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Römische Inschriften
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Lateinisch I Deutsch
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Mit 10 Abbildungen A•usgewählt, übersetzt, kommentiert und mit einer Einführung in die lateinische Epigraphik herausgegeben von Leonhard Schumacher
PHILIPP
RECLAM JUN. STUTIGART
Inhalt Einführung in die lateinische Epigraphik . . .
7
I. Jahr esfast en ·Kalender· Protokolle . . . Jahresfasten (Nr. 1-4) kolle (Nr. 9-10)
Kalender (Nr. 5-8)
45 Proto-
li. Gesetze· Urkunden . . . . . . . . . . . Republik (Nr. 11-1 7)
III. Weihinschriften . . . . . . . . . . . . . Republik (Nr. 25-38)
79
Kaiseneit (Nr. 18-24) 109
Kaiseneit (Nr. 39-67)
IV. Bauinschriften ·Stiftungen
. . . . . . . .
140
Republik (Nr. 68-82) Kaiserzeit: Kaiser (Nr. 83 bis 97); Senatoren/Ritter (Nr. 98-103)
V. Ehreninschriften
. . . . . . . . . . . . . . . .
174
Republik (Nr. 104-118) J\aiserzeit: Kaiser (Nr. 1 1 9 bis 132); Senatoren (Nr. 133-146); Ritter (Nr. 147 bis 152); Dekurionen (Nr. 153-161)
VI. Grabinschriften . . .
.
.
. .
232
Republik (Nr. 162-16 7) Kaiserzeit: Senatoren/Ritter (Nr. 168-177); Soldaten (Nr. 178-190); Zivilisten (Nr. 191-231)
VII. Mitteilungen Rechtsgeschäfte ·
Universal-Bibliothek Nr. 8512[4]
Alle Rechte vorbehalten © 1988 Philipp Reelam jun. GmbH & Co., Stuttgart Gesamtherstellung: Reclam, Dit:
(kart.)
GmbH & Co., Stuttgart
3-15-028512-7 (geb.)
. . . .
294
Inschriften von Produzenten/Besitzern (Nr. 232 bis 253) Bekanntmachungen · Propaganda (Nr. 254 bis 268) Garantien · Quittungen (Nr. 269-275)
Literaturhinweise .
315
Konkordanz
325
. . . . . . . . . . . . . . . . .
Einführung in die lateinische Epigraphik Aus Zehntausenden lateinischer Inschriften eine repräsen tative Auswahl zu treffen, erscheint angesichts der einschlä gigen Auswahlsammlungen (lnscriptiones Latinae liberae rei publicae, /nscriptiones Latinae selectae, lnscriptiones Latinae Christianae veteres u. a.) keine leichte Aufgabe, zumal ge
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rade die Fülle der epigraphischen Überlieferung in ihrer Gesamthei.t erst wesentliche Erkenntnisse über die politi schen, sozialen, rechtlichen, wirtschaftlichen und kulturel len Verhältnisse der römischen Antike vermitteln kann. Freilich stellt diese Quellengattung den interessierten Laien auch vor besondere Schwierigkeiten, die einerseits im sprachlichen Bereich durch die verwendeten Abkürzungen gesteigert werden, andererseits durch die Vereinzelung der Zeugnisse das Verständn�� historischer Zusammenhänge er schweren. Die Art der Uberlieferung macht den Umgang mit ihr zusätzlich komplizierter, da nur die wenigsten Inschriften vollständig erhalten sind; die weitaus meisten wurden durch Verwitterung, absichtliche (Antike/Mittel alter) oder unabsichtliche ZerstÖrullg (Kriegseinwirkung/ Bergung) mehr oder minder beeinträchtigt bzw. sind schwer zu entziffern. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen Zeugnissen setzte in der Renaissance ein, nachdem bereits in karolingi scher Zeit (8./9. Jh. n. Chr.) kleinere Zusammenstellungen erfolgten (vgl. Nr. 125 und 173), welche die heute zum Teil verlorenen Originale indessen kaum ersetzen können. Die immer noch maßgebliche Sammlung - das Corpus lnscrip tionum Latinarum (CIL)- verdankt ihre Entstehung dem unermüdlichen Einsatz Theodor Mommsens, der 1863 einen ersten Band mit den damals bekannten Inschriften der Römischen Republik vorlegte, zugleich auch die methodi schen Grundsätze für die Publikation und die Konzeption des Werkes formulierte. Jedes Zeugnis sollte nach Möglich-
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Einführung in die lateinische Epigraphik
Ausnahme bilden lediglich die Abschnitte I und ll: aufgrund der umfangreichen Texte konnten hier nur Ausschnitte prä sentiert werden, die aber m. E. Inhalt und Formular der Überlieferung repräsentativ dokumentieren. Für die Interpretation von Inschriften spielen Faktoren eine Rolle, die im Rahmen einer Auswahlsammlung nicht oder nur bedingt berücksichtigt werden können. Neben der Er fassung bzw. Rekonstruktion der Texte sind dies vor allem der archäologische Befund der Zeugnisse in seiner Gesamt heit, also Material des Steins (und anderer>Beschreibstoffe•), figürliche Darstellungen (Reliefs), Ornamente und Verzie rungen, Farbspuren und Dübellöcher; ferner Fundumstände bzw. Grabungsbefund; schließlich die zeitliebe und inhalt liche Einordnung in einen historischen Kontext anband der literarischen, epigraphischen, numismatischen Parallelüber lieferung, wobei neben namensku��l ichen und sprachlichen Entsprechungen auch sachliche Ubereinstimmungen we sentlich zum Verständnis einer Inschrift beitragen. Die Fundumstände sind in der Regel mehr oder weniger aus führlich im Rahmen der Erstpublikation oder in den maß geblichen Sammlungen dargestellt, neuere Veröffentlichun gen bieten zudem auch Photographien der Inschrift bzw. des gesamten Steins und des archäologischen Befundes. Die vorliegende Auswahl enthält einige exemplarische Abbil dungen; im übrigen sind Photographien anband der angege benen Literatur leicht zu ennineln. Die Kommentierung der Inschriften beschränkt sich auf Grundprobleme, literarische und sonstige Parallelen sind angegeben, zuweilen auch durch Querverweise erschlossen. Text und Übersetzung, Kommentar und weiterführende Literatur sollen dem interessierten Leser den Zugang zu dieser wichtigen Quellengattung erleichtern; dem Experten wird die Sammlung daher wenig Neues bieten. Immerhin wurde der neueste Forschungsstand nach Möglichkeit in der Kommentierung berücksichtigt.
Einführung in die lateinische Epigraphik
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Schrift- und Zahlzeichen Begrifflich geht •Epigraphik« als wissenschaftliche Disziplin der Klassischen Altenumskunde auf das griechische Verb epi-graphein (•auf etwas schreiben•) zurück, bezeichnet also auf unterschiedliche Materialien (Stein, Bronze, gewachse nen Fels, mit W�chs beschichtete Holztafeln) übertragene Texte und ihre Erfassung. Dem Vorgang entspricht im Lateinischen das Verb insculpere (>einmeißeln< bzw. •gravie ren<), nicht aber inscribere - inscriptio bezeichnet durchweg den •Titel< oder die >Überschrift<. In der Regel wurde also eine Inschrift nach schriftlicher Vorlage vom Handwerker z. B. dem Steinmetzen -auf ein dauerhaftes Material über tragen, wobei sich naturgemäß die Fehlerquote erhöhte, wenn dieser den lateinischen Text unzureichend oder gar nicht verstand. Je nach Qualität und Preis einer Inschriftwar das Schriftbild mehr oder weniger ausgewogen, 4iie einzel nen Buchstaben sorgfältiger gestaltet. Ausgehend von be scheidenen Anfängen mit unregelmäßigen Schrifttypen und nicht ganz waagerechten Zeilen erreichte die Technik mit der Monumentalschrift der frühen Kaiserzeit ihren Höhe punkt, um in den folgenden Jahrhunderten allmählich wie der zu verfallen. Für den optischen Eindruck dieser Monu mentalschrift (captal i s i quadrata) sind waagerechte Linien führung, identische Höhe und geometrische Form der Buch staben sowie die Technik des Keilschnittes entscheidend. Die von zwei Seiten schräg angesetzte Einmeißelung (v) ermöglichte auch Variationen der Furcbenbreite, ließ brei tere und schmalere Linien entstehen, welche durch Licht und Schattenwirkung gesteigen die Harmonie des Schrift bildes erzeugen. Kleinere An- und Abstriche (Serifen) der einzelnen Lettern beleben den Eindruck dieser in Form und Duktus klassischen Monumentalschrift, die allerdings nur für offizielle oder luxuriöse private Zeugnisse Verwendung fand.
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Einfiihn�ng in dü lateinische Epigraphik
Raumsparender war die sog. scriptNra aaNaria mit schma len, hohen Buchstaben. und kurzen Querstrichen. Für ä l n gere Texte wurde dieser •gedrängterec Schrifttypus bevor zugt, zuweilen sind aber die ersten Zeilen (•Kopfe) der Inschrift i n der capi4 l lis qiUUirata abgesetzt. Anders als die Griechen bemühten sich die Römer, Zeilenende und Wort e n e, oft auch de? Sinnabschnitt in Übereinstimmung zu bn_ngen; zur Zentnerung wurden Zeilen bewußt eingerückt. Bet Ergänzungen kann die Komposition wichtige Auf schlüsse bieten. Wenn die Breite des Schriftfeldes durch eine Zeilenlänge fixiert wird, läßt sich die Zahl der fehlenden Buchstaben meist eindeutig berechnen. Zu berücksichtigen sind dabei die für lateinische Inschriften typischen Wortab stände und Worttrenner (kleine Dreiecke, Efeublätter u. a.) auf halber Zeilenhöhe, andererseits mögliche Ligaturen, d. h. Buchstabenkombinationen mit gemeinsamen Elemen ten. Die geläufigsten sind seit Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr.: ,4/ = AV, 'E = ET, Cf= PF; Ligaturen mit dem Buchstaben I sind meist durch Verlängerung der senkrech ten Haste über die Zeile nach oben zum Ausdruck gebracht: N = NI; t = TI (z. B. als Abkürzung für den Namen Tibe�ius). In Einzelfällen wird E auch als II geschrieben (•galltschesc E; vgl. Nr. 203 und 263); das sog. Digamma (.:1) etwa in Inschriften der claudischen Zeit entSpricht dem Lautwert 'VIw (vgl. Nr. 86); V steht für,. und t�; C kann g und Je vertreten, z. B. bei den römischen Vomamen C(aius) oder Cn(aeus), die jeweils mit stimmhaftem g gesprochen werden, oder bei den Beinamen Caesar oder Cicero, wo C, wie aus der griechischen Transkription hervorgeht, jeweils den Lautwert Je vertritt. Einzelheiten der Aussprache sind hier nicht zu behandeln, bemerkenswert erscheint aber, daß in archaisierenden Texten der claudischen Zeit anstelle des Umlauts ae durchweg ai verwandt, der Vokal,. oft durch o ersetzt wird (vgl. Nr. 19, 86, 123, 156). Im Unterschied zu unseren •arabischen• Zahlzeichen 0-9
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Einfiihrung
in
die lateinische Epigraphik
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oder dem griechischen (•milesischenc) Zahlenalphabet ver wandten die Römer nur wenige Symbole, die in der Kombi nation ein Zahlensystem ergaben: I= 1; V= 5; X= 10; L =50; C = 100; D 500; 00 bzw. Cl:> = 1000. Mit Aus nahme von I und e�. von C (ctntNm) = 100 dürften die Zahlzeichen unter Vertnittlung der Etrusker aus dem milesi schen Alphabet abgeleitet worden sein, indem die letzten Buchstaben (Phi, Chi und Psi), die im Lateinischen nicht benötigt wurden, eine neue Funktion erhielten: Chi (X) für 10, halbiert (V) für 5; Psi ( tabgewandelt zu L) für 50; Phi (
=
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Einführung in die lateinische Epigraphik
LXXXXV anstelle von VC. Für 18 sind sowohl XVIII als auch XIIX bezeugt (vgl. Nr. 180), oft entspricht letztere Kombination aber auch 'wie IIXX dem Zahlwert 22. Geld beträge werden üblicherweise in Sesterzen (HS) angegeben. Dabei handelt es sich nicht um eine Abkürzung, sondern um ein Zahlzeichen (IIS 2!4), das meist durch einen Mittel strich verbunden war (HS) und auf die ursprüngliche Wert relation von Silber und Bronze (Denar :As 1: 10) zurück geht. Der Sesterz (Y. Denar) wurde bis in die vierziger Jahre des 2.Jahrhunderts v. Chr. im Wert von 2!4 As geprägt, so daß S (für semis) dem Bruchwert Y, entspricht (vgl. Nr. 180 und 258). Seit der Münzreform entsprach der Denar dann einem Gegenwert von 16 As. Seine Sigle * (vgl. Nr. 24) resultiert aus einer Ligatur des Zahlzeichens XVI, wobei die Längshaste quergestellt den oberen Teil der X abtrennt, um die V zu bilden. Für die zeitliche Einordnung einer Inschrift spielen diese formalen Kriterien zusammen mit inhaltlichen Indizien eine entscheidende Rolle. Datierungen aufgrund des Schriftcha rakters sind in der Regel unzuverlässig. Buchstabenform und Schriftduktus bieten zwar Möglichkeiten zur Differen zierung großer Epochen - Republik, Prinzipat, Spätantike (vgl. Nr. 15) -, innerhalb dieser Perioden versagen indessen derartige Kriterien, da eine Vielzahl von Faktoren zu be rücksichtigen wäre: regionale Gesichtspunkte (Rom - Ita lien- Provinzen), handwerkliches Geschick der Steinmetzen bzw. Werkstätten, finanzielle Mittel der Auftraggeber. Im allgemeinen nimmt die Qualität der Zeugnisse mit zuneh mender Distanz von Rom ab (Grab- und Weihinschriften), doch bestätigen Ausnahmen die Regel. Die Generalformel »gute Schrift der frühen Kaiserzeit« erweist sich unter diesen Voraussetzungen als Phantom. Besondere paläographische Probleme bietet die in geritzten bzw. gemalten Inschriften (Graffiti bzw. Dipinti) und in Rechnungsbüchern (Wachstafeln) verwandte Kursivschrift =
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(vgl. Nr. 254, 274 und 275), die sich zwar im !.Jahrhundert v. Chr. aus der capitalis entwickelte, bald aber eigenen Ge setzen folgte. Die zunehmend gerundeten Buchstaben ten dieren zur Verbindung untereinander, Ober- und Unterlän gen (bei b, d, h, i, l bzw. g, p, q) sind betont. Die Lesung dieser Zeugnisse erfordert spezielle Kenntnisse.
=
Textkritische Zeichen und Abkürzungen Die hauptsächlichen Schwierigkeiten für das Verständnis inschriftlich überlieferter Texte ergeben sich aus der häufi gen Verwendung von Abkürzungen und der teilweisen Beschädigung der Zeugnisse. Publikationen bieten die Er gänzungen regelmäßig, die Auflösung der Abkürzungen erfolgt hingegen nur sporadisch. Zur Orientierung (und Einübung) sind in der vorliegenden Auswahl alle Abbrevia turen aufgelöst. Die Kennzeichnung dieser Passagen erfolgt, wie heute üblich, nach den Regeln des •Leidener Klammer systems<, um dem Benutzer eigene Ergänzungsvorschläge bzw. abweichende Interpretationen nicht zu verbauen. Seit 1931 hat sich auf Initiative der Papyrologen die Vereinheit lichung der textkritischen Zeichen auch in der Epigraphik durchgesetzt. Ergänzungen des (verlorenen) Textes werden demnach durch eckige Klammern [], Auflösungen von Ab kürzungen durch runde Klammern markiert. Zuweilen unterliefen dem Steinmetzen bei der Ubertragung der Vor lage Fehler (Dittographien, Haplographien), die vom Her ausgeber einer Inschrift korrigiert werden. Für Zusätze oder Änderungen werden spitze Klammern {) (vgl. Nr. 54, 89, 105 usw.), für Tilgungen geschweifte Klammern {} (vgl. Nr. 176, 193, 222 usw.) verwandt. Eine Besonderheit stellen Rasuren dar, d. h. Teile der Inschrift (insbesondere Eigen namen) wurden noch in der Antike mehr oder weniger sorg fältig gelöscht: z. B. nach der Verurteilung eines Kaisers
O
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durch den Senat (damnatio memoriae). Die Lücken blieben entweder unbeschriftet (vgl. Nr. 10, 66 usw.), oder es wurde ein neuer Text eingefügt (vgl. Nr.Sl, 95, 127, Hl; dazu auch Nr.84 . Diese Passagen werden durch doppelte eckige gekennzeichnet.. Klammem Manche Textlücken entziehen sich einer Ergänzung. Wo sich die Anzahl der fehlenden Buchstaben bestimmen läßt, werden sie durch eine entsprechende Anzahl von Punkten angegeben (.... , zuweilen auch mit eingeschriebener Zahl), Lücken unbestimmten Umfanges durch drei horizontale Striche--- (vgl. Nr. 99). Punkte unter einem Buchstaben bezeichnen die Lesung als unsicher (vgl. Nr. 96). Aus druck technischen Gründen wurde hier in der Regel auf eine solche Unterpunktion verzichtet, ebenso auf die Worttrenner. Auch wurden die lateinischen Texte hier zum besseren Verständnis (modern) interpungiert, obwohl die Inschriften natürlich keine Zeichensetzung aufweisen. Wesendich erschien die Kennzeichnung der Zeilenlänge durch senk rechte Striche (1). Hochgestellte Ziffern (15 bzw. 110) geben die Zeilenzahl an. Zu erwähnen sind schließlich noch unbe schriebene Räume innerhalb einer Zeile, die in den Publika tionen durch v (für vacat) markiert werden. Auch diese Angabe schien mir hier verzichtbar. Verzeichnisse der gebräuchlichsten Abkürzungen enthalten praktisch alle ·Einführungen in die Epigraphik< (s. Litera turhinweise, S. 317f.); besonders ausführlich sind die Listen bei R. Cagnat (Cours d'epigraphie latine, S. 408-473) und H. Dessau (Jnscriptwnes Latinae selectae, Bd.3, S. 752-797). Vornamen (praenomina) und Tribus-Angabe wurden in der Regel abgekürzt, seltener gentilizische Namen: z.B. Clau d(ius), Flav(ius), Aur(elius), Val(erius) bzw. G(alerius) (Nr. 144, 61, 60, 24). Zu erwähnen sind noch einige Sonder zeichen, die häufiger begegnen: so das archaische M mit fünf Strichen .i\IV bzw. M'. für den Vomamen Manius (Nr. 1 und 2), das inversive C (:)) für C(aia) als Bezeichnung einer Frau
) [n
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(mulier, Nr. 204) oder - meist in der Form > bzw. 7 ge
schrieben (Nr. 88) - für die Unterabteilung einer Legion und ihren Offizier (centuria; centurio). Des öfteren ergibt sich die Auflösung einer Abkürzung nur aus dem Kontext: d(onum)l d(ono) d(edit)l d(ederunt) beispielsweise DD (Nr. 63), d(ecreto) d(ecurionum) (Nr. 78 und 136), d(edit) d(edicavit) (Nr. 128); oder PP= p(ater) p(atriae) (Nr. 23, 86 usw.), p(ecunia) p(ublica) (Nr. 137, 149 usw.), p(er)p(etuus) (Nr. 16 1 ), p(raeses) p(rovinciae) (Nr. 128), p(raefectus) p(raetorio) (Nr. 146). Die abgekürzten (Schluß-)Formeln bieten oft Hinweise auf den Typus der Inschrift; z. B. Weih inschrift: l(oco) d(ato) d(ecreto) d(ecurionum) d(onum) d(etkrunt) (Nr. 66) bzw. v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito) (Nr. 52); Ehreninschrift: d(ecurionum) d(ecreto) p(ecunia) p(ublica) (Nr. 137); Grabinschrift: h(ic) s(itus) e(st), h(eres)f(aciendum) c(uravit) (Nr. 182). Für Beschlüsse des Gemeinderats ist etwa die Formel q(uid) d(e) e(a) r(e) f(ieri) p(laceret), d(e) e(a) r(e) i(ta) c(ensuerunt) repräsentativ (vgl. Nr. 133). =
Zeitrechnung und Datierung Nur ein Bruchteil der überlieferten Inschriften ist in ein bestimmtes Jahr datiert, noch weniger enthalten eine Tages datierung. In der Regel bezeichneten die Römer das Jahr nach ihren eponymen, d. h. dem Jahr ihren Namen geben den Magistraten (App. b. c. 2,19,69; Herodian 1,16,3), den Konsuln, im Ablativ. Zuweilen, vor allem im Osten des Reiches, wurde auc�. nach Herrscherjahren (vgl. �r. 257 und 258) bzw. nach Aren datiert. Die bekannteste Ara der i ) - nach Va.rro im Jahre Gründung Roms (ab urbe condta 753, nach den Kapitolinischen Fasten 752 v. Chr. - wurde im täglichen Leben nicht verwendet (vgl. Nr. 1 und 2); unsere christliche Ara geht auf die Berechnungen des Mönchs Dionysius Exiguus (6.Jh. n. Chr.) zurück. __
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Einführung in die lateinische Epigraphik
In republikanischer Zeit datierte man nach den Konsuln, die
zu versemedenen Zeiten im Verlauf unseres heutigen Kalen derjahres ihr Amt antraten (vgl. Nr. 232, 235, 256, 269); erst seit 153 v. Chr. erfolgte der Amtsantritt am 1. Januar (vgl. Komm. zu Nr. 1 und 2). Auch in der Kaiserzeit blieb es überwiegend bei dieser Praxis(vgl. Nr. 54, 58, 60, 188, 201). Da die eponymen Magistrate (ronsules ordinarü) nun aber (fast) regelmäßig durch nachgewählte Beamte (consules suf fectt) abgelöst wurden (vgl. Nr. 4), bot sich als Alternative auch eine Datierung nach den Konsuln an, die zum Zeit punkt der Dedikation bzw. des Vertragsabschlusses gerade im Amt waren (vgl. Nr.7, 22, 273, 274). Natürlich mußten bereits die Zeitgenossen, falls sie eine Jahresangabe überprü fen oder zu einem bestimmten Ereignis in Relation setzen wollten, entsprechende Listen einsehen, die in großer Zahl praktisch in allen Städten gefühn wurden. Einige dieser Zeugnisse (Fasten) sind inschriftlich überliefen: u. a. die Kapitolinischen Konsularfasten (Nr. 1), die Fasten von Ostia(Nr.4), die Fasti Potemini (AE 1949, 23). In der Regel wird nach zwei Konsuln datiert, ausnahmsweise aber auch nach nur einem Amtsträger (vgl. Nr. 199, 226, 231). Be zeichnet werden sie teils nur mit dem Beinamen (cognomen) oder dem Familiennamen (nomen gentile), teils aber auch mit vollständiger Nomenklatur (vgl. Nr. 274 und 275). Unverzichtbares Arbeitsinstrument für die Umrechnung römischer Datierungen in unsere Ära sind die Arbeiten von A. Degr assi und T. R. S. Broughton (s. Literaturhinweise, S.318 f.). Bezüglich des römischen Kalenders markien die Reform Caesars, die am 1. Januar 45 v. Chr. in Kraft trat, den entscheidenden Einschnitt.Bis dahin wurde das Jahr zu 355 Tagen gerechnet, die sich auf zwölf Monate verteilten: vier Monate(März, Mai, Juli, Oktober) zählten 31, der Februar 28, die übrigen sieben Monate 29 Tage. Probleme des not wendigen Ausgleichs (Schaltung) zwischen dem römischen Kalenderjahr ,und dem astronomischen Sonnenjahr von
Einführung in die lattinische Epigraphik
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365,25 Tagen können hier unberücksichtigt bleiben. Ent sprechende Systeme bei späten Autoren (Censorinus, Ma crobius) müssen nicht der Realität entsprechen. Im Ein zelfall bleiben Differenzen zwischen antiken Datierungen und ihren astronomischen Entsprechungen zu beachten, besonders in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v.Chr. Wenn etwa im Jahre 190 der Konsul nach Livius (37,4,4) am 11. Juli (Quinctilis) von Rom gegen Antiochos aufbrach, so entspricht diese Datierung astronomisch dem 14. März (Sonnenfinsternis); die Mondfinsternis vor der Schlacht bei Pydna, welche Livius (44,37,8) in die Nacht vom 3. auf den 4. September 168 datien, ereignete sich am 21.Juni des Julianischen Kalenders. Die Reform Caesars (vgl. Nr.272) brachte den römischen Kalender in Übereinstimmung mit dem Sonnenjahr. Abge sehen von den erforderlichen Schaltungen (90 Tage) zählten seither entsprechend unserer Zeitrechnung sieben Monate 31, vier 30 Tage, der Februar weiterhin 28, in Schaltjahren 29 Tage. Im Unterschied zu unserer Praxis wurden die Tage eines Monats aber nicht durchnumeriert, sondern wie vor her nach festen Stichtagen datiert: den Kalenden am 1., den Nonen am 5. und den Iden am 13. eines Monats. Lediglich in den vier Monaten, die vor der Reform bereits 31 Tage zählten (März, Mai, Juli und Oktober; M-IL-M-0), fie len die Iden auf den 15., die Nonen(= 9 Tage vor den Iden) entsprechend auf den 7. Tag. Von diesen fixen Tagen ausge hend bestimmte man mittels der angegebenen Zahl - a(nte) d(itm) ... + Stichtag im Akkusativ - das Datum unter Einbeziehung der beiden Grenztage rückwärts (inklusive Zählung). Der Termin unmittelbar vor einem Stichtag wurde durch pr(idie) + Akkusativ bezeichnet, bei Datierun gen, die mit dem Stichtag identisch waren, stand dieser im Ablativ (der Zeit). Lediglich in bezug auf die Kalenden sind die Verhältnisse vor und nach der Reform (Anzahl der Monatstage) zu beachten. Schalttage wurden nicht dem 28. Februar angehängt, sondern der 24. Tag des Monats-
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Einfiihnmg in die lAteinische Epigraphilt
Einfiihrung
a(nte)d(iern) sexturn k(alemus)Mart(ias)- wur�e ver� op pelt: a(nte) d(iern) bis sexturn k(alendas) Mart(zas). Dieses
vereinfachte System genügt in der Regel für die Umrech nung römischer Datierungen in unseren Kalender. Die repu blikanischen Monate Quinailis und Sextilis entsprechen seit <45 bzw. 27 (8) v. Chr. unserem Juli und August (vgl. Nr. 198 und 199).
Kaisertitulatur Eine zweite Möglichkeit zur chronologischen Eingrenzung kaiserzeitlicher Inschriften bietet die TituJatur der Herr scher. Sie setzt sieb zusammen aus zwei Hauptteilen: der eigentlichen Bezeichnung des Kaisers (Namen) und seiner Titulatur im engeren Sinne (Amtsstellung, Kompetenzen, Würden). Das auf den 27. Oktober 90 n. Chr. datierte Mili tärdiplom des Kaisers Domitian (Nr. 22) kann als Beispiel dienen. Die offizielle Nomenklatur lautet: Irnp(erator)Cae
sar divi Vespasiani [(ilius)Domitianus Augustus Germanicus. Seine Akklamation im Prätorianerlager (13. Sept. 81) und seine Ermordung im Kaiserpalast (18. Sept. 96) markieren einen ersten zeitlichen Rahmen für die Urkunde. Der Sieger beiname Germanicus (seit Ende 83) grenzt die Zeitspanne etwas ein. Genauere Indizien bietet die anschließende Auf zählung seiner Ämter und Würden: pontifex maxirnus, tri
bunic(ia) potestat(e) X, irnp(erato_r)XXI, censor perpetuus, co(n)s(ul)XV, pater patriae. Oie Übernahme des Oberponti
fikats und des Titels "'Vater des Vaterlandes• erfolgten noch 81 n. Cbr. Als Zensor auf Lebenszeit ist der Kaiser seit Ende 85 n. Chr. durch die Münzprägung bezeugt. Wie alle Flavier bekleidete auch Domitian ungemein häufig das Konsulat: schon als Caesar hatte er das Amt siebenmal inne, als Kaiser dann regelmäßig von 82 bis 88 n. Chr. (cos. VIII-XIV). Am !.Januar 90 trat Domitian zusammen mit seinem spätere� Nachfolger Nerva (cos. II) sein 15. Konsu-
I
..
in
die lAteinische Epigraphik
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lat an (AFA p. CXXIV Henzen; ILS 3532); schließlich be kleidete er 92 und 95 n. Chr. das Amt zum 16. bzw. 17. Male. Oie zufällige Übereinstimmung dieses Befundes mit der Datierung unseres Militärdiploms ist indessen trüge risch, da die Zählung der Konsulate nur einen Terminus post angibt. Auch 91 n. Chr. bezeichnete sich der Kaiser als cos. XV (M. Roxan, Roman Military Dp i /omas 1954-1977, Lon don 1978, Nr. <4). Immerhin wird die Zeitspanne durch diese Angabe auf 90/91 n. Chr. begrenzt. Genauere Anhaltspunkte bietet die Zählung der tribunizi schen Amtsgewalt als entscheidendes Datierungskriterium innerhalb der Kaisercitulatur. Augustus hatte diese potestas 23 v. Chr. übernommen. Seither wurde sie jahrweise ge zählt, jeweils vom Zeitpunkt der Übernahme bis zum Vor tag des folgenden Jahres. Seit Trajan (98 n. Chr.) erfolgte dieser Wechsel dann jeweils am 10. Dezember, dem traditio nellen Datum des Amtsantritts der Volkstribunen in der Republik (Liv. 39,52,<4). Domitian übernahm die tribunicia potestas am H. September 81 (AFA p. CX. H�nzen�, deJ? Tag seiner Anerkennung durch den Senat (duts 1rnpenz). Oie erste Amtsgewalt- trib(unicia) pot(estas)I- lief demnach bis zum 13. September 82 (vgl. CIL XVI 28 und 39), trib. pot. X entsprechend vom 14. September 90 bis zum 13. September 91 n. Chr. Damit ist das Diplom in diese Zeitspanne einge ordnet. Hätte Domitian nicht 92, sondern bereits 91 sein 16. Konsulat bekleidet - der irrationale Konditionalsatz dient lediglich einem methodischen Zweck -, so wäre die Ur kunde aufgrund der Kaisertitulatur eindeutig auf 90 n. Chr. (H. Sept.- 31. Dez.) datiert. Die Zählun g der imperatorischen Akklamationen (irnp. XXI) bietet hier keine zusätzlichen Anhaltspunkte. Die 18. •Ausrufung zum siegreichen Feldherme dürfte sich auf den Satuminus-Aufstand beziehen, XIX-XXI auf militärische Aktionen an der Donaufront (89 n. Chr. ), eine letzte Akkla mation (XXII) erhielt Domitian 92/93 ebenfalls im Zuge militärischer Operationen an der Donau. In der Regel läßt
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Einfiihrwng in dit lateinische Epigraphik
sieb dieses Element der Kaisertitulatur zeiclich nur schwer fixieren oder einem bestimmten Ereignis zuordnen, meist nur anband der Münzprägung. Dieses System der zeitlichen Eingrenzung kann analog auf alle Kaisertitularuren angewandt werden. Sofern der Herr scher identifiziert und einzelne Elemente seiner Titulatur gesichert sind (vgl. Nr. 23, 39, 123), ergeben sich Ergän zungen, zuweilen auch Korrekturen (vgl. Nr. 89) aus der vorhandenen Überlieferung. Als neues Element erscheint seit dem Partherkrieg Trajans auch der Titel procons11l (CILXVI62), in der Regel zunächst allerdings nur, wenn der Kaiser sich außerhalb Italiens befand (vgl. ClLXVI 121 und 185; zu Ausnahmen vgl. I. König: GNS 21, 1971, 42-54). Auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel (CIL XVI 74/75: Hadrian). Seit Septimius Severus, der die Legio 11 Parthica bei Rom (Albanum) garnisonierte, entfiel diese Einschränkung mit Ausnahme der Hauptstadt: CILXVI 135 wäre damit ein Indiz, daß der Kaiser am 7. Januar 208 (vgl. CIL VI 210) Rom noch nicht zum Britannienfeldzug verlassen hatte.
Nomenklatur Wesendich komplizierter als diese direkten Datierungen lassen sich die indi.rekten Kriterien zur zeitlichen Einord nung einer Inschrift darstellen. Sie ergeben sich teils aus immanenten Indizien (Nomenklatur, Laufbahn, stilistische Gestaltung), teils aus der Parallelüberlieferung. Ln vollstän diger Fassung enthält die römische Namengebung fünf Ele mente: Vornamen (praenomen), Familiennamen (nomen gentile), Abstammung (Filiation: Sohn des mit dem Voma men bezeichneten Vaters), Angabe der Tribus (als Kriterium des römischen Bürgerrechts) und Beinamen (cognomen). Die Entwicklung des Namenwesens kann hier nicht nach vollzogen werd�. Jedenfalls dürfte der Be.iname verbältnis-
Einjiihr11ng in
die lateinische
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mäßig spät als distinktives Element hinzugekommen sein (vgl. Nr. 11, 26, 27, 35, 36 usw.), um etWa bei vornehmen Familien einzelne Zweige der gens zu unterscheiden (Cor nelii: Scipiones, Lentuli, Dolabellae usw.). Bei Adelsge schlechtern war die civitas Romana so selbstverständlich, daß man auf die Tribus-Angabe in der Regel verzichtete, statt dessen aber außer dem Vater auch den Großvater bezeichnete (vgl. Nr. 1 und 2, 171). Überhaupt dokumen tiert die Nobilität einen ungezwungenen Umgang tnit der Namengebung, verzichtete oft auf das cognomen (Nr. 16, 17, 32, 33), zuweilen auf den Familiennamen (Nr. 14, 117), wenn dieser selbstverständlich war, seltener auf den Voma men (Nr. 59; Nr. 34 könnte auf die kaiserzeitliche Kopie zurückzuführen sein). Die Titulatur der Kaiser entspricht diesem Schema. Nach dem der spätere Augustus seit Anfang 39 v. Chr. lmp(era tor) als Vomamen führte (praenomen imperatoris), haben die Nachfolger der julisch-claudischen Dynastie mit Ausnahme Neros (Nr. 87) aus politischen Gründen zunächst auf diese Praxis verzichtet. Seit den Flaviem wurde diese Form der Herrscherbezeichnung indessen stereotyp, der individuelle Vorname entfiel bis Hadrian einschließlich; eine Ausnahme bildet Tirus, der sonst von seinem gleichnamigen Vater nicht zu unterscheiden gewesen wäre (CILXVI 24 und 26 ). Die kaiserliche Nomenklatur lautete seit Vespasian also: Imp. Caesar (cognomen- Filiation) Aug11stus. Das Beispiel zeigt, daß ..caesarc den Familiennamen ersetzte. Seit Antoninus Pius erscheint wiederum das individuelle praenomtn, wird allerdings offiziell dem nomen gentile ..caesar« nachge stellt (Nr. 89, 95, 127), oft durch die Filiation gesperrt (CILXVI 87 und 128). Die Spätantike folgt dann anderen Formularen (vgl. Nr. 128-132), doch sind Ausnahmen auch in früherer Zeit fesuustellen (z. B. Nr. 142). Weibliche Personen wurden meist nur tnit dem Familienna men bezeichnet (Nr. 28, 57, 106, 138, 198, 226), zuweilen ergänzt durch ein cognomen (Nr. 46, 48, 58, 77, 138, 140,
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Einfiihr•ng in du lateinische Epigrt�phik
EinfiihrNng in d� lAteinische Epigrt�philt
156, 174), seltener durch den Beinamen allein (Nr. 45, 47, 169, 228, 229, 231). Ausnahmsweise wird ein scheinbares praenomen C(aia) hinzugefügt (Nr. 222), das lediglich. •Frau• bedeutet und in der Nomenklatur von Freigelassenen die patrona bezeichnet tNr. 204). Das Namenformular manumittierter Sklaven ist dem der Freigeborenen angegli chen. Sie führen (Vor- und) Familiennamen des Freilassers, als cognomen meist ihren Sklavennamen (Nr. 29, 209, 210, 212-216); die Filiation wird durch die Formellib(ertNs/-erta) mit praenomen des patronNs (im Genitiv) ersetzt (Nr. 192, 193, 196, 199). Seltener erscheint hier dessen cognomen (Nr. 62, 64, 191, 200; vgl. Nr. 195) oder dessen Familien name (Nr. 200, 206). Kaiserliche Freigelassene bezeichnen sich als A Ng(Nst)i lib(ertNs), wobei der Name des Kaisers sich (meist) aus ihrem Gentilnamen ergibt (Nr. 158, 209, 210, 214-216, 225, 252, 260). Bei Sklaven wird der Name des Herrn im Genitiv angehängt, mit oder ohne den Zusatz ser(vus) (Nr. 43, 65, 217, 218, 269-273; vgl. Nr. 213, 238, 239). Auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel (vgl. Nr. 207 und 208). Spezifisches Kennzeichen römischen Bürgerrechts war die Tribus (35 Stimmbezirke seit 241 v. Chr.: Liv. epit. 19). In der Regel bildete diese Angabe das vierte Element der (voll ständigen) Nomenklatur, doch sind auch andere Plaz.ierun gen bezeugt (Nr. 205, 211). Besonders häufig wird die Tri bus auf Inschriften von Legionssoldaten der frühen Kaiser zeit (1. Jh. n. Chr.) genannt (Nr. 55, 157, 180, 181, 185; vgl. auch Nr. 107, 153, 156, 159, 160, 193); Senatoren und Ritter verzichteten überwiegend auf eine ausdrückliche Erwäh nung. Erst seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. häufen sich ent sprechende Belege (Senatoren: Nr. 101, 134, 136, 139, 144, 173, 175; Ritter: Nr. 49, 100, 147-150). Zusätzlich zur Tribus wird oft auch die Herkunft bezeichnet: der Heimat ort bei Legionären (Nr. 55, 57, 178, 180, 181, 185, 194, 211) oder die Stammeszugehörigkeit bei Auxiliarsoldaten und Zivilisten, zuweilen mit dem Zusatz. natwne ... bzw.
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civis ... (Nr. 22, 182, 188, 206, 207, 219; 183, 184, 226). Die Formel natione verna (Nr. 220) akzentuiert stadtrömische Geburt. Derartige Angaben bieten darüber hinaus sichere Hinweise zur sozialen Differenzierung zwischen römischen Bürgern und Peregrinen. Der Thraker Mucapor erlangte 90 n. Chr. das römische Bürgerrecht (Nr. 22); der Kreter Theander hatte noch nicht die vorgeschriebene Dienstzeit absolviert, doch ist die Namengebung bereits dem römischen Formular (Filiation) nachempfunden (Nr. 183). Der Bataver Gamo leistete als Germane Dienst in der kaiserlichen Leibwache (Nr. 182), der Gladiator Aptus besaß alexandrinisches Bür gerrecht (Nr. 219). In anderen Fällen ergibt sich der pere grine Status direkt aus der Nomenklatur (Nr. 203). In be zug auf Teucer (Nr. 256) läßt sich nicht entscheiden, ob es sich um einen freien Peregrinen oder um einen Sklaven handelt. Für die zeitliche Einordnung der Inschriften bieten die Kriterien der Namengebung erste Anhaltspunkte. Als Faustregel darf für Soldatengrabsteine etwa gelten, daß voll ständige römische Nomenklaturen (mit Tribus-Angabe) in die ausgehende Republik und frühe Kaiserzeit weisen, vor allem wenn ein cognomen fehlt (vgl. aber Nr. 178 und 179).
Die Namengebung der Oberschicht, insbesondere der Sena toren, tendierte seit der frühen Kaiserzeit zur Polyonymie. Diese •Vielnamigkeit< beschränkte sich nicht auf die Häu fung von Beinamen (Nr. 143, 148, 172), sondern führte zur Kombination von Namenselementen verschiedener Familien (Nr. 45, 47, 100, 135, 139, 175). Gründe ü f r diese Kumula tion lassen sich oft noch erkennen. Manchmal sind sie formaler Art und dienen der Steigerung de.s Ansehens (dignitas), indem etwa die Abstammung in weiblicher Linie durch Anhäufung von Namen der Ahnen mütterlicherseits betont wird (vgl. Nr. 144). Zuweilen resultiert das Namen formular auch aus rechtlichen Verpflichtungen aufgrund testamentarischer Adoption oder der Annahme eines Legats
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Einführung in die lateinische Epigraphik
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unter der Bedingung, die Namen des Erblassers fortzufüh ren (vgl. Nr. 136). Das bekannteste Beispiel dieser Art ist der jüngere Plinius (Nr. 101). Geboren als Sohn des L(ucius) Caecilius C(ai) /(ilius) Secundus (CIL V 745). �rde er von seinem Onkel, dem älteren Plinius (gest. 79 n. Chr.), testamentarisch adop tiert (Plin. epist. 5,8,5) und hieß seither C(aius) Plinius Secundus. Seinen ursprünglichen Gentilnamen Caecilius fügte er der neuen Nomenklatur hinzu, ohne ihn zum cognomen (Caecilianus) abzuwandeln. Beispiele für diese (traditionelle) Praxis sind etwa die leiblichen Söhne des L(ucius) Aemilius Paullus (Nr. 16 und 33), die aufgrund ihrer Adoption Q(uintus) Fabius Maximus Aemilianus (cos. 145) bzw. P(ublius) Cornelius Scipio Aemilianus (cos. II 134; vgl. Nr. 34) hießen (vgl. Polyb. 31,23,5). Im übrigen behielt Plinius die Filiation L(uci) /(ilius) als Hinweis auf seine natürliche Desz«:ndenz bei; der Vorname seines Adoptivvaters lautete C(aius). Manche Namenkumulationen ent ziehen sich indessen auch eindeutiger Interpretation, bei spielsweise im Falle des Juristen Julian (Nr. 137), der drei Familien- und zwei Beinamen führte.
Prosapographie und Reichsverwaltung Formen der Namengebung und ihrer historischen Deutung in bezug auf verwandtschaftliche, wirtschaftliche und recht liche Verbindungen senatorischer und ritterlicher Ge schlechter sind Aufgaben der Prosopographie (>Personenbe schreibung<), die als spezielle Methode der Alten Geschichte etwa seit dem epochalen Werk von Sir Ronald Syme- The Roman Revolution, Oxford 1939- zunehmende Bedeutung ü f r die Kenntnis der militärischen und zivilen Verwaltung des Imperium Romanum in der Kaiserzeit erlangt hat. Selbst eine skizzenhafte Darstellung der vielfältigen Probleme würde den Rahmen dieses Bandes sprengen. Da andererseits
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gerade die Inschriften neben literarischen und papyrologi schen Zeugnissen Hauptquelle dieser Forschungsrichtung sind, sollen wenigstens Grundlinien der Problematik aufge zeigt werden. Unterschiedliche historische Voraussetzungen haben natur gemäß auch die Zielsetzung der Prosapographie bestimmt. In republikanischer Zeit wurde die Politik Roms bekannt l en (Nobilität) lich durch die Repräsentanten der Adelsfamii maßgeblich geprägt. Von daher bieten personengeschicht liche Untersuchungen für diese Epoche Aufschlüsse über politische Gruppierungen innerhalb der Führungsschicht, über Auseinandersetzungen bestimmter Personen und Familien um die Macht im Gemeinwesen, ihren Einfluß auf die Politik und dessen soziologische Ursachen. Im Prinzipat und in der Spätantike spielen diese Aspekte keine nennens werte Rolle. Die Macht besaß der Kaiser; er bestimmte die Politik, allenfalls beraten durch wenige Senatoren, Ritter bzw. Freigelassene seines Vertrauens. Immerhin bieten indi viduelle Karrieren aber Indizien für die Einschätzung bestimmter Persönlichkeiten, ihre militärische und admini strative Begabung, Förderung oder Zurückstellung durch den Herrscher. Sein Verhältnis zum Senat läßt sich anband dieser Kriterien beleuchten, kaiserliche Reichspolitik etwa aufgrund der sozialen Zusammensetzung dieser Körper schaft (Herkunft, Adlektionen, Patriziierungen usw.), der Aufgabenverteilung (Senat - Ritterstand - Freigelassene), der Besetzung von Statthalterposten, der Neuordnung von Provinzen besser fassen. Für das soziale Prestige der Funk tionäre war die Beteiligung an der Verwaltung des Imperium Romanum entscheidend, diese wiederum wurde durch die >Nähe< zum Kaiser bestimmt. Die Beurteilung dieser Mechanismen basiert auf der Kennt nis senatorischer und ritterlicher Laufbahnen wenigstens in den Grundzügen, da sich Besonderheiten und Abweichun gen nur unter diesen Voraussetzungen abheben. Im Unter schied zur Kaiserzeit gab es in der Republik kein einheit-
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Einfiihrung in die latenis i che Epigraphik
EinfiihrNng in dü l.teinische Epigraphik
liebes Karriereschema (vgl. Nr. 105). Die Ieges anTI41ts (ltx Villi4 anri4Üs 180 v.Chr.: Liv.40,44,1) fixienen zwar
Alter�ualifikationen ü f r bestimmte senatorische (kuruli sche) Amter, besonders Prätur und Konsulat, betrafen aber nicht die plebejischen Funkti�nen (Ädilität und Volkstribu nat). Einen ritterlichen currus honorum gab es ohnehin nicht. Erst mit Augusrus zeichnet sich ein deudicher Umschwung ab, nachdem ihm am 16. Januar 27 v. Chr. eine umfangreiche prOfJinci.J (Aufgabenbereich) übenragen wor _ ,3,25; Dio 53,12, 1-9). Seit d�n war (vgl. Nr. 8; Strabo 17 dJe�er Neuordnu� g ultersche1det man kaJSerhchen< und >senatonschen• Provinzen, d �ren Statthalter sich durch ihren Amtstitel leg(atus) Aug(u sti) pr(o) praet(ore) als Funktionäre des Kaisers bzw. durch die Bezeichnung proco(n)s(ul) als Beamte des Senats zu erkennen geben. Aufgrund seiner übergeordneten Kompe t maius) bestimmte der Prinzeps ' �enz (impei r M m_ proconsNJ.� _ mdessen prakosch auch d1e Geschicke der >Senatsprovin zen•, übte hier aber aus ideologischen Gründen mehr oder weniger Zurückhaltung. Als Faustregel darf gelten, daß die Grenzprovinzen (mit den Legionen) vom Kaiser direkt die Binnenprovinzen nominell vom Senat verwaltet wurden. Kleinere territoriale Verwaltungseinheiten unterstanden rit terlichen Statthaltern (procuratores) im Auftrag des Kaisers (�räsidialprokuratoren). Eine Sonderstellung besaß stets Agypten, das im Namen des Kaisers als Rechtsnachfolger der Ptolemäer von einem Präfekten ritterlichen Standes ver waltet wurde (pratfectus Ahxandriae et Aegypt1). Um die Entwicklung der Provinzen zu skizzieren, genügen hier zwei Querschnitte, die den Stand unter Augustus und unter Septimius Severus darstellen (Tab. 1 und 2, S. 38 f. ). Die sich hier abzeichnende Tendenz zur Verkleinerung der Verwaltungseinheiten setzte sich bis in die Spätantike fon. Verhältnismäßig stabil blieb das Grundprinzip der Beförde rung. Zunehmende Erfahrung und Bewährung in den über tragenen Aufgaben qualifwene den Beamten bei politischer
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Loyalität zu verantwonungsvolleren Posten. Formale Vor aussetzung innerhalb der senatorischen Laufbahn bildeten aJJ erdings bestimmte K�rrieresrufen (Prätur und Konsulat). _ D1e Statthalterschaft emer konsularen Provinz setzte das Konsulat voraus, einer prätorisehen Provinz außer der Prä tur in der Regel auch ein Legionskommando. Vor der Prätur wareo.für plebejische Senatoren Quästur und Volkstribunat bzw. ;Adilität verbindlich, lediglich Patrizier gelangten nach der Erngangsstufe (Quästur) sogleich zur Prätur. Um über haupt Mitglied des Senats zu werden, waren seit Beginn der Kaiserzeit (normalerweise) zwei Voraussetzungen zu absol vieren: Vigintivirat und Militänribunat. Bereits die Funk tion innerhalb des Vigiotivirats läßt erkennen, ob die betref fende Person für eine steile Karriere vorgesehen war oder ni��t. Patrizier bek!e!deten diese Stu�e zwar durchweg als . Munzme1ster (lllvm monetales), be1 Plebejern aber läßt gerade diese Funktion einen besonders raschen Aufstieg erwanen; dasselbe gli t für den Vorsitz in einer der Kammern des Centum�gerichts (Xviri stlitibNs iudicandis). Dage gen fiel�n �Je Straßenkur�t�l (IVviri viarNm curandaTNm) und Polize1aufgaben (Illvm capitales) erheblich ab. Beson dere Förderung durch den Kaiser zeichnet sich auch ab wenn ein Senator Quästur und andere (•Wahlc-)Ämter (vgl: AE 1 72, 153; ILS 1069 un� 1199) als Kandidat des Prinzeps (candidatNs August1) bekle1dete, d. h. vom Hemcher auf die Kandidatenliste gesetzt und damit verbindlich vorgeschlagen wurde (vgl. Nr. 136 und H3). Ebenso dokumentien der Aufga�enbereich als quästor z�r besonderen Verwendung des KaJSers (qNatstor 1mperatons bzw. ANgum) Auszeich nung und Protektion (vgl. Nr. 101 und 137). Höhepunkt und Abschluß dieser Laufbahn bildeten das Prokonsulat in einer der konsularen •senatorischen• Provinzen (Africa, Asia)� evtl. a�ch ein zw_eites oder gar
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Im epigraphischen Befund zeichnen sich zwei Grundtypen der Laufbahn ab. Nach dem Namen des Geehrten im >Kopf< der Inschrift werden u. U. gegebenenfalls zunächst Konsulat und Prokonsulat von AsiatAfrica zusammen mit den Prie sterwürden genannt, um dann beginnend �it Vigintiviratl Militärtribunat (vgl. Nr. 137, 1�, 173) die Amter bis zu den Stanhalterschaften in aufsteigender Folge zu verzeichnen (•aufsteigender< cursus honorum). Der zweite Typus folgt dem umgekehrten Ordnungsprinzip (vgl. Nr. 101, 134, 136, 143), beginnt mit den höchsten Dienststellungen, wobei Konsulat und Prokonsulat von Asia/Africa mit den Priester würden ebenfalls vorgezogen werden können, um dann zum Schluß die Eingangsstufen der Karriere zu nennen {>fallen der< cursus honorum). Die Bandbreite der Variationsmög lichkeiten ist allerdings beträchtlich, zumal abgesehen von Übertragungsfehlern des Ste�etzen (vgl. Nr. 136) in einer Reihe von Zeugnissen alle Amter und Würden chronolo gisch eingeordnet (vgl. Nr. 137), manche Funkrioneo zu sammengefaßt (vgl. Nr. 48, 137) oder auch nur die höchsten Stufen der Karriere verzeichnet sind (vgl. Nr. 45, 47, 135, 170, 171, 176). Analog lassen sich diese Kompositionsprinzipien auch auf ritterliche Laufbahnen übertragen (>aufsteigender< cursus: Ne. 100, 147-149, 151, 152, 177; >fallender< cursus: Ne. 150, 175). Besonders qualifizierte equites wurden vom Kaiser auch in den Se.nat aufgenommen (adlectio in senatum), um dann in senatorischen Dienststellungen eingesetzt zu wer den. Die Standeserhöhung erfolgte entweder durch Verlei bung des Lttus cLtvus mit der Chance, sich um senatorische Ämter (Quästur usw.) zu bewerben (vgl. ILS 1018, 1064; CIL XIII 1802), oder durch direkte Aufnahme unter die ehemaligen Quästoren (adlectio inter quaestorios: CIL VI 31666), Vol�stribunen (inter tribunicios: Ne. 141 und ILS 992) bzw. Adilen (inter aedilicios: ILS 8971), oft in den Rang der ehemaligen Prätoren (adlectio inter praetorios: Nr. 141, 175, 177; vgl. Nr. 148, 151). Adlektionen inter
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consuLtres begegnen erst seit dem 3. Jahrhundert n. Chc. (Dio 78,13,1). Außer Rinem konnten auch Senatoren auf diese Weise im Rang hochgestuft werden (vgl. ILS 1024). Häufiger sind hier indessen Standeserhöhungen durch Ver leihung des Patriziats (adlectio inter patricios: ILS 964, 990, 991; AE 1914, 267; ILS 1199). Die Karriere eines Senators in der hohen Kaiserzeit ist in Tab. 3 (S. 40f.) - vereinfacht schematisiert. Wesendich vielfältiger und komplizierter stellt sich die rit terliche Laufbahn dar, soweit die Aufgaben der Prokurato ren betroffen sind. Hier können nur repräsentative Beispiele für die Besoldungsklassen (vgl. Nr. 177) angeführt werden. Voraussetzung aber bildeten in der Regel drei militärische DienstStellungen bei der Truppe (tres militiae). Besonders befähigte Offiziere konnten seit Mine des 2. JahrhundertS n. Chr. (Mare Aurel) mit der militia quaru, dem Kom mando über ein Regiment von 1000 Reitern (ala miliaria) ausgezeichnet werden (Nr. 175). Der Einsatz in prokurato risehen DienstStellungen erfolgte sowohl in der Zentral- als auch in der Provinzialverwaltung (Präsidialprokuraroren). Flotteneinheiten unterstanden durchweg Kommandeuren ritterlichen Standes. Ebenso oblag den Beamten des ordo equester die Finanzverwaltung in •kaiserlichen< wie >sena torischen< Provinzen (Finanzprokuratoren). Dieses System diente u. a. auch der Kontrolle der senatorischen Stanhal ter (vgl. erwa Ta.c. Agr. 42,1 und Suet. Dom. 10,2 mit ILS 1374). Bis zur Mitte des 2. JahrhundertS n. Cbr. fand die prokura torische Karriere in der ducenaren DienstStellung mit einem Jahresgehalt von 200000 Sesterzen ihren Höhepunkt und Abschluß {Nr. 150; vgl. Suet. Claud. 24,1; Apul met. 7,6,1; Dio 53,15,5). Vennutlich war es Mare Aurel, der für den Leiter des kaiserlichen Rechnungsamtes in Rom (flScus Caesaris) die Besoldung auf 300000 Sesterzen erhöhte. In severischer Zeit ist auch der procurator rationis privatae in dieser Gehaltsstufe der trecenarii bezeugt (Nr. 177; vgl. AE
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1969/70, 193; ILS 8854), wesentlich später noch der (magi
ster) a memoria (Pan. Lat.
9, 11,2). Die grundlegende Urn
strukturierung der prokuratorisehen Laufbahn wird in der Forschung dem Kaiser Septirnius Severus zugeschrieben, der auch zehn neue trecenare Dienststellungen geschaffen habe. Im Anschluß an die prokuratorisehe Karriere gelangten einzelne Ritter in Positionen, die in besonderem Maße das kaiserliche Vertrauen in ihre Fähigkeiten und Loyalität vor aussetzten. Das Kommando über die stadtrömischen co hortes vigi/um (Nr. 95, 100) erforderte ebenso juristische Kenntnisse im Rahmen der Brandbekämpfung wie die Stel lung des praefectus annonae, der für die Getreidebeschaf fung der Stadt Rom zuständig war (vgl. Nr. 148). Für diese außerordentlichen ·Magistraturen< (Dig. 1,2,2,33) waren in der Regel vor allem Prokuratoren qualifiziert, die sich be reits in der Verwaltung - ab epistulis, a libellis, a rationi bus - bewährt hatten (praefecti vigi/um; ILS 1338, 1344, 1448; praefecti annonae; ILS 1339, 1342, 9002; AE 1955, ·
179).
Der weitere Aufstieg zum praefectus Aegypti (Nr. 258; vgl. Nr. 83) vollzog sich oft über die Getreidepräfektur (ILS 1340), 1374; AE 1955, 179), doch sind auch Beförderungen von Kommandeuren der rohortes vigi/um bezeugt (ILS 1326 mit CIL XIV 4500; ILS 1338). Mit Sicherheit bildete die •Statthalterschaft< in Ägypten aber keine Bedingung für die Prätorianerpräfektur, die in der Regel kollegial besetzt war (AE 1916, 47; CILIX 2438). Praktisch kommt hier eine ganze Palette von Voraussetzungen in Betracht, die den betreffenden Ritter qualifizierten: häufiger das Kommando über die Wachmannschaften (Nr. 100; vgl. Tac. hist. 1,72, 1; ILS 1332), vereinzelt die Stellung des praefectus annonae (ILS 1327, 1329; Cod. Iust. 8,37,4 mit 4,65,4). Oft aber fehlten derartige Voraussetzungen überhaupt, und die Be förderung erfolgte aufgrund besonderer politischer Situa tionen (Tac. hist. 2,92,1), persönlicher Beziehung zum Kai-
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ser (Nr. 148; vgl. Suet. Galba 14,2; HA Elag. 12,1), militäri scher Befähigung (Nr. 147 mit Tac. ann. 12,42,1) usw. Nur ausnahmsweise wurde die Prätorianerpräfektur mit Senato ren (Tac. hist. 4,68,2) oder Freigelassenen (Herod. 1,12,3 mit AE 1961, 280 und HA Cornrn. 6,13) besetzt. Als Berater und enge Vertraute des Kaisers verfügten natürlich die Gar depräfekten (Nr. 50, 100, 147, 148) über besonderen Ein fluß. Seit Tiberius rangierten sie im sozialen Prestige über den Präfekten von Ägypten (Tac. ann. 4,40,5), unter Augu stus war die Relation noch umgekehrt (Dio 57,19,6; vgl. Nr. 83/84 und 100). Im allgerneinen erwiesen sich die ritterlichen Beamten ge genüber dem Herrscher als besonders zuverlässig (vgl. Nr. 141, 148, 177), zurnal sie bis zur Erhebung des Macrinus (217 n. Chr.) nicht als Kandidaten für das Kaisertum in Frage kamen. Pertinax (Nr. 151) wurde als Senator akkla miert. Wie die knappen Bemerkungen zum ritterlichen cur sus honorum verdeutlichen, vermag eine Schematisierung (Tab. 4, S. 42 f.) nur exemplarische Anhaltspunkte zu ver mitteln. Die Angaben beschränken sich auf die prokuratori sche Laufbahn und ihre Voraussetzungen; die Präsidial prokuraturen ergeben sich aus dem Vergleich mit Tab. 1 und 2. Eine entsprechende Darstellung der Verhältnisse in der Spät antike würde den Rahmen dieser Einführung sprengen; Übersichtstabellen dazu finden sich etwa bei R. Rernondon, La crise de /'Empire romain de Marc-Aurele a Anastase, Paris 1964. Sie erscheint auch deshalb verzichtbar, weil der Akzent dieser Auswahl auf den Epochen der Republik und des Prinzipars liegt; einige spätantike Inschriften (Nr. 128 bis 1�2, 145, 146, 189, 190, 227-231) sollen lediglich Aus blicke bieten und wurden hinreichend kommentiert: Zur Prosopographie im weiteren Sinne gehören auch die Karrieren kaiserlicher Freigelassener, die im Hofdienst und in der Patrirnonialverwaltung, im 1. Jahrhundert n. Chr. auch in der Reichsverwaltung eingesetzt wurden (vgl. etwa
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Dio 54,21,3-6: Licinus; Plin. epist. 8,6: Pallas; CIL V34 mit Tac. ann. 12,54,1: M. Antonius Felix; Nr. 158: Ti. Claudius Epaphroditus). Inschriftliche Zeugnisse über Be förderungen und Statusverbesserungen kaiserlicher Skla ven begegnen ungemein selten (vgl. Nr. 43 und 252; 213 und 214; CIL III 2082 mit ILS 3868). Häufiger bezeugt sind hin gegen Karrieren nach der Freilassung innerhalb des kaiser lichen Hofdienstes (Nr. 208-210, 215, 216, 225). Kriterien für >Regelbeförderungen< lassen sich nicht ausmachen, da bei diesen Funktionen ausschließlich das Vertrauensverhältnis zum Kaiser entscheidend war. Die bedeutendste Stellung besaß als dessen Kammerherr der a cubiculo (Nr. 225; vgl. ILS 1736 und 1740}, als Vorläufer des praepositus saCTi cubi culi in der Spätantike (Cod. Iust. 12,5), doch verlieh der persönliche Umgang mit dem Herrscher auch anderen Frei gelassenen am Hofe erhebliche Einflußmöglichkeiten, setzte sie andererseits aber auch besonderen Gefahren aus (vgl. Nr. 158 und 216}.
Militärwesen Ungemein zahlreich sind die überlieferten Grabinschriften für Soldaten der römischen Legionen und ihrer Hilfstruppen (auxilia). Mit entsprechenden Weihinschriften (Nr. 52-57}, Militärdiplomen (Nr. 22), Ziegelstempeln und anderen Zeugnissen des täglichen Lebens (Nr. 241-243} bieten sie in ihrer Gesamtheit Aufschluß über die Dislokation der Truppenteile im Imperium Romanum. Von Augustus bis Septimius Severus erhöhte sich die Zahl der Legionen, in denen nur römische Bürger dienten, von 25 auf 33 (vgl. Tab. 1 und 2). In den Auxiliareinheiten dienten überwie gend Peregrine, denen mit ihrer ehrenhaften Entlassung (honesta missio) ebenfalls die civta i s Romana verliehen wurde (vgl. Nr. 22). Ihren Dienst versahen sie als Fußsoldaten (Nr. 183) oder Reiter (Nr. 22) in den Kohorten (cohortes) als gemisch-
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ten Verbänden bzw. ausschließlich als Reiter (Nr. 184 und 186) in den Alen (alae), d. h. berittenen Verbänden. Eben so verfügten die Legione� üb�r berittene . �bt�ilun��n (Legionsreiterei: Nr. 187), d t e gletch der Auxtharretteret m Turmen (turmae) gegliedert war (Nr. 184 und 1 86). . . . In der Regel verzeichnet das Formular de.r Grabmsch�ft die Einheit den Dienstrang, das Alter und dte Zahl der Dtenst jahre (s;ipendia), gegebenenfalls auch militärische Auszeich nungen (dona militaria: Nr. 179 und 187). Sett. dem !.Jahr hundert v. Chr. (Heeresreform des Marius) gliederte sich die Legion in zehn taktische Einheiten (cohortes). In d�r frühen Kaiserzeit zählte die erste Kohorte fünf (?) Zentunen (cen turiae) mit rund 1000 Mann einschließl�ch d�s Stab�perso nals, die iij>rigen neun KohortC;D (zu dre• �tpe�) Je se�hs Zenturien zu rund 80 Mann. Hmzu kamen dte Legtonsreite rei (equites legionis) mit etwa 120 Mann, Zimmerleute �nd Schmiede (fabn) sowie eine unbestimmte Zahl von sonsttgen Arbeitern so daß die Sollstärke knapp 6000 Mann betrug. Die ZahJ;n sind allerdings insgesamt und im Detail um stritten. In bezug auf die Rango�dJ;ung inne�?al� der Legion genü gen für unsere Zwecke emt� e grundsatzhebe Be� er�ungen. Befehlshaber war der Legtonslegat (legatus legloms: z. B. Nr. 134, 136 usw.); als Stabsoffiziere standen ihm ein sena torischer (laticlavius/Nr. 134, 136, 217) und fü�f ��tte�liche . (angusticlavii: Nr. 141, 147, 148, 151, 175) Mtlitartnbune _ zur Seite sowie die Hauptleute (centur�ones) der ersten Ko horte (primi ordinis: Nr. 180). Zu ihnen zählten der primus pilus (Nr. 155 und 157}, der princeps (prior), der hastatus (prior) (vgl. Nr. 141), der rinceps posterior. und der hastatus p_ posterior. Im Rang unter ihnen standen �1e 54 Haupde�te . . _ pr10rlpostenor; der 2. bis 10. Kohorte (pilus pT�nceps pr10r/ posterior; hastatus prior/posterior). Zuweilen f.�nd� sich ent sprechende Angaben m!� der Ordnungszahl fur dte Kohorte . in der epigraphischen Uberhefe':lng (lL� 236 �; 2451; 2�5 1 bis 2657), gewöhnlich aber bezetchnen steh dtese Offiztere
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Einführung in die lateinische Epigraphik
unter dem Sammelbegriff centurUI (Nr. 55, 178, 257; vgl. Nr. 88). Die Legionsreiterei wurde von einem decurUI befeh ligt (Nr. 187). Zu den sog. •Unteroffizieren< (principales: Veget. 2,7) zähl ten zunächst die taktischen Chargen: die optiones als Vertre ter der Zenturionen (ILS 9239; vgl. Nr. 65), die für den Parolebefehl zuständigen tesserarii (ILS 2356) und die Trä ger der Manipelstaoclanen (signiferi: ILS 2337). Im Rang unter dieser Gruppe standen die immunes, welche von gewissen Dienstaufgaben (Wachdienst, Schanzarbeit usw.) befreit waren (Dig. 50,6, 7): etwa die Waffenwarte (armorum cu.stodes: Nr. 185) und Soldaten im Stab des Statthalters bzw. des Legionslegaten (conicularii,frumentarii, speculato res, medio); daz.u zählten auch die beneficiarii (Nr. 52-54, 56, 57). Über den taktischen Chargen rangierten der Adler träger der Legion (aquil.ifer; CIL Xl11690 I) und die imag i niferi als Träger der an Stangen befestigten Kaiserbildnisse (ILS 2406). Vergleichbare Dienstgrade gab es auch bei den Auxiliareinheiten, die von Präfekten ritterlichen Standes kommandien wurden (vgl. Tab. 4: 11-4) - etwa den optio der cohors I Noricoru.m (Nr. 183) oder den imaginifer ex cohorte VII Raetorum (CIL XIII 11868)- und bei den stadt römischen Truppen (cohortes praetoriae, cohortes urbanae, cohortes vigilu.m). Auf die zahlreichen Beispiele einzugehen würde zu weit führen. Die Basis der Armee bildeten wie überall die •gemeinen< Soldaten (milites gregarn), in den Inschriften schlicht als mil(ites) bzw. eq(u.ites) bezeichnet. Abweichend von den Legionen wurden die Offiziere der stadtrömischen Truppen bezeichnet. Die Prätorianergarde gliederte sich in Kohorten zu 500, seit Ausgang des 2. Jahr hunderts n. Chr. (Septimius Severus) zu 1000 Mann, die unter dem Befehl von Tribunen (trib•ni cohortis ... prae toriae) standen. Ihre Zahl schwankte im 1. Jahrhunden n. Chr. zwischen 9 und 12 (vgl. Nr. 157), erhöhte sich zwischenzeitlich unter Vitellius auf 16 und betrug seit Domitian 10 cohortes praetoriae. Normalerweise teilten· sich
Einführung in die lateinische Epigraphik
37
zwei Präfekten (praefecti praetorio) in das Kommando (vgl. Nr. 50, 100, 147). Dem senatorischen praefectus u.rbi unter standen die stadtrömischen Kohorten (cohortes u.rbanae), deren Zahl sich bis zum Ende der julisch-claudischen Dyna stie auf 9 erhöhte; ihre Numerierung ergibt sich darau.s, daß sie im Anschluß an die (9) Kohorten der Garde gezählt wurden (Nr. 157). In der Folgezeit unterlag die Zahl erheb lichen Schwankungen, zumal einige der cohortes urbanae außerhalb Roms (Ostia, Puteoli, Lyon, Karthago) garniso niert waren. Schließlich seien noch die Wachmannschaften zur Feuerbekämpfung (cohortes vig ilum) unter dem Befehl eines Präfekten ritterlichen Standes (praefectus vigilum: Nr. 95, 100; vgl. Nr. 61) genannt, deren 7 Kohorten zu 500 (?)Mann ebenfalls Tribunen unterstanden (Nr. 95 und 157). Bei Unruhen in Rom konnten sie wie die cohortes u.rbanae Ordnungsfunktionen wahrnehmen und wurden dann zu weilen dem Stadtpräfekten zugewiesen. Umgekehrt konnten aJJerdings auch dessen städtische Kohorten � inem der Präto rianerpräfekten unterstellt werden. � eran1ge Ko�petenz . . verschiebungen hingen von der polmschen S1tuaoon und von Persönlichkeit und Einfluß der Kommandeure ab. Unter den Truppen Roms genossen die Prätorianer das größte Ansehen, gefolgt von den cohortes urbanae und den vigiles (Nr. 157). . . .. Zu jedem der angesprochenen Problemkreise ware noch v1el zu sagen, manche kursorischen Bemerkungen wären zu . konkretisieren bzw. genauer zu begründen, doch sollte dtese Einleitung nur eine grobe Orientierung im Umgang mit lateinischen Inschriften bieten. Einige Aspekte sind noch in den Kommentaren zur vorliegenden Auswahlsammlung angesprochen, doch vermögen auch diese aUenfalls �in blicke zu vermitteln. Es bleibt zu hoffen, daß der geneigte Leser sich anschließend selbst mit den originalen Zeugnissen auseinandersetzt und die Steine zum Sprechen bringt, denn �grau ist alle Theorie« - saxa loqu.untu.r.
Tab. 1: Römische Provinzen
unter
Augustus (Stand: 14 n. Chr.)
.... 00
•senatorische• Provin�en
•kaiserliche• Provin�en
konsulare
prätorisehe
konsulare
Africa
Hispania Baetica
!fi�P�'!! a T�r!:_ae_?'!_e!lsi.!
Lusitania
Alpes Maritimae
Asia
Gallia Narbonensis
(Gennania superior)
Sardinia/Corsica
Alpes Cottiae
Sicilia
:::-:, 0:
prätorisehe
_
prokuratorisehe
(Gennania inferior)
Gallia Aquitania
Alpes Poeninae
Dalmatia
Gallia Lugdunensis
Raetia
Acbaia
Pannonia
Gallia Belgica
Noricum
Creta/Cyrene
Moesia
Galatia
Tbracia
Cyprus
Syria
Cilicia
Macedonia
Pontus/Bithynia
Sonderstellung:
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Legion�n ionen
_ _ _ _ _ _ 3 Leg ._. 2 Legionen .:. . _
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1
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I
25
Legionen
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Tab. 2: Römische Provinzen unter Septimius Severus (Stand: 211 n. Chr.) •senatorische• Provinzen konsulare Africa Asia
I
prätorisehe
I
Hispania Baetica
·kaiserliche• Provin�en konsulare
ff!s.P.�i.a. r�r��� !l.C)l;S,i�
Lusitania
Germania inferior
Gallia Lugdunensis
Gallia Narbonensis
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Macedonia
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Sicilia
Dalmatia
Achaia
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Creta/Cyrene Cyprus
Lycia/Pamphylia
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Legionen . . Leg1on m I�hen
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I
1 prätorisehe
.
prokurawriseht
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Sardinia/Corsica
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Alpes Cottiae
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Gallia Aquitania
Alpes Maritimae
Gallia Belgica
Alpes Poeninae
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Mauretania Caesariensis
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Epirus
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Mauretania Tingitana
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Pontus!Bithynia
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Galatia
Cilicia
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Tab. 3: Senatorische Laufbahn der Kaiserzeit (Überblick)
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� ;:sI> � 11· S"'
I. Vorsenatorische Ämter
(1) Vigintivirat:
111viri monetales- Xviri stütibus iudicandis; IVviri via.rum curandarum - lllviri capitales
(2) Militärtribunat:
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trib(unus) mil(itum) (laticlavius) leg(ionis) ...
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II. Senatorische Ämter
I. Quästur: quaest(or),
z. T.
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als >eand(idatus) Aug(usti)<
2 quaest(ores) imp(eratoris); 4 quaest(ores) co(n)s(ulum); 2 quaest(ore.s) urbani; 12 quaest(ores) prov(inciae) . . ·.
2. Volkstribunat: trib(unus) pleb(is) (10) oder Ädilität: aed(ilis) (6)
3. Prätur:
praet(or)
·-
}
nur für Plebej e � verpflichtend, .
nicht für PatriZier
-
(18 bzw. 17: Titus- Nerva)
anschließend: prätorisehe DienststeHungen
a) Zivilverwaltung
b)
militärische Laufbahn
z.B. praef(ectus) aerari milit(aris)
Legionskommando: leg(atus) leg(ionis)
praef( ectus) aerari Saturni
Statthalter in prätorisehen Provinzen
•kaiserlich•: leg(atus) Aug(usti) pro praet(ore)
curat(or) viarum ...
prov(inciae) ... >senatorisch<: proco(n)s(ul) prov(inciae) ...
anschließend: konsulare Dienststellungen a) Zivilverwaltung z. B. curat(or) alvei Tiberis
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a. S"'
4. Konsulat: co(n)s(ul) als •ord(i narius)• oder >Suff(ectus)<
t;' b) militärische Laufbahn Statthalter in konsularen Provinzen
curat(or) aquarum
als leg(atus) Aug(usti) pro praet(ore) prov ....
curat(or) aedium sacrarum
in Provinzen mit einer - zwei - drei - (vier) Legionen
Statthalter in konsularen >kaiserlichen< Provinzen ohne Legion: leg. Aug. pro praet(ore) Prokonsulat in Asia bzw. Africa: proco(n)s(ul) Asiae/Africae
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� � �"' t:l "' I;·
Stadtpräfektur: praef(ecrus) urbi; außerdem: Priesterwürden Iterienes bzw. dreifaches Konsulat: co(n)s(ul) 11/III
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) Tab. 4: Ritterliche Laufbahn der Kaiserzeit im Überblick (bezogen auf die Herrschaft Mare Aurels)
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I. Vorprokuratorische Dienst als Offizier in der Prätorianergarde
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Laufbahn Dienst als Offizier in der Truppe
Dienst als Primuspilus (frühere Mannschafts dienstgrade)
Zivile Funktionäre
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1. Kommandant einer Au.xil.iarkohorte von praef(ectus) coh(ortis quingenariae) . . .
2.
500 Mann:
M'""""""" '" ''"" ..,..., tir b(unus) mil(irum angustidavius) leg(ionis) ...
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otkr
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militia seamdA
Kommandant einer Auxiliarkohorte von praef(ectUS) coh(ortis miliariae) ...
3.
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militia prima
Kommandant einer Auxiliarala von praef(ectus) alae (quingenariae) ...
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1000 Mann:
500 Reitern:
· Kommandant einer Auxiliarala von 1000 Reitern: praef(ectus) alae (miliariae) ...
I
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militia tertia
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militia quarta (seit Mitte d. 2. Jh.s
-
II. Prokuratorische Laufbahn: Zentralverwaltung I Flottenkommando Finanzverwaltung I Präsidialprokuratoren
1. Procuratores sexagenarii
(-42 Dienststellungen): Jahresbesoldung 60000 HS proc(urator) prov(inciae) Corsicae (4)
z. B. proc(urator) alimentorum per Italiam proc(urator) fisci Alexandrini praef(ectus) classis Alexandrinae
proc(urator) prov(inciae) Thrac.iae epistrategos Thebaidos (in Ägypten)
2. Procuratores centenarii (49 Dienststellungen): Jahresbesoldung z.
3.
B. proc(urator) aquarum
praef(ectus) vehiculorum advocarus fisci Romae praef(ecrus) classis Germ(anicae)
100000 HS
proc{urator) prov(inciae) Siciliae proc(urator) prov(inciae) Moesiae sup(erioris) proc(urator) X:XXX Galliar um proc(urator) Alpium Cottiarum
proc(urator) ad ferra.rias proc(urator) XX hereditatium praef(ecrus) classis Misenensis
proc(urator) prov(inciae) proc(urator) prov(inciae) idiologus Aegypti proc(urator) prov(inciae) proc(urator) prov(inciae)
4. Procurator trecenarius (I Dienststellung): Jahresbesoldung a rationibus (rationalis) (Verwaltung des fiscus Caesaris)
300000 HS
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Procuratores ducenarü (33 Dienststellungen): Jahresbesoldung 200000 HS z. B. ab episrulis Latinis ab episrulis Graecis
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Asiae Syriae Mauretaniae Caes. Mauretaniae Tingit.
