Andrea Lengerer Partnerlosigkeit in Deutschland
Andrea Lengerer
Partnerlosigkeit in Deutschland Entwicklung und sozi...
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Andrea Lengerer Partnerlosigkeit in Deutschland
Andrea Lengerer
Partnerlosigkeit in Deutschland Entwicklung und soziale Unterschiede
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
Gedruckt mit Unterstützung der Graduiertenakademie der Universität Heidelberg und mit Mitteln der Exzellenzinitiative. In leicht veränderter Fassung wurde diese Arbeit unter dem Titel „Single- versus Paargesellschaft. Muster und soziale Bedingungen des langfristigen Wandels partnerschaftlicher Lebensformen in Deutschland. Eine empirische Analyse auf Basis von Mikrozensen der Jahre 1962 bis 2004“ von der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der RuprechtKarls-Universität Heidelberg als Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines doctor rerum politicarum (Dr. rer. pol.) angenommen. Erstgutachter der Arbeit war Prof. Dr. Thomas Klein (Universität Heidelberg), Zweitgutachter war Prof. Dr. Peter H. Hartmann (Universität Düsseldorf).
1. Auflage 2011 Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011 Lektorat: Dorothee Koch VS Verlag für Sozialwissenschaften ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-531-17792-2
Inhalt
1 Fragestellung ................................................................................................. 9 2 Partnerlosigkeit im Kontext des Wandels der Lebensformen zum Stand der Forschung .......................................................................... 15 2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.2.4 2.2.5 2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.4 2.4 2.4.1 2.4.2
Entstehungskontexte und gesellschaftliche Voraussetzungen des Alleinlebens ......................................................................................... 15 Alleinleben als neue Lebensform? ...................................................... 15 Historische Situation der Alleinlebenden ............................................ 16 Fazit .................................................................................................... 18 Alleinlebende und Alleinstehende in der amtlichen Statistik .............. 19 Haushalte, Familien und Lebensformen in der amtlichen Statistik – Konzepte und Definitionen ................................................................. 20 Abgrenzung Alleinlebender und Alleinstehender in der amtlichen Statistik ............................................................................................... 22 Der Wandel der Haushaltsstrukturen .................................................. 24 Der Wandel der Familienstrukturen und -stände ................................ 26 Probleme und Grenzen der amtlichen Statistik bei der Abbildung privater Lebensformen ........................................................................ 28 „Singles“ im Kontext der sozialwissenschaftlichen Diskussion um den Wandel der Lebensformen ...................................................... 30 Auf dem Weg in die sozial atomisierte „Single-Gesellschaft“? .......... 31 Die Debatte um Pluralisierung versus Strukturverschiebung partnerschaftlicher Lebensformen ....................................................... 33 Defizite der bisherigen Forschung ...................................................... 36 Fazit .................................................................................................... 39 Zur Definition und Klassifikation partnerschaftlicher Lebensformen ................................................................................................. 39 Zum Begriff der Lebensform .............................................................. 40 Zur Abgrenzung und Klassifikation partnerschaftlicher Lebensformen ................................................................................................. 41
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Inhalt
3 Theoretische Überlegungen zur Entwicklung und zu den sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit ............................................................. 46 3.1 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4 3.2.5 3.2.6 3.3 3.3.1 3.3.2 3.3.3 3.3.4 3.4 3.4.1 3.4.2 3.4.3
Vorbemerkungen ................................................................................. 46 Der familienökonomische Ansatz ........................................................ 49 Grundlegende Annahmen der ökonomischen Theorie der Familie ..... 49 Von der „theory of marriage“ zur „theory of union formation“ .......... 52 Veränderte Grundlagen der Haushaltsproduktion: von der Arbeitsteilung zur Zusammenlegung von Ressourcen.................................... 54 Determinanten des Timings und der Neigung zum Eingehen partnerschaftlicher Beziehungen und deren Veränderung im Zeitverlauf ...... 56 Zur Stabilität des partnerschaftlichen Zusammenlebens ..................... 58 Zusammenfassung der Hypothesen..................................................... 59 Partnerlosigkeit im Kontext von Partnerwahl und Partnermarkt ....... 61 Partnerlosigkeit als Phase der Suche nach einem Partner ................... 63 Präferenzen bei der Wahl eines Partners: von der Passung zur Maximierung ....................................................................................... 64 Mechanismen des Partnermarkts......................................................... 66 Zusammenfassung der Hypothesen..................................................... 72 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen............................................... 74 Wegfall äußerer Restriktionen ............................................................ 74 Neue Beschränkungen......................................................................... 76 Veränderungen der Sozialstruktur....................................................... 77
4 Daten und Methoden .................................................................................. 79 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.2.5 4.3 4.3.1 4.3.2
Anlage und Konzeption des Mikrozensus ............................................ 79 Überblick ............................................................................................ 79 Entwicklungsphasen des Mikrozensus ................................................ 81 Vorzüge und Restriktionen des Mikrozensus im Vergleich zu sozialwissenschaftlichen Surveys ....................................................... 83 Kumulation der Mikrozensen 1962 bis 2004....................................... 86 Besonderheiten der Scientific Use Files und GESIS-Files.................. 87 Besonderheiten der 1%-Stichprobe der Volkszählung 1970 ............... 88 Plausibilitätsprüfung und Datenbereinigung ....................................... 89 Operationalisierung und Harmonisierung ........................................... 91 Grundgesamtheit und Fallzahlen im kumulierten Datensatz............... 95 Abgrenzung partnerschaftlicher Lebensformen im Mikrozensus ........ 97 Abgrenzung von Ehen......................................................................... 98 Fragekonzept zur Abgrenzung nichtehelicher Lebensgemeinschaften ............................................................................................... 98
Inhalt
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4.3.3 Schätzkonzept zur Abgrenzung nichtehelicher Lebensgemeinschaften ............................................................................................. 101 4.3.4 Vergleich von Frage- und Schätzkonzept zur Abgrenzung nichtehelicher Lebensgemeinschaften ...................................................... 101 4.3.5 Zur Abgrenzung nichtehelicher Lebensgemeinschaften verwendete Konzepte in den verschiedenen Erhebungsjahren des Mikrozensus . 106 4.4 Kohortenanalyse ............................................................................... 108 4.4.1 Überblick .......................................................................................... 108 4.4.2 Alters-, Perioden- und Kohorteneffekte in der Analyse von Lebensverläufen ................................................................................ 109 4.4.3 Aggregatanalyse von Kohorten auf Basis des kumulierten Mikrozensus ...................................................................................... 110 4.5 Logistische Regression...................................................................... 115 4.5.1 Überblick .......................................................................................... 115 4.5.2 Modellspezifikation .......................................................................... 116 4.5.3 Designgewichtung............................................................................. 118 5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit im Kontext der verschiedenen Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens ............................................................................ 121 5.1 5.1.1 5.1.2 5.1.3 5.2 5.2.1 5.2.2 5.3
Verbreitung und Entwicklung partnerschaftlicher Lebensformen über die Zeit ...................................................................................... 121 Westdeutschland ............................................................................... 122 Ostdeutschland .................................................................................. 131 Vergleich mit Surveydaten................................................................ 135 Verbreitung und Entwicklung partnerschaftlicher Lebensformen im Lebensverlauf verschiedener Geburtskohorten ............................ 139 Westdeutschland ............................................................................... 140 Ostdeutschland .................................................................................. 150 Zwischenfazit .................................................................................... 153
6 Deskriptive Befunde zu den sozialen Unterschieden in der Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit .............................. 155 6.1 6.1.1 6.1.2 6.2 6.2.1 6.2.2
Unterschiede nach Bildung ............................................................... 156 Westdeutschland ............................................................................... 157 Ostdeutschland .................................................................................. 169 Unterschiede nach Erwerbsposition ................................................. 171 Westdeutschland ............................................................................... 171 Ostdeutschland .................................................................................. 175
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Inhalt
7 Analytische Befunde zu den sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit im Wandel ..................................................................... 177 7.1 7.2 7.2.1 7.2.2 7.2.3 7.3 7.4
Zur Güte der Modellspezifikation ..................................................... 178 Soziale Bedingungen der Partnerlosigkeit in Westdeutschland ........ 181 Effekte der Bildung ........................................................................... 181 Effekte der Erwerbsposition.............................................................. 191 Effekte der numerischen Geschlechterrelation ................................. 196 Soziale Bedingungen der Partnerlosigkeit in Ostdeutschland im Überblick .......................................................................................... 201 Zusammenfassung der wichtigsten Befunde...................................... 204
8 Diskussion und Ausblick........................................................................... 208
Literatur ............................................................................................................ 215 Tabellenverzeichnis .......................................................................................... 233 Abbildungsverzeichnis ..................................................................................... 235 Anhang.............................................................................................................. 239
1 Fragestellung
Paarbeziehungen zählen neben Eltern-Kind-Beziehungen zu den wichtigsten und stärksten privaten sozialen Beziehungen. Sie sind nicht nur subjektiv bedeutsam, sondern auch gesellschaftlich relevant. Abgesehen davon, dass sie diesen Anspruch nicht immer erfüllen, sind partnerschaftliche Beziehungen auf wechselseitige Hilfe und Unterstützung angelegt und stellen ein beträchtliches Solidarpotential dar (z.B. Wagner 2002). Außerdem steht Partnerschaft in einem Zusammenhang mit Elternschaft. Da der Übergang in die Elternschaft in aller Regel eine feste Partnerschaft voraussetzt, ist Partnerlosigkeit eine der Ursachen von Kinderlosigkeit (Eckhard 2006). Das Ausmaß und die Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens unterliegen dem sozialen Wandel. Unter dem Stichwort der Pluralisierung wird darüber in der sozialwissenschaftlichen Forschung schon seit längerem intensiv diskutiert (z.B. Herlth/Kaufmann 1982; Lüscher 1985). Obwohl der Begriff in verschiedenen Bedeutungsvarianten gebraucht wird, verbindet sich mit der Pluralisierung meist die Vorstellung, dass Ehe und Familie seltener werden und sich alternative Lebensformen ausbreiten. Dazu zählen sowohl nichteheliche Formen des Zusammenlebens als auch das Alleinleben. Eine gewisse Vielfalt der Lebensformen habe es zwar schon immer gegeben. Allerdings sei diese Vielfalt weniger stark ausgeprägt gewesen und habe nicht so rasch zugenommen, wie dies nun zu beobachten sei (vgl. zum Überblick Wagner/Franzmann 2000). Mittlerweile liegen zahlreiche Studien zum Wandel der Lebensformen vor (vgl. zum Überblick Peuckert 2002). Sie alle belegen den Rückzug der Familie in ihrer traditionellen Form. Immer mehr Menschen heiraten spät oder gar nicht, leben stattdessen allein oder unverheiratet mit einem Partner zusammen und bekommen keine Kinder. Außerdem werden Ehen immer häufiger geschieden. Diese Entwicklungen finden nicht nur in Deutschland statt, sondern sind in ähnlicher Weise in allen modernen westlichen Gesellschaften zu beobachten (z.B. Höpflinger 1997; Klein/Lengerer/Uzelac 2002; Lesthaeghe 1995). Ist eine Untersuchung des Wandels der Lebensformen also überhaupt noch notwendig? Die These der Pluralisierung hat sich etabliert und auch im öffentlichen und politischen Diskurs durchgesetzt. Sie wird weithin als gültig betrachtet und hat sogar Einzug in die Programmatik der großen Parteien gefunden (Brüderl 2004: 3; Schneider 2001: 85). A. Lengerer, Partnerlosigkeit in Deutschland, DOI 10.1007/978-3-531-92815-9_1, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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1 Fragestellung
Aus verschiedenen Gründen bedarf es einer weiteren Analyse des Wandels der Lebensformen: (1) Niemand bezweifelt, dass die Heiratsneigung zurückgegangen und die Wahrscheinlichkeit der Scheidung angestiegen ist. Auch die Geburtenraten sind eindeutig gesunken. Allein daraus kann aber weder auf eine Pluralisierung im Sinne einer größeren Vielfalt der Lebensformen noch auf eine Singularisierung im Sinne einer zunehmenden Abkehr von festen, verbindlichen Beziehungen geschlossen werden. Einige neuere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass zwar ein Wandel der Lebensformen, aber keine Pluralisierung in nennenswertem Ausmaß stattgefunden hat (Wagner/Franzmann 2000) und sich der Wandel im Kern auf eine Strukturverschiebung vom ehelichen zum nichtehelichen Zusammenleben beschränkt (Klein 1999a, 1999b). Der Rückgang der Ehe wird demnach durch die Zunahme der nichtehelichen Lebensgemeinschaft nahezu vollständig kompensiert, so dass sich am Ausmaß des Zusammenlebens mit einem Partner insgesamt kaum etwas verändert hat. (2) Der Wandel der Lebensformen wird nicht nur sehr unterschiedlich gedeutet. Es mangelt auch an genauen Beschreibungen des Wandels auf einer verlässlichen empirischen Basis. Häufig wird die Diskussion auf einem allgemeinen Niveau geführt und allenfalls mit aggregierten Daten der amtlichen Statistik unterfüttert – etwa indem auf die wachsende Zahl der Einpersonenhaushalte verwiesen wird, um die These der Singularisierung zu belegen (z.B. Hradil 1995). Spezielle Studien zum Wandel der Lebensformen, die sich auf national repräsentative Individualdaten stützen, sind selten. Und auch dabei werden meist nur einfache Vergleiche über kurze Zeiträume hinweg angestellt. (3) Schließlich wird der Wandel der Lebensformen in den vorliegenden empirischen Studien zwar beschrieben, aber nicht in seinen sozialen Strukturen untersucht. Bereits die Unterschiede in den Lebensformen von Männern und Frauen werden nur selten berücksichtigt. Auch altersspezifische Unterschiede finden wenig Beachtung. Und es gibt nahezu keine Analysen, die Lebensformen nach dem sozialen Status differenzieren. Zwar sind die Prozesse des Eingehens und Auflösens partnerschaftlicher Lebensformen und deren Ursachen – zumindest in Bezug auf die Ehe – relativ gut erforscht. Kaum bekannt ist hingegen, welche soziale Gliederung daraus resultiert und in welcher Weise sich diese verändert. Vor diesem Hintergrund befasst sich die vorliegende Arbeit mit den Mustern und den sozialen Bedingungen des langfristigen Wandels der Lebensformen in Deutschland. Untersucht wird die Verbreitung und Entwicklung verschiedener Lebensformen über die Zeit und in der Abfolge der Kohorten. Dabei wird nicht nur eine lange Zeitspanne, sondern auch die gesamte Altersspanne in den Blick genommen und nach Geschlecht differenziert. Ziel ist die präzise Beschreibung
1 Fragestellung
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des Wandels privater sozialer Beziehungen, wie er in Westdeutschland in den vergangenen Jahrzehnten und in Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung stattgefunden hat. Betrachtet wird die partnerschaftliche Dimension von Lebensformen. Zur Bestimmung der Lebensform wird also auf das Vorhandensein eines Partners und die Form des Zusammenlebens mit einem Partner Bezug genommen.1 Unterschieden wird zwischen dem partnerschaftlichen Zusammenleben in einer Ehe, in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft sowie dem Leben ohne festen Partner. So soll gezeigt werden, ob es sich beim Wandel der Lebensformen hauptsächlich um einen Wandel in den Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens handelt oder ob es darüber hinaus zu einem Anstieg der Partnerlosigkeit kommt. Da eheliche und nichteheliche Lebensgemeinschaften vergleichbare Aufgaben erfüllen, ist Letzteres für die sozialen Konsequenzen des Wandels wesentlich entscheidender.2 Die Frage nach dem empirischen Gehalt der Singularisierungsthese steht daher im Vordergrund des deskriptiven Teils dieser Arbeit. Um sie zu beantworten und in ihren Ursachen zu diskutieren, wird neben der kalenderzeitlichen eine lebensverlaufsbezogene Perspektive eingenommen. Aus dem Vergleich der Lebensverläufe verschiedener Kohorten wird ersichtlich, ob verbindliche partnerschaftliche Beziehungen lediglich später im Lebensverlauf eingegangen werden und sich die Zunahme der Partnerlosigkeit insofern auf den unteren Altersbereich beschränkt, oder ob das mittlere und höhere Erwachsenenalter ebenfalls davon betroffen ist und sich das Niveau der Partnerlosigkeit dauerhaft erhöht. Daneben richtet sich das Interesse dieser Arbeit auf die sozialen Strukturen der partnerschaftlichen Lebensform. Hier wird geprüft, ob sich im Zuge des Wandels der Lebensformen auch die sozialen Bedingungen verändern, an welche die partnerschaftliche Lebensform geknüpft ist. Ausgehend von theoretischen Überlegungen zum Nutzen des partnerschaftlichen Zusammenlebens sowie zu den Präferenzen bei der Partnerwahl wird dies erwartet. Gut belegt ist die soziale Selektivität der Ehe. Es ist ein vielfach bestätigter Befund, dass hohe Bildung zu einem Aufschub der Heirat führt und bei Männern positiv auf das endgültige Niveau der Verheiratung wirkt, während Frauen mit hoher Bildung nicht nur später heiraten, sondern auch häufiger ledig bleiben (z.B. Brüderl/Diekmann 1994; Brüderl/Klein 1993; Diekmann 1993). Die Bildungsexpansion wird daher als eine Ursache des Rückgangs der Ehe betrachtet. In ihrem Verlauf haben sich die Erwerbs- und Einkommenschancen von Frauen 1 Davon zu unterscheiden ist die familiale Dimension von Lebensformen, die auf die Existenz von Kindern abhebt (vgl. z.B. Klein 1999a). 2 Aus Sicht der Familienökonomie lassen sich eheliche und nichteheliche Lebensgemeinschaften als „funktionale Äquivalente“ verstehen (z.B. Niephaus 1999).
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1 Fragestellung
deutlich verbessert, so dass Frauen unabhängiger geworden sind und weniger von der Ehe profitieren. Mit dem Wandel der Lebensformen ist die Ehe nun aber nicht mehr die einzig legitime Form des Zusammenlebens mit einem Partner. Zudem verliert die traditionelle Arbeitsteilung an Bedeutung (z.B. Blossfeld 1995). Insofern stellt sich die Frage, ob das partnerschaftliche Zusammenleben auch dann sozial selektiv ist, wenn es unabhängig von seiner Form betrachtet wird und die Aufgaben gleichmäßiger zwischen den Geschlechtern verteilt sind. Vermutet wird, dass die soziale Selektivität abnimmt und es zu einer allmählichen Angleichung zwischen den Geschlechtern kommt. Zur Überprüfung dieser Annahmen werden die sozialen Bedingungen der partnerschaftlichen Lebensform untersucht, wie sie sich aus den Determinanten des Eingehens und Auflösens von partnerschaftlichen Beziehungen ergeben. Dies geschieht unabhängig vom formalen Status des Zusammenlebens. Ähnlich wie bei der Beschreibung des Wandels partnerschaftlicher Lebensformen werden also auch bei der Analyse seiner sozialen Strukturen das eheliche und nichteheliche Zusammenleben als gleichwertig betrachtet und dem Leben ohne Partner gegenübergestellt. Als Datenbasis dienen verschiedene Erhebungen des Mikrozensus sowie eine Volkszählung. Beim Mikrozensus handelt es sich um eine amtliche Repräsentativerhebung, die im früheren Bundesgebiet seit 1957 und in den neuen Bundesländern seit 1991 jährlich mit ähnlichem Frageprogramm durchgeführt wird. Die Volkszählung ist eine Totalerhebung, von der eine 1%-Stichprobe in die vorliegenden Auswertungen einfließt. Obwohl es mit amtlichen Mikrodaten möglich ist, den Wandel der Lebensformen zu untersuchen, werden sie kaum dazu verwendet. Bisherige Studien basieren entweder auf sozialwissenschaftlichen Surveydaten, die frühestens seit den 1980er-Jahren vorliegen.3 Oder es wird auf aggregierte Daten der amtlichen Statistik zurückgegriffen, die längere Zeiträume abdecken. Beides ist jedoch mit Problemen verbunden: Beim Wandel partnerschaftlicher Lebensformen handelt es sich um einen langfristigen Prozess. Eine Betrachtung kurzer Zeitspannen kann ein verzerrtes Bild der Veränderungen liefern und reicht daher nicht aus (Burkart 2006: 188). Amtliche Daten weisen zwar zeitlich weit zurück. Sofern veröffentliche Aggregatdaten verwendet werden, ist man zur Abgrenzung von Lebensformen jedoch auf Konzepte angewiesen, die sich an der Haushaltsstruktur und am Familienstand orientieren. Damit werden die privaten Lebensformen der Bevölkerung in einer spezifischen Weise abgebildet, die sozialwissenschaftlichen Anforderungen nur sehr bedingt genügt (z.B. Eggen 2000; Nave-Herz 3 Über die Zeit davor geben allenfalls retrospektiv erhobene Surveydaten Auskunft, die jedoch weniger zuverlässig sind (z.B. Babka von Gostomski/Hartmann 1997; Klein/Fischer-Kerli 2000).
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1998). Außerdem lassen sich auf Basis aggregierter Daten der amtlichen Statistik zwar lange Zeitreihen bilden. Ein wesentlich aufschlussreicherer Vergleich über die Kohorten hinweg ist aber nicht möglich. Werden hingegen die Individualdaten des Mikrozensus und der Volkszählung verwendet, lassen sich die zeit- und kohortenbezogenen Muster des Wandels der Lebensformen langfristig untersuchen. Die für die Wissenschaft verfügbaren Erhebungen reichen zurück bis in die 1960er-Jahre und decken eine Zeitspanne von über vier Jahrzehnten ab. Sie sind vergleichbar und werden zu einem Gesamtdatensatz kumuliert, der Angaben aus knapp 14 Millionen personenbezogenen Interviews enthält. Mit diesen Daten ist es möglich, eigene Abgrenzungen von Lebensformen vorzunehmen, die zur Beobachtung des Wandels geeigneter sind als jene, die von der amtlichen Statistik bereitgestellt werden. Selbst die Ausbreitung nichtehelicher Lebensgemeinschaften kann rekonstruiert werden. Eine direkte Frage dazu enthält der Mikrozensus zwar erst seit 1996. Für die Zeit davor wird jedoch ein Verfahren zu ihrer Schätzung eingesetzt, das sich als valide erweist. Damit zeigt die vorliegende Arbeit, dass der Wandel partnerschaftlicher Lebensformen auf Basis amtlicher Daten wesentlich umfassender untersucht werden kann, als dies in bisherigen Studien der Fall ist. Neben den genannten Vorteilen sind damit allerdings auch Nachteile verbunden. Der wohl gewichtigste Nachteil ist die haushaltskontextuelle Erfassung von Lebensformen. Als in Partnerschaft lebend gelten demnach Personen, die mit ihrem Partner im Haushalt zusammenleben. Als partnerlos erscheinen Personen, wenn sie ohne einen Partner im Haushalt leben – unabhängig davon, ob es einen Partner außerhalb des Haushalts gibt. Die damit einhergehende Problematik der Untererfassung bestehender Partnerschaften sollte jedoch nicht überbewertet werden: Soziologisch bedeutsam sind Partnerschaften erst, wenn sie eine gewisse Verbindlichkeit aufweisen. Der gemeinsame Haushalt ist ein guter Indikator dafür. Abgesehen davon gibt es empirische Hinweise darauf, dass Partnerschaften mit getrennten Haushalten zumindest bis zu den 1990er-Jahren nicht merklich zunehmen (Klein 1999a; Klein/Lengerer/Uzelac 2002).4 Um die Muster und sozialen Bedingungen des langfristigen Wandels partnerschaftlicher Lebensformen in Deutschland auf Basis amtlicher Mikrodaten zu untersuchen, wird folgendermaßen vorgegangen: In Abschnitt 2 wird zunächst der Stand der Forschung wiedergegeben. Nach einem kurzen Blick auf die gesellschaftlichen Voraussetzungen moderner Formen des Allein- und Zusammenlebens werden die bisherigen Befunde der amtlichen Statistik und der sozialwissenschaftlichen Forschung zusammengefasst. Dass sie voneinander abwei4 Für den Zeitraum von 1992 bis 2006 stellt eine neue Studie hingegen eine moderate Zunahme des „living apart together“ fest (Asendorpf 2008).
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1 Fragestellung
chen, wird in erster Linie mit unterschiedlichen Konzepten der Abgrenzung von Lebensformen begründet. Während die Kategorien der amtlichen Statistik tendenziell darauf angelegt sind, ein Bild der Vereinzelung und des Rückzugs der Familie zu zeichnen, bietet die soziologische Sicht eine differenzierte Beschreibung des Wandels. Auch sie ist jedoch von einer Vielfalt der Begriffe geprägt. Die hier vorgenommene Klassifikation partnerschaftlicher Lebensformen wird daher gesondert begründet. Abschnitt 3 widmet sich theoretischen Ansätzen zur Entwicklung und zu den sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit. Neben dem familienökonomischen Ansatz sind hier die Mechanismen der Partnerwahl und des Partnermarkts relevant. Auch makrostrukturelle Veränderungen, die den Prozess des Wandels der Lebensformen begünstigen oder hemmen, werden erläutert. Eine Beschreibung der Daten, ihrer Aufbereitung und der Operationalisierung verwendeter Begriffe folgt in Abschnitt 4. Auf die methodische Vorgehensweise zur Auswertung der Daten wird dort ebenfalls eingegangen. Zur Anwendung kommen gängige Verfahren der Kohortenanalyse und der logistischen Regression. Die Ergebnisse werden in den Abschnitten 5 bis 7 dargestellt. Für Westdeutschland kann der Wandel partnerschaftlicher Lebensformen bis zu Beginn der 1960er-Jahre zurückverfolgt werden. Für Ostdeutschland stehen hingegen erst ab 1991 Daten zur Verfügung. Zunächst erfolgt eine Beschreibung des Wandels aus zwei Perspektiven (Abschnitt 5): Sowohl im Vergleich über die Zeit als auch über die Lebensverläufe verschiedener Kohorten werden Veränderungen der relativen Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen festgestellt. Sodann rücken die sozialen Bedingungen der partnerschaftlichen Lebensform in den Vordergrund der Betrachtung. Es wird geprüft, ob die Partnerlosigkeit in verschiedenen sozialen Gruppen unterschiedlich stark verbreitet ist und ob sich diese Unterschiede verstärken oder reduzieren (Abschnitt 6). In den nachfolgenden Analysen wird die soziale Selektivität der Partnerlosigkeit mit Hilfe logistischer Regressionsmodelle eingehender untersucht (Abschnitt 7). Dazu werden vornehmlich die Effekte der Bildung betrachtet. Aus theoretischer Sicht ist die Bildung sowohl für das Eingehen als auch für die Auflösung partnerschaftlicher Beziehungen von besonderer Bedeutung. Ergänzend werden Effekte der Erwerbsposition ermittelt. Am Ende der jeweiligen Abschnitte werden die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst. Die Arbeit schließt mit einer Bewertung der zentralen Befunde in Abschnitt 8.
2 Partnerlosigkeit im Kontext des Wandels der Lebensformen zum Stand der Forschung
2.1 Entstehungskontexte und gesellschaftliche Voraussetzungen des Alleinlebens Ein Leben ohne Ehe und eigene Familie hat es schon immer gegeben. Allerdings hatte dies früher eine andere Bedeutung und es waren andere Umstände, die dazu beigetragen haben. Am Beginn dieser Arbeit steht daher eine kurze Betrachtung der gesellschaftlichen Prozesse, die für die Entstehung und Ausbreitung „moderner“ Formen des Alleinlebens bedeutsam sind. 2.1.1 Alleinleben als neue Lebensform? Wie neuere familienhistorische Untersuchungen zeigen (Mitterauer 1978, 1989; Rosenbaum 1982; Shorter 1983; Sieder 1987), ist die Vielfalt der Lebensformen nicht erst im Zuge der gesellschaftlichen Modernisierung entstanden. Vielmehr lebten die Menschen auch früher in verschiedenen Haushalts- und Familienkontexten. Erst die Industrialisierung brachte die Kleinfamilie als dominanten Typus hervor. Der Produktionsprozess wurde aus dem Haushalt ausgelagert und aus der ökonomischen Zwangsgemeinschaft des „ganzen Hauses“ wurde die selbst gewählte Gefühlsgemeinschaft von miteinander verheirateten Eltern und deren Kindern. Mitte des 20. Jahrhunderts war es schließlich für die große Mehrheit der Bevölkerung selbstverständlich, zu heiraten, mit dem Ehepartner zusammen einen eigenen Haushalt zu gründen und Kinder zu bekommen. Allerdings war die hohe Verbindlichkeit eines Lebensmodells eher die historische Ausnahme. Bereits seit Ende der 1960er-Jahre wird die Verteilung der Bevölkerung auf verschiedene Lebensformen wieder gleichmäßiger, d.h. die Pluralität steigt erneut an. Auch das Alleinleben ist strukturell betrachtet keine neue Lebensform. In vorindustrieller Zeit war es durchaus üblich, ledig zu bleiben und auf eine eigene Familie zu verzichten (Möhle 2001). Dies war jedoch kaum das Ergebnis einer freien Entscheidung, sondern beruhte auf dem Zwang äußerer Umstände. „Es A. Lengerer, Partnerlosigkeit in Deutschland, DOI 10.1007/978-3-531-92815-9_2, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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2 Stand der Forschung
war Schicksal und nicht schick, dahinter stand höhere Gewalt und nicht eigenes Belieben“ (Borscheid 1994: 24). Als Notlösung wurde ein Leben außerhalb der Ehe auch sozial akzeptiert. Wer aber über ein gewisses Alter hinaus ohne ersichtlichen Grund alleine blieb, wurde als „alte Jungfer“ verspottet oder als „Hagestolz“ verhöhnt, war also sozialer Diskriminierung ausgesetzt (NaveHerz/Sander 1998). Heute hingegen entsteht das Alleinleben häufiger infolge einer bewussten Wahl und wird gegenüber anderen Lebensformen nicht mehr oder zumindest nicht mehr in früherem Umfang abgewertet. 2.1.2 Historische Situation der Alleinlebenden Allein in einem Haushalt zu leben war vor Beginn der Industrialisierung so gut wie nicht möglich. Der Haushalt hatte eine überragende ökonomische Bedeutung und war Lebens- und Produktionsgemeinschaft zugleich (z.B. Mitterauer 1989; Rosenbaum 1982). Sowohl in der bäuerlichen Wirtschaft als auch im Handwerk gehörte die Produktion zum Alltag und sämtliche Mitglieder des Haushalts waren als Arbeitskräfte darin eingebunden. Eine Einzelperson wäre aufgrund fehlender technischer Hilfsmittel und relativ niedriger Erträge hoffnungslos überfordert gewesen. Außerdem hatte das Zusammenleben im Haushalt eine schützende Funktion und gewährleistete Versorgung bei Krankheit und im Alter. Ledig zu bleiben war hingegen keineswegs selten. Das Eingehen einer Ehe hatte zwar einen hohen Stellenwert, war aber an materielle Voraussetzungen geknüpft, die häufig nicht erfüllt werden konnten. Mit der Heirat war ein eigener Haushalt, eine eigene Ökonomie zu gründen. In bäuerlichen Familien war es daher üblich, dass Kinder zunächst bei den Eltern blieben und später als Knechte oder Mägde an fremde Höfe wechselten, wenn dort Arbeitskräfte gebraucht und diese Zuhause entbehrt werden konnten. Erst mit der Übernahme des elterlichen Hofes wurde die Heirat möglich. Im Handwerk war die Eheschließung in aller Regel an eine Meisterstelle gebunden. Lehrlinge und Gesellen lebten im Haushalt des Meisters und hatten seine Weisungen sowohl bei der Arbeit als auch in ihrer alltäglichen Lebensführung zu befolgen. Für private Beziehungen blieb wenig Raum. Die Produktions- und Lebensweise des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts brachte es also mit sich, dass große Teile der Bevölkerung lange Zeit oder dauerhaft unverheiratet blieben, und zwar nicht nur mangels Besitz, sondern auch wegen der damit verbundenen Heiratsverbote. Der Zugang zur Ehe war strikt geregelt und für bestimmte Berufsgruppen wie z.B. Soldaten oder Dienstboten war die Heirat ganz ausgeschlossen (Möhle 2001). Kaum jemand lebte jedoch allein. Ein Haushalt bestand aus vielen Personen und umfasste neben den
2.1 Entstehungskontexte und gesellschaftliche Voraussetzungen des Alleinlebens
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Mitgliedern der Familie auch nicht verwandte Personen.5 Nur in den Städten gab es vereinzelt Einpersonenhaushalte, was allerdings eher ein Phänomen unterer sozialer Schichten und Ausdruck einer gescheiterten Existenz war (Borscheid 1994). Scheidungen oder Trennungen waren ebenfalls äußerst selten. In Bauernund Handwerkerfamilien waren beide Partner in den häuslichen Produktionsprozess eingebunden und im Fall der Verwitwung war eine baldige Wiederheirat ökonomisch notwendig. Erst mit der Einführung von Witwen- und Waisenkassen im 18. Jahrhundert verlängerte sich die Dauer bis zum erneuten Eingehen einer Ehe. Auch „Notheiraten“ wurden seltener und die Zahl der alleinlebenden Verwitweten stieg erstmals an. Mit der Industrialisierung löste sich die Sozialform des „ganzen Hauses“ allmählich auf. Die Produktion verlagerte sich in die Fabrik und der Tausch von Arbeitskraft gegen Lohn befreite den Einzelnen vom „Zwang zur Gemeinschaft“ (Imhof 1994). Der elterliche Haushalt konnte nun verlassen und ein eigener gegründet werden. Auch wer in fremden Haushalten Dienst tat, lebte gewöhnlich nicht mehr dort. Wohn- und Arbeitsstätte trennten sich und das Zusammenleben konzentrierte sich zunehmend auf die Mitglieder der Familie. Der Haushalt wurde zu einem Ort der Privatheit und Intimität. Insgesamt bildete sich im 19. Jahrhundert ein soziales System heraus, das auf Individualität setzte. Breite Bevölkerungsschichten bekamen Zugang zur Ehe, Scheidungen wurden möglich und auch das Alleinleben war nicht mehr grundsätzlich ausgeschlossen. Durch die veränderte Arbeitsorganisation entstand im privaten Bereich Spielraum für persönliche Neigungen. Gleichzeitig verschärfte sich aber der normative Druck zur Heirat und Familiengründung. Aufkommende bürgerliche Moralvorstellungen machten die Ehe zur Grundlage gesellschaftlicher Anerkennung und zur fraglosen Selbstverständlichkeit des Lebens (Borscheid 1994). Ledig zu bleiben wurde negativ bewertet und galt als persönliches Versagen. Nur als Folge von Verwitwung wurde das Alleinleben akzeptiert und sogar unterstützt. In dem Maße, in dem die Idee der romantischen Liebe zur Grundlage der Ehe wurde, rückte die Wiederheirat in die Nähe der Untreue. Auch als Tendenzen zur Auflösung des rigiden bürgerlichen Normgefüges sichtbar wurden, blieb das Ledigsein in erster Linie eine Durchgangsphase zum weiterhin gültigen Ideal von Ehe und Familie. Zwar stieg der Anteil unverhei5 Aus der zahlenmäßigen Besetzung damaliger Haushalte lässt sich also nicht auf die Größe der Familien schließen. Als soziale Einheiten zwischen (Groß-) Eltern und Kind(ern) waren die Familien viel kleiner als häufig vermutet und spielten dem Haushalt gegenüber eine deutlich untergeordnete Rolle. Die vorindustrielle Großfamilie ist ein Mythos, der im Wesentlichen aus der mangelnden Unterscheidung zwischen Haushalt und Familie resultiert (z.B. Hill/Kopp 1995: 35).
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2 Stand der Forschung
rateter Frauen und Männer in Folge wirtschaftlicher Krisen und der beiden Weltkriege zwischenzeitlich wieder an, ihre normative und faktische Monopolstellung verliert die Ehe aber erst seit Mitte der 1960er-Jahre. Auch die Zahl der allein in einem Haushalt Lebenden steigt seither deutlich an (vgl. Abschnitt 2.2). Es bleibt zu fragen, ob die Ledigen früherer Jahrhunderte tatsächlich ohne Partner gelebt haben. Obwohl es dazu keine Zahlen gibt und die Ehe die einzig rechtlich und kirchlich legitimierte Form des Zusammenseins der Geschlechter war, wird in der Forschung einhellig die Meinung vertreten, dass es während des 18. und 19. Jahrhunderts „wilde Ehen“ gab (Möhle 1999).6 Vorgekommen sind solche Verbindungen häufig unter Personen, denen die Heirat verboten war. Außerdem stellte das unverheiratete Zusammenleben oft die einzige Möglichkeit dar, um nach einer Trennung eine neue Partnerschaft einzugehen. Die Lebensformen der Vergangenheit lassen sich also ebenso wenig wie die der Gegenwart über den Haushaltskontext und den Familienstand allein adäquat erfassen. Doch selbst wenn man nichteheliche Gemeinschaften berücksichtigt, war ein Leben ohne Partner in früheren Jahrhunderten üblich und phasenweise vermutlich sehr viel weiter verbreitet, als dies heute der Fall ist. 2.1.3 Fazit Wie die skizzierten historischen Entwicklungen zeigen, ist der Wandel der Lebensformen Teil des gesellschaftlichen Modernisierungsprozesses. Lebensformen entwickeln und verbreiten sich nicht zufällig, sondern im Wechselspiel mit Veränderungen in anderen Teilbereichen der Gesellschaft. Auch das Alleinleben ist an bestimmte soziale Bedingungen geknüpft. Mit dem Übergang zur kapitalistischen Produktionsweise wurde es möglich, sich selbst zu versorgen und alleine einen Haushalt zu führen. Ohne Partner zu leben war hingegen auch davor nichts Ungewöhnliches. Partnerlosigkeit ist keine neue Lebensform, beschränkte sich in der Vergangenheit jedoch auf Personen, die aus verschiedenen Gründen keinen Zugang zur Ehe hatten. Außerdem handelte es sich meist um einen vorübergehenden Zustand, der endete, sobald die Grundlagen für eine eigene Existenz erwirtschaftet waren. Um einen Hof oder eine Meisterstelle zu übernehmen, musste geheiratet und eine eigene Familie gegründet werden, weil nur so der häusliche Produktionsprozess bewältigt werden konnte. Heute hingegen kann prinzipiell jeder heiraten oder mit einem Partner unverheiratet 6 Damit sind partnerschaftliche Beziehungen gemeint, die als eheähnlich wahrgenommen und von den Beteiligten selbst auch so verstanden wurden. Sie sind nicht gleichzusetzen mit außerehelichen Sexualkontakten, die sich in hohen Anteilen unehelich geborener Kinder manifestierten (Möhle 1999: 183).
2.2 Alleinlebende und Alleinstehende in der amtlichen Statistik
19
zusammenleben und genauso gut darauf verzichten. Es gibt weder formale Barrieren gegen das Eingehen partnerschaftlicher Bindungen noch zwingende Gründe dafür. Die ökonomischen Voraussetzungen für eine unabhängige Lebensweise sind angesichts eines hohen Wohlstandsniveaus und eines ausgebauten Systems der sozialen Sicherung gegeben. Neu an der heutigen Partnerlosigkeit ist außerdem die gesellschaftliche Akzeptanz. Zwar hat das Zusammenleben als Paar und als Familie nach wie vor einen hohen Stellenwert, aber niemand wird mehr diskriminiert, weil er alleine lebt. Auch das Erreichen bestimmter sozialer Positionen ist nicht mehr an eine Heirat geknüpft. 2.2 Alleinlebende und Alleinstehende in der amtlichen Statistik Der kurze Abriss über die historische Situation hat gezeigt, dass es notwendig ist, zwischen verschiedenen Formen des Alleinlebens zu unterscheiden. Während die Zunahme der Einpersonenhaushalte eine relativ neue Entwicklung ist, hat es längerfristig oder dauerhaft ledig Bleibende in früheren Jahrhunderten häufig gegeben. Genaue Angaben zur Verbreitung verschiedener Formen des Alleinlebens bietet die amtliche Statistik (z.B. Bretz/Niemeyer 1992; Niemeyer 1997; Niemeyer/Voit 1995; Pöschl 1989; Voit 1992, 1993). Vergleichbare Daten über die Struktur von Haushalten liegen für Deutschland seit 1871 vor und mit der Einführung des Mikrozensus im Jahr 1957 wurde neben der Haushalts- eine eigenständige Familienstatistik etabliert. Beide Statistiken werden regelmäßig erstellt, sind allgemein zugänglich und werden daher häufig genutzt, um den Wandel der Lebensformen zu beschreiben. Die aggregierten Daten der amtlichen Statistik geben allerdings ein bestimmtes Bild der sozialen Wirklichkeit wieder.7 Sie sind auf den Bedarf von Politik und öffentlicher Verwaltung ausgerichtet und basieren auf Konzepten, die mit denen der Wissenschaft häufig nicht übereinstimmen. Zur Beantwortung sozialwissenschaftlicher Fragen reichen diese Daten kaum aus (z.B. Bertram 2001; Eggen 2000; Koschorke 1972). Gleichwohl werden sie immer wieder herangezogen, um Thesen über eine Schwächung familialer Bindungen und eine 7 Die hier vorgebrachte Kritik bezieht sich auf die standardmäßig zur Verfügung gestellten Aggregatdaten der amtlichen Statistik. Dabei handelt es sich um Daten über eine Gesamtheit von Untersuchungseinheiten. Werden hingegen die Individualdaten der amtlichen Statistik verwendet, in denen Angaben zu einzelnen Untersuchungseinheiten vorliegen, können alternative Konzepte zu ihrer Auswertung umgesetzt werden. Dies geschieht in der vorliegenden Arbeit mit den Individualdaten des Mikrozensus und der Volkszählung.
20
2 Stand der Forschung
damit verbundene Entwicklung hin zu einer „Singlegesellschaft“ empirisch zu untermauern (z.B. Hradil 1995; Peuckert 2002). Die Konzepte und Befunde der amtlichen Statistik werden daher im Folgenden dargestellt. Es wird gezeigt, wie Lebensformen von der amtlichen Statistik abgegrenzt werden und wer dabei jeweils als allein lebend oder allein stehend gilt. Sodann wird ein kurzer Überblick über die Ausbreitung der Einpersonenhaushalte und die wachsende Zahl der ledigen bzw. nicht familienangehörigen Personen gegeben. Ob davon tatsächlich ein Trend zur Vereinzelung und Bindungslosigkeit abgeleitet werden kann, wird abschließend diskutiert. 2.2.1 Haushalte, Familien und Lebensformen in der amtlichen Statistik – Konzepte und Definitionen Die amtliche Statistik bildet die privaten Formen des Allein- und Zusammenlebens in erster Linie über den Haushaltskontext ab. In den beiden wichtigsten bevölkerungsstatistischen Erhebungen, der Volkszählung und dem Mikrozensus, werden komplette Haushalte erfasst und alle Personen, die in diesen Haushalten leben, befragt. Der Haushalt als Erhebungseinheit amtlicher Statistiken hat eine lange Tradition: Der Deutsche Zollverein verpflichtete bereits 1843 die Gemeindebehörden dazu, Zählungen von Haushalt zu Haushalt vorzunehmen und sicherzustellen, dass alle darin lebenden Personen erfasst werden. Bei der Reichszählung 1871 wurde erstmals vorgegeben, dass als Haushalt die „zu einer Wohnund Wirtschaftsgemeinschaft vereinigten Personen“ zu verstehen sind und ein Wohnraum auch mehrere Haushalte umfassen kann (Rothenbacher/Putz 1987; Schubnell 1957a: 123). Diese Definition gilt bis heute: Als Haushalt „zählt jede zusammenwohnende und eine wirtschaftliche Einheit bildende Personengemeinschaft sowie Personen, die allein wohnen und wirtschaften“ (Statistisches Bundesamt 2005: 7). Die Familie wurde begrifflich lange Zeit nicht vom Haushalt getrennt. Vielmehr galten Haushalte, in denen mehrere Personen zusammenlebten, generell als Familienhaushalte (Bayer/Bauereiss 2003). Erstmals zwischen Haushaltsund Familienstatistik unterschieden wurde mit der Einführung des Mikrozensus im Jahr 1957 (Schubnell 1957b; Schubnell/Borries 1975). Seither werden Familien als eigenständige soziale Einheiten abgegrenzt, die zwar mit dem Haushalt deckungsgleich sein können, aber anders spezifiziert sind und in einem hierarchischen Verhältnis zueinander stehen: Familien sind Untereinheiten von Haushalten. Ein Haushalt kann mehrere Familien umfassen und es können noch weitere Personen im Haushalt leben, die nicht zur Familie gehören.
2.2 Alleinlebende und Alleinstehende in der amtlichen Statistik
21
Während der Haushalt eine sozioökonomische Einheit zusammenwohnender und gemeinsam wirtschaftender Personen darstellt, bezieht sich die Familie auf die soziobiologische Einheit von Eltern und Kindern. Nach dem so genannten traditionellen Familienkonzept der amtlichen Statistik bilden die in einem Haushalt zusammenlebenden Personen dann eine Familie, wenn sie miteinander verheiratet sind und/oder in einem Eltern-Kind-Verhältnis zueinander stehen (z.B. Statistisches Bundesamt 2003).8 Ein kinderloses Ehepaar zählt demnach ebenso als Familie wie ein Elternteil, der sein Kind alleine erzieht. Eine Familie gilt als vollständig, wenn sie ein verheiratetes Elternpaar und dessen ledige Kinder umfasst. Die übrigen Familienformen werden als Vor- oder Nachphase dieser Konstellation betrachtet. Dass Paare unverheiratet zusammenleben, wird von der amtlichen Statistik erst seit 1996 mit der Einführung des Konzepts der Lebensformen systematisch berücksichtigt (Heidenreich/Nöthen 2002; Nöthen 2005). Seither werden unterhalb der Ebene des Haushalts nicht nur Familien, sondern auch Lebensgemeinschaften als soziale Einheiten abgegrenzt. Entlang der Kriterien Partnerschaft und Elternschaft zählen dazu Paare mit Kindern, Paare ohne Kinder sowie Alleinerziehende. Ob die Partner verheiratet oder unverheiratet zusammenleben und ein unterschiedliches oder dasselbe Geschlecht haben, spielt dabei keine Rolle (vgl. dazu auch Lengerer/Bohr/Janßen 2005). Mit dem neuen Konzept erschließt die amtliche Statistik erstmals Lebensformen jenseits der „Normalfamilie“. Obwohl es im Mikrozensus seit 1996 umgesetzt ist, basieren die dazu veröffentlichten Ergebnisse bis einschließlich 2004 auf Sonderauswertungen (z.B. Statistisches Bundesamt 2004a). Das standardisierte Tabellenprogramm der amtlichen Familienstatistik ist erst seit 2005 umgestellt. Seither gilt auch ein neuer Familienbegriff: Die Familie umfasst nun „alle Eltern-Kind-Gemeinschaften, das heißt Ehepaare, nichteheliche (gegengeschlechtliche) und gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften sowie allein erziehende Mütter und Väter mit ledigen Kindern im befragten Haushalt“ (Statistisches Bundesamt 2006a: 32).
8 Als Kinder werden sowohl leibliche als auch Stief-, Adoptiv- oder Pflegekinder gezählt. Das Alter spielt dabei keine Rolle, lediglich der Familienstand: Nur ledige Personen können als Kind in einer Familie gelten. Noch bei den Eltern lebende Verheiratete bilden mit ihrem Ehepartner eine eigene Familie, noch bei den Eltern lebende Geschiedene und Verwitwete werden – sofern sie nicht selbst Kinder im Haushalt haben – separat als allein stehend ausgewiesen.
22
2 Stand der Forschung
2.2.2 Abgrenzung Alleinlebender und Alleinstehender in der amtlichen Statistik Wer sind nun die „Singles“ in der amtlichen Statistik? Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, ob man den Haushaltskontext oder die Zugehörigkeit zu einer Familie als Kriterium heranzieht und ob man in letzterem Fall nach dem traditionellen Familienkonzept oder nach dem Konzept der Lebensformen differenziert (Abbildung 1). Bei der haushaltskontextuellen Definition werden die „Singles“ schlicht mit den Einpersonenhaushalten gleichgesetzt. Pöschl (1990: 703) etwa beschreibt Singles als Personen, die alleine leben, was „statistisch gesehen Einpersonenhaushalte sind“. Selbst in einer Fachserie des Statistischen Bundesamtes wird der Single-Begriff im Zusammenhang mit den Alleinlebenden gebraucht: Bei Alleinlebenden handelt es sich demnach um „Personen, die für sich alleine in einem Haushalt wohnen und wirtschaften“, also um „Einpersonenhaushalte, die auch als Singles bezeichnet werden“ (Statistisches Bundesamt 1999: 12). Wann genau lebt jemand allein in einem Haushalt? Entscheidend am Haushaltsbegriff der amtlichen Statistik ist, dass er sich neben dem Kriterium des gemeinsamen Wohnens auch nach dem der gemeinsamen Haushaltsführung richtet. Haushalte und Wohnungen werden so zu unterschiedlichen Einheiten, die zwar in aller Regel identisch sind, aber nicht sein müssen. Die Wohnung ist dem Haushalt übergeordnet und kann mehrere Haushalte beherbergen, z.B. im Fall einer Wohngemeinschaft. Das gemeinsame Wohnen allein reicht also nicht aus, um im Mikrozensus als eine soziale Einheit zu erscheinen. Beziehungen zwischen Personen werden nur erfasst, wenn diese Personen zusammen wohnen und zusammen wirtschaften. Auch wer sich mit anderen zwar eine Wohnung teilt, aber angibt, eigenständig zu wirtschaften, wird demnach zu den Einpersonenhaushalten gerechnet.9 Mit Blick auf den Familienzusammenhang lassen sich „Singles“ als Personen bestimmen, die keiner Familie angehören. Nach dem traditionellen Familienkonzept sind dies alle ledigen Personen, die nicht mehr bei den Eltern und ohne eigene Kinder im Haushalt leben. Ob sie mit einem Partner unverheiratet zusammenleben, wird dabei nicht berücksichtigt. Ungeachtet der Generationenbeziehung findet hier also eine Gleichsetzung von „Singles“ mit Ledigen statt (Bauereiss/Bayer 1995). Daneben kennt die amtliche Statistik den Begriff der Alleinstehenden. Innerhalb des traditionellen Familienkonzepts sind damit verheiratet getrennt lebende, geschiedene und verwitwete Personen ohne Kinder im Haushalt gemeint, die zwar nicht zu den Familien gerechnet, aber innerhalb der 9
Die deutsche amtliche Statistik richtet sich hier nach dem von den Vereinten Nationen empfohlenen „housekeeping unit concept“, das sich im Unterschied zum „household-dwelling concept“ nicht nur an räumlichen, sondern auch an ökonomischen Sachverhalten orientiert (United Nations 1998).
2.2 Alleinlebende und Alleinstehende in der amtlichen Statistik
Abbildung 1: Haushaltskontext
Alleinlebende (allein in einem Haushalt lebende Personen)
23
Von der amtlichen Statistik abgegrenzte Lebensformen, die mit den „Singles“ gleichgesetzt werden Familienkontext traditionelles Familienkonzept Konzept der Lebensformen AbgrenzungsAbgrenzungsAbgrenzungsAbgrenzungskriterien kriterium kriterien kriterium Partnerschaft Familienstand Partnerschaft und Familienstand und Elternschaft Elternschaft Alleinstehende Alleinstehende Alleinstehende Partnerlose (verheiratet ge(ledige, verheiratet (Personen, die (Personen, die trennt lebende, getrennt lebende, weder mit ihrem ohne Ehe- oder geschiedene und geschiedene und Ehe- oder Lebens- Lebenspartner im Haushalt leben) verwitwete Perso- verwitwete Perso- partner noch mit nen, die ohne ihre nen) ihren ledigen Kinledigen Kinder im dern im Haushalt Haushalt leben) leben) nicht Familienan- Ledige gehörige (ledige Personen, die weder mit ihren Eltern noch mit ihren ledigen Kindern im Haushalt leben)
Quelle: eigene Zusammenstellung
Familienstatistik gesondert dargestellt werden.10 Gelegentlich findet auch eine Gleichsetzung von Alleinstehenden mit denen statt, die nicht mit ihrem Ehepartner zusammenleben, d.h. mit den Ledigen, verheiratet getrennt Lebenden, Verwitweten und Geschiedenen (z.B. Schwarz 1983). Das Konzept der Lebensformen fasst die Gruppe der Alleinstehenden enger. Dazu zählen Personen, in deren Haushalt es weder einen Ehe- oder Lebenspartner noch eigene Kinder gibt. Sieht man wiederum vom Generationenzusammenhang ab, kommt diese Abgrenzung dem sozialwissenschaftlichen Verständnis vom Alleinleben als partnerloser Lebensform am nächsten. Zwar werden Partner außerhalb des Haushalts nicht berücksichtigt. Dafür werden aber auch Personen, die unverheiratet mit ihrem gegen- oder gleichgeschlechtlichen Partner zusammenleben, als in Partnerschaft lebend klassifiziert.
10 Der gesonderte Nachweis Alleinstehender erfolgt seit 1989. Davor zählten verheiratet getrennt lebende, geschiedene und verwitwete Personen (d.h. Personen, die zu einem früheren Zeitpunkt verheiratet waren) ohne Kinder im Haushalt zu den Familien im Sinne von „Resten“ ehemals vollständiger Familien (z.B. Statistisches Bundesamt 1984: 50).
24
2 Stand der Forschung
2.2.3 Der Wandel der Haushaltsstrukturen Im Folgenden wird gezeigt, wie sich zentrale Aspekte des Wandels der Lebensformen in den Aggregatdaten der amtlichen Statistik darstellen. Es entsteht der Eindruck einer zunehmenden „Singularisierung“. Inwieweit dies der Realität gerecht wird, wird in Abschnitt 2.2.5 diskutiert. Zunächst zu den Haushaltsstrukturen: Die Größe und Zusammensetzung von Haushalten hat sich in der Vergangenheit erheblich gewandelt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts nimmt die durchschnittliche Zahl der Personen im Haushalt stetig ab und der Anteil der Einpersonenhaushalte an allen Haushalten zu. Bis in die 1920er-Jahre hinein verläuft diese Entwicklung verhalten. In weniger als jedem zehnten Haushalt lebt nur eine Person (Abbildung 2). Nach dem Zweiten Weltkrieg findet in der Bundesrepublik ein starker Anstieg des Anteils der Einpersonenhaushalte von 20 % im Jahr 1950 auf 35 % im Jahr 1990 statt, der im weiteren Verlauf schwächer wird. Im Jahr 2005 bestehen 37 % aller Haushalte in Westdeutschland aus einer Person. In Ostdeutschland liegt der Anteil der Einpersonenhaushalte zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung niedriger als in WestAbbildung 2:
Anteil der Einpersonenhaushalte an allen Haushalten, nach Jahr (in %)
100
80
(West-)Deutschland (bis 1939 Reichsgebiet, dann Bundesgebiet, ab 1991 ohne Berlin)
60
Ostdeutschland (einschl. Berlin)
40
20
0 1870
1880
1890
1900
1910
1920
1930
1940
1950
1960
1970
1980
1990
2000
Jahr
Datenquelle: Statistisches Bundesamt 2005, 2006c; bis 1939 sowie 1950, 1961 und 1970 Ergebnis der Volkszählung, sonst Ergebnis des Mikrozensus; 1950 Wohnbevölkerung, 1957 bis 1969 und 1971 wohnberechtigte Bevölkerung, 1970 und ab 1972 Bevölkerung in Privathaushalten
25
2.2 Alleinlebende und Alleinstehende in der amtlichen Statistik
deutschland. Seither verläuft der Anstieg steiler, so dass dort mittlerweile 40 % aller Haushalte Einpersonenhaushalte sind. Verlässt man die Haushalts- zugunsten der Personenebene und betrachtet anstelle des Anteils der Einpersonenhaushalte an allen Haushalten den Anteil der Personen, die allein in einem Haushalt leben, erscheint der Wandel weniger stark ausgeprägt (Abbildung 3). Zwar ist im Jahr 2005 mehr als jeder Dritte Haushalt ein Einpersonenhaushalt, aber nur 17 % aller Personen in Westdeutschland und 20 % aller Personen in Ostdeutschland leben allein. Umgekehrt bedeutet dies, dass nach wie vor die große Mehrheit der Bevölkerung nicht allein, sondern mit anderen zusammen im Haushalt lebt. Betrachtet man außerdem die Sozialstruktur der allein in einem Haushalt Lebenden, fällt auf, dass es sich überwiegend um Ältere und darunter mehrheitlich um Frauen handelt. Im Jahr 2005 sind in Deutschland rund 37 % aller allein in einem Haushalt Lebenden über 64 Jahre alt und knapp 30 % sind über 64 Jahre alt und weiblich (Statistisches Bundesamt 2005). Diese Personengruppe ist mit dem Begriff der „Singles“ aber in aller Regel nicht gemeint. Abbildung 3:
Anteil der allein in einem Haushalt lebenden Personen, nach Jahr (in %)
100
80
(West-)Deutschland (bis 1939 Reichsgebiet, dann Bundesgebiet, ab 1991 ohne Berlin)
60
Ostdeutschland (einschl. Berlin)
40
20
0 1870
1880
1890
1900
1910
1920
1930
1940
1950
1960
1970
1980
1990
2000
Jahr
Datenquelle: Statistisches Bundesamt 2005, 2006c; bis 1939 sowie 1950, 1961 und 1970 Ergebnis der Volkszählung, sonst Ergebnis des Mikrozensus; 1950 Wohnbevölkerung, 1957 bis 1969 und 1971 wohnberechtigte Bevölkerung, 1970 und ab 1972 Bevölkerung in Privathaushalten
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2 Stand der Forschung
2.2.4 Der Wandel der Familienstrukturen und -stände Der Wandel der Familie geht einher mit einer Ausbreitung von Lebensformen, die vom traditionellen Familienkonzept der amtlichen Statistik nicht erfasst werden (Heidenreich/Nöthen 2002). Ein immer größer werdender Anteil der Bevölkerung erscheint demnach als familien- und mithin als bindungslos. Zum einen wächst die Gruppe derer, die nach dem traditionellen Familienkonzept der amtlichen Statistik keiner Familie angehören. Leben im Jahr 1972 nur 13 % der westdeutschen Bevölkerung weder in einer Ehe noch in einer Eltern-Kind-Gemeinschaft, steigt dieser Anteil bis zum Jahr 2002 kontinuierlich auf 24 % (Abbildung 4). In Ostdeutschland nimmt der Anteil der nicht in Familie Lebenden innerhalb eines Jahrzehnts um 8 %-Punkte zu und liegt mittlerweile knapp über dem Niveau Westdeutschlands. Insgesamt betrachtet leben zwar noch immer drei Viertel der Bevölkerung als Ehepartner, allein erziehender Elternteil oder als Kind in einer Familie. Anders als in der Vergangenheit ist die Familie in ihrer traditionellen Form jedoch nicht mehr die alles dominierende Lebensform, in die nahezu jeder eingebunden ist. Abbildung 4:
Bevölkerung nach Familientyp (traditionelles Familienkonzept, in %)
100
keiner Familie zugehörig
90 80
lediges Kind in einer Familie
70 60
alleinerziehender Elternteil
50
in Ehe lebend
40 30 20 10 0
1972
1982
1992
Westdeutschland
2002
1992
2002
Ostdeutschland
Datenquelle: Statistisches Bundesamt 1976, 2003; Ergebnisse des Mikrozensus; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz (ggf. am Hauptwohnsitz der Familienbezugsperson)
2.2 Alleinlebende und Alleinstehende in der amtlichen Statistik
27
Zum anderen ändert sich die Verteilung der Familienstände. Insgesamt nimmt zwar der Anteil der Ledigen nicht und der der Unverheirateten im Zeitverlauf nur wenig zu. Bei einer Differenzierung nach Alter zeigt sich jedoch, dass es vor allem im jüngeren Erwachsenenalter immer mehr ledige und im mittleren und höheren Erwachsenenalter immer mehr geschiedene Personen gibt (Tabelle 1): In Westdeutschland nimmt der Anteil der Ledigen unter den 20- bis 29-Jährigen zwischen 1972 und 2002 von 41 % auf 76 % und unter den 30- bis 39-Jährigen von 9 % auf 31 % zu. In Ostdeutschland sind mittlerweile knapp 90 % der 20bis 29-Jährigen und 37 % der 30- bis 39-Jährigen ledig. Neben der sich verstärkenden Neigung, dauerhaft ledig zu bleiben, hängt dies vor allem mit dem Anstieg des durchschnittlichen Erstheiratsalters zusammen. Der Anteil Geschiedener steigt in Westdeutschland unter den 40- bis 49-Jährigen ebenso wie unter den 50- bis 59-Jährigen von rund 3 % im Jahr 1972 auf 10 % im Jahr 2002. In Ostdeutschland sind 2002 über 13 % der 40- bis unter 50-Jährigen und 11 % der 50- bis unter 60-Jährigen geschieden. Ursache hierfür ist die stetig wachsende Instabilität von Ehen. Zusammengenommen ist also in den hier betrachteten Altersgruppen eine Ausbreitung der Familienstände festzustellen, die mit der Lebensform „allein stehend“ in Verbindung gebracht werden – auch wenn man berücksichtigt, dass immer weniger Personen verwitwet sind. Zum Konzept der Lebensformen liegen veröffentlichte Daten über längere Zeiträume hinweg nicht vor. Im Querschnitt lässt sich aber zumindest der Anteil an Personen ermitteln, die weder in eine Ehe noch in eine nichteheliche Lebensgemeinschaft eingebunden sind, die also tatsächlich ohne Partner im Haushalt leben. Dieser liegt deutlich über dem Anteil der in Einpersonenhaushalten Tabelle 1: Anteile lediger, geschiedener und verwitweter Personen in verschiedenen Altersgruppen, nach Jahr (in %) Jahr
1972 1982 1992 2002 1992 2002 a
Alter von ... bis unter ... Jahren 20 - 30 30 - 40 40 - 50 50 - 60 ledig gesch. verw. ledig gesch. verw. ledig gesch. verw. ledig gesch. verw. Westdeutschland 40,9 1,5 –a 9,4 2,6 0,7 6,6 2,9 2,8 6,1 3,4 12,5 57,7 1,6 –a 12,6 5,3 0,7 6,6 5,0 2,1 6,0 3,9 7,6 67,9 1,3 –a 22,0 5,5 0,5 8,7 8,3 1,7 6,1 6,7 5,4 75,6 1,1 –a 31,1 6,1 0,4 14,6 9,9 1,4 7,4 9,6 4,5 Ostdeutschland 55,5 3,2 –a 13,0 9,0 0,7 5,7 10,1 1,8 4,1 8,5 5,2 87,8 0,7 –a 36,9 8,7 0,6 11,8 13,3 1,7 5,3 10,8 4,6
vom Statistischen Bundesamt nicht ausgewiesen, da Besetzung zu gering Datenquelle: Statistisches Bundesamt 2003, Ergebnisse des Mikrozensus, Bevölkerung in Privathaushalten
28
2 Stand der Forschung
Lebenden, aber unter dem der Unverheirateten. Im Jahr 2005 leben in Westdeutschland (ohne Berlin) rund 52 % aller Personen mit einem Partner im Haushalt zusammen (Statistisches Bundesamt 2006c). Knapp die Hälfte, nämlich 48 % leben also ohne Partner. Zum Vergleich: 17 % leben allein in einem Haushalt und 53 % ohne einen Ehepartner. In Ostdeutschland (einschl. Berlin) liegt der Anteil der ohne Partner im Haushalt Lebenden ebenfalls bei 48 %. 2.2.5 Probleme und Grenzen der amtlichen Statistik bei der Abbildung privater Lebensformen Unabhängig davon, nach welchen Konzepten die Abgrenzung von Lebensformen erfolgt, ist mit den aggregierten Daten der amtlichen Statistik stets eine Ausbreitung von Lebensformen festzustellen, die „individualisiert“ erscheinen. Sowohl der Anteil der allein in einem Haushalt Lebenden als auch der nicht in einer Familie Lebenden steigt an. Auch der Anteil lediger Personen nimmt im unteren und mittleren Erwachsenenalter kontinuierlich zu. Auf diese Befunde wird nicht nur in der Öffentlichkeit und der Politik, sondern auch in der sozialwissenschaftlichen Fachdiskussion immer wieder Bezug genommen. Was allerdings sagen die Kategorien der amtlichen Statistik über die Verbreitung und den Wandel der privaten Formen des Allein- und Zusammenlebens der Bevölkerung aus? Lassen solche Ergebnisse tatsächlich auf einen Trend zur „Singularisierung“ und zur Abkehr von festen, verbindlichen sozialen Beziehungen schließen? Zunächst variiert die Zahl und sozialstrukturelle Zusammensetzung der „Singles“ bereits mit der Definition erheblich. Die Alleinlebenden, die nicht Familienangehörigen oder die Ledigen stellen zwar sich überschneidende, aber nicht identische Personengruppen dar. In der Sekundärliteratur häufig vorgenommene, voneinander abweichende Altersbegrenzungen verwirren das Bild weiter. Davon abgesehen werden private Lebensformen von der amtlichen Statistik in einer ganz spezifischen Weise erfasst und dargestellt: über den Haushaltszusammenhang und innerhalb dessen über verwandtschaftlich definierte Familienbezüge. Soziale Beziehungen, die über die Grenzen des Haushalts hinausreichen, werden ebenso wenig berücksichtigt wie nicht institutionalisierte Formen des Zusammenlebens im Haushalt. Letzteres gilt nur für das traditionelle Familienkonzept und nicht mehr für das neue Konzept der Lebensformen, in das auch nichteheliche Lebensgemeinschaften systematisch integriert sind. Allerdings basiert das standardisierte Auswertungsprogramm der amtlichen Familienstatistik bis einschließlich 2004 auf dem traditionellen Konzept und prägt so die Wahrnehmung, was den intertemporalen Vergleich angeht, auch weiterhin.
2.2 Alleinlebende und Alleinstehende in der amtlichen Statistik
29
Dass der Haushaltskontext mitunter wenig über die soziale Einbindung und das Vorhandensein eines Partners aussagt, wird häufig gezeigt und kritisiert (z.B. Bertram 2001; Eggen 2000; Müller 1999; Schneider et al. 2000). Jemand, der allein in einem Haushalt lebt, kann durchaus in einer festen Partnerschaft gebunden sein, auch längerfristig. Gleichwohl gibt es gute Gründe, sich bei der Abgrenzung von Lebensformen und insbesondere von partnerschaftlichen Lebensformen auf den Haushalt zu beschränken (vgl. Abschnitt 2.4). Während dann aber das Alleinleben in jedem Fall Partnerlosigkeit indiziert, lässt umgekehrt das Zusammenleben mit anderen im Haushalt nicht zwingend auf eine Partnerschaft schließen (Klein 2005: 152). Die Haushaltsgröße allein eignet sich daher nicht als Kriterium zur Abgrenzung von „Singles“ und von der wachsenden Zahl der Einpersonenhaushalte kann nicht per se auf eine Zunahme der Partnerlosigkeit geschlossen werden. Auch eine am Familienstand orientierte Betrachtung von Lebensformen, wie sie das traditionelle Familienkonzept vornimmt, erscheint vor dem Hintergrund des Rückgangs der Heiratsneigung und der damit einhergehenden Ausbreitung des nichtehelichen Zusammenlebens immer weniger geeignet, ein Abbild der sozialen Realität zu liefern. Der traditionelle Familienbegriff der amtlichen Statistik ist auf ein bestimmtes Muster von Familie ausgerichtet, das in den 50er- und 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts seine größte Verbreitung hatte: die „Normalfamilie“ eines verheirateten Elternpaares mit seinen im selben Haushalt lebenden Kindern. Eine solche Auffassung von Familie beschreibt einen Zustand, ist zeitlich gebunden, so dass jede Veränderung immer nur als „Zerfall“ erkennbar ist (Nave-Herz 1998). Tatsächlich ist aber nicht das Ende der Familie in Sicht, sondern der fortwährende Wandel ihres Erscheinungsbildes. Immer mehr Menschen leben zeitweilig oder dauerhaft unverheiratet mit einem Partner zusammen, gehen nach Trennung oder Scheidung neue Partnerschaften ein und übernehmen Elternaufgaben für Kinder, die beim früheren Partner leben und/oder beim neuen Partner bereits vorhanden sind. Außerhalb des traditionellen Begriffs von Familie gibt es also verschiedene Lebensformen, von denen das Leben ohne Partner und ohne Kinder nur eine ist. Die abnehmende Verbreitung der traditionellen Familie eignet sich daher nicht als Indikator für die Ausbreitung der Bindungs- und Beziehungslosigkeit. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die amtliche Statistik elementare und unverzichtbare Daten zur Struktur von Haushalten und Familien bereitstellt. Beschränkt man sich auf die veröffentlichten Standardtabellen, ist ihre Aussagekraft zum Wandel der Lebensformen jedoch eher gering. Bis vor kurzem basierten sie auf einem traditionellen Konzept von Familie, das bestimmte Formen des Allein- und Zusammenlebens ausblendet und andere unter- oder
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2 Stand der Forschung
überschätzt.11 Zudem sind häufig Haushalte und Familien und selten Personen die dargestellten Einheiten. Nicht zuletzt werden relevante Differenzierungen oft nicht vorgenommen (Eggen 2000; Schneider et al. 2000: 104). Es ist daher kaum überraschend, dass amtliche Aggregatdaten häufig über- oder fehlinterpretiert werden, weil ihre Besonderheiten nicht beachtet werden und die dahinter stehenden Konzepte und Begriffe nicht bekannt sind. 2.3 „Singles“ im Kontext der sozialwissenschaftlichen Diskussion um den Wandel der Lebensformen Obwohl sich die amtliche Statistik bei der Abbildung der privaten Lebensformen der Bevölkerung entweder am Haushaltskontext oder an Ehe- und Abstammungsverhältnissen orientiert und den Wandel der Lebensformen so nur begrenzt erfassen kann, werden ihre Befunde auch in der Sozialwissenschaft häufig aufgegriffen. Vom Rückgang verheirateter Elternpaare mit ihren im selben Haushalt lebenden Kindern wird auf die „Krise“ der Familie geschlossen (z.B. Hoffmann-Nowotny 1988; Wingen 1991) und von der wachsenden Zahl der Einpersonenhaushalte werden Thesen über die Individualisierung und Singularisierung der Gesellschaft abgeleitet (z.B. Beck 1986; Hradil 1995; Schofer/Bender/Utz 1991). Der sozialwissenschaftliche Zugang zu den Formen des Allein- und Zusammenlebens ist vielschichtiger und orientiert sich weniger an formalen Sachverhalten denn an tatsächlich gelebten Beziehungen. Anstelle der Haushaltsgröße, dem Familienstand und dem Generationenverhältnis steht mehr das faktische Zusammenleben mit einem Partner und/oder mit Kindern im Vordergrund. Das „Single“-Dasein wird meist als partnerlose Lebensform verstanden. Allerdings sind die sozialwissenschaftlichen Kriterien zur Klassifikation von Lebensformen nicht einheitlich und auf ihrer Basis werden höchst divergente Aussagen zum Wandel der Lebensformen getroffen. Unklar erscheinen sowohl das Ausmaß des Wandels und dessen genaue Struktur als auch die Deutung der jeweiligen Befunde: Während auf der einen Seite die Pluralisierung der Lebensformen behauptet wird, gehen andere von einer bloßen Strukturverschiebung vom ehelichen hin zum nichtehelichen Zusammenleben und einer ansonsten unverändert hohen Neigung zum Eingehen fester partnerschaftlicher
11 Auf Basis des traditionellen Familienkonzepts werden zum Beispiel Personen auch dann als allein erziehend ausgewiesen, wenn sie unverheiratet mit ihrem Partner zusammenleben. Der Partner erscheint isoliert und wird in Abhängigkeit vom Familienstand zu den nicht Familienangehörigen oder zu den Alleinstehenden gezählt.
