DISSERTATION ÖSTERREICHISCHES, DEUTSCHES UND EUROPÄISCHES URHEBERRECHT IM INTERNET MISSBRAUCH, TECHNISCHE SCHUTZMÖGLICHKEITEN UND RECHTLICHE FLANKIERUNG
EINGEREICHT IM WINTERSEMESTER 2002/03 AN DER RECHTSWISSENSCHAFTLICHEN FAKULTÄT DER UNIVERSITÄT WIEN ZUR ERLANGUNG DES AKADEMISCHEN GRADES DOCTOR IURIS VON
DANIEL GUTMAN MATRIKELNUMMER 0108897 ERSTBETREUER: AO. UNIV.-PROF. DR. IUR. WOLFGANG ZANKL ZWEITBETREUER: AO. UNIV.-PROF. DR. IUR. WALTER DILLENZ
KONTAKT: DANIEL GUTMAN CLASZEILE 27 D-14165 BERLIN TEL: + 49 / 30 / 8 45 00 48 FAX: +49 / 30 / 84 50 95 43 MOBIL (DE): +49 / 172 / 3 86 94 11 MOBIL (AT): +43 / 699 / 11 92 56 14 EMAIL:
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DANIEL GUTMAN
ABKÜRZUNGEN UND ERLÄUTERUNGEN
DISSERTATION – I
ABKÜRZUNGEN UND ERLÄUTERUNGEN a.A.
andere Ansicht
ABGB
Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch
AblEG
Amtsblatt der EG
Abs.
Absatz
Art.
Artikel
AOL
America Online Inc.
BGB
Bürgerliches Gesetzbuch
BGBl.
Bundesgesetzblatt
BGH
Bundesgerichtshof
BGHZ
Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen
BITKOM
Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.
BM
Bundesministerium
BMJ
Bundesministerium der Justiz
BSA
Business Software Alliance
BT
(deutscher) Bundestag
BVerfG
Bundesverfassungsgericht
BVerfGE
Entscheidungen des Bundesverfassungsgericht
bzgl.
bezüglich
bzw.
beziehungsweise
CD
Compact-Disc
CD-ROM
Compact-Disc – Read Only Memory
CD-RW
Compact-Disc – rewritable
CR
Computer und Recht
CRi
Computer und Recht - International
dBGBl.
Deutsches Bundesgesetzblatt
d.h.
das heißt
DRM
Digital Right Management
DSL
Digital Subscriber Line
dUrhG
deutsches Urheberrechtsgesetz
dUrhGE
Entwurf deutsches Urheberrechtsgesetz
DVD
Digital Versatile Disc
EC
European Community
ECG
E-Commerce-Gesetz
DANIEL GUTMAN E-Commerce-RL
ABKÜRZUNGEN UND ERLÄUTERUNGEN
DISSERTATION – II
EU-Richtlinie 2000/31/EG „über bestimmte rechtliche Aspekte der Dienste der Informationsgesellschaft, insbesondere des elektronischen Geschäftsverkehr, im Binnenmarkt vom 08.06.2000
EG
Europäische Gemeinschaft
EMRK
Europäische Menschenrechtkonvention
endg.
endgültig
EU
Europäische Union
EuGH
Europäischer Gerichtshof
e.V.
eingetragener Verein
f
folgende
ff
fortfolgende
gem.
gemäß
GG
Grundgesetz
ggf.
gegebenenfalls
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GRUR
Zeitschrift für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht
GRURInt
Zeitschrift für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht, Internationaler Teil
HS
Halbsatz
HTML
Hyper Text Markup Language
http
Hypertext-Transfer-Protokoll
IFPI
International Federation of the Phonographic Industry
Info-RL
EU-Richtlinie 2001/29/EG „zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft vom 22.05.2001
IP
Internetprotokoll
IPR
Internationales Privatrecht
IPRC
International Planing & Research Corporation
iSd
im Sinne des
iSv
im Sinne von
ISP
Internet Service Provider
iVm
in Verbindung mit
JBl
Juristische Blätter
JPG
Joint Photographic Experts Group
Jura
Juristische Ausbildung (Zeitschrift)
JZ
Juristenhzeitung
kb
Kilobyte
KOM
Kommission der Europäischen Gemeinschaft
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ABKÜRZUNGEN UND ERLÄUTERUNGEN
DISSERTATION – III
K&R
Kommunikation und Recht
LG
Landgericht
Mbit
Megabit
MHz
Megaherz
Mio.
Million
MMR
Multimedia und Recht
MP3
Moving Picture Experts Group III Audio Layer
MPG / MPEG
Moving Picture Experts Group
MR
Medien und Recht
Mrd.
Milliarde
mwN
mit weiteren Nachweisen
NJW
Neue Juristische Wochenschrift
NSF
National Science Foundation
öBGBl.
Österreichisches Bundesgesetzblatt
Öbl.
Österreichische Blätter für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht
öUrhG
österreichisches Urheberrechtsgesetz
öUrhGE
Entwurf österreichisches Urheberrechtsgesetz
OGH
Oberster Gerichtshof
OLG
Oberlandesgericht
PC
Personal Computer
PDF
Portable Document Format
RBÜ
Revidierte Berner Übereinkunft
RfR
Rundfunkrecht, Beilage zu ÖBl
RG
Reichgericht
RGZ
Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen
RL
Richtlinie
Rn.
Randnummer
S.
Satz
s.a.
siehe auch
s.g.
so genannt
s.o.
siehe oben
StGB
Strafgesetzbuch
s.u.
siehe unten
TCP
Transmission Controll Protokoll
TDG
Teledienstgesetz
TRIPS
Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights
u.
und
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ABKÜRZUNGEN UND ERLÄUTERUNGEN
DISSERTATION – IV
UrhG
Urheberrechtsgesetz
UrhGE
Entwurf Urheberrechtsgesetz
URL
Uniform Resource Locator
USA
United States of America
UWG
Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb
vgl.
vergleiche
WCT
WIPO Copyright Treaty
WIPO
World Intellectual Property Organisation
WPPT
WIPO Performance and Phonograms Treaty
WTO
World Trade Organisation
WUA
Welturheberrechtsabkommen
WWW
World Wide Web
z.B.
zum Beispiel
Ziff
Ziffer
Zit
Zitiert
ZKDSK
Gesetz zum Schutz von Zugangskontrolldiensten (d)
z.T.
zum Teil
ZuKG
Bundesgesetz über den Schutz zugangskontrollierter Dienste (ö)
ZUM
Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht
-
Soweit auf Paragraphen und Artikel Bezug genommen wird, sind Absätze durch römische Zahlen und Sätze durch lateinische Zahlen gekennzeichnet (z.B. § 5 II 1 = Paragraph 5 Absatz 2 Satz 1).
-
Bearbeitungsstand ist der 03.11.2002. Alle bis dahin verfügbaren relevanten Quellen wurden berücksichtigt.
-
Die angegebenen Internet-Quellen wurden sämtlichst am 30.10.2002 überprüft und waren verfügbar. Aufgrund der Schnelllebigkeit des Internets können sich jedoch kurzfristig Änderungen ergeben. Die meiste Literatur liegt beim Verfasser ebenfalls ausgedruckt vor.
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LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – V
LITERATURVERZEICHNIS amazon.com Inc.
2001 amazon.com annual report http://media.corporate-ir.net/media_files/nsd/amzn/reports/ 2001_AnnualReport2001.pdf Zit: amazon.com, 2001 amazon.com annual report, Seite
Bayreuther, Frank
Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EUUrheberrechtsrichtlinie In ZUM 2001, Seite 828 Zit: Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, Seite/Seite
Bechtold, Stefan
Multimedia und Urheberrecht – einige grundsätzliche Anmerkungen In GRUR 1/1998, Seite 18 Zit: Bechtold, Multimedia und Urheberrecht, GRUR 1998, Seite/Seite
Bechtold, Stefan
Der Schutz des Anbieters von Informationen – Urheberrecht und Gewerblicher Rechtsschutz im Internet In ZUM 1997, Seite 427 Zit: Bechtold, Der Schutz des Anbieters von Informationen, ZUM 1997, Seite/Seite
Bechtold, Stefan
Der Schutz des Anbieters von Informationen http://www.jura.uni-tuebingen.de/~s-bes1/sem96/sem.html Zit: Bechtold, Der Schutz des Anbieters von Informationen, http://www.jura.uni-tuebingen.de/~s-bes1/sem96/sem.html, Seite
Becker, M. Cornelius
Der Rechtsschutz von Datenbanken 1. Auflage, Aachen, 1999 Zit: Becker, Der Rechtsschutz von Datenbanken, Seite
Becker, Jürgen
Neue Übertragungstechniken und Urheberrechtsschutz In ZUM 1995, 231 Zit: Becker, Neue Übertragungstechniken und Urheberrechtsschutz, ZUM 1995, Seite/Seite
Becker, Jürgen u. Dreier, Thomas
Urheberrecht und digitale Technologien 1. Auflage, Baden-Baden, 1994 Zit: Becker/Dreier, Urheberrecht und digitale Technologien, Seite
Beger, Gabriele
Neue Modelle für den Umgang mit Wissen in wissenschaftlichen Bibliotheken In Skript der Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin am 26.04.2002 zum Thema Digitales Urheberrecht, Seite 3 Zit: Beger, Neue Modelle für den Umgang mit Wissen in wissenschaftlichen Bibliotheken, Skript der Tagung der HeinrichBöll-Stiftung in Berlin am 26.04.2002 zum Thema Digitales Urheberrecht, Seite/Seite
Berger, Christian
Urheberrechtliche Erschöpfungslehre und digitale Informationstechnologie In GRUR 2002, 198 Zit: Berger, Urheberrechtliche Erschöpfungslehre und digitale Informationstechnologie, GRUR 2002, Seite/Seite
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LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – VI
Biehl, Ingrid u. Thielscher, Michael
Copyright-Schutz digitaler Daten durch kryptographische Fingerprinting-Schemata und Kognitive Robotik – Perspektiven und Grenzen der KI-Forschung 1. Auflage, Mainz, 1999 Zit: Biehl/Thielscher, Copyright-Schutz digitaler Daten / Kognitive Robotik, Seite
BITKOM
Stellungnahme vom 27.09.2001 zur Umsetzung der EU-Richtlinie 2001/29 zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft in deutsches Recht BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/_st/BITKOMStellungs-Info-RL.pdf Zit: BITKOM, Stellungnahme zur Umsetzung der Info-RL, Seite
Black, Uyless
Internet-Technologien der Zukunft, Paketvermittelte Internetkommunikation, Audio und Video im Internet 1. Auflage, München, 1999 Zit: Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn.)
Börner, Fritjof u. Heitmann, Stephan u. Sengpiel, Markus u. Strunk, Günther u. Zöllkau, York
Der Internet Rechtsberater Rechtsfragen und steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten 1. Auflage, Köln, 1999 Zit: Börner/Heitmann/Sengpiel/Strunk/Zöllkau, Der Internet Rechtsberater, Seite
Bosak, Jan Michael
Urheberrechtliche Zulässigkeit privaten Downloadings von Musikdateien In CR 03/2001, Seite 176. Zit: Bosak, Urheberrechtliche Zulässigkeit privaten Downloadings von Musikdateien, CR 03/2001, Seite
Bröhl. Georg M. u. Bender, Rolf u. Röder-Messell, Ernst
Das neue E-Commerce-Recht 1. Auflage, Köln, 2002 Zit: Bröhl/Bender/Röder-Messell, Das neue E-Commerce-Recht, Seite
Bundesministerium d. Justiz (D) Informationen zum neuen Urhebervertragsrecht Pressemitteilung Nr. 38/02 vom 28.06.2002 http://www.bmj.bund.de/frames/ger/service/pressemitteilungen/100 00578/inhalt.html Zit: BMJ (D), Informationen zum neuen Urhebervertragsrecht, Pressemitteilung Nr. 38/02 vom 28.06.2002, http://www.bmj.bund.de/frames/ger/service/ pressemitteilungen/10000578/inhalt.html Bundesministerium d. Justiz (D) Entwurf eines Gesetzes zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft vom 31.07.2002 http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegEUrhR_InfoG.pdf Zit: BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002 http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegEUrhR_InfoG.pdf, Seite
DANIEL GUTMAN
LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – VII
Bundesministerium d. Justiz (Ö) Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Urheberrechtsgesetz geändert wird vom 25.07.2002 (Urheberrechtsgesetz-Novelle 2002 – UrhG-Nov 2002) http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf Zit: BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf, Seite Burmeister, Kai
Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet 1. Auflage, Köln, 2000 Zit: Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, Seite
Castells, Manuel
Interview DER SPIEGEL: Überleben im Netzwerk In DER SPIEGEL 14/2000 v. 13.04.2000 http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,71926,00.html Zit: Castells, Interview DER SPIEGEL: Überleben im Netzwerk, Seite
Cerf, Vint
A Brief History of the Internet and Related Networks http://www.isoc.org/internet/history/cerf.html Zit: Cerf, A Brief Story of the Internet and related Networks, Absatz
Ciresa, Meinhard
Österreichisches Urheberrecht (Kommentar) 2. Lieferung, Wien, 2000 Zit: Ciresa, Urheberrecht, §, Randnummer
Ciresa, Meinhard
Urheberrecht aktuell 1. Auflage, Wien/Frankfurt, 1997 Zit: Ciresa, Urheberrecht aktuell, Seite
Clark, Charles
The answer to the machine is in the machine In Bernt Hugenholtz, The Future of Copyright in a Digital Environment 1. Auflage, The Hague, 1996 Zit: Clark, The answer to the machine is in the machine, in Hugenholtz, The Future of Copyright in a Digital Environment, Seite
Commission of the EC
COMMISSION STAFF WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS Background, Systems, Assessment Brüssel, 2002 http://europa.eu.int/comm/commissioners/liikanen/profile/interest /digitalrights.pdf Zit: Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, Seite
Daub, Michael
IP – Das Internet-Protokoll, Proseminar Rechnerkommunikation und Telefon, Universität Karlsruhe http://goethe.ira.uka.de/seminare/rkt/ip Zit: Daub, IP – Das Internet-Protokoll, Kapitel
Däubler-Gmelin, Herta
Private Vervielfältigung unter dem Vorzeichen digitaler Technik In ZUM 1999, 769 Zit: Däubler-Gmelin, Private Vervielfältigung unter dem Vorzeichen digitaler Technik, ZUM 1999, Seite/Seite
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LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – VIII
Der Standard
Artikel „Sammelklage gegen Musikriesen Sony, BMG & Co“ In Der Standard vom 16.06.2002, Seite 13 Zit: Der Standard, Sammelklage gegen Musikriesen Sony, BMG & Co, in „Der Standard“ vom 17.06.2002, Seite 13
Der Standard
Artikel „Länder-Kürzel“ In Der Standard vom 16.03.2002, Seite 30 Zit: Der Standard, Länder-Kürzel, in „Der Standard“ vom 16.03.2002, Seite 30
Deutscher Bundestag
Beschlussempfehlung und Bericht des 6. Rechtsausschusses zum Entwurf des Gesetzes zur Stärkung der vertraglichen Stellung von Urhebern und ausübenden Künstlern BTDrucksache 14/8058 Zit: Deutscher Bundestag, Beschlussempfehlung und Bericht des 6. Rechtsausschusses zum neuen Urhebervertragsrecht, BTDrucksache 14/8058, Seite
Deutscher Kulturrat
Urheber- und Leistungsschutzrecht in der Informationsgesellschaft Stellungnahme vom Sprecherrat des Deutschen Kulturrates vom 29.09.1998 http://www.kulturrat.de/aktuell/Stellungnahmen/urheber.htm Zit: Deutscher Kulturrat, Urheber- und Leistungsschutzrecht in der Informationsgesellschaft, Seite
Diemar, Undine von
Kein Recht auf Privatkopie – Zur Rechtsnatur der gesetzlichen Lizenz zu Gunsten der Privatvervielfältigung In GRUR 7/2002, 587 Zit: Diemar, Kein Recht auf Privatkopie, GRUR 7/2002, Seite/Seite
Dietz, Adolf
Vortrag zu den ALAI Study Days 14.-17. September 1998, zitiert von Herman Cohen Jehoram, Einige Grundsätze zu den Ausnahmen im Urheberrecht In GRURInt 10/2001, 807 Zit: Dietz, Vortrag zu den ALAI Study Days 14.-17. September 1998, zitiert in Jehoram, Einige Grundsätze zu den Ausnahmen im Urheberrecht, GRURInt 10/2001, Seite/Seite
Dillenz, Walter
Praxiskommentar zum österreichischen Urheberrecht und Verwertungsgesellschaftsrecht 1. Auflage, Wien/New York, 1999 Zit: Dillenz, Praxiskommentar, §, Seite
Dillenz, Walter
Warum Österreich-Ungarn nie der Berner Übereinkunft beitrat In: Elmar Wadle, Historische Studien zum Urheberrecht in Europa 1. Auflage, Berlin, 1993 Zit: Dillenz in Wadle,Warum Österreich-Ungarn nie der Berner Übereinkunft beitrat, Seite
Dillenz, Walter
Materialien zur Geschichte des österreichischen Urheberrechts von 1895 bis 1936 1. Auflage, Wien, 1989 Zit: Dillenz, Materialien zur Geschichte des österreichischen Urheberrecht, Seite
DANIEL GUTMAN
LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – IX
Dillenz, Walter
Das Filmzitat im österreichischen Urheberrecht RundfunkRecht 1987, 30 Zit: Dillenz, Das Filmzitat im österreichischen Urheberrecht, Seite
Dreier, Thomas
Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie 2001/29/EG in deutsches Recht In ZUM 1/2002, Seite 28 Zit: Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, Seite/Seite
Dreier, Thomas
Urheberrecht und digitale Werkverwertung Gutachten im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn, 1997 Zit: Dreier, Urheberrecht und digitale Werkverwertung, Seite
Droz, Numa
Vortrag des schweizerischen Präsidenten der ersten diplomatischen Konferenz 1884 zu der Berner Übereinkunft, zitiert von Herman Cohen Jehoram, Einige Grundsätze zu den Ausnahmen im Urheberrecht, In GRURInt 10/2001, 807 Zit: Droz, Vortrag des schweizerischen Präsidenten der ersten diplomatischen Konferent 1884 zu der Berner Übereinkunft, zitiert von Jehoram, Einige Grundsätze zu den Ausnahmen im Urheberrecht, GRURInt 10/2001, Seite/Seite
Dworschak, Manfred
Der Rest ist Finsternis In SPIEGEL 24/2002, 188 Zit: Dworschak, Der Rest ist Finsternis, SPIEGEL 24/2002, Seite
eBay Inc.
eBay Announces Fourth Quarter And Year End 2001 http://ebay.client.shareholder.com/news/20020115-69550.htm Zit: eBay, eBay Announces Fourth Quarter And Year End 2001, Seite
eDonkey - FAQ
eDonkey – FAQ – Die ultimative Hilfe zum Esel http://www.edonkey-faq.de Zit: eDonkey-FAQ, Seite
Ellins, Julia
Copyright Law, Urheberrecht und ihre Harmonisierung in der Europäischen Gemeinschaft 1 Auflage, Berlin, 1997 Zit: Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, Seite
Ensthaler, Jürgen u. Bosch, Wolfgang u. Völker, Stefan
Handbuch Urheberrecht und Internet 1. Auflage, Heidelberg, 2002 Zit: Ensthaler/Bosch/Völker, Handbuch Urheberrecht und Internet, Seite
Europäische Kommission
Erwägungsgründe des Vorschlages der europäischen Kommission für die Richtlinie 2001/29/EG zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft vom 21.01.1998 In AblEG Nr. C 107/6 vom 07.04.1998 sowie in EUR-LEX, http://europa.eu.int, Dokument Nr. 51997PC0628 Zit: Ziff (), Erwägungsgründe des Vorschlages für die Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 21.01.1998
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LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – X
Europäisches Parlament u. Rat der EU
Erwägungsgründe zur Richtlinie 2001/29/EG zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft vom 22.05.2001 In AblEG Nr. L 167 vom 22.06.2001 sowie in EUR-LEX, http://europa.eu.int, Dokument Nr. 32001L0029 Zit: Ziff (), Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001
Europäisches Parlament u. Rat der EU
Erwägungsgründe zur Richtlinie 2000/31/EG über bestimmte rechtliche Aspekte der Dienste der Informationsgesellschaft, insbesondere des elektronischen Geschäftsverkehrs, im Binnenmarkt („Richtlinie über den elektronischen Geschäftsverkehr“) vom 08.06.2000 In AblEG Nr. L 178 vom 17.07.2000 Zit: Ziff (), Erwägungsgründe der Richtlinie 2000/31/EG (ECommerce-RL) vom 08.06.2000
Fatemenijad, Farbod u. Damjanovic, Thomas
Routing im Internet, http://www.dayani.de/farbod/fh/skript/Datenkommunikation/ routing.htm Zit: Fatemenijad/Damjanovic, Routing im Internet, http://www.dayani.de/farbod/fh/skript/ Datenkommunikation/routing.htm, Kapitel
FileOpen Publisher FAQ
FileOpen Publisher – Frequently Asked Questions http://www.fileopen.com/faqpage.html Zit: FileOpen – FAQ, http://www.fileopen.com/faqpage.html, Seite
Fischer, Florian
Zur Zulässigkeit des Vertriebs traditioneller und elektronisierter Pressespiegel durch kommerzielle Anbieter In ZUM 1995, Seite 117. Zit: Fischer, Zur Zulässigkeit des Vertriebs traditioneller und elektronisierter Pressespiegel durch kommerzielle Anbieter, ZUM 1995, Seite/Seite
Fischer, Alexander u. Seidel, Michael
Proxy (Grundlagen, Konzepte, Beispiele) http://www.htw.uni-sb.de/fb/gis/people/wpauly/ vortraege_internet/ws99_00/Proxy/grundlagen.html Zit: Fischer/Seidel, Proxy, http://www.htw.uni-sb.de/fb/gis/ people/wpauly/vortraege_internet/ws99_00/Proxy/, Dokument
Flechsig, Norbert P.
Grundlagen des Europäischen Urheberrechts Die Richtlinie zur Harmonisierung des Urheberrechtsschutzes in Europa und die Anforderungen an ihre Umsetzung in deutsches Recht In ZUM 1/2002, Seite 1. Zit: Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, Seite/Seite
Forum der Rechteinhaber
Stellungnahme zur Umsetzung der EU-Info-Richtlinie http://www.gema.de/kommunikation/news/h164/ eu_info_richtlinie.shtml.html (sowie http://www.ifpi.de/recht/doc/umsetzung-info-rl-erl.htm) Zit: Forum der Rechteinhaber, Stellungnahme zur Umsetzung der EU-Info-Richtlinie, Seite
DANIEL GUTMAN
LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – XI
Fromm, Friedrich Karl u. Nordemann, Wilhelm
Urheberrecht: Kommentar zum Urheberrechtsgetz und zum Urheberrechtswahrnehmungsgesetz 9. Auflage, Stuttgart/Berlin/Köln 1998 Zit: Fromm/Nordemann – Bearbeiter, Urheberrecht, §, Randnummer
Fuchs, Max
Rede vom 25.04.2001 des Vorsitzenden des Deutschen Kulturrates anläßlich des Internationalen Tags des Urheberrechts teilweise zitiert in Pressemitteilung des Deutschen Kulturrates „Schutz des geistigen Eigentums ist eine unabdingbare Voraussetzung für ein elebendiges kulturelles Leben“ http://www.kulturrat.de/publik/presse25-04-01.htm Zit: Fuch, Rede vom 25.04.2001 des Vorsitzenden des Deutschen Kulturrates anläßlich des Internationalen Tags des Urheberrecht, http://www.kulturrat.de/publik/presse25-04-01.htm
Gibson, Christopher
WIPO Internet Copyright Treaties Coming Into Force In CRi 1/2002, 25 Zit: Gibson, WIPO Internet Copyright Treaties Coming Into Force, CRi 2002, Seite/Seite
Gieseke, Ludwig
Die geschichtliche Entwicklung des deutschen Urheberrechts 1. Auflage, Göttingen, 1957 Zit: Gieseke, Die geschichtliche Entwicklung des deutschen Urheberrechts, Seite
Glaser, Peter
24 Stunden im 21. Jahrhundert 1. Auflage, Köln, 1996 Zit: Glaser, 24 Stunden im 21. Jahrhundert, Seite
Haedicke, Maximilian
Urheberrecht und Internet im Überblick In Jura 2000, Seite 449. Zit: Haedicke, Urheberrecht und Internet im Überblick, Jura 2000, Seite/Seite
Hänel, Frederike
Napster und Gnutella – Probleme bei der Übetragung von MP3Dateien nach deutschem Urheberrecht JurPC Web-Dok 245/2000 http://www.jurpc.de/aufsatz/20000245.htm Zit: Hänel, Napster und Gnutella, JurPC Web-Dok 245/2000, Absatz
Haberstumpf, Helmut
Handbuch des Urheberrechts 1 Auflage, Neuwied/Kriftel/Berlin, 1996 Zit: Haberstumpf, Handbuch des Urheberrechts, Randnummer
Haller, Albrecht
Music on demand – Internet, Abrufdienste und Urheberrecht 2. Auflage, Wien, 2001 Zit: Haller, Music on demand, Seite
Haller, Albrecht
Österr. Justizministerium: Entwurf für Zugangskontrollgesetz In MMR 5/2000, XI. Zit: Haller, Österr. Justizministerium: Entwurf für Zugangskontrollgesetz, MMR 2000, Seite
DANIEL GUTMAN
LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – XII
Harke, Dietrich
Urheberrecht – Fragen und Antworten 1. Auflage, Köln/Berlin/Bonn/München, 1997 Zit: Harke, Urheberrecht, Seite
Hawking, Stephen
Das Universum in der Nußschale 2. Auflage, Hamburg, 2001 Zit: Hawking, Das Universum in der Nußschale, Seite
Herzog, Roman
Engagement für den Schutz der kulturellen Vielfalt Grußwort des Bundespräsidenten der BRD anläßlich der 41. CISAC-Konferenz In JurPC Web-Dok. 155/1998 http://www.jurpc.de/aufsatz/19980155.htm Zit: Herzog, Engagement für den Schutz der kulturellen Vielfalt, JurPC Web-Dok. 155/1998, Absatz
Hildebrandt, Ulrich
Die Strafvorschriften des Urheberrechts 1. Auflage, Berlin, 2001 Zit: Hildebrandt, Die Strafvorschriften des Urheberrechts, Seite
Hoeller, Boris
Teledienstegesetz – Onlinepraxiskurzkommentar Stand 05.05.2002 Zit: Hoeller, Teledienstegesetz – Onlinepraxiskurzkommentar, § 4 TDG, http://teledienstegesetz.info/lese.asp?4, Seite.
Hoeren, Thomas
Überlegungen zum Entwurf des Gesetzes zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft In Skript der Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin am 26.04.2002 zum Thema Digitales Urheberrecht, Seite 23 Zit: Hoeren, Überlegungen zum Entwurf des Gesetzes zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft, Skript der Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin am 26.04.2002 zum Thema Digitales Urheberrecht, Seite/Seite
Hoeren, Thomas
Entwurf einer EU-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft In MMR 9/2000, 515 Zit: Hoeren, Entwurf einer EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, Seite/Seite
Hoeren, Thomas
Rechtsfragen des Internets – Ein Leitfaden für die Praxis 1. Auflage, Köln, 1998 Zit: Hoeren, Rechtsfragen des Internets, Seite
Hoeren, Thomas
Multimedia als noch nicht bekannte Nutzungsart In CR 12/1995, 710 Zit: Hoeren, Multimedia als noch nicht bekannte Nutzungsart, CR 12/1995, Seite/Seite
Hoeren, Thomas u. Sieber, Ulrich
Handbuch Multimedia-Recht - Rechtsfragen des elektronischen Geschäftsverkehrs 1. Auflage, München, 1999 Zit: Hoeren/Sieber - Bearbeiter, Handbuch Multimedia-Recht, Kapitel, Randnummer
DANIEL GUTMAN
LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – XIII
Hoffmann, Helmut
Die Entwicklung des Internet-Rechts In NJW 01/2001, Seite 3 Zit: Hoffmann, Die Entwicklung des Intenet-Rechts, NJW 2001, Seite/Seite
Hoffmann, Helmut
Anmerkung zum Urteil LG München I In MMR 07/2000, Seite 434 Zit: Hoffmann, Anmerkung zum Urteil LG München I – 7 O 3625/98 -, MMR 7/2000, Seite/Seite
Hubmann, Heinrich u. Rehbinder, Manfred
Urheber- und Verlagsrecht 8. Auflage, München, 1995 Zit: Hubmann/Rehbinder, Urheber- und Verlagsrecht, §
IFPI – Internat. Federation of Jahreswirtschaftsbericht 2001 the Phonographic Industry der Deutschen Landesgruppe der IFPI e.V. http://www.ifpi.de/jb/2002 Zit: IFPI, Jahreswirtschaftsbericht 2001, http://www.ifpi.de/jb/2002/Seite, Seite IPRC - International Planning & Research Corporation
2001 Global Software Piracy Report http://www.bsa.org/resources/2002-06-10.130.pdf Zit: IPRC, 2001 Global Software Piracy Report, Seite
IPRC - International Planning & Research Corporation
1999 Global Software Piracy Report http://www.bsa.org/usa/globallib/piracy/1999_piracy_stats.pdf Zit: IPRC, 1999 Global Software Piracy Report, Seite
Jaeger, Till
Auswirkungen der EU-Urheberrechtsrichtlinie auf die Regelungen des Urheberrechtsgesetzes für Software In CR 4/2002, 309 Zit: Jaeger, Auswirkungen der EU-Urheberrechtsrichtlinie auf die Regelungen des Urheberrechtsgesetzes für Software, CR 4/2002, Seite/Seite
Jehoram, Herman Cohen
Einige Grundsätze zu den Ausnahmen im Urheberrecht, In GRURInt 10/2001, 807 Zit: Jehoram, Einige Grundsätze zu den Ausnahmen im Urheberrecht, GRURInt 10/2001, Seite/Seite
Junker, Markus
Anwendbares Recht und internationale Zuständigkeit bei Urheberrechtsverletzungen im Internet 1. Auflage, Kassel, 2002 Zit: Junker, Anwendbares Recht und internat. Zuständigkeit bei Urheberrechtsverletzungen im Internet, Seite
Kaeding, Nadja
Rechte und Pflichten des Urhebers bei Verwertung seines Werkes im Internet Dissertation, 1. Auflage, Berlin, 1998 Zit: Kaeding, Rechte und Pflichten des Urhebers bei Verwertung seines Werkes im Internet, Seite
Kiesel, Helmuth u. Münch, Paul
Gesellschaft und Literatur im 18. Jahrhundert. Voraussetzung und Entstehung des Literarischen Marktes in Deutschland 1. Auflage, München, 1977 Zit: Kiesel/Münch, Gesellschaft und Literatur im 18. Jahrhundert, Seite
DANIEL GUTMAN
LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – XIV
Kinzler, Andreas
Internet und Internet-Dienste http://informatik.tu-darmstadt.de/VS/Lehre/WS95-96 /Proseminar/akinzler Zit: Kinzler, Internet und Internet-Dienste, Kapitel
Klett, Alexander
Urheberrecht im Internet aus deutscher und amerikanischer Sicht 1. Auflage, Baden-Baden, 1998 Zit: Klett, Urheberrecht im Internet, Seite
Klippel, Diethelm
Die Idee des geistigen Eigentums in Naturrecht und Rechtsphilosophie des 19. Jahrunderts In: Elmar Wadle, Historische Studien zum Urheberrecht in Europa 1. Auflage, Berlin, 1993 Zit: Klippel in Wadle, Die Idee des geistigen Eigentums in Naturrecht und Rechtsphilosophie des 19. Jhrhunderts, Seite
Koch, Frank A.
Zur Regelung der Online-Übermittlung von Datenbanken und Datenbankwerken im Diskussionsentwurf zum Fünften Urheberrechtsänderungsgesetz In ZUM 11/2001, 839 Zit: Koch, Zur Regelung der Online-Übermittlung von Datenbanken und Datenbankwerken, ZUM 2001, Seite/Seite
Koch, Frank A.
Grundlagen des Urheberrechtsschutzes im Internet und in OnlineDiensten In GRUR 1997, 417 Zit: Koch, Grundlagen des Urheberrechtsschutzes im Internet und in Online-Diensten, GRUR 1997, Seite/Seite
Koehler, Philipp
Der Erschöpfungsgrundsatz des Urheberrechts im Online-Bereich 1. Auflage, München, 2000 Zit: Koehler, Der Erschöpfungsgrundsatz des Urheberrechts im Online-Bereich, Seite
Koeve, Dieter
Urheberrecht im Internet http://www.raekoeve.de/Urheb.htm Zit: Koeve, Urheberrecht im Internet, Seite
Krempl, Stefan
IT-Branche verschärft Lobbying für Kopierschutzsysteme http://www.heise.de/newsticker/data/jk-11.12.01-001 Zit: Krempl, IT-Branche verschärft Lobbying für Kopierschutzsysteme, http://www.heise.de/newsticker/data/jk11.12.01-001, Seite
Krempl, Stefan
Datenschützer warnen Urheberrechtsindustrie http://www.heise.de/newsticker/data/jk-27.08.01-006 Zit: Krempl, Datenschützer warnen Urheberrechtsindustrie, http://www.heise.de/newsticker/data/jk-27.08.01-006, Seite
Krempl, Stefan
Der Musikindustrie droht ein neues Fiasko im Internet http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/musik/11338/1.html Zit: Krempl, Der Musikindustrie droht ein neues Fiasko im Internet, http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/musik/11338/1.html, Seite
DANIEL GUTMAN
LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – XV
Krempl, Stefan
Napster & Co.: Kopierschutz vs. Nutzerfreundlichkeit http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/musik/11694/1.html Zit: Krempl, Napster & Co. Kopierschutz vs. Nutzerfreundlichkeit, http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/musik/11694/1.html, Seite
Kröger, Detlef
Informationsfreiheit und Urheberrecht 1. Auflage, München, 2002 Zit: Kröger, Informationsfreiheut und Urheberrecht, Seite
Kröger, Detlef
Enge Auslegung von Schrankenbestimmungen – wie lange noch? In MMR 1/2002, Seite 18 Zit: Kröger, Enge Auslegung von Schrankenbestimmungen – wie lange noch?, MMR 2002, Seite/Seite
Kröger, Detlef
Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft – Bestandsaufnahme und kritische Bewertung In CR 5/2001, Seite 316 Zit: Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, Seite/Seite
Krol, Ed
Die Welt des Internets 1. Auflage, Bonn, 1995 Zit: Krol, Die Welt des Internets, Seite
Kucsko, Guido
Österreichisches und europäisches Urheberrecht 4. Auflage, Wien, 1996 Zit: Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, Seite
Kühne, Uta
Schutz vor multimedialem Raubbau http://www.firstsurf.com/kuehne3.htm Zit: Kühne, Schutz vor multimedialem Raubbau, http://www.firstsurf.com/kuehne3.htm, Seite
Kuhlen, Rainer
Über die Möglichkeit eines informationsehtischen Diskurses über geistiges Eigentum in der Informationsgesellschaft und der Chancen der Umsetzung seiner Argumente in politisch-rechtliche Kodifizierungen In Skript der Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin am 26.04.2002 zum Thema Digitales Urheberrecht, Seite 33 Zit: Kuhlen, Über die Möglichkeit eines informationsethischen Diskurses über geistiges Eigentum, Skript der Tagung der HeinrichBöll-Stiftung in Berlin am 26.04.2002 zum Thema Digitales Urheberrecht, Seite/Seite
Laga, Gerhard
Internet im rechtsfreien Raum? http://www.juridicum.at/forschung/laga/dissertation/ sowie http://www.laga.at/Dissertation/ Zit: Laga, Internet im rechtsfreien Raum?, Internetadresse, Seite
Lehmann, Michael u. Tucher, Tobias von
Urheberrechtlicher Schutz von multimedialen Webseiten In CR 1999, Seite 700ff Zit: Lehmann/von Tucher, Urheberrechtlicher Schutz von multimedialen Webseiten, CR 1999, Seite/Seite
DANIEL GUTMAN
LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – XVI
Leistner, Matthias
Anmerkung zum Urteil des OLG Düsseldorf – 20 U 85/98 – vom 29.06.1999 In CR 2000, 187 Zit: Leistner, Anmerkung zum Urteil des OLG Düsseldorf – 20 U 85/98 – vom 29.06.1999, CR 2000, Seite/Seite
Leupold, Andreas u. Demisch, Dominik
Bereithalten von Musikwerken zum Abruf in digitalen Netzen In ZUM 2000, 379 Zit: Leupold/Demisch, Bereithalten von Musikwerken zum Abruf in digitalen Netzen, ZUM 5/2000, Seite/Seite
Lewinski, Silke von
Die Multi-Media Richtlinie, Der EG-Richtlinienvorschlag zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft In MMR 1998, 115 Zit: v. Lewinski, Die Multi-Media Richtlinie, MMR 1998, Seite/Seite
Linnenborn, Oliver
Update: Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft In K&R 8/2001, Seite 394 Zit: Linnenborn, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, K&R 2001, Seite/Seite
Loewenheim, Ulrich
Urheberrechtliche Probleme bei Multimediaanwendungen In GRUR 11/1996, 830. Zit: Loewenheim, Urheberrechtliche Probleme bei Multimediaanwendungen, GRUR 11/1996, Seite/Seite
Loewenheim, Ulrich u. Koch, Frank A.
Praxis des Online-Rechts 1. Auflage, Weinheim, 1998 Zit: Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, Seite
Marly, Jochen
Rechtsschutz für technische Schutzmechanismen geistiger Leistungen In K&R 1999, 106 Zit: Marly, Rechtsschutz für technische Schutzmechanismen geistiger Leistungen, K&R 1999, Seite/Seite
Marly, Jochen
Computerrecht, Textsammlung mit Einführung 1. Auflage, München, 1994 Zit: Marly, Computerrecht, Einführung, Seite
Medwenitsch, Franz u. Schanda, Reinhard
Download von MP3-Dateien aus dem Internet – Private Vervielfältigung und rechtmäßig erstellte Vorlage http://www.sattler.co.at/pdf/fsdittrich.pdf (sowie erschienen in Ein Leben für Rechtskultur, Festschrift Robert Dittrich, 1.Auflage, Wien, 2000) Zit: Medwenitsch/Schanda, Download von MP3-Dateien aus dem Internet, http://sattler.co.at/pdf/fsdittrich.pdf, Seite
Melichar, Ferdinand
Urheberrecht in Theorie und Praxis 1. Auflage, Tübingen, 1999 Zit: Melichar, Urheberrecht in Theorie und Praxis, Seite
Melichar, Ferdinand
Virtuelle Bibliotheken und Urheberrecht In CR 1995, 756 Zit: Melichar, Virtuelle Bibliotheken und Urheberrecht, Seite/Seite
DANIEL GUTMAN
LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – XVII
Metzer, Axel u. Kreutzer, Till
Richtlinie zum Urheberrecht in der „Informationsgesellschaft“ Privatkopie trotz technischer Schutzmaßnahmen? In MMR 3/2002, Seite 139 Zit: Metzer/Kreutzer, Richtlinie zum Urheberrecht in der „Informationsgesellschaft“, MMR 3/2002, Seite/Seite
Möhring, Philipp u. Nicolini, Käte
Urheberrechtsgesetz - Kommentar 2. Auflage, München, 2000 Zit: Möhring/Nicolini - Bearbeiter, Urheberrechtsgesetz, §, Randnummer
Mönkemöller, Lutz
Moderne Freibeuter unter uns? – Internet, MP3 und CD-R als GAU für die Musikbranche! In GRUR 2000, 663. Zit: Mönkemöller, Moderne Freibeuter unter uns?, GRUR 2000, Seite/Seite
Monadjemi, Peter
PC-Programmierung in Maschinensprache 2. Auflage, Haar bei München, 1991. Zit: Monadjemi, PC-Programmierung in Maschinensprache, Seite
Networds.de
Das Internet Wörterbuch http://www.networds.de Zit: networds.de, Das Internet-Wörterbuch, URL
Neuber, Michael
Arten der Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke im Internet http://www.rewi.hu-berlin.de/ Lehrstuehle/Paulus/Seminararbeit3/kapitel3.htm Zit: Neuber, Arten der Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke im Internet, Seite
Nordemann, Axel u. Nordemann, Jan B. u. Czychowski, Christian
Die Entwicklung der Gesetzgebung und Rechtsprechung zum Urheberrecht in den Jahren 1998 und 1999 In NJW 2000, Seite 620. Zit: Nordemann/Nordemann/Czychowski, Die Entwicklung der Gesetzgebung und Rechtsprechung zum Urheberrecht in den Jahren 1998 und 1999, NJW 2000, Seite/Seite
Nordemann, Axel u. Goddar, Heinz u. Tönhardt, Marion u. Czychowski, Christian
Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht im Internet In CR 1996, Seite 645 Zit: Nordemann/Goddar/Tönhardt/Czychowski, Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht im Internet, CR 1996, Seite/Seite
NUA.com
NUA Internet Surveys http://www.nua.com/surveys Zit: NUA.com, Internet Surveys, URL
NUA.com
NUA ANALYSIS http://www.nua.com/surveys/analysis Zit: NUA.com, Internet Surveys, URL
Palandt, Otto
Bürgerliches Gesetzbuch 61. Auflage, München, 2002 Zit: Palandt-Bearbeiter, BGB, §, Randnummer
DANIEL GUTMAN
LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – XVIII
Petran, Wolfgang
Wissen im Wandel – Die Entwicklung zur Wissensgesellschaft http://www.konnetti.de/das_thema/wissensgesellschaft/ wissensgesellschaft.htm Zit: Petran, Wissen im Wandel, Seite
Platena, Thomas
Das Lichtbild im Urheberrecht – gesetzliche Regelung und technische Weiterentwicklung 1. Auflage, Frankfurt am Main/Berlin/Bern/New York/Paris/Wien, 1998 Zit: Platena, Das Lichtbild im Urheberrecht, Seite
Plöckinger, Oliver
Der Erschöpfungstatbestand des § 16 Abs. 3 des österreichischen Urheberrechtsgesetzes und seine Vereinbarkeit mit den europarechtlichen Vorgaben In GRUR Int. 2002, Seite 479. Zit: Plöckinger, Der Erschöpfungstatbestand des § 16 III öUrhG, GRUR Int. 2002, Seite/Seite
Plöckinger, Oliver
Zur Frage der Erschöpfung im Urheberrecht In MR 03/1999, Seite 153. Zit: Plöckinger, Zur Frage der Erschöpfung im Urheberrecht, MR 1999, Seite/Seite
Poll, Günter
Anmerkung zum BGH-Urteil – I ZR 335/98 – v. 5.7.2001, In CR 03/2002, 78 Zit: Poll, Anmerkung zum BGH-Urteil – I ZR 335/98 – v. 5.7.2001, Seite/Seite
Püschel, Heinz
Urheberrecht – eine Einführung in das Urheberrecht mit dem TRIPS-Abkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums 1. Auflage, Freiburg/Berlin, 1997 Zit: Püschel, Urheberrecht, Seite
Raubenheimer, Andreas
Beseitigung/Umgehung eines technischen Programmschutzes nach UrhG und UWG In CR 1996, Seite 69. Zit: Raubenheimer, Beseitigung/Umgehung eines technischen Programmschutzes nach UrhG und UWG, CR 1996, Seite/Seite
Raubenheimer, Andreas
Vernichtungsanspruch gem. § 69f UrhG In CR 1994, Seite 129. Zit: Raubenheimer, Vernichtungsanspruch nach § 69f UrhG, CR 1994, Seite/Seite
Rehbinder, Manfred
Urheberrecht 11. Auflage, München, 2001 Zit: Rehbinder, Urheberrecht, Randnummer
Rehbinder, Manfred
Die urheberrechtlichen Verwertungsrechte nach der Erfindung des Vermietrechts In ZUM 1996, Seite 349. Zit: Rehbinder, Die urheberrechtlichen Verwertungsrechte nach der Erfindung des Vermietrechts, ZUM 1996, Seite/Seite
DANIEL GUTMAN
LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – XIX
Reinbothe, Jörg
Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie in deutsches Recht In ZUM 1/2002, Seite 43 Zit: Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, Seite/Seite
Reinbothe, Jörg
Die EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft In GRUR Int 8/2001, Seite 733 Zit: Reinbothe, Die EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int 8/2001, Seite/Seite
Ritzinger, Wolfgang
Urheberrecht in der Informationsgesellschaft aus technischer, juristischer und organisatorischer Sicht (Diplomarbeit TU-Wien) http://opossum.rat.at/~aargon/urhre/urhre-20010516.printversionbw-2page.pdf Zit: Urheberrecht in der Informationsgesellschaft http://opossum.rat.at/~aargon/urhre/urhre-20010516.printversionbw-2page.pdf, Seite
Rosén, Jan
Urheberrecht und verwandte Schutzrechte in der Informationsgesellschaft – Zur Umsetzung der EG-Richtlinie 2001/29/EG in den nordischen Ländern In GRURInt 2002, Seite 195 Zit: Rosén, Urheberrecht und verwandte Schutzrechte in der Informationsgesellschaft, GRURInt 2002, Seite/Seite
Roßnagel, Alexander
Weltweites Internet – globale Rechtsordnung In MMR 2/2002, Seite 67 Zit: Roßnagel, Weltweites Internet – globale Rechtsordnung, MMR 2/2002, Seite/Seite
Schack, Haimo
Urheber- und Urhebervertragsrecht 2. Auflage, Tübingen, 2001 Zit: Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, Randnummer
Schack, Haimo
Urheberrechtliche Gestaltung von Websites unter Einsatz von Links und Frames In MMR 01/2001, Seite 9 Zit: Schack, Urheberrechtliche Gestaltung von Websites, Seite/Seite
Schaefer, Martin
Hindernisse auf dem Weg zu einem legalen Online-Musikmarkt http://www.sicherheit-im-internet.de/themes/print.phtml?ttid=39 &tdid=437&page=0 Zit: Schaefer, Hindernisse auf dem Weg zu einem legalen OnlineMusikmarkt, http://www.sicherheit-iminternet.de/themes/print.phtml?ttid=39&tdid=437&page=0, Seite
Schricker, Gerhard
Urheberrecht: Kommentar 2. Auflage, München, 1999 Zit: Schricker – Bearbeiter, Urheberrecht, §, Randnummer
Schricker, Gerhard u. Dreier, Thomas u. Katzenberger, Paul u. Lewinski, Silke von
Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft 1. Auflage, Baden-Baden, 1997 Zit: Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, Seite
DANIEL GUTMAN
LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – XX
Schuster, Fabian u. Müller, Ulf
Entwicklung des Internet- und Multimediarechts von Juli 2000 bis Juni 2001 In MMR Beilage 07/2001 Zit: Schuster/Müller, Entwicklung des Internet- und Multimediarechts 2001, MMR Beilage 07/2001, Seite
Schuster, Fabian u. Müller, Ulf
Entwicklung des Internet- und Multimediarechts von Januar 1999 bis Juni 2000 In MMR Beilage 10/2000 Zit: Schuster/Müller, Entwicklung des Internet- und Multimediarechts 2000, MMR Beilage 10/2000, Seite
Schwarz, Mathias
Urheberrecht und unkörperliche Verbreitung multimedialer Werke In GRUR 1996, Seite 836. Zit: Schwarz, Urheberrecht und unkörperliche Verbreitung multimedialer Werke, GRUR 1996, Seite/Seite
Schwarz, Mathias
Recht im Internet Loseblattsammlung Stand 12/1996, Stadtbergen, 1996 Zit: Schwarz, Recht im Internet, Kapitel, Seite
Schweikhardt, Eva
Urheberrecht im Internet – Die rechtlichen Grundlagen http://www.rewi.hu-berlin.de/ Lehrstuehle/Paulus/Seminararbeit3/kapitel1.htm Zit: Schweikhardt, Urheberrecht im Internet, Seite
Sieber, Ulrich
Verantwortlichkeit im Internet 1. Auflage, München, 1999 Zit: Sieber, Verantwortlichkeit im Internet, Randnummer
Spindler, Gerald
Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet In JZ 2/2002, Seite 60 Zit: Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, Seite/Seite
Spindler, Gerald
Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft In GRUR 2/2002, Seite 105 Zit: Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, Seite/Seite
Stetter, Christian
XML – Schlüssel zur Wissensgesellschaft http://www.semantics.de/specials/publikationen/wissensgesellschaft Zit: Stetter, XML – Schlüssel zur Wissensgesellschaft, Seite
Strömer, Tobias H.
Online-Recht – Rechtsfragen im Internet 3. Auflage, Heidelberg, 2002 Zit: Strömer, Online-Recht, Seite
Strunk, Günther
Umstellung des Vertriebes auf das Internet – Betriebswirtschaftliche Motive und steuerliche Konsequenzen Kommunikation und Recht, Heft 4/2001, Seite 190ff. Zit: Strunk, Umstellung des Vertriebes auf das Internet, Seite
DANIEL GUTMAN
LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – XXI
SWOL
SWOL – Internetglossar http://www.swol.de/kategorie/computer_co/internetglossar/ m.html. Zit: SWOL, Internetglossar, SWOL – Internetglossar, http://www.swol.de/kategorie/computer_co/internetglossar/m.html
Tonninger, Bernhard
Copyright und Urheberrecht im Internet 1. Auflage, Graz, 1998 Zit: Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, Seite
Ulmer, Eugen
Urheber- und Verlagsrecht 3. Auflage, Berlin/Heidelberg/New York, 1980 Zit: Ulmer, Urheber- und Verlagsrecht, Seite
Vorbeck, Markus
Die Job-Strategie Ideen für Berufseinsteiger, High Potentials und Jung-Manager 1. Auflage, München, 2001 Zit: Vorbeck, Die Job-Strategie, Seite
Waldenberger, Arthur
Zur zivilrechtlichen Verantwortlichkeit für Urheberrechtsverletzungen im Internet In ZUM 1997, 176 Zit: Waldenberger, Zur zivilrechtlichen Verantwortlichkeit für Urheberrechtsverletzungen im Internet, ZUM 1997, Seite/Seite
Walter, Michel M.
Rechtliche Aspekte der Beschaffung und des Betriebs von EDVSystemen – Teil I Schutz von Computerprogrammen (Skriptum zur Lehrveranstaltung Blocher/Walter W/S 2000/2001 http://fgr.wu-wien.ac.at/INSTITUT/PR/Radl/Walter.pdf Zit: Walter, Schutz von Computerprogrammen, http://fgr.wuwien.ac.at/INSTITUT/PR/Radl/Walter.pdf, Seite
Walter, Michel M.
Anmerkung zum Urteil OGH – 4 Ob 224/00w – In MR 06/2000, 377 Zit: Walter, Anmerkung zum Urteil OGH – 4 Ob 224/00w –, MR 06/2000, Seite/Seite
Walter, Michel M.
Anmerkung zum Urteil OGH – 4 Ob 30/00s – In MR 04/2000, 252 Zit: Walter, Anmerkung zum Urteil OGH – 4 Ob 30/00s –, MR 04/2000, Seite/Seite
Walter, Michel M.
Anmerkung zum Urteil OGH – 4 Ob 77/00b – In MR 03/2000, 171 Zit: Walter, Anmerkung zum Urteil OGH – 4 Ob 77/00b –, MR 03/2000, Seite/Seite
Walter, Michel M.
Anmerkung zum Urteil OGH – 4 Ob 345/98h – In MR 02/1999, 94 Zit: Walter, Anmerkung zum Urteil OGH – 4 Ob 345/98h –, MR 02/1999, Seite/Seite
Walter, Michel M.
Zur urheberrechtlichen Einordnung der digitalen Werkvermittlung In MR 03/1995, Seite 125 Zit: Walter, Zur urheberrechtlichen Einordnung der digitalen Werkvermitllung, MR 03/1995, Seite/Seite
DANIEL GUTMAN
LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – XXII
Walter, Michel M.
Das Diskriminierungsverbot nach dem EWR-Abkommen und das österreichische Urheber- und Leistungsschutzrecht In MR 02/1994, 101 Zit: Walter, Das Diskriminierungsverbot nach dem EWRAbkommen, MR 02/1995, Seite/Seite
Walter, Michel M.
Werkverwertung in körperlicher Form – Vervielfältigung und Verbreitung des Werkes In MR 03/1990, 112 Zit: Walter, Werkverwertung in körperlicher Form, MR 03/1990, Seite/Seite
Wand, Peter
Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht 1. Auflage, München, 2001 Zit: Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, Seite
Wave Systems
Trusted Client – The Strategic New Building Block of the Digital Economic http://www.wave.com/technology/trust_client.html Zit: Wave Systems, Trusted Client, http://www.wave.com/technology/trust_client.html
Wave Systems
EMBASSY Trust System http://www.wave.com/technology/ets.html Zit: Wave Systems, EMBASSY Trust System, http://www.wave.com/technology/ets.html
Weinknecht, Jürgen
Rechtslage bei MP3-Daten http://www.weinknecht.de/MP3.HTM Zit: Weinknecht, Rechtslage bei MP3-Daten, URL
Weinknecht, Jürgen u. Bellinghausen, Iris
Multimedia-Recht für Autoren, Produzenten und Nutzer 1. Auflage, Heidelberg, 1997 Zit: Weinknecht/Bellinghausen, Multimedia-Recht, Seite
Wenning, Rigo
Das Internet – ein Rechtsfreier Raum? JurPC Web-Dok 16/1997 http://www.jurpc.de/aufsatz/19970016.htm Zit: Wenning, Das Internet – ein rechtsfreier Raum?, JurPC WebDok. 16/1997, Absatz
Wiedenbauer, Martin
Urheberrechtsschutz von Multimediaprodukten 1. Auflage, Wien, 1998 Zit: Wiedenbauer, Urheberrechtsschutz von Multimediaprodukten, Seite
Wiederhold, Steffen
Urhebervertragsrechtliche Grenzen der Verwertung geschützter Werke im Internet JurPC Web-Dok 29/1999 http://www.jurpc.de/aufsatz/19990029.htm Zit: Wiederhold, Urhebervertragsrechtliche Grenzen der Verwertung geschützter Werke im Internet, JurPC Web-Dok 29/1999, Absatz
DANIEL GUTMAN
LITERATURVERZEICHNIS
DISSERTATION – XXIII
World Socialist Web Site
AOL übernimmt Time Warner http://wsw.org/de/2000/aol-j27_prn.html. Zit: World Socialist Web Site, AOL übernimmt Time Warner, URL, Seite
Zakon, Robert H.
Hobbes‘ Internet Timeline, Web-Statistiken http://www.zakon.org/robert/internet/timeline/ Zit: Zakon, Hobbes‘ Internet Timeline, URL
Zahrt, Michael
Cyberbusiness, Urheber- und Wettbewerbsrecht – Bestandsaufnahme und Praxisüberblick In K&R, 02/2001, Seite 65ff. Zit: Zahrt, Cyberbusiness, Urheber- und Wettbewerbsrecht, K&R 2/2001, Seite/Seite
Zahrt, Michael
Der urheberrechtliche Schutz digitaler Printmedien 1. Auflage, Frankfurt am Main, 1999 Zit: Zahrt, Der Urheberrechtliche Schutz digitaler Printmedien, Seite
Zanger, Georg
Urheberrecht und Leistungsschutz im digitalen Zeitalter 1. Auflage, Wien, 1996 Zit: Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, Seite
Zankl, Wolfgang
Online-Handbuch für E-Commerce- und Internetrecht http://www.e-zentrum.at/handbuch/pdf/textinternet21s.pdf (Übersicht: http://www.e-zentrum.at/handbuch/buch-cont.htm) Zit: Zankl, E-Commerce- und Internetrecht, Seite
Zankl, Wolfgang
Kommentar zum E-Commerce-Gesetz 1. Auflage, Wien, 2002 Zit: Zankl, E-Commerce-Gesetz, §, Seite
Zecher, Jan
Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie in deutsches Recht II Diskusssionsbericht der gleichlautenden Arbeitssitzung des Instituts für Urheber- und Medienrecht am 22. März 2002 In ZUM 6/2002, 451 Zit: Zecher, Die Umsetzung der EU_Urheberrechtsrichtlinie in deutsches Recht, ZUM 2002, Seite/Seite
Zietan, Urs
Das Ende des Foto-Film-Musik-Klauens In SPIEGEL ONLINE vom 05.04.2002 http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,190354,00.html Zit: Zietan, Das Ende des Foto-Film-Musik-Klauens, http://www.spiegel.de/Netzwelt/politik/0,1518,190354,00.html
DANIEL GUTMAN
INHALTSVERZEICHNIS
DISSERTATION – XXIV
INHALTSVERZEICHNIS A. AUSGANGSLAGE ...........................................................................................................................1 I. II. B.
EINLEITUNG ......................................................................................................................................1 PROBLEMSCHWERPUNKTE ................................................................................................................2 INTERNET – GLOBALE DIGITALE VERNETZUNG..............................................................4
I.
INTERNET – TECHNISCHE BETRACHTUNG ........................................................................................5 1. Aufbau des Netzes......................................................................................................................5 2. Kommunikationsprotokoll TCP/IP.............................................................................................6 3. Domains......................................................................................................................................7 4. WWW – World Wide Web ........................................................................................................8 5. Peer-to-peer-Netzwerke ..............................................................................................................9 6. Andere Internetdienste..............................................................................................................10 7. Datenübertragung im Internet - Browsing, Cacheing, Proxy-Server und Mirror-Sites............11 II. GESCHICHTE UND ENTWICKLUNG DES INTERNETS ........................................................................14 III. BEDEUTUNG DES INTERNETS ..........................................................................................................16 1. Wirtschaftliche Sicht ................................................................................................................16 2. Soziale und gesellschaftspolitische Sicht.................................................................................18 3. Potential - Zukunftsausblick.....................................................................................................19 C. I. II.
URHEBERRECHT IN ÖSTERREICH, DEUTSCHLAND UND DER EU .............................21
GRUNDGEDANKE DES URHEBERRECHTS ........................................................................................21 HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES URHEBERRECHTS .....................................................................23 1. Antike und Mittelalter ..............................................................................................................23 2. Erfindung des Buchdrucks .......................................................................................................23 3. Wandel im Zeitalter der Naturrechtslehre ................................................................................24 4. Annäherung Deutschlands, Österreichs und Europas im 20. Jahrhundert ...............................25 III. GRUNDZÜGE DES URHEBERRECHT IM ÖSTERREICHISCH-DEUTSCHEN VERGLEICH .......................27 1. Werk im Sinne des Urheberrechts............................................................................................27 2. Person des Urhebers .................................................................................................................29 3. Verwertungsrechte....................................................................................................................30 a) Verwertung in körperliche Form ..........................................................................................31 b) Verwertung in unkörperliche Form ......................................................................................33 c) Bearbeitung und Übersetzung ..............................................................................................34 4. Urheberpersönlichkeitsrecht.....................................................................................................34 5. Rechtsverkehr im Urheberrecht................................................................................................36 6. Schranken .................................................................................................................................39 a) Rechtspflege und öffentliche Sicherheit...............................................................................39 b) Vervielfältigung zum privaten und eigenen Gebrauch.........................................................39 c) Zitierfreiheit..........................................................................................................................42 d) Weitere Schranken................................................................................................................42 7. Dauer des Urheberrechtsschutzes.............................................................................................44 8. Anwendungsbereich des Urheberrechts ...................................................................................45 9. Vergleichsergebnis ...................................................................................................................46 IV. ÜBERBLICK ÜBER DIE VORGABEN DER EU IN DER INFO-RL .........................................................49
DANIEL GUTMAN
INHALTSVERZEICHNIS
DISSERTATION – XXV
1.
Verwertungsrechte....................................................................................................................50 a) Vervielfältigungsrecht ..........................................................................................................50 b) Recht der öffentlichen Wiedergabe und Zugänglichmachung .............................................50 c) Verbreitungsrecht und Erschöpfung.....................................................................................51 2. Schrankenbestimmungen..........................................................................................................51 a) Schranke des Art. 5 I Info-RL ..............................................................................................52 b) Schranke des Art. 5 II Info-RL .............................................................................................54 c) Weitere Schrankenbestimmungen ........................................................................................55 3. Sonstige Bestimmungen ...........................................................................................................55 D. URHEBERRECHT UND INTERNET – PRAXISORIENTIERTE BERÜHRUNGSPUNKTE UNTER BEACHTUNG ÖSTERREICHISCHEN UND DEUTSCHEN RECHTS SOWIE EU-RECHTLICHEN VORGABEN....................................56 I.
WERK UND WERKKATEGORIEN IM ONLINE-BEREICH ....................................................................58 1. Aktuelle Rechtslage in Österreich und Deutschland................................................................58 a) Digitale Schöpfung und Digitalisierung...............................................................................58 b) Multimedia-Werk .................................................................................................................60 2. Vorgaben der EU und Ergebnis................................................................................................62 II. URHEBERRECHTLICHE BETRACHTUNG DES ANBIETENS DIGITALER WERKE IM INTERNET ...........63 1. Aktuelle Rechtslage in Österreich und Deutschland................................................................63 a) Subsumtion unter Verbreitungsrecht....................................................................................63 b) Subsumtion unter Senderecht ...............................................................................................64 c) Subsumtion unter Vorführungs- bzw. Aufführungsrecht .....................................................66 d) Subsumtion unter Veröffentlichungsrecht............................................................................68 e) Vorliegen eines unbenannten Verwertungsrechts nahe der öffentlichen Wiedergabe.........69 f) Subsumtion unter Vervielfältigungsrecht.............................................................................72 (1) Betroffenheit des Vervielfältigungsrechts....................................................................72 (2) Rechtfertigung durch Genehmigung und Schrankenbestimmung ................................74 g) Vergleichs- und Zwischenergebnis ......................................................................................77 2. Vorgaben der EU......................................................................................................................78 3. Auswirkungen des EU-Rechts im Ergebnis .............................................................................78 III. URHEBERRECHTLICHE RELEVANZ DES ABRUFS DURCH DEN NUTZER UND DER TECHNISCHEN ÜBERMITTLUNG DIGITALER INHALTE MIT ZWISCHENSPEICHERUNG .............................................79 1. Aktuelle Rechtslage in Österreich und Deutschland................................................................79 a) Zurechnung der Handlungen ................................................................................................79 b) Betroffenheit des Vervielfältigungsrechts............................................................................80 (1) Maßstab der Werknutzungsmöglichkeit.......................................................................81 (2) Beachtung der freien Werknutzung..............................................................................82 (3) Beachtung der allgemeinen Anforderungen an die Schutzfähigkeit ............................84 (4) Zwischenergebnis der urheberrechtlichen Betroffenheit .............................................85 c) Konkludente Nutzungsbewilligung ......................................................................................85 (1) Abruf rechtmäßiger Werke...........................................................................................86 (2) Abruf offensichtlich unrechtmäßiger Werke................................................................86 (3) Abruf unbekannter unrechtmäßiger Werke ..................................................................88 d) Anwendbarkeit der Schrankenregelungen............................................................................88 (1) Anzahl der Vervielfältigungen .....................................................................................89
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INHALTSVERZEICHNIS
DISSERTATION – XXVI
(2) Anwendbarkeit bei rechtmäßigem Urstück ..................................................................89 (3) Anwendbarkeit bei unrechtmäßigem Urstück ..............................................................89 (4) Abruf von bekannten unrechtmäßigen Quellen............................................................91 (5) Abruf aus unbekannten Quellen ...................................................................................93 e) Vergleichs- und Zwischenergebnis ......................................................................................94 2. Vorgaben der EU......................................................................................................................95 a) Betroffenheit des Vervielfältigungsrechts............................................................................95 b) Schrankenregelung der Zwischenspeicherung nach Art. 5 I Info-RL ..................................96 (1) Flüchtig oder begleitender integraler und wesentlicher Teil eines technischen Verfahrens ....................................................................................................................96 (2) Rechtmäßige Nutzung nach Art. 5 I b) Info-RL ...........................................................97 (3) Übertragung in einem Netz nach Art. 5 I a) Info-RL ...................................................97 c) Schrankenregelung des privaten Gebrauchs nach Art. 5 II b) Info-RL ................................99 d) Sonstige Schrankenregelungen des Art. 5 Info-RL ..............................................................99 3. Auswirkung des EU-Rechts im Ergebnis .................................................................................99 IV. DIGITALE NUTZUNG – DOWNLOAD, AUSDRUCK UND BILDSCHIRMDARSTELLUNG.....................100 1. Aktuelle Rechtslage in Österreich und Deutschland².............................................................100 2. Vorgaben der EU und Ergebnis..............................................................................................101 V. INTERNET INTERNATIONAL – HERKUNFTSLANDPRINZIP UND KOLLISIONSRECHT .......................102 1. Allgemeine Regelungen der E-Commerce-RL.......................................................................102 2. Ausnahme für Urheberrecht ...................................................................................................102 3. Kollisionsregelung..................................................................................................................103 E.
URHEBERRECHTSVERLETZUNGEN IM INTERNET – EINE BESTANDSAUFNAHME............................................................................................................106
I. II. III. IV. F. I.
ARTEN DES URHEBERRECHTLICHEN MISSBRAUCHS ....................................................................106 UMFANG DES MISSBRAUCHS ........................................................................................................107 GRÜNDE FÜR HOHE VERLETZUNGSRISIKEN .................................................................................109 FOLGEN.........................................................................................................................................111 SCHUTZMÖGLICHKEITEN ....................................................................................................112
RECHTLICHE SCHUTZMÖGLICHKEITEN ........................................................................................112 1. Zivilrechtliche Ansprüche im deutsch-österreichischen Vergleich........................................112 a) Unterlassungsansprüche .....................................................................................................112 b) Beseitigungsansprüche .......................................................................................................113 c) Schadensersatzansprüche ...................................................................................................114 d) Anspruch auf verschuldensunabhängiges Entgelt ..............................................................115 e) Anspruch auf Auskunft und Rechnungslegung ..................................................................116 f) Urteilsveröffentlichung.......................................................................................................116 g) Sonstige Regelungen ..........................................................................................................116 2. Strafrechtliche Konsequenzen................................................................................................117 3. Vorgaben der EU....................................................................................................................118 II. TECHNISCHE SCHUTZMÖGLICHKEITEN ........................................................................................119 1. Grundgedanke und Ziel der Entwicklung...............................................................................119 2. Darstellung der derzeitig vorhandenen technischen Lösungsansätze und DRM-Produkte....119 a) Einzelne technische Ansätze ..............................................................................................120 (1) Digitale Wasserzeichen ..............................................................................................120
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INHALTSVERZEICHNIS
DISSERTATION – XXVII
(2) Verschlüsselung..........................................................................................................121 (3) Dongle/Hardwarelösung.............................................................................................121 b) DRM Systeme.....................................................................................................................122 (1) SDMI ..........................................................................................................................122 (2) DAS ............................................................................................................................122 (3) EMMS ........................................................................................................................123 (4) InterTrust ....................................................................................................................123 (5) Liquid Audio ..............................................................................................................123 (6) ContentGuard .............................................................................................................124 (7) Info2Clear...................................................................................................................124 (8) FileOpen .....................................................................................................................124 (9) EMBASSY Trust System ...........................................................................................125 (10) MEDIAFORCE ..........................................................................................................125 3. Probleme.................................................................................................................................126 III. RECHTLICHE FLANKIERUNG TECHNISCHER SCHUTZMÖGLICHKEITEN .........................................127 1. Vorgaben der EU....................................................................................................................127 a) Technische Maßnahmen iSd Art. 6 Info-RL ......................................................................128 b) Wirksamkeit der technischen Maßnahmen.........................................................................128 c) Umgehung...........................................................................................................................129 d) Vorbereitende Handlungen.................................................................................................129 e) Abgrenzung unrechtmäßige zu legitime Einsatzzwecke ....................................................130 f) Verhältnis Schrankenbestimmungen zu technischen Schutzmaßnahmen ..........................131 (1) Freiwillige Maßnahmen der Rechteinhaber ...............................................................132 (2) Staatliche Maßnahmen zur Schrankensicherung........................................................133 (a) Lösung über gerichtliche Durchsetzung der Schrankenregelung..........................134 (b) Lösung über Legitimierung eines Selbsthilferechts..............................................134 (c) Lösung über Einführung eines Bußgeldtatbestandes ............................................135 (3) Vorgabe der Kopienanzahl .........................................................................................136 (4) Schrankenbestimmungen bei vertraglichen interaktiven Diensten ............................136 g) Verhältnis Datenschutz zu technischer Schutzmöglichkeit................................................138 h) Informationen zur Rechtewahrnehmung ............................................................................138 i) Inhalt und Umfang der rechtlichen Sanktionen..................................................................139 j) Zwischenergebnis ...............................................................................................................140 2. Derzeitiger Stand in Österreich und Deutschland ..................................................................140 a) Computer-Richtlinie ...........................................................................................................140 b) Zugangskontrollrichtlinie ...................................................................................................141 c) Allgemeine urheberrechtliche Regelungen ........................................................................142 d) Sonstige Regelungen ..........................................................................................................143 G. PROBLEMORIENTIERTE UMSETZUNGSVORSCHLÄGE DER EU-VORGABEN IN DER INFO-RL IN NATIONALES ÖSTERREICHISCHES UND DEUTSCHES RECHT ..........................................................................................................................................144 I. II.
VERWERTUNGSRECHTE ................................................................................................................144 SCHRANKENBESTIMMUNGEN .......................................................................................................146 1. Ephemere Zwischenspeicherung ............................................................................................146 2. Privater und eigener Gebrauch ...............................................................................................147
DANIEL GUTMAN
INHALTSVERZEICHNIS
DISSERTATION – XXVIII
3. Ausgewählte sonstige Schrankenbestimmungen....................................................................149 4. Ausgleichsansprüche ..............................................................................................................150 III. TECHNISCHE SCHUTZMÖGLICHKEITEN UND DEREN RECHTLICHE FLANKIERUNG .......................154 IV. ALLGEMEINE SONSTIGE BESTIMMUNGEN ....................................................................................157 H. ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE ..........................................................................158
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A.
AUSGANGSLAGE
I.