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Jahresfasten
·
Kalender
·
Protokolle
Fasti consulares Capitolini (annorum loser. It. XIII 1, S. 40-43
264-248),
Bellum Punicum primum. 264 Ap(pius) Claudius C(ai) f(ilius) Ap(pi) n(epos)
Caudex, M(arcus) Fulvius Q(uinci) f(ilius) M(arci) n(epos) Flaccus. 263 [C]DXC. M(anius) Valerius M(arci) f(ilius) M(arci)
n(epos) Maximus, qui in hoc honore Messall(a) appell(atus) e(st), M(anius) Otacilius C(ai) f(ilius) M(ani) n(epos) Crassus. Cn(aeus) Fulvius Cn(aei) f(ilius) Cn(aei) n(epos) Maxim(us) Centumalus dict(ator) clavi fig(endi) caussa, Q(uintus) Marcius Q(uinci) f(ilius) Q(uinti) n(epos) Philippus mag(ister) eq(uitum). 262 L(ucius) Postumius L(uci) f(ilius) L(uci) n(epos)
Megellus, Q(uintus) Mamilius Q(uinti) f(ilius) M(arci) n(epos) Vitulus. 261 L(ucius) Valerius M(arci) f(ilius) L(uci) n(epos)
llflaccus], T(itus)
Otacilius
Crassus.
C(ai)
f(ilius)
M(ani)
n(epos)
46
jahresfasten
Cn(aeus) Comelius L(uci) f(ilius) Cn(aei) n(epos) Scipio Asina, C(aius) Duilius M(arci) f(ilius) M(arci) n(epos). 259 L(ucius) Comelius L(uci) f(ilius) Cn(aei) n(epos) Scipio, C(aius) Aquillius M(arci) f(ilius) C(ai) n(epos) Fl6rus. 258 A(ulus) Atilius A(uli) f(ilius) C(ai) n{epos) Caia tinus, C(aius) Sulpicius Q(uinti) f(ilius) Q(uinti) n(epos) Paterculus. Cens(ores) C(aius) Duilius M(arci) f(ilius) M(arci) [n(epos), L(ucius) Cor)n[elius L(uci) f(ilius) Cn(aei)) n{epos) S[c)ip[io lustr(um) f(ecerunt) XXXVI]. 257 C(aius) Atilius M(arci) f(ilius) M(arci) n(epos) Re gulus, Cn(aeus) [Comelius P(ubli) f(ilius) Cn(aei) n(epos) Blasio II]. Q(uintus) Ogulnius L(uci) f(ilius) A(uli) n(epos) Gallus [dict(ator)) [L)atinar(um) fer(iarum) caussa, M(arcus) Laetorius M(arci) f(ilius) M(arci) n(epos) Plancianus mag(ister) eq(uitum). 256 L(ucius) Manlius A(uli) f(ilius) P(ubli) n(epos) Vulso Longus, Q(uintus) Caedicius Q(uinti) f(ilius) Q(uinti) n(e pos) in mag(istratu) mort(uus) e(st): [i)n eius lo cum factus est M(arcus) Atilius M(arci) f(ilius) L(uci) n(epos) Regulus II. 255 Ser(vius) Fulvius M(arci) f(ilius) M(arci) n(epos) Paetin(us) Nobilior,
jabrtsfasten
260
254
253
252
251
250
249
47
M(arcus) Aimilius M(arci) f(ilius) L(uci) n(epos) Paullus. Cn(aeus) Cornelius L(uci) f(ilius) Cn(aei) n(epos) Scipio Asin(a) II, A(ulus) Atilius A(uli) f(ilius) C(ai) n(epos) Caiati nus II. 0. Cn(aeus) Servilius Cn(aei) f(ilius) Cn(aei) n(epos) Caepio, C(aius) Sempronius Ti(beri) f(ilius) Ti(beri) n(epos) Blaesus. Cens(ores) D(ecimus) lunius D(ecimi) f(ilius) D(e cimi) n(epos) Pe[ra abd(icavit), L(ucius) Postu mius L(uci) f(ilius) L(uci) n(epos) Megell(us), idem qui pr(aetor) erat, in mag(istratu) m(ortuus) e(st))]. C(aius) Aurelius L(uci) f(ilius) C(ai) n(epos) Cotta, P(ublius) Servilius Q(uinri) f(ilius) Cn(aei) n(epos) Geminus. Cens(ores) M(anius) Val[e]rius M(arci) f(ilius) M(ar ci) n(epos) Maxim(us) Messall(a), P(ublius) Sem pronius P(ubli) f(iüus) P(ubli) n(epos) Sophus l(ustrum) f(ecerunt) XXXVII. L(ucius) Caecilius L(uci) f(ilius) C(ai) n(epos) Me tellus, C(aius) Furius C(ai) f(ilius) C(ai) n(epos) Pacilus. C(aius) Atilius M(arci) f(ilius) M(arci) n(epos) Regu lus II, L(ucius) Manlius A(uli) f(ilius) P(ubli) n(epos) Vul so II. P(ublius) Claudius Ap(pi) f(ilius) C(ai) n(epos) Pul eher, L(ucius) Iunius C(ai) f(ilius) L(uci) n(epos) Pullus.
48
jahresfasten
jahresfasten M(arcus) Claudius C(ai) f(ilius) Glicia, qui scriba fuerat., dictator coact(us) abd(icavit) sine mag(i stro) eq(uitum): in eius locum factus est A(ulus) Atilius A(uü) f(ilius) C(ai) n(epos) Caiatinus dict(ator) rei ger(undae) caussa. L(ucius) Caecilius L(uci) f(ilius) C(ai) n(epos) Me tellus mag(ister) eq(uitum).
248 C(aius) Aurelius L(uci) f(ilius) C(ai) n(epos) Cot
ta II, P(ublius) Servilius Q(uinti) f(iüus) Cn(aei) n(epos) Geminus Il. Erster Punischer Krieg. 264 Appius Claudius Caudex, Sohn des Caius, Enkel
des Appius, (und) Marcus Fulvius Flaccus, Sohn des Quintus, Enkel des Marcus. 263 490 Qahre seit Gründung der Stadt Rom). Manius Valerius Maximus, Sohn des Marcus, Enkel des Marcus, der in seiner Amtszeit den Namen Messalla erhielt, (und) Manius Otaciüus Crassus, Sohn des Caius, Enkel des Manius. Cnaeus Fulvius Maximus Centumalus, Sohn des Cnaeus, Enkel des Cnaeus, Diktator zur Ein schlagung des Qahres-)Nagels. Quintus Marcius Philippus, Sohn des Quintus, En kel des Quintus, (dessen) Reiteroberst. 262 Lucius Postumius Megellus, Sohn des Lucius, Enkel
des Lucius, (und) Qujntus Mamilius Vitulus, Sohn des Quintus, En kel des Marcus.
49
261 Lucius Valerius Flaccus, Sohn des Marcus, Enkel
des Lucius, (und)
,
Titus Otaciüus Crassus, Sohn des Cajus, Enkel des Manius. 260 Cnaeus Corneüus Scipio Asina, Sohn des Lucius, Enkel des Cnaeus, (und) Caius Duilius, Sohn des Marcus, Enkel des Marcus. 259 Lucius Corneüus Scipio, Sohn des Lucius, Enkel des Cnaeus, (und) Caius Aqumius Florus, Sohn des Marcus, Enkel des Caius. 258 Aulus Atilius Caiatinus, Sohn des Aulus, Enkel des Caius, (und) Caius Sulpicius Paterculus, Sohn des Quintus, En kel des Quintus. Als Zensoren haben Caius Duilius, Sohn des Mar cus, Enkel des Marcus, (und) Lucius Cornelius Scipio, Sohn des Lucius, Enkel des Cnaeus, die 36. Bürgerschätzung durchge führt. 257 Caius Atilius Regulus, Sohn des Marcus, Enkel des
Marcus, (und) Cnaeus Corneüus Blasio, Sohn des Pubüus, Enkel des Cnaeus, (Konsul) zum zweiten Male. Quintus Ogulnius Gallus, Sohn des Lucius, Enkel des Aulus, Diktator zur Veranstaltung des Lati nerfestes, Marcus Laetorius Plancianus, Sohn des Marcus, Enkel des Marcus, (dessen) Reiteroberst. 256 Lucius Manlius Vulso Longus, Sohn des Aulus,
Enkel des Pubüus, (und) Quintus Caedicius, Sohn des Quintus, Enkel des Quintus; er verstarb während seiner Amtsfüh-
50
jahr�sfastm
]ahr�sfasten
rung: an seiner Stelle wurde gewählt Marcus Ati lius Regulus, Sohn des Marcus, Enkel des Lucius, (als Konsul) zum zweiten Male. 255 Servius Fulvius Paetinus Nobilior, Sohn des Mar cus, Enkel des Marcus, (und) Marcus Aemilius Paullus, Sohn des Marcus' Enkel des Lucius. 254 Cnaeus Comelius Scipio Asina, Sohn des Lucius, Enkel des Cnaeus, (Konsul) zum zweiten Male, (und) Aulus Atilius Caiatinus, Sohn des Aulus' Enkel des Caius, (Konsul) zum zweiten Male. 253 500 Qahre seit Gründung der Stadt Rom). Cnaeus Servilius Caepio, Sohn des Cnaeus, Enkel des Cnaeus, (und) Caius Sempronius Blaesus ' Sohn des Tiberius, Enkel des Tiberius. Von den Zensoren hat Decimus lunius Pera Sohn des Decimus, Enkel des Decimus, sein
�t nie
der�elegt, Lucius Postumius Megellus, Sohn des Luctus, Enkel des Lucius, der zugleich Prätor war, ist während seiner Amtsführung verstor ben. 252 Caius Aurelius Cotta, Sohn des Lucius' Enkel des Caius, (und)
51
Caius Furius Pacilus, Sohn des Caius, Enkel des Caius. 250 Caius Atilius Regulus, Sohn des Marcus, Enkel des Marcus, (Konsul) zum zweiten Male, (und) Lucius Manlius Vulso, Sohn des Aulus, Enkel des Pu blius, (Konsul) zum zweiten Male. 249 Publius Claudius Pulcher, Sohn des Appius, Enkel des Caius, (und) Lucius lunius Pullus, Sohn des Caius, Enkel des Lucius. Marcus Claudius, Sohn des Caius, Glicia, der Schreiber gewesen war, (wurde zum) Diktator (ernannt und) legte das Amt nieder, ohne einen Reiteroberst (ernannt zu haben): an seiner Stelle wurde ernannt Aulus Atilius Caiatinus, Sohn des Aulus, Enkel des Caius, als Diktator zur Krieg führung; Lucius Caecilius Metellus, Sohn des Lu cius, Enkel des Caius als (dessen) Reiteroberst. 248 Caius Aurelius Cotta, Sohn des Lucius, Enkel des Caius, (Konsul) zum zweiten Male, (und) Publius Servilius Geminus, Sohn des Quintus, Enkel des Cnaeus, (Konsul) zum zweiten Male.
Publius Servilius Geminus, Sohn des Quintus, En kel des Cnaeus. Als Zensoren haben Manius Valerius Maximus Mes salla, Sohn des Marcus, Enkel des Marcus, (und) _ Pubhus Sempronius Sophus, Sohn des Publius, Enkel
des
Publius,
die
37. Bürgerschätzung
durchgeführt. 251 Lucius Caecilius Metellus, Sohn des Lucius' Enkel des Caius, (und)
2 Fasti triumphales Capitolini (annorum 264-252}, Inscr. lt. XIß 1, S. 74-77 264 M(arcus) Fulvius Q(uinti) f(ilius) M(arci) n(epos) Flaccus an(no) CDXXCIX co(n)s(ul) de Vulsini ensibus k(alendis) Nov(embribus). 263 M(anius) Valerius M(arci) f(ilius) M(arci) n(epos) Maxim(us) an(no) CDXC Messalla co(n)s(ul) de
52
jahresfasttn
jahresfasten
Poeneis et rege Siculor(um) Hierone (ante diem) XVI k(alendas) April(es). 260
259
258
257
256
254
C{aius) Duilius M(arci) f(ilius) M(arci) n{epos) co(n) s(ul) primus an(no) CDXCIII navalem {trium phum) de Sicul(eis) et classe Poenica egit k(alen dis) Interkalar(ibus). L(ucius) Cornelius L(uci) f(ilius) Cn(aei) n(epos) Scipio co(n)s(ul) an(no) CDXCIV de Poeneis et Sardin(ia), Corsica (ante diem) V id(us) Man(ias). C(aius) Aquillius M(arci) f(ilius) C(ai) n(epos) Flo rus an(no) CDXCV pro co(n)s(ule) de Poeneis (ante diem) IIII non(as) Oct(obres). C(aius) Sulpicius Q(uinti} f(ilius) Q(uinti) n(epos) Paterculus an(no) CDX[CV] co(n}s(ul) de Poe neis et Sardeis {ante diem) 111 n[on(as) Oc t(obres)]. A(ulus) Atilius A(uli) f(ilius) C(ai) n(epos) Caiatinus pr(aetor) an(no) [CDXCVI] ex Sicilia de Poeneis (ante diem) Xliii k(alendas) F[ebr(uarias)]. C(aius) Atilius M(arci) f(ilius) M(arci) n(epos) Regu lus co(n)s(ul) a(nno) [CDXCVI] de Poeneis nava lem {triumphum) egit (ante diem) VIII [---]. L(ucius) Manlius A(uli) f(ilius) P(ubli) n(epos) Vulso Long(us) an(no) [CDXCVII] co(n)s(ul) de Poeneis navalem {triumphum) egit (ante diem) VIII [---]. Ser(vius) Fulvius M(arci) f(ilius) M(arci) n(epos) Paetinus a(nno) CDX[CIX] Nobilior pro co(n) s(ule) de Cossurensibus et Poeneis navalem (tri umphum) egit (ante diem) XIII k(alendas) Fe br( uarias). M(arcus) Aimilius M(arci) f(ilius) L(uci) n{epos)
253
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Paullus an(no) CDXCIX pro co(n)s(ule) de Cos surensibus et Poeneis navalem (triumphum) egit (ante diem) XII k(alendas) Febr(uarias). Cn(aeus) Cornelius L(uci) f(ilius) Cn(aei) n(epos) Scipio Asina an(no) D pro co(n)s(ule) de Poeneis (ante diem) X k(alendas) April(es). C(aius) Sempronius Ti(beri) f(ilius) Ti(beri) n(epos) Blaesus co(n)s(ul) an(no) D de Poeneis k(alendis) April(ibus). C(aius) Aurelius L(uci) f(ilius) C(ai) n{epos) Cotta co(n)s(ul) an(no) 01 de Poeneis et Siculeis idibus April(ibus). Marcus Fulvius Flaccus, Sohn des Quintus, Enkel des Marcus, (triumphierte) imJahre 489 als Konsul über Volsinii (Bolsena) an den Kalenden des No vember (1. Nov.). Manius Valerius Maximus Messalla, Sohn des Mar cus, Enkel des Marcus, (triumphierte) im Jahre 490 als Konsul über die Punier und König Hieron von Sizilien am 16. Tag vor den Kalenden des April {17. März). Caius Duilius, Sohn des Marcus, Enkel des Marcus, triumphierte erstmalig als Konsul im Jahre 493 aufgrund eines Seesieges über die Sikuler und die punische Flotte an den Kalenden des Schalt monats (Ende Febr.). Lucius Cornelius Scipio, Sohn des Lucius, Enkel des Cnaeus, {triumphierte} als Konsul im Jahre 494 über die Punier und Sardinien (mit) Korsika am 5. Tag vor den Iden des März (11. März). Caius Aquillius Florus, Sohn des Marcus, Enkel des
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JahresfaJttn
jahresfasten
Caius, (triumphierte) im Jahre 495 als Prokonsul über die Punier am4. Tag vor den Nonen des Okto ber (4. Okt.).
Caius Sulpicius Paterculus, Sohn des Quintus, En kel des Quintus, {triumphierte) im Jahre 495 als
Konsul über Punier und Sarden am 3. Tag vor den Nonen des Oktober (5. Okt.). ( 257 Aulus Atilius Caiatinus, Sohn des Aulus, Enkel des Caius, (triumphierte) als Prätor im Jahre 496 über die Punier (aufgrund eines Sieges) auf Sizi lien am 14. Tag vor den Kalenden des Februar (17.Jan.). Caius Atilius Regulus, Sohn des Marcus, Enkel des Marcus, triumphierte als Konsul im Jahre 496 über die Punier aufgrund eines Seesieges am
8. Tag vor ... 256 Lucius Manlius Vulso Longus, Sohn des Aulus, Enkel des Publius, triumphierte im Jahre 497 als Konsul über die Punier aufgrund eines Seesieges am 8. Tag vor ...
254 Servius Fulvius Paetinus Nobilior, Sohn des Mar cus, EnkeldesMarcus, triumphierteimJahre499als Prokonsul über Cossura (Cosyra Pantelleria) =
und die Punier aufgrund eines Seesieges am 13.Tag vor den Kalenden des Februar (t8.Jan.). Marcus Aemilius Paullus, Sohn des Marcus, Enkel des Lucius, triumphierte im Jahre 499 als Prokon sul über Cossura und die Punier aufgrund eines Seesieges am 12. Tag vor den Kalenden des Febru
ar (19.Jan.). 253 Cnaeus Cornelius Scipio Asina, Sohn des Lucius, Enkel des Cnaeus, (triumphierte) im Jahre 500 als
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Prokonsul über die Punier am 10. Tag vor den Kalenden des April (23.März). Caius Sempronius Blaesus, Sohn des Tiberius, En
kel des Tiberius, (triumphierte) als Konsul im Jahre 500 über die Punier an den Kalenden des April {1. April). 252 Caius Aurelius Cotta, Sohn des Lucius, Enkel des Caius, (triumphierte) als Konsul im Jahre 501 über Punier und Sikuler an den Iden des April (13. April).
Ihren Namen verdanken die •Kapitolinischen Fasten< dem Kapitolinischen Museum, wo sie sich heute befmden. Ursprünglich "��Uren die Konsulatfasten am Bogen ange bracht, der Oktavian nach Actium (vgl. Nr. 39) am Forum Romanum errichtet wurde (Dio 51,19,1). Nach seinem Abbruch wurde das Verzeichnis der republikanischen Ober beamten auf den benachbarten neuen Bogen übertragen, der die Rückgewinnung der Feldzeichen von den Parthern (20 v. Chr.) feierte (Aug. r. g. 29). Ergänzt wurden die Listen damals um ein Verzeichnis der Trium phatoren (Fasti triumphales). Die beiden Ausschnitte betreffen die ersten Jahre des Ersten Punischen Krieges; schon die Zählung verdeutlicht die spätere (augusteische) Redaktion der Fasten. DieJahresangaben beziehen sich auf die Gri;i.ndung der Stadt Rom, die hier gegenüber der Varronischen Ara (753) um ein Jahr später (752) angesetzt wird. Die Magistrate sind jeweils mit Angabe des Vaters und des Großvaters bezeichnet, lediglich M. Claudius Glicia, der 249 von P. Claudius Puleher zum Diktator (vgl. auch Nr. 105) ernannt wurde, beschränkt sich auf die Filiation, da sein Vater vermutlich freigelassen wurde. Die Ernennung wurde als unrechunäßig kassiert (Liv. epit. 19; Suet. Tib. 2,2), statt Glicia wurde A. Atilius Caiarinus besteHt, der 258 und 254 Konsul gewesen war und 257 als Prätor (!) einen Triumph gefeiert hatte.
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jahrtsfasttn
Dieser Befund zeigt, daß die Ämterfolge damals nicht gere gelt war. Andere Gründe hatte die Amtsniederlegung des Zensors D. Iunius Pera (253); sie erfolgte, als sein Kollege L. Postumius Megellus während der Zensur verstarb. Die (37.) Schätzung wurde im folgenden Jahr nachgeholt und ergab eine Gesamtzahl von 297797 Bürgern (Liv. epit. 18). Abge sehen von der Ereignisgeschichte sind die Triumphalfasten (auch kaiendarisch von Interesse. In der Forschung umstrit ten ist der Beginn des konsularischen Amtsjahres in dieser Epoche (15. März/ 1. Mai). Für den (traditionellen) späteren Ansatz (1. Mai) spricht, daß 253 und 252 die Triumphe der Konsuln erst im April gefeiert wurden; ebenfalls 253 {= 500 ab urbe condita) triumphierte Scipio Asina (cos. 254) als Prokonsul am 23. März. Die Umstellung auf den 15. März als Beginn des Amtsjahres erfolgte vermutlich 222 (vgl. Liv. 22,1,4; 31,5,2), die auf den !.Januar sicher 153 v. Chr. (Fasti Praenest., Inscr. lt. XIII 2, S. 1 10 f. ; vgl. Liv. epit. 47). Der Schaltmonat (interca/4ris) iJ!l Jahre 260 genügte offenbar nicht, um den Kalender in Übereinstimmung mit dem Sonnenjahr zu bringen. H. Kähltr: R om und stine Welt I (München 1958) 167-170; Nuh: Bildlexikon I 92-101, s. v. arcus Augusti; A. E. Samucl: Gretk and Roman Chronology (München 1972) 250-255, 262; U. von Lübtow, in: E. Fraenkel (Hrsg.): Der
Staatsnotstand (Bulin 1965) 94-127, 260-282; R. Devclin: Latomus 34 (1975) 716-721; H. Kloft: Prorogation und außerordentliche 326-81 v. Chr. (Meisenheim 1977) bes. 95-99; M. G. Morgan: Chiron 7 (1977) 89-117; P. Brind'Amour: Le calendrier romain (Otuwa 1983) 174-180.
Im�rien .
3 Fasti Amiternini (annorum 44-42/32-30), Inscr. It. XIII 1, S. 170 f. 44 [C(aius) lulius Caesar V, M(arcus) Antonius M(arci)
f(ilius);] [suf(fectus)]: P(ublius) Comelius Dolabell[a]. [C(aius) lulius Ca]esar dict(ator) [rn p]er[p]etuum. [Bellu]m civil(e) Mutine(n)se cum M(arco) [A]ntonio.
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43 [C(aius)] Vibius Pansa, [A(ulus)) Hirtius A(uJi) f(i
lius); s[u]f(fecti}: C(aius) Iulius Divi f(ilius) Ca[esar); Q(uintus) P[edius M(arci) f(ilius}, P(ublius) Venti dius P(ubli) f(iüus), C(aius) Carrinas C(ai) f(ilius)]. Bellum in cam[p]is Ph[ilippicis cum] M(arco) Brut(o] e[t C(aio) C]a[ssio]. 42 [M(arcus) Aemiüus L]epidus [ll, L(ucius) Munatius Plancus. G(aius) Antonius M(arci)] f(ilius}, [P(ublius) Sulpi cius Rufus cens(ores) ]. Bellum Perusinu[m cum] L(ucio) Ant[o]nio. [Cn(aeus) Domitius Ahenobarbus, C(aius) Sosius C(ai) f(ilius);] suf(fecti}: [L(ucius) Cornelius Cinna], M( arcus) [Valerius Messalla]. Bellum Actie(n)s(e) class[iar(ium)] cum M(arco) An tonio. 31 Imp(erator) Caesar Divi f(ilius) 111, M(arcus) Valerius Messal(la) Corvin(us); suf(fecti}: M(arcus) Titius L(uci) f(iüus}, Cn(aeus) Pompeius Q(uinti) f(ilius). 30 [lmp(erator C]ae[sar Divi f(ilius) IIII], M(arcus) Lici nius Cras sus; suf(fecti): C(aius) Antistius Vetus - bell[um classia-] r(ium) confect(um) - [M(arcus) T]ullius Cicero, [L(ucius) Sae]nius L(uci) f(ilius). 32
44 (Konsuln): Caius Iulius Caesar, zum fünften Male,
(und) Marcus Amonius, Sohn des Marcus; nachgewählt: Publius Comelius Dolabella.
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Caius Iulius Caesar, Diktator auf Lebenszeit. Bürgerkrieg um Mutina mit Marcus Antonius. 43 (Konsuln): Caius Vibius Pansa (und) Aulus Hirtius, Sohn des Aulus; nacbgewählt: Caius Iulius Cae.sar, Sohn des ver gönlicbten (Caesar), (und) Quintus Pedius, Sohn des Marcus, (dann) Publius Ventidius, Sohn des .. " Publius (und) Caius Carrinas, Sohn des Caius. Krieg auf der Ebene von Pbilippi mit Marcus Brutus und Caius Cassius. 42 (Konsuln): Marcus Aemilius Lepidus, zum zweiten Male, (und) Lucius Munatius Plancus. Zensoren: Caius Antonius, Sohn des Marcus, (und) Publius Sulpicius Rufus. Krieg um Perusia mit Lucius Antonius. 32 (Konsuln): Cnaeus Domitius Abenobarbus (und) Caius Sosius, Sohn des Caius; nachgewählt: Lucius Cornelius Cinna (und) Mar cus Valerius Messalla. Seekrieg von Actium mit Marcus Antonius. 31 (Konsuln): Imperator Caesar, Sohn des vergöttlich ten (Caesar), zum dritten Male, (und) Marcus Vale rius Messalla Corvinus; nachgewählt: Marcus Titius, Sohn des Lucius (und) Cnaeus Pompeius, Sohn des Quintus. 30 (Konsuln): Imperator Caesar, Sohn des vergöttlich ten (Caesar), zum 4. Male, (und) Marcus Licinius Crassus; nacbgewählt: Caius Ancistius Vetus- Beendigung des Seekrieges - Marcus Tullius Cicero, Lucius Saenius, Sohn des Lucius.
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Die Fasten von Arniternum (Vittorino bei L'Aquila) ver zeichnen die Auseinandersetzungen zwischen Caesarianem
und Republikaner� einersei�s, z�isch�n C?ktavian und . Antonius anderersetts. Allerdings smd dte Kriege bzw. die entscheidenden Schlachten durchweg unter den Konsuln des Vorjahres vermerkt; historisch e�ge�en sich folgende Zei� . sätze: Mucina (April 43), Philtppt (Oktober 42), Perusta (Februar 401), Actium (2. Sept. 31: vgl. Nr. 7). Zutreffend eingeordnet ist allerdings die endgültige Ausschal�g des Antonius: arn 1. August 30 v. Chr. wurde Alexandria von Oktavian eingenommen (Suet. Aug. 31,2; Fasti Ant., Inscr. It. Xlll2, S. 208; vgl. Nr. 39 und 198). D. Kienast: AugunuJ (Dannnadt 1982) 18-)9, SS-6). 4 Fasti Ostieoses (annorum 96-98/112), ed. L. Vidmao,
S.45; 47f.
96 C(aius) Maolius Valens, C(aius) Antistius Ve[tus]; k(alendis) Mai(s) Q(uintus) Fabius Postumin(us), T(itus) Priferniu[s Paetus]; k(alendis) Sept(embribus) Ti(berius) Caesius Fronto, M(arcus) Calpurniu[s ---]; (ante diem) XIIII k(alendas) Oct(obres) Domitianus o[ccisus]; e6dem die M(arcus) Cocceius N[erva] irnperator appellatu[s est]. (Ante diem) XIII k(aleodas) Oct(obres) s(enatus) c(onsultum) fac t[um---]. 97 [Imp(erator) Nerva Caesar Aug(ustus) III, M(arcus) Verginius Rufu]s III; [k(aleodis) Mart(iis) (?) - Arrius Antoninus li, C(aius) Calpurn]ius Piso; [k(alendis) Mai(s) M(arcus)] Aooius Verus, [L(ucius) Neratius Prisc]us;
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[k(alendis) luJ(üs) L(ucius) Do]mitius .Äpollinir(is), Sex(rus) [Hermetidius Campan(us)]; [k(aJendis) Sept(embribus)] Q(uintus} Atiliu[s Agri cola, --------) [k(alendis) Nov(embribus) P(ublius) Cornelius Taci rus, M(arcus) Ostorius Scapula(?)). [(Octobre exeunte) Imp(erator) Nerva Caesar (?) . Germanileus , [----Traia]num [-------a]dop[tavit]. 98 [Imp(erator) Nerv]a Caesa[r Aug(ustus) Germ(anicus) 1111, Imp(erator) Nerva Caesar Traianus II]; [idib(us)] lan(uariis) Cn(aeus) Domiti[us Tullus li]; [k(alendis) F]ebr(uariis) Sex(tus) Iulius Fron[tinus II); [k(aJendis)] Mirt(üs) L(ucius) Iulius Ursus [II); k(alendis) April(ibus) T(irus) Vestricius Spu[rinna II); k(alendis) Mafs C(aius) Pomp6nius [Pius); k(alendis) Iul(iis) A(ulus) Vicirius MartiaUis, L(ucius) Maecius Postumus); k(aJendis) Sep[t(embribus) C(aius)) Pomponius Ru [fus, Cn(aeus) Pompeius Ferox]; k(alendis) No[v(embribus) Q(uinrus) Bittius Procu lus, P(ublius) lulius Lupus]. 112 [lmp(erator) Nerva Traianu]s Caes(ar) Aug(usrus) Germ(anicus) Dac(icus) VI, T(irus) Sextius Afri canus; [ld(ibus) Ian(uariis) (?) .] Licinius Ruso; [---Cn(aeus) Cor]nelius Severus, Q(uintus) Vale rius Vegetus; [--- P(ublius) Sterti]nius Quartus, T(itus} luJius Maximus;
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[---C(aius) Clau]dius Severus, T(irus) Settidius Firmus. [K(aJendis) Ia)nuar(iis) Imp(erator) Traianus forum suum et [bas]ilicam Ulpiam dedicavit. (Ante di em) III k(alendas) Febr(uarias) Imp(erator) [Tra]ianus Judos commisit theatris tribus [dieb]us XV, in is missilia tridu6, et k(alendis) Martis [cir]censes, [miss]us XXX, qua die senatui et equestri [ord)ini [epuJum d]edit. (Ante diem) VII k(aJendas) Iulias Imp(erator) Traianus [nauma ch(?)]iam edere coepit. (Ante diem) IIII k(alen das) Septembr(es) [Marciana Aug)usta excessit di vaq(ue) cognominata. [Eodem die Mati]dia Au gusta cognominata. (Ante diem) III [non(as) Sep t(embres) Mar]ciana Augusta funere censorio [�lata est. ---) Imp(erator) Traianus reliqua pa na [---]ae edere coepit, qui dies vindemi[alis nom(inatus)]. (Ante diem) XI k(alendas) Sept(em bres) aedis Volkani verustate corrupta [restiruta, or]nato opere dedicata est. [llvir(i): --- L]ongus Grattianus Caninianus, [-- F]adius Probianus. 96
Caius Manlius Valens (und) Caius Antistius Vetus; Kalenden des Mai (1. Mai): Quinrus Fabius Postumi nus (und) Titus Prifernius Paetus; Kalenden des September (1. Sept.): Tiberius Caesius Fronto (und) Marcus Calpurnius ... Am 14. Tag vor den Kalenden des Oktober (18. Sept.) wurde Domitian ermordet; am selben Tage wurde Marcus Cocceius Nerva als Kaiser akklamiert. Am 13. Tag vor den Kalenden des Oktober (19. Sept.) erfolgte ein Senatsbeschluß ...
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97 Kaiser Nerva Augustus, zum dritten Male, (und) Marcus Verginius Rufus, zum dritten Male; 1. März(?): ...Arrius Antoninus, zum zweiten Ma le, (und) Caius Calpurnius Piso; 1. Mai: Marcus Annius Verus (und) Lucius Neratius Priscus; 1. Juli: Lucius Oomitius Apollinaris (und) Sextus Hermetidius Campanus; t- September: Quintus Atilius Agricola (und) ...; 1. November: Publius Cornelius Tacitus (und) Mar cus Ostorius Scapula(?). Ende Oktober hat Kaiser Nerva, Sieger über die Germanen, Trajan adoptien. 98 Kaiser Nerva Augustus, Sieger über die Germanen, zum vienen Male, (und) Kaiser(!) T rajan zum zwei ten Male; 13. Januar: Cnaeus Oomitius Tul1us zum zweiten Male; 1. Februar: Sextus Iulius Fontinus zum zweiten Male; 1. März: Lucius lulius Ursus zum zweiten Male; 1. April: Titus Vestricius Spurinna zum zweiten Male; 1. Mai: Caius Pomponius Pius; 1. Juli: Aulus Vicirius Martialis (und) Lucius Maecius Postumus; 1. September: Caius Pomponius Rufus (und) Cnaeus Pompeius Ferox; 1. November: Quintus Bittius Proculus (und) Pu blius lulius Lupus;
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112 Kaiser Nerva Traianus Augustus, Sieger über Ger manen und Daker, zum sechsten Male, (und) Titus Sextius Africanus; 13. Januar(?): ... Licinius Ruso; . . .Cnaeus Cornelius Severus (und) Quintus Vale rius Vegetus; ... Publius Steninius Quartus (und) Titus Iulius Maximus; ...Caius Claudius Severus (und) Titus Settidius Firmus. An den Kalenden des Januar (l.Jan.) weihte Kaiser Trajan sein Forum und die Basilica Ulpia ein. Vom 3. Tag vor den Kalenden des Februar (30. Jan.) an gab Kaiser Trajan in drei Theatern Spiele für 15 Tage, in deren Verlauf an drei Tagen Geschenke veneilt wurden, und an den Kalenden des März (1. März) gab es Zirkusspiele mit 30 Rennen; damals veranstaltete er ein Gastmahl für Senat und Ritterstand. Ab dem 7. Tag vor den Kalenden des Juli (25.Juni) gab Kaiser Trajan das Schauspiel einer Seeschlacht. Am 4. Tag vor den Kalenden des September (29. Aug.) verstarb Mar ciana Augusta und wurde konsekriert. Am selben Tage erhielt Matidia den Augusta-Titel. Am 3. Tag vor den Nonen des September (3. Sept.) wurde Marciana Augusta in einem Staatsbegräb nis b�igesetzt. . . . Kaiser Trajan Ließ die übrigen Gladiatorenpaare (zum Kampf) antreten und (ei ne Veranstaltung) beginnen am Tage, den man als (Fest der) Weinlese bezeichnet. Am 11. Tag vor den Kalenden des September (22. Aug.) wurde (in . der Tempel des Vulkan, der infolge seines ÜstJa)
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jahresfasten Alters baufällig geworden war, erneuert und mit (zusätzlichem) Schmuck eingeweiht. (Als) Bürgermeister (amtierten in Ostia) .. . Longus Grattianus Caninianus (und) ... Fadius Probi anus.
Die Fasten von Ostia sind die bedeutendste Quelle dieser Art für die hohe Kaiserzeit, da sie neben den eponymen Konsuln auch die nachgewählten Beamten verzeichnen mit Angabe ihres Amtsantritts. Die fast vollständige Überliefe rung der Jahre 94 bis 103 läßt in Verbindung mit anderen Zeugnissen nur den Schluß zu, daß der Historiker Tacitus 97 n. Chr. zum Konsulat gelangte, also unter Domitian, von dem er sich dann entschieden distanzierte, für dieses Amt designiert worden ist. Unbekannt bleibt lediglich, wann er gegen Ende des Jahres das Konsulat antrat. Gesichert ist hingegen die Amtsperiode des jüngeren Plinius (Sept./Okt. 100; vgl. Nr. 101}. Die freie Stelle September/Okwber 97 könnte mit L. Licinius Sura, cos. II ord. 102, ergänzt werden, doch war dieser damals eventuell bereits Statthalter von Untergermanien (AE 1923, 33) und unterstützte in dieser Funktion die Adoption Trajans durch Nerva ([Aur. Vict.] Epit. de Caes. 13,6}. Unter diesen Voraussetzungen bekleidete er das Konsulat vermutlich bereits 93. Für die Herrschaft Trajans sind die Fasten um so wertvoller, als für diese Epoche die literarische Überlieferung praktisch aus fällt. Die Eintragungen zum Jahre 112 datieren etwa die Einweihung des Forum und der BasiJica Ulpia, Tod und Konsekration der Kaiserschwester Marciana (vgl. Nr. 46 und 126) sowie die Verleihung des Augusta-Titels an seine Nichte Matidia, die Tochter der Marciana. Am Schluß des Jahres sind die für Ostia bedeutenden Ereignisse verzeichnet einschließlich der dort amtierenden Magistrate. L. Vidman: Fasti Ostien$eS (Prag 21982); St. Boru1k: RE Suppl. XI {1968) 373-399, s. v. Cornelius 395 (Tacitus); F. Zevi: PP 34 (1979) 193 mit Anm. 28;
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R. Syme: ZPE 59 (1985) 2n-278; H. Temporini: Die Frauen am Hofe Trajans (Berlin 1978).
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Fasti Antiates maiores (10.-25. April), loser. It. XIll 2, S. 8 f.
10. B n(efastus) 11. C n(efastus). M(atri) d(eum) M(agnae) I(daeae) 12. D n(efastus) 13. E eidu�, n(efastus, feriae) p(ublicae). lovi Victor(i), lov(i) Leibert(aci). 14. F n(efastus) 15. G Fordi(cidia), n(efastus, feriae) p(ublicae) 16. H n(efastus)
17. A n(efastus) 18. B n(efastus) 19. C Ceria(lia), n(efastus, feriae) [p(ublicae)). Cereri, Lib(ero), L[ib(erae)) 20. D n(efastus) 21. E Paril(ia), n(efastus,
feriae) [p(ublicae)). Roma
cond(ita) 22. F n(efastus) 23. G Vinal(ia priora), f(astus). Vener(i) Eruc(inae) 24. H c(omitialis) 25. A Robig�alia) n(efastus, feriae) p(ublicae) 10. B Gerichtsfreier Tag. 11. C Gerichtsfreier Tag. (Geweiht) der Großen Göt termutter (vom Berge) Ida. 12. D Gerichtsfreier Tag. 13. E Iden. Gerichtsfreier Tag. (Geweiht) dem Siegrei chen Juppiter (bzw.) Juppiter als Personifikation der Freiheit.
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Kaknder
14. F Gerichtsfreier Tag. G Fest der Saaten. Gerichtsfreier Tag. 16. H Gerichtsfreier Tag. 17. A Gerichtsfreier Tag. 18. B Gerichtsfreier Tag .. 19. C Fest des pflanzlichen Wachstums. Gerichtsfreier Tag. (Geweiht) der Ceres, dem Liber (Pater und) der Libera. 20. D Gerichtsfreier Tag. 21. E Fest der Parilia (Reinigungsfest für Herden und Hirten). Gerichtsfreier Tag. Gründung Roms. 22. F Gerichtsfreier Tag. 23. G Fest der Weingärung. Gerichtstag. (Geweiht) der Venus (vom Berge) Eryx. 24. H Versammlungstag. 25. A Fest der Abwehr des Rostpilzes (vom Getreide). Gerichtsfreier Tag. 15.
Die vorjulianischen •älteren• Fasten von Antium bieten eine Fassung des römischen (Mond-)Kalenders nach der Reform von 153 .v. Chr. Die zw?lf Monate des Jahres (Beginn: . 1. Jan.) zählten 29 Tage mtt Ausnahme des März Mai Juli (Quinctilis), Oktober (je 31 Tage) und des F;bru� (28 Tage), in d . � gegebenenfalls (nach dem 23.) geschaltet wurde. Du� Jedem Tag vorangesteUten Nundioalbuchstaben A-H mar�eren d }e Marktperioden (mmdina�). Gerichts . tage sm� mtt der Stgl� F �Fasti di�s) bezeichnet, gerichtsfreie Tage mtt N (nefastt d1�s). Erstere waren zum Teil der Einbe� ufu ng von Volksversammlungen vorbehalten, die . gegenuber pnvaten Rechtsgeschäften Priorität besaßen und sind durch ein C (romitiales di�s) gekennzeichnet (Ma�rob. Sat. � �1� ,14�. In der Deu�ung umsrrinen ist die Sigle NP: sie 9ualiftztert. Jed�al s genchtsfreie Tage besonderer Art und l 1St vermutlich m (dies) n(efasti) p(ublc i i) b:zw. (di�s) n(�fasti,
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f�riae) p(ublicat) aufzulösen. Die bezeichneten Feste ent
sprechen überwiegend dem römischen Bauernkalender: For dicidia, Cerialia, Parilia, Vinalia (priora), Robigalia. Dem höchsten Staatsgott Juppiter waren die Iden als Tage des VoUmondes heilig: im April wird er als Schutzgott der Römer im Samnitenkrieg und als Garant der Freiheit ver ehrt. Der Kult der phrygischen Magna Mater (Kybele) wurde 204 v. Chr. auf Senatsbeschluß in Rom eingeführt (vgl. Nr. 58 und 59); seit dem Krieg gegen Hannibal besaß auch die griechische Aphrodite (Venus) einen Tempel auf dem Kapitol (Liv. 23,30,13 f.); Zentrum ihres Kultes war der Berg Eryx im Westen Siziliens. Der Göttertrias Ceres, Liber und Libera entsprachen im griechischen Bereich Demeter, Dionysos und Kore; ihr Temp el beim Circus Maximus geht auf das S.Jahrhundert v. Chr. zurück (Tac. ann. 2,49).
G. Wissowa: Religion und Kultus der Römer (München 21912) bes. 432-oH5; W. Eismhut: RE Suppl. X (1965) lln-76, s. v. Vinalia; A. K. Michels: The Calendar of the Roman Republic (Princeton 1967) bes. 31-89 uod Abb. I (nach S. 214); P. Brind'Amour: Le calendrier romain (Otuwa 1983) bes. 29, 227-240.
6 Feriale Cumanum (19.August -6. März), loser. It. Xlll 2, S. 279 19. Aug. [{Ante diem) XIIII k(alendas) Septem br(es). Eo die Caesar pri]mum consulatum in[üt. Supplicario ---]. 4./22. Sept. [---Eo die exer]citus Lepidi tradidit se Caesari. Suppli[catio ---]. 23. Sept. [(Ante diem) VIIII k(alendas) Octobr(es) n ]atalis Caesaris. lmmolatio Caesari hostia, Supp(l}icacio [Vestae]. 7. Okt. Nonis Octobr(ibus) Drusi Caesaris natalis. Supplicacio V[e]stae.
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18. Okt. (Ante diem) XV k(alendas) Nov(e]mbr(es). Eo die Caesar togam virilem sumpsit. Supplicatio Spe[i] et luve[ntuti]. 16.Nov. (Ante diem) XVI k(alendas) D[e]c[e]m br(es). Natalis Ti(beri) Caesaris. Supplica tio Vesta[e]. 15. Dez. (Ante diem) XVIII k(alendas) Ianuar(ias). Eo die a[r]a Fortunae Reducis dedicatast (!), quae Caesar[e]m (ex transmari]nis provincis red[uxit]. Supplicatio [F)onunae Reduci. 7.Jan. (Aote diem) VII idus lanuar(ias). [Eo die Caesar] primum fasces sumpsit. Supp(l)ica tio lovi Sempi[terno]. 16.)an. [(Ante diem) X]VII k(alendas) Febr(uarias). E6 d[te Caesar Augusru]s app[e]Uarus est. Supplicatio Augusto. [(Ante diem) III k(alendas) Febr(uarias). Eo 30. Jan. die ara Pacis dedicata] est. Supplicatio Im perio Caesaris Augusti custo[dis i(mperi) R(omani)]. 6. März [Pr(idie) non(as) Man(ias). Eo die Caesar pontifex ma]ximus creatus est. Supplica t(i)o Vestae, dis pub(licis) P(enatibus) p(o puli) R(omani) Q(uiritium). Aug. Am 14.Tag vor den Iden des September. An diesem Tag trat Caesar sein erstes Kon sulat an. Dankfest für ... 4.122. Sept. . ..An diesem Tag ergab sich Caesar das Heer des Lepidus. Dankfest ... 23. Sept. Am 9. Tag vor den Kalenden des Oktober. Ge�urtstag Caesars. Caesar wird ein Op feruer geschlachtet. Dankfest für Vesta. 19.
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7. Okt. An den Nonen des Oktober. Geburtstag des Drusus Caesar. Dankfest für Vesta. 18. Okt. Am 15.Tag vor den Kalenden des Novem ber. An diesem Tage legte Caesar die Män nertoga an. Dankfest für Spes (Hoffnung) und luventus Gugend). 16. Nov. Am 16. Täg vor den Kalenden des Dezem ber. Geburtstag des Tiberius Caesar. Dankfest für Vesta. 15. Dez. Am 18.Tag vor den Kalenden des Januar. An diesem Tag wurde der Altar der Fonu na Redux geweiht, die Caesar aus den über seeischen Provinzen heimgeführt hat. Dankfest für Fortuna Redux. 7.Jan. Am 7. Tag vor den Iden des Januar. An diesem Tag übernahm Caesar erstmals die Liktorenbündel (d.h. ein imperium). Dankfest für den ewigen Juppiter. 16.Jan. Am 17.Tag vor den Kalenden des Februar. An diesem Tag wurde Caesar (mit dem Namen) Augustus bezeichnet. Dankfest für Augustus. 30. Jan. Am 3. Tag vor den Kalenden des Februar. An diesem Tag wurde der Friedensaltar geweiht. Dankfest für die Herrschaft des Caesar Augustus, des Schützers des Römi schen Reiches. 6. März Am Vorrag der Nonen des März. An die sem Tag wurde Caesar zum obersten Staatspriester gewählt. Dankfest für Vesta und die Penaten, die Staatsgötter des Römi schen Volkes.
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70 Der Festkalender von Cumae verzeichnete in. augusteischer i isse aus der Epoche des Übergangs von Zeit wichtige Eregn i zum Prinzipat. Zum 19. August, dem Todes der Republk tag des Augustus im Jahre 14 n. Chr. (Suet. Aug. 100,1), ist die Übernahme des ersten Konsulats {43 v. Chr.) vermerkt. Geboren wurde der Kaiser am 23. Sept. 63 v. Chr. (Suet. Aug. 5,1). An weiteren Geburtstagen ist der des Tiberius (16. Nov. 42 v. Chr.) und seines Sohnes Drusus (7. Okt. 15/ 12 v. Chr.) genannt. Bemerkenswerte Ereignisse waren fer ner die Verleihung des Augusrus-Namens an Oktavian am 16. Jan. 27 v. Chr. (vgl. Nr. 8 und 120), seine Wahl zum pontifex maximus am 6. März 12 v. Chr. (Fasti Praenest. I Fasti Maff., Inscr. It. Xlll 2, S. 120f./74) und die Einwei hung des Friedensaltars am 30. Jan. 9 v. Chr. (Fasti Prae nest., Inscr. It. XIII 2, S. 116 f.), dessen Baubeschluß am 4. Juni 13 v. Chr. erfolgt war (Fasti Amit., Inscr. It. XIII 2, f r Fortuna Redux wurde 19 v. Chr. S. 188f.). Der Altar ü anläßtich der Rückkehr des Augustus aus dem Osten geweiht (Aug. r. g. 11; Dio 54,10,3). V.
Ehr�nberg I A. H. M. Jones (Hrsg.): DocumentslUustrating th� R�igns of Augustus and Tib�rius (Oxford 21955, N�udr. 1976) 44-55; P. Hen: Untersu chung�n 1um Festkalmd�r io d�r römischen Kaiseneil (Diss. Mainz 1975) bes. 6-12; D. Kienast: Augustus (Darmnadt 1982) 18-107.
quod eo die Caes(ar) Divi f(ilius) vicit in Sicilia Censorin(o) et Calvis(io) co(n)s(u libus). 1. Sept. D Kalenden des September. Gerichtstag. (Ge weiht) dem Juppiter Tonans (als Gott des Donners) auf dem Kapitol. 2. Sept. E Der 4. Tag (vor den Nonen des Septem ber). Gerichtsfreier Tag. Feiertag auf Se natsbeschluß, weil an diesem Tage Kaiser Augustus, der Sohn des vergöttlichten (Caesar), bei Actium gesiegt hat, als er und Titius Konsuln waren. 3. Sept. F Der 3. Tag (vor den Nonen des Septem ber). Gerichtsfreier Tag. Feiern und Dank gebete bei allen Tempeln, weil an diesem Tage Caesar, der Sohn des vergöttlichten {Diktators), in Sizilien gesiegt hat im Kon sulat(sjahr) des Censorinus und des Calvi stus. 8
7
1. 2.
3.
Fasti Arnitemini (1.-J. September), loser. It. XIII 2, S. 192 f. D K(alendae) Sept{embres), f{astus). lovi Tonanti in Capitolio. E IV N(efastus, feriae) p(ublicae). Fer(iae) ex s(enatus) c(onsulto), quod eo die Imp(era tor) Caes(ar) Divi f(ilius) Augusrus apud Acriurn vicit se et Titio co(n)s(ulibus). F Ili N(efasrus, feriae) p(ublicae). Fer(iae) et supplicationes aput (!) omnia pulvinaria,
Fasti Praenestini (13.-16.Januar), Inscr. It. XIII 2, S. 112-115
13.
E
H.
F
Eid(us), n(efasrus, feriae) p(ublicae) [---]. Corona querc[ea, uti super ianuam domus lm p(eratoris) Caesaris] Augusti poner[etur, sena tus decrevit, quod rem publicam] p(opulo) R(o mano) rest[it]u[it]. XIX en(tercisus). Vitiosus ex s(enatus) [c(on sulto), qu]o[d Antoni natalis. Idem religiosus ob] eandem caussam q[uod post]ridie omnis calendas n[onasque].
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Kalender
XIIX Kar(mentalia}, n(efastus, feriae) p(ubli cae). Feriae Car[me)nti ob eandem caussa[m quod) III idus. Hic [d]ies dicitur institutu[s a Romulo], si Fidenas eo die cepiss[e)t. 16. [H] XVTI c(omitialis). Imp(erator) Caesar[Augustus est a)ppell[a]tus ipso VII et Agrip(pa III co(n) s(ulibus)). Concordiae Au(gustae aedis dedica t]a est P(ublio) Dolabella, C(aio) Silano co[(n) s(ulibus)); Ti(berius) Caesar ex Pa[nnonia re versus dedic]avit. 15.
G
Iden (des Januar). Gerichtsfreier Tag. Daß ein Kranz aus Eichenlaub über dem Eingang zum Hause des Kaisers Augustus angebracht werde, hat der Senat beschlos sen, weil (dieser) das Gemeinwesen dem Römischen Volk wieder überstellt hat. 14. Jan. F Der 19. Tag (vor den Kalenden des Febru ar). >Gespaltener Tag<. Auf Senatsbeschluß zum Unglückstag (erklärt), weil (es) der Geburtstag des Antonius (war). Gleicher maßen unheilvoll eben deswegen, weil er zu den auf Iden und Nonen folgenden Tagen gehört, die alle unheilvoll sind. 15. Jan. G Der 18. Tag (vor den Kalenden des Febru ar). (Fest der) Karmentalia. Gerichtsfreier Tag. Festtag fü r (die Quellgottheit) Car mentis aus demselben Grund wie der 3. Tag vor den Iden (ll.Jan.). Dieser Tag wurde laut Überlieferung von Romulus (so) eingerichtet (aufgrund eines Gelüb des), falls er an diesem Tag Fidenae er oberte. 13. Jan.
E
Kalender 16. Jan.
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H Der 17. Tag (vor den Kalenden des Fe bruar). Versammlungstag. Dem Imperator Caesar wurde der Augustus-Narne verlie hen (im Jahr), als er selbst zum siebten Male und Agrippa zum dritten Male das Konsulat bekleideten. Der Concordia Au gusta wurde ein Tempel geweiht im Kon sulat(sjahr) des Publius Dolabella (und) des Caius Silanus. Tiberius Caesar vollzog die Weihung nach seiner Rückkehr aus Panno men.
Die Kalender von Amitemum (Vittorino bei L'Aquila) und Praeneste (Palestrina) sind in den vorliegenden Auszügen für die Chronologie des augusteischen Prinzipats bedeutsam. Am 2. September 31 v. Chr. siegte Oktavian bei Actium über Antonius und Kleopatra (vgl. Nr. 7 und 39}, am 3. Sep tember 36 v. Chr. hatte er Sex. Pompeius bei Naulochos von Amitemum besiegt (vgl. Nr. 80 und 118). Die bezeichnen das Jahr 31 zutreffend; M. Tmus war damals cos. suff (vgl. Nr. 3); für Naulochos nennen sie. irrtümlich. die eponymen Konsuln von 39 v. Chr.: L. Marc1u � Censo�mus und C. Calvisius Sabinus. 36 amtierten L. Gelhus Pubhcola und M. Cocceius Nerva (Dio 49,1,1}. Der 13./16.Januar nimmt Bezug auf die Ereignisse des Jahres 27 v. Chr. und markiert den eigentlichen Beginn der augusteischen Neuordnung (vgl. Nr. 119 und 120). Zur Qualifikation .der Tage vgl. Nr. 5; der tercis �eze•ch net einen Tag, der vormittags und abends fur Genchtster mine und Wahlen gespem war, die indessen am Nachmittag stattfinden konnten (Varro ling. Lat . 6,31). Infolge der römischen Niederlagen an der Cremera gegen Veji und an der Allia gegen die Gallier wurden die auf �e folgenden dies postridiani als Unglückstage emgeschatzt
Fas�e�
(dies) en(
us) int�cisus =
F�ge
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Protokolle
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(Liv. 6,1,12; Varro ling. Lat. 6,29; Gell. 5,17,2). Einen entsprechenden Senatsbeschluß für den Geburtstag des Antonius (14.Jan.) überliefert Dio (51,19,3) zum Jahre 30 v. Chr. Die Bedeutung der Carmentalia war bereits in der ausgehenden Republik umstritten.
Am 3. Tag vor den Nonen des Juni (3. Juni) vollzogen Kaiser Augustus (und) Marcus Agrippa auf dem Palatin für Apollo und Diana ein Opfer von 9 Fladen, 9 Kuchen, 9 Klößen und beteten folgendermaßen: Apollo, wie es
G.
ist und wie es deswegen zum Besten des römischen Volkes, (d. h.) der Quiriten, geschieht, soll dir mit 9 Kuchen, 9 Fladen und 9 Klößen ein Opfer gebracht
W issowa:
Religion und Kultus der Römer (München 21912) 432-445; W. Eisenhut: RESuppl. X (1965) 1168-72, s. v. intercisi des i ; A. K. Michels: The Calendar of the Roman Republic (Princeton 1967) 32-35, 61-66; P. Brind'Amour: Le calendrier romain (Ottawa 1983) bes. 227-232; G. Radke: Die Götter Altitaliens (Münster 21979) 81-83; 0. Kienast: Augustus (Darm stadt 1982) 43-84.
9 Commentaria ludorum saecularium quintorum (17 v. Chr.), ed. I. B. Pighi, S. 117 ... A(nte) d(iem) III non(as) Iun(ias) in Palatio [Apollini ---et Dianae] sacrificium fecerunt lmp(erator) Caesar
Augustus, M(arcus) A[grippa---libis VIIII], jl40 popa nis VIIII, pthoibus VII[II, precat]ique sunt ita: I Apollo, uti tibi in illis libr[is sc]riptum est, quarum rerum ergo quodque melius siet p(opulo) R(omano) Quir[itibus
---],
I
uti tibi VIIII popanis et V[IIII] libis et VIIII
pthoibus sacrum fiat: te quaeso precorque. Cetera uti s[up]ra. I ... 1147 Sacrificioque perfecto puer(i) [XX]VII, quibus denuntiatum erat, patrimi et matrimi et puellae totidem I cannen cecinerunt. Eo[dem]que modo in Capi tolio. I Carmen composuit Q(uintus) Hor[ati]us Flac
cus. 1150 XVvir(i) adfuerunt Imp(erator) Ca[es]ar, M(ar cus) Agrippa, Q(uintus) Lepidus, Potitus Messalla, C(a ius) Stolo, C(aius)Scaevola, C(aius)Sosius, I C(aius) Nor
banus, M(arcus) Cocceius, [M(arcus)] Lollius, C(aius) Sentius, M(arcus) Strigo, L(ucius) Arruntius, C(aius) Asinius, M(arcus) Marcellus, D(ecimus) Laelius ...
für dich in jenen (Sibyllinischen) Büchern vorgeschrieben
werden. Dich bitte ich und zu dir bete ich. Das übrige
wie oben (geschrieben) ... Nach Vollzug des Opfers sangen 27 Knaben und ebenso viele Mädchen, die dazu auserwählt waren (und) deren beide Elternteile noch
lebten, ein Lied. Ebenso (geschah es) auf dem Kapitol. Das Lied hat Quintus Horatius Flaccus verfaßt. Als Quindecimvirn waren anwesend: der Kaiser (Augustus), Marcus Agrippa, Quintus Lepidus, Potitus Messalla,
Caius Stolo, Caius Scaevola, Caius Sosius, Caius Norba nus, Marcus Cocceius, Marcus Lollius, Caius Sentius,
Marcus Strigo, Lucius Arruntius, Caius Asinius, Marcus Marcellus, Decimus Laelius usw....
Der kurze Ausschnitt aus den umfangreichen Protokollen der Säkularfeier vom Jahre 17 v. Chr. (Aug. r. g. 22; Suet. Aug. 31,4; Verg. Aen. 6,792f.) bezieht sich auf die Opfer vom 3. Juni und nennt Apollo und Diana als Hauptadressa ten der Feierlichkeiten. Sie fanden statt auf Weisung der Sibyllinischen Bücher, wobei Augustus den Zyklus von 100 Jahren durch ein Intervall von 110 Jahren ersetzt hatte (Cens. 17,9). Für die Feier hatte Horaz sein berühmtes Carmen saeculare verfaßt, das ein Chor von je 27 Knaben und Mädchen vortrug. Als Hüter der Sibyllinischen Bücher und Experten für Belange griechischer Kultformen (ritus Graecus) war das Kollegium der Quindecimvirn mit der Ausrichtung der Säkularfeier befaßt (vgl. Liv. 10,8,2). Unter
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Protokolle
Protokolle
Sulla war die Priesterschaft von 10 auf 15 Mitglieder erwei tert worden (vgl. Serv. ad Verg. Aen. 6,73), daher die Bezeichnung; bereits Caesar vermehrte die Stellen auf 16 (Dio 42,51,4), unter Augustus zählte das Kollegium mehr als 20 Mitglieder. Die ideologische Bedeutung der Säkular feier wird auch durch die hohe soziale Stellung der in den Protokollen verzeichneten Priester unterstrichen. Septimius Severus knüpfte 204 an den augusteischen Zyklus an; unter Domitian nahm 88 n. Chr. auch Tacitus an der •Jahrhun dertfeier< teil (fac. ann. 11, 11,1). Gordon: lntroduction, Nr. 25; G. B. Pighi: Oe ludis saecularibus populi Romani Quiritium (Amsterdam 21965); K. Latte: Die Religion der Römer (fübingen 21927) 27-29, Nr.22b (Obers.); M. P. Nilsson: REJA2 (1920) 1696-1nO, s. v. saeculares Iudi; P. Weiß: MDAI(R) 80 (1973) 205-217; P. Brind'Amour: ANRWI116,2 (1978) 1334-1417; H. Rahn: Gymnasium 77 (1970) 467-478; M. W. Hoffman-Lewis: AJPb 73 (1952) 289-294; Walser: Inschrift-Kunst, Nr. 21.
10 Acta fratrum Arvalium (30. April I ed. W. Henzen, S. XCIV
1. Mai
69),
T(ito) Flavio [Sab]ino, Cn(aeo) Aruleno Caelio Sabino co(n)s(ulibus) pr(idie) k(alendas) Maias ob comitia I trib(uniciae) pot(estatis) [ ... ...] Germanici imp(eratoris), promag(istro) L(ucio) Maecio Postumo coll(egi) fra tr(um) Arval(ium) I nomine immolavit in Capitol(io) Iov(i) b(ovem) m(arem), Iun(oni) vacc(am), Min(ervae) vacc(am), Saluti vacc(am), Gen(io) I ipsius taur(um). In coll(egio) adf(uerunt) Maecius Postumus. Isdem co(n)s(ulibus) k(alendis) Mai(s) 185 ob diem imperi [.......] German(ici) imp(eratoris), quod (ante diem) XIII k(alen das) Mai(as) statut(um) est, mag(isterio) Vitelli Germ(a nici) I imp(eratoris), promag(istro) L(ucio) Maecio Po stumo, coll(egi) frat(rum) Arval(ium) nomine immol(a vit) in Capitolio I lovi b(ovem) m(arem), Iun(oni) vac.
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c(am), Min(ervae) vacc(am), Iovi Vict(ori) b(ovem) m(a rem), Saluti vacc(am), Felicitat(i) vacc(am), Gen(io) p(o puli) R(omani) taur(um), in I foro Aug(usti) Mani Ultori taur(um), Gen(io) ips(ius) taur(um). In coll(egio) adfue r(unt) L(ucius) Maecius Postumus. (Exit tabula prior.) Im Konsulat(sjahr) des Titus Flavius Sabinus (und) des Cnaeus Arulenus Caelius Sabinus, am Vortag der Kalen den des Mai (30. April), opferte er (Maecius Postumus) wegen der Volksversammlung (zur Übertragung) der tribunizischen Amtsgewalt an (Vitellius), den >germani schen< Imperator, unter dem stellvertretenden Vorsitz des Lucius Maecius Postumus im Namen der Arvalbru derschaft auf dem Kapitol dem Juppiter ein männliches Rind, der Juno, Minerva (und) Salus jeweils eine Kuh. Im Kollegium waren anwesend Maecius Postumus. Unter denselben Konsuln opferte er an den Kalenden des Mai (1. Mai) wegen des Herrschaftsbeginns des >germani schen< Imperators (Vitellius), welcher auf den 13. Tag vor den Kalenden des Mai (19. Apr.) festgelegt wurde, unter dem Vorsitz des •germanischen< Imperators Vitel lius, dem stellvertretenden Vorsitz des Lucius Maecius Postumus, im Namen der Arvalbruderschaft auf dem Kapitol dem Juppiter ein männliches Rind, der Juno (und) Minerva jeweils eine Kuh, dem Siegreichen Juppi ter ein männliches Rind, der Salus (und) Felicitas jeweils eine Kuh, dem Genius des Römischen Volkes einen Stier, auf dem Forum des Augustus dem Rächenden Mars einen Stier, dem Genius (des Kaisers) einen Stier. Im Kollegium waren anwesend Lucius Maecius Po stumus. (Schluß der ersten lnschriftplatte.)
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Protokolle
Für das Vier-Kaiser-Jahr 69 bieten die Protokolle der Arval brüder, einer stadtrömischen senatorischen Priesterschaft wesentliche, zum Teil auch überraschende Informationen: Im vorliegenden Ausschnitt we�den zunächst die amtieren den Suffektk onsuln genannt, d1e am 1. April L. Verginius Rufus 11 und �ucius Pompeius Vopiscus abgelöst hatten, deren Amtspenode am 1. März begann. Die Geschähe der Priesterschaft nahm alJein L. Maecius Postumus wahr, den Otho bei seinem Marsch gegen Vitellius in Rom zurückge lassen hatte (vgl. Tac. bist. 1,88, 1; Plut. Otho 14, 1}. Nach der Entscheidung bei Cremona und Othos Selbstmord wurde Vitellius in Rom als rechtmäßiger Kaiser anerkannt. Darauf beziehen sich die comitia tribuniciae potestatis die einen vorausgehenden Senatsbeschluß sanktionienen (vgl. Nr. 20). Den offiziellen Beginn seiner Herrschaft ließ Vitel lius, dessen Name später (teilweise) gelöscht wurde, indes sen nicht wie sein Nachfolger Vespasian auf den Tag seiner Akklamation (2.Jan. 69) fesdegen, sondern auf den 19. April, den Tag seiner Anerkennung durch den Senat. Der Germanicus-Name bezieht sich nicht auf einen Sieg über die Germanen, knüpft auch nicht an entsprechende Siegernamen der julisch-claudischen Dynastie an (vgl. Nr. 18}, sondern betont als cognomen ex virtute die Erhe bung des Kaisers durch die germanische Heeresgruppe (vgl. BMC Emp. I 388, Nr. 99; Tac. hist. 2,59,3.62,2; Dio
65, 1,2a).
W. Henun: Acta fnuum Arvalium quae supenuni (lkrlin 1874); H. Freis: HistorUchelnschriften :r.ur römischen�� (Darmsudt 1984) 6-9, Nr. 4 E. ANRWß16,1 (1978) 820-832; L. Schunucha, in: Epgnfi t a e Ordme Senarorio I (Rom 1982) 251-269, bes. 256-260; L Sch.: Index 15 (1987) 315-332; 1. Palaclino: Fnttes Arvales (Rom 1988).
�.); Ol!hausm:
II
Gesetze· Urkunden
11
CIL � 581
=
ILLRP2 511
Nr.J92 (firiolo)
=
Degrassi: Imagines,
[Q(uintus)] Marcius L(uci) f(ilius), S(purius) Posturnius L{uci) f(ilius) co(n)s(ules) senatum consoluerunt n(onis) Octob(ribus) apud aedem I Duelonai. Sc(ribundo) ar f(uerunt) M(arcus) Claudi(us) M(arci) f(ilius), L(ucius) Valeri(us) P(ubü) f(ilius), Q(uintus) Minuci(us) C(ai) f(iüus). Oe Bacanalibus, quei foideratei I esent, ita exdeicendum censuere: Neiquis eorum [B]acanal habuise velet; sei ques I esent, quei sibei deicerent necesus ese Bacanal ha bere, eeis utei ad pr{aitorem) urbanum 15 Romam ve ni rent, deque eeis rebus, ubei eorum v[e]r[b]a audita esent, utei senatus I noster decerneret, dum ne minus sena tor(i)bus C adesent, (quom e}a res cosoleretur. I Bacas vir nequis adiese velet ceivis Romanus neve nornin us Latini neve socium I quisquam, nisei pr(aitorem) ur banum adiesent isque de senatuos sententiad, dum ne I minus senatoribus C)L(lesent, quom ea res cosoleretur, iousisent. Censuere. 1'11 · ' Sacerdos nequis vir eset; magi- I ster neque vir neque mulier quisquam eset; I neve pecu niam quisquam eorum comoioe[m h)abuise velet; neve magistratum I neve pro magistratu[d] neque virum [neque mul)ierem qui(s)quam fecise velet; I neve posthac inter sed conioura [se nev]e comvovise neve conspondise I neve conpromesise. Velet neve quisquam fidem inter sed
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Gtsttze
·
Urkunden
dedise velet. 115 Sacra in [o)quoltod ne quisquam fecise velet, neve in poplicod neve in I preivatod neve exstrad urbem sacra quisquam fecise vdet, nisei I p(raitorem) urbanum adieset isque de senatuos sententiad, dum ne minus I senatoribus C adesent, quom ea res cosoleretur, iousisent. Censuere. I Homines plous V oinvorsei virei atque mulieres sacra ne quisquam 120 fecise velet neve inter ibei virei plous duobus, mulieribus plous tribus I arfuise velent, nisei de pr(aitoris) urbani senatuosque sententiad, utei suprad I scripturn est. Haice utei in coventionid exdeicatis ne minus trinum I noundinum, senatuosque sententiam utei scientes esetis, eorum I sententia ita fuit: sei ques esent, quei arvorsum ead fecisent, quam suprad 125 scripturn est, eeis rem caputalem faciendam censuere; atque utei I hoce in tabo lam ahenam inceideretis, ita senatus aiquom censuit, I uteique eam figier ioubeatis, ubei facilumed gnoscier potisit; atque I utei ea Bacanalia, sei qua sunt, exstrad quam sei quid ibei sacri est, I ita utei suprad scripturn est, in diebus X, quibus vobeis tabelai datai 130 erunt, faciatis utei dismota sient. (Altera manu ?:) In agro Teurano. Quintus Marcius, Sohn des Lucius (und) Spurius Po stumius, Sohn des Lucius, beriefen als Konsuln den Senat ein an den Nonen des Oktober (7. Okt. 186 v. Chr.) beim Tempel der Bellona. Protokoll führten Marcus Claudius, Sohn des Marcus, Lucius Valerius, Sohn des Publius (und) Quintus Minucius, Sohn des Caius. Bezüglich der Bacchanalienfeiern beschlossen sie fol gende Proklamation für die (mit Rom) Verbündeten: Niemand von ihnen darf (einen Platz. für) ein Bacchanal haben. Sollte es Personen geben, die erklären, (einen
Republik
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PlatZ für) ein Bacchanal nötig zu haben, müssen sie zum StadtprätOr nach Rom kommen, und nach ihrer Anhö rung soll unser Senat darüber entScheiden in Anwesen heit von mindestens 100 Senatoren bei dieser Verhand lung. Unter die Bacchen darf sich kein Mann mischen, (weder) ein römischer Bürger, noch ein Bürger latini schen Rechts, noch ejner der Bundesgenossen, falls sie nicht (zuvor) den Stadtprätor aufsuchen und von ihm Erlaubnis dazu erhalten mit Billigung des Senats in Anwesenheit von mindestens 100 Senatoren bei der Ver handlung. (Dies haben die Senatoren) beschlossen.llcein Mann darf Priester sein; kein Mann und keine Frau darf Vorsteher(in) sein; keiner von ihnen darf eine gemein same Kasse führen; weder einen (geschäftSführenden) Beamten, noch einen Stellvertreter, sei er männlich oder weiblich, darf jemand bestellen. Fortan dürfen sie unter einander weder sich durch Schwur, noch durch Gelöb nis, weder durch Vertrag, noch durch eine Zusage ver binden, noch sich gegenseitig das Wort geben. Niemand darf die Rituale im Geheimen durchführen, noch darf jemand die Rituale auf öffentlichem oder privatem Bo den, noch außerhalb der Stadt stattfinden lassen, falls er nicht (zuvor) zum Stadtprätor geht und dieser die Genehmigung erteilt mit Billigung des Senats in Anwe senheit von mindestens 100 Senatoren bei dez:.,..Verhand lung. (Dies haben die Senatoren) beschlosss Mehr als fünf Personen insgesamt, Männer und Frauen, dürfen keine Rituale veranstalten, noch dürfen unter ihnen mehr als zwei Männer (bzw.) mehr als drei Frauen (an den Ritualen) teilnehmen ohne (entSprechende) Genehmi gung durch den Stadtprätor und den Senat, wie oben ausgeführt.
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Gesetze
·
Urkunden
Dies sollt ihr in der (Volks-)Versammlung verkünden an mindestens drei Markttagen und den Senatsbeschluß zur Kenntnis nehmen mit folgendem Inhalt: Wenn jemand gegen die oben ausgeführten Bestimmungen verstößt, soll ihm der Kapitalprozeß gemacht werden, (wie die Senatoren) beschlossen (haben). Und dies sollt ihr auf eine Bronzetafel gravieren - so hielt es der Senat für angemessen - und diese anbringen lassen, wo sie am besten zur Kenntnis genommen werden kann. Und die (Plätze für) Bacchanalien sollen, falls es welche gibt ausgenommen es läge ein religiöser Hinderungsgrund vor- so wie oben ausgeführt, innerhalb von zehn Tagen, nachdem euch diese Schriftstücke übergeben worden sind, beseitigt werden. (Von zweiter Hand?:) Auf dem Gebiet von Teura (Terina ?). Die berühmte Bronzetafel mit der Aufzeichnung des Senats beschlusses über die Bacchanalien (SC de Bacchanalibus) vom Jahre 186 v. Chr. befindet sich heute im Kunsthistori schen Museum zu Wien. Sie bietet eine wichtige Ergänzung zur Darstellung des Livius (39,8-19) und damit die Mög lichkeit zur historischen Kritik der literarischen Überliefe rung. Inhaltlich geht es um die Unterdrückung eines in ganz Italien verbreiteten Mysterienkultes, dessen Anhänger nicht nur orgiastischer Ausschweifungen beschuldigt, sondern ge nerell als staatszersetzend eingeschätzt wurden. Verfolgt wurde nicht der Kult des Bacchus-Liber (Dionysos) als solcher, sondern die (angeblich) mit dem Ritual verbunde nen Verbrechen, die den Bestand der politischen Ordnung zu gefährden schienen. Entscheidend für das Verfahren war der Vorwurf der staatsgefährdenden Verschwörung (coniu ratio in rem publicam). Die vorliegende Ausfertigung des S(enatus) C(onsultum) erging an die Bundesgenossen Roms in Süditalien (Bruttium), wo die Magistrate von Terina (?)
Republik
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die Proklamation weisungsgemäß auf eine Bronzetafel über tragen ließen. Die Vernichtung der bacchischen Kultge meinschaft gelang offenbar vollkommen. Der Vorgang ist im Vergleich zur Haltung Roms gegenüber anderen Kulten (z. B. Druidentum, Christentum) von besonderem Inter esse. Gordoo: lntroduction, Nr. 8; M. Gelzer: Hermes 71 (1936) 275-287; R. Turcan: RHR 181 (1972) 3-28; J. A. North: PCPhS25 (1979) 85-103; Wach· ter: Inschriften 289-298.
12
AE 1945,
Alburni)
25 ILLRPz469 (bei Sicignano degli ( IL ! L l. f 3 2.. =
(In vertice:) D(ecumanus) XIII, k(ardo) I. (In latere:) C(aius) Semp[ron]i(us) Ti(beri) f(ilius),
I
Ap(pius) Claudi(us) C(ai) f(ilius), I P(ublius) Licini(us) P(ubli) f(ilius) I Illvir(ei) a(gris) i(udicandis) a(dsi gnandis).
(Auf der Oberseite:) Am
Schnittpunkt von Decumanus
13 und Kardo 1 (Limitationsmarke). (Frontseite:) Caius Sempronius, Sohn des Tiberius, Appius Claudius, Sohn des Caius, Publius Licinius, Sohn des Publius, Drei-Männer-Kommission zur Auf teilung und Zuweisung von Ackerland.
13 CILI2643 = ILLRP2473 (bei Rocca San Felice) (In vertice:) [F(undus) p(ossessoris) vet(eris)]. (In latere:) M(arcus) Folvius M(arci) f(ilius) Flac(cus),
I
C(aius) Sempronius Ti(beri) f(ilius) Grac(chus), I C(aius) Pa rius C(ai) f(ilius) Carbo I Illvire(i) a(gris) i(udican-
pf
dis) a(dsignandis).