2.3 „Singles“ im Kontext der Diskussion um den Wandel der Lebensformen
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Bindungen aus. Eine dritte Position lässt sich zwischen den Extremen ansiedeln und als Pluralität in Grenzen bezeichnen. Im Folgenden wird diese kontroverse Debatte skizziert. Es wird gezeigt, wie Lebensformen im Unterschied zur amtlichen Statistik abgegrenzt und typisiert werden und wer dabei jeweils als „Single“ gilt. Zunächst wird ein kurzer Überblick über sozialwissenschaftliche Studien gegeben, die „Singles“ mit den allein in einem Haushalt Lebenden gleichsetzen und von deren Zunahme auf Prozesse der Vereinzelung in der Gesellschaft schließen. Sodann werden die Thesen von Pluralisierung und Strukturverschiebung partnerschaftlicher Lebensformen dargestellt, wobei der Fokus auf die Implikationen der verschiedenen Ansätze für die Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit gerichtet wird. Abschließend wird nach den Defiziten der bisherigen Forschung zum Wandel der Lebensformen gefragt, aus denen so unterschiedliche Sichtweisen resultieren. 2.3.1 Auf dem Weg in die sozial atomisierte „Single-Gesellschaft“? Im sozialwissenschaftlichen Verständnis sind mit „Singles“ in der Regel Personen gemeint, die ohne festen Partner leben. Mangels besserer Daten wird empirisch aber häufig mit Einpersonenhaushalten, d.h. mit der haushaltskontextuell definierten Lebensform argumentiert. Schneider, Rosenkranz und Limmer (2000) beispielsweise zählen die Partnerlosigkeit zu den nichtkonventionellen Lebensformen und kritisieren die Gleichsetzung von partnerlosen mit allein in einem Haushalt lebenden Personen explizit. Weil entsprechende Befunde fehlen, werden aber dennoch Zahlen zur Verbreitung und zur Sozialstruktur von Einpersonenhaushalten präsentiert. Auch Grözinger (1994: 7) differenziert implizit zwischen „Singles“ und Personen, die in einer partnerschaftlichen Beziehung gebunden sind, benennt aber in Anbetracht der Datenlage das Alleinwohnen als das „wichtigste Hilfskennzeichen von Singles“. Andere Studien wiederum begreifen „Singles“ als Personen, die allein in einem Haushalt leben, interpretieren deren Verbreitung und Entwicklung aber im Sinne des Nichtvorhandenseins einer festen Partnerschaft. Aus der Zunahme der Einpersonenhaushalte leiten sie einen Trend hin zu Bindungs- und Beziehungslosigkeit ab, so dass nach Lauterbach (1999: 241) der Eindruck entsteht, wir befänden uns „auf dem Weg in eine sozial atomisierte ‚Single-Gesellschaft’“. So spricht Hradil (1995) angesichts der Verbreitung des Alleinlebens von einer „Single-Gesellschaft“. Zwar setzt er die „Singles“ nicht mit den in Einpersonenhaushalten Lebenden gleich, betrachtet aber den Haushaltskontext als wesentliches Merkmal dieser Lebensform: „Alleineleben und -haushalten ist das
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2 Stand der Forschung
wichtigste Kennzeichen von ‚Singles’ und unerläßliches Definitionsmerkmal“ (ebd.: 7). Darüber hinaus wird das Alter zur Abgrenzung herangezogen. Als „Singles“ gelten nur Personen im mittleren Erwachsenenalter, in dem es gesellschaftliche Alternativen zu dieser Lebensform gibt, sie also mehr oder weniger frei gewählt und nicht durch äußere Umstände erzwungen ist. Demgemäß eingeschränkt auf die 25- bis unter 55-Jährigen beschreibt Hradil (1998: 15) die allein in einem Haushalt Lebenden als die „Speerspitze der Individualisierung“, an denen die Gemeinschaftsdefizite der modernen Gesellschaft besonders sichtbar würden. Ihre zunehmende Zahl sei Ausdruck eines Wertewandels, weg von materialistischen Werten wie Sicherheit und Bindung hin zu postmaterialistischen Werten wie persönlicher Selbstverwirklichung und ausgeprägtem Hedonismus (vgl. auch Schofer/Bender/Utz 1991). Ähnlich wird im Rahmen der Individualisierungstheorie argumentiert. Dass immer mehr Menschen alleine in einem Haushalt leben, betrachtet Beck (1986) als Indiz für die Herauslösung des Einzelnen aus traditionellen Bindungen und sozialen Abhängigkeiten. Der oder die allein Lebende sei die „Grundfigur der durchgesetzten Moderne“ (Beck/Beck-Gernsheim 1990: 52), die weder an einen Partner noch an eine Familie gebunden, sondern flexibel und frei für die Erfordernisse des (Arbeits-) Marktes sei. An der Verbreitung des Alleinlebens ließe sich sogar das Fortschreiten der Entwicklung hin zu einer Gesellschaft vereinzelter Individuen ablesen: Zu den Städten mit ausgeprägten Individualisierungsmerkmalen werden ausdrücklich jene gezählt, in denen der Anteil der Einpersonenhaushalte am höchsten ist (ebd.: 18). Etliche weitere Studien ließen sich benennen, in denen die haushaltskontextuelle Dimension von Lebensformen nicht klar genug von der partnerschaftlichen Dimension getrennt wird (z.B. Bachmann 1992; Krüger 1990; Stich 2002; vgl. zur Übersicht auch Bien/Bender 1995). Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie keine Aussagen über Partnerlosigkeit beinhalten, sondern das Alleinleben im Sinne des allein in einem Haushalt Lebens abbilden. Vom Ausmaß und von der Sozialstruktur der Partnerlosigkeit geben sie allenfalls ein verzerrtes Bild wieder.12 Auch gibt es nicht wenige Arbeiten, in denen Lebensformen familienkontextuell abgegrenzt werden und die aus dem Rückgang der Heiratsneigung und dem Anstieg der Scheidungsrate zumindest implizit eine Zunahme der Beziehungslosigkeit ableiten (z.B. Hoffmann-Nowotny 1988, 1995; sowie ver12 Zudem wird gelegentlich die Haushalts- mit der Personenebene verwechselt. Von dem guten Drittel aller Haushalte, bei denen es sich um Einpersonenhaushalte handelt, wird auf ein Drittel aller Personen geschlossen, die alleine leben. Vor allem in den Medien finden sich Schlagzeilen wie „In den deutschen Großstädten lebt schon fast jeder Zweite allein“ (Spiegel-Online vom 16.11.1999). Aber auch innerhalb der Sozialwissenschaften werden haushaltsbezogene Befunde nicht selten fehlinterpretiert: „Ein Drittel der Bevölkerung lebt inzwischen als Single, in Großstädten bereits die Mehrheit“ (Gensicke 1994: 37).
2.3 „Singles“ im Kontext der Diskussion um den Wandel der Lebensformen
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schiedene Arbeiten, in denen „Singles“ mit den nicht Verheirateten gleichgesetzt werden, wie z.B. Pohl 1994). Dabei wird übersehen, dass der gleichzeitige Anstieg des unverheirateten Zusammenlebens diesen Prozess kompensieren kann. Eine Gleichsetzung von Familien- bzw. Ehelosigkeit mit Partnerlosigkeit erweist sich also ebenso wenig als sinnvoll wie die Gleichsetzung von allein in einem Haushalt Lebenden mit den ohne festen Partner Lebenden. 2.3.2 Die Debatte um Pluralisierung versus Strukturverschiebung partnerschaftlicher Lebensformen Abgesehen von Studien, die sich ausschließlich mit „Singles“ befassen und dabei hauptsächlich auf die Zunahme der Einpersonenhaushalte abheben, ist das Thema eingebettet in die Diskussion um den Wandel der Lebensformen. Hier steht die Verbreitung und Entwicklung verschiedener Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens im Vordergrund der Betrachtung und das „Single“Dasein wird – zumindest implizit, im Sinne einer Restkategorie – als partnerlose Lebensform verstanden. In welchem Ausmaß und in welche Richtung ein Wandel von Lebensformen stattfindet und ob damit eine Zunahme der Partnerlosigkeit einhergeht, ist jedoch umstritten. In Anlehnung an Schneider (2001) lassen sich drei unterschiedliche Positionen ausmachen, die im Folgenden dargestellt werden. Zu einem festen Bestandteil der Interpretation des familialen Wandels gehört das Konzept der Pluralisierung der Lebensformen. Seit Mitte der 1960erJahre ist eine Entwicklung zu beobachten, in deren Verlauf die „Parson’sche Normalfamilie“ an Bedeutung verliert und sich von diesem Muster abweichende Lebensformen immer weiter ausbreiten. Abzulesen ist dies an der zurückgehenden Heiratsneigung, der abnehmenden Ehestabilität, dem anhaltend niedrigen Geburtenniveau sowie der steigenden Zahl unverheiratet zusammenlebender Paare. Wie Wagner und Franzmann (2000) zeigen, beginnt die „Karriere“ der Pluralisierungsdebatte Anfang der 1980er-Jahre. In verschiedenen familiensoziologischen Arbeiten dieser Zeit (z.B. Herlth/Kaufmann 1982; Lüscher 1985) wird die Vermutung geäußert, dass die Familie ihre dominante Stellung einbüßt und es zu einer Vielfalt an Lebensformen kommt. In der daran anschließenden Diskussion wird die Pluralisierung von vielen als der wichtigste Aspekt des Wandels der Familie betrachtet (z.B. Bertram/Borrmann-Müller 1988; Lucke 1995; Peuckert 1991; in international vergleichender Perspektive z.B. Van de Kaa 1987) und dabei in zwei Bedeutungsvarianten gebraucht: Zum einen ist mit Pluralisierung die bereits genannte Zunahme der Vielfalt gemeint. Demnach
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2 Stand der Forschung
vergrößert sich die Bandbreite der gesellschaftlich akzeptierten Formen des Allein- und Zusammenlebens, wobei mehr oder weniger gleichberechtigt zwischen den verschiedenen Optionen gewählt werden kann. Zum anderen meint Pluralisierung eine Zunahme der Heterogenität. Nicht nur die Zahl der Lebensformen nimmt zu, sondern auch die Verteilung der Bevölkerung über diese Formen wird gleichmäßiger. Eng mit dieser Argumentationslinie verknüpft ist die These der Individualisierung.13 Auch sie behauptet eine Auflösung traditioneller Bindungen und einen wachsenden Spielraum für persönliche Entscheidungen. Waren Heirat und Familiengründung für weite Teile der Bevölkerung ehemals verbindlich vorgegeben, kann inzwischen jeder selbst darüber bestimmen. Andere Lebenswege können eingeschlagen und andere Formen des Zusammenlebens gewählt werden. Eine „Ausdifferenzierung und Pluralisierung von Lebensformen“ (Beck 1986: 195) ist die Folge. Das früher dominierende Modell der Kleinfamilie wird nicht durch einen neuen Familientyp ersetzt, sondern es kommt zu einer „große[n] Variationsbreite von familialen und außerfamilialen Formen des Zusammenlebens“ (ebd.), die nebeneinander ent- und bestehen. Sowohl die Pluralisierungs- als auch die Individualisierungsthese nehmen eine Ausbreitung der Partnerlosigkeit an. Die sich im Zeitverlauf vergrößernde Wahlfreiheit schließt neben Alternativen zum ehelichen Zusammenleben mit einem Partner auch den Verzicht auf Partnerschaft ein. Besonders herausgehoben wird die „zunehmende Beziehungslosigkeit“ (Beck-Gernsheim 1994: 113) im Rahmen der Individualisierungstheorie. Nicht nur, weil das Leben außerhalb einer Ehe oder festen Partnerschaft zu einer Möglichkeit geworden ist, die genutzt wird, sondern auch, weil sich der Entwurf eines gemeinsamen Lebens mit einem Partner immer schwieriger gestaltet. Demnach steht vor allem das hohe Maß an Mobilität und Flexibilität in einer vom Markt dominierten Gesellschaft der längerfristigen Perspektive enger privater Beziehungen entgegen. Zu Ende gedacht würde das Marktmodell der Moderne das „alleinstehende, nicht partnerschafts-, ehe- oder familien’behinderte’ Individuum“ unterstellen, so Beck (1986: 191). Eine zweite Position lässt sich als Strukturverschiebung partnerschaftlicher Lebensformen bezeichnen. Sie wird in einer Reihe neuerer Arbeiten vertreten, die sich auf empirischer Basis mit der Pluralisierungsthese auseinandersetzen und zu dem Schluss kommen, dass diese einer Überprüfung nicht standhält. Wagner und Franzmann (2000: 167) beispielsweise berechnen statistische Maßzahlen qualitativer Varianz und stellen fest, dass „zumindest für Westdeutschland und dem Zeitraum zwischen 1972 und 1996 nicht von einer Pluralisierung 13 Ausführlich mit der Frage des Zusammenhangs von Individualisierung und Pluralisierung beschäftigen sich Huinink und Wagner (1998).
2.3 „Singles“ im Kontext der Diskussion um den Wandel der Lebensformen
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in nennenswertem Ausmaß“ gesprochen werden kann (vgl. auch Wagner/Franzmann/Stauder 2001). Zwar sei die Verbreitung kernfamilialer Lebensformen eindeutig zurückgegangen, die Vielfalt der Lebensformen und die Verteilung der Bevölkerung über diese Vielfalt jedoch annähernd gleich geblieben. Klein (1999a, 1999b, 1999d) geht noch weiter und stellt hinsichtlich des Wandels der Lebensformen eine „fast erstaunlich gewordene Konstanz“ (Klein 1999a: 469) fest. Im Zeitverlauf zeige sich zwar eine abnehmende Verbreitung der Ehe, der aber die Zunahme der nichtehelichen Lebensgemeinschaft gegenüberstehe. Weder könne von einer Pluralisierung partnerschaftlicher Lebensformen noch von einer Individualisierung gesprochen werden. Hinsichtlich der Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit sind die Befunde allerdings widersprüchlich. Klein (1999a, 1999b, 1999d) kommt zu dem Ergebnis, dass sich der Rückgang des ehelichen und die Zunahme des nichtehelichen Zusammenlebens annähernd kompensieren. Die generelle Bereitschaft zum Eingehen verbindlicher partnerschaftlicher Beziehungen sei unverändert hoch und hätte im jungen Erwachsenenalter sogar eher zu- als abgenommen. Brüderl (2004) sowie Brüderl und Klein (2003) hingegen stellen zumindest für die 1990er-Jahre eine „Tendenz zur Singularisierung“ fest (Brüderl 2004: 4). Die Zunahme der nichtehelichen Lebensgemeinschaft könne die nachlassende Dominanz der Ehe nicht voll ausgleichen, so dass der Anteil der ohne Partner Lebenden steigen würde (vgl. auch Müller/Sommer/Timm 1999). Empirische Evidenz für eine Pluralität in Grenzen finden z.B. Lauterbach (1999), Lüscher (1997) sowie Schneider (1994). In Einklang mit der Pluralisierungsthese gehen sie davon aus, dass die Spielräume zur Wahl und Ausgestaltung privater Lebensformen zunehmen, allerdings nur in bestimmten Lebensphasen und -bereichen. Die Pluralisierung beschränke sich auf vor- und nichtfamiliale Lebensformen, während der familiale Bereich von einer gegenläufigen Entwicklung im Sinne einer zunehmenden Homogenisierung gekennzeichnet sei. Aufgrund unzureichender Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Elternschaft und Beruf seien Familien in ihrer Mehrheit noch immer traditionell organisiert: Der Übergang zur Elternschaft ist in der Regel an die Ehe und eine geschlechtsspezifische Form der Arbeitsteilung gekoppelt. Nur wer vorübergehend oder dauerhaft auf Kinder verzichte, könne von erweiterten biographischen Wahlmöglichkeiten Gebrauch machen, was sich in einer Vielfalt der Lebensformen niederschlage. Statt von einer Pluralisierung ist deshalb hier auch von einer Polarisierung der Lebensformen in einen strukturstarren familialen und einen modernisierten nicht-familialen Sektor die Rede (Strohmeier 1993; Strohmeier/ Schulze 1995). Von einer Zunahme der Partnerlosigkeit wird innerhalb dieser Argumentation besonders für das jüngere Erwachsenenalter ausgegangen. Solange keine
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2 Stand der Forschung
Familie gegründet wird, stehen verschiedene Optionen offen, wozu auch der Verzicht auf das Eingehen einer partnerschaftlichen Beziehung zählt. Aber auch darüber hinaus wird eine Ausbreitung partnerloser Lebensformen unterstellt: Der Familiensektor verliert aufgrund seiner Strukturstarre vor allem für Frauen an Attraktivität, so dass der pluralisierte Nicht-Familiensektor quantitativ an Bedeutung gewinnt. Immer mehr Menschen bleiben dauerhaft unverheiratet und kinderlos und leben stattdessen unverheiratet mit einem Partner zusammen oder allein. In der Zusammenschau zeigt sich, dass der seit Beginn der 1960er-Jahre zu beobachtende Wandel der Lebensformen sehr unterschiedlich wahrgenommen und gedeutet wird. In Bezug auf die partnerschaftliche Dimension von Lebensformen wird bereits der grundlegende Aspekt kontrovers diskutiert, ob sich die Veränderungen auf die Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens beschränken und die Zunahme der nichtehelichen Lebensgemeinschaft den Rückgang der Ehe kompensiert oder ob mit der abnehmenden Heiratsneigung eine Abkehr von verbindlichen Formen der partnerschaftlichen Beziehung verbunden ist. Es stellt sich die Frage, wie solch unterschiedliche Sichtweisen zustande kommen, die nicht nur theoretischer Natur sind, sondern auch empirisch begründet werden. 2.3.3 Defizite der bisherigen Forschung Für die mangelnde Einheitlichkeit bisheriger empirischer Befunde zum Wandel der Lebensformen lassen sich mehrere Ursachen ausmachen (vgl. im Folgenden Lengerer/Klein 2007): (1) Obwohl der Wandel familialer und partnerschaftlicher Lebensformen ein langfristiger Prozess ist, wird er häufig nur für eine kurze Zeitspanne betrachtet. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass geeignete Repräsentativdaten der sozialwissenschaftlichen Umfrageforschung erst seit den 1980er-Jahren vorliegen und sich auf die Zeit davor allenfalls aus retrospektiv erhobenen Angaben zur Partnerschaftsbiographie schließen lässt, an deren Qualität jedoch Zweifel bestehen (z.B. Babka von Gostomski/Hartmann 1997; Klein/Fischer-Kerli 2000).14 Die betreffenden Datensätze sind außerdem für deskriptive Fragestellungen relativ klein und weisen verhältnismäßig geringe Ausschöpfungsquoten auf. Zuverlässige Daten zur Erstellung langer Zeitreihen, die weiter als bis in die 1980er-Jahre zurückreichen, bietet nur die amtliche 14
Hierbei handelt es sich insbesondere um die verschiedenen Erhebungen des Familiensurveys, den Fertility and Family Survey (FFS) sowie die Lebensverlaufsstudie (vgl. zum Überblick Stauder 2005).
2.3 „Singles“ im Kontext der Diskussion um den Wandel der Lebensformen
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Statistik. Deren publizierte Aggregatdaten eignen sich aber – wie in Abschnitt 2.2 gezeigt wurde – nur bedingt zur Abbildung des Wandels der Lebensformen und sind eher darauf angelegt, ein krisenhaftes Bild der Familie zu zeichnen. (2) Es werden nicht nur verhältnismäßig kurze, sondern auch unterschiedliche Zeiträume betrachtet. Dabei zeigen die Studien, die sich auf einen Zeitraum bis zum Ende der 1980er-Jahre beziehen, lediglich eine Strukturverschiebung in Bezug auf formale Gesichtspunkte des Zusammenlebens (z.B. Klein 1999a). Untersuchungen, die sich auch auf die 1990er-Jahre erstrecken, kommen hingegen eher zu dem Ergebnis einer zunehmenden Pluralisierung und Singularisierung (z.B. Brüderl 2004). (3) Einer der wesentlichen Kritikpunkte an der bisherigen Pluralisierungsdebatte bezieht sich auf die unzureichend begründete und alles andere als einheitliche Klassifikation von Lebensformen (z.B. auch Lüscher 1997; Wagner/ Franzmann 2000). Es ist völlig unklar, welche Formen des Allein- und Zusammenlebens für die Pluralisierungsthese maßgeblich sein sollen und nach welchen Kriterien dabei zu differenzieren ist. In den bisherigen Studien werden daher ganz verschiedene und auch unterschiedlich viele Typen von Lebensformen auseinander gehalten: In einer älteren Arbeit von Zapf et al. (1987: 30) wird beispielsweise eine Klassifikation der Lebensformen entlang der Kriterien Vorhandensein eines eigenen Haushalts, Generationenzusammensetzung des Haushalts, sozialrechtliche Stellung,15 Familienstand und Kinderzahl vorgenommen, woraus über 100 Typen resultieren, von denen nur die fünf häufigsten weiter untersucht werden. Höhn und Dorbritz (1995) differenzieren unterschiedlich fein und kommen anhand der Kriterien Partnerschaft, Elternschaft und Erwerbstätigkeit auf maximal 32 Lebensformen. Bei der Partnerschaft wird dabei zwischen der Ehe, dem unverheirateten Zusammenleben, der Partnerschaft ohne gemeinsamen Haushalt sowie der Partnerlosigkeit unterschieden. In einer anderen Variante der Typisierung werden beim Kriterium Partnerschaft nur die im Haushalt lebenden Partner berücksichtigt und das Kriterium Erwerbstätigkeit durch den Familienstand ersetzt, so dass sich zwölf Lebensformen ergeben. Wagner und Franzmann (2000) untersuchen zwar den Wandel von Lebensformen, bewegen sich mit ihrer Typologie aber auf der Ebene des Haushalts. Zunächst nehmen sie eine Unterscheidung nach der Zahl der im Haushalt lebenden Generationen vor und differenzieren dann weiter nach dem Vorhandensein eines Ehe- oder Lebenspartners sowie nach dem Vorhandensein von Kindern im Haushalt. Insgesamt werden acht Typen ausgewiesen. Brüderl und Klein (2003) fokussieren ausschließlich die partnerschaftliche Dimension von Lebensformen und unterscheiden die Zustände in Ehe, in Lebensgemeinschaft und partnerlos 15 Mit der sozialrechtlichen Stellung ist dabei die Art des individuellen Einkommenserwerbs gemeint.
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2 Stand der Forschung
lebend, wobei unter einer längsschnittlichen Perspektive anhand des Familienstandes weiter danach differenziert wird, ob es sich bei den partnerlos und unverheiratet Zusammenlebenden um vor- oder nacheheliche Lebensformen handelt. Klein (1999a, 1999b) beschränkt sich ebenfalls auf die Betrachtung partnerschaftlicher Lebensformen, unterscheidet neben verheiratet und unverheiratet zusammenlebenden Paaren aber auch solche ohne gemeinsamen Haushalt. Häufig werden also verschiedene Dimensionen von Lebensformen vermischt und so viele Lebensformen gegeneinander abgegrenzt, wie es die jeweiligen Daten zulassen – oft ohne Reflexion darüber, ob die betreffende Differenzierung sozial relevant und soziologisch bedeutsam ist und sich damit als Maßstab für die Pluralisierung eignet. Umso problematischer ist dies, als die Frage der Pluralisierung je nach verwendeter Typologie wahrscheinlich sehr unterschiedlich zu beantworten ist: „Art und Ausmaß der Pluralität sind methodologisch nicht zuletzt davon abhängig, welche Sachverhalte für die Beschreibung und Analyse beigezogen werden, m.a.W., welche Variablen und welche Merkmalsausprägungen überhaupt erfaßt worden sind und bei den Auszählungen berücksichtigt werden“ (Lüscher 1997: 303). Eine systematische Klärung dieser Zusammenhänge steht bislang aus. Ob ein Trend zur Singularisierung festgestellt werden kann, ist vermutlich ebenfalls stark von der verwendeten Klassifikation von Lebensformen bestimmt. Einmal werden „Singles“ als Personen verstanden, die ohne Partner und ohne Kinder allein im Haushalt leben (Höhn/Dorbritz 1995), einmal als Personen, die ohne Partner im Haushalt leben (Brüderl/Klein 2003) und dann wieder unabhängig vom Haushaltskontext als Personen, die nicht in eine feste partnerschaftliche Beziehung eingebunden sind (Klein 1999a, 1999b). In manchen Studien wird einschränkend darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse selbstverständlich nur für den gewählten Zustandsraum Gültigkeit haben, dass also eine Pluralisierung oder Strukturverschiebung nur für die untersuchten Lebensformen festgestellt wird und andere Typologien zu anderen Schlussfolgerungen führen können (z.B. Brüderl/Klein 2003: 215). So zutreffend ein solcher Hinweis ist, so wenig enthebt er von der Notwendigkeit einer hinreichenden Begründung der verwendeten Kriterien der Klassifikation und der Bereitstellung vergleichbarer Befunde. (4) Schließlich variiert die Lebensform stark mit dem Alter und ebenso mit dem Geschlecht. Unterschiedliche Befunde zur Pluralisierung der Lebensformen kommen deshalb auch durch unterschiedlich abgegrenzte Altersgruppen des jüngeren Erwachsenenalters zustande sowie dadurch, dass einige Untersuchungen des jüngeren Erwachsenenalters vorschnell als Untermauerung der Pluralisierungsthese generalisiert werden (z.B. Hoffmann-Nowotny 1988; Marbach 2003). Ähnlich ist es um geschlechtsspezifische Unterschiede bestellt.
2.4 Zur Definition und Klassifikation partnerschaftlicher Lebensformen
39
Angesichts bestehender numerischer Ungleichgewichte zwischen den Geschlechtern rechnen sich gegengeschlechtliche Partnerschaften, obwohl je aus einem Mann und einer Frau bestehend, unter Umständen sehr unterschiedlich auf Männer und Frauen um. Die geschlechtsspezifischen Ergebnisse sind nicht notwendig symmetrisch, allenfalls versetzt um den durchschnittlichen Altersabstands zwischen den Partnern. Je nachdem also, ob sich vorliegende Studien auf Männer, auf Frauen (z.B. Kreyenfeld/Konietzka 2005) oder auf beide Geschlechter (z.B. Tölke 1991) beziehen, kommen eventuell unterschiedliche Ergebnisse zustande. 2.3.4 Fazit Mit anderen Zugängen zu den Formen des Allein- und Zusammenlebens als denen der amtlichen Statistik kommt man zu anderen Einschätzungen bezüglich des Wandels der Lebensformen. Allerdings sind die bislang dazu vorhandenen sozialwissenschaftlichen Befunde außerordentlich kontrovers: Von einer weit reichenden Pluralisierung und einer Zunahme der Beziehungslosigkeit bis hin zu einer bloßen Strukturverschiebung von der Ehe zur Lebensgemeinschaft und einer ansonsten unverändert hohen „Bindungsquote“ ist die Rede. Eine Klärung von Ausmaß, Richtung und sozialstruktureller Differenzierung des Wandels der Lebensformen erscheint also nach wie vor notwendig. Die Einschätzung des Wandels erweist sich dabei als „abhängig von den Vergleichszeitpunkten und den gewählten Indikatoren“ (Schneider 2001: 88). Neben der Betrachtung über einen langen Zeitraum hinweg bedarf es also ausreichend begründeter Kriterien der Klassifikation von Lebensformen. Letzteres wird im folgenden Abschnitt geleistet. 2.4 Zur Definition und Klassifikation partnerschaftlicher Lebensformen Ein zentrales Defizit der bisherigen Forschung zum Wandel der Lebensformen im Allgemeinen und zu den „Singles“ im Besonderen ist die höchst unterschiedliche und meist unzureichend begründete Definition und Klassifikation.16 Wie in Abschnitt 2.3 gezeigt wurde, erfolgt die Abgrenzung von „Singles“ häufig über den Haushaltskontext oder über den Familienstand, obwohl Partnerlosigkeit gemeint ist. Im Kontext der Diskussion um die Pluralisierung der Lebensformen sind „Singles“ zwar eher selten explizit Gegenstand der Betrachtung. Sie werden 16 Eine Zusammenstellung der unzähligen Definitionen von „Singles“ findet sich bei Bien und Bender (1995) oder bei Bachmann (1992: 238ff.).
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2 Stand der Forschung
aber implizit als eine Art Restkategorie zu den verschiedenen Formen des Zusammenlebens verstanden, die entlang divergierender Kriterien spezifiziert werden, so dass jeweils unterschiedliche Gruppen von Personen übrig bleiben. Problematisch ist dies insofern, als es unter Umständen stark von der Definition von „Singles“ abhängt, ob ein Trend zur Singularisierung oder eine unverändert hohe Neigung zum Eingehen verbindlicher partnerschaftlicher Beziehungen festgestellt werden kann. Und je nach Klassifikation von Lebensformen kann sich ein sehr unterschiedliches Ausmaß an Pluralisierung ergeben. Im Folgenden soll daher die hier verwendete Klassifikation von Lebensformen und die darin enthaltene Abgrenzung von „Singles“ aufgezeigt und begründet werden. Zunächst wird allgemein erläutert, was unter einer Lebensform verstanden wird, bevor dann näher auf die Kriterien zu ihrer Differenzierung eingegangen wird. Die hier vorgelegten Analysen konzentrieren sich auf die partnerschaftliche Dimension von Lebensformen, wobei innerhalb des Haushaltskontexts nach dem Grad der Institutionalisierung der Partnerschaft sowie der Geschlechterkombination differenziert wird. 2.4.1
Zum Begriff der Lebensform
Zur Charakterisierung des Wandels des privaten Allein- und Zusammenlebens hat sich in der deutschsprachigen Soziologie der Begriff der Lebensform etabliert. Damit sind relativ stabile Beziehungsgefüge im privaten Bereich gemeint, die den Menschen mit seinen Mitmenschen verbinden (z.B. Lauterbach 1999: 239; Niemeyer/Voit 1995: 437). Die Lebensform beschreibt also „die Struktur der privaten sozialen Beziehungen von Individuen“ (Huinink/Wagner 1998: 88). Es geht nicht um kurzfristige, mehr oder weniger flüchtige Kontakte, sondern um längerfristig angelegte Arrangements. Zu den dauerhaft bindenden privaten Beziehungen gehören in unserer Gesellschaft in erster Linie partnerschaftliche sowie familiale Beziehungen. Mit den partnerschaftlichen Beziehungen sind die verschiedenen Formen des Zusammenseins mit einem Partner gemeint, während sich familiale Beziehungen über den Generationenkontext definieren. Partnerschaft und Familie lassen sich somit als zentrale und zugleich unterschiedliche Dimensionen von Lebensformen begreifen: Die partnerschaftliche Lebensform bestimmt sich über das Vorhandensein eines Partners und die Form des Zusammenlebens mit einem Partner. Die familiale Lebensform hingegen nimmt auf das Vorhandensein von Kindern und die Form des Zusammenlebens von Eltern und Kindern Bezug. Sowohl der Begriff der Partnerschaft als auch der Begriff der Familie sind also von dem der Lebensform zu trennen. Die Lebensform ist ein übergeord-
2.4 Zur Definition und Klassifikation partnerschaftlicher Lebensformen
41
neter Begriff, während Partnerschaft und Familie Aspekte von Lebensformen beschreiben: „’Familiale Lebensformen’ sind eine Teilmenge von Lebensformen, deren spezifisches Merkmal das Vorhandensein von Eltern-Kind-Beziehungen ist“ (Schneider/Rosenkranz/Limmer 2000: 985; vgl. auch Hill 1999: 34; Huinink/Wagner 1998: 89; Lauterbach 1999: 239). Genauso stellen partnerschaftliche Lebensformen einen Ausschnitt aus allen möglichen Lebensformen dar. Ihr besonderes Kennzeichen ist die exklusive und intime Beziehung zweier erwachsener Personen. Partnerschaftliche und familiale Lebensformen überschneiden sich häufig, sind aber nicht deckungsgleich: Eine Person kann mit Partner und Kindern, nur mit einem Partner, nur mit Kindern oder weder mit einem Partner noch mit Kindern zusammenleben. Eine weitere Differenzierung von Lebensformen kann auf beiden Dimensionen nach der Form des jeweiligen Zusammenlebens vorgenommen werden, so z.B. nach dem Vorhandensein eines gemeinsamen Haushalts oder dem Familienstand. Zur Klassifikation von Lebensformen werden darüber hinaus häufig Merkmale wie Erwerbstätigkeit oder Muster der Arbeitsteilung herangezogen. Sie beziehen sich auf die Binnenstruktur von Lebensformen, wohingegen mit Partnerschaft und Elternschaft ihre äußere Morphologie beschrieben wird. 2.4.2 Zur Abgrenzung und Klassifikation partnerschaftlicher Lebensformen Die hier vorliegende Studie beschränkt sich auf die partnerschaftliche Dimension von Lebensformen. Die Lebensform wird also entlang eines äußeren Strukturmerkmals, dem Vorhandensein eines Partners und der Form des Zusammenlebens mit einem Partner definiert. Das „Single“-Dasein wird dementsprechend als partnerlose Lebensform verstanden. Allerdings wird der Begriff des „Single“ aufgrund seiner vielschichtigen Bedeutung hier nicht weiter verwendet. Er erweist sich auch deshalb als ungeeignet, weil er eher einen Lebensstil denn eine Lebensform bezeichnet (Schneider/ Rosenkranz/Limmer 1998: 41ff.). Die Lebensform bezieht sich auf beständige Muster von Beziehungen zwischen Personen, der Lebensstil hingegen auf die Muster und Strategien der alltäglichen Lebensgestaltung. Zum Lebensstil kann z.B. das Tragen bestimmter Kleidung oder die Präferenz für eine bestimmte Musikrichtung gehören. Er kann durchaus mit der Lebensform verknüpft sein, was aber theoretisch zu erklären und empirisch zu überprüfen ist. Konzeptionell sind beide Begriffe klar voneinander zu trennen (Huinink/Wagner 1998: 90). Zur Abgrenzung partnerschaftlicher Lebensformen wird hier dem Haushaltskontext entscheidende Bedeutung beigemessen. Diejenigen Partner, die in
42
2 Stand der Forschung
einem gemeinsamen Haushalt zusammenleben, sind damit zunächst von denjenigen zu unterscheiden, die getrennte Haushalte führen. Letztere werden in der Literatur häufig unter dem Begriff des „living apart together“ gefasst (z.B. Schlemmer 1995). Auch vom „getrennten Zusammenleben“ (z.B. Peuckert 1991) und von „Fernbeziehungen“ (Schneider/Limmer/Ruckdeschel 2002) ist die Rede. Diese Form der Partnerschaft wird im Folgenden nicht gesondert betrachtet. Die ohne Partner im Haushalt Lebenden werden also nicht weiter danach differenziert, ob sie mit einem Partner außerhalb ihres Haushalts eine Beziehung oder überhaupt keine partnerschaftliche Beziehung führen. Die herausragende Relevanz des gemeinsamen Haushalts zur Bestimmung der partnerschaftlichen Lebensform hat verschiedene Gründe (vgl. im Folgenden auch Lengerer/Klein 2007): (1) Zum einen ist das Zusammenleben in einem gemeinsamen Haushalt ein Anzeichen für die Verbindlichkeit der Partnerschaft. Bei dem so genannten „living apart together“ handelt es sich gewöhnlich um die erste Phase der partnerschaftlichen Beziehung, auf die der Zusammenzug folgt, wenn sie sich als ernst zu nehmend und stabil erweist. Auch erste gemeinsame Investitionen werden typischerweise mit der Gründung eines gemeinsamen Haushalts getätigt. (2) Zum anderen hat das Zusammenleben in einem Haushalt weit reichende sozio-ökonomische Konsequenzen. Es ermöglicht gemeinsames Wirtschaften, wodurch Ressourcen eingespart werden, sowie die arbeitsteilige Erledigung von Aufgaben, aus der sich Spezialisierungsgewinne erzielen lassen. Insofern das Einkommen gemeinsam verbraucht wird, werden auch Statusunterschiede auf dem Arbeitsmarkt über den Haushaltszusammenhang vermittelt, insbesondere für die nichterwerbstätige Bevölkerung. Und nicht zuletzt knüpfen etliche sozialstaatliche Transferleistungen an eine durch die Haushaltskonstellation definierte Bedarfssituation an. (3) Für die soziale Relevanz der Haushaltszugehörigkeit sprechen auch Befunde aus der Netzwerkforschung. Im Hinblick auf die Gewährung von Hilfe und Unterstützung ist die Qualität von Beziehungen innerhalb des Haushalts nicht mit der haushaltsexterner Beziehungen zu vergleichen. Zu den mit Abstand wichtigsten Unterstützungspersonen zählen die Haushaltsmitglieder und darunter vor allem die Partner (Wagner 2002). Auch in Bezug auf Alltagskontakte ist die Exklusivität von Paarbeziehungen deutlich höher, wenn die Partner im selben Haushalt zusammenleben (Diewald 1993). (4) Zudem erfüllt das partnerschaftliche Zusammenleben im Haushalt zahlreiche sozio-kulturelle Funktionen. Der Alltag wird gemeinsam verbracht, es findet beständig emotionaler und intellektueller Austausch statt und die Lebensstile beider Partner werden in vielfältiger Weise miteinander verwoben. Auch
2.4 Zur Definition und Klassifikation partnerschaftlicher Lebensformen
43
Aspekte wie Regeneration und soziale Integration gehören zu den Implikationen des Haushaltskontexts. Trotz einer eventuell größer gewordenen Vielfalt privater Lebensformen markiert also die Haushaltszugehörigkeit nach wie vor eine wesentliche soziale Differenzierung. Der gemeinsame Haushalt impliziert ein hohes Maß an Verbindlichkeit sowie ökonomischer und sozialer Verknüpfung, das in partnerschaftlichen Beziehungen, die über die Grenzen des Haushalts hinausreichen, so nicht gegeben ist. Auch für die sozialen Konsequenzen des Wandels partnerschaftlicher Lebensformen ist der Haushaltszusammenhang daher von entscheidender Bedeutung. Innerhalb der Partnerschaften mit gemeinsamem Haushalt wird im Folgenden weiter nach dem Grad der Institutionalisierung der Partnerschaft (verheiratet versus nicht verheiratet) sowie der Geschlechterkombination (gegen- versus gleichgeschlechtlich) unterschieden. Wie in Abbildung 5 dargestellt, wird bei den Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens also zwischen Ehen sowie nichtehelichen Lebensgemeinschaften von Personen unterschiedlichen und gleichen Geschlechts differenziert. Sowohl der Familienstand als auch die Geschlechterkombination können aber als sekundär gegenüber der Tatsache betrachtet werden, ob jemand überhaupt mit einem Partner im Haushalt zusammenlebt. Aus familienökonomischer Sicht stellen die verschiedenen Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens funktionale Äquivalente dar (z.B. Niephaus 1999; ähnlich Teckenberg 2000: 61ff.). Das entscheidende Kriterium ist der gemeinsame Haushalt und die damit verbundene Zusammenlegung von Ressourcen sowie die Möglichkeit der Arbeitsteilung. In welchem formalen Status das Zusammenleben stattfindet und ob es sich hierbei um Partner gleichen oder unterschiedlichen Geschlechts handelt, ist demgegenüber von untergeordneter Bedeutung. Außerdem erfüllen Ehen und Lebensgemeinschaften in weitgehend derselben Weise Bedürfnisse nach emotionaler Nähe und Zuwendung. Neben theoretischen Überlegungen sprechen auch eine Reihe von empirischen Befunden dafür, dass sich ehelich und nichtehelich zusammenlebende Paare kaum voneinander unterscheiden: Die Stabilität von Partnerschaften wird durch den Zusammenzug stärker erhöht als durch eine spätere Eheschließung (Klein 1999c). Für die Arbeitsteilung zwischen den Partnern spielt es kaum eine Rolle, ob diese verheiratet sind oder nicht (Künzler et al. 2001). Und auch der Austausch von Unterstützungsleistungen ist „weitgehend unabhängig davon, ob es sich um eine eheliche oder um eine nicht-eheliche Beziehung handelt, sofern man mit dem Partner zusammenlebt“ (Wagner 2002: 239). Zweifellos relevant ist die Unterscheidung zwischen Ehen und Lebensgemeinschaften im Hinblick auf Kinder. Die Ehe dient der besseren Absicherung
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2 Stand der Forschung
Abbildung 5:
Schema zur Klassifikation partnerschaftlicher Lebensformen partnerschaftliche Lebensform
mitPartner imHaushalt
verheiratet zusammenlebend
ohnePartner imHaushalt
unverheiratet zusammenlebend
mitPartner unterschiedlichen Geschlechts
mitPartner gleichen Geschlechts
Quelle: Lengerer/Klein 2007: 436
gemeinsamer Investitionen, wozu in erster Linie Kinder zählen. Dementsprechend ist die Geburt von Kindern zumindest in Westdeutschland nach wie vor stark an die Ehe gekoppelt.17 Auf der familialen Dimension von Lebensformen erscheint der Familienstand also nach wie vor von Bedeutung, nicht oder sehr viel weniger jedoch im Hinblick auf die partnerschaftliche Dimension. Dass in der vorliegenden Klassifikation Ehen und Lebensgemeinschaften dennoch auseinander gehalten werden, geschieht primär aus Gründen der Vergleichbarkeit mit bisherigen Befunden. Eine viel und kontrovers diskutierte Frage zum Wandel partnerschaftlicher Lebensformen ist ja, ob der Rückgang des ehelichen durch die Zunahme des nichtehelichen Zusammenlebens kompensiert wird oder ob das Leben ohne Partner im Haushalt im Zeitverlauf zunimmt (vgl. Abschnitt 2.3). Abgesehen davon beziehen sich viele theoretische Argumente zur Wahl von Lebensformen auf die Ehe und müssen erst noch auf Lebensgemeinschaften übertragen werden. Die Berücksichtigung gleichgeschlechtlicher Paare erfolgt, um eine zutreffende Relation zu den ohne Partner im Haushalt Lebenden herstellen zu können. In nahezu allen bisher vorhandenen Studien bleiben Paare gleichen Geschlechts aus der Betrachtung ausgeschlossen, so dass die Verbreitung der Partnerlosigkeit möglicherweise überschätzt wird. Umso problematischer ist dies, als es über die Verbreitung und Entwicklung gleichgeschlechtlicher Paargemeinschaften bislang überhaupt keine gesicherten Befunde gibt. Im Hinblick auf den hier fokussierten 17
Nave-Herz (1988: 67) spricht von der „kindorientierten Ehegründung“.
2.4 Zur Definition und Klassifikation partnerschaftlicher Lebensformen
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Aspekt des Wandels partnerschaftlicher Lebensformen, nämlich den Unterschied zwischen den verschiedenen Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens im Haushalt und des Lebens ohne Partner im Haushalt, ist aber die Differenzierung von Paaren gleichen und unterschiedlichen Geschlechts ebenso zweitrangig wie die zwischen Ehen und Lebensgemeinschaften. Obwohl die hier vorgeschlagene Klassifikation von Lebensformen relativ einfach konstruiert ist, erweist sich ihre Umsetzung in den Daten des Mikrozensus als schwierig. Welche Probleme damit verbunden sind und welche Lösungswege beschritten werden, ist in Abschnitt 4.3 eingehend erläutert.
3 Theoretische Überlegungen zur Entwicklung und zu den sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit
3.1 Vorbemerkungen Der Wandel partnerschaftlicher Lebensformen wird im Kontext verschiedener theoretischer Ansätze diskutiert. Wie in Abschnitt 2.3 dargestellt, geht die Pluralisierungsthese davon aus, dass sich die Formen des Zusammenlebens im Zeitverlauf vervielfältigen und sich das Leben ohne Partner als eigenständige Lebensform etabliert und ausbreitet. Ähnlich werden im Rahmen der Individualisierungsthese eine zunehmende Abkehr von festen, bindenden sozialen Beziehungen und ein Trend hin zur „Single-Gesellschaft“ postuliert. Auch allgemeinere Ansätze wie die Modernisierungstheorie und die Theorie der sozialen Differenzierung gehen zumindest implizit davon aus, dass die Ehe als Form des Zusammenlebens der Geschlechter und Generationen an Bedeutung verliert und sich daneben weitere Lebensformen herausbilden. So geht die Theorie der gesellschaftlichen Modernisierung grob gesprochen davon aus, dass die normative Verbindlichkeit der Ehe im Zuge der Liberalisierung und Säkularisierung abnimmt und das unverheiratete Zusammenleben ebenso zur sozial akzeptierten Möglichkeit wird wie das Leben außerhalb einer festen Partnerschaft (z.B. Kaufmann 1988; Tyrell 1988). Der Wandel der Lebensformen ist in dieser Perspektive im Kern auf eine Abnahme der sozialen Kontrolle zurückzuführen. Das Konzept der Differenzierung begreift den Monopolverlust der Ehe als Folge der zunehmenden Komplexität moderner Gesellschaften (Meyer 1993; auch Nave-Herz 1999). Die Ehe erfährt im Verlauf dieses Prozesses eine funktionale Spezialisierung und wird zur Sozialisationsinstanz für Kinder. Daneben bilden sich ein partnerschaftlich orientierter und ein individualistischer Typ privater Lebensformen heraus. Der partnerschaftlich orientierte Typ ist „funktional auf Liebesbeziehungen spezialisiert“ (Meyer 1993: 29) und am ehesten in der nichtehelichen Lebensgemeinschaft verwirklicht, während der individualistische Typ den Bedürfnissen der modernen Erwerbsgesellschaft nach Mobilität und Flexibilität besonders gut angepasst ist. Prägend für diesen auf das Alleinleben zentrierten Typ sind Bestrebungen nach individueller Selbstverwirklichung.
A. Lengerer, Partnerlosigkeit in Deutschland, DOI 10.1007/978-3-531-92815-9_3, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
3.1 Vorbemerkungen
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Wie Hill und Kopp (1999a, 2000) zeigen, liefern solche Ansätze durchaus gute Beschreibungen des Wandels der Lebensformen. Von einer Erklärung der Veränderungen im Sinne einer ursächlichen Zurückführung auf bestimmte Gesetzmäßigkeiten, die empirischen Gehalt besitzen, sind sie aber entfernt. Zwar wird der Rückgang der Ehe mit dem Abbau sozialer Verbindlichkeit und Kontrolle in Zusammenhang gebracht. Warum diese auf die Ehe ausgerichtet und von nachlassender Wirkung sein sollen, bleibt jedoch weitgehend offen. Ebenso wenig herrscht Klarheit über die den Prozess der Differenzierung vorantreibenden Kräfte. Es wird lediglich behauptet, dass Differenzierung ein fundamentales Kennzeichen der sozialen Evolution sei. Aber weder wird ein Wirkungsmechanismus beschrieben, der die Veränderungen auf der Systemebene der Gesellschaft mit der individuellen Wahl einer Lebensform in Verbindung bringt, noch wird begründet, warum es weiterhin längerfristig angelegte Sozialbeziehungen gibt. Der stetig fortschreitende Prozess der funktionalen Differenzierung müsste in letzter Konsequenz dazu führen, dass sich enge Bindungen auflösen und durch zeitlich begrenzte, auf spezifische Bedürfnisse ausgerichtete Interaktionen mit wechselnden Partnern ersetzt werden. Die meisten dieser Überlegungen sind daher „vor dem Hintergrund wissenschaftstheoretischer Standards wohl nur als Reformulierungen des interessierenden Sachverhalts selbst in einem bestimmten theoretischen Jargon zu betrachten“ (Hill/Kopp 1999a: 15). Nicht zuletzt lassen sich daraus kaum konkrete und empirisch prüfbare Hypothesen ableiten. Aus methodologischer Sicht resultieren makrosoziale Strukturen aus der Aggregation individueller Entscheidungen (Coleman 1990). Eine Erklärung gesellschaftlicher Entwicklungen muss daher auf der Ebene der einzelnen Akteure ansetzen. Der Wandel partnerschaftlicher Lebensformen ist das Ergebnis sich verändernder individueller Entscheidungen über das Eingehen und Auflösen von Partnerschaften. Zur Erklärung des Wandels ist also auf die Prozesse Bezug zu nehmen, in denen partnerschaftliche Beziehungen entstehen und enden. Aus der Aggregation dieser Prozesse ergeben sich die Muster der Verbreitung und Entwicklung partnerschaftlicher Lebensformen. Ebenso lassen sich aus den Determinanten dieser Prozesse die sozialen Bedingungen partnerschaftlicher Lebensformen ableiten. Die Zusammenhänge auf der Makroebene sind vor dem Hintergrund von Erkenntnissen auf der Mikroebene zu analysieren. Als besonders fruchtbar erweist sich nach diesem Verständnis die ökonomische Theorie der Familie. Sie hat eine zentrale Stellung bei der Erklärung familiendemographischer Prozesse erlangt. Zwar liefert die Familienökonomie in ihrem Kern eine Erklärung des Heiratsverhaltens. Ihre zentralen Argumente beziehen sich jedoch auf den gemeinsamen Haushalt und können so auf die verschiedenen Formen des Zusammenlebens mit einem Partner verallgemeinert werden.
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3 Theoretische Überlegungen
Der familienökonomische Ansatz begreift die Partnerlosigkeit als Resultat einer individuellen Entscheidung. Grundsätzlich wird eine Partnerschaft eingegangen, wenn sie einen höheren Nutzen verspricht als die Fortführung des Lebens ohne Partner. Daneben kann die Partnerlosigkeit im Kontext von Prozessen der Partnerwahl auch als Phase der Suche nach einem Partner und als Folge mangelnder Gelegenheiten zur Partnerwahl verstanden werden. Selbst wenn ein generelles Interesse besteht, muss zum Eingehen einer Beziehung zunächst ein Partner gefunden werden, der halbwegs zu den eigenen Vorstellungen passt und selbst Vorstellungen hat, die sich mit den eigenen Eigenschaften decken. Ohne Partner bleiben aus dieser Sicht also nicht nur diejenigen mit einer geringen Bindungsneigung, sondern auch jene, die ihre Präferenzen nicht realisieren können, deren Eigenschaften nicht gefragt sind oder für die das Angebot wählbarer Partner bereits zahlenmäßig eingeschränkt ist. Bei einem numerisch unausgewogenen Verhältnis der Geschlechter wird ein gewisses Ausmaß an Partnerlosigkeit strukturell erzwungen, gleich welche Präferenzen für die Wahl eines (gegengeschlechtlichen) Partners maßgeblich sind. Zweifellos spielen auch gesamtgesellschaftliche Rahmenbedingungen eine Rolle für den Wandel der Lebensformen. Der wachsende Wohlstand trägt dazu bei, dass der Einzelne immer weniger auf das Zusammenleben mit anderen angewiesen ist. Er bietet die Chance der ökonomischen Selbständigkeit und schafft so die Voraussetzung dafür, dass zwischen verschiedenen Lebensformen gewählt werden kann. Maßgeblich für die Ausbreitung der Partnerlosigkeit ist demnach der Wegfall äußerer Restriktionen. In den folgenden Abschnitten werden diese verschiedenen theoretischen Ansätze dargestellt und es werden konkrete Erwartungen bezüglich der Verbreitung und den sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit daraus abgeleitet. Im Vordergrund steht die Frage nach der Entwicklung sowie den sich verändernden Bedingungen der Partnerlosigkeit, wie sie sich aus den sich wandelnden Prozessen des Eingehens und Auflösens von partnerschaftlichen Beziehungen ergeben. Während diese Prozesse zumindest in Bezug auf die Ehe mittlerweile relativ gut untersucht sind, ist weit weniger klar, welche Muster daraus resultieren. Zum einen stellt sich also die Frage, welche strukturellen Veränderungen zu erwarten sind, wenn Ehen und nichteheliche Lebensgemeinschaften zusammen betrachtet und dem Leben ohne Partner im Haushalt gegenübergestellt werden. Zum anderen ist zu klären, in welcher Weise die Determinanten des Eingehens und Auflösens partnerschaftlicher Beziehungen zusammenwirken und welche sozialen Differenzierungen sich daraus in Bezug auf die Partnerlosigkeit ergeben.
3.2 Der familienökonomische Ansatz
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3.2 Der familienökonomische Ansatz Im Folgenden werden zunächst die grundlegenden Annahmen der ökonomischen Theorie der Familie vorgestellt. Sie liefert eine Erklärung des Heiratsverhaltens und erkennt in der Bildungsexpansion die zentrale Ursache dafür, dass zunehmend später und seltener geheiratet wird und Ehen häufiger mit einer Scheidung enden. Dazu vorliegende empirische Befunde werden kurz zusammengefasst. Eine Weiterentwicklung familienökonomischer Überlegungen ist aus zwei Gründen erforderlich: Im Zeitverlauf hat sich neben der Ehe die nichteheliche Lebensgemeinschaft als weitere Form des partnerschaftlichen Zusammenlebens etabliert und die Grundlagen der Haushaltsproduktion haben sich verändert. Vor diesem Hintergrund werden die Determinanten für das Eingehen und die Auflösung partnerschaftlicher Beziehungen und deren Veränderungen über die Zeit diskutiert. Daraus werden zum einen Erwartungen bezüglich der Ausbreitung der Partnerlosigkeit abgeleitet. Zum anderen werden Hypothesen über die sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit aufgestellt, wie sie sich aus dem Zusammenspiel der Determinanten des Eingehens und Auflösens von Partnerschaften ergeben. Das Hauptinteresse richtet sich dabei auf den Wandel der Muster und der Bedingungskonstellationen des Lebens ohne festen Partner. 3.2.1 Grundlegende Annahmen der ökonomischen Theorie der Familie Im alltäglichen Denken wird häufig unterstellt, dass jeder eine Partnerschaft eingehen will und Personen nur alleine bleiben, wenn sie keinen Partner finden. Zunächst ist allerdings zu fragen, warum Partnerschaften überhaupt attraktiv sind, an welche Bedingungen dies geknüpft ist und welchen Veränderungen diese Bedingungen unterliegen. Hierzu bietet die Familienökonomie geeignete Ansatzpunkte. Die ökonomische Theorie der Familie geht auf Becker (1976, 1981) zurück und bietet in ihrem Kern eine Erklärung des Heiratsverhaltens. Das Eingehen einer Ehe wird als das Resultat der Abwägung von Kosten und Nutzen verstanden. Ein Paar entscheidet sich zur Heirat, wenn dadurch beide Partner gegenüber der Situation als Unverheiratete ein höheres Nutzenniveau erreichen. Worin liegt nun der besondere Vorteil der Ehe? Nach Becker (1981) können innerhalb einer Ehe bestimmte materielle und immaterielle Güter – so genannte „commodities“ – effizienter produziert werden, als dies in der Situation des Alleinlebens möglich wäre. Das Zusammenleben in einer Ehe bietet die Möglichkeit der Arbeitsteilung, der Bündelung von Ressourcen sowie der Herstellung von Dingen, die auf dem freien Markt nicht oder nur schwer und zu einem
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3 Theoretische Überlegungen
höheren Preis erhältlich sind. Dazu gehören beispielsweise Liebe und Zuneigung, Geborgenheit, Fürsorge und Vertrauen sowie vor allem auch gemeinsame Kinder. Zwar handelt es sich dabei um Güter, die einen emotional stark durchsetzten Bereich betreffen, in ökonomischen Kategorien aber insoweit fassbar sind, als damit wechselseitige Nutzenstiftung verbunden ist (z.B. Hartwig 1993: 37). Der materielle Vorteil einer Ehe ergibt sich der Theorie zufolge hauptsächlich aus der arbeitsteiligen Organisation von Haus- und Erwerbsarbeit. Wenn die Ehepartner eine unterschiedliche Produktivität in diesen Bereichen aufweisen, können – gemäß dem ökonomischen Gesetz der „komparativen Kostenvorteile“ – Gewinne aus Spezialisierung erzielt werden. Ein Partner ist dann für den Erwerbsbereich zuständig, während sich der andere um den Haushalt kümmert. Selbst wenn die Produktivitätsunterschiede anfänglich gering sind, lohnt sich eine solche Form der Arbeitsteilung. Durch die zunehmende Aneignung von Fertigkeiten steigert sich die individuelle Produktivität in den jeweiligen Bereichen, so dass die Spezialisierungsgewinne im Zeitverlauf zunehmen (vgl. Ott 1998: 67). Wie Becker (1991) explizit betont, ist die geschlechtsspezifische Form der Arbeitsteilung, in der die Frau auf die Hausarbeit und der Mann auf den Einkommenserwerb festgelegt ist, nicht zwangsläufig die effizienteste. Spezialisierungsgewinne sind gleichermaßen erzielbar, wenn die Ehefrau eine hohe und der Ehemann eine niedrige Produktivität auf dem Arbeitsmarkt aufweisen und die Zuständigkeiten entgegen dem traditionellen Muster aufgeteilt werden. Wenn allerdings Frauen geringere berufliche Chancen haben als Männer, seltener in höhere Positionen aufsteigen und für dieselbe Arbeit durchschnittlich weniger Einkommen beziehen als Männer, dann wird die traditionelle geschlechtsspezifische Form der Arbeitsteilung dominieren. Auch normative Erwartungen und Rollenzuschreibungen mögen hier eine gewisse Rolle spielen, sind aber keineswegs ausschlaggebend. Zu den wichtigsten Determinanten des Heiratsverhaltens zählt vor dem Hintergrund dieser Überlegungen die Bildung. Angenommen wird dabei sowohl ein Einfluss der Verweildauer im Bildungssystem als auch ein Einfluss des Bildungsniveaus. Solange man sich in Ausbildung befindet, sollte die Neigung zum Eingehen einer Ehe gering sein (Institutioneneffekt). Begründet wird dies mit der ehelichen Arbeitsteilung, die in dieser Lebensphase meist weder möglich noch profitabel ist (z.B. Brüderl/Klein 1993: 197). Das Einkommen des Mannes reicht dafür in aller Regel nicht aus und für die Frau wäre eine Konzentration auf den häuslichen Bereich mit sehr hohen Opportunitätskosten verbunden. Ein Abbruch der Ausbildung würde die Möglichkeiten zur Erzielung von Erwerbseinkommen über den gesamten weiteren Lebensverlauf hinweg stark
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einschränken. Mit dem Ende der Ausbildung entfallen diese Restriktionen, so dass von der Verweildauer im Bildungssystem lediglich eine aufschiebende und damit zeitlich begrenzte Wirkung auf das Heiratsverhalten ausgehen sollte. Für das Bildungsniveau wird demgegenüber ein dauerhafter Einfluss auf die Neigung zum Eingehen einer Ehe erwartet (Humankapitaleffekt), der unter den Bedingungen traditioneller Arbeitsteilung mit dem Geschlecht variiert: Bei Frauen ist der Humankapitaleffekt negativ, d.h. Frauen mit hoher Bildung weisen eine geringere Heiratsneigung auf als Frauen mit niedriger Bildung. Durch den kompletten oder teilweisen Verzicht auf eine berufliche Tätigkeit entgeht ihnen mehr Einkommen als weniger qualifizierten Frauen, weshalb die eheliche Arbeitsteilung für sie vergleichsweise unattraktiv ist. Bei Männern hingegen sollte die Heiratsneigung positiv mit der Bildung assoziiert sein. Ihre aus der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung resultierenden komparativen Vorteile steigen mit dem Niveau ihrer Qualifikation und dem damit verbundenen Einkommenspotential an (Brüderl/Diekmann 1994: 58).18 Soweit diese Annahmen zutreffen, ist die im Zeitverlauf zu beobachtende Veränderung des Heiratsverhaltens aus familienökonomischer Sicht hauptsächlich auf die Bildungsexpansion zurückzuführen. Der Anstieg des Heiratsalters ist eine Folge der zeitlichen Ausdehnung der schulischen und beruflichen Bildung. Für den zunehmenden Verzicht auf die Eheschließung ist die steigende Bildungs- und Erwerbsbeteiligung von Frauen, die zu einer Reduktion der in einer Ehe zu realisierenden Spezialisierungsgewinne führt, verantwortlich. Die Anreize zur Eheschließung werden dadurch insgesamt geringer. Von den für Deutschland vorliegenden empirischen Untersuchungen wird der Institutioneneffekt übereinstimmend bestätigt (Blossfeld/Huinink 1989; Blossfeld/Jeanichen 1990; Brüderl/Diekmann 1994; Brüderl/Klein 1993; Diekmann 1990). Während der Ausbildung ist die Heiratsneigung deutlich reduziert. Der seit Mitte der 1970er-Jahre zu beobachtende Anstieg des Heiratsalters kann zwar nicht vollständig, aber zu einem erheblichen Teil mit der Bildungsexpansion erklärt werden (Diekmann 1990: 274). Die Existenz eines Humankapitaleffekts wird hingegen widersprüchlich beurteilt. In einer Reihe von Studien wird ein eindeutig negativer Einfluss des Bildungsniveaus auf die Heiratsneigung von Frauen festgestellt (Brüderl/Diekmann 1994; Brüderl/Klein 1991, 1993; Diekmann 1993; Klein/Lauterbach 1994; Wirth/Schmidt 2003). Andere Studien können diesen Effekt jedoch nicht bestätigen (Blossfeld/Huinink 1989; Blossfeld/Jeanichen 1990). Welche Wirkung die Bildung auf die Heiratsneigung von Männern hat, wird seltener untersucht. Die bisherigen Befunde sprechen für 18
Der Humankapitaleffekt der Bildung wird über das Einkommenspotential vermittelt. Weil eine direkte Erfassung des Einkommenspotentials schwierig ist, wird der Humankapitaleffekt aber in den meisten empirischen Studien ausschließlich anhand der Bildung gemessen.
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3 Theoretische Überlegungen
einen schwach ausgeprägten positiven Humankapitaleffekt (Wirth/Schmidt 2003). In den Analysen von Brüderl und Diekmann (1994) deutet sich dagegen in den jüngeren Kohorten auch für Männer ein leicht negativer Effekt des Bildungsniveaus auf die Neigung zum Eingehen einer Ehe an. 3.2.2 Von der „theory of marriage“ zur „theory of union formation“ Der Argumentation von Becker (1981) folgend, beziehen sich die bisherigen Ausführungen auf die Ehe. Das Zusammenleben mit einem Partner findet jedoch nicht mehr ausschließlich innerhalb einer Ehe statt. Mit der nichtehelichen Lebensgemeinschaft hat sich vielmehr eine weitere Form des partnerschaftlichen Zusammenlebens etabliert, so dass die „theory of marriage“ (Becker 1973, 1974) zu einer „theory of union formation“ (Cherlin 2000) weiterzuentwickeln ist. Die Familienökonomie liefert eine Erklärung des Heiratsverhaltens. Wie Hill und Kopp (1999a) zeigen, nimmt sie in ihren Überlegungen aber in erster Linie auf den gemeinsamen Haushalt Bezug und kann dadurch auf Ehen und nichteheliche Lebensgemeinschaften verallgemeinert werden. In beiden Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens können die Vorteile des gemeinsamen Wirtschaftens, der Zusammenlegung von Ressourcen sowie der Arbeitsteilung genutzt werden. Darüber hinaus ermöglicht das gemeinsame Wohnen eine enorme Einsparung an Transaktionskosten, die ein Paar zu erbringen hat, wenn eine gewisse Interaktionsdichte erreicht ist. Im Hinblick auf die wechselseitige Verfügbarkeit der Partner und das Ausmaß an gemeinsam nutzbarer Zeit erscheint die Kohabitation deutlich rentabler als das Führen getrennter Haushalte. Mit dem unverheirateten Zusammenleben kann daher ein Gewinn erwirtschaftet werden, der „in völliger Analogie zum Konzept des Ehegewinns zu verstehen ist“ (Hill/Kopp 1999a: 25). Gleichzeitig unterscheidet sich die Lebensgemeinschaft in einem wichtigen Punkt von der Ehe: Ihre Auflösung ist einfacher und mit wesentlich geringeren Kosten verbunden. Weder ist ein juristisches Verfahren dazu erforderlich noch bestehen über das Ende der Beziehung hinausreichende finanzielle (Unterhalts-) Verpflichtungen. Außerdem sind die sozialen Kosten der Trennung niedriger, da das unverheiratete Zusammenleben in der gesellschaftlichen Wahrnehmung durchaus den Charakter einer „Probeehe“ hat (Vaskovics/Rupp 1995). Mit der geringeren Verbindlichkeit geht eine schwächere Absicherung spezifischer Investitionen einher. Als solche werden insbesondere Kinder gesehen. Daher sind nichteheliche Lebensgemeinschaften typischerweise kinderlos und nur selten werden größere materielle Anschaffungen gemeinsam getätigt. Vielmehr ist die Entscheidung über solche Investitionen eng an die Ehe gekoppelt. Wenn ein
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Kinderwunsch besteht, erscheint es sinnvoll, die Barrieren gegen eine Beendigung der Partnerschaft zu erhöhen und sich selbst und den anderen stärker an die Gemeinschaft zu binden (Hill/Kopp 1999a: 29). Weil sich auch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung erst voll durchsetzt, wenn Kinder da sind, muss sich besonders die Frau auf ein längerfristiges Commitment ihres Partners verlassen können. Die Realisierung eines Kinderwunsches erfolgt deshalb gewöhnlich innerhalb der Ehe (z.B. Kaufmann 1990: 97). Dies bedeutet nun aber gerade nicht, dass es sich bei der Ehe und der nichtehelichen Lebensgemeinschaft um jeweils eigenständige Lebensformen handelt. Vielmehr erscheint die Ehe als eine Art Spezialfall des Zusammenlebens, der auf das Vorhandensein von Kindern und die damit verbundene Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern ausgerichtet ist. Die Heirat mag insofern ein einschneidendes Ereignis in der persönlichen Wahrnehmung sein, ist soziologisch gesehen aber lediglich ein Schritt im Verlauf einer Partnerschaft, der in erster Linie der besseren Absicherung langfristiger, beziehungsspezifischer Investitionen dient. Eine familienökonomische „theory of union formation“ hat also klar die Argumente, die sich auf den gemeinsamen Haushalt beziehen, von denen zu trennen, die auf die Besonderheiten der Ehe bzw. auf die Existenz von Kindern abheben. In ihrer ursprünglichen Ausformulierung beziehen sich die Erklärungsmuster der Familienökonomie auf die Ehe und schließen darin sowohl den gemeinsamen Haushalt als auch die Elternschaft mit ein. Dies ist so lange unproblematisch, wie diese Zustände fast immer gemeinsam auftreten. Das Zusammenleben mit einem Partner ist jedoch nicht mehr unmittelbar an Ehe und Familie gebunden. Die Frage der Heirat hängt vielmehr stark davon ab, ob und wann gemeinsame Kinder gewünscht werden. Was bedeutet dies nun für das Timing und die Neigung zum Eingehen partnerschaftlicher Beziehungen? Anders als die Ehe erscheint das unverheiratete Zusammenleben auch in Lebensphasen attraktiv, in denen das Einkommen gering und die Unsicherheit über den weiteren Lebensweg hoch ist. Die Vorteile des Zusammenwohnens, wie Einsparungen durch gemeinsames Wirtschaften und niedrige Transaktionskosten, können genutzt werden, ohne zugleich hohe Verlustrisiken im Fall einer Trennung, wie sie mit der Heirat und dem Übergang in die Elternschaft entstehen, einkalkulieren zu müssen (Hill/Kopp 2000: 976; Klein 1999a: 474). Der im Zeitverlauf zu beobachtende Aufschub der Eheschließung in ein immer höheres Lebensalter, der aus dieser Sicht „nur eine Begleiterscheinung der Verschiebung der Familienbildung“ (Hill/Kopp 1999a: 30) darstellt, dürfte daher zu einem großen Teil durch die Zunahme der nichtehelichen Lebensgemeinschaft kompensiert werden. Auch der Rückgang der Heiratsneigung sollte mit dem Anstieg der Kohabitation zumindest partiell ausgeglichen werden. Er kann als Begleiterscheinung des Geburtenrückgangs betrachtet wer-
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3 Theoretische Überlegungen
den, der in einem engen Zusammenhang mit der höheren Bildung und besseren beruflichen Positionierung von Frauen zu sehen ist. Warum aber hoch gebildete und gut verdienende Frauen seltener Partnerschaften eingehen sollten, ist zumindest nicht unmittelbar einsichtig. Wenn Ehen und Lebensgemeinschaften als gleichwertige Lebensformen verstanden werden, sind nur geringe Unterschiede zwischen den Kohorten zu erwarten.19 Während die Verbreitung der Ehe abnimmt, dürfte sich am Ausmaß des Zusammenlebens mit einem Partner nur wenig verändern. Zu diesem Ergebnis kommen auch Hill und Kopp (1997) sowie Klein (1999a, 1999b). Einen Rückgang der Neigung zum Eingehen von Partnerschaften mit gemeinsamem Haushalt finden hingegen Brüderl (2004) sowie Brüderl und Klein (2003). Ähnlich stellen Müller, Sommer und Timm (1999) bezüglich des Timings fest, dass die Zunahme der Lebensgemeinschaft den Aufschub der Eheschließung nicht vollständig kompensieren kann, und es in der Abfolge der Kohorten zu einem Aufschub des Zusammenzugs mit einem Partner kommt (vgl. dazu auch Abschnitt 2.3). 3.2.3 Veränderte Grundlagen der Haushaltsproduktion: von der Arbeitsteilung zur Zusammenlegung von Ressourcen Bisher wurde gezeigt, dass die Familienökonomie eine Erklärung des Heiratsverhaltens bietet und dabei auf den gemeinsamen Haushalt und das Vorhandensein von Kindern abhebt. Eine Differenzierung der Argumentation ist notwendig, weil die Ehe als Form des partnerschaftlichen Zusammenlebens immer weniger dominiert und das Eingehen einer Partnerschaft nicht mehr unmittelbar an die Übernahme von Elternverantwortung gebunden ist. Daneben haben sich die Anreize zur Gründung eines gemeinsamen Haushalts verändert. Die Arbeitsteilung steht immer weniger im Vordergrund, stattdessen wird die Zusammenlegung von Ressourcen wichtiger. Zwei Entwicklungen sind hierfür ausschlaggebend: Zum einen wird mit der höheren Bildung und den verbesserten beruflichen Chancen von Frauen die Arbeitsteilung im Haushalt zunehmend unrentabel (Blossfeld 1995). Abnehmende Einkommensdifferenzen zwischen den Geschlechtern verstärken diesen Prozess weiter. Zum anderen haben sich im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung die Substitutionsmöglichkeiten von haushaltlicher Produktion durch marktförmige Arbeit deutlich verbessert (Ott 1998: 70f.). Eine Vielzahl von ursprünglich im Haushalt hergestellten Gütern kann zwischenzeitlich kostengünstig durch 19 Bei den hier diskutierten Veränderungen handelt es sich hauptsächlich um Folgen der Bildungsexpansion, also um Kohorteneffekte.
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entsprechende Marktgüter und Dienstleistungen ersetzt werden. Beispiele dafür sind Fertiggerichte, Haushaltshilfen und bezahlte Arrangements der Kinderbetreuung. Ebenso hat der vermehrte Einsatz von technischen Geräten zu einer erheblichen Vereinfachung der Hausarbeit beigetragen. Zusammengenommen lässt dies „die Rendite auf haushaltsspezifisches Humankapital sinken“ (Ott 1998: 87) und es wird effizienter, die zur Verfügung stehende Zeit auf dem Arbeitsmarkt gegen Einkommen zu tauschen, da dadurch ein wesentlich höherer Gesamtertrag erzielt werden kann. Allenfalls während der relativ kurzen Phase der Betreuung eines Kleinkindes erscheint die Spezialisierung eines Partners auf die Hausarbeit rentabel. Durch diese Prozesse nehmen die komparativen Vorteile des partnerschaftlichen Zusammenlebens im Bereich der materiellen Versorgung ab. „Waren in der Vergangenheit die Wohlfahrtsgewinne durch eine gemeinsame Haushaltsführung hoch, da der Konsum von Marktgütern ein hohes Maß an komplementärer Haushaltsproduktion verlangte, ermöglichen die verbesserten Substitutionsmöglichkeiten zwischen Hausarbeitszeit und Marktgütern sowie eine Haushaltstechnologie mit geringen Anforderungen an haushaltsspezifisches Humankapital auch alleine wirtschaftenden Personen ein hohes Wohlstandsniveau“ (Ott 2001: 135). Die Anreize zum Zusammenzug mit einem Partner werden dadurch geringer. Im Gegenzug gewinnt das Poolen von Ressourcen an Bedeutung. Die ökonomische Position von Männern hat sich relativ betrachtet verschlechtert und ein einziges Einkommen reicht zur Sicherung des Lebensstandards inzwischen kaum mehr aus. Wenn beide Partner im Haushalt erwerbstätig sind, lässt sich ein höheres Wohlstandsniveau realisieren. Es kommt zu einer Verschiebung der Beweggründe zum Eingehen partnerschaftlicher Beziehungen: „During the second half of the twentieth century, the basis of intimate unions […] changed from specialization and household production at mid-century to income pooling and household consumption by the end“ (Cherlin 2000: 138). Insgesamt wird daher eine im Zeitverlauf abnehmende, aber nach wie vor ausgeprägte Neigung zum partnerschaftlichen Zusammenleben erwartet. Da sich Teile der haushaltlichen Produktion in den Bereich organisierter Erwerbstätigkeit verlagern und sich die Erwerbs- und Einkommenschancen der Geschlechter angleichen, verliert zwar die Arbeitsteilung an Rentabilität,20 andere Vorteile des gemeinsamen Wirtschaftens, wie Einsparungen im materiellen Bereich, bestehen hingegen unverändert fort und die Zusammenlegung von Ressourcen wird wichtiger. 20 Es handelt sich hierbei sowohl um einen Perioden- als auch um einen Kohorteneffekt: Die Möglichkeiten der Substitution von Haushalts- durch Erwerbstätigkeit werden für alle gleichermaßen besser, während von der Chancenangleichung zwischen den Geschlechtern, die mit der Bildungsexpansion einhergeht, die jüngeren Kohorten betroffen sind.