EINLEITUNG
A. AUSGANGSLAGE
DISSERTATION – 1
Im Zuge der rasanten Ausbreitung des Internets finden eine Vielzahl traditioneller Offline-Dienste den Weg in die Online-Welt. Günstige Kostenstrukturen im Bereich Marketing, Vertrieb und teils sogar bei der Distribution, eine weltweite Erreichbarkeit rund um die Uhr und die Möglichkeit umfangreicher interaktiver Zusatzdienste verleihen einem Engagement von branchenerfahrenen Old-Economy Unternehmen wie auch von schnellen Internet-StartUps interessante Entwicklungsperspektiven. Den vielen Vorteilen einer Internet-Unternehmung stehen allerdings auch einige Schwierigkeiten gegenüber. Besonders problematisch ist oftmals der ungeklärte und somit unsichere rechtliche Rahmen der Aktivitäten. Alte und zumeist dem Wortlaut nach kaum anwendbare Gesetzeslagen und fehlende richterliche und gerade höchstrichterliche Rechtsprechung führen hier zu großer Rechtsunsicherheit. Aufgrund des meist multimedialen Inhalts spielt das Urheberrecht in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle. Das Urheberrecht, der grundlegende Schutz geistiger Schöpfungen, wird durch die technische Entwicklung mit neuen Werk- und Wirkformen konfrontiert, die erst einmal zu definieren und unter bestehende Regelungsbereiche zu subsumieren sind. Deutschland und Österreich bilden durch ihre hohe kulturelle Vergangenheit und ihre wirtschaftliche und politische Stellung einen wichtigen Kern im europäischen immateriell-rechtlichen Gefüge. Nicht zuletzt aufgrund der gleichen Sprache rücken Deutschland und Österreich in der EU besonders eng aneinander. Für geistige Schöpfungen gelten keine regionalen oder nationalen Grenzen. Publiziert wird nicht mehr in Umkreis Berlin oder Wien sondern über das Internet weltweit, zumindest ohne die Barriere der notwendigen Übersetzung im ganzen deutschsprachigen Raum. Solange es kein komplett vereinheitlichtes EU-weites Urheberrecht gibt – die Tendenzen gehen durch notwendige Umsetzungen von EU-Richtlinien in diese Richtung – ist eine genaue Betrachtung der nationalen Regelungen vorzunehmen. Durch die einfacheren und mit hoher Geschwindigkeit weltweiten Vervielfältigungsmöglichkeiten sind neue praxisrelevante Gesichtspunkte im Bereich der Nutzung aber auch des Missbrauchs entstanden. Der Ruf nach pragmatischen technischen und rechtlichen Schutzmöglichkeiten wird immer lauter.
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II.
A. AUSGANGSLAGE
DISSERTATION – 2
PROBLEMSCHWERPUNKTE
Diese Arbeit befasst sich mit den Grundzügen des österreichischen und deutschen Urheberrechts. Sie werden vergleichend nebeneinandergestellt und besonders aktuelle Fragen aus dem Internetbereich nach dem derzeitigen österreichischen und deutschen Stand der Literatur und Rechtsprechung sowie den EU-rechtlichen Bestimmungen betrachtet. Auf eventuelle Besonderheiten der dem Urheberrecht verwandten Schutzrechte, § 66 - § 80 öUrhG, § 70 - § 87e dUrhG, konnte aufgrund der Begrenzung des Umfangs dieser Arbeit nicht eingegangen werden. Zunächst wird in einem kurzen Überblick die Geschichte und Entwicklung des Internets, der technische Aufbau und die Bedeutung in wirtschaftlicher und gesellschaftspolitischer Hinsicht dargestellt. Im Anschluss folgen die Grundzüge des Urheberrechts – Grundgedanke, historische Entstehung und eine Übersicht des Urheberrechtsschutzes im österreichisch-deutschen Vergleich und der Regelung der EU-Richtlinie 2001/29/EG „zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft“ vom 22.05.20011. Nachfolgend wird eine Betrachtung ausgewählter Berührungspunkte zwischen Urheberrecht und Internet vorgenommen. Digitale Schöpfung und Digitalisierung, Anbieten von Inhalten im Internet, bei der Datenübertragung beteiligten Prozesse, unter anderem Übermittlung, Speicherung und Zwischenspeicherungen sowie die Nutzung digitaler Inhalte werden urheberrechtlich eingeordnet. Hierbei werden das österreichische und deutsche Urheberrecht vergleichend gegenübergestellt und die Auswirkungen der neusten EU-rechtlichen Bestimmungen, im Besonderen der Info-RL beachtet. Als nächsten Problemschwerpunkt behandelt diese Arbeit die in der Praxis rasant zunehmenden Zahl der Urheberrechtsverletzungen. Nach einer Bestandsaufnahme von Art und Umfang des vorhandenen Missbrauchs wird nach Gründen und Erklärungen für das hohe Verletzungsrisiko gesucht und die Folge in betriebs-, volkswirtschaftlicher und kultureller Hinsicht erfasst. Weiterer Schwerpunkt ist die Darstellung von rechtlichen und vor allem auch technischen Schutzmöglichkeiten und deren rechtlicher Flankierung. Durch die Umsetzungsvorgaben der InfoRichtlinie bis zum 22. Dezember 20022 stehen die nationalen Gesetzgeber hier vor erhöhtem Handlungsbedarf. Der technische und rechtliche Stand in Österreich und Deutschland wird analysiert und die Auswirkungen der Richtlinie abgeschätzt. Vorschläge zur Umsetzung der Info-RL in nationales Recht schließen die Arbeit zusammenfassend ab. Ziel dieser Arbeit und der Auswahl der Problemschwerpunkte ist ein praxisorientierter Ratgeber zu aktuellen urheberrechtlichen Fragen in Österreich und Deutschland und unmittelbar bevorstehenden
1
AblEG Nr. L 167 v. 22.06.2001, Seite 10ff; in Kraft getreten mit der Verkündung am 22.06.2001, nachfolgend als Info-RL angeführt. 2 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/20.
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A. AUSGANGSLAGE
DISSERTATION – 3
Änderungen durch EU-rechtliche Bestimmungen, im besonderen Hinblick auf Probleme der Informationsgesellschaft des Internets.
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B.
B. INTERNET - GLOBALE DIGITALE VERNETZUNG
DISSERTATION – 4
INTERNET – GLOBALE DIGITALE VERNETZUNG
Das Internet ist – anders als der Name suggeriert – kein festes abgeschlossenes Netzgebilde sondern vielmehr ein Zusammenschluss vieler Netze, die wiederum aus einer großen Anzahl Computern bestehen können3. Herzstück ist ein einheitliches Protokollsystem (TCP/IP4), welches den globalen Datenaustausch ermöglicht und die Grundlage für die verschiedensten Internetdienste, als Teil des weiten Begriffs der Dienste der Informationsgesellschaft, darstellt5. Weltweit können Millionen Menschen gleichzeitig über dieses Netz miteinander kommunizieren, E-Mails6 schreiben, Websites7 besuchen, Chatten8, sich in Foren9 austauschen, in virtuellen Shops e-Commerce10 betreiben, per Homebanking11 Geldgeschäfte erledigen und vieles mehr. Es gibt heute weltweit schätzungsweise 513,41 Mio. Menschen12, die das Internet nutzen und auf mehr als 30 Mio. Websites13 mit insgesamt mehr als 2,5 Mrd. Internetseiten14 zugreifen.
3
Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.1. Transmission Control Protocol/Internet Protocol. 5 Kinzler, Internet und Internet-Dienste, Kapitel 1. 6 E-Mails: elektronische Post, mit welcher Texte und Daten aller Art über das Internet versandt und in virtuellen Mailboxen empfangen werden; erkennbar an dem beinhalteten @ in der Adresse; s.a. networds.de, Das InternetWörterbuch, http://212.14.80.55/cgi-bin/n2dbi_sel_druck.pl?sword=email. 7 Website: Gesamtbezeichnung für die Internetpräsenz eines Anbieters, wobei alle Internetseiten, Bildschirmseiten, Dokumente und etwaige Download-Bereiche umfasst werden; s.a. networds.de, Das Internet-Wörterbuch, http://212.14.80.55/cgi-bin/n2dbi_sel_druck.pl?sword=site. 8 Chat: Dialog bei dem die Teilnehmer simultan und in Echtzeit sehen, was über die Tastatur eingegeben wird; s.a. networds.de, Das Internet-Wörterbuch, http://212.14.80.55/cgi-bin/n2dbi_sel_druck.pl?sword=chat. 9 Forum: Elektr. schwarze Bretter im Internet, in denen Nachrichten hinterlassen werden; s.a. networds.de, Das Internet-Wörterbuch, http://212.14.80.55/cgi-bin/n2dbi_sel_druck.pl?sword=forum. 10 eCommerce/Electronic commerce: elektronischer Handel, Überbegriff für alle geschäftlichen Transaktionen im Internet wie Bestellen und Bezahlen von Waren und Dienstleistungen im Internet. Online shops sind Internetseiten, auf denen der Kunde wie in einem Geschäft bzw. Versandhauskatalog Produkte ansehen und Bestellungen aufgeben kann.; s.a. networds.de, Das Internet-Wörterbuch, http://212.14.80.55/cgibin/n2dbi_sel_druck.pl?sword=electroniccommerce. 11 Homebanking: Bank- und Börsengeschäfte (Überweisungen tätigen, Kontoauszug einsehen, Aktien ordern), die über Eingabemasken vom Kunden direkt am eigenen PC von zu Hause aus eingegeben und über Internet abgewickelt werden.; s.a. networds.de, Das Internet-Wörterbuch, http://212.14.80.55/cgibin/n2dbi_sel_druck.pl?sword=homebanking. 12 Stand 8/2001; NUA.com, NUA Internet Surveys, http://www.nua.com/surveys/ how_many_online/world.html. 13 Stand Sommer 2001, Zakon, Hobbes‘ Internet Timeline, http://www.zakon.org/robert/ internet/timeline/Count_WWW.gif. 14 Stand August 2002, allein die Suchmaschine GOOGLE durchsucht 2,469,940,685 Internetseiten (Stand 15.08.2002), siehe www.google.de. 4
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B. INTERNET - GLOBALE DIGITALE VERNETZUNG
I.
INTERNET – TECHNISCHE BETRACHTUNG
1.
Aufbau des Netzes
DISSERTATION – 5
Stark vereinfacht ausgedrückt besteht das Internet aus Computern, die über ein Datennetz miteinander verbunden sind. Die beteiligten Computer erfüllen hierbei unterschiedliche Funktionen. Die anteilsmäßig größte Zahl der an das Internet angeschlossenen PCs entfällt auf Anwendercomputer, s.g. Hosts, in Form von privaten PCs oder geschäftlich genutzten Arbeitsplatzrechnern15. Diese Hosts sind wiederum über Computer mit der Bezeichnung Gateway bzw. Router mit der InternetAußenwelt verbunden16. Der Anschluss an einen Router kann entweder lokal (über ein local area network – LAN) oder über eine Fernverbindung (Daten-Fern-Übertragung – DFÜ) erfolgen. Die Router dienen als Kommunikationsschnittstelle zwischen verschiedenen Teilnetzen17 und leiten unter anderem die Daten zwischen Benutzeranwendungen der Hosts und Server-Anwendungen weiter18. Router verbinden einzelne Teilnetze und steuern die Datenweitergabe. Sie bilden funktionale Schnittstellen und Koordinierungsstellen und werden daher auch Gateways genannt. Ohne Router müsste jeder Computer mit jedem anderen verbunden sein, um Daten untereinander austauschen zu können.19 Dieses Vollvermaschung wäre bei der Größe des heutigen Internets völlig unmöglich.20 Große Unternehmen und Institutionen, z.B. Universitäten stellen eigene Router für die zugelassenen Nutzer bereit, kleinere Anwendernetze oder Privatbenutzer gelangen über einen Router eines gewerblichen Internet Service Providers (ISP), z.B. AOL, Jet2Web, T-Online ins globale Datennetz21. Die Verbindung zwischen Anwender-PC und ISP-Router erfolgt über eine Telefon-, DSL- (Digital Subscriber Line), Telekabel-, Satelliten- oder Funkverbindung, wobei der ISP für die Nutzung eine Gebühr erhebt, die sich entweder an der Nutzungszeit oder der transportierten Datenmenge bemißt. Einige Anbieter bieten auch pauschalierte nutzungsunabhängige Bereitstellungstarife, s.g. Flatrates an. Die ISP sind wiederum über Router in so genannten Netzzugangspunkten (NAPs / Network Acces Points) an sehr breitbandige22 Datenleitungen angeschlossen, die aufgrund der tragenden Bedeutung für
15
Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.1. Daub, IP – Das Internet-Protokoll, 4.2; Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.1. 17 Daub, IP – Das Internet-Protokoll, 4. 18 Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.1. 19 Ritzinger, Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, http://opossum.rat.at/~aargon/urhre/urhre20010516.printversion-bw-2page.pdf, 54. 20 Fatemenijad/Damjanovic, Routing im Internet, http://www.dayani.de/farbod/fh/skript/ Datenkommunikation/routing.htm, 1. 21 Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.3. 22 Durch optische Übertragungen in Glasfaserkabeln sind Übertragungsraten von 155 Mbit/s Standard und neuerdings sogar 1,6 Terrabit/s erreicht. 155 Mbit/s entsprechen etwa 10.000 DIN A4 Seiten pro Sekunde; 1,6 Terrabit/s entspicht 300 CDs pro Sekunde, ausführlich siehe: Dworschak, Der Rest ist Finsternis, SPIEGEL 24/2002, 188. 16
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B. INTERNET - GLOBALE DIGITALE VERNETZUNG
DISSERTATION – 6
das Funktionieren des Internets Backbones23 genannt werden. Eines von vielen solcher BackboneSysteme betreibt beispielsweise MCI in den USA24, KPNQwest25 oder UUNET. Über weitere Router mit der Funktion von Clearing-Stellen, so genannte MAEs (Metropolitan Area Exchanges)26 sind die Backbones und ISPs derart untereinander verknüpft, dass tatsächlich von einem Netz mit vielen parallelen Verzweigungen und Wegen gesprochen werden kann27. Einen zentralen Betreiber gibt es nicht.28 Stattdessen sind in der ISOC29, einer Art losen Interessensgemeinschaft, eine Vielzahl am Internet beteiligter Institutionen zusammengeschlossen. Der revolutionäre Unterschied des Internets zu allen anderen Kommunikationsnetzen ist das System des adaptiven Routings30. Die Verbindung zwischen zwei ans Netz angeschlossenen Computern erfolgt nicht über einen bestimmten, fest vorgegebenen Weg. Vielmehr werden die Daten in wenige Kilobyte große Pakete31 zerlegt und auf verschiedenen dezentralen und dynamisch automatisiert ermittelten Routen übermittelt.32 Auftretende Störungen, unterbrochene Leitungen, defekte Router und Datenstaus werden umgangen und die Daten über ein anderes Netzteil übermittelt33. Auch bei Teilausfällen des Netzes bleibt das Internet an sich voll funktionsfähig34 – das Ergebnis ist ein praktisch unzerstörbares Kommunikationsnetz35. Einhergehend mit diesem dezentralen Aufbau fehlt allerdings jede Kontrollinstanz und Eingriffsmöglichkeit, das Internet wird daher auch als eine „technisch realisierte Form von Anarchie“ bezeichnet36.
2.
Kommunikationsprotokoll TCP/IP
Die komplexe Steuerung des Datenverkehrs im Internet übernehmen das Internet Protocol (IP) und das Transport Control Protocol (TCP)37. Das IP fungiert als Routingprotokoll, kennzeichnet Absender (Quell-IP-Adresse) und Adressat (Ziel-IP-Adresse) und leitet die Daten über die verschiedenen Router durch das Netz38. Jede IP-Adresse besteht aus vier durch Punkte getrennte dreistelligen Zahlen
23
engl: Rückgrat. Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.3.1. 25 Dworschak, Der Rest ist Finsternis, SPIEGEL 24/2002, 188. 26 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 34. 27 Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.6.. 28 Junker, Anwendbares Recht und internat. Zuständigkeiten bei Urheberrechtsverletzungen im Internet, 44. 29 Internet Society, siehe http://www.isoc.org. 30 Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.2. 31 Datenpakete können maximal 64 kb groß sein, werden jedoch in der Praxis aufgrund der verwandten EthernetTechnik regelmäßig auf 1501 Bytes beschränkt, siehe Daub, IP – Das Internet-Protokoll, 3.2. 32 Fatemenijad/Damjanovic, Routing im Internet, http://www.dayani.de/farbod/fh/skript/ Datenkommunikation/routing.htm, 1.3. 33 Daub, IP – Das Internet-Protokoll, 1.; Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.2. 34 Selbst bei Ausfall des KPNQwest Netzes, über welches 40% der europäischen Daten transportiert wird, soll der Betrieb nicht eingeschränkt sein, siehe Dworschak, Der Rest ist Finsternis, SPIEGEL 24/2002, 188. 35 Krol, Die Welt des Internets, 15. 36 Glaser, 24 Stunden im 21. Jahrhundert, 31. 37 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 19. 38 Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.8.1. 24
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B. INTERNET - GLOBALE DIGITALE VERNETZUNG
DISSERTATION – 7
(zwischen 001 und 255), d.h. jede Adresse ist 32 Bit groß und bezeichnet exakt einen im Internet angeschlossenen PC39. Theoretisch sind somit heute bis zu 4 Milliarden PCs eindeutig identifizierbar40. Im Zuge des rasanten Wachstums des Internets wird über eine Ausweitung des Schemas auf ein Ipv6System mit 128 Bit-Adressen nachgedacht,41 womit theoretisch 667 Billiarden Adressen pro Quadratmillimeter Erdoberfläche bzw. 6,5 x 10 hoch 28 Adressen pro Mensch möglich werden.42 Die beim Sender in einzelne gleichmäßige Stücke zerteilten Daten kommen aufgrund des dezentralen Netzaufbaus ungeordnet beim Empfänger an. Aufgabe des TCP ist es, die Datenpakete wieder zu einer ganzen Information in der Ursprungsform zusammenzusetzen und auf etwaige Übertragungsfehler zu überprüfen43. Durch den weltweit seit 1983 einheitlichen Protokollstandard44 ist eine internationale und hardwareunabhängige Kommunikation unterschiedlichster Rechnersysteme möglich45.
3.
Domains
Da die 32 Bit großen IP-Adressen für den alltäglichen Gebrauch recht unhandlich und vor allem schwer zu merken sind, wurde 1986 ein System entwickelt46, durch welches einfache Buchstaben- und Zahlenkombinationen
auf
routenfähige
IP-Adressen
abgebildet
werden,47 um eine höhere
Kundenfreundlichkeit für den Nutzer zu erreichen48. Diese Zeichenkombination werden Second-LevelDomains49 oder auch nur kurz Domain-Namen genannt und bestehen aus fast50 beliebig wählbaren Namen und einem Landes- oder Organisationscode, den Top-Level-Domains51. Das Domain Name System (DNS) ermittelt über im Internet zwischengeschaltete Nameserver zu dem eingegebenen Domain-Namen52 die zugehörige IP-Adresse53. Das TCP/IP des Hosts kann mit der Datenversendung an
39
Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 13. Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 27. 41 Fatemenijad/Damjanovic, Routing im Internet, http://www.dayani.de/farbod/fh/skript/ Datenkommunikation/routing.htm, 2.1. 42 Daub, IP – Das Internet-Protokoll, 5. 43 Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.2. 44 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 19. 45 Klett, Urheberrecht im Internet, 19; Kinzler, Internet und Internet-Dienste, Kapitel 2.1. 46 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 29. 47 Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 2.7. 48 Schuster/Müller, Entwicklung des Internet- und Multimediarechts 2000, MMR Beilage 07/2001, 19. 49 Hoffmann, Die Entwicklung des Internet-Rechts, NJW 2001, 16/16. 50 Die Beliebigkeit wird durch gewisse Regelungsvorgaben beschränkt, z.B. müssen die Namen in manchen Ländern mindestens aus zwei in anderen Ländern aus drei Zeichen bestehen und dürfen in Deutschland keine Autokennzeichenabkürzungen enthalten. 51 Österreichische Domain-Namens enden auf dem Top-Level-Kennzeichen „.at“, deutsche auf „.de“, internationale, meist aber in den USA gebrauchte kommerzielle Domains enthalten die Endung „.com“. 52 Internet-Domain: Name eines Internetangebots im WorldWideWeb, z.B. www.juridicum.at. Durch Eingabe des Namens in einen Internet-Browsers (z.B. Microsoft Internet Explorer) gelangt der Nutzer auf das Angebot.; s.a. networds.de, Das Internet-Wörterbuch, http://212.14.80.55/cgi-bin/n2dbi_sel_druck.pl?sword=domain. 53 Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 2.7.
40
DANIEL GUTMAN
B. INTERNET - GLOBALE DIGITALE VERNETZUNG
DISSERTATION – 8
den nunmehr eindeutig identifizierbaren Empfänger beginnen. Das DNS entspricht einer großen Datenbank, in der Domain-Name und IP-Adresse zugeordnet sind. Die Domains und Adressen werden von einer zentralen Stelle, der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers, ICANN54 sowie nachgeordnet dem Network Information Center (NIC)55 und regionalen Unterorganisationen56 vergeben und verwaltet. Schon die exponentiell steigende Anzahl der registrierten Internet-Domains zeigt anschaulich die fortschreitende Bedeutung des Internets. Während im Sommer des Jahres 1995 erst ca. 100.000 Domains weltweit registriert waren, betrug die Anzahl im Sommer 1997 bereits über 1,5 Mio.57 und Anfang des Jahres 2002 sogar 39 Mio.58 Alleine in Deutschland sind mittlerweile mehr als 5 Mio. deDomains vergeben59.
4.
WWW – World Wide Web
Das Internet stellt lediglich eine Kommunikationsinfrastruktur dar, auf welcher verschiedene Dienste aufgesetzt werden können. Ein Internetdienst besteht aus Server und Clients. Server sind Programme, die Dienste bereitstellen und Clients sind Programme, die auf den lokalen PCs der Anwender – den Hosts – ausgeführt werden und die Nutzung der vom Server bereitgestellten Services ermöglichen60. Auf einem PC können auch Client und Server Programme parallel in Betrieb sein. Ein Anwender kann auf seinem PC eigene Server-Dienste anbieten und gleichzeitig mittels Client-Software auf andere Dienste zugreifen61. Die meisten, vor allem professionelle Internetdienst-Server-Programme werden von eigens dafür eingesetzten Computern aus betrieben. Man spricht demnach auch von ServerComputern oder nur kurz Servern um diese Computer zu bezeichnen. Der bekannteste62 und der wohl erfolgreichste Internetdienst ist das World Wide Web (WWW)63. Durch komfortable Client Programme, den Web Browsern64 kann der Nutzer ohne umfassenden Kenntnisse auf multimediale Dokumente, s.g. Internetseiten, zugreifen.
54
http://www.icann.org. http://www.internic.net. 56 Z.B. NIC.AT für österreichische und DENIC für deutsche Top-Level-Domains. 57 Zakon, Hobbes‘ Internet Timeline, http://www.zakon.org/robert/internet/timeline/ Count_Domains.gif. 58 Der Standard, Länder-Kürzel, in „Der Standard“ vom 16.03.2002, 30. 59 ARD, Tagesschau vom 05.11.2001. 60 Kinzler, Internet und Internet-Dienste, Kapitel 2.4. 61 Wenning, Das Internet – ein Rechtsfreier Raum?, Abs.1. 62 Zankl, E-Commerce- und Internetrecht, 19. 63 Junker, Anwendbares Recht und internat. Zuständigkeiten bei Urheberrechtsverletzungen im Internet, 40; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 37; Klett, Urheberrecht im Internet, 20. 64 Z.B. Microsoft Internet Explorer, siehe http://www.microsoft.com/windows/ie/, Netscape Communicator, siehe http://www.netscape.com, Opera, siehe http://www.opera.com.
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DISSERTATION – 9
Grundlage des WWW ist das Hypertext-System, welches eine Einbindung von Text, Grafiken, Sound, Video, aktiven Applikationen65 und besonders bedeutend, Verweisungen (Links) auf andere InternetDokumente ermöglicht66. Durch einen Mausklick auf den Link wird der Nutzer automatisch auf das verbundene Dokument verwiesen. Ein Link kann sowohl auf Internetseiten innerhalb der selben Website als auch auf ein räumlich weit entfernt liegendes Dokument zeigen67. Aufgrund der Einfachheit der Hyper Text Markup Language (HTML) werden zur Erstellung eigener Internetseiten keine umfassenden Programmierkenntnisse benötigt, jeder interessierte Nutzer kann schnell und einfach eigene Dokumente erzeugen und kostengünstig auf einem Serverplatz im Netz publizieren68. Die Anzahl der Internetseiten und einhergehend die Größe und Vielfalt des Internets ist kaum noch erfassbar und wächst täglich in rasanter Geschwindigkeit. Die Ansteuerung der einzelnen Internetseiten erfolgt über eine jeder Seite zugewiesenen Bezeichnung, der URL (Uniform Resource Locator), die sich aus dem verwendetem Übertragungsdienst, der Abkürzung „www.“, der domain und der genauen Bezeichnung der Internetseite zusammensetzt69.
5.
Peer-to-peer-Netzwerke
In der letzten Zeit wurden besonders im Zusammenhang des Austausches von Musikdateien im stark komprimierten MP3-Format70 filesharing-Systeme populär. Es gibt hierbei zentrale und dezentrale Softwaresysteme.71 Beiden Systemen ist gemeinsam, dass sich beliebige Personen mit ihrem PC mittels entsprechender frei verfügbarer Software in das System einbinden können, um dann Musikdateien, aber auch Bilder, Software, Filme oder beliebige andere digitalisierte Produkte72 direkt von den Computern anderer Beteiligten herunterzuladen. Anders als bei einem herkömmlichen Internetdienst werden die Daten nicht auf einem oder mehreren zentralen Servern abgelegt und von dort abgerufen, sondern jeder Nutzer fungiert mit den von ihm freigegebenen Dateien als Server, auf den die anderen zugreifen
65
Z.B. Macromedia Flash, JAVA-Applets, etc. Kinzler, Internet und Internet-Dienste, Kapitel 3.6. 67 Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 18. 68 Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 18. 69 Z.B. http://www.juridicum.at/index.html verweist auf die Startseite des Angebots der Juristischen Fakultät der Universität Wien; „http://“ ist das „Hypertext Transmission Protocol“, der Übetragungsdienst für HypertextDokumente, „www.“ der Verweis auf eine Nutzung im WorldWideWeb (kann meist weggelassen werden) „juridicum.at“ die domain und „index.html“ der Dokumentname, programmiert in der html Sprache; zu URL s.a. Klett, Urheberrecht im Internet, 21. 70 MP3 (Moving Picture Experts Group III Audio Layer) ist seit Erfindung durch das Erlanger Frauenhofer Institut für integrierte Schaltungen zum Anfang der Neunziger Jahre, das derzeit gängige Komprimierungsverfahren für Musikdateien, bei welchem Informationen und Frequenzen herausgefiltert werden, die das menschliche Gehör ohnehin nicht wahrnehmen kann. Dadurch wird bei nahezu gleichbleibender Qualität die benötigte Datenmenge auf weniger als ein Zehntel reduziert. S.a. Bosak, Urheberrechtliche Zulässigkeit privaten Downloadings von Musikdateien, CR 03/2001, 176/176 und Leupold/Demisch, Bereithalten von Musikwerken zum Abruf in digitalen Netzen, ZUM 5/2000, 379, 380; Mönkemöller, Moderne Freibeuter unter uns?, GRUR 2000, 663/665. 71 Hänel, Napster und Gnutella, Jur-PC Web-Dok 245/2000, Abs. 26. 72 Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/60. 66
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DISSERTATION – 10
können.73 Aufgrund dieser Gleichheit, jeder ist Nutzer und Anbieter zugleich, wird das System peer-topeer Netzwerk genannt. Zentrale peer-to-peer Systeme wie Napster74 oder Audiogalaxy75 verbinden die Nutzer untereinander über zentrale Server, d.h. jede einzelne Anfrage wird von einer zentralen Stelle organisiert.76 Dezentrale Systeme wie Gnutella77 kommen ohne Server aus, jeder Nutzer übernimmt mit dem auf seinem Rechner installierten Programm die Vermittlungsfunktion für die anderen Nutzer. Führt die Suchanfrage beim ersten Nutzer nicht zu einem positiven Ergebnis, wird sie automatisch zum PC des nächsten Nutzer weitervermittelt.78 Dieser Aufbau führt zwar zu Geschwindigkeitsnachteilen gegenüber einem zentralen Nachfragemanagement, hat jedoch den Vorteil für den Nutzer, dass in das System nicht gewaltsam eingegriffen werden kann. Während zentrale Systeme mit Abschaltung der Verwaltungsserver außer Betrieb genommen werden können, ist ein dezentraler Aufbau nicht von außen unterbrechbar.79 Für den Urheber und die Berechtigten hat dies die negative Auswirkung, dass eine juristische Verfolgung kaum möglich ist; es lassen sich weder Anbieter zur Verantwortung ziehen, noch die Abschaltung zentraler Server erzwingen.80 Eine Weiterentwicklung kann man als so genannte halb-zentralen Systeme beschreiben. Ein Beispiel ist das momentan sehr populäre eDonkey2000System.81 Das Grundprinzip ist auch hier gleich, jeder Nutzer kann Dateien herunterladen und diese den anderen zur Verfügung stellen. Die Verbindung der einzelnen Nutzer erfolgt wie beim dezentralen System nicht über einen pauschalen und leicht abschaltbaren Server, sondern vielmehr über tausende, in der Welt verteilte Server, die wiederum alle miteinander kommunizieren und die kompletten Informationen weiterreichen.82 Mit einem kleinen Zusatzprogramm kann jeder Nutzer einen eigenen Server darstellen und die Vermittlungsfunktion über seinen PC zur Verfügung stellen. Das System ist ähnlich unverwundbar wie ein komplett dezentrales System, darüber hinaus hat es aber die Vorteile einer schnellen Serververmittlung.
6.
Andere Internetdienste
Neben dem WorldWideWeb und den peer-to-peer Netzwerken existieren noch einige andere, meist ältere Internetdieste, die allerdings mangels graphischer Oberfläche weniger bedienungsfreundlich, für den durchschnittlichen Anwender kaum interessant und in der prozentualen Bedeutung des Internets
73
Hänel, Napster und Gnutella, Jur-PC Web-Dok 245/2000, Abs. 27. Napster war das erste populäre peer-to-peer System und hatte Anfang Oktober 2001 ca. 38 Mio. angeschlossene Benutzer bevor es vom Bertelsmann-Konzern gekauft und stillgelegt wurde. Derzeit versucht Bertelsmann Napster in ein Abosystem umzuwandeln, bei dem die Nutzer für den download von Musikdatein eine Gebühr entrichten. 75 http://www.audiogalaxy.com. 76 Hänel, Napster und Gnutella, Jur-PC Web-Dok 245/2000, Abs. 28. 77 http://www.gnutella.com. 78 Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/61; Hänel, Napster und Gnutella, Jur-PC Web-Dok 245/2000, Abs. 28. 79 Hänel, Napster und Gnutella, Jur-PC Web-Dok 245/2000, Abs. 28. 80 Hänel, Napster und Gnutella, Jur-PC Web-Dok 245/2000, Abs. 28. 81 http://www.edonkey2000.com. 82 eDonkey – FAQ, http://rhofner.bei.t-online.de/programm.htm oder über http://www.edonkey-faq.de. 74
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DISSERTATION – 11
stark rückläufig sind. Eine Ausnahme bildet der E-Mail Dienst, der durch übersichtliche Mailprogramme83 und graphisch aufbereitete Internetseiten mit weiteren Features einiger MailAnbieter84 den Anschluss an das WWW-Zeitalter finden konnte. Vollständigkeitshalber sollen „FTP“ (File Transfer Protocol), ein Dienst zur Dateiübertragung, „Telnet“, zur Herstellung einer TerminalSitzung direkt auf einem entfernt stehenden PC, „IRC“ (Internet Relay Chat), ein weit verbreitetes Browser- und WWW-externes Chat-Programm und „Usenet Newsgrups“, Pinnwände zum Austausch von Nachrichten mit einer Vielzahl möglicher Benutzer, kurz erwähnt sein85.
7.
Datenübertragung im Internet - Browsing, Cacheing, Proxy-Server und Mirror-Sites
Beim s.g. Browsing gibt der Nutzer zunächst in seinem Client-Programm, beispielsweise einem WWWBrowser eine Internetseitenanfrage ein. Die Browsersoftware überprüft anschließend zunächst, ob die gewünschte Seite in der letzten Zeit schon einmal aufgerufen wurde und die notwendigen Inhalte noch im dafür eingerichteten lokalen Cache im RAM86 oder auf der Festplatte vorhanden sind. Ist dies der Fall, wird die Seite direkt aus dem lokalen Cache geholt und in den Arbeitsspeicher und anschließend in den Grafikkartenspeicher zwecks Darstellung kopiert, soweit nicht der Benutzer durch entsprechende Browser-Einstellungen oder manuelles Betätigen der Reload-Taste eine höhere Aktualität verlangt. Die Daten müssen nicht erneut aus dem Internet abgerufen werden, der Zugriff erfolgt wesentlich schneller und es werden keine Datenübertragungskapazitäten benötigt.87 Ist der Inhalt nicht oder in nicht ausreichender Aktualität im lokalen Cache vorhanden, gibt der Browser die Anfrage weiter an den Router des Unternehmens oder des ISP, mit dem der Anwendungscomputer per lokalem Netz oder Datenfernverbindung verbunden ist. In den meisten Fällen versucht dieser Router wiederum, die Daten der angeforderten Seite aus einem lokalen Cache, einem so genannten Proxy-Cache zu holen, soweit der Anfragende nicht auch hier ausdrücklich auf eine höhere oder überprüfte Aktualität besteht. Der Proxy-Cache oder auch ProxyServer ist eine Software, die sich gegenüber einem Nutzer wie ein Internetserver darstellt und – soweit vorhanden – die angeforderten Internetseiten oder enthaltene Objekte bereitstellt88. Auf dem ProxyServer liegen die Objekte in Reinform, also nicht TCP/IP zerstückelt vor, ein Bild ist als Bilddatei und eine Musikstück ebenfalls als ganze Sound-Datei abgespeichert. Der Proxy-Server kopiert die angefragten Daten dann per TCP/IP in kleine Teilpakete zerstückelt zum anfragenden Router, damit
83
Z.B. Microsoft Outlook bzw. Outlook-Express, Netscape Messanger, Eudora und Opera. Z.B. www.gmx.at, www.hotmail.com, www.web.de. 85 Ausführlicher zu FTP, Telnet, IRC, Newsgroups etc. siehe Klett, Urheberrecht im Internet, 22ff und Wenning, Das Internet – ein Rechtsfreier Raum?, Abs. 5ff mit jeweils weiteren Nachweisen. 86 RAM – Random Access Memory, Arbeitsspeicher eines Computers, der Daten bereithält solange Stromspannung vorhanden ist. 87 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 305. 88 Fischer/Seidel, Proxy, http://www.htw.uni-sb.de/fb/gis/people/wpauly/vortraege_internet/ ws99_00/Proxys/grundlagen.html. 84
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dieser sie noch immer fragmentiert an den Anfragenden PC weiterreichen kann. Verfügt der ProxyServer nicht über die benötigten Informationen, gibt dieser die Anfrage über verschiedene weitere Router bis zu dem Server-Computer, auf dem die gewünschten Objekte originär liegen weiter. Gegenüber dem Server verhält sich der Proxy selbst wie ein normaler Nutzer-Client.89 Der Server übermittelt über verschiedene Router die TCP/IP-Datenpakete zurück an den Proxy. Dieser setzt die Teil-Informationen wieder zusammen, vervielfältigt die Daten in seinen eigenen Cache-Speicher, um sie für nachfolgende Anfragen des gleichen oder anderer Nutzer des Netzwerkesbereithalten zu können90 und überträgt wieder in TCP/IP-Form die Objekte über den anfragenden Router zurück zu dem ursprünglichen Nutzer. Im Arbeitsspeicher des Nutzers werden die Datenteilstücke wieder zu ganzen Objekten zusammengesetzt.91 Die Objekte werden anschließend in den Browser-Cache zumeist auf der Festplatte für spätere Zugriffe und parallel in den Grafikkartenspeicher kopiert und somit auf dem Bildschirm dargestellt. Der lokale Nutzer-Browser-Caches und der ISP-Proxy-Cache funktionieren grundsätzlich nach einem vergleichbaren Prinzip. Der Proxy-Cache fungiert allerdings nicht individuell lokal, sondern für eine Vielzahl von Nutzern. Die Zwischenschaltung eines Proxy entlastet den Zielserver, da viele Anfragen bereits von dem Proxy erledigt werden, ohne die Übertragungs- und Rechenkapazität des Internets und des Servers zu belasten.92 Weiterhin vermindert es die Übertragungskosten sowie die Antwort- und Übertragungszeiten, da die Daten nicht mehr weite Strecken sondern nur den kurzen Weg vom nahen Proxy transportiert werden müssen.93 Der Nachteil des Proxy-Einsatzes in Form der Gefahr veralterter Informationen wird durch eine ständige Aktualitätsüberprüfung sehr gering gehalten.94 Regelmäßig kann der Nutzer über Einstellungen seiner Software bestimmen, ob und welcher Proxy genutzt werden sollen. Der Einsatz von Proxy-Servern kann aber auch durch den ISP vorgegeben werden und ohne Wissen des Nutzers zwischengeschaltet werden, der Provider leitet einfach alle eingehenden Anfragen zunächst intern an einen Proxy mittels IP Network Address Translation Software weiter.95
89
Fischer/Seidel, Proxy, http://www.htw.uni-sb.de/fb/gis/people/wpauly/vortraege_internet/ ws99_00/Proxys/grundlagen.html. 90 Fischer/Seidel, Proxy, http://www.htw.uni-sb.de/fb/gis/people/wpauly/vortraege_internet/ ws99_00/Proxys/grundlagen.html. 91 Bechtold, Der Schutz des Anbieters von Informationen, http://www.jura.uni-tuebingen.de/~sbes1/sem96/sem.html, 11. 92 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 307. 93 Fischer/Seidel, Proxy, http://www.htw.uni-sb.de/fb/gis/people/wpauly/vortraege_internet/ ws99_00/Proxys/konzepte.html. 94 Fischer/Seidel, Proxy, http://www.htw.uni-sb.de/fb/gis/people/wpauly/vortraege_internet/ ws99_00/Proxys/konzepte.html. 95 Fischer/Seidel, Proxy, http://www.htw.uni-sb.de/fb/gis/people/wpauly/vortraege_internet/ ws99_00/Proxys/konzepte.html.
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DISSERTATION – 13
Eine Zwischenspeicherung in Proxy-Caches kann der originäre Informationsanbieter durch dynamische Objekte verhindern. Enthält eine Internetseite beispielsweise CGI-Skripte für Datenbankabfragen oder eine Berechtigungs-/Passwortabfrage, werden diese nicht im Proxy gecached.96 Das System des Proxy-Servers funktioniert nicht nur im Bereich WWW, sondern auch für FTP und viele andere Dienste, bei denen gleichmäßige, nicht zwangsläufig individualisierte Daten über das Internet transportiert werden. Die im Proxy-Cache enthaltenen Informationen werden entweder durch Erreichen der Kapazitätsgrenze durch neue Objekte überschrieben oder automatisch nach einer gewissen vorgegebenen Zeit gelöscht. Vom Proxy-Server müssen so genannte Mirror-Server unterschieden werden. Während der Proxy vom ISP eingerichtet wurde und automatisch für eine gewisse Dauer verschiedene Internetseiten und Objekte zwischenspeichert, die häufig angefragt werden, ist das Mirroring eine originalgetreue Kopie eines oftmals ganzen Internetangebots. Mirror-Sites werden in den meisten Fällen direkt vom Anbieter eingerichtet, um die Anfragen auf verschiedene Server zu verteilen und regional vor Ort ohne Langstreckenverbindungen bereitzuhalten.97 Mirror-Sites sind keine kurzfristigen Einrichtungen im Zuge der Datenübermittlung, sondern werden bewusst und gezielt eingesetzt.
96
Fischer/Seidel, Proxy, http://www.htw.uni-sb.de/fb/gis/people/wpauly/vortraege_internet/ ws99_00/Proxys/konzepte.html. 97 SWOL, Internetglossar, http://www.swol.de/kategorie/computer_co/internetglossar/m.html.
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II.
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DISSERTATION – 14
GESCHICHTE UND ENTWICKLUNG DES INTERNETS
Die Geschichte des Internets beginnt in den 60er Jahren in den USA. Das US-amerikanische Verteidigungsministerium erkannte die Bedeutung einer schnellen Kommunikation zwischen den in der ganzen Welt verteilten Stützpunkten. Bis dato wurden an vielen Standorten verschiedenen Fernschreibersysteme verwandt, die jeweils nur mit Geräten des gleichen Typs kommunizieren konnten98. Das Pentagon gründete ein mit großzügigem Budget ausgestattetes Projekt namens „Advanced Research Projects Agency“ (ARPA) und finanzierte eine Vielzahl Forschungsanstrengungen in den USA. Im Jahr 1969 gelang es der ARPA in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern einiger renommierter Universitäten und Forschungsinstituten, ein Kommunikationsnetz zwischen vier Standorten einzurichten, dass den Anforderungen entsprach99: vom lokalen Rechnersystem unabhängig100, einfache Skalierbarkeit für die Erweiterung auf viele Tausend Rechner101, von der Beschaffenheit des Verkehrs unabhängige einheitliche Transportmöglichkeit102 und ein dezentraler Aufbau, der auch bei partiellem Ausfall die Kommunikation weiter ermöglicht103. Bereits 1972 war das Netzwerk auf 29 Knoten angewachsen und verband bereits die Ost- und Westküste der USA104. Weiter von Steuergeldern finanziert und vom Verteidigungsministerium überwacht waren die Hauptnutzer neben staatlichen Einrichtungen die Universitäten des Landes. Im Jahre 1973 wuchs das ARPAnet mit der ersten internationalen Verbindung nach Groß Britannien und Norwegen über die Grenzen der USA hinaus105. In den 80er Jahren erlebte das Internet einen expansiven Boom, eine Vielzahl internationaler Netzwerke wie BITNET, CSNET und EARN wurden geschaffen und an mit dem ARPnet verbunden106. Deutschland erhielt 1984 mit dem Anschluss der Universität Dortmund den ersten Internetzugang107. Österreich folgte durch die Anbindung der Universität Wien 1990108. Mit der Übergabe der Verantwortung vom ARPA zum NFS (National Science Foundation), gegründet und gemanagt von MCI, Sprintlink und IBM im Jahre 1986 wurden die Kapazitäten der Backbones stark ausgebaut und vielen öffentlichen Einrichtungen, Unternehmen und Privaten der Netzzugang ermöglicht109.
98
Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.5.1. Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.5.2. 100 Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.5.1. 101 Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.5.1. 102 Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.5.1. 103 Krol, Die Welt des Internets, 15. 104 Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.5.4. 105 Klett, Urheberrecht im Internet, 18. 106 Cerf, A Brief History of the Internet and Related Networks, Abs. 5, 13. 107 Klett, Urheberrecht im Internet, 18. 108 Ritzinger, Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, http://opossum.rat.at/~aargon/urhre/urhre20010516.printversion-bw-2page.pdf, 51; Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 12. 109 Krol, Die Welt des Internets, 16f.
99
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DISSERTATION – 15
Mit der Erfindung des WWW und des Hypertextes durch Robert Cailliau und Tim Berners-Lee gelang dem Internet 1989 der populäre Durchbruch zum internationalen Kommunikationsmittel110. 1991 benutzten bereits vier Millionen Menschen das Internet111. Im Laufe der 90er Jahre wuchs die Benutzeranzahl auf 26 Mio. (1995), 201 Mio. (1999) und 513 Mio. (August 2001)112. In den 90er Jahren wurde das Internet immer mehr kommerziell erschlossen113 und 1995 gab das Verteidungsministerium die Verantwortung für das Internet an die private Wirtschaft ab. Backbones wurden nicht mehr von der NSF sondern von Unternehmen kommerziell betrieben114.
110
networds.de, Das Internet-Wörterbuch, http://212.14.80.55/cgi-bin/n2dbi_sel_druck.pl?sword=internet. 111 Cerf, A Brief History of the Internet and Related Networks, Abs. 4. 112 NUA.com, NUA Internet Surveys, http://www.nua.com/surveys/ how_many_online/world.html. 113 Zankl, E-Commerce- und Internetrecht, 17. 114 Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.6.
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III. BEDEUTUNG DES INTERNETS Das Internet ist aus dem privaten und wirtschaftlichen Leben mittlerweile kaum noch wegdenkbar. Gerade in jüngeren Bevölkerungsschichten ist die Kommunikation über das digitale Netz alltäglich geworden und hat die traditionellen Wege – Post, Fax und Telefon – in zunehmendem Maße abgelöst. Zur Informationssuche, um Bankgeschäfte zu erledigen, eine Flugreise zu buchen oder einfach nur andere Menschen zu treffen, wird immer öfter „online gegangen“ und durchs Netzt „gesurft“. Das Internet hat sich zu einem „körperlosen Sozialraum“ mit weitreichender Bedeutung entwickelt, in dem soziale Kontakte, wirtschaftlicher Austausch und rechtlicher Verkehr stattfinden, Interessen verfolgt, Konflikte ausgetragen und Macht ausgeübt wird.115 Mittels Suchmaschinen116 können in kürzester Zeit relevante Informationen und Online-Angebote aufgesucht werden. Heutzutage ist kaum ein größeres US-amerikanisches oder westeuropäisches Unternehmen nicht im Internet vertreten.
1.
Wirtschaftliche Sicht
Unternehmen bietet das Internet eine Vielzahl wirtschaftlicher Vorzüge: Im Mittelpunkt stehen die Reduzierung der Kosten in den Bereichen Beschaffung sowie Effizienzsteigerungen
innerbetrieblicher
Leistungsprozesse
und
Gewinnsteigerungen
durch
Neukundengewinnung und Intensivierung bzw. Ausweitung bestehender Kundenkontakte117. Auf der Homepage gelangen Kunden und Investoren schnell und leicht an aktuelle Informationen über Produkte und das Unternehmen selbst. Die Kommunikation zwischen Kunde und Unternehmen gewinnt eine neue Dimension der Interaktion hinzu118. Gezielte werbliche Maßnahmen im Online-Bereich führen zu Kundenakquisitionen in vorher nicht oder nur schwer erschließbaren Zielgruppen119. Erstellte und gespeicherte oder eingekaufte Kundenprofile erhöhen die Kundennähe und machen individualisierte Angebote und Produkte möglich120. Durch Ausschaltung von Zwischenhandelsstufen und bei digitalen bzw. digitalisierbaren Produkten auch der Distributoren lassen sich Vertriebsmargen erhöhen121.
115
Roßnagel, Weltweites Internet – globale Rechtsordnung, MMR 2/2002, 67/67. Internet-Dienste, die systematisch alle Internetseiten aufsuchen, Inhalte kategorisieren, in Datenbanken ablegen und nach vom Nutzer eingegeben Stichworten relevante Internetseiten aufzeigen.; s.a. networds.de, Das InternetWörterbuch, http://212.14.80.55/cgi-bin/n2dbi_sel_druck.pl?sword=suchmaschine. 117 Strunk, Umstellung des Vertriebes auf das Internet, 190. 118 Strunk, Umstellung des Vertriebes auf das Internet, 190. 119 Strunk, Umstellung des Vertriebes auf das Internet, 191. 120 Strunk, Umstellung des Vertriebes auf das Internet, 191. 121 Strunk, Umstellung des Vertriebes auf das Internet, 191. 116
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DISSERTATION – 17
Die Anbietung der Produkte und Dienstleistungen im Internet kennt keine regionalen oder nationalen Grenzen und auch keine Ladenöffnungszeiten. Das Angebot ist mit nur gering höherem finanziellen Aufwand weltweit 24 Stunden am Tag verfügbar122. Nicht zuletzt bietet das Internet den Unternehmen auch die Möglichkeit, steuerliche oder rechtliche Vorteile durch Verlagerung von Aktivitäten in andere Staaten auszunutzen123. Neben dem gewinnorientierten Vorteil darf aber auch der Prestige-Effekt nicht unterschätzt werden124. Die Art und Weise, der Umfang, die Transparenz und die Aktualität, mit der sich ein Unternehmen im Internet präsentiert ist ein Spiegel der Unternehmenskultur.125 Ein Unternehmen ohne oder mit schwacher Internetpräsenz kann leicht als veraltet und wenig zukunftsorientiert gelten. Diesen Vorteilen stehen jedoch derzeit auch einige, nicht zu vernachlässigende Problempunkte gegenüber: Gerade in den kommerziellen Bereichen e-commerce und online-banking, darüber hinaus jedoch auch in allen Formen, bei denen „werthaltige“ Inhalte online angeboten werden, stehen der Entwicklung und Verbreitung noch Unsicherheiten in Form von unbefugtem Datenzugriff, Datenmissbrauch und Piraterie entgegen126. Bis zur bedingungslosen Akzeptanz von Online-Shops in der Bevölkerung wird noch einige Zeit vergehen. Die vorschnelle Internet-Euphorie und Gründerzeitphantasie der Jahre 1998 und 1999 wurde durch die zahlreichen Pleiten junger Internetunternehmen, s.g. Internet-StartUps und dem starken Verfall der Kurse dieser Werte an den Börsen127 in den Jahren 2000 und 2001 etwas gebremst. Anhand der stetig wachsenden Umsatz- und Nutzerzahlen wird dennoch den Problemen trotzend deutlich, wohin das 21. Jahrhundert führt: Lag der weltweit online erzielte Umsatz im Jahre 1995 noch unter einer halben Milliarde US-Dollar, wurden im Jahre 2000 bereits Waren und Dienstleistungen im Wert von 377 Milliarden US-Dollar über das Internet umgesetzt. Für das Jahr 2001 werden Umsätze in Höhe von 717 Mrd. Dollar und für 2002 sogar 1.234 Mrd. Dollar erwartet128. Reine Online-Händler wie das 1995 gegründete Unternehmen Amazon.com Inc. erzielten im Jahr 2001 bereits einen Umsatz in Höhe von 3,12 Mrd. Dollar129, das
122
Strunk, Umstellung des Vertriebes auf das Internet, 191. Strunk, Umstellung des Vertriebes auf das Internet, 191f. 124 Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 23. 125 Vorbeck, Die Job-Strategie, 20. 126 Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 23. 127 Alleine der Deutsche Neue Markt Index „NEMAX 50“ verlor vom Höchststand 9.196 Punkte im Jahr 2000 fast 90% und fiel im Jahr 2001 deutlich unter 1000 Punkte. 128 NUA.com, NUA Analysis, http://www.nua.com/surveys/ analysis/comparisons/total_revenue_generated_2002.html. 129 amazon.com, 2001 amazon.com annual report, 34. 123
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Internet Auktionshaus eBAY Inc. erreichte 2001 einen Provisionsumsatz in Höhe von 748,8 Mio. Dollar bei einem Gewinn nach tax und interests in Höhe von 90,4 Mio. Dollar130. Die wirtschaftliche Bedeutung des Internets dieser Tage wird anschaulich durch die am 10.01.2000 erfolgte Übernahme des traditionellen amerikanischen Unternehmens Time Warner ($ 26,8 Mrd. Jahresumsatz 1999) durch den erst seit 1992 börsennotierten Internet Service Provider AOL ($ 4,8 Mrd. Umsatz 1999) deutlich131. Die Fusion wird auf einen Wert von 183 Mrd. Dollar geschätzt132.
2.
Soziale und gesellschaftspolitische Sicht
Internet bedeutet eine bis dato unbekannte Informationsmöglichkeit. Durch den dezentralen Aufbau des Internets ist eine Inhaltskontrolle kaum möglich, das Prinzip der Meinungsfreiheit wird in der Reinkultur praktiziert. Wissen wird ohne Zeitverlust weltweit verfügbar, wobei die urheberrechtliche Missbrauchsgefahr schon offensichtlich wird. Das Internet bietet die technische Grundlage der Wandlung von einer Industrie- und Dienstleistungs- in eine Informations- und Wissensgesellschaft133, Informationen sind nicht mehr ortsgebunden, können jederzeit und überall aus fast unendlich vielen Quellen abgerufen werden134. Informationen werden zum entscheidenden Rohstoff135 und Produktionsfaktor136 des 21. Jahrhunderts und das Internet nimmt dabei eine Schlüsselrolle mit tragender Bedeutung für das Wirtschaftswachstum137 und auch die Gesellschaft ein. Die „Informationsindustrie“ vereint Wissen und neuen Technologien und ist im 21. Jahrhundert zweifelsohne die Grundlage für den wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg eines Landes.138 Die zukünftige Größe der Beeinflussung des täglichen Lebens ist im einzelnen schwer abschätzbar, sicher ist jedoch schon heute, dass die digitalen Technologien und das Internet Einzug in das gesellschaftliche Leben genommen haben und schon bald praktisch alle Aspekte des Lebens – Wirtschaft, Politik, soziale Aktivitäten, etc. – bahnbrechend139 mitbestimmen werden.140
130
eBay, eBay Announces Fourth Quarter and Year End 2001, 1. World Socialist Web Site, AOL übernimmt Time Warner, http://wsw.org/de/2000/aol-j27_prn.html, 1. 132 World Socialist Web Site, AOL übernimmt Time Warner, http://wsw.org/de/2000/aol-j27_prn.html, 1. 133 Becker, der Rechtsschutz von Datenbanken, 3. 134 Stetter, XML-Schlüssel zur Wissensgesellschaft, 1. 135 Junker, Anwendbares Recht und internat. Zuständigkeit bei Urheberrechtsverletzungen im Internet, 67. 136 Petran, Wissen im Wandel, 1f. 137 Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 130. 138 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/2; Mönkemöller, Moderne Freibeuter unter uns?, GRUR 2000, 663/663. 139 Kröger, Enge Auslegung von Schrankenbestimmungen – wie lange noch?, MMR 2002, 18/20; 140 Castells, Interview DER SPIEGEL, Überleben im Netzwerk, 2.
131
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DISSERTATION – 19
Im August 2001 nutzen bereits 8,46% der Weltbevölkerung das Internet141, 1995 waren es noch unter einem Prozent. In den Industrieländern der westlichen Welt ist der Anteil der heutigen Online-Nutzer noch deutlich größer. Während in den USA bereits fast 60%142 und in westeuropäischen Ländern weite Teile der Bevölkerung (Österreich 37%, Deutschland 35%, Frankreich 20%, Schweden 64%)143 online sind, liegt die Internetquote in vielen Entwicklungsländern Afrikas noch weit unter einem Prozent (Algerien 0,57%,
Burkina Faso 0,08%, Ägypten 0,81%)144. Voraussetzung für eine schnelle
Erschließung durch das Internet ist eine entsprechend vorhandene Infrastruktur. Solange New Yorks Stadtteil Manhattan jedoch die gleiche Anzahl Telefonanschlüsse hat wie ganz Schwarzafrika,145 wird eine Anbindung weiter Teile der Weltbevölkerung nicht in unmittelbar zeitlicher Nähe absehbar sein. Zwar kann Bildung durch das Internet in abgelegene Ecken der Welt angeboten werden, jedoch ergibt sich durch die hohe Geschwindigkeit des Wissenszuwachses für die nicht bzw. kaum angeschlossene Bevölkerung der Entwicklungsländer ein noch größerer Abstand zu den führenden hochentwickelten Nationen. Es entsteht die Gefahr der Bildung einer Vierten, vom schnellen Wissen ausgeschlossenen Welt146. „Wer sich nicht umfassend informieren kann, kann an der Informationsgesellschaft nicht teilnehmen.“147 oder „Innerhalb des Netzes gibt es keine Entfernungen, außerhalb ist die Entfernung unendlich.“148
3.
Potential - Zukunftsausblick
Das Potential des Internets ist noch lange nicht erschöpft, wichtige Einsatzmöglichkeiten befinden sich noch in den ersten Entwicklungsstufen. Der Einblick in die Forschungs- und Versuchsprojekte läßt den Umfang der Weiterentwicklung des Datennetzes zu einem allumfassenden Multiservicenetz mit vereinter Sprach-, Daten- und Videoübertragung ansatzweise erahnen149.
141
NUA.com, NUA Internet Surveys, http://www.nua.com/surveys/ how_many_online/world.html. 142 NUA.com, NUA Internet Surveys, http://www.nua.com/surveys/how_many_online/n_america.html. 143 NUA.com, NUA Internet Surveys, http://www.nua.com/surveys/how_many_online/europe.html. 144 Stand Sommer 2001, NUA.com, NUA Internet Surveys, http://www.nua.com/surveys/how_many_online/africa.html. 145 Harke, Urheberrecht, 23. 146 Castells, Interview DER SPIEGEL, Überleben im Netzwerk, 2. 147 Beger, Neue Modelle für den Umgang mit Wissen in wissenschaftlichen Bibliotheken, Skript der Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin am 26.04.2002 zum Thema Digitales Urheberrecht, 3/6; 148 Castells, Interview DER SPIEGEL, Überleben im Netzwerk, 3. 149 Black, Internet-Technologien der Zukunft, Rn. 1.7ff.
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B. INTERNET - GLOBALE DIGITALE VERNETZUNG
DISSERTATION – 20
Sicher ist jedoch schon jetzt, dass sich die Lebens- und Kommunikationsverhältnisse von immer mehr Menschen nachhaltig verändern werden150.
150
Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 7.
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C.
C. URHEBERRECHT IN Ö, D UND DER EU
DISSERTATION – 21
URHEBERRECHT IN ÖSTERREICH, DEUTSCHLAND UND DER EU
I.
GRUNDGEDANKE DES URHEBERRECHTS
Der Begriff Urheberrecht bezeichnet zum einen objektiv eine ganze Rechtsmaterie und zum anderen subjektiv das spezielle Recht des Schöpfers am immateriellen, d.h. geistigen Eigentum seines Werkes151. Obwohl das geistige Eigentum als Bestandteil des Eigentums anerkannt ist,152 wird Bedeutung des Urheberrechts oftmals verkannt. Während Rechte an materiellen Gegenständen weitestgehend auch unter Nicht-Juristen bekannt sind, wird Urheberrecht in erster Linie auf den Schutz klassischer
Kunstwerke
beschränkt153
und
ohne
konkreten
Vorstellungen
mit
fehlendem
Rechtsbewusstsein verstanden154. Die Bedeutung des Urheberrechts geht jedoch über den Schutz der Rechte eines Buchautors, Komponisten, Architekten und Künstlers mittlerweile weit hinaus. Das Urheberrechtsschutzsystem umfasst auch Regelungen für Computerprogramme, Datenbanken, Lichtbilder, Tonträger, Filme, Viedeospiele, Karten, Skizzen, Rundfunksendungen, Grafiken, Leistungen von Musikern aller Art, Werbedesignern und Webdesignern.155 Das Urheberrecht ist ein Ausschließlichkeitsrecht. Art, Umfang und Inhalt der Werkverwertung bestimmt im Rahmen der vorbehaltenen Recht allein der Urheber156. Vervielfältigungen, Verbreitungen, Ausstellungen, Aufführungen, Vorführungen, Sendungen und Wiedergaben bedürfen grundsätzlich der Zustimmung des Urhebers, der im Gegenzug regelmäßig eine Vergütung für die Nutzung seines Werkes verlangen kann157. Diese Form der Beteiligung an der wirtschaftlichen Verwertung bietet dem Urheber einen Anreiz, wirtschaftlich wertvolle Werke zu erschaffen158 und so zum Wachstum und erhöhter Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie beizutragen und kulturelles Schaffen in Europa zu garantieren159. Ohne ein funktionierendes Urheberrecht, welches den modernen digitalen und globalen Gegebenheiten angepasst wird und in das Bewusstsein der gesamten Bevölkerung eindringt, verlieren Künstler und Kulturwissenschaft die wirtschaftliche Basis.160
151
Dreier, Urheberrecht und digitale Werkverwertung, 15; Ciresa, Urheberrecht aktuell, 21. Ziff (9) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001; Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/2. 153 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 13. 154 Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 11. 155 Harke, Urheberrecht, Frage 20; Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, V; Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 13. 156 Koeve, Urheberrecht im Internet, 2. 157 Dreier, Urheberrecht und digitale Werkverwertung, 15. 158 Dreier, Urheberrecht und digitale Werkverwertung, 15. 159 Ziff (4) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001. 160 Fuchs, Rede vom 25.04.2001 des Vorsitzenden des Deutschen Kulturrates anläßlich des Internationalen Tags des Urheberrechts, http://www.kulturrat.de/publik/presse25-04-01.htm. 152
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C. URHEBERRECHT IN Ö, D UND DER EU
DISSERTATION – 22
Schätzungen der EU-Kommission gehen davon aus, dass zum Ende des 20. Jahrhunderts bereits mindestens 3-5%161, manche Meinungen sprechen sogar von über 5%162 bis 7%163, des Bruttosozialproduktes der EU mit urheberrechtlich relevanten Produkten erzielt wurde. Neben der erheblichen wissenschaftlichen und kulturellen bewegt sich die wirtschaftliche Bedeutung somit im Rahmen eines Betrages in Höhe vieler Milliarden Euro164. Neben den Interessen des Urhebers sind – ähnlich wie der sozialen Pflicht des materiellen Eigentums – auch Interessen des Allgemeinwohls zu beachten und vom Gesetzgeber unter Anwendung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes sowie Beachtung des Gleichheitsgebotes in Abwägung zu bringen.165 Unter gewissen Umständen, z.B. Bildung und Freiheit des privaten Gebrauchs, müssen die Rechte des Urhebers zurückstehen, die Werknutzung ist ohne Erlaubnis166 und z.T. ohne Vergütungsanspruch von den Schranken des Urheberrechts gedeckt167. Es wird von einer s.g. Sozialbindung des Urheberrechts gesprochen.168
161
Grünbuch Informationsgesellschaft von 1995, Seite 12, abgedruckt in KOM 1995, 382. Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, Rn. 29. 163 Koeve, Urheberrecht im Internet, 2. 164 Püschel, Urheberrecht, S 127; Koeve, Urheberrecht im Internet, 2. 165 Nordemann/Nordemann/Cychowski, Die Entwicklung der Gesetzgebung und Rechtsprechung zum Urheberrecht in den Jahren 1998 und 1999, NJW 2000, 620/622. 166 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 310. 167 Dreier, Urheberrecht und digitale Werkverwertung, 15f. 168 Dillenz, Praxiskommentar, § 15, 52; Schricker – Melichar, Urheberrecht, Vor §§ 45ff, Rn. 1. 162
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C. URHEBERRECHT IN Ö, D UND DER EU
II.
HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES URHEBERRECHTS
1.
Antike und Mittelalter
DISSERTATION – 23
Die Geschichte benötigte einige Zeit, um geistiges Eigentum an immateriellen Gütern anzuerkennen. In der Antike und im Mittelalter waren Geisteswerke kaum wirtschaftlich verwertbar und die Schöpfer von der Unterstützung reicher Mäzen abhängig169. Der Schutz des Werkes beschränkte sich auf moralische Missbilligung170 und Verfluchungen derjenigen, die das Werk verfälschen171.
2.
Erfindung des Buchdrucks
Erst mit Erfindung des Buchdrucks zum Ende des Mittelalters um 1440 wurde man allgemein auf das Problem des Nachdrucks aufmerksam. Stetig verbesserte Drucktechniken ermöglichten höhere Auflagen und eine zunehmende Anzahl Druckereien veröffentlichten Werke aktiver zeitgenössischer Autoren172. Auf Drängen der Buchdrucker wurden recht bald Buchdruckprivilegien eingeführt, die die im Buchdruck tätigen Unternehmen, Druckereien und Verlage, zumindest territorial schützten173. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts ging man dazu über statt Generalprivilegien Privilegien für einzelne Werke und Werkgattungen zu vergeben und die Leistung der Autoren mit Autorenprivilegien und einhergehend mit, wenn auch der Höhe nach kaum erwähnenswerten, Autorenhonoraransprüchen zu würdigen174. Grundgedanke der Privilegienzuteilung war zu dieser Zeit allerdings mehr der Schutz vor Nachahmung der drucktechnischen Erscheinung des materiellen Werkes als der heutige urheberrechtliche Gedanke, das
Geisteswerk
zu
schützen175.
Die
Verteilung
der
Privilegien
erfolgte
oftmals
aus
wirtschaftspolitischen und politischen Gründen, Aspekte der Gewerbeförderung, Gewerbeschutz, Steuer, Zensur und Gemeinwohl des Staates standen im Vordergrund176. Umfassenden Schutz konnten diese Privilegien den Beteiligten nicht bieten. Aufgrund der starken territorialen Zersplitterung und der nur regional wirksamen Privilegierungszuteilung, war gerade in den deutschen Ländern eine Unterbindung des Nachdrucks nicht möglich177. Vielmehr wurde aus
169
Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 42. Ulmer, Urheber- und Verlagsrecht, 50. 171 Siehe Verfluchung in der Einleitung des Sachsenspiegels von Eike von Repgow, Nachweis in Ulmer, Urheberund Verlagsrecht, 51. 172 Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 44f. 173 Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 59. 174 Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 45 und Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 59. 175 Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 59. 176 Kiesel/Münch, Gesellschaft und Literatur im 18. Jahrhundert, 135. 177 Kiesel/Münch, Gesellschaft und Literatur im 18. Jahrhundert, 135f. 170
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DISSERTATION – 24
Vorteilsabsichten für den eigenen Staat sogar der Nachdruck von Werken anderer Länder mittels Privilegien gefördert178.
3.
Wandel im Zeitalter der Naturrechtslehre
Während bereits zum Ende des 17. Jahrhunderts die Position des Autors etwas gestärkt und er teilweise zur Privilegserteilung des Verlegers seine Zustimmung erteilen musste179, gelang es erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts den schon lang bemühten Juristen und Philosophen, eine über regionale Begrenzungen hinausgehende Grundlage für die Sicherung geistigen Eigentums herauszuarbeiten und in der Gesellschaft zu verankern.180 Die stärker vordringende Naturrechtslehre verurteilte zunehmend Eingriffe des Staates in die Wirtschaft und ersetzte das Privilegierungssystem181. Aus den Bestrebungen des wirtschaftlich starken Verlagswesens, seine Interessen zivilrechtlich abzusichern, formte sich der Gedanke des geistigen Eigentums zu der Theorie des heutigen Urheberrechts182. Bereits 1773 nahm Kursachsen, 1794 Preußen und 1809 Baden ein gesetzliches Nachdruckverbot in das Zivilrecht auf183. Europaweit erfolgten erste Gespräche über ein einheitliches Schutzsystem geistigen Eigentums auf dem Wiener Kongress 1815184. Aufgrund mangelnder Gesetzgebungsbefugnis des dort gegründeten Deutschen Bundes kam es erst 1832 durch eine Initiative Preußens zu einer einheitlichen Regelung und einem Nachdruckverbot sowie 1835 zu einer Festlegung gleichförmiger Grundsätze bzgl. Schutz schriftstellerischem Eigentums auf dem gesamten Gebiet deutscher Staaten185. 1837 wurde eine 10jährige Schutzfrist ab erscheinen des Werkes eingeführt, die 1841 einheitlich auf 30 Jahre nach dem Tod des Autors verlängert wurde. In gleichem Zuge wurden auch Aufführungsrechte geregelt186. Zu dem Wesen des Urheberrechts wurden im 19. Jahrhundert verschiedene theoretische Ansätze verfolgt. Während die Lehre vom geistigen Eigentum das Urheberrecht als reines Vermögensrecht betrachteten187, kamen verstärkt die Ansätze der Lehre des Persönlichkeitsrechts des Urhebers188 zum Vorschein. Dies führte über eine zunächst dualistische Theorie der Trennung von Vermögens- und
178
Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 60f. Gieseke, Die geschichtliche Entwicklung des deutschen Urheberrechts, 47f. 180 Klippel in Wadle, Die Idee des geistigen Eigentums in Naturrecht und Rechtsphilosophie des 19. Jahrhunderts, 121. 181 Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 63. 182 Kiesel/Münch, Gesellschaft und Literatur im 18. Jahrhundert, 142, Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 65. 183 Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 65. 184 Hubmann/Rehbinder, Urheber und Verlagsrecht, § 3 IV 3. 185 Hubmann/Rehbinder, Urheber und Verlagsrecht, § 3 IV 3. 186 Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 67. 187 Ansätze von Hegel, Mandry und Klostermann; Nachweise in Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 69. 188 Ansätze von Beseler, Dahn, Gareis und auch schon Kant; Nachweise in Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 69. 179
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DISSERTATION – 25
Persönlichkeitsrecht zu Beginn des 20. Jahrhundert zu der heutigen monistischen Theorie, in der beide Interessen des Urhebers zu einem einheitlichen Recht mit doppelter Funktion verbunden sind189. Durch die Gründung des Norddeutschen Bundes 1867 und des Deutschen Reiches 1871 konnten umfassende einheitliche Regelungen im 1870 erlassenen Urheberrechtsgesetzes, das 1871 zum Reichsgesetz wurde, getroffen werden. 1876 folgten Gesetze mit dem Schutz der künstlerischen und fotografischen Werke190. Mit dem Literatururhebergesetz (LUG) und dem Verlagsgesetz (VerlG) von 1901 sowie dem Kunsturhebergesetz (KUG) von 1907 wurden die modernen monistisch-theoretischen Reformbemühungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts zunächst abgeschlossen191. In Österreich erfolgten weitestgehend parallele Kodifizierungen durch Regelungen des Verlagsrechts im ABGB von 1812192 und ausführlicher im 1895 erlassenen „Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der Literatur, Kunst und Photographie“193. Über bilaterale Abkommen wurden urheberrechtliche Bestimmungen in weiten Teilen Europas geregelt und angeglichen194. Eine Vielzahl europäischer Staaten, so auch das Deutsche Reich, Österreich jedoch erst 1936195, erkannten in der Berner Übereinkunft von 1886 offiziell ausländische Urheberrechte an196.
4.