/
�
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Gtsttzt Urkunden
Republik
·
(Auf der Oberseite:) Boden in Privatbesitz. (Frontseite:) Marcus Fulvius Flaccus, Sohn des Marcus, Caius Sempronius Gracchus, Sohn des Tiberius, Caius Papirius Carbo, Sohn des Caius, Drei-Mäoner-Kornmis sion zur Aufteilung und Zuweisung von Ackerland. 14
CILI2719 ILLRP2474 Nr.200 (bei Fano) =
=
Degrassi: Imagines,
M(arcus) Terentius M(arci) f(ilius) I Varro Lucullus I pro pr(aetore) terminos I restituendos 15 ex s(enatus) c(on sulto) coeravit, I qua P(ublius) Licinius, I Ap(pius) Clau dius, I C{aius) Gracc(h)us Illvir(i) I a(gris) d(andis) a(dsi gnandis) i(udicaodis) statuerunt. Marcus Terentius Varro Lucullus, Sohn des Marcus, hat auf Senatsbeschluß als Proprätor für die Wiedererrich tung der Grenzsteine gesorgt, wo Publius Licinius, Appius Claudius (und) Caius Gracchus als Drei-Män ner-Kommission zur Verteilung, Zuweisung (und) Auf teilung von Ackerland (diese) aufgestellt haben. Es handelt sich um Grenzsteine (lib. colon. p. 242 Lach mann) der 133 v. Chr. durch Gesetz des Ti. Gracchus eingesetzten Ackerkommission aus Lucanien bzw. Apulien. Ihre Aufgabe bestand darin, die Grenzen zwischen privatem Grundbesitz und okkupiertem Gemeindeland (ager publi cus) neu zu vermessen, letzteres zu parzellieren und als Siedlungsstellen an besitzlose römische Bürger zu verteilen. Das entScheidende Recht zur richterlichen Untersuchung und zur Entscheidung in Streitfällen (Liv. epit. 58) ergibt sich aus der Bezeichnung der Kommission. Nach der Ermordung des Ti. Gracchus amtierten seit Ende 133 als Kommissare dessen Bruder C. Gracchus, App. Claudius
85
Puleher (cos. H3), der Schwiegervater des Tiberius, und P. Licinius Crassus (cos. 131), der Schwiegervater des Caius. Crassus fiel 130 als Prokonsul im Aristonicus-Aufstand (Vell. 2,4,1), in demselben Jahr Starb App. Claudius (App. b. c. 1,18,73). Für sie wurden M. Fulvius Flaccus (cos. 125) und C. Papirius Carbo (cos. 120) in die Ackerkommission gewählt (Liv. epit. 59), jedenfalls bevor diese 129 v. Chr. ihre Jurisdiktionsgewalt verlor (App. b. c. 1,19,79f.). Auf die Arbeit der ersteren Kommission (133-130 v. Chr.) in der Gallia Cisalpina nimmt der Grenzstein Bezug, den M. Te rentius Varro als Proprätor 82/81 v. Chr. erneuern ließ, wobei das ursprüngliche Formular aber nicht kopiert, son dern frei nachempfunden wurde. ). Molthagtn: Historia 22 (1973) 42.3-458; J. Seihen: RSA2 (19n) 5.3-86; 0. Flach: HZ217 (1973) 265-295. 15 CIL Jl696
=
ILLRP2475 (bei Malga in Tunesien)
[Ex auctoritate (?) I C(ai) Sulpici] Galbae, I [C{ai) Pa]piri Carbonis, I [L(uci) Calpu]rni Bestia[e I (?)vir(orum) a(gris) d(andis) a(dsignandis)]. Auf Veranlassung des Caius Sulpicius Galba, des Caius Papirius Carbo (und) des Lucius Calpurnius Bestia, Mit glieder der Kommission zur Übereignung von Acker land(?). Das vielbehandelte Fragment einer kaiserzeitlichen Inschrih (Datierung nach der Buchstabenform) nennt eine republika nische Kommission, deren Tätigkeit im Zusammenhang mit der 122 v. Chr. projektierten Colonia lunonia (Karthago) gestanden hat (Piut. C. Gracch. 10 f. ). Galba und Bestia sind als Optimaten bezeugt (Cic. Brut. 128), C. Papirius Carbo war Kollege des Fulvius Flaccus in der Ackerkommission und wurde vermudich ebenso als I/Ivir coloniae deducendae
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Gesetzt
·
Urkunden
Repubük
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gewählt{Liv. epit. 59f.; App. b. c. 1,2�,102-106). Nachder Katastrophe seines Kollegen vollzog Carbo eine polirische Wende zu den Optimaten und gelangte 120 v. Chr. zum Konsulat. BereitS im folgenden Jahr wurde er in einem Prozeß verurteilt und beging Selbstmord (Cic. Brut. 103). Die Arbeit der Kommission in Nordafrika ist damit in die Jahre zwischen 121 und 119 fixiert. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Senatskommission, die analog zur Acker kommission aus drei (?) Mitgliedern bestand und nach Auf hebung der Rechtsgrundlage für das Kolonisationsprojekt (Lex Rubria: App. b. c. 1,2�,105; App. Lib. 136) die Besitz ansprüche der Siedler regelte.
Es handelt sich um eine Verfügung des L. Aemilius Paullus, der 168 v. Chr. Perseus von Makedonien bei Pydna besiegte (vgl. Nr. 33). Als Prätor verwaltete er 191/190 v. Chr. das >jenseitige Spanien< (Portugal), im März. 190 wurde sein Kommando um ein Jahr verlängert (prorogiert). Nach einer empfindlichen Niederlage errang Paullus einen glanzvollen Sieg über die Lusitaner (Liv. 37,�6,7 und 57,5) und wurde als imperator akklamiert. Die Freiheitserklärung für die Sklaven dürfte daher am 19. Januar 189 v. Chr. erfolgt sein. Der Ort H asta lag in Südspanien (nordöstlich von Cadiz), die genaue Lage von Turris Lascutana (vgl. Plin. nat. bist. 3,15: Lascuta) ist unbekannt.
H. Chantr.�ine: Unursuchungeo �ur römischen Geschichte (Kallmün:t 1959) IS-28; K. Johannsen: Die Iex agraria des jalms III v. Chr. (Diss. München 1971) 86-91, 328-332;}. Molthagen: Historia 22 (1973) 437(., 4SSf.
Gordon: lntroduction, Nr. 7; R. C. Knapp: AspectS of the Roman Experience in lberia. 206-100 B. C. (Val.l.adolid 1977) 107-109; J. S. Richardson: Hispa· niae (Cambridge 1986) 118f.; Wachter: lßSchrifteo 287f.
16 CILI1614 ILLJlPl5t4 Degrassi: Imagines, Nr. 396 (Alcala de los Gazules)
17 CIL11 709 lLLRP1515 Nr. 397 (Rom)
=
=
L(ucius) Aimilius L(uci) f(ilius) inpeirator utei quei Hastensium servei
I in Turri
=
(/) decreivit,
I
15 ·quod
ea
tempestate posedisent, item possidere habereque I iousit, dum po (u)lus senatusque I Romanus vellet. Act(um) in castreis
f
a(nte) d(iem) XII k(alendas) Febr(uarias).
Lucius Aemilius, Sohn des Lucius, hat als siegreicher Feldherr verfügt, daß die in Turris Lascutana ansässigen Sklaven der Hastenser frei seien; Land und Stadt, die sie zu diesem Zeitpunkt in Besitz hatten, sollten sie gemäß seinem Befehl (so lange) besitzen und innehaben, wie Volk und Senat von Rom (dies) gefiele. Verfügt im Lager am 12. Tag vor den Kalenden des Februar (19.Jan.).
Degrassi: Imagines,
[C]n(aeus) Pompeius Sex(ti) [f(ilius) imperator] virtucis
Lascutana habita
rent lleiberei essent; agrum oppidumqu(e),
=
·
caussa I equites Hispanos ceives [Romanos fecit in castr]eis apud Asculum a(nte) d(iem) XIV k(alendas) Dec(embres) I ex lege lulia. In consilio [fuerunt]: (Se
quuntur nomina civium Romanorum cum tribu sine cognomine; inter alios et L(ucius) Sergius L(uci) j(ilius) Tro(mentina tribu), qui est ille Catilina.) Cnaeus Pompeius, Sohn des Sextus, hat als siegreicher Feldherr die spanischen Reiter aufgrund ihrer Tapferkeit zu Römischen Bürgern gemacht im Lager bei Asculurn, am 14. Tag vor den Kalenden des Dezember (17. Nov.) aufgrund des Julisehen Gesetzes. Im Beirat (des Feld herrn) waren: (Es folgen die Namen römischer Bürger mit
Angabe der Tribus, aber ohne Kognomen, darunter auch
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Gesetze
·
Urkunden
Lucius Sergius, Sohn des Lucius aus der Tribus Tromen tina, bekannter unter seinem Beinamen Catilina.)
Cn. Pompeius Strabo, der Vater des Pompeius Magnus, erhielt 90 v. Chr. im Bundesgenossenkrieg ein militärisches Kommando in seiner Heimat Picenum, wo er nach wechsel haften Kämpfen schließlich Asculum belagerte. Als Konsul (89 v. Chr.) nahm er die Stadt ein und feierte Ende desJahres einen Triumph (Fasti triumph. Capit., lnscr. lt. XIII 1, S. 84f.). Bereits im Winter 90/89 hane er entscheidende Erfolge gegen die Italiker errungen (Liv. epit. 74; Vell. 2, 16,4) und war damals vermudich von seinen Truppen als imperator akklamiert worden. Die Bürgerrechtsverleihung an die (dreißig) spanischen Reiter dürfte aufgrund der Tages datierung eher 89 als 90 v. Chr. erfolgt sein. Gesetzliche Grundlage war die Iex lulia des Konsuls L. Iulius Caesar vom Jahre 90. Ihr Verhältnis zu einer Iex Calpurnia identi schen (?) Inhalts (Sisenna frg. 120: •milites, ut Iex Calpumia concesserat, virtutis ergo civitate donaric - .die Soldaten werden aufgrund ihrer Tapferkeit mit dem Bürgerrecht belohnt, wie das Calpurnische Gesetz eingeräumt hatte«) ist bislang ungeklärt. Als Zeugnis einer Verleihung der civitas Romana an Einzelpersonen (Viritanverleihung) ist die Bron zetafel ein Vorläufer der kaiserzeitlichen Militärdiplome (vgl. Nr. 22). Gordon: lnuoduaion, Nr. 15; M. Gfl�fr, in: M. G.: Kleine Schriftrn (Wies baden 1963) II 106-138; C. CicboriUJ, in: C. C.: Römiscbf Studien (Leip�ig 1922) U0-185; N. Criniti: L'fPigraff di Atculwn di Cn. PomPfO StraboM (Mailand 1970); G. Lunschi: SOHl+4 (1978) 321-370. 18
CILII 172 = ILS 190 (Alvega, östlich von Abrantes am Tejo)
C(aio) Ummidio Durmio Quadrato I leg(ato) C(ai) Caesaris Gennanici imp(eratoris) I pro praet(ore). I lusiurandum Aritiensium. 15 Ex mei animi sententia, ut
K11istrzeit
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ego iis inimicus I ero, quos C(aio) Caesari Gennanico i nirnicos esse I cognovero, et si quis periculum ei saluti q(ue) eius I in[f]ert in[f]er[e)tque. armis beUo intemecivo I terra mariq(ue) persequi non desinam, quoad 110 poenas ei persolverit; neq(ue) me (neq(ue)) Iiberos meos I eius salute cariores habebo, eosq(ue), qui in I eum hostili animo fuerint, mihi hostes esse I ducam. Si s[cie]ns fa(ll)o fefellerove, turn me I liberosq(ue) meos Iuppiter Opti mus Maximus ac jt5 divus Augustus ceteriq(ue) omnes di immonales I expenem patria, incolumitate fortunisque I omnibus faxint. [A(nte) d(iem)) V idus Mai(as) in I Aritiense oppido veteri Cn(aeo) Acerronio I Proculo, C (aio) Petronio Pontio Nigrino co(n)s(ulibus), 120 mag(i stris) I Vegeto Tallici [f(ilio), ---)ibio [---)arioni [f(ilio)). Unter Caius Ummidius Dunnius Quadrarus, Starthalter des Imperator Caius Caesar, des Siegers über die Germa nen. Der Eid von Aritium. Aus freien Stücken (schwöre ich), daß ich ein Feind derjenigen sein werde, die ich als Feinde des Caius Caesar, des Siegers über die Germanen, erkannt habe, und wenn jemand ihm oder seinem Wohl ergehen Gefahr bringt oder bringen wird, so werde ich n ich t ruhen, diesen mit Waffengewalt und vernichten dem Krieg zu Lande und zu Wasser zu verfolgen, bis er die (gerechte) Strafe erünen hat; und weder mich (selbst) noch meine Kinder werde ich höher achten als sein (Caligulas) Wohlergehen. Wenn ich wissentlich den Schwur breche oder brechen werde, sollen mich und meine Kinder Juppiter, der Beste und Größte, und der ver göttlichte Augustus sowie alle anderen unsterbüchen Götter heimatlos machen und mich meiner Gesundhe it und jegüchen Vermögens berauben. Am 5. Tag vor den
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Gtsetu
·
Urkunden
Iden des Mai in der alten Stadt Aritium, im Konsulat(s jahr) des Cnaeus Acerronius Proculus (und) des Caius Petronius Pontius Nigrinus (11. Mai 37), unter den (städ tischen) Beamten Vegetus, Sohn des Tallicus, und des ... ibius, Sohn des . . . arionius. Der Treueid auf C. Caesar (Caligula) vom 11. Mai 37 n. Chr. repräsentiert in klarster Form die lateinische Fassung des römischen Kaisereides. Er verpflichtete die Bevölkerung von Aritium in Lusitanien zur Loyalität gegenüber dem neuen Herrscher. Da Caligula hier noch nicht den Augu stus-Namen führt, dürfte die Vereidigung unmittelbar auf die Nachricht vom Tode des Tiberius und der Akklamation des Nachfolgers in Misenum (16. März 37) erfolgt sein (Tac. ann. 6,50,4). Der Beiname •Germanicus< war 9 v. Chr. Drusus, dem Großvater des Caligula und (erblich) seinen Nachkommen verliehen worden (Suet. Claud. 1,3). Als wesentliche Elemente der Eidesleistung sind die Verpilich tung, alle Feinde des militärischen Führers als die eigenen zu verfolgen, und die Selbstverflu!=hung im Falle eines Schwur bruchs zu nennen. Als Statthalter der >kaiserlichen< Provinz Hispania ulterior (Lusitanien) ist C. Ummidius Durmius Quadratus bereits unter Tiberius bezeugt (ILS 972). Die Datierung nennt die eponymen Konsuln von 37, die noch bis zum l.Juli d.J. im Amt blieben (Fasti Ost. p. 43 Vidman1). P. Hemnann: Du römische Kaisereid (Gönincen 1968) bes. 14-20, 99-110; G. Alföldy: Fasti Hispani� (Wiesbadm 1969) t36f.; J. d''Encam�o: lnscri� romanas do coavmtuS Paunsis (Coimbra 1984) 703-706, Nr. M7; L. Scbumacber: lndcx IS (1987) 315-332, bes. 317f.
19 CIL XIII 1668
=
ILS 212 (Lyon)
(Tabula I/:) . .. Sane I novo m[ore] et divus Aug[ustus av]onc[ulus m]eus et patruus Ti(berius) I Caesar omnem
Kaiserzeit
91
fl6rem ubique coloniarum ac municipiorum, botnorum scilicet virorum et locupletium, in hac curia esse voluit. 15 Quid ergo? Non Italicus senator provinciali potior est? Iam I vobis, cum hanc partem censurae meae adprobare coepero, quid I de ea re senciam, rebus ostendam. Sed ne provinciales quidem, I si modo ornare curiam poterint, reiciendos puto. 1 .. . 120 Tempus est iam, Ti(beri) Caesar Germanice, detegere te patribus conscriptis, I quo tendat oratio tua; iam enim ad extremos fines Galliae Narlbo nensis venisti. I Tot ecce insignes iuvenes, quot intueor, non magis sunt paenitendi I senatores, quam paenitet Persicum, nobilissimum virum, arnil25cum meum, inter imagines maiorum suorum Allobrogici nolmen legere. Quod si haec ita esse consentitis, quid ultra desideraltis, quam ut vobis digito demonstrem: solum ipsum ultra fines I provinciae Narbonensis iam vobis senatores mit tere, quando I ex Luguduno habere nos nostri ordinis viros non paenitet. 130 Timide quidem, p(atres) c(on scripti), egressus adsuetos familiaresque vobis prolvin ciarum terminos sum, sed destricte iam Comatae Gal liae I causa agenda est; in qua si quis hoc intuetur, quod bello per delcem annos exercuerunt divom Iulium, idem opponat centum I annorum immobilem fidem obsequi umque multis trepidis rel35bus nostris plus quam exper tum. Illi patri meo Druso Germaniam I subigenti tutam quiete sua securamque a tergo pacem praesltiterunt, et quidem cum [a] census novo turn opere et inadsuelto Gallis ad bellum advocatus esset; quod opus quam arldu um sit nobis, nunc cum maxime, quamvis nihil ultra, quam 140 ut publice notae sint facultates nostrae, ex quiratur, nimis I magno experimento cognoscimus.
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Gesetze
(Tafel 2:)
·
Urkunden
... Nach neuem Brauch haben sowohl der vergöttlichte Augustus, mein Großonkel, als auch mein Onkel Tiberius Caesar die gesamte Blüte aus allen Kolo nien und Munizipien, d. h. die angesehenen und wohl habenden Persönlichkeiten, in dieser Kurie (dem Senat) vertreten (sehen) wollen. Wie denn? Ist ein Senator aus Italien nicht mehr wert als einer aus der Provinz? Wenn ich beginne, diesen Teil meiner Tätigkeit als Zensor zu rechtfertigen, werde ich euch schon durch die Fakten vor Augen führen, was ich darüber denke. Aber nicht einmal Provinzialen soll man meines Erachtens zurückweisen, wenn sie der Kurie zur Ehre gereichen können. . .. (Z. 20) Schon ist die Zeit gekommen, Tiberius Caesar, Sieger iiber die Germanen, den versammelten Senatoren zu enthüllen, worauf deine Rede abzielt; denn du bist schon an die äußersten Grenzen der Gallia Narbonensis (gemeint ist Vienne) gelangt. Seht die vielen ausgezeich neten jungen Männer, die ich vor Augen habe; als Sena toren brauchen sie uns nicht mehr zu reuen, als es der hochedle Persicus, mein Freund, bedauert, unter seinen Ahnenbildern den Namen Allobrogicus zu lesen. Wenn ihr mir soweit zustimmt, was begehrt ihr dann noch, als daß ich euch mit dem Finger zeige: der Boden außerhalb des Gebiets der Provinz (Gallia) Narbonensis entsendet ja schon Senatoren zu euch, wenn zu unserer Freude Männer unseres Standes aus Lugudunum (Lyon) stam men. Nur zaghaft habe ich, versammelte Senatoren, die Grenzen der euch wohlvertrauten Provinzen überschrit ten, aber jetzt muß ich mit Entschiedenheit die Sache der Gallia Comata vorantreiben; wenn diesbezüglich jemand in Betracht zieht, daß (die GaUier) zehn Jahre lang dem vergöttlichten lulius (Caesar) zu schaffen machten, so
Kaiserzeit
93
möge er zugleich gegenüberstellen ihre unerschütterliche Treue über hundert Jahre und ihren Gehorsam, den wir in zahlreichen Krisen mehr als erprobt haben. Meinem Vater Drusus haben sie, als er Germanien unterwarf, durch ihr ruhiges Verhalten einen sicheren und sorglosen Frieden im Rücken gewährleistet und zwar, als er von einem den Galliern damals neuen und ungewohnten Geschäft (nämlich) des Zensus zum Kriege abberufen worden war; wie beschwerlich dieses Geschäft auch für uns ist, lernen wir gerade jetzt aus überreicher Erfah rung, obwohl nichts anderes verlangt wird, als daß unsere finanziellen Mittel amtlich erfaßt werden. Als Zensor hielt Kaiser Claudius 48 n. Chr. seine berühmte Rede (vgl. Tac. ann. 11,24) für die Aufnahme der Gallier in den Senat. Der vorliegende Auszug bietet nur die entschei denden Passagen der zweiten Bronzeplatte aus Lyon, welche die originale Version überliefert. Die Senatoren standen dem Antrag skeptisch gegenüber, faßten dann aber, wie nicht anders zu erwarten, einen entsprechenden Beschluß (Tac. ann. 11,25,1 ). Bemerkenswert sind die Hinweise auf Präze denzfälle (Augusrus!fiberius). (Paullus Fabius) Persicus (cos. ord. 34 n. Chr.) war ein Nachkomme des Q. Fabius Maximus Allobrogicus (cos. 121 v. Chr.), der mit Cn. Domitius Ahenobarbus (vgl. Nr.70) die gallischen Allohro ger unterworfen hatte.Auf diesen Ahnen spielt Claudius an, da Persicus trotz seiner Abstammung von einem >Gallien siegerc offenbar den Antrag des Kaisers unterstützte. Gordon: lntroduction, Nr. 42; P. Fabia: La uble cLtudienne de Lyon (L yon 1929); M. von Albrecht: Meuter römUchrr Prosa (Heiddbrrg 11983) 164-189; U. Scbillinger-Haftle: Hutoria 14 (1965) 443-454; D. FW:h: Hennes 101 {19n) 313-320; A. Clwtacnol: MEFRA 85 (19n) 583-607; Walser: ln.scbrift.Kunst, Nr. 3.
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Gesetzt
·
20 CIL Vl930
Urkunden =
lLS 244 (Rom)
... Utique ei fines pomerü proferre promovere, cum ex republica 115 censebit esse, liceat, ita uti licuit Ti(berio) Claudio Caesari Aug(usto) I Germanico. I Utique quae cunque (!) ex usu reipublicae, maiestate divinarum, I hum[an]arum, publicarum privatarumque rerum esse I censebit, ei agere facere ius potestasque sit, ita uti divo Aug(ustO) 120 Tiberi6que Iuli6 Caesari Aug(usto) Tibe rioque Claudio Caesari I Aug(usto) Germanic6 fuit. I Utique quibus legibus plebeive scitis scripturn fuit, ne divus Aug(ustus)
I
Tiberiusve lulius Caesar Aug(usrus)
Tiberiusque Claudius Caesar Aug(usrus) I Germanicus tenerentur, iis legibus plebisque scitis Imp(erator) Cae sar ru Ves asianus solurus sit, quaeque ex quaque lege rogatione divum Aug(usrum) Tiberiumve Iulium Cae
r
sarem Aug(ustum) Tiberiumve I Claudium Caesarem Aug(usrum) Germanicum facere oportuit, I ea omnia Im p(eratori) Caesari Vespasiano Aug(usto} facere liceat. I Utique quae ante hanc Iegern rogatam acta gesta jl0 de creta imperata ab lmperatore Caesare Vespasian6 Aug(u sto), I iussu mandaruve eius a quoque sunt, ea perinde iusta rataq(ue) I sint, ac si populi plebisve iussu acta es sent....
... (5) Daß es ihm erlaubt sein soll, die Grenzen des geheiligten Stadtgebiets auszuweiten und vorzuverlegen, wenn dies seiner Ansicht nach für das Gemeinwesen geschieht, wie es dem Tiberius Claudius Caesar Augu srus, dem Sieger über die Germanen, erlaubt war. (6) Daß er, was immer seiner Ansicht nach dem Interesse des Gemeinwesens und der Erhabenheit göttlicher (und) menschlicher, öffentlicher und privater Angelegenheiten
Kaiserzet i
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entspricht, das Recht und die Macht haben solle, (dies) auszuführen und zu tun, so wie es dem vergöttiächten Augustus, dem Tiberius Iulius Caesar Augusrus (und) dem Tiberius Claudius Caesar Augustus, dem Sieger über die Germanen, zustand. (7) Daß von den Gesetzen und Volksbeschlüssen, denen, wie schriftlich festgelegt, der vergöttiächte Augustus, Tiberius Iulius Caesar Augu stus und Tiberius Claudius Caesar Augustus, Sieger über die Germanen, nicht unterworfen waren, (auch) Kaiser Vespasian befreit sein solle; was immer aufgrund eines Gesetzes oder Gesetzesantrags der vergöttlichte Augu stus, Tiberius lulius Caesar Augustus oder Tiberius Claudius Caesar Augustus, Sieger über die Germanen, tun durften, daß alles dies zu tun (auch) dem Kaiser Vespasianus Augustus erlaubt sein solle. (8) Daß alle vor diesem Gesetzesantrag erfolgten Maßnahmen, die vom Kaiser Vespasianus Augustus oder auf seinen Befehl und seine Weisung von einem anderen verfügt und angeord net wurden, ebenso rechtmäßig und gültig sein sollen, wie wenn sie auf Veranlassung des Volkes oder der Plebs erfolgt wären. . .
.
Die als Iex de imperio Vespasiani bezeichnete Bronzetafel im Capitolinischen Museum verzeichnet im erhaltenen Teil die Spezialkompetenzen. die Ende 69 n. Chr. Vespasian verlie hen wurden. Die äußere Form der (insgesamt) acht mit Ntique eingeleiteten Paragraphen entspricht einem Senatsbe schluß, die abschließende Sanktionsklausel zeigt, daß es sich gemäß der textimmanenten (Z. 29) und der modernen Bezeichnung um eine Iex handelt, d.h. um ein vom römi schen Volk verabschiedetes Gesetz. Der verlorene Teil die ser Urkunde - unserer wichtigsten Quelle für die verfas sungsmäßige Stellung des Kaisertums - enthielt vermutlich die Verleihung der zentralen Kompetenzen (imperium pro-
96
Gesetze Urkunden
Kaiserzeit
·
comulare mai�s �d tribunicia potestas) an den Prinzeps; i m
erhaltenen Teil smd u. a. das Recht zu völkerrechtlich ver bindlichen Vertragsabschlüssen (S 1), Einz-elheiten der Geschäftsordnung des Senats CSS 2 und 3) und der Einfluß des Kaisers auf die Beamtenwahlen (§4) geregelt. Die inter essantesten Bestimmungen sind in den Para g raphen 5-8 enthalten: das Recht zur Ausweitung des Stadtgebiets von Rom (§5; vgl. Nr. 86); die >diskretionäre Klausel< (§6), d. h. das Recht, Verordnungen im Rahmen der gesetzlich fixier ten Schranken mit der gebotenen Zurückhaltung (discretio) zu erlassen; die Befreiung vom geltenden Recht in bestimm ten Fällen (z. B. Ehegesette: Dig. 1,3,31; Cod. Iust. 6,23,3; Serv. ad Verg. Aen. 11,206), aber keine Befreiung vom Recht schlechthin (§ 7); die •transitorische Klausel< (§ 8) mit rückwirkender Sanktionierung der acta Vt!rpasiani für die Zeit vom 1. Juli (di es imperil) bis zur Anerkennung als rechtmäßiger Kaiser im Dezember 69 (Tac. bist. 4,3,3). Erstmals wurde ein derartiges Gesett vermudich für Cali gula {37 n. Chr.) erlassen, der allerdings im Text nicht ge nannt wird, da er wie Nero der damnatio memoriat! verfal len ist. Bezug genommen wird auf Augustus und Tiberius, der als dessen Adaptivsohn (vgl. Nr. 87) der Julisehen Dynastie angehörte, sowie auf Kaiser Claudius, der trotz seiner Konsekration nicht als divus bezeichnet wird; zum >Siegerbeinamen< GermaDieus vgl. Nr. 18. Bemerkenswert erscheint, daß bzgl. der Ausweitung des Pomerium (§5) Augustus nicht als Präzedenzfall genannt wird. Gordon: lntrOductioo, Nr. 46; H. Freis: Historische lnKhrifttn zur römi· sehen IU.iseruit (Darmstadt 1984) 108 f., Nr. 49 (Übers.); B. Greozheustt: K �ser und �atin der üi t von Nero bis Nerva (Diss. Munster 196-4) 227-245 (Lnea r rurbericht) ; A. Erler: Lupa, Lex und Reiterstandbild im mittelalterli chen Rom (Wiesbaden 19n); P. A. Brunt: JRS 67 (1977) 95-116; F. Lucrez.i: Leges super principcm (Neapel 1982) 143-210; L. Schumacher: Index IS (1987) 31S-332.
21 CIL Il1964
=
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ILS 6089 (Malaga)
(Co/umna Il:) R(ubrica): Oe suffragio ferendo.
I LV. Qui comitia ex h(ac) l(ege) habebit, is municipes cul5ria tim ad suffragium ferendum vocalto ita, ut uno vocatu omnes curias in I suffragium vocet, eaeque singulae in I singulis consaeptis suffragium per talbellam ferant. Item que curato, ut ad cisl10tam cuiiusque curiae ex municipi bus I eiius municipi terni sint, qui eiius culriae non sint,
qui suffragia custodiant, I diribeant, et uci ante, quam id faciant, qulisque eorum iurent: se rationem suffra-115 giorum fide bona habiturum relaturumlque. Neve pro hibito, q(uo) m(inus) et qui honolrem petent singulos cuStodes ad singullas cistas pona.nt. Iique custodes ab eo, 1 qui comitia habebit. item ab his positi, r�o qui honorem petent, in ea curia quislque eorum suffragium ferto, ad cuiius culriae cistarn custos positus erit;
e[o)rumlque suffragia perinde iusta rataque sunltO, ac si i.n sua quisque curia suffragium 125 tuüsset . ... (Columna III:) R(ubrica): Oe patrono cooptando. 145
LXI. Ne quis patronum publice municipibus munilcipii
Flavi Malacitani cooptato patrocinilumve cui deferto, nisi ex maioris panis delcurionum decreto; quod decre tum factum I erit, cum duae partes non minus adfue-lso rint et iuraci per tabellam sententiam tullerint.Qui aliter
adversus ea patronum I publice municipibus municipü Flavi Mallacitani cooptaverit patrociniumve cui I detule rit, is HS X (milia) n(ummum) in publicum municil55pi
bus municipii Flavi Malacitani d(are) d(amnas) e(stO); et is, I qui adversus h(anc) l(egem) patronus cooptatus cui-l ve patrocinium delatum erit, ne magis I ob eam rem pa tronus municipum munijcipii Flavi Malacitani esto....
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Gesetze
·
Urkunden
(Spalte 2:) Rubrik: Über die Stimmabgabe. 55. Wer Wahlen nach diesem Gesetz veranstaltet, der soll die Bürger kurienweise so zur Stimmabgabe aufrufen, daß er mit einer Ladung alle Kurien zur Abstimmung aufruft und diese einzeln jeweils in einem abgegrenzten Bezirk die Stimme per Stimmtafel abgeben. Und ebenso soll er dafür sorgen, daß sich an der Wahlurne jeder Kurie je drei Bürger dieses Municipium befinden, welche dieser Kurie nicht angehören, um die Stimmabgabe zu überwa chen (und) die Stimmen zu zählen, und daß jeder von ihnen zuvor schwöre: er werde die Stimmen nach Treu und Glauben berücksichtigen und angeben. Und (der Wahlleiter) soll nicht verhindern, daß auch die Amtsbe werber je einen Kontrolleur an jeder Urne aufstellen. Die vom Wahlleiter wie auch die von den Amtsbewerbern aufgestellten Kontrolleure sollen in der Kurie ihre Stim men abgeben, bei deren Wahlurne sie als Kontrolleure aufgestellt sind, und ihre Stimmen sollen ebenso recht mäßig und gültig sein, als ob ein jeder die Stimme in seiner Kurie abgegeben hätte ... . (Spalte 3:) Rubrik: Über die Kooptation eines Patrons. 61. Niemand soll von Staats wegen für die Bürger des Municipium Flavium Malacitanum einen Patron koop tieren oder das Patronat jemandem verleihen außer auf Beschluß einer Mehrheit der Gemeinderäte; dieser Be schluß erfolgt, wenn nicht weniger als zwei Drittel anwe send sind und unter Eid per Stimmtafel (d.h . geheim) abstimmen. Wer anders einen Patron von Staats wegen für die Bürger des Municipium Flavium Malacitanum kooptiert oder jemandem das Patronat verleiht, der soll verurteilt sein, 10000 Sesterzen an die Gemeindekasse der Bürger des Municipium Flavium Malacitanum zu
Kaiserzeit
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zahlen; und wer gegen dieses Gesetz als Patron kooptiert oder wem das Patronat (so) verliehen wird, soll deshalb nicht mehr Patron der Bürger des Municipium Flavium Malacitanum sein.... Die beiden Bestimmungen der Gemeindeverfassung von Malaca (Malaga) - Iex municipi Malacit�ni - regeln die . formale Durchführung der Wahlen und d1e Verle1hung des Patronats in der spanischen Stadt latinischen Rechts (vgl. Nr. 160). Zusammen mit anderen Stadtrechten (Urso, Sal pensa, Igabrum) bietet die (umfangreiche) Insd�rift v.:esent liche Informationen zum Städtewesen allgemem. D1e for melhaften, jedes Detail erfassenden Formulierungen sind typisch für römische Gese�estexte die�er Art. In der �?r liegenden Fassung trat d1e Iex (Flav�a) unter Domman (14. Sept.81 I Herbst 83) in Kraft (vgl. Rubrik 59). Bemer kenswert restriktiv ist die Verleihung de.s Patronats geregelt. i ü Malaci12ni (München 1984); P. F. Gi�d 1 F. �: Th. Spiul: Lc:c Municp . Les lois des Romains (Neapd 11977) 22)-2)8 (Text); H. Fre&s: Histonsehe loschriften :r.ur römischen Kaiser:r.eit (Darmstadt 1984) 116- 1 28, Nr. 59/60 (Übers.); F. Engesser: Der Stadtpatronat in Italien und den Wenprovio:r.en des römischen Reiches (Diss. Freiburg i. Br. 1957); H. Galsterer: RD 65 (1987)
181-20).
22 CIL XV136 (Mainz)
Imp(erator) Caesar divi Vespasiani f(ilius) Domitianus I Augustus Germanicus, pont.ifex maximus, I tribunic(ia) potestat(e) X, imp(erator) XXI, censor I perpetuus, co(n) s(ul) XV, pater patriae; 15 equitibus, qui militant in alis quattuor: I I Flavia gemina, I Cannenefatium, I singula-1 rium, Scubulorum, et peditibus et equitibus, I qui in cohortibus decem et quattuor: I Flalvia Damascenorum milliaria, I Biturigum, 110 I Thracum, I Aquitanorum veterana, I Asturum, I II Aquitanorum, II Cyrenaica, II
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Urkunden
Raetorum, 111 I Delmatarum, III et 1111 Aquitanorum, 1111 Vindellicor(um), V Delmatarum, VII Raetorum, quae I sunt in Germania superiore sub L(ucio) lavole no jt5 Prisco, item dimissis honesta missione, quilnis et vicenis stipendiis emeritis, .1 quorum nomina subscripta sunt, ipsis, libelris posterisque eorum civitatem dedit et colnubium cum uxoribus, quas tune habuissent, 120 cum est civitas iis data, aut, siqui caelibes eslsent, cum Üs,
quas postea duxissent dumtalxat singuli singulas. A(nte) d(iem) VI k(alendas) Novembr(es) I Albio Pullaieno Pollione, I Cn(aeo) Pompeio Longino co(n)s(ulibus). 125
Cohort(is) I Aquitanorum veteranae, cui praest (!) I M(arcus) Arrecinus Gemellus, I equiti Mucapori Epta
centis f(ilio) Thrac(i). I Descriprum et recognitum ex tabula aenea, 130 quae fixa est Romae in muro post templum I divi Aug(usti) ad Minervam. Kaiser Domitianus Augustus, Sohn des vergöttlichten Vespasianus, Sieger über die Germanen, oberster Staats
priester, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt zum zehnten Male, einundzwanzig Mal als siegreicher Feld herr akklamiert, Zensor auf Lebenszeit, fünfzehnfacher Konsul, Vater des Vaterlandes; den Reitern, die in den
vier (bezeichneten) Regimentern Kriegsdienst leisten: (nämlich) (1.) im 1. Flavischen Zwillingsregiment, (2.) im 1. Regiment der Cannenefaten, (3.) im 1. Regiment der Singulares, (und) (4.) im Scubuler-Regiment, sowie den Fußsoldaten und Reitern, die in (folgenden) 14 Kohorten (Kriegsdienst leisten): (1.) in der 1. Flavischen
Kohorte der Damaszener, welche 1000 Mann zählt, (2.) der 1. Biruriger-Kohorte, (3.) der 1. Thraker-Kohorte, (4.) der 1. Aquitanischen Veteranen-Kohorte, (5.) der 1. Asturer-Kohorte, (6.) der
2. Aquitaner-Kohorte, (7.) der
2. Cyrenaischen Kohorte,
(8.) der 2. Räter-Kohorte, (9.)
der 3. Dalmater-Kohorte, (10.) der 3. und (11.) der 4. Aquitaner-Kohorte, (12.) der 4. Vindeliker-Kohorte,
(13.) der 5. Dalmater-Kohorte, (14.) der 7. Räter-Ko horte, die (alle) in Obergermanien unter dem Kom . mando des Lucius lavolenus Priscus stehen, (d1esen Sol
daten), die nach Ableisrung von 25 oder mehr Dienstjah ren ehrenhaft entlassen werden und deren Namen unten aufgeführt sind, (hat Domitia� ) das �ürgerrecht verlie hen und zwar ihnen selbst, ihren Kmdern und Nach ko men sowie das Recht zur Eheschließung mit den
�
Frauen,
d
ie sie damals hatten, bzw., � ofern sie ledig waren, mit den Frauen, die sie später he1raten, sofern es sich jeweils um eine einzige Frau handelt. Am 6. Tag vor
den Kalenden des November im Konsulat(sjahr) des Albius Pullaienos Pollio (und) des Cnaeus Pompeius Longinus (27. Okt. 90). Von der 1. Aquital}ischen Vete
ranen-Kohorte unter dem Kommando des Marcus Arre cinus Gemellus an den Thraker Mucapor, den Sohn des Eptacentis. Überprüfte Abschrift von der Bronzetafel,
welche in Rom an der Mauer hinter dem Tempel des vergöttlichten Augustus bei (dem Standbild) der Minerva angeschlagen ist.
Das Militärdiplom des thrakischen Reiter� Mucapor �s� die Empfänger-Ausfertigung der in Rom verb�ebenen Ongmal verbun on 01ptych zum felchen Bronzetä Zwei . urkunde den- bieten den Text in doppelter Ausführung: ein�al auf der Außenseite des ersten Täfelchens und zum zwe1ten auf den Innenseiten beider Täfelchen, die zusammengeklappt en verschnürt und versiegelt wurden. J?ie verbliebene A� der M1t Zeugen. (s1eben) der Namen die et verzeichn seite g Urkunde die dem Auxiliarsoldaten nach seiner Entlassun ausgehändigt wurde, verlieh ihm der Kaiser (honesta
;"issio)
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Gesetze
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Urkunden
primär das ius conubii, d. h. das Recht, als römischer (Neu-) Bürger mit einer (einzigen) peregrinen Frau eine rechtsgül tige Ehe zu führen. Außer Mucapor erhielten auch seine evtl. vor 90 geborenen Kinder die civitas Ro1114na, obgleich die Verbindung ihrer Elte.m vor diesem Zeitpunkt lilegitim war (vgl. Nr. 57). Die Datierung ergibt sich einerseits aus der Kaisertitulatur Domicians, andererseits aus dem Konsu latsjahr des Pullaienus Pollio und des Pompeius Longinus, die für September/Oktober 90 als consules suffecti bezeugt sind (vgl. AE 1949, 23: Fasti Potentini). Statthalter der Provinz Obergermanien, die hier erstmalig in einem offiziel len Dokument bezeugt ist, war C. Octavius Tidius Tossia nus L. lavolenus Priscus (vgl. ILS 1015; PIR2 I 14). Die Einheit des Mucapor wurde damals von M. Arrecinus Gemellus als Präfekt ritterlichen Standes befehligt. Für die Dislokation der Auxiliartruppen vermitteln die Militärdi plome entscheidende Informationen. Bei den Alen handelt es sich um reine Reitereinheiten, bei den Kohorten um gemischte ..Verbände: Mucapor diente als eques in einer Kohorte. Ahnliehe Privilegien wurden auch Flottensoldaten und Prätorianern verliehen, nicht hingegen den Legionssol daten. Kraft: Zur Rekrutierung der Alen und Kohonen an Rhein und Donau(Bern 1951) 106-128; G. Alföldy: Historia 17 (1968) 215-227; L. Scbumacher: Römische Kase i r in Main� (8ochum I982) 5�-57 (mit Abb. ); 8. Oldenstein Pferdebirt: JRGZ30 (1983) 303-3�8; M. Roxan: Roman Military Diplomas 195�-1977 (London 1978); M. R.: Roman Milt i ary Diplomas 1978-1984 (London 1985); W. Eck I H. Wolff(Hrsg.): H..:r und lntegntionspolitik. Die römischen Milititdiplome als bistorisehe Quelle (Köln 1986). K.
23 AE 1936, 128
=
FIRAJ277 (Bergama)
. . . 130 [lmp(erator) Caesar Oomitia]nus tribuniciae potestatis XIII J [imp(erator) XXII, cens(or) perp(eruus), p(ater) (atriae)] A(ulo) Licinio Muciano et Gavio Prisco: [Avaritiam medicorum atque] praeceptorum,
f
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quorum ars I [tradenda ingenuis adulesc]entibus quibus dam multis I [in disciplinam cubiculariis] servis missis inprobissime 135 (vendirur non humanitatis, sed aug)en dae mercedis gratia, I [severissime coercendam] iudicavi. I (Quisquis ergo ex servorum discipli_n]a mercede � [ca piet, I ei immunitas a divo patre meo mdulta,] promde ac _ [si J in aliena civitate artem exerceat, adtm]enda [est]. . . . Kaiser Oomitian, Inhaber der tribunizischen Amts gewalt zum dreizehnten Male, zweiundzwanzig Mal � ls siegreicher Feldherr akklamiert, Zensor auf Lebenszett, Vater des Vaterlandes, an Aulus Licinius Mucianus und Gavius Priscus: Oie Habsucht der Ärzte und Professo ren, deren Kunst - bestimmt, einer begrenzten Zahl freigeborener junger Männer vermittelt zu werden - an viele Sklaven, die als persönliche Bedienstete zur Ausbil dung geschickt werden, gewissenlos verschachert wird nicht aus Gründen der Menschlichkeit, sondern um den Verdienst zu steigern, strengstens zu unterbinden, habe ich für recht befunden. Wer also aus der Unterweisung von Sklaven Gewinn zieht, dem ist die von meinem vergötdichten Vater gewährte Immunität zu entziehen, so als ob er in einer anderen Stadt seine Kunst ausübte. Vespasian hatte Ende 74 n. Chr. durch ein Ed�kt, �essen griechische Fassung unserem Text �� ran_gestellt �st, Arzten und Professoren in Pergarnon Pnvrlegren verliehen (vgl. Dig. 50,4,18,30), besonders die Freistellung von (zwangs weisen) Einquartierungen und von Vermögensabgaben (Im munität). Das fragmentarisch überlieferte Reskript Domi tians (?) aus dem Jahre 93/94 (Titulatur, falls die Ergän zung des Kaisernamens zu.�rifft) begegnet Mißständen, �ie seither eingerissen waren: Arzte und Dozenten f�nden srch nämlich bereit, gegen gute Bezahlung Sklaven rercher Her-
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Gesetze
·
Urkunden
ren in kurzer Zeit - diesen Punkt halte ich inhaltlich für entscheidend- in der Heilkunst bzw. in Rhetorik zu unter weisen, um deren Wert zu steigern. Als unfreie Lehrer bzw. Mediziner - aufgrund des voranstehenden Edikts erscheint die Ergänzung von Zeile 32 zumindest naheliegend - konn ten die so Ausgebildeten dann lukrativ vermietet oder mit erheblichem Gewinn verkauh werden. Selbst an der Freilas sung dieser Sklaven verdiente der Herr/Patronus, da er die Liberti zu Diensdeistungen verpflichten konnte (vgl. Dig. 38, 1,25). In diesen Fällen drohte dem ausbildenden Arzt bzw.Professor der Verlust der Immunität. R. Herzog: Urlo:undcn tur Hoebschulpolitik der römischen Kaiser.
SPAWI935, Nr.32; W. Hanke: Gnomon 14 (1938) 507-512; K. Visky: Geistige �it und die •artcs libuales. (Bucbpest 1977) 31-38, 73-94, 146-158; K.-0. Fischer: Medit.inbinor iscbes Journal 14 (1979) 312-321; F. Kudlim: Die StcUung des Antes in der römischen Gesellschaft (Stungan 1986) bes. 98f.; W. Waldsttin: Opuoe libenoNm (Stuttgan 1986) 300-313.
24 Edictum Diocletiani de pretüs rerum venalium, ed. S. Lauffer [lmp(erator) Caesar C(aius) Aurel(ius) Val(erius) Diocle tian]us ... et Imp(erator) Caesa[r) M(arcus) Aurel(ius) Val(erius) Maximianus ... et Fla(vius) Val(erius) Con stantius . .. et G(alerius) Val(erius) Maximianus ... dicunt: Fortunam rei publicae nostrae, cui iuxta immor tales deo(s) bellorum memoria, quae feliciter gessimus, gratulari licet tranquillo orbis statu et in gremio altissi ma[e] I quietis locato, etiam pacis bonis, p[r]opter quam sudore Iargo Iaboraturn est, disponi fideliter adque omari decenter honestum publicum et Romana dignitas I maie stasque desiderant ... (16) Placet igirur ea pretia, quae I subditi brevis scriprura designat, ita torius orbis nostri observantia contineri, ut omnes intellegant egreldiendi eadem licentiam sibi esse praecisam, non inpedita utique
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in bis locis, ubi copia rerum perspicierur afluere, I vilita tis beatitudine, cui maxime providerur, cum praefinita
avaritia compescerur.... (18) Quia igitur et apud maio res nostros hanc ferendarum legum constat fuisse I ratio nem, ut praescripto meru compescererur audacia- quod rarum admodum est humanam condicionem sponte beneficam I deprehendi et semper praeceptor merus iu stissimus officiorum invenirur esse moderator - placet, ut, si quis contra formam I scaruti huius conixus fuerit, audentia capitali periculo subiugetur. Nec quisquam duriciam staruci putet, cum in promptu adlsit perfugium declinandi periculi modestiae observantia. . ..(20) Co horcamur ergo omnium devotionem, ut res constiruta ex commodo publico benignis obsequi(i)s et debita reli gione teneatur, m[alx]ime cum e(iu)smodi staruto non civitatibus singulis ac populis adque provinciis, sed uni verso orbi provisum esse videatur, in cuius pe[rnici]lem pauci atmodum desaebisse noscantur, quorum avaritiam nec prol(i)xitas temporum nec divitiae, quibus studuisse cernuntur, m[iti)lgare aut satiare potuerunt. [Quae pr)etia [singularum specierum ex]cedere nemini licirum sit, [i]nfra oste[nditur]: Frumenti
k(utrtnsem) mo(dium) hordei k(utrtnstm) mo(dium) unum centenu(m) sive siealt k(astrensem) mo(dium) unum k(utrtnsem) mo(dium) unum mili pisti k(utrensem) mo(dium) mili inttgri panicii k(utrtnsem) mo(dium) k(uuensem) mo(dium) speltac muncbt
[(denarm) cenwm)
(denariis) s(exaginta) (denariis) sexa{gin ta) (denaris i ) centu{m) (derwiis) quinquaginta (derwiis) quinquaginta
(denariis) centum
(7) Oe merc�dibus oper[arior]um:
Operario NStico p{uto)
lapidario stn�aori pu{to] fabro intmina[n'}o ut sup{ra]
[diu}mi [diurrul
[diur]ni
(denarit) biginti quinque (denarii) quinquaginta (denarii) q uinquaginta
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Gesetze
·
Urkunden
fabro tignario ut supra calcis eoctori ut supra marmorario ut supra mwaeario ut supra
Kaiserzeit
[diurniJ [diurrul [diumij diurni
[(denarii) qu i nqu aginta] (denarü) quiniua{ginta) (denarii) sexa mta1 (denarii) sex
·
ta)
Die Kaiser Caius Aurelius Valerius Diocletianus und Marcus Aurelius Valerius Maximianus und (die Caesares) Flavius Valerius Constantius und Galerius Valerius Maximianus verkünden: �as G �schic un �eres Staat�s, dem wir in Erinnerung an die Kri ege, die wir erfolgretch geführt haben, neben den unsterblichen Göttern danken dürfen für den friedlichen und in den Schoß tiefster Ruhe gebetteten Zustand der Welt und auch für die Güter des Friedens, um den mit viel Schweiß gerungen wurde, treulich zu ordnen und ziemlich zu fördern, verlangen Staatsräson und die wür devolle Majestät Roms. . . . (16) Also ist beschlossen daß die Preise, welche das unten angeführte Verzeichni verbindlich für un.ser gesamtes Herrschaftsgebiet n ennt, . emgehalten werden, damtt alle erkennen, daß ihnen das Recht genommen ist, diese zu überschreiten, ohne indes sen dort, wo offenbar ein Warenüberangebot herrscht, das Glück niederer Preisgestaltung zu hemmen, wofür man am meisten sorgt, wenn man der oben bezeichneten Habsucht Einhalt gebietet. . . . (18) Da bekanntlich auch bei unseren Vorfahren folgende Überlegung bei der Ver abschiedung von Gesetzen (üblich) war, (nämlich) durch . Strafandrohung verwegene Überschreitung zu unter drücken - denn nur selten wird eine Bestimmung von Menschen freiwillig als Wohltat akzeptiert und immer erzieht erfahrungsgemäß die Furcht als Lehrmeisterin besonders effektiv zur Pflichterfüllung - so ist beschlos sen, daß jeder, der sich gegen den Wortlaut des Gesetzes
�
�
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auflehnt, für seine Verwegenheit einer Kapitalklage un terworfen wird. Und niemand soll diesen Erlaß für hart halten, denn als Mittel zur Abwendung dieser Gefahr steht ihm williger Gehorsam zur Verfügung. . . . (20) Da her fordern wir alle zur Unterwerfung (unter dieses Gesetz) auf, damit die im öffentlichen Interesse getrof fene Maßnahme mit Loyalität und schuldiger Ehrerbie tung eingehalten wird, zumal dadurch offensichtlich nicht einzelnen Gemeinden, Völkern und Provinzen, sondern dem gesamten Erdkreis (unsere) Fürsorge zuteil wird, zu dessen Verderben nach unserer Kenntnis nur wenige sich austoben, deren Habgier weder glückliche Zeiten noch Reichtümer, die sie erwiesenermaßen an strebten, befriedigen oder sättigen konnten. Welche Preise für einzelne Waren niemand überschreiten darf, ist unten angegeben: Weizen Gerste Roggen Rispenhirse enthülst Rispenhirse normal Kolbenhirse Speltweizen
je Lagerscheffel je Lagerscheffel je Lagerscheffel je Lagerscheffel je Lagerscheffel je Lagerscheffel je Lagerscheffel
100 Denare 60 Denare 60 Denare 100 Denare 50 Denare 50 Denare 100 Denare
(7) Über die Löhne der Arbeiter: Landarbeiter mit Kost
Maurer mit KoSt
Schreiner wie oben i Zimmermann w e oben Kalkbrenner wie oben Fliesenleger wie oben Mosaikarbeiter (Bilder) wie oben
im Tagelohn im Tagelohn m Tagelohn m Tagelohn im Tagelohn im Tagelohn im Tagelohn i
i
25 Denare 50 Denare 50 Denare 50 Denare 50 Denare 60 Denare 60 Denare
Das als >Maximaltarif, bzw. •Höcbstpreisedikt• (edictum de
pretiis rerum flenalium) bezeichnete Gesetz der Augusti
I
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Gesetu ·Urkunden
Diocletianus und Maximianus sowie der Caesares Constan tius Chlorus und Galerius (vgl. Nr. 67) wurde Ende 301 n. Chr. (20. Nov. I 9. Dez.) erlassen, wie die (ausführlichen) Titulaturen der Herrscher zeigen. Literarisch ist es etwa durch Laktanz (mort. pers. 7,� f.) bezeugt. Zahlreiche Aus f�rtigungen des lateinischen Originals und der griechischen Übersetzung haben sich in der östlichen Reichshälfte gefun den (zuletzt in Aphrodisias und Aizanoi). Eine lange Vor rede - das eigentliche Edikt - begründet in aufwendigem Kanzleistil die Notwendigkeit der kaiserlichen Intervention, die ihrem Anspruch nach für den gesamten Herrschafts bereich gelten soUte. Die beigefügte Liste verzeichnet die Preisbindungen für Rohstoffe, Lebensmittel, Dienstleistun gen und gewerbliebe Produkte jeder Art: Feingold, Silber, Sklaven, Gemüse, Unterricht, Frachtkosten bis zum Haar schnitt. Grundlage der Berechnung bildet eine theoretische Rechnungseinheit (Sigle*), der denarius (communis), des sen Wenverhältnis zum umlaufenden Münzgeld in der For schung kontrovers diskutiert wird. Ein epigraphischer Neu fund aus Aphrodisias (AE 1973, 526) dokumentiert eine Währun g sreform Diokletians, die am 1. September 301 (also vor Erlaß des Höchstpreisediktes) erfolgte und eine Aufwer tung (Verdoppelung) der Silbernominale (argenteus, follis radiatus A und Teilstücke) bei stabilem Goldwert zum Inhalt hatte. In Kombination beider Quellen erscheint mir die Interpretation überzeugend, daß im Höchstpreisedikt der argenteus mit 100, der follis mit 25 denarii (communes) angesetzt ist. Neben vielen anderen Problemen ist auch die Geltungsdauer der Preisbindung umstritten. =
Gordon: lntroduction, Nr. 81; S. Lauffer: Diokletians Preisedikt (Berlin 1971); M. Giacchero: Edictum Diocletiani et coUegarum de pretiis rerum venalium, 2 Bde (Genua 1974); H. Freis: Historische Inschriften t.ur römi Khen K.aisert.eit (Darmstadt 1984) 239-249, Nr.ISI; vgl. auc.h Nr.ISO (Übers.); J. Jahn: JNG25 (1975) 91-IOS; E. RUKbenbUKh: ZPE26 (1977) 193-210.
III
Weihinschriften
I0' lJ I(,{..
:
Ud>H·•�"�/:Jt>-,....,
25 ILLRJl21271a (MadonneYa)
=
I't1 �q '
Degrassi: Imagines, Nr. 30
C1L
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913V9VOJQQq
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Castorei Podlouquei ue I qurois. <J. Castori Polucique I XOVQOt�. =
Für Castor und Pollux, (die) Söhne (des Juppiter). Die •rückläufige• Inschrift im Bustrophedon-Typus (Paus. 5, 17,6) wird um 500 v. Chr. datiert. Es handelt sich um ein Bronze-Plättchen (in zwei Teile gebrochen) aus einem archaischen Heiligtum bei Lanuvium (30 km südwestlieb von Rom). Die lateinischen Schriftzeichen wurden aus dem griechischen Alphabet transkribiert, der Name des PoUux allerdings sprachlich deformiert. Mythologisch galten die Dioskuren (griech.: Kastor und Polydeukes) als Söhne der Leda und des Spartanerkönigs Tyndareos bzw. des Zeus Guppiter), ihre (Halb-)Schwester war Helena. Ihr Kult in Rom erklärt sich aus der •Nothelfer-Funktion• in der Schlacht gegen die Latiner am See Regillus (499 v. Chr.): Dionys. 6, 13; Crawford: RRC Nr. 335,10. Gordon: lntroduction, Nr. 2; A. Alföldi: Das frühe Rom und die Latiner a lvie: Hommages a M. (Darmstadt 1977) 239-242 und Tal. XVlll; R. M. Oi Renard n ( Brüssc:l1969)566-Sn; Wachter: lnschriftcn85-92.
Weihinschriften
110
26 CILI148
=
Republik
ILLRP2100 (fusculum)
M(arcus) Fourio(s) C(ai) f(ilius) tribunos J (milita]re de
praidad
Fortune dedet.
Marcus Furius, Sohn des Caius, hat (dies) als Tribun aus Kriegsbeute der Fortuna gestiftet. 27 CILJ149
=
ILLRP2221 (fusculum)
dedet.
Marcus Furius, Sohn des Caius, hat (dies) als Tribun aus Kriegsbeute dem Mars gestiftet. Stifter der beiden kleinen Säulenbasen warM. Furius Crassi pes, der 187 bzw. 173 v. Chr. als Prätor in der Gallia Cisalpina bzw. in Sizilien amtierte. Der Senator stammte
vermutlich aus Tusculum.
f� }
/
=
ILLRP2101 (Palestrina ?)
Orce via Numeri I nationu(s) cratia fileia I Primogenia J5 donom dedi.
I
f
Q(uintus) Mucius Q (uinti libertus) Trupho ser(vus vovit) Jieiber sol(vit) J i(ibens) m(erito) J5 Bonae Deae I
sacr(um).
Quintus Mucius Trypho, Freigelassener
es gerne und verdientermaßen eingelöst. >Guten Göttin<.
des Quintus, Geweiht
der
Bona Dea wurde in Rom besonders von Sklaven verehrt, die der Göttin m Falle ihrer Freilassung geleistete Gelübde einlösten. Aufgrund der Schreibweise Trupho gehört die abschriftlich überlieferte Weihung in republikanische Zeit, Freilasser war vermutlich ein Mucius Scaevola. Zum Namen des Stifters Trypho vgl. z. B. ILS 9237; Cic. Att. 3,8,3 und 3,17,1. i
30 AE 1950, 184 Nr.104 (Veji)
=
Fortuna Diovo
Ich, Orcevia, (Gemahlin) des Numerus, habe (dies) wegen des Kindersegens der Fortuna Primigenia, Toch ter des Juppiter, zum Geschenk gemacht. Das Bronzeplättchen (3.Jh. v. Chr.) stammt von der Votiv gabe einer Frau an die Schutzgöttin ihrer Heimatstadt Praeneste. Zu natio im Sinne von •Fruchtbarkeit, Nachkom menschaft< vgl. Cic. nat. deor. 3,47. Wachttt: Inschriften 212-223.
ILLRP256 (Rom)
F. Bömer: Untersuchungen ü�r die Religion der Sklaven in Griechenland und Rom I (Wiesbaden 21981) 154-160; G. Fabre: Li�rtus (Rom 1981) 86f. H. H. J. Brouwer: Bona Dea (Diss. Utrecht 1982).
Wachter: Inschriften 377-381.
28 CIL 1260
=
hat als Sklave ein Gelübde geleistet; als freier Mann hat er
M(arcus) Fourio(s) C(ai) f(üius) tribunos I militare de
praidad Maurte
29 CIL 12 972
111
ILLRp2237
=
t.l L T t.
Degrassi: Imagines,
Z.lfD7
L(ucius) Tolonio(s) ded{et) Menerva. Lucius Tolonius hat (dies) der Minerva geweiht. Graffito auf einem Tongefäß des 3.Jabrhundens v. Chr. Tolumnius) etruski Sein Stifter, dessen Name (folonius sche Herkunft verrät, weihte auch der Fruchtbarkeitsgöttin Ceres ein Gefäß (ILLRP164). =
Wachtcr: ln:sduiftcn 439 f.
112
Weihinschriften
31 CILI2 365
=
Republik
ILLJU»2 238 (Santa Maria di FaUeri)
Menerva sacru(m).
I [L)a(rs) Cotena La(rtis) f(ilius) pre
M. Pape: Griechische Kunstwerke aus Kriegsbeute (Diss. Harnburg 1975)6f., 81-%, 166f.
tod d e zenatuo sententiad vootum I dedet. Cuando da tu rected s cuncaptum.
ILLJU»2 323 33 CILI1622 Nr. 142 (Delphi)
Der Minerva geweiht. Lars Cotena, Sohn des Lars, hat als Prätor (von Falerü Novi) nach Maßgabe des (Gemein de)senats ein Gelübde abgelegt. Wenn (der Wunsch) er
Macedonibusque cepet.
I
füllt wird, ist (das Gelübde) ordnungsgemäß geleistet worden. Die lateinisch-faliskische Dialektinschrift bezeugt eine auto nome Verwaltung der Stadt nach ihrem Kapitulationsvertrag mit Rom 241 v. Chr. (Polyb. 1,65,2). A. l'fiflig: Römisches SW!tcwesm in Etrurien (Fiomu 1966) 25-28; H. Galsterer: Hemc.haft und Verwalwng im republiltaniscMI> Italien (München 1976) 120-127; Th. HantoS: Du römische Bundesgenouensystem in Italien (München 1981) 168-181; Wachter: Inschriften +48-451.
32 CIL P 609 ILLRP2 218 Nr.99 (Rom) =
=
Degrassi: Imagines,
Martei I M(arcus) Claudius M(arci) f(ilius) I consol dedit. Dem Mars hat Marcus Claudius, Sohn des Marcus, (dies)
als Konsul geweiht. Es handelt sich um die Votivinschrift eines Beutestücks im Mars-Tempel an der Via Appia, das um 210 v. Chr. von M. Claudius MarceiJus nach der Eroberung von Syrakus gestif tet wurde. Die ersten drei Buchstaben des Priidikats dedit stehen auf Rasur von (vov]it, d. h. die Vorivformel wurde auf Veranlassung des Stifters durch die Dedikacionsformel ersetzt. Marcellus war der erste Feldherr, der Rom mit zahllosen Beutestücken schmücken ließ (Cic. Verr. 4,120 f.; Liv. 25,10,1-3).
113
=
=
Degrassi: Imagines,
L(ucius) Aimilius L(uci) f(ilius) inperator de rege Perse
I
Lucius Aemilius, Sohn des Lucius, hat als siegreicher Feldherr über König Perseus und die Makedonen (dieses Pfeilermonument für sich in Anspruch) genommen. Die Inschrift illustriert die literarischen Berichte über den Vorgang (Piut. Aem. 28,4; Polyb. 30, 10,2; Liv. 45,27,7). Nach seinem Sieg bei Pydna (168 v. Chr.) ließ L. Aemilius Paullus einen Marmorpfeiler vor dem ApoHo-Tempel in Delpbi, der für die Statue seines unterlegenen Gegners er richtet wurde, mit seinem eigenen Reiterstandbild schmük ken. Die Inschrift wurde jedenfalls vor dem Triumph des Paullus (28.-30. November 167) gesetzt, da er sich als impe rator bezeichnet. Gordon: lntroduction, Nr. 9; G. Zinserling: Neue Beiträge �ur Geschichteder Alten Welt II (Berlin 1965) 163-172; H. Kiihler: Der Fries vom Reiterdenkmal des Aemilius Paullus in Deiphi (Berlin 1%5).
34 CIL 12 625 Comelilus
I
=
ILLRP1 326 (San Benedeno dei Marsi)
Scipio
I
Carthaj5gine
I capta.
Comelius Scipio nach der Eroberung von Karthago. Die Inschrift badrianischer (?) Zeit (Kopie des Originals) nimmt Bezug auf die Zerstörung Karthagos (146 v. Chr.) durch den jüngeren P. Cornelius Scipio Africanus. W. Hoffmann: Historia 9 (1960)J11-JI3; S. Albert: Bellum iustum(Kallmün� 1980) 50-55.
11-4
Weihinschriften
35 CIL 12 626 = ILLRP2 122 Nr.61 (Rom)
=
Degrassi: Imagines,
37 Epigraphica 35 (1973) 140f. (Fabrateria Nova) 2
L(ucius) Mummi(us) L(uci) f(ilius) co(n)s(ul). Duct(u), I auspicio imperioque I eius Achaia capt(a). Corinto I deleto Romam redieit 15 triumphans. Ob hasce I res bene gestas, quod I in bdlo voverat, I hanc aedem et signu(m) I Herculis Victoris j'0 imperator dedicat. Lucius Mummius, Sohn des Lucius, Konsul. Unter sei ner Führung, seinen Auspizien und seinem Oberbefehl wurde Achaia unterworfen. Nach der Zerstörung Ko rinths kehrte er im Triumph nach Rom zurück. Auf grund dieser Erfolge weiht er als siegreicher Feldherr entsprechend seinem Gelübde während des Krieges die ses Heiligtum und das Standbild des Siegreichen Her kules. Als Konsul hatte Mummius 146 v. Chr. die Achaier am Isthmos geschlagen und gemäß einem Senatsbeschluß Korinth zerstört (Zonar. 9,31). Die Bevölkerung wurde in die Sklaverei verkauft, ungeheuere Kunstschätze wurden nach Rom abtransportiert. Gegen Ende des folgenden Jahres feierte Mummius seinen Triumph in der Hau tstadt. Die private Stiftung eines Herkules-Heiligtums au dem mons Caelius (?) erfolgte 142 v. Chr. Der hier verwandteSaturnier ist das fü r alte Grab- und Weihinschriften gebräuchliche Versmaß.
f
Pape: Gri<ehisc:he Kunstwerke aus 16-19; Gordon: Introduction, Nr. II.
M.
Kriegs�ute (Diss. Hamburg
1975)
36 CIL J2 629 = ILLRP2 330 (Parma) L(ucius) Mummius
I
115
Kaiserzeit
co(n)s(ul) p(opulo) P(armensi).
Lucius Mumm.ius als Konsul für das Volk von Parma.
L(ucius) Mum(m)i(us) L(uci) f(ilius)
fn�s1u�.
co
I
l 7.JO cc.
Lucius Mummius, Sohn des Lucius, als Konsul. Es handelt sich um Stiftungen des Mummius aus Kriegs beute an zwei Gemeinden Italiens (vgl. Liv. epit. Ox. 53; Strabo 8,6,23).
38 CIL 12 797 = ILLRP2 409 = Degrassi: Imagines, Nr. 173 (Otricoli) Divo Iuüo iussu I populi Romani Rufrena.
I
statutum est lege I
Für den vergöttlichten lulius auf Geheiß des Römischen Volkes errichtet gemäß dem Gesetz des Rufrenus. ·
Die 1781 gefundene Marmorbasis gehört in den Zusammen hang der Vergöttlichung Caesars nach seiner Ermordung am 15. März 44 v. Chr., die im Herbst 40 (Vertrag von Brundi sium) mit der Inauguration des M. Antonius als flamen Divi Juli zum Abschluß gelangte. Die Iex Rufrena wurde entwe der noch 44 (sidus Iulium) oder aber 42 v. Cbr. (Ehrenbe schlüsse: Dio 47, 18,3-19,3) verabschiedet. H. Gesche: Caesar (Dannsudt
1976) 162-172; Gordon: lntroduction, Nr. 21.
39 AE 1977, 778 (Nikopolis
=
Actium)
[Nep]tuno [et Ma]rt[i lmp(erator) Caesa]r div[i luli] f(ilius) vict[oriam I ma]rit[imam consecutus bell]o, quod pro [re pu]büc[a] I es[si]t, in hac region[e c]astra, [ex] � quibu[s ad hostem] [an]seq[uendum egr]essu[s est, spo li]is [omat]a [dedicavit] 15 [cons]ul [quin m, i]mperat[or se]ptimum, pace parta terra [marique].
1
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I"/
116
Weihinschriften
Für Neptun und Mars hat der Imperator Caesar, Sohn des vergöttlichten lulius, nach seinem Seesieg im Kriege, den er zur Veneidigung des Gemeinwesens fühne, in diesem Gebiet das Lager, von dem aus er zur Verfolgung des Feindes aufbrach, mit Beutestücken geschmückt und geweiht als fünffacher Konsul, zum siebenten Male als siegreicher Feldherr akklamiert. Zu Lande und zu Was ser ist der Frieden gesichert worden. Die Inschrift bezieht sich auf den Sieg Oktavians, des späte ren Augusrus, über seinen Rivalen M. Antonius bei Actium am 2. September 31 v. Chr. (vgl. Nr. 7). Bei seiner Rückkehr aus dem Osten wurde das Siegesmonument (Nikopolis) im Sommer 29 v. Chr. von ihm persönlich dem Meeresgott Neptun und dem Kriegsgott Mars geweiht, bevor er dann seinen dreifachen Triumph (13.-15. August) in Rom feierte (Aug. r. g. 4; Suet. Aug. 18,2; Dio 51,1,2f.). Die siebente Akklamation bezieht sich auf die Einnahme von Alexandria, zuvor war Oktavian bei Actium von den Truppen als impe rator zum sechsten Male ausgerufen worden. J. M. Carttr: ZPE24 {1977) 227-230; L. Schumacher: Historia 34 {1985) 191-222.
40 AE 1940, 68
=
IRT 301 (Lepcis Magna)
Marti Augu.sto sacrum. l Auspicüs Imp(eratoris) Caesaris Aug(usti) I pontificis maxurn i (!), patris I patriae, ductu Cossi Lentuli 15 co(n)s(ulis), XVviri sacris faciundis, I proco(n)s(ulis), provincia Africa I beUo Gaerulico libe rata I civitas Lepcitana. Dem Mars Augustus geweiht. Unter dem Oberbefehl des Kaisers Augustus, oberster Staatspriester, Vater des Vaterlandes, unter dem Kommando des Cossus Lentu-
Kaiserzeit
117
Jus, Konsul, Quindecimvir, Prokonsul, wurde die Pro vinz Africa im Krieg gegen die Gaetuler befreit. Die Ge meinde Lepcis Magna (hat die Weihung vollzogen). Kämpfe gegen die Gaeruler, einen Berberstamm im nörd lichen Afrika (Libyeolfunesien), fanden zu Beginn unserer Zeitrechnung statt. Als kommandierender General fungiene Cossus Cornelius Lentulus (Gaetulicus), cos. ord. 1 v. Chr., während Augustus als Oberbefehlshaber die Verantwortung trug und ihm das Verdienst am Siege zustand. Lepcis bzw. Leptis Magna (Horns) liegt an der •Großen Syrte<, östlich von Tripolis. Bemerkenswert erscheint die Epiklese des Mars Augustus, wodurch eine Angleichung des Herrschers an den Kriegsgott vollzogen wurde. M. !lachet: Rome tt les lkrberes (Brü$stll970) 69-80; P. Romandli: Epigra phica I (1939) 99-104 {mit Abb.); L. Schumacher: Hinorial4 (1985) 215-218.
41 AE 1959, 81
=
ILTG 217 (Lyon)
[Pro salut]e Ti(beri) Caesaris Aug(usti) amphitheatr(i) I [harenam cum p]odio C(aius) lul(ius) C(ai) f(ilius) Rufus sacerdos Rom(ae) et Aug(usti) I [et lulii Rufi] filii f(ilius) et nepos ex civitate Santonum d(e) s(ua) p(ecunia) fece runt. Für das Wohl des Tiberius Caesar Augustus haben die Arena des Amphitheaters mit der unteren Zuscbauener rasse Caius Iulius Rufus, der Sohn des Caius, Priester der Roma und des Augustus, und die (beiden) Iulii Rufi, (nämlich) der Sohn seines Sohnes sowie dessen Enkel, vom Stamme der Santones aus eigenen Mitteln erbauen {lassen). Dem Stifter des Amphitheaters in Lyon verdankte seine Heimatstadt Mediolanum Santonum (Saintes) einen Tri-
118
Weihinschriften
Kaiserzeit
umphbogen zu Ehren des Tiberius, Drusus und Germani cus, der zwischen 17 und 20 n. Chr. errichtet wurde (CIL XIII 1036). Als Priester des Kaiserkults gehörte der Santone zur sozialen Oberschiebt im romanisierten Gallien (vgl. Nr. 42). Das Stammesgebiet lag in Aquitanien, nördlich der Gironde (Strabo 4,2,1; Caes: bell. GaU. 1,10,1). Auf dem podium saßen die Veranstalter der Spiele zusammen mit den Honoratioren der Stadt und des gallischen Landtags sowie anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. A. Audin: Latomus 18 (1969) 19-27; L. Bousquet: Gallia 29 (1971) 109-121; D. Fisbwick: ANRWII 16,2 {1978) 1201-53.
42 CIL XIII 1642 (Feurs) Divo Augusto sacrum. I Pro salute Ti(beri) Claudi
119
rung der Segusiavi, die mit der augusteischen Gründung von Feurs einen Zentralort ihrer civitas erhalten haben. R. Perichon: Feurs, Forum Segusiavorum (St. Etienne 1971); ANRWI116,2 (1978) 1201-53.
43 CIL V 6641
=
Matronis sacrum
D.
Fishwick:
ILS 191 (Pallantia, am Lago Maggiore)
I
pro salute C(ai) Caesaris
I
Augusti
Germanici I Narcissus C(ai) Caesaris (servus). Den Matronen geweiht zum Wohl des (Kaisers) Caius Caesar Augustus, des Siegers über die Germanen, (von)
Narcissus, (dem) Sklave(n) des Caius Caesar.
I
Caesaris August(i) Germ(anici) I Ti(berius) Claudius Arucae fil(ius) Capito 15 sacerdos Aug(usti) theatrum, quod I Lupus Antbi f(ilius) ligneum posuerat, I d(e) s(ua) p(ecunia) lapideum restituit. Dem vergöttlichten Augustus geweiht. Für das Wohl des (Kaisers) Tiberius Claudius Caesar Augustus, des Siegers über die Germanen, hat Tiberius Claudius Capito, Sohn des Aruca, als Priester des Augustus das Theater, wel ches Lupus, der Sohn des Anthus, in Holz errichtet hatte, aus eigenen Mitteln in Stein wiederherstellen (lassen). Die Bauinschrift vom Theater in Feurs (Forum Segusia vorum in der Gallia Lugdunensis) datiert den Steinbau in die Regierung des Kaisers Claudius (41-54 n. Chr.). Durch die Filiation gibt sich der Stifter als Gallier zu erkennen, der wahrscheinlich von Tiberius das römische Bürgerrecht er halten hat. Seine Würde als Priester des Kaiserkults (vgL Nr. 41 und 159-161) dokumentiert die rasche Romanisie-
Matronen sind >mÜtterliche< Schutzgottheiten, die besonders im keltischen Raum von Bauern, Soldaten, Zivilpersonen und Körperschaften verehrt wurden. Bei C. Caesar handelt es sich um Caligula (37-41 n. Chr.); sein Sklave Narcissus wurde später von Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) freigelas sen und zum Kanzleichef (ab epistulis) befördert (vgl. Nr. 252). In dieser Funktion gehörte er neben M. Antonius Pallas zu den >grauen Eminenzen< am Kaiserhof (Dio 60,34,4f.). Vermutlich stammte er aus der Gallia Cisalpina. 0. Stein : RE XVI 2 {1935) 1701-05, s. v. Narcissus I; Farnilia Caesaris (Cambridge I 972) 259-266.
P. R. C. Weaver:
44 ClL Vll 11 Britannia 10 (1979) 244 (Chichester); vgl. AE 1979, 382 =
[N]eptuno et Minervae
I
templum
I
[pr]o salute do[mu]s
divina[e] I [ex] auctoritat[e Ti(beri)] Claud(i) 15 [Co]gi dubni re[g(is) ma]gni Brit(anniae) I [col(l)e)gium fabro r(um) et [q]ui in e[o) I [sun)t d(e) s(ua pecunia) d(edica verunt) donante aream I [.. .)ente Pudentini fil(io).
120
Kaiserzeit
Weihinschriften
Dem Neptun und der Minerva haben den Tempel für das Wohl des göttlichen Kaiserbauses auf Veranlassung des Tiberius Claudius Cogidubnus, des mächtigen Königs in Britannien, der Verein der Zimmerleute
und dessen (ein
zelne) Mitglieder aus eigenen Mittel gestiftet, wobei ...ens, der Sohn des Pudentinus, das Gelände beisteu erte. Der in Zeile 5 genannte Cogidubnus war nach Revision der Inschrift durch J. E. Bogaers nicht kaiserlicher Statthalter (legatus August1), sondern wird als rex magnus Britanniae bezeichnet. Es handelt sich um den von Tacitus (Agr. 1 4, 1) erwähnten Klientelkönig der Atrebates (?) im Südosten Eng lands, der sich - von Kaiser Claudius eingesetzt - bis in Flaviscbe Zeit als besonders zuverlässig erwies (•ad nostram usque memoriam fidissimus mansit•). Beginn und Dauer seiner Herrschaft lassen sich nicht eindeutig fiXieren: wahr scbeinlieh wurde er erst nach der römischen Invasion Britan niens (43 n. Chr.) eingesetzt, der Titel rex magnus dürfte sich aus einer Erweiterung seines Herrschaftsgebietes »quaedam civitates Cogidumno regi donataec - erklären. J. E. Bogaers: Brita.nnia 10 (1979) 243-254; A. A. Barren: Britannia 10 (1979) 227-242.
45 CIL Xlß 7253
=
ILS 1010 (Mainz)
A(ulus) Didius Gallus
I
[F]abricius Veiento
co(n)s(ul) I
Ill, XVvir sacris faciend(is), sodalis Augustal(is), sod(a lis) Flavial(is),
15
sod(alis) Titialis et Attica (uxor) eius I
121
Titiales, hat mit seiner Gemahlin Attica der Nemetona sein Gelübde eingelöst gerne und verdientermaßen. Der angesehene Senator bekleidete die Konsulate unter Vespasian, Titus (80) und Domitian (83 ?); sein hohes Sozialprestige wird auch durch die Mirgliedschaft in den senatorischen PriesterschafteD des Kaiserkults dokumen tiert. Die Weihung ü f r die keltische Göttin Nemetona voll zog er als Militärberater Domitians im ersten Chattenkrieg (83 n. Chr.); auch unter dessen Nachfolger Nerva (96-98 n. Chr.) besaß er beträchtlichen Einfluß (Piin. epist . .
4,22,4-6). L. S<:humacher: Römische Kaiser in Mainx (Bochum 1982) 33-48; L. S<:b. in: Nieder-Olm. Der Raum der Verbandsgemeinde in Geschichte und Gegenwart (Alzey 1983) 32�. �- SOf.
46 AE 1958, 77 (Perge) Divae Marcianae I Plancia M(arci) f(ilia) Magna.
(Darunter die griechische Entsprechung ohne Filiation.) Der vergöttlichten Marciana (von) Plancia Magna, Toch ter des Marcus. Die Inschrift für die 112 n. Chr. verstorbene und konse krierte Schwester des Kaisers Trajan (vgl. Nr. 4) schmückte mit einer griechischen Entsprechung das Stadttor von Perge an der türkischen Südküste {Pamphylien). Ihre Stifterio ge hörte zur Städtischen Oberschicht. Sb. jameson: JRS55 (1965) 54-58.