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3 Theoretische Überlegungen
3.2.4 Determinanten des Timings und der Neigung zum Eingehen partnerschaftlicher Beziehungen und deren Veränderung im Zeitverlauf Auf Basis des familienökonomischen Ansatzes lässt sich vermuten, welchen Verlauf der Wandel partnerschaftlicher Lebensformen nimmt. Der Rückgang der Ehe dürfte zu einem erheblichen Teil durch die Zunahme des unverheirateten Zusammenlebens kompensiert werden, so dass der Anteil der partnerlos Lebenden im Zeitverlauf und in der Kohortenabfolge nur wenig ansteigt. Eine gewisse Ausbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt ist mit den sich verändernden Grundlagen der Haushaltsproduktion plausibel erklärbar. Nun stellt sich die Frage nach den Bestimmungsgründen des partnerschaftlichen Zusammenlebens, wenn es unabhängig vom formalen Status und unter sich wandelnden Bedingungen der Arbeitsteilung betrachtet wird. Wie stellen sich dann Institutionen- und Humankapitaleffekt dar? In unsicheren Lebensphasen sollte die Neigung zum Zusammenzug mit einem Partner reduziert sein. Die Anreize zur gemeinsamen Haushaltsführung sind zwar auch während der Ausbildung hoch. Zum einen stellt aber das geringe Einkommen eine Barriere gegen das Verlassen des elterlichen Haushalts dar, zum anderen setzt nicht nur die Heirat, sondern auch das Eingehen einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft ein gewisses Maß an Planbarkeit voraus. Ein Zusammenzug lohnt kaum, wenn beispielsweise absehbar ist, dass der bevorstehende Berufseinstieg einen Ortswechsel mit sich bringt. Weil die Heirat vom negativen Effekt der Ausbildung dennoch stärker betroffen ist als die Gründung eines gemeinsamen Haushalts, wird erwartet, dass sich dieser Effekt in der Abfolge der Kohorten abschwächt: Je weniger das partnerschaftliche Zusammenleben an Ehe und Elternschaft gekoppelt ist, desto einfacher lässt es sich in von Unsicherheit geprägten Abschnitten des Lebens realisieren. Auch vom Bildungsniveau geht vornehmlich in den älteren Kohorten ein Einfluss auf die Neigung zum Zusammenzug mit einem Partner aus. Unter den Bedingungen einer ausgeprägten geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung ist für Männer ein positiver und für Frauen ein negativer Humankapitaleffekt zu erwarten. Schwächt sich das Muster traditioneller Arbeitsteilung ab, reduzieren sich die Bildungs- und damit verbunden die Berufsstatus- und Einkommenseffekte für beide Geschlechter. In Bezug auf die Heiratsneigung vermuten dies auch Diekmann (1990: 266), Brüderl und Diekmann (1994: 59) sowie Brüderl und Klein (1993: 212). Für hoch gebildete Frauen verringern sich die Opportunitätskosten, wenn das Zusammenleben mit einem Partner nicht mehr zwangsläufig mit einer Einschränkung oder Aufgabe der Erwerbstätigkeit verbunden ist. Umgekehrt profitieren Männer mit hohem Bildungs- und Berufsstatus weniger
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vom Zusammenleben mit einer Partnerin, wenn auch sie einer Erwerbstätigkeit nachgeht und die Hausarbeit gleichmäßiger aufgeteilt ist. In der Kohortenabfolge wird also sowohl eine Reduktion des Niveaueffekts der Bildung als auch eine Auflösung des Interaktionseffekts zwischen Bildung und Geschlecht vorhergesagt. Ob der Einfluss der Bildung auf die Neigung zum Eingehen einer ehelichen oder nichtehelichen Lebensgemeinschaft in den jüngsten Kohorten vollständig verschwindet oder für beide Geschlechter negativ wird, erscheint fraglich. Wenn die Arbeitsteilung nicht mehr im Vordergrund steht und die Erwerbstätigkeit beider Partner üblich ist, dürfte sich der Humankapitaleffekt weitgehend auflösen. Gleichzeitig lässt sich aber auch argumentieren, dass eine stärker partnerschaftliche Aufteilung der Hausarbeit die Opportunitätskosten von Frauen und Männern mit hohem Einkommen steigert und ihnen das Zusammenleben mit einem Partner insofern keinen Vorteil mehr verspricht. Einen in den jüngeren Kohorten auch für Männer negativen Effekt der Bildung auf die Heiratsneigung erwarten z.B. Brüderl und Diekmann (1994: 59) sowie Brüderl und Klein (1993: 212). Sollte der Humankapitaleffekt inzwischen tatsächlich für beide Geschlechter negativ sein, müssten Personen mit sehr niedriger Bildung die höchste Neigung zum Zusammenzug mit einem Partner aufweisen. In der Literatur wird jedoch für die jüngeren Kohorten eine nicht-lineare Beziehung zwischen Bildung und Partnerlosigkeit unterstellt: Neben den Personen mit hoher sollten auch diejenigen mit besonders niedriger Bildung am häufigsten alleine bleiben. Die Begründung hierfür erscheint jedoch wenig stichhaltig: Wenn beide Partner aus ökonomischen Zwängen einer Erwerbstätigkeit nachgehen müssen, ließen sich keine Spezialisierungsgewinne erzielen. Daher würden Frauen und Männer mit geringer Bildung trotz ihrer relativ niedrigen Opportunitätskosten am häufigsten ledig bzw. partnerlos bleiben (Brüderl/Diekmann 1994: 59). Wenn die Arbeitsteilung aber ohnehin nicht mehr besonders rentabel ist und der gemeinsame Haushalt vorrangig der Einsparung von Kosten dient, ließe sich eher das Gegenteil vermuten: Das Zusammenleben mit einem Partner wäre für gering Verdienende besonders vorteilhaft, weil sie sich die relativ teure Lebensform des alleine Wirtschaftens am wenigsten leisten können. Überzeugender lässt sich ein negativer Effekt einer sehr niedrigen Bildung auf die Neigung zum partnerschaftlichen Zusammenleben im Kontext der Partnerwahl erklären: Personen mit wenig Bildung und Einkommen sind als Partner wenig attraktiv und haben daher geringere Chancen auf eine Partnerschaft (vgl. Abschnitt 3.3).
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3 Theoretische Überlegungen
3.2.5 Zur Stabilität des partnerschaftlichen Zusammenlebens Die Muster und sozialstrukturellen Bedingungen der Partnerlosigkeit hängen nicht nur vom Timing und der Neigung zum Eingehen partnerschaftlicher Beziehungen ab. Auch die Stabilität von Partnerschaften spielt eine – wenngleich untergeordnete – Rolle. Zumindest für das eheliche Zusammenleben gilt, dass zwar das Risiko der Scheidung in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen hat, die Mehrheit der Ehen aber nach wie vor bis zum Tod eines Partners andauert. Die Gründe für die Auflösung von Partnerschaften werden daher weniger ausführlich diskutiert. Im Vordergrund steht die Frage nach dem Einfluss von sozioökonomischen Merkmalen, die auch für das Eingehen partnerschaftlicher Beziehungen bedeutsam sind. Die Familienökonomie liefert eine Erklärung der ehelichen Instabilität (Becker/Landes/Michael 1977). Ihre wesentlichen Argumente beziehen sich jedoch auch hierbei auf den gemeinsamen Haushalt und lassen sich so auf Ehen und Lebensgemeinschaften verallgemeinern. Ebenso wie das Eingehen einer Ehe oder Lebensgemeinschaft wird auch deren Auflösung als rationale Wahlhandlung begriffen (vgl. zum Überblick Hill/Kopp 1990, 1999b: 31ff.). Zu einer Trennung kommt es, wenn der nachfolgend zu erwartende Nutzen das innerhalb der Partnerschaft realisierte Nutzenniveau übertrifft. Je weniger Vorteile das partnerschaftliche Zusammenleben bietet und je attraktiver die Alternativen dazu sind, desto größer ist demnach die Wahrscheinlichkeit der Trennung. Daneben spielen die Barrieren gegen die Auflösung der Partnerschaft eine Rolle. Sie beeinflussen die Möglichkeit, alternative Nutzenströme zu realisieren, negativ und reduzieren somit das Trennungsrisiko. Bezüglich der hier interessierenden Merkmale lassen sich daraus – knapp zusammengefasst – folgende Erwartungen ableiten: Unter den Gegebenheiten einer traditionellen Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern sollte die Bildung des Mannes in einem positiven und die der Frau in einem negativen Zusammenhang mit der Stabilität des partnerschaftlichen Zusammenlebens stehen. Wie oben dargestellt, ist der aus der Arbeitsteilung zu erzielende Gewinn für Männer mit hoher und für Frauen mit niedriger Marktproduktivität am höchsten und kann insofern am schwersten von alternativen Nutzenströmen übertroffen werden. Hinzu kommt, dass sich für Frauen mit geringen Erwerbs- und Einkommenschancen vergleichsweise wenig Möglichkeiten bieten, eine bestehende Ehe oder Lebensgemeinschaft zu verlassen. Frauen mit einer besseren Position auf dem Arbeitsmarkt sind hingegen ökonomisch unabhängig und so vermutlich weniger geneigt, eine Partnerschaft im Konfliktfall aufrechtzuerhalten.
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In den jüngeren Kohorten dürften diese Effekte schwächer ausgeprägt sein. Die Arbeitsteilung verliert an Gewicht und von den im Gegenzug wichtiger werdenden Aspekten des partnerschaftlichen Zusammenlebens profitieren alle gleichermaßen. Die Vorteile des gemeinsamen Wohnens und Wirtschaftens und des Poolens von Ressourcen bestehen weitgehend unabhängig von der Bildung und für beide Geschlechter in derselben Weise. Wie bereits bei der Neigung zur Gründung eines gemeinsamen Haushalts wird deshalb auch hinsichtlich seiner Auflösung erwartet, dass bildungs- und erwerbsbezogene Merkmale sowohl für Männer als auch für Frauen an Einfluss verlieren. In den jüngsten Kohorten wirkt die Bildung möglicherweise für beide Geschlechter risikosteigernd: Frauen und Männer mit hohen Erwerbs- und Einkommenschancen sind eher bereit, eine unbefriedigende Partnerschaft zu lösen, weil ihr Wohlstandsniveau am wenigsten durch das fehlende Einkommen des Partners eingeschränkt wird. Ein weiterhin bedeutsamer Aspekt mag sein, dass es für solche Frauen und Männer leichter ist, nach der Trennung einen neuen Partner zu finden. In empirischen Studien zum Scheidungsrisiko wird der für Frauen positive, d.h. die Wahrscheinlichkeit einer Ehescheidung erhöhende Effekt von Bildung und Berufstätigkeit bestätigt (z.B. Diekmann/Klein 1991; Hartmann/Beck 1999). In den älteren Kohorten ist dieser Effekt erwartungsgemäß stärker ausgeprägt als in den jüngeren (z.B. Klein 1995a). Der Rückgang der Ehestabilität lässt sich so zumindest teilweise als Folge der Bildungsexpansion begreifen: Verbesserte Erwerbs- und Einkommenschancen von Frauen reduzieren die mit der ehelichen Arbeitsteilung zu erzielenden Spezialisierungsgewinne und bieten mehr Alternativen zur bestehenden Ehe. Für Männer kann meist nur ein schwacher Effekt der Bildung festgestellt werden. Er zeigt in die familienökonomisch zu erwartende Richtung: Das Scheidungsrisiko nimmt mit zunehmender Bildung des Ehemannes ab (Wagner/Weiß 2003). 3.2.6 Zusammenfassung der Hypothesen Im Folgenden werden die aus der ökonomischen Theorie der Familie abgeleiteten Erwartungen zusammengefasst. Sie beziehen sich sowohl auf die Entwicklung der Partnerlosigkeit im Zeit- und im Lebensverlauf verschiedener Geburtskohorten als auch auf die sozialstrukturellen Bedingungen der Partnerlosigkeit, wie sie sich aus dem Zusammenspiel der Determinanten des Eingehens und Auflösens partnerschaftlicher Beziehungen ergeben. Zur Entwicklung des partnerschaftlichen Zusammenlebens bzw. des Lebens ohne Partner im Haushalt:
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3 Theoretische Überlegungen
(1) Im Zuge der sich verändernden Grundlagen der Haushaltsproduktion werden die Anreize zum partnerschaftlichen Zusammenleben insgesamt geringer. Weil sich mit der gemeinsamen Haushaltsführung aber nach wie vor ein Gewinn erwirtschaften lässt, wird es einen Trend hin zur „Single-Gesellschaft“ nicht geben. (2) Verlängerte Phasen der Unsicherheit führen dazu, dass Ehen zunehmend später eingegangen werden. Dieser Aufschub wird jedoch von der Ausbreitung des unverheirateten Zusammenlebens weitgehend kompensiert. Im jüngeren Erwachsenenalter kommt es daher allenfalls zu einer leichten Zunahme der Partnerlosigkeit. (3) Ehen verlieren unter den sich verändernden gesellschaftlichen Bedingungen an Nutzen und werden nicht nur später, sondern auch seltener eingegangen. Die Vorteile des partnerschaftlichen Zusammenlebens sind davon jedoch weit weniger berührt, so dass im Zeitverlauf und in der Abfolge der Kohorten nur ein leichter Anstieg des Niveaus der Partnerlosigkeit erwartet wird. (4) Zu einer gewissen Zunahme der Partnerlosigkeit über den gesamten Lebensverlauf hinweg kommt es auch, weil partnerschaftliche Beziehungen instabiler werden.21 Dies gilt selbst dann, wenn in rascher Folge neue Partnerschaften eingegangen werden. Zu den sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit: (1) Weil die Gründung eines gemeinsamen Haushalts ein gewisses Maß an Planbarkeit voraussetzt, ist die Neigung zum Zusammenzug mit einem Partner während der Ausbildung reduziert. Vom Verweilen in den Institutionen des Bildungssystems wird daher ein positiver Effekt auf die Wahrscheinlichkeit, ohne Partner zu leben, erwartet. Wenn Ehen und Lebensgemeinschaften als gleichwertig betrachtet werden, sollte dieser Effekt jedoch nicht besonders stark ausgeprägt sein. (2) In der Kohortenabfolge wird der Institutioneneffekt schwächer. Je weniger das Zusammenleben mit einem Partner an Ehe und Elternschaft gebunden ist, desto eher lässt es sich in unsicheren Phasen des Lebens realisieren. (3) Nach Abschluss der Ausbildung ist das Risiko der Partnerlosigkeit für niedrig gebildete Männer über den gesamten Lebensverlauf hinweg höher als für Männer mit hoher Bildung. Für Frauen wird der gegenteilige Effekt erwartet, nach dem hohe Bildung das Risiko der Partnerlosigkeit über den gesamten Lebensverlauf hinweg steigert. Bei Männern wird sowohl die Neigung zum Eingehen von Partnerschaften als auch die Stabilität positiv von der Bildung beein21 Dass nicht nur Ehen, sondern Lebensgemeinschaften insgesamt instabiler werden, zeigt beispielsweise Eckhard (2006).
3.3 Partnerlosigkeit im Kontext von Partnerwahl und Partnermarkt
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flusst, während bei Frauen die Wirkung der Bildung in jeweils umgekehrte Richtung zeigt. (4) In der Kohortenabfolge kommt es zu einer Abschwächung des Bildungseffekts bei beiden Geschlechtern. Die Wahrscheinlichkeit der Partnerlosigkeit hängt in den jüngeren Kohorten also weniger stark von der Bildung ab, als dies in den älteren Kohorten der Fall ist. In den jüngsten Kohorten leben möglicherweise bei beiden Geschlechtern diejenigen mit der höchsten Bildung am häufigsten ohne Partner. Sie haben sowohl relativ geringe Anreize zum Zusammenzug mit einem Partner als auch ein hohes Risiko der Trennung. (5) Ein hohes Risiko der Partnerlosigkeit wird in den jüngeren Kohorten auch für sehr niedrig gebildete Männer und Frauen vermutet. Dies lässt sich familienökonomisch mit fehlenden Spezialisierungsgewinnen, überzeugender jedoch im Kontext der Partnerwahl erklären (vgl. Abschnitt 3.3). Bei den Effekten des Bildungsniveaus ist zwischen schulischer und beruflicher Bildung zu differenzieren. Die beschriebenen Effekte gehen hauptsächlich vom Niveau der beruflichen Bildung aus. Der berufliche Bildungsabschluss ist ein Indikator für arbeitsmarktrelevantes Humankapital, das im Zentrum der familienökonomischen Erklärung des partnerschaftlichen Zusammenlebens steht. Die schulische Bildung hingegen beeinflusst eher das soziale und kulturelle Kapital, dessen Wirkung auf die Neigung zum partnerschaftlichen Zusammenleben schwer bestimmbar ist. Neben der Bildung kann auch die Erwerbsposition herangezogen werden, um familienökonomische Annahmen über die sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit zu prüfen. Sie zeigt die tatsächlich realisierte Produktivität auf dem Arbeitsmarkt an. Für Männer sind negative Effekte zu erwarten. Wenn Männer erwerbstätig sind, eine gute und sichere Position innehaben und ein hohes Einkommen erzielen, sollte ihr Risiko der Partnerlosigkeit gering sein. Für Frauen mit diesen Eigenschaften wird hingegen vermutet, dass sie überdurchschnittlich häufig partnerlos leben, was allerdings nicht nur eine Ursache, sondern vielmehr auch eine Folge ihrer partnerschaftlichen Lebensform ist. In der Kohortenabfolge sollten sich diese Muster bei beiden Geschlechtern abschwächen. 3.3 Partnerlosigkeit im Kontext von Partnerwahl und Partnermarkt Innerhalb des familienökonomischen Ansatzes wird das Eingehen einer Partnerschaft als individuelle Wahlhandlung begriffen. Eine Partnerschaft wird gebildet, wenn sie eine Erhöhung der persönlichen Wohlfahrt gegenüber dem Alleinleben verspricht.
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3 Theoretische Überlegungen
Das Zusammenleben mit einem Partner resultiert jedoch nicht nur aus der Entscheidung eines Einzelnen, sondern hängt immer auch von der Verfügbarkeit potentieller Partner ab. Eine partnerschaftliche Beziehung kommt nur zustande, wenn sich zwei Personen finden, die eine Partnerschaft eingehen wollen und sich gegenseitig präferieren. Ohne Partner bleiben aus dieser Sicht also nicht nur diejenigen, die selbst eine geringe Bindungsneigung haben, sondern auch jene, die keinen Partner finden sei es, weil sie ihre Präferenzen nicht realisieren können, ihre eigenen Eigenschaften nicht nachgefragt werden oder das Angebot wählbarer Partner zahlenmäßig eingeschränkt ist. In der bisherigen Forschung zur Partnerwahl wird dieser Aspekt kaum berücksichtigt. Im Vordergrund stehen die Muster der Partnerwahl, also die Frage, wer mit wem partnerschaftliche Beziehungen eingeht. Dass in diesem Prozess nicht alle einen Partner suchen respektive finden, dass also auch das Nichtwählen eines Partners eine Wahlalternative ist, bleibt weitgehend unbeachtet. Auch diejenigen ohne Partner waren jedoch „Teil der Gelegenheitsstruktur, standen vor denselben Barrieren und möglicherweise vor der Wahl, hinauf oder hinunter zu heiraten oder eben ledig zu bleiben (oder bleiben zu müssen)“ (Ziegler 1985: 103; ähnlich Qian/Preston 1993: 483; Schoen 1986: 51). Dies bedeutet einerseits, dass die Mechanismen der Partnerwahl nur adäquat untersucht werden können, wenn auch die partnerlos Lebenden mit einbezogen werden. Andererseits erklären die Regeln der Partnerwahl nicht nur, wer wen als Partner wählt, sondern auch, wer dabei außen vor bleibt. Es ist anzunehmen, dass „der freiwillige oder unfreiwillige Verzicht auf Partnerschaft von den Merkmalen abhängt, an denen sich die Partnerwahl orientiert“ (Klein 2000a: 232). Zur Erklärung der Partnerwahl werden unterschiedliche theoretische Ansätze herangezogen, die miteinander konkurrieren, sich aber eher gegenseitig ergänzen (Hill/Kopp 2001). Es sind dies handlungstheoretische Ansätze, die durch eine individualistische Perspektive gekennzeichnet sind und die Wahl eines Partners als Ausdruck persönlicher Motive und Präferenzen verstehen, sowie strukturalistische Ansätze, nach denen die Muster der Partnerwahl durch äußere Rahmenbedingungen vorgegeben werden. Die Wahl von Partnern ist zwar auch in der an zweiter Stelle genannten Perspektive letztlich das Ergebnis individueller Handlungsvollzüge, die jedoch in einem vorstrukturierten Umfeld stattfinden, der als Heirats- bzw. Partnermarkt konzeptualisiert wird.22 Die Strukturen und Eigenschaften dieses Markts geben die Wahrscheinlichkeiten vor, einen Partner zu finden respektive einen Partner mit diesen oder jenen Eigenschaften zu finden. 22
Der Begriff des Heiratsmarkts ist vor allem in der älteren Literatur gebräuchlich. Weil sich Partner auf diesem Markt aber unabhängig von der späteren Form ihres Zusammenseins finden, ist der Begriff des Partnermarkts angemessener.
3.3 Partnerlosigkeit im Kontext von Partnerwahl und Partnermarkt
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Diese Überlegungen werden im Folgenden weiter ausgeführt und daraufhin diskutiert, was sie für die Verbreitung und die soziale Strukturierung der Partnerlosigkeit bedeuten. Ausgehend von den Präferenzen bei der Wahl eines Partners lässt sich vermuten, dass Personen mit wenig attraktiven Eigenschaften häufiger partnerlos leben als solche mit attraktiven Eigenschaften. Im Zusammenspiel mit den Gelegenheiten können aber auch Personen mit positiv bewerteten Merkmalen „übrig“ bleiben, weil sie ihre eigenen Präferenzen nicht realisieren können. Besteht ein numerisches Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen, verschärfen sich solche Effekte, und für sich genommen führt der Überschuss eines Geschlechts dazu, dass ohnehin nicht alle einen Partner (des jeweils anderen Geschlechts) finden, selbst wenn jeder jeden als Partner akzeptieren würde. Erneut richtet sich das Interesse weniger auf bestehende Präferenzen und Gelegenheiten der Partnerwahl, sondern mehr auf die Veränderung derselben. Daraus werden Erwartungen hinsichtlich der Entwicklung der Partnerlosigkeit sowie des Wandels der Bedingungen der Partnerlosigkeit formuliert. 3.3.1 Partnerlosigkeit als Phase der Suche nach einem Partner Für ein Verständnis der nachfolgenden Überlegungen sollte man sich zunächst vergegenwärtigen, wie es überhaupt dazu kommt, dass Personen partnerlos leben. Es wäre durchaus denkbar, dass die erstbeste Gelegenheit zur Wahl eines Partners ergriffen wird, sobald Interesse daran besteht. Neben denjenigen, die grundsätzlich keine Partnerschaft eingehen wollen, blieben dann nur diejenigen ohne Partner, die aufgrund des zahlenmäßigen Verhältnisses zwischen den Geschlechtern nicht zum Zuge kommen. Aus ökonomischer Sicht wäre dies der Fall, wenn die Suche während einer bestehenden Partnerschaft unvermindert fortgesetzt werden könnte und eine Trennung keine Kosten verursachen würde. Dann ließen sich die Vorteile einer Partnerschaft sofort nutzen, ohne auf bessere Angebote zu verzichten (Becker 1981: 220; Hartwig 1993: 39). Weil beides nicht zutrifft, müssen Informationen über mögliche Partner und deren Eigenschaften gesammelt werden, bevor eine Wahl getroffen wird. Die Wahl selbst erfolgt jedoch nicht in einem singulären Akt. Beim Übergang von der Partnerlosigkeit in eine Partnerschaft handelt es sich vielmehr um einen Prozess, in dem auf verschiedenen Stufen Abwägungen stattfinden und Entscheidungen getroffen werden. Zunächst wird ein möglichst großes Angebot potentieller Partner in den Blick genommen (extensive Suche). Dann schränkt sich die Suche immer weiter ein, bis sie schließlich dazu dient, die nicht unmittelbar sichtbaren Eigenschaften eines konkreten Partners zu ermitteln (intensive
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3 Theoretische Überlegungen
Suche). Die Entscheidung für einen bestimmten Partner wird dabei immer verbindlicher. Zu einem vollständigen Abschluss kommt die Suche jedoch nie. Vielmehr können mögliche Alternativen zur bestehenden Partnerschaft stets Anlass für eine Trennung sein (Becker 1981: 219ff.; Becker/Landes/Michael 1977; vgl. zur Übersicht Hill/Kopp 2001). Vor diesem Hintergrund lassen sich die verschiedenen partnerschaftlichen Lebensformen auch als Stadien der Partnerwahl begreifen (z.B. Klein 1999c: 314). Solange man ungebunden ist, wird ein großes Spektrum möglicher Partner gesichtet. Mit der Aufnahme einer partnerschaftlichen Beziehung wird die extensive Suche eingeschränkt und die intensive Suche begonnen. Spätestens mit der Gründung eines gemeinsamen Haushalts wird die Phase der extensiven Suche vollständig abgeschlossen, während sich die intensive Suche zunächst fortsetzt und auf den ausgewählten Partner konzentriert. Die Heirat schränkt die Suche möglicherweise noch weiter ein, beendet sie aber nicht vollständig. Auch wenn es den entscheidenden Bruch nicht gibt, kann der Zusammenzug als der wesentliche Schritt in diesem Prozess betrachtet werden. Er markiert den Übergang von der extensiven zur intensiven Suche am deutlichsten und stellt damit eine gewichtige Entscheidung im Prozess der Partnerwahl dar. Dies gilt besonders dann, wenn die nichteheliche Lebensgemeinschaft nicht mehr nur als Vorstufe zur Ehe, sondern auch als Alternative zur Ehe gelebt wird. Dann dient das unverheiratete Zusammenleben nur in der ersten, zeitlich begrenzten Phase der intensiven Suche, während eine mögliche Heirat kaum eine weitere Verfestigung der Partnerwahlentscheidung mit sich bringt (Hill/Kopp 1999a; Klein 1999c). Die Gründung eines gemeinsamen Haushalts wird daher im Folgenden als die wichtigste Entscheidung im Prozess der Partnerwahl aufgefasst, mit der die Partnerschaft zu einem zentralen Bezugspunkt des privaten Lebens wird. Davor befindet man sich auf der Suche nach einem Partner. Selbst wenn bereits eine partnerschaftliche Beziehung ohne gemeinsamen Haushalt besteht, ist sie in der Regel unverbindlicher und hält die Wege zur Beschaffung von Informationen über andere mögliche Partner vergleichsweise offen. 3.3.2 Präferenzen bei der Wahl eines Partners: von der Passung zur Maximierung Nun zu der inhaltlich wichtigen Frage, welche Präferenzen bei der Wahl eines Partners vorherrschen. Dazu bietet erneut die Familienökonomie geeignete Ansatzpunkte. Aus den in Abschnitt 3.2 umrissenen Annahmen zu den Vorteilen des partnerschaftlichen Zusammenlebens ergibt sich leicht die Beantwortung der
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Frage, wer wen als Partner bevorzugt: Aus Sicht der ökonomischen Theorie sucht sich „jeder Akteur einen Partner, mit dem er aufgrund seiner und dessen Eigenschaften und Fähigkeiten ein Maximum an commodities und damit Ehegewinn erwirtschaften kann“ (Hill/Kopp 1995: 135). Welche Kombinationen vorteilhaft sind, hängt nach Becker (1981: 66ff.) davon ab, ob es sich bei den jeweils in Frage stehenden Eigenschaften um Komplemente oder Substitute handelt. Zu den komplementären Eigenschaften werden beispielsweise Alter, Sozialisation und Intelligenz gezählt, bei denen Ähnlichkeit größeren Nutzen verspricht als allzu große Unähnlichkeit (vgl. auch Becker 1976: 218). Das bedeutsamste Substitut stellt die Fähigkeit zur Erwerbsarbeit bzw. zur Erzielung von Einkommen dar. Die mit der Arbeitsteilung zu realisierenden Spezialisierungsgewinne sind dann am höchsten, wenn sich die Partner bezüglich dieser Merkmale voneinander unterscheiden. Obwohl Becker (1981: 76) das Bildungsniveau zu den komplementären Eigenschaften zählt, lässt sich vor diesem Hintergrund auch für die Bildung auf eine Bevorzugung ungleicher Partner schließen (z.B. Klein 1998: 126), sind doch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt eng an die Bildung und hierbei besonders an die berufliche Bildung gekoppelt (z.B. Handl 1988). Unter den Bedingungen traditioneller Arbeitsteilung ist also bezüglich bildungs-, erwerbs- und einkommensbezogener Eigenschaften von einer Präferenz für heterogame Partnerwahl auszugehen und zwar dergestalt, dass Frauen eine Präferenz für Männer mit hoher Arbeitsmarktproduktivität und Männer eine Präferenz für Frauen mit hoher Haushaltsproduktivität haben. Als Partner am wenigsten attraktiv dürften dann Männer mit niedriger Bildung, prekärem Erwerbsstatus und geringem Einkommen sein, während es bei den Frauen vermutlich diejenigen mit hoher Bildung, guter beruflicher Position und hohem Einkommen sind. Im Prozess der Partnerwahl sollten sie am ehesten „übrig“ bleiben.23 Der negative Humankapitaleffekt von Frauen ist aus dieser Sicht also keine Folge ihrer eigenen rationalen Kalküle, sondern ergibt sich aus der vorherrschenden Präferenz von Männern für wenig erwerbsorientierte Frauen. Sofern niedrige Bildung ein Indikator dafür ist, haben „höher gebildete Frauen […] ganz einfach größere Schwierigkeiten, einen Partner zu finden“ (Brüderl/Klein 1993: 212f.). Tritt nun die Arbeitsteilung in den Hintergrund und gewinnt die Zusammenlegung von Ressourcen an Bedeutung (vgl. Abschnitt 3.2), dürften sich die 23
Dass es für Personen mit geringer Attraktivität vergleichsweise schwer ist, einen Partner zu finden, wird auch als Grund für eine altersbezogene „Verschlechterung“ des Partnermarkts genannt: „Schließlich bleiben ja nicht nur diejenigen mit einer geringen Bindungsneigung auf dem Markt, sondern insbesondere auch diejenigen, die keiner (mehr) haben wollte“ (Klein 2000a: 233f.).
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Präferenzen verschieben. Dann sollte sich die Partnerwahl weniger am ungleichen Arbeitsmarktstatus der Partner orientieren. Stattdessen sollten beide Geschlechter zunehmenden Wert auf eine gewisse Bildung ihres Partners und dessen damit verbundene Fähigkeiten zur Erwerbsarbeit und zur Erzielung eines ausreichenden Einkommens legen. Eine unterschiedliche Ausstattung mit Humankapital ist so lange wesentlich, wie der hauptsächliche Nutzen des partnerschaftlichen Zusammenlebens in der Spezialisierung liegt. Verliert die Arbeitsteilung an Rentabilität, ist die geringe Arbeitsmarktproduktivität eines Partners hingegen kaum mehr vorteilhaft. Vielmehr erscheint es sinnvoller, wenn beide Partner über gute Erwerbschancen verfügen. Dadurch steigert sich das Einkommen des Haushalts und es wird möglich, einen höheren Lebensstandard zu realisieren. Auch im Hinblick auf die Gründung einer Familie ergeben sich positive Effekte. Zur Lösung des Problems der Vereinbarkeit können externe Dienstleistungen in Anspruch genommen werden, die „ein höheres Maß an materiellem Einsatz in der gemeinsamen Haushaltsproduktion erfordern“ (Huinink 2000: 215). Demnach richtet sich die Wahl des Partners in den jüngeren Kohorten immer weniger nach der Passung und immer mehr nach der Maximierung bildungsund statusbezogener Eigenschaften (Klein/Stauder 2008: 82; ähnlich Albrecht et al. 1997: 431f.; Sweeney/Cancian 2004). Die Präferenz von Männern für wenig erwerbsorientierte Frauen schwächt sich zunächst ab und kehrt sich dann allmählich um. Frauen bevorzugen weiterhin Männer, die über viel Humankapital verfügen, so dass es zu einer Angleichung zwischen den Geschlechtern kommt. Nicht mehr nur Männer mit einem hohen Erwerbs- und Einkommenspotential sind dann attraktive Partner, sondern zunehmend auch Frauen. Während es für Männer ohne Bildungsabschluss und ohne ausreichende Chancen auf dem Arbeitsmarkt schon immer schwierig war, einen Partner zu finden, setzt sich dieses Muster in den jüngeren Kohorten auch für Frauen durch. 3.3.3 Mechanismen des Partnermarkts Werden bestimmte Präferenzen bei der Wahl eines Partners unterstellt, bleibt die Frage zu klären, wie die passenden Partner zueinander finden und wer in diesem Prozess übrig bleibt. Im Prinzip haben diejenigen die geringsten Chancen auf eine Partnerschaft, deren Eigenschaften am wenigsten attraktiv sind. Letztlich bestimmt aber erst das Zusammenspiel von Präferenzen und Gelegenheiten, wer mit wem eine partnerschaftliche Beziehung eingeht und wer ohne Partner bleibt. Die Größe und Struktur des Partnermarkts nimmt in verschiedener Weise Einfluss auf die Partnerwahl: Erstens hängt es von der Transparenz und Effizienz
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des Markts ab, mit welchen Kosten die Suche nach einem Partner verbunden ist. Zweitens bestimmt die soziale Strukturiertheit des Partnermarkts über die Chance, einen Partner mit den gewünschten Eigenschaften zu finden. Und schließlich hat das rein zahlenmäßige Verhältnis von Männern zu Frauen Einfluss auf die Chance, überhaupt einen Partner zu finden (vgl. Klein 2000a; Klein/Stauder 2008). Zu den Kosten der Partnersuche: Wie bereits erwähnt, nehmen die grundsätzlich an einer Partnerschaft Interessierten zunächst an einem Suchprozess teil. Um eine rationale Entscheidung treffen zu können, muss das Angebot potentieller Partner gesichtet und eine Vorauswahl getroffen werden, über die dann umfangreichere und präzisere Informationen zu beschaffen sind. Weil der Markt kein perfekter ist und die relevanten Eigenschaften möglicher Partner oft nicht direkt erkennbar sind, verursacht diese Suche Kosten. Dazu zählen zeitliche und finanzielle Aufwendungen sowie persönliches Engagement. Von der Höhe der Suchkosten hängt es nun ab, zu welchem Zeitpunkt und in welchem Ausmaß Partnerschaften eingegangen werden (Oppenheimer 1988). Auf einem transparenten und effizienten Markt sind die Suchkosten gering, so dass Partner schnell und häufig zueinander finden. Bei hohen Suchkosten hingegen werden Partnerschaften später und seltener eingegangen, oder es entstehen – wenn die Kosten für die weitere Suche im Verhältnis zum erwarteten Ertrag sehr hoch sind – suboptimale Verbindungen, die mit einem hohen Risiko der Trennung behaftet sind (Becker/Landes/Michael 1977: 1150). Besonders hoch sind die Suchkosten in unsicheren Phasen des Lebensverlaufs. Während der Ausbildung etwa ist die spätere berufliche Situation noch kaum absehbar, so dass es riskant erscheint, sich auf einen solchen Partner festzulegen. Die Neigung zum Zusammenzug mit einem Partner sollte also in dieser Lebensphase reduziert sein. Verschiedene Entwicklungen tragen zu einem Anstieg der Suchkosten im Zeitverlauf bei. Mit dem Anwachsen der Bevölkerung und dem Prozess der Verstädterung verringert sich die Transparenz und Effizienz des Partnermarkts (Klein 2000b: 64, 2005: 187). Außerdem nehmen berufliche Unsicherheiten, die auch als Unsicherheiten über partnerwahlrelevante Eigenschaften zu interpretieren sind, über das Ende der Ausbildung hinaus zu. Durch die Ausbreitung von befristeter Beschäftigung und Arbeitslosigkeit ist immer weniger vorhersehbar, ob eine adäquate berufliche Etablierung und Karriere gelingt. Über die Zeit und über die Kohorten hinweg sollte es daher zu einem Aufschub des Eingehens partnerschaftlicher Beziehungen sowie zu einem häufigeren Verzicht kommen. Zur sozialen Strukturierung des Partnermarkts: Spätestens seit den Arbeiten von Blau (1977a, 1977b, 1994; Blau/Beeker/Fitzpatrick 1984; Blau/Blum/ Schwartz 1982) wird die Wahl eines Partners nicht mehr nur als Resultat
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persönlicher Vorlieben begriffen. Vielmehr sind bestimmte Muster partnerschaftlicher Beziehungen bereits in der Sozialstruktur einer Gesellschaft angelegt. Zwar determinieren die strukturellen Gegebenheiten nicht, wer mit wem eine Partnerschaft eingeht und wer partnerlos bleibt, sie geben aber den Spielraum für individuelles Handeln vor. Die Anzahl potentieller Partner und deren Eigenschaften bestimmen die rein rechnerischen Möglichkeiten der Partnerwahl und können im Zusammenspiel mit den Präferenzen die Ursache sein, dass manche Personen keinen Partner finden. Gelegenheiten und Präferenzen können bei der Wahl eines Partners auf verschiedene Weise ineinander greifen. Daraus resultieren jeweils unterschiedliche Muster (vgl. Klein 2000a: 231ff.): (1) Orientiert sich die Wahl eines Partners an der Übereinstimmung von Merkmalen, werden von den strukturellen Vorgaben Grenzen gesetzt, wenn diese Merkmale nicht bei beiden Geschlechtern gleich verteilt sind. Dann findet ein Teil derjenigen keinen passenden Partner, deren Eigenschaften beim anderen Geschlecht seltener vorkommen. (2) Eine geschlechtsspezifisch ausgeprägte Bevorzugung von Partnern mit ungleichen Eigenschaften ist an die unterschiedliche Verteilung dieser Eigenschaften bei Männern und Frauen gebunden. Was die bildungs- und statusbezogene Partnerwahl betrifft, fügen sich somit die Präferenzen der älteren Generationen in die dort vorherrschenden strukturellen Gegebenheiten. Die ungleiche Verteilung dieser Merkmale bei Männern und Frauen ermöglicht es, dass die überwiegende Mehrheit einen passenden Partner findet. Lediglich auf die wenigen Frauen, die hoch gebildet und stark erwerbsorientiert sind, trifft dies nicht zu. Auch die Chancen von Männern mit niedrigem Erwerbs- und Einkommenspotential sind vergleichsweise gering. (3) Gilt hingegen das Maximierungsprinzip, sucht also jeder einen möglichst attraktiven Partner, findet durch die Konkurrenz auf dem Partnermarkt ein Ausgleich der relativen Attraktivität statt. Dann finden Personen, die ähnlich attraktiv sind, am ehesten zusammen, und für diejenigen mit den am wenigsten attraktiven Eigenschaften ist es am schwersten, einen Partner zu finden. Sie sind kaum als Partner gefragt und haben die schlechteste Auswahl. Dies gilt unabhängig davon, wie die relevanten Eigenschaften in der Bevölkerung verteilt sind. Geht es also bei der Partnerwahl um eine spezifische Kombination von Merkmalen, können die strukturellen Vorgaben dazu führen, dass es für bestimmte Personen keine passenden Partner gibt. Nach der Homogamieregel finden nur dann alle einen Partner, wenn die entsprechenden Eigenschaften bei beiden Geschlechtern gleichermaßen häufig vorkommen. Das Prinzip der Heterogamie setzt eine ungleiche Verteilung partnerwahlrelevanter Eigenschaften bei Männern und Frauen voraus. Wird hingegen unterstellt, dass jeder den best-
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möglichen Partner haben will und niemand bereit ist, einen Partner unterhalb der eigenen Position zu akzeptieren, haben Personen mit niedrig bewerteten Eigenschaften die geringsten Chancen auf eine Partnerschaft. Die Gelegenheitsstrukturen des Partnermarkts sind hierfür unerheblich. Sicherlich basieren solche Überlegungen auf modellhaften Annahmen. In der Realität gestaltet sich das Zusammenwirken von strukturellen Vorgaben und individuellen Präferenzen weitaus komplexer. Auch aus dem Gesamtangebot potentieller Partner kann niemand tatsächlich wählen. Vielmehr ist immer nur ein kleiner, sozial vorstrukturierter Teil davon für den Einzelnen zugänglich (z.B. Klein 1998: 127f.; Lengerer 2001). Gleichwohl dürfte klar geworden sein, dass die Wahl eines Partners nicht nur das Resultat persönlicher Vorlieben ist, sondern immer auch davon abhängt, ob passende Partner zur Verfügung stehen und die eigenen Eigenschaften nachgefragt werden. Können Präferenzen nicht realisiert werden, besteht zwar auch die Option, sich statt des Verzichts auf eine Partnerschaft mit einem Partner zufrieden zu geben, der von den eigenen Vorstellungen abweicht. Das Eingehen einer Partnerschaft ist jedoch wahrscheinlicher, wenn ein passender Partner zu haben ist. Außerdem dürften solche Beziehungen stabiler sein und seltener mit einer Trennung enden. An welche konkreten Bedingungen ist die Partnerlosigkeit demnach geknüpft? Und in welcher Weise verändern sich diese? In den älteren Generationen orientiert sich die Partnerwahl an der – geschlechtsspezifisch ausgeprägten – Ungleichheit von bildungs- und statusbezogenen Merkmalen. Dies steht in Einklang mit den bestehenden Verhältnissen auf dem Partnermarkt. Lediglich für die geringe Zahl hoch qualifizierter Frauen stehen keine passenden Partner zur Verfügung. Da die übrigen Frauen Partner mit hohem sozioökonomischen Status bevorzugen, bleiben vornehmlich niedrig gebildete und beruflich schlecht positionierte Männer übrig. In den jüngeren Kohorten sollte sich die Attraktivität auf dem Partnermarkt auch für Frauen zunehmend über ihr Erwerbsund Einkommenspotential bestimmen. Wird die Maximierung zum geltenden Prinzip bei der Partnerwahl, ist es nicht mehr nur für gering qualifizierte Männer, sondern auch für gering qualifizierte Frauen schwierig, einen Partner zu finden. Gleichzeitig dürften Männer noch immer eher als Frauen bereit sein, unterhalb ihrer eigenen sozialen Position zu wählen. Dann sind hoch gebildete und stark erwerbsorientierte Frauen einem Mangel ausgesetzt, wenn sie keinen statusniedrigeren Partner akzeptieren und sich die Verteilung dieser Eigenschaften bei Männern und Frauen allmählich angleicht. Neben den sozioökonomisch sehr niedrig dürften also auch die sehr hoch gestellten Frauen der jüngeren Generationen mit größerer Wahrscheinlichkeit partnerlos bleiben. Zur numerischen (Un-) Ausgewogenheit des Partnermarkts: Den wohl stärksten Einfluss auf die Chance, überhaupt einen Partner des jeweils anderen
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Geschlechts zu finden, hat das zahlenmäßige Verhältnis von Männern zu Frauen. Ein bestimmtes Ausmaß an Partnerlosigkeit wird durch ein quantitatives Ungleichgewicht der Geschlechter auf dem Partnermarkt – gemeinhin als marriage squeeze bezeichnet (Akers 1967) – strukturell erzwungen, selbst wenn jeder jeden als Partner akzeptieren würde. Es handelt sich um einen reinen Struktureffekt. Darüber hinaus ist anzunehmen, dass im Prozess der Partnerwahl keine zufällige Auswahl des sich in der Überzahl befindlichen Geschlechts übrig bleibt. Vielmehr haben die Präferenzen des knapperen Geschlechts bessere Realisierungschancen. Die in den vorherigen Abschnitten beschriebenen Effekte verschärfen sich dadurch. Verursacht wird marriage squeeze durch Unterschiede in der Geburtenhäufigkeit, bei der Mortalität sowie der Zu- und Abwanderung von Männern und Frauen. Zwar fallen die Ungleichgewichte im Durchschnitt meist gering aus, können in bestimmten Altersgruppen und Regionen aber gleichwohl beträchtlich sein. Knapp zusammengefasst, stellt sich die Situation für Deutschland folgendermaßen dar (vgl. Jürgens/Pohl 1985; Klein 1993, 1995c; Martin 2001): (1) Durch Unterschiede bei der Geburtenhäufigkeit ist die Sexualproportion eines Jahrgangs bereits von Beginn an unausgeglichen. Auf 105 Jungen werden rund 100 Mädchen geboren. In Zeiten hoher Kindersterblichkeit wurde dies durch die Übersterblichkeit von Jungen bis zu Beginn des Erwachsenenalters wieder ausgeglichen. In den jüngeren Kohorten setzt sich das zahlenmäßige Übergewicht von Männern jedoch bis in die mittleren Lebensjahre fort. (2) Mit dem Rückgang der Geburten seit Mitte der 1960er-Jahre verschärft sich diese Situation in den alten Bundesländern weiter. Da Männer in der Regel etwas älter sind als Frauen, wenn sie Partnerschaften eingehen, stehen den Jahrgängen von Männern zahlenmäßig geringer besetzte Jahrgänge von Frauen gegenüber (Klein 1995c: 362; Martin 2001: 290ff.). Durch den Geburtenausfall nach der Wende sind für die neuen Bundesländer in den kommenden Jahren ähnliche Verhältnisse zu erwarten.24 (3) Für den oberen Altersbereich spielt die unterschiedliche Sterblichkeit der Geschlechter eine ausschlaggebende Rolle. Frauen haben eine höhere Lebenserwartung als Männer und leben zudem meist mit Männern zusammen, die um einige Jahre älter sind als sie selbst. Im fortgeschrittenen Alter besteht somit eine marriage squeeze-Situation zu Ungunsten der Frauen. Sie fällt in den jüngeren Kohorten etwas schwächer aus als in den älteren Kohorten, da sich die Lebenserwartung beider Geschlechter langsam annähert (z.B. Luy 2004: 24f.).
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Die vom Geburteneinbruch betroffenen Jahrgänge rücken erst allmählich auf den Partnermarkt vor. Am Ende des hier beobachteten Zeitraums, also im Jahr 2004, sind die nach der Wende Geborenen maximal 14 Jahre alt und somit noch nicht in den Prozess der Partnerwahl eingetreten.
3.3 Partnerlosigkeit im Kontext von Partnerwahl und Partnermarkt
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(4) Ein Mangel an Männern ist außerdem Folge eines kohortenspezifischen Schicksals. Die Übersterblichkeit von Männern während des Zweiten Weltkriegs bedingt einen Frauenüberschuss, von dem die entsprechenden Geburtsjahrgänge zeitlebens betroffen sind. In einigen Kohorten fällt dieser Überschuss sehr gravierend aus. (5) Das Wanderungsverhalten hat vor allem in den neuen Bundesländern einen starken Einfluss auf das numerische Verhältnis von Männern zu Frauen. In den 1990er-Jahren sind deutlich mehr Frauen als Männer in die alten Bundesländer abgewandert, so dass die neuen Bundesländer mittlerweile von einem Frauenmangel geprägt sind, der in einigen Regionen besonders gravierend ausfällt (Kröhnert/van Olst/Klingholz 2004: 13).25 Geringe Unterschiede in der Zahl von Männern und Frauen lassen sich durch eine Variation des Altersabstands bei der Partnerwahl ausgleichen. Auch die Wahl eines Partners über nationale und ethnische Grenzen hinweg kann zu einer Entlastung von marriage squeeze beitragen. In erster Linie und besonders bei stärker ausgeprägten Ungleichgewichten ist jedoch eine Zunahme der Partnerlosigkeit zu erwarten – und zwar nicht nur, weil der Anteil dauerhaft partnerlos Lebender zunimmt, sondern auch, weil die Phasen der Partnerlosigkeit nach einer Trennung oder dem Tod des Partners länger andauern und die Wahrscheinlichkeit des erneuten Eingehens einer Partnerschaft sinkt (Guttentag/Secord 1983: 179).26 In den von marriage squeeze betroffenen Altersbereichen und Kohorten werden sich also die Chancen auf eine Partnerschaft für das Geschlecht reduzieren, das sich in der Überzahl befindet. Werden zusätzlich die Präferenzen bei der Wahl eines Partners berücksichtigt, nehmen die Chancen jedoch nicht für alle gleichermaßen ab. Vielmehr ist es für diejenigen besonders schwierig, einen Partner zu finden, deren Eigenschaften wenig attraktiv sind. Das sich in der Minderheit befindliche Geschlecht hat schließlich die größere Auswahl und kann daher seine Präferenzen besser realisieren, während das überzählige Geschlecht zu Kompromissen gezwungen ist (Guttentag/Secord 1983: 157ff.; Klein 2000a: 233; South/Lloyd 1992: 441). Der kriegsbedingte Männermangel in den älteren Kohorten verstärkte damit die Tendenz, dass gebildete und erwerbsorientierte 25 Am unausgewogensten ist die Geschlechterrelation im Landkreis Ücker-Randow: Dort kommen auf 100 Männer im Alter zwischen 18 und 29 Jahren nur 76,1 Frauen (Kröhnert/van Olst/Klingholz 2004: 7). 26 In Bezug auf das Heiratsverhalten sind Effekte von marriage squeeze empirisch nachgewiesen. Der stärkste Effekt besteht in einer Erhöhung der Ledigenquote (z.B. Freiden 1974; Klein 1993; South/Lloyd 1992). Außerdem kommt es zu einem Anstieg des Scheidungsrisikos (z.B. Klein 1994; South/Lloyd 1995). Ob sich das Heiratsalter verändert, ist hingegen umstritten. Die meisten Studien gehen davon aus, dass sich das Heiratsalter erhöht, wenn ein Mangel an potentiellen Partnern besteht (z.B. Guttentag/Secord 1983). Von Klein (1993) kann dies jedoch nicht bestätigt werden.
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3 Theoretische Überlegungen
Frauen häufig ohne Partner geblieben sind. Umgekehrt dürfte es selbst für die statusniedrigen Männer dieser Kohorten relativ einfach gewesen sein, eine Frau zu finden. Mit dem in den Nachkriegskohorten allmählich einsetzenden Frauenmangel änderte sich dies jedoch wieder. Anzunehmen ist, dass das Risiko der Partnerlosigkeit für Männer mit geringer Bildung und geringen Chancen auf dem Arbeitsmarkt seither überproportional ansteigt. Auch in den neuen Bundesländern dürfte dies seit den 1990er-Jahren der Fall sein. Durch die verstärkte Abwanderung von Frauen kommt es hier zu einer erheblichen Mangelsituation, so dass die Partnerlosigkeit unter statusniedrigen Männern in den neuen Bundesländern inzwischen weiter verbreitet sein sollte als in den alten Bundesländern. 3.3.4 Zusammenfassung der Hypothesen Aus den soweit diskutierten Ansätzen zu den Mechanismen der Partnerwahl ergeben sich ähnliche Erwartungen bezüglich der Verbreitung und den Bedingungen der Partnerlosigkeit wie auf Basis familienökonomischer Überlegungen zum individuellen Nutzen des partnerschaftlichen Zusammenlebens. Allerdings sind die Begründungen anders gelagert. Zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit: (1) Zwischen der Höhe der Suchkosten und dem Ausmaß der Partnerlosigkeit sollte ein positiver Zusammenhang bestehen. Bei hohen Suchkosten werden Partnerschaften später und seltener eingegangen, außerdem steigt das Risiko einer Trennung. Da die Suche nach einem Partner sowohl im Zeitverlauf als auch in der Abfolge der Kohorten wachsende Kosten verursacht, sollte es zu einer Zunahme des Anteils partnerlos Lebender kommen. Im jüngeren Erwachsenenalter sollte diese Zunahme am stärksten ausfallen, da die Unsicherheiten über partnerwahlrelevante Eigenschaften in dieser Lebensphase besonders stark gestiegen sind. (2) Besteht ein numerisches Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern, reduzieren sich die Chancen auf eine Partnerschaft für dasjenige Geschlecht, das sich in der Überzahl befindet. Welche Präferenzen bei der Wahl eines Partners vorherrschen, ist hierfür unerheblich (abgesehen von der Geschlechterpräferenz). Ein beträchtlicher Frauenüberschuss besteht in den vom Krieg betroffenen Kohorten. Daher sollte der Anteil partnerlos Lebender unter den Frauen dieser Kohorten über den gesamten Lebensverlauf hinweg relativ hoch ausfallen, während er unter den Männern dieser Kohorten eher gering sein sollte. Im oberen Altersbereich sind Frauen durchgängig in der Mehrheit. Ältere Frauen haben
3.3 Partnerlosigkeit im Kontext von Partnerwahl und Partnermarkt
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daher in allen Kohorten ein deutlich höheres Risiko der Partnerlosigkeit als ältere Männer. Ein Mangel an Frauen besteht vornehmlich in den neuen Bundesländern. Durch die selektive Abwanderung wird ein steigendes Risiko der Partnerlosigkeit für Männer im unteren und mittleren Altersbereich erwartet. Zu den sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit: (1) Während der Ausbildung sollte das Risiko der Partnerlosigkeit höher sein als nach dem Einstieg in den Beruf. Auch wenn ein persönliches Interesse am Eingehen einer Partnerschaft besteht, erscheint es für potentielle Partner riskant, sich auf jemanden festzulegen, dessen weiterer Lebensweg noch relativ offen ist. (2) Von den Präferenzen bei der Wahl eines Partners hängt es ab, welche Personen als attraktiv gelten und daher gute Chancen haben, einen Partner zu finden. In den älteren Kohorten, in denen eine traditionelle Arbeitsteilung vorherrscht, dürften dies Männer mit hoher Bildung und hohem Einkommen sein. Frauen dagegen werden an ihrer Bereitschaft gemessen, Aufgaben im häuslichen Bereich zu übernehmen statt erwerbstätig zu sein. Soweit die Bildung ein Indikator dafür ist und hoch gebildete Frauen stärker erwerbsorientiert sind als niedrig gebildete Frauen, werden letztere in den älteren Kohorten bevorzugt. Verliert nun die Arbeitsteilung an Rentabilität und tragen immer häufiger beide Partner zum Haushaltseinkommen bei, sollten sich die Präferenzen verschieben. Dann sollten beide Geschlechter einen möglichst statushohen Partner bevorzugen, so dass in den jüngeren Kohorten nicht mehr nur Männer mit niedriger Bildung und geringen Erwerbs- und Einkommenschancen unattraktive Partner sind, sondern zunehmend auch Frauen (vgl. auch Huinink 2000: 218, 2006: 221). (3) Was die bildungs- und statusbezogene Partnerwahl angeht, fügen sich die Präferenzen der älteren Generationen in die bestehenden Gelegenheiten, so dass es strukturell gesehen kaum Anlass für ein Leben ohne Partner gibt. Lediglich für die geringe Zahl qualifizierter Frauen mit einer hohen Produktivität auf dem Arbeitsmarkt ist es schwierig, einen Partner zu finden. Bei den Männern bleiben einige derer mit niedrigem sozioökonomischem Status übrig. Wird die Maximierung zum geltenden Prinzip bei der Partnerwahl, haben statusniedrige Personen beiderlei Geschlechts die schlechtesten Chancen auf eine Partnerschaft. Wenn aber Männer noch immer eher als Frauen bereit sind, einen Partner unterhalb ihrer sozialen Position zu akzeptieren, sind hoch qualifizierte Frauen einem gewissen Mangel ausgesetzt. Dann bleiben sie nicht nur partnerlos, weil sie sich bewusst dafür entscheiden, sondern auch, weil sie ihre Ansprüche bei der Wahl des Partners nicht realisieren können. (4) Auf einem numerisch unausgewogenen Partnermarkt verstärken sich solche Effekte. Für ohnehin schon nicht besonders attraktive Männer und Frauen
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3 Theoretische Überlegungen
wird es noch schwerer, einen Partner zu bekommen, wenn sich ihr Geschlecht in der Überzahl befindet. Daher bleiben gebildete und erwerbstätige Frauen durch den kriegsbedingten Männermangel besonders häufig partnerlos. Für gering qualifizierte Männer ist die Situation in den neuen Bundesländern schwierig. Durch die überproportionale Abwanderung von Frauen haben sie vermutlich noch geringere Chancen auf eine Partnerschaft als sonst. 3.4 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen Abschließend soll ein Blick auf die makrostrukturellen Bedingungen des privaten Lebens geworfen werden. Neben individuellen Faktoren, die zur Verbreitung der Partnerlosigkeit beitragen, sind auch Veränderungen auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene eine wichtige Voraussetzung für den Wandel partnerschaftlicher Lebensformen. Letztlich ist die Gestaltung des privaten Allein- oder Zusammenlebens zwar das Resultat persönlicher Entscheidungen, die jedoch stets in den sozialen Kontext eingebettet und nie vollständig unabhängig von bestehenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind. „Lebensformen entwickeln und verbreiten sich […] nicht zufällig, sondern im Wechselspiel mit dem Wandel der Gesellschaft. Lebensformen und Lebensverläufe sind Produkt gesellschaftlicher Strukturen und Ergebnis individueller Wahlhandlungen, die im Kontext gesamtgesellschaftlicher Ressourcen und Restriktionen […] getroffen werden“ (Schneider/Rosenkranz/Limmer 2000: 985). Die nachfolgend aufgezeigten Rahmenbedingungen stellen den Hintergrund für die spätere Beschreibung des Wandels der Lebensformen dar. Ihre Wirkung wird nicht analytisch überprüft und es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Lediglich die wichtigsten strukturellen Faktoren werden benannt. Auch der Wandel von Werten und Normen bleibt unberücksichtigt, da er allenfalls indirekt zur Verbreitung der Partnerlosigkeit beiträgt. Zwar kann der Abbau normativer Vorgaben den Prozess des Wandels der Lebensformen verstärken, ist aber weniger dessen Ursache, sondern vielmehr selbst eine Folge der Veränderung äußerer Umstände und persönlichen Verhaltens. So trägt etwa die zunehmende Verbreitung der Partnerlosigkeit zu einer wachsenden gesellschaftlichen Akzeptanz bei, was wiederum die Bereitschaft erhöht, partnerlos zu leben. 3.4.1 Wegfall äußerer Restriktionen Die für den Wandel partnerschaftlicher Lebensformen wohl wichtigste Veränderung auf gesamtgesellschaftlicher Ebene ist die Steigerung des Wohlstands. In
3.4 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
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der Nachkriegszeit setzte eine Verbesserung der allgemeinen wirtschaftlichen Situation ein, die für immer mehr Menschen die Chance ökonomischer Selbständigkeit bot. Durch die nahezu stetig steigenden Einkommensverhältnisse wurde die materielle Grundlage für ein Leben außerhalb der Ehe bzw. der auf Dauer angelegten Gemeinschaft mit einem Partner geschaffen (z.B. Brüderl 2004: 8; Brüderl/Klein 2003: 210). Ein wesentlicher Aspekt in diesem Prozess ist die zunehmende Erwerbsbeteiligung von Frauen. Solange die schulische und berufliche Qualifikation von Frauen gering war und sie sich in Folge dessen kaum am Erwerbsleben beteiligten, waren Frauen ökonomisch auf die Ehe angewiesen. Der Mann garantierte ihre wirtschaftliche Versorgung und wurde dafür von der Reproduktionsarbeit im häuslichen Bereich befreit. Unter diesen Umständen trugen niedrige Arbeitslosigkeit und eine anhaltende Periode kontinuierlicher Erhöhung des Lebensstandards zu einem traditionellen Familienmodell bei. Die meisten Männer konnten die Rolle des Ernährers leicht erfüllen und ein Einkommen reichte in aller Regel aus, um ein gewisses Wohlstandsniveau zu realisieren. So wurden die 1960er-Jahre zum „golden age of marriage“, in dem häufig und früh im Lebensverlauf geheiratet und viele Kinder geboren wurden (z.B. Hill/Kopp 1997: 4). Erst mit der Bildungsexpansion setzte dann eine Entwicklung ein, in der sich das allgemeine und berufliche Bildungsniveau von Frauen erhöhte und es ihnen ermöglichte, alleine für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Seither nimmt die Erwerbsbeteiligung von Frauen stark zu und die Ehe als Versorgungseinrichtung verliert an Bedeutung. Der selbständige ökonomische Status von immer mehr Frauen „macht diese materiell unabhängiger, Alternativen zur Ehe werden möglich“ (Brüderl 2004: 8; ebenso Brüderl/Klein 2003: 210). Die eigene Erwerbstätigkeit befreit außerdem von der Notwendigkeit, eine schlecht funktionierende Ehe aufrechtzuerhalten oder nach der Trennung schnell eine neue Beziehung einzugehen. Auch der soziale Status von Frauen definiert sich immer weniger über die Ehe und immer mehr über die eigene Bildung und den eigenen Beruf (vgl. auch Hradil 1995: 76f.). Neben dem wachsenden Wohlstand und der zunehmenden ökonomischen Unabhängigkeit von Frauen wird der Ausbau wohlfahrtsstaatlicher Institutionen als bedeutend für den Wandel der Lebensformen angesehen. Viele der vormals in Partnerschaft und Familie erbrachten Leistungen werden verstärkt von anderen gesellschaftlichen Einrichtungen übernommen. Durch die Zunahme marktvermittelter Dienste ist der Einzelne immer weniger auf sein privates Umfeld angewiesen, was letztlich dazu führt, dass zwischenmenschliche Beziehungen an Bedeutung verlieren (z.B. Kaufmann 1988). Zumindest entsteht dadurch eine zunehmende Unabhängigkeit von Unterstützung im persönlichen Bereich. Die
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3 Theoretische Überlegungen
sozialstaatlichen Systeme schaffen die Möglichkeit und vermitteln eine gewisse Sicherheit, auf Dauer alleine leben zu können. Soweit partnerlos Lebende einen Einpersonenhaushalt führen, kommen weitere Aspekte hinzu, die eng mit der wirtschaftlichen Entwicklung zusammenhängen. Zum einen setzt die Verbreitung der Partnerlosigkeit die Verfügbarkeit von Wohnraum voraus (Brüderl 2004: 8; Brüderl/Klein 2003: 210; Hradil 1995: 77). In der unmittelbaren Nachkriegszeit bestand ein ausgeprägter Wohnungsmangel, der die Möglichkeiten des Alleinlebens einschränkte. Seither verbessert sich die Versorgung mit Wohnraum kontinuierlich. Zum anderen ist das Alleinleben an gewisse materielle Voraussetzungen gebunden. „Nur wer ökonomisch in der Lage ist, einen eigenen Haushalt zu gründen, eine eigene Wohnung zu finanzieren, kann sich die relativ teure Lebensform des Alleinlebens leisten“ (Schneider/Rosenkranz/Limmer 2000: 1002). Zwar führt die Knappheit an Wohnraum und Geld vermutlich kaum dazu, dass mehr Partnerschaften eingegangen werden. In bereits bestehenden Partnerschaften können solche Umstände aber die Bereitschaft erhöhen, einen gemeinsamen Haushalt zu gründen. Zu den wichtigsten makrostrukturellen Veränderungen, die zum Wandel der Lebensformen beitragen, zählen also steigender Wohlstand, mehr Bildung, Sicherheit und Wohnraum. Der Rückgang der Ehe, die Ausbreitung der nichtehelichen Lebensgemeinschaft und die Zunahme des Lebens ohne Partner im Haushalt werden aus dieser Sicht mit dem Wegfall äußerer Restriktionen begründet. Dadurch entstehen größere Wahlmöglichkeiten, die auch genutzt werden. „Mit der Wohlstandsentwicklung sind viele ehedem bindende Restriktionen entfallen: Die (rationalen) Individuen können in der Wohlstandsgesellschaft eine Wahl treffen und tun dies auch“ (Brüderl 2004: 8; ebenso Brüderl/ Klein 2003: 210). 3.4.2 Neue Beschränkungen Die wirtschaftliche Entwicklung und der wachsende Wohlstand führen jedoch nicht nur zu einer Vermehrung der Optionen, sondern auch zu Einschränkungen in der privaten Lebensführung. In der modernen Industriegesellschaft sind erhebliche Anforderungen nach Mobilität und Flexibilität zu bewältigen. Das früher übliche Muster, nach dem die Arbeit ein ganzes Arbeitsleben lang an einem Ort oder einer Region geleistet wurde, löst sich allmählich auf. Um am Arbeitsmarkt zu partizipieren, ist es inzwischen häufig notwendig, das gewohnte private Umfeld zu verlassen und umzuziehen. Immer mehr Arbeitnehmer befinden sich in zeitlich befristeten Arbeitsverhältnissen und wechseln im Laufe ihres Erwerbslebens mehrfach ihre Arbeitgeber und damit häufig verbunden auch
3.4 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
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ihren Wohnort. Unter diesen Umständen ist es schwierig, langfristige Beziehungen im privaten Bereich zu etablieren und aufrechtzuerhalten. Die Anforderungen der Wirtschaft nach Mobilität stehen dem Eingehen fester Bindungen entgegen. Relativ gut bewältigt werden können solche Erfordernisse in einer partnerschaftlichen Beziehung nur dann, wenn einer der Partner traditionell die Frau nicht oder nur eingeschränkt erwerbstätig ist. Dann bestimmt die Erwerbsbiographie des Mannes über den privaten Lebensmittelpunkt beider Partner. Ist es jedoch üblich, dass beide Partner einer bezahlten Arbeit nachgehen und qualifizierte Berufe ausüben, wird das dauerhafte Zusammenleben an einem Ort schwierig. Entweder arrangieren sich die Partner damit, zumindest phasenweise getrennt zu leben, um ihrer Erwerbstätigkeit nachgehen zu können, oder sie verzichten auf die längerfristige Bindung an einen Partner (Schneider/Limmer/ Ruckdeschel 2002). Insgesamt sind die Veränderungen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auf eine Zunahme der Partnerlosigkeit im Zeitverlauf angelegt. Davon ist nicht nur eine bestimmte Lebensphase betroffen. Mit dem Wegfall äußerer Restriktionen auf der einen und neuen Erfordernissen auf der anderen Seite sollte vielmehr ein Anstieg des Anteils partnerlos Lebender über den gesamten Lebensverlauf hinweg zu beobachten sein. 3.4.3 Veränderungen der Sozialstruktur Ein Teil des Wandels der partnerschaftlichen Lebensformen ist zweifellos auf einen reinen Struktureffekt zurückzuführen. Die Überlegung hierbei ist, dass der Wandel nicht nur durch eine Änderung des Verhaltens bedingt ist, sondern auch durch eine Verschiebung der relativen Größe bedeutsamer sozioökonomischer Gruppen. Im Zeitverlauf kommt es zu einer quantitativen Zu- oder Abnahme von Milieus, in denen bestimmte Lebensformen über- oder unterdurchschnittlich verbreitet sind. In verschiedenen Bereichen sind sozialstrukturelle Veränderungen auszumachen, die auf das Ausmaß der Partnerlosigkeit wirken. Da anzunehmen ist, dass die partnerschaftliche Lebensform mit der Bildung variiert, spielt die Bildungsexpansion eine maßgebliche Rolle. In ihrem Verlauf nehmen die Zeiten, die in den Institutionen des Bildungssystems verbracht werden und in denen die Neigung zum Zusammenzug mit einem Partner vermutlich gering ist, zu. Außerdem steigt die Anzahl qualifizierter Bildungsabschlüsse, wovon Frauen besonders profitieren. Der Anteil der Frauen, die nach dem Besuch der Volksschule eine berufliche Ausbildung absolvieren, steigt bereits ab den Geburtsjahrgängen
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3 Theoretische Überlegungen
um 1935 deutlich an. Etwas später nehmen auch die höheren Abschlüsse stark zu (vgl. zum Überblick Klein 2005: 233ff.). Sofern gut ausgebildete Frauen vergleichsweise häufig partnerlos leben, bringt diese Entwicklung eine Zunahme der Partnerlosigkeit mit sich. Daneben sind Veränderungen der Alters- und Geschlechterstruktur relevant für den Wandel der Lebensformen. Auf der einen Seite führt der wachsende Anteil Älterer in der Bevölkerung absolut betrachtet zu einer Ausbreitung der Partnerlosigkeit. Das Ende ihres Lebens verbringen vor allem Frauen sehr häufig allein. Zum anderen sterben die vom Krieg betroffenen Kohorten, in denen das numerische Verhältnis der Geschlechter sehr unausgeglichen ist, allmählich aus, wodurch es zu einem Rückgang des relativen Anteils partnerlos Lebender kommt (vgl. Abschnitt 3.3.3). Nicht zuletzt stellt die Zunahme der urbanen Bevölkerung eine bedeutende Entwicklung dar. Aus verschiedenen Studien ist bekannt, dass die Verbreitung der Partnerlosigkeit in Städten höher ist als in ländlichen Regionen (z.B. Klein 2000b; Lengerer 1999), was unter anderem mit besserer Bildung, höheren Erwerbschancen von Frauen und weniger rigiden Normen in Verbindung gebracht wird. Abgesehen vom Rückgang des quantitativen Ungleichgewichts von Männern und Frauen in den Nachkriegskohorten bewirken also auch die wesentlichen Veränderungen der Sozialstruktur eine Zunahme der Partnerlosigkeit. Selbst wenn das Verhalten innerhalb der einzelnen sozialen Gruppen stabil bleibt, führen Bildungsexpansion, demographische Alterung und Urbanisierung dazu, dass die Anteile der ohne Partner im Haushalt Lebenden sowohl im Zeitverlauf als auch in der Abfolge der Kohorten steigen.
4 Daten und Methoden
Zur Untersuchung der Muster und der sozialen Bedingungen des Wandels partnerschaftlicher Lebensformen werden die Individualdaten verschiedener Erhebungen des Mikrozensus sowie einer Volkszählung herangezogen. Die Daten der amtlichen Statistik unterliegen zwar gewissen Einschränkungen, die aber bei der Verwendung von Individualdaten wesentlich geringer ausgeprägt sind, als dies bei den in Abschnitt 2.2 diskutierten Aggregatdaten der Fall ist. Gegenüber sozialwissenschaftlichen Surveys haben sie den Vorteil, für eine lange Zeitspanne verfügbar und vergleichbar zu sein. Zusammengenommen decken die Daten den Zeitraum von 1962 bis 2004 ab und enthalten Angaben aus über 13,7 Millionen Interviews. Zunächst erfolgt in Abschnitt 4.1 eine allgemeine Beschreibung des Mikrozensus und ein kurzer Überblick über seine verschiedenen Entwicklungsphasen, bevor dann auf die spezifischen Vorteile des Mikrozensus sowie auf seine Grenzen zur Beantwortung der vorliegenden Fragestellung eingegangen wird. Eine Übersicht über die Erhebungsjahre, über relevante Unterschiede zwischen den Erhebungsjahren sowie über die Strategien der Operationalisierung und Harmonisierung der verwendeten Merkmale wird im darauf folgenden Abschnitt 4.2 gegeben. In Abschnitt 4.3 wird dargestellt, wie die hier vorgeschlagene Klassifikation partnerschaftlicher Lebensformen umgesetzt wird. Die Abschnitte 4.4 und 4.5 widmen sich den Methoden zur Auswertung der Daten. Zur Beschreibung des Wandels partnerschaftlicher Lebensformen werden Kohortenanalysen durchgeführt. Die Analyse der sozialen Bedingungen der partnerschaftlichen Lebensform erfolgt auf der Basis logistischer Regressionsmodelle. 4.1 Anlage und Konzeption des Mikrozensus 4.1.1 Überblick Der Mikrozensus ist eine amtliche Repräsentativerhebung über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt. Er wird im früheren Bundesgebiet seit 1957 und in den neuen Bundesländern seit 1991 jährlich durchgeführt. Mit einem Auswahlsatz A. Lengerer, Partnerlosigkeit in Deutschland, DOI 10.1007/978-3-531-92815-9_4, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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4 Daten und Methoden
von 1 % der gesamten wohnberechtigten Bevölkerung umfasst der Mikrozensus derzeit rund 830.000 Personen in 390.000 Haushalten und stellt damit die größte laufende Stichprobe dieser Art in Deutschland und Europa dar (vgl. z.B. Emmerling/Riede 1997; Statistisches Bundesamt 2006d, 2006e). Als Mehrzweckstichprobe enthält der Mikrozensus ein breites Spektrum an Merkmalen (vgl. z.B. Schimpl-Neimanns 1998). Die überwiegende Mehrheit der Fragen bezieht sich auf die Erwerbsbeteiligung, die Arbeitssuche sowie die Aus- und Weiterbildung. Auch die wichtigsten soziodemographischen Angaben werden erfasst. Daneben beinhaltet der Mikrozensus Informationen über das Einkommen, die soziale Absicherung, die Wohnsituation sowie über die Gesundheit. Während die meisten Merkmale jährlich mit dem vollen Auswahlsatz von 1 % erhoben werden, sind andere nur in einzelnen Jahren und für eine Unterstichprobe Bestandteil des Frageprogramms (vgl. z.B. Lüttinger/ Riede 1997). Die Erhebungseinheiten des Mikrozensus sind Haushalte. Für die Befragung werden komplette Haushalte ausgewählt und alle Personen in diesen Haushalten erfasst. Der Haushalt wird dabei als Wohn- und Wirtschaftsgemeinschaft definiert. Gemeinschaftsunterkünfte gelten nicht als Haushalte, sind im Mikrozensus aber ebenfalls enthalten. Das stichprobenmethodische Grundkonzept des Mikrozensus entspricht der einstufigen Klumpenstichprobe. Bei den Klumpen handelt es sich um räumlich abgegrenzte Flächen, die mehrere Gebäude, ein ganzes Gebäude oder Teile von Gebäuden umfassen. Vor der zufälligen Auswahl von einem Prozent dieser Flächen werden sie nach regionalen Merkmalen geschichtet. Gelangt eine Fläche in die Stichprobe, werden alle in den dort vorhandenen Haushalten oder Gemeinschaftsunterkünften lebende Personen befragt (Meyer 1994; Nourney 1973). Obwohl es sich beim Mikrozensus dem Prinzip nach um eine Querschnitterhebung handelt, wird nicht jedes Jahr eine komplett neue Stichprobe gezogen. Vielmehr verbleiben die ausgewählten Haushalte für vier aufeinander folgende Jahre in der Erhebung. Ein Viertel der Haushalte scheidet jährlich aus und wird durch neue ersetzt. Da es sich um eine Flächenstichprobe handelt, werden fortziehende Personen jedoch nicht weiter befragt, sondern diejenigen, die im nächsten Jahr in dem betreffenden Haushalt leben. Die meisten Angaben des Mikrozensus, insbesondere jene zur Erwerbstätigkeit, beziehen sich bis einschließlich 2004 auf eine feste Berichtswoche. In der Regel handelt es sich dabei um die letzte feiertagsfreie Woche im April eines Jahres. Auch werden nur die Personen erfasst, die zu einem festgelegten Datum innerhalb dieser Berichtswoche im Haushalt leben. Fragen zur Soziodemographie und zu den Beziehungen der Haushaltsmitglieder untereinander
4.1 Anlage und Konzeption des Mikrozensus
81
sind hingegen nicht zeitlich spezifiziert und daher für den Zeitpunkt der Befragung zu beantworten. Dieser liegt häufig erst in einem der Monate nach April. Durchgeführt wird der Mikrozensus hauptsächlich in Form einer persönlichen Befragung. Die ausgewählten Haushalte werden nach vorheriger schriftlicher Ankündigung von Interviewern aufgesucht. Zur Wahrung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung besteht daneben die Möglichkeit der schriftlichen Auskunftserteilung. Wer dies ausdrücklich wünscht, kann seine Angaben selbst in einen speziellen Erhebungsvordruck, den so genannten Selbstausfüllerbogen, eintragen. Das schriftliche Verfahren kommt außerdem zum Einsatz, wenn in einem Haushalt trotz wiederholter Kontaktversuche niemand anzutreffen ist (Emmerling/Riede 1997: 170f.). Die Interviews werden als face-to-face Befragung entweder mit Hilfe eines Fragebogens (PAPI) oder computergesteuert mittels Laptop (CAPI) realisiert.27 Proxy-Interviews, in denen eine Person im Haushalt stellvertretend für eine andere antwortet, sind generell zulässig. Außer für Kinder liegen Fremdauskünfte überwiegend für Personen vor, die zum Zeitpunkt der Befragung nicht anwesend sind. Im Jahr 1999, in dem die Art der Beteiligung an der Erhebung erstmals erfasst ist, liegt die Proxy-Quote unter den Personen im Alter von 15 und mehr Jahren bei knapp 30 % (Breiholz 2000: 335). Als Bundesstatistik wird der Mikrozensus durch ein Gesetz angeordnet. Im so genannten Mikrozensusgesetz, dessen Gültigkeit zeitlich befristet ist, sind alle wesentlichen Aspekte der Erhebung, wie z.B. der Zweck der Erhebung, die Erhebungseinheiten, die Stichprobenziehung und das Frageprogramm geregelt.28 Auch die Pflicht zur Teilnahme am Mikrozensus ist darin festgelegt. Nur für wenige Erhebungsmerkmale ist die Auskunftserteilung freiwillig. 4.1.2 Entwicklungsphasen des Mikrozensus Seit seiner Einführung im Jahr 1957 hat der Mikrozensus mehrere Phasen der Entwicklung durchlaufen, die sich weitgehend mit den Geltungsperioden der jeweiligen Mikrozensusgesetze decken. Soweit das hier relevante Erhebungsprogramm davon betroffen ist, werden sie im Folgenden kurz dargestellt (vgl. Emmerling/Riede 1997: 161ff.; auch Abschnitt 2.2).