Annäherung Deutschlands, Österreichs und Europas im 20. Jahrhundert
Bereits 1920 kamen Österreich und das Deutsche Reich überein, dass eine Abstimmung des Urheberrechts in den beiden Staaten unerlässlich ist und führte über das „Übereinkommen vom 30.06.1930 über Fragen des gegenseitigen gewerblichen Rechtsschutzes und des gegenseitigen Schutzes des Urheberrechts“197 1932 zu der Ausarbeitung eines gemeinsamen Entwurfs durch den deutschen und österreichischen Justizminister. Mit der Machtergreifung Hitlers wurden 1933 diese gemeinschaftlichen Bestrebungen unterbrochen und das 1936 in Österreich neu eingeführte und für damalige Verhältnisse rühmliche Urheberrechtsgesetz198 bereits zwei Jahre später mit dem Anschluss an das Deutsche Reich durch die deutschen Urheberrechtsgesetze ersetzt199. Die während des zweiten Weltkrieges unterbrochenen Reformbemühungen wurden nach Beendigung wieder aufgenommen und führten in Deutschland zu dem 1965 verabschiedeten und seit dem 1.1.1966
189
Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 18. Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 68. 191 Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 71. 192 Gieseke, Die geschichtliche Entwicklung des deutschen Urheberrechts, 121. 193 Gesetzesabdruck in Dillenz, Materialien zur Geschichte des österreichischen Urheberrechts, 183ff. 194 Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 53. 195 Dillenz in Wadle, Warum Österreich-Ungarn nie der Berner Übereinkunft beitrat, 185. 196 Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 71. 197 RGBl. 1930 II 1077. 198 Dillenz in Wadle, Warum Österreich-Ungarn nie der Berner Übereinkunft beitrat, 167. 199 Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 55. 190
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DISSERTATION – 26
gültigen „Gesetz über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte“200, welches LUG und KUG ablöste201. Österreich führte nach dem Zweiten Weltkrieg das Urheberrechtsgesetz von 1936 wieder ein202. Das Urheberrecht in Deutschland und Österreich wurde fortlaufend novelliert, modernisiert, an neue Anforderungen und besonders die Vorgaben der internationalen Entwicklung, dem Revidierten Berner Übereinkommen zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst in der Pariser Fassung (RBÜ, 1971) dem Welturheberrechtsabkommen (WUA, 1952), dem Rom Abkommen über den Schutz der ausübenden Künstler, der Hersteller von Tonträgern und der Sendeunternehmen (RA, 1961), dem Genfer Tonträgerabkommen zum Schutz der Hersteller von Tonträgern (GTA), dem Agreement on Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights (TRIPs, 1994)203, den beiden am 20.12.1996 auf der Diplomatischen Konferenz der World Intellectual Property Organisation (WIPO)204 beschlossenen Verträgen WIPO Copyright Treaty (WCT) und WIPO Performances and Phonograms Treaty (WPPT), sowie verschiedenen EU-Richtlinien, z.B. der Richtlinie 91/250/EWG von 1991 über den urheberrechtlichen Schutz von Computerprogrammen205, der Richtlinie 92/100/EWG von 1992 über das Vermiet- und Verleihrecht206 und der Richtlinie 96/9/EG von 1996 über den rechtlichen Schutz von Datenbanken207, angepasst. Die schon seit je her von der Reaktion auf neue technologische Entwicklungen geprägte Geschichte des Schutzes geistigen Eigentums208 hat nach der Erfindung des Buchdrucks nun durch die neuen digitalen Medien und im Besonderen durch das Internet eine neue Stufe urheberrechtlich relevanten Verhaltens zu bewältigen. Das Zeitalter der Informationsgesellschaft ist von einer multimedialen Vermittlung der Werke
geprägt209.
Übermittlungen
von
Texten,
Bildern,
Grafiken,
Computerprogrammen,
Tonaufnahmen und Videofilmen – modern auch zusammenfassend „content“ oder „Inhalt“ genannt210 – über das Internet betreffen das Urheberrecht direkt und werfen eine Vielzahl neuer Fragen auf211.
200
Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 72. Becker, Der Rechtsschutz von Datenbanken, 53. 202 Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 55. 203 Fundstellennachweise siehe Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 409f. 204 Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/45. 205 AblEG Nr. L 122 v. 17.05.1991, Seite 42. ausführlicher: Marly, Computerrecht, Einführung, S. XI. 206 AblEG Nr. L 346 v. 27.11.1992, Seite 61. 207 AblEG Nr. L 77 v. 27.03.1996, Seite 20. 208 Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/43. 209 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 13. 210 Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/44. 211 Klett, Urheberrecht im Internet, 26. und Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 13. 201
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C. URHEBERRECHT IN Ö, D UND DER EU
DISSERTATION – 27
III. GRUNDZÜGE DES URHEBERRECHT IM ÖSTERREICHISCH-DEUTSCHEN VERGLEICH Im Gegensatz zu dem anglo-amerikanischen Copyright geht das kontinentaleuropäische, d.h. deutsche und auch österreichische Urheberrecht nicht von dem körperlichen Werk sondern dem geistigen Akt des Schöpfer im Mittelpunkt der rechtlichen Regelungen aus212.
1.
Werk im Sinne des Urheberrechts
Grundvoraussetzung eines urheberrechtlich geschützten Werkes im Sinne des deutschen wie auch österreichischen Urheberrechts ist die persönliche bzw. eigentümliche geistige Schöpfung, § 1 I öUrhG, § 2 II dUrhG213. Während die Anforderung des „geistigen“ lediglich festlegt, dass nicht der körperliche Gegenstand eines Werkes, sondern die dahinterstehende geistige Leistung Schutzgegenstand ist214, bleibt wesentlich die auf der Person des Schöpfers beruhende eigentümliche Individualität für die Gewährung des Urheberrechtsschutzes maßgeblich215. Fakten, Nachrichten, Meldungen über aktuelles Tagesgeschehen und andere Tatsachen weisen keinen geistigen Schöpfungswert auf216. Ebenso wenig sind bloß mechanische Tätigkeiten217, Zufälligkeiten218 und
Anregungen
aus
Natur
und
Geschichte219
urheberrechtlich
geschützt.
Gesetzestexte,
Gerichtsentscheidungen, amtliche Erlässe und Bekanntmachungen sind aufgrund gesetzlicher Bestimmung keine urheberrechtlich geschützten Werke, § 7 I öUrhG, § 5 dUrhG. In der Praxis problematisch ist die Festlegung der notwendigen Gestaltungshöhe. Durchgesetzt hat sich hierbei anfänglich in der Bundesrepublik Deutschland und mittlerweile auch in Österreich220 der Maßstab der „kleinen Münze“221, die persönlichen Züge der Leistung müssen sich vom völlig
212
Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 85; Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 12. Im folgenden steht öUrhG für österreichisches „Bundesgesetz über das Urheberrecht an Werken der Literatur und der Kunst und über verwandte Schutzrechte“, veröffentlicht in öBGBl. Nr. 111/1936 in der Fassung der Änderung durch öBGBl. I Nr. 110/2000 und dUrhG für deutsches „Gesetz über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte“, veröffentlicht in dBGBl. I/1965, Seite 1273 in der Fassung der Änderung durch dBGBl I/2002 Seite 1155. 214 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 22. 215 Püschel, Urheberrecht, 39; Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 94. 216 Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 49, Rn 24; Püschel, Urheberrecht, 39. 217 Klett, Urheberrecht im Internet, 27. 218 Fromm/Nordemann – Nordemann/Vinck, Urheberrecht, § 2, Rn. 10. 219 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 21. 220 OGH – 4 Ob 224/00w in MR 06/2000, 373/374; Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 23; Dillenz, Praxiskommentar, § 1, 17. 221 Begriff „kleine Münze“ geht auf Elster, „Gewerblicher Rechtsschutz“ zurück und meint ursprünglich, dass der Wert des Werkes unerheblich ist, vgl. Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 95; s.a. zu „kleiner Münze“ in heutiger Bedeutung Fromm/Nordemann – Nordemann/Vinck, Urheberrecht, § 2, Rn. 19. 213
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DISSERTATION – 28
Banalen,222 Alltäglichen und üblicherweise Hervorgebrachten abheben223, eine geringe Originalität wird hierbei jedoch als ausreichend angesehen224. Auf den künstlerischen, wissenschaftlichen und ästhetischen Wert225 sowie den mit der Schöpfung verfolgten Zweck kommt es nicht an226. Unerheblich ist weiterhin, ob die erbrachte Leistung mit Aufwand oder Kosten verbunden war227 oder sich das Werk durch eine statistische Einmaligkeit auszeichnet228. Eine Ausnahme findet sich lediglich im Bereich der angewandten Kunst. Die deutsche Rechtsprechungspraxis weicht hier von der Linie der „kleinen Münze“ ab und verlangt eine deutliche höhere Gestaltung für Zubilligung urheberrechtlichen Schutzes229. Diese außerhalb Deutschlands und auch in Österreich unbekannte Unterscheidung230 begründet sich mit dem bereits bei kunstgewerblichen Gegenständen mit geringerer Individualität eingreifenden Geschmacksmusterschutz durch das Geschmacksmustergesetz231. Oft wird, gerade aus dem europäischen Ausland232 kritisiert, dass diese Art der werktypischen Unterscheidung durch die Rechtsprechung zu Abgrenzungsproblemen führt und sich aus dem Wortlaut des Urheberrechtsgesetzes nicht ergibt233. Die Voraussetzung der „Schöpfung“ ist erfüllt mit dem für die Außenwelt wahrnehmbaren Ergebnis der Gestaltung234. Einer bestimmten körperlichen Festlegung bedarf es nicht235. Geschützt wird der Gedanke in Form des Präsentierten236. Weitere Voraussetzungen eines Werkes iSd Urheberrechts sind in den gesetzlichen Kategorisierung der §§ 1 I, 2, 3, 4, 5, 6, 40a, 40f öUrhG und §§ 2 I, 3, 4 dUrhG festgehalten. Der österreichische Gesetzgeber hat zunächst die Werkformen in die Oberkategorien Literatur, Tonkunst, bildende Künste und Filmkunst eingeteilt, § 1 I öUrhG. Im deutschen Urheberrecht sind die Oberkategorien Literatur, Wissenschaft und Kunst bekannt, § 1 dUrhG. Im österreichischen Urheberrecht werden Sprachwerke in Schrift- oder Tonträgerform237, zu denen auch Computerprogramme gehören, Bühnenwerke, Werke wissenschaftlicher oder belehrender Art als
222
Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 275. Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 20; Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 94. 224 OGH – 4 Ob 224/00w in MR 06/2000, 373/374; Klett, Urheberrecht im Internet, 27; Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 21. 225 BGH in GRUR 1981, 267/268. 226 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 21. 227 BGH in GRUR 1985, 1041/1048; Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 46. 228 Schricker - Loewenheim, Urheberrecht § 2, Rn. 31. 229 Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 95. 230 Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 24. 231 Fromm/Nordemann – Nordemann/Vinck, Urheberrecht, § 2, Rn. 21; Hubmann/Rehbinder, Urheber und Verlagsrecht, § 3 III 3. 232 Klett, Urheberrecht im Internet, 29. 233 Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 96. 234 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 22. 235 Klett, Urheberrecht im Internet, 29. 236 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 22. 237 Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 28. 223
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DISSERTATION – 29
Werke der Literatur angesehen, § 2 öUrhG. Zu den Werken der bildenden Kunst zählen gemäß § 3 öUrhG auch Lichtbildwerke, Baukunst und angewandte Kunst. Das deutsche Urheberrechtsgesetz führt in § 2 I dUrhG ohne Bezugnahme auf die einzelnen Oberkategorien des § 1 dUrhG aus, dass zu den geschützten Werken jedenfalls Sprachwerke, wie Schriftwerke, Reden und Computerprogramme, Werke der Musik, Pantomime und Tanzkunst sowie bildende Künste, Baukünste und angewandte Künste, Lichtbildwerke und Filmwerke gehören. Im Vergleich zum österreichischen Urheberrecht, welches die Werke wissenschaftlicher oder belehrender Art als Werke der Literatur kategorisiert und als Definition lediglich „bildliche Darstellung in der Fläche oder im Raume“ bietet, § 2 III öUrhG, präzisiert das deutsche Urheberrecht und führt unter der eigenen Oberkategorie der Werke der Wissenschaft „Darstellungen wissenschaftlicher oder technischer Art“ sowie beispielhaft aufzählend Zeichnungen, Pläne, Skizzen, Tabellen und plastische Darstellungen auf. Übersetzungen und Bearbeitungen werden, soweit sie persönliche bzw. eigentümliche geistige Schöpfungen sind, sowohl vom deutschen wie auch österreichischen Urheberrecht als eigene Werke geschützt, § 5 öUrhG, § 3 dUrhG. Ebenso erstreckt sich in beiden Rechtssystemen der urheberrechtliche Schutz auf Sammelwerke und mit der Umsetzung der Datenbankrichtlinie der EU von März 1996238 auch auf Datenbankwerke als Sammelwerke, §§ 6, 40 öUrhG bzw. § 4 dUrhG. Im Gegensatz zu der abschließenden Aufzählung des österreichischen Urheberrechts239 sind die in dem deutschen Urheberrechtsgesetz aufgezählten Werkkategorien nicht abschließend, sondern bedürfen als unbestimmte Rechtsbegriffe im Einzelfall einer ausfüllenden Auslegung240. Abschließend bleibt, gerade im Gegensatz zum weitläufigen anglo-amerikanischen Copyright festzuhalten, dass das Urheberrecht an einem Werk sowohl im österreichischen wie auch im deutschen Recht bereits mit Vollendung des Schöpfungsaktes entsteht und es einer weiteren Förmlichkeit, wie Copyright-Vermerk oder behördlicher Anmeldung nicht bedarf.241
2.
Person des Urhebers
Urheber ist der Schöpfer des Werkes, § 10 I öUrhG, § 7 dUrhG. Urheber kann aufgrund der persönlichen und eigentümlichen Notwendigkeit des Werkes nur eine natürliche, nicht eine juristischen
238
ABl. EG Nr. L 77/28 vom 27.03.1996. Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 27. 240 Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 2, Rn. 1. 241 Walter, Schutz von Computerprogrammen, http://fgr.wu-wien.ac.at/INSTITUT/PR/Radl/Walter.pdf, 6; Haberstrumpf, Handbuch des Urheberrechts, Rn. 53. 239
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Person sein242. Geschäftsfähigkeit ist für die Urheberschaft eines Werkes nicht Voraussetzung, da die Schöpfung ein Realakt ist243. Die Urheberschaft ist fest an die Person des Schöpfers gebunden, eine rechtsgeschäftliche Übertragung der gesamten Urheberschaft ist, im Gegensatz zu den grundsätzlich rechtsgeschäftlich sehr wohl sogar an juristische Personen übertragbaren Nutzungs- und Verwertungsrechten244, nicht möglich, § 23 III öUrhG, § 29 S. 2 dUrhG. Auch wenn die Schöpfung im Auftrag oder innerhalb eines Dienstverhältnisses oder Beamtenverhältnisses erfolgt bleibt das Urheberrecht originär beim Schöpfer245. Im deutschen Urheberrecht ist dies durch den § 43 dUrhG nochmals ausdrücklich klargestellt. Der Auftraggeber oder Dienstherr kann lediglich vertraglich Werknutzungsrechte und bewilligungen erwerben. In Arbeitsverhältnissen wird in der Regel eine konkludente Rechtseinräumung anzunehmen sein, wenn der Arbeitnehmer das Werk im Rahmen seiner Dienstpflicht geschaffen hat246. Eine Ausnahme von der Unübertragbarkeit des Urheberrechts bildet lediglich die Vererblichkeit durch Verfügung von Todes wegen oder aufgrund gesetzliche Erbfolge, § 23 I öUrhG, § 28 dUrhG. Haben mehrere natürliche Personen ein untrennbar einheitliches Werk247 gemeinschaftlich geschaffen, liegt die Urheberschaft bei allen gemeinschaftlich248 als Miturheber, § 11 I öUrhG bzw. § 8 I dUrhG. Bei nur verbundenen und noch gesondert verwertbaren Werken liegt keine Miturheberschaft vor, § 11 I, III öUrhG, § 8 I dUrhG.
3.
Verwertungsrechte
Das Urheberrecht sichert dem Inhaber die, nur durch wenige Ausnahmen beschränkte, umfassende gerade auch wirtschaftliche - Nutzung seines Werkes249. Durch die letzte Änderung des dUrhG durch das Gesetz zur Stärkung der vertraglichen Stellung von Urhebern und ausübenden Künstlern250 ist die Sicherung einer angemessenen Vergütung für die Nutzung des urheberrechtlichen Werkes ausdrücklich als allgemeine Zweckbestimmung in § 11 S. 2 dUrhG mit Wirkung zum 01.07.2002 eingefügt worden.
242
OGH – 4 Ob 151/00k – in MR 06/2000, 381/382; Fromm/Nordemann – Vinck, Urheberrecht, § 2, Rn. 12. Schweikhardt, Urheberrecht im Internet, 1; Ciresa, Urheberrecht aktuell, 25. 244 Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 52. 245 Püschel, Urheberrecht, 49; Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 30f. 246 Ciresa, Urheberrecht aktuell, 28; Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 31; Püschel, Urheberrecht, 129. 247 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 29. 248 Püschel, Urheberrecht, 50. 249 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 31. 250 Gesetz vom 22.03.2002, veröffentlicht in dBGBl. I/2002, Seite 1155 vom 28.03.20002, in Kraft ab 01.07.2002. 243
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DISSERTATION – 31
Dies Verwertungsrechte umfassen die Entscheidungsbefugnis des Urhebers, über die Verwertung in körperlicher und in unkörperlicher Form, zu bestimmen251, §§ 14ff iVm § 8 öUrhG, §§ 15ff dUrhG. Dieses Recht ist ausschließlich, § 14 I öUrhG, § 15 I dUrhG, d.h. es obliegt einzig dem Urheber, dieses Recht auszuüben oder ein diesbezügliches Nutzungsrecht an Dritte zu vergeben. Alle nicht nutzungsberechtigten Personen sind von der Nutzung ausgeschlossen.252 Als Nutzung wird in diesem Sinne nicht der lediglich rezeptive und allgemein freie Genuss des Werkes sondern der aktive Gebrauch verstanden.253
a)
Verwertung in körperliche Form
Unter körperlicher Form der Verwertung fasst das deutsche Urheberrechtsgesetz die Vervielfältigung, Verbreitung und Ausstellung zusammen, § 15 I dUrhG. Der österreichische Gesetzgeber nimmt eine derartige Zusammenfassung nicht explizit vor, nennt aber ebenfalls diese Verwertungsarten, §§ 15, 16 öUrhG. Das Vervielfältigungsrecht berechtigt den Urheber darüber zu entscheiden, ob, in welchem Umfang und in welchem Verfahren das Werkstück vervielfältigt wird, § 15 I öUrhG, § 16 I dUrhG. Vervielfältigung ist jede Festlegung eines Werkes auf einen materiellen Träger, die dazu führt, dass das Werk den menschlichen Sinnen auf irgendeine Weise mittelbar oder unmittelbar wahrnehmbar gemacht wird.254 Das Verbreitungsrecht beinhaltet die Entscheidungsbefugnis des Urhebers, das Werk der Öffentlichkeit anzubieten bzw. feilzuhalten oder der Öffentlichkeit zugänglich in den Verkehr zu bringen, § 16 I iVm § 8 öUrhG, § 17 I iVm §§ 15 III, 6 I dUrhG. Verbreitet wird ein Werk insbesondere dadurch, dass es der Öffentlichkeit, sei es durch Verkauf, Schenkung, Vermietung, Verleihung u.ä., d.h. durch Veräußerung oder Gebrauchsüberlassung übergeben wird255. Unter dem Begriff Öffentlichkeit iSd § 8 öUrhG bzw. §§ 6 I, 15 III dUrhG ist die Allgemeinheit, das breite Publikum im Gegensatz zum privaten Umfeld zu verstehen256.
251
Koeve, Urheberrecht im Internet, 2; Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 31; Im österreichischen Recht ergibt sich diese Unterscheidung zwischen körperlich und unkörperlich aus der gesetzlichen Aufzählung, wird jedoch nicht ausdrücklich genannte, siehe auch Haller, Music on demand, 106 und Walter, Werkverwertung in körperlicher Form, MR 1990, 112. 252 Püschel, Urheberrecht, 67; Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 31. 253 Für viele: Fromm/Nordemann – Hertin/Nordemann, Urheberrecht, § 15, Rn. 1; Schricker – von UngernSternberg, Urheberrecht, § 15 Rn. 8. 254 Fromm/Nordemann – Vinck, Urheberrecht, § 16, Rn. 1; Zahrt, Der urheberrechtliche Schutz digitaler Printmedien, 50f; Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 88. 255 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 33; Püschel, Urheberrecht, 68. 256 Ciresa, Urheberrecht aktuell, 103.
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DISSERTATION – 32
Nach dem Erschöpfungsgrundsatz257 wird die Verbreitung grundsätzlich nur in Form der Erstveröffentlichung geschützt258. Mit Ausnahme des Vermietungsrechts verliert der Berechtigte das Verbreitungsrecht, sobald Werkstücke mit seiner Einwilligung durch Veräußerung in den Verkehr gebracht wurde, §§ 16 III, 16a I öUrhG, § 17 II dUrhG. Allgemein anerkannt ist de Reichweite des Erschöpfungsgrundsatzes für den Raum der EU und EWR259. Ein In-Verkehr-Bringen innerhalb dieses Gebietes
führt
zur
Erschöpfung
in
allen
Mitgliedsstaaten.260
Die
Ausweitung
des
Verbreitungsgrundsatzes auf internationaler Ebene, d.h. durch In-Verkehr-Bringen innerhalb eines EUfremden Drittstaates, war lange umstritten.261 Im Zuge der Umsetzung des Artikel 9 II der Vermiet- und Verleihrichtlinie der EU wurde in § 16 III öUrhG, § 17 II dUrhG der Erschöpfungsgrundsatz für den Bereich der EU/EWR konkretisiert.262 Während in Deutschland nunmehr allgemein anerkannt ist, dass sich die Erschöpfung des § 17 II dUrhG nur und ausschließlich auf das Gebiet der EU/EWR bezieht263, hält die österreichische Rechtsprechung und Literatur mitunter derzeit noch an einer internationalen Erschöpfung fest264. Während das deutsche Urheberrecht bei der Verbreitung des Werkes Original und Vervielfältigung ausdrücklich in § 17 I dUrhG gleichstellt, spricht das österreichische Urheberrecht nur generell von Werkstücken, meint aber sowohl Originale als auch Vervielfältigungen265. Das Verbreitungsrecht findet nur für körperliche Werkstücke266, nicht für digitale Verbreitung von Dateninhalten per Fernübertragung267, etwa über das Internet, Anwendung.268 Das Inverkehr-Bringen von Daten auf einem körperlichen Trägermaterial, z.B. einer CD, stellt jedoch eine geeignete Verbreitungshandlung dar.269 Das Recht zur Ausstellung wird im österreichischen Urheberrecht als Unterfall des Verbreitungsrecht behandelt270, § 16 II öUrhG. Im deutschen Urheberrecht ist das Ausstellungsrecht in § 18 dUrhG geregelt. Während eine Verbreitung im engeren Sinne eine Änderung oder zumindest ein Angebot der
257
RG in RGZ 63, 394/399, BGH in GRUR 1988, 373/374; ausführlich: Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 17, Rn. 35ff. 258 Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 95. 259 Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 17, Rn. 44. 260 EuGH in GRUR Int. 1989, 319/320. 261 Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 17, Rn. 51, 55. 262 Walter, Anmerkung zum Urteil des OGH – 4 Ob 30/00s – in MR 04/2000, 252/252; Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 17, Rn. 9. 263 Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 17, Rn 55, Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 17, Rn. 9. 264 Plöckinger, Zur Frage der Erschöpfung im Urheberrecht, M&R 3/99, 153/157. 265 Ciresa, Urheberrecht aktuell, 101. 266 Ciresa, Österreichisches Urheberrecht, § 16, Rn. 3; Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 17, Rn. 7; Haller, Music on demand, 104. 267 Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 95. 268 Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 17, Rn. 7. 269 Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 17, Rn. 7. 270 Ciresa, Urheberrecht aktuell, 101.
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DISSERTATION – 33
tatsächlichen Verfügungsmacht beinhaltet, beschränkt sich das Ausstellen lediglich auf eine nicht verfügende optische und zwar erstveröffentlichende Darstellung271. Das österreichische Urheberrecht erfasst vom Ausstellungsrecht sämtliche Werkkategorien272. Obwohl das Ausstellungsrecht gemäß § 18 dUrhG dem Wortlaut nach nur auf Werke der bildenden Künste und Lichtbildwerke anwendbar ist, werden durch das einhergehende Veröffentlichungsrecht des § 12 I dUrhG auch im deutschen Recht sämtliche Werkkategorien umfasst273 und die Regelungswirkung des § 18 dUrhG als positives Verwertungsrecht gegenstandslos gemacht.274
b)
Verwertung in unkörperliche Form
Das Verwertungsrecht in unkörperlicher Form umfasst das absolute Recht des Urhebers, die Abbildung seines Werkes in der Öffentlichkeit wiederzugeben275, d.h. wahrnehmbar zu machen276. Auf eine tatsächliche Kenntnisnahme durch die Öffentlichkeit kommt es hierbei nicht an, vielmehr genügt das Angebot der Möglichkeit der Wahrnehmung277. Diese Wiedergabe kann durch Rundfunk, Leitungs-, Satellitenübertragung oder ähnliche Sendung, Vortrag, Aufführung oder Vorführung geschehen, §§ 17ff öUrhG, §§ 19ff dUrhG. Eine Sendung ist die Übertragung von Inhalten mittels elektromagnetischer Wellen von einer Sendestation aus, die für jeden mit entsprechendem Empfangsgerät innerhalb der Reichweite empfangen werden können und das Werkstück wahrnehmbar machen.278 Der Gesetzgeber ging zunächst von einer Übertragung per Rundfunk und Drahtfunk bzw. Kabelfunk aus und erweiterte diese mit der modernen Entwicklung um Satellitenrundfunk, § 17b öUrhG, §§ 20 2.Alt., 20a dUrhG.279 Ein Vortrag ist die persönliche öffentliche Darbietung von Sprachwerken, Aufführung die persönliche Darbietung von Musik oder Bühnenwerken.280 Werke der bildenden Kunst, Lichtbildwerke, Filmwerke, Darstellungen wissenschaftlicher oder technischer Art werden vorgeführt und hierbei durch technische Einrichtungen öffentlich wahrnehmbar gemacht281.
271
Ciresa, Urheberrecht aktuell, 105. Ciresa, Urheberrecht aktuell, 105. 273 Püschel, Urheberrecht, 70. 274 Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 15, Rn. 2. 275 Schriker – Loewenheim/von Ungern-Sternberg, Urheberrecht, § 15, Rn. 45. 276 Ciresa, Urheberrecht aktuell, 105. 277 Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 15, Rn. 4; Ciresa, Urheberrecht aktuell, 111. 278 Ciresa, Österreichisches Urheberrecht, § 17, Rn. 2; Püschel , Urheberrecht, 72f; Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 20, Rn. 1. 279 Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 20, Rn. 1, 4. 280 Püschel, Urheberrecht, 71; Ciresa, Urheberrecht aktuell, 111f. 281 Püschel, Urheberrecht, 72; Ciresa, Urheberrecht aktuell, 112.
272
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DISSERTATION – 34
Darbietungen nicht körperlicher Art können auch mittelbar außerhalb der unmittelbaren Räumlichkeiten durch Bildschirme, Lautsprecher und ähnliche technische Einrichtungen erfolgen, § 18 III öUrhG, §§ 21f dUrhG. Die Unterscheidung zwischen öffentlicher und privater Wahrnehmung ist nach den Umständen des Einzelfalles vorzunehmen. Indizien sind Teilnehmeranzahl, Abgrenzbarkeit, Ausmaß der Beziehung zwischen Veranstalter und Teilnehmer,282 Zweck des Zusammenkommens und im Zweifel die wirtschaftlichen Motive des Veranstalters283.
c)
Bearbeitung und Übersetzung
Übersetzungen und andere Bearbeitungen werden wie Originalwerke geschützt, soweit eine eigene eigentümliche geistige Schöpfung vorliegt, § 5 I öUrhG, § 3 dUrhG.284 Die Verwertung und Veröffentlichung der Bearbeitung bedarf der Bewilligung des Urhebers des bearbeiteten Originalwerkes, § 14 II öUrhG, § 23 S. 1 dUrhG. Im deutschen Urheberrecht werden bei einigen Werkarten auch schon zur Herstellung der Bearbeitung eine Einwilligung des Urhebers des Originalwerkes erforderlich, § 23 S. 2 dUrhG. Dient das Werk nur als Anregung und wird ein selbständiges neues Werk geschaffen, ist eine Zustimmung nicht erforderlich, § 5 II öUrhG, § 24 I dUrhG.
4.
Urheberpersönlichkeitsrecht
Neben den materiellen Verwertungsrechten schützt das österreichische und deutsche Urheberrecht auch ideelle geistige Interessen des Urhebers. Diese werden als Urheberpersönlichkeitsrechte bezeichnet.285 Die materiellen und ideellen Komponenten sind eng verbunden und werden bildlich oftmals als Wurzeln eines Baumes dargestellt, dessen Stamm das Urheberrecht als Einheit bildet.286 Das
Urheberpersönlichkeitsrecht
ist
Ausdruck
des
Grundgedankens
des
allgemeinen
verfassungsrechtlich abgesicherten Persönlichkeitsrechts287 und kann in seinem Kern im Gegensatz zu den
Nutzungsrechten
nicht
unter
Lebenden
übertragen
oder
abgetreten
werden288.
Das
Urheberpersönlichkeitsrecht entsteht mit dem Zeitpunkt der Vollendung des Werkes289.
282
Im deutschen Recht geregelt in § 15 III dUrhG; österreichische Rechtsprechung und Literatur zieht § 15 III dUrhG zur Auslegung dieser Abgrenzung heran, s.a. Dillenz, Praxiskommentar, § 18, 66; OGH v. 28.11.1978 in ÖBl. 1979, 51. 283 Dillenz, Praxiskommentar, § 18, 66;Ciresa, Urheberrecht aktuell, 111. 284 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 27. 285 Schricker – Dietz, vor § 12, Rn. 8; Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 38. 286 Ulmer, Urheber- und Verlagsrecht, Kapitel § 18 II 4. 287 BVerfG in BVerfGE 12, 347; Püschel, Urheberrecht, 56; Ciresa, Urheberrecht aktuell, 90. 288 Dreier, Urheberrecht und digitale Werkverwertung, 16. 289 Ciresa, Urheberrecht aktuell, 90.
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DISSERTATION – 35
Zu den Urheberpersönlichkeitsrechten gehört zunächst das Veröffentlichungsrecht. Der Urheber hat das ausschließliche Recht darüber zu entscheiden, ob, wie und durch wen sein Werk erstmals in der Öffentlichkeit erscheint290. Während in Deutschland das Veröffentlichungsrecht in § 12 dUrhG explizit geregelt ist, enthalten im österreichischen Urheberrecht die einzelnen Verwertungsrechte das Veröffentlichungsrecht
als
notwendigen
Bestandteil
einer
jeden
Verwertung.291
Das
Veröffentlichungsrecht in diesem Sinne kann also in Österreich – anders als in Deutschland – nicht eigenständig und losgelöst von den Verwertungsrechten geltend gemacht und durchgesetzt werden.292 Im Zusammenhang mit dem Veröffentlichungsrecht steht auch das ausschließliche Recht des Autors, von seinem bisher unveröffentlichten Werk und dessen Inhalt öffentlich Mitteilung zu machen, § 14 III öUrhG, § 12 II dUrhG. Dieses „Informationsrecht“ als Unterfall des Veröffentlichungsrechts ist auch nach österreichischem Recht eigenständig, beschränkt sich allerdings auf Werke der Literatur und Filmkunst. Ein weiteres persönliches Recht des Urhebers ist das Recht auf Anerkennung und Bezeichnung. Der Urheber kann seine Urheberschaft in Anspruch nehmen, wenn sie bestritten, jemand anderem zugeschrieben oder durch einen anderen angemaßt wird, § 19 I öUrhG, § 13 S. 1 dUrhG. Weiterhin darf der Schöpfer entscheiden, ob und mit welcher Urheberbezeichnung das Werk zu versehen ist, § 20 I öUrhG, § 13 S. 2 dUrhG. Eine Ausnahme bildet in Österreich das Recht des Arbeitgebers, das Werk in Form eines im Rahmen des Arbeitsverhältnisses geschaffenen Computerprogramms mit einer von ihm gewählten Bezeichnung zu versehen, soweit nichts anderes vereinbart wurde, § 40b öUrhG. Weiterer wichtiger Unterpunkt des Persönlichkeitsrechts des Urhebers ist der Änderungs- oder auch Werkschutz. An einem der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Werk bzw. dessen Vervielfältigung dürfen gegen den Willen des Urhebers auch Nutzungsberechtigte keine Änderungen, Entstellungen und Beeinträchtigungen des Werkes, des Titels oder der Urheberbezeichnung vornehmen, soweit diese nicht redlicherweise akzeptiert werden müssen und eine Gefährdung der geistigen oder persönlichen Interessen des Urhebers am Werk ausgeschlossen ist, § 21 I öUrhG, §§ 14, 39 dUrhG.293 In § 21 II öUrhG wird dieser Änderungsschutz in Österreich auch auf Nutzungsarten, die das Werk nicht öffentlich zugänglich machen im Bereich der bildenden Künste ausgedehnt. Zu dem Urheberpersönlichkeitsrecht gehört auch das Recht des Urhebers, Zugang zu dem Werkstück im Original oder einer Vervielfältigung von dem Besitzer zu verlangen, soweit dies für weiteren Vervielfältigungen oder Bearbeitungsstücke
notwendig ist. Die Interessen des Besitzers sind
angemessen zu berücksichtigen, § 22 S. 1 öUrhG, § 25 I dUrhG. Eine Herausgabe kann nicht verlangt
290
Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 38; Ellins, Copyright Law, Urheberrecht, 218. Ciresa, Urheberrecht aktuell, 91. 292 Ciresa, Österreichisches Urheberrecht, § 14, Rn. 7. 293 Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 69. 291
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DISSERTATION – 36
werden, § 22 S. 2 öUrhG, § 25 II dUrhG294, und eine Verpflichtung zur Erhaltung des Werkstückes besteht nicht295. Als Gegenstück zum Veröffentlichungsrecht kennt das deutsche Urheberrecht ein Rückrufsrecht wegen gewandelter Überzeugung, § 42 dUrhG. Nach geänderter Auffassung kann sich der Schöpfer vom Werk distanzieren und ein erteiltes Nutzungsrecht gegebenenfalls gegen Zahlung einer angemessenen Entschädigung zurückrufen296. Im österreichischen Urheberrecht ist eine dahingehende Ausformung des Urheberpersönlichkeitsrechtes unbekannt.
5.
Rechtsverkehr im Urheberrecht
Das Urheberrecht an sich, d.h. die Beziehung des Schöpfers zu seinem Werk ist im Kern nicht übertragbar, sondern lediglich vererblich.297 Auf den Erben gehen sowohl die vermögensrechtlichen als auch die persönlichkeitsrechtlichen Befugnisse des Urhebers, also das Recht in seiner Gesamtheit über.298 Der Urheber kann jedoch anderen natürlichen oder juristischen Personen Nutzungsrechte einräumen und so mittels Honorarvereinbarung sein Werk wirtschaftlich verwerten299. Diese Verträge werden als Urheberrechtsverträge bezeichnet.300 Das österreichische Urheberrechtsgesetz unterscheidet Nutzungsrechte in Werknutzungsbewilligungen und Werknutzungsrechte; das deutsche Recht verwendet das Begriffspaar einfache und ausschließliche Nutzungsrechte. Werknutzungsbewilligungen bzw. einfache Nutzungsrechte gestatten dem Vertragspartner, das Werk lediglich in einer bestimmt vereinbarten Weise zu nutzen, § 24 I 1 öUrhG, § 31 I, II dUrhG. Die weitere Verwertung durch den Urheber und auch die Erteilung weiterer einfacher Nutzungsbewilligungen an Dritte durch den Urheber bleibt dabei unberührt.301 Das Werknutzungsrecht bzw. ausschließliche Nutzungsrecht verleiht dem Berechtigten eine exklusive Nutzung,302 der Berechtigte wird dann zum Rechteinhaber, während vorher der Urheber als Rechteinhaber anzusehen war. Soweit die Rechte in dem vertraglich vereinbarten Rahmen ausschließlich übertragen wurden, ist eine Nutzung durch alle anderen untersagt. Das deutsche
294
Ciresa, Urheberrecht aktuell, 96, Püschel, Urheberrecht, 64f. Im österreichischen Urheberrecht in § 22 S. 2 öUrhG geregelt, und auch in Deutschland allgemein anerkannt, Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberecht, § 25, Rn. 6. 296 Püschel, Urheberrecht, 65. 297 Siehe oben C. III. 2., Seite 27. 298 Püschel, Urheberrecht, 147. 299 Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 101; Püschel, Urheberrecht, 106. 300 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 40. 301 Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 105. 302 Ellins, Copyright und Urheberrecht, 158. 295
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DISSERTATION – 37
Urheberrecht sieht jedoch in dem neu modifizierten § 31 III dUrhG ausdrücklich vor, dass die Nutzung durch den Urheber vorbehalten werden kann. Obwohl ein dementsprechender Passus im öUrhG nicht enthalten ist, wird sich dies wohl auch vertraglich vereinbaren lassen. Fraglich bleibt allerdings, ob eine solche Vermischung von einfachen und ausschließlichen Ansätzen in der Praxis sinnvoll ist und der Rechtsklarheit dient, wenn sich zwei Personen auf ein ausschließliches Recht berufen können. Hat der Urheber ein ausdrückliches Werknutzungsrecht eingeräumt, ist er nicht mehr befugt, einfache Werknutzungsbewilligungen an Dritte zu vergeben. Wurden diese jedoch vor Übertragung der ausschließlichen Werknutzungsrechte eingeräumt, bleiben sie gemäß § 24 II öUrhG, § 33 dUrhG wirksam,
soweit
nichts
entgegenstehendes
bei
der
Übertragung
der
einfachen
Werknutzungsbewilligung vereinbart wurde. Das ausschließliche Werknutzungsnutzungsrecht ist ein absolutes Recht gegenüber jedermann, während das einfache nur einen obligatorischen Anspruch gegen den Urheber begründet.303 Sowohl einfache als auch ausschließliche Nutzungsrechte können zeitlich, räumlich oder inhaltlich beschränkt werden, § 26 S. 1 öUrhG, § 31 I dUrhG.304 Wird eine Beschränkung des Umfangs nicht vertraglich festgelegt, sondern nur pauschal „alle Rechte“ übertragen, beschränken sich das Nutzungsrecht auf das mit dem Vertrag verfolgten Zweck305. Im deutschen Recht wurde diese zugunsten des Urhebers restriktive Auslegungsregel306 in § 31 V dUrhG kodifiziert. In Österreich ist diese Zweckübertragungstheorie nicht unumstritten, hat sich aber auch weitestgehend in Literatur und höchstrichterlicher Rechtsprechung durchgesetzt307. Die Einräumung vertraglicher ausschließlicher Nutzungsrechte und einfacher Nutzungsbewilligungen kann sich nur auf die zum Vertragszeitpunkt bekannten Nutzungsarten beziehen. Dieser schon aus allgemeinen österreichischen und deutschen rechtlichen Grundsätzen ableitbarer Umstand308 hat zur besonderen Betonung der Bedeutung im Urheberrecht in das deutsche Urheberrechtsgesetz Einzug gefunden, § 31 IV dUrhG. Urheberrechtsverträge können auch über künftige Werke geschlossen werden, § 31 öUrhG, § 40 dUrhG. Ausschließliche Werknutzungsrechte, nicht jedoch einfache Werknutzungsbewilligungen309 sind vererblich und veräußerlich, bedürfen jedoch bei der Übertragung unter Lebenden in der Regel der
303
Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 105; Püschel, Urheberrecht, 110. Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 40. 305 OLG Hamburg v. 11.05.2001 in NJW-RR 2001, 123/123. 306 Ulmer, Urheber- und Verlagsrecht, Kapitel § 84 IV. 307 OGH – 4 Ob 77/00b – in MR 3/00, 171/171; OGH, - 4 Ob 76/89 - in MR 6/89, 210 sowie OGH 4 Ob 88/00w in MR 05/2000, 315; Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 103f; im Ergebnis Walter, Anmerkung zum Urteil OGH – 4 Ob 77/00b – in MR 3/00, 171/172. 308 Ciresa, Urheberrecht aktuell, 152. 309 Fromm/Nordemann – Hertin, §§ 31/32, Rn. 2. 304
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DISSERTATION – 38
Einwilligung des Urhebers310, der diese jedoch nur aus wichtigem Grund und nicht entgegen Treu und Glauben verweigern darf, § 27 I, II öUrhG, § 34 I dUrhG. Im österreichischen Urheberrecht gilt die Einwilligung als erteilt, wenn der Urheber sie nicht innerhalb von zwei Monaten nach entsprechender Anfrage untersagt, § 27 II 3 öUrhG. Eine Ausnahme von der Einwilligungsnotwendigkeit besteht u.a. bei
Übertragung
von
Nutzungsrechten
im
Wege
einer
teilweisen
oder
gesamten
Unternehmensveräußerung, § 28 I öUrhG, § 34 III dUrhG. Eine Auflösung von Urheberrechtsverträgen ist neben den allgemeinen zivilrechtlichen Grundsätzen auch unter Umständen möglich, wenn der Nutzungsberechtigte das Recht nicht nur in unzureichendem Maße ausübt und damit die berechtigten Interessen des Urhebers verletzt, § 29 öUrhG, § 41 dUrhG. Das in Deutschland dem Urheber eingeräumte Rückrufsrecht wegen gewandelter Überzeugung, § 42 dUrhG ist im österreichischen Urheberrecht unbekannt311. Ebenso haben bisher die Regelungen über eine angemessene Vergütung nach § 32 iVm § 36 dUrhG312 sowie der s.g. „Bestsellerparagraph“313 § 32a314 dUrhG in das österreichische Urheberrecht keinen Einzug
gefunden,
wonach
der
Urheber
bei
der
Einräumung
von
Nutzungsrechten
und
Nutzungsbewilligungen einen Anspruch auf angemessene Vergütung hat. Ist die Höhe der Vergütung nicht bestimmt oder ist diese nicht angemessen, werden die nach § 36 dUrhG von entsprechenden Vereinigungen bzw. der nach § 36a dUrhG eingerichteten Schlichtungsstelle für angemessen erachteten Vergütungshöhen oder die vom Gericht nach der Branchenpraxis redlicherweise zu bestimmende Höhe herangezogen und der Urheber kann eine dementsprechende Vertragsanpassung verlangen.315 Nach den Bestimmungen des „Bestsellerparagraphen“ § 32a dUrhG kann der Urheber ebenso eine nachträgliche Vertragsanpassung verlangen, wenn die tatsächlichen Erträge aus der Werknutzung in auffälligem316 Missverhältnis zu der vereinbarten Vergütung des Urhebers stehen.317 Auf die Bestimmungen der §§ 32, 32a kann der Urheber vertraglich nicht wirksam verzichten bzw. der Vertragspartner darf sich auf solche vertraglichen Vereinbarungen nicht berufen.
310
Fromm/Nordemann – Hertin, § 34, Rn. 7. S.o. C. III. 4., Seite 32. 312 Neu eingeführt mit Änderung des dUrhG zum 01.07.2002. 313 BMJ (D), Informationen zum neuen Urhebervertragsrecht, Pressemitteilung Nr. 38/02 vom 28.06.2002, http://www.bmj.de/frames/ger/service/pressemitteilungen/10000578/inhalt.html. 314 Vor Änderung des dUrhG zum 01.07.2002 in § 36 dUrhG geregelt. 315 BMJ (deutsch), Informationen zum neuen Urhebervertragsrecht, Pressemitteilung vom 28.06.2002, http://www.bmj.de/frames/ger/service/pressemitteilungen/10000578/inhalt.html. 316 In der alten Fassung des § 36 wurde noch von grobem Missverhältnis gesprochen. Die sprachliche Veränderung soll ein Herabsetzen der Anwendungshürde bewirken, so dass der Fall der nachträglichen Anpassung erleichtert wird. Siehe auch Deutscher Bundestag, Beschlussempfehlung und Bericht des 6. Rechtsausschusses zum Entwurf des neuen Urhebervertragsrecht, BTDrucksache 14/8058, Seite 46. 317 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 42. 311
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DISSERTATION – 39
Schranken
Dem Gesetzgeber obliegt die Aufgabe, im urheberrechtlichen Schutzsystem den ideellen und wirtschaftlichen Interessen des Urhebers an dessen geistiger Schöpfung auf der einen und den Belangen der Allgemeinheit – im Besonderen das allgemeine Interesse an der Informationsfreiheit318 – auf der anderen
Seite
Rechnung
tragen.319
zu
Als
Ausnahmen
zu
dem
urheberrechtlichen
Ausschließlichkeitsrecht wurden Schranken der freien Werknutzung formuliert, §§ 41ff öUrhG, §§ 45ff dUrhG. Es unterscheiden sich hierbei Schranken, die von einer Genehmigungsfreiheit ausgehen und solchen,
die
zusätzlich
auch
einen
Vergütungsanspruch
ausschließen320.
Aufgrund
des
Ausnahmecharakters sind diese Schranken stets eng auszulegen.321 Dies folgt auch schon aus der Systematik des Gesetzes,322 die dogmatisch den umfassenden Schutz des Autors demonstriert.323
a)
Rechtspflege und öffentliche Sicherheit
Traditionell
finden
sich
in
fast
allen
Rechtsordnungen,
als
deutliche
Ausformung
des
Allgemeininteresses die Begrenzung der Rechte der Urheber zugunsten der öffentlichen Sicherheit.324 § 41 öUrhG und § 45 dUrhG erlauben eine Nutzung, d.h. Vervielfältigung, Verbreitung, Ausstellung und öffentliche Wiedergabe soweit dies zur Verwendung in einem öffentlichen Verfahren eines Gerichts oder einer Behörde für Zwecke der Rechtspflege und der öffentlichen Sicherheit erfolgt.
b)
Vervielfältigung zum privaten und eigenen Gebrauch
In der Praxis von besonders großer Bedeutung ist die Schranke der Vervielfältigung zum privaten bzw. eigenen Gebrauch, § 42 öUrhG, § 53 dUrhG. Das Bedürfnis des einzelnen am Geistesleben325 teilzuhaben und sich über das Zeitgeschehen zu informieren geht oftmals über das urheberrechtlich unerhebliche Lesen, Hören und Anschauen des Werkes hinaus326 und erfordert oftmals die Vervielfältigung327.
318
Kröger, Enge Auslegung von Schrankenbestimmungen – wie lange noch?, MMR 2002, 18/19. BVerfG in BVerfGE 49, 382/400; Nordemann spricht von dem Urheberrecht als sozialgebundenes Recht, siehe Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, Vor. § 45, Rn. 1. 320 Ciresa, Urheberrecht aktuell, 125. 321 BGH in GRUR 1997, 459/463; BGH in BGHZ 116, 305/308; Schricker - Melichar, Urheberrecht, Vor §§ 45ff, Rn. 1 und Rn. 45; Dreier, Urheberrecht und digitale Werkverwertung, 24; Fromm/Nordemann- Nordemann, Urheberrecht, Vor § 45, Rn. 3 mwN; Dillenz, Praxiskommentar, § 41, 126. 322 Kröger, Enge Auslegung von Schrankenbestimmungen – wie lange noch?, MMR 2002, 18/18. 323 Schricker - Melichar, Urheberrecht, Vor §§ 45ff, Rn. 15. 324 Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/517. 325 Rehbinder, Urheberrecht, Rn. 255. 326 Haberstumpf, Handbuch des Urheberrechts, Rn. 218. 327 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 310; Becker, Der Rechtsschutz von Datenbanken, 134. 319
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DISSERTATION – 40
Im Bereich des privaten Gebrauchs ist aus diesem Grund die Herstellung für persönliche eigene Zwecke und die Weitergabe innerhalb des engsten Familien- und Freundeskreises in Höhe einzelner Vervielfältigungsstücke,328 nicht jedoch für eine öffentliche Verwertung zulässig.329 Unter „einzeln“ hat sich in der deutschen Rechtsanwendung die Zahl „7“ durchgesetzt.330 Die österreichische Rechtsprechung hat sich zahlenmäßig nicht festgelegt und bestimmt die Obergrenze nach dem Zweck des Gebrauchs im Einzelfall.331 Die Vervielfältigungsstücke müssen vom Nutzer nicht eigenhändig angefertigt werden, die Vervielfältigungstätigkeit kann grundsätzlich Dritten übertragen werden,332 wobei in einigen Werkbereichen die Unentgeltlichkeit des Dienstes Voraussetzung ist, § 42a öUrhG, § 53 I dUrhG. Während im österreichischen Recht nicht zwischen privaten und sonstigem, z.B. beruflichem Gebrauch unterschieden und die Vervielfältigung zum eigenen, d.h. nicht öffentlichen Gebrauch generell zulässig ist, § 42 I öUrhG, knüpft das deutsche Urheberrecht an die über den privaten Bereich hinausgehende Vervielfältigung zum eigenen Gebrauch an weitere Voraussetzungen, etwa den wissenschaftlichen Gebrauch oder die Bestimmung für ein eigenes gebotenes Archiv bei Vervielfältigungen ganzer Werke, die Begrenzung auf kleine Teile von in Zeitungen und Zeitschriften erschienenen Beiträgen oder auf Werke, die schon über zwei Jahre vergriffen sind, § 53 II, dUrhG. Die Vervielfältigungen zum privaten bzw. eigenen Gebrauch sind grundsätzlich frei. Nur in einigen Ausnahmen ist die Zustimmung des Urhebers notwendig. Das Vervielfältigen ganzer und nach deutschem Recht auch weitgehend vollständiger Bücher und Zeitschriften bedarf der Zustimmung des Urhebers, soweit das Werk nicht seit zwei Jahren vergriffen ist oder die Vervielfältigung durch Abschreiben erfolgt, § 42 V 1 öUrhG, 53 IV b dUrhG. Ebenso ist der Nachbau von Werken der Baukunst und in Deutschland auch die Ausführung von Plänen und Entwürfen im Bereich der bildenden Künste erlaubnispflichtig, § 42 V 2 öUrhG, § 53 VII dUrhG. Die Vervielfältigung von graphischen Aufzeichnungen von Musikwerken und die Aufnahme öffentlicher Vorträge, Aufführungen und Vorführungen auf Bild- und Tonträger zum eigenen Gebrauch bedürfen nur im deutschen Recht der Einwilligung des Berechtigten, § 53 IV a, VII dUrhG.333 Im Bereich der Lehre ist das österreichische Urheberrecht sehr viel liberaler. Schulen und Hochschulen dürfen grundsätzlich einwilligungsfrei beliebige Werke, mit Ausnahme spezieller Schul- oder Unterrichtsbücher in erforderlicher Anzahl für eigene Unterrichtszwecke vervielfältigen, § 42 III öUrhG. Das deutsche Recht beschränkt dieses Vervielfältigungsrecht auf kleine Teile von Druckwerken
328
Mönkemöller, Moderne Freibeuter unter uns?, GRUR 2000, 663/664. Püschel, Urheberrecht, 92, Ciresa, Urheberrecht aktuell, 127. 330 BGH in GRUR 1978, 474/476. 331 OGH in MR 1993, 65/65; Dillenz, Praxiskommentar, § 42, 130. 332 Haberstumpf, Handbuch des Urheberrechts, Rn. 218; Rehbinder, Urheberrecht, Rn. 257. 333 Ciresa, Urheberrecht, § 42, Rn. 4. 329
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DISSERTATION – 41
bzw. einzelne Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften. Im universitären Bereich ist zudem eine Vervielfältigung nur für Prüfungs- nicht jedoch für Unterrichtszwecke zulässig, § 53 III 2 dUrhG. Computerprogramme sind von der Schranke der Vervielfältigung für eigenen Gebrauch ausgenommen und dürfen ohne Zustimmung des Berechtigten nicht vervielfältigt und auch nicht bearbeitet oder dekompiliert werden, soweit dies nicht für den bestimmungsgemäßen Gebrauch oder die Erstellung einer eigenen Sicherungskopie notwendig oder im Falle der Dekompilierung für die Herstellung einer Interoperabilität mit unabhängigen Programmen ist, §§ 40d, 40e öUrhG, §§ 69c , 69d 69e dUrhG.334 Die freie Vervielfältigung von elektronischen Datenbankwerken, ist nur für Zwecke der wissenschaftlichen Forschung und des Unterrichts ohne Erwerbszwecke unter Quellenangaben erlaubt, § 40h I, II öUrhG, §§ 53 V, 87c dUrhG. Im Rahmen des bestimmungsgemäßen Gebrauchs ist eine Vervielfältigung durch den Berechtigten darüber hinaus selbstverständlich zulässig.335 Als Ausgleich für den freien Zugriff des Endnutzers auf die verschiedenen urheberrechtlich geschützten Werke hat der Gesetzgeber Vergütungsansprüche in Form der s.g. Leerkassetten-, Geräte- und Reprographievergütungen eingeführt, § 42b öUrhG, §§ 54, 54a dUrhG.336 Im Bereich der Werke, deren Art nach zu erwarten ist, dass sie im privaten bzw. eigenen Gebrauch durch Überspielung oder Aufzeichnung vervielfältigt werden, sind Abgaben auf Trägermaterialien – Bild- und Schallträger – zu leisten, § 42b I 2. Alt. öUrhG, § 54 I dUrhG. In Deutschland hat anders sich als in Österreich337 zusätzlich zur Trägermaterialabgabe im Bild- und Schallbereich auch eine Geräteabgabe durchgesetzt, § 42b I 1. Alt. dUrhG. Im Bereich der Reprographie bzw. Ablichtung ergibt sich die Vergütung grundsätzlich unabhängig von dem verwandten Trägermaterial aus Geräteabgaben, § 42b II 1 öUrhG, § 54a I dUrhG. Von dieser Leistungspflicht sind in Österreich die Personen betroffen, die entsprechende Trägermaterialien und Geräte als erste gewerbsmäßig und entgeltlich in den Verkehr bringen, § 42b III 1 öUrhG, d.h. Importeur oder Erzeuger.338 Nach deutschem Recht ist immer der Hersteller zahlungsverpflichtet, der Importeur und Händler übernimmt nur eine gesetzliche Haftungsrolle, § 54 I, 2. HS.339 Entgeltliche Betreiber, Bildungseinrichtungen Forschungseinrichtungen und öffentliche Bibliotheken haben
334
für
die
bereitgestellten
reprographischen
Vervielfältigungsgeräte
Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 53, Rn. 2. Ciresa, Urheberrecht, § 40h, Rn. 6; § 55a dUrhG. 336 Haberstumpf, Handbuch des Urheberrechts, Rn. 218; Rehbinder, Urheberrecht, Rn. 255. 337 Ciresa, Urheberrecht aktuell, 122. 338 Ciresa, Urheberrecht, § 42b, Rn. 11. 339 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 310. 335
zusätzlich
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DISSERTATION – 42
Betreibervergütungen, die sich nach dem Umfang der Kopiertätigkeit bestimmt,340 abzuführen, § 42b I 2 öUrhG, § 54a II dUrhG.
c)
Zitierfreiheit
Zulässig ist weiterhin das „große“ und „kleine“ Zitat.341 Unter einem kleinen Zitat versteht man das Anführen einzelner Stellen veröffentlichter Werke in einem selbständigem342 Werk, § 46 Ziff 1, § öUrhG, § 51 2. Alt. dUrhG. Zulässig ist im Rahmen des „kleinen“ Zitats das zitieren von Teilen von Sprachwerken aller Art, Filmwerken343 sowie Bildern in Teilen oder als Ganzes344. Das Zitat darf im Rahmen des selbständigen Werkes vervielfältigt, verbreitet und öffentlich wiedergegeben werden. Das „große“ Zitat ist in § 46 Ziff 2 öUrhG, § 51 2. Alt. dUrhG und für Werke der bildenden Künste in Österreich in § 54 I 3a, 4 öUrhG geregelt. Im Rahmen eines selbständigen wissenschaftlichen Werkes dürfen auch ganze Werke aufgenommen und verwertet werden §§ 46 Ziff 2, 54 I 3a, 4 öUrhG, § 51 1. Alt. dUrhG. Das musikalische Kleinzitat ist gesetzlich in § 52 Ziff 1, 2 öUrhG, § 51 3. Alt. dUrhG geregelt. Der Umfang des Zitats ist weiterhin immer durch die Gebotenheit des Zwecks beschränkt.345 Im Bereich des unentgeltlichen oder für wohltätige Zwecke ist mitunter auch die öffentliche Wiedergabe eines Werkes, der öffentliche Vortrag eines erschienenen Sprachwerkes und die Aufführung von Tonkunstwerken im ganzen erlaubt, §§ 50, 53 öUrhG, § 52 I, II dUrhG.
d)
Weitere Schranken
Weitere Schranken des Urheberrechts sind die freie Berichterstattung über Tagesereignisse und damit einhergehende und vom Informationszweck gerechtfertigte Nutzung geschützter Werke, § 42c öUrhG, § 50 dUrhG, die freie Nutzung von Reden zu öffentlichen Angelegenheiten, § 43 öUrhG, § 48 dUrhG und einzelner in Zeitungen oder Zeitschriften, in Deutschland auch Rundfunkkommentaren, enthaltener Aufsätze über wirtschaftliche, politische oder religiöse Tagesfragen, soweit dies nicht ausdrücklich
340
Fromm/Nordemann – Nordemann, §§ 54/54a, Rn. 2. Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 49; ausführlicher Ciresa, Urheberrecht aktuell, 106ff, Fromm/Nordemann – Vinck, Urheberrecht, § 51, Rn. 1ff. 342 Fromm/Nordemann – Vinck, Urheberrecht, § 51, Rn. 3. 343 In Deutschland anerkannt, BGH in GRUR, 1987, 362; in Österreich etwas umstritten, für zulässig erachtet: Dillenz, Das Filmzitat im österreichischen Urheberrecht, RfR 1987, 30. 344 Obwohl in Österreich kein ausdrückliches Zitatrecht für Bilder bzw. in Deutschland für ganze Bilder gesetzlich verankert ist, wird dies im Wege der Gesetzesanalogie anerkannt, OGH – 4 Ob 224/00w – in MR 06/2000, 373/376; für Österreich kritisch: Michel, Anmerkung zum Urteil OGH – 4 Ob 224/00w – in MR 06/2000, 377/378; in Deutschland allgemein anerkannt, Fromm/Nordemann – Vinck, Urheberrecht, § 51, Rn. 7. 345 Diese Beschränkung ist im deutschen Urheberrecht allgemein in § 51 dUrhG f, nach österreichischem Recht zunächst nur für das große Zitat in § 46 Ziff 2 öUrhG festgelegt, wird jedoch auch als Grenze des Kleinzitats vorausgesetzt, OGH – 4 Ob 224/00w in MR 06/2000, 373/377.
341
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untersagt wird, § 44 öUrhG, § 49 dUrhG. Die Vervielfältigung, Verbreitung und öffentliche Wiedergabe von bereits veröffentlichten vermischten Nachrichten tatsächlichen Inhalts und Tagesneuigkeiten ist unbeschränkt zulässig, § 44 III öUrhG, § 49 II dUrhG. Im Kirchen-, Schul- und Unterrichtsgebrauch dürfen Werke teilweise, in geringem Umfang bzw. vereinzelt
in
Sammlungen
mehrerer
Urheber
aufgenommen,
vervielfältigt,
verbreitet
und
wiedergegeben werden, § 45 öUrhG, § 46 I dUrhG, wobei die Vervielfältigung in Deutschland an weitere Voraussetzungen geknüpft ist, § 46 III dUrhG. Weitere Schranken sind für den Schulfunkbereich vorgesehen. Das österreichische Urheberrecht erlaubt die Verwendung von Sprachwerken zu Rundfunksendungen im Schulgebrauch, § 45 II öUrhG und im gerechtfertigten Umfang die öffentliche Wiedergabe von Filmkunstwerken und verbundenen Tonkunstwerken für Zwecke des Unterrichts bzw. der Lehre, § 56c I öUrhG. Das deutsche Urheberrecht sieht in § 47 dUrhG die Zulässigkeit der Vervielfältigung und Verwendung von Schulfunksendungen für den Unterrichtsgebrauch vor. Weiterhin dürfen nach österreichischem Recht Werke der Tonkunst nach ihrem Erscheinen in Form von Notationen für den Gesangsunterricht und sonst zur inhaltlichen Erläuterung in einem für den Schulgebrauch vorgesehenen Werk verbreitet und vervielfältigt werden, § 51 I öUrhG. Das deutsche Urheberrecht beschränkt die Vervielfältigung und Verbreitung von Musikwerken auf Sammlungen für den Musikunterricht in den Schulen, § 46 II dUrhG. Im Bereich der bildenden Künste herrscht Katalogfreiheit, § 54 I 1, 2 öUrhG, § 58 dUrhG. Werke der Baukunst nach Ausführung des Baus und Werkstücke bildender Kunst sind nach Verankerung an Orten des öffentlichen Verkehrs in gewissem Rahmen frei vervielfältigungs-, veröffentlichungs- und wiedergabefähig, § 54 I 5 öUrhG, § 59 dUrhG. Von auf Bestellung angefertigten Portraits, von gedruckten oder fotografischen Werkstücken jedoch im österreichischen Recht nur bedingt, kann der Besteller und seine Erben, der Abgebildete und nach dem Tod seine nahen Angehörigen Vervielfältigungsstücke in Form von Lichtbildern herstellen und unentgeltlich verbreiten, § 55 öUrhG, § 60 dUrhG. Während das österreichischen Recht im Bereich der Vervielfältigung fotografischer und auch gedruckter Werke Einschränkungen macht, um dem Urheber zunächst die Möglichkeit weiterer wirtschaftlicher Einnahmen zu geben, geht das deutsche Urheberrecht in die entgegengesetzte Richtung und erlaubt weitreichend die Vervielfältigung von Lichtbildern in jeglicher Form346. Die Benutzung von Bild- und Schallträgern ist in bestimmten thematisch verbundenen Geschäftsbetrieben und in Österreich auch in öffentlich zugänglichen Einrichtungen, wie Bibliotheken sowie Beherbergungsbetrieben mit einigen Einschränkungen ohne vorherige Einwilligung des Berechtigten zulässig, §§ 56, 56b, 56d öUrhG, § 56 dUrhG.
346
Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 60, Rn. 6.
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DISSERTATION – 44
Die in Deutschland, nicht in Österreich, vorgesehene Zulässigkeit der Nutzung von Werken als unwesentliches Beiwerk, § 57 dUrhG dient in der Praxis oftmals als bequemer Versuch Rechtsverletzungen zu legitimieren, findet jedoch aufgrund der sehr engen Auslegung kaum Anwendung und wird weitgehend als streichungswürdig angesehen.347 Den Persönlichkeitsrechten des Urhebers wird mit der Pflicht umfassender Quellenangabe und weitgehendem Abänderungsverbot für frei genutzte Werke zur Geltung verholfen, § 57 öUrhG, §§ 62, 63 dUrhG.
7.
Dauer des Urheberrechtsschutzes
Der urheberrechtliche Schutz am geistigen Eigentum ist im Gegensatz zum Schutz des Sacheigentums nicht ewig.348 Das Urheberrecht erlischt regelmäßig 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers, § 60 1. HS öUrhG, § 64 dUrhG, das Werk wird gemeinfrei, Nutzungsrechte erlischen.349 Lediglich ein Mindestmaß an Persönlichkeitsrecht des Urhebers wird auch weiterhin geschützt, die Inanspruchnahme der urheberrechtlichen Stellung durch Dritte und die Entstellung ist auch nach Ablauf der Schutzfrist untersagt.350 Diese 70jährige Schutzfrist wurde in Deutschland bereits mit Inkrafttreten des Urheberrechtsgesetzes 1965351, in Österreich mit Novellierung im Jahr 1972352 und im Rahmen der europäischen Harmonisierung mit der Schutzdauer-Richtlinie des Rates der europäischen Gemeinschaft von 1993353 mit Umsetzungsfrist zum 1.7.1995 EU-weit festgelegt.354 Bei einem von mehreren Miturhebern gemeinschaftlich geschaffenen Werk endet der urheberrechtliche Schutz 70 Jahre nach dem Tod des längstlebenden, § 60 2. HS öUrhG, § 65 I dUrhG. Bei Filmwerken endet das Urheberrecht 70 Jahre nach dem zuletzt versterbenden Regisseur, Drehbuch-, Dialogautor oder Filmmusikkomponisten, § 62 öUrhG, § 65 II dUrhG. Bei anonymen oder pseudonymen Werken, bei denen eine Urheberschaft keiner Person zuzuordnen ist, endet der urheberrechtliche Schutz 70 Jahre nach der Schaffung bzw. Veröffentlichung, soweit nicht innerhalb dieser Zeit die Urheberschaft durch den Urheber offenbart wird und die normalen Schutzfristen einschlägig sind, §§ 61, 61 a öUrhG, § 66 I, II dUrhG. Die Fristen berechnen sich mit dem Ablauf des Kalenderjahres beginnend, in welches das Ereignis fällt, d.h. Fristen beginnen immer am 1.1. des Folgejahres, § 64 öUrhG, § 69 dUrhG.
347
Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 57, Rn. 2. Ciresa, Urheberrecht aktuell, 147. 349 Ciresa, Urheberrecht aktuell, 147, Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 64 Rn. 3. 350 In Österreich in § 65 öUrhG ausdrücklich geregelt; in Deutschland allgemein anerkannt, s. Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 64 Rn. 4. 351 DBGBl. I 1273; s.a. Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 121 Rn. 6. 352 Urheberrechtsgesetznovelle 1972, öBGBl. Nr. 492. 353 EU-Richtlinie Nr 93/98 EWG, AblEG L 290/12 v. 24.11.1993, Seite 9. 354 Walter, Schutz von Computerprogrammen, http://fgr.wu-wien.ac.at/INSTITUT/PR/Radl/Walter.pdf, 15.
348
DANIEL GUTMAN 8.
C. URHEBERRECHT IN Ö, D UND DER EU
DISSERTATION – 45
Anwendungsbereich des Urheberrechts
Grundsatz des Urheberrecht ist zunächst das Territorialitätsprinzip, jeder Staat hat für sein Hoheitsgebiet relevante nationale gesetzliche Urheberrechtsregelungen.355 Personell umfasst der Schutzbereich des nationalen Urheberrechts zunächst die eigenen Staatsbürger und Werke, an denen Staatsbürger als Miturheber mitgewirkt haben, unabhängig ob und wo das Werk erschienen ist, § 94 öUrhG, § 120 dUrhG. Erweitert wurde dieses Staatsbürgerprinzip durch das Gegenseitigkeitsprinzip, wonach Ausländer für die im Geltungsbereich der nationalen Gesetze erschienenen Werke Schutz erhalten, soweit der Staat, dem der ausländische Urheber angehört, Inländern ebenfalls Schutz bieten würde.356 Diese Regelung wurde weitestgehend durch das Prinzip der Inländerbehandlung aufgrund ursprünglich bilateraler, mittlerweile weitgehender multilateralen357 Staatsverträge und im Bereich der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums durch das Prinzip der absoluten Inländerbehandlung ohne jegliche Gegenseitigkeitsklausel gemäß Art. 6 I EG-Vertrag (Diskriminierungsverbot) eingeschränkt bzw. verdrängt358 und hat nur noch subsidiären Charakter, § 96 I öUrhG, § 121 IV dUrhG. Das deutsche Urheberrecht hat die absolute Gleichstellung von Angehörigen anderer Staaten der EU und des EWR in § 120 II 2. HS dUrhG zur Klarstellung ausdrücklich normiert. Darüber hinaus behandelt Deutschland auch Deutsche iSd. Art. 116 I Grundgesetz, d.h. im Dritten Reich zwangsweise ausgebürgerte Personen sowie Bürger der ehemaligen DDR und Bewohner der früheren deutschen Ostgebiete359 als Inländer, § 120 II 1. HS dUrhG. Staatenlose und anerkannte Flüchtlinge werden im deutschen Urheberrecht nach ihrem gewöhnlichen Aufenthaltsort entweder wie deutsche Staatsangehörige oder entsprechend Angehörige des ausländischen Staates, in dem der Aufenthaltsort liegt, behandelt, §§ 122, 123 dUrhG. Eine entsprechende Regelung enthält das österreichische Urheberrechtsgesetz nicht. Ebenfalls nur im deutschen Urheberrecht zu finden ist die bedingungslose Gleichstellung aller Schöpfer im Bereich der Urheberpersönlichkeitsrechte, § 121 VI dUrhG. Für die Anwendbarkeit des Urheberrechts nach dem Tod des Urhebers ist die Staatsangehörigkeit des Erben unerheblich, der Schutz geht mit über.360
355
Ciresa, Urheberrecht aktuell, 40; Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, Vor § 120, Rn. 1. Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, Vor § 120, Rn. 2. 357 RBÜ - Revidierte Berner Übereinkunft (mit Ende März 1998 bereits 130 teilnehmenden Staaten), Pariser Fassung von 1971, dBGBl. 1973 II, Seite 1071 und gemäß Art 17 I WUA subsidiär, das WUAWelturheberrechtsabkommen, Pariser Fassung von 1971, dBGBl. 1973 II, Seite 1111. 358 Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, Vor. §120, 2. 359 Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, §120, 3. 360 Walter, Das Diskriminierungsverbot nach dem EWR-Abkommen, 155. 356
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C. URHEBERRECHT IN Ö, D UND DER EU
DISSERTATION – 46
Sind die Werke erstmals361 im Inland erschienen oder als Werk der bildenden Kunst Bestandteil eines inländischen Grundstücks, ergibt sich der nationale Urheberrechtsschutz sowohl in Österreich als auch in Deutschland unabhängig von der Staatsangehörigkeit des Schöpfers, § 95 iVm § 9 öUrhG, § 121 I dUrhG. Voraussetzung hierfür ist, dass das Werk nicht in einer 30tägigen Frist vorab außerhalb des räumlichen Geltungsgebietes bereits erschienen ist, § 95 iVm § 9 II öUrhG., § 121 I 2. HS dUrhG. Aufgrund der weitreichenden staatsvertraglichen Abkommen beschränkt sich die praktische Anwendbarkeit allerdings auf wenige Ausnahmen.362
9.