Nemeton(ae) v(otum) s(olverunt) l(ibentes) m(erito). Aulus Didius Gallus Fabricius Veiento, dreifacher Kon
47 CIL I1 5679
=
ILS 1113 (Le6n)
sul, Mitglied der Quindecimviri sowie (der Priesterschaf
Nymphis I T(itus) Pomponius I Proculus I Vitrasius
ten) der Sodales Augustales und der Sodales Flaviales
Pollio co(n)s(ul), I pontif(ex), proco(n)s(ul) I Asiae,
15
122
Weihinschriften
leg(atus) Aug(usti) pr(o) I pr(aetore) provinciar(um) I Moesiae inf(erioris) et jl0 Hisp(aniae) citer(ioris), I et Faustina (uxor) eius I [v{otum) s(olverunt) l(ibentes) m(e rito)). Den Nymphen haben Titus Pomponius Proculus Vitra sius Pollio, Konsul (um 150 n. Chr.), Pontifex, Statt halter der (>senatorischen<) Provinz Asia, Statthalter der (•kaiserlichen<) Provinzen Untermösien und des diesseiti gen Spanien, und seine Gemahlin Faustina ein Gelübde eingelöst gerne und verdientermaßen.
48 CILXll361
=
ILS 1114 (Greoux)
[Annia Fundania M(arci)] I fil(ia) Faustina I T(ici) Vitrasi Poll[iJionis co(n)s(ulis) ll, praet(oris), 15 quaest(oris) imp(eratoris), pontif(icis) I [proc)o(n)s(ulis) Asiae I uxor I Nymphis I Griselicis. Annia Fundania Faustina, Tochter des Marcus (Annius Libo), Gemahlin des Titus Vitrasius Pollio, des zweifa chen Konsuls, Prätors, Quästors z. b. V. des Kaisers, des Pontifex, Statthalters von Asia, den Griselischen Nym phen. Die beiden Weihungen an Qudlgottheiten im nordwest lichen Spanien und der Gallia Narbonensis erfolgten im 2. Jahrhundert n. Chr. Der patrizische Senator aus Cales (Campanien) bekleidete 176 n. Chr. sein zweites Konsulat als Kollege des M. Flavius Aper, ebenfalls cos. li (CIL X 1843). Verheiratet war er mit einer Cousine (CIL VI 1540) des Kaisers Mare Aurel (161-180 n. Chr.). Die zeit lich frühere Votivinschrift aus Le6n setzte er vermutlich während seiner Statthalterschaft in der Hispania Tarra-
Kaiserzeit
123
conensis; allerdings hätte er dann zuvor das Prokonsulat von Asia bekleidet. G. Alföldy: Fasti Hispanien.scs (Wiesbaden 1969) 33-38. 49 CIL XIII 3636 (frier)
Deo Asdepio I T(itus) Iul(ius) Titi filius Fabia (tribu) I Saturninus procurator I Augustorum dono dedit. Dem Gotte Asclepius stiftete (diese Weihung) Titus IuHus Saturninus, Sohn des Titus, aus der Tribus Fabia, als Prokurator zweier Kaiser. Anlaß der Weihung war vermutlich die Pestepidemie von 166/168 n. Chr. während der gemeinsamen Herrschaft des Mark Aurel und des Lucius Verus (vgl. AE 1934, 107). Satuminus amtierte allerdings nicht als Finanzprokurator der Gallia Belgica und beider Germanien, sondern al.s Ver waltungschef kaiserlicher Domänen im Trierer Raum (vgl. ILS 1383). Pilaum: Carr. proc. 435-438, Nr. 174. SO CIL XIII 12057 = ILS 9000
Galsterer: Röm. Steininschr., Nr. 146 (Köln) =
Deae I Vagdavercusti I Titus Flavius I Constans praef(ec tus) 15 praet(orio) em(inencissimus) v(ir). Der Göttin Vagdavercustis (von) Titus Flavius Constans, Präfekt der Prätor}anergarde, Angehöriger des Ritter standes. Vagdavercustis, eine batavisehe Kriegsgöttin, wurde beson ders am Niederrhein verehrt, T. Flavius Constans (praef praet. um 164-167 n. Chr.) wurde von Mark Aurel offenbar
124
Weihinschriften
in einer Sondermission nach Niedergermanien entsandt. Die vermutete germanische Abstammung entbehrt jeder Begrün du.ng. Sein Rangtitel em(inentissimus) 'll(ir) stand ihm als Prätorianerpräfekt zu (Cod. Iust. 9,41, II) . H. Schmitz: Gennania 24 (1940) 255-266; Pflaum: Carr. proc. 349-352, Nr. 149; G. Alföldy: Chiton II (1981) 190-194; Walser, lruchrift-Kunst, Nr. 39.
51 CILXIII 8701
=
ILS 235 (Rindern)
Marti Camulo I sacrum pro I salute [lNeronis] I Claudi Caesaris 15 Aug(usti) Germanici imp(eratoris) I [c)ives Remi, qui I (t]emplum constirulerunt. (Auf der linken und rechten Seite des Steins: je ein Lorbeerbaum; auf der Rückseite: Eichenlaubkranz
[corona civi ca] darin:) o(b) c(ives) s(ervatos). ,
Dem Mars Camulus geweiht für das Wohl des (Kaisers) Nero Claudius Caesar Augusrus Germanicus (vom) Stamm der Remer, die (auch) den Tempel errichtet ha ben. (Rückseite:) Wegen der Rettung (römischer) Bürger (wurde der Eichenlaubkranz [ Bürgerkrone] verliehen). =
Der Stein (s. Abb. S. 125), 1968 als Altartisch der Pfarrkir che in Rindern geweiht, wurde im frühen Mittelalter, z. Zt. des Friesen-Apostels Willibrord (?), als Reliquienschrein
genutzt. Die entsprechende Nische der Rückseite könnte allerdings auch aus früherer Zeit stammen. Der keltische Camulus, Hauptgottheit der Remer, ist hier mit dem römi schen Kriegsgott Mars gleichgesetzt. In Zeile 3 steht Tiberii als Vorname des Kaisers auf Rasur anstelle des ursprüng lichen Neronis. Tatsächlich erfolgte die Weihung also zwi schen 54 und 68 n. Chr. unter Nero, dessen Name nach seinem Sturz gelöscht wurde (damnatio memoriae). Die
Weihinschrift für Mars Camulus aus Rindern (Nr. 51) Foto: nach]. Fink, Abb. 7
126
Kaiserzeit
w�ihinschrift�n
Ergänzung der Lücke dürfte auf einen. Humanisten des 16. Jahrhunderts zurückgehen, der fälschheb den Vornamen des Kaisers Claudius einsetzte. j. Fink: Der Man-Camulus·St�in in du pfarrkirehe 1970) [mit guten Abb.].
�u
Rindern (K"dau
52 CIL XIII 6474 (Böckingen) I(ovi) O(ptimo) M(aximo) I et Mani Calturigi, Genlio loci C(aius) 15 lul(ius) Quietus I b(ene)f(iciarius) co(n) s(ularis) I v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito). Juppiter, dem Besten und Größten, und dem Mars Caturix (sowie) dem Genius des Ones hat Caius Iuüus
Quietus, BenefiZiarier des Statthalters, sein Gelübde ein gelöst gerne, freudig und verdientermaßen. 53 Archäologische Ausgrabungen i n Baden-Württemberg 1982, S.141 (Osterburken) I(ovi) O(ptimo) M(aximo) et lu(noni) Regin(ae) I et
Marti Exlalbiovici I dis deab(us)q(ue) 15 Omnibus I et Genio lo(ci) I pro se et suis I Q(uintus) Melicilus Respec-1 tus miles leg(ionis) VIII Aug(ustae) Jl0 b(ene)f(iciarius) co(n)s(ularis) v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito).
Juppiter, dem Besten und Größten, und der Königin Juno und dem Mars Exalbiovix sowie allen Göttern beiderlei Geschlechts und dem Genius des Ones hat für sich und seine Angehörigen Quintus Melicius Respectus, Soldat der 8. Legio Augusta, Benefiziarier des Statthal ters, sein Gelübde eingelöst gerne und verdientermaßen.
zuverlässige und erfahrene Soldaten, wurden auf Zeit von den üblichen Dienstverpflichtungen (beneficio
Benei f ciarii,
127
praesidis) freigestellt und zum Schutz der öffentlichen Ord
nung bzw. der Logistik als Straßenposten an Brücken, Kreuzungen usw. eingesetzt. Nach Erledigung ihres Auf trags weihten sie in der Regel einen Altar, oft mit Tagesda tierung (vgl. Nr. 54). In den vorliegenden Fällen dürfte es sich um private Stiftungen handeln (vgl. Nr. 56 f.). Neben Juppiter und Juno wurde besonders Mars in seinen viel fältigen Erscheinungsformen und der Schutzgott (Genius) des jeweiligen Stationierungsortes angerufen. Wie Carnulus (Nr. 51) sind auch Caturix und Exalbiovix (vgl. CIL XII 1300: Albiorix) keltische Gottheiten, die im Zuge der inter pretatio Romana (Tac. Germ. 43,3) mit dem römischen Mars identifiziert wurden. W. Eisenhut: Kl. Pauly 11 (1%7) 741 f., s. v. Genius: H. von Petrikovits: RAC X (1978) S60-S76, •. V. c�rrnania (Romana); E. Schallmayu: Denkmal pflege in Baden-Würuemberg 12 (1983) 133-142; Walser: lnsduift-Kunst, Nr. 23 ( Nr. 52 in du vorliegenden Sammlung). •
54 BRGK40 (1 959) 178, Nr. 147 (Obernburg) I(ovi) O( timo) M(aximo), lunon(i) I Rec(/)inae et Ge-l nio loci G(aius) Iul(ius) Servanl5dus b(ene)f(iciarius)
f
co(n)s(ularis) I leg(ionis) VIII Aug(ustae) I posuit idi b(us) I Iul(iis) Albino I et Aem(i)liano co(n)s(ulibus).
Für Juppiter, den Besten und Größten, für die Königin
Juno und den Genius des Ortes hat Gaius Iulius Servan dus, Benefiziarier des Statthalters aus der 8. Legio Augu sta, (den Stein) gesetzt an den Iden des Juli
m i
Konsu
lat(sjahr) des Albinus und des Aemilianus (lS.Juli 206 n. Chr.).
Die vollständige Nomenklatur der eponymen Konsuln von 206 n. Chr. lautet M. Nummius Umbrius Primus Senecio Albinus bzw. L. Fulvius Gavius Numisius Petronius Aemi lianus (CIL Vl29 691; VIII 6985). Die tagesdatierte Wei-
128
Weihinschriften
hung vom 15. Juli 206 dürfte anläßlich der Beendigung des Kommandos erfolgt sein; im Unterschied zu den vorigen Zeugnissen (Nr. 52 und 53) handelt es sich um eine offizielle Dedikation. Standort der Legio VIII Augusta war Stras bourg. Servandus kürzte seinen Vornamen hier mit G. statt mit C. ab. P. He�: Festkalender97-99, 240f.; L. Schumacher, in: Nieder-Oim(s. Nr. 45) 36 mit Anm. 61. 55 CIL V
6881 (Großer St. Bemhard)
lovi Poenino I L(ucius) Paccius, L(uci) f(ilius), Pal(atina tribu) I Nonianus I Fundis 15 (centurio) leg(ionis) VI Victricis P(iae) F(idelis) I ex voto. Für Juppiter vom Großen St. Bernhard (von) Lucius Paccius Nonianus, Sohn des Lucius, aus der Tribus Pa latina, von Fundi, Hauptmann der 6. Siegreichen Le gion, der Treuen und Zuverlässigen, aufgrund eines Ge lübdes. Das sorgfältig gearbeitete Votivtäfelchen (tabula ansata) dürfte in Trajanischer Zeit, jedenfalls nach der Ermordung Domitians (18. Sept. 96), gestiftet worden sein. Die seit 71 n. Chr. in Neuss stationierte Legio VI Victrix erhielt für ihre Treue im Saturninus-Aufstand Gan. 89) die ehrenden Beina men Pia Fidelis Domitiana, von denen der letztere nach Domitians Ermordung wieder entfiel. Wann bzw. in wel cher Richtung der Offizier den Paß überquerte, läßt sich nicht sagen, doch wird das Täfelchen aufgrund seiner Quali tät kaum in einer der Paßwerkstätten gefertigt worden sein. Bemerkenswert ist die vollständige Nomenklatur des Stifters mit allen Elementen eines römischen Bürgers. G. W:lOO: Swnmus Poeninus (Wiesbaden 1984) 109f., Nr. 27; L Schuma· eher: Römische Kaüer in Mainz (Boc:hum 1982) 48-55.
Kaiserzeit
129
56 CIL XIII 4630 (Naix)
Deae Epona[e] I et Genio Leuc(orum) I Tib(erius) Iu stinius I Titianus [b(ene)f(iciarius) 15 leg(ati) l]eg(ionis) XXII [P(rimigeniae) P(iae) F(idelis)) I Antonin[ian(ae)] I ex vo[to p(osuit)]. Der Göttin Epona und dem Genius der Leucer hat Ti berius lustinius Titianus, Benefiziarier des Legaten der 22. Legio Primigenia Antoniniana, der Treuen und Zu verlässigen, (den Stein) aufgrund eines Gelübdes gesetzt. 57 CIL XIII
(Mainz)
6741 =Römische Steindenkmä1er, Nr. 174
Deo Mercurio I Tib(erius) lustinius I Ael(ia) Augusta (narus) I Titianus b(ene)f(iciarius) 15 leg(aci) leg(ionis) XXII I et Servandia I Augusta (uxor) eius I v(orum) s(olverunt) Faustino et Rufmo I co(n)s(ulibus). Dem Gotte Mercur haben Tiberius Iustinius Titianus, aus Augsburg gebürtig, Benefiziarier des Legaten der 22. Legion, und seine Gemahlin Servandia, (ebenfalls) aus Augsburg, ihr Gelübde eingelöst i m Konsulatsjahr des Faustious und des Rufinus (210 n. Chr.). Nach den Weihinschriften zeichnen sich zwei Dienststellun gen des Soldaten (vgl. Nr. 52 und 53) der in Mainz gelegenen Legio XXII Primigenia ab: zunächst (210) war er mit der Sicherung von Verkehrswegen in Obergermanien betraut und stiftete nach seiner Rückkehr in die Garnison den Altar für Mercur zusammen mit seiner Gemahlin Servandia; die Soldatenehe hatte Septimius Severus {197 n. Chr.: Herod. 3,8,5) sanktioniert. Augusta zu Beginn von Zeile 7 wird in der Regel als Cognomen der Frau verStanden, doch spricht
130
Weihinschriften
Kaiserzeit
m. E. mehr für die Deutung als Herkunftsbezeichnung:
(Aela i ) Augusta; demnach stammten beide Ehegatten aus
Augsburg. In derselben Funktion fand Titianus dann Ver wendung in der Gallia Belgica: Vorort der civitas Leucorum war Tullum (foul). Da seine Stammeinheit hier mit dem Ehrennamen Antoniniana belegt wird, erfolgte die Weihung nach Beginn derAlleinherrschaft Caracallas (Feb. 211), der als Kaiser offiziell Imp. Caes. M. Aurelius Antoninus Aug. hieß. Sowohl Titianus wie seine Gemahlin tragen •pseudo gentilizischec Familiennamen, die von einem Cognomen (Iustinus/Servanda) abgeleitet sind. J. H. Jung: ANRW ll H (1982) 302-346; Walser: Inschrift-Kunst, Nr. 89.
58 CIL Xlli 506 R. Duthoy: The Taurobolium (Leiden 1969), Nr. 105 (Lectoure) =
S(acrum) M{atri) D(eum) I Aurelia Oppidana I tauropo lium (!) fecit I hosti{i)s suis sacerd{otibus) 15 Zminthio Proculiani (liberto) I et Pacio Agrippae (liberto) I Pol lione II etApro II I co(n)s(ulibus ante diem) XV k(alen das) Nov(embres). Geweiht der Göttermutter (von) Aurelia Oppidana; sie hat mit eigenen Schlachtopfern ein Taurobolium veran staltet, als Zminthius, Freigelassener des Proculianus, und Pacius, Freigelassener des Agrippa, Priester waren, im Jahr des jeweils zweiten KonsulatS des Pollio und des
Aper am 15. Tag vor den Kalenden des November {28. Okt. 176). 59 CIL XIV 2790 Matri Deum
I
=
Duthoy, Nr. 48 (Castiglione)
I Pompeius Rusonianus I 15 faciundis I taurobolium movit.
Magnae ldaeae
co(n)s(ul), XVvir sacris
131
Der Großen Göttermutter vom (Berge) Ida hat Pom peius Rusonianus, (vormals) Konsul (und) Quindecimvir ein Taurobolium veranstaltet. Das Taurobolium als Stieropferritual im Kult der kleinasiati schen Ma Bellona (Kybele) und des Attis erfreute sich seit dem 2.Jahrhundert n. Chr. auch im Westen zunehmender Beliebtheit und wurde als mystische Wiedergeburt bzw. als Reinigungsopfer verstanden. Die ·Phrygische Göttermutterc hatte seit dem Zweiten Punischen Krieg einen Tempel in Rom (Liv. 29, 10. H). Die Inschrift aus Aquitanien ist auf 176 n. Chr. datiert (vgl. Nr. 47f.), die zweite gehört in severiscbe Zeit, da Rusonianus 204 als Quindecimvir an der Säkularfeier teilnahm (vgl. Nr. 9). F. Cumont: Die orienulischen Religionen im römitdlen Heidenrum (Leipz.ig '1931) 43-67; R. Duthoy: The Taurobolium (Leiden 1969) 57fl.
60 AE 1922, 116
=
ILTG 141 (Bordeaux)
Deae Tutel(a)e Boudig(ae) I M(arcus)Aur(elius) Lunaris, IIIIIIIvir Aug(ustalis) col(oniarum) Ebor(aci) et I Lind(i)
prov(inciae) Brit(anniae) inf(erioris), 15 aram, quam vo ver(at) I ab Eboraci (!) avect(us), I v(otum) s(olvit) l(i bens) m(eritO) I Perpetuo et Corne(liano consulibus). Der Schutzgöttin Boudica (d. h. der Siegreichen) hat Marcus Aurelius Lunaris, Sevir Augustalis in Eb(u)ra cum und Lindum, Städten der Provinz Unterbritannien, einen Altar, den er beim Aufbruch von Eb(u)racum gelobt hatte, (gestiftet und damit) sein Gelübde eingelöst gerne und verdientermaßen im (Konsulats)jahr des Per petuus und des Cornelianus (237 n. Chr.). Offensichtlich handelt es sich um einen britannischen Händ ler (negotiator Britannicianus; vgl. CIL XIII 8164a; Strabo
132
Weihinschriften
Kaiserzeit
4,5,2) aus dem heutigen York, den seine Geschäfte in Zeiten
politischer Instabilität nach Gallien führten. In zwei Städten seiner Heimat (York/Lincoln) hatte er als Sevir Augustalis Funktionen im Kaiserkult übernommen, gehörte also zu den wohlhabenden und einflußreichen Kaufleuten. lnfolge der Constitutio Antoniniana (212) führte er Vor- und Gentil namen des Kaisers Caracalla . Organisatorisch war Britan nien seit der Herrschaft Caracallas in zwei Provinzen geteilt (Herod. 3,8,1 f.; Dio 55,23,3.6); Lunaris stammte aus der nordöstlichen Britannia inferior, wozu damals auch Lincoln gehörte. Die eponymen Konsuln des Jahres 237 hießen mit vollem Namen L. Marius Perpetuus und L. Mummius Felix Comelianus (CILXVI 146). A. R. Birley: The Futi of Roman Britain (Oxford 1981) 168-1n; 0. Schlipp schuh: Die Händler im römischm !Uismcich (Amnerdam 1974) 92-100, 139f., 2"-291. 61 CILXrri 1745 (Lyon)
I(ovi) O(ptimo) M(aximo) I Depulsori et I diis deabus que omnibus et 15 Gerrio loci I T(itus) Flav(ius) Latinia nus praefectus I vigilum I ...
I
Juppiter, dem Besten und Größten, dem Vernichter (der Feinde) und allen Göttern beiderlei Geschlechts sowie dem Genius des Ortes (von) Titus Flavius Latinianus, Kommandant der Wachtruppen.... Die Stiftung erfolgte vermutlich aus Anlaß eines (germani schen ?) Raubzuges; Larinianus war eher Präfekt der Feuer wehr in Lugdunum als Kommandant der stadtrömischen Vigiles (vgl. Nr. 95). Walser: lnschrif1-Kunst, Nr.
22.
62 CIL XI 4639
=
ILS 3001
133
(Todi)
Pro salute I coloniae et ordinis I decurionum et populi I Tudertis lovi Opt(imo) Max(imo) 15 Custodi Conserva tori, I quod is sceleratissimi servi I publici infando latro cinio I defixa monumencis ordinis I decurionum nomi na l1o numine suo eruit ac vindilcavit et metu pericu lorum I coloniam civesque liberavit.l L(ucius) Cancrius
Clementis lib(ertus) I Primigenius 115 sexvir et Augustalis et Flavialis I primus omnium his honoribus I ab ordine donatus I votum solvit.
Für das Wohl der Bürgergemeinde, des Gemeinderats und der Bevölkerung von Tuder (Todi) für Juppiter, den Besten und Größten, den Beschützer und Bewahrer:
denn er hat durch sein göttliches Wirken aufgedeckt, daß Namen von Mitgliedern des Gemeinderates durch das unsagbare Verbrechen eines ruchlosen Gemeindesklaven
an Grabsteinen angeheftet (und damit verwünscht) wor den sind; (die betreffenden Personen) hat er (vor dem
Fluch) bewahrt und (so) Gemeinde und Bürger von der
Furcht vor Gefahren befreit. Lucius Cancrius Primige nius, Freigelassener des Clemens, hat als Sevir Augustalis
und Sevir Flavialis - als erster von allen ist er vom Gemeinderat mit diesen (beiden) Ehren ausgezeichnet
worden - das Gelübde eingelöst.
Die Weihung als Dank für die Rettung einiger Gemeinderäte vor Schadenszauber vermittelt Einblicke in die religiöse Mentalität der sozialen Mittelschiebt gegen Ende des 1. Jahr hunderts n. Chr. Es handelte sich offenbar um einen Rache akt eines Gemeindesklaven, der von dem Stifter Primigenius in maßgeblicher Weise verhindert werden konnte. Eventuell war er damals selbst noch Sklave, jedenfalls erhielt er für
134
Weihinschriften
Kaiserzeit
135
'
seine Verdienste die beiden Würden im Kaiserkult der Julisch-Claudischen und der Flavischen Dynastie. Schadens zauber (defixio) als Form der Magie wurde wie Giftmord als Kapitalverbrechen geahndet (Dig. 48,8, 13); schon Plinius (nat. hist. 28,19) stellte fest, daß jeder sich vor Verwün schungen fürchte. BesonderS spektakulär verlief die Affäre um den Tod des Germanicus (19 n. Chr.), als Cn. Calpur nius Piso des Schadenszaubers beschuldigt wurde: •Man fand (in seinem Hause) Gebeine menschlicher Leichen, die aus Gräbern und Wandnischen (für Urnen) stammten, Zau berformeln, Verwünschungen und Bleitäfelchen mit dem eingeritzten Namen des Germanicus ... sowie andere Zau bermittel, von denen man glaubt, damit Seelen den unter irdischen Mächten überantworten zu können« (Tac. ann. 2,69,5; vgl. 3, 13,3). Einige wenige >Fiuchtäfelchen< mit lateinischen Verwünschungen wurden gefunden (z. B. CIL X8249; XI 1823). G. Luck: Hexen und Zauberei in der römischen Dichtung (Zürich 1962); M. Cipollone, in: Tuder.Verso un Museo della citta (fodi 1982) 158f. (lnv. 993, mit Abb.); W.Eder: Servitus pubüca (Wiesbaden 1980); L. Schumacher: Secvus Index (Wiesbaden 1982) 136-140.
proreta stand auf dem Schiffsbug, um dem Steuermann (gubemator) am Heck Zeichen für den Kurs zu geben. A. Büttner: Germani a 42 (1964) 66-72 (mit Abb.);J.Deininger: Germania 44 (1966) 138-142; D. Fishwick: JRS 59 (1969) 76-91; 0. Höckmann: Antike Seefahrt (München 1985) 136 ff.
64 CIL XII 654 (Ades) Bonae Deae I Caiena Priscae lib(erta) Attice I ministra. Der >Guten Göttin< (von) Caiena Attic(a), Freigelassene der Prisca, Dienerio (der Gottheit).
Ministra bezeichnet hier das weibliche Mitglied einer Kult gemeinschaft (vgl. ILS3994). Zur Gottheit vgl. Nr. 29.
F.Bömer: Untersuchungen über die Religion der Sklaven in Griechenland und Rom I (Wiesbaden '1981) 154-160.
65 CIL VI 44
=
ILS 1635 (Rom)
Herculi Aug(usto) sacr(um) I Felix Aug(usti) l(ibertus), optio et I exactor auri arg(enti) aeris, I item signat(ores), suppostores, 15 malliatores monetae Caesaris n(ostri).
63 AE 1966, 257 (Trier)
(In latere sequuntur nomina opificum ...) Sallustius Her
Num(inibus) Aug(ustorum) et Gen(io) proretar(um) I
mes, Mevius Cerdo, Asclepius Felicis (servus) I d(e) s(uo) d(onum) d(ederunt).l Dedicat(um ante diem) V k(alen
Liboni Mettus et Cracuna fr(atres) d(ono) d(ederunt). Der Majestät der (regierenden) Kaiser und dem Genius der Oberbootsleute haben die Gehrüder Libonius, Met tus und Cracuna, (dieses Schiff) zum Geschenk gemacht. Der Vordersteven (prora) aus Bronze gehörte zu einem wohl hölzernen Votivschiff; aus kunstgeschichtlichen Gründen (Haartracht des Galeonskopfes) ist die Weihung in die Zeit um 180 n. Chr. (Mark Aurel I Commodus) datiert. Der
das) Febr(uarias) l L(ucio) Vipstanio Messalla, M(arco) Vergiliano Pedone co(n)s(ulibus). Dem Hercules Augustus geweiht (von) Felix, Freigelas sener des Kaisers, Rechnungsbeamter im Range eines Optio und Kontrolleur (der Prägungen) in Gold, Silber und Bronze, sowie (den) für die Stempelausgabe, das Un terlegen des Schrötlings und den Hammerschlag zustän digen Bediensteten der Münzstätte unseres Kaisers.
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Kaiserzeit
Weihinschriften
(Auf der Seite des Steins folgen die Namen der Münz arbeiur in vier Kolumnen: in Kol. I d� signatores: 12 Freigewsene, 5 Sklaven; in Kot. II d� suppostores: 7 Freigelassene, 4 Sklaven; in Kol. l/1/IV d� malliatores: 11 Freigelassene, 21 Sklaven. Am Schluß von Kol. IV werden 3 Personen genannt, die evtl. als Vorsteher der malliatores stellvertretend für das gesamte Personal die Weihung vollzogen:) Sallustius Hermes, Mevius Cerdo, Asclepius, Sklave des Felix, haben aus eigenen Mitteln (die Inschrift) gestiftet. Geweiht am 5. Tag vor den Ka lenden des Februar im Konsulatsjahr des Lucius Vip stanius Messalla und des Marcus Vergilianus Pedo (28.Jan. 115 n. Chr.). Die Weihung erfolgte während des Partherkrieges Trajans am Tage des HerrschaftsantrittS des Kaisers (d�s imperii: 28. Jan. 98) durch das Personal der stadtrömischen Münze (/amili4 monetalis) und bietet wichtige Informationen zu ihrer Organisation. Aufgelistet sind die mit dem Prägevor gang befaßten Münzarbeiter: die suppostores waren für die Auflage des erhitzten Schrötlings auf den starr in einen Amboß eingelassenen Vorderseitenstempel zuständig, die malliatores vollzogen mit einem Hammer den Prägeschlag auf den beweglich aufgesetzten RückseitenstempeL Aus die sen Funktionen erklärt sich das Zahlenverhältnis zwischen beiden Gruppen. Die signatores dürften ü f r die Ausgabe der eigentlichen Stempel, ihren Einsan in den Amboß bzw. den Schaft und vielleicht auch für das Aufsetzen des beweglichen Oberstempels auf den Schrötling verantwortlich gewesen sein. Die Stempelschneider (scalptom: CIL VI 846-4 ILS 1638} sind hier wie die Hersteller der Schrötlinge (fla tuarii: CIL VI 8456} nicht erwähnt. Die Aufsicht über die Münzarbeiter führte der kaiserliche Freigelassene (M. Ulpius ?) Felix im Range eines militärischen Dienstgrads =
137
(optio: vgl. CIL VI43 ILS 1634); der in der Liste zuletzt genannte Asclepius wird sein Sklave gewesen sein. =
C. C. V�nMUk: Atcltuology 10 (1957) 100... 107; M. Radnoti-AHöldi: SN1t39 (1958159) 35-48; H. U. In.stinsky: Die Siegel des Kaisers Augusws (Baden Baden 1962) 44-50 mit Abb. 5/6. 66 CIL XIV 2856
=
ILS 376 (Palestrina)
Pietati I Fortunae Primig(eniae) I votis susceptis I salvis Augustis 15 M(arco) Aurelio Antonino et I L(ucio) Aelio Aurelio [Commodoß I Fortunatus verna I disp(ensator) eorum I et Aurelia Restituta lib(erta) j'0 l(oco) d(ato) d(ecreto) d(ecurionum) d(onum) d(ederunt). (In latere sinistro:) Dedicatum I (ante diem) IV idus Aug(ustas) I lmp(eratore) Commodo II I et Martio Vero I[l] 15 co(n)s(ulibus). Für Pietas (und) Fortuna Primigenia aufgrund geleisteter Gelübde für die Unversehrtheit der Kaiser Marcus Aure lius Antoninus und Lucius Aelius Aurelius Commodus (von) Fortunatus, (dem) hausgeborene(n) Sklave(n), ihrem Verwalter, und Aurelia Restituta, (der) Freigelas sene(n), gestiftet. Der Platz wurde auf Beschluß des Gemeinderates zur Verfügung gestellt. (Auf du linken Schmalseite:) Geweiht am 4. Tag vor den Iden des August im Jahre des jeweils zweiten KonsulatS des Kaisers Commodus und des Martius Verus (10. Aug. 179 n. Chr.).
Die Weihung nimmt wahrscheinlieb Bezug auf den Quadeo Sieg des Kaisers Mark Aurel (und seines Prätorianerpräfek ten P. Tarutieous Paternus) an der Donaufront (Dio 71,33,3f.); damals wurde Mark Aurel zum zehnten Male, sein Sohn und (seit t.Jan. 177) Mitaugustus Commodus
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Weihinschriften
Kaiserzeit
folgte demnach im Winter 308/309, zur Zeit der sog. •Dritten Tetrarchie<. Als Nachkommen des juppiter apo strophierten sich die Augusti Diocletian, Galerius und Lici nius (ILS 676), sowie der Caesar Maximinus Daia. Maximian als senior Augustus und Constantin als Caesar leiteten sich von Hercules ab. Die auf Rasur stehende Inschrift doku mentiert eine letzte Nachblüte des Mithras-Kultes.
zum dritten Male als siegreiche Feldherrn akklamiert (BMC Emp. IV 5().4, Nr. 785; 506, Nr. 795). Nach seiner Ermor dung (31. Dez. 192) wurde der Name des Cornmodus in der Frontalinschrift eradien, die Datierung auf der Seite aller dings übersehen. Fonuna Primigenia war die besondere Schutz g o t theit von Praeneste. Fonunatus, der sich stolz als hausgeborenerSklave (vema) bezeichnet (vgl. Nr. 213), war hier als Verwalter kaiserlichen Grundbesitzes eingesetzt, seine •Gemahlin< bzw. Lebensgefährtin Restituta verdankte ihre Freilassung dem Kaiser Mark Aurel, wie ihr Gentilname Aurelia verrät.
J. Moreau: Scripta minora (Heidelberg 1%4) 62-71; H. Feld: Der Kaiser Licinius (Diss. Saarbrücken 1960) 66-86; W. SeSton: Oiocletien ct Ia Htrar chie (Paris 1946) 211-230; R. Merkelbach: Mithras (Königstein 1984) t87f. und 377 (Abb. 142); F. Kolb: Diocletian und die Erste Tetrarchie (Berlin I New York 1987) 88-114.
A. R. Birley: Mark Aurel (München t%8) 373-376; H. Chantraine: Freigew sene und Sklaven im Dienst der römischen KaiJu (Wiesbaden I%7).
67 CIL ßi -«13 = ILS 659 {Petronell)
D(eo) S(oli) I(nvicto) M{ithrae), I fautori imperii sui, I lovii et Herculii I reügiosissimi 15 Augusti et Caesares I sacrarium
I
restituerunt.
Dem unbesiegten Sonnengott Mithras, dem Schützer ihrer Herrschaft, haben die Jovier und Herculier, die allerfrömmsten Augusti und Caesares, sein Heiligtum wiederhergestellt.
Im Herbst 308 n. Chr. kamen auf Initiative des Galerius die - Diocletian und Maximian - zur sog. •Konferenz von Carnuntum< {Petronell) zusammen, wo am 11. November Licinius von dem regierenden Kaiser Galerius als Mitaugustus erhoben wurde (Lact. mort. pers. 29,2; Zosim. 2,10 f. ). Caesar des Galerius im Osten blieb Maximi nus Daia, Constantin, der Sohn des Constantius Chlorus, wurde als Caesar im Westen anerkannt; kurz darauf erhiel ten beide den Titelfilius Augustorum (Lact. mort. pers. 32). Die Erneuerung des Mithras-Tempels zu Carnuntum er-
139
seniores Augusti
_
Republik
IV
Bauinschriften
·
Stiftungen
68 CILI2617 = ILLRP24SO = Degrassi: Imagines, Nr. 180 (Castel San Pietro bei Bologna) M(arcus) AemiJius M(arci) f(ilius) M(arci) n(epos) I Lepi
dus co(n)s(ul). suurn) XV.
I
(Milia passuum) CCLXIIX, (milia pas
Marcus AemiJius Lepidus, Sohn des Marcus, Enkel des Marcus, Konsul. 268 Meilen (nach Rom}, 15 Meilen (nach Bologna). Als Konsul ließ M. Aemilius Lepidus 187 v. Chr. nach
erfolgreichen Feldzügen gegen die Ligurer eine Straße von Placentia (Piacenza) nach Ariminum (Rimini) anlegen, um (nach augusteischer Auffassung) den Anschluß an die Via Flaminia zu gewinnen (Liv. 39,2, 10; vgl. Strabo 5,1,11). Die Region wird nach dieser Straße noch heute als Emilia bezeichnet. Von den Zahlen gibt erstere die Entfernung von Rom, zweitere die Wegstrecke nach Bononia (Bologna) an. Gestaltung und Formular des Meilensteins legen die Vermu tung nahe, daß er erst in gracchischer Zeit gesetzt wurde. G. Radke: RE Suppl. XIII (1973) 1575-95, s. v. viae publicae (5); Th. Pekary: Untersuchungen %u den römi.schen Rcichuu-alkn (Bonn 1968) 37-55; H. E. H=ig: ANRWII I (1974) 593-648, bes. 599ff. und 62lff. mit Taf.l.
69 CIL J2 638 = ILL�454 = A. Degrassi: Imagines, Nr. 192 (bei Polla) [. . .]
I
� I
viarn fecei ab Re o ad Capuarn et I in ea via tabelariosque poseivei. Hince
ponteis omneis, miliarios
141
sunt I Nouceriam meilia (passuum) LI, Capuarn XXCIIll, 15 Muranum LXXllii, Cosentiam CXXIII, Valentiam CLXXX... , ad fretum ad I statuam CCXXXI ... , Regium CCXXXVII. I Suma af (!) Capua Regium meilia (passuum) CCCXXI. ... I Et eidem praetor in Sicilia fugiteivos Italicorum j1° conq_uaeisivei redideique I homines DCCCCXVII eidemque I primus fecei, ut de
agro poplico I aratoribus cederent paastores (!). I Forum aedisque poplicas heic fecei.
. . . die Straße von Rhegium nach Capua habe ich anlegen und an dieser Straße alle Brücken, Meilensteine und Entfernungstäfelchen anbringen lassen. Von hier nach Nuceria sind es 51 Meilen, nach Capua 84, nach Mura num 74, nach Cosentia 123, nach (Vibo) Valentia 180 (?), an die Meerenge (von Messana) bis zu (meinem ?) Stand bild 231 (?), nach Rhegium 237. Insgesamt (beträgt die Entfernung) von Capua nach Rhegium 321 (?) Meilen.
Ebenso habe ich als Prätor entlaufene (Sklaven) der Italiker in Sizilien aufspüren lassen und 917 Personen (ihren Herren) zurückgegeben. Als erster habe ich (außerdem) veranlaßt, daß die Hirten den Ackerbauern Gemeindeland überließen. Hier (an diesem Ort) habe ich einen Markt(flecken ?) anlegen und öffentliche Gebäude errichten lassen.
Der Fundort des sog. >Eiogium von Polla< in Lucanien wird in der Regel mit einem antiken Forum Popili (Tab. Peut.) gleichgesetzt, und die akephale Inschrift deshalb traditionell dem P. Popillius Laenas (cos. 132) zugewiesen. Ein ebenfalls in dieser Region bezeugtes Forum Anni (SalJ. bist. 3, 98) und der Meilenstein eines Prätors (!) T. Annius (ILL� 454a) an der bezeichneten Straße nach Rhegium (Reggio Calabria) schienen eher für einen Bezug auf T. Annius Rufus (cos. 128)
142
Bauinschriften Stiftungen
Republik
·
zu sprechen. Zuletzt wurde App. Claudius Puleher (cos. 143) als Verfasser der Inschrift vorgeschlagen mit dem
Hauptargument, die Zuweisung von Weideland an Bauern beziehe sich auf seine Tätigkeit in der gracchischen Acker kommission (vgl. Nr. 12). Für jede der Identifizierungen sprechen einige Gründe, am meisten vielleicht für die letzt genannte. In diesem Falle wäre die Aufspürung entlaufener Sklaven (vgl. Dig. 1,15,5; Aug. r. g. 25) jedenfalls vor dem ersten Sizilischen Sklavenkrieg (um 138-132 ?) anzusetzen. Die bezeichnete Straße dürfte App. Puleher dann 143 als Konsul, evtl. auch 137 v. Chr. als Zensor (vgl. Plut. Ti. Gracch. 4,1) angelegt haben. Da nur der untere Quader der Inschrift erhalten ist, könnten im verlorenen Teil die militä rischen Aktionen gegen die Salasser und der umstrittene Triumph (vgl. Dio frg. 74) verzeichnet gewesen sein. Zur Persönlichkeit des Senators würde die Selbstdarstellung gut passen. Die Entfernungsangaben der Straße (Via Appia ?) sind auf den Standort der Inschrift bei Polla ( Apollonia ?) bezogen, wo eine Siedlung (Forum Appi ?), evtl. auch nur ein Marktplatz angelegt wurde. Nach Norden führte sie über Nuceria (vgl. Nr. 263 und 264) bis Capua (mit Anschluß an die bekannte Via Appia), im Süden über Mu ranum (Morano), Cosentia (Cosenza), Vibo Valentia nach Rhegium (Reggio Calabria). Etwa 6 Meilen {15 km) nördlich des Ziels erreichte sie das Meer; an diesem Punkt ließ Claudius Puleher (?) eine Statue errichten, die ihn vermut lich selbst darstellte. =
-
Gordoo: lntroduction, Nr. 12; G. Radke: RE Suppl. XIII (1973) 1509-12, s. v. viu publicu; F. T. Hinricbs: Hinoria 16 (1967) 162-176; 18 (1969) 251-255; T. P. Wiseman: PBSR32 (1964) 21-37; 37 (1969) 82-91; 38 (1970) 122-135; G. P. Verbruggbe: CPh68 (1973) 25-35; ]. Britcoe: JRS64 (1974) 125-llS.
70
38 ILLR Pl 460a CILXVII2, Nr.294 Degrassi: Imagines, Nr. 194 (Rieu de Treillest
AE 1952, =
143
=
=
CIL
72. 2q 31
Cn(aeus) Domitius Cn(aei) f(ilius) I Ahenoba'ibus I imperator I (milia passuum) XX.
Cnaeus Domitius Ahenobarbus, Sohn des Cnaeus, sieg reicher Feldherr. 20 Meilen (nach Narbonne). Domitius Ahenobarbus, cos. 122 v. Cbr., ist der Erbauer der nach ihm benannten Via Domitia von der Rhöne an die Pyrenäen. Als Prokonsul schlug er 121 bei Avignon die Averner unter ihrem König Bituitus vernichtend (Vell. 2,10,2) und wurde deshalb von den Truppen als imperator akklamiert. Etwa 117 feierte er seinen Triumph in Rom. Zwischenzeitlich organisierte er die neue Provinz Gallia (Narbonensis). Ihr Verwaltungszentrum Narbo Martius (Narbonne) wurde 118 als römische Kolonie deduziert (Vell. 1, 15,5). Da die Distanzangabe des Meilensteins bereits auf Narbo bezogen ist, kann der Ausbau dieses Straßenab schnitts frühestens in diesem Jahr stattgefunden haben. Die Inschrift ist damit auf 118/117 v. Chr. datiert. I. König: Die Meilensteine der Gallia Narbonensu (Be.rn 1970) 57-62 und 27Sf., Nr. 256.
71 CILI2737
=
ILLRP2367 (Rom)
Q(uintus) Lutatius Q(uinti) f(ilius) Q(un i ti) [n(epos)] Catulus co(n)s(ul) I substructionem et tabularium I de s(enatus) s(ententia) pro[bavit}.
faciundum coeravit, [ei]demque
I
Quintus Lutatius Catulus, Sohn des Quintus, Enkel des Quintus, hat als Konsul den Unterbau u n d das Archiv nach Weisung des Senats errichte n lassen und gleicher maßen abgenommen.
144
Bauinschriften Stiftungen
Republik
·
Nach Einäscherung des Kapitols (83 v. Chr.) ließ Sulla den Tempel wiederherstellen, der 69 v. Chr. von Q. Lutatius Catulus geweiht wurde und bis zum Brand des Vier-Kaiser Jahres 69 Bestand hatte (Tac. hist. 3,72). Im Zuge dieser Maßnahmen wurde auch das Tabularium als (neues) Staats archiv erbaut und 78 v. Chr., iin Konsulatsjahr des Catulus, fertiggestellt. Die im Rahmen des Werkvertrages (locatio conductio) erfolgten Arbeiten wurden durch den Magistrat >abgenommen< (probatio operis: vgl. Liv. 4,22,7; 45,15,9), allerdings nicht im Sinne einer modernen >Bauabnahme<, sondern als >Billigung< des erfüllten Werkvertrages.
t
F. Münzer: REXIII2 {1927) 2082..,,4, s. v. Lu atius 9; Nash: Bildlexikon II 402-408, s. v. Tabularium; R. Samter: ZRG26 {1905) 125-144; J. A. C. Thomas: RIDA Ill 18 (1971) 673-689.
72
CILI2751 ILLRP2 379 Nr. 167 (Rom) =
=
Degrassi: Imagines,
(
L(ucius) Fabricius C(ai) f(ilius) cur ator) viar(um) faciundum coeravit I eidemque I probaveit. M(arcus) Lollius M(arci) f(ilius), Q(uintus) Lepidus
M(ani) f(ilius) co(n)s(ules) ex s(enatus) c(onsulto) proba verun[t]. Lucius Fabricius, Sohn des Caius, hat als Leiter des Straßenbaus (die Brücke) bauen lassen und gleicherma
ßen abgenommen. Marcus Lollius, Sohn des Marcus, (und) Quintus Lepi dus, Sohn des Manius, haben als Konsuln auf Senatsbe schluß die Bauabnahme (erneut) vollzogen.
62 v. Chr. wurde mit der Fertigstellung des Ponte Fabricio
eine Verbindung zwischen Tiberinsel und dem östlichen Ufer geschaffen (Dio 37,45,3), die in den folgenden Jahren durch die Brücke des Cestius zum Janiculum verlängert wurde. Die Bauinschrift des Fabricius ist beidseitig über
145
beiden Brückendurchfahrten angebracht, dazwischen je weils die Formel der >Abnahme<. Die zweite Inschrift mit Nennung der Konsuln von 21 v. Chr. - M. Lollius und Q. Aemilius Lepidus - wurde darunter in wesentlich kleineren Buchstaben beidseitig des Bogens angebracht, welcher der Insel benachbart ist. Sie nimmt Bezug auf Ausbesserungs arbeiten, die infolge der Überschwemmung von 23 v. Chr. (Dio 53,33,5) notwendig geworden waren. Gordon: Introduction, Nr. 18; J. Le Gall: Le Tibre (Paris 1953) 205-209; Nash: Bildlexikon II 189f., s. v. pons Fabricius.
73
ILLRP2 598 (Frigento)
C jL
f 2..
J 4 f'1
C(aius) Quinctius C(ai) f(ilius) Valgus, I L(ucius) Sepu nius L uci) f(ilius) quinq(ue)n(nales) I murum, portas, forum, porticus, curia(m), cisterna(m) I de d(ecurionum) s(ententia) facie(ndum) curar(unt) eid(emque) prob(a runt).
(
j
Caius Quinctius Valgus, Sohn des Caius, (und) Lucius
Sepunius, Sohn des Lucius, haben als Bürgermeister mit Zensusfunktion Mauern, Tore, Marktplatz, Rathaus (und) Wasserreservoir auf Beschluß des Gemeinderats bauen lassen und (die Bauten) abgenommen. 74 CIL 121633 ILLRP2 646 Nr.252 (Pompeji) =
=
Degrassi: Imagines,
C(aius) Quinctius C(ai) f(ilius) Valg(us), I M(arcus) Por cius M(arci) f(ilius) I duovir(i) dec(urionum) decr(eto) I theatrum teeturn 15 fac(iundum) locar(unt) eidemq(ue) prob(arunt .
)
Caius Quinctius Valgus, Sohn des Caius, (und) Marcus Porcius, Sohn des Marcus, haben als Bürgermeister auf
146
Bauinschrifttn
·
Stiftungen
Republik
Beschluß des Gemeinderats die Errichtung eines über dachten Theaters in Auftrag gegeben und (den Bau) ab genommen. ILLRP26<45 75 CIL 12 1 632 Nr.251 (Pompeji) =
=
147
Gordon: lntroduction, Nr. 17; R. Etienne: Pom�ji (Stuttgan 21974) 106-111, 394-401; P. Castrt!n: Ordo Populusque Pom�ianus (Rom 1975) 87-91, 209-212.
76 CIL 121576
Degrassi: Imagines,
=
ILLRP2 559 (Cajazzo)
M(arcus) Herennius M(arci) f(ilius) Gallus,l Q(uintus) Veserius Q(uinti) f(ilius) duovir(i) I quinq(uennales) I d(e) d(ecurionum) s(ententia) f(aciundum) c(uraverunt)
C(aius) Quinctius C(ai) f(ilius) Valgus, I M(arcus) Por cius M(arci) f(ilius) duovir(i) I quinq(uennales) coloniai honoris I caussa spectacula de sua 15 peq(unia) fac(iunda) coer(averunt) et coloneis I locum in perpetuom dede
eidemq(ue) prob(averunt). 15 Arcitectus Hospes Appiai ser(vus).
r(unt).
Marcus Herennius Gallus, Sohn des Marcus, (und) Quintus Veserius, Sohn des Quintus, haben als Bürger meister mit Zensusfunktion auf Beschluß des Gemeinde
Caius Quinctius Valgus, Sohn des Caius, (und) Marcus Porcius, Sohn des Marcus, haben als Bürgermeister der Stadt mit Zensusfunktion um der Ehre willen auf eigene Kosten Spiele veranstalten lassen und ihren Mitbürgern
rats (den Bau) errichten lassen und abgenommen. Archi tekt (war) Hospes, Sklave der Appia.
den Platz für alle Zeiten übergeben.
Caiatia (östlich von Capua) wurde als municipium von duumviri geleitet. Herennius Gallus könnte mit dem gleich
Quinctius Valgus und sein Kollege M. Porcius gehörten zu den führenden Neubürgern der Sullanischen Colonia Cor nelia Veneria Pompeianorum (Pompeji) im Jahre 80 v. Chr. Mitte der siebziger Jahre wurden sie erstmals zu duumviri gewählt und errichteten das •Kleine Theater• auf Beschluß des Gemeinderats, der zumindest einen Teil der Kosten aufbrachte. 70 v. Chr. wurden sie erneut gewählt und führ ten als quinquennales den Zensus in Pompeji durch. Damals stifteten sie das berühmte Amphitheater (vgl. Nr. 263 und 264). Bevor Valgus nach Pompeji kam und sich seine Dien ste zunächst von Sulla, dann von Pompeius mit ausgedehn tem Grundbesitz honorieren ließ, bekleidete er um 85 v. Chr. das quinquennale Duumvirat einer unbekannten Gemeinde in der südlichen Campania (bei Abellinum). Für den sozialen Aufstieg des Mannes aus dem Hirpiner-Land hane der Bundesgenossenkrieg (91-89 v. Chr.) die Weichen gestellt.
namigen Schauspieler aus Gades (Cic. fam. 10,32,2) ver wandt gewesen sein. Die durch die Nennung eines unfreien Architekten interessante Inschrift gehört in die Zeit Caesars. �
77 CIL 12 1688
=
ILLRP257<4 (Padula)
Ansia Tarvi f(ilia)
I
Rufa ex d(ecurionum) d(ecreto)
circ(a) llucum macer(iam) I et murum et ianu(am) 15 d(e) s(ua) p(ecunia) f(aciendum) c(uravit). Ansia Rufa, Tochter des Tarv(i)us, hat auf Beschluß des Gemeinderats um den Hain einen Zaun und eine Mauer mit einem Eingang auf eigene Kosten errichten lassen. Der Name des Vaters deutet auf keltische Herkunft, seine Tochter lebte in der Landschaft Lukanien (bei Tegianum).
148
Bauinschriften Stiftungen
Republik
·
149
I
Die Bauinschrift erscheint für die Beteiligung von Frauen am religiösen b�w. kulturellen Leben in italischen Gemeinden von Interesse.
78
ILS 3102
=
ILLRP2160 (Rom)
P(ublio) Servilio, L(ucio) Antonio co(n)s(ulibus) I a(n te) d(iem) IIII k(alendas) Sext(iles) I locavit Q(uintus) Pedius q(uaestor) urb(anus) I murum Iunoni Lucinae [5 H5 AAÄ��tl\dl\'\tR\'1 I eidemque probavit. Im Konsulatsjahr des Publius Servilius und des Lucius Antonius, am 4. Tag vor den Kalenden des Sextilis, hat Quintus Pedius als Stadtquästor die Mauer (um das Heiligtum} der Juno Lucina für 380000 Sestenen in Auftrag gegeben und (den Bau bzw. die Erneuerung) abgenommen (29.Juli 41 v. Chr.). Q. Pedius war der Sohn des gleichnamigen Konsuls, der 43 v. Chr. mit Oktavian das (Suffekt-)Konsulat bekleidet hatte. Der Monat Sextilis wurde 8 v. Chr. zu Ehren des Augustus in •August« umbenannt (vgl. Nr. 198), wie zuvor (H v. Chr.) zu Ehren Caesars der Quinctilis in •Juli« umbe nannt worden war (vgl. Nr. 199). Die Baumaßnahmen erfolgten im Rahmen eines Werkvertrags (locatio conductio operis; vgl. Nr. 71); bemerkenswert erscheint die Form der Zahlenangabe in Zeile 5. Im Heiligtum der für die Geburts hilfe �uständigen Juno Lucina auf dem Esquilin (geweiht am 1. Män 375 v. Chr.) wurden am Stiftungstag die Matronalia gefeiert (CIL 12, S. 233).
D.
K.ie.wt: Augustus (Dannstadt 1982) 188f.; M. Kuer: Das römische Privatrecht I (München 11971) 570-Sn.
79 CILI21744
=
ILLRP1 567 (Montesarchio)
L(ucius) Scribonius L(uci) f(ilius) Lib(o) pater, I L(ucius) Scribonius L(uci) f(ilius) Libo f(ilius) I patronei tuereis ex d(ecurionum) d(ecreto) I f(aciendas) c(uraverunt). Lucius Scribonius Libo, Sohn des Lucius- der Vater (und) sein Sohn Lucius Scribonius Libo, Sohn des Lucius, haben als Patrone (der Gemeinde) auf Beschluß des Gemeinderats die Türme errichten lassen. Einer der beiden Patrone bekleidete 34 v. Chr. das Konsulat, die Bauinschrift gehört also in die �weite Hälfte des 1. Jahr hundertS v. Chr. F. Münur: REU AI (1921) 881-885, s. v,
80
ILS 8891 ILL�426 Nr. 178 (Marsala) =
=
Sc::ribonius 19/20.
Degrassi: Imagines
,
Mag(no) Pompeio Mag(ni) f(ilio) Pio imp(eratore), augure, I co(n)s(ule) des(ignato), por[ta]m et turres I L(ucius) Plinius L(uci) f(ilius) Rufus leg(atus) pro pr(ae tore}, pr(aetor) des(ignatus), f(acien as) c(uravit).
�
Unter Magnus Pompeius Pius, dem Sohn des Magnus, siegreiche(m) Feldherr(n}, (dem} Augur, designiene(m) Konsul, hat Lucius Plinius Rufus, Sohn des Lucius, proprätorischer Legat, designierter Prätor, das {Stadt)tor und die (Wehr-)Türme errichten lassen. Sex. Pompeius, jüngster Sohn des Caesar-Gegners Pom peius Magnus, führte seit 43 v. Chr. das Cognomen seines Vaters als Vornamen. Mit seiner Flotte beherrschte der >See(räuber)könig< das westliche Mittelmeer und störte emp findlich die Getreideversorgung Roms. Im Vertrag von
150
Bauinschriften Stiftungen
Republik
·
Misenum (Frühsommer 39 v. Chr.) wurde er in die Allianz zwischen Oktavian und M. Antonius eingebunden, für das Konsulat (33 v. Chr.) designiert und in das Auguralkolle gium aufgenommen {App. b. c. 5,72,305; Dio 48,36,4 f. ). Das Konsulat bekleidete er dann ebensowenig wie sein Stabsoffizier Rufus die Prätur. Im Sommer 36 v. Chr. wurde er bei Naulochos (Sizilien) von der Flotte Oktavians unter M. Agrippa vernichtend geschlagen (vgl. Nr. 7 und 118) und fand wenig später den Tod in Kleinasien. Die in der Inschrift angesprochenen Baumaßnahmen in Lilybaeum fanden im Winter 39/38 v. Chr. statt. B. Schor: Beiträge zur und passim.
81 CIL V 525
Geschichte des Sex.
Pompeius
Imperator Caesar, designiert für das dritte Konsulat, zum zweiten Male Triumvir zur (Neu-)Konstituierung des Gemeinwesens, hat die (Stadt-)Mauer und die (Wehr-)Türme-errichten (lassen). Friedrich 111., Römischer Kaiser, Herzog von Österreich usw. sowie Herr von Triest, ließ zum vierten Male die Mauer wieder erneuern. Die Bauinschrift von Teegeste spielt in der Diskussion um das Enddatum des Triumvirats zwischen Oktavian, Anto nius und Lepidus eine zentrale Rolle und damit auch für die These vom Staatsstreich Oktavians Anfang 32 v. Chr. Seit Beginn des Jahres 39 nannte er sich Imp. Caesar ( Vor und Familienname), hier bezeichnet er sich als Triumvir zum zweiten Male. Die Iteration des Amtes nimmt Bezug auf den Vertrag von Tarent (Sept./Okt. 37), dessen Ergeb nisse wohl analog zur Lex Titia gesetzlich sanktioniert wur den, allerdings rückwirkend zum 1. Januar 37 als Beginn der zweiten fünfjährigen Amtsperiode (Quinquennium): Dio 48,54,6; App. b. c. 5,95,398; App. Ill. 28,80; Aug. r. g. 7. Bereits 39 v. Chr. hatten die Triumvirn ihre Konsulate fest gelegt (App. b. c. 5,73,313): Oktavian, cos. (suff.) 43, sollte das Amt 33 und 31 bekleiden, war im Jahr von Actium also cos. III. Die hier bezeichnete Designation setzt das zweite Konsulat, das er am 1. Januar 33 für einen Tag übernommen hatte, voraus, gleichzeitig bestimmt sein Amt als Triumvir (li) den 31. Dezember 33 als Terminus ante für die Bauin schrift, die damit in das Jahr 33 v. Chr. datiert ist. Kaiser Friedeich III. (reg. 1452-93) ließ dieses Zeugnis 1470 ab schreiben und mit entsprechendem Zusatz anläßtich eige ner Sanierungsmaßnahmen am Stadttor von Triest anbrin gen. Die erhaltene Kopie bestätigt die Ergänzung der anti ken Inschrift. =
ILS 77 ILLRP2418 Imagines, Nr. 182 (Triest) =
(Stuttgart 1978) 39-SS
151
=
=
Degrassi:
[Imp( erator) Caesar] co(n )s( ul) desig( natus) tert(ium ), I (Illvir r(ei) p(ublicae)] c(onstituendae) iter(um), I murum turresque fecit. Imperator Caesar, designiert für das dritte Konsulat, zum zweiten Male Triumvir zur (Neu-)Konstituierung des Gemeinwesens, hat die (Stadt-)Mauer und die� (Wehr-)Türme errichten (lassen).
82 Inscr. It. X 4, Nr. 20 (Triest): mittelalterliche Abschrift Imp(erator) Caesar co(n)s(ul) design(atus) I tert(ium), Illvir r(ei) p(ublicae) c(onstituendae) iterum, I murum turresque fecit. I Fri(dericus) ter(tius) Ro(manorum) imp(erator), dux Aust(riae et) c(etera) do(minus)q(ue) Terl5gesti, 1111 vice muru[m reaedi]ficari iussit.
V. Fadinger: Die Begründung des Prinzipats (Berlin 1969) 89-130; L. Schuma cher: Historia 34 (1985) 191-222.
152 83
Bauinschriften
·
AE 1964, 255 (Rom); vgl. AE 1968, 531
lussu Imp(eratoris) Caesaris Divi f(ili) I C(aius) Corne il us Cn(aei) f(ilius) Gallus I praef(ectus) fabr(um) Caesa ris Divi f(ili)
I
forum lulium fecit.
Auf Befehl des Imperator Caesar, Sohn des vergötdich ten (Iulius), bat Caius Cornelius Gallus, Sohn des Cnae us, als Chef der Pioniere Caesars, Sohnes des vergötdich ten (Diktators), den Iulischen Markt anlegen (lassen). 84 CIL VI 882
=
Kaiserzeit: Kaiser
Stiftungen
ILS 115 (Rom)
153
(Dio 53,23,5-24,1; Suet. Aug. 66); die Erinnerung an ihn wurde getilgt. Caligula ließ den Obelisken dann um 37/38 n. Chr. nach Rom überführen (Piin. nat. bist. 16,201 und 36,74) und die zweite Inschrift anbringen, um seine Zugehö rigkeit zur gens lulia zu betonen. Im Gegensatz zu Augu stus war Tiberius bekanntlich nicht divinisien worden (Dio 59,3,7 f.). E. Harunann: Gymnasium 72 (1965) 1-8 mit Taf.l; H. Vollunann: Gymna sium n (1965) 328-330; 74 (1967) 501-508; Gordon: lnuoduction, Nr. 35; j. Blinsdorf: ZPE 67 {1987) 43-SO. 85 AE 1966, 425
=
IEph 459 (Ephesos)
Divo Caesari Divi Iulii f(ilio) Augusto, I Ti(berio)
[Benef]icio Ca[esaris] I Augusti ex rediti[bus] I agrorum
Caesari Divi Augusti f(ilio) Augusto I sacrum.
sacrorum, I quos is Dianae de[dit),
Dem vergötdichten Caesar Augustus, dem Sohn des vergötdichten lulius, (und) dem Tiberius Caesar Augu stus, Sohn des vergöttlichten Augustus, geweiht. Von den beiden Zeugnissen auf dem Vatikanischen Obelis ken in Rom (Petersplatz) wird das frühere vom Text der zweiten Inschrift überdeckt. Die ursprüngliche Bauinschrift war in Bronzebuchstaben angebracht, von denen die Dübel-v Iöcher erhalten sind, so daß die Lesung nur anhand des •Zapfenalphabets• erfolgen kann. Bei Comelius Gallus han delt es sich um den bedeutenden Dichter von Elegien, den Oktavian zum ersten Priifekten von Ägypten ernannte (Dio 51,17, 1; ILS 8995). Kurz zuvor, d. h. in der zweiten Hälfte des Jahres 30 v. Chr. dürfte Gallus noch als praefectus fabrum den •lulischen Markt< angelegt haben. Ob es sieb um einen Marktplatz in Alexandria oder um einen Marktflecken nahe der Stadt (Nikopolis/Iuliopolis) handelte, läßt sich nicht entscheiden. 26 v. Chr. beging GalJus Selbstmord, nachdem ihm Augustus seine Freundschaft entzogen hatte
15
via strata Sex(to)
Appul[eio) I pro co(n)s(ule). Durch Gnadenerweis des Kaisers Augustus wurde aus den Einkünften der heiligen Äcker, welche er der Diana schenkte, die Straße gepflastert unter der Statthalter schaft des Sextus Appuleius. Sex. Appuleius, cos. ord. 29 v. Chr. und Verwandter des Augustus, amtierte etwa 23/21 v. Chr. als Pro��>nsul in der Provinz Asia. Die Kaisenitulatur verrät eine Ubersetzung des Textes aus dem griechischen Original. Diana ist die bekannte Anemis von Ephesos (Apg. 19,23-40), ihre •heili gen Äcker• im Karystos-Gebiet erwähnt der Geograph Strabo (14,1,26). Gepflasten wurde der östliche Abschnitt der Kuretenstraße in Höhe des •Prytaneion<. 0. Knibbc: R.ESuppl. XII {1970) 1646f., s. v. Epbesos; H. H:alfuwm: Epi graphica AnatOiica 10 (1987) 83-89, Taf. 6.
154
Bauinschriften
·
Stiftungen
86 CIL Vl31537d (Rom)
(In vertice:) Pomerium. (In fronte:) Ti(berius) Claudius I Drusi f(ilius) Caisar I Aug(ustus) Germanicus I pont(ifex) max(imus), trib(u nicia) pot(estate) 15 VIII!, iinp(erator) XVI, co(n)s(ul) IIII, I censor, p(ater) p(atriae) I auctis populi Romani I finibus pomerium I amplia:lit termina:litq(ue).
(Oberseite:) Geheiligte Stadtgrenze (Roms). (Frontseite:) Tiberius Claudius, Sohn des Drusus, Caesar
Augustus Germanicus, oberster Staatspriester, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt zum neunten Male, sech zehn Mal als siegreicher Feldherr akklamiert, vierfacher Konsul, Zensor, Vater des Vaterlandes, hat nach Erwei
terung des Territoriums des römischen Volkes das Stadt gebiet (von Rom) vergrößert und (neu) abgegrenzt. Der Stein (s. Abb. S. 155) wurde 1509 auf dem Marsfeld nahe dem Palazzo della Cancelleria gefunden und ist heute an der Via del Pellegrino in eine Hauswand eingelassen. Bis lang sind zehn solcher Cippi des Kaisers Claudius mit glei chem Formular bekannt. Sie beziehen sich auf die Erweite rung des Pomerium im Jahre 49 n. Chr. (Tac. ann. 12,23 f.; Gell. 13, 14). Zuvor war 43 n. Chr. Britannien der römischen Herrschaft unterworfen worden. M. Taliaferro Boatwright: CJ 80 (1984) 36-44; J. 57-81.
87 AE 1969/70, 443 Nr. 178 (Köln)
=
�
P. Poe: ClassAnt 3 (1984)
Galsterer: Röm. Steininschr.,
Imp(erator) Nero Caesar Augustus I divi Claudi f(ilius), Germanici Caesaris I n(epos), Tib(eri) Caesaris Aug(usti) pron(epos), divi Aug(usti) abn(epos), I pontif(ex) max(i-
Pomerium-Stein des Kaisers Claudius aus Rom, Vorderseite (Nr. 86). Foto: L. Schumacher
156
Kai.serzeit: Kaiser
Bauinschriften Stiftungen ·
mus), trib(unicia) potest(ate) XII, imp(erator) X, co(n)
s(ul) 1111, p(ater) p(atriae) 15 P(ubüo) Sulpicio Scribonio Rufo leg(ato) Aug(usti) pro pr(aetore) lleg(io) XV Primi g(enia). Kaiser Nero Augustus, Sohn des vergöttlichten Clau
dius, Enkel des Germanicus Caesar, Urenkel des Tibe rius Caesar Augustus,
Ururenkel des vergöttlichten
157
E. Meise: Untenuchung� zur Geschichte der Julisch·Ciaudischen Dyoa.uie (München 1969) 176-187; W. Eck: Die Statthalter der gennanischen Provinzeil I. bis ).Jahrhundert (Bonn 1985) 125-128, vgl. 27; Walser: lmchrift.
vom
Kunst, Nr. 4.
88 BRGK40 (1959) 184, Nr.164 =Römische Steindenkmäler, Nr. 298 (Mainz) Leg(ionis) Xliii G(eminae) M(artiae) V(ictricis) I (cen
Augustus, oberster Staatspriester, Inhaber der tribunizi
turia) Quinti Fanestris Blandi.
siegreicher Feldherr akklamiert, vierfacher Konsul, Vater
Von der 14. Zwilling-Legion, der Siegreichen Marti schen, (war) die Hundertschaft des Quintus Blandius
schen Amtsgewalt zum zwölften Male, zehn Mal als
des Vaterlandes. Unter der Statthalterschaft des Publius Sulpicius Scribonius Rufus (errichtete dieses Bauwerk)
die 15. Legio Primigenia.
Aufg rund der Kaisertitulatur ist die Inschrift in das Jahr 66 n. Cbr. datiert. Kaiser Nero führt als Mitglied der Claudi schen Dynastie seine Abstammung auf den Julisehen Kaiser Augustus zurück; als Bindeglied fungiert Germanicus, den Tiberius vor seiner Adoption durch Augustus (26. Juni 4 n. Chr.) an Sohnes Statt angenommen hatte (Fasti Amit., Inscr. It. XIII 2, t86f.). Neros Mutter Agrippina (minor) hatte 49 n. Chr. den Kaiser Claudius geheiratet, der am 25. Februar 50 ihren Sohn adoptierte. Als Militärbefehls haber in Untergermanien amtierte Rufus etwa 63-67 n. Chr., gleichzeitig war sein Bruder Proculus Komman deur der obergermanischen Heeresgruppe (AE 1978, 658; lLS 9235). Im Zusammenhang mit der Pisonischen Ver schwörung endeten beide Brüder 67 n. Chr. durch Selbst mord in Griechenland (Dio 63,17,3 f.). Welches Gebäude die in Xanten gelegene 15. Legion in Köln errichtete, läßt sich nicht bestimmen, in Zweitverwendung diente die Kalksteinplatte mit der Inschrift als Kanalabdeckung. Des halb blieben originale Spuren der roten Ausmalung erhal ten.
Fanester (beim Bau der Brücke eingesetzt).
centuria ( > Kompanie) unter dem Befehl eines cen turio {> Hauptmann) bezeichnet die kleinste Unterabtei lung einer Legion ( 60 centuri4e), deren Sollstärke unter 6000 Mann lag. Der centurio stammte offenbar aus Fanum Die
=
=
=
Fortunae, dem heutigen Fano in Umbrien (Colonia Iulia Fanestris: CIL XI 6232); zur Verwendung der Herkunfts angabe als cognomen vgl. CIL XI 6232; 6252; 6405; regulär wurde die Herkunft mit Fano Fortunae bezeichnet (z. B. CIL XIII 8651}. Ungewöhnlich erscheint auch die Stellung des Beinamens vor dem nomengentile Blandius (vgl. CIL VI 38 597 a). Seine Abteilung war beim Bau der Steinbrücke zwischen Mainz und Kaste! eingesetzt, der durch die Beina men der Legion (Martia Victrix) in die Jahre 71-92 n. Chr. datiert wird. Vermutlich erfolgten die Baumaßnahmen im Zuge der Vorbereirungen zu Domitians erstem Chattenkrieg 83 n. Chr. Die Bauinschrift vom linksrheinischen Brücken kopf wurde in siru gefunden. L. Schumacber: Römische Kaiser in Mainz (Bochum
1982) 25, Anm. 68.
158
Bauinschriften Stiftungen
Kaiserzeit: Kaiser
·
89 CIL VI 952 (Rom); vgl. ILS 277 (Inschr. a)
a
(In fronte:)
Imp(erator) Nerva I Caesar I Augustus I Germanicus 15 pontifex I maximus, I tribunicia I potestate 11,1 co(n)s(ul) III,I10 design·atus 1111, I pater patriae, I faciundum curavit.
b
(In parte postica:) Imp(erator) Caesar I T(itus) Aelius Hadrianus I Antoninus Aug(ustus) Pius I pontifex maxi mus, 15 tribunicia I potestate XV, I imp(erator) Il, co(n) s(ul) (I}III, p(ater) p(atriae), I faciundum curavit. a
(Vorderseite:) Kaiser Nerva Augustus Germanicus, ober ster Staatspriester, Inhaber der tribunizischen Amtsge walt zum zweiten Male, dreifacher Konsul, designiert für das vierte Konsulat, Vater des Vaterlandes, hat den Bau errichten Jassen. b
(Rückseite:) Kaiser Titus Aelius Hadrianus Antoninus Augustus Pius, oberster Staatspriester, Inhaber der tri bunizischen Amtsgewalt zum fünfzehnten Male, zwei mal als siegreicher Feldherr akklamiert, vierfacher Kon sul, Vater des Vaterlandes, hat den Bau errichten lassen. Aufgrund seiner Titulatur ist die Inschrift des Kaisers Nerva in das letzte Quartal (Ende Okt. - 31. Dez.) 97 n. Chr. datiert, die des Antoninus Pius in das Jahr 152 n. Chr. Als cos. III 97 war Nerva für 98 zum vierten Konsulat desi gniert, den Siegernamen Germanicus führte er seit Ende Oktober 97, als gleichzeitig mit der Adoption Trajans die Nachricht von einem Sieg an der Donaufront in Rom eintraf (Plin. Pan. 8,2). Ausschlaggebend für die Datierung der
159
Zweitverwendung des Steins auf 152 ist die Zählung der tribunicia potestas des Antoninus Pius. Bereits 145 hatte der Kaiser sein viertes Konsulat bekleidet, so daß diese Angabe in der Inschrift entsprechend zu korrigieren ist. P.
Kneißl: Die Siegestitulatur der römischen Kaiser (Göttingen 1969)
90 CIL Ili 8267
58-70.
ILS 5863 (Felsinschrift bei Or�ova in Rumänien, oberhalb des ·Eisernen Tors<); vgl. AE 1973, 474 =
Imp(erator) Caesar divi Nervae f(ilius) I Nerva Traianus Aug( ustus) Germ(anicus) I pontif(ex) maximus, trib(uni cia) pot(estate) IIII, I pater patriae, co(n)s(ul) III, 15 montibus excisi[s) anco[ni)bus I sublatis via[m) f[ecit]. Kaiser Nerva Traianus Augustus, Sohn des vergöttlich ten Nerva, Sieger über die Germanen, oberster Staats priester, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt zum vierten Male, Vater des Vaterlandes, dreifacher Konsul, hat unter Anlage von Tunneln und Nivellierung von Bergschluchten die Straße bauen lassen. 91
AE 1973, 475 (bei Karata.S, unterhalb des >Eisernen Tors<)
Imp(erator) Caesar divi Nervae f(ilius) I Nerva Traianus Aug(ustus) Germ(anicus) I pont(ifex) max(imus), I tri b(unicia) pot(estate) V, p(ater) p(atriae), co(n)s(ul) IIII, I ob periculum cataractarum 15 derivato flumine tutam Dalnuvi navigationem fecit. Kaiser Nerva Traianus Augustus, Sohn des vergöttlich ten Nerva, Sieger über die Germanen, oberster Staats priester, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt zum
160
Bauinschriften
·
Kaiserzeit: Kaiser
Stf i tungen
fünften Male, Vater des Vaterlandes, vierfacher Konsul, hat wegen der Gefahr von Stromschnellen den Fluß ableiten (d. h. einen Kanal bauen) lassen und (damit) die Schiffahrt auf der Donau sicher gemacht. Die Inschriften sind durch die 'tribunizische Amtsgewalt auf 100 bzw. 101 n. Chr. datiert, cos. !!I war der Kaiser 100, cos. IV im folgenden Jahre. Den Siegernamen Germanicus übernahm er gleichzeitig mit Nerva (vgl. Nr. 89), dessen Cognomen er infolge seiner Adoption (Okt. 97) angenom men hatte. Beide Baumaßnahmen gehören in die Vorberei tungsphase des ersten Dakerkrieges (101/102 n. Chr.). D. K.ienast: Historia 17 (1968) Sl-71 ;J. Sasel:JRS63 (1973) 80-8S; K. Strobel: Untersuchungen �u den Dakerkriegen Trajans (Bonn 1984) 155-161.
92 CILIX 6021 (Meilenstein, gefunden am Ofanto bei Cannae, jetzt in Barlena) LXXIX (milia passuum Romam). I Imp(erator) Caesar I divi Nervae f(ilius) I Nerva Traianus 15 Aug(ustus) Ger m(anicus) Dacic(us) I pont(ifex) max(imus), tr(ibuniciaJ pot(estate) I XIII, imp(eratOr) VI, co(n)s(ul) V, I p(ater) p(atriae) I viam a Benevento jt0 Brundisium pecun(ia) I sua fecit. 79 Meilen nach Rom. Kaiser Nerva Traianus Augustus, Sohn des vergönlichten Nerva, Sieger über die Germa nen, Sieger über die Daker, oberster Staatspriester, In haber der tribunizischen Amtsgewalt zum dreizehnten Male, sechsmal als siegreicher Feldherr akklamiert, fünf faeher Konsul, Vater des Vaterlandes, hat auf eigene Kosten die Straße von Beneventum (Benevent) nach Brundisium (Brindisi) bauen lassen.
161
93 ILS 9496 (Meilenstein, gefunden bei Mte. Venere) lmp(erator) Caes(ar) I divi Nervae f(ilius) I Nerva Traia nus I Aug(ustus) Germ(anicus) Dacic(us) 15 pont(ifex) max(imus), trib(unicia) p(otestate) XII, I imp(erator) VI, co(n)s(ul) V, p(ater) (atriae), I viam novam Traian(am) I Clusinorum fecit. jl0 XIII (milia a Volsinis ad fines passuum Volsinios).
r
Kaiser Nerva Traianus Augustus, Sohn des vergöttlicb ten Nerva, Sieger über die Germanen, Sieger über die Daker, oberster Staatspriester, Inhaber der tribunizi scben Amtsgewalt zum zwölften Male, sechsmal als sieg reicher Feldherr akklamiert, fünffacher Konsul, Vater des Vaterlandes, hat die neue Trajanstraße von Volsi nium (Bolsena) bis zum Gebiet von Clusium (Chiusi) bauen lassen. 13 Meilen nach Volsinium. Die Straßenbauten gehören aufgrund der Zählung der tribu nizischen Amtsgewalt in das Jahr 109 bzw. 108 n. Chr.; cos. V war Trajan 103, die sechste Akklamation erhielt er 106 anläßlich der Vernichtung des Dakerkönigs Decebalus (vgl. Nr. 187). Die Entfernungsangabe bezieht sich im ersten Fall auf Rom, beim zweiten Meilenstein, der in situ gefunden wurde, auf Bolsena. G. Radke: RE Suppl. Xlll (1973) 1512-14 und 1641, s. v. viae publicae; W. Eck: Die staatliche Organisation Italiens in der hohen Kaiseruit (München 1979) 25-87.