27 PAPI steht für Paper and Pencil Personal Interview, CAPI für Computer Assisted Personal Interview. 28 Eine Übersicht über alle seit 1957 geltenden Mikrozensusgesetze und -verordnungen findet sich unter: www.gesis.org/dienstleistungen/daten/amtliche-mikrodaten/mikrozensus/grundfile/gesetze (Stand: November 2010).
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4 Daten und Methoden
Den Anstoß zur Einführung des Mikrozensus im Jahr 1957 gab eine Empfehlung der OEEC (Organisation for European Economic Cooperation), in den Mitgliedsstaaten Daten über das Arbeitskraftvolumen in vergleichbarer Form zu erheben. Der Mikrozensus war aber von Anfang an nicht als reine Arbeitskräfteerhebung konzipiert (Herberger 1957). Als „Repräsentativstatistik über die Bevölkerung und das Erwerbsleben“ sollte er vielmehr einen Überblick über die soziodemographische Zusammensetzung der Bevölkerung, ihre wirtschaftliche Situation sowie die Sicherung ihres Lebensunterhalts vermitteln. Dabei wurde auch der Haushalts- und Familienzusammenhang mit berücksichtigt. Als eigenständige Einheit unterhalb der Ebene des Haushalts ist die Familie aber erst seit 1968 in den Daten abgegrenzt. Nach der Einführungs- und Konsolidierungsphase des Mikrozensus sind die 1960er- und 1970er-Jahre von der sukzessiven Ausweitung des Frageprogramms und dessen Flexibilisierung gekennzeichnet. Der Merkmalskatalog wurde in ein regelmäßig abzufragendes Grundprogramm und im Bedarfsfall durchzuführende Zusatzprogramme unterteilt. Angaben zum allgemeinen und beruflichen Bildungsabschluss wurden erstmals 1964 im Rahmen einer Zusatzbefragung erhoben und 1976 als Teil des regelmäßig abzufragenden Grundprogramms festgelegt (Statistisches Bundesamt 2004b). Der Familientyp und die Stellung innerhalb der Familie werden ab den 1970er-Jahren differenziert ausgewiesen. In den Jahren 1983 und 1984 wurde der Mikrozensus im Zusammenhang mit der Verfassungsbeschwerde gegen die für 1983 geplante Volkszählung ausgesetzt. Die Auskunftspflicht wurde in Frage gestellt und der komplette oder zumindest teilweise Verzicht darauf in mehreren Testerhebungen geprüft. Da es bei freiwilliger Befragung zu selektiven Ausfällen kommt, die sich negativ auf die Qualität und Genauigkeit der Ergebnisse auswirken (Esser et al. 1989), entschied sich der Gesetzgeber im ab 1985 geltenden Mikrozensusgesetz für die Beibehaltung der Auskunftspflicht, stellte aber einzelne Fragen davon frei. Anhaltende Diskussionen über den Schutz von Persönlichkeitsrechten und der Verhältnismäßigkeit bei statistischen Erhebungen führten zu einer Ausweitung der freiwilligen Fragen im Mikrozensus ab 1990. Auch die 1996 erstmals gestellte Frage nach der Lebenspartnerschaft wurde nicht mit Auskunftspflicht belegt. Ihre Einführung markiert eine wesentliche Neuerung in der amtlichen Familienstatistik: Neben der traditionell entlang der Kriterien Ehe und Elternschaft definierten Familie werden nun auch nichteheliche Formen des Zusammenlebens erfasst und die Familientypologie ist um eine Typologie der Lebensformen ergänzt (vgl. Nöthen 2005).
4.1 Anlage und Konzeption des Mikrozensus
83
4.1.3 Vorzüge und Restriktionen des Mikrozensus im Vergleich zu sozialwissenschaftlichen Surveys Gegenüber sozialwissenschaftlichen Umfragedaten zeichnet sich der Mikrozensus durch mehrere Vorteile aus. Wie bei Sekundäranalysen üblich, sind aber auch einige Restriktionen zu beachten. Diese sind beim Mikrozensus tendenziell stärker ausgeprägt als bei den Daten der empirischen Sozialforschung, weil er als Teil der amtlichen Statistik in erster Linie auf administrative und politische Zwecke ausgerichtet ist und seine wissenschaftliche Analyse eine Art „Nebenprodukt“ darstellt. Die im Folgenden zusammengestellten Stärken und Schwächen des Mikrozensus gelten insofern nicht nur in Bezug auf die vorliegende Fragestellung, werden aber hauptsächlich daraufhin diskutiert. Ein wesentlicher Vorzug amtlicher Daten im Allgemeinen und des Mikrozensus im Besonderen ist die hohe Qualität, wofür es hauptsächlich zwei Gründe gibt (vgl. Alba/Müller/Schimpl-Neimanns 1994; Wirth/Müller 2006: 98ff.): (1) Der Mikrozensus weist einen sehr großen Stichprobenumfang auf, der den sozialwissenschaftlicher Surveys um ein Vielfaches übersteigt. Dadurch ist der Stichprobenfehler so gering, dass auch für spezielle Bevölkerungsgruppen differenzierte Analysen möglich sind. Bereits bei einer nach dem Alter gegliederten Betrachtung partnerschaftlicher Lebensformen erweist sich dies als hilfreich: In den mittleren Altersgruppen stellen die ohne Partner Lebenden eine relativ seltene Population dar. (2) Die gesetzlich festgelegte Teilnahmepflicht garantiert eine hohe Ausschöpfungsquote. Der Unit-Nonresponse liegt im Mikrozensus lediglich bei rund 3 %, während er in sozialwissenschaftlichen Erhebungen nicht selten ein Niveau von 50 % erreicht. Zwar besteht zwischen der Höhe der Antwortausfälle und dem Ausmaß der systematischen Stichprobenverzerrung kein deterministischer Zusammenhang. Das Risiko eines Bias nimmt jedoch mit sinkenden Ausschöpfungsquoten zu (z.B. Schnell 1997). Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass es in den Daten der Umfrageforschung zu systematischen Verzerrungen bei Merkmalen kommt, die mit der hier untersuchten partnerschaftlichen Lebensform hoch korrelieren: Sowohl für den Familiensurvey als auch für die Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) wird eine Unterrepräsentation unverheirateter und allein im Haushalt lebender Personen berichtet (Alt 1991: 504f.; Bender/Bien/Alt 1996: 275ff.; Koch 1998: 78f.). In besonderer Weise eignet sich der Mikrozensus zur Untersuchung von Fragen des sozialen Wandels. Er reicht zeitlich weit zurück, wird regelmäßig und mit einem relativ konstanten Frageprogramm erhoben. Damit können Veränderungen über sehr lange Zeiträume hinweg untersucht und mit hinreichender Sicherheit auch als solche identifiziert werden. Der Stichprobenfehler ist meist
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4 Daten und Methoden
geringer als die Veränderung selbst, so dass auch bei schwach ausgeprägten Trends darauf geschlossen werden kann, dass es sich um real stattgefundenen Wandel handelt. Die Daten der empirischen Sozialforschung weisen hierfür oft zu geringe Fallzahlen auf. Außerdem liegen sie frühestens seit den 1980er-Jahren vor und können damit langfristig angelegte Prozesse wie den Wandel partnerschaftlicher Lebensformen nur bedingt abbilden (vgl. Abschnitt 2.3). Mit den verfügbaren Erhebungen des Mikrozensus hingegen lässt sich die Entwicklung bis zu Beginn der 1960er-Jahre zurückverfolgen. Damit deckt der Mikrozensus eine Zeitspanne von über vier Jahrzehnten ab und ist „faktisch [...] bislang die einzige Basis, um zentrale sozialstrukturelle Trends wie [...] die Veränderungen in den Haushalts- und Familienstrukturen für sehr lange Zeitreihen zu analysieren“ (Wirth/Müller 2006: 100). Die Zusammenführung von Querschnittdaten vieler verschiedener Jahre ermöglicht es darüber hinaus, den sozialen Wandel nicht nur über die Zeit, sondern auch in der Abfolge von Kohorten zu untersuchen. Mit der Bildung so genannter synthetischer Kohorten lassen sich die Lebensverläufe verschiedener Geburtsjahrgänge auf der Aggregatebene miteinander vergleichen. Damit kann der Wandel partnerschaftlicher Lebensformen, der hier primär als Kohorteneffekt verstanden wird, adäquat nachvollzogen werden. Ein weiterer Vorzug des Mikrozensus betrifft seine Grundgesamtheit: Die zu befragenden Personen werden nicht nach bestimmten Merkmalen ausgewählt. Vielmehr wird die gesamte Bevölkerung in die Erhebung einbezogen, so dass die Verbreitung und Entwicklung partnerschaftlicher Lebensformen über das gesamte Altersspektrum hinweg betrachtet werden kann. Sozialwissenschaftliche Surveys sind in aller Regel auf eine bestimmte Altersgruppe beschränkt und beziehen insbesondere das höhere Alter selten in die Betrachtung ein. Thematisch einschlägige Erhebungen wie der Familiensurvey oder der Family and Fertility Survey beispielsweise beschränken sich auf die 18- bis 55-Jährigen bzw. auf die 20- bis 39-Jährigen (Alt 1991; Pohl 1995). Schließlich zeichnet sich der Mikrozensus dadurch aus, dass er nicht nur einzelne Personen, sondern auch deren sozialen Kontext erfasst. Auf der Basis von Informationen über die Zusammensetzung des Haushalts sowie über die Beziehungen der Haushaltsmitglieder untereinander können die privaten Formen des Allein- und Zusammenlebens identifiziert und voneinander abgegrenzt werden. Den skizzierten Vorzügen des Mikrozensus stehen einige spezifische Restriktionen gegenüber (vgl. Lengerer/Bohr/Janßen 2005; Lengerer/Janßen/ Bohr 2007). Bei der Analyse partnerschaftlicher Lebensformen sind dies (1) das Koresidenzprinzip, (2) die Definition des Haushalts als Wohn- und Wirtschaftsgemeinschaft sowie (3) die Erfassung des Beziehungsgefüges innerhalb des
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Haushalts über das Konzept der Haushaltsbezugsperson. Ein weiteres, grundlegendes Defizit des Mikrozensus ist das nahezu vollständige Fehlen von Verlaufsinformationen (4). Zu (1): Als Haushaltsbefragung umfasst der Mikrozensus Beziehungen von Personen, die in einem gemeinsamen Haushalt zusammenleben. Er ist durch eine haushaltsbezogene, zugleich aber auch durch eine haushaltsbegrenzte Betrachtungsweise gekennzeichnet. Aufgrund des geltenden Koresidenzprinzips sind soziale Beziehungen, die über die Grenzen des Haushalts hinausreichen, nicht in den Daten abgebildet. Partnerschaftliche Lebensformen können somit nur innerhalb des Haushalts identifiziert und abgegrenzt werden. Ob ein Partner außerhalb des Haushalts vorhanden ist, muss vernachlässigt werden.29 Zu (2): Informationen über die Beziehungen von Personen werden im Mikrozensus nur innerhalb von Wirtschaftshaushalten erhoben. Das gemeinsame Wohnen stellt damit eine notwendige, nicht aber eine hinreichende Bedingung dar, um im Mikrozensus als soziale Einheit zu erscheinen. Während räumlich voneinander getrennt lebende Partner generell nicht als solche identifizierbar sind, sind es zusammenwohnende Partner nur dann, wenn sie auch ihren Lebensunterhalt gemeinsam finanzieren. Von dieser Problematik betroffen sein dürften vor allem nichteheliche und hierunter insbesondere gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften (Eggen 2000: 84, 2001; Gruber 1999: 97; Niemeyer 1994: 505). Einerseits ist eine Untererfassung zu vermuten: Unverheiratet zusammenlebende Paare können sich als zwei getrennte Haushalte deklarieren, sei es, weil sie tatsächlich über separate Kassen verfügen und keine gemeinsamen Anschaffungen tätigen oder weil sie sich dem Interviewer gegenüber nicht zu „erkennen“ geben möchten (Groß 2004: 1). Letzteres dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass die auf Basis des Mikrozensus ermittelten Zahlen zur Verbreitung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften deutlich unter denen anderer, nicht amtlicher Quellen liegen (Eggen 2002). Andererseits kommt es unter Umständen zu einer Überschätzung von Lebensgemeinschaften zweier Personen unterschiedlichen oder gleichen Geschlechts. Ist die von der Auskunftspflicht befreite Frage nach dem Vorliegen einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft nicht beantwortet, wird unter bestimmten Bedingungen dennoch eine solche unterstellt (vgl. Abschnitt 4.3). Davon können fälschlicherweise auch Wohngemeinschaften betroffen sein. Ob daraus per saldo eine Unter- oder Über-
29 Im Entwurf des ab 2005 geltenden Mikrozensusgesetzes war eine Frage nach dem Vorhandensein eines Lebenspartners außerhalb des Haushalts vorgesehen (Bundestags-Drucksache 15/2543). Vom Bundesrat wurde dieses Merkmal jedoch aus dem Erhebungsprogramm gestrichen – mit der Begründung, eine klare Abgrenzung des Begriffs „Lebenspartner“ nach objektiven Kriterien existiere nicht und sei den zu Befragenden auch nicht vermittelbar (Bundesrats-Drucksache 12/04).
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schätzung unverheiratet zusammenlebender Paare resultiert, ist umstritten (z.B. Eggen 2002; Schneider/Rosenkranz/Limmer 2000). Zu (3): Die Erfassung des Haushaltskontexts basiert bis einschließlich des Mikrozensus 2004 auf der Festlegung einer Haushaltsbezugsperson und der Frage an alle weiteren Haushaltsmitglieder nach ihrer Beziehung zu dieser Person (vgl. auch Abschnitt 4.3 sowie Stauder 2002). In welchem Verhältnis die Haushaltsmitglieder untereinander stehen, wird nicht direkt abgefragt, sondern aus diesen Angaben erschlossen. Das Beziehungsgefüge im Haushalt ist dadurch nicht immer eindeutig bestimmbar. Ob sich der Haushaltskontext komplett erschließen lässt, kann außerdem von der Wahl der Bezugsperson abhängen. In den Fragebogen sind zuerst die Ehegatten, dann Kinder, Verwandte und Familienfremde einzutragen. Gibt es kein Ehepaar oder mehrere Ehepaare im Haushalt, ist diese Festlegung nicht mehr eindeutig. Außerdem wird sie nicht immer eingehalten und orientiert sich dann wahrscheinlich an der faktisch auskunftgebenden Person. Konsequenzen hat dies vor allem für die Erfassung nichtehelicher Lebensgemeinschaften: Sie können unentdeckt bleiben, wenn außer den beiden Partnern noch weitere Personen im Haushalt leben und keiner der an der Lebensgemeinschaft beteiligten Partner als Bezugsperson des Haushalts bestimmt wird. Zu (4): Als eine ihrem Wesen nach wiederholte Querschnittbefragung kann der Mikrozensus den Wandel partnerschaftlicher Lebensformen auf der Aggregat-, nicht aber auf der Individualebene nachvollziehen. Die Dynamik des Eingehens und Auflösens von Partnerschaften im individuellen Lebensverlauf lässt sich nur mit echten Verlaufsdaten untersuchen, die der Mikrozensus selbst retrospektiv – mit Ausnahme des Eheschließungsjahres30 – nicht erhebt. Somit liegen keine Angaben darüber vor, seit wann jemand mit einem Partner zusammen oder ohne Partner lebt und ob es sich dabei um einen dauerhaften oder vorübergehenden Zustand handelt. 4.2 Kumulation der Mikrozensen 1962 bis 2004 Für die Wissenschaft ist der Mikrozensus in Form von Scientific Use Files verfügbar. Dabei handelt es sich um faktisch anonymisierte 70%-Unterstichproben der jeweiligen Original-Mikrozensen, die für ausgewählte Jahre ab 1973 und für fast alle Jahre zwischen 1989 und 2004 vorhanden sind. Ältere Daten aus den 1960er-Jahren sind über GESIS zugänglich. Für das Jahr 1970 steht außerdem eine 1%-Stichprobe der Volkszählung bereit. Auch sie wird in den kumulierten
30
Ab dem Mikrozensus 2005 wird das Eheschließungsjahr nicht mehr erhoben (Iversen 2007: 39).
4.2 Kumulation der Mikrozensen 1962 bis 2004
87
Datensatz integriert, da bildungsbezogene Auswertungen ansonsten erst ab 1976 möglich wären. Die Daten werden im Folgenden hinsichtlich relevanter Unterschiede beschrieben, bevor dann auf Schritte zu ihrer Harmonisierung eingegangen wird.31 Erläutert werden zunächst die Besonderheiten der Scientific Use Files und der GESIS-Files im Vergleich zu den Originaldaten des Mikrozensus sowie die wichtigsten Charakteristika der 1%-Stichprobe der Volkszählung 1970. Auch über die durchgeführten Plausibilitätsprüfungen und daran anschließenden Datenbereinigungen wird berichtet. Sodann wird die Harmonisierung und Kategorisierung aller hier verwendeten Merkmale dargestellt. Relativ schwierig ist die Abgrenzung partnerschaftlicher Lebensformen, die daher gesondert in Abschnitt 4.3 erläutert wird. 4.2.1 Besonderheiten der Scientific Use Files und GESIS-Files Für die folgenden Auswertungen kann auf insgesamt 26 Erhebungen des Mikrozensus zurückgegriffen werden. Im Einzelnen handelt es sich um die Jahre 1962 bis 1969, 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993 und 1995 bis 2004. Die Daten der Jahre 1962 bis 1969 liegen als GESIS-Files vor. Es handelt sich um die Bestände des Projekts „Sozialpolitisches Entscheidungs- und Indikatorensystem für die Bundesrepublik Deutschland“ (SPES), die später an den Sonderforschungsbereich 3 „Mikroanalytische Grundlagen der Gesellschaftspolitik“ übergegangen sind. Vom Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA, später GESIS) wurden diese Daten im Jahr 1987 übernommen, geprüft und auf ein einheitliches Kategorienschema gebracht (Hartmann/Hovemann 1989a). Sie umfassen die vollen 1%-Stichproben, nicht jedoch den kompletten Merkmalsumfang. Soweit nachvollziehbar, sind die Merkmale des Grundprogramms in den Daten enthalten, nicht jedoch die der Zusatzprogramme. Insbesondere zur Bildung liegen keine Angaben vor. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass in den Daten der Jahre 1962 und 1963 das Saarland und West-Berlin fehlen, obwohl der Mikrozensus in den betreffenden Jahren nachweislich auch in diesen Bundesländern stattgefunden hat. Die GESIS-Files aller übrigen Jahre liegen für das gesamte frühere Bundesgebiet vor (Hartmann/Hovemann 1989b). Bei den Daten ab 1973 handelt es sich um Scientific Use Files. Diese stellen 70%-Unterstichproben der jeweiligen Mikrozensen dar und sind faktisch anonymisiert (z.B. Hartmann 1989; Müller 1999; Schimpl-Neimanns 2002; Wirth 31
Ein großer Teil der Arbeiten zur Harmonisierung und Kumulation des Mikrozensus wurde im Rahmen des von der Leibniz-Gemeinschaft geförderten und bei der GESIS angesiedelten Projekts „Sozialer und ökonomischer Wandel in (West-) Deutschland“ durchgeführt (Lengerer et al. 2007).
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4 Daten und Methoden
1992). Sie werden als systematische Zufallsauswahl aus dem Originalmaterial des Statistischen Bundesamtes auf Haushaltsebene gezogen.32 Dazu werden die Ausgangsdaten so sortiert, dass die Substichproben nur geringe zufallsbedingte Abweichungen von den jeweiligen Originaldaten aufweisen. Weiterhin unterscheiden sich die Scientific Use Files von den Originaldaten des Mikrozensus dadurch, dass zum Zweck der faktischen Anonymisierung bestimmte Merkmale nicht oder nur in vergröberter Form vorliegen. Davon sind hauptsächlich Regionalangaben betroffen: In den Scientific Use Files ist nur das Bundesland sowie eine vergröberte Gemeindegrößenklasse enthalten, die für kleine Bundesländer teilweise nicht ausgewiesen ist. 4.2.2 Besonderheiten der 1%-Stichprobe der Volkszählung 1970 Neben den verschiedenen Erhebungen des Mikrozensus fließen die Daten der Volkszählung von 1970 in die Auswertungen ein. Diese besteht aus zwei Teilen: In Form einer Vollerhebung liegen für eine begrenzte Anzahl von Merkmalen Angaben für die gesamte Bevölkerung vor. In einer 10%-Stichprobe der Bevölkerung sind darüber hinaus zusätzliche Merkmale erfasst, mit denen weitergehende demographische, wirtschaftliche und soziale Strukturanalysen möglich sind. Diese 10%-Stichprobe wurde in anonymisierter Form vom Projekt „Vergleichende Analysen der Sozialstruktur mit Massendaten“ (VASMA) der Universität Mannheim gegen Ende der 1970er-Jahre von den Statistischen Landesämtern erworben. Daraus wurde eine 1%-Stichprobe gezogen und nach dem Ende des Projekts an das ZUMA übermittelt (Schimpl-Neimanns/Frenzel 1995).33 Sie wurde unter Berücksichtigung des Haushaltszusammenhangs erstellt und ist konzeptionell mit dem Mikrozensus vergleichbar. Lediglich für WestBerlin musste vom ZUMA eine revidierte 1%-Stichprobe aus den Originaldaten gezogen werden (Schimpl-Neimanns/Frenzel 1995: 13ff.). Außerdem wurde nachträglich eine eindeutige Haushaltsnummer generiert.
32 Sofern es sich um Mikrozensen mit Fragen zur Wohnsituation handelt, werden die Unterstichproben auf Wohnungsebene gezogen. 33 Für eine Übersicht über die bei GESIS vorhandenen Daten der Volkszählung 1970 siehe: www.gesis.org/dienstleistungen/daten/amtliche-mikrodaten/volks-und-berufszaehlung-1970 (Stand: November 2010).
4.2 Kumulation der Mikrozensen 1962 bis 2004
89
4.2.3 Plausibilitätsprüfung und Datenbereinigung Die Scientific Use Files des Mikrozensus, die für verschiedene Jahre ab 1973 zur Verfügung stehen, werden im German Microdata Lab (GML) der GESIS überprüft, aufbereitet und dokumentiert. Abgesehen von wenigen Ausnahmen weisen diese Daten keine unplausiblen Angaben auf. Auch die 1%-Stichprobe der Volkszählung von 1970 wurde vom GML eingehend geprüft und soweit aufbereitet und dokumentiert, wie es auf Basis des vorliegenden Ausgangsmaterials noch möglich war.34 Die Daten der 1960er-Jahre sind von geringerer Qualität. An verschiedenen Stellen finden sich inkonsistente Angaben. Außerdem sind die Mikrozensen der 1960er-Jahre nur lückenhaft dokumentiert. Bis auf die Berichte, die von Hartmann und Hovemann (1989a, 1989b) im Zuge der Aufbereitung der Daten bei ZUMA erstellt wurden, stehen lediglich einzelne Unterlagen des Statistischen Bundesamtes zur Verfügung. Diese beziehen sich auf das Originalmaterial, welches in den Statistischen Ämtern nicht mehr vorhanden ist. Bevor die GESIS-Files der Mikrozensen 1962 bis 1969 in den kumulierten Datensatz einfließen, werden sie daher einer erneuten Kontrolle unterzogen. Wie sich herausstellt, befinden sich duplizierte Fälle in den Daten, die nicht als solche ausgewiesen sind. Ein Haushalt kann so aus mehr Zeilen im Datensatz bestehen, als er tatsächlich Personen umfasst. Dadurch ist der Haushaltskontext unzutreffend wiedergegeben und es ist nicht möglich, die partnerschaftlichen Lebensformen der einzelnen Haushaltsmitglieder korrekt zu bestimmen. Das Vorhandensein duplizierter Fälle hängt mit der Anpassung und Gewichtung der Daten zusammen, wie sie von der amtlichen Statistik für die älteren Mikrozensen vorgenommen wird (vgl. Deiniger 1960: 161ff.; Koller/Herberger 1960: 233f.): Zunächst werden die Antwortausfälle kompensiert, dann erfolgt eine Anpassung an die Eckwerte der laufenden Bevölkerungsfortschreibung. Hierbei werden die Soll-Zahlen aus der Bevölkerungsfortschreibung, gegliedert nach bestimmten Merkmalen, den Ist-Zahlen des Mikrozensus gegenübergestellt. Eine Übereinstimmung wird herbeigeführt, indem Personen im Mikrozensus gedoppelt und gestrichen werden (vgl. dazu auch Krug/Nourney 1987: 145). Um welche Fälle es sich dabei handelt, ist gekennzeichnet. Bei Analysen auf Haushaltsebene fällt aber auf, dass es in den Mikrozensen der 1960erJahre auch nach Ausschluss der gedoppelten Fälle noch etliche Haushalte mit einer unplausiblen Zahl an Ehepartnern (d.h. an verheirateten Personen mit identischem Heiratsjahr) gibt. Je nach Erhebungsjahr sind davon einige hundert 34
In einigen wenigen Fällen war die fehlerfreie Vergabe einer Haushaltsnummer nicht möglich (Schimpl-Neimanns/Frenzel 1995: 9). Diese Fälle werden aus den vorliegenden Analysen ausgeschlossen.
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4 Daten und Methoden
bis mehrere tausend Haushalte betroffen. Diese und weitere Inkonsistenzen lassen sich nur durch das Vorhandensein nicht ausgewiesener Duplikate plausibel erklären. Eindeutige Kriterien zur Identifikation vermutlich gedoppelter Fälle lassen sich allerdings nicht finden. Über verschiedene, hier nicht weiter beschriebene Systematiken können aber mit hinreichender Sicherheit Fälle identifiziert werden, die mehrfach in den Daten vorhanden sind und für die vorliegenden Auswertungen gelöscht werden.35 In welchem Umfang dies geschieht, geht aus Tabelle 2 hervor. Tabelle 2: Fallzahlen in den Ausgangsdatensätzen der Jahre 1962 bis 1982, vor und nach Ausschluss von Duplikaten Datensatz vor Selektion
MZ GESIS-File 1962 MZ GESIS-File 1963 MZ GESIS-File 1964 MZ GESIS-File 1965 MZ GESIS-File 1966 MZ GESIS-File 1967 MZ GESIS-File 1968 MZ GESIS-File 1969 VZ 1970 (1%-Stichprobe) MZ SUF 1973 MZ SUF 1976 MZ SUF 1978 MZ SUF 1980 MZ SUF 1982
557.168 560.934 604.480 608.304 614.954 616.852 620.560 628.175 623.115c 448.366 442.791 441.563 440.824 443.154
Fallzahl nach Ausschluss nach zusätzl. von Fällen mit Ausschluss Angaben zur ausgewiesener Duplikateb zweiten Erwerbstätigkeita 547.445 547.445 551.220 551.220 599.265 571.459 600.411 582.787 607.368 591.146 609.261 590.921 613.041 591.914 620.778 595.525 623.115 623.013 444.193 423.510 439.304 414.671 438.446 413.421 437.647 437.479 439.868 406.226
a
nach zusätzl. Ausschluss anderweitig identifizierter Duplikate 535.314 541.712 565.550 579.427 587.798 587.345 590.137 594.192 623.013 423.510 414.671 413.421 407.270 406.226
Angaben zur zweiten Erwerbstätigkeit sind – außer in der Volkszählung 1970 – in einer separaten Zeile im Datensatz ausgewiesen gegebenenfalls einschließlich ergänzter Haushalte c nach Ausschluss von Fällen mit fehlerhafter Haushaltsnummer (vgl. Schimpl-Neimanns/Frenzel 1995: 9) b
35
Eine genaue Beschreibung der Vorgehensweise findet sich bei Lengerer (2007b).
4.2 Kumulation der Mikrozensen 1962 bis 2004
91
Auch in der 1%-Stichprobe der Volkszählung von 1970 und in den Mikrozensus Scientific Use Files von 1973 bis 1982 sind Duplikate enthalten.36 Anders als in den Daten der 1960er-Jahre sind diese jedoch zuverlässig ausgewiesen, so dass zu ihrer Entfernung keine weiteren Verfahren notwendig sind. Eine Ausnahme stellt das Mikrozensus Scientific Use File 1980 dar. Wie in den Daten der 1960er-Jahre finden sich gedoppelte Fälle, die nicht als solche gekennzeichnet sind. Diese werden identifiziert und ebenfalls aus dem kumulierten Datensatz gelöscht (vgl. Tabelle 2). 4.2.4 Operationalisierung und Harmonisierung Bevor die verschiedenen Erhebungen des Mikrozensus zu einem Datensatz kumuliert werden, sind die zur Operationalisierung der Konzepte benötigten Merkmale in vergleichbare Form zu bringen. In den meisten Fällen ist die Vergleichbarkeit nicht unmittelbar gegeben. Da ein langer Zeitraum betrachtet wird, sind außerdem nur grobe Operationalisierungen möglich. Zwar stehen in den neueren Mikrozensen häufig geeignetere Merkmale zur Verfügung, auf deren Verwendung aber zugunsten einer möglichst langfristigen Untersuchung des sozialen Wandels verzichtet wird. Die sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit werden anhand der klassischen Statusmerkmale Bildung und Erwerbstätigkeit untersucht. Als Indikator für individuelles Humankapital steht die Bildung im Vordergrund der theoretischen Überlegungen. Die Bildung ist auch deshalb von besonderer Bedeutung, weil sie im Unterschied zum Erwerbsstatus und zum Einkommen in der Regel unverändert bleibt, wenn die Ausbildung abgeschlossen ist. Gleichzeitig ist die Bildung der beste Prädiktor für Karriere- und Einkommenschancen und erlaubt eine Bestimmung des individuellen sozialen Status auch für jene, die nicht erwerbstätig sind. Außerdem ist die Erwerbstätigkeit nicht unabhängig von der partnerschaftlichen Lebensform. In Folge der Arbeitsteilung wirkt sich das Zusammenleben bei Frauen häufig negativ auf den Umfang ihrer Erwerbstätigkeit aus. Die Angaben zum Einkommen werden nicht verwendet. Das Einkommen gibt zwar die Produktivität auf dem Arbeitsmarkt direkt wieder und kann bei Männern auch als ein Indikator für ihre Attraktivität auf dem Partnermarkt verstanden werden. Sowohl das Bruttoeinkommen aus Erwerbstätigkeit als auch das gesamte persönliche Bruttoeinkommen sind jedoch nicht im Mikrozensus ver36
Ab dem Mikrozensus 1989 wird die Dopplung und Streichung von Fällen nicht mehr angewandt. Die Kompensation der systematischen Ausfälle und des zufallsbedingten Stichprobenfehlers erfolgt stattdessen rechnerisch über einen Gewichtungsfaktor (Heidenreich 1994).
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4 Daten und Methoden
fügbar. Gefragt wird lediglich nach der Höhe des gesamten persönlichen Nettoeinkommens, das vom Familienstand und der Haushaltszusammensetzung abhängig ist (vgl. auch Klein 2005: 371f.). Im Einzelnen ist bei der Harmonisierung und Kategorisierung der unabhängigen Variablen Folgendes zu beachten (vgl. auch Lengerer et al. 2007): Angaben zum allgemeinen und beruflichen Bildungsabschluss liegen erstmals für das Jahr 1970 und dann wieder ab dem Jahr 1976 vor. Zwischen den Erhebungsjahren gibt es erhebliche Veränderungen sowohl in der Art der Erfassung von Bildungsmerkmalen als auch den inhaltlichen Ausprägungen (vgl. Schroedter 2007). Dies betrifft in erster Linie die Auskunftspflicht sowie den Umgang mit Personen ohne allgemein bildenden Schulabschluss. Bis einschließlich des Mikrozensus 1989 sind alle Fragen zur Bildung mit Auskunftspflicht belegt, während sie von 1991 bis 1995 freiwillig zu beantworten sind. Ab 1996 besteht erneut Auskunftspflicht, jedoch nur für Personen bis zum 50. Lebensjahr. Personen ohne allgemein bildenden Schulabschluss werden erst ab dem Mikrozensus 1991 separat ausgewiesen. In den Jahren davor wird nicht erfragt, ob überhaupt ein Schulabschluss vorhanden ist. Laut Interviewerhandbuch gilt das Abgangszeugnis der höchsten Klasse, die bei der Erfüllung der allgemeinen Schulpflicht erreicht wurde, als Volks- bzw. Hauptschulabschluss. Auch in der Volkszählung 1970 gibt es per Definition keine Personen ohne Schulabschluss (vgl. Lechert/Schroedter/Lüttinger 2006). Für die vorliegenden Auswertungen wird die Bildung so klassifiziert, dass sowohl die typischen sozialen Barrieren des Bildungssystems abgebildet als auch die im Hinblick auf die Nutzung von Bildung auf dem Arbeitsmarkt bedeutenden Differenzierungen erfasst werden. Dabei wird zertifikatsorientiert vorgegangen, wie es den Eigenheiten des deutschen Bildungssystems entspricht. Zunächst wird der berufliche Abschluss berücksichtigt, da er stärker über die Chancen auf dem Arbeitsmarkt bestimmt als der schulische Abschluss. Danach wird maximal 5-stufig untergliedert: In der niedrigsten Kategorie befinden sich diejenigen ohne beruflichen Abschluss. Daneben wird eine sehr heterogene Gruppe mit Personen gebildet, die über einen Ausbildungsabschluss verfügen, wozu ein breites Spektrum an berufsbildenden Abschlüssen zählt. Neben Personen mit Lehrausbildung oder Berufsfachschulabschluss befinden sich hierin auch Personen mit Anlernausbildung oder beruflichem Praktikum sowie Personen, die ein Berufsvorbereitungs- oder Berufsgrundbildungsjahr absolviert haben. Weiterhin werden Techniker und Meister in einer separaten Kategorie zusammengefasst.37 Dazu zählen in den Mikrozensen von 1999 bis 2001 auch 37 Eine Besonderheit ist für die Volkszählung 1970 zu beachten: Hier kann die Gruppe der Techniker und Meister nicht vollständig abgegrenzt werden. Getrennt erfragt wird nur, ob der Abschluss
4.2 Kumulation der Mikrozensen 1962 bis 2004
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Personen, die eine Verwaltungsfachhochschule besucht haben. In allen übrigen Jahren zählen sie zu den Fachhochschulabsolventen, zu denen auch die Ingenieure gehören. Daneben stellen die Hochschulabsolventen eine gesonderte Gruppe dar.38 In der Analyse werden die Personen mit beruflichem Ausbildungsabschluss weiter danach differenziert, welche schulische Bildung diesem Abschluss zugrunde liegt. Dazu wird die schulische Bildung 3-stufig kategorisiert: Die ab 1991 identifizierbaren Personen ohne Schulabschluss werden mit denen zusammengefasst, die über einen Volks- bzw. Hauptschulabschluss verfügen. Daneben bilden Personen mit Mittlerer Reife eine eigene Kategorie, unter der ab 1991 auch die Abschlüsse an der allgemeinen polytechnischen Hochschule der ehemaligen DDR subsumiert werden. Eine dritte Gruppe stellen Personen mit allgemeiner und fachgebundener Hochschulreife dar. Liegen keine Angaben zum Bildungsabschluss vor, werden die betreffenden Personen aus den jeweiligen Berechnungen ausgeschlossen. Außerdem können die Angaben zur schulischen Bildung für das Bundesland Hamburg im Mikrozensus 1976 nicht verwendet werden. Die überwiegende Mehrheit der Fälle ist fälschlicherweise auf Abitur gesetzt. Daher erfolgen sämtliche bildungsbezogene Analysen für 1976 ohne Hamburg. Als ein Indikator für die tatsächlich realisierte Produktivität auf dem Arbeitsmarkt wird die Erwerbsposition herangezogen. Um die Vergleichbarkeit über alle Erhebungsjahre hinweg zu gewährleisten, ist nur eine grobe Kategorisierung möglich. Zunächst wird zwischen Erwerbstätigen, Erwerbslosen und Nichterwerbspersonen unterschieden. Zu den Erwerbstätigen zählen im Mikrozensus alle Personen im Alter von 15 und mehr Jahren, die in der Berichtswoche mindestens eine Stunde einer bezahlten Tätigkeit nachgehen.39 Bei den Erwerbslosen handelt es sich um Personen, die in keinem Beschäftigungsverhältnis stehen und innerhalb der letzten vier Wochen auf der Suche nach einer Beschäftigung waren. Unter die Nichterwerbspersonen fallen schließlich diejenigen, die weder erwerbstätig sind noch eine Arbeit suchen (vgl. Schmidt 2000). Die Erwerbstätigen werden weiter nach der sozialrechtlichen Stellung in Arbeiter, Angestellte, Beamte, Selbständige und mithelfende Familienangehörige unterteilt. Zwar verliert die sozialrechtliche Stellung im Zeitverlauf an Bedeueiner Technikerschule vorliegt. Daher ist diese Kategorie in der Volkszählung 1970 nur eingeschränkt mit den übrigen Jahren vergleichbar. 38 Um die Deskription übersichtlich zu halten, werden die Fachhochschul- und Hochschulabsolventen zu einer Gruppe zusammengefasst. In der Analyse hingegen werden sie separat betrachtet. 39 Dazu gehören auch Personen, die normalerweise erwerbstätig sind, aber in der Berichtswoche wegen Urlaub oder Krankheit nicht arbeiten, sowie Personen, die derzeit nicht erwerbstätig sind, aber über eine Rückkehrgarantie des Arbeitgebers verfügen, wie es insbesondere während des Erziehungsurlaubs bzw. der Elternzeit der Fall ist.
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tung, markiert aber in der Vergangenheit eine klare Trennung in Beschäftigungsgruppen mit unterschiedlicher Bezahlung, unterschiedlichen Aufstiegschancen und unterschiedlicher sozialer Absicherung. So haben Angestellte gegenüber Arbeitern bei vergleichbaren Tätigkeiten nicht nur materielle Privilegien, sondern auch bessere Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten (vgl. z.B. Meine 2005). Beamte sind umfassend sozial abgesichert und verfügen über einen sicheren Arbeitsplatz, während Selbständige häufig ein überdurchschnittliches Einkommen beziehen. Als strukturelles Merkmal, das über die quantitativen Gelegenheiten der Partnerwahl bestimmt, wird die numerische Geschlechterrelation in die Analyse aufgenommen. Zu ihrer Bestimmung wird ein einfacher Ansatz gewählt. Auf der Grundlage der gesamten in Deutschland lebenden Bevölkerung, wie sie im Mikrozensus repräsentiert ist, wird die Zahl der Männer eines bestimmten Alters in Beziehung zur Zahl der Frauen eines bestimmten Alters gesetzt. Dies geschieht nach Erhebungs- und damit nach Geburtsjahr getrennt, so dass letztlich alters- und kohortenspezifische sex ratios berechnet werden.40 Um die bestehenden Alterspräferenzen bei der Wahl eines Partners annähernd zu berücksichtigen, werden Männer ins Verhältnis zu den bis zu zwei Jahre jüngeren Frauen gesetzt. Umgekehrt werden Frauen auf die bis zu zwei Jahre älteren Männer bezogen. Dies entspricht dem Umstand, dass Männer im Durchschnitt etwas älter sind als die Frauen, mit denen sie zusammenleben. Einander zugeordnet werden alle Männer und Frauen, also auch diejenigen, die in einer festen Partnerschaft gebunden sind. Grundsätzlich stehen auch sie dem Markt zur Verfügung. Es mag schwieriger sein, sie für eine neue Partnerschaft zu gewinnen, faktisch werden bestehende Partnerschaften jedoch nicht selten vor dem Hintergrund eines alternativen Partners getrennt (Klein 1994; Stauder 2006). Damit Ungleichgewichte symmetrisch gegen den Wert 0 streben, werden die sex ratios logarithmiert (vgl. Fossett/Kiecolt 1991). Positive Werte zeigen an, dass sich das jeweilige Geschlecht in der Überzahl befindet. Negative Werte indizieren einen Mangel des jeweiligen Geschlechts. Ein Wert von 0 wird erreicht, wenn die Relation der Geschlechter ausgeglichen ist. Bei einer Betrachtung der altersspezifischen sex ratios ausgewählter Kohorten fällt auf, dass der untere Altersbereich meist von einem leichten Männerüberschuss geprägt ist (siehe Abbildung A1 für Männer und Abbildung A2 für Frauen im Anhang). Im oberen Altersbereich hingegen herrscht ein Frauenüberschuss, der sich immer weiter verschärft. Auch zwischen den Kohorten gibt es deutliche Unterschiede. In den vom Krieg betroffenen Kohorten besteht durchgehend ein Mangel an Männern. Je nachdem, in welchem Alter die Mit40 Ausführlich dargestellt sind dieses und weitere Verfahren zur Berechnung von sex ratios bei Martin (2001).
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glieder einer Kohorte den Krieg erlebt haben, fällt dieser Mangel stärker oder schwächer aus. Zu den soziodemographischen Merkmalen, die in die Auswertungen einfließen, zählen das Geschlecht, das Alter sowie das Geburtsjahr. Sowohl beim Alter als auch beim Geburtsjahr liegen zusammengefasste Werte in den Ausgangsdatensätzen vor. Um diese zu vereinheitlichen, werden alle 93-Jährigen und Älteren in einer nach oben offenen Randklasse zusammengefasst. Die kohortendifferenzierte Betrachtung beschränkt sich auf die unter 93-Jährigen, deren Geburtsjahre einzeln ausgewiesen sind. Als Kontrollvariable dient die Gemeindegröße. Je nach Erhebungsjahr ist diese unterschiedlich kategorisiert, so dass hier nur grob drei Gruppen gebildet werden können: Dörfer und kleine Städte mit unter 20.000 Einwohnern, mittelgroße Städte mit 20.000 bis unter 100.000 Einwohnern sowie Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern.41 Abhängige Variable ist die partnerschaftliche Lebensform, deren Operationalisierung in Abschnitt 4.3 beschrieben wird. 4.2.5 Grundgesamtheit und Fallzahlen im kumulierten Datensatz Nachdem die Daten bereinigt und alle für die Auswertung benötigten Merkmale in vergleichbare Form gebracht sind, werden die Erhebungen der einzelnen Jahre zu einem Gesamtdatensatz kumuliert. Ohne weitere Einschränkungen umfasst dieser Datensatz Angaben aus über 13,7 Millionen Personen-Interviews (Tabelle 3). In den Auswertungen erfolgt eine Einschränkung der Grundgesamtheit auf die Bevölkerung in Privathaushalten und auf die Bevölkerung am Hauptwohnsitz, um Doppelzählungen zu vermeiden.42 Außerdem werden nur Personen im Alter von 16 Jahren und darüber einbezogen. Erst ab etwa diesem Alter macht die Betrachtung partnerschaftlicher Lebensformen überhaupt Sinn. Des Weiteren 41 Die in einigen Erhebungsjahren vorhandenen Zusatzkategorien, die für einzelne Bundesländer noch gröbere Zusammenfassungen enthalten (für Rheinland-Pfalz und das Saarland sind in den Daten von 1973 bis 1982 beispielsweise Gemeinden mit 10.000 bis unter 200.000 Einwohnern in einer Kategorie zusammengefasst), werden so zugeordnet, dass der vermutete Fehler am geringsten ist. 42 Die Bevölkerung in Privathaushalten stellt eine Teilmenge der wohnberechtigten Bevölkerung dar und umfasst alle Personen, die alleine oder zusammen mit anderen eine wirtschaftliche Einheit bilden. In Gemeinschaftsunterkünften lebende Personen werden dabei nicht berücksichtigt. Zur Bevölkerung am Hauptwohnsitz gehören alle Personen mit nur einer Wohnung sowie Personen mit mehreren Wohnsitzen am Ort ihrer Hauptwohnung. Die Kriterien zur Festlegung der Hauptwohnung haben sich im Zeitverlauf verändert: Bis einschließlich 1982 war diejenige Wohnung maßgeblich, von der aus jemand seiner Arbeit oder Ausbildung nachgeht, seither gilt die vorwiegend benutzte Wohnung als Hauptwohnung.
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Tabelle 3: Fallzahlen im kumulierten Datensatz, vor und nach Einschränkung der Grundgesamtheit Datensatz
Mikrozensus GESIS-File 1962 Mikrozensus GESIS-File 1963 Mikrozensus GESIS-File 1964 Mikrozensus GESIS-File 1965 Mikrozensus GESIS-File 1966 Mikrozensus GESIS-File 1967 Mikrozensus GESIS-File 1968 Mikrozensus GESIS-File 1969 Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe) Mikrozensus SUF 1973 Mikrozensus SUF 1976 Mikrozensus SUF 1978 Mikrozensus SUF 1980 Mikrozensus SUF 1982 Mikrozensus SUF 1989 Mikrozensus SUF 1991 Mikrozensus SUF 1993 Mikrozensus SUF 1995 Mikrozensus SUF 1996 Mikrozensus SUF 1997 Mikrozensus SUF 1998 Mikrozensus SUF 1999 Mikrozensus SUF 2000 Mikrozensus SUF 2001 Mikrozensus SUF 2002 Mikrozensus SUF 2003 Mikrozensus SUF 2004 a
Fallzahl vor Selektion bzw. nach Ausschluss aller Duplikatea 535.314 541.712 565.550 579.427 587.798 587.345 590.137 594.192 623.013 423.510 414.671 413.421 407.270 406.226 385.831 516.038 513.830 512.509 509.243 509.892 507.861 506.897 503.185 503.961 503.075 502.873 499.849 13.744.630
nach Selektion
386.066 385.713 400.741 409.021 414.725 414.507 416.000 415.390 428.169 296.302 295.960 300.266 300.462 305.618 296.371 393.325 391.330 390.033 388.229 388.700 387.718 387.900 385.059 386.647 386.819 386.551 385.274 10.122.896
Ein Ausschluss von Duplikaten wird in den Mikrozensus GESIS-Files 1962 bis 1969, in der 1%-Stichprobe der Volkszählung 1970 und in den Mikrozensus Scientific Use Files 1973 bis 1982 vorgenommen (vgl. Tabelle 2, Abschnitt 4.2.3). In den Mikrozensus Scientific Use Files ab 1989 sind keine Duplikate enthalten.
4.3 Abgrenzung partnerschaftlicher Lebensformen im Mikrozensus
97
erfolgt eine Einschränkung auf Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit.43 Bei der ausländischen Bevölkerung handelt es sich um eine sehr heterogene Population, die sich zudem im Zeitverlauf in ihrer Zusammensetzung stark verändert, so dass ein Vergleich über die Zeit und besonders über die Kohorten hinweg nicht ohne weiteres möglich ist. Personen, deren partnerschaftliche Lebensform nicht festgestellt werden kann, werden ebenfalls nicht berücksichtigt. Davon sind jedoch nur sehr wenige Fälle betroffen. Letztlich fließen damit Angaben aus über 10,1 Millionen Personen-Interviews in die hier präsentierten Auswertungen ein (Tabelle 3). Bei der Bestimmung der partnerschaftlichen Lebensform werden auch gleichgeschlechtliche Partner berücksichtigt (vgl. Abschnitt 4.3). Was die sozialen Bedingungen der partnerschaftlichen Lebensform angeht, wird jedoch sowohl in der theoretischen Diskussion als auch bei der Interpretation der Befunde auf das Zusammenleben mit einem Partner des jeweils anderen Geschlechts abgehoben. Vermutlich unterliegen gleichgeschlechtliche Paargemeinschaften anderen Bedingungen wie verschiedengeschlechtliche, so dass eine getrennte Betrachtung sinnvoll wäre. Auf Basis der vorliegenden Daten ist dies jedoch nicht möglich. Mit einem Partner des gleichen Geschlechts zusammenlebende Personen lassen sich zwar identifizieren, für partnerlos lebende Personen kann jedoch nicht festgestellt werden, ob sie einen gegen- oder gleichgeschlechtlichen Partner präferieren. Daher wird in den Analysen auf eine Selektion verzichtet, d.h. auch in gleichgeschlechtlicher Paargemeinschaft lebende Personen verbleiben im Datensatz und werden – wie bei der Deskription – zu den in Partnerschaft lebenden Personen gezählt. Diese Vorgehensweise rechtfertigt sich nicht zuletzt dadurch, dass gleichgeschlechtliche Paargemeinschaften quantitativ nicht sehr bedeutsam sind und sich die Ergebnisse durch ihren Ausschluss kaum verändern. Umgekehrt wird durch die Berücksichtigung gleichgeschlechtlicher Paare vermieden, dass der Anteil der ohne Partner im Haushalt Lebenden überschätzt wird. 4.3 Abgrenzung partnerschaftlicher Lebensformen im Mikrozensus Wie in Abschnitt 2.4 dargestellt, wird für die vorliegenden Analysen eine Klassifikation partnerschaftlicher Lebensformen verwendet, deren zentrales Kriterium das (Nicht-) Vorhandensein eines Partners im Haushalt ist. Als ohne Partner im Haushalt lebend werden Personen definiert, die entweder allein oder mit anderen zusammenleben, zu denen sie in keiner partnerschaftlichen Beziehung stehen. 43 Zur Bestimmung der partnerschaftlichen Lebensform werden auch Partner berücksichtigt, die keine deutsche Staatsangehörigkeit haben.
98
4 Daten und Methoden
Ob ein Partner außerhalb des Haushalts vorhanden ist, wird hierbei nicht berücksichtigt. Lebt jemand mit Partner im Haushalt, wird weiter differenziert nach dem Familienstand (verheiratet versus nicht verheiratet) und der Geschlechterkombination (gegen- versus gleichgeschlechtlich). Die Umsetzung dieser scheinbar einfachen Klassifikation erweist sich als schwierig. Vor allem, weil nichteheliche Lebensgemeinschaften im Mikrozensus erst seit 1996 mit einer direkten Frage erfasst werden, deren Beantwortung freiwillig ist. Wie im Folgenden gezeigt wird, sind für die Zeit davor und im Fall von Item-Nonresponse aber valide Schätzungen möglich (vgl. Lengerer 2007a; Lengerer/Klein 2007). 4.3.1 Abgrenzung von Ehen Zunächst zu den in Ehe lebenden Personen, die im Mikrozensus relativ leicht zu identifizieren sind: In den Daten ab 1973 ist eine vom Statistischen Bundesamt generierte Variable zur Typisierung von Familien enthalten, in der miteinander verheiratete Personen, die im selben Haushalt zusammenleben, als Ehepaare ausgewiesen werden. Auf diese wird hier zurückgegriffen. In den Mikrozensen der 1960er-Jahre hingegen sind Ehen bzw. Familien nicht als eigenständige Einheiten unterhalb der Ebene des Haushalts abgegrenzt und typisiert, so dass ein eigenes Verfahren angewandt werden muss. Dies gilt auch für die Volkszählung 1970. Von einem ehelichen Zusammenleben wird dann ausgegangen, wenn entweder wie es den Vorgaben bei der Erhebung entspricht der Ehemann als Haushaltsvorstand ausgewiesen und seine Frau über die Stellung zum Haushaltsvorstand identifizierbar ist, oder wenn es zwei verheiratete Personen mit identischem Heiratsjahr im Haushalt gibt (vgl. auch Hartmann 1991). Hierbei werden alle im Haushalt lebenden Personen mit einer gültigen Angabe beim Heiratsjahr miteinander verglichen, so dass auch dann eine korrekte Zuordnung erfolgt, wenn es mehr als ein Ehepaar im Haushalt gibt. Der Familienstand allein reicht zur Abgrenzung nicht aus, weil außer in den Jahren 1962 und 1963 bei den Verheirateten nicht zwischen Zusammen- und Getrenntlebenden unterschieden wird. 4.3.2 Fragekonzept zur Abgrenzung nichtehelicher Lebensgemeinschaften Eine direkte Frage nach dem Vorliegen einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft wird im Mikrozensus erst seit 1996 gestellt. Seither werden alle Personen, die mit der ersten Person im Haushalt weder verheiratet noch verwandt oder verschwägert sind, danach gefragt, ob sie Lebenspartner der ersten Person sind
99
4.3 Abgrenzung partnerschaftlicher Lebensformen im Mikrozensus
5. Person
11
4. Person
!
Für die zweite und alle weiteren Personen im Haushalt: Für die erste Person in einem Mehrpersonenhaushalt: Für Einpersonenhaushalte: Bitte weiter mit 13
3. Person
10
2. Person
Fragen zum Beziehungsgefüge im Haushalt (Mikrozensus 1996 bis 2004) 1. Person
Abbildung 6:
1 8
1 8
1 8
1 8
1 2 3 4 5 6
1 2 3 4 5 6
1 2 3 4 5 6
1 2 3 4 5 6
1 8 9
1 8 9
1 8 9
1 8 9
1 2 3 4 9
1 2 3 4 9
1 2 3 4 9
1 2 3 4 9
Bitte weiter mit 11 Bitte weiter mit 13
Sind Sie mit der ersten Person verheiratet oder mit ihr (oder deren Ehegattin/ Ehegatten) verwandt oder verschwägert? Bitte weiter mit 12
Ja ......................................................................................... Nein ....................................................................................
11a In welcher Beziehung stehen Sie zur ersten Person (oder zu deren Ehegattin/ Ehegatten)? Stief-, Adoptiv- und Pflegekinder gelten hier als Tochter/Sohn!
Bitte weiter mit 13
freiwillig
12
Ehegattin/-gatte ................................................................... (Schwieger-)Tochter/Sohn.................................................. Enkel(in), Urenkel(in) ........................................................ (Schwieger-)Mutter/Vater .................................................. Großmutter/-vater ............................................................... Sonstige verwandte oder verschwägerte Person .................
Sind Sie Lebenspartner(in) der ersten Person? Bitte weiter mit 13 Bitte weiter mit 13
Ja ......................................................................................... Nein .................................................................................... Keine Angabe .....................................................................
12a Falls ein(e) Lebenspartner(in) der ersten Person im Haushalt lebt: In welcher Beziehung stehen Sie zum/zur Lebenspartner(in) der ersten Person? freiwillig
Tochter/Sohn ...................................................................... (Groß-)Mutter, (Groß-)Vater .............................................. Sonstige verwandte oder verschwägerte Person ................. Sonstige nicht verwandte Person ........................................ Keine Angabe .....................................................................
Quelle: Erhebungsbogen 1 + E des Mikrozensus 2002 (Auszug)
(Frage 12 in Abbildung 6). Die Frage ist geschlechtsneutral formuliert, so dass sowohl Partner unterschiedlichen als auch gleichen Geschlechts darunter fallen.44 Wenn ein Partner der ersten Person im Haushalt lebt, werden außerdem alle übrigen Haushaltsmitglieder nach ihrer Beziehung zu diesem gefragt (Frage 12a in Abbildung 6). 44
Ob Paare gleichen Geschlechts nach dem im Jahr 2001 eingeführten Lebenspartnerschaftsgesetz (LpartG) als „Eingetragene Lebenspartnerschaft“ registriert sind, ist dabei unerheblich und wird bis einschließlich 2005 auch an keiner anderen Stelle im Mikrozensus erfragt. Erst ab 2006 ist dieses Merkmal in das Erhebungsprogramm aufgenommen (Statistisches Bundesamt 2006b: 93).
100
4 Daten und Methoden
Die Frage nach der Lebenspartnerschaft fällt nicht unter die Auskunftspflicht, ist also freiwillig zu beantworten. Dennoch ist der Item-Nonresponse relativ gering: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt er im Originalmaterial des Mikrozensus 2000 bei 4,9 % (Heidenreich/Nöthen 2002: 30). Im Scientific Use File sind die Antwortausfälle unter den 16-Jährigen und Älteren geringfügig höher (Tabelle 4). Außerdem zeigt sich, dass der Item-Nonresponse im Zeitverlauf zunächst leicht zu- und dann wieder abnimmt und im Jahr 2004 nur noch bei einem Anteil von knapp über 4 % liegt. Bei einer Differenzierung nach der Geschlechterkombination der potentiellen Partner ergeben sich deutliche Unterschiede: Mögliche Partner einer verschiedengeschlechtlichen Lebensgemeinschaft im Alter von 16 Jahren und darüber beantworten zu rund 4 % die Frage nicht, während dies bei möglichen Partnern gleichen Geschlechts in bis zu 10 % aller Fälle zutrifft. Tabelle 4: Item-Nonresponse der Lebenspartner-Frage unter Personen im Alter von 16 Jahren und darüber (in %) insgesamt potentielle Partner verschiedengeschlechtlicher Lebensgemeinschaften potentielle Partner gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 4,4 4,6 4,9 5,0 5,4 5,3 4,2 4,7 4,1 3,8 4,2 4,5 4,5 5,0 4,8 3,8 4,4 3,8 9,3
8,3
8,5 10,1
8,2
9,0
7,0
7,4
7,3
Datenquelle: Mikrozensus Scientific Use Files 1996-2004, Bevölkerung in Privathaushalten
Weitere, hier nicht wiedergegebene Analysen zeigen, dass die Antwortausfälle bei der Lebenspartner-Frage in Westdeutschland höher liegen als in Ostdeutschland. Dies kann sowohl mit der generell höheren Antwortbereitschaft als auch mit der größeren Verbreitung und Akzeptanz des unverheirateten Zusammenlebens in Ostdeutschland erklärt werden. Neben der Freiwilligkeit ist bei der Frage nach dem Vorliegen einer Lebensgemeinschaft zu beachten, dass sie sich nur auf das Verhältnis der ersten zu allen weiteren Personen im Haushalt bezieht (vgl. Abbildung 6). Ob die weiteren Personen untereinander in einer partnerschaftlichen Beziehung zueinander stehen, wird nicht erfasst. Dadurch bleiben nichteheliche Lebensgemeinschaften, an denen die erste Person im Haushalt nicht beteiligt ist, unentdeckt, so dass die Zahl der unverheiratet mit einem Partner Zusammenlebenden vom Fragekonzept tendenziell unterschätzt wird, zugunsten einer Überschätzung der partnerlos Lebenden (vgl. Abschnitt 4.1.3).
4.3 Abgrenzung partnerschaftlicher Lebensformen im Mikrozensus
101
4.3.3 Schätzkonzept zur Abgrenzung nichtehelicher Lebensgemeinschaften In den Mikrozensen vor 1996 sind unverheiratet zusammenlebende Paare nicht erfasst. Sie können aber ex post anhand bestimmter Alters- und (Nicht-) Verwandtschaftskonstellationen innerhalb des Haushalts geschätzt werden. Das Statistische Bundesamt wendet hierzu ein Verfahren an, nach dem von einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft dann ausgegangen wird, wenn zwei mindestens 16 Jahre alte Personen im Haushalt leben, die weder miteinander verheiratet noch verwandt oder verschwägert sind und deren Altersabstand weniger als 18 Jahre beträgt. Außerdem können noch ledige Kinder eines oder beider Partner mit im Haushalt leben. Gibt es mehr als zwei Personen im Haushalt, die die genannten Eigenschaften aufweisen, wird keine Lebensgemeinschaft angenommen, weil eine eindeutige Zuordnung der Partner in einem solchen Fall nicht möglich ist. In einer zweiten vom Statistischen Bundesamt verwendeten Variante der Schätzung wird von einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft auch dann ausgegangen, wenn unter sonst gleichen Bedingungen der Altersabstand der möglichen Partner 18 Jahre und mehr beträgt (Niemeyer 1994). Nach welcher Variante die amtliche Statistik ihre Schätzungen vornimmt, hängt von der Geschlechterkombination der potentiellen Partner ab: Handelt es sich um Partner unterschiedlichen Geschlechts, wird der Altersunterschied in aller Regel begrenzt (z.B. Heidenreich/Nöthen 2002: 30). Bei der Schätzung gleichgeschlechtlicher Paargemeinschaften hingegen bleibt der Altersunterschied der Partner stets unberücksichtigt (z.B. Statistisches Bundesamt 2004a). Ein Grund für diese unterschiedliche Vorgehensweise wird nicht angegeben. In den Daten des Mikrozensus umgesetzt ist das Schätzkonzept ab 1989. Seither ist in den Scientific Use Files eine vom Statistischen Bundesamt generierte Variable enthalten, über die sich potentielle Partner einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft identifizieren lassen (vgl. Lengerer/Bohr/Janßen 2005: 21ff.). Für die Jahre vor 1989 muss die Schätzung selbst vorgenommen werden. Das Verfahren hierzu wird in Abschnitt 4.3.5 beschrieben. 4.3.4 Vergleich von Frage- und Schätzkonzept zur Abgrenzung nichtehelicher Lebensgemeinschaften Die Zuverlässigkeit des Schätzkonzepts zur Erfassung nichtehelicher Lebensgemeinschaften wird im Folgenden anhand eines Abgleichs mit dem Fragekonzept untersucht. Möglich ist dies mit den Mikrozensen ab 1996, die sowohl eine Frage nach dem Vorliegen einer Lebensgemeinschaft als auch alle zur Schätzung
102
4 Daten und Methoden
Abbildung 7:
Verbreitung verschiedengeschlechtlicher Lebensgemeinschaften unter Personen im Alter von 16 Jahren und darüber, nach verschiedenen Abgrenzungen (in %)
8,0 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 1996
1997
1998
1999
2000
2001
Fragekonzept
Schätzkonzept, Altersabstand <18 Jahre
Schätzkonzept, Altersabstand <18 Jahre, eigene Umsetzung
Typisierung des Statistischen Bundesamtes
2002
2003
2004
Schätzkonzept, ohne Berücksichtigung des Altersabstands eigene Abgrenzung
Datenquelle: Mikrozensus Scientific Use Files 1996-2004, Bevölkerung in Privathaushalten
relevanten Angaben enthalten. Die Übereinstimmung wird dabei auf der Aggregat- und auf der Individualebene gemessen. Zunächst werden unterschiedlich ermittelte Anteile an in nichtehelicher Lebensgemeinschaft lebenden Personen gegenübergestellt, dann individuelle Zuordnungen. Bei gegen- und gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften ist der Grad der Übereinstimmung unterschiedlich hoch, so dass diese getrennt betrachtet werden. In Abbildung 7 ist die Verbreitung verschiedengeschlechtlicher Lebensgemeinschaften unter Personen im Alter von mindestens 16 Jahren nach unterschiedlichen Konzepten der Abgrenzung dargstellt. Es zeigt sich, dass die Übereinstimmung von Frage- und Schätzkonzept außerordentlich hoch ist. Über die direkte Frage lässt sich für das Jahr 1996 ein Anteil von 5,3 % aller 16-Jährigen und Älteren ermitteln, die unverheiratet mit einem Partner des jeweils anderen Geschlechts zusammenleben.45 Bis zum Jahr 2004 steigt dieser Anteil kontinuierlich auf 6,8 %. Nach dem Schätzverfahren kommt man zu fast identischen Anteilen, sofern man den Altersabstand der möglichen Partner auf unter 18 Jahre 45 Personen ohne gültige Angabe bei der Lebenspartner-Frage sind aus der Berechnung ausgeschlossen.
103
4.3 Abgrenzung partnerschaftlicher Lebensformen im Mikrozensus
begrenzt (zweite jeweils auf der Ordinate abgetragene Anteile): Im Jahr 1996 leben demnach 5,4 % aller Personen im Alter von 16 und mehr Jahren in einer verschiedengeschlechtlichen Lebensgemeinschaft und damit nur 0,1 %-Punkte mehr als nach dem Fragekonzept. Auch zu allen übrigen hier betrachteten Zeitpunkten beträgt die Differenz zwischen erfragten und geschätzten Angaben auf der Ebene des Aggregats maximal 0,2 %-Punkte. Zieht man den Altersunterschied der möglichen Partner nicht mit in die Schätzung ein (dritte jeweils auf der Ordinate abgetragene Anteile), ergeben sich etwas höhere Abweichungen von bis zu 0,4 %-Punkten. Die Beschränkung des Altersabstands auf maximal 17 Jahre erscheint demnach sinnvoll und wird auch für die vorliegenden Analysen übernommen.46 Auf der Individualebene ist die Deckung von Schätz- und Fragekonzept ebenfalls hoch (Tabelle 5). Im Scientific Use File des Mikrozensus 1996 werden 20.765 von insgesamt 21.950 Personen, die nach eigener Angabe in einer Lebensgemeinschaft mit einem Partner des jeweils anderen Geschlechts leben, durch das Schätzkonzept (mit Berücksichtigung des Altersabstands) erfasst, was einem Anteil von 95 % entspricht. Umgekehrt werden bei der Schätzung nur 902 Personen als Partner einer Lebensgemeinschaft ausgewiesen, die es nach dem Fragekonzept nicht sind. Insgesamt liegt die Quote der Übereinstimmung damit bei über 99 % aller Personen. Tabelle 5: Anzahl der in verschiedengeschlechtlicher Lebensgemeinschaft lebende Personen im Alter von 16 Jahren und darüber, nach Frageund Schätzkonzept (nicht hochgerechnete Fallzahlen) Schätzkonzepta Fragekonzept in verschiedengeschlechtlicher Lebensgemeinschaft lebend nicht in verschiedengeschlechtlicher Lebensgemeinschaft lebend ohne Angabe insgesamt
in verschiedengeschlechtlicher Lebensgemeinschaft lebend 20.765
nicht in verschiedengeschlechtlicher Lebensgemeinschaft lebend 1.185
insgesamt
21.950
902
394.590
395.492
798 22.465
732 396.507
1.530 418.972
a
Zur Schätzung wird die vom Statistischen Bundesamt generierte Variable verwendet. Der Altersabstand der möglichen Partner ist auf unter 18 Jahre beschränkt. Drei Fälle, in denen nur eine Person im Haushalt als Partner einer verschiedengeschlechtlichen Lebensgemeinschaft ausgewiesen ist, sind hier und aus den folgenden Analysen ausgeschlossen. Datenquelle: Mikrozensus Scientific Use File 1996, Bevölkerung in Privathaushalten
46
Die übrigen der in Abbildung 7 dargestellten Abgrenzungen verschiedengeschlechtlicher Lebensgemeinschaften (vierte bis sechste jeweils auf der Ordinate abgetragene Anteile) werden in Abschnitt 4.3.5 erläutert.
104
4 Daten und Methoden
Abbildung 8:
Verbreitung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften unter Personen im Alter von 16 Jahren und darüber, nach verschiedenen Abgrenzungen (in %)
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0,0 1996
1997
1998
1999
2000
2001
Fragekonzept
Schätzkonzept, Altersabstand <18 Jahre
Schätzkonzept, Altersabstand <18 Jahre, eigene Umsetzung
Typisierung des Statistischen Bundesamtes
2002
2003
2004
Schätzkonzept, ohne Berücksichtigung des Altersabstands eigene Abgrenzung
Datenquelle: Mikrozensus Scientific Use Files 1996-2004, Bevölkerung in Privathaushalten
Bei gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften ist die Abweichung zwischen erfragten und geschätzten Angaben größer (Abbildung 8). Nach dem Fragekonzept leben im Jahr 1996 rund 0,1 % aller Personen im Alter von 16 Jahren und darüber mit einem Partner des gleichen Geschlechts zusammen. Bis zum Jahr 2004 steigt dieser Anteil auf knapp 0,2 % an. Mit dem Schätzkonzept kommt man auf bis zu dreifach höhere Anteile: Bei einer Beschränkung des Altersabstands potentieller Partner auf unter 18 Jahre leben demnach im hier betrachteten Zeitraum zwischen 0,3 % und 0,4 % aller über 15-Jährigen in einer gleichgeschlechtlichen Paargemeinschaft (zweite jeweils auf der Ordinate abgetragene Anteile). Ungeachtet der Altersdifferenz sind es zwischen 0,4 % und 0,5 % (dritte jeweils auf der Ordinate abgetragene Anteile). Damit zeigt sich auch für gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften, dass die Übereinstimmung höher ist, wenn bei der Schätzung der Altersabstand der potentiellen Partner begrenzt wird.47 47
Die übrigen der in Abbildung 8 dargestellten Abgrenzungen gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften (vierte bis sechste jeweils auf der Ordinate abgetragene Anteile) werden in Abschnitt 4.3.5 erläutert.
105
4.3 Abgrenzung partnerschaftlicher Lebensformen im Mikrozensus
Ein Abgleich der individuellen Zuordnung nach Frage- und Schätzkonzept ist in Tabelle 6 wiedergegeben. Die Entsprechung fällt auch hier deutlich niedriger aus als bei den verschiedengeschlechtlichen Lebensgemeinschaften: Im Mikrozensus Scientific Use File 1996 sind 474 Personen enthalten, die angeben, in einer Lebensgemeinschaft mit einem Partner des gleichen Geschlechts zu leben. Vom Schätzkonzept (mit Berücksichtigung des Altersabstands) werden hiervon 401 Personen erfasst, was einem Anteil von 85 % entspricht. Gleichzeitig weist die Schätzung 732 Personen als Partner in einer gleichgeschlechtlichen Paargemeinschaft aus, auf die dies nach dem Fragekonzept nicht zutrifft. Am ehesten erklärbar sind diese doch erheblichen Abweichungen durch die Sensibilität der Thematik. Mit dem Fragekonzept dürfte die Zahl gleichgeschlechtlicher Paargemeinschaften systematisch unterschätzt werden, weil nicht alle Beteiligten ihre Lebensform angeben wollen. Am Item-Nonresponse der Lebenspartner-Frage war dies bereits abzulesen. Auf der anderen Seite könnten die geschätzten Zahlen zu hoch liegen, da sie wahrscheinlich auch einige Wohngemeinschaften umfassen. Die tatsächliche Zahl nichtehelicher Lebensgemeinschaften von Personen gleichen Geschlechts liegt vermutlich dazwischen. Die Ergebnisse des Fragekonzepts geben eine untere Grenze für die Verbreitung dieser Lebensform an, während das Schätzkonzept eine obere Grenze markiert (Eggen 2001, 2002; Heidenreich/Nöthen 2002). Tabelle 6: Anzahl der in gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaft lebende Personen im Alter von 16 Jahren und darüber, nach Frage- und Schätzkonzept (nicht hochgerechnete Fallzahlen) Schätzkonzepta Fragekonzept in gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaft lebend nicht in gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaft lebend ohne Angabe insgesamt a
in gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaft lebend 401
nicht in gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaft lebend 73
insgesamt
474
732
395.083
395.815
237 1.370
22.439 417.595
22.676 418.965
Zur Schätzung wird die vom Statistischen Bundesamt generierte Variable verwendet. Der Altersabstand der möglichen Partner ist auf unter 18 Jahre beschränkt. Zehn Fälle, in denen nur eine Person im Haushalt als Partner einer gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft ausgewiesen ist, sind hier und aus den folgenden Analysen ausgeschlossen. Datenquelle: Mikrozensus Scientific Use File 1996, Bevölkerung in Privathaushalten
106
4 Daten und Methoden
4.3.5 Zur Abgrenzung nichtehelicher Lebensgemeinschaften verwendete Konzepte in den verschiedenen Erhebungsjahren des Mikrozensus Das Schätzkonzept, nach dem von einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft dann ausgegangen wird, wenn zwei mindestens 16 Jahre alte Personen im Haushalt leben, die weder miteinander verheiratet noch verwandt oder verschwägert sind und deren Altersabstand weniger als 18 Jahre beträgt, erweist sich im Fall von verschiedengeschlechtlichen nichtehelichen Lebensgemeinschaften als valide. Zur Abgrenzung gleichgeschlechtlicher Paargemeinschaften ist es weniger zuverlässig. Ihre Verbreitung ist jedoch so gering, dass dies in den folgenden Analysen kaum ins Gewicht fällt. Für beide Formen des unverheirateten Zusammenlebens wird daher für die Zeit vor 1996 und ab 1996 bei Vorliegen von Item-Nonresponse eine Schätzung vorgenommen. Dazu kann teilweise auf bereits vom Statistischen Bundesamt generierte und auch in den Scientific Use Files des Mikrozensus enthaltene Variablen zurückgegriffen werden. An einigen Stellen sind Modifikationen dieser Variablen erforderlich. In den Daten vor 1989 muss das Schätzkonzept komplett eigenständig umgesetzt werden. Diese unterschiedlichen Verfahrensweisen werden im Folgenden näher erläutert. Bei der eigenständigen Umsetzung des Schätzkonzepts in den Mikrozensuserhebungen vor 1989 werden zunächst alle Personen im Haushalt identifiziert, die als Partner einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft in Frage kommen. Dies sind alle Personen, die nach dem traditionellen Familienkonzept der amtlichen Statistik unterschiedlichen Familien angehören. Außerdem müssen die entsprechenden Personen mindestens 16 Jahre alt sein. Wenn es genau zwei Personen im Haushalt gibt, die diese Bedingungen erfüllen und deren Altersabstand weniger als 18 Jahre beträgt, wird angenommen, dass diese in einer partnerschaftlichen Beziehung zueinander stehen. Je nach Geschlechterkombination der potentiellen Partner wird dann eine verschieden- oder eine gleichgeschlechtliche nichteheliche Lebensgemeinschaft geschätzt. Eine Gegenüberstellung mit der Umsetzung des Schätzkonzepts durch das Statistische Bundesamt, wie sie für spätere Erhebungszeitpunkte des Mikrozensus möglich ist, zeigt die Zuverlässigkeit dieses Verfahrens: Die entsprechenden, in den Abbildungen 7 und 8 dargestellten Anteile der in verschieden- bzw. in gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaft lebenden Personen im Alter von 16 und mehr Jahren sind nahezu identisch (zweite und vierte jeweils auf der Ordinate abgetragene Anteile). In den Daten der 1960er-Jahre lassen sich über dieses Verfahren nur sehr wenige nichteheliche Lebensgemeinschaften identifizieren. Im Jahr 1969 beispielsweise leben demnach nur 0,2 % aller Personen im Alter von 16 und mehr Jahren mit einem Partner des jeweils anderen Geschlechts und deutlich weniger
4.3 Abgrenzung partnerschaftlicher Lebensformen im Mikrozensus
107
als 0,1 % mit einem Partner des gleichen Geschlechts zusammen. Auch in der Volkszählung 1970 finden sich kaum Fälle. Mit der Schätzung nichtehelicher Lebensgemeinschaften wird daher erst ab 1973 begonnen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Schätzkonzept für solch weit zurückliegende Zeiträume weniger valide ist. Die Zuverlässigkeit wurde für die Jahre ab 1996 nachgewiesen. Ob nichteheliche Lebensgemeinschaften in der Zeit davor im selben Ausmaß vom Schätzkonzept erkannt werden, lässt sich nicht belegen. Denkbar ist, dass unverheiratet zusammenlebende Partner in früheren Befragungen seltener angegeben haben, einen gemeinsamen Haushalt zu führen und daher untererfasst sind, da die soziale Akzeptanz dieser Lebensform geringer war als heute. Außerdem gab es auch rechtliche Beschränkungen: Nach dem so genannten Kuppeleiparagraph, der erst 1973 endgültig abgeschafft wurde, war es Vermietern untersagt, einem unverheirateten Paar eine Wohnung zur Verfügung zu stellen.48 Um nichteheliche Lebensgemeinschaften in den Mikrozensuserhebungen der Jahre 1989 bis 1995 zu identifizieren, wird auf eine vom Statistischen Bundesamt generierte Variable zurückgegriffen, in der die so genannten familienfremden Personen im Haushalt ausgewiesen sind. Im Fall verschiedengeschlechtlicher Lebensgemeinschaften ist darin das Schätzkonzept mit Beschränkung des Altersabstands auf unter 18 Jahren umgesetzt. Gleichgeschlechtliche Paare sind jedoch unabhängig vom Altersabstand zwischen den Partnern ausgewiesen. Zur Vereinheitlichung des Schätzverfahrens und im Hinblick auf die größere Übereinstimmung mit dem Fragekonzept wird hier – abweichend von der Umsetzung des Statistischen Bundesamtes – generell nur dann von einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft ausgegangen, wenn die Altersdifferenz zwischen den Partnern weniger als 18 Jahre beträgt. In den Mikrozensuserhebungen der Jahre 1996 bis 2004 wird eine Kombination aus Frage- und Schätzkonzept angewandt. Die über die direkte Frage ermittelten Zahlen werden ergänzt durch eine Schätzung, die vorgenommen wird, wenn eine Antwort auf die direkte Frage fehlt oder es sich um eine Lebensgemeinschaft handelt, an der die Haushaltsbezugsperson nicht beteiligt ist und die insofern nicht vom Fragekonzept erfasst wird. Das Verfahren der Hinzuschätzung stimmt dabei mit dem für die Zeit vor 1996 überein. Das Statistische Bundesamt geht bei seiner Typisierung von Lebensformen im Prinzip genauso vor (z.B. Gruber 1999: 96),49 kommt aber zu etwas 48 Dass es dennoch nichteheliche Lebensgemeinschaften gab, lässt sich beispielsweise aus der Tatsache schließen, dass sie mit dem Begriff der „Onkelehe“ alltagssprachlich benannt wurden (z.B. Peuckert 1991: 49). 49 Diese Typisierung bildet die Grundlage für die von der amtlichen Statistik veröffentlichten Standardauswertungen und -tabellen.
