblickten wir in einigem Abstand ein großes merkwürdiges Tier, das weder ein Eisbär, noch ein Ren sein konnte. Am wenigsten dachten wir an den Moschusochsen, denn nirgendwo in der Polarliteratur war die Rede von dessen Vorkommen in Ostgrönland. Wir waren daher nicht wenig verwundert, als wir uns klarmachten, was dies für ein Tier war. Unverzüglich machten wir Jagd darauf, und schließlich gelang es Peter Iversen, es zu erlegen. Später stellten wir fest, daß es Moschusochsen die ganze Küste bis hinauf zum 77. Grad n. Br. gab (die Expedition hatte ihr Standquartier auf etwa 74 Grad n. Br.). Oft sahen wir Rudel bis zu fünfzehn Stück an den Berghängen und in den Talauen. Wir fanden, daß sie eher nach Norden hinauf an Zahl zunahmen, umgekehrt wie nach Süden hin." Diese Entdeckung bedeutete damals für die Zoologen der ganzen Welt eine regelrechte Überraschung. Freilich wurde die Nachricht erst ein ganzes Jahr später bekannt. Damals hatte man noch keine Funkverbindung, und Polarexpeditionen waren sehr langwierige und gefahrenreiche Unternehmungen.
Arktisches Wildrind — ein neues Haustier ? Warum sollte es nicht möglich sein, den unglaublich genügsamen arktischen „Schafochsen", der sich so trefflich den Lebensbedingungen seiner heutigen unwirtlichen Heimat anzupassen verstanden hat, zu zähmen, zu züchten und — halbwild — in Herden zu halten? Haben nicht die arktischen Völker der Alten Welt, in erster Linie die Lappen, es meisterhaft fertiggebracht, das Ren, ebenfalls ein typisches Polartier, als bisher einziges Tier aus der Familie der Hirsche zu einem sehr nützlichen „Haustier" zu erziehen? Schon vor fast einem halben Jahrhundert schlug Vilhjalmar Stefansson, der berühmte amerikanische Polarforscher isländischer Herkunft, vor, die riesigen Tundren der arktischen und subarktischen Räume Eurasiens und Nordamerikas durch zielbewußte Zähmung und Haltung von Moschusochsen-Herden zu bevölkern und sinnvoll zu nutzen. Diese unglaublich zähen Tiere brauchen weder Ställe noch 29
nennenswerte Aufsicht oder Pflege. Die Züchtung könnte sich zum Ziel setzen, die Fleischproduktion und die Erzeugung der feinen Wolle zu erhöhen. Die ersten Versuche der Zähmung und Züchtung, der „Domestizierung", machte 1954 das kanadische Forschungsinstitut für die Landwirtschaft im Norden des Kontinents. Die Versuche gingen auf Stefanssons Lieblingsidee zurück. Zunächst mußte man einen geeigneten Stamm junger Zuchttiere einfangen. Da Kanada über einen nur noch kleinen Bestand von einstmals Hunderttausenden verfügte, sorgte man dafür, daß kein anderes Tier sein Leben dabei einbüßte. Um das zu erreichen, hatten kluge und erfahrene Tierfänger eine glänzende Idee: Die Herde wurde ins Wasser getrieben, man folgte ihr und fing so viele Jungtiere heraus, wie man benötigte. Im provisorischen Gehege setzte man ihnen als begehrtestes Futter Weidenblätter und Milch vor. Diese Nahrung nahmen die Kälber von ihren zweibeinigen Freunden liebend gern an. Schließlich spritzte man ihnen zum Schutz gegen Infektionen einen Impfstoff ein, ehe sie auf dem Luftwege in ihre neue Heimat verfrachtet wurden. Nun leben sie zunächst auf einer Versuchsfarm im kleinen USStaat Vermont. In ihrem großen Freigehege fühlen sie sich offenbar sehr wohl. Ihre Hüter und Betreuer haben die Pfleglinge, die von den Eskimos wegen ihres zottigen Pelzes „Umingnah", „Bärtige", genannt werden, als sehr gutartige und kluge Geschöpfe kennengelernt. Jetzt schon liefern sie in jedem Sommer ihre wundervolle, daunig leichte Wolle ab. Unter den Naturfasern der Welt gibt es kaum eine, die diesem Gespinst gleichwertig ist, da es langfaserigere Fäden als die berühmte Kaschmirwolle hat. Von einem erwachsenen Polarrind kann man etwa fünf Pfund dieser Wolle erwarten, und jedes Pfund läßt sich zu einem vierzigfädigen Garn von vierzig Kilometer Länge verspinnen. Wollsachen aus Polarrinderwolle sind deshalb federleicht und wundervoll warm. Kanada und USA planen für Alaska und Nordkanada weitere Versuchsfarmen für die Zucht arktischer Rinder. So scheint es, als ob der heute hochbetagte Stefansson, der stets für die Nutzung des Hohen Nordens eingetreten ist und deshalb viel gelästert wurde, 30
auch in diesem Fall recht bekäme. Denn es besteht kaum noch ein Zweifel, daß der Moschusochse, der ebenso anpassungsfähige wie verträgliche Überlebende der Eiszeit zu einem nützlichen Helfer des Menschen bei der Erschließung der arktischen Kuppel der Erde werden kann.
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