94 CILIII 14149, 21 ILS 5834 (Meilenstein des Straßenabschnitts Dat-Rasffawane, gefunden rund 55 Meilen nördlich von Petra) =
lmp(erator) Caesar I divi Nervae f(ilius) Nerva I Traianus Aug(ustus) Germ(anicus) I Dacicus pont(ifex) max(i-
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Bauinschriften Stiftungen
Kaiserzeit:.Kaiser
·
mus), 15 trib(unicia) pot(estate) XV, imp(erator) VI, co(n)s(ul) V, I p(ater) p(atriae), redacta in formam I provinciae Arabia viam I novam a finibus Syriae I usque ad mare Rubrum 110 aperuit et stravit per I C(aium) Claudium Severum I leg(atum) Au[g(usti) pr(o) pr(ae tore)]. Kaiser Nerva Traianus Augustus, Sohn des vergöttlich ten Nerva, Sieger über die Germanen, Sieger über die Daker, oberster Staatspriester, Inhaber der tribunizi schen Amtsgewalt zum fünfzehnten Male, sechsmal als siegreicher Feldherr akklamiert, fünffacher Konsul, Vater des Vaterlandes, hat nach Einrichtung der Provinz Arabia eine neue Straße von den Grenzen Syriens bis zum Roten Meer (hier: zum Golf von Akaba) trassieren und pflastern lassen durch seinen Statthalter Caius Clau dius Severus. Die Straße führte von EI-Kerak (östlich des Toten Meeres) über Wadi Musa (Petra) nach Aelana (Eiat). Voraussetzung für ihren Bau 111 n. Chr. (trib. pot. XV) war die Annexion des Nabatäerreiches durch den Statthalter von Syrien A. Comelius Palma Frontonianus {106 n. Chr.: Dio 68,14,5 vgl. BMC Emp. III 185, Nr. 878). Claudius Severus war der erste Statthalter der Provinz Arabia (Petraea bzw. Felix). Mare Rubrum bezeichnet allgemein das die Oikumene be grenzende Weltmeer im Osten (Piin. nat. bist. 6,1 07) mit seinen Ausläufern: dem Persischen Golf (Plin. nat. bist. 16,221; vgl. Tac. ann. 2,61,2 und 14,25,3) und unserem Roten Meer (Plin. nat. bist. 7,97). St. Bonsak: RE Suppl. XI (1968) 467-470, s. v. Tacitus 395; G. W. Bower soc.k: Roman Arabia (Cambridge, Mass., 1983) 81-85 und 92-94 (mit Kane).
95
163
CILXIV4381 (Ostia)
lmp(eratori) Caesari I L(ucio) Septimio Severo I Pio Pertinaci Aug(usto) I Arabico Adiabenico Parthico maximo 15 Felici pontifici max(imo), trib(unicia) pot(e state) XV, imp(eratori) XII; I co(n)s(uli) III, p(atri) p(atriae), divi Marci Antonini Pii I Germanici Sarmat(ici) fil(io), divi Commodi I fratri, divi Antonini Pii nepoti, I divi Hadriani pronepoti, divi 110 Traiani Parthici abne poti, I divi Nervae adnepoti, I restitutori castrorum I Ostiensium, I sub Cn(aeo) M(arcio) Rustio Rufino pr(ae fecto) vig(ilum), e(minentissimo) v(iro), 115 cura[[ntibus] I C(aio) Laecanio Novatilliano sub pr(aefecto) et I M(arco) Fl(avio) Raesiano trib(uno) coh(ortis) II vig(ilum), J praeposito vexillationis. Dem Kaiser Lucius Septimius Severus Pius Pertinax Augustus, Sieger über die Araber (und) Adiabener, dem größten Sieger über die Parther, dem Glücklichen, dem obersten Staatspriester, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt zum fünfzehnten Male, zwölfmal als siegrei cher Feldherr akklamiert, dreifachem Konsul, Vater des Vaterlandes, Sohn des vergöttlichten Marcus Antoninus Pius (=Mark Aurel), des Siegers über die Germanen und Sarmaten, Bruder des vergöttlichten Commodus, Enkel des vergötdichten Amoninus Pius, Urenkel des vergött lichten Hadrian, Ururenkel des vergöttlichten Trajan, des Siegers über die Parther, Enkel dritten Grades des vergöttlichten Nerva, dem Erneuerer des Lagers in Ostia, unter Cnaeus Marcius Rustius Rufinus, dem Kommandeur der Wachtruppen, Angehörigen des Rit terstandes. Für die Durchführung (der Baumaßnahmen) zeichneten verantwortlich Caius Laecanius Novatillia-
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Kaiserzeit: Kaiser
Bauinschriften Stiftungen ·
nus, Stellvertreter des Kommandeurs, und Marcus Fla
vius Raesianus, Tribun der des Sonderkommandos.
2.
Wachkohorte und Chef
Die monumentale Ehreninschrift für den Kaiser Septimius Severus bezieht sich auf die Erneuerung der Kaserne für die Wachmannschaften 207 n. Chr. Seit Hadrian wurden Abtei lungen der stadtrömischen cohortes vigilum für jeweils vier Monate nach Ostia abkommandiert, Severus übertrug den Befehl über diese vexillatio einem Tribunen, hier: dem M. Flavius Raesianus. Kommandeur der vigiles in Rom war Cn. Marcius Rustius Rufinus, dessen Karriere durch ILS 1343 und CIL X 1127 bekannt ist. Sein Stellvertreter Novatillia nus ist auch durch die Grabinschrift CIL VI 37097 bezeugt. In Zeile 15 wurde das Formular curam agentibus durch cura{[ntibus/ ersetzt, was der Stellung der hochgestellten Persönlichkeiten angemessener erschien. Aufgabe der vigiles in Rom und Ostia war vorrangig die Feuerbe kämpfung, daneben hatten sie auch Polizeifunktionen; ihre Kaserne in Ostia lag östlich der Piazza delle Corpo raz.ioni. Außer Severus w1uden auch seine Gemahlin Iulia Domna sowie sein Sohn und Mitaugustus Caracalla hier mit Statuen geehrt (CIL XIV 4386 f. ). Der Kaiser führt seine Ahnenreihe bis auf Nerva zurück, um so ideologisch an die Epoche der Antonine anzuknüpfen. Grundlage war die fiktive Adoption (195 n. Cbr.), wodurch Severus sich als >Adoptivsohn< des Mark Aurel und damit als >Bruder< des Commodus proklamierte (ILS 8805; HA Sev. 10,6), der folgerichtig auch divini siert wurde (HA Sev. 11,4; Aur. Vict. Caes, 20,30). Zum Pertinax-Namen und den Siegernamen vgl. Nr. 127. R. Meiggs: Ro!TWl Ostia (Oxford 11973) 305-309; Severus (London 1971) 184-187.
A.
R. Birley: Septimius
96
CIL XIII 826 1 Nr. 184 (Köln)
=
165
Galsterer: Röm. Steininschr.,
C(olonia) C(laudia) A(ra) A(grippinensium) I [Valeria]l_l� y�!!i�l.l[a]. .Kolonie< des Claudius (am) Altar der Agrippinenses (mit
den Ehrennamen) Valeriana Galliena.
Die Bauinschrift am Bogen des römischen Nordtors von Köln nennt in der geläufigen Abkürzung CCAA den Namen der Stadt seit ihrer Erhebung zur römischen >Kolo nie< durch Kaiser Claudius 50 n. Chr. (Tac. ann. 12,27, 1). Initiatorin dieser Auszeichnung war seine Gemahlin Agrip pina, die 15 n. Chr. im oppidum Ubiorum als Tochter des Germanicus geboren wurde, so daß die Bewohner sich fortan als Agrippinenses bezeichneten. Die ara (Ubiorum) hatte Augustus als kultisches Zentrum einer geplanten Pro vinz. Germania gegründet (Tac. ann. 1,39,1): Mitte des 3. Jahrhunderts verliehen die Kaiser Valerian und Gallienus der Stadt die Ehrennamen n i Zeile 2, die aber von Postumus, dem Herrscher des >Galls i chen Sonderreichs•, nach der Ein nahme Kölns 260 n. Chr. wieder getilgt worden sind, aller dings wenig sorgfältig. H. Schmitz: Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln 1956); W. Kuhoff: Herrscherturn und Reichskrise (B o chum 1979) 18-26; zu Postumus vgl. Nr.97.
97 AE 1969/70, 415
CIL XVII2, Nr. 538 (Leugenstein, gefunden bei Scarponne-Dieulouard) =
Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Caslsianio La[t]inio I Postumo Pio Fellici invicto Aug(usto) 15 p(ontifici) m(aximo), tri(bunicia) p(otestate) X, co(n)s(uli) II[II p(atri)
p(atriae)].
l(eugae) XIII.
I
A Civ(itate) M(ediomatricorum)
166
KAiserzeit: Senatoren/Ritter
Bauinschriften Stiftungen ·
167
Dem Kaiser Marcus Cassianius Latinius Postumus, dem
99 AE 1963, 104
frommen, glückhaften, unbesiegten Augustus, obersten Staatspriester, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt zum zehnten Male, dem vierfachen Konsul, Vater des
[Dis I Augusti]s Tiberieum I [--- Po]ncius Pilatus I (praef]ectus Iuda[ea]e 15 [dedicavit].
Vaterlandes. Vom politischen Zentrum der Mediomatri ker (beträgt die Entfernung) 13 Leugen.
Den vergöttlichten Augusti (?)hat den Tiberius-Tempel ---Pontius Pilatus als Statthalter von Iudaea geweiht.
Der Stein stammt von der römischen Straßenverbindung Langres (Andematunnum) - Metz (Divodurum), die nach Trier weiterführte. Datiert ist er auf 267/268 n. Chr. Die Titulatur des Postumus (vgl. Nr. 226), der bekanntlich nie in Rom als Kaiser anerkannt wurde, dokumentiert seinen Anspruch auf die Herrschaft über das gesamte Imperium Roman um, tatsächlich aber bezieht sie sich auf Institutionen seines •Gallischen Reiches<. Die in Gallien übliche Entfer nungsangabe in Leugen ist auf Metz bezogen. Eine leuga entspricht etwa anderthalb römischen Meilen (Amm. 16, 12,8), also etwa 2,2 km.
Die in Drittverwendung im Theater der Stadt verbaute In schrift eines (geplanten) Tiberius-Heiligtums nennt den Stif ter Pontius Pilatus mit seinem amtlichen Titel. Tacitus (ann. 15,44,3) bezeichnete den Statthalter, unter dem Christus gekreuzigt wurde, inoffiziell als procurator. Die Stiftung dürfte etwa Anfang der dreißiger Jahre des !.Jahrhunderts erfolgt sein, allerdings kaum - wie Weber durch Ergänzung des Anfangs [Kal(endis) Iuii/ l s postuliert - am l.juli, da dieser Tag für Tiberius keine besondere Bedeutung hatte.
G. Waber: Epigraphica 31 (1969) 84-103; I. König: Die gallischen Usurpato rtn von
Postumus bis Tetricus (München 1981) 57-66.
=
AE 1971, 477 (Caesarea Maritima)
H. Volkmann: Gymnasium 75 (1968) 124-135; E. Weber: BJ 171 (1971) 194-200; Gordon: lntroductioo, Nr. 38.
100 AE 1957, 250 (Alba Fucens) Q(uintus) Naevius Q(uinti) f(ilius) Fab(ia tribu) Cordus
98 CILX 1425 (Herculaneum)
I
Sutorius Macro I praefectus vigilum, praefectus praeto ri(o) I Ti(beri) Caesaris Augusti, testamento dedit.
Marcus Nonius Balbus, Sohn des Marcus, (vormals) Statthalter (der •senatorischen< Provinz Creta/Cyrene),
Quintus Naevius Cordus Sutorius Macro, Sohn des Quintus aus der Tribus Fabia, Kommandeur der Wach truppen, Prätorianerpräfekt des (Kaisers) Tiberius Cae
M(arcus) Nonius M(arci) f(ilius) Baibus proco(n)s(ul) basilicam, portas, murum pecunia sua (fecit).
hat auf eigene Kosten eine Markthalle, die (Stadt-)Tore (und) die (Stadt-)Mauer errichten lassen.
sar Augustus, hat (das Amphitheater) in seinem Testa ment gestiftet.
Die Inschrift augusteischer Zeit (vgl. Nr. 133) faßt die her vorragenden Leistungen des Senators aus Nuceria (CILX 1429) für die Stadt Herculaneum zusammen.
Macro, dessen vollständige Nomenklatur durch die Inschrift bekannt wurde, amtierte unter Tiberius als praefectus vi gi/um; in dieser Funktion war er maßgeblich am Sturz des Prätorianerpräfekten L. Aelius Seianus beteiligt, den er am
168
Bauinschriften Stift.ungen
Kaiserzeit: Senatoren/Ritter
·
Tage vor dessen Katastrophe (18. Okt. 31 n. Chr.) im Amt abgelöst hatte und dann im Senat verhaften ließ (Dio 58, 9). Nach dem Tode des Kaisers präsentierte er 37 n. Chr. Caligula als dessen Nachfolger (fac. ann. 6,50). Noch im selben Jahr schob dieser ihn auf den Posten des Präfekten von Ägypten ab, erhob Anklage gegen ihn, worauf Macro noch vor Amtsantritt Selbstmord beging (Dio 59,10,6). Seiner Heimatstadt Alba Fucens stiftete er testamentarisch das Amphitheater, wo sich die Inschrift am Bogen über dem Eingang befindet. F. de Visscher: RALI2 (1957) 39-49; F. d. V.: BAB43 (1957) 168-179; 0. Hennig: L. Aelius Seianus (München 1975) 139-156.
101 CIL V 5262
=
ILS 2927 (Corno)
C(aius) Plinius L(uci) f(üius) Ouf(entina tribu) Caecilius [Secundus co(n)s(ul),] I augur, legat(us) pro pr(aetore) provinciae Pon[ti et Bithyniae] I consulari potesta[t(e)] in eam provinciam e[x s(enarus) c(onsulto) missus ab] I Imp(eratore) Caesar(e) Nerva Traiano Aug(usto) Germa n[ico Oacico p(atre) p(atriae),] 15 curator alvei Ti[b]eris et riparum e[t cloacarum urb(is),] I praef(ectus) aerari Satu[r]ni, praef(ectus) aerari mil[lt(aris), pr(aetor), trib(u nus) pl(ebis),] I quaestor imp(eratoris), sevir equitum [Romanorum,] I trib(unus) müit(um) leg(ionis) [111] Gal lica[e, Xvir stli]ltib(us) iudicand(is), therm[as---] adiec tis in jl0 omaru�HS CCC [--- et eo amp]lius in tutela[m] I HS CC t(estamento} f(ieri) i(ussit) [item in alimenta) libenor(um) suorum homin(um) C I HS IXVIIII LXVI DCLXVI rei [p(ublicae) legavit, quorum inc]rement(a) postea ad epulum I [p]leb(is) urban(ae) pue voluit penin[ere, item vivu]s dedit in aliment item ror(um) I et puellar(um) pleb(i) urban(ae) HS bybliothecam et] in rutelam bybliothel15cae HS C.
� [D,
169
Caius Plinius Caecilius Secundus, Sohn des Lucius aus der Tribus Oufentina, Konsul, Augur, (•kaiserlicher<) Statthalter der Provinz Ponrus und Bithynia mit konsula rischer Befehlsgewalt, in diese Provinz gesandt aufgrund eines Senatsbeschlusses vom Kaiser Nerva Traianus Augustus, Sieger über die Germanen und Oaker, Vater des Vaterlandes. (Zuvor war Plinius) Kommissar für die Tiberregulierung und die Abwasserkanäle der Stadt (Rom}, Leiter der Staatskasse im Saturntempel, Leiter der Kasse zur Veteranenversorgung, Prätor, Volkstri bun, Quästor z. b. V. des Kaisers, Führer einer der Schwadronen römischer Ritter, Militärtribun der 3. Le gio Gallica, Vorsitzender einer der zehn Kammern zur Entscheidung von Rechtsstreitigkeiten. Testamentarisch hat er den Bau von Thermen . . . verfügt, zusätzlich (einer Summe) von 300000 Sesterzen zur Ausschmük kung und darüber hinaus (ein verzinsbares Kapital von) �0000 Sesterzen für den Unterhalt gestiftet. Ebenso hat er für den Unterhalt seiner Freigelassenen - insgesamt 100 Menschen- (ein verzinsbares Kapital von) 1866666 Sesterzen der Gemeinde ausgesetzt, dessen Ertrag nach seiner Willenserklärung später zur Speisung der städti schen Plebs verwandt werden solle. Außerdem hat er der städtischen Plebs zu Lebzeiten für den Unterhalt von Kindem beiderlei Geschlechts 500000 Sesterzen gestiftet sowie eine Bibliothek und (eine Summe von) 100000 Sesterzen für deren Unterhalt. Plinius, Neffe und Adaptivsohn des gleichnamigen Natur forschers, der beim Vesuvausbruch von 79 n. Chr. sein Leben verlor (Plin. epist. 6,20), war Zeitgenosse des Tacitus. Chronologischer Angelpunkt seiner Karriere ist die Prätur 93 n. Chr., zum Konsulat gelangte er September/Oktober
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Bauinschriften
·
Stiftungen
Kaiserzeit: Senatoren/Ritter
100 (vgl. Nr. 4). Damals hielt er seinen berühmten Panegyri cus auf Kaiser Trajan. Er starb etwa 112/113 n. Chr. als
Statthalter der prätorisehen Provinz Pontus/Bithynia, die damals der Kompetenz des Senats entzogen und kaiserlicher Verwaltung unterstellt wurde: aus diesen Voraussetzungen erklärt sich die ungewöhnliche Amtsbezeichnung. In die Priesterschaft der Auguren war er bereits 103 anstelle des Sex. Iulius Frontinus kooptiert worden (Plin. epist. 4,3,8). Mit etwa 20 Millionen Sesterzen = 5 Millionen Denaren verfügte Plinius über ein eher bescheidenes Vermögen, das hauptsächlich in Grundbesitz und Immobilien angelegt war. Die ihm postum von seiner Heimatstadt Comum gesetzte Inschrift verzeichnet sowohl die Leistungen für seine Mit bürger zu Lebzeiten (private Alimentarstiftung und Biblio thek: Plin. epist. 1,8 und 7,18) als auch die testamentari schen Verfügungen. Eine öffentliche Badeanstalt (balineum) mit Säulenhalle und Wasserleitung stiftete in Barcino (Barce lona) etwa L. Minicius Natalis, cos. suff 106, zusammen mit seinem Sohn (CIL II 6145 ILS 1029). Zur Alimentarstif tung vgl. Nr. 102. =
K. Strobel: Baroberger Hochschulschriften 9 (1983) 37-56; R. Duncan-Jones: The Economy of the Roman Empire (Cambridge 21982) 17-32.
102 CILXI 1147 = ILS 6675 (Veleia, westlich von Parma)
Obligatio praediorum ob HS deciens quadraginta quat tuor milia, ut ex indulgentia optimi maximique principis Imp(eratoris) Caes(aris) Nervae I Traiani Aug(usti) Ger manici Dacici pueri puellaeque alimenta accipiant:
legitimi n(umero) CCXLV in singulos HSXVI (men
struos) n(ummos), f(iunt) HS XLVII XL n(ummi); legitimae n(umero) XXXIV sing(ulae) HSXII (men
struos)
n(ummos),
n(ummi);
f(iunt)
HS
IV
DCCCXCVI
171
spurius I: HS CXLIV; spuria 1: HS CXX; summa: HS LII CC,
quae fit usura (quincunx) sortis supra sqibtae. C(aius) Volumnius Memor et Volumnia Alce per Volum (nium) Diadumenum libertum suum professi sunt I fundum Quintiacum Aurelianum, collem Muletatem
cum silvis, qui est in Veleiate I p:igo Ambitrebio, ad finibus M(arco) Mommeio Persico, Satrio Severo et pop(ulo), HS CVIII; acciper(e) debe(n)t HS VIII
DCLXXXXII n(ummos) et fundum s(upra) s(criptum) obligare.
Verpfändung von Grundstücken für 1044000 Sesterzen, damit durch Gnadenerweis des besten und größten Prin zeps, des Kaisers Nerva Traianus Augustus, Siegers über Germanen und Daker, Kinder beiderlei Geschlechts Unterhaltsbeihilfen erhalten: ehelich geborene Jungen - 245 an der Zahl - jeweils 16 Sesterzen monatlich, das macht 47040 Sesterzen (im Jahr);
ehelich geborene Mädchen - 34 an der Zahl - jeweils
12 Sesterzen monatlich, das macht 4896 Sesterzen (im
Jahr); ein unehelich geborener Junge: 144 Sesterzen (im
Jahr); ein unehelich geborenes Mädchen: 120 Sesterzen (im Jahr); Die Summe (ergibt) 52200 Sesterzen (im Jahr), was einem Zinsertrag von 5% auf das oben genannte Kapital entspricht.
172
Bauinschriften
·
Stiftungen
Caius Volumnius Memor und Volumnia Alce haben durch ihren Freigelassenen Volumnius Diadumenus ein Grundstück, das Quintiacum Aurelianum, und den Hügel Muletas mit seinen Wäldern eintragen lassen, gelegen im Gebiet von Veleja in der Ambitrebischen
Gemarkung, begrenzt von den Grundstücken des Mar cus Mommeius Persicus, des Satrius Severus und von Gemeindeland, im Wert von 108000 Sesterzen. Sie sollen
8692 Sesterzen erhalten und das bezeichnete Grundstück
verpfänden. (Es folgen 45
weitere Verpfändungen.)
Das Prinzip dieser Alimentarstiftung war ebenso einfach wie effektiv: gegen niedrige Zinsen und Verpfändung eines Teils ihres Bodens stellte der Fiskus Grundbesitzern Kapital zur Förderung der Landwirtschaft zur Verfügung. Die Zinsen flossen jedoch nicht in die Staatskasse, sondern waren zum Unterhalt freigeborener Kinder bestimmt. Es handelte sich um eine politisch motivierte Form der Armenfürsorge, deren militärische Zielsetzung Plinius (Pan. 26-28) unter streicht. Die von Nerva eingeleitete neue Form kaiserlicher Sozialpolitik ist für das gesamte 2. Jahrhundert bezeugt, die Aktion in Veleia auf 103/113 n. Chr. datiert(vgl. BMC Emp. I1I 82, Nr. 378). Ergänzt wurde dieses Programm durch private Stiftungen (z. B. CILII 1184: Spanien; ILS 6818: Africa); vgl. auch Nr. 101. F. C. Bourne: TAPhA91 (1960) 47-75; P. Garnsey: Historia 17 (1968) 367-381; R. Ouncan-Jones: The Economy of the Roman Empre i (Cambridge 11982) 288-319; H. Freis: Historische Inschriften �ur römischen Kaisene.it (Dannstadt 1984) 138-142, Nr. 70 (Übers.).
103 Epigrafia e Ordine Senatorio (1982) I 553, Taf. Vl (Giaffoni Valle Piana)
T(itus) Fundanius I Optatus I saenator (!) populi I Ro mani regiol5nis possessor I domino Herculi I templum
restituit. Recio (!) I Auffeeiana (/) felix et tu.
Kaiserzeit: Senatoren/Ritter
173
Titus Fundanius Optatus, Senator des Römischen Vol kes, hat als Grundbesitzer (in) dieser Gegend für Hercu les, den Herrn, diesen Tempel erneuert. Sei auch du glücklich, Auffeianisches Gebiet.
Die Mosaikinschrift aus der Provinz Salerno bezeug t einen römischen Senator als Grundbesitzer, der im 3. Jahrhundert n. Chr. ein Heiligtum des Herkules neu zu beleben suchte. Die Schreibweise bietet Hinweise auf die Aussprache dieser Zeit. A. Fraschetti, in: Epigrafia e Ordine �natorio I (Rom 1982) 553-558.
Republik V
Ehreninschriften
104 CIL 12 S. 202 Nr.66 (Rom)
=
ILLRP2 447
=
Inscr. It. XIII3,
Fert[o]r Resius, I rex Aequeicolus. I Is preimus I ius fetiale paravit; 15 inde p(opulus) R(omanus) I disciplei nam excepit. Fertor Resius, König von Aequicoli. Als erster hat er das Ferialrecht geschaffen; von dort hat das römische Volk die Lehre übernommen. Die Buchstaben der Inschrift weisen auf die frühe Kaiserzeit (Claudius?), doch dürfte es sich aufgrund des Inhalts und der archaischen Wortbildungen um die Abschrift eines früh republikanischen Originals handeln. Die Übernahme des Fetialrechts als Ritual zur Erklärung des •gerechten< Krieges (bel/um iustum) erfolgte nach römischer Tradition durch einen der sagenhaften Könige (Numa, Tullus Hostilius bzw. Ancus Marcius) von den Aequern (Cic. rep. 2,31; Liv. 1,32,5); dieser Vorstellung liegt eine Pseudoetymologie (aequitas Aequz) zugrunde. -
H. Hausmaninger: Öttercbische rei Zäuchrift ü f r öffmtliches Recht II (1961) JJS-34S; S. Alben: Bdlum lusrum (X.allmünz 1980) 12-36.
105 CIL 12 S. 193 CIL XI 1828 Nr. 80 (Arez.zo) =
=
Inscr. lt. XIII3,
[Q(uintus) Fabius] I Q(uinti) f(ilius) Maximus I dictator bis, co(n)s(ul) V, cenlsor, interrex Il, aed(ilis) cur(ulis), 15
175
q(uaestor) Il, tr(ibunus) mil(itum) Il, pontifex, augur. I Primo consulatu Ligures subelgit, ex iis triumphavit. Tenio et I quarto Hannibalem complurilbus victoris ferocem subsequenjl0d6 coercuit. Dictator magistro I equitum Minucio, quoius popullus imperium cum dic tatoris I imperio aequaverat, et exercitui I profligato subvenit et eo n6mil15ne ab exercitu Minuciano palter appellatus est. Consul quinltum Tarenturn cepit, trium phalvit. Dux aetatis suae cautissilmus et re(i) militaris peritissimus 120 habitus est. Princeps in senatum I duobus lustris lectus est. Quintus Fabius Maxirnus, Sohn des Quintus, zweifacher Diktator, fünffacher Konsul, Zensor, zweifacher Inter rex, kurulischer Ädil, zweifacher Quästor, zweifacher Militärtribun, Pontifex, Augur. In seinem ersten Konsu
lat hat er die Ligurer unterworfen und über sie einen Triumph gefeiert. Im dritten und vierten (Konsulat) hat er Hannibal, der durch mehrere Siege übermütig gewor den war, durch Verfolgung in Schach gehalten. Als Dik tator kam er seinem Reitergeneral Minucius, dessen Befehlsgewalt das Volk der Diktatur angeglichen hatte, und seinem geschlagenen Heer zu Hilfe und wurde deshalb vom Heer des Minucius als •Vater< bezeichnet. Als Konsul zum fünften Male eroberte er Tarent und feierte einen Triumph. Er wurde als vorsichtigster und militärisch erfahrenster Feldherr seiner Zeit eingeschätzt. Für zwei Schätzungsperioden wurde er zum angesehen sten und einflußreichsten Senator erkoren. Fabius Maximus Verrucosus, bekannter unter dem Beina men >CunctatOr< (cautissimus dux; vgl. Ennius ann. 363 Skutsch), ist der berühmte Gegner Hannibals im Zweiten Punischen Krieg. Seine ü f nf Konsulate (233, 228, 215, 214,
176
Ehreninschriften
Republi.le
209) erwe!s n ihn �ie die Kumulation von Augurat (seit 265) � und Ponuf1kat (seit 216) als den führenden Politiker Roms neben M. Claudius MarceUus, cos. /II 2H (vgl. Nr. 32; ��ut. �ab. 19,5), �nd den Scip!onen. Eine der Hauptquellen
für seme Erfolge 1st das ElogiUm von Arretium. Die erste Diktatur (221 !� könnte sich auf die Durchführung von Wahlen (comltlorum habenderum Causa) beziehen die zweite Ernennung zum Diktator erfolgte nach der ;ömi schen Niederlage am Trasumenischen See aus militärischen Gründen (rei gerundae causa: Fasti Capit. ad ann. 217, loser. lt. XIII 1, p. 44 f.; Polyb. 3,87,6-9; Liv. 22,8,5-7; Plut. Fab. 4,1-3). Als Reitergeneral fungierte M. Minucius Rufus, der dann auf Volksbeschluß zum Mit-Diktator bestellt wurde (ILS 11; Liv. 22,26,5-27,11; Plut. Fab. 9,1-10,1). Princeps senatus war Fabius Maximus 209 und 204 v. Chr. Im folgenden Jahr 203 ist er verstorben. F. Münur: RE Vl2 (1909) 1814-30, s. v. Fabius 116; T. A. Doroy: JRS 45 (1955) 92-96; W. Hoffmann: A&.A 6 (1957) 7-26; E. Moyor: ANRWI2 (19n) 975-978.
106 CIL VI 31 610 Nr.72 (Rom)
=
ILLRP2 336
=
lnscr. It. XIII 3,
Cornelia, Africani f(ilia), I (mater) Gracchorum. Cornelia, Tochter des Africanus, Mutter der Gracchen. Eine Bronzestatue als Ehrung für Cornelia, Tochter des (älteren) P. Cornelius Scipio Africanus, in der SäulenhaUe des MeteUus (am Circus Flaminius) bezeugen Plutarch (C. Gracch. 4,5) und Plinius (nat. hist. 34,31). Dazu gehört die Basisinschrift. Kreck: Untersuchungen �ur politischen und so>:ialon Roll• der Frau in dtr spät
B.
107
CIL 112510 = ILLRP2 364 Nr. 186 (Temi)
=
177
Degrassi: Imagines,
A(ulo) Pompeio A(uli) f(ilio) I Clu(stumina tribu), q(uaestori), patrono I municipi lnteramnat(is) I Nahartis, quod eius 15 opera universum I municipium ex summis I periculeis et diffilcultatibus expeditum I et conservatum
est; ex
110
statuta est.
testamento L(uci) Licini
T( iti ) f(ilii) I statua
Für Aulus Pompeius, Sohn des Aulus aus der Tribus
Clustumina, den Quästor, Patron der Gemeinde Inter
amna Nahars, weil durch seinen Einsatz die gesamte Gemeinde aus höchsten Gefahren und Schwierigkeiten gerettet und bewahrt wurde; aufgrund einer testamenta
rischen Verfügung des Lucius Licinius, Sohn des Tirus, wurde (ihm) eine Statue gesetzt.
Die Ehrung aus Sullanischer Zeit bezieht sich auf den Bruder des Q. Pompeius Bithynicus, der um 75/74 v. Chr. die Provinz Bithynien organisierte (SyiP 1125). Die angespro chenen Gefahren dürften sich auf die Proskriptionen Sullas (82 v. Chr.) beziehen; als Patron von lnteramna konnte Pompeius die Stadt vor dem Schlimmsten bewahren (Florus 2,9), insbesondere den Stifter der Ehrenstatue.
C. Ciehorius: Römische Swdim (L
=
lLL�351 (Ausonia)
L(ucio) Cornelio L(uci) [f(ilio)) I SuUae Feleici I impera
tori
I
publice.
Dem Lucius Cornelius Sulla Felix, Sohn des Lucius, dem siegreichen Feldherrn, im Namen des Gemeinwesens.
178
Ehreninschriften
109 CIL12 7 22
=
Republik
ILLRP2 353 (Rom?)
L(ucio) Cornelio L(uci) f(ilio) leibeneini.
I Sullae Feleici I dictatori I
Dem Lucius Comelius Sulla Felix, Sohn des Lucius, dem Diktator (von) seine(n) Freigelassenen. Sulla wurde im Dezember 82 v. Chr. zum Diktator ernannt (App. b. c. 1,98, 459f.). Vor diesem Zeitpunkt wurde ihm die Ehrenstatue in Suessa (Ausonia) errichtet, deren Basis inschrift ihn als imperator bezeichnet (vgl. App. b. c. 1,97,451), allerdings bereits mit dem Beinamen Fel i x. Die zweite Basis seiner Freigelassenen, deren Gesamtz.ahl10000 betragen haben soll (App. b. c. 1,100,469) ist auf um 81 v. Chr. datiert und nimmt Bezug auf die Diktatur. B. Wosnik: Untttsuchungen :r.uc Geschieht< Sullas (Diss. Wür:r.burg 1963) n-95;j. P. V. 0. Balsdon:JRS41 (1951) 1-10; H. BeUen: Hinoria 24 (1975) 555-�9.
110 CILI2 705
=
ILL� 344 (Delos)
C(aio) Iulio C(ai) f(ilio) Caesar[i] I pro co(n)s(ule) olearei. Dem Caius Iulius Caesar, Sohn des Caius, dem Statthalter
(von den) Ölhändler(n). 111
CIL12 830 ILL� 359 Nr.1S7 (Delos) =
=
Degrassi: Imagines,
L(ucium) Munatium C(ai) f(ilium) Plancum ltalicei I et Graecei, quei Delei negotiantur. Den Lucius Munatius Plancus, Sohn ·des Caius, (ehren) die Italiker und die Griechen, welche auf Delos Handel treiben.
112 CIL 12 746 ILLRP2 374 Nr. 166 (Argos/Merbaka) =
=
179
Degrassi: Imagines,
Q(uinto) Caecilio C(ai) f(ilio) Metel(l)o I imperatori Italici, I quei Argeis negotiantur. Dem Quintus Caecilius Metellus, Sohn des Caius, dem siegreichen Feldherrn, (von den) ltaliker(n), die in Argos Handel treiben. Von den drei Ehrungen von Händlern für römische Macht haber im östlichen Imperium bezieht sich die erste auf den Vater Caesars, Statthalter in Asia um 100 v. Chr.; die zweite dürfte vor der >Vesper von Ephesos< im Winter 88 v. Chr. (App. Mithr. 22) errichtet worden sein. Caecilius Metellus, cos. 69 v. Chr., unterwarf als Prokonsul Kreta (68-65 v. Chr.), 62 feierte er seinen Triumph und erhielt den Sieger beinamen Cretcu i s. Die Inschrift aus Argos dürfte 68 auf g�nd seiner Erfolge gegen die Seeräuber gesetzt worden sem. J. Hatzfeld: Les ttafiquants italiens dansl'orient hellc!nque (Paris 1919); A.]. i N. Wilson: Emigration from ltaly in the Republican Age of Rome (Manchester 1966).
113 CILI2768 ILLRP2381 Nr. 165 (Chiusi) =
=
Degrassi: Imagines,
Cn(aeo) Pompeio Cn(aei) f(ilio) I Magno I imper(atori) iter(um). Dem Cnaeus Pompeius Magnus, Sohn des Cnaeus, zwei mal als siegreicher Feldherr akklamiert. Pompeius Magnus, der Gegner Caesars, feierte drei Trium phe (79, 71, 61 v. Chr.: vgl. ILS8776; Dio 42,18,3). Der zweite Triumph bezieht sich auf den Erfolg gegen Sertorius in Spanien (Plio. nat. hist. 7,96); anschließend hatte er in
180
Ehreninschriften
Republik
Oberitalien versprengte Truppen des Spanacus vernichtet (Cic. de imp. Cn. Pompei 30). Die Inschrift ist auf 71 v. Chr. datiert, im folgenden Jahr bekleidete Pompeius mit Crassus das Konsulat. M. Gelzer: Kleine Schriften II (Wiesbaden
114 CIL J2 749
=
1963) 146-189.
ILLRP2 378 (Rom)
Cn(aeus) Calpurnius I Cn(aei) f(ilius) Piso I quaestor pro pr(aetore ) ex s(enatus) c(onsulto) I provinciam Hispa niam 15 citerio rem obtinuit. Cnaeus Calpurnius Piso, Sohn des Cnaeus, hat als Quä stor mit proprätori scher Befehlsgewalt aufgrund eines Senatsbeschlusses das diess ei tige Spanien verwaltet.
116 AE 1969/70, 132 (Tarent)
C. I L
181
J 2 2�b �
C(aio) Iulio C(ai) [f(ilio) C ae]l s are pa t[rono], I impera to[re, Illvir(o)] I rei public[ae conl 5stit]uenda[e . ..] Unter Caius Iulius Caesar, Sohn des Caius, Patron (de r Gemeinde), dem siegreichen Feldherm, Triumvir zur (Neu-)Konstituierung des Gemeinwesens . .. Caesar und Oktavian, der spätere Augustus, wurden als Patrone von Bovianum (Pietrabbondante) bzw. Tarent geehrt. Nach seinem Sieg über Pompeius bei Pharsalos (48) wurde Caesar dc i tator Il (Dio 42,20,3; M. Crawford: RRC 467, la), 46 v. Cbr. erhielt er die (dritte) Diktatur auf zehn Jahre verliehen ([Caes.] bell. Hisp. 2,1; Dio 43,14,4). Sein zweites Konsulat bekleidete er 48, das dritte 46 v.Chr. Trotz der hier fehlenden Iterationsziffer ist die Ehrung in die Zeit zwischen September 48 und Juli ( Mai nach dem Julianischen Kalender: vgl. Nr. 272) 46 datiert. Pontifex maximuswar der Diktator sei.� 63 v. Chr. Die Ehrung seines Adoptivsohnes erfolgte nach Ubertragung der Triumviralge walt durch die Iex Titia (27. Nov. 43: Fasti Colot., lnscr.lt. XIII 1, p. 273 f.). Zuvor hatte Oktavian das Konsulat (vgl. Nr. 6) niedergelegt (App. b. c. 4,2,6), das hier in seiner Titulatur nicht genannt wird. Als imperator war er am 16. April 43 (bei Mutina) akklamiert worden (Ov. fast. 4,673-676). Seit Winter 40/39 bezeichnete er sieb dann als lmp(erator) Caesar. Die Ehrung in Tarent ist damit auf (Ende) 43/40 v. Chr. datien. =
Piso (Frugi), Vertrauter Catilinas und in führender Position an der sog. •ersten Verschwörung• (66/65 v. Chr.) beteiligt, erhielt anschließend das Kommando in Spanien, wo er bald darauf von einheimischen Reitern, die ihm unterstellt waren, ermordet wurde (Sall. Cat.18 f. ). R.
Seagtr: Historia 13 (1964) 338-347.
115 CIL 11 787
=
ILLRP1406 (Pietrabbondante)
[C (aio ) Iul]io Caesari im(p(eratori)], I dictat(ori) iteru[m, I
po nt] ufici (!) max[umo, I aug(uri), c]o(n)s( uli), patrono m u[nici pi], 15 d(ecurion um) c(onsulto). Für Caius Iulius Caesar, den siegreichen Feldherrn, Dik tator zum zweiten Male, obersten Staats p riester, Augur, Konsul, Patron der Gemeinde, auf Beschluß des Ge meinderats.
H. Gesehe: Caesar (Damutadt 1976) 142f.; L. Schumacher: Historia 34 (1985) 198-205.
117 AE 1959,77 ILLRp11276 Nr. 179 (Tabarka) =
=
Degr assi: Imagines,
M(arco) Lepido imp{eratori) I ten(ium), pont{ifici) ma x(imo), I Illvir(o) r(ei) p{ublicae) c(onstituendae) bis,
182
co(n)s(uli) I iter(um), patrono, 15 ex d(ecurionum) d(e creto). Für Marcus (Aemilius) Lepidus, dreimal als siegreicher Feldherr akklamien, Triumvir zur (Neu-)Konstituierung des Gemeinwesens zum zweiten Male, den zweifachen Konsul, Patron der Gemeinde, auf Beschluß des Ge meinderats. Lepidus war als Triumvir nach Philippi (Okt. 42) mit der Verwaltung Nordafrikas abgefunden worden (Dio 48, 1,3); hier ließ er sich im Herbst 40 (?) als imperator II/ akklamie ren. Die Zählung der Triumviralgewale weist auf die zweite Phase der Amtsführung nach dem Yenrag von Tarent (Okt. 37: Dio 48,54,6; App. b. c. 5,95,398). Im Juli 36 setzte Lepidus nach Sizilien über, um seine Interessen im Konflikt Oktavians mit Sex. Pompeius zu wahren (App. b. c. 5,98,406), konnte sich aber gegen den siegreichen Oktavian (vgl. Nr. 6, 7 und 80) nicht behaupten. Zur Niederlegung der Triumviralgewalt gezwungen, verbrachte er seine letz ten 23 Lebensjahre im Exil (Circei); die Würde als pontief x maximuswurde ihm belassen (App. b. c. 5,126,523; Aug. r. g. 10). Seine Ehrung in Tabarka erfolgte in der ersten Hälfte des Jahres 36 v. Chr. ]. GueyI A. Pemette: Karthago 9 (1958) 79-88; V. Fadinger: Die Begründung des Prinzipats (Berün 1969) 31-103; R. 0. Weigel: ACiass 17 (1974) 67-73.
118
Kaiserzeit: Kaiser
Ehreninschriften
CILIII 14 625 ILLRP2417add. = Degrassi: Imagines, Nr. 181 (Tasovcic) =
lmp(eratori) Caesari Divi f(ilio) I Sicilia recepta C(aius) Papius Celsus, I M(arcus) Papius Kanus fratres. Dem Imperator Caesar, Sohn des vergöttlichten (lulius), nach der Wiedergewinnung von Sizilien (von den) Gebrü der(n) Caius Papius Celsus (und) Marcus Papius Kanus.
183
Die Wiedergewinnung Siziliens bezieht sich auf den Sieg Oktavians bzw. seines Admirals Agrippa über Sex. Pom peius bei Naulochos am 3. September 36 v. Chr. (Aug. r. g. 25,1; Dio 49,8-12; Veil. 2,73,3; vgl. Nr. 7 und 80). B. Schor: Beitrige zur Gacbichte dtt Sex. Pompdill (Stutq;art I978) 47-54 [mit abweichender Da�ierung].
119
AE 1952, 165 (Arles)
Senatus I populusque Romanus I lmp(eratori} Caesari Divi f(ilio) Augusto I co(n)s(uli) Ylll dedit clupeurn 15 virtutis, clementiae, I iuscitiae, pietatis erga I deos pa triamque. Senat und Volk von Rom haben dem Kaiser Augustus, Sohn des vergöttlichten (lulius}, dem achtfachen Konsul, den (Ehren-)Schild verliehen aufgrund seiner Tapferkeit, Güte, Gerechtigkeit (und) frommen Pflichterfüllung gegenüber Göttern und Vaterland. 120
Aug. r. g. 34 =Mon. Anc. col. VI 13-21 Volkmann (Ankara); Ergänzungen durch das Monurnenturn Antiochenum col.IX wurden im Text berücksichtigt
In consuhitu sexto et septimo, po[stquam b]ella [civü]ia exscinxeram, 1 per consensum universorum [potitus reru)m om[n]ium rem publicam jl5 ex mea potestate in senat[us popuJique Rom]ani [a]rbitrium transtulf. I Qu6 pro merito me6 senatu[s consulto Au]gust[us appe]llatus sum et Laureis I postes aedium mearum v[estiti] publ[ice coronaq)ue civica super I ianuam meam fixa est [et du-] peus [aureu]s in [c]uria Iulia posiltus, quem mihi senatum pop[ulumq)ue Rom[anu)m dare virtutis clel20ment[iae que e]t iustitiae et pieta[tis cau]sa testatu[m] est pe[r e]ius clupei I [mscription]em....
184
Ehreninschriften
In meinem sechsten und siebenten Konsulat habe ich, der ich durch allgemeine Zustimmung (per consensum uni versorum) in den Besitz der Allgewalt gelangt war, nach Beendigung der Bürgerkriege das Gemeinwesen aus mei ner Machtbefugnis in die Zuständigkeit von Senat und Volk von Rom übergeben. Für dieses mein Verdienst wurde mir auf Senatsbeschluß der Name Augustus ver liehen, der Eingang meines Privathauses offiziell mit Lorbeerbäumen geschmückt und der Bürgerkranz ober halb der Türschwelle aufgehängt. Zudem wurde in der Iulischen Basilika (wo der Senat tagte} ein goldener (Ehren-)Schild angebracht, den mir, wie seine Inschrift be2.eugt, Senat und Volk von Rom verliehen haben auf grund meiner Tapferkeit, Güte, Gerechtigkeit und from men Pflichterfüllung . .. Eine Marmorkopie des goldenen Ehrenschildes, den der Senat Augustus am 16.Januar 27 v. Chr. (vgl. Nr. 6 und 8) verliehen hat, wurde 1951 in Arles gefunden und bestätigt die Angaben des Tatenberichts. Die abweichende Datierung (Zählung der Konsulate) erklärt sich daraus, daß die Kopie erst 26 v. Chr. angefertigt wurde. Das vieldiskutierte Kapitel 34 des augusteischen Tatenberichts, nach dem Fundort am Tempel der Roma und des Augustus in Ankara auch als Monurnenturn Ancyranum bezeichnet, kann in diesem Rah men nicht erläutert werden. Aufgrund meiner Interpunktion und der Übersetzung ergibt sich die Ereignisfolge: 32 v. Chr. Besitz der Allgewalt mit allgemeiner Zustimmung �.1/30 v. Chr. Beendigung der Bürgerkriege- 28/27 v. Chr. Ubergabe des Gemeinwesens in die Zuständigkeit von Senat und Volk von Rom. Die lateinisch-griechische Bilingue wird mit Recht als die >Königin der Inschriften< bezeichnet. Tatcn�rieht (Monument um Ancynnum),lat./grit<:h./ Augustus, dt., ü�n. un hrsg. von M. Gie�l (Stungan 1975); M. P. Charlesworth: PBA 23 (1931) IOS-133; K.-E. Pmold: Histotia 18 (1969) 334-351; VI.
RcsJcstx -
Kaiserzeit: Kaiser
185
Hoben: Gymnuium 85 (1978) 1-19; 0. Kienast: Augunus. Prinzeps und Monarch (Oannstadt 1982) 67-84; P. Zanker: Augustus und d.ie Macht der Bilder (München 1981) 100-102 mit Abb. 79.
F. Beltran Uoris: Epigrafia Latina 121 CIL li 3828 de Saguntum (Valencia 1980}, Nr. 11 (Sagunto} =
C(aio) Caesari Augusti f(ilio) I pontif(ici), co(n)s(uli) design(ato}, I principi iu(v)entutis. Für Caius Caesar, Sohn des Augusrus, Pontifex, den designierten Konsul (und) Führer der (adligen) Jugend. 122 CIL Vl36908 Gordon: Introduction, Nr. 30 (Rom: Forum Romanum) =
L(ucio) Caesari Aug[u]sti f(ilio}, Divi n{epoti), I principi iuventu[ti]s, co(n)s(uli) desig(nato), I cum [e]sset ann(os) n[a)t(us) XIIII, aug(uri), I senatus. Für Lucius Caesar, Sohn des Augustus, Enkel des ver göttlichten (Iulius), Führer der (adligen) Jugend, der im Alter von 14 Jahren zum Konsulat designiert wurde, Mitglied des Auguralkollegiums, (vom) Senat. Augustus hat seine Enkel, Söhne des Agrippa und der Iulia, 17 v. Chr. adoptiert, um sie als seine Nachfolger aufzubauen (Aug. r. g. 14; Tac. ann. 1,3,2; Dio 54, 18,1). Caius Caesar (geb. 20) wurde 5 v. Chr. volljährig, Lucius Caesar (geb. 17} erhielt die toga virilis 2 v. Chr. Gleichzeitig wurden sie jeweils mit 14 Jahren für das Konsulat designiert (vgl. CIL VI 36893), das der ältere Sohn dann 1 n. Chr. auch bekleidete. Princeps iuventNtis bezeichnet als Titel den für die Nachfolge vorgesehenen Prinzen (Ov. ars amat. 1,193 f.; BMC Emp. I 88, Nr. 513). Ihre rangmäßige Abstufung wird durch die Mitgliedschaft in verschiedenen Priesterkollegien
186
Kaistrzeit: Kaiser
Ehreninschriften
dokumentiert (pontifex - augur). Lucius verstarb am 20. August 2 n. Chr. in Massilia, Caius am 2 1. Februar 4 n.Chr.in Limyra (Lykien); ihre Gebeine wurden im Augu stus-Mausoleum (vgl. Nr. 1 69) beigesetzt. Die Ehrungen in Rom und Sagunt erfolgten vermudich anlä.ßlich der Desi gnation zum Konsulat (5 bzw. 2 v.Chr.). G. PfiSI�r: Oie Ern�uerung der rönüschen iuv�ntus durch Augustus (Bochum 1977) 33-37; Th. Fisch�r. in: Lagern. F�stschr. P. Berghaus (Münster 1980) 31-40.
123 CIL VI 920
�
==
ILS 216
(Rom)
Ti(berio) Clau[dio Orusi f(ilio) Cai)sari I Augu[sto Ger mani)co I poncific[i maximo, trib(unicia) potes]tat(e) XI, I co(n)s( uli) V, im[p(eratori) XX... , patri pa)triai, 15 sena tuS po[pulusque) Ro[manus, q)uod I reges Brit[anniai] XI
[devictos sine)
I
ulla iacrur[a in dedicionem acceperit)
gentesque b[arbaras trans Oceanum) nem populi Romani redegerit).
I
I
primus in dici[o
Für Tiberius Claudius Caesar Augustus, Sohn des Oru sus, denSieger über die Germanen, oberstenStaatsprie ster, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt zum elften Male, fünffachen Konsul, 20 + x Mal als siegreicher Feldherr akklamiert, den Vater des Vaterlandes, (von) Senat und Volk von Rom, weil er elf Könige Britanniens besiegt und ohne jeglichen Verlust ihre Unterwerfung angenommen und als erster die barbarischen Stämme jenseitS des Ozeans unter die Herrschaft des römischen Volkes gebracht hat. 43 n.Chr. war der südöstliche Teil Britanniens von den Legionen des A. Plautius erobert, Camulodunum in Anwe senheit des Kaisers Claudius eingenommen worden (Dio 60,21 ,4; vgl. Nr. 44). Erst zehn Jahre später gelang P.
187
OstoriusScapula mit Hilfe der Brigantenkönigin Caniman dua die Gefangennahme des Caratacus, der aus Camulo dunum entkommen war und bislang den Widerstand organi siert hatte (Tac. ann. 12,36). Aufgrund dieses Erfolges / 2 n. Chr. den Triumphbogen über beschloß derSenat515 der Via Flaminia, dessen Inschrift die Ereignisse d. J. 43 inhaltlich nochmals aufnimmt (Suet. Claud. 1 7,2). Sh.
Frer�: Briunnia (London 21978) 78-99; H. Kähler: REVIIA I (1939) 384 f., s. v, Triumphbogen (20); Nash: Bildlexikon I 102 f., s. v. arcus Claudii.
124
CIL VI 945
Senarus
I
=
ILS 265 (Rom)
po ulusque Romanus
siani f(ilio),
f
I
divo Tito, divi Vespa
Vespasiano Augusto.
Senat und Volk von Rom für den vergönlichten Tirus Vespasianus Augusrus, den Sohn des vergöttlichten Ves pasianus. Die Attica-Inschrift erweist den Titus-Bogen als Ehrung des bereits vergöttlichten Kaisers durch Senat und Volk von Rom, die alsStiftungskörperschaften zu Beginn des Textes genannt sind. Die Reliefs im Durchgang beziehen sich auf den gemeinsamen Triumph des Titus und seines Vaters Vespasian vom Juni 71 n. Chr. (Fl. los. bell. lud. 7, 121-157), doch wird Titus allein im Siegeswagen darge stellt: eine Allegorie auf seine Apotheose 81 n. Chr. (Suet. Dom. 2,3; Dio 67,2,6). Im selben Jahr war ihm noch zu Lebzeiten ein Triumphbogen am Circus Maximus errichtet worden (ILS 264). H. U. lnstinsky: Philologus 97 (1948) 370f.; H. lühler: Rom und seine Welt 11 (München 1960) 252-254, Taf. 166; Nash: Bildlexikon I 133-136, s. v. arcus Titi; M. Ffanner: Der Titusbog�n (Main� 1983) 91-102 und Taf. 12.
188
Ehreninschriften
12.5 CIL VI 960 = ILS 294 (Rom)
Senatus populusque Romanus I Imp(eratori) Caesari divi Nervae f(ilio) Nervae I Traiano Aug(ustO) Germ(anico) Dacico, pontif(ici) I maximo, trib(unicia) pot(estate) XVII, imp(eratori) VI, co(n)s(uli) VI, p(atri) p(atriae), 15 ad declarandum, quantae altitudinis I mons et locus tantis operibus sit egestus. Senat und Volk von Rom für Kaiser Nerva Traianus Augustus, den Sohn des vergöttlichten Nerva, den Sieger über Germanen und Daker, obersten Staatspriester, In haber der tribunizischen Amtsgewalt zum siebzehnten Male,
sechsmal als siegreicher Feldherr akklamiert,
sechsfachen Konsul, Vater des Vaterlandes, um das Niveau des Berges und des Geländes zu verdeutlichen, die für diese Baumaßnahmen abgetr<�.gen worden sind. Am 1. Januar 112 n. Chr. (vgl. Nr. 4) wurde das Trajans forum eingeweiht, am 13. Mai 113 (Fasti Ost. p. 48) die berühmte Säule mit Darstellung der Dakerkriege (s. Abb. S. 189). Mit diesen Zeitangaben der Fasten von Ostia deckt sich die Titulatur der Dedikationsinschrift, wo Senat und Volk als Stifter nochmals vor dem Kaiser genannt sind. Der heute fehlende Mittelteil der Schlußzeile (. . . tan[tis ope}ribus ...) fiel der Anbringung eines Schutzdaches zum Opfer, ist aber durch die Abschrift des •Anonymus Einsid lensisc (8./9.Jh.) gesichert. Im Sockel der Säule wurde die Urne mit den Gebeinen des Kaisers Trajan beigesetzt (Eutrop 8,5,2), doch zeigt der archäologische Befund, daß diese (einzigartige) Bestattung innerhalb des Pomerium von Anfang an geplant war. P. Zanker: AA 1970, 499-SH, bes. S29-S37; Nash: Bildlt>-286, s. v. columna Tniani; W. Gauer: Untersuehungen �ur Trajanuäule (Berlin 1977); G. Walser: Die Einsiedler Inschriftensammlung (Stungan 1987) 21 f. und 72 f., Nr. 1).
Sockel der Trajanssäule in Rom mit Ehreninschrift (Nr. 125) Foto: Deutsches Archäologisches Institut, Rom (Nash: Bildlexikon I, 283)
190
Kaiserzeit: Kaiser
Ehreninschriften
126 CIL IX 5894 = ILS 298 (Ancona) lmp(eratori) Caesari divi Nervae f(ilio) Nervae I Traiano Optimo Aug(usto) Germanic(o) I Dacico pont(ifici) max(imo), tr(ibunicia) pot(estate) XVIIII, imp(eratori) IX, I co(n)s(uli) VI, p(atri) p(atriae), providentissimo principi, 15 senatus p(opulus)q(ue) R(omanus), quod accessum I ltaliae hoc etiam addito ex pecunia sua I portu tutiorem navigantibus reddiderit.
(In lateribus inscriptionis:) Plotinae I Aug(ustae) I coniugi Aug(usti). Divae I Marcianae I Aug(ustae) I sorori Au g(usti). Für Kaiser Nerva Traianus, den besten Augustus, Sohn des vergötdichten Nerva, Sieger über Germanen und Daker, den obersten Staatspriester, Inhaber der tribuni zischen Amtsgewalt zum 19. Male, neunmal als siegrei cher Feldherr akklamiert, sechsfachen Konsul, Vater des Vaterlandes, den äußerst fürsorglichen Prinzeps, (von) Senat und Volk von Rom, weil er den Zugang nach Ita lien für die Seefahrer sicherer gemacht hat und außerdem aus eigenen Mitteln diesen Hafen hat anlegen lassen.
(Zu beiden Seiten der Inschrift:) Für Plotina Augusta, Gemahlin des Kaisers. Für die vergötdichte Marciana Augusta, Schwester des Kaisers. Aufgrund der Kaisertitulatur Trajans wurde der Ehrenbogen an der Hafenmole von Ancona 115 n. Chr. dediziert. Anlaß war der Ausbau des Hafens, der im zweiten Dakerkrieg als Nachschubbasis diente und für die Handelsverbindungen nach IIJyrien zentrale Bedeutung hatte. Ende August 114 war dem Kaiser der Name Optimus offiziell vom Senat verliehen worden, nachdem er im Partherkrieg Armeoien okkupiert hatte. Auf diesen Konflikt beziehen sich die siebte, achte und neunte Akklamation. Die beiden flankie-
191
renden Inschriften zeigen, daß der Bogen außer mit dem Standbild Trajans auch mit den Statuen seiner Gemahlin Plotina und seiner am 29. August 112 konsekrierten Schwe ster Marciana (vgl. Nr. 4 und 46) geschmückt war. H. Kähler: REVUA I (1939) 403f., s. v. Triumphbogen (111); T. Frankfort: Latomus 16 (1957) 333f.; H. Temporini: Oie Frauen am Hofe Trajans (Berlin 1978).
127 CIL VI 1033 = ILS 425 (Rom) Imp(eratori) Caes(ari) Lucio Septimio M(arci) fil(io) Severo Pio Pertinaci Aug(usto) patri patriae, Parthico Arabico et I Parthico Adiabenico, pontific(i) maximo, tribunic(ia) potest(ate) XI, imp(eratori) XI, co(n)s(uli) 111, proco(n)s(uli), et I Imp(eratori) Caes(ari) M(arco)
Aurelio L(uci) fil(io) Antonino Aug(usto) Pio Felici tri bunic(ia) potest(ate) VI, co(n)s(uli), proco(n)s(uli), [p(atri) p(atriae), I optimis fortissimisque principibus,ß 15 ob rem publicam restitutam imperiumque populi Ro mani propagatum I insignibus virtutibus eorum domi forisque s(enatus) p(opulus)q(ue) R(omanus). Für Kaiser Lucius Septimius Severus Pius Pertinax Augustus, den Sohn des Marcus, Vater des Vaterlandes, Sieger über die partbischen Araber und Adiabener, ober sten Staatspriester, Inhaber der tribunizischen Amtsge walt zum elften Male, elfmal als siegreicher Feldherr akklamiert, dreifachen Konsul, Prokonsul, und für Kai ser Marcus Aurelius Antoninus Augustus Pius Felix, Sohn des Lucius, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt zum sechsten Male, Konsul, Prokonsul, Vater des Vater landes, die besten und mächtigsten Prinzipes, aufgrund der Erneuerung des Gemeinwesens und der Erweiterung der Herrschaft des Römischen Volkes für ihre hervorra-
192
Ehreninschriften
Kaiserzeit: Kaiser
193
genden Leistungen in der Innen- und Außenpolitik (von) Senat und Volk von Rom.
A. Birley: Septimius Severus (London 1971) 181-18), 201-203, 222f.; Nash: Bildlexikon I 126-UO, s. v. artus Severi.
Der Triumphbogen des Septimius Severus am Forum Romanum wurde im Sommer 195 vom Senat beschlossen und 203 n. Chr. vollendet. Die Zählung der Konsulate, der tribunizischen Amtsgewalt und der Akklamationen in der Titulatur beider Kaiser bezieht sich auf den Zeitpunkt der Dedikation, die Sieger-Beinamen des Severus nehmen Bezug auf die Beschlußfassung nach Unterwerfung der Araber (Edessa) und der Adiabener (Arbela): HASev. 9,10f. Nach der Einnahme von Ktesiphon (28.Jan. 198) im •zweiten< Partherkrieg erhielt Severus den Sieger-Beinamen Parthicu.s Maximus; damals wurde Caracalla zum Mit-Augustus, der jüngere Sohn Geta zum Caesar erhoben (HASev. 16,1-4). In dieser Stellung waren ursprünglich beide in der Inschrift genannt. Nach Getas Ermordung (Winter 211/212: Dio 77,2,3-6) wurde sein Name gelöscht, die Rasur (Zeile 3f.) neu beschriftet. Anstelle von ET (•und<) wurde jetzt PP eingesetzt, so daß der trügerische Eindruck entsteht, Cara calla habe bereits als Mitherrscher den Titel geführt, der tatsächlich allein seinem Vater zustand. Filiation des Severus und Nomenklatur des Caracalla erklären sich aus ihrer fiktiven Adoption in das Kaiserhaus der Antonine (Sommer 195: vgl. Nr. 95; CIL VIII 9317; BMCEmp. V 136, Nr. t; 140, Nr. 567). Dieser Anspruch führte zum Konflikt mit Clodius Albinus (vgl. Nr. 141 und 142). Den Pertinax Namen hatte Severus bereits 193 angenommen, um seinen Anspruch auf Rache für die Ermordung des Kaisers zu dokumentieren (HASev. 5,4; Herod. 2, 10,1; Eutrop 8,18,3; vgl. auch Nr. 151). Seit der Garnisonierung der Legio 11 Parthica in Italien (Aibanum: Dio 55,24,4) durch Severus (197 n. Chr.) führten die Kaiser auch dann den Titel procon sul, wenn sie nicht in den Provinzen waren (vgl. S. 22).
128 CIL III 5810
Brilliant: Th� An:h of Septim1UJ Scvmts in tM RominForum (Rom 1967); P. Knaßl: Die Siegutitulatur der römUdlen Kais«(Göttinp 1969) 126-148; R.
=
ILS 618 (Augsburg)
Providentissimo I principi, rectori I orbis ac domino, I fundatori pacis 15 aeternae, Diocleriano p(io) f(elici) I invicto Aug(usto), pont(ifici) I max(imo}, Ger(manico) max(imo), Pers(ico) I max(imo), trib(unicia) pot(estate}
VU, I co(n)s(uli) 1111, patri pat(riae), jl0 proco(n)s(uli),
Sept(imius) I [Vale]ntio v(ir) p(erfecrissimus), p(raeses) p(rovinciae) R(aetiae), I [d(evotus) n(umini) m(aiestati) que) eius d(edit} d(edicavit). Dem fürsorglichsten Herrscher, dem Lenker und Herrn des Erdkreises, Begründer des ewigen Friedens, Diode tian, dem frommen, glückhaften, unbesiegten Augustus, dem obersten Staatspriester, größten Sieger über Germa nen und Perser, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt
zum siebenten Male, vierfachen Konsul, Vater des Vater landes, hat Septimius Valentio, Angehöriger des Ritter standes, Statthalter der Provinz Rätien, ergeben seiner
Göttlichkeit und Majestät, (diese Inschrift) gestiftet und
geweiht.
Die Ehreninschrift, die Valentio 290 n. Chr. als Statthalter von Rätien für Diocletian in Augsburg errichten ließ, hebt die Verdienste des Kaisers für die Grenzverteidigung hervor. 288 hatte er persönlich einen Alamanneneinfa!J in Rätien abgewehrt (Paneg. Lat. 10,9,1), 290 die Ostgrenze durch Einsetzung des Tindates III. als König von Armeoien gegen die Sassaniden stabilisiert (Paneg. Lat. 11,6,6; 8,3,3). Valen tio wurde 291 zum steHvertretenden Prätorianerpräfekten in Rom befördert (ILS 619). A.
Champlol: AneSod(l972) ill-226; B. Ovuhcck:JNG20(1970)89-99.
194
Ehreninschriften
129 CIL VI 1139
=
Kaiserzeit: Kaiser
ILS 694 (Rom)
lmp(eratori) Caes(ari) Fl(avio) Constantino maximo
I
p(io) f(elici) Augusto s(enatus) p(opulus)q(ue) R(oma
nus), I quod instinctu divinitatis mentis I magnitudine cum exercitu suo 15 tarn de tyranno quam de omni eius I factione uno tempore iustis I rempublicam ultus est armis, I arcum triumphis insignem dicavit.
(Intra fornicem:) Liberatori urbis- Fundatori quietis. (In lateribus:) Votis X (solutis), votis XX (nuncupatis). Sie X (solutis), sie XX (nuncupatis). Für Kaiser Flavius Constantinus, den größten, frommen (und) glückhaften Augustus, haben Senat und Volk von Rom, weil er auf Eingebung der Gottheit mit tiefer Einsicht zusammen mit seinem Heer das Gemeinwesen gleichzeitig sowohl vom Tyrannen als auch von des
195
zwischen Palatin und Kolosseum (Via triumphalis) nimmt auf diesen Sieg Bezug (vgl. Paneg. Lat. 12,2,-H.). Der Hinweis auf die Dezennalien, deren Feier im Juli/September 315 n. Chr. stattfand, bietet den einzigen Anhaltspunkt, daß der Bogen damals wohl in Anwesenheit des Kaisers (25.Aug./18 Sept. 315: Cod. Theod. 11,30,3 und 10,1,1; : vgl. Euseb. v1ta Const. 1,48) eingeweiht wurde. Die bemer kenswerte Formulierung instinctu divinitatis wurde von der heidnischen Panegyrik in ihrem, von Euseb in christlichem Sinne verstanden (Paneg. Lat. 12,26,1; Euseb. bist. eccl. 10,4,16). Die Prägung des berühmten Silbermedaillons mit dem Christusmonogramm vom Jahre 315 n. Chr. spricht eher für die christliche Version. P. L'Orange: IXr spätantike Bildschmuck des KonSWttirubogens (Borlin 1939) 14-28;J. Stnub: Historia 4(1955)297-313; K. Kraft:JNG 5/6(1954/SS) 151-178, Tal. XIIXU; J. Vogt: RACm (1957) 306-379, s. v. ConSWttin; Nash: Bildlexikon I 104-112, s. v. arcus Constantini; J. Ruyssehaen: RPAA 35 (1962/63) 79-100.
H.
sen gesamter Herrschaftsclique in einem gerechten Waf fengang befreit hat, diesen Bogen, geschmückt mit Triumphdarstellungen, geweiht.
(Im Mitte/durchgang:) Dem Befreier der Stadt - Dem Begründer der (inneren) Sicherheit.
(Auf den Frontseiten:) Anläßlich der Dezennalien wur den die Gelübde eingelöst, (neue) für die folgenden zehn Jahre gelobt. - Ebenso (die Gelübde) anläßlich der De zennalien eingelöst, ebenso (die Gelübde) für die näch sten zehn Jahre gelobt. Nach seinem Sieg über Maxent:ius an der Milvischen Brücke {28. Okt. 312: Chron. min. I p. 231; Fasti Philocali, Inscr. lt. XIII 2, S. 256 f.; vgl. Lact. mort. pers. 44) verzichtete Constantin auf das Opfer im Kapitolinischen Tempel (Paneg. Lat. 12,19,3) und deutete damit eine Hinwendung zum Christengott an. Die Inschrift des Triumphbogens
130 CIL VI 31 395 (Rom) Propagatori imperii I Romani, d(omino) n(ostro) I Fl(a vi?) Iul(io Constantio, maximo I toto orbe victori ac 15 tnumfaton semper Aug(usto), I Memmius Vitrasius Orfitus v(ir) c(larissimus), I iterum praef(ectus) urbi,
�
iud(ex) sac(rarum) cogn(itionum) n(umini) m(aiestati)q(ue) eius.
I
tertium, d(evotus)
Dem Mehrer des Römischen Reiches, unserem Herrn Flavius Iuüus Constantius, dem größten Sieger und Triumphator im gesamten Erdkreis, aJlzeit Augustus, (von) Memmius Vitrasius Orfitus, Mitglied des Senato renstandes, zweifachen Stadtpräfekten (von Rom), drei fachen Richter des kaiserlichen Gerichtshofes, ergeben seiner Göttlichkeit und Majestät.
196
Kaiseruiu Kaiser
Ehreninschriften
Die Ehrung für Constantius 11. fällt in die zweite Amts periode des Memmius Vitrasius OrfituS Honorius als Stadt präfekt von Rom (357-359: Amm. 16,10,4). Damals (am 28. April 357) besuchte der Kaiser erstmalig die Stadt Rom und zeigte sich sehr beeindruckt (Chron. min. I p. 239; Amm. 16,10,13-20). Die Inschrift könnte anläßtich dieses Ereignisses dediziert worden sein (vgl. CIL VI 1161 Gor don: Album, Nr. 326) und steht in krassem Mißverhältnis zur (tendenziösen) Beurteilung des Constancius II. durch Ammianus Marcellinus (16,10, 1 f.). =
). Moreau: JbAC2 (1959) 162-179; A. Chasagnol: Les fa.stes de Ia p�ecture urbaine de Rome au Ba.s-Empire (Paris 1962) 139-147; G. Rösch: Onoma Basileia.s (Wien 1978) 76-83.
131 AE 1969/70, 631 (Ma'ayam Barukh, Israel) R[o)mani orbis Iiberat[orij,
I templorum I
[re)stauratori,
curj[la)rum et rei publicae 15 recreatari, barlbarorum extinctori, I d(omino) n(ostro) louliano (!) I perpetuo Augusto, I Alamannico maximo, 11° Francico maximo, I
[Sar]matico maximo, I pontifici maximo, pal[trij patriae, Foenicum I [coenum d(evotum) n(umini) e)ius (?) ob
impet[rat(a)
115 beneficia (?)] ...
197
nice überschwenglich für seine militärischen Taten und Verdienste um die Organisation des Reiches geehrt. Die Erneuerung der (heidnischen) Tempel (vgl. ILS 752: restitu tor ... Romanae religionis; Amm. 22,5,2) blieb Episode, die Sanierung der städtischen Senate (Kurien) erwies sich zwar als unpopulär (Amm. 21,22,23), stabilisierte aber deren Funktion als Bindeglied zwischen Zentralgewalt und Reichsbevölkerung (Liban. or. 18,142. J.48; Cod. Theod. 10,3,1). Als Caesar hatte Julian die Rheingrenze gegen Ala mannen und Franken gesichert (vgl. ILS754; 1Eph313A; Amm. 20,4,1). Der Sieger-Name Sarmaticus maximus (vgl. I;LS8945) könnte von Erfolgen seines Vorgängers Constan ttus II. (Amm. 17,13,33) auf ihn übertragen worden sein. Im Juli 362 bezog Julian zur Zeit des Adonisfestes (Amm. 22,9,14 f.) Winterquartier in Antiochia, um im März des folgenden Jahres die Offensive gegen Sapor II. zu eröff nen (Amm. 23,2,3). In diesen Monaten, die für den Kaiser unter einem unglücklichen Stern standen, dürfte die Inschrift gesetzt worden sein. A. Negev: IEJ 19 (1969) 170-173; J. Bidez: Julian der Abtrünnige (München 11947) 146-175, 247-253, 292-306; R. Andreoni, in: Julian Apostata, hrsg. von R. Klein (Oarmstadt 1978) 136-141.
ILS 766 132 CIL VI 31405 Nr. 328 (Rom) =
=
Gordon: Album,
Dem Befreier des römischen Erdkreises, Erneuerer der Tempel, WiederhersteUer der Städte und des Gemeinwe sens, Vernichter der Barbaren, unserem Herrn lulianus,
Votis I decennalibus I domini nostri I Fl(avi) Valentiniani max(imi) 15 victoris ac triumf(atoris) I semper Augusci.
des Vaterlandes, (hat) der ProvinziaiJandtag von Phoe nice wegen erlangter Wohltaten (die Inschrift setzen
Herrschaft) unseres Herrn Flavius Valentinianus, des größten Siegers und Triumphators, allzeit Augustus.
allzeit Augustus, dem größten Sieger über Alamannen, Franken (und) Sarmaten, obersten Staatspriester, Vater
lassen). Der äußeren Form (Säule) nach auf einem Meilenstein wird Julian (Apostata) hier vom Landtag der Provin.z Syria Phoe-
Anläßtich der Gelübde für den zehnten Jahrestag (der
Die Inschrift zierte den Bogen der Tiberbrücke, die ihren h�ucigen Namen Ponte Sisto der Erneu�ng durch Papst Stxtus IV. (1473/74) verdankt. In der AntJke wurde sie als
198
Kaiserzeit: Senatoren
Ehreninschriften
pons Aurelius bzw. seit ihrer Renovierung im 4. Jahrhundert als pons Valentinianus bezeichnet. Für die Baumaßnahmen war L. Aurelius Symmachus als Stadtpräfekt (364/365) ver antwortlich, eingeweiht wurde sie etwa 366/367 n. Chr. (ILS 769; Amm. 27,3,3). Kurz darauf feierte Valentinian I. sein ü f nfjähriges Regierungsjubiläum (Quinquennalia: 368),
gleichzeitig wurden die hier angesprochenen Gelübde für die folgenden fünf Jahre (Decennalia) gebracht. Die Inschrift ist damit auf 368 n. Chr. datiert.
Riemann: RE XXI2 (1952) 2469-82, s. v. poru 29 (Valentiniani); H. Mattingly: PBA37 (1951) 239f.; A. Clustagnol (wie Nr.130) 161 f.; Nash: Bildlexikon Jl185f.; s. v. pons Valentiniani.
H.
133
199
Gemeinwesens erfordere es, die Verdienste des Marcus Nonius Baibus zu vergelten, faßten (die Stadträte) in dieser Angelegenheit folgenden Beschluß: Da Marcus Nonius Balbus, solange er hier lebte, sich mit außeror dentlich großer Freigebigkeit einzelnen und der Gesamt heit gegenüber als Vater erwiesen hat, beschließen die Stadträte, ihm an einem möglichst belebten Platz auf öffentliche Kosten ein Reiterstandbild zu errichten mit der Inschrift: Für Marcus Nonius Balbus, Sohn des Marcus, aus der Tribus Menenia, Prätor, Prokonsul, Patronus, (errichtet dies Standbild) einstimmig der Rat der Bürger von Herculaneum aufgrund seiner Verdien ste. Ebenso beschließen sie, einen Marmoraltar an dem On, wo seine Asche gesammelt worden ist, im Namen
AE 1976, 144 (HerculaiJeum)
[Qu]od
M(arcus) Ofillius Celer (duum)vir iter(um) v(erba) f(ecit): pertinere at municipi I dignitatem meritis M(arci) Noni Balbi respondere, d(e) e(a) r(e) i(ta) c(en
der Gemeinde aufzustellen mit der Inschrift: Für Marcus Nonius Balbus, den Sohn des Marcus. Von diesem Platz aus soll an den Parentalia eine Prozession ihren Anfang
suerunt). I [Cu]m M(arcus) Nonius Balbus, quo hac vixerit parentis animum cum plurima liberalitat(e) I sin gulis universisque praistiterit, placere decurionibus sta
anstaltet werden, sollen zu seinen Ehren um einen Tag verlänger.t und bei Aufführungen im Theater soll sein
tuam equestrem ei poni quam
15
celeberrimo loco
ex
pecunia publica inscribique: M(arco) Nonio M(arci) f(iüo) Men(enia tribu) Balbo pr(aetori) proco(n)s(uli) patrono universus I ordo populi Herculaniessis ob merita eius; item eo loco, quo cineres eius conlecti sunt, aram I marmoream fieri et constitui inscribique publice: M(arco) Nonio M(arci) f(ilio) Balbo; exque eo loco parentalibu(s) I pompam duci ludisque gumnicis, qui soliti erant fieri, diem adici unum in honorem eius et cum in theatro I Iudi fient sellam eius poni. C(ensuerunt). In Anbetracht, daß Marcus Ofillius Celer, Bürgermeister zum zweiten Male, den Antrag stellte, die Ehre des
nehmen; die gymnischen Spiele, welche gewöhnlich ver
Sessel aufgestellt werden. Dies beschloß der Stadtrat. Zusammen mit einem kleinen Statuensockel wurde die Mar morbasis in Form eines Altars 1942 beim Eingang der Vor stadtthermen (lnsula Orientalis I) gefunden. Das hier über lieferte (postume) Ehrendekret für M. Nonius Balbus, den senatorischen Wohltäter der Stadt Herculaneum (vgl. Nr. 98), gehört in augusteische Zeit (vgl. Dio 50,2,3). In der Kombination von Elementen griechischer Heroenverehrung und genuin römischen Formen des Totenkults sprengt der Beschluß des Gemeinderats inhaltlich den Rahmen ver gleichbarer Ehrungen, wirft auch ein Schlaglicht auf die Ursprünge des römischen Kaiserkults. L. Schumacher: Chiron 6 (1976) 165-184 mit
Taf. 13f.