108
4 Daten und Methoden
niedrigeren Anteilen an in nichtehelicher Lebensgemeinschaft lebenden Personen (vgl. Abbildungen 7 und 8, fünfte und sechste jeweils auf der Ordinate abgetragene Anteile). Hierfür gibt es verschiedene Ursachen: (1) Die Typisierung der amtlichen Statistik enthält nur Lebensgemeinschaften, an denen die Haushaltsbezugsperson beteiligt ist, auch wenn es sich um Hinzuschätzungen handelt. Hier hingegen werden auch Lebensgemeinschaften hinzugeschätzt, bei denen keiner der Partner als Bezugsperson des Haushalts fungiert. (2) Bei gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften werden von der amtlichen Statistik überhaupt keine zusätzlichen Schätzungen vorgenommen. Sie werden nur dann als solche typisiert, wenn eine positive Antwort auf die direkte Frage vorliegt. In allen übrigen Fällen werden Personen einer anderen Lebensform zugeordnet, so dass der Anteil der mit einem Partner des gleichen Geschlechts zusammenlebenden Personen hiernach sogar niedriger ausfällt als nach dem Fragekonzept, bei dem Fälle ohne gültige Angabe aus der Basis der Prozentuierung ausgeschlossen sind. 4.4 Kohortenanalyse Zur Beantwortung der Frage nach den Mustern und den sozialen Bedingungen des Wandels partnerschaftlicher Lebensformen werden im Wesentlichen zwei methodische Herangehensweisen gewählt: die Kohortenanalyse und die logistische Regression. Beide setzen große Fallzahlen voraus und können daher auf Basis des kumulierten Mikrozensus gut umgesetzt werden. Sie werden im Folgenden kurz beschrieben und auf ihre konkrete Anwendung hin spezifiziert. 4.4.1 Überblick Die Kohortenanalyse stellt ein wichtiges Instrumentarium zur Untersuchung des sozialen Wandels dar (z.B. Glenn 1977; Mason/Fienberg 1985). Sie geht von der Annahme aus, dass Kohorten die Träger des sozialen Wandels sind und ein Vergleich über verschiedene Kohorten hinweg Einblick in die Dynamik gesellschaftlicher Veränderungen bietet. Eine rein zeitpunktbezogene Betrachtung reicht hierfür nicht aus. Nach Ryder (1965, 1968) stellt eine Kohorte eine soziale Einheit dar, die ein bestimmtes, längerfristig prägendes Ereignis zum selben Zeitpunkt erfährt. Ohne weitere Spezifikation ist mit dem Begriff der Kohorte üblicherweise die Geburtskohorte gemeint. Das kohortendefinierende Ereignis ist hierbei die Geburt und die Zugehörigkeit zu einer Geburtskohorte wird durch das Geburtsjahr oder eine Zeitspanne festgelegt, in die die Geburt fällt. Bei den Mitgliedern
4.4 Kohortenanalyse
109
einer Geburtskohorte handelt es sich also beispielsweise um Personen, die 1920 geboren wurden. Statt der Geburt kann aber auch eine Heirat, der Schulabschluss oder der Eintritt in die Erwerbstätigkeit eine Kohorte definieren. Geleitet wird dieses Konzept von der Idee, dass sich in der Zugehörigkeit zu einer Kohorte eine sozialhistorische Lage ausdrückt. Die Mitglieder einer Kohorte sind verschiedenen kulturellen und sozialökonomischen Einflüssen gemeinsam ausgesetzt, die sich mehr oder weniger stark auf ihr Verhalten auswirken. Auch von zeitgeschichtlichen Ereignissen sind die Mitglieder einer Kohorte im selben Alter kollektiv betroffen. Das Leben jeder Kohorte verläuft daher unter je spezifischen Bedingungen und wird von diesen Bedingungen in einer bestimmten Weise geformt. Sich verändernde Bedingungen manifestieren sich in Unterschieden zwischen Kohorten und diese Unterschiede drücken sich ihrerseits wiederum in einem Wandel der sozialen Strukturen aus. In Deutschland wurde die Kohortenperspektive vor allem durch die empirischen Arbeiten von Mayer (1977), Müller (1978a) und Handl (1988) in die quantitative Soziologie eingeführt. Für verschiedene Bereiche wird darin gezeigt, wie sich gesamtgesellschaftliche Entwicklungen und einzelne historische Begebenheiten in den Lebensverläufen ausgewählter Kohorten niederschlagen. Müller (1978b) etwa untersucht den Wandel der Beschäftigungsstruktur über einen Vergleich der Berufsverläufe verschiedener Geburtskohorten und stellt fest, dass deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt sehr unterschiedlich waren, je nachdem, in welcher Phase ihres Lebens sie vom Zweiten Weltkrieg betroffen waren. Voraussetzung solcher Analysen ist die Verfügbarkeit großer Datensätze, die Informationen über verschiedene Kohorten zu unterschiedlichen Zeitpunkten enthalten. Die Stichproben müssen umfangreich genug sein, um zwischen den Kohorten differenzieren zu können. Derartige Daten sind zunehmend und über immer längere Zeiträume hinweg vorhanden. Auch technisch können umfangreiche Datenmengen inzwischen problemlos verarbeitet werden. Der Kohortenanalyse kommt daher eine wachsende Bedeutung zu (Glenn 2005). Zwar hat sie vornehmlich deskriptiven Charakter und stellt in ihren Erkenntnismöglichkeiten ein sicherlich begrenztes Verfahren dar, ist aber insbesondere zur Untersuchung von langfristigen gesellschaftlichen Veränderungen nach wie vor unverzichtbar (Mayer/Huinink 1990). 4.4.2 Alters-, Perioden- und Kohorteneffekte in der Analyse von Lebensverläufen Um Aussagen über die Muster des Wandels partnerschaftlicher Lebensformen treffen zu können, werden im Folgenden die partnerschaftlichen Lebensverläufe
110
4 Daten und Methoden
verschiedener Geburtskohorten miteinander verglichen. Wie es die theoretische Diskussion nahe legt (vgl. Abschnitt 3), stehen dabei die Unterschiede zwischen den Kohorten im Vordergrund des Interesses. Neben möglichen Kohorteneffekten spielen Alterseffekte eine wichtige Rolle. Es wird angenommen, dass die partnerschaftliche Lebensform stark mit dem Alter variiert. Eine Trennung von Alters- und Kohorteneffekten ist nur auf der Basis von Längsschnittdaten möglich. Im Querschnitt können Altersunterschiede durch Kohortenunterschiede bedingt sein, da unterschiedliches Alter zu einem Zeitpunkt zugleich unterschiedliche Kohortenzugehörigkeit impliziert. Genauso können Kohortenunterschiede im Querschnitt dadurch zustande kommen, dass sich das interessierende Merkmal über das Alter hinweg verändert. Aber selbst im Längsschnitt können Alters- und Kohorteneffekte nicht zweifelsfrei identifiziert werden. Auch Periodeneffekte müssen stets in Betracht gezogen werden. Damit sind Veränderungen gemeint, die sich zwischen verschiedenen Zeitpunkten ergeben, als Resultat kurzfristig auftretender externer Einflüsse, wie etwa Kriegen oder Wirtschaftskrisen. Von einem Periodeneffekt sind die Mitglieder verschiedener Kohorten in unterschiedlichem Alter betroffen. Das bekannte Identifikationsproblem entsteht, weil Alter, Periode und Kohorte linear voneinander abhängig sind: Werden verschiedene Kohorten im selben Alter miteinander verglichen, geschieht dies zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Ein Vergleich verschiedener Kohorten zu einem Zeitpunkt bedeutet, dass das Alter der Kohorten unterschiedlich ist. Hält man schließlich die Zeit konstant und vergleicht über das Alter, variiert zugleich die Kohorte. Zur Trennung von Alters-, Perioden- und Kohorteneffekten bedarf es daher zusätzlich theoretischer Überlegungen. Da Periodeneffekte für den Wandel in den Formen des partnerschaftlichen Allein- und Zusammenlebens eine untergeordnete Rolle spielen (vgl. Abschnitt 3, insb. Hill/Kopp 1997), werden hier Unterschiede, die sich zwischen verschiedenen Kohorten im selben Alter zeigen, in erster Linie als Kohorteneffekte interpretiert. Ebenso werden Veränderungen über das Alter hinweg, die sich innerhalb einzelner Kohorten zeigen, primär als Alterseffekte verstanden. Mögliche temporäre Veränderungen, verursacht etwa durch den Transformationsprozess in den neuen Bundesländern, werden gleichwohl stets mit in Betracht gezogen. 4.4.3 Aggregatanalyse von Kohorten auf Basis des kumulierten Mikrozensus Der Mikrozensus stellt dem Prinzip nach eine Wiederholungsbefragung dar. Eine Reihe von Merkmalen wird über verschiedene Jahre hinweg erhoben, jedoch nicht bei denselben Personen, sondern anhand jeweils unterschiedlicher Stich-
4.4 Kohortenanalyse
111
proben.50 Dadurch lassen sich die Lebensverläufe verschiedener Geburtskohorten zwar nicht auf der Individual-, wohl aber auf der Aggregatebene miteinander vergleichen. Hierzu werden synthetische Kohorten gebildet, d.h. komplette Geburtsjahrgänge werden über die Zeit und damit über das Alter hinweg beobachtet. Die 20-Jährigen des Jahres 1963 werden beispielsweise mit den 30Jährigen des Jahres 1973 verglichen. Der kumulierte Mikrozensus umfasst Daten der Jahre 1962 bis 2004 und deckt damit unterschiedliche Ausschnitte aus den Lebensverläufen verschiedener Geburtskohorten ab. Aus Tabelle 7 geht hervor, um welche Ausschnitte es sich dabei jeweils handelt. In der Tabelle ist die Alters- und Kohortenstruktur des kumulierten Mikrozensus – eingeschränkt auf Personen im Alter von 16 Jahren und darüber – wiedergegeben. Aus Platzgründen sind die nach Alter und Periode abgetragenen Kohorten nur zweistellig angegeben. Bei den grau hinterlegten Zellen handelt es sich um bis zu 1899 Geborene, bei allen übrigen Zellen um 1900 und später Geborene. Die ältesten Kohorten eines jeden Erhebungsjahres sind nicht in der Tabelle dargestellt, weil sie in einer nach unten offenen Randklasse zusammengefasst sind. Die älteste im kumulierten Mikrozensus separat ausgewiesene Kohorte wurde 1870, also gegen Ende des vorvergangenen Jahrhunderts geboren. Diese Kohorte kann allerdings nur im Alter von 92 Jahren und darüber beobachtet werden. Für die jüngeren Kohorten lassen sich zunehmend längere Phasen des Lebensverlaufs abbilden. Beispielsweise sind die 1900 Geborenen bereits ab einem Alter von 62 Jahren erfasst. Die maximal hier mögliche Altersspanne kann für die Kohorten 1912 bis 1946 beobachtet werden. Zum frühesten Erhebungszeitpunkt, dem Jahr 1962, sind die Mitglieder dieser Kohorten zwischen 16 und 50 Jahre alt, und im Jahr 2004, für das letztmals Daten vorliegen, zwischen 58 und 92 Jahre alt. Die Lebensverläufe dieser Kohorten lassen sich damit über jeweils 42 Jahre hinweg verfolgen. Da für jede Kohorte unterschiedliche Altersbereiche abgedeckt sind, ist ein direkter Vergleich zwischen den einzelnen Geburtsjahrgängen nicht immer möglich. Die 1940 Geborenen können mit den 1950 Geborenen zum Beispiel im Alter zwischen 22 und 54 Jahren verglichen werden. Außerdem liegen nicht für alle Jahre zwischen 1962 und 2004 Daten vor, so dass Lücken innerhalb der jeweils beobachtbaren Altersspannen auftreten. Auch diese sind aus Tabelle 7 ersichtlich. Für den Geburtsjahrgang 1930 liegen beispielsweise keine Angaben 50 Genau genommen handelt es sich beim Mikrozensus um ein rotierendes Panel, in dem die ausgewählten Einheiten über vier aufeinanderfolgende Jahre hinweg in der Stichprobe verbleiben und jährlich ein Viertel der Einheiten durch neue ersetzt werden (vgl. Abschnitt 4.1.1). Die Daten eines jeden Jahres stellen aber repräsentative Querschnitte dar, so dass die Bildung von Zeitreihen uneingeschränkt möglich ist.
62 46 45 44 43 42 41 40 39 38 37 36 35 34 33 32 31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 09 08 07
63 47 46 45 44 43 42 41 40 39 38 37 36 35 34 33 32 31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 09 08
64 48 47 46 45 44 43 42 41 40 39 38 37 36 35 34 33 32 31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 09
65 49 48 47 46 45 44 43 42 41 40 39 38 37 36 35 34 33 32 31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10
66 50 49 48 47 46 45 44 43 42 41 40 39 38 37 36 35 34 33 32 31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11
67 51 50 49 48 47 46 45 44 43 42 41 40 39 38 37 36 35 34 33 32 31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12
68 52 51 50 49 48 47 46 45 44 43 42 41 40 39 38 37 36 35 34 33 32 31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13
69 53 52 51 50 49 48 47 46 45 44 43 42 41 40 39 38 37 36 35 34 33 32 31 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14
Jahr (19…/20…) 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 54 57 60 62 64 66 73 75 77 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 53 56 59 61 63 65 72 74 76 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 52 55 58 60 62 64 71 73 75 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 51 54 57 59 61 63 70 72 74 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 50 53 56 58 60 62 69 71 73 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 49 52 55 57 59 61 68 70 72 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 48 51 54 56 58 60 67 69 71 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 47 50 53 55 57 59 66 68 70 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 46 49 52 54 56 58 65 67 69 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 45 48 51 53 55 57 64 66 68 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 44 47 50 52 54 56 63 65 67 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 43 46 49 51 53 55 62 64 66 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 42 45 48 50 52 54 61 63 65 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 41 44 47 49 51 53 60 62 64 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 40 43 46 48 50 52 59 61 63 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 39 42 45 47 49 51 58 60 62 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 38 41 44 46 48 50 57 59 61 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 37 40 43 45 47 49 56 58 60 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 36 39 42 44 46 48 55 57 59 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 35 38 41 43 45 47 54 56 58 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 34 37 40 42 44 46 53 55 57 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 33 36 39 41 43 45 52 54 56 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 32 35 38 40 42 44 51 53 55 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 31 34 37 39 41 43 50 52 54 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 30 33 36 38 40 42 49 51 53 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 29 32 35 37 39 41 48 50 52 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 28 31 34 36 38 40 47 49 51 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 27 30 33 35 37 39 46 48 50 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 26 29 32 34 36 38 45 47 49 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 25 28 31 33 35 37 44 46 48 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 24 27 30 32 34 36 43 45 47 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 23 26 29 31 33 35 42 44 46 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 22 25 28 30 32 34 41 43 45 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 21 24 27 29 31 33 40 42 44 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 20 23 26 28 30 32 39 41 43 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 19 22 25 27 29 31 38 40 42 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 18 21 24 26 28 30 37 39 41 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 17 20 23 25 27 29 36 38 40 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 16 19 22 24 26 28 35 37 39 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 15 18 21 23 25 27 34 36 38 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49
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Alter
Tabelle 7: Alters- und Kohortenstruktur des kumulierten Datensatzesa
112 4 Daten und Methoden
62 06 05 04 03 02 01 00 99 98 97 96 95 94 93 92 91 90 89 88 87 86 85 84 83 82 81 80 79 78 77 76 75 74 73 72 71 70 …
63 07 06 05 04 03 02 01 00 99 98 97 96 95 94 93 92 91 90 89 88 87 86 85 84 83 82 81 80 79 78 77 76 75 74 73 72 71 …
64 08 07 06 05 04 03 02 01 00 99 98 97 96 95 94 93 92 91 90 89 88 87 86 85 84 83 82 81 80 79 78 77 76 75 74 73 72 …
65 09 08 07 06 05 04 03 02 01 00 99 98 97 96 95 94 93 92 91 90 89 88 87 86 85 84 83 82 81 80 79 78 77 76 75 74 73 …
66 10 09 08 07 06 05 04 03 02 01 00 99 98 97 96 95 94 93 92 91 90 89 88 87 86 85 84 83 82 81 80 79 78 77 76 75 74 …
67 11 10 09 08 07 06 05 04 03 02 01 00 99 98 97 96 95 94 93 92 91 90 89 88 87 86 85 84 83 82 81 80 79 78 77 76 75 …
68 12 11 10 09 08 07 06 05 04 03 02 01 00 99 98 97 96 95 94 93 92 91 90 89 88 87 86 85 84 83 82 81 80 79 78 77 76 …
69 13 12 11 10 09 08 07 06 05 04 03 02 01 00 99 98 97 96 95 94 93 92 91 90 89 88 87 86 85 84 83 82 81 80 79 78 77 …
Jahr (19…/20…) 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 14 17 20 22 24 26 33 35 37 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 13 16 19 21 23 25 32 34 36 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 12 15 18 20 22 24 31 33 35 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 11 14 17 19 21 23 30 32 34 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 10 13 16 18 20 22 29 31 33 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 09 12 15 17 19 21 28 30 32 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 08 11 14 16 18 20 27 29 31 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 07 10 13 15 17 19 26 28 30 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 06 09 12 14 16 18 25 27 29 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 05 08 11 13 15 17 24 26 28 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 04 07 10 12 14 16 23 25 27 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 03 06 09 11 13 15 22 24 26 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 02 05 08 10 12 14 21 23 25 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 01 04 07 09 11 13 20 22 24 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 00 03 06 08 10 12 19 21 23 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 99 02 05 07 09 11 18 20 22 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 98 01 04 06 08 10 17 19 21 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 97 00 03 05 07 09 16 18 20 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 96 99 02 04 06 08 15 17 19 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 95 98 01 03 05 07 14 16 18 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 94 97 00 02 04 06 13 15 17 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 93 96 99 01 03 05 12 14 16 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 92 95 98 00 02 04 11 13 15 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 91 94 97 99 01 03 10 12 14 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 90 93 96 98 00 02 09 11 13 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 89 92 95 97 99 01 08 10 12 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 88 91 94 96 98 00 07 09 11 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 87 90 93 95 97 99 06 08 10 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 86 89 92 94 96 98 05 07 09 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 85 88 91 93 95 97 04 06 08 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 84 87 90 92 94 96 03 05 07 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 83 86 89 91 93 95 02 04 06 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 82 85 88 90 92 94 01 03 05 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 81 84 87 89 91 93 00 02 04 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 80 83 86 88 90 92 99 01 03 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 79 82 85 87 89 91 98 00 02 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 78 81 84 86 88 90 97 99 01 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 … … … … … … … … … … … … … … ... … … … …
In den Zellen sind die nach Alter und Jahr abgetragenen Kohorten aus Platzgründen nur zweistellig angegeben. Bei den grau hinterlegten Zellen handelt es sich um bis zu 1899 Geborene, bei allen übrigen Zellen um 1900 und später Geborene.
a
56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 …
Alter
Tabelle 7 (Fortsetzung)
4.4 Kohortenanalyse
113
114
4 Daten und Methoden
für das Alter von 41 bis 42, 44 bis 45, 47, 49, 51, 53 bis 58, 60, 62 und 64 Jahren vor – entsprechend den Jahren 1971 bis 1972, 1974 bis 1975, 1977, 1979, 1981, 1983 bis 1988, 1990, 1992 und 1994, die nicht im kumulierten Mikrozensus enthalten sind. Für die deskriptiven Auswertungen werden diese Lücken über die Zusammenfassung von jeweils drei Geburtsjahren reduziert. Dies bedeutet zugleich, dass für bestimmte Altersjahre nur Beobachtungen aus einem Geburtsjahrgang oder aus zwei Geburtsjahrgängen vorliegen. Die 1939 bis 1941 Geborenen lassen sich zum Beispiel im Alter von 29 Jahren komplett beobachten, während für das Alter 30 nur Angaben der Jahrgänge 1939 und 1940 und für das Alter 31 nur Angaben des Jahrgangs 1939 vorliegen. In der graphischen Darstellung kann dies zu methodisch bedingten Schwankungen führen. Um die deskriptiven Befunde übersichtlich zu halten, werden die 3-JahresKohorten im Abstand von zehn Jahren dargestellt. Die Auswertungen werden jedoch für die kontinuierliche Abfolge aller Kohorten vorgenommen, um mögliche Besonderheiten einzelner Kohorten erkennen zu können, was die hohen Fallzahlen des kumulierten Mikrozensus erlauben. Auf Basis von Daten der empirischen Sozialforschung lassen sich hingegen nur ausgewählte Kohorten untersuchen oder es müssen sehr viele Kohorten zusammengefasst werden.51 Dabei gibt es „einen kaum vermeidbaren trade-off zwischen der Anzahl der einbezogenen Kohorten und der Reichhaltigkeit der Lebensverlaufsdaten innerhalb einer jeden Kohorte“ (Mayer/Huinink 1990: 457). Eine grundlegende Voraussetzung für die Durchführung einer Kohortenanalyse ist eine relativ stabile Bevölkerung. Wie bereits in Abschnitt 4.2 erläutert, wird daher eine Einschränkung auf Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit vorgenommen. Außerdem erfolgen die Vergleiche zwischen Kohorten schwerpunktmäßig für Westdeutschland. In Ostdeutschland kam es nach der Wende zu einer starken Abwanderung, so dass kaum von einer stabilen Bevölkerung ausgegangen werden kann. Zwar fand im Westen Deutschlands eine damit korrespondierende Zuwanderung statt, die aber zahlenmäßig weniger stark ins Gewicht fällt. Nicht zuletzt stehen für Ostdeutschland erst ab 1991 Daten zur Verfügung, mit denen sich nur sehr kurze Ausschnitte aus den Lebensverläufen verschiedener Geburtskohorten rekonstruieren lassen (vgl. Lengerer/Klein 2007).
51 Ein Beispiel hierfür sind die Daten der Lebensverlaufsstudie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, die nur Angaben für die Mitglieder der Kohorten 1929 bis 1931, 1939 bis 1941 und 1949 bis 1951 enthalten (Mayer/Brückner 1989). Ein anderes Beispiel ist der Familiensurvey, der nicht auf bestimmte Kohorten begrenzt ist und dessen Fallzahlen es daher erfordern, relativ große Kohortengruppen zu bilden (z.B. Zehn-Jahres-Kohorten in den Auswertungen von Klein 1999a, 1999b).
4.5 Logistische Regression
115
4.5 Logistische Regression 4.5.1 Überblick Die logistische Regression ist ein gängiges Verfahren zur multivariaten Analyse kategorialer Daten. Bestimmt werden die Effekte verschiedener unabhängiger Variablen auf die Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Kategorien der abhängigen Variable (z.B. Agresti 1990; Menard 1995; zum Überblick Backhaus et al. 2000: 104ff.). Im Fall einer dichotomen abhängigen Variable spricht man auch von der binären logistischen Regression. Das herkömmliche Regressionsmodell ist hierfür nicht geeignet. Bei dem Versuch, Wahrscheinlichkeiten für das Auftreten von Kategorien einer abhängigen Variable auf Basis einer Linearkombination vorherzusagen, werden wesentliche Anwendungsvoraussetzungen der Regression verletzt (z.B. die Normalverteilung der Residuen) und es können Werte auftreten, die außerhalb des gültigen Bereichs für Wahrscheinlichkeiten (0 bis 1) liegen. Um Letzteres zu vermeiden, wird in der logistischen Regression eine Transformation der abhängigen Variable vorgenommen: An Stelle der Wahrscheinlichkeit, dass die abhängige Variable die Ausprägung 1 annimmt, wird das logarithmierte Verhältnis der Wahrscheinlichkeit der Ausprägung 1 zur dazu komplementären Wahrscheinlichkeit der Ausprägung 0 geschätzt. Dieses als Logit bezeichnete Chancenverhältnis (ln(odd)) variiert zwischen - und +, ist symmetrisch um den Ursprung und kann daher sehr gut mittels einer Linearkombination dargestellt werden. Formal ist das hier verwendete binäre logistische Regressionsmodell folgendermaßen bestimmt:
pi
e
L
1 e
wobei: pi
L
, mit L = ß0 + ß1x1 + ß2x2 + … + ßkxk
Wahrscheinlichkeit, dass die dichotome abhängige Variable den Wert 1 annimmt
e
Basis des natürlichen Logarithmus (Eulersche Zahl)
L
logarithmiertes Verhältnis der Wahrscheinlichkeit, dass die abhängige Variable den Wert 1 annimmt, zur dazu komplementären Wahrscheinlichkeit, dass die abhängige Variable den Wert 0 annimmt (Logit)
x1 bis xk
unabhängige Variablen
116
4 Daten und Methoden
Die Parameter ß0 bis ßk stellen die Regressionskoeffizienten dar, die in einem iterativen Maximum-Likelihood-Verfahren geschätzt werden. Die Konstante ß0 bezieht sich dabei auf die Referenzkategorie, während ß1 bis ßk die partielle Variation der jeweiligen unabhängigen Variable relativ zur Referenzkategorie wiedergeben. 4.5.2 Modellspezifikation Im vorliegenden Fall dient die logistische Regression der Ermittlung von Richtung und Stärke des Einflusses verschiedener Sozialstrukturmerkmale auf die Wahrscheinlichkeit, mit oder ohne Partner im Haushalt zu leben. Abhängige Variable ist also die partnerschaftliche Lebensform, wobei die verschiedenen Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens nicht weiter unterschieden werden. Von Interesse ist lediglich, ob jemand mit einem Partner im Haushalt zusammenlebt oder nicht. Dabei sind diejenigen, die ohne Partner im Haushalt leben, mit dem Wert 1 codiert, so dass mittels der logistischen Regression die Wahrscheinlichkeiten des Lebens ohne Partner im Haushalt vorhergesagt werden. Die partnerschaftliche Lebensform variiert stark mit dem Alter. Wie die deskriptiven Befunde zeigen, ist die Wahrscheinlichkeit des Lebens ohne Partner im Haushalt im jüngeren Alter sehr hoch, fällt dann schnell und steil ab, erreicht im mittleren Erwachsenenalter ein Minimum und steigt im höheren Alter dann allmählich wieder an (vgl. Abschnitt 5.2). Dieses Muster zeigt sich sowohl bei Männern als auch bei Frauen sowie in West- und in Ostdeutschland. Zur Modellierung dieses nichtlinearen Zusammenhangs zwischen Alter und Partnerlosigkeit wird der Logit in Abhängigkeit vom Alter (t) und vom logarithmierten Alter (ln(t)) berechnet: L = ß0 + ß1t + ß2ln(t) + … + ßkxk Das Alter wird dabei so zentriert, dass 17-Jährige einen Wert von 0 aufweisen. Dies erbringt eine gute Anpassung und ist inhaltlich insofern sinnvoll, als das „Risiko“ des Zusammenlebens mit einem Partner erst ab etwa diesem Alter beginnt. Gleichzeitig fließen in die logistische Regression nur Personen im Alter von 18 Jahren und darüber ein, was gleichbedeutend ist mit dem Ausschluss von Fällen, deren logarithmiertes Alter nicht berechnet werden kann.52 Außerdem 52
Wie aus den deskriptiven Auswertungen hervorgeht, ist der Anteil der mit einem Partner im Haushalt Lebenden unter den 16- und 17-Jährigen verschwindend gering. Für die Analysen erscheint es daher sinnvoll, die untere Altersbegrenzung auf 18 Jahre zu erhöhen.
4.5 Logistische Regression
117
werden die über 92-Jährigen ausgeschlossen, die in einer nach oben offenen Randkategorie zusammengefasst sind, um das Alter als metrische Variable in die Analyse einbringen zu können. Wie sich zeigt, wird der Verlauf der Wahrscheinlichkeit des Lebens ohne Partner im Haushalt über die Verknüpfung von t und ln(t) präzise beschrieben (vgl. Abschnitt 7.1). Durch die Art der Codierung der abhängigen Variable gibt der Regressionskoeffizient für das Alter t das im höheren Alter steigende „Risiko“ der Partnerlosigkeit wieder, während der Regressionskoeffizient für das logarithmierte Alter ln(t) das im jüngeren Alter sinkende „Risiko“ der Partnerlosigkeit anzeigt. Eine solche Spezifikation kann als Erweiterung des in der Ereignisanalyse verwendeten Sichelmodells verstanden werden (Klein 2003). Vorgeschlagen wird das Sichelmodell von Diekmann und Mitter (1983, 1984) und es wird häufig angewandt, um das Scheidungsrisiko in Abhängigkeit von der Ehedauer zu untersuchen (z.B. Diekmann/Klein 1991). Es beschreibt einen zunächst ansteigenden und dann wieder abfallenden Risikoverlauf, mit genau einem Maximum und einem Wendepunkt. Im Sichelmodell wird die Übergangsrate r zum Zeitpunkt t folgendermaßen geschätzt: r(t) = m · t · e-t/l Anhand einer einfachen Umformung des Logit lässt sich nun zeigen, dass er als eine Generalisierung dieser Sichelfunktion mit dem zusätzlichen Parameter ß2 spezifiziert ist: L = ß0 + ß1t + ß2ln(t) + … eL = eß0 · e ß1t · t ß2 · … = m · tß2 · e-t/l ·… mit m = eß0 l = -1/ß1 Im ereignisanalytischen Kontext hat sich die Erweiterung des Sichelmodells bereits empirisch bewährt. Eine gute Anpassung zeigt sich sowohl für den Verlauf der Geburtenrate als auch der Trennungsrate in Ehen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften (Klein 1995b, 2003; Klein/Stauder 1999; Rapp 2008). In
118
4 Daten und Methoden
der logistischen Regression ist die Umsetzung dieser Modellierung neu. Aus einem Abgleich von geschätzten mit tatsächlich gemessenen Werten geht hervor, dass sie der Altersabhängigkeit der partnerschaftlichen Lebensform – auch im Vergleich mit anderen Modellierungen – sehr gut gerecht wird (vgl. Abbildung 25, Abschnitt 7.1). 4.5.3 Designgewichtung Analysen auf Basis des kumulierten Mikrozensus sind generell mit dem Problem behaftet, dass die Stichproben der einzelnen Jahre nicht unabhängig voneinander sind. Wie in Abschnitt 4.1 beschrieben, wird der Mikrozensus als rotierende Flächenstichprobe erhoben. Dies bedeutet, dass nicht jedes Jahr eine komplett neue Stichprobe gezogen wird, sondern jede ausgewählte Einheit für vier aufeinander folgende Jahre in der Stichprobe verbleibt und jährlich ein Viertel der Einheiten durch neue ersetzt wird. Je nach betrachtetem Zeitraum sind damit unterschiedlich viele Einheiten mehrmals im kumulierten Datensatz enthalten: Wie in Tabelle 8 beispielhaft dargestellt, überschneidet sich die Hälfte der Einheiten, wenn Daten im Abstand von zwei Jahren (hier: 1991 und 1993) in die Analyse einbezogen werden. Bei zwei aufeinander folgenden Jahren (hier: 1995 und 1996) überschneiden sich bereits 3/4 der Einheiten. Nur wenn Erhebungen im Mindestabstand von vier Jahren ausgewählt werden, sind sämtliche Einheiten nur einmal in der Stichprobe enthalten. Daraus ergeben sich keine Einschränkungen für die Deskription. Die Stichprobe eines jeden Jahres ist repräsentativ für das gesamte Bundesgebiet, so dass die Entwicklungen im Zeitverlauf und in der Kohortenabfolge auf Basis des kumulierten Datensatzes problemlos abgebildet werden können. Tabelle 8: Überschneidung von Rotationsvierteln im kumulierten Mikrozensus Erhebungsjahr …
…
…
…
Rotationsviertel
1991
1
2
3
4
3
4
1993 1995 1996 … Quelle: eigene Darstellung
1
2
1
2 2
3 3
4 4
1
…
…
…
4.5 Logistische Regression
119
Um in den Analysen nicht auf eine Reihe von Erhebungsjahren verzichten zu müssen, wird eine Designgewichtung vorgenommen. Sie wird von Schroedter und Kalter (2008) in einer Untersuchung zu den Heiratsmustern von Migranten verwendet, die ebenfalls auf der Kumulation von Mikrozensen über viele Erhebungsjahre hinweg basiert. Dabei wird jedem Haushalt bzw. jeder Person in diesem Haushalt ein Gewicht zugewiesen, das dem Inversen des Erwartungswertes, wie oft dieser Haushalt insgesamt gezählt wird, entspricht. Über welchen Zeitraum hinweg ein Haushalt befragt wird, ist nicht bekannt. Zur Generierung des Gewichtungsfaktors werden daher alle verschiedenen Möglichkeiten berücksichtigt (vgl. Tabelle 9). Im Jahr 1995 beispielsweise wird ein Viertel der Haushalte erstmalig befragt und bleibt bis 1998 in der Stichprobe, wird also auch 1996, 1997 und 1998 – d.h. insgesamt viermal – gezählt. Ein anderes Viertel der 1995 befragten Haushalte befindet sich bereits seit 1992 im Mikrozensus, scheidet also nach 1995 aus und wird hier doppelt (1993 und 1995) gezählt. Ein weiteres Viertel der Haushalte ist seit 1993 in der Stichprobe, verbleibt dort bis 1996 und ist insgesamt dreimal (1993, 1995 und 1996) im kumulierten Datensatz enthalten. Das letzte Viertel der Haushalte wird 1995 zum zweiten Mal befragt, 1997 zum letzten Mal und wird ebenfalls dreimal (von 1995 bis 1997) berücksichtigt. Der Erwartungswert, wie oft ein Haushalt des Jahres 1995 insgesamt gezählt wird, beträgt somit 1/4·4 + 1/4·2 + 1/4·3 + 1/4·3 = 3, das Gewicht für 1995 entsprechend 1/3. Eine Ausnahme von diesem Schema ist lediglich für die Jahre 1989 und 1991 zu beachten: Weil ab 1990 ein neuer Stichprobenplan gilt, kommt es zu keinen Überschneidungen mit den Jahren davor.53 Dieses Verfahren ist aus mehreren Gründen als konservativ zu bezeichnen: Zum einen handelt es sich genau genommen um Überschneidungen auf der Ebene von Auswahlbezirken und nicht auf der Ebene von Haushalten und Personen. Der Mikrozensus wird als Flächenstichprobe erhoben, so dass umziehende Haushalte nicht weiterverfolgt, sondern durch neue Haushalte ersetzt werden. Die Überschneidung auf der Ebene der Haushalte und Personen dürfte tatsächlich also geringer sein. Zum anderen werden für die Jahre ab 1973 nicht die kompletten Mikrozensen kumuliert, sondern jeweils 70%-Unterstichproben, die unabhängig voneinander gezogen sind.
53 Im ab 1990 gültigen Stichprobenplan sind die Auswahlbezirke verkleinert (Meyer 1994). Auch 1972 wurde der Stichprobenplan verändert (Nourney 1973), was jedoch keine Auswirkungen auf die Gewichtung hat, weil es in den hier kumulierten Erhebungsjahren des Mikrozensus ohnehin keine Überschneidungen zwischen den betreffenden Zeiträumen (vor und ab 1972) gibt.
120
4 Daten und Methoden
Tabelle 9: Schema zur Designgewichtung im kumulierten Mikrozensusa Erhebungsjahr 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969
a
Rotationsvariante 1 1 4 4 4 4 3 3 3
Rotationsvariante 2 2 2 4 4 4 4 2 2
Rotationsvariante 3 3 3 3 4 4 4 4 1
Rotationsvariante 4 4 4 4 4 4 4 4 4
Gewichtungsfaktor 0,40 0,31 0,27 0,25 0,25 0,27 0,31 0,40
1973
1
1
2
1
0,80
1976
2
2
2
1
0,57
1978
2
2
2
2
0,50
1980
2
2
2
2
0,50
1982
2
2
1
1
0,67
1989
1
1
1
1
1,00
1991
2
1
1
2
0,67
1993
2
2
3
2
0,44
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
4 4 4 4 4 4 4 4 2 2
2 4 4 4 4 4 4 4 4 1
3 3 4 4 4 4 4 4 4 4
3 3 3 4 4 4 4 3 3 3
0,33 0,29 0,27 0,25 0,25 0,25 0,25 0,27 0,31 0,40
In Spalte 1 sind nur Erhebungsjahre eingetragen, die in den kumulierten Datensatz einfließen. Die Werte in den Spalten 2 bis 5 geben an, wie oft ein Haushalt im kumulierten Datensatz enthalten ist. Die graue Schattierung markiert Umstellungen im Stichprobendesign. Weitere Erläuterungen werden im Text gegeben. Quelle: eigene Darstellung
5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit im Kontext der verschiedenen Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens
Im Folgenden werden deskriptive Befunde zum Wandel partnerschaftlicher Lebensformen präsentiert. Ziel ist die detaillierte Beschreibung dieses Wandels über einen langen Zeitraum und über die kontinuierliche Abfolge von Geburtskohorten hinweg. Der Fokus richtet sich dabei auf die Partnerlosigkeit, d.h. auf die Verbreitung und Entwicklung des Lebens ohne Partner im Haushalt. Hierbei geht es zunächst um eine Überprüfung des empirischen Gehalts der Singularisierungsthese. Das Leben ohne Partner im Haushalt wird aber stets im Kontext der verschiedenen Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens betrachtet. Es wird also auch gezeigt, wie sich die Verbreitung der Ehe und der nichtehelichen Lebensgemeinschaft über die Zeit und in der Kohortenabfolge hinweg verändert. So kann nachvollzogen werden, inwieweit der bekannte Rückgang der Ehe durch die Zunahme der nichtehelichen Lebensgemeinschaft kompensiert wird und ob es über diese Strukturverschiebung hinaus zu einer Zunahme der Partnerlosigkeit kommt (vgl. Lengerer/Klein 2007). 5.1 Verbreitung und Entwicklung partnerschaftlicher Lebensformen über die Zeit Um einen ersten Überblick über den Wandel partnerschaftlicher Lebensformen zu geben, wie er sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vollzieht, wird im Folgenden ein einfacher Vergleich über die Zeit vorgenommen. Es wird dargestellt, wie sich die Verbreitung der Ehe, der nichtehelichen Lebensgemeinschaft von Personen unterschiedlichen und gleichen Geschlechts sowie des Lebens ohne Partner im Haushalt über die Jahre hinweg verändert. Eine Differenzierung erfolgt dabei nach West- und Ostdeutschland und nach Geschlecht.54 54
Mit Westdeutschland ist hier das frühere Bundesgebiet einschließlich Westberlin, mit Ostdeutschland das Gebiet der ehemaligen DDR einschließlich Ostberlin gemeint.
A. Lengerer, Partnerlosigkeit in Deutschland, DOI 10.1007/978-3-531-92815-9_5, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
122
5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
Außerdem wird die Entwicklung nicht nur für die gesamte jeweilige Bevölkerung betrachtet, sondern auch innerhalb verschiedener Altersgruppen. 5.1.1 Westdeutschland Betrachtet man die partnerschaftlichen Lebensformen der westdeutschen Bevölkerung im Alter von 16 und mehr Jahren über einen Zeitraum von mehr als vier Dekaden hinweg, so ergibt sich zunächst ein wenig überraschendes Bild (Abbildung 9): Die Verbreitung der Ehe nimmt ab und die der nichtehelichen Lebensgemeinschaft zu. Da sich beide Entwicklungen annähernd kompensieren, kommt es jedoch allenfalls zu einer geringen Zunahme des Lebens ohne Partner im Haushalt. Zunächst zu den Männern: Wie sich zeigt, geht der Anteil der in Ehe lebenden Männer im Zeitverlauf deutlich zurück. Während in den 1960er-Jahren über 70 % aller Männer im Alter von 16 Jahren und darüber in einer Ehe lebten, liegt dieser Anteil zu Beginn des neuen Jahrtausends bereits bei unter 60 %. Am stärksten verliert die Ehe im Verlauf der 1970er- und 1980er-Jahre an Gewicht. Von 1973 bis 1989 geht der Anteil der in Ehe lebenden Männer von 72 % auf 61 % zurück. Seither nimmt die Verbreitung der Ehe zwar nur noch leicht, aber weiterhin beständig ab. Korrespondierend dazu finden sich in den 1970er-Jahren erstmals nennenswerte Anteile an Männern, die unverheiratet mit einer Frau zusammenleben.55 In den folgenden Jahren breitet sich die verschiedengeschlechtliche nichteheliche Lebensgemeinschaft aus und erreicht bis zum Jahr 2004 einen Anteil von über 7 %. Diese Zunahme gleicht den Rückgang bei der Ehe allerdings nicht vollständig aus, so dass der Anteil der ohne Partner im Haushalt lebenden Männer von unter 30 % in den 1960er-Jahren auf knapp 34 % im Jahr 2004 steigt. Die Anteile der in gleichgeschlechtlicher Paargemeinschaft lebenden Männer sind verschwindend gering und in der Abbildung kaum sichtbar. Auch unter Berücksichtigung der Probleme bei der Erfassung und Abgrenzung dieser Lebensform kann aber eine leichte Zunahme festgestellt werden: Zwischen 1973 und 2004 steigt der Anteil der über 15-jährigen Männer, die mit einem Partner des gleichen Geschlechts zusammenleben, von weniger als 0,1 % auf 0,3 % an. Bei den Frauen verläuft die Entwicklung nach demselben Muster, lediglich auf einem anderen Niveau. Die Verbreitung der Ehe geht zwischen 1962 und 55 Für die 1960er-Jahre wird auf eine Schätzung nichtehelicher Lebensgemeinschaften verzichtet, weil einerseits die Validität des Verfahrens für so weit zurückliegende Zeiträume nicht sichergestellt werden kann und andererseits – unabhängig davon – anzunehmen ist, dass es in den 1960er-Jahren nur sehr wenig unverheiratet zusammenlebende Paare gab (vgl. Abschnitt 4.3).
123
5.1 Verbreitung und Entwicklung über die Zeit
Abbildung 9:
Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen unter Personen im Alter von 16 Jahren und darüber, Westdeutschland, nach Geschlecht und Jahr (in %)
Männer 100
in Ehe
90 80 70
in verschiedengeschlechtlicher nichtehelicher Lebensgemeinschaft
60 50
in gleichgeschlechtlicher nichtehelicher Lebensgemeinschaft
40 30 20
ohne Partner im Haushalt
10
19 62 19 64 19 66 19 68 19 70 19 72 19 74 19 76 19 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 88 19 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04
0
Jahr
Frauen 100
in Ehe
90 80 70
in verschiedengeschlechtlicher nichtehelicher Lebensgemeinschaft
60 50
in gleichgeschlechtlicher nichtehelicher Lebensgemeinschaft
40 30 20
ohne Partner im Haushalt
10
19 62 19 64 19 66 19 68 19 70 19 72 19 74 19 76 19 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 88 19 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04
0
Jahr
Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit
124
5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
2004 von knapp über 60 % auf 53 % zurück. Im Gegenzug lebt ein immer größerer Anteil der Frauen unverheiratet mit einem Partner des anderen Geschlechts zusammen. Im Jahr 2004 trifft dies bereits auf knapp 7 % aller Frauen im Alter von 16 Jahren und darüber zu. Eine Ausbreitung der Partnerlosigkeit findet jedoch nicht statt. Anders als bei den Männern wird der Rückgang der Ehe durch die Zunahme der nichtehelichen Lebensgemeinschaft vollständig kompensiert, so dass der Anteil der ohne Partner im Haushalt lebenden Frauen über einen Zeitraum von mehr als vier Jahrzehnten hinweg konstant bei rund 40 % liegt. Die gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft ist mit einem Anteil von maximal 0,2 % quantitativ von untergeordneter Bedeutung. In Westdeutschland finden also insgesamt gesehen keine durchgreifenden Veränderungen statt. Die Partnerlosigkeit, hier verstanden als Leben ohne Partner im Haushalt, breitet sich unter Frauen überhaupt nicht und unter Männern nur schwach aus. Gleichzeitig ist die Ehe nach wie vor die dominierende Form des partnerschaftlichen Zusammenlebens. Allerdings vollzieht sich der Wandel partnerschaftlicher Lebensformen nicht in allen Altersgruppen in derselben Weise. Vielmehr finden die Veränderungen auf unterschiedlichem Niveau statt und verlaufen teilweise in entgegengesetzte Richtungen. Im Folgenden werden daher fünf Altersgruppen betrachtet, die – mit Ausnahme der nach oben offenen ältesten Gruppe – eine gleich breite Spanne an Altersjahren umfassen. Für Männer verschiedener Altersgruppen ist die kalenderzeitliche Entwicklung der partnerschaftlichen Lebensformen in Abbildung 10 wiedergegeben. Im jüngeren Erwachsenenalter finden die stärksten Veränderungen statt: Unter den 16- bis 30-jährigen Männern waren in den 1960er-Jahren fast 40 % verheiratet, während dies im Jahr 2004 nur noch auf 10 % zutrifft. Die nichteheliche Lebensgemeinschaft hingegen breitet sich seit Beginn der 1970er-Jahre kontinuierlich aus und ist unter den Männern dieser Altersgruppe mittlerweile sogar etwas weiter verbreitet als die Ehe. Eine immer deutlichere Mehrheit der 16- bis 30-jährigen Männer ist nicht in einer festen Partnerschaft gebunden. Ihr Anteil steigt im hier betrachteten Zeitraum von etwa 60 % auf 80 % an. Eine starke Zunahme der Partnerlosigkeit findet sich auch unter den 31- bis 45-jährigen Männern. In den 1960er-Jahren waren in dieser Altersgruppe noch 90 % verheiratet und die übrigen 10 % ohne Partner im Haushalt lebend. Im Jahr 2004 leben nur noch knapp 60 % in einer Ehe, über 10 % in einer Lebensgemeinschaft und rund 30 % außerhalb einer verbindlichen Partnerschaft. Im mittleren Erwachsenenalter (bei den 46- bis 60-Jährigen) verläuft der Wandel nach demselben Muster, setzt aber später ein und ist schwächer ausgeprägt: Die Verbreitung der Ehe geht im Verlauf der 1980er- und 1990er-Jahre von 90 % auf 75 % zurück. Diejenigen, die nicht verheiratet sind, leben auch in dieser Altersgruppe nicht
5.1 Verbreitung und Entwicklung über die Zeit
125
mehr zwangsläufig allein, sondern immer öfter unverheiratet mit einem Partner zusammen. Gleichwohl kann die Zunahme der Lebensgemeinschaft den Rückgang bei der Ehe nur teilweise kompensieren, so dass der Anteil der partnerlos Lebenden ebenfalls steigt. Im höheren Alter hingegen bleibt das Niveau der Partnerlosigkeit dauerhaft niedrig: Zwischen dem 61. und 75. Lebensjahr sind konstant rund 85 % der Männer in einer Partnerschaft gebunden. Abgesehen von geringfügigen Verschiebungen zwischen ehelichem und nichtehelichem Zusammenleben finden hier überhaupt keine Veränderungen statt. Im obersten Altersbereich ist sogar eine gegenläufige Entwicklung zu beobachten: Der Anteil der partnerlos Lebenden nimmt bei den über 75-jährigen Männern über die Kalenderjahre hinweg nicht zu, sondern stark ab. Zunehmend mehr Männer leben in diesem Alter noch in Partnerschaft. In den allermeisten Fällen handelt es sich dabei um eine Ehe. Bei den Frauen ist die Entwicklung innerhalb der verschiedenen Altersgruppen insgesamt ähnlich wie bei den Männern (Abbildung 11). Die Niveauunterschiede zu den Männern, die sich in den jüngeren Altersgruppen zeigen, sind durch die Altersdifferenz bei der Partnerwahl bedingt. Das durchschnittliche Erstheiratsalter von Frauen liegt unter dem von Männern, so dass im jüngeren Alter jeweils bereits mehr Frauen als Männer verheiratet sind. Für das nichteheliche Zusammenleben gilt dies analog. Unter den bis zu 45-Jährigen zeigt sich also auch bei den Frauen ein starker Rückgang der Ehe, eine Zunahme der nichtehelichen Lebensgemeinschaft sowie eine Zunahme des Lebens ohne Partner im Haushalt. Anders als bei den Männern kehrt sich dieser Trend jedoch bereits in der mittleren Altersgruppe um. Bei den Frauen im Alter zwischen 46 und 60 Jahren geht der Anteil der partnerlos Lebenden im hier beobachteten Zeitraum von über 30 % auf fast 20 % zurück. Bis zu Beginn der 1990er-Jahre ist damit eine Ausbreitung der Ehe verbunden. Seither nimmt der Anteil der verheirateten Frauen wieder ab, der Anteil der unverheiratet mit einem Partner zusammenlebenden Frauen jedoch zu, so dass die Partnerlosigkeit auf einem weitgehend konstanten Niveau bleibt. Im höheren Alter wird das Leben ohne Partner im Haushalt ebenfalls deutlich seltener: In den 1960er-Jahren waren 55 % der 61bis 75-jährigen Frauen und 85 % der über 75-jährigen Frauen partnerlos. Bis zur Jahrtausendwende gehen diese Anteile bei den 61- bis 75-Jährigen auf fast 35 % und bei den über 75-Jährigen auf 75 % zurück. Die jeweils übrigen Frauen sind fast alle verheiratet. Noch klarer als bei den Männern bedeutet partnerschaftliches Zusammenleben in den oberen Altersgruppen eheliches Zusammenleben. Die gleichgeschlechtliche Paargemeinschaft ist in allen Altersgruppen – sowohl bei Männern als auch bei Frauen – sehr selten und spielt für den Wandel partnerschaftlicher Lebensformen so gut wie keine Rolle. In der Diskussion wurde daher auf eine Differenzierung zwischen verschieden- und gleichge-
126
5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
Abbildung 10: Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen unter Männern, Westdeutschland, nach Altersgruppe und Jahr (in %) 16- bis 30-Jährige 100
in Ehe
90 80 70
in verschiedengeschlechtlicher nichtehelicher Lebensgemeinschaft
60 50
in gleichgeschlechtlicher nichtehelicher Lebensgemeinschaft
40 30 20
ohne Partner im Haushalt
10
19 62 19 64 19 66 19 68 19 70 19 72 19 74 19 76 19 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 88 19 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04
0
31- bis 45-Jährige
Jahr
100
in Ehe
90 80 70
in verschiedengeschlechtlicher nichtehelicher Lebensgemeinschaft
60 50
in gleichgeschlechtlicher nichtehelicher Lebensgemeinschaft
40 30 20
ohne Partner im Haushalt
10
19 62 19 64 19 66 19 68 19 70 19 72 19 74 19 76 19 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 88 19 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04
0
46- bis 60-Jährige
Jahr
100
in Ehe
90 80 70
in verschiedengeschlechtlicher nichtehelicher Lebensgemeinschaft
60 50
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19 62 19 64 19 66 19 68 19 70 19 72 19 74 19 76 19 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 88 19 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04
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Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit
schlechtlichen Lebensgemeinschaften verzichtet. Eine separate Betrachtung zeigt aber zumindest, dass das Zusammenleben mit einem Partner des gleichen Geschlechts vor allem in den jüngeren Altersgruppen verbreitet ist und dort auch am ehesten zunimmt. Unter den 16- bis 30-jährigen Männern beispielsweise steigt der Anteil der in gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaft Lebenden bis zum Jahr 2004 auf 0,5 % an. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sich die Partnerlosigkeit im unteren Altersbereich ausbreitet, im höheren Alter jedoch zurückgeht. Die nichteheliche Lebensgemeinschaft ist primär ein Phänomen des jüngeren Erwachsenenalters und dort zum Teil bereits weiter verbreitet als die Ehe. Auch im fortgeschrittenen Alter nimmt jedoch der Anteil derer, die unverheiratet mit
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5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
Abbildung 11: Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen unter Frauen, Westdeutschland, nach Altersgruppe und Jahr (in %) 16- bis 30-Jährige 100
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19 62 19 64 19 66 19 68 19 70 19 72 19 74 19 76 19 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 88 19 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04
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5.1 Verbreitung und Entwicklung über die Zeit
61- bis 75-Jährige 100
in Ehe
90 80 70
in verschiedengeschlechtlicher nichtehelicher Lebensgemeinschaft
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in gleichgeschlechtlicher nichtehelicher Lebensgemeinschaft
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ohne Partner im Haushalt
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19 62 19 64 19 66 19 68 19 70 19 72 19 74 19 76 19 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 88 19 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04
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in verschiedengeschlechtlicher nichtehelicher Lebensgemeinschaft
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in gleichgeschlechtlicher nichtehelicher Lebensgemeinschaft
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ohne Partner im Haushalt
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19 62 19 64 19 66 19 68 19 70 19 72 19 74 19 76 19 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 88 19 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04
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Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit
einem Partner zusammenleben, auf niedrigem Niveau zu. Bis zum mittleren Erwachsenenalter wirkt die Zunahme der Lebensgemeinschaft dem deutlichen Rückgang der Ehe entgegen. Eine vollständige Kompensation findet jedoch nicht statt, so dass es über den Wandel der Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens hinaus zu einem Anstieg der Partnerlosigkeit kommt. Der Rückgang der Partnerlosigkeit in den oberen Altersgruppen ist durch die Zunahme der Ehe bedingt. Je nach Altersgruppe kommen unterschiedliche Erklärungen für die beschriebenen Entwicklungen in Betracht. Im jüngeren und mittleren Erwachsenenalter handelt es sich um Verhaltensänderungen, die weitgehend im Einklang mit familienökonomischen Überlegungen stehen. Längere Phasen der Ausbil-
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5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
dung und der beruflichen Unsicherheit führen dazu, dass verbindliche Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens im unteren Altersbereich seltener werden. Hiervon ist vor allem die Ehe betroffen. Die nichteheliche Lebensgemeinschaft ist dieser Situation besser angepasst und nimmt zu, kann den Rückgang bei der Ehe aber nicht vollständig ausgleichen. Im unteren Altersbereich findet also eine Art von „Singularisierung“ statt. Das mittlere Erwachsenenalter hingegen ist von einer anhaltend hohen Prävalenz der partnerschaftlichen Bindung geprägt. Daher liegt die Vermutung nahe, dass das Zusammenleben mit einem Partner weniger an Bedeutung verliert, sondern vielmehr in ein zunehmend höheres Alter verschoben wird. Für den Wandel im fortgeschrittenen Alter sind demographische Sachverhalte ausschlaggebend. Durch die Übersterblichkeit von Männern im Zweiten Weltkrieg entstand ein Frauenüberschuss, in dessen Folge viele Frauen zeitlebens partnerlos geblieben sind oder nach dem Ende einer Ehe oder Lebensgemeinschaft keinen neuen Partner gefunden haben. Zu verschiedenen Zeitpunkten sind davon unterschiedliche Altersgruppen betroffen: In den 1960er-Jahren waren dies vor allem Frauen aus der Gruppe der 31- bis 45-Jährigen. Deren potentielle Partner waren während des Krieges in einem Alter, in dem die Zahl der Getöteten sehr hoch war. In den 1970er-Jahren sind dieselben Frauen zehn Jahre älter, gehören also mehrheitlich der Gruppe der 46- bis 60-Jährigen an. Im Verlauf der 1980er-Jahre setzt sich der Frauenüberschuss in die Altersgruppe der 61- bis 75-Jährigen fort und in den 1990er-Jahren sind schließlich die über 75jährigen Frauen am stärksten davon betroffen. Zu Beginn dieser Zeiträume sind die Anteile der partnerlos lebenden Frauen in den entsprechenden Altersgruppen vergleichsweise hoch und nehmen gegen Ende dieser Zeiträume wieder ab. Die Frauen, die heute den oberen Altersgruppen angehören, die also das 60. Lebensjahr überschritten haben, sind in ihrer überwiegenden Mehrheit keinem kriegsbedingten Männermangel mehr ausgesetzt, so dass die Abnahme der Partnerlosigkeit hier in erster Linie eine Folge des Aussterbens der Generationen mit stark ungleichem Geschlechterverhältnis ist. Darüber hinaus spielt die Entwicklung der Lebenserwartung eine Rolle. Frauen werden durchschnittlich älter als Männer und leben meist mit Männern zusammen, die älter sind als sie selbst. Das Ende ihres Lebens verbringen Frauen daher häufig allein. Die Lebenserwartung der Geschlechter nähert sich jedoch an, so dass immer mehr Paare die Chance haben, gemeinsam zu altern. Mit einem Vergleich über die Zeit ist der Wandel der Lebensformen nur grob beschrieben. Die skizzierten Erklärungen verweisen auf Kohorteneffekte und können in der Betrachtung von Lebensverläufen verschiedener Geburtskohorten genauer herausgearbeitet werden.
5.1 Verbreitung und Entwicklung über die Zeit
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5.1.2 Ostdeutschland Für Ostdeutschland liegen Daten zur Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen über einen vergleichsweise kurzen Zeitraum vor. Auch hier zeigt sich zunächst das erwartete Muster (Abbildung 12): Die Verbreitung der Ehe nimmt seit 1991 kontinuierlich ab und die des unverheirateten Zusammenlebens zu. Im Jahr 2004 sind 55 % aller Männer und 50 % aller Frauen im Alter von 16 Jahren und darüber verheiratet. Kurz nach der deutschen Vereinigung lagen diese Anteile noch um jeweils etwa 10 %-Punkte höher. Die Prävalenz der nichtehelichen Lebensgemeinschaft nimmt im selben Zeitraum von rund 5 % auf 9 % zu. Der deutliche Rückgang der Ehe wird dadurch nur teilweise kompensiert, so dass es bei beiden Geschlechtern zu einem Anstieg der Partnerlosigkeit kommt. Mit einem Partner des gleichen Geschlechts leben zu keinem Zeitpunkt mehr als 0,2 % der über 15-Jährigen zusammen. Der Vergleich mit Westdeutschland zeigt, dass sich die partnerschaftlichen Lebensformen in Ostdeutschland seit Beginn der 1990er-Jahre schneller wandeln. Kurz nach der Wende war die Ehe unter der ostdeutschen Bevölkerung weiter verbreitet als unter der westdeutschen Bevölkerung. Der seither zu beobachtende Rückgang fällt in Ostdeutschland stärker aus, so dass dort mittlerweile anteilig weniger Männer und Frauen verheiratet sind. Gleichzeitig nimmt die nichteheliche Lebensgemeinschaft deutlicher zu. Weil das unverheiratete Zusammenleben bereits im Jahr 1991 in Ostdeutschland etwas häufiger war als in Westdeutschland, wird damit der Abstand zwischen den Landesteilen größer. Die Partnerlosigkeit entwickelt sich ebenfalls unterschiedlich: Sie breitet sich in Ostdeutschland aus, und zwar sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Unter den Männern im Alter von 16 Jahren und darüber steigt der Anteil der ohne Partner im Haushalt Lebenden von 26 % im Jahr 1991 auf 36 % im Jahr 2004 an, also um 10 %-Punkte in nur eineinhalb Jahrzehnten. Bei den Frauen ist die Zunahme moderater, aber ebenfalls klar sichtbar. Damit liegt das Ausmaß der Partnerlosigkeit im Osten Deutschlands inzwischen etwas über dem im Westen, während es zu Beginn der 1990er-Jahre noch deutlich darunter lag. Auch für Ostdeutschland ist es aufschlussreich, die kalenderzeitliche Entwicklung der partnerschaftlichen Lebensformen nach dem Alter zu differenzieren. Wie aus den Abbildungen 13 und 14 hervorgeht, verschieben sich die Anteile der in Ehe, in Lebensgemeinschaft und der ohne Partner im Haushalt Lebenden am stärksten im jüngeren Erwachsenenalter: Sowohl unter den 16- bis 30-Jährigen als auch unter den 31- bis 45-Jährigen nimmt die Verbreitung der Ehe deutlich ab. Während im Jahr 1991 noch 30 % der Männer und deutlich über 40 % der Frauen der untersten Altersgruppe verheiratet waren, sinken diese Anteile bis zum Jahr 2004 auf 5 % bei den Männern und auf 10 % bei den
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5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
Abbildung 12: Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen unter Personen im Alter von 16 Jahren und darüber, Ostdeutschland, nach Geschlecht und Jahr (in %) Männer 100
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Datenquelle: Mikrozensus Scientific Use Files 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit
5.1 Verbreitung und Entwicklung über die Zeit
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Frauen. In der Altersgruppe der 31- bis 45-Jährigen fällt der Rückgang kaum schwächer aus. Hier leben mittlerweile nur noch rund 50 % der Männer und 60 % der Frauen in einer Ehe, während es zu Beginn der 1990er-Jahre noch jeweils 80 % waren. Gleichzeitig gewinnt die nichteheliche Lebensgemeinschaft an Bedeutung und ist unter den bis zu 30-Jährigen inzwischen die eindeutig vorherrschende Form des partnerschaftlichen Zusammenlebens. Ihre Zunahme gleicht den Rückgang der Ehe jedoch nicht annähernd aus, so dass eine stetig wachsende Mehrheit der 16- bis 30-Jährigen ohne Partner im Haushalt lebt. Auch unter den 31- bis 45-Jährigen steigt die Partnerlosigkeit an. In der mittleren Altersgruppe verändert sich dagegen wenig: Zwischen dem 46. und 60. Lebensjahr ist die Ehe die anhaltend dominierende Lebensform und das Leben ohne Partner im Haushalt nimmt bei den Männern nur leicht und bei den Frauen gar nicht zu. Die oberen Altersgruppen sind von einer gegenläufigen Entwicklung gekennzeichnet: Vor allem bei den Frauen geht hier der Anteil der partnerlos Lebenden im Zeitverlauf zurück und der Anteil der ehelich oder nichtehelich mit einem Partner Zusammenlebenden steigt dementsprechend. Der Wandel partnerschaftlicher Lebensformen innerhalb der verschiedenen Altersgruppen verläuft damit in Ostdeutschland ähnlich wie in Westdeutschland. Lediglich im unteren Altersbereich zeigen sich bemerkenswerte Unterschiede: Kurz nach der Wende war es in den neuen Bundesländern üblicher, bereits im jungen Alter mit einem Partner – verheiratet oder unverheiratet – zusammenzuleben. Hier wirken die aus der ehemaligen DDR bekannten Muster nach: Die Gründung eines gemeinsamen Haushalts erfolgte dort früher als in der Bundesrepublik und häufig bereits während der Ausbildung (z.B. Huinink 1997; Schneider 1994). Mit dem politischen Umbruch und der damit verbundenen Unsicherheit setzt nun eine Entwicklung ein, wie sie aus den alten Bundesländern bekannt ist: Das Eingehen einer festen und verbindlichen partnerschaftlichen Beziehung wird in ein zunehmend höheres Alter aufgeschoben. Dieser Prozess verläuft mit hoher Geschwindigkeit, so dass die jüngere Bevölkerung Ostdeutschlands mittlerweile seltener mit einem Partner zusammenlebt als die Westdeutschlands. Zu einem dauerhaften Verzicht auf die Ehe oder Lebensgemeinschaft kommt es jedoch auch im Osten Deutschlands nicht. Vielmehr ist die Partnerlosigkeit im mittleren Erwachsenenalter – in Ost wie in West – nach wie vor selten und breitet sich unter den Männern nur wenig und unter den Frauen nicht aus. Auch in den oberen Altersgruppen ist das Muster des Wandels in beiden Landesteilen identisch und hat dieselben demographischen Ursachen. Von einer Ausbreitung der Partnerlosigkeit kann auch für Ostdeutschland nicht pauschal die Rede sein. Zwar haben seit der Wiedervereinigung deutliche Veränderungen der partnerschaftlichen Lebensformen stattgefunden, die sich aber wie in Westdeutschland auf das jüngere Erwachsenenalter konzentrieren
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5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
Abbildung 13: Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen unter Männern, Ostdeutschland, nach Altersgruppe und Jahr (in %) 16- bis 30-Jährige 100
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31- bis 45-Jährige
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in verschiedengeschlechtlicher nichtehelicher Lebensgemeinschaft
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und vermutlich primär aus der Verlagerung des Zeitpunkts des Zusammenzugs und der Heirat in ein zunehmend höheres Lebensalter resultieren. Im fortgeschrittenen Alter hingegen leben vor allem Frauen immer öfter mit einem Eheoder Lebenspartner zusammen. 5.1.3 Vergleich mit Surveydaten Nachdem ein erster Überblick über den Wandel partnerschaftlicher Lebensformen vorliegt, stellt sich die Frage, ob die bisher auf Basis von Surveydaten gewonnenen Befunde mit den hier berichteten übereinstimmen. Dazu wird im Folgenden ein Vergleich mit dem Familiensurvey durchgeführt. Zur Unter-
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5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
Abbildung 14: Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen unter Frauen, Ostdeutschland, nach Altersgruppe und Jahr (in %) 16- bis 30-Jährige 100
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61- bis 75-Jährige 100
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Datenquelle: Mikrozensus Scientific Use Files 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit
suchung des sozialen Wandels im privaten Bereich wird dieser sehr häufig herangezogen (z.B. Bertram 1991; Klein 1999a; Marbach/Bien 2003; Tölke 1993), weil er unter anderem eine komplette, retrospektiv erfragte Partnerschaftsbiographie enthält, die neben Ehen auch nichteheliche Lebensgemeinschaften und Partnerschaften ohne gemeinsamen Haushalt umfasst. Damit können auch längerfristige Vergleiche über die Zeit vorgenommen werden. Anders als mit dem Mikrozensus müssen diese jedoch auf den unteren Altersbereich beschränkt bleiben, nicht nur, weil die Grundgesamtheit des Familiensurvey die oberen Altersgruppen ohnehin nicht umfasst, sondern auch, weil die retrospektiv rekonstruierte Verteilung der Lebensformen umso stärker von einer Altersbeschränkung tangiert ist, je weiter sie zeitlich zurückreicht. Die aus dem Familiensurvey 2000 verfügbaren Vergleichsdaten sind daher auf die 18- bis 30-Jährigen
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5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
und auf den Zeitraum von 1975 bis 2000 beschränkt (Klein/Lengerer/Uzelac 2002). Sie beziehen sich auf Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit, differenzieren zwischen West- und Ostdeutschland, jedoch nicht nach Geschlecht. Wie aus Tabelle 10 hervorgeht, stimmen die Befunde aus dem Familiensurvey mit den hier berichteten grob überein. Hinsichtlich der Verbreitung der Ehe kommen beide Datenquellen zu ähnlichen Ergebnissen. In Westdeutschland betragen die Abweichungen – mit Ausnahme des Jahres 1991 – nicht mehr als 2 %-Punkte. Dabei ist die Richtung der Abweichungen unterschiedlich: In den weit zurückliegenden Jahren weist der Familiensurvey weniger Verheiratete aus als der Mikrozensus, während es in den späteren Jahren eher umgekehrt ist. Letzteres bestätigt bisher bekannte Befunde, nach denen Verheiratete im Familiensurvey tendenziell überrepräsentiert sind (vgl. Abschnitt 4.1). Größer sind die Unterschiede in Ostdeutschland, wo der Familiensurvey meist zu erheblich niedrigeren Anteilen an in Ehe lebenden 18- bis 30-Jährigen kommt. Die Verbreitung der nichtehelichen Lebensgemeinschaft fällt im Familiensurvey durchgängig höher aus als im Mikrozensus. Für Ostdeutschland weist der Familiensurvey beispielsweise aus, dass im Jahr 2000 knapp 23 % der 18- bis 30-Jährigen unverheiratet mit einem Partner zusammenleben. Der Mikrozensus dagegen kommt zu einem Anteil von nur 18 %. Dementsprechend ist das Leben ohne Partner im Haushalt nach dem Familiensurvey meist etwas weniger weit verbreitet als nach dem Mikrozensus. Beide Datenquellen zeigen damit ein ähnliches Muster des Wandels partnerschaftlicher Lebensformen im jüngeren Tabelle 10: Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen unter Personen im Alter von 18 bis 30 Jahren, nach Datenquelle und Jahr (in %) in Ehe Mikrozensus
Familiensurvey
1976 1982 1991 1995 2000
44,9 33,6 27,8 25,3 20,2
42,5 31,6 32,8 27,6 18,9
1991 1995 2000
41,6 27,0 12,9
35,7 20,2 13,6
in nichtehelicher Lebensgemeinschaft MikroFamilienzensus survey Westdeutschland 2,5 4,3 6,3 8,6 9,0 11,8 11,9 12,8 12,9 14,4 Ostdeutschland 11,4 12,2 15,8 19,5 18,1 22,8
ohne Partner im Haushalt Mikrozensus
Familiensurvey
52,6 60,1 63,2 62,8 66,8
53,2 59,9 55,4 59,6 66,7
47,0 57,2 69,0
52,1 60,3 63,6
Quelle: Mikrozensus Scientific Use Files 1976, 1982, 1991, 1995, 2000; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; Klein/Lengerer/Uzelac 2002
5.2 Verbreitung und Entwicklung im Lebensverlauf von Geburtskohorten
139
Erwachsenenalter: Die Ehe geht deutlich zurück und im Gegenzug breitet sich das unverheiratete Zusammenleben sowie das Leben ohne Partner im Haushalt aus. Abgesehen davon finden sich allerdings einige Unterschiede im Niveau. Die einzig systematische Abweichung zwischen amtlichen Daten und denen des Familiensurvey betrifft die nichteheliche Lebensgemeinschaft: Ihre Verbreitung ist im Mikrozensus ausnahmslos niedriger. Welche Ursachen kommen für die berichteten Divergenzen in Betracht? Einerseits handelt es sich um zufallsbedingte Schwankungen, die bei den geringen Fallzahlen des Familiensurvey vergleichsweise hoch sind. Dadurch weist der Familiensurvey einmal höhere und einmal niedrigere Anteile der verschiedenen partnerschaftlichen Lebensformen aus als der Mikrozensus. Außerdem ist die Zuverlässigkeit der Ergebnisse des Familiensurvey eingeschränkt, weil sie auf retrospektiven Angaben basieren (vgl. Abschnitt 2.3). Andererseits weisen die durchweg höheren Anteile unverheiratet Zusammenlebender auf eine Unterschätzung dieser Lebensform im Mikrozensus hin. Wie in Abschnitt 4.1 erläutert, definiert die amtliche Statistik den Haushalt als Wohn- und Wirtschaftsgemeinschaft. Dadurch werden Paare, die zwar zusammenwohnen, aber ihren Lebensunterhalt nicht gemeinsam finanzieren, womöglich nicht als soziale Einheit erkannt. Die tatsächliche Zahl nichtehelicher Lebensgemeinschaften könnte daher etwas höher liegen als im Mikrozensus angegeben (vgl. auch Schneider/ Rosenkranz/Limmer 2000: 988). 5.2 Verbreitung und Entwicklung partnerschaftlicher Lebensformen im Lebensverlauf verschiedener Geburtskohorten Mit dem Vergleich über die Zeit ist der Wandel partnerschaftlicher Lebensformen grob beschrieben. Genau nachvollziehen lässt er sich jedoch erst in der Betrachtung von Lebensverläufen verschiedener Geburtskohorten. Diese werden im Folgenden getrennt für Männer und Frauen dargestellt und auf der Aggregatebene miteinander verglichen. Je nach Verfügbarkeit der Daten werden darin unterschiedliche Ausschnitte aus den Lebensverläufen der Kohorten einbezogen (vgl. Abschnitt 4.4). Im Vordergrund steht die Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit, d.h. die Frage, wie sich das Ausmaß der Partnerlosigkeit im Lebensverlauf verändert und welche Unterschiede es dabei zwischen den Kohorten gibt. Zum genauen Verständnis des Wandels wird aber auch die Verbreitung der Ehe sowie der nichtehelichen Lebensgemeinschaft in der Kohortenabfolge dargestellt.