Vergleichsergebnis
Wie schon der historische Hintergrund aufgezeigt hat, entwickelten sich das deutsche und österreichische Urheberrecht aus dem gleichen Antrieb und Grundgedanken. Neben der räumlichen trugen auch vergangene und gegenwärtige politische Nähe im Besonderen das einheitliche Dach EUrechtlicher Regelungen zu einer in weiten Zügen gleichgerichteten Ausformung des heutigen österreichischen und deutschen Urheberrechts bei. Die Annäherung wird in der Praxis der Rechtsprechung besonders bei der Heranziehung des anderen nationalen Rechts zur Auslegung eigener gesetzlichen Regelungen deutlich.363 Inwieweit diese Heranziehung von ausländischen Regelungen einer berechtigten, der juristischen Methodik entsprechenden Grundlage entspringt, mag der Einschätzungsprärogative der höchstrichterlichen Rechtsprechung verbleiben. In einigen Punkten stellen sich jedoch auch Unterschiede zwischen dem deutschen und österreichischen Urheberrechtssystem heraus: Zunächst fällt auf, dass die Werkkategorien im österreichischen UrhG abschließend aufgezählt wurden, während in Deutschland lediglich beispielhaft aufgezählt und viel Raum für ausfüllende Auslegung gelassen wird.364 Die praktische Bedeutung ist allerdings – dies wird schon aus der aktuellen Diskussion um die Spezifizierung von Multimedia-Produkten – nicht besonders hoch.365 In
der
Praxis
mitunter
sehr
viel
bedeutender
ist
die
unterschiedliche
Auslegung
des
Erschöpfungsgrundsatzes im Verbreitungsrecht. In Österreich gilt weitestgehend noch der internationale Erschöpfungsgrundsatz, während Deutschland bereits jetzt schon konform zu der InfoRL von einer lediglich EU/EWR-weiten Erschöpfung ausgeht.366 Im deutschen Urheberpersönlichkeitsrecht geht das Informationsrecht des Schöpfers, von seinem unveröffentlichten Werk Mitteilung zu machen, über die Bereiche der Literatur und Filmkunst hinaus
361
Walter, Das Diskriminierungsverbot nach dem EWR-Abkommen, 101. Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 121, Rn. 1. 363 So beispielsweise mehrfach OGH – 4 Ob 224/00w – in MR 06/2000, 373ff. 364 Siehe oben C. III. 1., Seite 27. 365 Siehe ausführlich unten D. I. 1., Seite 58. 366 Siehe oben C. III. 3. a), Seite 31. 362
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C. URHEBERRECHT IN Ö, D UND DER EU
DISSERTATION – 47
und gilt grundsätzlich für alle Werkarten.367 Weiterhin sieht das deutsche Urheberrecht im Gegensatz zum österreichischen keine besondere Bezeichnungsmöglichkeit im Bereich der geschaffenen Computerprogramme durch den Arbeitgeber vor. Der angestellte Schöpfer hat nach deutschem Recht die Möglichkeit, seine Software mit einer von ihm gewünschten Urheberbezeichnung zu versehen.368 Auch im Bereich des Rechtsverkehrs verleiht der deutsche Gesetzgeber dem Urheber eine stärkere Position gegen die oftmals strukturell überlegenen Verwertern369. Nur im deutschen Urheberrecht wird dem Schöpfer die Möglichkeit eines Rückrufs wegen gewandelter Überzeugung geboten.370 Weiterhin ist die restriktive Zweckübertragungstheorie und die Beschränkung der Rechteübertragung für ausschließlich zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses bekannte Nutzungsarten nur im deutschen UrhG ausdrücklich festgehalten.371 Bei der Weiterveräußerung von ausschließlichen Werknutzungsrechten wird die erforderliche Zustimmung des Urhebers nach österreichischem Recht durch zweimonatiges Schweigen fingiert, eine zivilrechtlich
ungewöhnliche
und
nur
selten
verwandte
Vorgehensweise.
Eine
schnelle
Handlungsmöglichkeit des Werknutzungsberechtigten wird hier über eine ausgiebige Überlegungsfrist für den Schöpfer gestellt.372 Ein besonders starker Schutz des Urhebers hat ebenfalls nur ins deutsche Urheberrecht Einzug gefunden: der Anspruch auf Vertragsanpassung bei nicht angemessen vereinbarter Vergütung des Urhebers und der s.g. Bestsellerparagraph. Der deutsche Gesetzgeber hat sich bewusst auf die Seite der oftmals schwächeren Schöpfer gestellt und ihnen ein wirksames rechtliches Instrument gegen die Übermacht großer Verlags- und Produktionsgesellschaften in die Hand gegeben.373 Die stärkere Orientierung des deutschen Gesetzgebers in Richtung Schutzwürdigkeit des Urhebers findet besonders in den einzelnen Schrankenregelungen Ausdruck. Auffälligster Unterschied ist die fehlende Unterscheidung zwischen eigenem und privaten Gebrauch im österreichischen Urheberrecht. Die Möglichkeiten des freien eigenen Gebrauchs, vor allem im beruflichen Umfeld gehen weit über die deutschen Regelungen hinaus. Exemplarisch wird die österreichische Tendenz der Sozialverpflichtung an der z.T. ausufernden Anzahl der zulässigen Vervielfältigungsstücke, oftmals weit mehr als 7, deutlich.374 Darüber hinaus ist nach österreichischem Recht derzeit auch noch die reprographische Vervielfältigung von Notenblättern zulässig.
367
Siehe oben C. III. 4., Seite 34. Siehe oben C. III. 4., Seite 34. 369 Deutscher Bundestag, Beschlussempfehlung und Bericht des 6. Rechtsausschusses zum neuen Urhebervertragsrecht, BTDrucksache 14/8058, Seite 2. 370 Siehe oben C. III. 4., Seite 34. 371 Siehe oben C. III. 5., Seite 36. 372 Siehe oben C. III. 5., Seite 36. 373 Siehe oben C. III. 5., Seite 36. 374 Siehe oben C. III. 6. b), Seite 39.
368
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C. URHEBERRECHT IN Ö, D UND DER EU
DISSERTATION – 48
Im Bereich der Bildung und vor allem im Hochschulbereich schränkt das deutsche Urheberrecht die Gemeinfreiheit sehr stark ein. Vervielfältigungen sind in nur sehr viel engerem Maße zulässig.375 Zur
wirtschaftlichen
Sicherung
der
Schöpfer
wurde
im
deutschen
UrhG
neben
der
Trägermaterialabgabe auch eine allgemeine, nicht nur reprographische, Geräteabgabe eingeführt und damit die Informationsbeschaffung der Allgemeinheit weiter erschwert bzw. verteuert.376 Abschließend ist zu erkennen, dass die gesetzgeberische Aufgabe, einen Ausgleich zwischen Interessen des Urhebers und der Allgemeinheit zu finden, nach derzeit geltendem österreichischem Recht mehr in Richtung Allgemeinheit und in Deutschland stärker in Richtung Schöpfer tendiert.
375 376
Siehe oben C. III. 6. b), Seite 39. Siehe oben C. III. 6. b), Seite 39.
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C. URHEBERRECHT IN Ö, D UND DER EU
DISSERTATION – 49
IV. ÜBERBLICK ÜBER DIE VORGABEN DER EU IN DER INFO-RL Durch die in der Informationsgesellschaft immer enger aneinander rückenden Staaten377 wird der Schutz des Urheberrechts ein mehr und mehr globales Anliegen und einhergehend findet die Strukturierung des Urheberrechts auf internationaler und insbesondere auf Ebene der EU statt.378 Mit der Info-RL sollen die europäischen Rechtsvorschriften zum Urheberrecht an das digitale Zeitalter angepasst werden.379 Im Rahmen der Richtlinienerstellung wurden jedoch nicht nur spezifische Probleme des digitalen Umfelds der Informationsgesellschaft erfasst,380 sondern es gibt auch grundlegende
Regelungen,381
die
Auswirkungen
auf
klassische
„konventionell-analoge“
urheberrechtlich relevante Handlung haben können.382 Motive der Vereinheitlichung des Urheberrechts in der EU mit der Urheberrechtsrichtlinie sind Förderung von Kreativität,383 Investitionssicherheit der Urheber, Rechtssicherheit der Benutzer und die Förderung der grenzüberschreitenden Verwertung.384 Art. 2 bis 4 der Info-RL basieren überwiegend auf den Bestimmungen der internationalen WIPOVerpflichtungen aus den Verträgen WCT und WPPT und betreffen die Verwertungsrechte der Urheber und Rechteinhaber.385 Art. 5 Info-RL regelt die Harmonisierung der Schranken des Urheberrechts386. Art. 6 und 7 Info-RL geben jeweils ein neues, in den Art. 11 WCT und Art. 18 WPPT nur unkonkret formuliertes387 Regelungskapitel vor: Art. 6 Info-RL beinhaltet die Behandlung technischer Schutzmaßnahmen und Art 7 Info-RL den Rechtsschutz gegen Handlungen, die sich gegen die elektronischen Informationen für die Rechtewahrnehmung richten.388 Art. 8ff Info-RL enthalten zahlreiche ergänzende allgemeine Bestimmungen.389 Um eventuellen nationalen Schwierigkeiten bei der Umsetzung sowie Tendenzen, die der Harmonisierung innerhalb der EU zuwiderlaufen und das Funktionieren des Binnenmarkts gefährden,390 anhaltend zu korrigieren, sieht die Richtlinie in Art. 12 I vor, dass am 22.12.2004391 und anschließend
377
S.o. B. III. 3., Seite 19. Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/43. 379 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/828. 380 Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/28. 381 Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/735. 382 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Richtlinie, ZUM 2001, 828/829f. 383 Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/735. 384 Ziff (3) und (4) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001; Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 131. 385 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/828. 386 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/828. 387 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/14; Reinbothe, Die Umsetzung der EUUrheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/47. 388 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/828. 389 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/828. 390 Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/744f. 391 Der Termin 22.12.2002 dürfte ein Druckfehler sein, gemeint ist wohl eher 2004, siehe auch Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/19. 378
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DISSERTATION – 50
alle drei Jahre die Kommission dem Europäischen Parlament, Rat, Wirtschafts- und Sozialausschuss einen Bericht über die Anwendung der Info-RL abliefert.392
1.
Verwertungsrechte
a)
Vervielfältigungsrecht
In Art. 2 S. 1 Info-RL führt das europäische Parlament und der Rat der europäischen Union aus, dass Vervielfältigungen jeder Art und Weise, in jeder Form, mittelbar und unmittelbar, dauerhaft, vorübergehend oder noch so flüchtig,393 im Ganzen oder teilweise unabhängig vom technischen Prozess394 eine Verwertungshandlung iSd Urheberrechts ist und unter das Ausschließlichkeitsrecht des Berechtigten
fällt.395 Die Definition der Vervielfältigung wurde zur Gewährleistung der
Rechtssicherheit bewusst weit gefasst396 und umfasst sowohl analoge wie auch digitale Vervielfältigungen397 Online und Offline.398
b)
Recht der öffentlichen Wiedergabe und Zugänglichmachung
Art. 3 I der Info-RL stellt klar, dass das Recht der öffentlichen Wiedergabe weitreichend zu verstehen ist399 und alle Handlungen der öffentlichen Zugänglichmachung400, gleich welcher Übertragungstechnik beinhaltet.401 Insbesondere ist diese Regelung auf das drahtgebundene und drahtlose Anbieten von Werken zum interaktiven on-demand-Abruf402 durch den Nutzer als Teil der Öffentlichkeit zu Zeiten und von Orten seiner Wahl403 zugeschnitten, allerdings sind die verwendeten Formulierungen technikneutral, so dass die Regelungen auf alle derzeitigen und zukünftigen Übertragungstechniken angewandt werden kann.404 Die Anforderungen an die beliebige Wählbarkeit der Zeit und des Ortes dürfen hierbei nicht zu hoch angesetzt werden. Selbstverständlich sind hier nicht Zugriffsmöglichkeiten 24 Stunden am Tag von uneingeschränkt jedem beliebigen Computer notwendig, um in den Anwendungsbereich der Norm zu fallen.405 Erfasst werden von Art. 3 I Info-RL jedenfalls alle Akte der
392
Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/19. Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/736. 394 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/107. 395 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/317. 396 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/5; Ziff (21) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001 397 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Richtlinie, ZUM 2001, 828/829. 398 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/317. 399 Ziff (23) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001 400 Ziff (24) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001 401 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/107. 402 Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/48; Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2000, 1/5. 403 Ziff (25) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001 404 Rosén, Urheberrecht und verwandte Schutzrechte in der Informationsgesellschaft, GRURInt 2002, 195/198. 405 Haller, Music on demand, 82. 393
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DISSERTATION – 51
öffentlichen Wiedergabe, die über eine gewisse Distanz zwischen Ursprungsort und Empfangsort erfolgt.406. Relevant ist hierbei, dass das Werk für einen solchen Abruf interaktiv angeboten wird,407 auf einen tatsächlichen Abruf des Werkes kommt es nicht an.408 Die Bereitstellung und Einrichtung der zur Wiedergabe notwendigen Infrastruktur stellt hierbei noch keine öffentliche Wiedergabe iSd Urheberrechts dar.409 Vielmehr ist nur die tatsächliche Handlung des Wiedergebens bzw. der Bereithaltung zum Abruf maßgeblich.
c)
Verbreitungsrecht und Erschöpfung
Ausdrücklich in Art. 3 III Info-RL festgelegt ist, dass sich anders als im körperlichen Bereich der Verbreitung keine Erschöpfung durch erstmalige unkörperliche öffentliche Wiedergabe bzw. Zugänglichmachung einstellt. Die Übermittlung im Wege des Abrufs aus dem Internet wird als Dienstleistung angesehen, bei der sich die Frage einer Erschöpfung nicht stellt.410 Auch in dem Fall einer im Ergebnis der Verbreitung gleichwertigen Distribution über das Internet411 und der anschließenden unter Zustimmung des Berechtigten erfolgten Verkörperung auf einem materiellen Träger tritt keine Erschöpfung ein.412 Die Weiterverbreitung von über solche Distributionskanäle erlangten Werken ist demnach von der ausdrücklichen Zustimmung des Rechteinhabers abhängig. Art. 4 II Info-RL stellt noch einmal deutlich heraus, dass der Erschöpfungsgrundsatz im körperlichen Verbreitungsrecht ausschließlich EU/EWR-weit anzuwenden ist.
2.
Schrankenbestimmungen
Die Info-RL ist besonders im Bereich der EU-weiten Schrankenregelungen des Art. 5 Info-RL, dem Ausgleich zwischen Urheberrechtsschutz und Nutzerinteressen, für den digitalen Kontext brisant.413 Gerade die nationalen Interessen der Schrankenregelungen haben dazu geführt, dass die Entwicklung vom ersten Richtlinienvorschlag (10.12.1997)414 bis zum Erlass der EU-Richtlinie (22.05.2001) fast
406
Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/736. Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/736. 408 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/318. 409 Ziff (27) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001. 410 Ziff (29) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001; Reinbothe, EGRichtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/736. 411 Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/517. 412 Ziff (29) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001; Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2000, 1/7; Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/110. 413 Dietz, Vortrag zu den ALAI Study Days 14.-17. September 1998, zitiert in Jehoram, Einige Grundsätze zu den Ausnahmen im Urheberrecht, GRURInt 10/2001, 807/807. 414 Vorschlag der EU-Kommission KOM (97) 628 endg. AblEG Nr. C 180 vom 07.04.1998. 407
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vier Jahre benötigte.415 Sieht man schon in dem Grünbuch von 1995416 die erste Initiative, hat die Entwicklung der Richtlinie nahezu sechs Jahre gedauert. Zunächst ist festzustellen, dass die Schrankenregelungen der Info-RL – im Hinblick auf die Harmonisierung notwendigerweise417 – abschließend418 und weitere nationale Beschränkungen nicht erlaubt sind.419 Unter Beachtung der z.T. stark kritisierten Einfallsregelung420 in Art. 5 III o) Info-RL gilt dies zumindest für den digitalen Bereich hundertprozentig.421 Einigkeit besteht weiterhin darüber, dass die Schranken besonders im elektronischen Umfeld eng auszulegen sind.422 Die Regelungen des Art. 5 I und II Info-RL betreffen nur das Vervielfältigungsrecht, Art 5 III ist sowohl auf das Vervielfältigungsrecht als auch auf das weitreichende Recht der öffentlichen Wiedergabe anwendbar.423
a)
Schranke des Art. 5 I Info-RL
Für das in Art. 2 weitreichend zu verstehende Vervielfältigungsrecht wurde in Art. 5 I Info-RL eine Ausnahmeregelung
für
den
Bereich
der
notwendigen,
d.h.
integralen
oder
wesentlichen
Vervielfältigungshandlungen bei einem technischen Verfahren normiert, soweit diese beiläufig oder flüchtig sind und ihnen keine eigenständige wirtschaftliche Bedeutung zukommt.424 Fraglich ist allerdings an dieser Stelle zunächst, wie die Regelung des Art. 5 I Info-RL überhaupt insgesamt zu behandeln ist: als reguläre Schranke im Rahmen der allgemeinen Schrankensystematik oder als bisher systematisch unbekannte Ausnahme aus der Definition des Vervielfältigungsrecht des Art. 2 Info-RL. Nach dem Wortlaut der Überschrift des Art. 5 Info-RL ist eine Behandlung als Ausnahme, also Herausnahme aus dem Regelungs- und Anwendungsbereich der Verwertungsrechte denkbar.425
415
Hoeren, Entwurf einer EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/516. Grünbuch Urheberrecht und verwandte Schutzrechte in der Informationsgesellschaft, KOM(95) 382 endg. Vom 19.07.1995. 417 Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/737. 418 Ziff (32) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001; Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/517. 419 Jehoram, Einige Grundsätze zu den Ausnahmen im Urheberrecht, GRURInt 10/2001, 807/808. 420 Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/519. 421 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/12; 422 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/111. 423 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Richtlinie, ZUM 2001, 828/829. 424 Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/738; Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/111. 425 So im Ergebnis Hoeren, Überlegungen zum Entwurf des Gesetzes zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft, Skript der Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin am 26.04.2002 zum Thema Digitales Urheberrecht, 23/24. 416
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Die Platzierung innerhalb des Artikel 5 Info-RL über Schrankenregelungen und nicht direkt im Regelungsbereich des Art. 2 Info-RL legt jedoch zusammen mit der Wertung des Richtliniengebers, die Verwertungsrechte sehr umfassend darzustellen,426 die Betrachtung als Schranke nahe.427 Die verwendete unterschiedliche Formulierung kann ebenso auf die Klarstellung des Unterschiedes zwischen der verbindlich umzusetzenden absoluten Vorgabe des Art. 5 I Info-RL und den mit Umsetzungsspielraum ausgestatteten „nur beschränkenden“ Regelungen des sonstigen Art. 5 Info-RL zurückzuführen sein. Eine differenzierte Behandlung von Anwendungsausnahmen und Schrankenregelungen im Bereich der Verwertungsrechte erscheint nicht zwingend und im Hinblick auf die bestehenden Systematiken der nationalen Gesetze – Verwertungsrechte sind grundsätzlich den Rechteinhabern vorbehalten, restriktive Ausnahmen ergeben sich durch die Schrankenbestimmungen428 – auch nicht sinnvoll. Die systematische Anordnung im Bereich der Schrankenregelungen und nicht als direkte Ausnahme des Vervielfältigungsrechtes hat den Vorteil, dass zunächst einheitlich bei jedem Kopiervorgang von einer urheberrechtlich relevanten Vervielfältigung auszugehen ist und eine eventuell wertende Ausnahme in den Schrankenbereich verlegt wird.429 Dies erhöht die Rechtssicherheit dadurch, dass eine exzessive Auslegung der Verwertungsrechte nur durch eine restriktive auszulegende Schranke430 unterbrochen wird. Ein präventives Verbot mit Erlaubnisvorbehalt führt zu weniger Missbrauch. Wenn die Vervielfältigung grundsätzlich verboten ist, also den Normalfall darstellt431 und nur in klaren Ausnahmen erlaubt wird, kann partielle Unwissenheit weniger leicht zu unrechtmäßigem Verhalten führen, als wenn schon viele Vervielfältigungshandlungen gar nicht urheberrechtlich tatbestandsmäßig sind und die Rechtsunsicherheit auf dieser Stufe beginnt. Letztendlich sind alle Schranken auch als Ausnahmevorschriften zu verstehen und werden in der Literatur durchaus als Synonym verwendet.432 Die Vorgaben des Art. 5 I Info-RL können demnach als Schranke des Vervielfältigungsrechts gesehen werden.433
426
S.o. C. IV. 1., Seite 50. Im Ergebnis ebenso: Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2000, 1/5; Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/111; Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/29f. 428 S.o. C. III. 6., Seite 39. 429 Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/736. 430 Der Ausnahmecharakter der Schrankenregelung fordert eine enge Auslegung, BGH in GRUR 1997, 459/463; BGH in BGHZ 116, 305/308; Jehoram, Einige Grundsätze zu den Ausnahmen im Urheberrecht, GRURInt 10/2001, 807/808. 431 Jehoram, Einige Grundsätze zu den Ausnahmen im Urheberrecht, GRURInt 10/2001, 807/808. 432 So z.B. Schricker – Melichar, Urheberrecht, Vor. §§ 45ff, Rn. 15. 433 Im Ergebnis ebenso: Reinbothe, Die EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int 8/2001, 733/738; Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/62; Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/111; Pakuscher sowie Gerlach, zitiert in Zecher, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtrichtlinie in deutsches Recht, ZUM 2002, 451, 454. 427
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Die Vorgabe des Ausschlusses der eigenständigen wirtschaftlichen Bedeutung ist hier allerdings näher zu definieren, da gerade die ISP ausschließlich an der Übertragung von Daten wirtschaftliches Interesse haben und somit jede Datenübertragung im Internet wiederum aus der Ausnahme der beiläufigen und flüchtigen Vervielfältigung herausfallen könnte. Dies ist aber wohl nicht von der EU gewollt, da der Anwendungsbereich für den regelungsrelevanten Bereich der Internetübermittlung von Daten ansonsten nicht mehr gedeckt wäre und die Regelung den beabsichtigten Zweck total verfehlen würde. Weitere Voraussetzung der Regelung des Art. 5 I Info-RL ist in a) und b) zu sehen, wonach die vorübergehenden Vervielfältigungen nur bei dem Zweck der Übertragung von Daten im Netz zwischen Dritten durch einen Vermittler oder zum Zweck einer rechtmäßigen Nutzung zustimmungsfrei sind.434 Die Schrankenregelung des Art. 5 I Info-RL ist im Gegensatz zu den sonstigen nur fakultativen Ausnahmen der Richtlinie zwingend.435
b)
Schranke des Art. 5 II Info-RL
Im Bereich des Vervielfältigens zum privaten eigenen Gebrauch wurde in Art. 5 II b) Info-RL die Schranke auf natürliche Personen zum privaten Gebrauch436 verengt. Anders als Art. 5 II a) Info-RL, wo die reprographische Vervielfältigung auf Papier und papierähnliche Träger weitreichend437 zu jedem Zweck erlaubt wird, kann diese private Vervielfältigung auf jeden beliebigen Träger erfolgen. Zwischen
analogen
und
digitalen
Vervielfältigungstechniken
wird
entgegen
der
ersten
Richtlinienvorschläge nunmehr nicht unterschieden.438 Die Verwendung des Begriffes privat schließt die Nutzung in der Öffentlichkeit, auch der beliebigen Öffentlichkeit im Rahmen des Internets aus. Weiterhin sind direkte und auch indirekte kommerzielle Zwecke ausdrücklich untersagt. Für die digitale und auch analoge Vervielfältigung zum privaten Gebrauch gemäß Art. 5 II b) InfoRL439 und die beliebige reprographische Vervielfältigung gemäß Art. 5 II a) Info-RL440 ist ebenso wie bei der Regelung über Vervielfältigungen von Sendungen durch soziale Einrichtungen gemäß Art. 5 II e) Info-RL eine angemessene finanzielle Entschädigung der Urheber zwingend vorzunehmen.441 Bei allen anderen Ausnahmetatbeständen ist ein solcher Ausgleich nicht zwingend vorgesehen, kann aber
434
Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/837. Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/829. 436 Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/738. 437 Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/738. 438 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/319f; Linnenborn, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, K&R 8/2001, 394/396. 439 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/112. 440 Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/519. 441 Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/738. 435
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C. URHEBERRECHT IN Ö, D UND DER EU
DISSERTATION – 55
dennoch von den Mitgliedsstaaten normiert werden.442 Wie eine solche Ausgleichsbeteiligung konkret auszusehen hat, ist nicht ausdrücklich geregelt und kann national variieren.443
c)
Weitere Schrankenbestimmungen
Weitere in der Info-RL genannten Schrankenbestimmungen, die bisher noch nicht in die nationalen Rechtsordnungen Österreichs und Deutschlands Einzug gefunden haben, so z.B. Schranken zugunsten der nicht kommerziellen Nutzung durch Behinderte,444 Art. 5 III b) Info-RL, sind keineswegs zwingend445 eine entsprechende Umsetzung wird allerdings von der EU befürwortet. In Art. 5 III o) Info-RL haben sich die Mitgliedsstaaten auf eine Öffnungsklausel für die analoge Verwertung betreffenden Schranken mit nur geringer Bedeutung entschieden, da hierbei von einer wettbewerbsverzerrenden Wirkung innerhalb der EU nicht ausgegangen und den traditionellen nationalen Bedürfnissen Rechnung getragen wird.446 Bei allen Schrankenbestimmungen ist der in Art. 5 V Info-RL vorgeschriebene Drei-Stufen-Test zu beachten.
3.
Sonstige Bestimmungen
Art. 6 und 7 Info-RL bilden ein im Urheberrecht Österreichs und Deutschlands bisher unbekanntes Regelungswerk der technischen Schutzmöglichkeiten. Eine genauere Auseinandersetzung erfolgt ebenso wie zu den in Art. 8 Info-RL vorgesehenen Sanktionen und Rechtsbehelfen weiter unten in separaten Kapiteln.
442
Ziff (36) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001 des Europäischen Parlamentes und des Rates, EUR-Lex, http://europa.eu.int, Dokument Nr. 32001L0029; Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/830. 443 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/831. 444 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/10. 445 Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/518. 446 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/837.
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D.
D. URHEBERRECHT U INTERNET - BERÜHRUNGSPUNKTE
DISSERTATION – 56
URHEBERRECHT UND INTERNET – PRAXISORIENTIERTE BERÜHRUNGSPUNKTE
UNTER
BEACHTUNG
ÖSTERREICHISCHEN UND DEUTSCHEN RECHTS SOWIE EURECHTLICHEN VORGABEN Mit steigender Bandbreite und höherem Datendurchsatz erhöht sich auch die Bedeutung des Internets für die Distribution447 und Nutzung geistigen Eigentums448. Wenn der Abruf von Informationen, Texten, Musik und sogar ganzen Videofilmen im Internet schneller möglich ist als der Gang zum Kaufhaus, Zeitungskiosk an der Ecke oder Videoverleih und die Popularität des Internets weiter in dem Maße rasant ansteigt449, ist absehbar in welchem enormen Umfang gegenwärtig und vor allem zukünftig mit urheberrechtlicher Relevanz450 aber auch einhergehend urheberrechtlichen Problemen im Internet zu rechnen ist.451 Schon jetzt ist es um einiges komfortabler und zeitsparender einen Zeitungsartikel aus dem Internet auszudrucken, als eine manuelle Kopie von einer Bibliotheksausgabe anzufertigen. Das Musikstück lässt sich genauso schnell aus einschlägigen Internetangeboten oder Tauschbörsen herunterladen und auf CD brennen, bzw. direkt am PC oder auf einem speziellen Player452 speichern, wie die ausgeliehene CD eines Bekannten auf Kassette zu überspielen. Durch immer niedrigere OnlineKosten auf Anbieter- und Nutzerseite, d.h. billigen großen Speichermedien und kostengeringen breitbandigen Internet-Anbindungen gewinnt der multimediale Datenaustausch weiter an Attraktivität. Weiterhin beinhaltet jede Internetseite Inhalte, denen zumindest teilweise urheberrechtliche Bedeutung zukommt. Bei wachsender Ausbreitung des Internets steigt einhergehend auch der Bedarf und die Nutzung von solchen Inhalten.453 Das deutsche Urheberrechtsgesetz ist von 1965, das österreichische gar von 1936 und die Gesetzeslage stellt sich erst langsam auf diese Neuheiten ein. Gesetzesvielfalt und -umfang haben mittlerweile ein Ausmaß angenommen hat, bei der die Legislative mit Anpassungen und Modernisierungen kaum noch hinterherkommt. Die Info-RL hat auf EU-Ebene bereits eine fast vierjährige Entwicklung hinter sich und die nationale Umsetzung dauert nochmals eineinhalb Jahre, obwohl das Internet seit Mitte der 90er Jahre stark expandierend und einhergehend als allgemein bekannt anzusehen454 und damit eine entsprechende Anpassung des Urheberrechts schon seit vielen Jahren überfällig ist.
447
Forum der Rechteinhaber, Stellungnahme zur Umsetzung der EU-Info-Richtlinie, 1. Kühne, Schutz vor multimedialem Raubbau, 1; Haedicke, Urheberrecht und Internet im Überblick, Jura 2000, 449; Schuster/Müller Entwicklung des Internet- und Multimediarechts 2001, MMR Beilage 07/2001, 33. 449 S.o. B. II., Seite 14 zu Entwicklung der Anzahl Internetnutzer. 450 Junker, Anwendbares Recht und internat. Zuständigkeit bei Urheberrechtsverletzungen im Internet, 67. 451 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/316. 452 S.g. MP3-Player, auf welche Lieder direkt vom PC im MP3-komprimierten Format überspielt werden können. Die Songs werden auf Speicherchips digital ohne Einsatz weiterer Tonträgermaterialien im Gerät gespeichert. 453 Deutscher Kulturrat, Urheber- und Leistungsschutzrecht in der Informationsgesellschaft, 1. 454 Die Vernetzung von Online-Datenbanken zum Internet ist laut Hoeren, Multimedia als noch nicht bekannte Nutzungsart, CR 12/1995, 710/714, seit etwa 1995 als allgemein bekannt anzusehen. 448
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D. URHEBERRECHT U INTERNET - BERÜHRUNGSPUNKTE
DISSERTATION – 57
Grundsätzlich ist in jüngster Zeit zu beobachten, dass Änderungen oftmals erst im Wege von Umsetzungsverpflichtungen aus EU-Richtlinien erfolgen. Erst in den 90er Jahren haben sich Anpassungen im Bereich Computerprogramme (1991) und elektronischer Datenbanken (1996) im Rahmen von EU-Richtlinien-Umsetzungen ergeben,455 obwohl die Probleme zu diesem Zeitpunkt bereits lange bekannt waren. Die technische Entwicklung und damit einhergehend das Anwendungsspektrum und die Verbreitung von Rechenleistung und Datendurchsatz, die immer neu auftretenden praktischen Probleme und die rechtlichen Herausforderungen haben eine Geschwindigkeit erreicht, bei welcher die oftmals behäbige Legislative und Jurisdiktion kaum noch Mithalten kann.456 Während sich bekanntermaßen die Leistungsfähigkeit
von
Mikroprozessoren
alle
18
Monate
verdoppelt457
Übertragungsgeschwindigkeiten der Datenfernübertragung sich alle 12 Monate verdreifacht
und 458
die
benötigt
ein Rechtsstreit über die verschiedenen Instanzen noch immer zum Teil einige Jahre. Der Weg zur höchstrichterlichen Rechtsprechung des OGH oder gerade des deutschen BGH dauert oftmals zwei, drei oder mehr Jahre. Mittlerweile haben sich einige in der Praxis bedeutende Berührungspunkten zwischen Urheberrecht und Internet herausgestellt, die in Literatur und Rechtsprechung allerdings noch mit verschiedenen Ansätzen und zum Teil unterschiedlichen Ergebnissen vertreten und beurteilt werden. Mit der EURichtlinie 2001/29/EG „zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft“ vom 22.05.2001459 und den nationalen Umsetzungen bis zum 22.12.2002 werden sich neue Aspekte gerade bei der Beurteilung von urheberrechtlichen Gesichtspunkten im Internet ergeben.
455
S.o. C. II. 4., Seite 25. Zankl, E-Commerce- und Internetrecht, 16. 457 1968, Theorie von Gordon Moore, Co-Gründer und damaliger Geschäftsführer von Intel, dem weltweit führenden Hersteller von Prozessoren für PCs: die Leistungsfähigkeit von PC-Prozessoren in ungefähr einem Preissegment verdoppelt sich etwa alle 18 Monate. Wenn man die Reihe der Intel-PC-Prozessoren der letzten 20 Jahre betrachtet, 8080 – 8086 – 80286 – 80386sx und dx – 80486sx, dx und dx2 – Pentium – Pentium Celeron – Pentium II – Pentium III – Pentium IV mit den noch jeweilig unterschiedlichen Taktungen, stellt sich dies sogar noch als zurückhaltende Einschätzung dar; siehe auch: Hawking, Das Universum in der Nußschale, 173ff mit grafischer Darstellung S 174. 458 Zankl, E-Commerce- und Internetrecht, 16; Betrachtet man die letzten 10 Jahre, hat sich außerdem der unter Nutzern übliche Standard mehr als versechshundertfacht: Während zum Anfang der 90er Jahre noch Modems mit 2400 B/s den neusten Stand der Technik darstellten, sind ADSL-Modems mit 1.5 Mbit/s (für Privatkunden, siehe Deutsche Telekom AG, http://service.t-online.de/t-on/inte/tdsl/ar/CP/ar-tdsl-1500-start.html) oder gar erschwingliche Standleitungen mit ATM-Technik und einer Übertragungsrate von 2 (bis sogar 155) Mbit/s möglich und weit verbreitet. 459 Info-RL. 456
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I.
WERK UND WERKKATEGORIEN IM ONLINE-BEREICH
1.
Aktuelle Rechtslage in Österreich und Deutschland
DISSERTATION – 58
Der Unterschied zwischen klassischer und Online-Nutzung liegt zunächst im digitalen Datenformat460. Es stellt sich im Zusammenhang mit digitalen Medien die Frage der urheberrechtlichen Behandlung von digitaler Schöpfung und Digitalisierung analog vorhandenen Materials. Während in traditionellen Medien schon äußerlich wahrnehmbare Unterschiede vorliegen, verschwimmen alle Werkarten im Online-Bereich im digitalen Format.461 Ein Bild im Internet besteht genauso wie ein Text oder ein Musikstück aus binären Informationen, d.h. Nullen und Einsen. Durch die netzaufbaubedingte DatenPaket-Übermittlung des Internets liegen bei der Datenübermittlung im Internet nur einzelne Teilstücke vor462. Ein übermittelter Datenblock kann sowohl den Teil eines Bildes als auch eine Musiksequenz enthalten. Kommen noch Komprimierungsverschlüsselungen463 hinzu, ist eine Zuordnung unmöglich.
a)
Digitale Schöpfung und Digitalisierung
Dies hatte in den Beginnen des Internets vielfach zu der Frage geführt, ob Werke in digitaler Form eine neue eigene Werkart darstellen.464 Richtigerweise ist mittlerweile anerkannt, dass die digitale Ausdrucksform keine Auswirkung auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Werkart hat.465 Die Digitalisierung bzw. das Vorliegen in digitaler Form verändert lediglich die äußere Erscheinungsform, lässt jedoch die geistige Wesenheit des Werkes unberührt.466 Die Art der Festlegung – dauerhaft oder flüchtig,467 digital oder analog – des Werkes ist nicht Schutzvoraussetzung.468 Das Werk muss lediglich eine wahrnehmbare Ausdrucksform gefunden haben469 und als solches wahrnehmbar sein, d.h. nicht als unzuordnungsbares Datenteilstück vorliegen. Die Schöpfung unter Zuhilfenahme von Maschinen oder Computern steht einem schutzfähigen Werk iSd Urheberrechts nicht entgegen.470 Ein digitales Werk ist mittels Heranziehung eines Personalcomputers oder einer ähnlichen technischen Einrichtung wahrnehmbar und erfüllt die Voraussetzungen der menschlich zugänglichen Formgestaltung.471
460
Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 283. Becker/Dreier, Urheberrecht und digitale Technologie, 139; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 283. 462 S.o. B. I. 1., Seite 5.Seite 1 463 Z.B. MP3 für Musik, JPEG für Bilder oder ZIP für Daten insgesamt. 464 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 283. 465 Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, 48; Zahrt, Cyberbusiness, Urheber- und Wettbewerbsrecht, 66; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 283. 466 Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 28; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 283. 467 Fromm/Nordemann – Nordemann/Vinck, Urheberrecht, § 2, Rn. 27. 468 Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, 48. 469 Fromm/Nordemann – Nordemann/Vinck, Urheberrecht, § 2, Rn. 27. 470 Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 13. 471 Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 20; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 272. 461
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DISSERTATION – 59
Ein Sprachwerk in Form eines Romans bleibt sowohl in gedruckter Form als auch in digitalem Format ein solches.472 Es kann urheberrechtlich bzgl. der Werkart keinen Unterschied machen, ob ein Text auf einem PC oder einer Schreibmaschine entstanden ist und anschließend in einer Zeitschrift oder digital in einer online-Publikation erscheint. Ebenso ist weder Grund noch Anlass ersichtlich, dass ein Musikstück als Werk auf einer Musikkassette, Langspielplatte oder Compact Disk ein mehr oder weniger schutzwürdiges Werk sein sollte, als eine Musikdatei im MP3-Format. Digitale Schöpfungen sind in genau gleichem Umfang unter die Werkkategorien der §§ 1ff öUrhG, §§ 1ff dUrhG zu subsumieren wie traditionell analoge.473 Die Schutzfähigkeit des Ganzen und auch einzelner Teile beurteilt sich nach den allgemeinen Regeln,474 die eigentümlich-persönliche geistige Schöpfung bleibt maßgeblich relevantes Kriterium.475 Die reine Digitalisierung analoger Vorlagen hingegen ist selbst kein Schöpfungsakt, sondern lediglich ein technischer Vorgang ohne Originalität.476 Betroffen wird nur die äußere Erscheinung, nicht der geistige Wesensgehalt eines Werkes.477 Der Grundsatz, wonach das bloße analoge Kopieren einer Vorlage keinerlei neuen Urheberrechtsschutz an dem Vervielfältigungsstück entstehen lässt,478 kann ebenfalls auf den digitalen Vorgang übertragen werden. Eine Notwendigkeit zur Unterscheidung ist nicht ersichtlich. Das Digitalisieren vorhandener Materialien ist keine Bearbeitung479 und es entsteht kein eigenes Werk iSd Urheberrechts.480 Der bloße Scan-Vorgang, also das Ablesen an sich, stellt vielmehr noch überhaupt keinen urheberrechtlich relevanten Vorgang dar.481 Die Benutzung in Form der sinnlichen Wahrnehmung, auch mittels Lesegerät ist im deutschen und österreichischen Urheberrecht nicht den ausschließlichen Verwertungsrechten zugeordnet,482 vielmehr ist diese Art der Nutzung grundsätzlich frei. Allerdings wird davon auszugehen sein, dass der Scanner automatisch während des Ablesevorgangs eine digitale Vervielfältigung auf einem Speichermedium vornimmt und aus diesem Grunde
die
Gesamtbetrachtung
der
digitalen
Einspeicherung
mittels
Scanner
ein
Vervielfältigungsprozess iSd § 15 I öUrhG, § 16 I dUrhG ergibt483, der in die Verwertungsrechte des Urhebers eingreift und, soweit nicht vom urheberrechtlichen Schrankensystem erfasst, einer Erlaubnis bedarf.484 Umstritten ist in dem bei der Digitalisierung relevanten Arbeitsvorgang lediglich die
472
Weitere Beispiele: Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 283. Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 283. 474 Walter, Schutz von Computerprogrammen, http://fgr.wu-wien.ac.at/INSTITUT/PR/Radl/Walter.pdf, 4. 475 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 272; Siehe zu individueller Schöpfung: C. III. 1. Seite 27. 476 Dreier, Urheberrecht und digitale Werkverwertung, 18. 477 Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, 48. 478 BGH in GRUR 1990, 669. 479 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 299. 480 Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 74. 481 Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, 81. 482 Zahrt, Der urheberrechtliche Schutz digitaler Printmedien, 51; BGH in BGHZ 112, 264/278. 483 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 299; Zahrt, Der urheberrechtliche Schutz digitaler Printmedien, 51. 484 Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/63. 473
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DISSERTATION – 60
allgemeine Speicherungs- und Zwischenspeicherungsproblematik, wonach fraglich ist, ob bereits mit dem Einlesen in den Arbeitsspeicher oder erst zum Zeitpunkt der Einspeicherung auf einem permanenten Datenträger eine urheberrechtlich relevante Vervielfältigung vorliegt.485
b)
Multimedia-Werk
Neben den traditionellen Werkarten im neuen digitalen Gewand bringt das Internet allerdings auch tatsächliche Neuheiten mit sich. Die weitläufig und unbestimmt als Multimedia bezeichnete Vermischung von verschiedenen Werktypen,486 so z.B. Bild, Ton und Schrift auf einer Internetseite oder auch CD-ROM, ist außerhalb digitaler Bereiche kaum möglich und dem damaligen Gesetzgeber mit Ausnahme der Filmwerke unbekannt gewesen. Diese mehr oder weniger feste Verbindung von diversen
Werkteilen
und
sonstigen
Bestandteilen
ist
daher
nicht
ausdrücklich
in
den
Urheberrechtsgesetzen geregelt.487 Gesetzlich geregelt sind Sammelwerke und Datenbankwerke, §§ 6, 40f öUrhG, § 4 I, II dUrhG, Werkverbindungen, § 11 III öUrhG, § 9 dUrhG, Filmwerke, die Musik und Bild auf filmtypische Art vereinen und Werke in Miturheberschaft, § 10 öUrhG, § 11 dUrhG. In Betracht kommt zunächst die Einordnung eines Multimediaproduktes als Filmwerk, da oftmals ebenfalls der audiovisuelle Aspekt im Vordergrund steht.488 Im deutschen Urheberrecht scheidet eine Einordnung als Filmwerk iSd § 2 I 6. Alt dUrhG schon aufgrund der notwendigen filmähnlichen Herstellungsweise aus.489 Die Herstellung und auch Aufführung eines klassischen Filmwerks unterscheidet sich erheblich von einem multimedialen Produkt, etwa einem Computerspiel. Da allerdings im deutschen Urheberrecht die Werkkategorien im Gegensatz zu der taxativen österreichischen Aufzählung nicht abschließend sind490 kommt die Möglichkeit einer eigenen neuen, vielleicht filmähnlichen Werkkategorie der Multimediawerke in Betracht.491 Im österreichischen Urheberrecht scheidet die Einordnung von multimedialen Verbindungen nicht per se als filmähnliches Werk iSd § 4 öUrhG aus, da es nicht auf die filmähnliche Herstellung ankommt.492 Die Einordnung von multimedialen Verbindungen im Internet als Filmwerk, filmähnliches Werk oder als eine eigene Kategorie der filmähnlichen Multimediawerke ist jedoch letztendlich abzulehnen,493 da
485
Zu Problematik von Speicherung und Zwischenspeicherung sowie Bildschirmdarstellung siehe unten, D. III. 1., Seite 79 und D. IV. Seite 100. 486 Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, 54. 487 Zahrt, Cyberbusiness, Urheber- und Wettbewerbsrecht, 66. 488 Wiedenbauer, Urheberrechtsschutz von Multimediaprodukten, 91. 489 Fromm/Nordemann – Nordemann/Vinck, Urheberrecht, § 2, Rn. 79; Loewenheim, Urheberrechtliche Probleme bei Multimediaanwendungen, GRUR 11/1996, 830/832. 490 Siehe C. III. 1. Seite 27 491 Fromm/Nordemann – Nordemann/Vinck, Urheberrecht, § 2, Rn. 79. 492 Wiedenbauer, Urheberrechtsschutz von Multimediaprodukten, 92. 493 Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, 54.
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DISSERTATION – 61
für ein Filmwerk und auch filmähnliches Werk feste Vorstellungen von einer Ton- und Bildverbundenheit vorhanden sind, die bei einem ungewissen multimedialen Gefüge nicht zwangsläufig vorhanden sind.494 Ein Filmwerk kennzeichnet besonders das geschlossene dramaturgische System, wohingegen es sich bei einem Multimediaprodukt tendenziell eher um ein interaktives, mindestens jedoch offenes System handelt.495 Beim Multimediaprodukt ist außerdem besonders zu beachten, dass es eben „multi medial“ ist und in sehr verschiedenen Formen vorkommen kann. Eine einheitliche feste Definition von Multimedia existiert nicht. Vielmehr können beliebig Elemente – Ton, Einzelbild, bewegte Bilder, interaktive Programmteile – kombiniert und als Multimedia bezeichnet werden. Aufgrund der großen Unterschiede des Inhaltes kann die jeweilige Zuordnung von multimedialen online- und auch offline-Inhalten nur einzelfallbezogen496 und für jedes Teilstück vorgenommen werden.497 Eine pauschale Kategorisierung für die Vielzahl verschiedener Inhalte verbietet sich.498 Demnach kann ein Multimediaprodukt oder ein Teil eines Multimediaprodukts im Einzelfall als Filmwerk angesehen werden, muss aber nicht zwangsläufig immer in diese Werkkategorie eingeordnet werden.499 Richtigerweise wird allgemein für Teile und Elemente einer multimedialen Internetseite sowie ihrer grafischen Gestaltung im Ganzen,500 d.h. das Layout, die Möglichkeit eines urheberrechtlichen Schutzes anerkannt, jedenfalls soweit ausreichende Individualität vorliegt.501 Die Einordnung im Einzelnen variiert. Es wird sowohl im Vergleich zu einer Benutzeroberfläche überwiegend die Werkart der wissenschaftlich-technischen Datenbankwerke
504
Darstellung502
und
der
und der Werke der bildenden Künste
505
Sprachwerke503,
vereinzelt
auch
der
vorgeschlagen. Bei der Abstellung auf die
eventuell in Internetseiten implementierten selbständigen Programme in z.B. Java kann auch ein Urheberrechtsschutz als Computerprogramm in Betracht kommen506. Regelmäßig wird jedoch davon auszugehen sein, dass der Programmteil eher eine untergeordnete steuernde Rolle spielt und für den
494
Lehmann/von Tucher, Urheberrechtlicher Schutz von multimedialen Webseiten, CR 1999, 700/703. Wiedenbauer, Urheberrechtsschutz von Multimediaprodukten, 97. 496 Wiedenbauer, Urheberrechtsschutz von Multimediaprodukten, 116. 497 Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 28; Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 76; Schweikhardt, Urheberrecht im Internet, 4. 498 Zahrt, Cyberbusiness, Urheber- und Wettbewerbsrecht, K&R 2/2001, 65/67. 499 Wiedenbauer, Urheberrechtsschutz von Multimediaprodukten, 102. 500 Bechtold, Der Schutz des Anbieters von Informationen, http://www.jura.uni-tuebingen.de/~sbes1/sem96/sem.html, 2. 501 OGH – 4 Ob 94/01d – v. 24.04.2001 in MR 4/2001, 234/235; OLG Düsseldorf – 20 U 85/98 – v. 12.05.1999 in CR 2000, 184/184; Schuster/Müller, Entwicklung des Internet- und Multimediarechts 2000, MMR Beilage 10/2000, 28; Schuster/Müller, Entwicklung des Internet- und Multimediarechts 2001, MMR Beilage 07/2001, 33; Schack, Urheberrechtliche Gestaltung von Websites, MMR 2001, 9/10f.; Börner/Heitmann/Sengpiel/Strunk/Zöllkau, Der Internet Rechtsberater, 118. 502 Schricker - Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 201, Fromm/Nordemann – Nordemann/Vinck, Urheberrecht, § 2, Rn. 89. 503 Schricker - Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 93. 504 Z.B. bei Link-Verzeichnissen, siehe Fromm/Nordemann – Nordemann/Vinck, Urheberrecht, § 2, Rn. 89. 505 OGH – 4 Ob 94/01d – v. 24.04.2001 in M&R 4/01, 234/235. 506 Lehmann/von Tucher, Urheberrechtlicher Schutz von multimedialen Webseiten, CR 1999, 700/703; OGH – 4 Ob 94/01d – v. 24.04.2001 in M&R 4/01, 234/235. 495
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DISSERTATION – 62
urheberrechtlichen Schutz nicht maßgeblich ist.507 Im Gegensatz zu der traditionellen Vorstellung von einem Programm, dass auf das Betriebssystem aufsetzt und selbständige Tätigkeiten ausführt, enthält eine html-Seite lediglich vom Browser interpretierbare Anweisungen508 In erster Linie geht es bei den übermittelten Internetseiten um die dort enthaltenen Inhalte, also Bilder, Grafiken, Texte, Musikstücke, so dass die allgemeinen Regelungen unabhängig von dem speziellen Urheberrechtsteil über Computerprogramme Anwendung finden. Anders liegt der Fall eventuell, wenn gezielt html-Code aus dem Quelltext herauskopiert und anderweitig verwandt wird. Die allgemeinen Anforderungen an ein urheberrechtlich geschütztes Werk bzw. einzelne Werke, die verbunden sind, finden jedenfalls Anwendung. Im Ergebnis ist das Multimedia-Gebilde, soweit es die allgemeinen Anforderungen der persönlichen geistigen Schöpfung erfüllt,509 auf die Schutzfähigkeit aller für die Teilwerke in Betracht kommenden bestehenden Werkarten510 zu prüfen.511
2.
Vorgaben der EU und Ergebnis
Aktuelle EU-rechtliche Vorgaben, insbesondere die Info-RL haben keinen Regelungsgehalt, die eine digitale Schöpfung, Digitalisierung oder Einführung einer neuen Multimediawerkart betreffen. Eine Anpassung der diesbezüglich weitestgehend übereinstimmenden aktuellen österreichischen und deutschen Rechtslage dahingehend, dass eine Werkkategorie „Multimediawerk“ eingeführt wird, würde zwar einige theoretische Meinungsverschiedenheiten erübrigen, führe aber aufgrund des erheblichen Spektrums an möglichen Ausformungen solcher Multimediawerke nicht zu einer einfacheren praktischen Rechtslage. Vielmehr ergäbe sich nur eine Verlagerung der Schwierigkeit auf Abgrenzungsproblemen zu anderen Werkkategorien, z.B. Filmwerken. Die Beurteilung eines vermischten Werkes nach der Summe der enthaltenen Komponenten bietet einen praktikablen Weg. Eine Gesetzesänderung ist nicht erforderlich.
507
Leistner, Anmerkung zum Urteil des OLG Düsseldorf – 20 U 85/98 – vom 29.06.1999, CR 2000, 187/187; im Ergebnis auch: Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, 55f. 508 Laga, Internet im rechtsfreien Raum?, www.juridicum.at/forschung/laga/dissertation/diss-kopiere.html, 1. 509 Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, 61. 510 Wiedenbauer, Urheberrechtsschutz von Multimediaprodukten, 116. 511 Dreier, Urheberrecht und digitale Werkverwertung, 20; Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 76.
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II.
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URHEBERRECHTLICHE BETRACHTUNG
DES
ANBIETENS
DISSERTATION – 63
DIGITALER
WERKE
IM
INTERNET 1.
Aktuelle Rechtslage in Österreich und Deutschland
Wie schon im Kapitel über die Einführung des Internets512 aufgezeigt, hat sich das Internet von einem textbasierten US-amerikanischen Verteidigungs- und Forschungsnetz zu einem globalen und bunten Kommunikationsmittel für weite Teile der privaten und kommerziellen Gesellschaft entwickelt. Ein Großteil der Internetseiten enthält ein aufwendiges Layout, zumindest grafische Elemente und zum Teil sogar Musik und andere Sounds. Die meisten Internetseiten enthalten somit zumindest einzelne Werke oder Werkbestandteile iSd Urheberrechts.513 Es besteht zunächst die Möglichkeit, dass der Betreiber der Internetseite persönlich auch Schöpfer der verwandten Inhalte und Elemente ist. Eine andere Alternative ist die Beauftragung eines Dritten mit Erstellung der Seiten. Letztendlich können bei der Erstellung der Seiten aber auch bereits vorhandene Materialien, z.B. Grafiken und Programmierroutinen aus Drittquellen einbezogen worden sein. Geklärt werden muss zunächst die allgemeine Frage, ob und gegebenenfalls inwieweit das Anbieten von urheberrechtlich geschützten Inhalten im Internet das Urheberrecht berührt. Zu beachten ist hierbei, dass technisch das Einstellen einer Internetseite kein permanentes Versenden von Informationen über das Datennetz beinhaltet, sondern vielmehr die Daten auf dem Server bereitgehalten und von beliebigen Nutzern von dort angefordert und abgeholt werden können. Die Bereitstellung zur weiteren Benutzung steht demnach im Vordergrund. Das derzeitige österreichische und deutsche Urheberrecht kennt die körperliche und unkörperliche Verwertung in den Oberkategorien Verbreitung, Vervielfältigung, Ausstellung bzw. Veröffentlichung und öffentliche Wiedergabe in Form der Sendung, Vorführung, Aufführung und Vortrag, §§ 14ff öUrhG, § 15 I, II dUrhG.514 Das Anbieten zum Abruf durch Dritte ist nicht explizit geregelt. Fraglich ist, ob eine Subsumtion unter die bekannten Verwertungsrechte erfolgen kann oder vielmehr die Eröffnung einer neuen unbenannten Kategorie notwendig und gegebenenfalls dann auch zulässig ist.
a)
Subsumtion unter Verbreitungsrecht
Das Verbreitungsrecht ist nach allgemeiner Ansicht lediglich auf das Weiterreichen körperlicher Werkstücke anwendbar.515 Zwar liegt das urheberrechtliche Werk auch in Bits und Bytes auf dem
512
S.o. B. I. on page 5 und B. II., Seite 14. S.o. D. I, a pagina 58. 514 S.o. ausführlicher C. III. 3., Seite 30. 515 S.o. C. III. 3. a), on page 31. 513
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DISSERTATION – 64
Speichermedium körperlich vor,516 doch erfolgt gerade der Wechsel des Besitzes, also die Weitergabe im Internet, nicht körperlich sondern per unkörperlicher Datenübertragung.517 Eine rein wirtschaftliche Betrachtung könnte allerdings in einigen Anwendungsfällen zu dem Ergebnis führen, dass eine Bereitstellung von Online-Abrufmöglichkeiten durchaus mit einer körperlichen Verbreitung vergleichbar ist518. Dies ist vor allem dann denkbar, wenn das Internet als ausdrücklicher Distributionskanal wirkt519 – z.B. Musik in Form einer CD und in Form einer MP3-Datei oder ein Computerprogramm auf einem Datenträger bzw. als Downloadmöglichkeit im Internet.520 Der Hauptanwendungsfall, das Einstellen einer Internetseite mit urheberrechtlich geschützten Elementen, stellt hingegen auch aus wirtschaftlicher Sicht zumeist nicht eine der körperlichen Verbreitung gleichenden besitz- und herrschaftsübertragende Handlung dar. Die in Ausnahmefällen auftretende Ähnlichkeit in wirtschaftlicher Hinsicht kann die Durchbrechung der anerkannten Voraussetzung der Körperlichkeit nicht rechtfertigen. Die elektronische Werkübertragung in Abrufdiensten wie dem Internet unterfällt nicht dem Regelungsbereich der Werkverwertung in körperlicher Form521 so dass die Verbreitung als Verwertungsrecht im Online-Bereich ausscheidet.522
b)
Subsumtion unter Senderecht
Es kommt daher in Betracht, das Anbieten zum Abruf unter die Regelung der öffentlichen Wiedergabe zu subsumieren. Im Besonderen bietet sich die Sendung gemäß § 17 öUrhG, § 20 dUrhG an. Eine Sendung ist die Übertragung von Inhalten per elektromagnetischer Wellen durch Rundfunk, Kabelfunk oder Satellitenrundfunk an die Öffentlichkeit.523 Die technische Anbindung der einzelnen im Internet beteiligten Computer erfüllt zunächst die Anforderung der Inhaltsübermittlung per elektromagnetischer Wellen, meist über Kabel.524
516
Mönkemöller, Moderne Freibeuter unter uns?, GRUR 2000, 663/667. Berger, Urheberrechtliche Erschöpfungslehre und digitale Informationstechnologie, GRUR 2002, 198/198; Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/63. 518 Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 28; Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 127; Koehler, Der Erschöpfungsgrundsatz des Urheberrechts im Online-Bereich, 25. 519 Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/517. 520 Berger, Urheberrechtliche Erschöpfungslehre und digitale Informationstechnologie, GRUR 2002, 198/199. 521 Schricker – von Ungern-Sternberg, Urheberrecht, § 15, § 20. 522 Bechtold, Der Schutz des Anbieters von Informationen, ZUM 1997, 427/431; Rehbinder, Die urheberrechtlichen Verwertungsrechte nach der Erfindung des Vermietrechts, ZUM 1996, 349/354; Koehler, Der Erschöpfungsgrundsatz des Urheberrechts im Online-Bereich, 26; Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 28; Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 128; a.A. über Analogie: Berger, Urheberrechtliche Erschöpfungslehre und digitale Informationstechnologie, GRUR 2002, 198/199. 523 S.o. C. III. 3. b), Seite 33. 524 Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, 88. 517
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DISSERTATION – 65
Weiteres charakteristisches Kriterium einer Sendung ist die einseitige und exklusive Bestimmung der Reihenfolge und der Abfolge der Programmteile, des Inhalts, der Sendezeit und des Sendeortes durch den Anbieter525, d.h. den Sendenden.526 Die Sendung ist sowohl vom sprachlichen Ursprung als auch von der Idee des Gesetzgebers527 als eine Form der stets einseitigen Mitteilung des Anbieters zu verstehen,528 die vom Endnutzer mit entsprechendem Empfangsgerät lediglich empfangen wird.529 Das aktive Tun des Anbieters einer Sendung dominiert, der Empfänger gibt sich passiv.530 Ferner betrifft die Sendung das Werk nur eher flüchtig in einem kurzen Zeitraum für den einmaligen Prozess der Übermittlung.531 Das digitale Anbieten von Inhalten im Internet unterscheidet sich jedoch gegenüber einer Sendung im herkömmlichen Sinne dadurch, dass die Werkvermittlung nicht per Ausstrahlung aktiv an die Allgemeinheit gerichtet ist, sondern der Nutzer das Werk abrufen muss.532 Der Anbieter eines Internetinhaltes gibt sich also nach einmaliger Überspielung auf den Server passiv und lässt lediglich einen Zugriff in Form einer Werkanforderung nach Umfang, Zeit und Wunsch des Nutzers zu.533 Die notwendige Handlung des Nutzers geht über das einfache Anschalten eines Empfangsgerätes hinaus und bedarf weiterer Aktivität.534 Weiterhin wird das urheberrechtliche Werk im Internet regelmäßig ständig und andauernd betroffen und genutzt. Ein Bild wird maximal einige Sekunden im Fernsehen gezeigt, jedoch mitunter viele Tage in einem Internetangebot verfügbar gehalten. Auch die unbenannte und auslegungsoffene Alternative der Sendung auf ähnliche Art, § 17 I letzte Alt. öUrhG bzw. durch ähnliches technisches Mittel, § 20 letzte Alt. dUrhG stellt schon sprachlich auf die Sendung als Form des aktiven Tätigwerdens ab und lässt eine Vereinbarung mit dem Anbieten von Inhalten im Internet nicht zu. Bei der Individualkommunikation, etwa Datenübertragung per Email, kann hingegen nach dem allgemeinen sprachlichen Gebrauch und auch unter technischer Betrachtung von einer vom Absender maßgeblich beeinflusste Sendung ausgegangen werden. Das Kriterium der Öffentlichkeit wird allerdings regelmäßig nicht erfüllt. Eine „Sendung“ individualkommunikativer Art ist deshalb ebenfalls keine Sendung iSd Urheberrechts.
525
Haberstumpf, Handbuch des Urheberrechts, Rn. 176. Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 20, Rn. 1. 527 Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 20, Rn. 1. 528 Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, 94. 529 Koehler, Der Erschöpfungsgrundsatz des Urheberrechts im Online-Bereich, 34f; Haller, Music on demand, , 24f mit Verweis auf Stellungnahmen von Degenhart und Wittmann; S.a. C. III. 3. b), Seite 33. 530 Becker, Der Rechtsschutz von Datenbanken, 112. 531 Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 28; Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 131. 532 Zahrt, Der urheberrechtliche Schutz elektronischer Printmedien, 55; Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 98. 533 Laga, Internet im rechtsfreien Raum?, www.juridicum.at/forschung/laga/dissertation/diss-sendere.html, 1; Wiedenbauer, Urheberrechtsschutz von Multimediaprodukten, 198; Neuber, Arten der Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke im Internet, 3. 534 Klett, Urheberrecht im Internet, 86.
526
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DISSERTATION – 66
Eine Subsumtion unter das Verwertungsrecht der öffentlichen Wiedergabe in Form der Sendung scheidet demnach für alle Übermittlungen auf Abruf sowie per Individualkommunikation aus.535 In Betracht kommt dieses Verwertungsrecht allenfalls für s.g. Streaming-Technologien wie digital broadcasting, bei denen radioähnlich vorgegebene Programme ohne Interaktion lediglich empfangen und nicht weiterführend gespeichert werden können.536
c)
Subsumtion unter Vorführungs- bzw. Aufführungsrecht
Das Anbieten zum Abruf im Internet könnte allerdings als Vorführung bzw. Aufführung zu verstehen sein. Während § 18 I 1. – 3. Alt, III öUrhG, § 19 I, II, III dUrhG die öffentliche direkte Darbietung, wenn auch technisch verstärkt außerhalb des Darbietungsraumes, voraussetzen537, regeln § 18 I 1., 3. 5. Alt. iVm § 18 II öUrhG und §§ 19 IV, 21, 22 dUrhG die so genannten Zweitverwertungsrechte538 in Form der öffentlichen Wiedergabe von Aufzeichnungen durch Bild-, Tonträger sowie durch sonstige technische Einrichtungen bei Werken der bildenden Kunst, Lichtbildwerken, Filmwerken und Darstellungen wissenschaftlicher und technischer Art. Regelungsgehalt des Vorführungsrecht im deutschen Urheberrecht ist die Präsentation einer Aufnahme mittels technischer Einrichtung vor einem unmittelbar versammelten Publikum.539 Dies wird bereits durch die Nennung im engen systematischen Zusammenhang mit dem zwingend persönlichen Vortragsund Aufführungsrecht deutlich. Die Übermittlung an einen Kreis von nicht versammelten Einzelempfängern mittels Funk, Drahtfunknetz und dergleichen wird normativ ausreichend vom Senderecht gedeckt,540 so dass es hier nicht der extensiven Auslegung des Vorführungsrechtes bedarf. Das Vorführungsrecht ist insoweit nicht als allgemeines Auffangrecht zu verstehen. Darüber hinausgehend unterscheidet sich das Wesen der Vorführung genauso wie das Senderecht vom Anbieten zum Abruf dadurch, dass der Vorführende Art, Umfang und Zeitpunkt der Präsentation in den Händen hält und nicht von dem individualkommunikativen Charakter einer Anforderung durch den Rezipienten abhängig ist. Nach deutschem Recht ist das Anbieten zum Abruf nicht unter das Vorführungsrecht zu subsumieren. Das österreichischen Urheberrechtsgesetz stellt in § 18 II öUrhG die mittelbare Präsentation mittels Bild- und Schallträger der unmittelbaren Vorführung, Aufführung und Vortrag des § 18 I öUrhG gleich.
535
Im Ergebnis ebenso: Junker, Anwendbares Recht und internat. Zuständigkeit bei Urheberrechtsverletzungen im Internet, 137; Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, Rn. 419; Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, 97; Wiedenbauer, Urheberrechtsschutz von Multimediaprodukten, 195. 536 Haller, Music on demand, 103. 537 Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 19, Rn. 1. 538 Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 20, Rn. 1. 539 Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 28; Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 132; Haberstumpf, Handbuch des Urheberrechts, Rn. 172. 540 BGH Urteil vom 08.07.1993 – I ZR 124/91 – in GRUR 1994, 45/46; Haberstumpf, Handbuch des Urheberrechts, Rn. 172.
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DISSERTATION – 67
Anders als im deutschen Urhebergesetz verlangt das österreichische Urheberrecht in § 18 I öUrhG nicht ausdrücklich eine persönliche Darstellung bzw. Live-Aufführung541 und versteht dieses Recht des Urhebers umfassend.542 Aus den oft zitierten Entscheidungen des OGH „Hilton/Conti“543 und „Sexshop“544 in denen es um wechselndes aber jeweils einzeln in bestimmten Räumen befindliches Publikum geht und der OGH hier den Öffentlichkeitsbegriff sukzessiv bejaht, wird oft geschlossen, dass entsprechend auch in der Einordnung von Abrufdiensten verfahren werden muss.545 Hierbei wird aber verkannt, dass zum einen in dem Urteilssachverhalt nicht weltweit beliebige Leute an beliebigen Orten zu beliebigen Zeiten das Werk abrufen, sondern lediglich weitestgehend beliebige Personen an einem bestimmten festen Ort zu den vom Vorführenden bestimmten Zeiten das Werk wahrnehmen können. In beiden Urteilen ging es darum, dass im Unterschied zum allgemeinen Verständnis von Vorführung bzw. Aufführung nicht gleichzeitig sondern nacheinander verschiedenen Personen Werke wahrnehmbar gemacht wurden. Im Unterschied zum Internetabruf hält in den vorgestellten Sachverhalten der Aufführende die maßgeblichen Kriterien in der Hand, etwa wem der Zutritt erlaubt und in welchen Räumlichkeiten und welchen Zeiten welche Auswahl präsentiert wird. Schon der allgemeine Sprachgebrauch sieht in dem „Vortragen“ und „Aufführen“ ein In-den-Händen halten des Präsentierenden vor einem versammelten Live-Publikum.546 Im Internet hingegen gibt der Anbieter diese Komponenten weitestgehend aus der Hand. Jeder Nutzer kann nahezu beliebig von überall zu jeder Zeit auf die Inhalte zugreifen. Auch wenn das österreichische Aufführungs- bzw. Vorführungsrecht eine Live-Darbietung nicht ausdrücklich verlangt, gehen die Urteile aus der Praxis immer von einer Präsentation in abgrenzbarem räumlichen Bereich aus. Eben dies ist bei dem Anbieten zum Abruf im Internet nicht erfüllt. Weiterhin setzt § 18 öUrhG eine über die Zugänglichmachung hinausgehende tatsächliche und für die menschlichen Sinne unmittelbare Wahrnehmbarmachung voraus.547 Ferner verstößt die Einordnung des Anbietens zum Abruf im Internet unter den § 18 öUrhG gegen die in der Systematik verdeutlichten Unterscheidung des Gesetzgebers zwischen der öffentlichen Wiedergabe in Form der Sendung für eine unbestimmte Anzahl räumlich entfernter Rezipienten und der hierzu abgegrenzten Form des Vortrags bzw. Aufführung und Vorführung für örtlich versammelte
541
Dillenz, Praxiskommentar, § 18, 65. Dillenz, Praxiskommentar, § 18, 66. 543 OGH v. 17.06.1986 in MR 1986, 20. 544 OGH v. 27.1.1987 in MR 1987, 54. 545 Dillenz, Praxiskommentar, § 18, 68. 546 Walter, Schutz von Computerprogrammen, http://fgr.wu-wien.ac.at/INSTITUT/PR/Radl/Walter.pdf, 25; Koehler, Der Erschöpfungsgrundsatz des Urheberrechts im Online-Bereich, 28; Dillenz, Praxiskommentar, § 18, 66. 547 Wiedenbauer, Urheberrechtsschutz von Multimediaprodukten, 197. 542
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DISSERTATION – 68
Rezipienten. Würde jede beliebige Präsentationsform unter den Regelungsgehalt des § 18 öUrhG zu subsumieren sein, hätte es der Einführung des Senderechts nicht bedurft. Diese Einführung des neuen Verwertungsrechts wurde aber 1928 als vom Gesetzgeber zwingend notwendig erachtet.548 Schon hierbei ist zu erkennen, dass dem Wortlaut der „Aufführung, Vortrag und Vorführung“ eine dem deutschen Recht ähnliche „Live-Bedeutung“ unterstellt wird. Der § 18 öUrhG kann nicht entgegen allgemeiner Grenzen der Auslegung als Auffangverwertungsrecht jedes Mal dann eingreifen, wenn die anderen Regelungen noch weniger passen, man jedoch eine Erfassung bestimmter Handlungen für notwendig erachtet. Das Anbieten von Inhalten im Internet stellt somit auch keine Vorführung bzw. Aufführung iSd österreichischen Urheberrechtsgesetzes dar.549
d)
Subsumtion unter Veröffentlichungsrecht
Das Veröffentlichungsrecht hat im deutschen Urheberrechtsgesetz als besondere Ausformung des Urheberpersönlichkeitsrechts eine eigenständige Ausformung in § 12 I dUrhG gefunden.550 Anders als im österreichischen Recht, wo das Veröffentlichungsrecht nur indirekt bei Einschlägigkeit eines anderen Verwertungsrechtes betroffen ist und es ein eigenständiges Veröffentlichungsrecht in diesem Sinne
nicht
gibt,551
kommt
nach
deutschem
Recht
eine
isolierte
Betroffenheit
des
Veröffentlichungsrechts des Urhebers durch das Anbieten von Inhalten im Internet in Betracht.552 Durch das Anbieten im Internet wird jedem beliebigen Internetbenutzer als Teil der Öffentlichkeit zumindest die Möglichkeit der Wahrnehmung geboten.553 Einer Veröffentlichung iSv § 12 I dUrhG steht auch nicht entgegen, dass lediglich eine digitale Bereithaltung erfolgt,554 da das Gesetz keine besonderen Qualifikationen an das verwendete Medium stellt. Das Veröffentlichungsrecht ist jedoch nur für bisher unveröffentlichte Werke anwendbar. Sobald bereits vom Urheber legitimiert eine Veröffentlichung erfolgte, hat sich das Veröffentlichungsrecht erschöpft.555 Da der Fall der Verwendung urheberrechtlich geschützter aber noch nicht vorher bereits veröffentlichter Werke in der Online-Praxis eher selten auftritt, ist der praktische Anwendungsbereich der Bezugnahme auf das Veröffentlichungsrecht auf wenige Ausnahmen beschränkt und für die Frage
548
Dillenz, Praxiskommentar, § 18, 60. Im Ergebnis auch: Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz im digitalen Zeitalter, 82. 550 S.o. C. III. 4, Seite 34. 551 S.o. C. III. 4, Seite 34. 552 Junker, Anwendbares Recht und internat. Zuständigkeit bei Urheberrechtsverletzungen im Internet, 145; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 304. 553 Waldenberger, Zur zivilrechtlichen Verantwortlichkeit für Urheberrechtsverletzungen im Internet, ZUM 1997, 176/178; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 304. 554 Fromm/Nordemann – Hertin, Urheberrecht, § 12, Rn. 5. 555 Fromm/Nordemann – Hertin, Urheberrecht, § 12, Rn. 1. 549
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DISSERTATION – 69
nach der allgemeinen Einordnung des Anbietens urheberrechtlich relevanter Inhalte im Internet kaum weiterführend. Vorstellbar ist eine Anwendbarkeit eventuell in den Fällen, in denen privates Material – Fotos oder Videoaufnahmen – bzw. Kinofilme und Musikaufnahmen aus Studios vor der geplanten Veröffentlichung entwendet und im Internet durch Unbefugte veröffentlicht wurden.556 Weiterer Anwendungsfall ist die Freischaltung eines Internetangebotes vor der Zustimmung des Urhebers, wenn also ein Dritter mit der Gestaltung der Website beauftragt wurde und ein vorläufiger Zwischenstand durch den Auftraggeber entgegen der Vereinbarung mit dem Schöpfer schon vorab vor Freigabe der Endversion für jeden Internetnutzer einsehbar eingestellt wird. Hier ist eine Berufung auf das Veröffentlichungsrecht des § 12 dUrhG zur zwangsweise Unterbindung des Anbietens des Materials im Internet zum Abruf denkbar.
e)
Vorliegen eines unbenannten Verwertungsrechts nahe der öffentlichen Wiedergabe
Angesichts des Grundgedankens der urheberrechtlichen Verwertungsrechte, wonach dem Urheber grundsätzlich eine weitgehende Kontrolle der Verwertung seiner Werke und vor allem einer Partizipierung am wirtschaftlichen Nutzen zugestanden werden soll557, stellt sich nunmehr die Frage, ob das Anbieten von Inhalten zum Abruf im Internet als unbenanntes Verwertungsrecht anzuerkennen ist. Dies setzt zunächst voraus, dass das Urheberrechtsgesetz nicht abschließend ist und die Möglichkeit eines unbenannten weiteren Rechts zulässt. Das österreichische Urheberrechtsgesetz ist sowohl nach dem Wortlaut des § 14 I öUrhG als auch nach der allgemeinen Auffassung558 und der Erklärung zum Gesetzesentwurf abschließend bei der Aufzählung
der
Verwertungsrechte
des
Urhebers.559
Die
Annahme
eines
unbenannten
Verwertungsrechtes verbietet sich daher. Im deutschen Recht ist allgemein anerkannt ist, dass § 15 dUrhG keine vollständige Aufzählung enthält.560 § 15 dUrhG nennt nur beispielhafte Aufzählungen und umfasst nicht einmal alle nachfolgend genannten Verwertungsrechte, so wurden z.B. die Veränderungen im Bereich des Sendungsrechts und der Computerprogrammnutzung gemäß §§ 20a, 20b, 69c dUrhG nicht in § 15 dUrhG aufgenommen. Es
556
Bekanntes Beispiel sind die privaten Videoaufnahmen aus dem Jahr 1999 von Pamella Anderson und Tommy Lee von Sexspielen auf einer Privatyacht, die von unbekannten entwendet und weltweit im Internet angeboten wurden. 557 LG München I – 7 O 3625/98 – v. 30.03.2000 in MMR 7/2000, 431/433; Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 117; Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, Vor § 45, Rn. 1, 4. 558 Dillenz, Praxiskommentar, § 14, 47, 52; Ciresa, Urheberrecht aktuell, 96. 559 Ciresa, Österreichisches Urheberrecht, § 14, Rn. 4. 560 LG München I – 7 O 3625/98 – v. 30.03.2000 in MMR 7/2000, 431/433; Schricker – von Ungern-Sternberg, Urheberrecht, § 15, Rn. 16.