200
Kaistrztit: Stnatoren
Ebrtninschriften
134 CIL VH7056 (Rom) L(ucio) Cornelio L(uci) f(ilio) I Gal(eria tribu) Pusioni I Illlvir(o) viar(um) curandar(um), I tr(ibuno) mil(itum) leg(ionis) XJill Geminae,\5 ql!aestori, tr(ibuno) pl(ebis), pr(aetori), legat(o) I Augusti leg(ionis) XVI, I M(arcus) Vibrius Marcellus I (centurio) leg(ionis) XVI. Für Lucius Cornelius Pusio, den Sohn des Lucius aus der Tribus Galeria, Quattuorvir zur Straßenverwaltung, Militärtribun der 14. Legio Gemina, Quästor, Volkstri bun, Prätor, kaiserlicher Legat der 16. Legion, (von) Marcus Vibrius Marcellus, Hauptmann der 16. Legion. 135 AE 1915, 60 = Inscr. It. IV 12, Nr. 107 (fibur) L(ucio) Cornelio I Pusioni I Annio Messallae I co(n) s(uli), V llvir(o) epul(onum), 15 proco(n)s(uli) I Cornelia Sabina h(onoris) c(ausa). Für Lucius Cornelius Pusio Annius Messalla, Konsul, Septemvir Epulonum, Prokonsul, (von) Cornelia Sabina der Ehre wegen. Ob beide Ehrungen auf dieselbe Person zu beziehen sind, wird in der Forschung unterschiedlich beurteilt. Ich beziehe sie auf den Senator, der unter Vespasian mit dem Juristen Pegasus das Suffektkonsulat bekleidete (Gaius inst. 1,31). Seine Karriere bis zum Legionskommando (in •Untergenna nien<) verzeichnet die stadtrömische �r:tschrift, während das Zeugnis aus Tibur nur die höchsten Amter aufführt: ob er Prokonsul in Asia oder Africa gewesen ist, läßt sich nicht ermitteln. Sein gleichnamiger Sohn löste am 13. Januar (?) 90 n. Chr. Domitian im Konsulat ab (Fasti Potentini: AE 19<49, 23, Z. 15). Der soziale Aufstieg der Familie aus Gades (Hispania Baetica) wird daraus ersichtlich, daß der Vater
201
dem Priesterkollegium der Septemviri Epulones, der Sohn dem Pontifikalkollegium angehörte. Die erste Inschrift wurde von einem Offizier der 16. Legion gesetzt, der even tuell mit dem Heer des Vitellius nach Rom kam, die zweite ehrt Pusio als Patron der Sabina. L. Schumacher: ANRWU16,1 (1978) 724!.; C. Cutillo, n i : Epgnfia i t
Ordint Stnatorio II (Rom 1982) 499.
136 CIL V 877 ILS 1052 Gordon: Introduction, Nr.59 (Aquileia) I)?._��".,� '.>'1 =
=
A(ulo) Platorio A(uli) f(ilio) I Serg(ia tribu) Nepoti I Aponio ltalico I Maniliano I' C(aio) Licinio Pollioni \ co(n)s(uli), auguri, legat(o) Aug(usti) I pro praet(ore) provinc(iae) Briltanniae, leg(ato) pro pr(aetore) prolvin c(iae) German(iae) inferior(is), 110 leg(ato) pro pr(aetore) provinc(iae) Thrac(iae), l leg(ato) legion(is) I Adiutricis, I quaest(ori) provinc(iae) Maced(oniae), I curat(ori) viarum Cassiae,l Clodiae, Cirniniae, Novae 115 Traianae, candidato divi I Traiani, trib(uno) mil(itum) leg(ionis) XXII I Primigen(iae) p(iae) f(idelis), praet(ori), trib(u no) I pleb(is), Illvir(o) capitali, I patrono \20 d(ecurio num) d(ecreto). Für Aulus Platorius Nepos, Sohn des Aulus aus der Tribus Sergia, Aponius Italicus Manilianus Caius Lici nius Pollio, Konsul, Augur, kaiserlicher Statthalter der Provinz Britannien, Statthalter der Provinz Untergerma nien (und) der Provinz ThralUen, Legat der 1. Legio Adiutrix (der >Unterstützenden<), Quästor der Provinz Makedonien als Kandidat des vergöttlichten Trajan, Kommissar für die Straßenverwaltung der Via Cassia, Clodia, Cirninia (und) der >Neuen Trajan-Straßec, Mili tärtribun der 22. Legio Primigenia, der zuverlässigen und
202
Kaiserzeit: Senatoren
Ehreninschriften
treuen, Prätor, Volkstribun, Triumvir zur Verbrechens bekämpfung, Patron (der Stadt), auf Beschluß des Stadt rates. Die Inschrift bietet die Karriere des Senators aus Italica in Südspanien (Baetica) unter Voranstellung von Konsulat und Augurat durchweg in fallender Folge. Die Quästur wurde vom Steinmetzen versehentlich zu früh eingeordnet, Volks tribunat und Prätur hat er offenbar zunächst (nach der cura viarum) vergessen und dann nach dem Militärtribunat nach getragen. Ursprünglich hieß der Geehrte wohl C. Licinius Pollio (ILS 3620), bevor er von einem A. Platorius Nepos adoptiert wurde. Seine Laufbahn begann der Plebejer (Volkstribunat} als homo novus (?) mit der unbedeutendsten Stellung innerhalb des Vigintivirats. Um 97 n. Chr. bekam er als Militärtribun in Obergermanien Kontakt mit Trajan, der ihn bei der Wahl zum (Provinzial-)Quästor favorisierte (cand. Aug.). Der weitere Aufstieg verlief ohne Besonder heiten bis zum (Suffekt-)Konsulat 119 n. Chr. (AFA: CIL VI 2078). Bei seiner Versetzung nach Britannien Quni/ Juli 122: CILXVI 69) begleitete ihn die 6. Legio Victrix (ILS 1094 und 1100). Hadrian entzog ihm dann seine Gunst (HA Hadr. 15,2 und 23,4), was für Platorius Nepos das Ende seiner Karriere bedeutete (vgl. Nr. 237). A. Birley: The Fasti of Roman Britain {Oxford 1981) 100-105. . 137 CIL VIII 24094
=
ILS 8973 (Suk-el-Abiod
=
Pupput}
L(ucio) Octavio Cornelio P(ubli) f(ilio) Salvio Iuliano I Aemiüano Xviro (stlitibus iudicandis), quaestori lmp(e
ratoris) I Hadriani, cui divos Hadrianus soli I salarium quaesturae duplicavit 15 propter insignem doctrinam, trib(uno) pl(ebis),l pr(aetori), praef(ecto) aerar(i) Saturni item mil(itaris), co(n)s(uli), I pontif(ici), sodali Hadria nali, sodali Antoniniano, curatori aedium
I
sacrarum,
203
legato lmp(eratoris) Antonini 110 Aug(usti) Pii Genna niae inferioris, legalto lmp(eratorum) Antonini Aug(usti) et Veri Aug(usti) I Hispaniae citerioris, proco(n)s(uli) I provinciae Africae, patrono, I d(ecurionum) d(ecreto) p(ecunia) p(ublica). Für Lucius Octavius Cornelius Salvius Julianus Aemilia nus, Sohn des Publius, den Vorsitzenden einer der zehn Kammern zur Entscheidung von Rechtsstreitigkeiten,
Quästor (z. b. V.) des Kaisers Hadrian,dem als einzigem der vergöttlichte Hadrian sein Quästorengehalt verdop pelte aufgrund seiner außerordentlichen Kenntnisse, Volkstribun, Prätor, Leiter der Staatskasse im Saturn tempel und ebenso der Kasse zur Veteranenversorgung, Konsul, Pontifex, Mitglied (der Priesterschaften) der Sodales Hadrianales (und) Sodales Antoniniani, Kom missar für die heiligen (Tempel-)Bauten, Statthalter des Kaisers Antoninus Pius Augustus in Untergermanien, Statthalter der Kaiser Antoninus Augustus und Verus Augustus im diesseitigen Spanien, Prokonsul der Pro vinz Africa, Patron (der Gemeinde Pupput), auf Be schluß des Gemeinderats, (finanziert) mit öffentlichen Geldern.
Aufgrund seiner außerordentlichen juristischen Begabung stieg Salvius Iulianus aus Hadrometurn (Nordafrika) in die oberste Schicht der römischen Hocharistokratie auf. Als Patronus von Pupput wurde er in dieser Gemeinde geehrt, seine Karriere in aufsteigender Folge vom Vigintivirat bis zum Prokonsulat von Africa (168/169{ciargestellt. Konsulat (148: cos. ord.) und Aufnahme in die Kollegien der Pontifi ces bzw. der Sodales Hadrianales sind chronologisch zutref fend eingeordnet, die Kooptation als Sodalis Antoninianus (zwischen 161 und 169} wurde mit den übrigen Priesterwür-
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204
Kaiserztit: Senatoren
Ehrminschriften
den zusammengelaßt und deshalb vorgezogen. UmgesteUt wurde die Verwaltung des Staatsschatzes und der Kasse zur Veteranenversorgung (Anschluß mit ittm). Seine Karriere m begann Julian als Vorsitzender ei�er Kammer des � en� . e er als personli viralgerichts, die Quästur �ekletde� � her Beauftragter Hadrians, wobet auch dte Verdoppelung semes Gehalts den Schluß nahelegt, daß er ein homo novus war. Die Statthalterschaft in Untergermanien (um 151/152) wird durch Parallelinschriften (ILS 7776 und 7791) bestätigt, zu Beginn der gemeinsamen H�rrschaft Mark Aur�ls u�d d�s Lucius Verus verwaltete Julian (um 161-164) dte Htspama Citerior. Seine überragende Autorität als Jurist führte zur Aufhebung des Gegensatzes zwis�hen den >Rechtsschulen• der Sabinianer und Proculianer (Dtg. 1,2,47-53). 0. Nörr, in: Oau� Nostu (Edinburgb 1974) 233-252; E. �und; A.NRW I! IS (1976) 408 -454· Z. BaWna Bat Abdallah: Cataloguc des mscnptoons launcs paienncs du M.:See du Banlo (Rom 1986) t67f., Nr. 417 (mit Abb.).
138 CIL VIII 7066 (Constantine)
=
ILS 1105
=
ILAig 11 652
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Sosiae Falconillae, Q(uinti) Pompei Sosi Prisci co(n)s(u lis) fil(iae), I Q(uinti) Pompei Falconis co(n)s(ulis) ne p(oti), I Q(uinti) Sosi Senecionis co(n)s(ulis) II pro(ne poti), 15 Sex(ti) luli Frontini co(n)s(ulis) III abn(epoti), I quod oblatis publice I parenti eius Sosio Prisco c[o(n} s(uli}] I statuis eiusdem Falconilla[e] I n(umero) V ipse una recepta circ[a j'0 re]li[q]uas onus sumptus[q(ue} I omnes] remiserit ordin[i] I ... Für Sosia Falconüla, Tochter des Konsuls Quintus Pom peius Sosius Priscus, Enkelin des Konsuls Quintus Pom peius Falco, Urenkelin des zweifachen Konsuls Quintus Sosius Senecio, Ururenkelin des dreifachen Konsuls Sex tus Iulius Frontinus, weil sie, als seitens der Gemeinde
205
dem Konsul Sosius Priscus, dem Vater eben dieser Falco nilla, fünf (Ehren-)Statuen angetragen worden waren, nur eine annahm und bezüglich der restlichen (vier) alle Lasten und Kosten dem Gemeinderat erlassen hat....
139 CIL VI 1490
=
ILS 1106 (Rom)
Q(uintus) Pompeius Falco Sosius Priscus I c(larissimus) v(ir), pontifex, praetor designatus, I Q(uinto) Pompeio Quirina (tribu) Sosio Prisco I proavo, qui vixit annis LXII, 15 mens(ibus) VIII, d(iebus) XIIII in Praesente(m) II co(n)s(ulem),l sanctissimo viro et fonissimo, somnio I monitus pronepos püssimo et domus suae I conditori religiosissimo consecravit. Quintus Pompeius Falco Sosius Priscus, Angehöriger des Senatorenstandes, Pontifex, designierter Prätor, hat für seinen Urgroßvater Quintus Pompeius Sosius Priscus aus der Tribus Quirina, der 62 Jahre, 8 Monate, 14 Tage lebte bis zum zweiten Konsulat des Praesens, einen höchst tugendhaften und tüchtigen Mann, durch eine Traumerscheinung gemahnt als Urenkel für diesen höchst frommen und ehrwürdigen Begründer seines Hauses (die Inschrift) geweiht. Die beiden Inschriften vertnineln einen Einblick in die verwandtschaftlichen Beziehungen senatorischer Geschlech ter des 2.jahrhundens n. Chr. Sosia FalconiJia stammte in fünfter Generation von angesehenen Konsularen ab: Sex. Iulius Frontinus, cos. ord. lll 100, der bekannte Verfasser des Handbuchs über die römischen Wasserleitungen, steht am Anfang der Ahnenreihe. Seine Tochter war mit Q. Sosius Senecio, cos. ll ord. 107, verheiratet; ihrer Verbin dung entstammte Sosia Polla, Gemahlin des Q. (Roscius) Pompeius Falco, cos. suff 108. Deren Sohn Q. Pompeius
206
Kaiserzeit:
Ehreninschriften
Senatoren
207
Sosius Priscus, cos. ord. 149, starb im Alter von gut 62 Jahren (anstelle des Ablativs wäre >klassisch• der Akkusativ zu erwarten) 180 n. Chr., als C. Bruttius Praesens sein zweites Konsulat (mit Sex. Quintilius Condianus) beklei dete. Ihn bezeichnete sein Urenkel, der unter Caracalla/ Elagabal zur Prätur designiert wurde (vgl. CIL XIV 2803) als Begründer seines Hauses. Beim Scifter dieser postumen Ehrung handelt es sich also um den Großneffen der Sosia Falconilla, deren Bruder 169 n. Chr. zum Konsulat gelangte. Eine für ihn gesetzte Ehreninschrift aus Tibur weist abgese hen von der Filiation 38 Namen auf {ILS 1104), so daßdieser Senator als •Polyonymus d.J. 169• bezeichnet wird. Die Beziehungen der Familie zu Nordafrika (Ci.rta = Constan cine) werden durch die Ehrung der Falconilla dokumentiert.
dessen Statthalterschaft in Asia (Dio 78,22,4 f.) in die Zeit nach 218/219 n. Chr. datiert. Cassia Cornelia Prisca stammte evd. aus Ephesos (Asia), ihr Gemahl aus Umbrien (Italien). Die Familie unterstützte die Politik des Septimius Severus: wie Fronto 199 gelangte sein jüngerer Bruder Victorinus 200 zum Konsulat, ebenfalls als ordinarius. Für Severus war ihre Loyalität besonders wichtig, da es sich um die Söhne des berühmten Generals C. Aufidius Victorinus (vgl Nr. 176) zur Zeit des Kaisers Mark Aurel handelte.
L. Schwnacher: ProsopographiJcile Untersuchungen (Diss. Mainz 1973) 253-260 mit Stemma, Anlage VII; W. C. McDennott: AncSoc 7 (1976) 229-261.
[Tib(erio) Cl(audio) Candido co(n)s(uli)], I XVvir(o) s(acris) f(aciundis), leg(ato) Augg. ( Augustorum du
140 Epigraphica 32 (1970) 72 f. (Formia) Cassiae I Corneliae I C(ai) f(iliae) Priscae c(larissimae) f(eminae) I Aufidi Frontonis co(n)s(ulis), I pontificis, proco(n)s(ulis) 15 Asiae, I patroni col(oniae), uxori, I sacerdoti Augustae I et patriae. Formiani I publice pro splendore jl0 munificentiae eius.
Für Cassia Cornelia Prisca, Tochter des Caius, Ange hörige des Senatorenstandes, Gemahlin des Aufidius
M.
Zam�Ui: Epicnphica 32 (1970)
141
72-77.
CILII 4114 ILS 1140 G. Alföldy: Dieinschriften von Tarraco (Berlin 1975) Nr.UO (farragona) =
=
=
orum) I pr(o) pr(aetore) provinc(iae) H(ispaniae) c(ite rioris) I et in ea duci terra marique 15 adversus rebelles hh pp ( hostes publicos) I item Asiae item Noricae, I duci exercitus Illyrici I expeditione Asiana item Parthica I item Gallica, l logistae civitatis 110 splendidissimae Nicome =
densium
I item Ephesiorum, leg(ato) pr(o) pr(aetore) provinc(iae) l Asiae, cur(atori) civitatis Teanensium, I
allecto inter praetorios item l tribunicios, proc(uratori) XX hered(itatium) per 115 Gallias Lugdunensem et Bel-l
gicam et utramq(ue) Germaniam, I praeposito copiarum
Fronto, des Konsuls, Pontifex, Prokonsuls von Asia, Patrons der Stadt; (für sie) als Priesterin des Kaiserkults in ihrer Heimatstadt (haben diese Ehrung) die Bürger von Fonniae offiziell (gestiftet) aufgrund ihrer glanzvol len Freigebigkeit.
expeditilonis Gennanicae secundae, I trib(uno) mil(itum) leg(ionis) I1 Aug(ustae), praefecto 120 coh(o)rtis secundae civium I Romanorum, I Silius Hospes hastatus leg(ionis) X I Geminae, strator eius, I optimo praesidi.
Die Ehrung für die Gemahlin des Aufidius Fronto, cos. ord. 199 mit P. Comelius Anullinus li (ILS4331) wird durch
cimvir, Statthalter zweier Kaiser in der Provinz Hispania Citerior und hier Feldherr zu Lande und zu Wasser
Für Tiberius Claudius Candidus, den Konsul, Quinde
208
Kaiserzeit: Senatoren
Ehrenimchriftm
gegen die Rebellen (und) Staatsfeinde, ebenso (Statthal ter) von Asia und Norikum, Befehlshaber der Illyrischen Heeresgruppe während des Feldzugs in Asien sowie gegen die Parther und in Gallien, Finanzkommissar der angesehensten Stadt Nikomedia, ebenso von Ephesos, prätorischer Legat der Provinz Asia, Kommissar der Stadt Teanurn, aufgenommen in die Reihen der ehemali gen Prätoren und (Volks-)Tribune, Prokurator der fünf prozeneigen Erbschaftssteuer für die Gallia Lugdunensis und die (Gallia) Belgica sowie beide Germanien, Kom mandeur der Truppen im zweiten Krieg gegen die Ger manen, Militänribun der 2. Legio Augusta, Präfekt der 2. Kohorte Römischer Bürger, (von) Silius Hospes, Ha status der 10. Legio Gemina als Serator für den besten Statthalter. Claudius Candidus aus Cirta (?) in Numidien gehört neben den Spaniern L. Fabius Cilo und P. Cornelius Anullinus zu den bedeutenden Feldherrn des Sepcimius Severus im Kampf um die Macht. Die Ehreninschrift führt U!}ter VoransteiJung von Konsulat und Priesterwürde seine Amter in fallender Folge auf. Seine Karriere begann er als Ritter unter Mark Aurel um 170 in Untergermanien. Nach den tres militiae und der ducenaren Prokurarur adlegierte ihn Commodus in den Senat, zunächst in den Rang eines ehemaligen Volks tribunen, dann unter die Prätorier. Die lllyrische Heeres gruppe führte er 193/19� gegen Pescennius Niger (exp edit io Asiana: Dio 7�,6,5 f. ), dann im sog. Ersten Partherkrieg (Dio 75,2,3), schließlich gegen Clodius Albinus (expeditio GaUial), der am 19. Februar 197 bei Lyon vernichtend geschlagen wurde (Dio 75,6; HA Sev. 11,7). Anschließend erhielt Candidus die Statthalterschaft in Spanien (Tarraco nensis), um L. Novius Rufus, der sich für Albinus entschie den hatte, zu vernichten. Die folgenden Aktionen in Asia und Norikum sind auf die Zeit der Bürgerkriege 193-196
209
n. Chr. zu beziehen. Während seiner Amtszeit in Spanien (etwa 197-199) wurde ihm die Inschrift von Silius Hospes gesetzt, der als Offizier (centurio) die Stallmeister (stratores) und wohl auch die Leibgarde (equites singulares) des Statt halters befehligte. Die Namenzeile wurde dann eradiert und später wieder erneuert. Der Befund läßt darauf schließen, daß Candidus auf Betreiben des mächtigen Prätorianerprä fekten C. Fulvius Plautianus geächtet und nach dessen Kata strophe im Januar 205 rehabilitiert wurde (Dio 76,�,5). G. Alföldy: Fasti Hispanienses (Wiesbaden 1969) Guards of the Romon Annies (Bonn 1978) 26-28.
43-45;
M. P. Speidel:
1�2 CILXßl6800 =Römische Steindenkmäler, Nr. 284 (Mainz)
/.J..f'\'v0'-?� 65J
In h(onorem) L(uci) Septimi Aug(usti) invicti imp(eratoris) tol5nini Caes(aris)
I
I Severi Pii Pertinalcis I et M(arci) Aureli An
legioni XXII Pr(imigeniae) .P(iae)
f(ideli) I honoris virtutisq(ue) I causa civitas Trelvero rum 110 in obsidione ab ea I defensa. Zu Ehren des Lucius Septimius Severus Pius Pertinax Augustus, des unbesiegten Kaisers, und des Marcus Aurelius Antoninus Caesar für die 22. Legio Primigenia, die treue und zuverlässige, ihrer Ehre und Tapferkeit wegen (von) der Bürgerschaft Triers, die während der Belagerung von der Legion verteidigt worden ist. Im Bürgerkrieg zwischen Septimius Severus und Clodius Albinus hatte 196 n. Chr. die 22. Legio Primigenia (aus Mainz) unter ihrem Legaten Claudius GalJus (AE 1957, 123) Trier erfolgreich gegen die Belagerungstruppen des Albinus verteidigt. Die Ehreninschrift wurde jedenfalls vor der Erhe bung Caracallas zum Mit-Augustus (28. Jan. 198: vgl. Nr. 127) gesetzt, möglicherweise bereits vor dem Winter
210
Ehreninschriften
Kaiseruit: Senatoren
196/197, da Caracalla als Caesar noch nicht mit dem Titel
imp(eratcr) dtst(inatus) bezeichnet wird (CIL VIII 7062).
Sdtumachu: Römisc:h� Kaiser in Main1 (Bochum 1982) 70-n; L. Scb.: ANRW 1116,1 (1978) 756-759. L.
10 CIL XIV 3593 = ILS 1185 Nr. 106 (Tibur)
=
loser. It. IV 12,
T(ito) Clodio M(arci) f(ilio) [. . .] I Pupieno Pulchro M[aximo] I c(larissimo) v(iro), co(n)s(uli), cur(atori) aed(ium) sacr(arum) et oper(um) p[ublic(orum)], I cura tori r(ei) p(ubücae) Benevent(anorum), electo iud(icio) sacro ad [cens(us)] 15 accept(andos) per prov(inciam) Velgicam (!), cur(atori) r(ei) p(ubücae) Leptim(inensium) et Tripolitanor(um), vice oper(um) publ(icorum), pro co(n)s(uli) I prov(inciae) Macedoniae, cur(atori) r(ei) p(ublicae) Catinensium, I pr(aetori) urb(ano), q(uaestori) k(andidato), XVviro s(acris) f(aciundis), triumviro monetaJi, I patrono municipii, jl0 s(enatus) p(opulus) q(ue) T(iburs). Für Titus Clodius, den Sohn des Marcus, ... Pupienus Puleher Maximus, Angehörigen des Senatorenstandes, Konsul, Kommissar für die Tempelgebäude und die öffentlichen Bauwerke (in Rom), Kommissar für die Stadt Benevent, durch kaiserliche Entscheidung auser wählt zur Steuerveranlagung in der Provinz (Gallia) Bel gica, Kommissar für die Gemeinden Lepcis Minor und Tripolis, stellvertretender Kommissar für die öffentli chen Gebäude (in Rom), Statthalter der Provinz Mace donia, Kommissar der Gemeinde Catinum, Stadtprätor, Quästor als Kandidat (des Kaisers), Quindecimvir, Münzmeister, Patron (unserer) Stadt, (von) Senat und Volk (der Stadt) Tibur.
211
Der Sohn des Kaisers Pupienus wurde in Tibur vor der Proklamation seines Vaters (Anfang März 238?) geehrt. Darüber hinaus bietet die absteigende Laufbahn des patrizi schen Senators keine Datierungskriterien. Seine Karriere dürfte er unter Severus Alexander begonnen haben. Außer der für einen Patrizier ungewöhnlichen Statthalterschaft in Makedonien und dem Amt als Censitor in der Gallia Belgica ist die Stellung als Kommissar für die städtische Verwaltung von Lepcis Minor und Tripolis von Interesse. Aufgrund dieser Funktion kannte Clodius die sozialen Voraussetzun gen, die Anfang 238 zur Erhebung der Gordiane führten, aus eigener Anschauung. K. Dim.: Scnatus cooua Priocipem (München 1980) 134-137, Nr. 27; F. Kolb: Historia 26 (1977) 440-478.
144 CIL X 3850
=
ILS 1181 (bei Capua)
L(ucio) Ti(berio) Claud(io) I Aurel(io) Quir(ina tribu) I Quintiano I triumviro mol5netali a(ere) a(rgento) a(uro) f(lando) f(eriundo), I quaestori canldid(ato), praet(ori), co(n)s(uli), I pontif(ici), I Ti(berius) Cl(audius) Felix Ilvir 110 amico incompar(abili). I L(ocus) d(atus) d(e creto) d(ecurionum). Für Lucius Tiberius Claudius Aurelius Quintianus aus der Tribus Quirina, Münzmeister zur Herstellung von Schrötlingen und deren Prägung in Bronze, Silber und Gold, Quästor als Kandidat (des Kaisers), Prätor, Kon sul, Pontifex, (von) Tiberius Claudius Feüx, (dem) Bür germeister, für seinen unvergleichlichen Freund. Der Platz wurde auf Beschluß des Gemeinderates zur Verfü gung gestellt. Die Familie des Claudius Quintianus, cos. ord. 235, stammte aus Antiochia (Syrien). Seine aufsteigende Laufbahn weist
212
Kaiserzeit: Senatoren
Ehreninschriften
außer der Bezeichnung des Münzmeisteramtes (Tautologie) keine Besonderheiten auf. Sie erscheint typisch für einen Patrizier des 3.Jahrhunderts n. Chr., der in mütterlicher Linie mit dem Kaiserhaus der Antonine ve.rwandt war. Zum Dativ (!) aere vgl. Cic. fam. 7,13,2; CIL Ifi 6076 (vgl. auch Nr.155). K. Dietz: Senatus contra Principem (München 1980) 123-126,
Nr. 22.
213
wie Patricius, der stets dem Staate teuer war und mit allen militärischen Orden ausgezeichnet wurde. Ihm haben Senat und Volk von Rom wegen der Sicherheit Italiens, die er aus der Ferne durch die Bezwingung (feindlicher) Völkerschaften, die Vernichtung der Bur gunder und die Niederwerfung der Goten siegreich garantierte, auf kaiserlichen Befehl unserer Herren Theo dosius und Placidus Valentinianus, der immerwährenden Augusti, im Atrium der Freiheit, die er verdienstvoll zu
145 AE 1950, 30 (Rom)
neuer Kraft
erweckt,
ausweitet und gleichermaßen
I --- I
schützt, eine Bronzestatue errichtet: ihm, der rechtschaf
I [ne]cnon et magistro militum per Gallias, quas.
fen im Charakter, zurückhaltend im Gebrauch der
dudum 15 [o]b iuratas bello pace victorias Romano impe rio I reddidit, magistro utriusq(ue) militiae et secundo I
ten, die er wie Staatsfeinde einschätzt, dem Garanten der
[Fl(avio) Aetio v(iro) c(larissimo) et inl(ustri),]
---
consuli ordinario atq(ue) patricio, semper reipublicae I [i]npenso omnibusq(ue) donis militarib(us) ornato. Huic I [s]enatus populusq(ue) Romanus ob ltaliae securi tatem, 110 [q]uam procul domitis gentib(us) peremptis que I [B]urgundionib(us) et Gotis oppressis vincendo
I
i]ussu principum dd nn ( dominorum praestit[it, nostrorum) Theodosi et Placid[i Valentiln]iani p(er)p(e =
tuorum) Augg (= Augustorum) in atrio Libertat[is], quam [ille benelme]rens erigit, dilatat et tu[et]ur aeque, st[atuam aereJI15am conlocavit, m[o]rum probo, opum refugo, delatolrum ut hostium inirnicissimo, vindici libertatis, I pudoris ultor(i). Für Flavius Aetius, Angehörigen des Senatorenstandes und Inhaber des Illustrissimats, ... darüber hinaus auch Heermeister in Gallien, das er kürzlich durch seine mili tärischen und diplomatischen Siege, wie er geschworen hatte, für das Römische Reich zurückgewonnen hat, den Reichsfeldherrn und zweifachen eponymen Konsul so-
Macht ist, dem eingeschworenen Feind der Denunzian Freiheit und Rächer der Ehre. Die in der Namenzeile sicher ergänzte Inschrift vom Forum Romanum bezieht sich auf den berühmten Heermeister und Reichsfeldherrn Aetius, der 451 n. Chr. im Bündnis mit den Westgoten Attila auf den Katalaunischen Feldern besi egt und Gallien vor den Hunnen gerenet hat (Greg. Tur. 2,7). Insgesamt bekleidete er viermal das Konsulat (432, 437, 446, 454); da die Statuenbasis ihn als cos. I/ ord. bezeichnet, wird das Jahr 437 als Terminus post für die Ehrung fixiert. 433 hatte Aetius mit Hilfe der Hunnen von Galla Placidia seine Rehabilitierung als Heermeister des Westens (magister utriusque militi.ae) erzwungen (Prosp. Tiro, Chron. min. I 473 f.) und 435 den höchsten Rangtitel eines Patricius erhalten: ·Aetius magister militum patricius factus est non(is) Sept(embribus) Ravennae« - »Der Heermeister Aetius wurde am 5. September in Ravenna zum Patricius erhoben« (Ann. Rav. ad ann.). Seine Siege über die Burgun der (436) und die Goten am Mons Colubrarius (438) werden in der Inschrift besonders herausgestellt (vgl. Hydat. chron.
214
Ehreninschriften
112). Die Statue beim Atrium Libertatis wurde ihm wohl zwischen 439 und 442 errichtet während eines Aufenthaltes in Italien. Etwa gleichzeitig hielt Merobaudes seinen (1.) Panegyricus auf den Reichsfeldherrn (MGH AA XIV p. 7-10).
108, 1 1 0,
j. R. Martindale: PLREU (1980) 21-29, s. v. A�us 7; A. Otmandt: RE Suppl. XII (1970) 652-672, s. v. m2gistor mi�tum; J. R. Mou: Hinoria 22 (1973) 711-731; M. Bonndond: MEFRA 91 (1979) 601-622; G. Zocchini: Aezio. L'ultima difesa deii'Occidento romano (Rom 1983).
146 CIL V 8120
=
ILS 1301 (Brescia)
N(onius) Ar(rius) Manl(ius) Boethius v(ir) c(larissimus) et inl(ustris) - ex p(raefecto) p(raetorio}, p(raefectus) u(rbi) sec(undo), cons(ul) ord(inarius) et patric(ius). Nonius Arrius Manlius Boethius, Angehöriger des Sena torenstandes und Inhaber des Illustrissimats, vormals Prätoriumspräfekt (in Italien), zweifacher Präfekt der Stadt (Rom), eponymer Konsul und Patricius. Der Vater des Philosophen Boethius gelangte 487 zum Kon sulat (im Westen); gleichzeitig amtierte er als Stadtpräfekt von Rom. Das Amt hatte er erstmals vor 480 bekleidet, anschließend war er praefectus praetorio (Italien) gewesen. Den höchsten Rangtitel eines Patricius erhielt er vermutlieb erst als Konsul. Das Elfenbein-Diptychon wurde anläßtich des Amtsantritts (Neujahr) von Boethius verschenkt. Die Schnitzarbeit der beiden Innenseiten zeigt den Konsul im Triumphalornat einmal stehend und einmal auf einem kuru lischen Sessel thronend. Das Zeugnis ist auf 487 n. Chr. datiert. j. R. Martindale: PLREU (1980) 232f., s. v. Boethius 4; R. Delbrück: Oie • Consulardiptychen (Berlin 1929} 103-106, Nr. 7.
Kaiseruit: Ritter 147 CILXII5842
=
215
ILS1321 (Vaison)
Vasiens(es) Voc(ontÜ) I patr6no I Sex(to) Afranio Sex(ti) f(ilio) I Volt(inia tribu) Burr6 15 trib(uno) mil(irum), proc(uratori) Augusltae, proc(uratori) Ti(beri) Caesa r(is), I proc(uratori) divi Claudi, I praef(ecto) pra[e]to ri(o), ornalm[ent]is consular(ibus). Die Vocontier von Vasio für ihren Patron Sextus Afra nius Burrus, Sohn des Sextus aus der Tribus Voltinia, Militärtribun, Prokurator der Kaiserin (Livia, Gemahlin des Augustus), des Tiberius Caesar (und) des vergöttlich ten Claudius, Prätorianerpräfekt, dem die Ehrenzeichen eines Konsuls (verliehen worden sind). Kaiser Claudius beförderte Burrus, den Vertrauten seiner Gemahlin Agrippina, 51 n. Chr. zum (alleinigen) Prätoria nerpräfekten (Tac. ann. 12,42,1 f.). Zusammen mit dem Philosophen Seneca war er Erzieher und dann Berater des Prinzen und späteren Kaisers Nero (Tac. ann. 13,2,1 f.). Geehrt wurde er von seiner Geburtsstadt Vasio (Vaison) in Gallien, deren Patron er war. Die Auszeichnung der Garde präfekten mit den konsularischen Standeszeichen wurde s eit Nero üblich. Burrus verstarb 62 n. Chr. (Tac. ann. 14,51 f.). W. C. McDermon: Latornus 8 (1949) 229-254; 0. Gilles: PP 18 (1963) 5-22. 148
AE1939, 60
=
IGLSyr 2785 (Baalbek)
Sex(to) Attio L(uci) f(ilio) Vol(tinia tribu) I Suburano Aemiliano, praef(ecto) fabr(um), I praef(ecto) alae Tau rianae torlquatae, adiutori Vibi Crispi, leg(ati) 15 Aug(u sti) pro pr(aetore) in censibus accipiendis I Hispaniae citerioris, adiut(ori) Iuli Ursi, I praef(ecti) aononae, eius dem in praefect(ura) I Aegypti, proc(uratori) Aug(usti) ad Mercurium, I proc(uratori) Aug(usti) Alpium Cottia-
216
Ehreninschriften
narum et 110 Pedatium Tyriorum et Cammunltiorum et Lepontiorum, procur(atori) I provinc(iae) ludaeae, pro c(uratori) provinc(iae) I Belgicae, I Mari Cethegi corni c(ularii) piiss(imi) fratres. Für Sextus Attius Suburanus· Aemilianus, Sohn des Sex tus aus der Tribus Voltinia, Chef der Pioniere, Befehls haber des Taurinischen Reiterregiments,> das mit dem Torques ausgezeichnet wurde, Gehilfe des Vibius Cris
pus, des kaiserlichen Legaten mit proprätorischer Be fehlsgewalt zur Steuereinziehung im >diesseitigen< Spa nien (Tarraconensis), Gehilfe des Iulius Ursus in seiner Funktion als Chef der Getreideversorgung (Roms) und
während seiner Amtsführung als Präfekt von Ägypten, Chef der kaiserlichen Getreideverwaltung für Alexandria
(ad Mercurium), (ritterlicher) Statthalter der Kottischen
Alpen mit den Gebieten der Tyrischen Pedates, der Cammuntii und der Lepontii, Finanzprokurator der Provinzen Iudaea und (Gallia) Belgica, (von) den Stabs gefreiten, den Gehrüdem Marius Cethegus in treuer
Ergebenheit.
Die aufsteigende ritterli che Laufbahn des Attius Suburanus verzeichnet als höchstes Amt die ducenare Finanzprokura tur der Belgica (mit einem Gehalt von 200000 Sesterzen), zuständig auch für Ober- und Untergermanien. Die voran gehenden Ämter lassen eine gewisse Stagnation seiner Kar riere unter Domitian vermuten, da es s ieb um drei centenare Prokuraturen (mit 100000 Sesterzen Gehalt) handelt. Ein schlägige Erfahrungen in der Verwaltungspraxis hatte er zuvor als Gehilfe des (L. Iunius) Q. Vibius Priscus, cos. li suff 74, in Spanien und dann unter L. Iulius Ursus gesam melt, den Domitian später in den Senat adlegiene (cos. I suff 84, Il suff 98). Als Verwaltungs- und Finanzexperten ent sandte Nerva unseren Suburanus nach Gallien, Trajan beför-
Kaiserzeit: lütter
217
derte ihn 98 n. Chr. zum Prätorianerpräfekten (Aur. Vict. Caes. 13, 9). Bereits 101 wurde er abgelöst und mit dem (Suffekt-)Konsulat ausgezeichnet, 104 war er cos. II ord. Die Inschrift aus Heliopolis (Baalbek) wurde ihm etwa 97 anläß lich seiner Versetzung von Iudaea in die Gallia Belgica gestiftet.
Pflaum: Carr. proc. 128-136, Nr. 56; B. Thomasson: Senatores procuratores que Romani (Göteborg 1975) 16f.
149
AE 1953,
74
(Hippone)
C(aio) Suetoni(o 1---f(ilio) ...(tribu)]Tran(quillo 1--
f)lam(ini), [--- I adlecto i]nt[er selectos a di]vo Tral5 [-iano Parthico, p]ont(ifici) Volca[nal]i, I [--- a] studiis, a byblio[thecis
Trai)ani
(!), I ab e]pistulis I [Imp(eratoris) Caes(aris)
Hadrian[i
Aug(usti)
I
Hipponenses
d(ecreto) d(ecurionum) p(ecunia) p(ublica).
Re]gii
Für Caius Suetonius Tranquillus, Sohn des ... aus der
Tribus ... , Priester (eines Kaisers?), vom vergördichten Traianus, dem Sieger über die Parther, auf die Geschwo renenliste gesetzt, Pontifex Volcanalis, Privatsekretär (des
Kaisers), Leiter der Bibliotheken, Kanzleichef des Kaisers Traianus Hadrianus Augustus, (von) den Bürgern der Stadt Hippo Regius auf Beschluß des Gemeinderats (und) mit öffentlichen Mitteln (finanziert). Die sehr fragmentarisch e Ehrung für Sueton, den Verfasser der Kais e rviten, durch den Dekurionenrat von Hippo Re
gius (Ostalgerien) nennt u. a. seine Posten in der kaiser lichen Zentralverwaltung. Um 118 n. Chr. wurde er .von Hadrian zum Chef der Kanzlei (griechische und lateinische Korrespondenz) ernannt, im Winter 121/122 abgelöst, weil sein allzu vertrauter Umgang mit der Kaiserin Sabina- der Hofstaat befand sich damals mit Hadrian in Britannien -
218
Ehreninschriften
Anlaß zu Gerüchten bot (HA Hadr. 11,3). Die Inschrift dürfte etwa 118/121 gesetzt worden sein. Ob Sueton bzw. sein Vater Laerus (Suet. Otho 10, 1) aus Hippo Regius stammte, läßt sich
zur
Zeit nicht entscheiden.
Nr. 96; G. B. Towntnd: Historia 10 (1961) 99-109, 375-381; E. van't Daclt: Historia 12 (1963) ln-184. Pflaum: Carr.
proc. 219-224,
150 AE 1962,
183 (Hammam Daradji)
Q(uinto) Domitio L(uci) fil(io) Quir(ina tribu) Marsia no I proc(uratori) Aug(usti) patrimoni provin(ciae) I Nar bonensis, proc(uratori) Aug(usti) ad ferralrias, proc(u ratori) Aug(usci) ad census in GaJISlia accipiendos pro vinc(iarum) Belgicae per I regiones Tungrorum et Fri savonum et Gerlmaoiae inferioris et Batavorum, prae f(ecw) milirum, adlecto in decuris ab Imperatoribus M(arco) Aurelio I Antonino et L(ucio) Aurelio Vero Caesarib(us). Cui cum ordo 1 10 equestrem (statuam) pu blico sumptu ponendam censuisset, L(ucius) Domitius Fabianus frater eius remisso rei p(ubücae) sump tu I de suo posuit. (Vacat.) Exemplum codicillorum: 1 Caesar Antoninus Aug(ustus) Domitio Marsiaoo suo salut(em dixit). I Ad ducenariae procuracionis Splendorern iamdu dum te 115 provehere studens utor opportunitate, quae nunc (o)bte lgit. Succede igitur Mario Pudenti tanta cum spe perpetui I favoris mei, quantam conscienciam re tinueris innocenlciae, diligentiae, experienriae. Vale, mi Marsiaoe, karissime I mihi. Für Quintus Domitius Marsiaous, Sohn des Lucius aus der Tribus Quirina, den Prokurator der kaiserlichen Domänen in der Provinz (Gallia) Narbonensis, den kai serlichen Prokurator der Eisenerzgruben, Prokurator des Kaisers zur Steuerveranlagung in der Provinz (Gallia)
Ehreninschrift für Q. Domitius Marsianus aus Bulla Regia in Tunesien (Nr.150). Foto:]. 8/änsdorf
220
Ehreninschriften
Belgica für das Gebiet der Tungrer und Friesen sowie in der Provinz Untergermanien für das Gebiet der Bataver, Befehlshaber (irregulärer) Militärverbände, von den Kai sern Marcus Aurelius Antoninus und Lucius Aurelius Verus in die (fünf Richter-)Dekurien adlegiert. Als der Gemeinderat beschlossen hatte, ihm auf öffentliche Kosten eine Reiterstatue errichten zu lassen, hat sein Bruder Lucius Domicius Fabianus auf die Finanzierung durch die Gemeinde verzichtet und die Statue auf ei gene Kosten setzen (lassen). (Unbeschriebener Raum.) Abschrift des (kaiserlichen) Handschreibens: Kaiser An toninus Augustus entbietet seinem Domicius Marsia nus seinen Gruß. Schon seit langem bemüht, Dich auf den angesehenen Posten einer Prokuratorenstelle mit 200000 Sesterzen Jahresgehalt zu befördern, nehme ich die Gelegenheit wahr, die sich nun bietet. Tritt also die Nachfolge des Marius Pudens (als Domänenprokurator in der Narbonensis) an, ebenso in der Hoffnung auf meine andauernde Gunst, wie Du Dir in gleichem Maße das Bewußtsein für Rechtschaffenheit, Sorgfalt (und) Engagement erhältst. Lebe wohl, mein Marsianus, der Du mir sehr teuer bist. Die Basisinschrift (s. Abb. S. 219) vom Reiterstandbild zu Ehren des Marsianus in Bulla Regia (Hammam Daradji in Tunesien) verzeichnet zunächst die (ungewöhnliche) Kar riere des ritterlichen Verwaltungsbeamten in absteigender Folge, wobei er als pruf(ectus) militum wohl irreguläre Truppen (Sklaven, Gladiatoren, Räuber: HA Marcus 21,6 f.) kommandierte. Die Prokuraturen entsprechen den Gehaltsgruppen (60000/ 100000/200000 Sesterzen). Finan ziert wurde die Ehrung durch den Bruder des Marsianus, dessen Beförderung zur höchsten Stelle als Prokurator der kaiserlichen Domänenverwaltung in der senatorischen Pro-
Kaiserzeit: Ritter
221
vinz Gallia Narbonensis durch Abschrift des kaiserlichen Ernennungsschreibens dokumentiert wird. Bei dem Kaiser Antoninus handelt es sich um Mark Aurel. Das Reiterstand bild wurde in den siebziger Jahren des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet. H. G. Pflaum: BJ 171 (1971) }49-}66; H. G. P.: Lcs fastes dtla province de Narbonnaise (Paris 1978) 117-124.
151
AE 196.3, 52
(Brühl)
[P(ublio)) Helv[to Pertin]aci I [e]q(uo) p(ublico), p[rae f(ecto) coh(ortis) IIII (?)] GaliOJor(um) e[q(uitatae), tri b(uno) leg(ionis) VI(?) Vi]ct((icis), [p)rae[f(ecto) coh(or tis) I Tung(rorum) (?), pr)aef(ecto) 15 [a]lae [... ?... , p]rol[c]ura[tori ad alime]nt(a), I (p)rae[f(ecto) class(is) Ger(manicae), pr]oc(uratori) I [A]ug(usti) a[d ducen(a) III Dac(iarum) i]d(em) I M[oesiae super(ioris) (?)], 110 Agr[ippinense]s I (publice]. Für Publius Helvius Pertinax, (ausgezeichnet) mit dem Staatspferd, Präfekt der 4. (?)Berittenen Gallierkohorte, (Militär-)Tribun der 6. (?) Legio Victrix (der >Siegrei chen<), Präfekt der 1. (?) Tungrer-Kohone sowie des ... Reiterregiments, Prokurator zur Versorgung unter stützungsbedürftiger Kinder, Befehlshaber der >Germa nischen< Flotte, kaiserlicher (Finanz-)Prokurator mit 200000 Sesterzen Gehalt der drei Dakischen (Provin zen), desgleichen der (Provinz) Obermösien, (von den) Bürger(n) der Stadt Köln offiziell (gestiftet). Die Statuenbasis des späteren Kaisers Pertinax stammte ursprünglich wohl aus Köln, in Zweitverwendung wurde sie im 3. Jahrhundert zu einem Sarkophag umgearbeitet, so daß vor allem der Mittelteil der Inschrift zerstört wurde. Die
222
Ehreninschriften
erhaltenen Reste überliefern seine ritterliche Karriere in aufsteigender Folge bis zur ducenaren Prokuratue in Dakienl Obermösien (?) um 169/170 n. Chr. Die Ehrung erfolgte vermutlich, als Pertinax Köln, die Basis der classis Germa nica, verließ. Im Detail sind die Ämter und ihre Datierung durchaus umstritten, bieten aber die Möglichkeit zum Ver gleich mit entsprechenden Nachrichten der Historia Augu sta (Pert. 1,5-2, 11). Mark Aurel adlegierte den Ritter in den Senat, 175 (?) war er Konsul mit Didius Iulianus, 192 cos. li mit Commodus, als dessen Nachfolger er in der Silvester nacht 192/193 proklamiert wurde (HA Pert. 4,8). Nach kurzer Regierung wurde Pertinax am 28. März 193 in seinem Palast auf dem Palatin ermordet (HA Pert. 15,6). H.-G. Kolbe: Bj 162 (1962) 407-•20 und Taf. 7; A. lippold, in: Bonner tfutoria-Augusta-CoUoquium 1979/81 (Bonn 1983) 173-191; P!R1H73; A. Birley: The Fasti of Roman Briuin (Oxford 1981) H2-H6.
152 CIL XII 1856
=
ILS 1353 (Vienne)
C(aio) lulio Pacatiano [v(iro) e(minentissimo)], proc(u
ratori) I Augustorum nostrorum m[i]litiis I equestribus perfuncto, proc(uratori) provinc(iae) I O[sr]hoenae, prae
fecto legionis ParthijScae, pr[o]c(uratori) AJpium Corit tarum (!), adlecto I inter comit[es A]uggg nnn {= trium Augustorum nostrorum), procurator(i) I pro legato
Kaiserzeit: Dekurionen
223
tania Tingitana, (von der Stadt) Colonia Aelia Augusta Italica ihrem hochverdienten Patron. Die 1874 gefundene Bronzeplatte mit der aufsteigenden Laufbahn des Pacatianus ist eines der spärlichen Zeugnisse, die durch die zugehörige Bronzestatue komplettiert werden. Da Pacatianus als Patron von ltalica (Heimatstadt der Kaiser Trajan und Hadrian) in Vienna (Vienne) geehrt wurde, dürfte er aus dieser Stadt der Gallia Narbonensis gestammt haben. Seine prokuratorisehe Karriere begann 195 n. Chr. in der von Septimius Severus geschaffenen Provinz Osrhoene, anschließend kommandierte der Ritter die 1. (?) Legio Par thica und avancierte dann zum Präsidialprokurator der Alpes Cottiae. Als comes dürfte er Severus und seine Söhne (Augusu) auf dem Britannienfeldzug (208/211} begleitet haben. Den vorläufigen (?) Abschluß seiner Laufbahn (vgl. CIL VI 1642) bildete die •Statthalterschaft< in der Tingitana (westliches Mauretanien: Tingis = Tanger). Vermutlich resultierten aus dieser Stellung seine Beziehung en zu Italica (in der Hispania Baetica: bei Sevilla). Die Ehrung dürfte unter diesen Voraussetzungen unter Caracalla (211-217 n. Chr.) erfolgt sein. PJR11 H•; A. Birley: Septimius Severus (london 1971) H6 f.; H. Halfmann: ltinm Principum (Stuttgart 1986) 2SOf., Nr. 69.
pro[v)inc(iae) Mauretaniae Tingiltanae, Col[o]nia Aelia Aug(usta) ltalica I p[atr]ono merentissimo.
153 CIL 112092 = ILLRP2 624 Nr. 242 (Luni)
Für Caius Iulius Pacatianus, Angehörigen des Ritterstan des, Prokurator unserer Kaiser, der die ritterlichen Mili
M(arco) Minatio M(arci) f(ilio) Gal(eria tribu) I Sabe!Jo I duovir(o) iter(um).
tärdienststellen durchlaufen hat, Prokurator der Provinz Osrhoene, Präfekt der Parthisehen Legion, ritterlicher Statthalter der Kottischen Alpen, aufgenommen unter
die Begleiter unserer drei {regierenden) Kaiser, Prokura tor und stellvertretender Statthalter der Provinz Maure-
=
Degrassi: Imagines,
Für Marcus Minatius Sabe!Jus, Sohn des Marcus aus der Tribus Galeria, den zweimaligen Bürgermeister. Die Ehreninschrift aus Luna (Luni) nennt alle fünf Elemente der römischen Namengebung: Vornamen, Familiennamen,
224
Ehreninschriften
Kaistrzeit: Dekurionen
Filiation, Tribus und Beinamen. Sabellus war Bürgermeister in seiner Heimatstadt Luna, die als colonia Romana (seit 177 v.Chr.: Liv.41,13,4) in die Tribus Galeria eingeschrieben war (vgl. CIL Vl32 522 a 1112; 32 638 a 18). Die Stadt auf der Grenz-e zwischen Ligurien und Etrurien (Reg. VII) war später berühmt ü f r ihren (Carrara-)Marmor (Strabo 5,2,5). 154 CILI11611
=
ILLRP1630 (Nola)
M(arco) Salvio Q(uinti) f(ilio) I Venusto I decurioni I [be)nefic(io) dei Caesaris. Für Marcus Salvius Venustus, Sohn des Quinrus, Gemeinderat durch die Gunst des vergöttlichten Caesar. Die Inschrift wurde vermutlich kurz nach Caesars Ermor dung (15. März 44 v.Chr.) gesetzt (vgl. CIL VI 14 211), da der Diktator als deus anstatt als dwus bez.eichnet wird (vgl. Serv. ad Verg. Aen. 5,45; Nr. 38). Venusrus war auf Emp fehlung des Diktators z.um decurio gewählt worden: die Kommendation (ius suffragi) z war praktisch für die Ge meinde verbindlich. 155 CILX 5713
=
ILLRP2 498a (Sora)
L(ucio) Firmio L(uci) f(ilio) I prim(o)
ril(o), tr(ibuno)
mil{itum), I IIIIvir(o) i(ure) d(icundo), colonia deduc ta 15 prim{o) pontifici, llegio IIII Sorana I honoris et vir rutis caussa (!).
Für Lucius Firmius, Sohn des Lucius, Primuspilus (Hauptmann der 1. Kohorte), Militärtribun, Magistrat zur Rechtsprechung (Bürgermeister), erster Pontifex nach Gründung der •Kolonie<, (von) der 4. Legio Sorana aufgrund seines Ansehens und seiner Tapferkeit.
225
Während die 2. Legio Sabina (ILS 2227) von den Triumvirn vor der Schlacht bei Philippi wohl im Sabinerland rekrutiert wurde, dürfte die hier genannte >4. Legio Sorana< keine selbständige Einheit gewesen sein, sondern bez-eichnete die aus Latium stammenden Veteranen der 4. Legion (Macedo nica) - zur Begründung vgl. Cic. fam. 10,33,4 -, die nach Philippi (42) bzw. nach Actium (31) geschlossen in Sora angesiedelt wurden (vgl. Tac. ann. 14,27,4; App. b. c. 2, 120,507). Weitere Ansiedlungen erfolgten in Firmum Picenum (ILS 2340; CIL IX 5420, 21-27) und Ateste (vgl. H. Pais: Suppllt Nr. 514; NSA 1893, ll S. 58). Gleichzeitig wurde das bisherige municipium, wo Firmius bereits als Bürgermeister amtiert hatte, zur colonia Romana erhoben (lib. colon. 1, p. 237 Lachmann). Hier wurde Firmius, inzwischen zum {ritterlichen) Militärtribun avanciert, mit der städtischen Priesterwürde eines pontifex ausgez-eichnet (vgl. ILS 6087, 66f.); zum Dativ (!) iure vgl. Liv. 42,28,6; Suet. Caes. 7,1; CIL VI 29 718 und Nr. 144. B. Dobson: Die Primipilares (Bonn 1978) 165, Nr. I; L. Keppie: Colonisation and Veteran Settlement in Jtaly (Rom 1983) 107-109.
156 CILXIII5110
=
ILS 7008 (Avenches)
C(aio) Valer(io) C(ai) f(ilio) Fab{ia tribu) Calmillo, quoi publice I funus Haeduorum I civitas et Helvet(iorum) decrel5verunt et civicas Helvet{iorum) I qua pagatim qua publice I statuas decrevit. I [lu)lia C(ai) Juli Camilli f(ilia) Festilla I ex testamento. Für Caius Valerius Camillus, Sohn des Caius aus der Tribus Fabia, dem das Volk der Haeduer und das der Helvetier ein Staatsbegräbnis beschlossen haben, und dem das Volk der Helvetier sowohl durch Beschluß der einzelnen Gaue wie in seiner Gesamtheit Statuen er richtet hat. Iulia Festilla, die Tochter des Caius Iulius
226
Kaiserzeit: Dekurionen
Ehreninschriften
Camillus, (hat die Inschrift) aufgrund seines Testaments (setzen lassen). cui; qua ... Aufgrund der archaisierenden Sprache (quoi qua) ist die postume Ehrenbasts unter der Herrschaf� des =
Kaisers Claudius gesetzt worden, also bevor A:venucum
(Avenches) als politisches . Zentrum der J:lelveuer unt�r Vespasian römische >Kolo�e· wurde �nd steh als Colonca Pia Flavia Constans Ementa Helvet1orum Foederata be zeichnete (CIL XIII 5093 :"" I�S 2697). Stif�erin _war Iulia Festilla, die eine im DedikatJOnsformular tdenusche Eh rung für ihren Vater C. Iulius Camillus (CIL XIII 5�94) e� richten ließ. Die Dame selbst war als erste Frau Pnesterm einer Kaiserin vor deren Vergöulichung, vermutlich der Li via (CIL XIII 5064; vgl. XII 1�63). Die Inschrf� vermit � telt wichtige Aufschlüsse über die Struktur der cwlt� H�l selbstand Körperschaften eigene als pagi deren veticrum, t ge Beschlüsse fassen konnten. f Stähelin· Oie Schweiz. in römiscl.er Zeit (Buel 31948) 143-147, 479f.; R. F�ei-Stolba; ANRWIIS,I (1976) 38-4-<403 m it Taf.lll; G. Walser: Römische Inschriften in der Schwei;t 1 (Bem 1979) Nr. 87.
157 CIL V 7003
=
ILS 2701 (Turin)
C(aio) Gavio L(uci) f(ilio) I Stel(latina tribu)_ Silvano I fp)rimipilari leg(ionis) Vlll Aug(ustae), [t)nbuno co h(ortis) 11 vigilum, 15 [t]ribuno coh(om� ) XIII urb� n(ae), I [tr)ibuno coh(ortis) XII praetor(tae), I [d]oniS d6nato a divo Claud(io) I bell6 Britannico I [ta)rqutbus, annillis, phaleris, 110 corona aurea, I [p]atrono colo n(iae), d(ecreto) [d(ecurionum)).
[
Für Caius Gavius Silvanus, Sohn des Lucius aus der Tribus Stellatina, vormals Primuspilus (Hauptmann der 1. Kohorte) der 8. Legio Augusta, Tribun der 2. Kohorte
227
der Wachtruppen, Tribun der 13. Stadtkohorte (in Rom), Tribun der 12. Prätorianerkoborte, vom vergött lichten Claudius im Britannienfeldzug mit militärischen Orden - (nämlich) Halsringen, Armspangen, Brust schmuck und einem goldenen Kranz - ausgezeichnet, Patron der Stadt, auf Beschluß des Gemeinderats. Die militärische Karriere des Gavius Silvanus, der aus Augu sta Taurinorum (Turin) stammte (Tribus Stellatina: CIL XIII 6870) wird in der Inschrift chronologisch nicht ganz korrekt referiert. Offenbar wurde er bereits 43 n. Chr. als evocatus im Britannienfeldzug d es Claudius ausgezeichnet (vgl. ILS 2648); als primurpilus diente er dann an der Do naufront (Mösien), um dann in Rom die drei Tribunate zu durchlaufen: tJigiles, cohortes urbanae, Prätorianergarde. In letzterer Funktion ist er im Zusammenhang mit dem Ende Senecas auch literarisch bezeugt (Tac. ann. 15,60,3-61,7; vgl. 15,50,3). In exponiener Rolle an der ·Pisonischen Ver schwörung< beteiligt, endete Gavius 65 n. Chr. trotz seines Freispruchs durch Selbsttnord (Tac. ann. 15,71,•). Zuvor war er als Patron seiner Heimatstadt geehn worden. 8. Dobson: Die Primipilares (Bonn 1978) 200, Nr. 70; H. Frds: Die cobortes urbanae (Köln/Gru 1967) 36-50; M. Durry: REXXI12 (1954) 1607-34, s. v. praetoriae cohones; V. Maxfield: The Military Decorations of the Roman Army (London 1981) 186f., 210-213.
158 ILS 9505 (Rom)
[--- A]ug(usti) l(ibeno) Epaphrodit[o I apparitari Cae-) sarum, viatori tribunic[io, I --- hastis p)uris, coronis aureis dona[ta). Für . . . Epaphroditus, den kaiserlichen Freigelassenen, Amtsdiener der Kaiser, Bote der Volkstribunen, ... ausgezeichnet mit silbernen Ehrenlanzen (und) goldenen Kronen.
228
Kai.serzeit: DeleurU>nen
Ehrenin.schriftm
Die erstaunliche Auszeichnung des kaiserlichen Freigelasse nen Epaphroditus mit militärischen Orden erklärt sich aus dessen Rolle bei der Aufdeckung der >Pisonischen Ver schwörung< im Jahre 65 n. Chr. (Tac. ann. 15,55,1; vgl. Suda p. II 365 Adler, s.v. Epiktetos).Damals amtierte er als a libellis, war also zuständig für Binschriften an den Kaiser Nero. ln derselben Funktion ist er noch 68 n.Chr. bezeugt, als er Nero beim Selbstmord behilflich war. Domitian ließ ihn deshalb hinrichten (Suet. Nero i9,3; Dom. li,4). W. Eck: Historia 2S (1976) )81-)84; W. Seit:t: Studien (Diss. München 1970) 67f., Nr. 28.
zur
Prosopograpbie
159 AE 1966, 252 (Lyon)
Ti(berio) Aquio Ti(beri) filio Gal(eria) [tr(ibu)] I Apolli nari, duurnvir(o) exfpos]ltulante populo, auguri I Lugu duni, iudi[ci] in quinq(ue) 15 decuriis sublecto, flamin(i) I divorum, fla[min]i Martis, I [Aquia (?) ... ]ciola, flarni nica, I fpat]ri optimo I O(oco) d(ato) d(ecreto)] jl0 d(ecu rionum). Für Tiberius Aquius Apollinaris, Sohn des Tiberius aus der Tribus Galeria, Bürgermeister gemäß der Forderung des Volkes, Augur in Lugudunum, als Geschworener in die fünf Richterdekurien nachgewählt, Priester der ver göttlichten (Kaiser), Priester des Mars, (von) Aquia (?) ...tiola, (der) Priesterin, für ihren hochgeschätzten Va ter; der Platz (für die Ehrung) wurde auf Beschluß des Gemeinderates zur Verfügung gestellt. Die Inschrift des 2. Jahrhunderts n. Chr. ehrt einen Bürger von Lugudunum (Lyon), der hier neben Priesterwürden das Amt des Bürgermeisters innehatte. Die Formulierung seiner Tochter suggeriert ein einstimmiges Votum der gesamten Bürgerschaft. Die Nachwahl in die Richterdekurien (vgl.
229
Varro ling. Lat. 6,66; Liv. 23,23,4) meint die Aufnahme in das Verzeichnis der Geschworenen, deren Mindestvermö gen (200000 Sesterzen) unterhalb des Ritterzensus lag (duce narü: Suet. Aug. 32,3); die fünfte Dekurie gi.ng auf Caius Caesar (Caligula) zurück (Suet. Cal. 16,2). A. Bruhl/ A. Audin: Gallia 23 (196S) 267-2n; Th. MommKn: Römisches Stntsrecht In (Lcipu,; 1887) 534-539.
160 CIL VIII22737 ILS6780 ILTun 41 (Bou-Ghara Gigthis) TJ..�� =
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tt"'?
M(arco) Servilio P(ubli) f(ilio) Quir(ina tribu) I Draconi Albuciano I Ilviro, flam(ini) perp(etuo), I quod super multa i n remp(ublicam) 15 merita et amplissimum I muni ficentiae studium lelgationem urbicam gratuiltam ad Lati[um] maius peltendum duplicem suscejl0perit tan demq(ue) feliciter I renuntiaverit, ordo publilce ponen dam (statuam) censuit et, I cum is honore cootentus I pecuniam reip(ublicae) remisisl15set, populus de suo po suit.
Für Marcus Servilius Draco Albucianus, Sohn des Publius aus der Tribus Quirioa, Bürgermeister, Priester auf Lebenszeit: weil er außer vielen Verdiensten um das Gemeinwesen und größtem Bemühen um Freigebigkeit zweimal ohne AufwandsentSchädigung eine Gesandt schaftsreise in die (Haupt-)Stadt (Rom) unternommen hat, um da.s •große< Latinische Recht für die Gemeinde zu erbitten und schließlich die Angelegenheit erfolgreich zum Abschluß brachte, hat der Gemeinderat (für ihn) offiziell die Aufstellung einer (Ehren-)Statue beschlos sen. Da er sich mit der Ehre begnügte und der Gemeinde den Preis erstattete, ließ das Volk (die Statue) auf seine (d. h. auf des Geehrten) Kosten e?"ichten.
230
Ehreninschriften
Die zweifache Gesandtschaftsreise des Servilius Draco nach Rom läßt sich zeitlich nur im Vergleich mit CIL VIII 22 707 einordnen, wo der Kaiser Antoninus Pius als Gründer der •Stadt• Gigthis (an der >Kleinen Syrte• in Nordafrika) conditor municipii- bezeichnet wird. Diese Staruserhebung war sicher mit dem Latinischen Recht verbunden, vermut lich mit dem ius Latii maius. In •Städten• dieser Rechtsstel lung erlangten nicht nur Magistrate nach Ablauf ihres Amtes, sondern auch die Mitglieder des Gemeinderates, welche kein Amt bekleidet hatten (decuriones pedani: Dig. 50,3,1; CILIX 338 ILS 6121), das römische Bürgerrecht (Gaius inst. 1,96). Falls der Geehrte für seine Verdienste um Gigthis als erster zum Bürgermeister gewählt wurde, ist die Inschrift auf etwa 150/160 zu datieren. Der politischen Bedeutung des Mannes entspricht seine Priesterwürde als flamen perpetuus. =
A. N. Sherwin-White: The Roman Citiz.enship (Oxford 21973) 360-367; J. Gueou: u politique municipale de !'Empire Romain tn Afrique proconsulaire (Rom 1972) 138-142; M. S. Bassig�tano: U flaminato nelle province romane deii'Afriea (Rom 1974) 52-60, 371-377; H. Horstkoue: ZPE 57 (1984) 211 bis 224.
161 IRT 412 (Lepcis Magna an der •Großen Syrte•, Libyen) Imp(eratoris) Caes(aris) L(uci) Sepcimi Selveri Pii Perti
nacis I Aug(usti) Arabici Adiabenici I Parthici max(imi) t{ribunicia) p{otestate) X, imp(eratOris) 15 XI, co(n)s(ulis)
III, p{atris) p(atriae), proco(n)s(ulis), I avo d(omini) n(o
stri) I L(ucio) Septimio Severo sufeti, praef(ecto) I publ(i ce) creato, euro primum cijvitas Romana adacta est, 110
du(u)mvir(o), fl(amini) p{er)p{etuo), in decuriisl et inter selectos Romae I iudicavit, Lepc(i)t{ani) publ(ice). Für den Großvater unseres Herrn, des Kaisers Lucius Sepcimius Severus Pius Pertinax Augustus, des Siegers
Kai.serzeit: Dekurionen
231
über die Araber und Adiabener, des größten Siegers über die Parther, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt zum zehnten Male, elfmal als siegreicher Feldherr akklamien,
des dreifachen Konsuls, Vaters des Vaterlandes, des Pro konsuls, für Lucius Septimius Severus, den Sufeten, offi ziell zum Präfekten bestellt, als die Gemeinde erstmalig
das römische Bürgerrecht erlangte, den Bürgermeister, Priester auf Lebenszeit, der zu Rom als Mitglied der Richterdekurien und Geschworener Recht gesprochen hat, (von den) Bürger(n) von Lepcis (Magna) auf Kosten der Stadt.
Aufgrund der Kaisertitulatur (vgl. Nr. 95 und 127) ist die postume Ehrung für den gleichnamigen Großvater des Sep timius Severus auf 202 n. Chr. datiert. Die Inschrift bietet seine munizipale Karriere in aufsteigender Folge. Der Zeit genosse des Dichters Statius (silv. 4, prooem.; 4,5,29 f.; 45 ff.) war in seiner Heimatstadt Lepcis Magna zunächst Sufet. Als das municipium Latinum von Trajan zur colonia Romana erhoben wurde (IRT 353) und damit das römische Bürgerrecht erhielt, wurde er in der Phase der Statuserhö hung zunächst Präfekt, dann reg ulärer Bürgermeister der colonia; außerdem wurde er mit der Priesterwürde des Kai serkults ausgezeichnet (vgl. Nr. 160). Er fand m. E. erst anschließend Aufnahme in die Geschworenenliste (vgl. Nr. 159). Da Statius (s.o.) ihm ein Gedicht widmete, dürfte er bereits unter Domitian dem Ritterstand angehört haben, so daß die Aufnahme in die ersten drei Richterdekurien erfolgte. Sein Enkel Septimius Severus verlieh seiner Hei matstadt 202/203 das u i s Italicum (Dig. SO, 15,8,11; vgl. BMC Emp. V 208, Nr. 279; IRT393, 423, 292). A. Birley: Septimius Severus (London 1971) 35-43; J. Gaseou: La politique municipale (wie Nr. 160) 75-80; M. Floriani Squarciapino: Leptis Magna (Basell966) 11-21; H. E. Henig: Chiron 2 (1972) 393-404.
RepNblik VI
233
Lucius Cornelius Scipio, Sohn des Lucius, Ädil, Konsul,
Grabinschriften
Zensor. Diesen einen Lucius Scipio halten die meisten Römer übereinstimmend für den besten (aller) guten Männer. Er war der Sohn des Barbarus, der Konsul, Zensor (und) Ädil bei euch gewesen ist. Er eroberte
162 CILe617 = ILL� 309 Nr.132 (Rom)
=
Oegrassi: Imagines,
[L(ucios) Comeli]o(s) Cn(aei) f(ilios) Scipio .... Comelius Lucius Scipio Barbatus, Gnav i od patre I pro gnarus, fortis vir sapiensque, quoius forma virrutei pari suma I fuit, consol, censor, aidilis quei fuit apud vos.
Taurasia, Cisauna I' Samnio cepit, subigit omne Louca nam opsidesque abdoucit. Lucius Cornelius Scipio, Sohn des Cnaeus.... Comelius Lucius Scipio Barbatus, Sohn des Vaters Cnae us, ein Mann, ebenso tapfer wie klug, dessen Wohlge stalt seiner Tusend höchst angemessen war, der Konsul, Zensor (und) Adil bei euch gewesen ist, Taurasia (und) Cisauna in Samnium erobert, ganz Lukanien unterworfen und Geiseln weggeführt hat.
163 CILI28/9 = ILLRPz310 Abb. 1130 (Rom)
=
Nash: Bildlexikon II,
Korsika und die Stadt Aleria, weihte den Gottheiten der Meeresstürme einen Tempel, wie sie es verdient haben. Die beiden Inschriften der Seipionen-Sarkophage beziehen sich auf Barbatus, cos. 298, ctnsor um 280 v. Chr., und sei nen Sohn, der 259 Konsul und im folgenden Jahr Zensor wurde. In Saturnischen Versen werden ihre militärischen Erfolge gefeiert. Zusammen mit seinem Amtskollegen Cn. Fulvius unterwarf Barbatus 298 die Samruten (abweichend Liv. 10,12 f.); sein Sohn eroberte als Konsul Aleria auf Korsika und kämpfte dann auf 'Sardinien gegen die Punier (Liv. epit. 17). Darauf feierte er einen Triumph in Rom und weihte den während eines Seesturmes gelobten Tempel an der Porta Capena (Ov. fast. 6,193f.; Cic. nat. deor. 3,51). Das zweite Elogium dürfte um 230 v. Chr. verfaßt worden sein, das erste etwa 30 Jahre später nach dem Sieg über Hannibal. Der in roter Schrift gemalte Name (Zeile 1) war die ursprüngliche Sarkophag-Inschrift. Dasselbe gilt für die beiden ersten Zeilen des zweiten Zeugnisses. Gordon: lotroducuon, Nr. S; Nash: Bildlexikon II 3S2-3S7, s. v. sepulchrum Scipionum; F. Münw: RE IV I (1900) 1488-91, s. v. Comelius 343 (Barba tus), und 1<428-31, s. v. Comelius 323 (L. Sc p i io); E. Meyer: ANRWI2(1972) 970-975; V. Salaruno: !Xr Sarkophag des Lucius Comelius Scipio Barbatus
(Würzburg 1970); Wachter:
lnKhriften 301-342.
L(ucios) Cornelio(s) L(uci) f(ilios) Scipio I aidiles, co(n) sol, ce(n)sor.l Hone oino ploirume cosentiont R[omane) I
164
mereto[d].
Publius Comelius Scap(u)la, Sohn des Pubüus, oberster Staatspriester.
duonoro oprumo fuise viro I Luciom Scipione. Filios Barbati 15 consol, censor, aidilis bic fuet a[pud vos]. I Hec cepit Corsica Aleriaque urbe, I dedet Tempestatebus aide
ILL� 1274a (Rom)
C IL J
2-
l_ 8 3:i
P(ublios) Comelio(s) P(ubli) f(ilios) Scapola pont(i)fex max(imus).
234
Grabinschriften
Kaiserzeit: Senatoren/Ritter
Die Identifizierung dieses pontifex maximus ist bislang ungeklärt: die Sarkophag-Inschrift wird allgemein in das 3. Jahrhundert v. Chr. datiert, so daß eine Gleichsetzung mit dem gleichnamigen Konsul von 328 v. Chr. (Liv. 8,22,1) ausgeschlossen erscheint. Mit der Familie des Scipio Barba tus (vgl. Nr. 162) war er jedenfalls verwandt. G. J. S1emler: RE Suppl. XV (1978) 37H.,
s. v.
pontifex.
235
Servius Sulpicius Galba, Sohn des Servius, Konsul. 30 (römische) Fuß im Quadrat. Von den beiden gleichnamigen Konsuln der Jahre 144 und 108 v. Chr. dürfte sich die Grabinschrift eher auf den Sohn beziehen, der beim PutSchversuch des Saturninus (100 v. Chr.) auf seiten der Optimaten in Erscheinun§ trat (Cc i . Rab. perd. 21). Die Grabanlage maß gut 78 m (1 pes =
29,6cm). 165 CILI212
=
F. Münur: RE IV1\ I (1931) 767f., s. v. Sulpicius 59.
ILLRP2 313 (Rom)
L(ucius) Corneli(us) L(uci) f(ilius) P(ubli) [n(epos)] I Scipio quaist(or), I tr(ibunus) mil(itum), annos I gnatus XXXIII 15 morruos. Pater I regem Antioc(h)o(m) I subegit. Lucius Cornelius Scipio, Sohn des Lucius, Enkel des Publius, Quästor, Militärtribun, (gestorben) im Alter von 33 Jahren. Sein Vater hat den König Antiochos unterworfen. Der Verstorbene gelangte 167 v. Chr. zur Quästur (Liv. 45,44,7) und dürfte um 161 v. Chr. bestattet worden sein. Sein Vater L. Cornelius Scipio Asiagenus, jüngerer Bruder des bekannten Siegers von Zama, hatte 190 v. Chr. als Konsul Antiochos III. bei Magnesia am Sipylos geschlagen, feierte 188 einen Triumph und legte sich den Siegerbeinamen Asiaricus zu (Fasti Capit., Inscr. It. Xlllt, S. 48 f., 80 f. ).
167 CILI1781
=
ILLRP1<402 (Tusculum, bei Frascari)
M(arco) Coelio M(arci) f(ilio) Viniciano I pr(aetori), pro co(n)s(ule), tr(ibuno) pl(ebis), q(uaestori), I Opsilia uxor fecit. Für Marcus Coelius Vinicianus, Sohn des Marcus, Prä tor, Prokonsul, Volkstribun, Quästor, hat seine Gemah lin Opsilia (das Grab) anlegen (lassen). Vinicianus war 53 v. Chr. Volkstribun (Cic. fam. 8,4,3); kurz nach Caesars Sieg über Pharoaces bei Zela (47) über trug ihm (als Prokonsul) der Diktator die Verwaltung der Provinz Pontus ([Caes.] bell. Alex. 77,2). Demnach hätte er erwa im Jahre zuvor die Prätur bekleidet. T. R. S.
Broughton: The Magistrates of the Roman
Republic ll (New York
1952) 288.
F. Mün= RE IV I (1900) 1431, H71-83, s. v. Comelius 324 und 337.
168 AE 1928, 88 (Rom)
166
Marcellus C(ai) f(ilius) I gener I Augusti Caesaris. Octavia C(ai) f(ilia) I soror I Aug[usti Caesaris].
CIL 11695 ILLRP2 339 Nr. 150 (Rom) =
=
Degrassi: Imagines,
Ser(vius) SuJpicius Ser(vi) f(ilius) Ped(es) quadr(ati) XXX.
I
Galba co(n)s(ul).
I
Marcellus, Sohn des Caius, Schwiegersohn des Caesar Augustus. - Octavia, Tochter des Caius, Schwester des Caesar Augustus.
236
Grabinschrifun
169 CIL VI 886
=
ILS 180 (Rom)
Ossa I Agrippinae M(arci) Agrippae [f(iliae)], I divi Aug(usti) neptis, uxoris I Germanici Caesaris, 15 matris C(ai) Caesaris Aug(usti) I Germanici principis. Gebeine
der
Agrippina,
der
Tochter
des
Marcus
Agrippa, Enkelin des vergöttlichten Augustus, Gemahlin des Germanicus Caesar, Mutter des Prinzeps Caius Cae sar Augustus, des Siegers über die Germanen.