140
5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
5.2.1 Westdeutschland In Abbildung 15 sind die nach Alter und Kohorte differenzierten Anteile der ohne Partner im Haushalt Lebenden wiedergegeben. Betrachtet man zunächst die Entwicklung über das Alter, ohne die Unterschiede zwischen den Kohorten zu berücksichtigen, so zeigt sich für beide Geschlechter ein u-förmiges Muster: Zu Beginn des Erwachsenenalters leben fast alle partnerlos. Dann setzt der Prozess der Partnerwahl ein und innerhalb kurzer Zeit nimmt der Anteil der ohne Partner im Haushalt Lebenden rapide ab. Bis zum Ende des dritten Lebensjahrzehnts ist die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung Westdeutschlands in einer festen Partnerschaft gebunden und im Verlauf des vierten Lebensjahrzehnts erreicht das Ausmaß der Partnerlosigkeit einen Tiefpunkt. Weil sich Paare trennen, vor allem aber weil Partner sterben, nimmt das Ausmaß der Partnerlosigkeit im höheren Alter dann allmählich wieder zu. Im Lebensverlauf von Frauen geht die Partnerlosigkeit früher zurück als bei Männern und steigt im höheren Alter viel stärker an. Wie in der querschnittlichen Betrachtung bereits angedeutet, hat dies verschiedene Ursachen: Zum einen ist die geschlechtsspezifische Entwicklung zeitlich versetzt um die zwei bis drei Jahre des durchschnittlichen Altersabstands zwischen den Partnern. Im oberen Altersbereich kommt hinzu, dass Frauen eine höhere Lebenserwartung haben als Männer. Außerdem herrscht in den betreffenden Kohorten – als Folge des Zweiten Weltkriegs – ein Frauenüberschuss. Abgesehen von diesem groben Muster gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Kohorten. Sie werden im Folgenden nach Geschlecht getrennt beschrieben. Zunächst zu den Männern: Die älteste hier betrachtete Kohortengruppe wurde zwischen 1889 und 1891 geboren. Für sie liegen Daten aus dem oberen Altersbereich vor, in dem die Partnerlosigkeit zunimmt. Im Alter von 71 Jahren leben weniger als 20 % der um 1890 geborenen Männer ohne Partnerin im Haushalt.56 Bis zum Alter von 90 Jahren steigt dieser Anteil – abgesehen von zufallsbedingten Schwankungen aufgrund geringer Fallzahlen und von Lücken durch fehlende Angaben für bestimmte Altersjahre – kontinuierlich bis auf über 60 % an. Gleichzeitig bedeutet dies, dass fast 40 % der Männer in diesem sehr hohen Alter noch mit einer Frau zusammenleben. Die um 1900 geborenen Männer können bereits ab einem Alter von 61 Jahren beobachtet werden. Hier liegt der Anteil der ohne Partner im Haushalt Lebenden bei 12 % und steigt im weiteren Lebensverlauf kontinuierlich an. Ungeachtet einer gewissen Volatilität gibt es dabei kaum Unterschiede zu den zehn Jahre zuvor Geborenen. In den darauf folgenden Kohorten hingegen ist die Partnerlosigkeit im höheren Alter durch56 Obwohl auch gleichgeschlechtliche Paargemeinschaften weiterhin in den Auswertungen berücksichtigt sind, werden sie wegen ihrer geringen Verbreitung nicht mehr explizit thematisiert.
141
5.2 Verbreitung und Entwicklung im Lebensverlauf von Geburtskohorten
Abbildung 15: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt, Westdeutschland, nach Geschlecht, Alter und Kohorte (in %) Männer 100
Kohorten 1979-1981 Kohorten 1969-1971
80
Kohorten 1959-1961 Kohorten 1949-1951
60
Kohorten 1939-1941 Kohorten 1929-1931
40
Kohorten 1919-1921 Kohorten 1909-1911
20
Kohorten 1899-1901 Kohorten 1889-1891
0 16
20
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
80
84
88
Alter
Frauen 100
Kohorten 1979-1981 Kohorten 1969-1971
80
Kohorten 1959-1961 Kohorten 1949-1951
60
Kohorten 1939-1941 Kohorten 1929-1931
40
Kohorten 1919-1921 Kohorten 1909-1911
20
Kohorten 1899-1901 Kohorten 1889-1891
0 16
20
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
80
84
88
Alter
Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit
142
5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
gängig seltener. Die Erklärung hierfür liegt nahe: Viele der zwischen 1910 und 1930 geborenen Männer sind im Krieg gestorben, so dass die Überlebenden vergleichsweise hohe Chancen hatten, eine Partnerin zu finden. Dementsprechend ist das Ausmaß der partnerschaftlichen Bindung in diesen Kohorten auch im mittleren Erwachsenenalter sehr hoch. Die um 1930 geborenen Männer beispielsweise sind zwischen dem 35. und 50. Lebensjahr zu über 90 % in einer festen Partnerschaft gebunden. Dann setzt eine Entwicklung ein, in deren Verlauf sich die Phase des partnerlosen Lebens im unteren Altersbereich immer weiter ausdehnt und das Niveau der Partnerlosigkeit im mittleren Alter stetig zunimmt. Sie beginnt mit der Kohortengruppe 1939 bis 1941, für die erstmals auch Angaben für das jüngere Erwachsenenalter vorliegen. Dort nimmt der Anteil der ohne Partner im Haushalt Lebenden rasch ab. Im Alter von 21 Jahren leben 90 % der um 1940 geborenen Männer partnerlos. Bis zum Alter von 25 Jahren geht dieser Anteil bis auf 45 % zurück und im Alter von 30 Jahren sind schließlich nur noch 20 % dieser Kohorte partnerlos. Im weiteren Lebensverlauf nimmt das Niveau der Partnerlosigkeit dann aber nur noch bis auf 15 % ab und bleibt damit deutlich über dem der Kohorten zuvor. Die um 1950 geborenen Männer bleiben noch etwas häufiger dauerhaft partnerlos und ab den um 1960 Geborenen ist zusätzlich ein zeitlicher Aufschub der festen Bindung an einen Partner zu beobachten. Im Alter von 25 Jahren leben noch immer rund 60 % der 1959 bis 1961 geborenen Männer partnerlos und im Alter von 30 Jahren sind es noch fast 40 %. Im Verlauf des vierten Lebensjahrzehnts pendelt sich die Verbreitung der Partnerlosigkeit bei etwa 25 % ein, d.h. es sind nie mehr als drei Viertel der um 1960 geborenen Männer in einer Ehe oder Lebensgemeinschaft gebunden. In der folgenden Kohortengruppe setzt sich die Verlagerung des Zusammenzugs mit einem Partner in ein zunehmend höheres Alter fort, während der Wandel in der jüngsten hier ausgewiesenen Kohortengruppe, den 1979 bis 1981 Geborenen, möglicherweise zum Stillstand kommt. Eine Aussage kann zwar nur bis zum Alter von 25 Jahren, also für einen sehr kurzen Ausschnitt aus dem Lebensverlauf getroffen werden, innerhalb dessen es aber keine Unterschiede zu den zehn Jahre früher Geborenen gibt.57 Auch bei den 1969 bis 1971 Geborenen kann der Anteil der ohne Partner im Haushalt Lebenden durchaus noch das Niveau der gegen Ende der 1950er- bis Anfang der 1960er-Jahre Geborenen erreichen. Bei den Frauen sind die Unterschiede zwischen den Kohorten ähnlich gelagert. Im oberen Altersbereich nimmt die Verbreitung der Partnerlosigkeit in der 57 Die an den Kurvenenden häufig auftretenden „Ausreißer“ markieren keine inhaltlich zu interpretierenden Verhaltensänderungen, sondern sind eine Folge geringer Fallzahlen. Durch die Zusammenfassung mehrerer Geburtsjahrgänge liegen für bestimmte Altersjahre nur Angaben eines Geburtsjahrgangs vor (vgl. Abschnitt 4.4).
5.2 Verbreitung und Entwicklung im Lebensverlauf von Geburtskohorten
143
Kohortenabfolge nicht zu, sondern ab. Diese Abnahme setzt später ein als bei den Männern, ist aber stärker ausgeprägt. Die bis etwa 1915 geborenen Frauen sind häufig partnerlos. Im Alter von 65 Jahren lebt bereits über die Hälfte dieser Frauen ohne Partner im Haushalt und bis zum Alter von 75 Jahren sind es schon drei Viertel. Sie sind noch sehr stark von der Übersterblichkeit der Männer im Zweiten Weltkrieg betroffen und daher vergleichsweise häufig dauerhaft partnerlos geblieben oder haben keinen neuen Partner gefunden, nachdem eine bestehende Partnerschaft endete. Erstmals wieder ausgewogener ist das Geschlechterverhältnis für die um 1920 geborenen Frauen. Dementsprechend sind diese Frauen über den gesamten hier beobachtbaren Lebensverlauf seltener partnerlos als die Kohorten zuvor. Die noch später geborenen Frauen sind so gut wie keinen kriegsbedingten Engpässen auf dem Partnermarkt mehr ausgesetzt und daher sehr häufig partnerschaftlich gebunden. Mehr als 85 % der um 1930 geborenen Frauen leben im mittleren Erwachsenenalter mit einem Ehe- oder Lebenspartner zusammen. Mit fortschreitendem Alter nimmt der Anteil der ohne Partner im Haushalt lebenden Frauen zu, bleibt aber stets deutlich unter dem der älteren Kohorten. Im Alter von 51 Jahren beispielsweise sind weniger als 20 % der um 1930 geborenen Frauen partnerlos. Bei den zehn Jahre zuvor geborenen Frauen lag dieser Anteil bei 25 % und bei den 20 Jahre zuvor geborenen Frauen sogar bei über 30 %. In der Kohortengruppe 1939 bis 1941 ist die Partnerlosigkeit ebenfalls kaum verbreitet. Diese Frauen erlebten ihre Jugend in der Wiederaufbauphase und konnten zu Beginn des Erwachsenenalters vom ökonomischen Aufschwung der Bundesrepublik profitieren. Der Zusammenzug mit einem Partner erfolgte in dieser Zeit relativ früh im Lebensverlauf und häufig: Bis zum Alter von 25 Jahren sind bereits drei Viertel der zwischen 1939 und 1941 geborenen Frauen in einer festen Partnerschaft gebunden und nur ein Viertel ist noch partnerlos. Zu Beginn des vierten Lebensjahrzehnts erreicht das Niveau der Partnerlosigkeit mit knapp 10 % einen Tiefpunkt und steigt dann allmählich wieder an. Zunächst gibt es dabei kaum Unterschiede zu den Kohorten 1929 bis 1931. Im oberen Altersbereich hingegen fällt die Zunahme geringer aus. Kaum mehr als ein Viertel der um 1940 geborenen Frauen ist im Alter von 65 Jahren partnerlos. Gegenüber den um 1930 geborenen Frauen stellt dies eine Abnahme um fast 10 %-Punkte dar und im Vergleich zu den ältesten hier beobachteten Kohorten hat sich der Anteil der partnerlos Lebenden in diesem Alter sogar halbiert. Bei den nach dem Krieg geborenen Frauen verlagert sich der Prozess der Partnerwahl weiter nach vorne. Das bis zum mittleren Erwachsenenalter erreichte Niveau der Partnerlosigkeit liegt jedoch mit mehr als 15 % deutlich über dem der vorherigen Kohorten. Dieser Trend setzt sich in der weiteren Abfolge der Kohorten fort: Bei den um 1960 geborenen Frauen geht der Anteil der partnerlos Lebenden nur noch bis auf maximal 20 % zurück und bei den um
144
5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
1970 geborenen Frauen – die bis zum Alter von 35 Jahren beobachtet werden können – nur noch bis auf 25 %. Außerdem werden Partnerschaften unter den nach 1950 geborenen Frauen nicht nur seltener, sondern auch zunehmend später eingegangen. Von den 25-Jährigen der Jahrgänge 1959 bis 1961 sind erst rund 60 % in einer festen Partnerschaft gebunden, und von den 25-Jährigen der Jahrgänge 1969 bis 1971 sind es sogar erst 50 %. Wie bei den Männern kommt es in der jüngsten hier dargestellten Kohortengruppe zu keiner weiteren Veränderung. Allerdings ist deren Lebensverlauf noch nicht weit vorangeschritten, so dass keine endgültigen Aussagen möglich sind. Welche Veränderungen in den Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens gehen nun mit dem Wandel der Partnerlosigkeit in der Kohortenabfolge einher? Zur Beantwortung dieser Frage werden im Folgenden die Anteile dargestellt, zu denen Männer und Frauen verschiedener Geburtskohorten in einem bestimmten Lebensalter verheiratet sind und zu denen sie unverheiratet mit einem Partner zusammenleben. So wird ersichtlich, inwieweit die Entwicklung der Partnerlosigkeit auf Veränderungen des Heiratsverhaltens und/oder der Neigung zum Eingehen nichtehelicher Lebensgemeinschaften zurückgeht. Aus Abbildung 16 geht die Verbreitung der Ehe im Lebensverlauf von Männern und Frauen hervor. Es zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen den Kohorten, die in den älteren Kohorten mit den Unterschieden in den Anteilen partnerlos Lebender korrespondieren, in den jüngeren Kohorten aber deutlich ausgeprägter sind. Darin drückt sich aus, dass die jüngeren Kohorten die Heirat länger hinauszögern als die Gründung eines gemeinsamen Haushalts und häufiger dauerhaft auf die Ehe verzichten als auf das Zusammenleben mit einem Partner. Der Aufschub der Heirat lässt sich etwa am Anteil derer ablesen, die im Alter von 25 Jahren bereits verheiratet sind: Bei den um 1940 geborenen Männern liegt dieser Anteil bei 50 % und bei den um 1940 geborenen Frauen sogar bei über 75 %. Von den um 1970 geborenen Männern sind im Alter von 25 Jahren hingegen nur mehr 14 % verheiratet und von den Frauen dieser Kohorten sind es knapp über 30 %. Eine weitere Abnahme deutet sich in der jüngsten Kohortengruppe an. Der kontinuierliche Rückgang der Neigung, überhaupt zu heiraten, zeigt sich am Niveau der Verheiratung im mittleren Erwachsenenalter: Im Alter von 35 Jahren, in dem der Verheiratungsprozess weitgehend abgeschlossen ist, leben 90 % der um 1930 geborenen Männer und über 85 % der um 1930 geborenen Frauen in einer Ehe. In allen späteren Kohorten sind dies weniger und stets auch weniger als in der jeweiligen Kohorte zuvor. Einzige Ausnahme stellen die bis 1940 geborenen Frauen dar, unter denen die Heiratsneigung zunächst noch etwas weiter steigt. Danach nimmt sie aber ebenfalls stark ab. Von den Mitgliedern der jüngsten Kohortengruppe, die das Alter von
145
5.2 Verbreitung und Entwicklung im Lebensverlauf von Geburtskohorten
Abbildung 16: Verbreitung des ehelichen Zusammenlebens, Westdeutschland, nach Geschlecht, Alter und Kohorte (in %) Männer 100
Kohorten 1979-1981 Kohorten 1969-1971
80
Kohorten 1959-1961 Kohorten 1949-1951
60
Kohorten 1939-1941 Kohorten 1929-1931
40
Kohorten 1919-1921 Kohorten 1909-1911
20
Kohorten 1899-1901 Kohorten 1889-1891
0 16
20
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
80
84
88
Alter
Frauen 100
Kohorten 1979-1981 Kohorten 1969-1971
80
Kohorten 1959-1961 Kohorten 1949-1951
60
Kohorten 1939-1941 Kohorten 1929-1931
40
Kohorten 1919-1921 Kohorten 1909-1911
20
Kohorten 1899-1901 Kohorten 1889-1891
0 16
20
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
80
84
88
Alter
Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit
146
5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
35 Jahren bereits erreicht hat, sind nur noch knapp über 50 % bei den Männern und 64 % bei den Frauen verheiratet. Da sich das Alter bei der ersten Heirat stetig erhöht, ist eine gewisse Zunahme dieses Anteils im weiteren Lebensverlauf allerdings durchaus noch möglich. In der Gruppe der zwischen 1959 und 1961 geborenen Männer deutet sich ein solcher Anstieg bereits an. Unabhängig davon bewegt sich der Anteil nicht Verheirateter aber mittlerweile auf einem hohen Niveau. Ergänzend ist in Abbildung 17 die alters- und kohortenspezifische Verbreitung des unverheirateten Zusammenlebens dargestellt. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um Partner des gleichen oder unterschiedlichen Geschlechts handelt. Über die Generationen hinweg zeigt sich eine stetige Zunahme: Die Anteile der in nichtehelicher Lebensgemeinschaft Lebenden liegen in nahezu jedem hier beobachteten Alter einer Kohortengruppe über denen der jeweiligen Kohortengruppe zuvor. In den älteren Kohorten bewegt sich diese Zunahme auf einem niedrigen Niveau. Dort gibt es nur wenige Männer und Frauen, die unverheiratet mit einem Partner zusammenleben. Unter den nach dem Krieg Geborenen breitet sich die nichteheliche Lebensgemeinschaft dann aber rasch aus: Im Alter von 30 Jahren leben knapp 6 % der um 1950 geborenen Männer unverheiratet mit einer Partnerin bzw. einem Partner zusammen. Unter den ein Jahrzehnt später geborenen Männern liegt dieser Anteil bereits bei über 9 % und unter den zwei Jahrzehnte später geborenen Männern sogar bei 17 %. Bei den Frauen verläuft die Entwicklung parallel. Abgesehen vom Niveau ändert sich aber auch das Muster im Lebensverlauf der verschiedenen Kohorten: Bei den bis etwa 1950 Geborenen ist eine allmähliche Zunahme des unverheirateten Zusammenlebens über den gesamten Lebensverlauf hinweg zu beobachten. Von den 1939 bis 1941 Geborenen leben beispielsweise im Alter von 35 Jahren weniger als 1 % unverheiratet mit einem Partner zusammen. Bis zum Alter von 65 Jahren steigt dieser Anteil stetig bis auf 3 % an. Im Unterschied dazu ist die Entwicklung im Lebensverlauf der um 1960 und später Geborenen umgekehrt u-förmig. Im jüngeren Erwachsenenalter nimmt der Anteil der in nichtehelicher Lebensgemeinschaft Lebenden zu, erreicht Mitte bis Ende des dritten Lebensjahrzehnts ein Maximum und geht dann wieder zurück. Die Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen im Lebensverlauf variiert also mitunter erheblich zwischen den Kohorten. Einen einheitlichen Trend zur Abkehr von verbindlichen Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens gibt es jedoch nicht. Zwar bleiben die Mitglieder der jüngeren Kohorten länger partnerlos und bis zum mittleren Erwachsenenalter auch häufiger. Im fortgeschrittenen Alter nimmt die Verbreitung der Partnerlosigkeit jedoch ab. Auf den gesamten Lebensverlauf bezogen hat damit eine Streckung von einer steil abfallenden und relativ früh wieder ansteigenden zu einer flacheren, aber gedehnteren
147
5.2 Verbreitung und Entwicklung im Lebensverlauf von Geburtskohorten
Abbildung 17: Verbreitung des nichtehelichen Zusammenlebens, Westdeutschland, nach Geschlecht, Alter und Kohorte (in %) Männer 100
Kohorten 1979-1981 Kohorten 1969-1971
80
Kohorten 1959-1961 Kohorten 1949-1951
60
Kohorten 1939-1941 Kohorten 1929-1931
40
Kohorten 1919-1921 Kohorten 1909-1911
20
Kohorten 1899-1901 Kohorten 1889-1891
0 16
20
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
80
84
88
Alter
Frauen 100
Kohorten 1979-1981 Kohorten 1969-1971
80
Kohorten 1959-1961 Kohorten 1949-1951
60
Kohorten 1939-1941 Kohorten 1929-1931
40
Kohorten 1919-1921 Kohorten 1909-1911
20
Kohorten 1899-1901 Kohorten 1889-1891
0 16
20
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
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Alter
Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit
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5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
Kurve stattgefunden. Die außerhalb einer festen Partnerschaft verbrachte Zeit hat sich in Relation zur gesamten Lebensspanne vermutlich nur wenig verändert. Bei den Frauen nimmt sie im Zuge des Aussterbens der vom Krieg betroffenen Kohorten und der Reduktion der Sterblichkeitsunterschiede zwischen den Geschlechtern womöglich überhaupt nicht zu. Erheblich größer sind die Unterschiede zwischen den Kohorten, wenn man das Zusammenleben in einer Ehe betrachtet. In den jüngeren Kohorten wird sehr viel später und seltener geheiratet als in den älteren Kohorten. Weil die jüngeren Kohorten aber immer öfter unverheiratet mit einem Partner zusammenleben, kann daraus nicht per se auf eine Zunahme der Beziehungslosigkeit geschlossen werden. Vielmehr geht die Neigung zum Eingehen fester partnerschaftlicher Beziehungen nur leicht zurück, während sich das Heiratsverhalten deutlich verändert. Dies steht im Einklang mit früheren Befunden auf Basis des Familiensurvey, nach denen „der Rückgang der Heiratsneigung durch die Zunahme nichtehelicher Lebensgemeinschaften stark kompensiert wird“ (Klein/Lengerer/ Uzelac 2002: 374). Welche Schlüsse lassen sich aus dem intergenerationalen Vergleich ziehen? Zur Erklärung des Wandels können verschiedene Bedingungen herangezogen werden, die Einfluss auf die individuelle Wahl der partnerschaftlichen Lebensform haben und denen die Mitglieder der verschiedenen Kohorten in je unterschiedlicher Weise ausgesetzt sind. In Abschnitt 3 wurden sie theoretisch diskutiert. Es sind vor allem demographische Veränderungen, sich wandelnde gesamtgesellschaftliche Rahmenbedingungen sowie die Bildungsexpansion. Für die älteren, um 1900 bis etwa 1930 geborenen Männer und Frauen ist die demographische Entwicklung prägend. Das allgemeinverbindliche Lebensmodell war in diesen Kohorten auf die Ehe ausgerichtet. Die Ehe hatte einen hohen normativen Wert und war die einzig legitime Form des partnerschaftlichen Zusammenlebens. Nichteheliche Arrangements waren aufgrund rechtlicher und sozialer Barrieren auf Dauer kaum möglich. Das Leben außerhalb der Ehe ist in diesen Kohorten selten freiwillig gewählt, sondern vielmehr häufig dadurch erzwungen, dass entweder die materiellen Grundlagen für die Haushaltsgründung nicht gegeben waren oder ein Mangel an möglichen Partnern herrschte. Im oberen Altersbereich, für den hier Angaben vorliegen, ist Letzteres entscheidend: Das in Folge des Krieges entstandene numerische Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern führte bei Frauen bestimmter Geburtsjahrgänge zu einer hohen Verbreitung der Ehe- bzw. Partnerlosigkeit, während sich für Männer bestimmter Jahrgänge eine vergleichsweise geringe Wahrscheinlichkeit des Alleinlebens ergab. In der Kohortenperspektive lässt sich diese Entwicklung wesentlich genauer verfolgen, als dies in der Betrachtung des Wandels über die Zeit möglich war.
5.2 Verbreitung und Entwicklung im Lebensverlauf von Geburtskohorten
149
Die um 1940 bis um 1950 Geborenen erreichen in den 1960er-Jahren das Alter, in dem der Prozess der Partnerwahl einsetzt. In diesem Zeitabschnitt hatte das traditionelle Modell von Ehe und Familie nach wie vor Gültigkeit und war für die große Mehrheit der Bevölkerung ohne wirkliche Alternative. Frauen verfügten meist über eine geringe formale Qualifikation, waren infolgedessen häufig nicht erwerbstätig und zur ökonomischen Absicherung auf die Ehe angewiesen. Positiv auf die Neigung zur Heirat und Gründung einer Familie wirkte außerdem eine prosperierende Ökonomie, in der es kaum Arbeitslosigkeit gab und das Gehalt des Mannes für die ganze Familie ausreichte. Auch die damit verbundene Sicherheit und die Aussicht auf weiter steigenden Wohlstand stellten günstige Voraussetzungen für das Eingehen längerfristiger Bindungen dar. In dieser Phase wurde nicht nur häufig, sondern auch sehr früh im Lebensverlauf geheiratet. Bei dem Vergleich über die Kohorten hinweg lässt sich dies präzise ablesen: Die um 1940 Geborenen erreichen gegen Ende der 1960er-Jahre das Alter, in dem der Prozess der Partnerwahl weitgehend abgeschlossen ist. Dementsprechend ist das Niveau der Partnerlosigkeit in diesen Kohorten sehr niedrig. Für die zehn Jahre später Geborenen hingegen beginnt dieser Prozess bereits in den 1960er-Jahren, so dass die Anteile der partnerlos Lebenden im jüngeren Alter zunächst niedriger sind als die der Kohorten zuvor. Im mittleren Erwachsenenalter, in das die um 1950 Geborenen erst gegen Ende der 1970er-Jahren eintreten, ist die Partnerlosigkeit jedoch weiter verbreitet. Es findet also eine Vorverlagerung des Eingehens partnerschaftlicher Beziehungen bei gleichzeitigem Rückgang des Ausmaßes statt (sichtbar an den sich überkreuzenden Kurven der Kohorten 1939 bis 1941 und der Kohorten 1949 bis 1951 in Abbildung 14). Auch in anderen Studien wurde dieses Muster bereits beschrieben (z.B. Braun/Proebsting 1985; Klein 1999a). Für die Situation der um 1960 und später Geborenen spielt die Bildungsexpansion eine zentrale Rolle. Vom Ausbau des Bildungssystems sind zwar schon einige Kohorten zuvor betroffen. In vollem Umfang setzt die Bildungsexpansion aber erst Mitte der 1970er-Jahre ein (z.B. Blossfeld 1985: 14ff.; Wirth/Schmidt 2003: 94). In deren Verlauf nehmen die Verweildauern in den Institutionen des Bildungssystems zu und das Erreichen höherer Bildungsabschlüsse wird häufiger. Wie im Rahmen der familienökonomischen Argumentation gezeigt wurde, führt dies zu einem Aufschub der Heirat in ein höheres Lebensalter und einem häufigeren Verzicht. Gleichzeitig wird das unverheiratete Zusammenleben zu einer möglichen Alternative, so dass sich die Partnerlosigkeit in diesen Kohorten nicht in dem Maße ausbreitet, in dem die Ehe zurückgeht. Weil jedoch auch die Gründung eines gemeinsamen Haushalts an gewisse materielle Voraussetzungen und ein Mindestmaß an Planungssicherheit geknüpft ist, kommt es zu keiner vollständigen Kompensation. Die jüngsten hier beobachteten Kohorten sind
150
5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
darüber hinaus von erhöhter Arbeitslosigkeit, der Zunahme befristeter Beschäftigungsverhältnisse sowie von gesteigerten Anforderungen an Mobilität und Flexibilität betroffen. Dadurch setzt sich der Trend zum zeitlichen Aufschub des Eingehens einer festen Partnerschaft und zur Zunahme der Partnerlosigkeit weiter fort. Je nach Kohorte sind es also unterschiedliche Faktoren, die das Verhalten prägen. Ob sich die im Aggregat herausgearbeiteten Zusammenhänge auch auf der Individualebene zeigen und welche Veränderungen es hierbei in der Kohortenfolge gibt, werden die späteren Analysen zeigen. 5.2.2 Ostdeutschland Für Ostdeutschland wird die Entwicklung der Partnerlosigkeit in der Kohortenabfolge knapp dargestellt. Auf Basis des Mikrozensus können nur sehr kurze Ausschnitte aus den Lebensverläufen der verschiedenen Geburtskohorten rekonstruiert werden. Außerdem kam es nach der Wiedervereinigung zu einer starken Abwanderung aus den neuen Bundesländern, von der vornehmlich die jüngeren Kohorten betroffen sind (z.B. Werz 2001). Die Entwicklung innerhalb dieser Kohorten ist daher neben dem Verhalten der Mitglieder dieser Kohorten davon bestimmt, dass manche Personen nach einer gewissen Zeitspanne aus der Betrachtung ausscheiden. Besonders häufig ist die Abwanderung unter den jüngeren Frauen. Gerade deshalb ist der Osten Deutschlands aber auch von besonderem Interesse. Aufgrund eines ungleichen Geschlechterverhältnisses, das in einzelnen Regionen noch erheblich stärker ausfällt als im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung (z.B. Kröhnert/van Olst/Klingholz 2004), wird immer wieder vermutet, dass viele junge ostdeutsche Männer keine Partnerin mehr finden (z.B. Kröhnert/Klingholz 2007). Aus Abbildung 18 ist ersichtlich, wie sich die Partnerlosigkeit im Lebensverlauf verschiedener Geburtskohorten in Ostdeutschland seit 1991 entwickelt.58 Es zeigen sich ähnliche Unterschiede zwischen den Kohorten wie in Westdeutschland: Im oberen Altersbereich geht die Verbreitung der Partnerlosigkeit vor allem bei den Frauen stark zurück, während sie im unteren und mittleren Altersbereich bei beiden Geschlechtern zunimmt. Daraus lässt sich schließen, dass die jüngeren Kohorten auch in Ostdeutschland später und seltener mit einem Partner zusammenziehen, als dies in den älteren Kohorten der Fall war. Im Vergleich zu Westdeutschland wird deutlich, dass es sich bei den Veränderungen in Ostdeutschland hauptsächlich um Periodeneffekte handelt (siehe 58 Die um 1900 und früher Geborenen werden nicht berücksichtigt, da sie zu Beginn des Beobachtungszeitraums bereits über 90 Jahre alt waren.
151
5.2 Verbreitung und Entwicklung im Lebensverlauf von Geburtskohorten
Abbildung 18: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt, Ostdeutschland, nach Geschlecht, Alter und Kohorte (in %) Männer 100 Kohorten 1979-1981 Kohorten 1969-1971
80
Kohorten 1959-1961 60
Kohorten 1949-1951 Kohorten 1939-1941
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Kohorten 1929-1931 20
Kohorten 1919-1921 Kohorten 1909-1911
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Frauen 100 Kohorten 1979-1981 Kohorten 1969-1971
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Kohorten 1959-1961 60
Kohorten 1949-1951 Kohorten 1939-1941
40
Kohorten 1929-1931 20
Kohorten 1919-1921 Kohorten 1909-1911
0 16
20
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
80
84
88
Alter
Datenquelle: Mikrozensus Scientific Use Files 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit
152
5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
ergänzend Abbildung A3 im Anhang). Je nachdem, in welchem Alter die Kohorten davon betroffen sind, setzt mit dem politischen Umbruch ein Prozess ein, in dessen Verlauf der Zusammenzug mit einem Partner aufgeschoben oder häufiger vermieden wird und bereits bestehende Partnerschaften öfter aufgelöst werden. Nur die älteren, bis etwa 1940 geborenen Kohorten, die zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung das 50. Lebensjahr bereits überschritten haben, sind davon nicht mehr betroffen. In diesen Kohorten verläuft die Entwicklung in beiden Landesteilen nahezu identisch. Unter allen später Geborenen hingegen zeigt sich, dass die Partnerlosigkeit kurz nach der politischen Wende in den neuen Bundesländern stets deutlich seltener war als in den alten Bundesländern. In der ehemaligen DDR wurden verbindliche Partnerschaften in jüngerem Alter eingegangen als in der alten Bundesrepublik und auch das Ausmaß des Zusammenlebens mit einem Partner im mittleren Altersbereich war höher. Im Jahr 1991 lebten beispielsweise nur 23 % der um 1960 geborenen Männer partnerlos, während dies in den alten Bundesländern auf 37 % der Männer dieser Kohorten zutraf. Mittlerweile gibt es hingegen nur noch geringfügige Unterschiede zwischen den beiden Landesteilen. Bis zum Ende des hier beobachteten Zeitraums weichen die Anteile der partnerlos Lebenden in allen Kohorten kaum mehr voneinander ab. Unter den 1980 Geborenen, deren Prozess der Partnerwahl vollständig in die Zeit nach der Wende fällt, sind sogar über den gesamten bisherigen Lebensverlauf hinweg keine Unterschiede mehr festzustellen. Selbst unter jüngeren Männern ist die Partnerlosigkeit im Osten also nach wie vor nicht weiter verbreitet als im Westen Deutschlands, trotz der viel diskutierten Abwanderung jüngerer Frauen. Differenziert man die verschiedenen Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens, so zeigt sich auch für Ostdeutschland, dass die Verbreitung der Ehe in den jüngeren Kohorten viel stärker zurückgeht als das Zusammenleben mit einem Partner (ohne Abbildung). In der Situation des politischen Umbruchs hat die Heiratsneigung abrupt abgenommen, während die Neigung zum Eingehen nichtehelicher Lebensgemeinschaften gestiegen ist. Außerdem deutet sich in Ostdeutschland ein Muster an, nach dem das unverheiratete Zusammenleben nicht nur im jüngeren Erwachsenenalter erheblich an Bedeutung gewinnt, sondern sich darüber hinaus auch im weiteren Lebensverlauf ausbreitet. Daraus lässt sich schließen, dass Paare nicht nur öfter, sondern auch länger unverheiratet zusammenleben. Innerhalb von nur einem Jahrzehnt haben sich die partnerschaftlichen Lebensformen in Ostdeutschland also tief greifend gewandelt. Von einer Abkehr von verbindlichen partnerschaftlichen Beziehungen kann aber auch für Ostdeutschland nicht pauschal die Rede sein. Die beschleunigte Zunahme der Partnerlosigkeit in den jüngeren Kohorten muss vielmehr vor dem Hintergrund des
5.3 Zwischenfazit
153
sehr niedrigen Niveaus der Partnerlosigkeit zum Zeitpunkt der Wende gesehen werden. Mit der Übernahme der gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen gleichen sich die neuen Bundesländer sukzessive an die alten Bundesländer an. 5.3 Zwischenfazit Betrachtet man die Muster des Wandels partnerschaftlicher Lebensformen, so bestätigt sich für Westdeutschland zunächst ein bekannter Befund: Seit Beginn der 1970er-Jahre geht die Verbreitung der Ehe zugunsten der Zunahme der nichtehelichen Lebensgemeinschaft zurück. Der Anteil der ohne Partner im Haushalt Lebenden verändert sich hingegen über einen Zeitraum von mehr als vier Jahrzehnten hinweg nur wenig. Eine allgemeine Ausbreitung der Partnerlosigkeit kann entgegen häufiger Behauptungen nicht festgestellt werden. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass die Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen mit dem Geschlecht und mehr noch mit dem Alter variiert und die Entwicklung innerhalb verschiedener Altersgruppen sehr unterschiedlich verläuft. Im jungen Erwachsenenalter sind Veränderungen zu beobachten, die sich auch als Pluralisierung der partnerschaftlichen Lebensformen bezeichnen lassen. Die Ehe verliert im Laufe der Zeit erheblich an Bedeutung und nimmt mittlerweile gegenüber dem unverheirateten Zusammenleben keine dominante Stellung mehr ein. Gleichzeitig breitet sich das Leben ohne Partner im Haushalt in den unteren Altersgruppen aus. Im mittleren Erwachsenenalter ist das Zusammenleben mit einem Partner hingegen nach wie vor weit verbreitet und bei den Älteren – vor allem bei den älteren Frauen – nimmt der Anteil derer, die in ehelicher oder nichtehelicher Lebensgemeinschaft leben, deutlich zu. Auch aus dem Vergleich der Lebensverläufe verschiedener westdeutscher Geburtskohorten lässt sich kein genereller Trend zur Abkehr von verbindlichen Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens ableiten. Zwar zeigen sich zwischen den Kohorten bemerkenswerte Unterschiede in den altersbezogenen Anteilen der ohne Partner im Haushalt Lebenden. Diese deuten darauf hin, dass feste partnerschaftliche Bindungen immer später im Lebensverlauf eingegangen werden und bis zum mittleren Erwachsenenalter auch seltener. Im höheren Alter wird jedoch das Zusammenleben mit einem Partner in der Abfolge der Kohorten immer wahrscheinlicher. Für ein vollständiges Bild des Wandels partnerschaftlicher Lebensformen muss also die gesamte Lebensspanne in den Blick genommen werden. Tendenzen zu Pluralisierung und Singularisierung, die sich im jüngeren Erwachsenenalter zeigen, dürfen nicht vorschnell auf die gesamte Gesellschaft übertragen werden.
154
5 Deskriptive Befunde zur Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
Nicht zuletzt deuten neuere Studien darauf hin, dass Partnerschaften instabiler geworden sind und das dauerhafte Zusammenleben mit einem Partner immer häufiger durch einen Wechsel zwischen verschiedenen Partnern ersetzt wird (z.B. Eckhard 2006). Dadurch entstehen mehr oder weniger kurze Phasen der Partnerlosigkeit, die sich im Aggregat in einer Ausbreitung der Partnerlosigkeit niederschlagen, ohne dass sich an der Neigung zum Eingehen partnerschaftlicher Beziehungen etwas verändert haben muss. Der lebenszeitliche Aufschub des Zusammenzugs mit einem Partner ist familienökonomisch gut erklärbar, während die Abnahme der Partnerlosigkeit im höheren Alter vornehmlich demographische Ursachen hat. Seit einigen Jahren erreichen Generationen von Männern den oberen Altersbereich, die nicht mehr vom Krieg dezimiert wurden, wodurch sich das zahlenmäßige Verhältnis der Geschlechter weitgehend ausgleicht. Der Rückgang der Partnerlosigkeit im höheren Erwachsenenalter ist insofern eigentlich trivial und wenig überraschend. Gleichwohl ist dieser Rückgang ein Aspekt, der in der bisherigen Diskussion um den Wandel der partnerschaftlichen Lebensformen vollständig vernachlässigt wurde. Es finden sich allenfalls unzutreffende Szenarien einer „alternden Generation von Singles“ (Gräbe 1994: 18). Für Ostdeutschland liegen erst für die Zeit nach der Wiedervereinigung Daten vor. Seither hat ein rascher Wandel der partnerschaftlichen Lebensformen stattgefunden. Der Anteil der partnerlos Lebenden nimmt vor allem im unteren Altersbereich stark zu. Im Vergleich der Lebensverläufe verschiedener Geburtskohorten zeigt sich jedoch, dass auch für den Osten Deutschlands nicht pauschal von einer Singularisierung gesprochen werden kann. Vielmehr muss der beschleunigte Wandel vor dem Hintergrund der geringen Verbreitung der Partnerlosigkeit zu Beginn der 1990er-Jahre gesehen werden. Mit der Übernahme der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Bundesrepublik vollzieht sich eine Angleichung an die dort bestehenden Muster. In den jüngeren Kohorten sind inzwischen kaum mehr Unterschiede im Timing und im Ausmaß des Eingehens verbindlicher partnerschaftlicher Beziehungen festzustellen. Lediglich bei den Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens bestehen nach wie vor Differenzen zwischen alten und neuen Bundesländern, dergestalt, dass das Zusammenleben mit einem Partner in den neuen Bundesländern häufiger unverheiratet erfolgt.
6 Deskriptive Befunde zu den sozialen Unterschieden in der Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit
Im Anschluss an die Beschreibung des langfristigen Wandels partnerschaftlicher Lebensformen rücken nun die sozialen Unterschiede der partnerschaftlichen Lebensform sowie deren Veränderungen über die Zeit und in der Kohortenabfolge in den Vordergrund der Betrachtung. Während über den Rückgang der Heiratsneigung und der damit einhergehenden Zunahme des unverheirateten Zusammenlebens eine breite Debatte geführt wird, sind die sozialen Strukturen dieses Wandels nur selten Gegenstand der Betrachtung. Es stellt sich die Frage, an welche sozialen Bedingungen die partnerschaftliche Lebensform geknüpft ist und in welcher Weise sich diese verändern. Der sozialstrukturellen Differenzierung des Wandels partnerschaftlicher Lebensformen wird zunächst in einem deskriptiven Ansatz nachgegangen. Es wird untersucht, ob die Partnerlosigkeit in verschiedenen sozialen Gruppen unterschiedlich stark verbreitet ist und ob sich diese Unterschiede verstärken oder reduzieren. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Bildung. Aus theoretischer Sicht stellt die Bildung sowohl eine wichtige Einflussgröße auf das Eingehen als auch die Auflösung partnerschaftlicher Beziehungen dar. Ausgehend von den in Abschnitt 3 ausformulierten Hypothesen wird daher geprüft, ob es bildungsbezogene Unterschiede in der Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit über die Zeit und über die Lebensverläufe verschiedener Kohorten hinweg gibt. Aus der Perspektive des Lebensverlaufs wird ersichtlich, ob höhere Bildung lediglich zu einem Aufschub des Eingehens partnerschaftlicher Beziehungen führt oder die Neigung zum partnerschaftlichen Zusammenleben auch dauerhaft verändert. Im Vergleich der Kohorten zeigt sich, ob diese Effekte stabil bleiben oder einem Wandel unterworfen sind. Ergänzend werden Unterschiede der partnerschaftlichen Lebensform nach der Erwerbsposition untersucht. Während für die Bildung von einer kausalen Wirkung auf die partnerschaftliche Lebensform ausgegangen wird, hat die Erwerbsposition in erster Linie beschreibenden Charakter, d.h. sie kann sowohl eine Ursache als auch eine Folge der Partnerlosigkeit sein. Besonders für Frauen ist anzunehmen, dass die Erwerbsbeteiligung in erheblichem Maße von der partA. Lengerer, Partnerlosigkeit in Deutschland, DOI 10.1007/978-3-531-92815-9_6, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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6 Deskriptive Befunde zu den sozialen Unterschieden der Partnerlosigkeit
nerschaftlichen Lebensform bestimmt wird. Bei Männern hingegen verläuft der Effekt eher in umgekehrte Richtung. Die Erwerbsposition von Männern bildet daher deren Produktivität auf dem Arbeitsmarkt, deren sozialen Status und damit verbunden deren Attraktivität auf dem Partnermarkt ab, während sie bei Frauen vor allem in sozialstrukturell beschreibender Absicht von Interesse ist. Im Vergleich zur Bildung wird sie deshalb knapp beschrieben und Veränderungen werden nur auf der kalenderzeitlichen Dimension dargestellt. Angaben zum Bildungsabschluss stehen nicht für alle Erhebungsjahre des Mikrozensus zur Verfügung. Unterschiede der partnerschaftlichen Lebensform nach Bildung können daher erst ab 1970 untersucht werden. Welche Bedeutung die Erwerbsposition für die partnerschaftliche Lebensform hat, lässt sich hingegen für den gesamten Zeitraum von 1962 bis 2004 nachvollziehen. Wie bisher erfolgen die Auswertungen nach West- und Ostdeutschland getrennt. Für Ostdeutschland stehen Daten über einen vergleichsweise kurzen Zeitraum zur Verfügung, so dass sich das Interesse hier auf die bestehenden sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit und weniger auf deren Wandel richtet. 6.1 Unterschiede nach Bildung Sowohl die theoretischen Überlegungen zum Nutzen des partnerschaftlichen Zusammenlebens als auch zu den Präferenzen bei der Partnerwahl lassen bildungsbezogene Unterschiede der partnerschaftlichen Lebensform erwarten. Angenommen wird ein Timingeffekt, nach dem verbindliche Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens bei längeren Phasen der Ausbildung später eingegangen werden. Im jüngeren Erwachsenenalter sollte die Verbreitung der Partnerlosigkeit demnach in einem positiven Zusammenhang mit der Bildung stehen. Für das spätere Niveau der Partnerlosigkeit wird ein solcher Zusammenhang nur für Frauen vermutet, da höher gebildete Frauen weniger vom partnerschaftlichen Zusammenleben profitieren als niedrig gebildete Frauen. Bei Männern verhält sich dies umgekehrt, so dass mit zunehmender Bildung ein Rückgang des Anteils partnerlos lebender Männer verbunden sein sollte. Solche Muster wurden bislang allenfalls in Bezug auf die Ehe nachgewiesen (z.B. Schwarz 1999). Ob sie bestehen, wenn Ehen und Lebensgemeinschaften gemeinsam betrachtet und dem Leben ohne Partner im Haushalt gegenübergestellt werden, wird im Folgenden gezeigt. Zentral ist die Frage, ob und in welcher Weise diese Muster dem sozialen Wandel unterworfen sind. Erwartet wird sowohl eine Abnahme der sozialen Selektivität der partnerschaftlichen Lebensform als auch eine Annäherung der Geschlechter.
6.1 Unterschiede nach Bildung
157
Dargestellt werden die bildungsbezogenen Unterschiede in der Verbreitung und Entwicklung der Partnerlosigkeit anhand der beruflichen Bildung, die als Indikator für arbeitsmarktrelevantes Humankapital dient und insofern aus theoretischer Sicht entscheidend ist. Auf eine weitergehende Differenzierung des beruflichen Abschlusses nach dem ihm zugrunde liegenden schulischen Abschluss wird bei der Deskription zugunsten der Übersichtlichkeit verzichtet. Stattdessen wird ergänzend geprüft, ob die schulische Bildung für sich genommen relevant ist für die partnerschaftliche Lebensform. 6.1.1 Westdeutschland In Abbildung 19 ist die nach dem beruflichen Bildungsabschluss differenzierte Verbreitung der Partnerlosigkeit im Zeitverlauf dargestellt. Da die zu einem Zeitpunkt beobachteten Anteile partnerlos Lebender nicht nur vom Ausmaß, sondern auch vom Tempo des Partnerwahlprozesses bestimmt werden, erfolgt eine untere Begrenzung des Alters bei 25 Jahren. In diesem Alter ist sowohl die schulische als auch die berufliche Ausbildung in aller Regel abgeschlossen, so dass die Effekte unterschiedlich langer Verweildauern in den Institutionen des Bildungssystems annähernd kontrolliert sind.59 Nach oben hin wird das Alter auf 60 Jahre begrenzt. Andernfalls würde eine zunehmende Verzerrung dadurch entstehen, dass die Älteren den Kohorten angehören, in denen die unteren Bildungskategorien noch sehr stark besetzt sind. Relativ betrachtet würde so die Verbreitung der Partnerlosigkeit, die ja im höheren Alter ansteigt, in den unteren Bildungsgruppen zu hoch ausfallen. Bei Männern variiert das Ausmaß der Partnerlosigkeit deutlich mit der beruflichen Bildung. Unter den 25- bis 60-Jährigen sind erwartungsgemäß diejenigen mit Abstand am häufigsten partnerlos, die über keinen beruflichen Abschluss verfügen. Am Ende des hier beobachteten Zeitraums liegt der Anteil der ohne Partner im Haushalt Lebenden in dieser Gruppe bei 40 %. Mit knapp 28 % sehr viel seltener partnerlos sind die Männer mit Ausbildungsabschluss. Sie unterscheiden sich kaum von denjenigen mit Fachhochschul- oder Hochschulabschluss, unter denen der Anteil partnerlos Lebender im Jahr 2004 bei 26 % liegt. Die geringste Verbreitung der Partnerlosigkeit findet sich in der Gruppe der Techniker und Meister (21 % im Jahr 2004). Im Zeitverlauf verschiebt sich dieses Muster nicht wesentlich. Die Verbreitung der Partnerlosigkeit nimmt seit den 1970er-Jahren in allen Bildungsgruppen zu. Beim Vergleich der Entwicklungen innerhalb der verschiedenen Gruppen fällt jedoch auf, dass die 59 Die wenigen Personen, die sich im Alter von 25 Jahren und darüber noch in schulischer oder beruflicher Ausbildung befinden, sind aus den Berechnungen ausgeschlossen.
158
6 Deskriptive Befunde zu den sozialen Unterschieden der Partnerlosigkeit
Abbildung 19: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Personen im Alter von 25 bis 60 Jahren, Westdeutschland, nach Geschlecht, beruflicher Bildung und Jahr (in %) Männer 100
kein Abschluss 80
Ausbildungsabschluss
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Techniker / Meister
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(Fach-)Hochschulabschl.
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0 1962
1965
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1974
1977
1980
1983
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1989
1992
1995
1998
2001
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Jahr
Frauen 100
kein Abschluss 80
Ausbildungsabschluss
60
Techniker / Meister
40
(Fach-)Hochschulabschl.
20
0 1962
1965
1968
1971
1974
1977
1980
1983
1986
1989
1992
1995
1998
2001
2004
Jahr
Datenquelle: Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1976 (ohne Hamburg), 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; ohne Personen, die sich noch in schulischer oder beruflicher Ausbildung befinden
6.1 Unterschiede nach Bildung
159
Zunahme der Partnerlosigkeit unter den Männern ohne beruflichen Abschluss am stärksten ausfällt. Seit den 1970er-Jahren hat sich der entsprechende Anteil verdoppelt. Unter den Männern der mittleren Bildungsgruppen fällt die Zunahme moderater aus und am wenigsten breitet sich die Partnerlosigkeit unter den Männern mit der höchsten beruflichen Bildung aus. Bei den Frauen zeigt sich das erwartete Bild, wonach diejenigen mit der geringsten beruflichen Bildung am seltensten partnerlos leben, nur in den 1970er- und 1980er-Jahren. Frauen im Alter von 25 bis 60 Jahren, die über keinen beruflichen Abschluss verfügen, sind im Jahr 1970 zu 22 % partnerlos. Unter den Frauen mit Ausbildungsabschluss sind es ebenfalls nur 21 %. Frauen mit Techniker- oder Meisterabschluss leben im selben Jahr hingegen zu 30 % ohne Partner im Haushalt und Frauen mit (Fach-) Hochschulabschluss sogar zu 36 %. Betrachtet man nur die Frauen mit einer abgeschlossenen beruflichen Ausbildung, bleibt der positive Zusammenhang zwischen beruflicher Bildung und dem Ausmaß der Partnerlosigkeit über die Zeit hinweg bestehen. Im Jahr 2004 leben 32 % der (Fach-) Hochschulabsolventinnen ohne Partner im Haushalt. Unter den Technikerinnen und Meisterinnen liegt dieser Anteil bei 29 % und unter den Frauen, die über einen Ausbildungsabschluss verfügen, bei 23 %. Eine Ausnahme stellen jedoch die Frauen ohne beruflichen Abschluss dar. Unter ihnen steigt der Anteil partnerlos Lebender kontinuierlich bis auf 27 % im Jahr 2004 an. Damit sind sie inzwischen ähnlich häufig partnerlos wie die Frauen mit Techniker- oder Meisterabschluss, während die geringsten Anteile partnerlos Lebender nur noch unter den Frauen mit Ausbildungsabschluss zu finden sind. Innerhalb der heterogenen Gruppe derer mit Ausbildungsabschluss ist die Partnerlosigkeit umso weiter verbreitet, je höher das der Ausbildung zugrunde liegende Niveau des Schulabschlusses ist (ohne Abbildung). Dies gilt sowohl für Männer als auch für Frauen. Für sich genommen steht die schulische Bildung ebenfalls in einem positiven Zusammenhang mit dem Anteil partnerlos Lebender (Abbildung A4 im Anhang). Soweit nicht nur die berufliche, sondern auch die schulische Bildung über die Chancen auf dem Arbeitsmarkt bestimmt, ist dieser Befund bei Frauen plausibel erklärbar, während er bei Männern überrascht. Durchgängig am häufigsten ohne Partner im Haushalt leben die 25- bis 60-jährigen Männer, die über eine allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife verfügen. Wie die weiteren Auswertungen zeigen, lässt sich dies aber nahezu vollständig auf den lebenszeitlichen Aufschub des Eingehens verbindlicher partnerschaftlicher Beziehungen zurückführen, der bei den höher Gebildeten auch noch über das Alter von 25 Jahren hinausreicht. Die Wirkung der Bildung auf die partnerschaftliche Lebensform und deren Wandel lässt sich also wesentlich genauer herausarbeiten, wenn Unterschiede
160
6 Deskriptive Befunde zu den sozialen Unterschieden der Partnerlosigkeit
zwischen den Lebensverläufen von Geburtskohorten betrachtet werden. Hinter den im Querschnitt zu beobachtenden Mustern verbergen sich sowohl bildungsbezogene Unterschiede im partnerschaftlichen Lebensverlauf als auch Veränderungen dieser Unterschiede in der Kohortenabfolge. Diese werden im Folgenden für Männer und Frauen beschrieben. In Abbildung 20 ist die nach dem beruflichen Bildungsabschluss differenzierte Verbreitung der Partnerlosigkeit im Lebensverlauf von Männern ausgewählter Kohortengruppen wiedergegeben.60 Betrachtet man zunächst die Entwicklung im Lebensverlauf, ohne die Unterschiede zwischen den Kohorten zu berücksichtigen, so zeigt sich, dass die berufliche Bildung nicht nur im unteren Altersbereich, sondern durchgängig relevant ist für das Ausmaß der Partnerlosigkeit. Wie erwartet lassen sich bildungsbezogene Unterschiede im Timing und im Niveau des partnerschaftlichen Zusammenlebens feststellen. Männer mit (Fach-) Hochschulabschluss leben im unteren Altersbereich vergleichsweise selten mit einer Frau zusammen, in späteren Phasen des Lebensverlaufs hingegen eher häufig. Daraus lässt sich schließen, dass Männer mit akademischer Ausbildung zwar eine verlangsamte, aber insgesamt starke Neigung zum Eingehen verbindlicher partnerschaftlicher Beziehungen haben. Übertroffen wird diese nur noch von den Technikern und Meistern, die über den gesamten Lebensverlauf hinweg am seltensten partnerlos sind. Männer, die einen Ausbildungsberuf erlernt haben, sind zwar im unteren Altersbereich ebenfalls relativ häufig bereits in einer Partnerschaft gebunden, erreichen aber im weiteren Lebensverlauf nicht mehr das Niveau derer mit den höheren beruflichen Abschlüssen. Mit deutlichem Abstand durchgängig am häufigsten partnerlos sind die Männer ohne Berufsabschluss. Lediglich im jüngeren Erwachsenenalter leben die Absolventen der (Fach-) Hochschulen ähnlich selten mit einer Frau zusammen, was sich im weiteren Lebensverlauf jedoch ändert, während die Verbreitung der Partnerlosigkeit unter den niedrig gebildeten Männern auf einem hohen Niveau stagniert. Vermutlich werden Partnerschaften von Männern, die aufgrund ihrer fehlenden beruflichen Ausbildung schlechte Erwerbs- und Einkommenschancen haben, nicht nur seltener eingegangen, sondern auch häufiger wieder gelöst als die von Männern mit einer abgeschlossenen beruflichen Ausbildung. Über die Kohorten hinweg ist die Bedeutung der beruflichen Bildung stabil. Die Unterschiede zwischen den Männern ohne beruflichen Abschluss und allen 60 Da für die um 1900 und früher Geborenen nur kurze Ausschnitte aus den Lebensverläufen im oberen Altersbereich beobachtbar sind, beginnt die Darstellung mit den um 1910 Geborenen. Außerdem endet sie mit den um 1970 Geborenen, da die partnerschaftliche Lebensform hier erst ab dem Alter von 25 Jahren, in dem die berufliche Ausbildung in aller Regel abgeschlossen ist, betrachtet wird. Personen, die sich über dieses Alter hinaus noch in (schulischer oder beruflicher) Ausbildung befinden, sind aus den Berechnungen ausgeschlossen.
6.1 Unterschiede nach Bildung
161
übrigen Männern verstärken sich eher. Sichtbar setzt diese Entwicklung bei den um 1940 geborenen Männern ein. In den Kohorten zuvor, in denen die Partnerlosigkeit in Folge des Krieges kaum verbreitet war, hatten also offenbar auch diejenigen ohne formale berufliche Qualifikation vergleichsweise gute Chancen, einen Partner zu finden. Für die später geborenen Männer, die über keinen Berufsabschluss verfügen, wird dies immer schwerer. Aus dem Vergleich der Kohorten im selben Alter wird dies ersichtlich: Im Alter von 40 Jahren leben 15 % der um 1930 geborenen Männer ohne Berufsabschluss partnerlos. In den übrigen Gruppen bewegt sich dieser Anteil zwischen 8 % (Männer mit Ausbildungsabschluss) und 10 % (Männer mit Hochschulabschluss).61 Von den um 1940 geborenen Männern, die über keinen beruflichen Abschluss verfügen, leben im selben Alter 22 % partnerlos, wohingegen es unter den Männern mit beruflichem Abschluss zwischen 11 % (Techniker/Meister) und 15 % (Männer mit Ausbildungsabschluss) sind. Die um 1950 geborenen Männer ohne formale Berufsqualifikation sind 40-jährig bereits zu 32 % partnerlos, die mit Qualifikation hingegen zu 16 % (Techniker/Meister) bzw. 17 % (Männer mit Ausbildungsabschluss sowie Hochschulabsolventen). Unter den um 1960 geborenen Männern sind die Abstände schließlich noch größer. Im Alter von 40 Jahren leben hier 43 % derer ohne Berufsabschluss partnerlos und nur 19 % (Techniker/ Meister) bis 25 % (Männer mit Ausbildungsabschluss) derer mit Berufsabschluss. Die über die Kohorten hinweg feststellbare Zunahme der Partnerlosigkeit fällt damit unter den Männern ohne abgeschlossene berufliche Ausbildung am relativ stärksten aus, am relativ schwächsten hingegen unter den Technikern und Meistern sowie unter den (Fach-) Hochschulabsolventen, also jenen mit der höchsten beruflichen Bildung. Die gut ausgebildeten Männer leben also weiterhin am seltensten partnerlos. Gleichzeitig öffnet sich die Schere zu den gering qualifizierten Männern immer weiter. Bei Frauen zeigen sich Unterschiede nach der beruflichen Bildung ebenfalls über den gesamten Lebensverlauf hinweg (Abbildung 21).62 Der Effekt der beruflichen Bildung auf die Verbreitung der Partnerlosigkeit ist durchgängig positiv, d.h. Frauen mit höherer beruflicher Bildung gehen später Partnerschaften ein und leben insgesamt seltener mit einem Partner zusammen als Frauen mit niedriger beruflicher Bildung. Erst im fortgeschrittenen Alter scheint sich dieses Muster aufzulösen. Da es in den betreffenden Kohorten jedoch nur sehr wenig 61 Abgesehen von der Gruppe der Techniker und Meister, unter denen der Anteil partnerlos Lebender in diesem Altersbereich stark schwankt. Grund hierfür sind Probleme bei der Abgrenzung dieser Gruppe in den Daten der Volkszählung 1970 (vgl. Abschnitt 4.2). 62 In wenigen Altersjahren bestimmter Kohorten, deren Angaben aus den Daten der Volkszählung 1970 stammen, wurde auf eine Darstellung der Technikerinnen und Meisterinnen verzichtet. Die Probleme bei der Abgrenzung dieser Gruppe fallen bei sehr geringen Fallzahlen zu stark ins Gewicht (vgl. Fußnote 61).
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(Fach-)Hochschulabschl.
Techniker / Meister
Ausbildungsabschluss
kein Abschluss
(Fach-)Hochschulabschl.
Techniker / Meister
Ausbildungsabschluss
kein Abschluss
Abbildung 20: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Männern, Westdeutschland, nach Alter, beruflicher Bildung und Kohorte (in %)
162 6 Deskriptive Befunde zu den sozialen Unterschieden der Partnerlosigkeit
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(Fach-)Hochschulabschl.
Techniker / Meister
Ausbildungsabschluss
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(Fach-)Hochschulabschl.
Techniker / Meister
Ausbildungsabschluss
kein Abschluss
Datenquelle: Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1976 (ohne Hamburg), 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; ohne Personen, die sich noch in schulischer oder beruflicher Ausbildung befinden
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Kohorten 1959-1961
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(Fach-)Hochschulabschl.
Techniker / Meister
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Kohorten 1969-1971
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Kohorten 1949-1951
6.1 Unterschiede nach Bildung
163
164
6 Deskriptive Befunde zu den sozialen Unterschieden der Partnerlosigkeit
Frauen mit einer höherwertigen Ausbildung gibt, kommt es zu erheblichen Schwankungen, die kaum inhaltlich interpretiert werden können. Zwischen den Kohorten finden bemerkenswerte Veränderungen statt: In den älteren, bis etwa 1940 geborenen Kohorten sind diejenigen Frauen am seltensten partnerlos, die über keinen berufsqualifizierenden Abschluss verfügen. In aller Regel handelt es sich dabei wohl um Frauen, die früh geheiratet und nie für einen unabhängigen Lebensunterhalt gesorgt haben. Frauen mit einer beruflichen Ausbildung waren hingegen weniger auf die Ehe angewiesen. Gleichzeitig war die berufliche Qualifikation für viele Frauen auch erst möglich und notwendig geworden, nachdem der Krieg ihre Heiratsgelegenheiten eingeschränkt hatte. In den jüngeren Kohorten hingegen sind es nicht mehr die am geringsten qualifizierten Frauen, die am häufigsten mit einem Partner zusammenleben, sondern die Frauen mit einer abgeschlossenen beruflichen Lehre. Etwa ein Viertel der um 1960 geborenen Frauen ohne Berufsabschluss lebt im Alter zwischen 30 und 40 Jahren partnerlos. Unter den Frauen mit Ausbildungsabschluss sind es hingegen weniger als 20 %. In der jüngsten hier beobachteten Kohortengruppe deutet sich sogar ein ähnlich hohes Niveau der Partnerlosigkeit unter den Frauen ohne formale Berufsqualifikation und unter den Frauen mit akademischer Ausbildung an. Die um 1970 geborenen Frauen ohne Berufsabschluss leben im Alter von 35 Jahren zu 30 % partnerlos. Bei den Frauen mit Hochschulabschluss sind es 28 %. Von den Frauen mit Ausbildungsabschluss leben in diesem Alter hingegen nur 23 % ohne Partner im Haushalt. Ähnlich niedrig ist das Niveau der Partnerlosigkeit unter den Technikerinnen und Meisterinnen. Auch für Frauen kann also festgehalten werden, dass der Anstieg der Partnerlosigkeit in den jüngeren Kohorten unter denjenigen mit den niedrigsten Erwerbs- und Einkommenschancen am stärksten ausfällt. Waren Frauen ohne berufliche Ausbildung ehemals sehr häufig in einer festen Partnerschaft gebunden, sind sie mittlerweile einem relativ höheren Risiko der Partnerlosigkeit ausgesetzt. Gut ausgebildete Frauen waren hingegen schon immer öfter partnerlos. Daran hat sich in der Abfolge der Kohorten nur wenig verändert. Wird die Verbreitung der Partnerlosigkeit im Lebensverlauf nach der schulischen statt nach der beruflichen Bildung differenziert, sind geringere Unterschiede zu erwarten. Die schulische Bildung hat nicht nur weniger Einfluss auf die Erwerbschancen als die berufliche Bildung, sondern ist aus familienökonomischer Sicht auch weniger bedeutend für die Attraktivität als Partner. Für Männer bestätigt sich diese Vermutung (Abbildung A5 im Anhang). Männer mit hoher schulischer Bildung leben zwar im jüngeren Erwachsenenalter häufiger partnerlos, unterscheiden sich im mittleren und oberen Altersbereich aber – abgesehen von zufallsbedingten Schwankungen – kaum mehr von den übrigen Bildungsgruppen. Von der schulischen Bildung geht ein reiner Timing-
6.1 Unterschiede nach Bildung
165
effekt aus, d.h. hohe schulische Bildung verzögert bei Männern das Eingehen verbindlicher partnerschaftlicher Beziehungen, erhöht aber kaum das Niveau des partnerschaftlichen Zusammenlebens. Soweit beobachtbar, trifft dies auf alle Kohorten zu. Allenfalls in den jüngeren Kohortengruppen deutet sich eine Tendenz an, wonach Männer mit niedriger schulischer Bildung am häufigsten partnerlos leben. Bei Frauen hingegen sind die Unterschiede nach der schulischen Bildung nicht auf das jüngere Erwachsenenalter beschränkt, sondern über die gesamte Altersspanne hinweg zu beobachten (Abbildung A6 im Anhang). Frauen mit hoher schulischer Bildung gehen verbindliche Partnerschaften später ein und leben auch darüber hinaus häufiger ohne Partner im Haushalt als Frauen mit niedriger schulischer Bildung. In den jüngeren Kohorten fallen die Unterschiede zwischen den Bildungsgruppen etwas geringer aus als in den älteren Kohorten. Die Verbreitung der Partnerlosigkeit nimmt unter den Frauen der niedrigsten Bildungsgruppe in der Kohortenabfolge kontinuierlich zu, während sie sich unter den Frauen mit mittlerer schulischer Bildung nur wenig verändert. Frauen mit hoher Schulbildung lebten bereits in den älteren Kohorten vergleichsweise häufig ohne Partner im Haushalt. Ein Grund hierfür könnte sein, dass Frauen ihre hohe schulische Bildung häufiger als Männer in eine entsprechende berufliche Qualifikation umsetzen und insofern eine relativ starke Erwerbsorientierung aufweisen. Für Westdeutschland kommt die Beschreibung der bildungsbezogenen Unterschiede der partnerschaftlichen Lebensform damit zu folgenden Ergebnissen: (1) Bei beiden Geschlechtern gibt es Unterschiede der partnerschaftlichen Lebensform nach der Bildung. Sowohl die schulische als auch die berufliche Qualifikation verzögern den Partnerwahlprozess über das Ende der Ausbildung hinaus und erhöhen die Verbreitung der Partnerlosigkeit im unteren Altersbereich. In späteren Phasen des Lebensverlaufs sind beruflich hoch qualifizierte Männer jedoch vergleichsweise selten partnerlos, während die Bildung bei Frauen in einem dauerhaft positiven Zusammenhang mit der Verbreitung der Partnerlosigkeit steht. (2) Soweit beobachtbar, lassen sich in allen Kohorten Timingeffekte der Bildung und auch bildungsbezogene Unterschiede im Niveau des partnerschaftlichen Zusammenlebens feststellen. In der Abfolge der Kohorten kommt es in allen Bildungsgruppen zu einem Anstieg der Partnerlosigkeit im unteren Altersbereich sowie zu einer Zunahme des Anteils partnerlos Lebender über den gesamten weiteren Lebensverlauf hinweg. Dies lässt sowohl auf eigenständige Bildungs- als auch auf eigenständige Kohorteneffekte schließen.
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(Fach-)Hochschulabschl.
Techniker / Meister
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Kohorten 1929-1931
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(Fach-)Hochschulabschl.
Techniker / Meister
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(Fach-)Hochschulabschl.
Techniker / Meister
Ausbildungsabschluss
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Abbildung 21: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Frauen, Westdeutschland, nach Alter, beruflicher Bildung und Kohorte (in %)
166 6 Deskriptive Befunde zu den sozialen Unterschieden der Partnerlosigkeit
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Alter
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(Fach-)Hochschulabschl.
Techniker / Meister
Ausbildungsabschluss
kein Abschluss
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Alter
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(Fach-)Hochschulabschl.
Techniker / Meister
Ausbildungsabschluss
kein Abschluss
Datenquelle: Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1976 (ohne Hamburg), 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; ohne Personen, die sich noch in schulischer oder beruflicher Ausbildung befinden
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Kohorten 1959-1961
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(Fach-)Hochschulabschl.
Techniker / Meister
Ausbildungsabschluss
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Kohorten 1969-1971
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Kohorten 1949-1951
6.1 Unterschiede nach Bildung
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168
6 Deskriptive Befunde zu den sozialen Unterschieden der Partnerlosigkeit
(3) Eine Abschwächung bildungsspezifischer Muster der partnerschaftlichen Lebensform ist kaum zu erkennen. Vielmehr sind die bildungsbezogenen Unterschiede der Verbreitung der Partnerlosigkeit im Lebensverlauf von Männern und Frauen über die Kohorten hinweg stabil. Eine Ausnahme stellen diejenigen ohne beruflichen Abschluss dar. Bei den Männern ist die Partnerlosigkeit in dieser Gruppe am weitesten verbreitet und steigt in der Kohortenabfolge überproportional an, so dass der Abstand zu den übrigen Bildungsgruppen größer wird. Bei den Frauen verschiebt sich das Muster: In den älteren Kohorten sind Frauen ohne Berufsabschluss am seltensten partnerlos, in den jüngeren Kohorten dagegen diejenigen mit Ausbildungsabschluss, während die Frauen ohne Abschluss zusammen mit den Frauen, die über höhere berufliche Abschlüsse verfügen, am häufigsten ohne Partner im Haushalt leben. (4) In dieser Hinsicht findet eine gewisse Angleichung zwischen den Geschlechtern statt. Über die Kohorten hinweg sind es zunehmend diejenigen mit den geringsten Chancen auf dem Arbeitsmarkt, die am häufigsten partnerlos leben, und zwar sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Die Effekte einer hohen Bildung sind hingegen nach wie vor konträr: Männer mit hoher beruflicher Bildung sind relativ häufig partnerschaftlich gebunden, Frauen mit hoher schulischer und/oder beruflicher Bildung jedoch eher selten. Bisher nicht diskutiert wurde die Frage, inwieweit die berichteten Unterschiede stärker oder schwächer ausfallen, wenn nur das eheliche Zusammenleben betrachtet wird. Dass etwa hoch gebildete Frauen eine deutlich reduzierte Heiratsneigung aufweisen, ist ein wiederholt bestätigter Befund (vgl. Abschnitt 3.2). Gleichzeitig gibt es Hinweise darauf, dass hoch gebildete Frauen eher als niedrig gebildete Frauen dazu tendieren, eine nichteheliche Lebensgemeinschaft einzugehen (z.B. Vaskovics/Rupp 1995). Mit anderen Worten geht es also um die Frage, ob die Ausbreitung der nichtehelichen Lebensgemeinschaft die soziale Selektivität der Partnerlosigkeit „abfedert“. Weitergehende, hier nicht wiedergegebene Auswertungen stützen diese Vermutung. Besonders bei den Frauen sind die bildungsbezogenen Unterschiede in den jüngeren Kohorten tendenziell größer, wenn auf die Verbreitung der Ehe abgehoben wird. Über die Kohorten hinweg nimmt die Verbreitung der Ehe in allen Bildungsgruppen ähnlich stark ab. Der Rückgang des Zusammenlebens mit einem Partner fällt hingegen unter den hoch gebildeten Frauen etwas schwächer aus als unter den niedriger gebildeten Frauen. Die hoch gebildeten Frauen kompensieren also offenbar den Rückgang der Ehe am ehesten durch die Zunahme der nichtehelichen Lebensgemeinschaft. Auch bei den Männern deutet sich ein solches Muster an.