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DISSERTATION – 70
soll klargestellt werden, dass auch künftige bedeutende, aber nicht einzeln geregelte Verwertungsarten dem Urheber vorbehalten sein sollen.561 Grundsätzlich erscheint die Anerkennung eines unbenannten Verwertungsrecht der öffentlichen Wiedergabe als zumindest nicht von vornherein ausgeschlossen. Das Internet müsste dafür zunächst ein geeignet Medium sein, um die Öffentlichkeit iSd. § 15 II dUrhG zu erreichen. Das Kriterium der Öffentlichkeit bei der öffentlichen Wiedergabe gemäß § 15 II, III dUrhG wurde lange Zeit dahingehend verstanden, dass diese gleichzeitig erreicht werden muss.562 Mittlerweile wird auch anerkannt, dass eine Öffentlichkeit iSd § 15 III dUrhG sukzessive hergestellt werden kann und es der Gleichzeitigkeit, welche im Gesetz keinerlei Erwähnung findet,563 nicht zwangsläufig bedarf.564 Vielmehr ist maßgebliches Kriterium die Mehrzahl der untereinander nicht verbundenen Personen.565 Die Einführung eines neuen unbenannten Verwertungsrechts kann jedoch nicht isoliert geschehen sondern muss in der Gesamtheit des Gesetzes gesehen werden. So sind z.B. die Schrankenregelungen auf die Verwertungsrechte abgestimmt566 und nehmen Bezug auf diese.567 Fraglich wäre etwa die Anwendbarkeit der Schranke des § 52 dUrhG,568 die sich allgemein auf die öffentliche Wiedergabe bezieht. Subsumiert man hingegen das Anbieten von Inhalten im Internet unter einen unbenannten Fall der öffentlichen Wiedergabe, könnte der Urheber bei keinem Fall der erwerbszwecklosen Wiedergabe Einfluss nehmen. Das Internet hat jedoch - auch wenn man nur den unkommerziellen Anteils betrachtet – eine faktisch die Werknutzung sehr weitreichend und stark zunehmend betreffende Bedeutung. Die
561
Haberstumpf, Handbuch des Urheberrechts, Rn. 152. Von Haberstumpf noch in Handbuch des Urheberrechts, Rn. 184 im Jahre 1996 als herrschende Meinung dargestellt. 563 Leupold/Demisch, Bereithalten von Musikwerken zum Abruf in digitalen Netzen, ZUM 5/2000, 379, 382; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 304; Koehler, Der Erschöpfungsgrundsatz des Urheberrechts im Online-Bereich, 32. 564 Melichar, Urheberrecht in Theorie und Praxis, 150; Zanger, Urheberrecht und Leistungsschutz, 98; Dillenz, Praxiskommentar, § 18, 67f; Melichar, Virtuelle Bibliotheken und Urheberrecht, CR 1995, 756/758; Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, 90; Leupold/Demisch, Bereithalten von Musikwerken zum Abruf in digitalen Netzen, ZUM 5/2000, 379, 382; Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 15, Rn. 4; Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, Rn. 419; Schweikhardt, Urheberrecht im Internet, 6; Koehler, Der Erschöpfungsgrundsatz des Urheberrechts im Online-Bereich, 30 mwN in Fn 100; im Ergebnis ebenso: LG München I – 7 O 3625/98 – v. 30.03.2000 in MMR 7/2000, 431/433 und Hoffmann, Anmerkung zum Urteil LG München I – 7 O 3625/98 – in MMR 7/2000, 434/435; Nordemann/Goddar/Tönhardt/Czychowski, Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht im Internet, CR 1996, 645/648f; Schricker - v. Ungern/Sternberg, Urheberrecht, § 15, Rn. 58 beschränkt sich darauf, dass jedenfalls eine gemeinsame Anwesenheit der Adressaten in einem Raum nicht erforderlich ist. 565 Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, Rn. 419. 566 Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 28; Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 131; Schricker – v. Ungern/Sternberg, Urheberrecht, § 15, Rn. 18. 567 Haller, Music on demand, 97. 568 Leupold/Demisch sehen dies hier ebenfalls als Problematik bei Anerkennung eines unbenannten Verwertungsrechtes in Leupold/Demisch, Bereithalten von Musikwerken zum Abruf in digitalen Netzen, ZUM 5/2000, 379, 382. 562
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DISSERTATION – 71
Grundidee des § 52 dUrhG, wonach das „abendliche Singen einer Jugendgruppe unter der Dorflinde“569 frei sein soll, wäre mit einer Anwendbarkeit für großzahlige Fälle des heutigen Internets stark überstrapaziert.570 Andererseits kann streng genommen der Gesetzgeber bei der Schaffung der Schranken nicht an Internet-Veröffentlichungen etc. gedacht haben, so dass diese Fälle von der engen Schrankenanwendbarkeit ausgenommen werden und die ausschließlichen Verwertungsrechte der Rechteinhaber in jeder denkbaren Konstellation vorgehen müssten.571 Problematisch wäre auch eine Lösung durch analoge Heranziehung der Schrankenbestimmungen.572 Im Ergebnis muss ein solch schwerwiegender Eingriff in die Ausgeglichenheit des Urheberrechts vor allem
in
der
näheren
Ausgestaltung
aus
Gesichtspunkten
der
derzeitigen
erheblichen
Rechtsunsicherheit573 dem Gesetzgeber überlassen bleiben574 und nicht im Wege richterlichen Rechtsfortbildung und Literaturmeinungen erfolgen.575 Besonders ist auch zu beachten, dass ein Verstoß gegen ausschließliche Verwertungsrechte des Urhebers für den einzelnen Nutzer erhebliche zivilrechtliche und strafrechtliche Konsequenzen gemäß §§ 97ff, 106ff dUrhG haben kann und alleine aus diesem Grund eine zweifelsfreie Klarstellung durch den Gesetzgeber notwendig ist. Am Beispiel des § 106 dUrhG wird deutlich, dass die strafrechtlichen Maßnahmen im Falle einer öffentlichen Wiedergabe ohne Einwilligung des Berechtigten eine umfassende gesetzliche Definition der öffentlichen Wiedergabe voraussetzen um nicht gegen den Bestimmtheitsgrundsatz aus § 1 dStGB iVm Art. 103 II GG zu verstoßen. Das Anbieten zum Abruf durch den einzelnen Benutzer kann jedenfalls wegen Unbestimmtheit nicht als Verstoß gegen das ausschließliche Recht der öffentlichen Wiedergabe des Urhebers strafrechtlich geahndet werden.576 Wenn dem Urheber keine entsprechend wirkungsvollen Institute der Unterbindung zur Verfügung stehen, hat auch die Eröffnung eines unbenannten Verwertungsrechtes keine Berechtigung. Die Eröffnung eines deutschen unbenannten Verwertungsrechtes im Rahmen des Grundgedanken einer öffentlichen Wiedergabe würde weiterhin bzgl. internationalen Abkommen zu Schwierigkeiten führen,
569
Schriftl. Bericht des Rechtsausschusses zum dUrhG in UFITA 46, 1966, 174/186; dies und weitere Zitate in Schricker – Melichar, Urheberrecht, § 52, Rn. 1. 570 Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/67. 571 Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/65. 572 Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/65. 573 Melichar, Urheberrecht in Theorie und Praxis, 151. 574 Haberstumof, Handbuch des Urheberrechts, Rn. 184; Schricker – v. Ungern/Sternberg, Urheberrecht, § 15, Rn. 18. 575 So im Ergebnis, gestützt auf fehlende Regelungslücke, zumindest für Online-Abruf von Datenbanken und Datenbankwerken auch Frank, Zur Regelung der Online-Übermittlung von Datenbanken und Datenbankwerken, ZUM 2001, 839/841f. 576 Hildebrandt, Die Strafvorschriften des Urheberrechts, S.119 mit weiteren Verweisen.
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DISSERTATION – 72
kennen doch weder Berner Übereinkunft, noch Welturheberrechtsabkommen ein solches allgemeines und weit gefasstes Recht der öffentlichen Wiedergabe.577 Die Eröffnung eines unbenannten Verwertungsrecht im Bereich der öffentlichen Wiedergabe ist abzulehnen.
f)
Subsumtion unter Vervielfältigungsrecht
Das Anbieten zum Abruf könnte das Vervielfältigungsrecht des Urhebers berühren. Eine Werkverwertung kann ohne weiteres zwei verschiedene Verwertungsrechte gleichzeitig oder nachfolgend berühren, so dass auch anderen Theorien folgend eine Subsumtion unter ein anderes oder unbenanntes Verwertungsrecht nicht an der Betrachtung des Vervielfältigungsrechtes hindert. Die Zuordnung zum einen schließt das andere nicht zwangsläufig aus sondern vielmehr sind die Verwertungsrechte nebeneinander selbständig.578 Schon bei der häufigsten Form, der körperlichen Vervielfältigung zur anschließenden Verbreitung wird diese Parallelität deutlich.579
(1)
Betroffenheit des Vervielfältigungsrechts
Die Frage, welcher digitale Vorgang – Speichern, Laden, Anzeigen, Ablaufen, Übertragen, Zwischenspeichern – unter das Vervielfältigungsrecht fällt, ist seit der rechtlichen Betrachtung von Computerprogrammen umstritten. Mit zunehmender Bedeutung des Internets hat sich diese Diskussion noch verstärkt und um die Themen „Browsing“, „Cacheing“, „Proxy“ und zum Teil „Mirroring“ erweitert. Für die hier zu behandelnde Frage des Anbietens von Inhalten ist jedoch nur die Betrachtung bis zum Zeitpunkt des Ablegens der Daten auf dem Server notwendig. Alle nachfolgenden Handlungen betreffen nicht mehr das Anbieten als solches sondern vielmehr die Abrufhandlung und Datenübermittlung. Die relevante Handlung ist das zwangsläufig notwendige Kopieren der Daten auf die Festplatte des mit dem Internet verbundenen Computers – des Servers – , auf welchen die Nutzer zugreifen und die Daten herunterladen können. Das Kopieren von Daten auf eine Festplatte müsste demnach zunächst eine Vervielfältigungshandlung iSd Urheberrechts sein.
577
Melichar, Urheberrecht in Theorie und Praxis, 152. OGH – 4 Ob 345/98h – v. 26.1.1999 in MR 1999, 94/94; Laga, Internet im rechtsfreien Raum?, www.juridicum.at/forschung/laga/dissertation/diss--2.html, 1; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 294. 579 Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 17, Rn. 1. 578
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DISSERTATION – 73
Vervielfältigung iSd Urheberrechtsgesetzes ist die körperliche Festlegung des Werkes, die dazu geeignet ist, durch die menschlichen Sinne mittelbar oder unmittelbar wahrgenommen zu werden.580 Die
Notwendigkeit
einer
Zuhilfenahme
von
Maschinen,
hier
eines
Computers,
zur
Wahrnehmbarmachung der Kopie des Werkes schließt die geforderte körperliche Festlegung des Vervielfältigungsstückes nicht aus.581 Die mittelbare Wahrnehmung reicht aus. Auch in § 15 II öUrhG, § 16 II dUrhG wird von der Herbeiziehung eines technischen Gerätes zur Nutzung der Vervielfältigung ausgegangen. Als weiteres Kriterium wird zum Teil eine gewisse Dauerhaftigkeit der Speicherung vorausgesetzt.582 Mit dem Wortlaut des normierten Vervielfältigungsrechtes ist diese Anforderung jedoch nicht begründbar und auch sonst drängt sich keine Notwendigkeit hierfür auf.583 Einigkeit besteht jedenfalls darin, dass wenigstens die nicht nur ganz vorübergehende Speicherung von Programmen, Werken und sonstigen Daten auf Speichermedien, die ähnlich wie Bild- und Tonträger sind,584 also Disketten, Festplatten, CD-ROMs etc. eine urheberrechtlich relevante Vervielfältigung darstellt.585 Die Überspielung von Daten von einem auf einen anderen Datenträger ist insoweit der ersten Einspeicherung gleichzustellen und Bedarf keiner Einzellfallbetrachtung.586 Das Speichern bzw. Kopieren von Daten auf die Festplatte des als Server fungierenden Computers ist in jedem Falle eine Vervielfältigung iSd Urheberrechts.587 Jede Vervielfältigung bedarf einer Genehmigung des Urhebers588 soweit keine im Urheberrechtsgesetz vorgesehene Schranke eingreift.
580
S.o. C. III. 3. a), on page 31. Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 28; Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 109, § 16, Rn. 17, 22; LG München I – 7 O 3625/98 – v. 30.03.2000 in MMR 7/2000, 431/433. 582 Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 16, Rn. 2 mwN. 583 Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, Rn. 378; Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 16, Rn. 9. 584 Zur Ähnlichkeit von digitalen Speichermedien zu herkömlichen Bild- und Tonträgern: Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 28; Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 110. 585 Haberstumpf, Handbuch des Urheberrechts, Rn. 157; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 293 und 297 mit zahlreichen weiteren Verweisen in Fn. 86 586 Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 28; Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 111. 587 LG München I – 7 O 3625/98 – v. 30.03.2000 in MMR 7/2000, 431/433; Haller, Music on demand, 101; Neuber, Arten der Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke im Internet, 3; Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/69. 588 Haller, Music on demand, 107. 581
DANIEL GUTMAN (2)
D. URHEBERRECHT U INTERNET - BERÜHRUNGSPUNKTE
DISSERTATION – 74
Rechtfertigung durch Genehmigung und Schrankenbestimmung
In Betracht kommt eine Rechtfertigung der Übertragung der Daten auf die Festplatte des Servers aufgrund einer Genehmigung durch den Urheber sowie das Eingreifen der Schranke des eigenen bzw. privaten Gebrauchs589 gemäß § 42 öUrhG, § 53 dUrhG. In dem ersten oben dargestellten Fall590, in welchem der Betreiber des Internetangebots selbst Gestalter ist, d.h. die verwendeten Bestandteile der Internetseite – Text, Logos, html-Programmcode, etc. – eigenständig entworfen hat, bzw. den angebotenen Song in MP3-Format selbst komponiert hat, ergeben sich keine Schwierigkeiten. Der Urheber kann selbstverständlich seine Werke digital auf eine Serverfestplatte vervielfältigen um anderen Nutzern den Zugriff zu ermöglichen. Die zweite Alternative – die Beauftragung eines Dritten mit der Erstellung der Internetseiten bzw. der Erwerb von diesbezüglich umfassenden Nutzungsrechten eines Musikproduzenten vom Urheber – wird entsprechende vertragliche Regelungen über die Nutzung enthalten und das Kopieren auf den Server erlauben.
Soweit
dies
nicht
ausführlich
geregelt
ist,
sind
die
Auslegungsregeln
der
Zweckübertragungstheorie, der konkludenten Arbeitnehmereinwilligung und der allgemeinen Vertragsauslegung in den Grenzen des Regelungsbereiches der §§ 26ff öUrhG, §§ 31ff dUrhG und besonders den Regelungen über noch nicht bekannte Nutzungsarten heranzuziehen.591 Bei der Anwendung der Zweckübertragungstheorie ist zu beachten, dass eine Nutzung von urheberrechtlichen Werken im Bereich des Internets nur dann zulässig ist, wenn entweder die Erlaubnis explizit für diesen Anwendungsfall eingeräumt wurde oder aber sich aus dem vereinbarten Vertragszweck eindeutig ergibt, dass diese Nutzung beabsichtigt war. Die Verwendung im Internet ist als eigene Nutzungsart anerkannt.592 Regelt die zugrundeliegende Vereinbarung nur die Nutzung in einem anderen Medium, TV oder Print, so ist die Nutzung im Internet unzulässig,593 da der vereinbarte Vertragszweck eine Rechteinräumung hierfür gerade nicht unbedingt erfordert.594 Die in der juristischen Praxis relevanteste Variante ist die Verwendung von urheberrechtlichen Werken Dritter, zu denen keine vertraglichen Beziehungen bestehen. Von Internetseiten oder aus sonstigen Quellen Dritter werden urheberrechtlich geschützte grafische Elemente, Texte oder html-Quellcode herauskopiert, in eigene Internetangebote integriert oder einfach Musiksongs in digitalem Format aus dem Internet heruntergeladen, auf die Festplatte kopiert und dann weiteren Nutzern angeboten. In all
589
Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 297. S.o. D. III. 1., Seite 79. 591 s.o. C. III. 5., Seite 36. 592 LG München I – 21 O 15039/98 – v. 10.03.1999 in K&R 1999, 522 sowie http://www.jurpc.de/rechtspr/20000025.htm, Abs. 20 zur Frage der Anwendbarkeit im Bereich TV zu Internet („Focus TV“). 593 LG München I – 21 O 15039/98 – v. 10.03.1999 in K&R 1999, 522 sowie http://www.jurpc.de/rechtspr/20000025.htm, Abs. 22ff zur Frage Zweckübertragungstheorie im Bereich TV zu Internet („Focus TV“). 594 Zankl, E-Commerce- und Internetrecht, 108.
590
in JurPC Web-Dok. 25/2000, der Zweckübertragungstheorie in JurPC Web-Dok. 25/2000, der Anwendbarkeit der
DANIEL GUTMAN
D. URHEBERRECHT U INTERNET - BERÜHRUNGSPUNKTE
DISSERTATION – 75
diesen Fällen ist eine ausdrückliche Genehmigung des Berechtigten in der Regel nicht ausdrücklich erfolgt. Für analoge Quellen ist selbstverständlich, dass ein Inhalt nicht analog oder digitalisiert für beliebige weitere Zwecke verwandt werden darf und der unter der Bevölkerung zum Teil noch immer vorhandenen Ansicht „Im Internet ist eh alles frei, das Internet ist ein rechtsfreier Raum“ fehlt es an jeglicher Rechtfertigung.595 Vielmehr sind sehr wohl die allgemeinen Rechtsgrundsätze auch auf das Internet anwendbar,596 das Internet ist mitnichten ein rechtsfreier Raum.597 Jeder Internetnutzer kann zwar davon ausgehen, dass für manche Nutzungshandlungen mit der Einstellung in das Internet durch den Berechtigten konkludent598 eine einfache Nutzungsbewilligung für die Internetnutzer erteilt wurde, jedoch kann diese nicht als umfassendes absolutes Werknutzungsrecht verstanden und ausgelegt werden. Auch hier sind Parallelen zu analogen Vorlagen zu ziehen. Zweifelsfrei muss derjenige, der ein urheberrechtlich geschütztes Werk zum Zugriff der Allgemeinheit im Internet präsentiert, genauso wie ein Buchautor u.ä. damit rechnen, dass die zur Kenntnisnahme notwendigen Handlungen vorgenommen werden und kann sich diesbezüglich nicht auf seine absoluten Rechte aus dem Urheberrecht berufen. Das Herauskopieren und weitere Verwenden auf einer eigenen Internetseite geht aber über die zur Rezeption des Werkes notwendigen Handlungen hinaus. Das – im Zweifel konkludent genehmigte – Verwenden zwecks Betrachtung unterscheidet sich in der Intensität der Nutzung für jedermann ersichtlich von dem aktiven Gebrauch zu anderen weiteren, gerade öffentlichen Zwecken, so z.B. der Einstellung in eigene Internetangebote. Die konkludente Zustimmung erstreckt sich nicht auf die aktive Weiterverwendung von im Internet präsentierten Werken. Schon die Parallelwertung in der Laiensphäre zu den traditionellen Formen der analogen Nutzung verbietet eine derartige Annahme. Niemand kommt ernsthaft auf die Idee, ein Kapitel aus einem fremden Roman in seinen eigenen einzubauen. Neben der nicht einschlägigen Konstruktion über eine konkludente Zustimmung zur Nutzung bietet sich auch die Rechtfertigung durch die Schranke des privaten bzw. eigenen Gebrauchs an, § 42 öUrhG, § 53 dUrhG. Auch wenn diese Schrankenregelungen ursprünglich zwangsläufig für den mechanisch-analogen Bereich konzipiert wurden, sind sie ebenfalls auf den Bereich der elektronischen Vervielfältigung, im Besonderen auch auf den Bereich der Online-Übertragung grundsätzlich anwendbar.599 Eine Ausnahme
595
Junker, Anwendbares Recht und internat. Zuständigkeit bei Urheberrechtsverletzungen im Internet, 48. Ausführliche Übersicht zu der Anwendbarkeit bestehenden Rechts auf Internet-Sachverhalte: Hoffmann, Die Entwicklung des Internet-Rechts, NJW 2001, 3ff und Wenning, Das Internet – ein rechtsfreier Raum?, JurPC WebDok. 16/1997. 597 Für viele: Zankl, E-Commerce- und Internetrecht, 14. 598 Konkludente Willenserklärungen durch schlüssiges Handeln ist im österreichischen und deutschen Rechtssystem anerkannt: Dittrich/Tades, ABGB, § 863, 2, 3; Palandt-Heinrichs, BGB, Einf v § 116, Rn. 6. 599 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 310. 596
DANIEL GUTMAN
D. URHEBERRECHT U INTERNET - BERÜHRUNGSPUNKTE
DISSERTATION – 76
besteht bzgl. der ausdrücklich geregelten freien Nutzung von Computerprogrammen, §§ 40d, 40e öUrhG, §§ 69c-e öUrhG und den einschränkenden Ausnahmeregelungen über elektronische Datenbankwerke.600 Zwingende Voraussetzung für das Greifen der Schranke aus § 42 öUrhG, § 53 dUrhG ist, dass der Gebrauch sich ausschließlich auf den personellen Kreis enger persönlicher Beziehungen, wie Familie oder enge Freunde beschränkt.601 Es ist daher zunächst nicht erheblich, ob die Internetseite lediglich private Anliegen verfolgt oder kommerziell ist, sondern vielmehr, welchem Kreis diese zugänglich ist. Das Kopieren von Daten auf die Festplatte eines mit dem Internet verbundenen Servers oder auch auf ein für weite Teile der Internetnutzer freigegebenen Teil der eigenen Festplatte, also das Kopieren auf einen Datenträger zum anschließenden Bereithalten von Werken im Internet – gleichgültig, ob im Rahmen einer Internetseite oder einer peer-to-peer Musiktauschbörse – wird sich jedoch immer zwangsläufig an einen nahezu unbegrenzten Anteil von nicht persönlich bekannten Nutzern und somit an die Öffentlichkeit richten.602 Beim Speichern eines Werkes oder Werkteiles auf der Festplatte des Servers mit der Bestimmung, die Daten weitestgehend beliebigen anderen zum Abruf zur Verfügung zustellen, greift die Schrankenregelung des eigenen privaten, nicht öffentlichen Gebrauchs nicht ein.603 Da auch die Bearbeitung eines urheberrechtlich geschützten Werkteils der Zustimmung des ursprünglichen Urhebers bedarf604, ändert sich auch durch Veränderung bzw. anderweitige Zusammenstellung
in
Form
einer
Bearbeitung
nichts
an
der
grundsätzlichen
Genehmigungsbedürftigkeit. Das Kopieren von urheberrechtlich geschützten Werken Dritter auf einen Speicherort, der über das Internet der Allgemeinheit zugänglich ist, ist daher eine Vervielfältigung,605 die der ausdrücklichen Genehmigung des berechtigten bedarf und ohne diese eine unzulässige Vervielfältigung iSd Urheberrechtsgesetzes darstellt. Das Einstellen von Werken in Internetseiten und das Anbieten über peer-to-peer Netzwerke sind hierbei ebenso wie das Spiegeln ganzer Internetangebote auf MirrorSites606 gleich zu behandeln. Eine Umgehung durch vorheriges Herunterladen des Werkes auf einen zu diesem Zeitpunkt noch nicht sondern erst später im Internet freigegebenen Datenträger, ist durch die konkludent erteilte einfache Nutzungsbewilligung sowie die Vervielfältigungsschranke des eigenen Gebrauchs nicht mehr gedeckt, da der Nutzer die Absicht der Verwendung zwangsläufig bei der Vervielfältigungshandlung endgültig
600
Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 315. s.o. C. III. 6. b), Seite 39 602 Klett, Urheberrecht im Internet, 74. 603 Neuber, Arten der Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke im Internet, 9; Leupold/Demisch, Bereithalten von Musikwerken zum Abruf in digitalen Netzen, ZUM 5/2000, 379, 382. 604 S.o. C. III. 3. c), Seite 34 605 Schwarz, Recht im Internet, 3-2.2, 16; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 301. 606 Zu Mirror-Sites, s.o. B. I. 7., Seite 11. 601
DANIEL GUTMAN
D. URHEBERRECHT U INTERNET - BERÜHRUNGSPUNKTE
DISSERTATION – 77
entschieden haben muss. In § 42 II 2 öUrhG und § 53 VI 1 dUrhG wird noch einmal klargestellt, dass eine spätere Zweckänderung, d.h. die nicht priviligierte Nutzung eines ursprünglich in den Schranken der zulässigen Vervielfältigung hergestellten Duplikats unzulässig ist und diese unzulässige Verwertung eine außerhalb der Schrankenbestimmung des § 42 öUrhG bzw. § 53 dUrhG liegende unerlaubte Handlung darstellt.607 Weiterhin schließt der private bzw. eigene Gebrauch, zu welchem Zweck die Vervielfältigung angefertigt wurde, jede – auch zukünftige oder nur mögliche608 – Beteiligung der Öffentlichkeit schon zwangsläufig aus.609 Die Einschränkung des „privaten“ bzw. „eigenen“ bleibt dem Vervielfältigungsstück immanent.610 Der lediglich durch die Schranke Berechtigte darf sich darüber hinaus nicht eine Position anmaßen, die sonst nur dem Rechteinhaber iSd Urheberrechtsgesetzes zukommt.611 Im analogen Bereich ist dies schon nach dem allgemeinen Unrechtsbewusstsein selbstverständlich. Eine Kassette darf nicht zunächst für einen Freund kopiert und anschließend doch an einen Unbekannten verkauft werden. Unabhängig vom Verbreitungsrecht ist hier schon die Vervielfältigung rückwirkend rechtswidrig.
g)
Vergleichs- und Zwischenergebnis
Durch das zwangsnotwendige Kopieren des im Internet zum Abruf angebotenen Werks auf ein ans Internet angeschlossenes Speichermedium ist nach österreichischem und deutschen Urheberrecht das Vervielfältigungsrecht betroffen. Soweit der Urheber bzw. Berechtigte keine Zustimmung erteilt hat, ist die Vervielfältigungshandlung unrechtmäßig. Im Besonderen kommen die Konstruktion der konkludenten Zustimmung und die Schranke des eigenen bzw. privaten Gebrauchs nicht in Betracht. Dem Berechtigten steht ein auf das Vervielfältigungsrecht gestütztes
Vorgehen gegen den
unberechtigten Anbieter seines urheberechtlichen Werkes im Internet offen. Weitere Verwertungsrechte sind mit Ausnahme des deutschen Veröffentlichungsrechts bei bisher unveröffentlichten Werken nicht anwendbar. Ein unbenanntes Recht der öffentlichen Wiedergabe ist aufgrund des zwangsläufigen Eingreifens des Vervielfältigungsrechtes nicht erforderlich612 und abzulehnen. Dem Berechtigten steht ein auf das Vervielfältigungsrecht gestütztes
Vorgehen gegen den
unberechtigten Anbieter seines urheberechtlichen Werkes im Internet offen.
607
Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 53, Rn. 13. Mönkemöller, Moderne Freibeuter unter uns?, GRUR 2000, 663/667. 609 Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/68; Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 53, Rn. 5. 610 Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 53, Rn. 55. 611 Mönkemöller, Moderne Freibeuter unter uns?, GRUR 2000, 663/664. 612 Leupold/Demisch, Bereithalten von Musikwerken zum Abruf in digitalen Netzen, ZUM 5/2000, 379, 383. 608
DANIEL GUTMAN 2.
D. URHEBERRECHT U INTERNET - BERÜHRUNGSPUNKTE
DISSERTATION – 78
Vorgaben der EU
Nach den Regelungen des Art. 2 Info-RL umfasst der urheberrechtliche Vervielfältigungsbegriff jede Art der Vervielfältigung613, so dass die Speicherung von digitalen und digitalisierten urheberrechtlichen geschützten Werken auf Festplatten unter jeder Betrachtung das ausschließliche Verwertungsrecht des Urhebers berührt. Für das Anbieten von urheberrechtlich geschützten Inhalten im Internet zum interaktiven Abruf ist besonders die EU-rechtliche Vorgabe des erweiterten Verständnisses der öffentlichen Wiedergabe von Bedeutung. Art. 3 Info-RL sieht ausdrücklich vor, dass die Erlaubnis der Urheber bzw. Berechtigten erforderlich ist, um Werke öffentlich zum Abruf zugänglich zu machen. Die Definition des Begriffes Öffentlichkeit gibt die Info-RL hierbei jedoch nicht vor. Vielmehr verbleibt den Mitgliedsstaaten ein Umsetzungsspielraum bei der Auslegung dieses unbestimmten Rechtsbegriffes.614 Die national differierenden
Ansichten,
etwa 615
Kommunikationsnetzwerken,
bei
der
Betrachtung
von
unternehmensinternen
erschweren eine einheitliche EU-weite Regelung.
Die Integration von urheberrechtlich geschützten Werken in allgemein zugänglichen Internetseiten sowie die Freigabe von solchen Werken in Tauschbörsen bedarf einer, nunmehr auch aus diesem Aspekt neben der Betroffenheit des Vervielfältigungsrechtes, ausdrücklichen Zustimmung.616 Die Schranke des Art. 5 I Info-RL betrifft lediglich die beiläufige und flüchtige Vervielfältigung und hat daher auf die auf gewisse Dauer angelegte Speicherung von Internetseiten und auch MP3-Dateien auf Festplatten von Servern und anderen ans Internet angebundenen Computern keine Auswirkung.
3.
Auswirkungen des EU-Rechts im Ergebnis
Im Rahmen des Vervielfältigungsrechtes und den einhergehenden Schrankenbestimmungen ergeben sich durch die Info-RL im Vergleich zum derzeitigen österreichischen und deutschen Recht regelmäßig keine Änderung. Die fakultative Schrankensetzungsbefugnis der nationalen Gesetzgeber aus Art. 5 III Info-RL können sich allenfalls vereinzelt und in untergeordneter Bedeutung auf den Bereich des Anbietens von digitalen Inhalten zum Abruf auswirken. Art. 5 III o) beschränkt sich ausdrücklich auf den analogen Bereich und hat daher im digitalen Kontext des Internets keinerlei Bedeutung. Das in der Info-RL ausdrücklich zur Beseitigung etwaiger Rechtsunsicherheiten617 geregelte ausschließliche Verwertungsrecht der öffentlichen Zugänglichmachung ist durch das Anbieten von urheberrechtlich geschützten Inhalten im Internet zum Abruf betroffen.
613
S.o. C. IV. 1., Seite 50. Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/108. 615 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/108. 616 Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/69. 617 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2000, 1/5.
614
DANIEL GUTMAN
D. URHEBERRECHT U INTERNET - BERÜHRUNGSPUNKTE
III. URHEBERRECHTLICHE RELEVANZ
DES
ABRUFS
DURCH DEN
DISSERTATION – 79
NUTZER
UND DER
TECHNISCHEN ÜBERMITTLUNG DIGITALER INHALTE MIT ZWISCHENSPEICHERUNG
1.
Aktuelle Rechtslage in Österreich und Deutschland
Der Abruf des Werkes durch den Nutzer stellt aus technischer Sicht notwendigerweise das Auslösen einer Reihe von Kopiervorgängen dar.618 Die Daten werden von der Festplatte des Servers in den Arbeitsspeicher (RAM) des Servers geladen, von dort über das digitale Netzwerk „Internet“ verschickt, hierbei in Speichern von unzähligen Routern619 und eventuell Proxy-Servern620 zwischengespeichert, in den Arbeitsspeicher des Hostcomputers kopiert,621 meist vom Browserprogramm im Cache622 zwischengelagert und anschließend auf der Festplatte des Nutzer-PCs zum Verbleib abgespeichert bzw. auf dem Monitor angezeigt und eventuell auf dem Drucker ausgegeben. Es ergeben sich also bei jedem Vorgang des Herunterladens oder auch nur Betrachtens von Daten im Internet eine Vielzahl von Speichervorgänge. Fraglich ist zum einen, ob hier jeweils die Verwertungsrechte des Schöpfers – im besonderen das Vervielfältigungsrecht – betroffen werden und zum anderen, wem diese Vervielfältigungshandlungen jeweils zuzurechnen sind.
a)
Zurechnung der Handlungen
Nach den allgemeinen Grundsätzen ist eine Handlung demjenigen zuzurechnen, der das Geschehen beherrscht, d.h. steuernd in den Händen hält. Bei dem Vorgang des Abrufens eines Inhalts über das Internet sind verschiedene Computer – Server, Router, Host-Computer - beteiligt623. Auf dem Weg einer in den USA gespeicherten Internetseite zum Endnutzer in Österreich oder Deutschland werden eine Vielzahl von Rechnern passiert. Diese Rechner gehören unterschiedlichen natürlichen und juristischen Personen und werden von vielen verschiedenen Personen administriert, gepflegt und gewartet. Dennoch sind an den einzelnen Übertragungsvorgängen direkt keine weiteren Personen beteiligt. Der Nutzer gibt alleinig den Befehl zum Starten des Übertragungsprozesses624 und nutzt dabei Software und Hardware der einzelnen Zwischenstationen, die von den jeweiligen Betreibern als Infrastruktur625 bereitgestellt werden. Zwar könnten z.B. ISP theoretisch manuell in einen
618
Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, 101f. S.o. B. I. 7., Seite 11. 620 S.o. B. I. 7., Seite 11. 621 Neuber, Arten der Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke im Internet, 4. 622 S.o. B. I. 7., Seite 11. 623 S.o. B. I. 7., Seite 11. 624 Laga, Internet im rechtsfreien Raum?, www.juridicum.at/forschung/laga/dissertation/diss-sendere.html, 1. 625 In Ziff (42), Erwägungsgründe der Richtlinie 2000/31/EG (E-Commerce-RL) vom 08.06.2000 erklärt der Richtliniengeber, dass der Betreiber des Übermittlungsdienstes eine „rein technische, automatische und passive“ Tätigkeit ausübt.
619
DANIEL GUTMAN
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DISSERTATION – 80
Übertragungsprozess eingreifen, notwendig ist und im einzelnen durchgeführt wird dies für die funktionierende Datenübertragung allerdings nicht. Das Bereitstellen von Infrastruktur auf Server- oder Datentransportseite kann ebenso wie die lediglich materiellen Eigentums- und Besitzverhältnisse nicht als handlungsbeherrschend626 bezeichnet werden. Die Handlung des Abrufs ist dem handlungsbeherrschenden abrufenden Nutzer zuzurechnen627 und nicht etwa als eine Handlung des nur bereitstellenden und auf die interaktive Anfrage wartenden Anbieter einzustufen.628 Auch aus der analogen Verwertungshandlung wird dies deutlich: die Vervielfältigungshandlung wird nicht demjenigen zugerechnet, der den Fotokopierautomaten aufstellt, sondern dem Nutzer, der den Start-Knopf bestätigt.629 Eine Ausnahme dürfte allerdings die Zwischenspeicherung in Proxy-Caches darstellen. Hier verlässt die eigentlich durch den Nutzer hervorgerufene und im weitesten Sinne durch ihn kontrollierte Handlung seinen Zurechnungsbereich. Der datenvermittelnde ISP entscheidet, in welchem Umfang Proxy-Server zwischengeschaltet und eingesetzt werden und er kann ebenso dort Kopien in Reinform von Inhalten und urheberrechtlichen Werken ohne Wissen und Willen des Nutzers oder des Rechteinhabers anfertigen. Die innerhalb eines Proxy-Caching-Vorgangs angefertigten Kopien sind Resultat
eines
gewissen
Eingriffs
durch
den
Datenvermittler.
Dieser
ist
hierbei
als
handlungsbeherrschend zu verstehen, die Kopiervorgänge müssen dem Vermittler zugerechnet werden.
b)
Betroffenheit des Vervielfältigungsrechts
Der Ursprung der Ausschließlichkeit des Vervielfältigungsrechts des Urhebers liegt darin, dass im traditionellen analogen Bereich jede Vervielfältigung eine neue Nutzungsmöglichkeit eröffnet630 und der Urheber an der möglichen Verwertung partizipieren soll. Im digitalen Bereich sind viele z.T. kurzzeitige Vervielfältigungen technisch notwendig ohne eine offensichtliche eigene wirtschaftliche Bedeutung zu erlangen.631
626
„weder Kenntnis noch Kontrolle“ der Diensteanbieter, siehe Ziff (42), Erwägungsgründe der Richtlinie 2000/31/EG (E-Commerce-RL) vom 08.06.2000. 627 Kaeding, Rechte und Pflichten des Urhebers bei Verwertung seines Werkes im Internet, 20; Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/62; Ensthaler/Bosch/Völker, Handbuch Urheberrecht und Internet, 417; Becker, Der Rechtsschutz von Datenbanken, 96; im Ergebnis auch: Laga, Internet im rechtsfreien Raum?, www.juridicum.at/forschung/laga/dissertation/diss-sendere.html, 1. 628 S.o. D. II. 1. b), Seite 64. 629 Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, 100. 630 Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 28; Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 102. 631 Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 28; Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 102.
DANIEL GUTMAN (1)
D. URHEBERRECHT U INTERNET - BERÜHRUNGSPUNKTE
DISSERTATION – 81
Maßstab der Werknutzungsmöglichkeit
Es bietet sich die Ansatzmöglichkeit, eine wertende Betrachtung vorzunehmen und technisch notwendige Vervielfältigungen aus dem Vervielfältigungsrecht des Urheberrechts auszunehmen, soweit sie nur vorübergehend flüchtig sind und nicht eine eigenständige Werknutzung ermöglichen632, d.h. keinen wirtschaftlichen Wert darstellen. Fraglich ist, inwieweit diese Unterscheidung greifbar ist und sich eine Abgrenzung praktisch realisieren lässt. Das Problem liegt darin, dass eine Zwischenspeicherung im Arbeitsspeicher eines PCs im Regelfall wenigstens zu der – wenn auch ursprünglich vom Nutzer nicht beabsichtigten – Möglichkeit weiterer Werknutzungen führt,633 die von der ursprünglichen Kopie unabhängig sind.634 Ist das Werkstück, welches aus dem Internet heruntergeladen wurde erst einmal im Arbeitsspeicher des PCs des Nutzers, kann dieser weitere Verwertungen, wie Anzeigen Verändern, dauerhaft Abspeichern und Weiterleiten635 unabhängig vom Vorliegen des Urstücks auf der Server-Festplatte vornehmen. Zwar ist der Arbeitsspeicher von ständiger Stromzufuhr abhängig636 und nicht unbedingt als Permanentspeicher zu betrachten, doch hindert den Nutzer nichts daran, den PC mehrere Tage nicht abzuschalten und so die Kopie im Arbeitsspeicher über mehrere Tage nutzbar zu halten.637 Selbst wenn die Daten auf dem Server bereits gelöscht wurden, verfügt der Nutzer noch über eine vollständige Kopie, die weitere Werknutzungen in hinzukommend erhöhter Arbeitsgeschwindigkeit und kürzerer Zugriffszeit ermöglicht.638 Noch deutlicher wird diese gesteigerte Werknutzungsmöglichkeit durch eine ebenfalls eher temporäre Zwischenspeicherung im Festplatten-Cache des Browsers oder auf einem Proxy-Server. Die einmal im Browser-Cache abgelegte Bilddatei bleibt über Jahre hinweg erhalten, wenn die Browsereinstellung nicht eine regelmäßige Löschung oder Überschreibung vorsehen. Der Nutzer kann in dieser Zeit auf das Material zugreifen, ohne auch nur Online zu gehen. Für den technisch nicht interessierten Nutzer macht es keinen Unterschied, ob die Kopie aus dem Cache abgerufen oder direkt von der Internetseite geladen wird. Vielmehr wird er gar keinen Unterschied wahrnehmen. Darüber hinaus fällt bei einer technischen Betrachtung schon die Abgrenzung zwischen sogenannter permanenter und temporärer Speicherung schwer. Sicher ist das Speichern auf der Festplatte oder einer
632
Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 299; Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 112. 633 Koch, Grundlagen des Urheberrechtsschutzes im Internet und in Online-Diensten, GRUR 1997, 417/423; Schwarz, Urheberrecht und unkörperliche Verbreitung multimedialer Werke, GRUR 1996, 836/840; Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/61 mwN in Fn 8. 634 OLG Düsseldorf, CR 1996, 728/729; Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 112; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 299. 635 Kaeding, Rechte und Pflichten des Urhebers bei Verwertung seines Werkes im Internet, 10. 636 Becker, Der Rechtsschutz von Datenbanken, 98. 637 Wiedenbauer, Urheberrechtsschutz von Multimediaprodukten, 166; Becker, Der Rechtsschutz von Datenbanken, 100. 638 Becker, Der Rechtsschutz von Datenbanken, 98; Becker, Neue Übertragungstechniken und Urheberrechtsschutz, ZUM 1995, 231/244; Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, 105.
DANIEL GUTMAN
D. URHEBERRECHT U INTERNET - BERÜHRUNGSPUNKTE
DISSERTATION – 82
CD-ROM von dem durchschnittlichen Benutzer eher für eine längere Zeitdauer angelegt und beabsichtigt und die Speicherung im Arbeitsspeicher kurzfristiger angedacht. Allerdings ist auch die Speicherung auf einer CD – man beachte die mittlerweile vorhandenen CD-RW, also wiederbeschreibbaren CDs – und oftmals gerade auf einer Festplatte in der Praxis nur von kurzer Dauer, wohingegen die derzeit verfügbaren Arbeitsspeicher im Gigabyte-Niveau von meist ununterbrochen betriebenen Servern sehr wohl auch langfristig Daten bereithalten können. Weiterhin verwendet der Gesetzgeber den Vervielfältigungsbegriff aus § 15 öUrhG, § 16 dUrhG zweckneutral.639 Es ist demnach gleichgültig, zu welchem Zweck640 – wirtschaftlich wertvoll oder nicht – und für welche Dauer vervielfältigt wird.641 Das Abstellen auf die eigenständige Werknutzungsmöglichkeit oder die übliche Dauer der Speicherung ist als Abgrenzungskriterium untauglich, weil es sehr vom Einzelfall der konkreten Situation abhängt und sich nicht grundsätzlich oder isoliert entscheiden lässt. Jede Speicherung auf einem eher permanenten als auch eher temporären Medium, also sowohl die Abspeicherung auf einer Festplatte, als auch die Zwischenspeicherung im Arbeitsspeicher642 oder in zwischengeschalteten Caches stellt ein weiteres qualitativ identisches digitales Abbild des Werkes dar und ermöglicht eine theoretische – wenn auch nur vorübergehende – quantitativ und qualitativ erhöhte Gefahr weiterer Nutzungsmöglichkeiten.643 Damit betreffen selbst extrem kurzfristige Speicherung, wie etwa beim „Browsing“ Vervielfältigungsrecht.
(2)
644
, ebenso beim Caching und Proxy-Caching durchaus üblich, zunächst das
645
Beachtung der freien Werknutzung
Auf der anderen Seite ist zu beachten, dass die im analogen Bereich mögliche freie Rezeption des Werkes, also der Zugang zu der an sich nicht geschützten Idee im digitalen Bereich durch Starten einer
639
BGH in GRUR 1982, 102/103, Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 16, Rn. 13; Bosak, Urheberrechtliche Zulässigkeit privaten Downloadings von Musikdateien, CR 03/2001, 176/177. 640 Möhring/Nicolini - Kroitzsch, Urheberrechtsgesetz, § 16, Rn. 3. 641 Kaeding, Rechte und Pflichten des Urhebers bei Verwertung seines Werkes im Internet, 10; zu der oft zitierten Heranziehung der anerkannten analogen nicht dauerhaften Nachbildungen aus Schnee oder Gebäck siehe für viele auch Becker, Neue Übertragungen und Urheberrechtsschutz, ZUM 1995, 231/244; Möhring/Nicolini - Kroitzsch, Urheberrechtsgesetz, § 16, Rn. 3. 642 Möhring/Nicolini - Kroitzsch, Urheberrechtsgesetz, § 16, Rn. 18. 643 OLG Düsseldorf, in CR 1996, 728/729; Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 28; Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 103; OGH – 4 Ob 345/98h – v. 26.1.1999 in MR 1999, 94/96. 644 Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 16, Rn. 19. 645 Börner/Heitmann/Sengpiel/Strunk/Zöllkau, Der Internet Rechtsberater, 124.
DANIEL GUTMAN
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CD-ROM oder durch Abrufen im Internet nicht ohne Vervielfältigung in den Arbeitsspeicher möglich ist und daher verwehrt bliebe.646 Der Regelungsgehalt des Urheberrechts hat den Auftrag, einen Ausgleich zwischen den wirtschaftlichen Interessen des Urhebers und dem Informationsbedarf der Bürger zu finden.647 Dieser Auftrag gilt selbstverständlich bei technischer Weiterentwicklung, z.B. neuen digitalen Wegen. Die deutsche Rechtsprechung geht mitunter davon aus, dass z.B. das Ablaufenlassen eines Computerprogramms bei der Benutzung der Software kein urheberrechtlich relevanter Vorgang ist und mit dem rein wahrnehmenden Charakter der Betrachtung eines Bildes oder Lesen eines Buches zu vergleichen sei.648 Die Erklärung hierfür, dass hierbei keine Reproduzierung sondern lediglich eine Ausführung stattfindet649, hält jedoch einer technischen Betrachtung nicht stand: Das Starten des Programms ist aus datenverarbeitender Sicht eine Ladung einer Programmkopie von der Festplatte in den Arbeitsspeicher650 und auch der eigentliche Programmablauf ist eine ständige Verschiebung und Vervielfältigung von Programmdaten aus dem Arbeitsspeicher in den Prozessorspeicher, d.h. einzelne Register und Prozessor-Caches.651 Ein Abstellen auf die Unterscheidung zwischen technischer und die Interessen des Urhebers betreffender Vervielfältigung652 mag nicht überzeugen. Eine hierbei notwendige wertende Unterscheidung würde im Einzelfall nur schwer vornehmbar sein und zu einer hohen Rechtsunsicherheit führen.653 Bei welcher Vervielfältigungshandlung das legitime Interesse des urheberrechtlich Berechtigten hinter dem Interesse der Informationsfreiheit der Allgemeinheit zurückstehen muss, gehört traditionell in die Schrankenregelungen und nicht in den Bereich der Verwertungshandlungen selbst. Dieser vom Gesetzgeber gewählte Aufbau der Regel und Schranken ist dogmatisch relevant, da so die Auffassung vom Urheberrecht als möglichst umfassender Schutz des Autors demonstriert und außerdem die Tendenz bei der Auslegung vorgegeben wird.654 Weiterhin fanden die jüngsten Vorgaben der Computerrichtlinie655, auch die vorübergehende Vervielfältigung im Rahmen der Handlungen „Laden, Betrachten, Ablaufen, Übertragen oder Speichern“ dem ausschließlichen Recht des Urhebers zu unterstellen und entsprechend notwendige
646
Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 28; Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 102. 647 S.o. C. I., Seite 21. 648 BGH Urteil vom 04.10.1990 – I ZR 139/89 – in CR 1991, 80/86; und auch noch im Ansatz BGH Urteil vom 20.01.1994 – I ZR 267/91 – in CR 1994, 275/276. 649 Haberstumpf, Handbuch des Urheberrechts, Rn. 157. 650 Walter, Schutz von Computerprogrammen, http://fgr.wu-wien.ac.at/INSTITUT/PR/Radl/Walter.pdf, 20. 651 Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, Rn. 416; Laga, Internet im rechtsfreien Raum?, www.juridicum.at/forschung/laga/dissertation/diss-kopiere.html, 1; Ausführlicher zur technischen Betrachtung eines Programmablaufs: Monadjemi, PC-Programmierung in Maschinensprache, 72ff, 80f, 83, 106ff. 652 BGH in GRUR 1991, 449/453. 653 Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, 28; Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 103. 654 Schricker – Melichar, Urheberrecht, Vor §§ 49ff, Rn. 1. 655 RL 91/250/EWG vom 14.05.1991, Abl. EG 1991 Nr. L 122/42.
DANIEL GUTMAN
D. URHEBERRECHT U INTERNET - BERÜHRUNGSPUNKTE
DISSERTATION – 84
Ausnahme-, d.h. Schrankenregelungen zu formulieren, Umsetzungen in das nationale Recht.656 So erwähnt ausdrücklich § 69c dUrhG den Vorbehalt der vorübergehenden und beiläufigen Vervielfältigung zugunsten des Urhebers und zeigt in § 69d dUrhG die Schranken auf. Im österreichischen Urheberrecht erfolgte die Richtlinienumsetzung nicht ausdrücklich in dieser RegelSchranken-Systematik. Es wird in § 40d I öUrhG lediglich die Schrankenregel formuliert, wonach eine Vervielfältigung zulässig ist, soweit sie dem bestimmungsgemäßen Gebrauch dient. Der österreichische Gesetzgeber läßt damit jedoch erkennen, dass er grundsätzlich die allgemeinen Regelungen über das Vervielfältigungsrecht für anwendbar hält. Ansonsten hätte es keiner Ausnahmeregelung für die bei Programmnutzung notwendig entstehenden Vervielfältigungen bedurft. Aufgrund der Systematik des Gesetzes ist außerdem der Begriff „Vervielfältigung“ in § 40dI öUrhG nicht technisch sondern urheberrechtlich iSd § 15 öUrhG zu verstehen. D.h. bei der Benutzung eines Programms entstehen Vervielfältigungen iSd § 15 öUrhG, die aber im Rahmen des bestimmungsgemäßen Gebrauchs von den Schranken des § 40d I öUrhG gedeckt sind. Eine Unterscheidung zwischen dem gesetzlich vorgesehenen Fall der digitalen vorübergehenden Vervielfältigung im Rahmen einer Computerprogrammnutzung und einer vorübergehenden Vervielfältigung anderer Werke im Zuge der Übertragung von Daten bei der Internetbenutzung wäre wenig sinnvoll praktikabel657 und würde kaum überwindbare Abgrenzungsschwierigkeiten aufwerfen.658 Es muss vielmehr in allen gleichartigen Fällen urheberrechtlich auch das gleiche gelten.659
(3) Zu
Beachtung der allgemeinen Anforderungen an die Schutzfähigkeit beachten
sind
auch
an
dieser
Stelle
die
allgemeinen
Anforderungen,
wonach
die
zwischengespeicherten Teilstücke für sich allein als persönliche geistige Schöpfung anzusehen sein müssen, um urheberrechtlichen Schutz zu genießen.660 Das innerhalb der Router vervielfältigte, nur ca. 1,5 Kilobyte großes und durch TCP/IP fragmentiertes Datenpaket wird in der Regel nur einen sehr kleinen Teil des Werkes beinhalten.661 Ein solches Datenpaket kann etwa 0,1-2% eines üblichen JPGkomprimierten Bildes, 0,03% eines MP3-komprimierten Musikstückes oder etwa 0,0000000015% eines auf DVD gespeicherten Videos enthalten. Lediglich bei Text könnte es eventuell in Betracht kommen, von einem Werkteil iSd Urheberrechts auszugehen. In einem üblichen Format kann etwa ein Drittel einer Seite dieser hier vorliegenden Arbeit pro Datenpaket transportiert werden.
656
Bosak, Urheberrechtliche Zulässigkeit privaten Downloadings von Musikdateien, CR 03/2001, 176/177. Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/61; Neuber, Arten der Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke im Internet, 4. 658 Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 16, Rn. 19. 659 Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/517. 660 Fromm/Nordemann, Urheberrecht, § 2, Rn. 26. 661 S.o. B. I. 1.., Seite 5. 657
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Darüber hinaus stellt ein solches Teilstück meist nur einen kleinen Anteil einer Gesamtdatei dar, wobei aus diesem Teilstück aufgrund der binären digitalen Form weder ersichtlich ist, um was für eine Werkgattung es sich handelt, noch dieses Teilstück für die menschlichen Sinne mittels üblicher Softwareprogramme wahrnehmbar zu machen ist.662 Im Gegensatz zu einem auf körperlichem Material, z.B. Papier oder Tonträger, vorliegenden Werkausschnitt führt das Abspielen eines MusikstückDatenpaketes auf einem Musik-Player oder das Betrachten einer Grafik-Datenpakets in einem Grafikprogramm nicht zu einem wahrnehmbaren Ergebnis, da die Dateien aufgrund der üblichen Speicherungs- und Komprimierungsverfahren weitestgehend nur im ganzen ausführbar sind. Die Teilstücke genießen daher regelmäßig nicht eigenständigen Schutz im Sinne des Urheberrechts.663 Eine Zwischenspeicherung dieses Teilstückes etwa in Arbeitsspeichern von Internet-Routern betrifft dann auch die Verwertungsrechte des Urheberrechts nicht.664
(4)
Zwischenergebnis der urheberrechtlichen Betroffenheit
Im Ergebnis ist jede Speicherung, auch ephemer in Arbeitsspeichern, in Browser- und Proxy-Caches und ähnlichen Zwischenspeichern aller Art – mit Ausnahme der Speicher der Router während des eigentlichen Transportes665 – zunächst unter das urheberrechtliche Vervielfältigungsrecht zu subsumieren.666 Das „Browsing“ im Internet, d.h. die Übertragung von Daten im Wege einer Datenfernübertragung ist nicht erst beim Speichern auf – mehr oder weniger – permanenten Datenträger wie CD-ROM, Diskette oder Festplatte eine Vervielfältigung, sondern schon während jeder vorübergehenden Zwischenspeicherung.667
c)
Konkludente Nutzungsbewilligung
Die beim Abruf der Daten aus dem Internet entstehenden verschiedenen Vervielfältigungsvorgänge unterstehen zwar mit Ausnahme des Routings668 zunächst dem ausschließlichen Recht der Urheber bzw.
662
Gebrauch nicht möglich, s.a.: Koehler, Der Erschöpfungsgrundsatz des Urheberrechts im Online-Bereich, 40. Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 16, Rn. 23; Becker, Der Rechtsschutz von Datenbanken, 101. 664 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 307; Bechtold, Der Schutz des Anbieters von Informationen, http://www.jura.uni-tuebingen.de/~s-bes1/sem96/sem.html, 11; Börner/Heitmann/Sengpiel/Strunk/Zöllkau, Der Internet Rechtsberater, 124; regelmäßig kein Werkcharakter, s.a. Koehler, Der Erschöpfungsgrundsatz des Urheberrechts im Online-Bereich, 40. 665 S.o. D. III. 1. b) (3), Seite 84 666 OLG Düsseldorf in CR 1996, 728/729; Haberstumpf, Handbuch des Urheberrechts, Rn. 158; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 299 mit weiteren Nachweisen in Fn. 93. 667 Walter, Zur urheberrechtlichen Einordnung der digitalen Werkvermittlung, MR 1995, 125/125; Haberstumpf, Handbuch des Urheberrechts, Rn. 158; Walter in Anmerkung zum Urteil des OGH – 4 Ob 345/98h – in MR 1999, 94/97; Wiedenbauer, Urheberrechtsschutz von Multimediaprodukten, 166; Neuber, Arten der Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke im Internet, 5. 668 S.o. D. III. 1. b) (3), Seite 84. 663
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Rechteinhaber, allerdings kann der Abruf durch den Nutzer durch ein konkludente Zustimmung in Form einer einfachen Nutzungsbewilligung gedeckt sein.
(1)
Abruf rechtmäßiger Werke
Wer als Berechtigter Werke im Internet zum Abruf bereithält, unterwirft der Rechteinhaber sich den technischen Gegebenheiten des Internets669 und muss von entsprechenden Vervielfältigungshandlungen und auch Zwischenspeicherungen670 ausgehen.671 Eine spätere Berufung auf die ausschließlichen Verwertungsrechte widerspräche dem allgemein anerkannten zivilrechtlichen Grundsatz des „venire contra factum proprium“,672 wonach eine Rechtsausübung verboten ist, die dem früheren eigenen Verhalten zuwiderläuft. Der Nutzer kann sich auf eine konkludente Zustimmung673 des berechtigten Rechteinhabers in Form einer einfachen Nutzungsbewilligung berufen.674
(2)
Abruf offensichtlich unrechtmäßiger Werke
Sind die im Internet angebotenen oder auf einer Internetseite enthaltenen Werke jedoch selbst urheberrechtswidrige Vervielfältigungen, kann der Anbieter keine einfachen Nutzungsbewilligungen zur weiteren Vervielfältigung durch den Nutzer erteilen.675 Wenn ausdrücklich rechtsgeschäftlich keine Erlaubnis erteilt werden kann, scheidet auch eine konkludente Zustimmung aus, da auch hier die allgemeinen Grundsätze anwendbar bleiben.676 Ist das Werk für den abrufenden Nutzer erkennbar urheberrechtswidrig ohne die Zustimmung des Urhebers ins Internet eingestellt worden, so kann dieser auch nicht von einer konkludenten Zustimmung zum Abruf und zur Vervielfältigung ausgehen und das Herunterladen ist zweifelsohne unzulässig.677 Offensichtlich ohne Autorisierung des Rechteinhabers sind z.B. Musikstücke und Computersoftware von namhaften Herstellern einzuordnen, die entgegen der üblichen Praxis unentgeltlich auf privaten oder unseriösen „Hacking“ Internetseiten oder entsprechenden Tauschbörsen oder über Newsgroups
669
Bechtold, Der Schutz des Anbieters von Informationen, http://www.jura.uni-tuebingen.de/~sbes1/sem96/sem.html, 12. 670 Neuber, Arten der Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke im Internet, 6. 671 Wiedenbauer, Urheberrechtsschutz von Multimediaprodukten, 166; Burmeister, Urheberrechtsschutz gegen Framing im Internet, 113. 672 Bechtold, Der Schutz des Anbieters von Informationen, http://www.jura.uni-tuebingen.de/~sbes1/sem96/sem.html, 4. 673 Bechtold, Der Schutz des Anbieters von Informationen, ZUM 1997, 427/433; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 306. 674 Waldenberger, Zur zivilrechtlichen Verantwortlichkeit für Urheberrechtsverletzungen im Internet, ZUM 1997, 176/179; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 305; Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 16, Rn. 19. 675 Junker, Anwendbares Recht und internat. Zuständigkeit bei Urheberrechtsverletzungen im Internet, 152. 676 Palandt-Heinrichs, BGB, Einf. v. § 116, Rn. 6. 677 Schricker – Wild, Urheberrecht, § 97, Rn. 40b.
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angeboten werden. Hier wird für den Nutzer schon vor Beginn des Downloads am Titel und dem Anbieter erkennbar sein, dass eine unberechtigte Vervielfältigung vorliegt. Der ISP, der das abgerufene Werk auf einem Proxy-Server in einem Cache als ganzes Werkstück zwischenspeichert,678 nimmt zunächst auch eine urheberrechtlich relevante Vervielfältigungshandlung vor,679 die aus gleichen Gründen nicht durch eine konkludente Zustimmung gedeckt ist. Eine Verantwortlichkeit des ISP für Zwischenspeicherungen in Proxy-Servern als typischer Fall des Access-Providings könnte allerdings durch Art. 13 E-Commerce-Richtlinie680 und deren nationalen Umsetzungen in § 15 ECG681, § 10 TDG682 ausgeschlossen sein, soweit die dort aufgezählten Voraussetzungen erfüllt sind: Der ISP müsste den Vorgang des Caching mittels Proxy-Server zunächst zu dem einzigen Zweck der Effizienzsteigerung der Übermittlung von Informationen zwischen Nutzern einsetzen. Da die Konzeption des Proxy-Cachings einzig der Verkürzung von Übermittlungswegen und Zugriffszeiten dient, liegt ohne weiteres eine Effizienzsteigerung iSd Vorschrift vor. Weiterhin müsste die Zwischenspeicherung automatisch und zeitlich begrenzt erfolgen. Ein Proxy-Server läuft nach der Einrichtung durch den Betreiber, ohne dass manuelles Eingreifen erforderlich ist. Auch wenn ein solcher Eingriff durch den ISP theoretisch jederzeit möglich wäre, wird solcher in der Praxis regelmäßig nicht durchgeführt, da hierfür kein Bedarf besteht und dies auch nicht im Interesse des ISP ist. Wie bereits erwähnt683 erfolgt die Zwischenspeicherung auch nur vorübergehend, wenn auch nicht ephemer. Die weiteren Voraussetzungen des Art. 13 I a)-e) E-Commerce-RL, wonach der ISP die Informationen nicht verändern und die erlaubten Technologien zur Sammlung von Nutzerdaten nicht beeinträchtigen darf sowie die Bedingungen für den Zugang zu den Informationen und die Regeln über die Aktualisierung beachten muss und außerdem bei Kenntnis den Zugang zu gesperrten oder entfernten Informationen ebenfalls zu sperren bzw. diese zu entfernen hat, liegen wohl regelmäßig bei dem Einsatz von Proxy-Caches vor.684 Die Gesetz- und Richtliniengeber sind damit der Überlegung gefolgt, dass dem ISP eine Überprüfung jeglichen zwischengespeicherten Inhalts auf rechtliche und vor allem urheberrechtliche Rechtmäßigkeit nicht zugemutet werden kann und der Einsatz von Proxy-Caches außerdem kaum verzichtbar ist685.
678
S.o. B. I. 7., Seite 11. Koehler, Der Erschöpfungsgrundsatz des Urheberrechts im Online-Bereich, 41. 680 Richtlinie 2000/31/EG des europäischen Parlaments und des Rates vom 8. Juni 2000 über bestimmte rechtliche Aspekte der Dienste der Informationsgesellschaft, insbesondere des elektronischen Geschäftsverkehrs, im Binnenmarkt („Richtlinie über den elektronischen Geschäftsverkehr“), ABl.EG Nr. L 178, Seite 1, vom 17.7.2000, nachfolgend E-Commerce-RL. 681 Bundesgesetz, mit dem bestimmte rechtliche Aspekte des elektronischen Geschäfts- und Rechtsverkehrs geregelt werden (E-Commerce-Gesetz – ECG), vom 21.12.2001, öBGBl I Nr. 152/2001, nachfolgend ECG. 682 Teledienstgesetz, vom 22.07.1997, geändert durch das Gesetz über rechtliche Rahmenbestimmungen für den elektronischen Geschäftsverkehr (Elektronisches Geschäftsverkehr-Gesetz – EGG), vom 14.12.2001, dBGBl. I Nr. 70/2001, Seite 3721ff, nachfolgend TDG. 683 S.o. B. I. 7., Seite 11. 684 Sieber, Verantwortlichkeit im Internet, Rn. 380. 685 S.u. D. III. 2. Seite 95.
679
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Der Einsatz von Proxy-Servern und den einhergehenden Zwischenspeicherungen unterfällt damit zunächst grundsätzlich der Verantwortlichkeitsprivilegierung des Art. 13 I E-Commerce-RL bzw. den nationalen Umsetzungen. Zu beachten ist aber, dass nach Art. 13 II E-Commerce-RL bzw. § 19 I ECG, § 8 II 2 TDG Unterlassungs- und Beseitigungsansprüche von dieser Privilegierung grundsätzlich nicht erfasst werden.686 Der ISP ist beim Einsatz von Proxy-Caches demnach zwar vor Schadensersatzansprüchen und strafrechtlichen
Maßnahmen,
nicht
aber
vor
urheberrechtlichen
Unterlassungs-
und
Beseitigungsansprüchen geschützt.
(3)
Abruf unbekannter unrechtmäßiger Werke
Problematisch ist, dass dem Nutzer oftmals erst nach Aufruf der Internetseite und den damit einhergehend vorgenommenen Kopiervorgängen der Inhalt und die in den Internetseiten enthaltenen Werke bekannt werden kann. Bereits mit der Eingabe einer Adresse einer unbekannten Internetseite startet der Nutzer eine Reihe von Vervielfältigungsvorgängen, deren Inhalt und Umfang er im einzelnen weder beeinflussen noch bezüglich urheberrechtlicher Rechtmäßigkeit einschätzen kann. Zwar hat der Nutzer in diesen Fällen weder positive Kenntnis noch hätte er Kenntnis von der fehlenden Zustimmung haben können, jedoch ändert dies nichts an der Tatsache, dass eine Berufung auf eine konkludente Zustimmung nicht erfolgen kann. Auch hier ist das angebotene Werk eine urheberrechtswidrige Vervielfältigung,
dessen
Anbieter
keine
rechtsgeschäftlichen
und
auch
konkludenten
Nutzungsbewilligungen erteilen kann. Die fehlende Kenntnis kann bei dem abrufenden Nutzer allenfalls in der Verschuldensfrage berücksichtigt werden.687 Ebenso ist auch hier keine konkludente Zustimmung für den ISP für den Vorgang des Proxy-Caching möglich, die Haftungsprivilegierung aus Art. 13 E-Commerce-RL bzw. § 15 ECG, § 10 TDG kommt jedoch zur Anwendung, Unterlassungs- und Beseitigungsansprüche sind hingegen hiervon wiederum nicht ausgeschlossen.
d)
Anwendbarkeit der Schrankenregelungen
Neben der Konstruktion über konkludente Zustimmung sind im Rahmen des privaten bzw. eigenen Gebrauchs die allgemeinen Regeln auch auf den Online-Bereich anwendbar, so dass sich auch aus
686 687
Ziff (45), Erwägungsgründe der Richtlinie 2000/31/EG (E-Commerce-RL) vom 08.06.2000. Junker, Anwendbares Recht und internat. Zuständigkeit bei Urheberrechtsverletzungen im Internet, 153.
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diesen Schrankenregelungen regelmäßig eine Berechtigung zur Vervielfältigung von Online-Inhalten, z.B. beim Abruf von Internetseiten ergeben kann.688 In Betracht kommt für das dem Nutzer zuzurechnende Handeln besonders die Schranke des eigenen bzw. privaten Gebrauchs. Für den ISP und den Vorgang des Proxy-Caching stehen die Schrankenberechtigungen nicht offen, da dieser üblicherweise den Zugriff auf seinen Proxy-Server einer Vielzahl von Kunden ermöglicht und den engen Anwendungsbereich des privaten und eigenen Gebrauchs689 offensichtlich sprengt.