Die Inschriften aus dem Augustus-Mausoleum bezeugen die Beisetzung von drei Angehörigen der Kaiserfamilie in die sem Grabmal. MarceUus, gest. 23 v. Chr., war mit Iulia, der einzigen Tochter des Augustus, verheiratet. Seine Mutter Octavia, die Schwester des Prinzeps, wurde �0 v. Chr. mit dem Triumvirn M. Antonius vermählt. (Vipsania) Agrippina war ebenfalls eine Tochter der Iulia aus ihrer Ehe mit M. Vipsanius Agrippa, dem Sieger von Actium. Ihrer Verbin dung mit Germanicus, dem Adaptivsohn des Kaisers Tibe rius, entstammten Caligula und dessen (drei) Schwestern, darunter die jüngere Agrippina, die Mutter Neros und Ge mahlin des Claudius. H. U. lnstinsky: Hermes 94 (1966) 324-343; E. Meise: Untersuchungen zur Geschichte der Julisch-Ciaudischen Dynastie (München 1969); Nash: Bild lexikon 1138-43, s. v. Mausoleum Augusti; G. Waurick: JRGZ 20 (1973) 107-146.
170 CIL X 6087
=
ILS 886 (Gaeta)
L(ucius) Munatius L(uci) f(ilius) L(uci) n(epos) L(uci) pron(epos) I Plancus co(n)s(ul), cens{or), imp(erator) iter(um), VIIvir I epulon(um), triump(havit) ex Raetis, aedem Saturni I fecit de manibis, agros divisit in ltalia 15 Beneventi, in Gallia(m) colonias deduxit I Lugudunum et Rauricam.
Grabinschrift vom Mausoleum des L. Munatius Plancus in Gaeta (Nr.170). Foto: nach R. Felimann, Abb. 5
238
Grabinschriften
Kais�eil: Senatoren/Ritter
Lucius Munatius Plancus, Sohn, Enkel und Urenkel eines Lucius, Konsul, Zensor, zweimal als siegreicher Feldherr akklamiert, Septemvir Epulonum; er feierte einen Triumph über die Räter, erbaute aus Kriegsbeute den Saturn-Tempel (neu), verteilte Ackerland in Italien (unter die Veteranen) bei Benevent, gründete in Gallien die Städte Lugudunum und Raurica. Die Inschrift vom monumentalen Rundgrab des Munatius Plancus (s. Abb. S. 237) erhellt die �. edeutung einer der schillerndsten Persönlichkeiten in der Ubergangsphase von der Republik zum Prinzipat. Den polirischen Aufstieg ver dankte der Senator aus Tibur (Hor. carm. 1,7,19-21) Caesar, nach dessen Katastrophe er für eine Amnestie der Mörder s Statt h t�� der G plädierte (Plut. Brut. 1 9,1). Com�ta _ Raunca (44/43) gründete er d1e röm1schen Mihtarkoloruen (Basel-Augst) und Lugudunum (Lyon). Ein Sieg über die Räter brachte ihm die Ehre eines Triumphes am 29. Dezem ber 43 (Inscr. lt. XIII 1, S. 86 f.: ex Galia l ), im Jahr darauf bekleidete er mit dem Triumvirn Lepidus das eponyme Kon sulat. Die Landzuweisungen an Veteranen im Gebiet von Benevent (vgl. Nr. 155) erfolgten nach dem Sieg bei Philippi {42). In den folgenden Jahren verband er sich mit Antonius, wechselte aber 32 zu Oktavian, den er über den Inhalt des von Antonius in Rom deponierten Testaments inforrnierte (Pl':'t. Ant. 58,3f.; Dio 50,3,3-5). Am 16. Januar 27 stellte er 1m Senat den Antrag auf Verleihung des Augustus-Namens � Oktavian (Suet. Aug. 7,2), 22 v. Chr. wurde er Zensor {D1o 54,2,1). Von den Akklamationen bezieht sich die erste auf den Sieg über die Räter, die zweite auf militärische Erfolge als Prokonsul von Asia (40 v. Chr.). Die Erneuerung des Saturn Tempels arn Forum Romanum läßt sich zeitlich nicht einord nen (vgl. Suet. Aug. 29,5).
A:J
PIR2 M 728; R. Fellmann: (Basd 1957).
�
�a
Das Grab du Lucius Munatius Plancus bei Gaeta
171 CILXIV3606 (Ponte Lucano)
=
ILS921
=
239
Inscr.It.IV11 Nr.t25
M(arcus) Plautius M(arci) f(ilius) A(uli) n(epos) I Silva nus I co(n)s(ul), Vllvir epul6n(um); I huic senatus trium phalia 15 Omamenta decrevit I ob res in Il(l)yrico I b�ne
I Lartia Cn(aei) f(ilia) uxor. I A(ulus) Plauuus M(arci) f(ilius) 1'0 Urgulanius I vixit ann(os) IX.
gestas.
Marcus Plautius Silvanus, Sohn des Marcus, Enkel des Aulus, Konsul, Septemvir Epulonum; für ihn beschloß der Senat die Verleihung der Triumphalinsignien wegen seiner hervorragenden Taten in Illyrien. Lartia, Tochter des Cnaeus, seine Gemahlin. Aulus Plautius Urgulanius, Sohn des Marcus, lebte neun Jahre. Das Rundgrab der gens P�utia weist in situ mehrere Inschriften des Geschlechts aus der frühen Kaiserzeit auf. Plautius Silvanus aus Trebula Suffenas (östlich von Tivoli) bekleidete 2 v. Chr. als Kollege des Augusrus das Konsulat. Die Triumphalinsignien wurden ihm 9 n. Chr. aufgrund seiner Verdienste bei der Niederschlagung des Pannonischen Aufstandes verliehen (Dio 56,17,2). 7 n. Chr. hatte er zwei Legionen ex transmarinis prO'fJinciis (Gala ia: Vell. 2,112,4; � SEG VI 646) herangeführt und gegen d1e Breuker unter ihrem Fürsten Bato zum Einsarz gebracht (Dio 55,34,4-7; vgl. 56,12,2). Der im Kindesalter verstorbene Sohn aus seiner Ehe mit Lartia führte sein Kognomen auf seine Groß mutter Urgulania, die Vertraute der Livia (fac. ann. 2,34 3) � zurück. Die Altersangabe erklärt, warum er {noch) keme eigenen Verdienste aufzuweisen hatte. L. Ross Taylor: MAAR 24 (19S6) 9-30; M. Hofmann: RE XXII (1951) 30-33, s. v. Plautius 43; R. Syme: Klio 27 (1934) 139-146; R. K. Sberk: ANRWI17,2 (1980) 969f. (2e); C. Barini: Triumphalia (furin 1952) 27-47; W. Eck: ZPE43
(1981) 127-134.
240
Grabinschriften
172 CIL VI 31723 ILS240 Nr. 126, Taf. 53c (Rom) =
Kaiserzeit: Senatoren/Ritter =
Gordoo: Album I,
nis) XXII Primigeniae, Helvia T(iti) f(ilia) Procula uxor fecit.
[D]is manibus I [L(uci)] Calpumi [P]isonis I Frugi Lici niani I (XV]vir(i) s(acris) f(aciundis), 15 et Ve(r]aniae I
Q(uinti) Verani co(n)s(ulis), aug(uris), f(iliae) I Geminae
I
Pis6nis Frugi (uxoris). Den Totengöttern des Lucius Calpurnius Piso Frugi Licinianus, Quindecimvir, und der Verania Gemina, Tochter des Quintus Veranius, Konsul (und) Augur, Ge mahlin des Piso Frugi. Der Grabstein bezieht sich auf Piso Licinianus, den Kaiser Galba am 10.J:muar 69 n. Chr. adoptiene (Tac. hist. 1,14-18; Suet. Galba 17). Der Akt erwies sich politisch als Fehlgriff: bereits am 15.Januar wurden beide nach der Pro klamation Othos ermordet (Tac. hist. 1,41.43; Plut. Galba 27). Pisos Leiche überließ man seiner Gemahlin Verania, Tochter des Q. Veranius (cos. ord. 49), zur Bestattung (Tac. bist. 1,47,2; Plut. Galba 28,2). Aus naheliegenden Gründen verzichtete sie auf die Erwähnung der Adoption und Caesar Erhebung ihres Gemahls, der seither offiziell Ser. Sulpicius Galba Caesar hieß (AFA p. XCI Henzen). Der Vorgang gewinnt im Vergleich zur Adoption Trajans durch Nerva (Okt. 97: Plin. Pan. 7 f.) historische Bedeutung. PIR2C lOO; H. N•udbauf: Hermts 83 (1953) •n-495; 0. Kicnast: HiStoria 17 (1968) 51-71.
173 CIL VI 1402
=
241
ILS 983 (Rom)
C(aio) Dillio A(uli) f(ilio) Ser(gia tribu) Voculae tri b(uno) milit(um) leg(ionis) I, IIIIviro viarum curan dar(um), q(uaestori) provinc(iae) Ponti et Bith(y)niae, trib(uno) pl(ebis), pr(aetori), leg(ato) in Germania leg(io-
Für Caius Dillius Vocula, Sohn des Aulus aus der Tribus Sergia, Militärtribun der 1. Legion, Mitglied der Vier Männer-Kommission für den Straßenbau, Quästor der Provinz Pontus und Bithynien, Volkstribun, Prätor, Legat der 22. Legio Primigenia in Germanien, hat seine Gemahlin Helvia Procula, Tochter des Titus, (das Keno taph) errichten (lassen). Die aufsteigende Karriere des Dillius Vocula aus Cordoba (?) ist durch den Kodex vom Kloster Einsiedeln (vgl. Nr. 125) überliefen. Als Kommandeur der 22. Legio Primigenia betraute ihn 69 n. Chr. Hordeonius Flaccus in Mainz mit einem Sonderkommando (Vexillationen), um Vetera bei Xanten gegen die Belagerungstruppen des Iulius Civilis zu entsetzen (Tac. hist. 4,24, 1). Faktisch erhielt er den Oberbe fehl über die untergermanische Heeresgruppe; seine Aktio nen schilden Tacitus (hist. 4,24-37.56-59) in bewußter Akzentuierung. Anfang 70 wurde Vocula in Novaesium (Neuss) im Auftrag des lulius Classicus ermordet (Tac. hist. 4,59,1). Seine Gemahlin, Tochter des T. Helvius Basila (ILS 977) ließ ihm in Rom vermutlich ein Kenotaph er richten.
Pb. Fabia: Studi Romani 2 (1914) 153-188; W. Edt: Di• Stauhalter d.. gennani"boo Ptovinun (Köln/Bonn 1985) 134, Nr. 12; R. Urban: Dor ,ßata v•raufstand• und di• Erbtbung dts lulius Classicus (Tri•r 1985) �-61; G. Walur: Di• .Eiruitdler lnschriftmsammlung {Stuttgart 1987) 26f. und 80f., Nr. 21.
174 CIL VI 16631
=
ILS 1030 (Rom)
D(is) M(anibus) I Miniciae I Marcellae I Fundani f(iliae); 15 v(ixit) a(nnos) XII, m(enses) XI, d(ies) VII.
242
Grabinschriften
Den Totengöttern der Minicia Marcella, Tochter des Fundanus; sie lebte 12 Jahre, 11 Monate, 7 Tage. Plinius (epist. 5,16) widmete dem Tod der Marcella, Tochter des C. Minicius Fundanus, cos. suff 107, einen Brief. Das Mädchen starb nach langer Krankheit, vermutlich bevor ihr Vater zum Konsulat gelangte. Die Altersangabe bei Plinius »nondum annos Xliii impleverat«, »sie war noch nicht ganz 14 Jahre alt«- wird durch die Grabinschrift korrigiert, falls in dem Brief kein Fehler des Kopisten vorliegt. Marcella war mit knapp 13 Jahren bereits verlobt, der Hochzeitstermin schon festgesetzt. Die Inschrift stammt aus dem Familien grab vom Monte Mario (Vatikan). Vgl. PIR'M 612 und 631; M. Bang, in: L. Friedländer: Sittengeschichte Roms
IV (Leipz.ig 91101921) 133-141; A. N. Sherwin-White: Tbe Letters of Pliny
(Oxford 1966)
3•6-348.
175 CIL VI 1449
=
ILS 1107 (Rom)
M(arco) Macrinio Avito M(arci) f(ilio) Claud(ia tribu)
Catonio I Vindici co(n)s(uli), aug(uri) p(opuli) R(omani) Quiricium, leg(ato) Aug(usci) I pr(o) pr(aetore) pro
v(inciae) Moes(iae) inf(erioris), leg(ato) Aug(usti) pr(o) pr(aetore) prov(inciae) Moes(iae) I sup(erioris), cur(atori) civitat(is) Arimin(ensium), p[r]oc(uratori) prov(inciae) Dac(iae) Malv(ensis), 15 praef(ecto) alae contar(iorum), praef(ectO) alae III Thrac(um), I trib(uno) mil(itum) leg(ionis) VI Victr(icis), praef(ecto) coh(ortis) VI Gal l(orum), donat(o) I donis mil(itaribus) in bell(o) Germ(a nico) ab lmp(eratore) M(arco) Aur(elio) Antonino Aug(usto) hast(is)
I
pur(is) II et vexill(is) II, cor(o)na (!)
mural(i) et vallar(i); I lunia Flaccinilla marito karissimo (!) et 110 Macrinia Rufina patri piissimo. Vixit annis (!) XLII, m(ensibus) V.
Kaiserzeit: Senatoren/Ritter
243
Für Marcus Macrinius Avitus Catonius Vindex, Sohn des Marcus aus der Tribus Claudia, Konsul, Augur der Bürger des Römischen Volkes, >kaiserlichen< Statthalter der Provinzen Unter- und Obermösien, Kommissar für die Stadt Ariminum (Rimini), Prokurator der Provinz Dacia Malvensis, Präfekt des Regiments der Lanzenrei ter, Präfekt des 3. Thrakischen Kavallerieregiments, Militärtribun der 6. Legio Victrix, Präfekt der 6. Gallier Kohorte, ausgezeichnet mit militärischen Orden im Ger manenkrieg vom Kaiser Marcus Aurelius Antoninus Augustus (und zwar) mit zwei Ehrenlanzen, zwei Stan darten (sowie) der Mauer- und der Wallkrone, (von) lunia Flaccinilla ihrem innigstgeliebten Gemahl und (von) Macrinia Rufina ihrem äußerst liebevollen Vater. Er lebte 42 Jahre (und) 5 Monate. Der Senator, Sohn des Prätorianerpräfekten M. Macrinius Vindex, starb um 177/178 n. Chr. nach einer interessanten Karriere. Für seine Verdienste an der Donaufrom 166/167 zeichnete ihn Mark Aurel mit der quarta milti ia, dem Kom mando über ein 1000 Mann starkes Kavallerieregiment in Oberpannonien aus; die Bezeichnung der Einheit - ala I Ulpia contariorum milliaria (CILXVI 76) resultiert aus ihrer Bewaffnung mit einer langen, der makedonischen Sarissa vergleichbaren Lanze (contus: Veget. 3,24). In dieser Funktion erhielt Macrinius die genannten Orden. Um 170 wurde der Offizier in den Senat adlegiert, nachdem er sich zuvor in Dakien bewährt hatte. Sein Konsulat (als suffectus) dürfte er etwa 173 nach der Statthalterschaft in Obermösien bekleidet haben. Anschließend wurde er wiederum an die Donaufront entsandt und erhielt das Kommando über die Drei-Legionen-Provinz Untermösien. -
PIR' M 22; J.
Fitz: Epigraphica 28 (1966) 50-94; A. Birley: Mark Aurel (München 1968) 270 f., 320-322; V. A. Maxfield: Tbe Military Decorations of the Roman Army {London 1981) 177-183.
244
Grabinschriften
176 CILXI6334
=
Kaiserzeit: Senatoren/Ritter
ILS 1129 (Pesaro)
M(arco) Aufidio Frontoni, I pronepoti M(arci) Comeli I Frontonis, oratoris, consulis, magistri I Imperatorum
Luci et Antonini, 15 nepoti{s} Aufidi Victorini, I praefecci urbi, bis consulis, I Fronto consul I filio dulcissimo. Für Marcus Aufidius Fronto, den Urenkel des Redners Marcus Cornelius Fronto, des Konsuls (und) Lehrers der Kaiser Lucius (Verus) und (Marcus Aurelius) Antoninus, den Enkel des Stadtpräfekten und zweifachen Konsuls Aufidius Victorinus, (von) Fromo, dem Konsul, für seinen innigstgeliebten Sohn. Die Grabinschrift wurde nach 199 von M. Aufidius Fronto (vgl. Nr. 140} für seinen gleichnamigen Sohn gesetzt. Da der im Kindesalter Verstorbene (noch) keine eigenen Leistungen aufzuweisen hatte (vgl. Nr. 171), werden die Verdienste seiner Ahnen hervorgehoben: Sein Urgroßvater M. Corne lius Fronto, cos. suff 143, aus Cirta in Numidien, wurde von Antoninus Pius mit der (rhetorischen) Erziehung der Prinzen Mark Aurel und Lucius Verus beauftragt (Dio 71,35,1; HA Verus 2,5). Frontos Tochter heiratete C. Aufi dius Victorinus, cos. II ord. 183, der als Schulfreund das besondere Vertrauen Mark Aurels genoß (HA Marcus 3,8; vgl. Dio 72,11,1-4). Von dessen vielen Dienststellungen (AE 1957, 121} werden hier nur die Stadtpräfektur (um 179/ 183) und das iterierte Konsulat (183 zus. mit Kaiser Com modus als cos. IV: CIL XV 7362) genannt. A. Birley: Mark Aurd (München 1968) passim; G. Alföldy: Futi Hispanie.ms (WiC$baden 1969) )8-42.
177 CIL X 6569
=
ILS 478 (Velletri)
Sex(to) Vario Marcello
I proc(uratori) aquar(um) C, pro
c(uratori) prov(inciae) Brit(anniae) CC, proc(uratori)
rationis
I
privat(ae) CCC, vice praeff.
(
=
245
praefectorum)
pr(aetorio) et urbi functo, I c(larissirno) v(iro), prae f(ecto) aerari
militaris, leg(ato) leg(ionis) III Aug(u
15 praesidi provinc(iae) Numidjae, I Iulia Soaemias Bassiana c(larissima) f(emina) cum filis I marito et patri stae),
amantissimo. (Sequitur paraphrasis Graeca.) Für Sextus Varius Marcellus, Prokurator für die Wasser versorgung (Roms), mit einem Gehalt von 100000 Se sterzen, Finanzprokurator der Provinz Britannien mit 200 000 Sesterzen Gehalt, Prokurator des kaiserlichen Privatvermögens mit 300000 Sesterzen Gehalt, Stellver treter des Prätorianerpräfekten und des Stadtpräfekten (von Rom), Angehörigen des Senatorenstandes, Präfekt der Kasse zur Veteranenversorgung, Legat der 3. Legio AuguSta (und) Statthalter der Provinz Numidien, (von) Iulia Soaemias Bassiana, senatorischen Standes, zusam men mit ihren Kindem für ihren innigstgeliebten Ehe mann und Vater. (Es folgt die gre i chische Paraphrase.) Marcellus, Gemahl der späteren Kaiserin Iulia Soaemias und Vater des Elagabal (Dio 78,30,2-4), bezog in den dynasti schen Auseinandersetzungen zwischen Caracalla und dem mächtigen Prätorianerpräfekten Plautian einerseits, zwi schen Caracalla und seinem jüngeren Bruder Geta anderer seitS stetS Partei für den ältesten Sohn des Septimius Severus. Zu Beginn der Alleinherrschaft Caracallas kommandierte er im Winter 211/212 alsprocurat or a ratione priflata kurzfristig die Prätorianer und die Wachtruppen in Rom, wurde dann in den Senat (unter die ehemaligen Prätoren) adlegiert und bekleidete zwei senatorische Dienststellungen. Die Statt halterschaft von Numidien war mit dem Legionskommando in Personalunion verbunden. Während seiner AmtSzeit ver starb der Senator, so daß er nicht mehr zum Konsulat
246
Grabinschriften
RepNblik: Soldaten
gelangte. Die Sarkophag-Inschrift bietet einen aufsteigenden mit Angabe der Gehaltsklassen seiner ritter
cursNs honorNm lichen Karriere. H.
H:alfmann: Chiton 12 (1982) 22�234.
178 CIL 12 791 ILLRP2 502 Nr. 218 (Athen) =
'l
=
Degrassi:
Imagines,
f(ilius) Cat[ulus (?)] I Cornelei Spin[t]eri I legio(ne) XIIX et Cn{aei) Pompei 15 Mag(ni) legione secunda.
N(umerius) Gramonius N(umeri) domo Luceria, 11 IIv ir, centulrio
Numerius Gramonius CatuJus (?), Sohn des Numerius aus Luceria, Magistrat (in Luceria), Hauptmann u nter Cornelius Spinther in der 18. Legion und unter Cnaeus Pompeius Magnus in der 2. Legio n. Gramonius ist im Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pom peius, eventuell bei Pharsalos {48), gefallen und wurde in Athen beigesetzt. Zuvor hatte er zwischen 56 und 53 v. Chr. unter P. Cor nelius Lentulus Spinther, cos. 57, in Kilikien gekämpft (vgl . Cic. fam. 1,9,2; Att. 5,21,4). Die 18. (repu blikanische) Legion ist nur hier bezeugt, die 2. Legion des Pompeius dürfte mit der 2. Legion Caesars identisch sein, die 43 v. Chr. bei Mutina aufgerieben wurde (Cic. fam. 10,30). Livius überliefen ilie (fiktive) Rede des Centurio Sp. Ligustinus {42,34), der zu Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. als Soldat und OffiZier auf den Kriegsschauplätzen
des gesamten Imperium Romanum gekämpft bat. E. Ritterling: REXI12 (1925) 1437, s. v. legi o (18); H. Botermann: Die
Soldaten und die römische Politik (München 1968) 185-190; A. Passerini: Dizionario epiifafico IV (1950) 549-555, s. v. legio (tta repubblicana).
179 CILI2 792
=
lLLRP2427
247
(S. Maria dj Capua Vetere)
C(aius) Canulei[u]s I Q(uinti) f(ilius) leg(ionis) VII evo-1 cat{us), mon(uus) est ann(orum) nat(us) I XXXV, dona t{us) torq(uibus), arrnil(lis), 15 p(h)aler(is), coron(a); I Q(uintus) Canuleius Q(uinti) f(ilius) I (miles) leg(ionis) VII, occeis(us) in Gall(ia) I annor(um) nat(us) XVIII, I duo fratr(es). 110 leis monum(entum) pat(er) fec{it). Caius Canuleius, Sohn des Quintus, erneut zum Dienst ausgeh obener Veteran der 7. Legion, starb im Alter von 35 Jahren, ausgezeichnet mit Halsringen, Armspangen, Orden und einem (Gold-)Kranz; Quintus Canuleius, Sohn des Quintus, Soldat der 7. Legion, ist mit 18 Jahren in Gallien gefallen; beide (waren) Brüder. Ihnen hat ihr Vater das Grabmal errichtet. Von den Brüdern fiel Quintus wahrscheinlich während der Feldzüge Caesars in Gallien ([Caes.] bell. GaU. 8,8,2); als Veteran ließ sich Caius 44 v. Chr. von M. Antonius bzw. Oktavian erneut anwerben (App. b. c. 3,5,14; 3,12,41) und fiel wohl in den Kämpfen der folgenden Jahre (vgl. Nr. 3). E. Ritterling: REXI12 (1925) 16H f., s. v. lego i (61); H. Botermann: Die Soldaten und die römische Politik (München 1968) 74-84, 181-204; V. A. Mufield: The Military Decorations of the Roman Army (London 1981) 64f., 210-213.
180 CILXIII8648
=
ILS2244
{Vetera, bei Xanten)
M(arco) Caeüo T(ici) f(ilio) Lem(onia tribu) Bon(onia) I [I] o(rdinis) leg(io nis) XIIX ann(orum) LIIIS I [oc]cidit beUo Variano; ossa I [l]nferre licebit. P(ublius) Caelius T{iti filius !) 15 Lem(onia tribu) frater fecit. (DNabus imaginibus libertorum subscriptum:) M(arcus)
Caelius I M(arci) l(ibenus) I Privatus. - M(arcus) Caelius M(arci) l(ibenus) I Thiaminus.
2�8
Grabinschriften
Kaiserzeit: Soldaten
2�9
Für Marcus Caelius, Sohn des Titus von der Tribus Lemonia, aus Bononia (Bologna), Hauptmann der 1. Ko horte der 18. Legion; mit 53 Yl Jahren ist er im Krieg des Varus gefallen; seine Gebeine dürfen (in diesem Grab) beigesetzt werden. Publius Caelius, Sohn des Ti tus von der Tribus Lemonia, hat als Bruder (das Grab mal) errichten (lassen). (Unter den Bildnissen der beiden Freigelassenen:) Marcus Caelius Privatus, Freigelassener des Marcus. - Marcus Caelius Thiaminus, Freigelassener des Marcus.
Ouf(entina tribu) Med(iolano) frate[r, miles] I leg(io nis) XIIII Gem(inae) an(norum) XLV stip(endiorum) [XXV (?)] 15 h(ic) s(iti) sunt.
Der bekannte Caelius-Stein (heute im Rheinischen Landes museum Bonn) nimmt Bezug auf die Varus-Katasrrophe (9 n. Chr.) mit dem Verlust von drei römischen Legion.en (Vell. 2,119,2-�; Suet. Aug. 23). Caelius war centurio der 18. Legion, deren Vernichtung hier angesprochen wird (zur 19. Legion vgl. Tac. ann. 1,60,4). Seine Dienststellung wird als primi ordinis bezeichnet, wobei diese Offiziersgruppe wohl alle Hauptleute der 1. Kohorte umfaßt (vgl. Tac. hist. 3,22,4). Zusammen mit ihm fielen seine Freigelassenen, deren Leichen wohl ebenso verschollen blieben wie die des Caelius. Offenbar handelte es sich um ein >leeres< Grab (Kenotaph): darauf deutet auch die Formel oss a inferre licebit (Futur).
Die weitgehend erhaltene tabula ansata einer monumentalen Grabanlage zeigt einen exakt zentrierten Text, der nur bezüglich der ergänzten Zahlen Variationsmöglichkeiten bietet. Bestattet waren zwei Brüder, von denen der ältere· seinen Militärdienst bereits absolviert hatte, während der jüngere noch als aktiver Soldat in der 14. Legio Gemina diente. Ihre Heimatstadt Mailand war in die Tribus Oufen tina eingeschrieben. Der Grabstein ist in die Zeit vor 43 n. Chr. datiert, als die Legion nach Britannien verlegt wurde (vgl. Nr. 123). Die Finanzierung der kostspieligen Anlage dürfte durch den älteren Bruder erfolgt sein, der als Veteran (und Geschäftsmann ?) wohlhabender war als der aktiv dienende C. Cassius.
H. von Petrikoviu: Bj 151 (1951} 116-118; E. Bickel: RhM 95 (1952) 97-135;
W. Selz�r: MZ71/72 (1976/77} 231-233 mit Taf. 62; P. Herz: MZ 73ni
K. Christ: Chiron 7 (1977) 1i9-20S; H. von Petrikovits: Die Rheinlande in
römischer Zeit (Düsseldorf 1980) Abb. 6J (farbig); G. Baucbhenß: CSIR. Deutschland 1111 (Bonn 1978} Nr. 1.
Marcus Cassius, Sohn des Marcus von der Tribus Oufen tina, aus Mediolanum (Mailand}, Veteran der 14. Legio Gemina, 54(?) Jahre alt; Caius Cassius, Sohn des Marcus von der Tribus Oufentina, aus Mediolanum (Mailand), sein Bruder, Soldat der 14. Legio Gemina, 45 Jahre alt mit 25 (?) Dienstjahren, liegen hier bestattet.
(1978/79) 280f., Nr. 11 mit Taf. 52.
182 AE 1952, 1-47 (Rom)
=Römische Steindenkmälet, Nr. 33 (vgl. TextS. 99-101 mit Abb. 62f.) (Mainz)
181 AE 1977, 586
M(arcus) Cassius M(arci) f(ilius) Ouf(enrina tribu) Med(iolano) v[eteranus] I leg(ionis) XIIII Gem(inae) an(norum) [LIV (?)]; I C(aius) Cassius M(arci) f(ilius)
Gamo I Ner(onis) Claud(i) Caes(aris) I Aug(usti) corp(o ris) cust(os) I dec(uria) Pacati 15 nat(ione) Batavus I vix(it) ann(os) XXV; I h(ic) s(itus) e(st). Posuit I Hospes dec(u ria) Pacati I frater e t heres eius 1'0 ex coUegio I Genna norum.
250
Grabinschriften
Gamo, Leibwächter des Nero Claudius Caesar Augustus aus der Abteilung des Pacatus, von Herkunft Bataver, lebte 25 Jahre; hier ist er beigesetzt. (Den Grabstein) setzte Hospes aus der Abteilung des Pacatus als sein Bruder und Erbe vom KoUegium der germanischen (Leibwächter ) . Als freier Bataver diente Gamo unter Nero in der germani sche� Leibwache, die ne�en der Prätorianerg�rde den per sönlichen Schutz der Ka1ser von Augustus b 1s 68 n. Chr. wahrnahm. In ihrer Gesamtheit zunächst als manus Germa norum (Suet. Aug. 49,1 ), dann (seit Caligula) als numerus Batavorum bzw. cohors Germanorum (Suet. Ca!. 43; Flav. los. ant. lud. 19, 119) bezeichnet, waren die corporis custodes in D ekurien unter dem Kommando eines decurio organi sien. Galba löste die Truppe 68 n. Chr. auf (Suet. Galba 12,2), nachdem sie sich bei der KatastropheNeros als unzu verlässig erwiesen hatte (Dio 63,27,2af.). •Collegium Ger manorum• bezeichnet die militärische Vereinigung auf priva ter Basis zur sozialen Sicherung der Mitglieder. H. Bellen: Die germanische Leibwache der römischen Kaiser des julisch claudischen Hauses (Man i z 1981) bes. 110, Nr. 14 m it Abb. 9.
183 BRGK58 (1977) 492f., Nr.66 =Römische Steindenkmäler, Nr. 83 (Mainz)
Theander Aristomelni f(ilius) Cretensis mil(es) I coh(or tis) I Noricor(um), optio, I an(norum) XLV, stip(en diorum) XXVI, h(ic) s(itus) e(st); h(eres) f(aciendum) c(uravit). Theander, Sohn des Aristomenos, von Kreta, Soldat der 1. Noriker-Kohorte, Feldwebel, 45 Jahre alt mit 26 Dienstjahren, ist hier beigesetzt; sein Erbe hat für die Errichtung (des Grabmals) Sorge getragen.
Kaiserzeit: Soldaten
251
Der Kreter Theander diente in einer ursprünglich in Nori i , der kum rekrurienen Auxiliarkohone im Rang eines opto neben dem signifer (Fahnenträger) und dem für den Parole befehl zuständigen tesserarius zu den taktischen Chargen (principales) gehörte. Mit 26 Dienstjahren hatte er den nor malen Wehrdienst bereits absolvien; bei seiner Entlassung wäre ihm das römische Bürgerrecht verliehen worden (vgl. Nr. 22). Die Einheit lag seit Flavischer Zeit in Pannonien (vg). CIL XVI 26 und 30 f. ), so daß d ie Grabinschrift in die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Ch r. datien ist. K. Wachtel: Historia 15 (1966) 246f.; G. Alföldy: Historia 17 (1968) 222f.; B. Oldenstein-PEerdebitt: JRGZ30 (1983) 303-307.
184 CIL XIU 8308 Nr.252 (Köln)
=
Galsterer: Röm. Steininsch r .,
T(itus) Flavius Bassus Mucalae I f(ilius) Dansala eq(ues) alae Norilcoru(m) tur(mae) Fabi Pudentis, I an(norum) XXXXVI, stip(endiorum) XXVI; h(e res) f(aciendum) c(uravit). Titus Flavius Bassus, Sohn des Mucala vom Stamm der Dansal{et)ae, Reiter des Norischen Regiments in der Schwadron des Fabius Pudens, 46 Jahre alt mit 26 Dienstja hr en; sein Erbe hat für die Errichtung (des Grab mals) Sorge getragen. In Flavischer Zeit lag das Norische K avallerieregiment in Burginarium (Alt-Kalkar) nördlich von Xanten (CIL XVI 23; Xlll8670). Bassus vom thrakischen Stamm der Dansaletae (Plin. nat. hist. 4,40) besaß mit 26 Dienstjahren bereits das römische Bürgerrecht, wie seine NomenkJatur verdeutlicht (vgl. etwa CIL XVI 160). (Siehe Abb. S. 253.)
Vgl. G. Alföldy: Die Hilfsttoppen der römischen Provin>: Gennania inferior (Düsseldorf 1968) 25-28, 181, Nr. 47; J. Krier: Die Treverer außerhalb ihrer Civitas (Trier 1981) 113f., Nr. 40; A. Radnoti, in: Roman Frontier Studies 1969 (Cardiff 1974) 138-155.
252
Grabinschriften
185 CILXIII8071 (Bonn) L(ucius) Magius L(uci füius) I Ouf(entina tribu) Dubius I Mediolani (/) mil(es) lleg(ionis) I F(laviae) M(inerviae) p(iae) f(idelis) D(omitianae), arl5morum custOs (centu ria) I Aufidi Manialis, I ann(orum) XXXI stip(endio rum) XIII; I h(eres) f(aciendum) c(uravit). Lucius Magius Dubius, Sohn des Lucius von der Tribus Oufentina, aus Mediolanum (Mailand), Soldat der 1. Legio Flavia Minervia, der treuen (und) zuverlässigen, (mit dem Ehrennamen) Domitiana, Waffenwart in der Hundertschaft des Aufidius Martialis, 31 Jahre alt mit 13 Dienstjahren; sein Erbe hat (für die Bestattung) Sorge getragen. Die 1. Legio Minervia aus Bonn waf maßgeblich an der Niederschlagung des Saturninus-Aufstandes (89) beteiligt und wurde deshalb mit den Ehrenbeinamen pia fidelis Domitiana ausgezeichnet, von denen der letztere nach der Ermordung Domitians (96) entfiel. Der Grabstein ist damit in die Jahre 89/96 n. Chr. datiert. Mit 18 Jahren trat Dubius aus Mailand (vgl. Nr. 181) verhältnismäßig früh in die Armee ein. L. S.:humacher: RömiKhe Kaiser in Maim� (Bochum 1982) •s-53 mit Abb. 15; G. Bauchhenß: CSIR Deutschland 1111 (Bonn 1978) Nr. 52.
186 F. Haug I G. Sixt: Die römischen Inschriften und Bildwerke Württembergs, S. 91 f., Nr. 506
(Heidenheim) luliu[s --- eq(ues) alae] I II Fl(aviae) (miliariae) t[ur ) vix[it ann(os) ] I Veget[ius (?) heres (ma) ---)I[ f(aciendum) c(uravit} (?)]. .
.
.
---
.
Grabsuin dts T. FLwius Bassus aus Kön l (Nr.184) Foto: L. Schumachtr
254
Grabinschrfi ten
Iulius, ... Reiter des 2. Flavischen Kavallerieregiments von 1 000 Mann, aus der Schwadron des ... , lebte ... Jahre. Vegetius hat als sein Erbe für die Beisetzung Sorge getragen (?). Gegenüber normalen Reiterregimentern von 500 Mann zeichneten sich die 1000 Mann starken alae miliariae außer durch Schnelligkeit durch besondere Schlagkraft aus (Man. epigr. 9,84; Epit. de Caes. 11,9f.). Die Einheit wurde in Flavischer Zeit aufgestellt und bezog vermutlich sofort in Heidenheim {Rätien) ihr Lager. Bei der Erhebung des Satur ninus in Mainz (89) blieb die ala Domitian treu und wurde deshalb mit den Ehrennamen pia fuJeüs ausgezeichnet (CIL XVI 55; ILS 2211). Da diese Bezeichnung hier fehlt, dürfte die fragmentarische Grabinschrift kurz vor 89 n.Chr. gesetzt worden sein. E. Birley, in: CoroUa memoriae Erich Swoboda dtdicata (Graz/Köln 966} 1 54-67; B. Cichy: Du römische Heidenheim (Heidenheim 1971) 12, 29, 42-45.
187 AE 1969/70, 583 (Grammeni, nördlich von Kaballa) Ti(berius) Claudius I Maximus vet{eranus) I [s(e)] v(ivo) f(aciendum) c(uravit). Militavit I eque(s) in leg(ione) VII C(laudia) p(ia) f(ideli), facl5tus qu(a)estor equit{um), I singularis legati lelgionis eiusdem, vexilllarius equitum, item I bello Dacico ob virtul10te{m) donis donatus ab Imlp(eratore) Dornitiano; factus [dupli(carius)] I a divo Troiano (!) in ala secu(n)d(a) I Pannoniorum, a quo et fa(c)ltus explorator in bello Dal15cico et ob virtute(m) bis donis I donatus bello Dacico et I Parthico et ab eo de(m) factus I decurio in ala eade(m), quod I cepisset Decebalu(m) et caput 110 eius penulisset ei Ranissto-1 ro(m); missus voluntarius holnesta missione a Terent[io
Kaiserzeit: Soldaten Scau]lriano, consulare (Daciae ?)] ...
[exerci]ltus provinciae
255
nov[ae
Tiberius Claudius Maximus hat als Veteran zu Lebzeiten für die Anlage (des Grabes) Sorge getragen. Als Reiter diente er in der 7. Legio Claudia, der treuen und zuver lässigen, wurde Kassenwart der Reiter, Gardist des Lega ten dieser Legion, Standartenträger der (Legions-)Reite rei und im Dakerkrieg aufgrund seiner Tapferkeit von Kaiser Domitian mit militärischen Orden ausgezeichnet; vom vergötdichten Trajan wurde er mit doppeltem Sold in das 2. Pannonische Kavallerieregiment befördert und im Dakerkrieg als Kundschafter eingesetzt; aufgrund seiner Tapferkeit erhielt er zweimal militärische Aus zeichnungen im Daker- wie (auch) im Partherkrieg und wurde von demselben (Kaiser; d. h. Trajan) zum Deku rio (Wachtmeister) in diesem Regiment befördert, weil er Decebalus gefangen und ihm dessen Kopf nach Ranis storum gebracht hatte; als Freiwilliger wurde er ehren haft entlassen von Terentius Scaurianus, dem konsulari schen Militärbefehlshaber der neuen Provinz Dakien (?). Ti. Claudius Maximus absolvierte seine militärische Karriere unter Domitian und Trajan hauptsächlich an der Donau front: zunächst als Legionsreiter der 7. Legio Claudia in Viminacium (Moesia superior), dann in der 2. Ala Panno niorum, die ebenfalls zur obermösischen Heeresgruppe gehörte. Als Kundschafter im 2. Dakerkrieg Trajans gelang ihm der spektakuläre Erfolg, nach der Einnahme von Sarmi zegetusa {106) das Versteck des Königs Decebalus aufzuspü ren und diesem nach seinem Selbstmord den Kopf abzu schlagen. Ranisstorum läßt sich bislang nicht lokalisieren; später wurde der Kopf im römischen Triumph zur Schau gestellt (Dio 68,14,3). Die Szene vom Ende des Dakerkönigs ist auf der Trajanssäule im Bild festgehalten (Relief CXLV
256
bis CXLVII). Für seine Tat wurde Maximus zum decurio des 2. Pannonischen Reiterregiments befördert. Probleme ergeben sich aus der Angabe seiner Entlassung unter D. Terentius Scaurianus, der zwischen 106 und 110 als Militär gouverneur in Dakien bezeugt ist (CILXVI 160 und 163). Falls seine Stellung in der provincia nova auf diese Position bezogen werden darf, hätte Maximus vor dem Partherkrieg Trajans den Dienst quittiert, um dann als Freiwilliger im Feldzug gegen die Parther erneut mit militärischen Orden ausgezeichnet zu werden (Z. 15-17). Diese Interpretation erscheint mir z. Z. am tragfähigsten. Da Maximus sein Grab bei Philippi (Grammeni) erwarb, dürfte er aus dieser Ge gend gestammt haben. M. Spddd: JRS60 (1970) 142-153; G. Molisani, in: Epignfia • Ordin< S.natorio I {Rom 1982) 499-505; K. Strobd: Untenucbung
Kaiserzeit: So/t:U.ten
Grabinschriften
AE 1941, 166 (Ankara)
D(is) M(anibus). I Ulp(ius) Maximus I nat(ione) Pann(o nius) milles l(egionis) X G(eminae) stip(endiorum) XVIII, 15 anno(rum) XXXVIII reldi(ens) a Parthia delcessit (ante diem) III non(as) I Sept(embres); heres facilendum curavit po Tertyllo (!) et Clelmente co(n)s(u libus). Den Totengöttern. Ulpius Maximus, von Herkunft Pan nonier, Soldat der 10. Legio Gemina mit 18 Dienstjah ren, starb mit 38 Jahren auf dem Rückmarsch aus Par tbien am dritten Tag vor den Nonen des September; sein Erbe hat (für die Bestattung) Sorge getragen im Kon sulatsjahr des Tertullus und des Clemens (3. Sept. 195 n. Cbr.). Bei den Konsuln handelt es sich um die eponymen Beamten von 195 n. Chr.: P. IuJius ScapuJa Tertullus Priscus und Q.
257
Tineius Clemens. Der Soldat starb also kurz nach dem sog. Ersten Partherkrieg des Septimius Severus, einer Strafexpe dition gegen die partbischen Araber und Adiabener in Os rhoene und Mesopotamien, die seinen Konkurrenten C. Pescennius Niger unterstützt hatten (vgl. HA Sev. 9,9 f.; Dio 75,1,1-3; Nr. 127). A. Bttt, in: Corolla Swoboda (Gru/Köln 1966} 39-42; G. Alföldy: BJ 168 (1968) 145, 152, 158; A. Birley: Septimius Severus (London 1971} 181-188.
189 CILXlll 8274
ILS 2784 Galsterer: Röm. Steininschr., Nr. 205 (Köln) =
=
Viatorinus protlector mi(li)tavit anlnos triginta olccissus in barl5barico iuxta Dlivitia a Franco. I Vicarius Divi te(n)si(u)m. Der Leibwächter Viatorinus diente 30 Jahre; erschlagen wurde er im Barbarenlande nahe Divitia von einem Fran ken. Der stellvertretende Kommandeur der Deutzer Garnison (hat den Grabstein setzen lassen). 190 CILIU 3576 (Budapest)
Francus ego cives Romanus miles in armis; I egregia virtute tuli bello mea dextera semper. Fränkischer Bürger bin ich (und diene) als römischer Soldat unter Waffen; mit außerordentlicher Tapferkeit habe ich (die Waffen) im Kriege stetS in der Rechten getragen. In beiden Grabinschrifte.n - die erste wurde Anfang des
4. Jahrhunderts, die zweite im 5. Jahrhundert gesetzt- wird
ein Franke genannt: im früheren Zeugnis als Barbar, der Viatorinus bei Köln-Deutz erschlug, im späteren als Söldner
258
Republik: Zivilisten
Grabinschrfi ten
in römischen Diensten. Bei der hexametrischen Inschrift aus Budapest wäre in der zweiten Zeile eher tuli(t) zu erwarten, doch bleibt mit bello ohnehin ein Versfuß zuviel.
191 CILI21212
=
ILLJU»l797 (Rom)
Hospes, resiste et hoc ad grumum ad laevam aspice, ubei I continentur ossa hominis boni, misericordis, amantis, I pauperis. Rogo te, viator, monurnento huic nil male feceris. I C(aius) Ateilius Serrani l(ibertus) Euhodus, margarita rius de Sacra 15 Via, in hoc monumento conditus est. Viator, vale. I Ex testamento in hoc monumento nemi nern inferri neque I condi licet, nisei eos lib{ertos), quibus hoc testamento dedi tribuique. Fremdling, verweile und blicke auf diesen Erdhügel zur Linken, wo die Gebeine eines guten, barmherzigen, liebevollen (und) armen Mannes beigesetzt sind! Ich bitte dich, Wanderer, diesem Grabmal keinen Schaden zuzu fügen. Caius Atilius Euhodus, Freigelassener des Serranus, Per lenhändler von der •Heiligen Straße<, ist in diesem Grab mal bestattet. Wanderer, lebe wohl! Aufgrund meines Testaments darf in diesem Grab niemand beigesetzt oder bestattet werden außer den Freigelassenen, denen ich dies in meinem Testament gestattet und zuerkannt habe. Die ersten drei Zeilen der Inschrift sollen metrisch als Senare gelesen werden, doch ist das Versmaß gestört. Das Geschäft des Perlenhändlers lag vermutlich östlich des Vesta-Tempels in der Porticus Margaritaria. Bestattet wurde er an der Via Appia, südlich von Rom. Die Inschrift wird in die ausge hende Republik {1. Jh. v. Chr.) datiert. Nasb: Bildkxilr.oo 11 252(., s. v. Porticus Marguitaria.
192 CIL 121713
=
259
ILLRP2800 (larino)
Veivos sibei I fecit D(ecimus) Graec(ius) I D(ecimi) l(ibertus) Prax(agoras) med(icus). Zu Lebzeiten hat der Arzt Decimus Graecius Praxago ras, Freigelassener des Decimus, (das Grab) für sich anlegen lassen. Der freigelassene Arzt griechischer Herkunft hatte sich ver mutlich den Namen seines berühmten Kollegen Praxagoras von Kos (zweite Hälfte des 4. Jh.s v. Chr.) beigelegt, doch sind auch andere Auflösungen (Prax:iteles, Praxias usw.) denkbar. Die Inschrift wurde in der späten Republik bzw. in augusteischer Zeit gesetzt. H. Gummuus: Der Än.tuund im Römischen Reich nacb den Inschriften
(H.Isingfors 1932) S-12 und 54, Nr. 190. 193 CILflt259
=
ILLRP1802 (Rom)
Q(uintus) Brutius I P(ubli) f(ilius) Quir(ina tribu) v(i vus) I mercator bova(rius) I de campo heic 15 cubat, frugi, I castu(s), amabili(s) I om{i}nibus. I Brutia Q(uinti) l(i berta) Rufa I pia patrono, 110 dum vixsit (!), placuit. Quintus Brutius, Sohn des Publius aus der Tribus Quirina, zu Lebzeiten Viehhändler auf dem (Mars)feld, liegt hier, rechtschaffen, ehrenhaft (und) allen angenehm. Brutia Rufa, Freigelassene des Quintus, war ihrem Patron erge ben (und), solange er lebte, angenehm. Der Viehhändler vom Marsfeld wurde an der Via Salaria, nördlich von Rom, bestattet. Mit Rufa, seinerSklavin, dievon ihm die Freiheit erlangte, lebte er im Konkubinat, d. h. in einer monogamen Zweierbeziehung, der die Rechtswirkungen des
260
Grabinschriften
Republik: Zivils i ten
matrimonium iustum fehlten: insbesondere waren Kinder aus
diesen Verbindungen unehelich (Dig. 25,7, 1-3).
P. M. Meycr: Derrömische Konkubinat(Uipzig 189S);B.IUwson:TAPbA 104 (1974) 279-305.
261
Die Freigelassene, deren Sklavenname hier ausdrücklich be zeichnet wird, wurde im Familiengrab ihres Patrons zusam men mit ihren (?) Kindem beigesetzt. Bei der Verbindung dürfte es sich rechtlich um ein Konkubinat gehandelt haben. Die Fläche der GrabanJage betruggut17m1(1 pes 29,6cm). =
194 CIL 121916
=
ILLRP2780 (Monteprandone)
8. Rawson: CPh61 (1966) 71-83; B. R.: TAPhA 104 (1974) 279-305.
P(ublius) Buxurius P(ubli) f(ilius) I Truentine(n)s(is) quie(scit), I coi nom(en) Trac(h)alo, I artetecta. Salve.
196 CILJl2527a
Der Architekt Publius Buxurius, Sohn des Publius aus Truentum, mit dem (Bei-)Namen Trachalus, ruht hier. Lebe wohl!
T(iti) l(iberta) uxsor (!), I Quinctia P(ubli) l(iberta) Agate liberta I concubina. 15 Sepulcr(um) heredes I ne sequarur.
Buxurius stammte aus Truentum (bei Colonnella am Tronto}. Interessant erscheint die Berufsbezeichnung, die das griechi sche Lehnwort architecton offenbar als Kombination von ars (•Kunstfertigkeit<) mit einer weiblichen Form tect.a (griech. tektes anstelle von tekt.on) versteht: •kunstfertiger Baumei ster<. Der früheste literarische Beleg für die Berufsbezeich nung findet sich bei Plautus (Truc. 3; Most. 760).
=
ILLRP2 795 (Rom)
P(ublius) Quinctius T(iti) l(ibertus) libr(arius), I Quinctia
Publius Quinctius, Freigelassener des Tirus, Schreiber; Quinctia, Freigelassene des Tirus, seine Gemahlin; Quinc tia Agate, Freigelassene des Publius, seine freigelassene Konkubine. Das Grab soll nicht für die Erben zur Verfü gung stehen.
Trottedia hic I cubat P(ubli) Truttedi I Amphionis i l b(erta), I nomine servile Appia. 15 Patronus emit sibi et I
Im Grab desSchreibers Quinctius wurde dieser zusammen mit seiner rechtmäßigen Gemahlin und einer Konkubine beige setzt. Erstere war offenbar eine ehema.lige Mitsklavin ihres Gatten, da beide denselben Freilasser hatten. Agate erhielt (später) von P. Quinctius dieFreiheit. Ob dieseVerbindungen gleichzeitig oder sukzessiv bestanden, läßt sich nicht entschei den. Inschriftlich sind derartige Familienverhältnisse häufiger bezeugt; vgl. erwa Nr. 205.
illae (/) et sueis. In f(ronte) p(edes) des) Xliii.
G. Fabrc: Libcrtus (Rom 1981) 170-174; S. TrcgciariI S. Dorkcn: Livcrpool Classical Monthly 6 (1981) 269-2n.
H. v. Petrikovits, in: DasHandwerk in vor· und frühgeschichtlicher ZeitI, hrsg. von H. Jankuhn [u. a.] (Göuingen 1981) 63-132, hier: 85, s. v. architecws.
195 CILI12135
=
ILLRP1946 (Gaddo)
xrv, I
in ag(ro) p(e
Truttedia liegt hier, die Freigelassene des Publius Trutte dius Amphio; mit Sklavennamen (hieß sie) Appia. Ihr Patron kaufte (das Grab) für sich und sie sowie für seine Angehörigen. In der Breite 14 Fuß, in der Tiefe 14 Fuß.
197 CILI21142
=
ILLRP2890 (Rom)
Protarcus p(ridie) k(alendas) F(ebruarias) I pub(licus servus).
262
Republik/Kaiserztit: ZitJilisten
Grabinschriften
( Protarcus, (verstorben) am Tag vor den Kalenden des Februar (31. Jan.), Staatssklave.
�
198 CILI219
=
ILLRP2910 (Capena)
J 7-
Ciaudia C(ai) f(ilia) I a(nte) d(iem) III eidus Sext(iles).
Claudia, Tochter des Caius, (verstorben) am dritten Tag vor den Iden des Sextilis (11. Aug.). Die Urneninschriften bezeichnen jeweils den Todestag der VerstOrbenen. Bei Claudia handelt es sich um eine freie Frau, bei Protarcus um einen Staatssklaven. Beide Zeugnisse gehö ren zeitlich in die ausgehende Republik. Der Monat Sextilis d. h. der sechste Monat, gerechnet vom alten Jahresbeginn am 1. März - entspricht unserem August. Die Umbenennung erfolgte zu Ehren des Kaisers Augustus: ein Plebiszit des Sex. Pacuvius vom Jahre 27 v. Chr. (Liv. epit. 134;Macrob. Sat. 1,12,35;Dio 53,20,2-4) wurde 8 v. Chr. ratifiziert (Censorin. de die natali 22,16; Dio 55,6,6 f.; Suet. Aug. 31,2). Zwischen zeitlich erscheinen beide Monatsnamen (CIL VI 17 130; III 6627). W. Eder: Servituspubüca(Wiesbaden 1981}166;8. Manuwald: CassiusDiound Augustus {Wiesbaden 1979} 239-242.
199 AE 1959, 146 ILLRP2786a Degrassi: Imagines Nr.400 (Rom) C.ll =
=
_
Tl- z.q�}
-
Sex(tus) Aemilius Sex(ti) l(ibertus) I Baro I frumentar(ius) I in ignem inlatus est 15 prid(ie) non(as) Quinct(iles) I Cn(aeo) Pompeio co(n)s(ule) tert(ium).
Sextus Aernilius Baro, Freigelassenerdes Sextus, Getreide händler, wurde eingeäschert am Tag vor den Nonen des Quinctilis, als Cnaeus Pompeius zum dritten Mal Konsul war (6.Juli 52 v. Chr.).
263
Die Grabinschrift des Getreidehändlers Baro bezeichnet den Tag seiner Einäscherung. 52 v. Chr. - dem Jahr des Milo Prozesses nach der Ermordung des Volkstribunen P. Clo dius - war Pompeius Magnus Konsul (1/l) ohne Amts kollege (Ascon. 31, p. 35 f. Clark). Der Monat Quinctiliswur de Ende 45 v. Chr. zu Ehren Caesars in lulius umbenannt (Dio 44,5,2;Suet. Caes. 76,1;App. b. c. 2,106,443). Brand und Körperbestattung liefen i n Rom parallel, doch überwog der erstere Ritus bis in die hohe Kaiserzeit. Gordon: lntroduction, Nr.20; K. Scott: YCJS2 {1931} 201-278; J. M. C. Toynbee:DeathandßurialintheRomanWorld(lthaca, N.Y.,1971}bes. 39-42.
200 CIL VI 37 380
=
ILS 9433 (Rom)
Q(uintus) Caecilius Caeciliae I Crassi l(ibertus) Hilarus, medicus, I Caecilia duarum I Scriboniarum l(iberta) I Eleutheris 15 ex partem (!) dirnidiae (/) sibi et suis. Der Arzt Quintus Caecilius Hilarus, Freigelassener der Caecilia, Gemahlin des Crassus, (und) Caecilia Eleutheris, Freigelassene der beiden Scriboniae, (haben den Urnen platz) :z.ur Hälfte für sich selbst und ihre Angehörigen (erworben). Die Grabplatte stammt aus der Nekropole an der ViaSa/aria und befindet sich jetzt im Fogg Art Museum (Baltimore). Hilarus verdankte seine Freilassung Caecilia Metella, der Tochter des Q. Caecilius Metellus Creticus (cos. 69 v. Chr.); sie war verheiratet mit M. Licinius Crassus (vgl. App. b. c. 2,41,165), dem Sohn des gleichnamigen >Triumvirn<. Der Vorname des freigelassenen Arztes entspricht dem des Me tellus Creticus. Seine Gemahlin (?) Eleutheris war zuvor Sklavin dergensScribonia, so daß statt Caecilia dieser Name zu erwarten wäre. Als eine Eigentümerin der Sklavin kommt praktisch nur Scribonia, die Mutter der Iulia aus ihrer kurzen Ehe mit Oktavian, i n Betracht (App. b. c. 5,53,222; Dio
264
Grabinschriften
Kaiserzeit: Zivilisten
48, 16,3). Die gleichnamige zweite Eigentümerin läßt sich nur erschließen. Vermutlich handelt es sich um eine gleichnamige Großnichte der Scribonia (vgl. Tac. ann. 2,27,2), die mit Q. Caecilius M[etellus Creticus] (CIL X 7581) verheiratet war (AE 1964, 82). Dessen Familiennamen hat Eleutheris nach ihrer Freilassung angenommen. Die Inschrift ist damit um die Zeitwende datiert.
H. Gummer\1$: Äntesund (wie Nr. 192) 47, Nr. 163; H. Bloch: HSCPh 86 (1982) 141-ISO; E. F. Leon: TAPhA82 (1951) 168-17S;J. Scheid: MEFRA 87 (197S) l49-l7S. 201 AE1926, 17
bis (Rom)
C(aius) Iulius Hermia I decessit (ante diem) VII kal(en das) Septemb(res) I Germanico Caesare, I C(aio) Fonteio Capitone co(n)s(ulibus); 15 vixit ann(os) LXVII. Caius Iulius Hermia verstarb am 7. Tag vor den Kalen den des September im Konsulatsjahr des Germanicus Caesar (und) des Caius Fonteius Capito (26. Aug. 12 n. Chr.); er lebte 67 Jahre. Bei Hermia dürfte es sich um den Sohn eines Freigelassenen des Diktators Caesar handeln, der ein verhältnismäßig hohes Alter erreichte. Datiert wird hier nach den eponymen Kon suln des Jahres 12 n. Chr.: Germanicus, der Adaptivenkel des Augustus (vgl. Nr. 87 und 169), blieb das ganze Jahr im Amt (Dio 56,26,1), sein Kollege wurde am !.Juli durch C. Visellius Varro abgelöst (Fasti Capit., Inscr. It. XIII 1, i S. 62 f.): Fonteius Capito war der Vater (?). des gleic . gen Militärbefehlshabers, der 68 auf We1sung Galbas m Untergennanien ermordet wurde (Tac. hist. 1,7,1).
�
Gonlon: Album I,
Nr. 40.
202
265
CIL VI 4416 (Rom)
Dis Manibus. I Collegio symphonialcorum, qui sacris publilcis praestu (!) sunt, quibus 15 senatus c(oire) c(on vocari) c(ogi) permisit e I lege Iulia ex auctoritate I Aug(usti) ludorum causa. Den Totengöttem. Für das Kollegium der Musikanten, Staatsopfern aufspielen, denen der Senat aufgrund des Julisehen Gesetzes auf Veranlassung des Augusrus das Recht zu Versammlungen erteilt hat wegen der Spiele.
die bei den
Die Inschrift dokumentiert ein augusteisches Gesetz zur Regelung des Vereinslebens (Suet. Aug. 32,1; vgl. Caes. 42,3). Das Kollegium der Musikanten gehörte also zu den erlaubteh Vereinigungen (collegia tenuiorum), die neben geselligem Leben und religiösen Kulten auch für gegensei tige Unterstützung und Bestattung ihrer Mitglieder Sorge trugen (vgl. Dig. 47,22,1 pr.). M. Ausbüttd: Untersuchungen t.u Reichu (KaUmünt. 1982) 22-29.
203
den Vereinen im Westen des Römischen
CIL XIII 7067 Römische Steindenkmäler, Nr. 110 (vgl. Text S. 95-98 mit Abb. 60 f.) (Mainz) =-
(In latere antico:) Blussus Atus[lri f(ilius), nauta,]
I
an(norum) LXXV, h(ic) s(itus) e{st). Me[nimane Bri gioJinis f(ilia) an(norum) (vacat) uxso[r (!) viva sibi fecit;] I Satto vern[a --- h(ic) s(itus) e{st) (?);Primus] 15 f(ilius) parentibus p[ro pietate pos(u)it.]
(Auf der Vorderseite:) Der Schiffer Blussus, Sohn des Arusirus, 75 Jahre alt, liegt hier (bestattet). Seine Ge mahlin Menimane, Tochter des Brigio, hat mit ... Jah-
Grabstein des Blussus aus Mainz-Weisenau, Vorderseite (Nr.203). Foto: Landesmuseum Mainz
Grabstein des B/ussus aus Mainz-Weisenau, Rückseite (vg/. Nr. 203). Foto: Landesmuseum Mainz
268
Kaiserztit: Zivilisten
Grabinschriften
ren (die Zahl bleibt ungenannt) zu Lebzeiten (das Grab) für sich anlegen lassen; der im Hause geborene Sklave Satto liegt hier (begraben) (?); Primus hat als Sohn seinen Eltern aus Pietät (den Grabstein) setzen lassen. Der 18-48 in Mainz-Weisenau gefundene Grabstein des Rheinschiffers Blussus ist beidseitig beschriftet mit einem fast gleichlautenden Text. Die Vorderseite (s. Abb. S. 266) erwähnt zusätzlich die Beisetzung (?) eines hausgeborenen Sklaven namens Satto. Unter dieser Voraussetzung dürfte es sich bei dem Knaben, der im Hintergrund zwischen Blussus und Menimane dargestellt ist, eher um Satto als um den legitimen Sohn Primus handeln. Insgesamt bietet der Stein eine Reihe von Problemen- etwa die fehlende Altersangabe der Menimane (in deren Namen das zweite e auf der Rück seite als II geschrieben ist; s. Abb. S. 267)-, die hier nicht erörtert werden können. Der Grabstein stellt ein einzigarti ges Zeugnis keltischen Lebens in der frühen Kaiserzeit dar (erste Hälfte des t.Jh.s) und bedürfte dringend einer neuen wissenschaftlichen Publikation. 0. Doppdfeld; in: Römer am Rhein. Ausstellungskatalog des Römisch Germanischen Museums (Köln 1967} 175(., Nr. A 135.
20-4 CILXI 961 (Reggio Ernilia)
Sibi Pettia Ge et I C(aio) Pettio C(ai) l(iberto) Pyladi patro(no), I C(aio) Clodio C(ai) l(iberto) Antiocho mar m(orario)
I
et Pettiae :>
(
=
mulieris) l(ibertae) Spera
tae. 15 In fro(nte) p(edes) XII. Et Peiae :> l(ibertae) Sige. I In agr(o) p(edes) XV.
(
=
mulieris)
Für sich selbst (hat) Pettia Ge (das Grab anlegen lassen) und für Caius Pettius Pylades, den Freigelassenen des Caius, ihren Patron (sowie) für Caius Clodius Antio chus, Freigelassenen des Caius, (von Beruf) Steinmetz;
269
und (ebenso) für Pettia Sperata, Freigelassene einer Frau, und für Peia Sige, Freigelassene einer Frau. In der Breite (mißt die Anlage) 12 Fuß, in der Tiefe 15 Fuß. Stifterio des Grabes war Pettia Ge, die vermudich noch als Sklavin zwei Töchter (Sperata und Sige) mit C. Pettius Pylades hatte. Nach ihrer Freilassung verband sie sich mit dem Steinmetzen C. Clodius Antiochus und kaufte von ihrem Patron ihre Kinder, um ihnen ebenfalls die Freiheit zu schenken; jedenfalls wurden die Mädchen, wie das inversive C ihrer Nomenklatur zeigt, von einer Frau (Caia) freigelas sen. Der Gentilname der Peia Sige könnte aus Pettia ver schrieben sein. Aus stilistischen Gründen wird der Grab stein in augusteisch-tiberiscbe Zeit datiert. Im unteren Teil der Stele sind Werkzeuge des Steinmetzen abgebildet. G. Susini: The Romm Stonttutt
=
Inscr. It.XI 2,
l'fr]ib(u) Claudia, I [L(ucius)] Aebutius L(uci) l(ibertus) I [F]austus mensor, I Vlvir, sibi et 15 Arriae Q(uinti) l(ibertae) Auctae I ux6ri et suis et I Zepyre liben(ae) I v(ivus) f(ecit).
Aus der Tribus Clauclia bat der Feldmesser Lucius Aebu cius Faustus, Freigelassener des Lucius, Sevir (Augusta lis), für sich und seine Gemahlin Arria Aucta, Freigelas sene des Quintus, und für seine Angehörigen sowie für seine Freigelassene Zepyris zu Lebzeiten (das Grab) an legen lassen. Ebenfalls aus stilistischen Gründen wird der Grabstein des Vermessungstechnikers Aebutius Faustus in die Mitte des
270
1. JahrhundertS n. Chr. datiert. AJs Freigelassener wurde er
Sevir Augustalis; die Insignien dieser Würde- Rutenbün?el
(fasces) und Sitzbank (bisellium)- sind unte:halb �e.s S_chnft feldes abgebildet, dazu das Kreuz (stella) semes VISiennstru ments (groma). Die Anwendung der groma_ wird a�s den Schriften der römischen Feldmesser (gromatUl) deulich. t Pctrikoviu, in: Das A. Sehulun: REVIII (1910) 1881-86, s. v. groma; H. von rstellungen Handwerk (s. Nr. 194) I� f., s. v. mensor; G. Zimmer: Berufsda
')
Kaiserzeit: Zivilisten
Grabinschriften
(s. Nr.204) 196f., Nr. 141.
206 CILXTII 7247 (Mainz-Laubenheim) Capito I Arri l(ibenus) I argentarlius natione 15 Panno nius I anno(s) natus I XXXV hic I situs est. I Diomedes Arri jl0 ser(vus) posuit. Capito, Freigelassener des Arrius, Geldwechsler panno nischer Herkunft, 35 Jahre alt, liegt hier (bestattet). Diomedes, Sklave des Arrius, hat (den Grabstein) setzen lassen. Bei Capito, der von einem Sklaven seines Patrons (?) beige setzt wurde, dürfte es sich eher um einen Geldwechsler als um einen Silberschmied gehandelt haben. Bei letzterem wäre der Zusatz [aber (Handwerker) zu erwarten (Dig. 34,2,�9 pr.; CIL 1II 1652; Vl9392; Xll4�74�, während argentar�us in absoluter Verwendung den m1t Silber befaßten Bankier bezeichnet (z. B. Plaut. Pers. 434; Cic. Caecin. 16 f.; Suet. Aug. 70,2 und 3,1); besonders bekannt ist etwa der >Bogen der Geldwechsler• vom Forum Boarium in Rom (ILS 426). Giebelform der Grabstele und Formular der Inschrift spre chen für eine Datierung in julisch-claudische Zeit. Der heute verschollene Grabstein wurde im 16. Jahrhundert u. a. von dem Humanisten Huttich kopiert. H. von Petrikoviu, in: Das Handwerk (s. Nr. 194) 85, s. v. argencarius; H. Gabdmann: BJ 172 (1972) 71; 0. Schlippschuh: Die Händler im römischen
271
Kaiserreich (�ste_rdam 1?74) 78-85; VI. Boppett (Hng.): Johann Hunich, Collecunea antJquatatum m urbe atque agro Moguntino repertarum (1525, . Neudr. M:un:t 1977) Nr. XXXVII.
207 CILX1137
=
ILS 1980 (Ravenna)
C{aius) Iul(ius) Mygdonius I generi Parthus, I natus ingenuus, capt{us) I pubis aetate, dat{us) in terra (!) 15 Romana (!): qui, dum factus I cives R(omanus) iuvente fato, co{l)llocavi arkam, dum esse(m) I annor(um) L. Peti(i) usque a publenate senectae meae (!) pervenij'0re. Nunc recipe me, saxe, libens; I tecum cura solurus ero. Caius lulius Mygdonius, von Abstammung Parther, frei geboren, in jugendlichem Alter in Gefangenschaft gera ten (und) auf römischen Boden verpflanzt: als ich Römi scher Bürger geworden bin aufgrund eines günstigen Schicksals, habe ich mir im Alter von 50 Jahren eine Urne beschafft. Ich habe es erreicht, vom Kleinkind- bis zum Greisenalter zu gelangen. Nun nimm mich auf, o Stein, mit Wohlgefallen; mit dir werde ich von (jeder) Sorge befreit sein. Aufgrund von Nomenklatur und Schriftcharakter wurde der in Sklaverei geratene Parther Mygdonius, der sich nach seiner Freilassung stolz als Römischer Bürger bezeichnete, im 1. Jahrhundert n. Chr. beigesetzt. Wem er die Freiheit verdankte, ist nicht mitgeteilt. Falls es sich um einen Kaiser handelte, käme nur die julisehe Dynastie (einschließlich Caligula) in Betracht, doch kann ihn ebenso ein unbekan.nter C. Iulius freigelassen haben. Die Altersangabe dürfte gerun det sein. M. Clauss: Chiron 3 (1973) 395-417.
272
Grabinschriften
208 CIL Vl 900 5
=
Kaiserztit: Zivilisten
ILS 1795 (Rom)
273
tiaru qa]esaris 15 Aug(usti) Germanici; h(oc) m(onumen
ustat � r(is) I divi� (!) I Coeti Herodian( �) l pr_ae$ _ . Augusti, 15 idem postea vilicus rn I hon•s S� lustlants; I decessit non(is) Augustis I M(arco) Cocce10 Nerva, I C(aio) Vibio Rufino I co(n)s(ulibus). I Iulia Prima pa Genio
trono suo.
�
Qem Genius des Coetus Herodianus, Vorko�ter es vergöttlichten Augustus, später Verwalter der Sallust�a nischen Gärten; er starb an den Nonen des August tm Konsulatsjahr des Marcus Cocceius Nerva (und) des Caius Vibius Rufinus (5. Aug . 22 (?) n. Chr.). Iulia Prima für ihren Patron. Da Herodianus als Patron der Iulia Prima bezeichnet wird, kann es sich nur um einen Freigelassenen handeln. Eventuell erlangte der Vorkoster des Augustus noch von diesem Kai ser die Freiheit und wurde später von Tiberius, der ihn vermutlich nicht als Vorkoster übernommen hatte, zum Aufseher der Gärten zwischen Pincio und Quirinal beför dert, die ehemals dem Historiker Sallust gehörten Diese neue Aufgabe dürfte er etwa 20 n. Chr. übernommen haben (Tac. ann. 2,30,2). Das Jahr seines Todes ist nicht eindeutig gesichert, doch spricht inzwischen mehr für die Datierung der Konsuln auf 21 bzw. 22 n. Chr. .
H. Chantraine: Freigelassene und Sklaven im Dienst der römischen Kaiser (Wiesbaden 1967) 317, Nr. 175; L. Sdtumachu: Epigraphische Studien II (1976) 133f.; R. Syme: ZPE43 (1981) 371-374.
209 AE 1976, 504 = BRGK58 (1977) 502f., Nr 90 =Römische Steindenkmäler, Nr. 130 (vgl. TextS. 93f. mit Abb. 59) (Mainz) .
Dis Manibus. Ti(berio) Claudio I Aug(usti} l(iberto) Zo simo pr6c(uratori) I praegustat6rum Imp(eratoris) I Dorni-
rum) h(eredem) n(on) s(equitur). Den Totengönem. Für Tiberius Claudius Zosimus, den
kaiserlichen Freigelassenen, Chef der Vorkoster des Kai sers Domitianus Augustus, des Siegers über die Germa nen; dieses Grabmal soll den Erben nicht zur Verfügung stehen. 210 CIL V l 9003 = ILS 1796 (Rom) Dis Manibus I Ti(beri) Claudi Aug(usti) lib(erti) I Zo simi, procurat(oris) I praegustatorum, 15 Claudia Entole coniunx I viro benemerenti I et Claudia Eustachys filia I patri pientissimo. Den Totengöttern des Tiberius Claudius Zosimus, des kaiserlichen Freigelassenen, Chefs der Vorkoster, (von) seine(r) Gemahlin Claudia Entole für ihren verdienstvol len Gatten und (von) seioe(r) Tochter Claudia Eustachys für ihren äußerst liebevollen Vater. Der Freigelassene Zosimus fungierte unter Domician als Chef der Vorkoster an der kaiserlichen Tafel. Er verstarb in Mainz, wo Domitian im Chattenkrieg 83 n. Chr. sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Die erste Inschrift scheint der früheste Beleg für den Siegerbeinamen •Germani cusc des Kaisers. E inen zweiten Grabstein senten dem Ver storbenen Gemahlin und Tochter in Rom. Vermutlich wur den die Gebeine des Zosimus nach der Ermordung Domiti ans (96 n. Chr.), dessen Name hier ungenannt bleibt, nach Rom überführt (vgl. Nr. 216). L. Schumacher: Epigraphische Studien II (1976) 131-141 mit Taf. 21; G. A. MansueiU: GaUeria degli Uffizi. Le sculture I (Rom 1958) Nr. 218, Taf. 217 (CIL Vl9003).
274
Kaiserzeit: Zivilisten
Grabinschriften
211 CILXIII 8283 Nr.219 (Köln)
=
Galsterer: Röm. Steininschr.,
M(arcus) Val(erius) Celerinus I Papiria (tribu) Astigi, I cives Agrippine(nsis), I veter(anus) leg(ionis) X G(emi nae) p(iae) f(idelis), 15 vivos (/) fecit sibi I et Marciae Prolculae uxori.
�
Marcus alerius Celerinus, von der Tribus Papiria, aus Astigis, hat als Bürger von Köln, Veteran der 10. Legio Gemina, der treuen und zuverlässigen, zu Lebzeiten (das Grab) anlegen lassen für sich und seine Gemahlin Marcia Procula.
Der Veteran und Neubürger von Köln absolvierte zwischen 71 und 105 n. Chr. seinen Militärdienst in Noviomagus (Nijmegen), dem Standquartier der 10. Legio Gemina. Ver mutlich war er noch in Spanien rekrutiert worden. Er stammte aus Astigis (Ecija, zwischen C6rdoba und Sevilla), das in die Tribus des Kaisers Trajan (Papiria) eingeschrieben war (vgl. CIL VIII21 031). Die Ehe mit Marcia Procula mag Celerinus nach seiner Entlassung geschlossen oder eine bestehende Verbindung dann legalisiert haben (vgl. Nr.22 und Nr. 57). E. Ritterling: RE Xll2 (1925) 1678-83, s.
212
CIL XI 5400
=
v.
lcgio (66).
ILS 7812 (Assisi)
P(ublius) Decimius P(ubli) l(ibertus) Eros dicus
I
clinicus, chirurgus,
I
I
Merula me
ocularius, Vlvir (Augusta
lis); 15 hic pro libertate dedit HS
(= sestertios) I::>::>::>; I
hic pro seviratu in rem p(ublicam) I dedit HS ( sester tios)
dedit HS
11111 IIIII IIIII; po hic in vias sternendas in I publicum dedit HS ( sestertios) IIIII (
=
sestertios)
=
275
IIIII IIIII I::>::>
milium) ...
Publius Decimius Eros Merula, Freigelassener des Pu blius, klinischer Arzt, Chirurg, Augenarzt, Sevir Augu stalis; für seine Freilassung zahlte er 50000 Sesterzen, für das Sevirat 2000 Sesterzen an die Gemeinde(kasse); für
die Aufstellung von Statuen im Tempel des Herkules stiftete er 30000 Sesterzen, für die Pflasterung von Stra ßen 3 7 00 0 Sesterzen zugunsten der Gemeinde(kasse). Am Tage vor seinem Tod hinterließ er an Vermögen (mehr als) 500000 Sesterzen ... Zunächst als Sklave, dann als Freigelassener praktizierte Merula auf dem Gebiet der klinischen Medizin und der Augenheilkunde. Angesichts der Summen, die er ü f r seine Freilassung bezahlte und für Stiftungen aufwandte, scheinen seine Erfolge beachtlich gewesen zu sein. Durch eine Bauin schrift (ILS 5369) wird der Straßenabschnitt bezeichnet, den er in Assisi pflastern ließ. Die gestifteten Statuen werden in Marmor oder Bronze gearbeitet gewesen sein, da Silber statuen, selbst wenn es sich nur um zwei gehandelt hätte, erheblich kosts ieliger gewesen wären. Die genannten Auf p wendungen schließen nicht aus, daß M�rula �ei seinem Tode . ein Vermögen von 800000 Sesterzen hmterheß, doch bletbt die Ergänzung der letzten Zeile hypothetisch. Die Zahlzei chen sprechen für die Datierung der Grabinschrift in das I. Jahrhundert n. Chr. Hinsichtlich der genannten Summen genügt ein Hinweis auf die Soldatenbesoldung. Seit J?o mitian erhielt der Legionär einen Jahressold von 12 aure1 300 Denaren 1 2000 Sesterzen (Suet. Dom. 7,3). =
=
Gummcrus: Ärztesund (s. Nr. 192) 66{., Nr. 247; M. Bang. in: L. Fricdländ
276
Kaiserzeit: Zroilisten
Grabinschriften
277
.H9 (Nr. 6); G. Fomi (Hrsg.): Epignfi lapidarie romane di Auisi (Perugia 1987) S. )9, Nr. 41 (mit Abb.).
der Kaiser die Beziehung tolerierte (Tac. a.nn. 12,53,1; Gaius inst. 1,84; vgl. CIL VI 18553).
213 Hesperia 32 (1963} 87 (Athen)
J. H. Oliver: Hes�ria 32 (1963) 87 und Taf. 31; P. R. C. Wcaver: Familia Caesaris (Cambridgc 19n) 162-169.
Anm. 461;
D(is) M(anibu$,) I Valeriae Fortunatae I contubernali b(ene) m(erenti11 Antiochus Caes(aris) n(ostri) s(ervus) 15 vern(a) fecit. (Sequitur paraphrasis Graeca.) Den Totengöttern der Valeria Fortunata; seiner wohlver dienten Lebensgefährtin hat Antiochus, hausgeborener Sklave unseres Kaisers, (das Grabmal) errichten lassen.