6.1 Unterschiede nach Bildung
169
6.1.2 Ostdeutschland Für Ostdeutschland wird erwartet, dass sich mit Westdeutschland vergleichbare Bildungsunterschiede der partnerschaftlichen Lebensform erst allmählich herauskristallisieren. Nach dem historischen Ende der DDR wurden zwar die Rahmenbedingungen der alten Bundesrepublik schnell übernommen. Im Bestand partnerschaftlicher Lebensformen sollten sich die Veränderungen aber nur langsam niederschlagen, da ein großer Teil der bestehenden Partnerschaften wohl noch vor der politischen Wende eingegangen wurde. Erst die partnerschaftlichen Biographien der jüngeren Generationen, die vollständig in die Zeit nach dem politischen Umbruch fallen, sind von denselben Umständen geprägt wie jene aus den alten Bundesländern. In Abbildung 22 ist die Verbreitung der Partnerlosigkeit unter 25- bis 60-jährigen Männern und Frauen verschiedener Bildungsgruppen dargestellt. Anders als erwartet sind die Unterschiede nicht durchgängig geringer als in Westdeutschland. Nur bei Frauen erweist sich die berufliche Bildung als weniger selektiv im Hinblick auf die partnerschaftliche Lebensform. Bei beiden Geschlechtern mit deutlichem Abstand am häufigsten partnerlos leben diejenigen ohne beruflichen Abschluss, was sich im Zeitverlauf weiter verstärkt. Weil es in der ehemaligen DDR nur wenig Personen ohne beruflichen Abschluss gab, handelt es sich dabei allerdings um eine zahlenmäßig relativ kleine Gruppe. Unter den Männern mit abgeschlossener beruflicher Bildung ist die Partnerlosigkeit unter denen am weitesten verbreitet, die über einen Ausbildungsabschluss verfügen. Im Jahr 2004 liegt der entsprechende Anteil bei 31 %. Männer mit (Fach-) Hochschulabschluss sind im selben Jahr hingegen nur zu 23 % partnerlos und Männer mit Techniker- oder Meisterabschluss zu knapp 20 %. Auch im Lebensverlauf finden sich diese Unterschiede im Niveau (ohne Abbildung). Nur im unteren Altersbereich liegt die Verbreitung der Partnerlosigkeit unter den Hochschulabsolventen höher als in den übrigen Gruppen. Bei den Frauen steht der berufliche Bildungsabschluss in einem schwachen Zusammenhang mit der partnerschaftlichen Lebensform. Frauen mit Hochschulabschluss leben nur geringfügig häufiger partnerlos als Frauen mit sonstigen beruflichen Abschlüssen. Im Lebensverlauf zeigt sich, dass dieser Unterschied nahezu vollständig auf Timing-Effekte zurückzuführen ist (ohne Abbildung). Anders als in den alten Bundesländern hat also die berufliche Bildung bei Frauen keinen Effekt auf das Ausmaß des Zusammenlebens mit einem Partner. Knapp zusammengefasst unterliegt die partnerschaftliche Lebensform von Männern in Ostdeutschland ähnlichen Bedingungen wie in Westdeutschland. Mit steigender beruflicher Qualifikation geht die Verbreitung der Partnerlosigkeit
170
6 Deskriptive Befunde zu den sozialen Unterschieden der Partnerlosigkeit
Abbildung 22: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Personen im Alter von 25 bis 60 Jahren, Ostdeutschland, nach Geschlecht, beruflicher Bildung und Jahr (in %) Männer 100
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Ausbildungsabschluss
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Jahr
Datenquelle: Mikrozensus Scientific Use Files 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; ohne Personen, die sich noch in schulischer oder beruflicher Ausbildung befinden
6.2 Unterschiede nach Erwerbsposition
171
zurück. Bei Frauen hingegen gibt es kaum Unterschiede zwischen den Bildungsgruppen. In Ostdeutschland leben hoch gebildete Frauen also nicht häufiger partnerlos als niedrig gebildete Frauen. Eine Ausnahme stellen bei beiden Geschlechtern diejenigen ohne beruflichen Abschluss dar. Unter ihnen ist die Partnerlosigkeit mit Abstand am häufigsten. Außerdem steigt die Partnerlosigkeit in dieser Gruppe überproportional an, womit es zu einer Annäherung an die alten Bundesländer kommt: Diejenigen mit schlechten Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben auch in den neuen Bundesländern immer weniger Chancen, einen Partner zu finden und/oder eine bestehende Partnerschaft aufrecht zu erhalten. 6.2 Unterschiede nach Erwerbsposition Inwieweit die partnerschaftliche Lebensform eine Frage des sozialen Status ist, lässt sich neben der Bildung auch über die Erwerbstätigkeit bestimmen. Bei Männern wird ein positiver Zusammenhang dieser Merkmale mit der Verbreitung des partnerschaftlichen Zusammenlebens erwartet. Männer mit guter Erwerbsposition haben den theoretischen Überlegungen zufolge eine relativ hohe Neigung zum Eingehen partnerschaftlicher Beziehungen. Außerdem sollten ihre Beziehungen vergleichsweise lange andauern. Bei Frauen hingegen wird angenommen, dass diejenigen am häufigsten in einer festen Partnerschaft leben, die nicht oder nicht gut in den Arbeitsmarkt integriert sind. Anders als bei Männern ist die Erwerbsposition von Frauen jedoch weniger eine Ursache denn eine Folge ihrer partnerschaftlichen Lebensform. Die diesbezüglichen Unterschiede in der Verbreitung der Partnerlosigkeit werden daher bei Frauen vornehmlich in sozialstrukturell-beschreibender Absicht und bei Männern auf die in Abschnitt 3 formulierten Hypothesen hin diskutiert. 6.2.1 Westdeutschland In Abbildung 23 ist der Anteil partnerlos Lebender nach der Stellung im Erwerbsleben dargestellt. Mit den 25- bis 60-Jährigen wird der Altersbereich betrachtet, in dem die Ausbildung in aller Regel abgeschlossen und das Ende des erwerbsfähigen Alters noch nicht erreicht ist.63 63 Die wenigen Personen, die sich über das Alter von 25 Jahren hinaus noch in betrieblicher Ausbildung befinden, sind aus den Berechnungen ausgeschlossen. Besuchen sie hingegen eine Schule oder Hochschule und gehen nebenher keiner Erwerbstätigkeit nach, zählen sie zu den Nichterwerbspersonen. Eine einheitliche Zuordnung beider Gruppen ist nicht für alle Erhebungsjahre des Mikrozensus möglich.
172
6 Deskriptive Befunde zu den sozialen Unterschieden der Partnerlosigkeit
Abbildung 23: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Personen im Alter von 25 bis 60 Jahren, Westdeutschland, nach Geschlecht, Erwerbsposition und Jahr (in %) Männer 100
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Jahr
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Arbeiter
Angestellte
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Beamte 60
Selbständige 40
mithelfende Familienang. Erwerbslose
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Nichterwerbspersonen
0 1962
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Jahr
Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; ohne Personen, die sich noch in betrieblicher Ausbildung befinden
6.2 Unterschiede nach Erwerbsposition
173
Bei Männern und Frauen zeigen sich unterschiedliche Muster: Die Verbreitung der Partnerlosigkeit variiert bei Männern vor allem mit ihrer Beteiligung am Erwerbsleben. Die höchsten Anteile finden sich unter den erwerbslosen (d.h. nicht erwerbstätigen, aber Arbeit suchenden) und den anderweitig nicht erwerbstätigen Männern. Bei den Frauen dagegen leben die nicht Erwerbstätigen am seltensten partnerlos und innerhalb der Gruppe der Erwerbstätigen sind die Unterschiede deutlich größer als bei den Männern. Aus nahe liegenden Gründen nehmen die mithelfenden Familienangehörigen bei beiden Geschlechtern eine gesonderte Stellung ein. Zu den Unterschieden im Einzelnen: Erwerbstätige Männer leben selten partnerlos. Unter den (wenigen) nicht erwerbstätigen Männern liegen die Anteile der partnerlos Lebenden etwa doppelt so hoch und unter den erwerbslosen Männern finden sich nahezu durchgängig die höchsten Anteile partnerlos Lebender. Noch häufiger ist die Partnerlosigkeit lediglich unter den mithelfenden Familienangehörigen, die zahlenmäßig jedoch allenfalls in den 1960er-Jahren ins Gewicht fallen und bei denen es sich meist um jüngere Männer handelt, die noch im elterlichen Haushalt leben. Die Unterschiede innerhalb der Gruppe der erwerbstätigen Männer lassen vermuten, dass die mit einer Erwerbstätigkeit verbundene soziale Anerkennung und auch die Sicherheit des Arbeitsplatzes bedeutsam für die partnerschaftliche Lebensform sind: Wenngleich die Abstände eher gering sind, ist die Partnerlosigkeit unter den Arbeitern stets am weitesten verbreitet, gefolgt von den Angestellten, während Selbständige sowie Beamte am seltensten partnerlos sind. Daran ändert sich im Zeitverlauf wenig. In allen Gruppen nimmt die Verbreitung der Partnerlosigkeit stetig zu. Nur unter den erwerbslosen Männern fällt diese Zunahme etwas stärker aus, so dass diese inzwischen am häufigsten partnerlos leben. Im Jahr 2004 trifft dies auf knapp die Hälfte der erwerbslosen Männer zu. Von den anderweitig nicht erwerbstätigen Männern leben im selben Jahr 44 % partnerlos und von den erwerbstätigen Männern – je nach beruflicher Stellung – nur zwischen 21 % (Beamte) und 28 % (Arbeiter). Bei den Frauen ist die Partnerlosigkeit unter den nicht Erwerbstätigen am wenigsten verbreitet und wird nur noch von den mithelfenden Familienangehörigen unterschritten. Anders als bei den Männern ist dies jedoch in aller Regel eine Folge des Zusammenlebens mit einem Partner und insbesondere des damit häufig verbundenen Übergangs in die Elternschaft. Partnerlos lebende Frauen hingegen sind meist erwerbstätig. Innerhalb der Gruppe der erwerbstätigen Frauen finden sich gleichwohl bemerkenswerte Unterschiede, die denen der Männer entgegengesetzt sind: Am häufigsten ohne Partner im Haushalt leben Beamtinnen, also Frauen mit einem sicheren Arbeitsplatz und einer oft guten beruflichen Position. Ebenfalls vergleichsweise weit verbreitet ist die Partnerlosigkeit unter den Angestellten. Die Arbeiterinnen dagegen sind unter den erwerbstätigen
174
6 Deskriptive Befunde zu den sozialen Unterschieden der Partnerlosigkeit
Frauen diejenigen mit den geringsten Anteilen an Partnerlosen. Vergleicht man die zeitliche Entwicklung innerhalb der verschiedenen Gruppen, so fällt auf, dass die Verbreitung der Partnerlosigkeit nicht überall zurückgeht. Nur bei den erwerbstätigen Frauen ist dies der Fall, worin sich wohl hauptsächlich die zunehmende Erwerbsquote verheirateter Frauen widerspiegelt. Am relativ stärksten nimmt der Anteil partnerlos Lebender unter den Beamtinnen ab (von 70 % im Jahr 1962 auf knapp 30 % im Jahr 2004) und am relativ schwächsten unter den Arbeiterinnen (von 40 % im Jahr 1962 auf 24 % Im Jahr 2004), so dass die Unterschiede nach der beruflichen Stellung im Zeitverlauf geringer werden.64 Unter den nicht erwerbstätigen und den erwerbslosen Frauen hingegen nimmt die Verbreitung der Partnerlosigkeit seit den 1980er-Jahren zu. Wie bei den Männern leben nun die erwerbslosen Frauen mit Abstand am häufigsten partnerlos. Dies kann zum einen daran liegen, dass partnerlos lebende Frauen vermehrt nach Arbeit suchen (z.B. in Folge einer Trennung), oder es für Frauen wie Männer in prekärer sozioökonomischer Lage schwieriger wird, einen Partner zu finden. Für Westdeutschland kann also in Bezug auf die erwerbsbezogenen Unterschiede der partnerschaftlichen Lebensform zunächst Folgendes festgehalten werden: (1) Die Verbreitung der Partnerlosigkeit variiert sowohl bei Männern als auch bei Frauen deutlich mit der Stellung im Erwerbsleben. Bei Männern leben diejenigen am seltensten partnerlos, die eine gute und sichere berufliche Position innehaben. Bei den Frauen dagegen stehen diese Merkmale in Verbindung mit einem hohen Niveau der Partnerlosigkeit. (2) An diesen Mustern ändert sich über den hier beobachteten Zeitraum von über vier Jahrzehnten hinweg wenig. Etwas geringer werden die erwerbsbezogenen Unterschiede der partnerschaftlichen Lebensform nur bei Frauen. Für Männer deuten die Befunde darauf hin, dass der soziale Status bestimmend ist für ihre Attraktivität auf dem Partnermarkt. Männer, die einer gut bezahlten und/oder sozial gut abgesicherten Erwerbstätigkeit nachgehen, sind attraktive Partner und haben vermutlich sowohl eine vergleichsweise hohe Neigung zum Eingehen partnerschaftlicher Beziehungen als auch ein geringes Risiko der Trennung. Eine Abschwächung dieser Zusammenhänge ist entgegen den theoretischen Erwartungen nicht zu beobachten. Bei den Frauen stellen die Unterschiede in erster Linie eine Folge der partnerschaftlichen Lebensform dar. Die Vermutung liegt nahe, dass Frauen mit dem Übergang in Partnerschaft und Elternschaft ihre Erwerbstätigkeit einschränken 64
Dass die Partnerlosigkeit unter den Beamtinnen so stark zurückgeht, hat auch rechtliche Ursachen: Bis zum Ende der 1940er-Jahre konnten verheiratete Beamtinnen entlassen werden, wenn ihre wirtschaftliche Versorgung durch den Ehemann gesichert war (z.B. Pfarr/Bertelsmann 1989: 33ff.).
6.2 Unterschiede nach Erwerbsposition
175
oder ganz aufgeben, während partnerlos lebende Frauen erwerbstätig bleiben. Weil die Phasen des Ausstiegs aus der Erwerbsarbeit kürzer werden und immer mehr Frauen unabhängig von ihrer privaten Situation durchgängig erwerbstätig sind, werden die entsprechenden Unterschiede in der Verbreitung der Partnerlosigkeit im Zeitverlauf geringer. 6.2.2 Ostdeutschland In Ostdeutschland sind die erwerbsbezogenen Unterschiede der partnerschaftlichen Lebensform erwartungsgemäß geringer. Außerdem sind sie bei beiden Geschlechtern ähnlich gelagert, wohingegen sie in Westdeutschland nach wie vor geschlechtsspezifisch ausgeprägt sind. Aus Abbildung 24 geht hervor, dass sowohl Männer als auch Frauen im Alter zwischen 25 und 60 Jahren dann am häufigsten partnerlos leben, wenn sie keiner Erwerbstätigkeit nachgehen und ihren Lebensunterhalt entweder anderweitig bestreiten oder arbeitslos sind. Unter den Männern liegen die entsprechenden Anteile im Jahr 2004 bei über 40 %, unter den Frauen bei rund 30 %. Zwischen den verschiedenen Gruppen von Erwerbstätigen gibt es – abgesehen von den (wenigen) mithelfenden Familienangehörigen – nur geringfügige Unterschiede in der Verbreitung der Partnerlosigkeit. In der Tendenz sind es die Arbeiter unter den erwerbstätigen Männern, die am häufigsten partnerlos leben. Bei den erwerbstätigen Frauen gibt es dagegen keine durchgängigen Unterschiede nach der beruflichen Stellung. In Ostdeutschland hat also die Stellung im Erwerbsleben eine geringere Bedeutung für die partnerschaftliche Lebensform als in Westdeutschland. Außerdem gibt es hierbei kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Dies ist Ausdruck der hohen Erwerbsquote ostdeutscher Frauen, die auch nach dem Übergang in Partnerschaft und Elternschaft vergleichsweise hoch bleibt. Weil es in Ostdeutschland üblich ist, dass beide Partner zum Haushaltseinkommen beitragen, wird eine nicht vorhandene Erwerbstätigkeit für beide Geschlechter zum negativen Selektionskriterium bei der Partnerwahl.
176
6 Deskriptive Befunde zu den sozialen Unterschieden der Partnerlosigkeit
Abbildung 24: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Personen im Alter von 25 bis 60 Jahren, Ostdeutschland, nach Geschlecht, Erwerbsposition und Jahr (in %) Männer 100
Arbeiter
Angestellte
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Beamte 60
Selbständige 40
mithelfende Familienang. Erwerbslose
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Nichterwerbspersonen 1965
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2004
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Frauen 100
Arbeiter
Angestellte
80
Beamte 60
Selbständige 40
mithelfende Familienang. Erwerbslose
20
0 1962
Nichterwerbspersonen 1965
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Datenquelle: Mikrozensus Scientific Use Files 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; ohne Personen, die sich noch in betrieblicher Ausbildung befinden
7 Analytische Befunde zu den sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit im Wandel
In den folgenden Analysen werden die sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit und deren Wandel mit Hilfe logistischer Regressionsmodelle eingehender untersucht. Dass die Partnerlosigkeit in verschiedenen sozialen Gruppen unterschiedlich weit verbreitet ist, haben die deskriptiven Befunde gezeigt. Nun stellt sich die Frage nach der statistischen Bedeutsamkeit dieser Unterschiede und nach dem genauen Ausmaß, in dem einzelne Merkmale bestimmend für die partnerschaftliche Lebensform sind. Erneut steht der Wandel der sozialen Selektivität des Zusammenlebens mit einem Partner respektive des Lebens ohne festen Partner im Vordergrund des Interesses. Es wird geprüft, ob die in Abschnitt 3 ausgeführten theoretischen Überlegungen zutreffen, wonach sich die sozialen Unterschiede der partnerschaftlichen Lebensform in der Abfolge der Kohorten abschwächen und es zu einer Annäherung zwischen den Geschlechtern kommt. An dieser Stelle sei nochmals betont, dass die sozialen Bedingungen der partnerschaftlichen Lebensform untersucht werden, wie sie sich aus den Determinanten des Eingehens und Auflösens von partnerschaftlichen Beziehungen ergeben. Es geht also weniger um die Ursachen des Eingehens und Auflösens von partnerschaftlichen Beziehungen, sondern vielmehr um die Frage, welche Muster daraus resultieren und in welcher Weise sich diese verändern. Die zu einem bestimmten Zeitpunkt bestehende Lebensform ist das Produkt verschiedener Entscheidungen im individuellen Lebensverlauf über das Eingehen und das Auflösen einer partnerschaftlichen Beziehung, und besonders im oberen Altersbereich spielt daneben die Sterblichkeit eine prägende Rolle. Aus dem Zusammenspiel dieser Prozesse resultieren die sozialen Strukturen der partnerschaftlichen Lebensform. Wie immer bei der Verwendung von Querschnittdaten ist es also nur eingeschränkt möglich, Aussagen über die Richtung von Einflüssen zu machen. Allenfalls der Bildung kann ein kausaler Effekt auf die partnerschaftliche Lebensform zugeschrieben werden. Andere relevante Merkmale wie Erwerbsstatus und Einkommen sind hingegen nicht nur eine Ursache der partnerschaftlichen Lebensform, sondern – besonders bei Frauen – auch eine Folge davon.
A. Lengerer, Partnerlosigkeit in Deutschland, DOI 10.1007/978-3-531-92815-9_7, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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7 Analytische Befunde
Bevor die Bedeutung der verschiedenen Merkmale für die partnerschaftliche Lebensform untersucht wird, erfolgt in Abschnitt 7.1 zunächst eine Prüfung der Modellspezifikation. Hierzu wird die vorhergesagte mit der tatsächlich gemessenen partnerschaftlichen Lebensform von Männern und Frauen miteinander verglichen. In Abschnitt 7.2 werden die sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit und deren Wandel in Westdeutschland analysiert. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf den Effekten der Bildung (Abschnitt 7.2.1). Für die Effekte der Erwerbsposition, die im Gegensatz zu den Effekten der Bildung über alle Erhebungsjahre des Mikrozensus hinweg bestimmbar sind, werden separate Modelle gerechnet (Abschnitt 7.2.2). Mit dem Einfluss der numerischen Geschlechterrelation auf das Risiko der Partnerlosigkeit befasst sich Abschnitt 7.2.3. Sodann erfolgt in Abschnitt 7.3 eine knappe Analyse der sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit in Ostdeutschland. Dort werden die bestehenden Muster untersucht und im Vergleich zu Westdeutschland diskutiert. Für eine Analyse der kohortenbezogenen Veränderungen ist der Zeitraum, für den Daten zur Verfügung stehen, zu kurz. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Befunde wird in Abschnitt 7.4 gegeben. In die Analyse einbezogen wird die komplette Altersspanne, in der die Chance des Zusammenlebens mit einem Partner besteht.65 Eine mögliche Veränderung der Effekte der verschiedenen unabhängigen Variablen über das Alter hinweg wird explizit berücksichtigt und gegebenenfalls als Interaktionseffekt mit dem Alter modelliert. Um den kohortenbezogenen Wandel der Bedingungen der Partnerlosigkeit zu untersuchen, werden Interaktionseffekte zwischen dem jeweils interessierenden Merkmal und der Kohorte in die Analyse eingebracht. Außerdem werden sämtliche Modelle getrennt nach Geschlecht berechnet, da unterschiedliche Effekte für Männer und Frauen erwartet werden. Auch dies in Form von Interaktionstermen zu modellieren, würde die Komplexität der Modelle unnötig steigern. 7.1 Zur Güte der Modellspezifikation Die Analyse der sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit erfolgt mittels der binären logistischen Regression. Auf Basis verschiedener unabhängiger Variablen wird dabei die Wahrscheinlichkeit vorhergesagt, ohne Partner im Haushalt zu leben. Abhängige Variable ist also die partnerschaftliche Lebensform, mit den beiden Ausprägungen in Partnerschaft lebend (mit 0 codiert) und ohne festen Partner lebend (mit 1 codiert). 65
Wie in Abschnitt 4.5 beschrieben, ist dies hier die Gruppe der 18- bis 92-Jährigen.
179
7.1 Zur Güte der Modellspezifikation
Tabelle 11: Effekte des Alters und der Kohorte auf die Partnerlosigkeit von 18bis 92-jährigen Männern, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios) AV: partnerlos (1) vs. in Partnerschaft (0) Altera ln (Altera) Kohorteb Altera * Kohorteb Konstante Nagelkerke R2 Fallzahl gewichtet Fallzahl ungewichtet
Modell 1a 1,115* 0,031*
Modell 1b 1,142* 0,029* 1,023*
712,912* 0,355 1.722.446 4.112.994
500,070* 0,370 1.722.446 4.112.994
Modell 1c 1,095* 0,063* 1,051* 0,999* 111,298* 0,380 1.722.446 4.112.994
Signifikanzniveau: * p<0,001 a in Jahren, auf 17 zentriert b in Jahren, auf 1940 zentriert Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
Ein erstes Regressionsmodell zu den sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit von Männern und Frauen ist in den Tabellen 11 und 12 dargestellt. Zur Quantifizierung der Effekte sind odds ratios angegeben, da diese anschaulich und einfach zu interpretieren sind. Sie geben an, um wie viel das Verhältnis der Wahrscheinlichkeit, dass die abhängige Variable die Ausprägung 1 annimmt, zur dazu komplementären Wahrscheinlichkeit, dass die abhängige Variable die Ausprägung 0 annimmt, mit jeder Einheit der unabhängigen Variable steigt oder fällt. In den hier präsentierten Analysen spiegeln die odds ratios also die relativen Chancen wider, partnerlos zu sein. Aufgrund der sehr hohen Fallzahlen des kumulierten Mikrozensus werden die Effekte nur dann als signifikant bezeichnet, wenn die Irrtumswahrscheinlichkeit weniger als 0,001 % beträgt. Als Maß zur Beurteilung der Güte des Modells wird R2 von Nagelkerke herangezogen, welches den Maximalwert von 1 erreichen kann. Außerdem wird bei der Berechnung sämtlicher Regressionsmodelle eine Designgewichtung vorgenommen (vgl. Abschnitt 4.5). In das erste Regressionsmodell (Modell 1a) gehen zunächst nur das Alter, welches bei 17 Jahren zentriert ist, sowie das logarithmierte Alter ein. Damit wird der umgekehrt sichelförmige Zusammenhang zwischen Alter und Partnerlosigkeit berücksichtigt (vgl. Abschnitt 4.5). Das im unteren Altersbereich zunächst steil abfallende Risiko der Partnerlosigkeit wird durch den Effekt des logarithmierten Alters, das im weiteren Verlauf allmählich wieder ansteigende Risiko der Partnerlosigkeit durch den Effekt des Alters abgebildet.
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7 Analytische Befunde
Tabelle 12: Effekte des Alters und der Kohorte auf die Partnerlosigkeit von 18bis 92-jährigen Frauen, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios) AV: partnerlos (1) vs. in Partnerschaft (0) Altera ln (Altera) Kohorteb Altera * Kohorteb Konstante Nagelkerke R2 Fallzahl gewichtet Fallzahl ungewichtet
Modell 1a 1,150* 0,065*
Modell 1b 1,149* 0,065* 0,999*
42,993* 0,259 2.012.692 4.788.578
44,290* 0,259 2.012.692 4.788.578
Modell 1c 1,097* 0,153* 1,036* 0,999* 8,689* 0,279 2.012.692 4.788.578
Signifikanzniveau: * p<0,001 a in Jahren, auf 17 zentriert b in Jahren, auf 1940 zentriert Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
An den odds ratios für das logarithmierte Alter ist abzulesen, dass die Risikofunktion bei Frauen im unteren Altersbereich schneller und steiler abfällt als bei Männern. Darin spiegelt sich wider, dass Frauen zum Zeitpunkt des ersten Eingehens einer festen Partnerschaft durchschnittlich jünger sind als Männer. Im höheren Alter hingegen steigt das Risiko der Partnerlosigkeit bei Frauen stärker an als bei Männern. Auch dies entspricht dem in der Deskription gezeigten Muster, wonach Frauen im oberen Altersbereich deutlich häufiger partnerlos leben als Männer. Wie sich zeigt, ist das Alter in hohem Maße bestimmend für die partnerschaftliche Lebensform. Allein durch die Kenntnis des Alters lässt sich der Fehler bei der Vorhersage der partnerschaftlichen Lebensform bei Männern um 33 % und bei Frauen um 28 % reduzieren.66 Die Veränderung des Risikos der Partnerlosigkeit über die Kohorten hinweg wird in Modell 1b untersucht. Dazu ist die Kohorte als metrische Variable in die Analyse eingebracht, so dass die odds ratios die Veränderung der relativen Chance der Partnerlosigkeit pro Geburtsjahr wiedergeben. Bei Männern steigt diese mit jedem Geburtsjahr um das 1,023-fache an. Bei Frauen hingegen ist so 66
Ohne Kenntnis des Alters, d.h. allein aufgrund der Randverteilung, wird die partnerschaftliche Lebensform von Männern in rund 28 % und bei Frauen in rund 38 % aller Fälle falsch vorhergesagt. Mit Kenntnis des Alters reduziert sich der Anteil falscher Vorhersagen bei Männern auf 19 % und bei Frauen auf 27 %. Nach dem Maß zur proportionalen Fehlerreduktion ((Schätzfehler ohne Kenntnis der unabhängigen Variable – Schätzfehler mit Kenntnis der unabhängigen Variable) / Schätzfehler ohne Kenntnis der unabhängigen Variable) lässt sich somit der Vorhersagefehler bei Männern um 33 % und bei Frauen um 28 % reduzieren.
7.2 Soziale Bedingungen der Partnerlosigkeit in Westdeutschland
181
gut wie keine Veränderung festzustellen. In der Abfolge der Kohorten nimmt ihr Risiko der Partnerlosigkeit insgesamt betrachtet überhaupt nicht zu, sondern minimal ab (um das 0,999-fache pro Geburtsjahr). Auch die Erklärungskraft des Modells bleibt bei Frauen durch die Aufnahme der Kohorte unverändert. Nun haben die deskriptiven Befunde gezeigt, dass sich die Anteile partnerlos lebender Männer und Frauen je nach Altersbereich unterschiedlich über die Kohorten hinweg entwickeln. Die jüngeren Kohorten leben im unteren und mittleren Erwachsenenalter zunehmend häufig ohne Partner im Haushalt. Im höheren Alter hingegen geht die Verbreitung der Partnerlosigkeit in der Kohortenabfolge zurück, und zwar sowohl bei Männern als auch besonders deutlich bei Frauen. Das sich über die Kohorten hinweg in verschiedenen Altersbereichen unterschiedlich entwickelnde Risiko der Partnerlosigkeit wird in Form eines Interaktionseffekts zwischen Alter und Kohorte modelliert. Wie aus Modell 1c ersichtlich, sind diese Effekte zwar numerisch gering, erbringen aber eine sehr gute Anpassung an das empirisch beobachtbare Muster. Gemessen an R2 nimmt die Erklärungskraft des Modells bei beiden Geschlechtern deutlich zu, wenn der mit dem Alter variierende Kohorteneffekt zusätzlich berücksichtigt wird. Vergleicht man außerdem die auf Basis von Modell 1c geschätzten Wahrscheinlichkeiten mit den tatsächlich gemessenen Anteilen partnerlos lebender Männer und Frauen nach Alter und Kohorte, so zeigt sich ein hoher Grad an Übereinstimmung. Die in Abbildung 25 dargestellten Verläufe bilden die deskriptiv gefundenen hervorragend ab (vgl. Abbildung 15 in Abschnitt 5.2). Das Modell 1c aus den Tabellen 11 und 12 bildet daher die Grundlage für die nachfolgenden Analysen. 7.2 Soziale Bedingungen der Partnerlosigkeit in Westdeutschland Auf der Grundlage des auf seine Anpassung hin geprüften Modells lassen sich nun die sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit und deren Wandel über die Kohorten hinweg untersuchen. Dies geschieht im Folgenden für Westdeutschland. 7.2.1 Effekte der Bildung Aus theoretischer Sicht kommt der Bildung besondere Bedeutung für die partnerschaftliche Lebensform zu. Die partnerlos Lebenden sollten sich von den in Partnerschaft Lebenden vor allem hinsichtlich ihrer Ausstattung mit Human-
182
7 Analytische Befunde
Abbildung 25: Wahrscheinlichkeit des Lebens ohne Partner im Haushalt, Westdeutschland, nach Geschlecht, Alter und Kohorte, geschätzt auf Basis von Modell 1ca Männer 1,0
Kohorte 1980 Kohorte 1970
0,8
Kohorte 1960 Kohorte 1950
0,6
Kohorte 1940 Kohorte 1930
0,4
Kohorte 1920 Kohorte 1910
0,2
Kohorte 1900 Kohorte 1890
0,0 18
22
26
30
34
38
42
46
50
54
58
62
66
70
74
78
82
86
90
Alter
Frauen 1,0
Kohorte 1980 Kohorte 1970
0,8
Kohorte 1960 Kohorte 1950
0,6
Kohorte 1940 Kohorte 1930
0,4
Kohorte 1920 Kohorte 1910
0,2
Kohorte 1900 Kohorte 1890
0,0 18
22
26
30
34
38
42
46
50
54
58
62
66
70
74
78
82
86
90
Alter a
in Tabelle 11 für Männer, in Tabelle 12 für Frauen Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
7.2 Soziale Bedingungen der Partnerlosigkeit in Westdeutschland
183
kapital unterscheiden – und zwar dergestalt, dass die Wahrscheinlichkeit der Partnerlosigkeit bei Männern negativ und bei Frauen positiv von der Bildung beeinflusst wird. In den jüngeren Kohorten sollten diese Effekte schwächer ausgeprägt sein als in den älteren Kohorten. Außerdem sollte es zu einer Annäherung zwischen den Geschlechtern kommen. Während geringe Bildung in den älteren Generationen nur bei Männern die Chancen auf eine Partnerschaft verschlechtern sollte, dürfte sich dieses Muster in den jüngeren Kohorten auch bei Frauen allmählich durchsetzen. Zur Überprüfung dieser Annahmen werden zunächst die eigenständigen Effekte der Bildung untersucht. Zur Klassifikation der Bildung wird sowohl der schulische als auch der berufliche Abschluss herangezogen, wobei dem beruflichen Abschluss ein größeres Gewicht beigemessen wird, da er entscheidend für die Chancen auf dem Arbeitsmarkt ist. Anders als in der Deskription werden außerdem Fachhochschul- und Hochschulabsolventen getrennt voneinander betrachtet, um mögliche Unterschiede auch zwischen diesen beiden Gruppen herauszuarbeiten. Personen, die sich noch in Ausbildung befinden, sind einer separaten Kategorie zugewiesen. Die Größe der Wohngemeinde dient als Kontrollvariable. In die bildungsbezogenen Analysen fließen die Erhebungsjahre ab 1970 ein. Wegen der veränderten Datengrundlage ist der geschätzte Verlauf des Risikos der Partnerlosigkeit über das Alter und die Kohorten hinweg in Tabelle 13 für Männer und in Tabelle 14 für Frauen erneut wiedergegeben (Modell 1). Die Ergebnisse decken sich im Wesentlichen mit den in Abschnitt 7.1 berichteten. Im zweiten Regressionsmodell wird nun der Bildungsabschluss zusätzlich berücksichtigt. Als Referenzkategorie dienen Personen, die über einen Hauptschulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen, da es sich hier um eine zahlenmäßig stark besetzte Gruppe handelt, in der sich über die Kohorten hinweg nur wenig verändert.67 Wie sich zeigt, hat die Bildung bei beiden Geschlechtern einen signifikanten Einfluss darauf, ohne Partner im Haushalt zu leben. Die Richtung des Einflusses unterscheidet sich erwartungsgemäß zwischen den Geschlechtern. Bei Männern deutet sich ein negativer Zusammenhang an. Abgesehen von den Männern, die sich noch in Ausbildung befinden, ist das Risiko der Partnerlosigkeit unter denjenigen am höchsten, die über keinen beruflichen Abschluss verfügen. Im Vergleich zu den Hauptschulabsolventen mit Ausbildung weisen sie ein um 68 % höheres Wahrscheinlichkeitverhältnis zugunsten der Partnerlosigkeit auf. Dieser Befund ist weitgehend unabhängig vom Niveau des Schulabschlusses. Wie weiterführende Berechnungen zeigen, haben beruflich nicht 67
Wie in Abschnitt 4.2 erläutert, zählen zu dieser Kategorie auch Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung, für die keine Angabe zum schulischen Abschluss vorliegt.
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7 Analytische Befunde
Tabelle 13: Effekte der Bildung auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92-jährigen Männern, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios) AV: partnerlos (1) vs. in Partnerschaft (0) Altera ln (Altera) Kohorteb Altera * Kohorteb Gemeindegröße unter 20 Tsd. Einwohner (Referenz) 20 bis unter 100 Tsd. Einwohner 100 Tsd. und mehr Einwohner Bildungsabschluss ohne beruflichen Abschluss HS mit Ausbildung (Referenz) MR mit Ausbildung FHR / ABI mit Ausbildung Techniker / Meister Fachhochschulabschluss Hochschulabschluss in Ausbildung Bildungsabschluss * Altera ohne beruflichen Abschluss * Altera HS mit Ausbildung * Altera (Referenz) MR mit Ausbildung * Altera FHR / ABI mit Ausbildung * Altera Techniker / Meister * Altera Fachhochschulabschluss * Altera Hochschulabschluss * Altera in Ausbildung * Altera Bildungsabschluss * Kohorteb ohne beruflichen Abschluss * Kohorteb HS mit Ausbildung * Kohorteb (Referenz) MR mit Ausbildung * Kohorteb FHR / ABI mit Ausbildung * Kohorteb Techniker / Meister * Kohorteb Fachhochschulabschluss * Kohorteb Hochschulabschluss * Kohorteb in Ausbildung * Kohorteb Konstante Nagelkerke R2 Fallzahl gewichtet Fallzahl ungewichtet
Modell 1 1,084* 0,083* 1,053* 0,999*
Modell 2 1,082* 0,095* 1,052* 0,999*
Modell 3 1,087* 0,095* 1,054* 0,999*
1 1,017 1,378*
1 1,016 1,376*
1,680* 1 1,027 1,170* 0,781* 0,906* 1,110* 3,162*
1,949* 1 1,346* 1,534* 0,741* 1,107 1,911* 5,569* 0,995* 1 0,991* 0,990* 1,001 0,992* 0,982* 0,978*
60,142* 0,367 1.137.037 2.411.789
33,609* 0,384 1.137.037 2.411.789
0,996* 1 0,994* 0,997 1,002 1,001 0,992* 0,985* 30,442* 0,385 1.137.037 2.411.789
Signifikanzniveau: * p<0,001 a in Jahren, auf 17 zentriert b in Jahren, auf 1940 zentriert Abkürzungen: HS = Hauptschule, MR = Mittlere Reife, FHR / ABI = Fachhochschulreife / Abitur Datenquelle: Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1976 (ohne Hamburg), 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
7.2 Soziale Bedingungen der Partnerlosigkeit in Westdeutschland
185
qualifizierte Männer mit Hauptschulabschluss ein ähnlich hohes Risiko, partnerlos zu leben, wie jene mit Abitur. Das Niveau des berufsbildenden Abschlusses spielt ebenfalls keine allzu besondere Rolle. Insgesamt am seltensten partnerlos leben Techniker und Meister. Auch Absolventen der Fachhochschule haben ein signifikant geringeres Risiko der Partnerlosigkeit als Hauptschüler mit abgeschlossener beruflicher Ausbildung. Entgegen den Erwartungen etwas höher ist das Risiko hingegen unter den Abiturienten mit Berufsausbildung sowie unter den Hochschulabsolventen. Zumindest was die Hochschulabsolventen angeht, dürfte dies jedoch durch den lebenszeitlichen Aufschub des Eingehens verbindlicher partnerschaftlicher Beziehungen, der über das Ende der Ausbildung hinausreicht, mitbedingt sein, so dass hier Interaktionseffekte mit dem Alter berücksichtigt werden müssen. Für die partnerschaftliche Lebensform von Männern ist also das Vorhandensein eines beruflichen Abschlusses entscheidend. Die Art des Abschlusses ist demgegenüber von untergeordneter Bedeutung. Nur wenn Männer über keine berufliche Qualifikation verfügen, haben sie ein deutlich erhöhtes Risiko der Partnerlosigkeit. Den theoretischen Überlegungen entsprechend noch häufiger partnerlos leben Männer nur, wenn sie sich noch in schulischer oder beruflicher Ausbildung befinden. Während des Verweilens in den Institutionen des Bildungssystems ist die relative Chance, partnerlos zu leben, mehr als drei mal so hoch wie nach Abschluss der Hauptschule und einer Ausbildung. Bei Frauen hingegen ist das Bildungsniveau ausschlaggebend und wirkt deutlich risikosteigernd. Je höher Frauen gebildet sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie ohne Partner im Haushalt leben. Das relative Risiko der Partnerlosigkeit ist für Hochschulabsolventinnen fast doppelt so hoch wie für Frauen, die die Hauptschule besucht und eine Ausbildung abgeschlossen haben. Auch unter den Fachhochschulabsolventinnen ist die Partnerlosigkeit vergleichsweise häufig. Ein geringes Risiko besteht dagegen für Frauen ohne berufliche Qualifikation, das nur von der Referenzgruppe noch unterboten wird.68 Sobald Frauen über mehr als einen Hauptschulabschluss und eine berufliche Ausbildung verfügen, wird die Partnerlosigkeit wahrscheinlicher und bereits mit der Mittleren Reife und einer Ausbildung auch deutlich wahrscheinlicher als bei den Frauen ohne 68 Eine weitere Differenzierung der Frauen ohne berufliche Qualifikation zeigt, dass das Risiko der Partnerlosigkeit mit dem Niveau des Schulabschlusses steigt. Abiturientinnen ohne beruflichen Abschluss haben ein höheres Risiko der Partnerlosigkeit als Frauen mit Real- oder Hauptschulabschluss, die über keine berufliche Qualifikation verfügen. Gleichzeitig bleibt der risikosteigernde Effekt des Vorhandenseins eines beruflichen Abschlusses erhalten, wenn man den Schulabschluss konstant hält. Für die partnerschaftliche Lebensform von Frauen ist also sowohl die schulische als auch die berufliche Bildung bedeutsam. Gegenüber den Effekten der beruflichen Bildung fallen die Unterschiede nach der schulischen Bildung jedoch eher gering aus. Auf eine Untergliederung derer ohne beruflichen Abschluss wird daher ebenso wie bei den Männern verzichtet.
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7 Analytische Befunde
beruflichen Abschluss. Nur der Institutioneneffekt der Bildung weist bei beiden Geschlechtern in dieselbe Richtung. Ebenso wie Männer haben auch Frauen ein deutlich erhöhtes Risiko, partnerlos zu leben, wenn sie das Bildungssystem noch nicht verlassen haben. Ob die nachgewiesenen Bildungseffekte über die Kohorten hinweg stabil bleiben oder einem Wandel unterworfen sind, wird in Modell 3 geprüft. Ein Interaktionseffekt wird eingeführt, mit dem die Kohorteneffekte innerhalb der einzelnen Bildungsgruppen in linearer Form geschätzt werden. Außerdem wird die Interaktion der Bildung mit dem Alter in das Modell aufgenommen, da sich bereits in der Deskription unterschiedliche Entwicklungen innerhalb der einzelnen Bildungsgruppen über das Alter hinweg angedeutet haben und Timingeffekte der Bildung über das Ende der Ausbildung hinausreichen. Zunächst fällt auf, dass sich an der Bildungsselektivität der partnerschaftlichen Lebensform nur wenig verändert. Sowohl über das Alter als auch über die Kohorten hinweg bleibt die Wirkung der Bildung weitgehend erhalten. Abzulesen ist dies an den Werten der odds ratios und an R2, das sich durch die Aufnahme der Interaktionsterme kaum erhöht. Da sich die Effekte auf einzelne Altersjahre bzw. auf einzelne Geburtsjahre beziehen, zeigen sich gleichwohl einige bedeutende Entwicklungen.69 Bei Männern geht das Risiko der Partnerlosigkeit über das Alter hinweg in allen Bildungsgruppen – abgesehen von den Technikern und Meistern – stärker zurück als in der Referenzkategorie (siehe ergänzend Abbildung A7 im Anhang). Am relativ stärksten fällt der Rückgang bei den Hochschulabsolventen aus. Dies bestätigt die Vermutung, wonach sich der risikosteigernde Effekt der universitären Bildung bei Männern auf den unteren Altersbereich konzentriert. Mit fortschreitendem Alter kommt es zu einer allmählichen Annäherung an die übrigen Bildungsgruppen – auch an die Absolventen der Fachhochschule, die bereits im jüngeren Erwachsenenalter vergleichsweise selten partnerlos leben. Das deutlich erhöhte Risiko der Partnerlosigkeit von Männern ohne beruflichen Abschluss bleibt hingegen über den gesamten Lebensverlauf hinweg bestehen. Im Vergleich zu den Hauptschulabsolventen mit Ausbildung zeigt sich eine nur geringfügig unterschiedliche Entwicklung über das Alter, die den deutlichen Abstand im Niveau dieser beiden Gruppen zu keinem Zeitpunkt ausgleicht. Während die Bildungsselektivität mit dem Alter abnimmt und nur Männer ohne beruflichen Abschluss ein dauerhaft erhöhtes Risiko der Partnerlosigkeit aufweisen, bleiben die Effekte der Bildung in der Abfolge der Kohorten stabil. Identisch sind die Verläufe bei den Hauptschulabsolventen mit Ausbildung, den 69
Auf eine Interpretation der Haupteffekte der Bildung wird in Modell 3 verzichtet. Durch die Aufnahme der Interaktionseffekte beziehen sie sich auf die Werte von Alter und Kohorte, auf die zentriert wurde, also auf die 17-Jährigen der Kohorte 1940.
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7.2 Soziale Bedingungen der Partnerlosigkeit in Westdeutschland
Tabelle 14: Effekte der Bildung auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92-jährigen Frauen, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios) AV: partnerlos (1) vs. in Partnerschaft (0) Altera ln (Altera) Kohorteb Altera * Kohorteb Gemeindegröße unter 20 Tsd. Einwohner (Referenz) 20 bis unter 100 Tsd. Einwohner 100 Tsd. und mehr Einwohner Bildungsabschluss ohne beruflichen Abschluss HS mit Ausbildung (Referenz) MR mit Ausbildung FHR / ABI mit Ausbildung Techniker / Meister Fachhochschulabschluss Hochschulabschluss in Ausbildung Bildungsabschluss * Altera ohne beruflichen Abschluss * Altera HS mit Ausbildung * Altera (Referenz) MR mit Ausbildung * Altera FHR / ABI mit Ausbildung * Altera Techniker / Meister * Altera Fachhochschulabschluss * Altera Hochschulabschluss * Altera in Ausbildung * Altera Bildungsabschluss * Kohorteb ohne beruflichen Abschluss * Kohorteb HS mit Ausbildung * Kohorteb (Referenz) MR mit Ausbildung * Kohorteb FHR / ABI mit Ausbildung * Kohorteb Techniker / Meister * Kohorteb Fachhochschulabschluss * Kohorteb Hochschulabschluss * Kohorteb in Ausbildung * Kohorteb Konstante Nagelkerke R2 Fallzahl gewichtet Fallzahl ungewichtet
Modell 1 1,096* 0,164* 1,049* 0,999*
Modell 2 1,095* 0,171* 1,038* 0,999*
Modell 3 1,094* 0,180* 1,037* 0,999*
1 1,155* 1,513*
1 1,152* 1,509*
1,150* 1 1,324* 1,575* 1,561* 1,886* 1,929* 5,695*
0,982 1 1,982* 3,159* 1,943* 2,886* 3,263* 16,107* 1,005* 1 0,987* 0,977* 0,992* 0,985* 0,982* 0,951*
6,469* 0,295 1.291.123 2.700.090
4,109* 0,319 1.291.123 2.700.090
1,004* 1 0,992* 0,988* 0,999 0,996 0,992* 0,980* 3,580* 0,320 1.291.123 2.700.090
Signifikanzniveau: * p<0,001 a in Jahren, auf 17 zentriert b in Jahren, auf 1940 zentriert Abkürzungen: HS = Hauptschule, MR = Mittlere Reife, FHR / ABI = Fachhochschulreife / Abitur Datenquelle: Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1976 (ohne Hamburg), 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
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7 Analytische Befunde
Abiturienten mit Ausbildung, den Technikern und Meistern sowie den Fachhochschulabsolventen. Über die Kohorten hinweg nimmt die Wahrscheinlichkeit der Partnerlosigkeit in diesen Gruppen gleichermaßen zu. Signifikant schwächer ausgeprägt ist der Kohorteneffekt hingegen bei den Hochschulabsolventen. Unter den am höchsten qualifizierten Männern nimmt das Risiko der Partnerlosigkeit sogar am wenigsten zu. Etwas geringer als in der Referenzgruppe ist der kohortenbezogene Anstieg ansonsten nur noch bei den Männern, die über die Mittlere Reife und eine abgeschlossene Ausbildung verfügen. Auch bei den Männern ohne beruflichen Abschluss fällt die Zunahme schwächer aus. Der Interaktionseffekt ist jedoch so gering, dass ein deutlicher Unterschied zu allen übrigen Gruppen bestehen bleibt. In den älteren wie in den jüngeren Kohorten sind es also die Männer mit der geringsten Qualifikation, die eindeutig am häufigsten partnerlos leben. An den Niveaueffekten der Bildung ändert sich damit nur wenig in der Kohortenfolge. Der Institutioneneffekt hingegen reduziert sich wie erwartet. Relativ betrachtet haben die älteren Kohorten während des Verweilens in den Institutionen des Bildungssystems eine höhere Wahrscheinlichkeit, partnerlos zu leben, als dies in den jüngeren Kohorten der Fall ist. Offenbar sind die später geborenen Männer eher dazu geneigt, bereits während der Ausbildung eine feste partnerschaftliche Beziehung einzugehen. Bei Frauen hat die Bildung im jüngeren Alter ebenfalls den stärksten Einfluss auf die partnerschaftliche Lebensform (siehe ergänzend Abbildung A8 im Anhang). Anders als bei den Männern sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Bildungsgruppen jedoch so groß, dass die mit dem Alter nur wenig variierenden Entwicklungen nicht ausreichen, um diese zu nivellieren. Zwar ist der risikosteigernde Effekt der hohen Bildung auch bei Frauen im unteren Altersbereich am stärksten. Die relative Differenz zwischen den Frauen mit mittlerer Qualifikation und den Hauptschulabsolventinnen, die über eine Ausbildung verfügen, geht ebenfalls mit dem Alter zurück. Gegenüber den eigenständigen Effekten der Bildung fallen diese Veränderungen aber gering aus. Damit beschränkt sich die ausgeprägt positive Wirkung der Bildung auf die relative Chance, partnerlos zu leben, bei Frauen also nicht auf das jüngere Erwachsenenalter, sondern bleibt im weiteren Lebensverlauf bestehen. Über die Kohorten hinweg wandelt sich das bildungsselektive Muster der partnerschaftlichen Lebensformen von Frauen. Am relativ stärksten steigt das Risiko der Partnerlosigkeit bei den Frauen ohne beruflichen Abschluss. Im Vergleich zu den Hauptschulabsolventinnen mit Ausbildung fällt die Zunahme der relativen Chance, partnerlos zu leben, pro Geburtsjahr um das 1,004-fache höher aus. Dass beruflich nicht qualifizierte Frauen besonders selten partnerlos leben, trifft demnach in der Abfolge der Kohorten immer weniger zu. Gleichzeitig sind es in den jüngeren Kohorten nicht mehr die Hochschulabsolventinnen, die ein-
7.2 Soziale Bedingungen der Partnerlosigkeit in Westdeutschland
189
deutig am häufigsten partnerlos leben. Vielmehr nimmt das Risiko unter den am höchsten gebildeten Frauen vergleichsweise wenig zu. Auch die Effekte von Mittlerer Reife mit Ausbildung sowie von Abitur mit Ausbildung verlieren gegenüber der Referenzkategorie an Stärke, so dass die bildungsbezogenen Unterschiede der partnerschaftlichen Lebensform von Frauen insgesamt leicht zurückgehen. Auffälliger ist jedoch, dass sich der Charakter des Zusammenhangs verändert. Weil das Fehlen einer Berufsqualifikation auch bei Frauen allmählich eine risikosteigernde Wirkung entfaltet, wie dies vor dem Hintergrund von Überlegungen zu den Regeln der Partnerwahl erwartet worden war, ist der Effekt der Bildung in den jüngeren Kohorten nicht mehr eindeutig positiv. Vielmehr zeichnet sich ein u-förmiger Verlauf ab, wonach die Wahrscheinlichkeit der Partnerlosigkeit unter den Frauen mit mittleren Bildungsabschlüssen am geringsten ist. Nicht zuletzt bestätigt sich in Modell 3, dass der Institutioneneffekt der Bildung in der Kohortenabfolge schwächer wird. Relativ betrachtet steigt bei Frauen die Wahrscheinlichkeit, noch vor Abschluss der Ausbildung mit einem Partner zusammenzuleben. In Abbildung 26 sind die kohortenbezogenen Veränderungen der Bildungseffekte noch einmal graphisch dargestellt. Für beide Geschlechter sind die Wahrscheinlichkeiten des Lebens ohne Partner im Haushalt im Alter von 35 Jahren abgetragen, wie sie sich aus Modell 3 für verschiedene Bildungsabschlüsse und Kohorten ergeben.70 Bei Männern bleibt die soziale Selektivität der partnerschaftlichen Lebensform weitgehend erhalten. Unter den beruflich nicht qualifizierten Männern ist das Risiko der Partnerlosigkeit durchgängig am höchsten und der über die Kohorten hinweg beobachtbare Anstieg verläuft in allen Gruppen weitgehend parallel. Etwas geringer fällt er nur unter den Hochschulabsolventen sowie den Männern mit Mittlerer Reife und abgeschlossener Lehre aus. Da das Bildungsniveau mit fortschreitendem Alter aber ohnehin an Einfluss verliert und das Vorhandensein eines Bildungsabschlusses letztlich ausschlaggebend ist, stellt dies einen eher nebensächlichen Aspekt des Wandels dar.71 Bei den Frauen nimmt das Risiko der Partnerlosigkeit unterschiedlich stark zu und bewirkt eine Veränderung in der Rangfolge. In den älteren Kohorten haben Frauen ohne beruflichen Abschluss ein sehr geringes Risiko, partnerlos zu leben. In den jüngeren Kohorten hingegen sind es die Hauptschulabsolventinnen 70 Die Darstellung beschränkt sich auf die Kohorten, die im betreffenden Alter auch tatsächlich beobachtet wurden. Außerdem werden die geschätzten Wahrscheinlichkeiten für Personen, die sich noch in schulischer oder beruflicher Ausbildung befinden, nicht wiedergegeben, da dies im Alter von 35 Jahren kaum mehr vorkommt. 71 In der graphischen Darstellung zeigt sich dies, wenn man die vorhergesagten Wahrscheinlichkeiten der Partnerlosigkeit älterer Männer betrachtet (beispielhaft der 45-jährigen Männer in Abbildung A9 im Anhang). Zwischen den verschiedenen beruflichen Abschlüssen gibt es nur geringe Unterschiede. Das Risiko für Männer ohne beruflichen Abschluss ist demgegenüber deutlich erhöht.
190
7 Analytische Befunde
Abbildung 26: Wahrscheinlichkeit des Lebens ohne Partner im Haushalt im Alter von 35 Jahren, Westdeutschland, nach Geschlecht, Bildung und Kohorte, geschätzt auf Basis von Modell 3a Männer 0,6
ohne beruflichen Abschluss HS mit Ausbildung MR mit Ausbildung
0,4
FHR / ABI mit Ausbildung Techniker / Meister
0,2
Fachhochschulabschl. Hochschulabschluss 0 1935
1938
1941
1944
1947
1950
1953
1956
1959
1962
1965
1968
Kohorte
Frauen 0,6
ohne beruflichen Abschluss HS mit Ausbildung MR mit Ausbildung
0,4
FHR / ABI mit Ausbildung Techniker / Meister
0,2
Fachhochschulabschl. Hochschulabschluss 0 1935
1938
1941
1944
1947
1950
1953
1956
1959
1962
1965
1968
Kohorte a
in Tabelle 13 für Männer, in Tabelle 14 für Frauen; jeweils bezogen auf eine Gemeindegröße von unter 20.000 Einwohnern (d.h. auf die Referenzkategorie); nicht dargestellt sind Personen, die sich noch in schulischer oder beruflicher Ausbildung befinden Abkürzungen: HS = Hauptschule, MR = Mittlere Reife, FHR / ABI = Fachhochschulreife / Abitur Datenquelle: Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1976 (ohne Hamburg), 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
7.2 Soziale Bedingungen der Partnerlosigkeit in Westdeutschland
191
mit Ausbildung, unter denen die geschätzte Verbreitung der Partnerlosigkeit mit immer deutlicherem Abstand am geringsten ist. Selbst Frauen mit Realschulabschluss und Ausbildung leben dem Regressionsmodell zufolge inzwischen nicht mehr häufiger partnerlos als Frauen ohne Berufsqualifikation. Am höchsten ist die Wahrscheinlichkeit der Partnerlosigkeit weiterhin unter den hoch gebildeten Frauen. Was die Hochschulabsolventinnen betrifft, wird allerdings der Abstand zu den übrigen Bildungsgruppen geringer. Zur Kontrolle ist in den Modellen 2 und 3 außerdem die Gemeindegröße enthalten. Für beide Geschlechter zeigt sich ein positiver Zusammenhang mit der Partnerlosigkeit. Je größer der Wohnort, desto höher ist die relative Chance, ohne Partner im Haushalt zu leben. Während sich bei den Männern allerdings nur die in einer Großstadt Lebenden signifikant von den in kleinen Städten und Gemeinden Lebenden unterscheiden, ist der risikosteigernde Effekt bei Frauen bereits für Städte mittlerer Größe festzustellen. Dabei trägt die Urbanität des Wohnorts aber nur wenig zur Erklärungskraft der Modelle bei. Den größten Anteil an der Erhöhung von R2 hat jeweils die Bildung. 7.2.2 Effekte der Erwerbsposition Die Bildung ist ein Indikator für individuelles Humankapital, welches über die Berufs- und Einkommenschancen bestimmt. Daneben werden im Folgenden die Effekte der tatsächlich realisierten Erwerbsposition auf die Wahrscheinlichkeit der Partnerlosigkeit untersucht. Allerdings ist es auf der Basis von Querschnittdaten schwierig, die Frage der Kausalität zu beantworten. Aus einem Zusammenhang bei Männern wird geschlossen, dass die Erwerbstätigkeit sowohl auf die Neigung zum Eingehen partnerschaftlicher Beziehungen als auch auf die Stabilität von Beziehungen wirkt. Eine hohe Produktivität auf dem Arbeitsmarkt steigert den Nutzen der Arbeitsteilung und verbessert die Chancen auf dem Partnermarkt. Bei Frauen hingegen ist die Position im Erwerbsleben oft eher eine Folge denn eine Ursache ihrer partnerschaftlichen Lebensform. In einer Beziehung zwischen diesen Merkmalen drücken sich insofern die Unterschiede im Erwerbsverhalten von partnerlos lebenden und in Partnerschaft gebundenen Frauen aus. Über die Kohorten hinweg sollten diese allmählich geringer werden. Die Effekte der Erwerbsposition auf die Wahrscheinlichkeit, partnerlos zu leben, können auf Basis aller verfügbaren Erhebungsjahre des Mikrozensus bestimmt werden. Anders als in der Deskription werden dabei die Nichterwerbspersonen (d.h. Personen, die nicht erwerbstätig sind und auch keine Erwerbstätigkeit suchen) weiter nach Alter differenziert, da das gesamte Altersspektrum berücksichtigt wird und nicht erwerbstätig zu sein je nach Altersgruppe etwas
192
7 Analytische Befunde
Unterschiedliches bedeutet.72 Die unter 25-jährigen befinden sich häufig noch in Ausbildung und bei den über 60-jährigen Nichterwerbspersonen handelt es sich meist um Rentner oder Pensionäre.73 Wie bereits bei der Bildung werden Interaktionsterme mit der Kohorte in die jeweiligen Modelle eingebracht, um den Wandel der sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit zu untersuchen. Als Kontrollvariable dient auch hier die Größe des Wohnorts. In den Tabellen 15 und 16 sind die geschätzten Effekte der Erwerbsposition getrennt nach Geschlecht wiedergegeben.74 Für Männer geht aus Modell 2 hervor, dass die Integration in den Arbeitsmarkt in hohem Maße darüber bestimmt, ob sie mit oder ohne Partner im Haushalt leben. Besonders deutlich wird dies bei den erwerbslosen Männern. Für sie ist die relative Chance, partnerlos zu leben, fast dreimal größer als für Arbeiter, die wegen ihrer Gruppengröße als Referenzkategorie gewählt wurden. Auch Männer, die zwischen 25 und 60 Jahre alt und weder erwerbstätig noch auf Arbeitssuche sind, haben ein hohes Risiko der Partnerlosigkeit. Dabei handelt es sich zwar um eine kleine Gruppe, die sich möglicherweise noch in Ausbildung befindet oder in Folge von Krankheit oder Behinderung nicht (mehr) erwerbstätig ist. Es zeigt sich jedoch, dass die Ausübung einer Erwerbstätigkeit für Männer im mittleren Altersbereich eine wichtige Voraussetzung ist, um eine feste partnerschaftliche Beziehung zu etablieren. Wenn Männer erwerbstätig sind, ist es relativ unwahrscheinlich, dass sie partnerlos leben. In besonderem Maße trifft dies vermutlich auf jene zu, deren Arbeitsplatz gesichert ist. Darauf deutet der risikomindernde Effekt hin, den Beamte gegenüber den Arbeitern haben und der stärker ausgeprägt ist als bei allen anderen beruflichen Stellungen. Wie bereits die deskriptiven Befunde gezeigt haben, stellen nur die mithelfenden Familienangehörigen eine Ausnahme dar. Ihr erhöhtes Risiko der Partnerlosigkeit ist der besonderen sozialen Struktur dieser Gruppe geschuldet. Ob und in welcher Weise sich die Bedeutung der Erwerbsposition für die partnerschaftliche Lebensform von Männern über die Kohorten hinweg verändert, wird in Modell 3 untersucht. Am stärksten nimmt das Risiko der Partner72 Da sich die Effekte aller übrigen Gruppen kaum über das Alter hinweg verändern, kann so die Interaktion zwischen Erwerbsposition und Alter unberücksichtigt bleiben. 73 Eine einheitliche Abgrenzung aller sich in Ausbildung befindlicher Personen über den gesamten Erhebungszeitraum hinweg ist nicht möglich. Durchgehend separat ausgewiesen sind lediglich Personen, die eine betriebliche Ausbildung absolvieren. Sie werden hier zu den unter 25-jährigen Nichterwerbspersonen gezählt. Alle übrigen sich in Ausbildung befindlichen Personen zählen ebenfalls zu den Nichterwerbspersonen, sofern sie neben der Ausbildung keiner bezahlten Tätigkeit nachgehen. Andernfalls gelten sie als erwerbstätig. 74 Aufgrund fehlender Angaben bei der Erwerbstätigkeit sind die Fallzahlen gegenüber den Modellen, die in den Tabellen 11 und 12 dargestellt sind, geringfügig reduziert. Zu Vergleichszwecken wird daher auch hier zunächst ein Modell gerechnet, in dem nur das Alter und die Kohorte als unabhängige Variablen enthalten sind.
193
7.2 Soziale Bedingungen der Partnerlosigkeit in Westdeutschland
Tabelle 15: Effekte der Erwerbsposition auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92jährigen Männern, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios) AV: partnerlos (1) vs. in Partnerschaft (0) Altera ln (Altera) Kohorteb Altera * Kohorteb Gemeindegröße unter 20 Tsd. Einwohner (Referenz) 20 bis unter 100 Tsd. Einwohner 100 Tsd. und mehr Einwohner Erwerbspositionc mithelfende Familienangehörige Arbeiter (Referenz) Angestellte Beamte Selbständige Erwerbslose Nichterwerbspersonen, unter 25-jährigd Nichterwerbspersonen, 25- bis 60-jährig Nichterwerbspersonen, über 60-jährig Erwerbspositionc * Kohorteb mithelfende Familienangehörige * Kohorteb Arbeiter * Kohorteb (Referenz) Angestellte * Kohorteb Beamte * Kohorteb Selbständige * Kohorteb Erwerbslose * Kohorteb Nichterwerbspersonen, unter 25-jährigd * Kohorteb Nichterwerbspersonen, 25- bis 60-jährig * Kohorteb Nichterwerbspersonen, über 60-jährig * Kohorteb Konstante Nagelkerke R2 Fallzahl gewichtet Fallzahl ungewichtet
Modell 1 1,094* 0,064* 1,051* 0,999*
107,968* 0,379 1.721.018 4.108.932
Modell 2 1,085* 0,074* 1,049* 0,999*
Modell 3 1,098* 0,063* 1,041* 0,999*
1 0,983 1,299*
1 0,984 1,297*
2,767* 1 0,900* 0,794* 0,891* 2,991* 3,466* 2,549* 1,046*
3,643* 1 0,864* 0,763* 0,892* 3,046* 6,055* 2,506* 0,647*
74,448* 0,398 1.721.018 4.108.932
1,014* 1 1,007* 1,008* 1,004* 0,995* 0,973* 1,017* 0,985* 96,635* 0,400 1.721.018 4.108.932
Signifikanzniveau: * p<0,001 a in Jahren, auf 17 zentriert b in Jahren, auf 1940 zentriert c einer beruflichen Stellung zugeordnet sind alle Personen, die irgendeiner Art von bezahlter Beschäftigung nachgehen (auch wenn sie eine Schule oder Hochschule besuchen); bei den Erwerbslosen handelt es sich um Personen, die nicht erwerbstätig sind und Arbeit suchen (unabhängig davon, ob sie arbeitslos gemeldet sind); Nichterwerbspersonen gehen keiner Erwerbstätigkeit nach und suchen auch keine d zu den unter 25-jährigen Nichterwerbspersonen werden hier auch Personen gezählt, die sich in betrieblicher Ausbildung befinden Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
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7 Analytische Befunde
losigkeit bei den Männern zu, die weder erwerbstätig sind noch eine Arbeit suchen, sich aber in einem Alter befinden, in dem in aller Regel einer Erwerbstätigkeit nachgegangen wird. In dieser Gruppe fällt der Anstieg der relativen Chance, partnerlos zu leben, mit jedem Geburtsjahr um das 1,017-fache höher aus als bei den Arbeitern. Unter den Erwerbslosen hingegen ist der Anstieg etwas geringer als in der Referenzgruppe. Das Muster, wonach die Arbeitsmarktpartizipation maßgeblich über die partnerschaftliche Lebensform von Männern bestimmt, bleibt jedoch erhalten. In allen hier beobachteten Kohorten sind es die nicht erwerbstätigen Männer, die außer im oberen Altersbereich, in dem der Erwerbsstatus keine Rolle mehr spielt mit Abstand das größte Risiko der Partnerlosigkeit haben. Für die erwerbstätigen Männer ändert sich eher wenig. Abgesehen von den mithelfenden Familienangehörigen werden die Unterschiede nach der beruflichen Stellung in der Abfolge der Kohorten tendenziell geringer. Die negativen Effekte auf das Risiko der Partnerlosigkeit, die Angestellte, Beamte und Selbständige gegenüber den Arbeitern haben, reduzieren sich. Über die Kohorten hinweg steigt ihr Risiko signifikant stärker an als das der Arbeiter. Auffallend wenig wahrscheinlicher wird das Leben ohne Partner im Haushalt unter den jüngeren Männern, die (noch) keine Erwerbstätigkeit ausüben oder suchen. Da sich die überwiegende Mehrheit dieser Gruppe vermutlich noch in Ausbildung befindet, bestätigt dies noch einmal den Befund, wonach sich der risikosteigernde Effekt des Verweilens im Bildungssystem allmählich abschwächt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen partnerlos leben, hängt enger mit ihrer Position im Erwerbsleben zusammen als dies bei Männern der Fall ist (Tabelle 16). Durch die Aufnahme der Erwerbsposition gewinnt das Modell bei Frauen mehr an Erklärungskraft und zwar unabhängig davon, ob gleichzeitig die Gemeindegröße berücksichtigt wird. Ein besonders geringes Risiko der Partnerlosigkeit haben Frauen im mittleren Altersbereich, die weder erwerbstätig noch arbeitsuchend sind. Nur das der mithelfenden Familienangehörigen ist noch geringer. Dieser Befund ist insofern trivial, als Frauen gewöhnlich deshalb nicht arbeiten, weil sie mit einem Partner zusammenleben und oft auch Kinder haben. Aber auch zwischen den verschiedenen Kategorien erwerbstätiger Frauen gibt es deutliche Unterschiede. Der deskriptive Befund, wonach alle beruflichen Stellungen mit einem höheren Risiko der Partnerlosigkeit verbunden sind als die der Arbeiterin, bestätigt sich. Obwohl es sich dabei um einen sehr groben Indikator handelt, sind es also tendenziell die höhergestellten und besser bezahlten Tätigkeiten, die bei Frauen risikosteigernd wirken. Am relativ wahrscheinlichsten partnerlos leben Beamtinnen. Im Vergleich zu den Arbeiterinnen weisen sie knapp 60 % erhöhte Odds der Partnerlosigkeit auf. Bei beiden Geschlechtern in dieselbe Richtung weist
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7.2 Soziale Bedingungen der Partnerlosigkeit in Westdeutschland
Tabelle 16: Effekte der Erwerbsposition auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92jährigen Frauen, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios) AV: partnerlos (1) vs. in Partnerschaft (0) Altera ln (Altera) Kohorteb Altera * Kohorteb Gemeindegröße unter 20 Tsd. Einwohner (Referenz) 20 bis unter 100 Tsd. Einwohner 100 Tsd. und mehr Einwohner Erwerbspositionc mithelfende Familienangehörige Arbeiter (Referenz) Angestellte Beamte Selbständige Erwerbslose Nichterwerbspersonen, unter 25-jährigd Nichterwerbspersonen, 25- bis 60-jährig Nichterwerbspersonen, über 60-jährig Erwerbspositionc * Kohorteb mithelfende Familienangehörige * Kohorteb Arbeiter * Kohorteb (Referenz) Angestellte * Kohorteb Beamte * Kohorteb Selbständige * Kohorteb Erwerbslose * Kohorteb Nichterwerbspersonen, unter 25-jährigd * Kohorteb Nichterwerbspersonen, 25- bis 60-jährig * Kohorteb Nichterwerbspersonen, über 60-jährig * Kohorteb Konstante Nagelkerke R2 Fallzahl gewichtet Fallzahl ungewichtet
Modell 1 1,097* 0,153* 1,036* 0,999*
8,688* 0,279 2.012.677 4.788.535
Modell 2 1,111* 0,136* 1,023* 0,999*
Modell 3 1,089* 0,169* 1,027* 0,998*
1 1,099* 1,364*
1 1,089* 1,345*
0,179* 1 1,277* 1,589* 1,157* 1,261* 0,700* 0,329* 0,401*
0,235* 1 1,388* 1,989* 1,143* 1,328* 0,214* 0,316* 0,873*
11,886* 0,334 2.012.677 4.788.535
1,024* 1 0,998* 0,981* 0,999 1,006* 1,071* 1,002* 1,037* 8,997* 0,344 2.012.677 4.788.535
Signifikanzniveau: * p<0,001 a in Jahren, auf 17 zentriert b in Jahren, auf 1940 zentriert c einer beruflichen Stellung zugeordnet sind alle Personen, die irgendeiner Art von bezahlter Beschäftigung nachgehen (auch wenn sie eine Schule oder Hochschule besuchen); bei den Erwerbslosen handelt es sich um Personen, die nicht erwerbstätig sind und Arbeit suchen (unabhängig davon, ob sie arbeitslos gemeldet sind); Nichterwerbspersonen gehen keiner Erwerbstätigkeit nach und suchen auch keine d zu den unter 25-jährigen Nichterwerbspersonen werden hier auch Personen gezählt, die sich in betrieblicher Ausbildung befinden Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
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7 Analytische Befunde
lediglich der Effekt der Erwerbslosigkeit. Auch bei Frauen ist dieser Effekt positiv, aber wie erwartet in deutlich geringerem Maße als bei Männern. Interessanter ist, wie sich dieses Muster in der Abfolge der Kohorten ändert (Modell 3). In den Interaktionseffekten spiegelt sich wider, dass die traditionelle Arbeitsteilung langsam an Bedeutung verliert. Relativ betrachtet erhöht eine Erwerbstätigkeit das Risiko der Partnerlosigkeit von Frauen in den jüngeren Kohorten nicht mehr so stark wie in den älteren Kohorten. Darin drückt sich aus, dass die Erwerbsbeteiligung partnerschaftlich gebundener Frauen zunimmt. Auch die Unterschiede nach der beruflichen Stellung werden geringer. Der risikosteigernde Effekt, den Beamtinnen gegenüber den Arbeiterinnen haben, schwächt sich besonders stark ab. Unter den nicht erwerbstätigen Frauen steigt die Wahrscheinlichkeit des partnerlosen Lebens hingegen überproportional an. Hiervon sind vor allem die jungen Frauen, die weder erwerbstätig noch arbeitsuchend sind, betroffen. Eine Erklärung dafür ist, dass sich die Frauen dieser Gruppe viel seltener noch in Ausbildung befinden als Männer, vor allem in den älteren Kohorten, so dass der nachlassende Effekt des Verweilens im Bildungssystem, der ja auch für Frauen gefunden wurde, hier nicht durchschlägt. Insgesamt ist die partnerschaftliche Lebensform von Frauen in den jüngeren Kohorten also weniger an die Erwerbsposition geknüpft als in den älteren Kohorten. Die erwerbsbezogenen Unterschiede in der relativen Chance, partnerlos zu leben, nehmen ab. 7.2.3 Effekte der numerischen Geschlechterrelation Nachdem die Effekte der verschiedenen sozialen Statusmerkmale analysiert sind, soll abschließend eine reine Strukturgröße aufgegriffen werden. Das numerische Verhältnis zwischen den Geschlechtern wird theoretisch im Kontext von Gelegenheiten der Partnerwahl diskutiert. Der quantitative Mangel eines Geschlechts führt dazu, dass nicht alle einen Partner finden. Für besonders ausgeprägte Mangelsituationen, wie sie in Folge von Kriegen entstehen, wurde dies bereits an der kohortenspezifischen Verbreitung der Partnerlosigkeit sichtbar. Darüber hinaus ist anzunehmen, dass ein numerisches Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern zu einer Verstärkung der sozialen Selektivität der Partnerlosigkeit beiträgt. Unter den Angehörigen des sich in der Überzahl befindlichen Geschlechts dürften am ehesten diejenigen ohne Partner bleiben, deren Eigenschaften am wenigsten gefragt sind. Um solche Annahmen zu prüfen, wären komplexere Modelle als die hier verwendeten erforderlich. Zum einen können die tatsächlich bestehenden Gelegenheiten der Partnerwahl auf Basis des Mikrozensus nur sehr grob abgebildet
7.2 Soziale Bedingungen der Partnerlosigkeit in Westdeutschland
197
werden. Ein im nationalen Durchschnitt unausgewogenes Geschlechterverhältnis bedeutet noch lange nicht, dass das faktische Angebot auch für jeden Einzelnen eingeschränkt ist. Vielmehr sind die tatsächlichen Möglichkeiten des Kennenlernens in verschiedenen sozialen Kontexten sehr unterschiedlich (z.B. Klein/ Lengerer 2001; Klein/Stauder 2008). Zum anderen ist es schwierig, die Effekte des Geschlechterverhältnisses auf Basis der bestehenden partnerschaftlichen Lebensform zu untersuchen und darin das gesamte Altersspektrum einzubeziehen. Obwohl die Relation von Männern zu Frauen im unteren Altersbereich meist noch recht ausgeglichen ist, befindet sich das Risiko der Partnerlosigkeit zunächst auf hohem Niveau und geht dann allmählich zurück. Im höheren Alter hingegen nimmt die Partnerlosigkeit bei beiden Geschlechtern deutlich zu, obwohl sich der Frauenüberschuss beständig vergrößert. Es werden eben kaum mehr neue Partnerschaften eingegangen. Das numerische Verhältnis der Geschlechter trägt daher für sich genommen wohl kaum zur Erklärung der Partnerlosigkeit bei. Von Interesse ist vielmehr, wie sich die Effekte anderer Einflussgrößen verändern, wenn das Geschlechterverhältnis kontrolliert wird. In Tabelle 17 sind die Ergebnisse für Männer dargestellt. Aus Modell 2 geht hervor, dass ein Überschuss des eigenen Geschlechts das Risiko der Partnerlosigkeit signifikant erhöht. An sich ist dieser Befund trivial. Nach Kontrolle des sex ratio verändern sich jedoch auch die Alterseffekte: Das Risiko der Partnerlosigkeit fällt im unteren Altersbereich etwas steiler ab (der negative Effekt des logarithmierten Alters nimmt zu) und im weiteren Lebensverlauf steigt es stärker an (der positive Effekt des Alters nimmt zu). Das in Modell 1 beobachtete Muster ist also nicht unabhängig vom Geschlechterverhältnis. Vielmehr tragen die tatsächlich bestehenden Verhältnisse dazu bei, dass Männer im jüngeren Alter einem geringfügig höheren Risiko ausgesetzt sind, partnerlos zu leben. Im höheren Alter hingegen sind die Strukturen auf eine Reduktion des Risikos angelegt. Obwohl sich die Alterseffekte in Modell 1 und 2 kaum voneinander unterscheiden, wird dies auch in der graphischen Darstellung sichtbar (Abbildung 27). In der beispielhaft ausgewählten Kohorte 1940 ist die Partnerlosigkeit im oberen Altersbereich bei einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis (geschätzt nach Modell 2) wahrscheinlicher als sie es bei gegebenem (d.h. nicht kontrolliertem) Geschlechterverhältnis (geschätzt nach Modell 1) ist.75 Die Unterschiede im jüngeren Alter sind dagegen minimal. Auch Frauen haben ein signifikant höheres Risiko, partnerlos zu leben, wenn sich ihr Geschlecht in der Überzahl befindet (Tabelle 18). Am Effekt selbst und am Ausmaß der Veränderung der Alterseffekte ist abzulesen, dass die nume75
In der Abbildung dargestellt ist der Altersbereich, der tatsächlich beobachtet wurde und aus dem die Angaben in die Modellschätzung eingegangen sind. Mit fortschreitendem Alter werden die Unterschiede größer.