(1)
Anzahl der Vervielfältigungen
Wenn man davon ausgeht, dass die Zwischenspeicherung auf dem Transportweg durch Router nur in urheberrechtlich nicht geschützten einzelnen Teilstücken erfolgt,690 liegt die Anzahl der übrigen notwendigen Vervielfältigungsprozesse in den Arbeitsspeichern des Servers und des Host-PCs sowie dem Browser-Cache und dem Grafikkartenspeicher wohl auch innerhalb der „magischen Zahl 7“ und bleibt auch unter diesem Aspekt unproblematisch innerhalb des Rahmens der Schranke. Das Übertragen der Daten und die damit verbundenen Vervielfältigungsprozesse können somit von den Schrankenregelungen des eigenen bzw. privaten Gebrauchs zunächst grundsätzlich gedeckt sein.
(2)
Anwendbarkeit bei rechtmäßigem Urstück
Ruft der Nutzer ein urheberrechtlich geschütztes Werk aus dem Internetangebot eines berechtigten Rechteinhabers ab, so greift unproblematisch die Schranke des eigenen bzw. privaten Gebrauchs, soweit der Nutzer die allgemeinen Anforderungen des privaten bzw. anerkannt eigenen Gebrauchs691 erfüllt. Im Einzelfall ist hierbei zu beachten, ob die gerade im deutschen Recht strenger angelegten Kriterien bei einer nicht ausschließlich privaten Nutzung vorliegen.
(3)
Anwendbarkeit bei unrechtmäßigem Urstück
Fraglich ist allerdings, ob die Schranken des privaten bzw. eigenen Gebrauchs auch noch anwendbar sind, wenn das abzurufende Werkstück bereits eine unrechtmäßige Vervielfältigung ist. Der Wortlaut der Schrankenregelungen selbst geben hierzu keine Auskunft.
688
Klett, Urheberrecht im Internet, 63. S.o. C. III. 6. b), Seite 39. 690 S.o. D. III. 1. b) (3), Seite 84. 691 S.o. C. III. 6. b), Seite 39.
689
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Für die Anwendbarkeit der Schrankenregelung ist zunächst unbeachtlich, dass das Werkstück nicht im Eigentum des abrufenden Vervielfältigers steht, also fremd ist.692 Im körperlichen Bereich hat sich die weitestgehend einstimmige Meinung durchgesetzt, wonach als weiteres ungeschriebenes Tatbestandsmerkmal zur Anfertigung einer privaten Kopie der rechtmäßige Besitz des Vervielfältigenden am Werkstück verlangt wird.693 Der unrechtmäßige Besitzer soll nicht noch durch das Vervielfältigen-Dürfen einen weiteren Vorteil aus seiner unerlaubten Position ziehen.694 Zwar ist dies in den Normen der Schranke zum privaten bzw. eigenen Gebrauch nicht ausdrücklich normiert,695 aber als allgemeiner Rechtsgedanke, festgelegt etwa in § 96 dUrhG, anerkannt.696 Fraglich ist, wie diese für analoge körperliche Medien gefestigte Ansicht auf das digitale Umfeld anzuwenden ist. Es gibt hier Meinungen, die grundsätzlich eine Rechtmäßigkeit der Kopiervorlage für die Anwendbarkeit der Schrankenregelung der Privatkopie verlangen697 und solche, die nur den Vorgang des Besitzerwerbs isoliert698 und unabhängig von der urheberrechtlichen Rechtmäßigkeit des Werkstücks betrachten.699 Zu beachten ist allerdings, dass anders als im analogen Bereich die körperliche Besitzerlangung als Abgrenzungskriterium für eine Rechtmäßigkeit gar nicht heranziehbar ist, da der abrufende Nutzer zunächst aus einer Quelle vervielfältigt, die er zu diesem Zeitpunkt nicht körperlich besitzt. Stellt man alleinig auf die Rechtmäßigkeit des Urstücks ab, ergibt sich das Problem, dass in einer Vielzahl der Fälle der Nutzer alleine durch das Aufrufen einer Internetseite mit unbekanntem Inhalt mitunter schon einige urheberrechtlich relevante Vervielfältigungshandlungen durchführt. Im Online-Bereich sollten demnach zunächst zwei Konstellationen grundsätzlich unterschieden werden – der Fall des gezielten Downloads eines bekannten unrechtmäßigen Inhalts und das Aufrufen eines unbekannten. Eine mögliche Berufung auf die Schranke des eigenen bzw. privaten Gebrauchs ist dann
692
BGH in GRUR 1997, 459/462; Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 53, Rn. 11; Leupold/Demisch, Bereithalten von Musikwerken zum Abruf in digitalen Netzen, ZUM 5/2000, 379, 383. 693 KG Berlin in GRUR 1992, 168/169, Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 53, Rn. 4; Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 53, Rn. 13; Medwenitsch/Schanda, Download von MP3-Dateien aus dem Internet, http://www.sattler.co.at/pdf/fsdittrich.pdf, 4. 694 Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 53, Rn. 4; Forum der Rechteinhaber, Stellungnahme zur Umsetzung der EU-Info-Richtlinie, 1. 695 Medwenitsch/Schanda, Download von MP3-Dateien aus dem Internet, http://www.sattler.co.at/pdf/fsdittrich.pdf, 3. 696 Möhring/Nicolini - Kroitzsch, Urheberrechtsgesetz, § 53, Rn. 9; Forum der Rechteinhaber, Stellungnahme zur Umsetzung der EU-Info-Richtlinie, 4. 697 Weinknecht, Rechtslage bei MP3-Daten, http://www.weinknecht.de/mp3.htm und weitere Darstellung bei Leupold/Demisch, Bereithalten von Musikwerken zum Abruf in digitalen Netzen, ZUM 2000, 379/383. 698 Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/61; Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, Rn. 496. 699 So auch Hoeren, Überlegungen zum Entwurf des Gesetzes zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft, Skript der Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin am 26.04.2002 zum Thema Digitales Urheberrecht, 23/25.
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jeweils aus dem Sinn und Zweck der Regelung, in Bezug gesetzt zu der gesamten urheberrechtlichen Systematik zu beurteilen.
(4)
Abruf von bekannten unrechtmäßigen Quellen
Zunächst ist der Fall zu betrachten, in dem der Nutzer aus einem Internetangebot gezielt ein urheberrechtlich geschütztes Werk abrufen und speichern möchte, z.B. eine Grafik, einen Kartenausschnitt oder einen Musiksong in MP3-Format von einer Internetseite oder einer OnlineTauschbörse. Wendet man hier den Ansatz an, dass es nur auf die Besitzerlangung im weitesten Sinn unabhängig von der Rechtmäßigkeit des Urstücks ankommt – tatsächlich hat der Vervielfältiger wie oben angeführt noch überhaupt keinen Besitz, führt dies zu dem Ergebnis, dass der Abruf und die gezielte Speicherung zur späteren Verwendung von der Schranke der Privatkopie gedeckt ist: Der Anbieter räumt dem abrufenden Nutzer aus freien Stücken den Zugriff auf die Datei ein, so dass eine rechtswidrige Verschaffung nicht gegeben ist.700 Legt man jedoch die Schrankenregelung der Privatkopie nach ihrem teleologischen Gehalt aus und zieht für die Betrachtung den Drei-Stufen-Test701 als Grundlage der Schrankenregelungssystematik heran, folgt eine nach Sinn, Zweck und Billigkeit dahingehende Auslegung, dass eine derart exzessive Nutzung wie die bewusste Vervielfältigung von Werken aus sehr weit zugänglichen und offensichtlich unrechtmäßigen Quellen des Internets nicht mehr vom Regelungsgehalt gedeckt werden kann.702 Ging der Gesetzgeber bei der Einführung der Schrankenregelung noch davon aus, dass ein Zeitungsausschnitt für einen Bekannten vervielfältigt und an diesen weitergegeben oder aber eine eigene Kopie aus einem Bibliotheksexemplar angefertigt wurde, würde die exzessiv ausgelegte Schranke der Privatkopie heute dazu führen, dass sich aus einer Vielzahl illegaler Quellen im Internet ein Großteil der Bevölkerung mit einer Kopie des Werkes rechtmäßig versorgen könnte.703 Zumal eine Vergütung derzeit für die Abspeicherung auf Festplatten und anderen Datenträgern mit Ausnahme der CD-ROM nicht erfolgt, wäre die Schranke außerhalb des für die Urheber und Rechteinhaber wirtschaftlich verkraftbaren
700
Leupold/Demisch, Bereithalten von Musikwerken zum Abruf in digitalen Netzen, ZUM 2000, 379/383. Vgl. Art. 9 II RBÜ – Pariser Fassung, Art. 5 V Info-RL sowie vergleichbare Kriterien in den völkerrechtlichen Verträgen: Art. 13 TRIPS oder Art. 10 I WCT sowie Art. 16 II WPPT, genauer in Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/63. 702 Schwarz sowie Poll, zitiert in Zecher, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtrichtlinie in deutsches Recht, ZUM 2002, 451, 455; Medwenitsch/Schanda, Download von MP3-Dateien aus dem Internet, http://www.sattler.co.at/pdf/fsdittrich.pdf, 11. 703 Privatkopien aus dem Internet werden – zumindest was den Bereich der Musik betrifft – schon heute überwiegend von rechtlich nicht einwandfreien Vorlagen angefertigt, s.a. Medwenitsch/Schanda, Download von MP3-Dateien aus dem Internet, http://www.sattler.co.at/pdf/fsdittrich.pdf, 1, 3. 701
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Rahmen geraten704 und der eigentlich vorgesehene gerechte Interessenausgleich zwischen Urheber und Nutzer vollständig aus den Angeln gehoben.705 Dem Gesetz liegt weiterhin der Gedanke zugrunde, dass das Recht zum Vervielfältigen nur vom Berechtigten erlangt werden kann.706 Grundgedanke der in § 42 öUrhG, § 53 dUrhG normierten Schrankenbestimmung der Privatkopie liegt in der vereinfachten Informationserlangung zum eigenen bzw. privaten Gebrauch durch eine gesetzliche Lizenz707, der Nutzer soll sich nicht jedes Mal mit dem Urheber wegen einer Einräumung von einfachen Nutzungsbewilligungen auseinandersetzen müssen.708 Es kann nicht Absicht des Gesetzgebers sein, den Nutzer, der sich auf die Schrankenregelung des eigenen bzw. privaten Gebrauchs beruft, besser zu stellen, als jemanden, der eine entsprechende Nutzungslizenz rechtsgeschäftlich erwirbt. Wenn also der Nutzer keine Lizenz für den Abruf des angebotenen Werkes erwerben kann, weil dieses nur urheberrechtlich unrechtmäßig ist, können sich auch keine Nutzungsmöglichkeiten und Vervielfältigungserlaubnisse aus der gesetzlichen Lizenz der Schrankenregelung ergeben. Dies würde der Wertung des Gesetzgebers, einen gerechten Ausgleich zwischen den Interessen des Urhebers und Nutzers schaffen zu wollen, zuwiderlaufen.709 Der Nutzer darf den offensichtlichen vorherigen fremden Rechtsbruch nicht zum eigenen Vorteil ausnutzen.710 Von einem offensichtlich urheberrechtlich unrechtmäßig hergestellten Quellstück kann keine auf die Schranke der Privatkopie gestützte rechtmäßige Vervielfältigung angefertigt werden.711 Der Download und alle weiteren Vervielfältigungen verstoßen gegen das urheberrechtliche Vervielfältigungsrecht. Im dänischen Urheberrechtsgesetz wurde die Notwendigkeit eines rechtmäßigen Urstücks für das Anfertigen einer Kopie in § 11 III und § 12 II Nr. 5 ausdrücklich normiert und auch das schwedische Urheberrecht kommt zu dieser Auffassung.712
704
Medwenitsch/Schanda, Download von MP3-Dateien aus dem Internet, http://www.sattler.co.at/pdf/fsdittrich.pdf, 12. 705 Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/62; Leupold/Demisch, Bereithalten von Musikwerken zum Abruf in digitalen Netzen, ZUM 2000, 379/385. 706 Leupold/Demisch, Bereithalten von Musikwerken zum Abruf in digitalen Netzen, ZUM 2000, 379/383. 707 Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 53, Rn. 2. 708 Hänel, Napster und Gnutelle, JurPC Web-Dok 245/2000, Abs. 21, mit weiteren Nachweisen. 709 Hänel, Napster und Gnutella, JurPC Web-Dok 245/2000, Abs. 24. 710 Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/62. 711 Strömer, Online-Recht, 255; Forum der Rechteinhaber, Stellungnahme zur Umsetzung der EU-Info-Richtlinie, 1; Weinknecht, Rechtslage bei MP3-Daten, http://www.weinknecht.de/MP3.htm; im Ergebnis ebenso: Leupold/Demisch, Bereithalten von Musikwerken zum Abruf in digitalen Netzen, ZUM 5/2000, 379, 385; Braun, zitiert in Zecher, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtrichtlinie in deutsches Recht, ZUM 2002, 451/456; Walter, zitiert in Zecher, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtrichtlinie in deutsches Recht, ZUM 2002, 451/456; OGH in MR 1998, 200/200; Medwenitsch/Schanda, Download von MP3-Dateien aus dem Internet, http://www.sattler.co.at/pdf/fsdittrich.pdf, 12. 712 Rosén, Urheberrecht und verwandte Schutzrechte in der Informationsgesellschaft, GRURInt 2002, 195/202.
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Abruf aus unbekannten Quellen
Ruft der Nutzer eine unbekannte Internetseite durch Eingabe der Adresse im Browser seines PC auf, weiß er noch nichts über die Rechtmäßigkeit oder Unrechtmäßigkeit des Inhaltes. Er setzt lediglich einen Vorgang in Bewegung, der verschiedene, dem Nutzer im einzelnen unbekannte technische Vervielfältigungshandlungen umfasst. Der Zeitpunkt des Anzeigens auf dem Bildschirm ist die erste Möglichkeit der Kenntnisnahme und Überprüfung der Rechtmäßigkeit. Würde man hier streng nach den vorgenannten Erkenntnissen auf die objektive Rechtmäßigkeit oder Unrechtmäßigkeit der Kopiervorlage abstellen, hätte dies zur Folge, dass der Nutzer ohne dies verhindern zu können, mit dem Aufruf der Internetseite eine urheberrechtlich unerlaubte Vervielfältigungshandlung begeht. Auch wenn der Nutzer mangels Fahrlässigkeit und Vorsatz keinen Schadensersatzansprüchen oder strafrechtlichen Konsequenzen ausgesetzt wäre, sähe sich der Nutzer aufgrund des unrechtmäßigen Zustandes doch mit kostenauslösenden verschuldensunabhängigen Beseitigungs- und Unterlassungsansprüchen des Urhebers konfrontiert, bei denen es gerade nicht darauf ankommt, ob der Verletzer wusste oder auch nur ahnen konnte, dass er eine Rechtsverletzung beging.713 Selbst wenn man hier bei der Durchsetzung von derartigen Ansprüchen von einer unzulässigen Rechtsausübung ausgeht und in der Praxis wahrscheinlich kaum ein Fall vorkommen wird, in dem ein Nutzer auf Unterlassung in Anspruch genommen wird, kann nicht sein, dass dem „Surfen“ im Internet ständig der Makel des urheberrechtlich verbotenen anhaftet. Der Schutz der Urheberrechts würde hier offensichtlich zu weit gehen und sich in einem Punkt gegen die technische Entwicklung stellen, die dem Schutz der Urheber nicht dienlich ist. Der in Rechtsprechung und Literatur entwickelte Ausschluss der Anwendbarkeit der Schranke des eigenen bzw. privaten Gebrauchs aufgrund unrechtmäßigen Besitzes kann demnach im Online-Bereich erst dann eingreifen wenn sich der Nutzer auch „quasi im Besitz“ der Daten befindet. Die bis zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossenen Vervielfältigungsvorgänge der diversen Zwischenspeicherungen714 werden
zunächst
grundsätzlich
bis
zur
Möglichkeit
der
ersten
Kenntnisnahme
und
Rechtmäßigkeitsüberprüfung von der Schranke des privaten bzw. eigenen Gebrauchs gedeckt. Dem vervielfältigenden Nutzer kann das ungeschriebene Erfordernis einer Rechtmäßigkeit des Urstücks nicht eine unzumutbare Prüfungspflicht auferlegen sondern vielmehr nur die weitere Verwendung eines offensichtlich erkennbar715 aus unrechtmäßiger Quelle entstandenen Vervielfältigungsstückes untersagen. Sofern der Nutzer bei der Betrachtung die Unrechtmäßigkeit erkennt oder hätte erkennen müssen, sind Parallelen zum unrechtmäßigen körperlichen Besitz zu ziehen, eine Gutgläubigkeit entfällt.
713
Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 97, Rn. 20; ausführlicher s.u. F. I. 1. a), b). In Proxy, Cache, Arbeitsspeicher, Grafikkartenspeicher, etc., Siehe auch D. III. 1. b) (3), Seite 84 715 Strömer, Online-Recht, 255; Medwenitsch/Schanda, Download von MP3-Dateien aus dem Internet, http://www.sattler.co.at/pdf/fsdittrich.pdf, 6. 714
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Problematisch ist hierbei jedoch, dass anders als beim Eigentum oder Besitz, der gutgläubige Erwerb von rechtsgeschäftlichen Nutzungsrechten716 und auch gesetzlichen Genehmigungen717 nicht möglich ist.718 Auf eine Gutgläubigkeit im engeren Sinne kann es daher nicht ankommen.719 Geschützt wird vielmehr nur die auch im Urheberrecht anerkannte Schutzwürdigkeit des Nutzers aufgrund des objektiven Rechtsscheins.720 Sofern der Nutzer nach dem ersten Abruf jedoch erkennt oder zumindest erkennen muss, dass seine Kopiervorlage urheberrechtlich unrechtmäßig ist, entfällt für ihn die weitere Anwendbarkeit der Schranke des eigenen bzw. privaten Gebrauchs. Eine Berufung auf das Recht aus § 42 öUrhG, § 53 dUrhG stellt auf Seiten des Nutzers eine unzulässige Rechtsausübung dar. Alle weiteren Vervielfältigungen, etwa der Ausdruck oder die Abspeicherung auf der Festplatte zur späteren Verwendung, sind nicht mehr von der Schrankenregelung des § 42 öUrhG, § 53 dUrhG gedeckt und unrechtmäßig.
e)
Vergleichs- und Zwischenergebnis
Das Aufrufen einer Internetseite mit rechtmäßigem Inhalt oder der Abruf eines sonstigen rechtmäßig zum Abruf bereitgehaltenen Urstück im Internet betrifft zwar das Vervielfältigungsrecht des Urhebers, ist jedoch immer für den privaten Nutzer sowie den Proxy-Server betreibenden ISP zulässig. Dies ergibt sich schon durch die Konstruktion einer konkludenten Zustimmung und für den Nutzer darüber hinaus aus der Schranke des privaten bzw. eigenen Gebrauchs. Der reine Abruf von Internetseiten, die unrechtmäßig urheberrechtlich geschütztes Material beinhalten durch den Aufruf mittels Internet-Browser ist über die Schranke des privaten bzw. eigenen Gebrauchs zumindest für die dem privaten Nutzer zuzurechnenden Vervielfältigungen zunächst bis zu dem Zeitpunkt der möglichen Erkennbarkeit der urheberrechtlichen Unrechtmäßigkeit zulässig. Die permanente Speicherung und sonstige weitere Verwendung dieses abgerufenen und bis dahin temporär zwischengespeicherten erkennbar unrechtmäßigen Inhalts zur erneuten späteren Verwendung ist jedoch für den Nutzer weder durch eine konkludente Zustimmung noch im gesetzlichen Rahmen durch die Schrankenbestimmung des privaten bzw. eigenen Gebrauchs zulässig.
716
BGH in BGHZ 5, 116, 119; Palandt-Heinrichs, BGB, § 405, Rn. 1; Dittrich/Tades, ABGB, § 1394, 5. Bosak, Urheberrechtliche Zulässigkeit privaten Downloadings von Musikdateien, CR 2001, 176/181. 718 BGH in BGHZ 5, 166; speziell zum Ausschluss gutgläubigen Erwerbs im Urheberrecht: Schricker – Schricker, Urheberrecht, vor §§ 28ff, Rn. 63 und Neuber, Arten der Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke im Internet, 7. 719 Medwenitsch/Schanda, Download von MP3-Dateien aus dem Internet, http://www.sattler.co.at/pdf/fsdittrich.pdf, 7. 720 Hänel, Napster und Gnutella, JurPC Web-Dok 245/2000, Abs. 24; dem Grundgedanken nach ebenso: Medwenitsch/Schanda, Download von MP3-Dateien aus dem Internet, http://www.sattler.co.at/pdf/fsdittrich.pdf, 7. 717
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Ebenso ist das gezielte und wissentliche Herunterladen unrechtmäßiger Vervielfältigungsstücke aus dem Internet unzulässig. Ein Problem besteht allerdings weiterhin bei dem Abruf von Internetseiten im beruflichen Umfeld. Hier greift zwar die Schranke des österreichischen eigenen, nicht jedoch des deutschen privaten Gebrauchs. In Betracht kommen eventuell im Einzelfall die im deutschen Recht vorgesehenen Schranken des eigenen Gebrauchs, soweit die qualifizierten Anforderungen des wissenschaftlichen Gebrauchs oder des eigenen Archivs nach § 53 II Nr. 1, 2 dUrhG der eigenen Unterrichtung in Tagesfragen erfüllt werden. Die Ausnahme des sonstigen eigenen Gebrauchs gemäß § 53 II Nr. 4a 1. Alt. ist regelmäßig nur für einen kleinen Anteil bis zu 20% des Gesamtwerkes anwendbar,721 der im Internet abgerufene Inhalt beinhaltet jedoch weitestgehend die Vervielfältigung ganzer Werke. Die Regelung für den sonstigen eigenen Gebrauch des § 53 II Nr. 4a 2. Alt. ist ausdrücklich nur auf in Zeitungen und Zeitschriften erschienene Werke beschränkt722 und lässt sich allgemein auf Online-Inhalte – mit eventueller enger Ausnahme auf Online-Zeitungen723 – wohl nicht anwenden. Die Anwendbarkeit des § 53 II Nr. 4b dUrhG, also die Erlaubnis der Vervielfältigung von Werken, die seit zwei Jahren vergriffen sind, ist ebenfalls kaum denkbar. Die Schrankenbestimmung des § 53 II Nr. 3 dUrhG scheitert letztendlich daran, dass es sich innerhalb des interaktiven Internetgebrauchs eben nicht um eine Sendung, sondern einen Abruf handelt.724 Der von den meisten ISP praktizierte Einsatz von Zwischenspeicherungen in extra hierfür eingerichteten Caches von Proxy-Servern ist zunächst urheberrechtlich für jeden Fall unzulässig, bei dem unrechtmäßiges urheberrechtliches Material vervielfältigt wird. Über die Anwendung der Verantwortungsprivilegierung aus Art. 13 I E-Commerce-RL bzw. § 15 ECG, §10 TDG kann der ISP nur auf Unterlassung und Beseitigung, nicht aber auf Schadensersatz in Anspruch und strafrechtlich verfolgt werden.
2.
Vorgaben der EU
a)
Betroffenheit des Vervielfältigungsrechts
Gemäß Art. 2 Info-RL ist jede Vervielfältigung, also auch in Form etwaiger temporärer Zwischenspeicherungen zunächst urheberrechtlich relevant.725 Unerheblich sind hierbei die unmittelbare Wahrnehmbarkeit durch menschliche Sinne726 wie auch der räumliche Abstand zwischen
721
Möhring/Nicolini-Decker, Urheberrecht, § 53, Rn. 28. Rehbinder, Urheberrecht, Rn. 258. 723 Zum Festhalten an dem Zeitungsbegriff auch im Online-Bereich siehe Möhring/Nicolini-Decker, Urheberrecht, § 53, Rn. 31. 724 S.o. D. II. 1. b), Seite 64. 725 S.o. C. IV. 1., Seite 50; Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/317. 726 Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 133. 722
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DISSERTATION – 96
Urstück und Vervielfältigungsstück.727 Damit unterfällt das Browsen und Cachen, in welcher Form auch immer, zunächst dem Vervielfältigungsrecht.728
b)
Schrankenregelung der Zwischenspeicherung nach Art. 5 I Info-RL
Einschränkungen in Form gesetzlicher freier Nutzung können sich zunächst aus Art. 5 I Info-RL ergeben.
(1)
Flüchtig oder begleitender integraler und wesentlicher Teil eines technischen Verfahrens
Die beim Abruf einer Internetseite bzw. eines Werkes aus einer Internettauschbörse oder ähnlichen Angeboten verbundenen Vervielfältigungshandlungen des Nutzers müssten zunächst vorübergehend flüchtig oder begleitend und zugleich integraler und wesentlicher Teil eines technischen Verfahrens sein, sowie im Hinblick auf das Internet als ausschließliches Ziel die effiziente Übertragung im Netz oder die rechtmäßige Nutzung verfolgen.729 Die Formulierungen sind entgegen der verschiedenen Bemühungen durch Änderungsanträge vor Erlass der Richtlinie sehr weit gefasst.730 Zwischenspeicherungen im Internetkontext, welcher Art auch immer, sind sämtlichst mehr oder weniger vorübergehend, mindestens aber im Wege der Übertragung diese begleitend, so dass sich hieraus kein Abgrenzungskriterium fassen lässt. Darüber hinaus wird jede Zwischenspeicherung in Caches aller Art letztendlich zu Steigerung von Effizienz, Entlastung der Datenleitungen und schnellerer Zugriffsmöglichkeit führen. Die Einschränkungen integral und wesentlich lassen sich ebenso zum einen kaum eng eingrenzen und zum anderen beliebig auf die technischen Vorgaben anwenden. Zu beachten ist hierbei stets, dass die Einrichtung Internet nichts naturgegebenes sondern ein technisch entwickeltes, gestaltetes und ausgebautes System ist,731 so dass sich die Begriffe integral und wesentlich fast beliebig beeinflussen lassen. Mit jeder Zwischenspeicherung, die näher am Nutzer und für diesen breitbandiger angeschlossen ist, erhöht das Internet seine Effizienz und Möglichkeiten. Sicher geht es für den einzelnen Benutzer auch ohne lokalen Zwischen-Cache und ISP-Proxy-Speicher. Die Frage allerdings, ob das System Internet nicht völlig zusammenbrechen – weil maßlos überlastet – würde, wenn auf einmal alle Anwender auf diese Zwischenspeicherungskomponenten verzichten, kann kaum beantwortet werden. Global gesehen, ist wohl jede begleitende Zwischenspeicherung ein wesentlicher und überaus notwendiger technischer Aspekt, der dem System Internet Effizienz verleiht
727
Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/317. Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/107. 729 Ziff (33) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001. 730 Haller, Music on demand, 85. 731 Haller, Music on demand, 85.
728
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DISSERTATION – 97
und sichert. Ein Zusammenbruch des Internets hätte mittlerweile gewaltige wirtschaftliche und soziale Folgen,732 so dass die Jurisdiktion es auch nicht auf einen Versuch ankommen lassen kann. Zwischenspeicherungen wie Proxy- und Browser-Caches müssen mangels gegenteiliger Beweise demnach als integral und wesentlich angesehen werden. Es bleibt daher maßgeblich, die in Art. 5 I a) und b) Info-RL näher bezeichnete Zweckbindung der Vervielfältigung zu untersuchen.
(2)
Rechtmäßige Nutzung nach Art. 5 I b) Info-RL
Soweit die Vervielfältigung im Rahmen einer rechtmäßigen Nutzung, also auch eines rechtmäßigen Abrufs im Internet erfolgt, wird in den schon eine dahingehend konkludent erteilte einfache Nutzungsbewilligung seitens des Berechtigten vorliegen.733 Ein notwendiger Rückgriff auf die Schranke des Art. 5 I b) Info-RL wird sich eher auf Ausnahmefälle beschränken.
(3)
Übertragung in einem Netz nach Art. 5 I a) Info-RL
In der Praxis relevanter könnte die Ausnahmebestimmung zur Vervielfältigung mit dem Zweck der Datenübertragung im Netz sein, Art. 5 I a) Info-RL sein. Die Regelungen des Art. 5 I Info-RL zielt zunächst unproblematisch auf die Provider ab,734 die während der Datenübertragung nicht ständig auf die Rechtmäßigkeit des übermittelten Inhalts achten können. Fraglich ist, ob auch der Abruf einer unbekannten unrechtmäßig bereitgestellten Werkkopie durch den Nutzer in diese Schranke eingeordnet werden kann und sich die aufwendige Konstruktion über den privaten Gebrauch mitsamt der analogen Handhabung des rechtmäßigen Besitzes erübrigt. Problematisch ist, dass der Wortlaut der Info-RL von einer Datenübertragung zwischen Dritten durch einen Vermittler spricht. Dieser könnte dahingehend zu verstehen sein, dass nur die Handlung des Vermittelnden umfasst sein soll. Betroffen wären also weitestgehend Handlungen der ISP und ähnlicher Vermittler, nicht jedoch der abrufenden Nutzer selbst. Wie bereits oben dargestellt735 sind die bei dem Abruf erforderlichen Handlungen aber zum einen dem Nutzer und nicht dem Vermittler, der nur Infrastruktur bereitstellt, zuzurechnen und weiterhin erfolgt die eigentliche Datenübertragung im Netz in sehr kleinen Datenpaketen736, die einzeln nicht als Werkteil iSd Urheberrechts anzusehen sind.737
732
S.o. B. III, Seite 16. S.o. D. III. 1. c), Seite 85. 734 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/106. 735 S.o. D. III. 1. a), a pagina 79. 736 S.o. B. I. 1., Seite 5. 737 s.o. D. III. 1. b) (3), Seite 84.
733
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DISSERTATION – 98
Eine urheberrechtliche Vervielfältigung von Werken durch die ISP ist damit regelmäßig nur bei dem Einsatz von Zwischenspeicherungseinrichtungen wie z.B. Proxy-Servern ersichtlich. Diese sind zwar nicht flüchtig, wohl aber begleitend bei der Übetragung von Daten zwischen Dritten. Der Anwendungsbereich der vorgegebenen Schrankenregelung wäre bei einer reinen Bezugnahme auf die Vermittler dann auf diese Form der Zwischenspeicherung reduziert. In früheren Richtlinienentwürfen738 wurden noch allgemeinere Ausnahmen „für vorübergehende Vervielfältigungshandlungen, die als Teil eines technischen Verfahrens nur deshalb vorgenommen werden, um eine Nutzung eines Werkes oder sonstigen Schutzgegenstandes zu ermöglichen und die keine eigenständige wirtschaftliche Bedeutung haben“ vorgesehen. Eine Unterscheidung zwischen Vervielfältigung durch Nutzer und Vermittler sowie rechtmäßiger und unrechtmäßiger Nutzung findet sich im Wortlaut nicht. Den aktuellen Erwägungsgründen ist zu entnehmen,739 dass die Handlungen dieser Schrankenregelung das „Browsing“ und „Caching“ ermöglichen sollen. Es ist jedoch nicht ersichtlich, dass eine Unterscheidung vorgenommen werden soll zwischen etwaigen Vervielfältigungen von unbekannten Inhalten durch Vermittler ZUM „browsen“ und Vervielfältigungen von unbekannten Inhalten durch Nutzer BEIM „browsen“. Vielmehr trägt die aktuelle Differenzierung der zwei Anwendungsfälle 5 I a) und b) Info-RL den Grundüberlegungen Rechnung, dass der Nutzer bei Kenntnis nur den Vervielfältigungsprozess auslösen darf, zu dem er im Rahmen der rechtmäßigen Nutzung befugt ist und zum anderen, dass der Vermittler in den allermeisten Fällen gar keine Kenntnis von den übermittelten Daten haben kann. Die Kommission hat übersehen, dass der Nutzer regelmäßig bei dem Aufruf von unbekannten Internetseiten technische Vervielfältigungsprozesse in Gang setzt, die schon eine oder mehrere urheberrechtliche Vervielfältigungen iSd Art. 2 Info-RL beinhalten. Solange der Vermittler wie auch der Abrufende keine Kenntnis von einer Unrechtmäßigkeit hat oder haben kann, müssen die bei dem Übertragungsprozess vom Urstück bis zur Kenntnisnahme durch den Empfänger vorübergend vorgenommenen Vervielfältigungen als solche des Art. 5 I a) Info-RL verstanden werden. Sobald die Beteiligten – Abrufender wie auch Vermittler – Kenntnis von der Unrechtmäßigkeit der Vervielfältigungshandlung haben bzw. haben kann, greift die Schrankenregelung des Art. 5 I a) Info-RL hingegen nicht mehr ein. Im Ergebnis ist unter der Schranke des Art. 5 I a) Info-RL wohl allgemein Browsen,740 ProxySpeichern, Zwischenspeichern im RAM und bestimmte Formen des Caching zu verstehen.741
738
So noch im geänderten Vorschlag der Kommission – KOM/99/0250 endg. – in Abl. Nr. C 180 vom 25.06.1999, Seite 0006, EUR-Lex, http://europa.eu.int, Dokument Nr. 51999PC0250, Seite 1, 3. 739 Ziff (33) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001. 740 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/111 und im Ergebnis auch BITKOM, Stellungnahme zur Umsetzung der Info-RL, 4f. 741 So im Ergebnis auch Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/516 und Linnenborn, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, K&R 8/2001, 394/394; Kröger, Informationsfreiheit und Urheberrecht, 56.
DANIEL GUTMAN c)
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DISSERTATION – 99
Schrankenregelung des privaten Gebrauchs nach Art. 5 II b) Info-RL
Die Schranke des privaten Gebrauchs nach Art. 5 II b) Info-RL unterscheidet nicht zwischen analogen und digitalen Vervielfältigungen und ist insofern unproblematisch auf alle beim Abruf relevanten Speichervorgänge anwendbar. Soweit der Abruf der Internetinhalte zu rein privaten Zwecken erfolgt, bleibt die bereits nach derzeit gültigem Recht vorhandene gesetzliche Erlaubnis weiterhin anwendbar. Eine umfassende Schrankenbestimmung für den eigenen Gebrauch sieht die Info-RL jedoch nicht vor, so dass unmittelbar und mittelbares beruflichen Zwecken nicht erfasst ist.
d)
Sonstige Schrankenregelungen des Art. 5 Info-RL
Mit der Einführungen von bisher in Österreich und Deutschland z.T. unbekannten Schranken iSd Art. 5 III Info-RL können sich im Einzelfall, jedoch pauschal nicht absehbar, durchaus Auswirkungen auf den digitalen Datenverkehr ergeben. Die Schrankensetzungsbefugnis des nationalen Gesetzgebers aus Art. 5 III o) beschränkt sich ausdrücklich auf den analogen Bereich und hat daher zumindest im digitalen Kontext des Internets keine Bedeutung.
3.
Auswirkung des EU-Rechts im Ergebnis
Im Ergebnis folgen aus den Neuerungen der Info-RL für den abrufenden privaten Nutzer sowie einige ausdrückliche qualifizierte Anwendungsbereiche, etwa den wissenschaftlichen Gebrauch, keine Änderungen. Die beim Abruf entstehenden Vervielfältigungen sind weiterhin durch konkludente Zustimmung oder durch die Schrankenregelungen gedeckt. Ob hierbei die Regelung über ephemere Zwischenspeicherungen oder den privaten Gebrauch angewendet wird ist unerheblich. Im beruflichen Umfeld und nicht ganz privaten Bereich hingegen kommt es auf eine Anwendbarkeit der Regelung des Art. 5 I Info-RL auf den Nutzer an, um endgültige Rechtssicherheit schaffen zu können. Der Einsatz von Caches der ISP in Proxy-Servern ist durch die Schranke des Art. 5 I Info-RL gedeckt. Soweit
darüber
hinaus
der
unwahrscheinliche742
Fall
einer
urheberrechtlich
relevanten
Vervielfältigungshandlung bei der Datenübertragung selbst erfolgt und dieser dem Vermittler zuzurechnen ist, wäre diese ebenfalls aufgrund der neuen Schrankenregelung des Art. 5 I Info-RL rechtmäßig.
742
S.o. D. III. 1. b) (3), Seite 84.
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DISSERTATION – 100
IV. DIGITALE NUTZUNG – DOWNLOAD, AUSDRUCK UND BILDSCHIRMDARSTELLUNG 1.
Aktuelle Rechtslage in Österreich und Deutschland²
Unter dem Begriff Download versteht man das gezielte Herunterladen von Dateien eines ServerRechners auf den eigenen Rechner, um diese dann auf der eigenen Festplatte abzuspeichern743. Im Gegensatz zu dem Aufrufen von Internetseiten, was letztendlich auch nur ein Abruf, d.h. Herunterladen von einzelnen Daten bedeutet, geht es dem Nutzer beim Downloading gerade darum, die entsprechende Datei auffindbar zur weiteren Verwendung abzuspeichern und nicht nur kurzfristig für den Augenblick der Ansehens im Internetbrowser zur Verfügung zu haben. Der Download von etwa Programmen, Grafiken oder Musikstücken mit anschließender Speicherung auf der Festplatte ist zweifelsfrei eine Vervielfältigung iSd Urheberrechts.744 Aber auch schon das Zwischenstadium der Speicherung in den verschiedenen Arbeitsspeichern des Servers745 und HostComputers746
sowie
Vervielfältigung dar.
etwaiger
Proxy-Server
stellt
jeweils
eine
urheberrechtliche
relevante
747
Auch beim gezielten Downloading, also der Nutzung des Internets als Distributionskanal ist das Verbreitungsrecht nicht anwendbar, da die Voraussetzung der Körperlichkeit nicht erfüllt wird. Somit ist
auch
der
zwingend
und
ausschließlich
an
das
Verbreitungsrecht
anknüpfende
Erschöpfungsgrundsatz nicht einschlägig.748 Der Ausdruck eines auf Papier oder ähnlichem körperlichen Material, d.h. die körperliche Festlegung des identischen Inhalts ist nahezu die typische vom Gesetzgeber bedachte Vervielfältigung und betrifft unproblematisch das Vervielfältigungsrecht des Urhebers.749 Die Wiedergabe auf dem Bildschirm selbst stellt keine relevante Verwertungshandlung dar, sofern dies nicht öffentlich erfolgt und die Regelungen über die öffentliche Wiedergabe eingreifen.750 Die Darstellung auf einem PC-Bildschirm ist insoweit mit dem Anzeigen auf einem TV-Gerät vergleichbar und lediglich rezeptorisch.751 Voraussetzung für das Anzeigen des digitalen Werkes auf dem Monitor ist allerdings wieder eine Reihe von Vervielfältigungen. Der anzuzeigende Inhalt muss von dem permanenten Speichermedium in den Arbeitsspeicher752 und von dort in den Videospeicher der Grafikkarte kopiert werden. Um eine auf der Festplatte abgelegte Bilddatei zu betrachten, sind zwei
743
Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 300. Fischer, Zur Zulässigkeit des Vertriebs traditioneller und elektronisierter Pressespiegel durch kommerzielle Anbieter, ZUM 1995, 117/120; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 301. 745 Schwarz, Urheberrecht und unkörperliche Verbreitung multimedialer Werke, GRUR 1996, 836/840. 746 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 301. 747 S.o. D. III. 2. a), a pagina 95. 748 Linnenborn, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, K&R 8/2001, 394/395. 749 Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 16, Rn. 17. 750 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 300. 751 BGH in GRUR 1991, 449/453. 752 Schricker – Loewenheim, Urheberrecht, § 16, Rn. 20; Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, 300. 744
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DISSERTATION – 101
urheberrechtlich relevante Vervielfältigungsvorgänge zwangsläufig notwendig. Auch die Regelungen der umgesetzten Computerprogrammrichtlinie erwähnen das Darstellen und Anzeigen im Zusammenhang mit dem ausschließlichen Vervielfältigungsrecht des Schöpfers. Somit betrifft das Anzeigen eines digitalen Inhalts auf dem Monitor indirekt auch das Vervielfältigungsrecht des Urhebers. Download, Bildschirmdarstellung und Ausdruck von urheberrechtlich geschützten Online-Inhalten sind ebenso wie der Abruf aus dem Internet selbst, von der konkludent erteilten einfachen Nutzungsbewilligung des Berechtigten sowie den Schrankenregelungen des privaten und eigenen Gebrauchs gedeckt.
2.
Vorgaben der EU und Ergebnis
Die Info-RL hat keine direkten Auswirkungen, i.B. die Schrankenregelung des Art. 5 II a) Info-RL, die Vervielfältigung auf Papier ist für den Computerausdruck nicht anwendbar, da ein solcher Ausdruck wohl nicht unter fotomechanisches Verfahren, also fotografischer oder vergleichbarer Kopiertechnik fällt.753
753
Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/518.
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V.
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DISSERTATION – 102
INTERNET INTERNATIONAL – HERKUNFTSLANDPRINZIP UND KOLLISIONSRECHT
Bedingt durch den Aufbau des Internets kann unabhängig vom eigenen Standort weltweit auf jeden an das Internet angeschlossenen Server zugegriffen werden. Aufgrund der oftmals unterschiedlichen Rechtsordnungen
der
potentiellen
Zielländer,
treten
zwangsläufig
Probleme
bei
der
Rechtsanwendbarkeit auf.
1.
Allgemeine Regelungen der E-Commerce-RL
Die E-Commerce-RL sieht in Art. 3 I zunächst als allgemeine Regel für alle Dienste der Informationsgesellschaft das Herkunftslandprinzip vor. In das nationale Recht fand dieses Prinzip Einzug als § 20 ECG und § 4 I, II TDG. Hiernach hat ein Diensteanbieter im Rahmen der Aufnahme und der Ausübung seiner Online-Tätigkeit754 die Rechtsordnungen zu befolgen, die der Staat seiner Niederlassung, also dem Zentrum seiner wirtschaftlichen Tätigkeit,755 vorschreibt.756 Werden diese nationalen Regelungen beachtet, dürfen andere EU-Mitgliedsstaaten dem Anbieter keine weiteren materiellrechtlichen Regeln auferlegen.757 Sinn und Zweck dieser Bestimmung ist vor allem, den Diensteanbieter
vor
Inanspruchnahme
aufgrund
national
unterschiedlicher
Werbe-
und
Wettbewerbsrechte zu bewahren.758 Gerade bei im Internet multinational agierenden Diensteanbietern würde die Überprüfung des Angebots und der einzelnen Handlungen auf die Rechtmäßigkeit im Sinne aller nationalen Rechtsordnungen der EU-Staaten einen unüberschaubaren Aufwand bedeuten. Das Herkunftslandprinzip ist nur auf Staaten der EU anwendbar,759 hat der Diensteanbieter seinen Sitz außerhalb der EU oder ist das Zielland nicht Mitgliedstaat, greift die Privilegierung des Herkunftslandprinzips nicht.760 Weiterhin ist das Herkunftslandprinzip nur für solche Anbieter relevant, die gemäß Art. 3 I iVm Art. 2 d) E-Commerce-RL auf unbestimmte Zeit eine Wirtschaftstätigkeit tatsächlich ausüben, betrifft demnach private nichtkommerzielle Anbieter nicht.
2.
Ausnahme für Urheberrecht
Auf den Bereich des Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte findet gemäß Art. 3 III iVm Anhang, 1. Spiegelstrich E-Commerce-RL bzw. § 21 Nr. 1 ECG, § 4 IV Nr. 6 TDG das
754
Ziff (21) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2000/31/EG (E-Commerce-RL) vom 08.06.2000. Ziff (19) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2000/31/EG (E-Commerce-RL) vom 08.06.2000. 756 Zankl, E-Commerce- und Internetrecht, 34 und 124. 757 Bröhl/Bender/Röder-Messell; Das neue E-Commerce-Recht, 29. 758 Zankl, E-Commerce- und Internetrecht, 34. 759 Zankl, E-Commerce- und Internetrecht, 25. 760 Ziff (58) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2000/31/EG (E-Commerce-RL) vom 08.06.2000.
755
DANIEL GUTMAN
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DISSERTATION – 103
Herkunftslandprinzip ebenfalls keine Anwendung. Grundüberlegungen der Ausnahmebestimmungen der Richtlinie sind, dass entweder die Sachverhalte ausdrücklich der Kontrolle durch das Bestimmungsland vorbehalten werden sollen, bereits anderweitig durch Gemeinschaftsrecht geregelt sind oder keine ausreichende Harmonisierung auf gleichwertigem Schutzniveau besteht.761 Im Bereich des Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte ging man bei dem Erlass der ECommerce-RL vor allem davon aus, dass zeitnah die Info-RL zu den speziellen Regelungen des Urheberrechts ergeht762 und dadurch zusammen mit den zahlreich bestehenden internationalen Abkommen763 ein ausreichend homogener Schutz besteht, der das Herkunftslandprinzip überflüssig macht.764 Das letztendlich doch stärkere zeitliche Auseinanderfallen der Umsetzungspflicht der Info-RL zum 22.12.2002 und der E-Commerce-RL zum 17.01.2002 ergab sich aus den langwierigen Einigungsbemühungen zu den Schrankenbestimmungen des Urheberrechts und der einhergehenden Verzögerung beim Erlass der Info-RL.
3.
Kollisionsregelung
Für das Urheberrecht ergibt sich somit weiterhin das Problem, welche nationale Rechtsordnung Anwendung findet, wenn – wie weitestgehend üblich – in einem Land urheberrechtliche Werke auf einem Server angeboten und in verschiedenen anderen Ländern abgerufen werden. Zwar ist in der RBÜ als bedeutendster Staatsvertrag zum Schutz der Urheberrechte auf internationaler Ebene festgelegt, dass ausländische Urheber in jedem Verbandsland dieselben Rechte erhalten sollen, wie Inländer, aber die unmittelbare kollisionsrechtliche Frage wurde indes nicht beantwortet.765 Bisher wurden hierzu verschiedene Lösungsansätze in der Literatur entwickelt. Den vertretenen Theorien liegt der Anspruch zugrunde, sowohl den Interessen der Urheber und Rechteinhaber nach einem möglichst umfassenden Schutz und den Interessen der Nutzer nach einer überschaubaren Rechtssicherheit nachzukommen und zum Ausgleich zu verhelfen. Die drei hauptsächlich verbreiteten Ansatzpunkte sind das Schutzlandprinzip, das Abruflandprinzip und das Ursprungslandprinzip.766
761
Bröhl/Bender/Röder-Messell; Das neue E-Commerce-Recht, 29f. Ziff (50) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2000/31/EG (E-Commerce-RL) vom 08.06.2000; Hoeller, Teledienstegesetz – Onlinepraxiskurzkommentar, § 4 TDG, http://teledienstegesetz.info/lese.asp?4, 6. 763 Erläuterungen zu § 21 ECG der Regierungsvorlage, 817 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXI. GP vom 19.11.2001, http://www.parlinkom.gv.at/pd/pm/XXI/I/texte/008/I00817_.html. 764 Erläuterungen zu § 4 IV Nr. 6 TDG des Gesetzentwurfs zum Elektronischer Geschäftsverkehr-Gesetz (EGG) vom 17.05.2001, BT-Drucksache14/6098, http://dip.bundestag.de/btd/14/060/1406098.pdf, Seite 19. 765 Ensthaler/Bosch/Völker, Handbuch Urheberrecht und Internet, 406. 766 Darüber hinaus existieren noch zahlreiche weitere Ansätze. Um den Umfang dieser Arbeit nicht mit diesem sehr umfangreichen Thema aus dem Bereich des IPR zu sprengen, soll hier nur ein sehr kurzer Überblick über die ausgewählten Schwerpunkte gegeben werden. Weiter ausführend und übersichtlich dargestellt: Ensthaler/Bosch/Völker, Handbuch Urheberrecht und Internet, 406-437. 762
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DISSERTATION – 104
Das Schutzlandprinzip besagt, dass immer das Recht des Landes anzuwenden ist, für dessen Gebiet Schutz begehrt wird.767 Ausgangspunkt ist hierbei das Territorialprinzip, wonach die Schutzwirkung des nationalen Urheberrechts auf das Territorium des schutzgewährenden Staates räumlich beschränkt und demnach Verwertungshandlungen, die im Ausland stattfinden, inländisches Urheberrecht nicht verletzen.768
In
der
Praxis
ist
demnach
zumeist
maßgeblich,
in
welchem
Land
die
Urheberrechtsverletzung stattgefunden hat. Gerade bei Internetnutzung ergibt sich dabei die Schwierigkeit, dass aufgrund der verschiedenen Speicher- und Zwischenspeichervorgängen der eigentliche Handlungsschwerpunkt nur schwer zu ermitteln ist und zum anderen vorab für die Frage der Anwendbarkeit die Prüfung des materiellen Rechts daraufhin erfolgen muss, ob überhaupt nach dieser nationalen Bestimmung eine Verletzungshandlung vorliegt. Die Anwendung des Schutzlandprinzips kann dazu führen, dass mehrere nationale Rechtsordnungen parallel betroffen sind.769 Das Abruflandprinzip vereinfacht dagegen und sieht das Recht des Staates für anwendbar, von dem aus das Werk angeboten wird, d.h. der Server steht.770 Das Problem dieses Ansatzes liegt in der Möglichkeit desjenigen, der ein Werk ohne Erlaubnis nutzen möchte, einfach und beliebig ein Staat mit geringer Urheberrechtsbestimmung auszuwählen und dort die Verwertungshandlung vorzunehmen, etwa ein Werk auf einem Server zum Abruf anzubieten. Folgt man dem Ursprungslandprinzip, ist ausschließlich das Urheberrecht des Landes heranzuziehen, in dem das Werk erstmalig veröffentlicht wurde oder bei unveröffentlichten Werken das Recht des Heimatstaates des Urhebers.771 Für den Nutzer würde dies jedoch bedeuten, dass er vor jedem Abruf eines Inhalt zunächst den Urheber ausfindig machen und anschließend das unter Umständen ausländische Recht auf Zulässigkeit seiner beabsichtigten Nutzungshandlung prüfen müsste. Gerade im Internet ist dies unmöglich. Keiner der theoretischen Ansätze hat bisher zu einer umfassend befriedigenden Lösung geführt.772 Letztendlich werden sich die Interessen der Urheber und Rechteinhaber, ein möglichst strenges Recht für anwendbar zu halten und die Bemühungen der Nutzer, einem Staat mit milder Rechtsordnung folgen zu wollen, bis zur Durchsetzung einer weltweiten Regelung, kaum vereinbaren und abschließend gerecht lösen lassen. Es wird zunächst weitere Umgehungsmöglichkeiten geben, um sich auf ein den jeweiligen Interessen entsprechendes mildes oder starkes nationales Urheberrecht berufen zu können.
767
BGH Urteil vom 2.10.1997 – I ZR 88/95 – in MMR 1998, 35/37; Ensthaler/Bosch/Völker, Handbuch Urheberrecht und Internet, 407. 768 Schricker – Katzenberger, Urheberrecht, Vor. §§ 120ff, Rn. 123 mwN. 769 Wiederhold, Urhebervertragsrechtliche Grenzen der Verwertung geschützter Werke im Internet, JurPC WebDok 29/1999, 15. 770 Ensthaler/Bosch/Völker, Handbuch Urheberrecht und Internet, 428. 771 Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, Rn. 900ff. 772 Ensthaler/Bosch/Völker, Handbuch Urheberrecht und Internet, 437.
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D. URHEBERRECHT U INTERNET - BERÜHRUNGSPUNKTE
DISSERTATION – 105
Derzeit neigt die Rechtsprechung und auch weitreichend die Literatur dazu, dem Schutzlandprinzip den Vorzug zu geben.773 Durch die früheren Harmonisierungsbemühungen der EU, den Umsetzungsverpflichtung der Info-RL zum Ende des Jahres 2002 und den hierdurch stark angenäherten Rechterahmen dürften sich jedoch viele kollisionsrechtliche Streitigkeiten in der Praxis zumindest für den größten Teil des europäischen Raums erübrigen.
773
BGH vom 2.10.1997 – I ZR 88/95 – in MMR 1998, 35/37; OGH vom 18.09.1990 – 4 Ob 139/90 in MR 1991, 112/112; Schricker – Katzenberger, Urheberrecht, Vor. §§ 120ff, Rn. 123; Ulmer, Urheber- und Verlagsrecht, 10ff; Laga, Internet im rechtsfreien Raum?, www.juridicum.at/forschung/laga/dissertation/diss-interna-2.html, 1, 3; Ensthaler/Bosch/Völker, Handbuch Urheberrecht und Internet, 407 mwN in Fn. 17, 18.
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E.
E. URHEBERRECHTSVERLETZUNGEN IM INTERNET
DISSERTATION – 106
URHEBERRECHTSVERLETZUNGEN IM INTERNET – EINE BESTANDSAUFNAHME
I.
ARTEN DES URHEBERRECHTLICHEN MISSBRAUCHS
Verletzungen der Urheberrechte im digitalen Umfeld und vor allem in und um das Medium Internet erfolgen in verschiedener Intensität auf diverse Arten. Als bedeutend anzusehen sind die populären und aus der allgemeinen Diskussion bekannten zahlreichen Verletzungen des Vervielfältigungsrechts durch Internetangebote und Tauschbörsen, die den Austausch und die Weitergabe von Musikstücken als Tonkunstwerke, Videos in Form von Filmkunstwerken, Grafiken und Software, zum Teil auch urheberrechtlich geschützten Sprachwerken ermöglichen. Es gibt hierbei den nicht auf Gewinnerzielung angelegten Bereich der „privaten Kleinkriminalität“774 und die mehr oder weniger professionell organisierten Personen und Gruppen, welche die Piraterie „gewerbsmäßig“ betreiben. Mit dem starken Wachstum der privaten und professionellen im WWW angebotenen Internetseiten nehmen allerdings auch die etwas weniger offensichtlichen Verletzungshandlungen zu. Bilder, Texte, Stadtplanausschnitte und viele weitere urheberrechtlich geschützte Inhalte werden aus fremden Internetseiten herauskopiert und in die eigene Internetpräsenz eingebaut775 oder für andere nicht genehmigte Zwecke in der Öffentlichkeit verwendet. „Früher waren Piraten nur auf den Weltmeeren anzutreffen, heute lauern sie digital und on-line in allen Erdteilen“.776
774
Mönkemöller, Moderne Freibeuter unter uns?, GRUR 2000, 663/665. Zietan, Das Ende des Foto-Film-Musik-Klauens, http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/ 0,1518,190354,00.html. 776 Herzog, Engagement für den Schutz kultureller Vielfalt, JurPC Web-Dok. 155/1998, Abs. 9.
775
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II.
E. URHEBERRECHTSVERLETZUNGEN IM INTERNET
DISSERTATION – 107
UMFANG DES MISSBRAUCHS
Die Musikindustrie beziffert die Einnahmeverluste durch die ausufernde und unkontrollierte Kopiertätigkeit mittels CD-Brenner auf 1 Mrd. Euro777 bis 3,5 Mrd. Euro778 pro Jahr. Welcher Anteil hierbei auf die legale Kopierlizenz des privaten Gebrauchs und welcher auf Raubkopien entfällt, mag schwer festzustellen sein, die Schätzungen für online-Piraterie von Musikwerken bewegen sich hier allein für Deutschland in Größenordnungen von ca. 740 Mio. Euro.779 In einer Online-Untersuchung der Deutschen Landesgruppe der IFPI wurden jedenfalls nachweislich mehr als 700.000 Websites mit illegalen Musikangeboten zum Abruf gezählt, wobei von einer beobachteten Probeseite über 75.000 Musiktitel innerhalb eines Monats konkret abgerufen wurden.780 Die derzeit populäre Piraterie im Internet dürfte somit, gerade im Musikbereich einen erheblichen Anteil ausmachen. Auch der weltweit gewerbsmäßige mit Piraterieprodukten erzielte Umsatz soll von 1991 bis 2001 bereits von 1,1 auf 4,2 Mrd. Euro gestiegen sein.781 Nach einer Schätzung der International Planning & Research Corporation im Auftrag der Business Software Alliance und der Software & Information Industry Association vom Mai 2000782 wurde im Jahr 1999 im Bereich Business Software783 weltweit durch Piraterie und Raubkopien Schäden in Höhe von über 12,1 Mrd. US-Dollar verursacht.784 Aufgrund des Dollar-Umrechnungskurses und der veränderten Preiskalkulation im Softwarebereich wurde der Gegenwert der Softwarepiraterie 2001 auf 10,97 Mrd. Dollar geschätzt.785 Alleine in Österreich und Deutschland betrug der geschätzte Schaden 1999 wie auch 2001 deutlich über 0,7 Mrd. Dollar, wobei die Piraterie in Österreich ab- und in Deutschland zugenommen hat. 786 Für Westeuropa wird 2001 von einem Schaden durch Raubkopien in Höhe von und 2,6 Mrd. US-Dollar ausgegangen.787 Die Quote der raubkopierten Business-Software lag dort 1999 laut Schätzungen bei 34% und ist 2001 auf 37% gestiegen,788 d.h. auf zwei lizenzierte Programme kommt mindestens ein unberechtigt vervielfältigtes. In Osteuropa beträgt die Pirateriequote sogar nahezu 70%.789
777
Poll, Anmerkung zum BGH-Urteil – I ZR 335/98 – v. 5.7.2001, CR 03/2002, 178/179. IFPI, Jahreswirtschaftsbericht 2001, http://www.ifpi.de/jb/2002/22-25.pdf, 23. 779 IFPI, Jahreswirtschaftsbericht 2001, http://www.ifpi.de/jb/2002/22-25.pdf, 22. 780 Schaefer, Hindernisse auf dem Weg zu einem legalen Online-Musikmarkt, http://www.sicherheit-iminternet.de/themes/print.phtml?ttid=39&tdid=437&page=0, 2. 781 IFPI, Jahreswirtschaftsbericht 2001, http://www.ifpi.de/jb/2002/56.pdf, 56. 782 IPRC, 1999 Global Software Piracy Report, www.bsa.org/usa/globallib/piracy/1999_piracy_stats.pdf. 783 Zu business software wurden 26 applications aus den professionellen Bereichen General Productivity (Datenbanken, Präsentationssoftware, Schreibprogramme, etc.), Professional (prof. Zeichenprogramme, Publishing, Abrechnungssysteme, Programmiersprachen, etc) und Utilities (Internet-Tools, Kalender, Systemprogramme, etc.) gezählt, IPRC, 1999 Global Software Piracy Report, 10f.. 784 IPRC, 1999 Global Software Piracy Report, 8. 785 IPRC, 2001 Global Software Piracy Study, 2. 786 IPRC, 2001 Global Software Piracy Report, 6. 787 IPRC, 2001 Global Software Piracy Report, 6. 788 IPRC, 2001 Global Software Piracy Report, 6. 789 IPRC, 2001 Global Software Piracy Report, 6.
778
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E. URHEBERRECHTSVERLETZUNGEN IM INTERNET
DISSERTATION – 108
Der Umfang des Missbrauchs bei der Verwendung von sonstigen urheberrechtlich geschützten Inhalten im Internet, etwa Bilder, Grafiken, Texte und Landkarten, lässt sich nur sehr schwer einschätzen. Umfangreiche Erhebungen und Statistiken liegen noch nicht vor. Nach Auskunft der deutschen GEKA GmbH – Gesellschaft für kartographische Abdruck- und elektronische Vervielfältigungsrechte790 werden alleine im relativ kleinen „kartographischen Bereich im deutschsprachigen Raum Online tausende von nachweislichen Urheberrechtsverletzungen begangen. Der Schaden beziffert sich in Millionenhöhe. Erste systematische Fahndungen mit üblichen InternetSuchmaschinen führten innerhalb von wenigen Wochen zu über dreitausend Verletzungen, aus denen sich entgangene Lizenzgebühren mit einem Gegenwert von sehr deutlich über einer Million Euro ergeben. Und dies ist erst der Anfang.“791
790
http://www.geka-online.de. Zit. nach Email an den Verfasser v. 16.05.2002 von Dr. Hans Biermann, geschäftsführender Gesellschafter der GEKA GmbH. 791
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E. URHEBERRECHTSVERLETZUNGEN IM INTERNET
DISSERTATION – 109
III. GRÜNDE FÜR HOHE VERLETZUNGSRISIKEN Im digitalen Bereich ist es jeder Privatperson möglich, sehr schnell792 Kopien in absolut gleichwertiger Qualität,793 s.g. „Klons“794 herzustellen. Die digitale Kopie ist bis auf den letzten Bit dem Original gleich, Unschärfen wie bei der analogen Kopie sind unbekannt. Die Anzahl der möglichen Kopien und wiederum der Kopien von den Kopien („master copy“ in „master quality“)795 sind derzeit nahezu unlimitiert.796 Die Kosten für die Kopie digitaler Werke liegen im marginalen Bereich.797 Riesige Datenmengen können auf Festplatten, CD-ROMs und anderen Speichermedien für wenige Cent abgespeichert werden, außer einem handelsüblichen PC sind keine technischen Anforderungen notwendig. Über das Internet können Werke in Sekunden weltweit verfügbar798 gemacht werden und zu jeder beliebigen Zeit von jedem Punkt an jeden anderen Punkt der Welt vervielfältigt werden.799 Und auch hier fallen nahezu keine zusätzlichen Kosten an.800 Nie war es so einfach und auch risikolos, urheberrechtlich geschützte Werke unerlaubt zu vervielfältigen und weiterzureichen, wie im Zeitalter des Internets. Das „Raubkopieren“ wird zum „Kinderspiel“.801 Im Internet bewegt man sich virtuell.802 Über weitestgehend anonyme Zugänge können falsche Identitäten und Verhaltensweisen angenommen und erprobt werden.803 Durch die Ausnutzung von „Rechtsoasen“804 oder einfach nur verschiedenen Rechtsordnungen und meist nur nationalen Kompetenzen der weltweit technisch verbundenen Länder, wird die Verfolgung und Ahndung von
792
Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/49; schon mit günstigen handelsüblichen 8fach CD-ROM-Writer lässt sich eine komplette Audio-CD in weniger als 10 Minuten kopieren. 793 Als Hauptgrund allgemein angeführt: Roßnagel, Weltweites Internet – globale Rechtsordnung, MMR 2/2002, 67/68; Kuhlen, Über die Möglichkeit eines informationsethischen Diskurses über geistiges Eigentum, Skript der Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin am 26.04.2002 zum Thema Digitales Urheberrecht, 33/36; Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 7. 794 Poll, Anmerkung zum BGH-Urteil – I ZR 335/98 – v. 5.7.2001, CR 03/2002, !78/179. 795 Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/49. 796 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 7. 797 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 7. 798 Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/49, spricht untechnisch von potenziell weltweiter Verbreitung. 799 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 7; Roßnagel, Weltweites Internet – globale Rechtsordnung, MMR 2/2002, 67/68. 800 Spindler, Urheberrecht und Tauschplattformen im Internet, JZ 2002, 60/60; Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 7. 801 Junker, Anwendbares Recht und internat. Zuständigkeiten bei Urheberrechtsverletzungen im Internet, 22. 802 Roßnagel, Weltweites Internet – globale Rechtsordnung, MMR 2/2002, 67/68. 803 Roßnagel, Weltweites Internet – globale Rechtsordnung, MMR 2/2002, 67/68. 804 Roßnagel, Weltweites Internet – globale Rechtsordnung, MMR 2/2002, 67/68.
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E. URHEBERRECHTSVERLETZUNGEN IM INTERNET
DISSERTATION – 110
Verletzungshandlungen darüber hinaus erschwert.805 Rechtliche Schritte gegen den asiatischen Anbieter von Raubkopien, die in Russland auf einem Server liegen und über zehn weitere Länder per afrikanischem Email-Anbieter übermittelt werden, zu unternehmen, wird kaum realisierbar sein. In dem nicht „professionellen Raubkopiebereich“ spielt die momentane Rechtsunsicherheit eine große Rolle. Das aktuelle Urheberrecht nimmt abgesehen von Software- und Datenbankbestimmungen nirgendwo ausdrücklich Bezug auf den digitalen Bereich. Gerade im Internet ist den meisten Nutzern die Rechtslage nur kaum oder unzureichend bekannt. Welche strafrechtlichen und zivilrechtlichen Konsequenzen das Herauskopieren von urheberrechtlichen Inhalten aus einer fremden Internetseite und die Einbindung in die eigene Seite oder eine sonstige nachfolgende Nutzung hat, ist nicht umfassend bekannt. Die „Message“ des Internets „alles ist frei“, hat sich in den Köpfen der Nutzer z.T. über die ansonsten allgemein anerkannten Rechtsgrundsätze gelegt.
805
So hat sich z.B. die Online-Videothek www.film88.com im Iran niedergelassen und bot von dort aufgestellten Servern internationale Filme kostenlos oder gegen Gebühren in Höhe eines Dollars zu Abruf an. Abgaben an die Rechteinhaber wurden nach eigenen Angaben nicht entrichtet, weil iranisches Recht dies nicht vorsah. Auf massiven Druck der US-amerikanischen Film-Lobby wurde im Juli 2002 zumindest vorübergehend Einstellung des Dienstes erwirkt.
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E. URHEBERRECHTSVERLETZUNGEN IM INTERNET
DISSERTATION – 111
IV. FOLGEN Die Folge des Missbrauchs ist zunächst das erhöhte wirtschaftliche Risiko für Schöpfer und Produzent. Durch die vielfache digitale und qualitativ gleichwertige Vervielfältigung über das Internet entfällt der Anreiz des Erwerbs eines Originals. Durch die Umlegung der Fixkosten auf geringere Stückzahlen der produzierten Originale erhöht sich der Preis, was wiederum zu einem geringeren Absatz führt. Das Risiko der Investoren erhöht sich.806 Die Erhöhung des wirtschaftlichen Risikos einer Werkproduktion wird zwangsläufig dazu führen, dass sich die dort tätige Industrie in den Investitionen einschränken807 oder nur noch auf bekannte und bewährte Schöpfer und Werke beschränken wird. Kleinere und neue Werke haben keine Chance in die Öffentlichkeit zu gelangen, das Ergebnis ist eine kulturelle Ödnis.808 Ebenso negativ wirken sich übermäßige Verletzungshandlungen hemmend bei der Entwicklung geistiger Werke aus. Der Anreiz für die Kreativen, Werke zu erschaffen, um diese dann auch wirtschaftlich zu verwerten und eventuell davon leben zu können, verringert sich ohne entsprechenden Schutz809 sich bis hin zur volkswirtschaftlich und kulturell gefürchteten Konsequenz stark sinkender Innovation.
806
Bosak, Urheberrechtliche Zulässigkeit privaten Downloadings von Musikdateien, CR 2001, 176/180; DäublerGmelin, Private Vervielfältigung unter dem Vorzeichen digitaler Technik, ZUM 1999, 769/773. 807 Kuhlen, Über die Möglichkeit eines informationsethischen Diskurses über geistiges Eigentum, Skript der Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin am 26.04.2002 zum Thema Digitales Urheberrecht, 33/34. 808 Bosak, Urheberrechtliche Zulässigkeit privaten Downloadings von Musikdateien, CR 2001, 176/180; DäublerGmelin, Private Vervielfältigung unter dem Vorzeichen digitaler Technik, ZUM 1999, 769/773 Mönkemöller, Moderne Freibeuter unter uns?, GRUR 2000, 663/669. 809 Deutscher Kulturrat, Urheber- und Leistungsschutzrecht in der Informationsgesellschaft, 1.
DANIEL GUTMAN
F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
F.
SCHUTZMÖGLICHKEITEN
I.
RECHTLICHE SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 112
Das Werk als geistiges Eigentum ist eine anerkannte Rechtsposition. Das Urheberrecht kennt sowohl zivilrechtliche als auch strafrechtliche Maßnahmen, die sich gegen eine Verletzung der absoluten Urheberpersönlichkeitsrechte und der ausschließlichen Verwertungsrechte richten.810
1.