(Es folgt die griechische Paraphrase.) 214 Corinth VIII 3 (1966} Nr. 62 (Korinth)
1 [decernente] coUegio Larum Domu[s) I Divinae, I cu ram agentibus collegiani(s) I primi(s) T(ito) Flavio Aug(usti) lib(erto) Antio[cho) 15 et Ti(berio) Claudio Primigenio.
---
... auf Beschluß des Vereins der Laren des Kaiserhauses;
für die Ausführung trugen die angesehensten Vereinsmit glieder Sorge, (nämlich) Titus Flavius Antiochus, Freige lassener des Kaisers, und Tiberius Claudius Primigenius. Die beiden Inschriften aus Athen und Korinth legen den Schluß nahe, daß es sich jeweils um denselben Antiochus handelt. Unter dieser Voraussetzung wurde er als hausgebo rener Sklave (t1erna: vgl. Nr. 66} von Kaiser Titus oder wahrscheinlicher - von Domitian freigelassen. Die Grabin schrift der Valeria Fortunata ist damit in die zweite Hälfte d es I. Jahrhunderts n. Chr. datiert. Für die Frau bedeutete die Verbindung mit einem Sklaven den Verlust der Ingenui
tät: aufgrund des SC Claudianum (52 n. Chr.) sank sie sozial auf den Status einer Freigelassenen, falls- wie zu vermuten-
Galster er: Röm. Steininschr., 215 CIL VI 8502 Nr.595 (Italien, Fundort unbekannt; jetzt im Römisch-Germanischen Museum in Köln) =
Dis Manibus I Cocceiae Aug(usti) l(ibertae) Restitutae. I Vixit ann(os) XXV, m(enses) VIII, d(ies) 1111. I M(arcus) Ulpius Aug(usti) l(ibertus) Fortunatu[s) 15 a comm(enta riis) rat(ionis) patrim(onü) I coniugi optimae beneq(ue) I de se meritae et sibi, lib(ertis) I libertab(us)q(ue) suis posterisq(ue) eor(um). Den Totengöttern der kaiserlichen Freigelassenen Coc ceia Restituta. Sie lebte 25 Jahre, 8 Monate, 4 Tage. Marcus Ulpius Fortunatus, kaiserlicher Freigelassener, Archivar im Rechnungsbüro der (kaiserlichen) Vermö gensverwaltung, für seine beste und um ihn verdiente Gemahlin sowie für sich und seine Freigelassenen beider lei Geschlechts und deren Nachkommen. Die zeitliche Einordnung der Insch rift ergibt sich aus der Nomenklatur: Rescituta wurde von Kaiser Nerva (96/98), Fortunatus von Trajan (98/117) freigelassen (vgl. CIL VI 15 893; 29 127). Seine Stellung als Archivar in der kaiser lichen Vermögensverwaltung bekleidete er demnach zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. Patrimonium schloß da mals das Privatvermög en der Kai ser (res prit�ata) mit ein. P. R. C. Weaver: Familia Caesaris (Cambridge 1972) 241-20; H. Neuelhauf, in: Bonner Historia-Augusta-Colloquium I963 (Bonn I 964) 73-9); H. Bellen: ANRWII I (1974) 91-112.
278
Grabinschriften
Kaiserzeit: Zivilisten
216 CIL VI 1884 ILS 1792 Nr.61 (Rom) =
M(arco) Ulpio
=
Gordon: Introduction,
Aug(usti) lib(erto) Phaedimo
Traiani Aug(usti) a potione
I
I
divi
item a laguna et tricliniar
ch(i), I lictori proximo et a cornment(ariis) 15 benefi ciorum. Vi3it annis (!) XXVIII, I abscessit Selinunte pri(die) idus Augus(tas) I Nigro et Aproniano co(n)s(uli
bus); I reliquiae treiectae (!) eius I (ante diem) III nonas Febr(uarias) ex permissu 110 collegii pontificum piaculo facto I Catullino et Apro co(n)s(ulibus). I Dulcissimae memoriae eius I Valens Aug(usti) lib(ertus) Phaedimia nus I a veste ben(e) mer(ito) fecit.
Für Marcus Ulpius Pbaedimus, den kaiserlichen Freige lassenen, Mundschenk und Kellermeister des vergött lichten Traianus Augustus und Protokollchef bei der Tafel, seinen ihm nächststehenden Amtsdiener und Sekretär (kaiserlicher) Gnadenerweise. Er lebte 28 Jahre, verstarb in Selinus am Tag vor den Iden des August im
279
aus, als dessen Nachfolger sich Hadrian aufgrund einer dubiosen Adoption proklamieren ließ (HA Hadr. 4,3-10). Die vorliegende Grabinschrift wirft ein Schlaglicht auf diese Ereignisse; der Verdacht, Phaedimus sei als unzuverlässiger Mitwisser auf Veranlassung der Kaiserin Plotina und des Gardepräfekten Attianus beseitigt worden (vgl. Aur. Vict. Caes. 13,13), wird durch die zeitliche Ko inzidenz der Todesfälle gestützt. Wie die Leiche Trajans ([Aur. Vict.] Epit. de Caes. 13, 11) dürfte auch die des Phaedimus in Selinus eingeäschert word.�n sein: in der Regel bezeichnen reliquiae die sterblichen Uberreste nach der Verbrennung (Suet. Aug. 100,3; Apul. met. 2,20; Serv. ad Verg. Aen. 2,539). 130 n. Chr. wurde also die Aschenurne nach Rom überführt (vgl. Nr. 209f.) auf Veranlassung des M. Ulpius Valens (ILS 1756), der seine Freilassung und eventuell auch seine Stellung in der kaiserlichen Kleiderkammer der Pro tektion des Phaedimus verdankte und sieb deshalb den Beinamen Phaedimianus zugelegt hatte. H. Deuau, in: Fest.scbr. H. Kiq>ert (Berlin 1898) 8S-91; E. Merten, in: Bonner Fes�abe für J. Str.tub (Bonn 1977) 247-2S9; Walser: Inschrift·Kunst, Nr. 13.
Konsulat(sjahr) des Niger und des Apronianus (12. Aug. 117 n. Chr.); seine Gebeine wurden am 3. Tag vor den Nonen des Februar (3. Febr.) mit Genehmigung des Pontifikalkollegiums überführt nach erfolgtem Sühneop fer im Konsulat(sjahr) des Catullinus und des Aper (130 n. Chr.). Seinem teuersten Angedenken hat der kaiserli che Freigelassene Valens Phaedimianus, Kammerdiener (des Kaisers, den Grabstein) wohlverdientermaßen set zen lassen. Phaedimus fand den Tod in der kilikischen Küstenstadt Selinus, wo kurz zuvor auch Trajan verstorben war (Dio 68,33,3). Seine Dienststellungen (vgl. CIL VI 8866; XI 4657; III 536; XI 3612) weisen ihn als Vertrauten dieses Kaisers
217 CIL III 11798 ILS 7301 (Mautern ?; jetzt Stift Göttweig) =
D(is) M(anibus).
I
I Petroni Prislci trib(uni) I Hercutis I et Dianae I fecerunt.
Aracintho
latijSclavi servo collegia
Den Totengöttem. Für Aracinthus, den Sklaven des se natorischen {Militär-)Tribunen Petronius Priscus, haben die Kollegien des Hercules und der Diana (den Grab stein) setzen lassen. Der Name Araeintbus braucht nicht unbedingt auf griechi sche Herkunft des Verstorbenen hinzuweisen, da der Herr die Namen seiner Sklaven nach Belieben wählen konnte (vgl.
280
Grabinschriften
Kaistneit: Zivilisten
CIL VI 10 184). Petronius Priscus diente als Militärtribun vermutlich in der Legio II Italica, die in Lauriacum (Lorch) garnisoniert war. Da er als laticlavius bezeichnet wird, d. h. seine Toga mit dem breiten Purpurstreifen gesäumt war, könnte er mit dem gleichnamigen Priester der Senatoren vorbehaltene� Arvalbruderscbaft identifiziert werden, der 184 als magisterfungierte (CIL Vl 2099 1128f.). Unter die sen Voraussetzungen dürfte der Grabstein vor diesem Jahr gesetzt worden sein. Als Mitglied zweier Kultgemeinschaf ten wurde der Sklave auf deren Kosten beigesetzt (vgl. Nr. 202). H. Bano�rt: Römisches Österrtich 3 (1975) 2-5, Nr. I; F. Ausbüttel: Unursu· chungm :tu dtn Vtreinen im Westtn des römischen Reiches (KaUmünz 1982) 40-42.
218 CIL liJ 14 206, 21
281
Vater und meine Mutter empfohlen sein. Und nun, lebe wohl! Die bemerkenswerte Grabinschrift bezeichnet den Verstor benen als Sklaven und (natürlichen) Sohn des Lavius Fau stus, der den Laden des Aprius - falls es sich um einen Personennamen handelt - vermutlieb gepachtet hatte. Die Mutter wird nicht beim Namen genannt, doch muß sie jedenfalls zum Zeitpunkt der Geburt des Vitalis unfreien Standes gewesen sein (Gaius inst. 1,82-89; vgl. Nr. 204). G. Boulvert/M. Morabito: ANRWII H (1982) 137-144; M. Kastr: ZRG75 (1958) 156-200: E. H�rnnann-Otto, in: Regulation, Manipulation und Explo sion dtr Btvölkerungsdichtt (Göttingtn 1986) 88-107.
219 CILXII3329 (Ntmes)
ILS 7479 (bei Drama, in Makedonien) =
Vitalis C(ai) Lavi Fausti I ser(vus), idem f(ilius), verna domo (I) I natus, hic sirus est. Vixit I annos XVI, institor tabernas 15 Aprianas a populo acceptus, I idem ab dibus I ereptus. Rogo I vos, viatores, si quid minus I dedi me(n)sura, ut patri meo adicere(m), 110 ignoscatis. Rogo per superos I et inferos, ut patrem et matre(m) I com mendatos (h)abeatis. I Et vale!
Vitalis, Sklave und zugleich Sohn des Caius Lavius Fau srus, als Sklave im Hause geboren, liegt hier (beigesetzt). Er lebte 16 Jahre, war als Verkäufer im Laden des Aprius beim Volk beliebt (und) wurde von den Göttern (dem Leben) entrissen. Ich bitte euch, Wanderer, verzeiht mir, wenn ich etwas weniger ausgewogen habe, um es mei nem Vater zukommen zu lassen. Ich bitte euch bei den ober- und unterirdischen Göttern, laßt euch meinen
T(h)r(aex) I Aptus nat(ione) Alexsandlrinus (pugnarum) XXXVII 15 Optata co(n)iux I de suo. Der >Thrakerc Aptus aus Alexandria (mit) 37 Kämpfe(n) (und) seine Gemahlin Optata auf eigene Kosten. Der Grabstein des offenbar freien Gladiators aus Alexandria (s. Abb. S. 283) wurde 1890 beim Amphitheater von Ne mausus (Nimes) gefunden. Die •Thraker• kämpften mit dem sichelartig gekrümmten (thrakischen) Dolch (sica; vgl. sicarii >Meuchelmörder•) und einem kleinen Schild (parma); zu sätzlichen Schutz boten lange Beinschienen, ein Helm und die Bandagierung des rechten Armes (vgl. CIL Vl 10 194 und Nr. 260). Im Kampf wurden sie hauptsächlich gegen den gallischen •Murmillo• (Cic. Ph.il. 6,13; Plut. Crass. 8,2; Suet. Dom. 10, I; CIL IV 2508) und gegen den schwerbewaffneten (samnitischen) •Hoplomachusc (CILIV2S08; 10238) einge setzt. K. Schneider: RE VIA I (1936)389-392, s. v. thraex; W. Weismann: RACXI (1981) 23-45, s. v. gladiator: G. Ville: La gladiaturt en occident des origines a Ia mort de Domititn (Paris 1 981).
282
Grabinschriften
220 CIL VI 10049 a
=
ILS 5286,1 (Rom)
M(arcus) Aur(elius) Polynices nat{ione) verlna, qui vixit ann(is) XXIX, mens(ibus) IX, diebus V, qui vicit pal mas I n{umero) tl>CCXXXIX sie: in russeo n(umero) 15 DCLV, in prasino LV, in venelto XII, in albo n(umero) XVII; praelmia (sestertium) XXXX (milium) n(umero) III, (sestertium) XXX (milium) XXVI, pulra n(umero) XI, octOiug(e) n(umero) VIII, dec(emiuge) n(umero) I Vllll, seiug(e) n(umero) lll. Marcus Aurelius Polynices, geboren in Rom, der 29 Jahre, 9 Monate, 5 Tage lebte, der (insgesamt) 739 Siege errang und zwar: 655 bei den >Roten<, 55 bei den >Grü nen<, 12 bei den >Blauen<, 17 bei den >Weißen<; seine Siegesprämien (betrugen) dreimal 40000 Sesterzen, 26mal 30000 Sesterzen, elfmal die einfache Siegesprämie
{15000 ? Sesterzen), achtmal siegte er mit dem Achter gespann, neunmal mit dem Zehnergespann (und) dreimal mit dem Sechsergespann.
Der Wagenlenker (agitator) mit dem •sprechenden< Namen Polynices (griech., >der Vielsiegende<) hatte mit knapp 30 Jahren 739 Siege errungen, die überwiegende Zahl für die >Rote Partei<, außerdem war er für die >Grünen<, die >Wei ßen< und die ·Blauen< gestartet. Von den Kaisern des 2. und 3. JahrhundertS favorisierten L. Verus, Commodus und Elagabal die >Grünen< (HA Verus 6,2-6; Dio 72,17,1; 80,14,2), ebenso offenbar Geta (Dio 76,7,2; Herod. 3,10,8), dessen Bruder Caracalla ein fanatischer Anhänger der ·Blauen• war (Dio 77,10,2 und 77,1,2). Für die Polarisierung der stadtrömischen Bevölkerung hatten diese Farben ent scheidende Bedeutung. Eine entsprechende Notiz bezüglich der >Roten• findet sich nur vereinzelt bei Plinius (nat. bist. 7, 186). Mit 739 Siegen zählte Polynices noch nicht zu den
Gra.binschrift d�s Gladiators Aptus aus Nim�s (Nr. 219) Foto: L. Schumach�
284
Grabinschriften
Kaiserztit: Zivilisten
die wie C. AppuJeius Diocles (ILS5287) oder P. Aelius Gutta Calpurnianus (ILS5288 ) mehr als 1000 Siege verbuchen konnten, war aber erfolgreicher als der Maure Cre.scens, der zwischen 115 und 124 n. Chr. 686 Rennen miliarii,
gefahren, aber nur 47mal) gesiegt hatte (ILS5285). Seine Prämien für Siege mit dem Viergespann (quadriga) überstie gen bereits die Millionengrenze, unbekannt ist die (festge legte?) Höhe der Siegesprämien im Sechs-, Acht- und Zehn gespann. Seine Herkunft bezeichnet die Grabinschrift mit nat(ione) verna, was hier bedeutet, daß Polynices in Rom geboren wurde (ex plebe urbana). L. Fri�länder: Damellungen aus der Sittengcsehichte Romsll (Leipzig '1920) 25-40, IV (ebd. N101921) 179-196; A. Camcron: Circus Factions (Oxford 1976) 53-63 und 202, Anm. 4; Ch. G. Starr: CPh 37 (1942) 314-317; H. Chanmjne: Freigelassene und Sklaven im Dienst der römifCben Kaiser (Wies baden 1967) 171 f., Anm. 137.
221
CILXIU2282 (Lyon)
[. . . Tenio ... I mil(iti) . .. ? . .. stip(endiorum)] I
XV
a latronibu[s in]lterfecto, qui vixi[t an]lnis XXXIII. I Tertius Mascellio e[t] 15 Tertia Primilla f raltri piissimo et sibi vilvi ponendum curalverunt et sub ascia I dedi c(averunt).
Für Tenius ... , Soldat ... mit 15 Dienstjahren, erschla gen von Räubern; er lebte 33 Jahre. Tenius Mascellio und Tertia Primilla haben für ihren äußerst liebevollen Bruder und für sich zu Lebzeiten (das Grab) anlegen lassen und unter der Ascia geweiht. 222
CIL XII t 128 (Apt)
D(is) M(anibus). (Asaa.) I G(aia) Lucilia I G(aio) Severi (/) posuit, I quem liberltus suus I
ano I filio pientesl5simo {h}occidit (!).
285
Den Totengöttern. (Asaa.) Gaia Lucilia hat für ihren äußerst liebevollen Sohn Gaius Severianus (den Grab stein) setzen lassen, den ihr (bzw. sein) Freigelassener ermordet hat. 223 CIL XIII2182 (Lyon)
D(is) (duae asciae) M(anibus) I et quieti aeternae I luliae Maianae fem i l näe sanctissimae, manu 15 mariti crudelis sim(i) inter lfect(ae), quäe ante obi(i)t quam fatum I dedit. Cum quo vix(it) ann(o s) XXVIII, ex I qu6 liber(os) pr6creav(it) duos: puerum I ann(orum) XVIIII, puellam annor(um) XVIII. 110 0 fides, o piet.as! Iul(ius) Maior fralter sor6ri dulciss(imae) et I[ng]enuini us I Ianuärius fil(ius) eius f(aciendum) [c(uraverunt) et s]ub a(scia) d(e dicaverunt). Den Totengöttern (doppelte Aso'a) und der ewigen Ruhe der Iulia M aiana, einer äußerst tugendhaften Frau, er schlagen von der Hand des grausamsten Ehemannes; sie starb, bevor es ihr Schicksal (so) bestimmt hat. Mit ihm (dem Gemahl) lebte sie 28 Jahre und brachte von ihm zwei Kinder zur Welt: einen Sohn, 19 Jahre alt, (und) eine Tochter, 18 Jahre alt. 0 Treue, o Liebe! lulius M aio r, ihr Bruder seiner süßesten Schwester, und lnge nuinius lanuarius, ihr (?) Sohn, haben (den Grabstein) setzen lassen und unter der Ascia geweiht. Jede der drei voranstehenden Grabinschriften akzentuiert ein persönliches Schicksal und bietet damit Aufschlüsse über Nöte und Leiden der >kleinen Leute<. Alle wurden sie unter der ascia (einer kurzstieligen Axt) geweiht. Die Deutung dieser vor allem im gallischen Raum verbreiteten Formel ist umstritten: vielleicht sollte sie den Schutz des Grabes durch
286
Grabinschriften
Kaiseruit: Zivilisten
)
Kolleg ium (?) der Steinmetzen zum Ausdruck bringen, vielleicht aber auch umgekehn das Grab (fiktiv ) als unvoll endet charakterisieren, um später ohne Sühneopfer Verände rungen vornehmen zu können (vgl. Dig. 11,8,5). Der gewaltsame Tod des Soldaten Tertius dokumentiert die von bewaffneten Räuberbanden ausgehende Gefahr im •befriede ein
ten< Gallien (vgl. CIL XIII 2667; 3689; 5010; 6429). Severi anus wurde von einem ehemaligen Sklaven erschlagen, den entweder er selbst oder seine Mutter freig elassen hatte (Dig. 48,2,12,4; 48,19,28,8). Noch spekt akulärer waren Mord anschläge vo n Sklaven auf ihre Herren (Sen. nat. 1,16,1; Tac. ann. 14,42,1; Plin. epist. 3,14,1; CILXlll7070). Die Ermordung der Iulia Maiana durch ihren Gemahl wurde wie der Mord des Freigelassenen aufgrund der Iex Pompeia de parricidiis geahndet (Dig. 48,9,1). de Visscher: jbAC 6 (1963) 187-192, $. v. ascia;J. J. Hau: La tombe g.illo romaine (1951, Neudr. mit Suppt Paris 1986) 85-105 (ascia als ritudler Schutz du Graoo); B. 0. Shaw: P&P 105 (1985) 3-52;J. 0. Cloud: ZRG88 (1971) F.
287
Ang ehörigen habe ich wohlgetan, und die ich irrtümlich ge ring geachtet habe, verzeiht mir; im übrigen wisset, meine Freunde: drei Ehefrauen habe ich gehabt, diese
freilich beklagte ich, doch sie sind nicht mehr. Ich wün sc he mir nur, daß diese meine vierte Frau mich überl ebe.
Die Marmortafel vom Familiengrab des Fulvius Charisius erscheint durch die individuelle Gestaltung der Inschrift bemerkenswert. In Zeile 3 könnte statt lib[ertis] auch lib[eris] ergänzt werden, da aus den vier Ehen des Verstorbenen durchaus zwölf Kinder hervorgegangen sein mögen. Ob die drei vorangegangenen Ehen durch Tod der Gemahlin oder durch Scheidung beendet wurden, läßt sich nicht mit Sicher heit sagen; die abschließende Wendung deutet eher auf die erste Alternative, die Frauen wären dann jedenfalls in einem anderen Grab beigesetzt worden. E.
Lcvy: Der Hergmg der römischen .Ehescheidung (Weimar 1925).
1-66.
225 CIL VI 8498 224 CIL VI 18 659
=
ILS 8145 (Rom)
D(is) M(anibus). I Fulv ius Charisius in hypogeo [ol las (?)] I instruxit n(umero) XIII sibi et suis lib[ertis]. I Charisi, habe. Et tu, qui Ieges, be[ne valeas]. 15 Ego o mnibus meis bene feci et qu[os contem] lpsi per erro re(m) ignoscetis; de cet[eris hoc] I isciatis, amici: tres uxores h[abui, eas] I quidem dolui, set (!) non sunt. Qua[m velim] I modo quartaria sorte{m} ductarn su(per stitem]. Den Totengöttern. Fulvius Charisius hat in (diesem) Grabgewölbe 13 Urnengräber einrichten lassen für sich und seine Freigelasse nen. Gehab dich wohl, Charisius! Und du, der du (dies) liest, lebe wohl! Allen meinen
=
ILS 1738 (Rom)
M(arco) Aurelio Augg. ( Augustorum duorum) li b(erto) Proseneti I a cubiculo Aug(usti), I proc(uratori) thesaurorum, I proc(uratori) patrimoni, p roc(uratori) 15 munerum, proc(uratori) vinorum I ordinato a divo Com modo I in kastrense, patrono püssimo, I liberti bene =
merenti I sarcophagu m de suo 110 adornaverunt. (In latere:) Prosenes receptus ad deum (ante d iem) V non(as) [Octobre(?J)s S[ame in Cephalle(?J)nia Praesente et Extricato 11 I regrediens in urbe(m) ab expeditionibus. Scripsit Ampelius Lib(ertu s). Marcus Aurelius Prosenes, den Freigelassenen zweier Kaiser, kaiserlichen Kammerherrn, Prokurator der Schatzkammer, Prokur ator des (kaiserlichen) Priv at Für
288
Grabinschrf i ten
vermögens, Prokurator der Spiele, vom vergötdichten Commodus im Feldlager als Prokurator der Weine ein gesetzt, für ihren äußerst fürsorglichen Patron haben seine Freigelassenen aufgrund seiner Verdienste den Sar kophag auf eigene Kosten ausstatten lassen.
(Auf der Schmalseite:) Prosenes wurde zu Gott genom men am 5. Tag vor den Nonen des Oktober(?) zu Same in Kephallenia (?), (als) Praesens und Extricatus (Kon suln waren, letzterer) zum zweiten Male (217 n. Chr.), auf dem Rückweg von den Feldzügen in die (Haupt-) Stadt (Rom). Geschrieben hat (es) der Freigelassene Am pelius. Laut Datierung auf der Schmalseite des Sarkophags verstarb Prosenes im Jahr der Ermordung Caracallas. Für den 5. Tag vor den Nonen kommen nur die Monate März, Mai, Juli und Oktober in Betracht. Der Kaiser fand am 8. April 217 bei Carrhae den Tod (Oio 78,5,4); falls der Plural ab expedi tionibus den Feldzug des Macrinus und die Schlacht bei Nisibis (Dio 78,26,4-8) einbezieht, wäre der Oktober ge sichert. Körperbestattung und die Formel receptus ad deum zeigen, daß Prosenes als Kammerherr des Caracalla - evtl. wurde er in dieser Funktion von Macrinus übernommen dem christlichen Glauben anhing. Die Freiheit erlangte er unter der gemeinsamen Herrschaft Mark Aurels und des Commodus (177/180 n. Chr.), letzterem verdankte er den Beginn seiner Karriere am Kaiserhof. Vielleicht wurde Pro senes von Marcia, der einflußreichen Konkubine des Com modus, die dem Christentum als Katechumeoin (?) zumin dest nahestand (Oio 72,4,7), protegiert.
H. U. lnstiruky: MarcuJ AurtliUJ Prosents - f..,igtlasJCncr und ChriJt am
Kaiserhof (Mainz 1964); H. Halfmann: ltinera Principum (Sruttgart 1986) 22$-230; P. Kereszta, in: Hommqet I Marcel Rmatd n (BriisJd 1969) 368-Jn; W. Eck: Chiron 1 (1971) 381-406.
Kaiserzeit: Zivüisten
289
226 CIL XIII 633 (Bordeaux)
(In fronte:) [D(is) M(anibus)] I et memor(iae) I Oomiriae civis Trel5ver(ae), d(e)f(unctae) an(norum) conliugi kariss(imae) I posuit. (Ascia.)
I XX.
I
Leo
I exanimen I corpus Dolmitiae civ(is) 15 Treverae, I def(u nct.ae ante diem) V k(alendas) Febr(uarias) I Postumo I co(n)s(ule). (In latere:) Hic iacet
(Vorderseite:) Den Toten göttern und dem Andenken an Domicia vom Stamm der Treverer, verstOrben mit 20
Jahren. Leo hat seiner innigstgeliebten Gemahlin (den Grabstein) setzen lassen. (Ascia.) (Nebenseite:) Hier liegt der entseelte Körper der Domi cia vom Stamm der Treverer, verstorben am 5. Tag vor den Kalenden des Februar, als Postumus Konsul war (28.Jan. 260 n. Chr. ). Der Grabaltar für Domitia erscheint abgesehen von seiner Datierung in die erste Phase des •Gallischen Sonderreichs< (vgl. Nr. 97) aufgrund der unterschiedlichen Formulare bei der Inschriften von Interesse. Die Vorderseite steht mit Gestaltung (der Sockel zeigt eine ascia: vgl. Nr. 221-223) und Formular in heidnischer Tradition, während die Neben seite (hic iacet exanimen corpu s) Hinweise bietet, daß die Trevererin als Christin bestattet wurde (vgl. Nr. 225). Seit der Verfolgung unter Valerian, der um 259 in persische Gefangenschaft geriet, b lieben die Christen in Gallien unbe helligt. J. Kricr: Die Trevcrer außerhalb ihrer Civiw (fricr 1981) 19-22, Nr. 3; W. Kuhoff: Hemchmum und Reichskrise (Boc:bum 1979) ba. Hf; Waise.: Inschrift-Kumt, Nr. 126f.
290
Kaiserzeil: Zivilisten
Grabinschriften
227 CILXIII 11332
=
� 3586c
ILC
(Trier)
Hic quiescit in pace IArcadius, qui vixit I an(nos) XI et me(nses) 1111; cui pater I et mater tetolum poj5suerunt.
(Columba - Chi-Rho - columba.) Hier ruht in Frieden Arcadius, der 11 Jahre und 4 Monate lebte; ihm haben Vater und Mutter die Grab platte setzen lassen. (Taube - Christogramm - Taube.) 228 BRGK27 (1937) 57, Nr.22 (Trier) Coniugi pien!tissim(a)e Auror(a)e I in pace fideli I
(columba) Aquilinus (columba). Meiner innigstgeliebten Gemahlin Aurora, der mir in Frieden Getreuen (von) Aquilinus. (Zwei Tauben.) Formular und Gestaltung (Tauben mit bzw. ohne Christo gramm) erweisen die beiden Grabinschriften des 4. Jahrhun dertS aJs christliche Zeugnisse. Beide Steine dürften aus der frühchristlichen Nekropole St. Mattbias im Süden Tricrs stammen. In Text und Buchstabenform fällt die Aurora lnschrift aus dem üblichen Rahmen. Recueil des irucriptions chmiennes de Ia Gaule I. Premim Bdpque (Paris 1975) 127-131, Nr. 7 und 9; K. Krirncr: Die frühchristlkbco Grabinschriften Tricn (Maio� 1974) 26-28; H. Hcioeo: Trier und das N.
Gauthicr:
Trevererland in römischer Zeit (frier 198S) 327-l47.
229 CIL XUI 7813
=
sto), qui m(ihi) fan(/)jti (h)abeat ostendere vias suas, q(u)as I- esto - seq(u)ere (!) p(o)ssem. Hier liegt Meteriola, (sie war) mir die süßeste Gattin die 23 mit mir in vielen und mehr Jahren gelitten hat, die Jahre Gem�lin und 8 Jahre, sieben Monate, 18 Tage Schwester tm Herrn, unserem Gott Jesus Christus gewesen ist, der mich für wert achtet, mir seine Wege z� weisen, denen ich - so sei es - (nur) folgen kann.
mir
�ie c� s�iche Versinschrift (Hexameter) befindet sich jetzt Rhetruschen Landesmuseum Bonn. Vermutlich war es Meteriola, die nach 15jähriger Ehe aJs Heidin zum Christen tum konvertierte. Dieses Ereignis wird in ihrer Grabin schrift zeitlich genau fixiert. Seither war sie ihrem Gemahl auch >Schwester im Herrn<. Gerade derartige Fotmulierun �en (vgl.. CIL XI 332) hatten dem paganen Heidentum unmer wteder Anlaß geboten, Christen des Inzests zu beschuldigen (fe rt. apol. 39,8-11; Min. Felix Oct. 9,2), . zumaJ nach romtschen Vorstellungen auch die juristische Verwandts� ha�t (durch Adoption) als E�ehindernis gewertet wurde (Gatus mst. 1,61). Der Grabstem wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts gesetzt. un
J. Klein: BJ93 (1892) 203-205, Nr.l9; W. Speyer: ]bAC6 (1963) 129-13S; H. Hcrngesberg: BJ 186 (1986) 299-l14.
230 CILXIII 3786
ILCVZ 1586 (Remagen)
Hic iacet Meteriola, mihi dullcissima coniux, qui (!) mecum l lab(o)rabit (/) multis e(t) p l(u)ribus (!) alnnis, qu(a)e rni(h)i fuit annus (!) XXlii 1 5 coniux et annus (/) VIII et me(n)ses I septe{m) et dies XVIII soror in Dominlo D(eo) N(o)s(t)ro (H)SV XP(O) ( Iesu Chri=
291
=
ILCV21244 (Trier)
Hic iacet Basililus subdiac(onus), qui vixit I an(nos) pl(us)m(inus) L. Bonosa filJia titulum posuit. 15 D(ies) d(e)p(ositionis): pr(idie) id(us) lan(uarias). (Monogram
mus:
crux
cum littera P.)
Hier liegt der Subdiakon Basilius, der um die 50 Jahre lebte. Seine Tochter Bonosa hat die Grabinschrift setzen
292
Grabinschriften
lassen. Tag der Beisetzung (war) der Tag vor den Iden des Januar (12.Jan.). (Monogramm: Kreuz mit Rho.) In der kirchlichen Hierarchie hatte Basilius, der offenbar verheiratet war, das Subdiakonat erreicht und rangierte damit (seit dem zweiten Konzil von Toledo: 527/531) über dem Lektor (PL 84, col. 335). Das drine Konzil von Orleans (538) sah dann im Kanon 2 auch für Subdiakone das Zölibat vor (CChrL 143 A, p. 114 f. ), doch erlangte die Bestimmung keine allgemeine Geltung. N. Gauthier: Recueil (s. Nr.228) 30Sf., Nr. 109; H. Leclm:q: Dictionnaire s. v. sous-diacre; A. Fa.ivre: Nainanu d'une bierarchie (Paris 1977) 274-277, 380-383.
d'Arcbeologie chritienne XV (1953) 1619-26,
231
ILCy21469 (Rom)
(Crux.) Hic requiescit in palce ancilla qh)risti Maxima, I
qu(a)e vixit ann(os) pl(us)m(inus) XXV; d(e)p(osita ante diem) Vlill kal(endas) I Iulias Fl(avio) Probo iuniore v(iro) c(larissimo) cons(ule); 15 qu(a)e fe·cit cum mariturn
suum (!)I ann(os) VII, m(enses) VI, amicabilis, fidelis I in omnibus, bona, prudens. (Palma.)
(Kreuz.) Hier ruht in Frieden Maxima, die Magd Christi, welche um die 25 Jahre lebte; beigesetzt wurde sie am 9. Tag vor den Kalenden des Juli, als der Senator Flavius Probus, der Jüngere, Konsul war (23.Juni 525 n. Chr.); mit ihrem Gemahl lebte sie 7 Jahre, 6 Monate, liebevoll, treu in jeder Hinsicht, gut (und) klug. (Palmzweig.) In der sehr unregelmäßig gesetzten Grabinschrift verdient die Bezeichnung der Maxima als anci/la Christi besondere Aufmerksamkeit. Seit dem 4. Jahrhunden kam dieses Epi theton vornehmlich Frauen zu, die ein Keuschheitsgelübde abgelegt und sich einer klösterlichen Gemeinschaft ange-
Kaiseruit:
Zivilisten
293
schlossen hatten (vgl. bereits Ten. virg. vel. 3,3). Indessen war Maxima wie Maria, die Mutter Christi, die ebenfalls als •Magd des Herr�< a ostro� hiert wurd� (Lk. 1,38), verheira p . . tet. Termm ologtsch bezetchnet anci/la dte Sklavin· hier sollte offenbar die bedingungslose Hingabe an God. nach dem Vorbild Mariens akzentuiert werden. Wie die Tauben (vgl. Nr. 227 f.) gehön auch die Palme in die spezifisch christliche Symbolik. Gordon: lntroductioo, Nr. 100; J. Vogt: VChr23 (1969) 241-263.
( VII
235 CIL 12 956
Mitteilungen Rechtsgeschäfte ·
232 CIL I:t 700
=
Inschriften t�on Produzenten/Besilzern
= ILLRP2 1155
295
(Panna ?)
L(uci) Naev(i) I co(n)s(uübus) L(ucio) Met(ello), I Q(uinto) Marc(io). (Dachziegel) des Lucius Naevius, (gebrannt) im Konsu latsjahr des Lucius Metellus (und) de.s Quintus Marcius (68 v. Chr.).
ILLRP11 182 (Rom)
F(alemum vinum) I C(aio) �ricj, Q(uinto) L(utatio) co(n)s(ulibus).
236 CIL XI 6673,19
=
ILLRP21169 (Lugnano)
Falerner Wein, (abgefüllt) im Konsulatsjahr des Caius Marius (und) des Quintus Lutatius.
M(arco) Coc(c)eio, I L(ucio) Gellio I co(n)s(ulibus). I L(uci) Naevi L(uci) f(ili).
Als Kollege des Q. Lutatius Catulus bekleidete C. Marius 102 v. Chr. sein vienes Konsulat.
Im Konsulatsjahr des Marcus Cocceius (und) des Lucius Gellius (36 v. Chr.). (Dachziegel) des Lucius Naevius, Sohn des Lucius.
233
CIL 12 2350a
.....
=
ILLRP2 1240 (Bologna
?)
P(ublius) Pomp(onius) P(ubli) f(ilius) fecit. Publius Pomponius, Sohn des Publius, hat (das Vorrats gefäß) gemacht. 234 CIL 122351
=
ILLRP2 1241 (Orvieto)
Figl(ina) L(uci) Tetti Balbi. servus).
I
Antioc(hus) Tos(si) Sex(ti
Aus der Töpferei des Lucius Tettius Balbus, (gefertigt von) Antiochus, dem Sklaven des Sexrus Tossius. Baibus war Eigentümer der Tongrube (dominus); die Töpfe rei, aus der das Vorratsgefäß (dolium) stammte, wurde von Sex. Tossius betrieben, der in der Produktion (auch) Sklaven einsetzte.
Bei den gleichnamigen Produzenten dürfte es sich um Vater und Sohn handeln. 237 CIL XV 1365 (Rom)
Ex fig(linis) Pl(atori) Nep(otis), o(pus) d(oliare) ab A(ulo) Aristio Thallo I Serviano III et Varo co(n)s(u übus). Aus der Ziegelei des Platorius Nepos, Ziegel (gebrannt) von Aulus Aristius Thallus im Jahr, als Servianus rum dritten Male und Varus Konsuln wa.ren (134 n. Chr.). Der außer dem Eigentümer der Ziegelei genannte Aristius Thallus war als offlcinator zuständig für die Produktion. 138 n. Chr. arbeitete er für die Familie des L. Aelius Caesar (CILXV 732): dieser Befund dürfte auf eine teilweise Kon fiskation der Güter des Platorius Nepos hinweisen, der beim
296
Mitteilungtn ·Rechtsgeschäfte
Kaiser in Ungnade gefallen war (HA Hadr. 15,2). A. Plato rius Nepos, cos. suff 119, amtier_te 122-124 als Statthalter von Britannien (vgl. Nr. 136), be1 den genannten Konsuln handelt es sich um L. Iu1i us Ursus Servianus, den Schwager Hadrians, und T. Vibius Varus.
Inschriften von Produzenten/ Besitzern
297
M. Steinby: RE Suppl. XV (1978) 1489-1531, s. v. Ziegel stempel. 241
Bj Beih. 19 (1967) 64 und Taf.S,4 (Nijmegen)
L(e)g(ionis) VIITI His(panae). 238 CILXV 1-404 (Rom) Sabinus Nerei
I
C(ai) Caes(aris servi) vicarius f(ecit).
Sabinus, Untersklave des N ereus, (seinerseits) Sklave des
Ca.ius Caesar
(
=
Caligula), hat (den Ziegel) gebrannt.
239 CILXV811 (Rom) Doliare
I
Anterotis
I
Severi Cae(saris servi vicari).
Ziegel des Anteros, Untersklave des Severus, (seinerseits) Sklave des Kaisers. Sabinus (erste Hälfte des 1. Jh.s) und Anteros (2. Jh. n. Chr.) dürften als Produzenten in kaiserlichen Ziegeleien gearbeitet haben. Die Funktion ihrer unfreien Herren (Nereus bz.w. Severus) läßt sich nicht ermitteln. P.
Jl. C. Weaver:JRSS4 (19M) 117-128; L. Schurnacher: HZ229 (1979) 121.
240 CILXV 130 (Rom)
Ex figlinis Caninianis
I Domiciae Lucillae.
Aus der Caninianischen Ziegelei der Domitia Lucilla. Domitia Lucilla, die Mutter des Kaisers Mark Aurel, hat die Ziegelei von ihrem Vater P. Calvisius Tu1lus Ruso, cos. ord. 109, geerbt. Der Stempel ist in hadrianisch-antoninische Zeit datiert. Zur Ziegelproduktion insgesamt vgl. jetzt
(Stempel) der 9. Spanischen Legion. Der Stempel auf der Randscherbe einer Reibschale bezeugt die Verlegung der Legion nach 107/108 n. Chr. von Britan nien nach Untergermanien (vgl. AE 1968, 323), bevor sie dann unter Antoninus Pius zur Partherfront abkommandiert wurde. W. Eck: Chiron 2 (t9n) 459-462.
242 CILXlll12 442 (Öhringen) Coh(ortis) I Hel(vetiorum). (Ziegel) der 1. Schweizer Kohorte. 243 CILXIII12514,2 (Neuss) Ex(ercitus) Ger(manici) inf(erioris). (Ziegel) der untergermanischen Heeresgruppe. In Verbindung mit den Grabsteinen und literarischen Quel len bieten die zahllosen Ziegelstemp e l Aufschluß über die Dislokation von Legionen bzw. Hilfstruppen, ihren Einsatz in der Ziegelproduktion und die Datierung archäologischer Befunde. 244 CILXIII10027,197 (Straßburg)
Q(uintus) Nonien us Pude(n)s ad ara(m) f(ecit).
298
Mitteilungen· Rechtsgeschäfte
Quintus Nonienus Pudens hat (das Schwert) in Köln(?) gemacht.
Inschriften von ProduzenuniBesitzern
251
CILI2499
=
299
lLLRP21190 (Rom)
Ne at(t)igas! Non sum tua: M(arco) sum.
Die HersteUer-lnschrift findet sich am Scheidenrand des Schwertes (gl4dius); die Onsangabe »ad aram• könnte auch einStadtviertel bezeichnen, wo der Schmied seine Werkstatt hatte. Gegen diese Deutung spricht allerdings die Zeitstel lung (1. Jh. n. Chr. ), so daß sich die Ergänzung in .ad ara(m Ubiorum)« empfiehlt; vgl. Nr. 96.
Graffito auf einer schwarzen Öllampe aus einem Grab vom Esquilin.
MacMullen: AJA64 (1960) 23-40; G. Ulbert: Römische Waffen des !.Jahrhunderts n. Chr. (Stuttgart 1968) 8, mit Abb. 6.
252 CILXV7500b (Rom)
R.
245
CIL XII 5701,39 (St. Colombe)
Satto et Senter V(iennenses) f(ecerunt). Satto undSenter aus Vienne haben (die Bleiröhre) herge stellt. Die Bleiröhre einer antiken Wasserleitung, deren HersteUer ihre Heimatstadt und wahrscheinlich auch den Fabrikations ort bezeichnen, befindet sich jetzt im Archäologischen Museum von Lyon. 250 AKB 10 (1980) 339 (Mainz)
C(ai) Iul(i) Castrens(is>'l Diasmyrines- C{ai) Iul(i) Ca strens(is) I Nardinum- C(ai) lul(i) Castrens(is) I Diap s{p}oricum- C(ai) Iul{i) Castrens(is) I Euvodes. Der Okulistenstempel des Augenarztes Caius Iulius Ca strensis nennt nSpiegelschrift vier der gebräuchlichenSal ben, u. a. Myrrhen- und Nardensalbe; mit ihm wurden die Medikamente für die Patienten gestempelt (3. Jh. n. Chr. ?). i
K.-V.
Decker/ A. Do Pa�: AKB 10 (1980) 337-341, Taf. 57.
Rühr mich nicht an! Ich bin nicht dein (Eigentum): ich gehöre dem Marcus.
Narcissi Aug(usti) l(iberti) ab epistulis. (Wasserleitung) des Narcissus, Freigelassener des Kai sers, Chef der kaiserlichen Kanzlei. Die gestempelte Bleiröhre (ftstu/4) bezeichnet nicht den Hersteller, sondern den Benutzer der Wasserleitung, die durch die Funktion des Narcissus (vgl. Nr. 43) in die Zeit des Kaisers Claudius datiert ist. Nach dessen Tod ließ Agrippina ihren Widersacher Narcissus 54 n. Chr. hinrich ten (Tac. ann 13, 1,4). 253 CILXIIH238 (Wallerfangen)
Incepta offilcina Emiliani I nonis Mart(iis). DerStollen des Emilianus wurde eröffnet an den Nonen des März (7. März). Die Felsinschrift am Eingang des Kupfererzstollens bezeich net den Setreiber (occupator) der Mine und den Beginn der Förderung im 3. Jahrhundert n. Chr. H.-G. Conrad: 113-131.
Beri cht der Staatlichen Denkmalpflege im Saarland
15 (1968)
300
Mitteilungen
·
Bekanntmachungen · Propagand4
Rechtsgeschäfte
254 ZPE43 (1981) 357 (ferracina)
C IL J
L
.$-1 O'la, �
Publi, progellies Appi, cognomine Pulchri. I Occubuit letum. Publius, Nachkomme des Appius, mit dem Beinamen Pulcher. Er hat den Tod gefunden. Das Graffito vom Theatereingmg dürfte sich auf die Ermor dung des bekmnten Volkstribu� en P.. Cl�ius . Puleher beziehen, der 52 v. Chr. auf der V1a App1a be1 Bovillae von der Bande seines Gegenspielers Milo erschlagen wur�e. Clodius wird hier als Nachkomme des App. ClaudJUs Caecus, Zensor 312 v. Chr., apostrophien. Solin: ZPE 43 (1981) 357-361; L. Schumacher: Servus Index (Wiesbaden 1982} 69-75.
H.
255 CIL 12 1680
=
ILLJU>l 1122 (Pompeji) C IL
-
I 1/ blt
..--
Urna aenia pereit de taberna. I Sei quis rettulerit, dabun tur I HS LXV. Sei furem I dabit, unde [re]m 15 servare po[ssimus], HS XX[... ]. Ein Bronzegefäß ist aus dem Laden abhanden gekom men. Wenn es jemand zurückbringt, erh�lt er 65 S� ster zen. Wenn jemand den Dieb, von dem wtr unser E•gen tum zurückbekommen können, angibt, (erhält er) 20 + x Sesterzen. Die letzte Zahl der gemalten Inschrift (Dipinto} aus der Theaterstraße von Pompeji ist unvollständig überliefen. 256 AE 1958, 308
=
ILLRP1 1126 {St. Remy)
Teucer hic fuit I a(nte) d(iem) IV k(alendas) Apri(les) Cn(aeo) Dornitio, C(aio) Sossio (/) I co(n)s(ulibus).
301
Teucer war hier am 4. Tag vor den Kalenden des April im Konsulatsjahr des Cnaeus Domitius (und) des Caius Sosius (29. März 32 v. Chr.). Von den amtierenden Konsuln (vgl. Nr. 3) griff C. Sosius im Januar d. J. Oktavian im Senat heftig an und floh anschlie ßend mit seinem Kollegen zu M. Antonius nach Alexandria (Dio 50,2,6). V.
Fadinger: Die Begründung des Prin:tipau (Berlin 1969} 195-222.
A. und E. Bemand: Les inscriptions 257 CILill36 grecques et latines du <;:;olosse de Memnon (Paris 1960) Nr.lO (Theben in Agypten: Memnon-Kolosse) =
Sex{tus) Licinius Pudens, (centurio) leg(ionis) XXII I {ante diem) XI k(aJendas) lanuarias anno 1111 Imp(erato ris) I Domiiiani Caesaris Augusti I Germanici audi Mem nonem. Sextus Licinius Pudens, Hauptmann der 22. Legion: am 11. Tag vor den Kalenden des Januar im vierten Regie rungsjahr des Kaisers Domitianus Augustus, des Siegers über die Germanen, habe ich Memnon gehön (22. Dez. 84 n. Chr.). Bemand, Nr. 15 (Theben in Ägypten: 258 CILill38 Memnon-Kolosse) =
Anno VII Imp(eratoris) Caesaris I Nervae Traiani Aug(usti) Ger(manici) Dacici I C(aius) Vibius Maximus praef(ectus) Aeg(ypti) I audit Memnonem (ante diem) Xliii k(alendas) Mar(tias) 15 hora IIS semel et II1 sem(el]. Im siebten Regierungsjahr des Kaisers Nerva Traianus Augustus, des Siegers über Germanen und Daker, hat
302
Mitteilungen
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Rechrsgeschäfte
Caius Vibius Maximus, Präfekt von Ägypten, Memnon gehört am 14. Tag vor den Kalenden des März 16. Febr. 104 n. Chr.): einmal um die Mitte der zweiten Stunde
(
und einmal zur dritten Stunde.
Die sog. Memnon-Kolosse- es handelt sich um zwei riesige Sitzfiguren des Pharao Amenophis 111. (1402-1364 v. Chr.) vor seinem Totentempel bei Theben- waren beliebtes Aus flugsziel römischer Touristen, die sich hi er in zahllosen Inschriften verewigten. Seit einem Erdbeben (27 v. Chr.) ertönte in den Morgenstunden die •Stimme Memnons< in folge Erhitzung der geborstenen Statuen durch die aufge hende Sonne, wodurch Steinpartikel an den Bruchstellen abplatzten. Das Phänomen dauerte bis zur Restaurierung der Kolosse unter Septimius Severus (um 200 n. Chr.). Licinius Pudens war Offizier der in Ägypten garnisonier ten 22. Legio Deiotariana, Vibius Maximus amtierte hier 103-107 n. Chr. als Präfekt (AE 1966, 500; 1968, 513). Maximus (s. Abb. S. 303) verzeichnete sogar die Uhrzeit seines Erlebnisses am Morgen des 16. Februar 104 (gegen 7.30 und 8 Uhr), nachdem also die Kolosse genügend aufge heizt waren. A. und E. Bernand: Les inS<:riptions grecques etlatines du Colosse deMernno n
- 1, 47, 56f. (mlt Abb.);
(Paris 1960) 9
3
R . Syme: Historia 6 (1957) 48()-.487;
W. Sontheimer: Kl. Pauly V (1975) 495-497, s. v. Tageneiten.
259
CIL IV 7994
(Pompeji)
(Giadiatorum) par(ia) XLIX I (de) familia Capiniana muneri[bus] I Augustorum pug(nabunt) Puteol(is) a{nte) d(iem) (IV i(dus) M(aias)], I pr(idie) id(us) Mai(as) et XVII, XV k(alendas) lu[nias]. 15 Vela erunt. Magus (scripsit). 49 Gladiatorenpaare aus der Schule des Capinius werden auf Kosten des Kaiserhauses in Puteoli kämpfen am 4.
Inschrift des C. Vibius Maximus tlom Memnon-Koklß bei Theben in Ägypten (Nr. 258). Foto: nach A. und E. Bernand, Taf XVI unten (Abltl.ttsch)
304
Bekanntmachungen Propaganda
Mitteilungen Rechtsgeschäfte
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Tag vor den Iden des Mai, am Vortag der Iden sowie a m 17. und 15. Tag vor den Kalenden des Juni (d. h . am 12., 14., 16. und 18. Mai). Sonnensegel werden aufgezogen. Magus hat es (an die Wand) geschrieben. Die Wandanzeige kündigt Gladiatorenspiele in Puteoli (nördlich von Neapel) an. Da Vespasian und Titus nicht gleichzeitig Augustus waren, kann der Plural Augustorum nur im Sinne von >kaiserlich< verstanden werden. Das Di pinto wurde kurz vor Vespasians Ende gemalt; -!1\itus war damals längst designierter Nachfolger (Dio 66, 12,1) und leitete bereits die Amtsgeschäfte des Kaisers. P. Sabbatioi Tumolesi: Gladiatorum Paria (Rom 1980) 102-104, Nr. 74.
Der Freigelassene Severus mit 13 Siegen ist gefallen, Albanus, der Freigelassene des Scaurus, mit 19 Siegen hat gesiegt. Dargestellt ist der Gladiatorenkampf zwischen einem >Thra ker< und einem >Hoplomachus< (vgl. Nr. 219) in der ent scheidenden Phase des Sieges, den hier offenbar der >Hoplo machus< (rechts im Bild) errungen hat. R. Etienne: Pompeji (Stuttgan 21974} 403-409; P. Sabbatini Tumolesi: Gladia torum Paria (Rom 1980) bes. 71-74, Nr.32 (CILIV2508).
261 CILI1861 Fugitivi,
260 CILIV 8056 (Pompeji)
305
=
ILLRP21094 (Ascoli)
I peristis.
Rebellen, ihr seid vernichtet. 262 CILI1885 ILLRP11104 Nr. 357 (Osuna) =
Cn(aeus) Mag(nus)
I
=
Degrassi: Imagines
imp(erator).
Cnaeus Magnus, siegreicher Feldherr. Die beiden Schleuderbleie (glandes) aus Mittelitalien (As culum) bzw. Südspanien (Urso) stammen aus dem 1. Jahr hundert v. Chr. Das erste nimmt Bezug auf den Bundes genossenkrieg (91-89 v. Chr.), vermudich auf entlaufene Sklaven, die sich den Rebellen angeschlossen hatten. Das zweite dürfte sich auf die Kämpfe der Republikaner unter Cn. Pompeius, dem älteren Sohn des Pompeius Magnus, beziehen, die 45 v. Chr. bei Munda von Caesar vernichtend geschlagen wurden. Severus l(ibertus) (victoriarum) XIII (periit), Albanus Sc(auri ?) l(ibertus) (victoriarum) XIX v(icit).
306
Mitteilungen Rechtsgeschäfte
Bekanntmachungen Propaganda
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263 CILIV 2183 (Pompeji)
Puteolanis feliciter, I omnibus Nucherinis uncu(m) Pompeianis I Petecusanis.
I
felicia et
Heil den Puteolanern, Glück allen Nucherinern und zum Henker mit den Pompejanern (wie auch) den Pitecusa nern. Letztere - die Bewohner von Ischia - wurden von zweiter Hand hinzugesetzt. Bemerkenswert erscheint die Sclrreib weise des e in Zeile 1-3, das jeweils als li geritzt wurde. Das Graffito dokumentiert die Spannungen zwischen den Städ ten Cam p aniens, die sich 59 n. Chr. im Amphitheater von Pompeji blutig entluden (vgl. Nr. 264). H. Galsterer, in: Festsehr. Vininghoff (Köln 1980) 323-338; H. G.: Athe
naeum 59 (1981) 410-438.
264 CILIV 1293 (Pompeji)
Campani, victoria una
I
cum Nucerinis peristis.
Campaner, zusammen mit den Nucherinern seid ihr durch (unseren) Sieg vernichtet worden. Das Graffito nimmt offenbar Bezug auf die blutigen Unru hen unter den militärisch organisierten Jugendverbänden von Pompeji und Nuceria im Jahre 59 n. Chr. (Tac. ann. 14, 17). Bei den Campanern dürfte es sich um einen verbote nen Fan-Club (Dig. 48,19,28,3) der Nucheriner handeln. W. 0. Moeller: Historia 19 (1970) 84-95. 265 CILIV103 (Pompeji)
M(arcum) Holconium Priscum, I C(aium) Gavium Ru fum Ilvir(os) I Phoebus cum emptoribus I suis rogat.
307
Marcus Holconius Priscus (und) Caius Gavius Rufus fordert als Bürgermeister Phoebus mit seinen Käufern. 266 CILIV 7164 (Pompeji)
Holconium Priscum Ilvir(um) g(ant).
I
fullones umvem ro
Den Holconius Priscus fordern als Bürgermeister die Tuchwalker in ihrer Gesamtheit. 267 CILIV 202 (Pompeji)
M(arcum) Holconium I Priscum Ilvir(um) i(ure) d(i cundo) pomari universi cum Helvio Vestale rog(ant). Den Marcus Holconius Priscus fordern als Bürgermei ster mit Jurisdiktion die Obsthändler in ihrer Gesamtheit (zusammen) mit Helvius Vestalis. 268 CILIV3678 (Pompeji)
M(arcum) Casellium et L(ucium) Albucium aed(iles) o(ro) v(os) f(aciatis); I Statia et Petronia rog(ant) tales cives in colonia in perpetuo. Den Marcus Casellius und den Lucius Albucius wählt, so bitte ich euch, zu Ädilen; Statia und Petronia fordern solche Bürger auf Dauer in der Stadt. M. Casellius Marcellus und L. 1\lbucius Celsus (vgl. CIL IV 4999; 7387) kandidierten als Adilen ü f r qas Jahr 78, Holconius Priscus kandidierte für 79 als Duumvir zusam men mit Gavius Rufus. Die Wahlprogramme (Dipinti) dokumentieren einerseits Koalitionen der Kandidaten, ande rerseits Berufsgruppen mit ihren Patronen und einzelne
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Handwerker, etwa die beiden Bäckersfrauen Statia und Petronia, welche die Wahl ihrer Favoriten propagierten. R. Etienne: Pompeji (Stungart 11976) 126-138; J. L. Fnnklin: Pompeii. The Electoral Programmata, Campaigns and Politics, A. D. 71-79 (Rom 1980) 61 f., 83f., 110-112.
Im Konsulatsjahr des M. Tullius Cicero und des C. Anto nius fand die Catilinarische Verschwörung statt, außerdem wurde der spätere Kaiser Augustus am 23. Sept. 63 geboren. 271
269 CILI2 2663a ILLRP2 1002 Degrassi: Imagines, Nr.34t (erworben in Rom, jetzt in Paris) =
=
q
309
CIL 12 940
Pamphilus
I
=
ILLRP21058 (Rom)
Servili M(arci) s(ervus)
dis) Feb(ruariis) consulibus).
I
I
spe(ctavit) k(alen
C(aio) Caes(are), M(arco) Lep(ido
I aio) n(onis) Apr(i
Pamphilus, Sklave des Marcus Servilius, hat geprüft an
P(h)iloxenus, Sklave der Gesellschafter zur Förderung
den Kalenden des Februar im Konsulatsjahr des Caius Caesar (und) des Marcus Lepidus (1. Febr. 46 v. Chr.).
von Eisenerz, hat geprüft im Konsulatsjahr des Caius Co(e)lius (und) des Lucius Domitius an den Nonen des
272 ILLRP21059
Piloxen(us) soc(iorum) fer(rariarum servus) Coil(io), L(ucio) Dom(itio) libus).
April
(5. P,.pr.
I
spectavit
I
94 v. Chr.).
Konsuln waren C. Coelius Caldus und L. Domitius Aheno barbus. Die Gesellschaft dürfte die Eisenerzvorkommen auf Elba (Ilva) abgebaut haben (Plin. nat. hist. 3,81; Diodor. 5, 13). - Bei den Inschriften Nr. 269-273 handelt es sich um sog. tesserae nummulariae, Vierkantstäbchen aus Knochen bzw. Elfenbein, die im Wechslergeschäft als Prüfmarken die Echtheit der in Beuteln aufbewahrten Münzen garantierten (etwa im Sinne unserer Bank-Banderolen). H. Chantraine: Kl. Pauly IV (1972) 202f.,
270 CIL 12 907 ILLRf>Z 1022 Nr.344 (Rom ?) =
s. v.
=
nummularius.
Degrassi: Imagines,
Philargurus I Epilli (servus) I sp(ectavit) k(alendis) Ian(u ariis) I M(arco) Tul(lio), C(aio) Ant(onio consulibus). Philarg(y)rus, Sklave des Epillius, hat geprüft an den Kalenden des Januar im Konsulatsjahr des Marcus Tul lius (und) des Caius Antonius (1. Jan. 63 v. Chr.).
Degrassi: Imagines, Nr. 349 (erworben in Rom, jetzt im Antiquarium auf dem Mons Caelius) Cl l. I 2 L =
� 8'
Theumnest(us) I Bai (servus) I sp(ectavit) id(ibus) Im(er kalaribus) I C(aio) lul(io), M(arco) Aem(ilio consulibus). Theumnestus, Sklave des Baius, hat geprüft an den Iden des Schaltmonats im Konsulatsjahr des Caius Iulius (und) des Marcus Aemilius (Anfang 46 v. Chr.). Die beiden Tesserae sind auf 46 v. Chr. datiert, als Caesar sein (drittes) Konsulat mit M. Aemilius Lepidus bekleidete und seine berühmte Kalenderreform durchführte (Cens. de die nat. 20,8f.): damals wurden außer der Schaltung im Februar (23 Tage) zwei zusätzliche Schaltmonate zwischen November und Dezember (29 bzw. 30 Tage) eingeschoben (interkalaris priorlposterior: Cic. fam. 6, 14,2). Da i� unserm Falle die Schaltung nicht spezifiziert wird, dürfte es sich um die vom Februar (Mercedonius: Plut. Caes. 59,3) handeln. E. Bickerman: Chronologie (Leipzig 11963) 24-31; P. Brind'Amour: Le calendrier romain (Ottawa !983) 27-U3.
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273 BCAR68 (1940) 201, Nr.6 (erworben in Rom, jetzt im Antiquarium auf dem Mons Caelius)
PRIM IGENrvS
GANlNl SP
•
f
·
lV\.A R
Primigenius I Canini (servus) I sp(ectavit) k(alendis) Mar (tüs) I Ti(berio) Plau(tio), T(ito) Corv(ino consulibus). Primigenius, Sklave des Caninius, bat geprüft an den Kalenden des März im Konsulatsjahr des Tiberius Plau tius (und) des Titus Corvinus (1. März 45 n. Chr.). Am 1. Januar 45 hatten M. Vinicius als cos. 1/ und T. Statilius Taurus Corvinus das Konsulat angetreten; zum 1. März löste Ti. Plautius Silvanus Aelianus den M. Vinicius im Amt ab (vgl. CILXIV4126). Das Jahr wird hier also nach den gerade amtierenden Konsuln (suffectus/ordirl4rius) bezeichnet (vgl. etwa Nr. 4; 18; 22). Eine weitere Tessera des Wechslers Caninius ist auf den 5. Januar 24 n. Chr. datiert (CIL I 765). 274 Puteoli 6 (1982) 44f. (bei Pompeji)
(Pag. Il:) C(aius) Sulpicius Faustus testatus I est se mu lierem Tychen, I [q(ua)] d(e) a(gitur), q[u]am a[p]ud se I
311
Pactumeia Prima et A(ulus) 15 Attiolenus Atimetus I deposuissent, exibuisse I pr(idie) nonas Maias Puteolis I usti Hordionianam I (pag. lll:) 110 in foro ante aram I Au� hora ter[ti]a utrisque I praesentibus eamque I mulierem i[u)ssu A(uli) Attiolleni Atim[et]i Pactumeiam I Primam duxisse. jl5 Actum I Fausto Cornelio S[ulla Feli]ce, I L(ucio) Salvio O[thone Titi]ano co(n)s(ulibus).
(Seite 2:) Caius Sulpicius Faustus hat (hiermit) kundge
daß er eine (unfreie) Frau (namens) Tyche, um die (der RechtSst.reit) geht (und) welche Pactumeia Prima und Aulus Attiolenus Atimetus bei ihm in Verwahrung gegeben haben, ausgeliefert hat am Tag vor den Nonen des Mai (6. Mai) auf dem Marktplatz von Puteoli vor dem Hordeoniscben Altar des Augustus (Seite 3:) um die dritte Stunde in Anwesenheit beider Parteien und daß Pactumeia Prima diese (unfreie) Frau auf Geheiß des Aulus Attiolenus Atimerus hinweggeführt hat. Gesche hen im Konsulat(sjahr) des Faustus Cornelius Sulla Felix (und) des Lucius Salvius Otho Titianus (52 n. Chr.). tan,
Der Neufund (1959) von annähernd 100 Wachstafel-Urkun den in einer Villa bei Pompeji bietet eine Fülle von Informa tionen über die Aktivitäten der SuJpicii aus Puteoli (Pozzu oli). Im Unterschied zum Archiv des Caecilius Iucundus (vgl. Nr. 275) sind hier nicht nur Quittungstäfelchen über liefert, sondern Rechtsgeschäfte jeder Art: Verpfändungen, Bürgschaften, Versteigerungen, SchiedsgerichtSverfahren usw. Laut vorliegendem Dokument war dem SuJpicius Fau stus als sequester (vgl. Dig. 50, 16,110; Gell. 20,11,5) eine Sklavin zur Verwahrung übergeben worden (depositio: Dig. 16,3,1 pr.). Nach Klärung der Eigentumsverhältnisse bän digte Fausrus die betreffende Sklavin der Pacrumeia Rufa aus, die den Prozeß gegen Aniolenus Atimetus gewonnen hatte. Zu seiner Entlastung (vgl. Dig. 16,3,5,1) wurde die
312
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, Fdigung Beweisurkunde (test4tio) ausgestellt. Die Aush fand am 6. Mai 52 n. Chr. gegen 8 Uhr morgens (vgl. Nr. 258) statt am Augustus-Aitar, den die aus Puteoli stam mende gens Hordeonia (vgl. Tac. bist. 1,9,1} am Forum gestiftet hatte. Datien wird n�ch den eponymen Konsuln von 52 n. Chr.; Sulla Felix blieb das ganze Jahr im Amt (vgl. CIL XVII), sein Kollege, Bruder des späteren Kaisers Otho, wurde am 1. Juni durch Q. Marcius Barea Soranus abgelöst (vgl. Puteoli 6, 1982, p. 23).
G. Camodeca: Puteoli 6 (1982) 3-53; L. Bove: Dcxumenti prcxessuati dalle Tabulae Pompeianae di Mureeine (Neapel 1979); U. M antbe: Gnomon 53 (1981) 150-161; J. G. Wolf: SDHH5 (1979) Hl-177; P. Gallivan: CQ 28 (1978) 407-426.
275
CILfV3340,J.43
=
FIRAIIJ213tc (Pompeji)
(Pag. ll:) Cn(aeo) Pompeio Grospho Grospho (!) I
Pompeio Gaviano llvir(is) iur(e) dic(undo) I (ante diem) VI idus Iulias. I Privatus colonorum coloniae 15 Veneriae
Corneliae Pompeilanorum ser(vus) scripsi me I accepisse ab L(ucio) Caecilio lucundo I sestertios mille sescentos I (pag. III:) quinquaginta nummos nummo 110 libellas
quinque ex reliquis
Hupsaei
I
ob fuJlonica(m) anni L(uci) Verani
I
(!) et Albuci lusti d(uum)v(irum) i(ure) d(i
cundo) solut(os). I Act(um) Pom(peis) I M(arco) Ostorio Scapula, T(ito) Sextio Africano co(n)s(ulibus). (Seite 2:) Im Duumvirat des Cnaeus Pompeius Grosphus (und) des (Cnaeus) Pompeius Grosphus Gavianus, am 6. Tag vor den Iden des Juli (lO.Juü), bestätige ich,
Privatus, Sklave der Bürger der Stadt Pompeji (ihr Name lautet: Colonia Veneria Cornelia Pompeianorum) schriftlich, von Lucius Caecilius Iucundus 1651 Sester zen und 5 Libellae ( Vz Sesterz) erhalten zu haben als =
Pacht der Tuchwalkerei für das Amtsjahr der Bürgermei-
313
ster Lucius Veranius H(y)psaeus und Albucius Iustus. Geschehen zu Pompeji im Konsulatsjahr des Marcus Ostorius Scapula (und) des Titus Sextius Africanus (59
i h auf die Seiten 2 n. Chr.). (Die Pachtsumme verteilt sc
und 3.)
Der Text bietet Einblick in die Buchführung des Caecilius lucundus, dessen Geschäfte durch Quittungen auf Wachs täfelchen- in unserem Falle ein Triptychon- bezeugt sind. Gegenstand eines Pachtvertrages war ein Gemeindegrund stück, das von Tuchwalkern genutzt wurde. lucundus hatte von der Gemeinde die Abgabe (vectigal) gepachtet, d. h. er legte den Jahre.szins vor und trieb die Summe plus Provision von den fullones ein. Seine Zahlung erfolgte an die Stadt kasse zu Händen eines Gemeindesklaven (actor publicus).. Vorliegende Quittung wurde für das dritte Jahr der Pacht ausgestellt, wie aus dem letzten (hier nicht aufgenommenen) Täfelchen des Triptychon hervorgeht, wo auch der Jahres zins mit 1651 !ll Sesterzen bezeichnet ist. Die beiden Pompei Grosphi (Vater und Sohn) wurden aufgrund des Aufruhrs im Amphitheater (vgl. Nr. 264) als Duumvirn abgelöst. Am 8. Mai 60 amtierten bereits N(umerius) Sandelius Messius Baibus und P(ublius) Vedius Siricus als Bürgermeister zusammen mit einem außerordentlichen Präfekten Sex(tus) Pompeius Proculus (CIL IV 3340,144). J. Andreau: Lcs affaires de MonsieurJueundus (Rom 1974) 54-59, 33.H.; P. Castren: Ordo populusque Pompeianu.s (Rom 1975) ttOf.
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i
i
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Archäologischer Anzeiger Acta Classica. Proceedings of the Classical Association of South Africa American Journal of Archaeology American Journal of Philology Archäologisches Korrespondenzblatt Ancient Society
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RD RhM RHR
filologiche dell' Accademia dei Lincei Revue Hjstorique de Droit fran�ais et etranger Rheinisches Museum Revue d'Histoire des Religions
324
RJDA
RPAA RSA SOHl SEG SNR SPAW Suppllt TAPbA VChr YCIS ZPE ZRG
lJJ.eraturhinwtist Revue Internationale des Droits de I'Antiquite ogia Rendiconti della Pontificia Accademia di Archeol Rivista storica dell'Antichili Studia et Documenta Historiae et Iuris Supptementum epigraphicum Graecum Schweizerische Numismatische Rundschau WissenSitzungsberichte der Preußischen Akademie der C. schaften Supptementa Italica . n PhilologtTransattions and Proceedings of the Amenca .
.
cal Association
Vigiliae Christianae Yate Ctassicat Studies . Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik ichte Zeitschrift der Savigny-Stihung für Rechtsgesch (Romanistische Abteilung)
Konkordanz Im folgenden ven.eichnet die linke Spalte jeweils den Titel der Publikation, der die Inschriften du vorliegenden Bandes entnommen sind, und die Nummer der einzelnen Inschrift bzw. die Seite, auf der sie wiedergegeben ist; die rechte Spalte verzeichnet die Nummer, die die Jruchrift im vorliegenden Band tri&tAE
1959,
81
41
135
1959, 146 1962, 183
199
1926, 17b 1928, 88 1936, 128
201 168 23
1963,
151 99
1939,
148
52 1963, 104 1964, 255 1966, 252
40
1966, 257
188 12
1966, 425
63 85
1915, 60 1922, 116
60
60
1940, 68 1941, 166 1945, 25 1950, 30 1950, 184 1952, 38 1952, 147
182 119 149 100
1952, 165 1953, 74
1957, 250 1958, 77 1958, 308 1959, 77
8/9 12 48 49
60 365 499 581
609
1969/70, 1969/70, 1969/70, 1969/70, 1971,
415 443 583 631 477
1973, 1976, 1976, 1977, 1977,
475 144
46 256 117
CIL I' 6/7
1969/70, 132
145 30 70
162 163 165 26 27
504 586 778
614
16
705
617 622
68
709
625 626 629 638
28 31
643
251 11 32
695 696 700
33 34
719 720
35 36 69 13 166 15
722
232
ISO
83 !59
116 97 87 187 131 99 91 133 209 181 39 110 17 14 108 109
737
71
746 749 751 768
112 114 72 113
781
167
115 178
787 791
179
792 797
38 111 261 262
830 861 885
270
907
271
940 956 972 1142
235 29 197 191 193
1212 1259
�
76
1576
154
1611 1633
J
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163 1680
1688
11-
Konkordanz
Konkordanz
326
1713 1744 1916
2135 2350a
s. 193 s. 202 �' s. CIL II 172 1964 3828 4114 5679
11798 14149,21 14206,21 14625
103 202
7164
196 269 105
� 104
32..
18
3340,143 3678 7994 8056
128 90 217 94 218 118
265 267 264 263 275 268 266 259 260
525 877
136 101 43 205
6881
55 157 146
7003 8120
141
886 920
124 89
960 1033 1139
125 127
5713 6087
98 144 155 170
ij9 173 175
6569
177
1402 1449 1490 1884 4416 8498 9003 9005 10049a 16631 18659 31395 31405 31537d
139 216 202 225 215 210 208 220 174 224 130 132 86
31610
106
31723 36908 37056 37380
172 122 134 200
II
65 84 169 123
44
C/L VIII 7066
138
22737
160 137
CIL IX 5894 6021
1425 3850
CILXI 137 961 1147 1828 4639
207 204 102
5400
105 62 212
6334 6673,19
176 236
CIL XII 361 654 1128 1856 3329 5701,39 5842
48 64 222 !52 219 245 147
5110 6474 6741 6800 7067 7247 7253 7813 8071 8261 8274 8283 8308 8648 8701 10027,197 11332 12057 12442 12514,2
126 92
156 52 57 142 203 206 45 229 185 96 189 211 184 180 51 244 227 50 242 243
1668 1745 2182 2282 3636 3786
58 226 42 19 61 223 221
4238
49 230 253
4630
56
294 538
2790 2856 3593 3606
59 66 143 171 95
459
130 1365
240 239 237
1404 7500b
252
811
238
CILXVI 36
22
85
IGLSyr 2785
148
ILA/g I/ 652
138
ILCV2 1244 1469 1586
230 231 229 227
ILLRJ>1 56 100 101 122 160
CILXV
70 97
IEph
3586c
C/L XIII 506 633 1642
CIL XVII 2
CILXIV
4381
CIL VII
24094
CIL VI 44 882
20
945 952
81
5262 6641 6786
CILX
930
8502
CIL V
21 121 47
257 258 190 67
CIL IV
192
234 107
2351 2510 2527a 2663a
4413 5810 8267
1293 2183
79
/
36 38 3576
74 75 255 77
194 198 !53 195 233
198 2092
CIL III
327
218 221 237 238 309 310 313 323 326 330 336
29 26 28 35 78 32 27 30 31 162 163 165 33 34 36 106
Konkordanz
328 339
166
3«
110
351 3S3 3S9 364
367 374 378 379
Konkordanz 79S 797
800
108 109 111 107 71 112 114
n
802
890 910 946 1002 1022 IOS8 IOS9 1094
196 191 192 193 197 198 195 269 270 271 272
376 42S 478 618 659 694 766 886 921 983 1010 1030 IOS2
381 402
113 167
406 409
11S
1104
38 118
1122 1126
81 80 179
1155 1169
256 235 236
104
1182 1190
232 251
68
1240
233 234
1140 1181
2S
tt8S 1301 1321
41;radd· 418 426 427 447
450 4S4 460a 469 473 474 47S 498a 502 Sll S14 S1S 559 567 574 598 624 630 645
61,6
780 786a
69 70
1241 1271a
12 13 14
1274a 1276
IS ISS 178 11 16 17
77 11S
76 79
212
n
216 23S
153 !54 75
240 244
74 194 199
262 2S5
164
117
ILS
180 190 191
73
261
26S 277 294 298
81 84 169 18 43 19 123 SI 172 20 124 89 125 126
1105 1106 1107 1113 1114 1129
66
667S
127
6780 7008 7301 7479
177 128 67
!�
170 171 173 4S 174
so
138
9505
158
139 175 47 48 176 141 143 146
22S 208 210 207
2701
180 1S7
2784 2927
189 101
3001
62 78 220
94 90 21
ILT,.n
lnscr. lt. XIII 1
41
160
301
40 161
IRT 412
lnscr. lt. IV 11 Nr. 106 Nr. 107 Nr. 12S
143 13S 171
s. s. s.
40-43 74-77 170f.
I 2 3
lnscr. lt. XIII 2 s. 8f. s. 112-11S s. 192f. s. 279
s
8 7 6
lnscr. lt. X 4 Nr.
20
82
ILTG 141 217
60 41
144
216
5863
9000
80 137
136
1738 1792
6089
8973
200 93
147 1S2 6S
3102 S286,1 S834
7812 8145 889!
156 217 218 20S 212 224
9433 9496
13S3 163S
179S 179 6 1980 2244
7736
102 160
329
A�""'
CIL It.lg31 l.)
lS 35"
29 09
1,4 '0
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37-
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12. �0
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1 �?
lnscr. lt. XI 2 Nr.
II
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20S
lnscr. lt. XIII 3 Nr. 66 Nr. 72 Nr. 80
104 106 lOS
���� .. 2. q 6t 2 � 8' 310fq,!! 31 f,1
14t �tZ. 2)1f 13
330
Konkordanz
Archäowgische Aus abungen in Baden-Württem erg
f
1982, S. Hl
53
AKB
10 (1980) 339
273
Bj Beih. 19 (1967) 64
91 f., Nr. 50b
186
Hesperia
250
BCAR
68 (1940) 201, Nr. 6
Haug/Sixt: Inschriften Württembergs
241
32 (1963) 87
213
Puteoli
6 (1982) Hf.
274
ZPE
43 (1981) 357
254
BRGK 27 (1937) 57, Nr. 22 40 (1959) 178, Nr. 147
40 (1959) 184, Nr. 164 58 (1977) 492 f., Nr. 66 58 (1977) 502 f., Nr. 90
228 54 88 183 209
Britannia
10 (!979) 244
214
Edictum DiocletiAni (ed. Lauffer)
I 1-7; VII 1-6
103
Epigraphica
32 (1970) 72 f. 35 (1973) HOf.
HO
37
24
Monumentum Anryranum (ed. Volkmann) col. VI 13-21
Epigra{14 e Ordine Senatorio I (Rom 1982)
553
10
S. XCIV
praef. 1-5.16-20;
H
Corinth VIII J (1966)
Nr.62
AFA (ed. Htnun)
120
Fasti Ostienses (ed. Vidman) s. 45; 47 f.
4
Pighi: De ludis saecularibus s. 117
9