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7 Analytische Befunde
Tabelle 17: Effekte der numerischen Geschlechterrelation auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92-jährigen Männern, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios) AV: partnerlos (1) vs. in Partnerschaft (0) Altera ln (Altera) Kohorteb Altera * Kohorteb ln (sex ratio)c Konstante Nagelkerke R2 Fallzahl gewichtet Fallzahl ungewichtet
Modell 1 1,095* 0,063* 1,051* 0,999* 111,298* 0,380 1.722.446 4.112.994
Modell 2 1,100* 0,060* 1,052* 0,999* 1,473* 115,303* 0,380 1.722.446 4.112.994
Signifikanzniveau: * p<0,001 a in Jahren, auf 17 zentriert b in Jahren, auf 1940 zentriert c Männer in Relation zu gleichaltrigen oder bis zu zwei Jahre jüngeren Frauen Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
Tabelle 18: Effekte der numerischen Geschlechterrelation auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92-jährigen Frauen, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios) AV: partnerlos (1) vs. in Partnerschaft (0) Altera ln (Altera) Kohorteb Altera * Kohorteb ln (sex ratio)c Konstante Nagelkerke R2 Fallzahl gewichtet Fallzahl ungewichtet
Modell 1 1,097* 0,153* 1,036* 0,999* 8,689* 0,279 2.012.692 4.788.578
Modell 2 1,089* 0,162* 1,035* 0,999* 1,844* 8,491 0,280 2.012.692 4.788.578
Signifikanzniveau: * p<0,001 a in Jahren, auf 17 zentriert b in Jahren, auf 1940 zentriert c Frauen in Relation zu gleichaltrigen oder bis zu zwei Jahre älteren Männern Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
7.2 Soziale Bedingungen der Partnerlosigkeit in Westdeutschland
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rische Relation der Geschlechter bei Frauen eine größere Rolle für die partnerschaftliche Lebensform spielt als bei Männern. Außerdem verändert sich der Risikoverlauf über das Alter hinweg wie erwartet in die entgegengesetzte Richtung. Wird das Geschlechterverhältnis kontrolliert, geht die relative Chance, partnerlos zu leben, im unteren Altersbereich etwas weniger stark zurück (der negative Effekt des logarithmierten Alters nimmt ab). Im höheren Alter steigt es dagegen nicht so deutlich an (der positive Effekt des Alters nimmt ab). Die vorhandenen Strukturen tragen also dazu bei, dass jüngere Frauen etwas seltener partnerlos leben als dies bei ausgeglichenem Geschlechterverhältnis der Fall wäre. Ältere Frauen haben in Folge des Männermangels dagegen ein deutlich höheres Risiko der Partnerlosigkeit (Abbildung 27). Ein numerisches Ungleichgewicht der Geschlechter erhöht oder senkt das Risiko der Partnerlosigkeit vermutlich nicht für alle gleichermaßen. Vielmehr sollte sich die soziale Selektivität für das Geschlecht verschärfen, das sich in der Überzahl befindet. Für das knappe Geschlecht sollte sich die soziale Selektivität hingegen abschwächen, da auch diejenigen mit weniger attraktiven Eigenschaften relativ gute Chancen haben, einen Partner zu finden. Solche Überlegungen lassen sich zumindest ansatzweise prüfen, indem die Effekte der verschiedenen sozialen Statusmerkmale unter Kontrolle der sex ratios berechnet werden. Da die hier beobachteten Kohorten eher von einem Männermangel denn von einem Männerüberschuss betroffen sind, sollten sich die Effekte bei Männern verstärken, wenn die numerische Relation der Geschlechter kontrolliert wird. Bei Frauen hingegen tragen die bestehenden Verhältnisse zu den sozialen Unterschieden der partnerschaftlichen Lebensform bei. Nach Berücksichtung der sex ratios ist daher ein Rückgang der Effekte zu erwarten. Anhand der Bildung zeigt sich, dass die Geschlechterverhältnisse bei Männern so gut wie keine Rolle für die sozialen Muster der Partnerlosigkeit spielen. Die aus Tabelle 13 bekannten Effekte des Bildungsabschlusses bleiben nahezu vollständig erhalten, wenn die sex ratios mit in das Modell aufgenommen werden (siehe Tabelle A1 im Anhang). Auch bei Frauen zeigen sich nur minimale Veränderungen. Diese weisen aber in die erwartete Richtung und können so als erster Anhaltspunkt für das Zutreffen der genannten Hypothese aufgefasst werden. Bei einer ausgeglichenen Relation der Geschlechter hätten hoch gebildete Frauen ein etwas niedrigeres Risiko der Partnerlosigkeit als dies unter gegebenen Umständen der Fall ist. Ein Frauenüberschuss führt also dazu, dass sich das ohnehin höhere Risiko von gut ausgebildeten Frauen noch weiter steigert (siehe Tabelle A2 im Anhang).
200
7 Analytische Befunde
Abbildung 27: Wahrscheinlichkeit des Lebens ohne Partner im Haushalt in der Kohorte 1940, Westdeutschland, nach Alter und Geschlecht, geschätzt auf Basis von Modell 1 und von Modell 2 bei ausgeglichener Geschlechterrelationa Männer 1,0
Modell 1
0,8
Modell 2, bei ausgeglichener Geschlechterrelation
0,6
0,4
0,2
0,0 18
22
26
30
34
38
42
46
50
54
58
62
66
70
74
78
82
86
90
Alter
Frauen 1,0
Modell 1
0,8
Modell 2, bei ausgeglichener Geschlechterrelation
0,6
0,4
0,2
0,0 18
22
26
30
34
38
42
46
50
54
58
62
66
70
74
78
82
86
90
Alter a
in Tabelle 17 für Männer, in Tabelle 18 für Frauen Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
7.3 Soziale Bedingungen der Partnerlosigkeit in Ostdeutschland
201
7.3 Soziale Bedingungen der Partnerlosigkeit in Ostdeutschland im Überblick Für die neuen Bundesländer werden die seit der Wiedervereinigung bestehenden Bedingungen der Partnerlosigkeit untersucht. Im Vergleich zu den alten Bundesländern sollte die soziale Selektivität schwächer ausgeprägt sein. Außerdem sind geringere Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu erwarten. Erste Hinweise darauf lieferten bereits die deskriptiven Befunde. Nun soll geprüft werden, ob die dort gefundenen Muster auch in der multivariaten Analyse stabil bleiben und die Effekte signifikant sind. Die Analyse der sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit in Ostdeutschland beschränkt sich auf die Bildung. Welche Wirkung von der Bildung auf die Wahrscheinlichkeit des Lebens ohne festen Partner ausgeht, wird zunächst unter Kontrolle der Gemeindegröße bestimmt. Dabei werden nur die Haupteffekte der Bildung berücksichtigt. Ihre mögliche Veränderung über die Kohorten hinweg kann auf der Grundlage der vorliegenden Daten, in denen nur kurze Ausschnitte aus den Lebensverläufen der verschiedenen Kohorten abgebildet sind, nicht adäquat bestimmt werden. In ein weiteres Modell wird die numerische Relation der Geschlechter zusätzlich aufgenommen. Aus Modell 1 geht zunächst hervor, wie sich das Risiko der Partnerlosigkeit mit dem Alter und der Kohorte entwickelt (Tabelle 19 für Männer, Tabelle 20 für Frauen). Wie in Westdeutschland zeigt sich für das Alter ein u-förmiger Verlauf. Im unteren Altersbereich nimmt das Risiko der Partnerlosigkeit schnell ab und im fortgeschrittenen Alter dann allmählich wieder zu. Der Kohorteneffekt variiert mit dem Alter. Unter den jüngeren Männern und Frauen wird es in der Abfolge der Kohorten wahrscheinlicher, partnerlos zu leben. Im höheren Alter hingegen haben die später Geborenen ein geringeres Risiko der Partnerlosigkeit. Vor allem bei Frauen geht das Risiko der Partnerlosigkeit im oberen Altersbereich zurück. Im direkten Vergleich mit Westdeutschland – d.h. auf denselben Zeitraum bezogen – fällt auf, dass verbindliche Partnerschaften in Ostdeutschland nach wie vor früher im Lebensverlauf eingegangen werden (ohne Tabelle). Darauf deutet die im jüngeren Alter steilere Abnahme des Risikos der Partnerlosigkeit in Ostdeutschland hin. Welche Wirkung hat nun die Bildung auf die relative Chance, partnerlos zu leben? Bei Männern ist der Effekt deutlicher als erwartet und ebenso wie in Westdeutschland negativ ausgeprägt (Modell 2, Tabelle 19). Je geringer Männer qualifiziert sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie nicht in einer festen Partnerschaft gebunden sind. Männer ohne Berufsabschluss haben sogar das mit Abstand höchste Risiko der Partnerlosigkeit. In Ostdeutschland handelt es sich
202
7 Analytische Befunde
Tabelle 19: Effekte der Bildung und der numerischen Geschlechterrelation auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92-jährigen Männern, Ostdeutschland (logistische Regression, odds ratios) AV: partnerlos (1) vs. in Partnerschaft (0) Altera ln (Altera) Kohorteb Altera * Kohorteb Gemeindegröße unter 20 Tsd. Einwohner (Referenz) 20 bis unter 100 Tsd. Einwohner 100 Tsd. und mehr Einwohner Bildungsabschluss ohne beruflichen Abschluss HS mit Ausbildung (Referenz) MR mit Ausbildung FHR / ABI mit Ausbildung Techniker / Meister Fachhochschulabschluss Hochschulabschluss in Ausbildung ln (sex ratio)c Konstante Nagelkerke R2 Fallzahl gewichtet Fallzahl ungewichtet
Modell 1 1,102* 0,170* 1,110* 0,999*
1,815* 0,371 135.375 408.997
Modell 2 1,090* 0,220* 1,108* 0,999*
Modell 3 1,090* 0,213* 1,107* 0,999*
1 1,060 1,258*
1 1,061 1,259*
2,070* 1 0,842* 0,879 0,620* 0,606* 0,657* 1,876*
2,062* 1 0,834* 0,873 0,616* 0,602* 0,653* 1,863* 0,811 1,335 0,385 135.375 408.997
1,191 0,385 135.375 408.997
Signifikanzniveau: * p<0,001 a in Jahren, auf 17 zentriert b in Jahren, auf 1940 zentriert c Männer in Relation zu gleichaltrigen oder bis zu zwei Jahre jüngeren Frauen Abkürzungen: HS = Hauptschule, MR = Mittlere Reife, FHR / ABI = Fachhochschulreife / Abitur Datenquelle: Mikrozensus Scientific Use Files 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
dabei allerdings um eine kleine und insofern besondere Gruppe. Das Niveau des Abschlusses erweist sich ebenfalls als bedeutsam. Männer mit (Fach-) Hochschulabschluss sowie Techniker und Meister haben ein deutlich geringeres Risiko der Partnerlosigkeit als Männer mit Ausbildungsabschluss. Vom Verweilen in den Institutionen des Bildungssystems geht ein positiver Effekt auf das Risiko der Partnerlosigkeit aus. Dieser ist jedoch deutlich schwächer ausgeprägt als in Westdeutschland. Das aus der ehemaligen DDR bekannte Muster, wonach es durchaus üblich ist, bereits während der Ausbildung mit einem Partner
203
7.3 Soziale Bedingungen der Partnerlosigkeit in Ostdeutschland
Tabelle 20: Effekte der Bildung und der numerischen Geschlechterrelation auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92-jährigen Frauen, Ostdeutschland (logistische Regression, odds ratios) AV: partnerlos (1) vs. in Partnerschaft (0) Altera ln (Altera) Kohorteb Altera * Kohorteb Gemeindegröße unter 20 Tsd. Einwohner (Referenz) 20 bis unter 100 Tsd. Einwohner 100 Tsd. und mehr Einwohner Bildungsabschluss ohne beruflichen Abschluss HS mit Ausbildung (Referenz) MR mit Ausbildung FHR / ABI mit Ausbildung Techniker / Meister Fachhochschulabschluss Hochschulabschluss in Ausbildung ln (sex ratio)c Konstante Nagelkerke R2 Fallzahl gewichtet Fallzahl ungewichtet
Modell 1 1,111* 0,230* 1,084* 0,998*
0,937 0,311 150.239 452.219
Modell 2 1,095* 0,330* 1,083* 0,998*
Modell 3 1,095* 0,318* 1,081* 0,998*
1 1,272* 1,454*
1 1,273* 1,456*
1,432* 1 0,973 1,052 1,020 1,046 1,161* 3,275*
1,429* 1 0,961 1,048 1,012 1,037 1,147* 3,252* 1,240* 0,408* 0,325 150.239 452.219
0,357* 0,325 150.239 452.219
Signifikanzniveau: * p<0,001 a in Jahren, auf 17 zentriert b in Jahren, auf 1940 zentriert c Frauen in Relation zu gleichaltrigen oder bis zu zwei Jahre älteren Männern Abkürzungen: HS = Hauptschule, MR = Mittlere Reife, FHR / ABI = Fachhochschulreife / Abitur Datenquelle: Mikrozensus Scientific Use Files 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
zusammenzuleben, besteht also zumindest bislang unter veränderten Bedingungen fort. Bei Frauen spielt der Bildungsabschluss so gut wie keine Rolle für die partnerschaftliche Lebensform (Modell 2, Tabelle 20). Selbst für höher qualifizierte Frauen lassen sich in Ostdeutschland keine signifikanten Effekte gegenüber den Hauptschulabsolventinnen mit Ausbildung nachweisen. Nur ein Hochschulab-
204
7 Analytische Befunde
schluss geht mit einem etwas höheren Risiko der Partnerlosigkeit einher.76 Damit differieren die sozialen Bedingungen der Partnerlosigkeit von Frauen deutlich zwischen Ost und West. Während Bildung in Westdeutschland risikosteigernd wirkt, gibt es in Ostdeutschland kaum Unterschiede zwischen den verschiedenen Bildungsgruppen. In Bezug auf den Erwerbsstatus sind die Muster ähnlich. Ein klarer Effekt geht in Ostdeutschland lediglich vom Vorhandensein eines beruflichen Abschlusses aus. Frauen ohne beruflichen Abschluss haben eine 1,4-fach höhere relative Chance, partnerlos zu leben, als Frauen mit der niedrigsten beruflichen Qualifikation. Auch während der Ausbildung ist die Partnerlosigkeit wahrscheinlich. Wie bei Männern ist der betreffende Effekt jedoch wesentlich schwächer ausgeprägt als in Westdeutschland. Die quantitativen Strukturen des Partnermarkts tragen kaum zu den bildungsspezifischen Mustern der Partnerlosigkeit bei. Nach Kontrolle der sex ratios bleiben die Bildungseffekte bei beiden Geschlechtern stabil (Modell 3). Zwar hätten Männer ohne beruflichen Abschluss bei einer ausgeglichenen Relation der Geschlechter ein geringfügig niedrigeres Risiko der Partnerlosigkeit. Gleichzeitig nehmen die risikosenkenden Effekte höherer Bildung leicht zu, so dass sich an den Unterschieden zwischen den Gruppen so gut wie nichts verändert. Für sich genommen hat das Geschlechterverhältnis keinen signifikanten Effekt auf die relative Chance von Männern, partnerlos zu leben. Bei Frauen dagegen zeigt sich die erwartete Wirkung. Die Größe des Wohnorts steht in einem positiven Zusammenhang mit der Partnerlosigkeit. Auch in den neuen Bundesländern leben Männer und Frauen in großen Städten eher partnerlos als dies in kleineren Städten und auf dem Land der Fall ist. Besonders deutlich sind die Unterschiede bei Frauen. 7.4 Zusammenfassung der wichtigsten Befunde Ob jemand mit einem Partner zusammen oder ohne Partner lebt, ist an soziale Bedingungen geknüpft. Bei Männern sind diese anders ausgeformt als bei Frauen. Die individuelle sozioökonomische Position von Männern ist negativ mit dem Risiko der Partnerlosigkeit assoziiert. Bei Frauen hingegen ist dieser Zusammenhang positiv. Daran ändert sich in der Abfolge der Kohorten nur wenig. Entgegen den Erwartungen verstärkt sich dieses Muster bei Männern eher noch. Bei Frauen schwächt es sich wie vermutet leicht ab. Die Unterschiede
76
Anders als in Westdeutschland gibt es keine Hinweise darauf, dass der risikosteigernde Effekt hoher Bildung mit dem Alter zurückgeht. Auch sonst finden sich keine nennenswerten Interaktionseffekte mit dem Alter.
7.4 Zusammenfassung der wichtigsten Befunde
205
zwischen den Geschlechtern werden etwas geringer, weil das Risiko der Partnerlosigkeit unter den sehr niedrig gebildeten Frauen überproportional ansteigt. So lassen sich grob die zentralen Befunde der für Westdeutschland durchgeführten Analysen zusammenfassen. Sie stimmen mit den deskriptiv gefundenen Mustern überein und bestätigen die wichtigsten der aus dem familienökonomischen Ansatz sowie den Überlegungen zur Partnerwahl abgeleiteten Hypothesen. Aus theoretischer Sicht besonders bedeutsam sind die Effekte der Bildung. Diese können bei beiden Geschlechtern im Einzelnen wie folgt nachgewiesen werden: (1) Während der Ausbildung ist das Risiko der Partnerlosigkeit sowohl bei Männern als auch bei Frauen deutlich erhöht. Vermutlich gilt dies auch für die erste Phase nach der Ausbildung, so dass es vor allem bei höherer Bildung zu einer weiteren Verzögerung des Eingehens verbindlicher partnerschaftlicher Beziehungen kommt. Dafür spricht, dass sich der risikosteigernde Effekt hoher Bildung bei Männern auf den unteren Altersbereich konzentriert und bei Frauen im unteren Altersbereich am stärksten ausfällt. (2) Ist ein Bildungsabschluss vorhanden, gibt es bei Männern nur geringe Unterschiede der partnerschaftlichen Lebensform nach dem Niveau des Abschlusses. Lediglich im jüngeren Erwachsenenalter ist es für höher qualifizierte Männer wahrscheinlicher, partnerlos zu leben, als für niedrig qualifizierte Männer, was auf Timingeffekte hindeutet (siehe Punkt 1). Wenn Männer allerdings über keinen beruflichen Abschluss verfügen, also mit besonders schlechten Erwerbs- und Einkommenschancen ausgestattet sind, ist ihr Risiko der Partnerlosigkeit über den gesamten Lebensverlauf hinweg deutlich erhöht. (3) Bei Frauen dagegen hat das Bildungsniveau einen stark positiven Effekt auf das Risiko der Partnerlosigkeit. Je höher Frauen gebildet sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie partnerlos leben. Dies gilt besonders, aber nicht nur im jüngeren Alter. Vielmehr wirkt eine hohe Qualifikation bei Frauen dauerhaft risikosteigernd. (4) In der Abfolge der Kohorten wird der Institutioneneffekt der Bildung schwächer. In den jüngeren Kohorten ist es relativ wahrscheinlicher, bereits während der Ausbildung mit einem Partner zusammenzuleben, als dies in den älteren Kohorten der Fall war. Dies gilt für beide Geschlechter.77 (5) Das Niveau der Bildung hat in allen Kohorten eine ähnliche Wirkung auf die Wahrscheinlichkeit der Partnerlosigkeit. Die aus der Familienökonomie 77 Eine nach der Form des partnerschaftlichen Zusammenlebens differenzierte Analyse zeigt, dass die Abschwächung des Institutioneneffekts wie erwartet auf die Ausbreitung nichtehelicher Lebensgemeinschaften zurückzuführen ist. In Bezug auf die Ehelosigkeit bleibt der risikosteigernde Effekt des Verweilens im Bildungssystem in der Abfolge der Kohorten stabil (bei Frauen) bzw. verstärkt sich sogar (bei Männern).
206
7 Analytische Befunde
abgeleitete Erwartung, wonach die Effekte bei Männern geringer werden sollten, kann nicht bestätigt werden. Sie beschränken sich aber ohnehin auf das Vorhandensein eines beruflichen Abschlusses. Dass Männer ohne Berufsabschluss auch in den jüngeren Kohorten ein vergleichsweise hohes Risiko der Partnerlosigkeit haben, steht wiederum in Einklang mit den theoretischen Überlegungen. (6) Bei Frauen fällt die Bildungsselektivität der partnerschaftlichen Lebensform in den jüngeren Kohorten etwas geringer aus als in den älteren. Außerdem verändert sich das Muster. Für Frauen ohne beruflichen Abschluss steigt das Risiko der Partnerlosigkeit besonders stark an, so dass aus dem linear positiven Zusammenhang in den älteren Kohorten ein eher u-förmiger Zusammenhang in den jüngeren Kohorten wird. Allmählich sind es die Frauen mit mittleren Bildungsabschlüssen, die dem geringsten Risiko der Partnerlosigkeit ausgesetzt sind. Neben der Bildung hat die Kohorte eine eigenständige Wirkung auf die Wahrscheinlichkeit, partnerlos zu leben. Der abgesehen vom oberen Altersbereich feststellbare Anstieg der Partnerlosigkeit über die Kohorten hinweg kann insbesondere bei Frauen nicht allein auf ihre zunehmend höhere Bildung zurückgeführt werden. Es handelt sich also nicht um reine Struktureffekte. Vielmehr nimmt das Risiko der Partnerlosigkeit in allen Bildungsgruppen in der Abfolge der Kohorten zu, in jeweils unterschiedlichem Ausmaß. Auch die Erwerbsposition ist bei beiden Geschlechtern mit der partnerschaftlichen Lebensform verknüpft. Daraus lassen sich zwar nur grobe Hinweise auf verursachende Mechanismen ableiten, die aber die bisherigen Befunde unterstützen und ergänzen. Es zeigt sich: (1) Wenn Männer in den Arbeitsmarkt integriert sind, haben sie ein relativ geringes Risiko der Partnerlosigkeit. Damit bestätigt sich die Erwartung, wonach eine gesicherte ökonomische Position eine wichtige Voraussetzung für das partnerschaftliche Zusammenleben von Männern ist. Erwerbslose und anderweitig nicht erwerbstätige Männer sind wenig attraktive Partner, haben insofern geringere Chancen auf eine Partnerschaft und vermutlich auch ein höheres Risiko der Trennung. Nicht zuletzt ist in Betracht zu ziehen, dass Erwerbskontexte auch als Partnermärkte fungieren und es schwieriger ist, potentielle Partner kennen zu lernen, wenn ein solcher Kontext nicht zur Verfügung steht. (2) Über die Kohorten hinweg lässt sich bei Männern keine Abschwächung dieser Effekte beobachten. Vielmehr ist das partnerschaftliche Zusammenleben von Männern sogar zunehmend an die Integration in den Arbeitsmarkt gekoppelt. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die ökonomische Position von Männern als Merkmal der Partnerwahl wichtiger wird. (3) Bei Frauen steht die Erwerbsposition in einem besonders engen Zusammenhang mit der partnerschaftlichen Lebensform. Sie bedingt jedoch weniger
7.4 Zusammenfassung der wichtigsten Befunde
207
die Partnerlosigkeit, sondern folgt mehr aus dem Zusammenleben mit einem Partner. Wenn Frauen in einer festen Partnerschaft gebunden sind, gehen sie oft keiner Erwerbstätigkeit nach. In der Abfolge der Kohorten schwächt sich dieses Muster ab. Die Erwerbsbeteiligung von in Partnerschaft lebenden Frauen nimmt zu, so dass die Effekte der Erwerbsposition auf das Risiko der Partnerlosigkeit kontinuierlich zurückgehen. Auch das numerische Verhältnis der Geschlechter nimmt Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, partnerlos zu leben. Wenn sich das eigene Geschlecht in der Überzahl befindet, erhöht sich das Risiko der Partnerlosigkeit. Abgesehen von der besonderen Situation in einzelnen Kohorten ist davon vor allem der obere Altersbereich betroffen. Die vorhandenen Strukturen tragen dazu bei, dass Frauen im fortgeschrittenen Alter einem besonders hohen Risiko der Partnerlosigkeit ausgesetzt sind. Bei Männern dagegen senken die bestehenden Verhältnisse das Risiko. Für den jüngeren Altersbereich können nur minimale Effekte nachgewiesen werden. Ob sich die numerische Relation der Geschlechter auf die soziale Selektivität der Partnerlosigkeit auswirkt, kann hier nur ansatzweise untersucht werden. Während sich die Erwartungen für Männer nicht bestätigen lassen, finden sich für Frauen zumindest Hinweise darauf, dass der Überschuss des eigenen Geschlechts die risikosteigernden Effekte hoher Bildung verschärft. In Ostdeutschland stellt sich die Situation etwas anders dar. Aber auch hier ist die partnerschaftliche Lebensform an soziale Bedingungen geknüpft, die nicht generell geringer sind als in Westdeutschland. Der negative Effekt der Bildung auf das Risiko der Partnerlosigkeit von Männern ist sogar stärker ausgeprägt. Bei Frauen dagegen gibt es kaum Unterschiede zwischen den verschiedenen Bildungsgruppen. Während es in Westdeutschland für hoch qualifizierte Frauen vergleichsweise wahrscheinlich ist, partnerlos zu leben, sind es in Ostdeutschland lediglich die (wenigen) Frauen ohne beruflichen Abschluss, die einem höheren Risiko der Partnerlosigkeit ausgesetzt sind. Auch die Effekte des Verweilens in den Institutionen des Bildungssystems differieren zwischen West und Ost. Während der Ausbildung ist die relative Chance, partnerlos zu leben, in Ostdeutschland weniger stark erhöht als in Westdeutschland. Für das numerische Verhältnis der Geschlechter kann in Ostdeutschland nur für Frauen ein signifikanter Effekt auf das Risiko der Partnerlosigkeit nachgewiesen werden. Außerdem gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass ein bestehendes Ungleichgewicht zur sozialen Selektivität der Partnerlosigkeit beiträgt. Eine solche Wirkung kann aber auch nicht ausgeschlossen werden. Vielmehr sind zur Klärung solcher Fragen weitere, differenziertere Analysen erforderlich.
8 Diskussion und Ausblick
In welcher Gesellschaft wir eigentlich leben ist nicht nur eine Frage, die im Titel eines vor einigen Jahren erschienenen Buches gestellt wurde (Pongs 1999, 2000). Es ist gleichzeitig eine der Kernfragen der Soziologie. Versucht man, diese Frage in Bezug auf die privaten Lebensformen der Bevölkerung zu beantworten und mit einem Schlagwort zu versehen, so dürfte klar geworden sein, dass wir nach wie vor nicht in einer „Singlegesellschaft“, sondern weiterhin in einer „Paargesellschaft“ leben. Dafür sprechen die Befunde der vorliegenden Arbeit. Sie beschreibt den Wandel partnerschaftlicher Lebensformen, wie er in Westdeutschland seit Beginn der 1960er-Jahre und in Ostdeutschland seit Beginn der 1990er-Jahre stattgefunden hat. Neben den kalenderzeitlichen werden die lebensverlaufs- und kohortenbezogenen Entwicklungen betrachtet. Außerdem werden die sozialen Strukturen partnerschaftlicher Lebensformen untersucht, wie sie sich aus den Determinanten des Eingehens und Auflösens partnerschaftlicher Beziehungen ergeben. Dies geschieht vornehmlich anhand der Bildung. Es wird geprüft, ob die partnerschaftliche Lebensform von der Bildung und den damit verbundenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt abhängt und ob sich dies verstärkt oder abschwächt. Unterschieden wird dabei zwischen dem verbindlichen Zusammenleben mit einem Partner in einer Ehe oder Lebensgemeinschaft und dem Leben ohne Partner. Als Datengrundlage dienen verschiedene Erhebungen des Mikrozensus sowie die Volkszählung. Die deskriptiven Befunde zeigen zunächst, dass es einen Trend weg von der Ehe, aber keinen pauschalen Trend weg vom Leben in einer festen Paarbeziehung gibt. Für Westdeutschland lässt sich festhalten: Seit Beginn der 1970erJahre nimmt die Verbreitung des ehelichen Zusammenlebens kontinuierlich ab. Ein großer Teil davon wird durch die Zunahme des unverheirateten Zusammenlebens – hauptsächlich mit einem Partner unterschiedlichen und nur selten mit einem Partner gleichen Geschlechts – kompensiert. Dabei sind jedoch alters- und geschlechtsspezifische Unterschiede zu berücksichtigen. Im jüngeren Erwachsenenalter nimmt die Partnerlosigkeit erwartungsgemäß zu. Die Ehe geht stark zurück, wird durch die ebenfalls deutliche Zunahme der nichtehelichen Lebensgemeinschaft aber nicht vollständig ausgeglichen. Auch im mittleren Erwachsenenalter ist ein Anstieg des Anteils partnerlos Lebender zu beobachten. Im höheA. Lengerer, Partnerlosigkeit in Deutschland, DOI 10.1007/978-3-531-92815-9_8, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
8 Diskussion und Ausblick
209
ren Alter hingegen geht der Anteil partnerlos Lebender zurück, vor allem bei Frauen. Verbindliche Formen der Partnerschaft werden in den jüngeren Kohorten also später, aber auch seltener eingegangen und/oder häufiger wieder gelöst als in den älteren Kohorten. Dafür haben die Angehörigen der jüngeren, nicht mehr vom Krieg betroffenen Kohorten eine weit größere Chance, das höhere Alter in Partnerschaft lebend zu verbringen, als dies in den Kohorten zuvor der Fall war. Im unteren und mittleren Altersbereich handelt es sich um Verhaltensänderungen, die familienökonomisch gut erklärbar sind. Durch längere Ausbildungszeiten und zunehmend befristete Beschäftigung dehnt sich die Phase der Unsicherheit aus, so dass verbindliche partnerschaftliche Beziehungen später im Lebensverlauf eingegangen werden. Aufgrund ihrer engen Kopplung an die Elternschaft ist davon besonders die Heirat, in abgeschwächter Form aber auch die Gründung eines gemeinsamen Haushalts betroffen. Dass es über den Aufschub hinaus zu einer Abnahme im Niveau des partnerschaftlichen Zusammenlebens kommt, wird vornehmlich auf die reduzierten Gewinne der häuslichen Arbeitsteilung zurückgeführt. Die steigende Bildungs- und Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöht deren Opportunitätskosten. Außerdem wird die häusliche Produktion einfacher und immer leichter durch marktförmig organisierte Arbeit ersetzbar. Zwar bietet der gemeinsame Haushalt immer noch wirtschaftliche Vorteile und ermöglicht es, Ressourcen zusammenzulegen und mehr Zeit mit dem Partner zu verbringen, aber er lohnt sich weniger als früher. Die Abnahme der Partnerlosigkeit im oberen Altersbereich ist hingegen vornehmlich demographisch bedingt. Die jüngeren Kohorten weisen in den oberen Altersjahren ein zunehmend ausgeglichenes Geschlechterverhältnis auf, während in den älteren Jahrgängen – in Folge des Krieges – ein deutlicher Frauenüberschuss bestand. Damit erscheint dieser Befund trivial. In der bisherigen Diskussion um den Wandel der Lebensformen wird er dennoch kaum wahrgenommen. Vielmehr wird meist selbstverständlich davon ausgegangen, dass es zu einem Anstieg von „Singles“ im mittleren und höheren Lebensalter kommt (z.B. Baas/Schmitt/Wahl 2008). In Ostdeutschland finden seit Beginn der 1990er-Jahre ähnliche Entwicklungen in beschleunigter Form statt. Die Partnerlosigkeit breitet sich besonders im unteren Altersbereich rasch aus und nimmt auch im mittleren Altersbereich zu. Von einer Singularisierung kann aber auch hier keine Rede sein. Mit der Übernahme der gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen findet stattdessen eine allmähliche Angleichung an die alten Bundesländer statt. Kurz nach der Wiedervereinigung war das Niveau der Partnerlosigkeit in den neuen Bundesländern durchgängig niedriger als in den alten. Der Zusammenzug mit
210
8 Diskussion und Ausblick
einem Partner erfolgte früher im Lebensverlauf und bis zum mittleren Erwachsenenalter auch häufiger. Inzwischen gibt es nur noch geringe Unterschiede. Eine genaue Betrachtung zeigt, dass es sich hierbei um eine Kombination aus Perioden- und Kohorteneffekten handelt. Als ausschlaggebend erweist sich, in welche Phase des Lebensverlaufs der politische Umbruch fällt. Die jüngeren Kohorten, die zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung noch nicht in den Prozess der Partnerwahl eingetreten sind, gleichen sich vollständig. Hier hat die Anpassung an das westdeutsche Muster bereits stattgefunden. In den mittleren Kohorten, die etwa zwischen 1955 und 1970 geboren wurden, zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung also zwischen 20 und 35 Jahre alt waren, zeigen sich zunächst deutliche Abweichungen zwischen alten und neuen Bundesländern. Die Anteile partnerlos lebender Männer und Frauen liegen in den neuen Bundesländern stets niedriger. Seither konvergiert die Entwicklung. Die älteren Kohorten hingegen, die im fortgeschrittenen Alter von der Wiedervereinigung betroffen sind, in dem es ohnehin eher geringe Unterschiede zwischen den Landesteilen gibt, weisen ein konstantes Muster auf. Hier findet keine weitere Annäherung mehr statt. Die partnerschaftliche Lebensform ist nicht nur dem sozialen Wandel unterworfen, sondern auch an soziale Bedingungen geknüpft. Dafür sprechen die vorliegenden Ergebnisse. Insgesamt zeigen sich für Westdeutschland folgende Muster: Einer ausgeprägten sozialen Selektivität unterliegt die Partnerlosigkeit von Frauen. Bei höherer Bildung leben Frauen nicht nur im unteren Altersbereich häufiger partnerlos, worin sich der bekannte Timingeffekt der Bildung widerspiegelt. Vielmehr zeigt sich für die Bildung über den gesamten Lebensverlauf hinweg eine risikosteigernde Wirkung. Höher gebildete Frauen gehen verbindliche partnerschaftliche Beziehungen nicht nur später ein als niedrig gebildete Frauen, sondern leben auch darüber hinaus seltener mit einem Partner zusammen, haben also eine dauerhaft geringere Neigung zum Eingehen einer festen Partnerschaft und/oder eine höhere Neigung zur Auflösung einer solchen. Dies gilt sowohl für die schulische als auch die berufliche Bildung. Die partnerschaftliche Lebensform von Männern ist an geringere und erwartungsgemäß anders ausgeprägte soziale Bedingungen geknüpft. Für den unteren Altersbereich deuten die Befunde wie bei Frauen darauf hin, dass höhere Bildung die Festlegung auf einen Partner verzögert. Das bis zum mittleren Erwachsenenalter erreichte Ausmaß des partnerschaftlichen Zusammenlebens erweist sich dagegen als weitgehend unabhängig vom Niveau des schulischen und beruflichen Abschlusses. Männer mit niedrigem Bildungsabschluss sind im mittleren und höheren Alter entgegen den Erwartungen kaum einem höheren Risiko der Partnerlosigkeit ausgesetzt als Männer mit höherem Bildungs-
8 Diskussion und Ausblick
211
abschluss. Nur wenn kein berufsqualifizierender Abschluss vorhanden ist, sind Männer durchgehend häufiger partnerlos. Dies spricht für die These, wonach Männer mit geringen Chancen auf dem Arbeitsmarkt wenig attraktive Partner sind. In diese Richtung weisen auch die Effekte der Erwerbsposition. Für erwerbstätige Männer ist es deutlich wahrscheinlicher, in Partnerschaft zu leben, als für erwerbslose und anderweitig nicht erwerbstätige Männer (im erwerbsfähigen Alter). Obwohl keine Beschränkung auf das eheliche Zusammenleben erfolgt, spiegeln sich also die aus bisherigen Studien bekannten Befunde zu den Determinanten der Heiratsneigung und des Scheidungsrisikos in den Querschnittdaten des Mikrozensus wider. Dadurch wird die Annahme gestützt, dass sich die familienökonomischen Argumente vornehmlich auf den gemeinsamen Haushalt beziehen und insofern auf Ehen und Lebensgemeinschaften generalisierbar sind. Die in einer verbindlichen Partnerschaft lebenden Männer und Frauen unterscheiden sich von den partnerlos lebenden Männern und Frauen hinsichtlich ihrer Ausstattung mit Humankapital. Diejenigen, die unter den Bedingungen der traditionellen Arbeitsteilung am meisten vom Zusammenleben profitieren, sind erwartungsgemäß am seltensten partnerlos. Auch die Präferenzen bei der Partnerwahl können hierfür (mit-) bestimmend sein. Männer mit hohen Erwerbs- und Einkommenschancen sind attraktive Partner. Bei Frauen hingegen werden diese Eigenschaften insofern negativ bewertet, als sie für eine geringe häusliche und familienbezogene Orientierung sprechen. Ob darüber hinaus die gelegenheitsstrukturellen Vorgaben des Partnermarkts eine Rolle für die soziale Selektivität der partnerschaftlichen Lebensform spielen, konnte hier nur ansatzweise für die numerischen Ungleichgewichte zwischen den Geschlechtern untersucht werden. Dabei lassen sich allenfalls geringe Effekte nachweisen. Über die Kohorten hinweg verändern sich diese Muster weniger als erwartet. In den jüngeren Kohorten unterliegt die Partnerlosigkeit ähnlichen sozialen Bedingungen wie in den älteren Kohorten. Bei genauer Betrachtung zeigen sich gleichwohl einige bedeutsame Verschiebungen: Wie vermutet schwächt sich der risikosteigernde Effekt des Verweilens in den Institutionen des Bildungssystems leicht ab. Relativ gesehen wird es einfacher, bereits während der Ausbildung mit einem Partner zusammenzuleben, wenn dies nicht mehr zwingend an die Heirat gebunden ist. Davon abgesehen bleibt die Bildungsselektivität der partnerschaftlichen Lebensform von Männern weitgehend erhalten. In allen hier beobachteten Kohorten haben Männer ohne beruflichen Abschluss ein erhöhtes Risiko der Partnerlosigkeit. Bei Frauen hingegen schwächen sich die bildungsbezogenen Unterschiede leicht ab bzw. verändern ihr Muster. Für hoch gebildete Frauen ist das Risiko der Partnerlosigkeit
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8 Diskussion und Ausblick
durchgängig am höchsten. Frauen der niedrigsten Bildungsstufe weisen hingegen nur in den älteren Kohorten ein besonders geringes Risiko der Partnerlosigkeit auf. In der Abfolge der Kohorten steigt ihr Risiko überproportional an, bis es in den jüngeren Kohorten über dem der Frauen mit mittlerer Bildung liegt. Der Bildungseffekt verliert demnach seine Linearität und wird u-förmig. Zu einer gewissen Annäherung zwischen den Geschlechtern kommt es insofern, als in den jüngeren Kohorten nicht mehr nur Männer mit besonders geringen Erwerbs- und Einkommenschancen dem höchsten Risiko der Partnerlosigkeit ausgesetzt sind, sondern zunehmend auch Frauen. Vom Bildungsniveau geht also weiterhin eine strukturierende Kraft aus. Die aus dem familienökonomischen Ansatz abgeleitete Hypothese, wonach die Bildungsselektivität der partnerschaftlichen Lebensform im Zuge der egalitärer werdenden Arbeitsteilung abnehmen sollte, kann nicht bestätigt werden. Es sind weiterhin die gebildeten Frauen mit hohem Erwerbs- und Einkommenspotential, die am häufigsten partnerlos leben. Bei Männern beschränken sich die bildungsbezogenen Unterschiede auf das Vorhandensein eines beruflichen Abschlusses. Dieses Muster bleibt über die Kohorten hinweg unverändert. Auch ein überproportional ansteigendes Risiko der Partnerlosigkeit für hoch gebildete Männer kann nicht festgestellt werden. Unter der Annahme, dass für Männer ebenfalls Opportunitätskosten entstehen, wenn Haus- und Erwerbsarbeit gleichmäßiger zwischen den Geschlechtern aufgeteilt werden, wäre dies zu erwarten gewesen. Dass sich die Bedeutung der Bildung nicht verliert, sondern für die partnerschaftliche Lebensform von Frauen nur verändert, spricht eher für die Wirksamkeit von Präferenzen bei der Partnerwahl. Auch in den jüngeren Kohorten ist es für Frauen mit geringen Chancen auf dem Arbeitsmarkt durchaus vorteilhaft, in einer Partnerschaft zu leben. Als Partnerin sind diese Frauen aber nicht mehr besonders attraktiv. Eine geschlechtsspezifisch ausgeprägte Präferenz für heterogame Partnerwahl ist nur solange sinnvoll, wie der hauptsächliche Nutzen des partnerschaftlichen Zusammenlebens in der Spezialisierung liegt. Verliert die Arbeitsteilung an Rentabilität, wird eine geringe Produktivität auf dem Arbeitsmarkt auch für Frauen zu einem negativ bewerteten Kriterium bei der Partnerwahl. Dann sollten beide Geschlechter einen Partner bevorzugen, der über ein Mindestmaß an Bildung und damit an Erwerbs- und Einkommenspotential verfügt, so dass nicht mehr nur besonders niedrig gebildete Männer im Prozess der Partnerwahl am ehesten übrig bleiben, sondern zunehmend auch Frauen mit diesen Eigenschaften. In Bezug auf die Heiratschancen vermutet dies auch Huinink (1995). Er geht davon aus, dass „eine qualifizierte Ausbildung und Erwerbsarbeit bei den Männern weiterhin bedeutsam sind und bei den Frauen an Relevanz gewinnen“ (ebd.: 351). Die vorliegenden Ergebnisse stützen diese Vermutung. Für Männer
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ohne Ausbildung war es schon immer schwer, eine Partnerin zu finden. Dieses Muster hat Bestand. Und allmählich setzt es sich auch für Frauen durch. Als weiterer wichtiger Befund ist festzuhalten, dass der kohortenbezogene Anstieg der Partnerlosigkeit in Westdeutschland nicht allein durch die Zunahme höherwertiger Bildungsabschlüsse bedingt ist. Vielmehr gibt es eigenständige Bildungseffekte und eigenständige Kohorteneffekte. Das Ausmaß der Partnerlosigkeit variiert mit der Bildung und in allen Bildungsgruppen nimmt der Anteil partnerlos Lebender über die Kohorten hinweg zu. Es ist nicht nur die höhere Bildung und die damit verbundene Zunahme der ökonomischen Unabhängigkeit von Frauen, die zu einer Ausbreitung der Partnerlosigkeit führt. Die Partnerlosigkeit nimmt auch und gerade unter den besonders niedrig gebildeten Frauen zu. In Ostdeutschland ist die partnerschaftliche Lebensform an etwas andere soziale Bedingungen geknüpft als in Westdeutschland. Da nur für einen relativ kurzen Zeitraum Daten vorliegen, werden die bestehenden Bedingungen der partnerschaftlichen Lebensform betrachtet und nicht deren Wandel. Knapp zusammengefasst lauten die zentralen Ergebnisse wie folgt: Das Zusammenleben mit einem Partner ist in Ostdeutschland etwas weniger sozial selektiv als in Westdeutschland. Auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind geringer ausgeprägt. Das Risiko der Partnerlosigkeit von Männern wird negativ von der Bildung beeinflusst. Bei Frauen hingegen gibt es kaum Unterschiede nach dem Niveau des schulischen und beruflichen Abschlusses. Relativ häufig partnerlos leben Frauen nur, wenn sie über keinen beruflichen Abschluss verfügen. Auch bei Männern erhöht der fehlende berufliche Abschluss das Risiko der Partnerlosigkeit besonders stark. Offenbar stellen beide Geschlechter gewisse Mindestanforderungen an die Qualifikation ihrer Partner. Sind diese erfüllt, spielen weitere Abstufungen eine untergeordnete Rolle. Damit unterscheiden sich die Landesteile in Bezug auf die soziale Selektivität der partnerschaftlichen Lebensform von Frauen also nach wie vor stark voneinander. Anders als in den alten hat die Bildung in den neuen Bundesländern keinen positiven Effekt auf das Risiko der Partnerlosigkeit von Frauen. Der wesentliche Grund hierfür ist, dass es ein mit den alten Bundesländern vergleichbares Ausmaß der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung in den neuen Bundesländern bzw. in der ehemaligen DDR nie gegeben hat. Es war und ist noch immer üblich, dass beide Partner einer Erwerbstätigkeit nachgehen und zum Einkommen des Haushalts beitragen. Dass einmal etablierte Muster unter veränderten Rahmenbedingungen nachwirken, zeigt sich auch an den Timingeffekten der Bildung. In Ostdeutschland ist es relativ wahrscheinlicher, bereits während der Ausbildung mit einem Partner zusammenzuleben, als in Westdeutschland.
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Als Fazit kann festgehalten werden, dass die partnerschaftliche Lebensform ein Aspekt der sozialen Ungleichheit ist und als solcher von der zukünftigen Forschung stärker beachtet werden sollte. Verbindliche partnerschaftliche Beziehungen stellen einen wichtigen Teil des sozialen Kapitals von Individuen dar. Aber nicht alle Individuen haben in derselben Weise Zugang zu diesen Beziehungen. Vergleichsweise schlecht sind die Chancen auf eine Partnerschaft für Männer, die über ein geringes Humankapital verfügen. Dass diese Männer wenig attraktive Partner sind, ist ein bekanntes, durchgängig beobachtbares Muster. Allmählich bildet sich ein solches Muster aber auch für Frauen heraus und wird sich in Zukunft wohl weiter verstärken. Je mehr sich die traditionelle Arbeitsteilung auflöst und je wichtiger der Beitrag beider Partner zum Lebensunterhalt wird, desto eher werden Männer und Frauen bevorzugt, die produktiv sind auf dem Arbeitsmarkt. Was die Datenbasis betrifft, hat die vorliegende Arbeit gezeigt, dass der Wandel partnerschaftlicher Lebensformen mit dem Mikrozensus wesentlich eingehender untersucht werden kann, als dies in bisherigen Studien der Fall war. Über die Kumulation verschiedener Erhebungen des Mikrozensus lassen sich Veränderungen über einen relativ langen Zeitraum hinweg beobachten – sowohl anhand einfacher Vergleiche über die Zeit als auch mittels komplexer Vergleiche über die aggregierten Lebensverläufe verschiedener Kohorten. Dieses Potential gilt es in Zukunft stärker zu nutzen. Der Mikrozensus ist dabei kein Ersatz für sozialwissenschaftliche Umfragen. Er bildet lediglich die äußere Morphologie von Lebensformen und nicht deren Binnenstruktur ab. Außerdem werden Lebensformen haushaltsbegrenzt erfasst. Und es fehlen Verlaufsdaten, mit denen die Prozesse des Eingehens und Auflösens partnerschaftlicher Lebensformen untersucht werden können, aus denen die hier beobachteten Strukturen entstehen. Aber der Mikrozensus stellt eine wichtige Ergänzung dar. Er liefert verlässliche Zahlen, anhand derer die Befunde der empirischen Sozialforschung auf ihre Gültigkeit hin überprüft werden können. Eine Abgrenzung von Lebensformen nach den Konzepten der amtlichen Statistik ist dabei nicht zwingend. Mit den Individualdaten des Mikrozensus lassen sich eigene Konzepte umsetzen. Auch eine valide Schätzung nichtehelicher Lebensgemeinschaften für weiter zurückliegende Erhebungsjahre erweist sich als möglich.
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Wingen, Max (1991): Familien im gesellschaftlichen Wandel: Herausforderungen an eine künftige Familienpolitik im geeinten Deutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B14-15, 3-12. Wirth, Heike (1992): Die faktische Anonymität von Mikrodaten: Ergebnisse und Konsequenzen eines Forschungsprojektes. In: ZUMA-Nachrichten, 30, 7-42. Wirth, Heike; Müller; Walter (2006): Mikrodaten der amtlichen Statistik – ihr Potenzial in der empirischen Sozialforschung. In: Andreas Diekmann (Hg.): Methoden der Sozialforschung. Wiesbaden: VS. S. 93-127. Wirth, Heike; Schmidt, Simone (2003): Bildungspartizipation und Heiratsneigung: Die Entwicklung des bildungsselektiven Heiratsverhaltens in Westdeutschland zwischen 1970 und 1997. In: ZUMA-Nachrichten, 52, 89-124. Zapf, Wolfgang; Breuer, Sigrid; Hampel, Jürgen; Krause, Peter; Mohr, Hans-Michael; Wiegand, Erich (1987): Individualisierung und Sicherheit. Untersuchungen zur Lebensqualität in der Bundesrepublik Deutschland. München: Beck. Ziegler, Rolf (1985): Bildungsexpansion und Partnerwahl. In: Stefan Hradil (Hg.): Sozialstruktur im Umbruch. Opladen: Leske + Budrich. S. 87-106.
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Tabelle 2: Tabelle 3: Tabelle 4: Tabelle 5:
Tabelle 6:
Tabelle 7: Tabelle 8: Tabelle 9: Tabelle 10:
Tabelle 11:
Tabelle 12:
Tabelle 13:
Anteile lediger, geschiedener und verwitweter Personen in verschiedenen Altersgruppen, nach Jahr (in %) ............................. 27 Fallzahlen in den Ausgangsdatensätzen der Jahre 1962 bis 1982, vor und nach Ausschluss von Duplikaten ............................. 90 Fallzahlen im kumulierten Datensatz, vor und nach Einschränkung der Grundgesamtheit .............................................. 96 Item-Nonresponse der Lebenspartner-Frage unter Personen im Alter von 16 Jahren und darüber (in %) .................................. 100 Anzahl der in verschiedengeschlechtlicher Lebensgemeinschaft lebende Personen im Alter von 16 Jahren und darüber, nach Frage- und Schätzkonzept (nicht hochgerechnete Fallzahlen) .................................................................................... 103 Anzahl der in gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaft lebende Personen im Alter von 16 Jahren und darüber, nach Frage- und Schätzkonzept (nicht hochgerechnete Fallzahlen) ..... 105 Alters- und Kohortenstruktur des kumulierten Datensatzes ......... 112 Überschneidung von Rotationsvierteln im kumulierten Mikrozensus ................................................................................. 118 Schema zur Designgewichtung im kumulierten Mikrozensus...... 120 Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen unter Personen im Alter von 18 bis 30 Jahren, nach Datenquelle und Jahr (in %) ............................................................................................ 138 Effekte des Alters und der Kohorte auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92-jährigen Männern, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios)................................................................ 179 Effekte des Alters und der Kohorte auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92-jährigen Frauen, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios)................................................................ 180 Effekte der Bildung auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92jährigen Männern, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios) ................................................................................... 184
A. Lengerer, Partnerlosigkeit in Deutschland, DOI 10.1007/978-3-531-92815-9, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
234
Tabellenverzeichnis
Tabelle 14: Effekte der Bildung auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92jährigen Frauen, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios) ................................................................................... 187 Tabelle 15: Effekte der Erwerbsposition auf die Partnerlosigkeit von 18bis 92-jährigen Männern, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios)................................................................ 193 Tabelle 16: Effekte der Erwerbsposition auf die Partnerlosigkeit von 18bis 92-jährigen Frauen, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios)................................................................ 195 Tabelle 17: Effekte der numerischen Geschlechterrelation auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92-jährigen Männern, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios) ............................................ 198 Tabelle 18: Effekte der numerischen Geschlechterrelation auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92-jährigen Frauen, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios) ............................................ 198 Tabelle 19: Effekte der Bildung und der numerischen Geschlechterrelation auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92-jährigen Männern, Ostdeutschland (logistische Regression, odds ratios)... 202 Tabelle 20: Effekte der Bildung und der numerischen Geschlechterrelation auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92-jährigen Frauen, Ostdeutschland (logistische Regression, odds ratios) ...... 203 Tabelle A1: Effekte der Bildung und der numerischen Geschlechterrelation auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92-jährigen Männern, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios) ............................................................................................ 251 Tabelle A2: Effekte der Bildung und der numerischen Geschlechterrelation auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92-jährigen Frauen, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios) ... 252
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Von der amtlichen Statistik abgegrenzte Lebensformen, die mit den „Singles“ gleichgesetzt werden ............................... 23 Abbildung 2: Anteil der Einpersonenhaushalte an allen Haushalten, nach Jahr (in %) ......................................................................... 24 Abbildung 3: Anteil der allein in einem Haushalt lebenden Personen, nach Jahr (in %) ......................................................................... 25 Abbildung 4: Bevölkerung nach Familientyp (traditionelles Familienkonzept, in %) ............................................................................ 26 Abbildung 5: Schema zur Klassifikation partnerschaftlicher Lebensformen ... 44 Abbildung 6: Fragen zum Beziehungsgefüge im Haushalt (Mikrozensus 1996 bis 2004)............................................................................ 99 Abbildung 7: Verbreitung verschiedengeschlechtlicher Lebensgemeinschaften unter Personen im Alter von 16 Jahren und darüber, nach verschiedenen Abgrenzungen (in %) ................. 102 Abbildung 8: Verbreitung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften unter Personen im Alter von 16 Jahren und darüber, nach verschiedenen Abgrenzungen (in %) ....................................... 104 Abbildung 9: Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen unter Personen im Alter von 16 Jahren und darüber, Westdeutschland, nach Geschlecht und Jahr (in %) ......................... 123 Abbildung 10: Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen unter Männern, Westdeutschland, nach Altersgruppe und Jahr (in %) ....................................................................................... 126 Abbildung 11: Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen unter Frauen, Westdeutschland, nach Altersgruppe und Jahr (in %) ....................................................................................... 128 Abbildung 12: Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen unter Personen im Alter von 16 Jahren und darüber, Ostdeutschland, nach Geschlecht und Jahr (in %) ......................... 132 Abbildung 13: Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen unter Männern, Ostdeutschland, nach Altersgruppe und Jahr (in %) ....... 134 A. Lengerer, Partnerlosigkeit in Deutschland, DOI 10.1007/978-3-531-92815-9, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
236
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 14: Verbreitung partnerschaftlicher Lebensformen unter Frauen, Ostdeutschland, nach Altersgruppe und Jahr (in %) ... 136 Abbildung 15: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt, Westdeutschland, nach Geschlecht, Alter und Kohorte (in %) ........ 141 Abbildung 16: Verbreitung des ehelichen Zusammenlebens, Westdeutschland, nach Geschlecht, Alter und Kohorte (in %) ........ 145 Abbildung 17: Verbreitung des nichtehelichen Zusammenlebens, Westdeutschland, nach Geschlecht, Alter und Kohorte (in %) ........ 147 Abbildung 18: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt, Ostdeutschland, nach Geschlecht, Alter und Kohorte (in %) ........ 151 Abbildung 19: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Personen im Alter von 25 bis 60 Jahren, Westdeutschland, nach Geschlecht, beruflicher Bildung und Jahr (in %) ............ 158 Abbildung 20: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Männern, Westdeutschland, nach Alter, beruflicher Bildung und Kohorte (in %) ......................................................... 162 Abbildung 21: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Frauen, Westdeutschland, nach Alter, beruflicher Bildung und Kohorte (in %) .................................................................. 166 Abbildung 22: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Personen im Alter von 25 bis 60 Jahren, Ostdeutschland, nach Geschlecht, beruflicher Bildung und Jahr (in %) ............ 170 Abbildung 23: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Per-sonen im Alter von 25 bis 60 Jahren, Westdeutschland, nach Geschlecht, Erwerbsposition und Jahr (in %) .................. 172 Abbildung 24: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Personen im Alter von 25 bis 60 Jahren, Ostdeutschland, nach Geschlecht, Erwerbsposition und Jahr (in %) .................. 176 Abbildung 25: Wahrscheinlichkeit des Lebens ohne Partner im Haushalt, Westdeutschland, nach Geschlecht, Alter und Kohorte, geschätzt auf Basis von Modell 1c ........................................... 182 Abbildung 26: Wahrscheinlichkeit des Lebens ohne Partner im Haushalt im Alter von 35 Jahren, Westdeutschland, nach Geschlecht, Bildung und Kohorte, geschätzt auf Basis von Modell 3 ......... 190 Abbildung 27: Wahrscheinlichkeit des Lebens ohne Partner im Haushalt in der Kohorte 1940, Westdeutschland, nach Alter und Geschlecht, geschätzt auf Basis von Modell 1 und von Modell 2 bei ausgeglichener Geschlechterrelation .................. 200
Abbildungsverzeichnis
237
Abbildung A1: Männer in Relation zu gleichaltrigen oder bis zu zwei Jahre jüngeren Frauen (sex ratio), Westdeutschland, nach Alter und Kohorte, logarithmiert.............................................. 241 Abbildung A2: Frauen in Relation zu gleichaltrigen oder bis zu zwei Jahre älteren Männern (sex ratio), Westdeutschland, nach Alter und Kohorte, logarithmiert.............................................. 241 Abbildung A3: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt, Westund Ostdeutschland im Vergleich, nach Geschlecht, Alter und Kohorte (in %) .................................................................. 242 Abbildung A4: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Personen im Alter von 25 bis 60 Jahren, Westdeutschland, nach Geschlecht, schulischer Bildung und Jahr (in %) ............ 243 Abbildung A5: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Männern, Westdeutschland, nach Alter, schulischer Bildung und Kohorte (in %)..................................................... 244 Abbildung A6: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Frauen, Westdeutschland, nach Alter, schulischer Bildung und Kohorte (in %) .................................................................. 246 Abbildung A7: Wahrscheinlichkeit des Lebens ohne Partner im Haushalt für Männer ausgewählter Kohorten, Westdeutschland, nach Alter und Bildung, geschätzt auf Basis von Modell 3 .............. 248 Abbildung A8: Wahrscheinlichkeit des Lebens ohne Partner im Haushalt für Frauen ausgewählter Kohorten, Westdeutschland, nach Alter und Bildung, geschätzt auf Basis von Modell 3 .............. 249 Abbildung A9: Wahrscheinlichkeit des Lebens ohne Partner im Haushalt im Alter von 45 Jahren, Westdeutschland, nach Geschlecht, Bildung und Kohorte, geschätzt auf Basis von Modell 3 ......... 250
Anhang
241
Anhang
Abbildung A1: Männer in Relation zu gleichaltrigen oder bis zu zwei Jahre jüngeren Frauen (sex ratio), Westdeutschland, nach Alter und Kohorte, logarithmiert 2,5
Kohorte 1980
2,0
Kohorte 1970
1,5
Kohorte 1960
1,0
Kohorte 1950
0,5
Kohorte 1940
0,0
Kohorte 1930
-0,5
Kohorte 1920
-1,0
Kohorte 1910
-1,5
Kohorte 1900
-2,0
Kohorte 1890
-2,5 18
22
26
30
34
38
42
46
50
54
58
62
66
70
74
78
82
86
90
Alter
Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung am Hauptwohnsitz
Abbildung A2: Frauen in Relation zu gleichaltrigen oder bis zu zwei Jahre älteren Männern (sex ratio), Westdeutschland, nach Alter und Kohorte, logarithmiert 2,5
Kohorte 1980
2,0
Kohorte 1970
1,5
Kohorte 1960
1,0
Kohorte 1950
0,5
Kohorte 1940
0,0
Kohorte 1930
-0,5
Kohorte 1920
-1,0
Kohorte 1910
-1,5
Kohorte 1900
-2,0
Kohorte 1890
-2,5 18
22
26
30
34
38
42
46
50
54
58
62
66
70
74
78
82
86
90
Alter
Datenquelle: Mikrozensus GESIS-Files 1962-1969; Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1973, 1976, 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung am Hauptwohnsitz
A. Lengerer, Partnerlosigkeit in Deutschland, DOI 10.1007/978-3-531-92815-9_9, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
242
Anhang
Abbildung A3: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt, West- und Ostdeutschland im Vergleich, nach Geschlecht, Alter und Kohorte (in %) Männer 100
80
60
40
20
0 16
20
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
80
84
88
Alter
Kohorten 19791981, West Kohorten 19791981, Ost Kohorten 19691971, West Kohorten 19691971, Ost Kohorten 19591961, West Kohorten 19591961, Ost Kohorten 19491951, West Kohorten 19491951, Ost Kohorten 19391941, West Kohorten 19391941, Ost Kohorten 19291931, West Kohorten 19291931, Ost Kohorten 19191921, West Kohorten 19191921, Ost Kohorten 19091911, West Kohorten 19091911, Ost
Frauen 100
80
60
40
20
0 16
20
24
28
32
36
40
44
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52
Alter
56
60
64
68
72
76
80
84
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Kohorten 19791981, West Kohorten 19791981, Ost Kohorten 19691971, West Kohorten 19691971, Ost Kohorten 19591961, West Kohorten 19591961, Ost Kohorten 19491951, West Kohorten 19491951, Ost Kohorten 19391941, West Kohorten 19391941, Ost Kohorten 19291931, West Kohorten 19291931, Ost Kohorten 19191921, West Kohorten 19191921, Ost Kohorten 19091911, West Kohorten 19091911, Ost
Datenquelle: Mikrozensus Scientific Use Files 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit
243
Anhang
Abbildung A4: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Personen im Alter von 25 bis 60 Jahren, Westdeutschland, nach Geschlecht, schulischer Bildung und Jahr (in %) Männer 100
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
80
Mittlere Reife 60
Fachhochschulreife / Abitur
40
20
0 1962
1965
1968
1971
1974
1977
1980
1983
1986
1989
1992
1995
1998
2001
2004
Jahr
Frauen 100
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
80
Mittlere Reife 60
Fachhochschulreife / Abitur
40
20
0 1962
1965
1968
1971
1974
1977
1980
1983
1986
1989
1992
1995
1998
2001
2004
Jahr
Datenquelle: Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1976 (ohne Hamburg), 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; ohne Personen, die sich noch in schulischer Ausbildung befinden
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
80
84
88
24
28
32
36
40
44
48
52
56
Alter
60
64
68
72
76
80
84
88
0
20
0
40
60
80
100
20
Fachhochschulreife / Abitur
Mittlere Reife
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
20
24
28
32
36
40
44
20
24
28
32
36
40
44
Kohorten 1939-1941
20
40
60
80
100
Kohorten 1919-1921
Alter
0
20
0
40
60
80
100
20
Fachhochschulreife / Abitur
Mittlere Reife
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
Kohorten 1929-1931
20
40
60
80
100
Kohorten 1909-1911
48
48
52
52
56
Alter
56
Alter
60
60
64
64
68
68
72
72
76
76
80
80
84
84
88
88
Fachhochschulreife / Abitur
Mittlere Reife
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
Fachhochschulreife / Abitur
Mittlere Reife
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
Abbildung A5: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Männern, Westdeutschland, nach Alter, schulischer Bildung und Kohorte (in %)
244 Anhang
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
80
84
88
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
80
84
88
24
28
32
36
40
44
20
24
28
32
36
40
44
48
48
52
52
56
Alter
56
Alter
60
60
64
64
68
68
72
72
76
76
80
80
84
84
88
88
Fachhochschulreife / Abitur
Mittlere Reife
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
Fachhochschulreife / Abitur
Mittlere Reife
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
Datenquelle: Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1976 (ohne Hamburg), 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; ohne Personen, die sich noch in schulischer Ausbildung befinden
Alter
0
20
0
40
60
80
100
20
Fachhochschulreife / Abitur
Mittlere Reife
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
20
Kohorten 1979-1981
20
40
60
80
100
Kohorten 1959-1961
Alter
0
20
0
40
60
80
100
20
Fachhochschulreife / Abitur
Mittlere Reife
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
Kohorten 1969-1971
20
40
60
80
100
Kohorten 1949-1951
Anhang
245
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28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
80
84
88
24
28
32
36
40
44
48
52
56
Alter
60
64
68
72
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84
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0
20
0
40
60
80
100
20
Fachhochschulreife / Abitur
Mittlere Reife
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
20
24
28
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36
40
44
20
24
28
32
36
40
44
Kohorten 1939-1941
20
40
60
80
100
Kohorten 1919-1921
Alter
0
20
0
40
60
80
100
20
Fachhochschulreife / Abitur
Mittlere Reife
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
Kohorten 1929-1931
20
40
60
80
100
Kohorten 1909-1911
48
48
52
52
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Alter
56
Alter
60
60
64
64
68
68
72
72
76
76
80
80
84
84
88
88
Fachhochschulreife / Abitur
Mittlere Reife
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
Fachhochschulreife / Abitur
Mittlere Reife
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
Abbildung A6: Verbreitung des Lebens ohne Partner im Haushalt unter Frauen, Westdeutschland, nach Alter, schulischer Bildung und Kohorte (in %)
246 Anhang
24
28
32
36
40
44
48
52
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80
84
88
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
80
84
88
24
28
32
36
40
20
24
28
32
36
40
44
44
48
48
52
52
56
56
Alter
60
60
64
68
68
Alter
64
72
72
76
76
80
80
84
84
88
88
Fachhochschulreife / Abitur
Mittlere Reife
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
Fachhochschulreife / Abitur
Mittlere Reife
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
Datenquelle: Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1976 (ohne Hamburg), 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; ohne Personen, die sich noch in schulischer Ausbildung befinden
Alter
0
20
0
40
60
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Fachhochschulreife / Abitur
Mittlere Reife
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
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Kohorten 1979-1981
20
40
60
80
100
Kohorten 1959-1961
Alter
0
20
0
40
60
80
100
20
Fachhochschulreife / Abitur
Mittlere Reife
ohne Abschluss / Hauptschulabschluss
Kohorten 1969-1971
20
40
60
80
100
Kohorten 1949-1951
Anhang
247
248
Anhang
Abbildung A7: Wahrscheinlichkeit des Lebens ohne Partner im Haushalt für Männer ausgewählter Kohorten, Westdeutschland, nach Alter und Bildung, geschätzt auf Basis von Modell 3a Kohorte 1940 1,0
ohne beruflichen Abschluss HS mit Ausbildung
0,8
MR mit Ausbildung 0,6
FHR / ABI mit Ausbildung 0,4
Techniker / Meister Fachhochschulabschl.
0,2
Hochschulabschluss 0,0 20
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
80
84
88
Alter
Kohorte 1960 1,0
ohne beruflichen Abschluss HS mit Ausbildung
0,8
MR mit Ausbildung 0,6
FHR / ABI mit Ausbildung 0,4
Techniker / Meister Fachhochschulabschl.
0,2
Hochschulabschluss 0,0 20
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
80
84
88
Alter a
in Tabelle 13 (Abschnitt 7.2.1); bezogen auf eine Gemeindegröße von unter 20.000 Einwohnern; beschränkt auf Personen, die sich nicht mehr in schulischer oder beruflicher Ausbildung befinden sowie auf den Altersbereich, der in den betreffenden Kohorten auch tatsächlich beobachtet wurde Abkürzungen: HS = Hauptschule, MR = Mittlere Reife, FHR / ABI = Fachhochschulreife / Abitur Datenquelle: Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1976 (ohne Hamburg), 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
249
Anhang
Abbildung A8: Wahrscheinlichkeit des Lebens ohne Partner im Haushalt für Frauen ausgewählter Kohorten, Westdeutschland, nach Alter und Bildung, geschätzt auf Basis von Modell 3a Kohorte 1940 1,0
ohne beruflichen Abschluss HS mit Ausbildung
0,8
MR mit Ausbildung 0,6
FHR / ABI mit Ausbildung 0,4
Techniker / Meister Fachhochschulabschl.
0,2
Hochschulabschluss 0,0 20
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
80
84
88
Alter
Kohorte 1960 1,0
ohne beruflichen Abschluss HS mit Ausbildung
0,8
MR mit Ausbildung 0,6
FHR / ABI mit Ausbildung 0,4
Techniker / Meister Fachhochschulabschl.
0,2
Hochschulabschluss 0,0 20
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
64
68
72
76
80
84
88
Alter a
in Tabelle 14 (Abschnitt 7.2.1); bezogen auf eine Gemeindegröße von unter 20.000 Einwohnern; beschränkt auf Personen, die sich nicht mehr in schulischer oder beruflicher Ausbildung befinden sowie auf den Altersbereich, der in den betreffenden Kohorten auch tatsächlich beobachtet wurde Abkürzungen: HS = Hauptschule, MR = Mittlere Reife, FHR / ABI = Fachhochschulreife / Abitur Datenquelle: Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1976 (ohne Hamburg), 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
250
Anhang
Abbildung A9: Wahrscheinlichkeit des Lebens ohne Partner im Haushalt im Alter von 45 Jahren, Westdeutschland, nach Geschlecht, Bildung und Kohorte, geschätzt auf Basis von Modell 3a Männer 0,6
ohne beruflichen Abschluss HS mit Ausbildung MR mit Ausbildung
0,4
FHR / ABI mit Ausbildung Techniker / Meister
0,2
Fachhochschulabschl. Hochschulabschluss 0 1925
1928
1931
1934
1937
1940
1943
1946
1949
1952
1955
1958
Kohorte
Frauen 0,6
ohne beruflichen Abschluss HS mit Ausbildung MR mit Ausbildung
0,4
FHR / ABI mit Ausbildung Techniker / Meister
0,2
Fachhochschulabschl. Hochschulabschluss 0 1925
1928
1931
1934
1937
1940
1943
1946
1949
1952
1955
1958
Kohorte a
in Tabelle 13 für Männer, in Tabelle 14 für Frauen (Abschnitt 7.2.1); jeweils bezogen auf eine Gemeindegröße von unter 20.000 Einwohnern; beschränkt auf Personen, die sich nicht mehr in schulischer oder beruflicher Ausbildung befinden sowie auf die Kohorten, die im betreffenden Alter auch tatsächlich beobachtet wurden Abkürzungen: HS = Hauptschule, MR = Mittlere Reife, FHR / ABI = Fachhochschulreife / Abitur Datenquelle: Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1976 (ohne Hamburg), 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
251
Anhang
Tabelle A1: Effekte der Bildung und der numerischen Geschlechterrelation auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92-jährigen Männern, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios) AV: partnerlos (1) vs. in Partnerschaft (0) Altera ln (Altera) Kohorteb Altera * Kohorteb Gemeindegröße unter 20 Tsd. Einwohner (Referenz) 20 bis unter 100 Tsd. Einwohner 100 Tsd. und mehr Einwohner Bildungsabschluss ohne beruflichen Abschluss HS mit Ausbildung (Referenz) MR mit Ausbildung FHR / ABI mit Ausbildung Techniker / Meister Fachhochschulabschluss Hochschulabschluss in Ausbildung ln (sex ratio)c Konstante Nagelkerke R2 Fallzahl gewichtet Fallzahl ungewichtet
Modell 1 1,084* 0,083* 1,053* 0,999*
60,142* 0,367 1.137.037 2.411.789
Modell 2 1,082* 0,095* 1,052* 0,999*
Modell 3 1,084* 0,094* 1,053* 0,999*
1 1,017 1,378*
1 1,017 1,379*
1,680* 1 1,027 1,170* 0,781* 0,906* 1,110* 3,162*
1,678* 1 1,026 1,171* 0,782* 0,906* 1,111* 3,156* 1,154* 33,419* 0,384 1.137.037 2.411.789
33,609* 0,384 1.137.037 2.411.789
Signifikanzniveau: * p<0,001 a in Jahren, auf 17 zentriert b in Jahren, auf 1940 zentriert c Männer in Relation zu gleichaltrigen oder bis zu zwei Jahre jüngeren Frauen Abkürzungen: HS = Hauptschule, MR = Mittlere Reife, FHR / ABI = Fachhochschulreife / Abitur Datenquelle: Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1976 (ohne Hamburg), 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet
252
Anhang
Tabelle A2: Effekte der Bildung und der numerischen Geschlechterrelation auf die Partnerlosigkeit von 18- bis 92-jährigen Frauen, Westdeutschland (logistische Regression, odds ratios) AV: partnerlos (1) vs. in Partnerschaft (0) Altera ln (Altera) Kohorteb Altera * Kohorteb Gemeindegröße unter 20 Tsd. Einwohner (Referenz) 20 bis unter 100 Tsd. Einwohner 100 Tsd. und mehr Einwohner Bildungsabschluss ohne beruflichen Abschluss HS mit Ausbildung (Referenz) MR mit Ausbildung FHR / ABI mit Ausbildung Techniker / Meister Fachhochschulabschluss Hochschulabschluss in Ausbildung ln (sex ratio)c Konstante Nagelkerke R2 Fallzahl gewichtet Fallzahl ungewichtet
Modell 1 1,096* 0,164* 1,049* 0,999*
6,469* 0,295 1.291.123 2.700.090
Modell 2 1,095* 0,171* 1,038* 0,999*
Modell 3 1,089* 0,177* 1,035* 0,999*
1 1,155* 1,513*
1 1,155* 1,512*
1,150* 1 1,324* 1,575* 1,561* 1,886* 1,929* 5,695*
1,154* 1 1,325* 1,572* 1,560* 1,881* 1,923* 5,761* 1,611* 4,197* 0,319 1.291.123 2.700.090
4,109* 0,319 1.291.123 2.700.090
Signifikanzniveau: * p<0,001 a in Jahren, auf 17 zentriert b in Jahren, auf 1940 zentriert c Frauen in Relation zu gleichaltrigen oder bis zu zwei Jahre älteren Männern Abkürzungen: HS = Hauptschule, MR = Mittlere Reife, FHR / ABI = Fachhochschulreife / Abitur Datenquelle: Volkszählung 1970 (1%-Stichprobe); Mikrozensus Scientific Use Files 1976 (ohne Hamburg), 1978, 1980, 1982, 1989, 1991, 1993, 1995-2004; Bevölkerung in Privathaushalten, am Hauptwohnsitz, mit deutscher Staatsangehörigkeit; designgewichtet