Zivilrechtliche Ansprüche im deutsch-österreichischen Vergleich
Die zivilrechtlichen Sanktionen des Urheberrechts dienen der Abwehr bestehender und drohender Urheberrechtsverletzungen und der Wiedergutmachung des durch Verletzung erlittenen Schadens.811 Anspruchsinhaber ist grundsätzlich der Urheber.812 Nach der Einräumung ausschließlicher Werknutzungsrechte an einen Dritten ist diesem das Vorgehens gegen unbefugte Benutzung im eigenen Namen möglich.813 Neben den ausdrücklich im Urheberrechtsgesetz geregelten Ansprüchen kommen auch die allgemeinen zivilrechtlichen Vorschriften814 des ABGB bzw. BGB in Betracht.
a)
Unterlassungsansprüche
Eine drohende künftige fortgesetzte, erneute oder erstmalige Verletzung815 in einem urheberrechtlichen Ausschließlichkeitsrecht oder auch Urheberpersönlichkeitsrecht berechtigt zu einer Unterlassungsklage, § 81 öUrhG; § 97 I 2. Alt. dUrhG.816 Die Verletzungshandlung muss lediglich widerrechtlich, nicht jedoch verschuldet sein.817 Gut- oder Bösgläubigkeit ist ebenso unerheblich.818 Häufigster Anwendungsfall ist das Bestehen einer Wiederholungsgefahr nach bereits erfolgter Verletzung. Wiederholungsgefahr ist schon regelmäßig dann gegeben, wenn der Verletzer nicht darstellen kann, dass eine erneute Verletzung ausgeschlossen oder zumindest höchst unwahrscheinlich ist.819 Im Urheberrecht anerkannt ist auch eine vorbeugende Unterlassungsklage für den Fall, dass bisher noch kein Eingriff erfolgte, eine Verletzung aber den tatsächlichen Umständen nach unmittelbar
810
Ciresa, Urheberrecht aktuell, 193. Püschel, Urheberrecht, S 133. 812 Schricker – Wild, Urheberrecht, § 97, Rn. 27. 813 Ciresa, Urheberrecht aktuell, S 153; Schricker – Wild, Urheberrecht, § 97, Rn. 28. 814 Weinknecht/Bellinghausen, Multimedia-Recht, 133. 815 Ciresa, Urheberrecht aktuell, S 194. 816 Platena, Das Lichtbild im Urheberrecht, 209; Dillenz, Praxiskommentar, § 81, 224; Schricker – Wild, Urheberrecht, § 97, Rn. 2f. 817 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 58; Ciresa, Urheberrecht aktuell, S 194; Weinknecht/Bellinghausen, Multimedia-Recht, 135. 818 Platena, Das Lichtbild im Urheberrecht, 209. 819 Ciresa, Urheberrecht aktuell, 195. 811
DANIEL GUTMAN
F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 113
bevorsteht.820 Der Unterlassungsanspruch wird in Form der strafbewehrten Unterlasungserklärung durchgesetzt.821 Unterlassungsansprüche können auch zunächst als einstweilige Verfügungen geltend gemacht werden.822 Der Unterlassungsanspruch kann sich wie allgemein im Zivilrecht gegen jeden richten, dessen Verhalten conditio sine qua non, eingeschränkt durch den Grundsatz der adäquaten Kausalität, ursächlich für die Verletzung war.823 Nach § 101 I dUrhG kann der Verletzer bei verschuldensunabhängigen Verletzungshandlungen verlangen, dass die Ansprüche des Berechtigten gegen eine angemessene Zahlung in Geld abgewendet werden und der Verletzer in einen berechtigtes Nutzungsverhältnis eintritt.824 Dies ist nicht möglich, wenn es dem Berechtigten unzumutbar ist.825
b)
Beseitigungsansprüche
Besteht ein widerrechtlicher noch fortbestehender Zustand, der durch einen rechtswidrigen Eingriff verursacht wurde, kann der Berechtigte die Beseitigung verlangen, § 82 öUrhG, § 97 I 1. Alt.826 Der Beseitigungsanspruch ist verschuldensunabhängig.827 Der Anspruch kann nach Wahl des Verletzten in Form der Zustandsbeseitigung und bei körperlichen Vervielfältigungsstücken auch in Form der Vernichtung oder Überlassung an den Berechtigten gegen entsprechendes Entgelt erfolgen,828 § 82 I, II, V öUrhG, § 97 I 1. Alt. iVm § 98 I, II dUrhG. Höchstgrenze der Entschädigung sind hierbei die Herstellungskosten.829
Die
Verhältnismäßigkeit
ist
jeweils
zu
berücksichtigen.830
Ist
die
Zustandsbeseitigung auf andere, günstigere Weise als durch Vernichtung möglich, kann nur diese verlangt werden, § 82 IV öUrhG, § 98 III dUrhG. Die Beseitigung unrechtmäßiger digitaler Zustände erfolgt in Form der unwiderruflichen Löschung, eine Zerstörung der körperlichen Speichermedien kann nicht verlangt werden.831
820
Platena, Das Lichtbild im Urheberrecht, 210; Weinknecht/Bellinghausen, Multimedia-Recht, 135; Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 58. 821 Platena, Das Lichtbild im Urheberrecht, 210. 822 Püschel, Urheberrecht, 134; Ciresa, Urheberrecht aktuell, 195. 823 Bechtold, Der Schutz des Anbieters von Informationen, http://www.jura.uni-tuebingen.de/~sbes1/sem96/sem.html, 8. 824 Platena, Das Lichtbild im Urheberrecht, 211. 825 Weinknecht/Bellinghausen, Multimedia-Recht, 135. 826 Ciresa, Urheberrecht aktuell, S 196; Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 59; Weinknecht/Bellinghausen, Multimedia-Recht, 135. 827 Schricker – Wild, Urheberrecht, § 98/99, Rn. 1. 828 Weinknecht/Bellinghausen, Multimedia-Recht, 139. 829 Püschel, Urheberrecht, 135. 830 Dillenz, Praxiskommentar, § 82, 229; Ciresa, Urheberrecht aktuell, S 196. 831 Platena, Das Lichtbild im Urheberrecht, 217.
DANIEL GUTMAN
F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 114
Der Beseitigungsanspruch richtet sich nach österreichischem Recht grundsätzlich gegen den Eigentümer der beeinträchtigenden Sache, § 82 VI öUrhG832. Nach deutschem Recht ist ein Beseitigungsanspruch gegen den Störer, der adäquat kausal an der Herbeiführung der rechtswidrigen Beeinträchtigung mitgewirkt hat833 und ein Vernichtungsanspruch gegen den Eigentümer oder Besitzer nach § 98 I dUrhG möglich.834 Bei der Beseitigung digitaler widerrechtlicher Zustände richtet sich der Anspruch nach deutschem Recht unproblematisch gegen den Zustandsstörer. Das Festhalten an den materiellen Eigentums- bzw. Besitzzuständen im österreichischen Recht würde dazu führen, dass der Betreiber einer Internetseite, die auf einem angemieteten Teilspeicherplatz einer Server-Festplatte betrieben wird, nicht auf Beseitigung eines unrechtmäßigen Zustandes in Anspruch genommen werden kann, da der ServerRechner weder in seinem Besitz noch in seinem Eigentum steht. Im Ergebnis müssen jedoch auch Beseitigungsansprüche gegen diesen Betreiber, der quasi eigentümerähnliche Gewalt über den Speicherplatz hat, zulässig sein, da dieser am besten den unrechtmäßigen Zustand beseitigen kann. Der Beseitigungsanspruch richtet sich auch gegen Vorrichtungen, die ausschließlich oder nahezu ausschließlich zur widerrechtlichen Vervielfältigung bestimmt sind, § 82 II 4. Alt. öUrhG, § 98 dUrhG. Auch bei den Beseitigungsansprüchen ist § 101 dUrhG anwendbar, der verschuldensfreie Verletzer kann bei Inanspruchnahme die Umwandlung in ein Nutzungsverhältnis verlangen.835
c)
Schadensersatzansprüche
Bei schuldhafter, d.h. fahrlässiger oder vorsätzlicher836 Verletzung der urheberrechtlichen geschützten Rechte – Verwertungsrechte wie auch Persönlichkeitsrechte837 - kann der Verletzte von dem Verletzer Schadensersatz nach § 87 öUrhG, § 97 I 3. Alt. dUrhG fordern. Im Rahmen der Fahrlässigkeitsprüfung ist auf die im Verkehr erforderliche Sorgfalt abzustellen, wobei die Anforderungen sehr hoch angesetzt werden.838
Insbesondere
ist
die
Notwendigkeit
der
Ausschöpfung
der
möglichen
Prüfungsmöglichkeiten839 und die Unterrichtung über einschlägige Rechtsfragen anerkannt.840 Der
Schadensersatzanspruch
besteht
aufgrund
der
weitestgehenden
Unmöglichkeit
der
Naturalrestitution zumeist aus einer Entschädigung in Geld841 und berechnet sich nach der
832
Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 59. Haberstumpf, Handbuch des Urheberrechts, Rn. 365. 834 Schricker – Wild, Urheberrecht, §§ 98/99, Rn. 4. 835 S.o. F. I. 1. a), on page 112. 836 Weinknecht/Bellinghausen, Multimedia-Recht, 137. 837 Ciresa, Urheberrecht aktuell, 201. 838 Platena, Das Lichtbild im Urheberrecht, 213. 839 Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 97, Rn. 33; BGH in GRUR 1960, 606/606. 840 BGH in GRUR 1960, 340/340; Püschel, Urheberrecht, 137; Fromm/Nordemann – Nordemann, Urheberrecht, § 97, Rn. 34. 841 Schricker – Wild, Urheberrecht, § 97, Rn. 56. 833
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 115
Differenztheorie in Höhe des erlittenen Vermögensschadens.842 Ausdrücklich ist auch die Forderung des dem Verletzten durch die Verletzungshandlung entgangenem Gewinn zulässig, § 87 I öUrhG, § 97 I 2 dUrhG. Bei der Schadensberechnung kann nach deutschem Recht zur Vereinfachung in Lizenzanalogie der Wert einer üblichen Nutzungsvereinbarung herangezogen werden.843 Nach § 87 III öUrhG wird in Österreich bei der Berechnung dieser in Lizenzanalogie bestimmten Höhe das doppelte des nach § 86 öUrhG zustehenden angemessenen Entgelts pauschalisiert herangezogen.844 Die hier inbegriffene strafende Genugtuungskomponente enthält das deutsche Recht mit Ausnahme der Bestimmungen des § 54f III dUrhG, wonach ein Verstoß gegen die Meldungspflicht von GEMApflichtigen Veranstaltungen mit dem doppelten Schadensersatzanspruch geahndet wird,845 grundsätzlich nicht.846 Weiterhin kann der Verletzte nach § 97 I 2 dUrhG grundsätzlich und nach § 87 IV öUrhG in einigen aufgezählten Fällen, die Herausgabe des mittels Verletzung erzielten Reingewinns verlangen.847 Nach deutschem Recht besteht zwischen dem Schadensersatzanspruch und dem Anspruch auf Gewinnherausgabe
ein
ausschließliches
Wahlrecht848.
Nach
§
87
V
öUrhG
ist
ein
Schadensersatzanspruch nur möglich, soweit dieser die begehrte Herausgabe des Gewinns oder die Verlangung des Entgelts übersteigt.849 Nach § 87 II öUrhG, § 97 II dUrhG kann außerdem der Ersatz des ideellen Schadens gefordert werden. Der Anspruchsumfang hängt von der schwere des Eingriffs ab, die Rechtsprechung ist jedoch regelmäßig zurückhaltend.850
d)
Anspruch auf verschuldensunabhängiges Entgelt
Das österreichische Urheberrecht kennt in einigen genau aufgezählten Fällen anders als das deutsche Urheberrecht auch bei verschuldensunabhängiger Verletzungshandlung einen Anspruch auf angemessenes Entgelt, § 86 öUrhG.851 Die Entgelthöhe wird in Lizenzanalogie bestimmt.852
842
Ciresa, Urheberrecht aktuell, 201. Für viele: BGH, DB 2000, 1173/1173; Schricker – Wild, Urheberrecht, § 97, Rn. 56. 844 Walter, Schutz von Computerprogrammen, http://fgr.wu-wien.ac.at/INSTITUT/PR/Radl/Walter.pdf, 39; Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 61. 845 Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/40. 846 Platena, Das Lichtbild im Urheberrecht, 215. 847 Ciresa, Urheberrecht aktuell, 202f. 848 Weinknecht/Bellinghausen, Multimedia-Recht, 137. 849 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 60. 850 BGH in GRUR 1971, 525; Platena, Das Lichtbild im Urheberrecht, 215. 851 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 60. 852 Ciresa, Urheberrecht aktuell, S 200.
843
DANIEL GUTMAN e)
F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 116
Anspruch auf Auskunft und Rechnungslegung
Der Verletzer hat nach § 87a öUrhG, § 97 I 2, 2. Alt dUrhG auf Verlangen des Berechtigten über den mit der Verletzungshandlung erzielten Gewinn Rechnung zu legen und soweit die Verletzungshandlung in einer Verbreitung bzw. nach deutschem Recht zusätzlich auch Herstellung zur Verbreitung besteht, umfassend Auskunft über Dritte zu geben,853 § 87b öUrhG; § 101a dUrhG.
f)
Urteilsveröffentlichung
Der obsiegende Berechtigte kann verlangen, auf Kosten des Verletzers das ergangene Urteil veröffentlichen zu lassen, soweit ein berechtigtes Interesse hieran besteht, § 85 öUrhG, § 103 dUrhG. Das gleiche Recht steht dem Beklagten zu, wenn sich im Prozess herausstellt, dass keine Verletzung vorliegt.854 Im österreichischen Recht ist dies nur bei Klagen auf Unterlassung, Beseitigung und Feststellung des Bestehens bzw. Nichtbestehens eines Ausschließungsrechts oder der Urheberschaft möglich.855 Das deutsche Recht ist weitreichender und lässt einen Veröffentlichungsanspruch bei allen aufgrund des Urheberrechtsgesetzes geführten Klagen zu.856
g)
Sonstige Regelungen
In § 88 öUrhG, § 100 dUrhG ist die Haftung des Unternehmensinhabers für den Fall normiert, bei dem der Eingriff im Betrieb des Unternehmens von einem Bediensteten oder Beauftragten begangen wurde. Nach § 100 dUrhG steht nach deutschem Recht dem Verletzten auch die Möglichkeit zu, die gegenüber dem Verletzer bestehenden Ansprüche mit Ausnahme des Schadensersatzes ebenso gegen den Unternehmensinhaber geltend zu machen.857 Das österreichische Recht sieht gemäß § 88 I öUrhG einen Anspruch auf Zahlung eines Entgeltes nach § 86 öUrhG, gemäß § 81 I 2 öUrhG einen Unterlassungsanspruch und soweit der Unternehmensinhaber Kenntnis hatte oder hätte haben müssen auch einen Schadensersatzanspruch und eine Pflicht zur Gewinnherausgabe vor, § 88 II öUrhG.858 In § 89 öUrhG hat der österreichische Gesetzgeber eine Haftung zu ungeteilter Hand normiert, wenn der Anspruch gegen mehrere Personen begründet ist. Im deutschen Recht führt die Heranziehung des
853
Püschel, Urheberrecht, 139. Platena, Das Lichtbild im Urheberrecht, 218; Ciresa, Urheberrecht aktuell, S 198. 855 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 59f. 856 Püschel, Urheberrecht, 136. 857 Püschel, Urheberrecht, 136. 858 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, 61. 854
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 117
anwendbaren § 830 I BGB zumindest zu einer gesamtschuldnerischen Haftung soweit die Beteiligten in Mittäterschaft handelten.859 Auch im Urheberrechtsgesetz nicht explizit aufgeführte Handlungen können unter anderen rechtlichen Gesichtpunkten eventuell als Teilnahme an Urheberrechtsverletzungen gewertet werden860 und rechtliche Konsequenzen auslösen.
2.
Strafrechtliche Konsequenzen
Im Gegensatz zu den zivilrechtlichen Ansprüchen ist eine Analogie im Strafrecht ausgeschlossen861, die strafrechtlichen Konsequenzen des Urheberrechts sind abschließend, soweit nicht einschlägige Normen aus anderen Gesetzen, etwa dem StGB in Betracht kommen. § 106 dUrhG sieht strafrechtliche Konsequenzen für Verwertungshandlung vor, die ohne Einwilligung des Berechtigten vorgenommen oder durch gesetzliche Schranken für zulässig erklärte wurden.862 Der Strafrahmen beträgt bis zu drei Jahre oder Geldstrafe, für die gewerbsmäßige Verwertung bis zu fünf Jahre oder Geldstrafe, § 108a dUrhG. Nach österreichischem Urheberrecht wird ein widerrechtlicher Eingriff in die Verwertungsrechte des Urhebers nach § 91 I öUrhG mit bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen deutlich geringer bestraft als im deutschen Recht. Ferner sieht § 91 I öUrhG eine Strafbefreiung vor, wenn der Eingriff in Form einer an sich unerlaubten Vervielfältigung oder des Festhaltens eines Vortrages oder einer Aufführung zum jeweils eigenen Gebrauch oder unentgeltlich auf Bestellung zum eigenen Gebrauch eines Dritten erfolgte.863 Bei gewerbsmäßiger Begehung beträgt der Strafrahmen bis zu zwei Jahre, § 91 IIa öUrhG. Eine Geldstrafe ist dann nicht vorgesehen. Das Österreichische Recht stellt in § 91 II öUrhG das Nichverhindern eines Eingriffs von einem Bediensteten oder Beauftragten innerhalb eines Betriebes durch den Leiter eines Unternehmens dem Eingriff strafrechtlich gleich. Im Bereich der bildenden Künste schützt § 107 dUrhG auch strafrechtlich vor der unzulässigen Anbringung
von
Urheberbezeichnungen.
Urheberpersönlichkeitsrechte
außerhalb
der
Verwertungsrechte werden ansonsten weder nach österreichischem noch nach deutschem Recht geschützt.
859
Fromm/Nordemann – Nordemann, § 97, Rn. 16. Schricker – von Ungern-Sternberg, Urheberrecht, § 15, Rn. 11. 861 Weinknecht/Bellinghausen, Multimedia-Recht, 142. 862 Weinknecht/Bellinghausen, Multimedia-Recht, 141. 863 Dillenz, Praxiskommentar, § 91, 246. 860
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 118
§ 110 dUrhG regelt die Einziehung von Gegenständen, auf die sich die begangene Straftat bezieht, §§ 92, 93 öUrhG sieht eine Beschlagnahmung und Unbrauchbarmachung oder Vernichtung dieser Gegenstände vor. Umfasst sind hiervon Tatwerkzeuge und Tatergebnisse. Strafrechtliche Maßnahmen setzen in beiden Rechtsordnungen ein vorsätzliches Handeln voraus, § 7 I öStGB, § 15 dStGB. Nach deutschem Recht ist gemäß § 106 II dUrhG schon der Versuch der unerlaubten Verwertung strafbar.
3.
Vorgaben der EU
Abgesehen von dem Rechtsschutz, der im Zusammenhang mit den technischen Schutzmöglichkeiten steht und weiter unten864 behandelt wird, ist in Art. 8 III Info-RL eine Störerhaftung für ISP und sonstige Vermittler vorgesehen. Die Vermittler sollen, soweit sie dazu in der Lage sind, verpflichtet werden können, etwaigen Rechtsverstößen ein Ende zu setzen.865 Mit dieser Regelung wird eine eventuelle Schutzlücke geschlossen,866 die dadurch entsteht, dass Vermittler selbst gar keine urheberrechtlich relevanten Handlungen vornehmen867 oder aber durch die Schranke des Art. 5 I a) Info-RL freigezeichnet werden.868 Weitere Neuerungen bezüglich des rechtlichen Schutzes geistigen Eigentums gibt die Info-RL nicht vor.
864
S.u. F. III. Seite, Seite 127. Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/323. 866 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/838. 867 S.o. D. III. 1. b) (3), Seite 84. 868 Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/46; Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/323. 865
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
II.
TECHNISCHE SCHUTZMÖGLICHKEITEN
1.
Grundgedanke und Ziel der Entwicklung
DISSERTATION – 119
„The answer to the machine is in the machine.“869 Das Verhindern des Missbrauchs der modernen digitalen Möglichkeiten ist oftmals nicht nur allein durch rechtliche Sanktionen möglich, sondern es bedarf entsprechender technischer Einrichtungen zur Realisierung effektiven Schutzes.870 Dieser technische Schutz wird als wesentliches Element der „digitalen Agenda“ des Urheberrechts871 in den Verträgen der WCT und WPPT sowie der EU-Info-RL angesehen. Die dahingehenden technischen Schutzmöglichkeiten werden zusammenfassend als Digital Right Management Systems (DRM)872 oder auch Electronic Copyright Management Systems (ECMS) bezeichnet und können verschiedene Komponenten beinhalten, mit denen Rechte im digitalen Umfeld technisch identifiziert, organisiert, beschränkt und durchgesetzt werden sollen.873 Weitere Funktion dieser technischen Einrichtungen ist die Ermöglichung nutzungsabhängiger Individualabrechnungen,874 um von den pauschalen und zum Teil „ungerechten“ Vergütungen875 wie etwa der Geräte- und Trägerabgabe abkommen zu können.
2.
Darstellung der derzeitig vorhandenen technischen Lösungsansätze und DRM-Produkte
Moderne
Digital-Right-Management-Software-Lösungen
sehen
sowohl
die
Möglichkeit
der
Durchsetzung von Beschränkungen als auch der Überwachung von Werknutzungen vor.876 Eine Kategorie der in DRM-Systemen oftmals enthaltenen Komponenten beeinflusst regelmäßig die Kopierfähigkeit des geschützten Objekts. Diese technischen Maßnahmen werden daher auch anticopying-devices genannt.877 Andere technische Maßnahmen beschränken den Zugang und den Nutzungsumfang.878 Hierneben sind auch technische Systeme in der Entwicklung, die zwar nicht den Zugang oder die Verwertung an sich schützen, aber eine automatische oder manuelle Identifizierung
869
Clark, The Answer to the machine is in the machine, in Hugenholtz, The Future of Copyright in a digital Environment, 139. 870 Gibson, WIPO Internet Copyrigth Treaties Coming Into Force, Cri 2002, 25/25; Kühne, Schutz vor multimedialem Raubbau, 1. 871 Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/47. 872 Krempl, Napster & Co. Kopierschutz vs. Nutzerfreundlichkeit, http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/musik/11694/1.html, 1. 873 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 3. 874 Forum der Rechteinhaber, Stellungnahme zur Umsetzung der EU-Info-Richtlinie, 3; Bechtold, Multimedia und Urheberrecht, GRUR 1998, 18/19. 875 Kuhlen, Über die Möglichkeit eines informationsethischen Diskurses über geistiges Eigentum, Skript der Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin am 26.04.2002 zum Thema Digitales Urheberrecht, 33/35. 876 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 3. 877 Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/520. 878 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 10.
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 120
und Beschreibung von Werken, geschützten Leistungen, Rechteinhabern879 und Nutzungsumfang ermöglichen.880 Noch
komplexer
werden
die
DRM
Systeme
mit
der
Einbindung
von
individuellen
Abrechnungsfunktionen. Es gibt hierbei den Lösungsansatz einer einmaligen Abrechnung auf dem Weg des Werkes vom Anbieter zum Nutzer sowie die Einbindung einer Abrechnungsfunktion in das Werk bzw. in die Umgebungsplattform (Software, Hardware) des Werkes, mit deren Hilfe präzise jede einzelne und spätere Nutzungshandlung abgerechnet werden kann.881 Realisiert werden soll die Abrechnung, also Einzelllizensierung über vertrauenswürdige drittseitige Instanzen,882 so genannte Clearing-Stellen883 bzw. Trust-Center884.
a)
Einzelne technische Ansätze
Die DRM-Systeme beruhen im wesentlichen auf drei Grundprinzipien: Markierungen durch digitale Wasserzeichen, Zugriffshinderungen mittels Verschlüsselung sowie hardwarespezifische Ansätze.
(1)
Digitale Wasserzeichen
Digitale Wasserzeichen sind in dem Inhalt für den Nutzer versteckte nicht wahrnehmbare885 und den Gebrauch des Werkes zunächst nicht beeinträchtigende886 und im Idealfall auch nicht veränder- oder entfernbare887 Markierungen. Allein der Rechteinhaber kann durch Vergleich mit dem Original diese Markierungen erkennen.888 Sie erlauben zunächst, die vervielfältigten Objekte mittels automatisierter Suchmaschinen im Internet aufzuspüren,889 die Urheberschaft darzulegen,890 illegale Kopien zu identifizieren,891 aber auch bei entsprechend nutzerseitig installierten Software- oder Hardwarelösung,
879
Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 127. Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 10. 881 Ablauf eines DRM mit einmaliger Abrechnung über eine Clearing Stelle, siehe Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 11. 882 Kühne, Schutz vor multimedialem Raubbau, 3. 883 Eine Vorstufe solcher Clearing-Stellen ist etwa die derzeit im Zusammenschluss befindliche deutsche CMMV (Clearingstelle Multimedia für Verwertungsgesellschaften), siehe auch zur Funktion ausführlicher Deutscher Kulturrat, Urheber- und Leistungsschutzrecht in der Informationsgesellschaft, 6 sowie http://www.cmmv.de. 884 Kühne, Schutz vor multimedialem Raubbau, 3. 885 Bechtold, Der Schutz des Anbieters von Informationen, http://www.jura.uni-tuebingen.de/~sbes1/sem96/sem.html, 21. 886 Ausführliche technische Darstellung von Wasserzeichen in: Biehl/Thielscher, Copyright-Schutz digitaler Daten/Kognitive Robotik, 10ff. 887 Ausführlicher: Bechtold, Multimedia und Urheberrecht, GRUR 1998, 18/20. 888 Biehl/Thielscher, Copyright-Schutz digitaler Daten/Kognitive Robotik, 9. 889 So etwa das zum Wasserzeichensystem DigiMarc’s gehörende Suchprogramm MarcSpider, s.a. http://www.digimarc.com und Kühne, Schutz vor multimedialem Raubbau, 2; Bechtold, Der Schutz des Anbieters von Informationen, http://www.jura.uni-tuebingen.de/~s-bes1/sem96/sem.html, 21. 890 Linnenborn, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, K&R 8/2001, 394/399. 891 Biehl/Thielscher, Copyright-Schutz digitaler Daten/Kognitive Robotik, 9.
880
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 121
gezielte Beschränkungen durchzusetzen.892 So kann in das ausgelieferte Werkexemplar ein auf das Abspielgerät zugeschnittener Code eingefügt werden, der die Benutzung nur auf einem bestimmten identifizierten Exemplar von Abspielgerät zulässt.893
(2)
Verschlüsselung
Die Verschlüsselung (Kryptographie) und Passwort-Sicherung von Daten ist der einfachste Weg, diese vor Zugriffen von nicht autorisierten Nutzern zu schützen. Die Daten werden mithilfe mathematischer Algorithmen so kodiert, dass ein Zugriff auf das ganze Werk oder auch Teilstücke ohne den entsprechenden
Entschlüsselungscode
nicht
möglich
ist.894
Populärster
Einsatz
dieses
Verschlüsselungsverfahrens ist das Pay-TV,895 etwa der Premiere-Decoder. Das Problem bei der einfachen Verschlüsselung ist jedoch, dass relativ einfach von den berechtigten Nutzern die Passwörter weitergegeben werden können und damit ein umfangreicher Kreis nicht autorisierter Nutzer Zugriff erlangen. Sicherer ist hier das System des asymmetrischen „Public-Private Key“896. Vom Rechteinhaber wird das Werk mittels Public Key individuell für den Adressaten verschlüsselt, und kann dann auch nur von diesem Nutzer mittels seinem Private Key entschlüsselt und genutzt werden.897
(3)
Dongle/Hardwarelösung
Dongles sind Hardwarestecker, die an eine Schnittstelle des Computers angesteckt werden und einen Chip mit Informationen oder auch Programmteilen enthalten. Während der Ausführung der Software wird laufend auf den Dongle zugegriffen, ist er nicht am System angeschlossen, wird das Programm unterbrochen oder einige Funktionen ausgesetzt.898 Entgegen einer Software Schutzlösung kann der Hardware Dongle nicht einfach vervielfältigt werden.899 Ein Hardware-Schutz eignet sich jedoch eher für Software und ist schlecht für eine Vielzahl von Inhalten im Internet einsetzbar. Weiterhin haben sich auch Dongles als umgehbar bzw. crackbar erwiesen und außerdem oftmals zu Komplikationen
892
Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 3. Z.B. auf eBook-Geräte individuell zugeschnitten oder bei DVD-Playern mittels s.g. „wobble“-Kontrolle generell eingebaut, siehe Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 19.. 894 Bechtold, Multimedia und Urheberrecht, GRUR 1998, 18/20; Wand, Technische Schutzmaßnahmen, 11. 895 Wand, Technische Schutzmaßnahmen, 12f. 896 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 10f, für ausführliche technische Informationen zu Verschlüsselungsverfahren siehe: Biehl/Thielscher, Copyright-Schutz digitaler Daten/Kognitive Robotik, 16ff; oftmals wird für die Verschlüsselung der hochwertige RSA-Algorithmus (benannt nach den Erfindern Rivest, Shamir, Adleman) verwendet; ein bekanntes Public-Private Key System ist z.B. Pretty Good Privacy, siehe http://www.pgp.com. 897 Laga, Internet im rechtsfreien Raum?, www.juridicum.at/forschung/laga/dissertation/diss-wie-2.html, 1. 898 Wand, Technische Schutzmaßnahmen, 17. 899 Wand, Technische Schutzmaßnahmen, 17.
893
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 122
geführt.900 Ein weiterer Hardware-Schutzansatz ist das physische Zerstören eines kleinen Teilstücks des Originaldatenträgers, etwa einem Sektor auf einer CD. Möchte der Nutzer nun diese CD vervielfältigen, versucht das Kopierprogramm den gesamten Inhalt auszulesen. Bei dem Versuch, den kaputten Sektor zu entziffern, führt dies zu einem Abbruch. Das Originalprogramm, spart den kaputten, genau definierten Sektor jedoch aus.901 Moderne Kopierprogramme sind jedoch mittlerweile in der Lage, solche Fehler beim Kopieren zu bemerken und zu ignorieren. Von einem effektiven Schutzansatz kann somit nicht mehr gesprochen werden.
b)
DRM Systeme
Aufgrund der stetig wachsenden Bedeutung des Internets und dem einhergehend wachsenden Bedarf an Sicherheitslösungen haben eine Vielzahl von großen und kleinen Unternehmen mittlerweile entsprechende Produkte auf den Markt gebracht. Nachfolgend soll eine beispielhafte, keinesfalls auch nur im Ansatz vollständige Übersicht aufgezeigt werden:
(1)
SDMI
Secure Digital Music Initiative (SDMI ) ist ein Zusammenschluss von mehr als 180 Unternehmen und Organisationen aus den Bereichen Informationstechnologie, Consumer Electronic, Sicherheitssysteme, Internet Service Provider und Musikproduktion.902 Ziel ist es, einen gemeinsamen offenen Technologiestandard zu entwickeln, der sich mit dem Schutz vor Piraterie bei der Sicherung der Urheberrechte beim Abspielen, Speichern und Distributieren von digitalen Musikstücken befasst.903 Unter Zuhilfenahme der Technik digitaler Wasserzeichen und anderen Sicherheitskomponenten soll ein System eingeführt werden, dass im Zusammenspiel mit entsprechend modifizierten Abspielgeräten unter anderem das Abspielen von aus dem Internet bezogenen Musikstücken verhindert.904
(2)
DAS
Microsoft Digital Asset Server905 beschäftigt sich mit elektronischem Publizieren, s.g. eBooks. Das DAS-System funktioniert als Schnittstelle zwischen Autor bzw. Distributor und Nutzer. Der vom Nutzer abgerufene Inhalt wird von der Schnittstelle exakt mit den vom Rechteinhaber individuell
900
Wand, Technische Schutzmaßnahmen, 17. Ritzinger, Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, http://opossum.rat.at/~aargon/urhre/urhre20010516.printversion-bw-2page.pdf, 63. 902 http://www.sdmi.org. 903 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 19. 904 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 19. 905 http://www.microsoft.com/reader/das/default.htm. 901
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 123
bestimmten Verwertungshandlungsbeschränkungen versehen und an den Abrufenden ausgeliefert.906 Der Nutzer kann nun mit der entsprechenden Microsoft Lesesoftware das bezogene Werk in dem vorgegeben Rahmen nutzen.
(3)
EMMS
IBM Electronic Media Management System907 ist ein in der Praxis vielseits bewährtes und umfassendes e-commerce Software-Paket, das mit Hilfe von fünf Softwareprodukten die komplette technische Plattform für den Handel und die Auslieferung von audio- und videovisuellen digitalen Mediaprodukten bietet. So ist z.B. das WatermarkingTool enthalten, dass mit Hilfe digitaler Wasserzeichen Bilder signiert.908 Mithilfe der enthaltenen Tools und Sicherheitslösungen können Inhalte über verschiedene digitale Übertragungsysteme bezogen werden.909
(4)
InterTrust
InterTrust910 ist ein DRM-System, das Anbietern von Informationen für den vielseitigen Einsatz im Internet zur Verfügung steht.911 Hauptelement des Systems ist ein zentraler InterRight Point auf dem PC oder sonstigen Abspielgeräten, der in Form einer Sicherheitsdatenbank die Identität, die Zugriffsrechte, die Transaktionen und das vom Nutzer bestimmte Budget verwaltet.912 Die Rechteinhaber können ihre Inhalte verschlüsselt in so genannten Digiboxes anbieten. Nur wenn der Status des auf dem Nutzergerät vorhandenen InterRight Point den in der Digibox vorgegebenen Anforderungen genügt, wird der Zugriff auf den Inhalt ermöglicht. Die Rechteinhaber können hier beliebige Regelungen und Einschränkungen bzgl. Öffnen, Ausdrucken und Kopieren vorgeben und Abrechnugsmodalitäten durchsetzen.913
(5)
Liquid Audio
Liquid Audio914 ist ein Rechtemanagementsystem für den Musik- und Audiobereich und besteht aus einer Player- und einer Serversoftware. Durch das Versehen der Audiodatei mit einem nicht hörbaren
906
Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 20. http://www.ibm.com/software/is/emms/. 908 Kühne, Schutz vor multimedialem Raubbau, 1. 909 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 20. 910 http://www.intertrust.com. 911 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 20. 912 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 20. 913 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 20. 914 http://www.liquidaudio.com. 907
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 124
digitalen Wasserzeichen können die Dateien zum einen im Internet aufgefunden und zum anderen auf die Abspielsoftware eines bestimmten Nutzers codiert werden, so dass nur diesem Nutzer das Abspielen möglich wird.915 Die Nutzungsrechte können dabei umfassend vom Rechteinhaber festgelegt werden – Abspielen, Kopieren, auf CD-Rom speichern.916 Liquid Audio ist im Musikbereich stark engagiert und arbeitet bereits mit 66 Musikverlagen zusammen.917
(6)
ContentGuard
ContentGuard918 ist ein Gemeinschaftsprojekt von Xerox und Microsoft und ermöglicht Rechteinhabern, ihre Inhalte mit einer Hülle zu umgeben, bei der sie die Rechte und Modalitäten der Nutzung festlegen können.919 Kernstück des Systems ist eine eigene Sprache, die XrML (eXtensible rights mark-up language), die den Rechteinhabern erlaubt, einfach und umfassend Benutzungsparameter für den Nutzer vorzugeben.920
(7)
Info2Clear
Info2Clear921 ist auf die Zeitungsindustrie zugeschnitten und ermöglicht den Abruf von digitalen Zeitungsartikeln. Beim Abruf wird der Inhalt mit einem nicht entfernbaren verschlüsselten Sicherheitssiegel versehen, der die Suche und Identifiezierung bei unerlaubter weiterer Verwendung des Inhalts im Internet erleichtert.922
(8)
FileOpen
FileOpen923 ist als Plug-In für Adobe Acrobat924 erhältlich und stellt umfangreiche zusätzliche Sicherheitsfunktionen für Dateien im PDF-Format925 zur Verfügung. Im Gegensatz zu den standardmäßig in Adobe Arcobat vorgesehenen Sicherheitsbeschränkungen verwendet FileOpen keine Verschlüsselung mit offensichtlichem Passwort, das weitergegeben werden kann, sondern verpackt die
915
Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 21. Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 21. 917 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 21. 918 http://www.contentguard.com. 919 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 21. 920 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 10. 921 http://www.info2clear.com. 922 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 22. 923 http://www.fileopen.com. 924 http://www.adobe.de bzw. www.adobe.com. 925 PDF – Portable Document Format, Produkt von Adobe. 916
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DISSERTATION – 125
distribuierten Dokumente zusammen mit einem Client-Programm in eine Datei. Beim Starten der Datei installiert sich die Zugriffserlaubnis unsichtbar in die System-Registry des PC. Eine Weitergabe der Dateien ist nicht mehr möglich. Als weitere Schutzmöglichkeit kann in die übermittelte Datei auch eine Selbstzerstörungsfunktion eingebaut werden, so dass auch diese nicht mehr weitergereicht werden kann. Im Funktionsumfang ist weiterhin die Möglichkeit enthalten, das Dokument mit einem Ablaufdatum zu versehen und so die Nutzung auf einen bestimmten Zeitraum zu beschränken. 926 Anders als bei den in Adobe Acrobat enthaltenen Sicherheitsfunktionen ist zumindest derzeit auch noch kein Umgehungsprogramm zur Ausschaltung der Einschränkungen erhältlich.927
(9)
EMBASSY Trust System
EMBASSY Trust System928 von WaveSystems929 ist ein Client-Server Modell. Eine Verbindung aus kleinem Hardware-Chip und Betriebssystemsoftware – EMBASSY Trusted Client – wird in das System des Nutzers implementiert. Dies ist aufgrund der geringen Größe in PCs ebenso gut möglich, wie in PDAs oder einfache Verbaucherelektronik.930 In diesem System wird dann die Nutzerinformationen abgespeichert, alle erforderlichen Transaktionen abgewickelt und die Sicherheitsbestimmungen überwacht. Über ein s.g. EMBASSY Trust Assurance Network sind diese Clients wiederum mit speziellen Servern und damit an das Internet angeschlossen. Aufgrund der Datenverwahrung und Aufgabenverteilung bietet das System dem Nutzer die gewünschte Datensicherheit und dem Anbieter eine sichere Abwicklung des Geschäfts und eine Sicherung seiner auch zukünftigen Interessen, so etwa die Rechteeinhaltung. Das EMBASSY Trust System eignet sich für eine Vielzahl von Anwendungsbereichen, für allgemeine e-Commerce Anwendungen bis hin zur gezielten ContentVerwaltung urheberrechtlich geschützter Objekte.931
(10) MEDIAFORCE Die MEDIAFORCE anti-piracy services932 sind zwar kein DRM-System in engeren Sinne, wohl aber in diesen Kontext gehörig. Mittels verschiedener Ansätze wie unter anderem Dateinamenvergleich, heuristischer
Ansätze
und
sich
automatisch
verändernder
und
anpassender
intelligenter
Suchalgorithmen durchsucht die Software selbständig mehr als 25 peer-to-peer Systeme, Internetseiten
926
FileOpen – FAQ, http://www.fileopne.com/faqpage.html, 1ff. Die Acrobat Beschränkungen, z.B. Öffnen, Ausdruck, Bearbeiten, lassen sich unproblematisch mit dem von ElcomSoft angebotenen „Advanced PDF Password Recovery“ Programm, erhältlich bei http://www.elcomsoft.com für US$ 30, entfernen. 928 Wave Systems, EMBASSY Trust System, http:// www.wave.com/technology/ets.html. 929 http:// www.wave.com. 930 Wave Systems, TrustedClients, http:// www.wave.com/technology/trust_client.html. 931 Wave Systems, TrustedClients, http:// www.wave.com/technology/trust_client.html. 932 http://www.mediaforce.com/about/technology.asp. 927
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 126
und sogar Newsgroups auf urheberrechtlich bedenkliche Kopien und vergleicht diese mit entsprechenden Datenbanken der Rechteinhaber.933
3.
Probleme
Die derzeitigen technischen Maßnahmen bieten zwar bereits einen großen Fortschritt im Hinblick auf Reduzierung von Raubkopien und Verbesserung der Verwertungsbeteiligung der Berechtigten,934 leiden jedoch allesamt noch unter erheblichen Schwierigkeiten,935 deren vollständige Beseitigung noch einige Zeit beanspruchen wird.936 Als Hauptprobleme sind auf Seiten der Rechteinhaber die für „professionelle“ Hacker relativ leichte Umgehbarkeit der Sicherungen und auf Seiten der Nutzer die Angst vor einer Ausspähung privater Daten auszumachen.937 Weiterhin leidet die Akzeptanz der Systeme unter der zum größten Teil für den Nutzer abschreckend komplizierten938 und einschränkenden939 Handhabung und der Vielfalt der verschiedenen Standards.940 Für die Urheber und Rechteinhaber ergibt sich ferner das kaum lösbare Problem eine interessengerechte Abwägung zu finden zwischen einem technischen Schutzumfang, der ausreichend vor Piraterie bewahrt und einem solchen, den die Verbraucher bereit sind, mit allen Nebenwirkungen und Benutzungshindernissen zu akzeptieren. Gerade so lange die illegalen Quellen noch nicht versiegt sind, wird es schwerfallen, die Nutzer zu den DRM geschützten Systemen zu bewegen.941 Bei weniger umfassenden Werken wie Bilder, Grafiken, Karten, etc. ergibt sich darüberhinaus das Problem, dass alles, was auf dem Bildschirm angezeigt werden kann, relativ einfach per „Screenshot“942 abgespeichert
und
anschließend
unbegrenzt
vervielfältigt
werden
kann.
Die
originären
Schutzmechanismen also größtenteils dort enden, wo das Werk zulässigerweise auf dem Bildschirm ausgegeben wird. Das gleiche Problem tritt an der Stelle auf, wo Musikwerke analog vorliegen und einfach analog oder auch digital mitgeschnitten werden können.943
933
http://www.mediaforce.com/about/technology.asp. Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 4. 935 Übersicht bei Bechtold, Multimedia und Urheberrecht, GRUR 1998, 18/22; Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 3f. 936 Forum der Rechteinhaber, Stellungnahme zur Umsetzung der EU-Info-Richtlinie, 3. 937 International Working Group on Data Protection in Telecommunications, zitiert in Krempl, Datenschützer warnen Urheberrechtsindustrie, http://www.heise.de/newsticker/data/jk-27.08.01-006, 1. Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 3; Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 14. 938 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 15. 939 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 13. 940 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 3. 941 Krempl, Der Musikindustrie droht ein neues Fiasko im Internet, http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/musik/11338/1.html, 2. 942 Screenshot ist der Ausdruck oder die Abspeicherung als Bild des gesamten augenblicklichen Bildschirminhalts. 943 Z.B. digitaler Ausgang einer an sich analogen Quelle, s.a. Forum der Rechteinhaber, Stellungnahme zur Umsetzung der EU-Info-Richtlinie, 3.
934
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 127
III. RECHTLICHE FLANKIERUNG TECHNISCHER SCHUTZMÖGLICHKEITEN Neben diesen rein technischen Innovationen besteht allerdings auch für den Gesetzgeber weiterhin Handlungsbedarf. Die Anwendung der technischen Lösungen braucht eine gesetzliche Grundlage, um Rechtssicherheit schaffen zu können und gegebenenfalls rechtliche Sanktionen, um die Wirksamkeit eines legitimen technischen Schutzes zu unterstützen.944 Nur ein abgestimmtes Zusammenspiel von technischen Systemen flankierenden rechtlichen Rahmenbedingungen945 kann ein effektives und ausgewogenes Management der Rechte im digitalen Umfeld ermöglichen.946 Eine weitere Gefahr, die es rechtlich zu bannen gilt, ist der absehbare Übereifer der Urheber und der verwandten Industrie, Tools zu schaffen, die über Piraterieschutz weit hinausgehen. Wenn die technischen Schutzeinrichtungen auch gesetzlich zulässigen Gebrauch, etwa die Vervielfältigung zum privaten Gebrauch oder zur Rechtspflege ausschließen,947 entwickelt sich der „Code as Code“. Der Programmiercode wird Kodifikation, ein eigenes verabsolutiertes948 technisches „Urheberrechtsgesetz“ entsteht, von dem die demokratisch legitimierte Legislative ausgeschlossen ist.949 Darüber hinaus bedarf es eines rechtlichen Schutzes der Privatsphäre und der persönlichen Daten der Nutzer vor unbefugten Eingriffen durch die Schutzsysteme.950 Das Ziel ist eine rechtliche Regelung, die sowohl den Urheber vor Missbrauch durch die Nutzer, als auch die Nutzer vor übereifrigen Programmierenden schützt.951 Der Grundgedanke der technischen Schutzmöglichkeiten – die Sicherung der intellektuellen und wirtschaftlichen Eigentumsinteressen der Urheber und Berechtigten – darf nur so weit geschützt werden, wie er sich im Rahmen des rechtlichen Gesamtgefüges bewegt.952
1.
Vorgaben der EU
In Art. 6 Info-RL ist eine umfassende komplexe Regelung zu den technischen Schutzmöglichkeiten, deren Zielsetzung, dem Umsetzungsumfang und der rechtlichen Flankierung953 aufgestellt. Kernpunkt ist, dass die Mitgliedsstaaten einen angemessenen Rechtsschutz gegen die vorsätzliche und auch
944
Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/35. Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/115. 946 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 8. 947 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/321. 948 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/115. 949 Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/520. 950 Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, 127. 951 Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/520. 952 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 14. 953 Zu der flankierenden Komponente der Info-RL in Art. 6, Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 102. 945
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 128
fahrlässige954 Umgehung wirksamer technischer Maßnahmen vorsehen.955 Die Vorgaben des Art. 6 Info-RL sind verbindlich und verpflichten die Mitgliedsstaaten zur Umsetzung.956
a)
Technische Maßnahmen iSd Art. 6 Info-RL
Eine Definition des Begriffes „technische Maßnahme“ gibt Art. 6 III 1 Info-RL vor: „alle Technologien, Vorrichtungen und Bestandteile, die im normalen Betrieb dazu bestimmt sind, Werke oder sonstige Schutzgegenstände betreffende Handlungen zu verhindern oder einzuschränken, die nicht von [... den Rechteinhabern ...] genehmigt worden sind“.957 Es können hierbei Software oder Hardwarelösung eingesetzt werden.958 Rein vertragliche Maßnahmen sind jedoch nicht technisch und somit nicht erfasst.959
b)
Wirksamkeit der technischen Maßnahmen
Der vorgesehene Rechtsschutz gegen die Umgehung von technischen Schutzmöglichkeiten greift allerdings nur dann ein, wenn diese technischen Schutzmöglichkeiten wirksam sind.960 Bei einer engen Betrachtung ist diese Regelung jedoch ein Zirkelschluss und unanwendbar.961 Wenn die Schutzmöglichkeiten wirksam sind, können sie nicht umgangen werden. Es gibt also auch niemanden, gegen den sich der Rechtsschutz wenden kann. Die Regelung wäre unnötig. Ist die Schutzmöglichkeit allerdings unwirksam und kann umgangen werden, greift der Rechtsschutz nicht ein, da der technische Schutz eben nicht wirksam ist. Die EU-Kommission erklärt in Art. 6 III 2 Info-RL eine technische Maßnahme für wirksam iSd Richtlinie, soweit der Rechteinhaber mit dieser die Nutzung des geschützten Werkes unter Kontrolle halten kann. Dies kann durch Zugangskontrolle, einen Schutzmechanismus wie Verschlüsselung, Verzerrung, sonstiger Umwandlung, sonstigem Schutzgegenstand und durch einen Mechanismus zur Kontrolle der Vervielfältigung erfolgen.962 Aus dieser gesetzlichen Definition lässt sich jedoch noch immer keine praktikable Abgrenzung zwischen wirksam und unwirksam ziehen. Eine Lösung bietet sich in der weiter gefassten Auslegung des Begriffs „wirksam“ unter Betrachtung im Zusammenhang mit dem Wortlaut des Art. 6 III 1 Info-RL „im normalen Betrieb“. Wirksam ist
954
Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/116. Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/520. 956 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/14. 957 S.a. Ziff (47) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001. 958 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/322; Wand, Technische Schutzmaßnahmen, 41. 959 Wand, Technische Schutzmaßnahmen, 42. 960 Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/520. 961 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/116. 962 Linnenborn, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, K&R 8/2001, 394/397.
955
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 129
hiernach so zu verstehen, dass der Schutzmechanismus einen Durchschnittsbenutzer an der Vornahme von Nutzungshandlungen hindert963, zu denen eine entsprechende Erlaubnis des Berechtigten nicht vorliegt.964 Die technischen Maßnahmen müssen daher einen gewissen Mindestschutz965 und eine „verobjektivierte Ernsthaftigkeit“966 bieten, der z.B. eine zufällige Umgehung verhindert. Die Unumgehbarkeit durch Spezialisten, s.g. „Cracker“ kann nicht Tatbestandsmerkmal der Regelung sein.967 Demnach müssten alle oben aufgeführten968 technischen Schutzsysteme unter Art. 6 Info-RL fallen.
c)
Umgehung
Unter einer Umgehung ist das Ausschalten oder Manipulieren969 der durch den Berechtigten vorgesehenen technischen abgesicherten Nutzungseinschränkungen zu verstehen. Schutzgut des Art. 6 I Info-RL ist die Integrität der technischen Schutzmaßnahmen.970 In subjektiver Hinsicht setzt die Umgehung iSd Richtlinie voraus, dass der betreffenden Person bekannt ist oder bekannt sein muss, dass wirksame technische Maßnahmen umgangen werden, Art. 6 I InfoRL.971
Durch
die
Formulierung
„bekannt
sein
muss“
nimmt
die
Regelung
einen 972
Fahrlässigkeitstatbestand auf, um vorab gegen die absehbaren Beweisschwierigkeiten vorzugehen.
d)
Vorbereitende Handlungen
Der Rechtsschutz muss sich gemäß Art. 6 II Info-RL nicht nur gegen die Umgehung selbst, sondern auch gegen vorbereitende Handlungen richten,973 die der Umgehung dienen.974 Aufgezählt sind als solche vorbereitenden Handlungen die Herstellung, die Einfuhr, die Verbreitung, der Verkauf, die Vermietung und der Besitz zu kommerziellen Zwecken von entsprechenden Vorrichtungen, Erzeugnissen oder Bestandteilen, die eine technische Umgehung ermöglichen975. Weiterhin sind die Erbringung von dort angesiedelten Dienstleistungen und die Werbung im Hinblick auf Vermietung und Verkauf solcher Tools tatbestandsmäßig. Durch vorbereitende Handlungen dieser Art vergrößert sich
963
Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/322; Linnenborn, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, K&R 8/2001, 394/397. 964 Linnenborn, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, K&R 8/2001, 394/397. 965 Wand, Technische Schutzmaßnahmen, 41. 966 Wand, Technische Schutzmaßnahmen, 109. 967 Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/520. 968 Siehe F. II. 2. b) (1)-(9), Seite 122. 969 Wand, Technische Schutzmaßnahmen, 41. 970 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/14. 971 Haller, Music on demand, 81. 972 Wand, Technische Schutzmaßnahmen, 110. 973 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/321. 974 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/116. 975 Zusammenfassend auch nachfolgend „Tools“ genannt.
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 130
regelmäßig die Zahl der zur Umgehung fähigen Personen und einhergehend erhöht sich das Gefährdungspotential.976 Keinesfalls ergibt sich aus den Regelungen des Art. 6 Info-RL ein positiver Zwang, technische Geräte und Maßnahmen entsprechend den vorgesehenen technischen Schutzmaßnahmen entwickeln und anpassen zu müssen.977 Der Schutz vor vorbereitenden Handlungen beschränkt sich hierbei nicht grundsätzlich auf kommerzielle Handlungen, auch gegen private Personen sind diesbezügliche rechtliche Maßnahmen möglich.978
e)
Abgrenzung unrechtmäßige zu legitime Einsatzzwecke
Problematisch bleibt weiterhin, dass nicht jedes Produkt und jede Dienstleistung, die theoretisch zwar im Zusammenhang mit der Umgehung technischer Schutzmöglichkeiten steht, aber durchaus legitim für andere rechtmäßige Zwecke einsetzbar ist, dem Rechtsschutz zum Opfer fallen darf.979 Zu nennen sind hier
beispielsweise
Programme
zur
Forschungsprojekte im Bereich Sicherheit 981
eingesetzt werden können.
Überprüfung 980
von
Systemsicherheiten
und
–stabilität,
oder auch „neutrale“ Geräte wie PCs, die zur Umgehung
Keinesfalls sollen Hindernisse für die Herstellung, die Entwicklung und
den Betrieb von normalen elektronischen Geräten geschaffen werden.982 Es bedarf einer Unterscheidung zwischen erlaubten und unerlaubten Zwecken eines Umgehungstools.983 Die Info-RL gibt in Art. 6 II a), b), c) eine abschließende Auflistung984 dahingehend vor, dass sich der Rechtsschutz gegen Tools und Dienstleistungen richtet, die hauptsächlich der Umgehung technischer Schutzmöglichkeiten dienen bzw. dies wenigstens erleichtern und auch zu diesem Zweck produziert bzw. erbracht werden oder aber sonst nur einen begrenzten wirtschaftlichen Zweck oder Nutzen aufweisen oder aber das Umgehen technischer Schutzmöglichkeiten als Ziel werbend bzw. verkaufsfördernd benutzen. In der Praxis wird es bei der Beurteilung zu erheblichen Abgrenzungsproblemen führen.985 Schwierig wird vor allem der Nachweis des Herstellungszweckes der Alternative c) sein. Einem Programmierer nachzuweisen, dass er das Programm zwecks Umgehung technischer Schutzmöglichkeiten und nicht für
976
Wand, Technische Schutzmaßnahmen, 69. Ziff (48), der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001. 978 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/116. 979 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/321. 980 Ziff (48), der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001. 981 Ausführlicher zu „neutralen“ Geräten: v. Lewinski, Die Multi-Richtlinie, MMR 1998, 115/118. 982 Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/741; Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/116. 983 Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/520. 984 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/321. 985 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/116. 977
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 131
die legitime Systemwartung entwickelt hat dürfte nahezu unmöglich sein. Weiterhin werden die Fälle schwierig zu unterscheiden sein, bei denen ein Passwort-Entschlüsseler auch und gerade für die Fälle angeboten wird, bei denen der Berechtigte sein eigenes Kennwort vergessen hat und dies wieder dekodieren möchte.986 Diesbezüglich werbende Maßnahmen werden wohl auch nur selten in einer TVWerbung anzufinden sein. Während noch vor einigen Jahren entsprechende Tools und Informationen nur unter einem engeren Kreis von Nutzern über einschlägige BulletinBoardSystems (BBS)987 weitergereicht wurden, stehen über das Internet in Newsgroups und auf einschlägigen Internetseiten diese Wege nahezu jedem Internetbenutzer, der sich wenige Minuten mit einer Suchmaschine abmüht, offen. Das löbliche aber theoretische Ziel der EU-Kommission, das Verhältnismäßigkeitsprinzip zu wahren,988 tatsächlich im Einzelnen effektiv umzusetzen wird den exekutiven und jurisdiktiven Gewalten noch weit schwerer fallen, als legislativ abzusehen ist. Als Ansatzpunkt kann in der Praxis wohl nur auf das für Computerprogramme bewährte Prinzip989 zurückgegriffen werden, wonach sowohl auf die Geeignetheit990 zur Umgehung und den Hauptzweck des Mittels nach der allgemeinen Lebenserfahrung abgestellt wird.991
f)
Verhältnis Schrankenbestimmungen zu technischen Schutzmaßnahmen
Das Verhältnis von Schranken und technischen Schutzmöglichkeiten wird in Art. 6 IV Info-RL näher bezeichnet.992 Zu beachten ist, dass sich Art. 6 IV Info-RL nur auf die Umgehungsvorschriften des Absatzes I, nicht jedoch auf die vorbereitenden Handlungen des Absatzes II bezieht.993 Während in früheren Entwürfen der Richtlinie994 die rechtliche Flankierung der technischen Maßnahmen noch darauf beschränkt wurde, Verletzungen des Urheberrechts zu unterbinden995 geht die
986
So z.B. das Programm Advanced Password Recovery (http://www.elcomsoft.com/apdfpr.html), mit dessen Hilfe sowohl eigene verschlüsselte Adobe-PDF-Dateien (www.adobe.de/products/acrobat) wieder entsichert, aber auch die Nutzungsbeschränkungen der von Dritten angebotene Texte umgangen werden können. 987 BBS sind Server-Rechner, die nicht ans Internet angeschlossen sind, sondern nur über direkte Einwahl per Modem verschiedene Nutzer in begrenzter Anzahl verbinden. Anders als bei heutigen Internet-Servern war ein Zugang nur bei Kenntnis der genauen Telefonnummer möglich. Über die Telefonnummer war der Betreiber für Behörden deutlich schneller herauszufinden und zugreifbar. Der Betreiber stand bei illegalen Inhalten einem sehr viel höheren Risiko polizeilicher und gerichtlicher Konsequenzen gegenüber, was die Vorsicht bei der Zulassung neuer Nutzer zwangsläufig erhöhte und „elitärer“ machte. 988 Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 112. 989 Fromm/Nordemann-Vinck, Urheberrecht, § 69f, Rn. 3. 990 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/116. 991 Raubenheimer, Vernichtungsanspruch gem. § 69 UrhG, CR 1994, 129/132. 992 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/322. 993 Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/741. 994 Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft, vom 21.01.1998, KOM/97/0628 endg., in AblEG Nr. C 108 vom 07.04.1998, Seite 6.; EUR-Lex, http://europa.eu.int, Dokument Nr. 51997PC0628. 995 Ziff (30) der Erwägungsgründe des Vorschlags für die Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 21.01.1998 der Europäischen Kommission, EUR-Lex, http://europa.eu.int, Dokument Nr. 51997PC0628.
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 132
endgültige Fassung der Info-RL von einem weitreichenden Schutz der Rechteinhaber aus. Der rechtliche Schutz vor Umgehung greift schon dann ein, wenn die technische Maßnahme eine Handlung einschränkt, die von dem Rechteinhaber nicht genehmigt wurde.996 Dem Wortlaut nach kommt es nicht mehr ausdrücklich darauf an, dass der Rechteinhaber technisch die Verletzung seiner absoluten Rechte verhindern will, sondern jede Nutzungshandlung kann zunächst wirksam und rechtlich abgesichert technisch unterbunden werden. Allerdings muss im digitalen Kontext beachtet werden, dass jedwede das Werk berührende Nutzungshandlung – z.B. der Abruf – zumindest auch eine Vervielfältigung umfasst.997 Aus dem analogen Umgang bekannte Handlungen, die zwar das Werk betreffen, nicht aber unter die geschützten Verwertungsrechte fallen, so etwa reine Betrachtungen des Werkes, sind im digitalen Umfeld nicht mehr denkbar. Problematisch ist allerdings, dass der Einsatz von technischen Schutzmaßnahmen zunächst unabhängig von den Schrankenbestimmungen ist und der Rechteinhaber technische Schutzmaßnahmen auch dort ergreifen kann, wo er im Rahmen der Schrankensystematik eine Nutzung nicht untersagen dürfte. Weiterhin können mit der Berufung auf den legitimen Einsatz technischer Schutzmöglichkeiten neben urheberrechtlichen Werken auch solche Inhalteselemente dem Zugriff der Allgemeinheit entzogen werden, die gar keinen urheberrechtlichen Schutz genießen oder aber bei denen der urheberrechtliche Schutz bereits durch Zeitablauf erloschen ist.998
(1)
Freiwillige Maßnahmen der Rechteinhaber
Um dem Anspruch der Ausgewogenheit des Urheberrechts dennoch nachzukommen und die in Art. 5 Info-RL
vorgesehenen
Schrankenbestimmungen
nicht
vollends
durch
technische
Sicherungsmaßnahmen leerlaufen zu lassen,999 sieht die Kommission in erster Linie vor, dass die Rechteinhaber zunächst auf Basis freiwilliger Maßnahmen zur Sicherung der Durchsetzbarkeit der Schrankenregelungen beitragen.1000 Diese „freiwilligen Maßnahmen“ sind nicht näher konkretisiert, den Mitgliedsstaaten wird ein diesbezüglicher Spielraum bei der Umsetzung eröffnet.1001 Freiwillige Maßnahmen können etwa darin liegen, dass der Rechteinhaber seinerseits Kopien im Rahmen der Schrankenregelung zugänglich macht.1002
996
Ziff (47) und (48) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001. S.o. D. III. 1. b) (3), Seite 84. 998 Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/38. 999 Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/36. 1000 Ziff (51) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001; Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/15; Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/47. 1001 Linnenborn, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, K&R 8/2001, 394/399. 1002 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/322. 997
DANIEL GUTMAN (2)
F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 133
Staatliche Maßnahmen zur Schrankensicherung
Erst wenn diese freiwillige Möglichkeit der Rechteinhaber nicht genutzt wird, sind von den Mitgliedsstaaten entsprechende Maßnahmen zu ergreifen,1003 welche die Einhaltung und Ermöglichung der Nutzung der Schranken sichern.1004 Hierbei ist darauf zu achten, dass kein Missbrauch entsteht.1005 Unterschieden wird zwischen den Schranken des Art. 5 II a), c), d), e), III a), b), e) für deren Einhaltung die Mitgliedsstaaten aufgrund des überwiegenden Interesses des Allgemeinwohls1006 sorgen MÜSSEN1007 und Art. 5 II b) Info-RL (privater Gebrauch), bei dem es den Mitgliedsstaaten überlassen bleibt,1008 ob eine Einhaltung entgegen technischer Schutzmöglichkeiten sichergestellt werden soll.1009 Für die „kleineren“ Schrankenregelungen des Art. 5 III c), d), f) - o) Info-RL haben die Mitgliedsstaaten keine entsprechende Eingriffsbefugnis,1010 den Mitgliedsstaaten ist es nicht gestattet gegen technische Maßnahmen Abhilfe zu schaffen.1011 Nach den Vorgaben der EU ist es damit unproblematisch möglich, dass nationale Gesetzgeber eine Schranke zum privaten Gebrauch vorsehen, aber der Nutzer völlig rechtlos für den Fall gestellt wird, dass der Berechtigte eine technische Schutzmaßnahme ergreift.1012 Die EU setzt hier ein klares Zeichen zugunsten der „rigiden“1013 Absicherung technischer Schutzmöglichkeiten1014 und in Richtung Schutzwürdigkeit des Rechteinhabers zu Lasten des auch im digitalen Kontext für das demokratische Gemeinwesen
bedeutenden
freien
Flusses
von
Informationen
und
Kulturgütern,1015
dem
Informationsinteresses der Allgemeinheit. Die Rechteinhaber können technisch und faktisch eine Nutzung untersagen, wozu sie vertraglich nicht befugt wären.1016 Bedenklich stark wird außerdem hier das in Art. 10 I EMRK verbriefte und EU-weit anerkannte Grundrecht
auf
Informationsfreiheit
als
wesentliche
Grundlage
der
Meinungs-
und
Informationsfreiheit1017 in den Hintergrund gedrängt.
1003
Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/742. Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/117. 1004 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/838. 1005 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/16. 1006 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/118. 1007 Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/37. 1008 Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/47; Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/118. 1009 Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/37. 1010 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/838f. 1011 Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/37. 1012 Hoeren spricht hier von der Schranke des privaten Gebrauchs als „zahnloser Tiger“: Hoeren, Überlegungen zum Entwurf des Gesetzes zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft, Skript der Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin am 26.04.2002 zum Thema Digitales Urheberrecht, S. 23/26. 1013 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/16. 1014 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/115. 1015 Metzger/Kreuzer, Richtlinie zum Urheberrecht in der „Informationsgesellschaft“, MMR 3/2002, 139/142; Kröger, Enge Auslegung von Schrankenbestimmungen – wie lange noch?, MMR 2002, 18/21. 1016 Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 125. 1017 Kröger, Informationsfreiheit und Urheberrecht, 131; Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 90f.
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 134
Den Mitgliedsstaaten bleibt es überlassen, für den entsprechenden Interessensausgleich zu sorgen,1018 der seit jeher Grundgedanke des Urheberrechts ist.
(a)
Lösung über gerichtliche Durchsetzung der Schrankenregelung
Da es dem Gesetzgeber zu diesem Zeitpunkt kaum möglich ist, eigene technische Standards und technische Maßnahmen vorzugeben,1019 können staatliche Maßnahmen zunächst in gesetzlichen Verpflichtungen
gesehen
Schrankenregelungen
werden,
verpflichten.
welche
1020
Bei
die
einem
Rechteinhaber Verstoß
des
zur
Beachtung
Rechteinhabers
schrankenberechtigte Nutzer dann die zwangsweise Einhaltung gerichtlich erzwingen.
gewisser
könnte
der
1021
Fraglich bleibt allerdings, ob dem Stärkeverhältnis zwischen Anbieter und Nutzer mit Vorgabe rechtlicher Regelungen zum gewünschten Ausgleich verholfen werden kann.1022 Der Nutzer wird wohl die zunächst kostenintensive und langwierige gerichtliche Durchsetzung1023 seiner Schrankenrechte kaum praktizieren, um etwa eine Privatkopie eines Werkes erstellen zu können.1024 Der Weg einer Sammelklage gegen die Verhinderung von Privatkopien durch technische Maßnahmen wird derzeit in den USA gewählt.1025 Hierdurch kann zwar ein Exempel statuiert werden, jedoch müsste nach österreichischem und deutschen Recht jeder Anspruch auf Erstellung einer Privatkopie im Einzelfall erneut geltend gemacht werden. Praktisch realisierbare Abhilfe könnte in der Einführung einer Verbandsklagebefugnis
bestehen,
wonach
Verbraucherschutzverbände
auf
Einhaltung
der
Schrankenbestimmungen bei einem Produkt klagen können.1026
(b)
Lösung über Legitimierung eines Selbsthilferechts
Ein anderer Weg wäre die rechtliche Legitimierung eines Selbsthilferechts des Nutzers im Rahmen der ihm zustehenden Schranken.1027 Der Nutzer dürfte dann die technischen Schutzmöglichkeiten mit entsprechenden Gegenmitteln umgehen. Problematisch ist hier allerdings, dass die Technik nur
1018
Metzger/Kreuzer, Richtlinie zum Urheberrecht in der „Informationsgesellschaft“, MMR 3/2002, 139/139. Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/50. 1020 Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/521. 1021 Metzger/Kreuzer, Richtlinie zum Urheberrecht in der „Informationsgesellschaft“, MMR 3/2002, 139/140. 1022 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/322. 1023 Hoeren, Überlegungen zum Entwurf des Gesetzes zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft, Skript der Tagung der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin am 26.04.2002 zum Thema Digitales Urheberrecht, S. 23/26; Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/39. 1024 Linnenborn, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, K&R 8/2001, S. 394/401. 1025 Der Standard, Sammelklage gegen Musikriesen Sony, BMG & Co, in „Der Standard“ vom 17.06.2002, S. 13. 1026 Metzger/Kreuzer, Richtlinie zum Urheberrecht in der „Informationsgesellschaft“, MMR 3/2002, 139/140f. 1027 Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/39; Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/117. 1019
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 135
schwerlich zwischen berechtigter und unerlaubter Nutzung unterscheiden kann1028 und damit praktisch jedes Umgehungstool seine Berechtigung fände.1029 Eine rechtliche Flankierung und auch die Einführung technischer Schutzmaßnahmen würden insgesamt im Ergebnis leer greifen, dem Missbrauch wäre weiterhin Tor und Tür geöffnet.1030 Weiterhin ist in den Vorgaben des Art. 6 IV 1 Info-RL nur vorgesehen, dass die Rechteinhaber den berechtigten Nutzern ein Mittel bereitstellen, welches die schrankenbestimmte Nutzung ermöglicht. Ein grundsätzliches Selbsthilferecht kann und darf aus den Vorgaben der Info-RL grundsätzlich nicht abgeleitet werden.1031 Ein ausnahmsweise zulässiges Selbsthilferecht wird für die Schranken der Sicherungskopie, der Vervielfältigung
zum
Ablaufenlassen
und
der
Dekompilierung
im
Zusammenhang
mit
Computerprogrammen nach Art. 5 III und Art. 6 der Computerrichtlinie diskutiert. Die absoluten Vorgaben der Info-RL zu der Umgehung von technischen Schutzmaßnahmen sind nach den Erläuterungen der Erwägungsgründe1032 auf die Entwicklung und Verwendung von Maßnahmen, mit denen die Schrankenvorgaben der Art. 5 III und Art. 6 Computerrichtlinie entgegen technischer Schutzmaßnahmen der Rechteinhaber durchgesetzt werden nicht anwendbar.1033 Die Berechtigten können demnach ihre Rechte aus den Schranken der Computerrichtlinie auch im Wege eines Selbsthilferechts durchsetzen.1034 Hieraus ergibt sich eine unterschiedliche Behandlung von Computerprogrammen und sonstigen urheberrechtlichen Werken.1035
(c)
Lösung über Einführung eines Bußgeldtatbestandes
Eine weitere realisierbare und mit den Vorgaben der Info-RL vereinbare Lösung ist die Einführung eines Bußgeldtatbestandes1036 nach dem Vorbild des Kartellrechtes, wonach ein Verstoß gegen die Pflicht, die für Einhaltung der Schranken erforderlichen Mittel bereitzustellen, bestraft wird.1037 Die Bußgelder in Millionenhöhe und die einhergehende negative Publicity in der Öffentlichkeit könnten
1028
Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 123; Linnenborn, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, K&R 8/2001, S. 394/399. 1029 Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 124. 1030 Haller, Music on demand, S. 88. 1031 Metzger/Kreuzer, Richtlinie zum Urheberrecht in der „Informationsgesellschaft“, MMR 3/2002, 139/140; Rosén, Urheberrecht und verwandte Schutzrechte in der Informationsgesellschaft, GRURInt 2002, 195/205; Reinbothe, Die EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int 8/2001, 733/742; Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/117; Pakuscher, zitiert in Zecher, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtrichtlinie in deutsches Recht, ZUM 2002, 451, 452. 1032 Ziff (50) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001. 1033 Jaeger, Auswirkungen der EU-Urheberrechtsrichtlinie auf die Regelungen des Urheberrechtsgesetzes für Software, CR 4/2002, 309/310. 1034 Jaeger, Auswirkungen der EU-Urheberrechtsrichtlinie auf die Regelungen des Urheberrechtsgesetzes für Software, CR 4/2002, 309/310 und 311. 1035 Jaeger, Auswirkungen der EU-Urheberrechtsrichtlinie auf die Regelungen des Urheberrechtsgesetzes für Software, CR 4/2002, 309/310. 1036 Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/51. 1037 Metzger/Kreuzer, Richtlinie zum Urheberrecht in der „Informationsgesellschaft“, MMR 3/2002, 139/140.
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F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 136
ausreichend sein, um die Rechteinhaber und vor allem große Medienkonzerne zu einer Beachtung der Schranken anzuhalten.1038
(3)
Vorgabe der Kopienanzahl
In Art. 6 IV 2. S, letzter HS Info-RL wird den Rechteinhabern aller Werkarten weiterhin vorbehalten, die Anzahl der möglichen Kopien technisch zu beschränken,1039 so dass die Bedeutung der Schrankenbestimmung weiter zurückgedrängt wird. Der Systematik des Art. 6 IV 2 Info-RL ist zu entnehmen, dass diese zahlenmäßige Beschränkung nur auf die Schranke des privaten Gebrauchs Anwendung findet. Fraglich ist, wie diese Zahl aussehen soll, da sich in den unterschiedlichen Ländern unterschiedliche Ansichten von Höchstgrenzen durchgesetzt haben.1040
(4)
Schrankenbestimmungen bei vertraglichen interaktiven Diensten
Eine weitere überaus bedeutende Einschränkung der Befugnis der Mitgliedsstaaten in das Verhältnis von Ausschließlichkeitsrecht der Urheber und den Schranken der Nutzerinteressen einzugreifen ist fast beiläufig in Art. 6 IV 4 Info-RL erwähnt: Werden die Werke aufgrund vertraglicher Vereinbarung interaktiv zum Abruf zugänglich gemacht, darf der nationale Gesetzgeber die Anwendbarkeit technischer Schutzmaßnahmen nicht zugunsten der Schrankeneinhaltung einschränken.1041 Hieraus folgt, dass die Anbieter von Inhalten sich jeglichen Schrankenbestimmungen entziehen können, indem sie dem Abruf im Internet eine vertragliche Vereinbarung voranstellen.1042 Dies ist etwa beim ersten Aufruf der Internetseite durch bestätigen einer Nutzungsvereinbarung denkbar. Die Anbieter sind dann in dem Einsatz technischer Schutzmaßnahmen völlig frei und nicht mehr an gesetzliche Schrankenbestimmungen gebunden.1043 Vertragliche Vereinbarungen haben demnach faktisch Vorrang vor den Schrankenbestimmungen.1044 Zu überlegen ist, ob Art. 6 IV 4 Info-RL eingeschränkt dahingehend zu verstehen ist, dass sich der Ausschluss des staatlichen Eingriffs nur auf den Akt der Zugänglichmachung erstreckt1045 und nach erfolgtem Abruf die allgemeinen Regelungen des Art. 6 IV 1, 2 Info-RL wieder Anwendung finden.1046
1038
Metzger/Kreuzer, Richtlinie zum Urheberrecht in der „Informationsgesellschaft“, MMR 3/2002, 139/140. Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/521. 1040 Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/521; z.B. Deutschland 7, Österreich nach Bedarf auch mehr, s.o. C. III. 6. b), Seite 39. 1041 Ziff (53) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001; Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/47. 1042 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/838. 1043 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/119. 1044 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/16; Reinbothe, Die EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int 8/2001, 733/742. 1045 So Linnenborn, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, K&R 8/2001, S. 394/400. 1046 Metzger/Kreuzer, Richtlinie zum Urheberrecht in der „Informationsgesellschaft“, MMR 3/2002, 139/141f. 1039
DANIEL GUTMAN
F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 137
Hiergegen spricht allerdings schon, dass der Wortlaut des Art. 6 IV 4 Info-RL die Unanwendbarkeit der Unterabsätze 1 und 2 an das Werk, welches interaktiv aufgrund vertraglicher Basis abgerufen wird und nicht an die Abrufhandlung anknüpft.1047 Darüber hinaus bezieht sich Unterabsatz 4 auch auf Unterabsatz 2, der wiederum auf die Schranke des Art. 5 II b) Info-RL verweist.1048 Die Schranke zum privaten Gebrauch bezieht sich jedoch im Unterschied zu Art. 5 III Info-RL ausschließlich auf das Vervielfältigungsrecht, so dass es sich per se verbietet, einen ausschließlichen Bezug zu der Zugänglichmachung herzustellen. Einen Anspruch auf Zulassung des Abrufs im Rahmen des privaten Gebrauchs kann der Nutzer niemals haben, da die Schrankenregelungen des Art. 5 II Info-RL dies nicht vorgeben. Die Regelung des Art. 6 IV 4 Info-RL muss sich daher auch auf den Ausschluss der Durchsetzung eines Vervielfältigungsrechts nach Abruf beziehen, soweit das Werk aufgrund vertraglicher Basis interaktiv zugänglich gemacht wurde.1049 Die diesbezüglichen Vorgaben der Info-RL sind zwingend, den Mitgliedsstaaten bleibt hierbei kein Umsetzungsspielraum. Mit der Regelung des Art 6 IV 4 Info-RL wird das Recht der privaten Kopie im Bereich der interaktiven Nutzung im Internet de facto ausgehebelt,1050 wird doch im Regelfall der Anbieter interessanter Inhalte ein Nutzungsverhältnis vereinbaren.1051 Im Ergebnis kann der nationale Gesetzgeber nur diejenigen Internetanbieter zwingen, die technischen Schutzmaßnahmen auf ein schrankengerechtes Niveau zu reduzieren, die ihre Inhalte ohnehin frei, d.h. ohne vertragliche Bindung und Gegenleistung anbieten. Die Anbieter der in diesem Sinne freien Werke werden jedoch wenig Interesse haben, ihre Inhalte technisch aufwendig auf eine Art und Weise gegen Vervielfältigung zu schützen, die den schrankengemäßen, etwa privaten Gebrauch behindert. Der Anwendungsbereich der Verpflichtung und Befugnis des nationalen Gesetzgebers gegen übermäßige technische Maßnahmen vorgehen zu können und zu dürfen, wird also praktisch eher gering sein. Die EU-Vorgaben führen sogar zu im Einzelfall absurden Ergebnissen: Wer im Internet jedermann kostenlos ohne vorherige Vereinbarung erlaubt, ein Musikstück anzuhören, jedoch die Speicherung zum späteren wiederholten privaten Gebrauch auf einem Datenträger technisch unterbindet, kann unter Umständen durch nationale Gesetze zur Beachtung der Schranke des privaten Gebrauchs gezwungen werden und muss entsprechende Vervielfältigungen zulassen. Verlangt der Anbieter hingegen eine Vergütung oder auch nur die Vereinbarung eines Nutzungsvertrages ist die Schranke des privaten Gebrauchs für ihn nicht mehr beachtlich, jede technische Schutzmaßnahme, auch zur Verhinderung wiederholter privater Nutzung ist zulässig.
1047
Hoeren/Sieber – Bechtold, Handbuch Multimedia-Recht, 7.11, Rn. 43. Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/119. 1049 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/119. 1050 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/119. 1051 Dreier spricht davon, dass die Nutzung innerhalb eines Vertragsverhältnisses der Regelfall einer OnlineNutzung sein dürfte, Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/37. 1048
DANIEL GUTMAN g)
F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 138
Verhältnis Datenschutz zu technischer Schutzmöglichkeit
In Art. 9 Info-RL wird ausdrücklich festgehalten, dass die Bestimmungen der thematisch eng verbundenen und bereits vorhandenen Richtlinien grundsätzlich nicht eingeschränkt und voll anwendbar bleiben. In den Erwägungsgründen wird besonders darauf hingewiesen, dass die Richtlinie 95/46/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 24.10.1995 zum Schutze natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten und zum freien Datenverkehr1052 zu beachten ist.1053 Die technischen Schutzsysteme und Informationssystem für die Rechtewahrnehmung haben dem Schutz der Privatsphäre Rechnung zu tragen.1054 Die Sammlung und Verarbeitung der persönlichen Daten ist nur zulässig, soweit dies für den spezifischen rechtmäßigen Gebrauch im Rahmen des Vertragsverhältnisses notwendig ist und der Nutzer über Zweck, Identität des Verarbeitenden und alle sonstigen notwendigen Informationen der Datennutzung informiert wird.1055 Dem Nutzer muss durch den Anbieter der DRM und sonstigen technischen Schutzmöglichkeiten ausführlich Einblick in die Verarbeitung seiner Daten haben. Eine weitergehende Verwendung darf nicht ohne Wissen und Willen des Nutzers erfolgen.1056
h)
Informationen zur Rechtewahrnehmung
In Art. 7 I 1 a) Info-RL erweitern die EU-Vorgaben die Schutzmöglichkeiten dahingehend, dass auch rechtliche Maßnahmen vorgesehen werden müssen, die sich gegen das unbefugt wissentliche Entfernen oder Ändern von elektronischen Information richtet,
1057
mit denen ein Werk zur urheberrechtlichen
Rechtewahrnehmung direkt versehen ist oder aber die zusammen mit der öffentlichen Wiedergabe des Werkes erscheinen.1058 Solche Informationen sind nach der Definition des Art. 7 II Info-RL vor allem Rechteinhaber-Identifizierungen und Nutzungsmodalitäten,1059 anhand deren Fälschungen und Raubkopien identifiziert und Schutzbehauptungen, nichts von dem urheberrechtlichen Schutz gewusst zu haben, ausgeschlossen werden können.1060 Das Ändern oder Entfernen der Informationen ist jedoch nur dann unzulässig, wenn den Handelnden bekannt ist oder bekannt sein muss, dass dadurch die Verletzung von Urheberrechten oder verwandten Rechten1061 veranlasst, ermöglicht, erleichtert oder verschleiert wird und die Handlung vom Rechteinhaber nicht genehmigt wurde.1062 Weiterhin ist gemäß
1052
ABlEG L 281 vom 23.11.1995, S. 31. Ziff (57) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001. 1054 Ziff (57) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001 1055 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 14. 1056 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 14. 1057 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/16f. 1058 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/17; Direkt bei der öffentlichen Wiedergabe erscheinen z.B. TV-Logos, die aber nicht direkt auf dem Filmwerk gespeichert sind. 1059 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/17. 1060 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/119. 1061 Reinbothe, Die EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int 8/2001, 733/742; 1062 Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/39; Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 114.
1053
DANIEL GUTMAN
F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 139
Art. 7 I 1 b) Info-RL zu unterbinden, dass solche manipulierten Werke verbreitet, zur Verbereitung eingeführt, gesendet, öffentlich wiedergegeben oder öffentlich zugänglichgemacht werden.1063 Art. 7 Info-RL schützt ausdrücklich nur Informationen, die dem Schutze und der Wahrnehmung von Urheberrechten und verwandten Rechten, also dem geistigen Eigentum dienen.1064 Soweit die Informationen bereits Bestandteil einer technischen Schutzmaßnahme iSd Art. 6 Info-RL sind, fallen Sie bereits unter den dort vorgesehenen Schutz. Zwischen Art. 6 und Art. 7 Info-RL kann sich durchaus Anspruchskonkurrenz im Einzelfall ergeben.1065
i)
Inhalt und Umfang der rechtlichen Sanktionen
Die Info-RL spricht in Art. 6 I lediglich von einem „angemessenen Rechtsschutz“. Als angemessen ist ein Rechtsschutz dann zu verstehen, wenn sachgemäße materielle Sanktionen vorgesehen werden, welche die Interessen der Beteiligten Rechteinhaber und Nutzer sowie der Allgemeinheit angemessen berücksichtigen.1066 Konkretisiert wird dies in Art. 8 I, II Info-RL, wonach die rechtlichen Sanktionen „wirksam, verhältnismäßig und abschreckend“ sein sollen und die Möglichkeit des Schadensersatzes und/oder einer gerichtlichen Anordnung und gegebenenfalls die Beschlagnahme beinhalten.1067 In der konkreten Umsetzung verbleibt den Mitgliedsstaaten damit eine gewisse Freiheit im Rahmen des Ermessensspielraums,1068 wobei jedoch die üblicherweise im Urheberrecht bekannten zivil- und strafrechtlichen Sanktion ausreichend sind.1069 Nach Art. 6 I Info-RL hat sich der Rechtsschutz gegen solche Personen zu richten, denen bekannt ist oder bekannt sein müsste, dass die von ihr vorgenommene Handlung das Ziel der Umgehung verfolgt.1070 Weitere rechtliche Maßnahmen in Form von gerichtlichen Anordnungen sieht Art. 8 III Info-RL gegen Vermittler1071 vor, deren Dienste von einem Dritten zur Verletzung von Urheberrechten und verwandten Schutzrechten genutzt werden. Dies bedeutet eine Störerhaftung, wonach vor allem ISP und sonstige Provider auf Unterlassung in Anspruch genommen werden können, wenn über deren Netze urheberrechtlich unzulässige Vervielfältigungen transportiert werden.1072 Eigene sonstige Verletzungen des Urheberrechts durch den Vermittler sind für die Inanspruchnahme nicht erforderlich.1073 Auch wenn das allgemeine Zivilrecht die ergänzende Anforderung der positiven Kenntnis stellt, ist den Vermittlern
1063
Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/119. Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 116. 1065 Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 114. 1066 Marly, Rechtsschutz für technische Schutzmaßnehmen geistiger Leistungen, K&R 1999, 106/108. 1067 Ziff (58) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001. 1068 Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 104. 1069 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/18. 1070 Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/741. 1071 Gemeint sind sowohl Access-, Service und auch Hostprovider: Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/18. 1072 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/119. 1073 Reinbothe, Die EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int 8/2001, 733/743; 1064
DANIEL GUTMAN
F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 140
und Telekommunikationsunternehmen aufgrund der gewaltigen Menge an transportierten Daten eine umfassende Kontrolle und Unterlassung auch nach vorheriger Abmahnung wohl nur kaum zumutbar.1074 Die Gerichte werden hier zurückhaltend vorgehen müssen, soll das Gebilde Internet nicht zum Erliegen kommen.
j)
Zwischenergebnis
Die Info-RL ermöglicht den Urhebern und Rechteinhabern einen weitreichenden und rechtlich umfassend abgesicherten und flankierten Rechtsschutz bei dem Einsatz werkschützender technischer Maßnahmen. Neben dem Hauptziel, rechtlich gegen die weitreichende und z.T. gewerbliche Piraterie und Hacking-Industrie vorgehen zu können1075, besteht auch die Möglichkeit, einzelne „kleinere“ private und semi-professionelle unerlaubte Handlungen wie das Anbieten und Verwenden von urheberrechtlich geschützten Materialien im Internet zu unterbinden. Da die meisten der vielen Millionen Internetseiten1076 nicht professionell betrieben werden, dürfte der entstehende Verlust der Lizenzeinnahmen bei der Verwendung auf unprofessionellen Seiten beachtlich sein;1077 von Tauschbörsen im Musik- und Videobereich ganz abgesehen.
2.
Derzeitiger Stand in Österreich und Deutschland
a)
Computer-Richtlinie
Im Wege der Umsetzung der Computer-Richtlinie wurden im österreichischen und deutschen Urheberrechtsgesetz bereits rechtliche Flankierungen für den Bereich der Umgehung technischer Programmschutzmaßnahmen normiert. Gemäß § 69f II dUrhG kann der Rechtsinhaber zivilrechtlich die Vernichtung der Mittel verlangen, die dazu bestimmt sind, technische Schutzmaßnahmen im Bereich der Computerprogramme zu umgehen. 1078
Strafrechtliche Konsequenzen sind nicht vorgesehen.
In § 91 Ia öUrhG wird das Inverkehrbringen oder Besitzen zu Erwerbszwecken von Mitteln, die ausschließlich dazu bestimmt sind, die unerlaubte Umgehung oder Beseitigung technischer Maßnahmen zum Schutz von Computerprogrammen zu erleichtern, unter Strafe gestellt.1079 Ein zivilrechtlicher dahingehender Anspruch wurde jedoch nicht vorgesehen.
1074
Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/119. Haller, Music on demand, S. 81. 1076 S.o. B., Seite 4 1077 S.o. E. II., Seite 107. 1078 Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 143. 1079 Kucsko, Österreichisches und europäisches Urheberrecht, S. 62. 1075
DANIEL GUTMAN b)
F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 141
Zugangskontrollrichtlinie
Regelungsparallelen zu dem vorgesehenen urheberrechtlich verankerten flankierenden Rechtsschutz technischer Schutzmöglichkeiten sind in den bereits geltenden nationalen Umsetzungen1080 der Zugangskontroll-Richtlinie1081 zu erkennen. Die Richtlinie sieht gemäß Art. 1 einen Rechtsschutz gegen technische Maßnahmen und Vorrichtungen vor, die unerlaubten Zugang zu geschützten Diensten ermöglichen.1082 Unter Zugang ist nur der Zugriff auf das Werk, also das „ob“, nicht das „wie“ zu verstehen. Die Beschränkung der Nutzung und die Bestimmung dahingehend einschränkender Modalitäten sind nicht vom Begriff Zugang umfasst. Unter geschützten Diensten sind nicht nur solche der Informationsgesellschaft, sondern auch Rundfunkdienste,1083
etwa
Decoder-geschütztes
Bezahlfernsehen,
zu
verstehen,
die
einer
Zugangskontrolle unterliegen.1084 Darüber hinaus stehen auch die Zugangskontrolldienste selbst unter Schutz, Art. 2 a) Zugangskontroll-RL. Von dem vorgesehenen Rechtsschutz sind allerdings nur solche Dienste umfasst, bei denen eine Leistungserbringung gegen Entgelt erfolgt, Art. 2 a) Zugangskontroll-RL, § 1 ZuKG, § 1 ZKDSG. Die Richtlinie soll nicht geistiges Eigentum sondern das Vergütungsinteresses des Diensteanbieters schützen.1085 Die Anforderungen an die Sanktionen sind in der Richtlinie wie üblich nur mit „wirksam, abschreckend und angemessen“ vorgegeben. In der konkreten Umsetzung erfolgte dies im deutschen ZKDSG hauptsächlich durch strafrechtliche und ordnungsrechtliche Normen, §§ 5, 6, 7 ZKDSG. Zivilrechtlich bedeutet das ZKDSG ein Schutzgesetz, so dass eine verschuldete Verletzungshandlung nach den allgemeinen Schadensersatz- und Bereicherungsrechtsregelungen des BGB geahndet werden kann.1086 Lediglich der Anspruch auf Gewinnherausgabe hat in § 4 ZKDSG ausdrücklich Einzug gefunden. Das österreichische ZuKG enthält neben den strafrechtlichen und verwaltungsrechtlichen Vorschriften der §§ 10, 11, 12 ZuKG auch direkt in § 5 bis § 9 ZuKG normierte zivilrechtliche Ansprüche – Unterlassung, Beseitigung, Schadensersatz, Gewinnherausgabe, Rechnungslegung und einsweilige Verfügungen – die weitestgehend den bekannten urheberrechtlichen Normen nachgebildet wurden.1087
1080
In Österreich: Bundesgesetz über den Schutz zugangskontrollierter Dienste (nachfolgend ZuKG) vom 11.07.2000 und in Deutschland: Gesetz zum Schutz von Zugangskontrolldiensten (nachfolgend ZKDSG) vom 19.03.2002. 1081 RL 98/84/EG des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 20.11.1998 über den rechtlichen Schutz von zugangskontrollierten Diensten und von Zugangskontrolldiensten, AblEG 1998 L 320, 54; nachfolgend Zugangskontroll-RL. 1082 Haller, Music on demand, S. 72. 1083 Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 77. 1084 Haller, Music on demand, S. 72. 1085 Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 77. 1086 Bemerkung zu Art. 4 Zugangskontroll-RL des Entwurfs des Gesetzes zum Schutz von Zugangskontrolldiensten des deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft vom 07.05.2001, http://www.computerundrecht.de/zkdsg.htm 1087 Haller, Österr. Justizministerium: Entwurf für Zugangskontrollgesetz, MMR 2000, XI.
DANIEL GUTMAN
F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 142
Die Sanktionen richten sich gegen Herstellung, Einfuhr, Vertrieb, Verkauf, Vermietung, Besitz, Einrichtung, Wartung, Austausch und die kommerzielle, d.h. werbende Kommunikation zur Förderung der Verbreitung, § 4 II ZuKG, § 3 III ZKDSG. Betroffen sind allerdings nur solche Eingriffshandlungen, die gewerbsmäßig erfolgen,1088 § 4 I, II ZuKG, § 1 ZKDSG. Der lediglich private Besitz und Gebrauch ist nicht betroffen.1089 Die Anwendbarkeit der Zugangskontrolldienstschutzgesetze ist zusammenfassend auf gewerbsmäßiges Handeln bei der Umgehung von Zugangskontrollen entgeltpflichtiger Dienste beschränkt.1090 Weiterhin sind
nur
Diensteanbieter,
also
nicht
Rechteinhaber
aktivlegitimiert.1091
Die
Zugangskontrolldienstschutzgesetze bieten demnach keinen Schutz vor nicht gewerbsmäßigen Handlungen, keinen Schutz bei geschützten, aber unentgeltlichen Angeboten, keine Regelungswirkung bzgl. Nutzungseinschränkungen, die über die Frage des Zugangs als solchen hinausgehen und regelmäßig keine rechtlichen Möglichkeiten für den Urheber und Rechteinhaber, soweit dieser nicht gleichzeitig auch Diensteanbieter ist. Der Regelungsbereich der Info-RL und Zugangskontroll-RL überschneidet
sich
nur
in
einem
kleinen
Bereich,1092
die
bestehenden
Zuganskontrolldienstschutzgesetze haben nicht annähernd den Regelungsbereich und auch nicht den Schutzzweck1093 der Info-RL.
c)
Allgemeine urheberrechtliche Regelungen
Weitere zivilrechtliche und strafrechtliche Ansprüche können sich ggf. aus den allgemeinen urheberrechtlichen Regelungen ergeben, wenn etwa die Umgehung technischer Schutzmaßnahmen durch eine Bearbeitung des Werkes erfolgt.1094 Umfassender Rechtsschutz gegen die Umgehung technischer Schutzmöglichkeiten im Urheberrecht existiert jedoch hierüber hinaus bisher im österreichischen wie auch deutschen Urheberrechtssystem nicht.
1088
Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 87. Erläuterungen Nr 1. Und 3. zur Regierungsvorlage vom 29.05.2000 zum ZuKG, http://parlinkom.gv.at/pd/pm/XXI/texte/000/I00099_.html; Haller, Österr. Justizministerium: Entwurf für Zugangskontrollgesetz, MMR 2000, XI. 1090 Haller, Music on demand, S. 74f. 1091 Haller, Music on demand, S. 75. 1092 Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/36: spricht von einer „gewissen Überschneidung“. 1093 Rosén, Urheberrecht und verwandte Schutzrechte in der Informationsgesellschaft, GRURInt 2002, 195/195; Haller, Österr. Justizministerium: Entwurf für Zugangskontrollgesetz, MMR 2000, XI. 1094 Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 151. 1089
DANIEL GUTMAN d)
F. SCHUTZMÖGLICHKEITEN
DISSERTATION – 143
Sonstige Regelungen
In Deutschland wird ergänzend im gewerbsmäßigen Bereich derzeit zum Teil ein Verbot von Umgehungstool, etwa Dongle-Umgehungen, durch Rückgriff auf § 1 UWG erreicht.1095 Voraussetzung für die Anwendbarkeit des § 1 UWG ist jedoch, dass Anspruchsteller und –gegner beide gewerbsmäßig tätig sind und in einem Wettbewerbsverhältnis stehen.1096
1095
BGH in GRUR 1996, 78; ausführlich: Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 158ff; Raubenheimer, Beseitigung/Umgehung eines technischen Programmschutzes nach UrhG und UWG, CR 1996, 69/69; Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/321. 1096 Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 188.
DANIEL GUTMAN
G. UMSETZUNGSVORSCHLÄGE INFO-RL IN NAT. RECHT
DISSERTATION –144
G. PROBLEMORIENTIERTE UMSETZUNGSVORSCHLÄGE DER EUVORGABEN
IN
DER
INFO-RL
IN
NATIONALES
ÖSTERREICHISCHES UND DEUTSCHES RECHT Nachfolgend werden nationale Umsetzungsvorschläge der Info-RL anhand der oben erörterten Problematiken aufgezeigt:
I.
VERWERTUNGSRECHTE
Um zukünftige Diskussionen zu verhindern, sollte der Gesetzgeber auch wenn sich inhaltlich nichts entscheidend Neues ergibt,1097 noch einmal ausdrücklich klarstellen, dass unter Vervielfältigung iSd Urheberrechts jede Art der Vervielfältigung ohne Rücksicht auf den Zweck, die Dauer und der technischen Durchführung fällt.1098 Im Zuge der Überarbeitung des Vervielfältigungsrechts der § 15 öUrhG, § 16 dUrhG bietet es sich an, die veralteten Begriffe „Bild- und Schallträger“ um „Datenträger“ zu ergänzen.1099 Da technisch bedingt ein Anbieten im Internet im Gegensatz zu den anderen Formen der öffentlichen Wiedergabe nicht ohne vorheriges Kopieren auf einen entsprechenden Speicherplatz möglich ist und das Vervielfältigungsrecht zwangsläufig betroffen wird, bedarf es eines eigenen Rechts des Anbietens von Inhalten im Internet zum Abruf demnach nicht zwingend um gegen Missbrauch vorgehen zu können. In der Praxis dürfte es unerheblich sein, ob gegen einen Internetseitenbetreiber vorgegangen wird, weil er auf seinen Server unrechtmäßig Werke kopiert hat oder weil er diese Werke unrechtmäßig anbietet, indem er diversen Internetbenutzern den Zugriff darauf ermöglicht. Zur Klarstellung und um der gewissen Rechtsunsicherheit der Speicherproblematik entgegenzuwirken hat der EU-Gesetzgeber sich aber entschlossen, ein weiteres Verwertungsrecht, welches das Anbieten an die Öffentlichkeit von urheberrechtlichen Werken zum Abruf in jeder drahtgebundenen und drahtlosen Form zu vom Nutzer gewählten Zeiten und beliebigen Orten enthält, einzuführen. Sowohl im österreichischen als auch im deutschen Urheberrecht ist die Einführung einer ausdrücklichen Regelung über dieses Verwertungsrecht somit notwendig vorgegeben.1100 Es steht in der Regelungsnähe der öffentlichen Wiedergabe und könnte unter dem Schlagwort „Recht der interaktiven öffentlichen
1097
Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/29. BITKOM, Stellungnahme zur Umsetzung der Info-RL, 3; in öUrhGE bereits berücksichtigt: BMJ (Ö), UrhGNov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf, 1. 1099 Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/30. 1100 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/20; Forum der Rechteinhaber, Stellungnahme zur Umsetzung der EU-Info-Richtlinie, 1.
1098
DANIEL GUTMAN
G. UMSETZUNGSVORSCHLÄGE INFO-RL IN NAT. RECHT
DISSERTATION –145
Zugänglichmachung“ erfolgen.1101 Regelungsgehalt ist das Anbieten der Werke. Auf einen konkreten Abruf kommt es hierbei nicht an. Der Abruf selbst unterliegt weiterhin dem Vervielfältigungsrecht. Die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur fällt noch nicht unter den Begriff des Anbietens. Vielmehr betrifft die Regelung nur denjenigen, dem der angebotene Inhalt tatsächlich zuzurechnen ist. Nicht erfasst werden von der Info-RL die Bestimmungen über die öffentliche Wiedergabe unter Anwesenden,1102 so dass hier keine nationalen Gesetzesänderungen vorgegeben werden. Im Verbreitungsrecht sollte das Merkmal der Körperlichkeit ausdrücklich normiert werden. Im Rahmen des Erschöpfungsgrundsatzes sollte darauf hingewiesen werden, dass dieser nur auf körperlich in Verkehr gebrachte Werkstücke anwendbar ist. Nach den Vorgaben der Art. 4 II Info-RL ist der Erschöpfungsgrundsatz im körperlichen Verbreitungsrecht zwingend EU/EWR-weit anzuwenden, eine internationale Erschöpfung verbietet sich.1103 Im deutschen Urheberrecht ist dies in § 17 II dUrhG bereits umgesetzt. Das österreichische Urheberrechtsgesetz ist im Wege dieser Richtlinienumsetzung entsprechend anzupassen und vom weltweiten Erschöpfungsgrundsatz des § 16 III öUrhG abzurücken.1104
1101
Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, S. 293; Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/30; BITKOM, Stellungnahme zur Umsetzung der Info-RL, 3; in öUrhGE sowie dUrhGE bereits berücksichtigt: § 19a dUrhG „Recht der öffentlichen Zugänglichmachung“, siehe BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegE-UrhR_InfoG.pdf, 4; § 18a öUrhG „Zurverfügungstellungsrecht“ BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf, 1. 1102 Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/34. 1103 Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/737. 1104 Plöckinger, Der Erschöpfungstatbestand des § 16 III öUrhG, GRUR Int. 2002, 479/488; in öUrhGE bereits berücksichtigt: BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf, 1.
DANIEL GUTMAN
II.
G. UMSETZUNGSVORSCHLÄGE INFO-RL IN NAT. RECHT
DISSERTATION –146
SCHRANKENBESTIMMUNGEN
Nachdem nunmehr ausdrücklich klargestellt ist, dass jede Form der Kopie als Vervielfältigung iSd Urheberrechts anzusehen ist, bleibt es für den Interessenausgleich zwischen Informationsinteresse des Nutzers und Belangen der Rechteinhaber notwendig, mit Ausnahmeregelungen für Einschränkungen zu sorgen.1105 Der schon 1884 bei den Verhandlungen zur Berner Übereinkunft aufgestellte und noch immer hoch aktuelle Grundsatz, wonach „Das wachsenden Bedürfnis nach Bildung der Massen [...] niemals befriedigt werden [könne], wenn es keine Vorbehalte [im Urheberrecht] für bestimmte Reproduktionsmöglichkeiten gebe, welche gleichzeitig aber nicht in Missbrauch ausarten dürften“1106 ist auch für den digitalen Bereich zu beachten. Das Ziel ist weiterhin ein wirksamer und missbrauchsverhütender Schutz der Interessen der Urheber mit gebotenen Zugriffsmöglichkeiten für die Nutzer. Maßstab ist hierbei die in der Stockholmer Revision (1967) der Berner Übereinkunft eingeführte und im TRIPS-Übereinkommen (1994) enthaltene Drei-Stufen-Vorschrift: Im Bereich der Vervielfältigung (1) können in gewissen Sonderfällen (2) Vervielfältigungen gestattet werden unter den Voraussetzungen (3), dass solche Vervielfältigungen weder die normale Auswertung des Werkes beeinträchtigen, noch die berechtigten Interessen des Urhebers unzumutbar verletzt.1107 Diese DreiStufen-Regelung wurde in Art. 5 V Info-RL nochmals ausdrücklich festgeschrieben. Da allerdings bei den einzelnen Ausnahmeregelungen bereits umfangreiche Interessensabwägungen erfolgt sind, ist Art. 5 V Info-RL nicht notwendigerweise ausdrücklich in nationales Recht zu transformieren.1108 Dieser Grundsatz ist jedoch bei der Ausformung der Schrankenregelungen durch die nationalen Gesetzgeber in Erinnerung zu behalten und zu beachten.1109 Um nachhaltig an diesen Grundsatz bei der täglichen Anwendung der Schrankenregelungen zu erinnern, kann jedoch eine klarstellende Aufnahme in den nationalen Gesetzestext behilflich sein.1110
1.
Ephemere Zwischenspeicherung
Zwingend in nationales Recht umzusetzen ist die Regelung über die ephemere Zwischenspeicherung, Art. 5 I Info-RL.
1105
Schricker/Dreier/Katzenberger/v. Lewinski, Urheberrecht auf dem Weg zur Informationsgesellschaft, S. 28; Schricker-Loewenheim, Urheberrecht, § 2, Rn. 103. 1106 Droz, Vortrag des schweizerischen Präsidenten der ersten diplomatischen Konferenz 1884 zu der Berner Übereinkunft, zitiert von Jehoram, Einige Grundsätze zu den Ausnahmen im Urheberrecht, GRURInt 10/2001, 807/807. 1107 Jehoram, Einige Grundsätze zu den Ausnahmen im Urheberrecht, GRURInt 10/2001, 807/808. 1108 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/839. 1109 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/319. 1110 BITKOM, Stellungnahme zur Umsetzung der Info-RL, 4.
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DISSERTATION –147
Aufgrund der strengen und detaillierten Vorgaben bleibt bei der Umsetzung hier wenig Spielraum. Es bietet sich eine an den Wortlaut der Richtlinien angelehnte klarstellende Formulierung an,1111 wonach eine Werknutzung in Form der Vervielfältigung rechtmäßig ist, solange es lediglich dem Transport der Daten vom Anbieter zum Nutzer oder einem schnelleren Zugriff dient und außer dem Interesse der Datenübermittlung selbst keine wirtschaftliche Bedeutung hat.1112 Die Erlaubnis zur flüchtigen und begleitenden Vervielfältigung im Rahmen der rechtmäßigen Nutzung wird aus dem Konstrukt der konkludenten Zustimmung in eine gesetzliche Regelung gefügt. Inwieweit sich auch die anderen Kopiervorgänge im Wege des Browsing und Cacheing – gerade auf Seiten privater und beruflicher Nutzer – unter die Regelungen über die ephemere Vervielfältigungen subsumieren lassen, muss von der Rechtsprechung anschließend geklärt werden. Obwohl dies wünschenswert gewesen wäre, ist den nationalen Gesetzgebern hier keine diesbezüglich ausführende Handlungsmöglichkeit eingeräumt.
2.
Privater und eigener Gebrauch
Ein weiterer Hauptregelungspunkt der Info-RL sind die EU-Vorgaben bzgl. einer stärkeren Differenzierung zwischen eigenem und privaten Gebrauch. So ist vor allem die freie Vervielfältigung auf andere Träger als Papier und papierähnliche Medien ausschließlich für den privaten und weder direkt noch indirekt kommerziellen Gebrauch zulässig. Die großzügigen Regelungen des § 42 I öUrhG die Grenze unabhängig von der direkten und indirekten kommerziellen Nutzung bei dem eigenen Gebrauch zu ziehen, muss stark eingeschränkt werden.1113 Der private Gebrauch schließt auch die bisher im österreichischen Recht umfassten Vervielfältigungen durch juristische Personen aus. Privat kann nur eine natürliche Person sein.1114 Auch im deutschen Recht ist die Vervielfältigungserlaubnis einzuschränken, der eigene aber nicht private Gebrauch muss für digitale und alle anderen nicht reprographischen Bereiche konsequent ausgegrenzt werden,1115 soweit nicht ein Sonderausnahmetatbestand gemäß Art. 5 II c)-e) und Art. 5 III a)-n) Info-RL eingreift.1116 Eine solche Einschränkung ist z.B. bei der nach deutschem Recht derzeit zulässigen aber in der Info-RL nicht vorgesehenen Aufnahme in eigene Archive und der Aufnahme
1111
Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/837; Reinbothe, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 43/48. 1112 In § 41a öUrhGE und § 44a dUrhG bereits mit sehr starker Wortlautanlehnung an Art. 5 I InFo-Rl berücksichtigt: BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf, 3 sowie BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegE-UrhR_InfoG.pdf, 6. 1113 In § 42 öUrhGE bereits berücksichtigt: BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf, 3f. 1114 In § 42 öUrhGE bereits berücksichtigt: BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf, 4. 1115 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/319. 1116 In § 53 dUrhGE bereits berücksichtigt: BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegE-UrhR_InfoG.pdf, 9f.
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durch Funk gesendeter Werke zur eigenen Unterrichtung über Tagesfragen, § 53 II 2, 3 dUrhG notwendig.1117 Bei reprographischen Vervielfältigungen auf Papier und ähnliche Materialien ist die allerdings nicht zwingende Schrankenregelung des Art. 5 II a) Info-RL sehr weit und lässt Kopierhandlungen für nahezu alle, sogar kommerzielle Zwecke zu,1118 soweit die normale Verwertung des Werkes und die berechtigten Interessen der Urheber nicht ungebührlich beeinträchtigt werden und einen angemessenen Ausgleich erhalten, Art. 5 V Info-RL.1119 Sogar das nach derzeitigem österreichischem und deutschen Recht verbotene Vervielfältigen ganzer Bücher wäre gedeckt. Weiterhin gibt die EU-Regelung keine Höchstgrenze der Kopienanzahl vor.1120 An die deutsche Regelung des § 53 IV a) dUrhG angelehnt ist nach 5 II a) Info-RL das reprographische Vervielfältigen von grafischen Aufzeichnungen von Musikwerken zunächst unzulässig, jedoch über den jetzigen Regelungsgehalt des deutschen Rechts hinausgehend im streng privaten Bereich in jeder Form wiederum zulässig.1121 Eine entsprechend restriktive Anpassung des österreichischen Urheberrechts für den nicht ausschließlich privaten Bereich ist notwendig.1122 Im dUrhG ist die Einführung einer Ausnahme vom Vervielfältigungsverbot von Noten für den privaten Gebrauch nicht zwingend, aber möglich. Soweit der eigene Gebrauch in einer analogen aber nicht reprographischen Vervielfältigung erfolgt, kann unter Umständen die Öffnungsklausel des Art 5 III o) Info-RL eingreifen. Fraglich ist, ob entgegen der jetzigen Gesetzeslage in § 42a öUrhG, § 53 I 2 dUrhG die EU-Regelung beim privaten Gebrauch in Art. 5 II b) Info-RL eine höchstpersönliche Ausführung der Vervielfältigungshandlung durch die natürliche Person selbst vorsieht und eine entsprechende Gesetzesänderung vorgenommen werden muss. Das Herstellenlassen durch Dritte ist innerhalb der Reprographie auf Papier grundsätzlich weiterhin zulässig. Auch im Rahmen der Sonderausnahmen des Art. 5 III a) bis o), im Besonderen die Vervielfältigung zum Unterrichts- und Wissenschaftsgebrauch
nach Art. 5 III a) und die
Vervielfältigung durch Bibliotheken u.ä. gemäß Art. 5 III c) Info-RL ist dieses unproblematisch.1123
1117
Pakuscher, zitiert in Zecher, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtrichtlinie in deutsches Recht, ZUM 2002, 451, 452; in § 53 dUrhGE bereits berücksichtigt, siehe BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegE-UrhR_InfoG.pdf, 10. 1118 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/112. 1119 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/831. 1120 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/112. 1121 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/831. 1122 in § 42 öUrhGE bereits berücksichtigt, BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf, 4 1123 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/832; Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/113.
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DISSERTATION –149
Im Übrigen ist für die Vervielfältigung auf beliebige sonstige Träger die Regelung des Art. 5 II b) InfoRL maßgebend. Die enge Wortlautauslegung schreibt vor, dass die Vervielfältigungshandlung „durch eine natürliche Person“ durchgeführt werden und weiterhin „zum privaten Gebrauch“ vorgesehen sein muss. Eine Verknüpfung der Handlung und des Gebrauchs, vereint in derselben Person ist nicht ersichtlich.1124 Der Wortlaut der englischen Version der Richtlinie führt ebenso zu diesem Ergebnis. In den Erwägungsgründen ist nichts dahingehend erläutert. Es ist daher entgegen z.T. ohne nähere Begründung anderweitig vertretener Ansicht1125 nicht zwingend ausgeschlossen, dass eine natürliche, nicht jedoch juristische Person für eine andere natürliche Person zu dessen ausschließlich privaten Gebrauch eine Vervielfältigung anfertigt, soweit bei beiden Personen keinerlei direkt oder indirekt kommerziellen Interessen vorliegen.1126 Eine diesbezügliche Anpassung des öUrhG und dUrhG ist nicht erforderlich, eine richtlinienkonforme Auslegung ist weiterhin möglich. Insgesamt ist zu überlegen, die derzeitigen nationalen und gerade im dUrhG sehr unübersichtlichen und von Ausnahmen und Rück-Ausnahmen geprägten Schrankenbestimmungen des eigenen Gebrauchs neu zu strukturieren und an die Konzeption der Richtlinie anzupassen.1127 Die Aufteilung in erstens: Vervielfältigung
zum
weitreichenden
privaten
Gebrauch,
zweitens:
reprographische
Vervielfältigung1128 und drittens: anschließende Spezialtatbestände, etwa Regelungen bzgl. des Unterrichtsgebrauches dürfte übersichtlich und zweckmäßig sein.
3.
Ausgewählte sonstige Schrankenbestimmungen
Im Bereich der freien Werknutzung von Datenbankwerken und Computerprogrammen trifft die Info-RL keine ausdrücklichen Regelungen. Vielmehr bleiben gemäß Art. 1 II Info-RL die diesbezüglich bereits aufgrund
vorangegangener
Richtlinien
erlassenen
Vorschriften,
im
besonderen
die
Schrankenregelungen der freien Werknutzung nach §§ 40d, 40h öUrhG, §§ 53 V, 69d dUrhG, unberührt. Zwingend änderungsbedürftig ist ferner § 52 dUrhG, wonach die öffentliche Wiedergabe in einigen unkommerziellen Fällen frei zulässig ist. Soweit das Verwertungsrecht des Anbietens zum Abruf innerhalb des Rechts der öffentlichen Wiedergabe eingeführt wird, muss § 52 dUrhG diesbezüglich eingeschränkt werden,1129 da die Info-RL eine Ausnahme für das Anbieten von Werken zum Abruf ohne
1124
Reinbothe, EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int. 8/2001, 733/739. So z.B. Linnenborn, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, K&R 8/2001, S. 394/396. 1126 Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/112. 1127 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/831. 1128 BITKOM, Stellungnahme zur Umsetzung der Info-RL, 6 1129 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/835. 1125
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DISSERTATION –150
Erwerbszwecke nicht vorsieht. Das Verwenden von Werken im Internet soll vielmehr auch ohne Erwerbszwecke nicht in diesem Umfang unabhängig von der Zustimmung des Berechtigten frei sein.1130 Die Öffnungsklausel des Art. 5 III o) Info-RL ist nur auf bereits bestehende Schranken für analoge Anwendungsfälle mit geringer Bedeutung anwendbar. Zukünftige neue nationale Schranken sind nicht zulässig.1131 Die in Art. 5 III Info-RL fakultativ vorgesehenen weiteren Schranken haben bisher z.T. in das öUrhG und dUrhG noch keinen Einzug gefunden. Eine Umsetzung dieser Vorgaben, z.B. zugunsten Behinderter, ist wünschenswert.1132 Ebenso würde eine Klarstellung bzgl. der Zulässigkeit von elektronischen Pressespiegeln die derzeitigen in diesem Bereich breit geführten Streitigkeiten1133 klären.1134
4.
Ausgleichsansprüche
Weiterhin zu beachten ist, dass die Schrankenregelung des privaten und z.T. sonstigen freien Gebrauchs nicht ein Ungleichgewicht zwischen Urheber und Nutzer schaffen will, bei dem die freie Nutzung den wirtschaftlichen Interessen des Urhebers per se überwiegt. Der Anspruch der Allgemeinheit auf Informationsfreiheit umfasst keinen Anspruch auf kostenlose Informationsbeschaffung.1135 Vielmehr soll nur der einfachere Zugriff ohne eine im Einzelfall notwendige Zustimmung gesichert werden.1136 Dem Rechteinhaber soll mit einer finanziellen Beteiligung zu einem notwendigen gerechten Ausgleich geholfen werden.1137 Im analogen Bereich wird ein wirtschaftlicher Ausgleich durch die Bild- und Tonträger- sowie Reprographie- und Geräteherstellerabgaben erreicht, aus dem die Schöpfer eine Vergütung der Nutzung ihrer Werke erhalten. Für den Online-Bereich ist dies bisher noch nicht vorgesehen. Es werden zwar auf CD-Recorder1138 und Audio-CD-R-Rohlinge Abgaben erhoben, diese orientieren sich jedoch an der Vorstellung, dass käufliche Musik-CDs auf diesem Wege kopiert werden.
1130
In den neuen Regelungen des § 52a dUrhGE bereits berücksichtigt, siehe BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegE-UrhR_InfoG.pdf, 9. 1131 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/321. 1132 Ziff (43) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001; Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/21; in § 42e öUrhGE sowie § 45a dUrhG bereits berücksichtigt: BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf, 6 sowie BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegEUrhR_InfoG.pdf, 7. 1133 Übersicht über den Meinungsstand in Kröger, Informationsfreiheit und Urheberrecht, 335ff sowie 348ff. 1134 In § 42d öUrhGE wurde eine entsprechende Regelung bereits im Ansatz berücksichtigt, siehe BMJ (Ö), UrhGNov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf, 5f; der deutsche Gesetzgeber hat eine diesbezügliche Regelung erst zukünftig in Aussicht gestellt, siehe BMJ (D), UrhGÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegE-UrhR_InfoG.pdf, 33. 1135 Von Diemar, Kein Recht auf Privatkopie, GRUR 2002, 587/592. 1136 Loewenheim/Koch, Praxis des Online-Rechts, S. 310. 1137 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 8. 1138 LG Stuttgart – 17 O 519/00 – v. 21.6.2001 in ITRB 12/2001, 281/281.
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DISSERTATION –151
Ebenso bezieht sich die Scanner-Abgabe auf die fotokopierähnliche Reprographie analoger Medien.1139 Die diesbezügliche Rechtsprechung hat bisher Fälle anerkannt, in denen mittels Computer körperliche Vorlagen vervielfältigt werden. Unbeachtet blieben jedoch die Vervielfältigung bereits digital vorhandener Werke.1140 Eine angemessene Entschädigung für private Vervielfältigungen ist gemäß Art. 5 II b) Info-RL jedoch auch im digitalen Bereich zwingend und muss entsprechend national umgesetzt werden.1141 Es wäre auch nicht einsichtig, dass der Berechtigte eine indirekte Beteiligung erhält, wenn mittels Fotokopierer eine Buchseite zum privaten Gebrauch vervielfältigt wird, nicht jedoch wenn der Nutzer einen Auszug aus einem im Internet veröffentlichten Text zur mehrfachen Betrachtung auf seiner Festplatte abspeichert. Eine Lösung bietet sich durch die Erweiterung der Bild- und Tonträgerabgabe auf alle digitalen Speichermedien sowie der Erweiterung der Geräteabgaben auf Computer und weitere verbundene ähnliche Peripheriegeräte1142. Denkbar ist auch die der Erhebung einer Abgabe auf alle über das Internet transportierten Daten. Allerdings ist eine konkrete Erfassung bei angemessener Preisstruktur1143 einer pauschalen Erhebung vorzuziehen, die als „second-best-Lösung“1144 nur eine Notlösung darstellen kann1145. Durch die Schaffung technischer Möglichkeiten für eine individuelle Nutzungserfassung sind die dem derzeitigen Vergütungssystem zugrundeliegenden Praktikabilitätserwägungen, wonach die einzelne private Nutzung nicht ermittelbar und kontrollierbar ist, überholt.1146 Weiterhin gibt schon die Richtlinie in Art. 5 II b) vor, dass zunächst eine Unterscheidung nach analoger und digitaler Privatkopie1147 und innerhalb des digitalen nach der vom Rechtsinhaber zum Schutz seiner Rechte tatsächlich getroffenen technischen Maßnahme zu erfolgen hat.1148 Dem Rechteinhaber soll vorbehalten bleiben, durch entsprechende technische Einrichtung eine individuelle und nutzungsabhängige Festlegung, Erfassung und Abrechnung der Vergütung vorzunehmen.1149
1139
BGH – I ZR 335/98 – v. 5.7.2001 in CR 03/2002, 176/177; Poll, Anmerkung zum BGH-Urteil – I ZR 335/98 – v. 5.7.2001, CR 03/2002, !78/178. 1140 Über Abgebapflichtigkeit, u.a. von MP3-Playern: Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/833. 1141 Hoeren, Entwurf zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht, MMR 9/2000, 515/519. 1142 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/832. 1143 Linnenborn, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, K&R 8/2001, S. 394/396. 1144 Bechtold, Multimedia und Urheberrecht, GRUR 1998, 18/21. 1145 Mönkemöller, Moderne Freibeuter unter uns?, GRUR 2000, 663/669; Schuster/Müller, Entwicklung des Internet- und Multimediarechts 2001, MMR Beilage 07/2001, 33. 1146 Bechtold, Multimedia und Urheberrecht, GRUR 1998, 18/26. 1147 Ziff (38) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001. 1148 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/833. 1149 Bechtold, Multimedia und Urheberrecht, GRUR 1998, 18/21; Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/833.
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DISSERTATION –152
Ein Problem der konkreten Umsetzung liegt darin, dass sich entgegen der Ziele der EU1150 leicht pauschale Abgaben und individuelle Abgaben überschneiden können.1151 Wer gegen Bezahlung einer Nutzungsgebühr ein Lied im MP3-Format aus dem Internetangebot eines berechtigten Anbieters herunterlädt und dieses absprachegemäß auf einem digitalen Medium, auf welches wiederum eine pauschale Abgabe erhoben wurde, speichert, zahlt doppelt.1152 Diese Doppelvergütung muss vermieden werden.1153 Man wird eine gesetzliche Regelung im Zusammenspiel mit entsprechenden technischen Möglichkeiten finden müssen, die zwischen zwei verschiedenen Gruppen der Urheber und Berechtigten unterscheidet: diejenigen, die ausschließlich individuell abrechnen und diejenigen, die sich ausschließlich auf die pauschalen Abrechnungen stützen.1154 Die über die Verwertungsgesellschaften oder entsprechend eingerichtete Clearing-Stellen erhobenen Vergütungen können dann unterschiedlich auf solche Rechteinhaber, die individuell abrechnen und solche, die noch der Pauschalabgabe unterliegen, aufgeteilt werden.1155 Darüber hinaus führt eine solche Abrechnungsunterscheidung dazu, dass die pauschalen Abgaben in dem Masse niedriger werden, in dem sich die Urheber und Berechtigten aus individuellen Lösungen finanzieren. Wenn man die Unzufriedenheit der Berechtigten mit der bereits bekannten Pauschalvergütung im analogen Bereich zugrundelegt,1156 ist davon auszugehen, dass längerfristig bei angemessenen rechtlichen Rahmenbedingungen die auf DRM gestützte individuelle Abrechnung eine finanziell interessante Alternative darstellt, diese marktbedingt zunehmend an Bedeutung gewinnen und die Pauschalabgabe fast völlig verdrängen wird.1157 Voraussetzung ist selbstverständlich, dass entsprechend zuverlässige technische Systeme verfügbar werden. Fraglich ist allerdings, wie die gesetzliche Regelung bzgl. einer individuell abzurechnenden Vergütung der Höhe nach angemessen festgelegt werden soll. Ohne eine solche Beschränkung wäre der Nutzer schutzlos dem Preisdiktat der bzgl. des einzelnen Werks monopolistischen Urhebers bzw. des Verwerters ausgeliefert.1158 Während derzeit eine Musik-CD etwa zwischen 10 und 20 Euro und jede weitere Kopie auf einem CD-Rohling unter einem Euro kostet, besteht die Gefahr, dass zukünftig die Rechteinhaber für jede Privatkopie 10 bis 20 Euro verlangen. Die bestehenden Pauschalvergütungen für
1150
Spindler, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR 2/2002, 105/112. Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/833. 1152 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 16. 1153 BITKOM, Stellungnahme zur Umsetzung der Info-RL, 2. 1154 Dietz, zitiert in Zecher, Die Umsetzung der EU-Urheberrechtrichtlinie in deutsches Recht, ZUM 2002, 451, 455. 1155 Im Ansatz: BITKOM, Stellungnahme zur Umsetzung der Info-RL, 12; in § 13 IV des deutschen Urheberwahrnehmungsgesetzes bereits berücksichtigt, siehe BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegE-UrhR_InfoG.pdf, 28. 1156 Krempl, IT-Branche verschärft Lobbying für Kopierschutzsysteme, http://www.heise.de/newsticker/data/jk11.12.01-001, 1. 1157 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 16 und auch Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 8. 1158 Wand spricht hierbei zaghaft von einer „Gefahr, dass die Verwerter einseitig zu Lasten der Nutzer von einer solchen Regelung profitieren“, Wand, Technische Schutzmaßnahmen und Urheberrecht, 137. 1151
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DISSERTATION –153
Geräte- und Trägermaterialien sind derzeit verbindlich festgelegt. Einer entsprechend verbindlichen Regelung wird es auch im Bereich der Individualabrechnung bedürfen, will man die Anwendungsbereiche der Schrankenregelungen nicht zu einer bloßen Formalie verkommen lassen. Bei der Verhandlung einer zumindest nach oben hin begrenzten Festlegung sind die Auseinandersetzungen der verschiedenen Interessengruppen – Nutzer und Verbraucherschutzeinrichtungen auf der einen und Urheber und Verwerter auf der anderen Seite – schon absehbar. So hat die Musikbranche bereits Forderung von ca. 3 Euro Entgelt pro CD-R verlauten lassen.1159 Auch der Vorschlag der EU-Kommission, den etwaigen Schaden als Kriterium heranzuziehen1160, ist wenig praktikabel, da urheberrechtliche Schadensersatzansprüche in der Praxis anhand der vollen Lizenzgebühren orientiert sind. Es würde sich wieder eine für den Nutzer übermäßig kostenintensive Regelung ergeben. Trotz alledem ist die Entwicklung einer hierfür anwendbaren technischen Lösung etwa ein Lizenzmanagement, welches die Nutzung und den Nutzer eindeutig identifiziert und dem Urheber die angemessenen Lizenzgebühren sichert,1161 bei gleichzeitiger Abschaffung der Pauschalabgaben als gewünschte Entwicklung hin zu einem fairen Interessenausgleich1162 zu begrüßen. Den Bestimmungen des Art. 5 II a) Info-RL über die Ausgleichsansprüche bei analogen reprographischen Vervielfältigungen ist im österreichischen und auch deutschen Recht über die Geräteabgabe bereits nach der aktuellen Rechtslage genüge getan. Eine diesbezügliche Änderung ist nicht erforderlich. Für die bereits im österreichischen und deutschen Recht vorgesehenen Ausgleichsansprüche, etwa in §§ 45 III, 56c II öUrhG, §§ 46 IV, 47 II, 54a I dUrhG bedarf es keiner Anpassung, da die Info-RL weitere nationale Ausgleichsansprüche auch dann zulässt, wenn dies in den einzelnen Regelungen der Info-RL nicht vorgesehen ist.1163
1159
Leupold/Demisch, Bereithalten von Musikwerken zum Abruf in digitalen Netzen, ZUM 2000, 388. Ziff (35) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001. 1161 Haedicke, Urheberrecht und Internet im Überblick, Jura 2000, 449; Schuster/Müller, Entwicklung des Internetund Multimediarechts 2001, MMR Beilage 07/2001, 32. 1162 Linnenborn, Europäisches Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, K&R 8/2001, S. 394/396 1163 S.o. C. IV. 2. b), Seite 54. 1160
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DISSERTATION –154
III. TECHNISCHE SCHUTZMÖGLICHKEITEN UND DEREN RECHTLICHE FLANKIERUNG Besonderer Handlungsbedarf besteht für die nationalen Gesetzgeber in Österreich und Deutschland im Bereich der technischen Schutzmöglichkeiten und den Informationen zur Rechtewahrnehmung sowie deren rechtlicher Flankierung. Im Zuge der zwingend notwendigen Umsetzung des Art. 6 Info-RL ist zunächst eine Regelung in das nationale
Urheberrecht
einzuführen,
wonach
die
Umgehung
von
wirksamen
technischen
Schutzmaßnahmen, welche die Nutzung eines Werkes iSd des Urheberrechts oder eines verwandten gesetzlichen Schutzgegenstandes oder eines Sui-Generes-Rechts nach Kapitel III Der Richtlinie 96/9/EG beschränkt, ohne Genehmigung des Rechtsinhabers unzulässig ist.1164 Wirksame technische Schutzmaßnahmen sind zu definieren als Technologien, Vorrichtungen und Bestandteile, die im normalen Betrieb dazu bestimmt sind, mittels Zugangskontrolle, Verschlüsselung, Verzerrung, Umwandlung oder sonstiger Schutzgegenstände oder Kontrollmechanismen eine vom Rechteinhaber vorgegebene Nutzungsbeschränkung zu sichern. Weiterhin bedarf es einer Regelung, die auch die in Art. 6 II Info-RL genannten vorbereitenden Handlungen verbietet. Es bietet sich hierbei an, eine Formulierung zu verwenden, die an die Vorgaben der Richtlinie angelehnt sind.1165 Die aufdrängenden Probleme der enthaltenen unbestimmten Rechtsbegriffe lassen sich aufgrund der jungen Materie gesetzlich nicht absehbar richtlinienkonform umgehen, es wird hier eine Auslegung durch die Praxis der Gerichte notwendig sein. Die Sicherung der Durchsetzung der im Gesetz vorgesehenen Schrankenbestimmungen macht eine Verpflichtung notwendig, mit der die Rechteinhaber zur Einhaltung gezwungen werden.1166 Den aufgrund der Schrankenregelungen Befugten sind von den Rechteinhabern entsprechende technische Mittel oder sonstige Maßnahmen bereitzustellen, mit denen die Nutzung im Rahmen der Schranken und in der anerkannten Anzahl möglich wird. Für den Fall der Widersetzung der Rechteinhaber soll eine entsprechende Regelung zur Durchsetzung der Schrankenbestimmungen eingeführt werden. Hier sind verschiedene Formen von zivilrechtlichem Anspruch über Verbandsklagebefugnis und hoheitlichen
1164
BITKOM, Stellungnahme zur Umsetzung der Info-RL, 13f; in §§ 90b, 90c mit Verweisen auf die Rechtsfolgen in § 90c IV öUrhGE sowie §§ 95a I, II, III, 108b, 111a dUrhG bereits berücksichtigt, siehe BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf, 17f sowie BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegE-UrhR_InfoG.pdf, 20ff; in § 95d UrhGE wird ein in diesem Zusammenhang relevante Kennzeichnungspflicht auferlegt, siehe BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegE-UrhR_InfoG.pdf, 23. 1165 So in BITKOM, Stellungnahme zur Umsetzung der Info-RL, 13; in § 90c I Nr. 2 öUrhGE sowie § 95a III dUrhG bereits berücksichtigt, siehe BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf, 17f sowie BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegE-UrhR_InfoG.pdf, 20ff. 1166 In § 95b dUrhGE bereits berücksichtigt, siehe BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegE-UrhR_InfoG.pdf, 21; im öUrhGE ist dies in der Fassung BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf entgegen den Vorgaben der Info-RL nicht vorgesehen.
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DISSERTATION –155
Bußgeldandrohungen bis hin zu einem Selbsthilferecht denkbar.1167 In Betracht gezogen werden könnte darüber hinaus auch die Einrichtung einer zentralen Schlichtungs- oder Clearing-Stelle, bei der die berechtigten Nutzer ihre aus den Schranken resultierenden Rechte einfordern können. Die Durchsetzbarkeit für verschiedene Schranken nach Art. 6 IV 1, 2 Info-RL zu unterscheiden ist nicht wünschenswert. Die nationalen Gesetzgeber sollten im Rahmen des ihm erlaubten Spielraums1168 die vorgesehenen Schranken gleich behandeln. Eine Schrankenregelung ohne erzwingbare Durchsetzung ist wertlos. Dem durch die Schranke berechtigten Nutzer soll ein Anspruch auf Durchsetzung seiner Rechte eingeräumt werden. Die Einschränkung des Art. 6 IV 4 Info-RL, wonach kein Anspruch auf Durchsetzung der Schrankenbestimmungen besteht, wenn die Werke und sonstigen Schutzgegenstände der Öffentlichkeit aufgrund einer vertraglichen Vereinbarung in einer interaktiven Weise erfolgen, ist zwar höchst bedenklich,1169 aber aufgrund der unmissverständlichen Vorgaben der Richtlinie zwingend umzusetzen.1170 Eine weitere zwingend in das nationale Recht einzuführende Regelung betrifft den Schutz der Informationen für die Rechtewahrnehmung.1171 Angelehnt an die Formulierung des Art. 7 Info-RL ist die Entfernung und Änderung elektronischer Informationen, die der Wahrnehmung der Rechte dient sowie die Verbreitung, die Einfuhr zur Verbreitung, die Sendung, die öffentliche Wiedergabe und die öffentliche Zugänglichmachung von solch veränderten Werken und verwandten Schutzgegenständen unzulässig. Unter elektronischen Informationen sind die von dem Rechteinhaber stammenden Informationen über Nutzungsmodalitäten und -bedingungen sowie die Zahlen und Codes, durch welche diese Informationen zum Ausdruck kommen, zu verstehen. Im Bereich der Sanktionen sind Normen in die nationalen Urheberrechtsgesetze aufzunehmen, die mittels Strafbestimmungen ein Zuwiderhandeln gegen die Vorschriften der Umgehung und der Informationen
1167
zur
Rechtewahrnehmung
unterbinden.1172
Eine
Unterscheidung
zwischen
S.o. F. III. 1. f) (2), Seite 133; in § 95b II dUrhGE, § 95b I iVm § 2a UnterlassungsklagegesetzE und § 111a I Nr. 2 iVm II dUrhGE wurde dies bereits berücksichtigt und durch Einräumung subjektiver Ansprüche sowie einer Unterlassungs-Verbandsklagebefugnis umgesetzt und außerdem eine hoheitlichen Geldbuße vorgesehen, siehe BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegEUrhR_InfoG.pdf, 22, 25, 29; im öUrhGE ist eine diesbezügliche Regelung in der Fassung BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf nicht vorgesehen. 1168 S.o. F. III. 1. f) (2), Seite 133. 1169 S.o. F. III. 1. f) (4), Seite 136. 1170 Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/38; in § 95b III dUrhGE bereits berücksichtigt, siehe BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/InfoRiLi/ent/RegE-UrhR_InfoG.pdf, 22; im öUrhGE ist dies in der Fassung BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf entgegen den Vorgaben der InfoRL nicht vorgesehen. 1171 Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/21; in § 90d öUrhGE sowie § 95c dUrhG bereits berücksichtigt, siehe BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf, 18f sowie BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegE-UrhR_InfoG.pdf, 22f. 1172 BITKOM, Stellungnahme zur Umsetzung der Info-RL, 14f.
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DISSERTATION –156
gewerbsmäßigem und nicht gewerbsmäßigem Verstoß ist der traditionellen Systematik des Urheberrechts entsprechend empfehlenswert.1173 Zivilrechtlich
sind
vor
allem
Unterlassungs-
und
Beseitigungsansprüche
denkbar.
Schadensersatzansprüche durch die Umgehung oder Informationsänderung dürften eher von untergeordneter Bedeutung sein. Ein Schaden entsteht wohl meist nicht durch die Umgehung oder Informationsbeseitigung
selbst,
sondern
durch
die
nachfolgenden
nicht
genehmigten
Nutzungshandlungen. Darüber hinaus könnten strafrechtliche Normen vorgesehen werden.1174 Auf der technischen Seite ist die Einführung von Standards, etwa ISO-konform, wünschenswert, um gleichmäßigen, wirksamen und interoperablen Schutz zu sichern. Die Info-RL gibt hierzu nichts genaues vor, eine nationale Umsetzung kann jedoch erst nach entsprechenden Erfahrungen und Entwicklungsstand auf EU Ebene erfolgen und derzeit noch nicht normiert werden. Die EU fördert und initiiert hier derzeit eine Vielzahl von Projekten und Programmen.1175
1173
In § 108b III dUrhGE bereits berücksichtigt, siehe BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegE-UrhR_InfoG.pdf, 24. 1174 Durch Verweise in §§ 90b, 90c IV, 90d IV öUrhGE auf die im Urheberrecht bereits vorgesehenen allgemeinen zivilrechtlichen Ansprüche, die in § 90c I öUrhGE ausdrücklich vorgesehenen Unterlassungs- und Beseitigungsansprüche und die strafrechtlichen Vorschriften des §§ 91 I 1, 92 I 1 öUrhG sowie §§ 108b, 111a dUrhG bereits berücksichtigt, siehe BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf, 17ff sowie BMJ (D), UrhG-ÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegE-UrhR_InfoG.pdf, 24f. 1175 Commission of the EC, WORKING PAPER DIGITAL RIGHTS, 11.
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DISSERTATION –157
IV. ALLGEMEINE SONSTIGE BESTIMMUNGEN In nationales Urheberrecht einzufügen ist die Störerhaftung, in Form von Unterlassungs- und Beseitigungsansprüchen gemäß Art. 8 III Info-RL, wonach auch gegen ansonsten durch Art. 5 I Info-RL privilegierte Vermittler von Daten zwischen Dritten vorgegangen werden kann,1176 soweit diese Dienste zur Verletzung von Urheberrechten genutzt werden.1177 Diese Regelung ist als besondere Anordnung der Verantwortlichkeit von Diensteanbietern iSd Art. 12 III E-Commerce-RL zu qualifizieren.1178 Sinnvolle Ergänzung zum derzeitigen österreichischen Urheberrechtsgesetz sind die klarstellende ausdrückliche
Normierung
der
bereits
anerkannten
Zweckübertragungslehre
sowie
die
Ausgleichsregelung des im deutschen Recht s.g. „Bestsellerparagraphen“.1179 Grundsätzlich ist bei der Modifizierung des deutschen Urheberrechts zu überlegen, ob nicht aufgrund des oftmals durch die Verletzung des Urheberrechts erzielten hohen Gewinns1180 in Anlehnung an das österreichische Recht die Praxis der Verdoppelung der Schadensersatzhöhe von den GEMAmeldepflichtigen1181 auf alle erlaubnis- oder ausgleichspflichtigen Verwertungsnutzungen auszudehnen ist.1182 Selbst im Falle grob fahrlässiger oder vorsätzlicher Verletzung des Urheberrechts hat der Nutzer kaum mehr zu befürchten als die Zahlung der Lizenzkosten in Lizenzanalogie, die auch bei rechtmäßigem Rechteerwerb auf ihn zugekommen wären.1183
1176
Reinbothe, Die EG-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, GRUR Int 8/2001, 733/743; Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/838; in §§ 81 Ia, 82 IIa öUrhGE bereits berücksichtigt, siehe BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf, 14f; im dUrhGE mit Stand BMJ (D), UrhGÄnderungsG vom 31.07.2002, http://www.urheberrecht.org/topic/Info-RiLi/ent/RegE-UrhR_InfoG.pdf ist eine entsprechende Regelung trotz verbindlicher EU-rechtlicher Vorgabe nicht enthalten. 1178 Bayreuther, Beschränkung des Urheberrechts nach der neuen EU-Urheberrechts-RL, ZUM 2001, 828/838. 1179 In § 33 Ia sowie § 37a öUrhGE bereits berücksichtigt: BMJ (Ö), UrhG-Nov 2002 vom 25.07.2002, http://www.parlament.gv.at/archiv/XXI.pdf/ME/00/03/000363.pdf, 2. 1180 Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/40. 1181 S.o. F. I. 1. c), Seite 114. 1182 Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/40. 1183 Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/40. 1177
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H. ZUSAMMENFASSUNG
DISSERTATION – 158
H. ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE Die neuere Entwicklung des Urheberrechts in Deutschland und vielen anderen europäischen Staaten, sowie die Vorgaben der EU-rechtlichen Regelungen, vor allem der neuen Info-RL, betonen ausdrücklich, dass die Belange der Urheber und der effektive Schutz der Urheberrechte1184 vor Missbrauch zu beachten, zu verbessern1185 und rigoros zu regeln1186 sind. Die Vorgaben gehen in weiten Teilen auch faktisch in die gewünschte Richtung der starken Lobby der Urheberrechtsindustrien1187 und einhergehend zu Lasten der kulturellen und sonstigen Belange der Allgemeinheit.1188 Eine Annäherung der
derzeitig
nutzerseitig
tendierenden
österreichischen
Regelungen1189
an
das
deutsche
Urheberrechtssystem ist daher in einigen Punkten, besonders bei den Möglichkeiten des freien eigenen Gebrauchs notwendig. Vor allem im indirekt bzw. direkten kommerziellen, z.B. beruflichen Umfeld, gehen die derzeitigen Regelungen weit über die EU-rechtlichen Vorgaben der Info-RL hinaus. Die europäische Info-RL, bzw. die darauf gestützten nationalen Umsetzungen bis Ende 2002 ermöglicht den Urhebern und Rechteinhabern einen umfassenden technischen Schutz ihrer Werke und einen rechtlich abgesicherten flankierenden Rechtsschutz. Neben dem Hauptziel, rechtlich gegen die weitreichende gewerbliche Piraterie und Hacking-Industrie vorgehen zu können1190, besteht auch die Möglichkeit, einzelne „kleinere“ private und semi-professionelle unerlaubte Handlungen wie das Anbieten und sonstige Weiterverwenden von urheberrechtlich geschützten Materialien im Internet zu unterbinden. Da eine Vielzahl der Millionen Internetseiten nicht professionell betrieben werden, dürfte der derzeit entstehende Verlust der Lizenzeinnahmen bei der Verwendung auf nicht gewerblichen Seiten beachtlich sein; von Tauschbörsen im Musik- und Videobereich ganz abgesehen. Die Industrie entwickelt derzeit zuverlässige DRM-Systeme, die z.T. schon eingesetzt werden. In Zukunft werden wohl immer mehr digitale Werke mit solchen technische Schutz- und eventuell auch Individualabrechnungssystemen versehen werden. Aufgabe der nationalen Gesetzgeber ist es, die Ausgleichsfunktion des Urheberrechts weiterhin zu garantieren und neben den Interessen der Rechteinhaber und Verwerter auch die Schranken, vor allem die Schranke der privaten Kopie effizient zu bewahren. Der Ausschluss der Anwendbarkeit von Schranken im Bereich der digitalen Werkerbringung auf interaktiven Abruf in einem Vertragsverhältnis ist zwar im Hinblick auf das Nutzerinteresse an der
1184
Ziff (22) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001. Schricker – Schricker, Urheberrecht, Einleitung, Rn. 15. 1186 Ziff (11) der Erwägungsgründe der Richtlinie 2001/29/EG (Info-RL) vom 22.05.2001. 1187 Tonninger, Copyright und Urheberrecht im Internet, S. 124. 1188 Kröger, Die Urheberrechtsrichtlinie für die Informationsgesellschaft, CR 2001, 316/323. 1189 S.o. C. III. 9., Seite 46. 1190 Haller, Music on demand, S. 81.
1185
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H. ZUSAMMENFASSUNG
DISSERTATION – 159
Schrankendurchsetzung zu bedauern, aber aufgrund der ausdrücklichen Anordnung der Info-RL auf nationaler Ebene nicht zu umgehen. Es bleibt zu Hoffen, dass die Spannungen zwischen technischen Schutzmaßnahmen und der freien Werknutzung innerhalb der Schranke in der Praxis zu einem erträglichen Ausgleich kommen, oder aber die EU-Kommission in den nach Art. 12 I Info-RL vorgesehenen Berichterstattungen1191 eine Gegenkorrektur vornimmt. Die Kommission hat nicht nur zu beobachten, ob das Schutzniveau ausreicht, sondern auch, ob sich die technischen Maßnahmen negativ auf die gesetzlich erlaubten Handlungen auswirken.1192 Konsequenz der EU-Richtlinie aus praktischer Sicht ist, dass zum einen Deutschland und Österreich in dem Bereich des Urheberrechts erneut einen wichtigen sowie effektiven Schritt in die gemeinsame Richtung unternommen und zum anderen die einzelnen europäischen Staaten auch im Bereich Urheberrecht mit der Info-RL einen Großteil der nationalen Kompetenz auf die EU übertragen haben. Unter genauer Betrachtung der Info-RL wird über zwei Drittel des nationalen Urheberrechts zu Europäischem Recht und in letzter Instanz von dem EuGH überprüfbar.1193
1191
S.o. C. IV., Seite 49. Flechsig, Grundlagen des Europäischen Urheberrechts, ZUM 2002, 1/19. 1193 Jehoram, Einige Grundsätze zu den Ausnahmen im Urheberrecht, GRURInt 10/2001, 807/809 und zur Bedeutung des EuGH auch: Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie, ZUM 2002, 28/34. 1192